NOVA AUTA ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM. TOMUS LXXXI. CUM TABULIS XXL. Abhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. s1. Band. Mit 21 Tafeln. Halle, 1903. Buchdruckerei von Ehrhardt Karras in Halle a. S. Für die Akademie in Commission bei W., Engelmann in Leipzig. HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. Lası. | SL, \3,AM. NOVA AUTA ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM. TOMUS LXXXI. CUM TABULIS XXI. Abhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinisehen Deutschen Akademie der Naturforscher. 81. Band. Mit 21 Tafeln. “ Halle, 1903. Buchdruckerei von Ehrhardt Karras in Halle a. S. Für die Akademie in Commission bei W. Engelmann in Leipzig. * j A; —— — + - “ f j a u Le area * ee ; og Ms. Se u u ur e R 2 2 ® var R Mar - 2. E zZ d we #345 ’ Ah u e Pe Sup f h u | 5 Bin oa Ne ne BR TR on L Be. Kan Sn ah inne ga wm E BEN < u = ” SERE 5 It IR ; AITET- IS IR Seiner Majestät Wilhelm I. Deutschem Kaiser und Könige von Preussen ihrem hohen Schirmherrn dem erhabenen Gönner und Beförderer aller wissenschaftlichen Arbeit des deutschen Volkes widmet die Kaiserliche Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher diesen einundachtzigsten Band ihrer Abhandlungen durch den Vorsitzenden Dr. Karl von Fritsch. are le 5 . iR ü ne Jarıı u I II. VI. Inhalt des LXXXI. Bandes. . Reinhold Riedlinger: Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee . . Karl W. Verhoeff: Beiträge zur vergleichenden Menke: logie des Thorax der Insekten mit Berücksichtigung der Chilopoden : : Hugo Buchholz: Die Gylden’sche Heeniche Integrations- methode des Problems der drei Körper und ihre Con- vergenz . . Karl W. Verhoeff: Weber Traeheaten-Beine. Vierter und Fünfter Aufsatz: Chilopoda und Hexapoda . Karl W. Verhoeff: Ueber die Endsegmente des Ben der Chilopoden, Dermapteren und Japygiden und zur Systematik von Japyx N. Gustav Pietzmann: Die Beobachtungen he ten während der totalen Sonnenfinsterniss vom 22, Januar 1898 in Indien SI Der VE r% v S. 63—124. Taf. VII—XIL S. 125— 209. S. 211—256. Taf. XIV— XVII. S. 257—802. Taf. XVII u. XIX. S. 303878. Taf. XX u. XXL N ar Vorstand der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Gegründet am 1. Januar 1652. Deutsche Reichsakademie seit dem 7. August 1687. Präsidium. &. Freiherr von Fritsch in Halle a.$., Präsident. | A. Wangerin in Halle a. S., Stellvertreter. Adjunkten. I. Kreis: J. Hann in Wien; VIII. Kreis: M. H. Bauer in Marburg. E. Mach in Wien; | IX. Kreis: E. H. Ehlers in Göttingen. G. Stache in Wien. X. Kreis: K, Brandt in Kiel. I. Kreis: E. Wiedemann in Erlangen; | XI Kreis: A. Wangerin in Halle. R. Hertwig in München. XI. Kreis: E. Abbe in Jena. III. Kreis: K. B. Klunzinger in Stuttgart. XII. Kreis: C. Chun in Leipzig; IV. Kreis: A. Weismann in Freiburg. F. Zirkel in Leipzig. V. Kreis: &. A. Schwalbe in Strassburg. | XIV. Kreis: A. Ladenburg in Breslau. VI. Kreis: R. Lepsius in Darmstadt. | XV. Kreis: F. Freiherr v. Richthofen in Berlin; VI. Kreis: E. Strasburger in Bonn. | C. A. Jentzsch in Berlin. Sektionsvorstände und deren Obmänner. I. Mathematik und Astronomie: VI. Zoologie und Anatomie: J. Lüroth in Freiburg, Obmann; A. von Kölliker in Würzburg, Obmann; R. Helmert in Potsdam; | F. E. Schulze in Berlin; G. Cantor in Halle. E. H. Ehlers in Göttingen. IH. Physik und Meteorologie: G. B. von Neumayer in Neustadt a. H, VII. Physiologie: | } Daun: | C. von Voit in München, Obmann; E. Riecke in Göttingen; Ss. Exner in Wien: . D 5 E} E. Mach in Wien. W. Engelmann in Berlin. . Chemie: S-Swallier in’ Göttingen, Obmann; VII. Anthropologie, Ethnologie und Geo- H. Landoldt in Berlin; J. Volhard in Halle. Mineralogie und Geologie: | &. Freiherr von Fritsch in Halle, Obmann; | F. Zirkel in Leipzig; | H. Credner in Leipzig. graphie: F. Ratzel in Leipzig, Obmann; F. Freiherr von Richthofen in Berlin; C. G. Gerland in Stralsburg. IX. Wissenschaftliche Mediein: Botanik: H. G. A. Engler in Berlin, Obmann; E. von Leyden in Berlin, Obmann; S. Schwendener in Berlin; | H. Nothnagel in Wien; F. Buchenau in Bremen. H. Waldeyer in Berlin. F: | A Miersbarte näräkt, Dim ab TeR AF Kasten ba plc ty > te re 4 > Ei R Rz RTL 52 m War & er . efkae] FERN rad 3 Da zz isla sah, “s u yi MO Zu PFEILE. 4 .#* 1% »B Orb,’ nun my wir rn IEW en x ein 2 Ede ia S E " LAREIE 1 7° al AIR 7 wu Irene Die WRITE ri Ar en} YE > “4 a >, 6 DEE TEE. HE 2 Kal ee 3 A, ee Ta 2 7 Fa dinass 7 - j j ie IE a u DM . EN Tu Be BE eo Te 7 n N Ar i Act ran NOVA. AUEA, Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI. Nr. 1. Untersuchungen über den Bau von Stvelopsis grossularia der Ostsee. Von Reinhold Riedlinger. Aus dem Zoologischen Institut der Universität Rostock. Mit 6 Tafeln Nr. I— VI. Eingegangen bei der Akademie am 3. Februar 1902. HALLE. 1902. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. $. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. . u = _ ‚ge ”. S R r MATBATTi ut sr,7 sl 2-7 ü ” REIN. et ke | e N R nd + u 2. en F} ° 5 zn Ar 647 5 R 2 E j R j 25 > ie er Ar; KEIK | | L Y € 22 Br oa fi r yo: beat 15h alın Li; ‚ adaetırae y 2, f 1. RZ ha W>. a Eu E25 een wur = = . > Ey BR er, i | 2 Br eu ” 7% al. Lu, v D oist. ‚io Orts r DE 3 Pi ie; or 1117: 1): A 48 BR raalon. nel Inhalts-Uebersicht. Einleitung . . . IE u. II. VI \E vn. VIH. IX. X. Allgemeine Körperbeschaffenheit Cellulose-Mantel Ektoderm a ae 1. Ektodermales Hautepithel . 2. Epithel der beiden Körperöffnungen 3. Tentakel . Nervensystem . . . . 1. Gehirnganglion 2. Nervenstränge . 3. Ganglienzellstrang 4. Flimmergrube 5. Neuraldrüse . Kiemendarm 1. Präbranchialzone des Kiemendarms . . Flimmerbogen . . Endostyl.. Dorsalfalte PNZRUELEF . Hinterwand des Kiemendarms 6. Kiemen Verdauungstractus . . . . Peribranchialräume und Kloak Mesoderm und primäre Leibeshöhle Herz und Periecardium Geschlechtsorgane ap wm Litteratur ER Erklärung der Abbildungen Buchstaben-Erklärung 1* lokanda)-stladal z Des a: . ss hr z a \ [er E; ad had : | vg j 1, - ’ re . u y u 4 Einleitung. Die verschiedenen im letzten Decennium veröffentlichten Abhand- lungen über die Monaseidie Styelopsis grossularia der Nordsee und des ÖOceans liessen es wünschenswerth erscheinen, auch einmal unsere einhei- mische in der Ostsee vorkommende Asecidie, die in der deutschen Literatur kaum mehr als dem Namen nach angeführt ist, einer genaueren Unter- suchung zu unterziehen. Dieser Aufgabe unterzog ich mich auf Anregung meines hochver- ehrten Lehrers, Herrn Professor Dr. Seeliger, dem ich für seine liebens- würdige Unterstützung und wohlwollende Förderung zu aufrichtigstem Danke verpflichtet bin. Das den vorliegenden Untersuchungen zu Grunde liegende Material wurde grösstentheils von mir selbst eingefangen, theils war es bereits con- servirt und in früheren Jahren vom Zoologischen Institut eingesammelt worden. Meine Excursionen führte ich 3—8 Seemeilen vor Warnemünde aus, wobei ich mich ausschliesslich des Schleppnetzes bediente, mit welchem ich das Kraut aus einer Tiefe bis zu 30 m vom Meeresgrunde zu Tage förderte. Leider floss mir bei meinen vielen Seefahrten das Material nicht immer in gewünscht reichlichem Maasse zu. Zur vollkommenen Einführung halte ich es an dieser Stelle für nothwendig, die Geschichte der Species in kurzen Zügen zu schildern. Das Thier findet zum ersten Male Erwähnung in der Zoologia daniea von O. F. Müller!) im Jahre 1788 unter dem Namen „Ascidia rustica“. Der Verfasser dieses Werkes giebt ein kleines buntes Bild von dem rothen, auf einer Alge gleicher Farbe sitzenden Thhierchen. Der nächste Autor, der in 6 Reinhold Riedlinger, Wort und Bild unsere Aseidie auf einer Austerschale sitzend als „Ascidia grossularia“ darstellt, ist P. J. van Beneden?) 1846. Ueber „Cynthia grossularia“ finden sich später kurze Bemerkungen bei den englischen Forschern Forbes und Hanley’) (1853), Alder*) (1863) und W. Herd- mann") (1882). Kupffer‘) führt sie unter demselben Namen in seinem Werke: „Ueber die zoologischen Ergebnisse der Nordseefahrt vom Jahre 1874* auf und giebt eine kurze Beschreibung von ihr. In seinem 1882 veröffentlichten dänischen Werke giebt sodann M. Traustedt‘) eine ziem- lich präeise, bis dahin die vollständigste Beschreibung unserer Ascidie und schlägt als Gattungs- Namen „Styelopsis“ vor, während er den Species- Namen .‚grossularia® von P. J. Van Beneden beibehalten wissen will. Er giebt nachstehende Diagnose von Styelopsis: „Apertura oris et eloacalis in 4 locos fissae. Tentacula simplieia. Saccus bronchialis 1 plica in latere dextro, nulla in sinistro. Organa genitalia solum in latere dextro adsunt.“ Somit wurde unsere Aseidie, wenn ich mich so ausdrücken darf, zum ersten und letzten Male von dänischen Forschern mit nordischem Wasser getauft. Nachdem wurde Styelopsis grossularia ein Pflegekind französischer Forscher, indem Charles Julin (1892)”) und (1893)") und Lacaze-Duthiers und Delage (1792)') den kleinen Meeresbewohner ihrer französischen Kiste schilderten. Letztere beiden Forscher geben zum ersten Mal auch wieder einige Abbildungen von unserer Species. Sie stellen sie in die Subfamilie (Tribus) der Styelinen, die mit der der Cynthiinen die Familie der Uynthiiden bildet. Wie die meisten Ascidien, so besitzt auch Styelopsis grossulara in hervorragender Weise die Eigenthümlichkeit grossen individuellen Variirens, was Lacaze-Duthiers und Delage in ihrem jüngst erschienenen Werke") veranlasst hat, zwei Formen: eine solitäre (forme solitaire) und eine aggregirte (forme sociale) zu unterscheiden. Als Zwischenglied stellen diese Autoren die junge sociale Form auf, von der sie sagen, dass sie fast vollkommen identisch sei mit der alten solitären. Charles Julin, der die weitgehendsten und ausführlichsten Be- schreibungen von Styelopsis grossularid gab, hat auch in seinem letzten Werke diese Scheidung nieht gemacht. Als die ersten Autoren, die eine ‘Scheidung in zwei Formen angedeutet hätten, nennen Lacaze-Duthiers Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 7 und Delage Forbes und Hanley°) und Alder‘). Letzterer schildert die grosse Variabilität in seiner „British 'Tunicata®* ungefähr folgender- maassen: „Uynthia grossularia ist eine überaus variirende Species von sehr wechselndem Aussehen je nach Lage und Umständen, so dass wir manch- mal auf den Gedanken gekommen sind, sie stelle in Wirklichkeit mehr als eine Species dar. Wenn sie isolirt leben, sind sie mehr abgeflacht, und der Mantel dehnt sich an der Basis in eine dünne Membran aus. An ge- schützten Stellen dagegen sind die T'hiere in so dichten Massen angehäuft, dass sie sich nur nach der Höhe ausdehnen können und mit ihren Seiten- wänden zusammenhängen müssen. Unter diesen Umständen kommt es oft vor, dass das junge Thier sich an der Oberfläche der Mutter festsetzt, der- art, dass es auf den ersten Anblick wie eine Knospe der letzteren aussieht. Selbst wenn die Thiere freier stehen, so fährt dieser Gewährsmann fort, haben sie manchmal das Bestreben, sich zu vereinigen und zusammen zu wachsen, indem sie ihre Basis erweitern. In jedem Falle aber gestattet eine genauere Untersuchung, deutlich ihre Vereinigungslinie festzustellen.“ Es meint also Alder, dass die sociale Form bedingt sei durch äussere Lebensbedingungen, während Lacaze-Duthiers und Delage an- nehmen, dass diese nur zum Theil die Form bestimmen und dass anderer- seits schon gewisse Verschiedenheiten der Eier vorhanden sein müssten, die die Entwicklung zur solitären oder socialen Form bedingen. Meine Untersuchungen sind fast ausschliesslich an solitären Formen ausgeführt worden und nur eine Gruppe aggregirt stehender T’hiere, die, auf einem lebenden Fusus sitzend, im Jahre 1888 eine Seemeile östlich von Gjedser Feuerschiff in einer Tiefe von 20 m gefangen wurden, stand mir zur Verfügung. Ich habe dieses Stück in teto in Figur 3 wieder- gegeben, während die folgenden Bilder (Fig. 4—7) einzelne 'Thiere dieser Gruppe darstellen. Unter diesen auf der Schnecke sitzenden 'Thieren kann man drei verschiedene Formen unterscheiden. Einmal die grossen isolirt sitzenden Thiere, die bald eine mehr typische solitäre, ovale Form (Fig. 4), bald eine mehr ausgesprochene sociale, eylindrische Form (Fig. 5 und 6) aufweisen. Dann die noch ganz kleinen auf den grossen sitzenden '"Thiere, die, wie schon die französischen Autoren annahmen, durchweg das Aus- sehen von jugendlichen solitären Formen besitzen. Diese kleinen ovalen ie) Reinhold Riedlinger, Thiere sind durchsichtig und markiren sich im Bilde als hellere Stellen (Fig. 3—6). Endlich fand ich noch ein einzelnes Exemplar (Fig. 7) einer typisch soeialen Form, das auf einer ähnlich gestalteten gleich grossen und gleich alten Ascidie festsass. Im Hinblick darauf, dass beide von Lacaze-Duthiers und Delage beschriebenen Formtypen durch alle möglichen Uebergangsstadien verbunden sind, und dass bei ein und demselben T'hiere einige Organe solche Merk- male, die jene Autoren für die sociale Form als charakteristisch anführen, und andere Organe wieder vollkommen die für die solitäre Form zutreffen- den Eigenschaften erkennen liessen, muss ich die Auffassung vertreten, dass die beiden Formen keine scharf umgrenzten Varietäten darstellen. Aus diesen Gründen werde auch ich, gleich Julin, keine gesonderten Beschrei- bungen für eine sociale und eine solitäre Form geben. Dass aber eine grosse Variabilität besteht, werde ich bei den nachfolgender Besprechungen der einzelnen Organsysteme nachweisen können. Bevor ich damit beginne, möchte ich noch kurz die von mir an- gewandten Hilfsmittel aufzählen. Meine 'Thiere tötete ich entweder gleich nach ihrer Einlieferung ab, oder ich brachte sie in grosse und gut durch- lüftete Aquarien, wo ich sie je nach Bedarf noch längere Zeit liess. Im Allgemeinen vertrugen sie einen mehrtägigen Aufenthalt in den Gefässen auch ganz gut. Als Conservirungsmittel verwandte ich meist Chromsäure in 1% Lösung, Sublimat oder Formol mit nachfolgender Härtung in aufsteigendem Alkohol. Mit sehr gutem Erfolge verwandte ich auch das von Lacaze-Duthiers und Delage vorgeschlagene Verfahren mit Chloral- hydrat in einer C'oncentration von 1:250 Seewasser. In dieser Lösung leben die Thiere mehrere Tage, bis sie völlig gelähmt sind, ohne ihre natürliche Farbe zu verlieren. Sie lassen sich dann leicht eonserviren, ohne sich zu eontrahiren und merklich zu verändern. Als Farbstoffe verwandte ich Alaunkarmin, Boraxkarmin, Hämatoxylin und Orange G. Meine sämmt- lichen Zeichnungen sind mit der Camera lueida entworfen worden. ge) Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. I. Allgemeine Körperbeschaffenheit. Wie erwähnt, zeigt die Körperform von Styelopsis sehr weitgehende individuelle Verschiedenheiten, die nach meiner Auffassung abhängen von der Art der Befestigung des Thieres. Mit Ausnahme der auf der Schnecke befestigten Gruppe und noch zweier auf Steinen festgehefteten Aseidien, sassen die von mir untersuchten Thiere auf Algen, so dass sie.in der That wie rothe Beeren am Pflanzenkörper aussahen. Die Festheftungsstelle liegt stets ventral, jedoch ist sie öfters mehr oder weniger nach dem hinteren Körperende verschoben. Nimmt die Festsetzungsfläche fast die gesammte Ventralfläche ein, so entsteht. die typisch solitäre Form, wie sie die Mehr- heit meiner Thiere aufwies. Die Festsetzungsstelle ist in diesem Falle meist mehr länglich oval. Auch die Körpergestalt ist dann dementsprechend elliptisch (Fig. 1, 2 und 4). Zuweilen ist die Basis der Befestigung so gross und der Mantel am Rande so stark verbreitert, dass das gesammte Thier sehr flach wird. Eine solche breite Basis finden wir namentlich bei Thieren, die auf den mehr blattartigen Theilen der Algen oder den glatten Flächen der Steine oder einer Muschel sitzen. Auch auf den stengelartigen Ge- bilden der Pflanzen sitzen die Ascidien gewöhnlich mit sehr ausgedehnter Basis auf, indem sie den Pflanzenstiel meist völlig umwachsen, zuweilen sogar denselben vollkommen in ihr Mantelgewebe einschliessen. Die Längs- achse des Ellipsoids, das typisch solitäre Thiere darstellen, verläuft nahezu parallel der Ansatzfläche. Die von kurzen Siphonen getragenen Körper- öffnungen liegen der Bodenfläche gegenüber, nehmen also die freie Breit- seite ein. Die Entfernung der beiden Siphonen von einander ist sehr variabel und beträgt !/,—'/; des gesammten Körperumfangs. Ihre Lage ist sehr verschieden, indem der Mundsipho bald ganz nach vom und der After- sipho nach der Mitte der Dorsalfläche zu gelegen ist. Bald sind aber auch beide Siphonen gleich weit von dem Mittelpunkte der freien oberen Körper- seite entfernt. In diesem Falle ist es dann nicht ‘immer leicht, mit Be- stimmtheit von aussen anzugeben, welches der eine oder der andere Sipho Novu Acta LXXXI. Nr.1. 2 10 Reinhold Riedlinger, ist. Die Richtung der Siphonen ist meist derart, dass das Vorderende des Branchialsipho nach vorn und das Ende des Kloakalsipho mehr nach hinten gerichtet ist. Beim conservirten T'hiere sind die wie kleine Warzen aus- sehenden Siphonen meist von einer leichten kreisförmigen Vertiefung um- zogen, was von den Contractionen der Siphonalmuskeln herrührt. In der Mitte der Siphonen erblickt man beim conservirten Thiere schon mit blossem Auge oder einer Lupe eine meist deutlich viereckige, kreuzförmige Oeffnung. Deutlicher noch tritt sie am lebenden Thiere zu Tage, wo der obere Rand der Siphonen mit einem schmalen intensiv rothen Saum (livree Lacaze-Duthiers) umzogen ist. Im extremen Falle ist die Festsetzungs- stelle ziemlich weit nach hinten verschoben, und. es tritt uns die typisch sociale Form entgegen (Fig. 6 und 7). Die Befestigungsfläche ist relativ klein, mehr kreisrund, und das ganze Thier ist in dorsiventraler Richtung gestreckt, so dass die Haupttaxe des Körpers senkrecht zur Bodentläche steht. Es erscheint dadurch das ganze Thier mehr eylindrisch, schlauch- fürmig. Ueber der Basalfläche ist der Körper zuweilen etwas eingeschnürt, während er gegen die Siphonen hin sich etwas zuspitzt. Die Siphonen liegen meist dicht zusammen und sind gewöhnlich auch beide endständig, da die der Basalfläche gegenüberliegende Dorsalseite selbst auch sehr klein ist. Bei den aggregirt stehenden 'Thieren ist für die Körpergestalt eben nicht bloss die Unterlage entscheidend, sondern auch der beschränkte Raum, der die Thiere zwingt, sich nach der Höhe hin auszudehnen. Diese beiden Formen stellen aber nur die extremen Glieder einer eontinuirlichen Reihe dar. So sind z. B. bei dem in Figur 5 dargestellten "Thiere die Axen nicht sehr verschieden von einander im Gegensatz zu den Thieren von Figur 4 und 6, die Extreme der beiden Formen darstellen. Eine ähnliche Variabi- lität der Körperform, bedingt durch die Art der Fortsetzung, finden wir auch bei anderen Aseidien. So bildet beispielsweise Polycarpa tenera, zwischen zwei anderen Aseidien eingeengt, an seinem Hinterende einen langen stielartigen Fortsatz aus, um dem Körper noch eine volle Entfaltung zu ermöglichen, und auch bei Ciona intestinalis sind ähnliche stielartige Basaltheile beobachtet worden. Die Grösse der von mir beobachteten Thiere schwankte zwischen 0,2 und 1 em, jedoch war die Mehrheit derselben nicht viel grösser als Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. al 7 mm. Selbst die Riesen unter meinen social stehenden T'hieren überstiegen kaum das Maass von 1 cm. Es ist nicht uninteressant, die Maassverhält- nisse der verschiedenen Autoren zu verfolgen, die bei den französischen Autoren durchweg am höchsten sind. So schreibt Julin, dass die jungen Thiere eine Grösse von 3 8 mm und die ausgewachsenen eine solche von 9_25 mm besitzen. Lacaze-Duthiers und Delage nehmen für die solitären Thiere eine Grösse von 5—8 mm an, während sie für die socialen dieselbe mit 20 —25 mm angeben. Traustedt giebt ihre Länge mit 1—1,5 em, Kupffer mit 1—1,3 em und Van Beneden mit 0,1—1 cm an. Da die Thiere aus verschiedenen Meerestheilen und Tiefen stammen, liegt wohl in den dadurch bedingten ungleichen Lebensbedingungen auch der Grund ihrer verschiedenen Grössen. So kann es denn, nach der ziemlich erossen von mir untersuchten Zahl von Thieren, als Thatsache gelten, dass die Thiere unserer Ostsee von durchweg geringerem Wuchse sind als die der anderen, insbesondere der französischen Küsten, sind ja auch schon die Angaben der nordischen Forscher bedeutend geringer als die der französischen. Wie die Form, Art der Festsetzung und Grösse ziemlich varliren, tritt uns diese Erscheinung in der Färbung in fast noch höherem Maass- stabe entgegen. Die Farbe unserer Ascidie ist ein in den verschiedensten Nüancen spielendes Roth. Am häufigsten beobachtet man Orange (Fig. 1), seltener ein leichtes Rosa oder ein dunkles Roth (Fig. 2). Zuweilen er- scheint die ganze Aseidie durch eine sie umhüllende Schieht von Fremd- körpern aller Art mehr grau, was wohl der farblosen Varietät Kupffer’s entsprechen dürfte. Bei jüngeren Thieren ist die Farbe über den ganzen Körper gleichmässig vertheilt, bei älteren dagegen ist sie in der Gegend der Siphonen etwas intensiver als an der gegenüberliegenden Festsetzungs- fläche und überhaupt den anderen Körperstellen. Da die von mir ge- sammelten Thiere fast durchweg auf rothen Algen sassen, glaube ich noch erwähnen zu müssen, dass ihr Farbenton sich doch immer wesentlich von dem ihres Substrates abhob. 'Thiere, die ich in ein stark belichtetes Aqua- rium mit wenig schützendem Kraute verbrachte, zeigten nach dem Verlaufe von mehreren Tagen ein deutliches Erblassen. Als ich ein solches Thier aufschnitt, traten mir die intensiv roth gefärbten Organe entgegen. Nach- I* 12 Reinhold Riedlinger, dem ich die Thiere in ein dunkleres Aquarium gebracht und unter mehr Kraut verborgen hatte, traten bald wieder die intensiveren dunkleren Farben- tüne auf. Die Farbe ist beim ausgewachsenen Thiere fast ausschliesslich bedingt durch in’s Protoplasma der Zellen eingelagerte Pigmentkörner. Nur die Eier haben ein diffuses Pigment. Nach den entwicklungsgeschicht- lichen Untersuchungen von Julin") soll sich diese diffuse Färbung wäh- rend aller Stadien der Entwicklung bis zur auskriechenden Larve erhalten, und erst bei der Festsetzung der Larve soll das Körperpigment in Form bestimmter Körnungen auftreten. Ueber das Vorkommen und die Verthei- lung der Pigmentzellen werde ich bei der Besprechung der einzelnen Örgansysteme zurückkommen. Die feineren Farbenunterschiede des Roths bei den verschiedenen Individuen beruhen, wie ich auch schon an dieser Stelle vorwegnehmen möchte, grossentheils auf den in allen Geweben vorkommen- den grünlich-gelben Algen Zooxanthellen, die durch ihre mehr oder minder starken Anhäufungen den Grundton des Roths verdecken. Der Farbstoff selbst ist gegen Reagentien wenig resistent, so dass in Alkohol gebrachte Thiere schon in kurzer Zeit völlig entfärbt sind. Der Alkohol nimmt dann eine röthliche Farbe an, die aber auch schon nach einigen Tagen verblasst und endlich vollkommen verschwindet. II. Cellulose - Mantel. Der die äusserste Körperschicht bildende Cellulose-Mantel (tunique, testa- Lacaze-Duthiers; tunique externe de l’Epiderme -Julin) stellt eine am lebenden Thiere mit der Leibeswand innig verbundene feste Hülle dar. Es erscheint daher der an sich farblose und etwas durchsichtige Mantel ge- wöhnlich in der das Thier auszeichnenden Körperfarbe. Beim abgetöteten Thiere kann man zuweilen beobachten, wie sich der Mantel vollkommen von den inneren Leibesschichten abgetrennt hat, dann selbst ziemlich farb- los und durchsichtig erscheint und die rothe Farbe der losgelösten inneren Körpertheile deutlich durchscheinen lässt. Es lässt sich dann der Mantel Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 13) überall leicht von der übrigen Körpermasse abpräpariren mit Ausnahme der Regionen der beiden Körperöffnungen, wo eine innigere Verbindung besteht. Hier schlägt sich nämlich, wie zuerst R. Hertwig’) erkannte, der Mantel nach innen ein (tunique reflechie der französischen Autoren) und kleidet die In- und Egestionsöffnung von innen aus, um in der Tiefe vor den Ten- takelringen zu endigen. Die Oberfläche des Mantels ist bei jüngeren Thieren, mit blossem Auge betrachtet, ziemlich glatt, während bei älteren Thieren öfters Furchen und Runzeln in unregelmässiger Anordnung über die Oberfläche hinziehen. Vielfach ist der Mantel auf seiner Aussenseite von Fremdkörpern aller Art bedeckt. Er ist ziemlich fest und elastisch. Die Dicke des Mantels weist sowohl bei den einzelnen Thieren als an den verschiedensten Körperstellen erhebliche Schwankungen auf. An Stellen, mit denen sich das Thier flach auf einen Gegenstand (Blattspreite, Muschel, Stein) festgesetzt hat, ist der Mantel sehr dünn, dagegen weist er eine beträchtliche Dieke da auf, wo eine sehr kleine Ansatzstelle, wie es bei einem dünnen runden Pflanzenstiel der Fall ist, vorhanden ist, den er mög- lichst vollkommen zu umwachsen sucht. An den Seitenwänden des Kör- pers ist der Mantel meist sehr dünn, um gegen die beiden Körperöffnungen wieder an Dicke zuzunehmen. Das relativ grösste Mantelvolumen weisen mittelgrosse Acidien auf, während ältere 'T'hiere immer einen geringeren Umfang besitzen. Die cellulosehaltige Grundsubstanz des Mantels zeigt stets eine an allen Stellen nachweisbare fibrilläre Structur, welch letztere mit Häma- toxylin-Färbung besonders deutlich zu Tage tritt. Die dünnen Fibrillen nehmen einen meist welligen Verlauf und durchflechten sich lose zu einem lockeren, filzartigen Gewebe. Da die Fibrillen dicht zusammengepresst liegen, ist die sie verbindende homogene Grundsubstanz kaum zu bemerken (Fig. 8). In die Grundsubstanz des Mantelgewebes findet man Zellen von verschiedener Grösse und mannigfacher Gestalt in wechselnder Zahl ein- gelagert. Auf einem Schnittpräparate sehen wir denn auch alle möglichen . Zellformen. Bald sind es Zellen von Kreis-, Birn-, Spindel- oder Stern- form, bald vakuolisirte und mit grünen .Algen und Fremdkörpern aller Art beladene phagocytäre Zellen (Fig. 9). Letztere beiden Sorten finden sich 14 Reinhold Riedlinger, namentlich in der Nähe des ektodermalen Hautepithels, während die übrigen in allen Schichten des Mantels vertheilt sind. Die Häufigkeit der Zellen ist nicht in allen Schichten gleich gross, indem sie sich in besonders reicher Zahl in der Nähe der Körperöffnungen und der Mantelgefässe finden. An einem frischen Mantelstücke, das von der übrigen Körpermasse abgetrennt worden ist und, mit blossem Auge betrachtet, vollkommen farblos erscheint, sieht man deutlich bei starker Vergrösserung neben den farblosen Zellen noch, wenn auch in ziemlich geringer Zahl, Pigmentzellen in die Grund- substanz des Mantels eingelagert. Dieselben sind nur am frischen Präparate zu sehen, da die Pigmente bei der Conservirung vollkommen zerstört werden. Die Pigmentzellen sind von unregelmässiger, stark abgerundeter Form nnd gleichen fast vollkommen den Mesenchymzellen der Leibeswand. Ihre im Plasma aufgespeicherten Pigmentkörner sind meist sphärisch, doch auch unregelmässig gestaltet und von sehr verschiedener Grösse. Nach Julin’s zuletzt vertretener Ansicht sollen nur die pigmentirten Zellen von Mesenchymzellen abstammen, während die farblosen vom ektodermalen Hautepithel herrühren sollen. Den Durchtritt von Mesenehymzellen durch das Ektoderm konnte auch ich bei meiner Aseidie deutlich auf Schnitt- präparaten verfolgen. In einem schönen Falle (Fig. 12) konnte ich beob- achten, wie einige Mesenchymzellen, deren Zellkerne dureh grosse Tinetions- fähigkeit ausgezeichnet waren, sich von unten dicht an das ektodermale Hautepithel angelegt hatten, dessen Zellen an dieser Stelle grosse, weniger stark gefärbte Zellkerne von wabiger Structur führten. Eine andere Meso- dermzelle war bereits schon vollständig eingetreten und bis zum oberen Rande vorgedrungen, während eine andere bereits in das Mantelgewebe durchgetreten war. Sie lag dem äusseren Rande des Ektodermepithels noch an und wies in ihrem Zellplasma bereits eine Vakuole auf. Somit ist nun wohl bei sämmtlichen Aseidien der mesodermale Ur- sprung der Mantelzellen nachgewiesen worden. Auch Julin") hat in dem Postseriptum zu seiner 1892 veröffentlichten Arbeit die mesodermale Her- kunft, wenigstens für die pigmentirten Mantelzellen, zugegeben, die auch schon äusserlich durch ihre Gestalt und ihre Pigmente eine deutliche Ueber- einstimmung mit den übrigen Mesodermzellen aufweisen. Dagegen glaubte er, wenigstens für die farblosen Zellen noch die ektodermale Abstammung Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 13 retten zu können. Den ektodermalen Ursprung der farblosen Zellen will er hauptsächlich daraus erschliessen, dass das dem Mantel anliegende ekto- dermale Hautepithel gleichfalls pigmentlos ist, und die pigmentlosen Mantel- zellen meist auch in der Form den flachen Ektodermzellen gleichen. Ferner giebt er als Grund an, dass er bei jungen 'Thieren häufig Ektodermzellen in Theilung gesehen habe. Dass es aber auch pigmentlose Mesodermzellen giebt, die ebenso wie die pigmentirten das ektodermale Hautepithel dureh- wandern, und sich die Mesodermzellen nach ihrer Einwanderung in den Mantel weiter theilen und umgestalten, das lässt Julin ganz unberück- sichtigt. Aus diesen letztgenannten Gründen möchte auch ich ..bei Styelopsis für sämmtliche Mantelzellen einen mesodermalen Ursprung annehmen, wie es nunmehr für fast sämmtliche Tunikaten angenommen wird. Wie bei den meisten Aseidien kommen auch bei Styelopsis im Cellu- lose-Mantel Gefässe vor, die jedoch, ähnlich wie bei Polycarpa varians, nicht constant bei allen T’hieren auftreten. Dieses individuelle Vorkommen und Fehlen macht es denn auch verständlich, dass nur ein Autor, nämlich Kupffer‘) in seiner nur wenige Zeilen umfassenden Beschreibung von Styelopsis grossularia der Mantelgefässe Erwähnung gethan hat. Richtig bemerkt er: „an verdickten Stellen der Basalfläche finden sich bisweilen Gefässkanäle“ In der That konnte ich stets auch nur an verdiekten ventralen Mantelstellen Gefässe nachweisen. Und zwar immer nur bei Thieren, die auf relativ dünnen Pflanzenstielen sassen und in Folge dessen, wie ich bereits oben erörtert habe, stets einen besonders mächtigen Mantel an dieser Stelle besitzen. Niemals aber traf ich sie bei T'hieren, die, mit breiter Basis flächenhaft aufsitzend, hier einen sehr dünnen Mantel tragen. Im Allgemeinen sind die Gefässe aber nieht sehr zahlreich und von nur kurzem Verlauf, so dass man auf Querschnittserien ziemlich wenige und bald wieder verschwindende Gefässdurchschnitte erhält. Die sogenannten Mantelgefässe sind bekanntermaassen röhrenförmige Ausstülpungen des ekto- dermalen Hautepithels, was sich auf Schnittserien deutlich verfolgen lässt. In dem von mir dargestellten Falle (Fig. 11a) sieht man, wie das Ekto- derm sich in das Mantelgewebe eingestülpt hat, und der eingestülpte "Theil mit der Leibeshöhle in Verbindung steht, während das in Figur 11b dar- gestellte Bild bereits einen hinter der Gefässwurzel gelegenen Querschnitt 16 Reinhold Riedlinger, durch das Mantelgefäss zeigt. Das Epithel der Mantelgefässe ist daher nicht wesentlich verschieden von dem des ektodermalen Hautepithels. Die Wandungen sind durchaus einschichtig und werden bald von einem sehr flachen, bald einem mehr kubischen oder gar eylindrischen Epithel gebildet (Fig. 10). Zuweilen findet man sogar, dass auf der einen Seite des Gefäss- durehsehnittes ein flaches und auf der gegenüberliegenden ein hohes Epithel die Gefässwand bildet. Das Lumen des Gefässes stellt eine Ausstülpung der primären Leibeshöhle dar und ist erfüllt von Mesodermzellen. Form und Weite des Lumens sind sehr wechselnd, vorwiegend aber besitzen die Gefässe einen kreisförmigen Durchschnitt. In der Nähe der Gefässe sind Mantelzellen in ziemlich reichlicher Zahl vorhanden, was darauf hindeutet, dass von dieser Stelle aus eine be- sonders reichliche Auswanderung von Mesenchym- resp. Blutzellen, die die Ernährung des Mantelgewebes vermitteln, stattfinden muss. Ferner ist, wie ich im nächsten Kapitel noch zeigen werde, das Epithel der Mantelgefässe auch an der Ausscheidung der Mantelsubstanz betheiligt. Durch diese Thatsachen dürfte die physiologische Bedeutung der Mantelgefässe hinläng- lich bestimmt sein. Von der Hauptmasse des Mantels hebt sich die alleräusserste Schicht durch ihr Aussehen und ihre Structur deutlich ab. Es ist diese äusserste structurlose Schicht immer nur dünn, wenngleich sie bei den einzelnen Thieren in Bezug auf ihre Stärke sehr variiren kann. Sie stellt gewisser- maassen ein Ausscheidungsprodukt des Mantels selbst dar, in der noch von aussen die verschiedensten Fremdkörper eingelagert sein können. Auf den Schnitten fällt dieses eutisähnliche Gebilde als dünne, etwas stärker gefärbte Schicht auf. Endlich untersuchte ich den Mantel auch noch auf Cellulose-Reaktion, die ich in der Weise ausführte, dass ich Mantelschnitte mit Jod und Schwefelsäure behandelte und sie mit schwacher Vergrösserung unter dem Mikroscope betrachtete. Dabei erhielt ich oftmals eine deutliche Blaufärbung, niemals jedoch zeigte, so weit ich es beobachten konnte, die äusserste Mantelschicht eine Blaufärbung. Welche Mantelantheile speziell sich färb- ten, konnte ich wegen der Dieke der Schnitte nicht deutlich nachweisen. Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossnlaria der Ostsee. 17 III. Ektoderm. In diesem Kapitel sollen das Hautepithel, das Epithel in der Region der beiden Körperöffnungen und die Tentakel besprochen werden, während ich das gleichfalls ektodermale äussere und innere Peribranchialepithel erst später bei der Darstellung der Peribranchialhöhle abhandeln werde. 1. Ektodermales Hautepithel. Das ektodermale Hautepithel (&pithelium subtunical de l’&piderme Julin) ist überall einschichtig, zeigt jedoch nicht an allen Stellen voll- kommen gleiche Beschaffenheit, indem es bald ein plattes, bald mehr kubisches und selbst prismatisches Epithel darstellt. Bei jüngeren 'Thieren sind die Zellen durchweg plasmareicher und nicht so flach wie bei älteren Thieren, wo sie jedoch auch gegen die beiden Körperöffnungen hin an Höhe etwas zunehmen. Desgleichen ist das Epithel gewöhnlich auch an der ventralen Seite, der Stelle der Festsetzung, etwas höher als an den Seitenwänden, wo es zumeist ganz platt erscheint. Das Ektoderm steht in sehr inniger Verbindung mit dem Cellulosemantel, was wohl zur Haupt- sache auf die an der Oberfläche der Ektodermzellen befindlichen, in die Mantelsubstanz hineinreichenden, Plasmafortsätze zurückzuführen ist. Die nunmehr bei den verschiedensten Salpen und Aseidien aufgefun- denen und als „Sekretfäden“ bezeichneten Fortsätze konnte ich gelegentlich an den verschiedensten Stellen des Ektoderms auffinden (Fig. 18). Die fadenähnlichen Fortsetzungen, die, wie die Autoren allgemein betonen, zur Mantelabsonderung in Beziehung stehen, sind sehr vergänglicher Natur und ‘werden bei der Conservirung oftmals zerstört, wodurch es sich erklärt, dass sie nieht immer und überall aufgefunden werden. Sie kommen insbesondere an dem Epithel der Mantelgefässe und der Siphonen vor, also an den Nova Acta LXXXI. Nr. 1. 3 18 Reinhold Riedlinger, Stellen, an denen der Mantel eine besondere Dicke aufweist. Besondere ins ektodermale Hautepithel eingelagerte Drüsenzellen, wie sie bei anderen Aseidien aufgefunden worden sind, konnte ich nicht nachweisen. Die Kerne des Epithels sind zuweilen sehr gross, bläschenförmig, zeigen ein sehr fein vertheiltes Chromatin-Gerüst und unterscheiden sich in diesem Zustande von den gewöhnlich durch stärkere Tincetion ausgezeichneten Mesoderm- kernen sehr wesentlich, was für das Studium der Auswanderung der Meso- dermzellen von grosser Bedeutung ist (siehe Mantelzellen). Ausser diesen das Ektoderm durchwandernden Mesodermzellen findet man im Cellulosemantel auch die alle Gewebe durchsetzenden Zooxanthellen. 2. Epithel der beiden Körperöffnungen. Auf der Höhe der beiden Körperöffnungen schlägt sich das ekto- dermale Hautepithel in das Innere der Siphonen ein und verläuft nach hinten bis zu den am Grunde der Siphonen stehenden Tentakeln. Inwie- weit sich das Ektoderm noch an der Bildung der Tentakel selbst bethei- ligt, lässt sich aus dem histologischen Verhalten mit Sicherheit nicht er- weisen; wahrscheinlich aber dürften mindestens die Vorderwände der Ten- takel noch ektodermalen Ursprungs sein. Unmittelbar bevor das Epithel die Tentakel erreicht, faltet es sich ein und bildet dadurch eine im hin- teren Theile der Siphonen verlaufende Ringfalte (Fig. 13 und 14). An der Vorderwand dieser epithelialen Faltung endigt der Cellulose- mantel und am peripheren Rande der Hinterwand inseriren sich die Ten- takel. Dieses Gebilde wird als Diaphragma bezeichnet: keine völlig der Styelopsis eigentlümliche Neubildung, sondern nur der riesig vergrösserte Tentakelträger, der 'sich bei fast allen Aseidien findet. Die Faltung ist nach der Egestions- und Ingestionsöffnung hin gerichtet, so dass das Üen- trum des Diaphragmas ungefähr in der Mitte zwischen der Körperöffnung und dem Tentakelkranz gelegen ist. Der Cellulosemantel bedeckt die Vorderwand des Diaphragmas nicht ganz, sondern lässt den vorderen centralen Theil frei. Der eingestülpte Mantel selbst zeigt in seiner Be- schaffenheit keine Abweichung von dem übrigen Mantelgewebe. Es verhält sich das Diaphragma, wie die Figuren zeigen, in beiden Siphonen voll- kommen gleich. Demnach lassen sich, was auch auf Totalpräparaten Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 19 (Fig. 15 und 16) sehr schön zu sehen ist, an den Siphonen deutlich zwei scharf getrennte Abschnitte unterscheiden, nämlich ein zwischen der Oeff- nung und dem Centrum (rebord eireumbuccal resp. rebord eircumeoacal Julin) der Falte gelegener Theil und ein zwischen diesem und dem Ten- takelkranz (cerele tentaculaire) sich befindlicher Abschnitt. Den ersten Abschnitt möchte ich als den vorderen oder äusseren, den zweiten als hinteren oder inneren T'heil bezeichnen, im Gegensatz zu Julin, der, von einem anderen Gesichtspunkt ausgehend, den vorderen Abschnitt Zone centrale und den hinteren Zone peripherique nennt. Die vordere, äussere Zone ist vollkommen ausgekleidet von dem eingestülpten Cellulosemantel, der also hier das Kanallumen begrenzt. Die hintere Zone der Siphonen entbehrt, im Gegensatz zur vorderen, der inneren Bekleidung durch den Cellulosemantel, indem die nach vorn aufgerichtete Hinterwand des Dia- phragmas das Kanallumen begrenzt. In der Nähe der beiden Körperöffnungen besteht das Ektoderm- epithel aus ansehnlich hohen Oylinderzellen. Nach aussen und hinten zu geht es allmählich in das kubische und endlich in das flache äussere Haut- epithel über. An der inneren Siphonalwand lässt sich ein Gleiches beob- achten, indem sich an der Ursprungsstelle der Teentakelträger schon aus- nahmslos ein flaches Epithel befindet, das sich auch über dessen ganze Vorderwand ausbreitet. Am Centrum (rebord) der Tentakelfalte wird das Epithel wieder höher (Fig. 14) und geht dann in das wieder flachere, bis zu den Tentakeln reichende Epithel der Hinterwand des Diaphragmas über. Wie auf Figur 14 besonders gut ersichtlich, ist der Teentakelträger halskrausenartig in Falten gelegt. Beide Epithelschichten betheiligen sich in gleicher Weise an den Ein- und Ausbiegungen. Dieses Verhalten ist auch auf Totalpräparaten zu sehen, und ich habe es in dem Totalbilde vom Kloakalsipho (Fig. 16) an dem diese Faltungen immer besonders stark auf- treten, wiedergegeben. Man sieht zwischen dem Centrum des Tentakel- trägers und dem Tentakelkreise eine Art mäandrische Felderung. Diese am conservirten T'hiere constant auftretenden Erscheinungen dürften wohl hauptsächlich auf Contractionszustände zurückzuführen sein. 3* 20 Reinhold Riedlinger, 3. Tentakel. a) Der hintere Theil der Mundhöhle wird abgeschlossen durch ein- fache Mundtentakel (tentacules coronaux), die sämmtlich in einem Kreise angeordnet sind, so dass man von einem Tentakelkranz (couronne tentaeulaire) zu sprechen pflegt. Der Tentakelkranz liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem vorderen Rande des Diaphragmas und dem Flimmer- bogen (Fig. 15). Die in einer Reihe stehenden Tentakel lassen 3 Grüssen erkennen, so dass man von Tentakeln erster, zweiter und dritter Ordnung sprechen könnte. Die grösseren alterniren mit den kleineren, jedoch sind ihre Grössendifferenzen zuweilen sehr gering, und auch die typische Regel- mässigkeit ist sehr häufig gestört. Lacaze-Duthiers pflegt darum für seine sociale Form nur zwei Tentakelarten anzunehmen. Die Zahl der Tentakel schwankt zwischen 30 und 40, liegt aber gewöhnlich der Zahl 30 näher. Die Tentakel, die fingerförmige Ausstülpungen des einschich- tigen Mundepithels darstellen, zeigen in ihrem histologischen Bau keine wesentlichen Unterschiede von diesem. Einige wenige flache Zellen bilden den ganzen Querschnitt, der bald kreisrund oder oval, bald aber auch mehr unregelmässig gestaltet ist. In der Mitte befindet sich ein freies Lumen, während die Wandungen meist von einer dünnen Schicht Gallerte mit spärlich eingelagerten Zellen ausgekleidet sind. Muskelfasern konnte ich weder in den Tentakeln noch im Tentakelträger nachweisen. Es weist darum Julin”) mit Recht darauf hin, dass die Tentakel unmittelbar hinter dem Mundsphincter (sphineter eoronal) gelegen sind. b) Die Tentakel des Egestionskanals, die als Kloakal- oder Atrial- tentakel (tentaeules eireumeloacaux oder atriaux) bezeichnet werden, unter- scheiden sich von den Mundtentakeln hauptsächlich durch ihre bedeutend geringere Grösse. Auch stehen sie viel weiter vom vorderen Rande des Diaphragmas (rebord eircumeloacal) entfernt, aus welchen Gründen sie öfters gänzlich übersehen wurden (Fig. 16). Sie sind meist alle von ungefähr gleicher Grösse und ebenfalls in einem Kreise angeordnet (cerele tentacu- laire eireumeloacal ou atrial. Ihre Zahl beträgt ungefähr 30. Julin giebt ihre Zahl auf 35—50 an, während Lacaze- Duthiers und Delage für die solitäre eine solche von 20 und für ihre sociale die Zahl 30 an- Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 21 nehmen. In histologischer Hinsicht lässt sich nichts Besonderes sagen; ihr Durchschnitt ist meist kreisrund und natürlich viel geringer als der der Mundtentakel. In topographischer Hinsicht möchte ich auch hier wieder hervorheben, dass sich der Tentakelkranz unmittelbar hinter dem Kloakal- sphincter (sphineter eircumeloacal ou atrial) ‚befindet. IV. Nervensystem. Der eigentliche nervöse Apparat, bestehend in dem Gehirnganglion, den von ihm entspringenden Nerven und dem Ganglienzellstrang, steht bei unserer Speeies in innigstem Zusammenhang mit der Flimmergrube und der Neuraldrüse, die entwicklungsgeschichtlich aus derselben Anlage ent- standen sind. Wiewohl diese beiden letztgenannten Organe eine andere Function übernommen, möchte ich sie doch wegen ihres engen Zusammen- hangs unter diesem Kapitel besprechen. 1. Gehirnganglion. Das Centralganglion (ganglion nerveux) liegt in der Medianebene auf der Dorsalseite des T'hieres in dem Raum zwischen den beiden Körper- öffnungen der sogenannten Interoscular- oder Intersiphonal-Zone. Sein vor- deres Ende springt in die Präbranchialzone vor, indem es sich bis zur Mündung der Flimmergrube erstreckt (Fig. 17 (15)), während sein hinteres Ende bis gegen die Kloakaltentakel hin reicht. Mit seiner ventralen Fläche liegt es dem Kiemendarmepithel ziemlich dieht an, wogegen seine dorsale Seite noch ziemlich weit vom äusseren ektodermalen Hautepithel entfernt ist, in dem dorsal von ihm noch die Neuraldrüse und eine ziem- lich dieke Mesenchymschicht in der primären Leibeshöhle liegen. Der hintere Theil des Ganglions liegt im Bereiche der ersten Kiemenspalten- reihen. Die Form des Gehirnganglions ‚ist ungefähr spindelförmig, längs- gestreckt, und der Querschnitt erscheint gewöhnlich elliptisch. 22 Reinhold Riedlinger, Im Ganglion lassen sich stets die beiden Theile der peripheren Ganglienzellschicht und der centralen Nervenfasersubstanz deutlich unter- scheiden (Fig. 18, 19 (21)). Die Zellen liegen meist in mehreren Schichten, bis fünf, übereinander, und nur stellenweise sind sie bloss in zwei oder einer Lage angeordnet, insbesondere werden sie gegen die beiden Enden zu spärlicher. Vereinzelte Ganglienzellen ruhen auch mitten in der Punkt- substanz des Gehirns. Die einzelnen Zellen sind bei ein und demselben Thiere von ungefähr gleicher Grösse. Sie erscheinen meist allseitig ab- gerundet, und nur bei mehr ‚vereinzelt liegenden kann man ein, zwei oder mehrere Fortsätze deutlich erkennen. Ein fein granulirtes Zellplasma um- giebt den bläschenförmigen hellen Kern, welcher in seinem zarten Linin- gerüst einen grossen Nucleolus enthält. Die Nervenfaser- oder Punkt- substanz zeigt auf Querschnitten ein granulirtes Aussehen, während man auf Längsschnitten sieht, wie die äusserst feinen Fäserchen ein verfilztes Flecht- werk bilden. An der Aussenseite ist das ganze Gehirnganglion von einer sehr feinen Membran umschlossen, die zuweilen noch sehr flache Kerne nachweisen lässt und wahrscheinlich mesodermalen Ursprungs sein dürfte. 2. Nervenstränge. Aus dem Gehirn entspringen sowohl am vorderen wie am hinteren Ende je ein Paar von Nerven. Die vorderen oder Buccalnerven verzweigen sich in der Wand des Mundsiphos, während die hinteren oder Kloakal- nerven sich in ihrem entsprechenden Sipho vertheilen. Ausser diesen zwei Nervenpaaren beschreibt Julin”) noch einen unpaaren fünften Nerven- strang, den das Ganglion in der Mitte seiner ventralen Seite entsenden soll. Ich möchte den. höchst complieirten Verlauf dieser Nerven nach Angabe des Autors wiedergeben: Der Nerv soll zunächst in das vordere dorsale mediane Septum (septum medio dorsal anterieur) — vorderes Dorsalfalten- septum [siehe Dorsalfalte] eindringen, von dort sich zum Kiemendarm wenden und an der Dorsalfalte entlang gehen bis zur Höhe des Afters. Dort angekommen, soll sich dieser viscerale Nervenstrang in einen ober- flächlichen oder Darmnerv und einen tiefen oder Branchialnery theilen, Weiterhin giebt Julin an, dass dieser Visceralnerv mit dem gleich zu besprechenden Ganglienzellstrang (cordon cellulaire) in Verbindung stehe Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 23 und auf seinem Verlaufe meist von einem Längsmuskelbündel begleitet werde. Trotz eifrigen Suchens ist es mir jedoch nicht gelungen, den Ur- sprung und Verlauf dieses visceralen Nervenstranges aufzufinden. In histologischer Hinsicht lässt sich sagen, dass die direet aus der Nervenfasersubstanz (Punktsubstanz) des Gehirns entspringenden Nerven hauptsächlich aus Nervenfasern bestehen, die ziemlich dicht gedrängt liegen und etwas schwach wellenförmig gebogen sind. Im Querschnitt zeigen die Nerven eine netzförmige Strucetur, in deren Maschen zuweilen deutlich kleine Ganglienzellen zu erkennen sind. Die zelligen Elemente im Nerv sind sehr gering und werden, je weiter sich der Nerv vom Gehirn entfernt, immer spärlicher. Form und Grösse dieser Ganglienzellen ist sehr wech- selnd. Ihre Kerne sind meist sehr gross und das Plasma so dünn, dass es kaum wahrnehmbar ist. Den Nerv findet man, wenigstens in seinem obersten Abschnitt, noch mit einer sehr feinen bindegewebigen Hülle um- geben. 3. Ganglienzellstrang. Ein drittes, gewöhnlich noch zum eigentlichen nervösen Apparat gerechnetes, Organ stellt der sogenannte Ganglienzellstrang dar. Dieses von allem Anfang an median und unpaar angelegte Organ, das aus dem hinter der Flimmergrubenanlage gelegenen Abschnitt des primären Nerven- rohrs hervorgeht, stellt bei unserer Ascidie noch die direkte Fortsetzung des die Flimmergrube mit der Neuraldrüse verbindenden Kanals dar. Es lässt sich der Verlauf des Ganglienstranges sowohl an Totalpräparaten als Längs- und Querschnittserien deutlich verfolgen. Betrachten wir zunächst ein von innen gesehenes Totalbild (Fig. 17), das unter Zuhilfenahme von Längsschnittserien angefertigt ist, so sieht man, wie die Flimmergrube an ihrem hinteren Ende sich in einen Kanal aus- zieht, der sich nach dorsalwärts wendet und in der Mittellinie des Gehirn- ganglions, aber von diesem bedeekt, nach hinten verläuft. Da er dorsal vom Ganglion liegt, ist er nur bei tiefer Einstellung mit dem Mikroseope zu sehen. Verfolgt man ihn bis gegen das Hinterende des Ganglions, so sieht man, wie er ungefähr rechtwinklig nach rechts abbiegt und alsbald, unbedeckt vom Ganglion, in einiger Entfernung seitwärts von diesem als 24 j Reinhold Riedlinger, stark gefärbter Strang blind endigt. Die Neuraldrüse, die ebenfalls dorsal vom Ganglion liegt, ragt nur noch an den Seitenwänden über dieses her- vor, hört aber schon vor dem Ganglienzellstrang auf. Verfolgt man den Verlauf auf Querschnittserien, so sieht man gleich- falls, wie der aus der Flimmergrube hervorgegangene Kanal in der medi- anen Dorsallinie des Ganglions weiter nach hinten verläuft. Da er wegen seiner starken Tinetion überall gut zu verfolgen ist, erkennt man, wie die dorsale Hälfte des Kanals an der Bildung der Neuraldrüse theilnimmt [siehe Neuraldrüse], während die ventrale Halbrinne bestehen bleibt und gegen das Ende der Neuraldrüse sich wieder zu einem vollkommen kreisrunden Kanal resp. massiven Strang schliesst, der dann seitlich vom Gehirn endet Es besteht also dieses Organ aus dicht zusammenliegenden, stark gefärbten Zellen, weshalb ich den Namen „Zellstrang“ für sehr passend finde. Nervenfasern sah ich nicht von ihm ausgehen, so dass der Ganglienzell- strang mehr den Eindruck eines rudimentären Organs macht. Julin, der das in Frage stehende Organ unter dem Namen „cordon eellulaire“ beschreibt, vergleicht es mit dem gleiehbenannten von ihm und Van Beneden bei Molgulla ampulloides untersuchten Organ. Ich möchte des Interesses und der Wichtigkeit wegen das, was er über diesen Gegen- stand sagt, wörtlich anführen: „Le cordon cellulaire est tres probablement ganglionnaire et je le eonsidere comme homologue de la portion ganglion- naire du cordon nerveux visceral, que M. Ed. van Beneden et moi, nous. avons deerit chez Molgula ampulloides. Contrairement A ce qui existe chez la Molgule, ou ce cordon est tout entier en continuite avec le ganglion nerveux, chez Styelopsis grossularia, la partie cellulaire semble &tre un prolongement de lextr&mite posterieure du canal exerteur de la glande hypophysaire. Je me häte d’ajouter cependant qu'il est tr&s diffieile, chez notre espece, en raison de la gracilit@ de ce cordon, d’affirmer quil en est effeetivement ainsi, surtout si je m’en refere A ce qui existe chez la Molgule, oüı cet organe est beaucoup plus developpe et, par consequent, plus facile a suivre sur des coupes en serie. Pour le moment je laisserai done ouverte cette question.“ Diese Stelle lässt keinen Zweifel über die Uebereinstimmung des gleichen Befundes aufkommen, nur möchte ich nach dem Befunde an meinen Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 25 meisten Thieren das Organ als einen stets ziemlich deutlich nachweisbaren, gut entwickelten und durch besondere intensive Färbung auffallenden Strang hinstellen, während Julin von einem äusserst schwach entwickelten Ganglienzellstrang spricht. Auf diesen Punkt glaube ich ein besonderes Gewicht legen zu müssen, da Julin bei der Schilderung seines visceralen Nervenstranges sagt, dass dieser Nerv im grösseren Theil seines Verlaufes in unmittelbarer Verbindung mit dem Ganglienzellstrang stehe (Dans la majeure partie de ce trajet, il est en rapports immediats avec un tres grele cordon cellulaire). Da ich nun den Ganglienzellstrang stets sehr deutlich gesehen, hätte ich erwartet, dass mir der viscerale Nerv, ‚von dem ich bereits oben geschrieben habe, um so deutlicher aufgefallen wäre. 4. Flimmergrube. Die aus dem vordersten Abschnitt des Neuralrohrs entstandene Flimmergrube (tubereule hypophysaire — l’entonnoir vibratile Julin) liegt vollkommen in der Präbranchialzone in dem von den beiden Flimmerbogen gebildeten spitzen Winkel. Auf ihrer linken Seite liegt noch das Vorder- ende des Gehirnganglions (Fig. 17 u. 18). Von der dorsalen Seite gesehen, stellt sie einen ovalen o-förmigen Ring (Reifen) dar. Auf Schnittpräparaten zeigt sie sich als einen nach innen geöffneten und nach hinten sich ver- jüngenden Trichter, der mit Cilien ausgekleidet ist (U’entonnoir vibratile) (Fig. 18). Die Wandungen der Flimmergrube bestehen aus einem durchaus einschichtigen, vorherrschend prismatischem Epithel, das jedoch am hinteren Ende, der Uebergangsstelle in den Kanal und vom, wo das Flimmergruben- epithel in die Kiemendarmwand übergeht, niedriger wird. Die längs- gestreckten Kerne liegen an dem äusseren, dem Lumen der Grube ab- gewandten Zellende, während die an das Lumen grenzende Seite lange Geiseln trägt. Die Geiseln besitzen eine sehr ansehnliche, den Zellkörper gewöhnlich um ein Mehrfaches übertreffende Länge, so dass die Geiseln der gegenüberliegenden Wände in der Mitte des Lumens der Grube zu- sammenstossen. Gewöhnlich liegt auf der Spitze der Geiseln eine dieselben verklebende Sekretmasse, die entweder aus der Flimmergrube selbst, oder aus der in sie einmündenden Neuraldrüse stammt. Die Bewimperung be- schränkt sich nicht bloss auf die Grube, sondern erstreckt sich auch auf Nova Acta LXXXT. Nr. 1. 4 26 Reinhold Riedlinger, die Grubenränder, doch liegt zwischen diesen und den bewimperten Flimmer- bogen immer noch eine beträchtliche Zwischenzone. Der Flimmertrichter geht an seinem Hinterende in den nach hinten sich erstreckenden sogenannten Flimmergrubenkanal aus, der in die Neural- drüse führt, sich dort an deren Bildung betheiligt und schliesslich in den bereits besprochenen Ganglienzellstrang übergeht. Dieser zwischen Flimmer- grube und Neuraldrüse gelegene Abschnitt ist je nach dem Entwickelungs- grade der Neuraldrüse verschieden lang. Von der Flimmergrube hebt sich der Kanal beim konservirten Thiere durch den Mangel der Bewimperung und die niedrigeren kubischen Zellen deutlich ab. 5. Neuraldrüse. Unter fast sämmtlichen Organen des Körpers unserer Ascidie weist die Neuraldrüse (glande hypophysaire Julin — glande muqueuse Lacaze- Duthiers) in Beziehung auf Verschiedenheit der Entwickelung die grössten Schwankungen auf. Bald sehen wir sie als ein grosses, den Durchmesser des Gehirnganglions übertreffendes Organ, bald stellen nur verhältnissmässig wenige Zellen die ganze Drüse dar. Ihre Lage ist, was ich eigentlich nicht mehr besonders hervorzuheben brauche, vollkommen dorsal. Betrachten wir die Tootalpräparate mehrerer Thiere von innen, so sehen wir entweder die an den Rändern etwas gelappte Neuraldrüse an beiden Seiten das Gehirnganglion überragen (Fig. 17), oder wir sehen sie nur an einer Seite vorstehen, und zwar soll es nach Julin’s Angaben dann gewöhnlich die rechte Drüsenseite sein. Zuweilen liegt sie aber auch vollkommen dorsal vom Ganglion. Im günstigsten Falle reicht sie nach vorn bis gegen das Hinterende der Flimmergrube und hinten ziemlich weit über die Mitte des Ganglions, doch ohne dessen Ende zu erreichen. Auf Querschnitten sieht man, wie sich die dorsale Wand des Flimmer- grubenkanals nach der Mitte der Drüse zu immer weiter ausdehnt und Zellen aus dem Epithelverbande, sowohl in’s Kanallumen als nach aussen austreten lässt. Stets aber füllt die Kanalwand gegenüber den proliferirten Zellen durch stärkere Tinetion auf (Fig. 19). Die ventrale untere Hälfte des Kanals, die der dorsalen Seite des Gehirns unmittelbar aufliegt, ist zu- weilen in einer leicht dellenfürmigen Vertiefung des Gehirns eingesenkt. ID Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 27 Die durch Wucherung der Kanalwand entstandenen Zellen der Neuraldrüse lassen ihre Zellgrenzen meist nur undeutlich erkennen und besitzen einen fast immer ziemlich grossen Kern. Die Zellkörper sind gleichartig granu- lirt und enthalten keine Vakuolen und Sekrettropfen. U ww T. B: @: D. Textfigur Nr. 1. Halbschematische Darstellung von individuellen Verschiedenheiten der Gestalt der Neuraldrüse. In den Fällen, in denen sich die Drüse sehr schwach entwickelt zeigt, ist die dorsale Kanalwand nur verhältnissmässig wenig ausgeweitet, und der ventrale Kanalabschnitt stellt einen kleinen Halbkreis dar (Text- figur A.). Eine solch’ gestaltete Drüse kommt namentlich bei älteren und grossen Thieren vor, wo also bereits eine Reduction des Organs eingetreten sein muss. Ist die Drüse stärker entwickelt, so tritt der ventrale rinnen- förmige Abschnitt immer weiter zurück, während die stark erweiterte dor- sale Kanalwand sowohl nach innen als nach aussen reichlich Zellen pro- liferiren lässt (Textfigur B. und C.). Bei der höchstentwiekelten Drüsenform ist der ventrale Kanaltheil ganz flach und die Rinne vollkommen geschwunden (Textfigur D.). Das Lumen der Drüse ist in diesem Falle von den profilirten Zellen zuweilen fast ganz ausgefüllt. Die Drüse wird von einer sehr feinen, jedoch nieht immer deutlich nachweisbaren, bindegewebigen Membran umhüllt. Gegen das Gehirn- ganglion ist die Drüse nicht immer scharf abgesetzt, so dass die Grenze zwischen beiden zuweilen nicht deutlich festzustellen ist. Es zeigt somit unsere Styelopsis in dem gesammten Nervenapparat, wie auch in den meisten anderen Organsystemen, einen noch ziemlich pri- mitiven Charakter. Besondere Sinnesorgane (Seh- und Tastorgane) liessen sich überhaupt nicht nachweisen. 4* 28 Reinhold Riedlinger, V, Kiemendarm. 1. Präbranchialzone des Kiemendarms. Die Präbranchialzone (Zone pr@branchiale ou astigmatique) beginnt dicht hinter dem die Mundhöhle hinten abschliessenden Tentakelkranz und reicht bis zur vordersten ersten Kiemenspaltenreihe (Fig. 13). Sie wird durch den Flimmerbogen in einen vorderen und hinteren Abschnitt zerlegt. Die beiden Abschnitte sind bei unserer Ascidie ziemlich gleich gross, da der Flimmerbogen ungefähr genau in der Mitte der ganzen Zone liegt. Den dieser Zone eigentlich angehörenden Flimmerbogen möchte ich seiner histo- logischen Sonderstellung wegen, gleich anderen Autoren, im nächsten Ab- schnitte besonders besprechen. Die Wandungen des präbranchialen Kiemendarms bestehen aus einem einschichtigen, meist ziemlich stark abgeflachten Epithel. In die Prä- branchialzone mündet die bereits besprochene Flimmergrube ein. 2. Flimmerbogen. Der Flimmerbogen (gouttiere pericoronale ‚Julin — gouttiere coronale Lacaze-Duthiers) verläuft ungefähr parallel dem Tentakelkranz (Fig. 13) und besteht aus zwei ziemlich symmetrischen Bogenhälften (rechten und linken). In der ventralen Mittellinie bleiben die beiden Bogenhälften ge- trennt und setzen sich hier in die dorsalen Flimmerbänder des Endostyls fort, während sie an der dorsalen Seite spitzwinklig zusammenlaufen und in die hier beginnende Dorsalfalte übergehen. Auf dem Durchschnitt stellt der Flimmerbogen einen ziemlich stark entwickelten, am freien Rande ver- deekten Wulst dar (Fig. 20A). Eine dieht vor dem Flimmerbogen gelegene und parallel mit diesem verlaufende sogenannte vordere Ringfalte (levre siphonale de la gouttiere coronale Lacaze-Duthiers) besteht nicht, sondern nur jener einheitliche, ziemlich gut entwickelte Flimmerbogen (levre bran- Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 29 chiale de la gouttiere).. Nur in dem dem Endostyl benachbarten Theile, da wo die dorsalen Flimmerstreifen des Endostyls in den Flimmerbogen übergehen, beobachtet man zuweilen auf eine kürzere Strecke eine Vorfalte (Fig. 20B). Es ist die Anwesenheit dieser auch schon am Totalpräparat zu sehen (Fig. 13). In einem Falle allerdings beobachtete ich, was ich nicht verschweigen will, in der Mitte der einen Seite des Flimmerbogens auf eine kürzere Strecke eine vordere Ringfalte (Fig. 21). Sie lag in einem kleinen Abstand von dem eigentlichen Flimmerbogen entfernt und unter- schied sich durch ihr niedriges, flimmerloses Epithel deutlich von jenem. Ich möchte diesem vereinzelten Falle aber keine besondere Bedeutung bei- legen und betrachte es nur als einen zufälligen Befund. Der Flimmerbogen ist bei ein und demselben 'T'hiere nicht an allen Stellen von gleicher Höhe. In der Nähe des Endostyls ist er gewöhnlich am höchsten und wird gegen die beiden Seiten und auch gegen die Dorsal- falte hin etwas niedriger. Die Zellen sind auf der Höhe des Walles pris- matisch und tragen an ihrer Oberfläche ziemlich starke Wimpern. An der Basis werden die Zellen mehr kubisch und gehen allmählich in die flachen Zellen der Präbranchialzone über. Im Flimmerbogenepithel treten auch stets Drüsenzellen auf, und zwar befinden sich dieselben meistens in den mittleren Abschnitten jeder Bogenhälfte. In die den Flimmerbogen bildende Epithelfalte wuchern. Mesenchymzellen und Zwischensubstanz aus der pri- mären Leibeshöhle hinein. Das Mesenchymgewebe umschliesst stets eine oder mehrere bogenförmig im Flimmerbogen verlaufende Blutbahnen. Obwohl sich die dorsalen Theile bei den beiden Bogenhälften unter spitzem Winkel nähern, besteht doch keine Epibranchialrinne, denn der Flimmerbogen flacht sich jederseits beträchtlich ab und geht unmerklich in die Dorsalfalte über. 3. Endostyl. Der Endostyl (gouttiere hypobranchiale) der die ventrale Median- zone des Kiemendarms einnimmt, stellt auch hier, wie bei den meisten Aseidien, ein hoch differenzirtes, symmetrisch gebautes Organ dar. Es lassen sich auf jeder Seite drei Flimmerstreifen und drei Drüsenstreifen und ein median gelegenes unpaares Mittelstück unterscheiden (Fig. 21, 41 30 Reinhold Riedlinger, und 39). Flimmerstreifen wie Mittelstück fallen stets durch besondere Färbbarkeit auf. Die dorsalen Flimmerstreifen, die rechts und links vom Eingang in die Endostylrinne liegen, bestehen aus einer Schicht von eylindrischen bis kubischen Flimmerzellen, die seitwärts allmählich in das Plattenepithel des Kiemendarms übergehen. Nach innen zu folgt auf die dorsalen Flimmer- streifen jederseits eine wimperlose, aus etwas flacherem Epithel bestehende Z/wischenzone, die gewöhnlich nicht besonders benannt wird. Daran schliessen sich die dorsalen Drüsenstreifen, die aus einem gleichfalls ein- schichtigen,. aber aus sehr langen keilförmigen Zellen zusammengesetzten Epithel bestehen. Die Gestalt eines solehen Drüsenabschnittes ist bohnen- förmig. Die Zellkerne sind von rundlicher Gestalt und liegen an den der Leibeshöhle zugekehrten Enden, während nahe der Endostylrinne sich meist Sekretvakuolen befinden. Die mittleren Flimmerstreifen bestehen aus kleinen eylindrischen Flimmerzellen, deren längliche Kerne nicht immer in gleicher Höhe liegen, so dass diese Zone an manchen Stellen den Eindruck macht, als ob sie mehrschichtig wäre. Das Gleiche ist auch bei dem im übrigen vollkommen gleich gebauten ventralen Flimmerstreifen der Fall. Auch der mittlere und ventrale Drüsenstreifen sind von dem dorsalen nicht wesentlich verschieden. Zwischen den beiden ventralen Drüsenstreifen liegt der die beiden sym- metrischen Hälften verbindende unpaare Medianstreifen. Die Zellen dieser Zone sind prismatisch und tragen je eine mächtige Geissel, die meist länger sind, als die ganze Höhe des Endostyls. Der vom Flimmerbogen bis in die Nähe des Ösophaguseingangs verlaufende Endostyl schliesst sich an diesen beiden Endpunkten blindsack- artig.. An dieser Blindsackbildung nehmen, wie man auf Schnittserien deutlich verfolgen kann, die dorsalen Flimmerstreifen nicht Theil, sondern diese gehen vorn und seitlich in den Flimmerbogen über, während sie hinten die Bildung der Retropharyngealrinne bewerkstelligen (Fig. 24 C.). Von der Leibeswand ist der Endostyl, abgesehen von seinem hinter der Präbranchialzone beginnenden Anfangstheil, ziemlich weit entfernt, indem er von einem meist sehr hohen Septum getragen wird, dessen Einzelheiten ich im nächsten Kapitel behandeln werde. Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. sl 4. Dorsalfalte. Dem ventral verlaufenden Endostyl entspricht auf der dorsalen Seite die Dorsalfalte (raph& dorsal). Das Organ stellt eine membranartige Längs- falte des entodermalen Kiemendarmepithels dar und besitzt eine recht an- sehnliche Höhe und sehr verschiedene Gestalt. Seine Wandungen sind entweder straff ausgespannt (Fig. 22 und 23) oder mehr oder minder stark wellenförmig nach rechts und links hin ausgebogen, so dass das Ganze eine undulirende Membran darstellt. Das freie ventrale Ende der Dorsal- falte ist entweder kolbig angeschwollen oder spitz zulaufend (Fig. 22). Sehr häufig krümmt sich die ganze Dorsalfalte oder nur ihr ventraler Ab- schnitt nach einer Seite hin und zwar dann gewöhnlich nach rechts. Am dorsalen, der Kiemenwand zunächst liegenden Ende der Dorsalfalte tritt zuweilen rechts neben der eigentlichen Dorsalfalte und von dieser häufig etwas überdacht, eine besondere rinnenförmige Vertiefung, die Dorsalrinne oder Dorsalfurche (gouttiere dorsale Lacaze-Duthiers) auf Julin. nennt sie gouttiere medio-dorsale oder gouttiere epibranchiale. Die erste Bezeichnung dieses Autors ‚bezieht sich darauf, dass sie thatsächlich in der Mittellinie liegt, während die eigentliche Dorsalfalte, streng genommen, meist etwas links von der Mittellinie verläuft. Den Ausdruck „Epibranchialrinne“, den Julin gewöhnlich für die Dorsalrinne anwendet, möchte ich, entsprechend der in Bronn’s Klassen und Ordnungen vertretenen Nomenclatur in dem bereits oben (p. 29) angeführten Sinne angewandt wissen. Nach Julin’s Beschreibung nimmt die Dorsalrinne ihren Anfang hinter dem Flimmer- bogen und verliert sich erst im Eingang des Oesophagus. Lacaze- Duthiers dagegen lässt bei seiner socialen Form nur in der mittleren Partie eine Dorsalfalte auftreten, während er bei seiner solitären Form und der jungen socialen angiebt, dass sie überhaupt fehle. Ich glaube, allen drei Ansichten Recht geben zu müssen, denn ich sah die Rinne bald fast ganz fehlen, oder nur stellenweise auftreten oder die Dorsalfalte in ihrem ganzen Verlaufe begleiten. Es bestehen also hier in der T’hat grosse in- dividuelle Variationen. Die Wandungen der Dorsalfalte stellen ein einschichtiges Flimmer- epithel dar, das in der mittleren Partie cylindrisch ist, während es in den 32 Reinhold Riedlinger, ventralen Abschnitten, dem freien Ende zu mehr kubisch wird. Auch das Epithel der Dorsalrinne ist ein kubisches Flimmerepithel. Das Innere der Dorsalfalte ist angefüllt mit Mesenchymgewebe, in welchem, insbesondere im dorsalen Theile, umfangreichere Blutbahnen auftreten. In dem Vorder- theile der Dorsalfalte finden sich im dorsalen breiteren Theile auch noch einige Muskelfibrillen (Fig. 23), doch fehlen dieselben weiter hinten. Längs der Flimmerwände sieht man einen mit Nahrungskörpern aller Art beladenen Schleimfaden hinziehen, doch Drüsenzellen konnte ich in den Wandungen der Dorsalfalte nur spärlich nachweisen, so dass wohl die Hauptaufgabe der Dorsalfalte in der Weiterleitung der Nahrungskörper nach dem Oeso- phagus zu besteht, was auch durch die Anwesenheit einer Dorsalrinne unterstützt wird. Die vom Flimmerbogen bis zum Oesophagus verlaufende Dorsal- falte beginnt vorn, ungefähr in der Mitte des Gehirnganglions, gleich mit ziemlicher Höhe (Fig. 19 und 23). Es ragt damit die Dorsalfalte weiter nach vorn als die Kiemenspaltenregion. Gegen ihr hinteres Ende nimmt die Dorsalfalte immer mehr an Höhe ab, tritt auf die linke Seite der Hinterwand des Kiemendarms und hört neben der Mitte des Oesophagusein- gangs ganz auf. Dort stösst sie, wie ich im nächsten Abschnitt noch be- sonders auseinandersetzen werde, mit dem Ende des aus dem Endostyl her- vorgegangenen Retropharyngealbandes zusammen. Die die Dorsalfalte an die äussere Peribranchialwand befestigenden Septen finden im Kapitel VII ihre Besprechung. 5. Hinterwand des Kiemendarms. Die vom Ösophaguseingang durehbrochene Hinterwand des Kiemen- darms (aire oesophagienne) weicht ebenfalls erheblich in ihrem Bau von den seitlichen, von den Spiraculis durchsetzten Thheilen des Kiemendarms ab. Sie liegt im hintersten dorsalen Drittheil des Körpers und wird begrenzt: ventral vom Endostyl, dorsal von der Dorsalfalte und seitlich von den eigentlichen Kiemen (Fig. 30). Diese Zone erhält noch ein besonderes Interesse durch die Beziehungen der Dorsalfalten- und Endostylenden zum Oesophagealmund. In der Nähe des Oesophaguseingangs schliesst sich, wie ich bereits oben ausgeführt habe, der Endostyl blindsackförmig (Fig. 24 B). Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 35 Seine dorsalen Flimmerstreifen und vielleicht auch noch die oberen Drüsen- streifen des Endostyls setzen sich in eine Retropharyngealrinne fort. Es lassen sich nämlich im hintersten Endostylabschnitt die sonst für den Endostyl so typischen Abschnitte nicht mehr scharf abtrennen, sodass es schwer fest- zustellen ist, welche Theile an der Bildung der beiden Flimmerkämme der Retropharyngealrinne (Fig. 240) theilnehmen. Die Rinne (Fig. 24A) verläuft bis gegen den Oesophaguseingang. Der linke Flimmerkamm der Retropharyngealrinne setzt sich in den linken Wall des Oesophagus, in das sog. linke Periösophagealband fort. Dieses verliert sich beim Oesophagus- eingang in dem Hinterende der Dorsalfalte; indem sich nämlich die Dorsal- falte immer mehr abflacht, gehen sie beide unmerklich in einander über. Der rechte Flimmerkamm des Retropharyngealbandes verliert sich in dem viel breiteren Kraterrand des Oesophagus, dem sog. rechten Periösophageal- band oder Retropharyngealbiand, vollständig. Die beiden Schenkel des Re- tropharyngealbandes, resp. des Periösophagealbandes bestehen aus einem meist eylindrischen Flimmerepithel. 6. Kiemen. Die als Kiemen funktionierenden Seitenwände stellen bei weitem den umfangreichsten Theil des Kiemendarms dar. Das respiratorische Organ lässt sich naturgemäss scheiden in: die primäre, von Kiemenspalten durch- brochene (zweischichtige) Kiemenwand und die erst sekundär an ihrem innern entodermalen Kiemendarmepithel auftretenden, längs- und querverlaufenden Faltungen, die als innere Längs- und innere Quergefässe bezeichnet werden. Diesen ins Lumen der Kiemendarmhöhle vorspringenden Gefässen stehen also die in der Ebene der Kiemenspalten gelegenen, als interspirakulare (äussere) Längs- und Quergefässe bezeichneten Theile gegenüber (Fig. 25>—27). Am frischen Thiere erscheint der gesammte Kiemendarm, in Folge der pigmentirten Mesenchymzellen, in röthlicher Farbe, auf dem sich die inneren Längs- und Quergefässe als weisse Stränge hinziehen. Bei genauerer mi- kroskopischer Betrachtung sieht man, dass auch das die Spalten umgrenzende Epithel pigmentlos ist. Die Kiemenspalten (stigmates branchiaux Julin, tr&mas Lacaze-Duthiers) sind in Form und Grösse sehr verschieden. Die weitaus verbreitetste Form Nova Acta LXXXI. Nr.1. 5) 34 Reinhold Riedlinger, ist die länglich schlitzförmige. Die Längsseiten der Spalten sind oft sehr langgestreckt und entweder vollkommen geradlinig oder etwas ausgebuchtet. Die Schmalseiten sind gewöhnlich bogenförmig, seltener geradlinig, und dann die gesammte Spaltenform mehr rechteckig (Fig. 25). Sehr häufig tritt uns auch die ausgesprochene elliptische Form entgegen (Fig. 26), die insbesondere auch bei jüngeren Thieren zu finden ist, wo die relativ kleinen Spalten dann fast rundlich sind (Fig. 27). Die in ein und demselben Thiere ziemlich gleichmässig gestalteten Spalten weisen am Hinterende der Kiemen meist sehr unregelmässig gestaltete Formen auf. Die Grösse der Spalten ist sehr verschieden. Selbst innerhalb eines durch die inneren Quer- und Längsgefässe gebildeten rechtwinkligen Maschenraums kommen kleine und grosse Perforationen neben einander vor (Fig. 26). Zuweilen erstreckt sich eine Spalte auch durch zwei Felder hindurch (Fig. 25). Die einzelnen, in Querreihen angeordneten Spalten liegen nicht immer in gleichen Ent- fernungen von einander. Bald befinden sich zwischen den Spalten noch grössere undurchbrochene Zwischenräume, bald stellt die Kieme ein zier- liches Gitterwerk dar, indem die Brücken zwischen den Perforationen be- deutend zurücktreten und nur sehr schmal sind. Die Zahl der in einer Masche, d. h. zwischen zwei inneren Längsgefässen, nebeneinander liegenden Kiemenspalten schwankt gewöhnlich zwischen 1—8. Bedeutend grösser noch ist die Zahl links und rechts von dem Endostyl und dem jeweiligen ersten zunächstliegenden inneren Längsgefässe, wo die Zahl bis auf 16 steigen kann. Auf die Beschreibung der inneren Längsgefässe (eötes longitudinales ‚Julin, sinus longitudinaux Lacaze-Duthiers) ist von den Autoren immer ein besonderes Gewicht gelegt worden. Ich möchte sagen mit Unrecht, denn die eontrovers lautenden Angaben über Zahl und Anordnung sind allein schon ein genügender Beweis für die grosse Inkonstanz des Baues der Kiemen. Die Ergebnisse meiner an vielen Thieren aufgestellten Tabellen deeken sich im Wesentlichen mit den von Lacaze-Duthiers nnd Delage für die solitäre Form angegebenen Zahlen. Die beiden Kiemendarmhälften verhalten sich nämlich bezüglich der Zahl und der Vertheilung ihrer Längs- gefüsse nicht vollkommen gleich. Die linke Kiemendarmhälfte ist ausgerüstet mit 10-12 Längsgefässen (Fig. 30). In der rechten Kiemendarmhälfte ist Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee, 35 die Zahl der inneren Längsgefässe grösser, und die ersten 3—6 der Dorsal- falte zunächst liegenden Längsgefässe sind sehr nahe zusammengerückt (Text- figur 2), die immer nur ein oder höchstens zwei Spalten zwischen sich haben. Nach der Hinterwand des Kiemendarms zu weichen jedoch diese Längs- gefässe wieder etwas weiter auseinander. Auf diese eng zusammenliegenden Längsgefässe folgen dann in der rechten Kiemendarmhöhle noch 8—9 weiter von einander entfernte Längsgefässe. Diese nahe beisammenliegenden Längs- gefässe stellen aber, wie Kupffer und insbesondere Lacaze-Duthiers hervorheben, keine wirkliche Falte dar. Kupffer sagt: „Dorsalwärts findet sich ein wallartiger Wulst, an dem die Längsrippen näher zusammenrücken“. Lacaze-Duthiers hebt öfters nachdrücklich hervor, dass es keine wahre Falte ist, und führt weiter aus, dass ein solcher Wulst bei der socialen Form kaum mehr vorkomme. Traustedt und Julin sprechen allerdings rundweg von einer pli branchial, jedoch hebt Julin richtig hervor, dass die sie bildenden Gefässstränge im hinteren Körpertheil auseinanderweichen. Die inneren Längsgefässe erstrecken sich nieht immer alle durch die ganze Kiemenwand, sondern sie sind öfters unvollständig. Auch ihr Verlauf ist zuweilen unregelmässig, indem zwei benachbarte Längsgefässe spitz- winklig zusammenstossen. Die inneren Quergefässe (cötes transversales) stehen ziemlich senk- recht auf den inneren Längsgefässen, sodass sie mit diesen zusammen recht- eckige Felder, die sog. Maschenräume, abgrenzen. Dieselben ziehen jeder- seits von der Dorsalfalte bis zum Endostyl und kommen in zwei ziemlich regelmässig miteinander abwechselnden Stärken vor. Ihre Gesammtzahl be- trägt 25—50 in jeder Kiemendarmhälfte. Die inneren Quergefässe 2. Ord- nung sind bedeutend zarter als die 1. Ordnung. Die Quergefässe 2. Ord- nung ziehen mitten über die Kiemenspalten hinweg. ’ Die von den sekundären inneren Gefässen gebildeten Maschen schliessen, wie schon oben erwähnt, eine verschieden grosse Zahl von Spalten in sich ein. Die grössten Maschen sind die an den Endostyl angrenzenden Felder. Die in der primären Kiemenwand zwischen den Spalten verlaufenden interspirakularen Längs- und Quergefässe haben einen verschieden grossen 5* 36 Reinhold Riedlinger, Umfang, da die Zwischenräume zwischen den Spalten verschieden gross sind. Auf Durchschnitten (Fig. 28 u. 29) sieht man, wie das die Spalten begrenzende Epithel aus eylindrischen, mit langen Flimmern ausgerüsteten Zellen besteht, während die die Peribranchialhöhle resp. Kiemendarmhöhle begrenzenden Wände von einem sehr flachen, nur wenige Kerne führenden Plattenepithel gebildet werden. Bei starker Vergrösserung und Hämatoxylin- färbung sieht man das Lumen der äusseren Längsgefässe mit einer schmalen Gallertschicht ausgekleidet, in der einige Bindegewebszellen eingelagert sind. Ferner sieht man zuweilen auch, dass die Basalenden der langen Flimmern bis zu den Kernen reichen. Schnitte, die durch die interspirakularen Quergefässe, also parallel den inneren Q@uergefässen, zwischen diesen und den Kiemenspaltenenden geführt sind, zeigen uns zwei ziemlich dicht zusammenliegende Membranen. Die eine davon gehört natürlich dem entodermalen Kiemendarmepithel, die andere dem ektodermalen inneren Peribranchialepithel an. Zwischen den beiden Wänden ist ab und zu auch eine Blutzelle zu erkennen. Das Epithel der inneren Längs- und Quergefässe ist eylindrisch und ist mit einem, jedoch nicht immer gut erhaltenen, Flimmerbesatz aus- gerüstet. Die Kiemenwände stehen mit dem äusseren Peribranchialepithel durch die sog. Trabekels (trabdeules vasculaires) in Verbindung. Sie befinden sich gewöhnlich an den den Kreuzungspunkten der inneren Längs- und (Juergefässe entsprechenden Stellen (Fig. 29; Textfig. 2). Ihre Zahl ist sehr gross, und sie erreichen, je nach dem Abstand der beiden Peribranchial- epithelien, zuweilen eine recht beträchtliche Länge. Die Wände bestehen aus einem sehr flachen Epithel und umschliessen gewöhnlich nur ein feines Lumen, das als Blutbahn dient und Blutzellen führt. Es bestehen somit durch die zahlreichen Trabekel, das Endostyl-, Dorsalfalten- und Hinterwand- septum sehr reichliche Verbindungen zwischen dem äusseren und inneren Peribranchialepithel. Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 37 VI. Verdauungstraktus, Der Verdauungsschlauch liegt in der linken hinteren Hälfte der pri- mären Leibeshöhle und ist überzogen von besonderen Faltungen der Peri- branchialwände. Er stellt eine einfache Schlinge dar, an der man einen absteigenden und einen aufsteigenden Schenkel unterscheiden kann. Er gliedert sich in: Oesophagus, Magen, Mittel- und Enddarm. Die ersten drei Abschnitte bilden den absteigenden und der Enddarm mit dem Rektum den aufsteigenden Schenkel. Zwischen dem ab- und aufsteigenden Schenkel der Schlinge, dem Endteil des Magens und dem gegenüberliesenden Intestinal- abschnitt, befindet sich ein Ligament. Der sehr kurze Oesophagus ist im hintersten Körperabschnitt in der Medianebene dorsal gelegen (Fig. 30). Er ist gewöhnlich, wenigstens im conservirten Thiere, schwach längsgefaltet. Sein Lumen ist von vorn bis hinten ziemlich gleich weit, nimmt aber gegen den Magen hin etwas zu, wo auch die Faltungen etwas deutlicher werden, um dann unmerklich in die zahlreichen Falten des Magens überzugehen. Seine vordere, in die Hinterwand des Kiemendarms einmündende Oeffnung ist, wie bereits oben besprochen, wallartig aufgeworfen. Mit seinem hinteren Ende ist er schief nach unten gerichtet, um auf der linken oberen Seite in den Magen über- zugehen. Sein Epithel besteht aus eylindrischen, mit starken Wimpern ver- sehenen Flimmerzellen (Fig. 31), während sein äusserer peribranchialer Ueberzug von einem sehr flachen Plattenepithel gebildet wird. Zwischen den beiden befindet sich eine ziemlich breite, mit einigen Blutlakunen durch- zogene Mesenchymschicht. Den umfangreichsten Theil des Darmkanals stellt der Magen dar. Er hat eine ei- oder spindelförmige Gestalt und lässt schon äusserlich deutlich hervortretende Längsfalten erkennen (cannelirter Magen). Er ver- läuft von hinten dorsal nach vorn ventral derart, dass sein Anfangstheil am weitesten nach hinten und sein in den Darm übergehendes Ende am weitesten 38 Reinhold Riedlinger, nach vorn zu liegen kommt. Auf seiner vorderen, dem Intestinum zu- gewandten Fläche verläuft von der Cardia bis zum Pylorus ein durch be- sondere Breite 'auffallender Längswulst (cöte oesophago-pylorique Lacaze- Duthiers), der, von innen gesehen, eine tiefe Rinne darstellt, die kurzweg als Magenrinne (gouttiere stomacale) bezeichnet wird. Auf Querschnitten sind die Magenrinne wie die übrigen Magenfalten besonders deutlich zu sehen (Fig. 32). Die einzelnen Falten, die von den französischen Autoren als Leber- streifen (cötes hepatiques) bezeichnet werden, haben eine ziemliche Höhe. Ihre Zahl schwankt zwischen 16 und 18 und wird nach den beiden Enden zu immer geringer. Den hohen Falten entsprechen natürlich ebensoviele tiefe Rinnen. Die Wandungen der Magenfalten bestehen aus einem hohen eylin- drischen Epithel, das auf seiner ans Lumen des Magens grenzenden Seite einen Flimmersaum trägt. Die an den äusseren Enden gelegenen Kerne sind länglich gestaltet und so ziemlich in der gleichen Höhe gelegen. Das Innere der Zellen ist mit Sekrettropfen von gelblicher Farbe angefüllt, die man an mehreren Orten, ins Lumen einwandernd, antrifft (Fig. 33). Die Sekretzellen treten namentlich an den Seitentheilen der Falten auf und werden nach der Höhe der Falten zu spärlicher. An den Spitzen der Falten beobachtet man vielfach auch, dass sich ganze Zellen aus dem Verbande loslösen und in den freien Magenraum gelangen (Fig. 33). Das die Magenfalten von aussen umgebende Mesenchymgewebe ist von vielen Blutlakunen durchsetzt. Einige dieser Blutbahnen fallen durch besondere Grösse auf und haben auch deutliche Endothelwände. Muskel- fibrillen konnte ich in dem den Magen umgebenden Gewebe nicht nach- weisen, ist ja doch eine allgemeine Bewimperung des Epithels vorhanden, die zur Fortbewegung der aufgenommenen Nahrung ausreicht. Die zwar in allen Geweben vorkommenden Zooxanthellen treten in der Nachbarschaft des Magens in besonders grosser Anzahl auf und lassen die roth pigmentirten Mesodermzellen ganz in den Hintergrund treten. Sie bedingen dadurch, dass die Gesammtfarbe des Magens am frischen T’hiere gewöhnlich eine mehr gelbliche ist. Ziemlich konstant im Magen vorkommende Parasiten sind Gregarinen, die man neben den Zooxanthellen, sowohl massenhaft im Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 39 Lumen des Magens als, im Begriff einzuwandern, im Epithel steckend, antrifft. Julin, der die Gregarinen auch schon bei sehr kleinen, nur 3 mm messenden Thieren angetroffen und auch dort ihre Einwanderung beobachtete, elaubt, dass in gleicher Weise die fast eonstant in sämmtlichen Geweben der Acidien vom Larvenstadium an vorkommenden grünlichgelben -Algen- Zooxanthellen zunächst in den Darm einwandern, um von diesem aus die anderen Gewebe zu infieiren. Dieser hypothetischen Erwägung möchte auch ich beipflichten, jedoch bin ich geneigt, anzunehmen, dass der Darm nicht die einzige Stelle ist, von der aus dies erfolgt, sondern ich möchte vielmehr auch glauben, dass dies auch von andern Stellen, insbesondere überall vom Peribranchialepithel aus, erfolgen kann. In die Peribranchialhöhle müssen sie doch mittels des durch die Kiemenspalten fliessenden Athem-Wassers gelangen und hier das äussere Peribranchialepithel ebenso gut durchwandern können, wie sie das Darmepithel oder das ektodermale Hautepithel durch- wandern können. Von der ausserordentlichen Beweglichkeit und Wider- standsfähigkeit gegen Reagentien konnte ich mich oftmals hinlänglich über- zeugen. i Von dem Epithel der Magenfalten unterscheidet sich das der Magen- rinne durch seinen stärkeren Wimperbesatz. Auch hier enthält das hohe eylindrische Epithel Sekretzellen und zuweilen noch grosse Sekretvakuolen. Die Magenrinne ist an ihrem Pylorus-Ende vielfach blindsackartig erweitert. Dieses als Pylorus-Blindsack (caecum pylorique) bezeichnete Gebilde besteht gleichfalls aus einem hohen, mit Drüsenzellen ausgestatteten Flimmer- epithel. Die Grösse dieses Organs ist sehr verschieden. Meist ist es scharf vom übrigen Magen abgesetzt und bietet auf Totalpräparaten das Bild eines dem Magen anliegenden Bläschens oder Säckchens, in das seitlich nahe der Ursprungsstelle aus dem Magen der Hauptausführungskanal der darmum- spinnenden Drüse einmündet. Zuweilen ist aber kein scharf abgesetzter Pylorus-Blindsack vorhanden, sondern es ist die Magenrinne in ihrem unteren Ende nur etwas stärker ausgeweitet, sodass dann der Hauptausführungsgang der darmumspinnenden Drüse direet in die Magenrinne einmündet. So kommt es denn auch wohl, dass Julin keines besonderen Pylorus-Blindsackes Er- wähnung thut und den Hauptausführungsgang direct in die Magenrinne 40 Reinhold Riedlinger, einmünden lässt. Aus denselben Gründen ist es wohl auch zu erklären, dass Lacaze-Duthiers das Gebilde nur bei seiner Solitärform vorhanden glaubt. Die beiden vom Pylorus-Blindsack gegebenen Bilder (Fig. 34 u. 35) zeigen denselben einmal weit unterhalb des Zusammenhangs mit der Magen- rinne und ziemlich weit vom Magen entfernt liegend. Das andere Mal gerade mit der seitlichen Einmündung des Hauptausführungskanals und un- mittelbar vor dem Zusammenhang des Organs mit der Magenrinne. Der Pylorus-Blindsack ist vielfach auch, wie der Magen, mit Gregarinen ange- füllt, einmal fand ich ihn buchstäblich vollgepfropft. Der Pylorus-Blindsack, der also auf verschiedenen Ausbildungsstufen angetroffen wird, stellt nur eine erweiterte, mehr oder weniger stark abge- schnürte Parthie der Magenrinne dar und ist als ein Reservoir für die Secrete der darmumspinnenden Drüse aufzufassen, um diese von da aus im geeigneten Augenblicke in den Darm zu entleeren. Das Intestinum geht ohne scharfe Grenze aus dem Magen hervor, da die Falten des letzteren nicht plötzlich aufhören, sondern, sich allmählich verlierend, noch auf den Anfangstheil des Intestinums übergehen. Der an den Magen anschliessende Darmabschnitt verläuft in derselben Richtung wie dieser, nach vorn, biegt dann erst senkrecht nach oben, gleich darauf wieder rechtwinklig nach hinten, um in kurzem Abstand über der absteigenden Darmschlinge wieder in der Riehtung auf den Magen zurückzulaufen (Fig. 30). Nach dieser ersten Krümmung verläuft er dann auch gerade bis zum Oeso- phagus nach hinten, macht dann eine zweite schwächere Krümmung, um den letzten Darmabschnitt bis in die Nähe der Egestionsöffnung zu senden. Die erste (doppelte) Krümmung ist mit ihrer Convexität nach vorn gerichtet, die zweite umgekehrt mit ihrer Convexität nach hinten. Diese zweite Krümmung ist bei jungen Thieren oft kaum vorhanden. Es besteht somit das Intestinum aus: 1) einem gewöhnlich nur kurzen, an den Magen an- schliessenden und bis zur ersten Krümmung reichenden Mitteldarm; 2) einem an dieser Krümmung beginnenden, ungefähr parallel zur unteren Darm- schlinge verlaufenden und bis zur zweiten Krümmung reichenden, oberen ziemlich langen Enddarm; 3) endlich einem wieder an diese Krümmung an- schliessenden Reetum mit dem After. Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 41 Durch das Intestinum zieht sich eine seichte Rinne, Typhlosolis ge- nannt, die sich fast unmittelbar an die Magenwand anschliesst. Sie verläuft demnach am dorsalen Rande des Mitteldarms, am hinteren Rande der ersten Krümmung, am ventralen Rande des Enddarms, dann am hinteren Rande der zweiten Krümmung und endlich am dorsalen rechten Rande des Reetums. Der Darm ist von einem kubischen bis eylindrischen Flimmerepithel aus- gekleidet, das im ersten Darmabschnitt noch am höchsten ist und von dort nach hinten zu allmählich an Höhe abnimmt. Die Darmrinne fällt durch ein höheres Epithel und deutliche Wimpern auf (Fig. 36). Im Darmepithel finden sich auch Sekretzellen, die wiederum in der Darmrinne am besten zu Tage treten. Das Peribranchialepithel ist ein Plattenepithel, das jeder- seits in die beiden dicht zusammengelagerten Blätter des gleich noch zu bespreehenden Mesenteriums übergeht. In dem zwischen den beiden Epi- thelien gelegenen Mesenchymgewebe, das ein ziemlich diekes Polster um den Darm bildet, sind die Organe der darmumspinnenden Drüse eingebettet. An der darmumspinnenden Drüse (glande intestinale Julin, glande pylorique Lacaze-Duthiers) kann man deutlich drei verschiedene Absehnitte unterscheiden: 1. die ampullenförmigen Endbläschen, 2. deren kleine verzweigte Ausführungsgänge, die sich in immer grössere Kanäle sammeln und 3. endlich den gemeinsamen Hauptausführungsgang. Das Ver- breitungsgebiet der darmumspinnenden Drüse erstreckt sich über sämmtliche Theile des Intestinums. Auch in dem an den Magen sich anschliessenden Mitteldarm findet man Ampullen, wenn dieselben dort auch noch ziemlich spärlich sind (Fig. 36). In den hinteren Intestinalabschnitten erscheinen zuweilen die Ampullen in so grosser Menge um den Darm gelagert, dass sie sich gegenseitig zusammenpressen und in den Q@uerschnitten wie ein stark durchlochtes, weitmaschiges Sieb aussehen, das ringförmig das Darm- epithel umgiebt. Die Ampullen (acini) stehen, wie schon aus dem eben Gesagten folgt, gewöhnlich senkrecht zum inneren Darmepithel, doch nehmen sie, wo sie nicht in so grosser Zahl vorhanden sind, ausnahmsweise auch einmal schiefe oder parallele Lagen an. Auch ihre Gestalt ist von ihrer Häufigkeit und Lagerung abhängig, sodass sie bald oval, bald kreisförmig, bald unregelmässig geformt erscheinen (Fig. 36 u. 37). Das die Ampullen bildende Epithel ist flach und geht jederseits in das etwas höhere Epithel Nova Acta LXXXI. Nr.1. 6 42 Reinhold Riedlinger, der ausführenden Kanäle über. Das Lumen der Acini fand ich gewöhnlich gefüllt mit einer wasserklaren Flüssigkeit, zuweilen war auch geronnenes Eiweiss darin enthalten. Die auf dem Querschnitte kreisförmigen Ausfüh- rungsgänge zeichnen sich durch ihr diekeres Epithel aus, sodass sie von den runden Acini gut unterscheidbar sind. Ausserdem aber lässt sich in den Ausführungskanälen eine deutliche Wimperauskleidung nachweisen (Fig. 37). Die kleinen Kanälchen, die an die Aecinis anschliessen, vereinigen sich zu grösseren Kanälen, die nach einem gemeinsamen Punkte hinzielen, um sich an der ventralen Seite des hinteren Endes des aufsteigenden In- testimalastes zu einem gemeinsamen Hauptausführungsgang zu vereinigen. Derselbe tritt dort (Textfig. 3), in ein Septum (ligament intestino pylorique Lacaze-Duthiers et Delage) eingebettet, zum Pylorusblindsack resp. zur Magenrinne über, um hier seitlich einzumünden und dem Darm die Secrete der darmumspinnenden Drüse zuzuführen. Das 'Reetum (portion reetale), dessen es noch eine besondere Be- sprechung bedarf, ist nach vorn und innen gerichtet, um dorsal links neben der Medianebene mit dem After (Anus) zu enden. Derselbe liegt also an der hinteren Grenze der Kloake und ist beim ausgewachsenen Thiere stets mehr dorsal und weiter nach vorn gelegen, als der Oesophagus. Auf Total- wie Längsschnittpräparaten sieht man den After am freien Rande etwas trichterförmig erweitert. Die Oeffnung selbst ist kreisähnlich und glatt. Sehr deutlich sieht man hier auch am geöffneten Totalpräparate die Typhlo- solis. Die Bewimperung des Epithels tritt am Enddarm wieder stärker hervor und setzt sich auch auf die oberen Ränder des Afters fort (Fig. 38). Diese Ränder fallen, nebenbei bemerkt, auch noch durch besonderen Reich- thum an Drüsenzellen auf. Bezüglich der Befestigung des Verdauungstractus will ich an dieser Stelle nur erwähnen, dass das Intestinum auf seinem ganzen Verlauf vom Magen bis zum After mittels eines fortlaufenden Mesenteriums befestigt ist. Dieses erweist sich, wie im Kapitel VII auseinandergesetzt ist, lediglich als eine von den Peribranchialwänden ausgehende Bildung. Untersuchungen über den Bau von Stvelopsis grossularia der Ostsee, 43 VII. Peribranchialräume und Kloake. Die einen zusammenhängenden Raum darstellenden Peribranchial- höhlen sind entwicklungsgeschichtlich entstanden aus zwei seitlichen Eeto- dermeinstülpungen, den Peribranchialbläschen, die den Kiemendarm um- wachsen und sich dorsal vereinigen. Der linke und rechte Peribranchial- raum sind daher in dem grösseren mittleren dorsalen Theil, der sog. Kloake, mit einander vereinigt und dorsal nur auf bestimmten Strecken, nämlich vorn und hinten dureh die beiden gleich zu besprechenden Dorsalsepten getrennt. Ventral dagegen bleiben linker und rechter Peribranchialraum stets durch die ganze Länge des Thieres durch das Endostylseptum und Hinterwandseptum getrennt. Diesen als primär aufzufassenden Septen stehen gegenüber die secun- dären, die dadurch entstanden sind, dass der vom Kiemendarm aus wachsende embryonale Darmtraetus die Peribranchialwand vor sich hertreibt und von dieser umhüllt wird. Nur der Oesophagus liegt nahezu median zwischen den beiden Blättern eines primären Septums, während der übrige Theil des Darmtraetus linkseitig verläuft und die Bildung secundärer Septen im linken Peribranchialraum bedingt. Die die Peribranchialräume auskleidenden Wandungen, die als äusseres und inneres Peribranchialepithel bezeichnet werden, bestehen aus einem sehr flachen Epithel. Das äussere Peribranchialepithel zeigt nur an einigen, im Dienste besonderer Organe stehenden Stellen eine etwas höhere kubische Zellform, nämlich in. der Region der Eileitermündung und in der Region der gemeinsamen Hauptausführungsporen der Samenleiter. Von den primären Septen ist das ventrale Endostylseptum (septum medio ventral Julin) das längste, indem es den Endostyl in seiner ganzen Ausdehnung begleitet. Es liegt genau in der ventralen Mittellinie da, wo die ventralen Enden der beiden Peribranchialeinstülpungen aneinanderliegen. Das Endostylseptum wird gebildet von zwei aus sehr flachem Platten- epithel bestehenden Wänden, die bis zur Basis des Endostyls dicht zu- 6* 44 Reinhold Riedlinger, sammengelagert sind und zwischen sich nur wenige Mesenchymzellen ein- schliessen. An der Basis des Endostyls angekommen, weichen diese beiden Blätter auseinander, umgeben den Endostyl kelchartig von der Ventralseite und gehen dann in das innere Peribranchialepithel über. Wenn ich eben gesagt habe, dass die Wände des Septums dicht zusammenliegen, so muss ich das dahin verbessern und sagen, dass da, wo Anfang und Ende des Textfigur Nr. 2. Schnitt durch die vordere rechte Körperhälfte. 30/1. 9 — Ganglion; vds — vorderes Dorsalseptum; df = Dorsalfalte; ilg — inneres Längsgefäss; tr — Trabekel; !y = äusseres Längsgefäss; ge = Geschlechtsorgane; es — Endostyl; sp — Endostylseptum. Herzens in Beziehung mit dem Septum treten, die beiden Blätter weiter auseinanderrücken, um die das vordere und hintere Ende des Herzens fort- setzenden Gefässe zwischen sich aufzunehmen. Während der Herzanfang ungefähr in der Mitte der ventralen Mittellinie in das Septum eintritt, füllt Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 45 das hintere Ende des Herzschlauches auch ungefähr mit dem Endostylende zusammen. Nachdem der Endostyl blindsackartig geendet hat, setzt sich sein ventrales Septum auf die Hinterwand des Kiemendarms als „Hinterwand- septum“ fort, indem es an der Retropharyngealrinne bis zum Oesophagus entlang zieht und diesen sogar vollkommen zwischen seinen beiden Blättern aufnimmt (Textfig. 3). Es liegt somit der Oesophagus in der That in einem primären Septum eingeschlossen, das ihn natürlich auch an die äussere Peri- branchialwand befestigt. Durch dieses Hinterwandseptum bleiben die umfangreichen Abschnitte der Peribranchialräume, die sich im hinteren Leibesabschnitt des 'T'hieres auslaufen, von einander getrennt. Auf der Dorsalseite finden sich median zwei von einander getrennte Septen. Erstlich das sehr kurze vordere Dorsalseptum (septum medio dorsal anterieur). Es beginnt hinter dem Flimmerbogen und reicht bis zur vorderen Grenze der Kloake (Textfig. 2). Seine Entstehung ist darauf zurückzuführen, dass die beiden Peribranchialausstülpungen, auch nachdem sich ihre dorsale Vereinigung zum Kloakenraum vollzogen hat, rechts und links selbständig in den Vorderabschnitt des T'hieres hineinwachsen und hier nicht nur ventral, sondern auch dorsal getrennt bleiben, wenngleich sie in der Medianebene dicht aneinanderstossen. Während der gesammte mittlere Theil des Thieres ein dorsales Septum entbehrt, weil hier die Peribranchialräume zur Kloake sich vereinigt haben, verläuft im hinteren Bereich des Kiemendarms auf der Dorsalseite das an das Hinterwandseptum anschliessende hintere Dorsalseptum (septum medio dorsal posterieur). Es begleitet den letzten Abschnitt der Dorsalfalte vom Oesophagus bis zur Höhe des Afters resp. der hinteren Grenze der Kloake. Zu den sekundären, durch den Verlauf des Darms bedingten Septen- bildungen rechne ich zunächst eine an der Ventralseite auftretende Faltung, indem das Endostylseptum kurz nach dem blindsackartigen Schluss des En- dostyls einen Verbindungsast zum Magen sendet. Es geht nämlich von der linken Seite des Septums eine kurze Verbindungsbrücke zur hinteren rechten Magenwand (Textfig. 5). Ich möchte dieselbe, gleich Julin, da sie gewisser- massen das Gekröse des Magens darstellt, als Magengekröse (me&sogastre) 46 Reinhold Riedlinger, bezeichnen. Es hat diese Verbindung, wie wir noch sehen werden, eine grosse Bedeutung für das Herzende und den Blutkreislauf. Textfigur Nr. 3. Schnitt durch die hintere Körperregion. 50/1. ec — Cellulosemantel; ence — Endocarp; ! — primäre Leibeshöhle; el! — Eileitermündung; .pch — Pericardialhöhle; esp — Endostylseptum; mg = Magengekröse (m6sogastre); m — Magen; mr — Magenrinne; msp — Magenseptum; dsp — Darmseptum; dg — Ausführungs- gang der darmumspinnenden Drüse; d = obere Darmschlinge; 1.p. = linker hinterer Peri- branchialraum; r = Rectum; rsp —= Septum des Reetums; oe —= Oesophagus; r.p. = rechter hinterer Peribranchialraum (Brutraum); Asp —= Hinterwandseptum. Das secundäre Darmseptum (mesentere) begleitet das gesammte Intestinum vom Magen bis zum After. Es verläuft dieses Mesenterium, Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 47 wenn ich mit der Schilderung am Rectum beginnen darf (vergl. Fig. 30), folgendermaassen: 1) an der hinteren rechten Seite des Reetums, 2) an der hinteren Convexität der 2. Eingeweidekrümmung, 3) am ventralen rechten Rande des Enddarms, 4) an der hinteren Concavität der 1. Krümmung, 5) am rechten dorsalen Rande des Mitteldarms und 6) endigt endlich an der dorsalen Fläche des letzten Magenabschnittes. Das Mesenterium geht nämlich hier genau bis zum Hauptausführungskanal der darmumspinnenden Drüse, schliesst diesen in sich ein, biegt dorsalwärts um und verbindet sich mit dem entsprechenden Gekröse des gegenüberliegenden Enddarms. Diese zwischen ab- und aufsteigendem Darmschenkel bestehende Gekrösverbindung (ligament intestino pylorique) ist ausgespannt zwischen dem hinteren Magen- ende und dem gegenüberliegenden Enddarm und hat den Zweck, den Haupt- ausführungskanal der darmumspinnenden Drüse dem Magen zuzuführen (Textfig. 5). f Endlich habe ich noch nachzutragen, dass, wie die Figur gleichfalls zeigt, das Gekröse des Rectums aus dem hinteren Dorsalseptum und zwar an dessen linker Seite, umspringt. Danach kann man, wie Julin hervorhebt, in dem gesammten Peri- branchialraum drei Regionen unterscheiden, die hintereinander gelegen sind, aber alle mit einander verbunden erscheinen: 1. Der vordere kürzeste Abschnitt, der bis zum Ende des vorderen Dorsalfaltenseptums reicht, ist durch das Dorsalfaltenseptums einerseits, das Endostylseptum andererseits in zwei vollkommen getrennte Hälften, eine linke und eine rechte, geschieden. 2. Der mittlere Abschnitt reicht bis zum Beginne des hinteren Dorsal- faltenseptums und ist einheitlich in dem Sinne, als nur ventral sich das Endostylseptum befindet, während der rechte und linke Peribranchialraum dorsal durch den als Kloake bezeichneten Raum in Verbindung steht. 3. Der hintere Abschnitt, der den Rest des Körpers einnimmt, ist wieder in zwei vollkommen getrennte Hälften geschieden, durch das Endo- stylseptum einerseits, das hintere Dorsalseptum und Hinterwandseptum an- dererseits. Die rechte und linke Hälfte sind hier aussserdem noch durch die Organe, die in ihnen gelagert sind, besonders gekennzeichnet. In den linken Peribranchialraum gleichsam hineingehängt findet sich der Verdauungs- 48 Reinhold Riedlinger, schlauch, während gegen den rechten Peribranchialraum der Geschlechts- apparat sich vorwölbt. Beim ausgewachsenen Thiere ist der hintere Ab- schnitt der rechten Peribranchialhöhle meist von Embryonen verschiedensten Alters angefüllt und dient somit als Brutraum (chambre incubatrice). Nach vorn steht dieser Raum natürlich mit dem mittleren Abschnitt der Peri- branchialhöhle resp. Kloakenhöhle in Verbindung. Dieser Abschnitt ist noch von einer besonders grossen Zahl von Trabekeln durchzogen, sodass die Embryonen zwischen diesen eingeengt sind. Sie gelangen also, indem sie durch diese vielen Trabekel hindurchwandern, direct in die Kloake und werden dort durch die Uontraetion der Kloakalwand direkt ausgestossen. Man findet daher auch niemals im linken hinteren Abschnitt oder einem anderen Theile der Peribranchialhöhle Embryonen. Besondere Organe, die ich an dieser Stelle noch besprechen muss, sind die sog. Endokarpen (endocarpes ou vesicules dermales). An den ver- schiedensten Stellen des äusseren Peribranchialepithels sehen wir nämlich in die Peribranchialhöhle und den Kloakenraum gerichtete Einstülpungen ‘verschiedenster Gestalt (Fig. 29, Textfig. 3). Diese Gebilde, die eine mannigfache Deutung erfahren haben, kommen gelegentlich an allen Stellen der Peribranchialwand vor. Die Endocarps stellen bald nur eine flache Ausstülpung der Wand dar, bald sind sie aber auch an ihrer Basis eingeschnürt, was soweit gehen kann, dass sie birnförmig gestielt erscheinen, und schliesslich mag es auch vorkommen, dass sie ganz abgeschnürt werden und frei in die Peribranchial- höhle fallen. Das flache Peribranchialepithel wird im Bereiche der Endo- karps höher und nimmt eine eubische oder gar eylindrische Gestalt an und zwar namentlich an der Spitze der Einstülpung. Die Oberfläche ist vielfach ausgebuchtet und eingezogen, was aber zum Theil auf die Conservirung zurückzuführen ist. Im Innern sind die Endocarps mit Mesenchymgewebe aller Art, ins- besondere auch phagoeytären Zellen, angefüllt, niemals aber finden sich Muskelfibrillen darin. In recht grosser Zahl treten zuweilen hier auch die Zooxanthellen auf. Fast ständig und zuweilen in sehr reichlichem Maasse sind Blutlakunen in dieses Mesenchymgewebe eingelagert. Es ist daher die Deutung als Blutgefässorgane (organes vasculaires) schon weit Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 49 einleuchtender, als die Annahme, es wären sexuelle Organe. Vielleicht liesse sich auch an Exeretionsorgane denken? Entwieklungsgeschichtlich ist noch zu bemerken, dass sie erst in einer späten Periode der postembryonalen Entwicklung auftreten, und zwar sollen sie sich dann immer in unmittelbarer Umgebung der Geschlechts- organe und des Endostyls zuerst bilden. VIII. Mesoderm und primäre Leibeshöhle. Die in eine gallertartige Zwischensubstanz der primären Leibeshöhle eingebetteten Mesenchymzellen sind von sehr verschiedener Gestalt und Grösse. Meist sind sie rundlich, zuweilen aber auch spindelförmig oder mehr sternförmig. Sehr häufig sind sie phagocytärer Natur und von Fremd- körpern (Algen) aller Art beladen. Dass sie im Stande sind, ihre Gestalt zu verändern und sich zu bewegen, ist durch die Auswanderung derselben in den Mantel und die Umwandlung zu Mantelzellen überzeugend erwiesen. Am frischen Thiere sieht man deutlich, dass die meisten Mesenchymzellen Pigmentkörner in ihrem Plasma einschliessen. Sie sind neben den Muskel- fibrillen die Hauptträger der die Körperfarbe des Thieres bedingenden Pig- mente. In sehr reichlichem Maasse sind in der primären Leibeshöhle stets auch die ja nirgends fehlenden Zooxanthellen eingelagert. Die Muskulatur des Körpers lässt sich in zwei Muskellagen, eine äussere eirculäre und eine innere longitudinale scheiden, jedoch lassen sich dieselben nicht immer deutlich auseinander halten, da sie sich vielfach un- regelmässig durchkreuzen. Die gesammte Muskulatur, die fast direet unter dem ektodermalen Hautepithel gelegen ist, nimmt ungefähr die Hälfte des zwischen dem ectodermalen Hautepithel und dem äusseren Peribranchial- epithel gelegenen Raumes ein. Julin bezeichnet den ganzen zwischen den beiden Epithelien gelegenen Mesenchymtheil als „charpente conjonetivo mus- eulaire*, während er, wie die meisten Autoren, sämmtliche Schichten vom Mantel bis zum äusseren Peribranchialepithel mit dem Ausdruck „Körper- wand“ (paroi du corps) belegt. Nova Acta LXXXI. Nr.1. 50 Reinhold Riedlinger, Es ist die gesammte zwischen Hautepithel und äusserer Peribranchial- wand gelegene Mesenchymschicht an den meisten Stellen gleich dick, um- fangreicher jedoch wird sie da, wo Geschlechtsorgane, Herz und Nerven- system in sie eingelagert sind. Das Herz und insbesondere die Geschlechts- organe, die einen sehr grossen Raum in der primären Leibeshöhle einnehmen, liegen direet mit ihrer Basis der Muskelschicht auf. Umgekehrt ist die Mesenchymschicht im hinteren Körperabschnitt im Bereiche des Brutraums gewöhnlich etwas dünner. Ein besonderes Verhalten zeigt die Muskulatur noch im Bereiche der Siphonen, wo sie zunächst einmal fast den ganzen Raum zwischen den beiden Epithelwänden einnimmt und die Mesenchymzellen mehr in den Hintergrund drängt. Ferner lassen sich hier nieht bloss zwei Muskelschichten unterscheiden, sondern drei, indem noch eine äussere Längsmuskulatur auf- tritt. Die Anordnung ist dann folgendermaassen: Zu innerst, dem Kanal- lumen zu, liegt eine dieke Schicht von inneren Längsmuskeln, darauf folgt als mittlere die Ringmuskelschicht, die einen wirklichen vollständigen Sphinkter bildet. Und darauf folgt die äussere Längsmuskulatur, die keine eng zusammenliegende Schicht darstellt, sondern es verlaufen die einzelnen Fibrillen strahlig und mehr zerstreut zwischen den Ringmuskelbündeln. Die Anordnung der Muskeln ist in beiden Siphonen vollkommen gleich (Fig. 13, 14). Endlich weist die primäre Leibeshöhle überall Lückenräume auf, welche als Blutbahnen fungiren, da besondere, mit epithelialen Wandungen versehene Blutgefässe fast nirgends vorkommen. Nur am Magen (Fig. 32) beobachtet man ziemlich constant einige grössere Gefässe mit Wandungen. Zuweilen beobachtet man auch, wie die Mesenchymzellen über kleine Strecken sich abflachen und die Blutbahnen von der Bindegewebsgallerte schärfer abgrenzen. In den Lückenräumen finden sich die als Blutzellen dienenden freien Mesenchymzellen. Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 51 IX. Herz und Pericardium. Der aus dem eigentlichen Herzen und dem Pericardium bestehende doppelwandige Herzschlauch ist auf der ventralen Seite in der primären Leibeshöhle gelegen. Es beginnt das Herz ungefähr in der Mitte der ven- tralen Mittellinie und verläuft bis gegen das hintere Ende der Ventralseite, sodass seine hintere Grenze auch mit dem Ende des Endostylseptums zu- sammenfällt. Sein Verlauf ist durch die Lage in der Mitte zwischen Ge- schlechtsorganen und Endostylseptum genau bestimmt, indem es rechts von jenem und links von diesem liegt (Fig. 41). Es liegt also das Herz, wie die Greschlechtsdrüse, in der rechten. Körperhälfte, jedoch sind diese beiden Organe von dem in der Mittellinie gelegenen Endostyl nicht sehr weit entfernt, sodass der Abstand der drei Organe unter sich nicht allzu gross ist. | Die durch die Perikardialhöhle vom Perikardium getrennte Herzwand ist, da sie am conservirten 'Thiere meist im Contractionszustand angetroffen wird, in unregelmässige Falten gelegt, während die Perikardialwand durch ihre Verbindung mit dem die primäre Leibeshöhle erfüllenden Bindegewebe in Lage gehalten wird. Die Ränder, an denen die Perikardialwand in die Herzwand über- geht, stossen in der dorsalen Mittellinie des Herzens zusammen und ver- kleben fest miteinander, so dass die Herzhöhle vollkommen von der pri- mären Leibeshöhle getrennt ist. Nur am Anfang und Endtheil des Herzens öffnet sich die Herzhöhle und verstreicht immer mehr, um schliesslich in das jeweilige vordere oder hintere, das Herz fortsetzende, Gefäss über- zugehen. Verfolgen wir das Herz auf Querschnitten von der Mitte aus nach seinem vorderen Ende zu, so sehen wir, dass es immer mehr auf die Seite des Endostylseptums rückt und schliesslich ganz in dieses eintritt. Dieser vorderste im Septum verlaufende Herzabschnitt ist dadurch ausgezeichnet, dass die vorher eng zusammenstossenden Ränder auseinandergerückt sind und 02 52 Reinhold Riedlinger, so die Herzhöhle eine offene Rinne darstellt (Fig. 39). Man sieht, wie sich bis zur Endostylbasis eine grosse Blutbahn erstreckt, die dann weiter Aeste an den Endostyl und den Kiemendarm entsendet. Ein besanderes, den dorsalen Verschluss besorgendes Epikardium fehlt. Ein ähnliches Verhalten, wie im vorderen, findet man auch am hinteren Ende des Herzens. Auch dieses tritt in gleicher Weise in das ventrale Endostylseptum ein, das dann alsbald in das Hinterwandseptum übergeht. Wie ich nun schon oben auseinandergesetzt habe, steht das Septum der Hinterwand mit dem Magen durch das Magengekröse (m&so- gastre Julin, ligament mesenterique ventral Lacaze-Duthiers) in Verbindung. Diese Verbindung ist nun von äusserster Wichtigkeit, denn das hier aus dem Herzende hervorgehende Gefäss geht von dem Hinterwandseptum in dieses Gekrösseptum zum Magen über (Textfigur 3). Es wird somit durch die Umkehr des Herzens das Blut das eine Mal vom Kiemendarm zum Magen und das andere Mal vom Magen zum Kiemendarm geführt. Herz- und besonders Perikardialwand besitzen ein einschichtiges, sehr flaches Epithel. Nur am vorderen und hinteren Herzende werden die Zellen mehr kubisch und die Wand etwas dicker. Die Herzwand ist ferner ausgezeichnet durch sehr feine quergestreifte, parallel verlaufende Längs- muskelfibrillen. Auf Querschnitten sieht man sie natürlich als stark licht- brechende Körnchen (Fig. 40), die an der der Herzhöhle zugewandten Seite gelegen sind. Auf Flächenschnitten durch das Herzepithel sieht man zu- weilen, dass immer zwei der quergestreiften Längsmuskelfibrillen näher zusammenliegen (Fig. 40B). Die Muskulatur fand ich gleichfalls besonders gut entwickelt an den beiden Herzenden. Eine besondere, die Herzhöhle innerhalb der Muskulatur auskleidende Endothelschicht habe ich nicht wahrgenommen. X, Greschlechtsorgane. Ein anderes, in die primäre Leibeshöhle eingelagertes Organsystem stellt der hermaphrodite Geschlechtsapparat dar, von dem ich hier nur die gröberen Verhältnisse berücksichtigen möchte, da sich Julin’%) in einer - Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. 53 besonderen Abhandlung mit der feineren Struetur der Geschlechtsdrüse befasst hat. Das Organ stellt eine lange ceylindrische, unregelmässig gestaltete, auf der rechten ventralen Körperseite gelegene Drüse dar, die sich neben und parallel dem Endostylseptum hinzieht. Zwischen beiden liegt der bereits geschilderte Herzschlauch (Fig. 41). Das vordere, der Ingestions- öffnung zu gelegene stumpfe, blinde Ende geht bis über die Mitte des Körpers hinaus, während das hintere Ende sich fadenförmig verdünnt, um in der Nähe der Egestionsöffnung mit einem dünnen Kanal, dem Ovidukt, zu endigen. Je nach dem Alter und der Körpergestalt des Thieres sind natürlich Ausdehnung und Lage des Organs verschieden. Beim ausgewach- senen 'Thiere ist das Organ immerhin so stark entwickelt, dass es einen deutlichen Vorsprung in die Peribranchialhöhle bildet. Die Geschlechtsdrüse setzt sich zusammen aus dem mehr central und der Peribranchialhöhle zu gelegenen Eierstock und dem viellappigen, mehr nach aussen, dem ektodermalen Hautepithel zu gelegenen Hoden. Die beiden Theile lassen sich schon am lebenden Thiere deutlich unter- scheiden, indem die Eier durch ihre rothe Farbe auffallen, während die an den Seitenwänden der Drüse gelegenen Hodenlappen von weisser Farbe sind. Deutlicher jedoch tritt die Scheidung noch auf Querschnittpräparaten zu Tage. Man sieht dort deutlich peripher über der Muskelschicht die Hodenlappen, innen die Eier und ungefähr in der Mitte der ganzen Ge- schlechtsmasse die Eierstockshöhle resp. den Eileiter (Fig. 41 und 43). Die Eierstockshöhle ist je nach dem verschieden starken Entwick- lungsgrade des Hodens einerseits und der Zahl und Grösse der Eier andererseits, mehr oder minder stark eingeengt und abgeplattet, so dass sie an Durchmesser und Gestalt sehr verschieden erscheint. Immer aber lässt sich an ihr deutlich unterscheiden eine äussere, dem Hoden zu gelegene Wand und eine innere, den Eiern benachbarte, während die Seitenränder jederseits bald allmählich, bald unter spitzem Winkel in einander übergehen (Fig. 42 und 43). Die äussere Wand wird gebildet von einem einfachen platten Epi- thel, das in der mittleren Partie bewimpert ist, während die beiden Seiten- theile der äusseren Wand ohne Flimmerbesatz sind. Es bildet dieser 54 Reinhold Riedlinger, mediane Theil der äusseren Wand dann gewöhnlich eine tiefe Rinne, die sich nach hinten zu im Bereiche des Eileiters immer mehr verliert. Zu- weilen trifft man die beiden Wände der Rinne.in Folge der mächtigen Entwicklung der Hodenlappen, dicht aneinandergepresst (Fig. 43). Die innere Wand stellt die eigentliche, das Keimepithel führende Eierstockswand dar. Sie erscheint, wie Julin besonders hervorhebt, doppelt in dem Sinne, dass nur an den beiden Seitentheilen das Keimepithel sich befindet, während die mittlere Partie der Wand aus gewöhnlichem flachem Epithel besteht. Nach dem Blindende der Drüse jedoch rücken die beiden Keimstellen immer näher zusammen, um schliesslich mit einander zu verschmelzen. Die Eier des Eierstocks sind mit dem Keimepithel bis zum Augenblicke ihrer Reife mit kurzen epithelialen Stielchen befestigt (Fig. 42 und 44), die aus wenigen Zellen bestehen und natürlich direkt in die äusserste Zellenhülle des Eies, die Follikelhülle, übergehen. Unter der Follikelhülle des Eies folgt die innere oder Testazellenschicht. Zuweilen findet man auch einige Testazellen mitten in den Dotter eingelagert. Das Ei ist, je nach dem Alter, mit Dotterschollen mehr oder minder erfüllt, die das Keimbläschen mit seinem stark gefärbten Nucleolus umgeben. Die aus den seitlichen Theilen des Keim- oder Follikelepithels hervorgegangenen Eier sind in der Regel um so grösser und entwickelter, je mehr sie sich der Mittellinie des Eierstockes nähern, während an den Seitenwinkeln nur kleine jugendliche Geschlechtszellen liegen. Der ganze Eierstock bekommt dadurch ein bilaterales Aussehen. Die regelmässig an den seitlichen Rän- dern sich bildenden Eier werden nämlich während ihres Wachsthums nach der Mitte zu geschoben. Die Bilateralität ist jedoch nicht immer deutlich ausgesprochen, wie Figur 43 zeigt. Das Keimepithel besteht nicht in der ganzen Ausdehnung des Eier- stocks, sondern findet sich nur im vorderen Theil. Die Eier sind von dem Mesenchymgewebe der primären Leibeshöhle umgeben, fallen, zur Reife gekommen, in die Höhle des Eierstockes hinein und werden von dort durch den Eileiter in den Brutraum ausgestossen, der lediglich eine Fortsetzung der Eierstockshöhle ist. Die Eileitermündung liegt gewöhnlich in der Nähe des Herzendes (Fig. 45 und Textfigur 3). Sie besteht aus einem zur Haupt- sache flachen Flimmerepithel, das an den Rändern der Oeffnung noch etwas Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee, 55 höhere Zellen aufweist, die dann, sich allmählich abflachend, in das äussere Peribranchialepithel übergehen. Der Hoden ist eine aus einer grossen Anzahl von Hodenfollikeln bestehende Drüse. Die einzelnen Follikel sind, wie ein Totalbild eines frischen Thieres deutlich zeigt, von weisser Farbe und birnförmiger Gestalt. Mit ihrer abgerundeten Basis sind sie nach der äusseren, der Leibeshöhle zugewandten Seite gerichtet, während sich ihre entgegengesetzte Spitze in einen feinen stielartigen Fortsatz, den Samenleiter, auszieht. Die Samen- leiter begeben sich, an den Seitenwänden der Geschlechtsdrüse emporsteigend, bis nach den in der Mittellinie des Eierstocks gelegenen und in die Peri- branchialhöhle ausmündenden Hauptausfüh rungsporen. Die Gesammt- zahl der Hodenfollikel (follieules testieulaires Lacaze-Duthiers, ampoules spermatiques Julin) beträgt 30—40, und da sie gewöhnlich theils rechts, theils links vom mittleren Theile der Geschlechtsdrüse angeordnet sind, so trifft ungefähr auf jede Seite 15—20. Da sich die Flimmerrinne an der äusseren Wand der Eierstockshöhle zwischen die Hodenfollikel einsenkt, weist auch der Hoden eine gewisse bilaterale Anordnung auf. Von beiden Seiten begeben sich stets mehrere Samenleiter zu einem Hauptausführungs- porus. Die Zahl dieser auf der Mittellinie der gesammten Drüse liegenden Oeffnungen beträgt 6—-10. Figur 44 zeigt ein in einen gemeinsamen Porus führendes Vas ferens. Die Wandungen eines Hauptausführungsporus und des letzten Abschnittes eines Samenleiters bestehen aus einem kubischen Flimmerapithel. Das Epithel des Samenleiters wird in seinem oberen nach dem eigentlichen Follikel zu gelegenen Theil immer flacher und umgiebt den ganzen Hodenfollikel als feines Plattenepithel. Der Inhalt der Follikel besteht aus Spermatogonien, Spermatocyten, Spermatiden und Spermatozoiden auf allen Stadien der Ausbildung. u ar Y BR n7 N Ping ui £ { 2 'Ezz MIT abi PrEE I 07 Er. Fe Du Da, R ih rn id Ihe ih ee at er EN Dhueritid we) 06 Page u die sun an Jh . ir einen 177 ‘» uf Ta fi w = m Bene ” e- ui Bi ah “7 vr. hu wi - v MELZT Al wor ar Do LAS > - r 4 N ei # oh 7 j orte B. i er. Pr u a ze ae ven a DU Hi , Abk ji “ Mi Ir ur am N‘ Duni « < » j r \ ee mer aa Be u En LE N U Al ' er ns u 1 EN ‚ ! a Litteratur. x 1) ©. F. Müller, Zoologiea Danica seu animalium Daniae et Norwegiae rariorum ac minus nostrum descriptiones et historia. Havniae 1788. 2) P.J. Van Beneden, Recherches sur l’embryogenie, l’anatomie et la physiologie des As- ceidies simples. Bruxelles 1846. 3) Forbes et Hanley, Natural History of Britain. Mollusca. Vol. I. p. 37—47 et Vol. I. p. 375. London 1853. 4) J. Alder, Observations on the british Tunicata, with Descriptions of several new species. In Annals and Magazine of Natural History. T. XI. 3% Series p. 161—168. London 1863. 5) R. Hertwig, Beiträge zur Kenntnis des Baues der Ascidien. Jenaische Zeitschr. Bd.VII. 1872. 6) C. 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Rothe Varietät . . 2 2 2... 71 » 3. . Aggregirt stehende Thiere, auf einer Schnecke sitzend . . . . 2/1 „ 4-6. Einzelne Thiere der aggregirten Form mit verschiedenen Karperformen 4/1 „ 7. . Zusammenhaftende gleichalterige Thiere . . ur 5/1 »„ 8. Schnitt durch den Cellulosemantel und das SE nderunile Hautopithah .350/1 Bu3 Verschiedenes Mantelzellene (ey) na al... 1000/1 „ 10. Schnitte durch zwei Mantelgefässe: Amir eylindrischens Epilhelvs 2... N... ae 26001 B. mit flachem Epithel. . . . een 2 WEB „ 11. Schnitte, die Bildung der Mantelgefässe Berdellend: A. An der Ausstülpungsstelle des ektodermalen Hauptepithels . . 300/1 B. Hinter der Ausstülpungsstele . . . . 300/1 „ 12. Schnitt durch das ektodermale Hautepithel mit ehenehnden ierenen zellen . ... 2a A ee (0107/81 „ 13. Schnitt durch die Ingertioneöffnnne 200 oe Be Pa yiil „ 14. Schnitt durch die Egestionsöffnung . . . . aa „ 15. Totalbild der Ingestionsöffnung und der Mennelklen Kiomendarmzone von innen gesehen . . . . c : ee ar 20 „ 16. Totalbild der Egestionsöffnung, von innen schen ee ee a ag „ 17. Totalbild vom gesammten Nervenapparate, von innen gesehen . . . . 40/1 „ 18. Sehnitt durch Flimmergrube und ano een ee AO „ 19. Querschnitt durch Neuraldrüse und Banchonsuryn ee er 3a „ 20. Schnitte durch den Flimmerbogen: BnerdepEpdaiyn one een. Bh0jl B. Aus der Mitte . . . Sn DE ae EL » 21. Schnitt durch einen Flimmerbogen nie alte. ne En „ 22. Schnitt durch die Dorsalfalte aus der Mitte der Dorsalfläche en Fo »„ 23. Schnitt dureh die Dorsalfalte an ihrem Antanestheile „u 72 202 225200 „ 24. Drei Schnitte durch die Hinterwand des Kiemendarms: A. Nahe hinter dem Ösophaguseingang . : » 2 2 .2..2..2.2...195/1 B. Naberdemkmdostiylende . 2... 2 2 2.202,88 .- 15/1 C. Vebergauesimmfden Eindostyl . . : 2 2» 2 2 a el eo 195 8*+ 60 R. Riedlinger, Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. Figur 25. 206, Fri „ 28. 5.28, „ 80, „ er! „ 38. =. 4DA, „ 35. 5: #86, 2.87, “ 98. 4 88. 30. Sul, „42. an „4. „ 4 Stück aus dem Kiemenkorb, von innen gesehen, von einem Thier mit langgestreckten Kiemenspalten . . . reale RER Desgleichen von einem Thier mit mehr ee Blknspalten ar a ar ALONG: Desgleichen von einem jungen Thier mit kleinen ovalen Kiemenspalten . 110/1 Schnitt durch den Kiemendarm zwischen zwei inneren Längsgefässen . . 305/1 Schnitt durch den Kiemendarm nahe der Präbranchialzone . . 200/1 Ganzes durchsichtiges Thier mit sämmtlichen Organen. Von links Be 12/1 Querschnitt durch den Ösophagus und die hintere Kiemendarmregion . . 195/1 Querschnitt durch den Magen, Mitte . - » 2 2 2 2:2 2.22... 1101 Querschnitt durch eine Magenfaltenspitze. . » . =» 2 2.2.2.2... 800/1 Querschnitt durch das Pylorus-Cäcum, Mitte . . . 260/1 A. Querschnitt durch den unteren Theil des Pylorus- Cäcum mit ER ein- mindenden Hauptausführungsgang der darmumspinnenden Drüse. . . 440/1 B. Querschnitt durch den Hauptausführungsgang . . » 2 2.2.2.2... 440/1 Quersehnitte durch die obere und untere Darmschlinge. . . . . . . .110/1 Einzelne Theile der darmumspinnenden Drüse . . . 2 2 2 2.2.2... 440/1 Längsschnitt durch das Rektum . . . ir audi BAUSARk 0 145/1 Schnitt durch den Herzanfang und den Endostyl nl ee. ‚14/1 Schnitte aus der Herzwand: A. Querschnitte durch die Herzmuskulatur . . . ee DD B. und ©. Längsschnitte der quergestreiften RORENEER 34. U L000/L Querschnitt durch Herz, Endostyl und Geschlechtsorgane . . . . . . 19/1 Querschnitt durch die gesammte Geschlechtsdrüse . . - A a RO Querschnitt durch die Geschlechtsdrüse eines anderen Thieres ‚iNan: 145/1 Querschnitt durch das rechte obere Viertel der Geschlechtsdrüse, EN drei Bohnitten- ergänzt . .. „ums umeee El a 5 EA Schnitt durch die Eileitermündung . . . 2. 2 2 ne nn nn. 260/1 da e INN Buchstaben-Erklärung. äussere Wand des Peribranchial- raums innere Wand des Peribranchialraums Blutbahnen Brutraum resp. Kloakalraum Cellulosemantel Pylorus-Cäcum eutieularisirte Aussenschicht des Mantels Ampullen der darmumspinnenden Drüse Dorsalfalte Ausführungsgänge der darm- umspinnenden Drüse Drüsenzonen des Endostyls Egestionsöffnung ektodermale Leibeswand Endocarp Eileiter Entoderm Endostyl Follikel des Eies Flimmerbogen Vorfalte des Flimmerbogens Flimmergrube rechtseitiger Flimmerkamm, auf der hinteren Kiemendarmwand linkseitiger Flimmerkamm Flimmerzonen des Endostyls Ganglion Geschlechtsorgane Ganglienzellstrang h lee] Hoden - follikuläre Wand der Hodenlappen Herz Herzhöhle Ingestionsöffnung innere Längsgefässe innere Transversalgefässe erster und zweiter Ordnung Kiemendarm Kiemenspalten primäre Leibeshöhle äussere Längsgefässe, zwischen den Kiemenspalten gelegen Längsmuskel Magen Mitteldarm Magenfalten medianer Geiselzellstreifen des Endostyls Magenrinne Mesenchymzellen Muskelzellen vordere Nervenstämme hintere Nervenstämme Neuraldrüse Ovarium resp. Eizelle Oesophagus Peribranchialraum Pericardium Pericardialhöhle — vordere Präbranchialzone hintere Präbranchialzone 62 R.Riedlinger, Untersuchungen über den Bau von Styelopsis grossularia der Ostsee. Rektum Ringmuskel Retropharyngealrinne Sekretfaden Samenleiter Septum Sekretvakuolen Sekretzelle Tentakel Ir tt tz 2 62 20 Trabekel im Peribranchialraum Tentakelträger Testazellen vordere Zone des Ingestions- resp. Egestionskanals hintere Zone des Ingestions- resp. Egestionskanals Zooxanthellen. Nora Acta Acad.C.1.C.6.Nat.Cur Vol. IXXAT. Tab. 1. Riedlinger, del Remhold Riedlinger: Stvelopsis grossularra. Taf. 1. Tab. IT. Nat.Cur Vol. IXXXT. r T, Nora deta Acad. C1L.C ( N ee N N Na l 1 N IN ulius Riedlinger, del Taf. 2. sularia. SIS GrOS 'velop: er: St / Remhold Riedling Nora Acta Acad.C1.0.6.Nat.Cur. Vol. LXAAT. Tab, II. ulius Klinkharät,Leipzig Riedlinger, del. Lith. Anst Reinhold Riedlinger: Stvelopsis grossularia. Taf! 5 iS Tab. IV. Nora Acta Acad.C.1.0.6G. Nat.Cur Vol. LANA. Riedüinger, del Tar. 4 1a. sular SIS JTOS Sivelop k inhold Riedlinger: Reü Nora deta Acad.€1.C.6.Nat.Cur. Vol. IXNAT. Tab.V. ee IRB > 1 0 © wean © u er © 5 N | dg 9 gesan \ 0 \ eN\ N EL Riedlinger, del Lith. Ans Reinhold Riedlinger: Styelopsis grossularıa. Taf! Ö. Tab. V1. Vat.Cur Vol. IXNXNT. 7 Tea Nora deta Acad.C.1.0.6 — = = Lith. Anst. Julius Klinkhardt.Leipzig. edlinger, del. Rie relopsis grossularia. Taf! 6 . er: St J D Remhold Riedling NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI. Nr. 2. Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten mit Berücksichtigung der Chilopoden. Von Dr. Karl W. Verhoeff. Aus dem Berliner zoologischen Museum (Museum für Naturkunde). Mit 7 Tafeln Nr. VI — XI. Eingegangen bei der Akademie am 29. Mai 1902. HALLE. 1902. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. 8. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. j | - a Lg [4 ArTe An ur" Serie ’ N ie Je a: 5 B N} 2 Of Br ’ arfı irlt Wi +; ‚I N ji of ü u en Be 5 el p ie & win, Er 22 nd > -, 7 if A zz m = a, 2 r Ki #) vru 3, Er arg Bi win Eu er r 7 Ka j 17 2 | r ur ı Rn ur aM le Y f h u u Vergleichende Morphologie der Laufbeine der Opisthogoneata. (Chilopoda, Collembola, Thysanura, Insecta.) Im Zusammenhange mit unserer sich immer mehr vertiefenden Er- kenntniss, dass die Chilopoden mit den Hexapoden in näherem verwandt- schaftlichen Zusammenhange stehen, nicht aber mit den Diplopoden und Genossen, legte ich mir die Frage vor, ob die Gliederung der Chrlopoden- Beine derjenigen der Hexapoden-Beine homolog sei. Zur Entscheidung einer solchen Frage gehört in erster Linie eine genaue Feststellung, d. h. eine scharfe einwandfreie Begründung dessen, was man unter Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schiene und Tarsus sich zu denken habe. Bald musste ich einsehen, dass wir das vorläufig in nur sehr unvollständiger Weise vermögen, z. T. auch gar nicht, denn zur Be- gründung gehören feste Handhaben (Kriterien), die für alle Fälle anwend- bar sind. Auf die Frage z. B. „Was ist eine Hüfte?“ wird man jetzt kaum mehr zu hören bekommen, als die Antwort, dass es das @rundglied der Segmentanhänge sei. Kommt nun jemand, wie neuerdings V. Willem, in seiner übrigens schönen Arbeit „Recherches sur les Collemboles et Thysa- noures“, Gent 1899, behauptet, die Collembolen besässen vor der Hüfte noch zwei „articles basilaires“ und schreibt ihren Beinen statt fünf jetzt sieben Glieder zu, so muss sich doch jeder sagen, wir wissen gar nicht mehr, was bei den Tracheaten eine Hüfte ist! — Um diesem Uebelstande abzuhelfen, versuchte ich eine Untersuchung der Beine der Hauptgruppen der Opisthogoneata, wobei sich bald herausstellte, dass die bisher nur sehr wenig beachtete Muskulatur nebst Sehnen von ebenso grosser Bedeutung ist wie die allgemeinen Lage- verhältnisse der Glieder und dass eine scharfe Begriffsbestimmung sich nur aus diesen beiden Merkmalgruppen zugleich ergeben kann. Ich fand dabei, g* 66 Karl W. Verhoeff, [4] dass die Beine der Chilopoden, Collembolen, Thysanuren und Pterygoten nach (liederung und Muskulatur durchaus gleichwertig (homolog) sind und dass die vorhandenen Unterschiede nicht nur von einander abzuleiten sind, sondern auch durch Uebergänge verbunden werden. Hierbei nehmen die Thysanuren eine Mitelstellung ein zwischen Chilopoden und Pterygoten, was ganz den übrigen Organisationsverhältnissen entspricht. Ferner harmonirt es mit der übrigen Organisation der Collem- bolen, dass ihr Tarsus eine kümmerliche Entwickelung zeigt. A. Chilopoda: Ueber den Bau der Chilopoden-Hüften und die Bein- gliederung sprach ich bereits im XVI. Aufsatz meiner „Beiträge zur Kennt- niss paläarktischer Myriopoden“, Halle 1901, Nova Acta der Leop. K. Akad. d. Naturforscher. Aus meinen dortigen Mittheilungen geht hervor, dass ich bei den Chilopoden als Hüften diejenigen Glieder der Beine bezeichne, welche am Grunde derselben sich befinden, unmittelbar an die Bauchplatten stossen, eine Längsleiste für Muskeln besitzen und am Endrande 1—2 ver- diekte Knöpfchen, welche die Verbindung mit und Drelung gegen das folgende Glied vermitteln. Diese Definition soll nun noch durch die Mus- kulatur verstärkt werden. Auf Tafel VII sehen wir in Abbildung 1 das Laufbein eines Lithobius microps dargestellt. Es folgen auf einander sechs Glieder, von denen das sechste bei x noch wieder durch eine Linie in zwei Abschnitte abgesetzt ist. Wir haben diese Glieder bezeichnet als Coxa, Trochanter, Femur, Tibia, 1. und 2. Tarsus. Diese Namen sind historisch und sollen übrigens nur Namen sein zu vergleichend-morphologischer Klarstellung, ohne Rück- sicht auf die Physiologie, zumal der Vergleich mit den höheren Wirbel- thieren ja doch nur ein ganz unvollständiger ist. Wir haben in den Beinen von Lithobius folgende Muskeln zu unter- scheiden: 1. Zwei Hüftmuskeln (m), welche innen und aussen sich an das nächstfolgende Glied, den Trochanter anschliessen. 2. Zwei Schenkelmuskeln (m! und m?), welche innen und aussen sich an den Grund des nachfolgenden Schienengliedes heften. Der äussere Muskel m? entspringt im Schenkel selbst, der innere m! am Trochanter. [5] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten, 67 An den Grund des Schenkels zieht kein Muskel, so dass der Schenkel- ring also keine eigene Muskulatur aufweist. 3. Ein Femorotibialmuskel (m3), welcher im Trochanter entspringt und durch Schenkel und Schiene ziehend sich innen an den Grund des 1. Tarsus heftet. 4. Ein Tibialmuskel (m?D), welcher verhältnissmässig schwach ist, in der 'Tibia entspringt und an den äusseren Grund des 1. Tarsus zieht. 5. Ein grosser doppelter Krallenmuskel (m*). Der tibiale Theil des- selben entspringt in der Tibia, der tarsale an der Wand des 1. Tarsale auf längerer Strecke. Beide Bündel heften sich also an die starke Krallen- sehne, welche beide Tarsalglieder durchzieht und am Grunde der Kralle U befestigt ist. 6. Ein oder zwei kleine Tarsalmuskeln (m3), welche sich im ersten Tarsale befinden und an den Grund des zweiten heften. Andere Chilopoden zeigen im Wesentlichen dieselben Verhältnisse, wobei jedoch noch Folgendes hervorzuheben ist: 1. Der Trochanter ist in der grossen Mehrzahl der Fälle wohl aus- gebildet, manchmal stark entwickelt, manchmal aber auch verkümmert (End- beine vieler Scolopendriden), bei den Seutigeriden erscheint er als kleines Scheibehen. 2. Der Schenkel (fe) ist ein besonders kräftiges grosses Glied, welches oft ebenso gross ist wie die Schiene, oft noch grösser wie diese, bei Seutigera wenigstens drei Viertel so gross. 3. Am zweiten Tarsenglied tritt häufig eine Gliederung auf (x, Ab- bildung 1), wodurch dieses Glied in zweie zerlegt werden kann. Bei Scutigera kommen zahlreiche derartige Abgliederungen vor und bei Zithobius kann man einen einheitlichen oder zweitheiligen 2. Tarsus an demselben Thiere beobachten. Muskeln gehen nie an diese Gelenke. Wir erhalten nun folgende Beinglieder-Definitionen: 1. Die Hüften sind diejenigen Beinglieder, welche sich am Grunde der Beine befinden, unmittelbar an die Bauchplatten stossen, eine Längsleiste für Muskeln besitzen, am Endrande 1—2 verdickte Gelenkknöpfchen und hinter sich endwärts entweder ein Glied, welches überhaupt keine eigenen Muskeln besitzt oder ein solches, dessen Muskeln sich zum Theil unmittelbar 68 Karl W. Verhoeff, [6] an den Grund des weiter folgenden heften, von deren Muskeln aber keiner an die Krallensehne geht. 2. Trochanteren sind die unmittelbar auf die Hüften endwärts fol- genden Glieder, wenn dieselben keine eigene Muskulalur besitzen. 3. Als Schenkel haben wir dasjenige hinter der Hüfte endwärts liegende Beinglied zu bezeichnen, welches auf den Trochanter folgt oder wenn dieser fehlt unmittelbar an die Hüfte stösst und Muskeln enthält, die an den Grund des endwärts nächsten oder zweitnächsten Gliedes ziehen, nicht aber zur Krallensehne. 4. Schienen sind solche Beinglieder, welche hinter den Schenkeln end- wärts liegen, einen Theil ihrer Muskeln an den Grund des nächstfolgenden Gliedes entsenden und die grundwärtige (proximale) Gruppe der Muskeln der Krallensehne enthalten. 5. Der 1. Tarsus ist ein hinter der Schiene endwärts gelegenes Glied, welches die endwärtige (distale) Gruppe der Muskeln der Krallensehne enthält und ausserdem kleine Muskeln, welche an den Grund des 2. Tarsus gehen. 6. Der 2. Tarsus ist das hinter dem 1. endwärts gelegene, übrigens letzte Beinglied, welches niemals Muskeln besitzt, am Ende aber wenigstens eine Kralle und eine Sehne, welche an die Kralle oder in deren Nähe sich befestigt, übrigens selbst wieder durch quere Einschnürungen in zwei bis zahl- reiche Glieder zerfallen kann. Aus dem Gesagten ergiebt sich also, dass die Zwischenhäute zwischen den Beingliedern nicht alle gleichwerthig sind, wir können vielmehr drei Gruppen unterscheiden, die zugleich die Phylogenie der Beingliederung angeben: 1. Die Zieischenhäute, an welche starke Muskelbündel herangehen, sind: a) Die zwischen Rumpf und Hüfte, b) zwischen Hüfte und Schenkelring, ce) zwischen Schenkel und Schiene, d) zwischen Schiene und Tarsus. 2. Die Zwischenhäute, an welche schwache Muskeln herangehen, sind die zwischen 1. und 2. Tarsus. 3. Die Ziischenhäute, an welche gar keine Muskeln heranziehen, sind: a) Die zwischen Trochanter und Femur, b) zwischen den Abschnitten des 2. Tarsus. [7] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 69 Daraus folgt dann unmittelbar, dass: 1. Die jüngsten Beinglieder sind: Trochanter und die Abtheilungen des 2. Tarsus; D ein mittelaltes Beinglied ist: der 2. Tarsus; 3. die alten Beinglieder sind: Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus. = Indem ich jetzt zu den Hexapoden übergehe, soll gleich das wesent- lichste Ergebniss eines Vergleiches der Beine derselben mit denen der Chilopoden herausgegriften werden, schon um unnöthige Wiederholungen zu vermeiden: Die Beine der Hexapoden stimmen in Gliederung und Muskulatur mit denen der Chilopoden in den Grundzügen so überein, dass ich mich weiterhin mehr auf die Unterschiede beschränken kann und insbesondere hervorheben, dass die obigen Begriffs- Definitionen der Beinglieder sowohl als auch die phylogenetischen Gruppen derselben auch für die Hexapoden gelten, wovon man sich auch durch eine genauere Besichtigung der Tafel VIL überzeugen kann. B. Collembola: Die Beine sind meist viergliedrig, bestehend aus Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus. Nicht selten ist der Taarsus in zwei Theile abgesetzt. So fand ich ihn bei einer Orchesella selbst bei einem und demselben Thiere gegliedert (Tafel VII, Abbildung 2 x) und ungegliedert. Das zweite Tarsenglied hängt eben lediglich von einer Einschnürung bei x ab. Auch Ueberreste eines Trochanter habe ich beobachtet. Derselbe (Ab- bildung 3) stellt sich aber nicht mehr als deutliches Glied dar. An den Hüften ist mir eine quere Kante % aufgefallen. Ob der von derselben ab- gesetzte Theil co7 dem Trochantin der typischen Hexapoden entspricht, ver- mag ich nicht zu entscheiden, möchte aber die Collembolen-Forscher auf diese Frage hinweisen. Das Schenkelglied (fe, Abb. 2) ist schon beträchtlich kleiner als die Tibia, bleibt aber doch noch ganz breit ausgedehnt zwischen Coxa und Tibia. Der Femorotibialmuskel ist sehr in die Länge gedehnt. Ein kleinerer innerer Tibialmuskel (m?!D), den ich bei Chilopoden nicht 0 Karl W. Verhoeff, [8] beobachtete, unterstützt den vorigen Muskel. Tarsalmuskeln scheinen zu fehlen, was auch ganz mit der oft schwachen Entwickelung des Tarsus harmonirt. Die schon berührte Hypothese von V. Willem (Recherches sur les Collemboles et Thys. 1900), dass die Collembolen an den „pattes thoraciques sept segments“ besässen, „non eing“, ist als irrig um so mehr zurückzu- weisen, als er sich weder um die Beingliederung anderer Opisthogoneaten- Gruppen gekümmert hat, noch um die Muskulatur. Was V. Willem als die beiden Grundglieder ansieht, sind in Wirklichkeit Trochantin und Pleuren! Dass die Auffassung des Gliedes fe (Abbildung 2) als Trochanter eine ganz unmögliche ist, ergiebt ein einziger Blick auf meine Abbildung und ein Vergleich mit den obigen Definitionen. Doch sei auch daran er- innert, dass bei dieser (früheren) Anschauungsweise die meisten Collembolen gar keinen Tarsus haben würden!! C. Thysanura: Die Beingliederung ist der der Collembolen am ähn- lichsten, doch sind die Hüften gestreckter und vor ihnen befindet sich ein sehr deutlich davon abgesetzter Trochantin (Abbildung 8 trt). Der Trochanter fehlt bisweilen ganz, in anderen Fällen, so bei Machilis, ist er ganz deut- lich erhalten, aber nach einer Seite ausgekeilt. Der 2. Tarsus ist meist in zwei Glieder getheilt a und b. Die Muskulatur stimmt grösstentheils mit der der Chilopoden und Collembolen überein, auch fand ich bei Machtlis einen inneren Tarsalmuskel m’. Ein bemerkenswerther Unterschied aber, der, wie ich gleich hervorheben will auch für alle Pferygota (den Chilopoden und Collembolen gegenüber) gilt, besteht darin, dass wir statt zweier Schenkel- muskeln m! und m? nur noch einen haben, m!, der allerdings dafür desto kräftiger ist und im Zusammenhang damit eine Verschrägung der Grenze zwischen Femur und Tibia, wodurch das Schenkelglied der dreieckigen Gestalt genähert wird, die obere Grundecke der Tibia aber der Coxa (Abbildung 8 und 9). Bei Machilis ist dieser Vorgang noch nicht so weit gediehen wie bei den meisten Pterygoten. Der lange Femorotibialmuskel m’ hat typischen Verlauf. - [9] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 1 D. Pterygota: Die Annäherung der Tibia an die Coxa ist meistens noch grösser als bei Thysanuren, so kommt bei vielen Dermapteren (Ab- bildungen 4 und 5) die obere Grundecke der Tibia fast mit der Hüfte in Berührung, d. h. das Femur ist ausgekeilt. Die Beschaffenheit des breiten Schenkelmuskels habe ich schon geschildert (m!, Abbildung 4 und 5). Auch der Femorotibialmuskel verläuft in gewohnter Weise. Einen Tarsalmuskel (md, Abbildung 4) habe ich auch wieder zu verzeichnen. Dieser scheint bisher übersehen worden zu sein. Ein Trochanter ist bei den Pterygoten meist vollständig zur Rückbildung gelangt, doch lassen sich bei einigen Formen, z. B. Rhagonycha fulva (Abbildung 6 und 7) deutliche Ueberreste auffinden. Dagegen ist das, was man bisher bei Insekten allgemein als Trochanter bezeichnet hat, der obigen Trochanterdefinition nach sowohl als auch den thatsächlich überall vorkommenden Muskeln nach gar kein Tro- chanter, sondern ein Schenkelglied. Die Consequenz daraus für die weiter endwärts liegenden Glieder ergiebt sich von selbst. Die Bezeichnungen stelle ich gegenüber: Alte Auffassung Neue Auffassung (ohme Berücksichtigung der Chilopoden, nie- (mit Berücksichtigung der Chilopoden, nie- deren Hexapoden und Muskulatur-Homologie). deren Hexapoden und Muskulatur-Homologie). Hüfte = Hüfte — — Trochanter Trochanter — Femur Femur — Tibia Tibia — 1. Tarsus 1. Tarsus Ds Pr Ba = 2. Tarsus AN ins DET iS Vermuthlich werden nun manche Leute die Ausdrücke Schenkel, Schiene und Tarsus im bisherigen Sinne weiter gebrauchen. Andere werden sagen, die bisherigen Ausdrücke Schenkel und Schiene entsprächen mehr den Funktionen dieser Glieder. Vielleicht lässt sich da für Pterygota folgender Nova Acta LXXXT. Nr. 2. 10 72 Karl W. Verhoeff, [10] Mittelweg‘) finden: Behalte man bei diesen Gruppen die bisherige Bezeich- nung bei und nenne nur den Trochanter statt dessen Oberschenkel, den Schenkel Unterschenkel. Also statt: Jetzt: (Hüfte) (Hüfte) Schenkelring Oberschenkel (Femur superius) Schenkel Unterschenkel (Femur inferius) (Schiene) (Schiene). (Tarsus) (Tarsus). Die Frage, welche Zahl der Tarsenglieder als die ursprüngliche zu betrachten sei, kann keine zweifelhafte mehr sein. Bei Chilopoden haben wir ursprünglich einen eingliedrigen 2. Tarsus, der aber nicht selten zweigliedrig wird. Bei Collembolen ist der 2. Tarsus secundär oft verkümmert. Die Thysanuren schliessen sich an die Chilopoden an. Somit müssen wir bei Pterygoten den fünfgliedrigen 2. Tarsus als den abgeleitetsten Fall ansehen. Bei höheren Insekten, so Coleopteren und Hymenopteren begegnen wir noch einer Besonderheit in der Beinmuskulatur. Der lange Femoro- tibialmuskel (m?) ist nämlich rückgebildet und statt dessen sein sonst kleiner Nachbar, der untere Tibialmuskel (m31) stärker entwickelt, aber auch der obere m#l. Hymenopteren haben noch darin eine Besonderheit, dass der Schenkel ziemlich lang geblieben ist und nicht ausgekeilt. Trotzdem finden wir den einzigen starken Schenkelmuskel m'!. Den Hym. Ditrocha hat man schon lange 2 Schenkelringe zugeschrieben, aber auch schon erkannt (Gerstäcker), dass der endwärtige derselben nur eine Schenkelabschnürung ist.) Eine richtige Begründung dafür ergiebt sich freilich erst aus dem Umstande, dass die Schenkelmuskel über die Abschnürung hinwegstreichen (Abb. 10 m®1). Ich schlage daher für den abgeschnürten Schenkeltheil den Namen Strietum str. oder Schnürstück vor. ') Ich halte mich hier streng an denselben neuen Modus bei allen Gruppen. *) Diese richtige Erkenntniss Gerstäckers scheint den Hymenopterologen meist un- bekannt geblieben zu sein! [11] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 73 E. Odonata: Während bei den Pterygota höchstens Rudimente eines Trochanter vorkommen, ist derselbe bei den Ödonata allgemein deutlich ausgeprägt.') Andere bemerkenswerthe Bein-Unterschiede weisen dieselben aber gegenüber den Pterygota nicht auf. Ein einfacher breiter Schenkel- muskel ist vorhanden, nicht aber der Femorotibialmuskel. II. Ueber den Thorax der Insekten, mit besonderer Berücksichtigung des Mikrothorax und der Pleuren. Man hätte annehmen können, dass die Lehre von der Zusammen- setzung des Thorax der Insekten aus 3 Segmenten einer der am festesten begründeten Sätze der Morphologie derselben sei. Dennoch muss diese Anschauung in ihrer Allgemeinheit fallen gelassen werden, da der Thorax vieler und namentlich niederer Insekten sich als aus vier Segmenten be- stehend erweist, womit ich aber nicht an das sogenannte Medialsegment denke, d. h. das 1. Abdominalsegment, welches bei manchen höheren Insekten- gruppen zum 'T'horax wandert, sondern an ein vorne am T'horax befindliches, bisher übersehenes Segment. Es klingt zwar sonderbar, dass bei den von Hunderten von Forschern studirten Insekten dergleichen noch gefunden werden soll, ist aber thatsächlich so. Eine vorläufige Mittheilung über dieses neue Segment veröffentlichte ich bereits in Nr. 665 des Zoologischen Anzeigers 1902, wo ich auch den Namen Mikrothorax oder Nackensegment ein- führte, da es unmittelbar vor dem Prothorax liegt und die Verbindung mit dem Kopfe vermittelt. Auch habe ich dort bereits auf mehrere Forscher hingewiesen, welche Theile dieses Segmentes gesehen haben. Niemand hat aber die Skeletttheile, geschweige denn die Muskulatur, vollständig an- gegeben und daher ist es bisher auch nicht als eigenes Segment erkannt worden. A. a. O. habe ich Andeutungen für verschiedene andere Insekten- !) Schon hier sei hervorgehoben, dass ieh die Odonata nicht zu den eigentlichen Pterygota vechne, sondern als eine besondere Hexapoden-Unterklasse betrachte, worauf ich noch in einer anderen Arbeit zurückkommen zu können hoffe. 10* 74 Karl W. Verhoeff, [12] gruppen gegeben, hier soll es meine Aufgabe sein, mehrere genauer zu behandeln, insbesondere Blattodeen, Dermapteren und Thysanuren. Ich wiederhole nur noch, dass ich den Mikrothorax als das der Anhänge ver- lustig gegangene‘ Homologon des Kieferfusssegmentes der Chilopoden betrachte und dass er bei höheren Insektengruppen vielfach bis auf geringe Ueberbleibsel verschwindet. A. Blattodea. Die Schaben tragen durchweg den Kopf so, dass die unteren Theile stark nach hinten gedrängt sind. Da das Pronotum zudem eine starke vordere Duplikatur besitzt, so sieht man vom Mikrothorax in der Regel nichts von der Rückenseite her. Desto auffallender erscheinen die Nacken- seementtheile bei der Betrachtung von unten, wo man zwei kräftige hinter einander liegende Pleurenplatten wahrnimmt und zwischen den beiderseitigen Pleuren ganz vorne zwei kleine mondsichelartige Plättchen. Klappt man den Kopf nach unten zurück, so erscheinen 2 recht langgestreckte Platten in der Mitte der sehr ausgedehnten weichen Nackenhaut. Miall und Denny sagen in ihrem Buche iber „The Coekroach“, London 1886 auf S. 57 über den „Neck“: „The neck is a narrow eylindrical tube, with a flexible wall strengthened by eight plates, the cervical sclerites, two of which are dorsal, two ventral and four lateral.“ Diese Platten sind auch von ihnen abgebildet, aber Näheres über ihre Bedeutung ist nicht angegeben. Vergleichen wir den Prothorax mit dem Mikrothorax, so kann kein Zweifel bestehen, dass die dorsalen beiden Platten des letzteren eine zweitheilige Rückenplatte darstellen, die beiden kleinen ventralen Sicheln eine Bauchplatte und die seitlichen Pleurentheile. Wir haben also die Haupt-Sklerite eines typischen Segmentes, Tergit, Pleurite und Sternit. Bei vielen Blattodeen kommt nun ausser den beiden auch von Miall und Denny erwähnten pleuralen Theilen noch ein drittes pleurales Stück vor, welches aber mehr dorsal neben der Rückenplatte sich befindet. Am Prothorax (aber auch Meso- und Metathorax) haben wir ausser dem an die grossen Hüften stossenden und gelenkig damit verbundenen Trochantin drei Pleurentheile zu unterscheiden: [13] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 75 1. Coxopleure, 2. Katopleure, 3. Anopleure'). Die Coxopleure liegt aussen vom Trochantin und über ihm, direkt an der Hüfte, die Katopleure vor Trochantin und unter der Coxopleure und die Anopleure über der Coxopleure und Katopleure. Man hat bisher, namentlich bei Coleopteren, ausser dem Trochantin, Epimeren, Episternen und Parapleuren unterschieden, also auch vier Pleurentheile (vergl. z. B. H. J. Kolbe, Einführung in die Kenntniss der Insekten, S. 240 u. a.). Ob aber diese den hier von mir unterschiedenen Theilen homolog sind, ist durchaus unsicher und muss erst geprüft werden. Jedenfalls hat es bisher völlig an scharfen logischen Begriffen mit vergleichend-morphologischen Kriterien gefehlt, daher bis jetzt auf die Frage, was man sich denn unter Epimeren u. s. w. vorstellen solle, ebenso wenig eine befriedigende Antwort gegeben werden konnte, als auf die im vorigen Abschnitt erörterte Frage nach der Feststellung des Begriffes der einzelnen Beinglieder. Auch über das Verhältniss der Apodemen zu den Pleuren herrscht durchaus keine senügende Klarheit, denn wenn es a. a. O. auf S. 350 heisst, es wären endoskelettale „seitliche Fortsätze, welche von den Seiten (Pleuren) kommen“, so ist das zwar ganz richtig, aber wir müssen uns bei einem so verwickelten Ding, wie es die Pleuren sind, doch fragen, wo denn die Apodemen sich an die Pleuren setzen und welchen Pleurenstücken sie zugehören! Diese und andere Beobachtungen haben mich nothwendig dazu geführt, mich nicht allein mit dem Mikrothorax der Insekten zu beschäftigen, sondern mit dem durchaus noch nicht genügend aufgeklärten Thorax der Insekten überhaupt, insbesondere seiner Gliederung. Ueber die endoskelettalen Gebilde hat übrigens Kolbe selbst schon hervorgehoben, dass unsere Kenntniss von ihnen „noch sehr gering“ sei (S. 354). Wir werden auch sehen, dass die Ansicht, wonach „die Apodemen sich zwischen dem Sternum und den Seiten- stücken“ befinden sollen, nicht haltbar ist. Ich gehe jetzt über zu einer Erörterung der Pleurentheile des Thorax von Phyllodromaa germanica (Tafel IX, Abbildung 4 und 5): Meso- und Metathorax (Abbildung 4) sind in den !) Ich habe von bestehenden Namen nur den Ausdruck Trochantin angenommen, weil dieses Sklerit in vielen Fällen unverkennbar jst, für die anderen Theile musste ich neue Bezeichnungen einführen, zumal deren Homologie mit Pleurentheilen bei Coleopteren erst bewiesen werden muss. 76 Karl W. Verhoeff, [14] Pleurentheilen unter einander recht ähnlich, der Prothorax dagegen, der auch sonst mehr abweicht, thut es auch hierin. An die ausserordentlich grossen Hüften stossen am Mesothorax (Ab- bildung 4) die Pleurentheile mit zwei Gelenken, einem inneren (@ und einem äusseren @'. Die Hüfte besitzt innere Leisten Z? und L', welche an diese Gelenke herangehen. Es sind nun zwei verschiedene Pleurenstücke, welche mit der Hüfte die genannten Gelenke bilden. Von ihnen bezeichne ich das der Bauchplatte zunächst liegende und auch dem Aste der Furcula‘) F (Apophyse) benachbarte Stück als Trochantin, zumal auch die meisten anderen Autoren (z. B. H. J. Kolbe in seiner anregenden Arbeit „Vergl. morphol. Untersuchungen an Coleopteren“, Archiv f. Naturgesch. 1901), die sowohl den Hüften als auch der Bauchplatte unmittelbar benachbarten Theile so benannt haben. Es kann also auch eine Homologie mit diesen Gebilden bei Coleopteren als sicher feststehend gelten. Der Trochantin ist bei Phyllodromia ein lang nach oben gestrecktes und nach aussen sich allmählig etwas verbreiterndes Stück, das mit rundlichem Höcker in die Gelenkgrube @ der Hüfte greift und eine von diesem Gelenk ausgehende diagonale Innenlängsleiste besitzt. Das andere Pleurenstück, welches ich Coxropleure nenne (Cpl), hat eine wesentlich andere Gestalt als der Trochantin und zerfällt in vier Unterabtheilungen. Die wichtigste derselben (z) krümmt sich sichelartig um das obere Ende des Trochantin und ist mit der hinteren Hälfte der Apodeme s verwachsen. Sie stösst unmittelbar an die Hüfte und bildet hier ein Gelenk @!, welches platter ist als das andere. Diesem Gelenk liegt das obere Ende des Trochantin sehr nahe, ohne sich aber daran zu betheiligen. Von dem Theil « sind durch eine Furche zwei vordere kleinere T’heile o und 0 theilweise getrennt. Diese sind mit der vorderen Hälfte der Apodeme verwachsen. Der vierte Theil erscheint wie ein dreieckiger Stiel z der drei andern und ist durch die Katopleure von der Coxopleure getrennt. Es giebt nun noch zwei weitere Pleurenstücke, welche aber, im (Gegensatz zu den genannten, von der Hüfte entfernt liegen, also auch keine ') In meinen Arbeiten über vergleichende Morphologie der Coleopteren (Archiv für Naturgesch. 1894—97) habe ich die Bezeichnung Fureulae eingeführt, weil Apophysen besser als ganz allgemeine Bezeichnung dient, 15] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 77 Gelenke mit ihr bilden, Ano- und Katopleure. Daher unterscheide ich A. Cocoxale Pleuren: Trochantin und Coxopleure, B. Ecoxale Pleuren: Anopleure und Katopleure. Die Katopleure ist von innen nach aussen und unten nach oben lang gestreckt, Kpl reichlich beborstet und stösst unmittelbar an das Sternit V. Die Anoplewre stösst nicht an das Sternit und ist auch vom Trochantin und Katopleure durch die Coxopleure völlig getrennt. Sie ist das am schwächsten entwickelte Pleurenstück, ist länglich von vorne nach hinten und liegt völlig über der Coxopleure, hinten auch mit Tastborsten besetzt. Mit der Apodeme ist sie nicht verbunden. Natürlich sind überhaupt für die Charakterisirung der einzelnen Pleuren die Apodemen von grosser Wichtigkeit. Dieselben s ziehen vom vorderen Lappen der Coxopleuren über den mittleren und hinteren zum Gelenk @!, an dem sie, wie gesagt, theilnehmen. Unter dem sichelartigen Stück und dem oberen Trochantin- ende geht bei x nach innen und unten ein Nebenast y ab, der nach innen und unten annähernd dem Trochantin entlang zieht, also auch dem Ende des Furkula- Armes sich nähert. Die Katopleure bleibt dagegen von der Apodeme unberührt. Der Metathorax zeigt fast ganz dieselben Pleural- verhältnisse wie der geschilderte Mesothorax, einschliesslich des Nebenastes der Apodemen. Die Sternite sind in einen vorderen V und hinteren Theil V! abgesetzt. Vom hinteren allein gehen die Fureula-Arme ab. Am Prothorax treffen wir zwar im Allgemeinen wieder dieselben Ver- hältnisse, im Besonderen aber nicht geringe Unterschiede (Abbildung 5). Trochantin und Coxopleure nehmen wieder in der geschilderten Weise an den Gelenken mit der Hüfte theil, aber beide Gebilde sind nicht nur ge- drungener, sondern auch viel mehr auseinander gerückt, sie berühren sich überhaupt nur auf kurzer Strecke und bilden hier ein deutliches Gelenk a, an welchem auch eine innere Längsleiste des Trochantins endet. Nicht dieses, wohl aber die mehr isolirte Lage des Prothorakal-Trochantins ist eine ursprünglichere Erscheinung gegenüber Meso- und Metathorax, was weiterhin noch begründet werden wird. Die prothorakalen übrigen Pleuren hängen überhaupt unter einander viel mehr zusammen als mit dem stark abgesetzten Trochantin. Die Coxopleuren sind in zwei Theile abgesetzt, 78 Karl W. Verhoeff, [16] ‚deren hinterer eine annähernd gleichseitig dreieckige Gestalt besitzt und einen auffallenden, beborsteten, blasigen Buckel B (der auch bei anderen Fattungen, z. B. Eetobia auffällt. Der vordere Theil (Cpl!) ist unbeborstet und hauptsächlich der Träger des vorderen 'Theiles der Apodeme. Diese ist nämlich wieder der Länge nach mit der Coxopleure verwachsen, nimmt hinten am Hüftgelenk @! theil, ist im Bereich des hinteren Coxopleuren- theiles schmäler, im Bereich des vorderen aber zu einem dreieckigen breiten Lappen ss' erweitert. Auf den ersten Blick scheint es, als hinge der Zipfel s! mit der Katopleure zusammen. Dies ist aber nicht der Fall, wie sieh am leichtesten durch Isoliren der Katopleure feststellen lässt. Diese Aato- pleure hängt also nicht mit der Apodeme zusammen und zeigt wieder ihre von oben nach unten längliche Gestalt und reiche Beborstung. Die Ano- pleure ist auch hier die wenigst auffallende und liegt ganz oberhalb der Coxopleure. Die Pleuren sind also Sklerite (Skelettplatten) in der weichen Verbindungshaut zwischen Bauch- und Rückenplatte und zwar bestehen sie aus zwei Paaren. Das eine Paar, das cocoxale, ist an den zuständigen (proximalen) Gelenken der Hüfte betheiligt, während das andere ecoxale Paar nicht mit der Hüfte in Verbindung steht. Das cocoxale Paar besteht aus Trochantin und Coxopleure. Der Trochantin ist ein Pleurenstück, welches an die Bauchplatte und Hüfte zugleich stösst, mit der Hüfte durch ein unteres Gelenk verbunden wird, unter der Coxopleure liegt und nicht mit der Apodeme verwachsen ist. Die Coxopleure ist ein Pleurenstück, welches nicht an die Bauchplatte, wohl aber an die Hüfte stösst und mit ihr durch ein oberes Gelenk verbunden wird, über dem Trochantin liegt und mit der Apodeme in ihrer ganzen Länge verwachsen ist. Das ecorale Paar besteht aus Anopleure und Katopleure. Die Anopleure ist ein Plewrenstück, welches an das Tergit grenzt aber weder an der Bauchplatte liegt, noch mit der Hüfte ein Gelenk bildet, sich oberhalb der Katopleure und des Trochantin befindet und nach unten an Coxopleure und Apodeme grenzt. Die Katopleure ist ein Pleurenstück, welches zwar an die Bauchplatte stösst, aber mit der Hüfte kein Gelenk bildet, sich unterhalb der Anopleure und Coxopleure und vor dem Trochantin befindet und nicht mit der Apodeme verwachsen ist. 17] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 19 Nach diesen Feststellungen kehre ich zum Mikrothorax zurück: In Abbildung 5 der Tafel VIII findet man die Theile des Mikrothorax von Ectobia livida, wobei zu bemerken ist, dass die zweitheilige Dorsalplatte D etwas länger ist, als gezeichnet wurde. Das hintere am tiefsten in der Nackenfalte sitzende Drittel’ habe ich fortgelassen, um die Bauchplatten- sicheln angeben zu können. Die Rückenplatte ist verhältlich breit und namentlich vorn mit Tast- borsten besetzt. Uebrigens ist die Zweitheiligkeit nur eine scheinbare, weil die Mittellinie nicht pigmentirt ist, in Wirklichkeit befindet sich gerade hier eine feine Mittelleiste für Muskeln (vergl. Abbildung 7 von Phyllodromia germanica). Dort sieht man auch die vollständige Rückenplatte, welche hinten noch einen kurzen endoskelettalen Abschnitt mit Bälkchen 5b besitzt, namentlich hinten eine kräftige Querleiste %. Während die Dorsalplatte von Phyllodromia schon schmäler ist als bei Ectobia, findet man sie bei andern Formen, z. B. Monachoda (Abbildung 6D) noch weit mehr in die Länge gezogen. Zurückkehrend zu Ectobia (Abbildung 5) sehen wir, dass jederseits zwei grosse Pleurenplatten dicht hinter einander liegen, durch eine schmale Zwischenhaut getrennt. Die vordere dieser Platten Apl springt vorn innen in einen Zapfen vor, während die hintere C'pl sich aussen etwas nach innen biegt; beide sind mit Tastborsten besetzt. Ganz vorn und mehr nach dem Rücken zu bemerkt man jederseits noch ein kleines rundliches beborstetes Plättehen Apl, durch wärzchenreiche Haut von Apl! getrennt. Es fällt uns nicht schwer, bei einem Vergleiche dieser Pleurentheile des Mikrothorax mit den erörterten des übrigen Thorax und namentlich des Prothorax fest- zustellen, dass wir hier wie dort drei hintereinander liegende Theile haben, die wir also auch als Anopleuren (Apl), Katopleuren (Kpl) und Coxopleuren (Cpl) bezeichnen können. Da das Anhangpaar verschwunden ist, haben wir uns auch über das Fehlen eines Trochantins am wenigsten zu wundern, denn dieser ist ja dasjenige Pleurenstück, welches mit den Hüften am engsten verbunden ist, wie auch durch Vergleiche mit andern Kerfgruppen (Chilopoden, Dermapteren, Thysanuren, Coleopteren) bestätigt wird. Die Verkümmerung der Apodemen entspricht ebenfalls der Beinverkümmerung. Das nahe Zusammenliegen von Anopleuren und Coxopleuren aber ist darauf Nova Acta LXXXI. Nr. 2, 11 s0 Karl W. Verhoeff, [18] zurückzuführen, dass diese Theile in den übrigen Thorakalsegmenten durch die Apodemen eng verbunden sind. Auch zu den beiden die Ventralplatte darstellenden, mit Tastborsten besetzten Sichelplättchen x und y finden wir homodyname Bildungen am Prothorax. Die Bauchplatte desselben zeigt in ihrer Ausbildung bei Blatto- deen nicht geringe Verschiedenheiten, bald ist sie mehr einheitlich, bald mehr in vier Theile abgesetzt. Den letzteren Fall bietet uns Ectobia (Ab- bildung 5), wo wir zwei hintereinander liegende Theile « und © zu unter- scheiden haben (a ist das grösste Stück, aber grösstentheils unten fort- gelassen), sowie zwei seitliche db, welche sich dreieckig in die beiden andern einkeilen und eine Verbindung mit den Katopleuren Kpl! herstellen durch einen schlanken Fortsatz. Ein Vergleich der Theile @ und c des Prothorax mit x und y des Mikrothorax liegt auf der Hand. Die Skelettplatten des Mikrothorax sind also diejenigen, welche man von einem besonderen Segmente zu erwarten hat und Kückbildungen zeigen sich nur so weit, als das in Zusammenhang steht mit den mangelnden Segmentanhängen. Die kleine Bauchplatte erklärt sich ungezwungen da- durch, dass die Blattodeen den Unterkopf so ausserordentlich zurück- gedrängt tragen. Wer nun den Gedanken haben sollte, die von mir als ein besonderes Nackensegment dargelegten Theile liessen sich als Theile des Prothorax auffassen, dem ist durch die obige Erörterung der drei T'horakalsegmente gezeigt, dass diese Auffassung unmöglich ist, denn die T’horakalsegmente haben alle erforderlichen Theile, insbesondere Pleurenstücke, und dem Mikro- thorax kommen ebenfalls diese Pleurenstücke zu mit Ausnahme des er- üörterten 'Trochantins. Der besprochene Typus des Mikrothorax findet sich übrigens bei Blattodeen allgemein, man vergleiche z. B. Abbildung 6 von Monachoda, nur die kleinen Katopleuren verkümmern häufig, weshalb es auch nicht weiter auffallen kann, dass dieselben im Vergleich mit den andern Segmenten eine mehr dorsale Lage einnehmen. An den Anopleuren kommt bisweilen noch eine ähnliche Einschwärung vor (Abbildung 6 Apl«), wie ich sie von den Anopleuren der andern T'horakalsegmente angegeben habe. [19] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. s1 Unter den übrigen Insektengruppen sind die Mantodeen die einzigen, welche einen Mikrothorax besitzen, der in den Grundzügen seines Baues dem der Blattodeen ähnlich ist, so z. B. in der schmalen scheinbar zwei- theiligen Rückenplatte, den kräftigen Pleuren und den beiden kleinen, hinter einander liegenden Bauchplattensicheln. Miall und Denny haben am a. O. auch die Thorakalpleuren von Periplaneta behandelt. Ich muss aber gestehen, dass weder Abbildungen noch Text eine richtige Vorstellung erwecken können, zumal diese Autoren ‚nicht über die landläufige Unterscheidung von „Epimeron“ und „Episternum“ hinauskamen. Wenn zwei Forscher aber über ein Thier ein‘ ganzes Buch schreiben, hätte man wohl erwarten können, dass die Pleurentheile des Thorax wenigstens annähernd richtig abgehandelt worden wären. Sehr wichtig für die segmentale Natur des Mikrothorax ist, wie ich im Zoologischen Anzeiger Nr. 665 auch schon angegeben habe, der Umstand, dass ihm ein eigenes Muskelsegment zukommt, hinsichtlich dessen ich für Blattodeen Folgendes feststelle: Muskeln gehen sowohl vom Tergit als auch von den Coxopleuren und Anopleuren aus, nicht aber von den schmalen beiden Sternitsicheln. Ob von den kleinen Katopleuren Muskeln ausgehen, lasse ich dahingestellt sein. Von der schon beschriebenen feinen Mittelleiste des Tergit gehen Muskeln aus, die ich als schräge Nackenmuskeln bezeichnen will (Abbildung 3 m, m5). Sie heften sich an die kräftigen Balken (Hl Ab- bildung 3), welche die Seiten des Hinterhauptloches bilden. Die schrägen Nackenmuskeln zerfallen in zwei bis drei Gruppen, von denen ich noch be- sonders auf die weiter hinten befindliche mu aufmerksam mache. Gerade Nackenmuskeln, welche das Tergit des Mikrothorax mit dem Pronotum ver- binden, sind in zwei Paaren vorhanden, von denen das eine m! in die Vorder- zipfel des Tergit zieht, während das andere m? Abbildung 4 in dem hinteren mehr häutigen Theile des Tergites, hinter den schrägen Nackenmuskeln m befestigt ist. Feinere Muskeln (mx Abbildung 7) gehen auch von der ge- schilderten Querleiste % zum Pronotum. Auch in den Muskeln der Pleuren- platten kommt das eigene Muskelsegment zum Ausdruck, indem dieselben sowohl mit dem Kopfe als auch mit dem Prothorax durch Muskeln ver- bunden sind. Als pleurale Mikrothoraumuskeln bezeichne ich zwei starke Muskelbündel, welche von den beiden grossen Pleurenplatten zu den Hinter- lilss 82 Karl W. Verhoeff, [20] hauptbalken ziehen. Als vorderes Paar können die bezeichnet werden, welche von den Anopleuren ausgehen m’, als hinteres m’! die von den Coxopleuren herkommenden. Mehrere kräftige Muskeln gehen von den beiden grossen Pleuren Apl und Cpl auch zum Prothorax, so m* von der Coxopleure, m’ und m® von der Anopleure. Miall und Denny haben a. a. OÖ. (The Cockroach) auch der Mus- kulatur der Haut einen besonderen Abschnitt gewidmet, was um so erfreu- licher ist, als gerade die Muskulatur der Insekten ein viel zu wenig ge- würdigtes Gebiet ist. Leider finden wir über die Muskulatur des „Neck* dort fast nichts, die „Head muscles“ (vergleiche S. 73 und 74) sind theils in ihrem Verlaufe nicht deutlich zu erkennen, theils direkt unrichtig, was auch nicht anders zu erwarten war, nachdem diese Autoren das Tergit des „Neck“ nur unvollständig gesehen. Immerhin sind mit den schrägen hintersten „Head museles* der Abbildung 35 die pleuralen Mikrothorax- muskeln angedeutet. Auch findet man dort prothorakale Longitudinal- muskeln angegeben, welche dem Mikrothorax entsprechen, indem sie nicht etwa bis zum Kopfe ziehen, sondern bis zu jenem. # = * B. Dermaptera. (Zugleich über Dermapteren 3. Aufsatz.)') Die Dermapteren tragen den Kopf nach vorne gehalten und sind ausgesprochen prognath. Ihre Hüften zeigen keine ungewöhnliche Grösse. Auch der Thorax weicht in seinem Bau erheblich von dem der Blattodeen ab, obwohl er meist dieselben Grundzüge aufweist. Wir finden nämlich wieder die zwei cocoxalen Pleuren und die zwei ecoxalen. Während aber bei den Blattodeen Meso- und Metathorax fast übereinstimmende Pleuren aufweisen, zeigen sie bei den Dermapteren viel grössere Unterschiede (ent- sprechend der grösseren Verschiedenheit der Vorder- und Hinterflügel) aber auch der Prothorax weicht vom Meso- und Metathorax noch mehr ab als das bei den Blattodeen der Fall ist. Der Mikrothorax ist ebenfalls be- trächtlich von dem der Letzteren verschieden. ') Der 1. Aufsatz steht in Nr. 665 des zoologischen Anzeigers, der 2. in den Sitz. ser. d. Ges, naturforsch. Fr, in Berlin 1902, [21] Beiträge zur vergleichenden Morpholögie des Thorax der Insekten. 83 Betrachten wir einmal näher die T'horakalsegmente von Ecehrmosoma oceidentale Bormans (vergl. Tafel X). Die Bauchplatten sind im Vergleich mit den Blattodeen recht gross und von einheitlicher Gestalt. Trotzdem kommen ihnen Nebengebilde zu, die an ihren Vorderecken liegen und zu den bekannten Complementär- oder Vorring-Bildungen gehören, ich bezeichne sie als Vorplatten Vp. Es sind ihrer stets zwei, welche jederseits vorne liegen (nur am Mikrothorax werden wir eine unpaare Vorplatte kennen lernen). Diese Platten sind nun deshalb als Sternit-Ausgestaltungen aufzu- fassen, weil einmal die bei andern Insekten-Gruppen vorkommenden Pleuren- theile alle vorhanden sind (entsprechend der Schilderung bei Blattodeen), sodann aber diese Platten manchmal nicht ausgeprägt sind, in vielen Fällen aber wirklich mit der Bauchplatte zusammenhängen, vergl. z. B. Tafel X, Abbildung 2. Am Metathorax (Abbildung 2) finden wir an der grossen quadratischen Bauchplatte an der Vorderecke, seitwärts sich ausdehnend und nur theil- weise durch eine Furche von dem Sternit-Haupttheil getrennt, jederseits eine grosse, vorn und aussen abgestutzte und hinten dreieckig verschmälerte Vorplatte. Hinter ihr liegt eine recht schmale, beborstete Katopleure und hinter dieser wieder ein annähernd dreieckiger Trochantin, der einen Gelenk- fortsatz gegen die Hüfte schickt. Oberhalb des Trochantins und der Vor- | platte erstreckt sich die grosse Coxopleure, an deren oberen Rand die lange kräftige Apodeme x angewachsen ist. Die Coxopleure an sich stösst nicht unmittelbar an die Hüfte, aber die Apodeme ragt bis zu ihr und bildet gegen sie einen kräftigen platten Gelenkhöcker @!. Das vordere Ende der Apo- deme dient, wie auch bei Blattodeen, als Stütze des Flügelgrundes. Das hinterste Stück der Coxopleure ist von ihr durch eine Falte abgesetzt und entbehrt auch der Tastborsten; ich nenne es Alarpleure (Alpl2). In der Haut zwischen Pleuren und Hüften fällt noch ein kleines längliches Sklerit auf, das offenbar eine Abschnürung des Trochantins ist. Oberhalb der Coxopleure und der Apodeme liegt nach hinten zu eine ziemlich kleine, nach vorn schwach begrenzte Anopleure. Die Furkula-Gebilde F sind von einander getrennt, sitzen am Sternit fest und ein Stück von dessen Seiten- rand entfernt. Das Ende ihres Fortsatzes ist frei, d. h. nicht mit einem Pleurenstück verwachsen. 54 Karl W. Verhoeff, [22] Der Mesothorar bietet uns folgende bemerkenswerthe Abzreichungen vom Metathorax: Die Vorplatten sind mehr nach vorn gerückt, von drei- eckiger Gestalt und ganz von dem Sternit durch Zwischenhaut getrennt, so dass sie wie ein Pleurenstück erscheinen. Der Trochantin (Abbildung 4 ist von sehr gestreekter Form, liegt nicht der Länge nach an der Kato- pleure, sondern berührt sie nur mit seinem Vorderende. Mit der Vorder- hälfte der Aussenseite aber stösst der Trochantin an die Vorplatte, so dass also die Katopleure hier nicht zwischen 'Trochantin und Vorplatte liegt, sondern vor denselben, auch ist die Katopleure (Abbildung 3) nicht schmal gestreckt, sondern gedrungen, beinahe rechteckig. Die kleine Nebenpleure des Trochantin ist nicht vorhanden. Die Coxopleure ist der des Metathorax in der allgemeinen Lage recht ähnlich, ebenso ihre Apodeme, nur ist die Alarpleure Alpl! durch einen Zwischenstreifen » nicht vorn sondern unten abgesetzt. Daher befindet sich diese Alarpleure vorn gleich über der Kato- pleure und ist von viel länglicherer Gestalt. Auffallend gross ist die Ano- pleure, die wieder der Länge nach an die Coxopleure und Apodeme grenzt, nämlich ungefähr doppelt so gross wie die Coxopleure und oben in einem nach hinten gerichteten Lappen in Gestalt eines zusammengedrückten Helms ausgestülpt. Stärker noch und z. T. wieder ganz anders weicht der Prothorax vom Metathorax ab (vergl. Tafel X, Abbildung 1). Vor allem muss darauf hingewiesen werden, dass, im Gegensatze zu Meso- und Metathorax, eine zusammenhängende endoskelettale Brücke besteht zwischen Sternit und Pleuren und zwar derart, dass der Furkula-Arm nicht wie dort frei endet, sondern zur kräftigen Anopleure zieht, auf dieser sich ausbreitet und mit ihr ver- schmilzt (Abbildung 1 Fd ec). Die Furkula-Arme sind am Rande der fast rechteckigen Bauchplatte hinter der Mitte an einer etwas eingebuchteten Stelle mit einem Knoten %k befestigt. Die Vorplatten') sitzen durchaus vor (dem Sternit, sind dreieckig und auch hier vollständig von ihm durch Haut ') In meinem ersten Aufsatz über Dermapteren, im Zoolog. Anzeiger 1902 habe ich in der vorläufigen Mittheilung über den Mikrothorax diese prothorakalen Vorplatten als „Höckerplatten“ bezeichnet. Jetzt, wo ich den Thorax der Dermapteren noch eingehender studirt habe, lasse ich diese Auffassung fallen, da wir es mit Vorplatten zu thun haben, die an allen vier Thorakalsegmenten vorkommen. [23] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 85 getrennt. Die beiden Gelenke mit der Hüfte werden in der wie sonst ge- schilderten Weise von 'Trochantin und Coxopleure gebildet. Diese beiden Stücke liegen der ganzen Länge nach an einander. Der Trochantin liegt hart am Sternit und erscheint als ein spitzwinkeliges Dreieck. Unter der Vorderecke desselben liegt die sehr kleine aber doch deutlich abgegrenzte Katopleure. Die Coxopleure ist querüber in der Mitte mit der Apodeme x verwachsen, die um ebenso viel schwächer ist als der Furkula-Arm stärker und vorn in stumpfen Winkel nach unten und vorn biegt und aus- läuft. Die Coxopleure bildet bei a, d. h. am oberen Rande ein kleines Gelenk mit der Anopleure. Diese Anoplewre ist von sehr mächtiger Ent- wiekelung und umfasst im Halbkreise die Coxopleure. Hinten ist sie wieder in einen grossen zusammengedrückten Lappen ausgestülpt Dp. Der Furkula- arm ist also mit der Anopleure verwachsen und zwar findet diese Ver- wachsung ihren Ausdruck in einer kräftigen Längskante «, welche sich vor dem kleinen Gelenke «a befindet. Ich will hier nur daran erinnern, dass die prothorakalen Furkula-Arme bei den Blattodeen am Ende frei sind. Vergl. Tafel VIII, Abbildung 5 F. Was ich hier für Echinosoma ausgeführt habe, gilt in den Grund- zügen für die Dermaptera überhaupt, doch will ich als Berweis dafür noch einige Formen besprechen, die als Vertreter der am meisten von einander ab- weichenden Gruppen gelten können, nämlich Forficula, Antsolabis, Chelidura, Apachyns und Hemimerus. Hieraus wird man zugleich ersehen, dass mancherlei Abweichungen im Bau des Thorax auch wichtige systematzsch- phylogenetische Handhaben liefern. Ich bespreche bei diesen Formen also hauptsächlich die Unterschiede: Forficula: Am Metathorax sind keine Sternit-Vorplatten abgesetzt, vielmehr hängen die betreffenden Theile völlig mit dem Sternit zusammen. Die Katopleuren sind ganz rückgebildet. Der Trochantin ist noch voll- ständiger dreieckig und mehr an die Hüfte herangedrängt, dem entsprechend ist nichts von ihm abgeschnürt. Die Coxopleuren sind im Ganzen denen von Echinosoma recht ähnlich, aber auch näher an die Hüfte gerückt, vorn besitzen sie wieder eine scharf abgesetzte, unbeborstete Alarpleure. Vor dieser und hinter den Anopleuren des Mesothorax liegen übrigens die Stigmen des letzteren. Die Anopleuren des Metathorax sind stärker ent- 86 Karl W. Verhoeff, [24] wickelt, nämlich grösser als der Trochantin. Die Furkula-Arme sind ent- schieden kräftiger entwiekelt und von anderer Form.- Der Prothorar zeigt wieder dieselben Grundzüge des Baues, aber auch merkliche Abweichungen. Trochantin und Coxopleure sind zwei Dreiecke, die zusammen ein Rhomboid bilden. Die Coxopleure stösst nur in einem Punkte an die Hüfte und da liegt das Apodemengelenk. Die Coxopleure liegt genau unter der Ano- pleure und bildet mit ihr kein Gelenk. Die Anopleure ist gross aber ihr Hinterlappen weniger entwickelt. Katopleure sehr klein. Das Gesagte gilt, von artlichen Unterschieden abgesehen, sowohl für die geflügelte Forfi- cula aurieularia als auch für die ungeflügelte F\. deeipiens, welche nur Flügelstummel besitzt. Anisolabis: Eine Form aus einer Familie, deren Angehörige sämmt- lich der Flügel entbehren und auch von Elytren nur höchstens unvoll- ständige Schuppen besitzen, ist hier von besonderem Interesse. Metathorax (Tafel XI, Abbildung 3) nur mit schwacher Andeutung einer Vorplatte A. Katopleuren fehlen. 'Trochantin dreieckig, Coxopleure gross, länglich, von der Anopleure ist nur ein schwaches Plättchen über der Hinterecke der Apodeme übrig. Mesothorax (Tafel XI, Abbildung 1) in den Pleuren dem von Forfieula höchst ähnlich, im Tergit aber sehr abweichend. Prothorax fast ganz wie bei Forficula. Chelidura: Stimmt in allen wesentlichen Punkten hinsichtlich der Sternite und Pleuren mit Forficula überein. Apachyus: Dem stark abgeplatteten Körper gemäss sind auch die Pleuren verhältlich stark gestreckt, namentlich sind Apodemen und Coxo- pleuren sehr lang. Der Metathorax ist auffallend durch die trotz des abgeplatteten Kör- pers ziemlich grossen, ein stumpfwinkeliges Dreieck bildenden Anopleuren, deren stumpfer Winkel gegen die Hüfte liegt. Vorn an der Coxopleure findet sich eine kleine Alarpleure abgesetzt und diese ist auch deutlich beborstet. Der Trochantin ist länglich dreieckig, noch nicht halb so lang wie die Coxopleure, die Katopleure fehlt. Am Mesothorax ist der Trochantin verhältlich etwas länger aber sehr schmal, die Katopleuren wieder deut- lich ausgeprägt und vorn gebogen, die Coxopleuren kräftig aber ohne [25] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 87 Alarpleuren. An den ziemlich grossen Anopleuren sind hinten keine deut- lichen Lappen ausgestülpt. Im Bau des Prothorax zeigt Apachyus ebenfalls Besonderheiten: die Anopleuren sind auffallend schmal und entbehren ebenfalls hinten der Lappen- ausstülpung. Die andern Pleurenstücke erinnern sehr an die von Anisolabis, doch ist die Coxopleure recht schmal, kleiner als der 'Trochantin und vorn etwas buckelig aufgetrieben. Apachyus weicht also auch im Bau des T'horax von den Kuderm- aptera mehr ab als irgend eine Form unter diesen von den ‚andern. Be- sonders eigenthümlich ist auch diejenige Gattung, welche in andern Organen noch mehr von den andern Dermapteren abweicht und früher in die Nähe der Blattodeen gestellt wurde, nämlich Hemimerus. Der Bau des Thorax zeigt auf das Unzweideutigste, dass Hemimerus eine Dermaptere ist, wie es auch schon von andern Forschern, allerdings mit noch sehr unzureichender Begründung angenommen wurde, so von de Bormans (Thierreich 1900) im Anschluss an H. Hansen 1894 und Saussure 1896. Alle diese Forscher neigen aber dazu Hemimerus für eine Mittelform zwischen Derm- apteren und Blattodeen anzusehen. Das ist aber nicht richtig, denn Hemi- merus bildet allerdings eine besondere Unterordnung, ist aber gleichwohl entschieden eine Dermaptere, ohme Ueberleitungen zu den Blattodeen !') Hemimerus: Der Metathorax (Tafel XII, Abbildung 8) besitzt nur sehr kleine Rudimente von Anopleuren, als sehr schmale Streiflein, hinten neben und über den Apodemen. Die andern drei Pleurenstücke sind gut ausgebildet. Die Trochantine haben balkenartige Gestalt, sind mit starken Tastborsten besetzt und nur vorn etwas verbreitert. Sie stossen auf ziem- lich langer Strecke an die grossen rundlichen Katopleuren. Auch die Coxo- pleuren sind verhältlich gedrungen und ihre Apodemen ragen hinten eine Strecke weit über die Coxopleure selbst hinaus. In der Mitte «= sind die Apodeme stumpfwinkelig eingeknickt. Die in der Nähe der Anopleuren gelegenen Stigmen (St 1. A. Abb. 8) könnte man a priori sowohl zum Meta- thorax als 1. Abdominalsegment rechnen. Alle vier Thorakalsegmente von Hemimerus entbehren der sternalen Vorplatten. Das Metasternum springt 1) Ueber den Thorax von Hemimerus haben wir auch durch Hansen und Saussure nur Öberflächliches erfahren, über die Pleuren fast nichts. Nova Acta LXXXI. Nr. 2, 12 88 Karl W. Verhoeff, [26] mit einem dreieckigen Lappen zwischen Trochantin und Katopleure ein. Die Fureulae sind, namentlich im Grundknoten F sehr kräftig entwickelt. Der Mesothorax (Abbildung 9) erinnert in den zwar ziemlich grossen aber dennoch der Hinterlappen entbehrenden Anopleuren an Apachyus. Die Coxopleuren sind recht eigenthümlich, im Ganzen von etwa dreieckiger Gestalt und vorn ungefähr abgestutzt. Die Apodeme springt gegen die Hüfte zur Gelenkbildung @! wieder etwas über die Coxopleure hinaus und nach unten sendet sie einen sehr grossen dreieckigen Nebenzipfel. Neben dem vorderen Apodemenende springt nach oben ein abgerundeter, beborsteter Höcker der Coxopleure vor, der mir von den andern Dermapteren nicht be- kannt geworden ist. ; Hinter der Mitte des unteren Randes stösst an die Coxopleure der schmale, kräftig beborstete Trochantin, der mit ihr nur durch ein Bändchen in fast gelenkartiger Weise zusammenhängt (5). Die Folge davon ist ein Käntchen, das bei 5 innerhalb der Coxopleure schräg hinaufzieht und sie so in zwei hinter einander liegende Theile absetzt. Die Katopleure ist gut entwickelt, rechteckig und deutlich beborstet. Im Prothorax-Bau erkennt man Hemimerus besonders auffallend als ausgesprochene Dermaptere. Das Sternum zeigt hinter der Mitte die bekannte Einschnürung. Die Pleuren sind denen von Anisolabis recht ähnlich, nur die Anopleuren schwächer, hinten ohne Lappen und an Coxopleure nebst Apodeme angewachsen. Elytren, Mesonotum und Metanotum. Im Vorigen haben wir gesehen, dass die Thorakalpleuren der Dermapteren durch das Vorhandensein oder Fehlen der Flügel sowohl wie der Elytren auffallend wenig beeinflusst werden, denn die völlig ungeflügelten Formen zeigen den gleichen Grundzug der Pleurenbeschaffenheit wie die ge- flügelten und die nachgewiesenen auffallenderen Unterschiede sind vielmehr systematisch-phylogenetischen Charakters. Ganz beträchtliche Unterschiede zwischen getlügelten und ungeflügelten Formen sowohl wie zwischen solchen mit typischen Elytren und mehr oder weniger verkümmerten oder ganz fehlenden Elytren aber bieten uns das Meso- und Metanotum, worauf ich noch näher eingehen muss. Gleich vor- ausgeschiekt aber sei das allgemeine Ergebniss, dass die Verkümmerung der [27] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 89 Flügel und namentlich Elytren, die sich ja auch in ihrer Entwickelung als Tergitseitentheile kundgeben, in erster und ganz hervorragender Hinsicht einen Einfluss auf eben diese Tergite ausüben, während die Pleuren die bestän- digeren Charaktere in der Erscheinungen Flucht aufweisen. Weiter hängt damit zusammen, dass die mit Unrecht bisher so wenig beachteten Pleurentheile der Insekten wichtige Handhaben für die Ordnungs- charakteristik lefern können, ohne für kleinere Kategorieen in dieser Hin- sicht zu versagen, während die Tergite zur Ordnungscharakteristik unbrauch- bar sind, dagegen wichtig für Familien und Gattungen. Bei den Dermapteren haben wir zwei grosse Bildungsgruppen in Bezug auf Elytren, Flügel, Mesonotum, Metanotum und auch 1. Abdominaltergit zu unterscheiden, nämlich A. Formen ohne alle Spur von Flügel und ohne Elytren oder solche die klaffen oder mehr oder weniger verkümmert sind, deren Meso- und Metanotum larvalen Charakter trägt, d. h. so ist wie bei den Larven und die weiter zu besprechenden Auszeichnungen nicht besitzt und mit einem starkwandigen 1. Abdominaltergit. B. Formen, die entweder typische Flügel besitzen oder wenigstens Stummel von solchen, deren Elytren nie klaffen, sondern an der Naht zu- sammenschliessen, deren Meso- und Metanotum nicht larvalen Charakters sind, sondern allerlei Auszeichnungen besitzen und deren 1. Abdominaltergit zartwandig ist. Die Elytren der Dermapteren besitzen bekanntlich keine Rippen, aber man kann in ihnen dennoch wer deutliche Trracheenstämme verfolgen (siehe von Forfieula auricularia Tafel XII, Abbildung 5, Tracheen 1, 2, 3, 4). Den Innenrand der Elytren nenne ich den Nahtrand Nr. Von einem Naht- rand kann aber nur bei den Formen der Gruppe B die Rede sein, d. h. wenn die Deckflügel in der Mitte hart an einander stossen und so eine Naht bilden. An der Unterfläche der Elytren befindet sich nun im der Nähe der Naht eine nach unten und innen vorspringende, in der Vorder- hälfte befindliche Längsrippe, die ich, da sie bei allen Formen der Gruppe B mit Borsten oder Stacheln besetzt ist, als Stachelrippe bezeichnet habe. Die Stachelrippe ist nach den Gattungen von verschiedener Länge und Stärke, aber immer stehen ihre Stacheln nach innen und hinten. In Abbildung 4 12* 90 Karl W. Verhoeff, [28] sieht man das vorderste Stück der Stachelrippe von Forficeula aurieularia bei 275facher Vergrösserung. Abbildung 3 zeigt die Vorderhälfte einer Flügeldecke von Diplatys Raffrayt mit schwächerer Stachelrippe und weniger Borsten. Flügeldeckensäulen, wie sie für Coleopteren so charakteristisch sind, fehlen hier bei Dermapteren nicht, sind mir aber nur zwischen Naht und Stachelrippe vorgekommen, bei Forfieula aurieularia nur wenige (vergl. Tafel XII, Abbildung 5 Fs). - Mit der Stachelrippe hat es nun eine höchst eigenthümliche Bewandt- niss, indem dieselbe zum festen Einlegen der Decken dient und in innigem Zusammenhange steht mit einem Gebilde des Mesonotum, welches ich als Doppelbürste bezeichnet habe. Das Metanotum aller geflügelten Formen ist von verhältlich zarter Beschaffenheit und zerfällt meist in zwei hinter ein- ander liegende Theile, das Metanotum s. str. und ein anderes an der Ober- fläche theilnehmendes Stück, das ich als Pseudonotum bezeichnet habe (vgl. Tafel XI, Abbildung 8 Psno von Echinosoma occidentale).. ‚Je nach den Gruppen ist das Pseudonotum von verschiedener Grösse. Seiner vergleichend- morphologischen Natur nach ist es eine Ausgestaltung und namentlich Aus- breitung des Metaphragmas, doch kann man ein Metaphragma im engeren Sinne (Mtph) von dem eigentlichen P’seudonotum unterscheiden. Diesem eigentlichen Metaphragma sind auch zwei innere Leisten zuzurechnen, die nach vorn gehen und sich am Ende gabeln vr. Sie schliessen innen zwischen sich ein kleines eiförmiges Feld ein. Noch weiter vorn befinden sich unter der Mitte des Metanotum DM zwei Längsleisten «« (vergl. Ab- bildung 7 und 8). Von diesen Nebenleisten sowohl wie den gegabelten r gehen Longitudinalmuskeln zum inneren Hinterrand des Pseudonotums. Durch ihre Zusammenziehung kann die Mitte des Metanotums herunter- gezogen werden. In der Mitte des Metanotum aber befinden sich zwischen den Nebenleisten noch zwei Leisten und auf diesen Innenlersten sitzen in der Riehtung von vorn nach hinten stachelartige Borsten, welche im Ganzen eine Doppelbürste bb vorstellen. Zwischen den beiden Bürsten befindet sich eine Mittelrinne Während nun die Borstenstachel der Stachelrippe nach aussen gerichtet sind, stehen umgekehrt die der Doppelbürste nach innen. Werden nun die Elytren eingelegt, so greift die Stachelleiste mit ihren Borsten wie ebenso viele Haken hinter die Stachel der Doppelbürste und wird [29 Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 91 dadurch eine feste Verankerung der Elytren auf dem Metanotum bewerk- ‚stelligt. Gleichzeitig werden die in ihren Falten elastischen Flügel nieder- gedrückt und fest zusammengefaltet. Die in allerlei Spalten umherschlüpfen- den Dermapteren werden aber durch diese hübsche Einrichtung der Zlytren- verankerung davor bewahrt mit ihren Decken oder Flügeln durch deren Abstehen irgendwie behindert zu werden. Zugleich können die Flügelfalten eine hohe Elastieität erhalten, wodurch ihre Ausbreitung zum Fluge er- leichtert wird. Verschiedene Forscher haben darauf hingewiesen, dass Forficula ihre Flügel dadurch entfalten könne, dass die Zangenenden die Schuppen der Flügel aufheben. Ohne an dieser Angabe zweifeln zu wollen, muss ich doch darauf hinweisen, dass dergleichen bei manchen Dermapteren mit sehr langen Zangen gar nicht möglich ist und dass es auch physiologisch nicht nöthig ist. Denn durch die Retraktoren der Doppelbürste (m Abbildung 8, Tafel XI) wird diese aus den Zähnen der Stachelleisten herausgezogen und die Decken durch ihre Muskeln gelüftet, worauf die Flügel durch Beweg- ungen ihrer selbst, der Decken und des Abdomens entfaltet werden. Be- merkt sei noch, dass die Hinterflügel mit inneren Zipfeln (22 Abbildung 8, Tafel XI) über den verderen Theil des Pseudonotums weggreifen und in der Mitte nur durch ein Knötchen getrennt sind. Bei manchen Formen sind diese Zipfel nach hinten wurstförmig verlängert. Mit dem so geschilderten, verwickelt gebauten Metanotum der ge- flügelten Formen vergleiche man das einfache. der völlig flügellosen, z. B. von Anisolabis (Abbildung 5), welches sich quer erstreckt und hinten stark eingebuchtet ist, im Uebrigen aber von Mittelrinne, Doppelbürste, Meta- phragma und Pseudonotum nichts besitzt. Das Mesonotum der ungeflügelten Dermapteren ist ebenfalls sehr ein- fach, nämlich z. B. bei Anzsolabis (Abbildung 4) annähernd quadratisch und nur vorn mit einer schwachen inneren @uerleiste. Sehr abweichend gebaut ist das Mesonotum der Geflügelten z. B. von Echinosoma (Tafel XI, Abbildung 6). Die Gestalt ist etwa dreieckig und dieses Mesonotum ist verhältlich klein. Hinten springt es in eine von oben gesehen dreieckige Ausstülpung mit stumpfer Spitze Set vor. Innen liest 92 Karl W. Verhoeff, [30] unter dem Mesonotum eine Längsleiste und vorne eine Q@uerleiste, wodurch eine Kreuzgestalt entsteht. Der hinter der Querleiste liegende und oft äusserlich mehr oder weniger sichtbare Theil ist als S%utellum bekannt. Den Querabschnitt davor, welcher mehr endoskelettaler Natur ist, bezeichne ich als Paraphragma Pph. An den Seiten bemerkt man einen kleinen Fortsatz aa. Das eigentliche Charakteristische für das Skutellum ist der dreieckige Theil a Sct a, doch ist der Begriff Skutellum gar kein scharfer. Unter diesem Dreieck liegt nach hinten ein Mesophragma (Meph), welches in der Mitte mit zwei Zipfeln stark nach innen vorspringt. In die beiden obigen Gruppen A und B lassen sich alle mir be- kannten Dermapteren leicht vertheilen, nur die Gattung Karschiella Verh. (vergl. Zoolog. Anzeiger 1902, Nr. 665) nimmt eine gewisse Mittelstellung ein, indem Doppelbürste und Stachelleisten zwar vorhanden aber schwach sind,') ausserdem einerseits Flügelstummel erhalten, aber das 1. Abdominal- tergit starkwandig ist, entsprechend seiner offenen Lage, was wieder mit den kurzen und aussen schräg abgestutzten Elytren zusammenhängt. Diese haben übrigens einen typischen Nahtrand und auch Skutellumanschluss. Was de Bormans im „Tierreich“ 1900 über den Thorax der Dermapteren mittheilte, ist sehr dürftig, theilweise aber auch ganz unrichtig, so die Sätze: „Bei einigen Gattungen stehen die Elytren an ihrem Grunde aus- einander, wodurch ein kleiner annähernd dreieckiger Mediantheil des Meso- notum, das Skutellum, freibleibt.“ „Die Pleuren bestehen jederseits aus zwei länglichen Platten“ u. s. w. „Drei T'horakalstigmen sind vorhanden.“ „Die Elytren setzen sich am Vorderrand des Mesonotum an.“ „Bei den mit Flügeln versehenen Arten legen sich die Elytren mit gerader Naht wage- recht neben einander, bei den ungeflügelten sind sie häufig zusammen- gewachsen, oft dem Mesonotum ganz aufgewachsen und nur als erhöhte Fläche undeutlich abgegrenzt.“ Thatsächlich findet weder ein Zusammen- wachsen noch ein Aufwachsen statt, sondern die Elytren verkümmern! ') Ueber die Stachelleiste der Dermapteren habe ich nirgends eine Mittheilung finden können, daher muss auch die hübsche Verschlusseinrichtung unbekannt geblieben sein. Die Doppelbürste aber hat Burmeister gesehen, denn er beschreibt sie im „Handbuch der Ento- mologie* 1838, II. Bd., 2. Abt., 8. 745 als „zwei nach vorn etwas divergirende, innen mit kurzen gelben Haaren kammförmig in einer Reihe bekleidete Leisten.“ [31[ Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 93 Die Begriffsbestimmungen der Pleuren (Apodemen). Oben habe ich für die Fassung der einzelnen Pleurenstücke der Blattodeen ganz scharfe Definitionen aufgestellt. Ich kann jetzt für die Dermapteren nur hervorheben, dass die obigen Begriffsbestimmungen auch für diese vollkommen zutreffen, was jedenfalls dafür spricht, dass wir sie als Definitionen für die niederen Inseltenordnungen überhaupt gelten lassen können und dass bei der Betrachtung höherer Ordnungen von diesen für die niederen aufgestellten Begriffen ausgegangen werden muss. "Trotz des Gresagten bestehen in den Pleuren zwischen Blattodeen und Dermapteren bedeutende Unterschiede. Jetzt sei nur noch eine Definition des Begriffes der Apodemen angeschlossen (für Blattodeen und Dermapteren): Die Apodemen sind endoskelettale, mit den Coxopleuren in der Richtung von vorn nach hinten verwachsene Balken oder Leisten, welche mit ihrem Hinterende an dem äusseren Grundgelenk der Hüften theilnehmen, im Meso- und Metathorax aber mit dem Vorderende eine Stütze für Flügel oder Elytren abgeben, wäh- rend sich im Prothorax das Vorderende nach den Gruppen verschieden verhält. Thoraxstigmen der Dermapteren. A. a. O. giebt de Bormans für die Dermapteren drei 'T'horakal- stigmen an, was vom Standpunkte der reinen Sonderbeschreibung auch als richtig gelten kann, vergleichend-morphologisch aber unrichtig ist, denn das 3. thorakale ist in Wahrheit das 1. abdominale Stigma. Dem entsprechend giebt de Bormans auch sieben abdominale Stigmen an. Er hat aber das 1. Abdominalsegment völlig verkannt, da er schreibt, es sei „sowohl dorsal wie ventral mit dem Metathorax verwachsen.“') In Wahrheit kommt es gar nicht vor, dass die 1. Dorsalplatte mit dem Metanotum verwächst. Wir finden vielmehr die Stigmen des 1. Abdominalsegmentes meist deutlich neben seinem Tergit gelegen, in manchen Fällen allerdings rücken !) Das 1. Abdominalsegment der Dermapteren hat übrigens auch der grosse Friedrich Brauer übersehen, wie sich aus seiner klassischen Arbeit „Systematisch-zoologische Studien“ Wien 1885, 8. 74 ergiebt, wo das 1. abdominale Sternit als vorhanden angegeben wird. Solche und ähnliche Mängel können aber nichts an der Thatsache ändern, dass diese Arbeit zu den bedeutendsten zählt, die je über vergleichende Morphologie und Gruppenbeziehungen der Kerfe geschrieben wurden. 94 Karl W. Verhoeff, [32] sie mehr nach vorn und liegen dann auf der Grenze zwischen Metathorax und 1. Abdominalsegment. Bei den Blattodeen finden wir Aehnliches. That- sächlich besitzen also die Dermapteren (und Blattodeen) unter ihren zehn Stigmenpaaren zwei thorakale und acht abdominale. Von den beiden thora- kalen Stigmenpaaren gehört das vordere zum Prothorax, das hintere zum Mesothorax. Das prothorakale sowohl wie das mesothorakale findet sich hinter den Anopleuren und die hinteren Lappen, in welche die Anopleuren so oft ausgestülpt sind, dienen offenbar als Schutzlappen für die Athem- öffnungen. Abstammung flügelloser Dermapteren von Geflügelten. In der bekannten Zweitheilung F. Brauers, nach welcher die Hexa- poden in Apterygogenea und Pterygogenea oder Apterygota und Pterygota zerlegt sind, wurden zahlreiche Gruppen, die keine Spur von Flügeln auf- weisen, dennoch zu den Pterygota gerechnet. F. Brauer sagt auf S. 55, Anm. 1 es sei ihre Abstammung von Geflügelten „nachzuweisen aus der Bildung des Thorax, der seine Form den Flugorganen zufolge modificirt hat und bei den seeundär Flügellosen beibehält.“ Diese Erklärung ist doch wohl zu unbestimmt und kann schon deshalb nicht befriedigen, weil sie uns thatsächlich oft im Stiche lässt, so z. B. bei denjenigen Dermapteren- Familien, welche wie Zsolabiden'), Gonolabiden und Hemimeriden keine Spur von Flügeln aufweisen. Wir sahen, dass bei der Rückbildung von Flügeln besonders Meso- und Metanotum beeinflusst werden, indem dieselben wieder zum larvalen Typus zurückkehren. Wir können das verfolgen bei Familien, die wie die Anisolabiden?), Cheliduriden und Karschielliden mehr oder weniger verkümmerte Flügel oder Elytren besitzen. Bei den genannten (rei andern Familien aber?! Bei Gonolabiden und Isolabiden könnte man aus der nahen Verwandtschaft mit andern Dermapteren auf die Abstammung von Geflügelten schliessen, obwohl das allein nicht recht befriedigen wird. Aber bei den isolirt stehenden Hemimeriden wäre die Sache noch viel frag- würdiger. Es erscheint mir daher von Wichtigkeit zu sein, aus der Organi- sation auch dieser Gruppe einen Punkt hervorheben zu können, der un- ') Vergl. Sitz,-Ber. d. Ges, naturforsch. Freunde. Berlin 1902, Nr. 1. !) Vergl. Zoolog. Anzeiger 1902, Nr. 665 über Dermapteren. [33] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 95 mittelbar anzeigt, dass diese Familien ebenfalls von Geflügelten abstammen, das ist das Verhalten der Apodeme: Im Meso- und Metathorax nämlich dient das Vorderende der Apodemen als Flügelstütze und die Apodemen sind über- haupt dementsprechend in die Länge gezogen. Solche Apodemen findet man nun sogar noch bei Hemimerus in einer Weise, die der der Geflügelten sehr ähnlich ist, selbst im Fehlen der unteren Nebenäste am Metathorax und ihrem Vorhandensein am Mesothorax herrscht Uebereinstimmung. Die kräftige Entwickelung von Pleurenstücken überhaupt spricht auch für pterygote Hexapoden. Mikrothorax der Dermapteren. Nachdem ich die Bestandtheile der drei gewöhnlichen Thorakal- segmente auseinandergesetzt habe, ist ein Verständniss des Mikrothorax um so leichter, als gleichzeitig auch hier, ähnlich wie bei den Blattodeen, ersicht- lich geworden ist, dass dieses Nackensegment nicht zum Prothorax ge- rechnet werden kann. (Eine vorläufige Erörterung gab ich bereits 1902 in Nr. 665 des Zoolog. Anzeigers.) Das Nackensegement kommt in ähnlicher Weise bei allen Dermapteren vor, ist aber nicht immer gleich stark entwickelt. Betrachten wir es bei Apachyus Reichardi (Tafel XII Abbildung 1 und 2). Wir finden eine rund- liche Bauchplatte, fast halb so lang als das Prosternum, welche hinten et- was zwischen die Vorplatten desselben greift. Vor dem Mikrosternum lagert eine unpaare, quere Platte Vp, die eine einheitliche Vorplatte darstellt, halb so gross wie das Mikrosternum. Vor dem Pronotum befindet sich eine sehr quer gestreckte Fückenplatte D und vor ihr eine Haut, die fast so gross ist wie die Rückenplatte. An letzterer findet sich jederseits der Mitte eine feine Längsleiste. Man findet in den Seiten, wie bei Blattodeen, drei Pleuren- platten, die aber alle ganz von einander getrennt sind. Ausserdem bemerkt man jederseits ein endoskelettales Band, welches aus der Hinterhälfte der hintersten Pleure über der Seite des Sternit zum Hinterhaupte 4h geht (yyt). Da dieses Band von einer Pleure ausgeht, muss es eine Apodeme sein und diese Pleurenplatte entspricht, zumal sie auch die hinterste ist, den Coxopleuren der andern Thorakalsegmente. Die nur am Innenrande an die Coxopleure befestigte Apodeme bildet mit den Seiten des Hinterhaupt- Nova Acta LXXXI, Nr. 2. 13 96 Karl W. Verhoeff, [34] loches Hh ein in einer Sehne liegendes Gelenk (Abbildung 7). Die Coxo- pleuren sind die grössten, länglich, spärlich beborstet und innen ein wenig eingeknickt. Von den beiden andern Pleuren, die beide dicht beborstet sind, ergiebt sich aus ihrer Lage leicht die längliche grössere, untere als Katopleure, die schwache mehr rundliche, obere als Anopleure. Anhänge und Trochantine fehlen. Die Muskulatur stellt sich auch hier wieder als eine segmental selbständige heraus. Die etwas schräg ziehenden Longitudinalmuskeln des Pronotum (Ab- bildung 2 m?®) gehen nicht auf das Mikronotum über. Letzteres scheint wegen seiner sehr queren Gestalt keine eigenen Muskeln mehr zu besitzen. Auf der Mitte des Mikrosternum dagegen strahlen jederseits als kräftiges schräges Bündel die Bauchplattenmuskeln m aus, welche sich an die Haut zwischen Kopf und Vorplatte ansetzen. Die homodynamen Muskeln des Pro- thorax sieht man in Abbildung 6 m#, wo sie vom Hinterrandhöcker % schräg zur Ansatzstelle der Furkula Fa ziehen. Vor dieser Ansatzstelle heftet sich ein dem Mikrothorax angehörender Muskel (m!) von bedeutender Länge an, der durch den Mikrothorax hindurchzieht (Abbildung 1 m!) und sich ebenfalls an die Haut zwischen Vorplatte und Kopf heftet. Seine langen Sehnen sind in Abbildung 2 nach einem Macerationspräparat angegeben. Ebenfalls dem Mikrothorax eigen sind kräftige Muskeln, (m? Abbildung 1) welche vom hinteren Teile der Apodeme ausgehen und zum Hinterhaupte ziehen. Das mikrothorakale Muskelsegment ist also auch hier nicht zu verkennen. Hemimerus schliesst sich im Mikrothorax eng an die übrigen Der- mapteren an, doch fehlt die Vorplatte vollständig, das Mikrosternum ist et- was kleiner. Segmentpaare an Kopf und Brust der Insekten. So wie hier auf ein neues T'horakalsegment hingewiesen wurde, hat R. Heymons in verschiedenen Aufsätzen auf zwei unbekannte Kopfsegmente aufmerksam gemacht, welche letzteren allerdings nur an jungen Embryonen erkennbar sind (Seolopendra). Berücksichtigen wir auch diese verkümmerten Segmente, so bemerken wir an Kopf und Thorax eine Aufeinanderfolge von [35] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 97 Segmenten, die paarweise meist in näheren Beziehungen zu einander stehen, nämlich: Präantennensegment und | Antennensegment Interkalarsegment und | Mandibularsegment [ vorderes Unterkiefersegment und 111. L | hinteres N IV. | Mikrothoraxsegment und | Prothoraxsegment v [| Mesothoraxsegment und | Metathoraxsegment. Das 4. Paar steht als flügelloses zum 5. als flügeltragendem in Gegensatz und bezeichne ich das erstere als Protothorax, das letztere als Deuterothorax. Geht man dem Gesagten mit Rücksicht auf das Abdomen folge- richtig nach, so käme man, da ja Oralstück und 'Telson (Analsegment) von den Segmentpaaren als Abschlussstücke ausgeschieden werden müssen, zu dem Schlusse, dass uns noch ein Abdominalsegment unbekannt geblieben wäre, denn bisher haben wir ausser dem Telson höchstens elf Abdominalsegmente nachweisen können. Durch den häufig gleichzeitigen Besitz von Geschlechts- anhängen zeigen nun das 8. und 9. A.-Segment ebenso sehr eine auffallende Beziehung, wie das 10. und 11. als Paar zwischen Telson und Genital- segment und mit meist zweitheiligem Sternit. Dann blieben noch 7 vordere Abdominalsegmente und es drängte sich die Annahme auf, dass vor dem 1. noch ein Segment eingegangen sei, für welches sich dorsal das bei Dermap- teren so verbreitete Pseudonotum in Anspruch nehmen liesse. Das ist aber, wenigstens vorläufig, nichts als eine gewagte Hypothese und soll es auch sein, aber der Gedanke scheint mir so beachtenswerth, dass ich ihn nicht unterdrücken wollte. Die Vertheilung der 8 abdominalen Stigmenpaare spräche schon dagegen und so liesse sich vorläufig annehmen, dass hinter dem 11. noch ein 12. Abdominalsegment bestand und verloren ging. 13* 98 Karl W. Verhoeff, [36] Durch diese Zusammenstellung von Segmentpaaren soll übrigens keine phylogenetische Andeutung auf etwaige Beziehungen zu den Pro- goneata gemacht werden. Thoraxunterschiede der Dermapteren und Blattodeen. Dass die Dermapteren eine von den Orthopteren im heutigen Sinne ganz getrennte Insektenordnung sind, ist von Friedrich Brauer bereits 1885 mit richtigem Scharfblick erkannt worden. Dennoch können und sollen in dieser Hinsicht noch viele stützende Bausteine beschafft werden. Der im Vorigen behandelte Bau des Thorax zeigt sich hier als sehr be- deutungsvoll und Hemimerus, den Brauer damals noch nicht berücksich- tigen konnte, den spätere Forscher aber als eine Brücke ansprachen, zeigt hier aufs deutlichste, dass eine solche Brücke nicht existirt‘) und dass durch den Thoraxbau vortreffliche Ordnungsunterschiede gegeben werden. Ich will dieselben im Folgenden in einer Gegenüberstellung ausführen: Dermaptera: Blattodea: I. Mikrothorax: Tergit in die Breite gestreckt und sehr schmal. Keine Nackentasche vorhanden. Sternit gross und rundlich bis quer, mit Muskeln. Coxopleure von der Anopleure weit getrennt, an erstere heftet sich die Apodeme. II. Prothorax®: Sternit sehr ein- heitlich und gross aber vorne meist 2 Vorplättchen. Tergit in die Länge gestreckt und mehr oder weniger schmal, die Mitte einer Nackentaschen-Haut ein- nehmend. Sternit zu einem Querstreifchen verkiümmert, muskellos. Coxopleure dieht an der Ano- pleure liegend, Apodemen fehlen. Sternit kleiner und in mehrere Theile mehr oder weniger abgesetzt. ') H. de Saussure sagt 1896 in seiner „Note suppl@mentaire sur le genre Hemi- merus“ 8.293: „Je partage entierement la maniöre de voir de M. Hansen, suivant laquelle le genre Hemimerus trouve sa place naturelle parmi les Orthopteres, en formant dans cet ordre une famille separde qui se rapproche beaucoup de celle des Forficulides, Les affinites avec les insectes de ce dernier groupe telles qu’önumerdes par l’auteur ne sauraient laisser de doute ü cet @gard. Mais je trouve d’autre part des affinites tout aussi övidentes avec la famille des Blattides, et je considere les Hemimerus comme occupant une position inter- mediaire (!) entre les deux familles, Cela me semble ressortir des comparaisons qui pr&eddent et qu’on peut resumer comme suit:* Es folgt dann das Nähere der Beziehungen. Auf das Abdomen komme ich später zurück. [37] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 99 Dermaptera: Pleuren ohne oder mit sehr kleiner Katopleure. Anopleure ziem- lich schwach. Trochantin breit und ohne Gelenk an die Coxopleure stossend. Furkula-Arme an der Grenze von Coxo- und Anopleure an diese angewachsen und dadurch eine feste endoskelettale Brücke vom Sternitrand zu diesen Pleurenstücken bildend. Tergit vorne ohne Duplikatur. III. Mesothorax: Tergit bei den Apodemen schwach. geflügelten Formen ein Skutellum bildend. Katopleure quadratisch oder von vorne nach hinten rechteckig, mit dem Trochantin nur auf schmaler Strecke zusammenstossend, Tro- chantin von vorne nach hinten ge- streckt. Coxopleure nicht um die Kato- pleure fassend. IV. Metathorax: Apodemen ohne Nebenast. Coxopleuren die Katopleuren nicht umfassend, letztere fehlen auch oft gänzlich. Metanotum bei den Geflügelten mit Doppelbürste und. meist auch Pseudonotum. Blattodea: Pleuren mit grosser Katopleure und meist auch grosser Anopleure. Trochantin mit der Coxopleure ge- lenkig zusammenstossend. Furkula- Arme am Ende frei (Tafel VIII Abb. HM). Tergit vorne mit mehr oder weniger Apodemen vorne verbreitert. starker Duplikatur vorragend und die Decke der Nackentasche bildend. Tergit auch bei den geflügelten Formen ohne Skutellumbildung. Katopleure von unten nach oben länglich, mit seiner grössten Länge breit an den Trechantin stossend, der sich ebenfalls von unten nach oben streckt. Coxopleure vorne weit um die Katopleure fassend. Apodemen mit nach innen und unten gehendem Nebenast. Coxopleuren die Katopleuren vorne weit umfassend. Metanotum auch bei den Ge- flügelten ohne Doppelbürste "und ohne Pseudonotum. An die Unterschiede in den Vorder- und Hinterflügeln zu erinnern kann hier genügen, sie sind bekannt genug, lassen uns aber bei den Un- 100 Karl W. Verhoeff, [38] geflüigelten im Stich, was für die meisten im Vorigen genannten Unterschiede nicht gilt. Ein wichtiger Punkt aber ist auch die Beschaffenheit der Hüften, welche bei Blattodeen ungewöhnlich gross sind und abgeplattet, bei den Dermapteren von gewöhnlicher Grösse und mehr eylindrisch bis kugelig. C. Chilopoda. Die Chilopoden sind diejenige Thierklasse, welche -nach den überein- stimmenden Ansichten einer Reihe der besten Kerbthierkenner die nächsten lebenden Verwandten der Insektenvorläufer sind. Es ist sonach zweifellos sehr wichtig, nachzusehen, ob bei diesen T'hieren Anklänge an die ge- schilderten Pleurenbildungen der niederen Pterygoten zu finden sind. Dabei ist gleich darauf hinzuweisen, dass bei «allen Chilopoden Pleurensklerite vor- kommen, dass dieselben aber bei den Epimorpha in mehr oder weniger grosser Zahl auftreten, während sie bei den Anamorpha eine geringe Zahl aufweisen. Da nun die Anamorpha auch sonst den Insekten näher stehen (als die Epimorpha), so will ich zum Vergleiche auch einen Vertreter dieser Ordnung wählen und zwar Lithobius.‘) Ueber die Hüften der Chilopoden sprach ich bereits im XVI. Aufsatz meiner „Beiträge zur Kenntniss paläark- tischer Myriopoden“ (Nova Acta d. Leop. K. Akad. Halle 1901) und kann deshalb darauf verweisen. Als besonders wichtig hebe ich nur noch hervor, dass bei den Chilopoden noch keine Gelenke bestehen zwischen Hüfte und Pleuren, wie ich sie für Dermapteren und Blattodeen erörtert habe. Bei Lithobius stellen die Hüften ungefähr einen Cylinder dar, der derartig nach oben schräg abgeschnitten ist, dass die Hüfte oben nur sehr schmal ge- schlossen ist. (Tafel IX Abbildung 1 und 2.) Innen auf dem Ende der Hüften befinden sich die von mir als Bogen (Arcus) beschriebenen beiden Chitinspangen A und A', an denen die Beine abbrechen. ‚Jetzt weise ich noch auf ein kleines Gelenk hin (g Abbildung 2), welches sich unten zwischen den beiden Bogen befindet. Dass das endwärtige Hauptgelenk der !) R. Latzel sagt in seinem bekannten trefllichen Werke über „die Myriopoden der österreichisch-ungarischen Monarchie“ Wien 1884, Bd. I 8. 32, dass die „Pleuren der Rumpf- segmente weichhäutig und faltig“ seien. Das ist aber nicht richtig. Schon Sograff hat 1880 in seiner Arbeit über „Anatomie von Lithobius forficatus“ Pleurenstücke nachgewiesen. leider ist mir diese russische Arbeit unverständlich. Jedenfalls sind aber diese Pleurentheile noch nicht im Zusammenhange mit den Insekten studirt worden. [39] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 101 Hüfte sich vorne befindet G und von hier aus nach vorne und oben die zweiästige Hakenleiste abgeht, habe ich a. a. ©. bereits beschrieben. Am oberen Ende der Hüften befindet sich nun ein Theil, der nach oben in einen abgerundeten Höcker ausgestülpt ist und hinsichtlich seiner Zugehörigkeit zur Hüfte zweifelhaft sein könnte. Thatsächlich erscheint er (Cpl) auf den ersten Blick wie ein Hüfttheil, aber eine genauere Prüfung lehrt, dass er deutlich von der Hüfte abgesetzt ist. Vorne nämlich hängt er nur durch ein kleines Bändchen (Abbildung 2 f) mit der Hüfte zusammen, während er hinten durch ein oder zwei längliche Chitinstränge e damit ver- bunden ist. Ich betrachte diesen Theil als ein Pleurenstück. Oberhalb des- selben und unter dem Tergitseitenrande giebt es noch zwei Pleurensticke Apl und Kpl, welche mehr oder weniger sichelartig gebogen sind und hinten ebenfalls durch ein langes Bändehen an den Grund der Hüfte geheftet, übrigens weit von ihr getrennt. Hinter diesen sichelartigen Pleuren liegt das Stigma, das durch ein Stigmenplättchen ty getragen wird und hinter diesem noch eine kleine Nachstigmenplatte Stpp. Endlich bemerkt man noch ein Pleurenstück dicht neben dem Sternit und vor der Hüfte, welches durch ein Bändchen einerseits mit dieser, andererseits (a) mit der unteren Sichelplatte verbunden ist. (Abbildung 3 » zeigt die Verbindung mit der Hüfte, an welcher sich an der Verbindungsstelle bei den hinteren Rumpf- segmenten oft ein Höckerchen x befindet.) Vergleichen wir nun diese geschilderten Verhältnisse mit den obigen der Insekten, so fällt alsbald auf, dass auch hier, von den Stigmen- plättehen und Nachstigmenplättchen, welche bei den obigen Gruppen fehlen, abgesehen, vier Pleurenschilder vorhanden sind, die im Wesentlichen die- selben Lageverhältnisse zeigen wie bei Dermapteren und Blattodeen, nämlich zwei cocoxale und zwei ecoxale. Unter den beiden cocoxalen Pleuren ist wieder die untere am Sternit gelegen, also ein Trochantin, die andere vom Sternit abgelegen und oberhalb des Trochantin, also Coxopleure. Unter den beiden ecoxalen Pleuren, welche die Hüfte nicht berühren, liegt wieder die eine, (Anopleure) über der andern (Katopleure). Die Ohrlopoda und zwar. besonders die Anamorpha, zeigen sich also auch in der Pleurenbildung als die natürlichen Vorläufer der Hexapoden. Gehen wir von ihnen aus zu den Verhältnissen bei den Dermapteren und 102 Karl W, Verhoeff, [40] Blattodeen, so brauchten sich nur statt der Bändehenverbindungen zwischen Hüfte und eocoxalen Pleuren wirkliche Gelenke ausbilden, die Zwischenhäute noch mehr zu Gunsten der Pleuren verdrängt werden und Coxo- nebst Katopleure so nach vorne neigen, dass die Anopleuren die Coxopleuren be- rühren. Die Apodemen haben sich wahrscheinlich aus den Bändchen e Ab- bildung 2 entwickelt. Die Begriffsbestimmungen der genannten vier Anamorpha-Pleuren sind also dieselben wie die obigen für Blattodeen u. a., nur sind die durch die angegebenen Unterschiede bedingten Einschränkungen zu machen, namentlich in Hinsicht auf die Gelenke. D. Thysanura. (Tafel XII) Unsere unzureichenden Kenntnisse über den Thorax und namentlich dessen Pleurentheile zeigen sich nirgends auffallender als bei den Thysanuren. Selbst so gewiegte Kenner dieser Ordnung wie E. Haase und B. Grassi geben über die Pleuren nichts oder fast nichts an und der Mikrothorax ist allen unbekannt geblieben, obwohl er doch, z. B. bei Lepisma, eine recht kräftige Bauchplatte aufweist. Auch über die gewöhnlichen drei T’horax- Sternite liegen auffallend geringe Beobachtungen vor. Im Folgenden berichte ich über Vertreter der Gattungen Machilis, Lepisma und Japyx, während mir Campodea nicht zur Verfügung stand. Die auffallend grossen Unterschiede im Thoraxbau der drei genannten Gattungen harmoniren mit andern bedeutenden Unterschieden in andern Organisationsverhältnissen. Lepisma: Im Prothorax schliesst sich diese Gattung den niederen Pterygoten-Ordnungen an, denn sie besitzt die vier dort erörterten Pleuren- stücke, Kato-, Ano-, Coxopleure und Trochantin. Alle vier stossen mit einem Zipfel bei @x (Tafel XIII Abbildung 1) nahe an einander. Das grosse längliche Sternit besitzt am Ende des vorderen Drittels einen kräftigen Einschnitt ö jederseits. In «diesen Einschnitt greift ein wenig ein kleiner Zipfel der annähernd dreieckigen Katopleure (Abbildung 3). An derselben befindet sich eine feine mittlere, innere Leiste. Nach aussen und oben läuft die Katopleure dreieckig aus und ist hier nahezu gelenkartig (Abbildung 2 @x) mit einem unteren Zipfel der Anopleure verbunden. Das 41] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 103 Gelenk wird von feinen Chitinsehnen umgeben. Der Trochantin (Abbildung 1 und 3) ist nicht leicht zu beschreiben, erstreckt sich auch länglich von innen nach aussen und unten nach oben. Er bildet einen kleinen aber doch sehr deutlichen Gelenkhöcker zur Aufnahme eines Grübcehens der Hüfte und so wird das innere Hüftgelenk gebildet (# Abbildung 1 und 3). Vorne befindet sich wieder eine innere Längsleiste (L Abbildung 1), deren abge- rundetes Ende mit einem Ausläufer der Coxopleure ein Gelenk bildet. Die Coxopleure besteht aus zwei Abschnitten, einem vorderen und äusserlichen, der mit einigen Tastborsten besetzt ist ( Abbildung 1) und einem inneren, mehr endoskelettalen, der unten noch eine Leiste besitzt (c), oben aber eine kräftige, bräunliche Gelenkgrube @!, in welche ein Zapfen der Hüfte eingreift («! Abbildung 4). Hierdurch wird das äussere Hüftgelenk ge- bildet. Eine Apodeme fehlt jedoch. Man könnte wohl die schwache Leiste c Abbildung 1 als solche betrachten, dann würde sie sich aber doch immer noch von der Apodeme der Pterygoten dadurch wesentlich unterscheiden, dass das Gelenk @! von ihr abseits liegt. Die Anopleure (Abbildung 1, 3 und 4) liegt oberhalb der Coxopleure, bildet mit der Katopleure durch einen unteren Zipfel das schon geschilderte Gelenk und ist durch Bindefasern auch mit der Dorsalplatte verknüpft (» Abbildung 1). Sie besteht vorne aus einem ohrartigen Lappen (4pl- Abbildung 3 und 4) und hinten einem sich daran anschliessenden, leicht gebogenen Balken d, der unten ebenfalls eine Längsleiste d besitzt, die kräftiger ist als die der Coxopleure. Im Wesentlichen stimmen also die Prothorakalpleuren von Lepisma mit denen der Dermapteren und Blattodeen überein, doch fehlen typische Apodemen ebenso wie Furcula-Arme. Immerhin liessen sich von solehen Pleuren die- jenigen der Pterygoten ableiten, zumal Trochantin und Coxopleure die er- forderlichen Hüftgelenke bilden, aber wir werden sehen, dass nur Lepisma und auch diese nur am Prothorax solche anknüpfende Verhältnisse aufweist. Meso- und Metathorax sind einander so ähnlich gebildet, dass ich sie als gleichartig behandeln kann, vom Prothorax dagegen weichen sie ausser- ordentlich stark ab. Die Sternite besitzen jederseits eine endoskelettale Leiste, A Abbildung 5 Tafel VII) welche hinten in einem Winkel zusammen- stossen und gemeinsam ein V bilden. Der Gedanke liegt nahe, dass wir hier eine Fureula-Bildung vorliegen hätten, aber das ist nicht der Fall, weil Nova Acta LXXXI. Nr. 2. 14 104 Karl W. Verhoeff, [42] die Arme der Fureulae der Pterygoten frei gegen die Pleuren enden, hier aber die Leisten auf die Hüfte losgehen. Ich nenne sie deshalb Kanten- gabel (costa fureillata). Das vordere Ende jedes Armes der Kantengabel setzt sich in Gestalt eines Fortsatzes f über die abgerundete, seitliche Vorderecke des Sternit hinaus fort. Weiter aussen legt sich derselbe an- nähernd bogenförmig nach hinten und vor dem Grunde der Hüfte her und bildet hinten zwei Zapfen (cardines) « und %, welche zwei Gelenke für die Hüfte herstellen. In der Mitte des Fortsatzes bemerkt man eine schräge Nahtlinie und am Metathorax sah ich auch die Zapfen gegen einander durch eine Naht abgesetzt. Da nun sonstige Pleurenbildungen, mit Ausnahme eines ovalen Plättchens Pl hinter dem inneren Fortsatztheile fehlen, am Prothorax aber die typischen Verhältnisse herrschen, so ist anzunehmen, dass die Pleurentheile des Meso- und Metathorax einer Verkümmerung anheim- fielen und nur die Reste mit den Endfortsätzen der Kantengabel verwuchsen, sodass Trochantin und Coxopleure nur noch in den Zapfen « und 3 ange- deutet sind. Vorplatten der Sternite giebt es an Pro-, Meso- und Metathorax in Gestalt zweier schmaler, querer Bälkchen (std Abbildung 1, 3 und 5) welche seitlich vor dem Prosternum wenig auffallend sind, vor Meso- und Metathorax aber durch die Tastborsten mehr in die Augen springen. Vor den Fortsätzen der Kantengabel (Abbildung 5) liegen die stark bauchwärts gerückten Stigmen des Pro- und Mesothorax. Ueber den Stigmen befinden sich unmittelbar die Unterzipfel der Tergite. Der Mikrothorax ist an Rücken und Seiten nicht ausgeprägt, desto mehr aber durch ein auffallend grosses Sternit (Tafel XIII Abbildung 1 und 3), das halb so lang ist wie das Prosternum aber doppelt so breit, übrigens wie dieses reichlich von Porenkanälen durchsetzt und abgesetzt von jenem durch eine deutliche Zwischenhaut. Japyx: Während der Prothorax von Lepisma stark vom Meso- und Metathorax abweicht, sind bei Japyr diese 3 Segmente viel ähnlicher gebildet. Die Sternite sind alle recht gut entwickelt (Tafel VIII Abbildung 1 und 2: VP) und ausgezeichnet durch vorne gabelige, Y föürmige, endoskelet- tale Leisten, die mit ihnen verwachsen sind und auch von E. Haase (1889 die Abtominalanhänge der Insekten) sowie B. Grassi in mehreren Theilen [43] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 105 seiner „Progenitori degli Insetti e dei Miriapodi“* angegeben wurden, freilich sehr skizzenhaft, weshalb ich hier etwas genauer darauf eingehe. Ich nenne diese Y förmigen Gebilde, in Uebereinstimmung mit den Lepismiden, Kanten- gabeln (costa furcillata), da sie denen jener homolog sind, wobei allerdings von den Cardines abgesehen werden muss, denn diese fehlen bei Japyz, während Pleurenstücke, wenn auch in zarter Ausbildung, deutlich vorhanden sind. Man kann an der Kantengabel unterscheiden den Stiel (b ce Abbbildung 6 Tafel XIID, die Arme (ab) und die Gelenke (g). Der Stiel ist manchmal der stärkste Theil, der auch jederseits noch eine vorspringende Kante haben kann. Er ragt hinten (Tafel VIII Abbildung 1 5) auch ein gutes Stück über den Sternithinterrand vor. Die Arme sind gerade oder etwas gebogen F, erreichen den Seitenrand nicht weit vom Vorderrande und bilden mit ihrem abgesetzten Ende (F! Abbildung 2) einen Gelenkzapfen gegen .die Hüfte. Die Sternite sind ferner dadurch besonders ausgezeichnet, dass sie nicht nur Vorplatten sondern auch Nachplatten besitzen (Tafel VIII Abbildung 1 Hp). Dieselben sind beide unpaar und ziehen sich quer dandartig herüber, in annähernd gleicher Breite. Der Stiel der Kantengabel ist in der Vorder- hälfte theils mit dem Haupttheil des Sternites, theils mit der Nachplatte verwachsen. Die Pleurenstücke sind von den bisherigen Forschern übersehen worden, was bei deren Zartheit allerdings nicht gerade wunderbar ist. Wir finden aber wieder deutlich vier Pleurenstücke (Tafel XIII Abbildung 7), die freilich so sehr an die Pleuren der Chilopoden (Anamorpha, Tafel IX) er- innern, wie mir das noch von keinem Hexapoden vorgekommen ist, nament- lich auch ganz anders wie bei den Lepismiden. Nur in der entschieden nach vorne und unten neben das Sternit gerückten Aatopleure hat sich Japyx den übrigen Insekten genähert. Alle vier Pleurentheile sind zarte, nur mit wenigen Borsten besetzte Plättchen. Kato- und Anopleure sind länglich, liegen fast hinter einander und über Coxopleure und 'Trochantin. Ueber der Anopleure münden an Pro-, Meso- und Metathorax die länglichen Stigmen. Ein viertes thorakales Stigmenpaar ist bereits von Haase und Grassi richtig angegeben und auch in seiner abweichenden Lage charak- terisirt worden, aber genau ist dieselbe dennoch nicht bekannt gemacht. Sie ist in der That sehr merkwürdig, denn dieses 2. thorakale Stigmenpaar 14* 106 Karl W. Verhoeff, [44] liegt, noch im Bereiche des Mesothorax, neben der Nachplatte des Meso- sternum, dicht am Seitenrande und nahe am Hinterrande, kann also als zwischen Meso- und Metathorax liegend bezeichnet werden. Da nun jedes Segment nur ein Stigmenpaar besitzt, am Pro-, Meso- und Metathorax aber, ebenso wie am 1. Abdominalsegment, die erforderlichen Stigmen vorhanden sind, so bleibt nichts übrig als die Annahme, dass wir es hier mit Ueber- bleibseln eines sonst untergegangenen Thorakalsegmentes zu thun haben. So- viel ich weiss kommen unter den Hexapoden derartige Stigmen sonst nirgends vor. Der Trochantin ist ein vorne breiteres hinten schmäleres, die Coxo- pleure ein ohrartiges Plättchen, welches aussen und etwas über der Hüfte liegt. Beide sind durch feine Bandfasern mit der Hüfte verknüpft, (wie bei Chilopoden), bilden aber keine Gelenke mit ihr. Die Tergite greifen weniger als bei Machilis und Lepismiden nach den Seiten herab. Die von mir in Nr. 665 des Zoolog. Anzeigers hinsicht- lich eines 4. (mikrothorakalen) Tergites gegebene Deutung theile ich jetzt, nach eingehenderen - Untersuchungen an besserem Material nicht mehr, ob- wohl das sonst über den Mikrothorax Gesagte ganz zurecht besteht. Das Pronotum ist einfach und rundlich. Meso- und Metanotum besitzen da- gegen eine quere Vorplatte, die des Mesonotum ist durch Haut, die des Metanotum nur durch eine Naht abgesetzt. Im Uebrigen aber stimmen beide Rückenplatten im Wesentlichen überein. Die dorsalen Nachplatten fehlen. ‚Jede Hauptplatte besitzt jederseits eine innere kräftige Verdickungs- leiste, welche schräg von hinten nach aussen und vorne zieht. Die Vor- platten besitzen eine quere, endoskelettale Leiste, deren äussere Enden sich den Vorderenden der eben genannten Leisten nähern. Der Mikrothorazx ist auch bei Japyr nur als Sternit entwickelt, aber mit demselben verbunden ist eine verkümmerte Kantengabel. Dieselbe (Tafel VIII Abbildung 2) hat einen deutlichen, vorne über dem Prosternum befindlichen Stiel Sx. Die kleine, mit kurzen Armen versehene, davor gelegene Gabel F ist gelenkig gegen den Stiel abgesetzt und liegt gleich vor dem etwas buckelig vor- tretenden, mittleren T'heile des Prosternum. Durch diesen Buckel wird die Vorplatte in zwei Hälften Vp getheilt. Das Mikrosternum (VMr) selbst ist gut entwickelt und wieder breiter als lang. Auch die mehr gewöhnlich [45] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten, 107 entwickelten Hüften von Japyx stehen in Gegensatz zu den kolossalen und platten der Lepismiden, die sehr an die Blattodeen erinnern.') Machilis: Hier treffen wir einen Thorax, der sowohl von den Lepis- miden als auch Japyx bedeutend abweicht, was einmal daran liegt, dass der Mikrothorax und die Pleuren fast ganz fehlen, sodann auch an der theilweisen Verkümmerung der Sternite, während die Tergite kapuzenartig in den Seiten herabgreifen. Am Grunde der länglichen Hüften bemerkt man ein Gebilde, das von B. Grassi in seinen „Progenitori* u.s. w. 1885 und 1888 als „Apo- dema* angedeutet worden- ist, ohne dass man sich jedoch eine klare Vor- stellung davon machen kann. Bei Oudemans 1887 habe ich diese T'heile ganz vermisst. Am Metathorae von Machilis (polypoda) kommt ein deut- liches einheitliches, aber stark guer sich erstrekendes Sternit vor. An dessen Hinterecken befinden sich die länglichen Hüften. Innen am Grunde der Hüfte findet man eigenthümliche, hornartig gestaltete, endoskelettale Gebilde, die mit der Hüfte aussen ein Gelenk bilden, nach innen aber sich weit er- strecken, deutlich gebogen sind und allmählig verschmälert, bis sie innen spitz enden. Am inneren Ende setzt sich ein kräftiger Muskel an, der in der Mittelebene mit seinem andern Ende befestigt ist, neben dem der andern Körperseite. Das Sternit des Mesothorax ist äusserst schwach und eigentlich nur jederseits deutlich angelegt (Tafel VII Abbildung S P) denn dort ist die Wandung etwas kräftiger und mit Tastborsten besetzt, während die Mitte häutig zu nennen ist. Die hornartigen Gebilde, welche ich Muskelhörner (eornua musculigera) nennen will, sind denen des Metathorax sehr ähnlich. Das Gelenk, welches die Muskelhörner mit den Hüften bilden wird ihrer- seits durch einen kleinen mit dem Sternitrande verwachsenen Zapfen dar- 1) E. Haase sagt a.a. O0. auf S. 424° dass „in den Y förmigen Chitinsehnen von Japyx“ „schief nach innen und hinten verlaufende, auf Muskeln zurückzuführende Chitin- sehnen“ vorlägen „die nach dem Zusammentreffen mit einander noch eine Strecke vereint in das folgende Segment eintreten.“ Er hat damit den hinteren Theil des Stieles der Kanten- gabel gemeint. „Chitinsehnen“ stellt aber die Kantengabel nicht vor, vielmehr sind es ganz besonders ausgebildete Leisten, die durch einen ausgestalteten Theil der Hypodermis gebildet werden müssen. 108 Karl W, Verhoeff, [46] gestellt, ausserdem durch ein Bändchen 5. Der genannte Zapfen befindet sich übrigens am Ende einer Leiste, die an ihrem dorsalen Ende einen andern Höcker bildet gd, auf welchem das Tergit ruht. Diese Leiste halte ich für einen mit dem Muskelhorn verwachsenen Rest der im Uebrigen an allen Thoraxsegmenten vollständig verkümmerten Pleurentheile. Das eigentliche Muskelhorn «ac ist wieder nach innen gerichtet und läuft spitz aus. Be- merken will ich noch, dass das Muskelhorn hohl ist und eine Hautein- stülpung mit fester Wandung darstellt, an deren geschlossenem aber spitzen, inneren Ende sich der genannte Muskel befindet. Wahrscheinlich sind die Muskelhörner den Armen der Kantengabel homolog. Am Prothorax (Tafel VII Abbildung 11) sind nur noch schwache Sternitreste zu sehen, die Muskel- hörner sind massiver und vor ihnen, durch ein deutliches Gelenk x abge- setzt, finden sich noch längliche Bälkchen b, die vorne gekniekt und etwas verdickt sind. Diese Bälkchen halte ich für Reste des Mikrothorax und dürften es die Muskelhörner desselben sein oder vielleicht auch Ueberbleibsel der Pleuren. Bekanntlich besitzen Mittel- und Hinterbeine grosse, längliche, durch Muskeln bewegliche Styli, während solche den Vorderbeinen fehlen, ebenso "wie bei Japye und Lepismiden allen Beinen. Die drei behandelten Familien der Thysanuren zeigen nach dem Gesagten drei ganz verschiedene Entwickelungsrichtungen der Thoraxaus- bildung, die aber alle darin übereinstimmen, dass mehr oder weniger starke Rückbildungen vorliegen. Die Thysanuren sind aber auch in andern Ver- hältnissen als eine Verkümmerungsgruppe unverkennbar, so in der schwachen Körperbeschaffenheit und theilweise auch in der Segmentation des Abdomens, wo das 11. Segment schwächer entwickelt ist als bei vielen niederen Ptery- goten. Dasselbe gilt für das Teelson (Analstück). Dass die Thysanuren wirklich primär flügellos sind, geht aus ihrem Thoraxbau deutlich hervor. Wenn nun auch die Thysanuren unzweifelhaft eine Reihe niederer Hexapoden-Charaktere aufweisen, so kann man sie doch nicht einfach als deren ,Progenitori“ bezeichnen, vielmehr sind sie eine Gruppe, die diesen „Progenitori“ näher steht als die meisten niederen Insecta - Pterygota. [47] Beiträge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten. 109 Die Hauptmasse der Pterygoten bewegt sich phylogenetisch in starker Entfaltung, die Thysanuren aber machen den Eindruck eines kummer- haften und thatsächlich verkümmernden Restzweiges der flügellosen Ur- Hexapoden. Dass aber ein Theil von diesen dennoch nahe Beziehungen zu jenen Formen hat, aus denen die Pferygoten direkt entstanden sein müssen, lehrt, in Bezug auf den Thorax, auch der Prothorax der Lepismiden. Erklärung der Abbildungen. Allgemein gelten folgende Abkürzungen: U = Unkus, Kralle, ta — Tarsus, ti — Tibia, fe = Femur, tro — Trochanter, co — (oxa, m — Muskel, tr — Tracheen, n — Nerv, sty — Stylus, G — inneres | grundwärtiges G! — äusseres | Hüftgelenk, St — Stigma, D == Dorsalplatte, Alpl — Alarpleure, El = Elytre, sri — Stachelrippe, H — Zwischenhaut, Abl — Anopleure, Kpl — Katopleure, Cpl — Coxopleure, Tt — Trochantin, V = Ventralplatte, YP — Ventralplatte des Prothorax, YMi — Ventralplatte des Mikrothorax, Vp = Vorplatte, stb — stabartige Vorplatte, L und LI Leisten, F — endoskelettale Arme, * — Flügelanlegungsstellen, bb — Doppelbürste, Nr — Nahtrand, Ar — Aussenrand. A Anal last N N erh He ailahrätei: x. Pliansurt Be TTS RT EEE TE #, Br 5 ui 03 re en re N Re ae md: Sal a 5 han + o ki. am nähe wor) Y 1 I Pen 4 nr un ZI LER) P r sa 15 u Ti Tale 7) erh old, 17 D = . 1 oe@moa»prM 10 11 Tafel VII. Laufbeine von Lithobius microps, und 3 Orchesella sp. (k — innere einschnürende Kante, und 5 Apachyus Reichardi, und 7 Rhagonycha fulva, Machilis sp. (gd — Gelenkstelle mit dem Tergit) Mesothorax, Nicoletia sp. (von Fiume), Cynips sp. (str — Striktum oder Sehnürstück), Machilis sp. (Vorderbein). Nora Acta dcad.C1.C.G.Nat.Cur. Vol.IXXXL. Tab. VIT. an << BE Un BE BAER JRTATTTRTTUATBREN en asmnuushiın a L KVerhoeff n.d.Nat.gez. . Lith Anst Julius Klinkhardt, Leipzig Karl WVerhoeff: Thorasc der Insekten. Taf. T. u - vor, % . h ö | = un CB I 7 & - 2m 3 Br ‘ ‘ e #- 2 ER -H i En’; FR E 2 Ir | 1 7 er ne en I ne a a“ ı « | 23 E AılYEn)s nr ELITE R a Inn une Bere B 4 y F s R Inn j i Sr ilTe \ r ; | 2} 1, TS re: B Due, 2 1 Tyler ee rer E27 u Ba Ei B a el u iin er 7 il rd: ELLE . ch ba N h 1 er EL TEN TE. 4,,% A , s, Ma ° 2 ” DEU a ri el Ta 5 - u k ’ "7 sn 8 AV. An Lei MUTAUFPTL | r =, Pr B Er E u ande, 4 “ :; Wi; # Di j g . ß z ” ” a R r A j - MM I . - ‘ x Wr. -_ v E ur > @ ar = F in Eu 4 on B Y - r SER, _ i A = 15* Zur veas =, Tafel VII. 1 und 2 Japyz sp. (aus Neuseeland), 1 prothorakales Sternit, 2 der grössere Theil des Mikrosternum und Stück des Prosternum. 3—5 Ectobia livida, 3 Nackenpartie, 71 — Leisten am Hinterhauptsloch, 4 Nackenmuskeln, 5 Mikrothorax und Theile des Prothorax (die eingetragenen Muskeln sind absichtlich schmäler gezeichnet als in natura, um das Bild deutlicher zu gestalten), Monachoda sp. aus Brasilien, Theile des Mikrothorax, Phyllodromia germanica, Vollständiges Tergit des Mikrothorax, nebst Muskeln und endoskelettalen Bälkchen Xb, 8 Ectobia livida. Metanotum. H = Wärzehengruppen, Z — endoskelettale Leisten, Miph — Andeutung eines 6 7 Metaphragmas. ‚Nora Acta Acad.C1.C.G. Nat.Cur: Vol. IXXAT. ee \ N D Rn a u Leipzig Lith. Anst. Julius Klinkharät K.Verhoeff n.d.Nat.gez. karl WVerhoeff: Thorasc der Insekten. Iuf 2. u = in nt Lu > a Si no zu. 22 FmMTuRmE j f “7 . ) j #1 1 Ku BE us Wr a! iwHl wur mei Ta ar Ar : f & u 4’ \ , t l ’ } - 7 Tafel IX. 1—3 Lithobius forficatus. Hüften und: Pleurentheile: 1 und 2 nach einem der mittleren, 3 nach einem der hinteren Rumpfsegmente, 4 und 5 Phyllodromia germanica. 4 Pleurenstücke und Theile einer Hüfte und des Sternit des Mesothorax, 5 Pleurenstücke des Prothorax und Theil einer Hüfte. ‚Nora Acta Acad.CL.C.6.Nat.Cur. Vol.IXAAT. Tab.IX. K Verhoeff n.d. Nat.gez Lith Anst. Julius Klinkhardt,Leipzig karl WVerhoeff: Thorax der Insekten. Taf‘ 3. ’ » # Tu u ” PM Ak [; 4 219 in “ rot a Tr SEE Runde HAJAM, X v h 6 Da ER / Ei & 3 2 Metathoraxpleuren, 1—4 Echinosoma oceidentale Bm. Mi 1 Prothoraxpleure, - 3 Mesothoraxpleuren (theilweise), 4 'Trochantin des Mesothorax. 5 oa B m € «4 # r i ‘ . v ” Nora Acta Acad.C.1.C.6. Nat.Cur: VoOLIXXAT. TabX UN VEN ANANEEN EN ELNREHR K Verhoeffn.d.Nat.gez: Lith. Anst. Julius Klinkhardt.Leipzig karl WVerhoeff: Thorasc der Insekten. Taf: 1. 3 Fi i » R IE AT ’ = Be ”. = ri 7 Är ah i> 4 re. E27 777° 77727 ‘ a ENT; rent tree me > ah aM 3 Aahlinnet Mr » - sein dawn] m Ti ya dl) ir eu . Pr: FANO N, Blend ol m a aa ag ri j BR U en Erlenambts, N ur en.” # y . - b j j R r 4 2 16 x Tafel XI. 1—5 Anisolabis moesta. 1 Mesothoraxtheile, © — Apodeme. 2 Prothoraxpleuren, er j 3 Metathoraxpleuren, 4 Mesonotum, 5 Metanotum. 6—8 Echinosoma oceidentale. 6 Mesonotum nebst Phragmen. Pph — Paraphragma. 7 Leisten und Doppelbürste des Metanotum, 8 Metanotum nebst Pseadonotum Psno und 1. Abdominaltergit. z — innere Flügelzipfel. >. TabAT. Nora Acta Acad.C.1.C.6.Nat.Cur Vol.EXXAT. ER nm ZZ FE > Fr 4 FI Lith. Anst. Julius Rlirikhardt,Leipzig K.Verhoeffn.d.Nat.gez ET se TE; u Ru u u - { R x r ya n £ 178 We za N > te: . An #7 Pr er > y 3 Ü A “ u \ 4 Be . nd \ % en D f R a = ES * - Pu 2 A A u; Es ae ’ w; - { Nm ns ur «bh. BR Is { Lan ei » a han Tas Zunft & ’ ‘ art AURE| E b \ BR aiehladhariin ur nd, . i h “; Il. r uereeran kette in aM In, % 2 ITErR Aue hl EEE W Pi Fa ’ dalber aan IE ale j = * mhk ln NAT | 2 Y Zi ; B N Re ; er U ho > a4 Bun Mer) bas ® - E j Hr u EP. ITCRE RE vn A . ; a 1 1 Kanu ia; T 2 ar ae 3 A ee Fan 2 JE LIEFERT» 717 77775 EL Y 4 BE Pz . 1) . n Bi 2 Eu _ f B A x Wr N “ 2,8 4 17* - e I Js e » 4 BR u u u « ui -_ 72 r w nA 4 » = _ « ” h - iz 7 ‚ u‘ * ‚ 5 - Tafel XII. und 2 Apachyus Reichardi. Mikrothorax und vorderes Stück des Prothorax auseinandergebreitet. haupt, 7 — Mittelleiste, X — Querleiste, s — Chitinsehnen. Diplatys Raffrayi, Grundhälfte der Elytre.. G@ — Gelenkzapfen. und 5 Forficula auricularia. vorderes Stück einer Stachelrippe. Grundhälfte einer Elytre. m — Grundmuskel, Fs — Flügeldeckensäulen. Haupttracheen. und 7 Apachyus Reichardi. Hälfte des Prosternum, ein Hinterhauptgelenk. und 9 Hemimerus talpoides. Hälfte des Metathorax. Mesothoraxpleuren. Hh = Hinter- 1,2,3,4 — Nora Acta Acad.C1.0.@.Nat.Cun Vol.EANAT. Tab. XH. \ / K.Verhoeff n.d. Nat.gez Lit Anst. Julius Klinkhardt, Leipzig Karl WVerhoeff: Thorax der Insekten. Taf 6. ee a ln he En A Piz ee z I FI ie T; nen kan ie) ven! an aien«N Se, r 44 air her ae, Di re KEmELLrT Hr 8 A aa, re N ß “ ! 2 . v 0 re re ee HIT» TEILT, PER As ih dasıkäl, [2 ® a0 . u ” Fe I u “4 j R u « Zus oe IN [ De I i ” Tafel XII. 1—5 Lepisma sp. (von den Yap-Karolinen), Prothorax ausgebreitet und Mikrosternum, Gelenkverbindung zwischen Kato- und Anopleure, Prothoraxpleuren und Nachbartheile, an die Hüfte anschliessende Pleurentheile des Prothorax, Mesothorax, Seite des Sternit, Stigma und Hüftstützen. % — Kantengabel-Leiste. Japyx africanus Karsch Mesosternum mit Kantengabel «be, Japyx sp. (von Neuseeland). Pleuren des Metathorax und anstossende Stücke von Hüfte, Sternit und Vorplatte. pp uDN Hm ba Ber) Nora Acta Acad.C1.0.@.Nat.Cur. Vol. IXAAT, Tirb, NUT, K.Verhoeffn.d.Nat.gez Lith. Anst. Julius Klinkhardt,Leipzig. karl WVerhoeff: Thorasc der Insekten. Taf 7. ’ Baecn ristische 6 Integrationsmethode i gilens der. drei Körper \ i un AU: | i | ER "ihres a2 Unyerie 17 2 7 m Pr Karo Buchhol! Mrdarı i j B en 20 L - j v 4 - vi >» As - n ’ . an « 2 ’ „ur Aus ER N 4 “ö u £ 7 Pr 0] 2 > v 7 } zu NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI Nr. 3. Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode des Problems der drei Körper und ihre Convergenz. Von Dr. Hugo Buchholz Privatdocent an der Universität Halle a. S. Eingegangen bei der Akademie am 15. December 1902. HALLE. 1903. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a.S. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. 2 Ar D% a‘ 2 ” ai j had u 0% hi MR; iin ich [a Pi f °. N j n 7 NE DB LE nr, We { 2 en RT Is Be | g Ü! \ a BR . A - p Fi gr IA u > Le N u. s j« y- & A HEFTE | ehren Y. Ds A gro Mi re ö x A fi ee or Vorwort. Bereits in meinen Untersuchungen über die Bewegung vom T'ypus 27; im Problem der drei Körper habe ich in der Vorrede auf die fundamentale Bedeutung von Gylden’s horistischer Integrationsmethode hin- gewiesen, die, wie dort hervorgehoben, Gyld&n selbst als einen entschei- denden Fortschritt gegenüber allen seinen zuvor gebrauchten Verfahren bezeichnet. In diese letzte Methode Gylde&n’s wurde ich .durch den Direktor der russischen Hauptsternwarte Pulcova, Seine Excellenz Hrn. Geheimen Staatsrath Baeklund gütigst eingeführt, den hervorragenden Schüler und Mitarbeiter Gyld&n’s und Herausgeber von dessen wissenschaftlichen Nach- lass, dem ich an dieser Stelle für seine unschätzbaren Aufschlüsse meinen tiefsten Dank ausspreche. Gleichzeitig möchte ich mir erlauben, Seiner Excellenz, dem Herrn Staatsminister Dr. Studt für die zu der Reise nach Russland gütigst gewährten Mittel ganz ergebenst zu danken. Die bereits von Hrn. Baeklund unter Mitwirkung der HH. Ivanoff und v. Zeipel reconstruirten, von Gylde&n selbst nicht gegebenen Zwischen- rechnungen seines ganzen complieirten Verfahrens, die einen Theil der folgenden Darstellung bilden, führte ieh während meines Aufenthaltes in Pulkova zur Controle noch einmal vollständig durch. Mit diesen Studien, durch die ich zunächst das Feld meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeiten zu erweitern strebte, verfolgte ich noch ein anderes, höheres Ziel. Es war das Ziel, die Lebensarbeit des Verstorbenen, die in der hori- stischen Methode gipfelt, gegen einen jüngst erfolgten Angriff zu vertheidigen, der dieser letzten, theoretisch bedeutsamsten Errungenschaft von Hugo Gylden jeden wissenschaftlichen II Hugo Buchholz, Werth abspricht, sie direet als falsch hinstellt und vor ihrer weiteren Anwendung warnt. Als nämlich Herr Backlund vor zwei Jahren mit dem Versuch einer Anwendung von Gyld&n’s letzter Methode zur Neubehandlung des Präcessionsproblems begann und dabei von den Stockwell’schen auffällig abweichende Werthe erhielt, schloss Herr Poincar& eine Besprechung der Backlund’schen Abhandlung in den Comptes rendus') mit der folgenden, gegen die Gyld@n’sche horistische Methode direct gerichteten Kritik: „La eritique qui pr&cede ne saurait, en aucune facon, s’adresser & notre savant correspondant, pwisqu”l n’a fait qu’appliguer une methode classique que tout le monde eroyait correcte. „Mais c’est la une raison de plus pour que j’aie ceru devoir mettre en evidence le vice fondamental de la methode de Gylden, dont on pourrait etre tente de faire d’autres applications. „Il est singulier que Gylden soit tombe dans cette erreur, puisqu’il avant lur-meme integre les equations (1 bis) et (2).* d?vı (1 bis) — a sin (nt + »,) d2e 3 (2) p ae cos nt +») + bein pt. Diese Beurtheilung des Herrn Poincare stellte Herr Backlund sogleich wie folgt richtig”): „Je vous suis tres reconnaissant pour avoir appele l’attention sur lerreur commise dans ma Note sur la precession. . . . Cette erreur elementaire m’appartient exclusivement. ” Dans votre Note vous considerez l’&quation: pr] d2e an. Se ee as cos (nt + »,) + 5 sin pt. Gylden considere au debut des approximations l’Equation: d2e dp ge co (nt +») — - ae? sin (nt + v,) 1 as? cos (nt + »,) + b sin pt !) Comptes rendus. Seance du lundi 14 Janvier 1901. Mecanique celeste. Sur la theorie de la precession. Note de M. H. Poincare. 2) Comptes rendus. Seance de lundi 11 fevrier 1901. Mecanique celeste. — Sur la precession; extrait d’une Lettre de M. OÖ. Backlund ä M. Poincare. Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. III et parvient & determiner »,2 dans = ve? +p sın pt. „La valeur de o,2 ainsi determinde est &videmment beaucoup plus petite que a? 2n? „Gylden dit expressement qu’ü est möme inutile, pour la determination de 00°, de partir de Tequation, or Von a neglige la deuxieme et la troisieme puwissance de e. Ü’est justement ce que vous: avez demontre. „Je serais tr&s reconnaissant, si vous vouliez bien faire inserer ces lignes dans les Comptes rendus. Je le dois & la m&moire de Gylden.“ Hierauf hat Herr Poincar& nichts erwidert. Neuerdings noch ist Herr Backlund in einer kurzen Notiz im bulletin astronomique') auf die. Frage zurückgekommen: „Assiste par MM. Ivanoff et Zeipel, j’ai refait les caleuls de Gylden dans les „Nouvelles recherches“ et pousse l’approximation plus loin que ne Yavait fait Gyld@n. Le resultat?) confirme les conclusions de G'ylden. Mais, comme ces calculs sont extremement compliques, il est tres risqu& de dire que la question est tranchde par ce resultat. Il est done fort desirable de la regarder d’un autre point de vue et, sl se peut, de deeider si la forme de Gylden est legitime ou non, c’est-A-dire si »2 est different de zero, ou necessairement egal A zero. D’apres Gylden, »2 est au moins du quatrieme ordre par rapport aux forces perturbatrices.“ — “ Ich will versuchen, in der vorliegenden Abhandlung eine eingehende Darstellung der Gylden’schen horistischen Integrationsmethode und damit eine ausführlichere Rechtfertigung der wichtigsten Methode des Verstorbenen gegen Herrn Poincar@s unbegründete Verwerfung der- selben zu geben. 1) Bulletin astronomique. T. XIX, Decembre 1902. Remarques sur la methode de Gylden pour determiner les termes @l&mentaires a longues periodes; par M. O. Backlund. 2) 0. Backlund: Ueber eine horistische Differentialgleichung Gylden’s. Extraits du bulletin de l’Academie de Saint-Petersbourg, Nr. 1 et 3, 1902. IV Hugo Buchholz, Bei den späteren Versuchen, die Methode zu vereinfachen, und bei der, rechnerischen Zwecken dienenden Bestimmung horistischer Coeffieienten in einigen bestimmten Fällen war Gylden allerdings weniger glücklich. Die stattgefundenen Versehen bei diesen nicht abgeschlossenen Versuchen, über denen der Tod ihn ereilte, betreffen nicht die Methode. — Die Entstehungsgeschichte von Gyld@n’s „Nouvelles recherches“ die mit gewissen Vorgängen eng zusammenhängt, unter Umständen zur öffentlichen Kenntniss zu bringen, behalte ich mir vor. Gylden, der seine horistische Integrationsmethode und damit eine Lösung des Problems der drei Körper durch ein convergentes In- tegrationsverfahren seiner Ueberzeugung nach zu jener Zeit bereits besass, sie aber erst in ihrer Anwendung auf die grossen Planeten in seinem Hauptwerk, den Orbites absolues mitzutheilen beabsichtigte, sah sich durch jene Vorgänge damals schon zu ihrer Veröffentlichung gedrängt. So schrieb Gylden seine „Nouvelles recherches“,') gewaltsam der natür- lichen Entwickelung vorgreifend, ohne den astronomischen Zusammenhang anzuführen, mit Weglassung schwierigster Bindeglieder der Betrachtung, nur die allgemeine mathematische Theorie unter Bezugnahme auf seine früheren Arbeiten seizzirend. — Hieraus ergiebt sich die objeetive Aufgabe, die der kritischen Nach- prüfung der „Nouvelles recherches“ gesteckt ist. Gylden war selbst hierüber nicht im Unklaren. Sagt er doch in einer Abhandlung vom Jahre 1893 (deren schwedischen Text ich mir hier zu übersetzen gestatte)?): „In meiner Abhandlung „Nouvelles recherches ete.“ habe ich allerdings schon diese Fragen zu behandeln gesucht und bin auch der Meinung, dort den Beweis für die Sätze erbracht zu haben, die hier einer neuen Prüfung unterzogen werden sollen; aber ich muss doch willig zugestehen, dass das Resultat erst durch eine äusserst beschwerliche Rechnung dort erhalten ı) H. Gylden. Nouvelles recherches sur les series employdes dans les th&ories des planetes. Acta Mathematica, XV, 1891, 65; XVII, 1892, 1. 2) H. Gyld&n. Öfversigt af Kongligen Vetenskaps-Academiens Förhandlinger 1893 Nr. 6 Stockholm. Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. V wird, so dass eine Kritik desselben eine in keiner Beziehung leichte oder einladende Aufgabe bietet.“ Die folgende Darstellung unternimmt es, dieser Aufgabe den Weg so viel wie möglich zu bahnen. Wer Gylden’s horistische Integrations- methode einer Nachprüfung unterzieht, muss sich zunächst gleichgültig da- gegen verhalten, ob sich sein Ergebniss der Methode günstig oder ungünstig erweist. Nur dann aber wird eine solche Untersuchung der Wissenschaft wahrhaft nützen, wenn sie aus gründlichem Studium der Gylden’schen Arbeiten und dem aufriehtigen Bestreben hervorgeht, dem Geiste des hervor- ragenden Astronomen gerecht zu werden. — Zum Schluss möchte ich mir erlauben, dem Präsidenten der Academie, Herrn Geheimrath von Fritsch und dem Vicepräsidenten, Herrn Professor Wangerin aufrichtig dafür zu danken, dass sie das Bild von Gylden zu dessen Gedächtniss meiner Abhandlung beizufügen so gütig waren. — Halle a. S., im Januar 1903. Der Verfasser. 3 ö ’ "ablail a Kr us, N Me, 2 | . y 5 AR Y au; E rn i E A 4 ’r R in . * - N Re HIER a s { Du . Ay a H) ‘ A| je a Se Fi Km ao Ina rıotıon Ayrıul all ook EUER Ei EN 57 Au uote nl Aut Tre Te ri Au on art Mi pre 1R) ut | Fa vr f abe: lie nik; 4 Hl is 2 Ben a We A 11) 59 93 gg ba ala ebd a vi tan di SET: a BErt lau art ‚or M En ea} 40 4 Khiurlns uuE 1% { ‚10, ji Ai ‚oda I: ie = al: MT uk p 7) Maß, I ua une ang u ar $ a har u Liy hr on} all, eh iz ie am ae ni ae Mi aechln je) ‚0ıP, ae dr) Fu; de ne A E 8 n 4; 4 u 2 cs Mer, A N e rs m ent zn Aue ja ? 4 1 u pie oh oh le IM 9bis Pi ni in 1 af Silk En a ee yo Du reis IE ei Dir ählaıye v7 hr » Me: ! vs = fa ud! 123) 107 Die F “ah Bin ao ala a ‚ REN ale 7 ik 0% Br Falk Bl Auathacdh 1% sb al u .. A . f an WE 2% 27 Ar di SEUm n i W. da j h His el 775 ie nt - Be { nn W PR Ku » Bat Er BU T& 17) 01: ) Aue | 2 % 2 y i PER) LE ; z a ' ‚ = % . a i Inhalts- Uebersicht. Seite I. Vorbemerkungen Beeren ee Z II. Ableitung der Gylden’schen Differentialgleichungen des Problems der drei Körper in ihrer allgemeinsten Form I: c 3 2:6 II. Die Lösung der allgemeinen Gylden’schen Differentialgleichungen des Problems der drei Körper mittelst der horistischen Integrationsmethode . » - ».......835 A. Die Bestimmung der wahren Länge in der Bahn . 35 B. Die Bestimmung des Radius vector 67 76 IV. Zusammenstellung ılrd® a 4 = “ 17 . ü On :b, 03 ons alten “4b. any > er u u D at N ur . KR Zr u m Kurse 0. ib, 0 ans) . abor Asien # - er - a a ED; E oh, Bo 3 r BE. Y PR: - all oh | anal De. er N u “82 y er u » BT‘ Pe Br Ki, var. will Is SE ram ‚aitchee 212) D12 a a De - t eg j ' A >% at br RE 4 it u 4 ‘ Pe. Ha n Se [ > von, v ale x u; Vorbemerkungen, Zu einer möglichst befriedigenden. genäherten Lösung der all- gemeinen Differentialgleichungen der relativen Bewegung — deren exacte Integration mit den Hilfsmitteln der heutigen Mathematik nicht durchführbar ist — stehen der Astronomie bekanntlich zwei verschiedene Gattungen von Störungsmethoden zu Gebote. Erstens die drei verschiedenen Methoden der speciellen Störungen von Lagrange, Eneke und Hansen, nach denen man von einem bestimmten Punkt der Bahn und einem bestimmten Datum ausgehend, den Betrag der Störungen mittelst mechanischer Quadraturen rein numerisch von Zeitabschnitt zu Zeitabschnitt nur für ‘ganz be- schränkte Zeitintervalle berechnet. Diese Methoden liefern also keine allgemeinen Formeln, hingegen für kurze Zeiträume genauere Resultate, als die zweite Gattung von Integrationsmethoden der allgemeinen Differential- gleichungen der planetarischen Bewegung, die analytischen Störungs- methoden dies thun, falls bei diesen nicht sehr viele Glieder berücksichtigt werden. Die Möglichkeit mittelst mechanischer Quadraturen die Störungen für jeden kleinen Planeten sehr genau berechnen zu können, hat natürlich grossen Werth, auch dann, wenn man sich Aufgaben stellt, wie z. B. die Berechnung der Jupitermasse aus den Störungen eines kleinen Pla- neten etc, wo man dann letztere sehr genau kennen muss. Die analy- tischen Störungsmethoden hingegen vermögen praktisch nur in einfacheren Fällen, nieht aber bei den complieirten Commensurabilitätstypen der kleinen Planeten ebenso genaue Werthe wie die Theorien der speciellen Störungen zu ergeben; wohl aber solche, die ein Wiederfinden des Planeten mit dem Fernrohr ermöglichen. Indess ist es rein wissenschaftlich betrachtet ein unleugbarer Vorzug der analytischen Störungsmethoden, dass sie — ab- gesehen davon, dass man durch sie die Störungen für längere Zeiträume 150 Hugo Buchholz, [6 ] ermittelt als durch specielle Störungen — zugleich einen tieferen Ein- blick in den Charakter der Bewegung ergeben, indem sie z. B. Aufschluss über die Perihelbewegungen, die Grenzen innerhalb deren sich die Excen- trieitäten bewegen etc. geben, was die speciellen Störungen nicht ver- mögen. Hören wir indess, wie Gylden, der sich die Aufgabe stellte, die analytischen Störungen durch ein convergentes und daher unbe- schränkt gültiges Integrationsverfahren zu ermitteln, die Methoden der speciellen Störungen und die analytische Behandlungsweise des Störungs- problems durch seine grossen. Vorgänger Laplace, Le Verrier und Hansen, selbst in Kürze charakterisirt. „Was die Methode betrifft, durch welche der relative Betrag der Stö- rungen mittelst mechanischer Quadraturen erhalten wurde, so muss zunächst anerkannt werden, dass die Astronomie ihr zu allergrösstem Dank verpflichtet ist; mit ihrer Hülfe gelang es nicht nur, den Lauf der bereits entdeckten Planeten zu verfolgen, sondern auch die Masse des Jupiter mit einem er- heblichen Grad von Annäherung aus den beobachteten Bewegungserschei- nungen dieser Himmelskörper zu bestimmen. Dass indessen die Genauig- keit bei derartigen Bestimmungen eine beliebig grosse sein kann, will ich allerdings nicht behaupten; es lassen sich im Gegentheil Gründe dafür an- geben, dass die so zu erreichende Annäherung immer eine begrenzte sein muss, wenn auch in vielen Fällen eine sehr grosse. Diese Unvollkommen- heit ist nicht nur für die Methode der speciellen Störungen eigenthümlich; sie haftet vielmehr einer jeden Methode an, bei welcher, offen oder versteckt, Entwickelungen nach Potenzen der Zeit zugelassen werden.“ „Obwohl also diese Methode sich vieler Vorzüge erfreut und jeden- falls noch viele Anwendungen finden wird, so ist sie andererseits nicht ohne wesentliche Nachtheile. Sie ist auch wohl nur mehr als ein Noth- behelf anzusehen und dürfte nicht auf den Rang einer wirklich wissenschaftlichen Methode Anspruch machen können; denn bei einer solchen muss die Bedeutung und Tragweite einer jeden bei ihr vor- kommenden Operation anschaulich gemacht werden können, was bei einem bloss mechanischen Verfahren nicht möglich ist. Die Einwände, die gegen diese Methode überdies gemacht werden können, brauche ich hier nicht zu recapituliren; sie sind bereits zur Genüge von Hansen hervor- [7] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 131 gehoben in seiner Schrift: „Ermittelung der absoluten Störungen in Ellipsen von beliebiger Excentrieität und Neigung“, ja, man gewinnt fast den Ein- druck, als ob Hansen die praktische Bedeutung derselben sogar unter- schätzt hätte.* — „Auf den ersten Blick scheint die von Hansen besonders für die Berechnung der kleinen Planeten eingeführte Methode nicht viel Gemein- sames mit der von Le Verrier in Anwendung gebrachten zu haben. Die Entwickelungsart der Störungsfunction ist bei beiden Gelehrten grundsätz- lich verschieden. . ... Die Verschiedenheit der beiden erwähnten Methoden ist indessen nicht so bedeutungsvoll, wie man zu glauben geneigt sein kömte. Denn diese Verschiedenheit erstreckt sich nur bis zur Integration der Differentialgleichungen. Diese Gleichungen werden zwar : verschieden gefunden, aber bei ihrer Integration wird beiderseits das Prineip zu Grunde gelegt: Consequent durchgeführte Entwickelungen nach Potenzen der stören- den Kräfte. ... Nun weiss man aber nach neueren Untersuchungen, dass eine eonsequente, nach den Potenzen der störenden Kräfte geordnete Ent- wiekelung der Planetenungleichheiten, nie im strengen Sinne statthaft ist; es treten nämlich stets früher oder später kritische Ungleichheiten auf, d. h. solche, deren Coeffieienten, in Folge des erwähnten Entwickelungs- modus durch divergente Reihen gegeben werden. Hieraus folgt, dass sowohl das von Hansen angewandte Integrationsverfahren als auch das Le Verrier’sche, welche beide, ebenso wie die Mehrzahl der übrigen an- gewandten Methoden im Grunde identisch sind, streng genommen der wissen- schaftlichen Berechtigung entbehren. Alle diese Methoden können aber trotzdem eine ausgedehnte und nützliche Anwendung finden, wenn man nur rein numerische Resultate erstrebt. Der wirkliche Betrag der kritischen Ungleichheiten kann nämlich so klein sein, dass man ein genähertes aber doch praktisch hinlänglich genaues numerisches Resultat erhält, wenn man dieselben überhaupt gar nicht berücksichtigt, und in einem solchen Falle wäre es erlaubt, die Entwiekelungen in consequenter Weise nach den Potenzen der störenden Kräfte anzuordnen. Solche Entwickelungen ziehen indess nothwendig die nach den Potenzen der Zeit nach sich, welche wiederum nur beschränkt gültig bleiben, was aber für viele Fälle genügt. Sind dagegen merkliche kritische Ungleichheiten vorhanden, dann hören 132 Hugo Buchholz, [8] alle auf derartige Entwickelungen gegründeten Methoden auf anwendbar zu sein; die durch solche etwa gewonnenen Resul- tate wären mehr oder weniger illusorisch und könnten zu gänzlich unrichtigen Vorstellungen führen... .* „Aus dem Gesagten geht hervor, dass die von Hansen und Le-. Verrier, sowie die von den meisten anderen Bearbeitern der Planetentheorien angewendeten Integrationsmethoden die Entwickelung der sogenannten Säeularstörungen in Potenzreihen herbeiführten. In Folge dieses Entwicke- lungsmodus können nun die- elementären Glieder nie zum Vorschein kommen; denn die trigonometrischen Functionen, womit diese Glieder multiplieirt sind, treten dann unmittelbar als Potenzreihen auf. Eine zweite Folge dieses Verfahrens ist, dass die horistische Function nie vollständig an- gegeben werden kann, wodurch endlich die Möglichkeit abgeschnitten wird, die kritischen Glieder überhaupt berechnen zu können. Aber diese Methoden haben noch eine Schattenseite, an die vielleicht häufiger gedacht werden muss, als an den Mangel, die kritischen Glieder überhaupt nicht liefern zu können. Diese Nachtheile sind folgende.“ „Wenn man an der Form der elementären Glieder nicht festhält, sondern schon vor den Integrationen die Entwickelung der sog. Säcular- störungen nach den Potenzen der Zeit zulässt, dann erscheinen die Coeffi- eienten’ dieser Entwickelungen auch nach den Integrationen als Reihen, die nach den Potenzen der störenden Massen fortschreiten. Wie es sich mit der Convergenz dieser Reihen verhält, ist nicht direkt untersucht worden, jedenfalls ist sie nicht wahrscheinlich. Es ist zwar richtig, dass die ersten Glieder der niedrigsten dieser Entwickelungen eine entschiedene Abnahme aufzuweisen haben, andererseits wird aber diese Abnahme merklich ver- mindert, wenn man etwas über die ersten Glieder und die Coefficienten der niedrigsten Potenzen der Zeit hinausgeht. Die Anwendung solcher Ent- wiekelungen hat daher immer etwas Bedenkliches, sobald die Zeit, für die sie gelten sollen, nieht sehr kurz ist und der Betrag der störenden Kräfte nicht sehr gering. Diese Bedenken hier auszusprechen, glaube ich um so mehr Veranlassung zu haben, als sie mir bei einer eingehenden Untersuchung der umfangreichen Arbeit Le Verrier’s über die Theorien Jupiters und Saturns, also bei einer Untersuchung von bereits gewonnenen numerischen [9] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 133 Resultaten aufgestiegen sind und weil mich dieselbe zuerst auf den Ge- danken brachte, verbesserte Integrationsmethoden aufzusuchen. Ich gelangte dabei zu der Ansicht, dass die Unsicherheit, welche den Le- Verrier’schen Resultaten noch anhaftete, keineswegs darin ihren Grund hatte, dass dieser hervorragende Astronom es unterlassen hatte, die Hansen’sche Methode anzuwenden, sondern vielmehr in den prinei- piellen Mängeln der Grundlagen zu suchen sei, welche den damals gebräuchlichen Methoden gemeinsam eigen waren‘). Bei Besprechung über den Zusatz zum 21. Capitel der betreffenden Arbeit Le Verrier’s habe ich mir erlaubt, folgende Worte zu äussern: „Das Ergebniss der in dem soeben referirten Zusatze ausgeführten Untersuchung kann aiso nicht ein befriedigendes genannt werden, sondern zeigt die Nothwendigkeit einer neuen Bearbeitung des betreffenden Gegenstandes. Jedoch dürfte es gerathen sein, bevor eine solche Arbeit von so grossem Umfange eingeleitet wird, die anzuwendende Methode einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, und vor allen Dingen, da die jetzt vorhandene Theorie den praktischen Bedürfnissen eine Zeit lang genügen wird, nicht mit der neuen Arbeit voreilig anzufangen, sondern die Fundamente derselben so fest zu legen, dass die Aussicht auf Erfolg eine möglichst sichere wird.“ „Verschiedene Umstände haben mich bewogen, selbst einige Ansätze zu dieser neuen Arbeit zu machen: jedenfalls bezweckt mein „Traite ana- lytique des orbites absolues ete.“, wovon der erste Theil bereits erschienen und der zweite sich unter Presse befindet”), die Fundamente zu einer solehen in oben bezeichneter Weise zu legen. .... Die in diesem Werke angewandte Methode zur analytischen Behandlung der vorgelegten Aufgabe, nämlich die Methode der absoluten Bahnen in Verbindung mit der hori- stischen Integrationsmethode, in allen Fällen, wo die lineäre Methode nicht mehr zum Ziele führt, lässt sich auch unmittelbar anwenden, wenn es sich um die Theorien der kleinen Planeten handelt. ... .“ — 1) Vgl. die Referate über die Bände X, XI und XII der „Annales de l’Observatoire de Paris“ in den V.J.S. der Astr. Ges. Jahrg. 13, 14 und 15. 2) Dieser Theil ist jetzt durch Herrn Backlund und seine beiden ausgezeichneten Mitarbeiter, die Herren Sundmann und v. Zeipel abgeschlossen und wird fertig gedruckt, während die Arbeiten für den dritten und letzten Band bereits im Gange sind. Nova Acta LXXXI. Nr. 3. , 18 134 Hugo Buchholz, [10] Um die charakterisirten Mängel der alten Theorie zu beseitigen, lässt Gylden von vorneherein den Begriff der Kepler’schen Ellipse als Ausgangspunkt zur Behandlung der planetarischen Bewegung und damit die Theorie der Variation der Constanten fallen und geht von einer neuen Form der allgemeinen Differentialgleichungen der Bewegung aus, in denen er die auf der rechten Seite auftretenden partiellen Derivirten P und @ der Störungsfunetion 2 gleichfalls in neuer Weise entwickelt. Er vermeidet, wie bereits gesagt, durchweg Entwickelungen nach Potenzen der Zeit d. v.s. nach der störenden Masse und nimmt die Glieder nicht successive nach den Potenzen dieser Masse, in die sie multiplieirt sind, mit, sondern untersucht dieselben auf ihre Wichtigkeit und nimmt dann nur den als wesentlich in Betracht kommenden Theil der Störungsfunetion mit, das sind eben die elementären, die charakteristischen und die grossen gewöhnlichen Störungs- glieder. Aus diesen setzt er dann die rechten Seiten der zu integrirenden allgemeinen Differentialgleichungen, .die aus verwickelten Ausdrücken be- stehen, nach einem bestimmten Prineipe zusammen und trägt bei der hier- nach ausführbaren Integration der Variabilität der langperiodischen Fune- tionen 7 und x (die auf den rechten Seiten auftreten) und ebenso der Varia- bilität der in den Argumenten auftretenden Zeitreduection (die selbst wieder durch eine zu integrirende Differentialgleichung definirt ist) mittelst des Prineipes der partiellen Integration Rechnung. Alles dies habe ich an dem Beispiel der Planeten des Hildatypus (?/;) eingehend auseinandergesetzt'). Was die Methode der Integration betrifft, so hat Gylden die ver- schiedenartigsten Versuche’) gemacht, zu convergenten Entwickelungen zu gelangen, die schliesslich einen, durch seinen Tod herbeigeführten Ab- schluss in seiner „horistischen Integrations-Methode“ gefunden 1) H. Buchholz: „Untersuchung der Bewegung vom Typus ?/, im Problem der drei Körper und der Hilda-Lücke im System der kleinen Planeten auf Grund der Gylden’schen Störungstheorie.“ Denkschriften der math.-naturw. Klasse der Kaiser]. Akademie der Wissen- schaften in Wien. Bd. LXXII p. 311—466, 2) Gylden, Studien auf dem Gebiete der Störungstheorie. Memoires de l’Academie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, VII® Serie, Tome XVI Nr. 10, 1871, Gylden, Untersuchungen über die Convergenz der Reihen, welche zur Darstellung der Coordinaten der Planeten angewendet werden. (Acta mathematica IX, 1887, 185.) Gyld&n, Nouvelles recherches sur les series employees dans les th&ories des planetes, (Acta mathematica XV, 1891, 65; XVII, 1892, 1.) [111] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 135 haben, mit der er seiner Ansicht nach, die ich im Folgenden des Näheren zu belegen suchen werde, das von ihm angestrebte Ziel erreicht hat. Da diese letzte, bezüglich ihrer Ableitung sehr complicirte Methode Gylden’s bisher niemals im Zusammenhang dargestellt worden ist, indem sie sich im Vorwort zu den Gyld&n’schen Hilfstafeln — dem kurzen Raum entsprechend — nur angedeutet findet, während in den äusserst schwierig zu lesenden „Nouvelles recherches“ das Prineip der Integration ohne Rück- sicht auf den Zusammenhang mit der allgemeinen astronomischen Theorie und unter Weglassung langer und nicht einfacher Zwischenrechnungen und Betrachtungen durchgeführt ist: so dürfte eine, wenn auch vorläufig nur kurze, weil ohne weitere Anwendung gegebene kritische Discussion dieser hochbedeutsamen Frage einem wissenschaftlichen Bedürfniss entsprechen. Und diesem glaube ich durch eine solche Darstellung und eine Dar- lesung der durch Herrn Backlund vorgeschlagenen theilweisen Weiter- führung des Gyld&n’schen Verfahrens zunächst besser zu entsprechen, als durch eine ausführliche Anwendung, damit auch dem reinen Mathe- matiker ein einfacher Einblick in diese interessante, sonst aber für ihn wegen des umfangreichen astronomischen Anhanges schwieriger zugäng- liche Frage ermöglicht werde. Man wird erkennen, wie durchaus einfach die Grundgedanken Gyld@n’s sind und wird bei seiner Methode keines- wegs auf die Enthüllung ungewöhnlicher neuer mathematischer Prineipien, wie etwa neuer Funetionsbegriffe zu rechnen haben. Wie schwierig indess der Weg ist, auf dem Gyld&n sein in's Auge gefasste Ziel erreicht, und wie complieirt und schwer verständlich seine eigene Darstellung ist, wird man durch die Leetüre der „Nouvelles recherches“ am besten selbst erkennen. Im Sinne der charakterisirten Tendenz der folgenden Ausführungen alle Weiterungen der Darstellung vermeidend, knüpfe ich in Kürze an meine erwähnte Anwendung der Gyld&n’schen Theorie auf den Typus 2; an. Gewisse dort in vollem Zusammenhang abgeleitete G yld&n’sche Grund- begriffe, wie beispielsweise denjenigen der elementären und charakte- ristischen Glieder (ef. Cap. III), deren Zweck und Bestimmungsart eben bloss an einem Beispiel wirklich klargelegt werden kann, werde ich für das Folgende voraussetzen. Uebrigens sind ja die elementären Glieder definirt als diejenigen, welche mit der störenden Masse nicht verschwinden, sondern 18* 136 Hugo Buchholz, [12] wenn diese verschwindet, endliche Werthe annehmen; während die charak- teristischen Glieder diejenigen sind, welche die kleinsten mit der störenden Masse nicht verschwindenden Integrationsdivisoren haben und mit der störenden Masse immer verschwinden. — Als Differentialgleichungen in den Gyld&@n’schen Variabeln finden sich in meiner vorerwähnten Abhandlung die folgenden Formen des näheren abgeleitet (cf. Kap. D): 1 an F TE ) NEE ER On A ARAR, 2 ye BE 2 Zu BI | n + +89 + 28+8 R)E ri d? m? 2 Er a u dt ne E), Q \ a+9) T—_8-2R-2RS + 3R+ ee +[6R—28—12Rt + 6R8—...\n Den a) —3mM7R+ 2s—er +... m? cos 2 | -gv — x} +6Rn? cos (1) un! + [7 R-8\ m? cos 3 1-4) v —x! ax dv wobei: kzen, — r? 02 .» 7 und Or ad—) IFrT 1st. J Im zweiten Kapitel ist dann gezeigt, wie man die auf der rechten Seite dieser Differentialgleichungen auftretenden Grössen P und Q@ nach Gylden’s Prineip in unendliche Reihen entwickelt, die nach 7, 7‘, e, oe‘ fort- schreiten und deren Coeffiecienten nur von dem Verhältniss der mittleren j Entfernungen des störenden u. des gestörten Planeten — « allein abhängen und nach einem von Gyld&n gegebenen Rechenalgorithmus numerisch für jeden Planeten bestimmt werden können. In Kapitel III ist ausgeführt, wie die wesentlichen Theile dieser Funetionen P und 9, d. h. die elementären und charakteristischen Glieder bestimmt werden, während im vierten Kapitel dargelegt ist, wie man schliesslich durch Einführung der für P und @ für einen bestimmten Planetentypus gewonnenen Werthe in die Differential- gleichungen (1) allgemein zu folgenden Formen derselben gelangt: [13] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 137 Ya in vB) d2o x 7a b„ 608 (mn v—B,) } (2) aD AS 7 TE > Cn 608 (A, v —B,) wo die rechten Seiten für jeden Planetentypus durch eine hinsichtlich der Coeffieienten und Argumente anders geartete trigonometrische Reihe gegeben sind. Zugleich ist in diesem Kapitel gezeigt, wie man diese Differential- gleichungen, deren Integrale schematisch die einfache Form haben: S=M— > m c08 (An v— B,) b e=x.e8 w—T)+ Dir cos (A„v—B,) ! (2a) Tot 4 = sin (A, v— B,) n in höchst einfacher Weise mit Hilfe der Methode der unbestimmten Coeffi- eienten integriren kann, wobei die Variabilität von „ und x die Zusatz- glieder, die Variabilität von 7, das in den Argumenten der rechten Seiten von (2) auftritt (wenn man das Argument ausführt) die exargumentalen Glieder ergiebt, die beide nach Gyld&n durch partielle Integration ge- wonnen werden. In dieser Weise integrirt man, wie ich für den Typus ?/, ganz im Detail gezeigt habe, zunächst die Difterentialgleichungen für S unde=()+H, erhält also für og zwei ganz verschiedene Differentialgleichungen, die eine in den elementären Gliedern (e), die andere in den charakteristischen und grossen gewöhnlichen Gliedern R. Hat man so die periodischen Aggregate, aus denen sich S und R zusammensetzen, bestimmt, so setzt man — eben nach dem von Gylden vor Aufstellung der horistischen Methode befolgten, von Hrn. Brendel dann modifieirten Prineip — die rechte Seite der Differentialgleichung für die Zeitreduetion aus S und R zusammen (wie die dritte der Gleichungen (1) zeigt) und erhält dann 7 dureh eine noch- malige Integration, indem S und R schon durch eine solche gefunden sind. Auf diese Weise erscheint also 7 bestimmt durch eine Doppel- quadratur. 138 Hugo Buchholz, [14] An diesem Punkt angelangt, können wir zur Darlegung des höchst einfachen Prineipes der horistischen Integrationsmethode übergehen. Angenommen nämlich, man bestimmt die Zeitreduction auf dem zuvor an- gedeuteten Wege mittelst einer Doppelquadratur, so wären diese beiden Integrationen von S und 7, das $ enthält, offenbar gleichbedeutend mit der Integration einer Differentialgleichung der Form: d? Ä Tri = N asin(nv+p+b)... (8) Integrirte man aber diese in erster Näherung, dadurch dass man setzte: d? F Ta — Ya. sin (0, 9 + b,) (4) so könnte man über die Convergenz des Integrales dieser Gleichung: v—=— N,: m@av+b) Ö wenn o, beliebig klein würde, offenbar gar nichts bestimmtes sagen, selbst dann nicht, wenn die a, in der ursprünglichen Differentialgleichung eine convergente Reihe bildeten. Anders hingegen würde es sich mit der folgenden Differential- gleichung verhalten: de : na — 22 — Dan Sin (Om U + Y + Dim) (6) Setzte man hier in erster Näherung: d2w u dv? y — >> A, Sin (im + dm) so würde das Integral dieser Differentialgleichung: m > ey ; sin (Om © + bm) (8) offenbar in der That eine gleichförmig convergente Entwiekelung auch dann noch repräsentiren, wenn o„ unendlich klein würde, falls nur die a, in der Differentialgleichung eine solche Reihe bilden, und »2 > 0 ist. Der mathematisch wie man sieht höchst einfache Gedanke Gylden’s besteht nun darin, nachzuweisen, dass die Differentialgleichung für die Länge (und ebenso diejenige für den Radius veetor) sich wirklich auf die letzt- [15] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 139 genannte Form einer „horistischen“ Differentialgleichung bringen lässt, zu welchem Zweck die Existenz der Horistica »? erwiesen werden muss, d. h. dass dieselbe niemals verschwindet. Dieser Nachweis, mit anderen Worten die Transformation der ursprünglichen Differentialgleiehung auf die horistische Form, erfordert indess wie wir sehen werden einen compli- eirten mathematischen Apparat. Weil die Grösse »2 das Beliebigklein- werden der Integrationsdivisoren unschädlich macht, gewissermaassen ab- grenzt und so den „kritischen“ Gliedern, welche dadurch definirt sind, dass sie diese Divisoren enthalten, begegnet, nennt Gylden »2 den „horistischen“ Üoeffieienten und eine Differentialgleichung der Form (6) oder (7) eine „horistische“ (von ögitew, begrenzen). Aehnliche Betrach- tungen werden wir nach der horistischen Methode dann für den Radius Vector durchzuführen haben. Da die Form (6) der Differentialgleichung für die Zeitreduetion, die bei der horistischen Methode verwendet wird, eine andere ist, als die von Gyld&n vor Aufstellung dieser Methode gebrauchte Form der dritten Gleichung von System (1) (ef. pag. 142 [18] zuvor), so wollen wir zunächst zeigen, wie man bei der allgemeinen Gyld&n’schen Charakterisirung des Problems der drei Körper auf die genannte Form (6) der Differentialgleichung für die Zeitreduetion kommt. Aber auch die Form der Differentialgleich- ungen für $ und og hat Gylden schliesslich noch in einer anderen Weise gegeben, die sich durch grössere Allgemeinheit von der auf S. 142 [18] gegebenen unterscheidet, indem die bei den Gleichungen (1) zu Grunde liegende Beschränkung über die x-Axe aufgehoben wird, was für die Behand- lung der grossen Planeten, wie ich kurz zeigen werde, auch von grösstem praktischen Werth ist. Daher geben wir zunächst diese Ableitung. 140 Hugo Buchholz, [16] II. Ableitung der Gylden’schen Differentialgleichungen des Problems der drei Körper in ihrer allgemeinsten Form. Um die Gylden’schen Differentialgleichungen des Problems der drei Körper in ihrer allgemeinsten Form, so wie sie von Gylden schliess- lich angewendet werden, zu gewinnen, knüpfen wir an die Hansen’sche. Form der Bewegungsgleichungen eines Planeten in seiner „instantanen“ Bahnebene an, die sich in der Einleitung zum ersten Kapitel meiner Unter- suchungen über den Typus ?/;, kurz abgeleitet finde. Das dort Ausein- andergesetzte über die von Hansen eingeführte, von Gyld&n beibehaltene gesonderte Betrachtung der Bewegung des Planeten in seiner instantanen Bahnebene und der Bewegung dieser momentanen Bahnebene selbst im Raum setzen wir jetzt voraus. Bei der dort gegebenen Ableitung der Gylden’schen Grundgleichungen liegt die ursprünglich von Gylde&n adop- tirte specielle Voraussetzung Hansen’s zu Grunde, dass die Bewegung der x-Axe in der im Raum beweglichen momentanen Bahnebene durch die Differentialgleichung «ed? + &,dß, +&%—= 0 definirt ist. Diese Beschränkung lässt Gyld&n bei seiner zuletzt erreichten voll- kommensten Behandlungsweise des Problems der drei Körper fallen und führt an Stelle der von Hansen definirten Bewegung der x-Axe eine solche ein, bei der: ar IE Te. ist, wo G eine periodische Function ist. Dies bewirkt, dass die momentane Bahnebene auf dem um die Sonne sich drehenden Radius Vector auch gleitet und ermöglicht dadurch os bei Gylden durch 8 zu ersetzen, während dies für 6 bei Hansen nicht möglich ist. Offenbar hat man nach der Figur in Gylden’scher Bestimmungsweise die 5 Argumente: v—06, v— 0‘ v”— ©, v' — O' 0 —06, 0 —0' oder: ®©—-6, 0'— 0 9 — 9' 0— O' 17) Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 141 nach Hansen aber: 4 w— 0, w' — 6 ee, 80: 9—09' P Su S S S 3 fS N Zar N wu n ges Bei Hansen ist aber 5—® keine periodische Function und daher 6 nicht durch © ersetzbar. Die Folge ist also, dass bei 1) Zwei Planeten: Gylden 5 Argumente mit 6 Grössen, Hansen 5 5 rs) r Le Verrier 5 hr Ne u; 2) Drei Planeten: Gylden 8 Argumente mit 9 Grössen, Hansen 8 n a n Le Verrier 12 N Pur: # in der Störungsfunction hat. In beiden Fällen sind also Gylden und Le Verrier gegen Hansen inbezug auf die Anzahl der in den Argumenten vorkommenden Grössen in Vortheil. Gyld&n aber ist gegenüber Le Verrier Nova Acta LXXXI. Nr. 3, 19 142 Hugo Buchholz, [118] im Vortheil hinsichtlich der Anzahl der auftretenden Argumente, was im System der grossen Planeten sehr wichtig ist. Gylden’s Darstellung ist also auch in dieser Beziehung die beste. Aus Nr. 21 und 22 Orb. abs. pag. 66 etc. ersieht man aber, dass G und damit 9 (das sogleich in den Differentialgleichungen auftreten wird), eine Grösse erster Ordnung und zweiten Grades bezüglich der Neigung, also klein ist. Wenn man es auf eine absolute Lösung absieht, darf man weder 9 fortlassen, noch auch von den zu Anfang erwähnten Differentialgleichungen (1) ausgehen‘), sondern muss von denjenigen allgemeinsten Gyld&n’schen Differentialgleichungen aus- gehen, die wir jetzt ableiten wollen, eine Ableitung, die allerdings viel weit- läufiger ist, als die in meiner Arbeit über den Typus ?/; gegebene Ableitung der zuvor angeführten einfacheren Gleichungen (1). Zum Zweck dieser Ableitung, die sich in den Orbites absolues in den verschiedenen Büchern verstreut und theilweise ohne die Zwischen- rechnungen findet, erinnern wir uns, dass, wenn man zwei rechtwinklige Coordinatensysteme von gleichem Ursprung in’s Auge fasst, das eine im Sinne der Mechanik von unveränderlichen Richtungen im Raum, das andere in der Art definirt, dass zwei seiner Axen in der durch zwei unendlich benachbarte Radien Vectoren bestimmten instantanen Bahnebene des Planeten gelegen sind, wenn man ferner die Coordinaten eines und desselben Punktes bezüglich des ersteren Systems mit x, y, z bezüglich des zweiten mit $, 7, & bezeichnet, dann unter anderen die für das Folgende nöthigen Relationen bestehen: z—=as+tßn+YrE 5 15 1 @ z=wtßn+nS und umgekehrt: gs=ar tt ay+ 82 | n=Brz + PBıy+ 2 (10) BITTE 2 In Folge der Definition der momentanen Bahnebene, dass die $ und 7-Axe stets innerhalb derselben liegen sollen, ist <= 0, also: !) In meiner Abhandlung über den Typus ?/, ist im Anschluss an Hrn. Brendel’s Theorie der kleinen Planeten (ef. p. 36 u. 44 ib.) die veränderliche Grösse X so definirt auf- gefasst, dass 9 gar nicht auftritt. Infolgedessen enthält aber I ein säculares Glied, was völlig berechtigt ist, wenn man es auf eine für endliche Zeit gültige Lösung absieht, das Gyld&n im Hinblick auf die absolute Lösung indess durch obige Ableitung zu vermeiden strebt. [19] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 143 5 0=ye+yıytn2.-.- (MD eine Gleichung, die, wenn 7, z,, 7, Constante sind, diejenige einer durch den Ursprung gehenden Ebene ist. Damit diese auch durch einen unendlich benachbarten Punkt geht, muss: or En H4nG m sein. Ferner sind für die neun Richtungseosinus der beiden Coordinaten- systeme unter anderen die für das Folgende nöthigen Beziehungen bekannt: ta? +: —l | + B?+B?—1 (13) r 'yı + 9 = | so dass: dt n d 18, La ET, Be ur, San o | ß (14) n d Ba ® ist. Ferner hat man: et tm — 09 | eoytayıtapn=0 ,.(15 Pr+bı tor > 9 | und schliesslich: e = —Prı Ben — ar a—=ßhy —Pn A =an — %Y 9 —Ppy — Ar B=aYy —afı (16) = — %f Bi A=aB — aß Rah: aß Zunächst erhält man nun durch Differentation von (9): a dn d£ de. , de a en 1 Er en+ dy __ de Ir er dc de, . , aßı dyı dt = Ve „a... de 9 de ae, ds = dc dßs dy 2 a N z ee leer 19* 144 Hugo Buchholz, [20] Ferner: add + a dßı + md, — Die Hansen’sche Bedingung für die Anfangsrichtung der x-Axe in der — Bda an Pı da, = 2 daz. momentanen Bahnebene: dd dp, dp, _ re Sn nun ersetzt Gyld&@n durch die allgemeinere: da da, das IR dß dß, dB, hd ee. Bage I Pla DR ee ar =fhW=N (18) indem er annimmt, dass die --Axe einem beliebigen durch N repräsentirten Bewegungsgesetz in der instantanen Bahnebene unterworfen sei, derart, dass fc) stets eine endliche und stetige Function der Zeit ist. Indem man nun die erste, zweite, dritte der Gleichungen (9) bezüg- lich mit > = — multiplieirt und addirt, erhält man leicht mit Hin- blick auf die u} (18) und (13), da £ jetzt gleich O ist: de do _ . +9 n ler | us d d rt — NE | Durch Differentation der a (9) nach der Zeit erhält man, wenn man rechts die Gleichungen Sr einführt: ds n dz am gtagtag | R a nu dı — de : i i : L Fasst man dies System mit Gleichung (12) zusammen und löst nach — ete. auf, so ergibt sich: da dt ': dt dz FE — N (an —ß3) - — N (a n— Br $) — N (a7 — a8) (21) [21] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 145 Setzt man jetzt, der Voraussetzung entsprechend in den Gleichungen (17) = - und zieht das so erhaltene System von den Gleichungen (21) ab, so erhält man: d d 0-5 4 + Nm d d 0er Arnd | das, ds 2 0-44 Na hd) Wenn man ferner in den aus der Mechanik bekannten Ausdrücken de dy de au de dt nach den Gleichungen (21) ersetzt und ausmultiplieirt, so findet man, indem sich mehrere Glieder fortheben, andere vereinigen mit: Hinblick auf die Relationen (16) das folgende Resultat: für die Flächensätze x, y, z nach den Gleichungen (9), d da d ds E rt ir DER TGEZ TE dx de d ds : : De a (-,%) ann (23) BR. BE dn _ „48 an ya :4=r1(:4 ng) +re@+mN Schliesslich müssen wir zur Ableitung der Differentialgleichung in e noch zwei Relationen aufstellen. Um sie zu erhalten differentiren wir zu- nächst die Gleichungen (21): din _ BE, z@n | da ds | dB dy ut" dN dn ds da d$ -% (29) — N (« ME +n 5%) | (24) (analog in y und z) multiplieiren dann diese drei Gleichungen bezüglich mit a, a, ©, und addiren sie. So folgt: 146 Hugo Buchholz, d?x d’y d’z u a ar +@ dt ee — (a? +? + 0°) tr da da, da,\ d& + tat + (a ae +@ AR ee are ee dn er ni (« A aa 4 22) dy _AN;| — (+ + m B)E — N @+a2+0) 7 d (+ ta + (© = +0 da, a} Ge)n ca dt Sr HR dB dßı = (« ge] In dieser Gleichung ist mit Hinblick auf (13), (14). (15) und (18): a? + a? -+ 0? — ta + mh — 0 da da, do ar ul Te a ae dß dB, dßs a [22] Ferner hat man nach den Grundgleichungen der relativen Bewegung direct: d’x 02 iR Be, de 0x Br: day _ 2 4 dt 9y N BETTEN de 8 v3 daher wird unsere Gleichung: d2g , dn dN Se 02 02 u Pr a he hir ces 2 a eng en Bekanntlich ist nun aber: 02 92 0% 82 0y 02 02, BE m WET age a Durch Differentation der Gleichungen (9) aber folgt: 0 NE. Da 8 7 53 d8 ==)Q45 d8 0 so dass: 02 2 02 0% [23] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 147 ist. Nach (10) ferner ist: oe Ey HE m2=—=5 Daher geht Gleichung (24a) in & über in die folgende und eine analoge erhält man in n: d2z dn IN 02 N t (E- m) er er: | (5) d’n . de u AB dN . 02 Ba rar ns )n+ Ber In Besitz der im Vorstehenden abgeleiteten Relationen gehen wir aus von der folgenden Form der Hansen’schen Bewegungsgleichungen des Planeten in seiner momentanen Bahnebene: (26) dr n dv \? Mr u 02 | dt? dt r? dr Hierzu sei bemerkt, dass sich die in meinen Untersuchungen über den Typus ?/; zu Anfang abgeleitete Form der Hansen’schen Gleichungen von der vorstehenden (26) dureh den Factor «—=%k?(1+ m) auf der rechten Seite bloss deshalb unterscheidet, weil dort 2 etwas anders definirt ist als in (26) nach Gyld&n nämlich: ‘ EM 1 ze +yy' +22 \ 1tmlA y‘3 J ers) in während Gylden in (26) 2 (entsprechend Orbites absolues, Band I, S. 323) definirt durch: Me - 4, 0 a +22 ' (26 b) so dass: a Le) dx > % 082 A & = 2 fl ; — k2 m‘ TR + A2(1+ m) = k? (1 + m) Fr k? m 0x ist, also das Gylde&n’sche 2 gleich ist dem von mir dort gebrauchten, wenn man dieses letztere noch mit: fatm)=u multiplieirt. Um mit Gylden ganz im Einklang zu sein definiren wir jetzt 2 durch (26b) und gehen von den Gleichungen (26) aus. 148 Hugo Buchholz, [24] Die erste der Gleichungen (26) wird, wenn man die Gleichungen (23) bezüglich mit 7, 7, y multiplieirt und addirt mit Hinblick auf die Relationen (13): dy da e da dz Be N (4-31) +n -.:%) +70 =.) = dn dg T BEE Br Der (+3) da ja: &2 _ Reif dn ds „dv erete ist. Weil nun aber: f dy _ =) en N ET AN aln(eı all ante + "I a8 dt Ron ist, so wird die erste der Gleichungen (26) zunächst allgemeiner: a ALT „ (de) _ 82 dt dt. 108 7) oder, wenn man zur Abkürzung: er ’ (5 +N)=Ve (28) setzt, auch: Setzt man jetzt: so folgt aus (28): aa Ve ; RT 1+9 Multiplieirt man nun die erste der Gleichungen (25) mit 5, die zweite mit , und addirt die Produete, so erhält man mit Hinblick auf die Relationen’): 1) Es ist ja 5 =rc08V, n=rsin®; 02 092 08 02 0n 02 02 . Es FR 68% + ön sin ® [25] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 149 02 02 02 Sg lan 02 2 92 or wer die folgende Gleichung: „2, 9a dn ds u > Bi > BE ES N a, See 799 > dt 5 dt2 an(s dt 7 2) Val r "dr e2 Aus der reinen Mechanik folgt aber: dE\e /dn® = « a (F) 25 (77) m (4 Bar und weiter: rer .n,(e Ss ar +) + (52) ae! (5 d2s Be ee de Dr ar Setzt man (33) in (32) ein, so ergiebt sich mit Hinblick auf (30) und den Flächensatz: woraus: die folgende Gleichung: dr 2 ende, oder mit Hinblick auf (31): die zunächst der Form nach mit der zweiten der Gleichungen (26) identisch ist. Setzt man jetzt: e=ce(l+N? 85) so wird zunächst Gleichung (31): 1 er Ve (36) Offenbar ist aber: 1 dr dr dv Br N er Nova Acta LXXXI, Nr. 3, 20 150 Hugo Buchholz, [26] mithin: 1 1 Da H = a u ER; 2 re Ve 4, „.dVe de? r2 dv? r2 dv dv Durch Einsetzen dieses letzteren Werthes wird Gleichung (34): al Fr al r 1 yaye Fr ge a | ER dv: Ve de dv r ae) In Analogie mit den Kepler’schen Formen setzt nun Gylden für den Radius vector: al—7) _ _(e) 1+e “u(l+0 wo „7 eine langperiodische Function und allgemein bestimmbar ist, wie ich in meiner Arbeit über den Typus ?, ausführlich gezeigt habe; efr. pag. 119 ibidem, wo dargelegt ist, wie 7 bei Integration der Differential- (38) gleichung für die elementären Glieder der Form B erhalten wird. Ferner setzt Gyld&@n in Analogie mit dem Ausdruck: r? I les k/(I+m)a(l +e) der die Flächengeschwindigkeit in der Ellipse repräsentirt: a dv . Ve dd 1+8 so dass nach Gleichung (36): ve= vo (39) ist, wo S eine kleine Grösse darstellt und durch die eine der Gyld&n’schen allgemeinen Differentialgleichungen, wie wir gleich sehen werden, definirt ist. Durch Differentation von (39a) erhält man: 1 "ae: Lay re VE ie an Ve) d chen Aus (38) findet man aber: (40) 1 er M| do ua(l+e) di? \ dv (N d (c) dv ) 151 Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. a2 (l cs au(1+0) d2n7? dv (c) dv? Se C fd 2 2au dm? do dv ()ld () dv dv (2 1 dye aus Gleichung (40) Setzt man diese Werthe sowie den Werth von Ye : ® n (37) ein, so ergiebt sich die allgemeine Gylden’sche Differential- gleichung in ge zur Bestimmung des Radius vector: El) 1+0 nämlich: d?o 31 de 1 dS \ do dv? \20' a Die Si dv J Fe [ en 34 d(e) As klh d(c) RE BuCEnE (O8 E EN oe ae... ‚a8 en 2 || &® | GO dw "ı+S' dw a +4 arm 9 492. P (cd) dv? In dieser allgemeinen Form (41), die in den Orbites absolues') gegeben ist, muss man aber noch an Stelle von (c) vielmehr n7 einführen, wenn man die Gleichung für (ge) factisch der Integration in einem bestimmten Fall zu Grunde legen will. Setzt man: (= ua (1-79) in (41) ein, so erhält man zunächst: a j! as y do de \ - FI er Ber 7 Bor ana 5 1 dn TE EN PR + 149 +5 2 (1-9)? ( =) 1—n? de? I? 1+S dv dv | Gr Su dn? ) a Re 1 1—n?1+$5 dv dv Der ER za Pam d-mursrp. Im der 9 7 Sofort wird nun aber abgeleitet werden die Beziehung: 2 22,08, Bel, de dr 148° & 2lIlm do 149 ® t) ef, Orb. abs. pag. 516; wie man sieht steht in der Gleichung, die in den Orb abs. für og gegeben ist, infolge eines Druckversehens ein Glied zu viel 20* 2 ER: re a rt lrme—— 1—n? dv 1+9 152 Hugo Buchholz, [28] Mit Rücksicht auf diese kann man offenbar zunächst den Factor von — 1) indem man in demselben 5 . = addirt und subtrahirt, so schreiben: 1 d? 119 lan 1 daS _ 2 d? (+9? 1— 7? dv 2 1? dv 1+8° d Om dv 1+9 . — 2 Im Factor von oe aber kann man das zweite und vierte Glied auf demselben Wege wie folgt transformiren: Bi hl za in METER 2 (1-7)? ( 1-18" ww 2 =) m. 1 a | 1 daS dA _ — dp) ( dv 2 (1— 9)? 1-2 1+S' wo’ dw we: (E j 1 (1+8)? Q (5) ade \® (+9) (I?) * \ Und genau so transformirt man die beiden ersten Glieder der rechten Seite. Dann geht die Gleichung in oe über in: d2o 8 dn? AI N de de " \1-7? dv 149 I 2 dn? (1+58)? dn?\? 1 d? 7? + (a a) tan la) Hm an )e dv >. 2 a u (1+5)? m dn? N den? (1—n?)? A+NA—n?) " dv 1— 7? dv +(1+9”?— (1+9N?— 1—P) 1+S)P oder definitiv: (| 2 de, (d+9)% 2 Fr + (148)? — (149? — 1-9) (1+8)? P— | je We Re = (+8) dn? 1 | lm do "X (| ana a‘ 1+e) (42) Dies ist aber der Form nach genau die Gleichung, die sich im I. Kapitel (p. 14) meiner Untersuchungen für den Typus ?/; findet, mit der einzigen Ausnahme, dass jetzt noch die kleine Grösse 3 hinzugetreten ist, der all- gemeineren Annahme über das Coordinatensystem entsprechend. Auf den ersten Blick erscheint die Gleichung (42) complieirt; in meiner Abhand- lung über den Typus ?/, ist aber bis ins kleinste Detail zu Anfang des vierten Kapitels gezeigt, wie man erst die rechte Seite für einen bestimmten Planetentypus factisch als periodisches Aggregat bildet und wie [29] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 153 man die Differentialgleichung hierauf mittelst der Methode der unbestimmten Coeffieienten integrirt, indem man durch partielle Integration der Variabilität von 7 und x und der Variabilität der Zeitreduetion in den Argu- menten Rechnung trägt. Alle diese Untersuchungen für die Differential- gleichungen in $ und g wie sie in meiner genannten Abhandlung durch- geführt sind, bleiben im Prineip völlig und im Detail zum grössten Theil bestehen. Für die Differentialgleichung in o setzt die horistische Methode erst bei den Gliedern dritten Grades ein, die dort im ersten Theil noch nicht behandelt worden sind. Aber die Bestimmung der langperiodischen Glieder in der Zeitreduction muss, wie wir sogleich sehen werden, bei Anwendung des horistischen Verfahrens in einer allerdings ganz anderen Weise als sie dort behandelt ist, durchgeführt werden. Und ferner darf man nicht von den zuvor erwähnten Differentialgleichungen (1) für S und g ausgehen, wenn man Gyld&@n’s letztem Standpunkt gemäss verfahren will, sondern hat um der rein periodischen Form der Lösung willen die Grösse 9 einzuführen, sodass die Ausführungen meiner genannten Arbeit auch in dieser Beziehung einer unschwer durchzuführenden Um- arbeitung bedürfen, um auf den von Gyld&n definitiv erreichten Standpunkt der absoluten Bahn gehoben zu werden. Kehren wir nach dieser Bemerkung zu unserer jetzigen Darstellung zurück, so erhalten wir die Differentialgleichung für S sofort mit Hinblick auf die Gleichungen (29), (35) und (36), nämlich: 1 aye Mr 02 = +20 1+9 — — a Ve d ce also durch Einsetzen in (40): 1 d/Yeo 1 dS _ (1+9)2 ee el tg e oder wenn man n an Stelle von (c) einführt: EWR dS (1+9)? E DR! dm? 145 dv 149g e 2 1— 7? dv Das ist wieder genau die Gleichung für S in meiner eitirten Abhandlung (ef. pag. 13) bis auf die Grösse 7. Die Gleichungen (42) und (43) ersetzen nun aber das System (26) nicht vollständig, da jede der beiden Gleichungen des Systems (26) eine 154 Hugo Buchholz, [30] Differentialgleichung zweiter Ordnung und zwar auch die Gleichung (42) in g eine solche, die Gleichung (43) in S hingegen von der ersten Ordnung ist. Die Gleiehung erster Ordnung, die zusammen mit den Gleichungen (42) und (43) das System (26) vollständig ersetzt, wird gegeben durch die Beziehung zwischen der Zeit ? und der wahren Länge in der Bahn » in den Gylden’schen Coordinaten. Nach Gleichung (36) war ja: 6) Fa’ Lu riet —=Ye Führt man nach Gylden, wie bereits erwähnt, S ein durch die Defiintions- gleichung: /, _ Vo nase so folgt hieraus: dt 1 LU FR / (1+9) oder wenn man mit Hinblick auf (38) für r den Werth o einführt: dt _ an AM 1+9) (44) dd wh (+) Nun nimmt Gylden an, dass die mittlere Entfernung a der von ihm definirten Bahn mit der Grösse », welche in der Ellipse der mittleren täglichen Bewegung entspricht, durch dieselbe Relation verbunden sei, wie in der Kepler’schen Theorie und setzt also auch: kyl-+m Na — a (45) wo dieses n die wirkliche mittlere Bewegung in der Gyld&@n’schen Bahn darstellt, indem a nicht der elliptischen Halbaxe entspricht. Wir sehen hier also, wo wir den reinen Gylden’schen Weg und die horistische Methode darstellen wollen, von den Brendel’schen Modifieationen ab, nach denen die „Bewegungseonstante“ » von der wirklichen mittleren Bewegung », unter- schieden wird, was natürlich auch zulässig und praktisch sogar für begrenzte Zeit sehr verwerthbar ist, aber einen anderen Weg bezeichnet, der eine un- beschränkte Convergenz, nicht liefern kann, da bei demselben 7 nicht dureh eine horistische Differentialgleichung der Form (6) (ef. Vorbemerk- ungen), sondern durch eine Differentialgleichung der Form (4) definirt er- [31] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 155 scheint. Im Hinblick auf die fundamentale Definitionsgleichung (45) wird jetzt Gleichung (44): Le eh N ar (i+o% (1+5) (46) Wie in meinen erwähnten Untersuchungen am Beispiel des Typus ?/; im dritten und vierten Kapitel auf das eingehendste motivirt und aus- geführt ist, zerlegt nun Gylden die Grösse o in der Art, dass er setzt: e—= (0) + de | so dass: BE RLA UHR) 1+(@)+de ist, wo (e) die elementären Glieder der Form B, de die übrigen, d. h. die charakteristischen und grossen gewöhnlichen Störungsglieder ent- hält, und transformirt dann Gleichung (46) zunächst wie folgt: a Uni _ ee dv [1+(e)?7 1 % | 1+(e) wo der erste Factor offenbar der elliptischen Bewegung entspricht, der zweite für S$— de —0 aber gleich 1 wird. Diese letztere Gleichung zer- legt nun Gyld&n noch weiter wie folgt: A NINE LE DEE u) ”"» Tro® * n+or ea on _ 1+(e) Jetzt setzt Gyld&n das erste Glied rechts gleich: dem) _, 8% or > und das zweite: dd [| __ 148 Be + IN mi ) 1+(0) so dass: rm wird. In dieser Weise also zerlegt er die wirkliche Zeit £, da durch Integration von (50): i—=6-+ Tel) 156 Hugo Buchholz, [32] folgt, wobei die Gleichung (48) die Definitionsgleichung für die von Gylden sogenannte „reducirte“ Zeit Z und die Gleichung (49) die De- finitionsgleichung für die sogenannte „Zeitreduction“ 7 ist. Die Berechnung der Zeitreduction 7 ist dabei sowohl deshalb er- forderlich, weil (wie aus meiner Abhandlung über den Typus ?/; im Detail ersichtlich ist) dieselbe in den Argumenten der Integrale S und de vorkommt, als auch deshalb, weil mittelst 7 dann aus der Relation: t=5+T die wahre Zeit als Function von v gefunden wird, da 5 sich aus Gleichung (48) direkt als £@) ergiebt, so dass: t=SW)+TW=fW) (62) und mithin auch: v=yp(l) (62a) Die Zeitreduetion 7 dient also unmittelbar zur Bestimmung der wahren Länge v als Function der Zeit. Aus Gleichung (49) folgt nun direkt: 1 1 a tee” Era oder offenbar auch: adT A-M j | 2 do 3 do? u RT \ N fi+(o] 13 ifo +... |+8) | (53) Nun ist aber, wie in meiner Abhandlung über den Typus 2); ausführlich abgeleitet (cf. pag. 17): 12) ———- — 1— 2n cos v+(3/an?+ ...) 608 2v—n3 608 3v—... + or 27 Hei) und weiter ist: Ie-ben — ] - —=1—n 608 v+n? cos®v—n? cos®v +... 1+(0) I+neosv i 1 2 cos2y — en eTne v+!l/ zo cos 3v — 3/, c08 v+!/, cos 3v also: 1-23 +0 1+3/,7?—3n (14?) cos v+3n? cos 20—5/ym? cos dv +.. - [33] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 157 A— 9° neTan — 1+7/m?®—4n cos v+5n? cos 2v—... Mithin wird Gleichung (53): ee — | 1—2n7 cos v+?/an? cos 2v —n?cosdv +...)8 — 2} 14°7?—37 (14m?) eos v+3n? eos 2v—5/gn? cos 3v+... | do (1+S) | (54) +3) 147m? —4n eos v+5n? eos 2v —...! de? (148) — 4) 1—5ncosv+...1de® +... Es kommt nun darauf an, die langperiodischen Glieder von den kurzperiodischen zu trennen und gesondert zu berechnen und dabei zu ver- suchen, die grossen Werthe, welche diese Glieder annehmen können, wenn sie sehr kleine Divisoren erhalten, d.h. die kritischen Glieder unschäd- lich zu machen. Bezeichnet man dazu den Inbegriff der Glieder, für welche der Coeffieient von » hinlänglich kleine Werthe hat, so dass sie langperio- disch sind, mit $ und setzt: de—=R+de, R38 so folgt aus (54): 25 < Q . a. nn — — 38+6 (17?) 373 (0) de +8 — S—2d,0 Shah Fasst man nun in dieser Gleichung bloss das erste Glied ins Auge, was genügt, um die allgemeine Form des Resultates zu erkennen, differentirt sie und ersetzt = durch seinen genäherten Werth: 8 _..— .1d re so wird allgemein: d?T dv? nn -30+4+ Wıyır © wo Y eine Reihe Glieder bezeichnet, die mit denen in 3Q zu vereinigen sind, während Y den Inbegriff aller der Glieder bezeichnet die durch Ausführung der ‘in (54) und (55) verlangten Operationen erhalten werden. Wie dabei im All- gemeinen die rechte Seite einer Gleichung wie der vorstehenden in einem bestimmten Fall wirklich zu bilden sein wird, geht aus dem vierten Kapitel meiner Untersuchungen über den Typus ?/;, wo die rechten Seiten der Differentialgleichungen vollständig im Detail aus den elementären und charakteristischen Gliedern zusammengesetzt worden sind, zur Genüge her- vor. Hier, wo es zunächst darauf ankommt, das Princip des horis- Nova Aota LXXXI. Nr. 3, 2 y 158 Hugo Buchholz, [34] tischen Verfahrens übersichtlich darzulegen, haben wir vorerst absichtlich verzichtet, gleich eine Anwendung auf einen bestimmten Fall zu geben, welche durch die weitläufigen Ausführungen vieler complieirten Details den Einblick in das Wesen der Methode zurückdrängen würde. Jedenfalls setzen sich die rechten Seiten der Differentialgleichungen in S, ge, T, wie man aus dem dritten und vierten Kapitel meiner erwähnten Untersuchungen ersieht, aus periodischen Aggregaten zusammen, in deren Argumenten überall die Zeitreduetion 7 auftritt (im Sinne der Brendel’- schen Modifieation dort nur ihr langperiodischer Theil 7,, was aber nur durch die etwas andere Entwickelungsart der Störungsfunction bedingt und unwesentlich ist). Die allgemeine Form der Differentialgleichung (55) für die Zeitreduetion wird dann, wenn man die auf der rechten Seite von (55) verlangten Operationen in einem beliebigen bestimmten Fall ausführt: d:T dv? wobei die Functionen X, und 2, bezüglich die langperiodischen charak- = _— 4A) sin (Go+ 50 T)—X, —2, (56) teristischen und elementären Glieder bezeichnen, die ersteren indess für das Folgende ohne Bedeutung sind: X — 4A, sin (HU +Sı T) + 4» sin (»+s: T) +... daT + [ 4% sin (H+sT)+ A sin (+Ssı T) + .. ‘ Im dv 2 =asnHh +snH;, +... wo: Gn = ind + 2B, und Br —=(d+ b ist. Von dieser Gleichung (56) aber kann man (ef. Vorbemerkungen) nicht sagen, dass sie eine convergente Lösung giebt und deshalb eben suchte Gylden sie auf die Form einer horistischen Differentialgleichung zu bringen, von der wir sahen, dass sie eine gleichförmig convergente Lösung giebt, falls die Coeffieienten der periodischen Agregate in der rechten Seite der Differentialgleiehung eine convergente Reihe bilden. Den äusserst complieirten, nach Herrn Baeklund noch etwas zu erweiternden Weg, den Gyld@n durch Einführung elliptischer Functionen zu diesem Zweck einschlägt, der den Hauptinhalt des horistischen Verfahrens zur Er- mittelung der Zeitreduetion und damit der wahren Länge in der Bahn bildet, werden wir jetzt im Detail darlegen, damit man sich von seiner Richtigkeit wirklich überzeugen kann. [35] Die Gylden'sche horistische Integrationsmethode. 159 II. Die Lösung der allgemeinen Gylden’schen Differential- gleichungen des Problems der drei Körper mittelst der horistischen Integrations-Methode. A. Die Bestimmung der Länge in der Bahn. Wir beginnen mit der Behandlung der Differentialgleichung der Zeit- reduction: aAT dv? indem wir zunächst einmal annehmen, die Functionen X, und 2, seien gleich — — A, sin (+50 T)— X —2, Tas ER (1) Null. Bezeichnen wir mit Z, den Werth von 7 für diesen Fall und setzen: 5 Ap — a? so ist die Function Z, nach der T'heorie der elliptischen Functionen be- kanntlich direet ermittelbar und gegeben durch einen Ausdruck der Form: 2K G, +5, Zı — 2 am . (Ay v+B;) . . . . . . (2) woraus: 9 = er sin asass: Er 7 folgt. Hierbei ist vorausgesetzt, dass der Werth von A, von Null ver- schieden, weshalb der Modul % kleiner als die Einheit ist. Bestimmt man den Modul auf Grund der Bedingung 3K a = VE na so ergiebt diese Gleichung, wenn , einen positiven endlichen Werth hat, 0 sin2%)+t.. . (0) stets eine Wurzel, die kleiner als 1 ist. Nun setzen wir mit Gylden, um der Integration der wirklichen Gleichung (1) einen Schritt näher zu kommen: A T=ZA,t+—V:. . . . . le . (4) Su 160 Hugo Buchholz, [36] führen diesen Werth in Gleichung (1) ein: d?Z, 2, dv? Ss dv? — — 4 sin (H+H Zr) — X — 2 und subtrahiren hiervon: TA —_ _4, sin (+9 2) So folgt: 27 = _ — 4, sin (Gy+5% Zu) — 4 Sin (H+SH Z+2 N) — LK 2, oder nach Potenzen von V, entwickelt: 2 day, ‘ — a — A sin (Go+s Zu) — As sin (Go+sı Zu) —2Vı A 005 (Got Zu) + | od (8) 4V,°A, . sy.34A 7 — sin (@,+50 Z) + 1 2 = eos (H+SHZ) + --»- Ku —L2ı | Bedenkt man jetzt, dass: 2 H+Ss Z = 2am — (A, 0+B,) und ) kr — a A T Au? ist, setzt abgekürzt: woraus sich: ee u Bi 2 — 4 Er . er PR und A? —=s, A, a ergiebt, so nimmt die zu integrirende Differentialgleichung (1) der Zeit- reduction folgende Form an: d? vr, ds? EEE ae‘ atafelen a N? por tlEs A,o ee (e* Ja lurs +? cos (2am &)V, —k? sin (2am$)V,?—?/,k? cos 2ams)V?’+..- | (6) Angenommen jetzt, man integrirte diese Differentialgleichung in erster Näherung, indem man die übrigen Glieder derselben, die höhere Potenzen von V, enthalten, zunächst Null setzte, so erhielt man die berühmte Lame&’sche Differentialgleichung: AV, de + RBes@amd)N = .:..'.. m > in einem der Fälle, wo man dieselbe mittelst doppelt periodischer Funetionen [37] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 161 erster Gattung integriren kann. Das Integral dieser Gleichung ist be- kamntlich:') BE E ds ne Yı = ca dns+oadns Fr £ K | + dns N f Ednsds (8) eine Integration, die wir hier indess nicht äbleiten, da, wie wir gleich sehen werden, die Gleichung (7) keinen entsprechenden Ausgangspunkt zur Inte- gration der Gleichung (6) sive (1) bietet. Aus dem Integral (8), in dem E das vollständige elliptische Integral zweiter Gattung, 9,(@) die Jacobi'sche Theta-Function, dem Argument $—X entsprechend, c, und & zwei Integra- tionsconstanten bedeuten, ist nämlich ersichtlich, dass die Funetion V, Glieder enthalten muss, deren Coefficienten das Quadrat eines kleinen Di- visors als Nenner enthalten, welches offenbar in der durch das zweite Glied der Gleichung (8) geforderten Quadratur seinen Ursprung hat, vorausgesetzt, dass in Z Glieder sehr langer Periode vorkommen. Durch fortgesetzte Annäherungen würde man also auf dem eingeschlagenen Wege Glieder finden, deren Nenner mit immer höheren und höheren Potenzen der kleinen Divisoren, welche Potenzen also immer kleiner würden, multiplieirt wären, sodass die Glieder selbst immer grösser würden, wodurch man offen- bar auf divergente Entwickelungen geführt würde. Um nun derartige Entwickelungen zu vermeiden und vielmehr zu einer convergenten Lösung zu gelangen, bedarf es eines ganz anderen Ausgangspunktes als desjenigen, welchen eine Lame&’sche Differentialgleichung der Form (7) gewährt. Dieser neue, befriedigende Ausgangspunkt wird vielmehr durch eine „horistische“ Differentialgleichung von der in den Vorbemerkungen erwähnten Form (6) gewonnen. „Wie gross indessen die Schwierigkeiten sind, einen solchen neuen Ausgangspunkt zu finden“ (d.h. eben von der Gleichung (1) auf eine horistische Differentialgleichung zu gelangen), sagt Gylden selbst im Vorwort zu seinen Hülfstafeln, „kann man aus den 1) ef. auch Gylden: Undersökningar af theorien för himlakropparnas rörelser. I, No. 24, 28. Bihang till K. Sv. Vet. Acad. Handl. Bd. 6, No. 8 („Untersuchungen zur Theorie der Bewegung der Himmelskörper“. Die vom Verfasser vorliegender Abhandlung ausgeführte deutsche Uebersetzung dieses übrigens grossentheils veralteten Gyld&@n’schen Werkes befindet sich im Besitz Herrn Professor Seeligers. cf. auch Hermite: Sur quelques applications des fonctions elliptiques. Comptes rendus, 1877 2:e semestre. 162 Hugo Buchholz, [38] Bemühungen erkennen, über die in den „Nouvelles recherches“') $ 6 be- richtet worden ist. Wiewohl die dort gefundenen Resultate, durch spätere Rechnungen revidirt, als richtig befunden sind, und also ohne weiteres den gesuchten neuen Ausgangspunkt ergeben könnten, er- scheint es doch sehr wünschenswerth, einen solchen in weniger eomplieirter Weise, durch weniger schwer zu übersehende Rechnungen zu gewinnen. Zu diesem Zwecke stehen mir nun seit einiger Zeit verschiedene Auswege offen, und ich werde jetzt (d. h. im Vorwort zu den Hülfstafeln) denjenigen derselben einschlagen, der wie es scheint in kürzester Weise zum Ziele führt, wiewohl das somit zu erreichende Resultat nicht das denkbar günstigste sein dürfte“. Die Hauptzüge dieses letztgenannten abgekürzten Verfahrens finden sich zuerst in den Comptes rendus der Pariser Akademie’) angedeutet. Auf dieses von Gylden selbst in zweite Linie gestellte Verfahren werden wir hier indess nicht eingehen, zumal es nicht ausgeschlossen ist, was hier jedoch nicht näher untersucht werden soll, dass bei demselben sich in der dann resultirenden Differentialgleichung: die horistischen Coefficienten », und », im Verlaufe der Annäherungen heben, sodass das Resultat illusorisch und die Differentialgleichung nur scheinbar eine horistische, in Wahrheit aber von der in den Vor- bemerkungen erwähnten Form (4) wäre. Wir wollen hier vielmehr eine Unter- suchung des eigentlichen strengen Weges, der in den „Nouvelles recherches“ eingeschlagen ist, vornehmen und unter Ausführung aller Zwischenbetrach- tungen, sowie der Verbesserung einiger kleiner, prineipiell gar nicht in Betracht kommender Rechenversehen in den analytischen Entwickelungen Gylden’s, endlich durch Ausführung einer von Herrn Backlund vorgeschlagenen Er- weiterung der Endentwickelungen Gyld&ns darlegen, wie Gylden in der That zu einer horistischen Differentialgleichung an Stelle der Differentialgleichung (1) für die Zeitreducetion und somit wirklich zu einer convergenten Lösung allgemein gelangt. Die eigentliche Schwierig- !) Gyld&n, Nouvelles recherches sur les series employdes dans les th&ories des pla- netes,. Acta Mathematica, XV, 1891, 65; XVII, 1892, 1. 2) T. CXXII: 27 Janv. et 9 Mars 1896. [39] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 163 keit besteht eben in dieser Transformation der Differentialgleichung (1) auf die horistische Form, deren Integration selbst ja einfach ist. Indem wir von Gleichung (5) ausgehen, dividiren wir dieselbe durch Ay, Setzen: Ay ® + B, =T IE 2 54 I} 4 hs 16h, IR 8 z a) ee Kae Besu, Kal am) und erhalten: @V, _ /[2K® Mm 2K De = wu en 2am — &.Vı 2K\ &% PIE bi >) a N 2 /2K\ Mr 2K Ar 3 (*) ey en 2am —- 2. 4° ne ; X +92) Nun führen wir eine neue Variable = ein mittelst der Gleichune: fo} eg ee ul)! ZT Tr dV, _2K ,2K, de Tl ar ar 7 | | 9m SE PR zen en = = | (1) | ) = — k? =) cos 2Zam == dn Rn. 2 Nun ist: ddnu -— — ksnueonu du d2 dn u du? — — 2? enuenudnu + I2snusnudnu — — I? cos 2Zamu.dnu Durch Einsetzen der Werthe (10) und (11) in Gleiehung (9) wird dieselbe: - sin 2am 2 x d’z 2K dz 2K\? 2K - — iR x eu .— + RR (- ) cos Zam — 2.2 — da? 2 in = da N T 164 Hugo Buchholz, [40] I? 2K 2K k; 2K 2K aK A ar (=) cos Zam — 2.24 TR m (=) sin 2am 2 dn Ft, sin 2am x, E28 .; =z 2 MR _ /(2aK\ aan /- 2K A IE GE Zu 7 rar \e ) De A Er (dm a). BIS n —x x S) n = (X +8) 2? Kan oder 2K = — ee = BAER Im =Lr 12 cos 2am Kr. £ = — a dn— x ar NR sn eh —— =, 2RN\E je . 2K 2K RS 2 hz ai \ + (=) TE sin 2am De dn 2 = k 3%; ( (12) use PHONE N, 2K N TE (=) 1a, cos 2am a (an 2) a 2 ] Wir stellen uns zunächst die Aufgabe, die Coefficienten dieser Gleichung mittelst elliptischer Funetionen zu entwickeln. Nach der Theorie der elliptischen Funktionen wird dazu: K sin 2am = X en FT nr IR) 2K dn ® 2 F\2 ( =) 12 — 16g (I+Q?+g°+..)!= 16q (1+4Q) .. . (13a) N 32 1-2 e q? eos 3 cos 2 +q? cos 3x ger DE ar ra Fa) 2K co am — —= 7 1—2q cos 2x "1+q?2 1—2q cos 2x sin am == = a ß a (142g)? = | 5 - An (1+294—?— 29) Indem wir (14) und (15) quadriren und subtrahiren, folgt: cos 2am — = 1 f (eos © +? cos 3x)? .(1—4g + 2q?+ 89°) \ (1— 29 cos 22)? | — (sin © — q? sin 32)?. (1 +49 +28?) |] [41] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 165 ven = 50)2 { cos 22 (1 + 292) —4q (1-29?) + 29? cos 20 — 89° cos 4x } — {08 22—4g +49? cos 20 + 893 (1— eos 4x) } X >< {1+4g cos 22 +6g? (L+ cos Ax) + 89? (3 cos 20 + cos 6.) } — cos 22 — 49 + 49? cos 2% + 89° (L— cos 4x) + 2q (1+cos 42)— 169? cos 2% +8g3 (L+ cos 4x) +3q? (3 cos 2x + cos 60) — 249° (1 + cos 4) +49? (3+4 eos 4x + cos Sr) oder definitiv: cos 2Zam z — cos 22 +29 (—1-+ eos 42) +9? (—3 cos 2% + 3 cos 6x) + | (16) + 493 (L—2eos 4x + cos 8x) Durch Multiplication von Gleichung (13«) und (16) aber ergiebt sich: (=) Ik? cos Bam = — 16g { cos 22 +29 (—1+ cos 4x) + + 023 eos 2x + 3 cos 6x) + 49? (L—2 cos 4x + cos 8x) 1 + 4q? cos 2x + 393 —1+ cos 4x) } wo sich also rechts noch Glieder fortheben. _ In einer grossen störungstheoretischen Arbeit,') die den „Nouvelles recherches“ lange vorausgeht, leitet nun Gylden die folgenden Relationen ab, die für das Folgende auch eine Voraussetzung bilden: =: sin m — — aValT- BDer en „sin 3x 7 I asin 5x sur „sin 7c + . (18) K a a Bl "WR: ar \ 2 keosam = —AVg| N nn c+ we - e08dx _ nz -6087c +. j (19) o&n er —1+ - 608 22.47 ——— 608 4247 ; c08 62 +... (20) nr I er Er Multiplieirt man (18) und (19) und dividirt mit 5 so folgt: R 2K d 2K sin 2am — x — AAam —x of od 3 ne « DK 7 2K Fz z Nam —x A am = DB R4 Eu 1 g Era er; sin Ah I Tr a 40? 1+ eg + Fe 1 cos 2x + Ei ; c08 62° + . 1) Gylden. Studien auf dem Gebiete der Störungstheorie. Memoires de l’Academie imperiale des Seiences de St. Petersbourg, VII® Serie, Tome XVI, No. 10. Nova Acta LXXXI. Nr. 3. 22 166 Hugo Buchholz, [42] IRTr (1— q?) sin 22 + 2g sin 4x + 3g? sin 6x +4g?sin8cH+ ... — I TH Ag (ID) cos 2x + 4g? cos An FAQd cn 6c +... — 16g { sin 22 + 2g sin 42 + q? — sin 22 +3 sin 6x) +49? sin 8c+ ...} x > I 144g cos 22 + 49? cos 4x + 493 (— cos 22 + cos 62) + ...}71 — 16g \ (1+ 92) sin 22 + q? sin 6x + Glieder in g* ete. } also K sin 2 am er 2 — — — _— 16g {sin 2 +9? (@in 2c+sin 6) +...} (1) x 2K Am * Dureh Multiplieation von (18), (19) und (20) aber ergiebt sich: 3 2 2K (= k2 sin ce A am— x —= x ) n Er — 169 {sin 22 + 2g sin 4 + q? (— sin 27 + 3 sin 6x) + 49? sin 8x + 2g sin 4x + 4g? (sin 2x + sin 6x) + 29° (2sin 4x + 3sin 8x) (22) + 29? — sin 27 + sin 6x) + 49° sin 8x + 29? (—2sin 4c+sin8r) — 16q \ sin 22 + 4g sin 4x + q? (sin 22 + 9 sin 6x) + 169? sin 8c+ ...} Schliesslich findet man durch Quadriren von (20): 2 2 (&) (A am ea) — 1+ Sg eos 22 + 8q? (1 + 2cos 4x) +8g3 (cos2x+c0s6x) +... (23) T Multiplieirt man jetzt (21) und (23), so erhält man: 3 2 2 =) k2 sin 2 man Nam an — \ 7 n n a [ sin 22 + 4g sin 4x + 89? au 62 | _ . A 4 — a sin dx ar 3 sin 8x) } + q? (sin 2x + sin 6x) + 493 (sin 4x + sin 4x + sin 8) — 16g {sin 20 +4g sin 4x + q? (sin 22 +9sin 6x) + 169° sin8c + ... } d. i. wieder Gleichung (22), wodurch wir uns also eine vollständige Controle der vorstehenden Entwiekelungen verschafft haben. Quadriren wir jetzt Gleichung (19) und ziehen davon das Quadrat von (18) ab, so folgt: 2KN\? 2 = k2 cos 2 am ae: — 7 ) x — 16g cos 2%+ 329? (—1-+cos4x) + 169° (cos2% + 3 cos 6x) + 64gt(—1-+ cos8r) + .. | — 16g | eos 22 +29 (—1+ cos 4x) + gq? (eos 20% +3 cos 6x) +4g3 (—1-+ e0s8r) +... (24) Schliesslich erhält man durch Multiplication der Gleichungen (23) und (24): =) k? cos 2m = (A am —) — BG IT TR \ [43] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 167 — 16g {c0s22+29 (—1+c0s4x)+g? (cos 27+3 cos 6x) + 493 (—1 + cos 8x) +49 (1+.c0s4x)-+8g9? (—2 e08 2c+ 60822 + cos 62) + 4? (1+ cos dx +3 cos 4r+3 cos 8x) +8q? cos 2x h + 1693 (—1-+.cos 4x) +89? (cos 22+cos 6) + 1693 (—2 eos4x=+1-+-cos 8x) + 4g3 (1+ cos 40©+3 cos 4x-+3 c0os8r) oder: 4 2 =) h2 cos 2 am =, (4 am en) — | E4 FL4 BL4 (25) — 16g {e0os20+2q(1+3 cos 4x)+g?(9 cos20+ 19 cos 62) +49? (1+4cos4x+11cos8r) +... | Hiermit ist die zuvor gestellte Aufgabe der Entwickelung der Coeffiecienten der Gleichung (12) vollständig gelöst, indem das erste, zweite, dritte, vierte, fünfte Glied der rechten Seite hinsichtlich des Coeffieienten offenbar durch die Entwickelungen (21) bezüglich (24), (22), (21) mal — t2 geben ist, sodass Gleichung (12) zunächst die folgende Form annimmt: und (25) ge- Ba f EL Fre 16q \ (1+9g2 sin 20+g? sin 62 gar a) | —. = 16g { cos 22+29 (—1-+cos 4x) + q? (cos 22+3 cos 62) + 493 (—1-+ cos 82) } .2 | —-2n | + —. 16g {sin 2+4g sin 449g? (sin 2049 sin 6x) + 169? sin 8x } .2? —aly a. 16q {c0os22+2q(1+3ecos4x) +9? (9 cos22+19cos6x) +4q°(1+4cos4x+11cos8r) }.23 e; (26) nz Hier sei darauf hingewiesen, dass Gyld&n bei dieser Differential- gleichung ebenso wie bei der Differentialgleichung, die zur Bestimmung des Radius Veetor dient, von vorneherein die Glieder dritten Grades mit- nimmt, da man nur so einen Ausgangspunkt gewinnt, der auf die horistische Form und damit zu convergenten Entwickelungen führt. Hören wir, was er selbst über diesen Punkt sagt (cf. Orbites absolues Seite 497); „En abordant les approximations successives (pour obtenir les inte- grales des dquations semblables & celles que nous allons &tablir dans le livre suivant) par lintegration dune &quation lineaire ou bien, ce qui revient au möme, d’un systeme d’&quations linaires, on n’arrivera pas toujours & des resultats satisfaisants. Et m&me, si en partant d’un resultat obtenu par lintegration d’un tel systöme, on continue, d'une maniere consequente, les 22% 168 Hugo Buchholz, [44] approximations successives, on tombera töt ou tard sur les developpements divergents. Il en est autrement quand on commence par Vintegration d’un systeme d’equations, chacune du troisieme degre: on pourra alors, sauf dans des cas exceptionnels, reduire de telles equations ü des equations lineaires et horistiques, apres quoi on arrivera, en les integrant, & de veritables approximations. Ayant obtenu des resultats de cette qualite, on dedwira de proche en proche les expressions des quantites cherchees avec une exactitude aussi grande q’uon voudra. Voilä la raison pourquoi jai donne beaucoup de soins A mettre en evidence les termes du troisitme degre: ils devront des l’abord entrer dans les &quations differentielles, et il importe de les avoir mis sous la forme la plus convenable“. Nun transformiren wir Gleichung (26) noch weiter durch Einführung der neuen Variabeln « an Stelle von x, indem wir setzen: a — = (dn = u) du abi 5027) dann wird: dz de 1 de du eK ( dm 2K u) E 2K 2 1 le: r 2K PL 2am Fi ae] da? K? 2K \! \du2 Tr 2K du E% (an 7 u) | dn = u | und Gleiehung (26) geht über in die folgende: 2K d’z 2K _, sin 2am x" ee Se 2K | dz — aa + 16g [(L + 9) sin2x + q? sin 6] 5 (an = «) — dr | RL | du dn — u n 32 2K E f 0) - 2 Pe + > (dn I ") ww 16%,q [(1 + 92) sin 22 + q? sin 6] — 32h,g [eos 22 + 29 — 1+ cos 4x) + g? (eos 2x + 3 cos 6x) + 4g?— 1+ cosSr)]2+ + 16g [sin 22 + 4q sin 4x -+ q? (sin 2x + 9 sin 6x) + 169? sin 8x] 2? + (28) md Ems — B= = [eos2©+2q(1+3cos4x) +g?(9 cos2c + 19e0s6x) + 4g?(1+4cosd4c+ 1leos82)]2°+... a ! o" [45] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 169 Aus der "Theorie der elliptischen Functionen siud nun aber die Ent- wickelungen bekannt: Bu f ERATT 1— 49 + 129? — 329? + 768g! — ... er 2 _ 3293 4 2E 1+49— 49? — 329? + 444g! +... woraus: =? — 1 — 8g? + 72g? 29 4EK —8?+ 724 —... 0.09 folgt. Durch Multiplieation dieser Gleichung mit Gleichung (23), so er- hält man: AC ONE A 5 (an 27 x) — 1+8g(1— 79?) eos 2u + 169? cos du + 2493 cos6u+ . - . (30) Nun berechnet man die Grösse « durch Integration von: dx —=11+389(1— 79) eos 2u+ ...) du also: x = u+ 49 (— 79?) sin 2u +... und bildet den Sinus bezüglich Cosinus von 2x, 4x... Diese Operationen sehen wir als vollzogen an und transformiren jetzt die Coeffieienten der Gleichung (28) mit Hinblick auf Gleichung (30) und (13). Um zunächst den Coeffi- cienten von z zu erhalten findet man: au (L-+ 92) sin 20-+9? sin 62 —sin 2u+4g sin 4u+gq? (—19 sin 24 +12 sin 6x0) +9? sin 6“ + 22 92 + Be == sin du + = sin 84) : (31) + 1293 (— sin 4u + sin 8) 256 12 — sin 24 + 4g sin 4u + 9? —19 sin 2u+13 sin 62) + 9? — 3 sin du + ee sin 84) Durch Multiplication dieses Werthes mit Gleichung (30) und Addition von (13) ergiebt sich als: Coefficient von 2 — 169? (8sin du tg 12 sin 24 + 36 sin 6u) + 448 . 416 . \ +9 = sin 4u + in su) Quadrirt man Gleichung (30) und multiplieirt den so erhaltenen Werth mit Gleichung (31), so erhält man das Absolutglied, wobei wir die Multipli- cation mit — 16%,g nicht ausführen: 170 Hugo Buchholz, [46] E14 i 4 {+ 9?) sin 22 + q? sin 6x} m (mu) = — sin 2 +4g sin 4u+g? —19 sin 2u+13 sin 6x) +9? (— z sin 4 + = sin su) 4.44: +8g sin 44 32q? (sin 2u + sin 6u) +89? —19 sin 4u+-13 sin 4u-+13 sin 8x) +32g? sin 2u +1289° sin du +32g9? — sin 2u + sin 64) +-128g° sin 8 +89? (sin 4« —11 sin 44 + 11 sin 8) 3 Setzt man weiter im Coeffiecienten von z die Werthe von cos 2x, cos 4x ete. ein und multiplieirt aus, so findet man: — sin 2u+12g sin 4u +g? (13 sin 24-+77 sin 6%) +9? (— = sin du + a» sin su) (1-+g?) cos 22-+2g eos 4&c+3g? cos 6%+4g? cos 8x — 24 — 49? — — c03 20 — 49 (1— cos du) — 129? (cos 2u — cos 6u) + q° (4 rn cos 4u + = cos su) 3 + q? cos 2u — 493 (l— cos 4u) + 2g cos 4u — 169g? (cos 2u — cos 64) +16g? (3—8 cos du + 5 cos 8) + 39? cos 6u i — 369? (cos 4u — cos 8) + 4q? cos Su —4g? — cos 2u +g (—6 +6 cos 4u) + g? —27 cos 2u+31 cos 6x) +q? (s.— = cos du + Sn cos su) Durch Multiplieation dieser Gleichung mit dem Quadrat von Gleichung (30) erhält man als: Coefficient von = 704 — — 32h,q [cos 2u+g(—6+6 cos 4u) +9?(—27 cos 2u+31 cos6u) + g° (s4 a Hi 4u-+ _ cos su) + 84 (1 + eos4u) + 1692(—6 cos2u+3c0s2u+3cos6x) + 89° (—27—27 ecosdu+31eos4u+31cos8u) +32? cos 2u + 1929? (—1+ cos 4u) + 329? (cos 2u + cos 6u) +19293 (—2 cos 4u + 1+ cos 8u) +8g° (1+ cos 4u+ 11 cos 4u + 11 cos 84) — — 32h,q 1cos 20 +g(2+ 14 cos du) + g?(—11 cos 2u + 111 eos 6u) + 9 2036 + (— 124 — = eos du + _ cos su)) [47] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. ıv1 Durch Einsetzen ferner der Werthe von sin 2x, sin 4x ete. im Coeffi- cienten von 22 folgt: (1+ 92) sin 27 + 4g sin 4&c+ 9q? sin 6x + 169° sin 8x — — sin 24 + 4g sin 4u + 49°—5 sin 24 + 3 sin 6u) + 93 (- == sin du + = sin su) + 9? sin 2u + 493 sin 4u + 4q sin 4u +329? — sin 24 + sin 6u) + 4g3(— 64 sin du + 40 sin Su) +9q? sin 6% + 1089? (— sin 44 + sin 8) j + 169° sin 8u 1212 3 Durch Multiplieation dieser Gleichung mit dem Quadrat von Gleichung (30) — sin 24 + 8q sin 46 + 9? (—51 sin 24 +53 sin 62) + q3 ( sin du + — sin au) ergiebt sich als: Coefficient von 2 = —16g [sin 2u+ 8g sin 4u+ g2(— 51 sin 2u + 53 sin 64) + q? (- — sin 4u + — sin su) +8g sin 4u+ 649? (sin 2u0+ sin 64) +89°—51sind«+53sinda+53sin8x) + 329? sin 2u +256g° sin 4u + 329? (— sin 24 + sin 64) +256g3 sin 8u +89° (sin 4« + 11 sin 4« + 11 sin 84) — 169 | sin 2 + 16q sin Au + 9? (13 sin 2u + 149 sin 6u) + +q° (— = sin 44 + —- sin s«)} Schliesslich erhält man durch Einsetzen der Werthe von eos &x, eos 4x ete. im Ooefficienten von 2: (1+ 99?) eos 22 + (69 + 169°) cos 4x + 199? eos 6x + 4493 cos8.c +29 + 493 — 224 92 — cos 2u —4g (1 — cos 4u) — 1292 (eos 2u — cos 6u) + q? (4 — 560844 + 7 608 Bu) 3 + 99? cos 2u — 369? (1— cos 4u) + 6g cos 4u — 489? (cos 2u — cos6u) + 4893 (3 — 8 cos 4u +5 cos Su) + 169? cos 4u -+ 199? cos 6% — 2289? (cos 4u — cos 84) +20 . + 4493 cos 8u +4 — cos 2u+g (—2+10 eos 4u) + 9? (—51 cos 2u-+79 cos 64) 1904 1628 + 9? (156 — 008 4u + gg cs 8u) 172 Hugo Buchholz, [48] Durch Multiplieation mit dem Quadrat von Gleichung (30) folgt als: Coefficient von 3 = 1904 1628 — — 6084 3 cosdu + 3 +8g(1+cos4u) + 1692(—2 c0s2u+5 cos2u+5cos6u) + 8g3(—51—51cos4u+79cos4u+79cos8u) + 32g? cos 2u + 329°—2+10cos4u) + 329? (eos2u + cos6u) + 329° (—4 eos4u+10+10cos8u) +8g?(1+eos4u+11cos4u+11cos8u) — = [ cos2u +9(—2+ 10eos4u) + g2(—51e0s2u+79cos6u) +(156 — co8 su) = | cos2u +9 (6+18cos4u) + g2(61cos2u+191cos6x) i 74 +q° (127 eosin+ cost) } Die Gleichung (28) für z wird somit: 22 = + 169? \ —8sin4u+g(12sin24u—36sin 64) +2 sindu— sinsu) } u == 2036 96 +32 sg [ cos 2u+g (2+14cos4u)+g?(—11 cos 2u+111 cos + Bun cos4u+ 3 cos) h 2 4 —16g| sin 20 + 16g sin 40 +g?(13 sin 2u +14g sin 6u) + [— — sin du + — x sinsu) } 2? e \ 4748 \ 3 — 3 cossu)} £ 5 11 — —1l6hyq { sin2u + 12gsin4u+g?(13sin2u+77sin6u) +g° (- sin 44 + — sin su) \ DE E— - | cos2u0 +9 (6+18cos4u) + g?(61cos2u+191cos6u) +g° (12-3 cos4u+ IE THCHU, -- Durch die weiteren Entwickelungen überzeugt man sich nun aber, wenn man diese auf Grund vorstehender Gleichung durchführt, dass die Glieder der Argumente 6u, 8u ete. keine Beiträge zur Horistica liefern können. Wir setzen nun die Genauigkeitsgrenze so fest, dass wir von den Gliedern in diesen höheren Argumenten absehen und erhalten so an Stelle letzterer Gleichung die folgende: de A \ \ de ! 9 2 4 = de | 1929? sin 2u — 128g? sin 4u er + As { 649? — 39684* + 324 (1— 119?) cos 2u + 448g? cos Au } 2 — { 169 (1 + 139?) sin 2u + 256g? sin du } 2? (32) —2/, { 9642 + 192% + 164 (1 + 619?) cos 2u + 2884? cos Au } 23 — — hs (| 164 (1 + 139?) sin 2u + 192g? sin Au } Er O4 [49] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 173 In dieser Differentialgleichung ist offenbar [ef. Vorbemerkungen Gleichung (6)]: h2 (6492 — 39684}) z ein horistisches Glied. Wenn man diese Gleichung aber durch fort- gesetzte Näherungen auflöst, so hebt sich bei der Integration das horistische Glied fort und man hat scheinbar nichts gewonnen, indem man wieder auf eine Differentialgleichung der Form (4) (ef. Vorbemerkungen) zurückgefallen - is. Um die Differentialgleiehung (32) wirklich auf die horistische Form zu bringen, macht G yld&n die folgende verwiekelte Substitution, hinsichtlich deren nach einer allgemeinen Methode durehzuführenden Ab- leitung ich auf die „Nouvelles recherches“ & 5 verweise, indem es uns hier genügen soll, den eigentlichen Hauptnachweis einzusehen, wie in Folge dieser Substitution die Differentialgleichung (32) wirklich eine horistische wird. Wir setzen mit Gylden: 2=y+1—44(1+ 139) sin 20 — 169? sin 4u } y2 + | 34 (1+ 6192) cos 2u — 169? cos 4u } Y3 +2 149 (1 + 1399) sin Qu + 129? sin Au } + 2 ı 89 (L— 119?) eos 2u0 + 284? cos Au } Y R 2 1692 \,% + { 84 (1 + 1392) cos 2 — 169? cos Au 9 3 Ei { 87 (1 + 6192) sin 2u + 249? sin Au ya“ Yy? 2. differentirt N : de Fi 5 Er ar RL u _ \ 84 (1+ 1392) cos 2u — 6449? cos au | Y + — 34 (1+ 6149?) sin 24 + 649? sin Au y? + hy \ 89 (1 + 1392) cos Qu + 484? cos Au } + hy \ —164(1— 119?) sin 20— 11292 sin 4u Y +, ' 87 (1—114?) cos 2u + 289? cos Au E — 849 (1 + 134?) sin 2u — 329? sin 1 4u ” | aus Glied (1) von 2. Fl : dy | 164 (1+ 1392) sin 24 + 6492 sin du | 7 aus (5). Nova Acta LXXXI. Nr. 3. 23 174 Hugo Buchholz, [50] | — 84 (1 + 6193) cos 2u— 489? cos 4u aus (2). d | 164 (1 + 6192) eos 2u + 969? cos Au | du aus (6). ‚dd 2 E3 \J ) ey‘ N 847 (1 + 139?) cos Qu — 164? cos du (Nlas +Yy Tu I f : 2 gi 4 Y’, 204 \ + \ 84 (1 + 619?) sin 2u + 249? sin du | 2y z +Yy Tu? | Durch nochmalige Differentation erhält man: 2 12 = = = ar [ 165 (1+ 139?) sin 2u + 256g? sin 4u ' y? j 32 Ki + (341 (1+ 6192) cos 2u + 2564? cos 4u | y° + h, | —16g (1+ 139?) sin 2u— 192g? sin 4u } + A, | —324 (1—114?) eos 2u— 4484? cos4u } ı un 42 ar 2 3249 (1—11g Jena 2249? sin Au | dy n,) dy =; | aus Glied (4) und (5) in = | du 12 + hs, 84 (1 — 114g?) cos Qu + 284° cos Au \2Y — 116g (14139?) eos 2u —128g? cos s4u aus (1). 169 (14134?) eos 2u + 128g? cos du aus der Summe von Glied (6). Eu 164 (1 + 619?) sin 24 + 1924? sin 4u er Den er aus (2) dy £ a - Sr Yan hebt sich aus Summe (7) 3 (1+ 139?) sin 2u + 324? sin 4 aus Summe (6) | /dy\® day | + | (2) Yu | 164 (1 + 139?) sin 2u + 649° sin Au aus (8) 8 (1 + 619?) cos Zu + 489? cos au S 6 aus Summe (6). | (2) +3 Ey | 169 (1 + 6192) cos 2u + 9642 cos Au \ du 2 | l \ | —16q (1+619°) sin 2u—1924° sin 4u | aus (9). — nn — 3, 23 Ri [51] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 175 + | —8g (1 + 139?) cos Qu — u— 164? cos 4u cos Au \ | 4 dy ary } day | | au (d) II" du’ du2 Y Aus | (33) | 841 + 619°) sin 2u + 249° sin au || /dy dy By p day | BT. aus (9) 1126 Ar a + dus | Ferner erhält man für 2°, indem man Glieder 4. Grades wegen ihrer Klein- heit ausschliesst und bedenkt, dass h, vom zweiten Grade ist: 22 — y?® + 1 —8g (1 + 139?) sin 2u — 329? sin du } 3 +hyi 8g4(1+ 1342) sin 2u + 249? sin du} y d + 1 —16g (1+ 139?) cos u —32g? cos Au ) 2 = Schliesslich wird: 2a —ı>. Indem wir nun die Werthe von z 2,2 %, 2 in Gleichung (32) einsetzen, ist zu beachten, dass y vom ersten Grad, A, vom zweiten Grad und g von der ersten Ordnung ist. (Bezüglich des Unterschiedes von Grad und Ordnung in der Gylden’schen Störungstheorie ef. meine Ab- handlung über den Typus ?, pag. 41.) Hinsichtlich des Grades nehmen wir num alle Glieder inelusive dritten Grades und bezüglich der Ordnung alle Glieder inclusive der vierten Ordnung mit, ausser in dem Fall, wo die Terme vierter Ordnung in einen sinus oder cosinus multiplieirt sind, weil diese letzteren, wie man sich überzeugt, keinen Beitrag zur Horistica liefern können und zudem sehr klein sind. Aus demselben Grunde nehmen wir nur Glieder der Argumente 0x, 2u, 4u mit, lassen solche in 64, 8u ... aber fort. So ergiebt sich durch Zerlegung der Producete trigonometrischer Funetionen in ihre algebraische Summe. (cfr. die Formeln (36) meiner Abhandlung über den Typus ?/; Seite 36): \ 1929? sin 2u — 1284? sin 4u n =; — [ 19293 sin 2u— 1289? sinau) GV + 51299 sin 2uy? m J du Y - | | Zr [ 5124! — _— q? cos 2u — 40964 y»—512h, g? sin 2u ER dı + I, [— 15364° + 10249° 008 2u + 71689% | y— 512, 9° sin 2u « 7, A 1 Ti I— 51293 cos 2u — 2048441 y „a 2 a dy | 176 Hugo Buchholz, [52] dy + 5129? sin 2u \ (4 2Y +y A + | 7689I—5124° cos 2u — 153641} ae EN Sol 1 () EB du? } Ferner: ha { 649? — 39684* + 324 cos 2u — 3529? cos 2u + 4484? cos au | = | rs m; { 644? — 39684% + 32 cos 2u — 3524? cos 2u + 4484? cos Au } Y | ” Weiter: — 16g sin 24 — 2084? sin 2u — 2564? sin Au N 4 — 16g sin 2u — 208g? sin 2u — 256g? sin Au N y? lu ln u — 6492 608 4u + 649? + 16644* + 128093 cos 2u + 40964: | w 6) hr ! 6442 cos Au — 649? — 16644* — 12164? cos 2u — 30724° | \y + | 128g? sin 4u + 17929? sin Qu N "7 = Schliesslich: — E 1 9642 + 1929% + 164 cos Qu + 976g? cos 2u -+ 2889? cos Au N 2 | A — = 196g? + 19294 + 16g eos 2u + 976g? cos 2u + 2884? cos au \yp. ns Setzt man jetzt die Werthe (34) bis (37) sowie (33) in Gleichung (32) ein, so findet man, indem sich theils eine grössere Anzahl Glieder forthebt, theils Glieder sich vereinigen, endlich als Resultat folgende Differential- gleichung in y: - dy day\? de - Er + 204844 y? — 3072, g! y — 128094 y TE — 76844 [ 2 (2) +y? Zt | re [ 1924? sin 2u — 1284? sin ar, dy du + 5124? sin 2u (y?— hs) 2 _ 6 9508 2u .y? (38) + | — 1924? cos 2u + 644? cos du N hy y N \,2W% — 5129° cos 2u. 3 + \ 1280g° sin Qu + 128g? sin au | y? I dy EEse 2 . euro: 2,07 } \ Eh = | 3247 (1 + 59°) sin 2u — 2249? sin 4u N ha En ) [53] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 177 I 2 si 2 si I) ER + 184 (8 + 10392) sin 2u + 9692 sin du | (4 N j 2 2 Volle, „„FY + 97 (3 + 1199?) eos Qu + 1444? cos Au | 12U (2) +Y FR. et 2 Men I; dy , @y ayı\ +17 89 (1 + 139°) cos 2u — 169° cos 4u ee Ya \ (38) j er ne ee dy\® or Ay „Ay + 57 (1+ be ) sin 2u + 249? sin 4u et (7) + Yan +%Y ES ar [ 84 (1L— 114?) cos 2u + 289? cos Au hs = du? Hero Wenn wir diese Differentialgleichung mit der Gyld&n’schen (ef. N. R. p. 197) vergleichen, so unterscheidet sie sich von der letzteren nur dadurch, dass in dieser in Folge eines für das Prineip völlig belanglosen Versehens die beiden Glieder: ea + 5124° sin 24 \ (+ Yu | und: day R: 3 5124? cos 2u | () ed) hı2 | wirklich fehlen, während die beiden Glieder, die sich in Gleichung (38) ausserdem noch mehr als bei Gyld&n befinden: — 128044 y = de — 7684! | au (72) TR Ta h lu nur eine geringfügige Erweiterung in der Genauigkeitsgrenze bedeuten. Um der Differentialgleichung (38) die horistische Form indess definitiv zu sichern, bedarf es noch weiterer Transformationen. Zunächst kann man sie offenbar wie folgt schreiben: 1+[84(8+ 1039) sin 2u + 964? sin4u] 7, hi [— 7689? + 84 (3+ 1199?) eos2u + Far cos nr + [-244(1+ 139?) cos2u— 18g?cosan] 4 + [484(1+ 6192) sin 24+ 1444? sin Au] ı vn + h, [89 (1—114?) eos 2u + 284? cos Au] h + 20484? y3 — 3072h, g!y— 12801 — 15364! Y (2) 178 Coeffieient von —- oder, Hugo Buchholz, st { 1924 sin 2u— 128g? sin Au E - + 5124? sin 2u (y?— hs) „2 I cos 2u y° + ! — 1924? cos Qu + 644? cos er h,y — 5124? cos 2u y 2. dy du N a a ey +4 329 (L-+5g2) sin 2u — 224y sin 4u ( hy, rt { 128043 sin 2u + 128g? sin au y? l ; ee ar \ 84 (3410342) sin 2u + 96? sin du | () 2 + { 164 (3+119g?2) cos Zu + 28849? cos au) Y (%) - —8q (1+13g?) cos A cos du } va | 2 sin 9 2 gi 16 = + &4 (1+619) ein 2u + 249? sin au 1,2 (2) du® ) _ Bali — 0, Nun bilden wir mittelst des binomischen Satzes: 1 f : . 3.5 \ Br; = = \ —84 (3+1034?) sin ri sin 4u (9 du? \d + | 244-(1+13g2) cos 2u + 484? cos au | er er j 7689'—8q (3+1194?) cos 2u— 1444? cos du] 1 +12.249? — 12.24 cos 4u | + j —484 (146149?) sin 2u — 144g? sin 4u | \ For aka ah ı (Ay) ZU 12.249?+12.24g cos Au | (2) | u = (1—11g?) cos 2u — 284? cos 4u | Ns Y dy — 24.249? sin auf ° du mm ILL Dee (39) [54] wenn man die Glieder dritter und vierter Ordnung beim zweiten Grad vernachlässigt, da sie zu den folgenden Zusatzgliedern Glieder einer höheren als der vierten Ordnung geben würden: ‚Coeffiecient von - 1 Ay —A 1— 84 (3410342) sin 2u — 964? sin au y er + \ 249 (14139?) cos 2u + 484° cos Au Er 4= { 28849? — 244 cos 2u— 4324? cos Au y? ec | — 484 sin 2u — 720g? sin Au y = (40) [55] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 179 nı\2 +! + 988Q2 +2889? cos au | ( SE | —84 cos 2u — 284? cos Au N h; Multiplieirt man jetzt Gleichung (39) mit (40), so erhält man die folgenden mitzunehmenden Glieder und zwar durch Multiplieation von (40) mit: 1) Glied (6): j —12.1929'+12.1289? cos 2u| | —12.1289? sin 24 | /ay\? \ +64 .96g! | “ | | (&) j dy J —24.1929!+24.1289° cos 2u | dy D 3 Petr Ba ne a [7 (3) +4.1289° sin 2u hy = 2) Glied (7): -—12.51244 y (y„? — ln) 3) Glied (10): 2.512010 () 4) Glied (13): 2 1 7 \du | +12.244? sin 4u + 12.964? sin 2u | ( | — 12.484? sin 2u | 5) Glied (15): | + 969? sin 4u — 12. 169° sin 2u IR „day | + 4.9693 sin 2u | dus 2 — 644? Re + 3099? + 724? + 36g cos Qu 5 cos4u | y (%) du En „fi 2 1 cos 2u 1 y a 3.644 \s+tB7 +2g° +2g eos2u +. 5 cos Yu Aus Durch diese Transformation geht Gleichung (39) also über in die folgende: day u 40967! y° + 3072", gt y + 256041 y - e- d , + (— 2889? + 940844) .(% R Bey du dus (a1) + | 1929? sin 2u — 1284? sin Au = AR + 5124? sin 2u (y? — hs) + En q3 c08 2u.y? + — 19243 cos 2u + 644? cos Au hyy 180 Hugo Buchholz, [56] + 10249? cos 2u .y . A H 28164° sin 24 + 1284? sin du Iya + I— 324 (1— 114?) sin 24 — 224g? sin au Yy e 1: [ 84(3— 8993) sin 2u + 964? sin Au | ) I\du + | 164 (3 + 1674?) cos 2u + 576g? cos au Yy (2) [u RN a} (41) + ! 84 (1 + 139?) cos 2u — 169? cos au | Ys + ! 164 (1 + 979) sin Qu + 3369? sin Au | (2) | I \du f Ener oe \..d%Y + 87 (1 + 859°) sin 24: + 120g° sin 4u | Yy° dus Ta: SE 1, ga day Ei \ 3844? cos 2ut —— 964? cos Au [Y FAR FrS + ser) == 0. 3 . . . . . . Um n zu bilden, differentiren wir diese Gleichung und nehmen bloss Glieder bis zum zweiten Grad in y und bis zum dritten in q inclusive mit, sodass offenbar bloss das erste, siebente, achte, elfte, vierzehnte und sechszehnte Glied von Gleichung (41) der Differentation zu unterwerfen ist: 2y ER gi 2,2 3 dıy \ Zus 1+ [16g4(1 + 139?) sin 21 + 649° sin 4u] y + |—84 (1 + 139°) eos 20 — 169° cos 4u] ee ] B) _ I- 38443 cos Zu + 5124? cos Au zn + — 1924? sin 2u + 128g? sin au) - 1 — 102493 cos 2u (y?— hy) — 10249? sin 2u.y er — 102493 cos 2U (% 2) + 20489? sin 2u.Y = — 10249? c08 2u.% = dıy\® 2 Sf | —1678-807)eos2u—381g?cosau) (1) +11648—899?)sin2u—1929°sin au) RR J du du? 2 m VW. + \ 84 (1 + 139°) cos Qu + 164° cos au, Yy ET Setzt man hierin für = den aus Gleichung (41) folgenden ganzen Werth: V d’y un u 409644 3 — 3072, !y—'— 2 ein, multiplieirt vollständig aus, nimmt aber bloss Glieder bis zum zweiten Grad in y und bis zum dritten in q inclusive mit, so findet man: [57] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 181 a’ ay Zt 2 day _ Aus 1+ [169 (14139?) sin 2u+649° sin Au] y + [—8g (14139?) eos 20—16g? cos 4] da =) — 384493 cos 2u + 5129? cos 4u = — 102493 cos 2u (y’— hs) + 102493 sin 2u .%Y - — 164 (3 — 259°) eos Qu — 3849? cos du El Är — 24.1284? cos Qu | (2) — 12.1289? cos 2u 4 + 84. (1-+ 139°) cos 210 + 169? cos du Yy - 5.6 day + 4.1289? sin 2u.% Aus oder: Eu 1+[164(1— 199?) sin 2u + 649’ sindu]y-+[—84(1+ 139?) cos 2u—16 | Aus 1 + 1164 q’)sin 2u q uly q q q he d —[— 38443 cos 2u + 5129? cos au) Em — 102443 cos 2u (y?— Az) + 102473 sin 2u.y ı (42) + [ — 164 (342634?) eos Qu — 3849? cos u) () di 2 1,4 + [ 89 (14134?) cos 24 + 169? cos du 1 y ana Nun bildet man nach dem binomischen Satze: 1 u a | 164 (11942) sin Qu + 649? sin 4u Coeffieient von Zw \y = [ 84 (141392) cos 2u + 1692 cos 4u \ E und multiplieirt diesen Werth mit der rechten Seite der Gleichung (42) aus. So erhält man, immer unter Beobachtung der von Anfang an innegehaltenen Genauigkeitsgrenze: dy y R ww en et an DER 4 el dus = 38493 cos 2u + 51292 cos du an — 102443 cos Qu (yP—h5) + 512043 sin 2u.yaH + 1164 (3413592) cos ur — 38492 cos au) e 2) + J 8g (1+13g2) cos 2u + 164? cos Au Y Ka l I" dut Nova Acta LXXXT, Nr.3. 21 182 Hugo Buchholz, [58] Setzt man rechts: dıy du = (7687 sin 2u — 204842 sin iu) = so erhält man für die dritte Ableitung folgenden definitiven Werth: day f A dy Zei — 38443 cos 2u + 512g? cos 4u h Zü — 102443 cos 2u (y’—h3) — 307243 sin 2u.y — (43) 2 R [ —16g (3+ 13592) eos 2u— 38442 cos du (%) Nach Herrn Backlund ist hier der Werth der dritten Ableitung genauer entwickelt, als bei Gylden (N. R. p. 198), der bloss den folgenden von ihm gebrauchten Werth angiebt: day 2 pen 102443 cos 2u (yP—hz) — 48g cos 2u (%) . (44) du Der Werth (43) entspricht der zuvor innegehaltenen Genauigkeitsgrenze und ist für die Weiterentwickelung behufs wirklicher Anwendung derselben vor- zuziehen, während Gylden den springenden Punkt, d.h. den Nachweis der Existenz der horistischen Form auch vollständig giebt und nur das Detail noch nicht so ausgeführt hat, da er ja zu eigenen Anwendungen in Folge seines plötzlichen Todes nicht mehr entsprechend kam. — Mit Hinblick auf den Werth (43) ergeben nun die Glieder, welche in Gleichung (41) die dritte Ableitung enthalten, folgende Werthe und zwar: 1) Glied (16): 4.3844? — 4.5129? cos 2u \ „du + 4.102494 (y?—h,) y | 8.5124 | Ya ( a a N a E +4.16. 135g v(%) | 48.3. 16% cos 2u + 4. 38493 cos 2u + 8384 yt | 2) Glied (18): ® : dy —4.51293sin 2u.y? — 512g3sin 2u.y An 3) Glied (19): a 48.5124! y (% [59] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 183 Die Summe > dieser Glieder, welche an Stelle der Glieder, die in Gleichung (41) _ enthalten, tritt, ist somit: I — 25604: y =. — 204893 cos2u.y = — 20484? sin 24. y? = + 409644 y3 + | 19249?—103684+1929? cos 4u+192043 cos 2u Yy (%) — 40964! h, y und Gleichung (41) geht also definitiv über in die folgende Gleichung: Ay : ; j z) Tan at y+(— 964? — 9604%) y er [ 19248 sin 24 _ 12898 sin Au \ W 4 \ 19243 sin 24 — 1284? sin 4 IE + 5129? sin 24 (y’ — hs) + = q?c082u.y? d + N — 19243 cos 2u + 644? cos au) N, y — 102493 cos 2u.y m +! 76843 sin Qu + 12842 sin Au \ „a \ J + [ —324 (1—114?) sin 2u — 2244? sin 4u\ hs ay I "du : DR Iy\? ir | 84 (3— 899?) sin Qu + 96g? sin au (&) ( (45) & | 164 (342899?) cos Qu + 768g? cos4u | y (3) at | 169 (L+ 972) sin 21 + 3369? sin Au N (E) gl ig, Diese Differentialgleichung aber hat wirklich bereits horistische Form. Denn da y als periodische Function vorausgesetzt ist, so enthält (2) ein U constantes Glied %, und demnach sind [cf. Vorbemerkungen Gleichung (6)] die drei Glieder: — 1024h, g!Y, — 969? koy, + 9604! ky Y der Form nach horistisch. Gyld&n hat in seiner nicht so weit aus- geführten Gleichung (16) N. R. pag. 198 nur die beiden ersten dieser drei horistischen Glieder. Bei der Integration der Gleichung (45) durch successive Annäherungen hebt sich nun aber bereits bei der zweiten An- näherung das horistische Glied: — 1024hy qty 184 Hugo Buchholz, [60] fort. Indessen findet ein sich Fortheben, wie wir zeigen wollen, nieht statt bei den beiden anderen horistischen Gliedern. Sodass die Gyld&n’sche Gleichung, wie sie sich in den N. R. findet, richtig, d.h. faetisch, was Gylden nachweisen wollte, horistischer. Form ist, wiewohl er das Verschwinden des Gliedes — 1024h,g*y nicht erwähnt. Da nun aber dies Glied —1024h,g!y nur scheinbar ein horistisches ist, eben weil es bei der Integration verschwindet, so ist es dienlich, nach Herrn Baceklund die mit %,y multi- plieirten Glieder aus Gleichung (45) noch fortzuschaffen, um die horistische Differentialgleichung der Zeitreduetion in ganz reiner Form zu erhalten. Dies aber wird ermöglicht durch die folgende Substitution: y=I+hpyi=l+lkpL . . - . (46) wo 9 eine unbekannte Function ist, die wir bestimmen müssen. Da wir nun die Glieder vierten Grades in y und — überhaupt fortlassen, so kann U man in Gleichung (45) y durch Z offenbar überall ersetzen mit Ausnahme der zwei Glieder: d2y du? [ 19993 sin 24 — 128g? sin Au \ W 2 19243 sin 24 — 1287? sin u. a in denen y durch seinen vollen Werth (46) zu ersetzen ist, also: al dp ds dp + [ 19242 sin 2u— 12892 sin du } (+20) 7, (re EL, + \ 19243 sin 24 — 1289? sin 4u | hz Fr [a Damit nun die periodischen mit 7,5 multiplieirten Glieder in der Gleichung für £ verschwinden, muss offenbar 9 so bestimmt werden, dass: i st. | er 3 sin 2u — 2 si ’ dp pars const. | ya + [102% sin 2u — 1287? sin du | 7, | En - - 19293 cos 2u + 649? cos au } —=0 | wird. Die periodischen Glieder in g müssen also mindestens vom zweiten Grad in g sein und daher kann man setzen: gnmt+mnt+aftmndt+t -.. (8 WO 3, 3, Pı ... periodische Functionen sind, die sich bestimmen, indem man [61] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 185 den Werth (48) in Gleichung (47) einsetzt und nach Potenzen von g ordnet. So findet man für 9,, 9,, g, die Bestimmungsgleichungen: 12; EP 1 64 cos 4u — 0 du? 2p: ap; — 192 cos 2u — 0 du? 2 .. + pars periodica | —128 sin Au zZ =; woraus: 9, — 4 cos 4u | 9 —= EL 2u (49) le.) pı ga, 28 u 16 cos 8u Nachdem somit der periodische Theil von: | SIEH 9802 si RL | 243 608 2 2 N ur sh 1924? sin 2u — 1284? sin au | A -+ \ — 19243 cos 2u + 649? cos 4u | (30) zum Verschwinden gebracht ist, bleibt der constante Theil übrig und dieser wird, indem man die Werthe (49) in Gleichung (48) und den so erhaltenen y-Werth in (50) einsetzt, da — — — 16sin4u Ist: AU pars const, { — 12842 sin Au = 21 — + 102444 und dies Glied beseitigt bei der Transformation das Glied — 1024g!h,y, das wir aus Gleiehung (45) eliminiren wollten. Setzt man somit den Werth von 9, der aus (48) und (49) folet, in (46) ein: y=C+h, \ 4g? cos 4u — 4893 cos Qu. — 16gt cos8u }d& (51) so geht durch diese Transformation Gleichung (45) über in die folgende, der Anwendung zu Grunde zu legende definitive horistische Form der Differentialgleichung der Zeitreduetion: | 2 cs) du? ir \ Rs J 5 du fe | 1924? sin Qu — 12842 sin Au = (52) 2816 + 5129° sin 2u (2—h,) + ur - q3 cos 2u.C° ds — 102493 c0s2u.5 Er 186 Hugo Buchholz, [62] ee E ls, a6 +! 7689° sin 2u + 1289? sin 4u [ 2 Er \„® J % du 2 + | 84 @—8943) sin 2u + 969? sin du (&) 2 _ [ 164 (3+2894°) cos 2u + 768g? cos du (5) re [ — 324 (11792) sin Qu — 2569? sin 4u (52) f N ai euer ı (dE\ ag 164 (14974?) sin 2u + 3369? sin 4u le: + se — 0, Ehe wir nun aber der ganzen bisherigen Entwickelung eine kurze Uebersicht der practisch zu befolgenden Rechenvorschriften entnehmen, die bei Anwendung des horistischen Verfahrens zur wirk- lichen Berechnung der Zeitreduction 7 auszuführen sind, ‚wollen wir zuvor noch die Gleichung (52) auf ihre horistische Form diseutiren. Da, wie schon erwähnt, (2) nach der Voraussetzung eine positive Constante A, enthalten muss, so wird, wenn wir den horistischen Coefhi- cienten mit »? bezeichnen in (52): 964? (1 + 104?) ki, = v?. Von 2““ berücksichtigen wir nur die langperiodisch elementären Glieder (Form A), deren allgemeine Form «;sin (64 + 8) ist. Integriren wir dann Gleichung (52) zunächst in erster Näherung, so ist von den mit | 2u, au c os) multiplieirten Gliedern abzusehen und man hat, indem wir der Kürze halber nur das erste Glied ausschreiben: d?l 2 i > Tl zen v2 =Z_ —asııa (6 u Fr B) (53) Die erste Näherung ergiebt also; & = —. en (04 PB) aid 34 S 0?+22 ( 2) 8 ( ) Nun bilden wir: dc — — a6 cos® du 'dEN\? N: 1 —) — - 026? + - a? 06? cos 2% (%) 2 „ 2 [63] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 187 dE\® & 1 To ar ae (&) 7 6 cos v +74 03 cos 3V 1 1 : = 5 @* 0 sin 2v REN 8 : 1 ae ee; _ a3 0% si cz) we sin Uran a> 6 Sun 30 Durch Einführung dieser Werthe in die Differentialgleichung ergiebt sich eine Sinus-Reihe mit den Argumenten: x 2 +io)u +iß und (A+io)u+iß deren Glieder mit ganzen positiven Potenzen von o und 4 multiplieirt sind. Fasst man nur die Glieder niedrigster Potenzen von o und g ins Auge, also bloss die grössten Glieder, so wird: 2 rt —1öoghza [sin (@+0)u +3] + sn a —)u—8]} 68) woraus: NE ke Er e = PH +o% sin [(2-+60) u + P] | a 160g h, a ; sin [2 —6) u — a) v2 + (2—0) Differentirt man diesen Werth und setzt: m—n —=4oglyu so folgt: 2 — (2+0) m cos |(2+6) u-+ 8] + (2—0) n eos [(2—0) u — P] Dureh Einführung dieses Ausdruckes in die Differentialgleichung ergiebt sich mit Beibehaltung nur der niedrigsten Potenzen von g: AL Da v2C — 12802 qg: 5? a sin v (57) Als zweite Annäherung erhält man also: 1280? 4? ly? a in 38 hp: sin® (88) = während die übrigen Glieder der zweiten Näherung nothwendig höhere Potenzen von o und y enthalten müssen. Da ferner h, seiner Definition nach der eonstante Theil von £? ist und Z=asinv, so ist dieser constante Theil von h, also '/;; a”, Das horistische Glied aber ist nach der Differential- gleichung: 188 Hugo Buchholz, [64] 2 (9642 + 9604) & >< pars const (&) wo: pars const ( Fr 5) 5) ki a? 0? Daher wird: v2 — 96g? (1 + 1042) 0? hy (59) also: en v? 962 (IF 10) Mithin wird: 4 nr?a . re ne (60) also: Be & SA hs » er = &n+ Le r2 1 5 pre la (61) wo die Reihe 1er +... im Allgemeinen, da %, klein ist, sehr ” 3 rasch convergirt. Aus der Differentialgleichung erkennt man, dass bei den successiven Annäherungen nur die Glieder: 128g? sin du - und { 489 cos2u +...) (2) Glieder von der Form Constans x Z erzeugen können, da diese aber mindestens ‘von der Ordnung 93 sind, so können sie das horistische Glied »?Z in der Differentialgleichung der Zeitreduetion nie zum Verschwinden bringen. So erweist sich nach Herrn Backlund') thatsächlich die horistische Form der Differentialgleichung, deren Lösung durch fortgesetzte Approxi- mationen also durch eine gleichföürmig convergente Reihe dargestellt wird, falls die «; in der Differentialgleichung eine solche bilden, worauf wir noch zurückkommen, sodass die Lösung mit einem beliebigen Grad von Genauigkeit erhalten werden kann. Diese Schlussweise bezieht sich aber bloss auf den Fall, dass man ein Glied der rechten Seite der Differential- gleichung in Betracht zieht, wo A, — = ist. Allgemein ist vielmehr statt des Werthes (59): . v? — 96g2 (1 + 1092) I, (62) I) Cf. auch ©. Backlund, Ueber eine horistische Differentialgleichung Gylden’s. Bulletin de l’Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg. 1902. Mars. Tome XVI, Nr. 3. [65] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 189 . [} 2 . . zu setzen, wo k,, wie oben, der constante Theil von (2) ist. Mit Ver- U nachlässigung von g! wird dann: 1280? h2a 40m, Mvv2a +2 3 @®+p»: 2 . * Da nun %, als constanter Theil von (z) von derselben Ordnung ist wie U 2 . . . . . 0°h,, so kann sich —. nicht wesentlich von der Einheit unterscheiden und ; allgemein wird daher: 02h, h,v: ea AN TER ee ra ; 4 Feiner Da nun nach Le Verrier’s und Stockwell’s Untersuchungen: die Perihel- bewegungen nicht alle Nulf sind, so können nicht alle o; zugleich Null sein, also wird auch o°%, und mithin auch %, nie gleich Null, und folglich kann der horistische Coeffieient »? nicht verschwinden. Somit erweist sich also, dass das horistische Glied bei der Zeitreduetion wirklich existirt, indem es nicht im Laufe des Integrationsprocesses durch das Auf- treten eines identischen Gliedes aufgehoben wird. — Will man die Zeitreduction Z, deren Ermittelung durch die Differentialgleichung (1) dieser Abtheilung gefordert war, nach dem horistischen Verfahren wirklich berechnen, so hat man also nach den gegebenen Entwickelungen den folgenden Rechenmechanismus anzuwenden, der zu einem econvergenten Resultat von beliebig grosser Genauig- keit führt. Zuerst rechnet man, wie wir gleich zeigen werden, einen genäherten Werth von 7, löst mit diesem die Differentialgleichung (52) für £ in erster Näherung und rechnet darauf aus ct: v— 54h, (44? cos du — 489° cos 2 — 164! cos 8u) & wobei man aber bei der ersten Näherung, wo man A, ja noch nicht kennt, da es pars const. 7}? ist, ,—=0 setzt. Aus y rechnet man dann: Nova Acta LXXXI. Nr. 3. no [27 190 Hugo Buchholz, [66] 8 2=y—4g (14139?) sin 2u. a (14619?) cos 2u . y? — 164? sin 4u .y?— 169g? cos du. y? + 4h,g (141392) sin 2u + Shyg (1—114?) eos 2u.y + 12h, g? sin 4u + 28h, g? cos du. y — 89 (141392) cos 2u. u + 84 (14614?) sin 2u. vu dy — 164? cos du. ya + 249° sin du. er E Mittelst z findet man hierauf: _2K ,2K Y, dn — („v4 B)) 2: ATE%.T Hier ist X gegeben durch den genäherten g-Werth mittelst der aus der Theorie der elliptischen Funetionen bekannten Formel: | 2K a an), und A, durch die charaeteristischen Argumente bekannt ist; ebenso ist B, gegeben. Den genannten genäherten Werth von g verschafft man sich, indem man zunächst A, in: 2 > 3 sAb ME ns) ) gt (1 1.2 Null setzt. Die Grössen s, und A, aber sind durch die Differentialgleichung (1) . 2 . .. . gegeben. Daher ist (=) k? eine gegebene Grösse mit der man auf T Grund der aus der Theorie der elliptischen Functionen bekannten Formel: p) 3 Kaya Re also: rg R—=l1g(l+Q+g+..,% einen genäherten Werth von g erhält. Im Besitz nun also von Y, kennt man mithin auch V;? und somit pars const. Y;?, d. h. %, Jetzt beginnt man die erwähnte Rechnung von neuem, findet zunächst mittelst %, einen genaueren q-Werth, danach suc- cessive L, y, z Vı und so %, = pars cons V;?2 von neuem. Sehr bald gelangt [67] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 191 man auf diese Weise in Besitz eines genügenden g-Werthes, mit dem man dann ein letztes Mal Z, y, z, V, berechnet sowie danach Z, aus der Gleichung: SO ‚ sin G, rel ‚5in2G+- = an 2 er in der also s, und @, durch die Differentialgleichung (1) gegeben sind. In Besitz dieser definitiven Werthe von Y, und Z, findet man den end- gültigen Werth der Zeitreduction aus: 2 T=-A4+—Vı 0 Dies die detallirte Ausführung des horisten Verfahrens zur Ermittelung der Zeitreduetion, die sich bis jetzt nirgends angegeben findet. In Besitz der Zeitreduction als Function von » erhält man nach Gleichung (52) der Abtheilung I: = SW)+TW)=fW sofort die Beziehung zwischen Zeit und Ort in der Bahn, oder umgekehrt: v—=yp) da die redueirte Zeit & aus Gleichung (48) der Abtheilung I berechenbar ist. Somit ist man durch eine convergente Entwickelung in Besitz der Länge in der Bahn gelangt. B. Die Bestimmung des Radius Vector. Nachdem im Vorstehenden für die Zeitreduetion bis ins kleinste Detail der Beweis erbracht worden ist, wie man nach Gyld&n in der That auf eonvergente Entwickelungen geführt wird, wollen wir den gleichen Beweis für den Radius Vector hier nicht in seinem ganzen Um- fange aus den „Nouvelles recherches“ reconstruiren, sondern verweisen den Leser auf diese selbst. Die zur Lectüre der diesbezüglichen Parthieen der „Nouv. recherches“ nöthigen Voraussetzungen dürften durch Abtheilung II der vorstehenden Darstellung hinreichend gegeben sein. Bei der nachstehen- den kurzen Darlegung benutze ich einige von Herrn Backlund gegebene Modifieationen der Gyld&n’schen Behandlungsweise, die einem bei Gylden noch etwas zu veränderndem Punkte Rechnung tragen: wie die „kritischen 25* 192 Hugo Buchholz, [68] Glieder der zweiten Art“ ganz zu vermeiden sind. Denn diese Modi- ficationen bei meinen weiteren Untersuchungen auf Hilda anzuwenden habe ich für praktisch befunden. Dem Hauptinhalt nach finden sich dieselben, wenn auch in anderem Zusammenhang und anderer Form, wie sie im fol- genden gegeben sind, bereits in Hrn. Backlund’s zweiter Abhandlung über den Hecubatypus') verwendet. Ferner danke ich einige Abänderungen des dort zur Verwerthung gelangten Hın. Backlund’s gütiger persönlicher Mit- theilung. Wiewohl diese Modifieationen vielleicht noch weitere Abänderungen durch Herrn Backlund erfahren, so enthalten sie doch, was für uns hier nachzuweisen momentan der Hauptzweck ist, den Nachweis, dass man die kritischen Glieder'der zweiten Art, welche die Convergenz in ge- wissen Fällen illussorisch machen könnten, ganz vermeiden kann. Indem ich aber in folgenden an Stelle der von Hrn. Backlund gebrauchten inde- pendenten Variabeln 7 im reinen Gylden’schen Sinne die wahre Länge » einführe und in Kürze an meine Untersuchungen über den Typus ?/;, anknüpfe, lässt sich der Weg in den Grundlinien etwa wie folgt andeuten, indem die Detailentwickelungen bei meinen weiteren Untersuchungen über Hilda werden ersichtlich werden. ö Entwickelt man P und @ (eine Entwickelung, die in meinen Unter- suchungen über Hilda im zweiten Kapitel ausgeführt ist), so erhält man für (0), d.s. die elementären Glieder der Form B in ge =(e) + do die folgende Gleichung, wobei die Klammer um oe fortgelassen werden soll: arg . (00% tem Ao + m‘ Bo3 + m’ 00? 0 +... (1) wo die A, B,C... bloss Funetionen des Verhältnisses der mittleren Ent- fernungen 3 — « sind, sodass die Coefficienten m’A, m'B ete. also sämmtlich von der ersten Ordnung sind. Nun ist ja (wie in meinen Untersuchungen über den Typus ?/; des Näheren dargelegt ist [ef. pag. 119]): oe=n eos {(l—s)v— a) =ncosv also: F 1 1 n? 7? 2 — _— 72 _ m? ln ei Pe S ei ot at cs w—(! u) +, sw + H !) O. Backlund. Ueber die Bewegung kleiner Planeten vom Hecubatypus. Me&moires de l’Acad&mie imperiale des sciences de St. Petersbourg. VIII Serie. Tome VI. No, 10. [69] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 193 Bestimmt man jetzt 7 so, dass 7? kein constantes Glied enthält, so wird: 2 2 0—=0?0o—=Ho+ (+ n cos 2) 0 wo H eine Constante, deren Werth sich sogleich ergeben wird, und 2 2 > = . . . (4 + cs av) ein periodisches Aggregat ist. Ferner wird: [p) „12 DB Te + T- cos 2v' ete. Die Differentialgleichung (1) geht also, wenn wir den Theil, welcher Constanz og enthält, auf die linke Seite bringen, über in die folgende: d?o dw? u f —mA—ı m’! C (7?) — m’ BI\g — 3 @; c08 la —0)v—A+ r.) oder: do { 5 [ n . \ de? AZ BE MDo—>o;cos{l(l—-0)v—b;} (2) Hier sind also %, und 8, von der ersten Ordnun & und H ist der con- stante Theil von 7°, wo bekanntlich (ef. Untersuchungen über den Typus ?/, pag. 85 und 119): 7—#r + 2% +2 32 In Km 608 | (n — m) +, — BEN ist. Da aber die x, vorläufig noch unbekannt sind, so ist »> und ebenso die „horistische“ Funetion 4 zunächst noeh unbekannt. Das Integral der Differentialgleichung (2) ist nun aber (ef. Typus ?/; pag. 59, 118, 141): BE, AI =kK Fo 7 any DU & h \ ? Een rin, e= —xcos{(l—c)v+A zn Dean ed )r—b;!. Setzt man: 1—- A -—®H—=(1— 0? so ist c bekannt, wenn $,, #, und H bekannt sind. Bezeichnet man all- gemein mit x, den Coeffieienten: * &; ze a ee N, 3 N) und: (29% —-b=Vv; so wird: 0— —x*X 608 V—- X 608 vı — % 608 y— ... (4) und: it ee Aa Eraser td Pr 194 Hugo Buchholz, [70] also die Bestimmungsgleichung für H: 2 2H=x+ >» x v nn 8 u A HL 0 x d. ist eine Gleichung dritten Grades in HZ, aus der sich stets ein endlicher reeller Werth von H ergiebt, indem die x eine convergente Folge bilden (ef. Nouv. Recherches $ 1,2; $ 7,2; $ 8,1). Hieraus folgt also zunächst, dass keiner der Divisoren Null werden kann. Indess kann doch der Fall eintreten, dass einige der 6, derart zusammengesetzt sind, dass die „horistische Funetion“ H im Nenner überhaupt nicht vorkommt. Dann wäre es also nicht möglich einen sehr kleinen Divisor und damit einen sehr grossen Co- efficienten x, zu vermeiden, der eventuell sogar grösser werden kann, als von der Ordnung der Excentrieität. Ein solcher Fall tritt z. B. ein, wenn: G—=Cc—+t © (7) ist, wo nur sc die Function 7 enthält. Dann wird der entsprechende x-Coefficient, indem man (7) in (3) einführt und ausrechnet: a | el Un 1 On | — = - Sr rege 1 &= N RN OT er ne | ts (8) Hier kommt also ZH im Nenner gar nicht mehr vor, und die Grösse 6,—6;, die z. B. für Jupiter und Uranus sehr klein wird, wäre somit nicht un- schädlich zu machen. Es folgt hieraus, dass im Ausdruck von HZ mindestens ein Glied ausser x vorkommt, das HY nicht enthält, eben: 1 a I \2(—) ] In einem solchen Fall wäre der Nutzen der horistischen Differential- gleichung illusorisch und die Convergenz unerweislich, während für die übrigen Glieder die horistische Function wirklich vorhanden ist. Um aber auch für diesen Fall kleine Divisoren zu vermeiden, und die Convergenz sicher zu stellen, gehen wir für die elementären Glieder der Form B des ersten und dritten Grades im Radius Vector (indem solche vom zweiten (Grad bekanntlich nicht existiren, ef. Untersuchungen über den Typus ?; Cap. III) aus von der folgenden Differentialgleichung, deren Form sich bei der Anwendung auf Hilda des Näheren ergeben wird und die auch Herr Backlund für Hecuba ganz ähnlich verwendet hat: [71] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 195 = +41—8,—ß;, H)og =, 7‘ eos V' + By 7”? cos V’ + B;n 7” cos (2V’—V) | +18, 9) + B?— ED) e w + Bm? n' cosV" wo (n%) den periodischen Theil von 7 bezeichnet und 7?—H den periodischen Theil von 7°. Die Coefficienten 8 ferner sind alle von der Form m’f (=) EN i ER a wo f (2) eine Potenzreihe repräsentirt, die nach Potenzen von „< 1 fort- a' schreitet. Die Gleichung (9) wollen wir nun transformiren, indem wir die Be- zeichnung einführen: LP TEL? eos !(; — c)v + I, — IY=P ZI ui x; cos (5; — 6))v + 1; —I;}—0Q und setzen: oe=—xcos {(l—s)v +A— T}— An‘ cos V". So wird: Po = — Px cs {(l—c)v+ A—T}—APn'cosV‘ Ferner: = H+(?—H)—=H+ 2% 8x c0{(; — J)v+ NT; — Tl} + 2 3%; cos (6; — 05) + IT; —T}} Setzt man weiter zur Abkürzung: 2x Ir, cosl(; —c)v + I 1 234% c08 1 (5 — 0))% + 1; — T;} -—- Y5 so wird: B; pn‘ cos V '— AP‘ cos V'— (B,P— AP) n' cos V'—= —ß, Hn' eosV’ + (p— AP) 7‘ cos V* +- gu‘ cos V' Hier setzen wir weiter: p —— AR = pP, während g von derselben Form wie Q bezüglich P ist. Der Ausdruck P, »'cosV‘, der in letzterer Gleichung auftritt, kann nun wie folgt transformirt werden: Pı m’ eaV’— x 0 — x, An cosV' + 2a ca{l+95— GG —0)v+A+l— N —T;} garen rer i do — 0.0 + % dv 196 Hugo Buchholz, [72] Hier hat @. dieselbe Form wie @, und Q, unterscheidet sich von @. blos dadurch, dass an Stelle des cosinus der sinus steht: 9, = 2%% sin {(5 — 6)v + 1; — I}} Man sieht jetzt, dass zwei verschiedene Arten von Grliedern auftreten, nämlich erstens solche, welche die horistische Funetion H enthalten und zweitens solche, welche 7 nicht enthalten. Die ersteren Glieder sollen kritische Glieder der ersten Art, die letzteren kritische Glieder der zweiten Art genannt werden, deren Argument also die Form 1—c+(6;+ 0) hat. Setzt man jetzt: MN. — Po Atrı® —=ß, F. +) H=B; Qu” —= m‘ >< Constante vom 2. Grad Aa) ta —-aeiA=(Q) wo n, eine Constante, die nahe gleich 1 und y, und 7,” Constanten der ersten Ordnung und bezüglich vom ersten und zweiten Grad sind, so wird Gleichung (9): do Te + 0-35, H)o— {80489 + (0) } neosV'+ Zu;eos | (+s—-6—0)» +A4+ DT; } dv? — Pa c08 { 1-9)» + A—T} + B,n9% eos 2VP’—PN)+QA a En F Au Ro +@—- 90 +07, oder, wenn man zur Abkürzung setzt: >; 08 {(L +5 —-65—)v +A+T—T—TJ;} — Pxeos {| (1—c)v» + A—T}+ Bann? eos(2V'—V) = 5 9 —0: =0Q) auch: 2 I. & ‚ 2 +41 A—B Ho = tPfo+Bo” + (®) } n'cosV"+ ER) +8 | dv: dv cm 7 - do Man überzeugt sich nun im Falle eines bestimmten Planetentypus, wie z. B. 1 a 2 ARE > - SE Hecuba (5) oder Hilda 6) dass die in der ersten Zeile der rechten Seite der Differentialgleichung (11) stehenden Glieder kritische Glieder erster Art, die in der zweiten Zeile stehenden hingegen solche der zweiten (10) [73] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 197 Art sind und es ist noch zu bemerken, dass bloss das Glied £, 7‘ cos V’ vom ersten Grad, die übrigen Glieder aber sämmtlich vom dritten Grad sind. Es kommt jetzt darauf an, nachzuweisen, wie man sich von den kritischen Gliedern der zweiten Art, welche die horistische Function H nicht enthalten und darum mit verschwindend kleinen Divi- soren behaftet, also sehr gross werden könnten, ganz befreit. Dazu setzen wir in Modification des von Gyld&n in den „Nouvelles recherches“ ge- gebenen Ansatzes nach Herrn Backlund: e=E-gEt+g (12) wo E bezüglich vom ersten und g, und 9, vom zweiten Grad sind, und erhalten durch Einführung des Werthes (12) in Gleichung (11) die folgende Differentialgleichung zur Bestimmung der elementären Glieder der Form B des ersten und dritten Grades im Radius Veetor: d?E 7 (| BE d? y, Tr + HE Er | dp, dE | d2g, dpa | dE en BO met dE - dE NL er ee Een | (18) | dg, i ir do BE a Er 1 177 = | B+A9+Q | mer Betrachten wir also, da wir bloss bis inelusive zu Gliedern dritten Grades gehen, 9, und g, als Grössen zweiten Grades, so können wir in Gleichung (13) überall da, wo 9, und g, oder deren Ableitungen als Fac- toren auftreten: 7 + ag? E= Boy oosV' r „2 dBE dE don‘ ecosV‘) a le Du 00 setzen. Dann redueirt sich Gleichung (13) auf die folgende: — ce) U rue I, # 1 -| or I = +49) Q+ en (Ze) dv | | E | Noya Acta LXXXI. Nr. 3, 26 198 Hugo Buchbolz, [74] = dp, dv 13% dp, \ıdE rm m —nQ+(! PT Een 2 5 =| Be + B9+ Mm — = +(W)—9ı Q| 7 cos Pu (14) Lian ag hate. | In dieser Gleichung setzt man nun: ® +29 + AÜ-9)0+ 9 der | 9 = vH | (15) = d ; En air l—9+ a er, | wo » eine willkürliche Constante bedeutet. Differentirt man jetzt und ver- nachlässigt die dritte Ableitung von 9 und g, so erhält man die beiden horistischen Differentialgleiehungen, in denen man an Stelle von » die horistische Function H einführen kann: d2g v> v ( = dp hr Fuge M TRETN (1—9)0+ E (1—.)?+ | d: \ Zo3 a d) 9: 00. (1- Dt) | | 2 dv | (16) - dg; ) | ap _ 2 a) Ad—p)Q+ E (1—s)? + 4 Q: \ dr? Alp " Tgaoge dv ) +3 | n0+(1- +) Zu ihrer Integration setzt man in erster Annäherung: dp: HR, ı. Hr Ed, 7 a 7 a u (17) a Be ROTE R) dv? 4 2 dv I So erhält man genäherte Werthe von 9, und 9, und mit diesen aus den Gleichungen (16) genauere Werthe von 9, und 9. Hat man g, und gı ge- nügend genau bestimmt, so findet man E nach Gleichung (13) aus: = +(1-oP? E = Fiyaayı+ ale vn E—rg, == | (18) [75] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 199 Im Besitz von 9, 9 und E erhält man die elementären Glieder der Form B im Radius Vector aus: dE e=E Erg TER (19) Die Behandlung der Differentialgleichung in 3 für die Breite kann derjenigen für den Radius Vector analog durchgeführt werden, weshalb hier von dieser Gleichung ganz abgesehen wurde. Mit dieser die „Nouvelles recherches“ gewissermaassen ergänzenden Bemerkung über das Vermeiden der kritischen Glieder zweiter Art lassen wir es hinsichtlich des Radius Vector hier bewenden. — 200 Hugo Buchholz, [76] IV. Zusammenstellung. Zum Schluss soll aus den vorstehenden Entwickelungen ein kurzes Resume gezogen und der Weg in den allgemeinen Umrissen angedeutet werden, den man bei Anwendung des horistischen Integrations- verfahrens einzuschlagen hat. Zunächst ermittelt man bei Behandlung eines bestimmten vorliegenden Planetentypus alle elementären, charaecteristischen und grossen gewöhnlichen Glieder, die in den partiellen Derivierten der Störungs- funetion P und Q@ auftreten, inclusive bis zum dritten Grade (und unter Um- ständen, in besonders complieirten Fällen, noch etwas weiter), wie dies im ersten Theil meiner Untersuchungen über den Hildatypus (/,) (ef. Cap. III) bereits inel. bis zum zweiten Grade im Detail durchgeführt ist. Im Besitz dieser Glieder, die den als wesentlich in Betracht kommenden Theil der Störungs- funetion vollständig darstellen, bildet man aus ihnen wirklich die rechten Seiten der zu integrirenden Gyld&n’schen Differentialgleichungen in S, o, T und ;, wie im ersten T'heil meiner Untersuchungen über Hilda (ef. Cap. IV) ausführlich dargelegt ist. Nur hat man — während in Einzelnen viele der auszuführenden Operationen dieselben bleiben — bei Anwendung des horisti- schen Verfahrens den folgenden, etwas abweichenden Weg einzuschlagen. Zunächst berechnet man alle langperiodischen elementären Glieder (Form A) und alle langperiodischen characteristischen Glieder (Form C), sowie alle kurzperiodischen elementären und characteristischen Glieder (Form B und D) und schliesslich die als gross in Betracht kommenden gewöhnlichen Störungsglieder in S mittelst Integration der folgenden von uns abgeleiteten Differentialgleichung: ah ee a 1+5 d 1+9 2 1—n? dv Dass dabei eigentlich elementäre Glieder der Form B in S nicht existiren, 00) ag dv? [77] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 201 sondern nur solche, die hinsichtlich des Argumentes der Form nach elementär vom Typus B sind, ist im 3. Capitel meiner Untersuchungen über den Typus @/,) dargelegt; und im 3. Capitel daselbst ist ausführlichst gezeigt, wie man der Variabilität der langperiodischen Functionen 7 und x, sowie der Variabilität der Zeitreduetion in den Argumenten durch partielle Integration Rechnung trägt, wodurch man einerseits die Zusatz- glieder, andererseits die exargumentalen Glieder erhält. Hierauf bildet man (cf. Typus ?/,, Cap. IV) mittelst des gefundenen Werthes von S und der gleichfalls ermittelten Werthe von P und © die folgende Differentialgleichung zur Bestimmung des Radius Vector, unter Be- rücksichtigung der Glieder der Form (4), (B), (©), (D) und der ‘grossen ge- wöhnlichen Glieder: 2 de (i+S% |d 3 Sn 3 Na p —| a = ir AN F +A+S— AH) I+S.F | b2.; RE RR ( ES) I1—7? de (ln)? = +(A+9?6= dn? te | Bis hierher stimmt der beim horistischen Verfahren einzuschlagende Weg mit dem früheren Gyld&n’schen Weg, wie ich ihn für Hilda bisher an- wandte, nahezu überein; nur sind die Differentialgleichungen (T) und (II), wie zuvor gezeigt, etwas allgemeiner und unterscheiden sich von den von Gyld&n früher gebrauchten durch die Grösse 7. Nun aber ist bei Anwendung des horistischen Verfahrens ein durchaus anderer Weg, als der zuvor noch von Gylden befolgte, ein- zuschlagen. In der Differentialgleichung (II) setzt man zuvor noch, wie in meinen Untersuchungen über Hilda (cf. Capitel IV) durchgeführt ist: e=()+R—(O + JE und bestimmt die Glieder aller Formen, mit Ausnahme der elementären Glieder der Form B aus der Differentialgleichung in ge Die elementären Glieder der Form B im Radius Vector hin- gegen kann man in folgender Weise bestimmen, indem man von vorne- herein die Glieder des 3. Grades mit berücksichtigt, wodurch man die horistische Function H in die Entwickelungen bekommt und so die un- unendlich kleinen Divisoren ganz vermeidet. Zunächst ermittelt man (indem hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Buchstaben auf die vorausgehende (ID) 202 Hugo Buchholz, [78] Darstellung verwiesen sei), genäherte Werthe der Grössen g, und g, mittelst der folgenden Differentialgleichungen: d?p, 1 Int I R. do; a er u) ME ug Ad el HQ | de 4 ü he und hierauf mit diesen Näherungswerthen genauere Werthe aus: dd, 1 .H2 air VE R dos war Eye Der ae (19) + E Are | Q% | a 9a) + | a dv \ dg, | 1m 1. Amer] do® ale aloe dv + IH ln + | Sind g, und 9, gefunden, so ergiebt sich E aus: . ale = +49) 9 +8 In ua: +] \E ( dp, 0 Io dp,\IdE | u FEnÄTE ana Me [ “) sichim | (V) dy ve ++ n—2 + W- Pı a N | Bp—ıQ NAEH 8. Also (g) aus: m = ()=E—-9E+9-—-- (WM Und e selbst aus: e= (Q+6de VID Der Radius Vector aber aus: EHE oh I+ Unbekannt in S und g ist nur noch die Zeitreduction 7, welche in den Argumenten von S und o auftritt und die ihrerseits auch die wahre Länge in der Bahn » als Function der Zeit ergiebt. Zunächst kann man die kurzperiodischen und gewöhnlichen Glieder in 7 aus (der Differentialgleichung: [79] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 203 | 1 — 2 os v + Sm? 00s vr —n3 cos äv + ET ES) —2| 1+ mind +?) cos v + 327? cos v5 cos3V-+.. n do(1+5) E (IX) + 3) 1+ 37°—4n cos v+5n7? 008 2v—... | do? (1+5) 4) 1—5ncosv + ...!00 +... bestimmen. Die langperiodischen Glieder in der Zeitreduetion aber berechnet man durch den folgenden im Vorhergehenden ausführlich begründeten Gylden’schen Algorithmus. Indem s,, A), A, Grössen repräsentiren, die dureh die rechte Seite der ursprünglichen Differentialgleichung für 7: d?T ZeT —A sin (+7) — N — 2, wo: 5 = 24,0 +2B, gegeben sind, findet man zunächst genähert: Damit ergiebt sich ein genäherter Werth von q aus: 2K\? Ge warrtet..n In Besitz dieses genäherten Werthes von g rechnet man durch suecessive Approximationen & aus der horistischen Differentialgleichung: a du? d 2 +] 0000009 | 2) | | 19948 sin u — 128g? sin au | 9 + | 19243 sin 2u — 1284? sin du Mer 28 + 51243 sin 24 (2 —h,) + S 43 008 2u. 83 az | u 3 Ze 10244 3cos 2u.6 7, fr Indy ln 8 + 76843 sin 2 + 12842 sin 4a | [ar nr ( Fr. ’ ] dg + | — 324 (1— 1722) sin 2u — 2564? sin du | hs Ep 35 | 84 (3— 894?) sin 2 + 9692 sin Au | (&) ) \du 204 Hugo Buchholz, [80] CR + | 164 (3+289g2) cos 2u + 768g? cos du () r.} _ 169 (1 + 979?) sin 21: + 336g? sin Au | (&) (X) + gu —0. indem man jetzt ,—0 setzt. Mittelst dieses genäherten S-Werthes rechnet man successive aus [: y—L-+h, (4q? cos Au — 489? cos 2u — l6g? cos8u)5 (XI) Mittelst y findet man z aus: z=y—4qg(1+ 139?) sin 2u .y? 54 (1 + 619?) eos 2u . 9? — 169g? sin 4u . y? — 16g? cos 4u . y? + 4hyq (L + 1392) sin 2u + 8h,q (1 — 119?) cos 2u.y + 12h,g? sin du + 28h,g? cos du. y (XIV) — 8q (1 + 1392) cos 2u .y - + 8q9 (1 + 619?) sin 2u..y? z — 16q? cos du .y . + 249? sin Au. y? = wobei man zunächst A, gleichfalls 0 setzt. Danach bestimmt man mittelst 3 noch X aus: 2K 2 a EN und erhält aus z und X, indem A, und B, dureh die rechte Seite der ur- sprünglichen Differentialgleichung gegeben sind: IDIRITE E Ve u dn = („v+B)z KV Im Besitz von V, bildet man Y,?, kennt dann also: h; = pars const. V,? (XV) rechnet nun genauer SL aus: I Er so Ab Ah, Ir 5 ) k u (1-15) (XVII) erhält so einen verbesserten q-Werth und bestimmt mittelst desselben suc- cessive &, 9, 2, K, V; und aus V, bezüglich %, von neuem u. s. f,, wobei man sehr bald einen genügenden Werth von Y, erhält. Hat man diesen ge- funden, so berechnet man mittelst des endgültigen, der letzten Berechnung [81] Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. 205 von Y, zu Grunde liegenden Werthes von y bezüglich Z, aus: N a sin Gy Me ni sin2@%-+ ... (XIX) wo s, und G, durch die ursprüngliche Differentialgleichung für 7 gegeben sind und erhält dann aus Z, und V, die Zeitreduetion 7 mittelst: BA Bi 1188) 0] Ferner erhält man da, wie früher gezeigt, die reducirte Zeit < als Fune tion von » gleichfalls berechenbar ist, auch: —=LW)+ToW)=fw (XXD und somit die wahre Länge in der Bahn als Function der Zeit: v—=g(l). (XXI) Hat man derart die langperiodischen Glieder der Function 7 berechnet, so erhielte man auch die entsprechenden Glieder der Funetion S$ ohne jede fernere Integration, indem man sie z. B. mit Hülfe von Gleichung IX, wo alsdann » a als bekannt vorausgesetzt wird, entwickeln könnte. — av Die einzige Voraussetzung, dass die Differentialgleichung für die Zeitreduetion in ihrer horistischen Form: d? Ä a — 2? Y — IA Sin (0m d + 5m) auf eine gleichförmig convergente Entwickelung: ES mb 1 tk, a — Page sin (0m 9 + by) führt, ist dabei, wie schon früher erwähnt, die, dass die a, in der Diffe- rentialgleichung eine convergente Reihe bilden, d. h. die Voraus- setzung einer convergenten Entwickelung der Störungsfunetion. Nun ist aber erwiesen,') dass die partiellen Derivirten P und Q der Störungs- function für Werthe der Excentrieität, welche die Grenze von 0.19 eirca nicht übersteigen, also für das System der grossen Planeten schon in der ') C£. auch K.F.Sundmann. Über die Störungen der kleinen Planeten, speciell derjenigen, deren mittlere Bewegung annähernd das doppelte Jupiters beträgt, Helsingfors. J. Simell Erben. 1901. Noya-Acta LXXXI. Nr. 3, uw -ı 206 Hugo Buchholz, Die Gylden’sche horistische Integrationsmethode. [82] Le Verrier’schen und erst recht in der Gyld&n schen Entwickelungsform eine convergente Entwickelung ergeben; indem bei Merkur, wo die Ex- centrieität sich nicht völlig innerhalb dieser Grenze hält, andere Umstände compensirend wirken und die Convergenz sicher stellen. Die in den rechten Seiten der Differentialgleichungen für S, o, 3, 7 auftretenden partiellen Deri- virten P und @ der Störungsfunetion convergiren also thatsächlich für die grossen Planeten und ebenso für eine grosse Zahl der kleinen Planeten, und daher ist die Integralentwickelung für die Zeitreduction: v_=— Sy Am iv? + 0m? sin (Om ® + bu) für dieselben in der That gleichförmig convergent. Mit dieser absichtlich zunächst ohne Anwendung gegebenen Ueber- sicht will ich meine Darlegung der horistischen Integrationsmethode Gylden’s beschliessen. Sollte die vorstehende Darstellung auch für den reinen Mathematiker die Veranlassung werden, diese Fundamental- frage der theoretischen Mechanik von neuem zu behandeln, um womöglich von anderen Gesichtspunkten, als Gyld&n sie gewählt, aus- gehend und auf einem anderen Wege das von Gyld&n erlangte Resultat zu bestätigen, oder berechtigte Einwände gegen dasselbe zu erheben zu versuchen, so würde damit der Wissenschaft ein wahrer Dienst geleistet und ein Hauptzweck der vorliegenden Arbeit erfüllt sein. Halle a. S., im December 1902. Der Verfasser. Druckfehler-Verzeichniss. (Der Abhandlung im LXXXI. Bande der Nova Acta beigegeben.) Seite [18] 142 letzte Zeile statt: „im Hinblick auf die absolute Lösung“ lies: „im Hinblick auf die rein periodische Form der Lösung“, wie auch auf Seite [29] 153 richtig gesagt ist. [20] 144 Zeile 9 von unten lies (10) statt (9) [20] 144 Zeile 2 von unten lies A, statt P,& [22] 146 Zeile 7 von unten lies —N?& — statt — N &? — k & Vo Ve [26] 150 Zeile 10 von unten lies — 118 statt 1+8 d? E al [27] 151 Zeile 1 von oben lies all statt —— dv? dv [27] muss die Anmerkung unten fortfallen und statt dessen in Gleichung (41) auf der linken Seite der Klammerfactor von (o) noch das Glied enthalten: aloe ds tom iS m Im Folgenden aber ist dies Glied richtig berücksichtigt und alles stimmt. (+8? de (1+8): d\? [28] 152 Zeile 8 von oben lies + es er) 7, statt + and Q (GE) Desgleichen Zeile 12 von oben. “2 2 [30] 154 Zeile 12 von oben lies m (+58) statt — (148) C > Ve af ne [31] 155 Zeile 13 von oben lies — mr statt Ben eile von unten lies + 37? cos 2v statt + 37°? cos 2v 32] 156 Zeile 1 ten lies + 37? cos 2 3173 cos 2 [33] 157 Zeile 3 von oben lies {| 1—27 cosv+...} 8 statt 1 ln eosv-+...ı18 £ 4 2K\? Mh, . 2K F in Forme as Glied — | ——— sin 2am — x und erwähn [39] 163 fehlt F 1 (9) das Glied = saß sin 2 am = d hnt sei noch, dass A, — p. const V,?, h, —=p. const Vjt gesetzt ist und der Modul diese neue Fassung durch Einführung des V, und die Herausnahme der constanten Theile aus den geraden Potenzen der Entwickelung nach V, erhält. [39] 163 Zeile 8, 9, 10 von oben lies cos 2am, sin 2am statt en Zum, sn 2am. [39] 163 Zeile 3 von unten lies —%? cos 2amu . dnu statt —h? cos Zamu . dnu. [40] 164 Zeile 5 von oben lies —2 SL An statt —2 SE en EL 1—2h, I 1—2h, 2 [40] 164 Zeile 6 von oben lies sin 2am EI statt sn 2am nt [41] 165 Zeile 14 von oben lies + 893 (—1-+cos4x) statt +34? (—1+- cos 4x) 208 Hugo Buchholz, [84] Seite [42] 166 Zeile 15 von oben lies 893 (cos 22 + 3 cos 6) statt 84° (cos 22 + cos 6x) ” ” sin 2um2Z u ns oK sn 2am2K H 44] 168 Zeile 8 ten li 2 — — statt ;2 — [44] eile 8 von unten lies a a en — 5K Zu nu an u [45] 169 Zeile 13 von oben lies +44 (1—742) sin 2u statt +49 (—7g?) sin 2u Behufs der Substitution seien hier noch die beiden Hauptformeln angegeben: Seite sin 20 — (1—16n? 42) sin 2nu +4ng [|1— (7+4n+8n?)g?] sin 2 (n+1)u —4ng [1—(7—4n+8n?) q?] sin 2 (n—1) u+4n (1+2n) g? sin 2 (n+2) u— —4n (1—2n) 4? sin2 (n—2) u +4n (1+4n+3/3n?) g° sin2 (n+3) u— 4n (I—4n+°/;n?) q? sin 2 (n—3) u cos 2n x —= (1—16n? q2) eos Znu+4ng [1— (7 +4n+8n?) 42] cos2 (n+1)u — —4ng [1— (7—4n+8n?) g?] e0os2 (n—1)u +4ng? (1+42n) cos2 (n+2) u—4ng? (I—2n) 6032 (n—2) u + + 4ng? (1+4n+°/3n?) e0s2 (n+3) u — 4ng3 (1—4n+3/3n?) cos 2 (n—3) u. [46] 170 Zeile 1 von oben lies | (144%) sin2x+.... statt \ (+9) sin2X +... [47] 171 Zeile 15 von unten lies +84? { sin4«—11 sind“ +11 sin8u } statt + 893 \ sinds +11 sin4u +11 sin8u } 736 324 [47] 171 Zeile 13 von unten lies +9? (- ng sin du + —_ sin su) 208 24 statt +g° (- Zu sin da + 2 3 < [48] 172 Zeile 16 von unten lies desgleichen. Das Folgende ist richtig. [48] 172 Zeile 16 von unten lies +4? (13 sin26 + 149 sin 6x) statt +g? (13 sin2u + 14g sin 6«) sin su) [48] 172 Zeile 15 von unten lies = (2...) atatt = ee [51] 175 Zeile 1 von unten lies.+ { 76894— 51243 cos 2u...} statt + 1 — 51293 cos 2u...}. Das Folgende ist richtig. [53] 175 Zeile 2 von oben fehlt eine Klammer. [54] 178 Zeile 5 von oben lies — 22442 sindu } ... statt —224y? sin4u}... [54] 178 Zeile 6 von oben lies +964? sin 4u }... statt +96y? sindu}... [54] 178 Zeile 12 von unten lies —12.2442 cos4u#} ... statt —12.24 cosdu}. 1! 1 [55] 179 Zeile 7 von unten lies + 5 c08 4u}...statt + 5 cos 2u}.. 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V}?. „ [68] 192 Zeile 13 von oben lies x, statt /.. „ [79] 203 Zeile 2 von unten lies + | —32g (1— 1142) sin 2u—224g2sin Au hr - statt + | — 329 (1—174?) sin 24 —2564? sin Au hy — „ [80] 204 Zeile 1 von eben lies 164 (3+287g?) eos2u +... statt 164 (3+28992) cos 2u +... Die Rechnungen und Resultate als solche sind alle richtig und die angegebenen Errata blosse Druckfehler. Berichtigungen zu meiner Abhandlung: „Untersuchung der Bewegung vom Typus 2/, ete.“: & und © lies natürlich stets d5 und I wie vor- dt dt dv dv her und nachher auch überall richtig steht; in den Gleichungen (29) und (30) ist X ver- nachlässigt, während ihm in Gleichung (34) Rechnung getragen ist. — 2) Auf Seite 119 [427] Zeile 16 von unten statt: N? x: + I%n2 + 2x 2x, c08 ) (5) v + I— In} lies: 72? — x? + Ix%n2 + 2% Dr, 008 ) (—) v + I —In | + 2 I Y%,%m 608 ) (n— Cm) © + In — Im | oder, wenn man das dritte Glied in der Doppelsumme mit enthalten denkt, kürzer geschrieben 7° — x? + Ir? + 2 8 Ix.%Xm 608 N (A — m) v% + In — Im t wie auf Seite 85 [393] unten auch richtig abgeleitet; nur, dass dort der Factor 2 mehrere Male weggelassen ist. — 1) Auf Seite 20 [328] statt NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI. Nr. 4. Ueber Tracheaten- Beine. Vierter und fünfter Aufsatz: Chilopoda und Hexapoda. Von Dr. Karl W. Verhoeff. Aus dem Berliner zoologischen Museum (Museum für Naturkunde). Mit 4 Tateln Nr. XIV —-XViE D) — - A N) Eingegangen bei der Akademie am 5. April 1903. HALLE. 1903. Druck von Ehrhardt Karräs, Halle a. S. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. aboguzall bau sb TRUE PEN BIEINVISE WTIR „SAL i . 00 Ina Hans ren rc rear ii z . . P = r 2 - Fi i di > JS A i vs % SENT HL u - rau] We ca karrah bhradr dd. Dar Ti wisse u ala a ae DE? Bu 202" A ö 4 . = = ' > pr Ai ß z . B . ed) - Ru rs * Pr a f = [1 Ren Pe Vierter Aufsatz: Chilopoden-Beine und Muskelgesetze. (Mit Tafel 1 und 2 oder XIV und XV.) In diesen Aufsätzen und anderen über denselben Gegenstand halte ich mich streng an die im zweiten Aufsatz (Zoologischer Anzeiger Nr. 692) eingeführte Bezeichnungsweise der Beinglieder, nämlich Coxa, Trochanter, Praefemur, Femur, Tibia und Tarsus in der Reihenfolge von grund- nach endwärts. Dieselbe ist im ersten und zweiten Aufsatz begründet und wird durch das Weitere bestätigt. Natürlich sind diese Namen in erster Linie nichts weiter als Namen schlankweg, aber in zweiter Linie sollen sie doch nach Möglichkeit den physiologischen Verhältnissen entsprechen. Ich be- nutze jetzt durchweg diese bestimmte Bezeichnungsweise, wo ich mich aber auf frühere Angaben beziehe und die Bezeichnungsweise eine andere ist, gebe ich das nach Möglichkeit an, denn es kann sich hier immer nur um die logischen Begriffe handeln, die Namen treten zurück. Dies ist ja im Grunde für aufmerksame Forscher selbstverständlich, aber ich muss es dennoch betonen, weil dagegen kürzlich gefehlt worden ist‘. In meinem ersten Aufsatze (in den Nova Acta, Halle 1902) ist aus fast jeder Abbildung der Tafel VII zu ersehen, dass ich die Glieder der Insektenbeine anders bezeichnet habe als das sonst üblich war, und zwar um den Leser recht deutlich auf die neue Glieder-Homologie hinzuweisen. Ausserdem geht das nicht nur wie ein rother Faden durch meinen Aufsatz, sondern ist auch auf S. 72 unten zum Ueberfluss ausdrücklich angegeben. Wer also schreibt, wie Börner a.a. O., ich hätte „Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus“ als die „alten Beinglieder“ erklärt, nicht aber angiebt, in welchem Sinne ich 1) Vergl. ©. Börner: „Die Gliederung der Laufbeine der Atelocerata.“ Sitz.-Ber. d. Gesellsch. nat. Fr. Berlin 1902, Nr. 9 S. 223 oben! 28+ 212 Karl W. Verhoeff, [4] dort die Ausdrücke Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus aufgeführt habe') (nämlich gleich Hüfte, Trochanter, Femur und Tibia im alten Sinne!), der eitir mich unvollständig und entstellt dadurch vollständig meine Forschungs- ergebnisse in dieser Richtung! ... . * * * Die in den Nova Acta, Halle 1902 begonnenen Untersuchungen über die vergleichende Morphologie der Opisthogoneaten-Beine (Chilopoda, Thysa- nura, Collembola, Odonata und Pterygota) haben mich, wie ich hier kurz wiederhole, dazu geführt, dass die bisher angenommene Homologie zwischen den Beinen der Chilopoda und Hexapoda unrichtig ist, und dass nicht der Trochanter der Chilopoden, sondern das grosse auf diesen folgende Glied, dem sogenannten Trochanter (reete Praefemur) der Insekten homolog_ ist, wie sich mit zwingender Nothwendigkeit aus der Vertheilung der Muskeln ergiebt. Diese Erkenntniss brachte mich zu der Schlussfolgerung, dass bei Hexapoden zwischen Hüfte und Trochanter (im alten Sinne) noch ein Glied existiren müsse, das man entweder noch nicht kenne oder auch vielleicht rückgebildet sei. — Es wird stets zu meinen freudigsten Erinnerungen zählen, hier auf Grund reiner Denkoperation etwas Unbekanntes gefordert und dann wirklich gefunden zu haben, denn meine Nachsuchungen wurden belohnt durch die Auffindung dieses Gliedes bei vielen Odonaten und einer Reihe anderer Hexapoden in deutlicher Ausprägung und bei zahlreichen sonstigen Hexapoden fand ich mehr oder weniger deutliche Ueberreste des- selben, worüber ich im ersten und zweiten Aufsatz schon Verschiedenes mit- theilte. Derartige Funde gehören aber zu den stärksten Belegen für die Richtigkeit unseres Denkvermögens, weshalb ich es für wichtig halte, meinen persönlichen Weg des Findens dieser Dinge anzugeben. Weitere Untersuchungen haben die neue Beingliederhomologie nach jeder Richtung so vollkommen bestätigt, dass ich hier den Fachgenossen ein Muskelhomologie-Gesetz für die Laufbeine aller Opisthogoneata vorlegen will, das uns erlaubt in jedem ‚Falle, wo sich Zweifel erheben sollten, die ver- gleichend-morphologische Natur der Glieder mit Sicherheit zu bestimmen. I) Vergl. Nova Acta 1902, 8.71 u. s. w. [5] Ueber Tracheaten -Beine. 213 Zuvor muss ich aber auf eine allgemeine Erörterung der Bein- Muskulatur eingehen: Wir können an den Beinen der Tracheata drei grosse Gruppen von Muskeln unterscheiden, die man in einer Reihe der beigegebenen Abbil- dungen von Chilopoden überall verfolgen kann, nämlich A. Klauenmuskeln, B. Indirekte Wandmuskeln oder Brückenmuskeln, C. Direkte Wandmuskeln. A. Die Klauenmuskeln, an Zahl eins bis vier (an derivaten End- beinen der Chilopoden oft fünf) heften sich alle an die grosse, an den Grund der Klauen ziehende Klauensehne, wirken also alle gemeinsam auf eine Stelle. (In manchen derivaten Fällen können die Klauenmuskeln ganz fehlen.) B. Die Brückenmuskeln heften sich an Gliedwände oder Gelenkränder und durchsetzen stets wenigstens zwei Gelenkstellen (der Muskel bm! der Ab- bildung 1 z. B. durchsetzt zunächst die Gelenkstelle zwischen dem Prae- femur prf und dem Femur fe, sodann die folgende.) C. Die direkten Muskeln heften sich ebenfalls an Gliedwände oder Gelenkränder, durchsetzen aber nur eine Gelenkstelle (der Muskel mfl! der Abbildung 1 z. B. geht aus von der Wand der Tibia fi, heftet sich aber sofort an die nächste Gelenkstelle zwischen Tibia und Tarsus und zwar an den Grund des Letzteren). Es liegt auf der Hand, dass direkte und indirekte Wandmuskeln zu einander in näherer Beziehung stehen als beide zu den Klauenmuskeln, denn Klauenmuskeln können sich nicht in Wandmuskeln umbilden, ausser wenn die Klaue, an welche sie sich heften, verkümmert. Direkte Wand- muskeln dagegen können sich in indirekte verwandeln, wenn ihr Glied sich in zweie einschnüren sollte, und umgekehrt können indirekte Wandmuskeln zu direkten werden, wenn eines der beiden Glieder, welche diese Brücken- muskeln durchziehen, verkümmert, ein Fall, der z. B. in Abbildung 11 bei den Endbeinen von Cryptops vorliegt, wo der Muskel pröm nach Verkümme- rung des Trochanter nur noch im Praefemur liegt. Bei den Urkerfen können Brückenmuskeln (die diesen Namen bei unvollständiger Gliederung der Be- wegungsstummel eigentlich noch nicht verdienen), durch Zerfall in Segmente, 214 Karl W. Verhoeff, [6] bei schärfer hervortretender Gliederung, sich in direkte verwandelt haben. Wir wissen, dass schon die den Anneliden nahe stehenden Onychophoren Krallen tragen, sehen also, dass die Krallenmuskeln in der phylogenetischen Reihe der Gliederthiere sehr weit hinabreichen. Mit Recht hält auch de Meijere (Ueber das letzte Glied der Beine bei den Arthropoden, Zool. Jahrb. 1901) die Klauen für sehr alt. In die Erörterung der Frage nach der Glied- natur des „Praetarsus“ will ich aber jetzt nicht eintreten, ich komme im fünften Aufsatz auf denselben zurück. Weniger alt im Allgemeinen sind die Wandmuskeln, denn sie haben erst dann einen Sinn, wenn aus Fussstummeln wirkliche Beine werden, d. h. bestimmte Glieder und Gelenke auftreten, höch- stens konnten sich an den Grund der Fussstummel Wandmuskeln ansetzen, welche dann aber jedenfalls immer noch keine bestimmte Beziehung zu Gliedern hatten. Aus Stummeln können natürlich nur in unendlich grosser Zeit und sehr langsamer Entwickelung Beine geworden sein, wie sie die Chilopoden besitzen oder die Progoneata. Wir müssen annehmen, dass anfangs weniger Glieder auftraten und später erst einige weitere dazu kamen. So habe ich auch in der Nova Acta 1902 vier alte Beinglieder angenommen (mit Rück- sicht auf stärkere und schwächere Muskulatur der Beinglieder und that- sächliche Vorkommniss-Verschiedenheiten in der Gliederzahl). Diese wer alten Beinglieder, Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus nach meiner dortigen Bezeichnung, Hüfte, Trochanter, Schenkel und Schiene nach der alten Namengebung sind Hüfte, Praefemur, Femur und Tibia nach der jetzt ein- geführten Bezeichnung. Die Betrachtung des phylogenetischen Verhältnisses der Brücken- muskel und direkten Muskel wird diese alten Glieder der Beine noch klarer hevortreten lassen; Muskeln müssen von einer bestimmten Stelle und zwar im engsten Anschluss an den Wirkungspunkt ihre Entstehung nehmen. Ihr zweites Ende, die vom Wirkungspunkt abgewandte Anheftungsstelle, kann mit der Vergrösserung und namentlich dem Längerwerden des Muskels mehr und mehr vom Wirkungspunkt abrücken, bis irgend ein nicht überschreit- bares Hinderniss in den Weg tritt, was die weitere Ausdehnung des Mus- kels verbietet. Zu diesen Hindernissen aber gehören in erster Linie die Gelenke. Die Anheftungsstellen der Muskeln bedürfen einer festen Grund- lage. Im Gelenk dagegen fehlt diese Grundlage wegen der Gelenkknöpfe [7] Ueber Tracheaten-Beine. 215 und der weichen Zwischenhaut, auch würde hier ein Muskelansatz bei der Gliederbewegung Quetschungen ausgesetzt sein. Die Gelenke sind also für Muskel- Anheftungsstellen unüberschreitbar in ihrer phylogenetischen Ent- wickelung. Die obengenannten Brückenmuskeln konnten also nur in einer Zeit entstehen, in welcher die beiden (oder mehreren) Glieder, welche sie durch- ziehen, noch ein Ganzes, d. h. ein einziges Glied bildeten. Andererseits hatten die direkten Muskeln erst dann einen Sinn, als die betreffenden Gelenke entstanden, an welche sie sich heften. Da es nun oft vorkommt, dass direkte Muskeln sich an Gelenke heften, die von Brücken- muskeln übersetzt werden, z. B. ms in Abbildung 1 an das Gelenk zwischen Praefemur und Femur, so folgt, dass die direkten Muskeln ‚phylogenetisch jünger sind als die Brückenmuskeln. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass die direkten Muskeln, welche Abb. 15 vorführt, selbst aus Brücken- muskeln bei den Prototracheaten entstanden sind, indem die oberen für sich und die unteren für sich je einen langen Brückenmuskel bilden, wenn wir sie uns verbunden denken. Die Beine entstehen aus Rumpfausstülpungen, in diese hinein wachsen die Muskelanlagen und die direkten Muskeln, Ex- tensoren und Flexoren, konnten dann aus jenen langen Brückenmuskeln entstehen, indem sie sich einfach in hintereinander gelegene Segmente auf- lösten, also statt zweier Befestigungspunkte noch mehrere dazwischen an- nahmen. Dergleichen kann man sich aber nur bei noch weichen, unvoll- kommenen Stummeln vorstellen, wenn sie eine bedeutendere Länge an- nahmen, nicht bei wirklichen aus festwandigen Gliederhebeln bestehenden Beinen. Thatsächlich ist auch ein derartiges Verhalten der Muskeln weder von Chilopoden noch Hexapoden bekannt. Nachdem einmal ein derartiger Zerfall in Muskelsegmente eingetreten war und die einzelnen direkten Mus- keln an den wirklichen Beinen immer selbständiger wurden, konnten sie, nach dem oben Gesagten, natürlich nicht wieder umgekehrt zu Brücken- muskeln werden, da die inzwischen phylogenetisch entstandenen Gelenke das verhindern. — Ob die Klauenmuskeln phylogenetisch älter sind als die Brückenmuskeln, ist eine weniger wichtige Frage, doch spricht sowohl das oben Gesagte dafür als auch das Vorhandensein der praefemur-femoralen Prückenmuskeln, die schon eine gewisse Ausgeprägtheit eines weit vor- ragenden, wirklichen Beines voraussetzen. Wir erhalten somit als phylo- 216 Karl W. Verhoeff, [8] genetische Reihenfolge von unten nach oben, d. h. aus der älteren zur jüngeren Zeit folgende Stufe der Muskelgruppen: A. Klauenmuskeln, primär, B. Brückenmuskeln, seceundär, C. Direkte Muskeln, tertiär. Die physiologische Bedeutung der einzelnen Muskeln, so wichtig und inter- essant sie auch in allerlei einzelnen Fällen sein mag, kommt hier nur wenig in Betracht, da das genauere Eingehen auf die Flexoren, Levatoren, Supi- natoren u. a. vergleichend-morphologisch nur im engeren Rahmen, d. h. bei kleineren Gruppen von Bedeutung ist, bei der Allgemeinbesprechung aber zwecklos, ausserdem ergiebt sich ja aus meinen Abbildungen im Einzelfalle die Wirkungsweise des betreffenden Muskels meist von selbst. Klauenmuskeln sind bisher von den Hexapoda allgemein fast immer zwei bekannt geworden, welche in den beiden letzten überhaupt Muskeln führenden Gliedern, nämlich im Schenkel und in der Schiene liegen. Es ist kein Grund einzusehen, weshalb wir die diese gleichen beiden Muskeln enthaltenden Glieder der Chilopoda nicht ebenfalls als Schenkel und Schiene ansehen sollen, wie es Abb. 1 von LZithobius forficatus anbei auf Taf. XIV zeigt und Abb. 1 Taf. VII in den Nova Acta 1902, zumal es sich auch hier um die beiden letzten überhaupt Muskeln führenden Glieder handelt. Bei Scutigera (Abb. 3) kommen drei Krallenmuskeln vor. Dass der den Insekten gegenüber ungewohnte dritte vor den beiden andern, also grundwärts liegt, folgt ausser anderen sich im Weitern ergebenden Gründen schon daraus, dass bei Odo- naten u. a. vor dem den grundwärtigen Krallenmuskel enthaltenden Gliede und der Coxa zwei Glieder liegen, bei Scutigera aber nur eins. Mithin liegt dieser dritte Krallenmuske) im Praefemur. Dasselbe gilt für die Scolo- pendriden (Abbildung 9 und 10). Vier Krallenmuskeln treten bei den Litho- büden und Geophiliden auf‘) (Abb. 13 Taf. XV von Orya) und wieder zeigt die Gliederlage, dass es jetzt das zunächst auf die Hüfte folgende Glied ist, welches den weiteren vierten Klauenmuskel enthält, mithin der Trochanter. !) Für die Geophiliden hat sie Börner a. a. 0. richtig nachgewiesen, aber Schlüsse daraus gezogen, die nicht haltbar sind, wie das Weitere zeigt. [9] Ueber Tracheaten-Beine. 127 Also ergiebt sich folgende Uebersicht: Viele Odonata und einige andere Hexapoden zwischen den die Klauenmuskeln führenden Gliedern und der Coxa zwei Glieder ohne Klauen- muskeln, deren im Ganzen zwei. 2+2=4). Sceutigera und Scolopendriden zwischen den Klauenmuskeln führenden Gliedern und der Coxa ein Glied ohne Klauenmuskeln, deren im Ganzen drei. 1+3-=4). Lithobüiden und Geophiliden zwischen den Klauenmuskeln führenden Gliedern und der Coxa kein Glied, Klauenmuskeln im Ganzen vier. 0+4=4). Diese Uebersicht lehrt, dass diejenigen beiden Krallenmuskeln, welche bei Opisthogoneaten constant auftreten, die beiden endwärtigen sind, mithin die im dritten und vierten Glied endwärts hinter der Coxa gelegenen, jeden- falls solche, welche sich @n den beiden letzten überhaupt Muskeln enthaltenden Gliedern befinden. Diese beiden Krallenmuskeln sind also diejenigen, welche bei den Hexapoden weit verbreitet und beinahe Regel sind. B. Die Brückenmuskeln können wir in drei Gruppen eintheilen, nämlich: a) grundwärtige Brückenmuskeln, welche die beiden auf die Hüfte folgenden Glieder, den kleinen Trochanter und das grössere Praefemur (theilweise auch noch die Hüfte selbst) durchziehen und sich an den Grund des dritten auf die Coxa folgenden Gliedes, das Femur befestigen. So bei den Anamorpha vier (Abbildung 1 cobm, prbm, prbm! und mfx) und Geophi- iden drei (Abbildung 13 und 14 mfx, cobm und prbm). Bei Scolopendriden kommt mindestens ein derartiger Muskel vor (Abbildung 9 cobm). Nur Seu- tigera fehlen diese Muskeln vollständig, im Zusammenhang mit der starken Absetzung des ersten Telopoditgliedes (Trochanter) gegen das folgende (Praefemur) und das Beinbrechen hinter dem Trochanter. b) endwärtige Brückenmuskeln treten ein oder zwei auf, von denen der schwächere, welcher oft fehlt, mehr rückenwärts liegt. Sie durchziehen bei den Chilopoden stets das zweite und dritte der auf die Hüfte folgenden Glieder, z. B. 5m in Abbildung 135. Nur bei ZLithobius kommt noch ein dritter hierhergehöriger Muskel (bm& Abbildung 1) auch aus dem ersten auf die Coxa folgenden Gliede. Diese (1—35) endwärtigen Brückenmuskeln, deren hauptsächlichsten und beständigsten ich auch den grossen Brücken- Nova Acta LXXXI. Nr.4 29 128 Karl W, Verhoeff, [10] muskel nennen will, stehen in einem ganz unabänderlichen Verhältniss zu den grundwärtigen Brückenmuskeln sowohl, indem sie das Glied zum grundwärtigen (proximalen) haben, welches für die grundwärtigen Brücken- muskeln stets das endwärtige (distale) ist (Ueberkreuzung!) als auch zu den Klauenmuskeln, indem deren letzter (endwärtigster) stets in dem Gliede liegt, welches sich hinter dem endwärtigen der Glieder der grossen Brücken- muskeln befindet (z. B. in Abb. 13 km? hinter dm). e) Kniebrückenmuskeln, von denen es nur einen giebt und zwar in denselben beiden Gliedern, in welchen die beiden distalen Arallenmuskeln angetroffen werden (Abb. 1 und 8 bmk). Sie fehlen an den Endbeinen, treten aber sonst bei Chilopoden allgemein auf, während sie den Insekten ganz abgehen‘). Ihr Wirkungspunkt liegt dorsal, ihre Ausdehnung im vor- letzten, Krallenmuskeln führenden Gliede ist ziemlich gering. Die Hexapoden zeigen uns, soweit die Muskeln erhalten blieben, genau dieselben Lageverhältnisse wie die geschilderten der Chilopoden, bei Japy& (vergl. Börner’s Abb. 7 a.a. O.) geht auch noch ein grundwärtiger Brückenmuskel durch die Coxa und das nachfolgende Glied an den Grund des weiter folgenden. Sonst aber scheinen bei Insekten die grundwärtigen Brückenmuskeln allgemein zu fehlen. Desto kräftiger und beständiger sind die grossen (endwärtigen) Brückenmuskeln ausgebildet. Bei Machilis (Nova Acta 1902, Abb. 8) z. B. liegt m? in den beiden Gliedern vor dem, welches m* den endwärtigen Krallenmuskel enthält. Dasselbe zeigen alle anderen abgebildeten und untersuchten Insektenbeine, so dass wir Handhaben be- kommen, die uns zu absolut sicheren Schlüssen hinsichtlich der Beinglieder- homologie führen. Physiologisch stehen die Brückenmuskeln den direkten Muskeln an Wirksamkeit insofern nach, als sie meist nicht in gerader Linie wirken können und daher durch Reibung Kraft verlieren. C. Die direkten Muskeln treten schon in der Coxa auf und zwar besonders kräftig, zwei oder mehrere, welche sich an den Grund des nächsten Gliedes heften. Von diesen können wir hier absehen. Von den auf die Coxa folgen- den Gliedern besitzt das erste meist gar keine direkten Muskeln, nur bei ı) Von Börner ist der Kniebrückenmuskel bei Geophilus übersehen worden. 1 1] Ueber Tracheaten-Beine. 129 Geophiliden tritt ein einzelner schräger kleiner Muskel auf (vergl. anbei Abb. 13 mtr) den Börner a.a. O. (Abb. 5 pf für Geophilus‘) angegeben hat und den ich auch bei Orya, Bothriogaster und Mecistocephalus beobachtete. Von den allermeisten andern direkten Muskeln unterscheiden sich diese des Trochanters durch ihre schräge und seitliche Lage. Das typische Verhalten der direkten Muskeln besteht darin, dass einer oben (Extensor) und ein anderer unten sich ansetzt (Flexor). Auf dieses (erste) Trochanterglied folgen nun höchstens noch drei direkte Muskeln führende Glieder und zwar sowohl bei Chrlopoden als Hexapoden, so dass wir auch dadurch wieder drei in gleicher Weise charakterisirte, auf einander folgende Telopoditglieder haben. Zugleich stehen auch diese wieder zu den Klauenmuskeln sowohl als auch den Brückenmuskeln in einem gesetzmässigen Verhältniss, indem von den drei (oder wenn wir den direkten Muskel des Geophiliden-Trochanter mitrechnen vier) hintereinander liegenden Gliedern, welche direkte Muskeln enthalten können, das letzte zugleich dasjenige ist, in welchem der letzte Krallenmuskel und letzte Brückenmuskel legt und das mittlere (oder vorletzte) dieser direkte Muskeln führenden Glieder dasjenige, in welchem die distale Hälfte des grossen Brückenmuskels sich befindet. Es ist bemerkenswerth, dass, nach den bis jetzt bekannten Fällen genauer Untersuchung der Beinmuskulatur zu schliessen, die im Schema Abb. 15 angegebenen sieben direkten Telopoditmuskeln niemals bei einer Form alle gleichzeitig beobachtet worden sind. Ein häufiger Fall ist das Vorkommen zweier direkter Muskeln im Praefemur und Femur, z. B. bei Seutigera Abb. 3 und manchen Collembolen (vergl. Nova Acta 1902 Abb. 2) oder an den Endbeinen von Cryptops (anbei Abb. 11 Taf. XV) am letzten der drei aufeinander folgenden Glieder mit direkten Muskeln und am Trochanter fehlen dann solche. Häufig ist auch der Fall, dass bei dem mittleren der drei genannten Glieder die direkten Muskeln fehlen, während sie am ersten und dritten vorhanden, so bei einem Theil der Lithobien-Beine (Abb. 1) und den meisten Scolopendriden-Beinen (vergl. Oryptops Abb. 9 und 10). Dieser Fall erklärt sich z. T. daraus, dass die Gelenke hinter dem mittleren dieser drei Glieder bereits durch die endwärtigen Brückenmuskeln bedient werden. !) Der „Geophilus „illyrieus Verh.“ den Börner angiebt, existirt gar nicht, es han- delt sich um flavidus C. K. 29* 130 Karl W. Verhoeff, [12] Allerlei andere Fälle ergeben sich von selbst. Wenn also das typische Chilopoden-Bein aus sechs Gliedern besteht, so haben wir fünf oder meist vier hintereinander liegende Segmente direkter Muskeln (Abb. 15), indem das letzte Glied derselben stets entbehrt, weil die Krallenmuskeln hier den physiologischen Ersatz bieten, fünf wenn das erste Telopoditglied den schrägen Muskel aufweist, vier wenn dieser fehlt, Bei Insekten besitzt z. B. Machilis (Nova Acta 1902 Abb. 8) drei hintereinander liegende Telopoditglieder mit direkten Muskeln, das erste und dritte mit einem, das zweite mit zwei. Dieses dritte Glied verliert bei In- sekten am häufigsten seine direkten Muskeln, daher dieselben lange Zeit überhaupt unbekannt waren. Vier hinter einander liegende Segmente direkter Telopoditmuskeln, wie sie bei Geophiliden vorkommen (Abb. 13), haben wir bei Insekten niemals. Da uns nun schon die Chilopoden lehren, dass das grundwärtigste meist fehlende Segment der vier Segmente direkter Telopodit- muskeln dem ersten Gliede des Telopodit, d. h. dem echten Trochanter fehlt, dieser aber den meisten Insekten abgeht, so folgt auch aus den direkten Muskeln, dass die drei direkte Muskeln führenden Telopoditglieder der In- sekten, nämlich Praefemur, Femur und Tibia, nicht dem ersten bis dritten, sondern dem zweiten bis vierten Telopoditgliede der Chilopoden homolog sind. D. Besonders betrachten müssen wir noch einen coxotrochanteralen Brückenmuskel (com? Abb. 13), welcher den Geophiliden zukommt, von der Hüftleiste ausgehend durch Hüfte und Trochanter zieht und sich oben an den Grund des Praefemur heftet. Diesen Muskel habe ich in den Nova Acta (Abb. 8 oberer Muskel m) auch für Machilis angegeben‘), wo er noch ein gutes Stück in das Praefemur greift. (Vergl. auch meinen zweiten Auf- satz Nr. 692 Z. A. Abb. 7.) Bei den meisten Insekten lässt er sich nicht mehr controlliren, weil nach Erlöschen des Trochanter die Anbeftungspunkte dieses Muskels und der direkten coxalen zusammenrücken. Ein Vergleich der Beinmuskulatur der Chilopoda und Hexapoda im Allgemeinen ergiebt, dass die Beine der Hexapoden eine geringere Zahl von Muskeln aufweisen. Diese Muske\erminderung zeigt sich einmal in einer !) Börner zeichnet a. a. 0. Abb. 9 !!tr einen zweiten derartigen Muskel. Ich lasse ihn dahingestellt sein, weil es für uns nebensächlich ist ob ein oder zwei solche Muskeln vorkommen. [13] Ueber Tracheaten-Beine. 131 durchschnittlich etwas geringeren Zahl von direkten Muskeln, sodann aber vor allem in dem meist völligen Wegfall der grundwärtigen Brückenmuskeln (Ausnahme Japyx, wahrscheinlich auch Campodea), sowie dem Mangel der Kniebrückenmuskel. Gegenüber den Chilopoden ist ja bei den Insekten auch die Zahl der Krallenmuskeln vermindert, die Krallen selbst dagegen erfuhren eine reiche Ausgestaltung. Die Verschiedenheit in der Zahl der Krallen- muskeln harmonirt wieder mit den mancherlei andern Verschiedenheiten der Chilopoden- und Hexapoden-Beine. Der Muskelvergleich der Beine der Opisthogoneata führt mich zu folgendem für die Insekten in Bezug auf die Chilopoden geltenden Muskel- beharrungsgesetz: Musculorum pedum nihil novi inter Insecta. Alle Beinmuskeln der Insekten kommen auch bei den Chilopoden vor, die Insekten haben dieselben von chilopodenartigen Vorfahren ererbt. Kein neuer Muskel tritt auf, ausser wenn es sich um die Spaltung eines vorhandenen handelt. Desto mehr Neues finden wir in Bezug auf Aus- gestaltung des Hautskelettes der Beine, worüber wir Dahl, Ockler und anderen eingehende Arbeiten verdanken. In der @liederung gilt der Satz: Insecta: Verkümmerung der basalen Theile des Telopodit, d. h. des Trochanter und oft auch Praefemur, dagegen mehr oder weniger starke Vergrösserung und Gliederung der endwärtigen Theile, d. h. des Tarsus (und der Tibia). * = = Das schon oben angedeutete Muskelhomologiegesetz') zur Bestimmung der Glieder der Laufbeine der Opisthogoneata fasse ich folgendermaassen: $1. Der Tarsus ist ein- oder mehrgliedrig und enthält niemals Mus- keln, ist aber meist von der Klauensehne durchzogen (Glied oder Glieder end- wärts hinter der Beinmuskulatur). $ 2. Die Tibia enthält, wenn zwei oder mehr Krallenmuskeln vor- handen sind, stets den endwärtigsten (distalsten) derselben, ausserdem häufig direkte Muskeln, bei Insekten niemals Brückenmuskeln, bei Chilopoden die Endhälfte des Kniebrückenmuskels. !) Dieses Gesetz wurde in fast gleichem Wortlaute bereits in den Sitz.-B. d. Gesellsch. nat. Fr. Berlin 1903 Nr.2 angegeben, wobei in gleicher Weise auf diesen Aufsatz verwiesen ist, das Wort „fast“ (gleicher Wortlaut) aber gegen meinen Willen beim Druck ausgelassen wurde. 132 Karl W. Verhoeff, [14] $ 3. Das Femur enthält, wenn zwei oder mehr Krallenmuskeln ent- handen sind, im ersteren Falle den grundwärtigen (proximalen), im letzteren Falle den vorletzten derselben, ausserdem stets die endwärtige Hälfte des oder “ der endwärtigen Brückenmuskeln. $ 4. Das Praefemur enthält, wenn zwei Krallenmuskeln vorkommen keinen derselben, wenn mehr vorkommen, enthält es einen derselben und zwar bei drei den grundwärtigen, ber vier den zweiten derselben vom Grunde aus. Stets enthält es die grundwärtige Hälfte des oder der endwärtigen Brücken- muskeln. Kommen grundwärtige Brückenmuskeln vor, so befinden sich die endwärtigsten Stücke derselben stets im Praefemur. (Vergl. das Schema in Abb. 16). $ 5. Der Trochanter enthält, wenn zwei oder drei Krallenmuskeln vorkommen, keinen derselben, wenn vier vorkommen den grundwärtigsten dieser. Er besitzt an den endwärtigen Brückenmuskeln keinen Antheil, oder doch nur dann, wenn der grosse Brückenmuskel einen drei Glieder dwrehziehenden Nebenmuskel aufweist (bmx Abb.1). Kommen grundwärtige Brückenmuskeln vor, so ziehen sie stets auch durch dieses Glied, welches stets das nächste hinter der Coxa ist und höchstens einen direkten Muskel enthält, meist aber keinen. = Ueber die Coxa-Bestimmung sprach ich bereits 1902 in den Nova Acta zur Genüge. Auch bleiben die dortigen Beingliederdefinitionen durch- aus zu Recht bestehen für Herapoda, für die Chilopoda müssen sie in Bezug auf das Vorkommen von mehr Krallenmuskeln ergänzt werden, was jeder leicht ausführen kann, ohne dass an dem Wesentlichsten etwas geändert zu werden braucht. Was das phylogenetische Alter der Beinglieder betrifft, so sind die Brückenmuskeln von hervorragender Bedeutung. Schon in den Nova Acta zeigte ich, dass wenn wir er Glieder als ältere herausgreifen wollen (wobei aber stets von den Krallen abgesehen wird), diese Hüfte, Praefemur, Femur und Tibia sind (nach der dortigen Bezeichnungsweise „Hüfte, Schenkel, Schiene und Tarsus“). Dies ist durch weitere Studien vollkommen bestätigt: Ein Blick auf das Schema der Brückenmuskeln (Abbildung 16) zeigt, dass eine ganz hervorragende ‘ [15] Ueber Tracheaten-Beine, 133 Grenze zwischen Praefemur und dem weiter folgenden Beinstück liegt, da sich hier vier grundwärtige Brückenmuskeln ansetzen. Wichtig ist aber auch die Grenze zwischen Femur und dem weiter folgenden Beinabschnitt, da sich dort die zwei endwärtigen Brückenmuskeln befestigen. Der Schenkel biegt also ursprünglich zwischen den Wirkungspunkten von sechs Brücken- muskeln. Da sich an den Telopoditgrund aber Rumpfbrückenmuskeln und sehr starke direkte Hüftmuskeln anheften, da hier ferner die grossen Ge- lenkknöpfe mit anschliessender Leiste liegen, so kann über das Alter des Coxa-Trochanter-Gelenkes kein Zweifel bestehen. Gleichwohl deutet der durch Coxa, Troehanter und Praefemur ziehende und am Femurgrunde sich befestigende Brückenmuskel cobm (Abb. 1 und 9) darauf hin, dass, da auch die grundwärtigen und endwärtigen Brückenmuskeln über einander im Prae- femurgliede weggreifen, die Glieder Coxa, Trochanteropraefemur, Femur und Tibia ziemlich gleichzeitig entstanden sein müssen. Dagegen ist der Trochanter sicherlich später entstanden, denn die Ursprungsstellen der endwärtigen Brückenmuskeln konnten so wie sie liegen auch ohne diesen bestehen, ein direkter Muskel kommt nur bei Geophiliden vor und der coxotrochanterale Brückenmuskel (com? Abb. 13) lässt sich bei der Schmalheit des Schenkel- rings recht wohl denken schon ehe der Trochanter bestand als ein nur etwas weiter ins Telopodit greifender Coxalmuskel. Den Tarsus kann man zwar deshalb, weil die an ihn ziehenden direkten Muskeln häufig fehlen und nur ein Brückenmuskel an ihn heran- geht, ferner er selbst überhaupt keine Muskeln enthält, für geringer werthig und daher auch jünger erachten als die genannten vier alten Beinglieder (und so geschah es auch von mir 1902 in den Nova Acta uuter der Be- zeichnung „2. Tarsus“), aber andererseits ist zu bedenken, dass er bei Chilo- poden sowohl als auch niederen und nicht abgewichenen Hexapoden all- gemein vorhanden ist (echte T’hysanuren, Blattodeen, Dermapteren u. a.) und scharf charakterisirt als das Gebilde, welches hinter den letzten (endwärtigsten) Beinmuskeln und proximal von der Ansatzstelle der Krallensehne liegt. Es giebt Fälle bei primitiven Opisthogoneaten, in welchen der Tarsus gut ent- wickelt ist, der Trochanter aber nicht. Trotzdem können wir diese für das Alter des Trochanter nicht heranziehen, da sich der Trochanter als secundär verkümmert herausstellt. Den Trochanter ‚halte ich vielmehr nach der ge- 134 ‚Karl W. Verhoeff, [16] nannten Beschaffenheit der Muskeln für jünger als die vier alten Beinglieder und auch für jünger als den Tarsus. Die im dritten Aufsatz') geschilderten Verhältnisse bei Progoneaten stimmen hiermit überein. Ganz sicher zuletzt traten immer die muskellosen Unterabtheilungen des Tarsus auf, wie ich schon 1902 angegeben habe und was auch das Vorkommen eines eingliedrigen Tarsus bei den allermeisten Diplopoden und Chilopoden belegt. Mithin bekommen wir folgende phylogenetische Stufen der Beingliederentwickelung: I. Coxa, Praefemur, Femur, Tibia [und Tarsungulum], ll. Tarsus, III. Trochanter, IV. Tarsalglieder. Es ist hier die Möglichkeit eines ursprünglich einheitlichen Tarsungulum in Betracht zu ziehen. (Vergl. den fünften Aufsatz.) Will man die Klauen mit berücksichtigen und den Tarsus als Theil eines primären Tarsungulum auffassen, dann ist er ein primäres Glied. Der Punkt, bis zu welchem die Beinmuskulatur reicht, ist von ausser- ordentlicher Wichtigkeit und zeigt u. a. die völlige Unnatur des Börner- schen „Tibiotarsus“ im Sinne eines alten Gliedes. Es lassen sich unterscheiden: A. Myotische Beinglieder: Coxa, 'Trochanter, Praefemur, Femur und Tibia. B. Amypotische Beinglieder: Tarsus und Ungulum. Zur Bestimmung der Coxa habe ich schon im XVI. Aufsatz meiner „Bei- träge zur Kenntniss paläarktischer Myriopoden“ (Nova Acta der Akademie Deutscher Naturforscher in Halle 1901) auf die Bedeutung der bei Chilo- poden niemals fehlenden Gelenkknöpfe des Gelenkes zwischen Coxit und Telopodit hingewiesen. Diese Gelenkknöpfe sind deshalb so wichtig, weil sie besser und kräftiger ausgeprägt sind als andere Gelenkknöpfe der Beine und weil an ihnen bei Chilopoden immer und bei Hexapoden wenigstens häufig Muskelleisten (Hakenleisten) Anschluss haben, welche bei anderen Bein-Gelenkknöpfen nieht vorkommen. Diese anderen Bein-Gelenkknöpfe habe ich nicht weiter erörtert, weil sie zur Gliederbestimmung nicht ver- !) Sitz.-Ber. d. Gesellsch. nat. Fr. Berlin 1903. [117] Ueber Tracheaten-Beine, 135 wendbar sind, einmal deshalb, weil sie in ihrer Ausbildung nach den Gruppen sehr verschieden sind, dann weil sie oft an den meisten Telopodit- gelenken gleich sind (also nicht gestatten ein bestimmtes Glied zu charak- terisiren) und endlich weil ihre Ausprägung in demselben Maasse wechselt wie Grösse und Function bestimmter Glieder. Wenn z. B. der Trochanter oder das Praefemur verkümmern, so treten Fälle auf, wo wir diese Glieder zwar noch deutlich erkennen können, aber an ihnen gegen ein Nachbarglied keine Gelenkknöpfe nachweisen. Während ich nun im ersten und zweiten Aufsatze sowohl die ausschlaggebende Bedeutung der Muskulatur für die Bestimmung der Beinglieder gezeigt habe als auch im vorliegenden dar- gethan, dass die Gliederhomologisirung sogar nach jedem einzelnen der drei Muskelsysteme möglich ist, glaubt Börner (Nr. 9 d. Sitz.-Ber. d. Gesellsch. nat. Fr. Berlin 1902) in „der fast vollständigen Vernachlässigung des Baues der verschiedenen Gelenke“ einen „Grund“ für unrichtige frühere Homo- logisirungen gefunden zu haben. Dieser Aufsatz Börner’s ist, wie ich hervorheben muss, der (wahrscheinlich letzte) Versuch die alte von mir als irrig erwiesene Gliederhomologie zwischen Chilopoden und Hexapoden auf- recht zu erhalten‘). Er bespricht im Kapitel II „Die Lagebeziehungen und Gelenke der Beinglieder* und sagt S. 210 hinsichtlich der Kniegelenke: „Die meist in der Zweizahl vorhandenen Angelpunkte liegen auf der Vorder- und Hinterseite mehr oder weniger dem OÖberrande genähert. Dieselben können auf der Oberseite einander so nahe rücken, dass sie wie ein Angel- punkt wirken und thatsächlich kommt auch die Verschmelzung beider zu einem einzigen vor, der dann stets am Oberrande des Beines gelegen ist.“ Leider hat B. gar kein bestimmtes Beispiel angegeben, wie und wo er diesen sonderbaren Vorgang beobachtet haben will! Ob dies bei Hexapoden vorkommt, lasse ich vorläufig dahingestellt sein (verweise aber auf den fünften Aufsatz), für O'hxlopoden ist dergleichen entschieden in Abrede zu stellen. Ich will deshalb ein wenig auf die Gelenkknöpfe der Telopoditglieder der Chilo- poden eingehen: Bei allen Chilopoden (ausgenommen Scutigera) besitzen die Telopoditglieder einen mehr oder weniger starken @elenkknopf oben auf den 1) Börner behauptet auf 8. 207 irrthümlich, dass dieses Thema „noch nicht von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus betrachtet worden“ sei, während das thatsächlich ge- rade von mir geschehen ist. Nova Acta LXXXI. Nr. 4, 30 136 Karl W. Verhoeff, [18] Gelenken (vergl. anbei Abb. 12 von einem Geophiliden, Orya), der aus zwei dunklen Chitinverdiekungen besteht, die sich entweder beide platt an einander- legen oder in der Form von Zapfen und Grube in einander greifen. Diese Gelenke lassen sich als Einstülpungsgelenke bezeichnen, weil jedesmal das end- wärtigere Glied, indem es sich um den oberen Gelenkkopf dreht, mit seinem Grunde sich in das Ende des vorhergehenden Gliedes um so mehr einstülpt, je weiter die Grundtheile nach unten liegen. Ganz unten aber, also dem Gelenkknopf gerade gegenüber, findet sich meist ein Widerlagerknopf am endwärtigen Gliede. Ein anderer Knopf am grundwärtigen Gliede ist in den wenigsten Fällen vorhanden (tr Abb. 12) immer aber sind die Wider- lagerknöpfe schwächer als die dorsalen Angelknöpfe. Diesen Einstülpungs- gelenken entspricht (bei allen Chilopoden) die Beschaffenheit der Gelenkhaut (Abb. 8), indem dieselbe oben linienartig schmal ist nach unten aber immer breiter wird, sodass sie in der Seitenansicht dreieckig erscheint, mithin einen schräg abgestutzten Cylinder vorstellt. Bei Lithobius (Abb. 2) verhält sich die Sache ebenfalls wie eben für die Epimorpha geschildert, aber ein unterer Widerlagerknopf fehlt, da die anstossenden Stachel schon eine allzu starke Einbiegung (Flexion) der Glieder verhindern. Scutigera unterscheidet sich aber von den andern Chilopoden dadurch, dass es an den Telopoditgelenken oben zwei Gelenkknöpfe besitzt (Abb. 8), mit Ausnahme des praefemur-trochanteralen Gelenkes. Diese zwei Gelenk- knöpfe (« und 3) befinden sich etwas oberhalb der horizontalen Mittelebene der Beine, vorne und hinten. Sie bestehen entweder aus flachen Knöpfen oder aus Zapfen und Grube. Ein Widerlagerknopf kommt am praefemur- femoralen Gelenk nicht vor, wohl aber zwischen Femur und Tibia und den folgenden Gelenken, soweit sie deutlich sind. Es besteht aber sogar ein Widerlagergelenkknopf, indem sowohl Femur als auch Tibia ein unteres Knöpfehen y besitzen (Abb. 7 und 8). Dasselbe wiederholt sich zwischen Tibia und Tarsus (Abb. 6) und dem deutlicheren der Tarsalgelenke (Abb. 5), wobei an ersterem (Abb. 6) besonders deutliche Zapfengelenke zu bemerken sind. An den kleinsten Tarsalgelenken wird das Widerlagergelenk undeut- lich (Abb. 4). Das Gesagte lässt nun, da Scutigera in einer Reihe von Punkten namentlich aber in den Beinen den übrigen Chilopoden gegenüber die ab- [19] Ueber Tracheaten-Beine. 137 geleitetere Form ist, hinsichtlich der paarigen oberen Gelenkknöpfe nur zwei Möglichkeiten zu, entweder sind dieselben von vornherein paarig ent- standen, oder aber sie haben sich durch Theilung der unpaaren oberen der übrigen Chilopoden aus diesem entwickelt. (Das ist also gerade das Gegen- theil von dem was Börner behauptet hat) Aber auch abgesehen von dieser unhaltbaren Hypothese ist es fraglich, was denn überhaupt durch Börner’s Absatz II für die Beingliederbestimmung gewonnen werden soll!? So gerne ich nach dieser Richtung ein neues weiteres Kriterium angenommen hätte, so war es doch angesichts der Thatsachen und bei genauerer Ueber- legung rein unmöglich. Ich habe das bei Besprechung der Diplopoden ebenfalls bestätigen müssen‘) (vergl. den dritten Aufsatz). Zur Gliederung und Muskulatur der Beine der einzelnen Chilopoden- Familien will ich jetzt keine weitläufige Beschreibung geben, zumal aus den Abbildungen das Wichtigste schneller zu ersehen ist als aus vielen Worten, aber einige Bemerkungen können hier doch nicht ausgelassen werden: Scutigera: Latzel (1880 die Myriopoden der österreichisch-ungarischen Monarchie) hat die drei aufeinander folgenden grossen Telopoditglieder als Schenkel, Schiene und erstes Tarsalglied betrachtet (S. 27), obwohl gerade Scutigera diejenige Chilopodenform ist, welche die Forscher in Bezug auf die Richtigkeit dieser mit den Hexapoden-Beinen in Zusammenhang ge- brachten Anschauung hätte stutzig machen sollen! Das letzte der drei grossen Beinglieder soll ein erster und die weiteren kleinen Glieder ein zweiter Tarsalabschnitt sein!? (Vergl. Abb. 3.) Hier spricht schon die rein äusserliche Gestaltung dafür, dass das unrichtig ist, denn es ist doch im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass ein ursprünglich einheitliches Gebilde, der Tarsus, hier mit einem Male in zwei in jeder Hinsicht verschiedenen Abschnitten auftreten soll, einem diekeren einheitlichen und einem dünneren !) Es ist also unklar, wieso Börner „die Bestimmung der Homologie der ein- zelnen Beinglieder“ „erst ermöglichen“ will, „wenn man sie in Combination zum Bau der verschiedenen Gelenke bringt“ (S. 218), da wie gesagt aus seinen Angaben kein sicheres Kriterium auch nur für ein einziges bestimmtes Telopoditgelenk hervortrit. Einmal haben wir bei Börner das Coxa-Telopoditgelenk zwischen Coxa und Trochanter, dann zwischen Coxa und Praefemur und bisweilen sogar Coxa und Femur. 30* 138 Karl W. Verhoeff, [20] gegliederten, die also funktionell und gestaltlich ganz verschieden sind. Ausserdem treten am Ende dieses dritten grossen Beingliedes einige grosse Stacheln auf, die so wunderbar an die entsprechenden Trbiaenddornen der Insekten erinnern, dass man sich darüber wundern muss, dass noch Niemand diese Uebereinstimmung aufgefallen ist! Zur Gliederhomologisirung hätten bei Scutigera also schon die Glieder-Gestaltverhältnisse allein genügt, da diese Chilopoden-Gruppe bereits äusserlich und funetionell eine Beinbeschaffen- heit nach den Grundzügen des typischen Insektenbeins aufweist, wobei nur das sehr grosse Praefemur etwas Ungewöhnliches darbietet. Nun stimmt auch die Muskulatur mit dem Gesagten vollkommen überein, wie die An- wendung des Muskelhomologiegesetzes zeigt, wonach also z. B. der letzte (endwärtigste) Krallenmuskel die Tibia kennzeichnet (km? Abb. 3). Die drei grossen Beinglieder sind also nicht Schenkel, Schiene und erstes Tarsalglied wie Latzel (und neuerdings wieder Börner) behaupten, sondern Praefemur, Femur und Tibia. Der schmälere, vielgliedrige Abschnitt allen ist der Tarsus. An ihm will Börner (a. a. O. S. 211 unten) „endwärts von der Mitte zwischen der Spitze des ersten Tarsale und dem Praetarsus eine deutlich grössere, dehnbarere Gelenkhaut, die zu erkennen giebt, dass der Scutigeriden-Tarsus, ähnlich wie der vieler anderer Chilopoden bereits dreigliedrig war, ehe er in jene zahlreichen Ringelchen zerfiel‘, gesehen haben. Ich habe nun weder bei Latzel u.a. etwas von solcher „grösseren Gelenkhaut“ angegeben gefunden, noch auch selbst etwas davon sehen können. Dagegen besitzen die meisten Laufbeine von Scutigera ein grösseres Tarsalglied am Grunde (a Abb. 4) und zwei kleine Stacheln weiter endwärts, in Abb. 4 z. B. bei 5 hinten an dem sechsten der kleinen Gliedehen. Diese kleinen Stacheln hat auch Latzel schon beobachtet. Wir bemerken aber gleichzeitig, dass die Grliedchen hinter den Stacheln plötzlich etwas kleiner sind als die vorhergehenden. Wir können also den vielgliedrigen Tarsus als aus einem zweigliedrigen (oder wenn wir das erste grössere Glied besonders rechnen wollen, dreigliedrigen) entstanden betrachten. Lithobius: Wir haben hier zwei deutliche endwärtige Brückenmuskeln Abb. 1 5m und bm!, ausserdem einen ungewöhnlichen, welcher aus dem Trochanter kommt bmx. Innerhalb des Praefemur (allein oder theilweise) [21] Ueber Tracheaten-Beine. 139 können hier nicht weniger als neun Muskeln auftreten, ein Fall der so recht zeigt, wie die Ohilopoden-Beine denen der Hexapoden gegenüber muskelreich sind. So hat sich auch hier aus einer Vielheit bei weiterer Entwickelung nur ein Theil erhalten, ähnlich wie von den zahlreichen Flügeladern niederer Insekten (z. B. Blattodeen) sich bei höheren meist nur wenige, dann aber oft desto bestimmter ausgeprägte erhielten. Epimorpha: Das Vorkommen von vier Krallenmuskeln bei Geophiliden ist von Börner richtig und für Chilopoden anscheinend zum ersten Male fest- gestellt worden. Dagegen hat er (vgl. seine Abb. 5 von Geophilus) nur zwei grundwärtige Brückenmuskeln (pti und ft) beobachtet, während es deren (wie meine Abb. 13 zeigt) vier giebt, mfx, com?, cobm und prbm. Indessen will ich hierauf keinen Nachdruck legen, da es sehr leicht geschehen kann, dass ein einzelner Muskel übersehen wird, vor allem aber auch deshalb, weil die Gliederhomologisirung auf Grund der Muskulatur eine so ausser- ordentlich scharfe ist, dass es in vielen Fällen auf einen einzelnen Muskel gar nicht ankommt. | Es kann uns deshalb Börner’s Abb. 5 (so wie sie ist) dazu dienen im Zusammenhang mit seinen eigenen übrigen Zeichnungen die Unhalt- barkeit seiner d.h. überhaupt der alten Beintheorie nachzuweisen; vergleichen wir z.B. Börner’s Abb. 5 mit Abb. 7 (von Japyx): Das Telopodit des Letzteren besitzt ein Glied weniger als das gezeichnete von Geophilus, näm- vier gegen fünf. Bei beiden liegt (meinem Muskelhomologiegesetz ent- sprechend!) der letzte Krallenmuskel im vorletzten Gliede und der end- wärtige Brückenmuskel (ft Abb.7 und pta! Abb. 5) in den beiden Gliedern vor demjenigen, welches den distalsten Krallenmuskel enthält, während in dem endwärtigen dieser beiden Glieder bei beiden der von endwärts her zweite Krallenmuskel angetroffen wird. Ferner geht an das Gelenk zwischen den beiden Gliedern, welche der grosse Brückenmuskel durchzieht, in Abb. 7 ein aus der Coxa kommender Brückenmuskel (von Börner irrthümlich mit „eti* bezeichnet), der bei Geophiliden in genau gleicher Weise vorkommt (vergl. meine Abb. 13 cobm) aber von Börner übersehen wurde Aus dem Gesagten folgt, dass die ver letzten Glieder [in B.’s Abb. 5] bei Geophilus vollkommen homolog sind den vier letzten von Japyx! Börner dagegen behält ein letztes Glied bei Geophilus am Ende übrig, ta?. (Vergleiche mit 140 Karl W. Verhoeff, [22] andern Abbildungen Börner’s würden Entsprechendes ergeben.) Es fragt sich nun, ob es möglich ist, eine andere Homologie zu Stande zu bringen, wenn wir (mit Börner) die beiden ersten Telopoditglieder von Geophilus und Japyz u. a. als Ausgangspunkt wählen. Wir könnten dann die Brücken- muskel pt! und ft? Abb. 5 den Brückenmuskeln ti und eti Abb. 7 gleich- setzen. Dann finden wir aber (vom Kniebrückenmuskel ganz abgesehen) im zweiten und dritten Gliede bei Geophilus einen grossen Brückenmuskel, während ein solcher bei Japyx fehlen würde (1. Widerspruch). Wir finden bei Geophilus im zweiten bis vierten Telopoditgliede Flexoren, bei Japyx im ersten und dritten hinter der Coxa, während wir sie im zweiten und vierten erwarten müssten (2. Widerspruch). Wir finden bei Geophilus im vierten Gliede des Telopodit die letzten Klauenmuskeln, bei Japyx aber enthält das vierte nach der Coxa gar keine Muskeln. (3. Widerspruch.) Wollte man nun annehmen, dass grundwärts und endwärts bei Japyx ein Krallenmuskel verkümmert wäre, so würde dies keine einheitliche Ver- kümmerungsweise bedeuten und auch den oben erörterten Erfahrungen innerhalb der Chilopoden-Gruppen widersprechen, die uns zeigt, dass die Verkümmerung der Krallenmuskel einheitlich vom Grunde gegen das Ende erfolgt. (Vergleiche auch Corisa im fünften Aufsatz!) Endlich haben wir bei Japye im ersten Telopoditgliede einen direkten unteren Muskel, bei Geophilus aber nicht. Das Gesagte zeigt, dass die bisherige [und Börner’sche] Annahme zu mehreren auffallenden Widersprüchen führt und daher unhaltbar ist, weshalb ich anderweitige Gründe gegen dieselbe, die sich aus dem Vorigen von selbst ergeben, nicht weiter wiederholen will. Es sind also nicht die vier-proximalen Telopoditglieder von Geophilus den Telopoditgliedern von Japyz und andern Insekten homolog, sondern die vier endwärtigen, wie ich es oben bewiesen habe. Hiermit ist, soweit die Opisthogoneata in Betracht kommen, die alte Theorie der Beingliederhomo- logisirung, wie sie Börner nochmals vertreten hat, endgültig abgethan. * + = In dem oben aufgeführten Satze Börner’s steht etwas von einem „dreigliederigen“ Tarsus „vieler anderer Chilopoden“ (ausser Scutigera), wozu ich nur bemerken will, dass die Unhaltbarkeit dieser Ansicht lediglich die Folge der Praefemur-Verkennung ist. Eine eigenthümliche Idee hat er [23] Ueber Tracheaten-Beine. 141 ferner auf S. 213 unten vorgetragen, indem er offenbar selbst merkte, dass der schräge Trochantermuskel der Geophiliden doch etwas Absonderliches vorstelle und hinsichtlich seines Zusammenhanges mit anderen Gruppen einer Erklärung bedürfe. Diese Idee erledigt sich einfach dadurch, dass der Muskel den er bei Lithobius sp. für den „Vorläufer der sonst getrennten Pronatores tibiae und femoris“ hält mit diesen beiden zugleich vorkommt. Richtig dagegen ist der Hinweis darauf, dass dieser Brückenmuskel „ober- flächlich gelegen ist“. Die Endbeine der Epimorpha. In vergleichend-morphologischer Hinsicht haben die End- oder Schlepp- beine der Epimorpha den Forschern mancherlei Schwierigkeiten bereitet. Anfänglich war man über Coxa und Trochanter im Unklaren, die jetzt geklärt sind. Eine andere Absonderlichkeit aber blieb völlig unberührt, weil sie uns erst durch das Muskelhomologiegesetz enthüllt werden kann, nämlich ein Zerfall der Tibia in zwei Glieder, von denen ich das eine als Praetibia das andere als Tibia (im engeren Sinne) bezeichne. Bei den Geophiliden sind die Laufbeine gewöhnlich mit fünf Telopoditgliedern ver- sehen (die Klaue rechne ich stets ab). An den Endbeinen dagegen treffen wir meist sechs Telopoditglieder, unter denen aber trotzdem, genau so wie bei jenen, nur das einzige Endglied muskellos ist (vergl. Abbildung 14 von Meeistocephalus). Da nun die drei grundwärtigen Telopoditglieder die ge- wöhnliehen Verhältnisse darbieten, namentlich auch das zweite und dritte den grossen Brückenmuskel, so folgt, dass die Tibia durch ein Gelenk in zwei Glieder getheilt worden ist, wobei auch ihr Krallenmuskel in zwei zerfiel (km? und km?). Die Endbeine können nicht als typische Laufbeine gelten, sonst würde ihretwegen das Muskelhomologiegesetz noch durch einen Paragraph zu ergänzen sein, da ja diese Geophiliden-Endbeine fünf Krallenmuskeln besitzen. Ein solcher Zusatz, wenn man ihn machen will, würde lauten: Kommen fünf Krallenmuskeln vor, so ist eines der vier sonstigen Krallenmuskel führenden Glieder durch ein Gelenk in zwei eingeschnürt worden und zwar bei den Epimorpha das endwärtigste dieser Glieder. Bei den Scolopendriden besitzt Oryptops an den meisten Laufbeinen die fünf (vier) Telopoditglieder wie die Geophiliden, am 20. Beinpaar aber 142 ° Karl W. Verhoeff, [24] ist der Tarsus durch ein Gelenk in zwei Glieder getheilt worden. (Vergl. die Abbildungen 9 und 10). Hier haben wir also zwei Tarsalglieder wie so oft bei den Anamorpha. Ganz anders verhält sich das 21. Beinpaar, die Schleppbeine. Statt der gewöhnlichen drei Krallenmuskeln haben wir vier, trotzdem, dass der Trochanter verkümmert ist und nur ein Tarsalglied ausgebildet. Folglich muss, entsprechend den Geophiliden, eines der muskelführenden Telopodit- glieder (Abb. 11) sich getheilt haben, was wieder nur die Tibia sein kann, zumal die beiden mit Zahnkämmen besetzten vorletzten Glieder, die sich stark übereinander krümmen können, wie eine Anpassung an diesen Zweck erscheinen. Ich habe inzwischen durch das Postfemur bei Diplopoden auf eine ähnliche aber doch wieder abweichende Erscheinung hingewiesen. * = * Oben habe ich auseinandergesetzt, dass und warum meine schon in den Nova Acta 1902 gegebene Darlegung von vier alten (primären) Bein- gliedern (Coxa, Praefemur, Femur und Tibia) richtig ist und dass besonders die Brückenmuskel hierfür einen sehr wichtigen Beleg geben. Ich komme zum Schluss auf: die Ansicht Börner’s a. a. O., wonach „der Trochanter (im alten Sinne) kein primäres sondern erst ein sekundäres Beinglied ist“ (gemeint ist bei Hexapoden das Praefemur), weshalb er nur drei alte Bein- glieder annimmt, nämlich „Coxa, Trochanterofemur und Tibiotarsus.* Bör- ner hat aber zwei ganz verschiedene Vorgänge vermengt, nämlich die Rück- bildung des Trochanter und die Rückbildung des Praefemur. Das Prae- femur wird allerdings bei Hexapodenbeinen manchmal reducut, niemals aber an den Beinen der Chilopoden (auch nicht bei typischen Progoneaten-Beinen). Nachdem ich ausserdem gezeigt habe, dass die Brückenmuskeln das Prae- femur in hervorragender Weise vom Femur trennen, dürfte es zur Genüge klar sein, dass die Praefemurreductionen ganz ausgesprochen derivate Er- scheinungen sind (abgeleitete!), die zudem bei den niedersten und ursprüng- lichen Hexapoden ebenfalls nieht vorkommen. Es ist mithin ganz unstatt- haft, derlei abgeleitete Fälle (z. B. bei Physopoden) für die phylogenetische Gliederbestimmung verwenden zu wollen. Von einem „Trochanterofemur“ oder jetzt Praefemorofemur kann also nur dann die Rede sein, wenn solche [25] Ueber Tracheaten-Beine. 143 abnorme Fälle vorliegen, wie sie Börner in seiner Abb. 13 vorgeführt hat, die meines Erachtens lediglich eine Erscheinung in der Reduktion und Bein- verkürzung der Collembolen darstellen. Auf den „Tibiotarsus* Börner’s komme ich im fünften Aufsatze genauer zurück und bemerke hier nur kurz, dass ein solcher, d. h. eine Vereinigung von Tibia und Tarsus bei Chrlopoden- Beinen ‘gar nicht existirt! Im dritten Aufsatze habe ich dasselbe für Pro- goneaten erwiesen, sodass es also für die Myriopoden-Beine im Allgemeinen gilt. Chilopoden -Beine. Beinglieder: Urglieder: | Coxa Coxa Ende bestimmter Rumpfbrückenmuskel und grosse Gelenkknöpfe von Coxa und Telopodit. Trochanter | Praefemur J Ende der grundwärtigen Brückenmuskeln. Ur-Praefemur — Myotische Glieder Femur Femur = Ende der endwärtigen Brückenmuskeln. B Tibia (Praetibia und secundäre Tibia). Tibia S &) | Ende der Kniebrückenmuskeln und der Beinmuskulatur überhaupt. |S Tarsus Amyotische 5 “ | Ende der Klauensehne | Tarsungulum | Glieder | Ungulum J Anmerkung: Durch die Entdeckung der Kniebrückenmuskeln der Chilopoden ist eine Homologie zwischen den Beinen dieser und der Symphylen nebst Pauropoden erzielt worden, während die Beine der Diplopoden denen der drei genannten Gruppen gegenüber nicht vollkommen homolog sind, wie ich im dritten Aufsatz genauer ausgeführt habe und was auch jetzt zu Recht bestehen bleibt. Nova Acta LXXXI. Nr, 4, 31 Fünfter Aufsatz’): Ueber Insektenbeine, mit besonderer Berücksichtigung der Tarsuskleinheit. (Mit Tafel 3 und 4 (XVI und XV. Im dritten und vierten Aufsatze über Tracheatenbeine habe ich unter anderm gezeigt, dass der Tarsus der Chilopoden sowohl als auch der Pro- goneaten eine sehr beständige Erscheinung ist, welche jedenfalls dafür spricht, dass, auch wenn man dieses Glied bei Chilopoden, auf Grund der mangelnden Muskulatur, als jünger ansehen wollte wie verschiedene andere Beinglieder, nämlich Coxa, Praefemur, Femur und Tibia, es dennoch jedenfalls schon innerhalb chilopodenartiger Kerfe in sehr entlegener Zeit vorhanden gewesen sein muss. Die T'hatsachen sprechen also dafür, dass die Insekten von ihren Vorfahren einen mindestens eingliederigen?) Tarsus überkommen haben. Es konnte jedoch auch ein zweigliedriger sein, weil dieser Fall bei Myriopoden nicht selten ist. Eine Verwachsung von Tibia und Tarsus ist an den Lauf- beinen weder bei Progoneaten noch Chilopoden je beobachtet worden. Trotz- dem hat ©. Börner‘) kürzlich eine „Tibiotarsus“-Hypothese aufgestellt und dieselbe ausser durch Scolopendrella (welche ich schon im dritten Aufsatz besprach), besonders durch Mallophagen, Physopoden und Coleopteren zu belegen versucht. Da eine Klarstellung dieser Frage ein dringendes Er- forderniss ist, so habe ich im Folgenden meine Untersuchungen über diesen Gegenstand kurz zusammengefasst, wobei ich noch einiges hinzufügte, was 1) Der dritte Aufsatz über Progoneaten-Beine (mit 2 Tafeln) erscheint in den Sitzungs-Berichten d. Gesellschaft naturforsch. Fr. Berlin 1903. 2) Einen mehr als zweigliedrigen haben sie jedenfalls nicht ererbt, weil ein solcher bei Myriopoden nur sehr selten und dann in ausgesprochen derivaten Fällen vorkommt. 3) Vergl. Nr. 9 der Sitzungs-Berichte der Gesellsch. naturforsch. Freunde Berlin 1902, an verschiedenen Stellen. [27] Ueber Tracheaten-Beine. 145 für Insektenbeine überhaupt von Interesse ist und weitere Belege für mein im vierten Aufsatz ausgeführtes Muskelhomologiegesetz bringt. A. Mallophaga. Die Mallophagen entsprechen der Annahme, dass die Hexapoden von ihren chilopodenartigen Vorfahren einen zweigliedrigen Tarsus ererbt haben, denn eine Reihe von Gattungen zeigen einen solchen in deutlichster Weise, so Colpocephalum (Abb. 4) und Physostomum (Abb. 5). Die beiden Glieder sind von einander sehr scharf abgesetzt und nicht minder von der Tibia. Das grundwärtige derselben besitzt eine mehr oder weniger deutliche, bei Physostomum sehr fein gestreifte Haftblase (in Abb. 5 durch Pünktchen an- gedeutet). Von diesen Formen mit deutlich zweigliedrigem Tarsus, der noch merklich an den Sohlentarsus typischer Insekten erinnert, kommen wir zu Formen, wie sie uns Trichodectes latus N. (Abb. 3) darstellt, indem der sohlenartige Charakter durchaus fehlt, auch auf den ersten Blick nur ein Tarsenglied da zu sein scheint, während man bei genauerer Prüfung fest- stellt, dass zwar eine Grenze zweier Glieder nicht mehr deutlich zu sehen ist, dass aber die verschiedenartige Dicke der Chitinwandung (die nämlich an der Stelle, wo die Grenzlinie zu erwarten ist, plötzlich sehr dünn wird), die Stellung der Borsten und das Vorhandensein eines kleinen Bläschens, innen knapp vor der erloschenen Grenze (entsprechend der Blase von Phy- sostomum Abb. 5) auf deren ehemaliges Vorhandensein bestimmt hindeuten. Vergleichen wir weiter die durch Trichodectes latus vertretene Tarsenbildung (Abb. 3) mit der von Docophorus communis (Abb. 1) und Ornithobius cygni D. (Abb. 2), wo überhaupt nur ein Tarsenglied vorhanden ist und dieses gleichzeitig eine kurze, gedrungene Gestalt aufweist, während die Krallen stark nach innen gerichtet sind, so kann — wenn wir uns gleichzeitig dessen erinnern, dass die vielfüssigen Antennaten frei leben, nicht minder aber sehr zahlreiche niedere Hexapoden, während die Mallophagen bei ihrem Leben auf der Wirbelthierhaut weniger auf das Laufen als auf das An- klammern angewiesen sind — kein Zweifel bestehen, dass bei den Mallo- phagen der deutlich zweigliedrige Tarsus in einen undeutlich zweigliedrigen und dieser in einen eingliedrigen verwandelt ist in Zusammenhang mit 31* 146 Karl W. Verhoeff, [28] einem immer stärkeren Anklammerbedürfniss. Diese Tarsusvergleiche zeigen deutlich, dass den Mallophagen allgemein ein Tarsus zukommt und dass jedenfalls von einer Verschmelzung der Tibia und des Tarsus nicht die ge- ringste Spur zu sehen ist. (Dies der Gliederungsbeweis.) Dass die Tibia immer als solche selbständig bleibt, zeigt aber weiterhin ihre Gestalt und es belegt es gleichzeitig die Stellung der bekannten Tibialenddorne, wie sie in Abb. 1, 2 und 3 leicht zu erkennen sind. Was distal von der Zone dieser Dornen liegt, ist Tarsus (exel. Krallen). Drittens wird der Tarsus als solcher bewiesen durch den tibialen direkten Muskel d (Abb. 1, 2, 3, 5), welcher ein Flexor des Tarsus ist und mit seiner Sehne sich an den Grund desselben unten ansetzt, während die Sehne der Krallenmusken km den Tarsus durchläuft und sich unten an den Grund der Kralle setzt oder an einen Knoten vor oder zwischen denselben. Die Anheftungsstelle der Krallensehne liegt also hinter dem Tarsus distal. In den Fällen Abb. 3—5 ist das höchst einfach, aber auch in Ab- bildung 1 und 2 ist das geschilderte. Verhalten der Sehne der beiden Mus- keln leicht zu erkennen. C. Börner hat a.a. O. in Abb. 3 ein Bein einer Goniodes-Art dar- gestellt, was den von mir beigegebenen Fällen in Abb. 1 und 2 äusserst ähnlich ist. Er hat aber den Flexor des Tarsus, der den meisten Mallo- phagen zukommt (und von mir nur bei Colpocephalum Abb. 4 vermisst wurde) übersehen und den Tarsus irrthümlich als „Pr“ d. h. Praetarsus aus- gegeben, dem entsprechend aus der Tibia eine „Tita“ gemacht. Die An- satzstelle der Krallensehne ist von ihm sehr undeutlich gezeichnet. Vor dem Praetarsus, der theilweise auf Vermengung mit Fällen kleiner Tarsus- bildung beruht, hatte ich Börner gelegentlich selbst gewarnt. Seine An- sicht hat aber noch besonders dadurch etwas Ueberraschendes, dass er Mallo- phagen wit deutlichem Tarsus, wenn auch ganz kurz, selbst erwähnt hat. Der sog. „Praetarsus“ der Mallophagen besteht also lediglich aus der oder den Krallen und einem davor oder dazwischen befindlichen Knötchen. Die oft so sehr stark aufgetriebenen Schenkel der Mallophagen (Ab- bildung 1 und 3) enthalten drei sehr kräftige Muskeln, zwei direkte d! und d2 und einen Krallenmuskel km!. In Abb. 1 sieht man ferner, dass der Flexor aus zwei Theilen besteht. (Börner hat a.a. O. die Muskeln des [29] Ueber Tracheaten-Beine. 147 Schenkels richtig, aber die direkten viel zu dünn angegeben). Im Prae- femur befindet sich ein auffallender Höcker x, der dem langen Brückenmuskel zum Ansatz dient und eine letzte Andeutung davon, dass hier eine Gegend ist, in welcher die Grenze zwischen Praefemur und einstigen Trochanter verschwand. Der Höcker liegt nämlich nieht am Grunde des Praefemur, sondern ein wenig dahinter. Der direkte Praefemurmuskel ist bei Docophorus communis N. sehr schwach (schwächer noch als ich zeichnete), bei Tricho- dectes latus N. habe ich ihn überhaupt nicht gesehen. Im Femur-Tibial- gelenk haben die deutlichen Gelenkknöpfe eine seitliche Lage (Scharnier- gelenk) (Abb. 1 und 3). Bei Hexapoden ist das eine ganz gewöhnliche Erscheinung. B. Physopoda. Die Blasenfüsse besitzen bekanntlich einen meist zweigliedrigen Tarsus, sowohl Larven als Imagines, das Haftläppehen ist durch ungewöhn- liche Vergrösserung zu einer starken Blase geworden, der gegenüber die Krallen oft so zurücktreten, dass man sie anfänglich bisweilen nicht wahr- nimmt. K. Jordan’) hat uns in seiner hübschen Arbeit über „Anatomie und Biologie der Physapoda* auch über die Endtheile der Beine genaue Mittheilungen gemacht, die nicht nur die Krallentheile, sondern auch die beiden Tarsenglieder und die Krallensehne klargelegt haben. Die Musku- latur der Beine hat Börner a. a. OÖ. beschrieben, aber wieder den direkten Muskel d des Tarsus ausgelassen (vergl. anbei Abb. 6 von Phloeothrips coriacea Haliday) auch hat er hier wieder eine „Tita“ („Tibiotarsus“) an- genommen und an deren Ende einen Pratarsus, der wie eine gewaltige Klaue aussieht. Thatsächlich ist dieses Gebilde aber ein ganz flüchtig gezeichneter Tarsus mit Uebersehung des von demselben abgesetzten Klauen- Blasengebildes. Die Arbeit Jordan’s hätte Börner vor solchen Angaben doch bewahren müssen, wenn er sie gekannt hätte! Jordan sagt S. 565 „die Larven der meisten Physapoden geben ganz ähnliche Fussbilder wie die erwachsenen Thiere“, „der Fuss der Phloeothrips brunnea-Larve ist, wie der aller Larven eingliedrig.“ Er fügt hinzu (was ich bestätigen kann): „Der Rand der Schienenspitze ist durch Borsten gekennzeichnet.“ (Vergl. 1) Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, 47. Band'1888. 148 Karl W. Verhoeff, [30] meine Abb. 6). Auf Grund welcher Thatsachen stellt nun Börner seine Physopoden-,Tita“ auf!? Und wo ist auch nur der Versuch gemacht die Angaben Jordan’s als unberechtigt zu erweisen?! Nach Börner soll ferner der Trochanter (= Praefemur in meinem Sinne bei Hexapoden) „bisher gänzlich übersehen sein“ Jordan dagegen schreibt (1888!) ausdrücklich (S. 564): „Der Schenkelring ist schwach und einfach ringförmig.“ Ferner hat Warren Elmer Hinds (Contr. to a Mono- graph of Thysanoptera, Proceed. U. S. National Museum, Washington 1902) nicht nur geschrieben: „Trochanter is a short, small segment between the coxa and the larger femur, its line of attachement with the latter being often considerably oblique“, sondern er hat auch einen Unterschied zwischen dem Trochanter der ersten und der zweiten und dritten Beine angegeben. Endlich hat auch er auf den „Tarsus“ als „composed of two segments“ hin- gewiesen und seine Eingliedrigkeit bei manchen Larven. In Abb. 6 sieht man zwei verschieden starke Flexoren im Femur. Das Praefemur von Phloeothrips coriacea ist nur noch unvollständig ab- gegrenzt durch eine Naht, in welcher einige Poren stehen, der direkte Muskel ist erloschen. Im Femur-Tibialgelenk liegen die Gelenkknöpfe wieder seitlich. Interessant sind die Unterschiede zwischen Vorderbeinen (Abb. 7 und 8) einerseits und Mittel- und Hinterbeinen (Abb. 6) andererseits. An den Vorderbeinen ist nämlich der Tarsus, der bekanntlich einige Zähne trägt, eingliedrig, an den Vorderbeinen sah ich vom Flexor nur ein Rudiment (Abb. 8 y) an den andern Beinen ist er deutlich ausgebildet. An den Vorderbeinen ist das Praefemur erloschen, während der Schenkel nach oben stark buckelig vortritt. Die den Tarsus durchsetzende Krallensehne ist sehr leicht zu verfolgen und befestigt sich in einem dunkeln Knoten k am Grunde der Blase 5l. Die kleinen Krallen « treten wenig hervor. Den Tarsus-Flexor habe ich auch noch bei anderen Physopoden be- obachtet, z. B. Physopus Primulae Haliday. Die Angaben und Ansichten über den Physopoden-Tarsus, welche wir Jordan und Hinds verdanken, kann ich also bestätigen und durch den Flexor tarsi noch weiter begründen. Börner schreibt auf 8. 223 zuerst richtig von einer „ehemaligen Grenze zwischen“ Femur und Trochanter und dann auf S. 225 „dass der Trochanter erst ein sekundäres Beinglied ist“!!!.. [31] Ueber Tracheaten-Beine. 149 C. Coleoptera. Bekanntlich haben die Untersuchungen Schiödte’s und anderer Forscher dazu geführt die Ooleopteren-Larven in zwei grosse Gruppen ein- zutheilen, nach der Beschaffenheit der Beine, nämlich in Adephagen deren Larvenbeine fünfgliedrig sind und aus Coxa, Praefemur, Femur, Tibia und Tarsus bestehen (abgesehen von den Krallen), und den Uebrigen (Hetero- phagen), welche nur Coxa, Praefemur, Femur und Tibia besitzen, dazu eine sogenannte Kralle, also viergliedrige Beine. Es erhebt sich nun die Frage, wo ist bei den Heterophagen der Tarsus geblieben ? Börner hat a.a. O. statt Tibia, wie es noch kürzlich ganz richtig von H. J. Kolbe!') in seinen schätzenswerthen „Vergleichend-morphologischen Untersuchungen an Coleopteren“ geschehen ist, das letzte Beinglied der Heterophagen-Larven (vergl. seine Abb. 4 von Tenebrio) einfach als „Tita“ (Tibiotarsus) erklärt, ohne jeden Beweis (wie auch bei den vorigen Gruppen). Wir wissen also nach wie vor nicht, wo der Tarsus der Heterophagen- Larven steckt. Als ich an die Beantwortung dieser Frage herantretend Schiödte’s klassisches Werk der Käfer-Larven prüfte, fiel mir auf, dass er die Krallen der Adephagen-Larven glatt und ganz allmählig sich ver- schmälernd angiebt, nach Art typischer Krallen, die der Heterophagen da- gegen meist in ihrem Grundtheil plötzlich etwas breiter und an diesem Grundtheil und zwar ein gut Stück hinter der Basis, mit ein, zwei oder mehreren deutlichen Tastborsten. Dieser Gegensatz, im Zusammenhang mit dem bekannten hinsichtlich des Tarsus, war sehr verdächtig. Die Ver- muthung stieg mir auf, dass diese „Krallen“ der Heterophagen eine Ver- wachsung eines Tarsus mit einer Kralle vorstellen könnten. Die niederen Heterophagen-Formen mussten hier Aufschluss geben. Bei Staphylinus- und Bledius’)-Larven fand ich die „Krallen“ ebenso wie bei Tenebrio in der Grundhälfte etwas aufgetrieben und mit zwei deutlichen Borsten vor der Mitte, ebenso bei Eros, nur die beiden Borsten mehr grundwärts. Viele andere Larven der Heterophagen hat Schiödte in ähnlicher Weise ge- 1) Festschrift für Eduard von Martens, Archiv f. Nat. 1901. 2) Einen Theil der untersuchten Käfer-Larven erhielt ich durch die Vermittelung meines Kollegen Dr. Obst, dem ich auch hier meinen besten Dank ausspreche. 150 Karl W. Verhoeff, [32] zeichnet, ich selbst anbei in Abb. 9 für Lampyris. Bei Oxyporus in Abb. 12 seiner Taf. XI giebt er sogar einen deutlichen abgesetzten, mit mehreren Borsten besetzten Grundtheil an. Sehr auffallend fand ich die „Krallen“ bei Telephorus (Abb. 12), indem hier der Grundtheil nieht nur etwas auf- getrieben ist, sondern auch mit 7—8 kräftigen, in Grübchen sitzenden Tast- borsten bewehrt, so dass der Anblick einer eigentlichen Kralle schon ganz verloren geht. Endlich fand ich aber in Hylecoetus dermestoides eine Form, die uns gar keinen Zweifel mehr darüber lässt, dass die sog. „Krallen“ keine solchen sind (ich wählte diese Form deshalb, weil sie mir durch den übrigen Körperbau, namentlich das Abdomen als ziemlich niedrig stehend bekannt war). Bei mittelwüchsigen Larven nämlich erscheint die „Kralle“ als sehr deutlich zweigliedrig (Abb. 16), so dass man sofort ein borsten- tragendes Glied ta und eine unbeborstete Kralle unterscheidet. Dieselbe ist gegen den beborsteten Theil deutlich abgesetzt, manchmal noch ent- schieden schärfer als das Abb. 16 zeigt. Der einzige Unterschied dieses Gebildes gegenüber Tarsus und Krallen der Adephagen besteht (von der Krallenzahl abgesehen) darin, dass bei den Adephagen ein Gelenk besteht, welches bei Zymexylon-Larven fehlt. Wir sehen hier jedenfalls aufs deut- lichste, dass eine Verwachsung von Tarsus und Klaue vorliegt und erkennen durch den Vergleich mit anderen Heterophagen-Formen, dass diese Verwach- sung eine um so vollständigere wird, je abgeleiteter auch sonst diese Formen sind. Bei erwachsenen Hylecoetus-Larven fand ich die beiden Theile der „Klauen“ ebenso wie bei den Mittelwüchsigen, nur mehr zusammengedrängt (Abb. 17)"). Es ist nicht zu bezweifeln, dass mit der Zeit noch mehr Be- lege für das Gesagte gefunden werden, zumal ich selbst hier nur verhält- lich wenige Formen heranziehen konnte. Das Gesagte lässt aber über das Wesentlichste keinen Zweifel übrig. Ich bezeichne das durch Verwachsung von Klaue und Tarsus entstandene Gebilde als Tarsungulum’), indem ich also das Eindgebilde der Beine Ungulnm nenne. Ich sagte bereits im vierten Aufsatz, dass ich den Begriff „Prätarsus“ J. de Meijere’s 1901 nicht an- 1) Meine Praeparate haben auch die Herren Kollegen Prof. Kolbe und Dr. Obst gesehen und sich von dem Getheilten der sog. „Krallen“ überzeugt. 2) Ungula bezeichnet die einzelne Kralle, während hier vergleichend-morphologisch alle Zustände der Krallen und ihrer Nebengebilde zusammengefasst werden sollen. 33] Ueber Tracheaten-Beine. 151 nehmen kann, weil es einmal mindestens „Posttarsus“ heissen müsste, so- dann aber hat de Meijere theilweise Tarsaltheile mit Klauen vereinigt, daher ist Praetarsus — Ungulum + Tarsus e. p. Ungulum legt den Nachdruck darauf, dass ein Gebilde am Ende des Beines gemeint ist, an dessen Grund sich die Krallensehne befestigt und welches zu den gewöhnlichen Beingliedern stets in einem Gegensatze steht, ein Gegensatz, der sich etwa vergleichen liesse mit dem zwischen gewöhnlichen Segmenten und Frontalstück oder Telson am Körper. Es ist bei der Bezeichnung Ungulum also ein Endstück ins Auge gefasst, ohne Rücksicht darauf, ob dasselbe aus ein, zwei oder drei Krallen besteht, ob Gleitflächen, Streckplatten und Haftbläschen u. a. vorhanden sind oder nicht. Auch bleibt es vollkommen dahingestellt, ob das Ungulum ein Glied zu nennen ist oder nicht. Physio- logisch ist es ein Glied, aber ebenso sicher ist, dass es physiologisch ein von typischen Beingliedern völlig verschiedenes Stück ist. Das Ungulum ist ein Podotelson. Ich musste hier wegen des Tarsungulum nothwendig mit einigen Worten auch auf das Ungulum eingehen und hoffe später darauf zurück- kommen zu können. Das Tarsungulum der Heterophagen-Larven zeigt zur Genüge, dass Kolbe vollkommen Recht hatte, wenn er a.a. 0. S. 120 schreibt: „Während nun die adephagen Coleopteren durch die Larven eine tiefere Organisations- stufe darstellen als die übrigen Coleopteren, stimmen auch ihre Larven mit den Neuropteren-Larven mehr überein, als die Larven der übrigen Coleop- teren. Thatsächlich gleichen die Larven der Adephagen in der Zusammen- setzung des Beines den Neuropteren-Larven.“ Die Beinmuskulatur hat Kolbe zwar nicht benutzt, aber er war, so lange nichts anderes bewiesen wurde, durchaus im Recht, das Beinendglied der Heterophagen-Larven als Tibia zu bezeichnen und die weiteren Beinuntersuchungen bestätigen das vollkommen. Dagegen ist die „Tita“ (Tibiotarsus) Bürner’s, wie schon oben gesagt, unbewiesen. (Vergl. seine Abb. 4 und 6). Die Muskulatur der Käfer-Larvenbeine ist von Schiödte nur ganz undeutlich angegeben, dagegen sind Börner’s Abbildungen a. a. O. im Wesentlichen zutreffend, nur ist der lange Brückenmuskel (d Abb. 11 und 13) durchaus selbständiger Natur gegenüber dem im Schenkel liegenden Flexor, Nova Acta LXXXI. Nr.4. 32 152 Karl W. Verhoeff, [34] während Börner’s Abb. 6 die Vorstellung erweckt als handle es sich um einen Muskel, von dessen Fasern nur ein Theil auf das Praefemur übergreift. Von Wichtigkeit ist, beim Vergleich der Adephagen und Hetero- phagen-Larvenbeine der Umstand, dass, der Tarsusverkümmerung und Ein- wachsung in die Klaue entsprechend, der Tarsusflexor der Letzteren ver- kümmert und überhaupt die Beinmuskulatur in dem Maasse abnimmt, wie diese Beine: schwächer werden (vergl. meine Abb. 11 und 135). Indessen beobachtete ich ein Fehlen des Brückenmuskels auch bei Dytiscus Abb. 18. Einen wichtigen chilopodenähnlichen Charakter zeigen diese Larvenbeine darin, dass die Gelenke, mit Ausnahme desjenigen zwischen Coxa und Telopodit, dorsale und ventrale Gelenkknöpfe besitzen, jedenfalls aber die ersteren.” Besonders zu beachten ist das hinsichtlich des Femur-Tibial- Gelenkes, indem dasselbe bei Imagines in der Regel seitliche Gelenkknöpfe besitzt (Scharniergelenk). Wenn also von einer Umwandlung der Gelenk- knöpfe die Rede ist, so geschieht dieselbe von dorsoventralen oder dorsalen in laterale, ganz entsprechend dem von mir im dritten Aufsatze geschilderten Verhalten der Chilopoden. Die gewöhnliche Kniegelenkveränderung der Käfer zeigt also schon bei der einzelnen Art, dass die Angabe Börner’s a.a. OÖ. wonach die zwei „Angelpunkte“ „auf der Oberseite so nahe rücken, dass... .. die Verschmelzung beider zu einem einzigen vorkommt, der dann stets am Oberrande des Beines gelegen ist“ auch für die Insekten unhaltbar ist. Im ersten und zweiten Aufsatze habe ich auf das Vorkommen des echten Trochanter bei Hexapoden hingewiesen. Jetzt betone ich sein Vor- kommen bei manchen Käferlarven. Unter den Heterophagen stelle ich ihn fest für Lampyris noctiluca (Abb. 9 und 10), wo das Glied zwischen Hüfte und Schenkel durch einen sehr deutlichen Nahtring in zwei Theile getheilt wird, von denen der grundwärtige Trochanter etwa zwei Drittel der Grösse des Praefemur erreicht. Der direkte sowohl als auch der Brückenmuskel gehen nicht über diese Naht hinweg (Abb. 9). In einem Falle sah ich auch, wie sich die beiden Glieder Trochanter und Femur von einander lösten. Unter den Adephagen habe ich den Trochanter bei Dytiscus-Larven gefunden (Abb. 18), wo sogar in der schmalen Zwischenhaut einige Drüsen- poren liegen (vergl. Libellen), hier ist der Trochanter sogar etwas grösser als das Praefemur. Man vergleiche nun derartige Fälle mit solchen, wie [35] Ueber Tracheaten-Beine. 153 ich sie in Abb. 6 von Phloeothrips darstellte, wo der an den Schenkel an- gewachsene Praefemur (prf) durch eine Naht, ebenfalls mit einigen Poren kenntlich geblieben ist, und ich frage, ist zwischen diesem Fall des an- gewachsenen Praefemur und jenem des angewachsenen Trochanter noch irgend ein topographischer Unterschied von Belang festzustellen?! Höchstens der, dass bei Phloeothrips das Praefemur eine schwächere Naht besitzt als der Trochanter bei Dytiscus! Wenn es nun noch einen „ungläubigen Thomas“ giebt, der den echten 'Trochanter läugnen will, soll er wenigstens so folgerichtig sein, auch das Praefemur zu läugnen!!! D. Rhynchota. Ein schönes Beispiel für besondere Anpassung jedes der drei Bein- paare an bestimmte Thätigkeiten liefert uns die Gattung Corisa. Während die Hinterbeine vollendete Ruder vorstellen, sind die vorderen vortrefflich geeignet, Beutestücke und überhaupt Nahrungstheile zu halten, die mittleren dagegen mit ihren gewaltigen Krallen (Abb. 21) erleichtern diesen Thieren das Anklammern an Wasserpflanzen und sonstige Gegenstände. Diesen verschiedenen Verrichtungen entsprechend, zeigt auch Glie- derung und Muskulatur interessante Verschiedenheiten, zumal wenn man Larven und Nymphen mit berücksichtigt. — An Mittel- und Hinterbeinen zeigen alle Stände Coxa, Praefemur, Femur, Tibia und Tarsus. Der Tarsus ist stets eingliedrig, nur an den Hinterbeinen wird er bei den Imagines zweigliedrig (Abb. 20), nachdem Larven und Nymphen noch nichts von einer Zertheilung des Tarsus haben erkennen lassen (Abb. 19). Das Prae- femur ist besonders an den Hinterbeinen länglich und artikulirt mit der Hüfte vermittelst eines eigenthümlichen Fortsatzes z, an dessen Ende sich ein Höcker befindet mit einem Grübchen, in welches ein Hüftzapfen greift. Neben diesem Hüftzapfen befindet sich eine tiefe Bucht (Abb. 20), in welche das Praefemur eingreift, um bei den Ruderschlägen möglichst weit ausholen zu können, wie dergleichen auch von manchen anderen Wasser-Pterygoten bekannt ist. Grundwärts neben dem Praefemur-Fortsatz z ist ein Stück x etwas abgesetzt, wir müssen es als einen Rest des echten Trochanter ansehen. 32* 154 Karl W. Verhoeff, [36] Die beiden Krallen der Mittelbeine sind von kolossaler Länge, un- gefähr so lang wie der Tarsus (Abb. 21) und säbelartig gebogen. Die Krallen der Hinterbeine dagegen (Abb. 20 und 24 %) sind so schwach, dass sie bisher übersehen wurden. Sie erscheinen bei den Imagines wie eine gegabelte, starke, am Grunde etwas angeschwollene Borste, und sind ausser- dem dadurch bemerkenswerth, dass — während sie bei den Larven am Ende sitzen (Abb. 19) und noch ziemlich kräftig aber auch schon borsten- artig, übrigens in der Zweizahl, bei den Nymphen ebenso aber von viel geringerer Grösse — sie hier ein gut Stück vom Fussende entfernt, vor dem Ende des zweiten Tarsus, an der Unterseite sitzen, oft ganz verdeckt von den langen Ruderhaaren (Abb. 24 g), die in den Abbildungen meist fortgelassen wurden. Dass es sich hier wirklich um ein Krallengebilde handelt, zeigt die Sehne s, welche an dasselbe heranzieht, und übrigens lehrt es ja auch die geschilderte Entwickelung. Die Vorderbeine sind in allen Stadien durch den merkwürdig schaufel- bis baummesserartigen Tarsus ausgezeichnet (Abbildung 22 und 23). Nicht minder eigenartig ist die Tibia, indem sie einmal eine im Verhältniss zu Femur und 'Tarsus geringe Grösse aufweist, sodann auch eine stumpf- winkelige Knickung nach unten, indem sie in der Grundhälfte unten eine scharfe Kante aufweist, die schräg nach oben bis etwa zur Mitte zieht. Auch ist die Tibia gegen das Ende ein wenig verdickt. Bei Larven (jüngeren sowohl als älteren) und Nymphen ist die Tibia mit dem Tarsus zu einem Tibiotarsus vereinigt. (Nur die allerjüngsten Lärvchen konnte ich hierauf nicht prüfen.) Trotzdem besitzen auch diese Entwickelungs- formen die geschilderte Knickung (Abb. 23 y) und an der Stelle, wo das gewöhnliche Tibiotarsalgelenk fehlt, im Innern einen etwas vortretenden Ring. Auch liegt der dünne Krallenmuskel an der bekannten Stelle, ganz wie bei den Imagines. Es liegt mit diesem Tibiotarsus also ein larvaler Anpassungscharakter vor, wie deren von Rhynchoten eine grosse Menge der verschiedensten Art bekannt sind. Auch den Vorderbeinen fehlen die Krallen durchaus nicht, sind aber stets (bei Larven sowohl als auch Ima- gines) von geringerer Grösse, einem Stachel nicht unähnlich und meist so durch die langen Haare des Tarsus überdeckt, dass man sie besonders scharf in’s Auge fassen muss. Uebrigens haben sie schon bei den jüngeren Larven die Gestalt eines Stachels mit lang ausgezogener Spitze. [37] Ueber Tracheaten-Beine. 155 Den geschilderten Ausgestaltungen in Bau und Gliederung der Beine angemessen ist die Muskulatur, die im Grunde sich dem Haupttypus der Insekten-Beinmuskulatur entsprechend verhält: An den Mittelbeinen zwei deut- liche Krallenmuskeln, im Anschluss an die starken Krallen, an den Vorder- beinen zwei schwache Krallenmuskeln (deren F asern degenerativ aussehen) im Anschluss an die schwachen Krallen, an den Hinterbeinen nur ein Krallen- muskel und zwar ein kräftiger bei den Larven wo diese Krallen noch gut entwickelt sind (Abb. 19), ein schwacher bei den Imagines (Abb. 20 s, s), wo sie einen verkümmerten Findruck machen. Der direkte Muskel des Praefemur (d3) ist stets gut ausgebildet, hat an den Mittel- und Hinterbeinen mehr die typische Lage, während er an den Vorderbeinen vollständig als Flexor auftritt. Die Brückenmuskeln (Abb. 22 5) haben an den Vorderbeinen ihre typische Entwickelung, während sie an Mittel- und Hinterbeinen in Wes- fall kamen. Ein oberer und ein unterer direkter Muskel im Femur (Ex- tensor und Flexor) sind an allen Beinpaaren vorhanden. In der Regel ist auch der in der Tibia liegende direkte Muskel (Tarsusflexor) mehr oder weniger gut ausgebildet, nur an den Vorderbeinen fehlt er den Entwicke- lungsformen (Abb. 23), während er den Imagines, im Zusammenhang mit der Ausprägung des Tibiotarsalgelenkes, in kräftiger Weise zukommt (Ab- bildung 22 d). Es wird Niemand behaupten wollen, dass dieser so plötzlich auf- tretende Muskel etwas „Neues“ sei, im Gegentheil, es ist ein uraltes Erb- stück aus der Vielfüsslerzeit, ein ganz bekannter und weit bei den Tracheaten verbreiteter Muskel, dessen Anlage aber durch die Larvenzeit geschlummert hat und plötzlich während der Nymphenperiode erst zum Leben erwacht. Bin Stück embryonalen Vorgangs hinausgelegt in die Nymphenzeit ! Es ist das bekanntlich eine für Chilopoden und Diplopoden ganz gewöhnliche Erscheinung, hier nur in anderem Rahmen verlaufend. Das an den Hinterbeinen der Imagines neu auftretende Gelenk zwischen erstem und zweitem Tarsus ist ein abgeplattetes „Kugel“-Gelenk. Corisa ist also auch ein vortreffliches Beispiel für Belegung von Gesetzmässigkeit und Variabilität der Beinmuskulatur zugleich, für @esetz- mässigkeit, indem auch diese Formen als Ganzes durchaus meinem Muskel- 156 Karl W. Verhoeff, [38] homologiegesetz entsprechen, für Variabilität, indem die Muskulatur schwankt, im engsten Zusammenhange mit den Lebensverhältnissen. Die ursprüng- lichen typischen Grundzüge, oder die Erbschaftssumme der historischen Ent- wickelung, konnten aber selbst so einschneidende Veränderungen, wie sie bei der Anpassung an bestimmte Lebensaufgaben bei Corisa vorliegen nicht verwischt werden. Es schien mir daher lohnend, auf diese Gattung ein wenig näher einzugehen. Verschiedene frühere Autoren') haben die Vorder- und Hinterbeine von Corisa für „krallenlos“ erklärt, was nach dem Gesagten daher kommt, dass die kleinen Krallen bei flüchtiger Betrachtung übersehen oder für Borsten gehalten werden. Immerhin ist es berechtigt, dass Kolbe von einem „Schwinden’) der Krallen“ spricht, das zu der eigenthümlichen „Ver- wendung der Beine in Beziehung steht.“ Bestimmt unrichtig dagegen ist es, wenn Börner a.a. 0. erklärt, „man könnte vermuthen, dass hier (näm- lich bei Corisa) der Praetarsus mit dem Tarsus verschmolzen sei.“ Ein Stück Wahrheit würde seine weitere Behauptung enthalten, „ich möchte aber diese Spitze als eine nicht nach Reduction des Praetarsus (+ Klauen) erworbene Neubildung auffassen“, wenn er nicht ausdrücklich vorher von „Vorderbeinen“ gesprochen hätte. Auf diese passt das, wie ich gezeigt habe, gar nicht, dagegen würde es der Wahrheit nahe kommen, wenn wir die Hinterbeine in’s Auge fassen, wo wie meine Abb. 20 und 24 zeigen, die „Spitze“ wirklich vom Tarsus eingenommen wird, aber einmal ist keine „vollständige Reduction“ des Ungulum eingetreten und dann würde auch das nur für die Imagines gelten, da die Larven annähernd normale Krallen ° besitzen. Vorläufig will ich nicht auf weitere Rhynchoten eingehen, aber einen Punkt muss ich doch noch berichtigen: Nach Börner soll nämlich „der Tarsus“ die „Beweglichkeit gegen die Tibia“ aufgegeben haben bei Naucoris cimicoides. Thatsächlich ist bei dieser Form der Tarsus nicht nur noch deutlich gegen die Tibia beweglich, wie mir der Versuch bewiesen hat, !) Vergl. z.B. H. J. Kolbe, Einführung in die Kenntniss der Insekten, S. 287. 2) „Schwinden“ also nieht gleichbedeutend mit „Verschwinden“! [39] Ueber Tracheaten-Beine. 157 sondern besitzt auch ein sehr deutliches Gelenk, dessen Exceursionsweite allerdings im Vergleich mit typischen Fällen entschieden geringer ist. * + * In den vier vorstehenden Kapiteln habe ich Beispiele und Belege für mein Bein-Muskelhomologiegesetz gebracht in Bezug auf Hexapoden und damit die Anhaltspunkte vermehrt. Ich hoffe in einem späteren Auf- satze dieses Thema fortsetzen zu können. Zugleich versuchte ich unsere Kenntniss der Beingliederung der Insekten etwas zu vermehren und nament- lich auch das Verhältniss von Tibia, Tarsus und Ungulum. — Ich muss hier auf Börner’s Anschauungen (am angeführten Orte) zurückkommen. Er glaubt drei alte Beinglieder unterscheiden zu müssen, Coxa, Trochantero- femur (nach meiner Bezeichnungsweise würde es heissen Praefemorofemur) und Tibiotarsus, denen er dann noch den „Praetarsus“ zugesellt. In der Fassung der Coxa hat er sich meiner Anschauung (wie ich sie 1902 in den Nova Acta darlegte) angeschlossen. Die Begriffe Trochanterofemur und Tibiotarsus als alte Beinglieder sind dagegen für Hexapoden völlig unhalt- bar. Für Progoneaten habe ich das bereits erörtert, den „Tibiotarsus“ der Chilopoden ebenfalls, und damit ist für jeden etwas philosophisch denkenden die Sache im Grunde erledigt. Da wir uns aber nicht bloss auf phylo- genetische Vorstellungen stützen können, so fasse ich, zunächst rein auf die Thatsachen fussend, diese Fragen bei Hexapoden von Neuem auf. Bei den weitaus meisten Insekten ist das Praefemur (meist — Trochanter im alten Sinne) ein wohlausgebildetes Glied, mit einem (oder seltener zwei) kräftigen direkten Muskeln. Wo dieses Glied mehr oder weniger verkümmert, handelt es sich immer um Fälle, in denen die betreffenden Beine auch sonst irgend etwas Absonderliches oder Ungewöhnliches haben, so bei den Physopoden die eigenthümlich kurzen Tarsalglieder, die derivaten Klauen und die ganz un- gewöhnlichen Endblasen. Bei manchen Orthopteren sind die Sprungbeine in Betracht zu ziehen; der Name Sprungbeine sagt genug, d. h. stempelt die betreffenden Beine als entschieden abgeleitete Was haben also solche Fälle für einen Werth zur Entscheidung der Frage nach den phylogenetisch alten Beingliedern!? Die Thatsachen lehren, dass gerade da, wo wir, wenn die Annahme eines alten Trochanterofemur. (recte Praefemorofemur) richtig 158 Karl W. Verhoeff, [40] wäre, einen solchen erwarten müssten, nämlich bei einfachen typischen Beinen niederer Hexapoden, ihn nirgends finden, weder bei echten Thysanuren noch bei Blattodeen, Dermapteren und andern niederen Gruppen derselben. Dass wir ihn bei Myriopoden erst recht nicht finden und dass dort die Musku- latur sogar gerade darauf hinweist, dass die Grenze zwischen Praefemur („Trochanter“) und Femur eine besonders ausgeprägte ist, habe ich bereits gezeigt. Eine Verwachsung von Praefemur und Femur ist überhaupt nur da möglich, wo die grundwärtigen Brückenmuskeln des Chrlopoden-Typus (die nur in beschränktem Maasse auf ‚einzelne niedere Hexapoden vererbt worden sind), vollkommen erloschen. Schlimmer noch steht es mit Börner’s „Tibiotarsus“, da ich im Vorigen gezeigt habe, dass ein solcher in den von ihm herangezogenen Gruppen der Mallophagen, Physopoden und Larven der Coleoptera-Heterophaga gar nicht existirt, dass hier vielmehr immer der Tarsus entweder übersehen oder verkannt wurde, mehrfach auch dessen Flexoren. Der einzige Fall, in welchem ich mit Sicherheit einen Tibiotarsus feststellen konnte, nämlich Vorderbeine der Corisa-Larven, wird von Börner nicht erwähnt, ist aber als eine ausgesprochen secundäre Erscheinung in einer so stark ausgestalteten Gruppe um so eklatanter, als er eben nur an den Vorderbeinen vorkommt und ausserdem, wie oben geschildert, die Larven verschiedene Merkmale der Imago-Tibia ebenfalls besitzen. Der Tibiotarsus hat also lediglich In- teresse als Fall abgeleiteter, specieller Verhältnisse mit theilweise zurück- gebliebener Ontogenese. Da Börner die alte unrichtige "Theorie der Bein- gliederhomologie der Opisthogoneata (vermehrt durch seine eigenen, noch unrichtigeren Hypothesen) als Basis für Mundtheil-Erklärungen benutzt hat, liegt es auf der Hand, dass solches Unternehmen von vornherein als be- denklich bezeichnet werden muss. * * * Anmerkung: Die Collembolen besitzen ausser dem kleinen Tarsus die vier von mir angegebenen alten Beinglieder, Coxa, Praefemur, Femur und Tibia, wobei das Praefemur oft eine für Hexapoden ursprüngliche läng- liche Gestalt bewahrt hat. Ueberreste des Trochanter habe ich von Orche- sella nachgewiesen. Börner hat sich ja inzwischen von der Unrichtigkeit [41] Ueber Tracheaten-Beine. 249 seiner auf $. 696 des Zool. Anzeigers Nr. 657 geäusserten Ansicht, über die Hüften, die übrigens ein Anschluss an V. Willem war, überzeugt. („Von den Praecoxalgliedern Willem’s muss man meiner Ansicht nach das untere als Coxa, das obere als Basis(!) der Extremität auffassen“ Börner.) Aber auch die neuere, welche a. a. O. (Sitz.-Ber. d. Ges. nat. Fr.) in Abb. 13 zum Aus- druck kommt, ist hinsichtlich des „Trochanter“ nicht haltbar, wie sich aus meinen Mittheilungen ergeben hat. Insbesondere weise ich nur nochmals auf den grossen Brückenmuskel hin, der bei den Oollembolen in typischer Weise Praefemur und Femur durchzieht. Ferner ist der Praetarsus (Pr seiner Abb. 13) kein solcher, sondern ein kleines Tarsalghied, wie es auch häufig richtig angenommen wurde (z.B. von ©. Schäffer 1896 in den Collembola der Umgebung von Hamburg). J. de Meijere hat in seiner schönen Arbeit über „Das letzte Glied der Beine bei den Arthropoden“') auf Tafel 30 in Abb. 4—6 von Isotoma allerdings auch das kleine Glied vor den Klauen zum Prätarsus gerechnet, aber auf S. 424 nennt er selbst dieses „Verhalten ein sehr eigenthümliches“. ' Seine Abb. 4 zeigt das für unsere Frage Entscheidende, nämlich den Ansatzpunkt. der grossen Krallen- sehne endwärts hinter dem fraglichen Gebilde ganz deutlich, weshalb es auch kein Praetarsus sein kann. Bei Podura habe ich dasselbe beobachtet, doch ist dieser kleine Tarsus manchmal undeutlich abgegrenzt. Bei der in den Nova Acta 1902 von mir abgebildeten Orchesella ist die Tibia nahe der Mitte etwas eingeschnürt, während das kleine Endglied vor den Krallen fehlt. Solche Vorkommnisse haben Börner auf den Gedanken eines Tibio- tarsus gebracht. Wenn ein solcher auch für einige Collembolen ebenso be- rechtigt sein sollte, wie in dem für Corisa-Larven oben von mir erörterten Falle, so ändert das selbstverständlich nichts an der allgemeinen Beinauf- fassung, da hier ausgesprochen sekundäre Verhältnisse vorliegen. 1) Zoolog. Jahrbücher 1900, Bd. XIV. Nova Acta LXXXI. Nr. 4, 33 Tafel 1 und 2. Folgende Abkürzungen gelten allgemein: co — Coxa | prti — Praetibia tr — Trochanter ti — Tibia prf = Praefemur | ta — Tarsus fe = Femur | Imt des Trochanter, | Im des Praefemur, Krallenmuskeln Tomi des Femur, | km? | der Tibia [oder km3 | der Praetibia und Tibia]. cobm coxale, | grundwärtige prbm und prbm! trochantero-praefemorale seitliche, (proximale) Brückenmuskeln mf» trochantero-praefemorale untere, Brückenmuskel (indirekte Muskeln) bm praefemurfemorale | endwärtige (oder kurz grosse Brückenmuskeln), (distale) bm\ obere (oder kleine) praefemurfemorale | Brückenmuskel Kniebrückenmuskeln bmk. ms obere \ raefemorale mf untere J P ? ms! obere \ RR, Direkte Muskeln ! mf! untere J ? ms? obere ee \ tibiale, mf? untere J mtr } schräger Trochantermuskel. In Abb. 1, 2, 13 und 14 sind die Krallenmuskeln ganz ohne Strichelung gelassen, in Abb. 9, 10 und 11 sind sie durch Längsstreifung kenntlich gemacht. H E = - se HuNee] TM r n j #, A f > ST f i msn M (y 7 EN, STE artnet zu | Fa Re Pi jr ee aa d R > leer: 9 ni! v. u Bra | N vER a At a rl 9% { ne f \ 3 ES REN >. i { = a, r u j Fi i u " R h WE a u Tu i g £ j u Br ° Eur wo Ip ran ar m ; P 7 ana FE 2° - 5 DZ En wi r 2 Era ns nn Anand .T = 4 i £ (9 - * | J rd \ 7 {Mr L} 3 . ® P; { N A 35% . a i MR R a . Y Tafel 1. Abb. 1. Lithobius forficatus L. Laufbein eines Adolescens. Abb. 2. Lithobius caesar Verh. Stück eines macerirten 13, Beines, von unten gesehen, durchsichtig. Abb. 3—7. Scutigera coleoptrata Latr. 3. Ein Laufbein. 4. Theil des Tarsus, a erstes Glied, b die sechs folgenden Gliedehen des zweiten Theiles, ce zwei Gliedehen des dritten Theiles. 5. Theile zweier kleiner Tarsengliedehen mit drei Gelenkknöpfen, «, 8 den seitlichen, y den unteren. 6. Gelenkzapfen und Gruben zwischen Tibia und Tarsus, « ein unterer, 0 zwei seit- liche (obere). 7. Kniestelle mit angrenzenden Muskeln und drei Paar Gelenkknöpfen. 7a. Praefemur, Femur und Stück der Tibia, macerirt, «, 8 die zwei Gelenkknopfpaare zwischen den beiden ersteren, «, 3, y die drei Gelenkstellen zwischen den beiden letzteren Gliedern. Abb. 8. Läthobius forficatus L. Laufbein eines Erwachsenen aus der hinteren Körperhälfte. Nora Acta Acad.C.2.C. @. Nat.Cur. Vol. LAT. Tab.XWV. _ >x dyor bm Fig.1. co Nie ro i prbmı | md comt Whune A \) yıl \ Verhoeff. del Lith. Anst. Julius Klinkharät, Leipzig, Anamorpha und Sceutigera: KW. Verhoelf‘: Iracheaten Beine.Taf. 1. DE TE WaRWITTEZ Tafel 2. Abb. 9—11. COryptops hortensis Leach. 9. Ein 19. Laufbein. 10. Ein 20. Laufbein. 11. Ein Endbeintelopodit (21.). Abb. 12 und 13. Orya barbarica Gervais. 12. Ein Laufbein von unten gesehen, macerirt, nur die Klaue zur Seite gedrängt. 13. Ein typisches Laufbein (ebenso verhält sich Bothriogaster). Abb. 14. Geophilus carpophagus Leach. ein Endbein. Abb. 15. Chilopoda: Schema der direkten Muskeln. Abb. 16. Chilopoda: Schema der Brückenmuskeln., Nora Acta Acad.C.1L.C. @. Nat.Cur. Vol. LANZ. Tab.XV. mix co brn Verhoeff. del Lith. Anst, Julius Klinkhardt,Leipzig. Epimorpha. K.Verhoeff: Tracheaten Beine. Taf2. Tafel 3 und 4. Folgende Abkürzungen gelten allgemein: Cor —Coxa. | %, —11D18. tr — Trochanter. tan WarsuR: prf — Praefemur. % — Ungulum. fe = Femur. | bl —= Endblase desselben. der Tibia — d 3 des Femur oben — di Direkter Muskel en des Praefemur — d? Brückenmuskel — b Beintrachee — tra Krallenmuskel der Tibia — km Krallenmuskel des Femur — km! cm, cm!, cm?, cm? — direkte Coxalmuskeln, cmb — coxaler Rumpfbrückenmuskel. Tafel 3 und 4. 1—5. Mallophaga. 6—8. Physopoda. 9—18. Larven, Coleoptera. 19—24. Rhynchota (Corisa). Abb. 1. Docophorus communis N. Abb. 2. Ormnithobius eygni D. Abb. 3. Trichodectes latus N. Abb. 4. Colpocephalum sp. Abb. 5. Physostomum sp. Abb. 6—8. Phloeothrips coriacea Haliday 6 Hinterbein, 7 und 8 Vorderbein. Abb. 9 und 10. Lampyris noctiluca L. Larve. 9 Bein, 10 Trochanter und Praefemur. Abb. 11 und 12. Telephorus sp. Larve. Abb. 13 und 14. Pterostichus sp. Larve. Abb. 15—17. Hiylecoetus dermestoides L. 15—16 Larve, mittelwüchsig, 17 ältere Larve. Abb. 18. Dytiscus sp. Larve. Abb. 19—24. Corisa sp. (Schwimmhaare und die Borsten sind meist fortgelassen). 19 Hinterbein, Larve. 20 Hinterbein, Imago. 21 Mittelbein, Larve. 22 Vorderbein, Imago. 23 Vorderbein, Nymphe. 24 Hinterbeinende, Imago. Nova Acta Acad.C.1.C. @. Nat.Cur. Vol. LANIT. Tab.XV. [TIBTEUEING TE rEuuEHuIEEeN Verhoeff: del. Lith. Anst. Julius Rlinkhardt,Leipzig Fig.1.bis 5. Erreger -Beine. Fig. 6.bis I. Beine von Physopoden und (oleopteren - Larven. K.Verhoeff': Tracheaten Beine.Taf. 5 Nova Acta Acad.C.L.C. 6. Nat.Cur. Vol. IXXAZ. Tab.XVIl. Verhoeff del Lith Anst, Julius Klin fig. 12 bıs I8 Beine von (oleopteren - Larven. Fig.19 bis 24 Rhynchoten-Beine : Corisa. KW. Verhoeff‘: Tracheaten Beine.Taf.}. NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI. Nr. 5. Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden, Dermapteren und Japyeiden und zur Systematik von Japyx. Von Dr. Karl W. Verhoeff. Aus dem Berliner zoologischen Museum (Museum für Naturkunde). Kit. 2 Taten» Ne, XVII XIX: Eingegangen bei der Akademie am 12. Mai 1903. HALLE. 1903. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. $. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. EUR“, I RR! ? k Tr eg 471 Ahle Ba va Msn Ex 0% EN chen: r In F olgenden möchte ich die Aufmerksamkeit der Naturforscher zu- nächst auf einige Verhältnisse der Chilopoden-Organisation lenken, die an und für sich weniger den Thatsachen nach etwas Neues sind, als der logischen Erkenntniss. Zugleich werden diese Verhältnisse neues Licht werfen auf die in den letzten Jahren von mir wiederholt nachdrücklich betonte nähere Verwandtschaft der Chilopoden und Insekten. Es ist bekannt, dass die Sceutigeriden und Anamorphen alle durch den Besitz von 15 Beinpaaren ausgezeichnet sind, während die Scolopendriden mit 21 oder 25 und die Geophiliden mit 31—173 Beinpaaren ausgerüstet wurden. Während man bisher aber bei allen diesen Chilopoden ohne Be- denken das letzte Beinpaar als End- oder Schleppbeine übereinstimmend bezeichnet hat, scheint es Niemand aufgefallen zu sein, dass man das 15. Beinpaar eines Lithobius z. B. dem 173. Beinpaar eines Himantarium gleich- gesetzt hat und durch die gleiche Bezeichnungsweise auch für homolog ausgegeben. Ein Beweis hierfür ist aber bisher nirgends erbracht worden! Es läge doch von vornherein ebenso nahe oder noch näher zu denken, dass das 15. Beinpaar von Lithobius z. B. dem 15. Beinpaar von Himantarium homolog wäre. - Erich Haase sagte 1880 in „Schlesiens Chilopoden“ Seite 5 „Die epimorphe Hypogenesis ist nur ein Zunehmen der Grösse und Geschlechts- reife, da der Embryo das Ei mit sämmtlichen Organen!) des geschlechts- reifen Thieres verlässt.“ Auf Seite 3 heisst es: „Selbst die Schleppbeine sind erst im späteren Verlauf der ontogenetischen Entwickelung für ihren späteren Zweck, beim Miniren und Graben als Stützen zu dienen, — wie dies wenigstens sicher für Lithobius und die Scolopendriden gilt, deren Schleppbeine mit starken Dornen bewehrt sind, — ummodifieirt, denn in 1) Das ist jetzt als nicht zutreffend bekanut! 34*+ 260 Karl W. Verhoeff, [4] der Jugend sind sie den anderen Beinen ziemlich gleich‘) und dienen wohl auch noch zum Laufen, während sie später, als hinderlich, dabei empor- gehoben werden.“ Das Letzte spricht entschieden dafür, dass E. Haase die Schleppbeine von Chilopoden mit verschiedener Segmentzahl, wenigstens die von Lithobius und Scolopendriden nicht für homolog gehalten hat. In der That giebt es auch ganz bedeutende Unterschiede zwischen den End- beinen der Anamorpha und Scolopendriden und andere wieder bei den Geo- philiden, in Gliederung und Muskulatur sowohl, als auch hinsichtlich Be- haarung, Bestachelung, Gestalt, Drüsenausrüstung und Grösse. Alles das kann aber noch nicht gegen eine Homologie aller Endbeine sprechen. Die Geophiliden und Scolopendriden setzen uns nun, vermöge ihrer Variationserscheinungen, in den Stand hinsichtlich dieser Frage der Homo- logie der Endbeine absolute Klarheit zu erlangen. Es ist bekannt, dass die Epimorpha stets eine ungerade Beinpaarzahl aufweisen und dass also zwischen den Zahlen, welche thatsächlich vorkommen, immer andere sich finden, die niemals vorkommen. Auch wissen wir, dass bei Geophiliden die Beinpaar- zahl nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern sogar innerhalb einer und derselben Art schwankt und zwar kommt das bei den meisten Arten vor. Bisweilen ist diese Variation sogar eine beträchtliche. Durchschnittlich ist die Schwankung um so grösser, je höher die Durchsehnittszahl ist, auch kann es als wahrscheinlich gelten, dass, obwohl die meisten Geophiliden das Ei schon mit der endgültigen Beinpaarzahl verlassen, bei sehr bein- paarreichen Formen eine beschränkte Anamorphose stattfindet. Auch im Ei wachsen die Beinanlagen der Geophiliden erst allmählig von vorn nach hinten hervor. Jedenfalls lehren uns die Anamorpha, dass beim Wachsthum der Larven derselben meist zwei Beinpaare zuwachsen, entsprechend der Thatsache, dass bei den Geophiliden die Variationsstufen ebenfalls immer durch zwei Beinpaare getrennt werden. Bei Scolioplanes acuminatus z. B. kommen 39 und 41 Beinpaare vor, meist nach Geschlechtern getrennt, nicht selten aber auch in demselben Geschlechte, auch wurden Individuen mit 37 und 43 Beinpaaren beobachtet. Es fragt sich nun, ist es möglich anzu- nehmen, dass das 39. Beinpaar (also die Schleppbeine) eines acuminatus !) Das ist wenigstens für die Epimorpha jetzt als nicht zutreffend bekannt! [5] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 261 mit 39 Beinpaaren dem 39. Beinpaar eines andern Individuums mit im Ganzen 41 Beinen homolog sei? Ich sage nein, es kann nur dem 41. Beinpaar des- selben homolog sein, d. h. Schleppbeine des Individuums mit 39 Beinpaaren sind den Schleppbeinen eines Individuums mit 37, 41 oder 43 Beinpaaren homolog, denn diese zeigen eine vollkommene Uebereinstimmung in allen Theilen, während das 39. Laufbeinpaar eines Stückes mit 41 Beinpaaren sehr verschieden ist von den Endbeinen eines andern mit überhaupt nur 39 Beinpaaren. Hundert andere Beispiele würden hier immer wieder genau das- selbe sagen, nämlich Endbeine homolog den Endbeinen. Auch kann man sich nicht vorstellen, dass aus einer sonst annähernd gleichartigen Sprossungs- zone plötzlich beträchtlich andersartige Beine entstehen sollten: Für Seolo- pendriden haben wir wenigstens einen Fall der Beinpaarzahl- Schwankung zu verzeichnen, indem H. Brölemann festgestellt hat, dass Scolopendropsis bahiensis mit 21 und 23 Beinpaaren auftreten kann, die Endbeine aber bei beiden übereinstimmen‘). Also können auch hier nur Endbeine den End- beinen entsprechen. Ist das aber einmal festgestellt, so ergiebt sich, wenn wir uns zugleich erinnern, dass ich für die Endbeine der Scolopendriden sowohl als auch Geophiliden eine ganz auffallende Uebereinstimmung in der Praetibia nachweisen konnte, die von keinem andern Beinpaar bekannt ist, und dass noch manche andere Charaktere die Endbeine auszeichnen, bei Scolopendriden z. B. die Verkümmerung des Trochanter, dass die Endbeine aller Epimorpha homolog sind. Die Homologie der Endbeine aller übrigen Chilopoden hat bei der gleichen Beinpaarzahl natürlich keinem Zweifel unter- liegen können. Wenn nun auch die Endbeine der Notostigmophora und Anamorpha einerseits und der Epimorpha andererseits nicht in allen Theilen vollkommen homolog sind, so ist es doch in der Hauptsache und den Grund- zügen der Fall, so dass wir sagen können: Die Endbeine aller Chilopoden sind homolog. Eine bedeutende weitere Bestätigung erhält dieser Satz dadurch, dass hinten ein ganz bestimmtes, überall unzweifelhaft charakterisirtes Segment sich an das Endbein- oder Praegenitalsegment anschliesst und von ihm geschützt wird, nämlich das Genitalsegment und auf dieses wieder in constanter Weise !) Vergl. Bull. Societ& zoolog. de France 1897, S. 142. 262 Karl W. Verhoeff, [6] das Analsegment oder Telson folgt, wobei zwischen ihnen noch ein mehr oder weniger deutliches, von Heymons hervorgehobenes und erklärtes Segment zu finden ist, das ich Postgenitalsegment nannte, da die Bezeichnung Genitalsegment schon vergeben war und bei entwickelten Formen dieses Postgenitalsegment seinen Segmentcharakter nicht mehr deutlich erkennen lässt. Wir erhalten hier mithin aufeinander folgend vier constante Segmente, Endbeinsegment, Genitalsegment, Postgenitalsegment und Analsegment. Da wir oben sahen, dass bei der Körperelongation fast immer und bei höheren Zahlen immer Segmentdoubletten auftreten, so ist es nahe liegend zu fragen, wo das unpaare Körper- oder doch Rumpfsegment steckt. Die Larven- entwickelung der Anamorpha giebt uns hierauf eine Antwort, die für meine obige Erklärung spricht und zugleich eine frühzeitige besondere Anlage der vier constanten Endsegmente erkennen lässt. Bei Lithobius schlüpfen die Jungen nach den Angaben mehrerer Forscher (Latzel, Haase u. A) mit sieben Beinpaaren aus dem Ei. Es folgen dann 8, 10, 12 und 15 Beinpaare führende Stadien, so dass also eine unregelmässige Beinpaarzunahme vorliegt. Immerhin handelt es sich zweimal um ein Hervorsprossen zweier Beinpaare (von 8 auf 10 und 10 auf 12) so dass die Annahme nichts Unwahrscheinliches haben kann, dass die letzte Zunahme von 12 auf 15 Beinpaare, das letzte Paar von zuwach- senden Beinpaaren betrifft und ausserdem das schon frühzeitig besonders angelegte Segment der Endbeine. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen das hintere Körperende der Lithobius-Larven von 10 und 12 ausgebildeten Bein- paaren, das erstere mit zwei, das letztere mit drei knospenden Beinpaaren. Beide stimmen überein im Besitz eines schon deutlich entwickelten Telson, bestehend aus einer Supraanal- und zwei Subanalplatten, übereinstimmend auch mit 5+5 Borsten verziert. Während sich aber hinter dem letzten der drei sprossenden Beinpaare des Thierchens mit 12 entwickelten Bein- paaren nur eine paarige grosse und dahinter eine paarige kleine Segment- anlage als Anzeichen des Genital- und Postgenitalsegmentes vorfinden, be- merkt man hinter dem letzten der beiden sprossenden Beinpaare derer mit 10 entwickelten Beinpaaren (Abbildung 1) nicht nur ebenfalls die genannten Segmentanlagen in gleicher Form, sondern ausserdem davor zwei ver- schiedenartige Anlagen, deren grössere vordere von unten her abgerundet [7] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 263 erscheint (in Abbildung 1 punktirt), während die kleinere hintere von unten als zwei dreieckige Seitentheile sich darstellt (m Abbildung 1 gestreift ge- zeichnet), die sich vor den Anlagen des Genitalsegmentes befinden. Es liegt auf der Hand, dass sich aus dem punktirten Abschnitt das 13. und 14. beintragende Segment und aus den gestreiften Theilen das Endbein- segment entwickelt. Jedenfalls harmonirt mit meinen obigen Erörterungen der Umstand, dass wir bei den in Abb. 1 angegebenen Larven zwischen dem letzten sprossenden Segmente (12.) und der Anlage des Genitalsegmentes nicht eine einfache, sondern eine doppelte Entwickelungszone vorliegen haben. Aus den Untersuchungen von Metschnikoff an Geophiliden-Eiern') wissen wir, dass auch in der Embryonalentwiekelung ein Fortschreiten der Segment- anhangentwickelung von vorne nach hinten stattfindet, also ebenfalls eine wenn auch im Ei versteckte Sprossung. Bei den Anamorpha dagegen (und Scutigera) erfolgt diese Sprossung im Larvenleben. Ich komme durch die vorerwähnten Betrachtungen und Beobachtungen zu dem Schlusse, dass, indem bekanntlich bei den eine Anamorphose durchmachenden Chilopoden 1. Kopf und Rumpf, 2. Sprossungszone und 3. Telson auf einander folgend unterschieden werden, die Sprossungszone aus zwei schon frühzeitig getrennten Abschnitten besteht, deren vorderer annhäernd gleichartige Laufbeinsegmente erzeugt (und die eigentliche Sprossungszone vorstellt), während aus dem hinteren Endbein-Genital- und Postgenitalsegment, als drei sehr verschieden- artige, hervorgehen. Diese drei Segmente als bei allen Chilopoden konstante können wir, zugleich mit dem Telson als Postabdomen dem übrigen Rumpf als Thorakoabdomen gegenüberstellen, womit aber keinerlei nähere Bezieh- ungen zu andern Thiergruppen (z. B. Spinnenthieren) ausgedrückt werden sollen, von denen ein Postabdomen bekannt ist. Der Unterschied zwischen meiner Auffassung der Rumpfsegment- entstehung namentlich der hinteren Körperhälfte gegenüber der bisherigen bei den Chilopoden besteht also darin, dass ich die drei vor dem Telson be- findlichen Segmente als von vornherein (einerlei ob deutlich erkennbar oder nur in latenter Bestimmungsweise) durch eine gewisse constante (von der übrigen Sprossungszone abweichende) Körpersubstanz angelegt betrachte, wäh- rend sie bisher einfach als Rest und Ende der Sprossungszone galten. Nach ') Zeitschrift für wissensch, Zoologie 1875. ' 264 Karl W. Verhoeff, [8] dieser Meinung entstanden aus einer gewissen Zellenzone anfangs ziemlich gleichartige und später andersartige Segmente, während ich die Sache so auffasse, dass aus der Sprossungszone nur annähernd gleichartige Segmente entstehen, die drei Constanten aber besonders für sich angelegt werden, was für das Telson ja schon lange anerkannt ist. Ich betrachte daher als jüngste Segmente die beiden, welche vor dem Endbeinsegment liegen. Seit einiger Zeit bin ich der Frage nachgegangen, ob und wie weit wir die Segmente des Insektenkörpers auf diejenigen des Chilopoden- Körpers zurückführen können? Die vorige Betrachtung der vier constanten Endsegmente der Chilo- poden ist wie wir sehen werden für-diese Untersuchung keineswegs bedeu- tungslos. Mit einer grösseren Arbeit über die Dermapteren des Berliner Zoologischen Museums beschäftigt auf Grund vergleichend-morphologischer Studien, kam ich auf Beobachtungen, die mir für die eben ausgesprochene Frage von entscheidender Bedeutung zu sein scheinen, indem die Dermap- teren verschiedene Charaktere besitzen, die sonst nur wenigen niederen Insektengruppen zukommen, z. T. aber auch überhaupt anderweitig nicht bekannt sind. In Nr. 687 des „Zoologischen Anzeigers“ habe ich bereits im An- schluss an frühere Mittheilungen, dargelegt, dass am 8. und 9. Abdominal- segment vieler Insekten G@onopoden auftreten und dass an denselben der Gegensatz zwischen Coxiten und Telopoditen besonders stark zum Ausdruck kommt, was z. T. ein Grund war für irrige Anschauungen über diese Ge- bilde. Jetzt ergänze ich meine Behandlung dieser Fragen durch den Nach- weis, dass auch das 10. Abdominalsegment echte Anhänge besitzt, welche in Coxit und Telopodit zerfallen und hiermit wird von Neuem die Cereus- frage angeschnitten. In mehreren Aufsätzen (z. B. Cerei und Styli der Tracheaten Entomolog. Nachrichten 1895) habe ich früher die Anschauung vertreten, dass die Cerei als die Anhänge des 10. Abdominalsegmentes zu betrachten seien. Auch in Nr. 512 des Zoolog. Anzeigers (Zur Morphologie der Segmentanhänge bei Insekten und Myriopoden) habe ich das ausgeführt, jedoch mit Rücksicht auf Beobachtungen von Heymons einige Einschränk- ungen daran geknüpft. Neuerdings aber sprach ich mich (über Dermapteren 2. Aufsatz, Sitz.-Ber. d. Ges. naturw. Freunde 1902, Nr. 1) sogar deutlich für Heymons Ansicht aus, „dass die Cerei zum 11. Abdominalsegment ge- [9] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 265 hören.“ Wenn ich jetzt entschieden zu meiner alten und ersten Anschauung, nämlich der Zugehörigkeit der Cerci zum 10. Abdominalsegment zurückkehre, so wird meine, theilweise unter dem Einfluss der Angaben von Heymons stehende, vorübergehende Anschliessung an seine 'T'heorie jedenfalls beweisen, dass ich vorurtheilsfrei an diese Frage herangetreten bin. Eine ganz ein- gehende Untersuchung der Dermapteren vor allem und zwar auf Grund fast aller bekannten Gattungen, haben mich, im Zusammenhang mit vielen andern Thatsachen dazu geführt, die Heymons’sche Anschauung als unannehmbar zu finden. Der Hinterleib der Dermapteren besteht meistens und namentlich bei den niederen Gruppen derselben aus 12—15 Segmenten, d. h. hat manchmal noch ein Segment mehr als bisher überhaupt von Insekten bekannt war. Das erste Segment enthält nur ein Tergit, keine Pleurenzipfel und kein Sternit, das 2.—9. dagegen ausser dem Tergit, das mit Pleurenzipfeln die Seiten umfasst, ein grosses Coxosternum (vergl. meinen Aufsatz in Nr. 687 des Zoolog. Anz.). Die Pleurenzipfel sind oft gar nicht gegen das übrige eigentliche Teergit abgesetzt, nicht selten jedoch durch deutliche Kanten. Selbstständige abdominale Pleuren sind aber von Dermapteren nicht bekannt geworden. Das 8. und 9. Abdominalsegment der Weibchen ist allgemein mehr oder weniger schmal und zart ausgebildet. Auch das 10. Segment besitzt ein Pleurotergit, hier ist es oft sogar ganz besonders gross und kräftig entwickelt, stets in Wechselbeziehung zu den Zangen. Ein einheit- liches Coxosternum aber kommt dem 10. Abdominalsegment nicht zu, viel- mehr findet sich unten, zwischen den ventralen Rändern des grossen Pleuro- tergit hinten ein Paar vollkommen getrennter Sklerite, welche theils platten- artig (vorn) theils hohlkörperartig (hinten) gestaltet sind und auch nach den Gattungen mancherlei Verschiedenheiten zeigen, wie aus einer anderen Arbeit mit Tafeln, die ich bald veröffentlichen zu können hoffe, im Einzelnen sich ergeben wird (vergl. aber anbei Abb. 14 ct). Innen zwischen diesen beiden Skleriten liegen meist noch zwei kleinere Plättchen (aa Abb. 14), welche bald vollkommen von den äusseren ct getrennt sind, bald mehr oder weniger mit ihnen zusammenhängen. Die Gebilde ct sind bisher entweder als „Subanalplatten“ oder als Hälften eines 10. Abdominalsternites angesehen ‚werden, die inneren Theile a, « wurden überhaupt übersehen. Ich habe Nova Acta LXXXI. Nr. 5. 35 266 Karl W. Verhoeff, [10] durch den Vergleich zahlreicher Formen die Gewissheit erlangt, dass diese beiden Paare von Skelettstücken zum 10. Abdominalsegment gehören, da sie nicht selten einen engen Zusammenhang aufweisen, so dass man nur ein Paar, in zwei Theile etwas 'abgesetzter Gebilde vor sich zu haben meint. Der Lage nach erscheinen die Theile ct ebenso als Hüftgebilde, wie nach ihrer mehr oder weniger hohlkörperartigen Gestalt und dem Besitz von @elenkhöckern, welche sie mit den Zangen verbinden, alles Umstände, die bisher nicht berücksichtigt wurden. Da nun die inneren Plättchen a a diejenige Lage zu ct einnehmen, welche in typischen Fällen ein Sternit zu den Hüften einnimmt, so kann es für mich nicht mehr zweifelhaft sein, dass wir in den sogenannten „Subanalplatten“ die Coxite des 10. Abdominal- segmentes vor uns haben und in den kleineren, inneren Platten die Reste eines Sternit, also Sternithälften, so dass das 10. Abdominalsegment ventral einen wesentlich ursprünglicheren Zustand vorführt als die andern. Die Zangen oder überhaupt Cerci sind bisher in ihrem basalen An- schluss nicht genügend untersucht worden, geben aber interessante Auf- schlüsse. Bei Dermapteren treten die Cerei in den beiden Haupterscheinungen auf, die diesen Gebilden allgemein zukommen, nämlich 1. Stab- oder Zangen- form und 2. unechte Gliederbildung ohne Muskeln und ohne typische Gelenke. Gegliederte Cerei wurden unter den Dermapteren aber niemals bei Imagines, sondern immer nur bei Larven beobachtet, das trifft auch für die neuen Fälle zu, welche ich von den Karschielliden anführen will. Bisher galten nur die Larven von Diplatys für Besitzer vielgliedriger Cerei, welche bekanntlich als „Dyscritina* beschrieben wurden. Ich habe aber ähnliche vielgliedrige Cerei auch bei den Larven von Bormansia') (vgl. 1902 Nr. 687 !) Auf Seite 295 des Zoolog. Anzeigers 1903 behauptet Börner ich hätte die Ein- gliedrigkeit der Cerei „benutzt, um die grosse Kluft zwischen Dermapteren und Orthopteren s. str, weiter zu begründen“ und erklärt „der Unterschied in der Gliederung der Cerei beider Gruppen ist ganz irrelevant.“ Das Erstere ist eine unvollständige Angabe, indem ich auch das Gestaltliche betont habe, übrigens die ohnehin grosse Kluft dieser beiden Ordnungen dieses Unterscheidungsmerkmals nicht weiter bedarf. Es handelt sich aber doch auch noch um die andern Ordnungen. Die letztere Behauptung Börner’s ist nur dadurch zu erklären, dass ihm die Dermapteren wenig bekannt sind. Thatsächlich ist jedes Dermapteron an den Zangen oder zangenähnlichen Stäben im entwickelten Zustande sicher zu erkennen. Der Hin- weis auf die Larven ist aber demjenigen gegenüber, der selbst solche Larven neu beschrieb und zwar zum ersten Male solche für mehrere Gattungen feststellen konnte, etwas komisch. [11] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden etc. 267 des Zoolog. Anzeigers) und Karschiella beobachtet, wobei ich leider die Zahl der Glieder nicht angeben kann, da alle vorliegenden Stücke des Berliner zoologischen Museums die Öerci mehr oder weniger abgebrochen zeigen, doch kann ich wenigstens mittheilen, dass sie bei den Larven von Karschtella weit über Körperlänge ausmachen. Abb. 15 und 16 zeigen einen (abgebrochenen) Cercus einer kleinen Karschiella-Larve aus Togo, welcher 75 Glieder von länglicher Gestalt deutlich erkennen lässt und als soleher 11'/;; mm Länge aufweist. (Bei einer sehr ähnlichen noch Jüngeren Larve, deren Hinterleib kaum 2 mm lang ist, betragen die abgebrochenen Cereci 3!» mm Länge.) Das Grundglied ist bei weitem das grösste und enthält ausserdem eine lange, schlauchartige, mehrfach gewundene Drüse, welche in einem schmalen, nahe am Grunde liegenden Spalt, in welchem sich etwas körniges Gerinnsel befindet, ausmündet. Es liegt mir ferner ein älteres Larvenstadium vor von Bormansia africana Verh., welches sich offen- bar vor dem Nymphenstadium befindet und sehr schön den Uebergang des vorher geschilderten Zustandes zu dem der ungegliederten Zangen vorführt, indem hier bei den 8", mm langen’ (aber abgebrochenen) Cerei (Abb. 12) das Grundglied im Verhältniss zu den andern an Grösse und Dicke beträcht- lich zugenommen hat, die andern Glieder aber nicht nur viel kürzer und gedrungener sind, sondern die ersten hinter dem Grundglied auch nicht mehr so deutlich abgesetzt, so dass sie nur noch dadurch zum Ausdruck kommen, dass zwischen ihnen sich Ringe von hellerem und etwas schwächerem Chitin finden, die übrigens auch theilweise etwas unregelmässig verlaufen (Abb. 13). Dies ist überhaupt schon ein Uebergang zu dem bei den Cerei der erwachsenen Hemimerus talpoides Walker. vorkommenden Zustand, der von einer Gliederung nicht mehr wohl zu sprechen gestattet. Die weiteren Glieder dieser Bormansia-Cerei werden wieder etwas länger und deutlicher abgesetzt. Innen befinden sich übrigens eine Anzahl zähnchenartiger Zapfen (Abb. 13), welche an der ganzen Innenkante des Grundgliedes auftreten (Abb. 12) und noch an mehreren der kleinen Glieder. Es sind das schon die Zähnchen, welche sich an den Zangen der Erwachsenen von Bormansia vorfinden, dort aber fast bis zur Spitze reichen. Es geht aus dem Gesagten hervor, dass sich bei denjenigen Dermapteren, deren Larven gegliederte Cerei besitzen, die Zangen hauptsächlich aus dem Grundgliede derselben entwickeln, 35* 268 Karl W. Verhoeff, [12] während von den übrigen Gliedern nur ein Theil durch Verwachsung die Zangen-Spitze liefert, die Mehrzahl aber abgeworfen wird. Die Zangen sind aber trotzdem ebenso ursprünglich oder nicht ur- sprünglich wie die gegliederten Cerei. Denn wenn einerseits ein Theil der Cereusglieder sich auf Urglieder beziehen mag, so ist das doch, bei der fehlenden Muskulatur, nicht mehr nachweisbar, während andererseits die Zangen einen zweifellos ursprünglichen Gelenkknopf besitzen, durch den sie mit dem oben geschilderten Coxit des 10. Abdominalsegmentes zusammen- hängen. Die Cerei sind also in ihrer larvalen Viel-Gliederung jedenfalls eine Anpassungs-Erscheinung, ein Paar fühlerartiger Gebilde zu einer Zeit wo Zangen wegen ihrer Kleinheit und Schwäche noch keine Bedeutung haben könnten. Die Zangen gehen auch von Form zu Form ganz allmählich in Taststäbe, wie sie Hemimerus besitzt, über und junge Larven von Forficula nrachen keine Kneifbewegungen, halten vielmehr die Zangenstäbe schräg nach oben auseinander. Die Zangen zeigen an ihrem Grunde bei den meisten Dermapteren drei Gelenkknöpfe, von phylogenetisch verschiedenem Alter. Zwei derselben sind innere Anschluss-Gelenkknöpfe, d. h. dieselben schliessen sich an Träger der Zangen an, der dritte aber ist ein äusserlicher, indem er mit einem weiter abliegenden Körpertheil besteht. Dieser letzte Gelenkknopf ist der innere. Er besteht darin, dass ein Gelenkhöcker innen am Zangengrunde in eine Grube greift, welche sich hinter und unter dem als Pygidium bekannten Gebilde befindet an einem in Abb. 10 mit Mpy bezeichneten Sklerit hinter dem Höcker h bei y und auf welches ich weiterhin zurückkomme. Ein zweiter Gelenkknopf wird gebildet durch eine Grube unten und aussen an der Zange, in welche ein Höcker greift, der sich hinten an der Ecke des Coxit befindet (Coxotelo- poditgelenk); der dritte endlich zeigt einen @Gelenkzapfen und daneben zu- gleich eine Gelenkgrube oben und aussen an der Zange, entsprechend Grube und Zapfen aussen am Hinterrand des 10. Abdominaltergit. Im Einzelnen unterliegen aber diese Gelenkknöpfe nach Arten und Gattungen mancherlei Verschiedenheiten, bisweilen sind sie auch weniger auffällig (Abb. 14), doch lassen sich allgemein die drei Stützpunkte bei Dermapteren nachweisen, zwei äussere als Scharniergelenk, ein innerer als Widerlagergelenk. Dieses innere [13] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 269 Gelenk ist als tertiäres ganz ohne Frage, schon weil es ein äusserliches ist in Verbindung mit einem nicht unmittelbar benachbarten Körpertheil. Das Secundäre haben wir in dem Gelenkknopf mit dem Tergit, denn Tergite haben in typischen Fällen keine Gelenkverbindung mit Segmentanhängen. Diese am 10. Abdominalsegment kann also nur entstanden sein, indem das Coxit sowohl als auch Telopodit eine gewisse Umgestaltung und Verschie- bung erfuhr. Der primäre, ursprüngliche Gelenkknopf' ist also der zwischen Coxit und Zange. Deutet dies schon auf eine innige Zusammengehörigkeit dieser beiden Theile im Sinne von Coxit und Telopodit, so werden die weiter zu erörternden Muskeln das ganz unzweifelhaft machen. Beide @e- lenkknöpfe des Scharniergelenkes aber weisen auf die segmentale: Zusammen- gehörigkeit von 10. Pleurotergit, Coxiten und Cerci, Hinter dem 10. Pleurotergit kannte man bisher bei Dermapteren zwei Segmente, das 11. welches vom Pygidium dargestellt wird und das 12. oder Telson, welches auch Supraanalplatte genannt wird. Meine ersten Derm- apteren-Studien befanden sich auch noch auf diesem Status, wie er durch eine ganze heihe von Forschern vertreten ist, nachdem früher auch diese beiden Theile, 11. und 12. Segment, nicht unterschieden waren. Inzwischen konnte ich aber bei zahlreichen Dermapteren drei Segmente hinter dem 10. abdominalen feststellen. Ich unterscheide dieselben (Abb. 10) als 1. Pygidium Py, | 2. Metapygidium Mpy Opisthomeren. 3. Supraanalstück oder Telson A. Zahlreiche hierauf bezügliche weitere Abbildungen wird eine spätere Arbeit bringen, welche auch die grosse systematisch-phylogenetische Bedeutung dieser Gebilde belegen wird. Vorläufig Folgendes: Bei den Diplatyiden und Pyragra sind die drei Endsegmente, die ich gemeinsam als Opisthomeren bezeichne, sehr deut- lich gegen einander abgesetzt, bei Pyragra besteht ein @elenk nicht nur zwischen Pygidium und Metapygidium, sondern auch zwischen diesem und dem Telson. Bei den Diplatyiden, z. B. Diplatys ist die Trennung der Opisthomeren ebenfalls sehr deutlich, Pygidium und Metapydium ziemlich länglich und gelenkig gegen einander beweglich, stechen äusserlich schon bedeutend ab von dem tellerartigen Supraanalstück, sind aber auch gegen 270 Karl .W. Verhoeff, [14] dieses beweglich. Wir kommen dann zu andern Formen, wie Pygidierana (Abb. 10), wo die drei Stücke zwar auch deutlich erkennbar sind, bei Larven sowohl als auch Imagines, aber nur Pygidium und Metapygidium gegen einander beweglich. Gegen das Letztere ist das Trelson A nieht mehr be- weglich, aber diese beiden Theile sind gleichwohl sofort zu erkennen daran, dass sie durch eine Naht und Grube y gegen einander abgesetzt sind und auch eine verschiedene Uonsistenz und Verzierung aufweisen. Das Meta- pygidium ist arm an Poren und Borsten, während das Analstück reichlich mit Tastborsten versehen ist. Diesen Strueturunterschied kann man bei zahlreichen andern abgeleiteteren Formen noch verfolgen. Bei den weiteren derivaten Formen lässt sich leicht feststellen, dass das Metapygidium mehr und mehr verschwindet, bei Forficula auricularia z. B. ist es bei den Imagines nur durch Vergleich mit anderen Formen erkennbar, bei jüngeren Larven dagegen (Abb. 9) sind die drei Opisthomeren leicht erkennbar und auch das Metapygidium scharf abgesetzt. Das Analstück tritt aber ebenfalls im Stammbaum der Dermapteren nach oben hin zurück, namentlich bei den Monandria, aber auch bei verschiedenen Diandria; besonders schwach ist es bei Leptisolabis. Das Pygidium dagegen ist ausnahmslos gut entwickelt, selbst bei Hemimerus 9 und 2 (Abb. 14). Bei Hemimerus ist auch das Analstück mit dem Pygidium verwachsen. Es lässt sich zwar vermuthen, dass der Theil x x dieses Telson darstellt, aber wir finden keine Spur mehr, welche das anzeigt. Hemimerus ist überhaupt eine der derivatesten Dermapteren-Formen, harmonirend mit seiner Lebensweise.') Bei zahlreichen Dermapteren, namentlich den echten Forficuliden, wo das Pygidium stark entwickelt ist und Metapygidium nebst Telson zurück- treten, bildet das Pygidium in seiner Mitte einen mehr oder weniger langen Fortsatz. Denken wir*uns diesen Fortsatz secundär in Glieder getheilt, so erhalten wir das Terminalfilum verschiedener anderer Insektengruppen. Die Opisthomeren sind stets mehr oder weniger senkrecht am Hinterleibsende gegen das 10. Segment eingeschlagen oder auch eingekrümmt, wenn das Pygidium sich mehr herauswölbt. Der After liegt stets topographisch vor dem Analstück (An Abb. 11), was jedoch nicht im vergleichend-morpho- 1) Auf einige sonstige derivate Charaktere komme ich an anderer Stelle zurück. [15] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden etc. 271 logischen Sinne zu nehmen ist, denn er liegt dann hinter demselben. Die scheinbare Afterlage vor dem Telson erklärt sich durch die Herabkrümmung oder gar Einbiegung der Opisthomeren. Dieselben enthalten nur ein Tergit, da sie ganz zwischen den Zangen eingekeilt sind, so dass zur Entwickelung von Pleurentheilen kein Platz übrig bleibt. Durch die Einkrümmung sind aber auch die Sternite überflüssig geworden. Der vergleichend - morpho- logische Charakter der Opisthomeren - Segmente zeigt also eine gewisse Aehnlichkeit mit dem des 1. Abdominalsegmentes. Am Grunde der Zangen bemerkt man bei vielen Dermapteren ein schmales, ringartiges Glied (arl Abb. 10 u. 14), welches aber sehr geringen Antheil an der Oberfläche hat und auch keine Tastborsten besitzt. Es nähert sich etwas der Dreieckgestalt, im Zusammenhang mit dem meist dreieckigen Querschnitt der Zangen in ihrer Grundgegend und dem Vor- handensein der drei geschilderten Gelenkknöpfe. Innen ist dieses Glied, welches ich Cereus-Ring (oder. Arkulus) nenne, von einer blassen, fein aus- laufenden Lamelle « gebildet, während der Aussenrand namentlich innen immer dunkler ist und verdickt. Hier innen kommt auch bisweilen, z. B. bei Pygidierana (Abb. 10) eine Gelenkgrube vor und eine vorspringende Kante daneben, womit der grosse Gelenkhöcker h umfasst wird, der sich so häufig hinten am Metapygidium vorfindet. Dieser Gelenkknopf zwischen dem Letzteren und dem Arkulus ist eine Verstärkung des äusserlichen tertiüren Gelenkknopfes zwischen Zange und Opisthomeren. Der Arkulus ist aber nicht immer so scharf ausgeprägt wie das der Fall in Abb. 10 vorführt, denn er ist manchmal nicht nur schwächer und blasser, sondern auch gegen das Opisthomeren-Ende oder gegen die Zange weniger scharf abgesetzt. Nach seiner Lage zwischen Coxit und Telopodit können wir den Arkulus als einen umgebildeten Trochanter der Cerei betrachten, an den sich von innen mehrere kräftige Muskeln heften (bei « und 5 Abb. 10), welche zur Bewegung der Zangen dienen, denn wenn der Arkulus bewegt wird, bewegen sich die Zangen mit. — In physiologischer Hinsicht erscheint der Arkulus als ein Gelenkrahmen für die Zange der die Gelenkhaut ver- stärkt und schützt und zugleich eine Feder, welche verhindert, dass die Zange eine zu weite Innenbewegung macht. Das bisher Erörterte zeigte schon den Zusammenhang der Zangen 272 Karl W. Verhoeff, [16] mit dem 10. Abdominalsegment, Bedeutend verstärkt wird dieser Eindruck durch die Muskulatur, denn fast alle die Zangen bewegenden Muskeln gehen, wie Abb. 11 zeigt, vom 10. Segment aus. Zwei starke am Vorderrande des 10. Tergit ausgebreitete Muskeln m? und m? bewegen die Zangen nach innen, ebenso der vom Pleuralgebiet ausgehende Muskel md. Aussen an den Grund der Zangen aber setzt sich der sie nach aussen bewegende, in dem Pleuralgebiet ausgebreitete Muskel m®. Zwei kleine andere Muskeln, von denen der vordere m dem 10. Tergit, der hintere m! dem Pygidium angehört, bewegen die Zangen ebenfalls nach aussen. Alle diese Muskeln, mit Ausnahme des kleinen m! verbinden die Zangen mit dem 10. Abdominal- segment, so dass also auch die Muskulatur ganz entschieden dafür spricht, dass die Cerci die Anhänge des 10. Abdominalsegmentes sind. — Die Coxite, welche vom Pleurotergit um so weniger abgesetzt sind je derivater die betreffende Gattung ist, sind selbst bei der schon sehr abgewichenen Gattung Forficula noch durch einen Muskel m? mit dem Pleurotergit verbunden, entsprechend den Fällen typischer Beinsegmente, wo ebenfalls zwischen Pleuren und Hüften eine Muskelverbindung besteht. Dagegen habe ich zwischen Coxiten und Telopoditen keine Muskelverbindung beobachtet, kann aber jetzt schon hervorheben, dass bei Japyx, wo am 10. Abdominalsegment ein Coxosternum ausgebildet ist, auch von diesem Muskeln an die Zangen gehen. Vergleichen wir nun die Zangenmuskeln der Dermapteren mit den von mir erörterten Beinmuskeln'). der Chilopoden — die Hinterleibsanhänge der Insekten weisen nämlich unter allen Umständen auf vielfüssige Vor- fahren hin — so folgt, dass die Zangenmuskeln zum Theil Rumpfbrücken- muskeln homolog sind, während die dorsalen noch keine befriedigende Er- klärung finden, vielleicht aber eine Eigenthümlichkeit dieses Segmentes sind. Indem die Rumpfbrückenmuskeln sich besonders stark ausbildeten, konnte die muskulöse Verbindung mit den zur Seite gedrängten Coxiten entbehrt werden. Ich gehe jetzt über zu den mit den Dermapteren im Besitz von Zamgen übereinstimmenden Dicellura (Japygiden). F. Silvestri hat in !) Vergl. über Tracheaten-Beine vierter und fünfter Aufsatz, 1903, Nova Acta der Akademie Deutscher Naturforscher. [117] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden etc, 273 neuerer Zeit mehrfach über sog. „Projapygiden“ geschrieben, z. B. 1903 in einer „Deserizione di un nuovo genere di Projapygidae* Portici. Diese Familie existirt meiner Ueberzeugung nach gar micht, sondern es handelt sich um die jüngsten Larvenformen von Japy«! Die Japygiden machen nämlich eine larvale Entwickelung durch, welche namentlich hinsichtlich der Cerei in den Grundzügen mit der oben von Dermapteren geschilderten übereinstimmt, d. h. die jüngsten Larven- formen haben gegliederte Cerei, wie anbei Abb. 17 zeigt, dann kommen Formen mit ebenfalls gegliederten Cerei, die aber schon die ersten Zähnchen der späteren Zangen erkennen lassen (von Silvestri für Männchen gehalten, vergl. Abb. 13 in seinen „Materiali per lo studio dei Tisanuri* Bull. societa entomol. ital. 1901), also ähnlich der Bormansia-Larve zu welcher meine Abb. 12 und 13 gehören. Wie bei den Dermapteren-Larven die Opistho- meren manchmal etwas deutlicher von einander abgesetzt sind als bei den Imagines, so lässt auch die Japyx-Larve, welche Silvestri als „Projapyx stylifer“ beschrieben hat (nach seiner Abb. 15), ein deutliches Pygidium er- kennen (bezw. Pygidiotelson), während den erwachsenen Japyx ein solches ganz fehlt oder doch nur als ein Lappen angedeutet ist, welcher sich am Hinterrande des 10. Abdominaltergit in der Mitte befindet. (Vergl. meine Abb. 7a und 8). Die Japyc machen eine Fühler- Anamorphose durch, wes- halb natürlich auch die Verwendung der Zahl der Antennenglieder um so vorsichtiger geschehen muss, je weniger leicht man die Reifethiere als solche erkennen kann. Die Projagygiden haben aber gerade jene niederen Zahl von Fühlergliedern, wie sie von solchen jungen Japyx-Larven zu er- warten ist; für „Projapyx* zeichnet Silvestri ebenso wie für Anajapyx 24 Antennenglieder. Japy& solifugus Hal. dagegen hat 25—32, J. bidentatus Schäff. 32, J. megalocerus Silv. 50 und J. tunisius Silv. 40—42 Antennen- glieder. Ich selbst fand bei zangentragenden Larven von Japyx africanus 31, bei Erwachsenen 47 Antennenglieder. Bei Japyx stehen überhaupt die Körpergrösse und Fühlergliederzahl in einem bestimmten Verhältniss, indem die Letztere um so höher ist je grösser die betreffende Form. — Wenn auch Silvestri, wie schon mehrfach bei Diplopoden so auch hier höchst wahrscheinlich eine unberechtigte Familie aufgestellt hat, so ist es doch jedenfalls dankenswerth, dass er uns diese jüngsten Japygiden-Larven mit Nova Acta LXXXI, Nr.5. 36 274 Karl W. Verhoeff, [18] gegliederten Cerci beschrieben hat. Sie enthalten nach ihm eine Drüse, die aber nicht wie bei der oben geschilderten Karschiella-Larve am Grunde sondern am Ende der Cerei ausmündet. — Die Opisthomeren der Japygiden sind bis auf die schon erwähnten Spuren verschwunden. Die Zangen von Japyx besitzen demgemäss auch nur zwei Gelenk- knöpfe, indem der innere fehlt und fehlen muss. Es besteht das genannte Scharniergelenk in übrigens mit den Dermapteren übereinstimmender Weise, da sowohl oben als unten seitwärts am 10. Abdominalring sich ein Höcker befindet (Abb. 4, 7 und 8), der in eine entsprechende Grube greift, die sich aussen am Grunde der Zangen befindet. Der obere Gelenkhöcker steht einem dicken Wulst der Zange gegenüber, in dem sich nicht nur eine Grube, sondern weiter vorn auch ein Höcker o@ befindet. Ein bedeutender Unterschied zwischen Japyx und den Dermapteren besteht darin, dass am 10. Abdominalsegment ein geschlossenes einheitliches Coxosternum ausge- bildet ist und dieses auch mit dem Pleurotergit verwuchs zu einem voll- ständigen abgeplatteten Ring, den ich Cyclomer nennen will. Das Cyelomer ist ohne Frage eine secundäre Erscheinung. Die Pleuren sind immerhin oben durch eine fast in der Richtung der oberen Gelenkknöpfe liegende Kantennaht (% Abb. 7) und eine andere etwas kürzere untere begrenzt, welche ebenfalls ungefähr in der Richtung der unteren Gelenkknöpfe zieht. Der Vorderrand des coxosternalen Theiles wölbt sich in der Mitte etwas empor. Sämmtliche die Zangen versorgenden Muskeln breiten sich an den Wänden des Oyclomer aus, theils im coxosternalen, theils im pleuralen, theils im dorsalen Gebiet (Abb. 3), die von dem Pleurengebiet kommenden kleinen Muskeln ziehen die Zangen nach aussen. Das Uyclomer ist so angefüllt von den starken Muskelbündeln, dass man auf einem Querschnitt nur einen verhältlich schmalen Enddarmkanal trifft. Japyx zeigt also die Zugehörigkeit der Cerci zum 10. Abdominalsegment — (wie sie auch Grassi in seinen „Progenitori* kurz aussprach — ebenso deutlich wie die Dermapteren und auch die Reste der verkümmerten Opisthomeren weisen darauf hin, dass eine Zugehörigkeit zum 11. Abdominalsegment überhaupt ausgeschlossen ist. Die sieben vorderen Abdominalsegmente besitzen je ein Paar Styli hinten am Coxosternum, nicht aber das 8.—10. Segment. Das 8. und 9. Abdominal- segment von Japy& (Abb. 5) waren bisher überhaupt nicht gebührend ge- [19] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden etc. 275 klärt. Erich Haase der in den „Abdominalanhängen der Insekten“ 1889 eine hübsche Abbildung von Japyx gigas lieferte, hat das 9. Abdominal- segment nur durch zwei schmale Dreiecke (XII) angegeben, was daher rührt, dass dieses Segment bisweilen ziemlich stark in das 8. eingestülpt liegt, wie auch meine Abb. 3 erkennen lässt. (Silvestri giebt aber das 9. Seg- ment bei „Projapyx“, also bei jungen Larven, als ganz freiliegend an.) Das 8. Segment enthält ein quer rechteckiges Coxosternum, das durch starke Nahtleisten sehr deutlich gegen das Pleurotergit abgesetzt ist. Gleich- zeitig haben sich noch coxale Muskeln erhalten, von denen einer bis an die Leiste geht m!, der andere darüber hinaus m an das Coxosternum Longitudinalmuskeln m? ziehen an das 9. Segment. Dieses .klafft unten offen, indem zwischen den nach innen abgerundeten, schrägen Coxiten die Geschlechtsorgane über dem kleinen Sternit münden. Die Mündung wird geschützt (x Abb. 5) durch ein nach den Arten verschieden grosses Sternit (Abb. 8a V), welches bei J. novaezeelandiae reichlich beborstet ist und theil- weise oberhalb der Coxite liegt. Ausserdem umgeben die Geschlechts- öffnung mehrere beborstete Wülste, zwei untere a a, und ein dreieckig vor- ragender oberer, während bei J. africanus das 9. Sternit und die Wülste merklich schwächer sind (Abb. 6a, b). Vorne befindet sich an den Coxiten eine Leiste Z, deren äussere Verbreiterung abgesetzt ist von einem weiter aussen liegenden Knoten. Sonst ist keine Trennung von Üoxiten und Pleurotergit zu verzeichnen, doch geht ein Muskel m? von der Hinterecke zur Coxitleiste Z. Das 10. Abdominalsegment ist dorsalwärts an mehreren Longitudinalmuskeln befestigt, welche vom 8. Segment ausgehen (m® u. m”), einer auch vom 7. (m2?). An Macerationspräparaten lässt sich leicht fest- stellen, dass innen an den Zangen die Sehnen mehrerer Muskeln befestigt sind (s s Abb. 4 und 7). Einen Arkulus wie bei Dermapteren habe ich nicht beobachtet, wohl aber zwei gebogene Wülste innen am Grunde der Zangen, welche dieselbe physiologische Bedeutung haben w. Diese Grund- bügel stossen in der Mediane an einander und verhindern ebenfalls eine zu starke Einwärtsbiegung der Zangen. (Auf zwei neue Japyx-Arten komme ich weiterhin zurück.) Nach dieser Erörterung der Verhältnisse bei Japygiden und Derm- apteren, die mit vollster Deutlichkeit auf. die Zugehörigkeit der Cerei zum 36* 276 Karl W. Verhoeff, [20] 10. Abdominalsegment hinweisen, komme ich auf einige frühere Mittheilungen von R. Heymons zurück. In seiner Arbeit über „die Segmentirung des Insektenkörpers* Berlin 1895 hat er für Forficula folgende Hinterleibsformeln angegeben: Lydia A 1, a, ddr dd ERIRAT (Die Tergite sind oben, die Sternite unten verzeichnet.) Primär angelegt: Das heisst also mit andern Worten, dass 10 Abdominalsegmente oben und unten angelegt werden, ausserdem ein Afterstück, ein 11. Segment aber „nicht als distinkt“. N 33: Ab egn‘ N). 2.8. EEE LA Br dın2ad Aber a a ar ER ia Heymons hat am Telson also einen ventralen und einen dorsalen Theil unterschieden und es ist auch ganz klar, was er damit gemeint hat. Ich kann dem aber nur in Bezug auf den dorsalen Theil beistimmen. In seiner hübschen Arbeit über „die Embryonalentwickelung von Dermapteren und Orthopteren“ Juni 1895 hat Heymons ebenfalls Forficula behandelt. Ich finde darin aber keine deutliche Angabe, dass das was beim Embryo als A ventral primär angelegt wird, wirklich dasselbe ist wie das was er bei Larve und Imago ebenso genannt hat. Vor allem aber muss es auffallen, dass Heymons die Zangen dem 11. Abdominalsegment zuspricht, während er die Existenz eines solchen selbst als fragwürdig bezeichnet. Dem gegen- über muss ich betonen, dass ein solches /1. Abdominalsegment. (Pygidium) zwar bei allen Dermapteren nachweisbar ist, dass aber eine Heranziehung der Cerci zu demselben auf das Entschiedenste in Abrede zu stellen ist. Die Cerci gehören (wie ich oben ausgeführt habe) zum 10. Adominal- segment und gliedern sich ebenso scharf wie die beiden Paare der Genital- anhänge in Cowite und Telopodite. Durch die bei manchen Insekten-Embryonen schräge Lage der An- lagen von Coxiten und Telopoditen zu einander entstand die irrthümliche Vorstellung (analog den sog. „lateralen Gonapophysen“) als handle es sich um die Knospen zweier verschiedener Segmentgebilde. (Vergl. z. B. im Mor- [21] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 277 pholog. Jahrbuch „Zur Morphologie der Abdominalanhänge bei den Insekten“, 1896 die Abb. 2 in Heymons Arbeit.) Man beachte auch bei den Larven von Lithobius anbei in Abb. 1 und 2 die deutliche Absetzung der Beinknospen in Coxite und Telopodite. Dass Heymons Annahme der Verwachsung des 1. Abdominaltergit mit dem Thorax nicht zutrifft, kann ich heute für die gesammten Derm- aptera feststellen. Es soll ferner nach ihm bei den Larven und Imagines das 10. Sternit fehlen. Für Forficula kann das auch als richtig gelten. Es giebt aber genug Dermapteren, bei welchen diese Stände ein deutliches, zweitheiliges 10. Sternit besitzen, wie anbei von Hemimerus in Abb. 14 a a ersichtlich. Meine Abdominalformeln der Dermapteren in Nr. 1 und Nr. 4 der Sitzungsberichte der Gesellsch. naturf. Fr. 1902 zeigen eine Vervoll- ständigung gegenüber denen von Brunner v. Wattenwyl, Saussure, Hey- mons u. a, aber das Metapygidium habe ich damals auch noch nicht er- kannt, zumal ich die in dieser Hinsicht wichtigsten Formen noch nicht genauer untersucht hatte. Das Metapygidium ist aber, wie gesagt, selbst an den Larven von Forficula noch deutlich erkennbar (Abb. 9 Mpy). Ich gebe jetzt für das Abdomen der Dermapteren als Beispiele folgende Formeln: EEE IE Te Bun 9 N BEN PR PEN PURE Pr Besnpto Per TV T g — Cos Cos Cos Cos Cos Cos Cos Cos Ct+S — — — [ Pygidierana Ag Ag Ar | ri a a 89 een DIENTE BANDEN Ei Bi Pin felo Pr mm = P — 00500034003, 00810085100 I AN | Pygidierana Ag Ag Ag i ER Eu A Dr 7 SEnd9 10-23 BERNER ERDE VBesPprmBr TILT) T | 5 — IEIHOICRBAOIET CH 008 Corn En ale Forficula Ag Ag Ag | I DE ) 1 0 ann Dr a DEEP DEN PiieEt weten PLe “Pape | 0 — Cos Cos Cos Cos Cos Cos Ct Gt . Gt | Forfieula — 278 Karl W. Verhoeff, [22] Die Zahlen geben die 13 Abdominalsegmente an, T bedeutet Tergit, Pt Pleurotergit, Cos Coxosternum, Ct Coxit, S echtes Sternum, Ag Telopodit der Segmentanhänge. Es ergiebt sich also aus der zweiten Formel, dass die Pygidieraniden (auch Eehinosoma) Ovipositoren besitzen, worauf ich schon kurz hinwies und in einer späteren Arbeit eingehend zurückkomme. Bei den meisten Dermapteren sind die Ovipositoren mehr oder weniger verkümmert, nicht selten auch vollkommen rückgebildet. Ich kann hier nicht auf alle die Mittheilungen zurückkommen, die ich in einer Reihe von Schriften zur Frage der Hinterleibsanhänge gemacht habe, mit Rücksicht auf mehrere Insektenordnungen. Ich glaube aber jetzt zur Genüge gezeigt zu haben, dass wir es am Hinterleibe zahlreicher ur- sprünglicher Insekten mit drei Paar mehr oder weniger entwickelter, echter Segmentanhänge zu thun haben, welche dem 8., 9. und 10. Hinterleibssegment angehören. Dass von diesen das hinterste Paar, die Cerei, bei der individuellen Entwiekelung wesentlich vorauseilt, findet seine vollgültige Erklärung in den Lebensverhältnissen, d. h. die Cerei als Tustorgane sind bereits den jungen Lärvchen von Nutzen, während Genitalanhänge für dieselben voll- kommen zwecklos wären, übrigens ganz entsprechend den Verhältnissen bei sämmtlichen einschlägigen Myriopoden und harmonirend mit dem über die Sprossungszone Gesagten. Eingangs dieser Untersuchungen habe ich auf die vier constanten Segmente am Hinterende der Chilopoden hingewiesen. Indem ich meine Be- trachtungen über Segmenthomologie bei Insekten und Chilopoden fortsetzte, musste ich bald finden, dass uns die geschilderten Hinterleiber der Derm- apteren einen erstaunlichen Anklang an die Chilopoden zeigen. Wie bei diesen das Praegenitalsegment durch seine besonders kräftigen Anhänge auffällt, so auch bei den Dermapteren das 10. Abdominalsegment und wie bei diesen weiterhin die drei kleinen Opisthomeren folgen, so kommen auch bei den Chilopoden hinter dem Endbeinsegment drei auffallend kleinere Segmente vor. Bei Scolopendriden, namentlich Opisthemega und Plutonium können wir sogar ganz erstaunlich weit an das 10. Abdominalsegment der Dermapteren und Dicelluren sich anschliessende Verhältnisse finden, indem [23] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete, 279 die Hüften dort gerade wie bei Dermapteren theihweise plattenartig geworden sind, auch eine andere Ausgestaltung wie bei gewöhnlichen Rumpfsegmenten aufweisen und stark an den Stamm des Segmentes sich herandrängen. Die Endbeine besitzen sogar denselben Gelenkknopf zwischen Hüfte und Telo- podit, den ich oben als den primären der Dermapteren-Zangen geschildert habe. Die Uebereinstimmung geht aber noch weiter, indem die Endbeine gerade wie die Zangen sich nach hinten gewendet haben und hier, vermittelst des inneren Telopoditgrundes, in direkte Berührung mit dem Tergit kommen, wobei dann, z. B. bei Scolopendra, eine faltige Gelenkhaut zwischen Telo- podit innen und dem Tergit hinten aussen besteht. Die äussere Gestalt der ebenfalls /neipenden Endbeine jener beiden Scolopendriden-Gattungen erinnert auch schon stark an die der Dermapteren-Zangen. Denken wir uns nun Gliederung und Muskulatur der Telopodite rückgebildet, zumal diese Dinge [analog den Mandibeln] für starke Zangen doch keinen Werth mehr haben, so erhalten wir diejenige Vorläuferform des 10. Abdominal- segmentes, welche auch theoretisch kaum besser erdacht werden könnte, Durch Verkümmerung der Muskulatur aber Vermehrung der Glieder mussten die vielgliedrigen Cercus-Telopodite entstehen. Da ich nun ferner oben gezeigt habe, dass bei Chilopoden die Ent- stehungszone für neue Rumpfsegmente nicht vor dem Telson, sondern latent vor dem Endbeinsegment liegt, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die vier Endsegmente der Chilopoden den vier Endsegmenten der Dermapteren homolog sind, also 2 [ Analsegment — Analstück | ken) re © — 2 ee 12 j un. = =. Postgenitalsegment = Metapygidium E = | Genitalsegment — Pygidium = =) & O | Endbeinsegmentt = Zangensegment (10. Abdominalsegment) | = Wir wissen, dass innerhalb der Hexapoden eine Verlegung der Genital- öffnung von hinten etwas weiter nach vorne (hinter dem 9. bis hinter das 8. oder gar 7. Abdominalsegment) festgestellt worden ist. Es kann daher nichts Wunderbares haben, dass bei den Chilopoden die Genitalöffnung noch weiter nach hinten zu liegt. Im Gegentheil, diese Verschiedenheiten sind geeignet uns die von Wheeler gemachte Entdeckung der Terminal- ampullen der Geschlechtswege, hinten und. unten am 10. Abdominalsegment, 280 Karl W. Verhoeff, [24] welehe Heymons mehrfach bestätigte und die bisher in ihrer Bedeutung räthselhaft waren, verständlich zu machen, indem diese Mündungsstellen auf den (von den Chilopoden vertretenen) Zustand hinweisen, in welchem die Genitalöffnungen weiter hinten am Körper lagen als es jetzt von Hexa- poden bekannt ist. Diese Terminalampullen, als biogenetische Erscheinung, liegen so weit nach hinten als es der Raum in den grösseren Segmenten gestattet. Das Vorrücken der Genitalöffnung bei den Insekten erklärt uns aber auch, weshalb das 10. Abdominalsternit bei Dermapteren, soweit es nicht ganz fehlt, immer zweitheilig ist. Die Genitalöffnung ist im Laufe der phyletischen Entwickelung in der ventralen Mediane nach vorn durch- gewandert. Ich habe in meiner Arbeit über den Thorax der Insekten Nova Acta, Halle 1902 u. a. auf den Mikrothorax der Insekten als das Homologon des Kieferfusssegmentes der Chilopoden hingewiesen und dadurch am Vorder- körper die Homologie ein Stück weitergeführt. Ich will hier nur als wich- tigen Beleg dafür das Verhalten des 1. Stigmenpaares anführen. Die vor- dersten überhaupt vorkommenden Chilopoden-Stigmen finden wir nämlich am ersten beintragenden Segmente (so bei Scutigera, Henicops, Cermatobius), niemals aber am Kieferfusssegmente, während das vorderste Stigmenpaar der Thysanuren und Pterygoten am Prothorax‘) angetroffen wird. Der Mikrothorax aber ist, meiner Homologisirung ganz entsprechend, stigmenlos. Wer nun wie bisher Prothorax und Kieferfusssegment gleichsetzen will, der beantworte die Frage, wie kommt es, dass ein und dasselbe Segment bei Formen mit zahlreichen Stigmen (Epimorpha) stigmenlos, aber bei Formen mit geringerer Stigmenzahl (Hexapoda) stigmenführend ist?! Ich setze also nach wie vor Mikrothorax und Kieferfusssegment homolog und komme jetzt, nachdem auch die hinteren Körpersegmente parallelisirt sind, auf den Mittelkörper. Bei den Anamorpha mit 15 Bein- paaren könnte man das 1.—3. beintragende Segment den beinführenden drei Thorakalsegmenten der Insekten vergleichen, das 15. dem 10. Abdo- minalseement. Dann würden noch 11 beintragende Rumpfsegmente übrig bleiben, von denen wir die 9 vorderen auf das 1.—9. Abdominalsegment 1) Auf abweichende Anschauungen, Bezugnahme dieser Stigmen auf den Mesothorax komme ich an anderer Stelle zurück. [25] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 281 der Insekten beziehen könnten, während die beiden übrigen, also das 13. und 14. den Insekten fehlen würden. Wie ich gezeigt habe sind aber diese beiden die jüngsten, welche thatsächlich auch bei Lithobius gleichzeitig her- vorsprossen (Abb. 2). Wir könnten mithin die Hexapoden auf solche chilo- podenartige Kerfe zurückführen, welche in der Segmentation sich an Lithobius anschliessen, im letzten Sprossungsstadium aber nicht mehr drei Beinpaare und Segmente hervorgehen lassen würden (wie in Abb. 2), sondern nur noch eines, das die Endbeine (= Cerei) tragende. Dann hätten wir als Vorläufer der Insekten chilopodenartige T’hiere mit dreizehn Beinpaaren zu betrachten. In dieser Arbeit lege ich allerdings auf die Homologisirung der Mittelkörper nicht das Hauptgewieht — zumal die von mir aufgerollte Frage nach der Zahl der Thorakalsegmente (ich erinnere auch wieder an das un- gewöhnliche vierte thorakale Stigmenpaar von Japyx) in weiteren Arbeiten behandelt werden muss — als auf die Feststellung der vier gleichwerthigen Endsegmente, womit m. E. vorläufig schon viel gewonnen ist. Die Mittel- leibshomologie wie ich sie eben andeutete, hat jedenfalls die Berechtigung einer Möglichkeit, eine andere, die ich weiterhin in’s Auge gefasst habe, nämlich die Zusammensetzung des Thorax aus nicht nur vier oder fünf, sondern sogar sechs Segmenten, hat den bedeutenden Vorzug einer völligen Parallelisirung des Körpers der Anamorpha und niederen Hexapoda. Ich halte diese Auffassung für die richtige, da sie, von einem einheitlichen Gesichtspunkte ausgehend, zahlreiche einschlägige Thatsachen verständlich macht, welche sonst als vollkommen räthselhaft gelten müssten. Wer die Anerkennung eines Segmentes von dem Vorhandensein eines Ganglienpaares abhängig macht, muss nicht nur auf die richtige Würdigung aller mehr oder weniger verkümmerten Segmente, welcher dieser Anforderung nicht mehr entsprechen, verzichten, sondern auch auf das Ver- ständniss rudimentärer Organe und Bildungen überhaupt. Muss man sich da nicht fragen, ob an Autoren, welche derartig urtheilen, Descendenztheorie und Darwinismus spurlos vorübergegangen sind! Vollkommen einverstanden bin ich damit, dass das Vorhandensein irgend eines Ganglienpaares in den Gehirnhaupttheilen und im Bauchmark ein besonderes Segment hervorragend mit charakterisirt, aber das Fehlen eines .solchen Ganglienpaares bezeichnet Nova Acta LXXXI. Nr. 5. 37 282 Karl W. Verhoeff, [26] andererseits noch nicht, dass kein Segment vorhanden ist, denn jedes Organ und jeder Körpertheil kann, wenn er in eine Entwickelungsrichtung zur Verkümmerung eingetreten ist, jedes seiner Elemente verlieren. Wenn man hier, in der Frage der T’horakalsegmente, ein Schema anwendet, so mag das für Kollegien zweckmässig sein, weil man den Hörern zunächst das Wichtigste oder doch Grundzüge beibringen will, die für weitere Studien eine Basis abgeben sollen, aber verkehrt ist es, so in der fortschreitenden arbeitenden Wissenschaft zu verfahren. Die Wissenschaft hört nieht da auf, wo die Grenzen der Schemata sind, sondern sie hört auf mit den That- sachen und mit den Grenzen unserer Erkenntniss. Uebrigens bin ich keineswegs der erste, welcher die Entstehung des Insektenthorax aus sechs Ursegmenten behauptet, vielmehr hat H. J. Kolbe in seinem so anregenden Buche „Einführung in die Kenntniss der Insekten“ (Berlin 1893) auf $. 114 bereits geschrieben: „Aber auch der aus drei Seg- menten bestehende Brustabschnitt ist aus der paarweisen Vereinigung von sechs Ursegmenten hervorgegangen.“ 8. 115 schlägt er für die Zwischen- ringe den Namen Complementärsegment vor. Kolbe hat zwar keinen Versuch gemacht die Segmente der Hexapoden mit den Segmenten irgend einer Myriopodengruppe in bestimmter Weise zu parallelisiren, auch hat er nicht zwischen Vorringen, die nur Ausgestaltungen von Ursegmenten sind (wie bei Geophiliden) und wirklichen, in rückschreitender phylogenetischer Ent- wickelung befindlichen Zwischensegmenten unterschieden, (was nach dem Status der Myriopodenkunde vor 10—12 Jahren allerdings auch noch schwieriger war als jetzt), ferner sind seine Andeutungen bei Insekten gar zu kurz gewesen. Trotzdem wäre es. durchaus verkehrt, seine Ausführungen als werthlos hinzustellen, im Gegentheil sind sie sehr schätzenswerth gewesen, weil sie einen wichtigen zusammenfassenden Gedanken angeregt haben und zusammenfassende Gedanken sind doch in erster Linie das, was unsere Wissenschaften über das Handwerksmässige erhebt. Kolbe hat jedenfalls darin, dass er auf Grund phylogenetischer Verhältnisse Segmentvergleiche anstellte, den richtigen Weg betreten; ohne phylogenetische Uebersichten wird man in Fällen stark umgewandelter Körpertheile niemals zum Ziele kommen. Wenn wir einen stammesgeschichtlichen Weg feststellen können — sei es auch nur mit annähernder Deutlichkeit — so werden wir erfahren, [27] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden etc. 283 was bei diesem verloren ging und was verändert oder weitergebildet wurde'). Kürzlich hat G. Enderlein in Nr. 698 des Zoolog. Anzeigers’) einige Mit- theilungen über den Thorax der Corrodentien gemacht und in dankens- werther Weise die Aufmerksamkeit auf die Embiiden gelenkt, welche nach ihm „auffällig schön entwickelte Intersegmente mit deutlichen Rücken- und Bauchplatten besitzen.“ Ich will dem gleich hinzufügen, dass bei Embia (wenigstens Savignyi) diese Bauchplatten ganz besonders kräftig ausgebildet sind und merklich stärker als die Rückenplatten, sowie dass man bei Chilo- poden solche starke Intersegmente wie z. B. die von Japyx und Embia, namentlich mit Rücksicht auf die Tergite der ersteren und die Sternite der Letzteren gar nicht oder jedenfalls in den allermeisten Fällen: nieht kennt und dass die Vorringe’) bei den den Hexapoden am nächsten stehenden Anamorpha und Notostigmophora überhaupt gar nicht existiren oder höchstens in schwachen Rudimenten nachweisbar werden‘), während sie bei den Epi- morpha ein Ausdruck des Elongationsprinzips (E. Haase) sind. Hiermit kommt der Unterschied zwischen Pseudometameren der Epimorpha und Zwischensegmenten (Complementär-Segmenten) der Anamorpha und Hexapoden schon zum Ausdruck. Die Embüden stehen zwar nicht so niedrig als Enderlein annimmt (worauf ich an anderer Stelle zurickkomme), gleichwohl stimme ich ihm darin bei, dass sie eine im Vergleich zu den Teermiten niedere und diesen ziemlich nahe Stellung einnehmen, wie er das auch 8. 435 angedeutet. Vollkommen harmonirt damit der Umstand, dass die Intersegmente der Termiten weit rückgebildeter sind als die der Embüden, weshalb die Auffassung der Inter- segmente als „Differeneirung“ hiermit gar nicht übereinstimmt. Für diese Betrachtung der Intersegmente niederer Hexapoden als secundäre Ausge- ') Es ging nicht an, die Vorringe der Geophiliden mit den Complementärsegmenten der Anamorpha zu vergleichen, aber richtig ist es, wenn Kolbe auf 8. 115 schreibt: „Bei Lithobius zeigt der Rückenschild des Complementärsegments das Bestreben, denjenigen des zugehörigen Hauptsegmentes zu verdrängen, was bei den verwandten Sceutigeriden zur Wirk- lichkeit geworden ist.“ Indessen hätten die Segmente mit kleinem Tergit als Complementär- segmente bezeichnet werden sollen; also umgekehrt. ?) Ueber die Morphologie u. s. w. der Corrodentien. ») Der Name Pseudometameren wäre vorzuschlagen. #) Eine unvollständige Ausnahme macht bei den Anamorpha Oraterostigmus Poe. 37*+ 284 Karl W. Verhoeff, [28] staltungen (wie sie für die Epimorpha in Uebereinstimmung mit E. Haase von mir selbst hervorgehoben wurde), ist‘) von Enderlein keine Erklärung und überhaupt kein allgemeiner Gesichtspunkt beigebracht worden’). Die bekannte Eintwickelungstendenz der Hexapoden zwr Körperconcentration drängt nothwendig auf das Gegentheil hin, nämlich das secunädre Verschwinden einer ganzen Anzahl von Segmenten, nicht nur der Intersegmente des Thorax, sondern auch der hinteren Abdominalsegmente (und der Öpisthomeren). Halten wir also folgende Thatsachen uns vor Augen: 1. Notostigmophora und Anamorpha ohne deutliche Pseudometameren, aber mit einer Anzahl Zwischensegmente, welche dorsal mehr oder weniger verkümmern. 2. Die meisten niederen Insekten mit ein, zwei oder drei mehr oder weniger deutlichen Zwischensegmenten am Thorax. 3. Holometabola meist ganz ohne Intersegmente oder nur mit schwachen Spuren, selten mit deutlicheren thorakalen Zwischentheilen. Weit wahrscheinlicher noch wird meine Auffassung, wenn wir eine Möglichkeit vollständiger Segmenthomologisirung der Opisthogoneata erhalten, damit also einen einheitlichen Gesichtspunkt und phylogenetischen Weg, wie er in der nachfolgenden Uebersicht angedeutet ist. In meiner Arbeit „Bei- träge zur vergleichenden Morphologie des Thorax der Insekten“ Halle 1902 habe ich an der Hand des ungewöhnlichen 4. Thorakalstigmenpaares von Japyx bereits auf S. 106 es ausgesprochen, dass hier „Ueberbleibsel eines Thorakalsegmentes“ vorliegen. Ich kann nur hinzufügen, dass mir ein 4. Thorakalstigmenpaar’) genau ebenso beweiskräftig ist für ein besonderes Segment, wie ein etwaiges 4. Ganglienpaar des Thorax. !) Im Gegensatz zu dem oben von Kolbe Angeführten! 2) Dasselbe trifft zu für Börner, welcher auf die Hauptschwierigkeit, die Betrachtung der Intersegmente als phylogenetisch rückschreitender Körpertheile, gar nicht einging, trotz- dem aber eine „Widerlegung“ gab, die für Enderlein als „erschöpfend“ gilt. Mir ist es immer bedenklich, wenn derartig schwierige und neue Fragen mit Pathos angegangen werden, wie es bei Börner zu finden ist! 3) Börner erklärt auf S. 293 des Zoolog. Anzeigers, dass die Stigmen „bekanntlich“ . „ursprünglich nahe dem Vorderrande der Segmente“ lägen und „erst später an den Hinterrand des nächstvorhergehenden Segmentes“ rückten. Für meine Wenigkeit protestire ich gegen dieses „bekanntlich“ und hoffe an anderer Stelle ausführen zu können, dass gerade das Gegentheil richtig ist, d. h. dass die Stigmen ursprünglich Ainten an den Segmenten [29] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 285 Das Intersegment zwischen Pro- und Mesothorax bezeichne ich als Stenothorax und das zwischen Meso- und Metathorax als Cryptothorax. In späteren Aufsätzen gedenke ich auf die Intersegmente des "Thorax zu- rückzukommen. Schliesslich sei nur noch daran erinnert, dass schon längst und zwar selbst von embryologischer Seite, mit dem Dogma') eines „nur“ durch den „Nachweis von Ganglien“ zu erweisenden Segmentes gebrochen ist, denn einmal besitzen Oralstück und Telson niemals Ganglien (auch keine Cölom- säckchen), sind aber trotzdem anerkannte Segmente, sodann ist auch für das 11. Abdominalsegment sogar niederer Insekten meist kein Ganglienpaar erweisbar (nur in einigen Fällen ein sehr kleines), obwohl auch dieses Segment nicht mehr bezweifelt werden kann. Bei Dermapteren habe ich das Pygidium oben besprochen und auch Heymons betont das 11. Ab- dominalsegment von Forficula. Trotzdem sagt er auf S. 37 seiner „Embry- onalentwickelung der Dermapteren* Jena 1895 ausdrücklich, dass bei For- fieula nur „10 Ganglienanlagen der Abdominalregion angehören.“ „Im 11. Abdominalsegment liess sich bei Forficula keine Ganglienanlage mehr erkennen.“ Vergleichende Uebersicht der Segmente der Chilopoda mit 15 Lauf- beinpaaren und der niederen Hexapoda. Chrlopoda-Anamorpha und Niederste Hexapoda, Thysanura, Notostigmophora Dermaptera u. A. zusammengefasst Kopf = Kopf Kieferfusssegment (kleines Tergit) = Mikrothorax liegen, wie es thatsächlich von den Chilopoden allgemein bekannt ist, wenigstens für Kenner der Chilopoden. Deren Stigmen können sich der Mitte nähern, liegen aber nicht in der Vorder- hälfte. Von Japyx behauptet Börner ferner: „Ich möchte annehmen auf Grund der Aus- bildung von zwei Stigmenpaaren, scheinbar im Metathorax, eine Vorwärtsverschiebung um je ein oder etwas mehr als ein ganzes Segment“ u.s. w.!! Natürlich ist hierfür nicht der ge- ringste Beweis beigebracht, vielmehr widerspricht das aufs Stärkste den bisherigen Erfahrungen über das Tracheensystem! !) Wie es Börner auf S. 305 des Zoolog. Anzeigers 1903 wieder anführte! 286 Karl W. Verhoeff, [30] 1. Laufbeinsegment (grosses Tergit) —= Prothorax (V orderbeine) (mit dem ersten vorkommenden Rumpfstigmenpaar bei Chilopoden und Hexapeden!) 2. Laufbeinsegment (kleines Tergit) = Stenothorax 3. 4 (grosses Tergit) = Mesothorax (Mittelbeine) 4 R (kleines Tergit) = Cryptothorax (bei Japyx mit einem Stigmenpaar) 5. Laufbeinsegment (grosses Tergit) = Metathorax (Hinterbeine) 6. s (kleines Tergit\ = 1. Abdominalsegment (Medialsegment) /£ % (grosses Tergit) — 2. Abdominalsegment 8. 5 (grosses Tergit) — 9. n 9. n —4 1 10. a =5. > HIER “ —4b. 2 12. - —1. » 18 2 —E8% 5 oder vorderes Gono- podensegment, 14. s = 9. = oder hinteres' Gono- podensegment, 15. „ oder Endbeinsegment = 10. „uioder Üercussegment, u Genitalsegment — 11. „ oder SQ S Pygidium, |Z | Postgenitalsegment — Metapygidium, S S Telson (Analsegment) — Telson (Analstück). S Wie gesagt, gilt das hier über die thorakalen Intersegmente Erörterte nur als vorläufige Mittheilung und zur Feststellung meines allgemeinen Gesichts- punktes, im Uebrigen ist nicht zu vergessen, dass, von jeder Segmentnatur- frage abgesehen, die Erörterung der intersegmentalen Theile schon an und für sich ein nothwendiges Erforderniss ist, da sie bisher sehr wenig beachtet wurden. Einen Punkt von Wichtigkeit will ich hier noch betonen. Der Hin- weis auf die Lage der Sprossungszone vor dem 10. Abdominalsegment und vor dem Endbeinsegment wirft Licht auf eine eigenthümliche Erscheinung [31] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 287 bei weiblichen Dermapteren. Dieselben sind nämlich, mindestens im er- wachsenen Zustande, stets sofort daran zu erkennen, dass das 8. und 9. Abdominalsegment viel schwächer entwickelt ist als das 10. und 2.—7. Im Einzelnen bestehen in dieser Hinsicht ja mancherlei Verschieden- heiten, namentlich bei den ventralen Theilen und die dorsalen, welche für gewöhnlich in natürlicher Haltung gar nicht sichtbar sind, erscheinen bei einigen Formen von aussen als schmale Spangen, auch fehlen diese beiden Seg- mente niemals, haben wie gesagt nur eine schwächere Ausbildung erfahren. Dass dies nicht lediglich durch das Verkümmern der Ovipositoren verursacht wird, bezeugen die Pygidieraniden, deren Ovipositoren kräftig entwickelt sind und welche trotzdem schwache, schmale Segmentstammtheile aufweisen. Wir haben es vielmehr mit den letzten Erzeugnissen einer ehemaligen Sprossungszone zu thun, wobei die Weibchen als die konservativeren einen Zustand darstellen, der etwas an die älteren Larven der Anamorpha mit Sprossungszone erinnert. Diese beiden jüngsten Segmente haben in ihrer Anlage nicht die volle Gestaltungskraft mitbekommen. Bei den Japygiden sind das 8. und 9. Abdominalsegment ebenfalls und zwar in beiden Ge- schlechtern gegen die andern Abdominalsegmente abgeschwächt, was beson- ders für das 9. gilt, das schon an die Verhältnisse bei weiblichen Derm- apteren erinnert, beide aber entbehren, im Gegensatze zum 1.—7., der Styli und der Stigmen. In vielen Fällen freilich ist das 8. und 9. Segment so gut wie andere ausgeprägt, aber eine nähere Beziehung der beiden ist auch dann meistentheils in den nur an diesen beiden Segmenten auftretenden Genitalanhängen gegeben. Meine Erklärung des 8. und 9. Abdominal- segmentes als der phylogenetisch jüngsten lässt die späte Anlage der Genital- anhänge auch von diesem Gesichtspunkte aus verständlich erscheinen. Ein kräftig ausgebildetes 10. Abdominalsegment kann jedenfalls immer als ein sehr wichtiger, phylogenetisch ursprünglicher Oharakter gelten, um so mehr, wenn auch seine Anhänge, die Cerei, gut entwickelt sind. 3 * En 5 Die vorigen Untersuchungen, im Verein mit meinen früheren über Genitalanhänge, haben mich also zu der Erkenntniss geführt, dass wir, ähn- lich den drei Paar Mundtheilen am Kopfe und drei Paar Beinen am Thorax, 288 Karl W. Verhoeff, [32] auch am Abdomen der Hexapoden häufig drei Paar Segmentanhänge zu unter- scheiden haben, welche dem 8., 9. und 10. Abdominalsegment angehören und von denen die beiden vorderen, d.h. die des 8. und 9. Hinterleibsegmentes der Fortpflanzung dienlich sind, die hinteren, d. h. die des 10. Hinterleibs- segmentes, entweder der Orientirung oder der Vertheidigung, seltener ebenfalls der Fortpflanzung (analog manchen Chilopoden). * * * Oben habe ich bereits R. Heymons Angaben über den Hinterleib der Dermapteren besprochen. Nunmehr habe ich noch einige andere Mit- theilungen desselben Forschers zu erörtern, um zu zeigen, dass die embryo- logischen Befunde sich mit den meinigen an Larven und Entwickelten ganz gut in Einklang bringen lassen: In seiner hübschen Arbeit „Entwickelungsgeschichtliche Untersuch- ungen an Lepisma saccharina“ Zeitschr. f. w. Zoologie 1897 heisst es auf S. 626 „Japyx und Campodea weisen insofern ein primitives Verhalten auf, als bei ihnen dauernd das 10. Abdominalsternit sich erhält. Bei Japyx soliffugus habe ich eigentliche Laminae anales nieht aufgefunden“. Wie ich oben gezeigt habe, ist dieses im Cyclomer enthaltene 10. Sternit ein Coxo- sternum und Heymons vermisst die Laminae anales bei jenen Formen deshalb, weil er theilweise die Cercus-Coxite als solche Laminae subanales angesprochen hat, diese Gebilde hier aber im Coxosternum bereits enthalten sind. In seinen Abb. 10 und 11 sind die Coxite der Cerei als „lam. sub“ d.h. Laminae subanales ganz unverkennbar angegeben, aber es ist mir nicht einleuchtend, dass das, was in Abb. 8 beim Keimstreifen als „lam sub“ bezeichnet wird, dasselbe ist wie das entsprechend Bezeichnete in Abb. 10 und 11. Wie dem aber auch sei, eins liegt auf der Hand, dass es sich in Bezug auf Coxit und Telopodit um ebenso getrennte Anlagen handelt, wie bei den beiden Unterkieferpaaren (vergl. Heymons Abb. 13, 15 und 17), wo innere und äussere Maxillentheile in getrennten Wülsten zum Vorschein kommen. Der Unterschied ist nur der, dass die grossen Cereus-Telopodite des Platzes und ihrer definitiven Lage halber nicht nach aussen von den Coxiten hervortreten, sondern mehr nach hinten. Es sprechen dafür auch Heymons Abb. 13, 15 und 17. Hinsichtlich des „mittleren Schwanzfaden“ [33] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 289 (den ich verschiedentlich als Terminalfilum bezeichnet habe) stimme ich mit Heymons, der ihn als „nur ein langgestrecktes Segmentstück“ auffasst, überein. (Vergl. das oben über secundäre Pygidien Gesagte.) In seiner „Segmentirung des Insektenkörpers“ Berlin 1895 hat Hey- mons selbst zugegeben, „dass die Extremitätenanlagen bald über einen grösseren Raum bald über einen geringeren sich erstrecken können.“ Es wundert mich daher, dass er keine Zweitheilung dieser Extremitätenanlagen in Betracht gezogen hat. Im Vorhandensein eines 11. Abdominalsegmentes stimme ich ihm vollkommen bei, ich kann jedoch diesem die Cerei nicht beirechnen, sondern muss eine Verschiebung der Anlagen derselben an- nehmen, die eine solche Zugehörigkeit vortäuscht. Er sagt ‘selbst, „bei Forficula habe ich die Existenz eines 11. Sternites nicht recht nachweisen können“ und 8. 29 „ich habe mich von der Existenz einer gesondert auf- -tretenden 11. Trergitenanlage auch bei Forfieula niemals überzeugen können.“ Hiernach ist die Beobachtung der Opisthomeren als getrennter Theile am Embryo offenbar schwierig. Da ich sie jedoch bei frisch ausgeschlüpften Forficula-Larven als getrennt nachweisen konnte, müssen sie im Embryo als solche schon zur Ausbildung gelangen, weit deutlicher aber noch bei den niederen Dermapteren-Gruppen. Das „10. Abdominalsternit*“ von For- ficula geht nach Heymons „sehr bald zu Grunde“; ich habe oben darauf hingewiesen, dass dies als eine Eigenthümlichkeit bereits derivater Derm- apteren-Gruppen zu gelten hat. Ausdrücklich hebt er ferner hervor (S. 30), „dass die Lage der äusseren Geschlechtsöffnung am 9. Segment (des Ab- domens) vielleicht erst secundär erworben ist, denn ursprünglich reichen wenigstens bei den genannten Insekten-Embryonen die mesodermalen Ge- schlechtsgänge bis in’s 10. Abdominalsegment hinein.“ Oben habe ich schon kurz hierauf verwiesen, meine Erörterungen über die vier letzten Körper- segmente lassen diese Angabe von Heymons nicht nur sehr interessant erscheinen, sondern ich glaube jetzt auch den Schlüssel zum Verständniss derselben gefunden zu haben. In seinem Aufsatze „Zur Morphologie der Abdominalanhänge bei den Insekten“, Morphologisches Jahrbuch 1896, hat Heymons in Abb. 1 und 2 die Coxite der Cercus-Anhänge von einer Decticus verrucworus-Larve sehr deutlich abgebildet, aber als „am sub“ bezeichnet. Ich mache auf diese Abbildungen auch deshalb aufmerksam, Nova Acta LXXXI. Nr. 5. 38 290 Karl W. Verhoeff, [34] weil sie deutlich die isostiche Lage der Coxite der Segmentanhänge des 8., 9. und 10. Abdominalsegmentes erkennen lassen. Da ich nun die einheitliche Zusammengehörigkeit von Coxiten und Telopoditen der Genitalanhänge einer- seits (vergl. Nr. 687 des Zoolog. Anzeigers) und der Cerei andererseits nach- gewiesen habe, so ergänzen sich diese Befunde gegenseitig durch die Ueber- einstimmung in den Grundzügen und durch die isostiche Lage. In seiner „Embryonal-Entwickelung von Dermapteren und Orthopteren“, Jena 1895, hat Heymons verschiedene Keimstreifen abgebildet, auch von Periplaneta und Forfieula. Ich kann daran nichts bemerken, was gegen meine hier erörterten Anschauungen zu sprechen geeignet wäre. Bemerkenswerth er- scheint es mir aber, dass er auf S. 28 in einer Segmentübersicht die „Cölom- säckehen des Embryo“ für das 11. Abdominalsegment als „meist rudimentär“ (für das 12. als fehlend) angiebt, also eine Variabilität in dieser Hinsicht zugesteht. Da ich die Extremitäten des 10. und angeblich 11. Segmentes als einheitlich zusammengehörig dargelegt habe, d. h. als beide zum 10. Ab- dominalsegment gehörig, bleiben also nur schwache embryonale Hinweise auf dieses 11. Segment, die ich aber in keiner Weise in Zweifel ziehe, vielmehr dadurch bestätige, dass ich bei Dermapteren mit dem Pygidium allgemein ein 11. Abdominalsegment nachweisen konnte. Da nun das Pygidium sowohl als auch das Analstück als Segment nicht weiter in Frage kommen, so ist auch kein Grund vorhanden, dem ihnen so äusserst ähn- lichen Metapygidium die Segmentnatur abzusprechen, zumal meine obige Vergleiehung mit dem Körperhinterende der Chilopoden uns dieses Gebilde phylogenetisch ganz verständlich macht und der Vergleich der verschiedenen Dermapteren-Gruppen seine allmähliche Rückbildung uns vor Augen führt, dadurch also auf einen Zustand ehemals stärkerer Entwickelung dieses Körperabschnittes hinweist. Dass bei mehreren niederen Dermapteren- Gattungen das Metapygidium sowohl gegen das Pygidium als auch gegen das Teelson beweglich ist und gegen Letzteres bei der Gattung Pyragra sogar zwei Grelenkknöpfe zur Ausbildung gelangt sind, habe ich schon erwähnt und komme in einer ausführlichen Arbeit über Systematik, Bau und Ver- wandtschaft der Dermapteren genauer darauf zurück, zumal die Opisthomeren von grosser Wichtigkeit sind für Systematik und Phylogenie zugleich. Dass mir die beträchtlichen Unterschiede zwischen den Opisthomeren der Chilo- [35] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 291 poden und Dermapteren vollkommen bewusst sind, erwähne ich nur, um gewissen Einwürfen zu begegnen. Diese Unterschiede aber mussten ein- treten, wenn, wie erörtert, die Genitalöffnung allmählig aus dem Postabdomen (im genannten Sinne) in’s Abdomen verlegt wurde. Schliesslich komme ich noch auf Brunner von Wattenwyl’s „Morphologische Bedeutung der Segmente, speciell des Hinterleibes bei den Orthopteren“ Wien 1875, wo es 8. 14 von den Dermapteren heisst: „Das Aftersegment ist in beiden Geschlechtern stark ausgebildet und trägt die zangenförmigen charakteristischen Cerei. Der Abschluss derselben besteht jedoch nicht wie bei den Orthopteren in einer Lamina supraanalis und zwei unteren Polstern, sondern die vollständig verknöcherte(?) Lamina supraanalis (Pygidium Fischer) biegt sich unter scharfem Winkel zwischen den beiden Zangen nach unten und ist fest verwachsen mit einer auf der Sternal- Seite gelegenen viereckigen Platte, welehe offenbar den beiden unteren Polstern entspricht. Die Afteröffnung befindet sich jedoch nicht in der Naht dieser beiden Platten, sondern in dem weichen Theile der Normalplatte, unmittel- bar vor der eben genannten viereckigen Platte.“ Dies ist jedenfalls richtiger und vollständiger als das was de Bormans 25 Jahre später in der 11. Lieferung des „Thierreich“ darüber schrieb, da er lediglich von einem Pygidium spricht. Indessen hat auch Brunner von Wattenwyl die „viereckige Platte“ mit Unrecht für die Laminae subanales oder „unteren Polster“ der Orthopteren in Anspruch genommen, da diesen vielmehr jene Theile entsprechen, welche Brunner in seiner Abb. 4de (allerdings undeut- lich) mit „S“ bezeichnet hat, also meine Cereus-Coxite. Die sog. „viereckige Platte“ weist übrigens bei den Dermapteren grosse Gestaltverschiedenheiten auf, es handelt sich um die mit dem Metapygidium verwachsene Supraanal- platte (Telson). In Abb. 45e hat Brunner in Is eine einheitliche 8. Bauch- platte des $ gezeichnet und in den Seiten die Stigmen. Beides kann ich nicht bestätigen. Die abdominalen Stigmen liegen in der weichen Seitenhaut. Anmerkung 1: L. Brüel sagt auf S. 593 seiner „Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Geschlechtsausführwege sammt Annexen von Calliphora erythrocephala“ Zoolog. Jahrbücher Band X: „Mir scheint es im entwickelungs-physiologischen Sinne geradezu nothwendig, dass sich eine Aehnlichkeit an den Anlagen aller Integumentalanhänge bemerklich macht, 38* 292 Karl W. Verhoeff, [36] eine Aehnlichkeit, aus der also unmöglich Schlüsse auf Homologien solcher Organe gezogen werden können, wenn nicht noch andere Kriterien hinzu- kommen.“ Dieser Gedanke ist jedenfalls beachtenswert und begegnet meinen Bedenken, die ich gegenüber den Deutungen embryonaler Wülste gemacht habe. Anmerkung 2: M. Gruner hat in seiner Dissertation „Biologische Untersuchungen an Schaumeikaden“ Berlin 1901, auf S. 12 mitgetheilt, dass meine „Angabe von der Anwesenheit von 10 Segmenten am Abdomen der Rlıynchoten“ „von Heymons als irrthümlich zurückgewiesen“ sei. Eine solche Notiz ist in dieser Form nicht zu billigen, denn in meiner Arbeit über die Abdominalsegmente -der Rhynchoten, Bonn 1893, ist mehrfach von „unter der 10. Dorsalplatte* gelegenen Theilen die Rede gewesen, welche ich als „Diademplättchen“ beschrieben habe. Daran aber, dass die hinter dem 10. Abdominalsesment der Rhynchoten gelegenen Theile von sehr schwacher Entwickelung sind (daher von mir damals nicht als Segment bezeichnet wurden), hat auch Heymons nichts ändern können. Wenn man also anführt, ich hätte für Rhynchoten 10 Abdominalsegmente an- gegeben, darf man nicht meine Beschreibung der Diademplättchen einfach fortlassen! (Heymons selbst hat in seiner Arbeit über „Morphologie und Entwiekelungsgeschiehte der Rhynchoten“ Halle 1899 auch nicht in dieser Weise verfahren!) Zudem erinnere ich daran, dass ich die Zehngliedrigkeit des Abdomens jenen Forschern gegenüber betont habe die von nur 8 oder 9 Abdominalsegmenten sprachen. Wenn Gruner ferner behauptet, dass die „typische Anzahl (der Abdominalsegmente) bei ursprünglicher organisirten Insekten — nach Heymons Untersuchungen — 12 beträgt,“ so ist das in dieser Allgemeinheit keinenfalls richtig (es gilt z. B. nicht für die Japy- giden), auch zweifle ich, ob Heymons selbst das so allgemein behauptet hat, ich wenigstens kann schon aus dem oben Angegebenen zeigen, dass er nur für einen Theil der ursprünglicher organisirten Insekten ein 11. Ab- dominalsegment (zwischen dem 10. und dem Telson) nachgewiesen hat. Zur Systematik der Gattung Japyx. In den letzten Jahren ist die Zahl der Japyx-Arten nicht unbeträcht- lich vermehrt worden, die wirkliche Kenntniss dieser Gruppe aber hat da- [37] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 293 durch nur wenig Förderung erfahren, weil die Beschreibungen (namentlich von F. Silvestri) höchst mangelhaft sind, wenn auch zugegeben werden muss, dass derlei Beschreibungen fast allgemein in dieser Gruppe zu finden sind. Bei Japyx patagonicus n. sp. Silv. z. B. (in „Materiali per lo studio dei Tisanuri“ Bull. societa entomol. ital. 1901, S. 215) werden einfach die „Antennae“ als „30-artieulatae* angegeben, ohne dass etwäs Näheres über Beborstung und Gestalt der Glieder verlautet. Ueber die Beine erfahren wir nichts, über die Färbung des Körpers und Chitinisirung der hintersten Abdominalsegmente nichts, ebenso wenig etwas über Zangenbeborstung und Hinterrand des 10. Abdominaltergit. Auch sollten Formen, bei ‘denen keine genügende Garantie dafür gegeben ist, dass es sich um erwachsene Stücke handelt, entweder besonders genau oder überhaupt nicht beschrieben werden. Ueber die Proiapygiden sprach ich bereits im Vorigen und gebe jetzt noch zum Vergleich einige Zahlen der Körpergrösse und Antennenglieder: Körpergrösse Fühlerglieder „Frotapyx stylifer“ 2!/; mm 24 „Anarapyx vesieulosus“ 2 mm 21—23 Japyx platensis Pullus 2 mm | 2496 Erwachsene 6 mm | „. anodus 10 mm 26 „ sohfugus bis 12 mm 25—32 „ tsabellae 2‘; mm 18 „» bidentatus 9 mm 32 „» patagonieus 14 mm 30 BL indieaks 5 mm 38 » tumisius 12 mm 40—42 „» neotropicalis 14 mm 33—56 » Major 11 mm 34—36 „. africanus bis 19 mm 31—47 » megalocerus 37 mm 50 „» Novaezeelandiae 56 mm 39 Im Ganzen nimmt also mit der Körpergrösse auch die Fühlergliederzahl 294 Karl W. Verhoeff, [38] zu, denn die kleinsten von 2 mm besitzen 21 (26), die grössten von 37 mm dagegen 50 Antennenglieder. Die Möglichkeit einer Umwandlung der „Proiapygiden“ mit geringerer Zahl der Fühlerglieder in Japygiden mit höherer Zahl, ist also auch nach den Grössenverhältnissen vollkommen gegeben. Den exakten direkten Beweis der von mir erörterten Meinung kann natürlich nur die direkte Zucht ergeben. Der Nachweis gegliederter Cerei für die Japygiden, den wir Cook und Silvestri verdanken, bleibt auch nach wie vor ein werthvoller Fund und es ist immerhin möglich, dass mit Hülfe dieser Entwickelungsformen besondere Gruppen innerhalb der Gattung Japıpe unterschieden werden können, ebenso können vielleicht, den Derm- apteren entsprechend, manche Japy« mit Zangen gleich aus dem Ei kommen, andere dagegen erst ein oder‘ mehrere Stadien mit gegliederten Cerei durch- machen. Das Vorkommen von nur sieben Gliedern an den Cerci von „Ana- iapya* vesiculosus spricht jedenfalls für meine oben gegebene Anschauung über die vergleichend-morphologische Natur der Cerei') als umgewandelter Endbeine. Japyx „africanus Karsch.“ (Die Insekten der Berglandschaft Adeli im Hinterlande von Togo. Berlin 1893, S. 16). Diese Art ist so mangelhaft beschrieben, dass sie eigentlich ein- gezogen werden müsste. Ich stehe auf dem Standpunkte, dass schlecht beschriebene Arten nicht deshalb anerkannt werden sollen, weil Typen vorhanden sind. Wenn ich also keine Typen hätte, so würde ich diese Art einziehen. Zufällig sind mir dieselben aber zur Hand und so will ich der Einfachheit halber obigen Namen annehmen. Zunächst sind folgende beiden Punkte zu berichtigen: „Die vier Endringe des Hinterleibes braun“ und „die Spitzen der Bauchgriffel schwärzlich“ ist nicht zutreffend. J. africanus: Antennenglieder breiter als lang, nur mässig dicht aber recht lang beborstet, besonders die ersten 5—6 ersten Glieder, 5.—6. Glied 1) Recht interessant ist eine Mittheilung von Heymons (Entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen an Lepisma saccharina, Leipzig 1897), wonach die Cerei der ausschlüpfenden Lärvchen, soweit seine Abb. 14 und 18 erkennen lassen, siebengliedrige Cereustelopodite auf- weisen, sich also ebenfalls der typischen Beingliederzahl nähern, 39 Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 295 pP mit sehr feinem „Hörhaar“ unten in weitem Porus. Halbwüchsige Junge mit 31, Erwachsene mit 47 Antennengliedern. (Karsch’s Angabe trifft also nur höchstens für Erwachsene zu). Körper grauweiss, 8. und 9. Abdominalsegment gelblich, 10. gelb bis gelbbraun, 7. nur an den Seitenkanten des Tergit gelb. Ausser den Zähnen am 7. Tergit giebt es stumpfe Höcker an den Hinterecken des 8. Die 1.—8. Dorsalplatte nur sehr spärlich, das 1.8. Coxosternum dicht und reichlich beborstet. Zangen innen höckerig gezähnt, in oder bei der Mitte mit einem grossen Zahn (Abb. 3 und 4). Beborstung der Zangen nur mässig stark. 10. Abdominalsegment oben am Hinterrande in der Mitte ohne vorspringenden Lappen. 10. Abdominalsegment und Zangen ohne Körnelung. Nach Karsch soll sich diese Art von major Grassi und indieus Oud. „durch die bedeutendere Grösse und die reichere Zahl der Fühler- glieder“ unterscheiden, was aber beides zur Charakterisirung unzureichend ist, denn die unreifen Stücke, welche doch gerade bei solchen Merkmalen in Betracht kommen, unterscheiden sich einerseits von den genannten Arten gar nicht, während man andererseits nicht wissen kann, ob bei der Unklar- heit über Reifethiere die für indieus und major angegebenen Zahlen wirk- lich die für diese Arten höchsten sind. Japyx novaezeelandiae n. sp. 36 mm Körperlänge ohne Zangen. 10. Abdominalsegment 4'/,; mm lang. Kopf 3 mm lang. Zangen mehr als 3"); mm, Antennen 8"; mm lang. Hinterrand des 7. Abdominal- ' segmentes mit völlig abgerundeten Ecken. Styli am 1.—7. Coxosternum mit gelblicher Spitze. Körper grauweiss, 7. Abdominaltergit etwas gelblichbraun, 8. und 9. Abdominalsegment grösstentheils gelbbraun, 10. nebst den Zangen braun und stark beborstet. Antennen mit 39 Gliedern, viele nur etwas breiter als lang, die drei ersten spärlich aber kräftig beborstet, die andern mit einem Ring dichter Beborstung, die 13—14 letzten ganz und überall dicht beborstet. Keine Hörhaare. — Alle Beine mit drei starken Spitzhöckern vor den Krallen, 296 Karl W. Verhoeff, [40] einer oben (Nebenkralle) zwei unten. Tarsus stark beborstet, wenig kürzer als die Tibia. Cerei ebenfalls stark beborstet. Cerei und die hintere Hälfte des dorsalen Theiles des 10. Abdominalsegmentes kräftig und dunkel gekörnt, auch der quere, deutlich vorspringende Hinterrandlappen (Abb. 8). Die Zangen sind am ganzen Innenrande mit Ausnahme der Spitze warzig-höckerig gezähnt, ausserdem hat die linke einen und die rechte zwei stärkere Zähne. Das Sternit des 9. Abdominalsegmentes ist quer, hinten abgerundet, ziemlich gross, reichlich und deutlich beborstet (Abb. 8a). Ueber ihm befinden sich um die Genitalöffnung verschiedene Vorragungen, oben ein fast dreieckiger Lappen und unten zwei Wärzchen („papillae* im Sinne Grassi’s), alle deutlich beborstet. Abdominalsegment 1—8 oben und unten sehr spärlich beborstet, bei oberflächlicher Betrachtung nackt erscheinend. Vorkommen: Das Berliner zoologische Museum besitzt von dieser stattlichen Art drei Stück aus Neuseeland (Greymouth). Japyx chilensis n. sp. Kopf 2'/; mm. Antennen 8 mm lang. 10. Abdominalsegment 3"; mm. Zangen 3 mm. lang. Körper grauweiss, Abdomen gelblich namentlich nach hinten zu (7. und 8. Segment). 7. und 8. Tergit mit dunkelbraunen Seitenkanten, 10. Ab- dominalsegment und Zangen gelbbraun bis dunkelbraun. Antennen mit 53 Gliedern, die meist viel breiter als lang sind, alle reichlich behaart, 3.—6. unten mit „Hörhaar“ in weitem Grubenporus. Beine vor den Krallen nur oben mit einem Spitzhöcker. Tarsus der Vorderbeine recht kurz, wenig ‘ länger als breit. Hinterrand des 8. Tergit eingebuchtet, daher die Hinter- ecken in spitze Zipfel vortreten; ebenso verhält sich der Hinterrand des 7. Tergit, nur sind die vortretenden Zipfel etwas stumpfer. 1.—8. Coxo- sternum des Abdomens kräftig und reichlich beborstet, die Trergite besitzen nur schwache Beborstung, jedoch 2--4 lange Borsten vor dem Hinterrand. Cerei (Abb. 7) lang und reichlich beborstet, nicht gekörnt. Hinter- rand des 10. Abdominalsegmentes oben ‚mit deutlichem querem Mittellappen a vortretend. Zangen am ganzen Innenrande mit Ausnahme der Spitze warzig-höckerig, jede nur mit einem starken Zahn, der an der rechten in [41] Ueber die Endsegmente des Körpers der Chilopoden ete. 297 der Mitte, an der linken vor der Mitte steht. Das Sternit des 9. Segmentes ist klein, quer, reichlich beborstet. Vorkommen: Das einzige defekte Stück des Berliner Museums stammt von „Tumbes, Chile; Plate“. Anmerkung: Nahe verwandt ist J. megalocerus Silv. ebenfalls aus Chile (Talcahuano), aber von den Merkmalen, über welche S. schweigt, ab- gesehen, unterschieden durch „Antennae 50 artieulatae, articulis setis biseri- atis brevibus et brevioribus instructis“ und „sternitis setis brevibus et brevi- oribus sparsis parum raris.“ — Die Erkennung der geschlechtsreifen Japyx ist nach wie vor keine ganz einfache Sache (von der Feststellung der ausgebildeten Samenzellen und Eier muss aus praktischen Gründen meist abgesehen werden). Immer- hin kann ich betonen, dass, von der Körpergrösse abgesehen, stärkere Chitinisirung des 8. und 9. Abdominalsegmentes ein Kennzeichen der Reife ist. Herrn Geheimrath Prof. ©. Möbius (Berlin), welcher mir die Be- nutzung einer Reihe von Schriften seiner Bibliothek freundlichst gestattete, spreche ich auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aus. Nova Acta LXXXI. Nr.5 39 al ini ar en en a HT. Aue SR RRe® he der en De 6 ne ee Br Sakaer ih ee | Hi N nahe rs I re ER En Na: Hp ei A RATE Sjror gi BE var er andy Ri N Yin ph Eh A neh Ci af: 1 ur aa Te er: a all 4 Tea 2 17 fr, ur IEt ung N E# | Aue 2 La En “alt in je EL Er} f T , m 5 Au A FE) Di er Kr’ Mesa ale Ki. eo lat ut FB a rs Mir, AN al ART 3 U 7 ne RL E NER. IERBER. 2 he rs Berta BUN. Ya ee A np Bas: Tan Pe bene + | Breae #% y Be Bi) zo deu Leer De si“ De i | u“ v R D o- .. I wur ut EEE “ji N D I \ Sr m 7 » > ug e N “ ” - S on + 5 u ACHT : ® - -. . IS. I ie ec! N, Dr > —_ a 0 i s „ ”.- ne =‘ u x 2 -y = F 2 =, N hai = ci N j 39* - „ Tafel 1. Abb. 1 und 2. Larven von Lithobius forficatus (L.) Hinterende. 1% 2. Hinterende einer Larve mit 10 Paar Laufbeinen, von unten gesehen, ein 10. Bein zur Hälfte gezeichnet. Hinterende einer Larve mit 12 Paar Laufbeinen, ebenso. Abb. 3—6. Japy& africanus Karsch Verh. char. emend. 3. 6. Abb. 7. Abb. 8. 3a. Abb. 9. Hinterleibshinterhälfte eines mittelwüchsigen unreifen Stückes von unten gesehen, das 9. Abdominalsegment stark eingezogen. Styli stehen am Hinterrande des Coxosternums des 6. und 7. Abdominalsegmentes. . Rechte Zange nebst angrenzenden Theilen des 10. Abdominaltergit und G@rundbügel, von oben gesehen s, s — Sehnen der grossen Zangenmuskeln, Re — Rektum, 06 — oberer Gelenkhöcker der Zange. . Ein 8. und 9. Abdominalsegment, von unten gesehen, das 9. Sternit ist fortgelassen, x — kleine Zäpfehen an der Genitalöffnung, ZL — Leisten vorne auf dem Coxit ct des 9. Segmentes. Höcker an der Genitalöffnung, der Höcker «a giebt es zwei, nur einer gezeichnet. Japyx chilensis Verh. n. sp. 10. Abdominalsegment. „ novaezeelandiae Verh. n. sp. Zangen und Hinterrand des 10. Abdominaltergit. Sternit des 9. Abdominalsegmentes mit seinem Papillen « «a, ähnlich Abb. 6. Forficula auricularia, zweitjüngste Larve, Pygidium, Metapygidium und Afterstück, von unten gesehen. Nova Acta Acad.C.L.C. @. Nat.Cur. Vol. LIXM. Tab. XV. Fig.8 a TERN a IN \ FR Aid, | NN I IN. m N 1, IN N Nr \ von j \ l } 1 N Eau raten Verhoeff. del Lith Anst. Julius Klinkhardt,Leipzig. K.Verhoelf : Endsegmente des Körpers der Chilopoden, Dermapteren ete. TUT: 2 R Bu ‚ sn - «FF % ’ s Di Bu » ’ Ren = i z L yo 3 . El % . ' - .% 5 2 98 za) 4 N D u, EI w: EZ Ex - v % . . r [D4Er Bir Ai a irre, PTR an: i@ 2, k NEE ip 201 A N Pr EN in ea an rs N vs B Iak7 1 aljlane vr nen AL aA ei ee wi, Fe ich Bhis Er BEER EN I CWE IST IP POSeRBET FT Kara) urE) a Hr Yun ü 7 Be Anlage nr? A eh" Hua Te: F ia} ne vw u J vnaA} m [aba] ‚D: DAlEN Wan beta IT zZ. ‘ L.\ Iala PYEh“: N GRalan . r BÄl L a Kain 1. 3 k A A j Ar neläahz,; PUR 1 iiseli R nr Ar ara. > Abs f JAN, % es PN . u h i [+ ag I ; str [R DR z 4 = - ae InHUUERTE HM _ ».lA7aHif" u .o. 4 an DEN ia,“ 2 | Me > un Pen], Bun ee, PRPr | 2 una - ua a: ‘ha wo j h ra a AR, * L Bee Ar ; £ u > In. LASE IR v er L i Y En Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb, Tafel 2. 10. Pygidierana sp. (aus Kamerun), mittelwüchsige Larve, Ansicht von aussen auf die Opisthomeren nebst dem rechten Arkulus, an diesem setzen sich bei «a und b Muskeln an. 11. Forficula awrieularia, zweitjüngste Larve, Ansicht von unten auf das Hinterleibs- ende, doch ist nur von der rechten Zange ein Stück gezeichnet (m — Muskel von dem 10. Abdominaltergit zur Zange, m! — Muskel vom Pygidium zur Zange). 12. Bormansia africana Verh. ältere Larve, zeigt den Beginn des Uebergangs geglie- derter Cerei in ungegliederte Zangen. 13. Dieselbe, die Glieder hinter dem Ende des Zangentheiles, stärker vergrössert. 14. Hemimerus talpoides Walker 9', Hinterleibsende von unten gesehen, der linke Cereus ist fortgelassen. 15 und 16. Karschiella sp. (aus Togo) junge Larve, ein Cercus, hinter 15 abgebrochen, 7 bildet die Fortsetzung von 6, das Grundglied 1 enthält eine lange Schlauchdrüse, 17. Japy® sp. (Junge Larve, von Silvestri als „Anajapyx vesiculosus“ bezeichnet, „Patria, Italia ad Portiei“). + * * Es gelten folgende Abkürzungen: co = Coxa pl == Pleuren tro — Trochanter Cox prf — Praefemur D == Dorsalplatte oder Tergit fe = Femur s — Sehnen V = Stemit an —= Anus A == Analsegment (Telson) Re == Reetum, Enddarm te —= Telopodit Py == Pygidium arl — Arkulus (Cereus-Ring) Mpy = Metapygidium m —= Muskeln Nora Acta Acad.C.2.C. G. Nat.Cur. Vol. LAT. Tab. XN. An AR) l, Al, RE Tg I HR Aesstunn MAX N > ANA TN an N AL Verhoeff. del Lith. Anst. Julius Rlinkhardt,Leipzig K. Verhoeff: Endsegmente des Körpers der Chilopoden, Dermapteren.ete. Taf. 2. It u a A 21:30 uE ine Fe us i . o » ML“ Tan 4 Di “ 5 Pi f@ f DELLA tu Der EAN! - 5 En ; u Bu SE | e ar ir A a ru i S ur‘ N & 5 U s - 4 u >“ u . .o n Fn 5 3 ARE une dur Nudeln" < Ex E ..- f = N 5 ie . - je es Tr IeN er a IeIE Era .r Jr L B B r J e— » “ ® Ei % Yo u i = = en 4 tea H ar Mat üik nina u are : | ee. E 2 ne | % #)- Br ei ei ö | - e; an - # Eh IE iutilesı. Re n j ee ) 22 =, 79 nz 2 s a y wi, A NONATACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI Nr. 6. Die Beobachtungen der Lufttemperatur während der totalen Sonnenfinsterniss vom 22, Januar 1898 in Indien. Von Gustav Pietzmann. Eingegangen bei der Akademie am 7. April 1903. HALLE. 1903. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a.S. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. - D E r e 5,9 > r > Be Pi 2 s Pr i Bun. ee "5 ä wur v - " Br u En Echo N 8 a ’ | SO EN a len: Be en: N: Br: Pi 2 1 50 ni tar a Bone Rap BE U 7 Br a 2 B. Fr It hin Be N E ” i j h 2 PT24 2 4 At u = R jF j m E N rn » r ce Traa NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXXXI. Nr. 6. Die Beobachtungen der Lufttemperatur während der totalen Sonnenlinsterniss vom 22, Januar 1898 in Indien. Von Gustav Pietzmann. Eingegangen bei der Akademie am 7. April 1903. HALLE. 1903. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a.S. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. eg „sehbel un Rn a se 2 N | | Er SErkeE eh | % 2 EIER: AU TED: 5,9 y KioassartT Vals). | Me Litteratur.') Das Material der meteorologischen Beobachtungen, die anlässlich der totalen Sonnenfinsterniss vom 22. Januar 1898 in Indien gemacht wurden, liegt vor in den beiden 'Theilen der Indian Meteorological Memoirs Vol. XI (Caleutta 1899— 1901): I. Observations recorded during the solar eclipse of 22" January 1898 at 154 meteorological stations in India, by John Eliot (S. 1—183; veröffentlicht den 16. November 1899) und IH. A discussion on the observations recorded during the solar eclipse of 22" January 1898 at 154 meteorological stations in India, by John Eliot (mit 38 Taf., S. 185— 251, veröffent- licht den 17. September 1900).°) 1) Herrn Wirkl. Geh. Admiralitätsrath Prof. Dr. Georg v. Neumayer bin ich für die gütige Erlaubnis, die Bibliothek der Deutschen Seewarte und ihre Räumlichkeiten benutzen zu dürfen, zu besonderem Danke verpflichtet; ebenso für stets freundschaftliches Entgegen- kommen dem Bibliothekar Herrn J. Frühling. ?) ef. Met. Zeitschr. 01. 8. 140. 40* Während die Beschäftigung mit der astronomischen Seite einer Sonnenfinsterniss wohl so alt ist, wie die wissenschaftlich betriebene Astro- nomie selbst, so ist die systematische Beobachtung ihrer meteorologischen Begleit- und Folgeerscheinungen doch erst neueren Datums. Was hierüber an mehr zufällig und nebenbei gemachten Beobachtungen vor dem Jahre 1878 existirte, hat A. C. Ranyard zusammengestellt.‘) — Zum ersten Male wurden systematisch meteorologische Finsternissbeobachtungen auf Veran- lassung Aksel S. Steen’s gelegentlich der totalen Sonnenfinsterniss vom 29. August 1886 an vierzehn norwegischen Schiffen in Aequatorialgegenden gemacht. Die Ergebnisse, die Steen fand, veranlassten die russische Re- gierung, die nächste stattfindende totale Sonnenfinsterniss am 19. August 1887, deren Uentralitätscurve, in Mitteldeutschland beginnend, durch Russland und Sibirien strich, sogleich in mustergültiger Weise beobachten zu lassen, d. h. meteorologische Beobachtungen nicht nur vor und während der Finster- niss anstellen zu lassen, sondern auch einige Tage nachher;’) dagegen wurde dieselbe Finsterniss vor und nach der grössten Verfinsterung in Preussen nur anderthalb Stunden,’) in Sachsen, mit Ausnahme der Expedition nach dem Collmberg, sogar nur eine halbe Stunde beobachtet. Das Er- gebniss der in Sachsen gemachten Beobachtungen‘) lautet dementsprechend für die Expedition auf den Collmberg: Am Aneroid liess sich eine zweifel- lose Standänderung nicht constatiren; und für die Lufttemperatur: auch hier dürfte ein durch die Verfinsterung bedingter aussergewöhnlicher Gang kaum hervorgetreten sein. Dasselbe Resultat berichten die übrigen Stationen. 1) Arthur Cowper Ranyard, Observations made during total solar eelipses, Astron. Soc. Mem. Vol. 41. 1879. — cf. K. F. Ginzel in „Himmel und Erde“ IX. Berl. 97. S. 466. 2) s. K. G. Ginzel 1. e. S. 4671. 3) cf. Met. observations during the solar eclipse, Aug. 19, 1887, made at Chlamostino (near Iwanowo), Russia. By Winslow Upton and A. Lawrence Roteh. (Michigan 88) 8.4. *) s. Ib. d. Kgl. sächs. met. Institutes für 1887 (Chem. 88) II. Hälfte, (Anhang 8) S. 138f. 308 Gustav Pietzmann, [6] Speciell von Chemnitz heisst es: Einwirkungen auf Luftdruck und Tempe- ratur konnten hier noch weniger als auf dem Collmberg constatirt werden; gleichwohl blieb in Chemnitz am selben Tage das 'T'hermometer von der Zeit der grössten Verfinsterung, 5" vm, an bis 8” vm unverändert stehen') und zeigte auch noch bis 11" vm eine sehr geringe Steigerung.”’) — Ausser- dem ergeben, um weitere Folgeerscheinungen in Betracht zu ziehen, die Pentadenmittel der Lufttemperatur für den 19.—23. August eine sehr niedrige Durchschnittszahl für alle Stationen des Königreichs Sachsens ohne Aus- nahme?) und in gleicher Weise für den grössten Theil der Stationen Preussens.‘) Die Erscheinung einer auffallend niedrigen Temperatur zeigt sich auch sonst in Deutschland nach Sonnenfinsternissen. Gute Beispiele hierfür geben die "Temperaturerniedrigungen nach den Sonnenfinsternissen vom 1. Januar 1889 (Pentade vom 1.—5. Januar),’) 22. December 1889 (Pentade vom 27.—31. December),°) 6. Juni 1891 (Pentade vom 10.—14. Juni)’) und 29. September 1894 (Pentade vom 28. September bis 2. October).°) — Von früheren Erscheinungen sei besonders die an die Sonnenfinsterniss vom 17. Mai 1882 geknüpfte Temperaturerniedrigung erwähnt, die sich gleichfalls in ganz Deutschland bemerkbar gemacht hat, wie die Beobachtungen in Aachen, Karlsruhe, Stuttgart, Höhenschwand, Friedrichshafen, an allen Stationen des Königreichs Sachsen und in Posen zeigen.”) In der Nähe der Küste scheint !) Im Monat August. 2) Von (5"— 11") vm nur um 20, entgegen einer sonstigen durchschnittlichen Steige- rung in derselben Zeit um 7.54% im selben Monat d.J. (s.1. ce. S. 96). 3) 8.1. c. 8. 85f£. 4) Ergebnisse d. met. Beobachtungen i. J. 1887; hrsg. durch W. v. Bezold (Berl. 89), Ss. 239— 248. 5) f. Preussen ef, Ergebn. d. met. Beob. i. J. 1889, (Berl. 92) 8. 279—88; f. Sachsen Jb. d. Kgl. s. met. Inst. f. 1889 (Chemn. 90), III. Abt. 8. 44f. 6) f. Preussen: Erg. i. J. 1889 8. 279—88, f. Sachsen: Jb. f. 1889. III. Abth. 8. 44f. und Jb. f. 1890 (Chemn. 91). III. Abth. S. 37 f. 7) f. Preussen: Erg. i.J. 1891 (Berl. 95) $. 195—205; f. Sachsen: Jb. f. 1891 (Chemn. 92) III. Abt. S. 37. 5) f. Preussen: Erg. i. J. 1894 (Berl. 98) 8. 195—206; f. Sachsen: Jb. f. 1894 (Chemn. 95) III. Abt. 8.23. — Hingewiesen sei auch auf die langanhaltende Temperaturerniedrigung mit ihren Folgen (Vorrücken des Nordpolareises, unruhiger Luftdruckstand, Schneestürme u.s w.) nach der Sonnenfinsterniss vom 29. März 1905, 9) ef. Met. Beobacht. in Deutschland f. 1882 Jg. 5 (Hamb. 84) S. 120f.; für Sachsen besonders Jb. für 1883 (Chemn. 84) Abt. II S. 12f. [7] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete, 309 sich der temperaturerniedrigende Einfluss durch maritime Gegenwirkung aufgehoben zu haben (Pentade vom 16.—20. Mai 28. d. J.).') Fast scheint es, als ob sich die durch eine Sonnenfinsterniss hervor- gerufene Wärmeanomalie schneller über Kontinente mittheilte, als über Meeresflächen, entsprechend der Eigenschaft der Luft über Kontinental- massen, für Wärmeanomalien empfänglicher zu sein, als die Luft über Meeresflächen, die ihrerseits für Luftdruckanomalien empfänglicher ist.) — In gleicher Weise, wie eben gesehen, gewahren wir den bis Deutsch- land reichenden Einfluss einer Temperaturerniedrigung nach der totalen Sonnenfinsterniss vom 22. Januar 1898. Ihre Centralitätscurve, bei Jakoba in Afrika beginnend, sich immer nördlich vom Aequator haltend, durchquerte Vorder-Indien von SW nach NE und endete im Chingangebirge. Diese Finsterniss ist darum einer eingehenden Betrachtung werth, weil sie wenigstens auf einem Theile ihrer Uentralitätscurve (etwa dem siebenten) und in den ihr anliegenden Gebieten, nämlich in Vorder-Indien, sehr gut meteorologisch be- obachtet worden ist. Es wird der genaueren Erforschung dieser Finsterniss sehr zu statten kommen, dass die Gebiete ihrer Sichtbarkeit namentlich im Bereiche der drei Erdtheile Europa, Asien und Afrika liegen, also auf Ge- bieten, die mit meteorologischen Stationen verhältnissmässig zahlreich besetzt sind, ein Vorzug für die Forschung, der bei Sonnenfinsternissen, deren Centrali- tätscurven und Sichtbarkeitsgebiete grösstentheils auf Oceanen liegen, wegfällt. Die meteorologische Einwirkung einer Sonnenfinsterniss auf weitere Entfernungen hin wird sich am unmittelbarsten in Beeinflussung der Tempe- ratur und des Luftdrucks kundgeben. In der Nähe der Centralitätscurve wird der Luftdruck infolge der wie ein Experiment wirkenden Temperaturernie- drigung steigen; dafür wird er in entfernter liegenden Gebieten sinken müssen. Betrachten wir von dieser Erwägung aus die Witterung Mitteleuropas im Januar 1898 vor und nach dem 22. Januar, so ergiebt sich folgendes: 1) Erwähnenswerth scheint vielleicht die starke Temperaturanschwellung in den darauffolgenden Pentaden, der 29. und 30. d. J. (cf. Jb. des Kgl. sächs. met. Inst. f. 1883, Abt. II. S. 12f.), eine Erscheinung, die auch nach der o. e. Pentade vom 28. September bis 2. Oktober 1894 auftritt. — Die Zentralitätskurven aller oben genannten Finsternisse findet man in Oppolzers Kanon der Finsternisse (Wien 87); einen Abdruck der in Frage kommenden Tafel auch in M. Wilh. Meyer „Das Weltgebäude“ (Leipzig 98) S. 539. 2) ef. Hann, Lehrb. d. Meteorologie (01) S. 56 und 203. 310 Gustav Pietzmann, [8] Der Monat Januar gehörte dem in Mitteleuropa ziemlich seltenen Typus eines trocken-milden Winters an.') Seit dem 25. Dezember war kein ordent- licher Schnee mehr gefallen.) Ein Gebiet hohen Luftdrucks lagerte be- ständig über Mittel- und Südeuropa.’) Der Luftdruck im Monat Januar war in Bayern durchschnittlich 8 mm zu hoch.‘) Nebel auf dem Boden, wolkenloser Himmel darüber bewirkten für den Süden und Westen Deutsch- lands einen Rückgang der anfänglich hohen Temperatur (mit Ausnahme der Höhenstationen), sodass die Pentade vom 16.—20. Januar hier vielfach fach Werthe unter 0° hatte und die niedrigsten Werthe des Monats brachte. In Bayern herrschte vom 15.—21. Januar ziemlich strenger Frost. Doch trat, wie der Bericht der K. bayr. Oentralstation schreibt, „am 22. eine Aen- derung in den Witterungsverhältnissen ein, indem sich von Nordosten her eine Depression in südlicher Richtung?) ausbreitete“, die an der Ostseeküste stürmisch auftrat,°) für den Süden und Westen Deutschlands südliche Winde und damit Erwärmung brachte, während der Norden Deutschlands und z. T. auch Mitteldeutschland unter den Einfluss einer von Osten her vordringenden Temperaturerniedrigung geriethen (namentlich am 25. und 26. Januar).') 1) „Wetter* 15. Jg. (98) S. 32. 2) ibid. 3) s. vier Karten für die Luftdruckvertheilung im Januar 1898. ibid. S. 35. 4) Uebers. üb. d. Witterungsverhältnisse im Kgr. Bayern während d. Jan. 1898. Mit- getheilt durch d. K. b. Met. Centralstation (Sep.-Abdr. aus d. „Augsb. Abendzeitung“). Dies. Quelle, soweit im Folgenden von Bayern die Rede ist. 5) Deren Minima zeitweise weniger als 730 mm Luftdruck aufwiesen: E. Herrmann, Rückblick auf das Wetter in Deutschland im Jahre 1898, in „Ann. der Hydrographie*. 27. Jg. (99) 8. 172, 6) Ausgesprochene Sturmtage (d.h. Tage, an denen wenigstens die Hälfte der Signal- stellen auf den einzelnen Küstenstrecken Windstärke 8 der Beaufort-Skala und darüber ge- meldet hatten) waren an der westl. Ostsee (einschl. Rügen) der 23. (NW), an der östl. Ostsee der 22. (NW), 23. (NW), 24. (NW) und 27. Januar (NW). ibid. S. 182. ?7) s. Herrmann, 1. c. S. 172. — Nach dem 22. Januar wiesen (s. d. Ber. d. K. preuss. Met. Inst. über d. Witt. im Jahre 1898 in d. „Stat. Korr.“ und „Ann. d. Hydr.“: „Die Witt. an d. deutschen Küste im Januar 1898“ Jg. 98. S. 93) die niedrigsten Monatstempera- turen die folgenden Stationen auf: am 23. der Brocken, am 25. Memel, Königsberg i. Pr., Köslin, Swinemünde, Putbus, Wustrow, Keitum; Neustrelitz, Posen, Schneekoppe, Görlitz, am 26. Marggrabowa (mit — 19,7 die niedrigste Temperatur des Monats in Preussen und Deutsch- land überhaupt), Neufahrwasser, Lauenburg i. P., Bromberg, Frankfurt a. O., Berlin, Torgau, Breslau, Ratibor. (Die Aufstellung zeigt zugleich, dass der Satz Herrmanns [l.c. $.172]: „Am 25. blieb im Osten Deutschlands die Temperatur den ganzen Tag hindurch unter dem Ge- [9] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. 31 Der hohe Luftdruck von 780 mm, der in der Woche vom 16.—22., Januar 1898 am Ausgang der Alpen südlich von Wien lag, war abgeflossen, ein mehr westlich gelegener Luftdruck von <775 mm war übrig geblieben,') die Kurven von 770 und 765 mm, die in der Woche des 16.—22. Januar vom Süden und Norden der jütischen Halbinsel bis zum Süd- und Nordende des Kaspischen Sees strichen, erscheinen in der nächsten Woche weit nach Griechenland bezw. Konstantinopel, und die Kurve von 760 mm, in der Vorwoche von Stockholm aus südlich an Moskau vorbei bis nach Saratow sich erstreckend, zog jetzt bedeutend südlicher, Tiflis mit umfassend.’) Wenn man Sonnenfinsternisse und danach auftretende Erdbeben oder Vulkanausbrüche (so vielleicht die partielle Sonnenfinsterniss im südl. Gr. Ocean am 7. Mai 1902 und den Vulkanausbrech des Mt. Pel&e auf Martinique am Morgen des 8. Mai) in einen ursächlichen Zusammenhang bringen will, so dürfte auch dieser nur in einer grösseren Luftdruckerniedrigung zu suchen sein, die einer Zunahme des Luftdrucks im Sichtbarkeitsgebiete der Finsterniss entspricht. Es ist denkbar, dass eine infolgedessen eintretende Luftdruckentlastung grösserer Gebietstheile der Erde nahezu reife Vulkanmassen vorzeitig zum Ausbruch bringen kann. Natürlich kann auch jede andere Luftdruckdepression diese Folge haben. (Man kann an- dererseits annehmen, dass jeder höhere Luftdruck den drohenden Ausbruch eines Vulkans für kurze Zeit hintanzuhalten vermag, dass er aber um so verheerender auftritt, wenn er dennoch erfolgt). Es sei darauf hingewiesen, dass der Hauptausbruch des Krakatau am 26. August 1883 gegen Mittag begann, d. h. in der Zeit des täglichen abnehmenden Luftdrucks, und seinen ersten Höhepunkt kurz nach der Zeit des barometrischen Nachmittagsminimums er- reichte, gegen 5" nämlich (ef. R. D. H. Verbeek, Krakatau, Haag 86, 8. 77: „Les eruptions frierpunkte; schon am 26. erhob sie sich wieder allgemein über denselben“, im letzten Theile einer Correetur bedarf). Zugleicherzeit fiel in Thüringen und im Harz in der Nacht zum 25. Januar ziemlich viel Schnee (der erste Schnee seit dem 25. December, s. o. im T.). Auch in Athen und Konstantinopel trat am 26. Januar starker Schneefall ein und ebenso seit der Nacht vom 25./26. auf der Insel Thera, „eins der seltenen Phänomene in Thera“, wie ein dort erscheinendes Blatt dazu bemerkt („Das Wetter“ 15. Jg. 98. 8.47), — Von aussereuropäischen Stationen hatten niedrigste Monatstemperaturen am 22. Amini Devi im Arabischen Meerbusen, am 23. Djask und Buschir (Persien), am 24. und 25. Muscat (Arabien), am 26. Aden und Perim und am 31. Zanzibar. S. The India Weather Review f. 1898 (Cal- eutta 99) 8. 46. 1) Deutlich aus zwei (durch Einbuchtung getrennten) Komponenten bestehend: dem Rest des alten Hochdruckgebietes von über 775 mm (Centrum etwa Paris), mit einem nach E ragenden Zipfel, dem Rest der früheren Erhebung von 780 mm entsprechend, und einem neu gebildeten Maximum über dem nördlichen Spanien und der Vizcayasee. 2) Man vergl, die zwei beigegebenen Karten zur Darstellung der Luftdruckvertheilung in Europa während einer Woche vor und nach der Finsterniss (nach den von E, Less ge- zeichneten Wochenkarten zur Luftdruckvertheilung in Europa, die für die Zeit vom 5. Dezbr. 1897 — 29. Jan. 1898 in der Ztsch. „Das Wetter“ 15. Jg. Berl. 98. 8. 35 abgedruckt sind). Nova Acta LXXXI. Nr. 6, 41 312 Gustav Pietzmann, [10] du volcan de Krakatau ont augmente en intensit€ le Dimanche, 26 Aoüt, vers midi et surtout vers 5 heures du soir; elles ont atteint leur maximum le Lundi, 27 Aoüt, a environ 10 heures du matin, puis elles sont entrees en deeroissance rapide, pour cesser completement dans la matinde du Mardi, 28 Aoüt“. s, dazu die Barogramme von Batavia im Atlas Fig. 7. Ueber die Beziehung zwischen Luftdruck und Vulkanismus sowie Erdbeben, oder kosmische Ein- flüsse, die hier in Frage kommen könnten, s. auch Ratzel, Die Erde und das Leben I, Leipzig 01, 8. 187. 189. 205f. 207f). — Wenn man den Mond überhaupt in gewissen Fällen für vulkanische Eruptionen und Erdbeben mitverantwortlich machen will, so kann das nur durch Einflüsse bewiesen werden, die seine Stellung zur Erde auf die Höhe und Tiefe des Luftdrucks hätte, d. h, es wäre ein eingehendes Studium des Verhaltens der Hochdruck- gebiete (nicht des täglichen Barometerganges) gegenüber den sich bildenden Neu- und Voll- mondstellungen unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Erdnähe und Erdferne erforderlich. Aus dem Verhalten der Hochdruckgebiete würde sich das der Depressionen und daraus das der übrigen — mehr oder minder lokalen — Witterungserscheinungen mit einiger Sicherheit von selbst ergeben. — Wenn auch ein Mann, wie Falb, das Unglück gehabt hat, eine Theorie zu verballhornen, so kann das doch kein Grund sein, sich auf das Gegentheil zu versteifen; das wäre vielleicht ein noch grösseres Unglück für den wissenschaftlichen Fortschritt und ist dogmatisch, — Wenn selbst die Lithosphäre der Erde einem Einfluss des Mondes nicht Stand hält (Nutation), die Hydrosphäre noch weniger (Ebbe und Flut), so darf man für die Atmosphäre ein Gleiches vermuthen (Umlagerung der Hochdruckgebiete). Dass ein solcher Einfluss nicht existirt, lässt sich nicht beweisen, denn experimentell kann der Beweis wegen der Quantität der in Frage kommenden Massen und der Complieirtheit der Nebenumstände nicht geführt werden, und auf Grund von Beobachtungen lässt sich nur behaupten: Dies oder jenes ist nicht beobachtet worden; damit ist aber entfernt noch nicht bewiesen, dass es nicht existirt. — Man dart wohl die Vermuthung aussprechen, dass, wenn der complieirte Lauf des Mondes um die Erde wegfiele, auch der Grund zu den unvorhergesehenen Unregelmässigkeiten und sog. „unberechenbaren“ Einflüssen aller Klimazonen wegfiele. — Vielleicht stehen auch die 35-jährigen!) Klimaschwankungen Brückners mit dem Gange des Mondes in Verbindung. Be- kanntlich bringt eine Periode von 18 Jahren 11 T. 7 St. (Saros) den Mond wieder in die gleiche Constellation zur Sonne und Erde, Soll damit auch eine gewisse Gleichheit der meteorologischen Bedingungen gegeben sein, so spielt doch die Differenz von 11 Tagen meteorologisch gewiss keine unwichtige Rolle; weniger gross dagegen, wenngleich immer noch gross genug, erscheint die Datumdifferenz bei Ablauf eines 2. Saros; die einzelne Phase würde zwar im Datum 22 T. 14 St. später fallen, als die entsprechende vor 36 Jahren, aber die unmittelbar einen synodischen Monat vorhergehende Phase, die wir mit der eben genannten ohne allzu grossen Fehler in Parallele setzen können, liegt 7 Tage, also eine Woche vor dem Ursprungsdatum. Wir könnten so das 36. Jahr mit dem Anfangsjahr meteorologisch vielleicht identisch setzen, wenn wir im Auge behalten, dass im 36. Jahr die korrespondirenden Mondphasen eine Woche früher liegen. Aber schon nach 72 Jahren geht das Verhältniss in eine entschiedene Ungleichung über, indem die in ihrer Stellung correspondirenden Phasen 45 Tage später, die gleichnamigen Phasen 14 Tage früher fallen. (Die durchs Jahr fort- schreitenden 11 Tage 7 St. füllen erst nach rund 32 Saren ein Jahr aus, demnach sind erst 1) oder 36jährigen, s. Ed. Brückner, Klimaschwankungen seit 1700. Wien 90. S. 234ff. 243. 11] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 313 das 583. Jahr, noch genauer das 1167. Jahr, mit dem Anfangsjahr in Bezug auf das Jahres- datum der gleichen Mondstellungen identische Jahre. — Wenn wir unseren Berechnungen einen anomalistischen Monat (von 27.5546 T.) zu Grunde legen, so erhalten wir nach vier Jahren eine Wiederkehr der gleichen Erdferne- und Erdnähestellung ungefähr am selben Monatsdatum, nur 0.63164 Tag zurückliegend; bei der 36jähr. Periode würde die Differenz 5.68 Tage betragen, die der Differenz für die correspondirenden Mondphasen (7 T.) ziemlich nahe kommt. Man könnte demnach, soweit der kosmische Einfluss des Mondes in Betracht käme, eine ungefähre Gleichheit der meteorologischen Erscheinungen für eine Periode von 36 Jahren weniger 6—7 Tagen annehmen. Wenn wir einen Zusammenhang der oben S. 6—8 erwähnten Erschei- nungen mit der totalen Sonnenfinsterniss vom 22. Januar 1898 vermuthen, so bedürfte es zu der Führung eines exakten Beweises natürlich des Nach- weises aller verbindenden Mittelglieder, die von dem Auftreten der Finster- niss bis zu diesen Erscheinungen geführt haben, soweit es nach dem Stande des vorliegenden Materials möglich ist. Diese Aufgabe soll hier nun nicht im Ganzen versucht werden, es soll zunächst nur versucht werden, den unmittelbaren Wärmeeffeet der Sonnenfinsterniss in Graden der Lufttempe- ratur für einen Theil des Sichtbarkeitsgebietes darzustellen, den die Curve der Oentralität auf einem Theile ihres Laufes (etwa dem siebenten) durch- schnitten hat, und wo zu diesem Zwecke besonders umfangreiche Beobach- achtungen angestellt wurden, in Indien nämlich. Zuvor mögen der Beschreibung der Finsterniss — in Bezug auf die Erdoberfläche — folgende Daten dienen:') Beginn auf der Erde überhaupt 4* 46.1” WZ (21°36‘ E und 0°28' N) Ende 9 52.6” WZ (110°7' E und 35°36' N) Gesammtdauer also 5? 6.5”. Totalität bei Sonnenaufgang um 5" 48.9" WZ (9°46‘ E und 11°14'N), zur Zeit des höchsten Sonnenstandes (12°11.9” OZ) um 7” 37.59” WZ (68°36‘E und 12°57' N); bei Sonnenuntergang um 8" 49.8" WZ (119°9' E und 45°47' N). Die Curve der Centralität durchlief der Mondschatten also in 30.9". Die südliche Contactgrenze wird durch folgende Punkte bestimmt: 1) s. zum folgenden die beigegebene Karte aus dem „Nautical Almanach“ f. 1898; die im Text angegebenen Daten sind derselben Quelle entnommen (S. 484—86). WZ — Weltzeit nach Greenw., (1— 24)" von Mitternacht bis Mitternacht; OZ —= Ortszeit. 41* 314 Gustav Pietzmann, 12] 2° 4'E 9 51 15 52 22 11 29 12 36 13 49 27 59 33 67° 58° E Breite 190 43' 8 22 24 24 5 25 52 27 20 28 21 28 40 27 6 240 13'8 Länge 75029'E 82 27 89 8 a 118 46 123 43 131° 10° E Breite 20° 11'8 15 12 9 43 3Eu0!8 10 38 12 54 15° 43’ N Die Curven des Beginnes und Endes der Finsterniss bei Sonnenauf- gang gehen durch folgende Punkte: Beginn der Finsterniss bei Sonnenaufgang Länge 2° 4'E 14 33 21 36 24 26 23 59 23 22 25 3 35° 21'E Breite 19% 43° 8 11 59 8 028 N 15 19 31 38 43 17 53 33 63% 56‘ N Ende der Finsterniss Länge 30° 49° E ala 2 29 E 43 W 1 27 4.31 2% 30° W 08 Breite 670 TUN 54 45 40 4 22 24 6 37 N Dae53S 12 49 170 2378 Die Curven des Beginnes und Endes der Finsterniss bei Sonnenunter- gang sind durch folgende Punkte bestimmt: Beginn der Finsterniss Länge 131° 10°E 132 48 135 45 13039 137 59 135. 23 125 57 97% 55° E Ende der Finsterniss bei Sonnenuntergang Breite 15043’ N dor 0 18 4 22 36 30 12 41 27 55 47 68° 20° N Länge 69° 50‘ E 81 25 90 21 IE 102 50 la) rl 118. 33 124% 25’ E Länge 69% 37’ N 67 8 63 11 57 39 49 32 35 36 23 25 18% 15° N [13] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. >15 Die Centralitätseurve geht durch folgende Punkte: Länge | Breite Länge Breite 946° E | 1101AN 66°20°E | 11% 20°N 17 56 8 27 7125 15 8 235 6 6 23 7623 19 15 32 14 4 47 81 42 | 23 39 38 28 3 56 87 A | 27 34 44 11 3 45 93 13 32 19 49 58 4 18 100 44 I 370% 55 26 5 40 108 57 | 41 23 60% 48° E 7058N | 119° 9’ E 450° 47'’N Die Grenzlinien der Zone der totalen Verfinsterung und die Centra- litätseurve gehen für die Zeit von 7° 36”—8" 36” WZ durch folgende Punkte: Dauer ar Nördliche Grenzlinie Centralitätseurve Südliche Grenzlinie deriot. Verf ' | auf der Länge Breite Länge Breite Länge | Breite |Centr.-Curve qn3gm1)| 670 58.8°E| 120 58.5°N|68° 11.5°E | 190 35.6: N | 680 24.2 E| 12° 128° N| am 19.9 40 69 6.1 |13 48.6 69 18.6 13 26.0 69 311 13 3.3 2 18.7 44 70 142 |14 414 70 26.6 |14 18.8 210 39.0 \13 56.3 2 16.8 | Las 710 93:8 15 36.3 zul el! 15 14.0 71 48.3 14 52.1 2 14.4 52 12 35.3 16 34.1 12 47.5 16 12.0 72 59.4 | 15 50.1 2 11.5 56 13 49.1 17 345 74 0.9 il ek) 74 12.6 | 16 51.0 2 83 Bee 18 38.2 a leer! 18 16.7 75 29.2 117 55.4 2 49 4 76 264 119 45.0 76 37.6 19 23-8 76 48.6 199726 21 18) 8 77 51:11 |20 55.7 78 1.8 20 34.5 78 12.5 |20 13.4 1 57.4 3122579290, 22 10.4 79 30.8 21 49.6 79 41.0 |21 28.8 19532 16 80 56.8 123 29.4 83 65 23 89 81 16.1 22 48.3 1 48.6 20 82 41.0 124 54.0 82 49.9 24 33.6 82 59.0 124 13.4 1 43.5 sh24um |84 35.5 26 24.8 84 43.7 126 4.7 84 51.9 25 44.8 38.0 1: 28 86 43.7 28 3.3 86 50.8 |27 434 |86 58.0 27 23.6 1 32.0 32 89 3:972129751.6721189515:6 29 31.8 |89 21.3 |29 12.5 1 25.5 | | ehem [920 2.1°E| 310 52.9’N | 92° 5.6°E 31° 33.2°N 92° 9.4°E| 31° 14.0'N| 1” 18.6° Aus obigen Angaben lässt sich der Weg bestimmen, den der Kern- schatten durch Indien genommen hat. Er durchschnitt Indien vom Hafen- I) 7" 37.5” Zeit der Verfinsterung im wahren Mittag unter 68036‘'E und 12° 57’ N (8. 0. 8. 11). 316 Gustav Pietzmann, 14] platz Viziadrug an der Westküste in nördl. Richtung bis zum Mt. Everest und war beim Eintritt in Indien 90 km breit (46 km der n., 44 km der s. Theil und beim Austritt 71 km (36 km + 35 km). Der Schatten des Mondes durcheilte diesen Weg also in 38 Minuten (von 7" 50'—8"28'WZ). Die Ortszeit beim Eintritt der Centralitätscurve in Indien war 12"45‘, beim Verlassen 2"15‘. Die Dauer der Totalitätsphase für einige Punkte dieses Weges ergiebt sich ebenfalls aus obiger Tabelle. Die meteorologische Beobachtung der Sonnenfinsterniss in Trier wurde organisirt von John Eliot. Beobachtungen liegen vor von 158 Stationen,') die mit Namen und näheren Bestimmungen hier folgen: Entf.n. od.s. Höhe Lfd. Nr. Name re (ö.) | Breite (n.) C en a ve Be u in km in m >2 Viziadrug 2730022 16% 34° 88 30.51) *h Ghunguti sl 23 21 5n ? *G Sahdol 81 23 23. 18 55 ? *d Dumraon 84 12 25, 8 68 ? sl Seoni 79 33 2226 13n 620 *2 Buxar sa 1 25 34 3n 73 E3 Chapra 84 47 25 47 258 55 * Nagpur>) 79 11 2129 358 312 *5 Motihari 84 57 26 40 35n 68 1) Abgedruckt in den Ind. Met. Memoirs Vol. XI. Theil I. Ss. 4—183, II. S. 249—51; die Nummerirung und Reihenfolge der folgenden Aufzählung ist die von Eliot gegebene und richtet sich nach dem Grade der Verfinsterung (in Zehnteln des Sonnendurchmessers; sehr ungenau wiedergegeben! s. u. S. 25) und der Entfernung der einzelnen Orte von der Centra- litätscurve. Die Entfernung der ersten vier Orte (a—d), die bei Eliot an besonderer Stelle be- handelt sind (l. c. I. 159—172, 173—177, 178—183, II. 249—251), und der Orte 1—20 einschl. sind durch Abmessung im Andree’schen Handatlas (99, 4. Aufl., Karten 134f.) be- stimmt worden, nachdem die Curve der Centralität nach obigen Angaben eingetragen worden war, was allerdings Differenzen mit Eliot ergab. Die übrigen Zahlen sind durch blosse Um- rechnung der bei Eliot gegebenen (statute) miles in km gefunden (1 mile — 1609.33 m), unter Wegfassung der Decimalen. Das n oder s bei der Zahl der Entfernung giebt an, ob der Ort nördlich oder südlich (genauer nö. oder sö.) von der Centralitätseurve liegt. Die mit einem * versehenen Orte befanden sich innerhalb der Totalitätszone. — Die Angabe der Höhenlage ist dem „Indian Weather Review for the year 1898“, by John Eliot, Caleutta 99, S. 798— 813 entnommen worden (1 foot = 30.48 em). 2) Ind. M.M. XI. 159. 3) Observatory. 115] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. Entf. n. od. s. Höhe Lfd. Nr. Name Länge (ö.) | Breite (n.)| (, Kl an ve rn in km in m *6 Nagpur!) 790 11' 2109; 378 s. Nr. 4 7 Arrah 84 42 25 34 378 58 *8 Ratnagiri 13023 17 96 35n 34 9 Amraoti 77 43 20 55 48n 370 10 Muzaffarpur 85 30 Do eL 40 5 54 alal Benares SD 2 25 20 45n 81 12 Dehri 84 13 24 55 64 8 107 13 Akola 7 4 20 42 82n 283 14 Jubbulpore 959 234.9 son ‚404 15 Sholapur 75 56 17 41 978 485 16 Patna 85 14 25, 81 758 56 17 Katmandu?) 85 12 27 42 96n 1337 18 Ahmednagar 74 48 196 102n 656 19 Chikalda 2) 11 22 21 24 119 n 1100 20 Sutna 80 52 24 34 120n 3 21 Allahabad 81 52 25 26 121n 94 22 Poona 74 10 18 28 121n 561 23 Pachmarhi?) 78 28 22 28 124 n 1075 24 Buldana 76 14 20 34 124 n 650 25 Gaya 8592 24 42 138 3 114 26 Belgaum 74 42 10 152 1508 769 27 Durjeeling?) 88 18 270 08 1538 2258 28 Chanda u 8) 19 56 1678 193 29 Hoshangabad 77 46 22 45 180 n 307 30 Khandwa 76 23 21 49 193 n 318 31 Raipur si 4 21 15 206 S 296 32 Purnea 87 34 25 50 2168 38 33 Karwar 74 15 14 50 2198 13 34 Bhagalpur 86 58 25 15 2328 49 35 Hazaribagh 85 24 24.0 238 3 612 36 Ranchi 85 22 23 23 283 8 649 37 Cawnpore 80 25 26 26 307 n 127 38 Indore 15053 22 44 309 n 556 39 Secunderabad 180133 al zit 3148 544 40 Lucknow 831 0 26 50 319n 112 41 Bahraich 81 39 27 34 333 n 123 42 Rangpur 89 18 25 45 344 3 37,5 43 Sambalpur BAzE! 21731 3518 148 44 Chaibassa 85 51 22 33 383 83 232 45 Rampur Boalia ggr'ag7 | 240 22! 407 8 21 1) Sanitary Commissioner’s office. 2) Höhenstation. 317 318 Gustav Pietzmann, 116] Lfd. Nr. 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 zul 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 Name Mangalore Bogra Berhampore Mercara Agra Ahmedabad Darbhanga Gorakhpur Daltonganj Bijapur Saugor Malegaon Bombay, Met. Off. Dinajpur Naya Dumka Dhubri Ihansi Raniganj Bellary Surat Bankura Kurnool Burdwan Mainpuri Sirajganj Midnapur Mymensingh Krishnagur Bareilly Balasore Sibsagar Faridpur Caleutta (Alipore) Jessore Veraval Cuttack Cuddapah Gopalpur Masulipatam Narayanganj Entf. n. od. s. von der Länge (ö.) | Breite (n.) | Gentr.-Curve 89 88 75 78 712 86 83 84 75 78 74 72 88 87 89 78 87 76 72 87 78 87 79 89 87 90 88 79 86 94 89 88 89 70 85 78 85 740 54' 27 17 52 120 52° 52 in km 4158 4255 4258 5098 523n 547 n 768 146 n 150 8 1538 204n 217 n 217n 3048 3358 33858 344n 3695 38353 390n 4148 4158 455 3 475n 4758 489 3 494 5 496 8 539n 544 8 544 8 5498 549 5 5558 555n 5638 584 5 5928 596 8 600 8 Höhe über dem Meere in m 20 19 20 1152 169 50 öl 78 223? 593 551 436 149 262 102 450 281 157 17] Lfd. Nr. 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 Name Saugor Island Cocanada Pooree Calieut False Point Silchar Rajkot Comilla Barisal Ranikhet!) Nellore Mount Abu!) Ajmere Sambhar Delhi Noakhali Cochin Roorkee Salem Chittagong Dehra Dun Pachpadra Mussooree!) Kindat Sirsa Bickaneer Bhamo Deesa Wellington !) Coimbatore Bhuj Chakrata!) Triehinopoly Cuddalore Madura Simla 1) Negapatam Tinnevelly (Palamcotta) Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. Entf. n.od.s.| Höhe 3 $ e von der über dem Länge (6.) | Breite (n.) Centr.-Curve Meere in km in m 880° 5] 2105395 608 3 1,9 82 15 16 55 608 s 8 85 53 19 48 6128 6 75 49 11 15 6168 8 86 47 20 20 624 8 [9.5 92 50 24 49 624 3 31,5 70 52 22 17 631n 131 91 14 23 28 650 s 11 90 25 22 42 6578 4 79 29 29 38 657 n 1850 80775 14 28 663 5 22 72 43 24 36 681n 1202 74 37 26 28 692 n 491 75 14 26 55 6950 382 Re 28 40 697 n 219 YiEsE6 22 48 698 3 13 Ro 9753 7488 3 77 56 29 52 753n 270 78 12 11 39 773 8 286,5 91 50 22 21 7768 26,5 U 30 20 781n 681 72 18 25 55 813n 116 Us U 30 28 813n 1954 94 33 23 46 8508 115 75 6 29 32 914n 202 73 4 27 59 917 n 235 96 58 24 12 930 s 116 72 14 24 16 684 n 142 76 50 11 22 694 s 1890 U) ala #0) 7188 411 69 42 23 15 784 n 120 ir Bis 30 40 827 n 2140 78 44 10 50 8615 78 19 52 ul er 866 5 4 78 10 9 55 892 3 136 12 31 6 909 un 2202 19753 10 46 9408 9,5 N 44! 80 44' 954 s 51 1) Höhenstation. Nova Acta LXXXIT, Nr. 6. 319 320 Gustav Pietzmann, [18] Entf. n. od. s, Höhe von der über dem Lfd. Nr. Name Länge (ö.) | Breite (n.) | Gentr.-Curve | Meere in km in m 124 Ludhiana 750 54' 30° 55' 970n 247,5 125 Pampan 29710 DE, 1011s 11 126 Akyab 92 57 20 28 1011s 6 127 Hyderabad (Sind) 68 27 25 25 1046n 29 128 Mandalay % 8 21 59 10678 76 128 Kurrachee 67 4 24 47 1098n 9 130 Lahore 74 20 31 34 1115n 214 131 Leh !) 77 42 34 10 1127n 3506 132 Montgomery 73 8 30 42 1135n) 170 133 Minbu 94 58 20565) 1162s 50 134 Sialkot 14 35 32 29 1183n 253 135 Mooltan n185 30 10 1210n 128 136 Thayetmyo 9 12 19 22 1246 8 41 137 | Taunggyi!) 97 3 20 36 12478 21) 138 Jacobabad 68 18 28 24 1263 n 57 139 Khushab 12 22 2 21 1320n 186,5 140 | Toungoo ; 96 24 18 57 13555 58 141 Murree'!) 73 27 33 54 1366n 1930 142 Rawalpindi Te 5) 33 38 1371n 501 143 Dera Ismail Khan IE 55 32 0 1376n 181 144 Bassein 94 50 16 47 | 14455 8 145 Cherat!) alebt) 33 46 1448n ?ı) 146 Gilgit 74 25 35 48 1466n 1490,5 147 Diamond Island 94 19 15 52 14943 13 148 Peshawar dies7 34 2 1505n 338 149 Quetta !) 6173 30 11 15i11n 1677 150 Rangoon 96 12 16 46 15295 12 151 Chaman!) 66 28 30753 1585n 1314 152 Moulmein 90737 16 29 16548 29 153 Tavoy 98 19 14 4 1880 s 8 154 Mergui?) 980 38' 1a 20528 29 t) Höhenstation. 2) Diese Stationen, mit Ausnahme der unter a—d genannten, sind nicht zum Zwecke der Beobachtung der Sonnenfinsterniss besonders errichtet, sondern regelmässige Stationen des indischen Systems; es fehlen sogar eine ziemliche Anzahl (nach dem Stande von 1898 etwa 40), u.a.Madras und die Stationen der Insel Ceylon. Es ist zu bedauern, dass man die ausserindischen Stationen, die dem indischen System angegliedert sind (s. d. Stationenverz. i. „The India Weather Review f. 1898“ 8. 798—813, Cale. 99), wie Kabul, Mesched, Teheran, Bagdad, Ispahan, Muscat, Aden, Perim, Zanzibar u. e. a. nicht in das System der Beobachtungen mit hineingezogen hat. [19] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 321 Das Beispiel der mehrtägigen Beobachtung einer Sonnenfinsterniss, wie es die russische Regierung im August 1887 gegeben hatte,') hat keine Nachahmung gefunden. So ersuchte zwar im Jahre 1900, gelegentlich der Sonnenfinsterniss vom 28. Mai das Weather Bureau der Vereinigten Staaten die Beobachter, nach Ablauf der Finsterniss, die in den Morgenstunden stattfand, die Beobachtungen stündlich, wenn möglich bis zur Nacht hinein, fortzusetzen, doch kamen nur einzelne Beobachter diesem Wunsche nach, sodass die wenigen so gemachten Beobachtungen ohne allgemeine Bedeutung blieben.”) Auch die am 22. Januar 1898 in Indien gemachten Beobachtungen hören im Durchschnitt eine Stunde,°) z. T. sogar unmittelbar nach Ende der Finsterniss auf; nur von zwei Stationen liegen Beobachtungen vom folgenden Tage vor: Viziadrug (a) und Sahdol (c), aber auch diese mit Unterbrechung durch die Nacht. Infolge der nicht lange genug fortgesetzten Beobachtungen ist z. B. die Kurve der Luftdrucksteigerung, die in Folge der Finsterniss eintrat, nicht vollständig zu zeichnen gewesen,‘) sie bricht in einer auf- steigenden Linie ab. Die unmittelbare Einwirkung auf die Temperatur ist freilich mit dem Ende der Finsterniss als gegeben zu erachten, allein es wäre doch interessant, neben den lokalen T'emperaturerniedrigungen auch die durch die Luftbewegung nachher eintretenden Mischungstemperaturen ein- gehender zu verfolgen. — Es lässt sich vielleicht annehmen, dass auf der Linie der Centralität (und ebenso in den anliegenden Gebieten) vom Morgen- bis zum Mittag- punkt das entstandene Temperaturdefizit im Allgemeinen bis zum Mittag, bez. den ersten Nachmittagsstunden wieder ausgeglichen werden kann, dass dagegen auf der Strecke vom Mittag- bis zum Abendpunkte, abgesehen vielleicht von den ersten Nachmittagsstunden, das Defieit bis zum nächsten Tage nicht wieder eingeholt wird, wenn nicht die Lufteireulation etwas anderes bedingt. Indien wurde — von Viziadrug bis zum Mt. Everest — vom Kernschatten in Ortszeit ausgedrückt, von 12" 45” — 2* 15” durch- DIE 0994. 2) s. Frank H. Bigelow, Eclipse Meteorology and allied Problems (Wash. 02). S. 26. %) Die genauere Zahl liegt zwischen 56 und 57 Min. (Viziadrug und Sadohl nicht mitgerechnet); am längsten haben nachträglich Quetta (2 20%) und Dumraon (3!/,") beobachtet. *#) J.M.M. XI, letztes Diagramm Taf. 22. » 42* 322 Gustav Pietzmann, [20] schnitten, es lag also z. T. in einem Grenzgebietee — Die Orte, die am 23. 8" vm einen niedrigeren T’emperaturstand aufweisen als am 22. zur selben Zeit, liegen zum grössten Theile im ndl. Indien vertheilt (an der Südseite des Himalaya) und in Burma (bis Moulmein), trotz theilweise ver- hältnissmässig geringem Temperaturrückgang während der Finsterniss.') Die meteorologischen Beobachtungen, die aus Anlass der Finsterniss angestellt wurden, umfassten’) Ablesung des Barometerstandes, des trockenen und feuchten 'Thermometers, Messung der Luftfeuchtigkeit, Angabe der Windrichtung und -stärke, Art und Zugrichtung der Wolken nebst Grösse der Bedeckung und bei Stationen mit den erforderlichen Instrumenten auch eine Bestimmung der Sonnen-®) und Boden (Grass-) strahlung.‘) Ferner wurde in der Instruction für die Beobachter als wünschenswerth bezeichnet, wenn unter dem Titel „Weather remarks“ noch einige besondere Beobach- tungen hinzugefügt würden, so namentlich über die Farbe und den Farbenwechsel von Himmel und Wolken, oder über ungewöhnliche Erschei- nungen z. Z. der Totalität oder grössten Verfinsterung an der Sonne oder dem Himmel in ihrer unmittelbaren Umgebung. Die Beobachtungen sollten an allen Stationen wenn möglich von 10° vm— 4" nm angestellt werden; vor und nach der Finsterniss sollte die Ablesung aller Instrumente viertelstündlich erfolgen; während der Dauer der Finsterniss am feuchten und trockenen Thermometer, sowie am Baro- meter alle 5 Minuten; gleichzeitig sollten auch Wetterfahne und Anemo- meter abgelesen werden, wenn sie in der Nähe dieser Instrumente standen, sonst alle 10 oder 15 Minuten. Die Zeitfolge der übrigen Beobachtungen war dem Beobachter überlassen. Die Beobachter sollten nach der Güte und Anzahl der Beobachtungen eine Gratification aus dem Fonds für besondere Sturmbeobachtungen er- halten. Der grösste Theil von ihnen entstammte dürftigen Verhältnissen und war nur mangelhaft gebildet, doch lasen sie, wie Eliot urtheilt, die 1) cf. Indian Daily Weather Report für den 22. und 23. Jan. 1898, hrsg. in Simla (durch W. L. Dallas). 2) 8. I. M.M. XI. S.2. 3) Beobachtungen liegen vor von den Stationen 22. 31. 67. 97. 121. 130 und a. 4) Beobachtungen liegen vor von den Stationen 97. 121. 130. r [21] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 323 Instrumente gewöhnlich mit Sorgfalt, und die Beobachtungen des Barometers, der Thermometer, von Wind und Bewölkung können in der grossen Mehr- zahl der Fälle als genau und zuverlässig angesehen werden.') Von dem Wetter am 22. Januar und einige Tage vorher entwirft Eliot folgendes Bild:”) Das Wetter war während einiger Tage vor der Finsterniss ausser- gewöhnlich schön in Indien. Der Luftdruck war höher als gewöhnlich am 18., 19. und 20. über N.-Indien, am ausgesprochensten am Fuss der Gebirge. Er fiel über dem ganzen Gebiete am 21. und unterschied sich wenig von der normalen Vertheilung in Indien am 22. — Er war während der Periode vom 18.—22. normal oder ein wenig zu tief in der Andamanensee und im SE des Meerbusens von Bengalen. Die Gradienten waren deshalb etwas schroffer als gewöhnlich, die Windrichtung normal, aber seine Stärke über Monatsmittel. Das Wetter war etwas unsicher in Baluchistan und Kaschmir am 19., 20., 21. (und 22.). Der Himmel war mehr oder weniger bewölkt in diesen Gegenden und im nördlichen Punjab, und leichte Schnee- oder Regen- schauer gingen in den Bergdistrikten nieder. Im übrigen Indien war der Himmel am 20., 21. und 22. fast vollkommen klar, ausgenommen im Süden der Halbinsel südlich einer :Linie, die Masulipatam (84), Cuddapah (82), Bangalore und Cochin (102) verbindet. In Trichinopoly (118), Salem (104), Madura (120), Tinnevelly (123), Wellington (114) fielen ausserdem am 22. leichte Regenschauer. — Hiervon abgesehen war in Indien die Luft trockener als gewöhnlich und bei den meisten Stationen auch bemerkens- werth frei von Dunst.’) 1) „It should be remembered that the large majority of the observers are natives on small pay and heuce very imperfeetly educated. They usually read the instruments carefully and the observations of the barometer, thermometers, wind and cloud may, in the great ma- jority of cases, be accepted as aceurate and trustworthy. (J.M.M. XI, 3). 2) J.M.M. XI. 189. Eine meteorologische Charakteristik des Monats Januar ebenda S. 185—188; ef. auch die Karten in Hann, Handb. d. Klimatologie H. S. 179f. (972). 3) Man findet fast immer in Berichten über Sonnenfinsternissmeteorologie der Freude darüber Ausdruck gegeben, falls das Wetter während der Finsterniss schön, der Himmel un- bedeckt war, trotzdem es meteorologisch irrelevant sein sollte, ob das Wetter gut oder schlecht ist, denn für den Meteorologen ist jede Witterungsphase — auch bei Sonnenfinsternissen — gleich wichtig. — Anders natürlich bei dem Aströnom. 324 Gustav Pietzmann, [22] Den Gesammteindruck der Finsterniss in Indien fasst ein Bericht in den „Beilagen zur Allgemeinen Zeitung“*') folgendermaassen zusammen: „Alle Beobachter stimmen darin überein, dass die Finsterniss keine ‚sehr dunkle’ war; während der Totalität war die Helligkeit grösser als Vollmond, sodass nicht zu kleiner Druck bequem zu lesen war; ebenso konnten die Beobachtungsuhren überall ohne Laterne abgelesen werden.“ „Als die Finsterniss sich der Totalität näherte, wurde der Himmel bleigrau, Gras und Bäume färbten sich schwarz und die intensive Mittags- hitze wich einer erfrischenden Kühle. Nach dem Eintritt der Totalität er- schien die Landschaft wie durch farbige Gläser betrachtet: im Westen war der Horizont feingelb, weiter oben der Himmel purpurgrau oder blaugrau gefärbt, im Osten schien der Schatten des Mondes die Erde gleich dem einer drohenden Wolke zu berühren.“ „Etwa 6° südwestlich der verfinsterten Sonne leuchtete Venus mit dem Glanz, den sie in einer Tropennacht zeigt; ausser ihr waren nur noch der etwas entfernter stehende Mars und etwa zwei bis drei hellere Sterne am Himmel wahrzunehmen.“ „Der Anbliek der Corona war ein zauberhafter, iiber alle Maassen prächtiger: sie glich einem ungeheuren, silberglänzenden Stern am dunklen Firmament.“’) i „Uebereinstimmend wird von allen Stationen gemeldet, dass schon vor der Totalität der Finsterniss die Lufttemperatur sehr merkbar sank. — Die bei früheren totalen Sonnenfinsternissen beobachteten ‘fliegenden Schatten’ waren diesmal nicht wahrzunehmen, wahrscheinlich eine Folge der verhält- nissmässig grossen Helligkeit. Mehrfach wurde die Wahrnehmung gemacht, dass die Dauer der Totalität um vier Sekunden kürzer war, als der Voraus- berechnung gemäss zu erwarten stand.“ Im Folgenden ist das Material, welches zur Bestimmung des Sinkens der Lufttemperatur benutzt wurde, z. T. aus zwei Quellen zusammengeflossen, einmal aus den unmittelbar gemachten Beobachtungen der einzelnen Stationen selbst, und sodann aus den berechneten Curven über den wahrscheinlichen ı) Jg. 98. Beil. Nr. 79 8. 6; gezeichnet -rt-. 2) Die nähere Schilderung dieses Phänomens, sowie der Chromosphäre und der Pro- tuberanzen ist hier fortgelassen. [23] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 325 Gang der Temperatur, falls die Sonnenfinsterniss nicht eingetreten wäre. Diese Curven des wahrscheinlichen täglichen Temperaturganges sind für eine Anzahl von Stationen aus stündlichen Beobachtungen der Jahre 1876 bis 1887 genauer berechnet!) und von Eliot zur Anfertigung von Diagrammen für diese Stationen benutzt worden, die in gestrichelter Curve den normalen Gang der Temperatur zeigen, falls die Sonnenfinsterniss nicht stattgefunden hätte, in ausgezogener Curve den thatsächlichen Gang während der Finsterniss. Eliot sagt zur Kritik dieses Verfahrens: °) Die Normaldaten des täglichen Temperaturganges sind aus einem Durehschnittswetter berechnet, d.h. sie sind die Mittel von Beobachtungen sowohl bei schlechtem wie bei gutem Wetter und repräsentiren daher den täglichen Gang der Temperatur nicht nur bei schönem Wetter; ausgenommen sind die Stationen in solchen Gegenden, die im Januar fast unverändert schönes Wetter zeigen. Diese Gegenden umfassen indess einen grossen Theil Indiens, insbesondere die Centralprovinzen, das Dekan, Berar, Central- indien und die Westküste. Wir finden hier klaren Himmel, leichte Winde und eine grosse Trockenheit der Luft, Abwesenheit von Stürmen oder sonstigen grösseren Störungen irgend welcher Art. — Das von Jahr zu Jahr allein wechselnde Element in diesem Monat ist der Wasserdampf- gehalt der Luft, der z. Th. von dem Charakter und der Vertheilung der letzten SW-Monsunregen abhängt, z. Th. von annormalen Gestaltungen der unteren Lufteireulation. Trockne Luft bringt hohe Tages- und niedrige Nachttemperaturen, feuchte Luft dagegen schwächt die Amplitude nach oben und nach unten hin ab. In dieser Hinsicht bedürfen die Durchschnitts- temperaturen einer dementsprechenden Modification. Auf diese Weise wurden die wahrscheinlichen Curven des täglichen Ganges der T’emperatur am Tage der Finsterniss gewonnen, unter der Voraussetzung, dass die Finster- niss nicht stattgefunden hätte. Zur Kritik des Verfahrens wurde bei mehreren Stationen ein Ver- gleich der so erhaltenen Curven des wahrscheinlichen Ganges der Tages- temperatur bei normalem Sonnenschein unter Berücksichtigung der beson- deren Wetterbedingungen der Periode gemacht mit den Mitteln von schönen 1) Veröff. in d. I. M.M. V. und IX, 2) J.M.M. XI. S. 198. 326 Gustav Pietzmann, [24] Januartagen, die dem Tage der Finsterniss möglichst ähnlich waren. Der Vergleich lieferte fast genau dieselben Resultate. — Die Methode, nach der die einzelnen Stationen im Folgenden be- handelt worden sind, ist folgende: Der temperaturerniedrigende Einfluss der Finsterniss ist mit dem Ende derselben als gegeben angesehen worden, es sind daher nur die Tempe- raturbeobachtungen zwischen dem Anfang und Ende der Finsterniss in Be- tracht gezogen worden. Das Hauptgewicht ist auf die Feststellung der mittleren Differenz zwischen der thatsächlichen Temperatur und derjenigen, die unter gewöhn- lichen Umständen zu erwarten war, gelegt: worden, weniger auf die Angabe der Maximaldifferenz zwischen beiden. Die mittlere Differenz giebt ein besseres Bild von dem Wärmeausfall, als die nur singuläre Maximaldifferenz, die in die mittlere Differenz mit eingegangen ist. Die mittlere Differenz zwischen beiden Temperaturen ist im Folgenden als mittlere Temperatur- abweichung bezeichnet worden. Natürlich konnte sie nur von solchen Stationen berechnet werden, von denen beide Reihen des 'Temperaturganges bekannt oder annähernd zu erschliessen waren.') Sie sind im Folgenden zuerst behandelt worden; bei den übrigen Stationen musste die Angabe der mittleren Temperaturabweichung fortfallen, ebenso die genauere Angabe der Maximal- abweichung. Doch hat es Eliot unternommen, die letztere für 88 weitere Stationen z. Th. aus den von den Stationen selbst vorliegenden Beobach- tungen, z. Th. aus den Beobachtungen benachbart gelegener Orte mit mög- lichst gleichen klimatischen Bedingungen zu erschliessen. Diese Resultate?) sind im Folgenden mit angegeben worden. — Von allen Stationen, die richtig beobachtet haben, war es indessen möglich, die Differenz zwischen der Maximal- und Minimaltemperatur während der Finsterniss anzugeben. Sie ist als die Finsternissamplitude der Temperatur bezeichnet worden. Was über den Grad der Zuverlässigkeit der Temperaturablesung zu sagen war, ist bereits gesagt worden.”) Das Urtheil lautete im Allgemeinen günstig. Zweifel an der Richtigkeit einer Beobachtung sind im Einzelnen an den betreffenden Stellen angemerkt worden. Im Ganzen 37 Stationen. ') 2) J.M.M. XI. 200—202. 3) 0. 8.21. [25] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 327 Die Ortszeitangaben sind in der Veröffentlichung Eliots sämmtlich in Madraser Zeit umgewandelt worden.') Es ist zweifelhaft, dass auf allen Stationen richtig gehende Uhren vorhanden waren. Die zeitlichen Beobachtungen über Beginn und Ende der Finsterniss, sowie die Angaben über die Grösse der Verfinsterung in Zehnteln des Sonnendurchmessers sind oft ungenau und z. Th. Beobachtungen an anderen ähnlich gelegenen Orten widersprechend, da sie nur nach Augenschätzung gemacht wurden, ohne Benutzung astronomischer Berechnungen.?) Daher ist es auch nicht möglich, den Zeitraum genau zu bestimmen, der vom Moment der grössten Verfinsterung bis zum niedrigsten Stand der Temperatur ver- flossen ist. Es sei vorweg genommen, dass Eliot für denselben durch- schnittlich 15 Minuten ermittelt hat. °) Die folgenden Angaben bringen für die einzelnen Stationen, so weit wie möglich: 1. die mittlere T’emperaturabweichung, 2. die Maximalabweichung der Temperatur und 3. die Amplitude der Temperatur während der Finsterniss. (a) Viziadrug. Finsternissanfang 11" 15" O.Z. Totalität 12" 43f. Ende 2er (Madr. Z. + 27”)) 1) Für Viziadrug beziehen sich alle Zeitangaben auf 8. 160—72, sowie den Taf. 3. 10. 20. 29. 37 auf Ortszeit, wenngleich die Angabe auf Madraser Zeit lautet. °) Z.B. wird für Ratnagiri (8) als grösste Phase der Verfinsterung ?/;o (—!%/,,) an- gegeben; trotzdem lag es noch in der Totalitätszone. Für Berhampore (48) wird als Grösse der Verfinsterung °/,., für Darbhanga (52) S/,.n angegeben; dabei ist Darbhanga von der Linie der Centralität etwa 76 km, Berhampore 425 km entfernt. Die Beispiele dieser Art lassen sich noch vermehren. — Als Zeichen guter zeitlicher Beobachtung der Finsterniss kann es gelten, wenn die grösste Phase der Verfinsterung als genau oder ziemlich genau in der Mitte liegend angegeben wird. 3) J.M.M. XI. 206. — Im übrigen ist im Folgenden der Versuch gemacht, die Zeitangaben über die Finsterniss möglichst mit der Wahrscheinlichkeit in Einklang zu bringen, so z. B. wenn Viziadrug u. e. a. Orte eine Dauer der Finsterniss von über 3 Stunden an- geben, obgleich eine solche für keinen Ort Indiens stattgefunden hat (s. d. beigegebene Karte zu S. 11—13) u.a. m. #) Ueber die Zeitangaben bei Eliot s. o. Anm. 1. Nova Acta LXXXI. Nr. 6. 43 328 Gustav Pietzmann, [26] 0-7 wahrsch. thats. Ab- m! Temp.) Temp.?) weichung 11? 15° 83.10F. 82.60F. —0.50F. 30 84.2 83.0 —— ja 45 84.6 830 EB Tab 84.9 82.9 —2.0 15 34.6 82.2 —2.4 30 83.7 81.7 —2.0 45 82.1 79.3 a8 12702 80.9 77.5 — 4 15 80.1 77-5 — 2 30 80.0 78.0 ——20 45 79.9 78.2 —| 2 SE) 78.8 nl Anl 800°F. 80.0°EF. — 0.00 E. 1.8 F. Mittlere Abweichung 1.0°C. Maximalabweichung 1.9.6; Finsternissamplitude 3.1°C.°) (b) Ghunguti.‘) Finsternissanfang 12” 14” Madr. Z. Totalität ie 210 Ende Ba: 5 (0. Z. + 4°) Von Ghunguti liegen genauere Berechnungen des wahrscheinlichen Temperaturganges nicht vor, sondern nur Beobachtungen vom 20.— 22. Januar. Suchen wir den wahrscheinlichen Gang der Temperatur für den 22. analog dem Gange am 21.) zu berechnen, so ergiebt sich folgendes: Das Mittel der "Temperatur war in den Vormittags-Stunden von 9—12" am 22. um 4.1° F. höher als am 21. — Die mittlere Temperatur zwischen 12" 15”"—3" betrug am 21. 76. 97° F.; nehmen wir an, sie wäre I) von Eliot erschlossen aus einem Vergleich der Curven vom 21., 23. u. 24. Januar. l. ce. 8. 206 und Taf. 10. 2).1. c. 8. 166f. 3) über die Temperaturbedingungen in Viziadrug s. noch Eliot 1. c. 8. 205. 4) ]. e. S. 175—177. 5) Der 20. konnte nicht mit benutzt werden, da die Daten zu spät einsetzen (1" 20"). [27] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc, 329 am 22., analog den Vormittagstemperaturen, im Durchschnitt 4.1° F. wärmer gewesen (in Wirklichkeit wohl mehr), so erhalten wir als durchschnittlich zu erwartende Temperatur 80.98°F. Thatsächlich betrug die mittlere Temperatur während der Zeit der Finsterniss nur 74.77° F., es würde sich also eine mittlere Abweichung von 6.21° F. = 3.5° C. ergeben. Nehmen wir, falls die Finsterniss nicht eintrat, für den 22. zwischen 12° 15°— 3" einen dem 21. zur selben Zeit analogen Temperaturgang als wahrscheinlich an, nur um 4.1° F. höher, so erhalten wir als Maximal- abweichung zwischen dem wahrscheinlichen und thatsächlichen Gang der Temperatur um 1” 50" 13.4 F.—= 7.4 C. Die Finsternissamplitude betrug 4.8° C. hrsch. thats. € (©) Sahdol.‘) Madr. 2. emp Ban & Finsternissanfang 12" 10” Madr. 2. 1b 25" 79.70F. 75.5°F. - —42F. Totalität 1a" 30 u. 75.0 —48 35 79.9 75.0 —4.9 h AQm Einde 2" 58 40 79.9 74.0 —5.9 (WA 3P) | 45 80.0 72.0 —8.0 50 80.1 71.5 —8.6 wahrsch. thats. Ab- | Madr. Z. Temp 2) Temp.) weichung 2 80.1 71.0 —9.1 12% 10m 778°F. 77.50F. —03F 2" 0 80.1 I —9.6 15 78.0 78.5 +05 5 al AS 2 Er ns Es 10 80.2 72.0 79 25 78.3 78.0 03 n 2 ai > 30 718.5 78.0 —05 a5 SE ul we 35 78.6 78.0 u) 25 ne le. = 40 78.7 78.0 ee a 02 az es 45 ee 3 a 50 es 1.5 = N Ne 55 79.1 77.5 ee -. 02 u Ze 1% 0m 79.2 77.0 —2.2 a g0.1 > ze 5 Be ER BP 55 80.1 77.0 a1 15 a Bau Be, gu gm 80.1°F. 77.00F. —3.10F. 15 79.5 76.5 0 | 3.90 F. 1° 20m 79.60F. 7600F. —3.6°F. 2 ; Mittlere Abweichung 2.2° C. 1) ef. zu dieser Station noch die Beilage Maximalabweichung 52°C. zur Allg. Ztg. Jg. 1898 Nr. 79 8.5 Anm. 1. 2) nach Taf. 38. 3) 1.0.8. 250f. Finsternissamplitude 4.4° C. 43* 330 (1) Seoni. Finsternissanfang 12° 5” Madr. Z. Totalität 1 27°» Ende 2" 48" (0.4. 3”) wahrsch, thats. Ab- Madr. Z. Temp.) Temp.?) weichung Re 79.10F. 79.20F. +0.1°F. 10 79.3 19.2 —ua 15 19:5 79.0 —0.5 20 79.6 79.6 —0.0 25 79.8 19.2 —0.6 30 80.0 19.2 —0.8 35 80.1 79.2 —09 40 80.2 79.0 —ı% 45 80.4 78.8 6 50 805 78.2 —aS 55 80.6 73.2 —24 12 (0pn 80.7 78.0 —an 5 80.9 78.0 —aß) 10 81.0 77.4 a 15 81.1 71.2 a8) 20 81.2 76.4 —4.8 25 81.3 76.0 —5.3 30 81.4 75.6 —5.8 35 81.5 75.0 —65 40 81.6 74.2 —A1.A 45 81.7 74.4 =: 50 81.8 74.6 —Y2 55 81.9 75.2 —647 20 81.9 75.8 —6.1 5 82.0 76.0 —6.0 10 82.0 76.4 — 5.6 15 821 76.8 u 20 82.1 77.2 —4.9 25 82.1 78.0 — nl 30 82.2 78.2 —A.0 35 82.2 78.2 —4.0 40 82.2 78.6 —3.6 45 82.1 79.0 —3.1 2b 5om 82.10F. 79.20E. —2.90F. 3.60F. 1) 1. e. Taf. 4. 2) 1.0.8.4. Gustav Pietzmann, [28] Mittlere Abweichung 2.0° C. Maximalabweichung 4.1°C. Finsternissamplitude 3.0° C. (3) Chapra. Finsternissanfang 12" 20” Madr. Z. Totalität 1? 40” Ende 3° (92:18 wahrsch, thats, Ab- Madr. 7. Temp.!) Temp.?) weichung 12" 20” 74.9°F. (74.4)0)F. —0.5°F. 30 15.2 (74.7) — 0.5 40 755 (75.1) —0.4 50 715.8 (74.9) — 10 76.0 75.1 — 0.9 10 76.2 74.1 —! 20 76.4 (73.8) —2.6 30 76.6 (72.8) ans 40 76.8 (71.4) — 9.4 50 76.9 (70.1) GR a 77.0 (69.5) — 1.5 10 7.1 (69.5) = 20 re! (71.3) 8 30 40.4 (73.2) u 40 77.0 (74.3) a 50 76.9 (74.7) dd ur 76:30E.: - (752) P} HIER, 3.20. Mittlere Abweichung 1.9 C. Maximalabweichung 42°C. Finsternissamplitude 3.2° C. (4) Nagpur Observatory. Finsternissanfang 12" 1” Madr. Z. Totalität 1,283 Ende 2ı Ham (ae )1.0.Tak Ye. 86. ) Die eingeklammerten Werthe sind inter- polirte. [29] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 3a Madr. 7 wahrsch. thats. Ab- Fan Temp.!) Temp.) weichung alalnı e 81.090F. 80.9°F. —0.6"F. 9 81.7 (81.2) —08 14 81.9 81.4 —0.5 19 82.1 81.8 — 03 24 82.3 82.2 —0.1 29 82.5 81.2 a 34 82.7 81.1 —1.6 39 82.8 82.0 —0.8 44 83.0 81.2 —1.8 49 83.2 81.5 RN 54 83.3 80.9 —2.4 59 83.4 80.7 —2.7 iu en 83.6 81.0 —-2.6 9 83.7 80.9 —2.8 14 83.9 80.6 — 3:3 19 84.0 80.2 — 3:8 24 84.2 79.5 —4.7 29 84.3 76.2 —8.1 34 84.4 76.4 —8.0 39 84.5 76.3 —8.2 44 84.6 =D — 17.4 49 84.7 rar —7.0 54 84.8 477:9 —6.9 59 84.8 78.1 —6,7 a 84.9 79.2 —5.7 9 85.0 79.6 —5.4 14 85.1 80.0 —5.1 19 SHsl 80.2 —4.9 24 85.2 80.2 —5.0 29 85.2 80.2 —5.0 34 85.2 80.3 —4.9 39 85.2 81.2 —4.0 44 85.1 81.2 —3.9 49 851 81.2 —3.9 asy. 85.10. 8200F. —3.1°F. 3.80F. Mittlere Abweichung 2.1° C. Maximalabweichung 46°C. Finsternissamplitude 3.3 C. 1) ].c. Taf. 4. Al, Ense (8) Ratnagiri. Finsternissanfang 11" 44” Madr. Z. Totalität 112 Ende 2" 40” (OR ZE 2) wahrsch. thats. Ab- al Temp.!) Temp.?2) weichung in agm 86.9°F. 86.60F. —0.30F. 52 87.4 87.4 —0.0 Don 87.7 87.6 — 041 12 88.0 87.5 0 22 88.3 86.9 —14 32 88.6 86.7 nz 42 88.9 85.8 a 52 89.1 85.2 —3.9 dr u 89.2 83.6 —u6 12 89.3 82.3 0 22 89.4 81.2 —e2 32 89.4 81.3 — 42 89.4 82.1 ee 52 89.4 82.9 —6.5 Duo 89.3 83.4 nd) 12 89.1 839 — 5.2 22 88.9 84.5 —4.4 32 88.8 85.0 —38 Sao 88.6°F. 85.40F. —3.2'F. 4.2°F. Mittlere Abweichung 2.3° C. Maximalabweichung 4.6 0. Finsternissamplitude 3.6 C. (10) Muzaffarpur. Finsternissanfang 12” 22” Madr. Z. Grösste Phase 1" 38" Ende ae ee (0.Z. + 21”) 118. Taf Dell, 332 Madır. Z. aauaam 29 34 39 44 49 Den 49 9h Ham Mittlere Abweichung Maximalabweichung Finsternissamplitude (14) Grösste Phase Ende wahrsch. Temp.!) 75.80E. 76.0 76.0 76.2 76.3 76.5 76.6 76.7 76.8 76.9 77.0 Ba 72:2 Mil. 77.4 77.4 77.5 77.6 77.6 Thratl ide, 77.8 77.8 77.8 77.8 77.8 77.8 77.8 77.7 Med er: Gustav Pietzmann, [30] thats. Ab- Temp.?2) weichung 75.4°F. —0.40F. 7541 —0.9 75.1 —1.0 75.4 —0.8 75.4 —0.9 al —1.4 29.1 —1.5 74.9 u 74.9 —1.9 74.4 —2.5 74.4 —2.6 73.9 —3.2 73.9 —3.3 72.9 —4.4 LT N 69.9 —1.5 69.8 —7.7 69.8 —7.8 69.7 —79 (70.2) —7.5 (70.6) —7.1 71.1 —67 (71.9) —5.9 (72.6) —5.2 73.4 —4.4 (73.7) —4.1 (74.1) —3.7 74.4 —3.4 (74.4) —e (74 4) —3.3 74.40E. —3.3 3.90F. 2.20: 4.4° 0. Ba Jubbulpore. Finsternissanfang 1) l.e. Taf. 4. 12>4 5%. Madr, 2. 1 h 30” 2" 56” 0.2.21?) 2) 1.c. 8.13. Madr. Z wahrsch. thats. Ab- ER Temp.!) Temp.?) weichung 12° 5” 2630 F. 77275408, 090. 10 76.7 75.9 —0.8 15 77.0 76.4 — 0:6 20 12.2 76-5 — 0.7 25 77.6 77.4 —0.2 30 77.8 77.7 — 1 35 78.0 77.8 —.lb2 40 78.3 77.6 — 07 45 78.5 77.4 — Lil 50 78.6 72:2 — 1.4 55 78.8 77.0 —1.8 12400 79.0 76.8 —22 5 192 76.6 — 2.6 10 79.3 76.2 oz 15 79.5 75.8 57 20 79.6 75.2 —44 25 294 74.2 —5.5 30 79.8 74.1 — 51, 35 79.9 73.4 —6.5 40 80.0 72.6 —7.4 45 80.1 72.0 al 50 80.2 71.2 —=) 55 80.3 72.6 is 2u70= 80.4 73.0 —17.4 5 80.4 73.8 —6.6 10 80.5 74.2 — 63 15 80.6 75.0 6 20 80.6 75.4 —5.2 25 80.6 76.0 —4.6 30 80.6 76.2 —4.4 3 80.6 77.0 — 3:6 40 80.6 72.2 a 45 80.5 77.4 —3.1 50 80.5 (78.1) — 2.4 Dabbm 80.5°E. 7(78:2))E. —=2.32E: 3.20E. Mittlere Abweichung 2.1°C. Maximalabweichung 5.0°C. Finsternissamplitude 3.8°C. 1) 1.c. Taf. 4. 2).1.c. 8. 17. [31] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 333 (15) Sholapur. Finsternissanfang 11" 50” Madr. Z. Grösste Phase 1" 18” Ende DuAGn (O2 Re) wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp.!) Temp.?2) weichung la 80.7°F. 80.0°F. —0.7°F. 57 81.1 80.7 —0.4 la ne 81.3 80.7 —0.6 7 81.5 81.2 —0.3 12 81.8 80.2 —1.6 sl 82.0 80.9 —1.1 22 82.1 80.8 —r3 27 82.3 80.8 —1.5 32 82.5 82.1 —0.4 37 82.7 80.7 —2.0 42 82.8 81.7 —1.1 47 83.1 81.2 —1.9 52 83.2 81.5 —1.7 57 83.5 80.7 —2.8 usa 83.6 79.9 — 3.2 7 83.8 29:9 —,g 12 84.0 79.7 —4.3 17 84.2 79.6 —4.6 22 84.3 79.0 — 27 84.6 78.7 —5g 32 84.7 78.7 —6.0 37 84.5 79.4 —5.4 42 85.0 79.9 —51 47 85.1 80.0 —an| 52 85.2 80.2 —5.0 57 85.4 80.4 —5.0 Dar 856 81:3 — L 85.7 81.5 —4.2 12 85.8 81.3 —n 17 85.9 81.3 —4.6 22 86.0 82.2 —3.8 27 86.1 82.8 —3.3 32 86.2 81.9 —4.3 37 86.3 82.8 —3.5 42 86.4 83.4 —3.0 Azet 86.5°F. 83.00F. —3.50F. ER 3.20 F. Ne Taf. Drl.c. 8 18, Mittlere Abweichung 1.8° 0. Maximalabweichung 3.3°C. Finsternissamplitude 2.6° C. (19) Chikalda. Finsternissanfang 12" 1” Madr. Z. Grösste Phase 1" 25” Ende 2" 49” (0,75 tn) wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp.!) Temp.?2) weichung 11? 56° 7E.00 RN 7550. 1 ZE0:50 El oc: 75.4 10.0, - +0.1 26 75.7 75.9 +0.2 41 76.0 75.9 Bl 56 76.3 79.1 —il% ileslalet 76.5 748 — 1.7 26 76.7 73.5 —a2 41 76.9 71.5 —h£ 56 71.1 68.5 —8.2 al 11.2 69.9 —ıke! 26 72.3 71.1 —6.2 41 77.4 zul) —5.5 ar 5m 77.49 F. 72.9°F. —4.5°" F. SEINE Mittlere Abweichung 1.8° C. Maximalabweichung 46° 0. Finsternissamplitude 3.9° C. (21) Allahabad. Finsternissanfang 12" 23” Madr. Z. Grösste Phase 1" 37f." ünde 2» 50” DEZE 22) Nele Su NRatyo: 2) 1. ce. 8. 22. 354 Madr. Z. jon2au 28 33 38 12232 43 Jh 48" Mittlere Abweichung Maximalabweichung Finsternissamplitude (22) Grösste Phase Ende wahrsch. Temp.!) 77.70F. 77.8 78.0 78.1 78.2 78.4 78.6 78.7 78.8 78.9 79.0 el 719.2 79.3 79.4 19.5 79.5 719.5 79.6 79.6 79.6 79.6 19.6 79.6 79.6 79.6 79.6 79.6 79.6 29.bUM. Poona. Finsternissanfang 1). 1,0, Dafro. thats. Ab- Temp.?2) weichung 77.70. —0.0° FE. (77.7) 01 (77.8) —0.2 77.8 —0.3 (77.8) — 04 (77.8) —0.6 17.8 —0.8 77.2 —1.5 72.2 — 1.6 77.2 —ıhr 76.7 — 9.3 76.2 —2.9 76.0 — 3.2 75.2 — 4.1 74.7 —4.7 74.2 —5.3 73.7 —5.8 73-2 —6.3 73.2 —6.4 13.2 — 6.4 73.8 — 5.8 74.2 —54 74.2 —5.4 74.8 —4.8 75.2 —4.4 75.2 — 4.4 76.2 —5A 77.0 26 77.2 —2.4 77.208. —2AIFE. 32uR 8. C. SH. 6a 2.6° C. 11" 47” Madır. Z. 1” 19” 2x 41m (0. Z. — 7=) 2) 1.c. 8. 24. Gustav Pietzmann, [32] Mad. wahrsch. thats. Ab- 53 Temp.!) Temp.?2) weichung 11% 54m 81.2°F. 81.20. —0.0" F. 1aragm 825 82.5 —0.0 24 83.4 80.7 —2.7 39 84.3 80.5 — 3.8 54 84.9 80.4 — A. 12292 85.4 78.7 6 24 86.0 78.2 8 39 86.3 78.8 — 1.8 54 86.7 79.7 — 7.0 Bang 36.9 81.1 —5.8 24 87.2 81.8 —5.4 Dun 87.40. 82.7°E. —4.7°F 4.7’F Mittlere Abweichung 2.6° C. Maximalabweichung 43°C. Finsternissamplitude 2.5° C. (23) Pachmarhi. Finsternissanfang 12" 7” Madr. Z. Grösste Phase 1” 30” Ende 2u 52m (OA wahrsch. thats. Ab- Madr. Z. Temp.?) Temp.t) weichung onen TERN 73.50F. -+0.80F. 12 72.9 72.5 —0.4 17 73.0 721 —0.9 22 el 712.5 —0.6 27 13.2 712.1 —1.1 32 73.3 72.8 — 0:5 37 13-8 728 — 0, 42 73.6 12.2 —1.4 47 73.7 72.4 —ils 52 at 72.0 S—ilY 57 73.8 72.0 —irB 12-90 73.9 71.9 —2.0 7 74.0 70.8 — 3:2 119% 74.0°F. 70.5°0F. —35°F. el Tgbro: 2) 1. c. 8. 25. 3) 1.c. Taf. 5. 4) ]. c. 8. 26. [33] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 335 wahrsch. thats. Ab- | wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp. Temp. weichung | Madr. 7. Temp. Temp. weichung az 74.1°E. 70.00 F. —4.1°F. | 12 26% 82.50F. 81.7°F. —0.80F. 22 74.1 69.7 — 4.4 31 82.6 82.0 —0.6 27 74.2 67.5 —6.8 | 36 82.7 82.0 —0.7 32 7453 67.2 —7.1 | 41 82.8 81.6 — ir 37 74.3 66.0 —8.3 | 46 82.9 815 —1.4 42 74.3 66.0 —8.3 | 51 83.1 81.3 —1.8 47 74.3 66.0 —8.3 56 83.2 80.7 —25 52 74.4 66.1 —8.3 | il je 83.3 806 . —27 57 74.4 67.0 —17.4 | 6 83.4 800 — 34 Dasan 74.4 67.2 —1.2 11 83.5 79.5 —4.0 7 74.9 68.2 —b6.3 16 83.6 79.3 —A.3 12 74.5 68.2 —6.3 al 837 (78.8) —4.9 17 74.5 69.0 — | 26 83.7 (77.9) —58 22 74.5 69.2 —5.3 | al 838 (77.2) —6.6 27 74.5 69.9 —4.6 36 83.9 76.7 —172 32 74.5 70.0 —4.5 41 84.0 (77.0) —7.0 37 74.5 71.0 —3.5 46 84.1 Ulo —6.8 42 74.4 RO) — 3.4 di 84.1 (77.8) —6.3 47 74.4 70.8 —3.6 | 56 84.2 (78.4) —5.8 DhEE O0 74.40 F. 71.0°0F. —3.4'F. | ae 843 (78.5) —5.8 4.00F. 6 84.4 78.7 —5.7 all 84.4 (78.9) —5.5 Mittlere Abweichung 2.2° C. 16 84.4 79.0 —5.4 Maximalabweichung 4.6° ©. Re EG er De n P 84.6 4 —42 z End 2 0 { Finsternissamplitude 42°C. 31 84.6 79.9 ar 36 84.6 80.5 —til 41 84.7 80.5 —42 (24) Buldana. 46 84.7 80.5 —4.2 Finsternissanfang 11" 58" Madr. 2. | at5m 84.7°F. (80.6) F. —4.1°F. Grösste Phase 1" 28” 3.60F. Ende 258 Mittlere Abweichung 2.0” C. (027 allen) Maximalabweichung 40°C. ralschr.. + ihalk, Ah Finsternissamplitude 3.2° C. Madr. 2. Temp.!) Temp.) weichung h m 0 0 —(),20 | 19271 81.9°F. 81.7°E. 0.2°F. | (26) Belgaum. 6 82.1 (82.3) +0.2 ö I = 11 82.2 (82.3) +0.1 ' Finsternissanfang 11" 45" Madr. Z. 16 82.3 81.9 —0.4 | Grösste Phase 1" 10” 9h9ım 0 0 Fan 0 | =, = 22T 82.4°F. 81.6°F. 0.8°F. Ende u nm IL. CH Taf 5 | 2.1.0: 9.97. (O0: Z. — 22°) Nova Acta LXXXI, Nr. 6. 44 336 Madır, Z. aha. 198 50 55 ıı om 9h 0" 30 au 35m wahrsch. Temp.!) 78.0°F. 78.3 78.5 78.7 789 79.0 79.2 79.4 19» 79.7 79.9 80.0 80.2 80.4 80.5 80.7 80.9 81.0 81.1 81.3 81.4 81.5 81.6 81.7 81.9 82.0 82.1 82.2 82.3 82.4 82.4 82.5 82.6 82.6 82.70. Mittlere Abweichung Maximalabweichung Gustav Pietzmann, thats. Ab- Temp.?2) weichung 77.5°F. —0.50F. 78.5 +02 (78.6) +0.1 (78.5) —0.2 (78.6) — 0.3 (78.3) —0.7 (77.9) —1.3 (77.6) —1.8 (77.6) —1.9 (77.8) —1.9 77.5 — 2.4 76.9 —3.1 76.8 — 3.4 (76.8) —3.6 76.7 —3.8 (76.0) — 4.7 15.5 —H4 75.1 —5.9 74.4 —6.7 (74.0) —17.3 (73.8) —17.6 (73.7) —178 (73.7) — 7.9 74.1 —1.6 74.2 — Hl (74.7) —7.3 (74.8) —u (75.7) —6.5 75.8 —6.5 76.6 u 76-8 —5.6 (77.4) —9.1 (77.7) —4.9 (77.9) —4.7 (78.5) F. —4.20F. 4.3°F. 24°C. 4.4° C. 2.8° C. Finsternissamplitude 1) 1.c. Taf. 6. 2) 1.c. 8.29. (29) Hoshangabad. Finsternissanfang 12" 15” Madr. Z. Grösste Phase Ende Kal nn 12» 15% 79.4°F. 20 79.6 25 80.0 30 80.3 35 80.5 40 80.7 45 80.9 50 81.1 55 81.4 1002 81.5 5 81.7 10 81.9 15 82.0 20 82.1 25 82.2 30 82.3 35 82.4 40 82.5 45 82.6 50 82.7 55 82.7 au0% 82.8 5 82.9 10 82.9 15 83.0 20 83.0 25 83.1 30 83.1 35 83.1 40 83-1 45 83.1 50 83.0 Dunn 83.00. 1) 1.c. Taf. 6. [34] 1» 35“ au 55% (0. Z. — 10%) thats. Ab- Temp.’) weichung (79.2%)F. —0.2°F. 79.4 —0.2 79.9 —0.1 80.4 +0.1 80.7 +0.2 80.5 —-0.2 79.9 —1.0 79.9 —1.2 79.9 —1.5 79.9 —1.6 79.7 —2.0 78.1 —3.8 77.9 —41 turen —4.4 77-5 —4.7 76.7 —5.6 75.5 —6.9 in:b —1.0 13.3 ls Yasıl —17-6 75.3 —74 75-7 — 1 75.9 —7.0 76.7 —6.2 TEN —5.3 77-9 —5.1 78.3 —4.8 78.7 —4.4 79.7 —3.4 79.9 —3.2 80.1 —3.0 80.4 —2.6 80.70 FE, —2.30F. 3.7°F. 2) ]. c. S. 32. [35] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. 337 Mittlere Abweichung 2.0’ C. | wahrsch. thats, Ab- R £ : Madr.-Z. Temp. Temp. weichung Maximalabweichung 42°C. ee on Finsternissamplitude 3.1° C. 51 79.8 (74.8) —5.0 56 79.7 75.3 —44 h m 0 0 Ss 0 (32) Pornos ans 79.6°F. 75.30F. Finsternissanfang 12" 21” Madr. Z. l gr EoslePhar Bi Mittlere iweichirs ae E Finde gu [m Maximalabweichung 2 (& > \ 2 : { (0. Z. — 29”) Finsternissamplitude 3.8° C. wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp.) Temp.) weichung (33) Karwar. 128 217 WERE ABLE SEE —0.20F. Finsternissanfang 11" 44” Madr. Z. = 2 a ha Grösste Phase 1" 6” 36 76.6 76.2 —0.4 Ende 2392 41 76.7 76.2 —0.5 (0. Z. — 24%) 46 76.8 (76.1) 07 51 76.9 76.0 —0.9 az wahrsch. thats. Ab- 56 77.0 75.8 [© Temp.!) Temp.?) weichung 1 m iD (75.8) —1.4 11? aan 82.40F. 82.40F. 0.00 F. 6 77.3 (75:7) —1.6 49 82.6 82.6 0.0 11 77.4: (75.5) —1.9 54 82.9 82.9 0.0 16 77.5 75.4 —2.1 59 83.1 82.6 —0.5 21 77.6 (75.1) —25 ji a 83.3 832.0 —1.3 26 Harder (74.7) —3.0 9 83.6 82.1 — ie 31 et 74.4 —3.3 14 83.8 82.6 —1.2 36 772.8 (73.9) a 19 84.0 82.0 —2.0 41 77.8 (73.3) — 4.5 24 84.3 81.9 —2.4 46 0.9 (72.3) —5.6 29 84.4 82.1 —2.3 51 77.9 71.4 —6.5 34 84.5 81.5 —3.0 56 72.9 70.8 —7.1 39 84.6 81.1 — 35 Den 80.0 70.2 — 9,8 44 84.8 80.9 ee) 6 80.0 70.0 —10.0 49 34.9 80.1 —4.8 11 80.0 (70.1) —9.9 54 85.0 78.9 —6.1 16 80.0 (70.6) —9.4 59 85.1 77.3 —1.8 21 80.0 (71.2) —8.8 uam 85.2 del —8.1 26 80.0 71.8 —82 9 85.2 1) —9.9 31 80.0 72.8 —172 14 85.3 74.4 — 10.9 36 80.0 (73.4) —6.6 19 85.4 74.1 —11.3 96 4j@ 79.99. (73.9) F. —6.0°F. ul 85.50F. 73.3°0F. —12.2°F. 1) 1..e.. Taf. 6. 2) 1. e. 8. 35. : IT TeWRarıe: 2) 1. ce. 8. 36. 44* 338 Gustav Pietzmann, [36] wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp. Temp. weichung ag 85.50F. 74.20F. —11.3°F. 34 85.6 74.6 —BEO 39 85.7 75.5 — 10.2 44 85.8 76.4 — 9.4 49 85.9 71.3 —8.6 54 86.0 78.9 —7.1 59 86.1 sh) —6:6 Dr 86.1 80.4 —aH! 9 86.2 81.1 —5.1 14 86.3 81.6 —4.7 19 86.3 82.1 — 4.2 24 86.4 82.4 —4.0 29 86.4 83.6 —2.8 35 86.5 84.1 — 24 ah gg” 86.50F. 84.10F. —D2A0F. 5.20C. Mittlere Abweichung 2.9° C. Maximalabweichung 6.8° C. Finsternissamplitude 5.3° C!) (35) Hazaribagh. Finsternissanfang 12" 20” Madr. Z. Grösste Phase 1" 38” Ende 2» 56” (Zr) wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp.?) Temp.) weichung 12% 19m 75.5°F. (74.9)'F. —0.6°F. 24 75.6 74.9 —0.7 29 77.7 (75.9) +0.2 34 75.9 75.6 — 02 39 76.0 13.9 — 0.1 44 76.1 75.8 — 0:3 49 76.2 75.6 —0.6 76.30F._ 7520F. —1.10F. 12% 54m 1) Ueber die besonderen Temperaturbedin- gungen Karwars s. Eliot 1. e. S. 205. 2) 1.0. Taf. 6. 3) 1. c. 8. 38. 3 wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp. Temp. weichung 122 59% 76.3°F. 75.50E. —0.8°F. an ze 76.4 19.9 —ı1l5) ) 76.5 74.9 —— 6 14 - 76.6 74.6 —2.0 19 76.7 UBER) — 2,8 24 76.7 73.4 —3%8) 29 76.8 72.9 39 34 76.9 72.6 4.3 39 76.9 229 u) 44 76.9 21.5 —5.4 49 77.0 70.9 —l 54 77.0 70.6 —6.4 59 77.0 70.5 — 65H DLzAm 77.0 70.6 —6.4 i 9 77.1 70.9 —6.2 14 77.0 Tl) —Hf 19 77.0 aleR —n% 24 77.0 72.0 5) 29 77.0 72.6 —4.4 34 77.0 a) ah 39 77.0 73.6 — 3.4 44 76.9 73.6 — 33 49 76.8 73.9 —2.9 a Zora Er 3.20F. Mittlere Abweichung 1.8°C. Maximalabweichung 3.6° C. Finsternissamplitude 3.6° C. (40) Lucknow. Finsternissanfang 12" 12” Madr. Z. Grösste Phase 1" 29" Ende 2 47“ (0,43%) R wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp.!) Temp.?2) weichung 192 19” 77.5°F. 77.50F. 0.0°F. ale 77.6°F. 77.60F. 0.0° F. 2, CH NatıT. 21.70.1848} [37] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 339 wahrsch. thats, Ab- wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp. Temp. weichung Madr. Z. Temp.!) Temp.) weichung yo 77.8°F. 77.8°F. 0.00 F. Ks 85.6°F. 85.2°F. —0.4IF. 27 78.0 78.0 0.0 12% qm 86.7 85.1 —0.6 32 78.2 (78.0) —0.2 6 85.8 85.1 —)i 37 718.3 (78.1) —0.2 11 86.0 85.3 —0.7 42 78.5 78.1 — 0.4 16 86.0 85.0 —1.0 47 78.6 (78.1) —05 21 86.1 84.2 — 1.9 52 78.8 (78.2) —0.6 26 86.1 83.7 —2.4 57 79.0 78.2 —0.8 31 86.2 84.0.0 —22 il 79.1 78.0 —1.1 36 86.3 83.8 —2.5 7 79.2 76.6 —2.6 41 86.3 83.4 —2.9 12 79.3 76.5 —2.8 46 86.3 82.8 —3.5 17 79.4 76.2 —3.2 51 86.3 82.5 —aR 22 79.5 74.9 —4.6 56 86.3 82.5 —3.8 27 79.6 74.8 —4.8 7 qm 86.3 82.1 —4.2 32 79.7 74.7 —5.0 6 86.3 81.8 —4.5 Sl 79.8 74.5 — 5.3 ill 86.2 81.3 —4.9 42 79.9 74.1 —5.8 16 86.2 81.2 —5.0 47 80.0 74.0 —6.0 21 86.2 80.9 —5.3 52 80.0 74.0 —6.0 26 86.1 81.1 — 5.0 57 80.1 74.1 —6.0 31 86.1 80.9 —52 Dupom 80.1 74.3 —5.8 36 86.1 81.0 —51 Mi 80.1 (74.7) —5.4 41 86.0 81.2 —4.8 12 80.1 (74.9) —5.2 46 86.0 81.6 —44 17 80.1 75.2 —4.9 51 35.9 81.6 —4.3 22 80.1 (75.8) —4.3 56 85.9 82.2 —3.7 27 80.1 (76.4) —3.7 Hk m 85.8 82.2 —3.6 32 80.1 77.0 —3.1 6 85.8 82.4 —3.4 37 80.1 (77.2) —2.9 11 85.7 82.8 —2.9 42 80.1 (77.3) —2.8 16 85.6 83.2 — 92,4 SAT 80.10F. 77.508 —-2.69E. 2 85.6 83.2 Spy 3.00F. DD 85.50F. 835°F. —2.00F. Mittlere Abweichung 1.7°C. 3.20 F. Maximalabweichung 3.3° C. Finsternissamplitude 2.3° C. | ni Mittlere Abweichung 1.8? C. Maximalabweichung 3.0° 0. (46) Mangalore. Finsternissanfang 11" 55” Madr. Z. Finsternissamplitude 2.4 C. Grösste Phase 1" 10” I Ze Ende 22 29% la. Wal: 7. (0, 27 217) 9108.49. 340 (50) Agra. Finsternissanfang 12" 9” Madr. Z. Grösste Phase Ende wahrsch. Madr. Z. Temp. 1) gr 79.2°F. 14 279.5 19 ie Ri 24 799 29 80.2 34 804 39 80.6 44 80.8 49 81.0 54 81.2 59 81.4 1 2 81.6 9 81.7 14 81.8 19 82.0 24 82.1 29 82.3 34 82.5 3, 82.6 44 82.7 49 82.9 54 83.0 59 83.1 yh qu 83.3 9 83.4 14 83.5 19 83.6 24 83.7 29 83.7 34 83.8 og 83.9 44 83.9 49 84.0 Ih nam 84.1°F. 1) ].c. Taf. 8. Gustav Pietzmann, 1" 33” Hu 56” (0.2.9) thats. Ab- Temp.?) weichung 78.20 FF, — RUHR, 77.4 —2.1 Men —20 18.2 —i.7 78.2 — 2.0 78.3 Hl zen) —15 79.2 —1.6 79.3 —1.7 78.7 — 2.9 79.2 —2.2 79.2 —2.4 78.2 — 35 red —41 77.0 — 77.2 = 77.2 —5.1 76.2 —6.3 75.6 — 7.0 75.2 —a 75.0 = 74.9 — 8 75:2 ii» 13.9 —14 76.8 —6.6 76.8 —6.7 772 —6.4 78.2 —5.5 78.2 —5.5 19.2 —4.6 79.6 —4.3 80.3 — 3.6 80.5 — 3:5 80.4" F. —3.10F. 4.4°F. 2) 1.0, 8 53. [38] Mittlere Abweichung 2.4°C. Maximalabweichung 45°C. Finsternissamplitude 3.2°C. (55) Bijapur. Finsternissanfang 11" 47” Madr. Z. Grösste Phase 1? 14” | Ende Dr 44m 1.2187 wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp. !) Temp. ?) weichung 11h 450 79.40 F. 79.30. —0.1°F. 55 79.8 79.4 —0.4 a ne 80.1 79.3 —0.8 15 80.5 80.0 —0.5 25 80.8 79.5 —1.3 35 81.2 719.3 —1.9 45 81.5 79.1 —2.4 55 81.9 73.5 —3.4 raus 82.2 71.5 —4.7 15 82.5 76.5 —6.0 25 82.8 ER | —7.1 | 35 83.1 76.2 — 6.9 45 83.4 712 — 6.2 55 83.7 77.4 —6.3 2 83.8 77.7 —6.1 15 84.1 78.1 —6.0 25 84.3 78.7 —-5.6 35 84.5 80.0 —4.5 45 84.6 80.6 —4.0 ah zz 84.7°F. 80.8°F. —3.90F. 3.90 F. | Mittlere Abweichung 2.2°C. Maximalabweichung 4.0°C. Finsternissamplitude 2.8°C. | Le. Ta.6. Y)1c. 8.58. [39] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 341 (61) Dhubri. Finsternissanfang 12" 32” Madr. Z. Grösste Phase 1" 52” Ende 1 (072, 21385) . wahrsch. thats. Ab- Madr. Z. Temp.!) Temp.?) weichung ee 75.40. 75.0°F, —0.4IF, 42 SH Kos —0.6 52 76.0 76.43) +0.4 jogom 76.3 75.9 —0.4 12 76.6 ar! —0.9 22 76.9 75.5 —1.4 32 77.2 74.7 —2.5 42 Als 74.2 —3.1 52 77.6 73.3 —4.3 Duo 72.7 71.8 —5.9 19 Auted MD —5.5 22 77.8 72.1 —5.7 32 Adel 73.5 —42 42 rer! 74.4 —3.3 52 77.6 74.6 —3.0 Bo d2D 15:3 —2.2 Sl 772.3°F. 75.3°F. —2.0°F. 2.70F. Mittlere Abweichung 1.5° C. Maximalabweichung 3.3° C. Finsternissamplitude 2.6° (bez. 2.3°) C. (64) Bellary. Finsternissanfang 11" 48” Madr. Z. Grösste Phase 1" 16" Ende 290% (0:2. 132) ) lc. Taf. 7. 2.1. e. 8. 64. 3) Druckfehler für 75.40? Der Unterschied übt auf das Resultat in C. keinen Einfluss aus. Madr.Z wahrsch. thats. Ab- Temp. !) Temp.?) weichung 11, 45” 81.49 F. 81.30F. —0.10F. ar = 81.9 82.6 +0.7 15 82.3 81.1 — 1.2 30 82.7 81.7 —1.0 45 83.1 80.7 —2.4 1 ie 83.4 TisEr| — 3 15 83.7 78.7 —5.0 30 83.9 et 45 84.1 79.3 —4.8 ou 84.3 80.7 —3.6 15 84.4 81.7 —2.7 30 84.5 81.7 —2.8 9h4sm 84.6°F. 81.7°F. —2.9°F., 2.7°F. Mittlere Abweichung 1.5°C. Maximalabweichung 2.9°C. Finsternissamplitude 2.2°C. (65) Surat. Finsternissanfang 11" 51” Madr. Z. Grösste Phase 1” 18” Ende 2" 45” (Oz 30) wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp.) Temp.*t) weichung 11" 55” 88.6°F. 87.90 FE. —0.7’F. Toon 88.7 88.4 —0.3 5 88.9 89.1 +0.2 10 89.2 88.5 —0.7 15 89.4 89.5 +0.1 20 89.6 89.8 +0.2 25 89.7 89.5 —0.2 30 90.0 89.5 —0.5 12% 350 90.1°0F. 89.00F. —1.10F. Vleeslar-a7z. 2nlac. 8467 Suse ar 7. 4) ]. ec. 8. 68. 342 Gustav Pietzmann, [40] wahrsch. thats. Ab- wahrsch. thats, Ab- Madr. Z. Temp. Temp. weichung Madr. Z. Temp.) Temp.?2) weichung 12" 40” 90.3°E. 88.90F. —1.49F., 11% 55% 84.00. (84.0)"F. .0.00F. 45 90.5 89.2 —1.3 19-902 84.1 82.0 phil 50 90.6 88.8 —1.8 5 84.3 84.0 —0.3 55 90.8 89.2 —1.6 10 84.4 84.0 —0.4 Jason 91.0 88.5 —2.5 15 84.5 83.7 —0.8 5 91.1 88.3 —2.8 20 84.6 83.0 —1.6 10 91.3 87.9 —3.4 25 84.7 82.4 —2.3 15 91.4 86.6 —4.8 30 84.8 83.2 —1.6 20 91.5 85.6 —5.9 35 84.9 84.0 —0.9 25 91.7 85.6 öl 40 s5.1 831 —20 30 91.8 84.6 —1.2 45 85.2 83.0 —2.2 35 91.9 84.4 —1.5 50 85.3 82.0 —3.3 40 92.0 84.4 —17.6 55 85.4 81.5 —3.9 45 92.1 84.8 —1.3 1. (DE 85.4 82.5 —2.9 50 92.2 85.2 —0 5 85.5 81.8 —gg 55 92.3 85.9 —b.4 10 85.6 81.0 —4.6 2.2.07 92.4 85.9 —6.5 15 85.6 80.8 —4.8 5 92.4 85.8 —6.6 20 85.7 81.0 —4.7 10 92.5 85.6 —6.9 25 85.7 79.9 —5.8 15 92.6 86.1 —6.5 30 85.8 79.9 —5.9 20 92.6 88.5 —41 35 85.8 79.3 —6.5 25 9237 87.2 —5.5 40 85.9 79.7 —6.2 30 92.7 87.6 —5.1 45 86.1 79.9 —6.2 35 92.8 88.0 —4.8 50 86.1 81.0 —5.1 40 92.8 88.1 —A.7 99 86.2 83.0 —3.2 ah 45m 92.80F. 88.7°F. —4.1"F. 2 (le 86.2 82.0 —0, I Ton 3) 56.3 82.0 —4.3 Lehr 10 36.3 83.0 3,3 15 86.4 83.3 —31 Mittlere Abweichung 2.1°C. 20 86.4 83.2 39 Maximalabweichung 42°C. - 86.4 2.0 —2.4 x ) { 30 86.4 83.0 —3.4 Finsternissamplitude 3.0°C. 35 86.4 84.6 —_18 40 86.4 84.0 —14 45 86.4 84.9 in oh zom 86.40. 85.4'F. —1.00F. (67) Kurnool. 5.10F. Finsternissanfang 11" 54” Madr. Z. Mittlere Abweichung 1.7°C. Grösste Phase 1" 23” Maximalabweichung 3.6°C. Ende 24 59m Finsternissamplitude 3.4 C. (0.2: 92) I, Us Tal: 75 0 0,870, [41] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 343 (76) Sibsagar. (78) Calcutta (Alipore). Finsternissanfang 12" 47" Madr. Z. Finsternissanfang 12" 26” Madr. Z. Grösste Phase 1" 57” erösste Pisa icdige h Nm us z \ u Ende 3 5m »2 13080 ( (0. Z. + 32%) Madr. Z wahrsch. thats. Ab- a Temp!) Temp.?) weichung wahrsch. thats. Ab- 1ab47= 72.90F. ANNE. —0:20E. Madr. 72. Temp.) Temp.?) _ weichung 52 73.0 a 00 1229m 78.9F. 78.00F. —0.90F 57 73.1 N = 33 79.0 78.3 nn Dan 731 u 38 79.2 78.8 —0.4 { er a 43 19.3 73.6 07 12 13.5 72.9 —uE 48 79.4 78.8 —0.6 17 73.5 72.8 zu 53 79.6 78.7 —0.9 22 73.6 12.6 in 58 79.7 78.4 213 27 73.7 72.3 —1.4 h gm 79.8 78.4 A 37 13.9 air Tr 13 80.0 78.1 —1.9 42 I ge Tas 18 80.1 77.8 —2.3 47 74.1 71.1 une 23 80.2 77.6 — 2,6 52 74.1 71.0 —3.1 | 28 80.3 72.5 —2.8 57 = 2 er 33 80.3 77.5 —2.8 2a. 102 NT: 38 80.4 77.3 —n 12 74.2 nr 48 80.5 76.5 —4.0 17 14.2 70.0 > 53 80.6 76.0 —46 22 74.2 69.5 et 58 80.6 75.7 —4.9 27 74.1 69.5 —4.6 9h gm 80.6 75.8 — 48 32 74.0 69.6 —4.0 : er 75.7 ig 37 73.9 69.8 el | 13 80.7 75.6 5 2 "ar gr u 18 80.6 75.9 —4.7 E7 73.6 70.3 u 23 80.6 76.2 — 44 52 13. 70.9 es 28 80.6 76.5 a Si 3 u 33 80.6 77.2 3.4 a, 13 70.3 0 38 80.5 77.2 —, SSR, Re ee 43 80.5 773 2. 2.50F. 48 80.4 77.5 —2.9 : ; 53 80.3 77.6 —2.7 7 o 0 f ee Abw Eichen En C ® = ar u: Maximalabweichung 2.6°C. gb gm 80.20F. 77.7F. —2.50F., Finsternissamplitude 2.0° C. 2.80F, Ta) eo 379 1.6 Taf.8., -Yl,e Bo8l. Nova Acta LXXXI Nr. 6. 45 344 Gustav Pietzmann, Mittlere Abweichung 1.6° C. Maximalabweie Finsternissamplitude (80) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Madr. Z. an 11% 40m 85.8F. 45 85.5 50 84.9 55 84.5 12" om 84.3 5 83.9 10 83.7 15 83.5 20 83.3 25 83.1 30 83.0 35 82.9 40 82.8 45 82.7 50 82.6 55 82.5 1% 00 82.4 5 82.4 10 82.3 15 82.3 20 82.2 25 82.1 30 82.1 35 82.1 40 82.1 45 82.1 50 82.1 55 82.1 2b gm 82.10F. 1) 1. c. Taf. 8. Veraval. hung 2.8°C. 1.840; 11° 40” Madr. Z. Ik zu Aa (0. Z. — 39%) thats. Ab- Temp.*) weichung 83.20F. —2.60F. 82.0 —a 82.0 a 81.7 —2.8 81.4 —a) 81.7 —2.2 81.2 a 80.0 —a) 79.6 en 79.2 ug 79.0 —4.0 79.0 — 78.8 —4.0 78.4 —4.3 78.0 —4.6 77.8 —4.5 72.6 —4.6 77.4 —4.8 772.2 —4.9 77.0 —5.41 77.0 — 2 76.8 in! 76.8 3 Asnte —u 76.9 —5.4 1:0 — NP 77.0 as 77.2 ol 77.70F. —4.90F. 2,1. 0, 8. 83; #2] wahrsch. thats. Ab- Madr. 7. Temp. Temp. weichung Pr 82.10F. 77.70E. —4.40F. 10 82.1 77.8 —43 15 82.1 77.9 —4.2 20 82.1 78.0 —4.1 25 82.1 78.1 —4.0 30 82.1 78.2 —3.9 er ahm 82.10F. 78.20P. —3.90F. 4.20F. Mittlere Abweichung 2.3’ C. Maximalabweichung 3.0°C. Finsternissamplitude 3.6° C. (81) Cuttack. Finsternissanfang 12" 17” Madr. Z. Grösste Phase 1" 31” Ende 2» 45” (0. 2.2921) wahrsch, thats. Ab- Madr.Z. Memp.!) Temp.?) weichung ke 81.3°F. 81.0°F. —0.30F 22 81.4 81.0 —0.4 27 81.5 81.0 —0.5 32 81.7 81.9 +0.2 37 81.9 81.5 —0.4 42 82.0 81.7 —0 47 82.1 81.4 — 52 82.3 81.4 0:9 97 82.4 81.0 —1.4 la 82.5 80.9 ld ö 82.6 81.0 —1.6 12 82.7 81.0 hr! lt 82.8 80.3 —2.5 22 82.9 80.1 —2.8 27 83.0 80.1 —2.9 32 83.1 80.0 —a.l 31 83.2 79.8 —3.4 ja agm 83.3 F. 79.20F. —4.10F. )Le Tale. YLe 8.84 [43] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 345 wahrsch. thats. Ab- wahrsch, thats. b- Madr. Z. Temp. Temp. weichung Madr. 2. a 3 EA ar 83.4F. 79.00F. —4.40F. 2b zgm 85.4. 83.6°F. —1.80F. 52 83.4 78.6 —4.8 43 85.5 83.3 —2.2 57 83.5 78.3 —5.2 48 85.6 82.9 —2,7 aan 83.5 78.3 —5.2 53 85.7 82.7 —3.0 7 83.6 78.3 a 58 85.7 82.7 —3.0 12 83.6 78.3 —5.3 By 85.8 82.2 —3.6 17 83.5 73.9 —a 8n; 85.9 817 —4.2 22 83.5 79.7 —3.7 13 86.0 En ur el 27 83.5 73.9 — 3.6 18 86.1 81.4 —14.7 32 83.5 80.1 — 3.4 23 86.2 81.4 —4.8 37 83.4 80.1 —315) 28 86.3 81.5 — 8 42 83.4 80.3 —3.1 33 86.3 81.4 —4.9 47 83.3 80.9 —2.4 38 86.4 81.5 —4.9 52 83.2 81.0 —2.2 43 86.4 81.7 —47 57 83.1 81.0 —2.0 48 86.5 82.0 —4.5 Bleer 83.10F. 81.0°F. —2.00F., 53 86.6 82.5 AN 2.60F. 58 86.6 82.6 —40 e h m N Mittlere Abweichung 1.5° C. : : 4 Be Fr Maximalabweichung 3.0° 0. 13 86.8 83.4 —3.4 Finsternissamplitude 2.0° C. 38 88 83.7 ze 23 86.8 84.0 —2.8 28 86.8 83.9 —2.9 (89) Calicut. | 33 86.8 84.1 —2.7 | ä en: | 38 86.8 846 —9.2 Finsternissanfang 11" 53” Madr. Z. | On gg 86.80F. (85.0) F. —3.80F, Grösste Phase 1" 20” Tre 2.8°F. Ende 2» 46” (0. Z. — 21”) Mittlere Abweichung 1.6° C. Madr.z, Wahrsch. thats. Ab- Maximalabweichung 2.7°C. Temp.!) Temp.?2) weichung insternissampli 2.0°C. 11h 5gm 8440F. SA6F. -+020F. Finsternissamplitude 2.0° C 58 84.5 85.0 4050 | jolan 84.7 84.6 — dl | 8 84. 4.7 a | er 13 rs ” 8 ae | (103) Roorkee. > = En Sr | Finsternissanfang 12" 10” Madr. Z. 23 85.1 83.9 — 1.2 | eo 28 85.2 83.8 nd | Grösste Phase 1" 32” 126 33m 85.30 F. 83.8F. —15F. Ende Du zn )1.e. Taf. YLe. 8.93, I * (0.Z. — 9”) 45* 346 Madr. Z. 1225107 15 20 25 30 35 40 45 50 55 1» om 5 10 15 20 25 30 35 40 45 35 40 45 50 2ubh Mittlere Abweichung Maximalabweichung Finsternissamplitude wahrsch. Temp. !) 72.80F, 73.0 73.4 73.6 73.8 74.1 74.4 74.6 74.9 75.2 75-4 73.5 75.7 75-9 76.1 76.3 76.4 76.5 76.7 76.8 76.9 rl 71.2 11-3 77.3 77.4 77.4 77.5 TrkE ee) 77.5 77.4 77.4 77.3°F. 1) 1.c. Taf. 9. 2) 1. c. 8. 107. Gustav Pietzmann, [44] thats. Ab- Temp.?2) weichung (71.8)"E. -Z1.0IR. 72.3 —0.7 72:5 —0.9 72.9 —0.7 72.9 —0.9 (73.0) —1.1 73.1 —13 (73.6) —1.0 74.1 —0.8 74.1 —1.1 73.9 —1.5 73.8 —1.7 (73.8) —1.9 73.8 —21 73.3 —2.8 72.8 —3.5 72.5 —39 72.3 —4.2 Va —4.6 71.5 —5.3 711.3 —5.6 zales! —5.8 1125 —5.7 7241 — 5.2 72.3 —5.0 72.5 —4.9 7132 —4.3 13.3 —4.2 SL —3.8 74.0 —3.5 74.3 —3.2 74.6 —2.8 74.6 —2.8 75.10F. —-2,20F. 2.90F. 1,6% 3.2°:0, 162@; (105) Chittagong. Finsternissanfang 12" 19” Madr. Z. Grösste Phase 1" 38” Ende 22567 (0.Z. + 46°) Madı. Z wahrsch. thats. Ab- Temp.) Temp.?) weichung 12-19 SIEHE. ; 7. (835)0E. 70:80F. 29 318 80.9 —0.9 39 81.9 (80.2) —1.7 49 82.1 (80.3) —1.8 59 82.3 (80.3) —2.0 1nagm 82.3 (79.7) —2.6 19 82.3 78.7 —3.6 29 82.2 (78.2) —40 39 82.0 77.4 — 4.6 49 81.8 76.1 —5.7 59 81.6 (75.2) —6.4 Dig 81.4 (75.1) —6.3 19 81.2 (75.3) —5.9 29 80.9 (75.6) —5.3 39 80.6 (76.2) —4.4 49 80.3 (76.7) —3.6 ah zgm 80.0°F. 76.4F. —36°F. 3.6°F. Mittlere Abweichung 2.0° C. Maximalabweichung 3.6° C. Finsternissamplitude 40°C. (115) Deesa. Finsternissanfang 11" 56” Madr. Z. Grösste Phase 1" 24” Ende 2» 52” (0. Z. — 32°) 1) l.e. Taf. 9. 2) 1. c. 8. 109. [45] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 347 Madr. Z en. thats Ab- (129) Kurrachee. FE en a A Finsternissanfang 11" 43” Madr. Z. 198 gm 88.7 88.9 1.08 Grösste Phase 1" 13” 7 83.8 88.0 —0.8 Ende 2" 43° 12 89.0 88.9 —0.1 (092, 533) 17 89.1 89.1 0.0 Madı.Z wahrsch. thats. Ab- 22 89.3 87.8 — 8 i Temp. !) Temp.?) weichung 97 89.5 88.3 0) 11" 43” 80.00F. 80.20F. -+0.20F, 32 89.6 89.0 =0n6 48 80.4 80.3 —dil 37 89.7 88.0 een 53 80.5 80.4 —0.1 42 89.9 87.5 —2.4 58 80.7 80.5 —0.2 47 90.1 87.4 Zion 1orzsz 80.9 80.8 —0.1 52 90.2 87.5 a 8 81.0 80.3 0.2 57 90.3 87.4 — 2.9 13 81.1 80.3 —0.8 uam 90.5 86.6 —3.9 18 81.3 80.2 12 7 90.6 86.8 a8 23 81.5 79.9 6 12 90.7 86.5 —4.2 28 81.6 97 —1.9 17 90.9 86.0 4.9 33 81.8 79.4 2.4 22 91.0 85.6 —54 38 81.9 18.9 —3.0 27 91.1 85.6 —5.5 43 82.0 18.8 — 3.2 32 91.2 85.6 —5.6 48 82.3 18.4 3.9 37 91.3 85.8 —5,5 33 82.4 77.9 —4.5 42 91.4 86.0 —5.4 58 82.5 18.2 —4.3 47 91.5 86.2 =: 1 N3n 82.6 77.9 ni) 52 91.6 86.2 —5.4 8 82.7 77.8 —49 57 91.8 86.6 —5.2 13 82.8 1.6 —5.2 9h yu 91.9 36.7 —52 18 83.0 77.4 —-5.6 7 92.0 86.9 al 23 83.1 78.0 —5.1 12 92,1 87.6 I 28 83.2 78.1 —sl 17 92.2 87.7 —4.5 33 83.3 18.4 > 22 92.3 88.6 —3.7 =e 2 {et wi 27 92.4 89.1 — 3.3 23 83.5 al m 39 92,5 89.0 Pal 48 83.6 Yesjal —4.5 37 92.6 88.6 — 3.7 | 53 Sal 2 7 42 92.7 89.7 —3.0 58 83.7 2 —42 47 92.7 90.0 on a am 838 19.9 —3.9 52m 92.80FE 89.80F. —3.00F. 8 83.9 ‚= = N 13 84.0 80.6 es ler 18 84.1 80.8 —3.3 Au N ee 23 84.2 80.9 — 3.3 Mittlere Abweichung 1.8° C. = En Sn 8°, Maximalabweichung 3.1°C. | 33 84.3 82.0 —2.3 i x L le: . : —2.2 Finsternissamplitude 2.4 C. 9 ie a en. _92.90F. Srus —— 2.90F. Le Ted Yle8 17 | Do Le; 138. 348 Gustav Pietzmann, [46] Mittlere Abweichung 1.6° C. h wahrsch. thats. Ab- siehe 317 C | EZ, Temp.!) Temp.?) weichung N m | ghgum 76.00F. 73.50F. —2.50F. Finsternissamplitude 2.7° C. | 39 76.1 73.5 er: 44 76.2 TSHLL — 2.9 2b gm 76.30F. (73.6))F. —2.70F. (130) Lahore. TEE insterniss r 12% 4» Madr. 2. | ‚ 3 Finsternissanfang 12" 4” Madr. Z Mittlere Abweichung 1.10. Grösste Phase 1" 27” Maximalabweichung 2.0° C. Oh m | Bade a Finsternissamplitude 1.2° 0. (0. Z. — 24”) Mae 2 Tone, ware | Ben ae an er ol Finsternissanfang 12" 42" Madr. Z. 9 70.8 70.8 0.0 | Grösste Phase 1" 50” 14 71.0 71.0 0.0 Ende Ih Zgm 19 71.4 71.4 0.0 Done 24 71.7 Tan 0.0 (0.2. +1°4%) 29 72.0 71.8 —0.2 | Madız, Wahrsch. thats. Ab- 34 72.3 72.0 —0.3 477 Temp.) Temp.) weichung 39 72.5 71.8 — 0% 12h gm 90.202F. 89.99F. —0.3°F. 44 72.7 71.8 —0.9 46 (90.3) 89.8 —0.5 49 72.9 71.8 —1.1 51 (90.3) 89.4 — 07 54 73.1 71.8 18 56 90.4 89.9 —0.5 59 73.3 71.8 — 16 1» m (90.5) 89.5 —0.9 ib qm 73.5 71.8 cr 6 (90.5) 88.7 —18 9 73.6 71.8 —;: 11 90.5 88.7 Zn 14 73.8 71.8 —90 16 (90.8) 88.7 —18 19 74.0 71.6 —24 21 (90.6) 88.6 —20 24 74.2 71.6 —2.6 26 90.6 (88.5) on! 29 74.4 71.6 u 31 (90.6) 88.7 0 34 74.5 71.6 —29 | 36 (90.6) 88.5 —21 39 74.6 71.6 —30 41 90.6 87.9 —97 44 74.8 71.6 —3.2 46 (90.5) 88.4 —941 49 75.0 71.6 —3.4 51 (90.5) 88.0 —25 54 75.1 71.6 — 3.6 | 56 90.4 38.0 —2.4 59 75.3 71.8 —8.5 | io (90.3) 88.1 —2.2 >h qm 75.4 71.8 —3.6 6 (90.3) 87.9 —24 9 755 72.0 —3.5 11 90.2 87.2 —3.0 14 75.6 72.3 a 16 (90.1) 87.3 98 19 75.7 72.6 — 34 21 (90.0) 87.5 —12.5 24 75-8 72.9 —3.2 26 89.8 87.3 —2.5 2b ggm 75.9°F. 72.90F. —-3.00F. | 2b 3jm (89.6) F. 87.30 F. —12.30F. 1.1.0, Taf 9, 2) 1. c. 8, 134. | 1) Le, Taf. 13. 2) ]l. ec. 8. 154. 47] ae wahrsch. thats. Ab- Madr. 2. Temp. Temp. weichung DSH (89:5)E. °87.10F. —2.4°F. 41 89.3 87.3 —2.0 46 (89.2) 87.9 —il) 51 (89.1) 87.6 —lE ah 56 88.9°F. 87.70 FE. —1.2°F, 1.80F. Mittlere Abweichung 1°C. Maximalabweichung 1.7°C. Finsternissamplitude 1.6° C. Von den übrigen Stationen steht, in Ermangelung zweier Temperaturreihen, die mittlere Abweichung nicht fest, die muthmaassliche Maximalabweichung ist nach Eliot S. 199—202 hinzugefügt worden). (d) Dumraon.’) Finsternissanfang 12” 20” Madr. Z. Totalität 1" 40” Ende 3 (0.Z. + 16”) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 2°C. (2) Finsternissanfang Totalität Ende Buxar.‘) 12" 18” Madr. Z. 1? 38° 2» 58” (05225162) 42°C. Finsternissamplitude 2.8°C. )eRrosISı DAR 2) 1.e. 8. 183, Maximalabweichung ) l..c. 8.5. Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 349 (5) Motihari.') Finsternissanfang 12" 30” Madr. Z. Totalität 1” 46” Ende 3» (Or Zr) Die Temperaturangaben sind unzu- verlässig’); sie würden, falls richtig, eine Finsternissamplitude von 1.7° C. ergeben. (6) Nagpur. (Sanitary Commissioner’s Office)’). 122, I= Madr! 2. 17282 2" 54" (ON ZU A Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 3.40. Finsternissanfang Totalität Ende (?) Finsternissanfang Arrah.‘) 12° 30” Madr. Z. Grösste Phase 1" 45” Ende a (03755:187) 2.976. DRG. Maximalabweichung Finsternissamplitude 9) Finsternissanfang Amraoti’). 124.9”. IN 285 2" 50” (0: 2: 02) Maximalabweichung 3.6°C. Finsternissamplitude 2.6°C. Grösste Phase Ende VIEH TS: Aale.8.. 185: 3) 1.c. 8.9. cf. auch Nagpur 4, oben 8. 31f. 10. 51c..e 350 (11) Benares.') Finsternissanfang 12" 14” Madr. Z. Grösste Phase 1" 37" Ende 3° ER hl) Maximalabweichung 45°C. Finsternissamplitude 3.40. (12) Dehri.’) Finsternissanfang 12” 20” Madr. Z. Grösste Phase 1" 40” Ende 3» (ONZEt-+.169) 3.6°C. 2.7°C. Maximalabweichung Finsternissamplitude Akola.’) 11" 53” Madr. Z. 14182 u (0.Z. — 13°) 3.8°C. 2.6°C. (13) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Patna.‘) 12.22” Madr: Z: Grösste Phase 1" 43” Ende 3 ul (0. Z. + 20°) 3.6. C: 2,38. (16) Finsternissanfang Maximalabweichung Finsternissamplitude 1.170.814. 3) 1. c. 8. 16. 2) l.e. S. 15. 4) 1. ce. 8. 19. Gustav Pietzmann, [48] (17) Katmandu.') Finsternissanfang 12" 30” Madr. Z. Grösste Phase 1 45” Ende 3 (0,2. 203) 38°C. 3.40. Maximalabweichung Finsternissamplitude Ahmednagar.’) 1144” Madr. Z. 1.137 2 41” (9.2.77 225 3.40. 20 (18) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (20) Sutna.°) Finsternissanfang 12" 22” Madr. Z. Grösste Phase 1" 42” Ende ti (0.2..35) 3.370, 2, Maximalabweichung Finsternissamplitude (25) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Gaya.‘) 12° 25" Madr. Z. 1? 40” Dh (052.510 2.4°C. 2.1°C, Maximalabweichung Finsternissamplitude 1) 1.0. 8. 20. 3) 1. ce. 8. 23. 2) 1.0. 8 21. 1) 1.c, 8. 28. [49] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. ao (27) Darjeeling. ') Finsternissanfang 12" 28” Madr. Z. Grösste Phase 1” 46” Ende 2 (ORZRE 12322) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.7°C. (28) Chanda.’) Finsternissanfang 12" 2” Madr. Z. 17208 2h 47= (022.4) 4.3°C. 3.26. Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (30) Khandwa.’) 12% Madr. Z. 1227 2" 44” (iprze: 198) 4.1°C. 3.6° C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (31) Raipur.‘) Finsternissanfang 12" 8” Madr. Z. Grösste Phase 1" 30” Ende 2r 52" (022. ::62) Maximalabweichung 3.2°C. Finsternissamplitude 1.8°C. DEINCERS3.h ‚„V2)hL.e: 8331. YL.e.9.33. YLe. 8.34. Nova Acta LXXXI. Nr. 6. (34) Bhagalpur.') Finsternissanfang 12" 30" Madr. Z. Grösste Phase 1" 48" Ende 3.02 (OR ZU a) 3.2 C. 2.6°C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (36) Ranchi.’) Finsternissanfang 12" 14" Madr. Z. Grösste Phase 1? 39% Ende 4m (Oz) 2.8°C. 22°C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (37) Cawnpore.’) 12" 15” Madr. Z. 9392 2508 (2a 1) 3.5°C: 2.7°C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (38) Indore.‘) Finsternissanfang 12" 4” Madr. Z. 17 22% 2" 40% (02272 7) Maximalabweichung 3.7°C. Finsternissamplitude 2.9°C. Grösste Phase Ende Al ISh Bir 2) 1.e. 8.39. > 0840. ei 46 352 Gustav Pietzmann, [50] (39) Secunderabad.') 11° 54” Madr. Z. 1720» 2+ 45" RA) 3.6°C. 2.8°C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (41) Bahraich.’) 12° 20° Madr. Z. 12.3567 ar ham a) a 2.4°C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (42) Rangpur.‘) 12% 31” Madr. Z. ja 45% 9b 5gm (0.Z. + 36%) 4.1°C. 3.8°C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (43) Sambalpur.‘) 12% 15” Madr. Z. 1% 30” 9h 45m (0527: 2155 32°C. Finsternissamplitude 2.40. 21,0. BA 1.0. 8,45 Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung 2) 1.c. 8.44. 5 4). ].c. 8.46. (44) Chaibassa.') Finsternissanfang 12" 21” Madr. Z. -Grösste Phase 1" 41” Ende 5% (0.2. + 22°) 3.8°C. 2.9%.C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (45) Rampur Boalia.’) Finsternissanfang 12" 25” Madr. Z. Grösste Phase 1" 43” Oh Ende 5 (0.2. + 34") 3:91. EC. Maximalabweichung Finsternissamplitude (47) Bogra.’) Finsternissanfang 12" 35” Madr. Z. Grösste Phase 1" 50” Ende Dan (07.2281) 44°C. 3.5°C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (48) Berhampore.‘) 12" 15” Madr. Z. INShe m Finsternissanfang Grösste Phase Ende 2 (0.2. £ 329) 2.8° C. 2.62. Maximalabweichung Finsternissamplitude 2) 1. ec. 8. 48. al 3) l.c. S. 50. 1. 6, Sk [51] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 353 (49) Mercara.') Finsternissanfang 11" 42” Madr. Z. Grösste Phase 1" 12” Ende 2" 42m (OIZr 187) Die Angabe der Temperatur ist unzu- verlässig.’) Sie würde eine Amplitude von 2.5°0. ergeben. (51) Ahmedabad.’) Finsternissanfang 11" 56” Madr. Z. Kae 2" 26” (0525305) Bein GC, 1.8° ©. Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (52) Darbhanga.'‘) Finsternissanfang 12" 30” Madr. Z. Grösste Phase 1" 45” Ende 3 (OPZE 7233) Maximalabweichung 4.4° C. Finsternissamplitude 3.2° C. (5) Gorakhpur.‘) Finsternissanfang 12" 18” Madı. Z. Grösste Phase 1" 36” Ende 293" (072.7 122) Maximalabweichung 3.7 C. Finsternissamplitude 2.5° C. DulEe2S752: a) Ile, fen alell, Ile. 85.) AL.e 8056, AL SE (4) Finsternissanfang 12" 25" Madr. Z. Totalität 1" 42" Ende 3 Daltonganj.') (0.Z. + 16”) Aal, 3.3°C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (56) Saugor.’) Finsternissanfang 12" 11” Madr. Z. 1% 31” 2* 51” (0,76) 3u7C. 3.1°C. Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (57) Malegaon.’) Finsternissanfang 11" 56” Madr. Z. 1? 22” 26 48” (07,232) Maximalabweichung ? 21°C. Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (98) Bombay (Meteorological Office).‘) Finsternissanfang 11” 40% Madı. Z. 1710R 2" 40” (0.2302) 2.4°C. L8%:E.; Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Sag 3) 1. ce. 8. 60. 2) 1.e. 8.59. 4), 12.008961. 46* 354 (59) Dinajpur.') Finsternissanfang 12" 30” Madr. Z. Grösste Phase 1" 45” Ende 35 (0. Z. — 34”) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 3.3°C. (60) Naya Dumka.’) Finsternissanfang 12” 27” Madr. Z. Grösste Phase 1" 47” Ende an len (072; 287) 3.8..C: 2.6° C. Maximalabweichung Finsternissamplitude Jhansi.’) 12° 12” Madr. Z. 1". 33” 2r 54” (052: 6%) Die Temperaturangaben sind unzu- (62) Finsternissanfang Grösste Phase Ende verlässig. *) (63) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Raniganj.’) 12* 29= Madr. Z. age 25 59° (0: 2. =H le) 438, AH Maximalabweichung Finsternissamplitude nn DEE 63. Sl: 185. 5) ]. Gustav Pietzmann, (66) Bankura.') Finsternissanfang 12" 27” Madr. Z. Totalität 131905 Ende 2r 32” (0.2. +28”) Maximalabweichung 3.3° C. Finsternissamplitude 2.1° C. (68) Burdwan.’) Finsternissanfang 12" 20” Madr. Z. Grösste Phase 1" 40” Ende nr (0222, 15319) 3 Sala. Maximalabweichung Finsternissamplitude (69) Mainpuri.°) Finsternissanfang 12” 10” Madr. Z. Grösste Phase 1" 35” Ende 3 ZB Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 2.6° 0. (70) Sirajganj.‘) Finsternissanfang 12" 31” Madr. Z Grösste Phase 1” 49” Ende N a (0.2, +38”) Maximalabweichung 3.40. Finsternissamplitude 2.1°C. 1) ]. c. 8. 69. 2) 1 le Sicke. 8.72.72 E 8. 73. [53] (71) Midnapur.') Finsternissanfang 12" 20” Madr, Z, Grösste Phase 1” 40” Ende 3 (032, .292) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.8°? C.?) (72) Mymensingh.’) Finsternissanfang 12" 29” Madr. Z. Grösste Phase 1* 47” Ende 33 4m (0.Z. — 41”) Maximalabweichung 2.7 C. Finsternissamplitude 2.2° C. (73) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Krishnaghur.') 12% 31° Madr. Z. 12 44% 2.052 (0.272349) RING 33.0. Maximalabweichung Finsternissamplitude (74) Bareilly.’) Finsternissanfang 12" 41” Madr. Z. Grösste Phase 1" 51” Ende 3" (0232) 2.92C: Finsternissamplitude 2.8°C. Maximalabweichung I) l.e. 8.74. 2) Die Temperaturangaben sind unzuverlässig. Ss) le. 8. 75: lead Le Sum, Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc, (75) Finsternissanfang Balasore.') 12° 18” Madr. Z. Grösste Phase 1" 39% Ende 3 (EZ TE 4.6°C. TINTE. 27°) Maximalabweichung Finsternissamplitude (77) Faridpur.’) Finsternissanfang 12" 36” Madr. Z. Grösste Phase 1" 49” Ende a, (DEZ + 34 2.8°C. 39°) Maximalabweichung Finsternissamplitude (79) Finsternissanfang 12” 25” Madr. Z. Grösste Phase 1? 43” Ende Ss (0.2. 362) 3.20. Finsternissamplitude 2.7° C. Jessore.‘) Maximalabweichung (82) Cuddapah.‘) Finsternissanfang 12° 1” Madr. Z. 1723” 2" 45” (0:2. — 6”) Maximalabweichung ? 2.810. Grösste Phase Ende Finsternissamplitude 1) 1-6, a Kae La Be 356 Gustav Pietzmann, [54] (83) Gopalpur.') Finsternissanfang 12" 6” Madr. Z. Grösste Phase 1" 31” Ende 2" 56” Wr) 2.80. 22°C, Maximalabweichung Finsternissamplitude (84) Masulipatam.’) Finsternissanfang 11” 58” Madr. Z. 9227 2" 46” (0.2. + 4) 3.3°.C. 34:30 6 Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (85) Narayanganj.’) 12° 29® Madr. Z. Grösste Phase 1” 47° Ende Br qm (0.2. + 41”) 29:0. 21:0 Finsternissanfang Maximalabweichung Finsternissamplitude (86) Saugor Isiand.‘) 12» 29% Madr. Z. Grösste Phase 1" 46” Ende a (BSR 81”) ABC. AO, Finsternissanfang Maximalabweichung Finsternissamplitude 1) 1. ce. 8.86. 3) 1.c. S. 88. 2) 1: 048487. 4) 1.0.8. 808: (87) Cocanada.') Finsternissanfang 12" 1” Madr. Z. IT2he 2r. 48” (0.2783) Maximalabweichung ? 16%, Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (88) Pooree.’) 12" 14= Madr. Z. 1» gan 9% 50% (0.Z. + 28") 2:6: 21°C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (90) False Point. ‘) 12" 20° Madr. Z. Grösste Phase 1" 37” Ende Br (0.2. + 26”) 2.90. 20-0. Finsternissanfang Maximalabweichung Finsternissamplitude (91) Silchar.‘) 12% 30% Madr. Z. Grösste Phase 1" 48” Ende Due (0.Z. + 51”) Maximalabweichung ? Finsternissanfang Finsternissamplitude FC. Lesen BE en. 3) 1. c. 8. 9. 2),1.,0.284.98. [55] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete, 357 (92) Rajkot.') Finsternissanfang 11" 45" Madr. Z. Grösste Phase 1" 5" Ende 22h" (NZ 3) BI 24 10 Maximalabweichung Finsternissamplitude (95) Comilla.’) 12" 37” Madr. Z. Grösste Phase 1" 50” Ende Don (0.2. + 44®) DL; 2.2°C, Finsternissanfang Maximalabweichung Finsternissamplitude (94) Barisal.’) Finsternissanfang 12" 29" Madr. Z. Grösste Phase 1" 42" Ende 2u Hqm (0.2. + 41») a0, PAS. Maximalabweichung Finsternissamplitude (95) Ranikhet.‘) Finsternissanfang 12" 15” Madı. Z. Grösste Phase 1" 35” Ende 2098 (EZ an) 3: ZOL Maximalabweichung Finsternissamplitude lerBegeT (2) 1 ne. 84 A (96) Nellore.') Finsternissanfang 11" 50” Madr. Z. 17188 2" 45” (IA ZA) Maximalabweichung ? 2.3°C. Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (97) Mount Abu.’) 11" 57” Madr. Z. 1" 21” 2" 45® (EZ 308) Maximalabweichung 2 2.00 C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (98) Ajmere.’) Finsternissanfang 12" 2” Madr. Z. 12252 2r 47” (0.Z. — 22°) 3a! 2.200: Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (99) Sambhar. ‘) Finsternissanfang 12" 2” Madr. Z. Grösste Phase 1" 26” Ende 2" 49m (052.205) 2.6 C. 230: Maximalabweichung Finsternissamplitude 1er 82100: 3) eHS.EL022 a) ters IKOllE 4) 1.c. 8. 103. 358 Delhi.') 1.2» 17%, Madr. 2 17563 Du 5b" (0.27 — 129) 23 1:82:06; (100) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (101) Finsternissanfang Noakhali.’) 12" 27” Madr. Z. 1" 45” BL Da (0. Z. + 43°) Die Temperaturangaben sind unzu- Grösste Phase Ende verlässig. (102) Finsternissanfang Cochin.’) 11" 41” Madr. Z. j2 om Dan (0:24.65) Maximalabweichung ? AO Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (104) Finsternissanfang Salem. ‘) 11? 53" Madr. 2. 12963 Du 38. (042.485) Maximalabweichung ® 2.5° C. Grüsste Phase Ende Finsternissamplitude I) 1.e. 8. 104. 3) 1. ec. 8. 106. 2) ].c. 8. 105. 4) ]. c. 8. 108. | Gustav Pietzmann, (106) (107) [56] Dehra Dun.') 12° 20” Madr. Z. 1" 40” ah Finsternissanfang Grösste Phase Ende (0724859) 42°C. 3.3210; Maximalabweichung Finsternissamplitude Pachpadra.’) 12 12” Madr. Z. 12,32% 2» Hl" (02.232) Maximalabweichung ? 2.4 C. Finsternissanfang Grösste Phase Ende Finsternissamplitude (108) Finsternissanfang Mussooree.°) 12" 20° Madr. 2. 1" 40” 53h Grösste Phase Ende (0427 82) 3.4 0. 3 Finsternissamplitude 3.6° 0.) Maximalabweichung (109) Finsternissanfang Kindat.‘) 12° 30” Madr. Z. 1°407 2" 50” (Mr) 2.3°C. Finsternissamplitude 1.3°C. 1) 1.:0, 8.110. Grösste Phase Ende Maximalabweichung 21. 6.8.118, 3) 1, 0.,8:. 112. 4) Temperaturangaben wohl ungenau. B)1EC.38. 108: [57] (110) Sirsa.') Finsternissanfang 12” 15” Madr. Z. Grösste Phase 1" 30” Ende 2" 45m WEZE 21°) Maximalabweichung 2.2° C. { Finsternissamplitude 1 702 Bickaneer.’) 12% 13% Madr. Z. 12233 D9h 43zu (1 27°C. HU, (111) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Bhamo.’) 12" 38” Madr. Z. 1” 46” 2=99= (OSZSER SI E372) 3.328, 2.320. (112) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Wellington. ‘) 12%45° Madre: jr 20" Oh 35 (0.Z. — 14=) 2 ZIG. (114) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Ayla BL slal6r Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 359 (115) Coimbatore.') Finsternissanfang 12" 10” Madr. Z. Grösste Phase 1” 20” Ende 2" 30” (0222 —l32) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.7° C. Bhuj.’) 11: 52= Madr. Z. 15 2 Du32n (0.2. — Aare) DALE: IL TO, (116) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Chakrata.’) 12" 14” Madr. Z. jE 392m Du 50% (RZ 230) ? 2920.) (117) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude Trichinopoly.’) 11? 52= Madr. Z. je m 22 A (W762) ? 2:80. (118) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude ” )) le. 8. 114. 3) 1. c. 8. 116. Nova Acta LXXXI. Nr. 6. 2) 1102 8:F18. D.C 8.119.F > BEL, 8.120: 9) Ik (u RRaladle 4) Nur halbstündliche Beobachtungen. ELCH 8. 122. 47 360 Gustav Pietzmann, [58] (119) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Cuddalore.') 11° 57° Madr. Z. Ir 22 2" 46" | Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 0.8° C.?) Madura.‘) 11" 47” Madr. Z. 1v 128 2" 36 KA) Maximalabweichung ? (120) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Finsternissamplitude 2.1° C. (121) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Simla.‘) 12% 12= Madr. 2. IelE 2" 48” (0:2 12%) 23.0 1.6° C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (122) Finsternissanfang 12" 1: 23” 2" 46” ze) Maximalabweichung ? Negapatam.’) Madr. Z. Grösste Phase Ende Finsternissamplitude 0.7° C.°) ')1.e.8.123. 2) Die Temperaturangaben vielleicht ungenau. >)1.c.8.124. #)1.c. 8.125. °»)l.e. 8.126. #) Regelmässiges Steigen des Thermometers von 12% 56% bis 1 41", dann wieder regelmässiges Fallen, (123) Tinnevelly (Palameotta).') Finsternissanfang 11"47= Madr. Z. Grösste Phase 1? 6® Ende 2ı 2h® (9: 2,40) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.2° C. (124) Ludhiana.’) 12° 19® Madr. Z. 1 34» 2» 49” (0.2217) 2.3°C. 102, 64 Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (125) Pamban.’) 12% 5" Madr. 2. 17 24” 24 43” (01,2. AP) ? 13,6%) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude (126) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Akyab.’) 12" 40” Madr. Z. 1° 43” 2h 45" (022 25 Maximalabweichung 3.40. Finsternissamplitude 3.5° C. 1) 1,0: 8.2122 2) 1.c. 8. 128. 3) 1.c. 8.129. 4) Die Temperaturangaben sind vielleicht ungenan. 5). 1..0.'8. 130. 361 [59] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. (127) Hyderabad (Sind).') (133) Minbu.') Finsternissanfang 11" 40" Madr. Z. Finsternissanfang 12” 46” Madr. Z. Grösste Phase 1" 5" Grösste Phase 1" 56” Ende 2> 30” Ende ar 62 (0422 —47®) (032277592) Maximalabweichung ? Maximalabweichung 1.5° C. Finsternissamplitude 2.8° C. Finsternissamplitude 1.3° 0. (128) Mandalay.’) (134) Sialkot.’) Finsternissanfang 12" 25” Madr. Z. Finsternissanfang 12" 5” Madr. Z. Grösste Phase 1" 35” Grösste Phase +’ 23” Ende 2" 45” Ende 2" 40” (0 Z. 1" 4) (WrZ2 — 23%) Maximalabweichung 2.0° C. Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.4 C. Finsternissamplitude 1.3°C. (131) Leh. ‘) (135) Mooltan.’) Finsternissanfang 12" 50" Madr. Z. Finsternissanfang 12" Madr. Z. Grösste Phase 2" 5” Grösste Phase 1 19” Ende 3 20” Ende 2u 38” (0-2 1.02) (0727353) Maximalabweichung ? Maximalabweichung 2.6° C. Finsternissamplitude 0.6° C. Finsternissamplitude 1.9° ©. (132) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Maximalabweichung Finsternissamplitude ) 1.e. 8.131. 3) ec. S. 135. Montgomery. ‘) | | (136) Thayetmyo.‘) 12% 8” Madr. Z. Finsternissanfang 12" 30” Madr. Z. 12,26% Guösste Phase 1? 39” 2» 45” Ende 2" 48” (MIZU 282 1 (ORZEEEEI) 2 Maximalabweichung 2.2° C. EURE: | Finsternissamplitude 2.0° C. ) 1.0. 8.132. | 1) Ne 8.137. 2). 8er Sl S: 1136. | Due 35130: 4) 1. cc. 8. 140. 362 (137) Taungsyi.') Finsternissanfang 12" 32” Madr. Z. Grösste Phase 1" 41” Ende 2» 50” (0% 142) 24 1 65 2.2 C. Maximalabweichung Finsternissamplitude (138) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Jacobabad.’) 12° 14” Madr. Z. 133° 2» 52” (0.7: = 487) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.2° C. (139) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Khushab.’) 12° 29= Madr. Z. 1° 36" | 9m 44m | (0 —31”) | Maximalabweichung ? | Finsternissamplitude 0.8° C. | (140) Finsternissanfang Toungoo.‘) 1243” Madr. 2. | Grösste Phase 1" 53" | Ende Rn Den 24°C. 2420. Maximalabweichung Finsternissamplitude 1 2%) 1.c: 8. 142. 3. N)Le 8.144. Gustav Pietzmann, [60] (141) Murree.') Finsternissanfang 12" 8” Madr. Z. Grösste Phase 1" 34” Ende 3 (On) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 0.6° C. Rawalpindi.’) 12°. 7= Madr/Z. 1733 ZEUIR (0,2. —292) Maximalabweichung > 12€; (142) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Finsternissamplitude Dera Ismail Khan.’) 11* 58” Madr. Z. 17 24» 2» 50” DIR) Maximalabweichung ? 2.30. (143) Finsternissanfang Grösste Phase Ende Finsternissamplitude Bassein.‘) (144) Finsternissanfang 12" 52" Madr. Z. Grösste Phase 1" 56” Ende 3 (0.2. 358%) Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1.2" C. 1) l.e. 8.145. 3) 1. ce. 8. 147. 2) ].e. S. 146. 4) ]. ec. S. 148. [61] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 369 (145) Cherat.') (149) Quetta.') Finsternissanfang 12" 28" Madr. Z. Finsternissanfang 12" 8” Madr. Z. Grösste Phase 1" 36" Grösste Phase 1 21” Ende ar 45m Ende 2 36 (92332). (0922535) Maximalabweichung ? Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 1° C.?°) Finsternissamplitude 2.3° C. 146 Gilgit.” E ( ? ) : ’ ® h (151) Chaman.’) Finsternissanfang 12" 17” Madr. Z. = 5 3 - r Mi 4 Finsternissanfang 12" 20” Madr. Z. Grösste Phase 1 25” FR i 2 Grösste Phase .1" 30” Ende 2u 32” B E ünde 2" 40” (0.2. — 23") | ; t Maximalabweichung ? ee BR n \ Maximalabweichung ? Finsternissamplitude 0.7°C. 5 2 ! Finsternissamplitude 1.4° 0. (147) Diamond Island.‘) Finsternissanfang 11"52” Madr.Z. | (152) Moulmein.’) Grösste Phase 1" 56" | Finsternissanfang 12" 45” Madr. Z. Ende 3" Grösste Phase 1" 48” N 20-6067) Ende 2902 Maximalabweichung 22°C. (Or 0) Finsternissamplitude 1.7° C. Maximalabweichung % Finsternissamplitude 0.8° C. (148) Peshawar.’) "insternissanfang 12" 29” Madr. Z. ER I fe a > 2 (153) Tavoy.‘) (srösste Phase a ne 2 3 7 eg, Finsternissanfang 12" 58" Madr. Z. Ende 2" 44” e RZ e Grösste Phase 1" 48” (0,2. Ze) End 338 4 A e inde 290% Maximalabweichung ? (0.2. + 1° 1) D .” . Se 2 Finsternissamplitude 1.4° C. h : £ Maximalabweichung ? NICH SE Ag! 2) Es sind nur 5 Be- Finsternissamplitude 2.4° C. obachtungen während der Finsterniss gemacht — worden. s)rl.. ce. 8. 150. Sec SH DI2e.US. 153. 2) ]. cc. 8. 155. 5) 1. e. 8. 152. aloe B2150. 0 KA)N].,.0.18.187. 364 Gustav Pietzmann, (154) Mergui.') Finsternissanfang 1" Su Grösste Phase 1" 48” Ende BB“ (0.Z. + 1% 14») Maximalabweichung Finsternissamplitude 1.3.6: Madır. Z. [62] Wenn wir nach den so erhaltenen Zahlen die Durchschnittswerthe für jede der 11 meteorologischen Provinzen Indiens feststellen, so ergiebt sich folgendes Bild: 1. Burma, Kiste. Abweichung Nr. Name mittlere |Maximal- °C. °C. 154 Mergui 153 Tavoy 152 Moulmein 150 Rangoon 1° 1.7° 144 Bassein 147 Diamond Island 22 126 Akyab 3.4 140 Toungoo 2.4 Mittel | 2.0 2. Burma, Inneres. 136 Thayetmyo 2.20 133 Minbu 3a) 128 Mandalay 2.0 109 Kindat 2.3 112 Bhamo 3.3 Mittel | 230 Höhenstation 137 | Taunggyi | | 2.90 1)71..0.18. 158. 2) 1% 20 — 22m A. Cu1. tude u: ira! 2.4 0.8 1.6 1.2 1.7 3.5 2.4 1.7 2.00 1.3 1.4 1.3 2.30 alyzae 2.80 Ampli- | Be- wölkung 0—10 ? (Cu) = 23 0 oO - Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. 3. Assam Abweichung Nr. Name mittlere |Maximal- °C. °C. 91 Silehar 76 Sibsagar 143 2.6 61 Dhubri 1552 3.30 Mittel 15° | 3.00 4. Bengalen und Orissa. 105 Chittagong 2.00 3.6" 101 Noakhali 93 Comilla 2.6 70 Sirajganj 34 85 Narayanganj 2.9 94 Barisal 2.9 712 Mymensingh 2.7 77 Faridpur 3.4 79 Jessore 3:2 78 Caleutta 1.6 23,8 86 Saugor Island 2.3 73 Krishnagur 3.9 71 Midnapore 66 Bankura 3.5 63 Raniganj 4.3 68 Burdwan 3.9 60 Naya Dumka 3.8 48 Berhampore 2.8 45 Rampur Boalia 3.9 47 Bogra 4.4 59 Dinajpur 42 Rangpur 4.1 32 Purnea 2.4 5.6 75 Balasore 4.6 90 False Point 2.9 81 Cuttack 1.50 3.0 83 Pooree 2.30 Mittel 1.92 | 3.40 klar. bisweilen Ci am Horizont. 1) Im Beginn der Finsterniss Cu. 3) In der ersten Hälfte der Finsterniss Ci2. 5) In der ersten Hälfte der Finsterniss Cu1. Ampli- Be- tude |[wölkung IC. 0—10 3.00 01) 2.0 12) 2.60 0 25° | 0 4.00 13) ? 2? (Ci) 22 0%) 2.1 (0) 21 05) 2-1 Ö 22 2) 2.8 0 2.7 0 1.8 0 1ER 2) 3-3 0 (1.8?) 0 2.1 0 26 0) 3.1 0 2.6 Ö 2.6 0 3.2 0 3.5 0 > 0°) 3.8 29) 3.38 12(<5)10 220 0 2.5 0 2.0 0 Zul? 0 2.79 aa ame 0 365 2) In der ersten Hälfte der Finsterniss Cu2, dann 4) In der ersten Hälfte der Finsterniss ersten Hälfte der Finsterniss A Cu, dann klar. Finsterniss (bis 1" 6”) Ci1. 10) 12% 31% —1® 16Cu, sonst klar. 7) Dunsti g5; Cu<5. 9%) In der ersten Hälfte der Finsterniss 3, ab 2" 19” klar. 6) Während der 8) Im Beginn der 366 Gustav Pietzmann, Höhenstation: Abweichung Ampli- Be- Nr. Name. mittlere |Maximal-| tude |wölkung °C. °C. °C. 0—10 27 Darjeeling | | ee | 9.5 5. Gangesebene und Chota Nagpur. 35 Hazaribagh 1.8 Ranchi Daltonganj Chaibassa Gaya Dehri Patna Arrah Dumraon Buxar Bhagalpur Darbhanga Muzaffarpur 22 Motihari Chapra 1.9 Benares Allahabad 1.8 Gorakhpur Lucknow Bahraich Cawnpore Mainpuri Mittel Höhenstation: | Katmandu | 4.2 (1.79) 2.3 2.7 2.6 2.80 | 3.40 6. Nordwestliches Himalayagebiet (mit Vorland). 74 106 103 100 130 Bareilly Dehra Dun Roorkee 1.6° Delhi Lahore 1.10 2.99 4.2 3.2 2.9 2.0 !) CuNi an verschiedenen Stellen des Himmels. 2.80 3.3 1.6 1.8 1.2 SS SD STOSS, O7 SS, SEST SIE ST SISESTSZEEES. 2) [64] !) ab 2% 8” Cu am Horizont. ?) In der zweiten Hälfte der Finsterniss Ci. Nova Acta LXXXT. Nr. 6. 48 [65] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 367 Abweichung Ampli- Be- Nr. Name mittlere |Maximal-| tude |wölkung °C. °C. oc. | 0-10 110 | Sirsa 2.20 1.70 ? (Ci) 124 Ludhiana 2.30 119 0 134 Sialkot 1.3 5 142 Rawalpindi 1.20 9 Mittel | 14° | 260 | 1.80 | 0-9 Höhenstationen: 117 Chakrata 2.90 10 108 Mussooree 3.407 3.6? 0 95 Ranikhet Sal 2.8 0 131 Leh 0.6 7 121 Simla 2.30 1.6 0) 141 Murree 0.6 8—10 146 Gilgit 0.7 > Mittel | 2» | 18 |o-ıo ‘. Industhal und Nordwest-Rajputana. 148 Peshawar 1.49 I1=% 139 Khushab 0.8 8—9 132 Montgomery 1.7 2 143 Dera Ismail Khan 23 7 135 Mooltan 2:60 1.9 0 138 Jacobabad 1.2 1) 127 Hyderabad (Sind) 2.8 25 129 Kurrachee 126L 3 2.7 1 Te Bickaneer 2.70 0.7 0) 107 Pachpadra 2.40 >52 Mittel | 2.80 | 1.80 | 09 Höhenstationen: 145 Cherat (192) >= 149 Quetta 2.3 7 151 Chaman 1.4 >5 Mittel | Bee: 368 Gustav Pietzmann, [66] 8. Ost-Rajputana, Centralindien und Gujarat. Abweichung Ampli- Be- Nr. Name mittlere |Maximal-| tude |wölkung 30} °C. &G: 0—10 99 | Sambhar | 2.60 2.30 0 98 Ajmere 31 2.2 0 113 Deesa 1.80 arl 2.4 0 116 Bhuj . 2.4 1.6 0 92 Rajkot 27 rl 0 80 Veraval 2.3 3.0 3.6 0 38 Indore 3.7 2.9 [0] 65 Surat 2.1 4.2 3.0 0 51 Ahmedabad 27 1.8 0 50 | Agra 2.4) 4.50 3.20 0 62 Jhansi ? 0 Mittel | 22° | 3 | 25° | o Höhenstation: 97 | Mount Abu | | | 204709 9. Dekan. 26 Belgaum 2.40 4.49 2.80 0 15 Sholapur 1.8 3.3 2.6 0 22 Poona 2.6 4.3 25 0 55 Bijapur 2.2 4.0 2.8 0 57 Malegaon 2.1 52) 18 Ahmednagar 3.4 2 0 24 Buldana 2.0 4.0 3.2 0 13 Akola 3.8 2.6 0 g Amraoti 3.6 2.7 0 30 Khandwa 4.1 3.6 0 29 Hoshangabad 2.0 4.2 3 0 4 Nagpur 2.1 4.6 3-3 0 6 S 3-4 0 28 Chanda 4.3 3.2 0) 1 Seoni 2.0 4.1 3.0 0) 14 Jubbulpore il 5.0 3.8 0 56 Saugor 3 31 0 Ghungnati 3.5 7.4 4.8 0 [W Sahdol 2.20 5.3 4.4 0 20 Sutna 3.80 2.90 0 ') bis 12" 45 A Cu2. 2) Erste Hälfte der Finsterniss klar, dann 7—9. [67] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 369 Abweichung Ampli- Be- Nr. Name mittlere |Maximal-| tude |wölkung uG: Ne} IT, 0—10 31 Raipur 3.20 1.8 0 43 Sambalpur 32 2.4 0 39 Secunderabad 3.6° 2.80 0 Mittel 2.30 4.20 | 3.0° | 0 - Höhenstationen: 19 Chikalda 1.8 4.6" 3.91 0 23 Pachmarhi 2.20 4.6 4.2 0 | Mittel 2.0 | 4.6 | 4.1° 0 10. Westküste. 58 | Bombay 2.40 1.80 0 8 Ratnagiri 2.30 4.6 3:6 0 a Viziadrug 1.0 19 3 0 33 Karwar 2.9 6.8 5.3 (0) 102 Cochin 2.9 5) 89 Calieut 1.6 2.7 20 0?) 46 Mangalore 1.8° 3.00 2.40 0 Mittel 1.90 3.60 | 3.09 | 0 11. Südindien. 125 | Pamban 13%| >5 123 Tinnevelly 1 10 120 Madura 2al Il) 104 Salem 2.5 8—10 115 Coimbatore Het = 49 Mercara (2.52) 03) 122 Negapatam 0.7 10 119 Cuddalore 0.8? 10 118 Triehinopoly 2.8 10 96 Nellore 2.3 8 84 Masulipatam Say 3.3 0 82 Cuddapah 2.80 3) !) In der ersten Hälfte der Finsterniss 1—2, dann steigend von 3—9. 2) ab ar agm ACu3. 3) ab 1 48@ CiCu1 nahe am Horizont. 4) In der ersten Hälfte 2, dann 4—5. 48* 370 [68] Gustav Pietzmann, Abweichung Ampli- Be- Nr. Name mittlere |Maximal-| tude |wölkung G: ie er 0—10 67 Kurnool 1.70 SHEN 3.40 0 64 Bellary las 2.9 2.2 0 87 Cocanada 1.6 01) 83 Gopalpur 2.80 2.20 0 Mittel | 16° | 32° | 21° | 0-10 Höhenstation: 114 | Wellington | | | 29°.]| 9-10 Die folgende Tabelle stellt die Höhenstationen gesondert dar. Nr. der Abweichung | Ampli- Be- meteorologischen | Nr. Name mittlere |[Maximal-| tude |wölkung Provinz °C. °C. °c. | 0-10 2 137 Taunggyi 2.90 2.80 0 4 27 Darjeeling 1.70 9.5 5 17 Katmandu 3.8 3.40 ? 6 117 Chakrata 2.9 10 108 Mussooree 3.4 3.6 0 95 Ranikhet 3.1 28 0 131 Leh 0.6 d 121 Simla 2.32) 1.6 0 141 Murree 0.6 8-10 146 Gilgit OR) Mi 145 Cherat (109) | >5 149 Quetta 2.3 7 151 Chaman LAS >> 8 97 Mount Abu 2.0 0 9 19 Chikalda 1.80 4.6 3.9 0 23 Pachmarhi 2.20 4.6" 4.2 0 11 114 Wellington ZEN N) Mittel | 35° | 23° | o--ı0 Wenn wir aus Obigem versuchen, für ganz Indien das Mittel zu ziehen (ungerechnet die Höhenstationen), so ergiebt sich folgendes: !) Im ersten Drittel der Finsterniss Cu 1. 3) Durchschnitt für die Prov. 6 = 1.8". 2) Durchschnitt für die Prov. 6 — 2.9). 4) Durchschnitt für die Prov. 7 = 1.85". 169] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. Sl Abweichung Ampli- Be- Nr. und Name der meteorologischen Provinz mittlere |Maximal-| tude [wölkung ICH ge: €; 0—10 1. Burma, Küste 2.40 la IS 2. Burma, Inneres 2.3 ar 0 3. Assam 1.50 3.0 2.8 0 4. Bengalen und Orissa 1.9 3.4 2.7 0 5. Gangesebene und Chota Nagpur 1.9 3.7 2.8 0 6. Nordwestliches Himalayagebiet 1.4!) 2.6!) 1.32) | 0—9 7. Industhal und Nordwest-Rajputana 2.8') 1.832) | 0—9 8. Ost-Rajputana, Centralindien und Gujarat 2.2 3.2 2.5 0 9. Dekan 2.3 4.2 3.0 0 10. Westküste 1.9 3.6 3.0 0 11. Südindien 1.60Y| 3.209| 2.109] 0—10 Mittel 3.101) 2.30 (Mittel ohne 1. 2. 7.) as) rel 2.55 Höhenstationen: Mittel 3,50 2.2 0—10 Mittel der Provinzen mit überwiegender Bewölkung (6. 7. 11) 1.9 0—10 Die Ergebnisse, die sich aus obigen Zahlen gewinnen lassen, sind im Allgemeinen folgende: a) Die mittlere Abweichung. Die mittlere Abweichung der thatsächlichen Temperatur von der als wahrscheinlich zu erwartenden betrug in Indien, ungerechnet die Höhen- stationen, Burma und das Industhal, von denen sie nicht feststeht, 1.8° C. Den höchsten Werth unter den meteorologischen Provinzen Indiens erreichte sie im Dekan mit 2.3° C.; die höchsten lokalen Werthe wiesen Ghunguti 1) Das Mittel gilt nur für Orte mit unbewölktem Himmel, da für alle Orte mit nennenswerther Bewölkung (> 5) mittlere und Maximalabweichung nicht bekannt sind (Ausn. Katmandu? [17, Prov. 5]); ef. a. 8. 373 [71]. 2) Amplitude gerechnet ohne die Stationen mit Bew. 5 und >35: 1.9%; Amplitude der Stationen mit Bew.: 1.25°. 3) Amplitude gerechnet ohne die Stationen mit Bew. 5 und >35: 2.0°; Amplitude der Stationen mit Bew.: 1.4. 4) Amplitude gerechnet ohne die Stationen mit Bew. 5 und >5: 2.6°; Amplitude der Stationen mit Bew.: 1.7". 3 372 Gustav Pietzmann, [70] im Dekan mit 3.5° C., Karwar an der SW-Küste mit 2.9° C. und Poona, gleichfalls im Dekan, mit 2.6° C. auf. Da diese Temperaturen nicht allzu spät nach dem Mittagsstand der Sonne und auf dem Lande beobachtet wurden, so dürften sie annähernd die höchsten Werthe darstellen, die unter und in der Nähe der Centralitätskurve überhaupt erreicht wurden. Wenn wir nach Verlauf von einigen Tagen und in weiter entfernt liegenden Ge- bieten Temperaturabweichungen von viel höherem Grade wahrnehmen'), so ist das zusammengenommen ein Resultat der grossen Ausdehnung des von einer Temperatur-Erniedrigung betroffenen Gebietes, des Kältetransportes durch die Luftbewegung und der daraus sich ergebenden Summations- erscheinungen. Die Temperatur-Erniedrigung, die Indien erfahren hat, muss überwiegend in den Indischen Ocean (arabischen und bengalischen Meer- busen) geführt worden sein, entsprechend der Luftdruckvertheilung, die sich am 22. Januar herausgebildet hatte (hoher Druck im Innern und südlich des Hindukusch’), niedriger an der Indusmündung’) wie im arabischen und bengalischen Meerbusen‘). Die niedrigsten provinziellen Abweichungen, ungerechnet Burma und Industhal, finden wir im nw. Himalayagebiet (1.4° bei Bewölkung) und in Assam (1.5°, klarer Himmel); für Burma (mit klarem Himmel) hätte sich die Zahl, gemäss den übrigen Durchschnittszahlen, noch niedriger gestellt, als für die beiden ebengenannten Provinzen. Es zeigt sich also, dass, wenn man Burma mit dem nw. Himalayagebiet wegen der annähernd gleichen Entfernung, die beide von der Centralitätskurve haben, vergleicht, die mitt- lere Abweichung im nw. Himalayagebiet trotz bewölktem Himmel und der nördlicheren Lage doch noch grösser ist, als in Burma, was wohl nur mit der vorgeschritteneren Tageszeit in Burma zu erklären ist. Ein ähnliches Verhältniss besteht zwischen dem nördlichen Centralindien (mit Ost-Rajputana und Gujarat) und Südindien’. Auch hier ist in der nördlicheren Provinz der Ausschlag grösser als in der südlicheren (um 0.6° C.), ein Unterschied, der sich aus der continentaleren Lage und des Fehlens der Bewölkung in Centralindien erklärt, die in Südindien bis 10 ging. 1) 5.0. 8.310 8. 2) > 764.5 bez. 765.8 mm. 3) < 763.3 mm. 4) 760.8 mm; s. Wetterkarte für Indien vom 23. I. 98, 8" vm. in den „Indian Daily Weather Reports“ (herausgegeben in Simla). 5) Prov. 8 und 11. [71] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete. 313 Die niedrigsten örtlichen Abweichungen hatten Viziadrug (a) und Rangoon (150) bei klarem Himmel, beides Küstenstädte. Das Datum einer ‚lokalen Beobachtung bei grösserer Bewölkung als 5 liegt nicht vor. Folgendes giebt die mittleren Abweichungen, die von Orten mit einiger Bewölkung zur Verfügung stehen: mittl. Prov.- Be- Abw. Mittel wölkung Prov. 4 (Bengalen und Orissa): Chittagong (105) 2.0" 1.92 1 Purnea (32) 2.4 1.92 220) Prov. 6 (Nw. Himalayagebiet): Lahore (130) 14 1.4 1—3 Prov.7 (Industhal u. NW-Rajputana): Kurrachee (229) 1.6 ? 1 Einen bestimmten Schluss über den Einfluss der Bewölkung auf die mittlere Abweichung zu ziehen lässt diese Tabelle nicht zu. Von den Höhenstationen sind uns nur zwei mittlere Abweichungen bekannt, beide von Orten im Dekan gelegen und bei wolkenlosem Himmel: Chikalda und Pachmarhi (19 und 23); ihr Durchschnitt liegt unter dem Durchschnitt der übrigen Provinz. Der Werth der mittleren Abweichung ist natürlich in jedem Falle kleiner, als die Maximalabweichung (grösste Annäherung 2.3°: 3.0° in Veraval [80, Prov. 8]; grösste Entfernung 2.1°:5.0° in Jubbulpore [14] im Dekan')). Die mittlere Abweichung ist auch in der Regel kleiner als die Amplitude’), jedoch geht sie meist nicht unter den halben Werth derselben ’). b) Die Maximalabweichung. Die Maximalabweichung tritt im Laufe der Finsterniss meist nur einmal ein, und zwar nach der Ermittlung Eliots‘) im Durchschnitt etwa 15 Minuten nach der grössten Phase. Sie hat also im Vergleich zur mittleren Abweichung für den Temperaturverlauf nur eine singuläre Bedeutung. !) Andere Orte mit einem ähnlich hohen Abstand sind Karwar 2.9:6.8 (33, SW- Küste) und Purnea 2.4: 5.6 (32, Bengalen). 2) Die mittlere Abweichung ist gleich der Amplitude in Roorkee (103, Himalayagebiet); grösser als sie (2.6 : 2.5) in Poona (32, Dekan). ®) Die mittlere Abweichung ist gleich der Hälfte der Amplitude in Chittagong (105, Orissa), Sahdol (ec, Dekan) und Kurnool (67, Südindien); niedriger als die Hälfte in Chikalıla (19, Höhenstation des Dekan) und Viziadrug (a, SW-Küste). 4) 8. 8. 327 [25] Anm. 3. j 374 Gustav Pietzmann, [72] Die höchsten provinziellen Durchnittswerthe haben das Dekan mit 4.2°, die Gangesebene mit 3.7° und die Westküste mit 3.6° aufzuweisen, also die Gebiete, die von der Centralitätskurve durchschnitten wurden; die niedrigsten Burma (2.3°—2.4°), das auch hier wieder, wie bei der mittleren Abweichung, eine weniger grosse Abweichung zeigt, wie das nw. Himalaya- gebiet (2.6). Wenn wir dagegen, wie bei der mittleren Abweichung, Gujarat, Centralindien und Ost-Rajputana (Prov. 8) mit Südindien (Prov. 11) in Parallele setzen, so sehen wir, dass in beiden die Maximalabweichung trotz des Lagenunterschiedes in ns. Richtung die gleiche ist (3.2°). Die grössten lokalen Abweichungswerte zeigen uns Ghunguti (b) im Dekan (7.4°), Karwar (33) an der SW-Küste (6.58%) und Purnea (32) in Bengalen (5.6°), die niedrigsten (1.5° und 1.7°%), Minbu (133) und Rangoon (150) in Burma, doch dürfte der niedrigste vermuthlich nicht über 1.2° ge- legen haben'). Wenn wir die durchschnittlichen Maximalabweichungen der Höhen- stationen mit denen der zugehörigen Provinz, sowie die durchschnittlichen Maximalabweichungen der Höhenstationen provinzweise miteinander ver- gleichen, so erhalten wir folgendes Bild: Mittel der Prov. Mittel der Höhenstation(en) Hehe Prov. 2: 2.9° 2.3° 5: 3.8 (Stat. mit Bew.; Gr.?) 3.7 (0. Bew.) b: 2.9 2.6 3 4.6" 4.2° Die Aufstellung zeigt deutlich das proportionelle Ansteigen des Mittels der Höhenstationen mit dem Mittel der zugehörigen Provinz. Die zwei Höhenstationen im Dekan, Chikalda (19) und Pachmarhi (23), weisen, wie das Mittel der Provinz überhaupt das höchste ist, so auch den höchsten Durehschnittswerth vor den Stationen anderer Provinzen auf (4.6°), dann folgt das Gangesgebiet mit 3.8° (1 Station), während Burma und das nw. Himalayagebiet sich gleich zu stehen scheinen und die niedrigsten Werthe haben (2.9°). — Die Tabelle zeigt auch, dass die Maximalabweichung auf den Höhenstationen im Durchschnitt immer grösser ist als in dem tiefer 1) 5. 8. 376 [74]. [73] Die Beobachtungen der Lufttemperatur ete, 305 gelegenen Gebiet. Maximalabweichungen von Stationen mit grösserer Be- wölkung sei es im Tiefland sei es in der Höhe liegen nieht vor.!) Dass die Maximalabweichung höher ist als die mittlere Abweichung, ist natürlich, in der Regel ist sie aber nicht höher, als die doppelte mittlere Abweichung’). Das grösste Verhältniss (7 :3)®) hat Jubbulpore (14) auf- zuweisen. Auch ist die Maximalabweichung meist höher als die Ampli- tude‘), jedoch nie höher als die doppelte Amplitude’). c) Die Amplitude. Die Amplitude ist die einzige Zahl, die von allen Stationen mit brauchbaren Beobachtungen ohne Ausnahme vorliegt und darum auch allein für alle Stationen die Möglichkeit eines durchgehenden Vergleichs an die Hand giebt, auch für solche, von denen mittlere und Maximal-Abweichung ‘ nicht bekannt sind, wie es zufälliger Weise bei allen Orten mit einer Be- wölkung von 5 und >5 der Fall ist. Den niedrigsten provinziellen Mittelwerth hat die Amplitude, wie bereits die Maximalabweichung, in Burma (1.7°%), in den höchsten Werth theilen sich die SW-Küste und der Dekan (3°), dann folgt die Gangesebene mit 2.3°. — Wenn wir einen Vergleich zwischen Burma und dem nw. Hima- layagebiet ziehen wollen, unter Absehung von den Stationen mit Bewölkung im letzteren, so erhalten wir für Burma 1.7°, für das nw. Himalayagebiet 1.9°, also einen höheren Werth, wie wir es schon bei der mittleren und Maximal-Abweichung wahrnahmen. Der Vergleieh zwischen Centralindien (einschl. Ost-Rajputana-Gujarat) und Süd-Indien ergiebt für ersteres eine Amplitude von 2.5’, für dieses, auch hier nur die unbewölkten Stationen gerechnet, 2.6°, während die Maximalabweichung bei beiden gleich, die mittlere in Centralindien um 0.6° höher war. 1) 8. 0. 8. 372 [69] Anm. 1. 2) Die dreizehn Ausnahmen sind Station 61 (Prov. 3), 32 (Prov. 4), 3 (Prov. 5), 29. 4. 1. 14. b. ce. 19. 23 (Prov. 9, die letzten beiden die Höhenstationen), 33 (Prov. 10) und 17 Prov. 17). 3) 5100222510. 157093.4373 al] a Er #) Fünf Ausnahmen: Station 126 (Prov. 1), 105 (Prov. 4), 108 (Prov. 6, Höhenstation), 80 (Prov. 8) und a (Prov. 10). 5) Einzige Ausnahme Bickaneer (111) in West-Rajputana (Prov. 7); die Maximal- abweichung ist gleich der doppelten Amplitude nur in Roorkee (106, nw. Himalayagebiet). Nova Acta LXXXI. Nr. 6. 49 376 Gustav Pietzmann, [74] Die höchsten lokalen Werthe finden wir gleichfalls an der SW-Küste (Karwar mit 5.3%), dem Dekan (Ghunguti 4.8°, Sahdol 4.4°) und in der Gangesebene (Dumraon 4.0°), sämmtlich bei klarem Himmel. Die niedrigsten Werthe kommen fast allein auf Orte mit Bewölkung: 0.6° in Leh (131) und Murree (141), Höhenstationen mit Bewölkung; 0.7’ in Gilgit (146), ebenfalls Höhenstation mit Bewölkung; die drei soeben genannten im nw. Himalayagebiet; — ferner in Biekaneer (111) im Indusgebiet, ohne Bewölkung; in Negapatam (122) in S-Indien, mit Bewölkung; 0.8° in Moulmein (152) in Burma, ohne Bewölkung; in Khushab (139) im Industhal, mit Bewölkung; in Cuddalore (119) in S-Indien, mit Be- wölkung. Die Maximalabweichung dürfte in diesen Orten 1.2°—1.6° nicht über- stiegen haben'), sie ist aber (abgesehen von Bickaneer) von allen diesen Orten nicht bekannt. Zur Ermittelung des Einflusses, den die Bewölkung (von 5 und >5) auf die Amplitude haben kann, sind im Folgenden die Amplitudenmittel der Provinzen mitgetheilt a) für die Stationen ohne, b) für die Stationen mit Bewölkung. Die miteinander vergleichbaren unterstrichenen Werthe sind alsdann zusammengezählt, um in ihrem Gesammtwerth miteinander verglichen werden zu können. Zusammen mit den Provinzen sind auch ihre Höhenstationen (HS) nach derselben Weise behandelt. Amplitudenmittel a) ohne Bew. b) mit Bew. Prov. 1 und 2: 17 HS 2.8 Broy. >: 2.5 Prov. 4: Bei HS f.22 Prov. 5: 2.8 HS 3.4°) Prov. 6: 192 125 HS 37 1.2° 1) s. 8. 375 [73] oben und Anm. 5 ebenda. ?) Grösse der Bewölkung fraglich. [75] Die Beobachtungen der Lufttemperatur etc. 377 Amplitudenmittel a) ohne Bew. b) mit Bew. Proy. 7: 2.0° 1.4 HS 1.85 Prov. 8: 2.5 HS 2.0 Proy. 9: 3.0 2.1 HS 41 "r Prov. 10: 3.0 2.9 Prov. 11: 2.6° hr HS “ 2.9° 15.2° 10.55° Die Zahlen ergeben, dass die Bewölkung im Stande ist, auf die Höhe der Amplitude im Durchschnitt um '/; ihres Betrages hemmend einzuwirken. Dies ist das einzige Resultat, das sich über den Einfluss der Bewölkung auf die Finsterniss ergiebt. Wenn wir uns provinzweise noch einmal den Ausschlag der Ampli- tude in der Ebene und auf den Höhenstationen übersichtlich vor Augen führen, so erhalten wir folgendes Bild: a) bei unbewölktem Himmel. Amplitude der Ebene der Höhenstation(en) Proy. |: 1.0 2.8° Prov. 5: 2.8 3.4 Prov. 6: 1:9 2.7 Prov. 8: 2.5 2.0 Prov. 9: 320% 4.1° ine 1502 b) bei bewölktem Himmel. Prov. 6: 1625, 1:22 IProvanz: 1.4 1.85 Prov. 11: 7 2.9° 4.40 6.0° 378 Gustav Pietzmann, Die Beobachtung der Lufttemperatur ete. [76] Es zeigt sich hier, wie schon bei der Maximalabweichung, dass der Aus- schlag der Amplitude auf den Höhenstationen kräftiger ist, als in der Ebene. Der Werth der Amplitude ist, wie sich schon aus früher Gesagtem ergiebt'), in der Regel höher als die einfache mittlere Abweichung’), aber kleiner als deren Doppeltes®); andererseits ist er in der Regel kleiner als die Maximalabweichung‘), jedoch nicht kleiner als die Hälfte derselben’). 1) s.o. 8. 373 [71] und S. 375 [73]. 2) Ausnahme Poona (32, Dekan). 3) Ausnahmen Chikalda (19, Dekan) und Viziadrug (a, Westküste). 4) Fünf Ausnahmen s. o. S. 375 [73] Anm. 4. 5) Einzige Ausnahme Bickaneer (111) in West-Rajputana. s. 8. 375 [73] Anm. 5. ee‘ Yova Acta Acad. CL.C.G.NatCur Vol IKT. Tab XX. (2.5.11-13), | = ä 2 BR: Ba Die Zeitangaben sind nach = I | \ £_y | Greenwich.W Z. gemacht => > ges + (Mitternacht - Mitternacht A1-24). Wach d, Nautical Almanac’ 1.1898.) 6. Pietzmann:: Beobachtungen der Lufttemperatur. Taf. 1. NVova Acta Acad. CL.C.6. Dat. Cur Vol. LXAXT. Jab. XXI. INDIEN m. Einzeichng.d. 158 Stationen, die für die Sonnenfinsterniss IN 0307 „U er vom 22.Janvar 1898 Fi I A | > a | > ‚L meteorolog. Beobachtungen | | geliefert haben. Die Nummern und Buch- staben beziehen sich auf die S.172-16 gegebene Auf- zahlung. Die vollen Abgrenzungs- Tinten (- geben die 71 meteorologischen Pro- vinzen Indiens art. (5. 5. 62-68) ss Grenze der Be- wolkung von Sund >35. Luftdruckverteilung in Europa (n.E. Less) rom 16.-22.Januar 1898, vom 23-23 Januar 1898. 12.5.9) 10 20 30 40 50 80 3S 755 X] 160 IE 760 765 FR ; a De) / 2 a > re EL -seun- innerhalb des Schraffierten: Gebiet des gesunkerzert G6.Pietzmann : Beobachtun gen der Zuftärucks (bei durchschnittlich zunehmender Kälte) i j 1 Ende R i Lufttemperatur. Kurve\2\ bezeichnet! Mitte der Finsterniss bei Taf2. 3 Anfang Sonnenaufgang (22.Jan. 1898) v an " ri r ? ’ 7 j 2 ji — ” Ne. 3 u j Ir > x Ps J et | Y Ju Pr . y E -r ’ b> : u ’ . } in ; B = ‘ * a2 2 i Tale i & . a F ; ‘ rn Br: 5 Re: 1 Zei . u r2 - ® - y. A + # . - | ” ER EB 1 ae. Folgende von der Akademie durch die Buchhandlung von Wilh. EN in Leip Band LXXX . au a Re Eee Ge ee Das nn ESS 3 a ee a ee TE LXXU .. E pie: Kai — OR U ro re ro Fo Ford asus s4uu ss ers usw. De 7 3 IN sy SE sh a Sn ne REREEN® Bände q Ba. XXV) ’ "XXIV Abth. 2) XXIV Abth. 1) XVIIT Abth. EN XVII Abth. 1) XVII Abth. 2) XVII Abitlı. 1) XVI Sp.) XVI Abth. 2) XVI Abth. 1) XV Spl.) XV Abtl. 9) XV Abth. 1) xIV Spl) XIV Abth. 2) XIV Abth. 1) xt pl). » u” , = Br R = 5 | e ® x .» ö tn TE . wi # . a BE: 3 { r i et, t, 18 2% $) 1875. ” STE ne. .n1868. ra TR re „1867. a Sn "18658. Ba 1864. hi ” 1864. ‘ Jena 1862. > .1861. NRET:® 1.6 g Breslau und Bonn 1858. , P re a r 1857. n BET 1856. ir e = 1855. fr “ = 1854. \ ” n: A 1854. » “m... 1854 u . 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