w^m&Mh mi i WM^!»Ml/k mr TK D. H. HILL IMA^ NORTH C/ßOLIN^ ST.4TE C0LLC6C ENT0M0L0ÖIC4L COLLECTION ' (^ \y 1038 This book may be kept out TWO WEEKS ONLY, and is subject to a fine of FIVE CENTS a day thereafter. It is due on the day indicated below: 50M— May-54 — Form 3 Knjiiara, antikvarij'-. pasudbena blbHotek« J. SOKOL, ZAGREB, Marovska Ul. 21. Digitized by the Internet Archive in 2009 with funding from NCSU Libraries http:/MA^w^BRlaJ^rOrg/details/ntzliclieundscli00lolir JL SOKOL, ZAGt^tibj, iviarovske Tafel 1. 1 Eiigerliii',- im ITI. Jahr Vi an i-iiitT Kiefer upflauze " Weibchen Vi 1 Der Puppenräuber, Calosoma sycophanta. 2 Der Waldsandkäfer. Cicindela sylvatica. 3 Der rotflügelige Raubkäfer, Staphylinus ervtropterus. 4 Das Jobanniswunncben, Lainpyris speudidula. 5 Der ameisenUhnliehe Buntkäfer, Clerus formicarius. .: Der Marienkäfer (Siebenpunkt). Coccinella seplempuntlata. Melolontha vulgaris. 7 Der ffeineine Maikäfer) Nützliche und schädliche Insekten im Walde von Kuno Liohrenz. Mit 194 Abbildungen atif 16 nach der Natnr gezeichneten kolorierten Tafeln. Halle a. S. Hermann Gesenius. Kn]l2ara, antlkvanjat, posudbena blbllOtelOi J. SOKOL, Zt9a9EB, IV^arovska ul. 21. Alle Rechte vorbehalten. Vorwort. Die Herausgabe dieses Buches ist dadurch veranlaßt worden, daß, nachdem des Verfassers Buch „Nützliche und schädliche Insekten in Garten und Feld" erschienen war, an die Yerlagsbuchhandlung von verschiedenen Seiten, nament- lich aus den Kreisen von Forstbeamten , zahlreiche Anfragen gerichtet wurden, ob nicht auch ein ähnliches Buch über nützliche und schädliche Insekten im Walde erscheinen würde. Die Verlagsbuchhandlung erblickte darin einmal eine An- erkennung ihrer Bemühungen, die Abbildungen der Insekten in Zeichnung und Farbengebung mit der größtmöglichen Naturtreue herzustellen, und dann entnahm sie daraus die Gewißheit, daß ein Bedürfnis für eine Fortsetzung des zuerst genannten Insekten -Buches in der angegebenen Richtung vorhanden ist. Und so ist sie mit dem Verfasser ans Werk gegangen, und das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit liegt nun vor. Der Text des Buches ist wieder in einer leicht- verständlichen, volkstümlichen Schreibweise gehalten. Unter Beschränkung des wissenschaftlichen Beiwerks auf das un- umgänglich Notwendige will es dem Forstwirte, dem Förster und jedem Waldfreunde wenn auch nicht alle, so doch die bemerkenswertesten Insekten des Waldes schildern, besonders die, die dem schönen Walde sein äuge- und herzerfreuendes Aussehen zu rauben und dazu unberechenbaren materiellen Schaden herbeizuführen imstande sind. Der Beschreibung in Wort und Bild schließen sich Hinweisungen auf die Ver- teidigungsmittel an, die dem Menschen diesen oft so winzigen IV Vorwort. und doch so hochgefährlichen Feinden gegenüber zu Gebote stehen. Die Verlagsbuchhandlung hat hinsichtlich der Abbil- dungen die peinlichste Sorgfalt bis in die kleinsten Kleinig- keiten hinein walten lassen*). Sie gibt sich darum nun auch der Hoffnung hin, daß sie in dem vorliegenden Buche ein brauchbares Hilfsmittel darbietet sowohl für die berufliche Beobachtung der Insektenwelt im Walde, als auch für das waldfreundliche Interesse derer, die im Walde „frisches Leben und neues Blut" suchen. Halle a. S., im April 1907. Die Yerlassbuchhaiidluiiff. *) Das naturwissenschaftliche Institut von Wilhelm Schlüter in Halle a. S., Ludwig Wuchererstraße 9 , hat die Verlagshandluug durch Hergabe der Originale wiederum in dankenswertester Weise unterstützt. Inhaltsverzeichnis. Seite Vorbemerkungen l Ei ö Larve (Raupe, Made) 7 Puppe (Nymphe) 8 Imago oder geschlechttragendes Insekt 9 Ordnungen der Insekten IH Die Käfer (Coleoptera) und ihre Familien 14 Familien der Käfer 15 Nützliche Käferarten lö Laufkäfer (Carabidae) 15 Der Puppenräuber (Calosoma sycophanta) 16 Die Sandkäfer 17 Der Waldsandkäfer (Cicindela sylvatica) 17 Die Kurzflügler 18 Der rotflügelige Raubkäfer (Staphylinus erythropterus) ... 19 Die Weichüügler 19 Die Leuclitkäferchen 20 Das Johanniswürmchen (Lampyris splendidula) 20 Die Buntkäferchen 21 Der anieiseuähnliche Buntkäfer (Clerus formicarius) .... 21 Die Marienkäferchen 21 La.sia globosa 22 Der Siebenpunkt (Cocciuella septempunctata) 22 Schädliche Käferarten 23 Der gemeine Maikäfer (Melolontha vulgaris) 23 Der Roßkastanien -Maikäfer (Melolontha hippocastani) ... 26 Der Julikäfer (Polyphylla fullo) 26 Die spanische Fliege (Lytta vesicatoria) 27 Der Eichelbohrer (Balaninus glandium) 28 Der Haselnußbohrer (Balaninus nucuni) 29 Das Haselnußböckchen (Oberea liiieaiis) 30 VI Inhaltsverzeicbnis. Seite Der Eschenrüßler (Cionus fraxiui) 31 Der Buchen - Springrüßler (Orchestes fagi) 32 Der Erlenrüßler (Cryptorhynchus lapathi) 33 Der große braune Nadelholzrüßler (Hylobius abietis) ... 34 Der Ficbtenbarz - Rüsselkäfer (Pissodes hercyniae) .... 36 Der Weißpunktrüßler (Pissodes notatus) 37 Der kleine Kiefernmarkkäfer (Myelophilus minor) .... 38 Der große Kiefernmarkkäfer oder Waldgärtner (Myelophilus piniperda) 39 Der schwarze Kiefernbastkäfer (Hylastes ater) 40 Der schwarze Fichten bastkäf er (Hylastes cunicularius) ... 41 Der große Fichtenbastkäfer (Dendroctonus micaus) .... 41 Der kleine Kiefernbastkäfer (Carphoborus minimus) .... 42 Der kleine Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxini) 43 Der krumnizähnige Tannenborkenkäfer (Tomicus curvidens) . 44 Der achtzähnige Fichtenborkenkäfer (Tomicus typographus) . 45 Der sechszähnige Fichtenborkenkäfer (Tomicus chalcographus) 46 Der zweizähnige Kiefernborkenkäfer (Tomicus bidens) ... 46 Der liniierte Nutzholzbohrkäfer (Xyloterus lineatus) ... 47 Der große Ulmensplintkäfer (Scolytus Geoffroyi) 48 Der kleine Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus) ... 48 Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus) 49 Der Birkensplintkäfer (Scolytus destructor) 49 Der große Eichenbockkäfer (Cerambyx heros) 50 Der große Pappelbock (Saperda carcharias) 51 Der Espenbock (Saperda populnea) 52 Der braune Fichtenbockkäfer (Tetropium fuscum) .... 53 Der zerstörende Fichtenbockkäfer (Tetropium luridum) ... 54 Der Eichen - Erdfloh (Haltica erucae) 54 Der blaue Erlenblattkäfer (Agelastica alni) 55 Der gelbbraune Birkenblattkäfer (Adimonia capreae) ... 56 Der Pappelblattkäfer (Lina populi) 56 Die Aderflügler (Hymenoptera) 57 Immen (Hautflügler) 57 Stechimmen (Aculeata) 57 Legeimmen (Terebrantia) 57 Nützliche Aderflügler 58 Die Honigbiene (Apis mellifica) (Hummeln) 58 Die Schlupfwespen 58 Die Kiefernspinnersichelwespe (Anomalen circumflexum) . . 60 Die Ameisen (Formicac) 60 Die rote "Waldameise (Formica rufa) 62 Inlialtsvei'zeiclinis. VII Seite Schädliche Aderflügler 63 Die veränderliche Kuopfhornblattwespe (Cimbex variabilis) . 63 Die gelbe Pappelblattwespe (Cladius viminalis) 63 Die kleine Fichtenblattvvespe (Nematus abietum) 64 Die gelbe Kieferublattwespe (Lophyrus pallidus) 65 Die bunte Kieferngespinstblattwespe (Lyda stellata) .... 66 Die kleine Kiefernblattwespe (Lophyrus pini) 67 Die große Fichtenholzwespe (Sirex gigas) 68 Die schwarze Fichtenholzwespe (Sirex spectrum) .... 69 Die Kiefernholzwespe (Sirex juvencus) 69 Die Hornisse (Vespa erabro) 70 Die Netzflügler (ISTeuroptera) 71 Die gemeine Kamelhalsfliege (Rhaphidia ophiopsis) .... 72 Die gemeine Florfliege (Chrysopa vulgaris) 72 Die Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius) ....... 73 Die Schmetterlinge (Lepidoptera) 74 Familien der Schmetterlinge 75 Der Baumweißling (Pieris crataegi) 76 Der Kiefernspinner (Gastropacha pini) 77 Der Kiefern- oder Föhrenschwärmer (Sphinx pinastiü) ... 79 Die Kiefei-D- oder Forleule (Trachea piniperda) 80 Der gemeine Kiefernspanner (Fidonia piniaria) 81 Der Eichen -Prozessionsspinner (Cnethocampa processionea) . 82 Der Kiefern -Prozessionsspinner (Cnethocampa pinivora) . . 83 Der große Schwammspinner (Ocneria dispar) 84 Die Nonne (Ocneria monacha) 86 Der Goldafter (Porthesia chrj'sorrhoea) 88 Der Schwan (Porthesia auriflura) 89 Der Eingelspinner (Gastropacha neustria) 90 Der "Weidenbohrer (Cossus ligniperda) 91 Der Rotschwanz (Dasychira pudibunda) (Streckfuß) .... 93 Der grüne Eichen wickl er (Tortrix viridana) 94 Der Kieferntriebwickler (Retinia buoliana) 95 Der Mondvogel (Phalera bucephala) (Blaukopf) 95 Die Wintersaateule (Agrotis segetum) 96 Der Winterspanner (Cheimatobia brumata) 97 Die Läixhenminiermotte (Coleophora laricella) 98 Der große Nadelholzzünsler (Dioryctria abietella) .... 99 Der Bienen -Glasschwärmer (Sesia apiformis) 100 Die Fliegen (Diptera) lOi Die Raubfliegen (Asilus) 102 Die deutsche Raubfliege (Asilus germanicus) 102 VIU luhaltsverzeichnis. Seite Die gestielte Raubfliege (Asilus stylifer) 102 Die Schmarotzerfliegen (Muscidae) 103 Tachinenarten (Tachina) 103 Die stachlige Raupenfliege (Tachina fera) 103 Die echte Raupenfliege (Tachina larvarum) 103 Die Schwebefliegen (Syrphus corallae) 103 Die Hallbflügler oder Schnabelkerfe (Hemiptera) . . i04 Die Fichten -WoUaus (Chermes abietis) 105 Die rote Kotwanze (Reduvius cruentus) 106 Die gemeine Baumwanze (Tropicoris rufipes) 106 Die punktierte Baumwanze (Cimex punctipennis) .... 106 Die Geradflügler (Orthoptera) 107 Nützliche Geradflügler 107 Die Libellen 107 Die blaue Wasserjungfer (Calopterix splendens) 108 Die vierfleckige Wasserjungfer (Libellula quadrimaculata) . . 108 Die kleine Wasserjungfer (Agrion puella) 108 Der Ohrwurm (Forficula auricularia) 108 Die grüne Laubheuschrecke (Locusta viridissima) .... 110 Schädliche Geradflügler 111 Die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris) 111 Vorbemerkungen. Will der Forstmann seinem Baumbestände zu einem gedeihlichen Fortkommen und zu gesundem Wachstum verhelfen, so ist es für ihn eine unumgängliche INotwen- digkeit, sich sowohl mit dem Walde als großem Ganzen als auch mit dem einzelnen Baume oder Strauche als Be- sonderem bis ins kleinste hinein vertraut zu machen. Seine Sorge um den Wald beginnt schon mit dem Ernten und Säen der Saat, sie schwindet erst nach erfolgter Abfuhr des gefällten Stammes aus dem Forste, Doch zwischen der Saat und dem gefällten Holze liegt eine lange Spanne Zeit, eine Zeit, in der so manche Unbilden und Wirrnisse an den Baum herantreten, denen dieser leicht zum Opfer fallen, oder aber durch die er leicht in seiner Entwicklung gefährdet werden kann. Daß der Baum allen diesen Un- bilden Widerstand zu bieten vermag, daß er ihnen nicht zum Opfer fällt oder unter ihrem Einfluß Schaden nimmt, das ist die Aufgabe des Waldhüters und Waldpflegers, der diese Unbilden und Wirrnisse nach Möglichkeit abzu- wehren, ihnen vorbeugend entgegen zu treten hat. In vielen Fällen ist das eine leichte Sache, oft aber auch ist es mit großen Schwierigkeiten verbunden, und nicht selten sieht sich der gewissenhafte Forstmann vor eine Aufgabe gestellt, zu deren Lösung seine Kräfte nicht ausreichen. Derartige Fälle sind nicht selten, und zum größten Teile sind sie stets von den Feinden des Waldes herauf- beschworen. Um in jedem einzelnen Falle stets an der richtigen Stelle und auf die richtige Art und Weise die Lohren z, Nützliche und schädliche Insekten im Walde. 1 D. R HILt LIBI3[ARY 2 Vorbemerkungen. heilende Hand anlegen zu können, ist es nötig, die Feinde des Bauines selbst in ihrer ganzen Eigenart zu kennen. Was sich im Forste in dieser Beziehung dem Forstmann ziemt, und was von ihm dort im großen verlangt Avird, das ist genau dieselbe Sache im kleinen für den Besitzer von Feldgehölzen, für den Pfleger von Baumschulen, von Park- anlagen, Alleen, für den Besitzer von Obstkulturen usw. Die Feinde des Baumes sind Legion! Einer der häufigsten ist das Wetter und vor allem der Sturm. Ihm gegenüber weiß sich der Förster durch geschicktes Ab- holzen in etwas zu helfen. Andere sind die Hitze, der Frost, Trockenheit, Dürre und im Gegensatz dazu große Nässe. Auch diesen begegnet der Mensch mit Umsicht durch Pflanzung von Mischwaldungen und Anlage von Wasser-Gräben und -Sammelstellen. Empfindlicher aber als diese Feinde, deren Auftreten vollständig außerhalb des menschlichen Machtbereiches liegt, machen sich die- jenigen Feinde des Baumes bemerklich, gegen die der Mensch mit allen Gaben seines Geistes und seines Körpers ins Feld zu ziehen imstande ist, deren Erscheinen er wenigstens in etwas verhüten und deren Verschmnden er mit Erfolg beschleunigen kann. Hierhin gehören zu- nächst die Feinde aus dem Pflanzenreich, welche fast aus- schließlich der Klasse der Pilze angehören. Genannt sei nur der Erzeuger der Wurzelfäule und so vielei' anderer Baumkrankheiten, der Hallimasch, dann als Ur- heber der Botf äule der Kiefernba umschwamm, und verwiesen sei nur auf die unzähligen Rostpilze, die alle dem Baumbestände das Verderben selbst sind. Den Schaden der pflanzlichen Feinde übertrifft aber der der Feinde aus dem Tierreiche bei weitem. Sämtliche Klassen des Tierreichs sind mehr oder weniger zahlreich unter den Feinden des Bamnes vertreten, und in gleicher Weise ist der Schaden der einzelnen Ver- treter verschieden. Sehr empfindlich bemerkbar macht sich im Walde das Auftreten der Nagetiere durch das Ab- Vorbemerkungen. 3 nagen von Pflanzenwurzeln, durch das Schälen der Stämme imd Abbeißen junger Triebe. Mollmäuse, Rötelmäuse, Eichhörnchen und bei nichtjagdberechtigten Waldbesitzern auch Hasen und Kaninchen sind aus diesem Grunde un- gern gesehene Gäste. Noch weit größeren Schaden als diese bereiten — natürlich abgesehen von dem nicht zu unterschätzenden Jagdwert — das Rotwild und das Schwarzwild. Ersteres vornehmlich auf den Brunftplätzen durch Zertreten der jungen Schonung, durch die Äsung und das Eegen junger Stämme, letzteres durch das Auf- wühlen des Bodens und das Schälen der Stämme. Von den Vögeln kommen als forstschädlich gar viele in Betracht; wir wollen es uns aber hier ersparen, sie namentlich aufzuzählen, und nur auf ein hübsches Büch- lein „Schädliche Vogelarten" des Verlages Hermann Gesenius in Halle a. S. verweisen, in dem sie alle vortreff- lich in Wort und Bild zur Veranschaulichung gebracht sind. Ebenso sollen die übrigen Tierklassen übergangen und sogleich direkt auf das eigentliche Ziel dieses Buches, auf die Insekten des Waldes, losgesteuert werden, welche auf das gedeihliche Fortkommen des Bamnbestandes von allen Tieren bei weitem von größtem Einfluß sind. Die forstwirtschaftlich wichtigen Insekten sind teils Pflanzenfresser, teils Allesfresser. Schaden stiften sie. wenn sie in ihrer Ernährung auf forstwirtschaftliche Kulturpflanzen angewiesen sind und an diesen vernichtend wirken. Die Pflanzen werden von ihnen zum Teil durch die Freßwerkzeuge zerstört, d. h. zerfressen, oder aber es wird ihnen der J^ahrungssaft entzogen, was eine wesent- liche Schwächung der Pflanze verursacht und Mißbildungen und teilweises oder gänzliches Absterben im Gefolge hat. Es gibt auch nützliche Insekten, d. h. solche, die dem Haushalte des Menschen i^utzen bringen. Dieser !N'utzen kann nun ein direkter oder ein indirekter sein. Direkt nützlich sind die Bienen, die Seidenspinner und einige wenige mehr, indirekt die Insekten, deren ^N^utzen sich 1* 4 Vorbemerkungen. auf einem gewissen Umwege vollzielit, wie durch die Be- kämpfung von schädlichen Tieren usw. Den wirklichen jSTutzen oder Schaden stets richtig zu erkennen, ist oft eine schwere Sache. Während der Nutzen bei den direkt nützlichen Tieren klar auf der Hand liegt, ist er bei den indirekt nützlichen oft kaum oder gar nicht zu erkennen; es gehören schon eifrige Studien und eine recht fleißige Beobachtung des einzelnen Insekts in der freien ]Sratur und unter stets anderen BedingTmgen dazu, um einen ISTutzen als solchen mit voller Gewißheit feststellen zu können. Oft ist der vermeintliche Nutzen nur trügerisch: über ihn wird der gleichzeitig angerichtete, oft erst später zutage tretende Schaden, der den Nutzen an Größe weit überragen kann, übersehen. Ein treffliches Beispiel liefert uns hier eine später noch näher erwähnte Käferart, der Puppenräuber, und seine Larve. Dieser Käfer und seine Larve ernähren sich von den Larven anderer Insekten, namentlich von den fleischigen Raupen einiger schädlicher Schmetterlinge. Es war daher kein Wunder, wenn der Käfer als einer der größten Nützlinge hingestellt wurde. Dieser Nutzen soll dem Insekt hier nicht strittig gemacht werden; aber es soll dargetan werden, daß die Tätigkeit des Puppenräubers auch großen Schaden, wenn auch un- gewollt, hervorrufen kann. Es werden nämlich, wie wir später noch ausführlich hören werden, die Raupen von verschiedenen Schmarotzerinsekten bewohnt, namentlich von den Larven der Schlupfwespen. Diese Schmarotzer- insekten sind es, die einzig und allein, wenn alles mensch- liche Können längst versagt, eine Raupenplage abwenden können. Ihre Larven wohnen vornehmlich im Innern der Raupen und leben dort von deren Körperteilen, fressen also sozusagen das sie bewirtende Tier bei lebendigem Leibe auf, verhindern es daher an der Umwandlung zum ausgebildeten Insekt und verhüten so seine Weiterver- mehrung. Die Schmarotzerinsekten aber besitzen ein un- geheures Vermehrungsvermögen: ein einziges zur Aus- Vorbemerkungen. 5 bildung gelangendes Tier setzt Hunderte, oft Tausende von iJ^achkonunen in die Welt, die ihrerseits wieder das Ihrige zur Vertilgung unzähliger, schädlicher Raupen tun werden. Wie aber steht's nun, wenn Raupen, die die Larven solcher nützlicher Schmarotzerinsekten beher- bergen, von dem Puppenräuber vernichtet werden, und wenn das Schmarotzerinsekt so an seiner Ausbildung und Vermehrung gehindert wird? — Darf man da auch noch von einem I^utzen des Puppenräubers reden? — Oberfläch- lich betrachtet, ja; denn so lange die Raupe noch lebt, sieht man es ihr nicht an, daß sie von diesen Schmarotzern bewohnt ist, sie gilt daher als schädlich und müßte ver- nichtet werden; — eingehend betrachtet aber muß man den Nutzen entschieden verneinen. Denn sobald die Raupe von den Schmarotzern befallen ist, ist sie auch eine sichere Beute des Todes, sie kann sich nicht voll zum In- sekt entwickeln, eine weitere Vermehrung ist also aus- geschlossen. Ihre Vernichtung durch den Puppenräuber aber bedeutet einen Schaden; denn mit der Raupe büßt auch der sie bewohnende Schmarotzer das Leben ein, der un günstigen Falle oft Hunderte und Tausende von nütz- lichen ITachkommen gehabt hätte. — Wie es hier bei dem Puppenräuber mit dem vermeintlichen Nutzen bestellt ist, so ist es bei anderen Insekten oft der Fall mit dem Schaden. Mögen die später folgenden Beschreibungen der einzelnen für die Forstwirtschaft in Betracht kommenden Insekten dazu dienen, jedes einzelne derselben in bezug auf seinen Nutzen oder Schaden ins richtige Licht zu stellen. Möge dies Büchlein namentlich der Uneingeweihte recht fleißig zur Hand nehmen und sich im Zweifel aus ihm recht häufig Rat holen. Die Insekten bilden unter den Tieren eine besondere, in sich scharf abgegrenzte Klasse. Charakteristisch für sie ist die Eigentümlichkeit, daß jedes einzelne Tier bis 6 Vorbemerkungen. zu seiner Entwicklung zum geschlechtsreifen Lebewesen eine Reihe von Verwandlungen durchzumachen hat, die sogenannten Metamorphosen. In jeder einzelnen dieser Verwandlungsstufen hat das Insekt ein anderes Aussehen, in jeder lebt es auch unter oft ganz verschiedenen Ver- hältnissen. In der Kegel sind es vier Metamorphosen, die es erlebt: das Eier-, das Larven-, das Puppen- und das eigentliche Insektenstadium, und diese vierfache Meta- morphose nennt man eine vollständige Verwandlung. Zum Unterschiede von der vollständigen kennt man natürlich auch die unvollständige Verwandlung, bei der das Insekt die eine oder die andere Metamorphose überspringt. Das ist beispielsweise der Fall bei den larvengebärenden In- sekten, bei denen sich der Fruchtkeim schon innerhalb des mütterlichen Körpers bis zur Larve entwickelt, das alte Insekt also an Stelle des Eies eine Larve zur Welt bringt. Ferner ist das der Fall bei den puppengebärenden und sogar bei den lebendgebärenden Insekten, bei denen an Stelle des Eies die Puppe bezw. das geschlechtsreife Tier den mütterlichen Leib verläßt. Die Begattung der Insekten erfolgt auf der höchsten Verwandlungsstufe während des eigentlichen Insekten- stadiums; denn nur das vollständig entwickelte Tier ist zeugungsfähig. Viele Insekten aber bedürfen zur Erhal- tung ihrer Art nicht der Begattung, in ihnen vereinigen sieh beide Geschlechter, und jedes einzelne Tier ist für eine ganze Reihe von Generationen mit dem Zeugungskeime aus- gerüstet; nur zeitweise treten unter ihnen getrennte Ge- schlechter auf, die ihrerseits wieder eingeschlechtliche auf lange Zeit hin fortpflanzungsfähige I^^Tachkommen erzeugen. Den Entwicklungsgang, bezw. den Geburtsakt ohne vorauf- gegangene Begattung nennt man Jungfernzeugung. D a s E i. — In dem Ei erfährt das Insekt seine erste Metamorphose; diese Zeit ist für dieses eine Zeit der Ruhe, in der es keiner Ortsbewegung mächtig ist und keiner ISI'ahrung bedarf. Das Ei hat verschiedene Farbe, Gestalt Vorbemerkungen. 7 und Größe. Oft ist es rein weiß, oft dunkel gefärbt und nicht selten sogar glashell und durchsichtig. Es hat die Größe kleiner Staubteilchen bis zur Dicke eines Hänf- kornes und darüber hinaus. Es ist kugelrund, oval, birnen- oder tonnenförinig, auch halbkugelig gebaut und mit einer weichen oder harten Haut umgeben. Abgelegt werden die Eier fast stets an solchen Orten, an denen die aus- schlüpfenden jungen Lärvchen gleich die für ihr gedeih- liches Fortkommen nötige Nahrung vorfinden, in erster Linie also an der EutterpÜanze oder dem Futtertiere, stets aber in deren Js'ähe. Die Pflanzen beherbergen an alleu ihren Teilen Insekten, sei es an der äußersten Spitze der Baumkrone oder tief unten im Ehizom (Wurzelstock), an der äußeren Kinde oder tief im Inneren des Stammes, und dementsprechend bringt das weibliche Tier auch die Eier unter. Es belegt die Pflanze sowohl äußerlich als auch unter Zuhilfenahme eines Legestachels oder einer Lege- röhre in ihren inneren Teilen. Entsprechend der späteren Lebeweise der Larven geschieht die Eiablage vereinzelt oder in kleinen Klümpchen beieinander, frei und offen oder geschützt und verborgen. Im. ersteren Falle werden die Eierchen häufig von dem alten Insekt mit einer schützenden Hülle umgeben me mit Haaren usw. Damit sie an ihrer Unterlage haften bleiben, werden sie bei ihrem Austritt aus dem mütterlichen Körper gleichzeitig mit einem an der Luft leicht erhärtenden Klebesaft überzogen. Dieser dient namentlich den überwinternden Eiern als Schutzmittel gegen Kälte und Feuchtigkeit. Das Ei ent- hält den Lebenskeün für das spätere Insekt, es reift an der Wärme der Sonne ohne jede weitere Zutat des alten Tieres. Ihm entschlüpft je nach der Art nach einigen Minuten, Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten die Larve. Die Larve. — iSTach ihrem Körperbau hat man die Insektenlarven in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die eine nur solche Tiere umfaßt, die einen regelrechten Kopf haben, die andere im Gegensatz dazu nur solche, bei denen der eigentliche Kopf fehlt. 8 Vorbemerkungen. Die bekopften Larven findet man hauptsächlich bei den Insekten mit vollkommener Metamorphose. Ihr Körper setzt sich zusammen aus zvSli Leibesringen, von denen die drei vorderen den Brustringen des geschlecht- tragenden Insekts entsprechen, die neun hinteren dessen Leibesringen. Diese Larven tragen entweder keine oder sechs (Engerlinge) und mehr (Raupen) Beine. Sind Beine vorhanden, so sitzen die drei ersten Paare stets zu je einem Paar an den vorderen drei Leibesringen, ihnen entsprechen die Beine des ausgebildeten Insekts. Die kopflosen Larven haben weder Kopf noch Beine ; man nennt sie zum Unterschiede von den bekopften kurz- weg Maden, und sie unterscheiden sich von den unbe- beinten Larven mit Kopf deutlich durch das Fehlen de^ Kopfes. Bei ihnen sitzen die Mundwerkzeuge direkt am Körper und zwar an dem zugespitzten Ende und dort wieder an dem ersten Leibesringe. Das äußere Kleid der Insektenlarven ist entweder nackt oder behaart, oft auch zeigt es eine durch fleischige Dornansätze oder warzige Erhöhungen verunzierte Haut. Die Atmung vollzieht sich durch Luftlöcher, die soge- nannten Stigmen, die sich in der Regel zu beiden Seiten des Körpers befinden. Diese bilden die äußeren Enden der eigentlichen Atmungsorgane, der Tracheen, welche den ganzen Larvenkörper kanal- oder schlauchförmig durchziehen. Ist die Larve erwachsen, so schreitet sie zur Ver- puppung, sie verwandelt sich in die Puppe. Die Puppe. — In der Puppe oder I^Tymphe ver- bringt das Insekt während der Verwandlungen seine zweite Ruhepause. Es ist jetzt ebenfalls keiner Ortsbewegung mächtig und nimmt keinerlei Nahrung auf. In der Puppe bildet sich die Larve zu dem eigentlichen Insekt um, zu dem geschlechttragenden Image. Auf welche Weise diese Umwandlung aus der einen Form in eine der ersteren ganz unähnliche zweite vor sich geht, ist wissenschaftlich noch Vorbemerkungen. 9 nicht ganz klar gelegt, und eine Erörterimg dieses Pro- zesses an dieser Stelle würde auch zu weit führen. Wir wollen nur erwähnen, daß an der jungen Puppe in der Eegel sogleich die äußeren Umrisse des sich in ihr bilden- den Insektes erkannt werden können, während dieses selbst noch lange nicht vorhanden ist. Der äußern Gestaltung Tind Beschaffenheit nach unterscheidet man zwei Arten von Insektengruppen, die verschleierten oder Mumien und die eingehüllten. Die ersteren sind nur von einer perga- mentartigen Haut umgeben wie die Puppen der Ameisen und Bienen, die letzteren tragen eine harte, undurchsich- tige Hülle aus chitinartiger Masse und sind entweder nackt oder von einem sogenannten Gespinst (Kokon) einge- schlossen. Die Larven verpuppen sich stets an geschützten Orten, in der Erde, im Holze, in Rindenrissen, zwischen Steinen, in Blüten und Früchten usw., die kopflosen Arten, die Maden, aber stets nur im verborgenen. Bei der Verpuppwig zieht die Larve in der Regel ihren Körper der Länge nach zusammen, so daß dieser kürzer, dafür abe^ an Umfang oft bedeutend stärker wird, und lungibt ihn darauf mit der eben beschriebenen Hülle. Der Verwandlungsprozeß innerhalb der Puppe dauert bei den verschiedenen Arten auch verschieden lange Zeiten, so daB ein Unterschied von Tagen, Wochen und oft vielen Monaten entsteht. Da die Puppe zu ihrer Reife der Wärme bedarf, so kann diese auf die Beschleimigung oder Hintanhaltung der Verwandlung natürlich, auch großen Einfluß ausüben; günstig ist stets eine reichliche, doch nicht zu trockene Wärme, während Kälte und ITässe auf die Verwandlung nachteilig einwirken. Sobald die Puppe ihre Reife erlangt hat, platzt sie an dem vorderen Rückenende auf, und das Insekt zwängt sich unter An- wendung seiner schwachen Kraft durch den entstandenen Schlitz hervor. Das Imago oder geschlechttragende Insekt. — Bei dem Entschlüpfen aus der Puppe oder 10 Vorbemerkungen. der Nymphe ist das Insekt fast vollständig ausgebildet ; doch ist sein Körper oft noch recht weich, der Chitin- panzer ist noch nicht völlig erhärtet, und die Flügel sind manchmal noch nicht ganz ausgewachsen. Doch alles das ist nur vorübergehend, es bedarf nur einer ganz kurzen Spanne Zeit, bis das junge Tier dem alten vollständig gleicht. Während bei den Säugetieren, den Vögeln, Fischen usw. ein inneres Knochengerüst dem Tiere als Stütze für seine Fleisch teile dient, ist bei den Insekten ein äußeres festes Gerüst vorhanden. Hier liegen die festen Teile, die eigentlichen Stützen des Tieres, in der Außenseite, in der Haut, während die weichen Teile im inneren Körper zu finden sind. Man spricht daher bei den Insekten von einem Hautskelett. Dieses mrd aus einer Zellenschicht, der sogenannten Hypodermis, nach oben hin ausgeschieden und besteht zum weitaus größten Teile aus einer stickstoffhaltigen Substanz, die man Chitin nennt. Der Körper der Insekten ist gegliedert: er zerfällt in drei äußerlich gut erkennbare Hauptabschnitte, Kopf, Brust und Hinterleib. Der Kopf ist der Träger der Augen, der Fühler und der Mundwerkzeuge; die Brust die Trägerin der eigent- lichen Bewegungsorgane, der Beine und Flügel; der Hinterleib der Träger der Geschlechtsorgane. Die Augen sind bald groß, bald klein und entweder ]*Tetz- oder Punktaugen, l^etzaugen sind stets zwei vor- handen, zu beiden Seiten des Kopfes je eins. Sie sind eine Zusammensetzung aus vielen einzelnen kleinen Augen, die vereint beim Sehen aber nur ein einziges Bild geben. Sie heißen auch Facetten- oder facierte Augen. Die Punktaugen oder einfachen Augen sind nicht immer vor- handen, sehr selten aber allein ohne die ISTetzaugen. Fast immer sitzen sie in Gruppen von zweien oder dreien, selten vereinzelt, zwischen den Seheitelrändern der x^etzaugen. Vorbemerkungen. 11 Die Fühler oder Tastorgane sind aus verschiedenen kleineu Gliedern zusaumiengesetzt. Ihre Form ist sehr verschieden. Lange Zeit hat man nicht gewußt, zu wel- chem Zwecke sie vorhanden sind, mit der Zeit aber hat man erkundet, daß sie vorwiegend dem Gefühl, dem Ge- ruch und dem Gehör dienen, also nicht unwichtige Glied- maßen für ihren Träger darstellen. Je nach der Art der IsTahrungsaufnahme des Insekts unterscheidet man die Mundwerkzeuge in kauende oder beißende und in saugende. Beißend heißen sie, wenn die gegenständigen Kiefernhälften frei hin und her bewegt werden können (bei den Käfern), saugend, wenn die Kiefernhälften zu einem Saug- oder Stechrüssel ausge- wachsen sind (bei den Schmetterlingen imd Mücken). Die Brust, welche den eigentlichen Mittelleib dar- stellt, wird aus drei Brustringen gebildet, die unter sich in der Eegel fest und unbeweglich verbunden sind. An ihnen sitzen die drei Beinpaare und die Flugwerkzeuge, und zwar trägt ein jeder von ihnen nach unten hin je ein Beinpaar, und der zweite und dritte, bezw. nur einer oder auch keiner von ihnen (je nach der Anzahl der Flügel- paare) je ein oder kein Flügelpaar. Jedes der Beine zer- fällt in drei Teile, in den Oberschenkel, den Unterschenkel und die Zehen oder Tarsen. Flügel sind entweder gar nicht (bei den Flöhen), in einem Paare (bei den Fliegen) oder in zwei Paaren (bei den Schmetterlingen) vorhanden. Ähnlich wie die Brust besteht auch der Hinterleib aus einzelnen Leibesringen, doch mit dem Unterschiede, daß die einzelnen Ringe durch elastische dünne Häutchen beweglich untereinander verbunden sind. Verbunden ist der Hinterleib mit dem Bruststück entweder in seiner ganzen Breite oder nur durch einen dünnen kurzen Stiel (bei den Wespen). Er trägt am iTuteren Ende die Leibes- öffnung und die Geschlechtsorgane, oft auch einen Wehr- oder einen Legestachel. Der Wehrstachel ist in der Regel äußerlich nicht sichtbar sondern in den inneren Leib ein- 1 2 Vorbemerkungen. gezogen und tritt nur bei tätlichen Angriffen auf den Feind zutage, wohingegen der Legestachel meistens als Fortsatz des letzten Leibesringes deutlich hervortritt. Das ISTervensystem der Insekten hat seinen Mittel- und Ausgangspunkt in dem Gehirne, das seinen Sitz im Kopfe hat, und durchzieht in dem Bauchstrang, den sogenannten Ganglien oder ]ü»[ervengeflecht (Nervenknoten) den Körper. Die Sinnesorgane sind alle gut entwickelt. Am schärfsten ausgeprägt ist das Gesicht; der Geschmack ist fein und läßt sich vornehmlich an der VorKebe der ein- zelnen Insekten für eine gewisse IsTahrung erkennen. Der Geruch ist oft geradezu ausgezeichnet, ihm steht das Ge- hör nicht sehr viel nach, und beide haben ebenso wie das Gefühl ihren Hauptsitz in den Tastern oder Fühlern. Als Verdauungswerke kennt man außer den Mund- teilen eine deutliche Speiseröhre und einen schlauchartigen Magen und Darm, welche, so einfach sie auch sind, vor- züglich ihren Dienst versehen. Das farblose Blut zirkuliert vollkommen frei im Körper. Ein Adersystem ist nicht vorhanden und das Herz nur durch eine schlauchartige Bildung im Rücken angedeutet. Wie schon der Fisch sich durch seine Kiemenatmung von den Wirbeltieren imterscheidet, so tut es auch das Insekt durch eine ganz besondere Art der Atmung, durch die Tracheenatmung. Diese erfolgt durch Luftlöcher (Stigmen), welche sich zu beiden Seiten des Körpers zeigen und sich nach innen hin in ein Röhrennetz (Tracheen) fortsetzen. Eine Lunge oder ein ähnlicher Atmungs- apparat ist nicht vorhanden. Die Lebensdauer der Insekten ist verschieden. Unter Lebensdauer ist die Zeit einer Generation, d. h. die Zeit zu verstehen, welche das Insekt von dem frischgelegten Ei bis zum Tode des sich allmählich daraus entwickelnden geschlechttragenden Tieres gebraucht. Die Generation aber ist sehr mannigfaltig, sie kann doppelt und dreifach Vorbemerkungen. 13 sein, d. h. sie kann sich im Laufe eines Jahres zwei- oder dreimal wiederholen, sie kann auch einjährig oder mehr- jährig sein, d. h. sich im Laufe eines oder mehrerer Jahre nur einmal vollziehen. Die Nahrung der Insekten besteht teils aus tierischen, teils aus Pflanzenstoffen, und durch die Aufnahme der ISTahrung macht sich das Insekt schädlich oder nützlich bemerkbar. Zu den nützlichen Tieren vom Standpunkte des Forstmannes sind fast ausschließlich die Fleischfresser zu zählen, während die Pflanzenfresser die größten Schäd- linge sind; denn die letzteren sind es, die dem Pflanzen- ^vuchs hinderlich sind, während die ersteren hauptsächlicli auf Kosten der letzteren leben. Die Insekten gehören zu den Gliedertieren und bilden unter diesen eine besondere Klasse, eben die Klasse der Insekten oder Kerbtiere, welche man wieder in sieben engere Verwandtschaftsabteilungen, in sieben Ordnungen eingeteilt hat. Diese sieben Ordnungen sind die fol- genden: 1. Ordnung: Käfer (Coleoptera). 2. Ordnung : Aderflügler (Hymenoptera). 3. Ordnung: IST e t z f 1 ü g 1 e r (N"europtera). 4. Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera). 5. Ordnung : Zweiflügler (Diptera). G.Ordnung: Halbflügler oder Schnabel- kerfe (Hemiptera). T.Ordnung: Geradflügler (Orthoptera). Die Käfer. (Coleoptera.) Die Käfer sind eine Ordnung der Insekten mit voll- kommener Metamorphose. Ihren Körper umgibt ein oft äußerst fester und Aviderstandsfähiger Chitinpanzer. Cha- rakteristisch für sie sind die beißenden Mundwerkzeuge und die erhärteten, zum Fliegen untauglichen Deckflügel, die nur dazu dienen, den weicheren Unterflügeln während der Ruhe Schutz zu bieten. Diesen letzteren dienen ader- artige Rippen als feste Stützpunkte ; denn sie bestehen nur aus äußerst feinen und dünnen Häutchen. Da von ihnen einzig und allein das Flugvermögen des Käfers abhängt, so sind sie sehr lang und müssen, imi von den Deckflügeln in der Ruhe vollständig bedeckt werden zu können, auf dem Hinterleibe zusammengelegt werden. Vielen Käfern sind die Flügel zum Teil verkümmert, anderen fehlen sie gänzlich, oft fehlt das hintere Flügelpaar, und oft ist das vordere nur stummeiförmig angedeutet. Die Beine haben je nach der Art ihrer Bestimmung eine verschiedenartige Gestalt und sind jeweils vorwiegend zum Laufen, Klettern, Schwimmen oder Springen eingerichtet. Die Ordnung der Käfer zerfällt in zehn Unterabtei- lungen, in Familien, und bei dieser Einteilung ist man von der Anzahl der Fußglieder ausgegangen. ISTicht alle Naturforscher haben auf diesem Systeme ihre Forschungen aufgebaut, viele sind von anderen Gesichtspunkten aus- gegangen und haben demgemäß auch eine andere Familien- einteilung vorgenommen. Zweckmäßig ist aber jedenfalls die Einteilung nach der Anzahl der Fußglieder, und da- nach sind die zehn Familien die folgenden: Nützliche Käferarten. 15 1. Familie: Laufkäfer (Carabidae). 2. Familie : Aaskäfer (Silphidae). 3. Familie : Glanzkäfer (Mtidulidae). 4. Familie : G e h e i m f r e s s e r (Cryptophagidae). 5. Familie: Maikäfer (Scarabaeidae). 6. Familie : Schnellkäfer (Elateridae). 7. Familie : Rüsselkäfer (Curculionidae). S.Familie: Samenkäfer (Brucbidae). 9. Familie: Borken- (einschl. Bast- und Splint-) k ä f e r (Scolytidae). 10. Familie : Blattkäfer (Chrysomelidae). Diese zehn Familien weisen sämtlich nützliche und schädliche Käfer auf. Leider muß es gesagt werden, daß die schädlichen fast in jeder Familie vorwiegen. Diese werden wir in ihren größten Schädlingen in diesem Buche kennen lernen, ohne dabei indessen die nützlichen außer acht zu lassen. ISTützliche Käferarten. Die erste Familie der Käfer, die Laufkäfer (Carabidae), schließt vornehmlich nützliche Arten in sich ein oder doch nur solche, die nur wenig oder ganz ge- ringen Schaden stiften. Bei allen überwiegt bei weitem der Xutzen den Schaden, und nur eine Art darf und muß man allerdings auch den Schädlingen zuzählen, nämlich den G e t r e i d e 1 a u f k ä f e r. Für die Forstkulturen kommt er aber fast gar nicht in Betracht, da er vorwiegend ein Bewohner der Getreidefelder ist und dort auf dem Saatacker sein Unheil anstiftet. Dort verursacht der Käfer an dem noch nicht ganz reifen Getreide und im Winter seine Larve an der jungen Saat sehr empfindlichen Schaden. Die Laufkäfer haben stets elfgliedrige, fadenförmige oder borstenförmige Fühler, ihr Körper wird getragen von sechs kräftigen, langen, zum schnellen Laufen vor- züglich eingerichteten Beinen. Sie leben fast ausschließ- 16 Der Puppenräuber. lieh von tierischen Stoffen, vom Raube auf allerlei Ivlein- getier aus der Insektenwelt, dem sie vornehmlich in der i^acht nachstellen. An pflanzlicher Nahrung vergreifen eie sich nur sehr selten und nur sehr wenige Arten von ihnen, unter denen der schon oben erwähnte Getreidelauf- käfer (Zabrus gibbus) der gefürchtetste ist. Die Eiablage erfolgt seitens des Weibchens in der Erde; hier ent- wickelt sich auch die Larve, welche den Winter als solche übersteht und sich ebenfalls unter der Erde verpuppt. Auch der Käfer überwintert in der Regel; als Winterlager dienen ihm warme Plätzchen unter abgestorbenen Kräu- tern oder unter dem Moose. Wohl der wichtigste aller Laufkäfer ist Der Puppenräuber (Calosoma sycophanta). Tafel 1, Figur 1. Er wird über 25 mm lang, sein Körper erstrahlt auf schwarzblauem Grunde in goldgrünem, rötlich über- flogenem Glänze, die Flügel sind dichtpunktiert gestreift. Seinen Lieblingsaufenthaltsort findet er in Bamnschulen, Eeldgehölzen, in Wäldern und in Gärten, aber auch auf dem freien Felde ist er ein häufiger Gast. Zur iSTachtzeit geht er auf den Beutezug aus; er macht dann eifrig Jagd auf allerlei Ungeziefer. Vornehmlich sind es die Schmet- terlingsraupen, die in unzähligen Mengen den nie ruhen- den Freßwerkzeugen dieses Polizisten aus der Insekten- weit zum Opfer fallen. Bei Tage trägt er ein weniger lebhaftes Wesen zur Schau: er ist dann ruhiger, ohne aber deshalb untätig zu sein. An einem ruhigen, von Feinden ungestörten Plätzchen gibt er sich der Ruhe hin; doch wehe dem Lebewesen, das das Unglück haben sollte, ihm die Behaglichkeit zu stören, es wird angefallen und über- wältigt. Dem Käfer gleicht in der ganzen Lebensweise auffallend seine Larve. Auch sie ist vorwiegend ein Tier der ]^acht und beherrscht ihre Jagdgründe gleich gut auf der ebenen Erde wie im höchsten Gipfel des Baumes. Waldsandkäfer. 17 Bei Tage durchstöbert sie die Bodenstreu, Steinhaufen, hohle Bäume und dergleichen, unter dem Schutze des nächtlichen Dunkels macht sie sich im Freien zu schaffen. Der Nutzen, den der Puppenräuber und seine Larve stiften, ist nur ein indirekter, aber er ist groß und un- schätzbar. Gerade der Puppenräuber ist es, der neben den Schlupfwespen dem Menschen in der Bekämpfung der so schädlichen Kaupen des Kieferuspinners, der Kieferneule, der ISTonne und des so gefährlichen Pro- zessionsspinners getreulich als tätiger Gehilfe zur Seite steht. Nächst dem Puppenräuber wären von den nützlichen Käfern die Sandkäfer zu nennen. Ihr Körperbau lehnt sich an den der Laufkäfer an. Sie lieben sandige und von der Sonne reichlich beschienene Waldplätze. Dort kann man sie an sonnigen Tagen in ihrem Spiele leicht beobachten: wie der Blitz tummelt sich die lustige Schar schnellenden Laufes auf dem heißen, trockenen Sandboden umlier, bei unserm Näherkommen geht es leichten Fluges in die Luft und nach einer kurzen Strecke Weges wieder zur Erde zurück, und das Spiel setzt sich bei unserem Weiterschreiten in derselben Weise fort. Die Larven leben in der Erde, in selbstausgehöhlten Löchern lauern sie dort dicht an der Oberfläche auf vorüberziehende kleine Tiere, auf die sie sich mit Blitzesschnelle losstürzen, und die sie dann zum Fräße in ihre Löcher ziehen. Als einen der bekanntesten Sandkäfer nennen wir den Waldsandkäfer (Cicindela sylvatica), Tafel 1, Figur 2, welchen wir in Nadelholzwäldern sehr häufig antreffen. Er wird gut l^/o cm lang imd ist leicht an den gelblich- weißen Abzeichen der dunkelgefärbten Flügeldecken zu erkennen. Eine weitere Gruppe sehr nützlicher Käfer bilden Lohrenz, Xützliclie und schädliche Insekten im "Walde. 9 18 Die Kurzflügler. Die Kurzflügler. Es sind das merkwürdige, schlankgebaute, langgestreckte Käferchen, die eher einer Larve als einem geschlecht- tragenden Käfer gleichen. An diesem ihren Aussehen sind die Flügel schuld, von denen die Deckflügel nur stummeiförmig vorhanden sind. Die hinteren, weichen Flügel, die eigentlichen Flugorgane, bemerkt man auf den ersten Blick gar nicht, und doch sind sie vollständig und sogar sehr gut entwickelt da; in der Ruhe sind sie nar nicht wahrzunehmen, weil sie fein säuberlich zusammen- geklappt und unter die Stummel der Deckflügel gelegt sind. Diirch diese Eigentümlichkeit des Flügelbaues wird der größte Teil des Käferleibes freigelegt, und so erhält das Tier das larvenähnliche Aussehen. Durch dieses Aussehen wird denn auch der Käfer als solcher vom Menschen häufig verkannt und meist als ein schädliches Tier angesprochen. Infolgedessen wird er, sofern er sich am Tage blicken läßt, wegen seines unschönen Anblicks unbarmherzig dem Tode überliefert. Das ist geradezu ein Jammer; denn den Käfer sowohl als auch seine Larve müssen wir unbeding-t zu den nützlichsten Insekten zählen. Die Käfer selbst leben hauptsächlich von faulenden tierischen und pflanz- lichen Stoffen und dürfen schon aus diesem Grunde, wegen der Beihilfe zur Beseitigung von toten Tieren, An- spruch auf Schonung machen. Groß aber ist der N'utzen, den vorwiegend die Larven durch direkte Bekämpfung der dem Forste schädlichen Käfer und deren Larven stiften. Denn Käfer sowohl als auch Larven führen ein Leben im verborgenen, unter Steinen, unter der Bodenstreu, im Moos, unter der Borke starker Bäume und in erster Linie in den Bohrgängen der Borken-, Bast- und Splintkäfer, Avo ihnen zahlreiches schädliches Insektengetier zum Opfer fällt. Die ungerechte Bekämpfung, die die Kurzflügler häufig durch den Menschen in dessen Unwissenheit er- fahren, rechtfertigt Avohl auch an dieser Stelle die Wieder- holung der alten Wahrheit, niemals ein Tier zu töten, Rotflügeliger Raubküfer. Die Weichflügler. 19 wenn man nicht ganz bestimmt von dessen Schädlichkeit überzeugt ist. Diese allgemeine Beschreibung wird hoffentlich ge- niigen, imi ein anschauliches Bild von den Kurzflüglern zu geben, ohne deshalb eine Reihe von Arten einer be- sonderen Betrachtung zu unterziehen. Aus den Tausen- den von Arten sei aber eine herausgegriffen, die wir uns besonders merken wollen, der Rotflügelige Raubkäfer (Staphylinus erythropterus). Tafel 1 , Figur 3. Dieses Tier wird bis zu 40 nun lang und zeigt uns ein sehr schönes Bild der Kurzflügier. Ebenfalls in mehreren tausend Arten auf der Erde verbreitet sind Die Weichflügler, eine weitere sehr nützliche Käfergruppe. Auch ihnen hat die Flügelbildung den ISTamen eingetragen. Die Flügel sind nämlich wie auch die ganze übrige Körperbedeckung im Gegensatz zu denen anderer Käfer sehr dünn, weich und zart, so daß sich die Käferchen ganz weich anfühlen. Sie tragen lange Fühler und mit ihrem schlankgebauten Körper vermögen sie in geschicktem Fluge die Luft zu durchschneiden und in behendem Laufe durch enge Ritze zu schlüpfen. Sie sind sehr lebhaft und nehmen sich bei ihrem possierlichen Wesen namentlich auf Blüten zierlich aus, an denen sie mit ihren scharfen Mundwerkzeugen gern süße Säfte lecken. Im übrigen sind sie, was ihre !N"ahrung betrifft, zwar körperlich nur kleine, dafür aber in der Leistung große Räuber. Unter dem Kleingetier, kleinen Insekten und Larven, können sie gar arg auf- räumen. 'Noch, gefräßiger als der Käfer ist die Larve. Diese lebt hauptsächlich auf Kosten anderer kleiner Lebewesen, hält sich bei Tage stets in guten Verstecken verborgen 20 Das Johanniswürmclieu. und mackt besonders des N'achts mit Vorliebe Jagd auf allerlei Schneckengetier. Zu den Weichflügiern gehört eine sehr interessante Käfersippe, die der Leuchtkäferchen, von denen Das Johanniswürmchen (Lampyris splendidula), Tafel 1, Figur 4, einen hervorragenden Vertreter der bei uns vorkommen- den Arten abgibt. Das Interessante an diesen Tierchen ist die Tatsache, daß sie zur ISTachtzeit mit ihrem Hinter- leibe einen hellen, grünlichen Schein verbreiten, den sie nach Belieben erlöschen und wiederkehren lassen können. Wie diese Lichterscheinung zu erklären ist, darüber ist man noch im ungewissen. Man nimmt an, daß sie auf phos- phorhaltige Bestandteile zurückzuführen ist, und man weiß, daß sie auch von der Witterung in hohem Grade abhängig ist, noch mehr aber von elektrischer Spannung in der Luft. Von den beiden Geschlechtern dieser Tiere trägt nur das männliche Flügel. An warmen Sommerabenden schwirrt es wie ein leuchtendes Fünkchen durch die Luft, um so von oben herab das unbeflügelte Weibchen am Erdboden im Kraute zu erspähen und zu begatten. Die Johanniswürmchen halten sich stets gern im Feuchten auf, mit Vorliebe auf recht verwilderten Rasenplätzen oder in mit Rasen und Ried bewachsenen Gräben in der !Nähe von Waldrändern. Dort kann man auch fast das ganze Jahr hindurch die ebenfalls leuchtenden und dem weib- lichen Käfer sehr ähnlichen Larven finden. Käfer wie Larve sind sehr raubgierig und allzeitig hungrig. Alles Kleingetier, das ihrer Leibeskraft unterliegt, kann als Beute betrachtet werden; in erster Linie aber sind es sämtliche Schneckenarten, die ihnen zum Opfer fallen, und gerade dadurch werden die Johanniswürmchen so äußerst nützlich. Ameisenähnlicher Buntkäfer. Das Marienkäferchen. 21 Die Buntkäferchen. Der bekannteste dieser nützlichen Käfersippe dürfte wohl der Ameisenähnliche Buntkäfer (Clerus formicarius), Tafel 1, Figur 5, sein, welcher sehr viel Älinlichkeit mit einer großen Ameise hat. Bei allen Buntkäfern weist der Körper eine walzen- förmige Gestalt auf, und fast stets ist er im Grimdtone rot oder braun gefärbt; von diesem Grundtone heben sich auf den dunkleren Flügeldecken zwei helle Binden scharf ab. An dem großen Kopf treten die großen Augen weit hervor, und zwei starke Freßzangen sind deutlich er- kennbar. Die Buntkäfer verfolgen gern ihre Beutetiere in deren Schlupfwinkel hinein oder stöbern sie darin auf^ und so kommt es, daß sie den Borken-, Splint- und Bastkäfern in ihren Gängen häufige Besuche abstatten und dabei eine unzählige Schar derselben samt ihrer Brut vernichten. Ebenso macht es die Larve. Das Ei wird stets in Kinden- rissen abgelegt, \md die junge Larve bezieht natürlich mit Vorliebe gleich die mit N'ahrung vollgepfropften Gänge dieser Holzbohrer. Als letzte, jedoch nicht als die unmchtigste Gruppe unter den nützlichen Käfern seien Die Marienkäferchen genannt. Sie haben einen halbkugelförmig gebauten Körper, tragen zumeist eine rote Farbe und sind auf dem Eücken mit Flecken betupft. Beim Ergreifen lassen sie gewöhnlich einen gelben, stinkenden Saft fahren, der ein gutes Verteidigungsmittel zu sein scheint gegen tätliche Angriffe seitens feindlicher Tiere. Die Marienkäferchen sind in vielen Arten über die ganze Erde verbreitet, über- all und von jedem Kinde sind sie gekannt. Überall machen sie sich auch nützlich, sei es am Blumenstock vor unserm Fenster, sei es an der Rose im Garten, an der 22 Der Siebenpunkt. Kettenblume auf der Wiese oder an der Krone des himmel- wärts strebenden "Waldriesen. Überall bekämpfen sie das so schädliche Korps der Pflanzenläuse mit einem Heiß- hunger, der seinesgleichen sucht. Aber nicht allein Blatt- und Schildläuse sind es, die ihnen zmn Opfer fallen, nein, alles, was ihren Freßwerkzeugen nicht auszuweichen im- stande ist, kann gewiß sein, von diesen vernichtet zu wer- den. IToch weit blutdürstiger als der Käfer selbst ist dessen Larve. Diese scheint den Hunger überhaupt nicht stillen zu können und ist daher eins unserer nützlichsten Insekten. Leider hat sie von unwissenden Menschen recht oft Unrecht zu leiden, indem diese sie für ein schädliches Tier halten und ihr kurzerhand den Garaus machen. Daran ist wieder vne in so vielen Fällen ihr unschönes Äußere schuld. Denn schön kann man dieses langge- streckte, sechsbeinige Tier mit seinen vielen borstig be- haarten Leibeswarzen gerade nicht nennen. Wenngleich es unter den Marienkäferchen auch eine Art gibt, die sich durch das Befressen zarter Pflanzenteile unnütz macht, so muß man sie doch ganz entschieden im allgemeinen zu den nützlichen Insekten rechnen. Alle übrigen Arten leben nur von tierischer Kost, und von diesen kann man die eine schädliche leicht unterscheiden. Es ist das Käferchen, das mit seinem lateinischen ISTamen Lasia globosa heißt ; es hat eine rostrote Farbe und trägt auf dem Rücken auffallend viele, mindestens zwanzig schwarze Punkte. Das am häufigsten vorkommende Marienkäferchen ist Der Siebenpunkt (Coccinella septempunctata), Tafel 1. Figur 6. der an den sieben schwarzen Punkten auf den Flügel- decken leicht erkenntlich ist. Er legt, wie alle seiner Art, seine Eierchen stets an der Unterseite der Blätter in kleinen Klümpchen ab. Die Eierchen haben eine gebliche Farbe, sind etwas längKch geformt und werden häufig von allzu eifrigen Gartenbesitzern als schädliche Schmetter- Der gemeine Maikäfer. 23 lingseier vernichtet. Die jungen Larven haben ebenfalls eine längliche Gestalt; anfangs sehen sie schwärzlich aus, nehmen später eine dunkelgraue oder graugrüne Farbe an und tragen außer einigen gelblichen Flecken zahlreiche kleine Haarbüschel. Sie leben an allerlei Blumen, Sträu- chern und Bäumen und ernähren sich dort von Blattläusen und kleinen Insektenlarven. Sind sie erwachsen, so ver- puppen sie sich an den Blättern der Pflanzen. Die Puppen haben stets eine Farbe, die zwischen der der Larve und der des Käfers liegt, und sind an ihrem hinteren Ende mit dem Kopfe nach unten hängend befestigt. Ihnen entschlüpfen schon nach einigen Tagen die jungen Käfer- chen, welche anfangs noch recht weich sind und fast weiß aussehen; doch schon nach einigen Stunden erhärtet der Chitinpanzer, der seine leuchtende Farbe annimmt, und die Käfer vermögen nun der rauhesten Witterung Trotz zu bieten. Scliädliclie Käferarten. Der gemeine Maikäfer (Melolontha vulgaris). Tafel 1, Figur 7. Unter den bei uns herrschenden klimatischen Ver- hältnissen braucht der Maikäfer bis zu seiner vollständigen Entwicklung einen Zeitraum von 3 — 4 Jahren. Er er- scheint zeitig im Frühjahr, oft schon mn die Mitte des April und hat seine Flugzeit bis zum Ende des Juni. Dem weiblichen Käfer mn acht Tage voraus beginnt mit dem Fluge der männliche; um die Mitte des Mai erreicht die Schwärmzeit ihren Höhepunkt. Diese fällt in die Abend- stunden, und besonders lebhaft tummeln sich die Käfer an lauen Abenden umher. Bei Tage ruhen sie, sie hängen dann im Blätterwerke der Bäume und geben sich dem Schlafe hin. Eine Körperbeschreibung des Maikäfers dürfte sich bei seinem allgemeinen Bekanntsein wohl erübrigen, es 24 Der gemeine Maikäfer. sei nur erwähnt, daß sich das Männchen von dem Weib- chen leicht durch die keulenförmigen Fühler unterscheiden läßt. Diese sind bei dem ersteren siebenteilig und größer, bei dem letzteren sechsteilig und kleiner, I^ach der er- folgten Begattung stirbt das Männchen bald, das Weib- chen aber verkriecht sich in die Erde und legt dort ca. 20 bis 30 cm unter der Oberfläche ein Häufchen von 20 bis 40 Eiern ab. Darauf verfällt es ebenfalls alsbald dem Tode. Nach etwa 5 — 6 Wochen entschlüpfen den Eiern die jungen Larven, die sogenannten Engerlinge. Diese haben einen großen braunen Kopf mit äußerst festen imd scharfen Ereß Werkzeugen, jedoch keine Augen, Ihr Körper ist massig geformt, von gelblich-weißer Färbung, stark gekrümmt und an dem hinteren Ende merklich ver- dickt. Dieser verdickte Teil trägt eine graublaue Farbe und verleiht dem Tiere ein geradezu häßliches Aussehen. Als Bewegungsorgane dienen sechs ziemlich lange und kräftige Beine. Der Engerling lebt 2 — 3 Jahre in der Erde, er ernährt sich dort durch Wurzelfraß und wirkt dadurch zerstörend sowohl auf die gesamten Feld- und Garten- als auch auf die Waldkulturen. Nach dem zweiten oder dritten Jahre ist er ausgewachsen ; er gräbt sich nun ein wenig tiefer in die Erde ein, hört auf, Nahrung zu sich zu nehmen und volkieht die Verpuppung. Aus der Puppe entsteht noch in demselben Jahre der Käfer. Dieser verläßt jedoch vorläufig das Erdreich nicht, er verbleibt vielmehr noch bis zum Frühjahr in der Puppenwiege und arbeitet sich erst dann, je nach der Witterung früher oder später aus dem Boden hervor. Der Engerling befrißt alle unterirdischen Pflanzen- teile, gleichviel welcher Pflanze sie angehören; der Käfer dagegen gibt den Laubbäumen den Vorzug und unter ihnen der Eiche, der Birke, dem Ahorn, der Haselnuß, der Ulme usw. An Nadelhölzer geht er nur selten und nur an die Lärche, an der er nur die jungen Triebe benagt, und an die Fichte und Kiefer, an denen die mann- Der gemeine Maikäfer. 25 liehen Blüten befressen werden. Sowohl die Larve als auch der Käfer sind unter den Insekten als die größten Kultui'verderber anzusehen. Erstere richtet bei ihrem massenhaften Auftreten und ihrem gesunden Appetit nicht selten kleine Bäumchen vollständig zugrunde; letz- terer wirkt durch seinen Blätter- und Blütenfraß geradezu verheerend. Die Bekämpfungsmaßregeln richten sich teils gegen den Käfer, teils gegen dessen Larve. Am besten und auch erfolgreich ist der Käfer zu vertilgen. Man kann wäh- rend der Ruhe am Tage ihn leicht von den Bäumen ab- schütteln und vernichten. Bedient man sich bei diesem Verfahren eines großen Tuches, das man unter dem Bamne ausbreitet, so kann man sich die Arbeit des Sam- melus der abgeschüttelten Tiere sehr erleichtern. Am ergiebigsten ist solch ein Fang in den frühen Morgen- stunden gleich nach Sonnenaufgang. Dann sind die Käfer schlaftrunken, ihr Körper ist von der Kühle des Morgentaues gleichsam erstarrt, sie sind in solchem Zu- stande nicht fähig, sich festzuklammern, und fallen daher schon bei nur leichter Erschütterung des Baumes herab. Auch in den Abendstunden lohnt sich der Fang. Durch Lichtschein kann man den schwärmenden Käfer leicht an- locken, und das hat man in großen Flugjahren oft mit gutem Erfolge ausgenutzt. Hängt maji z. B. eine hell- strahlende Laterne an einem Faden über ein großes Wassergefäß oder dicht über den Wasserspiegel eines Flusses, Baches oder Teiches, so schwirren die Tiere heran, sie stoßen im Fluge mit voller Gewalt gegen die Laternen- scheiben, stürzen herab und fallen in die Flut, in der sie ertrinken. Zur Bekämpfung der Engerlinge bietet die Boden- bearbeitung wohl die beste Gelegenheit. Die beim Um- brechen der Erde zutage geförderten Larven werden ge- sammelt und getötet. Um die Engerlinge namentlich in Baumschonungen von den eigentlichen Kulturpflanzen ab- 26 Der Roßkastanien -Maikäfer. Julikäfer. zuhalten, empfiehlt sich die Zwischensaat von Stauden- pflanzen, in erster Linie von Salat; die zarten, milchigen Wiirzelfasern mmiden ihnen vortrefflich. Wo Gelegenheit zmn Fräße an diesen gegeben ist, da werden die anderen Pflanzen nur selten angegriffen. An den Wurzeln dieser Salatpflanzen können die Engerlinge außerdem von Zeit zu Zeit leicht abgesucht werden. Zu diesem Zwecke wer- den die Stauden mit einem Spaten ausgehoben und von den Engerlingen befreit. Wird die Arbeit bei heißem Sonnenbrande vorgenommen, so kann auf eine besonders große Ernte gerechnet werden. Als beste Engerling-s- und Maikäfervertilger haben sich stets die Maulwürfe, Füchse, Marder, Dachse, Krähen, Stare, Eulen, Igel und Feldmäuse bewährt. Kämen diese dem Menschen nicht in so unermeßlich hohem Maße zu Hilfe, so würde es um unsere Kulturen traurig bestellt sein. Sie zu schonen ist in bezug auf den Maikäfer stets eine dankbare Aufgabe eines jeden Interessierten. Der Roßkastanien -Maikäfer (Melolontha hippocastani). Tafel 2, Figur 8. Der Roßkastanien-Maikäfer ist dem gemeinen Mai- käfer fast täuschend ähnlich, nur ist er ein wenig kleiner, seine Beine und Fühler sind weit dunkler gefärbt, und sein Aftergriffel ist weit länger und schmaler als bei seinem Vetter. Im übrigen aber und in seiner ganzen Lebens- weise gleicht er diesem so sehr, daß die meisten Leute die beiden gar nicht einmal zu unterscheiden vermögen. Der Julikäfer (Polyphylla fullo). Tafel 2, Figur 9. In seinen äußeren Körperumrissen gleicht der Juli- käfer ebenfalls wieder den beiden vorigen, er ist aber bei weitem größer, über SVa cm lang und von beiden durch die in weißen und braunen Farben gehaltene marmor- artige Zeichnung seiner Deckflügel zu unterscheiden. Der Käfer liebt sandige Gegenden und l^adelholzwaldungen; Tafel 2. Käfer '/i 12 K&fer »/j n Vi 1»V, u V. U3/^ 15 % 17 Vi 16 Vi 8 Der Rosskastanien-Maikäfer. Melolontha bippocastaiii. 9 Der Julikäfer oder Walker. Polyphylla fülle. 10 Die spanische Fliege, Lytta vesicatoria. 11 Der Eichelbohrer, Balaiiinus fflandium. 12 Der Haselnussbohrer, Balaninus nucum. 13 Das Haselnuss- böckchen , Oberea linearis. 14 Der Eschenrüssler, Ciouus fraxini. 15 Der Buchen- springrüssler, Orchestes fagi. IG Der Erlenrüssler, Cryptorhynchus lapathi. 17 Der grosse braune Nadelholzrüssler, Hylobius abietis. Die Spanische Fliege. 27 dort fliegt er iui Juli, und dort findet man auch seine Larve, die sich der Lebensweise des Maikäferengerlings im wesentlichen anschließt. Die Spanische Fliege (Lytta vesicatoria). Tafel 2, Figur 10. Die spanische Fliege ist ein sehr hübscher, smaragd- grüner, metallisch glänzender Käfer mit feinpunktiertem Kopf und Halsschild imd leicht gerippten weichen Flügel- decken. Sie wird bis zu 20 mm lang, hat dunkle Fühler und Füße und ziemlich lange Beine. Ihre Flugzeit be- ginnt zu Anfang Juni und endigt mit der heißen Jahres- zeit. Sie schadet durch Blattfraß, der bei zahlneichem Auftreten des Tieres nicht selten zu vollständigem Kahl- fraß führen kann. E"amentlich ist die spanische Fliege an der Esche, an Pappeln und am Ahorn schon verschie- dentlich verwüstend aufgetreten. Ihre 50 — 70 Eier legt sie in der Erde ab, und wie man annimmt, mit Vorliebe in der N'ähe der I^Tester der Erdbienen, wie der Hiunmeln, Wespen und Hornissen. In diesen K'estern soll sich die Larve an den angesammelten Honigvorräten heranfressen imd sich alsdann wieder außerhalb derselben in der Erde verpuppen. Demnach würde die Larve dem Pflanzen- wuchs keinen Schaden zufügen. Gegen vereinzeltes Auftreten der spanischen Fliege lohnt sich ein Einschreiten nicht, wo sie sich aber in Massen zeigt, da sammle man die Käfer ein, ohne sie je- doch zu zertreten oder zu verbrennen. Schonend töte man sie, trockne sie darauf an der freien Luft mid verkaufe sie in der Apotheke, wo sie zu offizineilen Zwecken Ver- wendung finden. Das Tier besitzt nämlich einen sehr giftigen Stoff, das sogenannte Kantharidin, das wegen seiner blasenziehenden Eigenschaften zur Bereitung von Pflastern gebraucht wird, und das bei innerer Anwendung soo-ar in kleinen Menden tödlich wirken kann. 28 Der Eichelbohrer. Der Eichelbohrer (Balaninus glandium). Tafel 2, Figur 11. Es fallen oft eine Menge Eicheln frühzeitig ab, sie scheinen es den anderen in der Reife vorangetan zu haben ; doch zeigt sich bei der Untersuchung, daß sie noch unreif sind, und daß eine jede ein kreisrundes Loch hat. Innen ist eine solche Frucht fast leer und enthält nur ein wenig braunes Mehl. Letzteres sind die Überreste des fleischigen Kernes, die, so wie sie vorgefunden werden, bereits durch den Verdauungskanal der Larve eines kleinen Rüsselkäfer- chens gewandert sind. Dieser Käfer hatte mit seinem Rüssel in die Eichel, als sie noch jung und weichschalig war, ein Löchelchen gestochen und in dieses ein Ei gelegt. Aus dem Ei hatte sich eine Larve gebildet, und dieser war die Frucht während ihres Wachstmns zmn Opfer gefallen. Das runde Löchelchen hatte sie sich als Ausweg aus der Eichel selbst gefressen, um sich darauf in der Erde zu verpuppen. Die Puppe wird mit einem leichten Gespinst umgeben, sie überwintert, und im nächsten Frühjahr ent- schlüpft ihr der Käfer. Dieser hat seine Flugzeit von Ende Mai bis Anfang August. Er lebt hauptsächlich an der Eiche, an der er durch die Vernichtung der Früchte großen Schaden stiften kann, x^icht selten ist er auch an der Haselnuß anzutreffen, an der er unter ganz ähn- lichen Erscheinungen die ISTüsse ansticht. Die Bekämpfung ist nicht gerade leicht. Unschwer ist jedoch der Käfer von schwächeren Bävimen abzuschütteln und, wie beim Maikäfer erwähnt, auf ausgebreiteten Tüchern zu sammeln. Die Larve bekämpft man, solange sie noch in der Eichel sitzt. Diese ist, sofern sie noch am Baume hängt, leicht an ihrer Frühreife zu erkennen. Solche Früchte zeigen aber noch nie das runde Ausgangs- loch, das sich die Larve beim Herauskriechen frißt, be- merken kann man an ihnen aber noch deutlich die Stelle, au der der Käfer früher sein Ei hineingeschoben hat. Es ist das ein kleines dunkles Pünktchen, der vernarbte Stich. Der Haselnußbohrer. 29 Frülizeitig abgefallene Früchte sanimle iiiaii fleißig; viele von ihnen enthalten noch den kleinen Bösewicht, andere hat er aber schon verlassen. Gleichwohl verbrenne man sie alle. Auch mit den eingeernteten guten Früchten bringt man eine Menge larvenhaltiger ein. Diesen ent- schlüpfen aber die Lebewesen in dem Aufbewahrungs- räume bald, sie sammeln sich auf dem Boden an und können dort bei dem öfteren Wenden der Früchte ver- nichtet werden. Ähnlich wie der Eichelbohrer an der Eiche und der Haselnuß, lebt ausschließlich an der letzteren Der Haselnußbohrer (Balaninus nucum). Tafel 2, Figur 12. Auch seine Bekämpfung ist nicht gerade leicht, ja man möchte fast sagen, sie ist sehr schwer. Die angestochene und von der Larve meist noch bewohnte Frucht sitzt in der Regel in einem Trüppel mit anderen gesunden Früchten noch recht lange am Strauch, ein frühzeitiges Abfallen wie bei der Eichel tritt hier nur selten ein, das Sammeln der schlechten Früchte am Boden ist daher ausgeschlossen. Gewöhnlich fällt die gestochene ISTuß erst dann zur Erde, wenn sich die kleine, hellgelbe Larve mit braunem Kopfe den Weg ins Freie gebohrt und sich an einem langen Ge- spinstfaden herabgelassen hat. Man muß daher beizeiten bei der Hand sein und die schlechten Früchte vom Strauche ablesen. Ihnen ist wie bei der Eichel die Frühreife eigen, und an den noch grünen l^üssen ist der Legestich des Käfers ebenfalls in Gestalt eines schwarzen Pünktchens wahrnehmbar. Leichter als die Bekämpfung der Larve ist die des Käfers. Dieser treibt vom Juli an im heißen Sonnenschein sein Wesen auf den Blättern des Hasel- strauches und beglückt dann gerade die schönsten und kräftigsten im Werden begriffenen I^üsse einzeln mit seinen Eiern. Diese Eiablage muß nach Möglichkeit vei'- hindert werden und kann durch Abklopfen der Käfer auf 30 Das Haselnußböckchtn. Tücher auch leicht verhindert werden. Xach Art aller Rüsselkäfer, zu denen der Haselnußbohrer gehört, läßt er sich bei jeder leichten Erschütterung des Strauches /u Boden fallen und bleibt dort mit eingezogenen Gliedmaßen einige Zeit wie tot liegen. Er kann so bequem gefangen und getötet w^erden. In Anschluß an den Haselnußbohrer möge gleich ein anderer kleiner, ebenfalls an der Haselnuß, wenn auch nicht an der Frucht, so doch an dem Strauche schädlicli wirkender Käfer Erwähnung finden. Gemeint ist Das Haselnußböckchen (Oberea linearis). Tafel 2, Figur 13. Häufig sieht man an der Haselnuß jüngere, bis zwei oder dreijährige Triebe alhnählich, an der Spitze be- ginnend, erkranken. Immer mehr wird der Zweig ange- griffen, ein Blatt nach dem andern, ein Seitentrieb nach dem andern wird welk und trocken, bis endlich das Messer säubernd eingreifen muß, um den Strauch von einem kranken Gliede zu befreien. Untersucht man einen sol- chen abgeschnittenen Trieb genauer, so wird man seinen Markkanal ausgehöhlt und an dem unteren Ende dieser Höhle eine fußlose, gelbliche, braunbekopfte Larve finden. Das ist die Larve des Haselnußböckchens. Das weib- liche Käferchen hatte sein Ei an die Spitze des noch grünen Triebes gelegt. Dort hatte sich bald die Larve entwickelt und sich in das Innere des Zweiges gebohrt, wo sie sich fressend immer weiter abwärts bewegte und so allmählich den ganzen Zweig zugrunde richtete. Bleibt die Larve ungestört, so lebt sie in einem solchen Zweige volle zwei Jahre; ist sie ausgewachsen, so bohrt sie sich einen kleinen Ausgang ins Freie, verpuppt sich dicht vor diesem Aus- gange im Inneren des Zweiges und liefert nach über- standenem Puppenstadimn von 3 — 4 Wochen den Käfer. Dieser ist ein kleiner, äußerst schlank geballter, hübscher Kerl mit langen Fühlern, langen dunklen Deckflügeln, Der Eschenrüßler. 31 dimkleni Kopf iind Nacken, gelbem Leib und hellgelben Beinen. Die Verfolgung richtet sich am zweckmäßigsten gegen die Larve, die sich durch die welken Triebe leicht verrät. Diese werden ausgeschnitten und verbrannt. Auch der Käfer ist in den frühen Morgenstunden, zur Zeit des Sonnenaufgangs, durch Abklopfen von den Sträuchern leicht zu bekriegen. Das Abklopfen bei Tage bleibt stets ohne Resultat, da das Käferchen dann wach ist und sich bei drohender Gefahr stets schleunigst in die Lüfte schwingi;. Der Eschenrüßler (Cionus fraxini). Tafel 2, Figur 14. Ln Sommer kommt es nicht selten vor, daß selbst in großen Eschenbeständen die Blätter fast aller Bäume ein seheckiges, braun- und grünmeliertes Aussehen haben. Man vermutet eine Pflanzenkrankheit und unterzieht das einzelne Blatt einer eingehenden Untersuchung. Dabei ge- wahrt man dann zu seinem nicht geringen Erstaunen eine häßliche, feuchte, mit Sehleim bedeckte Larve, die gerade dabei ist, ein noch fast gesundes Blatt derart zu benagen, daß sie dem Blatt an jeder Seite nur die Fleischteile ent- niimnt, die Rippen und das Hautskelett aber verschont. Dieser Fraß erstreckt sich stets nur auf einzelne Felder des Blattes, d. h. auf solche Teile, die von Rippen rings- herum geschlossen sind, andere Felder desselben Blattes bleiben imberührt. Diese geschonten Blatteile behalten natürlich ihre gesunde Farbe, während die abgeweideten Stellen bräunlich werden. Der Unheilstifter ist die Larve der Eschenrüßlers, eines ca. 35 mm langen Rüsselkäfers von rötlichbrauner Farbe, mit etwas helleren Gliedmaßen und mehr rostfarbenen Flügeldecken. Der Käfer erscheint im Laufe des Jahres in mehreren Generationen. Er legt seine Eierchen stets an die Unter- seite der Eschenblätter, wo ihnen schon nach einigen 32 Der Buchen -Springrüßler. Tagen die Larven entschlüpfen. Diese erreichen eine Länge von 8 min und schreiten nach 2 — 3 Wochen zur Verpuppung. Die Puppe ruht in einem von der Larve aus Schleimmassen gebildeten Kokon und hat ihren Ruheplatz entweder an der Futterpflanze oder dicht unter der Decke in der Erde. Bis zu ihrer Reife benötigt sie nur einen Zeitraum von zehn Tagen. Infolge dieser schnellen Ver- wandlungsprozesse entstehen im Jahre mehrere Gene- rationen. Die Herbstgeneration der ausgebildeten Käfer überwintert, sie bezieht an der Erde unter dem abge- fallenen Laub ihr Winterquartier und ist schon zeitig im Frühjahr meder auf den Beinen, um für weitere ISTaeli- kommenschaft zu sorgen. Die Bekämpfung dieses Insektes ist schwer. Durch Erschüttern der Bäume ist es leicht zmn Abfallen zu bringen. Man kann den Käfer auf große Tücher abklopfen und ihn dann töten. Bei ausgedehnten Waldungen ist das aber wohl kaum durchzuführen. Der Buchen -Springrüßler (Orchestes fagi). Tafel 2, Figur 15. Wenn im Frühling die Buchen angefangen haben, lustig zu treiben, dann erscheinen oft ihre jungen Blätt- chen, während sie sich noch nicht einmal ganz entfaltet haben, durchlöchert und befressen. Sie entwickeln sich nicht weiter, kräuseln sich vielmehr noch weiter zusammen, werden endlich trocken und erhalten im Gegensatz zu den gesunden Trieben ein erfrorenes Aussehen. Der TTrhel^er hiervon ist ein kleiner, nicht ganz 30 mm langer Rüssel- käfer, der den Winter am Boden unter der warmen Hülle des trockenen Laubes verbrachte. Er hat die jungen Triebe befressen und sie so an ihrem Gedeihen gehindert. Dieses Käferchen hat auffallend große Augen und einen leicht gebogenen Rüssel von fast doppelter Kopfes- länge, der in seiner Mitte die beiden Fühler trägt. Sein Körper ist dunkelgraubraun behaart und auf den Flügel- Der Erlenrüßler. 33 decken reiliig punktiert. Die Beine haben eine rötliche Farbe. Die Eier werden fast stets einzebi abgelegt und immer an der Mittelrippe eines gesunden Blattes. Von diesem Blatte lebt die Larve, und an ihm vollzieht sie auch die Verpuppung. Aus der Puppe, welche von einem Kokon umschlossen ist, entwickelt sich im Juni der junge Käfer. Jetzt hat der alte Käfer bereits seinen Tod gefunden, und der junge beginnt sein schädliches Tagewerk. Hatte der alte den jungen Blätterknospen geschadet, so gefährdet der junge vornehmlich die Fruchtansätze. Die junge Frucht sticht er mit seinem Rüssel an, und die Folge davon ist eine taube Ecker. Bei Beginn des Frostes sucht er das schon erwähnte Winterlager auf, aus dem ihn die warme Frühlingssonne zu neuen Untaten erweckt. Seine Bekämpfung ist die gleiche wie beim vorigen. Da hier aber fast stets ausgedehnte Waldungen in Frage kommen, in denen dieselbe fast ausgeschlossen ist, so steht der Forstmann diesem Schädling ziemlich wehrlos gegen- über. Der Erlenrüßler (Cryptorhynchus lapathi). Tafel 2, Figur 16. An Erlen, Birken und Weiden kommt es nicht selten vor, daß plötzlich die obere Hälfte des Baumes abstirbt, während die untere ganz gesund bleibt. Untersuchen ^\ir einen solchen Stamm auf die Ursache hin, so bemerken wir unter der Rinde größere und kleinere Hohlstellen, die den Stamm da, wo er abgestorben ist, wie ein geschlossener hohler Ring umgeben. Diese Hohlstellen rühren von der Larve eines Rüsselkäfers her, der seine Eierchen durch eine Stichwunde in die Rinde eingeschoben hat. Dort haben sich die Larven entwickelt, welche im ersten Lebensjahre in der Rinde selbst gelebt haben. Im zweiten Jahre aber haben sie sich tiefer eingefressen und sind nun auf die Holzteile gekommen ; währenddessen haben sie die Bast- Lohrenz, Nützliche und schädliche Insekten im Walde. 3 • 34 Der große braune Nadelholzrüßler. teile weggefressen und so die erwähnten Hohlräume ge- schaffen, durch die dem oberen Teile des Bamnes der Saft untergraben ^\'urde, und der daher eingehen mußte. Wird nichts gegen die Larven getan, so bohren sie sich weiter in den Splint des Baumes ein imd richten endlich auch noch die nutzbaren Holzteile zugrunde. In diesen Larven- gängen in dem Splint erfolgt die zweite Überwinterung, und dort wird auch im dritten Jahre die Puppenwiege er- richtet. Die Reife der Puppe fällt in den ]\(tai des dritten Jahres. Der Käfer wird 9 nun lang, sein Körper ist in ein tiefschwarzes Kleid gehüllt, das letzte Drittel der Flügeldecken ist gelblichweiß beschuppt, eine Binde auf dem ersten Drittel, einige Stellen an der Brust und an den Halsseiten sind ebenfalls gelblichweiß. Der ziemlich lange Bussel ist stark gebogen. Die Generation ist dreijährig. Der Erlenrüßler befällt mit Vorliebe die Roterle und vorzugsweise einzeln stehende Bämne. Großen Schaden kann er auch an der Weide anrichten, Avenn er junge Ruten angreift. Diese brechen unter der Tätigkeit der Larve fast stets ab, während dicke Stämme einen stellenweisen Hohl- fraß der Rinde schon eher aushalten können. Zu be- kämpfen ist das Insekt einzig und allein durch den Aus- schnitt der befallenen Teile oder durch das Fällen und Verbrennen des ganzen Baumes. Der große braune Nadelholzrüßler (Hylobius abietis). Tafel 2, Figur 17. Fast das ganze Jahr hindurch frißt an den Stämmen junger, noch unverborkter Nadelhölzer ein kleiner ca. 12 mm langer, mattdunkelbrauner Rüsselkäfer mit gelb- braun behaarten Binden- und Fleckenzeichnungen auf den Flügeldecken. Sein Körper ist mit einer recht festen Chitinbepanzerung bekleidet und fühlt sich sehr hart an. Das Tier trägt einen langen, an der Spitze ein wenig ver- dickten Rüssel und besitzt sechs kräftige lange Beine. Das Benagen der frischen Rinde junger Stämme beginnt dicht Der große braune Nadelholzrüßler. 35 über dem Wiirzelhalse der Bäuiiiclien und wird stets nach aufwärts hin fortgesetzt. Oft wird der Stanini stellen- weise g'änzlich bloßgelegt und nicht selten ringsherum voll- ständig benagt, so daß die uotgedi-ungene Folge davon das Absterben des Bäimichens ist. Stark ist der Fraß im Herbste, am stärksten aber nach erfolgter Übei'winterung des Käfers im Frühjahr imd im Sommer. Laubhölzer werden fast gänzlich verschont; doch Avird der junge Eichenstamm in Ermangelung eines Nadelholzbestandes nicht verschmäht. Besonders hart werden junge Fichten- und Kiefernkulturen mitgenommen, in denen sich die Käfer als die schädlichsten Forstinsekten erweisen. Die Eier legt der Käfer einzeln in kleine Stichwunden in die Rinde der Nadelhölzer. Dort entwickeln sich und leben die Larven. Diese sind bei weitem nicht so schäd- lich wie der Käfer. Anfangs fressen sie an den Rinden- teilen des Bamnes, bohren sich aber schon bald in den eigentlichen Holzkörper ein und steigen darin bis tief in den Wurzelstock hinab, wo sie dann das Winterquartier beziehen und die Verwandlung zur Puppe und zum Käfer durchmachen. Für gewöhnlich erscheint der Käfer im Juni und stirbt noch im selben Jahre wieder. Oft aber überwintert seine Larve nicht, sie verpuppt sich schon im Sommer und liefert dann noch im Herbste desselben Jahres den Käfer. In solchen Fällen überdauert der letztere den Winter, bei seinem sehr zähen Leben auch wohl deren zwei. Er ver- kriecht sich dann unter die Bodenstreu und beginnt im folgenden Frühjahr sein Zerstörungswerk aufs neue. Die Bekämpfung ist nicht sehr schwer. Da der Käfer die Bäumchen fast stets kletternd beschreitet, so kann er von ihnen leicht ferngehalten werden, wenn man sie dicht über dem Wurzelhalse mit einem guten Teeranstrich mu- gibt. Gleichzeitig kann man auch in ihrer ISTähe glatt- wandige Gefäße bis zum oberen Rande in den Erdboden eino-raben. In diese hinein les-t man ein Stück frischer 36 Der Fichtenharz - Rüsselkäfer. Nadelbaumrinde. Je mehr diese Rinde nach Harz duftet, desto besser wirkt sie alß Köder. Durch den Geruch des Harzes wird der Käfer angelockt, er überschreitet den Rand des Topfes, fällt in diesen hinein und kann sich dar- aus nicht wieder erheben. Gleich gute Dienste tun auch die sogenannten Fanggräben; doch ist es bei diesen nie ausgeschlossen, daß sich der gefangene Käfer wieder daraus emporarbeiten kann. Gegen die Larve kann nur mit einer sorgfältigen Wurzelrodung vorgegangen werden. Zur Bekämpfung des großen braunen Nadelholzrüß- lers hat man schon viele Mittel versucht, die aber zum größeren Teil auf die Dauer alle fehlschlugen. ISTur ein brauchbares sei außer den schon genannten noch erwähnt. Es kommt aber nur dann in Betracht, wenn es sich um i' i c h t e n kulturen handelt. Von allen Nadelhölzern gibt der Käfer nämlich der Kiefer den größten Vorzug. Wo daher die Kiefer einzeln in den Fichtenwald gebracht wird, da lockt sie den Rüßler stets auf sich. Dieser richtet die Kiefer dann auch sicherlich zugrunde, die Fichten aber läßt er unbehelligt. Der Fichtenharz- Rüsselkäfer (Pissodes hercyniae). Tafeis, Figur 18. Der Fichtenharz - Rüsselkäfer lebt unter ganz ähn- lichen Verhältnissen im Gebirge wie der vorige in der Ebene. Er ist aber nur halb so groß wie jener und trägt ein schwarzes, weißlich beschupptes Kleid. Auf den Flügeln ist er durch zwei gelbliche Querbinden und auf dem Halsschilde durch kleinere helle Fleckchen ge- zeichnet. Die eigentliche Flugzeit fällt in die Zeit vom Mai bis in den Juli; doch trifft man den Käfer auch zu allen anderen Zeiten und selbst in mehrjährigen Generationen an. Die Überwinterung erfolgt auf der Erde unter trockenem Laub und abgefallenen ISTadeln. Die Eier wer- den zu mehreren in Stichwunden an junge Nadelhölzer Tafel 3. a ÜberwluterungspIMie (Rindenrosen). 18 Der Ficbteiihiirz-Riisselkäfer. Pissodes heizj'iiiae. 19 Der Weisspunkt-Riissler, Pissodes notatus. 20 Der kleine Kiefernniarkkäfer. Myelophilus minor. 21 Der \Vald- gärtner, Myeloi)hilus piniperda. 22 Der schwarze Kiefernbastkäfer, Hylastes ater. 23 Der schwarze Fichtenbart-käfer, Hylastes cuniciilarius. 24 Der grosse Fichten- bastkäfer, Dendroctonus micans. 2.5 Der kleine Kiefernbastkäfer, Carphoborus minimus. 26 Der kleine Eschenbastkäfer, Hylesinus fraxini. Der Weißpunktnißler. 37 gelegt, die Larven leben eine Zeitlang in der Rinde, fressen sich aber zur Errichtung der Puppenwiege und des Winter- lagers tief in das Innere des Stammes ein. Man bekämpft den Käfer wie den vorigen. Sein Schaden ist aber nicht so erheblich wie der seines Vetters, weil er in erster Linie schon erkrankten Hölzern vor anderen den Vorzug gibt. Von der Larve befallene Stämme verraten dies durch ihr Äußeres. Da wo die Larve frißt oder gefressen hat, bekommt die Rinde ein weißlich - feinpunktiertes Aussehen. Stämme mit solchen Merkmalen sollte man fällen und verbrennen, wenigstens aber entrinden und die Rinden ins Feuer werfen — in vielen Fällen ist das Holz ja noch zu verwerten. Der Weißpunktrüßler (Pissodes notatus). Tafel 3, Figur 19. Der Weißpunktrüßler ist wiederum ein Vertreter der so überaus schädlichen Rüsselkäfer. Er erreicht eine Länge von 5 mm, ist von rotbrauner Farbe und über und über mit weißen Spritzflecken bedeckt. Seine Flügel- decken fühlen sich rauh an und sind mit zwei hellen Querbinden geziert. Der Käfer erscheint im Mai und Juni, für gewöhnlich übersteht er nur einen Winter, mehr- jährige Tiere sind aber durchaus nicht selten. Seine Eier legt er unten an die Stämme junger Bäumchen. Die Larve frißt vornelmilich in der Rinde, zur Verpuppung aber gräbt sie sich in den Splint ein und bohrt sich oft bis tief in die Wurzel des Stammes hinab. Die Puppe ist von einem stark mit Holzspänehen durchsetzten Polster um- geben, durch das sich der Käfer ebenso wie durch die Holz- imd Rindenteile hindurch einen Ausweg bahnen muß. Den Weißpunktrüßler muß man unbedingt zu den Forstschädlingen zählen, die recht empfindlichen Schaden verursachen. Der Schaden ist um so erheblicher, als die Larven oft in großen Mengen an ein und demselben Bäum- chen zu finden sind. Unter ihren Freßwerkzeugen geht 38 Der kleine Kiefernmarkkäfer. der junge Stamm nicht selten zugrunde. Einmal befallene Kulturen sind daher einer scharfen Durchsicht zu unter- ziehen, und alle verdächtigen Stämme zu fällen und zu verkohlen. Der kleine Kiefernmarkkäfer (Myelophilus minor). Tafel 3, Figiir 20. Der Käfer wird nur 4 nun lang, er hat eine glänzende, rötlich-braune Farbe und rostfarbene Beine und Fühler. Sein Körper fühlt sich stark gekörnt an. Er ist ein aus- schließlicher Bewohner des Kiefernwaldes und liebt mehr den Altbestand als das Jungholz. Befallen werden von ihm mit Vorliebe bereits kränkelnde Stämme, wodurch sein großer Schaden ein wenig gemindert wird. Der Käfer bohrt sich im Hochsommer in die jungen Triebe ein und ernährt sich dort von dem Mark der Zweige. Solche Zweige vertrocknen bald und fallen dann ab. In warmen Sommern treten oft zwei Generationen auf, in der Regel aber nur deren eine. Im letzteren Falle überwintert der Käfer, und zwar entweder in selbst- gebohrten Löchern in der Borke alter Stämme, meist dicht an der Erde, oder unter dichten Baumflechten, die ihm vor Kälte Schutz gewähren. Im April des folgenden Jahres erfolgt die Begattung und kurz darauf die Ablage der Eier. Die Larvengänge finden sich in der noch nicht rissigen Rinde des Baimies; in den Splint werden sie nur zur Zeit der Verpuppung geführt, dann aber auch ziemlich tief in diesen hinein. Aus dieser Puppenwiege im Innern des Stammes muß sich später der Käfer unter Zuhilfe- nahme seiner Freßzangen durch den Splint den Weg ins Freie bahnen. Dem kleinen Kiefermnarkkäfer täuschend ähnlich, nur um etwa 1 mm länger, mit glatterem Rücken und oft auch von etwas dunklerer Tönuna: ist Der große Kiefernmarkkäfer. 39 Der große Kiefernmarkkäfer oder Waldgärtner (Myelophilus piniperda). Tafel 3, Figur 21. Im Gegensatz zu seinem kleineren Vetter liebt er zur Bebrütung verborkte, dicke Rinde alter Stämme. Die Triebzerstörungen durch Ausfraß des Markes sind bier viel stärker, imd da der Käfer viel häufiger ist als der vorige, so ist sein Schaden folglich auch weit größer. In allen Kiefernwaldungen ist er ein häufiger, man könnte sagen täglicher Gast und in manchen Jahren stellt er sich so zahlreich ein, daß man geradezu von Flugjahren reden kann. In der Lebensweise gleichen sich die beiden Kiefernmarkkäfer genau so wie in ihrem Äußern. Zu be- kämpfen sind sie nur sehr schwer, und das einzige Mittel, dessen Anwendung von einigem Xutzen begleitet sein kami und in der Eegel auch ist, ist ein Vorbeugungsmittel und besteht darin, den Wald stets peinlich von kränkeln- den Stäimnen zu säubern. Diese Stäimne holzt man am zweckmäßigsten nach der erfolgten S c h w ä r m z e i t der Käfer, etwa gegen Ende Mai ab. Sie enthalten dann die junge Brut, und lun diese zu vernichten, mid3 man das ge- fällte Holz verbrennen. Doch auch in stets reingehal- tenen Waldungen können die Käfer in manchen Jahren urplötzlich verheerend auftreten. Hier empfiehlt sich dann die Einbringung sogenannter E a n g b ä u m e. Das sind alte, möglichst schon morsch gewordene Stämme, welche man an einem trockenen von der Sonne gut beschienenen, wind- stillen Ort aufstellt oder auch flach auf den Boden legt. Die Belegung dieser Stämme seitens der größeren Mehr- zahl der schwärmenden Käfer ist ohne Zweifel, ^ach der erfolgten Eiablage sind sie natürlich wieder zu entfernen und zu verbrennen. 40 Der schwarze Kiefembastkäfer. Der schwarze Kiefembastkäfer (Hylastes ater). Tafel 3, Figur 22. Wie schon aus dem Xamen ersichtlich, haben wir es hier mit einem Schwarzrock zu tun, dessen Körper in fettigem Glänze leuchtet. Er gehört der so überaus schäd- lichen Familie der Borkenkäfer an und unter diesen wieder der Unterfamilie der Bastkäfer, einer Sippe unserer größten Kulturverderber. Seine erste Flugzeit fällt in den Juli, die zweite in den Spätherbst. Diese Spätherbstgeneration überwintert in warmen Verstecken am Erdboden. Schon zeitig im Frühjahr ist sie wieder munter, und bereits im April schreitet sie dann zur Eiablage an jungen Trieben der Kiefer. Die Larve bohrt teils in der Rinde, teils im Splinte junger Stämme, die Puppenwiege aber errichtet sie in der Regel ganz inmitten des eigentlichen Holzkörpers. Ihren Schaden übertrifft der des Käfers noch bei weitem. Dieser benagt die jungen Stämme oberhalb des Wurzel- halses oder an der Wurzel selbst, und zwar oft so sehr, daß sie stellenweise von der Rinde vollständig entblößt werden. Eine Folge davon ist das häufige Absterben des ganzen Bäumchens. Seltener vergreift sich der Käfer an den oberen Teilen der Pflanzen; doch ist das Benagen und ein vollständiges Abbeißen junger Triebspitzen nur zu oft sein Machwerk. Da sich das beflügelte Insekt gern und oft in die Lüfte erhebt und so die Stämmchen anfliegt, ist es durch einen Teeranstrich von den jungen Stämmen nicht so fern zu halten wie der braune l^adelholzrüßler. Dagegen tun aber Erdlöcher und eingegrabene glattwandige Töpfe bei seinem Wegfange gute Dienste. Zu empfehlen ist bei der Bekämpfung ein fleißiges Roden der als von der Larve befallen erkannten Bämnchen. Diese kränkeln leicht und lassen ihre Erkrankung auch bald durch ein Rotwerden der ISTadeln erkennen. Der schwarze Fichtenbastkäfer. Der große Fichtenbastkäfer. 41 Ein dem schwarzen Kieferubastkäfer sehr ähnlicher Verwandter, der sich aber fast ausschließlich nur an der Fichte findet und sich dadurch von ihm in der Hauptsache unterscheidet, ist Der schwarze Fichtenbastkäfer (Hylastes cunicularius). Tafel 3, Figiir 23. Er wie auch seine Larve richten weit größeren Schaden an als der vorige. Vornehmlich ist es der lebhaftere Fraß der Larve im Splinte und der des Käfers am Wurzel- stock. Die Eiablage wird an verschiedenen Stellen der Bäume vorgenommen. In der Regel vollzieht sie sich am Wurzelstock der Fichte, oft allerdings auch oberhalb des Wurzelhalses und nicht selten sogar an schon gefällten und bereits halbtrockenen Stämmen. Der Käfer schwärmt im März und im April zum ersten Male, dann wieder im Juli und ein drittes Mal im Spätherbst. Der Kampf gegen ihn ist derselbe wie beim vorigen. Der große Fichtenbastkäfer (Dendroctonus micans). Tafeis, Figur 24. Ein nicht ganz 10 mm langer, walzenförmig gebauter Käfer mit fein punktiert-gestreiften Flügeldecken, dessen Körper eine runzelige Oberfläche hat und überall mit gelb- lichen, borstenähnlichen Haaren besetzt ist. Die Fühler sind kurz, vorn verdickt und wie die Tarsen rostbraun gefärbt. Der große Fichtenbastkäfer ist wohl der größte unserer Bastkäfer. Er ist ein Insekt, das ausschließlich an der Fichte lebt, und das nur unter ganz gewissen Ver- hältnissen und nur notgedrungen auf andere Nadelhölzer übergeht. Die Brutstätte errichtet er für gewöhnlich an den unteren Stammteilen, in erster Linie am Wurzelstocke oder dicht über demselben in der Rinde. Schadhafte Stämme befliegt er mit Vorliebe und solche auch wohl in den Kronteilen. Die Unterbringung der Eier erfolgt in 42 Der kleine Kiefembastkäfer. einem von dem Käfer gefressenen, gebogenen Brutgange unter der Rinde und inuner in kleinen Häufchen beiein- ander. Von diesem Brutplatz aus nagen die entstandenen Larven nach allen Seiten hin kleine Gänge in die Rinde und zerstören so, wenn der Baum mehrere Brutstätten enthält, nicht selten das ganze Bast- und Rindengewebe, wodurch der Baum natürlich in einen krankhaften Zu- stand versetzt wird und allmählich eingeht. Am Ende der einzelnen Fraßkanäle vollziehen die Larven die Ver- puppung. Der Puppe entschlüpft bereits zu Beginn des Herbstes der fertige Käfer; dieser aber verläJJt vorläufig den Brutgang noch nicht, erst im nächsten Frühjahr arbeitet er sich durch ein selbstgefertigtes Flugloch einen Weg ins Freie, Da das Insekt mit Vorliebe kränkelnde Bäume, meistens Stangenholz, befliegt, so ist ein gutes Durch- forsten und ein Teeranstrich über die wunden Stellen der Bäume wohl aan Platze. An gesunden Bäumen ist es nur sehr schwer zu bekämpfen, zmnal die Larve mit Vorliebe im Wurzelstock oder tief unten am Stamm arbeitet. Von ihr und vom Käfer bewohnte Stämme verraten dies durch reichlichen Harzausfluß aus den Brutgängen und aus den Fluglöchern. Dieses Harz erhärtet an der Luft und hängt dann wie ein kleines Zäpfchen herunter. An diesem Zäpfchen sind die kranken Stämme leicht zu erkennen. Man schneidet an ihnen mit einem kräftigen Messer die schlechten Stellen aus und bedeckt sie darauf mit einem Teeranstrich. Der kleine Kiefembastkäfer (Carphoborus minimus). Tafel 3, Figur 25. Ln April und dann wieder im Juni schwärmt in Kiefern Waldungen ein kleiner, schwarzbrauner Käfer, der vornehmlich in den Baumkronen schwächere Zweige be- fliegt und dort nach erfolgter Begattung sich seiner Eier entledigt. Seine Larven beginnen mit dem Fräße in der Der kleine Eschenbastkäfer. 4-3 Rinde stets schwächerer Zweige. Sie bohren sich spiral- förmig", gleichmäßig die Rinde und den eigentlichen Holz- körper angreifend, immer mehr dem dickeren Zweigende zu. Die Benadelung des befallenen Astes nimmt bald eine vergilbte Farbe an; sie, wie auch der ganze Ast, sterben nach kurzer Zeit ab und werden vom Winde abgeknickt. Der Übeltäter, ein sehr kleiner, aber empfindlicher Kulturverderber, ist der kleine Kief ernbastkäfer. Er tritt in der Regel so zahlreich auf, daß er nicht selten eine frühzeitige und erhebliche Lichtung der Baiuukronen ver- anlaßt. Seine Bekämpfimg ist schwer, da sein Fraß der Höhe wegen schwer zu erkennen ist. Wirksam ist einzig und allein wohl das Ausschneiden und Ausstoßen trockener oder merklich erkrankter Zweige und das Sammeln und Verbrennen des bereits vom Winde abgebrochenen Rei- sigs, da auch dieses oft noch die Larven enthält. Der kleine Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxini). Tafel 3, Figur 26. Der Käfer ist nur 3 mm lang und an seinen bräunlich- gelben und bramigefleckten Flügeldecken leicht zu erkennen. Er schwärmt im Frühjahr bis in den Juni hinein und später noch eimnal im Herbste. Als Brutbauni dient ihm die Esche, und von dieser zieht er den alten Stamm dem Jung- holze vor. Ebenso Avie lebende Stämme werden auch schon gefällte noch beflogen, wenn sie noch von der Rinde um- geben sind. An starkrindigen Bäumen durchziehen die Brutgänge nur die Rinde, an schwachberindeten aber drin- gen sie bis tief in den Splintkörper vor. Von ihnen aus verzweigen sich nach allen Seiten hin die Larvengänge, welche zur einen Hälfte in der Rinde, zur anderen im Holze angelegi: werden. Das Puppenlager errichtet die Larve tief im Splinte ; von dort aus muß sich der Käfer später den Weg ins Freie bahnen. Den Gang, den dieser zu diesem Zw^ecke sich frißt, das Fluchloch, führt wage- recht nach außen. 44 Der krammzähnige Tannenborkenkäfer. Die Generation ist, wie schon gesagt, eine doppelte. Die Käfer überwintern in Winterlagern, die sie in der Kinde errichten, den sogenannten Kindenrosen. Sie zählen ■unter allen Umständen zu den schädlichen Insekten; denn ihr Auftreten ist nicht selten so zahlreich, daß sie große Bestände gefährden, und ihr Fraß ist so stark, daß dar- unter mit der Zeit der Baum eingeht, wenn ihm keine Hilfe gebracht wird. Auf den Eschenbastkäfer muß man daher beizeiten ein aufmerksames Auge haben. Die von ihm befallenen Stämme sollten gleich gefällt und entrindet, und die Einde verbrannt werden. Die geeignetste Zeit des Fällens ist die Zeit nach dem ersten Schwärmen, wo die Rinde mit den Eiern belegt ist, also etwa der Juni. Der krummzähnige Tannenborkenkäfer (Tomicus curvidens). Tafel 4, Figur 27. Das Käferchen ist nur 2 mm lang. Seine Flügel- decken zeigen deutliche Punktreihen, sind oben merklich eingedrückt und tragen an ihren äußeren Rändern sechs oder sieben beim Männchen deutlich, beim Weibchen weniger deutlich sichtbare Zähnungen. Punktiert ist ebenfalls der Halsschild, an der vorderen Seite lebhafter als an der hinteren. Im übrigen ist der Käfer pechbraun gefärbt und mit kurzen helleren Haaren besetzt. Er be- zieht fast ausschließlich die Weißtanne und an ihr ent- weder die jungen Stämme oder an älteren die noch nicht verborkten Kronen. Die Brutstätte, ein kleiner Hohl- raum unter der Rinde, enthält in einem Häufchen Bohr- mehl die Eier. Von ihnen aus erstrecken sich später die Larvenkanäle in der Längsrichtung des Stammes, bezw. des Astes. Die Larven fressen nicht nur in der Rinde, son- dern sie greifen auch den Splint an, und wirken durch die Massenhaftigkeit ihres Fraßes leicht lichtend in den Kronen der Bäume. Die Puppen liegen in der Regel im Splinte oder wenigstens direkt darauf. Ihnen entschlüpfen schon im Herbste die Käfer, welche sich den Winter über 1: 27 V, Tafel 4. 1^ 2«V. 28 Vi 31 Vi Frass aa eiDcr jiingeu Tuinc 32 Vi ■■ii 8/l 27 Der krummzähuige Tannenborkenkäfer. Tomicus curvidens. 28 Der achtzähnifre Ficlitenborkenkäfer, Tomicus typojrra])hiis. 29 Der iechszähiiise Fichtenborkenkäfer. Tomicus chalcographus. 30 Der z^\ei7,ähn;s:e Fichtenborkenkäfer, Tomicus bidens. 31 Der linierte Nntzholzbohrkäfer, Xyloterus lineatuä. 32 Der grosse ülmensi.lint- käfer, Scolytas geoffroyl. 33 Der kleine Ulmensplintkäfer, Scolytus mnltistriatus. Der achtzähnige Fichtenborkenkäfer. 45 noch unter der Rinde verborgen halten und sich erst im Früh- jahr ans Tageslicht wagen. Die Bekämpfung ist sehr schwer, Fangbäume versagen fast vollständig, dagegen sind Vorbeugungsmittel stets am Platze, namentlich ein fleißiges Ausschlagen der erkrankten Stämme, Ausstoßen der dürren Äste usw. Der achtzähnige Fichtenborkenkäfer (Tomicus typographus). Tafel 4, Figuri 28. Der achtzähnige Fichtenborkenkäfer, auch der Buch- drucker genannt, lebt in Nadelholzwaldungen vornehmlich an der Fichte. Er wird ca. 5 mm lang, hat ein rotbraunes Aussehen und ist am ganzen Körper mit kurzen Härchen besetzt. Halsschild und Flügeldecken sind punktiert, die letzteren nach hinten zu leicht eingedrückt und vierfach gezähnt. Der Brutgang oder die Rammelkammer liegt innerhalb der Rinde des Baumes, er zweigt sich vom Flug- loch nach zwei, auch wohl nach drei Richtungen ausein- ander und mißt eine Länge von ungefähr 12 cm. Außer dem eigentlichen Eingangsloch enthält er noch als Ver- bindung mit der Außenwelt einige Luftlöcher. Li ihm er- folgt die Begattung, und in ihm werden auch die Eierchen, etwa 50 — 60 Stück, in gleichen Zwischenräumen einzeln abgelegt. Von dem Punkte aus, an dem die fußlose, weiße Larve geboren wird, bohrt sie sich in immer weiter wer- denden Fraßgängen in leichten Windungen in die Rinde. Auf den Splint stößt sie bei ihrem Fräße nur sehr selten, niemals aber greift sie diesen an. Am Ende ihres Ganges verpuppt sie sich. Die jungen Käfer fressen nach ihrem Entschlüpfen aus der Puppe noch eine Zeitlang in der Rinde und zerstören dabei die Larvengänge und Ranmiel- kiimmern bis zur Unkenntlichkeit. In warmen Herbst- tagen schreitet der Käfer wohl ausnahmsweise noch einmal zur Begattimg, in der Regel aber bezieht er ohne eine solche das Winterlager. Krankes und bereits gefälltes Holz zieht der Fichten- borkenkäfer gesunden Bäumen vor, abgestorbene Stärmne 46 Der sechszähnige Fichtenborkeukäfer. aber meidet er. Am häufigsten tritt er auf in vom Winde beschädigten Bämnen, und seine große Gefährlichkeit liegt besonders in der vollständigen Vernichtung solcher wind- brüchigen Hölzer. Bei der Bekämpfung ist das beste Mittel die reine Wirtschaft im Walde, d. h. ein gutes Durchforsten, Aus- schlagen und Sammeln kranker und abgefallener Äste. Haben sich nach starken Stürmen die Käfer zahlreich ein- gestellt, was sehr häufig der Fall ist, so müssen sie auf Fangbäume gelockt, und an diesen ihre Brüten zerstört werden. Der sechszähnige Fichtenborkenkäfer (Tomicus chalcographus), Tafel 4, Figur 29. Für die Lebensweise des sechszähnigen Fichtenborken- käfers gilt dasselbe, was von dem achtzähnigen gesagt ist, mit dem er in der Regel gemeinschaftlich auftritt. Er ist nur bedeutend kleiner, nicht einmal 3 mm lang, sein Hals- schild und die Flügeldecken sind nur sehr fein punktiert, die letzteren nach dem Ende hin nur sehr wenig einge- drückt und enthalten nur eine dreifache Zähnung. Seine Färbung wechselt zwischen hell- und dunkelbraun ; auch Behaarung ist vorhanden. Der zweizähnige Kiefernborkenkäfer (Tomicus bideus). Tafel 4, Figur 80. Die Länge des Käferchens ist nur 2 — 3 mm, die Farbe hell- bis dunkelbraun, der Körper schwach behaart, Hals- schild und Flügeldecken sind punktiert, die letzteren nur beim Männchen hinten eingedrückt, beim Weibchen nicht, und am unteren Ende nur mit einem Zahn versehen. Der Käfer befällt die Kiefer, sowohl die junge Pflanze in der Schonung als auch das Stangenholz und den starken Baum im Walde. Das Weibchen errichtet unter der Rinde eine Höhlung, die der Rammelkammer der Fichtenborken- käfer nicht unähnlich ist, in der es die Eierchen ablegt. Die weißen, fußlosen Larven fressen bis in den Splint, Der liniieite Nutzholzbohrkäfer. 47 wr. sie sich verpuppen. Der Schaden dieses Insekts ist sehr bedeutend, besonders in den jüngeren Kulturen und auf den Schonungen, wo es selbst Stangenhölzer noch zum Absterben bringen kann. Die Bekämpfung geschieht prak- tisch durch Fangbämne. Das Roden und Fällen der krän- kelnden Pflanzen, fleißiges Ausstoßen, Sammeln und Ver- brennen trockener Äste darf nicht aus dem Auge gelassen werden. Der liniierte Nutzholzbohrkäfer (Xyloterus lineatus). Tafel 4, Figur 31. So lange der Schaden der Insekten sich auf die Rinde oder auf einzelne Äste des Baumes erstreckt, so daß das eigentliche I^utzholz, der Stamm, nicht davon betroffen ^^-ird, kann man ihn immerhin noch ak gering ansehen, wo aber auch das jSTutzholz ihm verfällt, da muß man ilm stets als groß bezeichnen und den betreffenden Schädling un- bedingt zu den schlimmsten rechnen. So ist es bei dem liniierten Jfutzholzbohrkäfer, einem Käferchen von nur 3 nun Länge und gedrungenem, walzenförmigem Körper, das zweimal im Jahre, einmal im Frühjahre, das andere Mal im Juli schwärmt. Seine Flügeldecken sind punktiert, das Halsschild ist gekörnt. Die Eier legt das Weibchen an sämtlichen Xadelhölzern ab. Zu diesem Zwecke bohrt der Käfer bis tief in den Splint hinein einen wagerechten Kanal, von dem aus später die Larven senkrecht nach oben und nach unten hin Seitengänge fressen. In diesen Seiten- gängen wird auch das Puppenlager errichtet, und ihr Zu- gang ziu dem eigentlichen Muttergang vorher mit Holz- spänen verstopft. Der Schaden ist unermeßlich. Die be- fallenen Stämme gehen häufig ein und die noch lebenden sind in der Regel derart durchlöchert, daß sie zu nichts anderem als zu Brennholz mehr taugen. Da der Käfer gern krankhafte und beschädigte Stämme befliegt, so ist es ein leichtes, ihn auf frische Fangbäume zu locken. 48 Der gi'oße und kleine Ulmeusplintkäfer. Der große Ulmensplintkäfer (Scolytus Geoffroyi). Tafel 4, Figur 32. Der große Ulmensplintkäfer gehört zu den Spät- schwärmern, er erscheint erst gegen Ende Mai. Sein Körper hat eine Länge von gut 5 mm, trägt eine bramie Farbe und hat eine äußerst glatte Oberfläche, Er errichtet seine Brutgänge an der Ulme zwischen der Rinde und dem Splinte. Von ihnen aus schlängeln sich die Fraßgänue der Larven, allmählich an Weite zunehmend, nach allen Seiten hin auseinander. Sie sitzen recht dicht beisammen und kreuzen sich nicht selten. Sie greifen, ebenso wie die Brutgänge, ziemKch scharf in den Splintkörper ein. Selten liegt die Puppenwiege aber in oder auf dem Splinte, sie wird in der Regel im Baste errichtet, und nur bei ganz dünnrindigen Stämmen ist sie bis zur Hälfte in den Holz- körper des Baumes eingefügt. Auf den großen Ulmensplintkäfer muß man ein scharfes Auge haben. Die von ihm befallenen Bäume sind täglich abzusuchen, sich zeigende Käfer z,u töten, und etwa kränkelnde, gelbes Laub zeigende oder gar dürr- werdende Äste sind zu entfernen und zu verbrennen. Muß der ganze Baum des Käfers halber fallen, so versämne man nicht, ihn gleich zu schälen und die Rinde samt den in ihr vorhandenen Tieren und Eiern zu verbrennen. iSTeben dem großen Ulmensplintkäfer, oft sogar in dessen Gesellschaft, frißt an der Ulme der kleinere, aber weit schädlichere Kleine Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus). Tafel 4, Figur 33. Er fliegt im Juni und errichtet ähnlich wie sein nur etwas größerer Verwandter seine Brutgänge. Diese wie auch die sich von ihnen abzweigenden, sehr feinen Larven- gänge liegen stets gänzlich in der Rinde, nur an ganz dünn- rindigen Bäumchen stoßen sie wohl bis auf den Holzkörper. Die Larven beider Ulmensplintkäfer überwintern in ihren Tafel 5. ZS Yi Larve und Fraas derselben in Kichc 34 Der Eichensplintkäfer. Scolytus iiitricatu.«. 35 Der Birkensplintkäfer, Scolytus destructor. 36 Dei grosse EichenbockkäTer, Ccrambvx heros oder ccnlo. Der Eichensplintkäfer. Der ßirkensplintkäfer. 49 Fraßgängen. Je nach der Witterung im nächsten Früh- jahr verpuppen sie sich früher oder später, und nach dieser Verpuppung richtet sich die Flugzeit der Käfer, für ge- wöhnlich ist sie die angegebene. Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus). Tafel 5, Figui- 34. Ähnlich wie an der Ulme der Ulmensplintkäfer frißt an der Eiche der Eichensplintkäfer. Er ist ein wenig- kleiner als jener, nur bis zu 4 mm lang und trägt ein mat't- glänzendes, schwarzes Eleid mit graugelblicher Behaarung. Seine Flügeldecken sind meist dunkelbraun. Im allge- meinen ist er ein wenig schädliches Tier, da er fast nur kränkelnde Bämne befliegt; doch ist er an vollständig ge- sunden Bäumen auch schon verheerend aufgetreten. Zur Errichtung der Brutstätte liebt er mittelstarkes Geäst alter oder mittelwüchsiger Bestände, auf ganz jungen Pflanzungen aber ist er auch nicht selten. Der Brutgang ist nur einige Zentimeter lang, greift dafür aber sehr stark in das Holz ein. Die Larvengänge sind nicht so zahlreich wie beim Ulmensplintkäfer, sie sind aber bedeutend länger imd werden ebenfalls zum Teil tief in das Holz ein- gefressen. Die Bekämpfung des Insekts geschieht durch fleißiges Ausschneiden der kränkelnden Äste, unter Um- ständen Fällen und Verbrennen des ganzen Baumes. Die kranken Teile sind am Gelb- und Welkwerden der Blätter leicht zu erkennen. Der Birleschädigten Blattstellen von seinen Freßwerkzeugen verursacht. Aus den Eierchen entwickeln sich glänzend schwarze, metallisch grün schimmernde, leicht behaarte, runzelige Larven, welche nach einer Freßdauer von vier Wochen sich in der Erde verpuppen und im nächsten Spätsommer oder Herbste die jimgen Käferchen liefern. Diese überwintern an der Erde unter trockenem Laub und schreiten im kommenden Frühjahr zur Begattung. 56 Der gelbbraune Birkenblattkäfer. Der Pappelblattkäfer. Bekämpft wird der Erlenblattkäfer durch Sammeln der Larven, Käfer und Eier, im Winter durch Zusammen- harken und Verbrennen des trockenen Laubes. Der gelbbraune Birkenblattkäfer (Adimonia capreae). Tafel 6, Figur 43. Schon im ersten Frühjahr, wenn kaum die Birke, einer unserer frühgrünenden Bäume, beginnt, sich mit junger Blätterpracht zu schmücken, erscheint ein 6 mm großer, gelblich-brauner Käfer. Seine Elügeldecken zieren kleine etwas vertiefte Punkte und sehr schwache, erhabene Längslinien. Er hatte den Winter unter der warmen Laubdecke am Erdboden verschlafen und ist nun schon so zeitig erwacht, um die jungen Blättertriebe mit seinen Eierchen zu belegen. Es ist dies der gelbbraune Birken- blattkäfer, der für gewöhnlich den Birkenbaum, nicht selten aber auch die Weide imd andere Laubhölzer befällt. Er hat entweder nur eine oder aber zwei Generationen, die Regel ist das erstere. Aus seinen Eierchen entwickeln sich nach etwa 12 Tagen die sechsbeinigen, schlank ge- bauten Larven. Ibre Körperfarbe ist schwarz, auf dem Bücken tragen sie mehrere leicht behaarte schmutzig- weiße Eleischzäpfchen. Sie leben stets gesellig und ver- ursachen durch ihren Blätterfraß, der sich durch starkes Skelettieren der Blätter bemerkbar macht, großen Schaden. Die Freßdauer hält ungefähr sechs Wochen an, alsdann begibt sich die Larve ziu' Verpuppung in die Erde. Die Bekämpfung erfolgt durch Sammeln und Töten der Käfer und Larven, die bei ihrem geselligen Leben und durch die verursachten bedeutenden Blätterbeschädigungen leicht aufgefunden werden können. Der Pappelblattkäfer (Lina populi). Tafel 6, Figur 44. Der Käfer wird bis 15 mm lang. Er fliegt im Mai und Juni. Sein Körper ist halbkugelförmig gebaut. Das Tafel 7. Wespe Vi. Fuiipeiiknäuel an einer toten Raupe Larven aus einer Riuipe ausschlüpfend Wespe Vi- welche ein Ei in die Puppe der Ringelranpe ablegt U^h. 5u nngeflügelt Vi 5 50 Vi Puppe Vi 45 Die Honigbiene. Apis mellifica. 4C. Die grosse Raupeuschlupfwesipe, Ichneumon pisorius. 47 Die Kohlweisslingsschlupfwespe, Microgaster glomeratus. 48 Die Woll- wespe, Cryptus cyanator. 49 Die Kiefernspinnersichelwespe, Anoinaloii circumflexuin. 50 Die rote Waldameise, Forraica rufa. Die Aderf lügler. 57 Halsschild trägt eine metallisch - blaue, die Flügel eine glänzend rote Farbe. Die Eier werden an die Blätter von Pappeln oder Weiden gelegt, wo sich die schmntziggraue, mit hellen Warzen besetzte Larve entwickelt, und wo auch die Puppen entstehen. Den letzteren entschlüpft noch im Herbste der Käfer, der in geeigneten Verstecken den Winter überlebt. Der Schaden ist ein Blattfraß und wird nur dann erheblich, wenn der Käfer zahlreich auftritt. Dann kann er allerdings auch empfindlich werden, weil die einzelnen Blätter bis auf die Rippen abgeweidet werden. Die Aderf lügler (Hymenoptera). Die Aderflügler, auch Immen und Hau tf lügler genannt, haben ihren ]^amen von den vier hautartigen, gleichartigen, durchsichtigen Flügeln, welche von wenig verzweigten Adern durchzogen sind. Ihre Verwandlung ist eine vollkommene, die Mundwerkzeuge sind beißend, oder beißend und saugend. Die weiblichen Aderflügler besitzen entweder an ihrem Hinterleibsende eine Giftdrüse und fast allgemein dann auch einen mit dieser in Zu- sammenhang stehenden Wehrstachel, oder es fehlt die Drüse, und es wird dann der Wehrstachel durch eine aller- dings zimi Stechen auch eingerichtete Legeröhre ersetzt, mit deren Hilfe die Eier an einen bestimmten Platz gelegt werden. ISTach dem Vorhandensein dieses Wehrstachels bezw. der Legeröhre zerfallen die Aderflügler in zwei größere Gruppen, in die Stechimmen (Aculeata) und die Legeimmen (Terebrantia). Charakteristisch für die Aderflügler ist ihr Körper- bau insofern, als dessen drei Hauptabschnitte sehr scharf voneinander getrennt, oft sogar nur durch eine faden- 58 Die Honigbienen. Die Schlupfwespen. förmige Einschnürung miteinander verbunden sind. So- wohl das ansg-ebildete Insekt als auch die Larve leben teils von tierischer, teils von Pflanzenkost, teils schmarotzen die Larven auch in oder an anderen Insekten. Die Hautflügler stellen eine der wichtigsten Insektengruppen dar, ihnen ge- hören die größten Nützlinge aber auch sehr große Schäd- linge an. Ifützliclie Aderflüg-leL Die Honigbiene (Apis mellifica). Tafel?, Figur 45. Die Honigbiene ist für den Menschen wohl das nütz- lichste Insekt, und zwar wegen der Lieferung des Honigs. Von diesem Gresichtspunkte aus kommt sie aber für den Forstmann erst in zweiter Linie in Betracht, weshalb wir sie hier, wenn auch nicht ganz übergehen, so doch nur erwähnen wollen. Was sie aber dem Forstmanne neben der Lieferung des Honigs über alles andere nützlich macht, ist ihre Vermittlung der Befruchtung der Baumblüten. Hierin kommen ihr nur ihre nächsten Verwandten, die Hummeln, so ziemlich gleich. Die Schlupfwespen. Tafel 7, Fig. 46 bis 48. Die Schlupfwespen sind Insekten mit dünnem, lang- gestrecktem Körper. Die Weibchen sind mit einem oft sehr langen, von zwei seitlichen Klappen umgebenen Lege- stachel ausgerüstet, mit dem sie ihre Eier in oder an anderen Insekten, deren Eiern, Larven und Puppen ablegen. Dort schmarotzen später die köpf- und fußlosen Larven. Diese verzehren, sofern sie in Insekteneiern leben, den ganzen Inhalt der Eier, sofern sie aber in den Larven leben, im großen und ganzen nur deren Fettsubstanzen. Bei diesem innerlichen Fräße stören sie das sie beherbergende Insekt so wenig, daß dieses kaum etwas von ihrem Dasein merkt, sich Die Schlupfwespen. 59 oft sogar noch in der Vollkraft seines Lebens zur Puppe verwandelt. Sind die Wespenlarven aber vor der Ver- puppung ihres Muttertieres erwachsen, so brechen sie aus dessen Körper hervor oder verpuppen sich auch darin. Dann ist die Zeit gekommen, wo sie sich dem sie beher- bergenden Tiere als Schmarotzer bemerklich machen, die Zeit, in der sie dieses zugrunde richten. Sind sie aber erst nach der Verpuppung des sie beherbergenden Insekts erwachsen, so leben sie noch eine Zeitlang in dieser Puppe, verpuppen sich dann darin selbst, und es entschlüpft der großen Insektenpuppe anstatt des eigentlichen Insekts ein anderes, eine Schlupfwespe, oder auch deren mehrere. Hauptsächlich werden die Schmetterlingsraupen von den Larven der Schlupfwespen befallen, so daß diese durch das Vernichten jener ungemein schädlichen Tiere viel K^utzen stiften und jede Schonung seitens des Men- schen verdienen. Vor allem seien sie dem Schutze jedes Forst- und Landmannes w^arm empfohlen. Ohne innere Untersuchung kann man es im allge- meinen den von den Schlupfwespen belegten Insekten und Insektenlarven nicht ansehen, ob sie Schlupfwespenlarven in sich beherbergen. Bei den Raupen ist das dem aufmerk- samen Auge aber doch in etwas möglich. Diese legen dann gewöhnlich ein unruliiges Wesen an den Tag, das mit Trägheit und zuckenden Bewegungen abwechselt. Sie zeigen auf ihrem Rücken schlechtfarbige Stellen, werden allmählich steif und sterben ab. Derartige Raupen soll man nie töten, seien sie auch noch so schädlich. Sie tragen oft Hunderte von nützlichen Schlupfwespenlarven in sich, die später unzählige nützliche l^achkommen haben würden, die aber mit der Tötung der Raupe ebenfalls dem Tode preisgegeben wären. Die Zahl der bekannten Sehlupfwespenarten beträgt einige Tausend. Sie erreichen oft eine Länge von einigen Zentimetern, beginnend mit winzig kleinen, deren Larven zu Dutzenden in einem einzigen Insektenei Platz finden können. Eine der bekanntesten ist 60 Die Kiefemspinnersichelwespe. Die Ameisen. Die Kiefemspinnersichelwespe (Anomalon circumflexum). Tafel?, Figi\r49. Sie wird ca. 3 cm lang und belegt mit ihren Eiern vornehmlich die so "ungemein schädliche Raupe des Kiefernspinners. Sie ist die gemeinste und zugleich auch eine der nützlichsten. Die Ameisen (Formicae). Die Ameisen, diese hochintelligenten Tierchen, leben gemeinsam in selbstgefertigten Wohnungen, welche sich jede einzelne Art ihren Lebensbedingungen entsprechend baut. Diese werden entweder auf oder in der Erde oder auch an hohlen Bäumen usw. errichtet. Äußerlich scheinen sie nur wenig ordentlich hergestellt zu sein, innerlich aber sind sie stets mit vielem Fleiße eingerichtet. Die Erd- baue bilden ein den Boden durchziehendes Böhrennetz, das von verschiedenen kleineren und größeren Hohlräumen unterbrochen ist. Sie sind gewöhnlich unter einem Stein, unter einem liegenden Baumstumpf oder dergleichen Stellen errichtet, damit sie vor Sturm und Nässe geschützt sind, oft aber befinden sie sich auch in freiliegendem Erdboden. Im Gegensatz zu diesen erheben sich die überirdischen Baue oft über ein Meter hoch über die Erde. Sie sind von den Ameisen aus herbeigeschlepptem Material wie trockenen Holzteilchen, Tannennadeln, Grashälmchen, Steinchen, Harz usw. errichtet, haben eine innere Einrichtung ähnlich der der Erdnester und reichen auch wie diese bis tief in die Erde hinab. Ihre Oberfläche ist stets geglättet, damit sie ein dichtes Dach blidet, an dem der Regen ablaufen kann. Die dritte Art Ameisenwohnungen ist am oder im Holze errichtet. Gewöhnlich werden zur Anlage des Baues alte und morsche Baumstämme gewählt, nicht selten aber muß auch ein vollständig gesunder Stamm dazu herhalten. Bei Verrichtung aller Arbeiten bedienen sich die Ameisen ihrer Ereßzangen. Mit ihnen schleppen sie das Bau- Die Ameisen. 61 material für ihre Wohnungen heran, unterminieren sie die Erde und zerfressen sie das harte Holz. Die letztere üble Eigenschaft hat die Ameise in vielen Gegenden denn auch verhaBt gemacht, während sie doch vorwiegend ein nützliches Insekt ist. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Ameisenarten. Wenngleich sie auch oft an ganz verschiedenen Orten und unter ganz anderen Verhältnissen ihr Dasein fristen, so bleibt ihre Lebensweise im großen und ganzen doch so ziemlich die gleiche. Das dürfte es rechtfertigen, wenn wir sie hier nur allgemein behandeln. Die Ameisen teilen sich ein in drei verschiedene Ge- schlechter: in die geschlechtlosen oder die Arbeiterinnen, in die männlichen und in die weiblichen Tiere. In jeder Ameisenkolonie überwiegen der Zahl nach sehr die Arbei- terinnen. Sie sind flügellos und haben im Haushalte der Ameisen die Wirtschaft zu besorgen. Sie haben die Woh- nung einzurichten, sie im Stande zu erhalten, die Nahrung für die Weibchen herbeizuschaffen, die Larven zu hüten und zu füttern und die Puppen vor Gefahren zu bewahren. Die Aufgabe des alten weiblichen Insekts ist einzig und allein die Sorge für die Kachkommenschaft. Es wird von den Arbeiterinnen scharf bewacht und gepflegt und darf die Wohnung nicht verlassen. Das Männchen dient zur Begattung und stirbt dann. ISTach erfolgter Begattung legt das Weibchen einen Haufen winzig kleiner Eierchen, aus denen sich ebensolche, porzellanhelle, stark geringelte fußlose Larven entwickeln. Diese werden von den Arbeite- rinnen sorglich gehütet und gefüttert. Sie wachsen bei guter Pflege recht bald heran und schreiten endlich zur Ver- puppung. Zu diesem Zwecke umgibt die Larve ihren Körper mit einem elastischen, pergamentartigen, weißlich- gelben Kokon, in dem sie bis zur Verwandlung in die Ameise ruht. Diese Ameisenpuppe ist im Volke irrtüm- lich unter dem I^J'amen Ameisen e i bekannt und kommt als solches als Vogelfutter vielfach in den Handel. Auch die 62 Die rote Waldameise. Puppen werden von den Arbeiterinnen gut behütet und bei der Eeife ihrer Haut entledigt, sofern das junge In- sekt nicht imstande ist, seine Puppenhülle selbst zu durch- fressen. Die jungen Ameisen geben dem Leben des Ameisennestes ein bis dahin ungekaimtes Bild. Unter ihnen gibt es eine ganze Reihe beflügelter Tiere. Es sind das die Weibchen und Männchen. Ein großer Teil davon erhebt sich bald in die Lüfte imd unternimmt die soge- nannten Hochzeitsflüge. Auf diesen Flügen, die oft stundenweit gehen, erfolgt die Begattung. ISTach derselben fallen die Ameisen dann zu Boden, und während die männ- lichen bald sterben, errichten die weiblichen neue Brut- kolonien oder werden von anderen Arbeiterinnen wieder in einen anderen Bau getragen, aus dem sie nie wieder hervorkommen und in dem sie für neuen Zuwachs zu sorgen haben. Ln großen und ganzen sind die Ameisen vom forst- wirtschaftlichen Standpunkte aus als nützliche Tiere an- zusehen. Durch die Säuberung des Bodens von Unkräutern und namentlich durch das Vertilgen kleiner und großer Schädlinge aus dem Insektenreiche, durch die Beschleuni- gung des Verwesungsprozesses alten Holzes usw. wirken sie ungemein nutzbringend. Im Felde und im Garten schaden sie manchmal sehr, im Walde aber wohl nur dann, wenn sie an gesundem Holze ihre Baue errichten. Im Walde sollten sie daher stets geschont werden. Vor allem ist es Die rote Waldameise (Formica rufa), Tafel?, Figur 50, die des Schutzes bedarf. Das Ausbrennen und das Aus- gießen ihrer jSTester mit heißem Wasser, was man nur zu häufig beobachten kann, ist geradezu ein Frevel. Tafel 8. lit I.ane, Frass iiuil GespiDst rterselbt' Weibchen Vi 51 Die veränderliche Knoi)fhornblattwespe, Ciinbex varial)ilis. 52 Die frel))e Pappel- blattwespe. Cladins vlniiiialis. 5:". Die kleine FichteuMattwespc, Nematus abietum. 54 Die gelbe Kiefernblattwespe, Lophyrus pallidus. 55 Die bunte Kiefern^'espinst'tlatt- wespe, Lyda stellata. Die veränderliche Knopfhornblattwespe. Die gelbe Pappelblattwespe. 63 Schädliclie Aderflügler. Die veränderliche Knopfhornblattwespe (Cimbex variabilis). Tafeis, FigiirSl. Von Mitte Mai bis Mitte Juli frißt an den Blättern der Birke, Buche, Weide, Erle und Ulme eine 22 füßige, walzig geformte, nackte, gelblichgrüne Larve. Bei Tage hält sie sich gut verborgen auf der Unterseite der Blätter auf, des iN'achts wird sie lebendig. Berühren wir sie mit dem Finger^ so spritzt sie, um sich zu wehren, aus den Seitendrüsen einen ein wenig stinkenden Saft aus. Ist sie erwachsen, so verpuppt sie sich in der Erde in einem festen Kokon, in dem sie über"v\n.ntert. Bemerkt man außer dem Blattfraß an dünnen Zweigen auch noch einen Rinden- fraß, und haben diese Fraßwunden das Aussehen von Bin- gen, die den Zweig vollständig imigeben und ihn bis auf das feste Holz von seiner zarten Rinde entblößen, so hat man die Larve der veränderlichen Knopfhornblattwespe vor sich. Die Wespe ist ca. 28 mm lang und trägt als Grundfarbe ein tiefes Schwarz, ihr Kopf und ihre Brust, oft auch der leicht behaarte Hinterleib, sind gelbbraun mit schwarzen Zeichnungen. Die Beine und Fühler haben eine rotbraune Farbe, die Flügel sind glashell mit gelb- licher Tönung und braunschwarzem Hinterrand. Ihre Eier legt die Wespe direkt an den Blattrippen ab, wo sich schon nach ein paar Tagen die Larven entwickeln. Der Schaden, den dieses Insekt stiftet, ist nicht sehr bedeutend; wo es nicht zahlreich auftritt, ist er leicht zu verschmerzen. Ein Kampf mit dem Tiere ist daher in der Regel nicht notwendig. Die gelbe Pappelblattwespe (Cladius viminalis). Tafel 8, Figur 52. Die gelbe Pappclblattwespe ist 9 mm lang. Ihr gell^er Körper hat einen schwarzen Kopf, ein schwa.rzgeflecktes 64 Die kleine Fichtenblattwespe. Bruststück und bräunliche Gliedmaßen. Die ebenfalls gelben durchsichtigen Flügel haben an dem vorderen Eande einen braunen Streifen. Die Larve wird nicht ganz 2 cm lang. Ihr Kopf ist rund und tief schwarz. Ihr Körper trägt auf hellgelb- grünem Untergrunde weißliche Haare ; die zwei vorderen und die drei hinteren Leibesringe sind pommeranzengelb, auf ihnen heben sich wie auf allen Leibesringen (ausge- nommen dem ersten und den beiden Endringen) zwei große und äußerlich daneben je ein kleiner schwarzer Rücken- fleck ab. Das Endsegment weist nur einen, das daran an- stoßende und das erste Segment deren je zwei auf. Die Wespe fliegt vom Mai bis zum September. Unter Zuhilfenahme eines Sägeapparats beschädigt sie die Blatt- stiele der verschiedensten Pappelarten, und in diese Wun- den legt sie ihre Eierchen. Aus den Eiern bilden sich die oben beschriebenen Larven, welche an den Blättern fressen, erwachsen und diese bis auf das Skelett abweiden. In der Jugend leben sie gesellig, sie halten sich dann an der Unter- seite der Blätter auf, welche sie mit ihren noch schwachen Ereßwerkzeugen nur beschaben, so daß zu dieser Zeit von dem Blatte auch die Haut übrig bleibt. Sie verpuppen sich und überwintern in einem glänzend-gelblichen Kokon in Holzspalten und Rindenrissen. Die kleine Fichtenblattwespe (Nematus abietum). Tafeis, Figur 53. An den jungen Maitrieben mittelgroßer Eiehten- bäumchen lebt eine hellgrüne, etwa V-/ ■> cm lange Larve. Sie hat ein Paar dunkle Augen und ist an den jimgen Fichtennadeln nur sehr schwer zu entdecken. In der Regel ist sie in Gesellschaft einer ganzen Schar ihres- gleichen und vereint mit dieser bemüht sie sich redlich, den frischen ITadelwuchs gründlich zu verderben. Macht sich der Fraß an der einzelnen ü^adel dadurch bemerkbar, daß von der Xadel nichts übria; bleibt als eine dünne Die gelbe Kiefern blattwespe. 65 Mittelrippe, an deren Ende sich noch ein unversehrtes ^NTadelstückchen befindet, das vermöge seiner Schwere das Rückgrat der Nadel einem Faden ähnlich nach abwärts zieht, so ist dies ein sicheres Zeichen von der Tätigkeit der Larven der kleinen Fichtenblattwespe, eines etwa 6 mm langen, braunschwarzen Insekts. Diese Larven fressen etwa fünf Wochen lang und begeben sich alsdann, ihr Ge- sellschaftsverhältnis lösend, in den Boden, um den Winter zu verschlafen. Gegen Ende März verwandeln sie sich dann in einen festen Kokon, in die Puppen. IST ach 14 Tagen oder drei Wochen haben diese ihre Reife erlangt imd liefern das etwas träge, beflügelte Insekt. Durch den umfangreichen Massenfraß an den jungen Trieben der Fichte kann die Larve sowohl im Park als auch im Walde empfindlichen Schaden anrichten, weil die befressenen Triebspitzen in der Regel bald eingehen und verdorren. Man schüttelt die Larve von dem Baume auf große Tücher ab oder zerdrückt sie mit dem Finger, indem man die von ihr besetzten Triebe unter leisem Zusammen- druck durch die mit einem alten Handschuh bekleidete Hand zieht. Die gelbe Kiefernblattwespe (Lophyrus palhdus). Tafel 8, Figur 54. Das weibliche Insekt ist 9 mm lang, von gelber Körperfarbe, mit braungefleckter Brust und braunen Binden auf dem Hinterleib; das männliche mißt nur 8 mm Länge und ist in ein vor%viegend schwarzes Kleid gehüllt. Sein Bauch ist rot, die Beine und die Ränder des Hals- kragens sind gelb, die Flügel beider ungefärbt mit glas- hellem Flügelmal. Die blaßgrüne Larve wird 2 cm lang. Ihren Rücken und die Seiten ziert je ein dunkelgrüner Längsstreifen, desgleichen je ein gleichgefärbter Punkt oberhalb der Bauchfüße. Ihre Fraßperioden sind der Juni und Juli,. Lohrenz, Nützliche und schädliche Insekten im Walde. x 66 Die bunte Kieferngespinstblattwespe. die letzte Hälfte des August und der September. Die Wespe selbst fliegt im Mai und das zweite Mal im Juli. Die bunte Kieferngespinstblattwespe (Lyda stellata). Tafeis, Figur 55. Die Grundfarbe des Körpers ist schwarz, am Bauch graugelb. Brust und Kopf tragen gelbe Zeichnungen, der Hinterleib oberseits eine braunschwarze Farbe. Die rotgelben Beine sind an der den ebenso gefärbten Brust- seiten anliegenden Schenkelseite tief schwarz. Das 12 mm lange Insekt fliegt vom Mai bis in den Juli, zu welcher Zeit es seine Eierchen an die älteren Nadeln von Kiefern- bäumen mittleren Alters legt. Dort entwickeln sich schon nach einigen Tagen die gelblichgrünen, dunkelbekopften Larven mit lichter Bauchseite, dunklem ISTackenschild und je einem rotbraunen und weißlich-gelben Seitenstreifen. Ihren Kücken ziert auf jedem Ring ein dunkler Fleck. Sie leben in losen Gespinsten und benagen mit Vorliebe mehrjährige Xadeln, wohingegen sie die Jungtriebe fast gänzlich ver- schmähen. ]^achdem sie zu Ende August erwachsen sind, verkriechen sie sich in den Erdboden. Dort liegen sie ein oder zwei Jahre lang als Larven still, verpuppen sich nach dieser Zeit erst zur I*Tymphe und liefern alsdann nach kurzem Puppenstadium die Wespe. Die bunte Kieferngespinst- blattwespe hat eine weite Verbreitung, und nicht selten tritt ihre Larve sehr verheerend auf. Sie erscheint in man- chen Jahren so zahlreich, daß sie nicht selten vollständigen Kahlfraß verursacht, unter dem die beschädigten Bäume bis zum Absterben zu leiden haben. Man bekämpft die Larven während ihres Fraßes an den jSTadeln in ihren Ge- spinsten mit der Raupenfackel. Eingetriebene Schweine wühlen die im Boden schhmimernden Larven und Puppen auf und tragen nicht unerheblich zu deren Verminderung bei. Diese Blattwespe ist für die Forstwirtschaft eine der schädlichsten ihrer Sippe. Tafel 9. 57 Manuellen Vi TiK Männcheu Vi öc< Die kleine Kiefernblattwesiie, Lophyius pini. 57 Die gro^sse Ficht.-iilioI/,\vespi> '^irex i-'igras. 58 Die schwarze Fichtenliolzwespe, Sirex spectrum. Die kleine Kiefernblattwespe. 67 Die kleine Kiefernblattwespe (Lophyms pini). Tafel 9. Figur öfi. Charakteristisch für die beiden Geschlechter dieser Kiefernblattwespe sind die Fühler, die beim Weibchen ein- fach gezähnt, beim Männchen bis zur Spitze regelrecht ge- fiedert sind. Außerdem unterscheiden sich beide noch besonders durch die Körperfarbe. Während das männ- liche Insekt am ganzen Körper schwarz ist und glashelle, braungeaderte Vorderflügel mit braungelbem Male und gleichfalls helle, durchscheinende, an der Spitze ein wenig verdunkelte Hinterflügel trägt, besitzt das weibliche einen braungelben, braunschwarz geringelten Hinterleib. Beide werden bis zu 6^/2 mm groß ; doch ist das Weibchen stets größer als das Männchen. Die Flugzeiten fallen in den April und Mai und in die Zeit von Juni bis August. Unter Zuhilfenahme eines Sägeapparates beschädigt die Wespe die ISTadeln der Kiefer, imd in die bereitete Wunde läßt sie dann ein Häufchen Eier gleiten. Stets werden mehrere K^adeln nacheinander auf diese Weise be- legt, und man dürfte in der Annahme, daß die Anzahl der Eier weit über hundert beträgt, nicht fehlgehen. Die nackten, schwarzgrünen, an den Seiten gelb gezeichneten Larven mit rotbraunem Kopf leben in größeren Gesell- schaften frei und ohne Gespinst an den älteren iSTadeln der Kiefer. Sie haben zwei Fraßperioden, die eine im Juni, die andre im Herbst. Die Larven der ersteren Periode verpuppen sich noch im Sommer in kleinen Tönn- chen in der Erde mid liefern das im Hochsommer fliegende Lisekt; die der Herbstperiode überwintern in der Erde, ihre Verwandlung zur Puppe erfolgt dort erst im folgen- den Frühjahr, aus ihrer Puppe entsteht das Frühjahrs- insekt. Der Schaden, den die kleine Kiefernblattwespe be- reitet, ist nicht so groß, wie er für gewöhnlich gehalten wird. !N'ur sehr selten erstreckt sich der Fraß der Larve 68 Die große Fichtenholzwespe. auf junge Benadelungen, er beschränkt sich vielmehr stets auf ältere, und zwar auf mehrjährige Nadeln, die doch bald abtrocknen würden. Wenn auch der beinahe uner- sättlichen Freßwut dieser Tiere außerordentlich viel zmu Opfer fäUt, so ist doch ein bedeutender Fraß an alten Nadeln nichts im Vergleich zu nur mittelmäßigem an jungen Trieben. Bekämpfung ist nur selten notwendig. Wo aber Kahlfraß zu befürchten ist, da hilft kräftiges Schütteln der Bäume und Zertreten der herabgefallenen Larven, das Ausschneiden und Verbrennen der am meisten befallenen Zweige und im Winter, wo die Larven im Boden schlum- mern, der Schweineeintrieb in den Wald. Die große Fichtenhoizwespe (Sirex gigas). Tafel 9, Figur 57. Allen Holzwespen charakteristisch ist der große Kör- per von walzenartiger Formung, die langen fadenförmigen Fühler, die langen schmalen, in der Ruhe dicht am Körper anliegenden Flügel, die kräftigen Beine, die Flug- zeit im Spätsommer und Herbst. Die große Fichtenholzwespe wird ca. 30 mm lang und hat eine Spannweite von 50 mm; diese G-röße des männ- lichen Insekts wird aber von der des weiblichen, den Lege- stachel mit gerechnet, oft um die Hälfte übertroffen. Der Körper des Männchens ist tiefschwarz gefärbt, am Bauche schwarzbraun, ein Augenfleck, die Fühler, die Beine von den Knien an und teilweise auch der Hinterleib, nament- lich beim Weibchen, sind gelb. Beide Geschlechter aber wechseln oft sehr in ihrer Farbe, so daß sich etwas Be- stimmtes nicht sagen läßt. Mit Hilfe eines Legerohrs von 15 mm Länge erfolgt die Eiablage tief im Holze der Fichte, oder wo diese fehlt, im Hoke der Tanne, Lärche oder Kiefer. Die weißlichen, augenlosen Larven leben zwei Jahre; sie haben nur verkümmerte Beine und tragen einen aufwärts fferichteten Afterdorn. Mit ihren oft einen Die schwarze Fichteaholzwespe. Die Kieferaholzwespe. 69 Meter langen, mit dem Wachstum der Larve allmählich weiter werdenden Fraßgängen durchziehen sie die Hok- teile des Baumes in weitem Bogen. Die Larvengänge gleichen einer vollständig runden Röhre, sie sind stark mit Bohrmehl und kleinen Holzspänehen angefüllt und enthalten an ihrem inneren Ende die Puppenwiege. Von hier aus muß sich später die Wespe aus dem Innern des Baumes herausnagen; es entsteht dadurch stets ein kreis- rundes Flugloch von etwa 1 cm Durchmesser an der Außen- seite des Stammes. Von den Holzwespen ist die große Fichtenholzwespe auf jeden Fall die schädlichste, allerdings auch die größte. Ihre natürlichen Feinde sind die Schlupfwespen und die Zimmerleute unter den Vögeln, die Spechte. Der Mensch steht ihr beinahe ohnmächtig gegenüber. Das einzige, was er zu ihrer Verfolgung tun kann, sind einige Vor- beugungsarbeiten, indem er dafür sorgt, daß schadhafte Stämme stets abgeholzt werden; denn die Wespe greift nicht gerne einen vollständig gesunden Bamn an, wenig- stens muß er Rindenwunden aufweisen. Mcht so häufig wie diese, daher auch nicht so schäd- lich und ein wenig kleiner ist Die schwarze Fichtenholzwespe (Sirex spectrum). Tafel 9, Figur 58. Das Männchen ist nur 24 mm lang, mit schwarzem Körper, das Weibchen bis zu 43 mm lang und von gleicher Farbe. Wie bei der vorigen ist auch hier die Farben- zeichnung sehr veränderlich. Die Larve frißt mit Vor- liebe im Holze der Fichte und Tanne. Die Kiefernholzwespe (Sirex juvencus). TaiellO, Figur 59. Ähnlich wie die vorigen beiden an der Fichte schaden, niacLt sich die Kiefernholzwespe an der Kiefer zu sciiaiien. Sie befällt mit Vorliebe Stangenhölzer, geht aber auch an alte Stämme: doch meidet sie das Junsrholz. Kränkelnde 70 Die Hornisse. und schadhafte Bäume werden den gesunden stets vor- gezogen. Die geschlechttragenden Insekten sind dunkel- (stahl-)blau gefärbt, und das Hännchen unterscheidet sich vom Weibchen durch die gelbrote Farbe des dritten bis siebenten Hinterleibsringes. In allem übrigen sei nur auf die vorigen verwiesen. Die Hornisse (Vespa crabro). Tafel 10, Figur 60. Dieses allbekannte, in der Farbe der gemeinen Wespe sehr ähnliche, aber bedeutend größere Insekt ist nicht allein seines Stechorgans halber gefürchtet, mit dem es empfindlich verwunden kann, sondern beim Forst- und Landwirt ist es auch ein ungern gesehener Gast wegen der Beschädigung der Bäume. Wie bei den Honigbienen findet man unter den Hornissen auch drei verschiedene Geschlechter: die Arbeiter als geschlechtslose, die männ- lichen und weiblichen Tiere. Das gröJ^te von allen dreien ist das Weibchen mit 3 cm Leibeslänge. Ihm steht das Männchen um nur 4 mm nach, während der Arbeiter um 6 mm hinter diesem zurückbleibt. Von allen dreien über- steht den Winter als einziges das Weibchen, die soge- nannte Königin. Im Vorjahre befruchtet, sorgt dieses im nächsten Frühjahr für eine neue Hornis&enkolonie. Zu- nächst baut es eine aus wenigen nach unten hin offenen Zellen bestehende Wabe, belegt sodann jede Zelle mit einem Ei und füttert später die sich bildenden Larven, bis sie sich verpuppen. Ist das geschehen, so schließt es die einzelnen Zellen mit kleinen Deckelchen, unter denen sich die neuen Hornissen entwickeln. Dieses sind alles Ar- beiter, deren Haupt-Lebensaufgabe es ist, die Wabe durch Anbau neuer Zellen zu vergrößern und die folgenden Brüten zu ernähren. Aus den Herbstbruten gehen erst die eigentlichen Geschlechtstiere, die Männchen und die Weibchen hervor. Sie befruchten sich, und nach der Be- gattung sterben die männlichen Tiere, während die weib- Die Netzflügler. 71 liehen überwintern und im nächsten Jahre den Grund zu neuen Kolonien legen. Der Sehaden der Hornissen beruht auf dem Befressen der Baumrinde. Diese Avird stellen- weise derart benagt, daß das Astehen oder der Ast große Kahlstellen aufweist und oft sogar ringsherum von der Rinde entblößt wird. Man bekämpft die Hornisse in ihrer Wabe. Diese hat bisweilen eine große Ausdehnung, ist oft etagenförmig angelegt und von einem Mantel umgeben. Als Aus- und Eingang besitzt der Bau nur ein Flugloeh. Für gewöhn- lich wird er in hohlen Bäumen errichtet, doch sitzt er auch wohl auf der freien Erde. Um in ihm die Hornissen zu töten, wird er mit Petroleum begossen und angezündet. Hierbei muß man sich aber vor den Bewohnern sehr in acht nehmen, sie stechen empfindlich, und schon das ein- zelne Tier kann ein Menschenleben gefährden. Diese Yer- nichtungsarbeit nimmt man am zweckmäßigsten des l^aehts vor, weil dann die Hornissen zu Hause sind und sich der Euhe hingeben. Die Netzflügler (Neuroptera). Charakteristisch für die JSTetzflügler sind die vier gleichartigen, häutigen, meist großen netz- und gitter- förmigen Flügel, ihre beißenden Mundwerkzeuge und ihre große Raublust. In dem Vertilgen allerlei kleinen Unge- ziefers leisten sie und ihre Larven viel. Sie werden daher zu äußerst nützlichen Tieren, j^ur die Larven derjenigen Arten, welche im Wasser leben, stiften durch Vertilgung der jungen Fischbrut einigen Schaden. Für die Forst- und LandAA'irtschaft kommt von dieser an sich schon 72 Die gemeine Kamelhalsfliege. Die Florfltege. familien- und artenarmen Insektenordnung nur eine ver- schwindend kleine Anzahl Tiere in Betracht, von denen hier die drei wichtigsten, die gemeine Kamelhalsfliege, die gemeine Florfliege und die Ameisenjungfer besonders ver- zeichnet sein mögen. Die gemeine Kamelhalsfliege (Rhaphidia ophiopsis). Tafel 10, Figur 61. Ein sehr in der Stille, aber für den Forst- und Land- wirt ungemein nützlich wirkendes Insekt ist die gemeine Kamelhalsfliege. Ihren Namen verdankt sie der mehr als sonderbaren krummen Bildung ihres Halses. Sie gehört der Sippe der ISTetzflügler an, wird ca. l^/o cm lang, hat eine schwarze Farbe und helle, durchsichtige, dunkel- geaderte Flügel. Ihr sehr ähnlich gebaut ist ihre Larve. Beide, sowohl Larve als auch Insekt, sind außerordentlich bewegliche Tierchen. Sie leben vornehmlich an den Stämmen der ISTadelhölzer, sind ausgeprägte Bäuber des Kleinungeziefers, dem sie mit großer Gewandtheit selbst durch die engsten Bindenrisse und Spalte nacheilen. Ihrer außerordentlichen Raub- und Freßgier verfällt alles, was sie nur eben bewältigen können, sei es ein hartkrustiger Rüssel- oder Borkenkäfer, sei es das Ei eines Schmetter- lings. Ihr l^utzen im Walde ist groß und unberechenbar. Die gemeine Florfliege (Chrysopa vulgaris). Tafel 10, Figur 62. Die Fliege ist sehr zart gebaut, mißt in der Länge ca. 1 cm, ist von gelblich-grüner Farbe, hat große Flügel und lange Fühler und verbreitet in der Regel einen schwachen, vdderlichen Geruch, weshalb sie auch den Namen Stinkfliege führt. Ihre Augen schimmern wie goldene Perlen, daher ihr weiterer ISTame Perlenauge. Ihre Bewegungen sind träge, der Flu,';' ^clr.verfällig. Iiu Frühjahr, nach erfolg-ter Begattung, schreitet das weibliche Tier zur Eiablage. Es drückt dabei den Hinterleib auf Tafel 10. « 2 Fliege (testiclte Eier ^'*\) ^ \^^ V an einem Zweig "^ Natürliche GrBsse. 59 Die Kiefernholzwespe, Sirex Juvenciis. lio Die Hornisse. Vespa crabro. fii Die gemeine Kamelhalsfliegre, Rbaiiliidia ophiopsis. t!2 Die irniue FlorHieire, Chrysopa vulgaris. 63 Die Ameisenjiinsfer (Löwe), Myrrneleon formicarius. Ameisenjungfer. 73 eine Blattfläche fest an, hebt ihn unter gleichzeitigem Ausscheiden eines klebrigen, erhärtenden Saftfadens wieder über 1 cm in die Höhe und läßt erst dann das Ei aus dem Leibe austreten. Dieses bleibt an dem oberen Ende des bereits erhärteten Saftfadens kleben und hat mit diesem geradezu das Aussehen eines Staubgefäßes einer Blume. Mit dieser Eiablage fährt die Fliege fort, bis das als Unterlage benutzte Blatt mit Fäden und daran schau- kelnden Eierchen wie gespickt ist. Diesen Eiern ent- schlüpfen nach acht Tagen kleine borstige, sehr häßliche, grüngefärbte Geschöpfe, die sechsbeinigen Larven der Florfliege, welche im Volksmunde unter dem Namen Blattlauslöwen allbekannt sind, wegen ihres häßlichen Aussehens aber nur gar zu oft befehdet und getötet wer- den. Es sind sehr raubgierige und nimmersatte Tiere, welche hauptsächlich unter den Pflanzenläusen, anderen kleinen Insekten und deren Larven aufräumen. Während die ausgebildete Fliege sehr träge ist, betätigt ihre Larve ein sehr lebhaftes Wesen. Ihre starken Freßzangen weiß sie sehr geschwind und ohne ihr Ziel zu fehlen in die Beute zu schlagen, mit ihnen das Opfer zu erdolchen und auszusaugen. Ziffernmäßig zu berechnen ist der l^utzen der Blattlauslöwen nicht, er ist aber ungemein groß und wird, was besonders die Vernichtung der Blattläuse an- betrifft, von keinem Insekt übertroffen. Die Larve einer der gemeinen Florfliege verwandten Art, der Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius). Tafel 10, Figur 63 lebt in der Erde, vornehmlich in trockenem Sande. Sie hat ein gelblich graues Aussehen, ist kurz und gedrungen gebaut und am Kopfe mit zwei dünnen aber scharfen Schorr^-p b3waffii-jt. Als Wolinr.iia: dient i::r eine solb-'.- gefertigte trichterförmige Röhre im trockenen Sande, auf deren Grunde sie, bis auf den Kopf im Sande vergraben, auf Beute lauert. Beschreitet ein fremdes Insekt den 74 Die Schmetterlinge. Kand des Erdtricliters, so beginnt der Sand nach unten hin abzurollen, er reißt das Insekt mit sich hinab, und dieses wird unten von zwei kräftigen Larvenzangen erfaßt, erwürgt und ausgesogen und sein toter Körper alsdann wieder aus dem Trichter hinausgeschleudert. Nicht alle diese Erdlöcher sind von den Larven bewohnt, viele werden häufig verlassen, die Larve wandert gern umher und er- richtet stets neue Trichter. Die Puppe liegt zu Anfang Juni ebenfalls unter solch einem Trichter, jedoch ein wenig tiefer im Sande vergraben, sie ruht in einem weißen, von kleinen Sandkörnchen besetzten Kokon. Ihr ent- schlüpft im Juli das der gemeinen Morfliege nicht unähn- liche, zum Unterschiede von ihr jedoch grauschwarz- gefärbte Insekt mit gelblich-braunen Beinen und spitz zu- laufenden Flügeln. Große Bedeutung für die Forstwirt- schaft hat dieses in Nadelwaldungen lebende Tier nicht. Die Schmetterlinge (Lepidoptera). Die Schmetterlinge sind Insekten mit vollkommener Metamorphose. Ihren Körper zieren vier häutige Flügel, welche ganz oder auch nur zum Teil mit lose haftenden, farbigen Staubschüppchen bedeckt sind. Ihre Mundteile sind zum größten Teile sehr verkümmert. Der Oberkiefer fehlt beinahe gänzlich, die Oberlippe ist kaum angedeutet, ebenso die Unterlippe. Dagegen sind die beiden Hälften des Unterkiefers sehr gut entwickelt. Sie bilden je eine der Länge nach gespaltene halbe Röhre, die sich so auf- einander legen, daß sie zusammen einen Rüssel bilden. Dieser Rüssel, oft auch Zunge genannt, ist zuweilen sehr lang und übertrifft nicht selten den ganzen Schmetterling an Länge. In der Ruhe wird er zusammengerollt getragen. Die Schmetterlinge. 75 Die Larven der Schmetterlinge werden Raupen ge- nannt. Sie tragen stets Kopf und Beine. Ihr Leib be- steht aus zwölf Leibesringen, die je nach den vorhandenen Beinen keine oder je ein Beinpaar tragen; die drei vor- deren haben stets je ein Paar Beine. Die Mundwerkzeuge der Raupen sind beißend, ihre iSTahrung entnehmen sie fast ausschließlich dem Pflanzenreiche. Entsprechend ihrer Lebensweise werden die Schmetter- linge in Tag- imd ]Srachfalter, entsprechend ihrer Größe in Groß- und Kleinschmetterlinge eingeteilt. Die acht Familien der Ordnung der Schmetterlinge sind: 1. Familie: Tagfalter (Diirrna). 2. Familie : Schwärmer (Sphinges). 3. Famüie : Spinner (Bombyces). •1. Familie : Eulen (i^octuae). O.Familie: Spanner (Geometrae). 6. Familie: Wickler (Tortricidae). 7. Familie: Zünsler (Pvralidae). 8. Familie: Motten (Tineidae). Von nützlichen und schädlichen Schmetterlings- arten, ähnlich wie bei den Käfern, kann man nicht reden. Die Schmetterlinge gehören alle vom forst- und landwirt- schaftlichen Standpunkte aus zu den schädlichen Tieren. Wenngleich auch der ausgebildete Falter noch niemandem jemals ein Härchen gekrümmt hat, und obgleich er auch das harmloseste Tier ist, so ist doch seine Larve das gerade Gegenteil: es gibt auch nicht eine Raupe, von der man sagen könnte, daß sie auch nur einen ganz geringen Kutzen stifte, es sei denn, daß man gerade an die Seidenspinner dächte. Aus diesem Grunde sollte man eigentlich jeden Schmetterling bekämpfen und ihm überall feindlich ent- gegentreten. Das würde aber zu weit führen, und schließ- lich hat doch auch der Bösewicht ein gewisses Recht zu leben. Wo eine bestimmte Schmetterlingsart nicht gar zu sehr überhand nimmt, wo man den Fraß der einzelnen Raupe nicht wenigstens einigermaßen empfindlich wahr- 76 Der Baumweißling. nimmt, da lasse man den Schmetterling Schmetterling sein; wo aber das Gregenteil der Fall ist, da wollen wir alle Kräfte einsetzen, um Wandel zu schaffen. Der Baumweißling (Pieris crataegi). Tafel 11, Figur 64. Der Baumweißling ist eine herrliche Weißlingsart mit weißen, schwarz geäderten und außen schwarz geran- deten Flügeln, deren Spannweite etwa 6 cm beträgt. Die Fühler sind schwarz und endigen in einem heller gefärbten Kolben ; schwarz sind ebenfalls der Leib und die langen Beine und sind mit langen grauweißen Haaren besetzt. Schon im Juni legt das Weibchen die gelben, spitzen Eierchen schön geordnet nebeneinander zu 100 — 200 Stück auf der Unter- seite der Blätter ab. Bevorzugt werden Obstbäume aller- art, Weiß- und Schwarzdorn, Eberesche. !Nach zwei bis vier Wochen entstehen aus den Eiern die jungen schwärz- lichen, dunkel längsgestrichelten, kurzbehaarten Räup- chen, welche im Alter eine blaugraugelbe Farbe annehmen mit schwarzen Längsstreifen. Sie leben in der Regel ge- sellig in Gespinsten, den sogenannten Raupennestern ; nur an heißen Tagen tummeln sie sich wohl allein umher. In diesen Gespinsten erfolgt auch die Überwinterung, nach der sich das Gesellschaftsverhältnis aber immer mehr löst. Der ungeheuren Freßlust dieser Raupen fällt das ganze Laub des Bamnes bis auf die harten Rippchen zum Opfer. Ist ein Baum abgeweidet, so siedelt die ganze Sippe auf einen ISTachbarbaum über. Kurz vor der Verpuppung sucht sich die Raupe ein geeignetes Ruheplätzchen an •einem Zweige, an einer Mauer, einem Zaune usw. Die Puppe sitzt frei da und wird durch einen sie umgebenden Gespinstfaden an ihrer Unterlage befestigt. Sie hat eine irelbliehnraue Farbe und ist vielmals dunkel gepunktet. Ihr entschlüpft nach etwa drei Wochen der Falter. Obwohl der Falter in manchen Jahren verheerend auftritt, ist doch seine forstliche Bedeutung nicht allzu- Tafel II N'ytOrlichc Grusle. 64 Der Baumweissling, Pieris crataegi. 65 Der Fichten- oder Kiefernspinner, Gastro- pacha pini. GG Der Kiefern- oder FöhrenschwKrmer. Sphinx pinastri. 67 Die Forl- oder Kieferneule, Trachea piniperda. Der Kiefernspinner. 77 groß. Es werden besonders Obstbäume, Ebereschen, Weiß- iTnd Schwarzdornlieeken kahl gefressen, Pflanzen, die forst- lich weniger ins Gewicht fallen. In den Obstkiüturen ist der Falter aber ein arger Schädling; denn unter dem Fräße seiner Raupe geht nicht selten die ganze Obsternte ver- loren. Bei seiner Bekämpfung stößt man während des Eier- und Puppenstadiimis auf Schwierigkeiten. Sowohl Eier als auch Puppen sind in der Baumkrone schwer zu entdecken, dagegen kann man aber der Raupe und dem Falter leicht zu Leibe gehen. Schon bald nach dem Ent- schlüpfen aus dem Ei verrät sich die Raupe durch ihren Fraß an den Blättern, durch ihre Geselligkeit und durch die Raupennester, welche vornehmlich im Winter nicht zu übersehen sind, weil sie dann als trockene Blätter- büschel den Baum zieren. Diese Blätterbüschel werden ausgeschnitten und mit ihnen die Insassen verbrannt. Der Schmetterling läßt sich in seiner Eigenschaft als Tag- falter leicht mit dem Kätscher fangen. An heißen Tagen sitzt er gern auf Wegen an Wasserpfützen und kann dort mit einer Rute zu Dutzenden mit einem Schlage vernichtet werden. Der Kiefernspinner (Gastropacha pini). Tafel 11, Figiu- 65. Der gi-ößte Baumschädling unter den Schmetterlingen ist der Kiefernspinner, welcher sich im Juli und August zeigt. Er ist ein großer, plumper Falter mit schwer- fälligem Fluge; tagsüber ruht er an den Stämmen dicker Bämne, in der Dämmerung fliegt er auf Waldlichtungen. In der Ruhe ist er nur sehr schwer zu entdecken. Seine Farbe ist rötlich- oder gelblich-, oft auch dunkelbraun. Die großen Vorderflügel zieren je ein schneeweißer Halb- mondfleck und eine dunkle Querbinde. Der weibliche Falter besorgt die Eiablage in sehr geringer Höhe an den Baumstämmen. Die Eier sind auffallend groß, oft von der Dicke und auch von der Farbe eines Hanfkomes. 78 Der Kiefeinspinner. Ihnen entschlüpfen nach ca. drei Wochen winzige, anfangs schwärzliche, langbehaarte Räupchen. N^ach der ersten Häutung ändert eich deren Farbe in dunkelbraun, oft aber auch in rötlich oder gar grau. Gleichzeitig treten stahl- blaue, samtartig behaarte ISTackenstreifen auf. Der Rücken ist besetzt mit zwei Reihen kleiner schwarzer, sehr lang behaarter Wärzchen. Die Raupen werden über 8 cm lang. In der ersten Jugend leben sie ein Weilchen gesellig, sie zehren dann noch von den Überresten der Eierschalen. Sind diese verbraucht, so vollziehen sie den Aufstieg in die Krone des Bamnes, wo sie sich alsbald zerstreuen und mit dem Fraß beginnen. Befallen werden von ihnen stets nur die Kiefern und unter deren Nadeln wird stets tüch- tig aufgeräumt. Erst der gestrenge Frost unterbricht das Vernichtungswerk und zwingt die Raupe, sich in ein war- mes Winterlager zu verkriechen. Sie läßt sich dann vom Baiune herab und vergräbt sich lose unter der Bodenstreu, dicht am Stamme des Baumes. Kaum aber beginnt im Frühjahr der Erdboden wieder zu erweichen, da erwacht auch sie schon wieder aus dem Winterschlaf, und während noch alle Gevatterinnen sich dem Schlafe hingeben, ist sie schon wieder bei der Arbeit, damit beschäftigt, Schaden zu stiften. Dieser Frühjahrsfraß ist weit empfindlicher als der Herbstfraß, gilt es doch jetzt, sich fett zu fressen, damit die Verpuppung schon im Juni erfolgen kann. Die Puppe ist schwarzbraun, mit einem grauen Schimmer und in einem schmutziggrauen Gespinst-Kokon zwischen den ]S[adeln dünnerer Ästchen oder in Rindenrissen unter- gebracht. ]S[ach 16 — 22 Tagen liefert sie den Schmetter- ling. Die Raupe des Kiefernspinners, auch Kienraupe genannt, ist sehr gefräßig. Wo sie zahlreich auftritt, da leiden unter ihren Freßwerkzeugen die befallenen Bäume so sehr, daß sie nicht selten absterben. Für gewöhnlich werden nur zarte Kiefernnadeln angerührt; wo sich aber wegen des zahlreichen Auftretens Futtermangel einstellt, Der Kiefern- oder Föhrenschwärmer. 79 da werden auch alte Triebe nicht verschont. In diesem Falle wird der Bamn vollständig entnadelt und zugrunde gerichtet. Da die Raupe fast nur in reinen Kiefem- waldungen lebt, so tut man gut, nie reine Kiefernpflan- zungen anzulegen, sondern stets nur Mischwald; dort wird sie nie zu sehr überhand nehmen. Eifrige Verfolger hat sie unter den Vögeln, vor allem im Kuckuck, in den Meisen und den Häherarten, dann unter den Laufkäfern, den Schlupfwespen usw. Während der Flugzeit des Falters lohnt es sich, die einzelnen Stämme auf das Vorhanden- sein daran ruhender Schmetterlinge oder Eier zu unter- suchen. Die entdeckten Falter werden einfach zerdrückt, die Eier mit Teer oder dergleichen überstrichen. Zu emp- fehlen ist gegen Ende des Winters, spätestens im März das Beteeren oder Beleimen der Stämme. Die dann aus dem Winterschlaf erwachenden Raupen wollen den Stamm besteigen, stoßen dabei auf den Teer- und Leimring und bleiben auf diesem kleben. Das Sammeln der Puppen und Abklopfen der Raupen während der ganzen Jahres- zeit sollte nicht versäumt werden. Wer nicht die Zeit und Gelegenheit hat, im Winter den Boden von schlafenden Raupen zu säubern, der sollte zu dem früher so gebräuch- lichen Schweineeintrieb zurückkehren. Trotz allem, was gegen diesen Schweineeintrieb gesagt wird, hat er doch sein Gutes, zumal hier. In Waldungen, welche vom Kiefernspinner so stark befallen sind, daß die Raupen wegen ausgehender iN'ahrung gezwungen sind, auf ITach- barbäume überzusiedeln, kann man, um dies zu vermeiden, sogenannte Fanggräben anlegen oder aber den ganzen Sommer hindurch Raupengürtel legen. Der Kiefern- oder Föhrenschwärmer (Sphinx pinastri). Tafel 11, Figur 66. Der Kiefern- oder Föhrenschwärmer ist ein stattlicher Schmetterling, schlank gebaut, ca. 4 cm lang und in ein aschgraues Kleid gehüllt. Die schmalen Flügel sind mit 80 Die Kiefern- oder Forleule. schwarzen Längsstreifen und schwarz - weiß gefleckten Saumlinien geziert. Der Länge nach über den Hinterleib zieht sich ein schwarzer Streifen, die Seiten sind ebenfalls schwarz und weiß bordiert. Der Falter fliegt im Mai, zu welcher Zeit er seine Eier mit Vorliebe an die Nadeln der Kiefer legt. Dort entwickeln sich die in der Hauptfarbe gelblich-grünen und graubraun bekopften Raupen. Auf dem Rücken tragen sie eine rote Linie, zu beiden Seiten je einen weißen Längsstreifen. Auf ihrem After erhebt sich als Fortsatz der roten Rückenlinie ein rotes Hörn, die Luftlöcher an den Seiten sind rot umrandet. Die Raupe wird fast 7 cm lang, verpuppt sich und überwintert dicht unter der Bodenstreu. Ln allgemeinen ist der Föhren- schwärmer wenig schädlich, nur in besonders günstigen Jahren zeigt sich seine dicke Raupe als Unheilstifter. Die Kiefern- oder Forleule (Trachea piniperda). Tafeln, Figur 67. Die Kieferneule befällt wie der Kiefernspinner nur die reinen Kiefernwaldungen, und die Raupen beider finden sich nicht selten in Gesellschaft beisammen. Die Kieferneule, auch Forleule genannt, trägt zinimt- rötliche Vorderflügel mit graulicher Mischung und gelb- lich-weißen Flecken und dunkelgelbgraue, am Rande hell behaarte Hinterflügel. Der Schmetterling erscheint mi April, und schon nach ganz kurzer Lebensdauer beginnt er mit der Ablage seiner grünen Eierchen an den Kiefern- nadeln. Die Raupe ist unbehaart, hat eine grüne Farbe und ist mit drei weißen Längsstreifen auf dem Rücken gezeichnet. Lhr Kopf ist bräunlich, Sie erreicht eine Länge von fast 4 cm. Jung bohrt sie sich in frische Triebe der Kiefer ein und frißt diese vollständig aus; erst allmählich geht sie zum ISTadelfraß über. Die Verpuppung erfolgt in der Erde, die braune Puppe überwintert unH liefert im nächsten April den Falter. Tafel 12 68 Der gemeine Kiefernspanner. Fidonia piniaria. iiy Der Eichen- oder Prozessions- spinner, Cuethocainpa processioiiea. 70 Der Kiefern-Prozessionsspinner, Onethocampa pinivora. 71 Der grosse Schwammspinner, Ocneria dispar. N.iKirlirli.. (JriV,,.. Der gemeine Kiefernspanner. 81 Man bekämpft die Kieferneule im Herbste durch Schweineeintrieb in den Wald, durch, die Anlage von Mischwaldungen, ähnlich wie beim Kiefernspinner, durch die Anlage von Fanggräben, Schonung nützlicher Vögel und Insekten, durch Abklopfen der Kaupen von den Bäumen und Sammeln der Puppen aus der Erde. Raupen- gürtel um die Stämme der Bäume zu legen ist vollständig zwecklos ; denn die Raupe wird in der Baumkrone ge- boren und verläßt diese bei der Verpuppung am selbst- gesponnenen Faden, ohne den Stamm zu berühren. Der gemeine Kiefernspanner (Fidonia piniaria). Tafel 12, Figur 68. Die Vorderflügel des männlichen Falters sind gelb- gefleckt und tragen als Hauptfarbe ein dunkles Braun, beim Weibchen ein Braun- oder Rostrot. Das sicherste Erkennungszeichen der beiden Geschlechter sind die Fühler, welche beim Weibchen glatt, beim Männchen doppelt ge- kämmt sind. Die Flugzeit des Falters ist die Zeit vom M^ai bis in den August, das Hauptschwärmen aber fällt in den Juni. Die Bewegimg in der Luft ist taumelnd. Die Eier werden reihenweise bis je 10 Stück hintereinander an die Nadeln der Kiefer gelegt, und dort zeigen sich meist zu Anfang Juli die jungen Räupchen. Diese haben ein grünes Kleid, an den Seiten sind sie gelblich gefärbt, imd über ihren Rücken und Kopf ziehen sich drei weiße Linien. Er- wachsen haben sie eine Länge von etwa SVo cm. Zu dieser Zeit lassen sie sich an einem Gespinstfaden von dem Baume herab und verpuppen sich unter dem Kronbereiche desselben in der Erde, unter Moos usw. zu einer nackten grünlich-braunen Puppe mit kurzem Dornansatz. Den gemeinen Kiefernspanner muß man zu den mittel- schädlichen Insekten rechnen; denn der Fraß der Raupe beeinträchtigt bei der späten Fraßperiode das gedeihliche Fortkommen des Baumes nur noch in geringem Grade; Lohrenz, Nützliche und 'schädliche Insekten im Walde. a 82 Der Eichen- Prozessionsspinner. und wenn auch die alte Raupe die Nadel vollständig ab- weidet, so ist Kahlfraß doch nur in solchen Jahren zu befürchten, wo diese in Mengen auftritt. Gegen Nässe und besonders gegen nasse Kälte ist die Raupe sehr empfindlich. Man bekämpft den Falter durch Schweineeintrieb im Spätherbst, durch Sammeln der Puppen im Winterlager unter der Bodenstreu, durch Ab- suchen der bei Tage an den Stämmen ruhenden Falter und durch Schonung der nützlichen Vögel. Der Eichen -Prozessionsspinner (Cnethocampa processionea). Tafel 12, Figur 69. Neben den Gefahren, die dem Walde durch diesen Schmetterling drohen, darf man bei ihm sogar von einer Gefahr sprechen, die seine Raupe dem Leben des Men- schen zu bereiten imstande ist. Das Haarkleid der Raupe ist nämlich in hohem Grade giftig und verursacht auf der Haut des Menschen Entzündungen. Diese Hautvergif- tungen können unter Umständen wohl den Tod herbei- führen. Die Vorderflügel des Falters sind glänzend gelbgrau, die Hinterflügel rötlich weiß und beide mit einem ver- waschenen, brauugrauen Querstreif geziert. Die Stirn ist dicht behaart, eine Eigenschaft aller Prozessionsspinner. Die Flugzeit fällt in die letzte Hälfte des Juli, in den August und September. Der Schmetterling liebt lichte Waldungen, und zwar nur solche mit Eichenbestand, son- stigen Laubwald und den Tannenwald meidet er. Die Ablage einer sehr großen Menge von Eiern erfolgt fast stets an einzeln stehenden oder an Randbäumen, direkt an die Rinde der Eiche und in beträchtlicher Höhe. Die Eier werden stets zu Klumpen vereinigt und sind leicht mit Afterwolle des weiblichen Schmetterlings bedeckt. Ihnen entschlüpfen im Mai, wenn kaum die Blätterknospen der Eiche zu sprießen beginnen, die kleinen Räupchen. Diese tragen ein blauschwarzgraues Kleid. Hire Körperseiten Der Kiefern- Prozessionsspinner. 83 sind weißlich, zahlreiche Rückenflecken und Knopf warzen rötlich oder braun. Der Kopf ist fast tiefschwarz. Die Behaarung ist unregelmäßig: es konunen kurzhaarige und langhaarige Raupen vor, oft auch trägt dieselbe Raupe langes und kurzes Haarkleid. Das einzelne Haar ist schwarz und hat eine helle, oft weißliche Spitze. Die Raupen leben gesellig; bei Tage ruhen sie in großen Gespinstballen in Astgabelungen, gegen Abend ziehen sie gemeinschaftlich auf den Weideplatz, Von der Art dieses Auszuges, der stets reihenweise erfolgt, hat der Schmetterling seinen Namen erhalten. Auch die Ver- puppung geschieht in Kolonien. Jede einzelne Puppe ist von einem ovalen Kokon umschlossen und liegt mit den andern in einem Gesellschaftsgespinste. Man bekämpft den Prozessionsspinner am sichersten in den Raupen- oder Puppengespinstballen, welche mit einer Fackel ausgebrannt werden. Bei solcher Arbeit ist aber größte Vorsicht geboten, da die Gespinstballen mit Raupenbälgen vollgepfropft sind, von denen sich die gif- tigen Haare bei Einwirkung der Hitze leicht in die Luft erheben imd dann auf den Ausbrenner herabfallen und diesen gefährden können. Von den Vögeln räumt der Kuckuck sehr unter diesen giftigen Raupen auf, auch der Pirol, die Meisen, Baum- läufer usw. leisten ims bei der Bekämpfung gute Dienste. Die Mithilfe der Schlupfwespen, Raupenfliegen und Lauf- käfer ist nicht zu ersetzen. Eine andere Prozessionsspinnerart ist Der Kiefern -Prozessionsspinner (Cnethocampa pinivora). Tafel 12, Figur 70. Seine Vorderflügel sind gelblich-grau gefärbt, mit weißlichen Zeichnungen geziert, haben einen gezeichneten Samn und je vier Querstreifen. Die Hinterflügel sind bei etwas hellerer Grundfärbung grau gefranzt. 6* 84 Der gi-oße Schwammspinner. Bei diesem Spinner fällt die Flugzeit in den Mai und Juni. Die Eiablage erfolgt nicht im Laubholze, sondern am ISTadelbaiune, vornehmlich an der Kiefer, und zwar in einer die N^adel umgebenden Spirale. Die Raupe hat eine grüne Färbung, einen schwarzen Kopf und ist an einem schwarzen Eückenstreifen, in dem sich auf den acht hinteren Leibesringen runde rote Flecke scharf abheben, leicht zu erkennen. Der ganze Körper ist mit langbe- haarten Knopfwarzen besetzt. Die Verpuppung geht in der Erde vor sich. Ge- wöhnlich errichten dort die Raupen größere Puppenballen, in denen sie überwintern und aus denen sie im nächsten Mai als Schmetterlinge wieder erwachen. Die Lebensweise und die Bekämpfung ist hier die- selbe wie beim Eichen-Prozessionsspinner, j^ur muß man die Puppenlager in der Erde aufsuchen. Diese befinden sich stets nur einige Zentimeter unter der Erddecke und enthalten oft Hunderte von Puppen. Als forstliche Kulturschädlinge haben die Prozessions- spinner nur eine geringe Bedeutung; ihre Erwähnung rechtfertigt sich hier aber im Hinblick auf die Gefahren, in die der Waldpfleger geraten kann, wenn er mit den lebensgefährlichen giftigen Raupen zusammentrifft. Der große Schwammspinner (Ocneria dispar). Tafel 12, Figur 71. Die Gattung der Schwammspinner umfaßt drei Arten, von denen zwei, der große Schwammspinner und die Nonne, empfindlichen Schaden zu verursachen vermögen. Der große Schwammspinner ist ein mächtiger Falter ; der weib- liche Körper mißt bis zu 33 mm Länge, der männliche, weit kleinere, nur 18 mm. Ebenso verschieden wie die beiden Körpergrößen sind auch die Färbungen der Flügel bei beiden Geschlechtern. Beim Weibchen sind die Flügel bla£ rotgelb, beim Männchen graubraun bis rostbraun, bei beiden tragen die Vorderflügel braune Zickzacklinien, Der große Scliwammspinner. 85 beim Männchen schwarzgelb, beim Weibchen schwarz ge- kerbte Außenränder und dunkle Zeichnungen. Der Schwammspinner fliegt im Juli, August und Sep- tember. Er ist ein schwerfälliges Tier und sitzt bei Tage gewöhnlich still an Hecken und Sträuchern oder an den Stämmen der Bäume. Des Abends ist das Männchen sehr lebhaft, es schwirrt dann munter umher und sucht zur Begattung das weit trägere Weibchen auf. An Baumstämmen, Zäunen, Planken, an Blätterwerk usw. legt dieses dann seine Eier in oft recht dicken Klumpen ab. Aus je 200 bis 400 formt es unter Zuhilfe- nahme eines gleichzeitig mit den Eiern aus dem Leibe aus- tretenden Kitts einen Kuchen, den es mit den seinen Hinterleib zierenden gelblichen Haaren bedeckt. Solche Eierklumpen haben durchaus nicht das Aussehen von Schmetterlingseiern, viel eher das eines Stück Feuer- schwamms. Sie überwintern und liefern im nächsten Frühjahr die 16 füßigen, anfangs schwarzgrauen, lang be- haarten Raupen, deren Körper später auf den vorderen Ringen mit fünf Paaren blauer und auf den hinteren mit sechs Paaren rotbrauner Warzen besetzt ist, zwischen denen sich helle Längsstreifen hinziehen. Die erste Jugend verleben die Raupen gesellig; sie sitzen dann in einem sogenannten Raupenspiegel dicht beieinander, zer- streuen sich aber schon bald über die ganze Baumkrone, l^ach öfteren Häutungen sind sie im Juli erwachsen, sie hören dann auf zu fressen und verpuppen sich in Rinden- rissen, Astlöchern, Mauerspalten, an Spalieren, Zäunen usw. in einem gelblichen lockeren Gespinste. Die Puppenrube dauert höchstens drei Wochen, nach welcher Zeit sich der Falter einstellt. Die Bekämpfung des Schwammspinners ist nicht schwer. Schon der Falter läßt sich bei seinem trägen Wesen leicht fangen. Die Raupe sitzt an den Blättern nur sehr lose, ist daher leicht zum Abfallen zu bringen oder kann, solange sie noch im Raupenspiegel gesellig 86 Die Nonne. lebt, mit einer straffen Bürste totgebürstet werden. Am leichtesten ist das Vertilgen der Eier. Diese bleiben den Eest des Sommers, den Herbst und den Winter hindurch als die eben beschriebenen Eierklumpen sichtbar. Sie werden von ihrer Unterlage losgelöst und mit öl über- gosseUj welches sie tötet. Bei etwaigem Verbrennen in offenem Feuer ist stets Vorsicht zu üben, da die Eier- schwämme unter Einwirkung der Hitze explosionsartig nach allen Seiten auseinanderplatzen. Die Nonne (Ocneria monacha). Tafel 13, Figur 72. Die Nonne hat ihre Flugzeit im Juli und August. Als Nachtfalter ruht sie bei Tage und fliegt in der Nacht. Der weibliche Falter ist ziemlich träge, er sitzt die meiste Zeit still mit über den Hinterleib gebreiteten Flügeln. Das Männchen dagegen ist lebhaft und fliegt recht gut, auf- gescheucht, auch bei Tage. Die Vorderflügel tragen auf weißlichem Grunde scharf abgerissene schwarze Zickzack- linien. Die Hinterflügel sind rötlichgrau und am Rande dunkel gefleckt. Charakteristisch namentlich für das Weibchen ist der rosenrot gefärbte Hinterleib mit schwarzen Leibesringeinschnitten; beim Männchen er- scheint diese Eigentümlichkeit verblaßt. Die Eiablage erfolgt in Klmupen von ca. 50 Stück. Die junge Raupe, welche im Frühjahr das Ei verläßt, hat eine gelblich-graubraune Farbe und einen behaarten Körper. Mit zunehmendem Alter wird sie schwärzlich und erhält einen dicken Kopf. Auf dem Rücken ent- stehen ihr allmählich ein weißer Streifen und später weiße, rote und gelbe Flecke, so daß die Raupe immer bunter wird. Die lange Behaarung steht auf kleinen Knopfwärz- chen. Nach dem Verlassen des Eies bilden die jungen Räupchen einen Raupenspiegel, d. h. sie leben noch eine Zeitlang an einem beschränkten Orte, gewöhnlich an ihrem Geburtsort, gesellig beisammen. Nach einigen Tagen aber Tafel 13. Nstürliche GrCsac. 72 Die Nonne, Ocneria monacha. 73 Der Goldafter, Porthesia chrysorrhoea. 74 Der Schwan, Porthesia auriflura. 75 Der Ringelspinner, Gastropacha neustria. Die Nonne. 87 verteilen sie sich auf die ganze Baumkrone. Die I^onnen- raupe siedelt gewöhnlich nicht auf andere Bäume über, sie begnügt sich mit dem einmal befallenen Baume, es sei denn, daß ihr das Futter ausginge. Dagegen ist es aber verwunderlich, daß sie sowohl auf Nadel- als auch auf Laubhölzern lebt. Vor allem wird sie freilich nur der Fichte verderblich; von den Laubbäumen ist es die Rot- buche, der sie vornehmlich ihre verheerenden Besuche macht. Der Fraß der Nonnenraupe wirkt um so verderb- licher, als sie bei ihrem großen Appetit die angefressenen Xadeln und Blätter nicht ganz verzehrt, sondern nur zum Teil, während sie die Rester zu Boden fallen läßt. Aus der Masse dieser am Boden liegenden Nadel- und Blatt- teile kann man auf die Anzahl der auf dem Baume vor- handenen Raupen schließen. Lni Juni beginnt die Verpuppung. In der Regel ist die Puppe dann in Rindenrissen, ein wenig besponnen, an- zutreffen. Sie hat eine bräunliche Farbe und ist gewöhn- lich stellenweise noch mit dem Haarkleid der Raupe be- haftet. Das Sicherste in der Bekämpfung der Nonne ist die Anlage von Mischwald, besonders die Vermischung des Fichtenwaldes mit der Kiefer. Im Frühling sind sämt- liche Raupenspiegel zu vernichten, und während der Flug- zeit sind die bei Tage riüienden Falter zu töten. Die Raupenspiegel werden mit einer straffen Bürste tüchtig zerbürstet, die Falter einfach zerdrückt. Daß jede Raupe, deren man habhaft werden kann, getötet werden sollte, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden. Doch ist den Raupen in der Regel schlecht beizukommen. Das Ab- klopfen, Sammeln und danach das Töten hat einigen Er- folg, am sichersten aber bekämpft man sie durch Schonung des Kuckucks, der Meisen, Bamnläufer und sonstiger nützlicher Vogelarten. In dem Puppenräuber, den Schlupf- wespen und einigen 7{a abfliegen haben wir ausgezeichnete Mitkämpfer. 88 Der Goldafter. Der Goldafter (Porthesia chrysorrhoea). Tafel 13, Figur 73. Iiii März und April fällt oft an der Eiche und anderen Wald- und an Obstbäumen über die sich kamn entmckeln- den Blätter- und Blütenknospen ein ganzes Heer kleiner gefräßiger Raupen her. Sie haben eine schmutzig gelbe Farbe und sind geziert von einer schwarzen Punktierung und leichter büschelförmiger Behaarung. Das sind die jungen Raupen eines der schädlichsten unserer Schmetter- linge, des Goldafters. Sie leben in kleineren und größeren Gesellschaften, ziehen gemeinschaftlich zur Weide aus und kehren des Abends und an trüben Tagen in Gresellschafts- gespinste zurück. Diese Gespinste werden stets, so wie die Raupen auf neue Äste überkriechen, neu errichtet, und nicht selten kommt es vor, daß sie die ganze Baumkrone dicht bedecken. IS^ach mehrmaligen Häutungen sind die Raupen im Juni erwachsen; sie sind dann ca. 4cm lanü' und haben sich im Laufe der Zeit vollständig umgefärbt. Auf dem Rücken tragen sie einen der Länge nach ver- laufenden roten Zickzackstreifen und zu beiden Seiten je eine weiße Längslinie. Die Bauchseite ist graugelb mar- moriert, und auf dem neunten und zehnten Leibesring sitzen je zwei vertiefte aber ausstreckbare, zinnoberrote Pleischzäpfchen. ^N'ach der letzten Häutung lösen sie das Gesellschafts Verhältnis, sie ziehen vereinzelt aus auf die Suche nach einem Plätzchen zur Errichtung des Puppen- lagers. Dieses finden sie zwischen zusammengesponnenen Blättern, an Hecken, Zäunen, Rindenrissen usw. Dort spinnen sie ein dichtes, mit den Haaren ihres Körpers durchsetztes Gewebe, in dem sie sich zur Puppe umbilden, l^^ur drei Wochen der Puppendauer, und der atlasweiße Ealter ist da. Sein Leib trägt am Ende einen goldig- braunen Haarbüschel, von dem der Schmetterling seinen l^amen erhalten hat. Männchen und Weibchen unter- scheiden sich durch die nur dem ersteren eigenen beiden dunklen Punkte auf den Vorderflügeln. Die Ablage der Der Schwan. 89 Eier erfolgt auf der Unterseite der Blätter zu 200 bis 300 Stück. Sie sind wie beim Schwammspinner mit der AftorwoUe des Mutterfalters bedeckt und haben das cha- rakteristische Aussehen eines Stücks Zunder. Ihnen ent- schlüpfen noch im Herbst die jungen Räupchen. Diese fressen nicht mehr merklich, sondern beziehen schon bald das Winterquartier, das sie zwischen zusammengespon- nenen Blätterbüscheln errichten, die im Winter als die sogenannten Kaupennester der einzige Blätterschmuck des Baumes bleiben. Bekämpft wird der Goldafter sehr erfolgreich in dem Winterlager; die Raupennester werden zu diesem Zwecke aus der Baumkrone ausgeschnitten und verbrannt. Im Sommer empfiehlt sich die Vernichtung bezw. die Aus- fackelung der Gesellschaftsgespinste der Raupen. Hierbei muß man aber mit Vorsicht zu Werke gehen, da die Raupen sehr leicht ihre Haare fahren lassen. Diese sind sehr brüchig, sie setzen sich auf die menschliche Haut fest und verursachen dort, ähnlich wie es beim Prozessions- spinner der Fall ist, Entzündungen, verbunden mit erheb- lichem Juckreiz. Giftig sind die Haare aber wohl nicht. Mit dem Goldafter oft verwechselt wird der ihm sehr ähnliche Schwan (Porthesla auriflura). Tafel 13, Fifriir74. Auch sein Körper erstrahlt in einem schneeigen Weiß, und auch sein Leibesende ist von einem gelben Haar- büschel geziert. Durch den letzteren unterscheidet er sich aber leicht von seinem Vetter, bei dem derselbe, wie schon gesagt, eine goldig -braune, während er hier eine goldig- gelbe Farbe hat. Die Eier werden genau wie bei dem vorigen abgelegt, und die Ähnlichkeit der Falter tritt ebenfalls wieder bei den Raupen zutage, nur fehlt der des Schwan die gesellige Lebensweise. Die Über- winterung der Raupe geschieht auch hier in Blätterge- spinsten, doch errichtet jedes Tier entsprechend der nicht- geselligen Lebensweise sein eigenes Winterlager. 90 Der Ringelspinner. Die Bekämpfung des Schwan ist bei weitem schwie- riger als die des Goldafter, und das liegt in der N^atur der Sache; denn die Raupen leben einzeln am Baume, und das kleine einzelne Winterlager ist in der Baumkrone nicht so leicht zu bemerken wie die Gresellschaftsgespinste des Goldafters. Dagegen verrät sich der Falter während seiner Tagesruhe an den Stämmen der Bäume durch sein leuchtend weißes Kleid. Seine Schwärmzeit hat er im Juli und August. Der Ringelspinner (Gastropacha neustria). Tafel 13, Figur 75. Der Eingelspinner ist ein kleiner Schmetterling mit ockergelben Flügeln, auf denen sich rotbraune Quer- streifen scharf abheben; das Weibchen ist heller gefärbt. Er fliegt im Juli und bedeckt dann dickere Zweige der verschiedensten Laubbäume spiralförmig mit seinen paar Hundert hellgrauen Eierchen. Diese Eier erhärten sehr an der Luft, sie vermögen ohne jeden Schutz dem schlimm- sten Wetter Trotz zu bieten, selbst der stärkste Frost ist nicht imstande, ihnen ihre Lebenskraft zu beeinträch- tigen. Aus ihnen entwickeln sich im kommenden April schwarzgraue, bräunlich lang behaarte, blauköpfige Bäup- chen, welche schon bald über das junge Laub uud die sich eben erschließenden Baumblüten herfallen und daran derben Schaden verursachen. Sie wachsen schnell heran und erhalten nach mehrmaligen Häutungen auf ihrem Bücken eine weiße Mittellinie und zu beiden Seiten einen schwarzen Längsstreifen, während der übrige Rücken eine rötbraune Farbe annimmt. Der Kopf behält seine blaue Farbe, bei der alten Raupe aber mit zwei schwarzen Flecken. In manchen Jahren treten die Raupen so zahl- reich auf, daß sie ganze Baumbestände gefährden. Sie leben gesellig bis kurz vor ihrer Verpuppung und ver- raten sich leicht durch ihren umfangreichen Fraß an Blättern imd Blüten. Bei schlechtem Wetter und ebenso Tafel 14 76 Der Weidenbohrer, Cossus ligniperda. 77 Der Rotschvvaiiz, Dasychira pudibunda. 78 Der grüne Eichenwickler, Tortrix viridana. 79 Der Kieferntriebwickler, Retinia buoliana. 80 Der Mondvogel, Phalera bucephala. Der "Weidenbohrer. 91 des Nachts beziehen sie gemeinschaftliche Ruhelager. Sie ballen sich dann zu dicken Klumpen zusammen, vornehm- lich in Astgabeln, und geben sich so auch gern den brennen- den Strahlen der Sonne hin. In diesen Ruhelagern sind sie leicht zu töten. Bleiben die Raupen den ganzen Sommer hindurch imgestört, so haben sie bald ihren Futter- baum abgeweidet, sie sind dann gezwungen, auf Nachbar- bämne überzukriechen, wo sie ihr Vernichtungswerk fort- setzen. Endlich aber beginnt die Verpuppung. Jede ein- zelne Raupe sucht sich ein passendes Versteck zwischen zusammengesponnenen Blättern. Dort spinnt sie sich in ein dichtes Gewebe ein und verwandelt sich in diesem zur Puppe, welcher nach drei oder vier Wochen der Falter entschlüpft. Die Raupe des Ringelspinners tötet man, wie schon erwähnt, in ihrem Ruhe- und Nachtlager. Man zerdrückt sie dort einfach mit einem harten Gegenstande. Ein scharfes Auge kann den Schmetterling auch während des Eierstadimns bekämpfen. Die Eier kleben den ganzen Winter hindurch wie umgelegte Ringe an den Zweigen der Bämne. Die sie tragenden Ästchen müssen mit der Bamn- schere ausgeschnitten und verbrannt werden. Der Weidenbohrer (Cossus ligniperda). Tafel 14, Fig. 76. Der Weidenbohrer ist einer unserer größten Nacht- falter, er mißt 9 cm Spannweite. Sein dicker Leib trägt mittelbreite, gi'aubraune, schwarzgezeichnete Flügel. Die Flugzeit fällt in den Juni und die folgenden Monate. Das Weibchen ist ein sehr träges Tier, es sitzt meist still mit zusammengelegten Flügeln am Stamm der Bäume und ward dort von dem lebhafteren kleineren Männchen zur Begattung aufgesucht. Die Eier werden luiten an den Baumstamm gelegt, mit Vorliebe an Weiden, nicht selten aber auch an Linden, Rüstern, Erlen, an den Ahorn, an Apfel- und Birnbäume, an Pappeln usw. Die nackten. 92 Der Weidenbohrer. achtbeinigen Raupen haben ein häßliches Aassehen, sie haben eine mehr oder weniger fleischfarbige Haut mit je zwei breiten rotbraunen, sattelartigen Streifen auf den durch tiefe Einschnitte voneinander getrennten Leibes- ringen. An acht dieser Leibesringe befindet sich unter dem braunen Sattel auf jeder Seite je ein gleichfarbiger Punkt. Ihre Mundwerkzeuge sind sehr fest, und mit ihnen vermögen sie selbst das härteste Holz zu zerfressen. Sie leben zwei oder drei Jahre im Innern des Staimnes, und wenngleich sie sich auch fast stets niu* in schadhaften Bäumen zeigen, so fressen sie doch immer nur in den noch vollständig gesunden Teilen. JSTach der z^\^iten oder dritten Überwinterung schreiten sie zur Verpuppung und zwar stets an einem Platze dicht vor der Mündung eines ihrer Fraßgänge im Holze. Die Puppe ist nackt ujid braun, nach ca. 3 — 4 Wochen entschlüpft ihr der Falter. Das Insekt gehört zu den mittelschädlichen, denn der einmal befallene Baum \\Trd von den Raupen in kurzer Zeit derart zerfressen, daß ihn starke Stürme leicht ab- drehen können, jedenfalls aber leidet er unter dem Fräße der Tiere stets derart, daß er kränkelt und keine Frucht mehr tragen will. Solche Bämne sollten kurz entschlossen abgehauen und ins Feuer geworfen werden; man vertröste sich nie damit, daß die Raupen aus ihnen endlich wieder einmal verschwinden werden; denn es ist eine alte Tat- sache, daß der einmal vom Weidenbohrer bewohnte Stamm stets wieder von neuen Generationen bezogen wird. Das Vorhandensein der Raupen im Innern der Bäume bemerkt man am besten an den von ihnen durch die Rinde in das Innere gefressenen Löchern, aus denen die Kotteile der Raupe und die abgefressenen Splintteile in Gestalt von gelblichem Mehl ausgeworfen werden. Doch brauchen diese Anzeichen nicht allein von der Raupe des Weiden- bohrers herzurühren, sie können auch auf das Vorhanden- sein holzbohrender Käfer oder deren Larven deuten. Der Rotschwanz, 93 Der Rotschwanz (Dasychira pudibunda). Tafel 14, Figur 77. Der Rotschwanz oder der Streck f\iß besitzt ton- graue Vorderflügel mit zwei dunklen Querstreifen und un- deutlichem Mittelfleck und weißliche Hinterflügel mit einem verwaschenen Mittel- und Afterwinkelfleck. Der weibliche Falter erreicht eine Spannweite von 6 cm. Die junge Raupe ist von schwärzlicher Farbe und trägt em langes Haarkleid. Ihr ist das Vermögen eigen, spinneu zu können; nach den späteren Häutungen ver- läßt sie jedoch diese Fähigkeit, wie denn auch ihr Aus- sehen ein ganz anderes wird. Ihr entstehen dann die so charakteristischen vier Rückenbürsten, welche von weichen gelben Haaren gebildet werden, und der rote Afterpinsel. Im übrigen ist die alte Raupe nach den überstandenen Häutungen in ein grünlich-gelbes bis bräun- liches Haarkleid mit rosenroten Punkten auf der unteren Seite der einzelnen Ringe gehüllt. Ihr Bauch und die Ringeinschnitte sind dann tief schwarz ; sie hat eine Länge von 4 cm. Im Herbst, wenn sie erwachsen ist, verläßt sie ihren Futterplatz; sie verkriecht sich in die Erde und vollzieht die Vei*puppung. Die Puppe wird mit einem mit dem Raupenbalge verwebten Gespinste mngeben. Im Frühjahr entschlüpft ihr der Falter, welcher im Mai die Stämme starker Bäume mit seinen Eiern belegt, und zwar in einer Höhe bis zu drei Metern und klumpenweise bis zu 200 und 300 Stück. Die Raupe des Rotschwanz frißt vornehmlich an der Buche, nur selten werden die Blätter der Eiche, der Linde, der Haselnuß angerührt. Das junge Tier beschabt die Blätter nur, später aber frißt es Löcher hinein und endlich skelettiert es sie vollständig. Mit der Kost wird sehr ver- scliAvenderisch mngegangen, ganze Blatteile werden abge- bissen und einfach zur Erde fallen gelassen. So ist es natürlich auch nicht selten, daß es zu Kahlfraß kommt und der Schaden dadurch sehr empfindlich wird. 94 Der grüne Eichenwickler. Die Raupe ist nicht schwer zu bekämpfen. Sie sitzt nur locker an der Futterpflanze und kann daher schon bei mäßigem Erschüttern der Bäume zu Fall gebracht werden. Abgefallen liegt sie still und zusammengerollt an der Erde, sie kann so leicht aufgelesen oder zertreten werden. Da sie den reinen Buchenwald liebt, sich aus Mischgehölzen stets bald wieder verzieht, so ist zu empfehlen, nie reinen Buchenwald zu pflanzen, sondern diesen stets mit Kiefern zu durchsetzen. Der grüne Eichenwickler (Tortrix viridana). Tafel 14, Figur 78. Dieser Falter erreicht eine Flügelspannweite von ca. 22 mm. Seine Vorderflügel zeigen ein herrliches Grün, sie haben dem Tiere seinen Beinamen eingetragen. Die Hinterflügel sind ebenso wie der Hinterleib grau. Die Eierchen werden an die Kronpartien der Eichen abgelegt und dort mit Vorliebe an die Blätterknospen. Sie über- wintern und liefern im nächsten Frühjahr schmutzig-grüne Käupchen mit schwarzem Kopf, schwarzen Brustbeinen und schwarzbehaarten Fleischwärzchen. Die kleinen Raupen leben an den jungen Blättertrieben, welche sie zum Schutz gegen Feinde mit Gespinstfäden zusammen- ziehen. In diesen zusammengesponnenen Blätterbüscheln geben sie sich dem eifrigen Fräße hin und verpuppen sich auch darin. Die Puppe ist schwarz und ihr entschlüpft nach kurzer Ruhepause im Juli der Falter. Der Schaden ist oft sehr bedeutend. Der Fraß an dem Maiwuchs und den Blütenknospen macht sich am Wachstum des Baumes und an der Ernte sehr bemerkbar, gegen ihn läßt sich kaum etwas unternehmen. Die größten Feinde der Raupe könnte man in nützlichen, kleinen, in- sektenfressenden Vögeln erblicken. Der Kieferntriebwickler. Der Mondvogel. 95 Der Kieferntriebwickler (Retinia buoliana). Tafel 14, Figur 79. Der Kieferntriebwickler zählt zu den nachts munteren Faltern, er hat eine Spannweite von ca. 23 mm und trägt fuchsrote mit weißlichem Silberglanze geschmückte Vorder- und rötlichgraue Hinterflügel. Das Weibchen entledigt sich seiner Eierchen an den Knospen der jungen Kiefernbäumchen. Dort entwickeln sich gegen den Herbst hin die kleinen bräunlichen Räup- chen, welche sich alsbald in die Knospen einbohren und darin überwintern. Ebenfalls in den ausgehöhlten Knospen schreiten sie zur Verpuppung. Die Puppe liegt in einem weißen, glänzenden Gespinst, schiebt sich zu Beginn ihrer Reife aus dem Fraßgange der Raupe hervor und liefert im Juli den jungen Falter. Der Fraß d€r Raupe ist zwar nicht so stark, daß er das Leben der Pflanzen gefährdet ; aber auf das regelrechte Wachstmii übt er einen so erheblichen ISTachteil aus, daß die beschädigten Bäumchen zur Verkrüppelung neigen und nicht selten ihren Hauptnutzwert einbüßen. Der Schmetterling ist aus diesem Grunde zu den sehr schäd- lichen zu rechnen. Gegen ihn ist der Mensch in seiner Bekämpfung fast hilflos, und auch von den Insekten- fressern unter den Vögeln ist seine Raupe im Innern des Maiwuchses nicht zu erspähen. Der IVIondvogel (Phalera bucephala). TafeI14, Figur 80. Weniger schädlich für den Wald als vielmehr für große Obstkulturen ist der Mondvogel oder der B 1 a u - köpf, mit fahlgraubraunen Vorder- und gelbgrauen Hinterflügeln. Die Vorderflügel sind gezeichnet durch zwei zackige Querlinien und drei große gelbliche aneinander- stoßende Flecke an den Spitzen. Die Hinterflügel tragen im Afterwinkel einen dunklen Fleck. Der Falter fliegt im Spätsommer und Herbst und legt die Eier mit Vorliebe 96 Die "Wintersaateule. an Obstbäiunen ab, verschniälit aber auch uicht die Linde, die Pappel, die Weide und die Buche. An diesen Bäiunen frißt auch die grünlich - weiße, spärlich beborstete, mit schwarzen Warzen besetzte Raupe. Ihr Kopf ist blau und trägt zwei dunkle Scheitelflecke. Ein Streifen längs dem Rücken und je einei- an den Seiten der R-aupe sind leuchtend gelb. Die Puppe um- schließt ein fester, zäher Kokon, mit dem sie an dem Stamm oder an einem Ästchen des Futterbaumes be- festigt ist. Man bekämpft die Raupe durch xVbschütteln von den Bäumen, was um so leichter ist, als sie nur sehr locker sitzt und sich bei Anzug von Gefahr oft schon von selbst fallen läßt. Die Wintersaateule (Agrotis segetum). Tafel 14, Figur 81. Die Raupe der Wintersaateule schadet vornehmlich jungen keimenden Pflanzen. Auf Saatfeldern kann sie sehr verheerend wirken, indem sie die jungen Triebe nicht allein stark befrißt, sondern diese auch einfach abbeißt und fallen läßt. Vornehmlich sind es die Sämlinge der Buche, Fichte und Kiefer, die von ihr befallen werden; selbst überjährige Pflanzen werden durch Abschälen der Rinde dicht über der Wurzel oder durch Wurzelfraß zu- grunde gerichtet. Der Fraß dauert bis in den Spätherbst hinein und findet im Frühjahre seine Fortsetzung. Die Raupe hat ein schlichtes graubraunes Kleid mit gelb - weißem Bauch und ist mit vielen kleinen Borsten besetzt. Sie erreicht eine Länge von 5 ein und schreitet im April zur Verpuppung. Die Puppe trägt einen kurzen Aftergriffel. Sie liefert schon in vier Wochen den Falter. Dieser hat braune Vorderflügel, welche über und über dunkler gesprenkelt und schwärzlich umsäumt sind. Die Hinterflügel erscheinen in mattem Weiß, von dem sich die bräunlichen Rippen und die braune Saumzeichnung deut- lich abheben. Tafel 15. 9\ Flieg 81 Die Wintersuatfule, Airrotis scgretum. S2 Der prossc Nadelholzgüiisler. niorvctria abietella. 8" Der Wiiiterspaiiner, Frost-, Clheimatoliia hrmnata. 84 Die Läi-clierminier- motte, Coleophova laricella. 8;") Der Blenen-Glasschwärmer, Sesia apifonnis. 8r, Die deutsclie Raubflieee, Asilus jrennanicus. Rl Die Kestielte Raiibfliefre, Asilus stylifer. 88 Die stachlige Rniipeiifliei.'e , Tachina feia. 89 Die echte Raui)enflie.£:e , TacMiia larvarum. no Die Schwebefiieu-e. Syri>hus coiallae. 91 Die Schwelietiiefre , Syrphiis i-ii)e8i. 92 Die Fichten -Wolllaus . Cherines abietis. 9:? Die rote Kotwaiize, Reduviu.s criiei)tiis. 94 Die iremeiiie Paiiinwanze, Tropicoris nifijies. 95 Die iiunktierte IJauin- waiize, Cimex punctipennis. Der Winterspauaer^..... 97 Dem Forste schädlicJi wird die Wintersaateule vor- nehmlich in Freikulturen und Pflanzengärten, sofern diese auf sandigem Boden angelegt sind. Zu bekämpfen ist die Raupe schwer, hier heißt es in erster Linie ihrem Überhandnehmen vorbeugen. Das kann man sehr zvi^eckentsprechend herbeiführen durch sorgfältiges Ausroden des Unkrautes in den Pflanzungen. Der Winterspanner (Cheimatobia brumata). Tafel 15, Figur 83. Ein eigentümlicher Schmetterling, der erst in der kalten Jahreszeit, im ol^ovember und Dezember, seine Puppenhülle erbricht. Männchen und Weibchen gleichen sich nicht im geringsten. Letzteres hat nur ganz kurze bläuliche Flügelchen, sozusagen Flügelstümpfchen, welche nicht einmal das Leibesende erreichen, während ersteres ziemlich große Flügel und eine Spannweite von 25 mm hat. Die Grundfarbe seiner Flügel ist graubraun (glän- zend grau-rötlich), von der sich zahlreiche schwache Zick- zackbinden abheben. Die Farbe der Hinterflügel ist ein wenig heller als die der vorderen, und alle vier sind an ihren Aiißenrändern ziemlich langhaarig mnsäumt. Während der Falter es liebt, seine Eier an Obst- bäumen abzulegen, verschont er trotzdem durchaus nicht die Eiche, die Ulme und die Buche. Die von April bis Juni fressende Raupe hat anfangs eine graue, dann eine gelblich - grüne Farbe, auf dem Rücken trägt sie einen dunklen und zu beiden Seiten je drei fast weiße Längs- streifen. Der Kopf ist braun. Sie frißt in zusammen- gesponnenen Blättern und bohrt sich im zeitigen Früli- jahre, bevor sich die Blätter am Baume entwickelt haben, in die schwellenden Knospen ein imd frißt diese leer. Da der weibliche Falter sich mit seinen Flügel- stummeln nicht in die Lüfte erheben kann, so ist er ge- zwungen, um die Krone der Bäume zu erreichen, wo die Begattung vor sich geht, und die Eiablage erfolgt, den Lohrenz, Nützliche und schädliche InseVten im Walde. q 98 Die Lärchenminiermotte. Stamm zu erklettern. Umlegt man diesen mit den be- kannten Eaupengürteln, so bleibt das Tier an diesen stets kleben und geht zugrimde. Zu weiterer Bekämpfung empfiehlt sich im Herbste das Umwerfen des Erdbodens unter den Bäumen. Die dicht unter der Oberfläche der Erde ruhenden Puppen gelangen dadurch tief unter die Erde, und der Falter ist nicht imstande, sich daraus empor- zuarbeiten. Im Wald kann man sich mit dem Schweine- eintrieb helfen. Die Lärchenminiermotte (Coleophora laricella). Tafel 15, Figur 84. Die Lärchenminiermotte ist einer der kleinsten Schmetterlinge, sie hat kaum 8 mm Spannweite; dabei ist sie aber einer der größten Waldverderber. Leicht erkennt- lich ist sie an ihren glänzend bleigrauen, lang gefransten Flügeln. Sie fliegt im Mai und Juni und legt ihre Eier- chen ausschließlich an die Nadeln der Lärche. Die jungen Räupchen bohren sich in die einzelnen Lärchennadeln ein, fressen diese leer und setzen sich, mit dem After der iSTadelspitze zugewendet, zum Winterschlaf in den aus- gehöhlten JSTadeln fest. Für gewöhnlich wird die Nadel zur Errichtung der Winterhülle so abgebissen, daß' sie genau die Länge des Raupenkörpers erhält. Mit diesem abgebissenen Ende verkriecht sich dann das Räupchen in warme Schlupf -winkel, zwischen Flechten usw., und dort spinnt es die Öffnung der Nadel zu. Im Frühjahr bohrt es sich dann samt dieser Bekleidung wieder in frische Nadeln ein, beginnt von neuem mit dem Fräße und ersetzt später die zu eng werdende Nadelröhre durch eine neue Aveitere. In diesem neuen Nadelbalg schreitet es dann zu Anfang Mai zur Verpuppung. Gegen die Lärchenminiermotte kämpft der Mensch vergeblich. Es gibt kein Radikalmittel, selbst nicht ein- mal ein leidlich wirkendes. Wo sich die Motte eimnal eingestellt hat, da ist das Vertrauen auf die gefiederten Der große Nadelholzzünsler. 99 Sänger das beste. Man bemühe sich daher stets, in Lär- chenpflanzungen durch Aushängen von Nistkästen Meisen herbeizulocken, man schone die Goldhähnchen^ Specht- meisen und ähnliche kleine Waldpolizisten. Namentlich sorge man im Winter dafür, daß in von der Lärchenminier- motte befallenen Bezirken Futterplätze für Vögel errichtet werden. Die Meise stellt sich dann ganz gewiß ein, und neben dem Besuch am Futterplatz wird sie sich ohne Frage auch in den Baumkronen nützlich zu schaffen machen. Der große Nadelholzzünsler (Dioryctria abietella). Tafel 15, Figur 82. Ein Kleinschmetterling von 26 mm Spannweite, mit grauen Vorder- und w^eißlichen Hinterflügeln. Erstere sind gezeichnet durch zwei weiße, schwarz gesäumte Zackenstreifen und einen hellen, dunkelgerandeten Mond- fleck. Zwischen den vorderen Streifen und dem Grunde des Flügels zieht sich auf dem Innenrande bis zum vor- deren Ende des vorderen Querstreifs ein schwärzlicher Streif hin, der mit dem vorderen Querstreif einen gelb- lichen Fleck bildet. Die Hinterflügel sind grau berandet. Der Schmetterling fliegt in den heißen Sommermonaten. Die Eiablage erfolgt bis zu sechs oder sieben Stück an den Zapfen der Nadelhölzer. Dort entwickeln sich schon bald die grünlichen Raupen mit braunem einfachen Kopf- und zw^eiteiligem Nackenschild. Über ihren Rücken und über die beiden Seiten zieht sich ein dunkler Längs- streif. Jeden Leibesring schmücken vier kleine Wärzchen, auf denen sich je eine kurze Haarborste erhebt. Die Raupen zehren von dem Samen der Nadelhölzer, greifen auch wohl die einzelnen Zapfenschuppen an ihrer Wurzel an und gehen beim Mangel an Zapfen auch auf frische Triebe über. Sie fressen bis Ende September, verlassen dann die Zapfen und verkriechen sich lose in die Erde. Dort umgeben sie ihren Körper mit einem weichen Ge- spinst, in dem sie den Winter verschlafen. Im folgenden 100 Der Bienen - Glasscli wärmer. Frühjahr, ohne nochmals den Fraß zu beginnen, vollziehen sie ihre Verpuppung. Da die von den Raupen befallenen Xadelholzzapfen vorzeitig abfallen, so ist der Schmetterling leicht durch das Sammeln und Verbrennen dieser Zapfen zu bekämpfen. Äußerlich sieht man es dem Zapfen in der Regel schon an, ob er Raupen beherbergt. Er erscheint dann häufig krumm gewaclisen, immer aber ist er mit Harz stark ver- krustet, und zwischen den einzelnen Schuppen ist deutlich brauner Raupenkot bemerkbar. Der Bienen -Glasschwärmer (Sesia apiformis). Tafel 15, Figur 85. Charakteristisch für alle G-lasschwärmer sind die glas- artig durchsichtigen Flügel und die sich alhnählich ver- dickenden Fühler. Die Zeichnung des Bienen - Glas- ßchwärmers ist kurz die folgende: Die glashellen Vorder- flügel sind von rotbraunen Adern durchzogen und haben eine ebensolche Vorderkante. Der Kopf ist gelb, die Brust gelb mit schwarzem, blaugekreuztem Mittelstück. Auch der schlanke Leib ist gelb und von schwarzen Leibesein- schnitten gezeichnet. Die lang bespornten, dünnen Beine haben eine rostgelbe Farbe. Der Falter fliegt im Hochsommer und wählt zur Ei- ablage die Stämme der Pappeln. Dort entwickeln sich die sechziehnfüßigen, hellgelben, durchscheinenden Raupen mit rötlichbraunen Luftlöchern und dunkelgelbem Nacken- schild. Sie leben zwei oder drei Jahre. Bald nach dem Entschlüpfen aus dem Ei fressen sie sich in die Rinde und nach dort überstandenem Winter in den Splint des Baumes ein. Hier überwintern sie das zweite Mal, ver- puppen sich aber schon un nächsten Frühjahr in ihren Bohrlöchern in der Xähe eines Ausganges und liefern im Sommer den Falter. Durch die Durchlöcherung des Splintes wirkt die Raupe oft sehr verderblich. Man hält sie von den Bäumen Die Fliegen. 101 fern, wenn man die Stämme an den imteren Partien mit einem guten Lehm- oder Kalkanstrich mngibt. Das lebhafte Umherfliegen des Bienen - Glasschwär- mers im Verein mit seinem Körperbau und seiner Körper- farbe gibt dem Schmetterling sehr das Aussehen einer Biene. Auf den ersten Blick kann man ihn für eine Hornisse halten, daher auch sein Name Hornissen- Schwärmer. Die Fliegen (Diptera). Von den übrigen Insektenorduungen unterscheiden sich die Fliegen leicht durch das Vorhandensein von nur einem Flügelpaar, während das zweite Paar vollständig fehlt imd durch zwei sogenannte Schwingkölbchen ersetzt ist. Die Mundteile sind zum Saugen, Stechen oder Schöpfen eingerichtet, der Hinterleib ist meist der ganzen Breite nach angewachsen und beim Weibchen oft mit einer Legeröhre ausgestattet. Die Füße tragen sohlen- artige Polster, die es dem Tiere ermöglichen, an glatten Flächen, wie Fensterscheiben usw., auf imd ab laufen zu können. Die Larven sind fnß- und kopflos und werden hier Maden genannt. Sie verpuppen sich in einer tönn- chenförmigen Kapsel. Die Metamorphose ist vollkommen. Die meisten Fliegenlarven leben verborgen, im Wasser, in der Erde, in verwesenden Tier- und Pflanzenstoffen und in lebenden Tieren und Pflanzen. In den lebenden Pflanzen richten sie oft sehr großen Schaden an, davon weiß jeder Gärtner ein Liedchen zu singen; die in den lebenden Tieren schmarotzenden sind in der Regel nützliche Tiere. Als nützlich wären zu nennen die Raubfliegen, die S c h m a r o t z e r f 1 i e 2' e n und die Schwebe- 102 Die Raubfliegen. fliegen; die schädlichen sind für die Forst Wirtschaft weniger von Bedeutung, wir können sie daher hier über- gehen; in der Gärtnerei spielen sie dafür aber eine größere Eolle. Die Raubfliegen (Asilus). Sie sind in einigen hundert verschiedenen Arten be- kannt und über die ganze JErde verbreitet. Ihr Körper ist schlank gebaut und ruht auf kräftigen Beinen. Der Kopf trägt zwei große scharf sehende Augen und ein Paar dolchförmige Stechorgane, mit welchen sie andere Insekten ergreifen, durchbohren und ihnen die Säfte aussaugen. Ihre Beute überfallen sie stets in blitzschnellem Fluge; diese besteht meistens aus kleinen Insekten, zum großen Teile aus den so überaus schädlichen Borkenkäfern. Der ISTutzen der Raubfliegen liegt daher auf der Hand. Die Larven sind langgestreckt und sehr abgeflacht, sie leben unter der Erde am Wurzelstock der Pflanzen oder in faulendem Holze. Die wichtigsten Raubfliegenarten sind: Die deutsche Raubfliege (Asilus germanicus). Tafel 15. Figur 86. Ihr Rücken ist grau, der Hinterleib schwarz mit gelben Ringen. Die braungrauen Flügel haben weiße Wurzelenden und sind von rostbraunen Adera durchzogen. Die Fliege wird 15 mm lang, ihre Nahrung bilden Borken- käfer. Die gestielte Raubfliege (Asilus stylifer). Tafel 15, Figur 87. Sie wird fast 2V2 cm lang und ist der vorher be- schriebenen Fliege sehr ähnlich in der Färbung. Wäh- rend das Männchen schlanker gebaut ist, ist der Hinter- leib des Weibchens in der Mitte viel breiter und endet in einer Spitze. Die Schmarotzerfliegeu. Die Schwebefliegen. 103 Die Schmarotzerfliegen (Muscidae). Zu den Schmarotzerfliegen zählt man einige tausend Gattungen, von denen allein der europäische Kontinent mehrere hundert beherbergt. Ihre Larven schmarotzen in anderen kleinen Insekten, vornehmlich in den Raupen der Schmetterlinge und in deren Puppen. Vor allem sind es die Taehiiieiiarteii (T a c h i n a), die stachlige Raupen- fliege, Tachina fera, Tafel 15, Figur 88, die echte Raupen- fliege, Tachina larvarum, Tafel 15, Figur 89, die durch ihr Schmarotzerleben großen Nutzen stiften. Sie legen ihre Eierchen, da sie keinen Legestachel haben, außen an die Raupen oder sonstigen Insekten. Dort entwickeln sich diese in ganz kurzer Zeit zu kleinen Larven, die sich nun wieder genau so, wie wir es bei den Schlupfwespen ge- sehen haben, in das Innere des Insekts einbohren und dieses nach Herzenslust zugrunde richten. Sind sie er- wachsen, so brechen sie aus dem sie beherbergenden Tiere hervor, verkriechen sich in die Erde, in den Mulm alter Bämne usw., verpuppen sich dort und liefern im nächsten Frühling die neue Fliege. Die Schmarotzerfliegen sind meist einförmig gefärbte, gewöhnlich graue oder schwarze Insekten. Sie haben große Ähnlichkeit mit der gemeinen Stubenfliege bezw. mit dem größeren Brummer. Von diesem unterscheiden sie sich aber leicht durch die auf ihrem Rückenschilde und auf dem oberen Teile des Hinter- leibes stehenden großen Borsten. Die Schwebefliegen (Syrphus corallae). Tafel 15, Figiir 90. Die Schwebefliegen sind das ganze Jahr hindurch an mit Bäumen bestandenen Orten zu finden. Sie fallen dem aufmerksamen Auge sogleich durch ihren teils schweben- den, teils blitzschnellen Flug auf. Wie angemauert stehen sie oft lange Zeit vollständig still an einem Punkte in der Luft, ein kurzer Ruck, und verschwunden sind sie mit einer Geschwindigkeit, der unser Auge kaum zu folgen 104 Die Halbflügler oder Schnabelkerfe. vermag; bald darauf wiederholen sie an einem anderen Platze dasselbe schwebende Spiel oder kehren an genau denselben Fleck zurück, an dem wir sie zuerst erblickten. Die Schwebelliegen selbst sind recht harmlose Tierchen, die ihren Hunger durch Lecken an Bliitensäften stillen. Desto raubgieriger und blutdürstiger sind aber ihre Larven. Das sind weiche, feinhäutige Maden ohne Kopf und ohne Fuß. JS^ach Art eines Wurmes können sie ihren runzeligen Körper strecken und zusammenziehen, und unter Anwen- dung dieser Bewegungsarten kriecht die Larve vorwärts. Sie lebt an den Blättern der Pflanzen und säubert diese von schädlichem Ungeziefer. Mit einem ausziehbaren Eüssel weUß sie sehr geschickt, trotz ihrer Blindheit, das Beutetier zu erfassen, zu erwürgen und ihm das Blut aus- zusaugen. Besondere Leckerbissen findet sie in den Blatt- lausherden, wo eine Laus nach der anderen ihren stets fraßbereiten Mundwerkzeugen zum Opfer fällt. Damit die junge Larve gleich bei ihrem Entschlüpfen aus dem Ei die für ihr gedeihliches Fortkommen nötige Nahrung vorfindet, legt die alte weibliche Fliege fürsorglich ihre Eier mitten in die Blattlauskolonien hinein. Dort ver- wandeln sich auch die Larven in die Puppen, welche an den Blättern hängen und in ihrer Gestalt einem Glas- tropfen sehr ähnlich sind, und denen schon nach ein paar Wochen das geschlechttragende Insekt entschlüpft. Die Halbflügler oder Schnabelkerfe (Hemiptera). Die Bezeichnung Halbflügler oder Schnabelkerfe faßt alle die Insekten zusammen, deren Mundteile sich als ein mit Stechborsten besetzter Schnabel darstellen. Mittels dieses Schnabels ernähren sich diese Insekten mit Aus- Die Fichten -Wollaus. 105 naiime einiger blutdürstiger Wanzen- und Läusearten von Pflanzensäften, die sie aufsangen. Darunter leiden natür- lich die betroffenen Pflanzen, denen die Lebenskraft ent- zogen wird: sie kränkeln, verkrüppeln an Blättern und Blüten und gehen schließlich ganz ein. Die einzelnen Familien der Schnabelkerfe weichen in ihrem Körperbau oft sehr voneinander ab. So besitzen z. B. die Zirpen vier gleichartige, die Wanzen vier ungleichartige Flügel, die männlichen Schildläuse nur ein Flügelpaar und die ge- wöhnlichen Pflanzenläuse überhaupt keine Flugorgane. Die Metamorphosen sind stets unvollkommen. Für die Forstwirtschaft kommen die Pflanzenläuse, vornehmlich die Blatt- imd Schildläuse, in Betracht ; doch ist im Walde der von ihnen verursachte Schaden nur gering, weshalb wiv sie hier übergehen v^-oUen. Eingehen- dere Beachtung haben sie in den „ISTützlichen und schäd- lichen Insekten in Garten und Feld" erfahren, hier sei nur darauf verwiesen. (Blutlaus, Schildlaus, Reblaus, Kohlblattlaus, Erbsenblattlaus, Möhrenblattlaus, Mohn- blattlaus, iSTelkenblattlaus usw.) ) Erwähnenswert wäre aber doch noch Die Fichten -Wollaus (Chermes abietis), Tafel 15, Figur 92, welche ganz nach Art der anderen Pflanzenläuse die jungen Zweige der Fichte schädigt. An diesen verursacht sie zapfenähnliche Gallenbildungen, in denen sich ihre Larven heranfressen. Außerdem wollen wir noch einiger nützlicher Ver- treter der Schnabelkerfe gedenken, und zwar einiger Wanzenarten. Die nützlichste unter ihnen dürfte wohl *) Kuno Lohrenz, Nützliche und schädliche Insekten in Garten und Feld. Halle a. S., Hermann Gesenius. In Leinen geb. 3,20 Mk. 106 Die rote Kotwanze. Die gemeine, die punktierte Baum wanze. Die rote Kotwanze (Reduvius cruentus), Tafel 15, Figur 93, sein. Sie hält sich mit Vorliebe in parkartigen Anlagen, vor allem aber in ISTadeLholzwaldungen und an lichten, von der Sonne reich beschienenen Waldwiesenrändern auf. Sie ist in ihrer Hauptfarbe ein blutrotes Tier mit zahlreichen schwarzbraunen und schwarzgrauen Flecken, das mit Lust auf allerlei Kleingetier Jagd macht, sich aber auch selbst an große Käferlarven und dicke Raupen wagt. Bei warmem Sonnenschein sitzen die roten Kotwanzen oft in größeren Mengen am Fuße der Bamnstämme beieinander und lassen sich von den warmen Sonnenstrahlen be- scheinen ; ergriffen machen sie fast stets von ihrem Stachel Gebrauch, mit dem sie empfindlichen Schmerz verursachen können. Zwei weitere an Bäumen und Sträuchern aller Art häufige Wanzen sind Die gemeine Baumwanze (Tropicoris rufipes), Tafel 15. Figur 94, und Die punl(tierte Baumwanze (Cimex punctipennis). Tafel 15, Figur 95. Erstere ist ein breitschulteriges graubraunes, dunkel bespritztes Tier mit roten Beinen und rotem Fleck auf dem hinteren Leibesrücken sowie rötlichen Seitenstreifen. Letztere ist mehr grau gefärbt und ebenfalls über und über schwarz gepunktet; ihre Bauchseite ist rötlich. Der punktierten Baumwanze eigen ist der allbekannte Wanzen- geruch, den sie beim Anzüge der geringsten Gefahr sofort von sich gibt. Den geringen Schaden, den diese Wanzen durch leichten Fraß an Pflanzenteilen herbeiführen, darf man im Hinblick auf den nicht unbedeutenden N^utzen gern ver- schmerzen; denn so lange ein genügender Vorrat an tierischer Kost vorhanden ist, wird die Pflanzenkost fast gänzlich verschmäht. Tafel Vi. 101 Vi 9G Die blaue Wasserjungfer, Calopterix splendens. 97 Die vierfieckige TVasserjuiipfer, Libellula fiuadriinaculata. 98 Die kleine Wasserjungfer, Agrion puclla. 99 Der Ohr wurm, Forficula aurieularia. 100 Die grüne Laubheusclirecke , Locusta viridissiina. 101 Die Maulwurfsgrille, Gryllotalpa vulgaris. Die Libellen. 107 Die Geradflügler (Orthoptera). Zur Ordnung der Geradflügler gehört eine Gruppe ihrer äußeren Erscheinung nach ungleichartiger, ihrer Ent- wicklung nach ungleichwertiger Kerfe. Der gemeinsame Charakter ist gegeben durch die unvollkommene Metamor- phose und die kauenden Mund Werkzeuge. Im übrigen scheinen die einzelnen Arten oft kaum Verwandte zu sein. Die einen von ihnen tragen Elügel, ein oder zwei Paare, die anderen nicht; bei den einen sind diese fast steif und fest, bei den anderen weich und zart, hier steif, dort wer- den sie in der Ruhe zusammengefaltet und angelegt auf dem Rücken getragen. Die meisten Geradflügler nehmen Pflanzenkost zu sich, nur wenige auch tierische, und nur diese letzteren sind die eigentlich nützlichen Vertreter und stellen sich vor als Libellen, Ohrwürmer und grüne Laub- heuschrecke. H'ützliche Greradflügler. Die Libellen. Die Libellen oder Wasserjungfern bilden eine Unter- ordnung der Geradflügler, sie sind also Verwandte des Ohrwurms, der Heuschrecke usw., mit denen sie die starken, beißenden Mundteile und die unvollkommene Metamorphose gemein haben. Die Unvollkommenheit der Verwandlung besteht darin, daß das Insekt das eigentliche Puppenstadium überspringt. Die Larven der Libellen leben im Wasser; sie er- nähren sich dort von der Fischbrut und anderem Klein- getier, können also in Fischteichen und in Flüssen der Fischzucht verderblich werden. Sie sehen dem fertigen Insekt schon sehr ähnlich, führen oft sogar eine ähnliche Lebensweise und besitzen im Alter schon die Ansätze von 108 Der Ohrwurm. Flügeln. Wenn sie erwachsen sind, kriechen sie an Wasser- pflanzen in die Höhe, setzen sich oberhalb des Wassers an einer geeigneten Unterlage fest, verbringen dort einige Zeit der Ruhe, die der Puppendauer gleichkommt, streifen dann ihre äußere Haut ab und schwingen sich als be- flügelte Insekten in die Lüfte. Ein eigentliches Puppen- stadium kennen sie also nicht. Die meisten Libellen fallen in die Augen durch eine prächtige, glänzende Farbe, kein Wunder, wenn sie so häu£g als Idyll des Teiches und des Baches besungen wurden. Sie sind, wie ihre Larven, ebenfalls arge Räuber. Während sich aber jene durch Vertilgen der Fischbrut unnütz machen, wrken diese vom forstwirtschaftlichen Standpunkte aus nur nützlich. In blitzschnellem Fluge machen sie auf kleinere Insekten aller Art Jagd; wie eine Katze lauern sie an einem erhabenen Punkte auf sich ahnungslos nähernde kleine Lebewesen, um sich wie ein Tiger darauf zu stürzen und sie in ihren Freßwerkzeugen verschwinden zu lassen. In reinen Forsten gelten die Libellen daher als nützliche Insekten. Wo aber mit der Waldpflege gleichzeitig eine bedeutendere Fischzucht, sei es in Teichen oder in Bächen, betrieben wird, da empfiehlt es sich, auf diese der Fischzucht so schädlichen Insekten ein wachsames Auge zu haben und sie bei etwaigem Über- handnehmen in gebührender Weise zu bekämpfen. Als die bei uns häufigeren Arten seien genannt: Die blaue Wasserjungfer (Calopterix splendens). Tafel 16, Figur 96. Die vierflecl(ige Wasserjungfer (Libellula quadrimaculata). Tafel 16, Figur 97. Die {(leine Wasserjungfer (Agrion puella). Tafel 16, Figur 98. Der Ohrwurm (Forficula auricularia). Tafel 16, Figur 99. Dem Ohrwurm leuchtet im allgemeinen kein glück- liches Gestirn. Das hat ihm die Zange an seinem Hinter- Der Ohrwurm. 109 leibe eingetragen, an die sich mancherlei Sagen knüpfen. Mit Unrecht wird der Ohrwurm als gefährlicher Men- schenfeind angesehen, der es auf das Innere des Ohres abgesehen habe. In der Tat ist der Ohrwurm aber ein gänzlich harmloses Tier und für den Menschen nur von großem Nutzen. Lästig wird er allerdings wohl einmal avt den Gartenmöbeln, wenn er sich in großen Scharen zeigt; wer ihn aber kennt, wird sich dadurch nicht zu einem falschen Urteil über ihn hinreißen lassen. Es sei nochmals ausdrücklich hervorgehoben, daß der Ohrwurm zu den nützlichen Insekten zu zählen ist, eben weil ihn so viele vorurteilsvoll zu den schädlichen zählen. Er ist unter regelrechten Verhältnissen ein Tierstofffresser und vertilgt bei seiner nächtlichen Lebensweise oder auch bei Tage in seinen Verstecken eine ungeheure Menge von In- sekten der verschiedensten Art. Wenn er sich nebenbei auch einmal an pflanzlichen Stoffen vergreift, sich, lun seinen Durst zu löschen, einmal an einer reifen Frucht ver- geht, so wollen wir ihm das nicht verargen: den kleinen Schaden macht er auf der anderen Seite durch doppelten !N^utzen wieder gut. Das Geschimpfe über das Befressen reifer Erüchte gilt zwar in der Regel ihm, in Wahrheit aber müßte es auf andere Bösew^ichte übertragen werden. Ich möchte geradezu behaupten, daß, wenn auch der Ohr- wurm des öfteren an stark zerfressenen Früchten usw. an- getroffen wird, in den meisten Fällen nicht er der Übel- täter gewesen ist, sondern ein anderes Insekt, das bei seiner verderblichen Arbeit von ihm überrascht und auf- gefressen wurde. Der Ohrwurm macht eine unvollkommene Verwand- lung durch. Das überwinterte Tier schreitet im Frühjahr zur Ablage der Eier, aus denen sich nach einigen Wochen sechsbeinige, helle Larven entwickeln, die sich im Laufe des Jahres einige Male häuten und sich gegen den Herbst hin, ohne erst ein Puppenstadium zu überstehen, direkt in den geschlechttragenden Ohrwurm verwandeln. Dieser 110 Die griuie Luublieuschrecki'. hat feste, kauende Mundwerkzeuge. Flügel sind vorhanden, werden aber fast nie gebraucht, es sei denn auf der Flucht vor Feinden. Sie liegen fein zusammengefaltet unter kleinen Deckschüppchen, den Überresten der Deckflügel, auf dem Rücken und sind für gewöhnlich nicht zu sehen. Das Hinterleibsende ist durch zwei gleiche Anhänge, die beiden Zangenhälften, ausgezeichnet. Welchen Zweck diese Zangen haben, ist mit Sicherheit noch nicht fest- gestellt. Daß er sie bei tätlichen Angriffen auf seine Person zur Abwehr benutzt, ist anzunehmen, einen Men- schen hat er mit ihnen aber noch nie verletzt. Sicher nur ist, daß er sie bewegen, sie öffnen und schließen kann, und daß man an ihnen die beiden Geschlechter erkennen kann. Beim Weibchen bestehen sie aus zwei glatten Teilen, beim Männchen weisen sie an der Innenseite schwache Kerbe und einen dornartigen Ansatz auf. Die grüne Laubheuschrecke (Locusta viridissima). Tafel 16. FiKur 100. Sie unterscheidet sich von den übrigen bei uns vor- kommenden Heuschreckenarten durch ihren über und über hellgrün gefärbten Körper, durch die vielgliedrigen Zehen an den Beinen, die mindestens körperlangen Fühler und die den ganzen Körper mn doppelte Länge übertreffenden Flügel. Sie wird 4 cm lang und lebt vornehmlich an Laubhölzern. Das weibliche Tier besitzt am Hinterleibe eine säbelförmig gebogene, bis 3 cm lange Legeröhre, mittels der es seine Eier in der Erde ablegt. Die Schrecke ernährt sich zmn Teil von Pflanzenkost; der Schaden, den sie dadurch verursacht, ist aber kaum ein solcher zu nennen. Dagegen fällt die Eigenschaft, daß sie gern kleinen Insekten nachstellt, diese eifrig befehdet, tötet und frißt, so sehr vorteilhaft für sie ins Gewicht, daß man sie fast zu den ausschließlich nützlichen Insekten zählen könnte. Die Maulwurf sgiillc. 111 Scliädliclie Greradflügler. Wie wir schon voriiin gehört haben, sind die Gerad- flügler vorzugsweise schädliche Tiere, die hervorragendsten l^ützlinge haben wir eben kennen gelernt. Es würde sich danach die Aufführung der Schädlinge erübrigen. Und von diesen sei daher denn auch nur einer, und zwar wohl der größte, hier genannt, nämlich Die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris). Tafel 16, Figur 101. Die Maulwurfsgrille kommt sehr häufig in Baum- schulen, Obstpflanzungen, Feldgehölzen, Waldwiesen und Gärten mit Kasenwuchs vor. Dort benagt sie in ganz un- verschämter Weise alle Pflanzenwurzeln, die sich ihr bei Errichtung ihrer unterirdischen Wohnräume in den Weg stellen. N^icht allein aus Hunger greift sie die Wurzel- fasern an, nein, alles, was sich ihr als Hindernis entgegen- stellt, wird einfach abgebissen oder mit den Grabfüßen zer- rissen. Sie wirkt dadurch weit schädlicher als der so sehr verhaßte Engerling, der im Verhältnis zur Grille nur das reine Kind ist. Wo die Maulwurfsgrille sich zeigt, da be- merkt man ihr Treiben schon bald an dem Kränkeln der Pflanzen, am Gelbwerden der Blätter oder gar am voll- ständigen Absterben; selbst kleinere Bäumchen sind durch ihren Fraß und durch die Umwühlung des Bodens nicht selten dem Tode geweiht. Bei solchen krankhaften Er- scheinungen an den Pflanzen vermutet man fast stets so- gleich den Engerling als Urheber; untersucht man jedoch den Boden, so findet man oft auch nicht einen einzigen seiner Sippe, statt dessen stößt man aber auf schmale Gänge, die denn auch viel zu groß sind, als daß sie von Engerlingen herrühren könnten; für den Maulwurf sind sie viel zu klein. Das sind die Gänge der Maulwurfsgrille. Wenn wir diese Gänge verfolgen, gelangen wir zu einer hohlkugelförmigen Erweiterung, dem Brutraum des In- sekts. Hier legt das Grillenweibchen ein paar hundert 112 Die Maulwurfsgrille. Eier ab, denen nach einigen Wochen ebensoviele junge Grillen entschlüpfen. Anfangs sehen diese den Eltern noch gar nicht ähnlich. Sie halten sich in ihrer frühesten Jugend einige Zeit in ihrem ISTeste auf, wachsen dann aber bald heran und unternehmen den Gang durchs Leben auf eigene Rechnung. Sie häuten sich einige Male und werden allmählich den alten Tieren vollständig gleich. Diese sind ca. 4V2 cm lang, samtartig braun behaart, tragen halbkörperlange, stark abgerundete Flügel und am letzten Leibesring eine lange Schwanzgabel. Die Schienen ihrer sehr kräftigen Vorderbeine sind zu kurzen aber breiten, etwas nach außen stehenden Schaufeln umgebildet, mit denen sie sehr geschickt den Boden zu durchwühlen verstehen. ISTach der zweiten Häutung vergräbt sich die junge Grille tiefer in die Erde. Sie hat jetzt schon ihre anfangs grauweiße Farbe abgelegt, es fehlen ihr aber noch die Flügel, die sie dem älteren Tiere vollständig gleich machen würden. Dort unten in der Erde verschläft sie den Winter, erwacht aus ilirem Schlummer wieder im Mai, häutet sich dann noch einmal und erscheint alsdann be- flügelt als ausgebildetes Geschlechtstier auf dem Plane. Die Bekämpfung der Maulwurfsgrille ist nicht leicht. Vorteilliaft wendet man dabei Blumentöpfe an, die man bis zu ihrem oberen Bande in die Erde versenkt. Auf ihren nächtlichen Wanderzügen, die auf der Erde erfolgen, fallen dann die Grillen beim Versuche, die Öffnung zu über- schreiten, in die Töpfe hinein, ohne sich daraus wieder er- heben zu können, l^atürlich werden auf diese Weise nicht alle Tiere gefangen, es ist stets nur ein Bruchteil. Das Ausgießen ihrer Wohnungen mit Petrolemn ist ebenfalls von großer Wirkung; das öl tötet die Tiere, schadet aber auch dem Pflanzenwuchs. Wer sich's nicht verdrießen lassen will, der nehme sich die Zeit und verfolge die Gänge der Maulwurfsgrille. Mit dem Zeigefinger oder einem Stäbchen kann er diese immer weiter aufbrechen, bis er auf die Brutstätte stößt. Dort kann er recht häufig auf 113 Die Maulwurfsgrille gute Beute rechnen, indem er samt der Brut auch gleich- zeitig in deren Xähe das Muttertier erwischt. Ungerecht wollen wir der Grille trotz ihres Schadens aber nicht sein, wir wollen auch ihrem Xutzen zur ge- bührenden Anerkennung verhelfen. Neben der eigent- lichen Pflanzennahrung liebt sie auch die tierische Kost. In ihren unterirdischen Wohnungen und auch auf ihren nächtlichen JStreifzügen auf der Erde stößt sie sehr oft auf andere kleine Lebewesen, sei es in Gestalt eines ge- schlechtsreifen Insekts, dessen Puppe oder Larve, sei es in Gestalt eines Kegenwurms, einer Schnecke usw. Diese alle sind ihr eine willkommene Beute, an der sie mit Genuß ihren Hunger stillt. Der dadurch gestiftete ^N^utzen ist nicht unbedeutend, kann aber kaum neben den von ihr gestifteten Schaden in Rechnung gestellt werden. Lohrenz, Nützliche und schädliche Insekten im. Walde. Alphabetisches Inhaltsverzeichnis. Die Zahlen Aculeata 57 Aderflügler 57 „ nützliche 58 „ schädliche 63 Adimonia capreae 56 Agelastica alni 55 Agrion puella 108 Ägrotis segetum 96 Ameisen 60 Araeisenjuogfer 73 Anomalen circumflexiun 60 Apis mellifica 58 Asilus 102 „ germanicus 102 „ stylifer 102 Balaninus glandium 28 „ nucum 29 Baumwanze, gemeine 106 „ punktierte 106 Baumweißling 76 Bienen - Glasschwärmer 100 Birkenblattkäfer, gelbbrauner 56 Birkensplintkäfer 49 Blaukopf, s. Mondvogel 95 Bombices 75 Buchen - Springriißler 82 Buntkäfer, ameisenähnlicher 21 Buntkäfercheu 21 Calopterix splendens 108 Calosoma sycophanta 16 n die Seiten an. Carabidae 15 Carphoborus minimus 42 Cerambyx heros 50 Cheimatobia brumata 97 Chermes abietis 105 Chiysopa vulgaris 72 Cicindela sylvatica 17 j Cimbex variabilis 68 Cimex punctipennis 106 Cionus fraxini 31 Cladius viminalis 63 Clerus formicarius 21 Cnethocampa pinivora 83 ,, processionea 82 Coccinella septempunctata 22 Coleophora laricella 98 Coleoptera 14 Cossus ligniperda 91 Ciyptorhynchus lapathi 33 Dasychira pudibunda 93 Dendroctonus micaas 41 Dioryctria abietella 99 Diptera 101 Diurna 75 Ei 6 Eiehelbohrer 28 Eichenbockkäfer, großer 50 Eichen -Erdfloh 54 Eichen -Prozessionsspinner 82 Eichensplmtkäfer 49 Alphabetisches Inhaltsverzeichnis. 115 Eichen Wickler, grüner 94 Erlenblattkäfer, blauer 55 Erlenrüßler 33 Eschenbastkäfer, kleiner 43 Eschenrüßler 31 Espenbock 52 Eulen 75 Fangbäume 39 Fichtenbastkäfer, großer 41 „ schwarzer 41 Fichtenblattwespe, kleine 64 Fichtenbockkäfer, brauner 53 „ zerstörender 54 Fichtenborkenkäfer, acbtzähniger 45 sechszähniger 46 Fichtenharz -Rüsselkäfer 36 Fichtenholzwespe, große 68 „ schwarze 69 Fichten -Wollaus 105 Fidonia piniaria 81 Füegen 101 Florfliege, gemeine 72 Forficula auricularia 108 Föhren -(Kiefern-) Schwärmer 79 Fori -(Kiefern-) Eule 80 Formica rufa 62 Oastropacha neustria 90 „ pini 77 Geometrae 75 Geradflügler 107 „ nützliche 107 ,, schädliche 111 Goldafter 88 GryUotalpa vulgaris 111 Halbflügler 104 Haltica erucae 54 Haselnußböckchen 30 Haselnußbohrer 29 Hautflügler 57 Henüptera 104 Honigbiene 58 Hornisse 70 Hornissenschwärmer 101 Hummeln 58 Hylastes ater 40 „ cunicularius 41 Hylesinus fraxini 43 Hylobius abietis 34 Hymenopteia 57 Image 9 Immen 57 Insekten, Ordnungen der 13 Johanniswürmchen 20 Julikäfer 26 Käfer 14 Käfer und ihre Familien 15 Käferarten, nützliche 15 „ schädliche 23 Kamelhalsfliege, gemeine 72 Kief embastkäf er , kleiner 42 „ schwarzer 40 Kiefemblattwespe, gelbe 65 „ kleine 67 Kiefernborkenkäfer, zweizähniger 46 Kiefern- oder Forleule 80 Kieferngespinstblattwespe, bunte 66 Kiefernholzwespe 69 Kiefern markkäf er, großer 39 „ kleiner 38 Kiefern-Prozessionsspinner 83 Kiefer- oder Föhrenschwärmer 79 Kiefernspanner, gemeiner 81 Kiefernspinner 77 Kiefernspinnersichelwespe 60 Kieferntriebwickler 95 Kienraupe, s. Kiefernspiuner 78 Knopfhornblattwespe, veränderl. 63 Kotwanze, rote 106 Kurzüügler 18 Lampyris splendidula 20 Lärchenminiermotte 98 Larve 7 116 Alphabetisches Inhaltsverzeichnis. Lasia globosa 22 Laubheuschrecke, grüne 110 Laufkäfer 15 Legeimmen 57 Lepidoptera 74 Leuchtkäferchen 20 Libellen 107 Libellula quadrimaculata 108 Lina populi 56 Locusta viridissinia 110 Lophyrus pallidus 65 „ pini 67 Lydia stellata 66 Lytta vesicatoria 27 Made 8 Maikäfer, gemeiner 23 Maikäfer, Roßkastanien- 26 Marienkäferchen 21 Maulwurfsgrille 111 Melolontha hippocastani 26 „ vulgaris 23 Mondvogel 95 Motten 75 Muscidae 103 Myelophilus minor 38 ,, piniperda 39 Myrmeleon formicarius 73 Nadelholzrüßler , großer brauner 34 Nadelholz Zünsler, großer 99 Nematus abietum 64 Netzflügler 71 Neuroptera 71 Noctuae 75 Nonne 86 Nutzholzbohrkäfer, liniierter 47 Nymphe 8 Oberae linearis 30 Ocneria dispar 84 „ monacha 86 Ohrwurm 108 Orchestes fagi 32 Ordnuügen der Insekten 13 Orthoptera 107 Pappelblattkäfer 56 Pappelblattwespe, gelbe 63 Pappelbock, großer 51 Perlenauge, s. Florfliege 72 Pflanzenläuse 105 Phalera bucephala 95 Pieris crataegi 76 Pissodes hercyniae 36 „ notatus 37 Polyphylla fullo 26 Porthesia auriflura 89 ,, chrysorrhoea 88 Puppe 8 Puppenräuber 16 Pyralidiae 75 Raubfliegen 102 Raubfliege, deutsche 102 gestielte 102 Raubkäfer, rotflügeliger 19 Raupe 6 Raupenfliege, echte 103 „ stachlige 103 Reduvius crueutus 106 Retiuia buoliana 95 Rhaphidia ophiopsis 72 Ringelspinner 90 Rotschwanz 93 Saateule, Winter- 96 Sandkäfer 17 Saperda carcharias 51 „ populnea 52 Schlupfwespen 58 Schmarotzei-fliegen 103 Schmetterlinge und ihre Familien 74 Schnabelkerfe 104 Schwammspinner, großer 84 Schwan 89 Schwärmer 75 Schwebefliege 103 Alphabetisches Inhaltsverzeichnis. 117 Scolytus destructor 49 ,, Geoffroyi 48 „ intricatus 49 „ niultistiiatus 48 Sesia apiformis 100 Siebenpunkt 22 Sirex gigas 68 „ juvencus 69 „ spectrum 69 Spanische Fliege 27 Spanner 75 Sphinges 75 Sphinx pinastri 79 Spinner 75 Staphylinus erythropterus 19 Stechimmen 57 Stinkfliege, s. Florfliege 72 Streckfuß, s. Rotschwanz 93 Syrphus corallae 103 Tachinenarten 103 Tachina fera 103 „ larvarum 103 Tagfalter 75 Tannenborkenkäfer, krumm- zähniger 44 Terebrantia 57 Tetropium fuscum 53 „ luridum 54 Tineidae 75 Tomicus bidens 46 ,, chalcographus 46 „ curvidens 44 „ tj'pographus 45 Tortricidae 75 Tortrix viridana 94 Trachea piniperda 80 Tropicoris rufipes 106 Ulmensplintkäfer, großer 48 „ kleiner 48 Vespa crabro 70 Waldameise, rote 62 Waldgärtner 39 Waldsandkäfer 17 Wanzen 105 Wasserjungfer, blaue 108 „ kleine 108 ,, vierfleckige 108 Weichflügler 19 Weidenbohrer 91 Weißpunktrüßler 37 Wickler 75 Wintersaateule 96 Winterspanner 97 Xyloterus lineatus 47 Zünsler 75 Verlag von Hermann Gesenius in Halle. Mtzliche und schädliche Insekten in Garten und Feld. Von Kuuo Lohrenz. Mit 250 Abbildungen auf 16 nach der Natur gezeichneten kolor. Tafeln. Anhang: Ge- setz, betreffend die Bekämpfung der Reblaus vom 6. Juli 1904. Broschiert J() 2,60, elegant gebunden jHo 3,20. Berliner Gärtner -Börse 1905. Nr. 21. Das ist ein wirklich gutes Buch, und wohl noch niemals wurden die für den Garten- und Feldbau in Betracht kommenden Insekten so gut im Bilde vor- geführt. Es ist jedermann möglich, sich sofort orientieren zu können, ob er einen Schädling oder ein nützliches Insekt vor sich hat, so trefflich sind die Abbildungen hergestellt. Wie einerseits der Nutzen, so ist ander- seits die Art des Schadens leicht verständlich beschrieben und Mittel zur Vertilgung angegeben. Dies Buch sei jungen wie alten Gärtnern warm empfohlen. Das Land. 1. Juni 1905. Nr. 17. Das Buch wendet sich ganz be- sonders an den Landmann, Gärtner, an Obst- und Gemüsepächter usw. Es legt in anschaulicher Weise dar, welche Art Nutzen viele Insekten bringen, und wie diese zu schützen und zu hegen sind, anderseits, welche Schäden und Gefahren der Landwirtschaft von Insekten drohen, und mit welchen Mitteln die Gefahren bekämpft und beseitigt werden können. Die bunten Tafeln sind in Zeichnung und Farbengebung mit der größten Naturtreue hergestellt und stellen die Insekten in ihrer ganzen Entwicklung dar, meist sind auch Blatt-, Einden- oder Fruchtstücke, in denen sich das Insekt entwickelt, beigegeben. Als Anhang ist das Gesetz betreffend die Bekämpfung der Reblaus vom 6. Juli 1904 angefügt. Wegen seiner hervorragenden Nützlichkeit sollte das Buch in keiner ländlichen Fortbildungsschul- und Dorfbibliothek fehlen. Pomologische {Monatshefte. 1905. VIII. Jedes Jahr bringt uns eine gewaltige Schar Insekten, von denen leider eine recht bedeutende Anzahl unsere Felder und Gärten mit mehr oder weniger schweren Schädigungen bedroht und uns zu energischem Gegenkampfe herausfordert, während andere Kerbtiere gern gesehene Gäste unserer Kulturstätten sind und vollste Schonung verdienen. Es kann daher nur im eigenen Interesse eines jeden liegen, der Feld- und Gartenbau treibt, sich die nötigen Kenntnisse über die einzelnen, ihm in seinen Kulturen begegnenden Insekten an der Hand eines guten Buches anzueignen. Dies ist für den Praktiker am leichtesten und schnellsten erreichbar mittels naturwahrer, farbiger Abbildungen, wes- halb auch der Verleger mit Recht besonderen Wert auf deren sorgfältige Herstellung legte. Ohne Vorkenntnisse kann danach jedermann mit Sicherheit die häufigsten Nützlinge und Schädlinge von Garten und Feld unter den Insekten feststellen, um dann nötigen- falls die erforderlichen Vorbeugungs- und Bekämpfungsmittel anzuwenden. Diese sind neben einer kurzen Kennzeichnung der einzelnen Kerfe in volkstümlicher Schreibweise angegeben. Zur praktischen, schnellen In- formierung leistet das übersichtlich geordnete Buch auf 99 Seiton treffliche Dienste. W. G. Verlag von Hermann Gesenius in Halle. Die RaubTÖgel Mitteleuropas. 53 Tafeln in feinem Chromo- und 8 Tafeln in Schwarzdruck nach Originalen der Maler Goering, Keulemans, Kleinschmidt, de Maes, von Necsey und Khamm, mit erklärendem Text von Dr. Carl R. Hennicke. Broschiert Ji 4,50, elegant gebunden Jk 5, — . Forstverkehrsblatt (Nr. 14, Berlin, 20 August 1903). Es erscheint unbegreiflich, wie für den minimalen Preis Ton 5 M. ein so nach jeder Richtung hin hervorragendes Buch geliefert werden iionnte! Es war solches nur möglich, weil es gewissermaßen ein großes Kapitel bildet aus dem bekannten und in den weitesten Kreisen anerkannten großen Werke von „Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas" (Jubiläums- ausgabe). In den Kreisen der Jäger, Forstbeamten und Freunde der Natur war es längst als ein dringendes Bedürfnis anerkannt, ein billiges, populär geschriebenes Buch zu besitzen, in welchem nicht nur alle unsere Raubvogel durch Beschreibung, sondern schnell auch durch farbige Bilder zu finden sind. Schon Riesenthal unterzog sich mit vielem Geschick dieser schwierigen Aufgabe, löste dieselbe auch, aber leider ist sein großes, schönes Werk für den größten Teil der Jäger zu teuer. In diesem neuen, uns vorliegenden Buche nun wird durch 61 meist farbige Tafeln und auf 230 Druckseiten jeder bei uns vorkommende Raubvogel so genau und eingehend behandelt, daß die Bestimmung etwaiger Jagdbeute, wie sie die Krähenhütten jetzt bei abgeernteten Feldern bald wieder liefern wird, auf das leichteste und unzweifelhaft möglich ist. Jedes einzelne der wahrhaft künstlerisch ausgeführten Bilder ist der Natur abgelauscht, denn die Stellung tou jedem Vogel, sowie auch die Abtönung der Farben und das Kolorit sind ganz unübertrefflich! Das wahrhaft billige, prächtige und dabei im Oebrauche so praktische Buch kann auf das wärmste empfohlen werden. Zeitschrift für Ornithologie, 1903. Nr. 8. In fast beispielloser schneller Aufeinanderfolge der Lieferungen ist dieses in der ersten Hälfte des laufenden Jahres begonnene Werk vollendet. Ein Überblick über den kurzgefaßten, aber doch reichen Inhalt mit seineu bestgelungenen und künstlerisch ausgeführten Tielen farbigen Abbildungen führt den Leser ein in die Familie der Eulen mit ihren 3 Unterfamilien und 9 Gattungen, in die Familie der Falken mit ikren 4 Unterfamilien und 15 Gattungen der ver- schiedenen Falken, Milane, Aare, Adler, Bussarde, Sperber, Habichte und Weiher und in die III. Familie der Geier mit ihren 2 Unterfamilien. Wenn je ein Werk einem Bedürfnis entsprochen, so kann man dies von diesem sagen. Wie viele Verwechselungen kommen bei Abschießungen der Raub- vögel vor; da wird von Berufenen und Unberufenen der nützliche mit dem schädHchen verwechselt und mntergeknallt. Wir können nur den Wunsch aussprechen, daß das Werk nicht nur recht viel Ton Privaten, sondern auch Ton Vereinen und namentlich von den Behörden i« großer Anzahl angekauft und Fachbeamten in die Hände gegeben wird. Es wird zur Kenntnis der heimischen Raubvögel bestimmt viel beitragen, und das ist ja auch der von der rührigen Verlagshandlung beabsichtigte Zweck, der durch den beispiellos billigen Preis unterstützt wird und wohl des größten Entgegenkommens seitens der Behörden und Fachvereine verdient. Verlag von Hermann Gesenius in Halle. Der gesamte Vogelschutz. Von Hans Freiherr v. Berlepsch. Seine Begründung und Ausführung. Mit 9 Chromotafeln und 47 Textabbildungen. 9. vermehrte und verbesserte Auflage. Kartoniert J^ 1,50, in Leinwand gebunden Jfs 2, — . Das Königlich Preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bestellte von der 9. Auflage 6100 Exemplare. Nützliche Yogelarten und ihre Eier. 48 prachtige Bilder auf 25 Tafeln mit Text. 41. — 45. Tausend. Elegant gebunden ^ 2, — . Schädliche Vogelarten. 35 prächtige Bilder auf 24 Tafeln mit Text. 13. — 18. Tausend. Elegant gebunden Ji 2, — . Forstwissenschaft!. Zentralblatt. 1905. S. 663. Die beiden vorliegenden Bücher beabsichtigen, die Kenntnis unserer Vogelwelt durch Wort und Bild in möglichst weiten Kreisen zu verbreiten, das Interesse an ihr anzu- regen und dadurch zur möglichsten Schonung der nützlichen, durcli ihre Lebensweise und bezw. Ernährung mit schädlichen Nagern und Kerfen so- wie mit Unkrautsämereien den Erfolg der menschlichen Arbeit unterstützen- den Vögel beizutragen. Die nützlichen Vögel werden nach den Gruppen: Sänger (14 Arten), Buschschlüpfer (1), Meisen (2), Baumläufer (1), Stelzen (6), Finlcen (6), Stare (1"), Pirole (1), Würger (2), Fliegenfänger (2), Schwalben (3), Schwirrvögel (1), Sitzfüßler (2), Klettervögel (7), Raubvögel (6j aufgezählt, und eine kurze Charakteristik jeder dieser Familien in der Einleitung des Buches gegeben. Daran schließt sich dann deren nähere Besprechung, die Scliilde- rung ihrer Lebensweise und die Erwähnung des durch letztere bedingten Nutzens. Von Tagraubvögeln sind zwei: der durch das deutsche Reichs- und Vogelschutzgesetz geschützte Turmfalke, dann der Bussard genannt, und wird bezüglich des letzteren ])edauert, daß nicht auch ihm, dem nütz- lichen Mäusevertilger, der gleiche Schutz zugebilligt wurde. — Für die schädhchen Vögel ist die Gruppierung nach den Gattungen Singvögel — Familien Finken (4) , Rabenvögel (6) und Würger (3 Arten) ; Raubvögel — Eulen (1), Falken (2), Adler (9), — Schreitvögel (3) und Ruderfüßler (1) erfolgt. Auch hier ist also wie oben eine Auswahl in der Weise getroffen, daß nm- die verbreitetsten oder wichtigsten Arten Aufnahme fanden, so z. B. von den vielen Falkenarten nur 2 Die Abbildungen liönnen im allgemeinen als gut bezeichnet werden. Angesichts des sehr niedrigen , eine möglichste Verbreitung begünstigen- den Preises kann man kaum mehr verlangen. Ihren Zweck, die Kennt- nis der Vogelwelt zu fördern, das Interesse für sie zu beleben, vermögen die beiden gut ausgestatteten Bücher wohl zu erreichen. Buchdruckeroi des "Waisenhauses in Halle a. S. ■),();