SÄN< a: urn N. E 0 ig a n n in ash ea En a ae Bi ag“ a ee TE rt Ki BE vo er S 7 v9 Columbia Universitu in the City of New York Library From the Bequest of F. A. P. Barnard, LL.D. Pres. of Columbia College, 1864-1889 ; and Mrs. M. M. Barnard xt Vesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, deconomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Mit Orisinali- Beitrasen von Alefeld, Alschinger, Aspöck, Bayer, Beer, Braun, Breitenlohner, Bulnheim, Cohn, Fischer, Hechel, Heuser, Hofmann, Hohenacker, Janka, Josst, Kohlmaver, Kotschy, Krzisch, Kuhnert, Landerer, Malinsky, Milde, Münch, Neilreich, Niessl, Patze, Pittoni, Pokorny, Rabenhorst, Reichardt, Reissek, Scheidweiler, Schlosser, Schnelier, Schott, Schramm, Schur, Sekera, Senoner, Stur, Vagner, Val de Lievre, Veselskv, Weiss, Wiesner, Woliner. Redigirt von Dr. Alexander Skofitz, Magister der Pharmacie, Mitglied der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher, der zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien, des siebenbürg. Vereines für Naturwiss. zu Hermannstadt, der bot. Gesellsch. zu Regensburg, der Gesellschaft „Flora* in Dresden, des Vereines für Naturkunde im Herzogthume Nassau, der naturhistor. Gesellsch. zu Nürnberg, der königl. praktischen Gartenbaugesellsch. in Baiern, des Land- und Forstwirthschaftlichen Vereines zu Tischnowitz. IX. Jahrgang. (Mit 2 Lithographien und 2 Xylographien). Wien, 1859. Verlage von ©. Gerold. Druck von Carl Ueberreuter. Seiner Excellenz dem K. k. wirklichen Geheimen Rath Herrn - LUDWIG HAYNALD, Hochwürdigsten Bischof von Siebenbürgen, 19 D dem hochherzigen Förderer botanischer Interessen, widmet den nennlen Jahrgang der österr. botanischen Zeitschrift in tiefster Ehrfurcht der Herausgeber. VG. 6 Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. —ae Gemeinnütziges Organ für . Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. Jänner 1859. IX. Jahrgang. 1. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monutes. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5A. CM. (3 Rihlr. 10 Ngr.) ganzjährig, oder mit 2 fl. 30 kr. halbjährig, und zwar für Ezemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von ©. Gerolds Sohn in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. _ Anhalt: August Neilreich. VonDr. Reissek. — Eine neue Saxifraga. Von Dr. Schott und Dr. Kotsehy. — Beobachtungen in der Flora von Sieben- burgen. Von Dr. Schur. — Der Rozsutee in Ungarn. Von Stur. — Correspon- denz. Von Fischer. — Personal-Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. Gallerie österreichischer Botaniker. I. August Neilreich. (Mit einem Portrait, nach einer Photografie von Löwy und nach dem Leben lithographirt von Eduard Kaiser.) August Neilreich wurde unter den Stürmen einer bewegten Epoche am 12. December 1803 zu Wien geboren. Von seinen Eltern für den Beamtenstand bestimmt, erhielt er neben einer sorgfälligen Erziehung im väterlichen Hause seine Ausbildung am Gymnasium des Schotten-Collegiums in Wien, und bezog später die Universität seiner Valerstadt. Hier waren Männer von ausgezeichnetem Rufe, wie v. Ettingshausen in der Physik, Dolliner, Wagner und Kudler in den juridischen Wissenschaften seine Lehrer. Es konnte nicht fehlen, dass der wissbegierige Jüngling unter solchen Führern erfolgreich für seine künftige Berufsthätigkeit sich vorbereitete. Im Jahre 1823 kam er als Auscultant zum Civilgerichte der Stadt Wien, damals der tüchtigsten Schule praktischer Jurisprudenz. Er wusste sich hier die vollste Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu erwerben ; doch, wie es die damaligen Verhältnisse mit sich brachten, musste der strebsame junge Mann eine Frist von neunzehn Jahren ange- strengter Dienstleistung vorübergehen sehen, ehe er unter stufen- weiser Beförderung im Jahre 1847 zum Civilgerichtsrathe ernannt Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859, 1. Heft. 1 2 wurde. Als im Jahre 1848 die Aufhebung der Patrimonial-Gerichts- barkeit erfolgte, wurde Neilreich 1849 zur nied, österr, Gerichts- Einführungs-Commission berufen, und betheiligte sich als Mitglied derselben an den legislativen Arbeiten der damaligen Zeitperiode, wofür ihm im Jahre 1850 die Stelle eines Oberlandesgerichts - Rathes verliehen wurde. In dieser Eigenschaft präsidirte er bei dem Schwur- gerichte in Wien, und als im Jahre 1853—54 eine neue Gerichts- Eintheilung ins Leben treten sollte, ward ihm abermals die Auszeich- nung zu Theil, zum Mitgliede der nied. österr. Landes - Commission ernannt zu werden. Schon in den frühesten Jahren weckte Bertuch’s bekanntes Bilderbuch in dem wissbegierigen Knaben die Liebe zur Naturge- schichte, die durch das Studium dieses, in damaliger Zeit obligaten Gegenstandes am Gymnasium weiter sich entwiekelnd, bald eine vorzugsweise botanische Richtung nahm. Doch, o eigenthümliches Geschick! während der heranwachsende Knabe, dem Gegenstande innig zugelhan, aus dem Studium der beiden andern Naturreiche die Vorzugsklasse davontrug, konnte er aus jenem der Pflanzenkunde nur eine bescheidene erste Classe als Preis sich erringen ! Seine erste Lieblingsneigung machte indess nicht die gewünschten Fort- schritte, indem sie in ihrem Streben einzig auf die Hülfsquellen von Willdenow’s Kräuterkunde, Funk'’s Naturgeschichte und Vietz's Abbildungen beschränkt blieb. Aus dieser Ursache konnte auch der so nothwendigen Analyse und Bestimmung der Pflanzen nicht die gebührende Pflege gewidmet werden. Da Neilreich gleichzeitig von dem Studium der Geographie und Geschichte, namentlich der österreichischen Kriegsgeschichte, sich mächtig ‚angezogen fühlte, so geriethen die botanischen Studien allmälich in’s Stocken, und be- schränkten sich zuletzt nur auf den Kreis der Zier- und Nutzgewächse. Erst im Jahre 1830, als er die Bekanntschaft des damaligen Hof- Sekrelärs (nun Ministerialrathes) CarlRitter von Enderes und des k. k. Rathes Ludwig Ritter von Köchel gemacht, konnte erunter der Leitung dieser Männer die botanischen Studien erfolgreicher in Angriff nehmen, und seine Neigung für dieselben erwachte mit ver- stärkter Kraft. Das Studium der Pflanzenkunde im Allgemeinen und der heimathlichen Flora im Besonderen wurde ihm nun zum Bedürf- nisse und zur Lebensaufgabe. Der Charakter seiner Anstellung und die Schwierigkeit entferntere Gegenden zu besuchen, zwangen ihn aber, seine Ausflüge auf die nahen Umgebungen der Hauptstadt zu beschränken, nnd seine Thätigkeit vorzugsweise der Flora dieser Gegenden zuzuwenden. So entstand in ihm der Gedanke, und reifte allmälich zum Plane, eine Flora von Wien zu schreiben. Zu diesem Ende erforschte er grösstentheils allein, zum Theile auch in Gesell- schaft des R. v. Enderes, von Köchel, Welwitsch, Josef Redtenbacher (gegenw ärtig Professor der Chemie an der Wiener Universität) Freiherrn von Leithner und anderen das Wiener Gebiet, 3 Meilen in der Runde, und machte binnen 15 Jahren über 800 verschiedene Ausflüge. Von dem Custos des k. k. botanischen 3 Hof-Cabinetes Dr. Fenzl auf das Zuvorkommendste aufgenommen, wurde er nun auch in den Stand gesetzt, mit Hilfe der reichen Schätze der kais. Hofsammlungen das gesammelte Material in erspriesslicher Weise zu bearbeiten. Als Frucht dieser Bemühungen erschien im Jahre 1846 die „Flora von Wien“, worin er die Resultate seiner bisherigen Studien niederlegte. Das Werk wurde mit grossem Beifall aufgenommen, da es eine nahmhafte Lücke ausfüllte, und einem langjährigen tiefgefühlten Bedürfnisse entgegen kam. Waren auch einzelne Botaniker nicht völlig einverstanden mit der Art und Weise, wie der Verfasser hier und da die Species umgrenzte, und wünschte: Mancher eine engere Fassung des Speciesbegriffes in diesem oder jenem Falle, so herrschte und herrscht doch nur eine Stimme über die Gründlichkeit und den Werth der Arbeit. Mittlerweile waren die Eisenbahnen entstanden, und hatteu Wien mit den Alpen des Kreises U. W. W. und dem Neusiedler See in nächste Verbindung gebracht, wodurch dem Botaniker Gelegenheit geboten ward, neue, bisher fast unzugängliche Gegenden in der kürzesten Zeit zu besuchen. Die Ernennung Neilreich’s zum Civilgerichtsrathe (1847) setzte ihn in den Stand, nun auch mit grösserer Freiheit über seine Zeit zu verfügen. Diese günstigen Verhältnisse bestimmten ihn das Gebiet der Flora Wien’s bis in die Alpen und über dasLeithagebirge in die Flächen des Neusiedler Sees auszudehnen. Zahlreiche in den Jahren 1847—51 theils allein, theils in Gesellschaft des Grafen Zichy, sowie Hillebrandt's, Const. von Ettingshausen’s, von Koväts’s, Pokorny's und Anderer unternommenen Ausflüge setzten ihn bald in den Stand, die Vegetation dieses erweiterlen Gebietes genau kennen zu lernen, so dass er schon im Jahre 1851 die „Nachträge zur Flora von Wien“ der Oeffentlichkeit übergeben konnte. Diese wurden mit nicht geringerem Interesse als das erste Werk aufgenommen, und waren in der That in noch höherem Grade Bedürfniss, als gerade aus den ferneren Gegenden eine grosse Anzahl falscher und verwirrender Standorts- Angaben von Pflanzen seit Jahrzehnten vorlag, welche alle Berichti- gung oder Beleuchtung in dem genannten Werke fanden. Durch den im Jahre 1851 in Wien entstandenen zoologisch- botanischen Verein wurde eine erhöhte wissenschaftliche Thätigkeit auf dem Gebiete der Landesfauna und Landesflora hervorgerufen, und ein schnellerer Austausch der gemachten Entdeckungen ver- mittelt. Neilreich betheiligte sich lebhaft an den Arbeiten des Vereines, und legte vom Jahre 1852—55 eine Reihe schätzbarer grösserer und kleinerer Abhandlungen in den Schriften des Vereines nieder. Diese beziehen sich auf zweifelhafte oder verkannte Species der Wiener Flora, auf pflanzengeographische Schilderungen („das Marchfeld, eine botanische Skizze“) und auf eine historische und biographische Darstellung des Wirkens der in Niederösterreich seit den ältesten Zeiten thätig gewesenen Botaniker („Geschichte der Bo- tanik in Niederösterreich“). Daneben nahmen seine Forschungen auf dem Felde der niederösterreichischen Flora ihren weitern Fortgang, 41 * 4 und konnten um so erfolgreicher fortgeführt werden, als die Stellung Neilreich's ihm in dieser Beziehung freieren Spielraum gewährte. Unter solchen Verhältnissen und bei dem Umstande, dass die vor- treffliche Einrichtung des k.k. botanischen Hof-Cabinets ihm mächtige literarische Unterstülzung bot, die ausgebreitete Bekanntschaft mit den Botanikern Niederösterreichs ihm aber ermöglichte, manche Lücke in der Kenntniss der entfernteren Gegenden auszufüllen, war es Neilreich möglich, die Flora Niederösterreichs in Angriff zu nehmen, die durch den Reichthum und die interessanten Bezie- kungen, welche sie darbietet, zu den anziehendsten des Continents gehört. Neilreich widmete dem Unternehmen seine ganze Kraft, ungeachtet ihn seine Berufsgeschäfte gerade zur Zeit des Ueber- ganges der alten Zustände in die neue Gerichtsverfassung oft auf mehr als gewöhnliche Weise in Anspruch nahmen. In seinem Vor- haben lag es, nach und nach die Alpen des Kreises O. W. W. zu besteigen, das Urgebirgsplateau des Waldviertels nach allen Rich- tungen zu durchziehen, die Schieferberge des Kreises U. W. W., .das March- und Thaia-Thal, die Abfälle des Manhartsberges, kurz alle jene Gegenden zu bereisen, welche in botanischer Beziehung minder bekannt waren, um das pflanzengeographische Bild des Landes aus eigener Beschauung im Detail kennen zu lernen, und der Flora wo möglich die darin bisher übersehenen Arten zuzuführen. Von allen diesen Plänen sollte jedoch kaum die Hälfte verwirklicht werden. Ein durch die Anstrengung bei der zweiten Gerichtsorganisirung herbeigeführter hämoptoischer Zustand, der in wiederholten Anfällen sich verschlimmerte, und Neilreich im Jahre 1856 dem Tode nahe brachte, nöthigte ihn nicht nur eine seiner früheren Thäligkeit ganz entgegengesetzie Lebensweise einzuschlagen, sondern zwang ihn sogar zu dem schmerzlichen Schritte, seine Versetzung in den zeitlichen Ruhestand anzusuchen. Mit Leidwesen sah man den viel- verdienten Mann aus einem Wirkungskreise scheiden, den er so trefflich ausgefüllt hatte. Es gehörte unter solchen Verhältnissen eine wirkliche Aufopferung dazu, den botanischen Studien in der früheren Intensität obzuliegen. Neilreich liess sich durch das Missgeschick, welches ihn betroffen, nicht abhalten, das einmal begonnene Werk mit Beharrlichkeit fortzuführen. Es gelang ihm, die Voralpen des Kreises OÖ. W. W., das obere Donauthal, das Waldviertel, den Kreis U. M. B. und einen Theil der Schieferberge des Kreises U. W. W. zu bereisen, wobei ihm seine Freunde Erdinger, die beiden Kerner, Alexander Matz, Boos, Franz Pokorny und andere begleiteten. Zugleich setzten ihn einige kleine Reisen in das west- liche Deutschland , die Schweiz, Tirol, Böhmen, Oberösterreich und ein halbjähriger Aufenthalt in Venedig in den Stand, die Vege- tationsverhältnisse dieser Länder kennen zu lernen und mit jenen Niederösterreich’s zu vergleichen. So brachte er, in beständigem Conflicte mit seiner Gesundheit, die „Flora von Niederösterreich“ dennoch zu Stande. Sie erschien im Laufe des Jahres 1858 in ein- zelnen Lieferungen, und bildet gegenwärlig ein abgeschlossenes 5 Ganzes. Man erhält durch sie eine vollständige Uebersicht und einen genauen Einblick in die Vegetationsverhältnisse eines der wichtigsten Länder der österreichisch-deutschen Flora, und sie ist auch bei ihrem Erscheinen im Inlande, wie im Auslande, mit lebhaftem Beifalle begrüsst worden. Indem wir im Vorstehenden eine Skizze der Entwickelung und der Wirksamkeit Neilreich’s gegeben haben, ist es nun auch am Platze, den Kern derselben und die Resultate seiner Thätigkeit näher zu beleuchten. Da müssen wir vor Allem den Mann des Berufes, den Juristen und Richter, von dem Botaniker scheiden. In der ersteren Eigenschaft hat sich die Wirksamkeit Neilreich’s Anerkennung in den weilesten Kreisen erworben. Namentlich dalirt diese aus der Zeit, wo derselbe Mitglied der Gerichtseinführungs-Commission und Theilnehmer der legislativen Arbeiten der damaligen Zeitperiode gewesen. Es war keine geringe Aufgabe, die Organisirung der neuen Gerichte in Wien in so kurzer Zeit durchzuführen, wie sie thatsächlich erfolgte. Neilreich gebührt dabei ein wesentlicher Antheil. Dass man seine ausgebreiteten theoretischen und practischen Kenntnisse in dieser Sphäre zu würdigen wusste, beweist auch die wiederholte Ernennung desselben zum Prüfungs-Commissär für die judicielle Ab- theilung der Staatsprüfungen an der Wiener Universität. Als Botaniker greift‘ die Thätigkeit Neilreich’s tiefer ein, und hat unstreitig eine historische Bedeutung für die Entwickelung der Botanik und der botanischen Landeskunde in Oesterreich. Man kann in den früheren Perioden der Entwicklung unserer Kenntnisse der Landesilora zwei Haupiepochen unterscheiden. Die erste dieser Epochen begreift die Zeit, wo Clusius wirkte, die zweite, wo Nikolaus von Jaequin, Crantz und Kramer thätig waren. Zwischen der ersten und zweiten Epoche trat ein absoluter Stillstand in den Fortschritten unserer Kenntniss der Landesflora ein, nach der zweiten Epoche wurde, trotzdem dass Host und Schultes, Trat- tinick und Sauter nebst Anderen manchen Beitrag lieferten, doch nichis zusammenhängendes Grösseres, nichts Systemalisches und Abgeschlossenes geleistet. Ja, wenn wir die Sache vorurtheils- frei betrachten, müssen wir gestehen, dass sogar ein Rückschritt eintrat. Zeugniss dafür geben die milunler höchst vagen und unzu- verlässigen Angaben Schultes’s, die, eine botanische Seeschlange, ihre breiten Wellen bis in unsere Zeit geschlagen, die monopo- lisirenden und geheimnissthuerischen, jeder freien Entwicklung ge- radezu entgegenlaufenden Bestrebungen Host’s, endlich die, trolz des redlichsten Willens im ästhetischen Flugsande auf jämmerliche Art zu Grunde gehenden Intentionen Trattinick's beweisen. Es ist diese Periode ein Warnungszeichen für die botanische Literatur Öesterreich’s, das nicht genug beachtet werden kann! In Neil- reich begrüssen wir den Gründer einer dritten Epoche für die Pfianzenkenntniss des Landes, die, wenn nicht alle Anzeigen trügen, keinen Rückfall mehr wie der eben bezeichnete, in ihrem Gefolge haben wird. Ein Hauptverdienst, welches in der wissenschaftlichen Thätig- keit Neilreich’s liegt, ist die vielfache Anregung, die er den heimatlichen, insbesondere den jüngeren Kräften in ihrem Streben auf dem Felde der vaterländischen Pflanzenforschung gegeben hat. Es ist dieses Verdienst nicht gering anzuschlagen, in einer Zeit, die wie die unsrige noch vielfach auf einer Uebergangsstufe des Dilet- tantismus zum plaumässigen, echt wissenschaftlichen Streben und Forschen sich befindet. Freilich hat zu dieser Anregung und zu dem befruchtenden Einflusse, den Neilreich’s Wirksamkeit ausgeübt, auch seine Persönlichkeit und Stellung nicht wenig beigetragen. Wie dem aber immer sein möge, die Früchte, die daraus hervorgegangen, zeigen sich bereits in erfreulicher Weise. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Schriften der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- schaft und anderer Druckwerke um manchen werthvollen Beitrag, die Flora des Kaiserstaates um manchen eifrigen Jünger ärmer sein würden, wenn Neilreich seine Thätigkeit nicht dem Gebiete der Botanik zugekehrt, und wenn er namentlich nicht in der Hauptstadt des Reiches sie entfaltet hätte. Wenn wir auf den Gehalt und die specifische Qualität der Schriften Neilreich’s eingehen, so trilt uns vor Allem die grosse Gründlichkeit, die ausnehmende Gewissenhaftigkeit und die minutiöse Genauigkeit in Plan und Ausführung entgegen. Es ist hier die geislige Einwirkung seines Berufes nicht zu verkennen. Der Mann des Geselzes und Rechtes verläugnet sieh in keiner Zeile. Man hat mitunter, wie wir schon erwähnten, ein abfälliges Urtheil über die Art und Weise ausgesprochen, wie Neilreich in der „Flora von Wien“ die Species umgrenzte, und den Umfang, welchen er dem Formenkreise der- selben gab, als viel zu weit gegriffen erklärt. Es ist allerdings wahr, dass er hierin vielfach von den Ansichten Ko ch’s und der Mehrheit der neueren Bolaniker abgewichen. Wer aber Gelegenheit hatte, sich zu überzeugen, mit welcher Sorgfalt Neilreich überall zu Werke ging und geht, wie erst reifliche Prüfung und wiederholte Unter- suchung ihm Urtheil oder Ansicht dictiren, wer gesehen , in wie zahlreichen Formen und Uebergangsgliedern er alle die Species, die er in eine vereinigl, in seiner Sammlung repräsentirt hat; der wird ihm fast immer nur recht geben, und die Ansicht, die er aus- gesprochen, zu der eigenen machen müssen. In der „Flora von Niederösterreich» befriedigt er übrigens auch die Anhänger des enger gefassten Species-Begriffes vollkommen, wenn er ihnen auch viel- leicht gegen seine Ueberzeugung eine Concession macht. Wir halten übrigens diese Art und Weise für die bessere, wenn auch nicht aus Prineip, so doch aus Gepflogenheit. Denn erstlich ist bei Verfolgung dieses Weges eine Vergleichung mit der allgemeinen Reichsflora, hier zunächst der Koch’schen leichter möglich, besonders wenn es um stalislische Combinationen sich handelt, fürs Zweite ist der Prin- eipienkampf auf dem Felde der Species noch lange nicht ausge- fochten, und bis diess nicht geschehen, wird das Urtheil des Mono- graphen hier allein als massgebend zu gelten haben. 7 Die Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit Neilreich's in Behandlung eines jeden Gegenstandes, zeigt sich nirgends auffallender, als auf dem Felde der Nomenclatur und Synonimie, Hier ist er un- übertroffen. Die Berichtigung der Synonimie und der Verbesserung der durch fortgesetzies ee der Autoren von einander enlstan- denen Unrichtigkeiten in den Citaten, ist keiner der geringsten Vorzüge seiner Schriften. ehe Angaben tragen in dieser Beziehung fasst die Genauigkeit eines Gesetzbuches an sich. In Vindieirung des Prioritätsrechtes im Bereiche der Nomenclatur, wo immer dasselbe durch Gebrauch oder Missbrauch verkürzt sein mag, geht er aber mit einer wahrhaften Pietät zu Werke. Man kann diese seltene Eigen- schaft nicht genug würdigen und zur Nachahmung empfehlen. So unbedeutend die Sache erscheinen mag, So ist es doch nichts desto weniger vollkommen richlig, dass die mannigfaltigen Abirrungen von den Geselzen des Grossmeisters der systemalischen Botanik, aus dem gerirgfügigen Umstande der Vernachlässigung der Pietät im Bereiche der Nomenclatur, eine Hauptquelle ihres Daseins herleiten. In der „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“ hat Neil- reich eine sehr dankenswerthe Skizze geliefert, welche in Be- ziehung auf die älteren Autoren und Förderer der Wissenschaft hoch an der Zeit war, wenn manche traditionelle oder halbtraditionelle Kunde, die mühsam sich erhalten, noch gerettet werden sollte. Auch hier wird Jeder, der Einsicht in die Verhältnisse hat, die Mühe des Verfassers vollkommen würdigen. Mit einer Selbstverläugnung, die ihres Gleichen sucht, hat Neilreich in diesen Schilderungen seiner selbst nur mit vier Zeilen gedacht, und konnte dadurch nicht einmal eine Andeutung seiner liter arischen Arbeiten, geschweige seines Lebens und Wirkens geben. Es ist eine eigenthümliche, wir möchten sagen, anomale Er- scheinung, dass Neilreich bei dem Rufe, den er nicht allein in Oesterreich, sondern über den Marken des Kaiserstaates geniesst, doch von keiner gelehrten Corporation in die Zahl ihrer Mitglieder aufgenommen worden ist. Es ist diess namentlich befremdend von Seite der inländischen Vereine und gelehrten Gesellschaften. Nur der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft gehört derselbe seit ihrem Inslebentreten, als zoologisch-botanischer Verein, als ständiges Mitglied, als Theilnehmer des Ausschusses und als wiederholt ge- wählter Vice-Präsident an. Dagegen ist sein Name bereits mehrfach an Sprösslinge jenes Reiches, dem er sein Wirken geweiht hat, ge- knüpft worden. Fenz| benannte nach ihm (im 1. Bande der Denk- schriften der kais. Academie der Wissenschaften in Wien) eine amerikanische Gattung aus der Gruppe der Buphthalmeen «Neil- reichia eupatorioides); Ortimann eine Anthemis (A. Neslreichü) ; Schott ein Sempervivum ($. Neilreichü) und Koväts eine fossile Carpinus (C. Neölreichii). Wir wollen hoffen, dass Flora und Gaea ihre Erzeugnisse treu und unverfälscht zu seinem Andenken bewahren werden. Was uns betrifft, so können wir in den zwei Synanthereen, die ihm ihren Namen verdanken, nur einen sinnbildlichen Ausdruck 8 seines oben bezeichneten Wirkens erblicken, nämlich der Vereinigung vieler Kräfte zu einem gemeinsamen Zwecke, zu einem gemeinsamen Ziele, der Blüthe der vaterländischen Wissenschaft. Wir halten die botanische Thäligkeit Neilreich’s noch lange nicht für abgeschlossen. Wir sind auch überzeugt, dass ihm noch höhere Ziele vorschweben. Dass diese erreicht, und zum Ruhme des gesammten grossen Oesterreichs erreicht werden mögen, wünschen wir von ganzem Herzen! Unser Bild des Mannes, dessen Leben und Wirken wir hier in flüchtigen Zügen gezeichnet, wäre kein vollständiges, wenn wir nicht auch seiner äusseren Persönlichkeit gedächten. Hochgew achsen und schlank, in ruhiger massvoller Haltung tritt uns Neilreich ent- gegen, eine freundliche gewinnende Erscheinung. Sein stark ent- wickelter Oberkopf kennzeichnet den Denker, den rechtlichen ener- gischen, in seinen Entschlüssen unbeugsam festhaltenden Mann. Sein Auge ist lebendig, heiter und freundlich, trotz der Mühsale, die seinen Spiegel so oft getrübt. Sein Mund belebt sich in ausdrucks- voller wohlgesetzter Rede. Ein lächelnder Zug spielt um die Lippen, wenn der Anlass dazu sich bietet, doch stets massvoll gehalten und edel. In seinen Schilderungen ist er lebendig in seinen Auseinander- setzungen klar, im Worte bestimmt und treffend. In seinem Urtheil herrscht Milde und Leutseligkeit, die überhaupt den Grundzug seines Charakters bildet. So kennen ihn seine Freunde seit Jahren, und so wünschen sie, dass er ihnen noch lange erhalten bleibe, erhalten im Kreise einer stillen erfolgreichen Thätigkeit, als Jünger der Wissen- schaft, der er sein Leben geweiht. Dr. Siegfried Reissek. Bine neue Sazxifraga Siebenbürgens. Von Schott et Kotschy. S. demissa folis rosularum cuneato-lingulatis, inferne longe-denseque ciliatis, apice truncato-rotundato cartilagineo lim- batis, caulinis medüs basin utringue glanduloso-pilosam eiliatamgue versus valde-angustatis, sub apice cartilagineo-limbato glabro in margine brevissime glanduloso-pectinatis; caule >—-4-pollicari glan- duloso-piloso racemum subsimplicem ramulis plerumque unifloris efformante ; hypocalyce rotundato-campanulato, glanduloso-piloso quam sepala libera ovato-lanceolata, glabriuscula, fimbriate glan- duloso-ciliolata, longiore; petalis ellyptico-lanceolatis, subacutatis epiealyecm tertia parte superantibus; filamentis tertiam petali partem haud excedentibus; capsulae rostris tandem divergentibus ; seminibus anguste-ellyptieis, echinulatis. Habitat in Transylvaniae alpibus, austro-orientalibus. Observatio. Affinis S. mutatae auctorum, quae tamen differt. statura plerumgue multo majore, inflorescentia pyramidali b) multiflora, folüs rosularum spathulato - linearibus, caulinis infra marginem apicalem late-cartilagineum longule-manifesteque pecti- natis hypocalyce urceolari, epycalyce e sepalis ovato-oblongis, yla- briusculis, margine diaphano membranaceo integerrimo, hypocalyce dimidio longioribus, petalis lineari-lanceolatis, acuminatis, sepalis liberis duplo longioribus. Schönbrunn, 12. December 1858. Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen, nebst Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten. Von Dr. Ferd. Schur. I. Diese kleine Arbeit, welche in ununterbrochenen Fortsetzungen erscheinen, und diesen Gegenstand erschöpfen soll, erscheint, wie meine botanischen Freunde meinen und wie esauch mir jetzt deucht, um acht bis zehn Jahre später, sls solche hätte erscheinen sollen, um andern die Gelegenheit abzuschneiden, sich mit den Prioritätsrechten meiner Entdeckungen breit zu machen. — Ich habe zwar das „nonum primatur in annum“ durch die That befolgt, und ein in der gegen- wärtigen Zeil unerhörles Beispiel von schriftstellerischer Zurück- haltung bewiesen, allein ich muss dennoch bekennen, dass trotz dieser Verzögerung der Publikation meiner neuen Pflanzenarten weder meine Erfahrungen besonders gewonnen, noch meine Ansichten sich um Vieles geändert hätten; denn heute wie vor zehn Jahren muss ich meine Täuflinge in die Welt senden ohne, die Gewissheit zu haben, dass man einigen unter ihnen den Namen nicht streitig machen werde. Dieses Letztere wird mich wahrlich nicht verdriessen, wenn gerechte Gründe dazu vorhanden sind, und gerne werde ich der erste sein, welcher seine Benennungen einzieht, um die babilonische oder besser chaotische Verwirrung, welche in der Synonimik herrscht nicht noch zu vermehren. Allein oberflächliche und egoistische Urtheile von Leuten, welche den Umständen gemäss in dieser Sache noch keine Einsicht gewonnen haben können, sind für die Wissenschaft viel nachtheiliger als die Irrthümer selbst, weil dadurch Zweifel erregt, aber nicht gelöst werden. Der Streit über Prioritätsrechte eines Gedankens, einer Idee oder über die Entdeckung irgend eines Gegenstandes, im gegebenen Falle, einer Pflanze, welcher keinen andern Zweck als Befriedigung des Ehrgeizes herausblicken lässt, ist mir stets höchst lächerlich vorge- kommen, vorzüglich bei Männern von erkannter Tüchtigkeit und lite rarischer Berühmtheit, welche die Jagd auf Prioritätsrechte so leiden- schaftlich verfolgen, dass das Ziel der hohen Wissenschaft nicht nur 10 gänzlich verrückt, sondern zum handwerksmässigen Brodneid herab- gewürdigt wird. Jede Entdeckung in irgend einer Wissenschaft ist nach meinem Dafürhalten stets etwas Zufälliges und lässt sich nie im Voraus be=- stimmen. — Gelegenheit und Begünstigung in den Umständen spielen hier eine Hauptrolle, und es tritt in dieser Beziehung nicht selten der Fall ein, dass man wie Saul eine Eselin sucht und ein Königreich findet. — Es gehören natürlich Kenntnisse und Erfahrungen dazu, um sogleich das Bekannte vom Unbekannten, das Alte vom Neuen unterscheiden zu können, aber Niemand wird dennoch behaupten können, dass irgend eine botanische specielle Entdeckung mit Absicht und Vorherberechnung gemacht worden wäre. Einen jeden Mann vom Fache müssen Entdeckungen freuen, und die Anerkennung ist oft der einzige Lohn für unsägliche Mühen und durchwachte Nächte, aber man wird selbst bei solcher Gelegenheit wo der ge- lehrte Mann seine Triumphe feiert, den edlen Mann der Wissen- schaft erkennen. Dem Gelehrten aber, welchem die Wissenschaft am Herzen liegt, der diese nicht als eine geschlossene Zunft, oder als eine Leiter des Ehrgeizes betrachlet, den wird es freuen und genügen zu wissen, dass die Wissenschaft durch Entdeckungen erweitert worden ist, und nicht Neid und Missgunst darüber empfinden, dass nicht ihm, sondern andern strebsamen Talenten diese oder jene Entdeckung gelungen ist. — Jedem Freunde der Wissenschaft muss es eine innige Freude gewähren, anderen Anerkennung und Aufmunterung zu zollen, nicht, wie es sich leider wahrnehmen lässt, ihren Namen bei solchen Gele- genheiten voran setzen, und denjenigen, durch den sie den Gegen- stand kennen lernten oder darauf aufmerksam gemacht wurden, gänzlich mit Stillschweigen übergehen. — Solche Schwächen bei an- erkannt ausgezeichneten Männern zu sehen ist zu bedauern, aber noch bemitleidungswürdiger erscheinen dieselbeu, wenn sie dieStreb- samkeit Anderer zum Verbrechen machen. — Derjenige Autor, welcher von irgend einer Entdeckung Gebrauch macht, verliert wahrlich nichts. wenn er den Entdecker, so wie Ort und Gelegenheit nennt, denen er seine Kenntniss verdankt, und er fördert die Wissenschaft dann umsomehr, wenn er auf die richtigen Quellen zurückführt. Was nun meine vorliegende Arbeit betrifft, so bedarf diese keiner besondern Einleitung. Ich habe mir zur Aufgabe gestellt, alle in meinem Herbarium vorliegenden siebenbürgischen neuen, vorzugs- weise die von mir entdeckten Pflanzenarten, Species, zu beschreiben und auf diese Weise endlich dem botanischen Publikum vorzulegen, da bis zur Beendigung meiner umfassend angelegten Flora von Sie- benbürgen wohl noch einige Zeit verstreichen dürfte. Doch eine Bemerkung muss ich voranschicken. Ich fühle mich nämlich veranlasst, meine neuen Arten bier so henannt zu lassen, wie ich solche bei der Entdeckung getauft habe, und unter welchen Namen selbige in meinem Herbarium vorliegen. — Im Laufe der Zeit wurden zwar mehrere siebenbürgische Pflanzen von ausgezeich- 11 neten Botanikern bestimmt, da ich jedoch diese bestimmten Pflanzen nicht zu Gesichte bekommen konnte, so kann ich nalürlich von der Identität derselben mit meinen Pflanzen nicht überzeugt sein. — Ich werde jedoch bemüht sein, die muthmasslichen Synonimen anzu- geben, um eine kritische Vergleichung und Berichtigung zu er- leichtern. Gern hätte ich Illustrationen beigegeben, allein die Auslagen übersteigen weit meine Mittel, und ich muss mich daher für jetzt auf die Beschreibung beschränken. Diejenigen Arten, welche von mir oder andern schon ander- weitig beschrieben sind, werden nur mit Namen und Hinzufügung der erforderlichen Citate angeführt werden. Arten über deren Evidenz ich nicht im Reinen bin, sind hier vorläufig als Formen aufgeführt, wie z. B. bei Agrostis. Gramineae Juss. 1. Zea Mays L. sp. 1378. = Zea americana Bmg. en. 3, p- 281. Ausser den zahlreichen Spielarten, welche in Siebenbürgen kultivirt werden, sind mir zwei merkwürdige Monstrositäten vorge- kommen. & ramosum. — Der Halm unten ästig, die Aeste in einen mehrfach äsligen Kolben, Blüthenstand, endigend, welcher von den Scheiden der normalen Blätter zum Theil eingehüllt wird, über jene sich erhebt, und endlich nackt erscheint. — Die Spindel ist holzig bis 6 lang 3° breit. Die Aeste alternirend bis 2’ lang und nur an der Basis mit normalen fruchtbaren Blüthen versehen. Der Griffel viel kürzer als bei der normalen Blüthe. Der Blüthenstand ist entfernt einem Palmenkolben oder auch dem von Sparganium ramosum ähn- lich, und es ist ein zusamgmengezogener männlicher Blüthenstand mit normalen weiblichen Blüthen an der Basis, und mit zahlreicheren geschlechtslosen und verkümmerten weiblichen Blüthen gegen und an der Spitze versehn. Diese Monstrosität unterscheidet sich von der normalen Form: a. durch den ästigen weiblichen Blüthenstand, Kolben; b. durch die holzige Spindel des Blüthenstandes; ce. durch die zahl- reichen verkümmerten Blümchen; d. dass dieser Kolben nicht von häutigen blattlosen Scheiden eingehüllt wird, sondern aus der obersten Scheide eines normalen Blaites heraustriti und ober diesem sich er- hebt, und einen nakten Kolben darstellt, dessen langer Stiel an der Basis mit der des Blattes zusammenfällt, wie bei der männlichen Rispe, e. dass die Pflanze weiblich ist. ß. acrogyna. — Der männliche Blüthenstand, Rispe, im Uebrigen normal, nur dass die Aeste an der Spitze oder auch unter der Spitze statt der männlichen Blüthen einzelne oder kopfförmig zusammen- gedrängle vollkommene weibliche Blüthen entwickeln, zwischen denen mitunter geschlechtslose Blümchen fast von der Gestalt der männ- lichen Blüthen bemerkbar sind. 12 Diese beiden Monstrositäten findet man fast jährlich auf ver= schiedenen Feldern, vorzüglich auf feltem Boden, und es bieten sich uns hier Erscheinungen dar, welche einen liefern Blick in die Natur uns gestatten. Wir sehen einerseits die Hinneigung der Gramineen zu den Palmen, andererseits welchen geringen Werth wir in mor- phologischer Hinsicht auf die Stellung der verschieden geschlechtigen Blüthen setzen dürfen, denn bei der Monstrosität « waren die männ- lichen Blütlhen gar nicht vorhanden, und die Pflanze war weiblich, während bei £ männliche und weibliche Blülhen auf einer Pflanze untermischt vorkamen. 2. Anthoxanthum odoratum L. sp. 40. In der Flora von Siebenbürgen können drei Formen sehr genau unterschieden werden: a. ptlosum: folüs vaginisque pilosis, spieulis glabris vel pilosiusculis, viridibus. Die verbreiteste Form in Wäldern auf Bergwiesen, bis 4000‘ Elevation, b. alpestre: folis vaginisque glabris, ligula longissima pi- losa, panicula angustata flavida, spieulis glabris. Auf Voralpentriften längs der Fogaraser Alpenkette, bis 6000’ Elevation. c. flavescens: folüs, ligula vaginisque glaberrimis, pani- cula laziflora aureo-colorata, spiculis duplo fere minoribus, niten- tibus, glabris. Auf den Abdachungen der Hochalpen, auf den Kerzeschorer Alpen Bulla, — auf der schwarzen Kuppe 6000'—7000'. — Subsir. Glimmerschiefer. Juli. 3. Hierochloa vinealis Schur. Rhizomate repente. Culmo 1’a—2-ped erecto ad medium foliato. Foliis culmeis supe- rioribus brevibus oblongo-lanceolatis, mucronatis, vagina multoties brevioribus; folis novellis longissimis, 2 pedalibus longis, I—6 lin. latis, subcoriaceis, glabris, margine scabriusculis, oblongo-linea- ribus, longissime acumisatis, crassinervüs, nervo dorsali albo evi- dentiore notatis.— Ligula exserta, crenata, I-lin. longa. — Panicula multiflora condensata , ambitu ovato-oblonga ramosissima, ramis interdum flexuosis. Spieulis trifloris. Flosculis 2 inferioribus duplo majoribus, masculis pedicellatis. Paleis exterioribus versus apicem carinatis, strigoso scabris, margine cilialis, muticis vel rarissime sub apice mucronatis. — Valvis hyalinis. Flosculis brevioribus, navi- eulatis. Auf grasigen Hügeln z. B. bei Klausenburg auf der Heuwiesen am Rande der Weingärten, auf Wiesenabhängen in der Mezöseg ganze Strecken einnehmend. — Mai — Juni — Elevat. bis 1500‘ Substr. Aluvium. 4 Diese Pflanze ist von Hierochloa borealis durch den Standort, so wie durch den kräfligen gedrungenen Wuchs auf den ersten Blick zu unterscheiden. In den übrigen Merkmalen und Charakteren finde ich viele Annäherung zur norddeutschen Pflanze, welche letztere 13 kleinere Aestchen, spitzere Glumen, fast von der Länge der Blümchen hat, und meist an Flussufern zwischen Weidengestrüpp vorkommt. — Auch haben die Aehrchen von Hierochloa vinealis mehr ein gelb- liches Ansehen, während die der Hierochloa borealis mehr in das Schwärzliche spielen. Heuffel in seiner Enum. plant. Banat. 1858 p. 188 führt eine H. orientalis Fries et Heuff. auf, welche nach der kurzgefassten Diagnose mit meiner H. vinealis ziemlich übereinstimmt; da ichjedoch die banater Pflanze nicht gesehen habe, so fühle ich mich ausser Stande, solche mit der meinigen für identisch zu halten. 4. Alopecuruslaguriformis Schur. Beschreibungen von dieser Pflanze sind zu finden: Grisebach und Schenk: Iter hungaricum in Wiegmanns Archiv 1352 pag. 362 — Schott, Nyman et Kotschy: Analecta botanica Wien 1854. — Schur: Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereines für Naturwissenschaft 1852 p. 182. Man kann von dieser Pflanze zwei Formen unterscheiden: a. abbreviatus. — Panicula ovato-oblonga, basiimpressa, raro subglobosa, 6—12-lin. longa. Folüs prolum novellium culmo parum brevioribus, culmo 8&—I15 poll. geniculato. Häufig auf den Arpaser Alpen auf Triften 6500°—7000' Elevat. Substr. Glimmerschiefer. — Juli. b. elongatus. — Panicula elongata cylindrica, basi atte- nuata, MR —3 poll longa — culmo basi curvato dein erecto 1—2 ped. alto, rhizomate valde repente. Auf den Fogaraser Alpen, auf dem Piscu Lauts 6500‘. Subsir Glimmerschiefer. — Aug. 4 5. Alopecurus obscurus Schur. Rhizomate magis minusve repente fasciculos foliorum proferente. Culmo basi geni- culato dein erecto. Folüs culmeis oblongo linearibus folium, supre- mum minimum ohlorgo-lineare, foliis prolum novellium angustissimis linearibus — Ligula producta. Vagina folis supremi inflato-ven- tricosa folium ipsum series superante.— Panicula spiceformi cylindrico nigricante. Valvis infra medium connatis villoso ciliatis viridibus et nigro nervosis, vel atro-violaceis nigroque nervosis. Arista paleae basi inserta glumas duplo superante. 9 Syn. A. pratensis ß obscurus Ledeb. Flor. Ross. IV. p. 468. — A. nigricans Koch. syn. 2. p. 896. — A. pratensis Fl. Att. — A pratensis g. nigricans Sonder. in flor. Hamb. p. 32. Auf fruchtbaren etwas feuchten Wiesen um Hermannstadt, z. B. Lazarethwiese; bei Kronstadt auf der Bergenwiese bei den Bienen- gärten. Juni, Juli. 1000° — 2000° Elevation. Substr. Aluvium auf Kalkboden. 6. Alopecurus altissimus Schur. — Rhizomate fibroso caespitoso, rarissime subrepente, culmos fasciculosque foliorum pro- ferente Culmo basi curvato dein erecto, 2—4 ped. gracili; usque ad °/s foliato. Foläs culmeis prolumque novellium subaequalibus ultimis parum angustioribus et longissimis omnibus sensim acumi- 14 natis margine scabris, Ligula exserta, brevissima, truncata, »/ lin. longa.— Panicula eylindrica, lawiuscula, tenui, 3 poll. longa, 2>—3 lin. lata, pallida. — Valvis basi connatis, glabriusculis, dorso longe ciliatis. Arista paleae paulo supra basin inserta recta, quandoque (in planta siccalta) subgeniculata, gluma fere duplo longiore. — Spieulis longius pedicellatis, angustis, umbitu oblongis, valvis a basi attenuatis, acutis, dorso excepto vim nervosis. A Auf nassen Wiesen bei Hermannstadt. August. — Elevat. 1000, Substr. Alluvium. Dieser Alopecurus steht in seinem Bau dem A. agrestis elwas nahe, ist aber dem A. pratensis mehr verwandt. Er ist aul den ersten Blick durch seinen schlanken hohen Wuchs von dem neben ihm wach- senden A. pratensis und obscurus verschieden, und zeichnet sich ausserdem noch durch die schlanken, schlaffe, weisslich grüne Rispe aus. Die Blätter sind schmäler, die obern Halmblätter länger und spitzer als bei allen unsern Arten, und sie besitzen mehr eine blaugrüne Färbung. — Im Frühling entwickelt sich dieser Alopecurus viel üppiger, und bildet dichte Rasen von langen und feinen Blättern, Ich habe ihn immer im August blühend bemerkt, so dass er daher um zwei Monate später als A. pratensis sich entwickelt. Diese Um- stände benölhigen jedoch eine weitere Beobachtung. 7. Alopecurus ruthenicus Weinm. — Cat. Dorpat. 1810, p. 10. Die siebenbürger Bolaniker verwechseln diese gute Art meistens mit Alopecurus pratensis var. nigricans , welcher mit der normalen Form gesellschaftlich vorkommt, und durch deutlich krie- chendes Rhizom und kürzere Ligula sich unterscheidet. Ich bin geneigt, diesen Alopecurus als eigene Art zu nehmen, und nenne ihn: „Alopecurus obscurus“ nova sp. — A. pra- tensis ß obscurus Ledeb. Flora Ross. IV. p. 468. —= A. nigricans Koch. syn. ed. 2, p. 896. non Hornem. nece Weinm. ‚Alopecurus ruthenicus W einm. wächst in Siebenbürgen auf feuch en Moorwiesen der Voralpen, z. B. auf den Radnaer und Foga- raser Alpen in einer Elevation von 6500’, und er steht dem Alope- curus lagnriformis mihi näher als dem A. pratensis L. Die Synonima von A. ruthenicus sind: A. ruthenicus Rupr. Beiträge. — A. repens M.Bieb. fl. Taur.-— A. pratensis var. cau- casicus C. Koch. — A. pratensis var, ruthenicus. Trin. ic. gram. t. 43. — A. geniculatus var. nigricans F ellm. Die Koch’schen Sy- nonima bleiben zu berichtigen. Die siebenbürgische Form von Alopecurus ruthenicus gehört zur Form ß Ledeb. fl. Ross. IV. p. 464. —= Alopecurus ruthenicus ß exerens. — A. pratensis var. armenus Koch. I. c. weil die Arista die Gluma mehr als um die Hälfte überragt, was aber kein bestän- diger Charakter zu sein scheint. — 8. Setaria verticillata P.Beauv. vivipara — Diese Monstrosität ist nicht selten, und die Anamorphose zeigt sich in der Weise, dass aus jedem Germen ein Stengelchen mit umfas- senden Blatischeiden von 6—9 Lin. Länge entsteht. Die Borsien 15 bleiben dabei in ihrer Entwicklung zurück, werden fleischiger und bleiben kürzer. — In einzelnen Blümchen findet man auch die Sta- mina blattartig ausgebreitet mit dem Rudiment der Aehren an der Spitze. Ich fand diese Pflanze auf fettem feuchten Boden zwischen Kopfkohl bei Hermannsdorf. 9. Setaria viridis R.Beauv. var. colorata graeillima — Panicum Weinmanni R. et S. syst. 2. 490. — Auf Salzboden bei Hermannstadt, z. B. bei Salzburg in den Gemüsegärten in der Nähe des Salzwerkes. — August. Diese Form ist nach der braunrothen Färbung des Blüthen- standes noch durch die sehr kurzen Borsten, welche kaum die Spilze der Blümchen erreichen, zu unterscheiden. 10. Phleum pratense L. var. vivipara. — Phleum Michelii All. var. vivipara. -—- Phleum Boehmeri Webel var. vivipara. — Von diesen drei Arten kommen nicht selten merkmürdige Monstro- sitäten vor, und bei Ph. Michelii sind auf manchen Standorten z.B. auf den sandigen Abhängen hinter Hammersdorf diese Monstro- sitäten häufiger als die normalen Formen. Bei Phleum Michelii habe ich einmal eine entwickelte Panikula, etwa wie bei Dactylis glomerata beobachtet, und bei Ph. Boehmeri nicht selten einen lap- pigen Blüthenstand. 11. Phleum cuspidatum Wild. Chilochloa cuspi- data P. Beauv. Auf steinigen Anhöhen z. B. bei Talmats auf Nagelflue, auch viviparirend. — Juli. — Elevation 1500’—2000'. — Ueber diese Art sind die Gelehrten nicht einig. Koch hält sie von Chilochloa Michelii nicht verschieden, während Reichenbach, Bluff et Fingerhuth, Sprengel und Andere selbige speciell unterscheiden. — Ich bin geneigt, Ch. euspidata P.B. für eine Va- rielät von Ch. Michelüä Rchb. zu halten, wenigstens nach den siebenbürgischen Exemplaren, welche von dem deutschen Phleum Michelii All. etwas abweichen. Das siebenbürgische Phleum Michelü hat eingeschlechtige Blü- then, und zwei oder auch mitunter einen dreitheiligen Griffel. Das Rhizom ist bald gar nicht, bald mehr oder minder kriechend, die Rispe schmäler oder dicker, zugespitzt oder stumpf, die Blätter mehr oder minder lang, und an den Exemplaren mit schmaler und spitzer Rispe sehr scharf. _ Wir können demnach bei Phleum Michelii zwei Formen unter- scheiden: a. genuina == Chilochloa Michelü Rchb. Rchb. icon. II. f. 1489. b. ouspidata= transsylvanica m. — Rhizomate subrepente. Culmo gracili erecto. — Folüs scaberrimis — Ligula producta — Panicula tenui acuta rufeseente — Floribus universalibus masculis [eminisque intermixtis, stylus 2-raro trifidus. Syn. Chilochloa cuspidata R. et Ss. — P.B. Rehb, icon. N. f. 1490. — Host. gram. t. 20. 16 12. Phleum alpinum L. sp. 88. — Man kann in der Flora von Siebenbürgen drei Formen unterscheiden : a. flavescens.— Rhizomate breviter repente. Culmo elato usque ad 18 poll. alto. Foliis latiusculis — Panicula oblonga vel eylindrica flavida. — Arista valvarum apice glabra. Auf Voralpenwiesen , hauptsächlich auf Kalksubstrat, z. B. auf der Pojana bei Kronstadt 4000‘ Elevation, auf dem Butsets 6000 bis 7000‘, auf dem Königsstein 6000', auf der Pialra mare und auf dem Schuler. — Juli — August. b.nögriceans. — Panicula nigricans, oblonga. Arista val- varım usque ad apicem ciliato-scabra. — Antecedente simillimus. Längs der östlichen Alpenkelte auf Glimmerschiefer - Substrat 7000° Elevation. Juli— August. c. capitatum. — Rhizomate fibroso, caespitoso. Culmo hu- mili3— 6 poll. alto. Panicula subcapitata vel oblonga 3—6 lin. longa, nigro-colorata. Arista valvarum ciliato - scabra valvam ipsam aequante. Syn. Ph. commutatum Gaud. helv. 1. p. 166. — Ph. Gerardi Panz. ap. St. h. 29. — Ph. capitatum Rehb. fl. germ. p. 32 non Scop., welches Synonim auf Colobachne Gerardi Lk. zu beziehen ist. Auf den Triften der Hochalpen. z. B. auf dem östlichen Ge- birgszuge, — auf den Radnaer Alpen. — Elevation 6500’—7000' Substrat: Glimmerschiefer. Juli — August, Wien, im November 1558. 6000‘ Der Rozsuteece bei Terhowa östlich von Sillein im Trenchiner Comital. Von D. Stur. Nachdem ich die letzten im Verschwinden begriffenen Reste schrecklichen Andenkens des am 15. Jänner 1858 stattgehabten fürch- terlichen Erdbebens in Sillein, die zerrissenen Mauern, die troiz der sorgfältigen Verschüttung noch deutlich sichtbaren, weit aufge- rissenen Klüfte des Trottoirs besichtigt, nachdem ich auch jenen Mincow-Berg, der als das Centrum des Erdbebens vom 15. Jänner 1858 bezeichnet wird, (J. F. Julius Schmidt’s Untersuchungen über das Erdbeben am 15. Jänner 1858. Mittheil. der k. k. geogr. Gesellschaft II. Jahrg. I. Heft.) erstiegen habe, wendete ich meine Aufmerksam- keit jenem Gebirge zu, das im Osten von Sillein sich erhebend, unter dem Namen des Klein - Kriwan - Gebirges zusammengefasst werden kann. Das Klein-Kriwan-Gebirge besteht aus einem von WSW. nach ONO. streichenden Hauptrücken, der sich von der Ruine Streöno gegenüber aus dem Streöno-Passe steil bogenförmig erhebt, im Klein-Kriwan (auf Karten als Kriwan Fatra) die höchste Höhe über dem Meere (5274') erreicht, und von da nach Osten ebenso plötzlich 17 wieder in das Thal von Zazriwa abfällt. Dieses Gebirge ist durch die zwei eben bezeichneten sehr tief eingerissenen engen Spaltenthäler, -— im Westen durch den Streöno-Pass der Waag, im Osten durch das Thal von Zazriwa — abgeschnitten, sowohl von dem Klakgebirge, welches von der Streöno-Ruine über den Mincow nach Süden fort- setzt, als auch von dem Magura-Gebirge, das sich in nordöstlicher Richtung gegen den Mittelpunkt der Arva verflacht. Die Gewässer des südlichen Abhanges des Klein-Kriwan-Gebirges (im Thuröczer .Comitate) strömen unmittelbar in die Waag, die des nördlichen Ab- hanges stürzen steil nach Norden herab, und bilden die reichsten Quellen des Varinka-Flusses, der von Ost nach West laufend sich südlich bei Varin in den — kurz vorher aus dem malerisch gross- arligen Engpasse bei Streöno herauswindenden — Waagfluss ergiesst. Durch das prachtvolle an die Wunder der Kalkalpenthäler leb- haft erinnernde Thal Wratna — das dem nördlichen Abhange des Klein-Kriwan-Gebirges angehört — und einem Seitenthale der Za- zriwa, welche beide sich in einem tiefen Sattel verbinden, vom Hauptrücken des Klein-Krivan-Gebirges abgetrennt, erhebt sich in der nordöstlichen Ecke dieses Gebirges ein "wild zerrissener Gebirgs- stock, der isolirt kühn emporsteigend nahezu dieselbe Meereshöhe als der Hauptrücken selbst, erreicht. Es ist diess der Gebirgsstock des grossen und kleinen Rozsutec (auf Karten als Rosudetz und Rasuca bezeichnet) südöstlich bei T&rhowa. Südlich von demselben stossen die dreifachen Grenzen des Trentschiner, Arvaer und Thurötzer Comitates zusammen. Das anhaltende schlechte Wetter des Sommers 1858hatte schon durch mehrere Wochen seine Herrschaft geltend gemacht, als am 14. Aug. endlich eine ersehnte Aenderung desselben einzutreten schien. Die dichten geschlossenen Nebeln, die das höhere Gebirge umhüllten, fingen an zu zerreissen, und gegen Abend war der Himmel im Osten soweit aufgeklärt, dass man aus dem Kessel von Sillein eine pracht- volle Aussicht auf das Klein-Kriwan-Gebirge genoss. Gerade im Osten von Sillein sah man hinter den bewaldeten secundären Rücken, die vom Klein-Kriwan in der Richtung nach Norden abzweigen, an der oberen Grenze der Nadelwald-Region eine steile schiefe Pyra- mide — den kleinen Rozsutec emporsteigen, auf den weiter nach Süd folgend, durch eine Einsaltlung getrennt, ein zweiter blendend weisser, von der Abendsonne gerölheter Koloss — der grosse Roz- sutec sein kahles Riesenhaupt erhob. Gegen das Schwarzgrün der bewaldeten Abhänge und die grünen Wiesenmatten auf den Höhen des Klein-Kriwan-Gebirges hob sich sehr vortheilhaft das felsige Gerüste des Rozsutec und lud vielversprechend zur Besteigung des- selben ein. Während dem ich am 14. August noch mit den Umgebungen des Minöow-Gebirges beschäftigt war, bereitete mein geehrter Freund Herr Prof. Klemens in Sillein alles zur Reise Noihwendige vor, undder guten Wendung des Witterungsganges vertrauend, bestimmten wir den nächsten Tag zur Ersteigung des Rozsutec. Vesterr. Botan. Zeitschrift 1859, 1. Heft. 2 18 Sonntag den 15. August fuhren wir über Teplicka, ubelan, und bogen bei Varin in das Varinka-Thal. Dasselbe ist ein schmales nur wenig erweitertes, mit Geröllen — die aus dem Klein - Kriwan- Gebiree herrühren, und von anstehenden Gesteinen der eocen For- mation, Sandtisteinen, Conglomeraten und Nummulitenkalken erfülltes Längs-Thal. Das rechte Gehänge desselben wird aus Sandsteinen und Mergeln der oberen Kreide gebildet. An der linken Thalseite er- heben sich in steilen Wänden und vielfach zerrissenen — verschie- dene nachahmende Gestalten bildenden — Felsengruppen, die Abhänge des Klein-Kriwan-Gebirges zu dem Hauptrücken empor, indem sie Iheils aus Kalken, zum grössten Theile aber aus Dolomiten der unteren Kreide, als auch im untersten Theile aus dolomitischen Con- glomeraten der eocen Formation bestehen. bei Terhowa verengt sich unser Längsthal zu einem ganz schmalen Thale, in dessen Sohle sich eine lebhaft befahrene Verbin- dungs-Strasse zwischen Trentschin und Unter-Kubin (Arva) langsam emporwindet, um den Sattel an der Grenze des Arvaer Comitaltes zwischen Törhowa und Zazriwa zu erreichen, Wir hatten beschlossen bis auf diesen Saltel die Strasse aufwärts zu fahren, um vom Sallel dann südlich längs der Grälhe des Rozsulec die Spilze desselben zu erreichen, dann an der südlichen steilen Wand desselben einen Pfad herab in das Wratna-Thal zu suchen, um, diesem Thale abwärts folgend, vor Abend noch Terhowa zu erreichen. Die Strasse fing endlich an sehr steil zu steigen, und wir — um an Zeit, des lang- samen Fahrens wegen, nicht zu viel zu verlieren — verliessen unsern Wagen im ärmlichen Gasthause am Fusse des Sattels, und folgten zu Fuss der Strasse bis auf die Wasserscheide. Bishieher hat uns die ebene Flora nicht verlassen, wir waren an der oberen Grenze der Buchenregion angelangt, und nachdem wir eine /ı Stunde vom Sattel nach Süden beinahe eben aus gegangen waren, führte uns unser Pfad über [fast senkrechte Schichten eocener dolo- mitischer Conglomerate im feuchten Nadelwalde empor. Hier sah ich zum Erstenmale die auf feuchten und beschaltelen Kalkfelsen in den Karpaten so häufig verbreitete Cortusa Matthioli L., doch leider schon ganz verblüht mit reifen Früchten. Nachdem wir nahezu eine Stunde steil aufwärls gestiegen sind, kamen wir nahe an der oberen Grenze des Waldes an einen Felsen aus Neocom Kalkmnergel vorüber, auf dem nebst Sempervivum hirtum L., Galium pusillum L., Campanula cespilosa Scop., Scabiosa lu- eida Vill. auch die von Wahlenberg (fl. carp. n. 406) für so sehr selten erklärte, und nur im Drechselhäuschen der Zipser Kar- paten von ihm gefundene Gypsophila repens L. vorkommt, Doch ist diese Pflanze in der That nicht so sehr selten in den Karpaten auf Kalkbergen. Sie kommt auf dem Cho£, im Sattel südlich am Djumbjer vor, und wird von Herbich (Addit, I. ad fl. Galiciae 31) und Grzegorzek (bot. Ausfl. in das Tatra-Gebirge öst. bot. Wochenbl. II. 258) auch am nördlichen Abhange der Karpaten auf den Kalk- und Dolomithöhen um Kos£ielisko und Zakopane angegeben, 19 Von da an führte uns unser Weg weniger steil durch den Wald, in dem hie und da Aconitum Napellus einzeln stand. Der Wald öffnete sich plötzlich, und wir sahen uns im Sattel zwischen dem grossen und kleinen Rozsutec, am Fusse der schiefen Pyramide des letzteren. Der Sattel wird aus Neocom-Mergeln gebildet, in denen unmittelbar am Fusse des Klein-Rozsutee Ammoniten vorkommen, und ist vom Walde entblösst. Seine Wiesen ernähren eine erosse Heerde von Schafen und Pferden, die die Fflanzendecke, bis auf die kleinsten Wurzelblätter glatt rasiren. Doch sind die Wurzelblätter der hier am häufigsten vorkommenden Alchemilla vulgaris L. unberührt. Von diesem Sattel aus wächst der grosse Rozsutee noch so hoch empor, dass der Anblick seines hoch in die Luft reichenden, von beständigen vorüber fliehenden Nebeln gepeitschlen Scheitels für uns nicht sehr ermuthigend war. Vom Sattel aus reicht der Nadelwald nur 50—100° hoch an den Abhängen des aus Dolomit und dolomilischen dunkeln Neocom- Kalk bestehenden, Gross-Rozsulec empor, und hier schon beeinnt sich in den lichten niederen Wald Pinus Pumilio Sendtn. einzu- inischen, welcher sehr bald die Oberhand gewinnt. Die einzeln ste- henden Felsen sind hier von einem Netze der Arenaria laricifolia L. überzogen in Gesellschaft von Moehringia muscosa L., Cistus al- pestris Scop. und Scabiosa lueida Vill. An begrasten Plätzen trifft man ebenfalls hier an der obersten Grenze des Waldes das Thesium alpinum L., nebst Geum montanum, Pedieularis vertieillata und Stachys alpina. Die feuchteren schattigen Stellen unter dem Krummholze nimmt Corthusa Matthioli L. und Thalietrum aquilegifolium L. ein. Kaum hatten wir die letzten verkrüppelten Bäumchen der Pinus abies L. hinter uns, wo man mühsam zwischen den Aesten der allein herrschenden Pinus PumilioSendtn. zu klettern anfängt, als auch schon an bemoosten Felsen das Empetrum nigrum L. erscheint. Hier sahen wir zugleich mit Corthusa Matthioli L. im Schatten des Krumm- holzes auf reicher Moosdecke zum Erstenmale den hier nur noch sehr vereinzelt vorkommenden Dianthus nitidus W. Kit., der namntliche., wenn er niedrig und einblülhig ist, durch die Farbe und auch die Grösse seiner Blumen so lebhaft an Dianthus alpinus L. erinnert. Ich fand später den Dianthus nitidus W. Kit auf allen Kalk-Kar- paten sowohl des nördlichen als auch des südlichen Tatrazuges sehr allgemein verbreitet vor. Auch in jenem Gebirgszuge der eigentlichen Tatra, der sich zwischen dem Liptauer und Thuröczer Comitate nach Süden zieht, ist Dianthus nitidus W. Kit. allgemein vorhanden, Dagegen fehlt der Dianthus alpinus L. den Karpaten gänzlich trotz einigen neueren Angaben, die sich theils auf Dianthus nitidus W. Kit. zu meist aber wie Dianthus alpinus Wahl. fl. carp. n. 411, auf Dianthus glacialis Hänke beziehen. Je höher wir stiegen, desto häufiger wurde Dianthus nitidus. Doch findet man ihn an Felsen nur selten, und auch dann nur an bemoosten oder grasigen feuchten schattigen Stellen. 2* 20 Nun erreichten wir eine felsige dicht mit Krummholz bewach- sene Stelle, mühsam suchten wir bin und her die Spitze des Felsens zu erreichen, An der Spilze dessetben fanden wir zwischen den Dolomitspalten eingewurzelt Draba aizoides L., Avena alpestris Host. und Sarifraga caesia 1. in Begleitung von Sazifraga Aizoon L., Saxifraya aizoides 1.., Empetrum nigrum L., Arenaria larieifolia L., Gypsophila repens L., Cistus alpestris Scop., Geracium chondril- loides Rehb., Campanula cespitosa Scop., Veronica sazxatilis L. und Gentiana acaulis L. Die höchsten Spitzen des Felsens überkleidet hier ebenso wie in den Alpen Dryas octopetala L., die ebenfalls über alle Kalk- Karpaten verbreitet ist. Von hier eilten wir auf einer horizontal verlaufenden mit Krummholz bewachsenen Grälhe, eine vorspringende Felswand, zu erreichen, um vor dem Gusse des dröhnend dahereilenden Gewilters Schutz zu suchen. Hier trafen wir an feuchten schattigen Stellen Saxifraga caesia in bis 1‘ langen verzweigten und verästelten Exem- plaren. An gleichen Orten tritt hier Saxifraga caespitosa zum Ersten- male ; bis hieher trafen wir auch die Sazifraga rotundifolia, Rubus sazatilis L. und Primula Auricula L. Doch alle diese Funde ver- dunkelte das Auftreten der ebenfalls den Karpaten eigenthümlichen Sazifraga Wahlenbergiü Ball. S. ajugaefolia W ahl. fl. carp. n. 403, deren Standort auf dem Rozsulee von uns überdies zum Erstenmale beobachtet war. Diese Pflanze wächst sowohl in feuchten Felsen- ritzen, als auch an erdreichen feuchten Stellen im Schatten der Felsen, vorzüglich schön und üppig entwickelt an moosreichen im Schatten des Krummholzes gelegenen Stellen. Die Saxifraga Wah- lenbergii tritt ebenso wie Dianthus nitidus nur auf dem Dolomite oder dolomitischen Neocom-Kalke auf, und wurde bis jetzt nur im nördlichen Zuge der Tatra beobachtet. Doch ist es zu erwarten, dass sie auch in der südlichen Tatra und dem angrenzenden Gebirge im Westen, in welchem der Neocom-Kalk und Dolomit ansteht, über dıesem gefunden werden wird. Einige Schritte weiter aufwärts von diesen Felsen trafen wir au begrasien erdreichen Stellen Gymnadenia albida Rich., Gymna- denia odoratissima Rich., Salie Jacquini Host und Geracium ehondrilloides Rehb. Später erschien an Felsen Hieracium villo- sum in Menge. Zwischen dem Krummholze trafen wir hier ferner eine Cam- panula, die wie esscheint, Prof. Haszlinsky (Beiträge zur Flora der Karpaten. Verhandlung des zool. bot. Ver. B. II) als die alpine Form der Adenophora suaveolens betrachtete. Diese Pflanze ist Cam- panula rhomboidea Wahl. fl. carp. n. 200. Diese Pflanze scheint eine stete Begleiterin des Krummholzes zu sein. Ich fand sie immer nur an erdreichen grasigen oder moosigen feuchten Stellen zwischen dem Krummholz und zwar sowohl über Kalk und Dolomit, als über Gneis und Granit im Gebiete der Karpalten. Sie ändert sowohl in der Grösse des Ganzen als auch der einzelnen Theile ausserordentlich. 21 An gleichen Orten mit letzterer, wohl auch auf ganz trockenen Kalkfelsen zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. das mit auffallend grossen purpurnen Beeren schwer beladene Vaceinium Vitis IdaeaL. Von da an stiegen wir abwechselnd über felsige Gräthen , die sich von der Spitze steil herabsenkend, und über feuchte begraste Schluchten und Thälchen. An feuchten Felsen trafen wir die Swertia perennis L., Stilene acaulis L., Ranunculus alpestris L,, Veronica aphylla L., Soldanella alpina L., Pinguicula alpina L. und Andro- sace paueiflora V ill. Diese letztere Pflanze gehört auch unter jene, die wie Dianthus nitidus W. Kit. und Saxifraga Wahlenbergü Ball. den Karpaten eigentbümlich sind. Denn obwohl mit der Androsace lactea L. der Alpen gleich, unterscheidet sie sich durch die auffal- lende aber constante Kleinheit aller ihrer einzelnen Theile, der Blätter und namentlich der Blüthen, indem sie als eine um die Hälfte verkleinerte Androsace lactea L. betrachtet werden kann. Ich traf sie noch an mehreren anderen Kalk-Karpaten, überall blieb sie gleich niedrig und zart. Die Behaarung der Blätter sowohl als auch der gewöhnlich röthlich gefärbten Stämmchen ist auf der karpalischen genau So gehalten, wie auf der Alpinen. Auf grasigen Stellen der Schluchten und Thälchen begegneten wir dem Ranunculus aconitifoliusL., R. montanus W., Gentiana ob- tusifolia W., Rhinanthus alpinus Baumg., Saxifraga Wahlenbergü Ball. und $. cespitosa L. Ueber alles schön war es, der Abhänge entlang die kleinen üppig bewachsenen Grasflächen, die je zwei Felsgräthen unter- einander verbinden, zu betrachten. Sie waren alle vollbespickt mit den schönen rosenrothen Blüthen des Dianthus nitidus, der hier un- gemein häufig und noch in der besten Blüthe war. Endlich hatten wir noch eine letzte felsige Gräthe überwunden, und befanden uns auf der Spitze des Gross-Rozsutec. Keine Pyramide war da, die uns freundlich begrüsst hätte, ein Zeichen der Unzu- gänglichkeit des Rozsutec. Die höchste Spilze so wie der ganze Berg macht seinem Namen (slavisch: Zerfallener, Zerzauster) Ehre. Wir fanden nicht nur Spuren ven ganz neuen Felsstürzen , sondern sahen auch, wie der höchste Felsen der Spitze nur noch locker mit der übrigen Bergmasse zusammenhing, und jeden Augenblick ein- zuslürzen drohte. Seine Trümmer würden jedenfalls in derselben Richtung herabgerollt sein, in welcher wir über die Wand herab unsern Weg einzuschlagen im Begriffe waren. Während dem wir die höchste Spitze erstiegen, hatte sich der Himmel ausgeheitert, und ganz klar lag vor uns der lange schmale und scharfe, grösstentheils grünbewachsene Rücken des Kleinn Kriwan-Gebirges. Die einzelnen Erhabenheiten des Rückens zeigten nur geringe Höhenunterschiede, und sanftwellig floss dahin die Umrisslinie desselben. Das klein-Kriwan-Gebirge verdeckt in der Richtung der süd- lichen Tatra die Aussicht gänzlich. 22 Dagegen geniesst man nach NO. eine freiere Aussicht auf den nördlichen Zug des Tatra-Gebirges. Namentlich fällt auf der isolirte Cho& als ein würdiger Vorposten der in weiter Ferne sich aufthür- menden Central-Karpaten, wo sich hinter den etwas vorspringenden grossen Kriwan, Spitze an Spitze drängt, und in kolossaler Gruppirung eine Höhe der anderen den Range abzusewinnen sucht. Weniger Abwechslung in Gebirgsformen zeigt die gegen Norden und Westen ganz freie Aussicht. Die Sorge um das weitere Fortlkommen — wir hatten keinen Führer — und die eindringliche Kälte zwang uns, unsern Aufenthalt auf der Spitze abzukürzen. Denn trotz aller Anstrengungen war es uns nicht gelungen, auch von den vorspringendsten Felsklippen der Spitze, den Fuss der Wand auf der wir hinabzustei igen im Begriffe waren, zu erblicken. Doch hatten wir keine Zeit lange zu überlegen, und stiegen rasch über einen steilen begrasten Abhang hinunter. Hier sahen wir nebst Scabiosa Iueida Vill. eine zweite 3—4' hohe eigenlhümliche Form der Scabiosa arvensis, wohl dieselbe, die: Wahlenber g als Scabiosa pubescens Willd. (fl. carp. n. 126) bezeichnet. Meum Mutellina Gärtn. ‚„ Coronilla vaginalis Lam., Hippoerepis comosa L. und Potentilla salisburgensis Hnk. beglei- teten sie. Am Fusse der Felswände blühte noch Centaurea montana L. und Aster alpinus L Rubus saxatilis L stand in Früchten. Nun hatten wir das untere Ende des begrasten Abhanges, auf dem wir herabeilten, erreicht; ein an dieser Stelle stehender Heu- schober gab uns gute Hoffnung über Möglichkeit eines Weiler- kommens. Von da abwärts mussten wir doppelte Vorsicht und Anstrengung anwenden, da wir längs der steilen Wand, die stellen- weise vom langen abschüssigen Grase bewachsen w ar, "herabsteigen sollten. Hier nahmen wir Abschied von den letzten sichtbaren Exem- plaren des Dianthus nitidus; hier stand das Bupleurum longifoliumL., Astrantia major L., Cotoneaster vulgaris Lindl., Arabis alpina L., Tofieldia calyculata W hlb., Primula Auricula L , Sempervivum hirtum L. und Saxifraga cespitosa L. Endlich nach langem vorsichtigen Abwärtssteigen, bei welchem die Hände beinahe mehr beschäftigt waren als die ermüdeten Füsse, gelangten wir an das obere Ende einer Schutihalde. Froh über die zurückgelegte gefährliche Stelle begrasten wir uns an den ausge- breiteten Rasen des in dem Kalkgerölle häufig vorkommenden Rumex sculatus L., mit dem den gle ichen Standort hier eine eigenthümliche Form von Silene inflata L. theilt, die der Silene mieroloba Schott. K.N. sehr ähnlich ist. Sowohl im Gerölle als auch an Felsen erblickten wir den schon längst verblühten Dianthus saxatilis Pers. Je tiefer wir herabstiegen, desto mehr wuchs das Gerölle zu grossen Fels- blöcken an, die den Abhang nach allen Richtungen bedeckten , so zwar, dass wir lange an der Möglichkeit eines Fortkommens über das Labyrinth von kolossalen Felsen, zweifelten, Die Unwegsam- keit zwischen den Felsblöcken wurde je tiefer desto mehr durch den dichten Nadelwald, später durch Buchengebüsche vergrössert. Endlich 23 langten wir an eine Wiese, von welcher uns ein gut ausgelretener Pfad durch dichten Wald, -in welchem Salvia glutinosa auffallend üppig stand, in den erweiterten Thalboden des Wratna-Thales herab führte. Hier erst, wo die zwei Haupizuflüsse des Wratna-Thales, der vom Sattel des Rozsutec nach West fliessende, und ein zweiler von Sid nach Nord gerichtete, zusammentreffen, gönnten wir einige Au- genblicke der Betrachtung der wnnderbaren Vielförmigkeit der vor unseren Augen in einem Amphitheater sich ausbreitenden Felsgruppen. Von der schiefsteilen Pyramide des Klein-Rozsutee setzt sich ein Dolo- mitrücken nach Westen fort, an dessem südlichen. Fusse das Wralna- Thal als ein Längsthal entwickelt, und durch denselben Rücken von dem Varinka-Thale bei Terhowa abgetrennt ist. Die in dem Thalboden des Wraina zusammenfliessenden Gewässer müssten denselben aus- füllen und in einen grossen See umwandeln, wenn nicht eine tief eingerissene schmale Spalte — die als Fortsetzung des von Süd nach Nord gerichteten zweiten Zuflusses des Wratna-Thales erscheint — den, den Ausgang der Gewässer in das Varinka-Thal versperrenden dolomitischen Gebirgsdamm enizwei gerissen, und einen Ausweg vorgezeichnet hätte, an dessen Ausräumung und Tieferlegung die -— durch die schmale felsige Schlucht wild tobenden und schäumenden, bläulich durchsichtigen — Gewässer der Wratna fort und fort arbeiten. Diese Schlucht ist es nun, die durch die mannigfaltigsten Gestal- tungen der Dolomit- Felsen prachtvoll ausgeschmückt ist. Unter vielen andern, an denen eine durch das Getöse der Gewässer lebhaft aufgeregte Phantasie, die wunderbarsten Dinge absehen könnte, will ich hier zweier auffallender nachahmender Gestalten gedenken, die aus dem leicht verwitternden Dolomit von der Natur ausgehauen, auch den nüchternen Beobachter der Natur zu fesseln im Stande sind. Wenn man vom Rozsutec also von Ost nach West herabeilend, sich dem Eingange in die Wratna-Schlucht nähert, so erblickt man gerade über einem im Schatten einer Linde sehr anmuthig dastehenden Kreuze, hoch oben am felsigen linken Gehänge des Thales zwischen vielen andern Spitzen und Säulen, auf einem hohen wie es scheint, viereckigen Sockel eine moderne Dame mil unendlichfaltiger üppiger Crinoline müssig sitzend, beide Arme in den Schoos gelegt; die volle Brust, der runde Nacken, die feingeschnittene Nase, die leichte moderne Frisur eines vollen Haarwuchses vollenden eine Erscheinung, die um so anmulhieer und wirklicher erscheint, als man sich ihr mehr und mehr nähert. Doch plötzlich verschwindet sie hinter einem vorspringenden, im Gegensatze zu der vollendeten verschwundenen Form, um so unförmlicher erscheinenden Felsen. Unmuthig darüber wendet der müde Wanderer sein Auge dem Ausgange der schmalen Schlucht , in die er eben eingetreten, als sich ihm eine zweite weit kolossalere Erscheinung darbietet, die ihn für den ersten Augenblick nicht ganz das eben Verschwundene zu ersetzen im Stande zu sein scheint. Ein riesiger Mönch in einer fältigen nur locker um die Mitte gezogener Kulte, mit erhobenen gefalteten Händen, mit 24 aufwärts gegen den Himmel blickendem Gesichte erscheint; der mit den Ellenbogen an den Felsen gelelmt, diesem zugekehrt be- tend dasteht. Doch bei weiterem Fortschreiten in der Schlucht Thal abwärts, ändert sich die Lage der nachahmenden Gestalt. Es ist noch immer derselbe Mönch, der mit erhobenen Armen dasteht, in seinen Händen einen Gegenstand haltend, der nach und nach die Form eines kleinen Fässchens annimmt, nach welehem der steinerne Kuttenbewohner zu blicken scheint. Spät am Abend langten wir durch die bis zu ihrem Ausgange prachtvolle, manchen interessanten Wasserfall vorweisende Schlucht, im dürftigen Gasthause in Terhowa an, wo wir katım mit dem Aller- nothwendigsten bedient werden konnten. Der Zweck dieser Mittheilung ist, die Botaniker Oesterreich’s auf eine Gegend in den Karpaten aufmerksam zu machen, die wohl unter allen in diesem Gebirgszuge ebenso die interessanteste ist, als sie auch beinahe gänzlich unbekannt blieb. Wahlenberg kannte diese Gegend aus eigener Anschauung nicht, seine Reiseroute führte ihn hier nicht vorüber. Doch erwähnt er wahrscheinlich aus Mit- Iheiluingen von Portensehlags und Rochels einige Mal den Rozsutec. Der um die Flora der Karpaten hochverdiente Professor F. Haszlinsky gibt in seinen Beiträgen zur Flora der Karpaten (Verhndl. des zool. botan. Vereins Bd. 1. II. III.) nebst einigen an- deren Pflanzen den Dianthus nitidus vom Rozsutec an. Hiemit ist aber auch schon die Reihe der Mittheilungen über den Rozsutec beendet. Das oben Mitgetheilte ist als das Resultat eines einzigen Tages einer flüchtigen Durchstreifung des Berges in einer beinahe geraden Linie, von der nach rechts und links abzustreifen, weder die ver- wendbare Zeit, noch das schiechte unfreundliche Wetter erlaubte. Eine sorgfältigere Untersuchung und wiederholte Begehung dieses Gebirgsstockes würde gewiss noch zu mancher neuen Entdeckung und Nachweisung Gelegenheit geben. Ich füge noch das Verzeichniss der Flora des Rozsutec bei, soweit dieselbe nach Wahlenberg's, Haszlinsk y’s und meinen Untersuchungen bekannt ist; und wünsche sehnlichst, dasselbe durch genauere Untersuchungen erfolgreich er- weitert zu sehen. Die Flora des Rozsutee. Gramineae. Agrostis alpina Sc op. — Aira cespitosa L. — Avena alpestris Host. Juncaceae. Tofieldia calyculata Whinb. Orchideae. Gymnadenia odoratissima Rich. — @. albida Rich, Santalaceae. Thesium alpinum L. Strobilaceae. Pinus Abies L.— P. PumilioSendit. Amentaceae. Salix Jacquinü Host. Caprifoliaceae. Scabiosa arvensis L. — S. lucida V ill. acceinieae. Vaccinium Vitis Idaea L. Rubiaceae. Gallium pısillum L. 25 Compositae. Centaurea montana L.— Aster alpinus L.— Gera- eium chondrilloides Rehb. — Hieracium sazatile Jacq. — H. v.llosum L. — Lactuca perennis L. Campanulaceae. Campanula cespitosa Scop. — C. rhomboi- dalis Whlb fl. carp. n. 200. — Adenophora suaveolens Fisch. Labiatae. Stachus alpina L. — Salvia glutinosa L. — S$. verti- eillata L. Rhinantheae. Rhinanthus alpinus Baumg. — Pedicularis ver- ticillata L. Serofularineae. Veronica aphylla L. — V. sazatilis L. — Pinguieula flavescens Flörk. Primulaceae. Ändrosace pauciflora Vill. — Primula Auricula L. — Cortusa Matthioli L. — Soldanella alpina L. Gentianeuae. Gentiana obtusifolia W.— @. acaulis L. — @. ascle- piadea L. — Swertia perennis L. Umbelliferae. Bupleurum longifolium L. — Hacquetia Epipactis Neck. — Astrantia major L. Papilionaceae. Hippocrepis comosa L. — Coronilla vaginalis Lam. Corniculatae. Sempervivum hirtum L. — Sazifraga rotundi- folia L. — 8. Wahlenbergü Ball — 8. caespitosa L. — 8 aizoides. — 8. caesia L. — 8. Aizoon L. Portulacaceae. Rumex scutatus L, Rosaceae. Comarum palustre L. — Potentilla salisburgensis Hnk. — Geum montanum L. — Dryas octopetala L. — Rubus saratilis L. — Alchemilla vulgaris L. — Cotoneaster vulgaris Lindl. Tetradynamae. Biscutelia laevigata L. — Draba aizoides L.— Kernera saxatilis Rehb. — Arabis alpina L. Cistineae. Üistus alpestris Scop. Ranunculacewe. Ranunculus alpestris L. — R. aconitifoliusL. — R. montanus L. — Thalictrum aquilegifolium L. Rutaceae. Empetrum nigrum L. Caryophylieae. Moehringia muscosaL. — Arenaria laricifolia L. — Gypsophila repens L. — Dianthus saxatilis Pers. — D. nitidus W. Kit. — Silene acaulis L. — S. inflata L. Wien, 30. November 1858. Correspondenz. Haigerloch in Hohenzollern, im November 1358. In Nr. 14 v. J. der österr. botan. Zeitschrift in seinen Bemer- kungen über einige Gentianeen sagt Herr Pfarrer Münch in Basel, dass die Chlora perfoliata in dorliger Umgebung auf Schweizer Gebiete nicht vorkomme. Der seel. von mir stels hochverehrte 26 r Prof. Hagenbach eilirt in seinem Supplement zur Flora Basil. pag. 77 einen in Basel's Umgegend auf Schweizerboden gelegenen Standort „ın dumosis ad pedem der Scharlenfluh“, und so ist es auch, denn ich selbst habe 1838 diese Pflanze dort in mehreren Exemplaren gesammelt und Hagenbach mitgetheilt. Die Belege hiezu werden, wie in meinem, so auch in dessen hinterlassenem Herbarium zu finden sein, J. A. Fischer. Personalnotizen — K. Wüstnei, Lehrer an der Realschule zu Schwerin in Meklenburg ist im October v. J. an einem Lungenleiden gestorben. — Dr. Karl Sanio hat sich bei der philosophischen Faeultät der Universität zu Königsberg als Privat-Docent habilitirt, und wird daselbst Vorlesungen über allgemeine Botanik und Kryptogamen halten. (Bot. Zie.) — Wilhelm Gerhard, Legalionsrath in Leipzig, starb auf der Rückkehr von einer Vergnügungsreise begrilfen zu Heidelberg in einem Alter von 78 Jahren. Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — Se. Majestät der Kaiser hat über Ansuchen der in Wien lebenden drei Adjuncten der kaiserlich Leopoldinischen Academie der Naturforscher, auf Antrag Sr. Excellenz des Herrn Unterrichtsministers Grafen I Thun, dieser illüstren deutschen ge- lelhırten Gesellschaft eine jährliche Subvention von 2000 fl. Oe. W. zu bewilligen geruht. — Die Ungarische Gartenbau-Gesellschaft hat ihre Thäligkeit mit einer Ausstellung ‚von Gegenständen der Gartenkultur, welche im Herbste v. J. in Pest statt fand, be- gonnen. Es waren dabei schöne Exemplare von Blumenkohl, Rüben, Möhren, Petersilie u. dgl. in den Räumen des National-Museums aus- gestellt, ebenso Kürbissorten, die in ihrem reichlichen Vorhandensein, in ihrer Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit zu der Ueberzeugung berechtigen, dass der Kürbisbau in Ungarn bevorzugt und die Kürbis- Cultur eine sehr verbreitete sei. Da die Kürbisse in Ungarn nicht nur als Viehfutter geschätzt, sondern in noch grünem Zustande, noch allgemeiner als Gemüse "verwendet werden, so gehören sie zu den nutzbarsten Culturpflanzen. Von eige ‚ntlichen Gemüsen,, namentlich von feineren Gartengemüsen, bot die Ausstellung sehr wenig. Unter den ausgeslellien Burgunderrüben, rolhen Rüben, Möhren u. dgl, fanden sich einzelne ausgezeichnete Exemplare. Reichlicher waren unter den Knollengewächsen die Kartoffeln vertreten, die in bedeutenden Sorlimenten ausgestelli waren, darunter eines des 27 Daron Ludwig Podmaniezky aus Aszöod, das 123 Kartoffelsorten enthielt. Die Wichtigkeit der Kartoffeleultur für Ungarn wird von Jahr zu Jahr mehr erkannt. Nicht nur, dass die Spiritusfabrikation eine erweiterte Kartoffeleultur nöthig macht, so findet auch die Kar- ioffel als Nahrungsmittel für Menschen und Vieh immer mehr Eingang, und viele ungarische Grundbesitzer, die sich noch vor kurzer Zeit nicht zum Kartoffelbau verstehen wollten, betreiben ihn jetzt eifrig und in ausgedehntem Masse. Leider ist aber ein grosser und gerade der fruchtbarste Theil Ungarns, die Theisgegenden und auch das Banat. wegen der Schwere und Fettigkeit des “dortigen Bodens zum Kartoffelbau nicht geeignet, während im Allgemeinen die in Ungarn kultivirten Kartoffeln wenig ertragreich sind und weit hinter andern Kartoffelsorten, namentlich den neuen Deutschen und Englischen zurückstehen. Einige ausgestellte, und bei 2 klftr. lange, mit enormen Fruchtscheiben versehene, armslarke Exemplare der Sonnenrose zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Sonnenrosen dürften in Ungarn eine grössere Bedeutung erlangen, als sie noch gegenwärlig haben. Das ungarische Klima und die Bodenverhältnisse eignen sich ganz vorzüglich zur Cultar der Sonnenrose, die ganz besonders als Einfassung der Tabaksgärten, um dieselben gegen starke Winde zu schülzen, verwendbar wird. Das Oel der Sonnenblume eignet sich sowohl zum Brennen als auch als Speise-Oel und ihre terpentin- haltioen Stämme geben ein gutes Feuermaterial, das besonders für die baumlosen Theisgegenden werthvoll werden könnte, wenn man es nicht vorzieht, die "Stängel zur Salpetergewinnung zu benülzen. Reichhaltiger als die übrigen Branchen der Ausstellung war die Früchtenausstellung, und ihre Mannigfalligkeit bewies, dass Ungarn zur Obsteultar überaus geeignet ist, insbesondere in Bezug auf das zu weiterer Versendung geeigne ete Winter-Kern-Obst. Die Gartenbauschulen des Dr. Enz und des H. Siebenfreund waren reichlich verlrelen, auch hatten sich einige andere Guts- und Gartenbesitzer durch Einsendung von Aecpfe In= und Birnen-Sortiments an der Ausstel- lung betheiligt ; man vermisste jedoch gerade die Producte der Haupl- Obst-Gegenden. Von ausländischen Ausstellern waren einige Erfurter Handelsgärtner, so wie die Frankfurter Actiengesellschaft betheiligt, die ihre eomprimirten Gemüse ausgestellt hatten. Auch aus Sieben- bürgen war ein Sorliment von eigenthümlichen Aepfelsorten ein- gelangt. — In einer Sitzung der kais. Aecademie der Wissen- schaften, math. nalurwissensch. Classe, am 11. November v. J. übergab Prof. Unger eine For'selzung seiner „botanischen Streif- züge*“, welche unter dem Titel „die Pflanze als Zaubermittel* eine geschichtliche Darstellung der Zauberpflanzen enthält. So wie der Glaube an die Zauberei über die ganze Erde verbreitet ist, und unter allen Völkern seine Anhänger findet, sind auch Pflanzen und Theile derselben überall als erfolgreiche Mittel für Zauberwirkung angesehen worden. Der Verfasser sucht die seit den ältesten Zeilen zu diesem Zwecke in Anwendung gekommenen Gewächse nicht blos namhaft 28 zu machen, sondern sich zugleich mit der Untersuchung zu be= schäftigen, auf welche Weise dieselben wohl zu ihrem in der Regel unverdienten Ruhme gelangt sind. Es werden auf diese Weise die dem Morgenlande, so wie dem Ahendlande der alten Welt eigen- Ihümlichen Zauberpflenzen in ihrer geschichtlichen Bedeutung durch- geführt, und dabei nicht ausser Acht gelassen, welchen Antheil gewisse Kräuter auch in der bis in die neueste Zeit in den christ- lichen Ländern ausgeübten Hexerei gehabt haben. So undankbar diese Untersuschung nach der eigentlich botanischen Seite hin sein mag, so ist sie doch immerhin als ein Beitrag zur Geschichte der Irrungen des menschlichen Verstandes zu betrachten, und als solcher für die Kulturgeschichte nicht ohne Belang. — In der Wochenversammlung des Niederösterreich. Gewerbevereins am 26. November 1858 sprach Professor Dr. Ragsky über Anwendung des Anilins in der Färberei. Es ist eine ölartige, farblose, im Wasser untersinkende, aromatische Flüssigkeit, die vortheilhaft aus Steinkohlentheer mittelst Salzsäure oder auch aus Benzin gewonnen und namentlich in England zur Erzeugung eines ausgezeichnet schönen violeiten Farbstoffes verwendet wird. Aus Frankreich kömmt pourpre francais (roth, flüssig) und ein violetter, fester Farbstoff; beide besitzen Aehnlichkeit mit den aus Anilin durch Oxydation erzeugten Farbstoffen ; der violette ist dem aus Blauholz und Orseille bereiteten weit vorzuziehen; in Verbindung mit Saflor- carmin gibt Anilin dieselbe prachtvolle Farbe wie Muroxyd. Prof, E. Hornig besprach den aus China importirten, unter dem Namen Lo-kao oder grüner Indigo im Handel vorkommenden Farbestoff. Die ersten Notizen wurden im Jahre 1845 von Handelsagenten der französischen Gesandtschaft gegeben, eine Bedeutung bekam die Suhstanz erst im Jahre 1852, als Köchlin in Mühlhausen auf ihre besonderen chemischen Verhältnisse aufmerksam machte. Persoz be- gann das nähere chemische Studium des La-kao und mehrere Seiden- färber in Lyon, stellten praktische Versuche an. Der Farbstoff gibt ohne Zusatz eines gelben Pigments besonders für die Abendbeleuch- tung schöne grüne Farbtöne. Die Handelskammer zu Lyon fand ihn so wichtig, dass sie nach den eingegangenen Notizen über die Dar- stellung desselben in China einen Preis von 6000 Frances für die Darstellung des Farbstoffes mit 100 Franks per Kilogramm ausschrieb; er wird in China aus zwei Rhamnus-Arten Rhamnus utilis und chlo- rophorus, Ka-bi-lo-sa und Hom-bi-lo-sa, durch Auskochen der höchstens zwei Jahre alten Zweige dargestellt. Michel hat die inlän- dischen Rhamnus-Arten in dieser Richtung untersucht und bemerkt, dass zur Bildung der Farbe aus dem Absude. die Intervention von Licht, Feuchtigkeit und Sauerstoff unumgänglich sei, so zwar, dass es begreiflich erscheine, warum die chinesischen Kaltune nur auf einer Seite (nämlich der vom Lichte getroffenen) so schön grün er- scheinen. Der Farbstoff ist auf Seide, Baum- und Schaf-Wolle an- wendbar, in Wasser ziemlich schwer, in Essigsäure, Thonerdesalz etc. leicht löslich, und besitzt ein bedeutendes Färbevermögen. Die che- 29 mischen Verhältnisse des Lo-kao sind höchst interessant, indem dieses von Stickstoff freie Pigment durch reduzirende Agentien merkwürdig modificeirt wird. — In der Sitzung der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft am 1. December machte der Sekretär Dr. A. Po- korny eine Reihe kleiner Mittheilungen. Zunächst bespricht er einen Beitrag zur Cryptogamen-Flora Steiermarks von Dr. Poetsch in Krems- münster, welcher im Jahre 1857 eine Reise dahin unternahm, und namentlich an Flechten manches Neue und Interessante auffand. Unter 23 Arten derselben finden sich 2, welche Körber für neu erkannt, und Lecidella stiriaca und L. mycacea genannt hat, und deren Beschreibung in Körber’s demnächst erscheinendem Werke vorkom- men wird. — Dann verliest er ein Schreiben des Sect. Rathes L. R. v. Heufler, in welchem auf einen Aufsatz im Siebenbürger Boten aufınerksam gemacht wird, wornach mehrere Industrielle Siebenbür- gens die in den Buchenwäldern vorkommenden Buchenschwämme (die offenbar einer Polyporusart angehören) auszubeuten versuchen, indem dieselben zum Kalfateren der Schiffe eine ausgedehnte An- wendung finden. — Aus einem Schreiben des Dr. Streinz an R. v. Heufler, welches der Sekretär liest, ist zu entnehmen, dass der- selbe mit seinem Nomenclator botanicus für Cryptogamen der sich jedoch bloss auf eine Olasse derselben — die Pilze beschränkt, fertig sei. Er wird den Titel Catalogus fungorum etc. führen, und von der bei Steudel’s nomenclator befolgten Methode insoferne wesentlich abweichen, als dabei auf vollständige Citate ein besonderes Augen- merk gerichtet wurde. — Endlich zeigt der Sekretär an, dass Director Bondi sein Herbar der Gesellschaft als Geschenk übergeben habe. Es befinden sich darunter zum Theil Exotica, einige Austriaca von Sieber, dann Pflanzen aus der Flora der Wetterau und von Schleicher. Zum Schlusse wird eine schöne Sammlung von Algen vorgezeigt, welche P. Titius Sr. Excellenz dem Minister für Cultus und Unter- richt Grafen von Thun zum Geschenke machte, und die von Sr. Excell. der Gesellschaft huldvollst überlassen wurden. 33. Literarisches. — Das „Bulletin de la societeE imperiale des naturalistes de Moscou“ Band 2. J. 1858, enthält an botanischen Beigaben bloss den Schluss der Animadversiones in secundam partem herbarii Turezani- nowiani, nunc universitalis caesareae charkowiensis von N. Tur- czaninow. — „Das Pflanzenreich. Anleitung zur Kenntniss des- selben nach dem natürlichen System unter Hinweisung auf das Linne’sche System.“ Von Dr. Friedrich Wimmer. Neue Bearbei- tung, 223 Seiten in Oct. mit 560 Abbildungen. Breslau 1858. Verlag von Ferdinand Hirt. — Dem Lehrer bei seinem Unterrichte ein 30 angemessenes Hilfsmittel an die Hand zu geben, ihm den nöthigen Stoll zu bieten, den er dann nach eigener Methode zu entwickeln und zu ergänzen hätte, ist der Zweck dieses Buches, und es wird demselben vollkommen entsprechen, wenn der es Benülzende mit dem ihm reichlich gebotenen Stoffe vertraut ist, wenn er das Buch blos als einen Leitfaden betrachtet, an welchem er fortschreitend Erläuterungen und Parallelen anzuknüpfen weiss. Jedenfalls ist die gänzliche Anordnung des Werkes mehr darauf berechnet, dem Ge- dächtnisse zu Hilfe zu kommen und das Verständniss zu erleichter N, als das Wissen zu bereichern, obwohl es andererseits so reich an Darstellungen und Mittheilungen ist, dass sich Belehrung und Erwei- terung des Wissens zu Genüge daraus schöpfen lässt. Der Autor gibt in der Zinleilung seines Werkes eine Uebersicht der Bestandtheile der Pflanze, ihrer Elementartheile und ihrer zusammengesetzten Or- gane, beschreibt ihre Lebenserscheinungen und schliesst mit einer Darstellung der Pflanzensysteme. Dem Hauptiheile des Buches geht eine Uebersicht der Anordnung desselben voran und sofort folgt die Aufzählung der Pflanzen nach den Familien in der Hauptreihenfolge von Zellen- und Gefäss-Kryptogamen, von Monocotylen und Dicotylen. Klassen, Gruppen, Gattungen und Arten werden kurz charakterisirt, bei den einzelnen Arten wird deren Heimat erwähnt, und über ihre Verwendbarkeit und Anwendung mancherlei Aufschluss gegeben, u.a. m. Eine Abhandlung über Pilanzengeschichte und Pflanzengeo- oraphie nebst einer kurzen Anweisung zum Sammeln, Trocknen und Bestimmen der Gewächse schliesst das gul ausgestallete Buch, dem ein ausführliches Inhaltsverzeichniss beigegeben ist. — Unter dem Titel „Naturhistorische Abhandlung aus dem Gebiete der Wetterau“ hat die Wetterauer-Gesellschaft für die ge- sammte Naturkunde zu Hanau bei ihrer 50jährigen Jubelfeier am 11. August 1858 eine Festgabe veranstaltet, welche in einem bei 400 Seiten starken Bande unter andern auch die fossilen Pflanzen, die Farne, Moose nnd Flechten der Wetterau behandelt. — Neilreich’s „Flora von Nieder-Oesterreich. Eine Auf- zählung und Beschreibung der im Erzherzogihume Oesterreich unter der Ens wild wachsenden oder ım Grossen gebauten Gefässpflanzen, nebst einer pflanzengeographischen Schilderung dieses Landes,“ ist vollendet, indem soeben die 3. letzten Lieferungen in einem Hefte erschienen sind. Sie enthalten nebst dem Schlusse der Pflanzen- Beschreibungen, welcher mit den vorausgegangenen sechs Liefe- rungen den zweiten Theil des ganzen Werkes bildet, auch noch als ersten Theil desselben eine „pflanzengeographische Schilderung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens“, dann ein alphabetisches Inhaltsverzeichniss, Titelblälter und Vorrede. „Der Apothekergarten. Anleitung zur Cultur und Be- ee “ler in Deutschland zu ziehenden medieinischen Pflanzen.“ Für Apotheker und Gärtner, Land- und Gartenbesilzer von H. Jag Gi grossh. sächs. Hofgärtner. Leipzig 1859. Verlag von Olto Spame Dieses 178 Seiten umfassende Buch bildet die dritte Abtheilung eines 31 grösseren Werkes: „Illustrirte Bibliothek des landwirthschaftlichen Gartenbaues“, und behandelt die ausführliche Cultur medieinisch ge- bräuchlicher Pflanzen. Der Herausgeber des Apothekergartens geht von der Ansicht aus, dass jene Pflanzen gebaut zu werden ver- dienen, welche häufig gebraucht werden, aber in wildem Zustande in hinreichender Menge nicht gesammelt werden können, oder leicht einer Verwechslung unte rliegen. Um nun einen vortheihaften Anbau zu ermöglichen, veröffentlicht der Autor im obigen Buche das Ver- fahren bei der Kultur solcher Pflanzen, wobei er sich meist auf eigene Erfahrungen stützt. Es werden im Ganzen 349 oflfieinelle Pflanzen in alphabetischer Ordnung angeführt, und bei jeder nebst dem Kulturverfahren der systematische und deutsche Name ange- geben, dabei der Gebrauch und die Heilkräfte derselben angedeutet, und mancherlei Wissenswerthe mitgetheilt. In den Text gedruckte Abbildungen von 33 Giftpflanzen illustriren das Buch, dessen Aus- staltung nichts zu wünschen übrig lässt. — Von den Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg ist vom Jahrgang 1858 das 1. Heft erschienen. Dasselbe enthält an Abhandlungen bolanischen Inhalts einen „Beitrag zur Kennt- niss der phanerogamen Flora von Eutak bei Peterwardein*“, von A. Sehneller; dann eine „Ergänzung zu Dr. Krzisch’s Flora des Ober-Neutraer Comitates“, von J. L. Holuby. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sindeingelangt: VonSr. Exec. Herrn Dr.L. Haynaldin Karlsburg, mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von Herrn Malinsky in Tet- schen, mit Pilanzen aus Böhmen. — Von Herrn Oberst Pidoll in Komorn mit Pllanzen aus Istrien und Ungarn.— Von Herru Dr. Rehm in Sugenheim, mit Pllauzen ans Bayern. — Von Herrn Apotheker Brittinger in Steyr, mit Pllanzen aus Ober-Oesterreich. — Von Herrn Prof. Mayer in Fünf- kirchen, mit Pllanzen aus Ungarn. — Von Herrn Heuser in Gnadenfeld, mit Pllanzen aus Schlesien. — Von Herrn Bayer in Wien, mit Pilanzen aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Peterstein in Pfan- berg. R. v. Sardagna in Trient. Rittmeister Schneller in Pressburg. Vocke in Planitz. Dr. Hess in Molschleben. Georges in Golha. Graf in Gratz. Brantsik in Pressburg. Oppolzer, Reichardt und Janka in Wien. Mittheilungen. — In einem Verzeichniss der um Sarepla wildwachsenden Pflanzen, abgedruckt im 1. Hefte J. 1858 der Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Moskau, theilt A.Becker einige Eigenthümlichkeiten ver- schiedener Pflanzen mit, unter andern sagt er daselbst: „die Wurzel von Aspidium affine habe ich sehr wirksam gegen das kalte Fieber und den Bandwurm gelunden. Der berühmte sarepta’sche Senf und das wohl- schmeckende Senföl kommt von Sinapis juncea. Die süsse Frucht von Ephedra monostachya erregt Erbrechen. Die Wurzeln von Microphysa rubioides 32 und @alium tataricum färben wie Krapp dauerhaft roth; die reifen Frücteh von Galium tataricum enthalten eine violette Flüssigkeit, welche mit Salz- säure bestrichen sich in eine sehr schöne rothe Farbe verwandelt. Die Knollen von Chaerophyllum Prescottü uud die langen knolligen Wurzeln von Eriosynaphe longifolia sind sehr aromatisch und wohlschmeckend ,„ und werden von gemeinen Leuten begierig aufgesucht. Sisymbrium torophyllum ist einigen Thieren schädlich, namentlich den Pferden, welche bald, nachdem sie es genossen, steife Beine bekommen. Diese Steifigkeit verschwindet, wenn sich Durchfall einstellt, ist das aber nicht der Fall, so bleibt sie oft jahre- lang. Es geschieht oft, dass Fuhrleute, die ihre Pferde in der Steppe an Stellen, wo diese Pflanze häufig wächst, weiden lassen, sie nachher ganz untauglich finden. Scutellaria galericulata ist in Unterleibs-Krankheiten sehr wirksam und heilsam. — Der botanische Garten der Universität zu Padua zeichnet sich durch Zweckmässigkeit seiner Anlage, wie durh den Reichthum seiner Pilanzen aus. Im Jahre 1545 von der Republik Venedig mit grossem Kosten- aufwande gegründet, gehört er zu den ältesten Stätten, welche der Wissen- schaft der Botanik gewidmet wurden. Der Flächenraum des Gartens beträgt 20664 Quadratmeter; es befinden sich in demselben 13 Glashäuser von ver- schiedenen Grössen ; zwei derselben, welche den Sommer über abgelragen werden, haben zusammen eine Länge von 120 Meter. Der Garten selbst ist in regelmässige, durch eiserne Gitter abgeschlossene Abtheilungen eingetheilt, in denen die verschiedenen Pflanzen, deren der Garten über 18600 Arten enthält „ in mit behauenen Steinen eingefassten Beeten, syltematisch ge- ordnet, gezogen werden. Eine grosse hydraulische Maschine versorgt alle ein- zelnen Theile des weitläufigen Gartens reichlich mit Wasser, und füllt nebst vielen Wasserbehältern 18 Springbrunnen, deren steinerne Bassins mit Was- serpllanzen gelüllt sind. Die südliche Seite des Gartens besteht aus einem, mit Blumenanlagen geschmückten Wäldchen, dessen Riesenbäume ein Zeugniss von dem hohen Alter des Gartens geben. Zu dem Garten gehören auch noch verschiedene andere wissenschaftliche Sammlungen ; besonders nennens- werth ist unter diesen die botanische Bibliothek , welche über 7000 Bände zählt, ferner ein allgemeines Herbarium, welches über 15000 Species enthält, und in neuester Zeit durch den Ankauf des grossen, vom Professor Moretti in Pavia gesammelten Herbariums einen reichen Zuwachs von mehreren Tau- senden Exemplaren erhalten hat. Nicht minder interessant ist eine reich- haltige Sammlung von Früchten und Sämereien, so wie die Sammlungen von Holzarten, von allen Producten des Pflanzenreichs,. welche in der Mediein verwendet werden, und von in Wachs geformten Pilzen. Eine ganz besondere Erwähnung verdient noch die reichhaltige Sammlung von fossilen Früchten und Pflanzen, die in den Gebirgen um Verona aufgefunden wurden. Professor von Visiani, dessen Privateigenthum diese Sammlung grösstentheils ist. ver- dankt’ einen bedeutenden Theil derselben dem verdienstvo!len Prof. Massa- longo in Verona. Zur geneigten Beachtung. Aus Versehen beim Falzen kamen die einzelnen Bogen der letzten Nummer der botanischen Zeitschrift in Unordnung. Die Nr. 12 des v. J. besteht nebst dem Titel für den 8. Band aus den Bogen 28, 29 und 30 mit der Seitenzahl 385 bis 424. Sollten einzelne Exemplare mangelhaft an die Pränumeranten gelangt sein, so ist die Redaktion bereit, das Fehlende nachzutragen. 2 Redacteur uud Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gerold. — Druck von €. Ueberreuter a T ir COLUNETAT IE We Tu ı WE > a Pu . in; Äh r Re ih FR de 2 = re j m SUR] It 11% IR DU re NN Stur. Draba Kotschyi a flexuosa ) Bi) robusta Oesterr. botan. Zeitschrift. 1859. N vr Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmanner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. Februar 1859. IX. Jahrgang. As: 2. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5A. ©M. (3 Rthlr. 10 Ngr.) ganzjahrig, oder mit 2 fl. 3Okr. halbjährig, und swar für Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion ( Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von ©. Gerolds Sohn in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Druba Kotschyi. Von Stur. — Aroideen-Skizzen. Von Dr. Schott. — Genista Mayeri. Von Janka. — Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — Die schlesischen Gefäss-Kryptogamen. Von Dr. Milde. — Correspondenz. Von Malinsky, Dr. Rabenhorst, Kohlmayr, Pittoni, Schlosser, Dr. Landerer. — XII, Jahresbericht des botanischen Tausch- Vereins in Wien. — Personal-Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Mittheilungen Drabdba Hotschyi Stur. Eine neue Pflanze Siebenbürgens. Von Dr. Stur. (Mit einer Lithographie.) Wenn ich hier eine nene Draba jetzt schon beschreibe, so thue ich es weniger um die Priorität meiner Entdeckung zu wahren, viel- mehr geschieht es, um eine dargebotene Gelegenheit nicht vorüber gehen zu lassen, einem ausgezeichneten Manne meine Hochachtung und Anerkennung aussprechen zu können. Ich sah diese Pflanze beiläufig vor vier Jahren im Herbario des Herrn Directors Schott zu Schönbrunn, und habe sie schon damals als neu bezeichnet. Sie wurde von unserem rühmlichst bekannten Botaniker und ausgezeichneten orientalischen Reisenden Dr. Theodor Kotschy, Custos-Adjuncten am Wiener k.k. bot. Museum, in Sieben- bürgen gesammelt. Ich benenne sie Draba Kotschyi und hoffe all- gemeinen Beifall zu erndten, wenn ich mit einer neuerkannten Pflanze des so wunderbaren Siebenbürgens den Namen eines vaterländischen Naturforschers verbinde, der nebst dem, dass er uns den fernen Osten in einem Naturgemälde mit lebenden Farben wiederzugeben vermochte, auch im Kreise unseres grossen Vaterlandes so Vieles fand und entdeckte, was zur genaueren Kenntniss und Verherrlichung desselben wesentlich beitrug. Vesterr. Botan. Zeitschrift 1859 2. Heft. 3 . 34 Das Materiale, das ich benützen konnte, ist ein bedeutendes zu nennen. Herr Director Schott hat die Güte gehabt, mir selbes abzutreten. wodurch ich in der Lage war, die ganze Menge der von Herrn Dr. Kotschy gesammelten Exemplare dieser Pflanze untersuchen und vergleichen zu können. Das Material war unterdessen noch ver- mehrt worden durch eine beinahe eben so grosse Anzahl cultivirter Exemplare, die zu untersuchen und mit den in der Natur gesammelten zu vergleichen, ich als besonders wichtig erachtete. Ich bin den beiden hochverehrten Herren Dr. Kotschy und Director Schott zu sehr grossem Danke verpflichtet, nicht minder dem Herrn Dr. W. Sonder in Hamburg, der mir sein bedeutendes, nament- lich an nordischen Pflanzen reichhaltiges Draben - Herbar jahrelang zur Benützung überlässt, und mir es möglich macht, umfassendere Ver- gleichungen bei der Bearbeitung der Draben anstellen zu können. Die Draba Kofschyi hat eine mehrjährige nach den vorliegen- den Exemplaren 5—6-jährige Wurzel. Die Stämmchen sind gewöhnlich kaum '% Zoll lang, selten zolllang, mit den Resten der abgestorbenen Blätter bedeckt, an der Spitze eine Blätterroselie tragend. Die Blätter der Rosetten sind selten ganzrandig, gewöhnlich gezähnt — mit 2—10, paarig gestellten Zähnen — lan- zeitlich, abgerundet oder zugespilzt, in einen mehr oder weniger langen Blattstiel verschmälert. Das Blatt sowohl am Rande, als auf beiden Flächen mit Haaren mehr oder minder dicht besetzt. — Die Haare einfach und ästig, die letzteren bald nur einmal in der Mitte der Länge gegabelt, bald. am Grunde mit mehreren horizontal ab- stehenden Aesten versehen Der Blattstiel gewimpert. Die einzelnen Blätter in der Rosette sind so geordnet, dass die äussersten ent- weder ganzrandig, oder nur 2—4-zähnig sind, die innersten aber die meisten 6—10 Zähne zeigen. Aus der Mitte der Rosette steigt ein einfacher 1—5 Zoll langer beblätterter, sammt ‚den Stengelblättern und Blüthenstielchen be- haarter Stengel. Die untersten Stengelblätter sind jenen im Centrum der Rosette ähnlich, 4—8-zähnig länglich in einen kurzen Blatistiel vorgezogen oder sitzend. Die oberen Stengel- blätter sind breiter und gewöhnlich kürzer, mit tief in die Blatt- fläche eingeschniltenen langen zungenförmig vorgezogenen Zähnen. Die Behaarung ist jenen der Rosettenblätter gleich mehr oder minder dicht. Die Blüthenstielchen sind1—5Linien lang. Die Länge der Haare übertrifft 1% —2-mal die Länge des Durchmessers des Blüthenstielehens. Der Kelch ist oval, grün mit weissem durchsichtigen Rande, unbehaart oder mit einigen langen Haaren besetzt, kaum 1 Linie lang. Die Blumenblättier sind schneeweiss undurchsichtig an der Spitze ausgerandet, kaum 1°5 Linien lang, 05 Linien breit, zeigen ihre grösste Breite im obersten Höhenviertel. Die Staubgefässe sind etwas länger als der Kelch. Die erwachsenen Schötchen kürzer, ebenso lang oder länger als das Fruchtstielehen, 2 - 3 Linien = . .. 39 lang, 1 Linie breit, eiförmig oder länglich am Grunde und an der Spitze rundlich oder zugespitzt in eine kurzgestielte runde Narbe endigend, 10—20 samig. Die Klappen nervenlos glatt oder häufiger mit einfachen oder zwei- bis drei-theiligen sehr kurzen Haaren locker bestreut. Die Draba Kotschyi tritt in zwei ausgezeichneten Formen auf, die in allen Entwicklungs-Stufen sehr wohl zu unterscheiden sind, und wohl mit eigenen Namen belegt zu werden verdienten. « flexuosa erinnert ihrem Habitus nach an Draba Traunsteineri. Der Stengel ist dünn und schwach, dichter. beinahe filzig behaart. Die Zähne der Blätter vorzüglich ausgebildet, namentlich an den oberen Stengelblättern tief in die Blattfläche eingeschnitten, so zwar. dass bei 3—5 Zoll hohen Exemplaren das oberste — die Blüthen- Traube unterstützende in seiner Achsel überdiess eine einzelne — von den übrigen durch einen bedeutenden Zwischenraum des Sten- gels abgetrennte Blüthe tragende Stengelblait, einem handförmig gespaltenen Blatte ähnlich erscheint. (Siehe in der Abbildung Fig. 9) Bei einem 4 Zoll hohen Exemplar sind zwei, bei einem andern 41% Zoll hohen (Siehe in der Abbildung Fig. 2.) sind drei Stengelblätter von der angegebenen Beschaffenheit, in ihren Achseln je ein Schöt- chen tragend. Bei dieser Form sind die Fruchtstielchen der untersten Schötchen stets länger als die eiförmigen beidendig abgerundeten Schötchen,, die obersten sind gleichlang oder etwas kürzer als die Schötchen. ß robusta, erinnert ihrem. Habitus nach an jene Formen der Draba tomentos« Whinb. die mit einem breiten gezähnten Stengel- blatte versehen sind. Sie ist nur 1/2 —2'/2 Zoll hoch, weniger dicht behaart. Die Wurzeiblätter oft nur am Rande und an der unteren Fläche mit Haaren bestreut,, mit gewimperten Blatistielen, ganzrandig 2—6-zähnig. Der Stengel 2—4-blätterig. Die Zahl der Biattzähne ist geringer als bei der früheren Form, die Form und Grösse derselben weniger auffallend. Die Fruchtstielchen sind immer kürzer, gewöhn- lich nur halb so lang (oder kürzer) als die erwachsenen länglichen selten eiförmigen, beidendig zugespizten Schötchen. Die Verwandischait dieser Pllanze nach mehreren ganz ab- weichenden Richtungen macht eine lange Beschreibung nothwendig. Die Form « flexuosa ähnelt enlfernt jenen Formen der Draba Traunsteineri, die mit grossen gezähnten Stengelblättern versehen sind. Doch ist unsere durch die dicht behaarten Stengel und Blüthen- stielchen, von der oberwärts unbehaarten Draba Traunsteineri, ferner durch die auflallende Grösse der Blattzähne auch zur Blüthezeit — durch die, reichliche Samen tragenden Schötchen zur Fruchtzeit — von den immer unfruchtbaren hybriden Draba Traunsteineri sehr wohl zu unterscheiden. Eine entferntere Aehnlichkeit besitzi dieselbe Form mit Draba lapponica namentlich mit jenen seltenen Formen derselben, welche gezähnte Stepgelblätter zeigen. Doch ist die Draba lapponica durch die oberwi latten Stengel, durch die unten ab- gerundeten, nach oben spitz zulaufenden glatten Schötchen, deren 3* 36 Blüthenstielchen nur halb so lang sind, weit verschieden. Noch ent- fernter steht unsere Form von Draba hirta ß alpicola, welcher sie in der Form der Stengelblätter und in der Behaarung der Schötchen ähnelt; doch zeigt unsere Pflanze nie jenes Anliegen der Schötchen an den hin- und hergebogenen Stengel der Draba hirta L. und weicht in der Form der Stengelhaare, in der Form der Schötchen und in der Länge der Blüthenstielchen ab. Die zweite Form ß robusta ähnelt wie oben angedeutet ist, entfernt der Draba tomentosa Whlinb., doch ist unsere durch die eigenthümlich gestalteten Haare und die lockere Stellung derselben von der sternhaarig dichtfilzigen Draba tomentosa auch noch ferner dadurch verschieden, dass die Schötchen der Draba Kotschyi nie in jener ausgezeichneten Weise gewimpert erscheinen. wie dies bei Draba tomentosa W ahl.! der Fall ist. Die meiste Aehnlichkeit zeigt diese Form der Draba Kotschyi namentlich aber die hieher gehörigen cultivirten Exemplare derselben mit Draba rupestris R. Br. (Perthshire’ Scotiae in monte Ben- Lawers). Die Form der Schötchen, die Länge der Blüthenstielchen, die Dichtigkeit der Behaarung, ist nahezu identisch. Doch unter- scheidet sich die Draba rupestris durch die ganzrandigen unge- zähnten Blätter, durch den gewöhnlich unbeblälterten Stengel, durch die steife Behaarung die meist nur aus einfachen längeren Haaren besteht, von unserer 2—5 Blälter des Stengels zeigender, und durch die grosszähnigen Wurzel- und Stengelblälter, hinreichend. Die Draba Kotschyi «a flexuwosa hat sich in der Cultur gar nicht verändert. Die cultivirte 8 robusta hat meist elwas breitere beidendig abgerundete Schötchen im Gegensatze zu den meist beidendig zugespitzten Schötchen der wilden Pflanze. Die eultivirte hat ferner kleinere aber immerhin gezähnte Stengelblätter, und erinnert mehr an Draba rupestris als die wilde. Ferner zeigt die cultivirte robusta eine grosse Aehnlichkeit mit einer Draba, die unter dem Namen Draba corymbosa R. Br. — auf Spitzbergen von Vahl gesammelt, im Herbario des Herrn Dr. W.Sonder, vorliegt. Die gezähnten Stengelblätter, die beidendig abgerundeten Schöttchen (an deren Basis wie bei robusta noch die Residuen der Blüthe haften) sind sehr ähnlich jenen der eultivirten robusta. Doch sind an der Pflanze an Spitzbergen, die Zähne der Blätter nie so auffallend vorgezogen, wie bei unserer cultivirten Pflanze, auch sind die Fruchtstielchen verhältnissmässig kürzer bei D. corymbosa, und die Schötchen derselben mit Sternhaaren dicht besetzt, ganz im Gegensatze zu Draba Kotschyi, die immer nur ein- fache — sehr selten zwei- oder drei-theilige Haare an den Klappen der Schötchen aufzuweisen hat. Die cultivirte Draba Kotschyi ß. robusta mit ihren beidendig abgerundeten Schötchen verbindet als eine Ueber- gangsform, die im wilden Zustande leicht unterscheidbaren beiden Formen « und ß der Draba Kotschyi untereinander. Die möglichst kurzgefasste Diagnose lautet wie folgt: 37 Draba (Leucodraba) tota pilosa, pilis longis simplieibus fur- catisve et horizontaliter ramosis , folüs caudiculorum vix integris plerumque, uti et caulinis grosse-dentatis, dentibus productis nec non rarius profunde in laminam foli incisis, pseudo-palmatifidis ; siliculis oblongis in utroque fine obrotundis vel attenuatis , brevis- sima pube simplici, vix ramosa, obtectis, rarius glabris,, pedicellos suos subaequantibus. Syn. Draba androsacea Baumgarten enum. stirp. Trans- silvaniae n, 1303, Tom. Il. p. 234. Wer sollte die Draba Kotschyi, die von der Draba androsacea Willd. Wahl. fl lapp. 174. t. 11. fig. 5, in der That himmelweit verschieden ist, unter dem letzteren Namen vermuthen. Doch hat Baumgarten eben auch nur den Namen erborgt und dazu eine Beschreibung geliefert, die nichtsweniger als zu der, der Draba an- drosacea passend, unserer Pflanze entlehnt ist. Die Richtigkeit dieser Angabe verbürgen zwei Draben im Her- bario des k. k. bot. Gartens in Wien mit eigenhändig von Baum- garten geschriebenen Etiquetten versehen. Die eine ist Draba Kotschyi « flexuosa „1303 Draba andro- sacea Baumg. En. pl. II. p. 232 *). In alpıbus Barcensibus scil. Butschetsch. Aug. c. capsulis 1849.“ Die andere ist Draba Kotschyi ß robusta „1303 Draba andro- sacea ß. siliculis pilosis. In alpium rupestribus ad pagum Utsa ibidem in M. Utsa majore. Aug. 1822“. Den Standort seiner Draba androsacea gibt Baumgarten B. Il. Seite 234 wie folgt an: In alpibus summis Barcensibus v. e. la Warfulo Butschetsch et in Cott. Szolnokensi interiore, ibidem la Warfulo Csiblesz. Die Draba Kotschyi wurde bisher nur in Siebenbürgen ge- sammelt und zwar: Die « flewuosa wächst im südlichen Zuge der Alpen Sieben- bürgens am Butschetsch (Baumg. Kotschy) und Krajuluj (Kot- schy) in 6000' M.H. nach Angabe des Herrn Dr. Kotschy auf Kalk. Die £ robusta kommt im nördlichen Zuge der Alpen Sieben- bürgens am Korongis über Rodna (Kotschy) auf dem Csiblesz nördlich von Dees (Baumg.) in 6000° M. H. nach Angabe des Herrn Dr. Kotschy auf Gneis und Glimmerschiefer — nach Baumgarten auch im südlichen Alpenzuge über Utisa auf dem Utsa-Berge vor. Die Blüthezeit im Juni und Juli. *) Ist wohl ein Schreibfehler und soll heissen 234. 38 Erklärung der Abbildungen der Draba Kotschyji Stur. Auf der einen Hälfte der Tafel ist die Form «& flexuosa 1, 2,3, 4, von zweierlei Grösse in Blüthe und Frucht abgebildet. Auf der zweiten Hälfte ist in 4, und 2, die Abbilduug der $ robusta gegeben. 3, und 4, stellen cultivirte Exemplare derselben Form dar. Wilde Exemplare dieser Form in der Blüthe habe ich nicht gesehen. In beiden Hälften der Tafel bedeuten: 5, ein äusseres — 6, ein mili- leres — 7, ein innerstes Blatt der Rosette. — 8, ein unteres — 9, ein oberstes Stengelblatt. — 10, Kelchblatt, zweimal vergrössert, — 11, Blumenblatt, ebenso 12, Staubgefäss ebenso. — 13. ein reifes Schötchen zu unterst am Stengel befindlich zweimal vergrössert, 14, dasselbe in nalürlieher Grösse. -— 15, ein Schölchen vom oberen Ende der Fruchttraube zweimal vergrössert. 16, dasselbe in ualtürlicher Grösse. — 17, Haare vergrössert. Wien, am 30. December 1858. Aroideen-Skizzen. Von Sehett. Grösstentheils dem reichen Herbar Hooker’s entnommen, glauben wir nachstehende Arten, als in der Natur begründete anführen zu dürfen. Jene Aroidee jedoch, welche Grund zur Aufstellung einer neuen Gattung bot, wurde von Riedel in Brasilien aufgefunden und wird im Herbar des kais. botanischen Gartens zu Petersburg bewahrt. Caladiasm sorerium S. Petiolus viridis. Lamina_ fol. ex sagitlato-orata subeuspidata, concolor, lobis postieis brevibus, late-triangularibus, (?/ anticilobi), fere convergentibus, sinu fere angulo recto aperto haud profundo sejunctis, costis posticis angulo recto a se invicem distantibus, valde retrorsis, apice quasi bifurcis. Spathae lamina oblonga, tubo duplo longior. Spadix gracilis. Brasilia (Panıure) Spruce. Caladiem Spruceunum S. Petioli ei pedunculus pur- purantes. Lamina fol. sagittata, acuminata, concolor, lobis posticis elongato-triangularibus, sinu acuto et profundo divaricate-disjun- clis, valde-inaequilateris, latere sinum spectante angusto , margine costis posticis angulo fere recto a se invicem distantibus,, subpa- rallelo. Spathae lamina tubo sesqui longior. Spadieis pars feminea pallide-flava, mascula carnea. Brasilia, prov. Rio-negro Spruce. Caltadium Purdieanum S. Petioli virentes. Lamina fol. ex sagittato parabolica, (inferne ad ”/s marginibus fere paral- lelis, deinde repentino triangulariter anguslata, subcuspidulata), concolor, lobis posticis ovato- I. oblongo-triangularibus, ad tertiam 39 partem connatis, sinu acuto profundo disjunetis, subparallele re- trorsis, costis postieis angulo acuto a se invicem distantibus. Spathae lamina tubo sesqui longior. Spadix spatha fere tertia parte brevior, Nova-Granata. Purdie. Xanthosoma Holtonianmum S. Humile. Petiolus pu- berulus. Lamina fol. latiuscula, 5—6 pollices lata, 6—7 pollices longa, inferne sagittata-exeisa, sinu aperto, fundo rotundato prae- dita, a lobis linea fere in modum quadrantis arcuata, repentino an- gustata, cuspidato-apiculata , utrinque (infra magis-) puberula Spatha sub-4-pollicaris, tubo 2-pollicari, more pedunculi puberulo lamina 1°/ı pollicari. Spadix gracilis. Nova-Granata, (Magdalena,) Holton. Asterostigma Tweedieanum S. Foli laminae seg- menta lanceolata, cuspidato-acuminata, approximata, sessilia, (haud ansata). Spatha oblongo-lanceolata, tripolicaris, pedunculo brevior. Ovaria stigmate 5-partito coronata partitionibus triangularibus lon- gulis. Synandria densa. Brasilia. (St. Catharina). Tweedie. Rhopalostigmiuma S. Spatha hians, persistens ? Spadix inferne floribus femineis, superne masculis obsitus. Ovaria staminodüs brevibus tribus sepaloideis eircumvallata,bi-tri-locularia, in stylum brevem substrigonum abrupte producta, stigmate Iripar- tito, partitionibus tereti-clavatis, Tongulis, horizontaliter-porrectis, coronata. Synandria subfungiformia, sub vertice loculis brevissimis, fere appensis praedita. Herba tuberifera? Folium subcoaetaneum, pinnalisectum, cru- ribus subpinnatisectis. Pedunculi e vagina petiolari plures. Rhopalostigmium Hiedeliamume S. Petiolus exal- tatus, variegatus. Laminae fol. pinnatisecta, (eruribus ansatis), seg- mentis sessilibus, oblongis, apice abrupte - cuspidatis. Pedunculi praelongi, folio tamen breviores, variegati, tenues, terni. Spulha lanceolata, cuspidato-acuminata, spadice myosuroideo multo longior. Brasilia (Ilheos) Riedel. Sienospermatium Mathewsiü S. Petioli 3—4-polli- cares, vagina geniculum peiente. Lamina fol.oblongo-ellyplica, 3-5 pollicaris, basi obtusata, apice acuminala. Pedanculus folio sufful- ciente longior, tenuis. Spadix juliformis, subbipollicaris, stipite bi- lineari. Peruvia, (Casapi.) Mathews. Stenospermaium Popayanense 5. Petioli 6—8- pollicares, vagina a geniculo distante. Lamina fol. ellyptico-oblonga, basti obtusata, apice acuminata. Pedunculus folio suffulciente bre- vior ? firmus, sub S-pollicaris. Spadix juliformis, 2'/e-pollicaris, stipete Trilineari. Peruvia. 40 Stenospermatium Spruceanum S. Petioli 8&—9- pollicares, vagina a genieulo folii suffuleientis haud distante, a re- liquorum foliorum vero longe remota. Lamina fol. oblonga, sub-9- pollicaris, basi acuta , apice subacuminata. Pedunculus firmulus, folio sufluleiente multo longior, sub-IO-pollicaris. Spadix sesqui- pollicaris Il. vix-bi-pollicaris, juliformis, stipite trilineari. Brasilia. (Sao Gabriel, prov. Rio-negro). Spruce. Tornelia Spruceana S. Folii lamina ovato-oblonga |, oblonga, foraminibus a costa fere in marginem usque protensis, saepissime I. plerumque disrupto tenuissimo marginis limbo, seq- menta irregularia, imperforata, constituentibus. Pedunculus sub-J- pollicaris. Spatha ...... Spadix longitudine sub-6-pullicaris, diametro eireiter pollicari, albidus. Brusilia (Rio-negro, Sao Gabriel) Spruce. Monstera crassifolia S. Petioli ad apicem fere usque vaginati. Lamina fol. erassula, coriacea, oblongo-ellyptica, modice inaequilatera, basi arcuatim obtusata, hinc magis rotundata, illine (latere angustiore) magis cuneata, in geniculum haud angustata, apice subrepentino cuspidato-acutata, foraminibus nullis I. paucis- simis, costae approximalis, venis patentibus, crassis. Spatha ob- longa, acuminata, pedalis, intus pallide-flava. Spadix cylindroideus, crassus, mediam spatham haud superans. Stigmata aurantiaca. Venezuela. Monstera Seemannii S. Foli lamina late oblonyo- ovata, a medio basin versus leviter angustata et denique abrupte-, arcuata linea vero, contracta et juxta petiolum cuneatim descendens, apice rotundate diminuta, cuspidato-apiculata, foraminibus magnis, latere latiore biserialibus , interioribus ibi costae approzimaltis, minoribus, exterioribus in marginem disruptum exeuntibus, latere paulo angustiore medianis , venis patentissime sursum tendentibus. SPEMG® ol hr Insula Taboga. Seemann. Monstera Imrayana S. Foli lamina late ovato-ob- longa, ab imo fere apicem versus arcuatim sed sensim angustata, cuspidato-apiculata, basti latere latiore subtruncata, paulo angustiore rotundata, in priore foraminibus paueis medianis, in posteriore fo- ramine uno alterove costae approximato instructa, venis et in- ferioribus patentissime sursum tendentibus. Spatha late - obovata, apiculata, 7—&-pollices longa, 5 pollices (ubi expansa) lata. Spadix mediam spatham attingens, crassulus. £% Dominica Imray. A Monstera Holtoniana S. Foli lamina late-ovata, (11 pollices lata, 14 pollices longa), basi subcordata et ima basi brevissime cuneata, apice rotundute et subrepen tino angustata, cuspidulata , foraminibus lateris latioris subbiserialibus, interio- 41 ribus ibi costae approximatis minoribus, ceteris margini approzi- matis longioribus, lateris paulo-angustioribus uniserialibus, costae approximatis, paucis, venis (praecipue inferioribus) subhorizonta- liter-patentissimis. Spatha 5-pollicaris. Nova-Granata (Caucana), Holton. Monstera Parkeriana S. Foli lamina oblique-ob- longa, apicem versus sensim angustata, cuspidato-apiculata, basi latere latiore rotundata, latere conspicue angustiore arcuato- cuneata, foraminibus interdum in latere latiore paucis, longulis, medianis iustructa, venis patentibus. Spatha .....- Demerara. Schönbrunn, 9. Januar 1859. Genista Mayeri. Von Wietor v. Janka. (Seet. Corniola M ed.) Perennis. Radix oblique breviterve de- scendens fibras agens paucas, graciles, longas, subcarnosas. Cau- les, vel ex trunci annotini sublignescente residuo, terraeque accum- bente rami:plures autnumerosi, herbacei, stricti, tenues, sesquipedales cireiter, tereti vel obsolete angulati, suleatuli, inferne laeves glaberrimi, ceterum vero vel sparsissime adpresse pilosuli, vel apicem versus densiuscule puberuli v. pubescentes plerumque simplieissimi, rarius ramis in superiore parte aliquot, patulis (his fere semper sterilibus), brevibus, sparse foliatis ornati. Folia elliptica, late-ovalia vel rarius oblonga acuta; (inferiora saepe sub- rotunda) 19—22 lin. longa, 14—10 lin. lata, brevissime petiolata. Petioli ad summum Yı lin. longi, basi. vel paullo supra stipulati: stipulae subulatae, linea mox breviores, mox longiores. — Folia patentissima sunt; discoloria: supra enim dilute viridia, splen- dentia, conveza (numgquam plana!); subtus pallidiora subopaca ; margine piloso-pubescentia vel glabra. omnia apice mucronata. In- florescentia simplieissima, paueiflora laxa: caulis saepissime a medio jam florifer. Folia bractealia ovato-lanceolata pedicellis (saltem inferiora) pluries longiores ; immo infima legumina longe superant. Bracteae in caulis apice, ob legumina pleraque abor- tiiva delapsa dense congestae, patulae v. reflexae, quamin Genista tinctoria longe majores, comam quasi haud raro formant. Pe- dicelli i—2 lin. longi, demum indurati, erassiusculi, subelavati. In eorum apice bracteolae 2, brevissimae, subulatae, rigidae. Calix sub 22% lin. longus glaberrimus suboblique campanulatus: superiores dentes 2 inferioresque 3 subaequales , lanceolato - subulati, tubi longitudine, variantes breviores. Flores....... Legumina 9—17 lin. longa, linearia v. parum curvata plerumque patentis- 42 sima, glaberrima, vel pilis sparsis aceumbentibus adspersa, 5—10 sperma. Semina subrotunda, compressa, castanea, nitida. A Habitat frequentissime ad viarum margines in silvis ad „Felix-Bad“ prope Magno Varadinum Hungariae. Floret vere; legumina exeunte Augusto plane matura. Stirpis tota facies dıstinclissima,; — a Genista tinctoria, üsdem fere locis, sed solitarie cerescente toto coelo differt. — Dum haec flores fert, vel simul legumina juniora, illius fructus matu- rissimi.— A. @. ovata (G.nervata Kit.), cui similior, quave flora- tione vernali convenit, glabritie omnium partium etc. valde recedit. Cum ceteris confundi non potest. Spach lässt in seiner „Revisio generis Genista* in den annal, sciences naturell. ser. Il. 3. (1845) pag. 124 et seq. der Sectio V „Genistoides“ drei Unterabtheilungen. Sie zerfällt nämlich in: Subdiv. a) Folia I-nervia avenia, saltem obsolete et parce venulosa; flo-!Rami novelli graciles, ratio vernalis. floriferi (saltem sub Subdiv. b) Folia 1-nervia magis minusve\ anthesi) simplices. venosa; floratio vernalis. Subdiv. ©) Rami novelli floriferi paniculato- vel racemoso-ramu- losi. Floratio aestivalis. Folia saltem ramealia venosa, modo I-nervia modo subtriplinervia (variatione). Zu a) gehören von europäischen Arten: Genista leptophylla Spach, die auch in Siebenbürgen sehr verbreitet ist, und der @. triangularis sehr nahe steht. Ferner @. de- pressa M. B. und @. tetragona Bess. Zu b) G. anzantica Ten. und @. ovata W. et K, (von dieser letzteren Art ist @. nervata nach Kitaibel’schen Exemplaren, nicht verschieden). Zu c) endlich: Genista lasiocarpa Spach (G. ovata Balb. flor. taurin., non W. et K.), zu welcher auch jene Pflanzen gehören, welche dieHerren Schlosser und Vukotinovic bald als @. ovata, bald als @. ner- vata verschickten ; dann @. tinctoria L., @. Delarbrei Lec. et Lam., @. elata Wender, (@. elatior Koch) und @. mantica Poll. — Die Species dieser Unter- abtheilung bilden die Gattung Corniola Medic. bei Presl, mit Zuziehung der Genista triangularis W. und der @. ovata W. et K. Die von mir nun beschriebene @Genista Mayeri, die ich dem verdiensivollen Herrn Dr. Med. A. Mayer in Grosswardein widme, welcher eben an einer ausführlichen Skizze der beiden Bäder daselbst, arbeitet, gehört zur Unterabtheilung b). Dass Genista ovata von meiner Art verschieden sei, erwähnte ich schon. Ich besitze vollkommene Exemplare in Blüthe und Frucht aus Heuffel’s Hand, und habe die Kitaibel’sche Art Mitte Juli 1856 bei Mehadia mit reifer Frucht gesammelt. 43 Von Genista anzantica habe ich ein Bruchstück, von Tenore selbst erhalten. Diese neapolitanische Art hat bedeutend kleinere und schmälere Blätter, und ist auch durch eine ganz andere Tracht, beinahe der von @. sagittalis, verschieden. — Genista Delarbrei schliesslich, hat ebenfalls breite, oberseits glänzende Blätter, aber den Habitus der gewöhnlichen @. tinctoria, weicht auch sonst von G. Mayeri im Bau der Schotten bedeutend ab und blüht im Sominer; man vergleiche hierüber Godron’s und Grenier’s „Flore de France“ 1. p. 353. Ich bemerke nur noch, dass meine Art in der Natur als solche, aber da stets erkannt werden wird. — Es kostet keine Mühe die Pflanze sammt der schuhlangen Wurzel, die unter einer Menge abgefallenen Laubes von Eichen verborgen , kaum in den Boden einzudringen scheint, zu erhalten. In dieselbe Unterabtheilung stelle ich noch eine neue Art aus Siebenbürgen, die ich fälschlich als @. /ydia, auf den Heuwiesen bei Klausenburg gesammelt, im Jahre 1855 versandte. Die wahre Genista Iydia ist nach Grisebach im „iter hungaricum“* mit @. leptophylia Spach einerlei, und kommt auf Kalkbergen häufig vor, hat aber mit der Klausenburger Pflanze, die ich @. campestris nenne, keine Aehnlichkeit. Diese werde ich beschreiben, sobald ich reife Früchte derselben gesehen, da ich nur mehr Blüthen-Exemplare vorliegend habe. Wer sich mit den zahlreichen Genista-Arten abgegeben hat, wird zu beurtheilen wissen, wie schwierig sie zu unterscheiden sind. Absolute Gültigkeit hat, einzeln genommen, fast kein Kennzeichen. Vielmehr sind alle vereint zu berücksichtigen, um Arten mit Sicher- heit zu characterisiren. Wien,.am 25. December 1858. Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen. nebst Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten. Von Dr. Ferd. Sehur. It. 13. Agrostis L. gen. n. 80. Die siebenbürgischen Arten dieser Galtung lassen sich in zwei Sectionen eintheilen, von denen die eine jene Arten umfasst, deren Glumella zwei ausgebildete Paleen, die andern, deren Glumella nur eine vollkommene ausge- bildete Palea besitzt. Die erste Section umfasst die Agrostes genuinae Euagrostis,, Vilfa P.Beauv., und wird characterisirt durch : Folia omnia plana, Glumella bipaleacea— die andern des Trichodium M i- chaux, wird characterisirt durch Folia difformia, infima et noveliiu angustiora, complicata vel setaceo-convoluta. Glumella, unipaleacea. 44 Die Gegenwart der Granen, obwohl in der zweiten Section vorwal- tend, bietet dennoch keine wesentlichen Merkmale dar, als sie, wenn auch seltener, in der ersten Section ebenfalls vorkommt. Eigene Genera aus diesen Seclionen zu bilden, ist insoferne nicht natürlich, als weder im Habitus noch in den biologischen Verhältnissen der Arten beider Sectionen eine hervorstechende Verschiedenheit obwaltet. Sectio Il. Euagrostis Griseb. Glumella bipaleacea, palea exterior multo major mutica vel raro aristata, Folia plana inferna culmea et novellia angustiora. Rudimentum floris secundi nullum. Was nun die Behandlung der Arten betrifft, so ist es höchst schwierig, consequent einem Prineipe zu folgen, weil die Natur hier nicht sichere Arten, sondern eine grosse Anzahl von Formen bildet, die in einander übergehen und die Stammart kaum erkennen lassen, so dass wir z. B. zwischen Agrostis vulgaris With. und Agrostis sto- lonifera L., wenn wir die Endglieder, der grossen Formenreihe aus dem Auge verlieren, zwischen beiden genannten Arten keinen Unter- schied anffinden können. Will man nun auf solche Erfahrungen gestützt, die Arten A. stolonifera und vulgaris in eine Art wie z.B. Hudson in der Fl. angl. 1. p. 31 gethan, und Neilreich in der Flora von Wien p. 26 befolgt hat, so kommt man in die nachtheilige Lage, eine so formreiche Art aufzustellen, dass es fast unmöglich wird, irgend eine Form derselben, vielweniger die Art selbst zu erkennen, und mit Sicherheit zu bestimmen, was vorzüglich den Anfänger in der Botanik in die grösste Verlegenheit bringt. — Dass Linn den Agrostis vulgaris nicht gekannt haben sollte, scheint mir unwahrscheinlich, da diese Pflanze im Norden Europa’s in den Ostseeprovinzen auf den dürren sandigen Triften, nächst Nardus strieta die gemeinste Gras- art ist, welche durch ihre Gegenwart die tristen Gegenden noch trauriger macht, und mit Recht den Namen Windhalm verdient. Und dennoch ist dieses Gras für die dortige Gegend von grosser Wich- tigkeit, indem es durch ihren rasenförmigen Wuchs dem Boden einige Festigkeit verleiht. — Auf der Puszta in Ungarn und in einigen dürren Berggegenden Siebenbürgen’s habe ich diese wahre Agrostis vulgaris wieder gefunden, während in den fruchtbaren Gegenden die Agrostis stolonifera in den verschiedensten Formen vorkommt. Nach meiner Ansicht sind nicht nur Agrostis vulgaris und stoloni- fera, sondern noch andere constante Arten zu unterscheiden , doch will ich die ohnehin schon grosse Anzahl der Synonyma durch Auf- stellung neuer noch nicht hinreichend beobachteter Arten nicht ver- mehren. Jedoch finde ich mich fast veranlasst, mehrere eingezogene Arten, welche bald zu Agrostis stolonifera bald zu A. vulgaris gezählt werden, hier wieder aufzunehmen, da ich in der Flora von Sieben- bürgen diejenigen Formen gefunden zu haben wähne, welche diese Arten repräsentiren sollen, und von denen einige auch von Baum- garten in seiner En. Stirp. III. als selbständige Arten behandelt werden, wie z. B. A. vinealis, sylvatica, varia, compressa stoloni- 4% fera, hispida, alba, pumila. Ich will und kann es nicht in Abrede stellen, dass viele Arten in den Floren und Systemen wie eine böse Krankheit sich fortschleppen, und von ihren Autoren nicht wieder erkannt werden möchten ; allein ich bin auch eben so überzeugt, dass manche guten Arten mit Unrecht und aus Unkenntniss eingezogen worden sind. Es ist bei unseren Agrostisarten eigenthümlich, dass fast bei jeder die ähnlichen Formen und Spielarten vorkommen, wie wir dieses im Verlaufe dieser Besprechung beobachten werden. 14. Agrostis vulgaris With. With. arrang. IV. ed. 2. p. 132. Ledebour flor. Ross. IV. p. 438. a. genuina. Rhizomate fibroso, caespitoso rarius subrepente. Folüs planis vel siccate complicatis Ligula abbreviata folü supremi paulo producto et bifida, foliorum infimorum brevissima et truncata. Panicula oblongo-elongata demum contracta, ramis brevibus semi- verticillatis, laeviusculis vel scabris. Valvis subaequalibus acutius- ceulis florem '/% superantibus. Palea inferiori superiorem duplo su- perante mutica. Culmo gracili 12—18 poll. ad medium foliato. Folüs arrectis longe acuminatis, spieulis Yz lin. longis callo pedicelloque scabro insidentibus pallide fuscis. Syn. A. vulgaris L. (me judicante). Fl. suec. var. $£ — A. vulgaris Rehb. fl. exc. p. 25. Icon. germ. XI. t. 34. f. 1427. — A. polymorpha Huds. $ breviligulata Neilr. Flora von Wien p. 26. Auf trockenen Anhöhen, Triften, Sandboden, an Flussufern und auf Hügeln z. B. Talmatsch, Hammersdorf — bei Kronstadt am Ka- pellenberg, anf Kalk. — Elevat. bis 2000° — Juni August. b. alpina. Caespitosa. Culmo 6 poll. ad medium foliato. Pani- cula abbreviata , oblonga, spiculis purpureo- fuscis, valvis paleam inferivrem subaequante, ramulis, pedicellisque scabris. Syn. A. pumila Bmg. en. Ill. no. 1981. non L. c. montana. Rhizomate brevissime repente. Culmo graeili 6—9 poll. Panicula abbreviata« ovata 1—2 poll. longo. Spieulis purpureis, ramis ramulisque glabris. Valvis dorso scabris paleam inferiorem subaequantibus. Auf sandigen Bergabhängen bei Talmats, Boitza. Elevat. 3000 Joh = d. sazatilis. Similis praecedenti, distincta panicula elon- gata, oblonga, valvis paleam inferiorem Ys superante. Rhizomate non ramoso sed unilateraliter repente. Auf dem Surul an steinigen Abhängen 5000, — Substrat. Glim- merschiefer. September. e. alpestris. Rhizomate repente. Culmo elato rigido 15 —24 poll. usque ad apicem foliato. Folüs difformibus infimis et novellis angustissimis '/s lin latis, 6 poll. longis. Culmeis supremis latio- ribus 1 lin. latis, margine serulato-scabris. — Ligula brevissima bifida. — Panicula elongata demum contracta 3—8& poll. longa, ramis ramulisque setuloso-scabris. Spiculis purpureis nitidis. — Valvis inaequalibus, exteriora longiore dorso scabro, interiore dorso glabro. Palea exteriore obtusissima, trierenata valvis parum bre- 46 riore mutica. Syn. Agrostis Hornungiana Schur. an nova sp. ? Auf Kalkgebirgen z. B. auf dem Königstein und der Piatra Mare bei Kronstadt. Juni — August. Elevat. 5000’—6000'. Diese Pflanze habe ich meinem lieben Freunde Horn un g, Apo- theker in Kronstadt, in dessen Gesellschaft ich diese sammelte, ge- widmet, und es verdient derselbe diese kleine Auszeichnung um so mehr, als er dort der einzige Mann ist, welcher der Botanik einige Aufmerksamkeit schenkt. f. pumila. Rhizomate fibroso caespitante et breviter repente. Culmo erecto 3—6 poll. ad apicem foliato. Folüs angustissimis, plerumque complicatis, margine scabriusculis, acuminatis. »Panicula basi interdum vagina folii supremi involuta 1—3 poll. longa, am- bitu oblonga, ramis ramulisque brevibus scabriusculisque. Spieulis numerosis pallide fuscis. — Valvis subaequalibus exteriore majori dorso scabra. — Palea exteriori superiorem duplo superante, acu- tiuscula mutica. — Syn. Agrostis pumila L mant. 31. Rehb. icon XI. t. 34. fig. 1428. Auf dürren Triften, grasigen Hügeln hin und wieder z.B. auf dem Wege zum Gorgau bei Stolzenburg in grosser Anzahl. — Elev. bis 2060. — Substr. Alluvium. Juni — August. Diese Pflanze stimmt mit der norddeutschen Pflanze vollkommen überein, und hat hier wie dort ihre eigenthümlichen Standorte, so dass sie mit A. vulgaris genuina höchst selten in Gemeinschaft ge- funden wird. Auch ist diese Form nicht immer durch Brand dege- nerirt und in diesem Zustande zu unterscheiden, sondern auch die gesunde Pflanze zeichnet sich durch ihren Wuchs, und durch kürzere und dickere Aehrchen aus, welcher Umstand auch Linne zur Bildung der Art bestimmt haben wird. — g. sylvatica. — Syn. A. sylvatica Host. gram. t. 58. — A. diffusa Host. gram. t. 55.— Bing. en. Il. no. 1975. — A. sto- lonifera Poll. pat- 1. p. 63. — A. stolonifera Bmg. en. Ill. no. 1978. — Rchb. icon. Xl. t. 1430. Auf sandigen feuchten schattigen Plätzen zwischen Weidenge- sträuch am Zibinflusse bei Hermanstadt. Elevat. 1000°. — Juli — Aug. h. hispida. — Subsimilis praecedente , sed ramis ramulisque paniculae setuloso-scaberrimis. — Syn. A. hispida W. sp. 1. 370. — A. capillaris Schr. — A. lithuanica Bess: ap. Ledeb. — A. vul- garis Schrad vgerm. t. 2. f. 3. Host. gram. 1.59. — A. capil- laris Leers. t. IV. f. 3. — A. capillaris Roth. ap. Spr. — Big. en. III, no. 1979. Auf feuchten Wiesen, auf Aeckern, an Waldrändern um Her- mannstadt häufig. — Juli — September. i. repens, praecedens, sed rhizomate lonye repente praedita. Syn. A. stolonifera « L. sp 93. ap. Koch Syn. 2. p. 903. — A vul- garis var. arenicola Koch ap. Ledeb, — A. stolonifera Bmg. en III. no. 1978. Auf feuchtem Sandboden am Altflusse bei Talmats. Juli 47 k. umbrosa. — Rhizomate fibroso, caespitoso. Culmo erecto fistuloso 3 ped. et ultra ad apicem fere foliatus Folüs latis lon- gisque usque ad 2 lin. latis, inferne margineque scabris. Ligula brevi Y lin, longa , recte-truncata. Panicula ampla nutante, 9—12 poll. longa, ramis verticillatis scabris, basi longenudis. — Spiculis parvis viridibus, 1 lin. longis, glabris. Valvis subaequalibus acutis, sca- briusculis paleam injferiorem subaequantibus. Palea iuferiori mutica. Syn. Agrostis umbrosa Schur nova sp. Auf grasigem Waldboden, an Gärten und schattigen Plätzen bei Hermannstadt. August. Substrat: Alluvium. l. parviflora. Praecedenti subsimilis. — Rhizomate fibroso, caespitoso. Caulibus basi decumbentibus, 12—/8& poll. ad medium foliatis. —- Folüs conformibus , °/ı lin. latis, 3 poll. longis, scabris, margine serratis. Ligula brevissima truncata. — Panicula divari- cata, ambitu ovali, ramis patentibus, scabriusculis. — Spiculis mi- nimis, Y» lin. longis, viridibus vel pallide fuseis. Valvis paleaque subaequalibus , obtusiusculis. Caulibus novellis terrae adpressis sto- loniformibus, in [ossis non raro natantibus. An Agrostis decumbens Host. gram. t. 54.? Diese höchst veränderliche Art ist von der nächstfolgenden Agrostis polymorpka Trin. wohl schwierig durch schlagende Merk- male zu unterscheiden; allein der eigenthümliche Habitus von A. vulgaris, der meist rasenförmige Wuchs, die losere Rispe, die stumpferen Valven und die kurze meist gerade abgestutzte Ligula bieten einige Merkmale, durch welche man diese ziemlich sicher unterscheiden kann. Diese Agrostis wird fast auf jedem Boden und in jeder Region durch irgend eine der Formen repräsentirt, und sie bildetin Sieben- bürgen einen Gürtel von 600’—6000° — also von 5400' Elevation. Auch in horizontaler Richtung ist sie durch das ganze Gebiet ver- breitet. Sie gehört zu jenen Pflanzen, welche keinen Boden und kein Clima verschmähen, und wo im Norden von Europa kein Gras mehr gedeihen will, da finden wir diese Agrostis mit ihren elastischen Halmen dem Nordwinde Trotz bieten. — 15. Agrostis signata Schur. Syn. Agrostis stolonifera cum var. Auctor. plurimorum. a. genuina. Rhizomate repente, rarius caespitoso et soboli- fero. — Culmo magis minusve elato,2—4 ped. Folüs omnibus planis I!A—3 lin. latis. Ligula producta rotundata. Panicula ampla, ramis patentibus semiverticillatis, a basi spiculigeris , pedicellis ramum approximatis. Valvis acutis florum subaequantibus , carina scabra. Palea inferiori superiorem duplo superante mutica. — Syn. A. poly- morpha Trin. Mem. VI. p.348 et icon. gram. 1. t. 31. — A. poly- morpha Huds. fl. angl. p.p. — A. stolonifera Auctorum Koch. syn. ed. 2. p. 904. — A. stolonifera var. ß L. sp. 98, — A. stoloni- fera Sm. fl. britt. 1. 80. — A. stolonifera Bess. en. p. 5. — A. stolonifera Be ss. sc. Ledeb. — A. stolonifera Rcehb. fl.exc. eticon. fl. germ. XI. t. 34 fig. 1430. 48 An feuchten schattigen Orten, auf Wiesen, in Wäldern, an Flussufern,, in Gräben und Sümpfen, um Hermannstadt häufig. Juni bis Septr., auch auf Salzboden z. B. bei Vizakna. — Elev, bis 1200‘. b. limo sa. — Rhizomate flbroso, c«espitoso, rarissime sub- repente. Culmis strietis tenuwibus , ad medium foliatis, 3—4 pedal. Folis aequalibus, linearibus, utrinque margineque scabris.— Ligula produeta rotundato - acuminata , interdum laciniata vel bifida, — ceiliata. — Panicula 6—9 poll. longa, demum contracta, flavida, ramis scabris longioribus basti nudis, brevioribus a basi spieuli- geris. - Spieulis minimis YA—/ı lin. longis. — Valwis subaequa- libus, infima carina scabra. Palea exteriori mutica Ya2 lin. longa. — Syn. Agrostis limosa Schur nova sp. Auf schlammigem schwach salzigem Boden. — Häufig um den Schlammkanalkamm beim Dorfe Reussen, August. — Elev. 1200. c. gigantea. — Praecedenti similis sed. Culmo elato 3—4 ped. folis latis 3—4 lin. latis, — Ligula maxima — producta. Panicula ampla demum contracta. Spiceulis viridibus. Syn. A. gigantea Gaud. agr. 1. p. Sl. — A. alba a gigantea Meyer. — A. alba a major Fl. helv. 189. — A. alba g. D. Fl. 1. 511. M. et K. —A. stolonifera ß gigantea Koch. Syn. ed. 2. p. 902. — A. compressa W. in Ust. mag. — A. alba d. D. Fl. 1. p. 511. — A compressa W. sp. plant, non Bmg. Auf feuchtem schattigen Grasboden, an Flussufern zwischen Weiden- und Erlengebüsch durch das ganze Gebiet verbreitet z. B. auch am Zibin bei Hermannstadi. Juli— August. d. varia. Praecedens sed spiculis purpureo-fuseis. Rhizo- mate longo repente. Syn. A. varia Host. gram. t. 57. Bmg. en. 11. no. 1976. Auf feuchten Wiesen, z. B. am alten Berg bei Hermannstadt — bei Talmalsch am Altfluss auf Nagelflue. Juli. — e. decumbens. — Rhizomate subrepente. Culmo decum- bente 2 ped. Folüs latiusculis. Ligula por recta bifida, lobis rotun- datis eiliatis. — Panicula elongata laxiuscula spiculis viridibus, ramis scabriusculis erectis. — Syn. A. decumbens Host, gram. t. 54. — An Gräben und Flussufern, oft schwimmend. ‚Juli. — Auf der Lazareihwiese bei Hermannstadt. Elev. 1000‘. f.prorepens. — Praecedens sed rhizomate valde repente. Auf Sandboden am Cibinflusse bei Neppendorf unweit Hermannstadt. Juli. — g. flavida. — Habitu Agros. gigant. Rhizomate? — Culmo debili 3 5 ped. decumbente fistuloso supra medium foliato. — Folis latis longisque glabris, margine serulatis. subglaueis. — Ligula mazima producta — Panicula mazxima flava, demum rufescente ramis verticillatis scabris, a basi spieuligeris. Callo piloso — Valvis dorso ciliato-scabro. Palea mutica acuta valvis parum breviora.— Syn. Agrostis flavida Schur. — 49 Anden Sauerquellen auf dem Büdös. September. Substr. Trachyt Elev.3000'. — Auf eisenhaltigem Boden. h. aristata = A. compressa Bmg. en. Ill. no. 1977.-A. dubia Lees. no. 56. 1. IV. f. 4. Bei Reps aufhochgelegenen Orten (Bmg.) Juni September. — Mir unbekannt! i. albida. — Caespitans. — Panieula albida demum flavida ramis arrectis scabriusculis. — Ligula abbreviata, folü supremi productiori, bifida lobis rotundatis ciliatis. Oulmo suberecto, I/8 poll. alto, ad apicem fere foliato..— Syn. Agrostis alba Schrad. fl. germ. p. 299. Auf sonnigen steinigen Plätzen zwischen kurzem Grase auf Dilluvium auf der Pojana bei Kronstadt. Elevat. 2500 —3000°. — Juni August. — k. caespitosa. — Praecedenti similis sed panicula pur- purea. Dense caespitosa. — Syn. Agrostis varia Host. gram. t. 87. p. P- Auf sumpfigem Boden, auf der untern Pojan abei Kronstadt. JInni. Elev. 3000, l. coaretata. — Rhizomate fibroso brevi sobolifero. Culmo geniculato, ad medium foliato, 12 poll. alto. Folis conformibus glaucescentibus. Ya—°/ı lin. latis. 2—3 poll. longis a medio longe acuminatis, utrinque nervis scabris, scabriusculis, margine serrulatis. Ligula abbreviata foli supremi arrecte productiori truncata, laci- niata, interdim bifida. — Panicula abbreviata, angustata, ramis brevibus a basi spieuligeris, 2—3 poll. longa, 3 lin. lata, ambito oblongo-lineari. — Spiculis viridibus vel demum flavescentihus. Valvis obtusiusculis, infima dorso scabro. Palea inferiori superio- rem duplo majori, mutica. — Syn. Agrostis coarctata Ehrh. gram. no. 133. Rehb. icon. Al. f. 1431. Scheint mir eine gule Art constlituiren zu können, wenigstens nach den mir vorliegenden siebenbürgischen Exemplaren. Auf strengem Lehmboden. Ziegelofengrund bei Hermannstadt. Juni Juli. Elevat. 1000°. — Eine ebenfalls vielgestaltige Art, welche, wenigstens in der Flora von Siebenbürgen, nie auf dürrem Boden wächst, sondern feuchte und schattige Standorle liebt. Sie steigt etwa bis zur selben Berghöhe, 3000' und sie weicht in dieser Hinsicht von A. vulgaris bedeutend ab, welche mehr dürre Orte liebt und bis auf die Alpen steigt Nach den siebenbürgischen Exemplaren ist A. polymorpha Trin. von A. vulgaris Witb. (L.) gut zu unterscheiden: durch dichtere reiche Rispe, deren Aeste meist schon von unten oder der Basis Aehrchen tragen; durch die allmähliger zugespilzten Valven; durch die ausgezeichnet grosse Ligula; durch die deutlicher ausge- sprochene Tendenz zum kriechenden Rhizom. — Der Habitus sämmt- licher Formen ist auf den ersten Blick sehr distinetiv, und es dürfte selbst Anfängern , welche einmal diese Art gut angesehen haben, Oesterr, Botan. Zeitschrift 1859. 2. left, 4 50 nicht schwer sein, ein A. polymorpha von A. vulgaris zu unler- scheiden, sie bildet einen Vegelationszirkel von600' — 3000° — also 2400. — Sectio I. Trichodium Michauz. Schrad. fl. germ. 1. p. 198. Glumella unipaleacea, palea dorso arista geniculata vel recta in- structa vel mutica. Folia difformia, infima novelliaque angustissimae, saepe complicata. 16. Agrostis rupestris All. fl. ped. 2. p. 237. Syn. Trichodium alpinum Bmg. Schrad. En stirp. Ill. p. 193. n. 1952. Var. flavescens vel aurata. Panicula spiculis flavescen- tibus instructa. Syn. Avena setacea Bmg. secund. Herb. Transilv. (non Vill.) — Agrostis setacea V ill. delph. 2. 76. — Avena aurata Allion. sec. Herb. Transsilv. Baumgartenii. Auf Hochalpentriften, z. B. auf dem Arpas mare. Juli. Elevat. Substrat. Glimmerschiefer. 17. Agrostis canina L. sp. 92. Syn. Trichodium caninum Schrad. germ. 1. 198. Bmg. en. III. p 192. no. 1951. (@ aristatae) a. genuina. — Rhizomate fibroso, caespitoso, rarius repente et sobolifero. — Culmo curvato adscendente,. 2—3 ped. flaccido, ad medium foliato. — Folis culmeis planis, '/ lin. latis, infimis novel- lisque setaceo-convolutis omnibus scabris. — Ligula producta ob- longa. Panicula explicatz, demum contracta, purpureo-fusca, ramis ramulisque basi longe nudis, scabris. Spieulis callo pilosiuseulo in- sidentibus. — Valvis subaequalibus florem superantibus. Palea in- feriori apice crenata, dorso aristato. — Arista nivea setacea sub- geniculata. paleam duplo superante. Syn. Agrostis canina Auctor. Rehb. germ. icon. XI f. 1424. t. 33. Trichodium canınum var. 1. Big. 1. c. Auf feuchten Wiesen ganze Strecken bedeckend, z. B. vor Talmats bei Wesztin. Juni. Juli. Elevat. eirc. 1200. — ; b.Zranssilvanica. — Rhizomate fibroso. Culmo basi geniculato radicante, 2 pedalibus, fistuloso. — Foliüs latiuseulis, culmeis omnibus subaequalibus. prolium novellium planis angustis- simis, margine scabris. — Ligula producta 1'/s lin. longa acula eiliata. — Panicula explicata ampla, & poll. longa ramis numerosis verticillatis scabris, basi longe nudis. Spiculis minimis “2 lin. longis purpureo-fuscis. Callo conico glabro insidentibus. Valvis subaequa- libus obtusiusculis forem "/ superantibus. Palea rotundata infra medium dorso aristata. Arista geniculato reflexa valas duplo su- perante, fusa. Syn. Trichodium transsilvunicum vel Agrostis trans- silcanica Schur. Auf Sumpfwiesen bei Hermannstadt, zwar auf der ganzen La- zarelhwiese verbreitet, aber immer einzeln. ‚Juli. Elevat. 1000. — c. arenosa, rigida.— Rhizomate dense caespitoso fibroso repente sobolifero, Sobolis albo squamatis. Culmo rigido 18—24 poll. alto erecto basi vaginis aphyllis pallidis involuto. Foliis rigidis margine scabris, novellis angustis complicatis. Ligula brevissima, 7000‘ 1 truncata, erosa, 3 lin. longa. Panicula explicata demum contracta ramis ramulisque scabris a basi spiculigeris. Spieulis 1 lin. longis faseis callo glabro insidentibus. Valvis subaequalibus, acutis, dorso eiliatis, flores '/s superantibus. Palea ambitu oblonga, vix erenata, dorso medio aristata. Arista recta paleam uequante valvas "a superante, scabra. Syn. Agrostis arenaria Schur. n. sp. vel Tri- chodium arenarium Schur. in herb. Transsilv. ejusdem (Agrostis vinealis (Schreb.) Bmg. En. Stirp. III. no 1974, et Agrostis montana. Kr. ap. Bmg. |. c.?) Auf sandigen Hügeln im lockeren Sande hinter Hammersdorf bei Hermannstadt in Gesellschaft von Stipa juncea Bmg. Juli Aug. Elevat. 1500°. — Substr. Alluvium etwas mergelhaltig. — Diese Pflanze stimmt bis auf das kriechende Rhizom und der kurzen Ligula mit Agrostis rubra L. sp. 92. Allein da man zwischen kurzer und langer Ligula keinen sichern Massstab hat, und das Rhi- zom bei allen Trichodien die Tendenz zum Kriechen hat, so kann wohl in letzterer Hinsicht der Standort zu dessen Entwicklung bei- getragen haben. Es würde dieses nicht die erste skandinavische Pflanze sein, welche ich in Siebenbürgen gefunden habe. Die skan- dinavische Pflanze habe ich leider nicht gesehen. f. alpina tenuifolia. — Rhizomate fibroso et subrepente. — Culmo adscendente tenerrimo 9—12 poll. ad medium folinto. — Foliis conformibus, angustissimis, complicatis, margine scabris, 1—2 poll. longis. Ligula brevissima truncata. — Panicula abbreviata con- tracta, 2-3 poll. longa, ramulis scabris a basi spiculigeris. — Spiculis callo glabro insidentibus , fusco - purpureis, °/s lin. longis. Valvis subaequantibus subito acuminaltis carina scabris, florem '/s superantibus. Palea dorso infra medium arista, subrecta, glumam parum ezcedente notata. Syn. Agrostis tenuifolia M.Bieb. Agrostis rubra L. sp. 9%. — Ledeb. fl. Ross. IV. p. 440. — Agrostis tenui- foia M. Bieb. fl. taur. 1 p. 56. III. p. 61. Me judicante! — Ledeb. fl. Ross. IV. p. 441. $ aristata. — Trichodium rubrumSchur. Sertum fl. Transs, p. 83. no. 3075. — An Ayrostis alpina Leyss. fl. hab. no. 67. Auf Alpentriften, auf steinigem Boden zwischen kurzem Grase, z. B. auf dem Surul, September 1846. Elevat. 5000. — Substrat: Glimmerschiefer, in kleinen Vertiefungen im verwitterten Gestein, am nördlichen Abhang. ß muticae submuticae. g. tenerrima.— Caespitosa. Culmo tenerrimo debrei, 9—12 poll. Folüs mollibus margine scabris, infimis novellisque complicatis. Ligula producta Yys lin. longa rotundata margine laciniata. Pani- cula tenerrima 2 poll. longa latiuscula, ramis glabriusceulis a basi spieuligeris. — Spiculis minimis v2 lin. longis. — Valvis aequalibus acutis dorso scabriusculis, florem superantibus. Palea mutica vel raro medio arista palea breviore instructa. Auf Moorwiesen zwischen Hermannstadt und dem Alleeberg auf der so genannten Salzwiese. Juli, — 4 x h. Aybrida vel grandispieulata. — Rhizomate cae- spitosa. Culmo rigido supra medium foliato , suberecto 18 poll. alto — Folüs omnibus planis inferioribus angustioribus. — Ligula brevis truncata, ciliato. — Panicula demum contracta fusco purpurea. — Spieulis oblongis I lin. longis. Valvis mueronatis aequalibus, florem Ys superantibus. Palea mutica. — Syn. A. hybrida Gaud. agr. 1. 66. Reichenb. icon. 14 t. 1424. Auf feuchteren Wiesen zwischen Salzburg und Munkra bei Hermannstadı, Juli. i. flavi flora. — Rhizomate fibroso. Culmo basi curvato, 10—12 poll. — Folüs omnibus planis, culmeis latioribus. Ligula producta. Panicula demum contracta, oblonga, stramineo-flava ra- mis glabris a.basi spiculigeris. — Spieulis callo glabro insiden- tibus °/ lin. longis. Valvis aequalibus dorso glabris florem parum superantibus. Palea acutiuscula mutica. Syn. Trichodium caninum 3 stramineum. Bmg. en. Ill. no. 1951. k. pallescens tur fosa. — Similis anticedente, sed tenuior. — Ligula producta acutiuscula. Ramis paniculae scabris. — Spi- culis flavo-viridibus callo glabro insidentibus. — Valvis carina scabris acutioribus. Auf Torfwiesen an schattigen Orten z.B. am Büdös. September. Elevat. 2000'. — Auch Agrostis canina L. mit ihren Formen finden wir in der Flora von Siebenbürgen fast in allen Regionen repräsentirt, aber wie mir geschienen hat, in constanteren Abänderungen, welche nach meiner Ansicht sehr leicht als selbstständige Arten aufgenommen werden könnten. Von der hier behandelten Agrostis betrachte ich folgende als gute Species: s »>(1. Agrostis Hornungiana Schur. = (2. Agrostis pumila L. 3. Agrostis umbrosa Schur. ji 4. Agrostis limosa Schur. 5. Agrostis coarctata Ehrh. 6. Agrostis flavida Schur. 7. Agrostis transsilvanica vel Trichodium transsilvani- cum Schur. 8. Agrostis arenaria vel Triehodium arenarium Schur. 9. Agrostis tenuifolia M.Bieb. 10. Agrostis canina L. cum var. 11. Agrostis vulgaris With. cum var. 12 Agrostis signata Schur cum var. Die Benennung »Agrostis stolonifera“ als ein nomen ineplum fällt somit weg, als darunter sehr verschiedene Formen gemeint werden. Wien, im December 1858. oydaowm "S24 sysouby -hjod’y -ma "Durund Die schlesischen Gefäss-Kryptogamen. Von Dr. J. Milde. Im Jahre 1852 theilte ich in Nr. 24 des botanischen Wochen- blattes ein Verzeichniss der schlesischen Gefäss-Kryptogamen mit. Seit jener Zeil habe ich mich noch eifriger, vorzüglich mit den deut- schen hieher gehörigen Gewächsen beschäftigt Ä ich habe vieles Neue dazu gefunden und Manches anders anzusehen gelernt, Ich hoffe, es wird Manchem der Leser nicht uninteressant sein, die een Gefäss-Kryptogamen in ihrem jetzigen Umfange kennen zu lernen. Fam. E. Filices. /. Aspidium lonchitis S w. Riesengeb. und Kessel des Gesenkes. 2. A. aculeatum Döll. Rheinische Flora 1855. p. 37. e@. vulgare Döll. (A. lobatum Kunze. Flora 1848. Nr. 22. Breslau. Im Vor- und Hochgebirge Schlesiens sehr verbreitet, besonders in Buchenwäldern. Ueberwintert! Das A. Plukeneti D.C. und dıe Form rotundatum Döll. sind nur Jugendzustände dieser Pflanze. Dagegen ist eine sehr ausgezeichnete Varietät: Var. umbraticum Kunze. Flora 1848. Nr. 22. Zu ihr gehören die grössten, bis 3° hohen Exemplare, mit schwarzbraunen Spreu- schuppen und einem sehr verlängerten ersten Fiederchen zweiler Ordnung der oberen Reihe. Ich habe ausserdem in meiner Mo- nographie in Vol. XAVI. P. II. Der Nova Acta noch eine Form platylobum mit ungewöhnlich breiten Fiederchen, eine Form longilobum wit ungewöhnlich langen und schmale n Fiederchen unterschieden, Am schönsten und abweichendsien ist die Form microlobum. Die Wedel sind nur etwas über 1° hoch, ungemein starr, sehr dicht mit zusammenfliessenden Fruchthäufe hen besetzt, die Fiederchen deutlich gestielt, fasst senkrecht gestellt und dabei ungemein klein, nur 3'% Linie lang. (Gesenke.) Den mon- strösen Bildungen nähert sich eine Forma deltoideum: sie ist meist steril, die Fiederchen ungeöhrt, deltafürmig. Gabelig ge- theilte Wedel sind nicht selten. Braunü Döll. 1. c (Asp. pilosum Schur.) Im Gesenke an vielen Orten, besonders am rothen Berge, auf dem Gräfenber ge und in Nieder-Lindewiese , um Ustron , in der Eule. Die Pflanze kommt bisweilen fast dreifach gefiedert vor. y.Swartzianum Koch. (A. aculeatum Kunze.) Sehr selten Schlossberg bei Zuckermantel. Gräfenberg und hoher Fall am Altvater. Zwischen allen drei Subspecies existiren zahlreiche Uebergangsiormen der mannigfaltigsten Art. 3. A. Filix mas Sw. (A. Mildeanum Göppert, A. Heleopteris Borekhausen.) Auch diese in Schlesien sehr verbreitete, vor- züglich aber im Vorgebirge häufige Pflanze erscheint in mehreren Formen, von denen die var. ineisum Döll. u. M. am bemerkens- werthesten ist. Sie ist characlerislisch für unsere Vor- und Hoch- Gebirge. Die grundständigen Fiedern zweiter Ordnung sind tief EN 54 eingeschnitten und durch hervortretende Läppchen sehr stark geöhrt. Das A. Mildeanum ist eine Form dieser Varietät, und weicht ab durch steil aufrechte Wedel und ungemein starke haarähnliche Bekleidung auf beiden Seiten, die Fiederchen sind nur 4 Linien lang und 1 Linie breit, die ganze Pflanze sehr zierlich. (Reinerz. Zobten.) Die monstr. erosum und depastum sind nicht gerade selten. 4. A. cristatum Sw. An vielen Orten in Schlesien, aber stets auf zitternden Wiesen zwischen alten Erlenstöcken, mit A. Thelyp- teris und A. spinulosum. ß. Aspidium spinulosum X cristatum und A. cristatum X spinu- losum (A. Bottii Tuch.) Diese merkwürdige Mittellorm wurde von mir um Breslau bei Ransern und Garsuche bei Ohlau ge- funden und von vielen andern Localitäten nachgewiesen. Die Exemplare stehen bald dem A. cristatum, bald dem A. spinulosum näher. ö. A. spinulosum Sm. Häufig in der Ebene und im Gebirge. Var. elevatum Al. Br. Hieher gehört nach Ansicht von einem Ori- ginal-Exemplare, das A. Callipteris W ilms. Die Form ist in Schle- sien nicht selten. Subsp. A. dilatatum Sm. Characteristisch für die Wälder des Gesenkes und Riesengebirges, wo auch zahlreiche Uebergangsformen zur Grundform vorkommen. 6. A. Oreopteris Sw. Um Breslau. Wohlau. Im Vor-und Hoch- Gebirge ; aber nur in letzterem mit Polypodium alpestre an einigen Stellen häufig. Sehr gemein um Ustron. 7. A. Thelypteris Sw. Gemein auf zitternden Wiesen zwischen Erlenstöcken. & Allosorus crispus Bhdi. Nur im Riesengebirge. 9. Cystopteris fragilis Bhdi. In der Ebene seltener, um so häufiger im Vorgebirge. Findet sich in zahlosen Formen, die aber nicht constant sind. 10. C. sudetica Al. Braun und Milde. (Cyst. alpina et montana Wimmer, leucospora Schur.) Im Gesenke um den Alt- valer, an 4 Stellen. 11. Struthiopteris germanica. Willd. Um Striegau. Ustron. Kosel. Ober-Lausitz. 12. Pteris aquilina L. Ebene und Gebirge. 13. Asplerium Filic femina R. Brown. Sehr verbreitet in der Ebene und im Gebirge. Im Hochgebirge begleitet es das Polyp. alpestre. 14. A. Trichomanes Hudson. An Dorfmauern, an Kirchen in der Ebene, gemein im Gebirge. Sehr selten mit gabeliger Spindel und eingeschnittenen Fiederchen. 15. A. viride Huds. Ungemein häufig bei Nieder-Lindewiese, aber nur auf Urkalk, ausserdem auch im Hochgebirge und Vorge- birge nicht selten. Sehr oft mit gabeliger Spindel und tiefeinge- schnittenen und verlängerten Fiedern. 16. A. septentrionale Sw. Sehr häufig im Vorgebirge. 17. A. germanicum W eiss. Nicht selten im Vorgebirge. 55 18. A. Ruta muraria L. In der Ebene und im Gebirge häufig, besonders auf Urkalk; oft mit ganz schmalen Läppchen und dann sogar dem A. fissum Kit. sich annähernd. 19. A. Adiantum nigrum L. Die Grundform nur auf dem Geiers- berge, bei Frankenstein und auf der Landskrone bei Görlitz. @. Subsp. Serpentini Tausch. Aufden Serpentinlagen von Zobten bis Frankenstein. ß. Subst. Silesiacum Milde Eine ausgezeichnete Pflanze; an A. acutum erinnernd. Weinberg bei Zobten ; auf Serpenlin. 20. Scolopendrium offieinarum Sm. Babia Gora. 21. Blechnum Spicant Roth. In der Ebene sehr selten, z. B. um Wohlau ; häufig im Gebirge. Sehr lehrreich sind die hier nicht selten vorkommenden Mittelformen zwischen sterilem und fruclifici- rendem Wedel. 22. Woodsia ilvensis R. Br. Weistritzthal. 23. W. hyperborea R. Br. Kleine Schneegrube im Riesen- gebirge, und Kessel im Gesenke, 24. Polypodium vulyare L. In der Ebene, aber noch hänfiger im Gebirge und daselbst in zahllosen Formen und Monstrositälen, unter denen besonders die Form. auritum W ild. auffallend ist. Ga- belige Wedel- und Fiederspindeln nicht selten. 25. Phegopteris vulgaris Metten. (Polypodium Phegopteris L.) In der Ebene, besonders aber im Gebirge verbreitet. 26. Phegopteris Dryopteris F& e. (Polypodium Dryopteris L.) Ebenso, aber noch häufiger. 27. Phegopteris Robertsiana Al. Br. (Phegopteris calcarea Metten. Polypod. Robertianum et calcareum Autor.) Besonders verbreitet im Gesenke auf Urkalk, bei Nieder-Lindewiese an vielen Stellen, bei Saubsdorf; Ustron; Wyssoka Hora am Annaberge ; Töpliwoda bei Münsterberg. Landeck. 28. Phegopteris alpestris Metten. (Pseudathyrium flexile Newm. Polypod. alpestre Hoppe.) Im Hochgebirge ungemein ver- breitel; in seiner Gesellschaft stets Asplen. Filix femina. 29. Osmunda regalis L. Wohlau. Gross-Glogau. Görlitz Oppeln. Nisky, Sommerfeld, Sproltan, Boskau. Var. interrupta Milde. Spitze und Grund des Wedels steril, die Mitte fructificirend. Um Wohlau jedes Jahr wiederkehrend. 30. Ophioglossum vulgatum L. In der Ebene und im Gebirge häufig. Kommt in zahllosen Formen vor; bisweilen 3 Individuen auf einem Rhizome. Letzteres treibt Ausläufer. Die Form des sterilen Blatttheiles vom Kreisrunden bis ins Schmallanzeitliche, besonders schön im Gesenke mit Botrychium Lunaria, B. rutaefolium und B. matricariaefolium. 31. Botrychium Lunaria Sw. In der Ebene selten; sehr häufig im Gebirge. 32. B. simplee Hitch. (B. Kannenbergü Klinsm.) Im Gesenke bei Nieder -Lindewiese. Am 7. Juni 1857 von mir aul- gelunden. En 33. B. matricariaef: ium Al. Br. In Schlesien jetzt an vielen Orten. Stein bei Himptsch. Silberberg. Gesenke. Reinerz. Ludowa. Lausitz. etc. 34. B. rutaefolium Al. Br. Deutschhammer bei Trebnitz. Rie- sengebirg. Glätzer Gebirg. Gesenke. In Ober-Schlesien an mehreren Orten. Fam. 11. Equisetaceae, 35. Equisetum arvense L. Mit den Formen serofinum Meyer. (E. campestre Schultz); intermedium Milde, irriguum Milde (FE. riparium Fries.) Beson.ders in der Ebene verbreitet. 26. E. Telmateja Ehrh. An vielen Orten : Ober-Schlesien. Neisse. Gräfenberg. Ustron. Bei Stolz. Grösste Höhe 6 Fuss. Kommt in vielen Formen und Monstrosiläten vor; am häufigsten var. sero- finum; der sonst sterile Stengel trägt hier eine Aehre. 37. E. pratense Ehr h. In Schlesien sehr verbreitet und charakte- ristisch für die Ufer der Oder; auch im Glätzer Gebirge und im Ge- senke. Kommt in vielen Formen und Monstrositäten vor. 38. E. silvaticum L. Im Gebirge und in der Ebene nicht selten. 39. E. limosum L. Gemein, aber vorzüglich in der Ebene. 40. E. litorale Kühlewein (CE. inundatum Lasch. E. uli- ginosum Heugel. E. Kuchianum Böckel.) Constant jedes Jahr wiederkehrend; um Breslau an vielen Orten; auch an anderen Loca- litäten aufgefunden. 41. E. palustre L. Ebene und Gebirge. 42. E. hiemale L. Mit der Forın paleaceum Schleicher uud den Subspecies E. trachyodon Al. Br. und E. elongatum Willd. Breslau. Die Grundform sehr verbreitet. Die beiden Subspecies haben bei uns stets sterile Sporen und ihre Stengel sind einjährig. 43. E. variegatum Schleicher. Am 19. Sept. 1858. auch um Breslau, hei Karlowitz von mir aufgefunden. Fam. III. Lycopodiaceae. 44. Lycopodium Selago L. Ebene und Gebirge. 45. L. inundatum L. An vielen Orten in der Ebene. 46. L. annotinum L. Ebene und Gebirge. 47. L. alpinum L. Im Hochgebirge. 48. L. complanatum L. Oft gesellschaftlich mit der Subspecies L. chamaecyparissus und in diese übergehend. So bei Birnbäumel vor Suhlau und Carlsruhe in Ober-Schlesien. Die Grundform in der Ebene und im Gebirge. 49. L. elavatum L. Ebene und Gebirge. 50. Selaginella spinulosa Al. Br. Nur im Hochgebirge. Fam. IV. Rhizocarpeae. 51. Salvinia natans Micheli. An vielen Stellen der Ebene. 52. Pilularia globulifera L. An mehreren Orten in der Lausitz. Breslau, im December 1858. Correspondenz. Tetschen in Böhmen. Im December 1858. Als ueu für die Flora von Oesterreich fand ich im vergangenen Sommer Fumaria Wirtgenü Koch auf dem Gelisberge in grosser Menge. Fr. Malinsky. Dresden, im Jänner 1859. Ich habe bis jelzt verschiedene Kryptogamen - Sammlungen herausgegeben, von denen noch alle fortgesetzt werden. So ein Her- barium myeologieum in 20 Centurien, welches bis auf die 3 letzten Centurien, de ich zu 5 Thlr. abgebe, vergriffen ist. Dies veranlasste mich, eine neue Ausgabe zu veranstalten, von derbereils die ersten 8 Centurien a 6 Thlr. erschienen sind. Die Algen Sachsens resp. Mittel- Europas gebe ich in Decaden a 20 Ngr, heraus, das Werk ist bis auf 78 Dec. gediehen. Von meinen Bacillarien Sachsens sind bis jetzt 7 Fascikel zu 4 Thlr. erschienen. Meine Lichenes europaei umfassen nun 14 Fascikel a 2 Thlr. und a 2 Thlr. 20 Ngr. Die Cryptogamae vasculares europaei sind in einem Fascikel a 2 Thlr. 15 Ngr. er- schienen. Von meiner Bryotheca europaea habe ich bis jetzt 3 Fascikel zu 3 Thlr. und von meinen Hepaticae europaeae 8 Fascikel zu 20 Ngr. herausgegeben. Auch erscheinen von mir in Verbindung mit Al. Braun und Stitzenberger die Characeen Europas in Fascikeln zu 3 Thlr, Endlich gebe ich Kryptogamen-Sammlungen für Schule und Haus heraus. Diese enthalten in Centurien zu 3 Thlr. aus sämnıt- lichen Abtheilungen die Typen der hauptsächlichsten Gattungen. Dr. L. Rabenhorst. Weisbriach in Käruthen, im Jänner 1859. In meiner Beschreibung einer Excursion auf dem Latschur in Kärnthen (Botan. Zeitschrift J. 1858) erwähnte ich, Seite 320 einer beobachteten Potentilla, deren Art mir damals nicht klar war. Nach- träglich kann ich Ihnen mittheilen, dass ich dieselbe nun als Poten- tilla alpestris var. crocea Hall. fil. (Schl. Cat. 1807) erkannt habe. Paul Kohlmayer. Gratz,.im Jäuner 1859. — Dr. Richard Carl Alexander zu London, der sich in den Jahren 1842 bis 1844 im botanischen Interesse in Steiermark auf- hielt und bei uns viel neues entdeckte, hat durch mich unserem lei- denden Botaniker Dr. Maly 5 Pfund Sterling als Neujahrsgeschenk überschickt, welches Geschenk ebenso überraschend als willkommen war, Pittoni. Asgram, im Jänner 1859. — Ich und mein Freund Vukotinovie sind Willens, kommenden Sommer wieder einen grössern Ausflug in das südliche Croatien zu unternehmen, wo wir wahrscheinlich wieder eine grosse Ausbeute machen werden. Dr. Schlosser. 58 Athen, 24. December 1858. — Bis zum 7. (19.) Decemb. halte man geglaubt, dass im heu- rigen Jahre keine Kälte mehr eintreten und keinen Winter geben wird, als mit Einemmal nach vorausgegangenen kalten Nord-Winden sich in einer Nacht alle Berge um Athen und wahrscheinlich alle in Grie- chenland mit Schnee bedeckt zeigten, was für uns in Athen eine seltene Erscheinung war. Nach dem Schneefalle zeigte sich die Tem- peratur nach Mitternacht 4° R. und diese Kälte hatte einen sehr schädlichen Einfluss auf die Pllänzenwelt. Vor allem litten die Hes- periden-Bäume und ihre Früchte, mit denen nun in den Hofgärten alle Bäume strotzten,, und abgesehen die Früchte haben die Bäume auch sehr gelitten, und nach eingegangenen Nachrichten werden die Citronen-Bäume auf Naxos, Poros und auch Messenien mehr oder weniger zu Grunde gehen. In Folge dieser Kälte gingen auch die zarten Pelargonien, Mesembryanthemum, Nyctago-Arten, die Cacteae Rumus etc. zu Grunde. Ob diese Kälte im Falle selbe noch an- dauert, auf die Zerstörung des Oidiums einen günstigen Einfluss haben wird, wird das kommende ‚Jahr zeigen, jedoch auch im ver- gangenen Jahre 1857 hatten wir in und um Alhen eine starke Kälte für 2—3 Tag, jedoch das Oidium tauchte mit seiner früheren Kraft im heurigen Jahre auf, und in vielen Orten konnte nur eine sehr schlechte Weinlese gehalten werden. Die Olivenlese hat be- gonnen und selbe ist ım Allgemeinen sehr glücklich zu nennen. In einigen Theilen des Peloponeses zeigte sich eine eigenthümliche Krankheit der Oliven, in Folge der die Oliven vor der Reife ab- fielen. Die Oelpreise sind auf 4 Dr. 109—20 Lepta pr. Okka herab- gesunken, d.h. 30 kr. für 2% Pfund. Millionen Okka Oel wurden auf der Insel Corfu und auch den türkischen Inseln Mitylene und Crela gewonnen. Dr. X. Landerer. xl. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien, im Jahre 1858. Bis zu Ende des Jahres 1858 sind 304 Botaniker mit dem Vereine in Verbindung getreten. Von diesen haben sich 40 im Laufe des Jahres mittelst Einsendungen an demselben betheiligt, und es wurden von diesen im Ganzen über 22000 Exemplare Pflanzen ein- gesendet, namentlich hat Herr: j Andorfer Alois, Pharm. Mag. in Langenlois. — Einges. 491 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Bayer Johann , Bureau-Chef der k. k. pr. öslerr. Staatseisenbahn- Gesellschaft in Wien. — Einges. 346 Expl. aus der Flora von Wien und Ungarn. Brantsik Karl, in Pressburg. — Einges. 467 Expl. aus der Flora von Ungarn. 59 Braunstingel !., in Wels. — Einges. 1182 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. Brittinger Christian, Apotheker in Steyr. — Einges. 232 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. Griewank Dr., in Sachsenberg. — Einges. 220 Expl. aus der Flora von Mecklenburg. Haynald Dr. Ludwig, Bischof von Siebenbürgen, k. k. wirklicher Geheimer Rath, in Karlsburg. — Einges. 646 Expl. aus der Flora von Siebenbürgen. Hazlinszky Friedrich, Professor in Eperies. — Einges. 467 Expl. aus der Flora von Ungarn. Heuser P. Theolog in Gnadenfeld. — Einges. 470 Expl. aus der Flora von Schlesien. Janka Victor von, in Wien. — Einges. 197 Expl. aus der Flora von Ungarn und Siebenbürgen. Juratzka Jacob, k. k. Beamter in Wien. — Einges. 461 Expl. aus der Flora von Wien. Kerner Dr. Anton, Professor in Ofen. — Einges. 320 Expl. aus der Flora von Ungarn. Kohlmayr Paul, Pfarrer in Weissbriach. — Einges. 197 Expl. aus der Flora von Kärnthen, Kovats Julius von, Custos am Nat.-Museum in Pest. — Einges. 150 Expl. aus der Flora von Ungarn. Kuhnert Rudolf, Pharmaceut in Königsberg. — Einges. 1125 Expl. aus der Flora von Ost-Preusen. Lagger Dr. Franz in Freiburg. — Einges. 1090 Expl. aus der Flora der Schweiz. Majer Mauritius, Professor in Fünfkirchen. — Einges. 100 Expl. aus der Flora von Ungarn. Malinsky Franz, Ingenieur in Tetischen. — Einges. 194 Expl. aus der Flora von Böhmen. Matz Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Einges. 641 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Moser Franz in Wien. — Einges. 129 Expl. aus der Flora von Wien. Müller Ernst iu Arnsdorf in Preuss. Schlesien. — Einges. 330 Expl. aus der Flora des nördlichen Deutschland. Oberleitner Franz, Cooperator in Steyregg. — Einges. 324 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. Pidoll Gnstav Ritter von, k. k. Oberst, in Komorn. — Einges. 2787 Expl. aus der Flora von Istrien und Ungarn Pittoni C. Ritter von, in Gratz. — Einges. 509 Expl. aus der Flora von Steiermark, Krain und Dalmatien. Rauscher Dr. Robert, k. k. Beamter, in Wien. — Einges. 1340 Expl. aus der Flora von Wien und Ober-Oesterreich. Rehm Dr. H., in Sugenheim. — Einiges 100 Expl. aus der Flora von Bayern. 60 Reichardt Heinrich, inWien. — Einges. 600 Expl. aus der Flora von Wien. Schauta Josef, Revierförster in Höflitz, — Einges. 535 Expl. aus der Flora von Böhmen. Schlosser Dr. C., Comitals- Physikus in Agram. — Einges. 626 Expl. aus der Flora von Croalien, Schneller August, k. k. Rittmeister, in Pressburg. — Einges. 336 Expl. aus der Flora von Ungarn. Schur Dr. Ferdinand, in Wien. — Einges. 800 Expl. aus der Flora von Siebenbürgen. Sekera Wenz., Apotheker in Münchengrätz. — Einges. 210 Expl. aus der Flora von Böhmen. Tessedik A., in Wien. — Einges. 261 Expl. aus der Flora von Wien und Ungarn. Thümen Franz, Freiherr von, in Dresden. — Einges. 200 Expl. aus der Flora von Sachsen. Val de Lievre Anton, k.k. Beamter in Insbruck. — Einges. 208 Expl. aus der Flora von Tirol. Veselsky Friedrich, k. k. Oberlandesgerichts- Rath in Eperies. — Einges. 100 Expl. aus der Flora von Ungarn. Weiss Emanuel, in Wien. — Einges. 654Expl. aus derFlora von Wien. Wolfner Dr. W., in Perjamos im Banat. — Einges. 665 Expl. aus der Flora von Ungarn und dem Banat. Zwanziger F., in Salzburg. — Einges. 2014 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. Fräulein Elise Braig in Triest. — Einges. 285 Expl. aus der Flora von Istrien. XII. Continuatio. Elenchi dupptlicaiorum. Achillea crithmifolia W.K. | Atriplex Sackiü Rst. Acinos rotundifolius Pers. Bunias macroptera Re hb. Aegtlops triaristata W. ‘ Bunium majus G ou. Aesculus Pavia L. ' Capparis rupestris Sbth. Amaranthus hypochondricus L. | Centaurea iberica Trev. Ammi visnogo Lam. ‚ Cirsium furiens Griseb. Anchusa arvalis Rehb. Clematis maritima All. Anthemis maritima L. Delphinium fissum W. K. 3 mizta L. ' Dianthus Armeriastrum WIE. Anthriseus nodosa Spr. | le diutinus Kit. Apera interrupta P. B. | Echinops banaticus Ro ch. Arabis procurrens W.K. Ephedra fragilis Dsf. Arenaria montana L. ı Erica polytrichifolia Salb. Artemisia erithmifolia D.C. Ernodon montana Sm. “ gallica W11d. Erythraea maritima Pers. Anthrolobium ebractealum Rehb.. Euphorbia Tommasiniana B evt. Ferula sylvatica Bess. Fumaria media Lois. Genista Mayeri Jank. Hieracium alpestre Griseb. 4 brachiatum Bert. Hypericum stenophyllum Opiz. Juncus sphaerocarpus Nees. „ triandrus Gouan. Linaria juncea D sf. Linum maritimum L. „ strietum L. Lithospermum incrassatum Guss. Lonicera implexa Ait. Lrpinus hirsutus L. Lychnis Preslü Sekera. Milium confertum Mill. Onosma montanum Sibth. Ornithopus compressus L. = intermedius Roth. Pedieularis campestris Griseb. Peucedanum longifolium W.K. Pieridium vulgare Dsf. Pimpinella anisoides Brign. Plantago pilosa Cav. 5 subulata 1. Polygala amblyptera Rehb. Polygonum maritimum L. Pteroselinum glaucum Rchb. Pyrola rosea Sm. Quercus Suber L. Rumex bucephalophorus L. Salix stylaris Ser. Salvia Baumgartenüä Heuff. „ patula Dsf. » Verbenaca L. Satureja capitata L Scorodonia Arduini Rcehb. Silene brachypetala Robill. Sison segetum L. Sorghum halepense Pers. Stachys pubescens Ten. Sternbergia lutea Ker. Tamarix anglica Webb. Tetragonolobus maritimus L. Thesium humifusum D.C. Trifolium Cherleri L. Molinieri Balb. ‘ PerreymondiGr, etG d rixago viscosa Rehb. Urospermum Daleschampü Ds f. Urtica Kioviensis R og. Valerianella uncinata Dfr. Vallisneria spiralis L. Viola Kitaibeliana Schult. Xanthium italicum Morett. ” Kryptogamen. (Nomenclatur nach Dr. L. Rabenhorst.) Lichenes Buellia Schaereri D. Nox. Cladonia vermiculartis . b. laurica Pyrenothea vermiceltifera Stenocybe byssacea Fr. Algae Conferva Myzonema protensum Oedogonium [uy acıssimum Oscillaria rboensun Miss si tergestina = ogl . Re Schwarzü Mass. wenog YP er Phormidium tongissima Lemphotema hyynophilum Saut. Pertusaria communis Pragmopora amphibola Mass. Hydrodiction ulriculatum Laurencia obtusa Leptothrix otiwacea Kg. vulgare Kg. Scytonema salisburgensis I Spiroyyra condensata qumina 61 Tr. 62 Synedra pulchella Kg. Ulothriz varia Kg. Zygnema stellinum Musei Angströmia longipes Schp. Barbula fragilis W il. Bartramia fontana ce. alpina siriehum virens Dissodon Froetichianus Distichium capillaceum Fiedleria subsessilis Hypnum brevirosire comutatum b. fal- calum euyyrium K. M. hamulosum Schp. Kneiffii Schp. PhilippeanumSchp. Limnobyum alpestre Schp. Mastiyobrium deflerum . a. lricrenalum Meesia longiseta Polytrichum septentrionale Racomitrium heterostichum b A'o: pecurum Sarcoscyphus Funkü Bryum pulchellum Sphag num crudum pyrenaicum Spr fimbriatum Wil s. Julaceum rufescens Mongeotü Schp. pseudotriquetrum silesiacum Trichostomum turbinatum ce. lati- siramineum I folium trifurium L £ £ rubellum Cinclidotus umbralum ; Jungermanniua Eenar e a 9 Filicoideae fotinaloides Taytori Diceranum Leskea Polypodium longifolium rostrata alpestre. Flora Graeca exsiceca — Pflanzen der Flora von Griechenland, herausgegeben von Dr. Th. v. Heldreich können die Centurie zu 8 fl. 40 kr. Oest. W. (5 Thlr. 20 Ngr.) bezogen werden. Bis jetzt sind erschienen 350 Spec. Pflanzen aus Altica und 150 Species vom Parnass. Somit umfasst eine ganze Sammlung 500 Arten sehr schön und charakteristisch getrockneter Pflanzen, von denen jede Art durch mehrere in verschiedenen Entwicklungsstadien sich be- findlichen Exemplaren vertreten und mit einer ausführlichen Eti- quette versehen ist. Was den Sammlungen einen besonderen Werth verleiht, ist dies, dass in denselben alle neuern Arten nach den Bestimmungen von Boissier, Spruner, Sibthorp und Heldreich aufgenommen wurden. Wien (Wieden Nr. 331), 1. Jänner 1859. Dr. Alexander Skofitz. Personalnotizen. — Dr. Robert Caspary, bisher Privatdocent an der Uni- versität zu Bonn, ist als Professor an die Stelle des im August v. J. 63 verstorbenen Ernst Meyer nach Königsberg berufen worden, wohin er im März sich begeben wird. — Ernst Krause, Pharmaceut in Breslau, starb daselbst am 22. October v. J. Derselbe machte sich besonders verdient um die Erforschung der schlesischen Flora. — Lenne&, k. preuss. Hofgärten - Director, erhielt in Folge der Zusendung eines Konkursplanes zur Stadterweiterung von Wien, von der Prüfungs - Commission insoferne eine Anerkennung, als letztere beschlossen hat, die Aufmerksamkeit der Staatsverwaltung auf den Plan Lenne’s zu lenken, indem „der Beirath des für Gar- tenanlagen ein ausgezeichnetes Geschick bekundenden Verfassers, seiner Zeit, wenn auf solche Anlagen reflectirt würde, erwünscht sein dürfte“. — Charles F.A. Morren, emer. Professor der Botanik an der Universität zu Lüttich, starb 52 Jahre alt, nach einem dauern- den Leiden am 17. December v. J. in Lüttich. — Deodat Spae, Gärtner und adj. Sekretär der Geseil- schaft für Ackerbau und Botanik in Gent, dann Neumann, Ober- Gärtner im Garten des kais. Museums für die Naturgeschichte in Paris, sind vor Kurzem gestorben. Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — In einer Versammlung des österr. Ingenieur-Ver- eines am 18. December 1858 theilte Maxim. Meissner die Erfahrungen über die Imprägnirung der Hölzer mit, welche er theils bei ausländischen Bauten, theils durch eigene Versuche gewonnen halte, und besprach namentlich das Verfahren und den Erfolg der Holz-Imprägnirung bei der grossen Amerikanischen Elbebrücke bei Wittenberge (Imprägnirung durch Zinkchlorid), bei der Berlin-Ham- burger Eisenbahn (Imprägnirung durch Kupfervitriol) bei der Köln- Mindener Eisenbahn (Imprägnirung durch Üreosot, wobei nicht nur die Schwellen sehr lange Dauer zeigen, sondern auch die Schneide- werkzeuge bei der Bearbeitung derselben, die Nägel und andere Ei- sentheile vom Kreosot gar nicht angegriffen werden), endlich bei der Hannover'schen und bei der Braunschweig’schen Staatsbahn (bei beiden imprägnirung durck Zinkchlorid, bei der ersten mit gutem bei der letzteren aber in Folge der verwendeten zu sehr conzen- trirten Lösung mit höchst ungünstigem Erfolge). Meissner bemerkte, dass im Allgemeinen die Imprägnirung durch Zinkehlorid am billigsten, jene durch Kreosot am theuersten zu stehen komme. — In einer Sitzung der k.k. Aeademie der Wissen- schaften, mathem. naturwissenschaftl. Classe am 16. December v. J. wurde vorgelragen eine von Prof. Dr. Rochleder in Prag eingesandte Mittheilung, in welcher er nachweiset, dass das Quer- eitrin, welches bisher nur in der Rinde und in dem Splinte von Quercus tinctoria, in den Blättern von Ruta graveolens, in den 64 Blüthenknospen von Capparis spinosa und in den unentwickelten Blüthenknospen der Sophora japonica gefunden wurde, auch in den Blüthen der Rosskaslanie vorkömm!t, und dass es in denselben aus dem Aesculin entsteht. — Die Generalversammlung der ungarischen Academie der Wissenschaften, die erste nach einer Unterbrechung von eilf Jahren, fand am 20, December v. J. im Prunksaale des National- Museums in Pest statt. Der Präsident Graf Emil Dessewffy hielt die Eröffnungsrede Der Sekretär Franz Toldy hielt hierauf einen Vortrag über die Geschichte der Academie vom J. 1847 bis zum J. 1858, wobei er die Wirksamkeit des Institules hervorhob, welche trotz der ungünstigen Verhältnisse doch von Bedeutung war. Emer. Friwaldsky sprach sodann über die vaterländische Fauna und den Puszta-Pesserer Wald. Hierauf lasen die beiden Sekreläre Be- richte über Preisertheilungen der Academie. So erhielten Preise: Prof. Jedlik 200 Ducaten, für eine „Naturlehre*, Prof, Aron Berde 50 Stück Dukaten für sein Werk „Meteorologie“, dann Korizmies und Andere für herausgegebene landwirthschaftliche Werke, und Prof. Carl Nendtvich für dessen Werk über die Kohlenlager in Ungarn. Zu Folge eines Stiftungsbriefes, welcher der Versammlung vorgelesen wurde, hat Baron Simon Sina der Aca- demie zum Ankaufe eines eigenen Gebäudes 80,000 Gulden geschenkt. — D ües»Sitiz,um’g der) z,0.0.h5.b;otan., Gesellschaft am 5. Jänner eröffnete der Vorsitzende Oberlandes-Gerichtsrath Aug. Neilreich mit der Mittheilung, ‚dass Seine k.k. Majestät der Gesellschaft eine jährliche Subvenlion von 200fl. aus Allerhöchst Seiner Privatkasse zu bewilligen geruht haben, worauf die anwe- senden Mitglieder durch feierliche Erhebung von den Sitzen ihren ehrfurchtsvollen Dank kund gaben. — Der Sekretär Dr. A. Po- korny gibt einen Erlass des h. Ministeriums des Innern bekannt, wornach die Erhöhung des statulenmässigen Jahresbeitrages der Mitglieder auf 4 fl. und die Aufnahmsgebühr auf 1 fl. Oest. W. be- willigt wird. — Die wissenschaftlichen Vorträge begann Adjunkt C. Fritsch, indem er eine kleine Abhandlung des Prof. A. To- maschek in Lemberg über die Entwicklungs-Fähigkeit der Blütlhen- kälzchen von Corylus Avellana einer naheren Besprechung unterzog. — J.G. Beer wählte zu seinem Vortrage den Aufbau und die Ernährungweise von Goodyera repens. Erbegann mit der Vorweisung eines nach allen Richtungen hin beweglichen zu- sammengeselzien Mikroscopes, womit es möglich wird, Pflanzentheile im Freien ‘ohne die Pflanze störend berühren zu dürfen zu unler- suchen. Das Wesentliche dieses Instrumenles besteht darin, dass man die zwei Schuh lange Säule an 5 Stellen nach vorn und zurück be- liebig biegen, :und dann, dass man den Arm, welcher das Mikroscop trägt, ebenfalls au 8 Stellen nach unten und oben biegen kann. Die Füsse an der Säule sind zum Herabbiegen eingerichlet, und am Ende mit starken eisernen Spitzen versehen, um das Instrument auf den Boden feststellen zu können. Spiegel und Objecllisch sind hier ganz 65 „nnöthig. Die Stellschraube ist der ganzen Länge der Säule nach zu bewegen, da die Schraubenmutter "auch längs “ler Säule ununter- brochen angebracht ist. Ein Mikroscop, das 1500 vergrösserl, ist vollkommen genügend für Untersuchungen im Freien. — Eine solche Vorrichtung mache möglich z. B. über einen 1Schuh hohen Stein einen Theil einer Pflanze, w elehe dort günstig beleuchtet ist, — ganzruhig beobachten zu können, indem es hier hauptsächlich darauf ankommt, dass der Untersuchende so wie auch die Theile des Instrumentes auf den zu untersuchenden Gegenstand keinen Schatten werfen. Der Sprecher bemerkte, dass, wenn man z.B. Malazxis paludosa am natürlichen Standorte mittelst Vergrösserung untersucht hätte, man nicht jahrelang die Ansicht verbreitet fände, dass diese Pflanze gar keine Wurzel besitze. Zu Goodyera repens übergehend bemerkte der Vortragende, dass man bis jetzt jene Schmarolzer- Pflanzen gut erkannt habe, deren Wurzel sich leicht in und ausser der Erde verfolgen liessen, und wo besonders die Wurzelspitzen eigene Saugapparate besitzen. Aber nebst diesen echten Schmarotzern gebe es eine wahrscheinlich bei weilem grössere Anzahl von Ge- wächsen, welche mit ihren Wurzeln je nach Gelegenheit aus der Erde und aus anderen Pflanzen ihre Nahrung ziehen. Der Vortragende glaubt nicht zu weit zu gehen, wenn er bemerke, dass nach seiner Ansicht immer dort, wo vewisse Pflanzenformen sich nur in Gesell- schaft anderer Pflanzen finden, die Einen oder die Anderen stels halbschmarotzende Gewächse sind. — Die Wurzelhaare spielen hier eine bedeutende Rolle, allein diese wird man nur an lebenden Pflan- zen, an ihren natürlichen Standorten und mit Hilfe eines zusammen- geseizten Mikroscops beobachten können, abgesehen davon, dass solche Untersuchungen überhaupt die grösste Behutsamkeit und Aus- dauer des Untersuchenden erfordern. Bei Goodyera, Spiran- thes und Anaectochilus treffe man ähnliche zweifache Er- nährungsreihen, welches aller Beachtung werth erscheint. Mehrjährige Studien an Goodyera repens liessen dem Sprecher keinen Zweifel, dass diese Pflanze auf Hypnum, — aber nur mit den Haaren, welche sich an den Wurzeln und an der Pflanze finden — schmarotze. Mehrere von dem Sprecher bei 100'7 Vergrösserung an Ort und Stelle gezeichneten Studien, welche den Anwesenden zur Ansicht vorgelegt wurden, zeigten deutlich, wie von der kurzen kegelför- migen Wurzel die Haare in unzähliger Menge auswachsen, und oft bis 2 Zoll Länge erreichen. Wie sie sich einander nähern, und wieder aus einander treten, um endlich jedes einzelne Haar für sich die Blältchen von Hyp num anzufal!en, und mit der Spitze des Haares hier festzusaugen, Die stumpfe Spitze der Wurzel ist steis glalt und glänzend, die Haare treten inımer erst hinter der Wurzelspitze her- vor, aber auch an der Pflanze selbst finde man dichte Büschel von Haaren, welche jenen Haaren an den Wurzeln vollkommen gleichen und bei be hutsamer Verfolgung auch ganz dieselbe Lebenweise zeigen. Es ist demnach hier wirklich eine zweifache Ernährungsweise “bei diesen zierlichen Pflänzchen zu beobachten, und zwar einmal durch Oesterr, Botan. Zeitschrift 1859. 2. Heft. 5 66 die Wurzel und dann durch die schmarotzenden Haare, welche sich an den Wurzeln und an der Pflanze finden. Bei ferneren Beobach- tungen mit dem Mikroscop dürfte manche bis jetzt ganz unschuldig scheinende Pflanze, — ihren guten Ruf bald verlieren. Ueber den Aufbau von @00 dyera repens, vom Beobachten der ersten Entwieklung des Keimknöllchens bis zur blühbaren Stärke, wurden mehrere Formen gezeichnet und erklärt, der Vortragende sprach sich jedoch hierbei dentlich aus, dass er in einer eben fertig ge- wordenen. grösseren rs ausführlich darüber abhandeln werde, Sectionsrath L. v. Heufler knüpft an die erfreuliche That- sache, dass so eben N eitreit h’s ausgeseichnete und allen Bota- nikern Oesterreich’s hochwichtige „Flora von Niederöster- reich“ vollendet vorliege, die Bemerkung, dass leider eine ähnliche Arbeit über die Krypiogamen nicht in so naher Aussicht stehe. Uebrigens sei gegenwärtig die Muscologie von einigen eifrigen Anhängern hier gepflegt, und in dieser Beziehung manches Neue und Interessante beobachtet worden. Das in neuerer Zeit (von F. Bartsch) am Untersberge bei Salzburg gesammelte seltene Am- bilystegium Sprucei Schimp. veranlasst den Vortragenden, die österreichischen Arten dieser Gattung auf eine sehr liehtvolle Weise durch Skizzirung ihrer Blattformen zu charaklerisiren. — Dr. A. Pokorny legt schliesslich ein ziemlich ausführliches Manuseript, dieLichenen-Flora der Karpalen betreffend, von Professor F: Hazslinszky in Eperies, vor. Fig: — Nachdem die Versammlungen der k. k Gartenbau-Ge- sellschaft den Sommer und Herbst hindurch ausgesetzt worden waren, wurden sie am 18 December v. J. wieder aufgenommen, und werden nun ununterbrochen am dritten Samstage jedes Monates um 6 Uhr Abends im Pallaste der nied.-österr. Herren Stände statt- finden. Der Präsident der k. k. Gartenbaugesellschaft, Se. Excellenz Herr Graf von Beroldingen, eröffnete die Silzung des gedachten Tages mit einer warmen Ansprache an die zahlreichen Anwesenden, worin er sie einlud, den Versammlungen auch künftighin die bisher geschenkte Theilnahme zu bewahren. Hierauf hielt Herr J. G. Beer einen Vortrag über den A ufbau und die Vermehrungsweise der Zwiebel, über die Verwandschaft der Zwiebel mit den ober- und unterirdischen Knollenbildungen der Gesneriaceen, und über (die Adventivwurzeln des Stammes der Baumfarne. Der Herr Vortragende beleuchtete zuerst, unter Vorweisung sehr zahlreicher und instrueliver Zeichnungen, den Bau der Zwiebel. vom Keimlinge angefangen bis zu ihrer Ausbildung. Er schilderte namentlich den Ansatz der Brutknospen und die Ver- hältnisse, unter welchen diese auftreten. Er führte an, die Brut ent- stehe entweder rund um die Zwiebel, an dem Zwiebelkuchen, oder im Innern der Zwiebel zwischen den schaligen Blättern derselben. Im Verlaufe des Wachsthumes vergrössern sich dann die 3rulknospen so sehr, dass die Blätter der Mutterzwiebel auseinander getrieben werden, die Zwiebel zu vertrocknen anfängt und endlich abstirbt. Es wurde als ein beachtenswerther Umstand angeführt, dass die endständig 67 blühenden Zwiebeln zuletzt immer in Brut zerfallen, die seitenständig blühenden hingegen nur in zwei oder drei neue Individuen sich theilen. Die Bruterzeugung hemmt den Ansatz der Frucht und hindert ihn zuletzt vollstandig. Auf die Kuollenbildungen der Gesneriaceen übergehend, bemerkte der Herr Vortragende, dass jene Pflanzen dieser Familie, welche ohne irgend eine Knollenbildung, nur eine gewöhn- liche Bewurzelung zeigen, bei Vermehrung durch Blätter nur an der blattbasis eine Gruppe von Knospen bilden, wovon meist nur eine sich vollkommen entwickelt; die Knöllchen tragenden dagegen an den Schnitträndern der Blätter überall Knospen erzeugen. Schliesslich schilderte Herr Beer den Ansatz der Adventivwurzeln an den Baumfarnen, unter Vorweisung von Zeichnungen, und führte 'an, dass diese Wurzeln durch ihr Herabsteigen am Stamme nicht un- erheblich zur Vergrösserung des Umfanges desselben beitragen. Der zweite Vortrag des Herrn L. Abel verbreitete sieh in sehr ein- gehender Weise über die künstliche Vermehrung der Pflanzen , ins- besondere die Anzucht derselben durch Stecklinge. Seine lang- jährige Praxis setzte ihn in den Stand, hierüber reiche Erfahrungen zu sammeln. Er besprach zuerst die Anlage der Vermehrungshäuser a Wnelaungskislenit} führte hierauf unier Citivung zahlreicher Bei- spiele an, wie nothwendig eine genaue Kenntniss der Jahreszeit sei, um bei der Deine von Stecklingen einen sichern Erfolg zu erzielen, und wie abweichend sich in dieser Beziehung Pflanzen verschiedener Familien und verschiedener Erdstriche verhielten, Er’bemerkte weiter, wie einflussreich hier der Zufall walte, und wie dieser oft allein zur Kenntniss der richligen Methode verhelfe. So führte ihn in seiner Praxis nur ein Zufall darauf, die Gulturmethode der Luculia gratissima kennen zu lernen. Weiters besprach derselbe die Vermehrungsart durch Wurzeln, die namentlich bei manchen Bäumen sich vortheilhaft anwenden lässt, und durch Ableger. Herr Abel wies im Verlaufe seines Vortrages zur Erläuterung mehrfach auf eine Reihe lebender Pllanzen, die er aufgestellt hatte, und zeigte am Schlusse auch praclisch die Art, wie Camellienstecklinge angefertigt werden, An beide Vorträge ‚' insbesondere an den le eizteren, knüpfte sich eine lebhafte Discussion, an welcher die Herren A. Abel, Professor Fenzl, Prof. H eller, Dr. Reissek Theil nahmen, und die viel des Anziehenden bot. Die Ausstellung an lebenden Pflanzen, war wegen Ungunst der Witterung dies: nal nur eine beschränkte. Doch hatte Herr L. Abel neben den schon erwähnten Pflanzen ein schön- blühendes Exemplar der herrlich duftenden Lueulia gratissima aus- gestellt, welches mit Interesse in Augenschein genommen wurde, und wofür ihm der Dank der Versammlung gebührt. Literarisches. — Von Director Dr. Joh. Visiani haben wir nächstens einen Beitrag zur fossilen Flora Dalmatiens zu erwarten, — er hat eine betreffende Abhandlung in der Versammlang des k. k. Instituts der - 3 iS 68 Wissenschaften in Venedig am 26. Juli vorgelesen. In dem Alti besagten Instituts (9—10 left 1858) hat Dr. Massalongo unter dem Titel: „Palaeophyla rariora formationis terliariae agri veneti“ eine Aufzählung und Beschreibung von Blattabdrücken und Früchten gegeben, die er am Monte Bolea, bei Vegroni und Chiaron gesammelt hat. Erwähnungswerth sind die aufgefunde nen Früchte von Castellina, von Fracastoria, von welch’ letzterer Art Frac. gigantea prachtvolle Früchte von 60 Cent. inLänge und 36 Cent. in der Breite biethet, die grösste bisher aufgefundene fossile Frucht. Von kleineren Dimensionen sind die Fr. megapepo, die Fr. celavaeformis, die Fr. pyramidalis, Fr. eitrullus u.a. m. 49—6 Cent. in Länge und 27—2 Cent. Breite. Pracht- voll sind auch die aufgefundenen Palmen von ausserordentlicher Grösse 1-1'% Meter, von welch’ einziger Art Exemplare Dr. Massa- longo und Marquis Canossa in Ve :rona, das botanische Museum in Padua und das k. k. Institut der W issenschaft in Venedig mehrere Exemplare besitzen. (Die k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien besitzt auch eine prachtvolle Doppelplatte von fossiler Palme von M. Bolea). Auch riesige 5 Fuss grosse Liliaceen, Farne fand Massalongo bei Vegroni und Chiaron. — Der rastlosen T hätigkeil unseres Massalongo, dann des Prof. Dr. Visiani und des Freiherrn von Zieno im Aulf= suchen von Localitäten fossiler Pflanzen in den venetianischen Pru- vinzen, ihrer Bearbeitung und Veröffentlichung ist es zu danken, wenn die Wissenschaft der fossilen Flora in diesen leizten Jahren so grosse Fortschritte gemacht, und uns die Schälze dortiger Ge- genden aufgedeckt hat. Freiherr von Zigno arbeitet an der Flora oolitica, von welcher schon eine Lieferung erschienen, von Visiani haben wir die in Gemeinschaft mit Massalongo bearbeitele Flora fossile von Chiaron, und von Massalongo haben wir eine unzählige Reihe von Arbeiten zu erwarten. St. — Nicolai von Seidlitz. — Botanische Ergebnisse einer Reise durch das östliche Transkaukasien und den Aderbeitshan, aus- geführt in den Jahren 1855 und 1856. I. Heft den Reisebericht und die Aufzählung der Thalamifloren von den Ranunculaceen bis zu den Polygaleen enthaltend. Dorpat 1857. — Nach Beschreibung des Reise- weges gibt v. Seidlitz das systematische Verzeichniss der im obge- nannten Gebiete gesammeltea Pflanzen sammt Angabe des Standortes und erläuternden Bemerkungen. In diesem Verzeichnisse finden wir sehr oft unsern verdienstvollen Kotschy eitirt, wir finden vıele auch in Oesterreich vorkommende Arten, und auch einige neue Species aufgestellt, wie: Potentilla Seidlitziana Rienert, Pot. ssavellanica Rien. (der Pot. ellvendensi am Nächsten) Isatis Bungeana Seidl,, Hutchinsia siliquosa Bun ge, Sisymbrium vernum Seidlete. Bei Bongardia Rauwolfüi Le d. wird bemerkt, dass die minder mit poly- gonalen Facetten gezierten Knollen von den Tartaren und Persern der Umgegend Baka’s gebacken, unter dem Namen Ghor-ghurab (Erdmist) genossen werden. Sr. — In der Versammlung der k. k. geograph. Gesellschaft am. 23. Novemb. wurden die bisher erschienenen acht Bände des amerikan. 69 Prachtwerkes: Reports of Explorations and Surveys to Ascerdain the most practicable and economical route for a Railroad from the Mississippi river to the Pacific Ocean, made under the Direction of the Secretary of War in 1853—1854 vorgelegt. Die Untersuchungen wurden unter der unmittelbaren Oberleitung des Kriegs - Secretärs Jifferson Davis vorgenommen und für dieselben von dem Congress der Vereinigten Staaten die Summe von 340,000 Dollars (723,565 1. östr. W.) bewilligt. Der Druck der gesammten Berichte in den vor- liegenden Bänden wurde vom Senate im Jahre 1855 angeordnet, u. z. wurden 10000 Abzüge für den Gebrauch des Senates, 500 für den Kriegssecretär und je 50 Exemplare für jeden der bei den Untersuchungen beschäftigten kommandirenden Officiere bestimmt. Im Ganzen wurden im Verlaufe der Jahre 1853—1855 fünf Haupt- linien zwischen dem Stromgebiete des Mississippi und dem stillen Ocean, dann zahlreiche Linien in Californien und Oregon unter- sucht. Jede Linie war einer besondern Abtheilung, bestehend aus Officieren vom Corps der topographischen Ingenieure, Naturfor- schern, wissenschaftlichen Sammlern, einem Maler etc. übergeben. Die in den 8 Bdn. enthaltenen Berichte enthalten die Resultate der Lösung der eigentlichen Aufgabe — Topographie, Meteorologie, dann der naturwissenschaftlichen Beobachtungen etc. Die Flora wird von mehreren ausgezeichneten Botanikern behandelt. Im 2. Bande finden wir die von A. Snyder und F. Creutzfeld gesammelten Pflanzen beschrieben von Torrey und Asa Gray, welche unter mehreren andern auch folgende Pflanzenarten neu aufgestellt haben: Oenothera ta- nacetifolia, Eritrichium erassipelatum, Er. pusillum, Pentstemon he- terandrum, Selenia disseeta etc. Im 4. Bande sind fünf botanische Berichte gegeben, u. z, von J. M. Bigelow über den Vegelalions- Charakter, dann Beschreibung, Vorkommen, Verbreitung, Verwendung etc. einiger in Californien vorkommenden Baumarten, wie Pinus Douglasii, Pin. edulis, Juniperus virginiana, Wellingtonia gigantea elc. des ganzen durchforschten Gebietes, von G. Engelmann über Cacteen, von welchen mehrere neue Arten beschrieben und abgebildet sind — Echinocactus polyancistrus, Cereus gonacanthus, C. hexzaedrus, Opuntia oceidentalis etc. von J. Torrey die Auf- zählung und Beschreibung der gesammelten Pflanzen, und von W.S. Sullivart werden die Moose, worunter ebenfalls viele neue Species Fissidens limbatus, Barbula trachyphylla, B. semitorta, Hypnum calyptratum etc. aufgeführt uud beschrieben. Der 5. Band enthält Aufzählung der von W. P. Blake gesammelten, und von J. Torrey beschriebenen Pflanzen samm! Angabe des Standortes, der Blüthe- zeit eic., dann Verzeichniss der von E. Durand und T. C. Hilgard gesammelten und beschriebenen Pflanzen. — In beiden Berichten ist eine grosse Anzahl von neu aufgestellten Arten — Datura Thomasü, Eritrichium ungustifolium, Quercus erassipocula, Argemone munila, Linosyris ceruminosa, Lin. teretifolia, Euphorbia ocellata ete. — Iın 6. Band finden wir Bericht von J. C. Newberry über die geographi- schen Verhältnisse der Flora Nord-Californiens und des Oregon, Be- schreibung mehrerer dort vorkommenden Baumarten — (uercus vo Hindsü, Platanus racemosa, Pinus contorta ete, und dann Aufzählung der gesammelten Phanerogamen. — Der 7. Band endlich bringt wieder von !. Torray Aufzählung von Californischen Pflanzen sammı Angabe des Standortes. Blüthezeit u. erläuterten Bemerkungen ele. Sr. — Reisehandbuch für Besucher des Oelscher aus eigener Beobachtung und bisher unbenützten Quellen geschöpft von mehreren Freunden der Landeskunde und herausgegeben von M. A. Beche, I. Wien 1858. Mit 1 Karte des Oeischer und der Rundsicht vom Gipfel. In diesem für jeden Freund der Landeskunde Nieder-Oester- reichs und namentlich für jeden Reisenden, welcher den zweilhöchs!en Berg Nieder-Oesterreichs (5970 W. F ) zu besuchen gesonnen isl, höchst nöthigen Reisehandbuche . finden wir ausser der Darstellung der elimatischen Verhältnisse, der elhnographisch, volkswirthsehaftlich, geognostischen elc. auch die Fauna und Flora des obbenannten Ter- rains beschrieben. Eine systematische Uebersicht der im Oetscher Gebiete vorgefundenen Phanerogamen ist gegeben vom Seminär- Director Karl Erdinger, und die der Kryplogamen von Dr. J 8 Pötsch. -— In Folge dessen.ist Dr. Becker’s Reisehandbuch aueh für den Botaniker ein höchst werihvoller Beitrag für die österr. Flora - In einem Flächenraum von 49 Quadr. Meilen zählt die Phanerogamen- Flora 1130 Species, unter welchen auch mehrere dem Oetschergebiet eigenen und sonst in Nied.-Oesterreich gar nicht oder höchst selten vor- findenden Arten sich vorfinden, wie Änemone apennina und trifolia, Aquilegia atrata, Cardamine alpina, Potentilla mierantha, Doroni- cum cordifolium, Cortusa Mathioli, Narcissus poeticus, Sazxifraga Burseriana u. m. a. — Dem wissenschaltlichen Namen ist. der deutsche Name und der Standort beigegeben, so auch die Angabe ob gemein oder selten und am Schlusse des Verzeichnisses ein zweiles einiger Pflanzen mıl Beigabe des dort üblichen Trivial-Namens. Vor Aufzählung der Kryptogamen ( (336 Sp.) gibt Dr. #ölsch die Namen jener Botaniker, die das Oelsecher Gebiet durchforscht haben (Welwitsch, Garovaglio, Sauter, Putterlick, Erdinger, Kerner, Schil- lerek, Schimper und Pötsch selbst), und dann die systematische Auf- zählung mil Angabe ebenfalls des Standortes und des Beobachters, am Schlusse dann ein Verzeichniss der alldort seltenen Funde, unter welchem Asplenium fissum, Hypnum rivulare, Hypnum subenerve, H. trifarium, H. pallescens, H. nemorosum , Fontinalis squamosa, Mnium cuspidatum, M. serratum, Meesia tristicha, Bartramia Oedert, Ortotrichum multicostatum, Dieranum strietum, Scapania tyrolensis, Jungermannia pumila und acuta, Stieta linita, Synechoblastus Lau- reri, Piziga plumbea, u. m. a. Sr. — Ein Verzeichniss aller in Nordamerika während der letzt- verflossenen 40 Jahre erschienenen naturhistorischen Werke hal Buchhändler Trübner in London herausgegeben. Dasselbe enthalt nicht allein alle selbstständigen Bücher, sondern auch den Inhalt der verschiedenen Zeitschriften angeführt, und bietet dadurch eine ‚gute Uebersicht der Leistungen in der Naturwissenschaft während dem oben bemerkten Zeitraume in Nordamerika. 1 „Die Pflanze und die Agricultur*. Von Dr. Romeycke. Nöhdtiäusen 1858. Verlag von Adolf Büchting. Eine 47 Seiten in Oct. umfassende Brochüre, in welcher Dr. Romeycke, Lehrer der Land- wirthschaft, die Beziehungen, in welchen Pflanze und Ackerbau zu einander stehen, darzustellen sucht, indem er das Verhältniss der ersteren zu dem sie umgebenden Medium erläutert, die Art und Weise ihrer Ernährung und ihrer Lebenserscheinungen begründet, und die sich ergebenden Thatsachen und deren Beziehungen zum Ackerbau erörtert. — Der fünf und dreissigste Jahresbericht der Schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur enthält die Arbeiten und Verände- rungen der Gesellschaft im Jahre 1857. Es finden sich darin an Ab- handlungen vom botanischen Interesse nachfolgende: „Ueber die Braunkohlen- Ablagerung zu Hennersdorf bei Jauer“ ‚„ von Dr. Göp- pert. Dann »Ueber den versteinerten Wald von Radowenz in Böhmen und über den Versteinerungsprocess überhaupt“, von Dr. Göppert. Weiters „Ueber die grosse Eiche zu Pleischwitz*, von Dr. Göppert. „Ueber Meeresorganismen im Binnenlande“, von Dr. Cohn. „Ueber das Wiederaufleben der durch Austrocknen in Scheintod verselzten Thiere und Pflanzen“, von Dr. Cohn. »Ueber das Vorkommen von Anguillulen in erkrankten Blüthenköpfchen von Dipsacus fullonum“, von Dr. J. Kühn. „Bericht über dieBeobachtungen der Vegelalions- Entwicklung in den Jahren 1856 und 1857“, von Dr. Cohn. »Ueber zwei neue Carices“, (CO. Schummeli und C. riparia-vesicarid) von Siegert. „Uniersuchungen über das Genus Lappa“,von Nitschke. „Ueber die europäischen Botrychien“ „ von Dr. Mild e. „Ueber Salix silesiaca*, von Dr. Wimmer. „Ueber einige interessante Pflanzen der schlesischen Flora“, von Dr Milde. „Ueber Astbildung der Farae“, von Dr. Stenzel. „Ueber Hefe“, von. Dr. Bail. „Ueber die Gattung Hieraeium mit besonderer Rücksicht auf schlesische Formen derselben“, von Nilschke. „Verzeichniss der bisher bei Strehlen beobachteten Laubmoose*, von Hilse. „Botanische Mittheilmmgen, (Ueber Meeresorganismen im Binnenlande. Ueber mikroscopische Organismen in Bergwerken. Ueber den Zelikern der Bacillarien. Ueber die Holzzellen des Weinstockes.)“ von Dr. Cohn „Auszug aus den Cultur-Berichten“, von Dr. Ficke — „Ideen zu kleinen Garlen-Anlagen.“ Von diesem interes- santen neues ten Werke Dr. R. Siebeck’s, welches bei Friedrich Voigtin Leipzig erscheint, wurde bereits die 8. Lieferung aus- gegeben. Dieselbe enthält zwei grosse Tafeln, Nr. 15 und 16 des Atlas der Gartenpläne . dann drei Bogen Text, "von denen zwei die Fortsetzung einer Anleitung über die Verwendung der Blumen und einer die Erklärung der Tafeln umfassen. Da das ganze Werk auf 12 Lieferungen berechnet ist, so dürfte es nun in kurzer Zeit voll- endet sein. Mittheilungen. — Die Schlingpflanzen haben sich in wunderbarer Weise durch die Wälder von Paraguay verbreitet: Sie umwinden die stärksten Bäume von 72 unten bis zur Krone, und schlingen sich von einem zum andern fort. Zu- weilen sind sie in Spirallinien so fest in den Stamm eingedrungen, dass sie ganz mit ihm verwachsen scheinen. Auch gibt es eine grosse Menge von Schmarotzerpllanzen, die auf den Zweigen der Bäume entstehen und fort- leben. Es ist unter ihnen besonders eine merkwürdig, Guenbe genannt, die aus dem Gipfel der allerhöchsten Bänme hervortreibt, wenn deren Inneres zu faulen anfängt. Der Stanım dieser INanze ist armiick und vier bis fünf Fuss hoch. Einige der untern Blätter fallen jährlich ab. Ihr Stengel ist sehr lang; sie haben ein sehr glänzendes Grün, sind über zwei Fuss lang, einen Fuss breit und haben sehr tiefe Einschnitte , welche ihnen das Aussehen einer Haud mit ausgestreckten Fingern geben. Diese Pflanze bringt eine grosse Aehre hervor, völlig dem Maiskolben ähnlich. Die Körner sind von süsslichem Geschmack, und werden sehr häufig, auf mancherlei Weise zu- bereitet, gegessen. Von der Höhe des Baumes, wo die Pflanze ihren Stand- ort hat, wirft sie ihre geraden, knotenlosen, fingerdicken Wurzeln herab, welche sich in die Erde senken. Sie werden vermittelst eines scharfen Messers abgeschnitten, das man an ein Rohr anbindet. Ihre feine, leicht ab- zulösende Rinde wird zu Tauen und Striekwerk verarbeitet, das man in Pa- raguay auf den Schiffen benutzt. Die Bereitung ist leicht und einfach, da man die Rinde, wenn sie trocken ist, nur einzuweichen braucht. Diese Stricke sind wohlfeil und faulen nicht im Wasser, Auch wird die schön dunkel- violelte Rinde zu den bunten Feldern in den von Schilf geflochtenen Matten und Körben gebrancht. — Eine neue Vanda beschreibt H. G Reichenbach fil in der botanischen Zeitung 1858 Nr. 47. — Vanda Stangeana: aff. Vandae fusco- viridi Lind]. labeili auriculis semiovatis divergentibus. lamina a basi lata utrinque semicordata sensim attenuato apice leviter bilobulo, callis geminis parvis ante calcaris ostium, sepalo dorsali tepalis, subaequali cuneato ovalo, sepalis lateralibus majoribus. — Blüthe äusserlich weiss, Sepalen und Tepalen innerlich gelbgrün mit schönkastanienbrauner Schachbrettzeich- nung. Lippe und Säule weiss, Lippe vorn leicht violett, einige rothe Punkt- streifen seillich am Eingange des Sporns. Unter der Säule, da wo die Oehrchen zusammentreten, eine Furche. — Diese überraschende Neuigkeit, die erste Vanda, die zuerst auf dem Continent blüht, führte Herr Consul Schiller von Assam ein. Sie ist dessen trefflichem Obergärtner Herrn Stange freundlichst zugeeignet. — Eupatorium arabiaefolium ist kein wirklicher Schmarotzer, son- dern nur ein Epiphyt. Der Same keimt in den Achseln der Aeste der Bäume treibt den Stamm entlang bis auf den Erdboden Wurzeln, und bedeckt mit den Aesten oft grosse Bäume ganz und gar. Bei Mirador in Mexico kommt die Pflanze ziemlich häufig vor. (Bot. Ztg.) Correspondenz der Redaction. Herrn E. K. in V. U. „Wählen Sie von den angebotenen zwei Prämien, in andere können wir uns nicht einlassen“, — Herrn G. in R.: „Warum ich im Tausche nur Ein Individuum für Ein Exemplar berechne? Wohl nur darum, um nie in Verlegenheit zu sein, wie viel man zu fordern, wie viel man zu geben hat; um durchgehends vollständige Exemplare, ohne Balast von Bruchstücken zur Vertheilung zu bringen ; um nicht den Sparsamen auf Kosten des Freigebigen zu bereichern, endlich um den Tausch zu vereinfachen“. — Herrn G. in G—a: „Erhalten. Senden Sie mir die Desideraten aus dem 13. Jahresberichte“. ze — Berichtigung. In der Biographie von August Neilreich ist Seite 5, Zeile 7 von Unten das Wort „beweisen“ zu streichen. Ser Par sanln SR SREEEEEIEEN ER TUE > SUUE S UHREN 7 € — Nedaeteur und HerausgeberDr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. — Druck von C. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Te ze Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. März 1859. IX. Jahrgang. 3. Os Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. CM. (3 Rthlr. 10 Ngr.) ganzjahrig, oder mit 2 fl. 30 kr. halbjährig, und zwar für Exemplare, die frei durch die Post besogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Ruchhandlung von ©. Gerolds Sohn in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Ueber die Druben der Alpen- und Karpaten-Länder. Von Neilreich. — Aroideen-Skizzen. Von Dr. Schott. — Ueber die Monstrositäten des Myosurus. Vor Dr. Milde. — Correspondenz. Von Josst, Kuhnert. — Personal-Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. Ueber die Draben der Alpen- und Karpaten-BLänder. Von August Neilreich. Characteres diferentiales petiti a minimis sunt semper minimi momenti. Bertoloni Fl.ital. VII. p. 25. Mi: gegenwärligem Aufsatze wird keine Monografie der in obigem Gebiete vorkommenden Draben beabsichtigt, denn da ich weder den Centralstock der Alpen noch die Karpaten bestiegen habe, so vermag ich leider nicht, aus der ergiebigen und allein verlässlichen Quelle der freien Natur zu schöpfen. Ich bezwecke daher nichts anderes, als auf geschichtlichem Wege zu zeigen, wie aus der einfachen Anschauungsweise der älteren Autoren eine wahre Fluih vor Draba- Arten abgeseizt wurde, in welche Widersprüche dabei Botaniker ersten Ranges verfielen , und welche unauflösbare Verwirrung hie- durch hälte entstehen müssen, wenn die Draben nicht glücklicher Weise durch ihren einfachen Bau, die wenigen Unterscheidungs- Merkmale, welche sie darbieten, und die geringen Veränderungen, die sie im Trocknen erleiden, ihre Entwirrung wesentlich erleichtern würden. Die grosse Meinungsverschiedenheit über den Werth der Draba-Arlen, die Unsicherheit, mit welcher so viele derselben ur- sprünglich aufgestellt wurden, das beständige Aufgeben und dann doch Wiederzurückkommen auf frühere Behauptungen, das Herum- werfen mit himmelweiten Verschiedenheilen, wo ein Anderer wieder Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859, 3. Heft. 6 74 gar nichts sieht, dies alles scheint mir, darauf hinzudeuten,, dass der Weg, den man bisher verfolgt, nicht der richtige sein könne. Es sei mir also erlaubt, einen andern und zwar den geradezu entgegen- gesetzten einzuschlagen, und diese mit Arten überaus reichlich aus- gestaltele Gattung auf einfachere Formen zurückzuführen, obschon “ich weiss, dass ich mir dadurch mehr Missfallen zuziehe, als wenu ich aus den bereits bestehenden Arten zeun neue geschaffen hätte. Schliesslich bemerke ich nur, dass ich die an Original - Exemplaren reiche Sammlung des k. k. botan. Cabinets und der k.k. zool. botan. Gesellschaft, dann die werthvollen Herbarien der Herren Ritter v. Enderes, v.Janka, Juratzka und Hillebrandt be- nützt habe, dass es mir also an instructivem Materiale nicht gefehlt hat, dann dass eine umfassende Literatur und meist gute Abbil- dungen die Bearbeitung dieser Gattung wesentlich erleichtern. Der Name Draba (Zecßn) kömmt schon bei Dioskorides vor (Mat. med. lib. II. cap. 186), allein die alten Botaniker ver- standen darunter verschiedene Pflanzen, meistens Arabis-Arten der Neuern. Die jetzige Galtung Draba wurde erst in Dillen Nova gen. p. 122 (1719) aufgestellt. C. Bauhin führt in seinem Pinax (1623) p. 108 und 284 nur 4 unserer heutigen Draba-Arten an: I. Bursa pastoris major loculo oblongo (D. muralis L.), II. Bursa pastoris minor loculo oblongo (D. verna L.), III. Bursa pastoris al- pina hirsuta (D. frigida Saut.) und XI. Sedum alpinum hirsutum luteum (D. aizoides L.). Linne stellt in der I. Ausgabe der Spec. pl. (1753) p. 642—3 blos 6 Arten auf: D. alpina, verna, pyrenaica, muralis, nemorosa und incana, in der X. Ausgabe des Syst. nat. p. 1127 fügte er D. hirta, in der Manlissa I. p. 91 D. aizoides und die von ihr nicht verschiedene D. eiliaris hinzu. Jacquin enl- deckte die D. stellata (En. Vindob. 1762 p. 113), Scopoli die D. ciliata (Fl. carniol. 1772 1. p. 6), Wulfen die D. fladnizensis (Miscell. 1778 I. p. 147). In Willdenow’s Spee. pl. III. i800 p. 424—31 zählt man bereits 16 Arten, allein durch Verwechslungen und irrige Citate hat Willdenow diese Gallung eher verwirrt als aufgeklärt. Die erste kritische Behandlung derselben besonders der nordischen Arten gab Wahlenberg in der Flora lappon. 1812 p. 173—7, auch in seinem Werke de Vegetalione Helvetiae 1813 p. 122—4 und in der Flora Carpatorum 1814 p. 193 lieferte er 2 neue Arten. De Candolle’s ordnendem Geiste war es vorbe- halten, das zu seiner Zeit durch aussereuropäische Entdeckungen bereits beträchtlich angewachsene Material in eine wissenschaftliche Form zu bringen; in seinem Systema naturale Il. 1821 p. 330—58 stellt er in den 3 Gattungen Petrocallis, Draba und Erophila 65 Arten auf, von denen jedoch später mehrere eingingen, auch waren damals die deutschen Alpen-Draben noch zu wenig bekannt, um inDe Can- dolle’s Werk gehörig berücksichtigt zu werden. Ihre Entdeckung fällt in die nächstfolgenden 10 Jahre. Um das Jahr 1820 begann nämlich Hoppe seine Ausflüge auf den Centralsiock der deuischen 75 Alpen, seine reiche Draben-Sammlung schickte er zur Bearbeitung an den damaligen Bezirks-Arzt Koch in Kaiserslautern. So erschien im II. Bande der Flora 1823 Ko ch’s meisterhafter Aufsatz über die Alpen-Draben, welcher mit einigen Abänderungen in der Nomen- elatur allen spätern gleichen Abhandlungen zur Richtschnur gedient hat. Den vollendeten Ausdruck der Hoppe - Koch’schen An- schauung über die Gattung Draba findet man im vierten Bande der Flora Deutschland’s von Koch und in der ersten Ausgabe seiner Synopsis 1837, denn in der zweiten Ausgabe 1843 wurde durch die Aufnahme von Lindblom’s D. Wahlenbergiü von dem den andern Arten zu Grunde gelegten Principe abgewichen und dadurch die Harmonie des Ganzen gestört. Zeigt einerseits diese Bearbeitung, deren geschichtliche Entwicklung in der botanischen Zeitschrift Flora und im Texte zu Sturm’s Abbildungen niedergelegt ist, eine grosse Klarheit, Genauigkeit und Consequenz, so ist man ander- seits mit der Vervielfälligung der Arten zu weit gegangen, wie dies Hoppe und Koch wohl selbst fühlten und öfterzu verstehen gaben. Ungefähr gleichzeitig mit diesen Werken erschienen Reichen- bach’s Iconographia (1823—37), dessen Flora germanica (1830—?) und der zweite Band von Host’s Flora austriaca (1831). Reichen- bach’ Abbildungen sind so wie jene Sturm’s, (welche noch den Vorzug haben, dass sie unter Hoppe’s Anleitung herauskamen) eine höchst wichtige unerlässliche Quelle zum Studium der Draben, die alle spätere in- und ausländische Autoren benützt und sich da- durch wechselseitig verständigt haben. In Host’s Flora kommen zwar einige von Zahlbruckner und Portenschlag aufge- fundene neubenannte Arten vor, allein es sind nur neue Namen für bereits früher entdeckte Species. Ungeachtet des reichen Arten- Registers hat man doch bis in die neueste Zeit nicht unterlassen, dasselbe beständig zu vermehren. Ich werde mich über dessen Werth weiter unten aussprechen, einstweilen gebe ich eine analytische Darstellung der in den Alpen- uud Karpaten-Ländern bisher ge- fundenen Draben mit Ausnahme jener, die als blosse Synonyme allgemein anerkannt sind, oder die mir wenigstens keine zur analy- tischen Methode geeigneten Unterschiede darbieten, 41. Blumen rosenfarben. Blätter 3—ö5spaltig: D. pyrenaica L. Blumen weiss oder gelb. Blätter ungetheilt. 2. 2. Blumenblätter zweispaltig, weiss: D. verna L. Blumenblätter ganz oder ausgerandet. 3. 3. Stengel reichblätterig. 4. Stengel blattlos oder nur 1—3blätterig. 6. 4. Schölchen aufrechi-abstehend, kurzgestielt, wenigstens die oberen länger als ihr Stiel. Blumen weiss: D. incana L. Schötchen schief- oder wagrecht- abstehend, 2—3mal kürzer als ihr Stiel. 5. 5. Blumen weiss. Schölchen kahl: D. muralis L. Blumen schwefelgelb. Schötchen im Gebiete dieser Flora flaumig: D. nemorosa L. 6* 10. 1%, 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. . Blumen gelb 7. Blumen weiss. 14. Schötchen hartschalig, aufgeblasen, ei- oder ellipsoidisch-kegel- förmig. 8. Schötchen weichschalig, vom Rücken her zusammengedrückt, oval, länglich oder lanzeltlich. 9. Schölchen kahl: D. longirostra Schott. Schölchen steifhaarig : D. armata Schott. Stengel höchstens 4’ hoch. 10. Stengel 1—9' hoch. 12. Blätter lineal-lanzettlich, an der Spitze der Stämmchen roseltig. Siaubgefässe so lang als die Blumenblätter. Stengel kahl: D. Zahlbruckneri Ho st. Blätter verkehrt-lanzeitlich, an den Stämmchen wechsel- ständig, an der Spitze derselben in eine undeutliche Rosette zusammenfliessend. Staubgefässe um die Hälfte kürzer als die Blumenblätter. 11. Stengel kahl: D. Sauteri Hoppe. Stengel behaart: D. Spitzelü Hoppe. Stengel behaart: D. cuspidata M. B. Stengel kahl. 13. Griffel 1—3°' lang: D aizoidesL. Griffel %—1' lang. Pflanze meist höher, stärker : D. lasiocarpa Rochel. Stengel sammt den Blütenstielen behaart. 15. Stengel mindestens oben sammt den Blütenstielen kahl. 18. Blätter mit Ausnahme des Randes beiderseits kahl: D. androsacea Baumg. Blätter beiderseits behaart. 16. Stengel besonders oben locker-sternhaarig. D. frigida Saut. Stengel von sternförmigen oder von sternförmigen und ein- fachen Haaren filzig oder zottig. 17. Stengel 3—6°‘ hoch. Schötchen kahl: D.pumila Mielichhof. Stengel höher. Schötchen mindestens gewimpert: D.tomentosa Wahlenb. Reife Schötchen lineal oder lineal-länglich, bei 3—5‘ Länge kaum 1“ breit, beiderseits mit einem starken Längsnerven durchzogen. Blätter am Rande knorplig-eingefasst: D. ciliata Scop. Schötchen länglich oder lanzettlich, bei 3° Länge in der Mitte 1 breit, mit schwachem Mittelnerven. Blätter ohne knorpligen Rand. 19. Blumenblätter ansehnlich, 3 lang, vorn 1'‘' breit. Griffel ungefähr %ı2' lang: D. stellata Jacg. Blumenblälter kleiner. Griffel fehlend oder unmerklich, seltener bis %ı2' lang. 20. Blätter kahl wie die ganze Pflanze: D. laevigataHoppe. Blätter behaart oder doch gewimpert. 21. 21. Blätter gewimpert, sonst kahl. 22. ‚Alle Blätter sternförmig-behaart oder die äussern der Roselle kahl und nur gewimpert. 23. 22. Blätter von sternförmigen Haaren gewimpert: D. Hoppeana Rudolphi. Blälter von einfachen Haaren gewimpert: D. fladnizensis Wulf. 23. Die inneren Blätter der Rosette sternförmig-behaart, die äussern kahl und nur gewimpert: D. lapponica Willd. Alle Blätter sternförmig-behaarl. 24. 24. Griffel fehlend oder unmerklich: D. carinthiaca Hoppe. Griffel 42— 42’ lang: D. Traunsteineri Hoppe. Gegen die Stichhältigkeit dieser 24 Arten wurden indessen zu allen Zeiten verschiedene Bedenken erhoben, so dass eine kritische Beleuchtung derselben am Platz sein dürfte. 1. Draba aizoides L. und Draba lasiocarpa Rochel. Die widersprechenden Ansichten, die sich über den specifischen Unter- schied dieser 2 Arten seit 40 Jahren kundgeben,, müssen schon in vorhinein gegründetes Misstrauen gegen die Existenz eines solchen Unterschiedes wecken, D. lasiocarpa wurde zuerst von Rochel in Ungarn gefunden und unter diesem Namen schon 1813 W ah- lenberg milgetheiltl, der sie in seiner Flora Carpatorum 1814 p. 193 ohne etwas von Rochel zu erwähnen, in D. Aizoon umtaufte. (Flora 182& I. p.190). Man meinte nun, diese Pflanze auch in Deutschland zu besitzen und wohl mit Recht, da sie Wahlen- berg selbst auf niedrigen Bergen in Oesterreich angab (Fl. Carpat. l. c.). Diesem gemäss hat Sauter in seiner geogr. bot. Schilderung Wien’s 1826 p. 42 die in den Umgebungen Wiens auf Felsen bei Giesshübel wachsende Draba mit dem Namen D. Aizoon belegt, ob- schon sie von subalpinen Formen der D. aizoides nicht im mindesten verschieden ist und gegenwärtig auch für nichts anderes gehalten wird. Achnliches ereignete sich in Baiern ; auch dort erklärte man die auf den niedrigen Kalkbergen am linken Donau-Ufer bei Regens- burg und Erlangen wachsende Pflanze (D eikiaris Schrank baier. Fl. IH. p. 177) für Wahlenberg’s D. Aizoon (Hoppe in derFlora 1818 p. 195, Koch eben daselbst 1823 II. p. 423). Als später Host in der Flora austriaca Il. p. 237 nebst der D. aizoides und D. Aizoon noch eine dritte Art nämlich die auf dem Biokovo in Dal- malien vorkommende D. elongata aufstellte, glaubte man diese letztere in der baierischen D. Aizoon gefunden zu haben, nur hieltHoppe die D. elongata für eine Art (Sturm H. 60), Koch für eine Varielät der D. aizoides (Deutschl. Fl. IV. p. 546-7), Visiani (wohl richtiger) für eine Varietät der D. Aizoon (Fl. dalmat. III. p. 121). Eine fünfte Ansicht, dass zwischen D. aizoides und D, Aizoon oder D. lasio- 78 carpa gar kein erheblicher Unterschied bestehe (Hornung in der Flora 1829 II. p. 443), fand als speciesfeindlich keinen Anklang und kam nach einer flüchtigen Widerlegung Hopp e’s in der Flora 1329 II. p. 473 schnell wieder in Vergessenheit. Obschon nun Rei- chenbach sagt: „D. Aizoon a D. aizoide tam diversa quam ulla alia a sua proxima“ (Fl. germ. p. 668) so halte ich doch die Meinung Hornung'’s für die richtige, auch darf nicht verschwiegen werden, dass Hoppe von D. aizoides, affinis, Zahlbruckneri, elonyata und lasiocarpa (in Sturm H. 60 im Text zu D. lasiocarpa) bemerkt, dass er sie keineswegs für bestimmte Arten erklären wolle, sondern dass sie sich recht gut als Abarten an einander reihen lassen, da es schwer sei, bei denselben auch nur ein einziges Signum characte- risticum aufzufinden. Am schlagendsten ist aber folgende Stelle Visiani’s, nachdem er nämlich auseinandergeselzt, dass die Form der Blätter und der Schötchen so wie die Länge der Blütenstiele und Griffel bei D. Aizoon veränderlich seien, fährt er folgendermassen fort: „Has variationes video lum in planta dalmalica, tum praesertim in plantis Budensibus et agri Vindobonensis, quae ab illa nulla nota constante differunt“. Nun wächst aber um Wien und überhaupt in ganz Nieder-Oesterreich keine D. Aözoon, sondern die gewöhnliche D. aizoides L., Visiani konnte also nur diese letzte aus den Um- gebungen Wiens erhalten haben, , gleichwohl hielt er sie, ohne es zu wissen und zu wollen, mit der echten D. Aizoon von Ofen für iden- tisch, und zwar bei einer Gelegenheit, wo er eben die Untersehiede beider Arten hervorzuheben beschäftigt war. Welchen Werth können also diese Unterschiede haben? In der That erübrigen von den schwankenden und relativen Merkmalen, welche die Autoren und insbesondere Koch in der Flora 1834 II. p. 635 angegeben haben, nur 2 von einiger Bedeutung, dass nämlich die Staubgefässe bei D. aizvides so lang als die Blumenblätter oder etwas länger, bei D, lasiocarpa um die Hälfte kürzer sein sollen (Koch Syn. p. 67), dann dass der Griffel bei D. aizoides beinahe die Hälfte der Schöt- ehenlänge, bei D. lasiocarpa aber kaum ein Viertel derselben er- reicht (Andrae in der Botan. Zeitung 1853 p. 415). Allei schon Host sagt von seiner dalmalinischen D. elongata (d. i. D. lasio- carpa) „Stamina petalis Jongiora* (Fl. aust. Il. p. 237) und so ist es auch in vielen Fällen, denn mir liegen Exemplare der D. lasio- carpa von Biokovo in Dalmatien, aus dem Banate, Siebenbürgen und verschiedenen Gegenden Ungarns sowohl der Ebene als der Karpaten vor, und ich finde die Staubgefässe bald so lang bald kürzer als die Blumenblätter (auch Andrael. c.). Was aber den Griffel betrifft, so ist er allerdings bei D. aizoides länger (1—3' lang), bei D. Zasiocarpa kürzer (%%—1‘' lang), allein scharf geschieden sind die Grenzen dieses Merkmals auch nicht, da ich französische Exemplare der D. aizoides mit nur Y'" langen Griffeln sah. Wenn aber selbst die Griffellänge keine Uebergänge darbieten würde, so scheint es mir viel natürlicher zu sagen, D. aizoides komme (wie dies auch bei einigen ausländischen Draba -Arten der Fall ist) in 9 einer lang- und kurzgriffligen Varietät vor, als aus diesem Merk- maleallein 2 Arten ableiten zu wollen. Ich unterscheide daher eine Var. longistyla und brevistyla; jene, vorzugsweise aufAlpen und Voralpen einheimisch, hat (mit Einschluss der Traube) 1—4“ hohe Stengel, bis 2“ lange Fruchttrauben und 3—15 Schölchen in der Traube; bei dieser, der Bewohnerin niedriger Berge und der Ebene verlängern sich die Stengel bis %' und die bis 4’ lange Fruchttraube trägt 30, 40, ja 50 Schötchen, aber dies alles nur bei sehr üppig entwickelten Exemplaren, denn an denselben Standorten kommen wieder niedrige nur 1 hohe Formen vor, die von D. aizoides, sobald das Merkmal des Griffels nicht ausreicht, gar nicht verschieden sind. Es ist wahr, dass die vorerwähnte höhere üppige Form der D. lasiocarpa, so wie sie z. B. am Biokovo in Dalmatien beobachtet wurde (D. elongata Host) von der niedrigen Alpenform der D. aizoides in der Tracht sehr abweicht, allein einerseits sind ungarische und deutsche Pflanzen derselben Art meistens von einander etwas verschieden, anderseits kann man bei D. rerna noch weit auffallendere Abweichungen wahrnehmen. D. compacta Schott Analecla p. 50, welche Kotsch y 1850 auf der 7000‘ hohen Piatra Krajuluj bei Kronstadt in Siebenbürgen fand, halte ich des gedrungenen Baues, des /—1'%‘' hohen kahlen reichblüthigen Stengels und des sehr kurzen Griffels wegen für eine Alpenform der D. lasiocarpa, annahernde Formen sah ich von den Karpalen bei Eperies. Die auf den Kronstädter Alpen angegebene D. aizoides var. «. aizoon Baumg. Fl. Transsilv. 11. p. 230 stimmt der Beschreibung nach in allen wesentlichen Merkmalen mit D. compacta überein. D. affinis Host Fl. aust. II. p. 238, dann D. affinis und D. elongata Sturm H. 60, so wie Reichenb. Icon. XII. p. 7t. XV. gehören zwar alle zu D. aizoides, aber D. affinis Sturm und Rei- chenbach ist eine grossblülige Voralpenform der D. aizoides und von D. affinis Host als Varietät verschieden, da diese sich durch schmale lineal-lanzettliche Schötchen auszeichnet und auf den krainerischen Alpen angegeben wird, wie dies inSchott Analecta p. 52 bereits auseinandergesetzt wurde. D. elongata Sturm H. 60 (nicht Host) und D. aizoides Sturm H. 20 stellen die baierische früher mit D. lasiocarpa verwechselte Pflanze dar. ll. Draba Zahlbruchneri Host Fl. aust. II. p. 238. Diese Pflanze hat Hoppe zuerst am Gletscher der Pasterze aufgefunden, und D. glacialis genannt (Flora 1823 11. p. 424). Allein da dieser Name bereils von Adams in den Memoires de la soc. de Moscou V. 1817 p. 106 an eine sibirische Draba vergeben war, und da auch der zunächst folgende älteste Name D. Hoppeana Reichenb. in Mössl. Handb. I. Ausg. Il. p. 1132 später einer weissblühenden mit D. carinthiaca verwandten Art ertheilt wurde, so erübrigt nichts anderes, als den jüngsten Namen D. Zahlbruckneri zu wählen. Rei- chenbach meint zwar diese leizte gehöre zu D. Sauteri Hoppe und nicht zu seiner D. Hoppeana (Fl. germ. p. 668), allein Zahl- s0 bruckner selbst hat die Identität der D. Zahlbruckneri mit D. glaeialis bestätigt (Flora 1834 1. p. 48). Diese schon von Hoppe und Koch mit vielem Zweifel über ihre Echtheit eingeführte und von D. aizoides nur durch sehr kurze 3—6” lange, 1—3blüthige Stengel und kurze Griffel verschiedene Pflanze ist nur eine Zwerg- form der D. aizoides (auch Reichenb. Fl. germ. p. 668, Kittel Fl. Deutschl. I. p. 873, Schur Sert. Transsilv. p. 8), deren Vor- kommen aber nicht auf hohe Urgebirgsformen beschränkt ist, da sie einzeln auch auf verhältnissmässig niedrigen Kalkalpen „elunden wurde. Facchini hält sie für eine gule Art, weil sie auf der Alpe Contrin mit D. aizoides zugleich wächst, ohne dass er Uebergänge bemerkt hätte (Fl. v. Südtirol p. 78), allein das mag dort so sein, von andern Alpen sah ich Uebergänge genug. Auch Bamberger betrachtet D. Zahlbruckneri als Art nnd unterscheidet sie von einer höchst ähnlichen Zwergform der D. aizoides, die er D. aizoides var. glacialis nennt, durch den kurzen Griffel (Flora 1856 II. p. 738). An den von mir untersuchten Exemplaren der D. Zahlbruckneri ist der Griffel höchstens '%'', bei D. aizoides dagegen mindestens 4" lang, insofern ist obige Angabe Bamberger's ganz richtig, allein wahrscheinlich werden zwischen dem %2'” und 1°‘ langen Griffel Uebergänge nicht fehlen und dann gilt das von D. lasiocarpa Ge- sagte auch hier, dass nämlich D. Zahlbruckneri ebenfalls seine lang- und kurzgrifflige Form haben kann. Es ist auch möglich, dass bei den Cruciferen überhaupt in der Länge der Befruchtungs-Organe dasselbe Verhälltniss wie bei den Labiaten, Primulaceen, Valerianeen, Asperifolien u. s. w. stallfinde und dass damit die Grösse der Blumenkrone in Verbindung stehe. III. Draba cuspidata M. B. Fl. taur. cauc. III. p. 424 sieht nach Exemplaren aus der Krim im k. k. botan. Kabinete der D. ai- zoides sehr ähnlich, hat aber dichtbehaarte Stengel, Blütenstiele und Schötchen. Die auf den Apenninen vorkommende D. aspera Bertol. Amoen. p. 384 oder D. cuspidata Bertol. Fl. ital. VI. p. 467 ist zufolge dreier in Janka's Sammlung befindlicher Exem- plare aus Bertoloni’s Hand von der russischen Pflanze nur durch einen schwächeren Ueberzug verschieden, so dass die Blütenstiele und Schötchen fast kahl erscheinen. Die auf dem Schulergebirge bei Kronstadt (Alpes Barcenses) sehr häufig wachsende D. eiliaris Bmg. Fl. Transsilv. II. p. 230 „scapo subpiloso* ist nach Schur Sert. Transsilv. p. 8 eine niedrige Alpenform der D. cuspidata, auch in D.C Syst. II, p. 335 und Griseb. et Schenk Iter hung. p: 310 wird die Vermuthung ausgesprochen, dass sie dorthin gehöre. Die in Presl Bot. Bem. p. 9 vorkommende Stelle „D. eiliaris in Her- hario Waldstein est D. Kitaibeliana“* ist unverständlich, da man nicht weiss, was D. Kitaibeliana sein soll. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Stengel bei der russischen Pflanze sehr behaart, bei der italienischen schwächer behaart, bei der siebenbürgischen kaum be- haart, ja bei einer in den Abruzzen vorkommenden Varielät sogar kahl ist (Bertol. Fl. ital. VI. p. 468), wenn man ferner erwägt, 8 dass auch die verwandte D. Sauteri mit kahlem und behaartem Stengel abändert, und dass die griechische D. athoa Bois s. Diagn. ser. 11. n.1p.33 mitihrem kahlen Stengel und ihren dichtsteifhaarigen lang- griffligen Schötchen zwischen D. aizoides und D. cuspidata gerade in derMitte steht, so steigen gegründete Zweifel auf, ob denn D. cuspi- data wirklich die gute Art sei, für die man sie bisher gehalten hat. Sie lässt sich indessen, wenn man Bertoloni’s Varielät £ ausscheidet, und so wie D. athoa zu D. aizoides zieht, von dieser letzteren durch den behaarten Stengel wenigstens unterscheiden. D. hispanica Boiss. Elench. p. 13, die mir in Original-Exemplaren von der Sierra Nevada in Granada vorliegt, dürfte schwerlich von D. cuspidata verschieden sein, (auch DC. Syst. II. p. 335). D. cuspidata Gren. et Godr. Fl. de France I. p. 122 ist des kahien Stengels wegen wahrscheinlich mit der folgenden D. armata Schott zu vereinigen. IV. Draba longirostra und Draba armata Schott Analecta 1854 p. 43—9 haben ganz die Tracht der D. aizoides, den kahlen Stengel und den langen Griffel derselben, allein in den Früchten weichen sie von allen Draben dieses Gebietes ab, und gleichen hierin den syrischen D. vesicaria Desv. Journ. III. p. 186 und D. oxycarpa Boiss. Diagn. Il. p 28. Die Klappen der Schötchen sind nämlich hartschalig und so stark gewölbt, dass das Schötchen eine aufgeblasene ei- oder ellipsoidisch-kegelförmige in den Griffel zu- gespitzte Gestalt annimmt, während die andern Draben vom Rücken her zusammengedrückte rundlich- ovale bis lanzettliche Schötchen haben. Schott betrachtet D. longirostra und armata zwar als Arten, gibt aber zu, dass sie möglicherweise nur Varietäten seien. Die erste ist durch eikegelförmige kahle dichtaderige Schötchen , die zweite durch ellipsoidisch-kegelförmige steifhaarige aderlose kürzer ge- griffelte Schötchen ausgezeichnet, allein unter den wenigen Exem- plaren, die ich zu vergleichen Gelegenheit hatte, fand ich in Janka’s Sammlung eines mit geaderten schwachhaarten Schötchen d, i. eine Uebergangsform. Ich halte sie daher nur für kahl- und behaart- früchtige Varieläten einer Art. D. cuspidata Gren. et Godr. Fl. de France ]. p. 122 mit kahlem Stengel und steifhaarigen Schötchen scheint von D.armata nicht verschieden zu sein, wie schon Schott bemerkt hat. Auch die im k, k. botan. Kabinete befindlichen D. turgida und D. turgida var. glabriuscula Huei de Pavillon 1855 aus Sicilien dürften zu D. armata und D. longirostra zn ziehen sein. V. Draba Sauteri Hoppe in der Flora 1823 II. p. 425, von Sauter auf dem Watzmann entdeckt, ist niedrig und armblütig wie D. Zahlbruckneri, allein in der Tracht gleicht sie weit mehr der D. pyrenaica, so sehr sie auch sonst von ihr verschieden ist. Die seltene D. Spitzelii Hoppe inSturm H. 60, die Spitzel 1831 auf den Alpen bei Lofer fand, wird jetzt allgemein nur für eine behaartstenglige Varietät der D. Sauteri gehalten. VI. Unter den weissblühenden Alpen-Draben zeichnet sich die D. eiliata Sc op. durch ihre schotenarligen Früchte sehr aus, so dass man über ihre generische Stellung sehr in Verlegenheit geräth. Auch. 82 D. stellata Ja cgq. lässt sich durch kahle Schötchen von den behaart- früchtigen, durch den verhältnissmässig längern Griffel von den kahlfrüchtigen Leukodraben noch immer leidlich unterscheiden, fällt auch durch ihre grossen Blumen auf, welche nur von jenen der D. ciliata übertroffen werden. Will man sie als keine Art aner- kennen, so muss man sie als eine grossblülige D. carinthiaca oder eine kahlstenglige D. tomentosa betrachten. Alle übrigen Leukodraben meist kleinblüthig und kurzgrifflig oder griffellos, in der Grösse und Tracht zwar vielfach abändernd, aber diese Abände- rungen bei jeder Art dieselben, unterscheiden sich von einander einzig und allein durch die Behaarung, denn den blattlosen oder 4—3blättrigen Stengel, die verkürzte oder verlängerte Fruchttraube, die elliptischen oder lanzettlichen Blätter, die mehr ovale oder mehr lanzeltliche Gestalt der Schötchen haben weder Koch noch Andere als zu wandelbar und zu schwach begrenzt zu einem diagnostischen Merkmale erhoben. Auf die Behaarung, hier ein so unsicheres Kenn- zeichen als irgend eines, hat man aber seltsamer Weise einen solchen Werth gelegt, dass so zu sagen für jede Combination der Ueberzugs- Formen eine eigene Species geschaffen wurde. Es lassen sich daher viel leichter die Uebergänge als standhafte Unterschiede nachweisen, und leicht erklärlich ist es, dass noch Jede dieser Arten von dem einen oder andern Botaniker eingezogen wurde. Durch solehe ver- einzelte Angriffe ist aber nach meiner Ansicht nichts gewonnen, entweder muss man sie alle aufgeben oder alle beibehalten. Ein näheres Eingehen in die von den Autoren aufgestellten Arten der Sectio Leucodraba wird dies deutlicher zeigen. VII. Draba tomentosa von Wahlenberg 1812 in der Schweiz entdeckt oder doch von ihm zuerst richtig unterschieden (Veget. Helvet. p. 123) und D. frigida Sauter schon den ältesten Autoren bekannt, aber durch längere Zeit mit D. stellata Ja cq. verwechselt (Flora 1825 I. p. 71) unterscheiden sich von den folgenden unter VIII und IX angeführten Arten durch die bis zur Spitze mit stern- förmigen oder sternförmigen und einfachen Haaren besetzten Stengel, unter sich aber nur dadurch, dass bei D. tomentosa die Blätter breiter und so wie der Stengel dichter behaart, die Blumen grösser (aber nicht so gross wie bei D. stellata Jacq.) die Schötchen mehr oval und stets behaart oder doch gewimpert sind, wogegen D. frigida einen ober- wärts zerstreut-sternhaarigen Stengel, kleinere bei 2 lange und oben bei 1‘ breite Blumenblätter , meistens kahle nur ausnahms- weise schwachgewimperte Schötchen hat. Die Griffellänge ist bei beiden unbeständig und schwankt zwischen Yı2— A.‘ oder ver- schwindet unter der sitzenden Narbe. Man sieht hieraus, dass zwi- schen beiden Arten der rein relativen Unterschiede wegen nothwendig Mittelformen vorkommen müssen, und sie kommen auch vor. Ber- toloni hat daher den specifischen Unterschied der D. tomentosa und D. frigida in starken Zweifel gezogen (FI. ital. VI. p. 475), in Gren. et Godr.Fl. de France I. p. 123 werden beide nebst der D. nivalis DC. (D. carinthiaca Hoppe) in Eine Art vereinigt, undLeybold 83 hat in der Flora 1854 II. p. 451 das Nichtssagende in dem Unter- schiede dieser 2 Arten treffend auseinandergesetzt. Anderseits nähert sich D. tomentosa der grössern Blumen wegen auch der D. stellat« Jacgq., ist aber durch den oben behaarten Stengel und gewimperte Schötchen wenigstens leicht zu unterscheiden. D. pumila, die Mielichhofer schon vor vielen Jahren auf dem Rauriser Goldberge in Salzburg in einer Höhe von 8000° fand, und unter diesem Namen in seinem Herbar aufbewahrte,: wurde erst nach dessen Tode durch Sauter in der Flora 1849 Il. p. 666 be- kannt gemacht. Sie scheint eine sehr seltene nur in wenigen Samm- lungen vorhandene Pflanze zu sein, kömmt auch in Storch Natur- hist. Topografie von Salzburg p. 53 nicht vor. Nach der Beschreibung und den von Sauter mir güligst mitgetheilten Exemplaren hat sie dichtsternhaarige Blätter und sehr niedrige nur 3—6'' hohe von ein- fachen und sternförmigen Haaren fast zotlige Stengel, aber kahle Schötchen, und steht nach Sauter der nordamerikanischen D. bo- realis DC. Syst. II. p. 342 am nächsten Allein D. borealis ist nach Ledeb. Fl. ross. I. p. 153 und Regel Fl. ajan. p. 59 eine hiervon verschiedene mit D. incana L. verwandte Pflanze. Nach meiner An- sicht ist D. pumila eine Zwergform der D.tomentosa, zu der sie sich wie D. Zahlbruckneri zu D. aizoides verhält. Annähernde Formen sah ich aus verschiedenen Gegenden der Schweiz, Tirol und Steiermark. D, Pacheri Stur im österr. bot. Wochenbl. 1855 p. 49 und 156, die der Pfarrer Pacher auf dem Stern im Katschthale in Kärnten fand, halte ich des bis an die kahlen Schötchen locker- sternhaarigen Stengels wegen von D. frigida nur durch die oberseits beinahe unmerklich behaarten Blätter und eine steife Tracht ver- schieden, die zwar sehr auffällt, aber dessenungeachtet kein dia- gnostisches Merkmal darbietet. In den aufrechten kurzgestielten Schötchen und der desshalb schmallinealen Traube nähert sie sich der D. incana L., weicht aber von derselben durch den niedrigen 4—3blättrigen oder auch blattlosen Stengel sehr ab. Mit D. nivea Saut. hat sie in der Tracht keine Aehnlichkeit. D. androsacea Baumg. En. Transsilv. 1. p. 234, welche die hohen Spitzen der siebenbürgischen Karpaten bewohnt, hat nach der Beschreibung und nach den Exemplaren aus des Autors Hand im k.k. bot. Kabinete bis zur Spitze behaarte Stengel, kahle nur von sternförmigen Haaren gewimperte Blätter und kahle Schötchen, sie steht also der D. frigida am nächsten, und unterscheidet sich von derselben nur durch kahle Blattflächen. Man kann sie aber auch im Hoppe-Koch’schen Sinne für eine eigene Art halten, weil die Combinalion des behaarten Stengels mit kahlen Blättern unter keine der bisherigen Diagnosen passt. In Griseb. et Schenk Iter hung. p- 309 wird sie in Gemässheit des Herbariums des Professors Fuss ohneweiters zu D. carinthiaca gezogen, allein bei dieser tritt in der Behaarung gerade der umgekehrte Fall ein. VIll. Draba carinthiaca von Hoppe auf der Pasterze entdeckt (Flora 1823 II. p. 437) und Draba Johannis Host Fl. ausir. 11. 54 p. 240 (eine grössere bis 8“ hohe Form der vorigen) von Zahl- bruckner auf der Alpe Hohenwart in Steiermark gefunden und von ihm zu Ehren des Erzherzogs Johann in seinem Herbar D. Joanniana genannt (Schiner in den Verhandl. des zool. botan, Ver. 1851 p. 156) bildet die eigentliche Mittelpflanze zwischen den vorigen mehr behaarten und den folgenden mehr kahlen Arten, da sie der oberwärts kahle Stengel und die kahlen Blütenstiele von jenen, die durchaus sternförmig-behaarten Blätter von diesen scheiden, dabei sind die Blumen klein, die Schötchen mehr lanzettlich und immer kahl, die Griffel sehr kurz oder fehlend. Diese Merkmale sind aber nicht beständig und Uebergänge leicht begreiflich. Nach Ley- bold kommen, und zwar häufig, halbkahle und behaarte Stengel auf Einer Wurzel vor (Flora 1854 II. p. 451) und nach Hausmann haben zahllose Exemplare von den Bozner Alpen die Richtigkeit der von Leybold an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen be- stätigt und die Gewissheit hergestellt, dass D. frigida und D. carin- thiaca als Arten nicht verschieden seien (Fl. von Tirol p. 1405). Auch mir liegt ein Exemplar vom Riffel des Monte Rosa mit mehreren behaarten und einem kahlen Stengel vor. Uebrigens wurde D. ca- rinthiaca schon viel früher als Varietät zu den behaart-stengligen Arten gezogen (M oritzi Fl. der Schweiz p. 148, Gren. et Godr. Fl. de France I. p. 123) ; wie sie sich zu den folgenden mehr kahlen Arten verhält, wird dort angegeben. D. Traunsteineri Hoppe in Sturm H.65 ist nach meiner An- sicht eine ästigeD. Johannis mit etwas längerem (ungefähr %ı2' lan- gen) Griffel. Traunsteiner, der diese Pflanze 1832 aufdem Kilz- bühler Horn aber nur an einer einzigen Stelle fand, hält sie ihres ver- einzelten Vorkommens und der fehlschlagenden Früchte wegen für einen Bastard von D.tomentosa und D. carinthiaca, gibt aber zu, dass sie der Abbildung von D. Johannis in Sturm H. 60 ausnehmendähn- lich sehe (Flora 1835 II. p. 598, 1844 II. p. 397). Sauter dagegen glaubtin D. Traunsteineri einen Bastard von D. frigida und D. Jo- hannis zu erkennen, weil D. frigida und nicht D. tomentosa auf dem Kitzbühler Horn vorkömmt (Flora 1855 I. p. 87), was im Grunde so ziemlich dasselbe ist und nur beweist, welchen Spielraum die Unter- schiede zwischen D. tomentosa und D. frigida der individuellen Ansicht eines Jeden überlassen. Ko ch hielt sie zuerst für eine Art (Deutschl. Fl. IV. p. 552), theilte später die Ansicht Traunstei- ner’s (Syn. ed. I. p. 63) und trug sie zuletzt wieder als Art vor (Syn. ed. II. p. 68), vielleicht dass ihn die von Spitzel bei Lofer gefundenen Exemplare (Flora 1838 Liter. Bl. p. 74) zu dieser Meinungsänderung bestimmten. Die in Koch Syn. ed. Il. I. c. er- wähnte Varietät mit Näumlichen Schötchen würde aber vielmehr einer hybriden Bildung das Wort sprechen. Scheele zieht D. Traunstei- neri so wie D. carinthiaca, die er aus Hoppe’s Hand erhielt, als Synonyme zu D. lapponica d. i. der Mittelform zwischen den be- haarten und kahlen Leukodraben (Flora 1843 I. p.323). Facchini widerspricht die hybride Natur der D. Traunsteineri, weil auf dem 85 von ihm beobachteten Standorte die angegebenen Eltern fehlen. Doch ist sie ihm lieber Varietät als Art (Fl. von Südtirol p. 78). Bertoloni’s Worte in der Fl. ital. VI. p. 473 „Stylo brevissimo* lassen zwar vermuthen, dass die von Facchini auf dem Padon Fassano gefundene und anBertoloni gesendete D. Traunsteineri nicht die echte Pflanze dieses Namens sei, allein Facchini ver- sichert, dass sie von Koch selbst als solche bestimmt wurde. D. Traunsteineri fällt durch ihren schlaffen im Wurzelstock und Stengel ausgebreitet-ästigen Wuchs sehr auf, und erinnert beinahe an eine Missbildung; an der im k.k. bot. Kabinete und im Herbarium En- deres befindlichen Original-Exemplaren fand ich auch die Schöt- chen leer, allein es gibt Formen mit einfachem Stengel, die sich von D. Johannis nur durch den etwas längern Griffel unterscheiden und das Fehlschlagen der Samen lässt sich hier wie bei so vielen andern Pflanzen aus der üppigen Entwicklung der anderen Theile dieser Pflanze auch ohne Annahme einer hybriden Bildung leicht erklären. In Regel Fl. ajan. p. 48 kömmt ebenfalls eine D. Johannis var. stylosa aus Sibirien vor. D. nivea Sauter wurde 1851 zuerst auf dem Pizlat (Spitzlat) in Unter-Engadin, später auch auf dem Rawyl der Berner Alpen, auf dem Wormserjoch und Schlern in Tirol, dann auf dem Stern in Kärnten gefunden und von Sauter als eine neue Art aufgestellt (Flora 1852 II. p. 622, 1854 I. p. 208 und 1855 I. p. 14, Hausm. Fl. von Tirol p. 1405). Sie hat dichter oder dünner sternförmig-behaarte Blätter, meist kahle seltener behaarte Stengel, Blütenstiele und Schötchen, grössere Blumen als die verwandten und sehr kurze Griffel. Eine schwer unterzubringende Pflanze, da bei derselben von dem sonst massgebenden Merkmale des Ueberzuges völlig Um- gang genommen wurde, so dass sie zwischen D. tomentosa oder D. frigida und D. carinthiaca schwankt. Von den Exemplaren aus Sau- ter’s Hand vom Pizlat vermag ich daher die behaarten Formen von D. tomentosa gar nicht, die kahlstergligen höchstens durch etwas grössere Blumen von D. carinthiaca zu unterscheiden. Hausmann erklärt sie für eine dichtfilzige Form der D. tomentosa (Fl. v. Tirol p. 1405), er scheint also die kahlstenglige D. nivea nicht gesehen zu haben. Nach Sauter sind die verblühten Blumenblätter öfter gelblich (Leybold fand sogar D. tomentosa mit schwefelgelben Blumen, Flora 1854 II. p. 451) und dies mag Vulpius veranlasst haben, die D. nivea früher für einen Bastard von D. aizoides und D. tomentosa zu halten (Flora 1854 I. p. 208), was sie gewiss nicht ist. Leybold’s Vermuthung, dass sie eine hybride Bildung von D. tomentosa und D. fladnizensis sei, stimmt mit meiner Ansicht inso- fern überein, als sie auch ihm nur als eine bald den behaarten bald den kahlen Leukodraben angehörige Zwischenform gilt. IX. Draba lapponica von DC. im Syst. II. p 354 nach Will- denow’s Herbar so benannt, Draba fladnizensis von W ulfen schon vor 1773 in Kärnten entdeckt, und Draba laevigata von Hoppe am Kalserthörl im Pusterthale vor dem Jahre 1823 aufgefunden, 86 unterscheiden sich einzig und allein durch den allmählich bis völlig schwindenden Ueberzug von D. carinthiaca und den damit ver- wandten Arten, wenigstens hat bisher kein Autor ein anderes kenn- zeichnendes Merkmal anzugeben gewusst, und ich weiss noch weniger eines. Nach Koch Deutschl. Fl. IV. p. 555— 6 und Syn. ed. I. p.64 sind bei D. lapponica die Blätter mit einfachen und gabligen Haaren gewimperl, die äussern (ältern) der Rosette meist kahl, die innern (jüngern) mit kurzen Sternhaaren bestreut; bei D. fladnizensis sind die Blätter nur mit einfachen Haaren gewimpert und sonst kahl; bei D. laevigata sind sie völlig kahl wie die ganze Pflanze. Allein so regelrecht sich dies auch auf dem Papier ausnimmt, in der Wirk- lichkeit gehen diese Behaarungsformen vielfach in einander über. Schon Traunsteiner erklärte die D. lapponica für eine behaarte Form der D. fladnizensis (Flora 1335 II. p. 602) und Lindblom vereinigte nach Hartmann's Vorgange in der Skandinav. Fl. ed. Il. p. 177, ed. Ill. p. 153 alle 3 obenerwähnte Arten als ebenso viele Varietäten unter dem Namen D. Wahlenbergiü (Linnaea1839 p. 324-5) Seinem Beispiele ist Koch in der II. Ausgabe der Synopsis gefolgt, Gegen diese Vereinigung lässt sich nun an und für sich nichts ein- wenden, allein warum ging man nicht weiter? Ich finde es wenigstens sehr inconsequent, dass man bei diesen 3 Arten das Merkmal des Ueberzuges sowohl in der Quantität seines Vorhandenseins als in dem Mischungsverhältnisse der einfachen zu den sternförmigen Haaren als unentscheidend verwarf, während man es bei den vorausgegan- genen Arten als entscheidend aufrecht erhielt. Mit Recht fragt man, wie es denn komme, dass das zuletzt doch nur relative Merkmal des dichten Ueberzuges bei D. tomentosa eine Art, das absolute Merkmal der Kahlheit aller Theile bei D. /aevigata nur eine Varietät begründe, ja noch sonderbarer erscheintes, dass während das völlige Schwinden des Ueberzuges keinen specifischen Werth hat, das blos theilweise Schwinden desselben von den äussern Blättern der Rosette die D. Wahlenbergü £. heterotricha Lindbl. (D.lapponica) von der D. carinthiaca (bei welcher alle Blätter sternförmig-behaart und hinten von einfachen Haaren gewimpert sind) als Art scheidet. Dazu kömmt noch, dass es eine vierte hieher gehörige Art gibt, nämlich die D. Hoppiü Trachsel oder D.Hoppeana Rudolphi, welche mit Aus- nahme des von Sternhaaren gewimperten Blattrandes ebenfalls ganz kalıl ist, und welche obschon so gut (oder vielmehr ebenso schlecht) eine Art als die 3anderen der D. Wahlenbergü zu Grunde liegenden Pflanzen, von Reichenbach als minder kahle Varietät zu D. lae- vigata oder: D. Wahlenbergü y.glabrata Lindbl. (Fl. germ. p. 666), von Koch als mehr kahle Varietät zu D. Johannis (Syn. p. 60) gezogen, von Traunsteiner für einen Bastard von D. frigida und D. fladnizensis erklärt wird (Flora 1844 I. p. 398), im Grunde aber nur das vermittelnde Bindeglied zwischen D. lapponica und D. fladnizensis ist. Diese aus den eigenen Aufzeichnungen der Autoren entnommenen Beweise gegen die Haltbarkeit ihrer Arten wurden durch die von Leybold auf den Alpen Tirols gemachten Erfah- 37 rungen vollkommen bestätigt (Flora 1854 II. p. 451—2), so dass ich denjenigen kennen möchte, der die D. carinthiaca (D. Johannis) unter allen Umständen von der D. Wahlenbergii ß. heterotricha (D. lapponica) zu unterscheiden vermag. Koch hat dies früher sehr wohl eingesehen (Deutschl. Fl. IV. p, 553, Syn. ed. I. p. 64 n. 8) und selbst Hoppe, der der Vervielfältigung der Arten gewiss nicht abgeneigt war, nennt die eben besprochenen Arten nur „sogenannte Arten“ (Flora 1836 I. p. 303) und bezeichnet die D. lapponica als „eine Mittelpflanze von D. ecarinthiaca und D. fladnizensis“ (Sturm H. 65 im Text zu D. lapponica). Auch Scheele vereinigt die D. carinthiaca mit D. lapponica und somit auch mit D. Wahlenbergü (Flora 41843 I. p. 323). Dagegen bemerkt Traunsteiner, dass D. carinthiaca und D. Wahlenbergii die 2 ausgezeichnetsten und von einander am meisten verschiedenen weissblühenden Draben seien, die er kenne (Flora 1844 I. p. 397). Ich ehre den Ausspruch dieses erfahrenen Kenners der Alpenilora, allein da er kein Wort sagt, wodurch sie sich so leicht unterscheiden lassen, so wissen wir damit nicht mehr als früher. Auch Grenier und Godron trennen die D. Wahlenbergü von ihrer D. tomentosa (D. tomentosa, frigida und carinthiaca der Autoren) und schreiben dieser einen 1—2blättrigen Stengel und eine im Umrisse ovale oder längliche Fruchtiraube mit aufrechten Blütenstielen,, jener einen blattlosen oder einblättrigen Stengel und eine kurze gedrungene fast ebensträussige Fruchttraube mit abste- henden Blütenstielen zu (F!. de France 1. p. 124). Allein diese bei allen verwandten Draben vorkommenden Verschiedenheiten sind mor- fologisch genommen höchst unbedeutend und lassen sich sehr leicht aus dem Umstande erklären, dass die Verfasser der Flore de France unter ihrer D, Wahlenbergü nur die kleine Form derselben, welche Wulfen als D. fladnizensis beschrieb, vor Augen hatten, die eigentlich verbindende Mittelform derselben aber, nämlich die D. lapponica nicht beachtet oder nicht gekannt haben. Stur, der so viele und so verschiedenartige Alpen bestieg, und dabei seine Auf- merksamkeit vorzugsweise auf die Draben richtete, musste noth- wendiger Weise auf die zwischen D. carinthiaca und D. fladnizensis oder andern verwandten Arten vorkommenden Mittelformen stossen, er fand sie auch, aber er hält sie für Bastarde (Oest. bot. Wochenbl. 1855 p. 83—4 und 98). Dieser Meinung bin ich nicht. Denn die Leukodraben, welche jene lange Formenreihe von D. tomentosa bis D. laevigata zusammensetzen, unterscheiden sich nur durch das allmähliche Verschwind:n des Ueberzuges von einigen und zuletzt von allen Theilen der Pflanze, ich weiss und finde wenigstens kein anderes mit unserer gegenwärtigen botanischen Sprache darstellbares Merkmal. Wenn man sich nun einige Typen heraussucht und sie Arten nennt, die diese Arten verbindenden Mittelformen aber als Bastarde bezeichnet, so scheint mir dies zwar möglich aber weiter hergeholt zu sein als nöthig, ich finde es natürlicher, die ganze Reihe, eben weil sie nur aus ineinanderfliessenden Formen besteht, in eine 88 Art zu vereinigen. Das graufilzige kleinblütige Helianthemum canıum weicht von dem grasgrünen fast kahlen grossblütigen Helianthemum alpestre weit auffallender ab, als Draba tomentosa von Draba lae- vigata und doch hat man sich an deren Zusammenziehung in eine Art (Helianthemum oelandicum W ahlenb.) gerne gewöhnt, die Zwischenformen für Uebergänge, nicht für Bastarde gehalten. Die auf den südwestlichen Karpaten Siebenbürgens vorkom- mende D. Dorneri Heuffel Pl. Banat. p. 23 oder D. lactea var. stylosa Griseb. et Schenk Iter hung. p. 310 stimmt sowohl nach der Beschreibung als nach Exemplaren aus Heuffel’s Hand in den Herbarien Enderes und Janka genau mit D. Hoppeana Ru- dolphi überein, nur ist der Griffel etwas länger, d. i. Yı2 —Yız' lang. Diese Art ist also nichts anderes, als eine schon sehr kahl gewordene D. /apponica, denn die unbedeutende Verlängerung des Griffels entscheidet nach meiner Ansicht gar nichts. D. stellata Baumgart. Fl. Transsilv. Il. p. 231 ist zufolge der von Heuffel auf der Alpe Retyezät im Brooser Kreise in Siebenbürgen (einem der Standorte Baumgarten’s) gesammelten Exemplare von D. Dor- ner&i nicht verschieden (Griseb. et Schenk. c., Heuffell.e.) allein die Beschreibung trifft durchaus nicht zu, da Baumgarten seiner D. stellata einen behaarten Stengel, beiderseits graustern- haarige Blätter und (nur im verblühten Zustande?) gelbe Blumen zuschreibt, nach diesem also eher die D.tomentosa oder D. frigida zu meinen scheint. Betrachtet man die vielen unter VII, VIII und IX besprochenen Leukodraben, so wird man zugeben müssen, dass nach den bisher aufgestelllen Merkmalen keine durchgreifend von der andern ge- schieden sei. Ich zweifle nicht, dass geübte Alpen- Botaniker die einzelnen Arten durch ihren sichern Blick jederzeit zu erkennen vermögen und die selbst zweifelhaften Formen nach einer ihnen geläufig gewordenen Norm taktvoll zuzuweisen verstehen, allein vergebens werden sie diesen Eindruck mit Worten zu verkörpern suchen, vergebens werden Andere diese Auffassung ihnen abzu- gewinnen sich bemühen. Nach solchen individuellen gar nicht dar- stellbaren mitunter sehr elastischen Anschauungen lassen sich aber weder Diagnosen aufstellen, noch wird man Andern damit auch nur verständlich werden. Nicht ohne tiefen Schmerz und wie ich hoffe, artig und rücksichtsvoll entwinde ich demnach diesen armen Hunger- blümchen das Scepter der Species und degradire sie zu einfachen Varietäten, den einzigen Trost mit mir nehmend, dass es ihnen an Vertheidigern nicht fehlen wird. Was den Namen dieser neuen Collectiv-Species betrifft, so kann man ihr einen ganz neuen geben, oder aus den vielen vorhandenen einen wählen. Allein da die pas- sendsten Benennungen wie D. alpina, nivalis, glacialis, rupestris etc. bereits vergeben sind, so ziehe ich den letztern Ausweg vor. Die 3 ältesten D. fladnizensis, D. tomentosa und D. lapponica sind zu einseilig, ich wähle also den nächstältesten Namen D. lactea, ob- schon Adams, der diese Art in den Memoires de la sociele de 89 Moscou V. (1817) p. 104 zuerst aufstellte, damit die D. fladnizensis oder doch eine damit höchst verwandte Pflanze, Fries aber in der Summa.veget. p. 149 die D. Wahlenbergi gemeint haben. _ X. Drabaincana, eine alte Lin ne’sche Species wurde jenach- dem die Schötchen behaart oder kahl sind, von Erhart in 2 Arten D. contorta und D. confusa geschieden (Beitr. VII. p. 155). Diese Ansicht erhielt sich durch lange Zeit, auch in DC. Syst. Il. p. 348 und Reichenb. Fl. germ. p. 667 wurde sie vertreten, doch be- stritten sie Andere (W illd. Spee. Ill. p. 430, Pers. Syn. Il. p. 190 Wahlenb. Fl. suec. I. p. 398, Flora 1834 Il. p. 480, Lindb]. in der Linnaea 1839 p. 331) und stellten die D. incana L. wieder her. Auch Koch war der Meinung, dass der Ueberzug der Schötchen nichts entscheide und dass daher die beiden Er hart’schen Species nur einer Art angehören, der er einen ausdauernden sterile Blatt- Rosetten treibenden Wurzelstock zuschrieb, und für die er den Namen D. incana beibehielt (Syn. p. 70). Von dieser D. incana trennte er jedoch eine andere verwandte Art, die sich durch die einfache zwei- jährige Wurzel unterscheiden sollte und die er anfangs D. confusa (Deutschl, Fl. IV. p. 559), dann D. stylaris (Syn. p. 70), zuletzt D. Thomasü (Syn. p. 438) nannte. Man glaubte D. incana bewohne vorzugsweise Schweden und England, während D. Thomasi nur in der Schweiz und Tirol vorkommen sollte. Neuere Forschungen haben andere Resultate herbeigeführt. Schon Bertoloni bemerkt, dass Exemplare aus Schweden, England und Tirol, die er von Wahlen- berg, Hooker und Facchini erhielt, unter sich ganz über- einstimmen (Fl. ital. VI. p. 476) und Leybold versichert, dass D. incana und D. Thomasiü, die auf dem Schlern nebeneinander vorkommen, gewiss nur ein- und zweijährige Exemplare derselben Art und somit nicht einmal als Varietäten verschieden seien (Flora 1854 II. p. 442). Dasseliehaben Hausmann (Fl. v. Tirol p. 1405) und Facchini (Fl. v. Südtirol p. 79) beobachtet. Nach diesem gruppiren sich die Draben des Alpen- und Kar- patengebietes auf folgende Weise: l. Rotte. Petrocellis R. Brown Hort. Kew. IV. p. 93. Wurzel ausdauernde Stämmchen treibend, polsterförmig-rasig. Blätter 3—5theilig. Stengel blattlos. Blumenblätter ganz, rosenfarben. Schötchen oval. 1. D. pyrenaica L. Stellenweise durch die ganze Alpen- kette sowohl in der nördlichen als südlichen Kalkzone von der Provence bis Nieder-Oesterreich und Krain, auch auf den Karpaten in Ungarn und Siebenbürgen, in der Schweiz selten. 5— 8000. D. pyrenaica L. Spec. p. 642, Jacgq. Fl. aust. Ill. t. 228, Host. Fl. aust. Il. p. 239. — Petrocallis pyrenaica R. Br. ]. ec, DC. Sysi. II. p. 331, Reichenb. Fl. germ. p. 668, Icon. XI. f. 4256, Koch Deutschl. Fl. IV. p. 562, Syn. p. 66, Sturm H. 65, Bertol. Fl. ital VI. p. 479. Il. Rotte. dözopsis DC. Syst. II. p. 332. Wurzel ausdauernde Stämmehen treibend, polsterförmig-rasig. Blätter ungetheilt. Stengel Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 3. Heft. 7 90 blattlos. Blumenblätter ganz oder ausgerandel, gelb. Schötchen oval bis lanzettlich oder eikegellörmig. 2. D. aizoides \. Blätter lineal-lanzettlich, an der Spitze der Stämmchen rosellig. Stengel kahl. Schötchen vom Rücken her zusammengedrückt, oval, länglich oder lanzettlich. a nana. Stengel nur 3—6' hoch, 1—3blüthig. Griffel a’ lang. Auf hohen Alpengipfeln (6—9000') in der Schweiz, Tirol, Salzburg, Kärnten und Steiermark, besonders auf Urgebirge. D. glacialis Hoppe in der Flora 1323 II. p. 424, nicht Adams. — D. Hoppeana Reichenb. m Mössl. Handb. Il. Ausg. IH. o. 1132, Icon. XII. f. 4254 b. — D. Zahlbruckneri Host Fl. aust. II. p. 238, Sturm H. 60, Koch Deulschl. Fl. IV, p. 544, Syn. p. 67.— D. aizoides var. humilior Reichenb. Fl. germ. p. 668. ß longistyla. Stengel 1—4” hoch, 3—15blüthig. Griffel 1—3'" lang. Durch die ganze Alpenkette von der Provence bis Kroatien und Nieder- Oesterreich sowohl in der südlichen als in der nördlichen Kalkzone, seltener auf dem Centralstock, dann auf den Karpaten in Ungarn, Galizien und Siebenbürgen, steigt bis 7000/, kömmt aber auch in niedrigen Gegenden vor, wie bei Regensburg und Erlangen, dann bei Giesshübel und Fahrafeld nächst Wien. Sedum minus XII, Clus. Hist. II. p. 61—?®. — Draba alpina L. Spec. p. 642 zum Theil, Jacgq. En. vindob. p. 113 et 154, Crantiz Stirp. I. p. 13, Scop. Fl. carniol. II. p. 5, nicht L.; Fl. suec. — D. aizoides L. Mant. I. p. 91, Jacq. Fl. aust.1I. t. 192, DC. Syst. II. p. 333, Koch in der Flora 1823 II. p. 422, Deutschl. Fl. IV. p. 544, Syn. p. 67, Host Fl. aust. II.p. 237, Reichenb. Fl. germ.p. 667, Icon. XII. f. 4254 var. «, £ und y, Sturm H. 20 und 60, Bot. Mag. t. 170, E. B. t. 1271. — D.eciliaris L. Mant. I. p. 91 (nach Liljebl. in Nova acla Upsal. VJ. p. 50—1, DC. 1. c., Flora 1823 Il. p. 528 und Koch Deutschl. Fl. IV. p. 546—7), Schrank baier. Flora I. p- 177, nichtH ost Syn ‚nichtBaumgarten. — D. AizoonHoppe in der Flora 1818 p. 194, Koch in der Flora 1823 Il. p.423, Saul. Vers. p. 42, nicht Wahlenb. — D.affinis Host FI. aust. 1. p: 238, Sturm H. 60, aber 2 verschiedene Formen). — D. elon- gata SturmH.60, Reichenb. Icon. X. t.XV. p.7, nicht Host y brevistyla. Stengel t—9" hoch, 3—5®blüthig. Griffel Y%'. lang. Auf Felsen, an sandigen Stellen gebirgiger, hügliger und nie- driger Gegenden, besonders auf Kalk. Auf den südlichen Abfällen der Karpaten in Ungarn bis nach Siebenbürgen und dem Temeser Banal, auch auf dem Adlerberge bei Ofen, bei Gänt im Stuhlweissen- burger Comitate (Hillebrandt) und in der Ebene der Bacser Woiwodina (Janka), dann auf dem Biokovo in Dalmatien und selbst auf der 7000' hohen Piatra Krajuluj bei Kronstadt (Kotschy), wo sie als D. compaeta Schott erscheint. D. lasiocarpa Rochel Pl. exsicc., dann dessen Pl. Banat. p. 1 et 4, Sturm H. 60. — D. Aizoon Wahlenb. Fl. Carpat. p. 193, DC. Syst. II. p.334, Host. Fl. aust. I. p. 237, Reichenb. Fl. germ. p. 668, Icon. Xll. f. 4255, Koch Deutschl. Fi. IV. p.547. 9 Syn. p. 67, Visiani Fl. dalmat. III, p. 121. — D. elongata Host Fl. Br I. p. 237, Reichenb. Fl. germ. p. 667, Visiani Fl. dalm. t- 32 f.1.— D. compaeta Schott Analecta p. 50, Alpenform, 2. D. cuspidata NM. B. Blätter lineal-lanzettlich , an der Spitze der Stämmchen rosettig. Stengel behaart. Schötchen vom Rücken her zusammengedrückt oder etwas gedunsen, länglich oder lanzettlich. Eine süd- und ost- europäische Pflanze, bisher blos auf dem Schuler- gebirge bei Kronstadt inSiebenbürgen, daselbst häufig (Baum gart.). D. eiliaris A En. Transsilv. Il. p. 230 nach Schur Sert.p.Sund Griseb. etSehenk Iter hung. p. 310. — D. cuspi- data M. B. Fl. taur. cauc. IN. p. 424, DC. Syst. I. p 334, Rei- chenb. Fl. germ. p. 667, Ledeb. Fl. ross. I p. 144, Bertol. Fl. ital. VI. p. 467 mit Ausschluss der Var. £.— D. aspera Bertol. Amoen. p. 384, nicht Adams. Eine Abbilduug wird noch vermisst. 4. D. longirostra Schott. Blätter lineal-lanzettlich, an der Spitze der Stämmchen roseltig. Stengel kahl. Schötchen aufge- blasen, ei- oder ellipsoidisch-kegellörmig. & leiocarpa. Schötchen eikegelförmig, kahl, dichtaderig. Auf dem Berg Prologh in Dalmatien (Fr. Maly). D. longirostra Schott Analecia p. 48. ß lasiocarpa. Schötchen ellipsoidisch-kegelförmig, steifhaarig, aderlos. In Kroatien (Fr. Maly nach S chotd, der nalöre Standort ist nicht angegeben. D. armata Schott Analecta p. 49. — D. cuspidata Gren. et Godr. Fl. de France I. p. 122 ? 5. D. Sauteri Hoppe. Blätter verkehrt-lanzettlich, an den Stämmchen wechselständig, an der Spitze derselben in eine uudeut- liche Rosette zusammenfliessend. Stengel kahl oder behaart. Schötchen vom Rücken her zusammengedrückt, oval. & leiocaulis. Stengel kahl. Auf hohen Kalkalpen in Salzburg und Tirol, dann auf dem Hochschwab in Steiermark. 6—7000'. D. Sauteri Hoppe in der Flora 1823 Il. p. 425, Host 'Fl. aust. II. p. 238, Reichenb. Fl. germ. p. 667, Icon. IV. f. 564—6. XM. f. 2452, Sturm H.60,Koch Deutschl. Fl. IV. p. 547, Syn. p. 67. ß trichocaulis. Stengel behaart. Auf dem Kammerlinghorn bei Berchtesgaden mit der Var. « vermischt. D. Spitzelü Hoppe in SturmH. 60,Reichenb. Icon. XI. f. 4252 b. I. Rotte. Leucodraba DC. Syst. II. p. 342. Wurzel ausdauernde Stämmchen treibend, polsterförmig-rasig. Blätter un- getheilt. Stengel blattlos oder 1—3blätterig. Blumenblätter ganz oder ausgerandet, weiss. Schölchen oval bis lanzettlich. 6. D. stellata Jacgq. Blätter sternförmig-hehaart. Stengel mindestens oben sammt den Blütenstielen und Schötchen kahl. Blu- menblätter ungefähr 3° lang vorn 11%“ breit. Griffel %%‘ lang oder länger. Auf den norischen Kalkalpen in Steiermark, Ober- und Nieder- Oesterreich (5—7000°), für Salzburg zweifelhaft (Hinterhub. Prodr p- 25, 347), dann nach Bertol. Fl. ital. VI. p. 473 und Hausm 7 * 92 Fl. v. Tirol p. 75 in der südlichen Kalkzone von Monte Generoso in Como durch Südtirol bis auf den Monte Portole in Vicenza, doch muss bemerkt werden, dass dieser Art weder in Facebini Fl. s Südtirol p. 78, noch in Ambrosi Fl. v. Südtirol im österr. bot. Wochenbl. 1853 p. 275—6 erwähnt wird, dass also deren Vorkommen auf dem südlichen Alpenzuge einigem Bedenken unterliegt. D stellata Jaeq. En. Vindob. p. 113 et 256 t. 4 f. 3, Saut. in der Flora 1825 I. p. 71, Host Fl. aust. p. 239, Reichenb. Fl. germ. p. 666, Icon. X1l. f. 4243, Sturm H. 60, KochDeutschl. Fl. IV. p. 549, Syn. p. 68. — D. austriaca Crantz Stirp. I. p. 12 1.1 f.4, Reichenb. Icon. Il. f. 357—8. — D.hirta Jacgq. Fl. auslr. ” t. 432. — D. sawatilis Koch Flora 1823 II. p. 435. D. lactea. In allen Theilen mehr oder minder behaart bis völlig kahl. Blumenblätter ungefähr 2 lang, vorn 14° breit. Griffel unmerklich oder fehlend, nur ausnahmsweise Yı' lang. Durch die ganze Alpenkette auf Urgebirg und Kalk von der Provence durch Piemont, die Schweiz, Tirol, Kärnten, Salzburg und Steiermark bis Ober-Oesterreich, am häufigsten auf der Centralkelte in einer Höhe von 6000 bis zum ewigen Schnee, dann au! den Karpaten in Ungarn, Siebenbürgen und im Banate. a. tomentosa. Blätter , Stengel und Blütenstiele dichtbehaart, manchmal filzig. Schötchen mindestens gewimpert. D. tomentosaW ahlenb. de veget. Helvet. p.123 1. 3(schlecht), DC: Syst. H. p. 345, Koch in der Flora 1823 Il. p. 434, Deutschl. Fl. IV. p. 548, Syn. p. 67, Host FI. aust. II. p. 239, Reichenb. Fl. germ. p. 666, Icon. VIH. f. 1011—14, XII. f. 4242, Sturm H. 60. — D. pumila Mielichh. Herbar nach Sauter in der Flora 1849 II. p. 6656, Hinterh. Prodr. p. 25. eine Zwergform. — D. nivea Sauter in der Flora 1852 ll. p. 622, insofern die behaarte Form gemeint ist. ß. pubescens. Stengel und Blüthenstiele zerstreut-behaart. Blälter dichter oder dünner behaart oder mit Ausnahme des Randes kahl. Schötchen kahl, seltener schwach gewimpert. Bursa pastoris alpina hirsuta C.Bauhin Prodr. p.51, Pinax p- 108. — D. androsacen Baumg. En. Transsilv. H. p. 234, nicht Willdenow. —D. stellata DC. Syst. Il.p. 346, Koch in der Flora 1823 II. p. 427, nicht Jacquin. — D. frigida Sauter in der Flora 1825.1. p.72, Host Fl. aust. II. p. 240, Reichenb.Fl. germ. p. 666, Icon. Ill. f. 359, XIl. f. 4244, Sturm H. 60, Koch Deutschl. Fl. IV. p. 551, Bertol. Fl. ital. VI. p. #73. — D. Pacheri Stur im österr. bot. Wochenbl. 1855 p. 48, 156. y seminudus. Blätter und der untere Theil des Stengels behaart. der obere seltener der ganze Stengel so wie die Blütenstiele und Schötchen kahl. D. nivalis BC. Syst. II. p. 344, Gaud. Fl. helvet. IV. p. 256, Reichenb. Fl. germ. p. 665, Icon. VII. f. 1045—7, XI. f. 4238 Rertol. Fl. ital. VI. p. 471 (nicht Liljeblad) gehört nach Koch Syn. p. 68 hieher, nach Lindbl. in der Linnaea 1839 p. 324—3 93 wohl minder gut zu D. lapponica. — D. earinthiaca Hoppe in der Flora 1823 11. p. 437, Reichenb. Fl. germ. p. 666, Icon. IV. f. 367-9, X. f. 4246, Sturm H. 65. — D. hirta Gaud. Fl. helvet. IV. p. 252 nach Koch Syn. p. 69 und Gaudin’s eigener Vermu- thung p. 253. — D. muricella Reichenb. Fl. germ. p. 666 (nicht Wahlenb. nach der Verbesserung in der Ieon. XI. p. 6. n. 4247, Icon. VIII. £.1023—4, f. 1025 gehört vielleicht zu D. Traunsteineri. — D. Johannis Host Fl. aust. II. p. 230, Koch Deutschl. Fi. IV. p. 553, Syn. p. 68, Sturm H. 60. — D. Traunsteineri Hoppe in Sturm H. 65, Reichenb. Icon. Xi. f. 4240, Koch Deutsehl. FI. IV. p. 552, Syn. p. 68, Bertol. Fl. ital. VI. p. 472. — D. nivea Sauter in der Flora 1852 II. p. 622, insoferne die kahlstenglige Form gemeint ist. 6. glabrescens. Blälter kahl und nur am Rande mit sternför- förmigen und einfachen Haaren besetzt, oder die innerern der Rosette beiderseils behaart. Stengel, Blütenstielchen und Schötchen kahl. D. lapponica Willd. Herb. nach DC. Syst. II. p. 344, Rei- chenb. Fl. germ. p. 666, VII. f. 1019— 22, XII. f. 4240, Koch Deutschl. Fl. IV. p. 555, Fl. 1856 I. p. 308—4, Sturm H. 65. — D. Hoppei Trachsel in der Flora 1831 Il. p. 741. — D. Hoppeana Rudolphi in Reichenb. Fl germ. p. 666 n. 4239, Sturm H. 65. — D. fladnizensis var. «etß Gaud. Fl. helvet. IV. p. 253—4. — D. Wahlenbergä ß. hketerotricha Lindbl. in der Linnaea 1839 p. 324, Koch Syn. p. 69. — D. lactea var. stylosa Griseb. et Schenk Iter hung. p. 310.— D. Dorneri Heuffel Pl. Banat. p. 23. — Ob D. stellata Baumg. En. Transsilv. li. p. 231 hieher oder zu den Var. « oder £ gehört, vermag ich nicht zu entscheiden. e. ciliata. Blälter von einfachen Haaren gewimpert, sonst kahl. Siengel, Blütenstiele und Schötchen kahl. D. fladnizensis Wulf. Miscell. I. p. 147 t. 17, Fl. nor. p. 591, DC. Syst. II. p. 345 (mit Ausschluss aller Citate, die zu D. ceiliata Scop. gehören), Host Fl. austr. II. p. 241, Reichenb. Fl. germ. p- 665, Icon. VII. f. 1015—8, XII. f. 4227, Ko ch Deutschl. Fl. IV. p. 556, Sturm H. 65. — D. androsacea Wahlenb. Fl. lapp. p. 174 t. 11f.5. — D. ciliaris Wahlenb. de veget, Helvet. p. 122. — D. lactea Adams in Mem de Ja soc. de Moscou 1847 p. 304, DC. Syst. II. p. 347. — D. helvetica Schleich. Pl. exsicc. in DC. Syst. II. p. 345, Koch in der Flora 1823 Il. p. 439. — D. sclerophylia Gaud. Fl. helvet. IV. p. 255. — D. Wahlenbergii «. homotricha Lindbl. in der Linnaea 1839 p. 234, Koch Syn. p. 69, Sv. Bot. t. 770 fig. 1—2 und a—f und h. s. glabra. Blätter, Stengel, Blüthenstiele und Schötchen durch- aus kahl. D. laevigata Hoppe in der Flora 1823 II. p.441, Reichenb. Fl. germ. p. 666 mit Ausschluss der Var. $ Hoppeana, Icon. IV. f. 570—1, XII. f. 4239, Koch Deutschl. Fl. VI. p. 556, Sturm H. 65. — D. fladnizensis var. ö6. Gaud. Fl. helvet. IV. p. 254. — D. 9 Wahlenbergü y. glabrata Lindb]. in der Linnaea 1839 p. 325, Koch Syn. p. 60, Sv. Bot. t. 770 f. 3. IV. Rotte. Dollineria Sauter in der Flora 1852 1. p- 253. Wurzel ausdauernde Stämmcehen treibend, polsterförmig-rasig. Blätter ungetheilt. Stengel 1—6blätterig. Blumenblätler ganz, weiss. Frucht anfangs lineal-länglich, später eine fast lineale 3—5' lange kaum 1° breite Schote. 8. D. eiliata Scop. Auf Felsen der südlichen Abdachung der Kalkalpen (3— 6000‘), auf dem Monte Cren in Friaul (Pirona Forojul. p. 21), Zhavn in Görz (Fleischm. Fl. v. Krain p. 110, Nanas (Scop. Fl. carniol. Il. p. 6) und Schneeberg in Krain (Bia- sol. Mte nevoso p. 110), Monte maggiore in Istrien (Tommasini). Risniäk (Host Syn. p. 154), Plisivika und Visocica in Kroalien (Schloss. et Vucot. Syllab. croat. p. 155), Vellebit (Alsching. im österr. botan. Wochenbl. IH. p. 407), Dinara und Prologh in Dalmatien (Visian. Fl. dalmat. III. p. 121). Draba eiliata Scop. Fl. carmieol. I. p. 6 t. 33, Koch in der Flora 1823 II. p. 441, Deutschl. Fl. IV. p. 557, Syn. p. 69, Host Fl. austr. I. p. 240, Reichenb. Fl. germ. p. 666, XII. f. 4244, Sturm H. 60, Visian. Fl. dalmat. II. p. 121. — D. ciliaris Host Syn. p. 154. — D. androsacea Willd. Spec. II. p. 428. — Dollineria eiliata Sauter in der Flora 1852 I. p. 359. V. Rotte Holarges DC. Syst. II. p. 348. Wurzel ein- bis dreijährig. Blätter ungetheilt. Stengel reichbhlätterig. Blumenblätter ganz oder ausgerandet, weiss oder schwefelgelb. Schötchen länglich. 9. D. incanma L. Schötchen aufrechtabstehend, kurzgeslielt, wenigstens die oberen länger als ihr Stiel. Blumen weiss. Auf dem Südabhange der Alpen und Voralpen in der Dauphine, Schweiz und Tirol, 3—6000', steigt auch in subalpine Thäler herab. «, leiocarpa. Schötchen kahl. D. incana L. Spec. p. 643, Fl. dan. t. 139, E. B.t. 388, Gaud. Fl. helvet. IV. p. 262, Reichenb. Fl. germ. p. 667, Icon. VI. f. 1029— 32, XIl. f. 4249, Koch Syn. p. 70 var. «. — D. contorta Elhrh. Beitr. VII. p. 155, DC. Syst. Il. p. 348, Sturm H. 60. ß. hebecarpa. Schötchen flaumig. D. confusa Ehrh. Beitr. VIl. p. 155, DC. Syst. II. p. 348, Gaud. Fl. helvet. IV. p. 261, Reichenb. Fl. germ. p. 667, Icon. VII. f. 1033, XII. f. 4248, Koch Deutschl. Fl. IV. p. 559, Sturm H. 60. — D. stylaris Gay in Thom. Catal. 1818, Koch Syn. p. 73. — D. stylaris Koch Syn. p. 438. — D. incana var. $.Koch Syn. p. 70. 10. D. muralis L. Schötchen kahl, schief- oder wagrecht abstehend, ungefähr zweimal länger als ihr Stiel. Blumen weiss: Auf Wiesen, sandigen Grasplätzen, Mauern, Felsen, an Hecken, steinigen buschigen Stellen niedriger und hügliger Gegenden. Vom südlichen Frankreich durch Piemont, Lombardie-Venedig und Kroatien nach Dalmatien, dann in Ungarn, Siebenbürgen und im Banate, auch bei Göding im südöstlichen Mähren. 95 Bursa pastoris major loculo oblongo C. Bauhin Prodr. p.50, Pinax p. 108. — D. muralis L. Spec. p. 642, DC. Syst. II. p. 352, Host. Fl. aust. II. p. 241, Reichenb. Fl. germ. p. 665, Icon. Xu. f. 4235, E. B. t. 912, Gmel. Fl. bad. III. t. 1, Sturm H. 60. Koch Deutschl. Fl. IV. p. 558, Syn. p. 70, Bertol. Fl. ital. VI p- 476, Visian. Fl. dalmat. III. p. 129. 11. DB. nemorosa L. Schötchen schief- oder wagrecht- abstehend, ungefähr dreimal länger als ihr Stiel. Blumen schwefel- gelb. Auf Wiesen, Aeckern, sandigen Grasplätzen, an Rainen, Wegen, in Hainen niedriger und gebirgiger Gegenden, vorzugsweise eine Pflanze des Ostens. In Ungarn, Kroalien, Siebenbürgen, im Banate, durch Russland bis nach Sibirien, westlich noch bei Czeitsch in Mähren (Bayer) und bei Pressburg (Holuby, aber nicht in Deutschland, und in Frankreich erst in den Pyrenäen. In Piemont, wie es scheint, sehrselten (Bert ol. Fl. ital. VI. p. 478). Nach Host in Dalmatien, aber Visiani nahm sie nicht auf, obschon er sie mit D. muralis vergleicht. (Fl. dalmat. III. p. 121). a. hebecarpa. Schölchen flaumig.. D nemorosa L. Spec. ed. I. p. 643, Sv. Bot. t. 767. — D. mu- ralis ß. nemorosa L. Spec. ed. Il. p. 897. — D. nemoralis Ehrh. Beitr. VII. p. 154, DC. Syst. I. p. 351, Host Fl. austr. II. p. 241, Reichenb. Fl. germ. p. 665, Icon. XI. f. 4236, Sturm H. 60. ß leiocarpa. Schötchen kahl. Bisher nur in Russland. D. lutea DC. Syst. II. p. 351 nach Lindbl, in der Linnaea 1839 p. 333 und Fries Summa vegel. p. 151. VI. Rotte. Erophila DC. Syst. II. p. 356. Wurzel ein- Jährig. Blätter ungetheilt. Stengel blaitlos. Blumenblätter zweispaltig, weiss. Schötchen rundlich bis lanzettlich. 12. D. verna L. Gemein im ganzen Gebiete an sandigen oder grasigen Stellen niedriger und gebirgiger Gegenden. & brachycarpa. Schötchen rundlich-oval. Draba praecox Stev. in Mem. de la soc. de Moscou 1812 p-: 269, Reichenb. Fl. germ. p. 665, Icon. XI. t. 12. — Ero- phila praecox DC. Syst. 11. p. 357. — Erophila spathulata Lang in Syll. soc. ratisb. I. p. 180. — Draba spathulata Sadl. Fl. com. pest. ed. I. 2. p. 132, Sturm H. 65. — Draba verna var. ß (y) Koch Syn. p. 70, Ledeb. Fl. ross. I. p. 156. ß macrocarpa. Schötchen länglich oder lanzettlich. Draba verna L. Spec. p. 642, Fl. dan. t. 983, Sv. Bot. t. 298, E. B. 1.586, Krock. Fl. siles. II.t.20, Sturm H.4, Reichenb. Fl. germ. p. 665, Icon. XII. t. 12, Koch Deutschl. Fl. IV. p. 560, Syn. p. 70. — Erophila vulgaris et americana D C. Syst. II. p. 356. — Erophila Krockeri Andrz. in Bess. Volhyn. p. 82 et 103, Reichenb. Icon. XI. t. 12. 9% Schliesslich glaube ich noch jener Draben erwähnen zu sollen, die häufig in den älteren Floren Deutschlands und der Schweiz vor- kommen, die aber nach neneren Forschungen meistens nur nördliche Gegenden bewohnen, gleichwohl eine nahe Verwandischaft mit den Alpen-Draben zeigen, und manchmal kaum als Arten verschieden sind. Draba alpina L. Fl. suec. p. 225, Liljebl. Nova acta Upsal. VI. p. 53, Wahlenb. Fl. lappon. p. 173 t. 11 £. 4, Lindbl. in der Linnaea 1839 p. 319, Fries Summa veget. p. 149, Fl. dan. t. 56, Sv. Bot. t. 771, Reichenb. Icon. VII. f. 1036--8, XII. f. 4250 steht der Draba aizoides L. am nächsten und wurde von Linne in den Spee. pl. ed. I. p. 642, ed Il. p. 896, wie der Name, die Synonyme und das Vaterland zeigen, mit dieser als Eine Art betrachtet. Sie ist bisher nur im hohen Norden gefunden worden, und unterscheidet sich von D. aizoides durch grössere länglich-lanzett- liche weiche glauzlose Blätter und den behaarten Stengel. D. nwalis Liljebl. Nova acta Upsal. VI. p. 461.2 f.%, Lindbl. in der Linnaea 1839 p. 326, Fries Summa veget. p. 149 oder D. muricella Wahlenb. Fl. lappon. p. 174 t. 11 f. 2, Sv. Bot. t. 769 unterscheidet sich von der sehr nahe verwandten D. frigida nur durch den feinen dichten Filz, der die Blätter und be- sonders den untern Theil des Stengels überzieht, von D. tomentosa durch kahle Schötchen, ob aber diese Merkmale hinreichen, eine Art zu begründen, möchte ich bezweifeln. Sie kömmt ebenfalls nur in den nördlichen Polargegenden vor, denn D. muricella Reichenb. Fl germ. p. #66 gehört wie bereits erwähnt zu D. carinthiaca Hoppe. D. hirta L. Syst. ed. X. p. 1127 wurde unter allen Draben am meisten verwechselt, woran wohl Linne selbst schuld war, da er sie in den Spec. pl. ed. II. p. 897 auf den Alpen von Lappland und der Schweiz angibt, und noch überdies die Abbildung der D. stellata in Jacgq. En. vindob. ceitirt. Dies gab Veranlassung, dass unter dem Namen D. hirta allerlei Draben in die verschiedenen Floren aufge- nommen wurden. So änderte Jacquin seine D. stellata in der Flora ausir. V. t. 432 in D. hirta um, die D. hirta Allion. Fl. pedem. I. p. 244 ist eine Collectiv-Species, D. hirta V ill. Hist. des pl. de Dauph. lil. p. 233 und Wahlenb. de veget. Helvet. p. 123 scheiat zu D. tomentosa oder D. frigida zu gehören, D. hirta Gaud. Fl. helvet. IV. p. 252—3 ist von D. carinthiaca nicht verschieden, unter D. hirta Sm. Fl. brit. II. p. 677 und E. B. t. 1338 soll die weiter unten erwähnte D. rupestris gemeint sein, D. hirta Baumg. En. Transsilv. I. p. 234 ist nicht ausgemillelt. Die wahre D, hirta L. l. c., Wahlenb. Fl. lappon. p. 176 t. 11f. 3, Lindbl. in der Linnaea 1839, p. 329, Fries Summa veget. 150, Sv. Bot.t.768, Rei- chenb. Icon. VIII. f. 1026 —8 ist eine bis beinahe 1‘ hohe Pflanze mit 1—7blätterigem Stengel, etwas nickendem Blütenstande und eilanzeltlichen zugespitzten Schötchen, allein nach der gehaltvollen Auseinanderselzung inRegelet Tilling Fl. ajan. Moskwa 1858 p. 49 —55 ist sie eine höchst veränderliche mit D. tomentosa, frigida 97 und carinthiaea überaus nahe verwandte Art, welche in der Polar- Zone die D. lactea (Seite 92) zu verlreten seheint. D. rupestris R. Brown Hort. Kew. IV. p. 91, welche nach Reichenb. Fl. germ. p. 666 auf den Walliser Alpen der Schweiz vorkommen soll, scheint mir nach Lindbl. in der Linea 1839 p- 327 undFr ies Summa veget. p. 149 eine streitige Pflanze zu sein, bei der es daher schwer zu sagen ist, was Reichenbach gemeint hat. Der Abbildung nach (Icon. XII f. 4245) scheint sie der D. fri- gida am nächsten zu stehen. Was D. carnica Scop. Fl. carniol. I. p. 6, 1. 33 sei, weiss man bis zur Stunde nicht. Liljeblad vermuthet Thlaspi rotundi folium Gaud. (Nova acta Upsal. VI. p. 59), was unwahrscheinlich ist, De Candolle hält sie für Thlaspi montanum (Syst. II. p. 380) allein auch gegen diese Ansicht streiten mehrere Gründe (Flora 1833 I. p. 153. Inhalt. Dollineria eiliata Saut. 94 Draba cuspidataGren.etGod. Draba affinis Hoppe. 79 affinis Host. 79 aizoides L. 77. 90 aizoides «@. aisoon Bmg. 79 aizoides var. humilior Rec hb:99 Aizoon Hoppe.?7 Aizoon W ahlenb. 77 alpina L. Fl. suec. 96 alpina L. Spec. 90 androsaces« Baumg. 83 androsacea Wahlb. 93 androsacea Willd.94 armata Schott. 71 aspera Bertol. 80 athoa Boiss. 81 austriaca Crantz. 92 borealis DC. 85 carinthiaca Hoppe. 83 carnica Scop. 97 eiliaris Baumg. 80 ciliaris Host. 94 eiliaris L. 90 eiliaris Schrank. 77 ciiaris Wahlenb. 93 eiliata Sc op.81.94 ceompaeta Schott.79 confusa Ehrh. 89 contorta Ehrh. 89 81 cuspidata M. B. 80. 91 Dorneri Heuff. 88 elongata Hoppe. 77 elongata Host.77 fladnizensis Gaud. fladnizensis W ulf.85 frigida Saut. 82 glacialis Hoppe. 79 helveticaSchleich.93 hirta Baumg. 96 hirta Gaud.96 hirta Jacgq. 92 hirta L.96 hispanica Boiss. 81 Hoppeana Reich. 79 Hoppeana Ru d. 86 Hoppü Trachs. 86 incana L. 89 Joanniana Zahlbr. 84 Johannis Nost. 83 Kitaibeliana Presl. 80 lactea Adams. 88 lactea Fries. lactea Neilr. 88 lactea var. stylosa Gris. 88 laevigata Hoppe. 85 lapponica Willd. 85 lasiocarpa Roch. 77 98 lutea D. C. 95 muralis L. 94 muricella Rehb. 93 muricellaW ahlenb. 96 nemoralis Ehrh. 95 nemorosa L. 95 nivalis D.C. 82 nivalis Lilj. 96 nivea Saut. 85 Draba longirostra Schott. 81.91 Draba spathulata Sad. 95 Spitzelii Hoppe. 84 stellata Baumg. 88 stellata DC. 92 stellata Jacg. 82. 9 stylaris Gay.94 Thomasiü Koch. tomentosaW ahlen b.82 Traunsteineri Hopp e:84 turgida Huet. 81 — Pacheri Stur. 83 — WahlenbergeäHartm.&6 — praecox Stev. 95 — Zahlbruckneri Ho st.79 — pumila Mielichh. 83 Erophila americana DC. 95 — pyrenaica L. 89 — Krockeri Bess. 95 — rupestris R. Br. 97 — praecox Stev. 95 — Sauteri Hoppe. 81. 91 — spathulata Lang. 95 — sazatilis Koch. 92 _ vulgaris DC. — sclerophylla Gaud. 93 Petrocallis pyrenaica R. Br. 89 Wien, 19. Jänner 1859. Aroideen-Skizzen. VonSehott. Ischarum Fraasianum. Vaginae bracteantes 5—6, latae. Folia...... Spathae tubus parum ventricosus, subeylin- droideus, ad medium circiter connatus ; lamina ovato-lanceolata, l. oblonga, breviter-cuspidata, expansa. Spadix mediam spatham paulo superans, dimidia sua longitudine sexualis. Ovaria longe- stylata. Organa neutra rara, sparsa, longa, ovarüs vicina. Appen- dix sensim incrassata, apicemque versus reattenuata. — In campis Thebaicis Fraas. Philodendron (Pteromischum) Riedelianum. Petiolus ad apicem fere vagina angusta praeditus. Lamina fol. oblonga-elliptica, basi rotundata , apice cuspidulata, venis tenuis- simis venulisque approzximatissimis parallelis, patenter adscenden- tibus, subaequi crassis percursa. Spatha apice cuspidulata. Spadix 3—4-pollicaris, ad tertiam partem ovarüs 4-locularibus multiovu- latis, ad ?/s staminodüs, reliqua parte antheris obsitus. — Bra- silia (Ilheos), Riedel, Philodendron (Solenosterigma) Poiteaua- zum. Scandens. Vaginae stipulares longae, diu persistentes. Pe- tioli lamina tertia parte breviores, Lamina fol. rotundato-ovata, basi levissime cordata, apice abrupte longe-angusteque cuspidata. Venae utringue sub 5, infimae divergentes, superiores patentes. — Guiana gallica. Poiteau. 99 Philodendron (Doratophyllum’?) inops. Lamina fol. petiolo lonyior, subhastata I. cordato-sagittata, 3 pollices et ultra lata, repentino versus medium lobi antici angustata et ibi sesqui pollicaris latitudine, deinde ex lineari-oblongo apicem versus prolongata, exitu cuspidata; lobis postieis semielliptieis, obtusis- sime-terminatis subextrorsum versis. Costa crassiuscula , utrinque venis quinis donata, inferioribus patentissimis,, superioribus paten- tibus. Costae posticae inferne in sinu late-aperto, diachymatis dilatatione angustissima, fere obsoleta induta. Spatha ultra-tri- pollicaris, apice longe-tenuiterque cuspidate. Spadive ad medium ovariis paucisque staminodüs tectus, reliqua parte antherifer. — Brasilia, (Rio d. Jan.), Riedel. Philodendron (Polytomium) subincisum. Pe- tiolus longus, (21 pollices), crassus. Lamina fol. ex sagittato cor- dato-ovata, basi profunde-fere parabolice-sinuata, lobis latis, am- bitu rotundatis ut margo inferior lobi antici 1. principalis, excepto sinu, repando-sinuato 1. lobulato-incisis, lobulis latiusculis, rotun- datis 1. obtusissimis, sursum versis, sinubus levibus rotundatis, apertissimis , raro profundioribus acutiusculis ; lobi antici pars @ medio apicem versus expansa inferne margine magis repanda, su- perne integerrima, sensim triangulariter in acumen cuspidatum pro- ducta. Venae patentissimae, crassiusculae , lobi antiei utrinque 5, remotae. — Mexico, (Papantla), Karwinsky. Heteropsis Riedeliana. Lamina foliorum infimorum obverse-oblongo-elliptieca, basi obtusate-cuneata, apice cuspidata ; supremorum obovato-oblonga, basin versus a medio sensim angustata, ideoque longe-cuneata, apice rotundata sub abrupte in cuspidem lon- giorem producta; pseudoneuro interno margini valde approximata. Pedunculus spadicis stipello longior. Spatha . .... . . Spadix cylin- droideo-oblongulus, apice conica attenuatus. — Brasilia. Riedel. Monstera Karwinskyi. Folii lamina ovato-elliptica, sesquipedalis, pollices 10—I1 lata, inferne rolundata et imissima basi vix brevissime cuneatim contracta, apice acula, foraminibus lateris latioris uniserialibus sub 6, majusculis , clongatis , costae magis quam margini approximatis; lateris angustioris paucioribus minoribusque. Venae apertissime patentes, utringue 8&—9. — Mexico (Colipa), Karwinsky. Urospatha desciscens. Petiolus 30-pollicaris, laevis, Lamina fol. sagittata, lobis posticis antico 5 pollices lato, longi- tudine subaequalibus, latitudine tripollicaribus, venis infimis lobi antiei costis postieis exsertione approximatis, arrectis pseudoneurum internum constituentibus, a margine remotum, venis interlobarüs nullis, infimis costarum posticarum petioli insertioni approximatis, mox bifurcatis, furca superiore arcuatim lobum anticum longe per- currente, pseudoneurum externum, margini demum valde approxi- matum formante, furca inferiore pseudoneurum externum lobi postici 100 construente. Pedunculus 26—?28 pollices longus, laeris. Spalha Jh pollices longa, inferne convoluta, a medio in laminam eaplanatam, acuminatam producta, recurvata 1. fere arcuatim refracta. Spadix rir sesquipollicaris,, cylindroideus, floseulis tetrasepalis obsitus, ad medium fere, sterilibus, tamen antheriferis. Ovaria bilocularia, lo- culamentis uniorvulatis. Baccae (immaturae) florum fertilium ultra sepala longe et conice prominentes. — Brasilia Riedel. Anthurium (Tetraspermium) virgosum. Cau- dices vix Il. parum ramosi, elongati, tenues, internodüs brevissimis, vaginis stupose-decompositis superne vestitus. Petioli breves, cana- liculato-sulcati. Geniculum longulum sulcatum. Lamina fol. ovato- lanceolata, I. lanceolata, utrinque acutata, supra impunctata, infra densiuscule nigro-punctata. Peduneuli petiolo longiores, arrecti. — Spatha lineari-lanceolata, cuspidulate-apieulata. Spadiz juliformis, pollicaris, breviter-stipitatus, spatha paulo longior. — Brasilia, (R. d. J.), Riedel. Observ. „In arboribus excelsis, raro detegitur“. Riedel. Anthurium (Erythrocaulen ?) illepidum. Petio- lus brevis, (sesquipollicaris). Geniculum breve. Lamina fol. obverse anguste-elongato-lanceolata. (sesquipedalis longitudine , 10-linearis latitudine) basin versus a ?/s longitudinis sensim angustata, longis- sime-cuneata, apicem versus repentino-angustata, cuspidulata; venis plurimis patentibus in pseudoneurum internum, ex ima laminae basi exortum, a margine remotum anastomosantibus. Pedunculus longus. Spatha oblongo-lanceolata, ceuspidulata, pollicaris, antice parum decurrens. Spadix brevissime-stipitatus, juliformis , subsesquipolli- caris. — Brasilia, Riedel. Anthurium (Erythrocaulon?) Kastelskii. Pe- tiolus 2—2"r-pollicaris, erassulus, firmus Lamina fol. lanceolata elongata 10—12-pollicaris, subcoriucea, medio sesquipollicem lata, basin versus leviter-angustata et ad geniculum bilineari rotundate- obtusata. Venae aperte-patentes in pseudoneurum margini approzi- malum anastomosanles »...... — Valparaiso. Kastelski. Anthurius (BOophgllum) beilzime. Caudex assur- gens, radicans. Petioli 5—-7—8& pollices longi, sulcati. Geniculum longulum. Lamina fol. (valde variabilis), elliptica et basi apiceque [ere aequaliter cuspidato-acuminata, 1. lanceolato-oblonga, basi rotun- data et imissima basi tantum juxta geniculum brevissime - cuneata, apicem vero versus sensim acutala et cuspidata, 1. etiam late-ovalis, imissima basi brevissime cuneata et apice cuspidata. Ven«ae patentes in pseudoneurum internum, a margine valde remotum anastomo- santes. Peduneuli petiolis longiores. Spatha lineari-lanceolata, basi vixr deeurrens. Spadix juliformis, firmus, (strictiusculus), 4—5 pol- lices longus, spatha longior. — Brasilia, (R.d.J.) Pr. Vidensis, Riedel. Anthurium (Cardiophyllium) cordato-sagit- tatum. Petiolus longus, firmus. Lamina fol. cordato-sagittata, 101 fere a lobis ad apicem sensim angustata, acutalta, lobis posticis subsemielliptieis, ewitu rolundatis, sinu lato rotundato sat profundo distantibus. Costa prineipalis modice crassula, posticae arcuatim retrocurvae, fere crassıores, in sinu per longe spatium denudatae. Venae interlobares anqulo valde-acuto exsertae, longe procurrentes a medio lobo antico circiter pseudoneurum subinterruptum internum a margine distantiusculum construentes , reliquis venis costalibus arrecto-patentibus superpositae. Venulae areolas majusculas for- mantes. Pedunculus haud longus (dimidio petioli), firmus. Spatha lineari-lanceolata, cuspidata, basi subamplexa. Spadix juliformis, spatha paulo longtor, stipite brevi suffultus. — Guiana gallica. Poiteau. Anthuriem (Dactylophyllum) yrossume. Petioli sesquipedales, crassi, Geniculum breve, /s-pollicare 1. paulo lon- gius, Lamina fol. 3—5-secta, segmenta 9—I1 pollices longa, tri- sectorum 5, quinquies sectorum 3-pollices lata; media oblonga |. lanceolato-oblonga, basi in ansam geniculiformem brevem usque euneata, apice subabrupte longe-cuspidata; extima valde, praecipue ad imam partem inaequilatera , latere interiore cuneata, exteriore rotundata. Venae aperte-patentes, immo patentissimae in pseudo- neurum internum a margine valde-remotum anastomosantes. Pedun- culus 8-pollicaris, firmus. Spatha lanceolata, acuminata, 5-pollicaris, subdecurrens. Spadix juliformis, tenuis, sub-5-pollicaris. — Brasilia (Ilheos), Riedel. Anthirium (Dacktylophyllum) Karwinskyi. Pe- tiolus firmus. Geniculum breve? Lamina fol. 5-secta, segmentis me- diis late oblongo-obovatis, 10—12 pollices longis, 5—6 pollices latis. basin versus cunealis in ansam ultrapollicarem angustatis, apice rotundatis et abrupte longule-cuspidatis; ewtimis inaequila- teris, latere exterioreinferne valde-dilatatis. Venae aperte-patentes, plures, infimae in pseudoneurum externum margini approximatum procurrentes, reliquae pseudoneurum internum constituentes, late a margine remotum „... . Mexico, (Colipa) Karwinsky. Acorus Nilagkhirenmsis. Spadix sesquipollicaris, dia- metro J-lineari, spatha longissima (sesquipedali), medio subdilatata superatus. Ovaria in stylum conicum fere producta. Ovula paraphy- sibus ülis longioribus circumposita, primina (testa) modice fimbriata, secundina (tegmine) producta, obiter-fimbriata. — India orientalis (Nilaghiri montes). Synon. Acorus terrestris. Hohenacker pl. Ind. orient. Acorus Tatarinowii. Folia 1-2 pedes ei ultra longa, Y/ı pollicis lata. Spadix sesquipollicaris, di«emetro trilineari. Spatha longissima. Ovula paraphysibus longis immo praelongis ve- Tata, primina breviter-fimbriata, secundina valde-producta brevius fimbriata. — China (Pekin). Tatarinow. Schönbrunn, 3. Februar 1859. 102 Ueber Monstrositäten des Myosurus minimus. Von Dr. J. Milde, Vor einigen Jahren wurde die ganze Umgegend von Breslau überschwemmt. Es wurden hierbei theils Pflanzen weggeführt, theils neue zu uns gebracht. Die Wolfia Michelit (Lemna arrhiza) wurde damals, wie mir mitgetheilt worden ist, aus einem Teiche bei Wohlau spurlos entführt, andererseits fand ich um Breslau die vorher nur äusserst selten beobachtete Elatine Alsinastrum in zahlosen Exem- plaren ganz nahe bei Breslau auf einem Acker ein, ist aber seit jener Zeit nicht wieder gefunden worden. Auf demselben Felde überraschten mich unzählige Exemplare des Myosurus minimus, die fast durchgängig äusserst seltsame , monströse Bildungen zeiglen. Da es mir nicht bekannt ist, dass dieselben bereits beschrieben sind, so theile ich das Wichtigste hierüber mit. Sehr viele Exemplare be- sassen Fruchtböden, die "spiralig gewunden waren, sonst aber nichts Ungewöhnliches zeigten; die bei weitem grösste Anzahl aber zeigte eine Gabelung des Fruchtbodens. Die Theilung ging sehr verschieden tief; von kaum zwei Linien an beginnend, bis über £° tief hinabgehend. Solche Exemplare hatte ich schon in früheren Jahren beobachtet. Bei einer ganzen Anzahl ging jedoch die Theilung bis auf den Grund des Fruchtbodens ; beide Theile waren vollkommen ringsherum aus- gebildet und meist genau gleich lang, bisweilen aber auch der eine drei- bis vier-mal länger als der andere. Nur selten ging die Thei- lung noch tiefer bis in den Stengel hinab , so dass jede Gabel des Stengels einen vollständigen Fruchtboden trug, von denen der eine oder beide oft wieder eine beginnende Theilung an der Spitze zeigten. Ging die Theilung des Fruchibodens nur bis in die Mitte desselben, dann war der eine der Theile nicht selten wieder gabelig gelheilt, ja es fand sich sogar ein merkwürdiges Exemplar, bei welchem das unter der Gabelung befindliche, also ungetheilte Stück des Frucht- bodens, in der verlängerten Längsachse der einen Gabel in der Mitte gespalten war. Dieser Spalt war aber noch vor der Basis des Frucht- bodens und oben vor der beginnenden Theilung des Fruchtbodens geschlossen. Andeutungen zu dieser sonderbaren Bildung finden sich auch an ganz ungelheilten Fruchtböden. Der Fruchtboden zeigt nämlich in der Mitte der Längsachse eine starke Furchung; doch kommt es nicht zu einer wirklichen Theilung ; diese Furchung ist am stärksten in der Mitte und nimmt nach beiden Enden des Fruchtbodens ab. Die Zahl der auf-einem gemeinsamen Stengel sitzenden Fruchtböden ist auch nicht selten drei; sie sitzen auf der Spitze des Stengels dicht nebeneinander. Dass auch sie aus der Gabelung eines einzigen Fruchtbodens hervorgegangen sind, davon überzeugen uns zahlreiche Exemplare, hei denen der Fruchtboden bis zur Hälfte in 3 gleich lange Gabeln getheilt ist; ja bisweilen finden sich sogar 5 bis 6 solcher Gabeln, die zum Theil wunderlich gekrümmt sind. 103 Ganz seltsam sind folgende Exemplare. Hier entspringen am Grunde des getheilten oder einfachen Fruchtbodens nebeneinander zwei bis drei feine blattlose Stengelehen von 2 —4 Linien Länge, deren jedes einen einfachen 4—5 Linien langen Fruchtboden trägt; in seltenen Fällen entspringen diese dünnen Stengelchen jedoch nicht vom Grunde des Fruchtbodens, sondern weit unter demselben, aus dem Hauptstengel. Nicht weniger merkwürdig war ein Exemplar mit einem caulis fasciatus. Der Hauptsiengel war 2 Par. Zoll lang und bandarlig, piattgedrückt, oben 5" Linie breit, unten 3 Linien breit. Dieser Stengel trug einen Fruchtboden, der am Grunde 6 Linien breit war und sich fast bis auf den Grund in 6 gleich lange Theile ge- spalten hatte, von denen 4 eine wiederholte Theilung an der Spitze verriethen. Dieser Hauptstengel stand in der Mitte von 44 ganz normal gebildeten Fruchtstengeln. Breslau, im December 1858. Correspondenz. Tetschen in Böhmen, im Februar 1859. In den Orchideenhäusern Sr. Excellenz des Herrn Grafen Thun gelangten im verflossenen Jahre 289 Orchideen zur Blüthe. So im Jänner 17 Arten, darunter Angraecum eburneum P. Th., Brassavola venosa Lindl., Laelia rubescens Lindl., Odontoglossum pulchel- lum Hb. B. Kth. Im Februar 13 Arten, unter diesen Dendrobium sanguin. var. ochroleucum Sw., Lycaste Skinnerü var. latimacnlata, Oncidium albo-violaceum Sw. Im März blühten 15 Arten, unter diesen Brassavola Martiana Lindl., Dendrobium Wallichü Hort., Megaclinium oxypterum Lindl., Phalaenopsis amabilis Bl um., Im April 25, darunter Dendrobium clavatum Sw., D. Griffithä Lindl., D. pulchellum var. purpureum Lodd., Epidendrum vitellinum Ldl., Lycaste consobrina Rehb. fil, Oneidium nebulesum L dl., Restrepia elegans Karst. Im Mai blühten 33 Orchideen , darunter Chysis aurea Ldl., Dendrobium eretaceum Lindl., Leptotes serrulata, Maxillaria mutabilis Ld1., Rhynchostylis retusa Blum., Saccola- bium micranthum Ldl., miniatum Ldl., pallens Ldl., Vanda teres Ld4l., Trichopilia suavis Ld!. Im Juni 30, unter diesen Aerides affine Ldl. und Ae. affine var. roseum, Aerides odoratum album Hort. und majus Hort., Cattleya Aclandiae Ldl., Dendrobium moschatam var. cupreum Herb., Epidendrum gracile Ldl., Rhyn- chostylis guttat« Rehb. fill, Sarcopodium Lobi. Im Juli gelangten 30 Arten zur Blülhe, so unter andern Aerides odoratum var. pur- purascens, Brassavola Dygbiana L dl., Coryanthes speciosa Ho ok., Coelogine speciosa Ldl., Dendrobium sulcatum Ldl., Oncidium Lanaeanum Ldl., Stanhopea Josstiana, S. Ruckerii var. gigantea Ldl. Im August 40 Arten, so Aerides quinquevulnerum Ldl. und var. candidissimum Rehb. fil. Cetasetum Russelianum L d]., Cyeno- 104 ches ventricosum Hort., Laelia pumila Rehb. fil, Lyecaste candida L dl., Saccolabium Blumei, Stanhopea insignis var. flava Hort, S. stapeloides Hort., Warscewiezella candida, Im September blühten 33 Arten und unter diesen auch Acampe papilosa Ldl., A. multi- flora Lndl., Cyenoches Loddigesiü Lndl., Gongora quinquevulneris var. alba Hort., bella Rehb. fil, und grisea H ort., Laelia cerispa Rehb. fil, Maxillaria Houttei M or., Saeceolabium Blumei var, majus Hort Im October blühten 27 Arten, darunter Chysis aureo-macu- lata Kl., Cattleya bicolor Lndl., Coelogyne Gardneriana Ldl. Tri- chopilia tortilis var. pallida Hort. Im November 24, unter diesen Angraecım bilobum Lndl., Cattleya guttata var. Russeliana, Cym- bidium pumilum Hort., Lycaste Skineri var. leucochila Hort. Maxillaria Kreysigi Rehb. fil, Oncidium tigrinum Le x.. Saccola- bium denticulatum Pax t., Sophronitis grandiflora 1 dl., Vanda coe- rulea Griff, V. suavis L dl. Im December endlich blühten 26 Or- chideen, und unter diesen auch Cattleya luteola Lndl., Coelogyne Sardneriana L dl.,Laelia furfuraceaL dl, Mazxillaria variabilisB ot., Odontoglossum cordatum Ldl., Preptanthe vestita Rehb. fil, So- phronitis grandiflora L dl. Franz Jossit. Königsberg in Ost-Preussen, im Februar 1859, Von Chamaedaphne calyculata Mönch, (Andromeda calycu- lata L.) kann ich Ihnen leider weder etwas bieten noch versprechen. So wie manche seltene Pflanze des Norden der immer weiter grei- fenden Cultur Platz machen muss, so ist auch jene schon seit vier Jahren dem unerbittlichen Pfluge unterlegen. R. Kubhnert. Personal:totizen. — CarlZeyher starb Ende des vergangenen Jahres auf seinem Besitzthume am Cap. — Franz Malinski, gräfl. von Thun’scher Bauingenieur zu Tetschen, starb am 6. Februar am Schlagfluss, in einem Alter von 42 Jahren. An ihm verliert Oesterreich und insbesondere Böh- men einen ebenso kenntnissreichen als thätigen Botaniker. — Hofgarten-Inspector Bayer, Vorstand des k. Gartens zu Herrenhausen siarb am 12. December v. J. in Hannover, nachdem er beinahe das 70. Lebensjahr erreicht hatte. — RobertBrown soll, wie die Bonplandia meldet, im botanischen Garten zu Kew ein Denkmal gesetzt werden. — Dr. Carl Adolf Agardh, früher (4812—1834) Pro- fessor der Botanik und practischen Oeconomie an der Universität zu Lund, dann Bischof von Wermland, starb im Stifte Carlstadt am 28. Jänner in seinem eben angetretenen 75. Lebensjahre. Er war Mit- glied der schwedischen Akademie und der königl. Akademie der Wissenschaften. Seine zahlreichen botanischen Schriften, meist Algen- kunde umfassend, datiren grösstentheils aus den Jahren 1810—1835. 105 — Alois Viehweider, aus Virgl bei Botzen, der sich um die botanische Erforschung des südlichen Theiles Tirols sehr verdient gemacht hat, ist im vergangenen Jahre als apostolischer Missionär nach Chartum abgereist und daselbst am 27. November v. J. eingetroffen, von wo er nach drei Wochen weiter hinauf nach Heili- genkreuz und Gondocoro zu segeln gedachte. Vereine. Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool. botanischen Gesell- schaft am 9. Februar unter dem Vorsitze des Präsidenten Stell- verireters Dr. E. Fenzl bespricht Adjunkt K. Fritsch unter Vorlage derselben zwei Manuscripte des Frof. A. Tomaschek in Lemberg, u. z. einen Nachtrag zur Flora der Umgebung von Cilli mit einer Ausdehnung von 2 O Meilen, und eine Abhandlung über die Flora der Umgebung Lembergs, in welcher letzterer der Verfasser auf Grundlage der Vorarbeiten Dr. Zawadski’s die Beziehungen der Vegetation einerseits zur Bodenbeschaffenheit, andererseits zu meteorologischen Verhältnissen erörtert. — Der Secretär Dr. A. Pokorny bespricht eine von Dr. Th. Bail in Posen eingesendete Abhandlung : „Ueber die Myxzogasteres Fr.“ unter Vorzeigung einiger Arten derselben aus der Sammlung des Sectionsrathes L. v. Heuf- ler. Dr. Bail hatte während seines Aufenthaltes im schlesischen Vorgebirge im Juli und Augus! 1858 Gelegenheit, nicht nur eine Menge von Arten (worunter Licogala miniatum, Physarum colum- binum und Aethalium septicum), sondern auch alle Entwicklungs- Phasen derselben aufs Genaueste zu untersuchen, und gelangie dabei zu folgenden Resultaten: a. dass dieselben eines echten Myceliums vollständig entbehren; b. dass der Fruchtbehälter hier weder von einer einzigen wahren Membran, noch auch durch Zusammenlage- rung von Zellen gebildet wird, sondern aus dem Zusammenfliessen und Verschmelzen einzelner Sarkodestränge hervorgeht und nur von erhärtetem Schleime umgeben ist; endlich e. dass die Sporen der Myzogasteres weder auf Basidien noch in Schläuchen gebildet werden ; dieselben entstehen durchaus ohne Mutterzellen sensu strieliore, eine Bildungsweise, die bei den Pilsen ebensowenig als bei den übrigen Gewächsen vorkommt. Gross war das Erstaunen des Autors, als nach Aussaat von Sporen der Myxogasteres im Wasser nicht Keimfäden entstanden, sondern die Primordialschläuche als be- wegliche Organismen aus den zerreissenden Sporen austraten. Durch seine Tiroler Reise an Veröffentlichung seiner Resultate verhindert, habe er absichtlich den Schluss der Arbeiten De Bary’s über die Nyxomy- ceten (bot. Zig. 1858) abgewartet, und er freue sich nun wahrhaft, er- klären zu können, dass seine und De Bar y’s Arbeiten vollständig har- moniren. — Nachdem der Autor mehrere während des mikroscopirens Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 3 Heft, 106 gemachte Notizen anführt, im Uebrigen auf die bereits von De Bary (bot. Ztg.1858 Nr. 49) g eemachten Auseinandersetzungen verweisel, und der schon von früheren Forschern bezüglich der Weiterentwicklung der Myxogasteres gemachten richtigen Andeutungen erwähnt, bemerkt er schliesslich, dass wir schon desshalb, weil wir nun einmal die Zelle als Elementarorgan der Pllanze festhalten , die Myxogasteres, auch wenn sie sich nicht durch Amoeben fortpflanzten, nicht länger als Gewächse betrachten dürften, die Analogie aber weise ihnen, wie De Bary mit Recht erkläre, ihren Platz unter den Rhizopoden an. — Durch das Ausscheiden der Myxogasteres, welche elwa 20 Genera mit 200 Arten bildeten, wird die Klasse der Pilze merklich kleiner, und ist nunmehr vollständig gesichtet, «da jeder Organis- mus, den wir jelzt noch als vollkommenen Pilz anse hen, entweder in die Reihe der Basidiosporeen Bail, oder der Thecasporeen, und zwar in eine der schon vom Autor (in seinem System Bonn 1858) aufgestellten Ordnungen gehört. Der Abhandlung sind einige Ab- bildungen der nächsten Producte der Sporenentwicklung beigefügt. Der Sekretär übergibt sodann der Gesellschaft ein von der Tochter Ph. M. Opiz’s eingesendetes Verzeichniss von allen seinen Werken und in 22 verschiedenen Zeitschriften erschienene Aufsätze zur Aufbewahrung in der Bibliothek, und legt unter eingehender Be- sprechung derselben eine kleine Schrift von OÖ. Sendtner vor, welche die Vegetationsverhältnisse von Bayern im Auszuge behan- delt, und manche neue Anschauungen und Beobachlungen dieses ausgezeichneten Pflanzengeographen enthält, so dass hierdurch das bekannte Haupiwerk Sendtner's über die Vegetationsverhältnisse Süd-Bayerns gewissermassen ergänzt wird. Im hohen Grade wird das Interesse an der vorgelegten Schrift durch den traurigen Zu- stand verslärkt, in welchem sich der Verfasser befindet und der kaum noch auf eine weitere Leistung auf dem mit solchem Erfolge betretenen Wege der Forschung erwarten lässt. Zum Schlusse theilt der Sprecher einen vom Ausschusse der Gesellschaft angenommenen Antrag des Sekt.-Rathes L. R. v. Heufler mit: ein von den Mil- gliedern zusammengestelltes geographisches Reperlorium der Flora des österr. Kaiserstaates anzulegen, und mit der Leitung desselben den Sprecher zu betrauen. Die leitende Idee dieses Planes besteht darin, die in der Literatur zerstreuten Angaben des Vorkommens der einzelnen Pflanzenarten dadurch zu sammeln, dass man jede Angabe vollständig und wortgetreu mit genauester Citation der Quelle auf einen eigenen Zeltel überträgt. Diese gleich grossen Zettel werden sodann nach einem bestimmten Prineipe geordnet und bilden das Reperlorium. 3.3 — In einer Versammlung der k.k. Gartenbau-Gesell- schaft am 22. Jänner eröffnete der Präsident Se. Excellenz Herr Graf v. Beroldingen die Sitzung mit folgender Ansprache: „Indem ich Sie meine Herren bei unserer zweiten Abendversammlung herzlich be- grüsse, ist es meine Aufgabe, denjenigen Horlieulteurs, welche voriges Jahr trotz der of höcht ungünstigen n klimatischen Verhältnisse, sehr sel- 107 tene und kostbare Pflanzen in unseren Abend-Versammlungen ausge- stellt haben, meinen und unserer Aller lebhaften Dank auszusprechen. Ihr Ausschuss ist jedoch noch weiter gegangen, und hat beschlossen, lass diese besonderen Leistungen nicht allein durch Veröffentlichung in den Zeitungen, sondern auch durch eigene Certificate, welche bei Gelegenheit einer Versammlung den Ausstellern von dem Präsidio zu überreichen sind, ihre Anerkennung finden sollen. Wenn dieser Act nicht schon früher statigefunden hat, so liegt der Grund darin, ‘dass so manche Geschäfte der Gesellschaft bis zum Jahresabschluss vorbehalten wurden, um sich von ihrem praktischen Werthe voll- kommen zu überzeugen. Nun aber gebe ich mir die Ehre, diejenigcn Herren, welche damals durch die bereitwillige Vorstellung kosibarer Gewächse uns einen hohen Genuss zu gewähren bemüht waren, die verdienten Anerkennungen durch die hier vorliegenden Cerlificate auszudrücken und zwar: 3, dem Herrn Ludwig Abel; 2, dem Herrn Joh. Georg Beer; 1, dem Herrn Daniel Hoibrenk;?2, dem Herrn Friedrich Lesemann. Ein weiterer Gegenstand, der Ihre Theilnahme sicherlich in Anspruch nehmen wird, ist die Bestimmung des Ausschusses , dass alle jene Vorträge, welche uns von gelehrten und wohlerfahrenen Männern unseres Faches in den Monat-Versammlungen bekannt ge- geben werden, im Auszuge in Druck gelegt, und immer bei der folgenden Versammlung in Separat- -Abdrücken an die Anwesenden vertheilt, und allen G Gesellschafis-Mitgliedern portofrei zugeschickt werden. Nachdem ich nun die vorerwähnten Gegenstände zu Ihrer Kenntniss gebracht habe, wollen wir zu den Vorträgen schreiten, die uns für den heutigen Abend angemeldet sind*. Die Reihe der Vorträge eröffnete Herr Ingenieur Kreuter. Er schilderte den Bau und die Einrichtung des Wintergarlens Seiner Majestät des Königs Max von Bayern, dessen Ausführung ihm im Jahre 1850 übertragen worden war, und der in wenig mehr als drei Jahren ausgeführt wurde. Der Garten schliesst sich unmittelbar an den kgl. Pallast, und steht mit den Appartements desselben in directer Ver- bindung. Er bildet eine grossartige Glashalle, deren Gerippe aus Eisen in luftiger Construction besteht. Die Beheitzung geschieht durch er- wärmtes Wasser. Der Pflanzenwuchs ist ein sehr üppiger, und nach Art einer englischen Anlage angeordnet. Der Blumenflor wird oft erneuert, zu welchem Zweck ausgedehnte Pepinieren bestehen, die den Bedarf liefern. Von dem Reichthum an Blumen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man erfährt, dass an Rosenstöcken allein jährlich fast 40,000 Exemplare benöthigt werden. Der Garten ist von Singvögeln belebt , worunter Nachtigallen, die dreimal im Jahre brüten. Herr Kreuter legte schliesslich eine Reihe sehr schön und in grossem Massstabe ausgeführter Pläne, Durchschnitte und Ansichten dieses Wintergartens vor. Der jährliche Unterhalt kostet inclusive der Blumentreiberei und Besoldungen 10000 fl. Hofgärtner Löwel g* 103 steht dem ganzen Etablissement vor, und hält dasselbe in bewunderns- werlher Ordnung. Eine detaillirte Beschreibung des Gartens wird nächstens in der botanischen Zeitschrift folgen. Herr Tutenberg hielt einen Vortrag über die Champignons- Treiberei auf Stellagen in den Wintermonaten, wie sie in dem königl. Garten zu Herrenhausen bei Hannover unter der Leitung des Hof- Garten-Inspeclors Wendland üblich ist. Es wird hiezu ein altes Pelargonienhaus, an welches ein 7—8 Fuss breiter, gemauerter Kasten angebaut ist, verwendet. Dieser Kasten enthält drei Abthei- lungen mit gemauerten Scheidewänden. Jede Abtheilung besitzt zwei Fenster und Lücken zur Lüftung. Die Beheitzung des Raumes ge- schieht durch einen Fliesenofen. In den Abtheilungen befinden sich Stellagen, die in drei Fächer getheilt sind, und aus eingeramniten Pfählen mit Querriegeln bestehen. Auf den Querriegeln ruhen die Beete. Sie werden aus Pferdemist, mit Laub vermischt, der festge- stampft worden ist, zubereitet. In das Beet stösst man Löcher mit einem zwei Zoll dicken Holzkeil, welche unter einander in Verbin- dung stehen müssen. In diese Löcher wird die Brut gelegt, wenn die Temperatur des Beetes auf 19° R. gestiegen ist, und die Löcher mit der Hand zugeschlagen. Nach 2—3 Wochen wächst die Brut durch, und man bedeckt sie nun 1 Zoll hoch mit Erde, welche aus einer Mischung von verrottetem Kuhmist und guter Lehmerde be- steht. Das Licht wird abgesperrt, die Beete feucht aber durchaus nicht nass gehalten, und die Temperatur beim Hervorkommen der Champignons auf14—15°R. gleichmässig regulirt. Nachdem die Cham- pignons geschnitten worden sind, wird behutsam gegossen , damit keine Fäulniss einlrete. Gegen Mäusefrass werden Vorkehrungen getroffen. Die Brutsteine beginnt man im Juni anzufertigen, und zwar aus zwei Theilen frischem gereinigten Pferdemist, 2 Theilen nicht zu verrottetem Kuhmist und %% Theil nicht zu vermoderter Laub- erde. Man presst die Masse, formt sie in Steine von 1 Fuss Länge, 1% Fuss Breite und Yı Fuss Dicke, trocknetsie, bohrt an der flachen Seite 3 spilzzulaufende Löcher bis zur halben Dicke der Steine in dieselben, und füllt diese mit Brut an. Hierauf werden die Steine mit der Brutseite auf eine '% Fuss hohe Schicht warmen Pferde- mistes von 18° R. gelegt, ihre obere Fläche auch noch etwas mit Brut belegt, über das Ganze eine Schicht Pferdemistes gebreitet, u. S. f., bis die Steine auf diese Art aufgestapelt sind. Diesen Stapel bedeckt man wieder mit Pferdemist, hält die Masse in der Temperatur von 18°, höchstens 20° R, später von 16—15° R., und nimmt die Steine nach 4 Wochen heraus, wo sie an einem trockenen, vor Hitze geschützten Orte bis zum Gebrauch aufbewahrt werden. An diesen Vortrag schlossen sich Bemerkungen der Herren L. Abel, Baumgärtner, Beer, Hoibrenk, Lesemann und Prof. Leydolt, die Champignonscultur betreffend. Namentlich führte Herr Hoibrenk an, dass man in Frankreich mit ausge- zeichnetem Erfolge sich des Mauleselmistes statt des Pferdemistes zur 109 Füllung der Champignonsbeete bediene, und dass in Paris ein grosser Theil der Katakomben zu Champignonstreibereien eingerichtet sei. Der dritte Vortrag des Herrn Dr. Reissek betraf das Ver- hältniss der Wurzel zu den Stammgebilden, und namentlich zu den Knospen, die sich am Wurzelkörper zeigen. Anknüpfend an die Mit- theilungen des Hrn. L. Abel, welche dieser über die künstliche Ver- mehrung der Pflanzen aus Wurzeln in der letzten Versammlung gemacht, beleuchtete der Sprecher zuerst das Verhältniss der Wurzel zum Wurzelstocke und zum Stamme. Hierauf schilderte er die Art und Weise, wie Adventivknospen an den abgeschniltenen Wurzel- stücken von Bäumen sich bilden, und zu Sprossen entwickeln. Den Untersuchungen Tr&cul’s über diesen Gegenstand folgend, bemerkte er, dass diese Knospen aus einem neu sich erzeugenden Vegetations- punkte, der stets zwischen Rinde und Holz im Cambium liegt, hervor- gehen, anfänglich von der Rinde ganz bedeckt sind, und erst später diese sprengen und äusserlich zum Vorschein kommen. Nebst den Knospen , die unter der Rinde entstehen, kommen auch häufig solche an den Schnitiflächen der Wurzelstücke zum Vorschein. Der Vor- tragende erläuterte durch Zeichnungen speciell den Vorgang bei Maclura aurantiaca, Tecoma radicans und Ailantus glandulosa. Weiters wurde verschiedener Eigenthümlichkeiten der Wurzel gedacht, des constanten gänzlichen oder theilweisen Eingehens der Haupt- Wurzel bei vielen Pflanzen, und der Modalitäten, unter welchen die Erscheinung auftritt, so bei den Pandaneen und Palmen; des Hervor- treibens von Adventivwurzeln an Stämmen, wo sie sonst nicht zu erscheinen pflegen, und des Ersatzes dieser Stämme beim Absterben durch Adventiv-Wurzeln. Endlich wurde auf das Verhältniss, wo Wurzeln als Ernährer anderer Individuen derselben Art auftreten, und gewissermassen Saugammendiensie verrichten, hingewiesen ; so bei den Tannen, wo die Stümpfe durch Ernährung von Seite der Wurzeln benachbarter, mit ihnen verwachsener Individuen noch geraume Zeit forlzuleben im Stande sind. Schliesslich legte Dr. Reissek das eben erschienene Werk von Carriere: „Traite generale des Coniferes“ vor, und besprach die Einrichtung desselben. Die Herren L. Abel und J. G. Beer hatten eine Suite von schön blühenden, in ausgezeichnetem Culturzustande befindlichen Pflanzen ausgestellt, worunter manche Seltenheit. Unter den Pflanzen des Herrn Abel befanden sich Farfugium grande, Aspidistra lurida, Gynerium argenteum (in Früchten), Clavija nobilis, schöne Ca- mellien, Gesnerien, u. a. A. Unter den Gewächsen des Herrn Beer waren zu bemerken: Neottia speciosa, Goodyera discolor, beide in schönem Flor, die echte Bilbergia pallida, und ein sehr grosses, mit Blüthen überladenes Cypripedium venustum. Nächstdem hatte Herr Abel junge, aus Wurzeln gezogene Pflänzchen von Dracaena, und Herr Hoibrenk Wurzelstecklinge von Theophrasta, wie auch das Stammstück einer gepfropften Paeonia ausgestellt, welche mit Interesse in Augenschein genommen wurden. 110 — In einer Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 11. Jänner d. J. gedachte Director Haidinger aus einem Schreiben A. v. Humboldt's vom 27. December 1858 an Dr. T. Kotschy folgender Stelle: „Ich fahre fort, den wärmsten Antheil an den Fort- schritten der schönen »Novara* Expedition zu nehmen. Meine innige Verehrung dem theuren Sektions-Rath Haidinger, dem wir das schöne Institut der Wiener geographischen Gesellschaft und den zunehmenden Flor der geognostischen Reichsanslalt unter dem Schutze des edlen und kenntnissvollen Ministers Freiherrn v, Bach ver- danken«. Ferner: „Es fehlte mir, theurer Reise-College,, an hin- länglich ausdrucksvollen Worten, um Ihnen die Bewunderung zu schildern, welche Ihrer herrlichen Monographie gebührt. Man glaubte die Eichenblätter aufgeklebt zu sehen. Welch ein schönes Comple- ment zu ihrer reichhaltigen Reisebeschreibung. Und dann versäumen Sie ja nicht, uns alles (Allgemeine) am Schluss der Monographie nach Ihren herrlichen Materialien über geographische und hypso- metrische Verbreitung der Eichen zu sagen ! Und nachdem sie schon so viel nnd so Grosses geleistet, rüsten Sie sich zu einer neuen Expedition nach dem westlichen Taurus und Kurdistan! Möchte mir doch die Freude werden, Sie hier zu sehen.“ Sammlungen — Von den rüslig fortschreitenden Kryptogamen-Sammlungen Dr. L. Rabenhorst'’s liegen uns abermals einige neue Hefte zur Anzeige vor. Die neue Ausgabe der Algen Sachsens, respective Mittel-Europas wurde durch zwei Doppelhefte (Dekade LXXV bis LXXVIlI oder n. 741—780) vermehrt. Diese unter Mitwirkung der Herren Al. Braun, De Brebisson, Bulnheim, Dufour, Hartsch, Stilzen- berger, Wartmann u. a. m. herausgegebene Sammlung beschränkt sich gegenwärtig bekanntlich nicht mehr auf Süsswasseralgen, ob- wohl diese noch immer vorherrschend gelieferı werden, sondern nimmt auch Algen der Nord- und Ost-See, so wie des mittellän- dischen Meeres auf. Für Algologen des Festlandes dürfte diese Sammlung als wahrlich unentbehrlich gelten, schon wegen der grossen Menge neuer Formen, die hier zuerst veröffentlicht werden. Auch in diesen Heften gibt es manches Neue, als: 743. @ompho- nema capitatum Ehrh. var. gracile Rabh. — 745. Nostoc coe- rulescens Rab. — 769. Tolypothrix Wartmanniana Rab h. — 772. Microthamnion elegans Stiz. — 774. Chantransia chalybea Fries. var. pulvinata Rabh. Sehr zu bedauern ist, dass in dieser Samm- lung österreichische Fundorte fast gar nicht vertreten sind, während gerade die österreichische Flora in Süsswasseralgen noch viel des Neuen und Interessanten darbieten muss, — Von der Bryotheca europaea oder den Laubmoosen Eu- ropas ist der zweite Fascikel (No. 51—100) erschienen. In Form und Ausslaltung steht derselbe dem ersten bereits (Oesterr. bot. 111 Zeitschrift 4858 p. 315) besprochenen würdig zur Seite. Besonders anerkennenswerth ist, dass Herr Dr. L. Rabenhorst mehrere (5) Nummern des ersten Fascikels in besseren Exemplaren oder von anderen Standorten nachliefert, und einige sterile Mo:se, darunter das interessante Sphagnum fimbriatum W is. anhangsweise dem Hefte beigibt. Von österreichischen Standorten sind folgende Arten ver- treten: 51. Andreaea petrophila Ehrh Von der Schneekoppe (Göppert). b. eine merkwürdige grüne Form an schatligen Felsen bei Reichenberg (W. Siegmund), c. auf Basaltblöcken am Pirsch- kenberge bei Schluckenau in Böhmen (Pfarrer Karl). 52. An- dreaea petrophila Ehrh. ß acuminata an sonnigen Granitfelsen bei Reichenberg (W. Siegmund). 62. Gymnostomum calcareum Nees et Hornsch. — An Kalkkonglomeratsteinen der Kirchhof- mauer in Kirchberg bei Kremsmünster in Ober-Oeslerreich (J. 8. Poetsch). 65. Tetraplodon urceolatus Br. et Sch. — Auf der linken Pasterze am Grossglockner (Dr. Laurer). 67. Timmia me- gapolitana Hedw. var. bavarica Hessl. — Burgruine Waldstein im Fichtelgegirge (Dr. Laurer). 68. b. Encalypta streptocarpa Hedw. — In den Mauerritzen der Ruinen eines Hochofens bei Reiwiesen im Gesenke (Dr. Milde). 69. Encalypfa commutata Nees et Hornsch. — Gipfel des Schafberges (6000) bei Klo- sterle in Vorarlberg (Arnold). 71 Omalia trichomanoides Br. et Sch. — An Baumstöcken der Haine bei Steier (Sauter). 73. b. Dicranella heteromalla Br. et Sch. — Bei Schluckenau in Böh- men (Karl). 75. b. Dieranum Sauteri Br. et Sch. — An liegenden Buchenstämmen der Kalkvoralpen Salzburgs (4W0 ) (Sauter). d. bei Schrecken im Bregenzer Walde (Vorarlberg, Jack). 77. Di- chodontium pellucidum Br. et Sch. — Bei Schwarzenberg im Bre- genzer Walde (Vorarlberg, Jack.) 81. Dieranum longifolium Hedw. — Auf Felsen um Gräfenberg im Gesenke (Milde). 83. Dieranum scoparium Hedw. — Um Schluckenau in Böhmen (Karl). 92. d. Bryum argenteum L. — Bei Reichenberg (W. Siegmund). 37, b. Distichium capillaceum Br. et Sch. — In Mauerritzen der Ruinen eines Hochofens bei Reiwiesen im Gesenke (Milde). Bei dieser Zusammenstellung sei uns erlaub!, auf einen Um- stand aufmerksam zu machen , der die Kenntniss der Verbreitung der meisten Pflanzenarten ausserordentlich erschwert. Es ist die häufig fehlende Bezeichnung der Provinz oder des Landes, welchem der Fundort angehört, wodurch der in der Topographie der betref- fenden Gegend Unkundige meistens völlig ralhlos bleibt, besonders wenn er de» gewöhnlichen Aufenthalt und die Exkursionen des Samın- lers auch nicht kennt. Bei pflanzengeographischen und floristischen Arbeiten ist dieser Umstand sehr hinderlich und zeitraubend; wess- halb er durch eine kleine Aufmerksamkeit in der Eliquellirung leicht zu vermeiden wäre, Für jene Botaniker Oesterreichs speciell, welche in der Topographie Schlesiens minder bewandert sind, wäre auch die Angabe, ob ein Fundort im preussischen oder österreichischen Antheil des Landes liegt, in vielen Fällen sehr wünschenswerth. Dr. A. BokKarny. 112 Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Fräulein E. Braig in Triest mit Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn Weiss in Wien, mit Pflanzen aus Steiermark und von Wien — Von Herrn Dr. Lorinser in Pressburg, mit Pilanzen aus Ungarn. — Von Herrn Winkler in Giermansdorf, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Schedl in Wien, mit Pflanzen aus Nieder- Oesterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: R. v. Pittoni in Graz, Dr. Lagger in Freiburg, Vogel in Dresden, Dr. Griewank in Sachsenberg, Hö finger in Tulln, Sachs in Rothenhaus, Baron Schlich- ting in Garschen, Breindl in Triest, Dr. Wolfner in Szemlak, Vag- ner in Huszt, Sekera in Münchengrätz, v. Sardagna in Trient, Dr. Purkyne in Prag, Knebel in Breslau, Veselsky in Eperies, Schramm in Brandenburg, Schneller in Pressburg, Bayer,Dr. Po- korny, Dr. Rauscher, Dr. Kreutzer, Oppolzer u. Reichardt in Wien. nen Correspondenz der Redaetion. — Herrn B. in W. „Pilze werden zum Tausche nicht angenommen.“ — Herrn M. in W. „Jahrgang 1858 der botan. Zeitschrift können Sie um 5 ll. CM., alle früheren a 2 N. CM. durch die Redaktion oder jede Buchhandlung be- ziehen.“ Gebr. V. inE. „Senden Sie mir einige Haupt-Preis-Courant“. Inserate. Zum,ermässigten. Preise ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Synopsis Plantarum seu enumeratio systematica plantarum, plerumque adhuc cognitarum cum differentiis specificis et synonymis selectis ad modum Persoonii elaborata auctore Dr. Dav. Dietrich. Fünf starke Bände in gr. 8. — Ladenpreis 30 fl., herabgesetzt auf 71% fl. Hiermit ist ein Werk vollendet, so wie es der Wissenschaft ein drin- gendes Bedürfniss war und das jetzt von keinem Botaniker und Kunstgärtner mehr entbehrt werden kann, ein Werk, welchem der als Botaniker so rühm- lich bekannte Verfasser 20 Jahre hindurch einen eisernen Fleiss gewidmet hat. Der diesmonatlichen Nummer liegt bei ein „Auszug des Haupt-Preis- Courant Nr. 29—30 der Gebrüder Villain in Er furt, (Dalbergsweg Nr. 9 und Walkmühlengasse Nr. 12,) derselbe enthält im Auszuge des Haupt-Ver- zeichnisses, (welches auf Verlangen von den Gebrüdern Villain oder der Redaction portofrei bereitwilligst zugesendet wird,) das allerneueste und bewährteste Neue und Aeltere von Saamen und Pflanzen aller Art in reichhaltigen Sortimenten. Die Kunst- und Handelsgärtnerei der Gebrüder Villain in Erfurt, bekanntlich eines der vorzüglichsten Etablissements Deutschlands, erfreut sich seit Jahren des grössten Vertrauens und besten Zuspruches von Seite öster- reichischer Hortologen, und kann daher einer geneigten Berücksichtigung unbedingt empfohlen werden. Sollte es zur Bequemlichkeit der Blumenfreunde und Gärtner bei- tragen, so ist die Redaction gerne erbötig,. Aufträge zu übernehmen und selbe in kürzester Zeit der Realisirung zuzuführen. ——————————L——————————— Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. — Druck von C. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. — ed — Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker. Gärtner, Oekonomen, Forstmanner, Aerzte, Apotheker und Techniker. W IEN. April 1859. IX. Jahrgang. ke A. Die österreie lache Eorsmssche Zeitschrift er nein den Een jeden Monates. vor pränumerirt auf dieselbe mit 5. CM. (3 Rthlr. 10 Ngr.) yanzjahrig, oder mit 2. 30 kr. halbjährig, und zwar für Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von C. Gerolds Sohn in Wien, so wie ın allen Buchhandlungen des In- und Auslaudes. Inhalt: Flora der Sulzbacher Alpen. Yon Weiss. — Deber Pyrethrum uligi- nosum. Von Neilreieh. — Notizen aus Schlesien. Von Dr. Milde. — Personal- Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschvereig,. — Mittheilungen. — Inserat. Zur Flora der Sulzbacher Alpen in Unter-Steiermark, Yon Emanuel Weiss, „Eine irrige Meinung wäre es aber zu glauben, nur jene Wahrnehmungen seien zur Mittheilung ge- eignet, welche das Vorkommen neuer oder seltener Arten zum Gezenstande haben ; im Gezentheile ist kür die Verbreitung der Gewächse, ihre Vertheilung, die Verhältnisse, welche ayf letztere einwirken, das massenhafte “der seltene Auftreten gewisser Pllanzen, selbst das Fehlen derselben an einzelnen Orten von entschiedenem Werthie u. oft von höherer Bedeutung als die Entdeckung einer für das Gebies neue Art,‘ Neilreich. Im Auftrage des Herrn Ritter Pittoni von Darnenfeldt in Gralz unternahm ich in den letzten Sommerferien einen botanischen Aus- flug in die genannten Alpen, und will in folgenden Zeilen über dessen Ergebniss berichten. Die Beschreibung der Reise und eine kurze geographisch-geognostische Schilderung der zu durchforschenden Ge- gend will ich vorausschicken, leiztere nach Dr. Rolle’s geologischen Untersuchungen *), deren Separal-Abdruck ich durch die Güte des Herrn Professor Dr. Aichhorn, Sckrelär des geognoslisch-montani- stischen Yereins für Steiermark, nebst der Erlaubniss, die geologische Karte des Vereins einsehen zu dürfen, erhielt, wofür ich hiermit öffentlich meinen innigen Dank abstatte, *) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1857, HI. Vierteljahr, $. 493 bıs 464. Dastsır, Bet-- Zeitechitt 1850 « mis 9 114 Die Semmeringbahn führte mich von Wien nach Gralz, doch unterlasse ich es, den grossarligen, wahrhaft erhebenden Zindruck, den sie bei Jedem, der diese Reise zum Erstenmale macht, hervor- bringt, zu beschreiben, da dieses schon anderweitie und von ge- übteren Touristenfedern geschehen ist. Im freundlichen Gratz beslieg ich der schönen Aussicht wegen, die man von hier aus bis an das, es rings umgebende Gebirge geniesst, den Schlossberg und will beiläufig erwähnen, dass Silene nemoralis W. Kit., die daselbst recht häufie vorkommt, von Koch und Kittel fälschlich mit ganz bartlosen Blumenblättern beschrieben wird. Rehb. fl. germ excurs. sagt ganz richtig: „corona minima adnala“. — Dann ging es mil der Eisenbahn weiter nach Cilli und von hier durch das schöne Sannthal pr. Achse nach Prassberg, wo man in Ilerrn Lipold’s Gast- hause gute Unterkunft findet. Bei diesem Markte verengl sieh das Thal, um bald hinter demselben sich zu einem grossen herrlichen Kessel zu erweitern, den im Süden die Menina. im Norden der Tosti vrh und im Westen die Ausläufer der Raducha und Oistrizza einschliessen. Des anderen Tages wanderte ich über Laufen nach Leutschdorf (Luce), das nur noch eine halbe Stunde von der Nadel (Jegla), dem einzigen Alpenpasse, der auf steierischer Seite nach Sulzbach führt, und elwa zwei Stunden von letzterem Dorfe entfernt ist. Fährt man bis Leulsch, so kann man leicht die Reise von Gratz bis Sulzbach in einem Tage machen. Das Thal von Leutsch nach Sulzbach wird an mehreren Stellen von den hart an einander tretenden schroff und steil emporsteigenden Felswänden so eingeengt, dass für eine fahrbare Strasse kein Raum übrig bleibt, und selbst der schmale Fusssteig an einigen Punkten erst dureh Felssprengungen gewonnen wurde. Am ausgesprochensten ist dieser wildromäntische Charakter an der erwähnten Jegla. Die Raducha von Nordost und die Ausläufer der Oistrizza von Südwesten treffen hier fast bis zur Berührung auf einander, und lassen an ihrem Fusse kaum einen schmalen Durch- gang für den Sannlluss übrig. Am linken Ufer desselben steigt der Fussweg hinan und zwängt sich in einer Höhe von elwa 80° senkrecht über dem Wasserspiegel zwischen einer Felswand und einem einzeln stehenden Pfeiler wie durch ein Nadelöhr hindurch. — Einige Schritte hinter der Nadel führt links ein Steig zur Sann hinab, in deren Niveau unmittelbar unter der Nadel, sich eine periodische Quelle be- findet, die jedoch nur nach langer Regenzeit zu fliessen scheint. Ich war mehrmal vergeblich bei derselben. Nach Lipold *) erfolgt das Aufsteigen des Quellwassers rascher als das Zurücktreten des- selben; ersteres dauert 2 —5, letzteres 8—15 Minuten. Unterkunft findet man in Sulzbach bei Herrn Sturm. (No. 10), oder beim Messner (No. 8), wenn man nicht so glücklich ist, bei seiner Hochwürden , dem gastfreien Herrn Pfarrer Janz eingeladen zu Sein. Ich wagte es nicht, seinen gültigen Antrag anzunehmen, weil ich jedenfalls einige Wochen zu verweilen gedachte, und wohnte *) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 4856 p. 471. 115 beim Messner. In der ersten Nacht lernte ich freilich leider an dem Beispiele des Pulex örritans die Richtigkeit der Linne@’schen Thier- namen kennen; doch wurde es besser, als ich mit Bestimmtheit auf gründliche Aenderung drang. Sonst kann ich meinen Wirthsleuten nur alles Lob der Gefälligkeit, Zuvorkommenheit und Wohlfeilbeit nachsagen. Herr Sturm hingegen ist in Etwas der deutschen Sprache mächtig, und wäre desshalb jenen zu empfehlen, die das Slawische gar nicht kennen. Das Dorf Sulzbach (Zouebach) liegt in einer Seehöhe von 2014 Wien. Fuss im engen obern Sannthale so ziemlich im Mittelpunkte der nach ihm benannten Alpen, die als ein Theil der karnischen Alpen oder Karavanken sich von dem Shkula Vrh, dem Triplex eonfinium zwischen Steiermark, Kärnthen und Krain, in 2 das Sulzbacher Thal nebst seinen Seitenlhälern ganz umschliessende Arme abzweigen. Der höchste Punkt dieses ganzen Gebirgsknotens, der von den Krainern „Steiner Alpen“ genannt wird, ist der Grintouz (8086'); er liegt jedoch schon ausserhalb Steiermarks ‚ eiwa eine Stunde westlich von der Shkuta. Der erste der beiden erwähnten Arme bildet, erst in nörd- licher, dann in östlicher Richtung fortlaufend, die Grenze zwischen Steiermark und Kärnthen. Ihm gehöre n die Mrslagora (über 7000), die Matko-Alpe (Matkova Planina) und der gegen 1 Stunde lange Kamm der Ushova (6093) und des Liepi vrh (6037) an. Als Fort- seizung dieses Armes wird gewöhnlich auch die Raducha (6489) an- gesehen, deren Kamm in südwestlicher Richtung mit seinen Ausläufern bis an das Sannufer zieht, um hier die „Nadel“ zu bilden. Der zweile Arm, die Brana, Baba und Oistrizza (7426°) zieht von der Shkuta nach Östen. Das breite Plateau der Oistrizza erfüllt mit seinen Zweigen das ganze Gebiet zwischen dem Logarthale und dem Leutschbache. Von dem Ursprunge dieser beiden Gebirgsarme wird das Logarthal Bu das unstreitig der interessanteste Punkt der ganzen Gegend . Von Sulzbach aus durch das enge, beiderseits von steilen Fels- W een eingeschlossene Sannthal binnen einer Stunde dahin gelangt, sieht man sich plötzlich in einem Kessel, der im Osten, Norden und Westen von geradlinigen Zügen steiler W aldgebirge eingefasst, und im Süden von der senkrechlen Kalkwand der Oistrizza, Baba und Brana, die über das Thal noch fast 5000 Fuss emporsteigt, abge- schlossen wird. Durch den Gegensatz der üppigen Aecker, Wiesen und Wälder des ganz ebenen Thalgrundes wird der Eindruck ein desto mächligerer. An Erhabenheit gewinnt noch dieser unvergleich- liche Anblick , wenn die aufgehende, für den Beobachter im Thale noch unsichtbare Sonne einzelne Theile der grauen Mauer mit rosigem Lichte vergoldet. Felsen-Ampbithealer von gleicher Grossartiekeit gibt es nach Boue’s Ausspruche nur noch in den Pyrenäen. Wilder aber minder grossarlig ist der Jeseria-Graben (Malko-kot) im Westen dieses Thales, von ihm durch einen Zweig der Mrslagora gelrennt, und der östlich gelegene Bela-Graben. — Unter mehreren Wasserfällen, die über diese Felswände herab- stürzen, nenne ich den Plessnig-Fall oberhalb des Bauernhofes 9* 116 „Plessnig* am östlichen Thalgehänge und den bei 1000 Fuss hohen Rinka-Fall im hintersten westlichen Thalwinkel, der von der Rinka, wie die Shkuta gewöhnlich bei den Sulzbachern heisst, seinen Namen führt. Er wird als der eigentliche Ursprung des Sannflusses angesehen, doch verliert sich sein Wasser im Schulte der Thalsohle, um erst oberhalb des „Logar” in mehreren Quellen wieder an das Tageslicht zuitrelen.s— Ich komme nun zur Schilderung der geognostischen Verhält- nisse des oberen Sannthales bis zur Nadel. An der Matkoalpe tritt ein westöstlicher Zug von Werfener Schiefer aus Kärnthen herein, der die vordere Hällle des Logarthales und von hier an beide Ge- hänge des Sannthales bis Sulzbach einnimmt. Er schliesst viele Knollen und Platten eines grauen dichten Kalkes ein. Ein zweiter, ebenfalls weslöstlicher Zug streicht im Süden des vorigen, von ihm dureh eine Kalkkeitte gelrennt, von der Hitzmannalpe zum Grobelnig-Bauer und greift auch auf das linke Sannufer hinüber. Eine dritte kleinere Partie liegt nordöstlich vom Dorle beim Osseinig-Bauer auf der Raducha, Den erstgenannten Zug begleiten zu beiden Seiten steile Berokelten von Gailthaler (im Weste >n) und Guttensteiner Kalk (im Osten: Nördlich von dem am linken Sannufer gelegenen Kalkzuge herrscht der Grauwacken-Thonschiefer , der den ganzen nordwestlichen Theil des hier besprochenen Landes einnimmt, beim Kolschna- und Gra- dischnig-Bauer bis zur Sohle des Jeseria-Grabens herabreicht, von der westlichen und nordwestlichen Grenze gegen Kärnihen an am Fusse der steilen Wand der Ushova fortzieht und nordöstlich von Sulzbach zwischen Liepi vrh und Raducha die Sättel, die nach Koprein (4257°) und Schwarzenbach (4100) führen, bildet. Durch breite, abgerundete Bergformen sticht er vom Kalke ab. Als nächster Saum des gleich anzuführenden Dolomites folgt auf ihn ein Streifen von Grauwacken-Conglomeral. Die Wand der Ushova und des Liepi vrh oberhalb des Ushounig- und Stifter-Bauers, die sich in der Nähe in viele einzelne Felspartien auflöst, besteht aus Gailthaler Dolomit, ihr Kamm aus Dachsteinkalk. Die Shkula, Brana, Baba und Oistrizza werden aus Hallstädter „ öfters auf ansehnliche Strecken hin zu Do- lomit umgewandeltem Kalke zusammengeselzt. Auf der nördlichen Seile nimmt er noch die hintere Hälfte desLogarthales ein, während auf dem südöstlichen Abfalle der Vistrizza nur bis oberhalb des Planinscheg-Bauern herabreicht. Die nach Nordwesten gekehrte Wanıl der Raducha, so wie ihre steile Fortselzung bis einschliessiich zur Nadel wird von Guttensteiner Dolomit gebildet. Aller übrige hier nicht weiter angeführte Grund und Boden wird von Gultensteiner Kalk be- deckt. Eine über 100 Fuss hohe, schroff zur Sann abfallende Schotter- Terrasse am linken Eck der Bela-Mündung, etwa drei Viertel Stunden vor Sulzbach, gibt Zeugniss von den Umwälzungen, die ehemals hier Stalt gelunden haben. Endlich erwähnt noch Dr. Rolle *) zwei Sauer- Quellen westlich von Sulzbach. — 117 Was den Gelreidebau betrifft, so fand ich in Allem die Sälze bestätiget, die Stur *) über dessen Verbreitung aufgestellt hat. Es fehlt hier zwar der terliäre Schotter, von dem zunächst er diese Sätze abstrahirt, aber auch hier „kommen die Cerealien nur auf gleich- mässig gemischlem Boden vor, und die Meereshöhe, bis zu welcher sie hinaufstei igen, hängt durchaus nicht von der M: assonerhebung des Gebirges ab, sondern von der Meereshöhe, bis zu welcher der zum Gedeihen de Cerealien nolhwendige ,„ lockere, gleichmässig gemischte Boden vorkommt“. „In den Kalkalpen sucht der Mensch instinelmässig an jenen Stellen vorzüglich sein Feld anzubringen, wo einer der vielen in den Kalkalpen vorkommenden Sandsteinzüge dem vorwiegend aus Kalkerde bestehenden tertiären Schotter, die Kiesel- und Thonerde liefern konnte“ Alle Felder des obern Sannthales liegen auf dem viel Kalk füh- renden, also ziemlich gleichmässig gemischten Boden des Werfener Schiefers oder auf dem grauen Thonschiefer, der einer- seits stellenweise Kalkparlien trägt, andererseits im Norden und Süden von Kalkzügen begleitet und von ihnen mit der zur gehörigen Mi- schung nöthigen Kalkmenge versehen wird. So haben **) die Bauern- höfe Kotschna, Gradischnig, Schibout , Klemenscheg , Jamnig, Kollar und endlich ganz Zitte erdorf den grauen Thonschiefer zur Unte rlage, während beim Matkobauer r, in der vordern Hälfte des Logarthales (in der hintern Hälfte desselben wird kein Getreide gebaut) und beim Osseinig Werfener Schiefer herrscht ***). Im ganzen, 2 Stunden langen Thale zwischen Sulzbach und Leutsch endlich findet man nur an einer, etwa eine halbe Stunde von ersterem Dorfe entfernten Stelle ausgedehn- teren Feldbaa. und diese Felder liegen eben auf jener Partie Werfener Schiefer, die von der Hitzmannsalpe zum Grobelnig herüberstreicht 7 Das schönste Getreide der ganzen Gegend fand ich beim Uchldanig auf Grauwacken-Thonschiefer an der Grenze gegen den Kalk der Ushova in einer Meereshöhe von 4000° oder darüber. Dem elwaigen Einwande, diese Erscheinung sei mehr von der gegen Süden gerichteten Abdachung des Berges als von der Unterlage abhängig , glaube ich enigegnen zu können, dass beim Osseinig und an der schon zu Kärnthen gebörigen Nordseite des Laniesi vrh und ei Raducha im Einklange mit der schieferigen Unterlage das Getreide eben so hoch, wo nicht noch höher steigl, wie man vom Gipfel des Liepi vrh aus ganz deutlich sieht. — Die einzige Ausnahme, die ich kenne, bildet der Planinscheg-Hof, der Guttensteiner Kalk zur Unterlage hat. Ich will nun zur Orientirung für jene Botaniker, die diese Gegend fernerhin besuchen werden, kurz die einzelnen Partien, die ich gemacht habe, beschreiben. *) Ueber den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Pflanzen Sitzungsb. der math.-nalurw. Classe der k. K. Academie zu Wien. Bd. XX. p. 20-22 und Bd. XXV. p. 389. **) Rolle a. a. ©. p. 16, 17 und 18. a De Ay +) A. a. O0. p- 35. 118 Am 6. Juli früh bestieg ich die Raducha von der Sulzbacher Seite aus. Der Weg führt dureh die Klobascha-Schlucht, dann beim Osseinig- und Bukounig- Bauer vorüber zum Hirtendorfe Grochat und von da über das Geröll einer Felsenspalte anf den Kamm. Ich hatte hier zu lange verweilt, und wurde auf dem Rückwege von der Nacht überrascht. Mein Führer „stary Lach“, der mich auch auf die Ushova begleitete und den ich seiner Wohlfeilheit und Zuverlässlich- keit halber, so wie auch weil er etwas des Dentschen mächtig ist, allen Touristen auf das Beste emplehle, hatte den praktischen Einfall, aus einem Zaunbrete eine Fackel zu machen, mit deren Hilfe wir nach 14 Uhr im Dorfe eintrafen. Am 9. Juli Nachmillags ging ich nach Leutsch, wo ich im Wirthshause des Herrn Bürgermeisters den Führer Kraschovic er- fragte. Abends stieg ich noch bis zum letzten Bauernhause Planin- sc hes, wo ich nach einem halbstündigen starken Regen ganz durch- nässt ankam. Der Regen hielt die ganze Nacht hindurch bis 7 Uhr Morgens an und gegen 8 Uhr schickte ich mich, gestärkt durch einen lüchtigen Schlaf in einem gulen Kederbette, zur Besteigung der Oisirizza an. Der Weg führt an der Alpenhütle na Jeserz vorüber auf den Kamm der Deska, von hier in das Thal Wodatolschna mit einer zweiten Hülte am ande eines kleinen See’s und endlich in den Kessel Koroschza, der am Fusse des eigentlichen steil kegeligen, selten und nur mit Lebensgefahr bis zur Spitze erstiegenen Gipfels der Oistrizza liegt. Eine Beschreibung der letzten Besteigung am 29. August 1848 aus der Feder des Herrn Wodiezka, k k. Bergbeamten zu Gilli, Eines der sieben Theilnehmer, findet man im Gedenkbuche des Sulzbacher Pfarrhauses. Beabsichliget man den Gipfel zu er- klimmen, so muss man von diesem Thale aus die gerade Richtung zur Spitze einschlagen. Um diesen Genuss brachte mich der Führer, indem er wahrscheinlich aus Furcht den Weg gleich zum Passe nahm, der hinab in das Logarthal führt, und westlich vom Gipfel liegt. Nach einiger Erholung verlangte ich nun auf den Gipfel geführt zu werden. Jeizi erst eröffnete er mir, dies sei von hieraus unmöglich und be- stünde ich durchaus darauf, so müssten wir nochmals in die Koroschza hinab, was mit der Ersteigung mindestens 4 Stunden in Anspruch genommen hälte. Es war schon 3 Uhr und mir dies also nichtmöglich. Ich kleiterte desshalb von hier aus ohne Begleitung des Führers, der sch weigert» mir zu folgen, noch etwa die Hälfte des gegen 400 Fuss diesen Pass übe rragenden Gipfels auf Händen und Füssen hinan ; ein tollkühnes Unternehmen .„ das ich Niemandem anralhen möchte, der nicht ganz schwindelfrei ist, da man zur Linken eine n senkrechten Absturz neben sich hat, der die ganze relative Höhe des Berges, das ist gegen 5000° beträgt. Die sich steigernde Gefahr und das fortwäh- rende Zurüc kwinken des Führers bewogen mich endlich umzukehren. Einige kleine Rasen von Eritrichium nanım waren der einzıge Lohn dieses Wagnisses, Dann ging ich zum Plessnig hinab, und durch das Logarthal nach Sulzbach. 119 Nachdem ich schon zwei Abende den Weg zum Wirthshause Andre im Logarthale vergeblich gemacht, weil früh immer regneri- sches Welter eintrat, versprach der heitere Morgen des 17. Juli einen für die Besteigung der Rinka günstigen Tag. Nach langem Zureden bewog ich den Plessnig-Bauer, den einzigen Gemsenjäger dieser Gegend, mich zu begleiten. Am Rinkafalle vorüber führt ein steiler, stellenweise sogar gefährlicher Fusspfad zur letzten Alpen- hülte „Ukrejschil“, in der wir uns mit einer trefllichen Milch gütlich Ihaten. Gegen 500 Fuss über dieser lenkt der Steig links in eine fast senkrechte, theils mit Gerölle theils mit gefrorenem Schnee ausge- füllte Schlucht zwischen der Brana und Shkuta ab. Ich war nicht mit Slteigeisen versehen und versäumte es, mir mit dem Pflanzenspaten Stufen in den schlüpfrigen Schnee zu graben. Nachdem ich schon ziemlich hoch gestiegen war, glitt ich aus und rutschte fast mit der Schnelligkeit des freien Falles etwa 150 Schuh tief herab. Glücklicher Weise lenkte ich mich unwillkührlich, denn von Ueberlegung war in diesem entscheidenden Augenblicke bei mir keine Rede, etwas nach rechts, wodurch ich in das Gerölle hineinkam, das mich allmählig aufhielt. Gerade unter der Stelle nämlich, wo ich ausglitt, war ein jäher Felssturz, so dass ich meinen Leichtsinn bald mit dem Leben bezahlt hätte. Nachdem ich eine Weile gerastet hatte, um mich vom Schrecken zu erholen, ging es wieder bergan, so dass ich mit grös- serer Vorsicht und Ihätiger Hilfe des Führers endlich den Grat er- reichte. Nun befand ich mich auf krainischem Boden (denn auf der steierischen Seite soll die Rinka unersteigbar sein) und hier überfiel uns ein Regen und hefliger Sturm, der uns unter einem überhangenden Felsen Schulz zu suchen nölhigte und mehr als eine Stunde raubte. Am Fusse des ebenfalls kegeligen und überaus steilen Gipfels, der meines Wissens noch nicht erstiegen wurde, und die Oistrizza an Höhe noch übertreffen mag, angekommen , mahnte mich die vorge- rückte Zeit umzukehren. Auch hier war Eritrichium nanum die leizt- gesammelte Pflanze. — Todimüde kam ich gegen 10 Uhr beim Plessnig an und- schlief im duftigen Heu wie auf Eiderdunen, Künftig dahin- kommenden Touristen möchte ich rathen, beim Plessnig zu über- nachten und sich mit dem Morgenandruche auf den Weg zu machen. Nur so kann man Zeil genug zur Ersteigung des Gipfels gewinnen. Am 22. Juli und 3. August bestieg ich die Ushova. Beidemale war ich binnen zwei Stunden von Sulzbach bis auf den Kamm ge- kommen. Vor allen andern umliegenden Bergen zeichnen ihn die üppigen, dichtrasigen Wiesen von Avena Hostü, Aira caespitosa u. Ss. w. auf seinem obersten Drittel aus. Das Erstemal trat trotz des heitersten Morgens bald regnerisches Weiter ein, das mich lange Zeit in der kleinen Höhle unter dem Kamme gefangen hielt, wo der einen grossen Theil des Sommers hier verweilende Hirt seinen Schafen eine Tränke eingerichtet hat, und man auch stets frisches Wasser findet. Ersterer Umstand ist auch ohne Zweifel der Grund der folgenden eigen- thümlichen Pflanzengruppe. Vor dieser Höhle nämlich findet ınan in etwa 6000 Fuss Meereshöhe unter mehreren Alpinen, von denen ich 120 Centaurea montana, Heracleum austriacum, Epilobium trigonum und Arabis alpina als Beispiele anführe, folgende im Thale auf wüsten Plätzen und an Häusern wachsende Pflanzen: Chenopodinm bonus Henrieus, Urtica dioica, Capsellä bursa pastoris, Poa annud und Stellaria media. Den zahlreichen Beweisen von Verschleppung ge- wisser Pflanzen durch Thiere glaube ich diesen mit Recht ahreihen zu dürfen. — Das zweite Mal war ich vom Wetter mehr begünstigt ind hatie Gelegenheit, die unvergleichlich schöne Aussicht zu ge= niessen, welche die der weit höheren Raducha, Oistrizza und Rinka übertrifft. Man übersieht hier, nach Norden gewendet, ganz Kärnthen, besonders deutlich die Petzen und den Obir, gegen Süden das ganze Cyelorama der Sulzbacher Alpen, vom Laniesi vrh und der Raduchd in Osten bis zur Matko-Alpe und der Paulswand (Paulszeva stenä oder auch na stenah) im Westen. Die Kirche in Sulzbach und die in Heiligengeist nebst den zertreuten Baäuernhöfen erhöhen roch den Reiz dieser Rundschau. Sollte sich ein Landschaftsmaler in diese Gegend verirren, wäre ihm ohne Zweifel dieser Punkt vor allen ändern zur Aufnahme anzuempfehlen. Ein zweites Mal bestieg ich die Raducha am 29. Juli von der südöstlichen Seite aus. Ich ging thalabwärts, bis ich die Nadel passirt halte; dann führt ein Steig neben dem Sauvratnig- Bauer vorüber zum Alpenhirtendorfe Art und von hier auf den Kamın. Ausser Se- necio abrotanifolius und Lilium carniolicum, die ich auf der anderen Seite desselben Berges nicht bemerkte, bietet dieser viel weitere Weg gar keinen Ersatz für die aufgewendete Zeit und Mühe. Ich lasse nun die Aufzählung der teils gesämmelten, theils nolirten Pflanzen folgen. Die durch ein 7 bezeichneten wurden bisher *) in Unter-Steiermark oder in Steiermark über- lhaupt nicht angegeben. Aufdem Wege von Prassberg nach Leülsch äm35. Juli: vanunculus arvensis L., Dianthus barbatus L., (St. Nazareth b. Prassberg, Okomina b. Laufen), Malva Alcea L. bei Prassberg *) Maly, Flora styriaca. Gratz 1838. Idem; Nachträge zur Flora styriaca, Gratz 14848. Idem, über die Flora von Tülfer im österr. bot. Wochenbl. 1831. p. 29: Idem;, zur Flora styriaca. ebendaselbst 1852, p. 230. Peterstein, über das zeitweise Erscheinen und Verschwinden män= cher Gewächse, ebendaselbst 1852. p. 133. Fürstenwärther, Flora des Reichensteins, ebendas. 1853. p. 212. Sauter, Auslug auf den Bösenstein. Flora 1850. Nr. 38. F. Hillebrandt, in den Verhandlungen des zool.-bot. Vereins zu Wien. 1853. Il. p. &1—90. A.Fleischmann, Flora au der Eisenbalın von Laibach bis Cilly, ebendaselbst 1853. Il. p. 287— 298. A. Tomaschek, Beitrag zur Flora von Cilly, ebendaselbst 1855. I. p. 759 — 764. Stur, Verzeichniss der in Steiermark gesammelten Pflanzen, a. a: O. Bd.XX. p. 113— 149. G. v. Niessl, das steierische Salzkammergut, in der österr. bolan. Zeitschr. 1358. p. 122—132. 121 häufig, Geranium palustre L im Gebüsche #4 hoch, @. columbinum L.. Oytisus nigricans L., Astragalus glycyphyllos L., Lathyrus syl- vestris L., Rosa arvınsis IH uds., Myricaria germanica Desv., bei Prassberg häufig, Asperula arvensis L., Valerianella Auricula DE., Chrysantlemum Parthenium Pers. an der Mauer des Klosters St: Nazareth, Pieris hieracioides L., Crepis virens Vill., Speeularia specnlum DC. auf dem ganzen Wege häufig , Cuscula europaea L., Physalis Alkekengi L. S1. Nazareth, Veronica latifolia L., Saleia glutinosa L., Lysimachia vulgaris L., L. punctata L., Anngallıis arvensis L., Anthericum ramosum L, Muscari comosum Mill, Juncus glaucus Ehrh., Bromus asper Murr. Im oberen Sannlhale von der Nadel angefangen: Atragene alpina L., Thalictrum aquilegifoliu m L. Ranunculus Philonotis Ehrh., Koch Syn. gemein bis elwa 3000‘ Seehöhe, Aconitum Vulparia Rehb. hier gewöhnlich dieht-weich- haarig, Kapseln kahl oder Naumie, A. Napellus Dod. Rehb. steigt bis Art hinauf, Arabis hirsuta Sc op., Cardamine trifolia L. Logar- Ihal, Erysimum Cheiranthus Pers, in Frucht im .jeseria- Graben, Cochleriaria saxatilis Lam. steigt auf der Qistrizza und Rinka fast bis zur oberen Baumgrenze, Parnassia palustris L., Dianthus syl- vesiris Wulf. auf Kalkfelsen , steigt in einer gedrungenen kleinen Form fast bis auf den Kamm. der Ushova; Dianthus monspessu- lanusL., yalpicolaKoch. im Walde des hintersten Logarthales. Nagel der Blumenblätter grün gelärbt und schwarz behaart, Silene saxifraya L. sehr schön auch am Fusssteige zur Hütte „Ukrejschil®, Kopselträger so lang als der Kelch, etwa 1Ymal so lang als die Kapsel; Silene ulpestris Jacgq., Möhringia muscosa ].. steigt bis zur Groc Se Malachium aquaticım Fries, Hypericum quadrı angulum L., H. monrtanum L., H. hirsutum L., Geranium dissectum L., Trifo- lium ochroleucum 1., T. montanum L., Vicia@ sylvatica L,, auch im Walde beim Osseinig, Spiraea Aruncus L.. Potentilla eaulescens L., Chuda pee Jegla; Agrimonia Eupatoria L., Epilobium parviflorum Schreb. unterhalb Sulzhach, Cörcaea lutetiana L., C, alpina L., Sedum hi panicum L. auch auf der Oistrizza und fası bis auf dein Kamm der Ushova, Sedum album L.,+Sedum boloniense Lois. bisher in Steiermark nicht angegeben aber wahrscheinlich synonym mit S. sexangulare Malyf. styr. p. 42; Sazwifraga rotundifolia L. auch auf der Raducha und Qistrizza, Astrantia carniolica Wulfen am häußgsten und schönsten stellenweise im Thale an feuchten, be- schalleten Stellen von der Nadel an bis zur Einmündung des Jose ria= Baches, steigt auf der Us a und Leutscher Seite der Raducha in einer kleinen Form fast bis auf den Kamm; A major + ß involu- eratakoch syn. Logartlhal, Pinpinella magna 1. Logarlhal, Peu- cedunam austriaeum Koch mit schmalen Blattzipfeln = P. mon- tanum Koch, Laserpitium peucedanoides L. am häufigsten auf buschigen Wiesen des Logarthales, steigt auch auf der Ushova, Raducha und Rinka bis über 4000'; niusus Ebulus L. im Walde beim Kolschna-Bauer auf Grauwacken- Thonschieler; Valeriana trip- 122 teris L. auch auf der Ushova, Raducha und Rinka; V. saratilis L. an Kalkfelsen im Thale und auf der Oistrizza und Rinka; Vale- rianella Auricula L., Scabiosa lueida Vill. auf der Ushova eine Form mit fiederspaltigen Hüllblättern ; Eupatorium cannabium L., Adenostyles albifrons Rehb. einmal im Walde ober- halb des Plessnig; A. alpina Bl. et F. in der W aldregion der Ushova, Raducha und Rinka, und einzeln auch im Thale;+ Erigeron glabratus Hoppe et H. an Felsen im Thale und auf der Ushova, Achillea Millefolium L. auf Feldern beim Sauvralnig, Stifter und in der Klobascha-Schlucht hohe Formen mit im Umrisse sehr breiten, meist sehr fein getheilten, oft aber auch grobliederspaltigen Blättern mit ganz oder theilweise gezähnter, bei grobfiederigen Formen sogar geflügelter Blattspindel, wohl Uebergangsformen zur A. tanacetifolia Aut. (vgl. Neilreich, Flora von Wien und Flora v. Nieder-Oester- reich); $ Inula Helenium L. im Walde hinter des Kolschna- Bauers Hause mit Sambucus Ebulus, Stachys sylvatica, Verbascum Schraderi u. a. häufig und allem Anscheine nach wirklich wild *); Cineraria rivularis W. Kit. im Walde hinter Sulzbach; Senecio Fuchsii Gmel., Cirsium Erisithales Sc on., Crepis virens Vill., C. paludosa M önch, Hieracium pitoselloides Vill. Loyarthal; dann auf der Ushova im Gerölle in einer Höhe von etwa 4500° eine schlanke, mit Ausnahme der weissborstig-gewimperlen Blätter, kahle Form mit HER rolhgefeckten oder ganz roihen Blättern; Herr Neilreich, der meine Pflanze gesehen, erklärte ganz gleiche Formen auf den Morwiese n bei Moosbrunn nächst Wien gesammelt zu haben —; Hieracium murorum * incisum Fries. symb. = H. incisum Koch syn. Chuda pec, Blätter glauk, dicklich; H. sta- ticefolium Vill. Logarthal, H. porrifolium L. an Felsen im Thale unterhalb Sulzbach, H. glaucum All. Koch syn, Fries symb. =H.Willdenowii Monn.Griseb. am schönsten und hänfigsten gleich im Anfange der Schlucht, die nach Zitterdorf führt, rechter Hand auf einer Waldblösse, steigt aber auch fast bis zur Hütte „Ukrejschil* ; Campanula Zoysii Wulf. fand ich an der Nadel und Oistrizza nur spärlich, häufig und in schönen Rasen dagegen im Irockenen Sannbetle unterhalb des Rinkafalles, hier bis 7-blüthig und auch mit gewimperlen oder gezähnelten unteren Blättern (caule sub- trifloro, foliis integerrimis Rehb. fl. germ. excurs.) ; Campanula thyr- soidea L. ein Exemplar an der Nadel, Rhododendron hirsu- tum L. auch auf allen Bergen z. B. bis auf den Kamm der Ushova; Rh. Chamaecistus L. im Thale und auf der Raducha, Oistrizza und Rinka; Gentiana erueiata L. einzelne Blumen mit Szähligen Blüthentheilen; @. obtusifolia Willd. im Walde aufdem Wege nach Leutsch eine ganz einfache Form mit grossen Blumen ; Cerinthe minor L. auf Feldern im Logarthale und am Abhange der Ushova, 1jährig, denn man findet noch an allen Exemplaren, die auch meist ganz einfach sind, die Kotyledonarblätter, obzwar verwelkt, *) Vgl. Maly fl. styr. p. 45. 123 sonst konnte ich gar keinen Unterschied von Exemplaren anderer Gegenden herausfinden ; Lithospermum officinale L., Solanum Dul- camara L., Verbascum Thapsus L. (Schraderi Meyer), Scrophu- laria Hoppü Koch = S. canina Rehb. fl. exc. und Maly fl. styr. p- 93. Geröll der Raducha, Oistrizza und Rinka und Sand der Sann; ist nach Koch syn. ©. nach Rehb. fl. excurs. und Grenier *) 9. Ich fand letzteres bestätiget; sie hat in den Winkeln der alten Grund- blätter Roselten als Triebe des nächsten Jahres und an alten Stöcken eine vielköpfige Wurzel; auch Irifft man häufig noch den vorjährigen verdorrten Blüthenstengel neben dem heurigen blühenden. — 8. Seopolü Hoppe beim Kotschnabauer (auch nach Josch auf der Vellacher Kotschna) ; Veronica urtieifolia L. auch in der Waldregion der Alpen; Euphorasia salisburgensis Funk an der Nadel, an einem Felsen hinter dem Dorfe, in der Waldregion der Ushova; hier mit E. officinalis « pratensis Koch streckenweise wechselnd; Lycopus europaeus L, Salvia glutinosa L., S. verticillata L., Calamintha al- pina La m.. auch auf den Alpen, z. B. auf dem Kamme der Ushova; ©. grandiflora Mönch, am häufigsten in Waldschluchten hinter Sulzbach; Betonica Alopecuros L.,auch auf der Ushova und Rinka; Stachys sylcatica L., Galeopsis Ladanum L., @. versicolor Curt. Felder des Logarihales bis in die Waldregion der Ushova; Teuc- rium ChamaedrysL.. T. montanum L., Chuda pe, Triglochin palustre L.Logarlhal, Gymnadenia odoratissima Rich. auch auf der Rinka, Herminium Monorchis R. Br, aufbuschigen Wiesen, besonders des Lo- garthales, über Hallstädter und Gullensteiner Kalk, Cephalanthera ru- braRich.,Chuda peö, Gultensteiner Kalk; Epipactis latifolia All., E. rubiginosa Gaud. auch in der Waldregion der Ushova, Convallaria verticillata L., Anthericum ramosum L. Jeseriagraben ; Allium carina- ihumL., Carexzmueronata All. an Felsenim Thale und auf der Oistrizza, ©. tenuis Host an einem feuchten Felsen im Walde am Wege in das Logarthal, C. flava L. an einem feuchten Felsen im Walde, Avena argentea W illd. in Felsritzen im Thale und auf der Rinka; ist strenge genommen nur durch die höhere, feine und schlaffe Tracht, durch diese aber auf den ersten Blick und constant von A. distichophilla V ill. verschieden, da die anderen in Koch syn. ange- gebenen Unterschiede nur graduelle und nicht immer slichhältig sind. — Festuca gigantea Vill., Selaginella helvetica Spring. im Walde bei Leutsch, Polypodium robertianum Hoffm. im Walde hinter dem Dorfe, Fiedern an meinen Exemplaren gegen- ständig**); Aspidium aculeatum « vulgare Döll., auch oberhalb des Plessnig; A. Lonchitis Sw. auch auf der Raducha ; Cystopteris fragelisBernh., Asplenium viride Huds. im Walde am Wega in das Logarthal, Blechnum Spicant Roth. — Nun folge die Aufzählung der Alpinen und zwar zunächst jener, die allen viergenannten Bergen gemeinschaftlich *) Flore de France Il. 568. **) Vgl. Neilreich, Flora v. Nieder-Oesterreich. p. 8. 124 angehören. (Mit einem vorgeselzten Sternchen sind jene bezeichnet, die schon unter der Thalllora genannt wurden.): Ranunculus Traunfellneri Hoppe, Stengelblatt auch öfters 3lheilig; Arabis alpina L. besonders um die Alphülten; * Sitene alpestris Jacq. Hochalpenform mit %—1'" breiten Blältern, von denen die oberen linealisch sind; von S. quadrifida L. durch drüsig- Naumige Kelche und robustere Tracht verschieden, (die Kapseln waren noch nicht vollkommen ausgebilde); Dryas octopetala L, Ahamanta eretensisL. Geröll, * Laserpitium peuceda- noides L., * Valeriana tripteris L., Valeriana elongata L. in Felsritzen, *Adenostylesalpina Bl. etF., Achillea Cla- renae L., Senecio abrotanifolius L., Aposeris foetida Less., z. B. Grochat, Kamm der Ushova, geht bis in das Thal herab; Phyteuma Sieberi Sprgl.,, * Rhodo d endron hirsutum L, Gentiana acanulis ba G@. verna L. häufig und allgemein ver- breitet; viel seltener und nur einzeln z. B. auf der Raducha @. aestivaR. et S.;*Veronica urticifolia L.. Paederota Ayeria L. geht bis ins Thal herab, Pedicularis verticillata L, * Oalamintha alpina Lam., Globularia cordifolia L., Salix ar- busculaL., Pinus pumilio Hänke, bis auf den Gipfel der Ushova (6093), Juncus Hostii Tause h, Carex ferruginea Sc. Der Ushova, Raducha und Ois I rizza kommen ge- meinscha fi ich zu: Sarxifraga cerustata Vest., Homogyne diseolor Cass., Verbascum lanatum Schrad. hat einen ziemlich grossen Formenkreis; kömmt auf der Ushova einzeln im Walde ober- halb des Ushounig vor und hat hier einen fast kahlen, selbst oben runden Stengel. Das auf der Raducha im Walde beim Osseinig auf- genommene "Exemplar hat einen stärker fläumigen und oben elwas kanligen Stengel, zeichnet sich aber durch die schmalen mittlern und obern, länger als gewöhnlich gestielten und in den Stiel zugespitzten Blätter aus. Ein Exemplar aus dem Walde oberhalb des Planinscheg auf der Oistrizza ist am Stengel und auf der Oberseite der Blätter diehtlllaumig. Alle diese Formen haben herzförmige Grundblälter. — Veronica saxatilis Scop.L. fl, Koch syn. (non Jacgq. sec. Neil- reich) bis auf den Kamm der Ushova; Carez atrataL. Gipfel der Ushova, Grochat und Oistrizza. — Der Raducha, Oistrizza und Rinka: Arabis vochinensis Sp r&l. Geröll eberhalb der Grochat, Deska, Rinka; ein zwischen Knieholz auf der Raducha aufgenommenes Exem- plar ist gegen 5° hoch und hat 6—-8'" lange, gezähnelte, elwas zu- gespitzte Blätter. — Petrocallis pyrenaica R.B r., Biscutella laevigata tßlueidaNeilr. im Gerölle, Blätter spärlich gewimpert, sonst die Pllanze ganz kahl; Viola bifloraL., Silene acaulis L., Blätter stels sparsam gewimperl, nie ganz kahl; auf der Oistrizza auch eine Forma albiflora und an feuchten Stelle n die Forma pedunculosa Josch; Möhringia polygonoides M.K., Saxifraga Hohenwartii Sternb., Bellidiastrum Michelü Cass , Achillea atrata L.,* Rho- dodendron ChamaecistusLl. ‚* Scrophularia Hoppiü Koch, 125 Bartsia alpina L., Soldanella minima Hoppe, Lilium carnio- licum Bernhardi; Tofieldia calyculata Wahl. Carex firma Host, Sesleria sphaerocephala Ard. var. eoerulescens Rehb.*) auf Guttensteiner und Hallstädter Dolomit, in Felsritzen. Der Ushova und Raducha: Arabis ciliataR Br., Potentilla Clusiana Jacg. * Asirautia carniolica Wulf, Heracleum austriacum L. Vaceinum vitis idaeaL. auf den Kammen, Androsace lacteaLl. ebenda Coeloglossum viride Har!m., Veratrum albumL., Selagi- nella spinulosa Al. Br, Botrychium Lunarial. Der Raducha und Oistlrizza: Hutchinsia alpinaR.Br., Alsine austriacaM. K. manche Exemplare haben durchgehends einblüthige Stengel, seltener findet man dreiblüthige ; Cherleria sedoides L., Cerastium arvense ß. gla- brescens Neilr. Gerölle und Felsritzen, Potentilla minima Haller, Sazifraga stellarisL., S. androsaceal,, * S, roltundifolia L., Crepis aureaCass. z.B. Grochat, Pediceularis Jacquinii Koch — Der Ushova und Rinka: Ranunculus hybridus Bir. einzeln, Sorbus Cha- maemespilus Crantz, Gentiana pumila Jacgq., *Betonica AlopecurosL., Juniperusmnmana Willd. Der Raducha und Rinka: Sazifraga squarrou Sieb., S. aizoides L., Valeriana montana L., Hieracium murorum ß. alpestre Griseb., distrib. — H.ineisum Hoppe ex icone see. suralzka, nec aul. cet., im Knieholze; Rumexz seutatusL. Geröll; Polygorum vivi- parumL.. Listera ovata R. Br. Der Oistrizza und Rinka: Paparer alpinum PB. flaviflorum Koch, * Cochlearia saxatilis Lam., Thraspi rotundifolium Gaud. Geröll der Nordseite, die untersten Blätter auch gezähnell; Alsine Gerardi Wahlb., Linum alpinum Jacg. das Glied des Blüthenstielchens unter dem Kelche ist an der Sulzbacher Pflanze selten länger als breit oft sogar elwas kürzer; Koch syn. beschreibt es viermal länger, als breit; — *Valeriana saxzatilisL., z Gnaphalium Hop- peanum Kochz. B. oberhalb der Hülle „Ukrejschil” ; * Campa- nula Zoysii Wulf, €. caespitosa Scop., Myosotis al- pestrisSchmidt hier rasig, durch Blatlrosetten ausdauernd, Wur- zel vielköpfig; Eritrichum nanum Schrad. 7200', eine sehr gedrungene und kleine Form; Lönaria alpina Mill. Blätter etwas fleischig; Pinguieula alpina L., die Blüthe grösser als an der Moosbrunner Pflanze, die gelben Flecken der Unter-- lippe langbehaart; Primulu Clusiana Tausch, Schott = P. spectabilis ß. denticulata Koch syn. =P., integrifolia Maly,fl. styr. p.107;Statice alpina Hoppe, Carex nigra All.,1 Exemplar *) Vgl. Stur a. a. ©. Band XX S. 99, 186 von der Oistrizza mit einem unfruchtbaren, hlattigen Deckblatte unter den Aehren,, von dem Koch in der Syn. unter Ü. aterrima sagl, er habe ein solches nie an C. nigra gesehen; auf Hallstädter Kalk *). Nur auf der Ushova bemerkte ich: Helianthemum vulgare ö grandiflorum Koch, Oxy- tropis monltana DC., (0. Jacguinii Bunge) mil violelteı Blüthe, (kömmt auch nach Josch auf der käruthischen Petzen vor); Epilobiumtrigonum Schrank, Knantia syleatica 7 v. alpina Kittel Taschenb. II. Aufl, p.734, * Scabiosa lucida Vill.,, Gna- phalium Leontopodium L.auf dem Kamme, Carduus de- floratus L. Blätter buchtig-gezähnt, ganz kahl, dicklich, unterseits bereift ; einzeln in der Waldregion —; Centaurea montana L., * Hie- racium piloselloides Vill., Aretostaphylos officinalis W. et Gr. Gin Frucht) im Walde oberhalb des Ushounig grosse Strecken überziehend ; auch auf der Petzen nach Josch; Gentiana nivalis L., auch auf der Pelzen; *@. obtusifolia Willd. ästige, niedere Form mit kleineren Blumen; Rhinanthus al- pinus Bmg., *Euphrasia salisburgensis Funk und *E. offiei- nalis « Koch, PrimulaAuricula L., auch auf der Pelzen ; Alnus viridis DC., Gymnadenia conopseaR. Br. auf dem Kamme, Ca- rex remola L. Waldrand bei Zitterdorf, Phleum alpinumL. in einzelnen Exemplaren bis ins Thal, Koeleria eristata Pers. Halm oberwärls und Aechrehen zotlig; von K. hirsuta Gaud. durch gewimperle Grundblätter, lineale Rispe und robustere Tracht verschieden. (Ge- hört vielleicht auch die K. hirsuta, die auf der Petzen angegeben wird, zu dieser Form ?) — Avena Hostii Boiss. (A. semper- virens Koch syn.); Nardus stricta L. Auf das obenerwähnte Epilobium trigonum Schrank muss ich nochmals zurückkommen. Es wächst in grösseren oder kleineren Rasen vor der oftgenannten Höhle in lockerem Humus über Kalkgerölle in einer ohngefähren Seehöhe von 6000'. E. tri- gonum hat nach Godron in der Flore de France weder grundständige Rosetten noch Ausläufer; Grisebach **) stellt es in seine dritte Ab- theilung: „Stolonifera, stolonibus serotinis, internodis omnibus sup- pressis rosulatis, a caulis basi annua demum absolutis, folüs omnibus foliaceis«. Hier verhält es sich ganz wie E. alsinefolium Vill., das Grisebach***) unter die „Flagellifera, stolonibus synanthüs, a cau- lis annui basi demum absolutis, squamiferis, internodiis omnibus elon- gatis“ einreiht. Die unterirdischen, gelblichen, fleischigen Ausläufer erscheinen nämlich schon zur Blüthezeit, bewurzeln sich rasch und haben deutlich entwickelte Internodien, welche ihre Blältchen jetzt schon (am 22. Juli) an Länge übertreffen. Diese sind fleischig, larb- los, eiförmig, entlernt-gezähnelt, mit schmälerer stielähnlicher Basis einander gegenüber sitzend; gegen das Licht gehalten, erscheinen *) Vgl. Kittel, Taschenb. III. Aufl. S. 52. **) Bot. Zeitung v. Mohl und Schlechtendal 1852. p. 854. "*) A. a. 0. p. 853. 127 sıe von einer Mittel- und beiderseits 2-3 Seitenrippen durchzogen. — Diese Pflanze, die im Uebrigen von Exemplaren anderer Gegenden nicht im Geringsten abweicht, blieb mir so lange zweifelhaft, bis ich in meiner Heimath im östlichen Böhmen E. roseum, das eben- falls unter Grisebach’s „Stolonifera* gehört, das eine Mal auf festem Wiesengrund mit Blätterrosetten fand, das zweite Mal im lockeren Sande eines Bachufers mit ähnlichen Ausläufern wie die oben beschriebenen, und endlich ein drittes Mal Exemplare, die so- wohl die Rosetten als auch die Ausläufer besassen *). Eine gleiche Bewandtniss hat es ohne Zweifel auch mit diesem E. trigonum, und seine Ausläufer sind ein Erzeugniss des lockeren Bodens **). — Was die Lebensweise dieser Pflanze betrifft, so ist sie wohl perennirend, weil sie sich durch die erwähnten Ausläufer fort- pflanzt, jeder einzelne Stengel aber ist zweijährig und monocarpisch, d. h. er entsteht in einem Jahre als Ausläufer, kömmt im folgenden zur Blüthe und stirbt nach der Fruchtreife ab. Durch diese vom blü- henden Stengel als dem Mittelpunkte nach allen Richtungen abge- henden Ausläufer, die im folgenden Jahre zur Blüthe gekommen, wieder derartige Ausläufer entsenden, entsteht auch das eigen- thümliche rasige oder buschförmige Vorkommen dieser Pflanze. Dass diese Ausläufer hier schon zur Blüthezeit erscheinen, hängt wahr- scheinlich von der grossen Seehöhe des Standortes ab. Ich habe übrigens, um diese Pflanze fernerhin beobachten zu können, Exem- plare derselben mit vielen üppig wuchernden Ansläufern, die in der Büchse meine Nachhausereise glücklich überstanden, im Walde der Deschnayer Koppe in Ost-Böhmen ausgesetzt. Ich will nun in der Aufzählung fortfahren. Nur auf der Ra- ducha fand ich: Ranunculus montanus Willd.. Draba aizoides «aal- pina Koch, Helianthemum oelandicum ß hirtum Koch auf dem Kamme, Cerastium triviale +6 alpinum Koch, Gera- niumsylvaticumL., HedysarumobscurumL. (ist auch auf der Peizen zu finden); * Vicia sylvaticalL., Geum rivaleLL., Chrysosplenium alternifolium L., Galium sylvestre 2. hispidum Schrad. Koch syn., Homogyne alpina CGass., Cirsium erio- phorum Scop. häufig zwischen Bukounig und Grochal, Phyteuma orbiculare L. im Geröll oberhalb der Grochat, Erica carnea L. auf dem Kamme, Veronica aphyllaL., Folüs integerrimis, Pedi- cularis receutita L. Grochat, Thesium alpinum L. mit 3-nervigen Blättern, was ich im Herbare der k. k. zool.-bol. Gesell- schaft auch an Exemplaren aus dem Riesengebirge, vom Hochschwab und von Lienz sah; Euphorbia amygdaloides L. im Walde, Salix glabra Scop. Kätzchenschuppen einfärbig, wie sie Neilreich beschreibt; Orckis masculaLl. und OÖ. maculatalL., Corullor- *) Vgl. Fr. Schultz in Pollichia 1857 p. 111. **) Vgl. Irmisch, über E. hirsutum nnd parwiflorum, Bot. Ztg. von Mohl und Schlechtendal 1847. p. 7 u. 8. 128 rhisa innata R. Br., Lloydia serotina Sal. in Felsritzen am Fusse der Wand oberhalb der Grochat sparsam, kömmt auch ob zwar selten zweiblülbig vor; hier auf Guttensteiner Dolomit*). Die Staub- füden nennt Koch syn. im Linne’schen Schlüssel der Galtungen „ineumbentes“; sie sind jedoch an allen Exemplaren, die ich theıls im frischen Zustande, theils von vielen anderen Standorten im Herbare Pittoni untersuchte, aufrecht und mit ihrem Grunde der Spitze des Staubfadens eingefügt, wie bei Tulipa und Gagea. — Luzula maxwima DC., L. multiflora Lej. Grochat, C(arexz ornithopoda Willd. Grochat, Festuca ovina L. im Gerölle oberhalb der Grochal, eine schlanke Form, sonst von der der Ebene nicht verschieden. Nur aufder Oistrizza: Anemone narcissiflora L. meist Ablülhig; Arabis pumila Jacgq., Geröll der Nordseite, schon in Frucht; Helian- themum oelandieum «. glabrescens Koch, Polygala amara y. alpestris Koch, Trifolium pratense L. in 7000 Seehöhe westlich vom Gipfel, Köpfchen stets einzeln, sonst ganz die Form der Ebene, Potentillaaureal., Rhodiolarosea ör auf Hallstädter Kalk &t); Sazxifraga cuneifolia L. Felsen oberhalb des Planinscheg, 7 Ga !ium helveticum Weigel, Cirsium spinosissimum Scop., Gentiana bavrarica f.imbricataKoch Griffel 2theilig, aber Blätter am Rande rauh wie bei @. imbricata Froel.; Pedi- cularisincarnaltaJacgq., Soldanella alpinaL. in 7000 Seehöhe, Nigritella angustifolia Rich., Blüthe hier blass- oder dunkelrosa, aber nicht schwarzpurpurn; dieselbe Form wird auch auf der Petzen angegeben; Eriophorum Scheuchzeri Hoppe amRande des erwähnten Sees; Charex ornithopodioides Hausm,, Forma elongata Le ybold ***), jedoch ist das untere Deckblatt nicht blattig verlängert; zwischen 6000' und 7000‘ mil Carex firma auf der Südseite —; Poa alpina L. eine Form mit schmälern und längern Blättern als gewöhnlich; * Aspidium aculeatum « Döll. Nurauf der Rinka: Ranunculus aconttifolius L,Draba aizoides L. mitstern- haarigen Siengeln ; ähnliche Formen sammelte Herr Stur auf dem Grimming im Ennsthale und wird selbe nebst meiner Pflanze nächstens ausführlicher beschreiben ; Cerastium carinthiacum Vest, * Astragalus glyeyphyllos L., Epilobium alsinefolium\ ill. zwischen Kniecholz oberhalb der Hütte „Ukrejschil“; Ausläufer wie sie Grisebach7) beschreibt, nicht aber „mit gestielten, denen des Stengels ähnlichen, obgleich etwas kleineren Blättern, und in eine Knospe endigend, welche der des E. palustre gleicht“ 1); Sedum atratum ],, Sazifraga exarataVilli. in einer grösseren *) Vgl. Stur a. a, O0. Band XNX, S, 116. 7) vgl. Stur aa 0. = 137. HR) € Fi) Fr. Schultz p. 850. &Q, 129 und kleineren Form; Blätter alle 3theilig mit linealem Stiele, bis 6'' lang; Blumenblätter gelblich-weiss mit drei grünen Nerven, 1Y2mal so lang als der Kelch; die ganze Pflanze drüsig-klebrig, selbst noch im getrockneten Zustande ‚nach Moschus riechend *). — Bnphthal- mum salicifolium L. fast bis zur Baumgrenze hinaufsteigend, Aro- nicum glacialeRchb., Senecio Jaccbaea L. eine kümmerliche, »%' hohe Form mit lauter behaarten Achenen; Saus- surea pygmaea Sprgl, CrepisJacquini Tsch, wird auch auf der Vellacher Kotschna angegeben; Hieracium villosum Jacg. einzeln bis auf die Felsen des Jeseriagrabens herab; C a m- panula pusilla Hänke, ©. Scheuchzeri\Vill, Gen- ttana bavaricaL (« Koch) Griffel 2!heilig, Blätter eben- falls wie bei der oben erwähnten var. ß. am Rande rauh; Pedi- culurisroseaWulf. Daphne striata Tralt., Salix retusa L., * Gymnadenia odoratissima Rich., * Avea argentea Willd. Auf dem Rückwege nach Prassberg am 5. August: Epilobium hirsutum L Prassberg, Scabiosa gramuntia L., von der Nadel bis Prassberg stellenweise häufig, an der Sannbrücke bei Frallmannsdorf bis 5° hohe Exemplare. Sie bildet sicherlich mit S. lueida nur eine Art**); denn einerseits ist in der Plattform durchaus kein Bestand nnd auch die ächteste S. gramuntia kömmt zuweilen mit grobschnittigen Blättern vor, anderseits sind, was die Länge der Kelchborsten betrifft, die Uebergänge an der Nadel, be- sonders an der Sulzbacher Seite, so häufig und allmählig von dem gänzlichen Fehlen derselben bis zu den viermal den Saum des äussern Kelehes an Länge übertreffenden ineinanderfliessend , dass eine Trennung in zwei Arten, obzwar die Endformen so sehr verschieden sind, ganz unnatürlich wäre. Diese Uebergänge mit einzelnen Exem- plaren vermischt, die der Diagnose von S. gramuntia entsprechen, findet man auch em südlichen Fusse der Chuda pee im Dorfe. — Als wenigstens einigermassen scharfe Va rietätsgrenze könnte man das Merkmal annehmen, ob die Kelchborsten über die noch nicht geöffneten Blüthen hervorragen oder nicht. — Ich erwähne hier auch zweier sonderbarer Exemplare von S. lueida, die ich auf der Scholterlerrasse an der Belamündung fand. Das eine sonst nor- male ist in allen seinen Theilen ziemlich dicht filzig; das zweite kahle nähert sich durch seine, mit grossen eiförmigen Endlappen versehenen Stengelblätter der S. Hladniliana Host, und ist von Krainer Pfanzen dieses Namens nur noch habituell verschieden. — Den durch einen Nerven hervorgebrachten Kiel an der inneren Seite der Borsten, welchen Koch syn. bei S. !ueida hervorhebl, habe ich nie sehen können. — Senecio viscosus L. bei Laufen, Verbascum thapsiforme Schrad. Unterrietz, V.orientale M.B. die kahlere Form =/. virens Host, von der Nadel bis Prassberg; im Wald- schatten oft mit einfachem Stengel und die untern Blätter häufig grob- *) Auf Kalk! Vgl. Kittel, Tasch, ed. IM. 1117. **) Vgl. Nejlreich. Flora v. Nied.-Oesterr. p. 321. Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 4. Heft. 10 130 doppelt-gekerbt. — Euphrasia offieinalis “ynemorosa(grandi- flora) Nadel; Calamintha offieinalis Mönch u. ©. Nepeta Clairv. vermischt und mit deutlichen Uebergängen in einander auf buschigen Abhängen bei Leutsch, C. offieinalis mehr ım Schatten; C. offieinalis Hausm. Fl. v. Tirol und Rehb. fil Tcones XAVII. umfasst beide als Varietäten einer Art: — Teucerium Scorodonia L. ebenda, Alnus incana DC., Allium ochroleueum W.K. im Walde zwichen der Nadel und Leutsch in einigen Exemplaren, A. carinatum L. bei Prassberg. Ich zähle endlich noch, um spälerhin diese Gegend berei- sende Bolaniker aufmerksam zu machen , jene Pflanzen auf, welche in Maly flora styriaca und den Nachträgen hiezu als daselbst vor- kommend angeführt werden, ich aber nicht gefunden habe. Papaver Burseri Crantz=P. ulpinum « albiflorum Koch, Kalkgries der Oistrizza; Draba stellata Jacq. Oistrizza; Thlaspi alpinum Jacq. Oisirizza; Hutchinsia brevicauis Koch, Sulz- bacher Alpen ; diese Angabe beruht wahrscheinlich auf einer Ver- wechslung mit IT. alpina, die daselbst sehr häufig ist und vonMaly nicht angeführt wird; H. brevicaulis wird übrigens *) nicht auf Hall- städter Kalk angegeben und ist auch nach Leybold**) nur Hoch- alpenform der H. alpina. — H. petraea R.Br. Raducha; Silene qua- drifida L. Sulzbacher Gebirge ; ich fand, wie erwähnt, nur die Hoch- alpenform der 8. alpestris Jacq.; Arenaria multicaulis L. (A. eiliata 1.) Raducha; Cerastium latifolium L. Sulzbacher Gebirge ; Geranium macrorrhizon L. Sulzbacher Gebirge, Mai— uni; Rhamnus alpina L. am Ufer der Sann bei Sulzbach und im Sulzbacher Ge- birge; Rh. pumidla L. Oistrizza ; Trifolium noricum W ulf. Oistrizza ; Potentilla salisburgensis Hänke (P. alpestris Hall. fil) Raducha und Oistrizza; Sedum repens Schleich. Oistrizza; Sazxifraga caesia L. Sulzbacher Alpen; S. aizoides P. atrorubens Oistrizza; S. sedoides L. Oistrizza; Dondia Epipaectis Sprgl. Sulzbachthal, April bis Mai; Bupleurum graminifolium Vahl. Oistrizza ; Achilles mo- schata L. auf den Sulzbacher Alpen; ohne Zweifel eine Verwechs- lung. „In loeis irrigalis summarum alpium graniticarum“ sagt Koch syn. und auch Stur***) führt sienur auf Glimmerschiefer an; A. Clusiana Tausch, Sulzbacher Alpen; Chrysanthemum atratum L. (Halleri Sut.) Oistrizza; Anthemis alpina L. Sulzbacher Gebirge ; Cirsium ecarniolieum Scop. Sulzbacher Gebirge; C. ochroleucum All. Sulzbacher Gebirge ; beruht ohne Zweifel auf einer Verwechs- lung mit irgend einer Form von C. Erisithales, da erst Kerner”) über die wahre Allion’sche Pflanze Licht verbreitete ; — Gentiana exeisa Presl, Sulzbacher Alpen ; Cerinthe alpina Kit. Sulzbacher Alpen; Paederota BonarotaL. Sulzbacher Alpen; Pedicularis aspleni- *) Stur a. n. O0. Band XX. 142. *#) Flora 1853 p. 113. Tr )ER. 9- V.eBand AX- 'S. 122. j) Beitrag zur Kenntniss der nieder-österreichischen Cirsien in den Ver- handluzgen des zool.-bolan. Vereines in Wien 1357 p. 567. 131 folia Flörke Sulzbacher Gebirge, wird von Stur ee nur auf Gneis und Schiefer angegeben; Calamintha Nepeta Clairv. auf einem Felsen bei Sulzbach mit Mieracium porrifolium ; Plantago montana Lam. Sulzbacher Gebirge; Thesium montanum Ehrh. in Sulzbach; Urtica pilulifera L. am Zaune des Pfarrgarlens in Sulzbach ; Orchis globosaL.Oisırizza; Tofelda borealis W ahlb. Sulzbacher Ge birge; ich fanı bis auf ne höchsten Punkte nur die T. calyculata Wa hih. und ihre Form T. glacialis Gaud.; — Carex gynobasis Vill. Oistrizza, Mai— Juni; Phleum capitatum Scop. (P. Gerardi Jacgq.) Sulzbacher Gebirge ; vgl. die Note in Koch syn. nach P. echinatum ; Agrostis alpina Scop. Sulzbacher Alpen, Stur**) führt sie auf Glimmerschiefer an; Sesleria mierocephala D&. Oislrizza; ist nach Stur ***) die Form des gemischten Bodens, während S. sphaero- cephala die Dolomiiform ist; Avena alpestris Host, Sulzbacher Gebirge; Festuca alpina Gaud. Sulzbacher Alpen. Ich schliesse, indem ich Herrn Ritter Pittoni meinen tief- gefühllen Dank dafür ausspreche, dass er mir Gelegenheit geboten, diese interessante Gegend kennen zu lernen, und Hrn. J.Jura tzka für seine gülige Hilfeleistung bei der Bestimmung mehrerer schwieriger Pflanzen. Wien, im Jänner 185%. Notiz über Pyrethrmn uliginosum W.etK. Von August Neilreich. In meiner Flora von Nieder-Oesterreich Seite CXXVIH ist Ta- nacelum seroltinum Schultz unter jenen Pflanzen angeführt, welche in den 5 ungarischen Grenz-Comilaten aber nicht in Nieder-Oester- reich vorkommen. Diese Angabe ist aus Bolla’s Beilrägen zur Flora von Pressburg (Verhandl. des Vereines für Naturkunde zu Pressburg 1855 p. 10) entnommen, nach welchen Pyretkhrum uliginosum W. et K. auf Moorboden bei St. Georgen gefunden wurde. Da nun Pyrethrum serotinum nachW illd. Spee. IIl.p. 2152 und DC. Prodr. VI. p. 57. nur in Nordamerika vorkommen soll, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass hier meinerseits ein Versehen staltgefunde n habe, und in der That sind schon Anfragen an mich gelangt, wo denn das nord- amerikanische Pyreihrum serotinum eigentlich in Ungarn wachse. Diese Anfragen verweise ich einfach auf die Tanaceteen vonSchultz Bip., wo Seite 45 nachgewiesen wird, dass es gar kein von Chry- santhemum serotinum L. oder Pyrethrum serotinum Willd. ver- schiedenes Pyreihrum uliginosum gebe, und dass ersteres eine dem südöstlichen Europa einheimische Pflanze sei, welche in America *) A. a. O0. Band XX. > 123. **) A. a. O. Band XX. S. 113, ”**) A, a. 0. Band XV. S. 373. 10 * 132 nicht einmal wächst. Schultz zog daher Pyrethrum uliginosum W. et K. als einfaches Synonym zu Seinem Decaneurum serotinum (p. 45) oder Tanacetum serotinum (p. 35), unler welchem Namen ich desselben erwähnt habe. Ich füge noch folgende Aufklärung bei. In W. et K. Pl. rar. Hung. I. p. XXXII wird unter den amerikani- schen in Ungarn vorkommenden Pflanzen „Chrysanthemum seroti- num aut certe planta ab hoc vix distinguenda in inundatis Tibisei“ aufgeführt. Von einem Pyrethrum uliginosum wird darin nichts ge- sagt. Dies veranlasste schon Schultes zu der Vermuthung, dass Willdenow aus dem Chrysanthemum serotinum W. et K. sein Pyrethrum uliginosum gemacht habe (Oest. Fl. 11. p. 498 Note). Auch in Schrader's Neuem Journale 111. 1809 1— 2 Stück p. 236 heisst es, „dass sich die von Willdenow dem Pyrethrum uliginosum und serotinum zugeschriebenen Unterschiede bei mehrjähriger Cultur ganz verlieren“. Man sieht hieraus, dass die Zweifel über die Echt- heit des P. uliginosum so alt sind, als die Art selbst, dass sie aber vonDeCandolle nicht gewürdigl, bisauf Schultz’s Tanaceteen wieder in Vergessenheit gerielhen. Wien, 12. Februar 1859. Botanische Notizen aus Schlesien. Von Dr. J. Milde. Ich erinnere mich nicht, jemals einen so milden Winter, wie diesen, erlebt zu haben. Ich habe, woran früher nicht zu denken war, jede Woche bıs jelzt, vom December an, Exeursionen ange- stellt, und für Schlesien manches Neue sogar aufgefunden. Ich erlaube mir hierüber so wie über einige andere Sachen Ihnen hiermit einige Mittheilungen zu machen. Barbula (Syntrichia) laevipila und lati- folia, von den frühern Botanikern Schlesiens in unserer Provinz noch nicht gefunden, habe ich ganz nahe um Breslau an der Nordseite alter Pappeln in grosser Menge, aber stels steril, aufgenommen. Das Zellnetz der ersteren, die sich mehr in der Höhe, nicht am Fusse der Pappeln finden, ist oft ganz in grüne kugelige Brutkörner auf- gelöst, die dem Moose offenbar zur Weiterverbreitung dienen. Diese Art ist um Breslau am verbreitetsten und findet sich auf alten Weiden, schon in den Vorstädten und in der Nähe meiner Wohnung, am Lehm- damme. Barbula latifolia ist bei weitem seltener, bisher um Breslau nur vor Lissa (bei Sirehlen von Hilse) und zwar nur am Fusse alter Pappeln. Barbula fallax und B. unguiculata, Fissidens bryoides, adiantoides und taxifoliusnicht selten an Hohlwegen, zwischen andern Moosen. Nicht wenig überraschte es mich aber, als ich am Ufer der Oder, an einem feuchten Abhange im Januar dieses Jahres das seltene Hypnum pratense in Menge, aber stets steril vorfand. Ich habe dieses Moos für Schlesien zuerst bei Ziegenhals im Gesenke, bereits 1854 133 aufgefunden, seit jener Zeil aber nicht mehr beobachtet. Umsomehr überraschte es mich, dasselbe diesen Winter an 9 ganz verschiedenen Orten um Breslau aufzufinden. Wahrscheinlich hat man dasselbe früher mit H. cupressiforme verwechselt, von dem es sich übrigens bei einiger Aufmerksamkeit leicht unterscheidet. Das noch seltenere II. curvifolium, welches ihm gleichfalls nahe steht, wurde neuer- dings von Hilse bei Strehlen aufgefunden. Die gegenwärtige Wit- terung ist für das Sammeln von Phascen und ähnlichen Moosen äusserst günstig. Das äusserst niedliche Ephemerum serratum habe ich an vielen Orten jetzt beobachtet; Phascum cuspidatum ist überall, auch Acaulon muticum sehr verbreitet, seltener Astomum nitidum, dagegen A. subulatum an manchen Örten äusserst massenhaft; selbst das sehr sellene Phascum rostellatum glaube ich gefunden zu haben; Jiese Art steht in ihren sonstigen Merkmalen dem Hy- menostomum microstomum nahe, von dem es sogar Formen mit ganz verkürztem Fruchistiele gibt; aber das Deckelchen, der wichtigste Unterschied zwischen beiden, konnte von mir nicht unterschieden werden, obgleich die Kapseln ganz reife Samen enthielten, und so muss ich meine Pllanze für jenes er halten. Das Hymenostomum microstomum ist gegenwärtig unendlich häufig, aber überall fast mit unreifen Früchten. Auch die niedliche Pottia cavifolia fand ich neulich mit bereits ziemlich stark ent- wickelten Kapseln; überall aber, wo nur überhaupt ein Moos ge- deihen kann, findet sich hier Pottia eustoma und zwar in allen Grössen und Formen, weit seltener die kleine P. minutula. Das früher in Schlesien meines Wissens noch nicht beobachtete Hypnum chrysophyllum habe ich jetzt an vielen Orteu, besonders an feuchten, moosigen Grabenwänden mit Hypnum Stockesi und H. praelongum vorgefunden, An lehmigen Plätzen findet sich jetzt um Breslau Bryum inter- medium und Dieranella varia in prachtvollen Exemplaren, dazwischen Aneura pinguis mit noch eingeschlossenen Kapseln, die aber täglich hervorzubrechen drohen, Bei einem Besuche des an Pflanzen fast unerschöpflichen Dorfes Karlowitz, nahe bei Breslau, wo erst im September des vorigen Jahres Equisetum variegatum für Schlesien von mir auf- gefunden wurde, fand ich mich an einer wenige Fuss im Umkreise hal- tenden sumpfigen Stelle durch das schöne Sphagnum fimbriatum überrascht. Ich habe diese in Deutschland bisher übersehene Art jelzt an verschiedenen Orten Schlesiens beobachtet, und glaube nicht, zu irren, wenn ich behaupte, dass sie wohlkeiner grösseren Flora in Deutschland fehlen wird. Schimper’s herrliche Monographie der Sphagnen hat uns diese Art genauer zuerst kennen gelehrt, hoffent- lich findet sich noch eine oder die andere der daselbst so ausge- zeichnet beschriebenen und abgebildeten Arten in Deutschland vor. Ich kenne Sphagnum fimbriatum sowohl aus der Ebene als aus dem Gebirge von Schlesien. Um Breslau findet es sich, wie vorhin schon erwähnt, bei Karlowitz und beiLissa, ferner um Wohlau, 5 Meilen 134 von Breslau, in Carlsruhe in Oberschlesien, auf den Seefeldern bei Reinerz in der Grafschaft Glatz, auf dem mährischen Gesenke bei Reiwiesen. Ferner erhielt ich es von Schwerin unter Paludella squarrosa gemengt, und von Riga als S. acutifolium bestimmt, Von andern Novitäten für Schlesien sind unter Anderem be- sonders l[olgende hervorzuheben: Hypnum (Myurella) julaceum ; ich fand dieses niedliche Moos bereits 1854 im Kessel des mährischen Gesenkes, von wo ich es unter Bartramia Oederi und Distichium capillaceum gemengt, in Menge mitbrachte, jetzt aber erst darauf anfmerksam wurde, (steril). Hypnum glareosum sammelte ich im September 1858 in schönen Exemplaren an den Ruinen eines Hoch- ofens bei Reiwiesen im Gesenke, wo auch Encalypta streplocarpa, Polypodium Robertianum und Asplenium viride wachsen. Hypnum (Limnobium) eugyrium von Plucar bei Jablunka entdeckt, glaube ich auch bei Reinerz gefunden zu haben; es ist im sterilen Zustande jedoch schwer von H. molluscum zu unter- scheiden; von Hilse auch in der Eule beobachtet. Eins der seltensten Hypnen unter den neu hinzugekommenen ist das schöne H. fertile, welches ich im September 1858 am Fusse der Hockscher im Gesenke an faulen Baumstämme n aufgefunden habe. Hypnum (Amblystegium) irriguum Wils.scheint in Schlesien nicht selten zu sein, ich fand es um Breslau in grosser Menge. Breslau, 1%. Februar 1859. Personalnotizen. — Dr. Johann Mougeot, geboren zu Bruyeres in Frank- reich, starb am 5. December v. J. in seiner Vaterstadt. — Dr. Theodor Kotschy hat abermals eine Reise nach dem Orient unternommen und sich vorläufig nach Cypern begeben. — Dr. Friedrich Körnicke, welcher vor zwei Jahren als Conservator des Herbariums im kais. botanischen Garten zu St. Petersburg angestellt wurde, ist im Nov. v. J. plötzlich seines Dienstes entlassen worden. Auffallender Weise ist Dr. Körnicke der dritte wissenschaftliche Beamte, welcher nach dem Tode L. A. Meyer’ aus diesem Institute unfreiwillig entfernt wurde, da die Akademiker Dr. Ruprecht und Dr. v. Merklin, welche da- mals im Garten angestellt waren, ihrer Stellung enthoben wurden, während ihr College Dr. Av&-Lallemant es vorzog, selbst seinen Abschied zu nehmen. — Karl Gottlieb Kunicke, gräfl. Stolberg’scher Hof- Gärlner, starb am 29. November v. J. zu Wenigerode in einem Alter von 57 Jahren. — Rehsteiner, Pastor zu Eichberg im Canton St. Gallen ist vor Kurzem gestorben. 135 — Professor Dr. M. J. Schleiden hat dieses Jahr das Pro- rektorat an der Universität Jena. Seine Antrittsrede, welche in einer Darstellung der „Geschichte der Bolanik in Jena“ bestand ist als zweites Heft des „Albums des pädag. Seminars an der Universität Jena“ bereits im Druck erschienen. Uebrigens ist Schleiden der erste Botaniker von Fach, der in Jena zur Würde eines Proreklors gelangte. — Professor Dr. v. Martius wurde zum ersten, Hofgärlner Löwe zum zweiten Vorstand eines Gartenbau-Vereines gewählt, der sich am 11. Jänner d. J. in München consliluirt hat. Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — In der am 2. März unter dem Vorsitze des Vice-Präsidenten Ritter L. v. Heufler stlattgehabten Sitzung der k. k. zool -bota- nischen Gesellschaft schilderte Dr. S. Reissek die Vege- tationsweise des gemeinen Rohres (Phragmites communis) im Strom- gelände der Donau in Oesterreich und Ungarn. Er sprach zuerst über die Verbreitung und die Standörtlichkeiten dieser Pflanze, hierauf über die Art der Wanderung und Verschleppung derselben, welche zumeist durch die Fluthen erfolgt. Namentlich werden die Rhizo me zur Zeit der Eisgänge, welche nicht selten ganze Inseln rasiren, iu grosser Menge aus dem Boden gerissen, und von der Fluth fort- geführt. Der Vortragende bemerkie, dass man ein primäres und ein secundäres Auftreten des Rohres unterscheiden müsse, ferner, dass es zwei wesenllich verschiedene Formationen der Rohrbestände gebe, Landröhrichte und Wasserröhrichte, Die Bildungsweise und die Verhältnisse derselben in allen Epochen ihrer Dauer wurden ausführlich erleuchtet. Einen besondern und wichtigen Punkt in der Vegelations- Geschichte des Rohres bilden die Vorgänge, welche bei Entsumpfung des Bodens und Uebergang des Platzes in Wiese im Rohrbestande eintreten. Derselbe schwindet dann und man kann in der successiven Abnahme desselben 8 Stadien unterscheiden, deren jedes durch das Auftreten characteristischer Pilanzen bezeichnet ist. Eine besondere Erscheinung in der Vege- tation des Rohres im Stromgelände, die Bildung vonLegehalmen wurde eingehend erörtert. Diese "Legehalme erreichen zuweilen die enorme Länge von 50 Fuss. Weiters wurde der grossen Lebenskräftigkeit des Rohres und seiner Eigenschaft, auch ohne Producirung von Halmen, tief vergraben im Boden, lange Jahre hindurch fortzuleben, gedacht. Endlich wurde eine Aufzählung und Schilderung der Massen- verbindungen, welche das Rohr mit anderen Characterpflanzen des Insel- und Inundations-Gebietes der Donau eingeht, gegeben. Der Vortragende erläuterte zum Schlusse mehrere Verhältnisse der Rohr- vegelalion an Profilen von Donau-Inseln. Die vom Vortragenden bei dieser Gelegenheit gemachte Bemerkung , dass man in diesem 136 Gebiete ebenfalls jene Gebilde der Carex strieta, welche man in Ungarn Zombeg nennt, zu beobachten Gelegenheit habe, veranlasste den Vorsitzenden zu der weiteren Bemerkung, dass die säulenar- tiren Buschen dieser Carex-Art, wie sie auch um Bozen vorkommen, daselbst „Porzen” genannt werden, und dass es daher angezeigt wäre, diesen deulschen Namen dem fremden „Zombee* zu substi- tuiren, ein Antrag, dessen Durehführung wohl keinem Anstande unterliegen dürfte. — Der Sekretär Dr. A. Pokorny erstattet Bericht über das in der letzten Sitzung angekündigte Unternehmen : Die Zusammenstellung eines Repertoriums der österr. Flora. Bei der am 18. Februar staltzehabten Versammlung, in welcher der Plan über die Art und Weise der Ausführung besprochen wurde, und welchen der Vortragende näher erörtert, haben sich 18 Mitglieder eingefunden, von welchen sich ein grosser Theil zur Theilnahme an diesen Arbeiten bereit erklärte. Der’ Fortgang dieses Unternehmens zeigt sich um so erfreulicher, als Ritter L. v. Heu fler sein eigenes Repertorium der Kryptogamen-Flora etwa 15,000 Zeitel umfassend, der Gesellschaft zum Geschenke machte, und mehrere Mitglieder eine ansehnliche Zahl mitunter seltener Quellenwerke für dieses Unternehmen widmeten. — J.Sapetza berichtet über einen neuen von ihm entdeckten Standort der Adenopkora suaveolens zwischen Leobersdorf und Solenau, und versuchte eine Darstellung der geo- graphischen Verbreitung dieser Art zu geben. -— Der Vorsitzende R. L. v. Heufler gab bekannt, dass im 2. Heft 1859 der Zeitschrft für österr. Realschulen eine Nachricht über die im verllossenen Sommer stattgehabte wissenschaltliche Expedition in das ungarisch-siebenbürgische Gebirge, an welcher Dr. Kerner als Botaniker Theil nahm, erschienen sei, und stellt den Antrag, dass dieser Aufsatz, um ihn, zugänglicher zu machen, in die Gesell- schafts-Schriften aufgenommen werde. Indem der Sprecher einige Stellen liest, gab ihm der von Dr. Kerner unter Änderm erwähnte Umstand, dass in den von Rumänen bewohnten Bezirken eine grosse Zahl Pflanzen Namen mit solchen von Columella und anderen alten Autoren gebrauchten Namen übereinstimmen Veranlassung, im Allge- meinen zubemerken, dass man bei ethymologischen Vermuthungen nicht vorsichtig genug sein könne, und führte als Beispiel die von Baumgarten aufgelellte Galtung Telekia*) an, welcher Name in einer vaterländischen Fora von ren und zo abgeleitet wird #*).J.J. — In einer Versammlung der k. k. Gartenbau-Gesell- schaft am 26. Februar 1856 eröffnete der Präsident, Se. Exeell. Herr Graf v. Beroldingen die Sitzung mit folgender Ansprache: „Mil Vergnügen sehe ich abermals bei der dritten Abend-Versamm- lung die Theilnahme, welche Sie meine Herren fortwährend einer *) ...„quod dominavi in honorem excell. et illustr. Dni. Samuelis Comitis Teleki de Szek ete.” (Bmg. fl. transs. III. p. 150.) *=) Es heisst daselbst: „Il nome Telekia sembra derivare da r&n (legione, drapello) e da #10 (audare), e forse per alludere al costume che ha la pianla di vivere in socielä, e non mai isolalamenle,“ 137 Wissenschaft widınen, die in der Schöpfung einen ebenso nülzlichen als anziehenden Standpunkt einnimmt. Es ist nicht zu zweifeln, dass der Eifer, der sich jetzt in allen Zweigen der Hortieultur kund gibt, durch den besten Erfolg gelohnt werden wird. Diess ist auch um so sicherer zu erwarten, da wir in unserem schönen und fruchtbaren Vaterlande alle Mittel dazu besitzen, und es Oesterreich an Intel- lirenz nicht gebriehi, um uns vom Auslande niemals überbieten zu lassen, und auf dem Wege des Fortschriltes stets hervorzuleuchten. Ich freue mich zu bemerken, dass die in unseren Abend-Ver- sammlungen gehaltenen Vorträge stels lebhaftes Interesse erwecken, und sich die Zahl der Capaeitäten, die uns durch die freundliche Mittheilung ihrer Erfahrungen belehren und erfreuen wollen, immer mehrt, wofür ich in unser aller Namen-den besten Dank ausspreche. Auch heute sehen wir wieder durch die Güte der Herren Professoren Leydolt, Pokorny und des Herrn Hooibrenk interessanten Vorträgen entgegen“ Die Vorträge eröffnete Herr Prof. Pokorn y mit einer Schil- derung der Verschiedenheit der Vegetation in den Torfmooren, und Beleuchtung der Ursachen, von welchen diese abhängig ist. Er gau zuerst eine historische Uebersicht der Entwicklung unserer Kennt- nisse von den Bodenbedürfnissen der Planzen, berührte die Verhält- nisse der Bodensteligkeit bei den Gewächsen, und führte an, dass es gegenwärtig zwei Ansichten unler den Gelehrten gebe, von welchen ein Theil annehme, dass gewisse Pllanzen an eine bestimmte Unterlage und Bodenart gebunden seien, während Andere dies läugnen, Es scheine, dass die Kenntniss der Verhältnisse in den Mooren wesenl- lich dazu beitragen wird, diese Frage zu lösen. Der Vortragende gab hierauf eine Charakteristik der beiden Hauptarten der Moore, der Hoch- moore und Wiesenmoore, ihrer Vegetation und Unterlage. Er führte an, dass man die Hochmoore, wegen ihrer in der Regel kieseligen Unterlage Kieseimoore genannt habe, die Wiesenmoore, wegen ihrer kalkigen Unterlage Kalkmoore. Sendtner hat in dieser Verschie- denheit der Unterlage die Ursache der verschiedenen Vegetation der Hoch- und Wiesenmoore erblieken wollen. In der neuesten Zeit habe Lorenz nachgewiesen, dass die walre Ursache dieser Er- scheinung in der Beschaffenheit des Wassers beider Moore liege. Die Hochmoore führen weiches, kalkfreies Wasser, die Wiesenmoore dagegen hartes, kalkhaltiges Wasser. Prof. Pokorny wies darauf hin, wie wichtig diese "Beobachtung für den Cultivateur bei der Zucht von Moorpflanzen sein müsse, und wie hier die Wahl des Wassers, das man zum Begiessen der Pflanzen wählt, eine Lebens- frage für dieselben sei. An diesen Vortrag schloss sich eine lebhafte Discussion, an welcher dieBerren Abel, Beer, Fichtner, Fuchs, Hooi- brenk und Leydolt theilnahmen, und in welcher die Frage aul- geworfen wurde, wie man hartes Wasser olıne , oder doch mit sehr geringen Kosten, in weiches kalkfreies umwandeln könne. Hr. Ficht- ner empfahl die kohlensaure Soda dazu, was von andern Seiten als 138 nicht ausreichend bekämpft wurde. Zulelzt einigte man sich, der Hinweisung Prof. Leydolts folgend, dahin, dass an Orten, wo ein Bezug von weichemWasser aus Seen oder Flüssen nicht möglich sei, nichts anderes übrig bleibe, als das Regenwasser aufzusammeln, und zum Begiessen zärtlicherer Planzen zu verwenden. Herr Hooibrenk machte bei diesem Anlasse einige Bemerkungen über dıe Cultur der Pflanzen in Moorerde, und wies darauf hin, wie nothwendig die Scho- nung der Moorflächen im Interesse der Pflanzeneultur sei, indem sie eine Quelle desReichthumes der Länder bilden, die leicht durch übel- verstandene Ausbeutung von anderer Seite eschöpft werden könne, ohne auch nur entfernt einen gleichen Nulzen zu gewähren. Der zweite Vortrag des Herrn Prof. Leydolt verbreitete sich über die milchenden Pflanzen, und die Producte, welche sie in ihrer Milch uns liefern. Er gab zuerst eine kurze Schilderung des analo- mischen Baues der Milchgelfässe der Pflanzen, ferner der Eigen- schaften des Milchsaftes, sowohl der äusseren, als der innern. Die chemische Constitution betreffend, sind die Milchsäfte sehr ver- schiedener Natur. Sie enthalten indifferente oder giftige Stoffe, welche letztere auf der Gegenwart von Alkaloiden oder Säuren beruhen, So verschieden übrigens die Beschaffenheit und Wirkung der Milch- säfte ist, so liegen ihnen doch fast überall nur Verbindungen von Kohlenstoff und Wasserstoff zu Grunde. Neben den giftigen Milch- säften, welche mitunter, wie jener des berüchtigten Upas - Baumes (Antiaris toxicaria) auf den Sundainseln, zu den stärksten Gilten gehören, die man kennt, sind die milden, geniessbaren von Interesse, wie jener des amerikanischen Kuhbaumes (Galactodendron utile). Prof. Leydolt gab weiters eine nach Familien geordnete Aufzäh- lung der vorzüglichsten und technisch, medizinisch oder toxicologisch wichtigsten Milchpflanzen , nebst einer Skizze ihrer Geschichte, Ver- wendung und der Beschaffenheit ihrer Producte. Am ausführlichsten wurde der ehemals so wunderbare Antjar oder Upasbaum geschil- dert, der zu den extravagantesten Fabeln Veranlassung gegeben hat. Von diesem Baume wurde zugleich ein frischer Zweig vorge- legt. Sein Gift, mit einer Nadel, Pfeilspilze oder dergleichen bei- gebracht, tödtet kleine warmblütige Thiere schon nach 1-2 Minulen. Der eingetrocknete Milchsaft dieses Baumes behält seine giftige Eigenschaft durch viele Jahre unverändert bei, wie Prof. Ley- dolt sich selbst durch Versuche überzeugt hat. Eingehend wurde ferner die Mohnpflanze (Papaver somniferum), der Gutlaperchabaum (Isonandra Gutta) und die Federharz liefernden Bäume besprochen. Der Vortrag des Herrn Hooibrenk wurde wegen der späten Stunde auf eine der nächsten Sitzungen verschoben. Die Herren L. Abel und Hooibrenk halten lebende, zum grössten Theil blühende Pflanzen ausgestellt, welche dem Ver- sammlungslocal einen reizenden Schmuck verliehen, und mit Interesse besichtigt wurden. Unter den Gewächsen des Herrn L. Abel be- fanden sich schöne blühende Camellien, Hyacinthen, ein in vollem Flor stehendes grosses Chorozoma, Mahonia Leschenaultü, Barba- 139 cenia purpurea. Unter den Pflanzen des Herrn Hooibrenk ist die prächlige Eugenia ternata und Edgeworthia Japonica zu nennen, letztere ein Strauch, welcher die Einführung in unsere Gärten in hohem Grade verdient, da er im Freien aushält, und zeitig vor dem Ausschlagen der Blätter mit gelben Blüihen sich schmückt. Herr Ingenieur Kreuter hatte ein Sortiment von schönen Kartoffeln in ungefähr 30 Sorten ausgestellt. Es ist sehr zu wünschen, dass sein Beispiel Nachahmung finde, und in Zukunft neben den lebenden Pflanzen auch Früchte, Gemüse, Wurzeln u. del. von Seite der Herren Gesellschafts-Mitglieder ansgestellt würden. Die Herren Buchhändler Tendler und Gerold hatten zahlreiche literarische Neuigkeiten zur Ansicht aufgelegt — Die letzte allgemeine Versammlung des Reichs-Forst- Vereinesfand am8. und 9. Jänner stalt. Von Interesse dabei waren die Mittheilungen eines Mitgliedes über die Imprägnirung von Hölzern. Obwohl Ahorn, Fichte, Weide, etc. sich sehr gut imprägniren lassen, so besitzt doeh die Buche die "Eigenschaft, am leichtesten und voll- ständigsten imprägnirt zu werden, was für unsere südlichen Land- striche und deren Wälder von um so grösserer Wichtigkeit und mit um so schätzbareren Vortheilen verknüpft ist, als dieselben fast aus- schliesslich aus Buchenbesländen gebildet sind. Alle Holzarten da- gegen, welche viel todtes Holz besitzen , als Pappel etc. ingleichen Eichenholz, so wie ferner harzige Hölzer sind entweder gar nicht oder nur unvollständig zu behandeln. Das Imprägniren der Hölzer kann zwar zu jeder Zeit vorgenommen werden, nur ist hiervon die sogenannie Saltzeit ausgeschlossen. Der längste Zeitraum , welcher zwischen dem Fällen und der Imprägnirung verstreichen darf, kann zu 8 Tagen angenommen werden, und dürfte damit zugleich auch der Umstand bewiesen sein, dass nicht nur der hydrostalische Druck allein, sondern auch das im Holze noch befindliche vegetative Leben bei dem möglichst besten Gelingen der Procedur wirksam ist. Obwohl über die Dauer der so behandelten Hölzer bei der Neuheit des ganzen Verfahrens sich ein entgiltiges Urlheil noch nicht abgeben lässt, so möchte doch schon mit ziemlicher Gewissheil behauptet werden können, dass buchene imprägnirte Eisenbahn-Schwellen wenigstens eine Dauer von 30 Jahren versprechen. Bereils vor 1% Jahren ge- legte, derarlig behandelte Schwellen sind gegenwärlig von neuen nicht zu unterscheiden. Ist nun aber die Dauer einer eichenen Schwelle im Durchschnitt bei uns zu 7—S .'ahren, einer weichen zu 4, einer buchenen aber zu höchstens 1'% Jahr anzunehmen, so ergeben sich hieraus am deutlichsten die grossen Vortheile jener Methode, die von grösserem Interesse noch um desswillen sind, als die Buche diejenige Holzart ist, welche unsere südlichen Bahnen küuftig fast ausschliesslich wird versorgen müssen. Zwar soll das Holz, nament- lich Buchenholz, ungemein spröde werden, und seine Elasticität fast gänzlich verlieren, auch das Verarbeiten zu Brettern und Lalten von imprägnirten Klölzen sehr schwierig sein, doch ist auch wieder der Umstand erwähnenswerth, dass derartiges Holz dem Feuer länger 140 widersteht. Auch Oesterreich hat einen Erfinder einer neuen Holz- Imprägnirungs-Methode. Professor Mach in Pressburg soll durch Anwendung von salzsaurer Thonerde vorzügliche Resultate erlangt haben, wesshalb man ihn auch bei Anstellung grösserer Versuche unterslülzen wird. — Der Stadtrath von Triest hat beschlossen, der Küsten- ländischen Gartenbau-Gesellschaft den botanischen Garten sammt der betreffenden jährlichen Dotation provisorisch ab- zulreten, damit dieselbe ihn zu ihren Zwecken benütze. Literarisches. — „Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde,“ Diese Zeitschrift, welche seit Anfang des vorieen Jahres von Dr. Karl Koch und G. A. Fintelmann in Berlin herausgegeben wird, nimmt unter den deutschen Fachjournalen einen würdigen Platz ein, und bringt in geeigneter Abwechslung viel des Wissens- werihen und Interessanten sowohl für Hortologen als auch für Bo- laniker, wenn auch für letztere nur in besc hränkter Weise. Das Journal erscheint wöchentlich im Umfange von einem ganzen Bogen in Gr.-Quart, welcher beinahe ausschliesslich Original- -Abhandlungen, zeitweise mit Illustrationen, von bewährten Fachmännern enthält. So finden sich im Jahrgange 1858 die Namen Spreckelsen, Fintel- mann, Dr. Koch, Dr. Karsten, Bouche, Hasskarl, Fabian, Jäeger und Andere vertreten. Dem wöchentlichen Hanptblatte befindet sich nicht selten ein Nebenblatt beigegeben, welches unter dem Titel „Gartennachrichten« Notizen, Besprechungen, Anzeigen u.a. bringt. Die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig. — Der letzte Band der Nova Acta, welcher noch von Dr. Nees v. Esenbeck redigirt wurde, enthält eine Abhandlung von Dr. Milde „Die Gefäss-Kryptogamen in Schlesien“ mit 25 Tafeln; dann eine weitere von Dr. K. Stenzel „Untersuchungen über den Bau und Wachsthum der Farne*, mit 2 Tafeln; endlich eine dritte Abhand- lung von Dr. H. Karsten „Ueber die Stellung einiger Familien parasilischer Pflanzen im natürlichen System«, mit 5 Tafeln. — Vom „Bulletin de la sociele imperiale des naturalistes de Moscou“ ist vom Jahre 1858 das 3. Heft erschienen, es enthält naturhistorische Mittheilungen von A.Becker in Sarepta, und in diesen unter andern eine Reihe von Versuchen über die Wirkung verschiedener Pflanzensäfte auf Insecten, hervorgerufen durch Impfung des Giftes auf den Körper. — Endlicher's „Paradisus Vindobonensis, Abbildungen sel- tener und schönblühender Pflanzen der Wiener und anderer Gärlen und Museen“, ein Werk, welches in der prachtvollsten Ausslallung 141 im J. 1845 begonnen, allein später durch den Tod Endlicher’s unter- brochen wurde, wird nun von H. Hartingeer in Wien und Dr. B. Seemann in London fortgesetzt werden. Sammlungen. — Wallroth’s Phanerogamen-Herbar und die mit demselben verbundenen Familien der vollkommeneren Kryptogamen sind vor Kurzem an das böhmische National-Museum in Prag verkauft worden, haben also wohl eine bleibende Stätte gefunden. Die Besitzerin hat dazu auch noch die Manuscripte Wallrath’s dorthin verabfolgen lassen Botan. Zig. — Das nachgelassene Herbar von Ernst Krause In Breslau überging käuflich in den Besitz von Moritz Winkler in Gier- mannsdorf. Aime Bonpland hat in Corrientes werthvolle Samm- z und Manuscripte hinterlassen, die Frankreich in Anspruch nimmt. Der Marine-Minister hat dem Contre-Admiral von Chabannes, Befehlshaber der Station in den Brasilianischen Gewässern, Befehl ertheilt, den Dampf-Aviso »Bisson“ nach Salto in Uruguay zu schicken, um seine w issenschafiliche n Schätze abzuholen. Dr. Schur’s grosses von ihm selbst gesammeltes Herbar siecbe reische r Pflanzen erwarb käuflich Th. O | ppolzer in Wien. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Prof. Bilimek in Eisenstadt, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Breindl in Triest, mit Pllanzen aus Istrien. — VonHrn. R.v. Bosniacky in Tarnow, mil Pllanzen von den Karpaten. — Von den Herren Dr. Milde in Breslan, und Paul Mildein Wohlau, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn R.v. Pittoniin Gralz, mit Pflanzen aus Steiermark. — Von Hrn. Krabler in Greifswalde, mit Pllanzen aus Achen. — Von Herrn Vagner in Huszt, mit Pllanzen aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren: R.v. Bosniacky in Tarnow, Kuhnert in Königsberg, Ober-Landesgerichts-Rath Vese Isky in Eperies, Hofmeister in Leipzig, Braunstingel in Wels. Ober- leitner in Steyeregg, Makowsky in Brünn, Baron Ila nd el und Dr. Duftschmidt in Linz, Landesgerichtspräsiden? v Josch in Laibach, Hitscehmann in Kornhaus, Dr. Poetsch in Kremsmünster, Pfarrer Matz in Höbesbrunn, Dr. Haller, Stur, Oppolzer, Hillebrandt, Bsteh, Dr Rauscher und Juratzka in Wien. Pllanzen aus den Steppengegenden an der untern Wolga, vonBecker in Sarepla gesammelt, können käuflich abgelassen werden und zwar inSamm- lungen von 150, 100, 70, 50 und 25 jener Gegend eigenthümlichen Species, wobei die Centurie mit 10 N. Oe. W. — 6 Thlr. 20 Nor. berechnet wird. 142 Mittheilungen. — Agassiz spricht neuerdings in den Contribulions ete. p. 182 die von ihm schon früher ausgesprochene Ansicht von der Naturwidrigkeit einer eigenen Protozoengruppe aus. Viele der dahin gerechneten Geschöpfe, die Desmidiaceen, Volvoecinen, vielleicht sogar die Rhizopoden, seien dem Pllan- zenreiche zuzuweisen. — Sempervivum Schnittspahni Lagg. Seinem Freunde Schnittspahn, Garten-Director in Darmstadt, widmete Dr. Lagger in Freiburg ein neues Sempervivum und beschreibt es in Nr. 41 der „Flora” vom J. 1858 Dasselbe stehet dem S. longifolium Scehnttsp. am nächsten, und wächst im Visperthal, Ober-Wallis, zwischen Stalden und Rauda. Es blüht im Aug. — Derungarische Gartenbau-Verein wird demnächst in Pest eine Garteneullturhalle eröffnen, deren Zweck es sein soll, mit einer per- manenten Ausstellung von Gegenständen, die in die Gartencultur einschlagen, auch eine Agentie für den Ein- und Verkauf der materiellen Werkzeuge der Garteneultur zu verbinden. — Thee-Produelion in China. Crawford, ehemals Gouver- neur von Singapore, hat in Leeds eine Vorlesung über China gehalten, aus der wir das Nachfolgende über die Thee- Production miltheilen: Die Be- schalfenheit des Bodens, das Clima , eine Erfahrung von 200 Jahren , geben China ein Monopol in Erzeugung des Thee’s. In England wurde der Thee zum ersten Male eingeführt um das Jahr (650, und der Gebrauch desselben nahm so schnell zu, dass er bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts eine halbe Million Pfund jährlich betrug. Am Anfang dieses Jahrhunderts consu- mirte dieses Land bereits 20 Millionen Pfund jährlich, im Jahre 1833 stieg der Verbrauch auf 30 Millionen, und seit der Einführung des Freihandels bıs heute ist er auf 65 Millionen gestiegen. Der Verkaufspreis (im Grossen) be- trägt über 5 Millionen Pfund. Im 17. Jahrhundert wurde nach „Disraeli’s Curiosities of literature” das Pfund Thee mit 60 Schillingen verkauft, jetzt kostet es 3—4 Schillinge, und der wöchentliche Verbrauch von London allein ist über 800,000 Pfund. Als der Thee besteuert war, trug er dem Staate eirca 6 Millionen Pfund St. jährlich oder das Dreifache von den gauzen Staats- Einkünften. Die Produetion von Thee in China muss ungeheuer sein, wenn man bedenkt, dass es nicht nur seine eigene Bevölkerung von 360 Millionen, sondern die ganze übrige Welt mit Ausnahme von Japan und Tongkin damit versieht. Die Ausfuhr des Thee’s zu Wasser und zu Lande beträgt nicht weniger denn 100 Millionen Pfund. Uebrigens scheint die Theeproduetion in China gar keine Grenzen zu haben, denn obgleich der Verbrauch, wie man eben gesehen, in so unglaublichen Proportionen zugenommen, obgleich China selbst den seinigen in einem Jahrhundert mehr als verdoppelt, obgleich der Englands im Laufe dieses Jahrhunderts sich mehr als verdreifacht, obgleich seit den letzten 75 Jahren Amerika mit einem Konsum von 20 Millionen Pfund hinzugekommen, ist der Preis des Thee’s dennoch nicht gestiegen. — In der Bibliothek des portugiesischen Schlosses Belem hat man einen Bericht von Johann Nicot, Seigneur de Villemain, aufgefunden. In diesem Berichte des Gesandten Franz II. am Hofe von Lissabon (1560) kündigt derselbe an, dass ein Vlaemischer Kaufmann ihn mit einer Pllanze bekannt gemacht habe, die sehr angenehm schmecke. Diese Pflanze war der Tabak, der nach seinem Einführer noch heute den Namen Nicoliana be- halten hat. — Wiealljährlich wurden auch im v. J. auf dem landwirth- schaftlichen Versuchshofe in Gratz die vorzüglichsten Rebensorten auf ihren Zuckergehalt oder das specifische Gewicht und auf die Menge der Säuren untersucht; und es ergaben sich folgende Resultate; der rothe Klevner halte 143 2% Zuckergchalt und 7%, Säure, dann folgte der blaue Klevner mit * der weisse Klevner, der rothe Traminer, der echt weisse Burgunder und der grüne Sylvaner mit ?% über 8% Zuckergehalt und 7 bis 8°%% Säure, der rothe Sylvaner gab 17°%% Zucker und 70% Säure, mit 124° Zucker und 10% Säure finden wir den blauen Blank, mit 11°%°%% Zucker und 12% Säure den weissen Heunisch (Bellina) und mit 105% Zucker und 21% Säure den grünen Heiner. Weisser Mosler, Gutedel, Zierfandler, Riessling, Portugieser, Veltliner u. a. standen alle in der Rubrik zwischen 13 und 17°% Zusker und 15— 6% Säure, — Am 15. November hielt der Ausschuss der Acclimalisations- Gesellschaft in Moskau eine Sitzung, in welcher die erste Nummer der Denk- würdigkeiten vorgelegt wurde, die der Director der Gesellschaft herausgibt. In dieser Nummer wird Bericht über zahlreiche Versuche, ausländische Bäume und Sträucher anzupflanzen ,„ erslaltet und unter Anderem über die Cham- pignons-Samnler im Gouvernement Wladimir erzählt, dass das Dorf Moschtar allein jährlich für 30.000 Silber-Rubel getrocknete Champignons versende. — Der fruchtbarste Strich in Kerman (Persien) ist Nurman- schir im Südosten, nördlich von der Bergkelte Dschebel-Abad, nach Pot- tinger von der Wüste, die es von Beludschistan trennt , bis zur Stadt Bam 85 engl. Meilen lang, 30—75 breit. Es hat im N. und S. Berge, die letzteren aber sind höher und immer mit Schnee bedeckt. Der Boden ist eine reiche, dunkle Gartenerde ; der Wüste zu wird er aber sandig und dürr; aus den Quellen und durch die Schneeschmelze bewässert, ist er indessen fruchtbar. Das Land erzeugt Weizen, Korn, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle und Rosen, aus welchen man Rosenwasser destillirt, Früchte — von welchen Wallnüsse, Mandeln, Rosinen ausgeführt werden — Honig und Gummi von verschie- denen Bahulbäumen (Mimosa arabica), besser als das vom rothen Meere. Von Bäumen erwähnt Pottlinger noch den Pipal (Fieus religiosa), Nim (Melia Ara- dirachta), die Tamarinde, den Mango, wilde Mandeln und indische Tamarisken. Auf den Höhen der Daraberge wächst Siringa persica; am Fusse sind Gärten von Dattelbäumen mit Kornfeldern. — Amerikanische Weine. Amerika macht der alten Welt jetzt auch auf einem Gebiete Concurrenz , auf welchem Europa bisher unerreicht dastand. Obercalifornien exporlirt schon Wein. Wir haben, schreibt die „Berl. MN. P.“, 1857ger Oberealifornier, weissen und rothen und Champagner ge- kostet, der in jeder Beziehung vielen namhaften Weinen ebenbürlig ist. Der weisse Obercalifornier hat auf der Zunge Aehnlichkeit mit feinem Chables, aber mehr Feuer ; der rothe gleicht recht feurigem Mittelburgunder, und der Champagner darf kühn mit den gewöhnlichen Sorten in die Schranken treten, ist nur schwerer. Der Weinbau, welcher in Obercalifornien schon lange auf den Missionen betrieben wurde, nimmt mit jedem Jahre zu, und zwar mit eben so gutem Erfolge, wie die Obsteullur. — Eichen in England. Sir W. Symonds schreiht: „Die soge- nannte Parlamentarische Eiche im Park von Clipston soll 1500 Jahre alt sein. Dieser Park bestand schon vor der normannischen Eroberung und ge- hört dem Herzog von Portland. Die höchste Eiche war das Eigenthum des- selben Edelmannes. Sie ward des Herzogs Spazierstock genannt und war höher, als die Westmünster-Abtei. Die diekste Eiche in England ist die Calthorpe-Eiche in Yorkshire, welche am Boden 73 Fuss im Umfange misst. Die Three-Shire-Eiche heisst so, weil sie iu den drei Grafschaften Nottingham, Derby und York liegt. Sie beschattet mehr, als 777 englische Quadrat-Ellen. (Die engl. Elle, Yard =3 Fuss.) Die einträglichste Eiche war die im Jahre 1810 gefällte Eiche von Gelenes in Monmoutshire, indem für die Rinde 200 L. und für das Holz 670 L. gezaht wurden. In dem Herrenhause von Tredegar- Park in Monmoutshire soll sich ein 42 Fuss langes und 27 Fuss breites Zimmer 144 befinden, dessen Fussböden und Wandbekleidung von einer einzigen auf dem Gute gewachsenen Eiche herrühren. — Der grösste Rosenbaum befindet sich in dem Garten der Marine zu Toulon und ıst eine Banksia-Rose, die 1813 durch Boupland ein- gesandt wurde. Sein Stamm misst jetzt 2 Fuss und 8 Zoll an Umfang über dem Boden, und seine Zweige decken eine Mauer von 75 Puss Breite und 10 bis 18 Fuss Höhe. Jährlich macht er 11—15 Fuss hohe Triebe, die jetzt all- jährlich abgeschnitten werden müssen, da die Maner den Baum nicht mehr fasst. Er blüht vom April bis Mai und ist oft mit 50- bis 60,000 Blumen zu- gleich bedeckt. — Die Moskauer Zeitung enthält einen Bericht über die vor- jährige Indigo-Ernte im Kaukasus, deren Resultat die aller Vorjahre über- trifft. Es wurden bereits gegen 4000 Pud, im Werthbetrage von 300,000 $S.R. geerntet, d. ji. beiläufig ein Zehntheil des nölhigen Bedarfs für Russland. Bekanntlich ist der Baron Alexander von Meyendorf als der Begründer der Indigo-Cultur in Transkaukasien zu erachten, deren Möglichkeit er Anfangs im Kleinen für die vor dem Wind geschützten Thalgehänge des östlichen Kaukasus erwies, bis das günslige Gedeihen der dortigen Indigostaude ihn später zu grösseren Versuchen trieb, Gegenwärtig sieht man in einem weiten Umkreise von Tillis die Indigostaude angepflanzt. — Ueber das Alter der Weinstöcke bringt der „Moniteur“ einen Artikel, in welchem die Thatsache angeführt wird, dass Herr Ouvrard, Mitglied des geselzgebenden Körpers, in seinem Weinberge Le (los-Ven- geot eine Pllanzung besitzt, die nachweisbar im Jahre 1037 angelegt wurde Auf dieser Stelle wächst übrigens seit 2000 Jahren Wein. — Eine Riesentanne. Auf der grossen Herrschaft Munkats, nicht fern von dem Forsthause von Zsdeniowa, wird den Besuchern als Merkwürdig- keit eine Tanne gezeigt, welche in Brusthöhe einen Durchmesser von 7 Fuss hat, an der Wurzel noch mächtiger ist, und deren Höhe 38 Klafter war. Ein Blitzstrahl hat sie um 6 Klafter gekürzt; übrigens enthält jener Forst noch gar viele Tannenbänme, welche dieser an Höhe gleichkommen. — Im Canavesischen Gebiet (Piemont) bewunderte man ver- gangenen Herbst bei Prascorsano eine Traube, an der jede einzelne Beere mit 30 Centimeter langen Haarbüscheln bewachsen war. — Der grösste Banianenbaum. Im Dekhan ist ein berühmter Banianenbaum (Fieus indica), der grösste in Indien. Man denke sich einen Baun, der drei bis vier Morgen Laudes bedeckt. Es thun sich unter ihm zahllose Vistas auf, welche vollkommene Alleen bilden, und der Schalten ist so vollständig, dass man selbst um die Mittagszeit unbedeckten Hauptes unter ihm sitzen kann. Ein Duzend Pic-nic-Partien können sich in seine wal- digen Abgeschiedenheiten gleichzeitig zurückziehen, ohne dass die eine von der Anwesenheit der anderen etwas erfährt. Der Baum bildet in der That einen kleinen Wald für sich selbst. Die Eingebornen betrachten ihn als eine Gottheit, und man kann ihn leicht für einen Tempel halten, denn die tausend Schosse, die von allen Seiten emporwachsen, sehen aus wie Sänlenreihen, welche die gebogenen Aeste stülzen, und da und dort zeigen sich ollene Plätze, welche Capellen gleichen, während das büschelarlige Blätterwerk ein düsteres religiöses Licht über das Ganze verbreitet. (United Service Magazine). Inserat. Dieser Nummer liegt bei ein Verzeichnis verkäuflicher Pflanzensammlungen von R. F. Hohenacker, früher in Esslingen, jeizt in Kirchheim u. T. Kgr. Württemberg. Ann nn nn mn nn um m mn nn nn m nn m nn nn nn nn nn nn Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. — Druck von C. UVeberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Bi — Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. Mai 1859. IX. Jahrgang. >. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Menates. Men pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. CM. (3 Rthlr. 10 Ngr.) yansjahrig, oder mit 21. 30 kr. halbjährig, und swar für Eremplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von ©. Gerolds Sohn in Wien, so wie ir allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Pflanzen des alten Aegypten. Von Reiehardt. — Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — Botanische Wanderung um Bran- denburg. Von Hechel. — Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Correspon- denz. Von Münch, Sekera. — Personal-Notizen. — Vereine, Gesellschaften, An- stalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. Vebersicht der Pflanzen des alten Aegypten. Nach Vorträgen des Herrn Professor Dr. Franz Unger zusammengestellt von H. W. Reichardt. Hm verflossenen Winter-Semester hielt Herr Professor Unger einen Cyelus von Vorträgen über die Pflanzen des alten Aegypten. Es wurde in demselben eine Uebersicht aller jener Pflanzen gegeben, von denen sich theils aus Ueberresien, theils aus monumentalen Schil- derungen, theils aus dem Zeugnisse der alten Schriftsteller nach- weisen lässt, dass sie im alten Aegypten vorkamen. An diesen Kern reihte Herr Professor Unger mit gewohnter Meisterschaft lehr- reiche Schilderungen der elimatıschen, geographischen, geognostischen und eulturhistorischen Verhältnisse des in vielen Beziehungen einzig dastehenden Aegypten, und belebte diese wissenschaftlichen Excurse durch äusserst interessante Darstellungen eigener auf einer Reise nach Aegypten gemachter Erfahrungen. Wie vorauszusehen, erregten diese Vorträge in einem viel weiteren Kreise als jenem der academischen Hörer, das grüsste Interesse und versammelten emen bedeutenden Zuhörerkreis. Dass bei dieser allgemeinen Theilnahme für die Vorträge von mehreren Seiten der Wunsch ausgesprochen wurde, das in denselben gebotene reiche Materiale möchte sobald als möglich im Drucke erscheinen, und so allgemein zugänglich werden, ist natürlich. Da die Resultate Desterr. Botan, Zeitschrift 1359, 5. Heft, 14 146 der zu diesen Vorträgen gemachten umfassenden Studien von Herrn Professor Unger selbst erst nach längerer Zeit und dann vielleicht in veränderter Form publieirt werden dürften, so übernahm ich es mit Genehmigung des Hrn. Professors, einen Auszug über das Wichtigste aus diesen Vorlesungen zu verfassen und denselben in diesen Blättern zu publieiren. Herr Professor Unger war so freundlich, denselben sichtend durchzugehen ; dafür spreche ich ihm, meinem hochverehrten Lehrer, den innigsten Dank aus. Dass in diesem Auszuge nur das Botanische berücksichtiget werden konnte, die übrigen Daten aber, von so grossem Interesse sie auch sind, weggelassen "werden mussten, ist aus “ler Tendenz dieses Blattes, so wie aus dem beschränkten Raume leicht erklärlich. Die Quellen für das Studium der Pflanzen des alten Aegypten sind folgende: Den ersten und wichtigsten Behelf bilden alle jene Pflanzen, von denen sich einzelne Theile ‚wie Samen, Früchte, Zweige, Knollen u. s. w. in den Gräbern bei den Mumien vorfinden. Meist sind die betreffenden Theile sehr gut erhalten, was darin seinen Grund haben dürfte, dass dieselben zugleich mit den Mumien eingesargt, und so vor dem Einflusse der Luft und Feuchtigkeit geschützt wurden. Von solchen Pflanzenresten finden sich Sammlungen in allen grösseren ägyplischen Museen. Die bedeutendste derselben ist die Sammlung Passalaqua’s im Berliner Museum, deren botanischer von Kunth beschriebener Theil 22 Arten enthält. Eine weitere Quelle sind Arlelacte aus Pflanzentheilen, wie Kle;- dungsstücke, Papierstreifen, Schnitzereien aus Holz, Amuleite u. s.w. Eine dritte Quelle sind endlich die monumentalen Pflanzen, das heisst jene Pflanzen, von denen sich theils in den Seulpluren, theils in den Wandgemälden des alten Aegypten solche Abbildungen finden dass man aus denselben mit grösserer oder geringerer Wahrschein- lichkeit die betreffende Pflanze erkennen kann. Diese Abbildungen sind stets schematisch ; aber meist findet sich mit einem oft bewunde- rungswürdigen Tacte gerade das Wesentliche an ihnen hervorgehoben. Bei den Gemälden hilft oft die Farbe wesentlich bei der Beurtheilung, so dass man in einzelnen Fällen sogar Varietäten, wie z. B. blaue Weintrauben erkennen kann. Die letzte Quelle bilden endlich Zeugnisse von gleichzeitigen Schriftstellern. Von diesen ist vor allen Herodot zu erwähnen, der mit nicht genug hervorzubebender Genauigkeit einzelne merkwürdige Pflanzen so deutlich beschreibt, dass man dieselben noch jetzt er- kennen kann. Die übrigen Schriftsteller sind: Diodorus Siculus, Strabo, Ptolomaeus und Plinius. Gramineae. Unter den Gräsern sind vor Allen die Cerealien zu erwähnen. Die einzelnen Arten sind: Triticum vulgare Vill., Tr. turgidumL., Tr. Spelta L. und Hordeum hexastichon L., Secale cereale L. war den Aegypliern unbekannt. Von-allen obgenannten Arten finden sich 147 in den Gräbern zahlreiche Früchte. Dass dieselben wie Sternberg angibt, keimfähig wären, muss bezweifelt werden, denn Prof. Unger fand in allen untersuchten Samen den Embryo nicht mehr keim- fähig. In den monumentalen Darstellungen finden sich Abbildungen, welche alle wichtigen Momente im Getreidebaue vom Säen bis zur Erndte darstellen. Sie wurden mit grossem Fleisse von Wilkinson gesammelt. Dass der Ackerbau in Aegypten ein sehr verbreileler war, ist bekannt; war es ja die Kornkammer der alten Welt, war doch der ursprüngliche Name Aegyptens, Kem, das koplisch schwarz heisst, von der dunklen Farbe der Humusschichte des Nilthales entnommen. Sorghum vulgare Pers. Von dieser Pflanze finden sich sowohl Caryopsen als auch Stengelstücke in den Gräbern vor; eben so sind Inflorescenzen häufig abgebildet. Setaria italica P.B. Es findet sich eine Abbildung im Grabe Rhamses d. Gr. zu Medinet-Habu. Arundo Donaz L. findet sich in Medinet-Habu abgebildet, wo Rhamses auf einer Jagd dargestellt wird. Der zu den Rohrfedern verwendete Aaiauos gehörte wahrscheinlich zu dieser Art. Phragmites isiaca Rchb. Herr Professor Unger fand von dieser Pflanze zufällig ein Stück in Sakara (Saguara). Cyperaceae. Papyrus antigquorum W. In den Gräbern finden sich von dieser Pflanze zahlreiche Reste, theils von Schafltheilen, theils von Papier, an welchem sich noch die einzelnen Zellen mit ihren characterislischen Kryslallen erkennen lassen. In der Sammlung Pas- salaqua’s findet sich sogar eine ganze Inflorescenz, deren Blüthen so wohl erhalten sind, dass die einzelnen Schuppen untersucht werden konnten. Eine genaue Vergleichung dieser Pflanze mit der jelzt eul- tivirten lässt wohl keinen Zweifel über die Identität beider. Die Abbildungen dieser Pilanze sind sehr zahlreich; bald findet sie sich einzeln, bald wird sie für die Papierbereitung gesammelt u. s. w. Drei Inflorescenzen dieser Pflanze bilden endlich das Zeichen für Unter-Aegypten. Diese Pflanze war in doppelter Beziehung wichtig für das alte Aegypten. Erstlich wurde der kriechende amylumreiche Wurzelstock, wie wir aus Herodot ersehen, bald roh , bald geröstet genossen. Der Gebrauch dieser Pflanze als Nahrungsmiltel fällt gewiss in die allerälteste Periode Aegyptens, wo dasselbe noch mit den Cerealien unbekannt war; ihm ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, dass diese Pflanze von dem dankbaren Aegyptier zum Zeichen eines Theiles seines Landes gewählt wurde. Die zweite Art der Verwen- dung ist die Benutzung des Schafles dieser Pflanze zu Papier, von welcher Plinius eine deltaillirte Beschreibung gibt. Dass eine so wichlige Pflanze, welche in der alten Welt das einzige Materiale für die Bereitung des Papieres abgab, sehr verbreitet sein musste, ja wahrscheinlich im Grossen gebaut wurde, ist klar. Gegenwärlig fehlt diese Characlerpflanze in ganz Aegypten, und findet sich erstan den Ufern des Nil in den oberen Nilländern, wo sie ganze Auen bildet. EE*? 143 Cyperus esculentusL. In der Sammlung Passalaqua’s finden sich die knolligen Anschwellungen des Rhizoms. Liliaceae. Allium Cepalh., A. PorrumL., A sativum L. und A.ascalonicumL. Inden Wandge mälden finden sich Abbildungen, die ganz deutlich Zwiebe Igewächse darstellen. Auf welehe von den 4 angelührten Arten dieselben passen, konnte mit Sicherheit nicht ermiltell werden. Dass diese Pllanzen im Grossen gebaut wurden, geht aus Herodet hervor, der erzählt, dass beim Baue der Eheops- Pyramide für 1600 Talente Zwiebel, Knoblauch und Rettich verzehrt wurden; aus derselben Quelle erfahren wir auch, dass die Priester diese Pflanzen nicht geniessen durften. Asparagus offi einalis L. In den Wandgemälden finden sich bündelweise gebundene Sprosse einer Pllanze, die wahrscheinlich Spargel sein dürfte. Typhaceae. Auf einer in Acgypten geprägten Münze aus Hadrian’s Zeit findet sich in der Hand des Nilvoltes ein Halm von Typha. Palsmae. Phoenix dactyliferal.(Aegypt.P ek.) Von dieser Pflanze finden sich in der Passalaqua’schen Sammlung Früchte, und in den übrigen Museen Reste verschiedener Theile. Die Abbildungen sind sehr zahlreich. Die schönste derselben findet sieh in Beni-Hassan, wo an den Blättern der Dattelpalme, welehe mehrere Männer in feindlicher Absicht zu fällen suchen, die einzelnen Fiedern ausgeführt sind. Die anderen Zeichnungen sind mehr sehematisch. Die Dattelpalme musste im alten Aegypten sehr häufig gebaut worden sein, denn Pruksch zeigt in Seiner ausgezeichneten Geographie des alten Aegypten, dass sich für Aegypten in den Hieroglyphen der Name Pekbaumland findet. Bei dem Holzmangel in Aegypten wurde der Stamm dieser Pflanze als Holz, die Gefässbündel der Blätter zu Stricken verwendet. Jene Strieke, mit denen bei den Bauten der Pharaonen die allen Aegyptier die Quadern der Pyramiden aufeinander thürmten, wurden wahr- scheinlieh aus Palmblättern gedreht. Die Früchte waren ein beliebtes Gericht. Auch den Palmenkohl und den Palmenwein kannten die alten Aegyptier schon; denn nach Pruksch wurden Tribute in Pekwein gezahlt, und Herodot erwähnt, dass Palmenwein (olvog gowlzıwos) zum Auswaschen der Cadaver vor dem Einbalsamiren verwendet wurde. Cucifera thebaica Bel. Von dieser Palme finden sich Früchte in den Gräbern und in El-Amagna ist ein junger Stamm abgebildet. Hyphaene Argun Mart. Er dieser in Nubien vorkom- menden Palme fand Professor Unger in den Gräbern von Theben Früchte. Hieber gehören auch jene aus der Sammlung Pas- salaqua’s, welche Kunth für eine neue Art von Areca hielt, und 119 Areca Passalaguae nannte. Dieser Name ist somit ein Synonymum von Hyphaene Argun Mart. Coniferuae. Jetzt findet sich in Aegypten kein Nadelholz wild, und aller Walhırscheinlichkeitnach, kamen auch nie sJlort Coniferen ver. Kunth gibt an, dass in der Sammlung Passalaqua's sich Früchte vou Juni- perus phoenicea L. fänden, doch ist diess wegen der schweren Bestimmbarkeit derselben zweifelhaft. Professor Unger war so glücklich, unter den meist aus Sycomorenholz verferligten Gegen- ständen einen Sarg zu finden, der aus einem Nadelholze bestand. Die Art wurde noch nicht ermittelt. Da in Acgypten zur Zeit der Pharaonen gewiss keine Coniferen wuchsen, so musste dieses Holz aus einem benachbarten Lande, wahrscheinlich aus Syrien eingeführt worden sein. Moreue. Ficus Sycomorus L. (Aegyptisch Nehi.) Unstreitig ist die Sycomore der schönste Baum Aegyptens; sie lieferte das einzige zu grösseren Arbeiten brauchbare Holz. Daher finden sich in den Gräbern die zahlreichsten Reste dieser Pflanze, bald als Früchte, bald als Artefacte aus diesem Holze, wie Särge, Werkzeuge. u. Ss. w. vor. Die Abbildungen sind nicht minder zahlreich. Eine der schönsten findet sich in Beni-Hassan, wo Männer die Früchle eines Sycomoren- Baumes sammeln, während sich ein in den Zweigen silzender Cy- nocephalus ebenfalls an denselben labt. Jetzt ist die Sycomore in Aegypten sehr selten; früher war sie aber wahrscheinlich sehr ver- breitet und dürfte im Nilthale Auen gebildet haben, wie man aus dem Umstande schliessen kann, dass nach Pruksch Aegypten das Land des Nehibaumes genannt wurde. Ficus Carica L. Früchte finden sich in der Sammlung Pas- salaqua’s ; einzelne der als Sycomore gedeuteten Abbildungen können sich auf den Feigenbaum beziehen. Cannabineae. Cannabis sativa L. Reste oder Abbildungen des Hanfes finden sich nicht ; doch scheint ein Umstand dafür zu Sprechen, dass diese Pflanze den alten Aegyptliern bekannt war. Homer spricht näm- lich in der Odyssee von einem vnnevdtg paouanov, das den Kummer aus dem Herzen entferne und aus Aegypten komme. Eben so er- zählt Diodorus Siculus, dass die Frauen Aegyplens einen Trank aus Kräntern bräueten, der Schmerz und Kummer verscheuche. In der Regel wird dieses vnzevd:is pdguarov als Opium gedeutet. Wenn man aber bedenkt, wie allgemein jetzt im Oriente aus Cannabis be- reitele Narkotica als Kurus und Haschisch sind, so drängt sich un- willkürlich der Gedanke auf, dass dieses Mittel kein Opiat, sondern ein Präparat von Cannabis war, Compositae. Cynara Scolymus L. Es finden sich häufig Abbildungen, lie noch am besten auf die Köpfe dieser Pflanze zu passen scheinen. 150 Carthamus tinctorius L.Reste oder Abbildungen finden sich nicht, doch rührt die rothe Farbe der Mumien - Gewänder von Saflor her. Oleaceae. Olea europaea L. In der Sammlung Passalaqua’s finden sich Oliven. Cordiaceae. Cordia MyzaL. In der Passalaqua’schen Sammlung finden sich, so wie in der hiesigen Früchte, welche Kunth als Mimosops Elengi bestimmte. Ferner fand Herr Professor Unger auf einer Stelle im hiesigen Museum eine Abbildung, die höchst wahrscheinlich einen Blüthenstand dieser Pflanze vorstellt. Ebenaceae. Diospyros Lotus L. In der Sammlung Passalaqua’s finden sich Früchte. Ampelideae. , Vitis vinifera L. In den meisten Sammlungen finden sich theils ganze Weintrauben , theils einzelne Beeren. Ebenso sind die Abbildungen theils des ganzen Weinstockes, theils einzelner Trauben äusserst zahlreich. Die schönste Abbildung findet sich in Beni-Hassan. Man kann aus ihr zugleich entnehmen, dass der Wein- stock am Spaliere gezogen wurde. Die Trauben sind in der Regel gemalt, so dass man erfahren kann, dass meist die blauen Varıeläten gezogen wurden. Die auf den Weinbau bezüglichen Abbildungen, welche alle wichligen Momente desselben darstellen, wurden von Wilkinson gesammelt. Trauben finden sich meistens unter den Opfer- gaben, nnd Tänzerinnen sind mit Weintrauben bekränzt. Die alten Aegyplier wussten den Wein zu schätzen, denn den Gottheiten und Priestern wurde , wie Herodot berichtet, ofvog dus&Awos dargebracht. Ferner erzählt derselbe Autor, dass beim Bubastis-Feste mehr Wein aufgehe, als sonst im ganzen Jahre; ferner wurde beim Isis-Feste dem geopferten Stiere der Bauch mit Corinthen gefüllt. Von den Aegypliern geht endlich der Gebrauch, bei Tische Gesundheiten zu trinken, aus. Die alten Aegyptier kannten schon mehrere Weinsorten, so weissen und rothen, einen aus Unter-, einen aus Ober-Aegypten, einen Wein vom Mariolissee u. s. w. Papaveraceae. Papaver somniferum L. Da bei Cannabis gezeigt wurde, dass das vnzev&&g pdouezov wahrscheinlich aus Hanf bereitet wurde, so ist es zweifelhaft, ob diese Pflanze den alten Aegypliern bekannt war. Cruciferae. Raphanus sativus L. Es finden sich Abbildungen, die wahrscheinlich hieher zu beziehen sind. Ferner ist aus der bei Allium erwähnten Stelle Herodot’s ersichtlich, dass diese Pflanze ein 151 Hauptnahrungsmitlel der arbeitenden Classe des alten Acgypien bildete. Nymphaeaceae. Nymphaea Lotus L. (Aegypt. Rez und Chem s) Ueber- reste wurden noch nicht gefunden. Die Abbildungen dieser Pflanze sind zahllos. Auf jeder Tempelwand, auf jedem Säulen-Capitäle findet sich die heilige Lotosblume. Sie wird auf jeden Opfertisch gelegt, der Opfernde "hält sie bald einzeln, bald in Sträussen, bald an einen Stab gefädelt in der Hand. Götter wiegen sich auf Lotosblumen, Isis hat einen Kranz von Lotoskapseln auf dem Haupte. Drei Lotosblumen bilden endlich in den Hieroglyphen das Zeichen für Ober-Aegypten. Jetzt findet sich diese Character-Pflanze in Ober-Aegypten gar nicht mehr, und kommt nur in Unter-Aegypten spärlich und nach Dr. Kotschy häufig am obern Nil von Chartum an vor. Der Lotos war ursprünglich wie der Papyrus vor der Einführung des Getreides eine Nahrungspflanze, denn Herodot erzählt, dass sowohl die Samen zu Brot gebacken, als auch die Wurzelstöcke geröslet wurden. Zu dieser Zeit wurde diese Pllanze wahrscheinlich auch als Zeichen für Ober- Aegypten angenommen. Späler drängten die Cerealien diese Pflanze in den Hintergrund, aber dankbar blieb der Aegyplier jener Pflanze, die ihn in der ersten Zeit genährt hatte und verherrlichte sie in seinem religiösen Cultus. Wer kann die grosse Analogie zwischen der Lotos- pflanze und der Papyrusstaude verkennen! Beide waren die ersten einheimischen Nahrungspflanzen; dem gemäss bezeichnete jede einen Theil Aegyptens und wurde in der Mythologie verehrt. Jetzt findet sich weder die eine noch die andere in jenem Tiieile Aegyptens, der nach ihr benannt wurde. Bei dem ungeheuren Verbrauche dieser Pflanze musste dieselbe sehr verbreitet in Aegypten sein; wahr- scheinlich wurde sie auch eultivirt; wenigstens findet man noch bei einzelnen Tempeln nächst Theben grossartige künstliche Teiche, welche zur Cultur dieser Pflanze gedient haben mögen. Nymphaea coeruleaSavign. Auf den Denkmälern finden sich neben der Lotosblüthe auch noch ihr sehr ähnliche, aber von blauer Farbe. Diese stellen wahrscheinlich die letztere Art vor. Nelusnmhboneae. Nelumbium speciosum W. Von dieser Pflanze finden sich weder Reste noch Abbildungen; doch beweist eine Stelle He- rodot's, dass diese Pflanze schon zu seiner Zeit in Aegypten vorkam. Nachdem derselbe nämlich von der ' Lotosblume gesprochen, sagt er: „Auch haben sie andere eaneliche Lilien, die im Wasser wachsen, von denen die Früchte einem Wespenneste ähnlich sind ; in diesen stecken essbare Kerne, so gross wie ein Olivenkern, welche frisch und gedörrt gegessen werden.« Wer je die rosenrotheu Blüthen, so wie die eigenthümlichen Früchte von Nelumbium sah, wird nicht anstehen, in dieser meisterhaften Schilderung die Pflanze wieder zu erkennen. Ob Nelumbium wild in Aegypten vorkam, oder aus Indien dorthin gebracht wurde, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Doch scheint das Erstere wahrscheinlicher, wenn man bedenkt, dass diese Pflanze aueh am Ausflusse der Wolga vorkommt, zwar wurde die letztere Pflanze von Fischer als eine neue Art aufgestellt (N caspi- cum Fisch.), aber die Unterschiede sind so unbedeutend, dass schon De Candolle sie im Prodromus (I. p. 114.) zu N. speciosum W. zog. Wie die Lotosblume und der Papyrus verschwand auch diese Pflanze in Folge der Cultur aus Aegypten. Cucurbitaceae. Citrullus vulgaris Schrad.,, Cucumis Melo|L,., Cucumis Chate L, Cueurbita Pepo L, Lagenaria eulgaris Ser. und Momordica BalsaminaL. Es finden sich Abbildungen, welche auf diese Arten zu passen scheinen. Malvaceae. Hibiscus esculentus L. Rosselini glaubt, diese Pflanze in einigen Abbildungen zu erkennen, was aber zweifelhaft ist. Gossypium herbaceum L. Die Aegyptier kannten Baum- wolle nicht, Wie Rosselini darauf kam, dass sie bekannt gewesen sei, wird bei Linum gezeigt werden. Tamariscineae. Tamarix africana Desf. Ueberreste finden sieh eben so wenig, wie Abbildungen. Herodot erzählt aber, dass die Schiffer auf dem Nil, um Untiefen zu vermeiden, vor dem grossen Fahr- zeuge ein kleines Floss aus dem sehr leichten Holze von Tamarisken einherschwimmen liessen, welches leieht der Strömung folgend, das beste Fahrwasser zeigte. Diese Pllanze kam also gewiss schon zu Herodot’s Zeit in Aegylen vor. ®lacineue. Balanites aegyptiaca Del. In der Sammlung Passa- laqua’s finden sich Früchte dieses Baumes. Herr Professor Unger fand ebenfalls in den Gräbern von Theben Früchte, die er vorzeigle. Er war der Lebensbaum der alten Aegyplier, auf seinen Blättern waren die Lebensjahre der Pharaonen aufgezeichnet, mit ihm war Hator, die Göltin der Liebe, auf das Innigste verwachsen. Die Abbildungen sind sehr zahlreich und manchmal wahrhaft po&lisch aufgefasst. Nach Diodorus Sieulus sollen die ersten Ansiedler den Lebensbaum aus Aethiopien mitgebracht haben. Euphorbiaceae. a Ricinus communis L. Früchte finden sich im hiesigen Museum, in der Sammlung Passalaqua’s Samen. Linmneae. Linum usitatissimum L. (Aegypt. Hına oder Mahi.) Alle Ueberreste von Kleidern, alle Binden, mit denen die Mumien 158 umwickelt waren, bestehen aus Leinwand. Herodot nennt die Mumien- binden ßÜocos. Aus dieser Benennung nun suchte Rosselini durch vergleiehende philologische Studien nachzuweisen, dass die alten Aegyplier Baumwolle gekannt, und aus ihr die Gewebe verferligt hälten. Thomson zeigte aber durch das Mikroscop , dass sämmtliche Gewebe der alten Aegyplier aus Leinfasern beständen. Prof, Unger kann diese Angabe nur bestätigen. Rosselini’s Ansicht ist somit ganz unrichlig. Abbildungen dieser Pfanze und ihrer Cultur finden sich in Beni-Hassan. Die Aegyplier hielten Leinwand für den edelsten Stoff; nur sie durften die Priester ragen, sie allein war würdig, die Todten einzuhüllen. Dass ehmals vie! Flachs in Aegypten gebaut wurde, ist aus dem Gesagten ersichtlich; woher die Eeyptier diese Pflanze kennen lernten, liess sich nieht ermitteln. Jetzt wird in Aegypten kein Lein mehr gebaut, und die jetzigen Bewohner tragen nur Stoffe aus Baum- und Schafwolle. Myrtaceae. Punica Granatum L. In der Passalaqua’schen Sammlung findet sich eine Frucht. Abbildungen der ganzen Pflanze sowohl, so wie des Granatäpfels allein, finden sich in den Königsgräbern, Ob auch NHyrtus communis L. den alten Aegyptiern bekannt war, ist zweifelhaft, da die Abbildungen von Kränzen dieser Pflanze in Phyle einer zu späten Zeit angehören Papilionaceae. Vicia FabaLl., Lupinus TermisForsk undErvum Lens L. Diese Pfianzen wurden wahrscheinlich gebaut, ohne dass ‚sich mit Sicherheit Reste oder Abbildungen nachweisen liessen. Indigofera tinctoria L. Reste oder Abbildungen finden sich nicht ; wie jedoch Thompson nachwies, rührt die blaue Farbe, mit welcher die Stoffe gefärbt wurden, von dieser Pflanze her. Die Indigopflanze muss somit den Aegyptiern bekannt gewesen sein. Ceratonia Siliqua L. Dr. Kotschy brachte ein Stäbchen mit, das er bei einer Mumie im Sarge gefunden hatte. Prof. Unger untersuchle dasselbe und fand, dass es aus einem Schösslinge dieser Pflanze bestand. Von der Hülse finden sich Abbildungen. Miznoseae. Mimosa nilotica Del. Ueberreste oder Abbildungen von dieser Pflanze finden sich nicht. Herodot jedoch, der diese Pflanze wegen der grossen Stacheln &#«v$os nennt, gibt an, dass das Holz dieser Pflanze, das härteste der ägy plischen Hölzer, zu Fahrzeugen verwendet wurde. Wien, den 16. März 1859, 1 2 Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen, nebst Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten. Von Dr. Ferd. Schur. II. 18. Calamagrostis lanceolataRoth tent. 1. 34. a. pallida umbrosa. — Panicula pallide-viride, abbre- viata, nutante, laxiuscula. Calvis gracili 2-pedal. Foliüs mollibus longissimis. Palea submutica pilis vix breviore. — An species ? — Syn. Calamagrostis Gaudeniana Rchb. fl. exc. p. 27 — Icon. Xl. fig. 1450. — Auf schattigem Waldboden am Götzenberg von Michelsberg auf- wärts. Juli. b. fusco-rubra. — Panicula fusco-rubra ramosissima ampla erecta. Culmo rigidiore et altiore3—4 ped. Foliüs angustio- ribus brevioribusque, scaberrimis. Palea arista apieularis brevissima enstructa. Pilis palea multo superante valvis evidentius trinervibus brevioribus. Syn. Calamagrostis ramosa Host. gram. t. 44.Rchb, fl. exc. et icon. fig. 1448. — Bmg. en. Stirp. III. No. 1984. Auf sumpfigem moorigen Waldboden an Flussufern bis in die Tannenregion z. B. am Bullafluss. Juli. Elevat. 4500 — 5000°. —Subst. Glimmerschiefer. — 19. Calamagrostis laxa Host. gram. t. 43. Syn. ©. litorea DC. fl. fr. 5. p. 255. C. glauca M.Bieb. fl.taur. 1. p. 457 Il. p. 88. C. laxa Rehb. Icon. XI. fig, 1450. a. transsilvanica. — Arundinacea Rhisomate repente. Culmo rigido dJ—6 pedal. alto, supra medium foliato. Foliis glaucis latis glabriusculis 4-6 lin. latis. Panicula ampliata 8-12 poll. longa, ramosissima nutante atrofusca. Valvis lanceolatis longe acuminaltis apicem versus scabris uninervüs, pilis aequantibus. Palea inferiori sub apice bifido-crenulata aristata, arista paleam dimidio aequante, scabra. Palea pilis '/s breviore. — Syn. Calamagrostis trans- silvanica Schur. Auf feuchtem sandigen Boden an Flüssen zwischen Weiden- gebüsch z. B. am Zibin bei Hermannstadt, am Altfluss bei Talmatsch, Juli— August. Elevat. 1000°. — 20. Calamagrostis Epigeios Roth tent. 1. p. 3%. Bmg. en. Ill. No. 19882. Var. pallido-glauca. — Syn. C. glauca Rchb. icon. XI. f. 1451. Oberhalb der Weinberge bei Hammersdorf, auf der Pojana bei Kronstadt auf Kalksubstrat — an Flussufern z. B. bei Neppendorf. Juli August. Elevat. bis 3000’. 155 21. Calamagrostis Halleriana DC. fl. fr. 5. p. 256. — Syn. (©. varia llost. gram. t. 47. et Bmg. en. Ill. p. 210, No. 1933. — Rchb. icon. XI. f. 1444—1445—1446 — (. pseudo- phragmites Bmg. en. III. 1985 (?). — C.litorea Rchb. fl. exe. p. 27, (aon DC.) Icon. germ. XI. fig. 1449. Nach der Diagnose und den Synonymen — C. varia Host oder Halleriana DC. hat seine Granen nicht an der Spitze, sondern unterhalb der Mitte der Palea sitzen, so dass Rchb. eine ganz andere Pflanze als ©. litorea DC. beschrieben hat. Am Fuss der Gebirge an den Gebirgsflüssen z. B, im Idomiti- thal am Butseis, am Zibinfluss bei Hermannstadt, Juli August. Elev. 1200—5000°. Substrat. Alluvium, auf Kalk. 22. CalamagrostismontanaHost gram.t. 46.Rchb. fl. exc. p. 26. — Icon. X1. fig. 1443. Insignis : Paleis subaequan- tibus obtusis, apice crenalis, palea inferiori infra medium arista dorsali geniculata instructa. Folüs 3 lin. latis. — Auf Voralpen z. B. in den Fogaraser Gebirgen. Dr. Kayser. Aug. 1833. 23. Calamagrostis acutiflora DC. . fr. 5. p. 255. — Rehb. fl.exc. p. 26. — Icon. fl. germ. XI. f. 1442. — Insienis: Panicula ramosissima ramis longioribus subnutante. Paleis subae- quantibus, acutis, apice bifidis; palea inferiori prominente nervosa, dorso infra medium aristata, arista geniculata. — Pilis paleam subaequantibus. -— Folüs 6 lin. latis longissimis. Auf Kalkgebirgen auf dem Schuler bei Kronstadt. 4500‘. Elev. Juli. —- 24. Calamagrostis sylvatica DC. fl. fr. 5, p. 253. — Rehb. icon. XL. f. 1441. a. pallida gracillima. — Panicula albo-viridi laxius- cula nulante. In schattigen Bergwaldungen z. B. in den Arpaser Gebirgen. Juli. Elevat. 4000°. — Substr. Glimmerschiefer. b.turfosa. — Elata stricta. Panicula contracta, 6 poll. flavida. Culmo 3—5 ped. Folis novellis angustissimis Ya lin. latis 12 poll. longis glaucescentibus. — Aris longe exseria. Auf Torfwiesen z. B. am Büdös, am Fusse der Arpaser Gebirge. August. — c. alpestris. — Panicula densiflora contracta subnutante. Spiculis coloratis, purpureo-violaceo variegatis. Arista longe exserta. Auf Alpentriften. Juli August. Elevat. 6000. — Substr. Glim- merschieler. Auf dem Königstein auf Kalksubstrat. d. abietina.— Panicula elongata, contracta, pallide flava. Arista exserta. — Pilis valvis brevioribus. — Foliis viridibus lon- gissimis, glaberrimis. Culmo stricto, 3—4 ped. — Rhizomate cae- spitoso et repente, interdum praemorso. — Panicula subanthesi pyramidaliter explieata. — Syn. Calamagrostis abietina Schur. an C. pyramidalis H ost. gram. t. 49. et Rehb. icon. XI. £. 1441. C. sylvalica Bme. en. Ill. No. 1988. 156 Häufig in der Tannenregion, längs des ganzen Gebirgszuges. Juli-—Sept. Elevat. bis 5000°. — Subst. Glimmerschiefer , auch sel- tener Kalk z. B. auf dem Butsels. e. rariflora, alpina. — Gracillima, 12 poll. alta,. Rhi- zomate fibroso Culmis adscendentibus. Folis longissimis latiusculis 2 lin. latis intense viridibus, glabris. Vaginis folio dimidio breviore ore ptlosis. — Ligula produeta ciliata Panicula rariflora laxa erecta angusta 3 poll. longa, basi folio paniculam superante invo- luta. Spieulis oblongis albo-viridibus. — Valvis lanceolatis, carina versus apicem scabris. — Flosalo lanceolato. Palea inferiore supra basin arista recta instructa. Arista paleam valvasgque duplo supe- rante. Pilis flosculo sexies brevioribus. — Syn. Calamagrostis rari- flora Schur.n. sp. Auf den schattigen Triften der Hochalpen z. B. auf dem Vurtop in den Arpaser Alpen. Juli. Elevat. 6500°. — Substr. Glimmerschiefer. 25. Phragmites communis Trin fund. p. 134, a. untflora. Syn. Arundo Phragmitis $. uniflora DC. fl. fr. #. 263. — Arundo Pseydophragmitis Lej. spa. — Calamagrostis. ni- gricans. Merat. b.valde repens. — Culmo 18 ped. decumbente in nodis radicante. Syn. Phragmites communis b. repens. Meyer chlor. hannov. c. humilis, collina testaceo-flava. — Culmo erecto 2—3 ped. basi vaginis aphyllis coriaceis instructo usque ad apicem foliato. — Folüs oblongo-linearibus, 3—6 poll. 6 lin. latis, viridi- glaucis, glabris, arrectis. Panicula oblonga, S—6 poll. testacea vel flavida. Spiculis 8-floris. — Syn. Arundo isiaca Sieber. Arundo Plini Meyer et Braun. Auf sandigen Hügeln bei Klausenburg,, bei Baumgarten bei Hermannstadt. August. Elevat. 1500’. — ; 26. Sesleriaceen. Die siebenbürgischen Gattungen und Arten habe ich beschrieben in einer kleinen Monographie, in den Verhandlungen und Mitthei- lungen des zoologisch-botanischen Vereines zu Wien 1856. I. Quartal- heft p. 190. Ich habe dort erwähnt, dass Baumgarten in seiner En. Stirp. II. p. 227—228 nur Sesleria caerulea und 8. disticha Pers. an- geführt hat, und aus seinem Herbar. Transsilv. nicht mit Bestimmt- heit nachzuweisen ist, welche von den von mir aufgestellten Arten mit seiner S. caerulea identisch sein könnte. In der vorliegenden Arbeit beschränke ich mich, die von mir entdeckten Arten nebst den Varieläten nur namhaft zu machen, und im Uebrigen auf die obige Schrift zu verweisen. Oreochloa Lk. Oreochloa disticha Lk. Syn. Sesleria disticha Pers. syn. 1. 72. . 157 Sesleria Lk. A. Sesleria caeruleä Ard.sp. pl. 1. p. 106. -— a. stra- minea, — b. autumnalis latifolia. — ce. elongata rigidiuscula. — d. sylvatica, gracillima. B. Sesleria rigida Heuff. Flora 1833. p. 366. — a. ge- nuina. — b. Sesleria Bielzü Sch ur. — ce. Sesleria permixta Schur. — d. capitata Schur. C. Sesleria Heufleriana Schur. — a. elongata. — b. polydactyla. — ce. digitata. D. Sesleriatranssilvanica Schur. E. Sesleria Haynaldiana Schur. — a. depauperata alpına. — b. praecox montana cum forma degitata et conglomerata. — c. rigidiuscula. — d. interrupta: — e. leucantha. — f. Pseudo-rigida Can spec.?) — 8. filiformis alpina. Syn. S. filifolia Griseb. — S. tenuifolia Schur. Bei dieser Varietät muss ich die Bemerkung wiederholen, dass nach den mir von Heuffel mitgelheilten Exemplaren, welche als Sesleria tenufolia Schrad. var. filifoia bezeichnet waren, mit meiner Pflanze nicht identisch , sondern eine wahre Sesleria tenui- folia mit feinen Blättern ist. Heuffelhat auf Grisebach’s Mit- theilung (Wiegm. Arch. 3852 p. 361) gestützt in seiner Enum. plant. banat. 1858 p- 192. seine Pflanze mit "der meinigen identifieirt, was ich aber nach den vorliegenden Exemplaren als einen Irrihum be- zeichnen muss, welcher aber weniger auf Heuffel's als auf Gri- sebach'’s Seile zu stehen kommt. Man sollte wohl meinen, dass jeder Autor seine Pflanze am besten kennen sollte, allein im vor- liegenden Fall stossen wir auf einen Widerspruch, denn Heuffel hat die Diagnose nicht nach seiner Pfianze, sondern nach Grise- bach’s Mittheilung entworfen. Eines wäre in diesem Falle nur möglich, dass im Banat Sesleria tenuifelia Schrad. mit der var, fiifolia und die S. flifokia Griseb. vorkämen, aber nicht genügend unterschieden wären, und wir haben hier ein Beispiel, wie auf un- genaue Anschauung gestützt, Pflanzenarten gebildet und aufgehoben werden können. — 27, Die Gattung Koveleria Pers In dem österreichischen betanischen Wochenblalte von Dr. Skofitz Wien 1857 No. 383—39—40 habe ich die von mir in der Flora von Siebenbürgen aufgefundenen bekannten und neuen Arten dieser Gallung nebst ihren Formen und Varietäten bekannt gegeben, und um Wiederholungen zu vermeiden, muss ich den geneigten Leser auf diese Zeitschrift zurückweisen, wo eine kurze Be eschreibung dieser Arten vorliegt. Um jedoch den Zusammenhang der vorliegenden Ar- beit nicht zu stören, will ich die in der genannten Zeitschrift bekannt gegebenen Koelerien hier namentlich anführen, mit Hinzufügung einiger späterer Erfahrungen. — Die Gattung Koeleria Pers. wird in den meisten Florengebieten nur durch wenige Arten repräsentirt, und Baumg. En. Stirp. IT. p. 220 fünıt nun Koeleria eristata ohne irgend eine > Var. für Sieben- 158 bürgen an. — Allein schon in meinem Sertum fl. Transs. 1853 p. 84 führte ich drei Arten an, und spälere Beobachtungen haben mich veranlasst, diese Anzahl bis auf 8 Arten zu vermehren, unter denen einige sehr ausgezeichnet sind, und nicht nur für die Flora von Siebenbürgen, sondern auch für die Gesammtflora des öslerreichi- schen Gebietes einen Zuwachs der Koelerien bilden. Ich darf zwar nicht in Abrede stellen, dass eine oder die andere von meinen Koe- lerien noch in andern Floren vorkommen, und unter den von Steu- delin dessen Gram. aufgeführten 37 Arten untergebracht werden kann, da es fast zu den Unmöglichkeiten gehört, alle beschriebenen Arten und Formen zu Gesichte zu bekommen, allein nach aus den mir zu Gebote geslandenen Herbarien, Abbildungen und literarischen Hilfsmitteln genommener Ansicht, wähnte ich mich berechtigt, mehrere siebenbürgische Koelerien für neue und gute Arten zu betrachten. Die "siebenbürgischen Arten von Koeleria gehören sämmtlich zum Typus von K. cristata, oder zur Gallung Air ochloa Lk. .„ Jedoch finden wir bei den meisten die Tendenz zur Grannenbildung deutlich ausgesprochen. Von jenen Arten, welche zu Koeleria Lk. gehören, hat Siebenbürgen keine Repräsentanten zu nennen. Folgendes sind die Arten von Koeleria, welche in der oben genannten Schrift von mir aufgeführt worden sind: A. Koeleria cristata Pers. syn. 1. p. 9. a. repens. b. colorata gracillima. ec. erubescens arenosa. — Rhizomate fibroso caespitoso. Culmo 10—15 poll. rigido "/ foliato. — Folis caeseo - viridibus ulrinque pilosis culmo quadruplo brevioribus planis. Panicula lobato erubescente, 3 poll. longa sub anthesi pyramidata. Spieulis sub- triflexis valvis acuminatis, flores attingentibus, nee superantibus. Auf sandigem Boden in der Mezöseg. Juli. — Elev. circa 1500. d.rupestris gracilis. — Rhizomate fibroso et repente. Culmo gracili basi curvato, 12 poll, alto, ad medium foliato. — Folüs complicatis sapellaceis, griseo-viridibus, pilosis; vaginis gla- bris. — Panicula abbreviata 2-—3 poll. erecto rariflora. — Spieulis variegalis, nigro-violaceis trifloris. — Valvis floribus brevioribus. Syn. K. eristata var. a Schur sertum. p. 84. Auf Kalkfelsen in der Hassadek. Juli. — In der Hügelregion eirc. 1500° Elevat. e, alpina humilis. — Rhizomate fibroso. Culmo 6—9 poll. Panicula 1—1°/ poll. , remota ramosa albo-viridi. — In der alpinischen Region auf dem Surul bei den Marmor- blöcken. — 6000'. — Sept. f. pilosissima, calceriola, nigricans. — Rhizomate fibroso, caespitoso. Culmo erecto 12 poll. ad apicem foliato. Foliüs planis novellis complicatis. Panicula subspiciformi basi apiceque altenuata medio crassiori, 3 poll. longa 6 lin. inmedio lata. — Valvis uam flores brevioribus, carina scabra, acuminata. — Folüs, va- 159 yinis, culmo, ramis paniculae spieulisque pilloso-villosis. —- Panieula magis minusve nigro lincta, basi folio supremo involuta. — Auf Kalkfelsen am Kapellenberg bei Kronstadt. — Juni. — Elevat. 2000—3000'. g. caesia polyantha micrantha. h. sylvatica elatior macrantha. — Koeleria silva- tica Schur. herb. Transsilv. In schattigen Laubwaldungen, am Rande der Wiesen zwischen» Gesträuch. — Juli August. Elevat. 2000 —- Substr. vorzüglich Kalk häufig gegenüber des Kapellenberges bei Kronstadt. i. vivipara forma luxuriosa. — k. flacescensturfosa. B. Koeleria albescens DC. monsp. 117. Diese vermeintliche Art wurde in der frühern Bearbeitung der Koelerien unter der Var. erubescens eingeschaltet, da aber spälere Untersuchungen mir die Verschiedenheit dieser Pflanze von der Koe- leria eristata darlhaten, so muss ich diese hier nachtragen Sie steht der K. eristata var. erubescens sehr nahe, und ist durch die blaugrünen etwas breiteren und mehr glatten, kahlen Blätter zu unterscheiden. Auf dem Kalkfelsen Ketskekö bei Karlsburg. Juli, 1853. — C. Koeleriainterrupta Schur. — Oesterreichisches hotan. Wochenbl. 1856. p. 306. Syn. K. cristata var, interrupta Schur. Sertum fl. Transsilv. p. 84. No. 3104. D. Koeleria transsilvanica Schur. — Oeslerr. bot. Wochenbl. 1856. p- 313. a, alpina, basi bulbiformi incrassata. b. alpestris, basi non bulbiformi incrassata paniculaque spieulorum ditior. E. Koeleria Pseudo-glauca Schur. — Oesterr. bot. Wochenbl. 1856. p. 305. Syn. K. cristata var. h. Sehur, I. c. Spätere Untersuchungen haben mir dargelhan, dass diese Pllanze nicht zu K. cristata gezogen werden kann, sondern ein vermit- telndes Glied zwischen Koeleria albescens und dactyloides oder K. glauca darstellt. F. Koeleria Fenzliana Schur.— Oesterr. bot. Wehbl. 1856. p. 314. G. Koeleria glauca DC. hort. monsp. 116. — a. scabri- folia = K. intermedia Fries. — b. laevifolia = K. glauca Auct. H. Koeleria Rochelii Schur. — Syn. Aira cristata var. dactiloides Rochel. Koeleria dactyloides (Rcehb. non Spr.). Da wir schon eine Koeleria dactyloides Spr. syst. 1. p. 332. No. 5. besitzen, und K. dactyloides Rehb. meist mit K. glauca idenlificirt wird ; so habe ich nun zugleich dem Andenken des ver- dienstvollen Botanikers Rochel, welcher diese Pflanze zuerst plant. banat. tab. 1, f. 3. unterschied, gewidmet. l. Koeleria bivestita Schur. — Rhizomate fibroso. Culmo gracillimo basi bulbiformi inerassalo erecto, medio tenue geni- 160 culato, supra medium folialo. — Folis culmeis 2 minimis 4 lin. longis,, prolum novellium rigidis setaceo complicatis recurvatis, omnibus glaueis, utrinque hirsutis, margine pilis albis longissimis nutalis. — Panieula 1 poll. longa, spieiformi condensata. — Spi- culis 2=-floris. Valvis inaequalibus acutis quam flores brevioribus glabris. Palea inferiori acuta. Vaginis emercidis in fila recta so- lutis. Gramen 9 poll. Culmo medio uninudo. Foläis 2., vagina folü supremi glabra, ore piloso, folium sexüs superunte foliü infimi folium suum ter superante et pilosa. Von dieser niedlichen Koeleria kenne ich nur ein einzelnes Exemplar, unicum, welches ich in einem alten von Herrn Apotheker Hornung herstammenden Herbarium vorfand, das aus der Umgegend von Kronstadt herstammen und: von einem Herrn Rilter gesam- melt sein soll. Mir scheint diese Koeleria eine Hochalpen-Pflanze zu sein, da sie den Habitus der alpinischen Formen von Koeleria cri- stata besitzt, von dieser aber sowohl durch den Habitus, durch die Färbung (glaucescens), durch die oben angeführte Bekleidung (bivestita) und durch die in sehr feine geschlängelte Fasern sich lösenden welkenden Blattscheiden ausgezeichnet ist. — Sie ist auf jeden Fall der Koeleria valesiaca G au .d. sehr nahe verwandt, allein die Bekleidung, die Form der Blätter und die angeschwollene Basis des Halıns, elwa wie bei Poa balbosa und coneinna, so wie die kleine schmächtige Statur der Pflanze unterscheidet diese hinreichend von der mir vorliegenden Koeleria valesiaca aus der Schweiz. — Viel- leicht ist diese Pflanze mit Koeleria tuberosa Pers. identisch, und in diesem Falle würde diese kein Syn. von K. valesiaca Gaud., sondern eine gute Art bilden. — Ich empfehle diese Pflanze der ferneren Beobachtung und vor- züglich den siebenbürger Botanikern, welche in der Gegend von Kronstadt botanisiren. Wien, im Februar 1859. Eine botanische Wanderung in der Mark Brandenburg. Von W. Hechel. Es ergreift uns oft namenlose Sehnsucht und Entzücken, wenn wir, die wir in der wegen ihres Sandes übel berichligien Mark Bran- denburg heimisch sind, von der Besteigung pflanzenreicher Alpenberge in diesen Blälteru lesen, wenn wir kundige Forscher im Geiste dahin begleiten dürfen, wo die Freiheit auf den Bergen !hront, und von woher die Wässer rinnen, mit denen die Natur alle tiefer liegenden Ebenen und auch unsere sandige Mark segnet. Daun preisen wir wohl im trauten Zwiegespräch die Botaniker glücklich, denen es vergünnt ist, eine von der heimischen durchaus verschiedene Flora anzuschauen, und beneiden sie fast um die Genüsse, welche unser 161 Himmel uns durchaus versagt hat. Und doch — sollten wir uns wohl be- klagen dürfen, wenn wir im Beginn des Lenzes unsere Fluren durch- wandern? Die lachenden Wiesen, die sonnigen Hügel, die Wege, die sich vorbei an goldenen Weizenfeldern ziehen? Auch in unseren schattigen Laubwäldern am Rande der silbernen Flüsse, ja selbst in den Tiefen unserer Seeen knospet so manches Blümchen, spriesst so manches Hälmchen, das unser volles Interesse in Anspruch nehmen darf, gleich dem kleinen Alpenblümchen mit heller strahlender Blüthe. Darum ist auch uns die Heimat lieb und werlh, und manches stille Plätzchen kennen wir und besuchen es gern, es dünkt uns ein bota nisches Gärtchen zu sein, und wir pflücken der Blumen so lange, bis einst auch die Alles erfüllende Garten- und Acker - Cultur unseres Herzens heimliche Freude vernichtet haben wird. Denn schon liegen solche Punkte nur fern von den Städten, und so erfreulich sonst uns auch die Emsigkeit und Betriebsamkeit der Grundbesitzer erscheint, so müssen wir doch alle Jahr von Neuem mit Bedauern erfahren, dass das eigentliche Reich der stillen Göttin, örtlich betrachtet, sich immer weiter von uns zurückzieht. Doch ich weile zu lange bei allgemeiner Betrachtung, ich wollte einen Tag beschreiben, der von uns ausgefüllt wurde mit einer kleinen botanischen Wanderung in märkischem Lande. Der den Lesern der österr. bot. Zeitschrift wohlbekannte Herr Oekonomie-Commissions- Rath Schramm halte mich zu einer Fahrt mit der Eisenbahn nach Gross- Kreuz aufgefordert. Wir wollten von da ab die Dörfer Schmergow an der Havel und Deetz, so wie den Eisku- thenberg bei Gross-Kreuz besuchen. Es war an einem schönen Herbstlage, Senntag den 5. September v. J,, als die Partie zu Stande kam. Zwar drohte der Himmel mit Regen, auch ein Ge- witter überraschte uns, aber zu einer Stunde, da wir glücklicher Weise uns gerade in Sicherheit befanden. Schmerzow, das erst- genannte Dorf war in einer gulen Stunde, nachdem wir die Eisen- bahn verlassen, erreicht. Die Gegend bis dahin ist öde und traurig, auf den Stoppelfeldern rechts und links fanden wir nichts, das des Mitnehmens werlh gewesen wäre. Unweit Schmerzow , bespühlt von den Wellen der Havel, liegt ein mässiger, zum Theil mit Fichten bedeckter Hügel von einiger Ausdehnung. Es ist der Trebel- berg, den wir zuerst bestiegen. Da die Jahreszeit schon so weit vorgerückt war, durften wir kaum auf einige Ausbeute hoffen, übri- gens war er uns durch eine frühere Excursion schon bekannt und wir wollten diesmal nur bei uns feststellen, ob es wahr sei, was wir erfahren , dass Lynosiris vulgaris Cass. und Sesseli coloratum Ehrh. daselbst vorkämen. Es verging eine lange Zeit des Suchens. Wir trennten uns, um kein Plätzchen unberührt zu lassen, aber weder die eine noch die andere Pflanze ward aufgefunden. Beides wäre eine Bereicherung der Flora von Brandenburg gewesen, von der uns das Büchlein meines geschätzten botanischen Freundes, des Herrn Schramm eine anschauliche Uebersicht gewährt. Doch wir sollten wenigstens eine dieser Pflanzen, wenngleich von einem anderen Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 5. Heft 12 162 Standpunkte her, noch ım Laufe des Tages auffinden, Inzwischen begnügle ich mich, folgende Pflanzen, als dem Trebelberge ange- hörig, aulzuzeichnen: Stipa capillata L. in Frucht, Solidago Virgaurea L. aufeinem Abhange, der von Schafen oft abgeweidet wird, daher, obschon blühend, doch in sehr kleinen Exemplaren. Campanula glomerata L. ebendaselbst. Apargia hispida W. häufig, Veronica spieata L. und polita Fr., erstere unter Fichten, letztere auf den angrenzenden lehmhaltigen Aeckern, auf denen ich früher schon bei einem anderen Besuche Melampyrum arvense L. unter dem Weizen als zweiter Standort für unsere Flora entdeckt halte. Im Sande ferner Cory- nephorus caneseens P.B., Verbascum thapsiforme Schr. Spiraea Filipendula L., letztere mager und klein auf grasigem Abhange. Die Hypochaeris mueulata L. fanden wir nieht wieder auf, H. glabraL, dagegen sland überall Asperula eynanchica L., Sedum reflexum L., Silene Otites Sm., Calamintha Aeinos Clairv. Pimpinella Saxi- fraga L., Centaurea Jacea L. waren sämmtlich häufig, seltener Anthyllis Velneraria L. und an einer Stelle das zarte Anthericum Litiago L., natürlich nur in Frucht. Dies waren die ersten Ergebnisse des heutigen Tages. Drohende Gewitterwolken trieben uns dem nahen Dorfe wieder zu; unter den Erlen eines kleinen Baches bewunderle ich noch ein grosses Exem- plar von Euphorbia palustris L., an den Zäunen und Schuttstellen von Schmergow strichen wir ohne Ausbeute hindurch. Zu Mittag wurde eine kleine Rast in dem gastlichen Kruge des genannten Dorfes gemacht, und als der wenige Regen, der das Gewitter begleitet hatte, wieder abgelrocknet schien, setzten wir die Reise fort. Die soge- nanntenDeetzer Berge waren unser zweites Ziel. Der Weg dahin führte uns durch Aecker und Wiesen, er war streckenweise mit Pflaumenbäumen besetzt, und die Pächter waren eben damit be- sehäftigt, die noch nieht völlig reifen Früchte abzunehmen. Unsere Aufmerksamkeit erregle an einem kleinen Wasser viele üppig wu- ehernde Herbstexemplare von Veronica , wahrseheinlich agrestis L., das ich auch früher in der Nähe schon gefunden. Die Wiesen, über welehe wir gingen, waren wenig feucht. und durch das darauf wei- dende Vieh fast vegetationsleer, kaum dass ein dürfliges Triglochin palustre L. einsam sein Haupt emporstreckte. Dagegen zeigte sich uns ein lieblich begrünter Hügel in der Ferne, gewissermassen als ein nach Nordwesten gelegener Vorberg zur Kette der Deelzer Hügel- gruppe. Wie wir nachher im Dorfe erfuhren, hiess er Springberg und war Eigenthum zweier bäuerlichen Gutsbesitzer daselbst. Noch ehe wir ihn berührten, fand ich auf dem lelımigen Boden ein Dolden- gewächs, das mir durch seine Zwerggestalt sehr auffiel. Welche Freude, als wir es näher betrachteten: es war das lange gesuchte Seseli annuwum L. Ccoloratum Ehrh.)! Unmittelbar darauf, als wir den Springberg, den kleinen, sonnigen Hügel betraten, fand Herr Oekonomierath Schramm eine zweite Neuigkeit, die unsere volle Theilnahme erregte: Hieracium echioides Lumn. und neben dieser 163 auch das Seselö in naturwüchsiger Gestalt. Eine ganze Seite des Hügels füllte Stipa capillata L., das wir auch zum dritten Male auf dem eigentlichen Windmühlberge noch fanden. Trifolium montanum L., Stachys recta L., Peucedanum Oreoselinum Mnch., Veronica spicata L., Salvia pratensis, Silene Otites Sm. waren häufig, und ein einsames Blümchen von Anemone pratensis L., das durch die freundlichen Herbstage sich wieder hatte erwecken lassen, steckte ich der Seltenheit wegen in meine Kapsel. Vom Windmühlenberge von Deetz, den wir uns theilend in zwei Richtungen durchstreiften, bemerkte ich nur wenig. Sein lehmhaltiger Boden hat nur eine weite, sandige Decke. Elymus arenarius L., das schöne bläuliche Gras, welches in Menge unmittelbar hinter dem Dorfe zu finden ist, ferner Hieracium umbellatum L. in Unzahl, als ob es gesäet wäre, die schon genannten Anthericum , Stipa, Silene und Pimpinella neben Jasione montana L. blühten hie und da, aber das schöne Verbascum ramigerum Schrad., das Hr. Oekonomie- Rath Schramm hier aufgefunden, sahen wir diesmal nicht wieder, vielleicht wohl, weil wir nicht anhaltend genug darnach gesucht, indem der Tag drohte auf die Neige zu gehen. Wir halten für einen Septembertag uns zu viel vorgenommen. In einer einfachen Gartenlaube neben dem schlichten Wirths- hause von Deetz nahmen wir eine Erfrischung ein, nach der wir uns schon lange gesehnt. Der Besitzer des Kruges, als ihm unsere Ab- sichten klar geworden waren, zeigte uns nicht ohne Stolz eine Pflanze, die er aus seinem nahen Torfstich an der Havel in sein Gärtchen verpflanzt halte, eine Pflanze, die er, wie ersagte, noch nie gesehen. Auf den ersten Anblick erschien sie uns auch in der That ganz fremd, aber mein kundiger Führer löste bald den Schleier. Es war die bei uns ganz gewöhnliche Ranunculus Lingua L., die nach ihrer Verpflanzung auf einen für sie ganz ungeeigneten Boden so fremde Blattformen angenommen hatte, und welche uns bei dem Mangel an Knospen und Blüthen auf einen Augenblick getäuscht. Auch die Wirthin hatte ein Anliegen, sie wünschte Auskunft über eine Schling- pflanze an ihrem Kegelbahn-Häuschen, „welche alle Jahre von selbst hervorkäme, und von der sie glaube, dass sie giftig sei.“ Sie hatte Recht, es war die arge Bryonia alba L., deren gewaltige Wurzeln wir sie ausgraben hiessen. Ich konnte dabei den Wunsch nicht unter- drücken, dass doch erst die Zeit gekommen sein möchte, in welcher eine grössere Pflanzenkenntniss das Volk durchdränge. Unsere Schulen, die man oft so hoch gerühmt, lassen in diesem Stück immer noch viel zu wünschen übrig. Die untergehende Sonne traf uns auf dem Eiskuthenberge vor Gross-Kreuz, der dem Herrn v. Arnstädt gehört. „Zu wem wollen Sie da?“ herrschte uns barsch ein Jäger an, der von der Höhe herab kam und es bequem fand, aus weilester Ferne mit uns zu unter- handeln. Mein unerschrockener Freund trat ihm ruhig entgegen: „„Sie werden sich erinnern, dass ich Erlaubniss habe, hier zu gehen!** war seine Antwort, „Von wem ? Ich erinnere mich nicht* — schrie 12 * io Jener weiter von seinem hohen Standpunkte herunter, „„Von Herrn von Arnstädt*“ scholl es von unserer Seite (der Wahrheit gemäss) wieder hinauf. Nachdem sich der Unfreundliche noch nach Namen und Stand des Antwortenden erkundigt, ward die Sache zu unserer Zufriedenheit beigelegt und die Excursion fortgesetzt. Der freund- liche mil Eichenge büsch bestandene Hügel ergab aber Folgendes : Agrimonia "Eupatoria L., Spiraea Filipendula L., Peucedanum Cerraria Lap, Alyssum montanum L. fast verblüht und in Frucht, wie mehrere andere der nächstfolgenden Pflanzen, Scabiosa suaveo- lens Desf. (schön und üppig), Campanula glomerata L. in der schönen Varietät salviaefolia W allr. Veronica spicata L. (noch sehr üppig‘), Helianthemum vulgareGärtn., Salvia pratensis L., Centaurea Scabiosa L., Genista pilosa L., Solidago Virgaurea L. (sehr gross und schön), Stachys recta L, Prunella grandiflora L (Jacq.) Fr agaria collina Ehrh., Hieracium umbellatum L., Potentilla cinerea Chaix., Avena pratensis L., Hypericum perforatum L., Sedum acre L., Car- lina vulgaris L., Hypochaeris maculata \.. (nur in Blättern), Cala- mintha Acinos Clairv. Von den früher von uns und von Herrn OÖekonomierath aufgefundenen Pflanzen vermissten wir Thesium lino- phyllum L. und Scorzonera purpurea L. wegen der späten Jahres- zeit. Auf den Aeckern am Eiskuthenberge fand sich noch Nigella arvensis L., in einem Tümpel sahen wir die letzten Blülhen von Nuphar lıteum Sm. und auf den Wiesen, welche diesen umgaben, erfreule uns noch zuletzt, als die Sonne schon ihren Lauf vollbracht hatte, und es begann mit der einbrechenden Dunkelheit kühl zu werden, das schöne Hieracium pratense Tausch. Dies war für heute das Letzte, was wir einsteckten. Vergnügt eillen wir dem nahen Eisenbahnhaltepunkte Gross-Kreuz wieder zu, plauderten dort noch einige Stunden. die uns schnell vergingen, und erreichten um 10 Uhr Abends glücklich wieder das heimatliche Haus. Brandenburg, im Jänner 1859. Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Mesembryanthemum erystallinum findet sich auf der Acropolis von Athen und auf dem Hügel des Areopages, und gehört zu den seltenen Pflanzen, — am Meeresstrande findet sich M. nodiflorum. M. erystallinum wird bald ganz ausgerottet sein, da es von den Griechen gesammelt, gekocht und mit Oel gegessen wird. Die Türken lieben diese Pllanze wegen des krystallinischen Ansehens und nennen selbe auf türkisch Pussi, was eigentlich sehr kalt be- deutet, und mithin mit der deutschen Benennung Eiskraut ganz über- einstimmt. Die türkischen Frauen bereiten sich aus dem Safte mittelst Zucker und Honig ein Scherbet, das man den Kindern bei Krank- 16, heitsfällen darreicht. Um dieses Scherbet zu färben wird der rothe wunderschöne Farbestoff von Opuntia vulgaris, der sogenannten Frankosyka (Fränkische Feigen) beigegeben. Die zerqueischten Blätter dieser Pussi gelten als ein Heilmittel bei Verbrennungen. — Seit einigen Jahren wird eine nicht unbedeutende Menge des Samens von Eruca sativa theils aus der Insel Chalkis, grösstentheils jedoch aus dem Hafen von Wolo und Thessalonik unter dem Namen Sinapospori Sem. Sinapeos ausgeführt. Hunderte von Zentnern dieses Pseudo -Senfsamens kommen nach Smyrna und Con- stantinopel, auch nach Syra und von da nach Pyraeus und Alhen. Von den Kaufleuten wird derselbe gern gekauft, da er zu billigen Preisen abgegeben wird. Diese Pflanze findet sich überall in Griechen- land und zwar so häufig, dass ganze Abhänge von Hügeln mit ihr bedeckt sind. In Epirus soll diese Pflanze sich noch häufiger finden, und besonders auf dem heiligen Berge Athos garze Sirecken Landes mit derselben überdecken, so dass es nicht schwer hält, eine Menge Samen zu sammeln und von Kindern nnd Frauen sammeln zu lassen. Diese Pflanze, die der Grieche nach dem lateinischen Namen Eruca- Rokka nennt, hiess bei den Alten 'EvSo«xov ob suavilalem, quae ex incondiendis obsoniis inest, und Plinius sagt: dass man selbe Eruca nannte, quod vellicando linguam quas erodat. Zwischen dem Senf- samen und dem Samen von Eruca existirt jedoch ein bedeutender Unterschied in Bezug auf dessen Schärfe und Wirksamkeit in me- dieinischer Hinsicht. Senfteige von diesem Eruca-Samen bereitet, zeigen unbedeutende Wirkung, auf welche Art und Weise selbe auch bereitet werden. Ebenso unbedeutende Wirkung zeigt der Same von Eruca sativa in Form von Bädern , so dass es für die Patienten sehr unangenehm ist, wenn selbe statt des kräftigen wirkenden Senfsamens diesen Pseudo -Sinaposporon erhalten sollten. Diese Klage, dass der Senfsamen in seiner Wirkung schwächer als früher sei, habe ich auch in andern Plätzen vernommen, und aus diesen Gründen soll das ätherische Senföl in so grossen Quanliläten be- reitet und zur Verschärfung der Senfteige verwendet werden. In Triest sind Oelfabriken, in denen viele Tausende von Unzen äthe- risches Senföl bereitet werden, nachdem früher das fette Oel durch Auspressen des Samens gewonnen wurde und zu anderen Zwecken verwendet wird. Ein grosser Theil dieses ätherischen Senföles wird nach Amerika versendet, und selbes dient wie gesagt, zur Verslär- kung des Senfes, als auch zur Bereilung von Senf-Alcohol, der slatt Senfteig seine Anwendung findet. — Die Kartoffel-Pflanzung wurde in früheren Jahren in Griechenland ganz vernachlässigt, und theils existirten Vorurtheile gegen den Genuss der Kartoffel, theils kannte man auch nicht die Cultur derselben, so dass noch vor wenigen Jahren der grösste Theil Kartoffel aus dem Auslande gebracht wurde. Seit einigen Jahren jedoch hat man augefangen, der Cultur dieser Pflanze die nöthige Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders zeigte sich Tripolitza am Peloponese sehr vortrefllich für diese Pfanzungen, und Hunderte 166 von Zentnern der ausgezeichnetsten Kartoffeln kommen auf die Märkte von Athen und Nauplia. Nun hat man auch angefangen, um Alhen auf den Dörfern Kephissia diese Pflanzungen zu berücksichtigen, und Tausende von Zentnern werden erzeugt. Ebenso erfreulich ist es, dass bis zur Stunde die Kartoffelkrankheit unbekannt blieb, hof- fentlich wird sich die Cultur der Kartoffel in kurzer Zeit auf ganz Griechenland ausbreiten. Athen, im December 1858. Correspondenz. Basel, im April 1859. In Nr. 11 J. 1858 Ihrer Zeitschrift pag. 351—354 finden sich Bemerkungen zur Flora Ungarns und des Banates, und zunächst über mehrere Dianthus-Arten. Ich habe diese Mittheilungen mit besonderem Interesse gelesen, bin aber hiebei zu keinem anderen Resultat gelangt, als dass die angeführten Verschiedenheiten mir nicht als wesentlich und nicht als begründet erscheinen, da solche Abweichungen, wie dies auch bei vielen anderen Pflanzenarten gar oft der Fall ist, in Boden-, Clima-, Licht- und Schatten-Verhältnissen ihre Veranlassung haben können. Solche scheinbare Verschiedenheiten, namentlich bei den bezeichneten Dianthus-Arten, habe ich auf unserem schweiz. Gebiete oft wahrgenommen und einfach herausgefunden, dass der in den Niederungen wachsende Dianthus carthusianorum nach Bau, Blüthe- theil und Farbe dem Diunthus atrorubens von den Alpen nahe stehe, mit dem Unterschiede jedoch, dass ersterer rosenrothe, leizterer dagegen purpurrothe Blüthen trägt, unter Bestätigung oder Bei- pflichtung der pag. 352 unter 1 und 2 sehr richtig nachgewiesenen Unterschiede. Ferner pag. 354 Zeile 10 von unten, so gehören Cen- taurea paniculata und C. maculosa Koch nicht zusammen als eine und dieselbe Art, da sie nach wesentlichen Merkmalen , namentlich hinsichtlich der Früchte von einander verschieden sind, insofern von Centaurea paniculata Lam. und C. maculosa Lam. die Rede sein soll. Indess scheinen die deutschen und französischen Botaniker über diese beiden Arten darum nicht ins Reine gekommen zu sein, weil ihnen dieselben nicht genau bekannt waren, was mich ver- anlasste, im J. 1856 in den Verhandlungen der allg. schweiz. Natur- forscher-Gesellschaft bei ihrer Versammlung in Basel eine Ausschei- dung und Berichtigung über diese beiden Arten, so wie über die mit derselben nahe verwandten Art Centaurea Cineraria L. in einer im Drucke erschienenen Abhandlung zu veröffentlichen. Ueberdies habe ich ein echtes schweiz. Exemplar von Centaurea paniculata Lam. im v. Jahre Hrn. Oppolzer in Wien bei seiner Anwesenheit in Basel mitgelheilt. Schliesslich erlaube ich mir zu bemerken, dass in meiner Arbeit über die Gentianeen (Botan. Zeitschrift 1858 Nr. 11) sich einige Druckfehler eingeschlichen haben , so Seite 356 Zeile 10 von oben statt „Arten« soll es heissen „Orten“, dann Zeile 10 von unlen 167 statt „aber bei den“ soll es heissen „über beide“ und Z.9 von unten statt „bei den“ soll es heissen „beider“ ; weilers Seite 357 Zeile 10 von oben soll es statt „halbgelber“ heissen „hellgelber* und Zeile 13 statt „Abo“ soll es heissen „Albis“, dann Zeile 4 von unten soll es statt „Kostenau“ heissen „Rosenau“ und Zeile 6 endlich statt „Inn- ufern“ soll es heissen „In äussern“. Plarrer Münch. Münchengrätz in Böhmen, im April 1859. Der Mensch denkt und Gott lenkt. So freute ich mich heuer, unserer Verabredung gemäss Ihrer Tauschanstalt nützlich zu sein, als mich am Abend des 7. März durch böse Menschen ein grosses Brandunglück traf. Alle meine 24 Klafter langen Oekonomie- und Geschäfts-Lecalilälen sammt ihrem Inhalte wurden ein Raub der Flammen und nur mit übermenschlicher Anstrengung gelang es, das nur 3 Klafter von der Flamme entfernte Hauptgebäude, die Apotheke selbst zu retten. Mein wissenschaflliches Cabinet war dem Feuer- strahle auch ausgesetzt, jedoch zersprangen daselbst glücklicherweise die Glastafeln nicht. Mein Schaden beläuft sich auf 5000 fl., die Assecuranz reicht nicht einmal zur Deckung des 16 Klafter langen nolhwendigsten Gebäudes, Kapitalien besitze ich nicht, im Gegen- theile Schulden noch vom J. 1835, wo ich das Geschäft anfing und nun wieder anfangen muss. Meine Aussichlen sind traurig, Gott be- schülze unsere Freunde vor ähnlichem Unglück. W. J. Sekera. Personalnotizen, — Hugo von Mohl's Portrait nebst Namens-Aulograph, nach einer Photographie von Hampfstängel in München, lithographirt von Rud. Hoffmann, erschien bei Lenoir in Wien in der vom letzteren herausgegebenen Gallerie ausgezeichneter Naturforscher. — General Welden's Statue, von Hans Gasser in Erz ge- gossen, ist vollendet und wird im Laufe dieses Monates am Schloss- berge in Gratz aufgestellt werden. Die Enthüllung des Monumentes wird jedenfalls Veranlassung zu einer militärischen Feierlichkeit geben, ob dabei auch von Seite der Gratzer Botaniker und Horto- logen eine Demonstration beabsichtigt wird, ist uns unbekannt. — Robert Fortune, der zum vierten Male eine Forschungs- reise nach China unternahm, wo er diesmal ein Jahr verweilte, hat sich bereits nach Washington eingeschifft, nachdem er eine Menge Pflanzen nach Nordamerika vorausgeschickt hatte. — Dr. Fr. v. Siebold, welcher seit einigen Jahren in Bonn lebte, erhielt einen ehrenvollen Auftrag an der Seite des holländischen Gesandten in Japan. — Linne's Portrait, gestochen von Andorf nach einem jetzt in Leyden sich befindlichen Bilde, das im Jahre 1732 gemalt wurde, ist in Berlin erschienen, — Fr. Chauvin, Professor der Botanik in Caen, slarb da- selbst 62 Jahre alt zu Anfang Februars. 168 Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — Kais. L.C. Akademie der Naturforscher. — Wie die Bonplandia berichtet, ist von Seite des Präsidenten der Akademie an die sechzehn Adjuncten die Einladung ergangen, sich am 2. Mai zu einer Conferenz in Jena zu versammeln, um in Angelegenheiten der Akademie zu berathen. Letztere hat in jüngster Zeit von Sr. Maj. dem König von Sachsen einen ausserordentlichen Beitrag von 300 Thrn. als Geschenk erhalten. Den Verlag der „Nova acta“ hat vom 27, Bande an der Buchhändler Friedrich Fromann in Jena übernommen, — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- chaften math. naturwissensch. Classe am 3. März legte Professor Un nger eine Abhandlung von Dr. Jul.Sachs, Privaldocenten in Prag, vor, "unter dem Titel: „Physiologische Uutersuchungen über die Kei- mung der Schminkbohne.* Der Keimungsvorgang der Pflanze ist schon oft ein Gegenstand der Untersuchung gewesen, jedoch in der Art, wie derselbe bei der vorliegenden Pflanze nach allen Richtungen durchgeführt ist, besitzen wir ihn noch von keinem Gewächse. Der ganze "Keimungsact wird bis zum Abwerfen der Keimlappen in fünf Perioden gesondert, und jede derselben nach der morphologischen, analomischen und physiologischen Seite geschildert, worunter letztere durch genaue Angaben über das Auftreten und Verschwinden ge- wisser allgemein verbreiteter Stoffe besonders hervorgehoben zu werden verdient. Die Gegenstände, die hier zur Sprache gebracht worden, sind nach der Ordnung folgende: 1. Der ruhende Saame. Aeussere Umstaltung während der Keimung. 3. Experimente über die äusseren Bedingungen der Keimung. 4. Experimente über den physiologischen Zusammenhang der verschiedenen Keimtheile. 5. Mikroscopische und chemische Veränderung während der Keimung. 6. Folgerungen für die Charakteristik der Stoffe, Gewebe, Organe, u. Ss. w. Die Abhandlung begleiten drei Tafeln, welche dazu bestimmt sind, die näheren Angaben als Belege zu versinnliehen und zu erläutern. — Aus der Reihe der populärenVorträge, welche all- jährig im Ständehause gehalten werden, heben wir den des Prof. Unger, „über den Stock im Eisen der Stadt Wien und seine Be- deutung“ hervor, welcher am 19. März d. J. statt fand. Dies eigen- thümliche De nkınal, welches aus einem unbehauenen, zum Theile noch mit Aesten versehenen Holzstück besteht, das ringsum so mit Nägeln be- schlagen ist, dass es wie in Eisen gehüllt aussieht, datirt von einer nicht genau bestimmten Zeit. Urkunden, Sagen und Bilder, welche seiner - Erwähnung thun oder es darstellen, reichen über den Anfang des XVI. Jahrhunderts nicht hinaus. Man hielt den Stock im Eisen bisher für einen Eichenstamm, Prof. Ungar aber zeigte durch eine nıikroscopische Untersuchung , dass er einer Lärchtanne angehöre, und dass es nicht der Stammtheil, sondern der Wurzelstock eines solchen Baumes sei, der nachdem der Stamm abgestorben und zu Grunde gegangen aus Pietät erhalten worden sei. In einer nicht 169 sehr fernen Zei: sei er dann durch eine kunstfertige Hand aus den Nägeln, die sich früher im Stamme befanden, benagelt und mit einem Eisenring versehen, an derselben Stelle aufgestellt worden, die ehe- dem „alter Rossmarkt“ hiess, seither aber den Namen mit „Stock im Eisen“ vertauschte. Weder Anhaltspunkte aus der Beschaffenheit des Stockes, noch bekannte Innungsgewohnheiten rechtfertigen die Ver- mulhung, dass er als Wahrzeichen von Huf- oder Nagelschmieden anzusehen, noch weniger, dass er für eine Gedächtnisstafel wan- dernder Handwerksburschen zu halten sei. Um auf die eigentliche Bedeutung dieses Denkmals zu kommen, glaubt der Vortragende die Sitte des Benagelns der Baumstämme weiter suchen zu müssen. Er erzählte, dass benagelte Stämme besonders alter Bäume im Oriente durchaus nichts seltenes seien, und was merkwürdig ist, die Nägel in der Regel entweder mit Zähnen, Haaren, Knochensplittern oder mit bunten Tuchlappen in Verbindung vorkämen. Es sei dies aber immer nichts anderes, als der Ausdruck von der Verehrung, die man dem für heilig gehaltenen Baume erweisel, und wobei man die Hoffnung für Erhaltung der Gesundheit, Erlangung von Glücksgütern u. S. w. verbindet. Offenbar geht diese Art von Baumcultur, die bei den ge- bildeten Griechen und Römern nur eine edlere Form annahm, in das tiefste Alterihum zurück, und hängt mit den religiösen Anschauungen aller Indo-Germanischen Völker, ja selbst der verschiedensten Völker der Erde zusammen. Die Einführung des Christenthums hat dem Baum- Cullus zwar im Ganzen einen Todesstreich versetzt, jedoch einzelne Auswüchse in unschädlicher Form nicht ganz zu vertilgen vermocht. Der Vortragende warf zum Schlusse die Frage auf, wie es komme, dass der Mensch aller Zenen eine solche Verehrung für die Pflanze und insbesondere für den Baum haben könne, und findet dies einer- seils in dem Verhältnisse der Pflanzenwelt zu seinem uranfänglichen Entwicklungs -Zuständen , andererseils in einer geheimnissvollen Ahnung einer alles irdische Leben überdauernden Kraft, die die For- schungen der heutigen Physiologie nur bestäligt, begründet. Der Stock im Eisen sei daher allem Anscheine nach der Ausdruck eines reli- giösen Gefühles unserer Allvordern und daher zweifelsohne von sehr hohem Alter. — In der Versammlung der k.k. Gartenbau-Ge- sellschaft am%26. März d. J. eröffnete der Präsident Se. Excellenz Herr Graf v. Beroldingen die Sitzung mit folgender Ansprache : „Indem ich die vierte Ahend-Versammluug hiermit eröffne, freue ich mich, Ihre fortgeseizte Theilnahme auch heute wieder wahrzunehmen. Vor Allem erlaube ich mir, Sie auf die schönen und seltenen Pflanzen aufmerksam zu machen, welche durch die Güte mehrerer unserer ausgezeichneten Horticulleurs, so wie auch von der Direclion desk.k. botanischen Gartens diesen Abend ausgestellt sind, und in dieser un- günstigen Jahreszeit unsern Dank gegen die Herren Aussteller doppelt in Anspruch nehmen. In Beziehung auf unsere leizte Abend-Versammlung finde ich mich veranlasst, einen Gegenstand, der mir höchst wichtig schien, noch- 170 mals zur Sprache zu bringen. Herr Professor Pokorny berührle in seinem interessanten Vortrage über die Torfmoore den Einfluss des sogenannten harten und weichen Wassers auf die Vegetation. Er zeigle durch Beispiele, dass jene Pflanzen, welche bei Speisung mit hartem Wasser gut gedeihen, bei weichem Wasser durchaus nicht fortkommen, und so auch umgekehrt. Dieser sehr lehrreiche Vortrag gab Veranlassung zu mehrseiligen Erörterungen der anwesenden Herren. Besonders wichtig war hierbei eine Anregung unsers ge- ehrten Ausschuss - Mitgliedes Herrn Beer, welcher auf den der Cultur vieler Gewächse so schädlichen Einfluss des Brunnenwassers in Wien hinwies, mit der Bemerkung, ob das harte Wasser nicht durch irgend einen Vorgang dem weichen Wasser, mit seinen trell- lichen Eigenschaften näher gebracht werden könnte. Ich glaube auf diese wichtige Sache noch einmal zurückkommen zu sollen, indem ich mit Rücksicht auf die allgemeine Nützlichkeit dieses Gegenstandes bei der Gesellschaft zu beantragen willens bin, für die entsprechende Lösung der Frage: „Wie kann das harte Wiener Brunnenwasser, in Partien nicht unter „zehn Eimern, mit sehr geringen Unkosten in weiches, zur Cultur „jener Gewächse taugliches, denen hartes Wasser schädlich ist, „verwandelt werden ?* die grosse silberne Gesellschafts-Medaille als Preis auszuselzen. Im Falle über diesen sehr beachtenswerthen Gegenstand von Seite der heute anwesenden Herren noch weitere Bemerkungen ge- macht oder allenfallsige Erfahrungen bekannt gegeben werden wollten, so erbilte ich mir Ihre gefälligen Aeusserungen.* Nachdem den Herren L. Abel und D, Hooibrenk für ihre bei der letzten Versammlung gemachten Ausstellungen von lebenden Pflanzen schriftliche Anerkennungen von Seite des Präsidiums zu- gestellt worden waren, hielt Professor Unger einen Vortrag über die anatomischen und physiologischen Verhältnisse der Milchgefässe bei den Pflanzen. Nach einer historischen Einleitung über den Gegen- stand, in welcher das Irrthümliche früherer Ansichten, namentlich der Schultz’schen, über die Bewegung des Milchsaftes in der lebenden Pflanze dargelegt wurde, schilderte der Herr Vortragende die Schwierigkeiten, welche sich der vollständigen Erforschung der betreffenden Verhältnisse entgegenstellen. Zu den Resultaten mehr- jähriger eigener Untersuchungen über die Milchgefässe übergehend, bemerkte er, dass es zwei Hauptformen derselben gebe, eigentliche, mit Wandungen versehene Milchgefässe, und wandungslose Milch- saftgänge, welche von Intercellularräumen gebildet werden. Ein sehr verzweigtes System der letzteren kommt namentlich in den Blättern von Alisma Plantago vor. Die mit Wandungen versehenen Milch- gefässe, deren Wände zuweilen äusserst zart sind, und unter dem besten Miskroskope nicht selbstständig erkennbar hervortlreten, lassen sich durch Kochen in einer Lauge von Aetzkali isoliren und deutlich machen. Zum Schlusse übergab Professor Unger eine seiner Ab- 171 handlungen über die Milchgefässe, worin namentlich die Verhältnisse bei Alisma Plantago besprochen werden, für die Bibliolhek der Gesellschaft. Die Fortsetzung des Vortrages wurde auf eine der nächsten Sitzungen verschoben. Herr D. Hooibrenk theilte seine Erfahrungen aus dem Be- reiche der Obstbaumzucht mit, namentlich diejenigen, welche die Erziehung reichlich fruchtiragender Pfirsichbäume betreffen. Sein Verfahren gründet sich auf eine zweckmässige Benützung der beiden Safttriebe, von welchen er den ersten „Wurzelkraft* den zweiten „Zellkraft“ nennt. Bei den Pfirsichbäumen werden, um sie zur Bil- dung reichlicher Triebe und Fruchtaugen zu veranlassen, die Spitzen der Aeste, wenn die ersten 5—6 Blätter sich enifaltet haben, ab- gezwickt. Man kann dies 6—7 Mal im Jahre wiederholen, und gelangt dadurch, wie Herr Hooibrenk bemerkte, in einem Jahre so weit, wie sonst in 6—7 Jahren. In seinen Culturen nimmt Herr Hooibrenk dieses Verfahren schon bei zweijährigen Bäumchen vor. Ein abgeschnittener Ast eines so behandelten Pfirsichbaumes wurde vorgezeigt, desgleichen ein Zweig von einem Ribesstrauche, der mit Fruchtknospen übersäet war. Hierauf wies der Vortragende ein Exemplar von Ledum palustre in Moorerde gezogen vor. Eine in- teressante und für die Cultur wichtige Entdeckung gelang es ihm bei den Hyacinthen zu machen. Er erzielte aus abgeschnittenen Blättern derselben, die auf die gebräuchliche Art behandelt wurden, nach 20 Tagen Brutzwiebeln, die bis erbsengross waren. Das Blatt wird zu diesem Behufe, wenn die leizte Blüthe zu verwelken beginnt, in der Mitte quer durchschnilten und in die Erde gesetzt. Herr Hooi- brenk wies solche Blätter mit der daran gebildeten neuen Brut vor. Herr L. Abel zeigte ein Blatt von Begonia Rex vor, welches, an mehreren Stellen durchstochen und auf feuchtes Moos gelegt, zahlreiche junge Pflänzehen producirt halte. Hierauf erklärte er seine ausgestellten Pflanzen, Die Ausstellung lebender Gewächse war durch schöne und mil- unter sehr reichlich blühende Exemplare aus verschiedenen Familien vertreten. Herr Vice-Präsident Prof. Fenzl hatte aus dem k. k. Universitäts-Garien ein in reichster Blüthe befindliches, anderthalb Klafter hohes Dasylirion graminifolium eingesandt. Von Herrn L. Abel waren, nach dem darüber mitgetheillen Verzeichnisse, ausge- stellt: Magnolia alexandrina superba (in herrlichster Blüthe), Fran- ciscea eximia floribunda, Camellia Madame Fetters,, Samailoff, Ira Arnolda de Brescia, Feasti alba, Rosa (remontants) Lyon de Com- pats, Berberis Darwini, Asplenium secundum (mit junger Brut an den Blättern), Begonia Rex. Herr J. G. Beer hatte eingeschickt: Begonia Rex, Phajus Wallichü, Stromanthe sanguinea, Caraguata splendens, alle in ausgezeichnet schönen Exemplaren. Von Herrn Lesemann war eine sehr schöne, in Blüthe befindliche Collection diesjähriger Sämlinge von Viola tricolor ausgestellt, worunter aus“ gezeichnete Formen zu bemerken waren. — In der Sitzung der k.k. zoolog,-botanischen Ge- ellschaft am 6. April erstattete der Sekretär Dr. A. Pokorny den 4. Bericht der Commission zur Erforschung der österr. Torf- moore, indem er den wesentlichen Inhalt der zahlreichen, gewöhnlich mit reichen Torfproben begleiteten Nachrichten, welche aus den verschiedensten Theilen der Monarchie in Folge der durch die Be- strebungen der Commission hervorgerufenen regen Theilnahme ein- gesendet wurden, näher besprach. Nachdem der Vortragende auf Grund dieser Nachrichten und der eigenen Untersuchungen eine Darstellung der Verbreitung der Torfmoore in Oesterreich gegeben, schloss er mit einer Widerlegung der Theorie von Lesquereu über die Entstehung des Torfes. Er hebt hierbei schärfer, als es bisher geschehen, hervor, dass Wasserpflanzen nach ihrer Verwesung nur einen Brei (organischen Mulm) der anderen Gewächse zur Unterlage dienen kann, bilden, nie aber Torf, zu dessen Entstehung erst eine Massenvegelalion von Ufer- oder Sumpf-Pfllanzen gehöre, welche letztere reich an schwer zersetzbaren Substanzen (Holzfaser und Harzen) sind, diese ragen zum grössten Theile aus dem Wasser hervor, sterben ab und gehen an der feuchten Oberfläche des Moor- bodens den Torfbildungsprocess, also supraaquatisch ein, wobei der so gebildete Torf durch den Wassergehalt eines solchen Bodens (also infraaquatisch) vor weilerer Zersetzung bewahrt wird. Will man aber den Unterschied zwischen supra- und infraaquatischen Mooren nur in der Erhebung der Moorfläche über den Wasserspiegel benach- barter fliessender oder stehender Wässer selzen, so wird in vielen Fällen jeder Anhaltspunkt fehlen, wo entweder die Erhebung noch zu unbedeutend ist, um wahrgenommen zu werden, oder einzelne Wassceıtümpel, so wie aus dem Moore enispringende Quellen und Bäche durch die impermeable aufsteigende Torfmasse selbst gehoben werden. Die so beliebte Eintheilung der Moore in supra- und infra- aqualische lässt sich daher nicht rechtfertigen, und es bleibt daher am gerathensten, die beiden Hauptformen der Moore Hoch- und Wiesen- (Grünlands-) Moor, oder nach ihrer Speisung Moore mit weichem Wasser (Kieselmoore) und Moore mit hartem Wasser (Kalk- moore) zu nennen. — Adjunkt Karl Fritsch legt den Jahrgang 1856 der in Oesterreich angestellten phylo- und zoophänologischen Beobachtungen vor, und gab eine geschichtliche Darstellung der bis- herigen Leistungen auf dem Felde der Phänologie und des Wirkens der dabei beiheiligten Beobachter. — Hr. W. Reichardl legte das bei Gelegenheit der Revision des Herbars der Gesellschaft vorgefun- dene und von Dr. A.Pokorny bei Berchtoldsdorf gesammelte Ho- malothecium Philippeanum Schp. als ein für Nieder- Oesterreich neues Laubmoos vor, unter Beifügung einer kurzen Ge- schichte und Aufzählung der bisher bekannten Standorte desselben. — Ritter v. Heufler liest ein Schreiben des Freih. v. Haus- mann, in welchem dieser über 2 für die Tiroler Flora neue Pflanzen Nachricht gibt, nämlich Carez punctata Gd. bei Gratsch nächst Meran von Dr. Bail und v. Uichtritz aus Breslau, dann Tha- 173 lictrum sylvaticum Koch, von Theolog Sinner und Stud. Rederlechner im Pusterthal bei Taufers und Mühlwald gesam- melt. Ferner liest der Sprecher einen Brief Grunow’s, in welchem dieser die Absicht ausspricht, die Bearbeitung der Diatomaceen, welche er ursprünglich für Nieder-Oesterreich ausführen wollte, auf jene der ganzen Monarchie auszudehnen. — Dr. A. Pokorny gibt Nachricht über eine vonDr. G. L. Mayr in Pest construirte Planzen- Stahlpresse, und bespricht schliesslich ein Manuscript von dem Haupt- mann St. v. Schultzer über eine bisher nur aus den Tropenländern bekannt gewesene Pilzgattung (Hymenophellus), welche dieser in der Woywodina aufgefunden haben will. — In der Jahresversammlung derk.k. zool.-botanischen Gesellscha:rt am 9. April legte H. W. Reichardt einen noch nicht beschriebenen Bastard von Asplenium germanicum Weis und A. Trichomanes L. vor, welcher vom Secetions-Rathe L. R. v. Heufler aufalten Steinmauern um Mölten (in Südtirol zwischen Meran und Botzen) in Gesellschaft der beiden Stammarten in einem Stocke gefunden wurde. Derselbe hat den Rhizombau, die dreieckige Form des Stipes, die pyramidale Form der Wedelspreite, die schwach gegen die Spindel hin gekrümmten Fiedern mit unregelmässig ge- kerbter Spitze von Asplenium germanicum Weis, während er von A. Trichomanes die mit einem starken Nerven ver- sehene Spreuschuppe, im Stipes die dicke Aussenrinde, den centralen stielrunden Gefässbündel mit 3 schenkeligen Holzkörper, so wie als wichtigstes Merkmal das gekerbte Schleierchen besitzt. Die Sporangien und Sporen waren endlich sämmtlich verkümmert. Weil sich bei dem jetzigen beschränkten Stande unserer Kenntnisse von den Hybriden bei Kryptogamen nicht angeben lässt, welche der beiden Arten Vater und welche Mutter der vorliegenden Hybride ist, so würde ein aus den Benennungen der beiden Stammarten combinirter Name nur zu Missdeulungen bezüglich der Abstammungsverhältnisse Anlass geben. Der Vortragende benannte daher diesen Bastard nach dem Entdecker Asplenium Heufleri. — J. Juratzka sprach über Sphag- num fimbriatum Wils. und über die Verbreitung dieses Torf- moores in der Monarchie, wofür er die Daten aus den in Wien vorhandenen urd ihm zugänglichen Sammlungen entnahm. Er fand es in letzteren meist als Sph. capillifolium oder acutifo- lium, auch als Forma tenella von Sph. squarrosum bestimmt (z. Th. auch unter andern Arten gemischt) ven mehr als 20 Stand- orten, die dem Gebiete der Nord- und Centralalpen, am häufigsten dem sudelisch-hercynischen Gebirge, dann den Central- und Sieben- bürgischen Karpaten angehören. Er legte ferner vor: das von ihm bei Dornbach nächst Wien aufgefundene und für Nieder - Oesterreich neue Laubmoos Eurhynchium velutinoides Schp. und das von Rittmeister A. Schneller iin den Gebirgen um Pressburg ent- deckte Dieranum MühlenbeckiiSchp., von welchem bisher nur wenige Standorte bekannt sind. Schliesslich gab der Sprecher Nachricht über mehrere in neuerer Zeit von Dr. Sauter, Dr. 174 SchwarzundFr. Bartsch um Salzburg und im Pinzgau theils für Oesterreich neu entdeckte seltene Laubmoose, Itheils neu aufge- fundene Standorte einiger bereits bekannten. — Der Secretär Dr. A, Pokorny besprach den gegenwärligen Stand des Repertoriums der österr. Flora und geht in eine nähere Besprechung der beträchtlichen Leistungen jener 14 Mitglieder ein, welche sich bei diesem Unter- nehmen betheiligen. — Sect.-Rath R. v. Heufler macht eine Mit- theilung aus einem Schreiben des Dr. J. Lorenz über den Fort- schritt der von diesem beabsichtigten grösseren Arbeiten über die Flora des liburnischen Karstes und über den Quarnero , erwähnt einer im letzten Programme des Gymnasiums zu Capodistria erschie- nenen wichtigen Abhandlung von G. Aecurti über die Algen Capodistria’s, in welcher 193 Arten angeführt erscheinen, und über- gibt schliesslich das mit gut gezeichneten Tafeln versehene Werk: „J. Lichenii Bassanesi*“ von Fr. Beltramini de Casati für die Bibliothek der Gesellschaft. #3. Literarisches. — „Lehrbuch der forstlichen Bodenkunde und Climatologie von Dr. Gust. Heyer.“ Erlangen 1856. Verl. von Ferd. Enke. gr.8. Der als Lehrer und forstwissenschaftlicher Schriftsteller be- währte Verfasser bietet dem Publikum in vorstehendem Lehrbuche einen trefflichen Leitfaden auf dem ausgedehnten Gebiet der Boden- kunde und Climatologie in ihrem Einfluss auf die Pflanzenwelt, ins- besondere die Waldvegetalion. Bei der Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand heutzutage nicht bloss für den Forstmann, sondern auch für den Botaniker, namentlich für den Pflanzengeographen hat, ist das Werk geeignet, einem grösseren Kreise von Lesern und Studi- renden als Wegweiser zu dienen. Der Verfasser handelt zuerst aus- führlich die Entstehung der Erdrinde und des Bodens nach den geologischen Verhältnissen ab; hierauf folgt die Schilderung des Bodens nach seiner äusseren und inneren Beschaffenheit. Weiters werden die Verhältnisse der Atmosphäre, des Lichtes, der Wärme und Electrieität, die Luftströmungen und Hydrometeore geschildert. Im zweiten Theile des Buches, dem angewandten Theil, wird der Einfluss dieser Factoren auf die Waldvegetation eingehend erörtert, und nach dem Character derselben übersichtlich zusammengestellt. Zum Schlusse werden die Rückwirkungen, welche die Waldvege- tation auf Boden und Clima ausübt, der Betrachtung unterworfen. Als Erläuterung und zur besseren Verständlichkeit dienen 183 in den Text eingedruckie Holzschnitte und drei Tafeln, deren erste die Reihenfolge der geologischen Schichten darstellt, die zweite den Gang der Isothermen, Isotheren, Isochimenen und Meeresströmungen auf der ganzen Erde; die letzte endlich den Verlauf der Isolhermen, Isotheren und Isochimenen in Europa. Die Ausstattung des Buches ist eine sehr gute, und Druck und Papier lassen nichts zu wünschen übrig. 175 — „Genera, Speeies et Synonyma Candolleana alphabetico or- dine disposila, seu Index generalis et specialis ad. A.P. DeCan- dolle et Alph. De Candolle Prodromum systematis naturalis regni vegetabilis. Pars Ill. Auctore H. W. Buek M. D. Hamburgi, sumptibus Perthes - Besser et Mauke. 14858. Oct. pag. 508. — Der dritte Band des Verzeichnisses von Dr. Buek enthält alle Gattungen, Arten und Synonyme, aufgeführt in alphabetischer Ordnung, welche von der 2. Hälfte des 7. Bandes bis zum Ende des 13. Bandes von De Can- dolle’s Prodromus vorkommen. Welchen Benützer letzteren Werkes wird dieses Buch nicht eine höchst willkommene Erscheinung sein? Gewiss wird Jeder, der die beim Nachsuchen einer Art im Prodro- mus verwendete Zeit und Mühe zu berücksiehtigen weiss, dieses Buch nicht entbehren wollen, den durch des Verfassers zeitraubende mühevolle und gewiss nichts weniger als angenehme Arbeit ist man in die Lage gesetzt, sogleich zu wissen, ob diese oder jene Art im Predromus vorkommt und wo sie zu suchen sei, was namenllich dann von grossem Belange ist, wenn es sich um einen Pflanzen- namen jener Gattungen handelt, die lange Reihen von oft mit zahl- reichen Synonymen ausgestattete Arten enthalten. Dieser 3. Band, welcher dem jüngeren De Candolle vom Verfasser dedicirt wurde, entspricht in seiner Anordnung vollkommen den zwei ersten Bänden. Die Ausstattung desselben ist eine anständige, der Preis ein mässiger. — Ueber Dr. Th. Kotschy's „Beschreibung seiner Reise in den cilicischen Taurus“ äussert sich Alexander v. Humboldt in einem Schreiben vom 18. Aug. v. J. an den Verfasser unter andern: „Sie haben ein treffliches, gründliches, reichhaltiges Buch geliefert, und wenn ich mich durch ihre liebevolle Sendung und die Zueignung sehr geehrt fühle, so ist es, weil ich bei Ihnen in grösserem Um- fange erweitert sehe, was ich in graphischer Darstellung der Pflanzen- vertheilung über die amerikanische Tropenzone, über den Pic von Tene- riffa und über den Chimborazo versucht hatte. Wir haben über keinen Theil von Europa, ja über keinen Theil der Erde etwas so hypso- metrisch Vollständiges, als Sie uns über einen so anmulhigen "Theil von Kleinasien geliefert haben; climatologische Beobachtungen mit dem Pflanzengeographischen verbunden. Die Geduld lange zu leben, hat mir genützt. Ich habe den Genuss gehabt, mich noch Ihrer Arbeit zu erfreuen. Wie sehr wäre es zu wünschen, dass ein durch lange Reise-Erfahrung geprüftes Talent, zum Nutzen der Wissenschaft, neue Veranlassung zu einer recht freien, selbstständigen Anwendung bald fände u. s. w.“ — „Bildende Gartenkunst und Pflanzen-Physiognomik.“ Ein Vortrag, gehalten von Prof. Dr. Karl Koch. Berlin 1859. Verlag von Karl Wigandt. (Oct. Seit. 39. Aus der Wochenschrift für Gärt- nerei und Pflanzenkunde besonders abgedruckt.) — „Die Landschalls- Gärtnerei bewegt sich nur in der Natur; ihr Aufschwung und ihre Blüthe konnten demnach auch nur in einer Zeit gedeihen, wo die Naturwissenschaften sich der grössten Aufmerksamkeit und viel- seiliger Bearbeitung erfreuten. Die Menschen selbst mussten erst 176 heraus aus der Zwangsjacke Ludwigs XIV., um nicht mehr an tollen Phantasie-Ergüssen Einzelner, sondern desto mehr an Gottes unver- fälschter Natur Gefallen zu finden.“ So sagt unter Anderm der Autor in seiner Abhandlung und in diesen wenigen Worten spiegeln sich die Motive zu Dr. Koch’s Vortrag, in welchem Freunde der bil- denden Gartenkunst eine Fülle verwendbarer Andeutungen und an- regender Bemerkungen finden werden, namentlich in Beziehung von Pflanzen - Gruppirungen. Von hohem Interesse ist alles, was Dr. Koch über die verschiedenen Vegetationszustände und über Phy- siognomik der Pflanzen sagt, er entrollt dabei ein farbenreiches pflanzengeographisches Bild ‚in welchem er den Leser von dem Lande der Samojeden, durch alle Zonen hindurch bis nach dem fünften Erd- theil geleitet, und ihn dabei einen Blick auf den allgemeinen Charakter, der sich allenthalben anders gestaltenden Pflanzendecke werfen lässt. Nicht wenig des dabei Vorgeführten beruht auf gemachten Selbstanschauungen des vielgereisten Autors. Eine Schilderung der hauptsächlichsten Gruppirungen holzartiger Pflanzen schliesst die gehaltvolle Schrift, zu welcher Dr. Koch eine Fortsetzung in Aus- sicht stellt, welche ebenfalls in der von ihm redigirten „Wochen- schrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde“ erscheinen dürfte. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind singetroffen: Von Herrn Schauta in Höflitz mit Pflanzen aus Böhmen. — Von Herrn Tessedik in Wien, mit Pflanzen aus Nieder-Oesterreich. — Sendungen sind abgegangen an dieHerren: Sautermeister in Klosterwald, Andorfer in Langenlois, Ritter v. Pidoll in Komorn, Wilms in Münster, Pfarrer Kohlmayer in Weissbriach, Dr. Joo in Klausenburg, Schäde in Alt-Retz, P. Thiel in Osseg, Josst in Tetschen, Brittinger in Steyr, Val de Lievre in Innsbruck, Dr. Koch in Berlin'Janka, Dr. Pokorny, Weiss in Wien, und Fräulein Braig in Triest. Correspondenz der Redaction. Herrn C. „Was für einen Zweck wollen Sie mit Ihrem Herbar ver- folgen, wenn Sie sich weigern, mehr als Ein Exemplar von jeder Species in dasselbe aufzunehmen.“ — Herrn M. v. S. in Trient: „Wegen der Bryo- theca europaea wollen Sie sich directe anDr.L. Rabenhorst in Dresden wenden. * Inserat. Dieser Nummer 5 liegt bei ein Verzeichniss gediegener Werke aus dem Bereiche der Botanik, welche unter bedeutender Preisherabsetzung von J. L. Schrag in Leipzig und durch alle Buchhandlungen, in Wien durch C. Gerold Sohn bezogen werden können. Kedacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. — Druck von €. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. an Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. Juni 1859. IX. Jahrgang. N. ®. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. ©”. (3 Rthlr. 10 Ngr.) ganzjahrig, oder mit 2 fl. 3O kr. halbjährig, und swar für Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von C. Gerolds Sohn in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Alexander v. Humboldt. — Notizen über Rubus. Von Bayer. — Bota- nische Bemerkungen. Von Dr. Wolfner. — Eine Krankheit des Oelbaumes. Von Niessi. — Botanische Findlinge, Von Breitenlohnmer. — Bemerkungen über schlesische Pflanzen. Von Heuser.— Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Berichtigung. Von Janka. — Personal -Notizen. — Vereine, Gesellschaften, An- stalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein.— Mittheilungen. — Inserat. Alexander v. Humboldt. Humboldt ist gestorben! In diesem einen Manne ist uns in der That eine ganze Welt unter- gegangen. Ein Thron ist durch ihn erledigt, der allem Vermuthen nach unbesetzt bleiben wird; ein Scepter ist zur Erde gefallen, dass keine Hand den Muth haben wird, wieder aufzunehmen. Humboldt stand einzig da, nicht allein durch die Eigenthümlichkeil geistiger Begabung und den unübertroffenen Reichthum des mannigfaltigsten Wissens ; was seiner ganzen Erscheinung das Gepräge der Einzigkeit verleiht, ist die Gunst, welche ihm ein güliges Geschick zu Theil werden liess, seine Jugend in eine grosse Zeit geistiger Wieder- geburt hineinzustellen und ihm durch die Gewährung eines langen Lebensganges die Muse zu gönnen, sämmtliche Bildungselemente der modernen Welt im Geiste jener Zeit in sich aufzunehmen, zu bewältigen und als ein rundes, vollendetes Ganze in sich darzu- stellen. Humboldt war kein Gelehrter- im gewöhnlichen Sinn, ein Mann etwa, der viel wusste, dem aber sein Wissen fremd gegen- überstand. Nein, was er wusste, das warer; er gewährte das na- mentlich in Deutschland so seltene Schauspiel eines wissenschaftlichen Charakters. Darauf beruht die Macht und der Zauber, welchen er auf die Geister ausübte. Das Ideal, welchem das vorige Jahr- hundert nachstrebte : der harmonisch in sich ausgebildete Mensch, in Humboldt ist es Fleisch und Blut geworden. Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859, 6. Heft. 13 178 Auf der gediegenen Grundlage einer Weltanschauung fussend, die sich an den Schriften der Alten herangebildet; von dem frischen sittlichen Hauch der Kant’schen Philosophie angeweht; nach allen Seiten angeregt von den Werken unserer grossen classischen Dichter, warf er sich mit jugendlicher Begeisterung und der seinem Geiste eigenen Energie auf das Studium der Naturwissenschaften, die, wie im Vorgefühle ihrer weltgeschichtlichen Sendung, mit einer bis dahin unerhörten Triebkraft aulzublühen begannen. Was Humboldt auf diesem Felde geleistet, das bezeugen die Jahrbücher dieser Wissen- schaft fast auf jeder Seite. Wie er durch seine wissenschaftlichen Entdeckungsreisen der sinnlichen Anschauung ganz neue Kreise auf- geschlossen, so eröffnete er durch die Art und Weise, wie er die Thatsachen verarbeitete, und mit jener wunderbaren Gabe einer die verborgensten Beziehungen eines Gegenstandes durchdringenden Com- bination gruppirte, dem menschlichen Geiste die überraschendsten Einblicke in die mannigfach sich kreuzende und doch zur schönsten Harmonie zusammenwirkende Thätigkeit der Naturkräfte. Einer Anschauungsweise wie der seinigen, die mit dem schärfsten Sinn für das Verständniss der einzelnen Erscheinung das Bedürfniss nach Zusammenhang und Totalität aufs Lebendigste empfand, musste sich ganz naturgemäss die uralte Idee des Kosmos, d.h. des geselz- mässig geordneten, in seinem harmonischen Zusammenwirken den Ein- druck der Schönheit gewährenden Weltalls unabweisbar aufdrängen. Diese Idee, von welcher sich Humboldt'’s Streben von Anlang an geleitet zeigte, hob ihn über die Bedeutung eines blossen wissen- schaftlichen Fachmannes hinaus, und wies ihm die einflussreiche Stellung an, die er in der Entwicklung unseres modernen Cultur- lebens durch eine so lange Reihe von Jahren eingenommen. Hum- boldt war kein blosser Gelehrter ; er war die Verkörperung einer grossen bildungsgeschichtlichen Richtung; er war eine Macht. Er hat die Wahrheit in die Netze der Schönheit eingefangen und dadurch die Naturwissenschaft aus einer an eine Kaste gebannten Diseiplin zur Sache aller Gebildeten gemacht. Seine „Ansichten der Natur“, die im Jahre 1808 zum Erstenmale erschienen, bezeichnen den Anfang dieser Richtung; im Kosmos (1845—13583) hat ihr Humboldtein unvergängliches Denkmal gesetzt. Es gewährt eine Freude und einen Genuss ganz eigener Art, zu sehen, wie in diesem Buche ein all- seitig gebildeter Geist von einer Höhe herab, die vor ihm keiner erreicht, die Bildung seiner Zeit nach allen Richtungen beherrscht. Mag die fortschreitende Wissenschaft manche Thatsache berichtigen und erweitern, manche sogar umstossen: den beiden ersten Bänden des Kosmos, dem in grandiosen Zügen entworfenen Naturgemälde und der Geschichte der Naturanschauung wird die Zeit nichts anhaben können. Sie sind, wie die Geschichtsbücher jenes grossen Atheners „ein Be- sitzthum für alle Zeiten“. Was sie beschützt und erhält, ist der Geist echter, von keiner unlauteren oder beschränkten Nebenabsicht ge- trübter Naturbetrachtung, ist die Freiheit und Weite des intelleetuellen Horizontes, ist die Schönheit und hinreissende Macht der in breiten 179 und prächtigen Perioden sich entwickelnden sprachlichen Darstellung. Der Kosmos von Humboldt ist das Denkmal einer Bildung und Humanität, das unser von rückwärts treibenden geistigen Strömungen so vielfach bewegtes Zeitalter der Nachwelt gegenüber kaun ver- dient. Wollte man uns nach diesem Werke beurtheilen, das Urtheil würde viel zu günstig ausfallen. Hat man Humboldt in seinen Werken bewundert, in jenen bändereich aufgehäuften Zeugnissen einer erstaunlichen Arbeitskraft und eines alles durchdringenden und entwirrenden Scharfsinnes, so bleibt immer noch seine Persönlichkeit, an deren Anschauung man nicht müde wird sich zu erquieken und zu laben. Er war der incar- nirte wissenschaftliche Forschungstrieb und wissenschaftliche Wahr- heitssinn. Niemand dachte bescheidener von den Grenzen, niemand selbstbewusster und stolzer von der Würde des menschlichen Geistes. Kühne Folgerungen aus halberforschten Thatsachen waren seinem Wesen fremd; aber ebenso lag in seiner Natur eine tiefe Abneigung gegen wissenschaftliche Lüge und Heuchelei, gegen wissenschafl- lichen Aberglauben. Diese Abneigung war nicht weniger stark, weil sie sich in vollendet humanen Formen aussprach, wie wenn erz.B. der „Begeistigung des Tannenholzes“ gegenüber sein „Uralter“ be- klagte, das ihm nicht mehr gestatte, sich in neue Wissenschaften einzulassen. Diese zugleich milde und schneidende Ironie war der Ausdruck der höchsten Bildung. Welche sittliche Kraft aber hinter diesem Spoit verborgen lag, mag man daraus entnehien, dass jene von Heuchelei und geistigen Miasmen jeglicher Art geschwängerte Atmosphäre, in welcher Humboldt so lange alhmete, nicht ver- mögend war, die fleckenlose Reinheit seines Charakters auch nur mit einem Hauche zu trüben. Das ist es, was das deutsche Volk am meisten bei dem Hin- gange Humb oldtv’s beklagt: den Verlust eines grossen wissenschaft- lichen Charakters, eine der glänzendsten Gestalten humaner Gesittung, auf welcher der Geist unserer beiden nationalen Dichter noch sichtbar ruhte. Aber nicht ganz ist er uns gestorben. Das Gedächtniss seines Lebens und Wirkens wird in der Brust des deutschen Volkes kräftig fortwirken, und wo es gilt, gegen wissenschaftliche und sittliche Barbarei zu Felde zu liegen, da wird der Name Humboldt alle- zeit ein gediegener Schild sein, hinter welchem man mit der besten Zuversicht des Sieges fechten mag. (Presse.) Wie Berliner Blätter vom 7. Mai meiden, ist A. v. Humboldt am 6. Nachmittags halb 3 Uhr in den Armen seines Neffen, des General Hedemann , und in Gegenwart seiner Nichte Frau v. Bülow, sanft verschieden. Das letzte am Morgen ausgegebene Bulletin laulele: „Die Kräfte schwinden von Stunde zu Stunde.“ Die Frau Princessin Karl erschien gleich nach dem Hinscheiden Humboldt’s; der Prinz- Regent kam noch Abends halb 8 Uhr. Der Maler Michaelis hat eine Zeichnung Humboldt’s auf dem Sterbelager aufgenommen; ebenso wurde die Todtenmaske in Gyps durch den Bildhauer Gläser abge- nommen. Geboren am 14. September 1769 auf Schloss Tegel empfieng 13 * 180 Humboldt seine Jugendbildung in Berlin ; 1787 trat er seine Studien auf der Universität in Frankfurt a. O. an, selzte sie nach längerem Auf= enthalte in Berlin 1759, in Göttingen fort, bereiste mit Forster den Niederrhein und England, und ging dann nach Freiberg auf die Bergakademie, dem damaligen Mittelpunkte geognostischer Bestre- bungen. 1792 wurde er zuerst als Assessor bei dem Berg- und Hüttenwesen in Berlin angestellt; mehrere diplomatische Sendungen unterbrachen seine Thätigkeit in diesem Fache, worin er 4795 die Stellung eines Oberbergrathes erhielt. Schon damals beschäftigten ihn seine Reisepläne und verschiedene wissenschaftliche Versuche, Der Streit zwischen Galvani und Volta zog damals die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf sich, und Humboldt begründete für immer sich einen Namen durch das Werk über die gereizte Muskel- und Nervenfaser. 1797 löste er seine dienstlichen Verhält- nisse. In Jena, im engsten Verbande mit den Dichterkreisen Weimars setzte er seine nalurwissenschaftlichen Studien fort; in Salzburg an der Seite Leopolds v. Buch, war er mit geognostischen und meleoro- logischen Arbeiten beschäftigt; in Paris, vor seiner ersten grossen Reise, schloss er mehrere wichtige Untersuchungen ab. Im August 1804 von seiner grossen Entdeckungsreise nach Südamerika zurück- gekehrt, nahm er seinen dauerndern Wohnsitz in Paris, im engsten Verein mit Gay Lussac, Franeois Arago u. A. Reisen nach Italien, in die Alpen n. s. w.; auch diplomalische Sendungen unlerbrachen öfter die stille Musse des Forschers und seine grossen schriftstelle- rischen Arbeiten, durch welche die Ergebnisse seiner Reisen dem Publikum näher traten. Kurz vor seiner Uebersiedlung nach Berlin (1827) hielt er noch in Paris seine Vorlesungen über den Kosmos, die bald darauf in Berlin in zwei Cursen wiederholt wurden , und die Grundlagen seines seil 1846 erschienenen Kosmos bildeten. 1829 trat er seine Reise in das Innere Asien an. Mit welcher unermüd- lichen Thätigkeit Humboldt nachher in Berlin seine Forschungen zur Reife gebracht, die Bemühungen Anderer in uneigennülzigster Weise gefördert, der gesammten gebildeten Welt Sinn und Geist für die Natur erschlossen hat, ist weltbekannt. Am 10. wurde Hum- boldt mit allen Ehren eines Fürsten bestattet. Die sämmtlichen Mitglieder der königlichen Familie erwiesen dem grossen Todten die letzten Ehren, die Kammern und Vertreter aller Staatsbehörden, gelehrter Körperschaften u. s. w. folgten dem Zuge. Der Sarg ward in dem Dom eingesegnet und in der Familiengruft in Tegel beigesetzt. Ueber den Stand der Verlassenschaft Humboldt’s wird ge- meldet: Bei der gerichtlichen Siegelung der Verlassenschaft hat sich gezeigt, dass der Verewigle eine letziwillige Verfügung nicht er- richtethabe. Dagegen befand sich sein Kammerdiener, J. Seiffert, der 33 Jahre hindurch sein treuer Pfleger und Reisebegleiter gewesen, in dem Besitze einer gerichtlichen Schenkungsurkunde, Inhalts deren demselben beinahe die ganze Verlassenschafl, namentlich die äusserst umfangreiche und kostbare Bibliothek, alle Präciosen, kurz das ge- sammte Mobiliar, von lodeswegen zugewendet worden sind. Ausge- 181 nommen sind nur die ungedruckten Manuscripte, das bare Geld und einige Gegenstände, die dem Verewigten aus den höchsten Kreisen schenkungsweise überkommen sind. Ueber diese hat er mittelst kleiner Zettel, zu Gunsten befreundeter Personen besondere Dispositionen getroffen. Unter den ungedruckten Manuscripten befindet sich ein vollendetes geographisches Werk von bis jetzt nicht existent gewe- senem Umfange, das natürlich, wie alle anderen derartigen Werke, Eigenthum der Erben des Autors wird. An baaren Geldern und geld- werihen Papieren sind nur 400 und einige Thaler vorhanden gewesen. Von diesen hatte der Verstorbene. der eine kleine Pension vom Staale bezog, bereits bei Lebzeiten 400 Thaler seinem alten Diener mit der schriftlichen Ermächtigung, damit die Kosten seines Begräbnisses zu bestreiten, überlassen. Welchen Werth der grosse Mann auf persönliche Auszeichnungen im Leben gelegt hat, darüber liefert die Thatsache ein charakteristisches Merkmal, dass die ihm aus aller Herren Länder zugestromten Orden, wie-sie in solcher Zahl und von solcher Bedeutung wohl noch nie auf der Brust eines einfachen Ge- lehrten vereinigt worden, durchaus ungeordnet in einem ziemlich vernachlässigten Schrank aufbewahrt wurden. Eine Bestimmung, in welcher Weise die irdischen Reste des unsterblichen Mannes zur Gruft bestattet werden sollen, hat der Verewigte, der mit klarer Erkenntniss seine nahe Auflösung vorhergesehen und deshalb sehr specielle Dispositionen, soweit sie andere Personen betreffen, erlassen hat, nicht errichtet. Als gesetzliche Erben sind die Kinder und Enkel Wilhelm v. Humboldt’s — Bruders des Verewigten — legitimirt. Notizen über Rubus. Von Joh. Bayer. Schon viele Botaniker haben es als eine verlorene Abmühung erkannt, ein Rubus-Exemplar, wie solche gewöhnlich in den Herba- rien liegen, oder von Excursionen nach Hause gebracht werden, nach der Beschreibung eines Autors oder nach einer Abbildung mit Sicher- heit bestimmen zu wollen. Hieraus folgt aber noch nicht die völlige Anarchie in den Formen dieser Pflanze, oder die Unmöglichkeit einer Gruppirung derselben ; sondern das folgt, dass ein anderer Weg eingeschlagen werden müsse, als jener, auf welchem man sich mit konstanter begrenzten Formen zurechtfindet. i Wenn es wahr ist, dass der Systematiker den wissenschaftlichen Bolanikern, d. i. den Morphologen, Organographen und Physiologen nur als Handlanger dient, so ist es doch auch eben so wahr, dass beide, um sich gegenseitig verständigen zu können, dem Materiale, dessen sie sich bei ihren Arbeiten bedienen, einen Namen geben müssen, um den Babel endlich mit einander aufzubauen. In Beziehung auf die Brombeersträucher war das Bestreben der Systematiker seither, wie ich glaube, eifriger als das Studium 182 der wissenschaltlichen Botaniker, wodurch die ersteren einer aus- giebigen Unterstülzung und Leitung entbehrten. Jedenfalls fehlt bei der selbstständigen Aufstellung einer jeden einzelnen Form ohne das Zusammenwirken der genannten Wissenschaflen ein grundfestes Prineip, und sie muss, von allen Seiten gerültelt, bald wieder zu- sammen fallen. * + %* Vor Allem ist es nothwendig, das Auge an die Eindrücke der lebendigen Formen zu gewöhnen, und das allgemeine Bild einer Gruppe von Formen festzuhalten, um nach und nach einzelne Merkmale besonders aufzufassen und zu einem charakteristischen Bilde vereinen zu können. Die Schösslinge mancher Formen steigen, von dem benachbarten Gesträuche unlerstülzt, und dem Lichte folgend, oft zu einer bedeu- tenden Höhe, biegen sich dann in weiten Bogen abwärts, und wachsen so mit ihren Spitzen der Erde zu, wo sie einwurzeln und wie Ab- senker neue Individuen bilden. Je günstiger der Spätsommer dem Gedeihen einer solchen Pflanze ist, desto höher steigt der Schössling ; desto weiter ist aber auch der Weg, auf welchem er noch vor dem Ein- tritte des Winters den Boden wieder erreichen soll. Daber beeilt sich derselbe um so mehr, diesen in der kürzesten Linie, und mit immer mehr verlängerten Internodien zurückzulegen, je rauher die Herbst- Temperatur wird; so dass die absteigende Hälfte des Schösslings oft in halb so kurzer Zeit gebildet wird, als die aufsteigende. Diese Verhältnisse sind meines Wissens in die phänologischen Beobach- tungen noch nicht aufgenommen worden, wo sie, wie manche andere, einen Platz finden könnten, und wozu sich einige Formen besonders eignen dürften. An solchen Schösslingen stehen die geraden Stacheln von dessen Basis bis auf den Scheitel des Bogens senkrecht an denselben (horizontal abstehend) ; an jenem Theile aber, welcher sich von da zur Erde senkt, richten sie sich, so wie die Blätter mit ihren Stielen gegen das Licht aufwärts, d. h. von der Spitze des Schösslings zurück, und zwar um so mehr, je senkrechter dieser Theil sich niederlässt, so wie dieses an den Bogen der Rosenschösslinge eben auch der Fall ist. Es ist daher überflüssig, in den Diagnosen den Terminus aufzunehmen : „Stacheln am oberen Theile des Schösslings zurückgerichtet.* Doch liegt die Anlage zu dieser Rückrich- tung schon in der Natur des Schösslings, indem die Stacheln der oberen Hälfte jener Schösslinge, welche keinen Stützpunkt finden, und daher liegend fortwachsen, mehr weniger auch zurückgerichtet erscheinen. Dieser Umstand kann an einem einzelnen Herbarstücke nicht beobachtet werden, wenn es nicht der Bogen selbst ist, an welchem beide Richtungen vorkommen. Die Schösslinge senken ihre Spitzen oft in den benachbarten Strauch einer andern Form, wo sie dann Wurzeln schlagen, und im nächsten Jahre ein neues Individuum bilden. Hiedurch entsteht ein 183 Gemisch von mehreren Formen in Einer Hecke, in welcher in ver- schiedenen Jahren , ja in verschiedenen Jahreszeiten, bald die Eine bald die Andere das Uebergewicht erringt, welches gewöhnlich von den individuellen Entwicklungsphasen abhängt. Es lässt sich be- greifen, welche Confusionen bei einem oberflächlichen Sammeln dadurch veranlasst werden. *) Die Rückseite der untersten Blälter eines Schösslings ist oft grün, die der höheren dem Lichte näher kommenden aber immer mehr grau filzig. Dieser Umstand kann , ausser der Einwirkung des Lichtes, oft der Vergrösserung der Blattfläche im Schatten, und der dadurch bedingten Auseinandertretung der Haare zugeschrieben werden. Auch hierauf wird beim Einsammeln selten Rücksicht ge- nommen. Die Schösslinge mancher Formen haben constant nur 3zählige, oder nur 5-zählige, und wieder andere constant 3- und 5-zählige, oder 3- oder 4- und 5-zählige Blätichen. Die Regel, dass einem Herbar-Exemplar auch ein Stück des Schösslings mit einem Blatte beizulegen sei, ist daher eben auch nicht genügend, weil das im Freien oft sicher bezeichnende Kennzeichen der 3- oder 5-zähligen oder der 3- oder 4- und 5-zähligen Blättchen nicht ersehen werden kann, wodurch dann die Ansichten über die Veränderlichkeit der Formen noch mehr auseinander gebracht werden. Aus diesen wenigen Beobachtungen ist zu ersehen, dass die Bestimmung der meisten Herbar - Exemplare derzeit fast unmöglich ist, und dass das oft ausgesprochene Urtheil über die ausserordent lichen Abweichungen der Formen dieses Genus einige Beschrän- kungen zulässt. Ich will nur noch aus den nächsten Umgebungen Wiens bei- spielweise einige Formen bezeichnen, welche sich unter der grossen Anzahl anderer ohne Schwierigkeiten erkennen lassen. Ich sehe dabei von einer vollständigen Diagnose ab, und führe nur jene Merkmale an, welche im Freien zur Unierscheidung genügen, ohne die Abänderungen der einzelnen Theile zu berühren; denn wer einmal eine Hauplform genau erkannt hat, wird auch jene leichter unterbringen. Rubus fastigiatus W.N. — Kelchabschnitte braun- grün mit weisser Einfassung, ganz kahl; Blüthen gross, in einer fast einfachen, flachgipfeligen Traube, rosa ; Blättchen beider- seits grün. — Dieser äusserst schöne Strauch, mit seinen blüthen- reichen Bogen, ist um Wien ziemlich selten, z. B. in der Schlucht hinter dem Dornbacher Parke, rechts vom Wege zur Rohrerhülte, *) Man kann z. B. auf dem Gallizin Hecken beobachten, in welchen im Sommer nur A. willicaulis zu sehen ist; im Herbste aber scheinen sie gänzlich in Z2. macroacanthos umgewandelt. Nach genauen Beobachtungen findet man, dass der 2. villicaulis vorerst durch seine Stärke das Ueber- gewicht gewinnt; da aber dessen Blätter früher welk werden, und früher abfallen, als jene des #2. macroacanthos, welche auch noch im Winter frisch bleiben, so maskirt dieser den ersten bald vollständig. 184 wo er gegen Ende Juni blüht. — Die verwandten Formen, mit welchen er rücksichtlich des Kelches verwechselt werden könnte, sind mir in der Nähe noch nicht vorgekommen. R.thyrsoideus Wimm., R. fructieosus W.N. — Kelch graufilzig, Blüthen in (meist grossen) Sträussen, rosa; Blättchen in die Länge gezogen, vom oberen Drittel gegen die Basis verschmälert, die untersten unterseils grün, die nach oben folgenden mehr und mehr graufilzig, Mittelrippe an der Unter- fläche stark hervorgehoben, meist [lach mit zwei Längsfurchen, gelblich oder von der Farbe des Schösslings.. — Am ausge- zeichnelsten an etwas schalligen Orten, in Holzschlägen ziemlich häufig. — Blüht anfangs Juli. — Nach den Blättern könnte er mit R. tomentosus verwechselt werden; doch sind beide durch den Geruch der Blüthen, die Form der Blüthenblätter,, die Griffel und Stacheln verschieden. — Von den übrigen ähnlichen unterscheidet er sich durch den nach oben ganz kahlen (nur höchst selten etwas zerstreut - flaumigen) Schössling und eben solche Stacheln, von welchen die Basis der stärksten ein gleichseitiges Dreieck bildet. R. tomentosus Borkh. — Ist schon an dem Honig- geruche der Blüthen (wie Host richtig sagt) allein zu erkennen ; ; ausser dieseman den langen, keilförmigen, weissen Blüthen- blättern, und an den feinen , ganz strohgelben Stacheln auf niedriger Basis, welche oft nur einen langen, wenig erhabenen Strich bildet. — Um Wien häufig, z. B. bei Mauer in dem Föhrenwäldchen gegen den kais. Thiergarlen in ausgebreitelen Gruppen, welche sich schon von fern durch die steif-aufrecht stehenden Rispen und ihren Geruch bemerkbar machen; blüht vom Anfang Juni fast durch den ganzen Sommer. Wegen einer Verwechslung mit R. thyrsoideus siehe jenen. Mit irgend einem R. discolor, oder gar R. fructicosus L. (R. plicatus W.N.) hat er kaum eine Achnlichkeit. R.macroacanthos W. N. — Schössling fast kahl, Stacheln behaart; Blättchen unterseils weissfilzig, zu3 und zu 5, oder zu3 oder 4undödan demselben Schösslinge; bei den fünfzähligen ist das unterste, am Stiele des zweiten, stehende Blättchen auffallend länger gestielt, als bei den verwandten Formen. — Dieser Strauch scheint anderwärts weniger häufig zu sein, als um Wien, wo er, z. B. um Dornbach und auf dem Gallizin grosse Hecken bildet, und Anfangs Juli rosenroth blüht. — Durch die Zahl der Blättchen und durch den dünneren, oft peitschenförmigen Schössling unterscheidet er sich leicht von den ähnlichen, mit welchen er oft untermischt wächst. — Der diesem am meisten ähnliche, und mit ihm vorkom- mende ist R. pubescens W.N., welcher aber nur 5-zählige Blättchen hat, von welchen jene Eines gemeinschaftlichen Blattstieles in ihrer Form alle einander gleich, und nur in der Grösse ver- schieden sind. R. pygmaeus W.N. — Schössling niedergestreckt, drüsen- tragend, (Glanduliferi W.N.);Griffel länger als die Staub- 185 gefässe, grün; dadurch von allen ähnlichen verschieden. — Blüht weisslich im Juli. — Um Wien nicht häufig, z. B. auf dem Rosskopf in Holzschlägen. Von R. hirtus W.K. ist eine Form (Var. giganteus Neu- mann in Herb.)ausgezeichnet: Der Blülhenstenyel erhebt sich aus dem Moose und ausalten Baumblättern bis gegen 3° hoch, wenn er eine Stütze findet, sonst liegt er auf der Erde, und ist vom Grunde bis an die Rispe in seinen Blattwinkeln mit vielen rispenblüthigen Aesichen zweiseitswendig besetzt; den Umriss des ganzen grossen Blüthenstengels mit seinen Blättern und Seitenrispen könnte man lanzeltförmig nennen. — Er findet sich iminer nur einzeln in Holzschlägen oder an Waldrändern und fällt besonders durch die Menge seiner Früchte auf, welche ein einziger solcher Stengel liefert. — Blüht weisslich im Juli. R. dumetorum W.N., R. nemorosus Hayne. — Bei den gewöhnlichen Formen ist das Endblättichen der 5-zähligen Blätter über das gewöhnliche Verhältniss gross, breit, rundlich, die untersten zwei Blättchen sind klein, sitzend; die Griffel röthlich, Früchte schwarz (nicht blau bereift). — Je nach den verschiedenen Standorten in sehr vielen Abänderungen häufig. — Blüht rolh oder weiss schon Anfangs Juni. Zunächst können dessen Formen mit 3 Blättchen mit R. caesius verwechselt werden; sie unterscheiden sich aber durch die Farbe der Griffel, die nicht blau bereiften Früchte, und dass die meisten Kelchzipfel von der Frucht abstehend, nicht aber alle anlie- gend sind. R. caesius L. — An den 3-zähligen Blättchen, den per- gamentartigen Kelchzipfeln, welche alle der Frucht an- liegen, an den grünen Griffeln und den blau bereiften Früchten, mit wenigen grossen Theilfrüchten, leicht zu erkennen. — In verschiedenen Formen fast überall, und auch fast durch den ganzen Sommer (gross, weiss) blühend. R. Idaeus L. — Untere Blätter gefiedert; Blüthenblätter aufrecht; Früchte roth, flaumig. Allgemein bekannt. R. saxatilis L.— Krautartig; Blättchen alle 3-zählig; Früchte mit nur 2—4 Theilfrüchtchen, roth. — Auf stei- nigen, gebirgigen Waldplätzen. — Blüht meist im Mai und Juni. *) Die übrigen um Wien wachsenden Formen lassen sich mit wenigen Worten nicht so leicht kennzeichnen; ist man aber nur erst mit einigen genau vertraut, so wird es dann leichter, die Zahl der bekannten zu vermehren. Wien, am 9. April 1859. *) Der Herr Verfasser hat für die Besitzer dieser Zeitschrift von den hier angeführten Brombeeren eine Anzahl Exemplare in mehreren Formen zur Disposition gestellt, welche daher von der Redaction auf Ver- langen unentgeltlich bezogen werden können. Die Redaction. 186 Botanische Bemerkungen zur Flora Ungarns und des Banats. Von Dr. W. Wolfner. l5. Ornithogalum brevistylum. m. Herr Oberlandesgerichtsraith Neilreich hatte die besondere Freundlichkeit, in Nr. 4. Jahrgang 1858 dieser Zeitschrift seine An- sicht über Ornithogalum brevisiylum, narbonense und pyramidale auszusprechen. Ich bin leider erst heute in der Lage, auch mein unmassgebliches Urtheil über die genannten Arten hier niederzulegen, und die eben so klaren als gründlichen Erörterungen des ausge- zeichneten Floristen näher zu beleuchten. — Herrn Neilreich’s Ansichten lassen sich folgendermassen zusammenfassen: 1-stens. Die Abbildung des O. narbonense im Dodonaeus stellt nach Gren. und Godr. genau die Pflanze dar, die um Mont- pellier und Narbonne wild zwischen dem Getreide wächst. Letztere Schriftsteller und auch Neilreich citiren O. stachyoides Koch als Syn. zu ihrer Art. 2-tens. Die Länge des Griffels, der Blüthenstiele und der Deck- blätter sind veränderlich und bieten kein taugliches Merkmal zur Begründung von Arten. 3-tens. Die Wiener Pflanze (O. narbonense Neilreich) und O. brevistylum sind dieselbe Pflanze, die Gren. und Godr. als O. narbonense beschreiben. 4-tens. Ornithogalum pyramidale ist eine nur im cultivirten Zu- stande vorkommende aus O. narbonense entslandene Pllanze. 5-tens. Wenn man selbst zwischen O. narbonense und brevi: tylum unterscheiden wolle, so fiele letzteres doch mit 0. pyramidale zusammen. Hierauf habe ich Folgendes zu entgegnen,, Ad 1. a. Wie können die französischen Floristen und auch Herr Neilreich ©. stachyoides Koch als identisch mit ihrer Pflanze erklären, dadoch Koch ausdrücklich sagt : „Nustra hic descripta planta sec. cl. Gussonium sub nomine O.nar- bonenses in Herbario Linnaeano asservalur, sed O.nar- bonense Dodonei certe aliam speciem ex- hibet! b. Warum eitirt Bertoloni in seiner Flora ital. IV. 102 weder das O. pyrenaicum Koch als Syn. zu O.narbonense und hält dadurch stillschweigend das Koch’sche 0. sta- chyoides für eine selbstständige Art? — Auch Gussone in seiner Synopsis I. 404 sagt ausdrücklich: „O. pyrenai- cum Jacq. aust. t. 103 sei ein Syn. von seinem O. nar- bonense, und über O. stachyoides bemerkt er blos: nosirum quoad descriplionem et iconem Renl. spee. t. 90 potius ad O. stachyoides spectarel.* Endlich beschreibt Grisebach in seinem Spec. Il. 391 ausdrücklich O. sta- 187 chyoides Ait et Renl. als eigene Art und hält eben- falls O. pyrenaicum Jacg. et Koch als identisch mit ©. narbonense L. c. Ich besitze authentische Exemplare von O. stachyoides aus Croalien und jedes Kind wird sie augenblicklich als ver- schieden von ©. brevistylum (narbonense Neilreich) erkennen, Ad2. a. Ich habe mehr als 1000 Exemplare von meinem Ornitho- galum an verschiedenen Standpunkten, nämlich in Weizen- feldern , Akazienwäldchen, Wiesen, Rainen und Steppen untersucht, und immer den Griffel(an fertilen Blüthen) die Blüthenstiele und Deckblätter von un- veränderlicher Grösse gefunden. Auch bei O. stachyoides, sulfureum, pyrenaicum und arcuatum bleibt die Länge des Griffels und die relative Ausdehnung der Blüthen- stiele eine constante. Fiel doch Herrn Neilreich selbst die Pflanze durch ihre kegelförmige Traube auf, welcher Blüthen- stand weder bei ©. stachyoides noch bei sulphureum, pyre- naicum und narbonense vorkommt und durch die rasch kürzer werdenden Blüthenstiele bedingt wird. Ad 3. Herr Neilreich hat wahrscheinlich kein authentisches Exemplar der französischen Pflanze verglichen; ich lasse daher einen Auszug aus einem Schreiben meines Freundes Dr. Lagger hier folgen: „Ihr O. brevistylum ist von O. narbonense sicher specifisch verschieden. Mein Freund Hr. Reuter in Genf ein ausgezeichneter Botaniker hat Ihr O. brevistylum mit Exemplaren von O0. narbonense vom classischen Standorte Montpellier verglichen und selbes von diesem specifisch verschieden gefunden. Ich lasse Ihnen hier seine eigenen Worte folgen: Je viens d’ examiner votre O0. brevistyl. compar& a celui de Montpellier. Il s’ en distiingue par le style plus court que l’ ovaire, les filaments de etamenes mains delates, le bractees mains acumendes etc. etc. Je crois que c’est une espece distincte.* — Ad 4. Dagegen erlaube ich mir die ergebene Frage, warum die Pflanze seit 30—40 Jahren nicht wieder in ihre ursprüngliche Art zurückgeschlagen ist, nachdem sie an den mannigfaltigsten Standpunkten in Ungarn und Oesterreich wild wächst? Ad5. Auch ich hielt und halte noch jetzt meine Pflanze für das echte O. pyramidale, allein die Jacquin’sche Diagnose (auch in Röm. und Schultes) mit dem Passus „pedunculi frucli- feri erectiuseuli* führten mich irre. Aus Vorstehendem erlaube ich mir daher folgende Schluss- folgerungen : 1.0. narbonense Gren. und Godr., dann Bertol. und der ital. Autoren ist nach den Beschreibungen, wahrscheinlich das O. pyrenaicum vieler deutscher Autoren, vielleicht sogar Neilreichs. s = 188 2.0. stachyoides Koch steht zwar dem O. narbonense sehr nahe, unterscheidet sich jedoch durch einen eigenen Habitus, durch die ungemein spitzen Deckblätter, der lockeren Traube, deren Blüthenstiele zuletzt fast gleich lang sind und durch schmälere, aufrechte nicht flatternde und nicht zurückge- krümmte Blätter. ' 3. O. brevistylum mihi, unterscheidet sich von den vorstehenden Arten constant durch einen sehr kleinen höchstens 1° langen Griffel bei den fertilen Blüthen, (bei O. sulfureum misst er nahe 3" bei stachyoides und narbonense wenigstens %'', d. h. im lebenden Zustande), durch den pyramidenförmigen Blüthenstand und durch die noch einmal so grosse ovale (nicht kreiselförmige wie Neilreich beschreibt) Kapsel, deren Längendurchmesser beinahe noch einmal so lang als der Breitendurchmesser ist. 16. Dianthus Armeriastrum. Bei der Beschreibung dieser Art in Nr. 10. Jahrgang 1858. dieser Zeitschrift konnte ich aus Mangel an authentischen Exemplaren von D. Pseudo-armeria MB. nicht genau die Merkmale angeben, wodurch sich meine Pflanze von der kaukasischen unterscheide, Mein hochgeschätzter Freund Dr. Lagger in Freiburg war jedoch so gültig, mir hierüber Folgendes milzulheilen: „Sie fragen mich, was Herr Reuter über Ihren D. Armeriastrum bemerkt habe? llerr Reuter hat mir nicht den geringsten Zweifel über Ihre Pracht- pflanze kund gelhan. Sie ist gewiss von D. Pseudo-armeria MB. verschieden. Ich besitze in meinem Herbar ein anthentisches Exemplar aus dem Kaukasus durch Herrn Hohenacker. Dieselbe ist nicht ästig, hat die Blüthenköpfchen sehr gedrängt und um das 3-fache zahlreicher, der Limbus der Blumenblätter ist kleiner und blässer, die Kelche und Kelchzähne sind kürzer, fast weiss, wo dieselben bei Ihrer Pflanze länger, braunröthlich und mehr grünlich sind. — Perjamos, im April 1859. Bine Krankheit des Oelbaumes. Von @. v. Niessl. Durch die Redaktion dieses Blattes erhielt ich mehrere Blätter und Aestchen von Olea europaea, welche mit einem schwarzen fast glänzenden Ueberzuge behaftet waren. Herr X. Lan derer, welcher dieselben einsendete, schreibt darüber, dass auf diese Weise die Oelpflanzungen um Athen angegriffen werden, und die Früchte ab- fallen. Hiedurch ist also den vielen bekannten Krankheiten von wich- tigen Nutzpflanzen leider wieder eine neue angereiht. Die Unter- suchung dieses Parasiten ergab, dass es ein Pilz sei, welcher der Torula Fumago Cheval. fl. par. (Cladosporium Fumago Link. Fumago vagans Pers.) sehr nahe steht. Von meiner anfänglichen Ansicht 189 ihn als spec. nova zu publieiren, bin ich nach längeren Untersuchungen einstweilen abgekommen, obwohl es sich durch Manches von den gewöhnlichen Formen des oben genannten Pilzes unterscheidet z. B. durch die Länge der Sporenketten (zu 20—40 Sporen) und die Ver- gänglichkeit der Trägerflocke. Bekanntlich ist Torula Fumago Chv. einer der gemeinsten Pilze, und eswürde dessen Auftreten auf Olea europaea, abgesehen von der Formverschiedenheit kaum zu erwähnen sein, wenn nicht einerseits dessen Gefährlichkeit, andererseits sein, gewisserinassen epidemisches Auftreten zu würdigen wäre. Dergleichen gibt einem sonst gemeinen Pilze ein erhöhtes Interesse. So überzieht Dothidea Ulmi alljährlich die strauchigen Ulmen am Rande der Laaer Remisen und verkümmert ihre Blätter, und nach einer mündlichen Mittheilung des Hrn. Sectionsrathes R. v. Heufler wird Fraxinus Ornus in ganzen Beständen von Erysibe lenticularis überfallen, wodurch die Blätter weiss gefärbt erscheinen. Welche Mittel anzuwenden seien, um das Befallen der Oel- bäume von dem Pilze zu bewahren, ist schwer im Vorhinein zu be- stimmen. Vielleicht bewährt sich hier auch eines jener Mittel, welche gegen Oidium Tuckerii angewendet werden. Obwohl sie als so ziemlich bekannt vorausgesetzt werden können, scheint es doch nicht unzweckmässig, diejenigen zu reprodueiren, welche mir die zweck- mässigsten auch dort anzuwenden scheinen. So hat man z. B. aus, dem Umstande, dass die an Kalkstrassen liegenden Weingärtene deren Stöcke mit Kalkstaub überzogen waren, geschlossen, dass dir Bestaubung mit Kalkpulver oder Bespritzung mit Kalkwasser zu Abhaltung des Pilzes wirksam sein könnte. Ebenso ist die wirksame Anwendung des Leimwassers bekannt, und diese beiden Mittel möchte ich daher einstweilen empfehlen, obwohl man wegen der ganz ver- schiedenen Art der Bildung des Pilzes nicht im Voraus mit viel Gewissheit ein sicheres Resultat erwarten darf. Schliesslich, nachdem ich den praktischen Theil erörtert habe, möge mir noch eine wissenschaftliche Declaration erlaubt sein. Dass ich von der neueren Bezeichnung Cladosporium Fumago Link., dem Fries gefolgt ist, wieder auf die ältere des französischen Autors zurückgegangen bin, ist die Folge einer langen und sorgfältigen Untersuchung des Oelpilzes sowohl, als auch der unter dem Namen Cladosporium Fumago Link. mir vorliegenden Formen. Ich erlaube mir nur ingrösster Kürze das Resultat derselben anzugeben : Cladospo- rium schnürt bekanntlich Sporen ab, während Torula sie ansetzt, d. h. die Vermehrung oder wenn man will, das Fortwachsen der Sporenketten geschieht bei Torula an den Enden der Fäden, bei Cladosporium aber an der Basis durch Abschnürung von Sporen. (Analog dem exogen und endogen der Phanerogamen). Durch diese Art der Vermehrung erhalten die Torula-Fäden eine charakteristische Gestalt, indem die Sporen von beiden Seiten einer Mittelspore sich verjüngen. Wenn aber die Sporenkette des Cladosporium Link. sich von der Trägerflocke abgelöst hat, so stellt sie auch einen Torula- 190 Faden dar, und nach meiner Untersuchung steht es fest, dass noch an manchen mir vorliegenden Formen des benannten Cladosporium schon nach der Lostrennung ein Fortwachsen im Sinne des Torula- Typus, also exogen stattfindet. Wie wäre es sonst möglich , äslige Sporenketten bei diesem Cl. Fumago zu finden, was ich doch viel- fach beobachtete? — Ich kann mich hier in keine weitere Erörte- rung dieses interessanten Gegenstandes einlassen, da sie dem Zwecke dieses Aufsatzes ferne stehen würde. Entschieden ist es aber, dass Formen des Link’schen Cl. Fumago vorkommen, die entschieden zu Torula gestellt werden müssen, wesshalb ich dem älteren Aulor auch beipflichten muss. Ich hoffe in einer späteren Arbeit mich über Cladosporium überhaupt und deren höchst schwankende Unter- scheidungsmerkmale auszusprechen, und schliesse mit der Bitte, um Unterstützung von Seite der Mycologen durch Zusendung von Male- rial. Sehr freuen würde es mich auch, eine Beleuchtung desselben Gegenstandes von anderer Seite her in diesen Blättern zu finden, Brünn, am 19. April 1859. Botanische Findlinge. Eine Reihe von Betrachtungen über chorographisch und floristisch fremdartige Localitäten Von J. J. Breitenlohner. Es ist eine allbekannte Thatsache, dass gewisse Orte, histo- risch oder geographisch ausgezeichnet, beispielsweise ein früherer Kriegsschauplatz, eine Ruine, ein Wasserfall, der Eingang in eine Höhle und so viele andere Objecte immer etwas Apartes in ihrer Flora haben. Eine fast allgemeine Erscheinung ist es ferner, dass beinahe in jedem, noch sv willkürlich abgegrenzten Bezirke Stätten vorfindig sind, die aus was immer für Ursachen die eine oder die andere Pflanzenart ausschliesslich für sich vindiciren. Jede Special- Flora hat für beide Fälle der Belege mehrere nachzuweisen. Am Fusse der Alpen endlich oder in ihrer Nachbarschaft wird sich nun der Novize wundern, auf Pflanzenformen zu stossen, die, offenbar ihren höhern Wohnsitzen entführt, bei zusagenden Bedin- gungen ein gleiches oft noch üppigeres Gedeihen finden. Befremdet es in den erstern zwei Fällen nicht selten auch den Kennerblick, begegnet Letzteres, nämlich das Vorkommen alpiner Gewächse in der Thaltiefe, ja selbst durch die Alpenbäche in entferntere Wasser- gebiele geschleppt, den Sachkundigen nicht als unvorbereitet oder neu; nach kurzer Orientirung ist meist das Vehikel gefunden, das den wanderlustigen Alpenbewohnern den Weg vorzeichnete, ja er- fahrungsgemäss sucht man absichtlich an diesen Stätten nach derlei scheinbaren Wiedersprüchen, man sähe sogar die Abwesenheit dieser Verhältnisse als eine Anomalie an, so häufig und allgemein ist ihre Erscheinung. 191 Vergegenwärligen wir uns nun ein anderes landschaftliches Bild. Entrückt den Alpen, und nicht selten ohne jeden Zusammen- hang mit ihnen, mitten im Hügellande, ist eine Enclave eingestreul, als hätte sie Schöpfungslaune, losgetrennt und ferne von den riesigen Denkmälern der Vorzeit, hier-fallen gelassen; so ganz verschieden von dem der Umgebung ist ıhr Character, so wie ihre Flora, so eigenthümlich und ursprünglich liegt es vor uns dieses Fleckchen nalurwüchsiger Erde, unbeschadet der gewaltigen Einflüsse , die Industrie und Verkehr um und nebenan ausüben. Des Pflanzengeographen bemeistert sich dabei ein gleiches Gefühl, was der Geologe mitten im geschichteten Gestein vor einem riesigen, abnormen Felsblock empfindet. Und wer stand nicht sinnend vor einem erralischen Getrümmer oder einer analogen erratischen Flora und gedachte der gewaltigen Zeit, die den Schlusspunkt setzte im Riesen-Buche der Entwicklungsgeschichle unseres Planeten ? Genug, diese Epoche steht nicht nur im lief innigen Zusammenhange mil der Erhebung des Alpencontinents und demnach der jetzigen Configura- tion des grossen Theiles unseres Landes, in ihr ist auch der Zeu- gungs- und Verbreitungsact der gegenwärligen Pflanzenwelt mit seinen Modificationen zu suchen. Die gleiche Frage, die sich der Geologe in seinem Falle stellt, wirft sich auch der Pflanzengeograph auf, sieht er sich von Pflanzen- Erscheinungen umgeben, die jeder gesetzmässigen räumlichen Ver- breitung derselben zuwiderlaufen; doch vergebens sucht er nach einen Causaluscus, da ihm nicht dieselben Mittel, wie dem Geologen, zu Gebote stehen. Denn wenn auch der Verstandescalcul des Letz- teren in seinem Interesse eruirt, ob die erratischen Blöcke in Folge einer vulcanischen Kraftwirkung, die nun ausser unserer Begriffs- weise steht, von zertrümmerten Massen auf weite Entfernungen fort- geschleudert wurden, oder ob die Rutschflächen eın Fortgleiten auf dem Rücken der Gletscher zulassen und die Rollsteine, als erralisches Geschiebe, durch ihre Abrundung und Abschleifung in der That auf den Schult eines ehemaligen Wasserbettes hindeuten, ja selbst durch petrographische Vergleichung sich genau Ort und Stelle bestimmen lässt, von wo sie ihren Weg genommen — so verhält es sich in Bezug auf die Pflanze ganz Anders. Sie hat ihre Eigenthümlichkeiten und Wandlungen, ist geknüpft an eine gewisse Summe vonAussenver- hältnissen. Es wird nie constalirt werden, ob einzelne Formationen auf die Veränderung gewisser Merkmale der Pflanze wirken, welche Einflüsse es wesentlich sind, die diese Besonderheiten schaffen, sowie es auch weder vom nalurwissenschaftlichen noch historischen Stand- punkte aus vergönnt ist, die allmähligen Schritte pflanzlicher Ent- arlung zu verfolgen. Ist es nun gelindest höchst schwierig, wenn gar unmöglich, bei Gegenwart von Anknüpfungs - Momenten die Weg- Spuren des Pflanzenwandels aufzudecken, eben aus dem Grunde, weil, selbst mit Ausschluss des Substrats, bei der Mannigfaltigkeit der anderen Ausseneinflüsse auf das Pflanzenleben, angestellte Ver- suche und Vergleiche am wenigsten stichhaltig sind, so verliert die 192 Forschung selbst diesen schwachen Halt, wenn jede Wahrscheinlich- keit einer Verschleppung durch irgend welche Transportmittel von näheren oder entferntern Punkten hinwegfällt. Nur eine ins Detail gehende Kenntniss der Umwälzungen der Erd- Oberfläche und des Zustandes, in dem sich selbe in Ruhemomenten (?) befand, insbesonders des Zeilabschnittes, wo während der letzten Hebung des Alpencontinentes das terliäre Meer in seine jetzige Be- gränzung abfloss, kann mit ins Einzelne gehenden Terrainstudien dieses Gebiet der Geschichte der Pflanzenwelt einigermassen aufhellen. Die Aehnlichkeit solcher Pflanzen-Erscheinungen nun mit den Findlingsgesteinen, der Zusammenhang, den beide Existenzen in Bezug auf Zeit, Ursache und Wirkung denkbar machen, mag die für diese Skizzen erborgte Parallele, wenn auch nicht für alle Fälle, recht- fertigen. Vielleicht ist es mir gestaltet, am Schlusse dieses vorge- worfenen Cyelus eine auffallende Uebereinstiimmung der Resultate hervorzuheben, zur Begründung einer Ansicht, die sich mir, ehe ich noch Gelegenheit hatte, Gleichartiges mit Gleicharligem zusammen- zustellen, aufdrängte. Vorläufig will ich es versuchen, eine Reihe von Localitäten, entnommen dem engeren deutschen Vaterlande, vor- zuführen und in leichten Conturen ihr landschaftliches Gemälde zu zeichnen ; ich muss mich zu sehr als Jünger dieser Anschauungs- weise bescheiden, um sie scharf und bestimmt hervortreten lassen zu können. L Peggau nächst Gratz in Steiermark. Peggau, womit ich den Reigen dieser Skizzen beginnen will, ein unbedeutender Flecken mit der gleichnamigen Eisenbahnstation, liegt an der Südbahn, so ziemlich in der Mitte zwischen Gralz und Bruck an der Mur. Mag man von letzterem Orte aus mit der dampf- beflügelten Vorspann hier anhalten, nachdem man das herrliche Gebirgsthal, durch dessen Einschnitte gegipfelte Bergeshäupter herein- ragen, durchflogen, noch mehr aber, kommt man von Süden, hinter sich die Rebenberge um Marburg, das monotone Gralzerfeld und die sanften Hügelreihen von Gralz, so wird man die wenigen Augen- blicke des Aufenthaltes zu Nutze machen, um sich umzuschauen an der romantischen Thalenge, die eingesäumt von hellleuchtendenw chil oben mit Baumwuchs bekleideten Kalkschroffen, das Auge in nligei Fessel schlägt. Die Landschaft trägt gänzlich den subalpinen Charakter. Nördlich davon am linken Murufer lieg! der Hochlantsch mit seinen nordwärts wild zerschründeten und zerrissenen Abslürzen und daran sich reihend lagern im Halbkreise höhenmindere Berge herum bis zum Flügel- manne derselben, dem Schöckel bei Gratz. Oestlich von Peggau und sich an dieses Gebiet anschliessend, reichen die Berge nicht über das Hügelmass hinaus. Im hohen Grade interessant ist aber die Flora einiger Punkte, wie der Weitzner- und Guttenberger-Klamm zwischen dem Hochlantsch und Schöckel, die den Gegenstand einer künftigen 193 Besprechung bilden werden. Das rechte Murufer steigt mit waldigen Vorbergen gegen den Höhenzug an, wo von der Hochalpe bei Leoben über den Speickkogel, die Stubalpe bis zum Grenzwächter, den Hoch- gössing, verläuit, wo er sich spaltet. Den westlichen und nördlichen Theil dieses Gebietes nehmen vorzugsweise krystallinische Schiefer in Verbindung mit Gesteinen des Uebergangsgebirges ein, im südlich und östlichen Theile walten tertiäre und diluviale Sedimentgesteine vor. Unter den ersteren sind am verbreiteisten Gneis, Glimmerschiefer, der allmählig in Thon- schiefer übergeht, Die Gesteine der Uebergangsformation bestehen aus Thonschiefer und Kalksteinen, die im westlichen und mittleren Theile des Gebietes vorzugsweise verbreitet sind. An manchen Stellen sieht man unzweifelhaft eine Wechsellagerung dieser Gesteine, doch bildet der Thonschiefer im Allgemeinen die tiefern Lagen und geht an der Grenze häufig in Kalkschiefer über. Er enthält mancherlei Erze, die früher Veranlassung zu ausgedehnten Bergbauen gaben, von denen jedoch die meisten gegenwärtig nicht mehr im Betriebe sind Der Kalkstein ist in seinen untern Lagen deutlich geschichtet, in den höhern mehr massig; bemerkenswerth sind einige Höhlen, wie die Badelhühle bei Peggau selbst, in weiterer Entfernung die Drachenhöhle bei Mixnilz, das Patscha- und Katerloch bei Weitz und mehrere Andere. In dem von jüngeren Gebilden ausgefüllten Hügellande finden sich zu oberst Schotter, Sand und Lehm, theilweise der Tertiärfor- malion angehörig; darunter folgen mehr oder minder schiefrige und feste Sandsteine, bräunliche, nicht selten pflanzenführende Schie- ferletten und bläulicher oft glimmerreicher Tegel, die sehr ver- breitet Braunkohle führen. Die Felsen von Peggau, die Coulissen gleich die Thaleinfassung bilden, gehören selbst dem Uebergangskalke an, doch grenzt nahe daran Thon- und Grauwackenschiefer, der an beiden Murufern sich wie ein Gürtel herumlegt und die Umgebungen von Nebelbach, Feistritz und Semrach kennzeichnet. Die Felspartien am linken Murufer sind unter den Namen, Daneben, bekannt, an sie schliesst sich die Badelwand mit der gleichnamigen Höhle und der schönen Eisenbahngallerie an ; die Felsen am rechten Murufer, die nächst Feistritz beginnen und nach oben in Wald und Culturen verlaufen, tragen keinen speciellen Namen. Am interessantesten und üppigsten ist die Flora von Daneben. Von der Strasse abspringend steigt man einige Minuten an und steht dicht unter den sich steil aufrichtenden Felsen, die an verschiedenen Stellen ein Anklimmen geslatten. Schon am Fusse derselben über- rascht der Vegetationscharakter. Während meines Aufenthaltes in Gratz besuchte ich diese Localität zu verschiedenen Malen, un- streitig ist aber ein Ausflug Ende April am lohnendsten. Formüppig wuchert aus Felsritzen und Grasschöpfen Anemone Halleri, deren mannigfaltige Nüanzen vom zarten Purpur vioielt bis zum vergilbenden Blassblau dem rothgebleichten Gestein eine vortheilhafte Folie bieten ; in ihrer Gesellschaft beginnt sich Alyssum montanum var. rostratum Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 6. Heft. 14 194 zu entfalten. In der mittleren Höhe gegen die Badelwand zu prangen Draba aizoides in blüthengedrängten Rasen und Primula Auricula kräftig entwickelt. Eine Saat von Sesleria coerulea und Hierochloa australis deckt die berasten Felseinsenkungen und holzfreien Ueber- gangsstellen in das Waldrevier; neben der anspruchslosen Ribes Grossularia überspinnen die Felsköpfe Netze von Potentilla verna und Polygala Chamaebuzus, und darüber schülten Sambucus race- mosa und Aronia vulgaris ihren Blüthenschnee. Etwas verschieden gestaltet sich die Flora am rechten Mur- ufer. Zwar ist Anemone Halleri noch ziemlich vertreten, doch fehlen die übrigen Formen mehr oder minder. Ungünstige Exposition und wo es die Felsen zulassen, Waldbestand, thun einer mannigfalligeren Entwicklung entschiedenen Abbruch. Formüppig und individuumreich herrschen dagegen Luzula pilosa, Viola canina, Cytisus hirsutus, Genista pilosa, Anemone Hepatica, Primula officinalis ete., welch’ Leiztere zwei im jenseiligen Gebietsantheile spärlich auftreten. Für die vorgerücktere Jahreszeit 'sind hier bemerkenswerth Valeriana saxatilis. Spiraea chamaedrifolia und Sawifraga elatior. Unendlich schönes Farbencolorit verleiht hingegen der Sommer den Daneben-Felsen, und da sind es namentlich folgende Pflanzen, die in überquellender Fülle und buntem Farbenschmelz sich aus Felsspalten hervordrängen und die Grasrasen überziehen : Thalietrum foetidum , Arabis Turrita, Erysimum lanceolatum, Kernera saxa- tilis,Biscutella laerigata, Salvia pratensis, Calamintha alpina, Stachys recta, Dianthus Carthusianorum, Jasione monltana, Cinanchum vin- celoxicum, Silene nemoralis, Alsine setacea, Moehringia Ponae, Ge- ranium sanguineum, Sedum maximum, Seseli glaucum, Laserpitium latifolium, Galium verum, Artemisia campestris, Cineraria cam- pestris, Carduus defloratus var. crassifolius, Centaurea paniculata, Leontodon incanus, Scorzonera austriaca, Prenanthes purpurea, Cephalanthera pallens, Convallaria multiflora ete. ele. Wie aus diesen Anführungen hervorgehl, ist der Charakter der Flora kein streng subalpiner, ja selbst die interessanten Funde ge- hören, etliche ausgenommen, nicht ausschliesslich diesem Gebiete an. So zerstreut sich in der Hügelreihe des Murthales, wo der Ueber- gangskalk das Substrat bildet, Anemone Halleri und verliert sich auf den Kalkhügeln bei Gratz. Primula Auricula wurde erst jüngster Zeit am Jungfernsprunge unweit der Ruine Alt-Gösting gänzlich ausgerollet. Scorzonera austriaca kömmt daselbst noch häufig vor. Carduus defloratus L. var. crassifolius Willd. am schönsten am Abhange des Hochlauisch gegen die Teichalpe auftretend, Laser- pitium latifolium , Seseli glaucum, Erysimum lanceolatum, Arabis Turrita, Keırnera saxatilis, Biscutella laevigata finden sich um Gös- ting, am Plabutsch, bei St. Gotthardi, Silene nemoralis am Schloss- berge von Gralz. Nebenbei mag gesagt werden, dass diese Punkte um Gratz manche augenfällige Beziehungen zum Peggauer Gebiete nachweisen lassen, doch haben systemmässige Devaslalionen schon von jeher seltene Pflanzen spurlos vernichtet. 195 Thalictrum foetidum, wie hier auch nach Maly bei Ivan in Böhmen in Gesellschaft von Alsine setacea vorkommend, findet sich wieder beim Ansteigen des Hochlautsch von Mixnitz aus und zwar am Waldsaume oberhalb des letzten Bauernhauses , genannt zum Schweiger, ferner am sobenannten Almthor, dem Wege nach der romantischen Einsiedelei Schüsselbrunn, an den nördlichen Praeci- pissen des Hochlautsch. Sazifraga elatior kommt in grosser Menge und üppigem Wuchse besonders auf der Mixnitzer Seite des Hoch- lautsch vor und dürfte sich auch weiter im Murthale zerstreuen, da man ihr im Thörlgraben bei Kapfenberg, wenn auch spärlich, wieder begegnet; daselbst überrascht auch an zwei Punkten das Auftreten von Moehringia Ponae. Draba aizoides zerstreut sich an den Hügeln bis Bruck, daselbst und bei Leoben stösst man wieder auf Arte- misia campestris. Geben wir den meilenweit entfernten Hochlautsch und den noch ferneren Thörlgraben bei Seite und ziehen wir das mit der Flora von Gratz gleichnamige Contingent ab, so können wir als dem Gebiete eigenthümliche Pflanzen betrachten: Thalictrum foetidum, Alsine setacea, Moehringia Ponae, Artemisia campestris, Alyssum montanum, Spiraea chamaedrifolia, Valeriana sazxatilis, Saxifraga elatior, Genista pilosa. Es ist somit nicht so sehr das Vorkommen höhenfremder Pflanzen, die rein specifische Flora, sondern der mit der Oberflächen- gestaltung conforme Gesammtausdruck, die Zusammenrottung von Gebirgsspecialiläten und jener Formen, die bei zwar verschiedent- lichem Mass ihrer Einheitlichkeit und ihres Individuumreichthums, mit der der näheren und nächsten Umgebung gemeinsam sind, das- jenige Moment, das der Gegend so hohes Interesse verleiht, und jene Auffallenheit, die Eingangs hervorgehoben wurde, tritt, nachdem in einem längern Thalverlaufe eine gewisse Gliederung sich zu er- kennen gibt, hier wie in ihrem Verknotungspunkte in die Erscheinung. Allerdings liessen sich, wie angegeben, einige lose Glieder aufgreifen, um dem Vorkommen mancher Pflanze eine dem Augen- blicke genügende Deutung zu unterschieben; es wäre zu gewagt, von gesondert dastehenden Thatsachen auf ein zusammengehöriges Ganze zurückzuschliessen, weil eben diese Glieder zu lose sind. Jedenfalls ist die Flora des Hochlautsch in seiner. mittleren Höhe, die der Gelände desMurthales und einiger Seitenthäler in eine nicht folgeunrichtige aprioristische Combination zu bringen; gewiss in- teressante geologische Thatsachen liessen sich aber als ergänzende Commentare auffinden, folgte man emsig und unverdrossen den Weg- spuren nach, die bald die eine bald die andere wissenschaftlichen Anhalt zu erkennen gibt; denn nur dann, wenn eine durch alle Punkte sich enganschliessende Durchforschung im innigsten Verbande mit geologischer Rücksichtsnahme die verworfenen Glieder folge- richtig zusammenfasst, kann in ähnlichen Fällen eine gesetzmässige Aneinanderfügung der nun scheinbar gesprengten Kelte in Aussicht gestellt werden. Es ist dann die combinalorische Arbeit des Denkers, 1457 196 der das Material zahlreicher Thatsachen, eine Sammlung von getreuen bis ins Einzelne gehenden Erfahrungen zu einem wohlgeordneten Ganzen zusammenbringt. Nur dann erst, wird auf diesem Gebiete befruchtend fortgewirkt, werden so manche Rälhsel über verworrene Verbreitung von Pllanzen ihre natürliche Entzilferung finden. Wien, am 23. April 1859. Einige Bemerkungen über interessante Pflanzen Schlesiens, im Anschlusse an die neue Bearbeitung der Flora von Schlesien von Dr. Wimmer 1857, mit Berücksichtigung von Koch's Taschenbuch der deutschen Flora in der neuen Auflage vom Jahre 1856. Von P. Heuser. l. Schon im Jahre 1856 versuchte ich in Nr. 28 des österreich. botanischen Wochenblattes über einige interessante Pflanzen Deutsch- lands, insbesondere Schlesiens, zu referiren. Die Umstände nöthigten mich aber damals, längere Zeit das Studium der Botanik ganz ruhen zu lassen, und so vermag ich erst jetzt, das damals Begonnene aus- zuführen. Atragene alpina L. entdeckte ich in dem nur etwa zwei Stunden von Gnadenfeld entfernten Wroniner Walde, sehr üppig blühend, aber in wenig Exemplaren. Es ist jedoch fast unmöglich, dass die Pflanze bei uns ursprünglich einheimisch sei; ebensowenig [freilich begreift man, wie sie in jenen Wald gekommen ist. Thalictrum minus L. Bei uns in Ober-Schlesien. besonders bei den Dirschler Gypsgruben in grosser Menge und in den ver- schiedensten Formen. Eine genauere Beobachtung dieser, zum Theil sehr abweichenden, aber doch deutliche Uebergänge zeigenden Formen hat auch mich der Ansicht von Meyer Hannov. von Herzen bei- zustimmen vermocht, dass sämmtliche Formen, welche man in Koch’s Taschenbuch unter den Namen: Th. sylvaticum Koch, Th. minus L., Th. majus Jacq. Th. Jaequinianum Koch, Th. elatum Jacgq. aufgeführt findet, wohin auch noch Th. flexuosum Bernhardi, Th. montanum Wallroth, Th. saxatile DC., Th. collinum W all- roth und Th. Kochä Fries gehören, nichts sind, als Formen Einer Art, Wimmer sagt hierüber gewiss sehr richtig: „Die Bemühungen, die älteren Synonyma aufzuklären, eine, wie uns scheint, ganz un- fruchtbare Arbeit, hat neue Synonyme geschaffen, und die Betrach- tung der Diagnosen lehrt deutlich, dass Niemand zwichen diesen Formen sichere Unterschiede zu finden gewusst hat. — Die Höhe und Richtung des Stengels, die Kanten der Blattstiele, die An- oder 197 Abwesenheit der Stipellen an denselben, die Länge der Blüthenäste und der dadurch bedingte Umfang der Blüthenrispe, die Grösse der Blättchen und deren damit in Zusammenhang stehenden Gestalt, endlich die Grösse und die Ribben der Früchte , sowie die Länge dor Wurzelsprossen, — alle diese Kennzeichen sind bei diesen Pflanzen untauglich zur Sonderung der Arten. Die Blüthezeit, welche Koch zu Hilfe nimmt, ist je nach der Beschattung des Standorts wandelbar und bei diesen Gewächsen überhaupt nicht so genau fixirt. Anemone nemorosa-ranunculoides Wimmer. Dieser merkwürdige Bastard findet sich im Breslauer bolanischer Garten, wo er sich von selbst unter den Stammarten emgefunden hat. Wahrscheinlich findet er sich auch an andern Orten, wo die Stammarten zusammen vorkommen. Er hält in der Blatigestalt und Blumenfarbe genau die Mitte zwischen den Eltern. Während bei A. nemorosa die Kelchblätter kahl, bei A. ranuneuloides ausserhalb weichhaarig sind, besitzt der Bastard ausserhalb sehr feinflaumige Kelchblätter. Ranunculus auricomus L. ß. fallaxz W. et Gr. Diese sehr merkwürdige Form, welche im westlichen Deutschland oft für den R. cassubicus L. gehalten wird, findet sich bei uns nicht nur, wie Wimmer angibt, in lockerem Waldboden und an halb- beschatleten Plätzen, sondern auch auf ganz schutzlos der Sonne ausgeselzten Wiesen, dann aber niedriger und durch gelblich-grüne Färbung der ganzen Pflanze sogleich in die Augen fallend unter und mit der gewöhnlichen Form des R. auricomus. Während die ge- wöhnliche Form den ganzen Sommer über blüht, hat die Varietät nur eine sehr kurze Blüthezeit: Anfangs Mai, kaum länger als 14 Tage. Der Stengel hat gespreizte Aeste, bei den Wiesen-Exemplaren nicht aufrecht, sondern aufsteigend; die Grundblätter sind gross, ungetheilt. Ich kann mich für meine Person noch nicht überzeugt halten, dass diese Varielät keine gute Art sein soll; sie ist jeden- falls noch näherer Untersuchung "werth. Die Unterscheidung der- selben von R. cassubicus L., dessen Hauptstandort Ober- Schlesien ist, und hier ziemlich häufig Kork ist nicht leicht, namentlich bei Wald-Exemplaren. Das Hauptunterscheidungsmerkmal des R. cassubicus besteht in einigen blattlosen Scheiden am Grunde der Stiele und in grösseren Kronenblättern. Papaver dubium-Rhoeas. Diesen interessanten Bastard enldeckte ich voriges Jahr auf einem Brachacker bei Gnadenfeld. Er ist meines Wissens noch nirgends früher bemerkt worden. Diese Form hielt genau die Mitte zwischen den Stammarlten, unter denen ich sie hier nicht selten antraf. Die Kapseln sind hier characteri- stisches Merkmal, keulenförmig aber viel kürzer und dicker als bei Papaver dubium, nach dem Grund hin allmählig verschmälert ; doch fehlt ihnen der blaue Streif, den die Kapseln des P. Rhoeas stels haben. Nasturtium anceps ist jedenfalls keine ächte Art, und man bezeichnet mit diesem Namen verschiedene hybride Formen. So scheint Nasturtium anceps Reichenb. ein N. sylvestre-palustre, 198 dagegen N. anceps Wahlenb. ein N, sylvestre-amphibium zu be- zeichnen. Diese Formen sind durch Diagnosen schwer zu begrenzen, wenn sie sich auch durch die abweichende Tracht leicht kund geben. Sie finden sich bei uns namentlich in Weidengebüschen an den Oder- ufern bei Cosel in grosser Mannigfaltigkeit. Barbarea arcuwata Rehb. Koch führt diese Form als gute Art auf; sie soll sich durch lockere Trauben, horizontale Blumen- stiele und abstehende Schoten von B. vulgaris unterscheiden, ist aber nach Wimmer nur eine überall vorkommende Form der B. vulgaris und kaum werth, als Varietät unterschieden zu werden. Camelina microcarpa Audrzejowsky (©. sativa var. pilosa Koch Taschenb. Wimmer glaubt diese Form von C. sativa Irennen zu müssen, und ich glaube mit Recht. Ich hatte hier Gelegenheit, sie unter C. sativa in grosser Menge zu beobachten, und konnte doch keinerlei Uebergänge wahrnehmen. Die Schoten sind kleiner als bei C. sativa, am Rand zusammengedrückt, mit scharfem Rand. Stengel steif-aufrecht, nebst den Blättern dicht mit Gabelhaaren besetzt. Samen braun, nicht halb so gross als bei C. sativa. Letztere hat aufgeblasene, ungerandete Scholen, fast kahle Stengel und Blätter, und braunschwarze Samen. Viola suavis M.B. Diese im Gebiet der deutschen Flora bisher nur an den Oderufern bei Frankfurt a/O beobachtete Art ent- deckle mein werther Freund R. v. Uechtritz vor einigen Jahren an den Polauer Bergen im südlichen Mähren. Voriges Jahr hatte ich die Freude, die Pflanze auch bei uns in Ober-Schlesien auf dem Sacrauer Berge und auf der Wyssoka - Gora in der Nähe des Anna- berges in reicher Fülle mit ihm zu sammeln. Droseraintermedia Hayne var.natans. Diese sehr merkwürdige, bisher noch nirgends beobachtete Varietät entdeckte ich bei Gnadenberg bei Bunzlau in Wasserlöchern schwimmend in grosser Menge, sandte sie auch vor einigen Jahren in einer Menge von Exemplaren an Herrn Dr. Skofitz für seinen Tauschverein. Auch Wimmer hält sie für eine sehr interessante Varielät. Sie schwimmt völlig im Wasser ; die Wurzeln saugen ihre Nahrung ent- weder nur aus dem Wasser oder haften an seichteren Stellen lose im Schlamm und senden zahlreiche Ausläufer nach allen Seiten hin, welche sich wieder zu selbsiständigen Pflanzen mit Blättern und Blüthen ausbilden, so dass oft ein grosses Wasserloch ganz bedeckt ınit dieser Pflanze erscheint, alle aber durch die Ausläufer mehr oder weniger in Verbindung stehen. Die Blätter sind hellgrün ge- färbt, viel heller und fleischiger als an der gewöhnlicheren Form, auch sind die rothen Wimperdrüsen viel sparsamer und heller gefärbt. Polygala comosa Schkuhr. Wimmer vermuthel, diese Art sei nur eine Form des P. vulgaris L., und in der Tbat ist sie dieser sehr ähnlich. Die unterscheidenden Merkmale, welche Koch anführı, halten, wie jeder Botaniker leicht sich überzeugen kann, nicht Stich; nur die schopfige Blüthenähre gibt ein einiger- massen conslantes Merkmal ab. 199 Dianthus WimmeriWich. Diese Form, welche W im- mer in seiner neuen Bearbeitung der Flora von Schlesien von Dianthus superbus trennt, ist nur eine Gebirgsform des letzteren, durch die gesättigt violett-rolhe Farbe des Kelches ausgezeichnet. Ich konnte am Glatzer Schneeberg die Uebergänge beobachten. Sobald meine Zeit es erlaubt, hoffe ich diese Arbeit fortzu- setzen und bitte die geehrten Leser um gültige Nachsicht und eigene genaue Untersuchung und Prüfung. Ueber die schwierigeren grösseren Sippen,als: Rubus, Hieracium, Carex und Salix hoffe ich seinerzeit noch ausführlicher berichten zu können. Gnadenfeld in Ober-Schlesien, im Febr. 1859, Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Tsitsiphia (Zizyphus) ist der Baum, von dem die wirklichen Jujubae gesammelt werden; er findet sich in Grie- chenland in und um Megara, am Parnassos, und wird als Zierbaum in vielen Gärten gepflanzt. Selber erreicht eine Höhe von 15—20 Fuss, und die sehr süssen Früchte werden von den Griechen als eine sehr beliebte Frucht gegessen. Nach Plinius wurde dieser Baum vorzüglich zum Schmucke der Häuser genommen. Sonderbar ist es, dass man auch die Früchte von Elaeagnus angustifolia Tsitsipha nennt, selbe sammelt und unter obigem Namen auf den Märkten feil bietet. Auf Corfu findet sich dieser Baum in allen Gärten und während der Monate September und October werden Hunderte von Okken auf den Markt gebracht, und von den Leuten gekauft und gegessen. Durch Gährung dieser Früchte soll aus denselben ein sehr wohlschmeckender Branntwein erhalten werden, und in Persien sollen sie die Grösse einer kleinen Dattelfrucht erreichen , äusserst süss und wohlschmeckend werden, so dass diese Früchte, die man daselbst Zinzind nennt, auch auf der Tafel des Reichen sich finden. Bei Dioscorides hiess dieser Baum EA«l« «tdlorızn und seiner gelb- lichen Früchte wegen, die den Oliven ähnlich sind, wurde derselbe von den Alten zu den Oelbäumen gerechnet. — Millionen von wilden Fruchtbäumen finden sich in ganz Griechenland zerstreut, und unter diesen sind folgende der Veredlung werth und der Aufmerksamkeit der Regierung und des Eigenthümers dringend anzuempfehlen. Millionen von wilden Oliven- Bäumen finden sich theils in der Nähe bewohnter Ortschaften, grössten- theils jedoch auf den Hügeln und unter anderem wilden Gesträuch, so dass ganze Bergabhänge mit diesem Oleaster bedeckt sind. Tausende finden sich schon zu schönen Bäumen angewachsen, die jedoch von dem Eigenthümer aus Ursache des Mangels an arbeitenden und die Veredlung genau verstehenden Personen ganz unberücksichligt stehen bleiben. Ein wilder Oelbaum ist für 2—83 Drachm. zu erhalten, indem 209 ein edler mit 30 — 50 — 80 Drachm. bezahlt wird. Die Oculation dieser Bäume hat sich als die zweckdienlichste Methode zur Ver- edlung gezeigt, und ein solch oculirter Olivenbaum bringt schon im 3—4. Jahre nach geschehener und gut angeschlagener Oculirung reichliche Früchte. Ebenso finden sich auf den Inseln des griechi- schen Archipels und auch in allen Theilen des Landes Tausende von bitteren Mandelbäumen, deren Früchte im Verhältnisse zu den süssen Mandeln einen unbedeutenden Werth haben; denn die Okka süsser Mandeln kostet 4 Drachm., während die bitteren nur 80 Lept, bis 1 Drachm. kosten. Unberechenbar ist die Menge der wilden Aepfel- und Birnbäume, die als herrenlos in der Mitte der Felder, unter dem Gebüsche stehen und deren Früchte, im Falle sie gesammelt werden, nur zum Fulter für Schweine dienen. Was nun die schönen Granatapfelbäume anbelangt, so finden sich zwei Species, eine mit süssen nnd eine andere mit saueren Früchten. Die Früchte dieser letzteren Species bleiben an dem Strauche hängen, bis selbe auf- springen und den Vögeln zur Nahrung dienen. — Die CGonservirung mancher Früchte für das ganze Jahr, um selbe zur Zuspeise zu geniessen, geschieht mittelst Essig, und so werden Oliven, Kappern, die Früchte von Solanum Melongena, Capsicum annuum, die Cucumis sativa- Früchte ein- gemacht. Um diesen Früchten ihre eigenthümliche schöne grüne Farbe zu geben, werden selbe in kupfernen Kesseln mit dem Essige ge- solten und noch in demselben stehen gelassen. Nicht genug, dass selbe gewiss kupferhallig werden, so wird auch noch, um ihnen zu gleicher Zeit ihre Härte zu geben, blauer Alaun, wie man selben zu nennen pflegt, d.i. Cuprum sulphuricum beigesetzt, und sodann in der That schön grün, werden diese Früchte in die Gefässe ge- füllt. Diese schädliche Conservirungs-Methode scheint auch in Italien üblich zu sein, und nach einer Mittheilung, die ich in Triest hörte, sollen in Venedig Tausende von Fässchen und Gläsern solcher Früchte, die man auf den Märkten feil bot, confiseirt und in das Meer ge- worfen worden sein. — Eine der nülzlichsten Pflanzen ist für den Araber die Kolokasia, wie er selbe nennt; denn diese Pflanze bietet selbem für sich und seine Familie auf die verschiedenste Weise zubereitet, ein Haupt-Nahrungsmittel dar. Diese Kolokasia ist Caladium Colo- casia. Jeder Familienvater bebaut sich sein Feld mit dieser Pflanze; die Wurzelknollen, die oft die Grösse eines Kindskopfes erlangen, sind mit einer schwarzen Oberhaul umgeben, die vor dem Gebrauche derselben abgeschält wird, und nun werden selbe gekocht, geröstet mit Fleisch und Pilav gegessen. Im frischen Zustande enthalten diese gewöhnlich faustgrossen Knollen einen scharfen Stoff, der sich durch das Rösten oder auch durch das Kochen mit Wasser grösstentheils verliert, und solche leicht geröstete Knollen der Kolocasien besitzen einen sehr angenehmen Geschmack und sollen mit den gebratenen Kastanien Aehnlichkeit haben. Diese Wurzeln nebst Paradiesfeigen, Datteln, Mais und der Negerhirse, Sorghum rulgare, so wie auch die 201 Brotfrucht sind dıe Haupt-Nahrungsmittel der Araber. Zu erwähnen nicht unwichtig ist es, dass der Araber auch die Wurzel von Nymphaea Nelumbo, die ebenfalls als Nahrungsmittel demselben dient, Kolo- easia nennt. Athen, im Jänner 1859. Berichtigung. Im III. Quartal der Verhandlungen der k. k. zool.-botanischen Gesellschaft vom Jahre 1858 habe ich eine Phaca Bayeri beschrieben, deren Standort ich bestimmt bei Brody in Galizien angab. Nun stellt sich aber heraus, dass die Pflanze zweifelhaften Ursprungs, wenigstens insoferne ist, als Herr Klöber in Brody, den ich als Gewährsmann angeben zu können meinte, die Pflanze nie gefunden zu haben an- gibt. — Herr J. Bayer halte diese Pflanze unter andern galizischen Pflanzen ad acla gelegt, wo sie sich als Astragalus hypoglottis von irgend einem Sammler bestimmt, vorfand. Die irrige Annahme, dass die Pflanze aus Galizien sei, fällt daher einzig und allein mir zur Last. Uebrigens hat die Phaca Bayeri den Habitus der osteuropäischen Astragalus-Arten. Von den fünf Ovarien, die ich untersuchte, stimmten drei für Phaca, zwei für Astragalus. Zu Phaca steilte ich.meine Pflanze überdiess wegen der Aehnlichkeit der Blüthen mit denen von Phaca baltica. Wien, am 11. Mai 1859. Victor v. Janka. Personalnotizem — Giacinto Carena, Sekretär der physikalisch-mathe- malischen Abtheilung der Akademie der Wissenschaften zu Turin ist im März d. J. gestorben. — Dr. Otto Sendiner, Professor an der Universität zu München und Conservalor des Herbariums der k. Akademie der Wissenschaften, ist am 21. April im 46. Lebensjahre in der Irren- anslalt zu Erlangen gestorben. Die Ursache seines Todes war theils ein Herzleiden, theils eine Gehirnkrankheit, welche im Herbste v. J. zum Ausbruch kam. — De Candolle in Genfund Asa Gray in Boston wurden bei Gelegenheit der hundertjährigen Jubelfeier der k. bair. Akademie von derselben zu ausw. Mitgliedern erwählt. — Dr. Julius Rossmann, Prival-Docent an der Univer- sität Gissen, wurde zum ausserordentlichen Professor an derselben Universität ernannt. — Ueber das traurige Ende von Adolf Schlagintweit geben Depeschen, die Lord Stanley der geographischen Gesellschaft mitgelheilt hat, einige Details, Aus dem obern Pendschab war er auf 202 einem Wege, der viel westlicher als der von seinen Brüdern Her- mann und Robert eingeschlagene liegt, nach Turkistan gegangen, und war über deren letzte Station weit in nordwestlicher Richtung vorgedrungen, als ihn ein frühzeitiger, gewaltsamer Tod seinen Freunden und der Wissenschaft entriss. Durch einen seiner Begleiter (Abdulah), der über Bokhara und Kabul nach Peschawur zurückge- kehrt ist, und durch einen an Oberst Edwardes gerichleten Brief eines anderen seines Gefolges (Mahomed Ameer), scheint es sich herauszustellen, dass Adolf S. nach grossen Mühseligkeiten die Stadt Yarkand erreicht und daselbst freundliche Aufnahme gefunden hatte, Als er sich von dort in nordwestlicher Richtung nach Kokan auf den Weg machte, gerieth er milten in einen Haufen fanatischer Musel- männer bei Kargasch (41° n. Br. 72° 50° öst. L.) und auf Befehl des grausamen Synd, Wallee Khan, wurde er Angesichts dieser Stadt enthauptet. Da sämmtliche britische Behörden Oberindiens sich für das Schicksal dieses unternehmenden Reisenden — wahrscheinlich des ersten Europäers, der seit Marco Polo diese entlegenen wilden Gegenden besucht hat — sehr interessiren, darf man füglich hoffen, einige seiner Notizbücher unter den Eingebornen ausfindig zu machen. — Die Gebrüder Schlagintweit zeigen ebenfalls den Tod ihres Bruders an, indem sie mittheilen, dass derselbe nach den officiellen Berichten aus Indien und Russland von einem der Anführer türkischer Horden, welche in Yarkand eingefallen waren, zu Kashgar in Tur- kistan (Centralasien), im August 1857 gelödtet wurde und als Opfer seines wissenschaftlichen Berufes fiel. „Er war als Europäer erkannt worden, nachdem er, verkleidet, über den Karakorum und Küenlüen, vor uns noch nie durchreist, auf einer etwas westlicheren Route als der unserigen weit nach Centralasien vorgedrungen war.“ — Dr. Carl Sprengel, Direktor der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Regenswalde in Pommern, starb zu Ende April. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 4. Mai sprach R. v. Heufler über eine neue Algen- art, ein Spatoglossum, welche er unter mehreren von Läzär v. Horväth im rothen Meere gesammelten Algen gefunden hat, und welche nunmehr der bekannte Algologe Kützing als neue Art anerkannt, und in einem Briefe an den Sprecher unter dem Namen Sp. intermedium beschreibt. Sodann gab R. v. Heufler nähere Nachrichten über das Leben und Wirken des ausgezeichneten vor Kurzem hingeschiedenen Bryologen und Pflanzengeographen Prof. Dr. ©. Sendtner in München, welcher mit dem Vortragenden in einem langjährigen Briefwechsel stand. — J. Juratzka berichtete über das Vorkommen z. Th. für Nieder-Oesterreich neuer Laubmoose. Er sprach zunächst über die Synonymie des Hypnum Hildenbrandii Garov., über welche die Ansichten abweichend sind. In der 203 Bryologia europaca wird es zur Var. ß. meridionale des Eurhynchium striatum gezogen, von CE. Müller dagegen als Synonym mit Hypnum filescens Brid. und dieses wteder als iden- tisch mit H. meridionale Schpr. und H. striatulum Spruce be- trachtet. Die im kais. Museum unter dem Namen H. Hildenbrandü aufbewahrten und aus dem Herbare Putterlik’s (dem Entdecker dieser Art) stammenden Exemplare gehören 2 verschiedenen Arten der Schimp er’schen Galtung Eurhynchium an, wovon die eine das E. crassinervium ist, die andere jedoch bestimmt das Spruce’sche Hypnum striatulum (Eurhynch. striatulum Schpr.), und in keinem Falle eine Var. des Hypnum striatum , von welchem ausser der ge- wöhnlichen Form auch keine andere am Putterlik’schen Standorte vorkommt, cdıe auf die in der Bryolog. europaea angeführte Var. $. meridionale passen würde. Dass Eurhynchium striatulum weiler identisch sei mit Hypnum filescens Brid. (Spec. musc. I. p. 170) ist zu bezweifeln, da die von Bridel gegebene Beschreibung auf die in Rede stehende Pflanze nicht passt. — Ausser auf dem Stand- orte Putterlik’s bei Baden, wo Eurhynch. striatulum (Spruce) Schp. auch fructifieirt, fand der Vortragende diese Art auch bei Giesshübl an den Kalkfelsen des Wassergesprengs, dann — jedoch seltener — bei Mödling. Sie dürfte an ähnlichen Localitäten im ganzen Kalkgebirge nicht fehlen, so wie sie auch ausserhalb Nieder- Oesterreich vorkommt, z. B. am Untersberge bei Salzburg, von woher sie dem Sprecher als Isothecium myosuroides mitgetheilt wurde, mit welcher Art sie in der That oft grosse habituelle Aehnlichkeit be- sitzt. — Das vorerwähnte Eurhynchium cerassinervium Schp. (Hyp- num pseudopiliferum Schimp. Stirp. norım.) kommt zum Theil an denselben Orten mit Eurhynch. striatulum vor, tritt jedoch viel häufiger auf, so auf schattigen Kalkfelsen, Felsblöcken und Steinen nasser und trockener Rinnsäle in den Schluchten des Geisberges, im Wasser- gespreng bei Giesshübel und bei Baden, häufig in Gesellschaft der bleichen meist sterilen Form des Brachythecium rutabulum, mit dem es oft innig vermengt ist. — Ein anderes bisher in Nieder-Oester- reich unbekannt gewesenes Moos ist Eurhynchium Vaucheri (Lesq.) Schp., welches in allen Kalkbergthälern und Schluchten allgemein verbreitet ist, und durch seine eigenthümliche Farbe und Glanz ver- bunden mit seinem häufigen Aufireten selbst zur Charakteristik der genannten Localitäten wesentlich beiträgt, wie in anderer Weise das noch gemeinere Homalothecium Philippeanum Schp,, indem dieses fast alle losen Steine und die meisten Felspartien der bewaldeten höheren Bergabhänge mit seinen frisch dunkelgrünen Rasen überzicht. Endlich erwähnt der Vortragende noch neue Standorte für Nieder- Oesterreich seltener Moose: Amblystegium irriguum Schp. im Halterthale bei Hütteldorf nächst Wien; auch von Dr. A. Pokorny im Höllenthale bei Reichenau gefunden; an beiden Orten steril. — Rhynchostegium Teesdali Scehp. in Kalkfelslöchern bei Giesshübl nächst Wien, bei welchen durch das Vorkommen subalpiner Gewächse ausgezeichnelem Orte noch Plagiothecium pulchellum Schp. 204 (steril) an feuchten Kalkfelswänden des Wassergesprengs, dann Bar- tramia Oederi in Gesellschaft mit Bryum erudum und Bartramia pomiformis vorkommen. — Zum Schlusse fordert der Sekretär Dr. A.Pokorny zur weiteren Betheiligung an dem Excerpiren von Quellenwerken für das Repertorium der österreichischen Flora auf und legt mehrere Proben über die Art und Weise der Excerpte vor. u — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften mathem. nalurwiss. Klasse am 7. April legte Professor Fr. Unger den ersten Theil einer grösseren Abhandlung vor, welche eine Beschreibung neuer bisher noch unbekannter fossiler Pflanzen aus der Tertliärzeit enthält. Schon vor 7 Jahren hatte der- selbe unter dem Titel: „Iconographia plantarum fossilium“ ein ähn- liches Werk in den Denkschriften der k. Akademie der Wissen- schaften begonnen, welches aber nicht fortgesetzt wurde, da die Denkschriften bald darauf ihr Format änderten. Die vorliegende Schrift ist eigentlich nur eine Fortsetzung jener Iconographie , führt aber den Titel: „Sylloge plantarum fossilium“ und ist demnach als eine selbstständige Schrift zu betrachten. Der Verfasser behandelt die neuen fossilen Pflanzen gruppenweise, bindet sich dabei aber nicht an eine bestimmte Reihenfolge der Familien, um sich nicht selbst Hemmnisse zu schaffen. Vorzüglich hat er im Auge behalten, die von ihm in seinen Genera et species plantarum fossilium bereits benannten und mit kurzen Diagnosen bezeichneten Pflanzenarten näher zu be- schreiben und mit Abbildungen zu versehen. Ausser dem reichhal- tigen Materiale, welches dem Verfasser aus früherer Zeit zu Gebote stand, wurde ihm auch verstatlel, die immensen Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt zu benützen, was sowohl auf den Umfang der Arbeit als auf Sicherstellung der beschriebenen Arten nicht ohne erspriesslichen Einfluss bleiben konnte. Von den in der ersten Ablhejlung dieser Schrift erörterten Pflanzenfamilien konnten die meisten Galtungen, selbst manche Arten der obgenannten Fa- milien auf vorhandene Früchte gestützt mit mehr Sicherheit fest- gestellt werden, als dies bisher der Fall war; auch hat es der Verfasser nicht unterlassen, bei den Blatiresten die sorgfältigsten Detailuntersuchungen der Nervalur anzugeben, wodurch allein eine Vergleichung mit recenten Arten möglich ist. Alle die fossilen Pflanzen aus den augeführten Familien sind auf20 Tafeln im einfachen Farben- druck dargestellt und dienen als Erläuterung des Textes. Die all- gemeinen aus diesen Delailuntersuchungen sich ergebenden Resultate gedenkt der Verfasser als ein Resume dem letzten Theile dieser Schrift beizugeben. — In einer Sitzung des Vereines für Naturkunde zu Pressburg am 11. April hielt Fr. Holuby einen Vortrag, worin ereinige Beobachtungen über die Flora des Unter-Neutraer Comitats, namentlich Udvarnok's, mittheilie. Leizteres ist ein kleines, von meist wohlhabenden Landleuten bewohntes Dorf am linken Waagufer, beiläufig 1‘ Meile südöstlich von Freisladl. Er 205 schilderte die Lage und Bodenbeschaffenheit, welch’ letztere vor- herrschend Lehm, stellenweise Sand darbietet; daher sind auch die Saalfelder nicht von der besten Qualität. Dennoch werden dort und in der Umgebung die meisten Getreidearten gebaut ; nebstdem wird die Weinkultur emsig betrieben, und liefern namentlich die am Waag- ufer günstig gelegenen Hügel ein gules Produkt. Die Waldungen sind meist mitEichen bewachsen. Ho lub y gab eine Aufzählung der wich- tigeren phanerogamischen Pflanzen aus der Flora der Udvarnoker Gegend, die er während seines oftmaligen Aufenthaltes daselbst zu sammeln Gelegenheit hatte. Darunter sind hervorzuheben : G/aucium corniculatum, Isatis tinctoria, Reseda Phyteuma, Gypsophyla pani- culata, Dianthus prolifer, Silene Otites, S. noctiflora, Lychnis vespertina, Linum hirsutum, L. tenuifolium, Althaea officinalis, Lavatera thuringiaca, Hibiscus Trionum, Prunus Mahaleb, Loran- thus europaeus, Cephalaria transsylvanica, Inula Helenium , Heli- chrysum arenarium, Taraxacum serotinum, Lactuca strieta, Physalis Alkekengi, Nicandra physaloides,, Orobanche siygmatodes, Stachys germanica, Plantago arenaria, Kochia scoparia, Passerina annua, Thesium humile, Euphorbia Gerardiana, E. salicifolia. Auch gab Holuby mehrere neue Standorte für einige der wichtigeren dort beobachteten Pflanzen an. — Der Vereins-Sekretär legte ferner eine Suite von mineralischen Vorkommen zur Ansicht vor, welche Prof. Romer aus Raab eingesendet hat. Darunter sind als besonders interessant hervorzuheben: Bernstein mit Serpenlin aus der Gegend von Oedenburg, Braunkohle aus der Gegend von Totis, Kohle aus Obergalla mit Cerithien u. a. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften malhem.-nalurwissensch. Classe am 14. April legte der Sekretär Zeitungsblätter aus Neuseeland vom 14. Jänner d. J. vor, welche einen Bericht Dr. Hochstetter's über die Kohlenlager im Drury- und Hunua-Distriet in der Provinz Auckland enthalten. Dr. Hochstetter wurde, von Seite des Gouvernemenis von Neu- Seeland ersucht, eine Durchforschung dieser mächtigen Kohlenlager vorzunehmen, wozu der Kommandant der „Novara*, Commodore v. Wüllersdorf-Urbair, seine Genehmigung ertheilte. Es geht aus diesem Berichte hervor, dass die Kohle zu den besten Braun- kohlen der Varietät, welche man Glanzkohle nennt, gehört, und dass sie sich in theilweise sehr mächtigen Lagern vorfindet. — Von Prof. Hlasiwetz in Innsbruck ist eine Abhandlung eingelangt: Ueber das Chinovin. Indem Prof. Hlasiw etz eine frühere Untersuchung über das Chinovin (Chinovabilter) wieder aufnahm, fand er, dass dasselbe in alkoholischer Lösung durch Hydrochlor zerlegt werden könne in eine krystallisirte Säure und eine Zuckerart. Unter seiner Leitung hat Dr. Gilm weitere Versuche mit diesen Spaltungsprodukten an- gestellt, deren Ergebniss ist, dass die Säure (Chinovasäure) der Formel C 48 H 3808 entspricht, ihrem Character nach den soge- nannten Harzsäuren nahe steht, und höchst wahrscheinlich mit der 1so- linsäure homolog ist. Sie ist eine schwache, aber sehr beständige Säure > 206 und gibt nur unkrystallisirbare Salze, die äusserst bitter schmecken, während die reine Säure in Wasser kaum löslich und geschmacklos ist. Die mit dieser Säure zu Chinovin verbundene Zuckerart kommt dem Mannitan Bertholots am nächsten. Aus diesem Verhältniss ergibt sich, dass sich das Chinovin, wenn 2 äquivalente Wasser hinzutreten, in 1 Aeq. Chinovasäure und 1 Aeq. Manniltan spaltet. Da nun das Chinovin selbst wieder höchst wahrscheinlich identisch ist mit den Produkten der Spaltung des Caincins und Saponins, die ihrestheils als Glükolide erkannt sind, so erhält dadurch die Thatsache, dass Glükofide zwei verschiedene Zuckerarten einschliessen können, wie Hlasivetz beim Phloridzin zuerst gezeigt hat, einen Beweis mehr. Literarisches. — Ueber das Wachsthum der Haferpflanze sind von R. Arendt physiologisch-chemische Untersuchungen in Leipzig erschienen. — Von Mor. Willkomm ist in Dresden ein Beilrag zur Forstbotanik unter dem Titel: „Deutschlands Laubhölzer im Winter* erschienen. — H. G. Brom gab in Stuttgart Beiträge zur triasischen Fauna und Flora der bituminösen Schiefer heraus. — Von (©. Sanio ist in Halle erschienen : „Untersuchungen über die im Winter Stärke führenden Zellen des Holzkörpers dico- iyler Holzgewächse«. — Die Ray Society in London hat Anstalten getroffen, Alles was aus Brown’s Feder geflossen, zu veröffentlichen. Das Ganze wird etwa aus zwei Bänden bestehen und von dem langjährigen Freunde Brown’s von J.J. Benett redigirt werden. — W.Fitech hat sich nach Madrid begeben, um für Howard in London die in den dortigen Herbarien aufbewahrten seltenen Cinchona - Arten zu zeichnen. Ho ward wird nämlich in Kurzem Pavon’s Quinologie mit vielen Abbildungen veröffentlichen. — Grisebach’s Flora Westindien’s wird bei Reeve in London erscheinen. (Bonp|.) — „Florula Ajanensis“, unter diesen Titel ist von Dr. E. Regel und Dr. H. Tiling eine Aufzählung der in der Umgegend von Ajan wachsender Phanerogamen und höheren Kryptogamen, als besonderer Abdruck aus dem 11. Bande der Nouv. mem. d. 1. Soc. imp. d. Nat. de Moscou erschienen. — Von Dr. Herrmann Schacht ist in Berlin erschienen : „Madeira und Teneriffa mit ihrer Vegetation. Ein Bericht an das kön. preuss. Ministerium für landwirthschaftliche Angelegenheiten, nebst einem Anhange: eine kurze Schilderung meiner Reise und meines Aufenthaltes auf den Inseln“. — In den Verhandlungen der zoolog.-botanischen Gesellschaft Jahrg. 1853, 3. und 4, Quartal, finden sich nachfolgende Abhand- lungen botanischen Inhaltes: „Ueber das Vorkommen des Ornitho- galum Kochü Par]. bei Wien“. Von A. Neilreich. „Die Diffe- “ 207 rential-Charactere von Ranunculus erenatus W.K., R. magellensis Ten. und R. alpestris L.,“ dann „Phaca Bayeri“. Von v. Janka. „Nachrichten über das Torfmoor am Nassköhr bei Neiberg in Steier- mark“. Von Dr. A.Pokorny. Die Desmidiaceen und Pediastreen einiger österreichischer Moore“. Von A. Grunow. »Nachträgliche Bemerkungen über Ornithogalum Kochiä Parl. VonA. Neilreich. „Dritter Bericht der Commission zur Erforschung der Torfmoore Oesterreichs“. Von Dr. A. Pokorny. „Entstehungsgeschichten einiger Hochmoore* und „Skizzen einiger Moore aus den Salz- burger Alpen“. Von Prof. Dr. J. R. Lorenz. — Von den Verhandlungen der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft ist vom 9. Bande (1859) das erste Heft erschienen. Es enthält an Beiträgen botanischen Inhaltes Nachfolgendes: „Ueber die Ent- wicklungsfähigkeit der Blüthenkätzchen von Corylus Avellana L.“ Von Prof. A. Tomaschek. „Beiträge zur Kenntniss der Karpaten- Flora“. Von Fr. Hazslinsky. „Ueber die Myxogasteres Fr.“ Von Dr. Th. Bail. „Nachtrag zur Phanerogamen-Flora Cilli's* und „zur Flora der Umgebung Lemberg’s. Von Prof. A. Tomascheck. „Vege- tations-Geschichte des Rohres an der Donau in Oesterreich und Ungarn.« Von Dr. S. Reissek. — Das erste diesjährige Quartalheft der Schriften der k.k. zoolog.-botanischen Gesellschaft in Wien enthält eine anziehende Schilderung der Vegetations - Verhältnisse des Rohres im Donau- Gelände, von Dr. S. Reissek. Leider wird der Genuss derselben durch eine auffallende Menge grober und sinnenistellender, ja völlig sinnverkehrender Satzfehler getrübt. Der Verfasser scheint die Cor- rectur nicht selbst haben besorgen zu können, denn sonst wäre es unerklärlich, wie Fehler von solchem Kaliber hätten stehen bleiben können, wie etwa: Uralsee statt Aralsee, Ulanggras statt Alang- gras, Bahnen wiederholt statt Buhnen, bestäligend stalt bethäligend, angeschlossen statt angeschossen, Wasserschlag statt Wellenschlag, hervorstehend statt hervorstechend, und viele andere Wortauslas- sungen und unrichtig gestellter Unterscheidungszeichen gar nicht zu gedenken. Wir sind überzeugt, dass der Verfasser in seinem beabsichtigten grösseren Werke über die Flora der Donauufer , aus welchem die in Sprache stehende Schilderung ein Fragment ist, die Fehler berichtigen u. uns eine unverkümmerte Darstellung geben wird. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind singelroffen: Von Herrn Wiesner in Wieu, mit Pflanzen aus Mähren und Tirol. — Von Herrn Bayer in Wien, mit Pflanzen aus Nieder-Oesterreich und Ungarn. — Sendungen sind abgegangen an die Herren: Saxinger ın Linz. Dr. Lorinser in Pressburg, Breindl in Triest, Dr. Hess in Molschleben, Georges in Gotha, Prof. Mayer in Fünfkirchen, Winkler in Giermannsdorf, Dr. Schlosser in Agram, Heuser in Gnadenfeld und Schedlin Wien. 208 Mittheilungen. — Aedemone mirabilis Kotschy, wurde beschrieben und ab- gebildet in der österr. botanischen Zeitschrift 1858 Nr. 4. Als Ergänzung zu diesem findet sich eine Abhandlung von Ernst Hallier in Nr. 17 (1859) der botanischen Zeitung von Schlechtendal, in welcher die anatomische Untersuchung des Holzes dieser Pllanze eingehend erörtert und durch eine lith. Tafel mit Abbildungen erläutert wird. Gelegenheit zu dieser Arbeit gab die Uebersendung des Holzes von Seite Kotschy's anDr. Schleiden. — In der Nähe von Tarbes in Frankreich haben 18 Gemeinden sich mit Blitzableiter aus Stroh versehen. Versuche beweisen, dass ein electrischer Strom, stark genug, um einen Ochsen zu tödten, an einem einzigen Stroh- halm abgeleitet werden kann. (Alhenaenm.) — Im südliehen Australien hat man vollkommen gelungene Versuche mit dem Anbaue des Zuckerrohres gemacht. — Der Reisende Spruce machte, wie die Bonplandia meldet, eine Mittheilung an die Linn@’sche Gesellschalt, dass er eine zweite Art der seltsamen Gatlung Wettinia Poepp. in Peru entdeckt habe, und dass nach seinen Untersuchungen Wettinia keine Pandanee, sondern eine echle Palme sei, die der Galtung Jriartea nahe stehe. — Die Filamente von Zea Mays werden auf Madeira in Form eines Aufgusses als unlrügliches Heilmittel gegen Steinbeschwerden gebraucht. — Ein Mittel gegen den Angrilf von Insekten in Herbarien dürfte nach Apotheker Grüner darin bestehen, dass Gutla percha mit so viel Photogen übergossen werde, als zu deren Erweichung sich nöthig zeigt, welche Masse sodann in Zeltchen geformt, und an der Luft erhärtet in den Sammlungen zu vertheilen wäre. — Aus Achras disseeta Forst. wird im franz. Guyana eine Substanz unter dem Namen Seve du balata gewonnen, welche Serres so zuzurichten lernte, dass sie alle wesentlichen und nützlichen Eigenschaften der Gutta percha zu haben scheint, ja dieselbe mehrfach übertrifft. — Wie aus einem aus San Francisco eingelangten, mit dem Consulatssiegel versehenen’ Zeugniss zu entnehmen, haben nach angestellter Prüfung und Untersuchung die von Ungarn über Bremen und New-York via Cap Horn nach San Francisco eingeführten ungarischen Weine, beiläufig 1000 Gallonen und aus 9 verschiedenen Sorten bestehend, die lange Seereise von nahe an 22,000 engl. Meilen, so wie die zweimalige Passage des Aequators vollkommen ertragen, und ist der in Fässern versendete Wein durchaus rein und gut abgeliefert worden. — Nach einer in Tharand vorgenommenen Untersuchung von zu Mehl gemahlenen Eicheln enthielten diese bei 17'5 Proc. Wasser, 5 Proc. slickstoffhaltige Stoffe, 57 Proc. stickstofffreie (hauptsächlich Stärke). Die frischen Eicheln, die etwa '% ihres Gewichtes an Feuchtigkeit enthalten, würden hiernach einen reichlich doppelten (etwa 2'/ Mal) so hohen Nahrungs- werth ansprechen können, als die Kartoffeln. Inserat. Dem Juni- Hefte liegt bei ein Catalog der Bücherauktion von R. Friedländer&Sohn in Berlin. enthaltend : Botanische Bücher-Samm- lung aus dem Nachlasse des Dr. F. W. Wallroth, welche am 15. Juni 1859 und den folgenden Tagen öffentlich im Auktions-Locale, Kurstrasse Nr. 9 in Berlin, versteigert werden sollen. ———— | Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von CE. Gerold. — Druck von ©. UVeberre uter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. u —— Gemeinnütziges Organ für Botanık und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. W IEN. Juli 1859. IX. Jahrgang. . 3. Die er hreniseus botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. CW. (3 Rthlr. 10 Ngr.) ganzjahrig, oder mit 2 fl. 30 kr. halbjährig, und zwar für Exemplare, die frei durch die Post besogen werden sollen, blos bei der Redaktion ( Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von C. Gerolds Sohn in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Pflanzenwanderungen. Von Hechel. — Scleranthus uncinatus. Von Janka. — Beiträge zur Flora von Innsbruck. Von Val de Lievre. — Cor- respondenz. Von Dr. Landerer. — Personal - Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten,— Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Inserate. Wanderungen der Pflanzen. Von W. Hechel. Unsichtbar walten die Kräfte der Natur, im Verborgenen und meist von Forschern unbelauscht streuen sie ihre Gaben aus. Die schön- sten Formen vegelabilischer wie animalischer Gebilde überraschen uns oft, wo wir sie nicht suchen, wo wir ihr Vorkommen nimmer möglich geglaubt. Auf den Spitzen hoher Buchen im Erzgebirge fand Dr. Stein die den Alpenschnee so häufig rotk färbende Philodina roseola neben dem mikroskopischen Heuthierchen, ob- wohl Infusorien zuvor wohl noch nie auf 80 Fuss hohen Bänmen entdeckt sein dürften, dazu noch in einer Meereshöhe von 2000 Fuss. Welch’ eine gewaltige Hand der Natur zur Ausstreuung. oder wenn man lieber will, Verbreitung dieser kleinen, belebten Wesen! Aber wer gedenkt nicht auch zugleich der merkwürdigen Verthei- lung in der Bevölkerung unseres Erdballs ! — Eine einzige Tabaks- pflanze bringt 46,000 Körner gleichzeitig zur Reife, — eine einzige Linde oder Eiche könnte sich schon in zweiter Abstammung zu einem Walde von mehreren hundert Millionen Stämmen vermehrt haben. Würden nicht mancherlei Kräfte wirksam sein, wahrlich, nur eine Thierart würde für immer einen Teich, ein Land, einen Wald bevölkern, ja, was sage ich, ein üppiges Exemplar von Hyosciamus niger W ürde in vierter, fortgeseizter Aussaal auf der ganzen Erde Vesterr. Botan, Zeitschrift 1859. 7. Heft 15 zı0 keinen Raum für andere Gewächse mehr übrig lassen. Sollen wir uns nun mehr verwundern über die Geschwindigkeit , mit der die Natur jeden nackten Rain mit frischem Grün bekleidet, jedes Fleckchen auf einer alten, von Erde fats entblössten F a ansäel, oder über die Mannigfaltigkeit, nach welcher sie nicht duldet, dass ein unscheinbares Pflänzchen die ausschliessliche Herrschaft über ganze Strecken des Wassers oder der Erde behaupten darf? — Es ist die Aufgabe der nachfolgenden Zeilen, zu untersuchen, wie sie dabei verfährt, um die Pflanzen durch alle Welt zu verstre uen, während die Verbreitung der Thiere der Untersuchung eines Anderen über- lassen bleiben mag. Wenden wir uns zuerst zu den Wanderungen, welche die Natur durch ihre grossen Kräfte, Wind und Wasser veranstaltet. „Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann säet die Nalur aus, und ist mit einer Wohlthat beschäftigt, während wir uns fürchten oder über sie klagen und zürnen; dann flie gen und schwimmen und wogen eine Menge von un- sichtbaren Keimen in der bewegten Luft herum und fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende Staub bedeckt sie« (Hebel). Es ist oft gesagt und eigentlich nicht zu wiederholen nöthig, dass viele Samen mit Haarkrönchen ode r Flügeln versehen sind, dass andere, in Wolle eingehüllt, sich lange, auch ohne Gewitterstürme in der Luft schwe- bend zu erhalten vermögen, und dadurch weit ab von ihrer ursprüng- lichen Heimalh ein neues Plätzchen zu ihrem Wohnorte sich aus- lesen. Erigeron canadense, Aster brumalis und Oenothera biennis sind, wie sich nachweisen lässt, auf diese Art durch ganz Frankreich verbreitet worden. Jährlich noch verstreuen sich ähnlich Birken, Ulmen, Ahorn, Pappeln, Weiden und das grosse Heer der Synge- nesisten. Noch vor etwa 20 Jahren war die gemeine Cychorie im Hirschberger Thale in Schlesien nicht zu finden, und hatte kaum, von der Ebene herandringend, den Kapellenberg überschritten. Nach und nach rückte sie der lieblichen Gegend näher, um auch ihr mit ihren himmelblauen Blumen ein Schmuck zu werden, in den letzten fünf Jahren aber ist sie selbst über den Bober hinausgegangen. Wächst nicht das zartblühende Weiderröslein (Epilobium angustifolium) auf den unzugänglichen Spitzen und in den Felsenfurchen der Rosstrappe eben sowohl, wie in den Haiden der Mark Brandenburg, an Labra- dors unwirthlichen Gräben, wie auf dem noch nördlicher gelegenen Unalaschka, wo Chamisso es auffand? Könnte es sich wohl so grosser Verbreitung erfreuen, wenn seine Samen nicht durch die umhüllende Wolle leicht beschwingt, von jedem Lüftchen weiter ge- trieben würden ? Nicht hinreichend aufgeklärt bleibt es freilich, dass sich das Epilobium häufig nach Waldbränden in Schweden gezeigt hat. — Auf den Gipfeln der Thürme und Felsen, wohin keine Hand den Samen gestreut, entsteht ferner die zartrindige Birke, ihre Ver- breitung durch das ganze nördliche Asien ist durch ihre Flügelfrüchte durchaus gesichert, während, abgesehen von den übrigen klimatischen 211 Verhältnissen der schwerfällige Same der Eiche einer ausgedehnteren Verbreitung notbwendig W iderstand entgegen setzt. Aus den Ritzen berstender Mauern schaut der leichtsamige Farn Asplenium Tricho- manes, und das Asplenium Ruta muraria sprosst zwischen den Veı- tiefungen alter Marmorstaluen, trotz der unbedeutenden Erdunterlage. Hoch in den Mauerspalten der ehemaligen Taufkapelle der Klosterruine Walkenried im südlichen Harze wuchert Cystopteris fragilis Sw.s anderer nicht zu gedenken. So haben jedenfalls auch nur Winde mehrere Pflanzen, welche den Salzsteppen des asiatischen Continents angehören, z.B. Lepidium perfoliatum, die Gebirge hinaufgetrieben, und nicht wenig war C. A. Meyer erstaunt, als er die genannte Kresse auf dem Gipfel des Arkaul entdeckte. Schlagender noch indess, als alle die vorgenannten, ist die Verbreitung der Artischocke (Cy- nara Cardunculus L.), die aus ihrer Heimat Süd-Spanien durch irgend welchen Zufall nach Amerika kam. (Die Sage erzählt, es seien 1769 einige Saamen in den Haaren Esels mit herüber gekommen. Wer will’s freilich nachweisen? — ). Das Klima in den Pampas sagte ihr zu, die Verbreitung vermittelst ihrer Federkrone sicherte ihr einen Raum von 200 Oo Meilen, nämlich von der Mündung des la Plata nach dem Innern des Landes hin, welchen sie nur mit einer einzigen Distelart theilt. Wenig labyrinthische Pfade, welche Räubern und jenen grossen katzenarligen Raubthieren, welche den südamerikanischen Grassteppen eigen sind, allein angehören, führen durch diese merkwürdige Stelle der Erde, welche mit ihrem glän- zenden, aber schattenlosen Grün, übersäel von zahllosen, dunkel- violetten Blüthenköpfen einen vielleicht melancholischen Eindruck machen muss. Dazu nehme man, dass im Gestrüppe dieser Wildniss selbst ein Reiter unter der Höhe dieser üppigen Pflanzen unsichtbar wird, während der durch sie eilende Ansiedler jener Gegend gänz- lich darin verschwindet. Hieran schliesst sich unmittelbar das wunderbare Phänomen der öfter beobachteten Samenregen, welche nicht allein auf dem Continente, sondern auch hie und da auf der Höhe des Meeres sich gezeigt. Kaum glaublich möchte dies erscheinen, wenn nicht gebildete Beobachter dergleichen vom Himmel gefallene (!) staubähnliche Keime sorglältig ausgestreut und lebende Pflanzen davon erhalten hätten. Genug, — es bleibt kein Zweifel: der Wind ist der erste Faktor, um die Mannigfaltigkeit der Vegetalion zu fördern, um die Altardecke der Erde mit kostbaren Blumen zu sticken. Fassen wir jeizt Flüsse und Meere in das Auge. Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, wie oft Samen von überhängenden Zweigen der Bäume in das Wasser fallen, wie z. B. die Früchte der Else durch unsere Flüsse umhergetrieben werden, bis sie einen Ort ge- funden haben, aus dem aus ihnen wieder ein Baum erwachsen kann, ja wie Ueberschwemmungen selbst dazu mitwirken müssen, nützliche and schädliche Samen zu verbreiten. Alpenpflanzen werden durch die Flüsse in die Ebene getrieben. Die Kander, mil!en aus der Kette der Berner Hochalpen entspringend, hat unweit Thun in höchstens 15* 212 1850 Fuss über dem Meeresspiegel die Artemisia Mutellina aloe- setzt, und diese gedeiht dort, als die auffallendste unter allen, neben Dryas, Viola biflora, Hieracium staticefolium, Epilobium Fleischeri u. a.m. Vom Fichtelgebirge wahrscheinlich schwammen Samen des alpenliebenden Knotenmooses, ohne dass ein menschlich Auge ihren Lauf zu verfolgen vermochte, bis nach Halle hinab, um an der Saale Strand zu keimen. Im östlichen Theil des Altai, am Flusse Jeilagusch wurden in ziemlich geringer Erhebung über dem Meeresspiegel Pri- mula nivalis, Corydalis paueiflora und Sedum elongatum durch A. v. Bunge gefunden. So vegelirle endlich in den Wiesen der Vo- gesen Mimulus luteus. Noch Grösseres darf man freilich von den Meeren erwarten. Müssen auch die reifen westindischen Samen, welche an Norwegens Küste oftmals anschwammen (Martius sammelte dergleichen am Nordeap, ja Eugen Robert an den Küsten des weissen Meeres) — dem kalten Klima daselbst nach freudigem Keimen schon erliegen, so gelingt dies den deutschen Pflanzen am schwedischen Meeresstrande, den spanischen und französischen an Grossbritanniens Ufern, den africanischen uud asialischen an Italiens Gestaden oft desto besser. Nach Link ist das dänische Löffelkraut Cochlearia danica erst seit Anfang dieses Jahrhunderts an der Küste von Meklenburg und zwar plötzlich in grosser Menge beobachtet worden. Der berühmte Reisende Siebold hat in Japan eine Schrift gelesen, (so erzählt V oltz in seinen Bei- trägen zur Kulturgeschichte), nach welcher vor schon 1200 Jahren der Mais an die Küsten von Japan gelrieben worden ist, An die Ufer der Malediven tragen Meeresströmungen die Sechellennuss Lo- doicea Sechellarum, und sie keimt dort im Sande. (Cocosnüsse schwimmen an die neuentstehenden Koralleninseln des stillen Oceans und werden ihre ersten Ansiedler. Die Gallopagosinseln, 120 Meilen von jedem Lande entfernt, haben 144 Pflanzenspecies durch eine Strömung, die aus Panamabay ihren Ausgang nimmt, empfangen. Es sind nämlich meist leichtkeimende Samen oder hartschalige Früchte. Congo hat 13 Arten von Brasilien oder Guiana aus durch die Aequa- torialströmung erhalten. Ein sehr merkwürdiges Beispiel bietet uns auch England in der neuerdings viel besprochenen Pflanze Anacharis Alsinastrum Babingt., dort Wassermoos od, Wasserthymian genannt. Diese, wahrscheinlich ein Bewohner amerikanischen Bauholzes, ward vor etwa 10 Jahren in Schottland aufgefunden, und ist jetzt schon zur Plage geworden, so dass sie Flüsse, Kanäle und Ströme in ihrem Laufe hemmt, und alle Versuche, das Unkraut zu verlilgen, sind, wie ein besonders darüber erschienenes Werk von William Marschall be- richtet, gänzlich verunglückt. Jedes Stengelstück dieser Wasser- pflanze wächst nämlich fort, ohne im Boden Wurzel fassen zu müssen, der Cam bei Cambridge hat schon dadurch einen um einen Fuss höheren Wasserstand erhalten. Selbst den Schwimmern ist sie durch die scharf gezähnten Blätter gefährlich. Noch einer höchst interessanlen Beobachtung des grossen Moos- kenners Dr. Karl Müller wollen wir hier gedenken, die, ob man 213 schon nicht mit Gewissheit sagen kann, dass Wasserfluthen dabei im Spiele waren, dennoch hier als an dem scheinbar schicklichsten Orte ihren Platz finden mag. Der bekannte Naturforscher hat namlich zuerst nachgewiesen, wie mit den erralischen Blöcken aus den scandina- vischen Gebirgen Flechten und Moose nach Deutschland eingewandert sind: so das Roth’sche Mohrenmoos Andreaea Rothit und die küsten- bewohnende Zwergmütze Grimmia maritima. Sei es nun, dass jene Wandersteine, die stummen Zeugen vorweltlicher Zeiten, wie man wohl! annimmt, auf schwimmenden Eisschollen zu uns gedrungen sind, sei es, dass sie einst auf andere Weise sich bis an die ihnen gesteckte Linie verbreitet haben, immerhin erstaunen wir über die wunderbar geheimnissvollen Kräfte, welcher sich der Schöpfer bedient, um das All’, das ihm seine Entstehung verdankt, zu bevölkern. Wir verlassen hiermit die Verbreitung von Gewächsen durch Wind und Wasser, durch die leblose Natur. Was die Thierwelt zur Erreichung desselben Zweckes beiträgt, ist weniger in die Augen fallend, aber doch immer noch bedeutend genug, um nicht ganz übergangen zu werden. Vornämlich sind es die Säugethiere und Vögel, welche hier genannt werden müssen. Wasservögel tragen Keime und Sämereien von einem Ufer zum andern, Strich- und Wandervögel aus einer Gegend in eine weit entfernte zweite, und es scheint fast, als ob gewisse Samen erst der Wärme des thierischen Körpers bedürften, um schnell keimfähig zu werden. In England ge- braucht man wälsche Hühner, um den harten Samen des Weissdorn, Crataegus Oxyacantha, welcher sonst vor Jahren nicht keimen würde, zum schnelleren Aufgehen zu bringen. Man füttert jene mit den Beeren und nimmt die unverdaut abgegangenen Steine zur Aussaat. Manches Bäumchen auf hohen Thürmen (Kirsche, Stachelbeere) ver- dankt den Vögeln sein Dasein, die Misteldrossel. Turdus viseivorus, verbreitet allein den Samen der Pflanze, nach welcher sie den Namen träut, und der in ihrem Kothe überall bei uns auf Fichtenbäumen keimt. Asparagus officinalis ist in Lothringens Gehölzen nur durch Vögel weit verstreut. Die Phytolacca decandra, ursprünglich nur bei Bordeaux zum Färben des Weines gebaut, ward ebenso durch Vögel, die ihre Beeren frassen, über ganz Süd-Frankreich und bis in die Thäler der Pyrenäen verbreitet. In Ceylon ist eine Drossel- oder Elsterart, Turdus zeilanicus, sehr geachtet, weil durch sie der Zimmetbaum, und auf Java die Viverra musanga, weil sie die Kaffee- bäume vermehren hilft. Letztere frisst die grünen Früchte; die Samen aber, die durch ihren Körper gehen, bleiben sehr wohl keim- fähig. Junghuhn berichtet, dass der auf diese Weise durch Hülfe jener javaischen Katzenartl gewonnene Kaffee besonders geschätzt wird. Der gebirgslose Rand Chili’s ist zum Theil von Wäldern mit wilden Apfelbäumen besetzt, deren Samen wilde Rinder einst ge- fressen und deren Stämme Niemand veredelt. An alle diese Bei- spiele reiht sich schliesslich noch Folgendes: Etwa seit 20 Jahren breitete sich die Spitzklette oder der Steppendorn Xanthium spi- nosum L., von dem später noch die Rede sein wird, durch die 214 Schweineheerden und durch die Pferde der Kosaken aus, indem der klettenähnliche Same sich theils in den wollreichen Borsten der Schweine, theils in den Schweilen der Pferde festseizte und weiler getragen wurde, Solcher Beispiele möchte es wenigstens im Kleinen noch viele geben. Bei weitem wichliger und umfangreicher ist aber die Ver- breitung der Gewächse durch die Menschen. Wollten wir uns auf die absichtlich herbeigeführten einlassen, so würden wir freilich auf ein Feld gerathen, das die Grenzen des eng gesteckten . Raumes dieses Aufsalzes bei Weitem überschreiten würde. Wir würden uns auf alle Kulturpflanzen einlassen müssen, die fast mit einziger Aus- nahme aus dem Orient nach dem Oceident gewandert sind. Stalt vieler möge daher ein einziges, weiter ausgeführtes Bild und meh- rere Andeutungen genügen. Die Krone aller Kulturgewächse, die Kartoffel, erhielten wir aus dem Gontinent von Amerika, In den kälteren Regionen der Cor- dilleras, in Peru heimisch, findet sie sich daselbst noch wild, wird dort zum Gebrauche in der Sonne getrocknet, und zu Mehl gestossen, um unter dem Namen Chuna aufbewahrt zu werden. Columbus fand sie zwar 1492 schon auf Cuba, allein hundert Jahre hindurch hörte man in Europa nichts von ihr, bis der bekannte Seefahrer Franz Drake sie dem Botaniker Gerard mittheilte, welcher sie 1596 in seinem Garten zu London zog. Raleigh hat das Verdienst, sie zuerst verbreitet zu haben. Glusius, der unsterbliche Märtyrer der Pflanzenkunde, pflanzte sie 1588 in Wien und Frankfurt als bo- tanische Seltenheit. Er hatte zwei Knollen aus Belgien erhalten, und durch seine Bemühungen waren die Kartoffeln bald in allen Gärten heimisch In Frankreich stellte sie die Regierung zum Verkauf aus, Niemand wollte sie jedoch haben, bis der Minister Parmentier ein seltsames Mittel erfand. Er liess unter Trommelschlag ausrufen, es solle Jemand nach der ganzen Strenge des Gesetzes bestralt werden, der fortan die Kartoffelfelder der Regierung bestehlen würde. Das half. Reissend verbreiteten sich die entwendeten Knollen durch ganz Frankreich. In Preussen feierte 1851 die Kartoffel ihr hundertes Jahr der Einführung. Jetzt sind sie überall verbreitet und wenn auch griechische Einwohner noch 1836 ihrer neuen Königin bei deren Einzuge in Athen einen Strauss mit Kartoffelblüthen, als den seltensten Blumen des Landes überreichten, so haben die Bayern diese kostbare Himmelsgabe auch bei ihnen längst völlig heimisch gemacht. In Russland setzte der Kaiser noch 1844 Belohnungen aus, um zum Anbau zu ermunlern, in Persien führte sie ein Gesandter 1820 ein. Heutigen Tages wächst sie überall im Norden und im Süden, am Cap der guten Hoffnung und in Finnmarken, in der Schweiz bis 4500 Fuss hoch und in Bengalen. Einzig ist nur zu bedauern, dass dies schönste Geschenk der Nalur seit 1845 so verderblichen Krankheiten ausgesetzt ist. 215 Leider hat sich eine andere Gabe Amerikas mit ähnlicher Schnelligkeit verbreitet: der Tabak. In China scheint zwar, nach alten Bildwerken, auf denen Männer mit Tabakspfeifen gefunden wurden, die Sitte des Rauchens uralt zu sein, nach Europa gelangte, jedoch erst 1560 von Amerika aus der hässliche Gebrauch durch Nikot. Acht und dreissig Jahre später war die Tabakspflanze nur noch als Seltenheit im botanischen Garten des Johann Bauhin unter dem amerikanischen Namen Pelum zu finden, wie es aber gegen- wärtig aussieht, weiss Jedermann. In einigen Ländern steht es freilich noch schlimmer damit, als bei uns. In den Zeitungen der vereinigten Staaten wird öfters der Tod eines Kindes angezeigt „wegen übermässigen Rauchens“, und in Portugal schnupft Alles, Alt und Jung, Mann und Weib. — Die schätzbarsten unserer Nahrungpflanzen, mit deren Verlust sich auf einmal unsere ganze Lebensweise, unsere Gewohnheiten, selbst unsere Krankheiten ändern würden, hat uns sämmtlich der Orient (Asien zwischen dem 30—40° n. Br.) gebracht. Die Getreide gebenden Gräser, ferner Bohnen, Erbsen und Buchweizen stammen aus Asien. Weizen und Spelt wurden wohl am frühesten angebaut, mit Hafer fülterten schon des Homeros Helden ihre Rosse, Roggen wurde erst zu des Kaisers Galen Zeiten von Tracien nach Griechen- land übersiedelt. Von Europa aus verbreiteten sich die genannten Gewächse weiter westwärts über den atlandischen Ocean. Ein Neger- sclave des Cortez säete die ersten Weizenkörner in Mexico, (der Sage nach nur drei,) der Franeiscaner Rixi aus Gent zuerst den- selben in Quito; denn Amerika baute keine Cerealien, ebensowenig wie es nach Humboldt Melkvieh aufzuweisen hatte. (Selbst der Mais, der später aus Mittelamerika nach Europa verpflanzt und auch bei uns als Sommergetreide angebaut wird, war dem Theophrast schon von Indien aus bekannt.) Wenig Pflanzen sind weit über ihre natürliche Polargrenze hin angebaut. Auch davon zur Probe ein Beispiel. Die Orange gedieh wohl nicht über 30° n. Br., ebenso wie die Zone des Weinstocks mit demselben Grade abschloss. Beider Grenzen hat man um 10° nach Norden hin vorgerückt und dadurch ihre Zone künstlich erweitert. Es ist bekannt, dass Kaiser Probus im Jahre 280 den Weinstock in die damals noch unwirthlichen Rhein- und Mosel-Gegenden und nach Tokay in Ungarn verpflanzie. Reben aus Kreta wurden zuerst 1421 nach Madera übergeführt. Wellen wir aus den absichtlich verpflanzten Bäumen, Sträuchern und Kräutern nech Einzelnes hervorheben, so brauchen wir nicht einmal der Gewächse zu gedenken, welche besonders dazu ausge- sendele Gärtner in fremden Welttheilen aufsuchen, damit sie hier in den Catalogen als Novitäten glänzen. Wir brauchen auch nicht daran zu erinnern, wie einzelne Botaniker, um die Flora ihrer Ge- genden zu verschönern, seltene Sämereien auf Wiese und Flur ver- streut haben, (auf welche Weise z. B. Althaea hirsuta seil 1852 in 216 die Halberstädter Flora eingeschmuggelt sein mag *), oder selbst wie Pinus Larix 1731 zum ersten Male den Harz begrüsste. Wir könnten, weiter noch ausholend, der Uebersiedlung der Tulpen von Taurien und der Krim nach der Türkey gedenken, der Hortensien, die 1788 aus Japan nach Europa kamen, der Camellien von ebendaher, der Rosskastanien, die Clusius uns schenkte, der Georginen, die 1791 zu Madrid zuerst geblüht und welehe durch Humboldt bekannter wurden u. s. w. Wir dürften an den Johannisbeerstrauch erinnern, welchen englische Kauflente von der Insel Zante ınit nach England gebracht, und der sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts zuerst in Deutschland findet. Hier dürften auch gewisse Bäume genannt werden, die als Mutterstämme aller ihres Geschlechts bei uns genannt werden. Im botanischen Garten zu Paris steht noch heute der älteste Akazien- Baum (Robinia pseud. Acacia), welchen Vespasian Robin, der Gärtner Heinrich IV. von Frankreich aus Virginien nach Europa brachte, und von dem alle unsere Robinien abstammen. Die Multer- pfanze aller Apfelsinen Europas wurde noch vor Kurzem in einem gräflichen Garten bei Lissabon gezeigl. In einem Klostergarten Roms steht ein etwa 30 Fuss hoher Pomeranzenbaum, von dem ähnliches gerühmt wird. Er soll übrigens der Schössling eines Baumes sein, den der h. Dominicus i. J. 1200 dort auf dem Aventino gepflanzt hal. In einem französischen Dorfe fand sich noch 1802 der im Jahre 1500 gepflanzte Mutterstamm aller französischen Maulbeerbäume. Dass wir endlich in Deutschland fast ausschliesslich männliche Populus pyra- midalis R oz. besilzen, rührt bekanntlich daher, dass unsere Pappeln aus einer im Wörlitzer Park abgezweigt wurden, die daselbst zu Ende des vorigen Jahrhunderts eingeführt worden ist. Wenn schon einzelne Seefahrer absichtlich passende Pflanzen- Samen auf wüste Inseln niederlegten, wenn schon Chamisso bei seiner Reise um die Welt neben Vögeln und Säugethieren auf ver- schiedenen Gesladen nulzbringende Gewächse heimisch zu machen versuchte, so ist eine ähnliche Thätigkeit auf wahrhaft grossartige Weise vom Londoner Garten (botan. Garten zu Kew) ausgeführt worden. Für jedes Klima passende Nutz- und Kultur-Pflanzen nebst den vorzüglichsten und edelsten Holzarten sind aus diesem Institute nach Konstantinopel und nach den Inseln des grünen Vorgebirgs, nach Hongkong und Bombay, ja so weit englische Sprache und englische Kultur gekannt sind und gefunden werden, versandt worden. Das ist mehr, als wenn europäische Ansiedler ihre Gartengewächse und Küchenkräuter mit in ihre neue Heimalh Amerika verpflanzt haben. Wir haben uns etwas lange bei der absichtlichen Verbreitung von Gewächsen durch des Menschen Hand verweilt. Wie viel Pflanzen *) So wanderte Viola suawis aus Ungarn in die Märkische Flor nebst An- tirrhinum Cymbalaria, Elsholzia eristata, Aster salignus, Panicum capil- lare, arg Abutilon , Melica altissima, Petasites albus, Epimedium alpinum u. s.w. (Schäde im österr. botanischen Wochenbl. 1854 Nr. 46.) 217 sind aber zufällig und ganz ohne, oft sogar gegen seinen willen ausgesireut worden, wenngleich unter seiner Mitwirkung? Wo sollen wir da anfangen aufzuzählen und wo enden? Wir müssen fast fürchten, den Leser zu ermüden, dessen Geduld wir schon so lange in Anspruch genommen haben, und dennoch sind gerade in den Einzelnheiten dieses Abschnitles so interessante Thatsachen , die zu übergehen, oder welche kurz zusammen zu ziehen, nicht möglich sein dürfte. Beginnen wir deshalb mit der Verschleppung der soge- nannten Unkräuter. Mit dem Getreide sind manche Pflanzen zu uns gekommen, welche noch jetzt nur in Verbindung mit den Cerealien auftreten, niemals aber in Gegenden vorkommen, in denen kein Acker ge- wesen ist. Dahin gehören vornämlich die Korn-Rade, die Kornblume, der Mohn, der Leindotter, der Hederich und Feldrittersporn. Andere Begleiter des Getreides in Süd-Europa finden sich bei uns schon nicht mehr, wie denn auch die Kornblume schon bei Umea (64° n Br.) verschwindet, während man doch 6° weiter nach Norden noch Gerste zu bauen im Stande ist. Durch den Anbau des Reis in Italien sind manche ostindische mit demselben eingewanderte Pflanzen dort heimisch geworden und das Jahr 1696 lässt sich als bestimmte Grenze ihres frühesten Vorkommens angeben. Mit Kartoffeln und Tabak zugleich erschienen bei uns Oxalis strieta und Chenopodium ambrosioides, letzteres heimisch in Mexico und Westindien und jetzt am Ufer der Murg, namentlich bei Rastadt in grossen Mengen ver- wildert. Erigeron canadense, dessen aber schon einmal gedacht war, soll um 1650 in einem ausgestopfien Vogelbalge aus Nord- Amerika zu uns herüber gekommen sein, und sich mit reissender Schnelligkeit durch ganz Europa verbreitet haben. Mit Gartenge- wächsen gingen nach fremden Continenten: Urtica dioica, Alsine media, Senecio vulgaris, Capsella Bursa pastoris, ferner Marru- bium vulgare und Poa annua. Der amerikanische Wilde, so berichtet uns Schleiden, nennt sehr sinnig deshalb auch den grossen We- gerich Plantago major: „die Fussstapfe der Weissen“. In Brasilien waren die Münzenarten, das Wollkraut, die Brennessel, das jährige Rispengras vor Amerikas Entdeckung ganz unbekannt, während diese Unkräuler jelzt häufig genug sind. Auch das eben erwähnte Cana- dische Berufskraut hat seinen Weg dorthin gefunden und steht an allen Wegrändern. In der Umgegend von St. Theresia daselbst sieht man Veilchen, Borätsch, einige Geranien und Fenchel. Ueberall finden sich Malven und Camillen, Mariendisteln und Artischocken. Die vereinigten Staaten von Nord-Amerika zeigen, wie sich erwarten lässt, fast alle Vertreter der europäischen Schultflora, also z. B. Senecio vulgaris, die Xanthium-, Sonchus-, Chenopodium- und So- lanum-Arten. Nur ein kleines Pflänzchen vermisst unter den hei- mischen Uebersiedlern der deulsche Botaniker auf diesem republi- kanischen Boden gänzlich: das Gänseblümchen, unser herrliches Masslieb oder Tausendschönchen ist nirgends in den vereinigten Staaten zu finden. 218 Manche Pflanzen haben in ihrem neuen Vaterlande eine Aus- breilung erlangt, welche sie in ihrer europäischen Heimat nicht kennen. Hier ist der Fenchel, Foeniculum offieinale Ait. vornämlich zu erwähnen, welcher bei Buenos- Ayres grosse Länderstrecken völlig bedeckt. Andere gehen gegenwärtig durch die ganze Welt, weshalb man sie plantae cosmopolitae, Weltbürgerpflanzen genannt hat. So diejenigen, von denen wir sagten, dass Colonisten sie mit ihren Gartengewächsen in alle Welttheile verpflanzten. Poa annua, Senecio vulgaris, Alsine media, Sonchus arvensis, Veronica serpyllifolia, Cerastium viscosum und mehrere Chenopodien und Atriplex, ferner Urtica dioica und Capsella Bursa pastoris sind die bekanntesten unter ihnen. Die letzten beiden findet man selbst auffallender Weise noch bei längst verlassenen und verfallenen Sennhütten in den Alpen und die gleichfalls weit verbreitete Vicia Cracca in seit Jahrhun- derten nicht mehr bebauten Wohnstätten norwegischer Colonisten in Grönland. Eıwas auffällig könnte ferner auf den ersten Augenblick auch der Gedanke erscheinen, dass selbst Kriege dazu beitragen müssen, die Verbreitung der Pflanzen zu fördern. Allein es ist Thalsache, Sehen wir auch davon ab, dass seit den Kreuzzügen sich Linum usi- tatissimum in Elis in Griechenland befindet, so wissen wir von Bunias orientalis mit grösster Sicherheit, dass es durch russische Heereszüge 1814 durch ganz Deutschland und bis Paris hin ver- schleppt worden ist. Ferner: Durch ein russisches Lager, welches ein Jahr zuvor in der Nähe von Schwetzingen in Baden errichtet wurde, fanden sich plötzlich die Fluren daselbst mit dem Mar- schall’schen Wanzensamen Corispermum Marschallü Steven bedeckt, welcher bis dahin nur am Dniepr und in der Krim heimisch war. Aus einer früheren Zeit wollen wir die Kochia scoparia Schrad. hervorheben, welche asiatische Völker schon im Mittel- alter nach Europa brachten und die jelzt bis Krain und Böhmen vorgedrungen ist. So brachte uns auf ähnliche Weise das Mittelalter den tartarischen Meerkohl Crambe Tataria, der jetzt in Ungarn und Mähren wuchert. Hieran lässt sich auch eine Bemerkung über den gemeinen Stechapfel anreihen. In Ostindien zu Hause, brachten ihn Zigeuner- horden mit nach dem Westen, indem sie seine Samen als Brechmittel mit sich führten. Im Jahre 1542 geschieht des Datura Stramonium zum ersten Male Erwähnung, und zu den Zeiten der beiden Bauhine ‚war er noch eine seltene Gartenpflanze. Heute kennen ihn die Kinder in jedem Dorfe als schreckliches Gift, wenn sie vielleicht seinen Namen auch nicht nennen können, ein Zeugniss von der Allgemein- heit seines Vorkommens. Wenden wir uns zu den Pflanzen, die durch den Handel und durch verschiedene Zulälle mancherlei Art olıne Absicht der Menschen verbreitet wurden. In Frankreich gibt es am Ufer des Lez, in der Nähe von Montpellier einen kleinen Ort, Le port Juvenal genannt, in dem man viel Schafwolle, welche aus den verschiedensten Ge- 219 genden hieher eingeführt wird, ausladet, wäscht und trocknet. Schon der ältere De Candolle entdeckte hier 9 neue Pflanzen, welche mit den Fellen angekommen sein mussten, und sich in der benach- barten Gegend angesiedelt hatten. Später fanden sich noch mehrere und gegenwärtig hat der französische Bolaniker Godron eine ‚eigene Flora darüber zusammengestellt, welche merkwürdiger Weise nieht nur südfranzösische aus anderen Gegenden eingewanderte Pflanzen, so wie südeuropäische überhaupt enthält, sondern nord- afrikanische, kleinasiatische, ja selbst Anwohner des schwarzen und caspischen Meeres, und endlich desgleichen aus Amerika und vom Cap der guten Hoffnung enthält. Diese Fremdlinge sind an Zahl 372 Arten, und höchst interessant ist es ferner, dass Godron sogar eine neue, mıt Raphanus verwandte Galtung Raffenaldia primuloides daraus aufstellen konnte. Wirklich ein grossarliges Beispiel der Pflanzenwanderung durch Samen! Derselbe berühmte Botaniker wies auch nach, dass allein durch das Ausladen des Schiffsballastes He- liotropium eurassavicum L., Lepidium virginicum, Gnaphalium undu- latum und Onopordon tauricum in Frankreich angesäet worden sind, dass ferner mit den seit 30 Jahren in der Champagne eingeführten Fichtensaaten Pyrola secunda und chlorantha wie mit den Linsen bei Paris die spanische Fumaria densiflora D.C. sich einbürgerten. — Xanthium spinosum L., in Deutschlands Flora bisher nur ein Bürger von Triest und Fiume wurde vom Schreiber dieses 1342 ohne Blüthen auf Schutthaufen zwischen Scheunen bei Brandenburg a. d. Havel und später noch an einer anderen Stelle hierselbst auf- gefunden, (Vgl. Schramm's Flora von Brandenburg S. 181), eilf Jahre später im Herbste 1853 fand man es in grösserer Menge bei Neudamm im Regierungsbezirk Frankfurt, einem Orte , welcher wie Brandenburg, gleichfalls viel Tuchfabriken hat. Möglich, dass die Samen in Abgängen aus ungarischer oder spanischer Wolle dahin gelangt sein mögen, wie Herr Dr. Itzi gsohn schon dazumal auf- stellte ; interessant waren aber die Nachrichten über das Vorkommen der bisher ungekannten Pflanze, die jetzt plötzlich in Mähren, bei Wien und an anderen Stellen Deulschlands auflauchte. Bei Bran- denburg freilich scheint sie sich durch Samen nicht erhalten zu haben, da hier auch noch keine völlig reifen Früchte beobachtet sind. (Vgl. österr. botan. Wochenbl. 1855 Nr. 51). Fast spasshaft ist das Auf- treten der Artemisia TournefortianaReich. nahe bei Sondershausen an einer besuchten Landstrasse. Dies starkriechende, 5' hohe, dem Tanacctum vulgare nicht unähnliche Gewächs wird in der ganzen dortigen Gegend nirgends eultivirt. Kenner meinen, dass der Same mit dem kaukasischen "Insektenpulver, welches ja auch Hunden aulgesircut wird, dahin gelangt sein könne, und gegen diese Mög- lichkeit lässt sich aller dings nichts sagen. Woher mag nun aber ein anderer, schon viel früher beobachteter Landsmann j jener Artemisia, das syrische Schnabelschötchen Euelidium syriacum R.Br. aus Asien ‘durch Siebenbürgen und Ungarn bis in die Gegend von Wien seinen Weg gefunden haben ?—Darvin fand in Neuholland ganze Distrikte 220 mit einem Lauch überzogen , welchen ein französisches Schiff erst kürzlich dahingebracht, und ein Ampfer war durch einen betrüge- rischen Engländer eben dort verbreitet, Derselbe hatte die Samen des Ampfers für Tabakssamen verkauft. Widmen wir jetzt auch einige Worte den Flüchtlingen aus Gärten. Wenn wir die grosse Zahl jener Pflanzen, die in den Stand- örterverzeichnissen der Floren als „verwildert“ aufgeführt finden, hier aufzählen wollten, so würden wir solch’ mühseliger und un- dankbarer Arbeit kein Ende finden. Beschränken wir uns daher auf einzelne grössere Erscheinungen, und fassen wir die Flüchtlinge aus botanischen Gärten, die einer weit ausgedehnten Verbreitung sich erfreuen, allein in das Auge. Ornithogalum nutans, jetzt eine Zierde der Wiesen und Aecker Mitteleuropas, entfloh 1570 aus Gärten zu- nächst auf die Felder um Neapel. Auf der Insel Guernsey , nord- westlich von Frankreich, einer für die Bolanik äusserst interessanten Localität, auf welcher im Freien Thee, Magnolien, Camellien und Hortensien gedeihen, und wo dennoch der Wein nicht zu reifen vermag, — auf dieser Insel stehen die Georginen als Unkraut. Unser officineller Calmus wächst erst seit dem 16. Jahrhundert überall wild, von England ist bekannt, dass ein Gärtner ihn aus dem Park von Grammont ausgepflanzt hat, wodurch sich derselbe in der ganzen Gegend einbürgerte. Aechnliche Flüchtlinge aus allerlei Gärten Gross- Britanniens sind Aconitum Napellus L., Cheiranthus Cheiri L., Astrantia major L., Mimulus luteus L., Silybum marianum Gärtn., Acanthus mollis L., welche sämmtlich als Zierpflanzen angebaut waren. Nach A. de Candolle haben sich aus den botanischen Gärten, um auf diese zu kommen, und zwar aus Oxford und Cam- bridge Arabis Turrita L., Lonicera caprifolium L., Senecio squali- dus L. verbreitet. Anemone coronaria L., Onopordon virens D.Ü., Jussieua grandiflora Mx., Bidens bipinnata L., Xanthium spinosum L. und Hypericum erispum L. wachsen um Montpellier jetzt wild, während sie Magn ol 1686 noch nicht kannte. Martin s, Director des botanischen Gartens daselbst zählt 24 Arlen, welche sich in seinem Garten schon naturalısirt haben, ohne bis jetzt wenigstens über den- selben hinaus sich auszubreiten. Aber auch aus der Nähe lassen sich solche Beispiele beibringen. Aus dem botanischen Garten in Breslau verirrte sich in die umliegende Laubholzwälder schon seit längerer Zeit die kleinblumige Balsamine (Impatiens parviflora) und ist daselbst überall gemein geworden. Aus Berlin versireulen sich die Atropa physaloides (hier bei Brandenburg nicht selten!) und das bekannte peruvianische Unkraut Galinsoga parviflora Cavan., welches letztere den grossen akademischen Garten in Schöneberg überschreitend, bald genug, nachdem es die nahen Felder erfüllt, Potsdam erreichte, und jetzt nicht nur bei Frankfurt a/O und Merseburg, bei Dresden und Königsberg auftrat, nein 1851 fand es Dietl schon bei Pressburg auf einem in 1100° Meereshöhe gelegenen Berge, dem „Thebener Kobel* und zwar auf einem Düngerhaufen. Doch ist hierbei zu be- merken, dass dies Unkraut öfter als einmal in verschiedenen Gärten 221 ausgesäet worden ist, z. B. in Kunersdorf, in Badlin; ja manche Privatperson, welche es beobachten wollte, hatte später Mühe, das- selbe aus dem eigenen Bereiche wieder auszurotten. Ein ähnliches Unkraut schickt seit ungefähr 6 Jahren derselbe Schöneberger Garten wiederum aus. Chamomilla discoidea Gay (Matricaria disc. D.C.), das bisher nur im östlichen Sibirien und in Kalifornien heimisch gewesen, droht sich mit reissender Schnelligkeit zu vermehren. Gedenken wir zu Schluss unserer gedrängten Betrachtung noch einiger auffallenden Erscheinungen ; wenn wir gleich nicht im Stande sein werden, dieselben zu erklären. An einem von warmen Quellen gebildeten See in Ungarn kommt die ägyptische Lotosblume vor, obwohl sie in der Form ein wenig von der echten abweicht, wess- halb man sie auch Nymphaea thermalis genannt wissen will. Diese Abweichung ist, wie leicht zu erachten, jedenfalls durch das viel kältere Klima bedingt. Wer gibt uns aber Aufschluss, wie die ersten Samen hieher gelangten ? — An dem Kessel des grössten Kraters der Welt, dessen Feuersee eine wogende Glutmasse von ?% deutsche Meilen im Umfange beträgt, nämlich des Kilau-Ea auf Hawaii in der Südsee grünt unsere heimische Erdbeere. —- Und endlich : AuflIschia, jener gänzlich vulkanischen Insel wachsen nach Schouw in einer Rauchstelle, mitten im aufsteigenden Dampf zwei Pflanzen in so heisser Erde, dass man sich verbrennt, wenn man sie mit den Wur- zeln ausgrahen will. Diese beiden Gewächse, welche durchaus in der ganzen Nachbarschaft im ganzen Königreiche Neapel nicht vorkommen, auch dorthin verpflanzt, durch die Ungunst des winterlichen Klimas wieder zu Grunde gingen, sind ein Farn und ein Halbgras: Pteris longi- folia und Cyperus polystachius. Da die letzte Pflanze auf Afrikas Nordküste vorkommt, die erste aber auf Sieilien zu Hause ist, so ist allerdings eine Wanderung durch Vögel, durch Menschenhände, oder durch irgend einen Zufall denkbar. Wenn wir aber, wie billig, vom Zuthun der Menschen absehen, wer hat dann den bewegenden Kräften geboten, den Samen gerade in die heissen Stellen Fuma- rola di Frasso und Fumarola di Caciotto zu senken, damit die Pflanzen erhalten blieben ? — Brandenburg, im Jänner 1859. Geschichte des Seleranthus unecinatus, Von Wietor v. Janka. Seleranthus uncinatus findet sich zuerst im 1. Jahrgange der „Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereines für Naturwissenschaften“ (1850) in Nr.7 pag. 107 von Dr. Schur auf- gestellt, und pag. 108 mit einer kurzen Beschreibung versehen. Im darauf folgenden Jahrgange derselben Vereinsschriften Nr. 1 pag. 10 kommt die Pflanze bei Gelegenheit einer Abhandlung „über die siebenbürgische Pflanzengatiung Scleranthus* nochmal vor, wo Herr 222 Dr. Schur die Merkmale aus dem früheren Jahrgange blos wieder- holt. Die Art wird vom Autor als einjährig bezeichnet und vom nächststehenden Sel. annuus durch an der Spitze einwärts hakig gekrümmte Kelchzipfel unterschieden. 7 Die Pflanze ward von Hrn. E. A. Bielz auf dem „Unökö“, dem „Kühhorn“ der deutschen Anwohner, einer Alpe bei Radna im nord- östlichsten Siebenbürgen gefunden. Nach Angabe des Herrn Schur kommt sie auch auf den südwestlich von Hermannstadt gelegenen Karpaten vor. — Ich selbst beobachtete und sammelte den Seleranthus uncinatus Schur, ebenfalls auf dem „Kühhorn“ am 10. Juli 1355 und auch in der alpinen Region des nächstgelegenen „Korongyis“ am 12. Juli, an leizterem Orte fand ich ihn mit Sempervivum arena- rium vermischt wachsen. Seit der Zeit geschieht von dieser Pflanze nur Ende 1852 in Grisebach’s „iter hungaricum“ namhalterer Erwähnung. Ueber Scleranthus uncinatus Schur äussert sich Prof. Grisebachl.c. pag. 306 Nr. 80 folgendermassen : „Media inter Sel. polycarpum L. (Sel. Martini Gren.) et Sel. annuum L., ab illo recedit calyecis laciniis margine anguste scariosis, ab ulroque apice laciniarum uneinalim incurvo mucronalo (nee spinescente), a Scl. Delorti Gren, (polycarpo DC.) laciniis patenlibus marginatis uncinatis.“ — Nun scheide ich indessen von der siebenbürgischen Pflanze, und wende mich nach dem fernenWesten Europa’s. Während wir siebenbürgische Floristen über unsern Seleran- thus uncinatus längst schon im Klaren sind, debattiren die franzö- sischen Botaniker gerade über Sein oder Nicht-Sein eines französischen Scleranthus uncinatus. Die Sache verhält sich nämlich, wie folgt: Das Februarheft der „Archives de la flore de France et D’ Alle- magne“ von Dr. F. W. Schultz vom Jahre 1852 enthält eine Ab- handlung über die französischen Seleranthus-Arten von H. Grenier., In Grenier’s und Godron’s Flore de France, Vol. I (1848) sind pag. 614 drei Arten: S. annuus, S. polycarpus und $. perennis verzeichnet; — hier aber sehen wir die Anzahl um eine neue ver- mehrt. Grenier erhielt nach Erscheinen des I. Bandes der Flore de France von Dr. Martin in Aumessas zwei Exemplare eines Scleranthus aus den Cevennen zugeschickt, in denen er nun den wahren Sel. polycarpus Linne's zu erkennen glaubte. wogegen er den in der Flore de France dafür gehaltenen, — und dieser ist zu- gleich der Sel. polycarpos D.C. fl. france. — Sci. Delortii nennt. Grenier gibt als Grund, warum er in der Martlin’schen Pflanze, angeblich viel richtiger, den Linne'schen Sei. polycarpus erkennt, Folgendes an: Linn & characterisirt seine Art vorzüglich durch die Worte; „calycibus patentissimis spinosis“, welches Merkmal die Exemplare aus der Hand des H. Dr. Martin ebenfalls auszeichnet. — Der Scleranthus des Dr. Martin, sagt Grenier, hat ganz die Tracht des Sel. annuus, aber in den Kelchen ist er ganz ver- 223 schieden ; — denn seine Zipfel sind wahrhaftig „spinosi*, nur, um sie besser zu characlerisiren, muss man das Wort „uneinat* hinzu- fügen. — Grenier meint ferner, mit um so grösserer Sicherheit auf eine Identität der Martin’schen Pfianze mit dem echten Scleran- thus polycarpos Linne’s schliessen zu können, da auch der Fundort derselben mit dem Standort der Linne’'schen Pflanze, nämlich Mont- pellier, so ziemlich übereinstimmt, der durch das Citat des Sauvage von Linne, angedeutet wird. Nur Eins ist im günstigsten Falle Hrn. Grenier doch unbegreiflich, wie nämlich Linne, der so scharfe Beobachter, im Falle ihm wirklich derselbe Seleranthus vorgelegen ist, nur von „calyeibus spinosis“, nicht aber von uncinato-spinosis sprechen konnte. Desshalb gibt Grenier auch zu, dass man doch einigen Zweifel bezüglich der Identität der Martin’schen Pllanze mit dem Scl. polycarpos L. hegen könne, und schlägt für einen solchen Fall die Benennung: Sceleranthus Martini für die neu aufgefundene Pflanze vor. — Hierauf gibl Grenier eine kurze systematische Uebersicht der französischen Seleranthus - Arten, darin vom ver- meintlichen Seleranthus polycarpus L. eine Beschreibung, in der die Worte: „calice a divisions oneinees-Epineuses au sommelt, non Sca- rieuses aux bords; tiges du S. annuus“ und „racine annuelle* auf die nähere Verwandtschaft mit Sel. annuus hindeuten, aber, in Gegensalz zu denen des Sel. perennis gebracht, zugleich auf die Verschiedenheit vom Letzteren. — Im „Bulletin de la sociele botanique de France“, tom. 11. (1855) pag. 221—222 ist ein kleiner Artikel des H. Timbal-Lagrave enthalten, der in Beziehung zu Grenier's eben erwähnter Schrift steht, in welchem der Verfasser jedoch nachzuweisen sucht, dass Linne's Sceleranthus polycarpos eine andere Art sei, als die Pflanze des H. Dr. Martin, die Timbal-Lagrave sowohl von Dr. Martin selbst, als auch aus den Central-Pyrenäen acquirirte , wo sie Lezat am Berge Basibe, 2117 melres über der Meeresfläche, nächst dem Port de Venasque, einem der höchsten Punkte dieser Strecke, in der alpinen Region sammelte. — Timbal-Lagra ve argumentirt, dass Linne, wenn er diese Pflanze unter seinem Sel. polycarpos begriffen, das Wort: unecinatis gewiss nicht aus der Diagnose weggelassen hätte. Ferner hebt Hr. Timbal-Lagrave ganz besonders die neue und interessante Thatsache hervor, welche die Identität der fraglichen Pflanze mit jener Linne’s noch unwahr- scheinlicher macht, dass nämlich der Seleranthus aus den Pyrenäen sicher zweijährig ist, oder gar mehrjährig sein dürfte, während Linn & seine Pflanze einjährig nennt. Timbal-Lagrave betrachtet den Grund zur Annahme einer Identität beider Pflanzen, als bloss auf einen übereinstimmenden Standort in etwas weilerem Sinne gestützt, für unzureichend, und erklärt sich schliesslich für Beibehaltung der Mar- tin’schen Benennung: Seleranthus uncinatus. — An diese Mittheilung anknüpfend bemerkt H.Cosson, dass eine ähnliche Form von Hrn. J. Gay auch um Paris und von ihm selbst in Algier gefunden 224 |! wurde, dieser Scleranthus aber von Sel. annuus als Art nicht gelrennt werden könne, Nach Erwägung des bisher vom französischen Seleranthus von französischen Floristen Gesagten kann ich annehmen, dass Seleranthus ancinatus Martin mit dem siebenbürgischen Sel. uneinatus Sch ur ganz gleich ist. Man könnte wohl die Unterschiede, die Prof. Gri- sebach im iter hungaricum (s. weiter oben) anführt, dagegen ein- wenden, allein was den „apex laciniarum calicinarum mucronalus, nec spinescens“ betrifft, so ist das auch an dem ohnehin so variablen Scleranthus ein zu geringfügiges Merkmal; — übrigens sind die Kelchzipfel wirklich spinescentes an der Spitze, (ich habe sehr viele Exemplare beobachtet !) es liegt also hierin nicht der mindeste Anstoss, der die Gleichheit mit der französischen Pflanze bezweifeln lassen könnte. Was aber die Berandung der Kelchzipfel anbelangt, so kennt man in neuerer Zeit aus den Pyrenäen auch einen Seleranthus un- cinatus mit weisslich berandeten Kelchzipfeln, worüber Boutigny in dem Bulletin de la societ& botanique de France, tom. II. pag. 768 Aufschluss gibt. Dieser spricht sich in einem Schreiben, datirt von Lourdes, 22. December 1855 gleichfalls für die Vereinigung des Scleranthus uncinatus Martin als Varietät mit Secl. annwus aus, und nennt die Pflanze, von der er zugleich Exemplare einschickt, Sel. annuus var. uncinatus,; — wagt es aber nicht, den Seleranthus poly- carpus L. in Grenier’s oberwähntem Aufsatze mit Bestimmtheit als Synonym zu eitiren, weil seine Exemplare deutlich berandete Kelchblätter haben, während Grenier der Pflanze unberandate zuschreibt.— Boutigny führt namlich nach dem Citat: „an Sel. poly- carpos Green. in Archives etc.?* an: „Il parait en avoir I!’ inflorescence et y ressembler par la longueur, la direction etla forme des divisions du calice; mais celles-ei sont tres distinetement sca- rieuses aux bords comme dans l’annuus, caractere refuse par M. GrenieretM. Timbal-Lagrave au polycarpos“. Er frägt dann weiter, ob sein Exemplar identiseh mit dem von Ga y um Paris gesammeltenist, oder ob es eine andere Mittelform zwischen Sel. annuus und Sel. polycarpos bilde? — ZuleiztsagtBoutigny noch: „Wenn schliesslich die hakige Form der Kelchzipfel constant ist, so ist mit diesem Merkmale nicht immer eine Berandung derselben verbunden, und ich glaube: es müsse Sel. polycarpos aus der Reihe der gulen Arten gestrichen werden, da er nicht wenigstens zwei consiante Differenlial-Charactere darbiethet, — oder vielmehr, ich muss mit Grenier annehmen, dass die Form mit gekrümmten Kelchlappen Linne nicht bekannt war. Ich halte dafür, dass Scleranthus polycarpos Linne'’s nichts anderes ist, als eine Varietät des Sel. annuus mit zahlreicheren, kleineren Früchten und ich betrachte gleichfalls als eine Varietät den Sel. uncinatus Martin (Sel. Martini Gr en.)*. Lässt diese Ergänzung an und für sich schon keinen Zweifel an der Identität der pyrenäischen Pflanze mit der karpatischen ob- walten, so muss es noch Interesse erregen, dass die Exemplare, die 225 ich auf der Alpe Korongyis sammelte, ganz bestimmt mehrjährig sind. Diese stehen dem Se/ perennis beinahe noch näher als dem Scl. annuus. Die Berandung der Kelchzipfel jedoch ist nicht con- stant; denn ich habe stark berandete vom Korongyis und gar nicht berandete vom Unökö, von hier bloss einjährige Exemplare vorliegen. Auf die Form der Kelchzipfel ist also als Unterscheidungs- Merkmal das grösste Gewicht zu legen; — und die Pflanze hätte nach Vereinigung beider Formen, folgende Synonymie: Scleranthus uncinatus Schur in „Verhandl. u. Mitth. des siebenb. Ver. f. Naturw.“ I. (1850), pag. 107. Sceleranthus polycarpus Gren. in F. Schultz Archives de la Flore | de Fr. etc. 1852, pag. 206. (non L., nec DC.) Scleranthus Martini Gren. |. ce. Scleranthus uncinatus Martin ex Timb.-Lagrave in Bull. soc. bot. de Fr. II. (1855) pag. 222. Scleranthus annuus var. uncinatus Boutigny ’l.c. pag. 768. Radix perennans, primo anno jam caules floriferos profert. Calicis laciniae 5 demum patentes apice inflexo -uncinatae; pars inflexa nunc trientem, rarissime dimidiam totius laciniae longitudinis adaequans, nunc brevior apice spinuloso-subulata ; — rarius una al- terave lacinia apice recta (haud unecinata). Habitat in Galliae australis montosis (in m. Cevennis ; in Pyre- naeis centralibus) ; in Transsilvaniae montibus carpatıcis. tam sep- temtrionalibus : e. g. in alpe Korongyis ! quam in australioribus; atque in Asiae minoris prov. Armenia (Fr. Tehihatchef: „Enumeratio plantarum in Ciliciae jugo Bulgardagh dicto hucusque cognitarum“ in Bulletin de la societe botanique de France, IV.1857 pag. 871.) Nachschrift. Ich hatte die Arbeit schon lange ganz fertig, als mir soeben das Septemberheft (Nr. 8) der Bulletin de la soc. bot. de Fr. tom. V. (1858) zukommt, wo ich in der „Revue bibliv- graphique* pag. 656 durch die Anzeige von einer „Note sur le Scle- ranthus uncinatus Schur“, verfasst von Dr. Martin, überrascht werde. Es sind da nur die Endresultate von des gelehrten Verfassers Forschungen angegeben. Dr. Martin erhielt von der Existenz eines älteren Sel. unci- natus nur aus Grisebach's iter hungaricum Kenntniss, und schliesst daraus, dass auch dieser Pflanze das Merkmal der hakig gekrümmten Kelchzipfel zukommt, indem er die schon erwähnten andern Merkmale, die Grisebach vorgibt, als nicht bedeutend, bei Seite setzt, auf die vollkommene Identität der süd[ranzösischen Pflanze mit dem Scleranthus uncinatus Schur's, den er aber fälsch- lich in Deutschland zuerst gefunden glaubt. — Es freut mich, dass ich, wiewohl mir nur siebenbürgische, aber nicht französische Exemplare vorliegen, selbstständig zu demselben Schlusse gelangte, zu dem Dr. Martin, im Besitze nur der franzü- sischen Pflanze. Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 4. Heft. i6 226 Aber noch etwas wichtiges enthält die Schrift des Dr. Martin, nämlich die Nachricht, dass Babington im Herbar Linn &'s über den Seleranthus polycarpus Nachforschungen anstellte, die ergaben, dass die daselbst aufbewahrten Stücke gar keine Kennzeichen zur Unterscheidung vom gewöhnlichen Scleranthus annuus darboten. Wien, am 27. April 1859. Beiträge zur Flora von Innsbruck. Von Anton Val de Lievre. V. Lineae. Linum catharticum L. einziger Repräsentant der ganzen Familie (wenn man von dem auf dem südlichen Mittelgebirge ziem- lich häufig gebauten L. usitatissimum absehen will), der sich in seinem ganzen Habitus, besonders der alpinen Form, auffallend an die Alsineen anschliesst, allenthalben vom Ende Mai bis August, vom Thale bis zur Region der Hochalpen auf grasigen Plätzen zu treffen ist, im Bau seiner wesentlichen Organe keine bedeutenden Unter- schiede bietet, aber dennoch in Grösse und Tracht so auffallende Unterschiede zeigt, dass man auf den ersten Blick oft versucht ist, zwei ganz verschiedene Pflanzen zu erblicken. Während die Hoch- gebirgsformen als kaum 2 hohe Pflänzchen mit einfachem, wenig blättrigem Stengel zum Vorschein kommen, begegnet man im Thale und Mittelgebirge nicht selten kräftigen vielästigen Exemplaren von mehr als 10° Höhe. Uebrigens ist fast durchaus die Stengelbasis dicht beblättert, der Stengel oft schon von der Basis an ästig, oft ganz einfach und erst bei der Bildung des Blüthenstrausses in Gabeläste sich spaltend. Malvaceae. Malva fastigiataCav. an einem Zaune bei Natters, das erste Mal im September 1854 gefunden. Damals — es war auf keiner eigentlichen botanischen Excursion — nahm ich einige abgerissene Blüthenstengel der im Vorbeigehen zufällig von meinem 9-jährigen Sohne entdeckten Pflanze, unstreitig der schönsten hiesigen Malvacee mit, die ich unschwer und zweifellos als die obengenannte Art be- stimmte. Das nächste Jahr wiederholte ich meinen Besuch um die gleiche Zeit und fand auf demselben Standorte die gesuchte Pflanze in schönster Blüthe üppig wuchernd. Allein nun haite ich mit dem Bestimmen meine Noth. Während einige Exemplare den vorjährigen Charakter treu behalten hatten, fand ich andere Exemplare, ja selbst auf derselben Pflanze Stengel und Aeste mit Blättern, die eben so unbezweifelt der Malva Alcea L. angehörten. Der gleiche bis an die Basis handförmig 5-theilige Schnitt, “die rhombische Form der Ab- schnitte, die gedrungenere Gestalt und consistentere Blattsubstanz, 227 wie ich sie an südtirolischen Exemplaren der zuletzt genannten Art zu beobachten Gelegenheit hatte, fand sich hier wieder. Ein allmä- liges Ausbreiten der Blattsubstanz hatte eine Uebergangsblattform zur Folge, die noch immer tiefe, etwa bis auf 2% reichende Ein- schnitte, breit lineale, nicht mehr tief eingeschnittene Blattlappen zum Vorschein brachte, bis endlich bei noch grösserer Ausbreitung der Blattsubstanz die nur mässig gespaltenen Blattformen der M. fastigiata erschienen. Mag diese interessante Pflanze auch vielleicht der Verbreitung aus einem Dorfgarten ihren Ursprung verdanken, immerhin ist sie jetzt in solcher Menge und auf einem von den Wohnungen so entfernten Platze angesiedelt, dass ihr der Standort und das Bürgerrecht der Innsbrucker Flora gesichert bleiben dürfte. Zugleich bietet sie aber ein neues Belege für die Unhaltbarkeit des Artenbegriffes der M. fastigiata, die sich als ausgezeichnete Form der M. Alcea charakterisirt. 2. M. sylvestris L. an Dorfwegen in Mühlau, vom Juni his August blühend. Die einmal in einem Graben in der Nähe dieses Dorfes (im August 1856) in Blüthe gefundene M. mauritiana L., offenbar ein Gartenflüchtling, dürfte kaum sich bleibend einbürgern. 3. M. rotundifolia L. verbreiteter als die Vorige, blüht sie vom Juni bis September auf Dorfwegen des Thales und Mittel- gebirges (Amras, Mühlau, Vill, Igels, Axams. ) Tiliaceae. Tilia parvifolia Ehrh. als Alleebaum angepflanzt, zwischen dem Rennplaiz und der Kettenbrücke, aber auch hie und da wild auf buschigen Anhöhen, z. B. ober Hötting, unter dem Sprengerkreuze, aber nur vereinzelte junge Bäumchen. Hypericineae. Hypericum perforatum L., die gemeinste Art dieses Geschlechts zu beiden Seiten des Thales, von der Thalsohle bis zur Voralpenregion, am häufigsten im Hügelgebüsch, auf Triften und in Hecken des Mittelgebirges, vom Ende Juni bis Anfangs September blühend. Neben der Species kommt auftrockenen sonnigen Standorten die schmalblättrige Form, das H. veronense Schrk. zum Vorschein, durch Mittelformen mit linealen Blättern an den Seitenästen in die normale Gestalt der Species übergehend. Solche Uebergangsformen fand ich an sonnigen Abhängen des Kirschenthales ober Höttling. 2. H. gquadrangulum L. im Juli und August im Gebüsch der Voralpen- und Alpen-Region von 4000-6000‘, (Zirler Mähder, Arzler Alpe, Saileberg, Waldrast,) nur selten tiefer herabsteigend. Nur einmal fand ich sie auf Waldtriften des Passberges bei circa 2000‘. Während das Vorige, dem es im Allgemeinen ähnelt , meist gesellig vorkommt, erscheint dieses schöne Hypericum stels nur einzeln und zerstreut in dem ihrem Fortkommen günstigen Gebiete. ‚Der wagerechten, röthlich gelben, mit zerstreuten dünnen Fasern bedeckten Wurzel enisteigt der aufrechte, 4-kantige Stengel, bis 16 * 223 zur Basis des Blüthenstandes 9— 15 hoch, die 10 — 18 von einander abstehenden Gegenblätter nehmen von unten nach oben an Grösse zu. Bei den untersten Blättern ist das Verhältniss der Länge zur Breite wie 3 : 2, bei den obersten wie 2 : 1, die Länge der untersten verhält sich zur Länge der obersten wie 1 : 2. Die Blätter der aus den Blattachseln hervorbrechenden Seitenäste sind von der Länge der untersten Stengelblätter bei geringerer Breite. Alle Blätter haben nur wenige oder keine durchscheinende Punkte, dagegen am Rande der matten Unterfläche eine Reihe schwarzer Punkte. Auch die Deck-, Kelch- und Blumen - Blätter des kreuzweis gabeligen Strausses sind schwarz punktirt, so wie sich auch glänzend schwarze Punkte zwischen den gelben Antherenfächern finden. Die Narben sind in Purpur gekleidet. Die Pflanze des Mittelgebirges kommt auch mehr stengelig vor, die Höhe der Stengel reicht wenig über 7, der Blatt- abstand beträgt höchstens 9. Die Verhältnisse der Blätterdimensionen sind folgende: bei den untersten Blättern . wie 8 : 2, bei den obersten Blättern . wie 9 : 8, Länge der untersten zu jenen der obersten Blätter.wie 1 : 3. 3. H. tetrapterum Fries. Häufiger und geselliger, als das Vorige, entfaltet dieses Hypericum, dessen Kelchblätter hie und da mit schwarzen Drüsenpunkten am Rande versehen sind, seine unansehnlichen Blüthen vom Juli bis Anfangs September an Wasser- gräben der Thalsohle und Hügelregion (Ulfiswiese, Allerheiligenhöfe, Mühlau, Egerdach.) 4. H. montanum L., immer nur einzeln und zerstreut, nie gesellig, erhebt sich der hohe, schlanke Blüthenstengel im Buschwerk der Waldungen der Hügel- und Mittelgebirgs-Region, und steigt bis- weilen auch in die Voralpenwälder hinauf, (unter der Höttinger Alpe). Blüthezeit: Juli, August. ö. H. hirsutum L. in seinen Vorkommens-Verhältnissen und seinem Habitus dem Vorigen ähnlich, ist es doch viel seltener als dieses (im Walde des westlichen Passberges, im Juli). Länge zur Breite Acerineae. Acer Pseudoplatanus L., einziger Repräsentant der ganzen Familie, kommt dieser schöne Baum, in gemischten Wald- beständen der Gebirgs- und Voralpen-Region auf beiden Seiten des Thales eben nicht selten, aber stets vereinzelt, meist in jugendlichen Exemplaren vor. Grössere Bäume finden sich vorzüglich im Klamm- gebielte, sowohl mit Staub- als Fruchtblüthen, Ende Mai und Anfangs Juni bedeckt. Geraniaceae. 1. Geranium pheum I. Von dieser schönen Art kommt hier nur die Varierät $. lividum LU’ H erit gewöhnlich truppweise in Hecken und Gebüschen, nur hie und da vereinzelt auf Wiesen der Thalsohle, Hügel- und Mittelgebirgs-Region zu beiden Seiten des Innthales, im Eingange des Wipp- und Stubaithales ziemlich häufig, 229 vom Ende April bis Ende suli blühend vor. Die sehr langen Blattstiele der Wurzelblätter nehmen nach oben immer an Länge ab, bis sie an den obersten Stengelblättern fast ganz verschwinden, die unteren Blätter sind sieben-, die oberen fünfspaltig, die häutigen Neben- blätter der unteren Blätter breit, ei-lanzeitlich, der oberen lineal- lanzettlich; die ganze Pflanze abstehend fasst rauhhaarig, an der Unterseite der Blätter nur die Adern behaart, Kelchblätter 3-nervig, die Mittelnerven in ein Spitzchen vorgezogen, die fast ganzrandigen nicht zurückgeschlagenen Blumenblätter sind purpur oder lila, in der Mitte weiss, am schwachbärtigen Grunde bläulich-lila oder blei- ifarbig, der kurze Nagel weiss. Am Grunde der 5 äusseren, den Kelchblättern gegenüberstehenden Staubfäden befinden sich kleine, runde, grüne Schuppen. 2. @. silvaticum L., wohl das schönste Geranium hiesiger Gegend, das vom Junibis halben Aug. auf Waldwiesen und im Gebüsch der höheren Bergregion ihre blauvio'etten Blumen in reichblüthigen Sträussen entfaltet. Ihr eigentlicher Standort ist die Voralpenregion von 3—5000', wo sie am liebsten auf ringsum vom Walde umge- benen Wiesen , oft in Menge gesellig vorkommt, während ihr Er- scheinen in Gebüschen ein mehr vereinzeltes ist. Seltener reicht sie tiefer bis 2000‘ herab, an Ufern von Gewässern, so an der Rulz unter der Stephansbrücke. Häufiger findet man sie noch in den höheren Alpenregionen, über dem Holzwuchs bis über 6000, wo sie unter Krummholz und Alpenrasengebüschen Schutz sucht, und durch ihre intensiv gefärbten Blumen, dıe mit dem Farbenschmelz der ganzen Alpenflora im schönsten Einklange stehen, das Auge des Bergsleigers entzückt. Unter solchen Verhältnissen fand ich sie unter dem Brandjoch, in dem obersten Theile des Gluirschthales und auf Alpen- triften des Vizzar. Uebrigens scheint die Gebirgsart auf ihr Vor- kommen keinen Einfluss zu haben. Auch finden sich sowohl tiefer fast fiederig gespaltene Biattlappen mit spitzen Zähnen, und minder tief gespaltene Lappen mit stumpfen Zähnen. Die Wurzelblättern sind oft 9-spaltig; die Nervation zeigt bei solchen Blättern 9 Haupinerven, nämlich 1 Nerve für den Mittellappen, 1 Paar Nerven zur ersten Blatttheilung beiderseits vom Mittelnerven mit Zweigen für die Miltel- und ersten Seitenlappen, 1 Paar Nerven für die ersten Seitenlappen, 1 Paar Nerven für die zweiten Seitenlappen mit einem Ast nach innen zur zweiten Blatttheilung, der wieder Zweige zum ersten und zweilen Seitenlappen entsendet, endlich 1 Paar Nerven für die drilten Seiten- lappen, mit einem Ast nach innen zur dritten Blatttheilung und Zweigen zum zweiten und dritten Seitenlappen, dann 2 Aesten nach aussen zur halben Theilung des dritten Seitenlappens und der äussersten Fläche dieses Lappens (dem unvollkommenen vierten Seitenlappen). Die Verhältnisse der Blattdimensionen sind: Länge 1, Breite 2, Ent- fernung vom Nervencentrum bis zur Blatttheilung Ys. Mit der Grösse nimmt nach oben auch die Theilung der Blätter und ihre relalive Länge ab, wie bei den andern Arten dieses Geschlechtes. Ebenso ist die Inflorescenz nach dem Gesetze der Gabeltheilung entwickelt. 230 Die 3-nervigen, am Rande häutigen, an der Spitze begrannten, ab- stehend drüssig behaarten Kelchblätichen verhalten sich nach Länge, Breite und Grannenlänge wie 4:2:1, die am Grunde etwas ver- breiteten, unten behaarten, oben kahlen weissen Staubfäden tragen bleifarbige Staubbeutel, wechseln in der Länge ab, und: verhalten sich zu obigen Dimensionen der Kelchblätter, und zwar die, äusseren oder Kelchstaubfäden wie 5, die innern oder Blumenstaubfäden wies, 3. @. pratense L., an Gestalt der Blätter und der nicht minder schönen Blumen sich an das Vorige anschliessend, scheint es bestimmt, dessen Stelle in den niedrigeren Regionen zu vertreten. Hier findet es sich nur in der Thalsohle an einem einzigen Stand- orte, an einem Ziegelstadel hart an der Poststrasse zwischen Inns- bruck und Hall, wo ihre im Juli zum Vorschein kommenden zarten Blüthen im Strassenslaube ein schnelles Ende finden. Nur dem Um- stande, dass die Mehrzahl der hiesigen Botaniker, meist nur die Höhen suchend, an dem obigen Standorte in flüchtigem Schritte oder zu Wagen vorüber eilt, macht es begreiflich, dass diese ansehnliche Pflanze erst im Jahre 1854 vom botanischen Gärtner Hrn. Zimeter aufgefunden wurde. Uebrigens sind die Blattlappen sehr tief, bei- nahe fiederspaltig eingeschnilten. 4. @. palustre L., gehört in hiesiger Gegend vorherrschend dem südlichen Schiefergebirge an; ihr reichhaltigster Standort: sind hier die sumpfigen Waldstellen des Patscher Kofel unter dem.heiligen Wasser, von wo es sich an Ufern der Gebirgswässer über Igels bis in die Gluirsch verbreitet (von 2—4000°), ferner an den Wasser- gräben am Eingang des Stubaithales zwischen Schönberg und Mieders (bei 3000). Nur einmal fand ich ein Exemplar in der Hügelregion des nördlichen Kalkgebirges, an einem Wassergraben bei den Allerheiligenhöfen. Blüthezeit: Juli, August. Beilgels fand ich auch Exemplare mit 3-blüthigen Blumenstielen. 5. @G. sanguineum L., sonnige trockene Hügel der nörd- lichen Kalkgebirge sind sein Standort, wo es im dichten Buschwerk in der Gluth der Julisonne seine grossen Purpurblumen entfaltet. So findet es sich, jedoch nicht sehr häufig, ober Mühlau und dem Fritzen- hofe. Kommt meistens mit rundlich stumpfen Blattlappen vor. 6. G. pusillum L., unansehnliche Pflanze, die in der Nähe der Häuser des Thales und Mittelgebirges vom Juni his August ihre kleinen Blumen zumVorschein bringt, so beim Wirthshaus auf der Gallwieseam Eingange von Laas. Einmal fand ich es auch auf einer Waldtrift der südlichen Hügelregion an einer Stelle, wo einmal Rasen ausgestochen worden war. Den Stengel umgeben kreisförmig die Wurzelblätter mit rothen, langgewimperten Nebenblättern. Röthlich ist auch der untere Theil der Blattstiele und meistens der Blattrand, die Behaarung der Pflanze kurz und weich flaumhaarig, von den Blattlappen sind nur die mitteren 3-spaltig, die Seitenlappen 2-spallig oder ganzrandig. 231 7. @. columbinum b., hie und da im Gebüsch der Thal- sohle und besonders der nördlichen Hügelregion (Mühlau, Aller- heiligenhöfe, auch am Sillufer), von Juli bis September blühend. 8. @G. rotundifolium L., seiten, vereinzelt im Thale, (Höt- tingerau, Kaiserstrasse), vom Ende April bis Juni blühend. 9. @. molle L., nicht häufig, auf dem südlichen Mittelgebirge bei Lans, neben @. pusillum, im August blühend. 10. @. robertianum L., die gemeinste Pflanze dieses Ge- schlechts, die von Juni bis September allenthalben in Hecken und Gebüschen des Thales und Mittelgebirges blüht, seltener in die Vor- alpenregion (unter der Höttinger Alpe, Zirler Mähder) hinaufsteigt, uud selbst in den unwirthlichsten Felsenklüften der Klamm in Menoe zum Vorschein kommt. Der spindelförmigen, röthlichen, ästigen Wurzel entsteigen mehrere aufrechte, bisweilen aber auch, besonders an feuchten Stellen niederliegende, an den Gelenken Wurzel schlagende, ästige, gegliederte Stengel. Die ganze Pflanze ist mit durchsichtigen, pfriemlichen, abstehenden Drüsenhaaren mehr oder weniger bekleidet. An den 3-zähligen Gegenblättern sind die mittleren Blättchen 3-theilig, die Seitenblätichen 2-1heilig, alle Lappen fiederspaltig eingeschnitten, jeder Abschnitt in eine kurze purpurne Stachelspitze endend. Die unteren Blattstiele erreichen eine Länge von 3‘. Das durchschnitt- liche Verhältniss der Länge zur Breite des Blattes ist 2:3. Die 1- bis 3-blüthigen Blüthenstiele tragen in der Regel rosenrothe Blumen. Nur einmal (August 1856) fand ich vollkommen weissblühende Exemplare in Gebüschen bei den Allerheiligenhöfen in der nord- westlichen Hügelregion. Erodium eicutarium Her. Der Ackerboden des Thales und Mittelgebirges ist der eigentliche Standort dieser ziemlich ge- meinen Pflanze, wo sie von April bis zum August in Blüthe steht, und sich nur selten auf benachbarte Wiesen oder Waldtriften verirrt. Die 2 bis 6-paarig gefiederten Blätter, deren leiztes Fiederpaar mit dem Endblättchen vorschmolzen ist, sind anliegend, die übrigen Theile der Pflanze langabstehend, behaart. Die 2—4-blüthigen, rothbraunen Blülhenstielchen tragen Blumen mit länglich ovalen, häutig berandeten, abstehend behaarten Kelchblätichen,, deren 3 grüne Nerveu in eine kurze braune Granne auslaufen, und ungefleckten Blumenblättern von Rosafarbe (« immaculatum). Die den Nebenblättern an Gestalt ähn- lichen Deckblätter sind in eine 4—6-spaltige Scheide verwachsen. Balsamineae. Impatiens Nolitangere L. Diese schöne Pflanze ist mit ihren grossen hängenden, gelben Blumen ein Schmuck der Gebüsche an Waldrändern und Holzschlägen des südlichen Mittelgebirges vom Thale bis 3000‘, vom Juli bis Anfangs September blühend. Obwohl sie stets gesellig auftritt, ist ihr Vorkommen im Ganzen doch auf verhält- nissmässig wenige Lokalitäten beschränkt. (Passberg, unter der Schroffenhütte, Vüls, Eingang ins Stubaithal.) 232 Oxalideae. VOxzalis Acetosella L. So zart und klein auch dieses nied- liche Pflänzchen ist, so trägt es doch zur Charakteristik der Frühlings- Flora der ziemlich artenarmen Nadelholzwaldungen, ihres Lieblings- Standortes wesentlich bei. Zwar entfaltet sie schon in den ersten Tagen des April, geschaart um die Sträucher und Baumstämme der sonnigen Abhänge der nördlichen Hügelregion ihre Erstlingsblüthen und kommt bald auch unter ähnlichen Verhältnissen auf der Südseite des Thales zum Vorschein. Allein die Glanzperiode dieser lieblichen Pflanzenschöpfung tritt erst ein Monat später ein, wenn im tiefen Schatten der Fichtenwälder der Miltelgebirgsregion auf dem von spärlichen Sonnenstrahlen magisch erleuchteten Boden das massen- hafte Auftreten des Sauerklee durch das helle Grün seiner Blälter und die lieblich weissen Blumen einen grossarligen Gegensalz zu dem mystischen Dunkel des über ihr sich riesig aufbauenden Waldtempels bildet, und darin mit der ähnlichen Erscheinung der gleichzeitig an lichteren Waldstellen auftretenden Anemone nemorosa welteifert. Mit dem Ablauf des Mai werden die blühenden Pflanzen seltener in der Bergregion und beginnen sich in der Voralpenregion bis 4000' und 5000' zu entwickeln, wo man sie noch Anfangs Juli trifft. (Haller Salzberg. Gleirschthal, Rosskogel.) So interessant die Gesammt- Erscheinung dieser Pflanze ist, so ist es nicht minder ihr wunder- lieblicher Bau, man mag die zackig gezähnte, horizontal fortkriechende Wurzel, die Gestalt der Blätter, ihre Farbe, die auf der Oberfläche ein angenehmes blassgrün, auf der Unterfläche bald ein dunkleres Grün, bald einen Purpuranflug zur Schau trägt, ihre Behaarung, oben goldig borstig abstehend, unten an den Adern anliegend ihre Stellung im ersten Entwicklungssladium an die jungen Schösslinge eines Farn- wedels erinnernd, in voller Ausbildung dachförmig abwärts geneigt, oder endlich die auf zartem Schafte frei sich erhebende Blume, einen lebendig gewordenen Frühlingshauch, deren Grund, einer Sonne gleich, des Goldes Farbe schmückt, und über die rein weissen, bis- weilen mit bläulichem Purpur angeflogenen Petalen, dunklere Purpur- strahlen ausströmt, bewundern. Celastrineae. Evonymus europaeus L., im Gebüsch des Thales und Miltelgebirges, im Mai und Juni blühend, im September mit reifen Früchten. Rhamneae. 17. Rhamnus catharticus L., ebenfalls im Gebüsch des Thales und Mittelgebirges, im Juni blühend, im September mit reifen Beeren. Kommt mit kahlen und flaumigen Blätlern vor. 2. R.sazatilis L., im Gebüsch unter dem Felsen der Martins - wand, also am sonnigen südlichen Abhange des nördlichen Kalkge- birges. schon Anfangs Juni blühend. 233 3. R. Frangula L, im Gebüsch der Hügel- und Mittelge- birgsregion, mannshohe Bäumchen, mit glatten, bisweilen stumpfen, an der Spitze fast ausgerandeten Gegenblättern, und im Juni 1—4- blüthigen Blumenstielen. Innsbruck, den 13. Februar 1859. Correspondenz. Athen, im Mai 1859. Durch eine öffentliche Anzeige wurde bekannt gemacht, dass ein gewisser Lasaris ein Mittel gegen die Traubenkrankheit ent- deckt habe. Dieses Mittel besteht in einem Pulver, welches Lasaris seit einigen Jahren mit dem günstigsten Erfolge gegen das Oidium angewendet hat, und ist ein Mergelschiefer, den die Leute in Grie- chenland Kimolia nennen, und der sich an vielen Plätzen am Meere vorfindet. Dieses Meeres-Produkt wird getrocknet und zum feinsten Pulver gemahlen auf die Blüthen und Trauben gestreut, überhaupt mit demselben so verfahren, wie mit dem Schwefel. — Theils durch die Gebirgsuntersuchungen, theils durch Zufall wurden an mehr als zwanzig Orten in Griechenland Braunkohlen-Lager aufgefunden. Sehr ausgedehnte Lager in Akarnanien in der Nähe von Missolunghi, andere im Peloponese und besonders auf der Insel Euboa. Diese Letzieren sind die reichhaltigsten und könnten mit dem grössten Vortheile ausgebeutet werden, ja für Tausende von Jahren könnten diese Lager von Kumi Feuermaterial dem an Brennholz Mangel lei- denden Griechenland liefern, allein obwohl die Existenz aller dieser Lager wohl bekannt ist, so wurde doch bis jetzt von Seite der Re- gierung noch keine Sorge getragen, um diese für den Staat so wichtigen Schätze auszubeulen. Niemand will die Wichtigkeit der Kohlenbenützung einsehen, Niemand sich davon überzeugen. In- zwischen erreicht bei uns der Preis des Holzes und der Holzkohle eine enorme Höhe, die bereits das Fünffache der früheren Jahre be- trägt. Uebrigens ist im ganzen ÖOriente ein fühlbarer Mangel an Brennmalerial eingetreten, so bezahlte man in Konstantinopel und Smyrna den verflossenen Winter hindurch eine Okka (2Yı Pfund) Holzkohle bis zu 6 Piaster (30 Kreutzer) und selbst zu diesem Preise war sie oft gar nicht zu haben. Von welcher Bedeutung wäre daher für Griechenland der Betrieb seiner Kohlenlager? Gewiss von einer desto grössern, als bis jetzt in den benachbarten Ländern noch keine Kohlenlager aufgefunden wurden, ausgenommen jene in Dalmatien, im Banai und in Serbien. Die Braunkohlen am westlichen Ufer des schwarzen Meeres liegen zwischen Sand und Gerölle, das Flötz ist nur wenige Fuss mächtig und niehls weniger als bauwürdig. Dr. X. Landerer. 234 Personalnotizen. — Von Dr. Moriz Wagner, der eine Forschungsreise in die Republik Ecuador unternommen halle, und von dem man glaubte, dass er von einem Unfall betroffen worden sei, denn schon seit einer Reihe von Monaten waren alle Spuren von ihm verloren gegangen, sind nun Briefe aus Quito vom 20. April eingetroffen. — Professor Dr. Alois Pokorny hat eine Reise in den südlichen Theil Ungarns unternommen, um die Vegetations-Verhält- nisse der dortigen Moore einer eingehenden Untersuchung zu unter- ziehen. Unzweifelhaft sind von dieser Forschungs-Reise , welche mehrere Monate in Anspruch nehmen wird, die ergiebigsten Resultate für eine erweiterte Kenntniss unserer heimatlichen Flora zu ge- wärligen. — Dr. X. Landerer, Leibapotheker Sr. Majestät des Königs von Griechenland und Professor an der Universität zu. Athen erhielt von Sr. Majestät dem König von Bayern das Ritterkreuz I. Classe des k. Verdienstordens. vom. heil. Michael. — Nach Privatbriefen von Teysman geht es diesem uner- müdlichen Pflanzenforscher auf Java sehr gut; mit seiner Vanille- Cultur ist es im Jahre 1858 sehr günstig abgelaufen, für 1859 sind die Aussichten ungünstig, da es zu viel regnete, wodurch die Blüthen Schaden gelitten haben. Gegenwärlig ist er speciell mit der Baum- wolleneultur beauftragt, und wird zu diesem Zwecke eine Reise durch ganz Java machen, um die Baumwollenpflanzungen zu. inspieiren, später wird er auch durch die Besitzungen Hollands ausserhalb Java, also nach Borneo, Celebes, die Molukken etc. reisen, welche Gegenden in neuerer Zeit nur äusserst sparsam besucht worden. sind, und daher eine reiche botanische Ausbeute erwarten lassen. (Flora.) — M. v. Riedwald, Herausgeber der „allgemeinen Zeitung für Wissenschaft“, eines neuen in Wien erschienenen Journals, welches sich zur Aufgabe stellte, die neuesten Ergebnisse und Ar- beiten in allen Fächern der Wissenschaft, kurz skizzirt, dem grossen Publikum mitzutheilen ; ist Ende Mai gestorben, in Folge dessen die Zeitschrift schon mit der sechsten Nummer zu erscheinen aulge- hört hat. — Dr. Franz Leydolt, Professor am polytechnischen In- stitut in Wien, ist am 41. Juni in Neuwaldegg bei Wien, vom Schlage gerührt, verschieden, nachdem er ein Alter von 49 Jahren er- reicht hat. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zoolog.-botanischen Ge- sellschaft am 1. Juni gab der Vorsitzende A. Neilreich Nach- richt, dass Se. kais. Hoheit, der Durchl. Erzherzog Franz Karl, der Gesellschaft eine jährliche Subvention von 80 fl. gnädigst be- willigt habe. — Der Sekretär Dr. A. Pokorny legt das 2. Heft der diessjährigen Gesellschafts-Schriften , die Sitzungen vom 6. und 235 9. April und 4. Mai umfassend, mit ‘dem Bemerken vor, dass die Ausgabe der Schriften nunmehr im Heften bewerkstelligt werde, deren jedes die Ergebnisse von 3 Sitzungen enthalten wird. Sodann bespricht er ein von Dr J. S. Poetsch eingelangtes Manuscript, welches neue Beiträge zur Kryptogamen-Flora Niederösterreichs (aus der Gegend von Gaming, Randegg und vom Hochkahr) behandelt, wodurch dieselbe nicht unbeträchtlich vermehrt wird. Hauptsächlich sind es Flechten, darunter eine neue Art, welche Körber in seinem demnächst erscheinenden Werke beschreiben wird. Der Sprecher erwähnt ferner, dass Grumow die Algensammlung der Gesellschaft zur Revision übernommen habe, und nunmehr in einem Schreiben an L. Ritt. v. Heufler über den Erfolg seiner Untersuchungen Nach- richt gegeben habe Er lobt darin die Schönheit der Exemplare so wie die Reichhaltigkeit, indem z. B. von der Gattung Polysiphonia allein 87 Speeies, sämmtlich aus der‘Adria vorhanden seien. Nach einem mitgetheilten Verzeichniss von Algen, welche derGymnasial- Lebrer v. Schmuck in der Gegend von Capodistria sammelte und Grunow zur Bestimmung übernommen hatte, wird die Flora des adriatischen Meeres nicht unbeträchtlich, darunter um eine neue Art vermehrt, welche Grunow Calliblepharis uncinata nannte. Zum Schlusse bespricht der Vorsitzende A. Neilreich ein von Dr. Pan&id eingesendetes und für den Druck bestimmtes Manuscript über die Flora der Serpentin-Gebirge Mittel-Serbiens. du). — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften mathem. naturwissensch. Classe am 19. Mai übersandte Prof. Hlasiwetz eine Abhandlung über das Quereitrin. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass das Quercitrin ein dem Phlorizin in gewisser Hinsicht ähnlicher Körper ist. Es enthält zwei Zucker- Arten wie dieses, Traubenzucker (oder den höcht ähnlichen Quer- eitrinzueker) und Phloroglucin. Der dritte Bestandtheil ist, wie beim Phloroglucin eine, wenngleich viel schwächere und unbeständigere Säure (Quercetinsäure). Das Phlorogluein gewinnt durch dieses Wie- deraulfinden an Bedeutung, denn nachgerade findet man es schon in neun sehr verbreiteten Pflanzen verschiedener Familien. Die Säure des Quereitrins gehört wahrscheinlich mit der Ellogsäure in eine homologe Reihe, theilt das chemische Verhalten derselben, und steht ausserdem zu dem Aesculetin in einer gewissen Beziehung, etwa wie sie sich zwischen Acrylsäure und Essigsäure ausgesprochen findet. Diese Säure alszweibasisch angenommen, gestalten sich dieFormeln des Quereitrins, Quercetlins und eines intermediären dritten Körpers, der gleichzeitig gefunden wurde, nach Analogie zusammengeselzter neutraler oder saurer Aether (oder Fette), in welchen die abscheid- baren Zuekerarten die Rolle der Alcohole übernommen haben, Quer- eitrin zerfällt durch verdünnte Säure in Zucker und Quercetin. Das Quercelin, dem die Untersuchung vornehmlich galt, spaltete Hlasi- wetz in die angeführten Bestandtheile durch ätzende Alkalien in ähn- licher Weise, wie er früher auf diesem Wege zu einer Zersetzung des Phloretins gelangt war. Vermöge der sehr interessanten Verhältnisse 236 der Quereitinsäure zu Alkalien, Sauerstoff, Eisensalzen u. s. w., wodurch sehr ausgezeichnete Farbenerscheinungen bedingt sind, im Zusammen- hange mit anderen Reaktionen dieser Art, welche Quereitrin und Phlorogluein liefern, sind, wie Hlasiwetz hervorhebt, einige pflanzenphysiologische Fingerzeige über die Farbentöne von Blättern und Blüthen gegeben, welche geeignet sein dürften, für die Beur- theilnng dieser Fragen einen neuen Gesichtspunkt zu eröffnen. — Prof. A. Bauer legte eine Analyse der Asche von Gnaphalium Leondopodium vor. Die Asche dieser Pflanze, welche vom Brett- boden bei Heiligenblut herstammt, erwies sich als reich an Kalk und Phosphorsäure. Die Pflanze liefert 6% Percente Asche. — In einer Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte am 8. April sprach Prof. Dr. Schroff über das Cyclamin. Dieser von Saladin entdeckte, doch erst später Cyclamin genannte Stoff, wurde von Prof. Martius in Erlangen dargestellt und dem Vor- tragenden übersendet. Schroff entwickelte ausführlich die seit den ältesten Zeiten bis heute üblichen Benennungen, so wie die An- wendung des Cyelamen europaeum L., und erwähnte insbesondere die Wirkung des Cyclamins. Zur Bestimmung dieser Daten wurden zahlreiche Versuche mit gewohnter Genauigkeit an Kaninchen und anderen Thieren gemacht und dabei mehrfach genannter Stoff sowohl in wässeriger Lösung innerlich gereicht, als auch mittelst Einspritzen in den Mastdarm und die Bauchhöhle gebracht. Im ersten Falle trat ein Theil der Flüssigkeit in die Atlhmungsorgane und verursachte eine heftige Lungenentzündung und sodann den Tod des Thieres. Im Mastdarm oder auf dem Bauchtelle folgte stets eine Entzündung der genannten Organe, ohne weitere Wirkungen auf das Nerven- oder Gefässsystem. Prof. Schroff wiederholte einige Versuche mit Cyclamin vor der Versammlung an kleinen Fischen, und zeigte ein Kaninchen, bei dem das in das Unterhautgewebe gespritzte Cyclamin brandige Zerstörung bewirkt hatte, ohne dass das Allgemeinbefinden darunter wesentlich gelitten hätte. Den bis jetzt angestellten Ver- suchen zu Folge ist die Wirkung des Cyclamin örtliche Reizung und heftige Entzündung. — In einer Sitzung der botan. Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur zu Breslau am 13. Jänner sprach Dr. Stenzel über die Astbildung der Farne. Wie bei Aspidium spinulosum u. A. bilden sich auch die Aeste bei Asp. cristatum, Filix foemina und Polypodium alpestre, indem unterhalb eines Blattes sich ein Gefässbündel abzweigt, das sich dann trichter- förmig erweitert und einen neuen Markcylinder einschliesst, der mit dem Mark des Mutterstockes nicht in Verbindung steht. Die be- kannten oft ellenlangen Ausläufer der Struthiopteris germanica ent- springen ebenfalls nicht aus der Blattachsel, sondern aus sogenannten Adventivknospen am Stamme unterhalb der Blätter, laufen sogleich, oder wenn sie von den höheren Theilen des Stammes ausgehen, erst bis zu einer gewissen Tiefe in den Boden hinabsteigend, dann horizontal, um, oft in beträchtlicher Entfernung von der Mutterpflanze, 237 einen selbstständigen Blattkorb zu entwickeln. Bis dahin sind sie mit schuppenförmigen Blättern mit verkümmerter Spreite besetzt, die jedoch kaum je ganz fehlt, wesshalb sie als Laubblätter zu betrachten sind. Das Anfangs einfache Gefässbündel des Astes wird rinnen- förmig, um das aus der Verlängerung des Rindenparenchyms hervor- gehende Mark aufzunehmen und sich dann zur Röhre zu schliessen. Ganz abweichend von allen diesen Arten ist Aspidium Filix mas, von dessen Blattstielen oft 1—2’ über ihren Austritt aus dem Stamme, vollkommen ausgebildete Aeste mit fusslangen Blättern sich bilden. Zahlreiche Nebenwurzeln, welche sie in die Erde treiben, machen es ihnen möglich, beim Absterben des Blattes selbstständig fortzu- wachsen. Drei oder mehrere Gefässbündel, welche von denen des Blaltstiels ausgehen, vereinigen sich hierbei in einen Ring; oder es zweigt sich ein röhrenförmiges oder selbst ein einfaches, erst später ausgehöhltes Gelässbündel vom Blattstiel ab, um in den Ast zu treten. — In eıner weilern Sitzung am 3 Februar hielt Oberforstmeister v Pannewitz einen Vortrag über das Wachsthum der Bäume in die Dicke. Aus genauen von Woche zu Woche angestellten Messungen ergibt sich, dass der Umfang unserer Bäume während ihrer Vege- tationsperiode stetig zunimmt, bis im Durchschnitt nach dem 8. Aug. ein Stillstand des Dickewachsihums eintritt. — In einer weiteren Sitzung am 14. Februar sprach Dr. Stenzel über Gabeltheilung im Pflanzenreiche, welche nach seinen Untersuchungen bei den Phane- rogamen nicht vorkommt, dagegen bei Kryptogamen insbesondere Farn und Lycopodien sehr verbreitet ist. Bei Polypodium vulgare bleibt abwechselnd der rechte oder der linke der Gabeläste in der Entwicklung zurück, so dass dadurch der Anschein eines einfachen Siammes mit abwechselnden fiederartig geordneten Zweigen entsteh', Dagegen fehlt den Kryptogamen jede Art von Axillarknospen (in der Achsel von Blättern), die wieder für die Phanerogamen charakte- ristisch sind. — Reg. Rath Wichura sprach über unvollkommene Diklinie, bei welcher ein Theil der Blumen kleinere Staubgefässe, ein anderer kleinere Griffel entwickelt. Lythrum Salicaria hat 12 Staubgefässe, darunter 6 kürzere; bei einigen Blumen tragen die letzteren citronengelbe, die 6 längeren dagegen olivengrüne An- iheren ; in diesem Falle sind die Griffel kurz (pseudomännliche Blumen). Bei anderen Blumen mit langen Griffeln (pseudoweibliche) sind alle 12 Antheren gelb. Das Mikroscop zeigt die äusserlich structurlosen Pollenkörner der pseudomännlichen Blumen auffallend verschieden, von denen der gelben Antheren in den pseudoweiblichen, welche eine sechsstrahlige Zeichnung besitzen, so dass man sie kaum als zu einer Art gehörig vermuthen sollte. Derselbe sprach über die Dre- hung der Pflanzenhaare, und wies nach, dass dieselbe bei den Haaren von Luzula und Carezx hirta constant nach rechts gerichtet sei. — Dr. Cohn sprach über eine neue Bacillariengattung, Pleurostauron Rab. von Dr. Bleisch beiStrehlen entdeckt. Derselbe sprach über eine ebenfalls bei Strehlen vom Lehrer Hilse entdeckte Floridee, Hildenbrandia rosea. die einen rolhen Ueberzug auf Steinen in 238 einöm Bache bildet. Dieses Vorkommen findet sein Analogon nur in den von Montagne aus Bächen von Guiana beschriebenen Süss- wasser-Florideen, während alle übrigen ausschliesslich dem Meere angehören. Derselbe sprach schliesslich über einen parasitischen Kernpilz, Sphaeria Lemaniae n. sp., der auf den Fäden einer Ge- birgsalge schmarotzt. Es ist diess der einzige bisher bekannte Fall von dem Vorkommen höherer Pilze auf Süsswasser-Algen, Literarisches. — Die höheren Kryptogamen Preussens, ein Beitrag zur Flora der Provinz ,„ sind von Dr. H. v. Klinggräff in Königsberg er- schienen. — Von den „Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg“ ist das 2. Heft des 1. Bandes (1858) erschienen, es enthält an Abhandlungen botanischen Inhaltes eine von Dr. J. W. Sturm »Enumeratio planlarum vascularum cryptogamicarum Chi- lensium. Ein Beitrag zur Farn-Flora Chile’s*; dann eine zweite von Hieron. Hauck „Die botanische Untersuchung der Umgegend von Nürnberg in geschichtlicher Darstellung“. — Von Dr. Julius Kühn ist in Berlin erschienen „Die Krank- heiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und ihre Verhütung“. Das Werk ist mit 7 lith. Tafeln ausgestattet. — Eine „Botanik der alten Griechen und Römer, deutsch in Auszügen aus deren Schriften, nebst Anmerkungen“ ist von Dr. H, OÖ. Lenz in Gotha erschienen. — Professor Agassiz hat im Plane eine naturgeschichtliche Beschreibung von Nordamerika herauszugeben. Auf die Kunde davon wurde von Freunden des Gelehrten sofort eine Subseriptions-Liste aufgelegt und bald waren über 3000 Abonnenten für das Prachtwerk gewonnen, welches 120 Dollar kosten soll. — Das Bulletin der Naturforscher-Gesellschaft in Moskau Nr. 4, Jahr 1858, enthält an Abhandlungen botanischen Inhaltes: „Bemer- kungen und Versuche zur Frage über den Einfluss des Bodens auf die Pflanzen“, vonH. Trautschold, dann „Ueber den Soda-Gehalt der Asche von Schoberia acuminata, von R. Hermann endlich „Vier noch unbeschriebene Peperomeen des Herbariums des kais. botan. Gartens in St. Petersburg* von E. Regel. — Im zweiten Hefte des 3. Jahrganges der Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg findet sich eine Beschreibung des Moores Schur bei St. Georgen von Dr. G. A. Kornhuber. — Von Dr. Carl J. Kreutzer’s „Blüthen-Kalender und Her- barcatalog der in der Umgebung von Wien wildwachsenden Pflanzen“ ist eine zweite gänzlich umgearbeitete Auflage erschienen. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Oito Bulnheim in Leipzig, mit Pflanzen aus Sachsen. 239 — Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Milde in Breslau, Prof. Haberland in Ung.-Altenburg, Krabler in Greifswalde, Müller in Simmelwitz, Peterstein in Pfannberg, Bulnheim in Leipzig, Schliekum in Winingen, Prof. Braun in Bayreuth, Excell. Dr. Haynald in Karlsburg, Ritter v.Pittoni in Gratz, Schauta in Höflitz, Wagner, Reichard und Bayer in Wien. — Verzeichniss neu eingesendeter Pflanzen: Calamintha sylvatica Bromf. aus dem Banat, eingesendet von Bayer. — Chrysanthemum sibi- ricum Turcz. aus den Karpaten, eing. von Bosniacky. — Ürepis Fussii Kov., Digitalis media Roth aus der Marmarös, eing. von Vägner. — Euphorbia Sturäü Holub. von Pressburg, eing. von Dr. Lorinser. — Genista heteroacantha Schloss. et Vuk. aus Croalien, eing. von Dr. Schlosser. — Hieracium Tatrae Griseb. aus den Karpaten, eing. von Bosniacky. — Mathiola sinuata R,Br. von Triest, eing. von Breindl. — Sawifraga Wahlenbergüi Ball. aus den Karpaten, eing. von Bosniacky. — Silene quinquevulnera L. aus der Marmaros, eing. von Vägner. — Teucrium flavum L. aus Triest, eing. von Breindl. — Hypnum crassinervium Tayl., H. Hildenbrandüi Garov., H. Vaucheri Lesq. von Wien, eing. von Juralzka. — Oreas Martiana Brid. vom Geisstein, eing. von Zwanziger. — Achananthes brevipes Ehr. — Chaetophora endiviaefolia A g., Ch. endf. ce. clavata Ktz. — Chantransia radians Ktz. — Chara ceratophylla Wilr., Ch. foetida b. elongata, Ch. foet var. brachuphylla, Ch. fragilis D sf. — (Cladophora gossupina Ktz. — Coceochloris stagnina Spr. — Conferva glomerata L., Con. insignis A g., Con. rhupophila Kiz. — Cylindrospermum majus Ktz. — Draparnaldia pulchella Ktz. — Enteromorpha intestinalis a. capillaris, Ent. salina Ktz. -— Himantidium pectinale Ktz. — Lemanea fluwiatilis Ag. — Leptomitus lacteus Ag. — Limnochlide flos aquae Ktz. — Lungbya eineinnata Ag.— Melosira. salin@ Ktz, Mel. varians Ag. — Me- ridion eireulare A g., Mer. constrietum Ktz — Mierosterias furcata Ag. — Mongeotia genuflewxa Ag. — Nitella glomerata Ktz., Nit. gracilis S m., Nit. intricata A.Br., Nit. mueronata A.Br., syncarpa b. capitata A.Br. — Nostoe communs Vauch., N. lacustre Ktz., N. rufescens Ag. — Oseillaria dubia Ktz., ©. Frölichüi Ktz., O. limosa Ag., 0. mazxima Ktz., O. prin- ceps Vauch. — Schizogonium murale Ktz. — Scytonema turicense Nä g. — Spirogyra decimina Ktz., Sp. nitida Link., Sp. Weberi Ktz. — Tetra- spora bullosa Link., T. lusrica Ag. — Tolypothrie bieolor Ktz. — Zug- nema eruciatum Ag. aus Sachsen, eingesendet von Bulnheim. Mittheilungen. — Bekanntlich befindet sich seit länger als hundert Jahren eine protestantische Mission in Labrador, die an den vier Küstenpunkten Hoffenthal, Nain, Okkak und Hebron vertheilt ist. Unter den Nachrichten, die das letzte Schiff von dort mitgebracht hat, heisst es in einem Schreiben aus Hebron, 29. August 4858: „Im vergangenen Herbst hatten wir uns einer gesegneten Garten- und besonders Kartoffel- Ernte zu erfreuen, wie man sie hier in Hebron noch nie gesehen. Die grösste Kartoffel wog 20" Loth und 12 bis !16-löthige gab es ganze Körbe voll; auch waren sie ziemlich schmackhaft“. Diese Notiz ist als Beitrag zur Geographie der Pflanzen nicht ohne Interesse, da Hebron den nördlichsten Punkt im östlichen Litoral Nord- Amerikas bildet, au dem die Kartoffel noch gedeiht. Hebron liegt in 58° 15° nörd. Breite, also in der Polhöhe nicht 20 deutsche Meilen von Grönland ent- fernt, wo die Kartoffel nicht mehr zur Reife kommt. Am Makenzie-Strome erreicht die Kartoffel den 65. Breitengrad und den äussersten Punkt ihrer 240 Verbreitung auf dem nordamerikanischen Continente überhaupt ; in Europa kommt sie noch unter 70° der Breite fort. (Flora.) — In Beinling’s geograph. Verbreitung der Coniferen, Breslau 1858 wird des auffallenden Mangels der Gnetum-Arten in den Philippinen gedacht, indessen hat Cuming Gnetum latifolium von diesen Inseln mitge- bracht. Unter den Coniferen der Barbarei fehlt Ephedra alata, die reichlich gegen die marokkanische Grenze von Cosson und Kralik gesammelt wurde. Cupressus fastigiata ist uns auch aus Granada zugekommen, doch wissen wir nicht, ob sie daselbst einheimisch sei. (Flora.) — Auf zwei neue Bestandtheile des Tabaks macht August Vogel aufmerksam, welche er unter dessen Verbrennungs-Produkten auf- gefunden hat. Es sind dies Schwefelwasserstolf und Blausäure, obwohl beide in so geringer Menge auftreten, dass eine directe schädliche Einwirkung auf die Gesundheit nicht vorausgesetzt werden kann. — Die Gewächshäuser zur Treiberei von Pfirschen, Aprikosen, Pflaumen, Wein, Erdbeeren in Csarsko& Zelo bei St. Petersburg haben eine Gesammtlänge von 3000 Fuss. Die Trauben erhalten unter dem Einflusse der langen warmen Sommertage die gleiche Güte wie in südlichen Gegenden, und Trauben von 4 Pfund Schwere sind nicht selten, wirklich erstaunlich ist aber die Masse der Trauben, die sich an einem einzigen Stocke befinden. Aus diesen Treibereien werden durchschnittlich im Jahre 8 Centner Erd- beeren, au 8000 Stück Pfirschen und ungefähr 11 Centner Trauben für die kais. Tafel geliefert. Inserate. Bei August Hirschwald in Berlin ist erschieuen und kann durch L. W. Seidel’s Buchhandlung in Wien, Graben 1122, bezogen werden: Jahrbücher für wissenschaftliiche Botanik. Herausgegeben von Dr. N. Pringsheim, Privat-Docenten der Botanik an der Universität zu Berlin. Zweiter Band. Erstes Heft. Lex. 8. geh. Mit 13 zum Theil color. Tafeln. Preis: 2 Thlr. 12 Sgr. Erscheint 4 5 : Preis am 1. und 15. jeden Mia. Grosse botanische Zeitung. 5/4 Thaler jährlich. Redaction: Insertionszebühren Berthold Seemann 2 Ngr. pr. Petit-Zeile. in London, Verlag: W.E. 6. Seemann ö Carl Rümpler in Ganuover. in Ganuover. Zeitschrift für die gesammite Botanik. Mit Illustrationen. — Officielles Organ der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Der diesmonatlichen Nummer liegt bei ein Verzeichniss anerkannt werthvoller Werke, welche im Verlage von J. L. Schrag in Leipzig eı- schienen sind und durch alle Buchhandlungen, in Wien durch C. Gerold Sohn bezogen werden können. Kedaetenr und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. — Druck von C. Ueberreauter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. S— Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. August 1859. IX. Jahrgang. A: S. Die österreichische Botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. CM. (3 Rthlr. 10 Ngr.) gansjährig, oder mit 2 fl. 3O kr. halbjährig, und swar für Eremplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von C. Gerolds Sohr in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: An Dr. Leydoldt. Von Beer. — Reiseskizzen. Von A. S. — Der Tscheitscher See. Von Dr. Krzisch. — Bemerkungen. Von Heuser. — Botan, Notizen. Von Dr. Landerer. — Correspondenzen. Von Kohlmayr, Hofmann, Scheidweiler. — Personal-Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Mittheilungen. Worte der Wahrheit und der Trauer an Professor Dr. Leydolt. Von 3. @. Beer, So wie wir grosse geschichtliche Begebenheiten, gleich Fresco- Gemälden, nur in gewissen Entfernungen richtig zu beurtheilen im Stande sind, — eben so gibt es auch im gewöhnlichen Leben se manche Ereignisse, deren ganze Tragweite wir erst dann zu er- messen vermögen, wenn die Gegenwart Vergangenheit geworden, und das tiefinnigste Interesse, mit welchem wir nach demselben hin- gelauscht, jener erschöpften Ruhe Platz gemacht hat, welche endlich stets die Nachfolgerin erschütternder Ergebnisse ist. — Während dem der Donner noch grollt, die Blitze flammen, der Sturm tobt, der Hagel niederprasselt, denkt Niemand daran, hinauszugehen und in seinem Besitzthume nachzusehen, was das Unwelter eben für Schaden stiftet. — Erst wenn es vorüber, wenn die Stürme schweigen, die Lüfte wieder blau, dann machen wir uns auf den trüben Weg, und sehen uns, indem die klaren Tropfen nicht mehr allein auf Blättern und Gräsern zittern, sondern auch in unserem Auge, — die Verwüstung an, beirübt, beläubt, unseren Verlust tief beklagend. — Wir bleiben stehen bei den zerschlagenen Saaten, den geknickten fruchtschweren Zweigen, den zerstörten Blumengehegen — wohl auch an unserem Lieblings-Baume, den derBlitz unbarmherzig getroffen. Jedenfalls haben wir gewusst, was @esterr. Botan. Zeitschrift 1859. 8. Heft. 17 212 jetzt geschehen sein könne, wir waren vorbereitet Trauriges zu finden, und das Halberwartete,, wenn auch gefürchteie, ist es nicht, was die Menschenseele zumeist zu ergreifen vermag. — Wenn wir aber plötzlich von einer Trauerkunde überfallen werden, wie von einem tückischen Unheile, wenn der Tod seine grause Ernte hält, ohne dass wir eine Ahnung hatten, die Saat sei schon reif für ihn, wenn er sein Opfer hinwegholt, ohne diesem selbst, noch uns, die schmerzliche Warnung zuzurufen, welche man „Krankheit“ nennt; und wir einen Theuern uns entreissen sehen, ohne ihm in unserem Geiste und unserem Herzen wenigstens unsere letzten wehmüthigen Scheidegrüsse zusenden zu können, und uns an das Verlieren des geliebten Gegenstandes zu gewöhnen, ohne nur einmal den Gedanken davon recht als eine traurige, unabweisliche Nothwendigkeit aufge- fasst zu haben, — dann fühlen wir uns auf das Tiefinnerste er- schüttert und bewegt, dann haben wir das Recht, uns einem grossen Schmerze hinzugeben, und nur von einem langen Zeitraume, der sich mildernd zwischen das trübe Ereigniss und uns lege, die Ver- ständniss und Ausgleichung der empörten Gefühle zu erwarten, die uns bestürmen. Während in unserem schönen Süden, Oesterreichs Garten, die Furien des Krieges all’ ihre Schrecknisse entfesseln, während dort hunderttausende unserer Brüder und Freunde, stündlich dem Tode heldenmüthig ins Auge blicken und wir deren Verlust eben so oft beklagen müssten, kämpften sie nicht für Kaiser, Vaterland, Ehre und Recht — hat auch uns derselbe urplötzlich einen Theuren ge- raubt, welcher als Gelehrter, als Staatsbürger und Mann der Ehre und des Rechtes, wie als Gatte, Vater und Freund würdig war, in die Reihen der Besten Oesterreichs gestellt zu werden. Denn auch der Gelehrte von echtem Schrott und Korn ist in seiner Art und Weise ein Held, welcher gegen den ärgsten Feind, das tiefnagendste Ucbel des Menschen, die Unwissenheit, im harten und steten Kampf begriffen, das Feld der Aufklärung und Belehrung mit stets gleich ausdauernder Stärke und Beharrlichkeit nicht nur behaupten, sondern vergrössern — erweitern muss; — und dieser muthvollen Einer war Dr. Franz Leydolt, k. k. ö. o. Professor am k.k. polytechnischen Institute in Wien, Mit- gliedes der k. k. Akademie der Wissenschaften, und mehrerer anderen gelehrten Gesellschaften, Sekretär der k. k. Gartenbau-Gesellschaft, welcher Freitags den 10. Juni 1859 um %25 Uhr Morgens, ohne vorausgegangener Krankheit, im 49. Lebensjahre am Schlagflusse starb. Er war ein wackrer Streiter, ein vielgeliebter und geschätzter Führer auf diesem geistigen Felde der Ehre — der die Standarte schöner, friedlicher, die Menschen sänftigender und besser machenden Wissenschaften hoch trug. Seine Liebenswürdigkeit, seine heilere Art, seine sich immer gleich bleibende Freundlichkeit gegen Jeder- mann, merkte man dem Manne ab, der sein Leben mit dem Studium der schönen ewig wieder jung aufblühenden Natur zugebracht, und 243 dabei selbst jung, fröhlich und kindlich blieb, ohne desshalb der vollsten,, charakterfesten Männlichkeit zu enibehren. — In seinem Innern grünte und blühte es fortwährend, und dies freundliche innere Schaffen eines reich ausgestatteten, tüchtig durchgebildeten Geistes sprach sich freundlich und anziehend in seinem ganzen Wesen aus. — Doch gehen wir zu dem materiellen Theile seines reichen und vielgestaltigen Wirkens über. Dr. Franz Leydolt wurde am 135. Juli 1810 in Wien am Schottenfeld geboren, wo sein Vater, Herr Anton Leydolt, befugter Seidenzeug-Fabrikant war. Nach einem vorliegenden Lehrbriefe hatte der Verstorbene vom Jahre 1817 bis zum Jahre 1824 die Sammt-, Seide- und Dünntuch-Fabrikation bei seinem Vater erlernt. Zu selber Zeit war Herr Anton Leydolt „Repräsentant des Gremiums der k. k. priv. landes- und fabriks-befugten Sammt-, Seidenzeug- und Dünn- tuch-Fabrikanten in der Haupt- und Residenzstadt Wien“, was die damalige vorragende Stellung dieser ehrenweriken Bürger -Familie bekundet. Aber schon frühzeitig vertauschte der lernbegierige Jüng- ling die Schütze mit der Feder, studirte mit ausgezeichnetem Erfolge, so zwar, dass er schon im Jahre 1837 die medicinische Doktor- Würde erlangte. Schon im Jahre 1834 bereiste Leydolt als junger Mann von 24 Jahren mit dem berühmten Prof. Friedr, Mio hs die Aerarial-, Metall- und Salinen-Werke Oesterreichs, als ein „der medieinischen Wissenschaften Beflissener“. Am 2. April 1838 wurde Derselbe unter Prof. Freiherrn v. Jacquin Assistent bei der Lehrkanzel der Botanik zu Wien. Wie sehr er diese ehrenhafte Stelle auszufüllen wusste, er- sehen wir aus einem Zeugnisse vom 9. August 1839 des Prof. Frh. v. Jacquin, welcher ihn für das Lehrfach bestens empfiehlt, seinem grossen Fleisse und seinen wissenschaftlichen Kenntnissen die vollste Gerechtigkeit wiederfahren lässt, Im Jahre 1839 wurde Derselbe zum Sekretär der k. k. Gartenbau-Gesellschaft erwählt, und welche Verdienste Er sich um dieselbe erworben, ersehen wir aus Dank- schreiben des Präsidenten der k. k. Gartenbau-Gesellschaft Carl Frh. v. Hügel, vom 15. August 1839, und 12. August 1840. — Professor Stefan Endlicher sagt über Denselben in einer Schrift vom 27. Juli 1840. „Bei der Vielseitigkeit seiner bisherigen naturhistorischen Bestrebungen, die, ohne Einseitigkeit, eine allgemeine Durchbildung und gründliches Eindringen in die Special-Fächer, zugleich eine auf das praktisch Nützliche gewendeie Richtung hinreichend bekunden, bei seiner besondern Gewandtheit des Ausdruckes, und bei seiner Gabe, sich dem Schüler verständlich zu machen und den nöthigen Eifer bei ihm zu erwecken, wird er jeder nalurhistorischen Kanzel mit Ehre und Vortheil vorstehen, so wie er durch die vorzüglichen Eigenschaften seines Charakters, und durch sein ausgezeichnetes Benehmen jeder Lehranstalt zur Zierde gereichen wird.“ Vom k.k. Vicedirectorate der medieinisch-chirurgischen Studien erhielt Leydolt am 21. Juli 1842 ein Belobungsschreiben, so wie ein Bestätigungsschreiben des Herrn Edlen von Hauslab vom 17 * 244 1. August 1843, über die ausgezeichnete Lehrmethode der Naturge- schichte des Hrn. Dr. Leydolt, bei den Offieieren der kais. lürki- schen Garde, welche uns ebenfalls überzeugt von der vorlrefllichen Weise, mit welcher er verstand, Andere zu belehren. Am 13, October 1843 wurde ihm die provisor. Lehrkanzel der allgemeinen Geographie und der Naturkunde an der Realschule des hiesigen k. k. polytech- nischen Instituts in Verbindung mit Vorlesungen über Mineralogie, übertragen, und am 23. April 1845 endlich die Suplirung des Lehr- amtes der allgemeinen Naturgeschichte an der Wiener k. k. Univer- sität dem ausserordentlichen Instituts-Professor Herrn Franz Ley- dolt. Ein Belobungsschreiben der k. k. nieder - österreichischen Landesregierung vom 31. December 1845, über die Anstrengungen und Aufopferungen bei der Revision der im k. k. Stadtconvicte be- findlichen Mineralien, zeigt. uns seinen Eifer und sein unermüdliches Streben nach allen Seiten der Naturwissenschaften. Am 16. August 1847 wurde Dr. Leydolt zum ordentl. Professor der Mineralogie und Geognosie am k. k. polytechnischen Institute, so wie auch des Lehrfaches der Naturgeschichte und Geographie an der Realschule ernannt. Noch ist eines Belobungsschreibens zu erwähnen, vom 5. Novemb. 1847 über die ausgezeichneten Leistungen als suplirender Professor der allgemeinen Nalurgeschichte an der Wiener Universität vom 3. Mai 1843 bis 18. October 1847, als dem Antrittstage des von Sr. k. k. Majestät nun ernannten Universitäts- Professors Herrn Dr. Johann Friese. Am 2. Juli 1853 wurde der Verblichene zum cor- respondirenden Mitgliede, und am 29. October 1855 zum wirklichen Mitgliede der k. k. Akademie der Wissenschaften ernannt. Es ist diess die höchste Auszeichnung, welche ein Gelehrter erstreben kann. Zahlreiche Werke bekunden den gelehrten Schriftsteller und Verfasser nützlicher Lehrbücher. Professor Leydolt schrieb eine Zoologie, welche bis jetzt drei Auflagen erlebte, diess ist ein überaus nülzliches allgemein verbreitetes Lehrbuch. Auch über Mineralogie schrieb er im Vereine mit Professor Machatschek nach Mohs’s System ein vorzügliches Werk, welches bis jetzt die zweite Auflage erlebte. Unter denen der k. Akademie der Wissenschaften vorgelegten Abhandlungen, und zwar: „Ueber eine neue Methode, die Struktur und Zusammensetzung der Krystalle zu untersuchen, mit besonderer Berücksichtigung der Varietäten des Rhomboedrischen Quarzes“; dann „Ueber die Struktur und Zusammensetzung der Krystalle des prisma- tischen Kalkhaloides, nebst einem Anhange über die Struktur der kalkigen Theile einiger wirbellosen Thiere* ; ferner „Ueber die Aetzung der Achate u. s. w. sind jedenfalls seine vorzüglichsten Arbeiten, da in diesen Richtungen früher gar nichts bekannt war. Es wurde hierdurch ein ganz neues Licht über die Zusammensetzung, Erkenntniss u, s. w. der Krystalle verbreitet. Seine Arbeit über die „Plantagineen in Bezug auf die nalur- historischen Species“ stellt einige Reihen der naturhistorischen Ei- 215 genschaften der Plantagineen dar, und er bewies in dieser Schrift, dass alle Plantagineen zu Einer naturhistorischen Species gehören. Seine Abhandlungen „Ueber die Krystallisation des Eises und Glases“, dann „Ueber den Meteorstein von Borkut*, so wie zahl- reiche andere Abhandlungen sind von bleibendem Werthe. Weniger bekannt dürfte es sein, dass er Mitherausgeber von Mohs’s Werke „Die ersten Begriffe der Mineralogie und Geognosie für praktische Bergleute“, und dann bei dem biographischen Ver- suche: „Friedrich Mohs’s und sein Wirken in wissenschaftlicher Hinsicht“ — war. Dem Verblichenen wurde das Glück und die Ehre zu Theil, Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph, den kais. Prinzen, und der jetzigen Herzogin von Brabant die Naturgeschichte lehren zu dürfen. Durch ihn mit Beihilfe des Professors Machatschek, wurde im Jahre 1849, während der Unterbrechung der Studien die Ein- richtung und Beschaffung des Mineralien-Cabinets des k. k. poly- technischen Institutes vom Grunde aus hergestellt. Betrachten wir den Dahingeschiedenen uns wie durch einen Blitzstrahl Enizogenen, in dem traulichen Dämmerlichte des Privat- lebens, so finden wir ebenfalls, dass seiner Vorzüge und Tugenden nach der Gatle, Vater und Freund ganz auf der Höhe des Gelehrten sland. Wir Alle haben an ihm einen Unvergesslichen verloren! — Wohl dem, der sich in dem Herzen der Seinen, der kleineren ihm zunächst lebenden Schaar, für alle Zeiten den reichen Schatz der Liebe und Achtung sammelt, aus welchem sie ihm das schönste — wenn auch für sie das schmerzvollste — Denkmal in ihren Herzen, in ihrer Erinnerung errichten. Der Verstorbene wird fortleben im Andenken der Gegenwart, so wie der Zukunft, da er für die eine wie für die andere nicht nur durch reine Bestrebungen, sondern auch mit schönem Erfolge wirkte. Wenige sind so bevorzugt, das freundliche Lächeln des Glückes in soferne zu gewahren, dass sie während ihrer Lebenstage schon im erfrischenden Schatten des Baumes ruhen können, den sie rührig und vorsorglich, mehr für Andere denn für sich selbst gepflanzt. — Er war einer dieser Wenigen! Legen wir einen Kranz aus dem Immergrün unvergänglicher Erinnerung auf das Grab, das sich nur viel — viel zu früh öffnete, um den Mann aufzunehmen, dessen Scheiden wir beklagen werden, so lange wir alhmen. — Aber immerdar wird der Name des Ver- blichenen seinem Vaterlande zur Ehre gereichen; sein Wirken bleibt ein Gemeingut aller gebildeten Völker; — auch von ihm konnte der Dichter mit vollem Rechte singen, und wir alle es wiederholen: „Und nennt man die besten Namen, So wird auch der Seine genannt.“ Wien, am 1. Juli 1859. 216 Reiseskizzen aus den lombardisch - venetianischen Provinzen. Von Arsuimn | r. Die Reise von Wien nach Triest habe ich ununterbrochen fort- geselzi, ich kann Ihnen also von dieser Strecke nicht das Mindeste mittheilen. — Am Semmering (12. Februar) boten die Kinder den Passagieren die ersten Frühlingsblumen — Erica carnea, Tussilago Farfara, Salix, Alnus u. dgl. In Triest war mein erster Besuch bei dem bekannten Krainer Botaniker Herrn Freyer, dermaligen Custos am dorligen natwrhistorischen Museum. — Ich fürchte, dass wir wohl noch sehr lange werden warten müssen auf die uns von ihm versprochene und von uns sehnsuchtsvoll erwartete Krainer Flora. — Das Herbarium und die bezüglichen Notaten sind wohl noch alle vollständig, sorgsam „eordnet, und es bedarf nur einer Zusammenstellung und Revidirung, — aber die zahlreichen und vielartigen Arbeiten im Museum, die alle ihm allein aufge- bürdet sind, bilden ein nicht so leicht überwindliches Hinderniss. — Mein Aufenthalt in Triest war so kurz (13. — 14. Febr.) dass es mir nicht möglich war, Gelegenheit zu finden, das reichliche werth- volle Herbarium des dortigen Podeslä Herrn v. Tommasini zu sehen. Dafür wurde mir der hohe Genuss zu Theil, den Garten des Herrn N. Bottacin besuchen und bewundern zu können. Herr Bottacin, einer der eifrigsten Floristen, ist Gründer und Beför- derer der dortigen Gartenbau - Gesellschaft, und besitzt in seinem kleinen, geschmackvoll angelegten und höchst sorgsam gepflegten Garten eine reichliche Anzahl von seltenen Gewächsen, deren mehrere versuchsweise in freiem Grund gepflanzt wurden, um sie wo möglich alldort einzubürgern. So z, B. sah ich im Freien die Wellingtonia gigantea”*), Cupressus glauca und pendula, die Thea viridis, Daphne grandiflora (in Blüthe), Phlomis Leonurus (in Blüthe), das Pampus- gras, Azaleen, Rhododendron (blühend) u. m. a. alle im krafl- vollsten Gedeihen ; prachtvoll war aber eine baumarlige Camelia, an welcher über hundert Blüthen prangten, und die den Winter über *) Das Vaterland der Riesen-Ceder ist Sierra Nevada in Californien. Diese Pflanze hat 5 Namen: Wellingtonia gigantea Lindl., Washingtonia ca- lifornica Winsl., Taxodium Washingtonianum Winsl., Sequoja gi- gantea Torrey (nee Endlicher) u. Sequoja Wellingtonia Seem., von welchen jedoch noch immer der erstere Name beizubehalten ist. Um das fernere Fällen und Verletzen der noch im Mammuthhain stehenden 92 Riesenbäume zu hindern, hat die amerikanische Regierung dieselben in Schutz genommen. Die grössten erheben sich zur Höhe von 320 Fuss, und messen am Grunde bis zu 112 Fuss im Umfang. Ein im Jahre 1853 geopferter Riese liegt noch dort, und ist im Innern durch Feuer gehöhlt, bis zu 200 Fuss geht diese Höhlung im Stamm hinauf und soll einem Reiter zu Pferd den Durchgang gestatten. (R. Gart. Flor.) 247 sich sehr gut im freien Grund erhielt *). Herr Bottacin besitzt noch manch’ anderes Werthvolles: Eine Sammlung von mehr als500 Varietäten Rosen, worunter auch die so sehr bewunderte grüne Rose; eine Sammlung von mehr als 400 Varietäten Camelien, worunter die sellenen und prachtvollen: Faustina Lechi, Ettore Fieramosca, il 22. Marzo, Sacco, Lavinia Maggi, Colombo, Maria Luigia, Maria Teresia, Traverse, Modesta rossa, Lorentiana romaniensis u. S. f. dann eine Telonea speciosissima, Araucaria Coocki, Ar. imbricata, Ar. excelsa, Libocedrus chinensis , Cryptomeria japonica, Cr. Cobiana, Edgewardsia chrysantha, Trevisia palmata, Tryopsis de- labrata, Begonia rex, Pandanus japonicus, Anneoctachylus argenteus u. m. a. — In Triest scheint die Liebe zur Floricultur in Aufschwung zu kommen, und daher die allgemein geglaubte Meinung, dass die Kaufmannswelt nur den Speeulationen, dem materiellen Leben sich widme, und den Kindern Flora’s keine Beachtung schenke, Lügen zu strafen, denn in Triest gibt es noch manche Gärten, die besucht zu werden verdienen, wie der des Bar. de Zanchi, Cav. Sar- torio mit englischem Parke und grosser Anzahl von Coniferen, Pettinello mit reichlicher Auswahl von Tulipanen und Nelken; Cav. Giannichesi, Morpurgo, Cav, Revoltella u m. a Alle aber wird der Garten Sr. Kais. Hoheit des Erzherzog Fer- dinand Maximilian an Grösse, Ausdehnung, Reichthum und Seltenheit überragen, welcher bei Hochdessen Villa Miramare ange- legt wurde. Unter den Handelsgärtnern verdient Erwähnung Herr Koch, der Director des naturhistorischen Museums, der wohl erst beginnend, aber doch schon eine Anzahl von schönen Pfilanzen in Cultur hat. Ich kann nicht unterlassen bei dieser Gelegenheit der im verflossenen Monat April stattgefundenen Blumen -Ausstellu ng mit einigen Worten zu erwähnen. Von der Triester Gartenbau- Ge- sellschaft werden jährlich zwei Ausstellungen von Blumen, Gemüse und Obst gehalten, die eine im April, die andere im September, sie sind reichlich beschickt, nicht nur von der Stadt Triest und nächster Umgebung, sondern auch von Görz, Istrien ete. In der letzten Aus- stellung halte Hr. Bottacin die grösste Anzahl von seltenen undin schönster Blüthe prangender Pflanzen ausgestellt; unter den Camelien waren bewundert die Napoleon, Camilla Campioni, Humboldt, Vietrix, Frederici, Duchesse d’ Orleans, Pisani, Abate Bianchi, Revalna rosea, Fra Arnoldo da Brescia, Grossherzog Constantin u. m.a. eine Azalea indica rosea maculata halte eine Krone von vier Fuss im Durch- schnitt, und war so dicht mit Blülhen besetzt, dass man kaum ein Blatt zu sehen bekam; die Begonia rieinifolia maculata die Beg. marmorata, B. vanthina marmorata, B. splendida argentea, haup!- sächlich aber die Begonia rex, von Hrn. Bottacin zum ersten Mal nach Triest gebracht, halten die Bewunderung aller Besucher auf *) Nach Herrn Bottacin’s Beobachtungen erhalten sich die Camelien bei 8°.R., ja sogar noch bei 4°R. Kälte, ohne zu leiden. 248 sich gezogen, so auch eine sechs Fuss hohe Araucaria imbricata, Clivea nobilis, Chamaedorea Schiedeana, Gymnograma chryso- phylla, Maranta zebrina, Farfugium grande, Dracaena terminalis rosea, Tillundsia zonata foliüs brunis, Blechnum brasiliensis u. a. m. Cav. Revoltella hatte eine reichliche Anzahl von Pflanzen aus Neuholland ausgestellt, wie Acacia vertieillata, glaucescens, Hügelii, li- neata, vestita ete. mehrere Banxien, Cylisus, Azaleen, wie Schaffner Schultz, coccinea Smiths, Smiths rosea (6 Fuss hoch), Prinz Albert, exquisita, Viltata rosea , Princeps u. m. a.; eine Anzahl von Rho- dodendrum, worunter Metternich, Lady Brougham, Victoria Regina ete. — Manch’ sonst noch seltene und in schönster Blüthe prangende Pflanze war eingesendet von den HH. Wiener, Morpurgo, Rittmayer, Tomintz ete. Herr Ubicini, der Herausgeber der Gartenbau-Zeitung „i giardini* in Mailand, hatte ein tragbares Warmhaus eingesendet, welches für Zimmerblumen-Freunde von hohem Interesse ist. Die Obst- und Gemüse-Ausstellung war nur durch eine Anzahl getrockneter Früchte repräsentirt; im Allgemeinen liegen diese zwei Culturen in den Umgebungen von Triest noch sehr darnieder, und man erwartet von der dortigen Gartenbau-Gesellschaft eine Aufmunterung, Förderung etc. nicht nur durch Vertheilung von Samen, Reisern, sondern auch in lehrreicher Richtung durch das von demselben her- ausgegebene Journal „l’ Ortolano“, von welchem schon einige Num- mern erschienen sind, die einige sehr schätzbare Aufsätze enthalten. Von Triest bin ich nach Udine gereist, allwo ich das reichhaltige Herbarium des Prof. Pirona sah, welches ihm das Materiale zu seiner Flora von Friaul lieferte. Die Landwirthschafts- Gesellschaft in Udine übt die grösste Thätigkeit aus, um nicht nur allein den Ackerbau, sondern auch den Obst- und Gemüse-Bau in Friaul zu heben. In ihren erst vor Kurzem angelegten Gärten finden wir eine Rebschule, eine Baumschule, dann geeignete Plätze, um Anbau-Versuche mit verschiedenartigen Gemüsen vorzunehmen. Das k.k. Institut der Wissenschaften in Venedig beginnt mit aller Thätigkeit sein naturhistorisches Museum zu ver- mehren, und wir finden da unter andern prachtvolle fossile Palmen, dann Gypsmodelle von anderen seltenen Phylliten von M. Bolca. — Der berühmte Botaniker Dr. Zanardini besitzt eine vollständige Samm- lung Algen des adriatischen Meeres, dann Phanerogamen der vene- tianischen Provinzen, ausserdem noch reichhaltige Floren vieler anderer Länder. — Im botanischen Garten unter der Leitung des Hrn. Ruchinger wird alsogleich beim Eintritt in denselben die Aufmerksamkeit auf eine Agave americana gelenkt, welche in aller Kraft und Riesengrösse gewiss keine zweite ihres Gleichens hat. Dieser Garten wird sehr sorgfältig gepflegt und hat manch’ schöne seltene Pflanze aufzuweisen, wie Cedrus Libani, C. atlan- tica, Araucaria imbricata (die bis 10° R. Kälte aushält), Taxus hibernica, Thuja aurea, Podocarpus chinensis Rhus toxicodendron und Rh. radicans von Hecken eingefasst, um das zu nahe Heran- 249 treten zu verhindern, Ginko biloba, Cryptomeria japonica, Nym- phea coerulea, Phoenix dactilifera, Vanilia aromatica, Caralia quinquefolia u. m. a. Namentlich sind es aber die Cacteen, denen Herr Ruchinger grosse Sorgfalt und eigenthümliche zweckmässige Gultur widmet, und wir finden da unter mehreren andern einen *%4 Fuss hohen Cereus triangularis, eine 15 Fuss hohe Opuntia spino- sissima, eine 24 Fuss hohe Yucca, eine Agave filifolia, A. foetida u. s. f., dann eine Sammlung von Aroideen ete. Ueber denk. k. botanischen Garten in Padua, welcher unter der Direction des Herrn Dr. de Visiani seinen alten Ruhm und Glanz beibehält, haben Sie schon in Nr. 1 dieser Zeitschrift von 1859 eine Notiz gegeben. Sie haben aber vergessen, der 15 Met. hohen Araucaria excelsa zu erwähnen, die in einem eigenen acht- eckigen — im Sommer abtragbaren — Hause steht; dann jener Palme (Chamaerops humilis) *), welche Gelegenheit gab, dass Goethe von Rom an Herder schrieb, „Mit der Metamorphose des Blattes erklären wir uns die Symetrie und die Anomalie der Formen, die Be- fruchtung und die Sterilität der Pflanzen.“ Ferner verdient Erwäh- nung der Platanus orientalis , welcher fast gleichzeitig bei Gründung des botanischen Gartens gepflanzt wurde und über 2 Met. im Umkreis fasst; in nächster Umgebung dieses Alt-Riesen erheben sich noch andere ehrwürdige Zeugen der Stälte, an welcher vor mehr als 300 Jahren der Garten seinen Anfang halte; wie die 80 Fuss hohe Diospyros virginiana, die Adianthus glandulosa, Juglans nigra und Liriodendron tulipifera, die sich über 30 Fuss erheben, u. s. f. ; ferner muss ich berich- tigen, dass die phytopalöontologische Sammlung sehr reich ist, und namentlich prachtvolle Palmen aus der Provinz Verona, Vicenza und aus Dalmatien besitzt, fossile Früchte jedoch keine vorhanden sind, da bis jetzt nur ein Exemplar von diesen aufgefunden wurde, welches in der Sammlung des Prof. Dr. Massalongo in Verona aufbe- wahrt ist. — In Betreff der Sammlungen im Museum der k. k. Univer- sität kann ich nicht unterlassen, das allgemein gefühlte Bedauern zu wiederholen, dass die vom vormaligen Professor Dr. Catullo mit rastlosem Eifer gesammelten und sorgsam für die Wissenschaft aufbewahrten geognostischen Sammlungen unter dem gegenwärligen Prof. Dr Molin sehr viel an ihrem wissenschaftlichen Werthe verloren haben, indem der unverzeihliche Fehler begangen wurde, alle in denselben Sammlungen vorfindlichen fossilen Pflanzen dem botanischen Museum zu überlassen! — In Padua ist ferner der Samm- lung von fossilen Pflanzen des Freiherrn de Zigno zu erwähnen, welcher gegenwärtig die ovlithische Flora bearbeitet, und schon zwei Lieferungen herausgegeben hat. Freiherr deZigno dürfte in dieser Richtung eine der reichlichsten Sammlungen besitzen, namentlich was die Oolith-Flora der Venetianischen Provinzen anbelangt. — Die reichste und werihvollste Kryptogamen- Sammlung dürfte wohl die *) Seit jener Zeit als Goethe's Palme bekanut. 250 des Cav. Trevisan sein, sie enthält Original- Exemplare von Achard, Linne, Hoffmann, Fries uud andern berühmten Kryptogamisten ; die zwei bis jetzt veröffentlichten Verzeichnisse ; Herbarium Cryplogamicum Trevisianum (1851 und 1853 weisen auf 292 Genera und 2109 Species, worunter von Trevisan selbst auf- gestellt wurden 8 Gattungen mit 207 Arten), in diesen sind aber die Lichenen nicht einbegriffen ; auch dessen Phanerogamen-Herba- rium ist sehr reichhaltig, es umfasst über 8000 Species und wurde erst kürzlich durch den Ankauf des Alschinger’'schen Herbariums — Dalmatiner Flora — bereichert. Noch ein anderer verdienstvoller Botaniker findet sich in Padua, esist der Apotheker Dr. Ronconi, welcher sich hauptsächlich mit der Pathologie der Pflanzen beschäftigt, und sehr viele werthvolle Daten über die Krankheiten der Weinrebe, des Getreides etc. ver- öffentlicht hat. Gegenwärtig ist Dr. Ronconi beschäftigt, eine Uebersicht aller im Königreiche Venedig lebenden Botaniker und vorfindlichen Herbarien zusammenzustellen. — Auch der Professor der Landwirthschaft, Hr. Dr. Keller, ist als ein verdienstvoller Bo- taniker bekannt; seine zahlreichen Schriften beurkunden seine gründ- lichen Kenntnisse, der Landwirthschafts-Garten bekräftigt die Ansicht in Bezug auf Anwendung seiner Studien in das Praktische. — In Vicenza fand ich anDr. Beggiato, dem Präsidenten der Accademia Olimpica, ebenfalls einen sehr verdienstvollen und höchst thätigen Naturforscher. Das aufseine Anregung gegründete städtische Museum, von ihm geleitet und unterstützt, gibt sprechenden Beweiss, was durch Liebe und Eifer erzielt werden kann. Das Museum besitzt höchst werthvolle Sammlungen. In Bezug auf Botanik finden wir ein reich- liches Herbarium von Phanerogamen und Cryptogamen, dann eine reichliche Sammlung von fossilen Pflanzen aus dem Venetianischen (namentlich von Chiavon in der Provinz Vicenza). — Bei dem Grafen Piovene und im Seminarium sind ebenfalls Sammlungen von fos-- silen Pflanzen von Chiavon aufbewahrt, welche ein reichliches und werthvolles Material liefern, um die dortige Flora zu studiren. In Verona war mein erster Besuch bei Hrn. Prof. Dr. Massa- longo, um seine Sammlungen zu sehen, und ich fand wirklich Grossartiges. Sein Phanerogamen-Herbarium zählt mehr als 10,000 Species; das Üryptogamen-Herbarium ist, namentlich an Lichenen sehr reichhaltig und werthvoll, da es Original-Exemplare der ersten Lichenologen und die Original-Exemplare seiner zahlreichen neuen Arten enthält; besonders werthvoll ist Massalongo’s Sammlung von fossilen Pilanzen, worunter Erwähnung verdienen die 3— 4 und mehrere Fuss hohen Palmen, von denen über 100 Exemplare vor- handen sind, die riesigen Früchte von Fracastoria und Castellinia, die mehr als 3 Fuss hohe Farrn Fortisia Reneriana Mass.; das mehr als 2 Fuss hohe Aularthrophyton formosum Mass. ; ein riesiges Blatt von Coccolobites muzzolonica Mass., an Grösse der jetzt lebenden Coccoloba pubescens ähnlich, und mit fingerdicken Nervationen u. $. W.; ausser den fossilen Floren der venetianischen Localitäten, finden 251 wir auch zahlreiche andere Floren von Dalmatien, Frankreich, Eng- land etc. vertreten. Von seltenen fossilen Pflanzen und Früchten bereitet Prof. Massalongo Gyps-Modelle, und sendet solche an die verschiedenen Museen *). —Fossile Pflanzen sind ferner noch auf- bewahrt in dem Museum der dortigen Akademie, dann des Grafen Canossa, Gazzola u. s.f. — In der Akademie findet sich auch das Pollini’sche Herbarium, jenes von Moreniund daCampo. An Botanikern ist sonst nur noch Hr. Dr. Manganotti, der ein sehr reichhaltiges Herbarium , 10,000 Species, namentlich Italiens, besitzt. In Mantua ist Graf Anion Magnaguti, der vieles Schönes von seinen Reisen in Sicilien, Spanien, Algier u. s. f. mitgebracht hat; in Brescia ist Prof. Zerzi mit der Bearbeitung der Flora (1500 Species) der Provinz Brescia beschäftigt; in Brescia verdient der Garten des Hrn. Brezzoni erwähnt zu werden, über welchen der Gärtner Cochi die Leitung führt; ich fand hier ein schönes grosses Camelienhaus mit mehr als 1000 Arten in vollstem Blüthenschmuck, mehrere Coniferen und Magnolien, welch’ letztere, nach Cochiauch in Deutschland im Freien fortgebracht werden könnten, da sie nach seinen Beobachtungen eine Kälte bis 15° R. aushalten können. In Mailand sind erwähnungswerih die Handelsgärten des A. Burdin und C. Tagliabue, der bo!anische Garten in der Brera etc. Auf meiner Rückreise machle ich von Vicenza aus einen Abstecher nach Bassano und Schio. Im ersteren Orte besuchte ich den Garten des Cav. Parolini, welcher schr zahlreiche Bäume und Pflanzen enthält, die er von seinen mit Webb in Asien unternommenen Reisen mitgebracht haite, wie z. B. der Pinus Parolinii, die Stapelia europaea, Nepeta Thujdea Webb u.m.a. Parolini hatauch meh- rere bolanische Entdeckungen (Dianihus Webbianus) gemacht, und besitzt ein Herbarium, welches noch viele neue Web b’sche Pflanzen- Arten enthält; alle Jahre veröffentlicht Cav. Parolinı ein Samen- Verzeichniss behufs Tauschverkehr. — Dr. Beltramini besitzt nicht allein ein schönes Phanerogamen -Herbarium seiner Umge- bungen und zahlreiche Exemplare aus Brochi's Herbarium, son- dern auch ein reichhaltiges Kryptogamen-Herbarium. Von Dr. Bel- tiramini haben wir eine Lichenographıa Bassanese, wozu in balden von ihm ein Nachirag gegeben wird. — Der Präsident des Athae- neum, Dr. Baseggio, ist ebenfalls Botaniker, er hat sein reiches Herbarium dem Aihaeneum geschenkt, in welchem auch das Her- barium (Flora um Bassano) vom dortigen Apotheker Montini auf- bewahrt wird. — In Schio fand ich beiL. Pasini eine schöne Samm- lung Phyllitten aus den venetian. Provinzen. — In Laibach besuchte ich das Landes-Museum, in Gratz das Johanneum; in jedem dieser Institute finden sich reichhaltige Herbarien, welche die Flora des Landes repräsentiren, im ersteren ist Dr. Deschman, im zweilen *) Eine Sammlung solcher Modelle besitzt auch die k. k. geologische Reichsanstalt als Geschenk von Dr. Massalongo. 252 ist Prof. Dr. Aichhorn, welchen die Leitung der Museen über- tragen ist, Somit haben Sie eine sehr gedrängte Skizze von dem, was ich in botanischer Beziehung auf meiner Reise, die in Gesundheits- Rücksichten unternommen, nur kurze Zeit dauerte, durch das Lom- bardisch-Venetianische gesehen habe. Wien, im Juni 1859. Der Tscheitscher-See in Mähren. Von Dr. Jos. Fr. Krzisch, k. k. Comitats-Physikus. Im Verlaufe dieses Monats brachten mich Geschäfte in die Nähe von Tscheitsch in Mähren. Ich unterliess es nicht, jene pflanzen- reiche von mir genau gekannte, weil früher häufig besuchte Gegend nach Jahren wieder zu betreten, und mich an der Reichhaltigkeit der dortigen Flora zu erfreuen, Aher der von jedem Botaniker Oesterreichs wenigstens dem Namen nach gekannte Tscheitscher See ist leider verschwunden, ist trockener bereits der Cultur zugängiger Boden, mit ihm sind höchst seltene Pflanzen ausgerottet worden und unrettbar verloren gegangen. Diese Trockenlegung des Tscheitscher Sees ist für den Oeko- nomen als eine erfreuliche, für den Botaniker aber als eine sehr be- trübende Thatsache zu bezeichnen; es ist leider der Fall, dass unsere Interessen immer mit jenen der vorrückenden Kultur collidiren ; An- lagen, Gärten, Strassen und Eisenbahnen gehen uns zu Leibe, das Verschwinden von Hecken, Gebüschen und öden Plätzen stört unsere Freuden, die Austrocknung der Seen, Moräste und Teiche raubt unsere Schälze, und durch Abtreibung der Wälder und Verwandlung derselben in Kulturboden werden immer mehr und mehr Pflanzen der Vernichtung Preis gegeben. Dort, wo im und am Tscheitscher See: Cardamine amaraL,, Glaux maritima L., Hydrocharis morsus ranae L., Juncus Gerardi Lois., Lychnis diurna Sibth., Möhringia trinervia Clairv., Ma- lachium aquaticum L., Nymphaea alba L., Polygonum Bistorta L. und Zapathifolium L., Rumex maritimus L. und Hydrolapathum Huds., Ranunculus Lingua L, Plantago maritima L., Potamogeton pecti- natus L., Salix angustifolia W ulf., Scorzonera parviflora Jacgq. und humilis L., Senecio erraticus Bertol., Sturmia Löselä Rchb., Lepigonum marginatum Ko ch, Salicornia herbaceaL., Scirpus Miche- lianus L., Carex Davalliana Sm., Aster Tripolium L. etc. etc. im schönen Nalurvereine zu finden waren, wird Reps und Kohl vor- trefflich gedeihen, werden Kartoffeln und Cerealien einen nie ge- ahnten Ertrag geben, und desshalb der Oekonom und seine Kassen einen lauten Jubel erheben. Nur wenige Jahre wird es brauchen, und die dorlige gesammte Umgebung wird durch die Trockenlegung 253 des Sees eine durchaus veränderte Gestalt bekommen, und nur Jener, welcher weiss, wie es früher dort war, wird sich mühsam zurecht finden, während der neue Ankömmling glauben mag, dass es dort stets so, wie jeiztgewesen. Von den meisten oben erwähnten Pflanzen fand sich schon heuer kaum mehr eine Spur, und mit Ausnahme weniger noch kümmerlich vegetirender, sind sie als verschwunden zu betrachten, und ist das Land Mähren um einen höchst interessanten Standort ärmer geworden. So viel ich in Erfahrung brachte , wurde das Entwässerungs- werk des Sees im Jahre 1858 begonnen, und mit grossen Kosten im heurigen Jahre vollendet, das System der Entwässerungsgräben mit deren allseitiger Einmündung in einen colossalen Haup!-Kanal ist wahrhaft pewunderungswürdig und in jeder Beziehung staunens- werih; die ganze weile Fläche des Seegrundes von Paralellgräben durchschnitten,, liegt trocken, so dass man bereits durch die Mitte in allen Richtungen gehen kann, an vielen Stellen emanirt in der Nähe der Gräben Hydrothiongas in betäubender Menge, der ge- sSammte Seegrund ist mit einer stellenweise mehreren Linien dicker, effloreseirenden Salzschichte, dem Geschmacke nach „Bittersalz“ überzogen, und vollkommen vegetationsleer; auch nicht Eine Pflanze enikeimte im Juni d. J. dem Salzboden, namentlich war der weile Raum in der Mitte des vormaligen Sees faclisch ohne alle Vege- tation ; gegen die Ränder zu kam Chenopodium crassifolium Röm. et Sch. als einzige und nur vereinzelt stehende Pflanze dort vor, wo die Trockenheit des Bodens eine grössere geworden war. Die den See umgebenden Sumpfwiesen, die Geburtsslätten vieler seltener Pflanzen sind gleichfals trocken geworden, und jene Gewächse ver- schwunden. Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken, dass Serratula heterophylia Desf. auf den trockenen den frühern See umgebenden Wiesenhügeln häufig vorkommt, von wo ich dieselbe dem botanischen Tauschvereine in früheren Jahren in einer grossen Exemplarenzahl gesendet habe, und demnach die Bemerkung in der so schälzbaren Flora Nieder-Oesterreichs von A. Neilreich pag. CXXII und 397, dass diese Pflanze in Mähren nicht wachse, zu berichtigen ist. Die interessante Flora der Wiesenhügel um den See erleidet wohl vorläufig noch keine Veränderung und wird hoffentlich lange noch des Seltenen Vieles bringen, wie dies seinem Vorkommen nach als hinreichend bekannt anzunehmen ist, dem lieben See aber, der nun aufgehört hat zu sein, der mit seinen reichen Pflanzengaben so Viele erfreute, und der nun für immer verschwunden ist, dem will ich in dieser das botanische Interesse des Gesammtvaterlandes ver- tretenden Zeitschrift eine Abschieds-Erinnerung mit dem Wunsche weihen, dass ein glück iches Geschlecht seine voraussichtlich reichen Gaben geniessen möge. Tyrnau, am 29. Juni 1859. 254 x Einige Bemerkungen über interessante Pflanzen Schlesiens. Von P. Heuser. 1. Cerastium longirostre Wichura. Am Petersstein im Gesenke häufig. Diese Art scheint wirklich von Cerastium triviale Link. verschieden und nicht bloss eine Gebirgsform derselben, was sich durch mehrjährige Cultivirung und Beobachtung Wichura’s herausgestellt hat. Sie ist mehrjährig, die Kapsel dreimal so lang, als der Kelch, die Samen doppelt so gross, als bei C, triviale, die ganze Pflanze grösser und reiner grün. Bei C. friviale ist die Kapsel fast doppelt so gross, als der Kelch. Cytisus capitatus Jacq. Diese Art, welche bei uns in Ober-Schlesien sehr verbreitet und zahlreich ist, variirt ungemein. Grabowsky, welcher dieser Pflanze besondere Aufmerksamkeit widmete, macht darauf aufmerksam, dass nach der ersten Blüthen- periode oft eine zweite folgt, indem aus der Spitze neue Aesle treiben, welche wieder Blülhen tragen, so dass auf demselben Stengel zugleich Blumen und weit vorgeschriltene Früchte gefunden werden. Er unterscheidet zwei Hauptformen : a) verus, mit endständigen, kopfförmigen Blumen (mit 4 Unterformen nach der Lage und Ver- ästung des Stengels, wohin auch C. supinus L, gezogen wird), und b) lateriflorus, mit seitlichen gehäuften oder traubigen Blumen ; von dieser werden 4 Unierformen unterschieden: «. prostratus, mit nie- derliegenden Stengeln und 2, 4—6 seitlichen Blumen; wozu ©. prostratus Scopoli; ß. bisflorens, zuerst mit seillichen, später im Sommer mit kopfförmigen Blumen, wozu (©. bisflorens Host; y. racemosus, mit vielblumigen gedrungenen oder unterbrochenen langen Trauben, wozu vielleicht ©. hörsutus L. ; ö. alterniflorus, mit niederliegenden Stengeln, langen Aesten und einzelnen achselstän- digen grossen Blumen. — Ononis spinosa L. Diese Pflanze findet sich in unserer Gegend sehr häufig, doch nur in einem verhältnissmässig kleinen und schmalen Strich nach der Oder zu. Niemals findet man sie mit O. hircina Jacquin zusammen, obgleich leiziere an anderen Orten häufig bei uns ist. Ich glaube nun, dass beide Formen Einer Art sind, deren Bindeglied O0. procurrens Wallr. (©. repensL. nach Koch’s Taschenb.) zu sein scheint, welche auch bei uns, obgleich seltener, sich findet. Im botanischen Garten zu Münster sah ich vor einigen Jahren eine Ononis hircina mit langen weichen Stacheln, wie sie mir bis dahin nicht vorgekommen war, welche mich in meiner An- sicht wesentlich bestärkt hat. Natürlich bedarf dies noch sorgfältiger Untersuchung und besonders der Cultivirung dieser Arten, um zu einem befriedigenden Resultat zu gelangen; aber das siets getrennte 255 Vorkommen von O. spinosa und hireina dürfte vielleicht für mich sprechen. Man darf sich freilich durch den so sehr verschiedenen Habitus nicht irre machen lassen. Welcher Mannigfaltigkeit von Va- riation aber Pflanzen fähig sind, zeigen andere Arten zur Genüge. — Auch Herr Professor Karsch zu Münster fand meine Ansicht gar nicht unwahrscheinlich, eben so Dr. Wimmer. Medicagosativa-falcata, M.media Perso on.Dieser Bastard findet sich nicht selten in Schlesien unter den Stammarten, zwischen denen er genau die Mitte hält. Die Blumen sind anfangs gelblich, dann grün, zuletzt bläulich oder violett; die Hülsen fast kreisförmig-gewunden, flaumig, netzaderig, mit schief von der Kiel- nath ausgehenden, gegen die Fahnennath verzweigten Adern. Die Windung der Hülsen ist hier characteristich. M. sativa trägt Hülsen, welche in fast 3 Kreisen schneckenförmig gewunden sind; dagegen hat M. falcata sichelförmige Hülsen, von der Kielnath quer pararelle fast einfache Adern, welche sich über der Mitte verlieren. Geum urbanum-rivale. @. intermedium Ehrh. Diese Form ist ein vollständiges Mittelding zwischen @. urbanum und @. rivale und ohne Zweifel ein Bastard zwischen beiden. Bei Arnolds- ınühl unweit Breslau hatte ich Gelegenheit, die verschiedensten Formen zahlreich unter den Stammarten zu beobachten. Man findet Exemplare, welche sich mehr dem @. urbanum nähern, so wie an- dere, welche dem @eum rivale nahe stehen, d. h. solche mit mehr offener Krone, gelben Kronenblättern, grünlichen Kelchblättern, und solche mit halb-offener Krone, röthlich gelben Kronenblättern und aussen braunroth-angelaufenen Kelchblättern. Daraus erklärt sich, warum Mertens und Koch in D. Fl. III. p. 551 von einem in Schlesien vorkommenden @. intermedium sprechen, das von den anderweitig in Deutschland beobachteten verschieden sein soll. Auch bei uns finden sich diese verschiedenen Formen, welche der Name G. urbanum-rivale vereinigt. Der Bastard kommt sicher überall vor, wo die Stammarten untereinander wachsen. AnemonedodecaphillaKrocker. Isteine, besonders in feuchtem Waldboden nicht selten vorkommende Missbildung von Geum rivale L. — Die Biumendecke besteht aus einer grösseren Zahl (10-20) breit-keilförmiger, ausgerandeter, am Grunde be- nagelter, gelb-röthlicher Kronenblätter (zum Theil aus metamor- phosirten Staubblättern), welche von 5 gestielten grünen, rhombischen Laubblättern (den gleichfalls rückschreitend-metamorphosirten Kelch- blättern) gestützt ist, aus deren Mitte bisweilen noch der gestielte, die Stempel tragende Fruchtboden unbedeckte Köpfchen proliferirt. Geum rivale-montanum G. pyrenaicum Koch. Syn. ed. 1. @. inclinatum Schleich. Koch Taschenb. Diese Form ist ein Baslard zwischen Geum rivale und G. montanum. Die Blumen sind bedeutend grösser, als an @. rivale, halb offen, hellgoldgelb, mit grünlich-braunrothen Kelchen. In Schlesien nur an einigen Ab- hängen, im Riesengebirge seiten, In den Karpaten fand ich diesen 256 Bastard an mehreren Stellen, besonders schön in der Gegend des Scopa-Passes nach Käsmark zu, unter den Stammarten, — Potentilla patula Koch giebt diese Form in seinem Taschenbuch bei Czeiz in Mähren und Leobschülz in Schlesien an. Unsere schlesische P. patula ist aber nur eine Modification der P. opaca L., die durchaus keine constante und sichere Unterscheidungs- inerkmale bietet. Ob es sich mit der mährischen und ungarischen P. patula ebenso verhält, ist noch unentschieden. Potentilla mixta Nolte hältMeyer Hanno v. für eine Bastardform von P. reptans L. und P. procumbens Sibthorp, welche meist 4-zählige Blüthentheile haben soll. Allein man findet oft an einem Individuum der P. procumbens Blumen mit 4- und 5-Iheiligem Kelch und Krone, und die P. mixta ist daher wohl nur als eine Abänderung der P. procumbens zu betrachten. Potentilla Neumanniana Reichenb. Wimmer hält diese Art für eine Abänderung der P. opaca, welche in der Tracht der P. opaca gleicht, an den Stielen und jungen Blättern langes Seidenhaar, auf der Unterseite der Blälter aber zerstreutes Sternhaar zeigt, und gewissermassen zwischen P. opaca und P. einerea in der Mitte steht. Auf der Wissoka-Gora in Ober-Schle- sien fand ich voriges Jahr diese Form nicht selten, sandte sie auch an Herrn Dr. Sko fitz für den Tauschverein und bin durchaus noch nicht überzeugt, dass sie keine gute Art ist. Die von mir an sonnigen und schattigen Stellen gesammelten Exemplare stehen in der Tracht allerdings der P. opaca näher; die Form der Blätter, sowie die Be- kleidung ist durchaus von P. cinerea.. Wimmer, dem ich die Exemplare zeigte, sagte mir, er halte sie für die P. Neumanniana Reichenb.; nur sei er von ihrer Stabilität noch nicht überzeugt. Jedenfalls verdient sie nähere Beobachtung. Agrimonia odorata Miller. A. procera Wallroth. Diese Art scheint in Deutschland vielfach übersehen worden zu sein. Neuerdings ist sie 1856 von A. Braun in Schlesien entdeckt wor- den, und vor mehreren Jahren fand ich sie bei Stromberg in Westi- phalen sehr häufig. Sie ist allerdings der A. Eupatorium L. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber hinreichend durch höhere und stärkere Statur, schmälere, spitzere Blattabschnitte, welche unterseils fein-drüssig sind, dureh grössere Blumen und Fruchtkelche , letztere mit seichten Furchen bis zur Mitte, die unteren Kelchborsten zurückgeschlagen, und einen angenehmen terpentinartigen Geruch. (Bei A. Eupatorium sind die Kelehe von oben bis unten tief gefurcht, die unteren Kelch- borsten wagerecht abstehend.) Gnadenfeld in Ober-Schlesien, im März 1859, 257 Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Seiteinigen Jahren beschäftigen sich die Landleute in den Distrikten von Nauplia, Argos auch in Elis mit dem Anbau des Schilfrohres, Arundo Phragmites, A. Donax. Das erste nennt man Aygıoxaiuuos, wildes Rohr, jedoch charakteristisch ist für dasselbe Phragmites wie es auch Dioskorides nannte, indem es zum Um- zäunen der Felder seine Hauptanwendung hat. Ueberall findet es sich in den Sümpfen von Böotien, in den Thermopylen und auf den Inseln des griechischen Archipels. Die Alten hielten das am Ausflusse des Kephissos in dem Kopais-See wachsende Rohr für das beste zu Flöten, und die erste Flöte wurde zu Orchomenos erfunden und durch sie der Dienst der Charitinen begründet. Aus diesem Rohre machen sich noch heut zu Tage die Hirten ihre Pfeifen, die mit der alten Hirtenpfeife oder Stolle die grösste Aehnlichkeit hat, und dem Pan und seinem lustigen Gefolge eigen war. A. Donax, Jov«g so genannt von Joveon, weil es leicht vom Winde hin- nnd herbewegt wird, findet sich ebenfalls in ganz Griechenland. Der Hauptgebrauch bei den Rohr- arten ist zum Bedecken der Häuser, zu Flechtwerk, zu Seiten um die Seitenraupen darauf zu legen, und besonders zu Besen. Aus den Distrikten von Argolis werden jährlich 2— 300000 Drachm. nur für die Besen erlöst, die aus diesen Plätzen nach Europa ausgeführt werden, und dieser Erlös wird sich nach wenigen Jahren vielleicht auf eine Million erhöhen. — Die Cultur derObstbäume, die noch vor 20 Jahren in Griechenland ganz vernachlässigt war, so dass die meisten der Früchte aus anderen Theilen Europa’s, auch aus Konstantinopel für Iheures Geld gebracht wurden, hat einen solchen Aufschwung erhalten, dass nun jelzt eine Unmasse von Früchten jeder Art und der aus- gezeichnetsten Sorten erzeugt werden, so dass die Früchte im All- gemeinen sehr wohlfeil sind, und wohlfeiler als in Deutschland und anderen Orten Europa’s. Die Früchte werden ebenfalls nach dem Gewichte, nach der Okka, verkauft. Die Okka ist 2Yı Pf. Die Okka Aprikosen kostet im Durchschnitts - Preise 30 — 40 Lept. (5 Lept. = 1Kreuzer), die Pfirsiche 40—60, die Feigen 20—30, die Aepfel 20—30, die Birnen 20—25, Pflaumen 50—60, Zwetschken sind noch eine seltene Frucht. Die Kastanien 80, die Nüsse 30—40, die Quitten 20—30, die Granatäpfel 25—30, die Maulbeerfrucht 20, die Wein- trauben 30—50 Lept.; die Erdbeeren Fragaria vesca, collina sind eine Seltenheit und werden mit 1%%—83 Drachm. bezahlt; in den Gärten jedoch findet sich Fragaria grandiflora. Es findet sich kein Garten ohne die verschiedensten Fruchtbäume, und da die Leute Feinde der nulzlosen Zierbäume sind, so sind alle Gärten mit Frucht- bäumen gefüllt, und jeder Gärlner, der einen Garten pachtet, wird von dem Eigenthümer angehalten, jährlich noch so und so viele Frucht- bäume zu pflanzen. Wenn diese Obstbaum-Cultur so fortschreitet, Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 8. Heft. 13 258 so werden die Früchte so billig zu bekommen sein, als in irgend einem Theile von Halien, wo selbe vielleicht noch billiger als jetzt in Griechenland sind. In Konstantinopel finden sich noch ausser diesen angegebenen Früchten auch die Kranien, d. 1. die Früchte von Cor- nus mascula. Endlich sind noch der Zucker- und Wasser-Melonen zu gedenken, die Okka der besten Zucker-Melonen kostet 15—20 Lept., die Wasser-Melonen 10—15 Lept. — Obwohl man in Deutschland von der früheren Meinung der grossen Heilkräfte der Fonlanelle zurückgekommen ist, so dass man bei Leuten, die früher solche halten, die Narben Signa stul- litiae zu nennen pflegt, wie es ein sehr ausgezeichneter Arzt Ihal, den ich während meines Aufenthalts in einer Hauptstadt Deutschlands gegen mein Halsleiden zu Ralhe zog, dessen ungeachtet sind die Griechen und auch die Orientalen grosse Freunde von solchen, nach meiner Meinung schr wohlthäligen Deerescentien, und Tausende von Palienten tragen Fontanelle, die sie oft viele Jahre lang unterhalten. Um selbe zu unterhalten, haben nun die Leute verschiedene Mittel, deren zu erwähnen ich nicht unwichtig halte. Vor Allem sind die kontanell-Kügelchen des Keivos — &ygrog Keivos, wie man das Lilium zu nennen pflegt, zu erwähnen, welche man aus den Wurzeln der iris-Arten schneidet, und um selbe reizender und die Eiterung be- Jördernder zu machen, in eine Lösung von Grünspan legt. Noch ist einer ganz neuen Methode zu erwähnen, von der ich in diesen Tagen Kenntniss erhielt. An der Wurzel von Pistacia Terebinthus, auch P. Lentiscus, finden sich Knollen, die mit der Wurzel durch Wurzelfasern zusammenhängen. — Diese Knollen nennt man Schino- rhiza — Zyivöeige, indem man jenen Strauch Skinos nennt. Die Knolle, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, glich einer kleinen Kartoffel, sie war mehr holzig als stärkmehlhaltig, und besass einen sehr scharfen brennenden Geschmack, so dass diese Wurzelknollen einen sehr scharfen wahrscheinlich drastisch wirkenden Stoff zu enthalten scheinen. Eine Untersuchung dieser Wurzelknollen, die nach der Meinung einesmir befreundeten Botanikers ein Krankheitsprodukt der Pflanze sein dürften, ist von Wichtigkeit, und ich behalte mir vor, diesen Gegenstand weiter zu verfolgen, wenn ich Knollen von Aegina, wo man diesen Strauch häufig findet, erhalte. Aus solchen Knollen Tuberes Pistaciae Terebinthus, Lentisci, werden von den Leuten kleine Kügelchen geschnitten und zur Unterhaltung der Eiterung mit dem besten Erfolge angewendet. Ebenfalls wird die Wurzel von Cyelamen hederaefolium zu gleichen Zwecken verwendet. — Ein aus den Zweigen der Pinien in hellen durchsichtigen Tropfen ausschwitzender sehr süsser Saft ist die Pinet-Glucose. Diese Glucose hatte ich Gelegenheit während meines Aufenthaltes zu Ke- phissia zu sammeln, indem es nicht schwer hielt, durch Unterselzen von Gefässen eine kleine Menge zu erhalten. Zu gleicher Zeit über- zeugle ich mich, dass diese zuckerige Ausschwitzung durch den Stich eines Insektes, das auf diesen Pinien lebt, hervorgebracht wird. Diese Glucose ähnelt ihren physischen Eigenschaften nach dem Honige. 259 jedoch mit dem Unterschiede, dass sie einen terpentinähnlichen Geruch und Geschmack nicht verkennen lässt. Pinent-Glucose dürfte sich ausserdem noch dadurch unterscheiden, dass selbe auf Kupferoxyd- kali nicht reducirend wirkt, sie kommt jedoch, wie es scheint, nicht mit der überein, die nach den Mittheilungen von Bourgier de la Riviere in Californien aus der Pinus Lambertiana gesammelt wird. Letztere soll sich in den Höhlungen der Baumstämme dieser Pinie in concreten Massen ansammeln, die von den Indianern dadurch hervorgebracht werden, dass sie Feuer an den Fuss der Baumstämme anlegen. Diese Zuckerart dient den Indianern zur Speise. — ’Aovioyköcco» mit dem Beisatze TIoAdveögo» — die viel- nervige Schafszunge, von der Gestalt der Blätter und der Aechnlich- keit mit der Zunge eines Lammes nennt das Volk in Griechenland die Plantago, und diese Pflanzen sind in hohem Rufe beim Volke ihrer verschiedenen Heilkräfte wegen. Bei Verbrennungen eilt der Landmann auf das Feld, um sich Plantago-Blätter zu sammeln, und besänftigt durch deren kühlende Kräfte die Schmerzen. Vor Allem jedoch werden diese Pflanzen für ein sicheres Lithontriplicum ge- halten, und durch den Gebrauch starker Absüde der Abgang von Sand und Gries befördert. Zu diesem Zwecke werden die frischen Pflanzen so lange gekocht, bis sich eine dicke mucilaginöse Masse daraus gebildet hat, welcher dicke Schleim, Mueilago plantaginis, den Schmerz beseitigen und die Entleerung von diesen Harnconcretionen in hohem Grade befördern soll. — Dauecus Carota, Seöxog bei den heuligen Griechen ge- nannt, ist eine Lieblings-Pflanze, und die Wurzel derselben wird auf die mannigfaltigste Weise zubereitet gegessen. Auch einen medizinischen Wein bereiten sich die Landleute mittelst derselben, indem die zerstossene Wurzel in Wein gethan und dieser nach einigen Tagen esslöffelweise getrunken wird. Sonderbar ist es, dass auch schon die alten Hellenen sich aus dieser Wurzel einen Wein be- reiteten, den dieselben Javzises Öwog nannten. Auch zur Bereilung einer Confiture wird diese Wurzel benützt, und zwar auf die Weise, dass man die weichgesoltenen Wurzeln in Weinmost einkocht. Diese Confiture ist sehr schmackhaft, und wird den Leulen als Diureticum anempfohlen. Ueber die Etymologie des Wortes Daucus herrschi noch ein grosses Dunkel, und es ist nicht anzunehmen, dass Daucus von ö«lsv, erhitzen, brennen abgeleitet werden kann, indem die Pilanze keine erhitzende, stimulirende, im Gegentheile beruhi- gende Heilkräfte besitzt. Der Speciesname Carota jedoch ist wahr- scheinlich vom Xeltischen Cor, rotl,, in Bezug auf die Farbe der Wurzel, oder auch von Caro, Fleisch, in Bezug auf die Beschaffenheit der Wurzel abzuleiten. *) *) Nach Wittstein ist Theophrast's da«uxos Lophotaenia aurea Gris. Dioscorides unterschied 3 Arten d«@vzos, nämlich Athamanta ceretensis L., Peucedanum Cervaria Lap. und Ammi majus L. 18 * 260 — Zu den seltensten Pflanzen Griechenlands gehören die Tulpen; in einem Garten Tulpen zu sehen, ist eine Seltenheit, und selbe werden von allen Leuten bewundert. Die Türken sind grosse Liebhaber dieser Blumen, und aus den Zwiebeln verschiedener Tulpen bereiten sich die türkischen Frauen für ihre Kinder Syrupe gegen Husten und Krämpfe. Sie nennen diese Blume Tolipan, was eigentlich Turban bedeutet, indem diese Blume irgend eine Aehnlich- keit mit einem Turban besitzt. Auf jeden Fall ist das Wort Tulipa türkischen oder persischen Ursprungs, denn auch Toliban oder Dolbend auf persisch bedeutet Turban, mithin Tulipa eine dem Turban ähnliche Blume. — Dass die Oelbäume ein ungemein hohes Alter erreichen können, ist allgemein bekannt, und es ist kein Zweifel, dass Tau- sende der belasteten Oelbäume im Olivenwalde bei Athen ein Alter von 500—800 Jahren, ja vielleicht auch noch ein höheres haben. In Jerusalem herrscht die Meinung, dass die noch existirenden 8 grossen Oelbäume auf dem Oelberge aus den Zeilen Chrisli stammen, somit beı 2000 Jahre alt sind. In Folge hohen Alters wird der Stamm ganz knorrig, völlig dürr, es stellt sich die Kernfäule ein, und der ganze Stamm, mil Ausnahme einer ebenfalls vollkommen dürren Rin- densubstanz, steht ganz ausgehöhlt da, sich leicht in mehrere Theile spaltend. Die weithin ausgebreitele Wurzel ist ebenfalls dürr und es bringt dem Fortgedeihen des Baumes nicht den geringsten Nachtheil, wenn man den ganzen Wurzelstock herausnimmt, so dass die Wurzel dem Oelbaume ganz unnülz zu sein scheint, und es auch gewiss ist, indem alle Saftgelässe zu sehr verstopft und verselzt sind, um den Safı nach den Zweigen und Blättern führen zu können. Ich bin nun der Meinnng, dass die Blätter das Geschäft der Wurzeln und der Er- nährung übernehmen. — Die Ericen finden sich in Griechenland sehr häufig, und selbe bilden gewöhnlich kleine Sträuche von a —1 Fuss Höhe. Auf dem Pentelicon, von wo man sie nach Athen bringt, um selbe in die Gärten zu versetzen, finden sich solche Ericen , jedoch sehr selten, die einen Strauch bilden, der 6—3 Fuss Höhe erreicht. So lange diese schönen Sträuche noch klein sind, und mit der Erde aus dem Boden herausgenommen werden, ist Hoffnung vorhanden, dass sie, wenn auch in anderes Erdreich verseizt, einwurzeln und gedeihen; sind jedoch selbe grösser, so gedeihen sie sellen, und gehen meistens nach einigen Monaten zu Grunde. — Nachdem alle Blumen, selbst die in den Gärten verschwunden sind, und ein Blumenbouquet in den Herbst- und Winter-Monaten zu einer Seltenheit wird, beginnen die wildwach- senden Sträuche sich mit den schönsten Früchten zu schmücken, und aus diesen lassen sich sodann prächlige lang andauernde Sträusse machen, die auf der Tafel des Reichen und des Armen eine herrliche Zierde sind. Diese Tage und Wochen langandauernden Bouquels bestehen aus: Smilax aspera, Pistacia Terebinthus, Nerium Oleander, Arbuius Unedo, Arbulus Ändrachne, Erica arborea und Myrius 261 communis. Solche Sträusse mit den erdbeerähnlichen Früchten der Unedo und den weintraubenähnlichen rothen Träubchen der Smilax sind eine der schönsten Zierden in dem Zimmer der griechischen Familien, die aufdem Lande wohnen, und sich diese schönen Pflanzen und deren Früchte leicht zu verschaffen im Stande sind — eine Zierde, die der Stadtbewohner häufig entbehren muss. — Des schönen Platanenbaumes (Platano bei den Griechen genannt,) hängende, kugelige Früchte finden im Oriente in der Thierarznei eine kleine Verwendung, und zwar gegen Dysenterie der Thiere, sowohl bei Pferden als auch bei den Haus- thieren. Die Albanides, so nennt man die empyrischen Thierärzte, bereiten aus diesen Früchten starke gesättigte Absüde, und geben selbe den leidenden Thieren ein, worauf sich die Diarrhoe sehr bald stillen soll. Da diese Früchte sehr styptisch sind, und Tannin ent- halten, so ist diesem vorwiegendem Bestandtheile die Heilwirkung zuzuschreiben. In anderen ähnlichen Fällen werden diese Früchte auch mit Essig abgekocht, und ein solches Decoctum den Thieren mit gutem Erfolge eingeschüttet. — In den glühenden Oasen Egyptens, wo der Dattelbaum der einzige Baum ist, haben die Früchte dieses nütz- lichen Baumes schon oft Menschen vom Hungertode gerettet, und ein Theil Arabiens heisst dieses einzigen Baumes halber — auch das glück- liche Arabien. Man isst die Datteln frisch, getrocknet und auf die verschiedenste Weise zubereitet, theils als Zuspeise theils als Con- fiture, oder auch mit Fleisch und Reis gekocht; so gibt es in Egypten ein sehr schmackhaftes Gericht, einen Dattel- Pilaw nämlich, der aus mit Butter gekochtem Reis und geschnittenen Datteln, die mit dem Reis zusammengekocht werden, besteht. Die Araber sagen, dass eine gute Hausfrau ihrem Manne einen Monat hindurch täglich ein anderes Dattelgericht vorsetzen könne. Unter diesen Dattel- gerichten sind auch die gefüllten Datteln zu erwähnen, eine Art eingesollener Datteln, die nur in ihrem Vaterlande bereitet werden, und als Geschenke auch nach Europa kommen. Zu diesem Zwecke werden die ganz reif gewordenen grössten und fettesten Datteln aus- gewählt, ihre Körner ausgelöst und während mehrerer Stunden in Dattelhonig, so nennt man den aus den überreif gewordenen Daiteln gepressten Zuckersaft, eingeweicht. Sind selbe hinreichend weich geworden, so werden sie nun mit geschnittenen Nüssen, mit Erd- Mandeln (Cyperus esculentus,) und andern Früchten gefüllt, sodann zugenäht und nun in Zuckersyrup oder auch nur in Dattelhonig unter Zusatz von Nelken und Zimmt gekocht, und im festen Zustande in Thongefässe zur Aufbewahrung gefüllt. Dieses Dattelgericht ist eines der auserlesensten. — Unter dem türkischen Namen Schumbel er- hielt ich aus dem Misir Bazar von Konstantinopel eine Wurzel, die als ein Kuwetly lladtsch (llag), d.i. als ein kräftiges nervenslär- kendes Heilmittel bei den Orienlalen in hohem Rufe steht, und zu einer Menge von Medikamenten, die sich die Türken selbst bereiten, 262 verwendet wird. Diese Schumbel, die Sumbal-Wurzel soll von Va- leriana Jatamansi, vdernach Andern von einem Ligusticum gesam- melt werden ; jedoch die mir zu Gesichte gekommene, scheint ein Kunst-Produkt zu sein, und ein Fabrikat dieser Misir Bazirgians. sin befreundeter junger Apotheker aus Konstantinopel sagle mir, dass sich diese Leute aus dem sogenannten Kursi, d.i. aus Ambra Lignum Aloes und andern aromatischen Stoffen bereitete Räucher- werk, das die Orientalen auf den Rand ihres Mankal, ihres Kohlen- beckens legen, um das Zimmer mit Wohlgerüchen zu erfüllen — mittelst Raki d. i. Weingeist eine Tinctur bereiten, die zur Aromali- sirung einer Menge von Stoffen dient und dienen muss. Da nun diese Schumbel in der That einen zu penetranten aromatischen Geruch und Geschmack besass, als dass ich selbe für natürlich hätte halten können, so glaube ich, dass diese Schumbel ein Kunst- Produkt gewesen ist, welches einer Wurzel von Paeonia offieinalis mit diesen Wohlgerüchen von Ambra imprägnirt glich. Schumbel wird in Konstantinopol mit 8 Piaster das Granım bezahlt — 48 kr. pr. Drachma. — Die getrockneten Lorbeerfrüchte (Jagvföss bei den Alten genannt, da sie kleinen getrockneten Olivenfrüchten sehr ähnlich sehen,) nennt das Landvolk Daphno-elaces d. i. Oliven der Lorbeerbäume,, indem die Oelfrüchte Elaces und der Lorbeerbaum Daphne genannt werden. Man presst aus denselben in der Regel kein Oel, daher hunderte von Zentnern solcher Früchte, die von den in allen Gärten und besonders in allen Kloster-Gärten stehenden Lor- beerbäumen gesammelt werden könnten — verfaulen und unbe- rücksichligt bleiben. Das aus den griechischen Früchten gepresste Oel besitzt einen stärkeren aromatischen Geruch, als das aus Italien gebrachte. Die Landleute pressen sich hie und da dieses Oel, und gebrauchen dasselbe gegen das Ausfallen der Haare, so wie auch gegen verschiedene Leiden des Unterleibes. — Styrax officinalis kommt sehr häufig in den wasser- reichen Bergschluchten am Pentelicon, und noch häufiger am Ke- physsus-Bache vor. Die klimatischen Verhältnisse Griechenlands sind nicht geeignet, um aus der Pflanze Balsam zu gewinnen. Die schönen kirschähnlichen Früchte des Styrax bleiben grün und enthalten schöne chocoladbraun gefärbte Samen, die einen durchdringend bittern Ge- schmack besitzen, und ebenso bitterist auch das dieselben einschlies- sende Sarcocarpium. Werden diese fleischigen Samen in Wasser ge- legt, so quellen selbe sehr auf und bilden eine sehr schaumige seifen- älnliche Masse, die jedoch nicht als Seife benützt werden kann. Dieser Eigenschaft halber nennt das Volk die Pflanze Saponaki d.i. Seifen- Pflanze. Ausserdem bleibt diese Pflanze in Griechenland unberücksichtigt. Ob der auf den Bazars von Klein- Asien sich findende Storax-Balsam von Liguidambar imberbe gewonnen wird, ist noch weiler zu untersuchen, gewiss jedoch ist es, dass derselbe aus der Storaxpllanze, Styraz officinalis, nicht gewonnen wird. 263 — In Griechenland ist der eigentliche und allgemein verbreitete Olivenbaum der gewöhnliche Oelbaum Olea europaea saliva "Ereie. Die davon gewonnenen Oliven haben die Grösse einer läng- lichen Kirsche, und Oliven, die die Grösse einer kleinen wälschen Nuss haben, gehören zu den Seltenheiten. Ist es möglich. die Olivenbäume von Zeit zu Zeit zu bewässern, so werden die Oliven zwar grösser, saftiger, jedoch nicht schmackhafter, lassen sich weniger gut aufbewahren, und das Oel ist von geringerer Güte. Die grössten Oliven werden aus der Gegend von Salona und Missolunghi gebracht, jedoch auch die ausgesuchlen besitzen nicht die Grösse einer wilden Zwetschke. In andern Theilen finden sich Oliven, die eine mehr längliche, zusammengedrückte Form haben, so dass selbe von einer anderen Species zukommen scheinen. Höchst interessant ist es, Oliven zu sehen, wie sich solche auf den kaiserlichen Tischen des Sultans finden ; dieselben besitzen die Grösse eines kleinen Taubeneies, werden in Essig eingelegt und halten sich sehr gut durch 1—2 Jahre. Diese prächtigen Oliven werden dem Sultan jährlich durch den Pascha von Egypten aus Syrien zum Geschenke dargebracht, wo sich diese Oliven-Art finden soll, deren Früchte zu einer ausser- gewöhnlichen Grösse gelangen. Mit Ausnahme auf der Tafel des Sultans finden sich nirgends solche prächtige Oliven. Werden diese schönen Früchte von den Kernen befreit, in Essig eingeweicht und mit Sardellen, auch mit Fleisch und Gewürzen gefüllt, so erhält man eine sehr appetiterregende Zuspeise, die man gefüllte Oliven nennt. Athen, im März 1859. Correspondenz. Weisbriach in Kärnthen, am 21. Juni 1859. Noch in diesem Monate verlasse ich meinen bisherigen Wohn- ort Weisbriach, und übersiedle nach Maltein in Oberkärnthen, welcher Ort im Maltathale liegt. Leizteres stösst in seinem nördlichen Anfange an die Centralwand der norischen Alpenkette unmittelbar an und weist im Westen die Gletscher des Ankogels und Hochalpenspitzes, im Osten jene des Hafnerekes und Sonnblicks auf. Ueberdiess ist das Thal gegen Südosten ganz flach und tief, und erreicht erst bei Mal- tein eine Seehöhe von ungefähr 2530, beher bergt daher Pflanzen aller Regionen, was insbesondere zu einem vergleichenden Studium ihres Vorkommens anregt. Sie ersehen aus diesen Andeutungen, dass ich mir ein Plätzchen gewählt habe, welches meinem Interesse für die Botanik entspricht, und von dem aus ich Ihnen manche Mittheilung zu machen gedenke. Paul Kohlmayr.. Brixen. 2. Juli 1859. Was Campanula pusilla betrifft, so werde ich kaum mehr die Ansicht Neilreich’s in Zweifel zichen dürfen, dass zwischen dieser 264 und den Varietäten der ©. rotundifolia L. keine sichere Gränze be- steht. Denn ich besuchte , zwar nicht das Erstemal, wohl aber zu einer geeigneltern Zeit, das Thal Villgraten, im Draugebiete des Pusterthales, und fand hier eine Menge von Campanula, welche (mir neue) Uebergänge zwischen den beiden angeblichen Arten bil- dete, Dagegen fand ich auch an einem anderen Orte die schöne Form, welche Neilreich „Flora von Unterösterreich* $. 448 als ß grandiflora = Camp. Scheuchzeri V ill. bezeichnet; welche aber auch in Uebergängen zu C. rotundifolia vulgaris von mir hie und da bemerkt wurde. Hofmann. Gent in Belgien, am 12. Juli 1859. Ich sammle noch immer Rubus, deren viele hier vorkommen. Es sind mehrere darunter, die in den mir zu Gebote stehenden Büchern nicht beschrieben sind. Hätten alle Autoren diese Pflanzen so gut beschrieben, wie Wimmer in Breslau, so könnte man sich leicht helfen. Ich habe mir vorgenommen, unsere Arten selbst zu be- schreiben, und bin dann sicher, dass Jeder seine Rubus darnach erkennen wird, Seit mehreren Jahren beschäflige ich mich mit der Flora von Flandern, später werde ich die andern Provinzen vor- nehmen. Hier wo der Boden Sand ist, kommen wenige Hieracien vor und diese nur einzeln, so z. B. Hieracium Pilosella, Auricula, umbellatum, murorum, ramosum u. a. Ehmals kamen in den Dünen mehr Pflanzen vor, als jetzt. Die Schafe fressen dort Alles ab, auch die Soldaten verändern vieles, dabei sind die Standorte so weil- läufig, dass man die Gegend genau kennen muss, um etwas zu finden. Die Tümpel, Wassergräben und Canäle sind unsere besten Fundörter. Prof. Scheidweiler. Personalnotizen. — Gustav Rilter von Pidollzu Quintenbach, k.k. Oberst und Commandant des Infanterie-Regiments „König von Han- nover“ ist am 24. Juni, in der Schlacht zwischen der Chiese und dem Mincio, von einer feindlichen Kugel getroffen, an der Spitze seines Regiments gefallen. Soldat in der ganzen Bedeutung des Wortes, im Frieden välerlicher Befehlshaber des ihm anvertrauten Regi- mentes, heldenmüthiger Führer seiner Truppe im Kriege, war Pidoll ausserhalb dem Kreise seiner dienstlichen Stellung ein leidenschaft- licher Anhänger der Botanık, und als solcher hochgeachtet von seinen zahlreich botanischen Freunden , deren Herbarien er mit den sel- tensten Pflanzen Istriens bereicherte, welches letztere Gebiet er in jüngster Zeit auf eine erhebliche Weise botanisch ausbeutete. — J. G. Beer wurde mit der durch den Tod Dr. Leydolt's erledigten Stelle eines Sekretärs der k. k. Gartenbau-Gesellschalt betraut. Neben Graf v. Beroldingen, Dr. Fenzl, Dr. Reissck 265 und dem verewigten Dr. Leydolt hat sich Beer um den Auf- schwung der k. k. Gartenbau-Gesellschaft im Laufe der letzten zwei Jahre am eifrigsten bemüht, es ist daher zu hoffen, dass die Gesell- schaft das Sekretariat den besten Händen anvertraut hat. — Nees von Esenbeck’s Denkmal wurde am 5. Juni auf seinem Grabe zu Breslau enthüllt. — Von Dr. Moriz Wagner sind neue direkte Nachrichten eingetroffen, datirt aus Quito den 20. April. Dr. Moriz Wagner spürte die ersten Stösse des dortigen Erdbebens am Morgen 8% Uhr den 21.März; er sprang aus seinem hochgelegenen Landhause noch eben rechizeitig in den Garten, ehe ein Theil des Daches und der steinernen Gallerie einstürzte. Ein Blick über die Stadt zeigte ihm das Verschwinden all’ der schönen Kirehenkuppeln; über dem einge- stürzten Häusermeer erhoben sich ungeheure Staubwolken. Fast die Hälfte der alten Inkahauptstadt, zwei andere Städte, etwa 20 Orl- schaften und 200 Haciendas sind in Trümmerhaufen verwandelt. Die ganze Bewegung dauerte über 60 Secunden. — Die sinnige Inschrift, welche v. Humboldt’s Grabmal schmückt, lautet; „Da er Alles umfasst und erkannt, was im Licht sich bewegt hier, stieg er nun auch in die Nacht, weiter zu forschen hinab.“ Vereine. Gesellschaften, Anstalten. -— Die Adjunkten-Versammlung der kais. Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher fand vom 2. bis 4. Mai zu Jena statt, und es tagten bei derselben neun Mitglieder, nämlich ausser dem Präsidenten Dr. Kieser, auch noch die Ad- junkten Braun aus Berlin, Fenzl aus Wien, Lehmann aus Hamburg, Martius aus München, Schultz Bp. aus Deidesheim, Seemann aus London, Senft aus Eisenach und Will aus Er- langen. Zu dem hauptsächlichsten Erfolge der Versammlung wäre jedenfalls der Beschluss zu zählen, das der Sitz der Akademie bleibend nach Frankfurt a.M. zu übertragen sei. Zu Folge eines weiteren Be- schlusses wird die Akademie ein besonderes Blatt, als selbststän- diges amtliches Organ unter dem Titel „Leopoldina* herausgeben, dasselbe soll in Lieferungen erscheinen, die an keine bestimmte Zeit ihres Erscheinens gebunden, mit 15 Nummern einen Band abschliessen werden. Die Akademie betreifende Vorfälle, Nachrichten über natur- wissenschaftliche Reisen, über literarische Erscheinungen u. a. werden den Inhalt dieses Journals bilden. — Die Geschäftsführer der 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte haben folgende Erklärung erlassen: „Die unterzeichneten Geschältsführer der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte glauben unter den gegenwärligen slür- mischen Zeitverhältnissen nur im Interesse der Versammlung zu 266 handeln, und dabei auf eine Zustimmung aller derjenigen Natur- forscher und Aerzte, welche dieselbe zu besuchen die Absicht halten, rechnen zu können, wenn sie dieselbe nicht in diesem Jahre berufen, sondern die Zusammenkunft der Gesellschaft in Königsberg auf eine friedlichere Zeit verschieben. Königsberg, den 6. Juli 1859. Rathke. v. Wittich.* — In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Ge- sellschaft am 6. Juli theilte Ritter v. Heufler mit, dass Herr Weselsky ein Manuscript „Enumeratio eryplog. imp. austriaei* eingesendet habe, damit dasselbe, so weit es angeht, für das Re- pertorium der österreichischen Flora benützt werde. Ferner dass Mangerv. Kirchsberg eine Abhandlung über Standorte dalma- tiner Seealgen einschickle, wozu er durch die in den Schriften des zool.-botanischen Vereins (1854, pag. 317) enthaltene von Frauen- feld bewerkstelligte Zusammenstellung der von V. Vidovich und P. Titius gesammelten Algen Dalmatiens angeregt wurde. Die Beobachtungen, welche der Autor, längere Zeit an den Küsten Dal- matiens lebend, machte, ergänzen jene des P. Titius, zum Theil‘ werden sie berichtigt, auch wird eine Anzahl von Arten ausführlich geschildert. Es wird in dieser Schrift unter Andern auch die Ansicht des P. Titius bekämpft, dass viele Algenarten sich nur abgerissen vorfinden, und die Meinung ausgesprochen, dass die Algen nicht sehr tief im Meere vorkommen. Der Sprecher legt ferner ein ihm vom Hauptmann v.Schulzer zugeschicktes Werk: „Die Basiosporen Ungarns“ vor, welches jedoch "vorläufig nicht zur "Veröffentlichung bestimmt ist, sondern nur zur Einsicht für Pilzfreunde dienen soll, um deren Urtheil er nachsucht. Er hat darin mehrere neue Genera aus der Reihe der grösseren Pilze aufgestellt. Die vor einiger Zeit vonv.Schulzer gemachte Angabe über die Auffindung einer Hymenophallus-Art hält R. v. He ufler jetzt für wahrscheinlich, indem Exemplare, welche v. Schulzer einsendete, wirklich einer Gatlung angehören, die bisher in Europa nicht beobachtet wurde, und eine Podaxinee sei. v. Schulzer nannte ihn Podaxon Thunü. Schliesslich legt v. Heufler eine von ihm bei Wien gefundene unil in der österr. Literatur bisher noch nicht veröffentlichte Uredinee die Puceinia umbellatarum mit dem Bemerken vor, dass er dabei die Spermogonien , welche bisher nur von wenigen Arten bekannt sind, aufgefunden habe. —- Direktor E. Fenzl als Vorsitzender lest ein von Mag. Pharm. Keil eingesendetes Manuscript vor: über die Pflanzen- und Thierwelt der Kreuzkofl- Gruppe bei Lienz, und be- spricht den Inhalt desselben. Ju) — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften mathem.-naturwiss. Classe am 9. Juni legte Franz Keil als Resultat der ihm im vorigen Jahre durch die hohe Akademie der Wissenschaften gewordene Unterstülzung , seine neue Relief-Karte der Kreuzkofl-Gruppe und des Grossglockners vor, und überreichte als Erläuterung eine physikalisch-geographische Skizze der ersteren Gruppe. Dieselbe stellt eine eben so an Schönheit als naturwissen- 267 schaftlichem Interesse reiche Hochgebirgspartie der südlichen Kalk- Alpen dar, welche das oberste Gebiet der Drau von jenem der Geil scheidend, im Süden von Lienz in Tirol einen Flächenraum von 5" österr. Quadratmeilen bedeckt. Sie ist im Massstabe von 1 :48000 der Natur oder 1000 Klafter gleich anderthalb Zoll durchaus nach eigenen sorgfältigen Aufnahmen ausgeführt. Herr Keil geht in seiner Darstellung näher auf die Gliederung der Gruppe ein, zeigt die Ver- schiedenheit der Bergformen, je nachdem sie den Kalkschroffen der nördlichen oder den saniten Gebilden des Glimmerschiefers der süd- lichen Gebirgsseite angehören. Er machte auf die höchst abweichende Gestalt der Thäler des entgegengesetzten Abhanges sowohl in Bezug auf Form als Neigung aufmerksam, und zeigte die je nach der geo- gnostischen Unterlage verschiedene Wirkung der Erosion. Nach der Erörterung der klimatischen Verhältnisse der Gruppe, die zugleich ein allgemeines Bild des Alpenklimas geben, behandelte er umständ- licher die Pflanzenwelt derselben, deren alpinen Charakter und Reichthum an Seltenheilen jedem Botaniker bekannt sind. Er führte hiebei die an 500 Arten betragenden Pflanzen in natürlichen Gruppen auf, die er in solche des cultivirten Landes, des Grasbodens, des nakten Gesteines und des Waldes scheidet, und ging näher auf die Charakleristik derselben nach horizontaler und vertikaler Verbreitung ein. Dieser Darstellung folgt ein Abriss der Fauna, und endlich eine kurze Skizze der Bewohner des bezeichneten Terrains. Die vorgelegte Relief-Karte des Grossglockners und seiner Umgebung im Massstabe von 1000 Klafter = 1 Zoll und nach eigenen Aufnahmen ausgeführt, ist um so mehr geeignet, ein klares Bild der dargestellten Gegend zu geben, als neben der möglichten Naturireue der Terrainformen auch Firn und Schnee, Wald und Kulturland durch Farben ersichtlich gemacht sind. — Es hat sich in Berlin ein Comit& gebildet, um die Geldmittel für eine „A. v. Humboldt’s-Stiftung für Naturforschung und Reisen“ zusammenzubringen. In dem zu diesem Behufe erlassenen Aufrufe wird der Zweck der Stiftung näher dahin be- zeichnet, „hervortretenden Talenten, wo sie sich finden mögen, in allen den Richtungen, in welchen Alex. v. Humboldt seine wissenschaftliche Thätigkeit entfaltete, namentlich zu naturwissen- schaftlichen Arbeiten und grösseren Reisen, Unterstützung zu ge- währen.“ Die Bestimmung der Verwendung der Geldmittel zu diesem Zwecke soll der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Hum- boldt seit fast 60 Jahren angehörte, anvertraut werden. Literarisches. — Recherches sur la famille des Amaryllidacdes; par M. J. Gay; (premier m&emoire). Extrait des Annales des sciences naturelles 4-e serie, t. X, cahier No. 2; Paris, Avril 1859; pag. 75—109. — 268 Es enthält das vorliegende Heft zunächst die monographische Bear- beitung der Narcissen mit rudimentärer Nebenkrone. — Der illustre Verfasser macht uns zuerst mit den dieser Abtheilung characteri- stischen Merkmalen bekannt, welche sie von den übrigen Amarylli- daceen unterscheiden lässt. Hierauf wird zu den dazu gehörigen Gattungen übergegangen. — Die sechzehn Gattungen dieses Tribus (nämlich: Corbularia, Ajax, Oileus, Assaracus, Illus, Ganymedes, Diomedes, Tros, Queltia, Schizanthus, Philogyne, Jonquilla, Chlor- aster, Hermione, Helena und Nareissus), welche Haworth 1831 in seiner Monographie alle bleibend anerkannt wissen wollte, sanken beiSpach in histoire nat. des vöget. phaner. XII. (1846) zu Sectionen und Untergallungen von Narcissus selbst, herunter; — während noch vor diesem der grosse Reformator der Amaryllidaceen, Herbert, nur sechs Galtungen beibehält, also Haworth's 16 Genera auf 6 redueirte. — Kunth hat in seiner Enumeratio V (1850) hieran nichts geändert, — Mit Einschluss der neuen Gattung Aurelia, welche der Verfasser hier zuerst aufstellt, bestünden die Narcisseen heutzulage aus sieben. Zur Veranschaulichung gibt uns Hr. J. Gay pag. 77 — 79 eine Uebersicht der Charaktere, die jeder Gattung eigenthümlich. Er be- zweifelt indess die Haltbarkeit von Ganymedes, und dievon Parla- tore in der Flora italiana (vol. III. pars 1, 1858, pag. 111 und 113) zur Gattung Queltia gebrachten beiden Arten: Narcissus incomparabilis und N. odorus stellt der Verfasser ohne irgend ein Bedenken den wahren Narcissen zurück. — Mag man nun das Trennen der Nareissen in so viele Gattungen billigen, oder dagegen sein, — so gibt es nun doch unter den echten Narcissen eine sehr natürliche Gruppe, welche aus- schliesslich im Herbste blühende Arten mit weissen oder auch grünen Blumen enthält, die Herbert, Kunth und Parlatore ganz gut begriffen, ohne derselben eine andere Eigenthümlichkeit, als eben die des Spätblühens zuerkennen zu wissen. Herr J. Gay ist der Meinung, dass diese Gruppe durch keine weitere Classifica- tion weiter zersplittert werden könne; und er tadelt Haworth als Einzigen, dem es beifiel, Nareissus viridiflorus den übrigen als eigene Gattung (Chloraster) zu entreissen. Nachdem der Verfasser gezeigt, dass die 7 Arten, die Kunth in der Enumeratio, als in diese Gruppe gehörend, aufnahm, blos auf drei zurückzuführen seien: auf Nareissus elegans, N. viridiflorus und N. serotinus, bespricht er die Wachs- thumsverhältnisse, welche N. elegans und N. serotinus mit einander gemein haben, erwähnt er einer Eigenthümlichkeit des Nareissus serolinus, die in der ganzen Familie der Amaryllidaceen zu den aussergewöhnlichen Fällen gehört, dass nämlich die blühende Pflanze normal blattlos ist. — Hierauf folgt die monographische Bearbeitung der Herbsi-Nareissen, bei jeder Art die Beschreibung, ausführliche Synonymie und Vorkommen. Die neu aufgestellte Gattung Aurelia (benannt zu Ehren der Gemalin des bekannten Lyoner Botanikers Dr. Henon, welche dem Studium der Nareissen und Irideen der Flora Frankreichs mit vielem Fleisse obliegt, und demnächst ein Prachtwerk darüber zu veröffentlichen gedenkt), unterscheidet sich 269 von den übrigen durch das Perigon, dessen-Blätter nicht sternförmig ausgebreitet sind, sondern glockenfürmig zusammenneigen. Sie eni- hält die einzige Art: Aurelia Broussonnetü (Narcissus Brousson- netü Lagasca, N. oblitteratus Willd.), eine sehr seltene Pflanze Mauritaniens. Die Beschreibung dieser merkwürdigen Pflanze ent- wirft der Verfasser Iheils nach den paar Bruchstücken aus Brous- sonnet's Herbar, gegenwärtig Eigenthum der Akademie der Wissen- schaften in Montpellier, theils nach den Angaben Broussonnet's, Lagasca's, Willdenows und Schlechtendal fl. — Weiters findet sich die Galtung Carregnoa Boiss., hier das Erstemal den Narcisseen zugetheilt; denn von Herbert und Kunth ward sie unter dem Namen Tapeianthus in die Sect. Sternbergia zu den wahren Amaryllideen gesteckt. Mehrere Merkmahle, unter andern die Struktur der einaxigen Zwiebel, widerselzen sich dem Einreihen unter die Amaryllen, wie sie Endlicher in „Genera* aufgefasst, wo Leucojum und Galanthus mit Sternbergia, Amaryllis, Crinus, Haemanthus etc. zusammengemischt stehen, nach dem Ausspruche Gay's gleichsam: wie Schafe unter Pferden. Nach Allem entspricht also die Boissier’sche Gattung den Narcisseen im Herbert’schen Sinne. — Eine weitere Abtheilung ist der morphologischen Bedeutung der Nebenkrone bei den Narcissen gewidmet. Was diese betrifft, so adoptirt der Verfasser die Erklärung Döll’s, der die Nebenkrone als ein „Analogon in der Ligula vieler Laubblätter“ betrachtet. — Mit Abbildungen dreier Diagramme schliesst diess erste Heft. AI E — Plantas Abichianas in itineribus per Caucasum regionesque transcaucasicas collectas enumeravit A. Bunge. (Aus den Memoires de I’ Academie des sciences de St. Petersbourg;; VI. Serie; Sciences malhematiques et physiques, tome VII besonders abgedruckt. St. Pe- tersburg, Buchdruckerei der kais. Akademie der Wissenschaften, 1858. Eggers et Comp. Leipzig, L. Voss. 4-10. (20 p.). — Hier sind die Pflanzen aufgezählt, welche Herr Staatsrath Abich, der aufKosten der kais. russischen Regierung die caucasischen Provinzen als Geologe bereiste, sammelte. Man merkt es recht wohl, dass Herr Abich kein Fachbotaniker, sondern Flora’s Kindern nur nebenbei oberflächliche Aufmerksamkeit schenkte. Im Ganzen sind 472 Arten verzeichnet, worunter sich 8 neue Arten befinden. Die Zahl derer, bei denen sich Bemerkungen finden, wie z. B. „specimen valde incompletum* ist verhältnissmässig sehr gross; auch konnten viele wegen Mangel- haftigkeit nicht sicher bestimmt werden. Neu sind: Arabis flavi- flora, mit A. alpina und A. albida nahe verwandt; Erysimum gelidum, das uns schon aus v. Seidlitz’s „botanischen Ergebnissen aus Transkaukasien* 1. Heft (1857) pag. 78 bekannt ist; Dianthus integerrimus nov. spec. aus der Rolle Caryophyllum; Astragalus oxytropoides und A. dissitiflorus; Pedicularis araratica und P. armena. Bei letzterer Art müssen wir bemerken, dass Boissier und Huet de Pavillon in Boiss. diagn. plantar. nov. ser. II. n. 3 pag. 176 im Jahre 1856 schon eine Pedicularis armena be- 270 nannt haben, dass also. wenn beide Pflanzen verschieden sind, (Boissier vergleicht seine mit P. caucasica ; dasselbe thut mit der seinigen aueh Bunge; aus beiden Beschreibungen kann die Iden- tität dennoch nicht ermittelt werden), die Abich’sche anders zu nennen ist ; — Melampyrum caucasicum Bge., dem M. barbatum nahe stehend, aber „bracteis oblongo-ovalis basi peclinalo=ineisis parle superiore oblonga brevissime acutata denticulatis“ hinlänglich ver- schieden. V.yiuh — Ueber die fossile Flora von M. Promina in Dalmatien hat schon vor einigen Jahren Dr. Const. v. Ettingshausen eine Be- schreibung gegeben. — Das Materiale dortiger Lokalität hat sich aber seit jener Zeit der Art angehäuft, dass es dem Prof. de Visiani möglich war, ebenfalls eine Flora unter dem Titel: „Piante fossile della Dalmazia* zu veröffentlichen. Wir finden in dieser Flora manch’ neue Art von Dr. de Visiani aufgestellt, wie z. B. Neorepteris Schleani, Fortisia Haidingeriana, Fort. Lanzeana, Pracibe Lanzeana, Talmacites promenensis, Cocolorites Massalongiana u. m. a. — Flabellaria rophifolia Ett. und Sphaeroeoceites flabelliformis Ett. wurden als gleicharlige Species von Professor de Visiani zusam- mengezogen und Sphenophora Eltingshauseni V is. benannt, so auch wird Artocarpidium Ephialte Ett. in Lapindus Ephialte umgeänder!, da Prof. de Visiani ein vollständigeres Exemplar zu Gebote stand. — Nach. gegebener Beschreibung der 22 Arten folgt eine Ueber- sicht der in Dalmatien und namentlich am M. Promina bisher auf- gefundenen fossilen Pflanzen mit Angabe ihres Vorkommens in andern Localitäten und der analogen noch lebenden Arten, und schliesslich wird eine neue Aufzählung gegeben der am M. Promina und nächster Umgebung vorkommenden Pflanzen. Ir. — Ueber der Flora von Angarano, in der Provinz Vicenza, finden wir Nachricht von Montini in einer Brochure, die dieser bei Gelegenheit der Einstallirung des Pfarrers von Angarano im Jahre 1840 gegeben hat. Auf der zu besagter Gemeinde gehörigen Fläche von 4 Miglien, zählt Montini über 1000 Phanerogamen-Arten und 300 Arten Kryptogamen ; unter den ersteren werden als bemer- kenswerth aufgezählt: Orthopogon undulatifolius R. B., Lophochloa phleoides Rich., Fimbristylis dicholoma Bert., Vulpia ligustica L k., Heteropoyon Allioni K. P., Tommasinia verticillata Bert., Paeo- nia corallina Retz., Orobus Clusü Spr., Fumaria Haller? Willd., Spallanzania Agrimonioides Pall., Tordylium maximum L., Roucela Erinus Dum. u.m.a. Von Kryptogamen werden aufgeführt: Po/y- trichum aloides Hedw., Barbula Wahliana Schult., Syntrichia subulata Mor., Hypnum populeum H ed w., silesiacum P. R., palustre L. 4:92.28: Sr. — Freiherr v. Reden hat bei Gelegenheit der Jubelfeier der k. k. Landwirthschalts - Gesellschaft in Wien im Jahre 1857 eine Brochure unter dem Titel: „Der Boden und seine Benützung im Kaiserstaale Oesterreich“ veröffentlicht, in welcher von Dionys Stur die „phanerogamischen Nutzpflanzen Oesterreichs“ aufgezählt werden, Em gr mit Angabe ihrer Verbreitung, Vorkommen und Verwendung. Der für jeden praktischen Landwirth anerkannte Werth dieser Zusammen- stellung hat Hrn. A. Senoner bewogen, dieselbe in’s Italienische zu übertragen und der Ackerbau-Gesellschaft in Udine vorzulegen, welche diese Bearbeitung in ihr „Anuario* von 1858 aufnahm. Um diese Aufzählung von Nutzpfianzen dem Lande anzupassen, hat Senoner selbe nachPirona’s „Flora Forojuliensis Syllabus* ge- ordnet, den italienischen Namen und den friauler Trivial-Namen bei- geselzt, und so jedem dortigen Landwirth Gelegenheit geboten, den Nulzen seiner einheimischen Pflanzen zu kennen. In diesem um Vieles vermehrten Verzeichniss sind auch viele nicht in Friaul vorkommende Arten aufgeführt, die aber alldort eingebürgert werden könnten und daher Stoff zu Anbauversuchen geben. — Wir sind der Ansicht, dass solche Aufzählungen von Nutzpflanzen unter dem Landvolke ver- breitet von hohem Vortheile wären, und namentlich wäre diess für Volksschulen angezeigt, wenn neben dem Texte die Pflanzen ab- gebildet würden. — Von Dr. L. Rabenhorst ist in Dresden erschienen: „Flora des Königreichs Sachsen. Nebst Schlüssel zu dem Linne@’schen Sexualsystem und dem zum Grunde gelegten natürlichen System. Phanerogamen und kryptogamische Gelässpflanzen“. — Ueber Anbau- Versuche mit neuen oder wenig bekannten Nutzgewächsen, nebst Andeutungen zur Begründung neuer Industrie- zweige hat Dr. A. Rauch in Kempten eine Broschure herausgegeben. Mittheilungen. — Der Einfluss des Erdmagnetismus auf die Vegetation und auf die Vorgänge in unserer Atmosphäre wird von Jahr zu Jahr durch sich häufende Beobachtungen ausser Zweifel gesetzt. Lamont in München hat im Jahre 1850 zuerst nachgewiesen, dass die Art, in welcher der Erd- magneltismus sich äussert ,„ nicht immer die gleiche bleibe, sondern dass vielmehr die täglichen Schwankungen der Declinationsnadel sich in einer regelmässigen Periode von zehnjähriger Dauer wiederholen. Diese Beob- achtung wurde von Reslhuber in Kremsmünster 1852 bestätigt, während man zugleich den Nachweis gewann, dass eine Uebereinstimmung zwischen den Magnelbewegungen und dem Wechsel der Lufttemperatur zwar nicht statt finde, wie man dies früher vermuthele, dass aber dagegen die Schwankungen des Magnetes und die Schwankungen des Feuchtigkeitsgehalles der Luft zu einander im Parallelverhältnisse stehen, so dass die Uebereinstimmung beider ebensowohl in sehr feuchten und sehr trockenen, also in den vom mittleren Zustande sehr abweichenden Jahren, als auch am mittleren normalen Zu- stande selbst sich nachweisen lasse. Einen weiteren Zusammenhang der magnetischen Kraft mit Vorgängen in den Gestirnen hat R. Wolf in Bern aufgefunden, indem er eine vollkommene Uebereinstimmung der magnetischen Periode mit der Sonnenfleckenperiode fand und die Dauer beider Perioden auf 1140 Jahre festsetzte. Die Bestätigung dieser Zeitbestimmung muss ferneren Beobachtungen überlassen bleiben. Dagegen ist eine von Wolf ge- machte Zusammenstellung wichtig, dass in den Jahren, in welchen die Sonne reich an Flecken ist, die Atmosphäre unserer Erde wenig nasse Nieder- 272 schläge gibt und gleichzeitig die Vegetation mit besonderer Fruchtbarkeit und Ueppigkeit sich entwickelt. In den Jahren dagegen, in welchen dıo Sonne arm an Flecken ist, ist die Atmosphäre nüsser, stürmischer und des- halb von geringerer Fruchtbarkeit. — Agrieultur-Verhältnisse im Banate, Nach dem letzten Jahresberichte der Temesvarer Handelskammer wurden von. der produeliven Oberfläche (4,678,003% Katastral- Joch) verwendet: 2,495,430%% Joch als Ackerfeld, 480.529 Joch als Wiesen und Gärten, 74,502, Joch als Wein- ärten, 863,587?/ Joch als Hutweide, 678,026°4 Joch als Waldungen u. 85,9261/4 och als Rohrschlag, mit deren Cultur 9A, der Bevölkerung beschäftigt ist. In specieller Beziehung ist zu erwähnen, dass der Weizen sich als über- wiegendes Element des Ackerbaues bewährt und diesem der Mais am nächsten steht, ja denselben noch übertrifft, so wie es auch mit dem Hafer der Fall ist, der in Quantität des Productes reichlicher ist, als der Weitzen. Als eine Merkwürdigkeit des Banates ist die Reis - Production anzuführen, welche sich bis auf 2000 Centner belauft und von der Familie Timary auf dem Dentaer Prädium Topoly bei Partos gepflegt wird. — Die Wieseneultur wird dort am meisten vernachlässigt, wo der Getreidebau vorherrscht, und es werden in Heu ungefähr 5.700,000 Ctr. an Grummet gegen 2.809,000 Ctr. erzeugt- — Wenn auch der Rohrschlag in sanitätischer Beziehung verwerflich, so wird er doch betrieben, weil er mehr abwirft als die Weide, die Wiese, der Wald und selbst das im Gebirge gelegene Ackerfeld. Die Ursache dieses höhern Ertrages findet sich in der vielartigen Verwendung des Rohres. — Um die Färbung der Früchte von Kernobst zu begün- stigen, hat schon Duham el empfohlen, die Blätter, die sie umgeben, nach und nach abzupflücken, damit das Sonnenlicht besser einwirken kann, aber erst dann, wenn die Früchte schon ihre volle Grösse haben. Die Lebhaftig- keit der Färbung kann man noch mehr erhöhen, wenn man ihre Sonnen- seite mit frischem Wasser befeuchtet. Wie wir aus dem „Belgique horlicale* und aus Regel’s Gartenflora entnehmen, hat auch v. Flotow Versuche in dieser Richtung angestellt ; er benetzte die Früchte öfters im Laufe des Tages, wenn die Sonne sie traf, und erhielt dadurch welche, die sich durch ihre lebhafte Rölhe auszeichneten. — Diese Thatsache und die Bemerkung, dass die Streifen an Aepfeln und Birnen immer in der Richtung der Axe und nie quer laufen, leitete v. Floto w zur Schlussfolgerurg, dass die Wirkung der Sonne auf die Haut der vom Thau benetzten Früchte die rothen Streifen hervorbringe. Sobald die Sonne die Früchte trifft, wird man be- merken, dass der Thau sich in Tropfen sammelt, diese langsam hinablaufen, und feuchte Spuren von verschiedener Breite zurücklassen, die der Sonne als Chablonen dienen, um die Früchte zu bemalen. Die gestreiften Früchte sind meistens Herbst- und Wintersorten. Wenn man also gestreifte Aepfel, nachdem sie fast ausgewachsen, sammt dem Zweig künstlich so stelle, dass deren Axe eine horizontale Lage bekommt, so wird man quergestreifte Aepfel bekommen. Correspondenz der Redaction. Herrn G-s in G—a: „Mit Dank erhalten.“ — Herrn S. inB. „Die Rubus-Sammlung werden Sie erhalten.“ — Herrn —t—: „Ich glaube, dass unsere Aufgabe eher in dem Bestreben die Botaniker zu einigen, als in dem sie gegen einander zu tummeln bestehe.“ Redactenr und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von CE. Gerold. — Druck von ©. Ucberreuter. - Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT —se Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. September 1859. IX. Jahrgang. N. ®. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monales. Man pränumerirz auf dieselbe mit 51. CM. (3 Rthir. 10 Ngr.) ganzjahrig, oder mit 2 fl. 30 kr. halbjährig, und ewar für Exemplare, die frei durch die Post besogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von C. Gerolds Sohn in Wien, so wie ın allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Der Hofgarten von Athen, Von Dr, Landerer. — Frühlings-Vege- tation von Algerien. Von Sehramm. — Charakter und Streekung des Laubblattes von Liriodendrum tulipifera. Von Wiesner. — Laubmoose von Linz. VonAspök. — Correspondenz. Von Landerer, Vagner. — Personal -Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botan, Tauschverein. — Mittheilungen. Der königliche Hofgarten in Athen. Von Dr. X. Landerer. Neben den Denkmalen des klassischen Alterthums, die sich auf dem Boden Athens durch den mächtigen Willen unserer angebeteten Königin nun wieder aus dem Schulte der Jahrtausende erheben, fesselt von nun an auch ein Werk neuzeitiger Civilisation den Blick des gebildeten Reisenden. Die Idee der erhabenen Fürstin, über der Stätte so vieler heiliger Erinnerungen das frische Leben der Gegen- wart in der reichsten Mannigfaltigkeit seiner Formen, in seinem freudigsten und hellsten Farbenglanze erstehen zu lassen, ist durch die Vollendung Ihrer bewunderten Schöpfung, des Hofgartens zur That geworden. Der Fremde, der diesen reitzenden Ort betritt, an welchem sich die Flora eines südlichen Himmels so unerwartet und so üppig vor seinem überraschten Blicke aufschliesst, wird Ihr Dank dafür wissen, und sich mit dem Bürger dieses Landes von Ehrfurcht durch- drungen fühlen gegen den Geist, welcher der Nachwelt ein solches Vermächtaiss seines Strebens veredelnd und mildernd in die Geschicke Griechenlands einzugreifen, hinterlässt. Da die Gewächse aller Klimate, die Pflanzen aller Zonen unter Hellas glücklichem Himmel gedeihen, so zählt der königliche Garten in Athen zu den schönsten und sehenswürdigsten der Welt, Die . Anlagen dieses Gartens, der eine Ausdehnung von ungefähr 300 Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859, 9. Heft, 19 274 Tagewerk hat, sind englisher Art, und verzweigen sich über theils natürliche, theils künstlich angelegte Hügel und Felsenpartien, so dass man sich stundenlang in seinen Windungen wie in einem La- byrinthe ergeht, während jede Stelle, an der man sich befindet, die Aufmerksamkeit durch wundervolle Baumgruppen, Lauben, Teiche und vor Allem durch überraschendste Abwechslung der Farbentöne und Vegetationsformen fesselt. Jede seiner höher gelegenen Stellen bietet dem Beschauer irgend eine malerisch schöne , überraschende Ansicht dar, hier auf bewunderte Denkmale, welche der Macht der Jahrtausende widerstanden, dort auf Gruppen von Inseln, deren jeder ein Blatt in den Geschichtsbüchern der Menschheit bewahrt ist, deren jede an irgend eine unvergessliche That dieses denkwürdigen Volkes erinnert, das durch seine Kraft und hohe Entwicklungsfähigkeit mitten unter Barbaren sich länger als jedes andere im Zenithe menschlicher Gesitlung behauptet. Dort liegt Salamis, von der Glorie des grossen Sieges überstrahlt, der die Kultur des Abendlandes vor asialischem Despotenthume gerellet, — dort Acgina Poros, mit dem durch He- phaistos Gewalt aus dem Meere emporgetriebenen Melhana, jelzt fällt der Blick auf die durch griechische Kunst und Geschichte, durch die Thaten von Göttern und Helden so unvergesslich gewordenen Gebirge: Hymeltus, Pentelikon, Parnass. Die in dem Garten aul- gefundenen Ueberreste von Säulenschaften, Kapitälern, Fundamenten u. s. w. werden in einem besondern Theile desselben aufbewahrt; sie sind auf die zierlichste Weise aufgestellt, und von den schönsten Schlingpflanzen umwunden. Eine eben so günslige Aufstellung hat ein schöner, bei dem Umgraben des Gartens aufgedeckter Mosaik- boden aus römischer Zeit gefunden, da die kunstsinnige Königin für die Nachwelt bewahrt wissen will, was die Zerstörung so vieler Jahrhunderte verschont hat. Um die zahlreichen Pflanzungen des ausgedehnten Gartens zu bewässern, wurden allenthalben Cisternen angelegt, die sämmtlich mit Wasserhebemaschinen versehen sind. Epheu nnd andere Schling- pflanzen umranken sie mit ihren grünen Festons, ven denen sie vollkommen maskirt werden. Einen grossen Eindruck würde auf die Griechen ein künstlicher Springbrunnen, eine unbekannte Erscheinung in Griechenland machen. Die kunstsinnige Königin beschäftigt sich seit langer Zeit mit dieser Idee, einen solchen zu schaffen, jedoch Mangel an hinreichendem Wasser scheint die Ursache zu sein, dass Griechenland bis jelzt noch keinen Springbrunnen aufzuweisen kat, mit Ausnahme von kleinen unbedeutenden, die sich in allen türkischen Bädern finden. Dagegen besteht ein künstlicher See in dem Garten, und in diesem zur Zierde theils Reiher theils Schwäne, die ebenfalls als seltene Erscheinung von den Griechen bewundert werden. Während der Sommer-Monate ist auch eine Dampf-Maschine in Thätigkeit, um das Wasser aus einem Brunnen zu heben, das sich schäumend und sprudelnd aus einem marmornen Löwenkopfe ergiesst, und zur Bewässerung des Gartens überall hingeleitet werden kann. 275 Von einem der schönsten Plätze im königlichen Hofgarten, wo sich die von ihren Unterthanen angebeteten Majestäten öfters auf- zuhalten geruhen, eröffnet sich dem Blicke die Nachahmung einer Haide-Gegend, wahrscheinlich zur Erinnerung an die heimatlichen Gefilde der hohen Fürstin; jedoch nicht die Pflanzen des reichen Nordens, sondern die zierlichsten Gewächse des Südens, des altischen Himmels, insbesondere die Myrihe zieren diese künstliche Haide. In Ermanglung eines Springbrunnens und eines Wasserfalles, die zur Zierde des Gartens nicht wenig beitragen würden , befindet sich in der Mitte eines einige Fuss tiefen Marmor-Bassins eine auf einem bronzenen Piedestale stehende Nymphe, innerhalb eines kleinen Blumengartens von Blumenvasen mit den schönsten blühenden Pflanzen umrungen; sie hält ein Gefäss und ist gleichsam mit dem Giessen ihrer Blumen beschäftigt. Diese Nereide gewährt den Griechen grosses Vergnügen, und jeden Abend besuchen sie Hunderte von Menschen. Auch ein kleiner Thiergarten mit Hirschen, Rehen und Gazellen ist am Ende des Gartens angelegt. Seinem Reichthume an Bewässerungsmitteln verdankt der Garten, der vor 20 Jahren noch eine Einöde war, sein wunderkräftiges ent- zückendes Grün, aus welchem seine schönen Rosenlauben mit ihren an baumartigen Hecken emporstrebenden Rosenbüscheln und Guir- landen wie Feenträume hervorragen. Wie Alles hier an die Jugend der Menschheit, an die Tage der Mythe und des Mährchens erinnert, so gilt dies wohl auch von dem künstlich angelegten Labyrinthe aus Evonymus europaeus. Kann man einen grossarligen königlich angelegten Garten im Oriente überhaupt schwer denken, ohne im Geiste ein Labyrinth hinzuzufügen, so war es in solcher Nähe Candia’s um so unver- meidlicher, auch den Hofgarten von Athen mit einem Labyrinthe zu versehen. Unfern davon trifft man aber auch eine Schweizerei, wo auf deutsche Weise Butter bereitet wird, damit sich nach dem langen und anstrengenden Umgange mit Göllern und Heroen das irdische Behagen wieder einstelle. Wahrhaft unerreicht dürfte der Garten von Alhen in der Eintracht dastehen, in welcher er die Söhne des Waldes — des nordischen wie des südlichen vereinigt. Gewaltige Datielpalmen, hoch über ihre übrigen Brüder emporragend, Tausende von Hesperi- denarten sind wie zum Rathe unter dem blauen Baldachin des Himmels versammelt. Unsere gütige Königin besucht Ihren Hofgarten , Ihre Schöpfung täglich ; auf einem kleinen mit Pony’s bespannten Phaeton durchfährt sie ihn nach allen Richtungen von Ihrer kunstsinnigen Öbersthofmeisterin, Baronesse Plüskow begleitet, und trifft Ihre An- ordnungen. In einem griechischen Hofgarten dürfen gewiss jene Bäume nicht fehlen, die in der Geschichte Griechenlands irgend eine Rolle gespielt. Der Maulbeerbaum, dieser herrliche für Griechenland so bedeutungsvolle Baum wird daher auch hier auf das Sorgfältigste gepflegt. 19* In schönen Lauben finden sich Camellien, Azaleen in allen Farben, Cinerarien, eine Unmasse von Dahlien und Hibiseus-Arten. Alteen von Acer, Schinus Molle, Nerium Oleander ete., dann alles Schöne und Seltene, aller Zonen Sträuche, Bäume und Pflanzen vege- tiren in diesem schönen Garten, dieser Zierde für die Stadt der Minerva, und gewiss kommt kein Fremder nach Athen, der nicht diese Schöpfung der grossen Amalie besuchen und diese nicht mit Staunen verlassen würde. Von mächtiger Wirkung sind die majestälischen Cypressen, die hie und da in kleinen Hainen von 10—%20 Bäumen beisammen stehen. Die Cypresse ist einer jener Bäume, welchen die griechische Mythe eine tiefe Bedeutung für das menschliche Leben verliehen. Nicht blos der Schmerz hat ihn geheiligt, indem er ihn, der dem Pluto geweiht war, die Urne des Verblichenen zu hüten bestimmte, sondern auch Gott Amor schnitzte aus seinem Holze jenen Pfeil, der dem menschlichen Herzen sein Verhängniss bringt. Mit Uebergehung der näheren Beschreibung der Pflanzengrup- pirung, die ich den Hofgärtnern überlasse, erwähne ich noch, dass alle freien Plätze theils mit Mesembryanthemum triquetrum , theils auch mit Lotium perenne besäet sind, wodurch diese Erdstellen in künstliche Wiesen, ebenfalls eine seltene Erscheinung in Griechen- land und im ganzen Oriente, umgestaltet sind. Wunderschön ist der Anblick eines solchen ausgedehnten Platzes mit dem Mesembryan- themum. Morgens und Abends ist dieser schöne grüne Teppich mit einer Menge von purpurrothen Blumen geziert, die sich alle am Mittag schliessen. Tausende der schönsten und seltensten Zierpflanzen tragen zu jeder Jahreszeit zur Toilette dieses schönen Garlens bei. Durch die Anlegung und fortdauernde Verschönerung dieses Gartens hat die hohe und kunstsinnige Königin den Impuls zur Gartenkultur in Griechenland auch für den Privaten gegeben, und Tausende von Gärten, die in und um Athen entstanden, sind diesem Antriebe zu verdanken. Die heutigen Griechen sind gleich ihren Voreltern Freunde der Blumen, und gleichwie man in den hellenischen Zeiten den Becher bei Libalionen und Gastmählern mit Blumen zierte, und wie die Sieger in den olympischen und isthmischen Spielen mit einem Lorbeerkranze geschmückt wurden, ebenso war der Preis des Siegers, des Dichters und Schriftstellers ein Kranz aus Oliven- zweigen. Blumen sind das Festgeschenk der Liebe, Blumen ver- herrlichen Hochzeits- und Geburtstags-Feste, und Blumen sind die letzte Gabe ins Grab, Für die Bemühung der Königin Amalie möge das edle Haupt Derselben der Lorbeerzweig und der Olivenkranz umschlingen, und bis zum höchsten Alter zum Wohle des ganzen hellenischen Volkes zieren! . Athen, im März 1859. Die Frühlings-Vegetation En ’einem Twerle von, ALGEerIEeNn. Von Sehramm. Nachstehende Blätter, deren Inhalt so weit es nützlich erschien, einer von mir verfassten Broschure *) entnommen ist, haben den Zweck, ein ungefähres Bild der Frühlings-Flora von Algier zu geben. Ungefähr oder nur annähernd vollständig deshalb, weil ich ohne Absicht auf botanische Forschungen, mithin ganz unvorbereitet, so wie ohne weitere Hilfsmittel ausser dem sehr unvollständigen, und erst späterhin in Algier selbst gekauften Mumb y'schen Pflanzen- Verzeichnisse — Flore de l’Algerie, Paris 1847 — am 26. Februar 1358 den nordafrikanischen Boden betrat, und nur durch die früh- zeitige lebhafte Vegetation zur genauen Beobachtung der dortigen Pflanzenwelt angeregt wurde. Ein jedes fremdarlige Ziergewächs, jede groteske Persönlich- keit nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch, wenngleich der untere nahe am Meere gelegene Stadttheil von Algier meist ganz europäisch aussieht und grösstentheils von Europäern bewohnt ist. Ich stieg daselbst mit einem lieben Reisegefährten, dem Lieutenant Bartels aus Magdeburg, im Hötel de France ab. Mein kleines einfensteriges Zimmer in der ersten Etage hätte ich mit keinem unter den Linden in Berlin vertauschen mögen, und ich fühlte mich ganz einheimisch und wohl darin. Ich hatte nämlich die freie Aussicht auf den west- lichen Theil des ganz nahen Hafens, welcher von der Admiralität, dem Leuchtthurme und der gewaltigen West-Mole begrenzt wird. Handelsfahrzeuge von allen Grössen und Fischerbarken beleben ihn. Gerade aus, also nordwärts, schweift der oft träumerische Blick über das weite Meer, welches hier nach Osten zu die grosse halb- mondförmige sichere Bai von Algier bildet, die durch die lieblich bebaumte Küstenstrecke bis zum Cap Matifou abgeschlossen wird. Jenseits dieser, nach Osten zu immer niedriger auslaufenden, Sahel- kelte sah ich den mit blendend weissem Schnee bedeckten höheren Theil des Allasgebirges, wahrscheinlich der Dschurdschura von 7000’ Höhe jenseils der Ebene Metidjah, wohin ich auch noch zu gehen gedachte. Der eben beschriebene näher bei Algier gelegene Theil der Sahelberge gewährt eine Ansicht ähnlich der von Nizza, und ist wohl der am meisten bevölkerte Theil von Algerien. Hier sieht man eine Menge von weissschimmernden Landhäusern von der üppigsten Vegetation, von blühenden Sträuchern, immer grünen Bäumen, von Johannisbrod-Fruchtbäumen und hohen Cypressen um- geben, über alle aber erhaben, die einzeln stehende königliche Palme, deren schlanke Blätterwedel sich schon von fern vom blauen Himmel abheben. Dort liegen die Schlösser oder Landsitze einiger vornehmen *) Neue Briefe aus Algerien. Brandenburg 1858 bei J. Wiesike. 278 Mauren, die des Gouverneurs, des Generals Jusuf, ein Frauenkloster, so wie die Dörfer: Mustapha en bas und superieure, Birmandrais, d’Hussein-Dei, Kouha, der Gouvernements- Garten (Jardin d’ essai) Maison-carree und mehrere andere Ortschaften, zum Theil südlicher in den Thälern des Sahel versteckt. Den obern Theil der Stadt krönte früherhin die Residenz des letzten Dey oder die theilweise zerstörte Casbah; doch liegt jetzt noch höher hinaufgebaut, das die Gegend beherrschende Fort I’ Empereure, welches ich seiner schönen Aussicht wegen einige Male besuchte. Auf diese beraseten Felsen hinauf, so wie auf allen unsern Ausflügen fanden wir eine nicht gezählteMenge blühender Sträucher und Pflanzen, von welchen ich nur Haidekraut, Cytisus, Viburnum, Orchi- deen und allerliebste Irisarten nennen will, zu denen sich riesige, ob- wohl noch nıcht blühende Exemplare von Opuntia Ficus indica und Agave americana gesellten. Zu den besuchtesten Promenaden in der Nähe der Stadt gehört eine der schönsten hiesigen Anlagen, nämlich der öffentliche Garten „Marengo“ mit der Aussicht aufs Meer und geziert durch die kollossale Marmorbüste Napoleon I. Der seltenen Baum- und Strauch-Arten, so wie der Zierpflanzen aus wärmeren Himmelsstrichen sind hier eine zahllose Menge, und die einheimisch gewordene Cactusarl, Opuntia Ficus indica Mill. erreicht in dieser günstig gelegenen Localität in dem vielarmig verzweigten baumarligen Stamme eine Stärke von 1 Fuss im Durchmesser. Die sonntäglichen Landpartien,, welche der Prof. Dürando veranslaltete, bei welchen ich eingeführt war, gehörten mit zu den angenehmsten Genüssen, welche mir dargeboten werden konnten. Irgend eine express angenommene Diligence, vereinigte 10 — 14 einheimische oder fremde Naturforscher, von denen einige Schmetter- linge jagten, andere Käfer sammelten, die meisten aber die selteneren Schätze der Flora in ihre Mappen oder Kapseln bargen. Bald war unser Ziel die sogenannte Boujar&ah oder der höhere Theil des Sahel- gebirges bei St. Eugene, westlich von Algier nach Coleah zu, bei welcher Stadt die Myrtengebüsche zu Hause gehören ; bald führte uns unser Präses in die entgegengesetzte Richtung nach Maison carrde, wo 400 arabische Strafgefangene die Blätter der Zwergpalme, Chamerops humilis L., welche hier ein grosses Culturhinderniss bildet, in feine Fasern aushecheln. Diese werden zu Stricken, Ma- trazzen, Matten und hundert anderen Dingen verarbeitet, ja Herr Foucolt inBirmandrais fabrieirt alle gangbaren Papiersorten daraus, und versendet die Masse selbst bis Hamburg. Eine andere, an und für sich höchst interessante Excursion nach dem ebenfalls östlich von Algier am Meere gelegenen Jardin d’essai (Versuchsgarten) wurde durch den eintretenden Gewilterregen unterbrochen. Dort werden vom Gouvernement nützliche oder seltene Bäume, Sträucher und Pflanzen angebauet, unter welchen die Dattel- palme, welche jedoch nur in der Wüste vollkommen reife Früchle trägt, das Bambusrohr, die Banane, die Arlischocke, die Cochenillen- 279 pflanze, Opuntia coceinellifera Mill. nicht fehlen. Ausgedehnte Ge- wächshäuser bergen eine Menge seltener Pflanzen. Ein dort angestellt gewesener, jetzt aber nach Bona verseizter Beamter, Dagon de la Conterie, den ich gelegentlich bei seiner Ueber- siedlung dorthin auf einer Seereise nach Stora kennen lernte, theilte mir als interessante Notiz mit, dass die Kultur der Cochenille sehr mühsam, dagegen der Versuch mit einer Seidenraupe, die sich von dem Laube des Wunderbaumes, Ricinus communis L. nähre, und ein sehr werthvolles Gespinnst liefere, als vollkommen günstig zu be- trachten sei. Der Wunderbaum, den man in unsern Gärten als Zier- staude sieht, wächst in der Gegend von Algier häufig wild, und hat die Grösse unserer Hollundersträucher. Auf diese Weise und vermittelst sonstiger Spaziergänge lernte ich die Umgegend von Algier ziemlich genau kennen, und der ersie zauberische Eindruck, den dieselbe auf mich machte, hat sich während meines fünfwochentlichen Aufenthaltes daselbst immer gleich frisch erhalten. So sammelten wir auf einer der erwähnten gemeinschaftlichen Excursionen nach Coleah zu am 21. März vorlängs des Meeres, an der hügelichen Kunsistrasse, so wie an Hecken, folgende Pflanzen ein: Bellis annuaL. überaus gemein auf Rasen ; Lycium europaeum L., Viburnum Tinus L. baumarlig in Hecken; Erodium chium W. an feuchten Strassenmauern; Aristolochia altissima Desf. Kletten- strauch in einer Hecke; Aristolochia longa L., Parietaria mauri- tanica Durieu, Rumez bucephalophorus L. auf Aeckern neben der Chaussee ; Succowia balearica Medic. und Trifolium tomentosum L. auf Steingerölle. Eine der angenehmsten und ergiebigsten Fahrten machten wir am 28. März nach Maison carree, wo theils auf niedrigen grünbe- raseten Hügeln , !heils an den flachen Ufern eines weiter nördlich in das Meer fallenden Flüsschens — !’Harratch — nachstehende Seltenheiten aufgenommen wurden: Astragalus caprinus L., Bor- rago longifolia P oir., Coriaria myrtifolia L., Hedisarum capitatum Desf., Malope malaccides L., Oenanthe globulosaL. in einem kleinen Sumpfe, welche letztere eine 6—10-strahlige Dolde hat. Die Frucht- döldehen sind kugelig, die sitzenden Früchte gross. Die Wurzel- blätter doppelt gefiedert, haben 1—2‘ lange schmal-lineale Fiedern. Besonders lieb waren mir die prächtige Orchis papilionacea L. auf einem Hügel neben der schon leider längst verblühten O. Robertiana Lois. und die wunderschöne Ophrys Speculum Lk., Pflanzen, die ich hier zum Erstenmale lebend erblickte. Dann: Orobus atropurpureus Desf., Gsyris alba L., Ranunculus macrophyllus Ledeb. an einem "Wassergraben. Dieser Ranunkel stellt eine hohe ansehnliche Pflanze dar. Die gelappten rundlichen Wurzelblätter sind sehr lang gestielt, anliegend und der Stengel hingegen abstehend behaart, die oberen Blätter 3-theilig, ganzrandig; die Blumen gross, goldgelb; der an- gedrückte Kelch langzottig; der Griffel stark hakig gebogen. Ta- 280 marix africana Desf. oder gullica L. war nicht zu bestimmen, weil sich nur unaufgeschlossene Blüthentrauben ohne Blätter zeigten. Zuletzt Iheilte mir ein pariser Naturforscher noch eines von seinen wenigen Exemplaren der Euphrasia latifolia L.(Trixago Rchb.) mit. Bei einer früheren Gelegenheit, wo das Innere des arabischen Strafgefängnisses besichtigt wurde, hatten diese Lokalitäten schon Folgendes dargeboten: Pyrethrum fuscatum W., Anemone palmata L., Helichrysum Stoechas Mn ch. unter Gesträuch auf Thonboden, wogegen Cyno- clossum pietum Ait. und Ophrys lutea Cav. eine bei Algier und auch bei Philippeville gemeine Orchidee, bei Maison carree in Menge auf kalkhaltigen Hügeln standen. Tetragonolobus purpureus Mn ch. schmückle den safligen Rasen in sehr grosser Menge. Sonst wurden von mir noch in der nähern Nachbarschaft Al- giers, theils auf dem Sahelgebirge Kalk —, theils in Schluchten, auf fruchtbaren Aeckern, so wie am kiesigen Meeresstrande bis zum 30. März beobachtet, oder theilweise eingesammelt, und zwar: A. Im Sahelgebirge auf Felsen, an Abhängen, oder in Schluchten: Arisarum vulgare Targ., Biscutella raphanifolia Poir., Cy- tisus spinosus Lam. und ©. triflorus ! Herit., Prunus insititia L., Galium saccharatumL., Lamarckia aurea Mnch., welches schöne (Gras bereils am 27. Februar oben beim Fort l!’ Empereur zu blühen anfing. Moraea Sisyrinchium K er. zierte hier so wie späterhin bei Philippeville alle felsigen Anhöhen. Paronychia argentea Lam., Passerina hirsuta L., Trichonema Bulbocodium Ker., Asteriscus maritimus Mnch., Koniga maritima R.Br., Cardamine hirsuta L., letztere an einer Hecke; Cynoglossum cheirifolium L., Globularia Alipum L., Iris unguieularis Brot. (I. stylosa Desf.) bei Maison carrce und in der Baujardah unter Gesträuch,, in welcher letztern Oertllichkeit auch Lepidium glastifolium Desf., so wie Lonicera implexa Ait. vorkamen. Rosmarinus officinalis L. ist nur beim Dorfe Birmandrais verwildert und kommt sonst in der Gegend von Algier gar nicht vor Micromeria inodora Benth. stand jedoch daselbst in grosser Menge. Ophrys fusca Lk., O. tenthredinifera W., so wie Orchis longicornu Poir. bewohnen dort so wie bei Maison carrde und Kouba die lichten Gebüsche. Von Serapias pseudo-cordigera Moric. sah ich kurz vor meiner Abreise nur ein einziges blühendes Exemplar in der Gegend von St. Eugene hinter dem Kirchhofe an einer Schlucht. Höher hinaufsteigend, finden sich Olea europaeaL., Pinus ha- lepensis Mill., Quercus coccifera Mill., Q. lex L. als Waldbäume oder verkrüppelt, und darunter Juniperus Oxycedrus L., Erica ar- borea L. und Artemisia arborescens L., leiztere erst mit Blülhen- knospen. Auf dem oberen Theil des Sahelgebirges fand ich auf dürrem Felsgrunde Vaillantia muralis L. (Galium vezans Reichb. fil in den Icon.) nicht V. hispida L. wie mir dieses 5— 8‘ hohe Pflänzchen in Algier genannt wurde, Denn sowohl die Stengel als die Blatt- flächen sind kahl; freilich sind noch keine Früchte vorhanden. Ferner 251 standen auf Felsgerölle: Andropogon hirtusL., Helianthemum gluti- nosum Pers., Micromeria nervosa Benth., Phagnalon saxatile Cass., so wiezwischen Felsblöcken im Sahel, aber auch auf ebenem Boden bei Maison carree Ranunculus flabellatus Desf. Oben beim Kaiser-Fort entdeckte ich die hier keinesweges gemeine Anchusa lanata L. In Betreff der sehr elegant aussehenden Orchis longicornu Poir. möchte ich hier noch bemerken, dass deren Sporn sehr lang und am Ende keulig verdickt ist. Der Mitteliappen der Unterlippe ist schmäler und kürzer als die fast zurückgeschlagenen und abge- rundeten Seitenlappen. Diese letzteren sind ausgebissen, gerändert und gewöhnlich schwarz=-violett; der Mittellappen ist hellviolett mit grossen dunkelvioletten Punkten; der Helm röthlich. Aendert wie die ähn- liche ©. Morio in der Farbe ab, und fand sich bei Kouba auch schneeweiss. . Am Rande eines Hohlweges im Sahelgebirge und zwar bei dem Dorfe Birmandrais bemerkte ich Asplenium Adianthum nigrum und A. Trichomanes L., neben welchen ich auch Selaginella helvetica Spring. (?) leider noch ohne Fructification, aufnahm. Von Mumby ist nur Lycopodium denticulatum L. angegeben, von welchem er sagt: „eommun dans les chemins maures sur les tertres Al’ abri du soleil. En hiver.“ Das Plänzchen scheint mir etwas derber wie unsere Sagi- nella ; doch finde ich die Blätter nicht merklicher gesägt, wie meine anderen Exemplare, und namentlich wie eines aus der Gegend von Botzen, welches ich von Herrn Schonger erhielt. B. Auf niedrigen Hügeln, an Hecken und feuchten Stellen boten sich dar: Calendula arvensis L. und Centaurea pullata L., dagegen zeigte sich Calendula offieinalis L. nur an einer kleinen Stelle nach dem Kaiser-Fort zu. Asphodelus ramosus L. sieht man in Algerien auf Hügeln und beraseten Felsen in grosser Menge, und Pistacia Len- tiscus L. ist ein überaus gemeiner Strauch; Arum italicum L. blühte diesseils des Jardin d’essai und beim Dorfe Mustapha superieur an Hecken, woselbst auch Rosa sempervirens L. bereits am 28. Febr. entwickelt war. Dann Fedia cornucopiae Dec., Fumaria agraria Laj. und capreolata L., Lupinus angustifolius L. stand zerstreut in der Boujarcah, häufiger am Wege und auf Aeckern in der Ebene Metidjah. Ferner: Saivia Verbenacea Rehb. Icon. var. multifida stieg bis zum trocknen Felsen bei Maison carrde hinauf, war jedoch nur sparsam vertreten. Eben so Silene lusitanica L. selten; S. fuscata Lk. wuchs nur an einem Grabenrande beiKouba, wogegen S. gallica L. gegen Ende März auf den meisten beraseten Hügeln in der Nähe der Stadt massenhaft zu finden war. Lelztere ist in Reichb. Icon. Band VI. Tafel CCLXXII, Fig. 5054 sehr gut dargestellt. Der einfache Stengel wird fusshoch; die Blülhen sind klein, blass röthlich, stehen immer einseitswendig und sind mit langen weissen Zoltenhaaren be- kleidet. Dem Habitus nach ist diese Pflanze durchaus abweichend von unserer norddeutschen S. silvestrisSchott. Auch Allium triquetrum 282 und Cerinthe major L. var. purpurascens machten sich an Hecken und trockenen Gräben ganz besonders durch ihre Menge bemerkbar. Vinca major L. und die prächtige Anemone coronaria L., die jenseits des Meeres, in der Gegend von Nizza, alle Olivenhaine schmückt, war hier ausnehmend sparsam vertreten. Auch Prasium majus L., Ruscus HypophyllumL. blühend und mit Beeren, so wie Tamus com- munis L. kamen mir nur hin und wieder in Hecken zu Gesicht. Weniger selten sind Ferula sulcata Desf., erst Ende März einzelne blühende Dolden zeigend, so wie Barkhausia tarazacifolia D ec., Smyrnium Olusatrum L. und Hyoseris radiata L. Unweit der Casbah auf be- raseten Hügeln, oder an feuchtsandigen Stellen schlossen sich in den letzten Tagen meiner Anwesenheit in Algier immer mehr und mehr die jüngern Bürger der dortigen Flora auf, und es traten noch Plan- tago Serraria L., P. Psyliium L., Euphorbia verrucosa L. (?), natürlich noch ohne Kapseln und desshalb nicht sicher zu bestimmen; Convol- vulus altheoides L. var. hirsutus, so wie Andryala sinuata L. in Blüthe. Auffallend ist, dass die bei uns so weit verbreitete Gattung Hieracium in Algerien ganz zu fehlen scheint. An einem Bache in der Boujardah hatte sich ausser Serophularia sambuweifolia L. noch eine verwandte, mir aber unbekannte Art, welche Herr Dürando Sc. laevigata Vahl nannte, und höher hinauf in einigen Wasser- Tümpeln beim Dorfe Boujareah unsere gewöhnliche Form der Cal- litriche vernalis Kü tz. angesiedelt. C. An Wegrändern, auf Aeckern fanden sich namentlich fol- gende, theilweise auch bei uns gemeine, Pflanzen: Lamium amplexicaule L., Linaria reflexa Desf., Raphanus Raphanistrum L., immer weiss blühend ; Senecio vulgaris L., Stel- laria media Vill., Veronica arvensis, agrestisL. und V. Cymbalaria Bert., Capsella Bursa pastoris Mnch., Echium grandiflorum D e sf. Erodium moschatum Ait., Nicotiana rustica L. noch in überwin- terten alten Pflanzen auf den kultivirten Aeckern blühend. Dann Poa annua L.,. Oxalis cernua Thunb. an der Strasse nach EI Biar in Menge und wohl Gartenflüchtling, was auch Mumby glaubt; Ana- gallis coerulea Schreb. so wie Sherardia arvensis L. D. Auf wüsten Plätzen, an Mauern, lebten: Mercurialis am- biyua L, Reseda alba L., Borrago officinalis L., Sisymbrium Irio L., Sonchus tenerrimus L. Letzterer sehr gemein und auch auf Felsen. Chrysanthemum coronarium L., Pyrethrum Myconis Mnch., Urtica membranacea Poir., Chenopodium murale L. und Sinapis geni- culata Desf. E. Ausschliessliche Bewohner des Meeresstrandes waren: Are- naria spathulata Desf., Ecbalium agreste Reichb., Echium ma- ritimum W., Lotus creticus L., Ononis variegata L., Senecio humilis Desf., so wie Cakile maritima L. Die letzteren 5 bei Kouba und Hussein-Dei auf Sand am Meere, erstere an der entgegengesetzten Stadiseite nach St. Eugene zu. — pri! Zu jenem freundlichen Gesammtbilde Algiers und seiner Um- gebungen trug freilich auch eine weitere Fahrt nach Blidah und 283 Medeah bei, die ich am 22. März antrat, einem Zeitpunkte, wo mich mein junger Freund, Herr Bartels, verliess, um über Oran nach der Insel Madeira abzureisen. Die Diligence fuhr Mittags ab, und so sah ich denn, das überall mit Pflanzen und Sträuchern bekleidete Sahelgebirge auf der guten Kunststrasse überschreitend , jenseits des Dorfes Bircadem die be- kannte Ebene Metidjah vor mir ausgebreitet. Dies ist eine baumlose Fläche sehr guten Bodens, die bei einer Breite von 3—5 Meilen eine Länge von deren 15 hat, und südlich vom kleinen Atlasgebirge begrenzt wird. Die diesseitige Hälfte fand ich bei Weilem geringer wie die Südseite cultivirt, weil die abdachende Hügelkette des Sahel überall mit der, von den Colonisten mit Recht so gefürchteten Zwerg- Palme bedeckt ist, die näher nach Blida hin auf der niedrigen Ebene gar nicht gedeiht. Anstatt ihrer sieht man dort in ungeheurer Menge den ästigen Asfodili, aus dessen knollenartiger Wurzel Spiritus ge- brannt wird, so wie da, wo es niedriger war, Sciülla maritima L., welche man bei uns als Zierpflanzen in Töpfen zieht. Chamaerops humilis L. bildet auf den lehmigen niedrigeren Hügeln des Sahel mit Passerina hirsuta L., Pistacia Lentiscus L., Phyllirea latifolia L.. Cytisus-Arten u. s. w. ein dichtes Gesträuch, zwischen welchen häufig das rohrarlige Gras, Ampelodesmos tenax Lk. freudig wuchert. Eiwa in der Mitte der Metidjah, und zwar jenseits eines stunden- langen gras- und binsenreichen Sumpfes, aus welchem hin und wieder hohe dottergelbe Lilien ihr Haupt erhoben, wechselten wir in dem grossen und ansehnlichen Dorfe Boufarik die Pferde, wo europäische Colonisten und namentlich die deutschen , eine bedeu= tende Kultur entwickelt haben. Im verflossenen Jahre war dort für 200,000 Fr. Tabak verkauft, eine Pflanze, die in Algerien, wo keine Regie ist, gut gedeihet und rentirt. Gegen Abend erreichten wir das so hoch gefeierte Blidah, welches man einen Korb voll schönen Blumen, oder auch das Paradies Afrikas genannt hat, und welches halb in der Ebene, halb aufdem Hügellande des hier südwärts beginnenden kleinen Atlas gelegen ist. Im Hötel de la Regence fand ich eine vortreffliche Aufnahme. Blidah ist eine kleine aber ungemein freundliche Stadt, mit geraden Strassen, guten Häusern und mehreren geräumigen Plätzen. Sie hat Ueberfluss an Wasser, und nur diesem Umstande, nicht elwa ihrer wärmern Lage wegen, verdankt sie die ausgedehnten Orangen- und Citronen-Wälder, die sich stundenweit erstrecken. Ausserdem sieht man Feigen-, Granat- und Johannisbrod- Bäume, Ceratonia siliqua L., unsere Obstarten und einzelne gewaltig hohe Cypressen. Die mit weiss oder röthlich blühenden Obstbäumen bedeckten Gärten, die zierlichen Landhäuser, oder die zwischen Orangen und Feigen halbverborgenen Colonen-Wohnungen umgeben die Stadt von allen Seiten. Leider blühten erst einzelne Orangen-Bäume, wogegen andere, so hoch wie unsere höchsten Apfel- oder Birnbäume, noch reichlich mit Früchten prangten. Die Araber stutzen nämlich ihre 254 Bäume nicht, wogegen es die Europäer für zweckmässiger halten, zu thun. Am folgenden Tage fuhr ich mit der eben abgehenden Dili- gence nach Medeah, einer Stadt im kleinen Atlas gelegen, die man schon der piltoresken Strasse und ihrer Lage wegen (angeblich fast 3000) gern besucht. Der Weg führt zuerst durch die Ebene am Rande der Metidjah das Gebirge links lassend, bis zum Hervorbrechen der überall mit Oleander besäumten Gewässer der Schilfa aus den Vorbergen des kleinen Allas. Diesen letztern ersteigt man sodann, das schauerlich tiefe Flussbeit der Schiffa zur Linken, auf einem dem Gebirge ab- gewonnenen zwar gulen, doch so schmalen Wege, dass nur eben Raum genug für die zu vieren breit bespannten Pferde bleibt. Das Allasgebirge war hier überall mit blühenden Sträuchern und immer- grünen Eichen bewachsen, und von den rechts ansteigenden Felsen- massen rieselten an manchen Stellen kleine Cascaden über die Strasse, die Wassermasse der jetzt kleinen Schiffa vermehrend. | Am lebhaftesten schien mir die Vegetation in der Nähe der Station Ruisseau des singes, wo ein grösserer Bach aus einer stark beholzten Gebirgsschlucht herniederbrauset,, und einen Lieblingsauf- enthalt des hier vorkommenden Affengeschlechis, Macacus ecaudatus (Pitheque, Cuvier) abgibt. In dieser Gegend salı man die mannigfaltigsten Gewächse, hier wucherte an nassen Felsenwänden das niedlichste unserer Farren- kräuler, das Frauenhaar, Adiantum Capillus Veneris L. am häufigsten, hier blüheten gelbe Ginsterarten, so wie Erica arborea am üppigsten. Höher hinauf starrten uns nackte Felsen entgegen; denn wir halten das tief ausgehöhlte Belt der Schiffa verlassen , welche man vermiltelststeinerner Brücken öfters überschreitet. In den links oder rechts sich öffnenden Schluchten bemerkten wir niedrige arabische Lehmhülten , deren Bewohner etwas Ackerbau treiben, und endlich trat uns das hohe Gebirgs-Plateau klar entgegen, auf welchem die Stadt Medeah liegt. Wir Männer stiegen zu Fuss hinauf, und ent- deckten nach einem beschwerlichen Marsche unser Reiseziel, umgeben von hohen in Blüthe stehenden Mandeln- und Aprikosen-Bäumen, in einer flachen Einsattelung des Plateaus. Ich trat des Abends um 6 Uhr in Gasironome, dem besten Gasthofe, ab. Die Lage der Stadt ist, wie bemerkt, eine hohe; doch sieht man auch hier, wie in der Nähe aller Städte Algeriens, einen mit Fleiss betriebenen Ackerbau. Vorzüglich blühend schien mir derselbe vor dem südlichen Thore, wo eine tiefe Schlucht beginnt, die die Stadtmauer zum grossen Theil umgibt. Indem ich hier am 24. März früh die Gemüsegärten vor dem Thore des Jardins und die wieder höher hinauf liegenden schönen Weizen- und Bohnen-Felder durch- wanderte, um die mit Wein bepflanzten Hügel aufzusuchen, zogen einige entferntere Kuppen des Atlas meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich beschloss, meine kleine botanische Entdeckungsreise dorthin zu richten. 285 Ein Hügel nach dem andern wurde überstiegen, ein kleines quellenreiches Thal um das andere durchwandert, bis ich mich in einer tiefen Schlucht befand, wo mir äusserst bissige arabische Hunde die Passage streitig zu machen suchten. Ihr Herr jedoch, aus seinem Lehmhause herbeieilend, befreite mich von ihnen, und so konnte ich meinen Weg bis zum Fusse der höheren Gebirgsriesen forlselzen, wo ein breiter sehr schnell fiiessender Bach, vielleicht zum Quellen- gebiet des Bou Roumi gehörend, meinen weitern Forschungen eine Gränze setzte. Seinem Laufe folgend, traf ich in dieser nach und nach öde gewordenen Gegend, wo ausser einer seltenen Orchidee, Orchis patens Desf.? nur Ginster, Wachholder und verkrüppelte immergrüne Eichen standen, später wieder auf einige Spuren mensch- lichen Wohnsitzes, nämlich auf verwilderte Mandelbäume, in deren Nähe auch in der That eine kleine Wassermühle lag, Der freundliche Besitzer nannte den Mühlbach „Barrora*. Als botanische Ausbeute brachte ich noch Alyssum atlanti- cum Desf, Coronilla pentaphylla Desf., Sazifraga granulata L., eine in Algerien seltene Pflanze; Bellis sylvestris Cyr., letztere auf quelligem Moorboden, und vom Ufer jenes Gebirgsbaches ein Medicago ohne Hülsen. aber wahrscheinlich M. lupulina L., so wie Salix pedicellata D esf. mit zur Stadt zurück. Vor dem Thore standen noch harı am Wege auf Rasen: Ranunculus spicatus D esf. neben Silene rubella L., so wie in den offenen Gemüsegärlen mehrere Formen unserer Fumaria offieinalis L. Alyssum atlanticum Dest. ist unserem A. calycinum L. zu vergleichen, aber mit grösseren Schötchen, die oben deutlich ausgerandet sind. Meine Exemplare standen auf dürrem Boden, haben nur eine Höhe von 2—4', eine dottergelbe Blüthenfarbe, einen einfachen oder verästelten Stengel und sind überall sternförmig behaart. Die hier bei Medeah gefundene Orchidee ist eine zweifelhafte Pflanze , wohl in der Formenreihe von Desfontaines O.patens gehörig, aber wegen der Länge des Sporns nicht die von ihm be- schriebene Species genau. Sie macht den Eindruck einer kleinen O. mascula L., welche aber, abgesehen von anderen wesentlichen Abweichungen, selbst in der wärmeren Gegend von Maison carree viel später, nämlich im April und Mai blüht. Auch wurde diese Pflanze im frischen Zustande von Herrn Dürando sofort als ©. patens Desf, erkannt, und anderen gerade anwesenden Botanikern als Seltenheit angezeigt. Die Knollen dieser 6—8’' hohen Orchidee sind oval, mit wenigen fadenförmigen Nebenwurzeln. Die 5—8 wurzelständigen, ungefleckten Blätter oberhalb der Scheide verschmälert, sind länglich, nicht breit, und kurz zugespitzt. Ueber denselben befinden sich 1—2 scheiden- artige kleinere. Die Blüthentraube ist kurz, 1’%—%', aber weit, lockerblülhig, 6 — höchstens 10 blumig. Die häutigen, und wie der obere Theil des Stengels rölhlich angelaufenen Deckblätter sind lanzettlich, kürzer als der gedrehte Fruchtknoten ; die aufrecht ab- stehenden Blüthchen lebhaft purpurroth. Die Lippe ist am Grunde 2S6 keilförmig, 3-lappig, stark geadert; der etwas vorgezogene und tief ausgerandete Mittellappen trägt gemeiniglich in der Ausrandung einen kleinen Zahn ; die Seitenlappen, so breit als der mittlere, sind bogen- fürmig gekrümmt und unregelmässig gekerbt. Der gekrümmte, cy- lindrische Sporn ist abstehend oder aufsteigend, und so lang oder sehr wenig kürzer, als der Fruchtknoten, zur Zeit der vollkommen aufgeschlossenen Blumen. Uebrigens ist hier noch anzuführen, dass in der Höhe von Medeah die schwer auszurottende Zwergpalme gänzlich fehlt, deren Stelle aber auf dem rohen unbearbeiteten Lande Ginstergewächse und Eichengestrüpp einnehmen. Von einem Bekannten, dem Herrn Notar Laujaulet, halte ich einen Empfehlungsbrief an den Unterpräfecten, Hrn. Chancel in Blidah, erhalten, den ich bei meiner Rückkehr von Medeah abgab. Der Herr Sous-Prefet, ein sehr unterrichleter und wohlwol- lender Mann, führte mich auch nach seinem Garten, auf dessen Pflege derselbe viel Sorgfalt zu verwenden schien. Sie hatte auch Erfolg gehabt. Die Vegelalion war eine üppige, der schnelle Wuchs der kürzlich angepflanzten Bäume und Ziersträucher bewundernswürdig, wogegen die Bananen nicht gedeihen wollten, diein und beim Jardin d’ essai bei Algier so schön standen. Weiterhin musste mich Mustapha, sein Araber, hinaus in die Herrlichkeit dieser Orangenwälder und Olivenhaine führen, von wo uns aber ein unbequemer, wenngleich warmer Regen zu Hause scheuchte. Dennoch hatten wir mehrere Landhäuser besucht, die zwischen blühenden Bäumen und hinter den einzeln stehenden Johannisbrot-Bäumen oder Palmen hervorblickten, und in der Nähe eines neu angelegten Kirchhofes eine mächlige Pinie aufgesucht, die in einer Höhe von 3’ über der Erde einen Umfang von 13’ halte. Merkwürdig contrastirten gegen das saltgrüne Laub jener Hespe- rideen die lichtgrünen hängenden Blätlterzweige der Thränenweiden, die man in Algerien so häufig angepflanzt sieht. Blidah war also sehr schön, eingehüllt in Grün und Blüthen- schmuck ; will man es jedoch im höchsten Flor sehen, dann muss man es 14 Tage späler, wie ich es vermochte, besuchen, mithin etwa Mitte April, wo Orangen- so wie Oel-Bäume ihre Wohlgerüche aushauchen. Mustapha hatte mich bei dieser Gelegenheit auch nach dem Fusse des kleinen Atlas in eine Schlucht begleitet, an deren süd- lichem Rande sich nicht nur ein Marabut befand, sondern die auch von einem Gebirgsbache, El-Kebir, durchrauscht wird, dessen Gewässer weiter unten den Orangengärten zugeführt werden. In dieser Schlucht, mithin in der Nähe des Oued-El-Kebir, hatte ich noch Musse genug, einige interessantere Pflänzchen als: Lysimachia Linum-stellatumL., Plantago mierocephala P oir. und Silene pseudo- atocion Desf. mitzunehmen, welchen späterhin noch Galdetites tomentosa Mnch. neben den arabischen Mühlen, Ranunculus muri- 287 catus L. an Bewässerungsgräben, so wie Linaria virgata Destf. vom ehemaligen Kirchhofe zugesellt wurden. Am 3. April verliess ich Algier, und fuhr mittelst Dampf- bootes über Stora nach Philippeville, so wie von dort mit der Dili- gence nach Constanline, wo wir — ich mit einigen befreundeten Reisegefährten — wohibehalten am 6. des Morgens früh eintrafen, Wir fuhren jedoch schon am folgenden Tage mit der kleinen Dili- gence zeilig weiter nach Batna, um uns von da aus dem Rande der Wüste zu nähern. Während der ersten Hälfte des Weges waren die Ländereien gut angebaut und hatten viel Weizenfelder aufzuweisen ; nur Schade, dass diese Frucht nicht rein, sondern von der wilden Artischocke, Cynara Cardunculus L, sehr unterdrückt war. Dieses distelarlige Gewächs, welches man auf allen Feldern bei Constantine in Menge sieht, wird zwar von den Arabern gegessen, ist jedoch keine ge- schätzte Marktwaare. Dagegen fehlt hier zum Glück für den Ackerbau die gefährliche Zwergpalme gänzlich, wenigstens habe ich deren nicht gesehen. Des Mittags wurde in einem einzeln liegenden Gehöft, eine Art Karavanserei, gegessen, und dann die ziemlich langweilig wer- dende Reise fortgeseizt. Denn wir kamen nur durch wüste unbe- bauete Gegenden, wo wir nichts als wandernde Araber in schwarz- braunen Zelten sahen, die dort ihre Schaf-, Ziegen- und Kameel- Heerden weideten, welche letzteren 50—%200 Häupter enthielten. Nur diese Fremdlinge hielten unsere Aufmerksamkeit wach, weil wir sonst, mit Ausnahme eines todten Salzsees, nur hügeliges Land sahen, und die nähern Gebirgsketten unbewaldet fanden. Wir haben in Wirk- lichkeit von Constantine bis Batna, auf einer Strecke von wenigstens 24 Lieues, nur kurzes Gesträuch und keinen einzigen Baum gesehen, Jenen Salzsee aber, deren es in dieser Gegend mehrere gibt, nenne ich deshalb todt, weil er von keinen Schwimmvögeln belebt, und der sandige Strand ohne irgend eine sichtbare Spur von Pflanzen- wuchs war. Die Vegetation auf den von uns überblickten Flächen zeichnete sich zwischen Constantine und Batna überhaupt weniger durch Reichthum der Pflanzenformen, als durch ein massenhaftes Aufireten einzelner Arten aus. So dominirte südlich von ersterer Stadt die bereits erwähnte wilde Artischocke, wogegen in der Ge- gend des Salzsees, mithin elwa in der Mitte zwischen beiden Ort- schaften , auf allen wüsten Ländereien die gelbblühende Otkonna cheirifolia L. vorherrschte, oder die niedliche Levkoje, Matthiola lunata Dec. die Erde mit ihrem Violett bedeckte. Beiläufig bemerke ich, dass diese Athonna nicht glalte, sondern filzige-, mit einer langen Haarkrone gezierte, Achenen hat. Der Kelchabschnitte sind 8, der Blumenblätter 16—18 vorhanden. Von Batna führt eine gute Kunststrasse den Reisenden durch die Ebene nach dem eine Siunde entfernten Lambessa, wo ich am fol- genden Tage neben den Trümmerhaufen der ehemaligen Hauptstadt Numidiens von dem dürren steinigen Boden einige Exemplare von 288 Anacyclus Pyrethrum Dec. und Astragalus tumidus W. (Anthyllis tragacanthoides Desf.) zur Erinnerung mitnahm. Auf dem ebenen Felde bei Batna aber erfreute mich eine dort vereinsammt am Wege stehende Tulipa Celsiana Dec., die meinem Herbare noch abging. Um von Batna nach Biskara — auch Biskra — zu gelangen, muss man, obwohl der Weg bis zur nächsten Karavanserai Luxor noch ziemlich gut ist, entweder reiten, oder das einzige Fuhrwerk zu benutzen suchen, mit welchem der Lohnkutscher Hippolyte dann die Reise nach der genannten Oase unternimmt, wenn sich eine lohnende Gesellschaft findet. Dies war nun gegenwärtig der Fall, und so verliessen wir um 6 Uhr früh Batna, bei schönem heitern Welter. Wir halten zu beiden Seiten hohe bewaldete Gebirgszüge, zwischen welchen ein Hügelland befindlich ist, das bis zur Kara- vanserai Luxor einen ziemlich ebenen Weg darbot, auch hin und wieder eultivirtwar. Die Karavanserai, wo wir des Mittags ankamen, und zwei Stunden blieben, liegt auf freiem Felde dicht neben einem kleinen Bache, wo eine Araber-Familie ihre Esel mit den eben ge- tüllten Wasserschläuchen belastete. Dieser Bach, welcher im nahen Gebirge seine Quellen hal, tränkt bei EI Kantara schon die Palmen- gärten, und wird dann, immer weiter südlich fliessend, zum Qued (Uüd) Biskara, der sich späterhin in der Wüste verliert. Bei der Karavanserai Luxor boten die näheren Umgebungen des genannten Baches nur eine ziemlich dürftige Vegetation und zwar Nachstehendes dar: Ceratocephalus falcatus Pers., Plantago ovata Forsk. Leiztere ist nur 1— 2‘ hoch, bewollt, vielstengelig; die Köpfchen einzeln, rundlich. Dann Hypecoum pendulum L., Mi- eropus supinus L.; ein sehr niedriger, dotitergelb blühender Stein- klee, vielleicht Melilotus sulcata Desf., ist wegen Mangel der Hülsen nicht sicher zu bestimmen, und Adonis flammea Ja c q., wofür ihn mein junger botanischer Freund, Herr Dr. P. Ascher inBerlin, ganz richtig erkannte. In Algerien passirte diese Art deshalb schon mit Unrecht für den allerdings sehr ähnlichen A. aestivalis L., weil die Kelche behaart und die Blumenblätter oben an der Spitze ge- zähnt sind; Früchte zeigten sich noch nicht. Diese kleinen Pflänzchen vegelirten auf trockenem lehmigen Boden, wogegen Potamogeton densus L. blühend und mit ausgebildeten Nüssen in dem Bache fiuthele. Der Lauf des Letzteren und die denselben bezeichnenden Oleandergebüsche deuteten uns im Allgemeinen den Thalweg an, welchen wir bis zur gedachten Oase zu verfolgen hatten, Von hier an wurde die Gegend rauh und öde. Der Boden halte viel Einrisse, war steinig und baumlos, und nur die höheren Gebirge, die uns östlich blieben , waren beholzt. Wir folgten der eben nur sichtbaren Strasse über Berg und Thal, indem wir im Verlaufe der Zeit den Gebirgsbach wohl 10—12-mal durchkreuzten. Hier und dort bleichten Gerippe von Kameelen, und auf diesen dürren steinigen Hügeln, ohne sichtbare Spuren von Leben, kamen wir uns ganz verlassen vor. Vor uns aber erhob sich eine andere, von Westen 289 nach Osten streichende nackte Gebirgskelte, die den Weg zu ver- sperren schien. Es war das EI Kantara-Gebirge, welches uns durch den wunderbar schönen Anblick der Gebirgsschlucht überraschte, durch welche der hier schon breite, schnell "strömende Bach seinen weitern Lauf erzwungen hat. Eine Römerbrücke, deren Ecksteine noch sichtbare Inschriften tragen, führte über dieses Gewässer und eröffnete uns die lachende Aussicht aulden Palmenwald von El Kantara, neben welchem die aus niedrigen Lehmhäusern bestehende Araber- Stadt liegt. Am kommenden Morgen, abermals dem Laufe des Wassers folgend, hatten wir links vor uns rolhe Sandsteingruppen, rechts noch eine geraume Zeit die Palmengärten El Kantaras, welche auch viele im frischesten Lichtgrün prangende Feigenbäume bargen. Dann noch einige Streifen mit Gerste, die bew ässert werden konnten, und zuletzt wieder denselben abscheuligen Weg wie gestern. Nur eine Stelle, eine langgedehnte quellenreiche Niederung, machte eine Ausnahme. Hier war der Boden, worauf hin und wieder Binsen wuchsen, mit einer schneeweissen Kruste bedeckt, die wir für Salz hielten. Gegen 44 Uhr früh erreichten wir die Karavanserai El Outaja, in deren Nähe das ziemlich grosse Araber-Dorf mit seinen Gerstfeldern und Gärten liegt, aus welchen letztern einige Palmen hervorragten. Die Ebene, welche kurz darauf vor uns lag, war unabsehbar wie die Metidjah, und baumlos, wie diese. Links und rechts hatlen wir im Anfange abgeerntete Baumwollenfelder, welche das Gouver- nement durch ein Militär-Commando unter der Aufsicht eines Gärtners bebauen lässt, welches Personal in der Karavanserai untergebracht ist. Die Baumwollenstaude, Gossypium herbaceum L. gedeihet nach der Versicherung des Gärtners auf diesem kalkhaltigen Lehmboden sehr gut. Jenseits dieser Baumwollenfelder sahen wir noch einige Streifen mit Gerste, dann aber nur unbebaute lehmig-kalkige Flächen , oder kiesige Riesel, die entweder ausgetrocknet, oder dürflig mit Wasser versehen waren. Auf dieser fast unabsehbaren Ebene, von Salsolaceen — Atriplex HalimusL. vorherrschend — grau überzogen, oder seltener in eine lichtere Grasniederung übergehend, weideten zahlreiche Heerden von Schafen, Ziegen und Kameelen. Oft begegneten uns wandernde Tribus, die aus dem Süden kamen, und ausser den Heerden alle ihre Habseligkeiten mit sich führten. Zwei und eine halbe Stunde waren nölhig, um diese Ebene zu durchfahren, und dann erstiegen wir die letzten Felsenkämme, welche sich, wie die von El Kantara, der Quere nach von Westen nach Osten ziehen. Wir gingen hier zu Fuss, um den Pferden Er- leichterung zu verschaffen , und so halte ich denn Gelegenheit, noch einige hübsche Blumen, nämlich Erodium guttatun W. “und Lavan- dula multifida L. mitzunehmen, denen weiterhin. noch Sonchus spi- nosus Dec. hinzugefügt wurde. Der genannle Reiherschnabel ist ein sehr zierliches Gewächs, von etwa 1‘ Höhe, schwach aufsteigend Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 9. Heft. 20 29 290 und mit feinen anliegenden weissen Haaren bekleidet; die Wurzel- bläatter herzförmig- länglich , unregelmässig gekerbt oder auch 3-lappig ; die Lappen der kurzgestielten Stengelblätter aber 3- und mehrspaltig; die Blumenstiele sind meist 3-blüthig, die schön vio- leiten Blumen ragen ziemlich weit über die 3-nervigen Kelchblätter hervor, und haben an ihrer Basis einen liefschwarzen Fleck. Oberhalb rechts sahen wir sodann einen gewöhnlichen mecha- nischen Telegraphen, wogegen die elektrischen Drähte von Algier über Constantine bis Batna reichen. Auf dem höchsten Punkte dieser abgeplalteten Tafelberge, welche nur niedrig und kaum 500' hoch sind, angelangt, erblickten wir vor uns so weit der Gesichtskreis reichte, die unendliche Wüste , und vorn in derselben einen lang- gezogenen grünen streifen, die Oase Biskara mit ihrem Palmenwalde. Uns ergriff bei diesem längst ersehnten Anblicke etwa dasselbe Gefühl, welches den Neuling überwältigt, wenn er zum Erstenmal den Ocean erblickt. In solchen Augenblicken gibt man seinen Em- pfindungen keine Worte ; schweigend überlässt man sich den Ein- drücken auf das Gemüth. Die ganze Oase wird durch den bekannten von EI Kanlara kommenden Bach, Oued Biskara, bewässert, der in fadenarlige Rinnen gespalten, überall zwischen den Palmengärten und Gerst- feldern durchgeleitet wird. Dieser Oued Biskara schwillt im Herbst und Winter, mithin in der Regenzeit, zu einem breiten Flusse an, dessen weiles Belt im Sommer, wo das Wasser zum Bedarf der Oasen abgeleitet wird, trocken und mit Kieseln bedeckt ist. Am trockenen Flussbette standen ausser Frankenia corymbosa Desf., Dimia cordata R.Br. und andere noch nicht blühende straucharlige Gewächse. Von Herrn Schmitt, Botaniker und Apo- theker des dortigen Hospitals, erhielt ich einige werthvolle ge- trocknete Pflanzen, unter andern auch einige Exemplare der Ana- statica hierochontica L., die dort am Wüstenrande vorkommt. Man rechnet bei Biskara neben 100,000 Palmen noch 20,000 Olivenbäume, ausser den vielen Feigen, Granalen und Pfirsichen. Die Temperatur der Luft hatte sich in Folge eines Gewilters ziemlich abgekühlt. Am Abende vor unserer Ankunft in Biskara, mithin am 9. April zeigte mein Thermometer um 6 Uhr des Abends in El-Kantara noch 24 Wärmegrade nach Reaum. ; nach dem Gewilter jedoch am folgenden Tage um 9 Uhr früh bei scharfem Nordwinde nur 9, 6° -+ in Schalten unseres Wagens. In den Monaten Juni, Juli, August ist es in Algerien am heissesten, und die Wärme sleigt dann in der Oase Biskara auf 32—38° Reaum., so dass man von 8 Uhr früh bis 5 Uhr Abends nicht auszugehen pflegt. Jetzt nolirte ich des Morgens bis 8 Uhr bei ziemlich starkem Ostwinde und klarem Himmel nur 16—18°4- und die Wärme stieg des Mittags 12 Uhr, wo sich der Wind vollkommen gelegt hatte, nicht über 22°. Heute, am Tage nach unserem Eintreffen, machte ich Vormittags einen Spaziergang nach dem Biskara der Araber, wohin ein schöner breiter Weg führt, von welchem ich rechts die Palmengruppen, links 291 hingegen ein Ackerfeld übersah, auf dem die reife Gerste, Hordeum hexastichonL. eben geschnitten wurde, oder es schon war. Es wuchs viel wilder, meist schon ausgefallener Hafer darunter. Den gewöhn- lichen Futterhafer, Avena sativa L. bauet man in Algerien nicht, nur aus der Gegend von Oran habe ich eine Probe gesehen. Die Pferde, auch die der Cavallerie füttert man bekanntlich nur mit Gerste, Der Güte eines in Biskara im Bureau arabe angestellten sehr geachteten nähern Landsmannes, des Herrn Premier-Lieutenant Rose, verdankte ich die Benülzung eines arabischen Pferdes, um unter Be gleitung eines zuverlässigen Arabers, über die Oase hinaus, einen Blick in die Wüste selbst zu werfen. Wir passirlen eines Morgens früh einen Theil der mir bereits bekannten Araberstadt, durchschnitten dann eine baum- und strauch- lose Wüstenstrecke bis zur nahe gelegenen kleinen Oase Kurra, jenseits welcher ich die Sahara klar und dentlich gleich einer grossen Tafel vor mir ausgebreitet sah. Der Boden bestand hier keineswegs aus Flugsand oder Stein- gerölle gleich anderen Theilen der Sahel- oder der grossen Wüste ; sondern aus fester, thon- und kalkhalliger Erde, welcher wie auch ersterem oder dem Sande. nichts als hinreichende Feuchtigkeit fehlt, um überall fruchtbar zu sein. Hinter mir und seitwärts fielen die Ausläufer des Auresgebirges steil nach der Wüste ab, vor mir aber sah ich in dieser unendlich scheinenden gelbgrauen Ebene die Oase Oumach (Umasch) in einer Entfernung von elwa 4 Lieues. Etwas weiter und mehr links von Kurra schimmerte ein anderer grüner Punkt, welchen ich für Thouda hielt. Biskara gehört mit zu demjenigen Gürtel der Wüste am Fusse des Südabhanges des Auresgebirges , welcher reich an Oasen ist, die ihr Bestehen den vielen Bächen verdanken, welche auf jenen und den Allas-Gebirgen entspringen und weiterhin in der Wüste versiegen. Tiefer im Süden wird eine der unerlässlichsten Bedin- gungen des organischen Lebens, die Feuchtigkeit, geringer; die Oasen werden seltener. Ausserhalb der Grenzen der kleinen Oase Kurra, mithin auf dem trocknen dürren Boden, war die Vegetation beinahe Null, weil eben die Feuchtigkeit fehlte, die dieses sonst anbauungsfähige Land mit Kräutern bedecken würde. Nur nach langem Umherspähen erblickte ich einige grau aus- sehende Pflanzen, z. B. Salsola vermiculata L ; eine kleine Cype- roidee, späterhin vom Herrn Prof. A. Braun in Berlin als Care» schoenoides Host. erkannt, und eine einzige ansehnlichere Blume Peganum Harmala L. schien mir, als Wüsten- Pflanze, des Mit- nehmens werth. Auf wüsten trockenen Plätzen bei Biskara selbst bemerkle ich hingegen mehrere Gräser, nämlich: Polypogon monspeliensis Desf,, Hordeum maritimum Wither. Imperata arundinacea Cyr., so wie Phalaris canariensis L.; aber alle vereinzelt, # 20 292 Der mich begleitende Araber sprach französisch , und erman- gelte nicht, mir Alles zu zeigen, und mich überall hinzuführen, wie seine Instruktion es vorschrieb. So hatte ich denn auch den aufPferden bewerkstelligten Transport der jetzt verpflanzbaren jungen Palmen gesehen, die bereits 3—4 Jahre später Früchle tragen sollen, und die künstliche Befruchtung der weiblichen Stämme beobachten können. Im Jardin d’ essai bei Biskara, wohin mich der dorlige Militärarzt, der Herr Dr. Bernard begleitete, werden gleichfalls Kulturversuche mit auswärtigen Gewächsen,, ja selbst mit tropischen, veranstaltet. Der Direktor derselben, Herr Jamain, bedauerte nur, dass ich 2—3 Monate zu früh, mithin zu einer Zeit komme, welche nichts Interes- santeres, als blühende Ziersträucher, Rosen u. s. w. darbiete, Von den acclimatisirten Bäumen war es namentlich der Maulbeerbaum, dessen kräftiges Gedeihen derselbe hervorhob. Hr. Jamain, welcher auch die Baumwollenkultur bei El Outaja leitet, hatte die Gefällig- keit, mir durch einen arabischen Gartenarbeiter die sich eben er- schlossenen Blüthenscheiden beider Palmengeschlechter herabholen zu lassen. Die Dattelpalme erreicht eine Höhe von 40—60/, die sogar in günsliger Lage bis zu 30 Meter steigen soll; doch habe ich auch in arabischen Hausgärten niedrig eehaltene blühende Stämme gesehen, welche nur 6—1%2' hoch waren. Unsere Rückreise von Biskara traten wir am 13. April in der- selben Richtung an, nahmen uns jedoch vor, in Baina einen Tag zu verweilen, um daselbst den sehr ausgedehnten Cedernwald zu sehen welcher sich unweit dieser Stadt, und zwar westlich von Batna, befindet. Die Entfernung desselben von dem genannten Orte gab man selbst dort verschieden an; aber alle Welt war darüber einig, dass diese so sellenen Bäume tief im Gebirge stehen, und der Weg dahin sehr beschwerlich sei. Meine Gefährten wählten zu diesem Ausfluge einen schweren vierspännigen Wagen, wogegen ich einen leichten Einspänner vor- zog, um höher auf das Gebirge hinaufkommen zu können. Es sind die Gebirge von Belezmah , dem Pic de Tugurt gegenüber, wo der reine Cedernbestand beginnt. Auf der linken Abdachung des ersieren dominirten zuerst Ouercus Ilex und coceifera L. mit Juniperus phoenicea L., Callitris quadrivalvis Vent. (Thuja articulata Desf.) und danchen Erinaca pungens Boiss. (Anthyllis erinacea L.) leiziere mit schönen hell- blauen Blüthen. Höher hinauf, wohin meine Gefährten nicht folgen konnten, zeigte sich die Ceder, Pinus Cedrus L. in dichten Beständen vorherrschend. Dieser, dem Gonvernement onen Wald war unabsehbar, und gleichwohl sagte mir der Gardegeneral , (Oberförster), welchen ich weiterhin in seiner Wohnung im W alde- aufsuchle, dass sich der schönste Cedernbestand drei Stunden weiter vorfinde. Derselbe ver- sicherte mir, dass er dergleichen Bäume von 35 Meter = 105° Höhe und 6Meter oder 48 Fuss Umfang gesehen habe, deren Alter man auf 408 Jahre schälzen könne. Der Transport der Cedern, welcher mit Maul- 293 thieren bewerkstelligt werde, sei schr schwierig, und deswegen slelle sich der Verkaufspre eis pro Kubik-Meter auf S—10 Fr. Die von mir selbst gemessene Ceder, welche Bäume, beiläufig bemerkt, einige Aehnlichkeit mit der Rothtanne zeigen, halle sogar einen Umfang von 19’ 6‘. Die Rinde derselben fand ich glatt, weiss - grau, die kurzen Nadeln zusammengedrückt vierseilig, kurz ZUge- spitzt und beim Trocknen abfällig. Der milgenommene, noch nicht ausgewachsene Zapfen hat eine eiförmige längliche Gestalt, misst 2,6“ Länge und ist mit noch festanliegenden flügelarligen Schuppen bedeckt. Unter diesen hohen dunkeln CGedern fand ich ein kleines zartes Pllänzchen mit violetten Blüthen und kaum ansetzenden Schölchen, welches, wie sich später in Berlin erwies, Arabis verna R.br. war. Die Geder, vielleicht hier so kräflig, wie früher auf dem Libanon, gefällt sich in einer Höhe von 4000—5000‘, steigt aber gewiss nicht niedriger herab, weil schon die am Phalrande stehenden, gedrückt und verkümmert waren. Da nun die Hochebene, worauf Batna liegl, eine Höhe von mehr als 3000 Fuss hat, und ich dem mir so nahe gewesenen, noch mit Schnee bedeckten Tusurt eine solche von 6000 bis 7000 Fuss zuschreiben darf; so wird sich obige Annahme der Wahrheit nähern. Die nahen hügeligen Umgebungen von Constantine und Philip- peville sind, wie ich während meiner kurzen Anwesenheit daselbst fand, im Gegensatze von der kalten Hochebene bei Batna, äusserst kräuterreich. Es isi dort eine grosse Anzalıl interessanter Pflanzen heimisch, von denen mehrere eine Zierde unserer Gärten sein würden, Dies beweisen nicht allein die Centurien seltener Pflanzen Algeriens, welche der Apotheker im Militär-Hospitale zu Constantine , Herr S. Choulette, herausgibt, dessen Bekanntschaft ich gelegentlich machte, sondern anschaulicher noch die lebende Natur selbst. Bei einem Spaziergange an der Südosl-Seite dieser Stadi, welche auf einem hohen Berg-Plaleau liegt, und hier vom scha: uerlich-lief strömenden Rummel umgeben wird, "erblickte ich unweit davon einen blumenreichen Hügel, auf welchem ich 24 verschiedene Pflanzen- Species zählte, die mir im frischen Zustande fast sämmtlich fremd waren. Da ich keine Botanisir-Kapsel mitgenommen halte, so gingen leider die meisten von ihnen durch Verwelken verloren. Geborgen wurden nur: Anchusa italica Retz., Helianthemum pilosum P ers., Vieia biflora Desf., Moricandia arvensis Dec., Biscutella apula L, Linaria triphylla Mill., Anacyclus clavalus Pers., Synapis pubescens L., Eruca sativa Lam., leiztiere an Hohlwegen; Ana- gallis collina Schousb. Die Gegend von Philippeville, und namentlich die Hügel an der Chaussee nach dem kleinen Hafen Stora, bedeckten grosse Bestände von der eben blühenden Quercus Suber L. mit unzähligen Gebüschen von Cytisus triflorus V Herit., Cistus salvifolius und monspeltensis L. geschmückt. Sparsamer war Tolpis barbata Gaerin. so wie Myrtus communis L. Auf den niedrigeren Abhängen halten sich neben 291 Anagallis latifolia L. Allium roseum L., Tetragonolobus biflorusSer. und einige Orobanchen angesiedelt, wogegen Tetragonolobus pur- pureus so wie Orobus atropurpureus reichlich die Wiesengründe diesseits des Dorfes Vallee zierten. Eben daselbst am Wegrande stand auch die 3—4° hohe Celsia eretica L., welche einem Verbascum täuschend ähnlich sieht. Die gelben Blumen dieser ansehnlichen Pflanze haben die Grösse jener von FV.thapsiforme, aber von ihren 4 Staubfäden sind die beiden kürzern violett, an der Spitze gelb bewollt ; die Kelchabschnitte finde ich scharf gesägt. Am 21. April verliess ich miltelst Dampfbootes Algerien in Ge- sellschaft einiger werthen näheren Landsleute, mit denen ich mich schon in Constantine zusammengefunden halte, und brachte in meine Heimat, ausser den sehr freundlichen und lieben Erinnerungen, eine recht hübsche Sammlung nordafrikanischer Pflanzen mit, deren grosse Mehrzahl der Flora des mittelländischen Meeres angehört, und für meine hiesigen botanischen Freunde bestimmt war. Brandenburg, Ende März 1859. Ueber den geometrischen Charakter und über die Streckung des entwickelten Laubblaltes von Liriodendrum tulipifera. Von Jnlius Wiesner. Das Wachsthum des Blattes besteht aus 3 aufeinanderfolgenden, aber von einander verschiedenen Perioden. Die erste dieser Perioden umfasst die Anlage des Blattes, wobei die Zellbildung nach abwärts stattfindet, so zwar, dass die Spitze als der erstangelegte, mithin als ältester Blatttheil zu betrachten ist. Das angelegte Blatt ist in allen Fällen eine höcker- oder warzenförmige Excentricität, oder eine wulstförmige Erhebung an der Axe, welche durch Wachs- thum (Zellbildung?) an verschiedenen, im angelegten Blatte syme- trisch vertheilten Vegetationspunkten in die Periode der Ent- wieklung eintritt. Das entwickelte Blatt, in welchem keine neuen Zellen mehr entstehen, keine neue Gefässbündel mehr entwickelt werden, hat sein Wachsthum noch nicht beendet, sondern tritt noch in die*Periode der Streckung ein, bei welcher eine Aus- dehnung der gebildeten Zellen und der Gefässbündel stallfindet. Damit das angelegte Blatt aus seiner stets äusserst einfachen Gestalt die unendlich mannigfaltigen Formen während seiner Ent- wicklung annehme, muss es an verschiedenen Punkten, nach ver- schiedenen Richtungen und mit verschiedener Intensität wachsen. Ob bei dieser Entwicklung an den Vegelationspunkten eine Bildung von 295 Mutterzellen eintritt oder nicht, ist bis jelzt noch nicht mit Ent- schiedenheit beantwortet worden. Unserer Aufgabe zufolge wollen wir aber die Blaltanlage und die Entwicklung des angelegten Blattes hier nicht in Betracht ziehen, sondern blos die 3. Periode des Wachs- Ihums — die Strekung des entwickelten Blattes in’s Auge fassen. Das entwickelte Blatt besitzt eine bestimmte Form, bei welcher die Begrenzungs - Elemente eine gewisse gegenseitige Lage und gewisse Grössenverhältnisse besilzen, die zwischen engeren oder weiteren Grenzen schwanken. Das Mittelaus verschiedenen Messungen entwickelter Blätter bei einer Ptlanzengatiung, gibt uns einen Nähe- rungswerth für den geometrischen Grundcharakter des Blattes, von welchem das Wesentliche der Blattgestall, nach einem mathematischen Geselze gebildet, abhängig ist. Die Erfüllung des mathematischen Gesetzes ist aber, der verschiedenen Vegetations-Bedingungen wegen, keine strenge, wesswegen ein Schwanken der Grössenverhältnisse zwischen gewissen Grenzen erfolgen muss. Im Nachfolgenden will ich die Resultate einer relativen Messung am entwickelten Laubblatte von Liriodendrum tulipifera,, wie es in der Knospe gebeltet ist, und wie es sich nach Abschluss der Vege- tations-Periode darstellt, geben. Fig. 1. stellt das bloss entwickelte, aber noch nicht gestreckte Laubblatt der genannten Pflanze in 8-facher lin. Vergrösserung dar. Das Blatt befindet sich in der Knospe zwischen den Stipeln in einer vernatio duplicaliva, und die Blatthälften adhäriren selbst nach der Entwicklung so fest aneinander, dass bei der Zeichnung des Objectes eine Blatthälfte wohl durch Pikiren erhalten werden konnte, die zweite Hälfte aber durch Construction erhalten werden musste, was man sich um so eher erlauben durfte, als die beiden Blatthälften in der Knospe vollkommen congruiren. Ueber das im ge- nannten Stadium des Wachsthums sich befindende, blos entwickelte, aber noch nicht gestreckte Laub- blatt lassen sich folgde. Gleichun- gen aufstellen: 296 cd ı ab zald=<ıbed BER, x cal = ST.oacd —ernan EN: | —=,%. cbd =;<..0. db een 20 = adcdebe—blı Arad frei fbeadh iR eretkgah er Bei Aus diesen Gleichungen geht die Gestalt des zu betrachtenden Laubblaltes zur Genüge hervor, und zeigt die Kongruenz der syme- trisch vertheilten Dreiecke; fer, ner folgt aus obigen Relationen, dass die grösste horizontale Linie, die sich am Blatte ziehen lässt (ab) grösser ist als die längste von den höchsten Punkten des Blattes (e und f) gezogenen Linien (fs und et). Ferner zeigl die Figur, Jass man die Punkte der grössten Entfernung von den Punkten e und f bekömmt, wenn man durch diese Punkte zwei zur verlikalen Mittellinie nahezu Parallele, jedoch gegen den Blattistiel schwach convergente Linie zieht, bis die Curven ast und dtb geschnitten werden; eben so geht aus der Figur hervor, dass fs wohl grösser als ab ist, aber nur durch eine kleine Strecke differirt. Ueber das entwickelte Laubblatt nach der Streckung (Fig. 2 nalürl. Grösse) können wir folgende Gleichungen aufstellen: Fi orte N. 297 CD + AB <{AFD=60 = ER; =, EBiu ft, BAO==<& DBO— 40° AD = BD < ECE = 224° AC = CB 25 =. ET = AB Diese Gleichungen bedingen die Gestalt des vollkommen aus- gebildeten Laubblattes und zeigen die Kongruenz der beiden gleich- schenkligen ne AFD und BDE, ferner der Dreiecke ACD und BED. Die Punkte der grössten Entfernung von EundF aus werden erhalten, wenn man von diesen beiden Punkten zwei zur vertikalen Mittellinie nahezu Parallele, jedoch gegen den nach abwärts ver- längerten Blattstiel eiwas divergente Linie zieht. Nachdem wir nun die geometrischen Grundcharaktere für das entwickelte Blatt vor dem Austritt aus der Knospe und in vollkommen ausgebildetem Zustande festgestellt haben, wollen wir die Beziehungen beider zu einander erläutern. Schon auf den ersten Blick erkennen wir, dass bei der Streckung des Blattes die Ausdehnung nach der Längendimension eine grössere ist, als nach der Breitendimension, da ab—cd eine relativ” grössere Differenz als AB-—CD gibt. Diejenigen Gleichungen, welche die wichtigste Richtung der Streckung des Blattes enihalten, und uns über die Grösse des Wachs- thums Aufschluss geben können, sind: iR EN, Lau | BER er eergen: (4 FS> Er2 + E82 (1. ER T a ar= aus Hr e ar < | ao: + DF aa ie Durch Vergleichung von 4. mit I. folgt, dass sich die untere Blatthälfte, sowohl nach der Längen- als nach der Breitendimension mehr entwickelte, als dies mit der obern Blattfläche geschah, wodurch die Divergenz von es und ft (in Fig.1.) und die Konvergenz der ana- logen Linien ES und FT (in Fig. 2.) nach oben bedingt wird, Aus 2. und II. folgt das relativ grosse Wachsthum an der Basis bei d, an den höchsten Punkten e und f (wodurch der Winkel bei ce von 216° auf 224° bei C stieg) und das geringe Wachsthum in e bis zur Höhe von C. Wenn nun auch e nicht der höchste Punkt des Blaltes ist, so ist derselbe doch vom morphologischen Standpunkte aus, als die eigentliche Blattspitze oder als oberes Ende des Hauptgefässbündels zu betrachten (wesshalb im Obigen der Winkel an der Spitze in 298 demselben Sinne in Graden ausgedrückt wurde, wie man dies bei Blättern thun würde, deren Spitze der höchste Punkt des Blattes ist). Die Entwicklungsgeschichte des Blattes lehrt uns nun, dass die Wachsthums-Intensität des Blattes an der Spitze bei der Anlage gleich Null, bei der Entwicklung des angelegten Blattes Ey: gering ist; aber auch unsere vier Relationen zeigten uns, dass be der Streckung des Blattes die W ch t a silätan der Blaitspitze die geringsie vom ganzen Blatte sei. Wien, im Jänner 1859. Laubmoose der Flora von Linz. Von Franz Aspök. (Aus dessen Nachlasse.) Hypnum murale He dw. — Frühling. er confervoides Brid. — Spätherbst. n cuspidatum L. — In Sümpfen häufig. Mai. 2 Schreberi W Ild. — In Wäldern. Frühling. r nitens Schreb. — Sumpfmoor. Mai. 5 cordifolium H ed w. — Sumpfige Donauwiesen. Spät-Frühl. n stramineum Dieks. — In Sandgruben. Sommer. 5 purum L. — November — Februar. = lutescens H ds. — Sandgruben der Haide. Spät-Herbst. a alopecurum L. — Häufig in Bächen des falschen Hasel- Graben. Winter. 5 myosuroides L. — Selten. Frühling. x abietinum L. — Sommer. tamariscinum H dw. — An feuchten Plätzen, an Waldbächen. October, November. 5 delicatulum H dw. — In trockenen Wäldern. Frühling. » splendens Hdw. — Allenthalben. Frühling. 2 serpens L. — An Baumstämmen, auf der Erde. Frühling. 5 intricatum Scehreb. — Auf der Erde krieckend. Frühling. = inceurvatum Schrad. — Selten. 5 Starköä Brid. — Auf verfaulten Baumstämmen. Frühling. . populeum Hedw. — Wilheringer Wand. Selten. Frühling. 5 pulchellum Dieks. — Aufverfaultem Holze. Spät-Sommer. . Silesiacum Beauv. — In Wäldern. Selten. Frühling, 5 albicans Neck. — Selten. Frühling. " salebrosum H o ff. — Gemein in allen Formen. An Wiesen- Abhängen. Sandgruben. März. E praelongum L. — Frühling. h eonfertum Dieks. — In feuchten Nadelwäldern, Selten. Frühling. 299 Hypnum piliferum Schreb. — Waldplätze. Frühling. 5 rutabulum L. — Im falschen Haselgraben, an Steinen. Frühling. N longirostre Ehr h. — Gemein. Herbst und Frühling. - brevirostrum Ehrh. — Sandgruben der Haide. Nov. Dec. ; triquetrum L. — Gemein. Frühling. = squarrosum L. — Nasse Wiesenabhänge. Februar. März. 5 strigosum Hoff. — Sandboden, Donau-Auen. Herbst. u loreum 1. — Felsen. Frühling. = riparium L. — Häufig in Bächen aufSteinen. Sommer. . riparioides Hed w. — In Bächen. Frühling. » sylvaticum L. — An Gräben. Frühling. . fluitans L. — Heinzenbach. Sommer. ” fluviatile Sw. — In Grähen. Sommer. ® uncinatum Hedw. — Wilheringerleitha. Sommer. - rugulosum Web. et Mor. — Frühling. » aduncum L. — In Sümpfen. Sommer. n commutatum Hed w. — Moorige Abhänge im Heinzenbach. Sommer. > filicinum L. — Heinzenbach. Sommer. - Crista Castrensis L. — Gabrielenhof-Wald. März. u molluscum HB ed w. — Selten. Frühling und Herbst. cupressiforme L. — Sehr gemein. Leskea trichomanoides H edw. — W ilcheringer Steinwand, falscher Haselgraben. Frühling. »„ ecomplanata Hdw. — Wilcheringer Wand, an beschatteten Felsen. > sericea Hedw. — An Baumslämmen, Mauern. März. „ polycarpa Ehrh. — Am Fusse der Baunstänmme. Frühling. „ subtiis Hedw. — Am Fusse der Baumstämme. Frühling. „ ezwilis Stark. — Selten. Frühling. » paludosa Hedw. — An Weidenstämmen bei Sümpfen. Somm. » Ppolyantha Hedw. — An Weiden. Frühling. „ attenuata Timm. — Urfahrwand, in Waldabhängen ober der Anschlussmauer. Sommer. ineurvata Whlb. — Selten. Climacium dendr oides Web. et M. — Waldwiesen-Abliänge. Nov December. Neckera pennata Hd w. — In Wäldern an Baumstämmen und Felsen. Frühling. n crispa Hedw. — Wilcheringer Wand an Felsen-Abhängen, März. 2 curtipendula Hdw. — An Felsen und Baumstämmen der Wilcheringer Wand. Frühling. s viticulosa H d w. — An Baumstämmen, vorzüglich auf Eichen. Auf Steinen. Herbst. Fontinalis antipyretica L. — Ueberall in Bächen. Fructifieirend nur in einem stilllliessenden Waldwassergraben. Urfahr. März. 300 Bartramia erispa Sw. — An Felsen in schatfigen Orlen. Frühling und Sommer. pomiformis Brid. -— An Felsen mil Ersterer. üthyphylla Brid. — Schallige Orte an Felsen. Sommer. n fortana Schw. — In Sümpfen, Mai bis Juli, Bryum argenteum L.— Auf alten Steinmauern. Frühling. caespiticium d. dubium W allr. — Auf Mauern. Frühling. & g. denticulatum. — Auf Mauern im Frühling. carneum L. — Donauwiesen. Spät-Herbst. „. capillare L.— Auf der Erde in Laubwäldern. Frühling. nutans Schreb. — In Wäldern. Frühling. pyriforme Hdw. — Auf feuchtem Sandboden. Frühling. turbinatum Hedw. — Selten auf nassem Boden. Frühling. pallens Seh w. — Feuchte Erde. Sandboden bei Puchenau, Frühling. Mnium hornum Hd w. — Selten. Frühling. „. serratum Brid. — Selten. Mai und Juni. » Punctatum H ed w. — Im falschen Haselgraben in Gräben und Bächen. Mai. roseum Hdw. — Uuter Laub, an Gräben. Nov. bis März. cuspidatum Hoffm. -— Waldränder. Frühling. „ palustre L.. — Auf Torfmoor bei Puchenau. Mai bis Juni. Funaria hygrometrica Hedw. — Ueberall au Mauern. Frühling und Sommer. Orth otrichum pumitwm L. — An Baumstämmen. Frühling und Herbst. obtusifolixm Schrad. — An Weiden und Aepfel- bäumen. Den ganzen Sommer. speciosum Nees. — An Baumslämmen. Sommer. Ludwigä Brid. — An jungen Buchen, Birken, Fichten und Tannen. a Hutchinsiae Sm. — Auf Felsen. Selten. diaphanum Schrad.— An Baumstämmen, an trocke- nen sonnigen Stellen, Sommer. - affine Schrad. — An Bäumen und Gesträuchen. Frühling. “ striatum Schw. — An Baumstämmen. Sommer. 9 fastigiatum Br. — An Baumstämmen, = erispum Hedw. — An Buchen, jungen Fichten und Haselstauden. Frühling. r Sturmii Hornsch. — An Felsen. R anomalum Hedw. — An Steinen, Mauern und Felsen. Frühling. r rupestre Hst. — An Felsen. E fallax Bruch. — An Pappelbäumen. x tenellum Bruch. — An Weiden und Pappeln. » patens Bruch. — An Pappeln. v crispulum Hornsch. — Häufig in Nadelwäldern. pallens Bruch. — An Gesträuchen. 301 Polytrichum undulatum Hd w. — Sehr gemein. Frühling und Herbst. > angustatum Brid. — Selten mit Ersterem. > nanum Schreb. — In Wäldern auf lockerer Erde. Herbst. 1 pumilum Sw. — Gemeinschaftlich mit Letzierem. e aloides He d w.— Gemein in Hohlwegen, Waldabhängen. Frühling und Herbst. 5 urnigerum L. — Sehr gemein in Wäldern. Frühling. n piliferum Schreb. — Sehr gemein auf trockenen Stellen, im falschen Haselgraben. “ Juniperinum Hdw. — In Wäldern gemein. Frühling und Sommer. formosum H op p. — Häufig im Wilheringer Wald. Frühl. Syntrichia subulata — AnW aldrändern, Wilheringer Wald. Juli. „N ruralis Brid. — Gemein auf Dächern und Mauern. Frühl. Barbula rigida Hdw. — Lehmmauern. Herbst. ja muralis H dw. — Auf Mauern und Steinen. „ fallae Hdw. — An Mauern. Frühling. I paludosa Schw. Auf feuchten Steinen. Herbst. . convoluta Hdw. —- is Eat Sandboden. Sommer. „ unguiculata Hedw — Auf Acckern. Frühling. Herbst. 5 aestiva Schlitz. — Auf Mauern und Steinen. Sommer, 2 lortuosa W eb. — Sommer. Didymodon komomallus Hdw. — Selten. Sommer. 5 capillaceus Web. — Selten. Frühling und Herbst. Ceratodon purpureus Brid. — Sehr gemein. Trichostomum canescens H dw. — An trockenen Stellen. März bis Mai. Leucodon sciuroides Seh w. — An Baumslämmen. Selten. Herbst, Dieranum scoparium H d w. — In Wäldern. Frühling. = undulatum Turn. — Wälder. Sommer. 4 maojus Sm. — Wälder. Herbst. H longefolium Ehrh. — In Wäldern nicht selten. 3 varium Hd w. — Auf Lehm- und Sandboden. A glaueum Hdw. — Wilheringer Wand. Selten. 3 bryoides Roth. — In Hohlw eoen. Frühling, Herbst. 4 taxifolium Sw. — Auf feuchter Erde. An Bächen und schaltigen Stellen. Weisia pusilla Hdw. — Sommer. „ Tanceolata Ho ok. — Frühling. „ viridula Brid. — Frühling. „ erispula H dw. — Wilheringer Wand. Sommer. Dryptodon pulvinatus Brid. — Häufig auf Steinen, Sanderde. Frühling. Grimmia apocarpa He dw. — An Felsen, Wilheringer Wand. Frühl. h rivularis Brid. — Gemein auf Steinen, an Buchen. Frühl. eribrosa H edw. — Sparsam an Felsen. Frühling. crinita Brid. — An Felsen. Frühling. 2 A oblusa Schwg. — Auf Granit. Herbst. 302 Grimmia ovata W eb. — Auf Granilfelsen. Frühling. Encalypta vulgaris Hdw. — Wilheringer Wand. Frühling. eiliata H dw. — An Felsen, Wilheringer Wand. Frühling. streptocarpa Hdw. — Selten. Wilheringer Wand. Somm. Tratraphis pellucida Hd w. — Selten an morschen Bäumen und in Hohlwegen. Frühling. Buxbaumia aphylla Hall. — An Abhängen. Frühling und Herbst. Diphyscium foliosum W. et M. — In Hohlwegen, an Waldabhängen. Frühling und Herbst. Gymnostomum ovatum H dw. — Auf Thonboden. Frühling. i truncatum H dw. — Sandboden. Frühling und Herbst. x affine Nees. — Selten. Herbst. 7 aestivum Hdw. — Feuchte Felswände. Spät-Sommer. ’ pyriforme Hdw. — Wilheringer Wand. Frühling. 5 Hedwigii W. ew M. — Gemein. Frühling und Sommer, Schistostega osmundacea Mohr. — Selten in feuchten steinigen Schluchten. Frühling. Sphagnum cuspidatum Ehrh. — Kirchschlag. Sommer, 5 acutifokum Ehrh. — Kirchschlag. Spät-Sommer. Phascum subulatum 1. — Auf offenen lehmigen Waldplätzen. Urfahr. Frühling. 7 piliferum Scehreb. — Frühling. R muticum Schreb. — Sandstlälten. Sehr selten. s cuspidatum Schreb. Correspondenz. Athen, im Juli 1859. In Betreff der klimatischen Varhältnisse Griechenlands und be- sonders von Alhen kann man sagen, dass seil einigen Jahren das Klima wechselte. Vor 49—30 Jahren war das Klima von Alhen ein anderes, als es heut zu Tage ist. Während der Wintermonate fielen mehrere sehr bedeutende Regen, und mit dem Anfange des Monats März begann die Hitze, die fortdauerte bis zum October. An einen Regen während 3—4 Monaten war nicht zu denken, kein Gutsbesilzer befürchtete seine Ernte nass oder in Folge von Regen beschädigt einzubringen, und war seiner glüchlichen Ernte der Feldfrüchte, des Getreides sicher. Seit Jahren jedoch haben sich diese Verhältnisse geändert, und kaum vergehen 10—12 Tage, ohne dass nicht ein Regen fällt. Ob nun dieses der Vermehrung der Pflanzungen zuzu- schreiben ist, oder anderen meteorologischen Einflüssen ist schwer zu bestimmen. — Die Citronen-Ernte wird im heurigen Jahre glück- licher ausfallen, als in früheren Jahren. Die Haupt-Citronenwälder befinden sich auf der Insel Poros. Vor dem Jahre 1852 wurden von den Citronenwäldern von Poros 32—33 Millionen Citronen gesammelt. In Folge von verschiedenen Unglücksfällen, von besonderen Frosten 303 gingen Tausende und Tausende dieser schönen Bäume zu Grunde, und in den Jahren 1853—54 wurden kaum 1—2 Millionen Citronen gesammelt; die im Jahre 1857 — 58 werden auf 3— 4 Millionen geschätzt, und gegen 6—7 Millionen werden im heurigen Jahre ge- wiss auf dieser Insel gesammelt werden können. — In Betreff der Seidenzucht sind ungünstige Nachrichten aus dem Peloponese ein- getroffen, indem eine Unzahl von Würmern zu Grunde gegangen sind und läglich zu Grunde gingen, so dass man einer ungünstigen Seidengewinnung enigegen sieht und sich die Preise für die Coccons sehr erhöhen werden. Die Preise sind im Vergleiche zu den früheren Jahren ungemein erhöht. Vor 6—8 Jahren wurde der Liter Coccons mit 3 Drachmen bezahlt, und dieser Preis erhöhte sich im vorigen und vorletzten Jahre auf 12—15 Drachmen. In der Umgebung von Athen blieben Tausende von Maulbeerbäumen unverpachtet. Für den Pacht eines Baumes werden gewöhnlich 2—3 Drachmen gezahlt. — Die Traubenkrankheit ist hier sehr mässig zu nennen, und im Falle sich selbe nicht weiter verbreitet, eine höchst glückliche Wein- lese vorauszusehen, denn in den meisten Eparchien erinnert man sich seit vielen Jahren keiner solchen Ueberfüllung der Weinreben mit Weintrauben gleich dem heurigen Jahre. Ebenso wird auch die Staphiden-Ernte ausfallen, im Falle selbe auf der Trockentenne keinen Schaden erleiden werden. X. Landerer. Huszt in Ungarn, am 15. August 1859. Zu Marmaros-Szigelh entstand am 10. d.M. Nachts ein heftiger Brand, der binnen zwei Stunden 41 Wohnhäuser sammt allen Neben- gebäuden einäscherte. Hiedurch hat Herr Dr. György ausser allen seinen Habseligkeiten auch eine umfangreiche wissenschaltliche Bibliothek nebst einer schönen ansehnlichen botanischen Sammlung eingebüsst, die sämmtlich ein Raub der Flammen wurden, Ludwig Vägner. Personalnotizen. — Von Dr. Theodor Kotschy sind nach mehrmonat- lichem Schweigen wieder Briefe, datirt aus Mersina in Klein-Asien vom 10. Juni, eingetroffen, Kotschy sammelte in letzter Zeit in den Alpen des Allah Dagh , von wo er über 200 Species Pflanzen heimbringen dürfte. Nach einem Schreiben aus Smyrna vom 30. Juli befand sich Kotschy um diese Zeit in lelzterer Stadt, wo- selbst er in Begleitung des Malers Separt von Karamanien einge- troffen war. — H. Zollinger starb am 19. Mai zu Probolingo. — Montagne in Paris und Alph. deCandolle in Genf sind von der kais. Akademie der Wissenschaften in St, Petersburg zu correspondirenden Mitgliedern ernannt worden. 304 — Biographische Skizzen von Carl Friedr. v. Ledebour und von Zuecarini finden sich in v. Martius E “rinnerung an Mitglieder der malh,-phylosophischen Klasse der könig. Baier’'schen Akademie der Wissenschaften zu München. Jede vorgetragen in der öffentlichen Silzung zur Feier des Akademie - Secular- Festes am 29. März 4859. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesellschaft am Augast besprach O.L.G.R. Neilreich die Vegetations-Verhält- nisse der aufzulassenden Festungswerke Wiens (Bastei, Stadigraben, Glacis, Linienwall), welche darch das massenhalte Aufireten einiger sonst in Deutschland seltener Pflanzen (Atriplex laciniata, Podo- spermum Jacquinianum, Salvia sylvestris, Lepidium Draba) so wie durch das obschon manchmal nur vereinzelte Vorkommen panno- nischer Gewächse (Crepis setosa, Xanthium spinosum, Lepidium perfoliatum, Cerastium anomalum, Astragalus sulcatus u. s. w.) in pflanzengeographischer Beziehung von höherer Bedeutung erscheinen und besonders für die Zukunft, wenn diese Flora den Streichen der Kultur erlegen sein wird, wehmülhige Erinnerungen erwecken dürften. Der Sprecher geht "hierauf zu einer pflanze ngeschichtlichen Schilderung der Festungswerke von Wien über , zeigt deren ehe- malige viel grössere Ausdehnung und ihre der Entwicklung des Pflanzenlebens weit mehr zusagende Beschaffenheit, da besonders die frühern aus Erde gebildeten breiten Brustwehren einen grossen Pflanzenreichthum beherber gten, und die Wien noch wasserreich und Inseln bildend eine staltliche Sumpflora nach sich zog. Durch die von Napoleon im Jahre 1809 befohlene Sprengung eines grossen Theils der Festungswerke erlitt die Flora Wiens die erste gewal- tige Umwälzung, noch nachtheiliger wirkte aber auf dieselbe der in den Jahren 1817 — 26 nach einem veränderten Systeme ausge- führte Wiederaufbau ein, da alle Vor- und Erdwerke beseiligt, die Brustwehren sämmtlich abgetragen, der Stadtgraben überall trocken gelegt und die Glacisräume jenseits der Esplanadestrasse nach und nach verbaut wurden, So sank die Vegetation mit jedem Jahrzehent auf ein geringeres Mass herab, und es ist in der That staunenswerth, wie ein so trockener, allen erdenklichen Unbilden ausgesetzter, von der Kultur mehr misshandelter als befruchteter Boden wenigstens im Frühlinge und in nassen Jahren eine solche Menge gesellig wach- sender Pllanzen und einen theilweise üppigen Graswuchs hervor- bringen könne. Der Vortragende karonıt nun auf die eigentliche Vegetalionsbeschaffenheit der Fesiungswerke Wiens, so wie sie bis zum Jahre 1358, in welchem die Demolirung begann, bestanden sind. Indem er deren Flora in jene der Basleien , des Stadigrabens, des Glacis und der Linienwälle eintheilt, schickt er von jedem dieser 305 4 Gebiete eine örtliche Beschreibung voraus und schildert dann die Vegetationsverhältnisse derselben. Die Basteien bieten dem Botaniker blos einige Flechten und Mauerphanerogamen dar, nur Pertulaca leracea und Antirrkinum majus werden als bemerkenswerth ange- führt, Der Stadtgraben bildet nur einen Theil der Glacisflora, ist an Pflanzen ärmer als diese, und in neuester Zeit sehr herabge- kommen, doch wurden ehemals Centaurea solstitialis , Helminthia echioides , Glaucium corniculatum , Dianthus superbus daselbst ge- funden. Das auf Löss und Mauerschutt angelegte Glaeis liefert zur Fortificationsflora Wiens den reichsten Beitrag, von Gräsern und ge- wöhnlichen Steppenpflanzen massenhaft bedeckt, tauchen überall, bald häufig bald sporadisch und vorübergehend, die letzten Posten der pannonischen Flora auf, und finden hier ihre westliche Grenze. }ie Linienwälle, derzeit grösstentheils verbaut, weisen nurmehr Spuren ihrer eiust viel ergiebigeren Hügelvegetation auf, lassen aber noch immer den Zusammenhang mit der Flora des benachbarten Laaerberges erkennen, wie dies das Vorkommen von Hesperis tristis und Linum austriacum beweist. Ein Verzeichniss der auf den eben besprochenen Festungswerken beobachteten Pflanzen schliesst den Vortrag. Unter diesen sind nebsi den bereits erwähnten Equisetum ramosum, Stipa capillata, Eragrostis poaeoides, Lolium tlalicum, Carex stenophilla, Kochia scoparia , Plantago maritima, Achillea setacea, Centaurea Caleitrapa, Tragopogon major, Hieracium Pilo- sella-praealtım, Marrubium peregrinum, Eryngium planum, An- ihriscus vulgaris, Sisymbrium Loeseliü ei pannonicum, Erysimum canescens, Conringia orientalis, Alyssum minimum , Euelidium sy- riacum, Myagrum perfoliatum, Bunias Erucago, Silene viscosa, Potentilla inclinata, Medicago minima, Trigonella monspeliaca, Astragalus asper besonders hervorzuheben. — Dr. A. Kerner, welcher vor mehreren Jahren durch die Entdeckung eines unbe- kannten Weiden-Bastardes (S. Wimmeri Kern.) angeregt, dieser Gattung seither sein besonderes Augenmerk zuwendete, legi nun eine Monographie dernied.-österr. Weiden nebst den dazu gehörigen Belegen für das Herbar der Gesellschaft vor. In dieser Monographie werden 20 Arten und 33 Hybriden (darunter 5 neue) beschrieben. In der Begrenzung der einzelnen Arten wird sich darin an die Ansichten Wimmer’s gehalten, ausgenommen bei Salix repens und S. rosmarinifolia, welche der Autor als eigene Arten zu be- trachten sich genöthigt fand. Der Beschreibung jeder Art werden genaue Messungen beigefügt. Als wichtiges Resultat dieser Unler- suchungen stellte sich heraus, dass die absolute Masse bei Salix sehr variiren, während die relativen Grössen-Verhältnisse einzelner Theile sehr constant bleiben, Was die Synonymen anbelangt, so sind von den älteren fast nur die Hosi'schen benützt, da die bei den Autoren herrschende Verwirrung, selbst bei Berufung auf Original- Exemplare es nicht leicht möglich machte. Von den Namen der neueren Autoren sind nur solche angeführt, deren bezügliche Exemplare verglichen werden konnten, wie jene Neilreich’'sund Oesterr. Botan, Zeitschrift 1859, 9. Heft. »1 306 Wimmer’. Endlich wurden jene von Fries nach dessen Her- barium normale angeführt. Als Ursache der Verwirrung werden die Bastarde und der Formenreichthum der einzelnen Arten bezeichnet, welch’ letzterer vorzüglich auch durch die geognostische Unterlage bedingt erscheint, wie dies z. B. bei S. Myrsinites und S. Jaequi- niana, bei S. serpillifolia und S. retusa (Schiefer- und Kalkforın) der Fall ist; auch tragen dazu die klimatischen Verhältnisse bei, wofür ein Beispiel in S. silesiaca und grandifolia vorliegt, und ein ähnliches in S. repens und rosmarinifolia, von welchen man erstere im Norden als äquivalent der südlichen S. rosmarinifolia betrachten kann. Nachdem der Vortragende die Nothwendigkeit, die Bastarde in der systematischen Botanik zu berücksichtigen hervorhob , be- sprach er die verschiedenen bisher üblich gewesenen Methoden zur Bezeichnung der Bastarde, unter welchen er jene Grenier'sals die vorzüglichste in seiner Monographie in Anwendung gebracht hat. d. J. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften math.-naturwissenschaftlicher Klasse am 14. Juli legte Prof. Unger der Klasse eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung unter dem Titel: „Die Pflanzen des alten Egyp- tens“ vor, und bespricht den Hauptinhalt desselben. Die Zahl der auf alten Monumenten, auf verschiedenen Kunstgegenständen u. S. w. abgebildeten oder in den Gräbern neben den Mumien in natura er- haltenen Planzen, die eine vollständige und sichere Bestimmung zu- lassen, ist nicht gross und beläuft sich nur auf einige fünfzig Arten. Prof. Unger hat während seiner vorjährigen Reise in Egypten ein besonderes Augenmerk auf diesen Gegenstand gerichtet, und war auch so glücklich, Manches, was bisher noch nicht bekannt war, aufzufinden. Da die meisten dieser Pflanzen zu solchen gerechnet werden müssen, die im Lande nicht einheimisch einen Gegenstand der Kultur bildeten, so liess sich aus ihrem Vorhandensein in Egypten ein Schluss auf ihre Einführung machen, und es konnten zum Theile auch die Wege ausfindig gemacht werden, auf welchen die Ein- führung geschah. Berücksichtigt man, dass die Zeit des Menesreiches 3623 v. Ch. schon die meisten jener Culturpflanzen besass, so muss ihre Einführung mit der Einwanderung der Egyptier oder bald nachher im Laufe der Zeit erfolgt sein. Beispielweise sind die Ge- treidearten, die Dattelpalme, der Flachs u. s. w. zu nennen. Hierbei liess sich auch eine andere Frage von physiologischem Interesse be- antworten, nämlich die Frage : ob in so bedeutend langen Zeiträumen nicht der Artcharakter einiger Pflanzen solche Veränderungen er- litten habe, woraus man auf eine Umwandlung der Art zu schliessen berechtigt wäre. Prof. Unger verneint eine solche Umwandlung der Art aus den vorliegenden Vergleichungen, ist aber nichts weniger als geneigt, dies als entscheidend für die oben ausgesprochene Frage anzusehen. Die Abhandlung wird von zahlreichen Abbildungen begleitet. 307 — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften math.-naturwissenschaftlicher Klasse am 21. Juli legte Julius Wiesner Untersuchungen über dieLage der charakleri- stischen Riefen an den Pflanzenaxen vor. Die Zahl der charakteri- stischen Riefen, welche von einem Blatte ausgehen, ıst so gross, als die Zahl der Insertionen einer solchen Riefe innerhalb eines Blatt- Cycelus und nie grösser als 3. Ihre Gesammtzahl an der Axe ist der Blätterzahl im Cyklus, ihre Divergenz der einfachen Wirteldivergenz gleich, welche sich auf das herrschende Stellungsverhältniss der Blätter bezieht. Zwischen zwei — vertikal sich zunächstliegenden — Blättern liegen so viele Riefenabstände, als Spiralwindungen oder Wirtel in einem Cyklus vorkommen. Beim Auftreten von zwei charakteristischen Riefen ist der Bogen, den das Blatt an der Axe einnimmt, der einfachen, beim Auftreten von drei charakteristischen Riefen der doppelten Wirteldivergenz gleich, welche sich auf das herrschende Stellungsverhältniss der Blätter bezieht. Die Sätze gelten für Pflanzenaxen, deren Blätter in Spiralen oder alternirenden Wirteln stehen, und werden strenge nur bei constanter Blätierdivergenz er- füllt ; jede Schwankung influenzirt auf die Riefenlage, und ist aus derselben bestimmbar. — Joseph Böhm hielt einen Vortrag über die Ursache der Chlorophylbildung in den dem Lichteinfluss entzo- genen Pflanzen und Pflanzentheilen und zeigt, dass in diesen Fällen die unsichtbaren Sonnenstrahlen die Thätigkeit der Zellen zur Chlo- rophylbildung anregen. Hiermit im Zusammenhange bespricht der Vortragende die Krankheit der Bleichsuchi der Pflanzen, von der das Bleichsein nur eine unwesentliche Erscheinung ist, und findet die Ursache derselben nicht im Lichtmangel, sondern in einem zu geringen Kraftquantum überhaupt, das der Pflanze zugeführt wird. — Die Pflanzen brauchen ein ganz bestimmtes Mass lebendiger Kräfte zum normalen Gedeihen, sowohl ein Plus als ein Minus wirken schädlich auf dieselben, und hiermit hängt deren geographische Verbreitung zusammen. — Wie uns das von der Gartenhau-Gesellschaft in Triest her- ausgegebene und von dessen Sekretär Herrn Adolph Stossich. trefflich redigirte Journal „l'Ortolano“ benachrichtigt, wird am 3. bis incl. 6. September alldort in diesem Jahre die zweite Ausstellung von Blumen, Früchten, Gemüsen, Gartengeräthen etc. stattfinden. — Als Prämien sind bestimmt 2 goldene Medaillen (für eine Suite Warm- hauspflanzen, ausgezeichnet durch Reichthum an Blüthen, oder auch durch Schönheit des Blattes, dann für die reichste schönste Suite von verschiedenen Obstarten) ; dann 7 grosse und 5 kleine silberne Medaillen (für eine Gruppe von 24 blühenden Rosenarten, für eine Sammlung von Peiunien, Verbenen und Heliotropien in Töpfen mit mehreren neuen Arten, für eine gewählte Sammlung von Coniferen mit Berücksichtigung neu eingeführler Arten, für die schönsten Traubenarten, dann Pfirsiche oder Birnen, für reichste und schönste Suite von essbaren Kirbissen, Kartoffeln, Zwiebeln, Rüben etc.); dann kleine Geldbelräge (für Blumen-Bouqueis, für die schwerste, 21° 308 grosskömige grösste Traube, Gemüse ete). — Wir glauben die Gartenfreunde auf dieses Journal .„Y Ortolano* aufmerksam machen zu müssen, da dasselbe ausser den in jedem Monate vorzunehmenden Garten-Arbeiten besonders sehr werthvolle Daten über Garten- und Obstkultur bringt: — Wir wünschen dieser erst seit einem Jahre ins Leben gelretenen Gartenbau-Gesellschaft einen den Interessen des Publikums freudigen Erfolg. Sr. Literarisches. — In Programmen österr. Lehranstalten von diesem Jahre finden sich mitunter Abhandlungen botanischen Inhaltes. Von diesen er- wähnen wir: „Synopsis der in der Umgebung von Krems wildwachsenden Phanerogamen, nach der Zeit ihrer Florescenz und ihrer Stellung im nalürlichen und Sexual-Systeme geordnet.“ Von Prof. Anton Thomann. Programm des k. k. Gymnasiums in Krems. 1859. „Pflanzengeographische Skizze aus dem südlichen Böhmen,“ Von Prof. Robert Krcjc. Programm der Ober-Realschule zn Rakonitz. 1859. „Verzeichniss der Phanerogamen -Pflanzen, welche in der Gegend von Brixen wild wachsen, mit Angabe der Fundorte und der Blüthezeit.* Von Gregor Bachlechner. Programm desk.k. Gymnasiums zu Brixen. 1859. „Die Phanerogamen-Flora von Bistritz.* Von Gymnasiallehrer M. Herzog. Im Programm des evangelischen Gymnasiums zu Bistritz in Siebenbürgen für das Schuljahr 1858—59, Es ist ein systema- tisches Verzeichniss der im Bistritzer Gebiet vom Gymnasiallehrer Herz og selbst beobachteten wildwachsenden und eultivirten Pflanzen mit Angabe des Standortes. „Die Flora des Fünfkirchner Pflanzengebietes.* Von M. Im Programm des k. k. Gymnasiums in Fünfkirchen für das Schuljahr 1858—59. Diese Flora zählt 1565 Arten, unter diesen sind 50 Spec., die zu den selteneren Pflanzen Ungarns gehören, (besonders Ophrys bicornis, Asplenium septentrionale erwähnt,) und über 52, die der Pester Flora gänzlich mangeln. Bei Xanthium spinosum wird bemerkt, dass nach Angabe eines russischen Arztes aus Berthistew diese Pflanze ein glückliches Heilmittel gegen die Wasserscheu sei. — Erwähnt werden die HH. Rihmer, Nowotarsky und Schulz, in deren Garten manche Seltenheiten cultivirt werden. Das noch immer als selbstständige Art zweifelhafte Doronicum Nendtvickü Sadl., nach einigen Botanikern nur ein Dor. cordifolium ist dieser Flora eigen- thümlich. — Am Schlusse werden einige Nolizen über die ange- gebenen Autoren gegeben. — Das Bulletin der Naturforscher-Gesellschaft in Moskau 1859 Nr. 4 enthält an Abhandlungen botanischen Inhalts; „Descriplio Epa- 309 eridearum novarum.* Von S. Stschegleew. „Notizen über den Bau des Holzkörpers einiger Chenopodiaceen.* Yon C. A. v. Gernet. „Pflanzenphysiologische Beobachtungen.“ Von J. G. Büttner. „Verzeichniss der von Herrn Paullowsky und Herrn v. Stubendorf in den Jahren 1857 und 1858 zwischen Jaku!zk und Ajan gesam- melten Pflanzen. Ein Beitrag zur Flora Ostsibiriens.* Von E. Regel. L.Rach und F. v. Herder. „Ueber die Watte aus den Bastfasern der Seidenpflanze, Aselepias syriaca L.* Von Dr. Theod. Ba- siner. „Animadversiones ad secundam partem catalogi plantarum herbarii universitalis Charkowiensis.* Von N. Turezaninow. — Von der k.k. gelehrten Gesellschaft in Krakau wurde her- ausgegeben „Opisanie RKoslin Dwulistniowych Lekarskich i przemis- lowych. Botaniki Szezegölneg Czesc Trzecia.* Von .J. R. Czer- wiakowsky. — In Nr. 7 dieses Blattes ist die Notiz gegeben, dass Agassiz im Plane hat, eine nalurgeschichtliche Beschreibung von Nord- America herauszugeben, u. s. f£. — Ich erlaube mir zu bemerken, dass der 41. Theil dieser Contributions of Ihe Natural History schon seit einem Jahre erschienen ist. Dann, dass unter den Pränume- ranten in Europa Oesterreich mit 3 Exemplaren (Hofbibliothek, Geologische Reichs-Anstalt, Institut der Wissenschaften in Venedig), Preussenmit 1 Expl. (der König), Sachsen mit 1 Expl. (Buch- handlung Brockhaus), Sch weiz mit 2 Expl., England mit 59 Expl. (davon 50 Expl. von einer Buchhandlung), erscheinen ; während in Boston 386 Pränumeranten, in Albany nnd New- York je 113 Expl., Philadelphia 83 Expl., San Francisco in Californien 38 Expl. u, Ss. f. aufgezeichnet sind. — Welch ein Abstand zwischen Wien und Boston, — und wenn der erste Gelehrte Oesterreichs ein rein- wissenschaftlich - descriplives Werk veröffentlichen will, so findet er in ganz Oesterreich nicht 386 Pränumeranten, besonders wenn der 1. Theil allein 40 fl. kostet. Sr. Boianischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Juratzka mit Pllanzen aus Wien. — Von Herrn v. Kirchstetter in W. Neustadt, mit Pflanzen aus Nieder-Oesterreich. — Von Herrn Dr. Schultz Bp. in Deides- heim, mit Pflanzen aus der Pfalz. — Von Herrn Pfarrer Paalz ow in Priezen, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn v. Janka in Wien, mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von Herrn Brantsik in Pressburg, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Bulnheim in Leipzig, mit Pflanzen aus Sachsen. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbeshrunn, mit Pflanzen aus Nieder-Oester- reich. — Von Herrn Ober-Landesgerichtsrath Veselsky in Eperies, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Kuhnert in Königsberg, mit Pflanzen aus Ost-Preussen. — Von Herrn Prof. Hofmann in Brixen mit Pflanzen aus Tirol.e — Von Herrn Prof. Scheidweiler in Gent, mit Pflanzen aus Flandern. — Von Herrn Ortmann in Wien, mit Pflanzen aus Nieder- Oesterreich. 310 — Sendungen sind abgegangen an die Herren: Tappeu in Sigmaringen, v. Bosniacky in Tarnow, Vägner in Huszt, Dr. Rehm in Sugenheim, Paalzow in Priezen, Schramm in Brandenburg, Boissier in Genf, Juratzka, Janka und Wertheim in Wien. Mittheilungen. — So malerisch die Shetlandsinseln an gewissen Stellen sind, so bieten sie doch in ihrer zwei Grade umfassenden Ausdehnung dem Auge nur gar zu oft einen trübseligen, düstern Anblick : unfruchtbare Hügel, sumpfige Ländereien, da und dort lange schmale Buchten oder Seen mit Salzwasser, die man Noes nennt; hin und wieder einigen Weidegrund, da und dort ein Grasgehäge, dessen Ernte man sorgfältig für den Winter auf- bewahrt ; einiges Gersten- oder Haferfeld, das oft den Werth des ausge- streuten Samens nicht erzeugt; aber keinen Apfelbaum, keine Eiche, keine Tanne, diesen melancholischen Schmuck nördlicher Himmelsstriche — mit einem Wort keinen Baum. Welcher Ursache muss man diese traurige Lücke der Shetlandsinseln znschreiben ? Die Schuld liegt nicht an dem Breitengrad, unter dem sie liegen; denn in Finnmarken, unter 68° nördlicher Breite, kann man sehr schöne Wälder sehen. Der Grund davon liegt auch nicht in der Beschaffenheit des Bodens, welcher nicht schlechter ist, als der des nörd- lichen Schottlands ; ebensowenig an der Temperatnr, die fast nicht strenger ist als die Londons. Nein: die Eingebornen behaupten, dass, wenn man Bäume haben wolle, man sie mit einer Mauer umgeben müsse, hoch genug um sie in ihrem Wachsthum gegen die Wirkung des Meeres zu schützen. In der ganzen Ausdehnung der Shetlandsinseln findet man weder auf dieser noch auf jener Seite Erdreich in geringerer Entfernung als zwei (engl.) Meilen vom Meere. In Folge der Heftigkeit der in diesen Gewässern sehr häufigen Stürme, besonders aber in Folge eines äusserst starken Westwindes, der mit seinen ungestümen Schwingen den atlantischen Ocean peitscht schleudern die bis in ihre Tiefen aufgeregten Wogen auf den Boden der Insel mächtige Salzwassergarben , welche jede Vegetation vernichten. Wenn dies aber auch der wahre Grund ist, der dem Wachsthum der Bäume auf den ShetlandsInseln hemmend im Wege steht, so kann er uns doch keine Er- klärung für die gleiche Erscheinung auf der grossen Insel Island bieten, wo doch nicht der geringste Wald vorhanden ist, und mehrere Bezirke weit vom Meere entfernt sind. — AufderInsel Madeira scheint man sich mit erneuter Thätig- keit dem Weinbau widmen zu wollen. In den letzten drei Jahren hat man mehr als 500 Acres Landes im nördlichen Theile neu bepflanzt, wo derBoden seit dem grossen Waldbrande ununterbrochen brach gelegen hat. — Trotz des Reichthums, den Java in seinen Wäldern an hochstämmigen Bäumen, als: Cäsalpinien, Hibıscus- und Ficusarten, Akazien und anderen Gattungen besitzt, hat man bis jetzt doch keine Holzart ge- funden, die gleich unserer Tanne und Buche sich in so ausgezeichneter Weise zugleich als Schiffs-, wie als Bau- und Zimmer-Holz, und zu verschiedenen anderen Zwecken verwenden lässt. Das allgemein zu Tischlerarbeiten sowohl wie zu Schiffsbau verwendete Holz ist jenes des sogenannten Djatibaumes(TZe- etona grandis), der gleich den Waldbäumen der kälteren Zonen weite Strecken in ununterbrochener Folge bedeckt. Da indessen Java mehrere Arten Eichen besitzt, die zum Theil selbst in den Niederungen fortkommen, so würde es sich der Mühe lohnen, zu versuchen, ob sich dieselben nicht besser nochals das Djatiholz zum Zimmern eignen. Die Cultur der Djatiwälder lässt sich 311 die Regierung besonders angelegen sein, und es wurden im Jahre 1855 nicht weniger als 2,863,500 Djatibäume, so wie im Jahre 1854 deren 2,744,457 auf Java angepflanzt. — Die nachstehenden Daten liefern einen erfreulichen Be- weis über die sorgsame Pflege, welche in Böhmen der Baumzucht zugewendet wird. Es wurden im Jahre 1858 bei 70 Volksschulen neue Baumpflanzungen angelegt, und der für die praktische Unterweisung der Schuljugend bestimmte Baumstand um 37,960 Obstbäume und 18,208 Wildbäume vermehrt. Die Zahl der Obstbäume in Gärten hat sich im Laufe des Jahres 18598 um 482,437 vermehrt. Der Baumstand an Wegen und Alleen hat gegen das Vor- jahr um 272,223 Obstbäume und 224,#41 Wildbäume, jener an Hutweiden und öden Plätzen um 130,654 Obstbäume und 61,124 Wildbäume zugenommen, und es wurde im Ganzen eine Area von 1823 Joch und 1383 Quadratklafter der Baumkultur zugeführt. — Dr. Alefeld schreibt in der Bonplandia: „In der Bonplandia laufenden Jahres p. 112 ist als des ältesten geschichtlichen Nachweises des Bieres des Tacitus gedacht. Es scheint aber, dass die Egyptier vielleicht schon 1000 Jahre vor Ch. sich dieses Getränkes erfreuten ; denn ich erinnere mich, in den „Schutzflehenden“ des Aeschylos (ich habe ihn nicht zur Hand) gelesen zu haben, wie sich die Griechen beim Herannahen der Flotte der Egyptier, letzterer gegenüber rühmten: „Wir trinken keinen Wein aus Gerste gemacht.“ Damit kann doch nichts Anderes als Bier ge- meint sein. Es geht aber auch ferner daraus hervor, das die Griechen zu Aeschylos Zeiten, also etwa 500 Jahre v. Chr. G. noch kein eigenes Wort für dies Getränk hatten, es zu trinken verschmähten, ja die Biertrinker ver- achteten. — Weiter steht in der Bonplandia , dass Herr Perger in Wien angebe, über die Bedeutung „Hop“ oder ‚‚Hopfen‘“ herrsche ein Dunkel. Dagegen habe ich zu bemerken , dass ich, wen ich recht bin, öfter (doch weiss Gott, wo) gelesen habe, dass Hop im Ailtdeutschen gleich Schopf sei, also eine Haube, eine Holle, einen Strauss bedeute. So habe das jetzt noch gebräuchliche Wort Wiedehopf die Bedeutung von Wiesenschopf gehabt, also einen gehäupten Vogel der Wiesen bedeuten sollen. Hopfen habe seinen Namen von den straussartig gehäuften Fruchtständen erhalten. — Dr. Ernst Meyer’s hinterlassene Bibliothek wird Anfangs October in Leipzig versteigert werden. — Auf den Zuckerpflanzungen in Guiana erntet man 16, 20 und oft noch mehrere Jahre hintereinander auf demselben Felde das Rohr, ohne es einmal zu pflanzen. Nur hier und da, wO eine Wurzel zu Grunde gegangen ist, wird ein neuer Schössling eingesetzt. Uebrigens verlässt man sich darauf, dass die bei der Ernte im Boden zurückgebliebene Wurzel im nächsten Jahre einen neuen Stengel treiben werde, was denn auch so lange geschieht, bis sie vor Alter fault, oder durch ihre Nachbarschaft erdrückt wird ; auf manchen Pflanzungen geschieht diess, erst nach 25—30 Jahren; im Durchschnitt rechnet man im ganzen Lande 20 Ernten (also 20 Jahre Ertrag) auf jedes Feld. Man erntet also, aber man säet nicht. Die Arbeit der Neger besteht darin, die überflüssigen Pflänzchen im Frühjahre zu vertilgen und das Unkraut zu beseitigen, vorunter besonders eine gelbblühende, unserm Fehinantus major, ähnliche Pflanze, der Cane-Kilier - Rohrtödter — genannt, gefährlich ist, weil diese sich schmarotzend auf die Rohrwurzel setzt, und schnell das ganze Feld überwuchert, so dass die Ente verloren geht. — Verschiedene in Belgien mit ausiralischem Weizen ge- machte Versuche sind vom besten Erfolge belohnt worden. Diese sehr er- giebige Getreide-Art passt ganz zu den klimatischen Verhältnissen des Landes und hat durchschnittlich 40 Hektoliter auf die Hektare ergeben. — Wie bekannt, ist der bis jetzt in Europa gebaute Reiss eine Art Wasserpflanze, dessen Kultur nur in sumpfigen oder künstlich bewässerten Gegenden gedeihen kann, eben dadurch aber der Gesundheit der Reissbauer 312 durch Fieber und ähnliche Krankheiten sehr schädlich wird. Die französische Acelimations-Gesellschaft hat jetzt aus China eine andere Reissart (riz sec) eingeführt, die wie anderes Getreide gesäet wird, reichen Ertrag liefert und eben so schmackhaft und nahrliaft ist, wie der bisher gebaute Reiss. Die ge- machten Versuche hatten guten Erfolg. — Schwimmende Inseln sind in Parana keine seltene Erschei- nung; sie bestehen hauptsächlich aus den Wurzelgellechten der Gewächse, welche ihre Oberfläche bekleiden, und die zum Theile mächtige Bäume werden. Das meiste isi freilich zwar nur niedriges Gesträuch von 8—10 Fuss Höhe, aber stets holziger Natur. Weiche Saftpllanzen bedecken den Boden wie ein hohes Schilf und füllen mit ihren zarten aber zahlreichen Wurzeln die Lücken aus, welche die derberen Gewäshse ihnen übrig gelassen haben. So entsteht ein schwammiger, aber doch fester Grund, auf dem Menschen und Thiere ohne Gefahr herumeehen können. — In China scheint die Rose seit dem frühesten Alterthume gekannt und besonders gepflegt worden zu sein. Die Büchersammlung des Kaisers von China bestehtungelähr aus 13,000 Bänden, von denen 12,000 Manuseripte. Unter letzteren befinden sich allein 1500, die von Botanik und Blumistik handeln, und hiervon beschäftigt sich ein Drilttheil wieder vorzugsweise nur mil dem Rosenstrauche, Die Gärten des Kaisers von China. bringen eine solche Menge von Rosen hervor, dass das daraus gewonnene Oel eine jährliche Rente von einigen 100,000 N. abwerfen soll. Die kaiserl. Familie, die Mandarinen und übrigen höchsten Würdenträger des Reichs dürfen allein sich dieses Aromas bedienen. Je kleiner die Rosen, desto werthvoller sind. sie in China, und die Sträucher auf denen sie wachsen, sind selten höher als 8 Zoll „grössere sind verhältnissmässig werthloser. Die Chinesen kennen nur zwei Sorten Rosen, die weisse und die rothe Moosrose. Die von Blumisten in Europa befolgten Methoden, Farben und Arten zu vervielfältigen, scheinen ihnen gänzlich unbekannt zu sein. China führt grosse Massen Rosenwasser aus; in- dessen wird das aus Mittelasien und Persien in Europa höher geschätzt. — Das sogenannte Mumien-Getreide hat viele Gläubige, aber auch eben so viele Ungläubige gefunden. Vilmorin, einer der ersten Autoritäten, hat Versuche damit gemacht und behauptet, dass die Resultate ihn zu der Ansicht berechligen, dass die Körner dnrchaus keine Keimfähig- keit mehr besitzen. Die Thatsache sei constalirt, dass das in Mittel-Europa ge- erutete Gelreidekoro 3 bis 4 Jahre, in Spanien und Algerien bis 6 oder 7 Jahre und noch südlicher z. B. in Abyssinien I Jahre sich keimfähig erhalte. Von 9 Jahren bis zu Jahrhunderten ist freilich der Sprung ein ziemlich weiter, und jedenfalls gehört eine starke Dosis Glauben dazu, wenn man gleich a priori die Keimfäbigkeit der Körner für gesichert annehmen soll; doch ungeachtet, dass Vilmorin seine Versuche als misslungen angibt, hat doch Gossin wiederholte Versuche gemacht, und die jedesmaligen Resultate als vollkommen gelungen bezeichnet. Der letzte Versuch von Gossin geschah unter Beiziehung von mehreren Zeugen, die sich insbesondere von der Iden- tität der Mumien-Körner, die aus einem durch einen schweizerischen Pastor geöffneten egyptischen Sarkophage herstammten, die volle Ueberzeugung verschafft hatten. Es wurden fünf von diesen Körnern in fünf Töpfen und zwei in einen kleinen Garten gesäet. Alle gingen auf und gelangten zu voll- kommener Reife. Iusbesondere will man es dem hermelischen Verschlusse, unter welchem die Mumien-Körner fast immer aufgefunden werden, zu- schreiben, dass dieselben intact geblieben sind. Gossin hat bereits von früheren Jahren herrührendes Mumien-Korn und behauptet, dass es dureh- gängig slarke, dicke Halme und ziemlich lange Aehren produeire, von denen einige im Jahre 1858 bis 123 Körner enthielten. m en mn ne nn nie 8 m nennen um nem um n nmt r ne nam rn mean Damm m nn rn iiedaeteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von TC. Gerold. — Druck von ©. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT ig ——_ Gemeinnütziges Organ für Botanık und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. October 1859. IX. Jahrgang. M.A®. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 501. CM. (3 Rıihlr. 10 Ngr.) yansjahrig, oder mit 21. 3O kr. halbjährig, und zwar für Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von ©. Gerolds Sohn ir Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Eine verkannte Pflanze. Von Janka. — Ueber Labrador. Von Heuser. — Beobhachtuugen in der Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Correspondenz. Von Janka, Patze, Braun, Scheidweiler, Hohenaceker. — Historisch interessante Pllanzen der ungar. Flora. — Personal - Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botan. Tauschverein. — Mittheilungen. Eine verkannte Pflanze der Flora Serbiens. Von Victor v. Janka. Was mich hier ve 'anlasst, in die Flora Serbiens einzugreifen, ist Li- thospermum apulum in Dr. J. Pancice’s „Verzeichniss der in Serbien wildwachsenden Phanerogamen“ (Jahrg. 1856 der Verhandlungen des zool.-bolan. Vereins) pag. 537 und 906. — Als ich vor Kurzem die Lithospermen des k. k. Herbars durchging, sah ich unter einer Menge Lithospermum apulum auch zwei von Hrn. Dr. Pancic unter diesem Namen eingeschickte Exemplare. Es ist aber das serbische Gewächs so tolal verschieden von Lithospermum apulum L., dass eine der- artige Verwechslung nicht leicht begreiflich. Beim Anblick der serbischen Pflanze erinnerte ich mich sogleich, dass inRchb. Iconographia fl. germ. et helv. etc. vol. XVII. (1858) tab. 115 eine ganz ähnliche Pflanze aus Bosnien abgebildet, und pag. 65 daselbst als neue Gattung Zwackhia (von Sendtner so benannt) aufgestellt und als Zwackhia aurea beschrieben ist. — Es liegt mir die bosnische von Sendtner gesammelte Pflanze in einem Exemplare vor; — die serbischen Exemplare (Lithospermum apulum Pancic) sind diesem gewiss sehr ähnlich; — aber doch stellen sich Unterschiede heraus, welche ihre Behandlung als neue Art vollkommen rechtfertigen. Bemerken will ich noch, dass dieSendt- ner’sche Pflanze zwei Jahre früher als in Reichenbach’s Icono- Oesterr. Botan, Zeitschrift 10. Heft. 1859, 22 314 graphia von Boissier inseinen „Diagnos. plant. orien. Ser. secunda No. 3 pag. 138 als neue Art der Gallung Moltkia : als M. Sendtneri beschrieben wurde. So viel sich meinen Forschungen ergab, wäre die Gattung Zwackhia nicht haltbar; aber auch im Genus Moltkıa steht die bosnische Pflanze nicht richtig. Dagegen möchte ich sie zu Mertensia und zwar unter $. 3. „Corolla apice tubi 5-plicata, limbo 5-fido vel sub 5-fido. Antherae basi subbilobae, fillamento lato sublongiores“ in Alph. DC. Prodromus syst. univ. regni vegetabilis pars X. (1851) pag. #9, Calyeibus pilosis omnibus 5-partitis Alph. DC. le. pag. 90, wohin nur noch Mertensia villosula Le hm., eine Pflanze, die der Sage nach nur in den Karpaten vorkommen soll, bringen. In den generellen Merkmalen der Blüthe stimmen die bosnischen und serbischen Pflanzen ganz mit einander überein. Spe- cifische Unterschiede gewahre ich besonders im Kelche und im Län- genverhältniss der Blumenkronenröhre, zu diesem sind die Kelchzipfel der serbischen Art bedeutend schmäler und länger, als die der bosnischen, und mindestens so lang als die Blumenkronenröhre; hin- gegen hat Moltkia Sendtneri Boiss. (Zwackhia aurea Sendt.) die Blumenkronenröhre länger als den Kelch. Die Diagnosen beider Arten würden also lauten: Mertensia Sendtneri: calycis lacinüs lanceolatis vel oblongis obtusis ; corollae tubo calyce sesquilongiore. Mertensia serbica: calycis lacinüs anguste linearibus acu- tiusculis ; corollae tubo calyce haud longiore. Rhizoma pluriceps. Caules subarcualti ; erectiusculi, sae- pius flezuosi, digitales vel altra, inferne sparsius,, apicem versus magis sensim adpresseve sericeo-canescenti pilosi, aequaliter foliati. Folia linearia, fasciculorum sterilium linearia, apice dilatata, ideoque lineari-subspathulata, obtusa, rolundata vel acutiuscula, juniora utrinque densiuscule ciliato-pilosa, maryginibus , sicut adulta, in quibus indumentum evanescens , pilis paullo longioribus ciliata. Cyma scorpioidea simplieissima. Folia bractealia flores aequantia vel subsuperantia. Calyx cylindraceo - campanulatus quinquefidus : laciniae lineares acutiusculae, tubum corollinum aequantes vel eum paullo superantes. Corolla infundibuliformis (aurea?) calycem duplo superans. Filamenta tubi ori inserta an- theris subhastatis duplo fere breviora. Faux corollae minime nudus, sed plieceis verticalibus einctus. Letzteren wichtigen Umstand, nämlich die Querfalten am Schlund der Blumenkrone zwischen den Insertionsstellen der Filamente haben Boissier und Reichenbach übersehen. Mertensia villosula Lehm. ist der Beschreibung nach durch breite herzförmige Blätter weit verschieden. Mischdorf, am 4. September 1859. 315 Einiges über Labrador und seine Flora. Von P. Heuser. Die Halbinsel Labrador ist bekanntlich der N. Oestlichste Theil des amerikanischen Festlandes, und erstreckt sich von 38°—62° w. Länge und von 50°—-63° nördl. Breite. Ihr Flächenraum beträgt über 24,000 D Meilen. Nur die Küsten des ungeheuren Dreiecks sind einigermassen bekannt, das sehr gebirgige Innere hat noch keines Europäers Fuss beitreten, endlich ist auch nur der kleinste Theil dieser Küste, nämlich der nördlichste Theil der Ostküste, zwischen dem 57 und 60° nördlicher Breite, in bolanischer Hinsıeht einigermassen durchsucht. Hier nämlich hat die, aus den Trümmern der alten böhmisch- mährischen Brüder-Kirche mit verjüngler Kraft erstandene „er- neuerte Brüder-Kirche“, deren Mitglieder unter dem Namen „Herrnhuter“ bekannt sind, seit dem ‚Jahr 1765 eine Mission gegründet. Die Noth und Entbehrung der ersten Missionäre war unbeschreiblich , denn die dortigen Eskimos zeichneten sich durch Raub und Mordsucht übel aus, aber die Liebe Christi drängte diese Zeugen des Evangeliums und sie hielten aus, ihr fester Glaube wankle nicht, obgleich sie 34 Janre vergeblich arbeiteten , doch heut blühen dort vier Missionsplätze, auf welchen 16 verheirathete Missioräre unter 1200 zum Christenthume bekehrten Eskimos thälig sind. Auch hier hat sich das Evangelium, wie überall, bewährt als eine Gottes- kraft, die auch die versumpfleste und verwildertste Nation neu belebt und civilisirt. Der geehrte Leser wolle verzeihen, dass ich diese einleitenden Notizen vorausgeschickt habe, die doch eigentlich nicht zur Sache gehören, da wir aber einem jener Missionäre Samuel Weiz zu Okak, einer der vier Missions-Stationen in Labrabor, die folgenden Angaben verdanken, so hoffte ich, obige Notizen dürften nicht un- willkommen sein. Der grösste Theil von Labrador hat ganz arctische Natur, über 56° Breite hinaus verschwindet allmählig jede Vegetation, nur im südwestlichen und südlichen Theile finden sieh Waldungen, bestehend aus Kiefern, Tannen, Lerchenbäumen, Weiden, Birken und Erlen, auch Populus tremula soll nicht selten sein. Alles übrige ist in Schnee und Eis begraben. Der nördlichste Missionsplatz ist Hebron unter 58° 20'nördl. Breite an der Bucht Kangerdluksoak, dann folgt Okak, Nain, Hoffenthal. Das Klima ist an allen 4 Plätzen, obgleich der nördlichste etwa 50 deutsche Meilen vom südlichsten entfernt ist, doch verhältnissmässig wenig verschieden. Der Winter dauert ge- wöhnlich 7 Monate, innerhalb dieser Zeit steigt die Kälte von 18 bis 31° 22 * 316 heaum. in Hebron beobachtet bis 36° Reaum., sehr gesteigert durch entselzliche Stürme, von deren Gewalt man sich durch Folgendes einen Begriff machen kann. Am Meeresstrande bei Nain befand sich ein colossaler Stein, an welchem, so oft dort ein Schiff anlegte, dasselbe von jeher mit einer starken Kette befestigt wurde, durch einen furcht- baren Sturm im August 1851 ward jener Stein aus seiner gewiss seit Jahrhunderten unveränderten Lage gehoben und umgewendet und ins Meer geschleudert. Besonders he fie sind diese Stürme bei Anfang des Winters, der Ende October einzutreten pflegt, dann kocht die See förmlich und der Sturm führt die Wogen Wolken gleich, weithin aufs Land, dazu gesellen sich zuweilen im December furchtbare Regen- güsse, mitunter tagelang anhaltend. Die Temperatur wechselt über- haupt das ganze Jahr hindurch sehr rasch, ein Beispiel möge genügen: Am 30. Nov. früh 6 Uhr war es — 160 R., Abends 6 Uhr + 1 R., den andern Morgen 6 Uhr früh schon wieder — 110 R. Kein Monat im Jahr ist ohne Fröste. Im Juli und August steigt die Hitze um die Mittagszeit bei einem warmen Wind bis -+ 22° R. im Schatten, dreht sich dann aber gegen Abend der Wind und weht aus S. O., so friert es plötzlich oder schneit. In den kältesten Wintertagen gefriert das Wasser in den Stuben, obgleich den ganzen Tag geheizt worden war, selbst Wasser, welches, ehe der Missionär sich zur Ruhe begab, noch kochte, war den nächsten Morgen mil einer starken Eisrinde überzogen, obgleich es auf dem Ofen stehen geblieben. Der einzige Nutzen, welchen die furchtbaren Winterstürme ge- währen, besteht darin, dass der Schnee so fest gepeitscht wird, dass man ohne einzusinken darauf gehen, und die Eskimos be- sonders mit ihren Schneeschuhen und Schlitten grosse Strecken mit Leichtigkeit zurücklegen können. Durch sie allein ist es möglich, in den langen Winter - Monaten die Verbindung der einzelnen Missions - Stationen untereinander zu unterhalten, ein Europäer könnte eine solche Reise nicht wagen, da auch die Küste sehr ge- birgig ist und zuweilen Berge von 3—4000’ Höhe zu übersteigen sind. Freilich, wehe dem, der unterwegs von einem Schneesturm überrascht wird, er ist rellungslos verloren, wenn es ihm nicht gelingt, vermiltelst seines Schneemessers noch schnell eine Schnee- hülte zu erbauen. Aber auch in diesem günstigsten Fall muss er zuweilen 2—3 Tage in seiner engen Hülte aushalten, gefrorne Fische, wenn er Solche, wie meist geschieht, zur Vorsorge milgenommen, sind dann seine einzige Nahrung, hat er diese nicht, so isst er alles Riemenzeug, was er bei sich hat. Nur zu verwundern ist, dass Un- glüksfälle nicht hänfiger sind, und doch kein Jahr vergeht, wo die Eskimos nicht auf ähnliche Weise in Lebensgefahr gerathen. Zuweilen, aber selten, kommen auch Nordscheine vor, dann sind sie meist sehr schön, der Himmel nach Süden zu ist feuerroth, worin zarle weisse Streifen in mannigfachen Formationen wechseln. So streng nun aber auch der Winter ist, so schnell tritt der Sommer ein, gab es im Mai auch noch so furchlbare Schneestürme bei starker Kälte bis 16° R., so ist Ende Juni doch gewöhnlich alles Eis verschwunden. In dieser ua. 317 kurzen Uebergangszeit vom Winter zum Sommer, stürzt sich das Schneewasser in grossen Strömen, zum Theil in den herrlichsten Wasserfällen von den Bergen ins Meer, wo später nur kleine Bächlein rieseln. Sobald es nun aber elwas warm zu werden anfängt, stellen sich auch die Museilos ein, welche besonders bei warmer trüber Witterung unbeschreiblich lästig sind. Ende October beginnt der Winter, Nach allem diesen ist es dann nicht zu verwundern, wenn jenes armselige Land auch eine nur sehr dürftige Flora hat. Merk- würdig ist es, dass die Missionäre an allen vier Plätzen doch im Stande sind, in ihren Gärten Kartoffeln, Weisskraut, weisse Rüben, Kohlrüben, Möhren, Carviol und ähnliches Gemüse zu bauen. Freilich gehört unendlich viel Pflege und Sorgfalt zum Gartenbau, fast alle Abende müssen die Pflanzen durch Strohmatten vor eiwa plötzlich eintretendem Frost gewahrt werden, aber dann erzielt man doch auch immer Etwas. In sehr ungünstigen Jahren werden die Kartoffeln freilich kaum so gross wie Haselnüsse, und die Möhrrüben so stark wie Federkiele, doch sind das Ausnahmen. Wir wollen nun unsern Berichterstatter Samuel Weiz auf einer botanischen Excursion um Okak folgen, wodurch wir, wenn auch nicht eine vollständige Flora Labradors, doch einen Gesammteindruck von ihr erhalten werden. Lassen wir unsern Referenten selbst reden. Es war Anfangs Juli des Jahres 1856, der Sommer war schon seit einigen Wochen eingekehrt, unsere Meeresbucht von Eis völlig frei, die "Wiesen und Hügel hatten ihr buntes Sommergewand an- gelegt und noch hatte ich keine einzige botanische Excursion machen können. Nur wer gleich mir so viele “Monate in Eis und Schnee be- graben lag, so lange auf den engen Raum unseres Missionshauses angewiesen war, wird recht begreifen können, wıe es mich hinaus zox zu den blauen Bergen unseres von uns aus südlich nach Nain zu sich hinziehenden Kiklapait-Gebirges. Unsere Eskimos hatten ihre Erwerbsplätze aufgesucht, nur schwache Greise, Weiber und die kleinsten Kinder waren zurückgeblieben. Unsere eigentliche Thätig- keit als Missionäre , war jetzt auf kurze Zeit unterbrochen, aber um so mehr galt es, um unsere Gärten zu bestellen, diein den Frühbeeten schön gedeihenden Gemüsepflänzchen ins freie Land zu setzen und die Gartenzäune sorgsam auszubessern, damit die Hunde unserer Eskimos nicht in einer Nacht die Hoffnung eines Jahres vernichten, Da nämlich ihre Herren sie im Sommer nicht bedürfen. halten sie es anch für unnöthig, sie zu füttern und die armen Thiere fressen dann, was ihnen in den Weg kommt, Leinwand, Riemenzeug, Gemüse, kurz, was ihnen irgend erreichbar ist. Endlich waren alle diese Geschäfte be- endigt, und mit unendlicher Freude rüstele ichalles zu einem, wenn auch aus Mangel an Zeit nur kurzen Ausflug in unsere Berge, denn auch die zu benöthigenden Lebensmittel musste ich mitnehmen, wenn ich überhaupt unterwegs etwas, ausser im günsligen Fall einige Fische, geniessen wollte. So brach endlich der lang ersehnte 10. Juli an. Warm gekleidet, mit allem Nöthigen versehen, verliess ich bei Tages- 18 anbruch Okak. Eben kam die Sonne in voller Pracht am östlichen Himmel herauf und vergoldete die spiegelklare Fläche des Meeres, von den kleinen Inseln unserer Bucht erhoben sich grosse Schaaren von Vögeln, ach leider von unsern lieben deutschen Singvögeln war keiner darunter, aber doch gewährte die bunte Schaar klein und gross durcheinander einen angenehmen Anblick. Noch bedeckten dichte Nebel das Land nach den Bergen zu, aber sie mussten bald den Strahlen der Sonne, und die empfindliche Kälte, durch die frische Seeluft gesteigert, einer angenehmeren Temperatur weichen. Dicht hinter Okak auf den kleinen Wiesen am Fusse der Berge begann ich nun meine botanischen Untersuchungen. Ein kleiner Bach, den ich zuerst überschritt, enthielt unendliche Mengen von Hippuris vul- garis var. grönlandica oder Hippuris telraphilla Hell. Auf den Wiesen fand ich hier in der Nähe des Baches zahlreich eine Jris mit blauer Blülhe, ähnlich unserer 1. sibirica, aber die Blätter sind breiter, ich habe ihren Namen noch nicht erfahren können. An feuchten moorigen Stellen am Fuss eines kleinen mit Strauchwerk spärlich bekleideten Hügels fand sich häufig Eriophorum vaginatum und E. russeolum Fr., Viola palustris mit Früchten, Menyanthes trifoliata zu hunderten, auch hier wie in der Heimath gegen Fieber ein wohl bewährtes Hausmittel, auch Vaccinium uliginosum fand sich hier in grossen Mengen, unsere Eskimokinder verzehren die Beeren davon mit viel Appetit ohne jeglichen Schaden. Vaccinium Oxy- coccos ist hier gleichfalls häufig, so wie, je weiter ich dem Rücken des Hügels entlang schritt, mich der betäubende Geruch des Ledum palustre empfing, welches hier jedoch nicht die volle Grösse, wie in der Heimath erlangt. Dagegen um so prächtiger machte sich hier unser schönes Ledum grönlandicum Reitz. (L. latifolium Lam.), Blätter und Blüthen sind bedeutend grösser alsbei Led. palustre. Co- marum palustre, Euphrasia latifolia, Betula nana, Alnus viridis, Salix glauca in den verschiedensten Formen, bald mit schmalen fast lan- zelllichen, bald mit fast eirunden Blättern. Equiseltum sylvaticum, Linnaea borealis, Marchantia polymorpha , Aspidium spinulosum nebst den verschiedensten Carex-Formen, die mich lebhaft an unsere Carez vulgaris und C. acuta erinnerten, aber doch vielleicht eigene Arten bilden. Leider bin ich auf dem Gebiet der Gramineen wie Carices noch zu sehr Laie, um hier bestimmte Angaben zu versuchen. Triglochin palustre, Pinguicula acutifolia Mich., Parnassia pa- lustris, Epilobium anyustifolium, Vaceinium vitisidaea sehr klein und zierlich, Epilobium palustre, Trientalis europaea. Alle diese Pflanzen fand ich mehr oder weniger bei einander, während ich doch höchstens eine gute Stunde Weges zurückgelegt hatte, das ganze Terrain nämlich hier um Okak ist hüglich , Anhöhen, Wiesen ‚ Torfmoore wechseln bis zum Fuss des eigentlichen höheren Gebirges. Nun hatten auch die bisher die Gipfel verhüllenden Wolken der Sonne weichen müssen, und in unvergleichlicher Pracht lag nun der ganze Gebirgszug mit seinen im Glanz der Morgensonne glühenden, mit ewigem Eis be- deckten Spitzen und gletscherähnlichen Schneelagern vor mir. Ich 319 beschleunigte meine Schritte, um noch vor Mittag das Ziel meiner Wanderung für heut, die sogenannten Forellenteiche zu erreichen. Sie liegen schon im "eigentlichen Gebirge in einem unvergleichlich schönen Thal, ein wahrer bolanischer Garten, der in botanischer Hinsicht, so a mir bekannt, der reichste Theil unsers ganzen Ge- bietes ist. Wegen seines Reichthums an botanischen Schätzen erinnert mich das Thal lebhaft an den Kessel im Altvater-Gebirge, wegen seiner sonsligen Beschaffenheit aber mehr an das herrliche Meerauge im Tatra, nur ist unser Thal bedeutend grösser als jene beiden Thäler. Als ich einen wohl 2000‘ hohen Berg erstiegen hatte, mit mehr Schwierigkeiten als man vielleicht glauben wird, da die Hitze ziemlich stark war, kein kühlendes Lüftchen wehte und kein schützendes Laubdach sich über mir wölbte, ward ich reich belohnt durch die entzückende Aussicht, die sich mir darbot. Vor mir lag das herrliche Forelienthal, lang und schmal sich weit in die Berge hineinziehend, in seiner Mitte die Forellenteiche , einzelne wohl so gross, wie das Meerauge, der silberklare Wasserspiegel glänzte wie geschmolzenes Gold in der Sonne. Ich musste mein fast ge- blendetes Auge abwenden, um es ausruhen zu lassen auf den üppigen grünen Fluren des Thales, durch das ein silberheller Bach in kleinen Cascaden schäumend sich hinabstürzt. An einzelnen Stellen werden die Ränder des Thales von ungeheuern jähen Felsen, an andern von ziemlich schroff aufsteigenden grasigen Lehnen gebildet. Der ganze Eindruck, den die Scene macht, ist wild romantisch, doch nicht furchtbar, und selbst das Disharmonische gestaltet sich für den Be- schauer zur Harmonie. Unten an dem grössten der Forelienteiche konnte ich deutlich mehrere Eskimozelte unterscheiden, ein dünnes Rauchwölkchen stieg fast kerzengerade von hier auf, es ist ja Mittagszeit und die Eskimos lassen sich ihre Lachsforellen "schmecken. Das mahnte auch mich, dem kauernden Magen Gehör zu geben, die Luft war oben kühler, die Muscitos weniger beschwerlich, der bunte Teppich zu meinen Füssen, wo Carex atrata,, Potentilla aurea und salisburgensis, Campanula rotundifolia ß pusilla, Campanula uni- flora, die zierliche Azalea procumbens und Andromeda hypnoides, Cerastium arvense var. strictum, Dryas tenella, zum Theil bunt durcheinander wuchsen, lud mich zum Ausruhen ein von dem be- schwerlichen Hinabsteigen, und mein einfaches Mahl mundete vor- trefflich. Ich konnte nicht sat! werden, immer und immer wieder das schöne Thal und die riesigen Berge und schroffen Spitzen im Hinter- grunde desselben zu bewundern. Wandte ich mich um, so erblickte ich den ungeheuern Ocean wie einen blauen Mantel unsere Küste umgebend, unser friedliches Okak mit seinen freundlichen, wenn auch hölzernen Kirchlein, ich hätte hier immer bleiben wÖllen! — Doch die Zeit drängte, ei begann die steile Höhe hinabzuklimmen. Oft bewahrte mich nur ein Zweig der Salix glaue a, oder ein Busch von Empe- irum nigrum oder der Solidago virgaurea ß alpestris vor dem Hinab- stürzen, denn Fusswege gibt es in dieser Wildniss nicht. Von Wald ist auch hier natürlich keine Rede, aber je weiter nach unten, um 320 so mehr linden sich Juniperus communis und verkrüppelte Kiefern, ähnlich dem Knieholz, doch halte ich unsere Pinus nicht für Pumitio. Einzelne stärkere aber abgestorbene Stämme waren noch zu sehen, verschwinden aber alle Jahre mehr und mehr, theils verfaulen sie, theils werden sie von den Eskimos als Brennholz benützt, wodurch allmälig unsere Gegend auch die letzten Reste von Buschwerk ver- lieren muss, weil das Holz nur sehr sparsam nachwächst. Ich erinnere mich, beim Eintritt in das Koscieliskoer Thal von Galizien her, Aehn- tiehes gesesen zu haben. Dort wie hier scheint das Klima rauher, darum der Baumwuchs geringer geworden zu sein. Ziemlich müde und matt langte ich endlich unten an, die Eskimos erhoben ein grosses Freudengeschrei, als sie mich erblickten, ich war freilich auch ihretwegen gekommen, zu sehen, wie es ihnen g ginge, und ihnen wieder einmal das Evargelium nahe zu legen, da sie ja während der Erwerbszeit viele Wochen jedes geordneten Gottesdienstes ent- behren müssen. Für heute war es nun natürlich mit meinem Bota- nisiren zu Ende, wie bei ihnen mit dem Fischen. Alle kamen herbei klein und gross, und der Herr schenkte uns einen reichgesegnelen Abend. Mein Nachtquartier war eins der Zelte, ich schlief, trotz des [urehtbaren Rauches vortrefflich, den übrigens ein Eskimo meinel- wegen die ganze Nacht unterhielt, damit ich von den noch läsligern Muscitos verschont bleiben möchte. Am nächsten Morgen, als der Tag graute, hielt ich noch den Moygensegen und wir sangen einige Liederverse in der Eskimo-Sprache, dann schied ich von ihnen, die mir noch lange ihr „lebe wohl Lehrer, der Herr geleite dich“ nach- riefen. — Noch war Dämmerung hier unten, obgleich die Sonne die Ränder des Thales schon hell erleuchtete, ich wendete mich um, immer tiefer ins Thal hineingehend, rechts, einem steilen Felsen zu, über den sich ein kleines Bächlein hoch oben, von den höchsten Gipfeln kommend hinabstürzte. Auf der Wiese, die ich, um an mein Ziel zu gelangen, noch zu durchwandern hatte, blühte prächtig: Senecio pseudo-arnica und Arnıca plantaginea, auch Senecio pauei- florus, Orchis dilatata, an trockenen Stellen auch Orchis ocelat« aber sparsam, Lomatogonium rotatum A. Br., Parnassia Kotzebui, Ribes alpinum, Tofieldia borealis. Hier war auch eine der Haupl- zierden unserer Flora Epilobium latifolium mit seinen prächligen grossen Blumen in üppiger Fülle, auch Rubus chamaemorus und Rubus arcticus, die prächlige Bartsia pallida und alpina,Rhinanthus pulcher, Pedicularis «uphrasioides, und die äusserst zierliche Pedieularis grönlandica, Phaca astragalina, Oxytropis campestris, flore cae- ruleo, Hedysarum onobrychioides und Tussilago palmata in üppiger Fülle, Listera cordata. So stand ich dann vor dem Felsen, und reich lohnte mich die genauere Durchsuchung desselben. Hier wucherte das zierliche Aspidium rigidum S w. in herrlichen Fruchte exemplaren, Polypodium Dryopteris L. Hier fand ich auch eine Turritis, welche noch nicht beschrieben scheint, ich habe sie daher dem Bischof der Brüderkirche Herrn Breutel zu Ehren Turritis Breuteli genannt. Galium trifidum, Cornus suecica, Primula strieta Hornem., Pri- 321 mula mystussinica, Gentiana nivalis, Viola canina, aber eine merk- würdige verkümmerte Form, wie sie sich auch sonst nur so bei uns findet, vielleicht ist es eine eigene Art. Ribes alpinum, Uvularia sessilifolia (scheint unser Streptopus amplexifolius) Oxyria di- gyna, Polygonum viviparum, Fpilobium alpinum und E.nutans, Sazifraga cernua und rivularis, Rhododendron lapponicum, welches letztere fast überall die steilen Abhänge bekleidet und herrlich ziert, Sazifraga stellaris und Aizoon, von letzterer sowohl die Form mit breiten kurzen, als die mit langen schmalen Blättern, Silene acaulis in grossen Polstern, Hieracium alpinum in vielen Formen, Sazifraga nivalis in unsern Bergen überhaupt häufig, Saxifraga hieracifolia und aizoides, Stellaria Edwardsü R.Br. und St. borealis, Cerastiuin alpinum, Arenaria macrophylla, Stellaria labradorica, St. humifusa Arenaria peploides, Potentilla tridentata und die wunderschöne Po- tentilla nivea mii auf der Unterseite silberweissen Blättern , auch Alsine labradorica Schrank, Papaver nudicaulis in sehr schönen Exemplaren, Ranunculus nivalis, Coptis trifoliata Salisb., Pedi- cularis lapponica und flammea, Anemone borealis sehr klein aber zierlich. Der obere Theil des Felsens war dicht bekleidet mit Drab«a muricella, Gnaphalium alpinum und supinum, Arabis alpina, Draba aurea und contorta, Diapensia lapponica, hier wucherte auch unsere schöne Pyrola grandiflora, Lychnis alpina, und in den Ritzen des Felsens die zierliche Cardamine bellidifolia, Gnaphalium norve- gieum, Salix herbacea und reticulata, Rhodiola rosea, auch Lyco- podium alpinum wie mir es schien, war hier häufig, Ranunculus pigmaeus sehr klein, aber die Blüthen sind ganz “ähnlich denen unseres deulschen Ran. sceleratus und Saxifraga oppositifolia. Mehr im Gebüsch im Moos: Pyrola minor und secunda, Königia islan- diea ein ganz kleines unscheinbares in den Felsritzen wachsendes Pllänzchen,, Arbutus alpinus var. lapponicus, Aster strictus. Noch muss ich hier Pinguicula villosa nachholen, welche ich weiter unten im Thal an moorigen Stellen häufig fand. Das Durchsuchen meines ziemlich umfangreichen Felsen und seiner Umgebungen hatte mich mehrere Stunden aufgehalten, zwar hatte ich noch weiter zu dringen vorgehabt, aber ich hatte wenig Aussicht, noch grosse Ausbeute zu machen, zumal ich auch mein Löschpapier , welches ich in einer Mappe mitgenommen, schon völlig gefüllt sah; dann weiter hinauf hört die Vegetation allmählig ganz auf und nur Flechten fristen dort ein kümmerliches Dase ein, bis auch diese allmählig aufhören und ewiger Schnee die Spitze einhüllt. Da ich nun heute noch nach Hause wollte, weil dies dringend noth that, so eilte ich so sehr ich konnte, Okak zu. Die Hitze war heute weniger stark als gestern, weil jetzt ein leichter Seewind kühlte. Unterwegs fand ichnoch Kalmia glauca, Pyrola uniflora, Andromeda caerulea , Andromeda polifolia und tetragona , leiziere eine ganz besondere Zierde unserer Flora , man möchte sie eher für einen Bürger des Caps der guten Hoffnung halten, als des eisigen Labradors. Ich wandte mich nun vom Gebirge aus direet nach dem Strande zu, um an den Meeresufern noch Einiges 322 zu botanisiren. Hier wuchert in grosser Menge Pirum maritimum, unserer Ziegen grösste Wonne, Cochlearia officinalis var. grön- landica, Pulmonaria maritima, Armeria maritima, Plantago maritima und Alchemilla vulgaris, hier kaum wieder zu erkennen, und doeh ist es ohne Zweifel unsere deutsche Pflanze. Sehr klein, fast ohne Behaarung, läuschte sie mich anfänglich lange Zeit, da ich sie für eine neue Art hielt. Schwer bepackt und ziemlich ermüdet von der anstrengenden Wanderung eilte ich der Heimath zu, denn die Sonne neigle sich zu ihrem Untergange. Der leichte Seewind ward stärker und die Wellen fingen an, sich stärker zu kräuseln. Am fernen Horizont stand ein kleines weisses Wölkchen, ich wusste, nun gilt es Eile, aber einige Stunden ist es schon noch auszuhalten. Ausser den früher schon genannten Strandpflanzen sammelte ich hier noch einige mir derzeit leider noch unbekannte Gräser, Lychnis apetala L. und Potentilla norvegica, die hier sehr zahlreich und üppig wächst. Auch einen alten Bekannten traf ich noch, Capsella bursa pastoris, ob hieher aus Europa vielleicht mit Sämerei gekommen oder einheimisch, wage ich nicht zu entscheiden. Die Pflanze hält sich auch meist um Okak selbst herum, um so merkwürdiger war es mir, sie hier schon so zahlreich zu finden. Einzelne Sterne versuchten, es war allmählig dunkel geworden, mir zu leuchten, allein jene erwähnte kleine Wolke hatte sich allmählig weiter ausgebreitet, es ward finsterer und finsterer, wild brauste und toble das Meer, Wohl mir, dass ich des Weges genau kundig war und nicht das erste Mal ein solches Abenteuer bestand, denn das Getöse schien dicht um mich her, weil das Brausen der Wogen vom Echo der nahen Hügel zurückgegeben wurde, und ich freilich leicht hätte dem Ufer zu nahe kommen und ins Meer stürzen können. Aber was mir meine Eskimos am Morgen zum Abschied zugerufen, tönte noch lebendig in meinem Herzen und liess keine Furcht aufkommen, ich dachte, der Herr kann wohl so lange das Wetter noch aufhalten, bis ich unter Dach und Fach bin, und er Ihats auch. Zu meiner Freude leuchteten mir jeizt deutlich die Lichter aus den Fenstern unseres Missions- hauses entgegen, noch eine Viertelstunde, so war ich daheim. Bald war sie zurückgelegt, ich trat ein — und hinter mir strömte der Regen herab und der Sturm wüthete mit entsetzlicher Macht bis an den nächsten Morgen. Ich aber sass daheim, ohne auch nur im Ge- ringsten durchnässt worden zu sein, und freute mich mit den Meinen der so glücklich überstandenen Gefahr. — Soweit unser Berichterstalter, nur wenige Worte seien mir, dem Einsender dieser Notizen, über Labrador noch zum Schluss vergönnt. Vielleicht würden die gültigen Leser noch gern ein Näheres über Bodenbeschaffenheit, namentlich auch sonstige Gebiete der Natur- wissenschaften, Mineralogie etc. gehört haben, oder auch über einzelne Pflanzen noch genauere Auskunft haben wollen. Leider fehlen alle genaueren Angaben über Gramineen und Carices, von Hieracien dürften ausser H. alpinum wohl auch noch einige zu finden sein, auch sind einzelne der angeführten Namen schon etwas 323 antiquirt, kurz es fehlt noch viel, wenn diese Notizen befriedigen sollten. Mir selbst wäre so Manches zu ergänzen möglich gewesen, tbeils aber fehlt mir die Zeit, theils habe ich die benöthigten Quellen nicht zur Hand. Manches z. B. über Sprache, Lebensweise, Charakter der Eskimos hätte ich beifügen können, aber ich wollte die Geduld des gütigen Lesers, der doch am liebsten vielleicht in botanischer Hinsicht Auskunft erhält, nicht noch länger in Anspruch nehmen. Sollte jemand Verlangen tragen, die oben angeführten Pflanzen zu erhalten, die ja bisher nur sehr schwer zu erlangen waren, der wolle sich gefälligst an Herrn Dr. Skofitz oder direct an mich „Studiosus Theologiae Heuser, Gnadenfeld in Ober-Schlesien“ wenden. So viel ich vermag, werde ich gerne auch specielle Wünsche und zu sehr billigen Preisen zu erfüllen suchen. So wolle denn, ich bitte nochmals, der gütige Leser Nachsicht üben und bedenken, dass ein Missionär bei seinem schweren Berufe nicht zugleich auf wissen- schaftlichem Gebiete etwas auch nur annähernd Vollendetes leisten kann. Glücklich werde ich mich schätzen, wenn der geehrte Leser diese Zeilen nicht ganz unbefriedigt bei Seite legt. Gnadenfeld in Ober-Schesien, im Dezember 1858. Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen, nebst Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten. Von Dr. Ferd. Schur. IV. 28. Piptatherum holciforme R. et S. — Roem. et Schult. syst. I. 328. — Heuff. pl. banat. 1858 p. 190. — Syn. Milium holeiforme Spr. syst. 1 p. 251. — M. maritimum Poll. sec Ledeb. fl. Ross. — Agrostis holciformis M. Bieb. fl. taur. — Urachne grandiflora Trin. de gram. unifl. — Urachne holciformis C. Koch. in Linnaea. — Urachne soongarica Trin.1. ce. — Urachne grandifloraLedebour. n.fl.ett.p. 78, ic. fl. ross. t. 221. — Pip- tatherum caerulescens Maly en. pi. ausir. p. 21 et Heuff. olim. Genaue Standorte sind mir nicht bekannt, denn ich kenne diese nur aus dem Lerchenfeld’schen siebenbürgischen Herbar, - wo dieses Gras als Milium paradoxum vorlag. Da dasselbe jedoch ım angrenzenden Banale einheimisch ist, so dürfte dessen Gegen- wart in Siebenbürgen nicht unwahrscheinlich sein, und zwar in jenen Bezirken, wo die Landstrassen aus dem Banate in Siebenbürgen einmünden. Lerchenfeld sammelte dieses Gras in den Jahren von 1780 bis 1785. Piptatherum caerulescens Maly en. plant. austr. p. 21 el 371, welches dieser Autor auf Heuffel’s Autorität als im Banat vor- kommend aufgeführt hat, gehört ohne Zweifel zu Piptatherum holei- forme R. et S., da nur dieses im Banat vorkommt, 29. Milium effusum L. sp. 90. Kommt in den Gebirgen, in der Tannenregion, eine riesige Form von 4—6' vor, mit kürzerer und oedrängterer Rispe, welche vielleicht mit M. effusum ß. elatior Koch syn. ed. 2. p. 908, und zugleich mit M. effusum £ Gaud. helv. 1,176 — Milium confertum Mill. diet. n. 4, identisch sein dürfte. Schur sertum fl. Transs. 1853 p. 83 n. 3089 £ in Verhandl. und Mitth. des siebenb. Vereins für Naturw. Hermannstadt 1853. 30. Stipa juncea Bmg. en. II. No. 1993. Nicht mit Stipa juncea L. sp. ed. 1. 78 zu verwechseln. — Die siebenbürgische Pflanze ist von Stipa capillata L. sp. 116 durch nichts als nur durch mehr blaugrüne Blätter verschieden. — Sie blüht hier im August. AMira L. gen. No. 81. Diese Linnaeische Gattung war ursprünglich aus sehr hetero- genen Gräsern zusammengeselzt, und sie ist dieses zum Theil aueh noch, je nachdem es den Floristen bequem ist, den Charakter dieser Galtung zu begrenzen. Mit demselben Rechte aber, wie man von dieser Galtung die zu Koeleria, Deschampsia , Corynephorus, Avena und anderen gehörigen Arten getrennt hat, eben so kann man aus den heuligen Aira-Arten noch mehrere neue Gattungen bilden, welche sehr vielen schon bestehenden an Charakteristik nicht nach- stehen würden. Nach meiner Ansicht, und ich halte die Auffassung der Gal- tungen (genera) für rein subjecliv, lassen sich die siebenbürgischen Aira-Arten in folgende Gattungen unterbringen, nämlich in De- schampsia, Avenaria und Airopsis, welche Benennungen schon als Seclionen den meisten Botanikern bekannt sind. Einige Autoren ziehen Deschampsia und mehrere Aira-Arten zu Avena T., wodurch aber weder der speciellen Botanik noch für die Kenntniss der Genera etwas gewonnen wird. Und welche Belehrung soll es dem Anfänger gewähren, wenn bereits anerkannte Arten wie Koeleria, Danthonia, Deschampsia unter der analytischen Ueber- sicht von Avena sich befinden, während Arrhenatherum, von dem es Formen gibt, welche durch die gleichförmige Begrannung beider Blüthen und durch den Sitz der Grannen von Avena kaum zu unler- scheiden ist, hier fehlt. Da nur arlenreiche Gattungen so wie formreiche Arten das Bestimmen schr erschweren, so habe ich mir zur Aufgabe gestellt, diesem Uebelstande durch Beschränkung der Arten in den Gattungen und der Formen in den Arten die Erkenntniss und die Uebersicht zu erleichtern. Die höchst verschiedene Auffassung des Begriffes von Gattungen dürfte uns zum Beweise dienen, dass es in der Natur keine wahre Gattungen gibt, sondern nur Arten, welche nach individuellen An- sichten in Gattungen zusammengestellt werden können, um uns die Uebersicht zu erleichtern und möglich zu machen. 3253 BaumgartenEn. Stirp. Transs. III. p. 216 — 220. beschreibt folgende Aira-Arten: Aira aquatica L. = @lyceria aquatica Presl. „. .edespitosa L. = Deschampsia caespilosa P. B. „ flexuosa L. = Avenella flexuosa Schur. „ alpina H o ffm. = Deschampsia caespitosa ß. Roth. „ earyophyllea L. = Airopsis caryophyllea Schur. „ eanescens L. — Corynephorus canescens P.B. praecox L. — Airopsis praecox Schur. Die Gattungen Deschampsia , Avenella und Airopsis unter- scheiden sich durch folgende wesentliche Merkmale. A. Deschampsia P. Beauv. agrost. 91. Syn. Campella Lk. hort. berol. 1. p. 122.— Palea inferior apice truncata denticulata, aristata — Arista dorsali recta, supra basin inserta, torta — Ca- ryopsis libera exsulcea. B. Avenella Schur. Airae spec. sect. I, Ko ch syn. ed 2. p. 915. Comp. fl. germ. ed. 2. t. 1. p. 130. Syn. Airae sect. 1. Avenaria Rehb. fl. exc. p. 50. etLedeb. fl. Ross. IV. p. 419. — Palea inferior apice truncata, acuta dentata aristata, Arista gen.- culata, validiore, dorsali, infra medium inserta , basi torla, longe exserta. Caryopsis exsula, inferne paliae superiori adhaerens. C. Airopsis Fries mant. novil. fl. suec. 3. el Summa Scand. p. 60. Syn. Avenae sect. V- CaryophylleaKoch syn. ed. 2. p. 922. _—_ Airae sect. I. Euaira Ledeb. flor. Ross. IV. p. 424. — Airae sect. a Avenaira Rchb. fl. exert. p. 50. — Aürae sect. ©. Avenella Bluff.et Fingerh. Comp. . germ. 139. — Flores exigui. Palea inferior apice bifida , floris inferioris mutua vel utraque aristata. — Arista infra medium dorsi egrediente , geniculata. — Valrvae 1—3 nerviae — Caryopsis teretiuscula, ewarala , paleae supe- riori adhaerens. 31. Deschampsia caespitosa P. B. l..c. — Syn. Ara caespitosa L. sp. 1. p. 96. — Bmg. en. II. p. 217. no. 1996. — Rchb.fl. exc. p. 50. icon. XI. 1. 1682. — Avena caespitosa Griseb. kl. Schr. p. 52. — Campella caespitosa Lk. hort. berol. — Schur serl. fl. Transs. p. 84. Var.a. pallida Koch syn. ed.2. P. Syn. Aira altissima Lam. fl. fr. p. 581. — Aira parviflora T huill. par. ed. 2. p. 38. Auf Waldwiesen hinter Reschiner bei Hermannstadt, zwischen Salzburg und Munden. Juli—August. Var. b. flavescens. — Üulmo erecto strieto, 4 ped.; folüs brevibus , 6 poll., rigidis, subtus scabris; panicula ampla, valvis flavidis, dorso pallidioribus, paleis pallide viridibus margine albis. Var. c. subtriflora, colorata. — Spiculis majoribus subtrifloris flosculo tertio supremo subtubescente mutico. Subsi- milis D. Wiebeliana! Auf der Pogana bei Kronstadt auf Sumpfboden mit der Var. b. gemeinschaftlich. — Juli — August. 3000'. 326 Var. d. mierantha,v ariegata. — Spieulis dimidio mi- noribus, atro-fuseis, albo-marginatis, "a lin. longis. Floro supremo brevissimo aristato, vel mutico. — Bei Neppendorf nächst Hermannstadt und bei Klausenburg (Wolff). Juli. August. Var. e. setifolia Koch. syn. ed. 2. p. 914. In inundatis arenosis am Altfluss bei Talmats, am Zibin bei Baumgarten. Juli Var. f. turfosa. — Similis var. parviflora , flore supremo mulico; folüs strietis convoluto-ecomplicatis, longis, margine scubris; rhisomate breviter repente. Auf Torfboden am Büdös und bei Tasnad. Juli — August Trachytgebirge. Var. g. Wiebeliana — Spieulis majoribus pallidis — arista paleam superante — folüs glabriusculis rigidis, complicatis, margine scabris — Rhizomate caespitoso, quandoque sobolos bre- vissimos proferente. — Syn. Aira Wiebeliana Sonder inlit. Koch syn. ed. 2. p. 915. — Aira paludo:a Wib. werth. p- 118. De- schampsia Wiebeliana Schur. | Auf überschwemmt gewesenen sumpfigen Orten, auf Sandunter- lage, vor dem Dorfe Baumgarten und hinter Reschiner bei Her- mannstadt. Juli. Ueber Deschampsia Wiebeliana bin ich, was ihre specifische Unterscheidung betrifft, nicht im Klaren, wenigstens bietet die siebenbürgische Pflanze, welche ich dafür halte, keine constante specielle Unterscheidungs - Merkmale dar. Nach der Koch’schen Beschreibung liegt der Hauptunterschied im kriechenden Rhizom, welches aber nicht nur dieser vermeintlichen Art zukommt, sondern bei allen Formen mehr oder minder hervortritt, vorzüglich im Sand- boden, wo die Sprossen dem feuchteren Boden nachgehen. Var. h. alpina. Glumae valvis inaequalibus. Spiculis 2 raro trifloris, majoribus, magis minusve coloratis vel subflavidis — floseulis pilos valde superantibus. Palea exteriori aristata ‚ arista basiliari gracili scabra palea duplobreviore. Folüs complicatis, longissimis, subtus laevibus, novellis culmum saepe aequantibus. Ligula pro- tensa, interdum bifida, lobis obtusis Rhizomate fibroso , dense caespitoso. — Syn. Aira alpina Bmg. en. Ill. No. 1998, et Roth. germ. p. 98, — Hoffm. germ. 27. Auf Alpentriften längs der ganzen Ketle, wo dieses Gras auf den Glimmerschiefergebirgen die Haupivegetation bildet, von 5000‘ bis 7000° Elevation; Hochmoorboden. — Var. i. brachyphylla. — Differt a praecedente var. culmo humilieri folüsque brevibus 2—3 poll., rigidis, planis vel compli- calis, pungentibus, supra scaberrimis. Ligula protensa bifida , lobis acutiusculis. Ramis ramulisque paniculae glabris. — Syn, Deschampsia alpigena Schur. Aira alpina mihi olim (non L.). 327 Bis zu den:höchsten Jochen der Alpen in der Region der Polar- oder Alpenkräuter, 7000’—8000° — z. B. auf dem Negoi, auf dem Vurtup-Butsets Königstein. Substr. Kalk, seltener Glimmerschiefer. — Juli. September. Zwischen Deschampsia brevifoia R. Bro w. verm. Schriften 1. 426. Deschampsia alpina R. et S. und den hier genannten Var.h. und i. finde ich sehr nahe Beziehungen. Es benöthigt aber einer gründlichen Untersuchung an Originalexemplaren, um die Identität nachzuweisen oder zu widerlegen. 32. Avenella flexuosa Schur. Syn. Aira flexuosa L. sp. 96. — Bmg. en. Ill. p. 218, No. 1997. — Rchb. fl. exc. p.50, icon. fl. germ. XI. t. 95, fig. 1678. — Host. gram. t. 43. — Avena flexuosa D. Fl. 4. 579. Var. a. elatior. Caespitosa. Culmo basi curvato 2—3 ped. Folis brevibus, 3—6 poll., setaceis glabris, solidis. Ligula pro- tensa, truncata. Spiculis majoribus 2 lin. longis fuseis. — Panicula erecta patenti-ramosa. — Arista paleam duplo superante. Auf den Heuwiesen bei Klausenburg. Elevat. circ. 1500. — Substr. Alluvium. — Juli. Var. b. flavescens. — Spiculis flavo-siramineis, siccata in colorem rubrum vergentibus, 11 lin. longis. Arista paleam dimidio superante. — Syn. Avena setacea Bmg. herb. transs. Auf Alpentriften, z. B. auf dem Arpäs und dem Vurtop, 6000° bis 7000°. — Glimmerschiefer. — Juli. Var. ce. cuprina. — Rhizomate fibroso vel repente, — Culmo gracili, 6—12 poll. alto, ad apicem fere foliato. Folis capillaceis glabris. — Ligula protensa, bifida. Panicula contracta nutante. Spieulis oblongis , cupreo-coloratis, bifloris. — Palea ezteriori arista subbasiliari duplo breviore.-— Syn. Avenella cuprina Schur. — Aira flexwosa var. cuprina Schur. — Aira flewuosa ß. montana Trin. apıd Ledeb. flor. Ross. IV. p. 430. — Aira montana Rchb. icon. germ. XI. t. 1679. Auf Hochalpentriften längs der ganzen Gebirgsketie, Butsets, Königstein, Arpäs, Vurtop, Padruschell, Negvi u. s. w. Juli— August. Elevat. 6000°— 7500’. Substr Kalk, Glimmerschiefer. Var. d. tenerrima. — Subrepens. Culmo tenerrimo. 12 poll. Folis tenerrimis elongatis. — Ligula bifida, lobulis truncatis. — Panicula laxe nutante. — Spiculis exiguis, uni-raro bifloris. — Paleis longe acuminatis subaequalibus subfidis ; Palea inferiori tri- nervia, arista subrecta dimidio breviore. Auf Voralpen, an schattigen Orten zwischen Pinus Mughus, z. B. auf dem Butian. 6000. Substr. Glimmerschiefer. — Juli. Avenella cuprina mihi, scheint mir eine gute Art bilden zu können, da diese von constantem Habitus und stets auf alpinischen Standorten vorkommt, und in morphologischer und habitueller Hin- sicht konstante unterscheidende Merkmale darbietet. — Die hier 328 aneeführte Var. d. würde in diesem Falle eine Form von A. cu- prina bilden. 33. Avenella uliginosa Schur.— Syn. Airauliginosa Weih. ap. Boeningh. prodr. fl. monstr. p. 25. Koch syn. ed. 2. 915. — Rehb. icon. 2 f. 230. — fl. exc. p. 50. — Aira paludosa Weih. deutsch. Gräs. — Aira flexuosa ß. paludosa Meyer fl. han. Aira flexuosa var. uliginosa Scehur olim. Auf nassem Moorboden am Fusse des Büdös bei Tasnäd. Aug 34. Airopsis praecex (Fries) Schur. — Syn. Aira praecox L. sp. 97. Host. gr. t.37. — Rehb. fl. exc. p. 50 — icon. XI. f. 1675. B mg. en. Ill. p. 220, No. 1201. — Avenapraeco.w P. Beauv. agr. 89.— Aira pusilla Wigg. hols. p.9. -— Trisetum praecox D um. flor. belg. p. 154. Aul sonnigen, sandigen , sterilen Höhen oberhalb Boitra, bei Fogaras, vorzüglich in Vertiefungen, wo die Wässer sich länger aufhalten können. Mai. 35. Airopsis caryophyllea Schur. — Syn. Aira caryophyllea Auctor. Avena caryophyllea Wigg.|.c. Auf sandigen Feldern und Aeckern bei Fogaras, bei Deva, Enyed, Broos. — Juni—Juli. — Auch nach der Ernte. 36. Airopsis capillaris Schur. — Syn. Aira capillaris Host. gr. t. 35. Avena capillaris M. et Koch Deutschl. Flora 1. p.573. — Aira elegans W. ap. Gaud.agr. 1. p. 13, anno 1811. — Aira caryophyllea Hohenak. en, Aira caryophyllea P elegans Trin.l. ce. var. expansa Koch Linnaea XXI. p 390. Var. a. divarieata elegantissima. — Floribus ari- statis, panicula valde expansa, spiculis minoribus. — Syn. Aira elegantissima Schur. Sertum fl. Transs. p. 85. No. 3110. In lichten Eichenwäldern, am Fusse alter Eichen, z. B. in Gunpenwald und bei Poplaken bei Hermannstadt. — Juni—August. 37. Arrhenatherum avenaceum P. Beauv. agr. 55 t. XL. f. 5. Rehb. fl. exe. p. 53. — icon. germ. t.. 1745. — Holcus avenaceus Scop. carn. 2, p. 276. Bmg. en. Ill. p. 279, No. 2114. — Arrhenatherum elatius M. et Koch. Deutschl. Flora 1. p. 546. Var. a. subeonforme. — Spiculis bifloris, flosculis sub- conformibus, ambobus aristatis flosculo infimo supra basin medio dorsi aristato. Var. b. {riflorum Schur serl. p. 85, No. 3113. a. — b. bulbosum Koch syn. ed 2 ß. 38. Melica altissima L. sp. 96. — Syn. M. sibirica Lam. Eneyel. melh. IV, p. 1. 71. — Var. transsilvanica. — Rhi- zomate repente. Culmo alissimo sulcato scabro 6 — & ped. Folits subtus scabriusculis, vaginis scaberrimis. — Ligula protensa, la- ciniata , vel foli supremi rotundata, integra. — Panicula longis- sima, interrupta, pallida. — Spiculis patentibus, subtrifloris, floribus 329 perfectis J—2. Rudimento tertiü floris ovato, unipaleaceo, nervoso, (includens corpusculum carnosum stipitatum globosum-flosculum abortivum). Valvis paleisque pallidis scariosis. — Syn. Melica iranssilvanica Schur (an Melica interrupta Rchb.?). Auf steinigen Plätzen am Rande von Weinbergen, z. B. auf dem Follek bei Klausenburg, in der Hassadek bei 'Thorda. Meist auf Kalk. Juli— August. 89. Melica ciliata L. spec. 97. Var. a. pallido-flava. — b.varia. — c. caespitosa pratensis. -— Rhizomate fioroso caespitoso. Culmo erecto 2—3 ped., scabro, ad apicem fere foliato. Folis infimis complicatis superioribus planis longe acuminatis, scabris. Vaginis retrorsum scabris, infimis villoso-pilosis. Ligula parum protensa, lacintiata, varo integra. Panicula lobata basi interrupta et attenuata, interdum folio suffulto. Spiculis coloratis, (pallide atro-violaceis) flore unico perfecto instructis. Valvis valde inaequalibus , acuminatis suprema quinquenervia angustiora. Palea inferiori margine ad apicem piloso, dorso tuberculato-scabra. Rudimento elavato-oblongo, basi sensim in stipitem attenuato , glabro. Syn. Melica caespitosa Schur. Schur sert fl. Transsilv. p. 86. 3141. a. Auf der Bruckenthalwiese bei Hermannstadt. Juli. — Mehrere Jahre hindurch beobachtet. Elev. 1200°. Alluvium. Vielleicht ist diese Form m# M. ciliata y. taurica C. Koch in Linnaea XXI. pag. 395 identisch, welche in Taurien zu Hause ist, dert in einer Höhe von 2009‘ vorkommt, während die siebenbürgische Pflanze in einer Elevalion von 1200° gefunden wurde. Auch einige caucasische Arten, Ledeb. flor. Ross. IV. p. 398, sind mit der siebenbürgischen Pflanze zu vergleichen , so wie einige von Boiss. in neuerer Zeit aufgestellte Species. Von dem kriechendem Rhizom , dessen Koch und andere Autoren bei Melica ceiliata erwähnen, habe ich an der siebenbür- gischen Pflanze nichts bemerkt, und da sie hier auf Mauern und Felsen wächst, so ist die Bildung eines kriechenden Rhizoms auch weniger begünstigt. — Wien, im März 1859. Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Zu den schönsten Bäumen des Orientes gehört der Pla- tanenbaum, Platanus orientalis. Seine Gegenwart deulet auf Wässer, denn in der Nähe von Bächen und auch bei stehenden Wässern ge- deiht derselbe am vorzüglichsten, und bietet dem Reisenden eine schattige Ruhestätte dar. Seiner schönen ausgebreiteien Zweige und der ziemlich grossen und breiten Blätter wegen erhielter von IMarbs den Namen Platanus. In Betracht dieses Baumes wissen wir aus Oseterr. Botan. Zeitschrift 1895. 10. Heft. 23 330 Herodot, dass Xerxes denselben besonders liebte, und der Pythier beschenkte den Darius desshalb mit einem goldenen Platanus. Cicero sagt de Plalano-patulis diffusa ramis, umbra jucunda, und unter dem Schatten der Platanenbäume lehrten die Philosophen des Alterthums an der Akademie zu Athen. Der reiche und üppige Hortensius begoss diesen Baum mit Wein. In Griechenland wirft derselbe seine Blätter im Winter ab, während er auf Kreta und Cypern immer beblättert bleibt. Wegen der sich fast jährlich ablösenden Rinde heisst er auch Kleiderbaum. Die Früchte werden im Oriente von den Landleuten und auch von den praktischen Thierärzten, Albanides genannt, gegen die Ruhr und der Diarrhöe der Thiere in Form gesältigter Absude benützt. — Unter den mir sehr interessanten Gegenständen, die ich in Triest zu sehen Gelegenheit fand, erwähne ich eines gefärbten Thees, und es war mir sehr auffallend zu finden, dass diese Färbung von Berlinerblau herrührte. Durch Abwaschen dieses Thees erhielt ich einen blauen Satz, der auf Zusatz von Kalilösung braun und durch einige Tropfen Schwefelsäure von Neuem blau wurde, somit über die Gegenwart von Eiseneyanid kein Zweifel zu hegen ist. Dass eine solche Färbung des Thees schon im Vaterlande desselben vorkommt, erhellt aus folgender Beschreibung der Theebereitung. Der Aufseher, um dem Thee die übliche Farbe zum schönen grünen Thee zu geben, nimmt eine Portion Berlinerblau oder auch Indigo, schüttet es in ein mörserarliges Porzellan-Gefäss und zerreibt dasselbe zu einem feinen Pulver. Gleichzeitig werden einige Stücke Gyps in dem zum Rösten des Thees dienenden Holzkohlenfeuer geglühl; die nach kurzer Zeit herausgenommen, zerkleinert und gleichfalls in dem Mörser zu Pulver verwandelt werden. Diese beiden Pulver werden sodann im Verhält- niss von 4 Gyps- zu 3 Theilen Berlinerblau untereinander gemischt und bilden ein hellblaues Pulver, das nun zum Gebrauch fertig ist. Auf 7 Pfunde Thee wird ungefähr 1 Loth von diesem Pulver zugesetzt, das auf folgende Weise geschieht. Bevor der Thee aus der Pfanne, in der man denselben geröstet, herausgenommen wird, sprengt der Aufseher mit einem kleinen Porzellanlöffel einen Theil des Färbe- stoffes über die Blätter in der Pfanne und die Arbeiter rühren die- selben sodann mit beiden Händen so rasch als möglich durcheinander, damit sich die Farbe gleichmässig vertheile. — Eine der wichtigsten Wurzeln war in früherer Zeit die Wurzel Costus — und unter dem Namen Közog wird eine Wurzel mit bitterem aromalischem Geschmack und hoher Wirksamkeit bezeichnet. Die Araber nennen diese Wurzel noch heut zu Tage — Koost — d.i, kräftig, stärkend, mithin eine kräftige, stärkende Wurzel. Die ältesten griechischen, römischen und arabischen Schriftsteller erwähnen dieser Wurzel, und uuterscheiden mehrere Arten und unter diesen besonders den Costus arabicus, der sich von den anderen Kostus-Arten durch seine Weisse, durch seinen angenehmen Geruch und brennenden Ge- schmack unterscheiden lässt, auch durch diese Eigenschaften von dem Costus Indicus, und besonders von einer andern Arı, die wegen ihres 331 bittern Geschmackes Costus amarus genannt wurde, verschieden ist. Dioscorides unterscheidet 3 Arten, Costum arabicum, qui albus est, Costum Indicum, qui niger et laevis, Syriacum, qui gravis buxi co- lore. Plinius erwähnt nur 2 Arten — nigrum, et quod melias, can- dicans. Theophrast nennt bloss Közov und rechnet ihn inter ea, quae ad unguenla apta sunt. Die Costus- Wurzel, wie auch in Europa von unseren Aerzien vergessen, spielt noch heut zu Tage im Oriente eine nicht unbedeutende Rolle, und besonders benülzen die Gerrahs und die empyrischen Aerzte Hekkims diese Koost gegen die verschie- densten Krankheiten des Verdauungs-Organs, und bereiten aus der- selben Melhems- und verschiedene Ilasch-Heilmittel. — Eine der gewöhnlichsten Krankheiten, an der die fremden Hunde im Oriente und besonders die Jagd- und Spürhunde leiden, ist nach den Beobachtungen der Veterinär-Aerzie der Bandwurm. Solche Hunde, wenn auch selbe gut genährt werden, magern in kürzester Zeit ab und gehen auch zu Grunde, wenn man ihnen nicht die geeigneten Mittel zur Abtreibung des Bandwurmes darreicht. Unter allen nun bekannten ist das Kousso, llores aul corymbus Brayerae antelminthicae das sicherste Mittel, und in allen Fällen, wo ich die Anwendung sah, jedoch in Verbindung eines draslischen Mittels, ging auch der Bandwurm ab, und das Thier begann zu genesen, — Obwohl ich schon mehrere Artikel über die Wirkung des Guano in den griechischen Zeitungen geschrieben habe, um auch diesem ausgezeichneten Dungmiltel Eingang in Griechenland zu ver- schaffen, so wird doch nur wenig Anwendung davon gemacht. In dem königl. Hofgarlen wird Guano angewendel, und zwar durch Begiessen der Pflanzungen, indem man 1 Okka Guano mit 30 — 40 Okken Wasser vermischt und diese Lösung zum Begiessen verwendet. Die Wirkung des Guano ist in Griechenland während des Frühlings und der Sommermonate für die Vegelation als dieselbe zu sehr steigernd zu nennen, denn nach einer Guano-Düngung im Frühling beginnt schon im Monate März Alles zu treiben, und die Fruchtbäume sich mit Blüthen zu bedecken, so dass man dann nur Blüthen und keine Blätter sieht. Beginnt die Vegetation jedoch zu ruhen, wie gegen die Monate October und November, dann erweist sich die Guano- Düngung sehr erspriesslich, besonders wenn der Regen zu fallen begonnen. Da sich der Ziegendünger für die Olivenbäume sehr er- spriesslich zeigt, so ist es von hohem Interesse zur Düngung dieser Bäume den Guano zu verwenden und damit Versuche anzustellen, ob der theuer gewordene Ziegendünger sich nicht durch eine geringe Quantität Guano erselzen lassen dürfte. — Der wilde Weinstock wächst in Griechenland sehr häufig an den Rändern von Bächen, er umrankt und überzieht Alles, was er erreichen kann, und ist so ein Forstunkraut, aus dem jedoch die Kultur ein sehr edles Gewächs gezogen hat. Die Frucht bleibt klein und wird in dem Lande des Weines nicht genossen, obwohl sie so gut ist, als bei uns in Deutschland die geniessbaren Trauben. Der wilde Wein soll aus den Kernen des edlen Weines entstehen, indem 23 * 332 die Vögel, nachdem sie veredelte Trauben genossen haben und in die Gebüsche zurückgekehrt sind, selbe unverdaut von sich geben. Diese keimen auf schlechtem Boden olıne Pflege ; die Trauben sind mehr schwarzblau, aber selten findet man die Früchte reif, denn die Vögel halten fleissig Lese. In Betreff des wilden Weinstockes und seiner Früchte ist die gemachte Erfahrung sehr interessant, dass der- selbe nicht von der Traubenkrankheit befallen wird, sei es auch, dass er sich in der Nähe, ja in der Mitte von Weinbergen befindet, die vom Oidium ganz zu Grunde gegangen sind. Eine andere Be- obachtung ist es, dass sich aus diesen wilden sehr säuerlich schme- ekenden Trauben ein Wein bereiten lässt, der dem Rheinwein sehr ähnlich und zugleich sehr wohlschmeckend ist. Solche Weine, die unserm Rhein- und Mosel-Weine ähnlich sind, gibt es in Griechen- land nicht, indem die griechischen Trauben zu zuckerhallig sind, und desswegen die Weine viel weingeisthalliger werden. — Die Vermehrung der Dattelbäume geschieht durch Samen, die der Araber zu Hunderten in Löcher, die er in gutes, mit Kameel- mist gedüngtes Erdreich reihenweise in seinen Garten gräbt, einlegt. Die frischen Datielkerne keimen schon, wenn selbe im Anfang gut bewässert werden, nach 30—409 Tagen, und in diesem Zustande lässt man die Pflanzen fortwachsen, bis sie 2— 3 Jahre alt geworden sind. Sodann werden sie sorgfältig herausgenommen und in anderes Erdreich versetzt. In dem kön. Hofgarten in Athen wurden ebenfalls Dattelkerne gelegt, und nun finden sich Hunderte von jungen Palmen, die in dem Zeitraum von 10—1%2 Jahren bereits eine Höhe von 3—4 Fuss erreicht haben. — Sowohl die Pistacia Terebinthus als auch P. Lentiscus nennt man in Griechenland und im ganzen Oriente Schinus, denn auch Dios- corides nannte denselben schon Zyiwog. Aus den Beeren, die einen sehr aromatischen Geruch und gekaut einen sehr terpenthinähnlichen aro- matischen Geschmack besitzen, bereitet man auf den Inseln des griechischen Archipels ein fettes Oel, das man Schinoladon nennt und beiSchmerzen des Unterleibes zum Einreiben anwendet. Diese Beeren, die Anfangs roth sind und bei der Reife schwarz werden, nenn! das Volk Tsikouda, und selbe werden besonders auf Chios gebaut, um dem Athem einen angenehmen Geruch zu ertheilen und vor Allem das Zahnfleisch dadurch zu stärken, so dass man selbe gegen Schwäche, Schlaffheit des Zahnfleisches als treffliches und. kräftig wirkendes Kurmittel mit grossem Nutzen anzuwenden pflegt. — (Cactus Opuntia, Die safligen Blätter dieser sehr häufig in Griechenland vorkommenden Pflanze , die ihrer Früchte halber, als ähnlich mit den Feigen, Frankosyka d. i. Feigen aus dem Franken- lande genannt werden, und die nur von den Kindern und armen Leuten gegessen oder deren Saft ausgesogen wird, dienen denLeuten zu Cataplasmen, zu welchem Zwecke jedoch die Blätter gebraten werden, indem man selbe auf glühende Kohlen legt, und wenn sie dadurch weich geworden sind, so werden sie auf die leidenden Stellen 333 aufgebunden und nach Umständen gewechselt oder durch neue ersetzt. — Eine der schönsten distelähnlichen Pflanzen — Akathi von den Griechen genannt und von den Albanesen Mutrina, ist Acanthus mollis. Diese schöne Pflanze enthält in der Frucht einen purpurroth gefärbten Samen, der sehr stark abführende Eigenschaften besitzt. Aus diesem Grunde sammeln die Landleute diese Samen, um sich daraus im grobgepulverten Zustande ein sicher wirkendes Abführ- mittel zu bereiten Athen, im August 1859. Correspondenz. Mischdorf bei Pressburg, am 4. Sept. 1859. Die vorige Woche brachte ich in St. Georgen zu, wo es mir gelang einen interessanten Fund zu machen. Ich fand auf der Wiese gegen die morastigen Waldungen zu, welche die Urtica Kioviensis Rog. (U. radicans B olla) in so grosser Menge beherbergen, ein Cirsium sehr häufig wachsen, welches viel Achnlichkeit mit Cir. brachycephalum Juratzka (CE. Chailleti Koch) hat. Die einzelnen Hüllschuppen sind nämlich mit einem langen feinen Dorn zugespitzt, die Stengelblätter beinahe immer beiderseits ganz kahl, auch ist die ganze Pflanze nie mit schwachen Stacheln versehen, so dass man sich beim Anfassen derselben nicht leicht verletzen kann. Nur sind die Dornen der Hüllschuppen noch länger, als bei €. brachycephalum. Alle Blätter sind meist ungetheilt. Jedenfalls ist das Cirsium für die Flora des Pressburger Comilals neu, ob es aber mit EC. brachycepha- Zum identisch, oder mit dem auch sehr ähnlichen russischen ©. elodes M.B., was mir wahrscheinlicher, kann ich noch nicht entscheiden. Sehr erfreut war ich auch über Polycarpon tetraphyllum, das ich in Weingärten um Si. Georgen zum Erstenmale lebend sah. Eine vielleicht neue Melica-Art bemerkte ich an Abhängen der Wein- gärten in nur 2 Exemplaren. Das Gras war ganz entwickelt, mit Früchten und hatte durchgehends flache Blätter, die am Stengel bis oben hinan eleichmässig vertheilt standen. Hier in Mischdorf beobach- tele ich das Polygonum aviculare, meist mehrjährig und aus den Ge- lenken der auf der Erde ausgebreiteten Stengel zahlreich wurzelnd. Schliesslich benachrichtige ich Sie noch von meiner Entdeckung, dass die bisher für Sesleria coerule« gehaltene Pflanze der Ofner Flora von der echten $S. coerulea weit verschieden sei, und zu einer andern Art gehöre. Herr J. Bayer hatte die Güte, mir im ver- tlossenen Frühjahre auf mein Ersuchen eine Menge lebender Exem- plare von dem Kalkgebirge von Ofen mitzubringen. Ich ziehe dieses Gras indessen zu S. franssilvanica Schur, welch letztere ich als Felsenform der 8. Heufleriana Schur, betrachte. Vietor v. Janka. 334 Königsberg, am 14. September 1859. Am 144. Juli 1857 hatte ich das Vergnügen in Begleitung des Herrn Oberst Törmer aus Dresden die Zwieselalpe am Gosausee zu besteigen. Unter andern Pflanzen wurde auch eine Campanula aufgenommen, die mir sogleich durch den ganzen Habitus auffiel, und später als Campanula pubescens Schm. bestimmt wurde. Die besten und mit der Pflanze übereinstimmenden Beschreibungen hat Herr Hofratı Reichenbach in der Flora excursoria und in der dritten Auflage von Mössler's Handbuch der Gewächskunde ge- liefert. Campanula pubescens mit caespilosa zu vereinigen halte ich nicht für gerechtfertigt. Die Pflanze ist selten und schwer zu bekommen, und daher wenig bekannt, ich erlaube mir, die Botanikeı der dortigen Gegend auf den neuen Standort aufmerksam zu machen. Ebenso auf eine Astrantia, welche zwischen Salzburg und Berchtes- gaden rechts am Wege am Bergabhange ziemlich häufig stand, und welche vielleicht die von Schultz neuerdings aufgestellte bavarica sein dürfte. Leider besitze ich von der Astrantia keine Exemplare. C. A. Patze. Bayreuth in Baiern, den 5. Sept. 1859. Ich übersende Ihnen einige Exemplare von Juncus uliginosus Roth. (Roth Magaz. Bd. II. p. 16. Juncus stolonifer Wohleben. Wohlb. Supl. flor. Hall.) derselbe ist von den Autoren verkannt und mit Juncus supinus Mnch. verwechselt worden. Er ist constant dreimännig, während letzterer hexandrisch ist. Hopp e hat denselben in Sturm’s Flora, Heft 13, sehr gut beschrieben, ebenso den Juncus s«pinus Mnch. als J. nigritellus Don. im Heft 78. Ich halte den Juncus uliginosus für eine eigene Species. Die Gentiana aestiva von Monte spaccato bei Triest, welche Hoppe vertheilte und jene Gen- tiana, welche als solche in den Krainer Alpen gesammelt wird, sind ganz verschiedene Pflanzen, letztere vermuthlich die Genfiana an- gulosa Bibrst., erstere die echte @. aestiva R.S. Vielleicht sammelt uns die Triester Pflanze Fräulein Elise Braig, deren Fleiss und botanische Thätigkeit meine Bewunderung erregt. Dr. Braun. Gent, den 10. September 1859. Ich habe in diesem Sommer noch einige interessante Varietäten gefunden, so Lythrum einereum D um., Lythrum Salicaria ß. lati- folium, Chenopodium rubrum ß.tenuifolium, Molinia coerulea ß. syl- vatica, die sellene Carex aquatiliis Wahlb. u. a. Mein Freund Herr Fenninger hat von einer Excursion in die Gegend von Spa zwei interessante Exemplare von Seirpus setaceus milgebracht, deren Aehrchen geslielt und durchaus mit Grübchen versehen sind. Auch die Nüsschen gleichen denen der gewöhnlichen Art nicht. Da indess auf zwei Exemplare keine neue Form begründet werden kann, so müssen wir uns bis zum kommenden Jahr gedulden und dann sehen, ob wir noch mehrere ähnliche Exemplare dieser Pflanze finden werden. Sie wächst! an einer Stelle, wo die echte Melissa officinalis häufig im Walde vorkommt. Scheidweiler. 335 Kirchheim u. T. Kgr. Württemberg, im Sept. 1859. In der letzten Zeit sind mir nachstehend verzeichnete Pflanzen- Sammlungen zugekommen und sind zur Abgabe bereit: J.C.Breutel Flora germanica exsiccala, Oryplogamia. Cenluria 1I—IV. Zu fl. 7. 53 kr. rh. oder 'Thlr. 4. 15 Sgr. pr. Ct. die Centurie. Diese Sammlung bedarf der Empfehlung nicht, da die Sorgfalt und Zu- verlässigkeit des Sammlers allgemein bekannt sind. Die erste Centurie, deren Exemplare wahrscheinlich bei dem Brande in Dresden , der das Reichenbach'sche Herbarium zerstörte, zu Grunde gegangen sind, wird neu hergestellt. Das Material dazu ist zur Hand. C. Breutel Museci frondosi Africae australis. a 47 — 100. fl. 4.7—8. 45 kr. Thlr. 2. 11 Sgr. — 5. 0. pr. Ct. Dr. H. C. Geubel pl. Americae borealis eterr. New-York et Neu-Jersey. Sp. 135— 285. fl. 13. 30—28. 30 kr. Thlr. 7. 22—16. 10 Sgr. pr. Ct. Diese Pflanzen sind sorgfältig gesammelt und zu- bereitet und reichlich aufgelegt. Dr. Torrey glaubt, sie seien richtig bestimmt. — Prof. R. A. Philippi pl. chilenses Sect. IV. Sp. 25—70. fl. 3. 45—10. 30 kr. Thlr. 2. 4—6. 0. pr. Ct. — Vince. L. Baro de Cesati pl. Italiae borealis. Sp. 80—120. fl. 8—12 rh. Thlr. 4. 18—7. 0. pr. Ct. — Dr. Gail- lardot pl. Syriae (aus der Umgegend von Sidon, Damascus, vom Libanon und Antilibanon). Sp. 25-100. fl. 3. 30—14. 0. rh, Tülr. 2—8 pr. Ct. — Herbarium normale pl. officina- lium et mercatoriarum. Normalsammlung der Arznei- und Handels-Pflanzen in getrockneten Exemplaren. DritteLieferung, aus 150 Arten bestehend. fl. 28 rh. Thlr. 16 pr. Ct. Auf Verlangen wird das Nähere über diese Sammlung mitgetheilt. In Kurzem werden zur Abgabe bereit: Dr. Bernh. Schmid pl. montium Nila- giri. Die Centurie zu fl. 12 rh. Thlr. 7. 4 Sgr. pr, Ct. — Dr.Gail- lardot. pl. Syriae Sect. IL — Algae marinae siccalae. Bestimmt von Agardhı, Kützing, v. Martens und Raben- horst. Seet. VII. R. F. Hohenackeı Ueber einige in historischer Beziehung interessante Pflanzen der ungarischen Flora. Dr. A. Kerner veröffentlichte unter obiger Aufschrift eine längere Abhandlung in der Wiener Zeitung, welcher wir Nach- folgendes entnehmen: Nebst den Bäumen würden sich auch von niederen Gewächsen gewisse charakteristische Arten feststellen lassen, von denen sich bei den verschiedenen Nationalitäten der Ruf ihrer grossen Heilkraft oder Zauberkrait aus uralter Zeit erhalten hat und die auch noch gegenwärtig häufig neben den Häusern kul- tivirt und mit grosser Pietät behandelt werden. 336 Bei den Romanen im östlichen Theile der Monarchie finden sich z. B. neben den Häusern ganz gewöhnlich : Stabwurz, Frauenmünze, Niesswurz u. del. gebaut , welche nach dem Zeugnisse römischer Schriftsteller wegen ihrer Heilkraft auch in den Gärten Italiens kul- tivirt wurden, und die Art und Weise, wie die Romanen die Wurzel- fasern der Niesswurz als Heilmittel bei ihren kranken Hausthierer anwenden, ist noch ganz genau die selbe, wie sie Columella als bei den Römern zu seiner Zeit üblich geschildert hat. Es liegt nahe an- zunehmen, dass sich die Kultur dieser Pflanzen so wie deren Gebrauch von der Zeit der Römerherrschaft dort erhalten hat, gerade so wie auch die gegenwärtig bei dem romanischen Volke üblichen Pflanzen- namen sich nur wenig abweichend von den zur Zeit der römischen Herr- schaft gebrauchten fortgeerbt haben *). Aber auch bei dem deutschen Landvolke ist die Kultur derselben Pflanzen ganz allgemein verbreitet und in einer vor mehreren Jahren über die Flora der Bauerngärten in Deutschland veröffentlichten Abhandlung wurde vom Schreiber dieser Zeilen nachgewiesen, dass sich die weitverbreitete Kultur dieser im Rufe grosser Heilkraft stehenden Pflanzen in deutschen Bauerngärten aus einem Kapitulare Karl des Grossen erklärt, welches eine Vorschrift über Anlegung von Gärten enthält, bei deren Ent- wurf dem Verfasser offenbar die Gärten Italiens als Musterbild vor- schwebten. Mit andern Sitten und Gebräuchen haben auch deutsche Ansiedler in Ungarn die Mehrzahl dieser Gartenpflanzen in ihre neue Heimat mitgeschleppt, so dass der Typus der Bauerngärten Deutsch- lands sich auch bei allen deutschen Ansiedlungen in Ungarn wieder ausgesprochen findet, und nicht uninteressant ist es zu sehen, wie die Kultur derselben Pflanzen jetzt in ganz nahe gelegenen Dörfern bei Romanen und Deutschen üblich und bei beiden wohl aus der- selben Quelle hervorgegangen ist, aber bei den Romanen sich noch aus der Zeit der römischen Herrschaft direct erhalten hat, bei den Deutschen hingegen mit anderen Sitten und Gebräuchen, die ihre Voreltern mittelbar von denRömern überkommen, in die neue Heimat mitgebracht wurde. Durch die Kreuzzüge, vorzüglich aber durch den Verkehr mit Amerika wurde in der Geschichte der Pflanzenkultur eine neue Aera herbeigeführt und absichtlich oder unabsichtlich sind selbst in die nicht unmittelbar im Verkehr stehenden Länder viele Arten einge- führt worden, die sich bald einbürgerten und von denen viele jetzt in der Art und Weise ihres Vorkommens kaum mehr von ursprünglich wilden Pflanzen zu unterscheiden sind. Bis in die abgelegensten Sümpfe an der Theis, wo nur selten eines Menschen Fuss den Boden berührt, finden sich seit lange amerikanische Asterarten verbreitet, und bis in die fernsten Puszten haben mehrere andere amerikanische, zu- fällig eingeschleppte Pflanzen ihren Verbreitungsbezirk ausgedehnt. *) Z.B. Esche: Frasinu, Hainbuche: Carpinu, Epheu: Edera, Liebstöckel: Leuscianu, 337 Zwei Pflanzen Amerika’s, die südamerikanische Paprika und die nordamerikanische Akazie sind für Ungarn sogar charakteristisch geworden so zwar, dass der Bewohner des Alfölds seinen Lieblings- Baum, die Akazie, gewöhnlich mit dem Namen magyar fa (ungarischer Baum) belegt, so wie andererseits die Paprika gegenwärlig ein wesentliches Ingredienz mehrerer Nationalspeisen abgibt. Die Türkenherrschaft in Ungarn hat gleichfalls in der Vegeta- tion ihre Spuren zurückgelassen. An dem Südabhange des Blocks- berges finden sich neben verwilderten Feigengebüschen, die hier alljährlich reichliche kleine süsse Früchte reifen, auf einer be- schränkten Stelle zehn bis fünfzehn Stöcke aromalischen Peganum Harmala, einer Pflanze, die bei den Orientalen kullivirt wird und deren eigentliche Heimath die Mittelmeerzone und das Steppengebiet um den Kaspisee ist, die aber hier am Blocksberge, weit entfernt von ihrem eigentlichen Verbreitungsbezirk, ein isolirtes Vorkommen zeigt. Bei Berücksichtigung dieses isolirten Vorkommens in der Nähe anderer verwilderten Pflanzen taucht die Vermuthung auf, dass die hier wach- senden Stöcke des Peganum als die letzten Spuren eines einstigen Gartens aus der Türkenzeit angesehen werden können, welche Mulh- massung um so mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt, wenn wir finden , dass diese Pflanze noch gegenwärlig in der Türkei gebaut wird und sowohl als Arzneimittel Verwendung findet, so wie man sich ihres an rothem Farbstoff reichen Samens auch zum Rothfärben dort bedient. Ausser diesem Peganum sind mehrere Pflanzen durch die Heeres- züge der Osmanen unabsichllich eıngeschleppt worden, und insbeson- dere sind in dieser Beziehung einige Kreuzblüther, wie das Euclidium syriacum und die Malkolmia africana hervorzuheben, die gegenwärtig auf Schutthaufen und wüsten Plätzen sowohl Ofens, so wie auch anderer ungarischer Städte häufig vorkommen und die höchst wahrscheinlich von den Lagerplätzen türkischer Truppen aus sich verbreiteten , so wie Crambe tatarica von den Lagerplätzen der Tartaren ihre Ver- breitung durch Ungarn gefunden zu haben scheint und als pflanz- liches Denkmal an den verwüstenden Zug jener Horden zurückge- blieben ist. Bis in die jüngste Zeit lassen sich derartige unabsichtliche Verschleppungen von Pflanzen durch Heereszüge verfolgen und es sei hier nur noch erwähnt, dass auf den Plätzen, wo zur Zeit der Belagerung von Ofen die ungarischen Truppen gelagert waren, in den folgenden Jahren die Mönchia mantica, eine Pflanze des südlichen Ungarns zum Vorschein kam, welche von den Botanikern der früheren Zeit dort nie beobachtet worden war. Diese wenigen Beispiele mögen zeigen, wie sich aus den ver- schiedenen Epochen der Geschichte auch in der Pflanzenwelt lebendige Denkmale erhalten haben und wie — um mit Schleiden’s Worten zu sprechen — die Phasen der Geschichte des Menschen nicht blos auf den vergilbenden Blättern unserer Bücher, sondern auch auf dem ewig grünen Blatte der Vegetation verzeichnet sind. Personalnotizen. — R. Fortune hat von der Gesellschaft der Acclimatisation in Paris die Medaille erster Classe erhalten, als Anerkennung für die zahlreichen Pflanzen, die durch ihn in Europa eingeführt wurden, — Eiles ist zum Superintendent über das Gartendeparlement im Krystallpalast zu Syslenham ernannt worden. (Bnpl.) — Die Gebrüder Schlagintweit begaben sich im Juli nach London, am vor dem indischen Rath über den Fortgang ihrer in- dischen Studien zu berichten. — Pierre Boitard starb Ende August in Montrouge, im siebenzigsten Jahre seines Lebens. — Georg Frauenfeld, Custos- Adjunet am kais. Hof- Cabinete und Sekretär der zool. - botanischen Gesellschaft ist am 1. September von der Reise um die Erde , die er im Auftrage der kais. Akademie der Wissenschaften auf der k. k. Fregatte Novara mitmachte, nach Wien zurückgekehrt. — Von Dr. Theodor Kotschy sind wieder Nachrichten eingelroffen, diesen zu Folge hatte Kotschy bis Anfang Juni in Cilicien, Cappadocien und Cataonien beiläufig 800 Species zusammen gebracht, worunter viel Neues. Der Krieg in Europa hatte auf seine Reise einen sehr ungünstigen Einfluss geübt, so dass er in den Monaten Juni und Juli sehr wenig für seine naturhistorischen und geographischen Untersuchungen thun konnte. Zu Ende Juli ging er von ÜConstantinopel über Trapezunt nach Armenien. In den pontischen Alpen war die botanische Ausbeute ergiebig. Erzerum betrat Kotschy in der zweiten Woche des August. Das Erdbeben, von dem auch die europäischen Zeilungen berichtet, hatte fürchterliche Zerstörungen in dieser Stadt angerichtet, 2000 Häuser lagen im Schutt, und man hatte bis zu Kotschy’s Ankunft bereits 1000 Todte unter den Trümmern hervorgezogen. Erdstösse ereigneten sich noch fort- während. Kotschy beabsichtigte von Erzerum nach Kurdistan zu gehen, wo in den Alpen noch manche Ausbeute zu hoffen war, namentlich für seine dryologischen Studien. Er wollte die Alpen von Musch so wie den Shipan Dagh und die Ufer des Wan-Sees besuchen. Zu Ende des Herbstes gedachte Kotschy nach Europa zurückzukehren. — Dr. Friedrich Körnicke, früher Conservator des Herba- riums im kais. botanischen Garten zu St. Petersburg, hat die Lehr- kanzel der Naturwissenschaften an der höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Waldau in Ostpreussen übernommen. — Dr. Ludwig Radlkofer ist zum ausserordentlichen Professor der Botanik in der phylos. Fakultät der k. Universität in München ernannt worden. — Lecog in Clermont wurde an die Stelle des verstorbenen Bonpland als corr. Mitglied für Botanik von der französischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — Eine Versammlung von Botanikern der Provinz Brandenburg und der angrenzenden Länder fand am 15. Juni zu Neustadt-Ebers- walde stalt, um einen botanischen Verein für dieses Gebiet zu gründen. Nachdem Prof. Al. Braun aus Berlin die Versammlung mit einer Ansprache eröffnete und bestimmte Staluten festgestellt wurden, schritt der Verein zu seiner Constiluirung, indem Prof. Braunzum Vorsitzenden, Prof. Ratzeburg zum Stellvertreter gewählt wurden. Zum Ort der nächsten Jahresversammlung wurde Potsdam gewählt. — Die GesellschaftSchweizerischer Naturfor- scher, welche eine Versammlung nach Luzern ausgeschrieben, sie aber aus verschiedenen Gründen verlagle, hatte, durch die Anwesen- heit von L. Agassiz veranlasst, nachträglich eine Zusammenkunft in Genf den 24. und 25. August veranstaltet. — In Miskolez hat sich ein Obstbau-Verein constituirt, dessen Wirkungskreis sich über das ganze Borsoder Comitat er- strecken soll, — Die k.k. Fregatlte Novara ist am 26. August von ihrer Weltumseglungs-Expedition im Hafen von Triest glücklich angelangt. Für den Befehlshaber der Expedition Commodore v. Wüllerstorf und die Naturforscher beginnt jetzt eine grosse Arbeit, sie haben nämlich die Aufgabe zu lösen, das auf den verschiedenen Theilen der Erde gesammelte reiche wissenschaftliche Material in die geeignete Form zu bringen, um es dem engeren Kreise der Gelehrten sowohl, wie dem grossen Publikum zugänglich zu machen. Nach kurzer Ruhe daher wird die wissenschalftliche Commission der Novara-Expedilion ihre Arbeiten wieder aufnehmen und mit der Herausgabe ihrer Er- lebnisse, so wie der wissenschaftlichen Resultate des Unternehmens beginnen. Das Werk soll aus einem populären, beschreibenden und einem sireng wissenschaftlichen Theil bestehen, und namentlich ersterer, sobald es die Umstände zulassen, im Druck erscheinen. Der wissenschaftliche Theil wird wieder in jene Zweige zerfallen, welche bei der Expedition vertreten waren, nämlich in einen mari- limen, einen botanischen, zoologischen, geologischen, elhnographi- schen, statistisch - handelspolitischen und medizinischen Theil. Der Maler der Expedition : Hr. Selleny, welcher mehrere tausend Skizzen mitgebracht hat, soll sowohl für das populäre Werk einige bildliche Darstellungen liefern, als auch mit der Zusammenstellung der interessantesten Skizzen für ein „Novara-Album“ betraut worden sein. — Die k. k Landwirthschafts- Gesellschaft in Wien hat die Gründung einer Wein- und Obstbaumschule für Nieder- Oesterreich beschlossen. Dieses Institut wird in dem Chorherren- Stifte Klosterneuburg bei Wien seinen Sitz aufschlagen. Als Aufgabe der Schule wird die Ausbildung tüchtiger Winzer und Obstzüchter bezeichnet. 'Theoretischer Unterricht und Arbeiten im Wein- und Obstgarten, so wie im Keller, in der Presse und Binderei sollen 340 Hand in Mand gehen. Der vollständige Lehrkurs wird zwei Jahre dauern und alljährlich neu beginnen. Vorerst werden in die Schule 12 Zöglinge aufgenommen. Dieselbe soll übrigens auch für Exter- nisten durch populäre Vorträge, besonders während des Winters, Gelegenheit zur Verbreitung besserer Kenntnisse im Wein- und Obstbau und in der Kellerbehandlung darbieten. Die Eröffnung der Schule soll am 1. Jänner 1860 erfolgen. Literarisches. — Von Dr. J. F.C. Ratzeburg ist in Berlin erschienen: „Die Standgewächse und Unkräuter Deutschlands und der Schweiz in ihren Beziehungen zur Forst-, Garten- und Landwirthschaft und zu anderen Fächern. — Mit der zweiten Hälfte dieses Jahres hat eine neue mit vielen Geldmitteln unterstützte Redaktion des russischen Journals der kais. freien ökonomischen Gesellschaft ihre Thätigkeit begonnen. — Das Parlement der Cap-Colonie hat als Beitrag zu der Be- streilung der Kosten von Harvey und Sonder's Flora Capensis 300 Pf. Sterling bewilligt, und wie man vernimmt, ist ein weiterer Zuschuss von 150 Pf. St. auf den Band so gut, wie gesichert. (Bpl.) — Notizen aus der Flora von Meiningen nach brieflichen Mit- theilungen von J. Büchele und ein Beitrag zur Flora der Donau- rieder und der Umgebung von Wertingen von Oskar v. Kolb finden sich im 12. Bericht (1859) des naturhist. Vereins in Augsburg. — Ein Verzeichniss der bündnerischen Laubmoose von Ed. Killias enthält der 4. Jahresbericht der naturforsch. Gesellschaft in Chur. — Eine Abhandlung über das Bayreuther versteinerte Holz, von Dr. Karl F. W. Braun befindet sich abgedruckt als Programm zum Jahresbericht der Landwirthschafts- und Gewerbe-Schule zu Bayreuth für das Jahr 1858—59, — „Die Gefäss- Kryplogamen in Schlesien preussischen und österreichischen Antheils“. Von Dr. J. Milde. 399 Seiten in gr. Quart. Mit 25 lithogr. und theilweise colorirten Tafeln. (Besonderer Abdruck aus den Verhandlungen der kais. L. C. Akademie der Naturforscher.) — Es dürfte in Deutschland kein zweites Florengebiet geben, das einen solchen Formenreichtlhum von Geläss - Kryptogamen aufzu- weisen hälte als Schlesien, und glücklicherweise hat sich auch ein be- währter Mann gefunden, der diese Schätze nicht allein zu heben, sondern auch zu würdigen und der wissenschaftlichen Welt mit- zutheilen verstand. Seit Jahren schon beschäftigt sich Dr. Milde mit den Gefäss-Kryptogamen , und nicht selten begegnete man in den letzten Jahren in botanischen Zeitschriften und den Annalen wissenschaftlicher Corporationen, gediegenen Arbeiten dieses Ge- lehrten, welche nach vielen Seiten hin das Verständniss der Filicoideen 341 klärten und sie von ganz neuen Gesichtspunkten aus betrachten liessen. Alles was nun im Laufe der letzten Zeit von Dr. Milde zerstreut und stückweise über diese interessante Pflanzengruppe veröffentlicht wurde, das findet sich in obigem Werke gesichtet, erweitert und zu einem Ganzen verbunden, als eine musterhafte Arbeit, die nicht zu- sammengelragen aus anderen Werken, sondern als Resultat eigener mühevoller Forschung und genialer Anschauung sich darstellt. Die Charakteristik der Gruppen, die systematische Gliederung der Arten, ihre Beschreibung sind scharf und erschöpfend gezeichnet, wobei nicht allein die äussern Kennzeichen beachtet werden, sondern auch auf die anatomischen Verhältnisse eingegangen wird. Bei den ein- zelnen Arten finden sich interessante Mittheilungen über ihre Ver- breitung, Lebensweise, über morphologische Beobachtungen u. A. angeführt. Uebersichten der anatumischen und systematischen Eigen- thümlichkeiten der schlesischen Gefäss-Kryptogamen, geographische Vergleichungen derselben mit anderen Floren, endlich ein ausführ- liches Verzeichniss schliesst das splendid ausgestaltele Werk, welches mit seinen zahlreichen fleissig ausgeführten Abbildungen zu den werthvollsten literarischen Erscheinungen der jüngsten Zeit gezählt werden kann. Sammlungen. — Herbarium normale planlarum officinalium et mercatoriarum. — Normalsammlung der Arznei- und Handelspflanzen in getrockneten Exemplaren, enthaltend eine Auswahl von Gewächsen des In- und Auslandes, welche zum Arzneigebrauche dienen oder zum technischen oder ökonomischen Behufe in den Handel gebracht werden, so wie von solchen, welche leicht damit verwechselt werden. Mit kurzen Erläuterungen versehen von Dr. G. W. Bischoff, weiland Pro- fessor der Botanik an der Universität zu Heidelberg, und Dr. D. F. L. v. Schlechtendal, Professor der Botanik an der Universität zu Halle. Herausgegeben von R. F. Hohenacker. Dritte Lieferung, aus 150 Arten bestehend Kirchheim u. T., beim Herausgeber. 1859. — Es ist auch diese Lieferung nach demselben Plane eingerichtet, wie die früher ausgegebenen. Jede Art liegt mit einer, den latei- nischen und deutschen Namen, die natürliche Familie, Linn&’sche Classe und Ordnung, Vaterland und Dauer enthaltenden , von den Herren v. Schechtendal oder Bischoff verfassten Etliquelte versehen auf einem halben Bogen Velinpapier grossen Formats, oder es sind bei kleinen Pflanzen zwei Nummern auf demselben Blatte aufgelegt. So weit es möglich war, sie zu erhalten, sind die ver- wendeten Theile der Pflanze beigelegt. Wo sie auch noch fehlen, werden sie wenn ausführbar, später nachgeliefert, wie denn auch diese Lieferung einige interessante solche Nachträge enthält. Diese dritte Lieferung enthält 150 Arten, die in zum Zubinden einge- 312 richteten Cartons verwahrt sind. Sie kann gegen frankirte Ein- sendung von 28 fl. rh. = 16 Thlr. pr. Ct. = 60 Fres. von dem Herausgeber bezogen werden. Ausser andern, meist weniger schwierig zu erlangenden Arten, befinden sich folgende in derselben: Cassia Fistula L. (die Röhren-Cassie), Butea frondosa Roxb. (die Mutter- pflanze des ostindischen Kino), Mucuna prurita Hook. (welcher Hülse auch die als Wurmmittel bekannten Borstenhaare, Setae siliguae hirsutae, liefert), Vieia sativa L. y leucosperma Ser. (deren Samen den Hauptbestandtheil zu der so berühmt gewesenen Revalenta ara- bica hergeben), Indigofera Anil L. (eine der Indigo liefernden Pllanzen), Psidium Guayava Raddi (der Guayava-Baum), Law- sonia alba Lam. (die Hennapflanze), Myrobalanus Chebula Gärtn. (Mutterpflanze der Myrobalani indiei und M. Chebulae) , Magnifera indica L. (der Mangobaum, dessen eingemachte Früchte inden Handel kommen), Pistacia Terebinthus L. (die Terebinthe, die den eyprischen Terpenthin liefert), Jatropha Curcas L. (der Purgirnussbaum, von dem die früher gebräuchlichen Semina Ricini majoris und das Oleum infernale stammen), Zizyphus Jujuba L. fr. albo (der weissfrüch- tive ostindische Jujubenbaum), Byrsonima crassifoia DC. (nach Berg vielleicht die Mutterpflanze der Cortex Alcornoque), Citrus Limonum Risso (die Citrone), C.medica L. fr. subgloboso (die kugelige Citrone spontan aus Ostindien), C. Aurantium Risso (die süsse Pomeranze), ©. vulgaris Risso (die biltere Pomeranze), Ca- lophyllum Inophyllum L. (die muthimassliche Mutterpflanze des ostin- dischen Tacamahac), Vatica lacifera W. et A. (der Damarharzbaum), Salmalia acuminata Miq. (einer der Baumwollenbäume), Gossy- pium vitifolium Lam. und @. barbadense L. (zwei Arten, die Baumwolle für den Handel liefern), Citrullus Colocynthis Schrad. (die Coloquinte), Cistus laurifolius L. (eine der Pflanzen, von denen Ladanum gewonnen wird), Capparis spinosa L. (die gewöhnliche Kappernstaude), Sinapis juncea L. (eine ostindische Senfart, von deren Samen der berühmte Sarepta-Senf bereilet wird), Sesamum indieum L. (die Pflanze, die das Sesamöl liefert, in zwei Formen), Andrographis paniculata N. ab E., Adhatoda Vasica N. ab E. und Dilivaria ilieifolia Juss. (drei Acanthaceen, die in Indien gegen Schlangenbiss, Cholera und andere Uebel berühmt und auch schon bei uns empfohlen worden sind), Wrightia tinctoria R. Br. (Nerium t. Rottl., aus deren Blättern in Ostindien Indigo gewonnen wird), Strychnos Nux vomica L. (der Krähenangenbaum), Pyrethrum roseum M. B., P. carneum M. B. und P. cinerarifolium Trevir. (drei Pflanzen, von denen das bekannte Insekten tödtende Pulver bereitet wird), Anaeyelus officinarum Ha yne (der deutsche Bertram), Inula bifrons L. (Bestandtheil des Paraguay - Roux gegen Zahnschmerzen), Aristolochia rotunda L. und A. pallida W. et Kit. (die beiden Pflanzen, von denen die runde Osterluceiwurzel gesammelt wird), Cannabis sativa L. indica (Bangi aus Ostindien), Urtica nivea L. (besonders in China als Gespinnstpflanze gebaut), Urostigma religio- sum Gasparr. und U. benghalense Migq. (Ficus r. und F. b. Lin n,, 343 die Gummilack liefern), Quercus palota Desf. (deren Früchte in Spanien und Nord - Afrika als Lebensmittel dienen), Piper nigrum L., spontan und gebaut, und P. trioicum Roxb.? (von welchen dreien für den Handel Pfeffer gesammelt wird), Pinus halepensis Mill. aus Dalmatien, P. palustris Ait. (von welcher der Boston- und virginische Terpenthin kommt), Caryota urens L. (die Brennpalme aus Ostindien,, die Palmwein und Palmzucker liefert), Areca Catechu L. (die Catechu-Palme, von der, ausser ‚Jen Arecanüssen, wie auch einigen anderen Pflanzen Terra japonica gewonnen wird), Zingiber offieinale Rosco& (Ingwer), Cyperus syriacus Parl. (der mit den Papyrus der Alten geliefert hat), C. rotundus L. (die Mutterpflanze der runden Cyperwurzel aus Indien), Saccharum officinarum L. (Zuckerrohr aus Indien), Ampelodesmos tenae Link und Ma- crochloa (Stipa L.) tenaeissima Kth. (zwei zähe Gräser, die in der pyrenäischen Halbinsel und in Nord-Africa zu Flechtwerk und Tauen verarbeitet werden), Ulvina Aceti Külzing, Cryptococcus Cere- visiae Kütz. und Cr. Vini Kütz. (die Essigmulter, der Bierhefen- und Weingährungspilz auf Glimmer). Von der zweiten Lieferung dieser Sammlung sind noch Exemplare vorhanden, die um 21 fl. — 42 Thlr. pr. Ct. = 45 Franken bezogen werden können. Von der ersten Lieferung wird eine neue Ausgabe vorbereilel. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Apotheker Brit- tinger in Steyr, mit Pflanzen aus Ober-Oesterreich. — Von Herrn Graf in Gratz, mit Pllanzen aus Steiermark. — Von Herrn Dr. Braun in Bayreuth, mit Pflanzen aus Baiern. — Von Herrn Pfarrer Paalzow in Priezen, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn Thiel in Osseg, mit Pfianzen aus Böhmen. — Von Herrn Bayer in Wien, mit Pflanzen aus Nieder- Oester- reich und Ungarn. — Von Herrn Winkler in Giermannsdorf, mil Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Apotheker Sekera in Münchengrätz, mit Pflanzen aus Böhmen. — Sendungen sind abgegangen: An die Herren; Brantsik in Silein, Pfarrer Matz in Höbesbrunn, Georges in Gotha, Dr. Hess in Molschleben, Professor Hofmann in Brixen, Bulnheim in Leipzig, Väagnser in Huszt, Apotheker Patze in Königsberg, Dr, Körnicke in Waldau, Oberlandesgerichtsrath Veselsky in Eperies, Fleuriet und Bayer in Wien. Verzeichniss neu eingesendeter Pflanzen: Anemone intermedia, Winkl. von Leipzig eingesendet von Bulnheim. — Galium tirolense W I1d. aus Ober-Oesterreich, eingesendet von Brittinger. — Galium Wirtgeni Fr. Schltz von Deidesheim, eingesendet von Dr. Schultz Bp. — @eum hispidum Fr. von Königsberg, eingesendet von Kuhnert. — Juncus uli- ginosus Rth. von Bayreuth, eingesendet von Dr. Braun. — Thesiumn tenui- folium Saut., Vieia polyphylla Dst., Viola sciaphylla Koch aus Ober- Oesterreich, eingesendet von Brittinger. Calyeium pusillum Flörk., (onioeybe pallida Pers., Endocarpon mon- strosum M ass. aus Ungarn, eingesendet von Veselsky. — Chantransia chalybea Ktz., Converva favida Ktz., Draparnaldia distans Ktz., Hualo- theca mucosa Breb, Nitella flexilis v. subcapitata A. Br., von Leipzig, ein- gesendet von Bulnheim. — Zumema bipunetatum Suhr. aus Ungarn, 344 einzesendet von Veselsky. — Orthotrichum diaphanum S ch rd., Phascum euspidatum Schrd., Pleuridium subulatum Schp. von Wien, eingesendet von Juratlzka. Mittheilungen. — Corylus Colurna L. hat im vorigen Jahre, wie die Bonpl, berichtet, im Garten zu Sagan reile Früchte gebracht, was niemals in Deutschland vorgekommen sein soll. Im botanischen Garten zu Hamburg be- findet sich ein sehr stattliches Exemplar dieser Haselart, das wohl über 30 Jahre alt sein mag und bereits eine Höhe von gegen 40 Fuss erreicht hat. All- jährlich setzte der Baum Früchte an, doch nie waren die Früchte völlig reif oder keimfähig ausgebildet, jedoch im vorigen Jahre wurde auch hier eine Menge völlig reifer Früchte geerntet, von denen bereits mehrere gekeimt haben. Die Früchte sitzen zu 5—7 beisammen, und ist eine jede von einer doppelten, vielfach getheilten Hülle umgeben, was ihnen ein hübsches Aussehen gibt. (In Oesterreich wurde €. Colurna schon im Jahre 1582 aus Constanlinopel von Fr. v. Ungnad eingeführt. Von den zwei prachtvollen ihres hohen Alters wegen berühmten Bäumen im Parke von Merkenstein ist der eine im J. 1854 abgestorben.) — Nirgendsin der Südsee ist die Mannigfaltigkeit der Cultur- Gewächse so gross, wie auf den Fidschi-Inseln. Die Eingebornen bauen Taro, Yamswurzeln, Kawai, Bananen, Kumera, Zuckerrohr, Mais, ein wenig Tabak, und ziehen den Ti-Baum so wie den Papua-Apfel. Die Hauptfrucht ist jedoch das Dalo oder in der Sprache der europäischen Seeleute das Taro (Arum eseulentum) — eine Wurzel, die in Beeten gepflanzt wird, in 10—12 Monaten reift und Knollen von 1—4 Pfd., bisweilen sogar bis 12 Pfd. treibt. Der Boden wird für den Anbau durch Einäscherung des Gestrüppes gesäubert und dann mit einem Pfahl aus Mangroveholz gelockert. Sind durch wiederholte Stösse die Arbeiter 18 Zoll tief gelangt und der Boden tüchtig umgewühlt, so folgen Buben, welehe Eräklösse zwischen den Händen zerreiben, und in das aufge- häufelte Pulver die Keime hineinsenken. Das Masi wird aus der Rinde des Malobaumes verfertigt, die man zuvor in Wasser weicht, bis sich mit Hilfe einer Muschel die rauhe Epidermis ablösen lässt. Streifen des Masi werden hierauf mit einem der Länge nach gerippten Schlägel geklopft. Zwei Lagen des nassen Masi legt man dabei gern aufeinander, die sich in Folge des in den Fasern enthaltenen Leimes fest verbinden und ein dauerhafteres Zeug liefern. Ein zwei Zoll breiter Streifen kann dann nach und nachbis zur Weite vont'/ Fuss geklopft werden, doch verliert er gleichzeitig an Länge. Die einzelnen Stücke werden dann sauber mit der Stärke aus Taromehl zu- sammengeklebt, so dass die Gewänder eines Königs an einem Staatstage 150 Ellen in der Länge messen können. Dieses Zeug nın wird bedruckt, indem man es über eine Walze spannt, die vorber mit parallelen Bambusleistehen von Fingersbreite Abstand versehen worden ist. Dann wird das Zeug mit dem braunrothen Farbstoff von Aleurites triloba gerieben, und erhält natürlich nur da, wo der Gegendruck vorhanden ist, ein Muster, wie das untergelegle Gestell. Die Ränder des Stoffes werden weiss gelassen, denn hier wird ein anderes Muster aufgetragen, und zwar mit schwarzer Farbe über einer Scha- blone, aus Banananblättern geschnitten. Sehr feines musselinartiges Masi gewinnt man aus einer einfachen Rindenlage. Jede Insel hat ihre besondere Art Matten zu verfertigen. Man bedient sich dabei der Blätter des Pandanus odoratissimus und gewöhnlicher Binsen. Das Garn gewinnt man theils aus einer Schmarotzerrebe, Namens Yaka, oder aus einer Hibiscus-Art, oder man ver- wendet dazu eine Art Schiffsgarn (Sinnet), welches aus den geröstelen und gekämmten Fasern der Cocosnussschale geflochten wird. SHFEIRETEE NIE MER? S. 71 7 VRERMRERERGRENNNENLEEFNIRVERSAEGBERE N TE BER en © — Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gereld. — Druck von ©. Ueberreuter. en Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT ——i Gemeinnütziges Organ für Botanık und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. November 1859. IX. Jahrgang. 141. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint Be ER jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. CM. (3 Rthir. 10 Ngr.) yanzjahrig, oder mit 2 fl. 30 kr. halbjährig, und zwar für Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr, 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von €. Gerolds Sohn in Wien, so wie ın allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Einsammlung und Behandlung der Characeen. Von Bulnheim. — Excursion auf die Seemanns-Scharte. VonKohlmayr. — Ueber Vicieen. Von Dr. Alefeld. — Correspondenz. Von Schneller, Bulnheim, Dr. Landerer. —- Personal -Notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botan. Tauschverein. — Mittheilungen. — Inserate. Ueber Binsammlung und Behandlung der Characeen. Von ®tto Bulnheim. Wie interessant auch die Beobachtung und Kenntniss der Characeen ist, so finden sich doch weniger Freunde dafür, als man erwarten sollte. Der Grund davon liegt gewiss nicht blos in der Schwierigkeit, sie zu bestimmen, sondern auch in der Beschwerlichkeit ihrer Auf- suchung, Einsammlung und Behandlung. Zur Erleichterung der letztern elwas beizulragen, wollen die folgenden Zeilen versuchen ; längere Erfahrung lehrte manchen er probten Fingerzeig. Auf den ersten Anblick mag eine Flora arn an Charen er- scheinen, bald aber wird ein fleissiges Beobachten derselben das Gegentheil beweisen, wenn man sich nicht damit begnügt, die Species im Allgemeinen zu sammeln, sondern auch ihre Varietäten und Formen zu verfolgen. Bekanntlich durchlaufen viele Characeen einen grossen Kreis von Formen zZ. B. Ch. foetida A. Br,, Ch. fragilis Desf., Nitella syncarpa Thuill. Es lässt sich in Bezug auf Be- rindung und Bestachlung, Entfernung der Quirle, Zahl und Grösse der Blätter, Länge der Bracteen, Beschaffenheit der Früchte, Incrustation der ganzen Pflanze etc. manches Interessante auffinden ; es lässt sich namentlich zur geographischen Verbreitung der Characeen mancher schätzenswerthe Beitrag liefern, besonders wenn bei dem Vorkommen Oesterr. Botan, Zeitschrift 11. Heft. 1859, 24 346 mancher Charen in tieferen und grösseren Seen lleissiger beobachte! würde, bis zu welcher Tiele sie vorkommen, in welchen Formen, wie weit und zu welcher Zeit fruetificirend u. s. w. Ferner liesse sich in Bezug auf die diöeischen Arten der Characeen, bis jetzt 11 europäische Species, noch genauer ermitteln, in welchem Verhältnisse die Exem- plare mit Antheridien zu denen mit Sporangien sich vorfinden; ja ein wahrer Dienst könnte der Wissenschaft geleistet werden, wenn männ- liche Pflanzen der Chara erinita Wallr. aufgefunden würden. Diese Chara liebt salzhaltige Plätze und wurde bisher, mit einer einzigen Ausnahme, nur in weiblichen Pflanzen beobachtet. (Cf. Alex.Braun über Parthenogenesis der Pflanzen. Berlin 1857, p. 349.) Die Lokalitäten, an welchen man Charen vermuthen darf, sind sowohl süsses als salziges Wasser, Moore, verlassene Torf- und Thon-Gruben, nicht blos stillstehendes, sondern auch fliessendes Wasser. Ueberall habe ich bestätigt gefunden, dass die Characeen reines abgeklärtes Wasser lieben, in welches nicht schlammbringende Gräben münden, Gräben und Tümpel nur so lange, als Moose, Gräser u. s. w. den Boden noch nicht eingenommen haben. Deshalb sind grössere Seen, in welchen sich das Wasser recht abklären kann, weil mehr von Charen bewohnt , als Teiche, deren Boden sehr schlammig ist. Man lasse sich dabei durch den ersten Augenschein nicht be- trügen; denn die Charen finden sich keineswegs blos am Rande der Seen, sondern gehen bis in eine grosse Tiefe, und überziehen oft den ganzen Boden eines Sees. Im salzigen See z. B., welcher sich zwischen Halle und Eisleben befindet, habe ich noch aus einer Tiefe von 50 Fuss Chara stelligera hervorgezogen. ebenso aus dem Königs- See und Grundelsee im Salzkammergute Ch. hispida Auct. aus ziemlicher Tiefe. Besonders merkwürdig aber bleibt mir ein Fischzug, welchen ich bei Cortaillod im See von Neuchatel mit Hilfe des Herrn Capitain Vouga ausführte, indem wir noch aus einer Tiefe von wenigstens 70 Fuss eine schöne, schlanke, fusslange Form der Nitella syncarpa Thuill. fruetifizivrend heraufbrachten. Herr Leiner hat im Bodensee bei Kreulzlingen sterile Stengel einer Nitella in einer Tiefe von 89 Fuss gefunden. (Of. A. Braun Uebersicht der schweizerischen Characeen, p. 4.) Endlich lasse man sich nicht ab- schrecken, wenn man an einem Orte nach öfterem Nachsehen keine Charen bemerkt hat. Charen verschwinden von einem Platze, an welchem man sie in Menge traf, auf eine Reihe von Jahren, Charen erscheinen eben so plötzlich, wo man bisher nichts davon bemerkt hatte, und meist in grossen Rasen. Die Zeit anlangend, so kann man fructifizirende Charen vom Frühling bis zum Herbste auffinden. In Mitteldeutschland erscheinen mit den ersten Frühlingsboten Nitella fasciculata A. Br. in torfigen Gräben, gleichzeitig Nitella glomerata Desf. an elwas salzhaltigen Stellen, Nitella syncarpa v. capitata A. Br. u.s. w. Ueber der ab- sterbenden N. faseiculata erheben sich dann von Anfang Juni Chara aspera Willd. und Ch. polyacantha A. Br.. Dagegen habe ich noch im Herbste gewisse Formen der N. syncarpa in Ihonigen N 347 Tümpeln, sowie N. mucronata Ktz. in Lachen gefunden, Ch. stelli- gera A.Br. im salzigen See bei Halle. Sucht man in diesem See nach Charen, so sind jedenfalls die Monate Juli, August und September die günstigste Zeit. Zu empfehlen wäre noch, diese Pflanzen stets in jüngerem und reiferem Zustande einzutragen. Um lohnende Excursionen nach Charen zu machen, bedarf es einer gewissen Ausrüstung. Slalt der Trommel, in welche man nicht genug Stoff sammeln kann, um viele schöne Exemplare auf- zuziehen, empfiehlt sich weit mehr die Mappe, welche mit Wachs- leinwand überzogen ist undin welcher sich Schreibpapier und zwar in Form grosser Couverts befindet, damit man die zartern Charen von allen vier Seiten gegen den Zutrilt der Wärme schützen kann. Ausserdem lässt sich in der Mappe der unentbehrliche eiserne Rechen fort- schaffen, dessen scharfe Zinken, eiwa 10 bis 12, nicht weiter als einen reichlichen Zoll von einander stehen, und den man sich so einrichten lässt, dass der Griff auf- und abgeschraubt werden kann. Eine zweite Schraube hält die Stange fest, für welche der Griff mit einer kurzen Röhre versehen sein muss. Hat man endlich noch eine dünne Leine von gehöriger Länge, so kann man selbst für den Fall, dass man an einem Weiher oder See keinen Nachen bekommt, schon manchen lohnenden Fischzug thun. Nahe am Ufer führt eine Stange, die man sich überall leicht verschafft, den Rechen einige Ellen in die Tiefe; wird die Stange zu kurz, so schraubt man den Rechen ab und knüpft die Leine an. Ist der Boden des Wassers nicht felsig, so schleudert man, dafern man keine Schwimmpartie vorzieht, den Rechen, so weit die Leine reicht. in die Tiefe und zieht sicherlich mit jedem glücklichen Wurfe einen Rasen-Charen aus der Tiefe. Den reichsten Gewinn erntet man freilich am leichtesten, wenn ein Kalhın zu Gebote steht und ein Fährmann, der den Kahn an dem Plalze festhält, an dem man Charen gefunden hat, Bei dem Pflücken achte man stets darauf, dass die Rasen nicht in Verwirrung gerathen. Wo das Wasser so seicht ist, dass man die Charen mit der Hand fassen kann, ergreife man die Rasen, nicht zu viel auf einmal, tief an der W urzel und ziehe sie wider die Strömung des Wassers oder nach der Seite heraus. Muss man sich des Rechens bedienen, so ziehe man die erfassten Bündel nur bis an die Oberfläche des Wassers und nehme die geordneten Charen von dem Rechen. Sind die Wurzeln nicht charakteristisch, wie bei Ch. aspera W illd. und Ch. stelligera A. Br., so schneidet man am liebsten die schlammigen Wurzeln ab und legt hierauf in zolldicken Lagen die Charen in die Papiercouverte. Sind die Charen schmutzig, so sei man mit dem Äbwaschen vorsichtig. denn die Er- fahrung hat gelehrt, dass durch das Abwaschen und Hin- und Her- schwenken zerbrechliche Charen die Spitzen verlieren , die meisten Charen in Verwirrung gerathen, Nitellen aber, sobald sie eingepackt wurden, so zusammenklebten, dass ihr Aufziehen erschwert, oft ge- radezu unmöglich wurde. Sobald die Charen aus dem Wasser gezogen sind, schüllle man lieber behutsam das Wasser ab. Erst bei dem 24 348 Einlegen lässt sich gründlich entfernen, was ein gules Exemplar enistellen würde. Das Einlegen im Kahne selbst vorzunehmen, ist beschwerlich und zeitraubend. Es macht sich in der Stube mit einem grossen Becken voll Wasser am bequemsten. Da man aber nach einer Charenexpedition gewöhnlich sehr ermüdet nach Hause kommt, so ist es in der That sehr angenehm, dass sich die Charen auf die oben angegebene Weise eingepackt, nicht blos bis zum nächsten Tage halten, sondern selbst zartere Nitellen mehrere Tage, je nach dem Wetter, in gutem Zu- stande bleiben. Nicht selten habe ich stärkere Charen erst eine Woche nach dem Einsammeln einlegen können. Doch je früher desto besser. Es ist bekannt, dass Charen, wie die meisten Algen, unter Wasser auf weisses Papier gelegt werden müssen, um sie leicht und schön ausbreiten zu können. Es ist dies freilich keine amüsante Arbeit, aber man kann sich dieselbe noch gründlich vermehren, wenn man die gesammelten Bündel zuvor in einen Kübel voll Wasser bringt, in der Meinung, sich das Herausziehen der wenigen Stengel, die man zu einem Exemplar auf das Papier bringen will, zu erleich- tern ; die Charen hängen dann nur fester zusammen. Im Gegentheil soll die Arbeit rasch von Statten gehen, so öffne man ein Couvert mit Charen und entferne so viel von der oberen Schichte, bis die gerade liegenden Stengel sich zeigen; dann lässt sich bequein und schnell abheben, so viel man für jedes Exemplar nehmen will. Lieber wenige Stengel schön und gebreitet, als eine dicke Lage, die getrocknet desto leichter zerbricht. Nur wenige grössere Charen als Ch. hispida , lassen sich wie Phanerogamen einlegen ; sie werden aber nie so fest aufliegen, als wenn sie unter Wasser aufgezogen sind. Für das Umlegen wird von manchen Seiten empfohlen, dass über jedes Blatt mit Charen erst ein Stück Leinenzeug ausge- breitet werden solle, bevor das nöthige Löschpapier aufgelegt wird ; indessen verrichtet reines und geglättetes Löschpapier dieselben Dienste. Wichtiger scheint mir für das schnellere Trocknen der Charen, dass man nach dem ersten Einlegen nicht länger als zwei bis drei Stunden mit dem Umlegen wartet, wobei man das Löschpapier sehr vorsichtig abnehmen muss, damit man die Charen nicht vom Schreib- papier losreist. Wechselt man hierauf das Papier nach einigen Stunden zum zweiten Male, wenn es die Nässe gehörig angezogen hat, so kann man mit dem dritten Male Umlegen wenigstens die Nitellen trocken haben. Will man hierauf stark incrustirte oder zerbrechliche Charen z. B. Ch. contraria A. Br., Ch. erassicaulis Schleich. für die Zukunft schützen, so lege man quer über die Stengel noch Papier- Streifen mit Gummi auf. Diese Bemerkungen reichen aus. Möge durch dieselben die Zahl der Sammler wachsen, damit nicht blos die Kenntniss der interes- santen Charer zu einem grössern Abschlusse komme, sondern auch die Zahl derer zunehme, welchen die Herausgabe der euro- 349 päischen Characeen durch Herrn Dr. L. Rabenhorst in Dresden in Verbindung mit Herrn Professor Alex. Braun:und Herrn Dr. Stitzenberger Gelegenheit verschafft, jeden neuen Fund in weiteren Kreisen zu verbreiten. *) Leipzig, im Juli 1859. Exeursion auf die Seemanns-Scharte. Von P. Kohlmayr. Die ungewöhnliche Hitze der 3 letzten Wochen hinderte mich vielfältig den allgemeinen Vegetationscharakter des Maltathales, in welchem ich gegenwärlig meinen Wohnsitz habe, zu studiren. Das Wenige, was ich davon beobachten und notiren konnte, zeigt schon eine sehr bedeutende Differenz gegen die Umgebung Weisbriachs. In Malta baut man keinen Mais mehr an; obwohl . der Höhenunterschied von Malta (2539) und Weisbriach (2520) nur 19 Wiener Fuss beträgt. Hingegen sind die Halmfrüchte grösser und üppiger, leider aber auch mit der Kornblume, Centaurea« Cyanus, slark gemengt, von welcher ich auf den Aeckern Weisbriachs nur ein ein einziges Exemplar in sechs Sommern entdecken kornte. Die Mauereinfassungen der Farcellen, grösstentheils von den bei Bergabstürzen auf die Felder gekommenen Gneisblöcken aufge- sammelt, sind bedeckt mit unzähligen Sträuchen von Ribes Grossu- laria; an sonnigen Lagen entkeimen diesen Mauern Sedum maximum, S. album, dasyphyllum, und Sempereivum arachnoideum , Pflanzen, welche bis auf Sedum album in den Umgebungen Weisbriachs nicht zu finden sind. Hyoscyamus niger, Datura Stramonium. Solanum nigrum be- decken alle öden Plätze in Malta, in Weisbriach ist wohl kein einziges Exemplar von diesen Species vorhanden. Der in der Flora Kärnthen’s von Josch, als „auf sonnigen Anhöhen gemein“ angegebene Dianthus carthusianorum war mir in Ober-Kärnthen noch nie unter die Augen gekommen; hier in Malta ist er „auf sonnigen Anhöhen gemein“. Verbascum nigrum, und nichts als dieses in Weisbriach; in Malta überall nur Verbascum Thapsus L. In Weisbriach Buchen in Menge, in Malta gar keine; hingegen hier Aesculus Hippocastanum in Thal und Berg, aber angepflanzt. Hinsichtlich der Obstbäume gleichen sich beide Thäler. Die Ursache dieser Differenzen ist wohl die Unterlage — da Malta ein Urgebirgsthal — Weisbriach im Gitschthale hingegen rechts *) Durch Einsendung von je 100 Exemplaren einer Species participirt man an einer Lieferung von 25 Species. 350 modrigen Thonglimmerschiefer , links Schieferkalk und in der Mitte viel rothen Sandstein zur Unterlage hat und alles terliäre Gerölle mangelt. Die ungewöhnliche Hitze der letzten Zeit hinderte mich , wie gesagl, tiefer die Planzendecke des Tliales zu studieren, und nöthigte mich, ihr zu entfliehen. Der 17. Juli war ein enisetzlich heisser Tag gewesen, und ich beschloss, den frühesten Morgen des 18. Juli zu einer Exeursion auf die südwestlich abdachenden, und wegen dieser Exposition die meiste Ausbeute versprechenden Höhen der Perschitz- Alpe zu benülzen; von welcher zugleich sämmtliche Abtheilungen des Malthathales am besten zu übersehen sind. Gesagt, gethan. Unter Vortritteines kundigen Führers enteilte ich der Schwüle des Tages und schnell gings bergan wohl an zwei Stunden lang auf wandeltreppenartigen Platten und Pfaden, bis wir auf sanftere Ab- hänge kamen, über welche die Sonne ihre Strahlen sandte. Die untere Alpenregion hatte uns aufgenommen und Pflänzchen, wie Geum montanum, Thesium alpinum, Dianthus superbus, Senecio Doronicum präsentirten sich unserem Auge. — Wir übersetzten verschiedene Gebirgsfalten, hier Gräben genannt, wo bald durch den steilen Aufbau der Masse, bald durch Erdab- sitzungen das Gerippe der Wände offenliegt. Es ist fast durchgehends ein weisses, schillerndes, hartes Schiefergestein, welches in Platten und Stangen bricht; ein Material für Tische und Bänke, aber noch mehr für grossarlige Baulen, da es den regelimässigsten Bruch zeigt. Die prachtvollsten Stücke, die unmittelbar zu benützen wären, liegen hier weit herum über die Oberfläche zerstreut vom Fusse des Berges bis zu den höchsten Höhen über 8000’ Meeresfläche. Und zwischen diesen Steinmassen schlängelt sich der gebahnte Weg sanft dahin, bis man ganz unvermuthet aus dem Wald an den Westabhang gelangt, von wo das Maltathal in seinen verborgenen und schöneren Partien sich übersehen lässt. Da ist vor Allem der Gössgraben mit seinem mächtigen Bache, der wie ungeduldig über die lange Wan- derung kurz vor dem "Austritte aus dem Graben über mächtige Felsen hinabfällt. Im Hintergrunde dieses Gössgrabens erhebt sich der Monolith des Saulecks, 9746‘ hoch, und gleich rechts davon das 17000 Joch im Umfange messende Gletschergefilde des noch weit höheren Hoch- Alpenspilzes, welches eben von der Morgensonne beschienen, und uns gegenüber mit seinen Kösfeldern und Schneehügeln bis ins Einzelnste zu überblicken war. Noch weiter rechts schlängelt sich tief unten zwischen oft überhängenden Felsen der Elendbach durch die Schlucht, welche ins „Elend“ führt, von wo man, aber nur im Sommer, entweder nach Gastein, oder ins Grossarlthal im Salzbur- gischen gelangt. Diese Schlucht dehnt sich viele Stunden weit hin, ohne merkliche Steigerung, und doch sind die Uebergänge 7000 bis 8090 Fuss hoch. 351 Nachdem ich diese anziehenden Partien des Maltathales von meinem erhöhten Standpunkte überschaut, eilte ich mit meinem Führer der Perschitzalpenhülte zu, wo wir uns einen Imbiss für die Rückkunft bestellten, und nun den Höhen und Kuppen zuwandten, um die der Kräuter harrende Büchse zu füllen. Aufwärtssteigend fand ich auch hier die felsenumrankende Atragene alpina, und in deren schattigen Winkeln Saxıfraga aspera und Viola biflora, an Bächelchen Sazxifraga stellaris und rotundi- folia, Sedum villosum und Swertia perennis, auch Cirsium spino- sissimum und Allium Schönoprasum in Menge ; ebenso an moorigen Stellen Statice alpina und Aconitum Napellus var. tauricum; die Zirben, Pinus Cembra, blühten eben und darüber hinaus hörten alle Bäume auf. Nur Juniperus nana und Rhododendron ferrugineum standen noch vereinzelt zwischen den Steinblücken. Auf den Weide- plätzen fand ich Phaca alpina, Hedysarum obscurum, Athamanta Cretensis, Cineraria alpestris und longifolia; au Felsen ansteigend Silene Pumilio, Rhodiola rosea, Sempervivum Wulfenii und Funkü. Pedieularis rostrata und verticillata ; weiterhin Stellaria cerastoides und Cerastium latifolium; Erigeron uniflorus, dessen umfangreicher Pelzkragen am Involuerum mich schr energisch von der Güte dieser Species überzeugte. Späterhin sammelte ich noch Saxifraga caesia, androsacea und muscotides und Arctostaphylos alpina; Gentiana prostrata, tenella, nivalis; Veronica saxatilis und bellidioides ; Sol- danella pusilla; Sesleria disticha ; Chrysanthemum alpinum ; Centaurea nervosa; Senecio carniolicus; Hieracium aurantiacum , glabratum, Schraderi, alpinum. Es war bereits Mittag geworden, als wir die letzten Abhänge vor uns hatten, zu deren Besteigung wir uns durch eine kurze Rast und den Genuss von köstlichem Quellwasser vorbereiteten. Rings um uns entweder Schneefelder oder Steinhaiden; nur an einer Stelle elwas grüner Rasen, welcher Primula glutinosa und Lioidia serotina enthielt. Wir begannen zu klettern, und im Klettern erbeutete ich Cardamine alpina; Androsace glacialis; Ranunculus glacialis in Menge. Da dieser schöne Ranunculus hier zu Tausenden vorhanden war, so konnte ich mich leicht von dem Farbenwechsel seiner Blume nach der Zeit ihrer Maturität überzeugen. Die Blüthe ist, wenn sie sich eben entfaltet, fast immer roth — besonders auf der Aussenseile. Wenn die Blumenblätter aber ihr normales Maas erreicht haben — werden sie weiss — und zwar gewöhnlich auch auf der Aussenseite; obwohl ich auch solche fand, die dort einen Anflug von Rosenfarbe behalten. In der Presse wird die Blumenfarbe immer hässlich — ja auch die ganze Pflanze verliert ihren Glanz und ihre besondere Schönheit. Ich erbeutete ferner zahlreich Geum reptans ,; Hutchinsia brevi- caulis; Linaria alpina; Artemisia spicata, Eritrichium nanum, welches nahe dem Kamme auf modrigem nassen Gestein ausge- breitete Rasen bildete und durch seine herrliche Blüthe auch schon von Weitem anzog. 352 Ich war zufrieden mit der Ausbeute, die ich auf dieser Excur- sion gemacht und setzte mich auf der Scharle, welche wie ein weiles Thor sich links zum nahen Eisigspilz — und rechts zu einer Kuppe des 8512’ hohen Faschaunernocks ausdehnt, und jedenfalls nicht 100 Klafter unter diesem liegt. Ich überblickte hier nicht nur den Pöllagraben, aus welchem der Liserfluss hervorkommt, sondern auch die mir gerade gegenüber liegenden 4 Ketten der Salzburger Gebirge, welche den Mur- und Zederhauswinkel einschliessen, und alle gleichsam den Hafnerspitz, 9784 hoch, zum Ausgangspunkte haben. Hinter diesen Alpenketten zeigte der Dachstein sammt Umge- bung eine ven den vorderen abweichende Physiognomie, welche sehr an die Dolomitspitzen des Gail- und Puster-Thales erinnert. Als ich zu Hause mit dem Einlegen der Pflanzen mich be- schäftigte, machte ich erst noch eine höchst erfreuliche Entdeckung. In den ausgehobenen Rasenstücken von Eritrichum nanum fand ich nämlich mehrere Exemplare von Phyteuma paueiflorum, welches meinem Blicke, wegen seiner grünen Blüthendecke und Kleinheit früher entgangen war. Malta, am 21. Juli 1859. Veber die Vicieen. Von Dr. Alefeld. Seit mehreren Jahren habe ich den Vicieen ein besonderes Studium gewidmet, und je länger ich dieselben studirle, desto mehr Vergnügen an ihrem Studium gefunden, zumal ich bald finden musste, wie sehr dieselben einer Ueberarbeitung bedürfen. Es glaubt zwar jeder Special-Forscher und Monographist, dass die von ihm in be- sondere Obhut genommene Gruppe von Naturkörpern die vernach- lässigste sei; trotzdem glaube ich behaupten zu dürfen, dass wirklich die Vicieen bis jelzt in ihrer Gesammtheit ungewöhnlich verwahrlost dastehen. Nicht vergebens sagt Seringe in D. C. prodr. von Vicia, es sei ein genus intricatum, nicht vergebens Endlicher in seinen gen. plant. von den Papilionaceen: genera reformanda ; welches Letztere vorzugsweise auf unsere Unterfamilie passen dürfte, da in den andern Vogel, Wight et Arnott, namentlich aber Ben- tham so viel gethan haben. Die wirklichen Arten der Vieieen häuften sich zwar bis über 200, die der nominellen bis fast zu 300, aber die Kenntniss ihrer Gruppirung und gegenseitigen Verwandt- schaft wurde mit zunehmendem Artenreichlhum nur immer ungenü- gender, selbst der Werth ihrer Diagnosen immer geringer. Nachdem ich nun seit 3 Jahren über 100 Arten und Varietäten in meinem Garten cultivirt und lebend, im Ganzen aber etwa 160 gute Arten theils lebend, theils nur getrocknet untersucht habe , möchte 353 ich dem botanischen Publikum eine möglichst gedrängt gefasste analytische und synthetische Bearbeitung nur dieser von mir unter- untersuchten Vicieen vorlegen, als Grundlage für eine spätere monographische Bearbeitung derselben. Die Gattungen sind nach Endlicher’s Manier, von den Arten nur die neuen Diagnosen gegeben. Ueber das Geschichtliche der Vicieen, namentlich der Gattungen derselben wäre viel zu sagen, möchte aber die Kenntniss der Vicieen nicht viel fördern, daher ich davon abstehe, Analyse der Tribus und Subtribus der Vicieen. 1.a. Flügel frei vom Kiel; tubus stamineus doppelt so lang, als das eiformige Ovar; Griffel von der Mitte an sanft aufwärts ge- bogen; Hülse aufgeblasen; Keim gerade, tangental, Trib.: Ciceridae. 1.b. Flügel mit dem Kiel verwachsen oder ihm doch anhängend; tub. stamin. so lang oder kürzer als das comprimirte, lineale Ovar; Griffel am Grunde R.W. aufsteigend; Hülse nicht auf- geblasen; Keim gekrümmt. 2.a. Foliola in der Knospe zusammengelegt (exc. Erv. pictum); Griffel stielrundlich (selten wenig comprimirt, so dass nie der eine Durchmesser den andern ums Doppelte übertrifft) gegen die Spitze rings oder nur auf der Unterseite behaart; Narbe köpfig oder konisch, Trib. ; Vieiidae. 3.a. Griffel gegen die Spitze hin rings gleichmässig behaart oder kahl, Subtrib.: Ervosae. 3.b. Griffel gegen die Spitze hin auf der Unterseite bärtig, auf der Oberseite kürzer behaart oder kahl, Subtrib.: Victosae. 2.b. Foliola in der Knospe von der Seite oder den Seilen ein- gerollt (exe. Pisum. Lens.) Griffel immer stark von oben comprimirt (der seitliche Durchmesser immer mehr als doppelt so gross, als der der Höhe) nur auf der Oberseite behaart ; Narbe querlänglich, Tribus: Orobidae. 3. a. Griffel seitlich zusammengefaltet, dadurch auf der Unterseite rinnig, an der Basis gelenkig, Subtrib.: Pesosae. 3.b. Griffel flach, an der Basis nicht gelenkig. 4. a. Kelchplatten symmetrisch; Griffel nicht um die Achse ge- dreht, Subtribus: Orobosae. 4.b. Kelchplalten unsymmetrisch ; Griffel einen R. W. um die Achse gedreht, Subtribus: Lathyrosae. Anmerk. 1. Ueber die Art der Endungen will ich mich später rechtfertigen. Anmerk. 2. Der gerade Keim der Gattung Cicer, wegen dessen ich haupt- sächlich diese Gattung zu einem Tribus erheben musste, obgleich sienur etwa 12 Arten in 16 Formen zählt, machte mir anfangs Kopfzerbrechen, ob diese Gattung nicht den Cäsalpiniaceen beizuzählen sei, bis ich den richtigen Unterschied des Keimes von den der Cäsalpiniaceen darin fand, dass er tangental und nicht centripelal ist. Bei Cicer liegt also der gerade 354 Keim an den Cotylenkanten, bei den Cesalpiniaceen aber die Radi- eularspitze rein dem Mittelpunkte der Cotylen ab-, das Federchen dem Mittelpunkte der Cotylen zugewendet. Letztere Keimlage bedingt auch eine eigene Art zu keimen, den Papilionaceen gegenüber, so dass die Cäsalpiniaceen mit der Beschränkung, dass sie nicht alleir geradkeimig, sondern auch centripetalkeimig sein müssen, eine sehr natürliche, den Papilionaceen gleichwerthige Familie bilden. Tribus 1. Ciceridae, nov, Tr. Alae liberae; tubus stamineus ovarium ovale duplo superans; stylus a medio leviter adscendens; legumen inflatum, embryo rectus, tangentalis. Gen. 1. Cicer Lin. (Tournef.) Kicher. Calyz 5-partitus ; vexillum ungue brevi, lamina suborbieu- lata; alae liberae, breviter unguiculatae, longe appendiculatae ; carinae lamina subovata, laevis; tubus stamineus ovarium duplo su- perans, liberae partes filamentorum sub apice dilatatae ; filamentum vexillare liberum; antherae conformes ; ovarium sessile, ovale, pauei-ovulatum ; stylus filiformis ‚teres, glaber, leviter adscendens; stigma subtruncatum; legumen ovale, inflatum I—2-spermum; Se- mina subglobosa ad radiculam acutiuscula, wumbilico orbiculato, impresso ; embryo rectus tangentalis. — ‚Jährige und perennirende Kräuter Süd-Europas, Nord-Afrikas, Süd-Asiens. Meist ist die ganze Pflanze drüsig-haarig, immer aber die Hülse. Die Blätter sind fast bei der Hälfte der Arten unpaar, sonst aber abgebrochen-gefiedert und dann entweder berankt oder doch mit einer Spitze. Die Blüthen stehen zu 1—2 (selten bis 5) auf ziemlich langen Pedicellen und diese auf mehr oder weniger langen Pedunkeln, in den Blattachseln. Anmerk. Den Endlicher’schen Gattungscharakter habe ich in mehreren Stücken ändern, dann auch erweitern müssen, da damals mehrere sehr ausgezeichnete Arten noch nicht bekannt waren. Analyse der Kicher-Arten. 1.a. Blätter mit unpaaren Spitzenblältchen. 2.a. Stengel aufrecht, einen Fuss oder mehr hoch ; Foliola oblong, mit 15—30 Zähnchen. © 3.a. Zähne der Foliola nur 2% des Randes einnehmend; Pedune. 1-blüthig, so lang als der Pedicell, %—/ı so lang als das Blait, ohne Spornfortsatz, aber an der Pedicellbasis mit mehreren borstlichen Bracteolis; Kelchgrund mit schwachem nicht rückwärtsgehendem Höcker ; Kelchzipfel die Höhe der Alae und Carina erreichend; Korolle so lang oder kürzer als ein Pedicell: arielinum. 3.b. Zähne der Foliola %%4—*%s des Randes einnehmend; Pedune. 2-blüthig (bis 5 Fenzl.) ohne Sporn 4—5-ınal länger als ein Pedicell, mindestens so lang als das Blatt, aber auch 3593 bis gleichlang ; Pedunc. mit Spornfortsatz, der länger als ein Pedicell; am Pedicellerunde kreisrundliche gezähnte Bracteolae ; Kelcehgrund oben mit starkem rückwärtsgerich- teten Höcker ; ; Kelchzipfel die Höhe der Alae und Carina nicht erreichend; Korolle 2—4-mal so lang als ein Pe- dicell: flori bundum. 2.b. Stengel niederliegend, nur 2—3 Zoll hoch; Foliola keilig, oben nur 3—7 Zähnchen. 3 3.a. Pedicell zart, mit dem Pedunkel 2-mal so lang als der Petiolus communis; Kelchröhre durch die abgestutzte Basis fast eylindrisch; unterster Kelchzipfel so lang als die Kelch- röhre:: pimpinellifolium. 3.b. Pedicell fest, mit dem Pedunkel so lang als der Petiol. communis; Kelchröhre kurz, konisch; unterster Kelchzipfel 2-mal so lang als die Kelchröhre: minutum. 1.b. Blätter an der Spitze mit Ranke, oder doch mit blättchenlosem Fortsatz des Blatistiels. 2.a. Foliola in der Fläche immer grösser als ein Kelchzipfel ; Ranke deutlich fassend. 3.a. Foliola etwas breiter als lang (Ranken einfach; Blüthen 5—6 Lin. lang): oxzyodon. 3.b. Foliola länger als breit. 4.a. Foliola oblong, 1%2-mal so lang als breit, 10—15-zähnig; "Ranke einfach; Pedunc. 3—4-mal länger als pedicell.; Kelchgrund mit starkem Höcker; Blüthe 8—9 Lin. lang ; Kelchzipfel kaum die halbe Koroll-Höhe erreichend ; songaricum. 4.b Foliola keilig, 2-mal so lang als breit, 5—8-zähnig; Ranke 2—3-theilig ; Pedunc. 1%—2-ımal so lang als pedicell.; Kelchgrund ohne Höcker; Blüthe 4—5 Lin.lang; Kelch- zipfel fast so lang als die Korolle: cuneatum. 2.b. Foliola kleiner als ein Kelchzipfel; Fortsatz des Petiol. an der Spitze gerade oder höchstens hakig gekrümmt. 3.a. Foliola sind borstliche Spitzchen; Kelchzipfel lang pfriem- lich zugespitzt, 8—10-mal länger, als an der Basis breit, fast so lang als die Korolle: subaphyllum. 3.b. Foliola rundlich, oben gestutzt; Kelchzipfel sehr breit, stumpflich, 2-mal so lang als breit, nicht halb die Koroll- höhe erreichend: tragacanthoides. Anmerk. Da Cicer floribundum meist für arietinum gehalten wird, dem es in der Trasht allerdings am meisten ähnelt, so habe ich es in der Analyse am ausführlichsten behandelt. Synthese der Kicher-Arten. Gruppe: imparipinnata. 1. Cicer arietinum Lin. Widder-Kicher. Caulis erectus; folia impari-pinnata; foliola 10—15, oblonga, denticulis 356 15—830, "s basali integerrima; pedunculus 1-florus, pedicello aequi- longus, /ı—/s longitudinis folü, muticus ; pedicellus basi bracteolis setaceis ; tubus calyeis egibbosus ; calyeis laciniae alarum carinae- que apices tangentes ; corolla pedicello aequilonga vel brevior. — © Blüthe bläulich, bei den cullivirten hellsamigen Formen weiss, — Süd-Europa, Klein-Asien, Nord-Africa. a.nigrum (Cicer nigrum hort.) Flos pallide-caeruleus; semen nigrum, fortiter impressum. — Diese kann als die ursprüngliche wilde Form gelten. b. album (Cicer album hort.) Flos albus; semen album , leviter impressum. c. globosum (Cicer rotundum Jord.) Flos albus; semen au- rantiacum, subglobosum, non impressum. 2. C. floribundum Fenzl. pug. pl. nov. syr.l.4. Gross- blüthige Kicher. Caulis erectus; folia imparipinnata; foliola 8&—14, oblonga, denticulis 15-—-30 usque ad basin pene disposilis ; pedunculus 2-(—5Fenzl.) florus, pedicello inultuplo longior, folio subaequilongus, apice calcaratus; calcar pedicello longius; basi pedicelli bracteolae orbiculatae, denticulatae; tubus calyeis basi per gibbus ; calycis laciniae alis carinaque multo breviores; corolla pedicello 2>—4-plo longior. — ® Blüthe scheint gelblich. — Klein- Asien vom Taurus (Fenzl.) bis Constantinopel (hb. Klenzei). 3. C. pimpinellifolium Jaub et Spach. Bibernell- blätterige K. Caulis procumbens;, folia imparipinnata ; foliola 3—7, cuneata, apice dentibus 3—5; pedunculus I1-florus pedicello aequilongus, muticus, pedicello deficiente, folio subaequilongus; tubus calyeis subeylindricus ; calyeis lacinia inferior tubo calycino aequi- longa. — %.. Stolones filiformes, longe repentes. — Blüht blau, Juni, Juli. — Auf dem Taurus in Cilicien : inter fragmina soxorum dela- bentium 6500 — 8000 ped. alta in divezis soli orienti obversis (Kotschy.) 4. C. minutum Boiss. et Hohenacker. Kleine K. Caulis procumbens ; folia imparipinnata; foliola 3-—7, cuneata, apice dentibus 3—5; pedunculus I1-florus pedicello aequilongus, muticus, cum pedicello folio aequilongus ; tubus calycinus conicus, brevis; calycis lacinia inferior tubum calycis duplo superans. — %. Blüthe röthlich. „Vezillum sanguineum* Kotschy. Juli. — In schistosis in Valle Loura m. Elbrus, Persiae boreulis (Kotschy). Gruppe b. Cirrhifera. 5. C. songaricum Stephan. Songarische K. Caulis erectus; folia cirrhis simplicibus ; foliola &—12, oblonga, dentibus 10—15 ; pedunculus 1-florus, pedicello 3—4-plo longior, apice cal- caratus; tubus calycis basi gibbus; laciniae calycinae dimidium corollae attingentes; flos 8-9 lin. longus. — Blülhe bläulich. Juni. — In dumosis Songariae Persiaeque. 6. C. cuneatum Noirst. Keilblätterige K. Caulis erectus; folia eirrhis 2—3 partitis; foliola 10—15 oblongo-cuneata, 357 dentibus 5—8, dimidio basali integerrimo; pedunc. 1a —2-plo, pedicello longior, apice calcaratus; tubus calyeis egibbosus; flos 4— 5 lin. longus; laciniae calycinae apicem corollae attingentes. — ©. Blüht bläulich. Sept. — Nov. Abyssinien. 7.C.oxzyodon Boiss. etHohen. SpitzzähnigeK. Caulis erectus; folia cirrhis simplieibus ; foliola 5—&, dilatato- orbieulata, retusa, dentibus acutis 5—9, dimidio basali integerrimo; pedunculus 2-florus, apice calcaratus, pedicello sub 3-plo longior ; tubus calycinus egibbosus 5 flos 5—6 lin. longus; laciniae calycinae 3/ circiter corollae attingentes. — ©. Blüthe bläulich. Juni. — In rupestribus m. Elbrus, Persiae borealis (Kotschy). Gruppe c. Apiculata. Der gemeinsame Blattstiel oben in eine lange Spilze aus- gehend, die ganz gerade oder höchstens hakig gekrümmt ist, aber nicht rankt. 8. C. subaphyllum Boiss. Borstenblättrige K. Planta glabra; caulis squarrosus ; folia apieibus uncinatis; foliola setacea brevia; pedunculus I-florus, apice calcaratus, pedicello 4-plo cireiter longior ; laciniae calyeinae setaceae. — Blüht Mai. — In glareosis montis Jobi prope ruinas urb. Persepolis, Persiae australis (Kotschy). 9. C.tragacanthoides Jaub. et Spach. Traganth- förmige K. Caulis squarrosus ; folia apieibus rectis, spinescen- tibus; foliola minima, suborbiculata, retusa; pedunculus I-florus, apice calcaratus, pedicello J4-plo circiter lonyior; calyx basi gibbosus ; lacinine calycinae tatae apice obtusulae, dimidium corollae aequantes. — N? Blüht bläulich. Juli. — In glareosis alpis Kuh- Daöna, Persiae australis (Kotschy), Analyse der Gattungen der Erfosen. i.a. Hülsen zwischen den Samen gliedrig verengt. (Jede der drei folgenden Gattungen ist noch durch andere Merkmale von den übrigen Erfosen verschieden.) 2. a. Hülsen stielrund, perlschnurförmig ; Samen beilförmig ; Griffel lang und schlank ; Nabelkissen stiellos : Ervilia. 2.b. Hülsen flach; Samen kuglich bis linsenförmig; Griffel kurz, robust; Nabelkissen gestielt. 3.a. Filamentum vexillare kaum verbreitert, an der Basis seit- lich je eine Oeffnung; Karinalplatte oben concavrandig Nabel klein, an der vorderen Kante der Oberseite, stro- phiolum mitten oben; Griffel gegen die Spitze rings fein flaumig; tub. stamin. 4 malso lang als hoch: Paratlosa. 3.b. Freier Staubfaden sehr stark, und zwar mitten am stärksten verbreitert, an der Basis seitlich ohne Oeffnungen ; Karinal- platte oben convexrandig; Nabel den grössten Theil der 358 Oberseite einnehmend; strophiolum auf der Hinterseile ; Griffel kahl; tub. stam. 2 mal so lang alshoch: En diusa. 1. b. Hülsen aussen eben, nicht gliedrig verengt. 2.a. Hülse halbmondförmig, sehr flach, 3—4-mal höher als dick; Samen ganz flach; Nabel kreisrund,, mitten eben; Radicula schief nach oben und hinten gerichtet: Sellunia. 2.b. Hülse gerade, höchstens 2-mal so hoch als dick; Samen kuglig; Nebel wenn er fast kreisrund, dann vorn oben; Ra- dicula nach oben gerichtet. 3.a. Hülsenstiel höchstens so lang als Tub. calycis; Alae min- destens so lang als Carina ; Griffelspitze kurz flaumig (Haare kürzer als Griffeldurchmesser). Eier mehr oder weniger gestielt: Ervum. 3. b. Hülsenstiel 2-mal so lang als Tub. cal.; Alae viel kürzer als Carina; Griffelspitze lang und dicht zottig, (Haare viel länger als Griffeldurchmesser). Eier sitzend: Swantia. Tribus 2. Piciidae, nov. Tr. Foliola vernatione conduplicata (exc. Erv. pictum); carina alis adhaerens; tubus stamineus longitudine ovarii linearis, vel brevior apice oblique truncatus;; stylus fundo rectangulo sursum flerus, teretiusculus ; stigma capilatum v. conicum, legumen semper intus laeve; embryo curvatus. Subtribus 1. Ervosae, n. Sublr. Stylus glaber v. sub stigmate circa eircum aequaliter pilosus. Gen. 1. Ervilia Link. enum. II. 240. Er filie. Calycis laciniae subaequales , tubo longiores; vezilli lamina laeris, ungue angusto longior ; alarum lamina angnstı, ungue lon- gior ; carinae lamina sursum curvata, acuta; filamentum liberum filiforme; ovarium sessile, 3—4 ovulatum; stylus teretiusculus, di- midium apicale circa circum aequaliter pelosus; stigma capitatum. Legumen moniliforme, 2-—--3 spermum ; semen securiforme, umbi- licus ovalis margine superiore antico, pulvinus umbilici sessilis; embryonis radicula sursum spectans (versus suturam dorsalem). — Kahles, fusshohes aufrechtes, einjähriges Kraut; Blätter mit zahl- reichen Foliolis und äusserst kurzer Ranke; Blüthenstiel 3—3 blüthig. — Siüd-Europa, Klein-Asien, Nord-Alrika. 1.E. sativa Link. (Ervum Ervilia Lin.) Esshare E. Cirr- hus summo foliolo ejusdem folü brevior. — ©, Blüthe grünlich- gelb, Carina mit bläulichem Spitzenfleck, und die Fahne mit 5—7 feinen, aufrechten , blauen Strichlein. — Um das ganze mittelländische Meer. Gen.2.Sellunia, nov.gen. (Monderfe.) Calyeis laciniae subaequales, tubus conicus; vezxillum laeve, unguis laminae aequilongus, alae lamina ungui longior; carina 359 brevis, obtusa, margo superior rectus;, filam. liberum filiforme ; ovarium pedicellatum, 4-ovulatum ; stylus teres gracilis sub stigmate circa eircum pilosus; stigma parvum, capitulatum; legumen pedi- cellatum semilunare, submembranaceum, sursum curvatum, per- compressum, 2—3 spermum, semina lentiformia, sed magis com- planata; umbilicus brevis, eircularis ; embryonis radicula sursum et retrorsum spectans. Ein mehrere Zoll hohes, kahles, einjähriges Kräu'chen Klein-Asiens. 1.5. lunata (Ervum lunatum Boiss.) Mondfrüchtige M. Glaberrima Folia eirrhis simplieibus, sursum diversis; foliola suborbiculata, glauca, I—6; pedunculus biflorus, folio sub- aequilongus. — ©. Blüthe schmutzig gelblich-weiss, Carina mit bläulichem Spitzenfleck. — Klein-Asien. Gen. 3. Parallosa, nov. gen. Wimpererfe. Calyeis tubus conicus, laciniae aequilongae; vexilli lamina ungui aequilonga; alarım lamina ungui longior; carinae lamina sursum curvata, acutiuscula, margo superior concavus; fillamentum liberum filiforme ; ovarilum sessile, sed apice longe attenuatum, 3—4 orulatum ; stylus brevis, robustus, subtulissime puberulus; stigma parvulum, capitulatum;, legumen complanatum, 2—4 spermum, inter semina subarticulatum , apice rostratum; pulvini umbelliei cerus anterius tantum adest; semen lentiforme, umbilicus brevis,, margine superiore anteriore; embryonis radicula sursum spectans. Strophio- lum lineare, margine superiore. — Kahles, einjähriges Kraut, mit sehr ungleichen Nebenblättern, indem die einen lanzeitborstlich, aber die gegenüber stehenden gross, gestielt, aus handförmiger Basis, sehr langwimperig sind; Blüthenstiel 1 blüthig. — Von den Kanarischen Inseln bis Klein-Asien, durch Süd-Europa wie durch Nord--Afrika. Anmerk. Von Endiusa durch die lange Korolle,. die Karinalform, den fädlichen freien Stanbfaden, den kleinen Nabel, die Strophiolum-Lage verschieden. Von Ervilia durch die glatte, geschnäbelte Hülse, den linsenförmigen Samen, den kurzen robusten Griffel. Die Nebenblätter zeichnen diese Gattung unter allen Vicieen aus. 4.P. monanthos (Ervum monanthos Lin.) Einblüthige W. Stipulae minores pedicello stipulorum majorum aequilongae; peduneulus I-florus, folio subaequilongus. — © Blüthe bläulich- weisslich, Vexillplatte mıt bläulichen Aederchen , Carina mit blauem Spitzenfleck; Hülse ledergelb, Samen gefleckt. Gen. 4. Endiusa, nov. gen. Brillenerfe. Calyeis laciniae aequales, longae, setaceae, corolla longiores ; verillum alaeque normales , carinae margo superior convexus ; tubus stamineus 2 plo longior ac latus; filamentum liberum dilatatum ; ovarium breve, sessile, 2 ovulat ; stylus teres, glaber, brevis; stygma parvulum, capitulatum ; legumen 2 spermum, compressum, inter se- mina angustatum; semen subglobosum ; radicula sursum spectans, 360 umbilicus margine superiore, strophiolum margine posteriore. — Einjährige rankende Kräuter, mit sehr schmalen Nebenblättern, 2—6-blüthigem Blüthenstiel und sehr kleinen ja den kleinsten Blüthen unter allen Vicieen. — Europa, Asien, Nord-Alrika, eingewandert in Nord-Amerika. Anmerk. Durch die Gestalt der Carina, den sehr verbreiterten freien Staub- faden, die kurze Staubfadenröhre,,„ den kahlen Griffel von allen Erfosen verschieden. In der Gestalt der Hülse Parallosa am nächsten. 1. E. hirsuta(Ervuum hirsutumLin.)Behaarte Br. Stipulae furcatae, longitudine calycis; legumen villosum, nigrum ; pul- vinus umbilici semini adhaerens, erure anteriore deficiente. — © Blüthe bläulich, Ende Mai— Herbst. — Europa, West-Asien, Abyssinien, Nord- Amerika. 2.E. Loiseleurii (Ervum Lois. M. Bieb.) Loiseleur’s Br. Stipulae simplices, setaceae, calyce duplo longiores, legumen glabrum , luteum; pwlvinus umbilici legumini adhaerens, erus anterior 2—S-plo posteriore longior. — © April, Mai. Am Caspi-See. Gen. 5. Ervum Lin. (Tourn.) Erfe. Calyeis tubus oblique truncalus , laciniae inaequales, supe- riores approximatae breviores; vexillum, alaeque normales ; carina margine superiore concavo; tubus stamineus gracilis, 4—6-plo longior ac latus; filamentum liberum basi paulo dilatatum; ovarium breviter pedicellatum, 2—8-ovulatum ; stylus gracilis, pili diametro styli breviores; sligma acutiusculum v. capitellatum , legumen 1—8- spermum, ellipticum v. lineale, rectum, inter semina non coarctatum ; semina globosa; umbilicus subeircularis — longe linealis, marginem superiorem tantum, usque ad marginem superiorem, anteriorem atque posteriorem simul occupans ; strophiolum margine posterivre v. in- feriore; radicula sursum spectans. — Einjährige, zweijährige und ausdauernde Kräuter, meist mit Ranke, der Y4 Theil ohne solche; Blüthen langgestielt 1—30; Nebenblätter ziemlich gleich. Europa, West-Asien, Nord-Afrika, Nord- und Süd-Amerika. Analyse der Erfen - Arten. 1.a. Alle Blätter total rankenlos. 2.a. Alle Blätter 4-paarig; Foliola eiförmig; Petiolus kürzer als die Stipulae : unijugum. 2.b. Blätter 6—12-paarig; Foliola lanzett; Petiolus 10—12-mal länger als Stipulae. 3.a. Blüthen gelb ; Traube sehr locker ; Stengel unten fast kahl: ochroleucum. 3. b. Blüthen weisslich ; Traube dicht; Stengel unten dicht lang zotlig: Orobus. 361 1.). Blätter wenigstens die oberen mit Ranken. 2.a. Ovarium 2-eiig; Hülse einsamig Ys-mal länger als hoch, cassubicum. 2.b. Ovarium 3—8-eiig; Hülse 2—8-samig, 2—5-mal länger als hoch. 3. a. Blüthen 2—4 Lin. lang ; Traube 1—5-blüthig, (wenn 5, dann sehr locker). 4. a. Früchte 1—1'% Lin. hoch; fast stielrund. 5.a. Ovarium und legumen abstehend flaumig ; Ranke 2—3- theilig, (Foliola 2—3-mal länger als breit; Kelchzipfel länger als Kelchröhre ; Blüthe 2—3 Lin. lang): micranthum. 5.b. Schon das Ovarium kahl; Ranken einfach. 6.2. 6.b. Mittelgrosse Foliola 3-—4- (sonst 2—5-) mal länger als breit; Unterseite dicht seidenhaarig ; Pedunculus 1—3-blülhig, etwas länger als das Blatt; Blüthe 2 Lin. lang; Kelch ziemlich seidig, Zipfel länger als Tubus, haarfein zugespitzt; obere Bucht so tief, dass Tub. oben gut halb so lang als unten ist; Legumen bis 4-samig:! Kurdistanum. Mittelgrosse Foliola 4—5-mal länger als breit; Unter- seite kahl; Pedune. 1- selten 2-blüthig, ziemlich so lang als das Blatt ohne Ranke; Kelch kahl, Zipfel kürzer als Tub., 3-eckig ; obere Bucht nicht tief; so dass Tub. oben und unten fast gleichiang erscheint, Blüthe 2’% Lin. lang; Hülse 1—4-samig; Nabel 2—3-mal so lang als breit; Nabelstrang Null: tetraspermum. . Mittelgrosse Foliola 6—12-mal länger als breit; Unter- seite fast kahl, kaum einzelne Härchen ; Pedunculus 2—5-blüthig, doppelt so lang als Blatt ohne Ranke; Blüthe 2%—4 Lin. lang; Kelch dünn seidig, Zipfel kürzer als Tub., nicht haarfein zugespitzt, obere Bucht so lief, dass Tub. cal. oben halb so lang als unten er- scheint; Hülse 1—6-samig; Nabel fast kreisrund, höchstens Y-mal länger als breit; Nabelstrang deut- lich: gratile, 4.b. Früchte 2—5 Lin. hoch, mehr oder weniger abgeplattet. 5.a. Foliola rein lineal, oben ausgerandet ; Nabelschnur länger als der Vorderschenkel des Nabelkissens; Vorder- schenkel halb so lang als der hintere; Nabel über ' Samen circumferenz einnehmend: emarginatum. 5.b. Folıola schmal oblong, oben abgerundet; Nabelschnur viel kürzer als der Vorderschenkel des Nabelkissens ; Vorder- und Hinterschenkel gleich; Nebel etwa 1 der Sameneircumferenz einnehmend; Carina halb so lang als Vexill.; Alae der Vexillspitze so nahe als der Ka- rinal-Spitze: pilosum. Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 11. Heft. 25 362 5. c.Foliola schmal oblong, oben abgerundet; Carina mehr als halb so lang als Vexill.; Alae der Vexillspitze näher der Karinalspilze : tridentalum. 3.b. Blüthen 4'%—10 Lin. lang; Traube 5—-24-blülhig, (wenn 5, dann dicht). 4.a. Foliola lanzelt, 3—4-mal so lang als breit. 5.a. Wurzel 1—2-jährig; Blüthen 4% —5 Lin. lang, nicht halb so lang als die Foliola: pietum. 5.b. Wurzel mehrjährig; Blüthen 6—10 Lin. lang, so lang und länger als die Foliola. 6.a.Foliola 6—8-paarig; Stip. mit vielen Haarspitzen; Stengel von Gelenk zu Gelenk hin- und hergebogen: sylvaticum. 6.b. Foliola 3 —4-paarig; Stip. mit 2—3 (nicht haar-) Spitzen; Stengel nicht hin- und hergebogen: nigricans. 4.b. Foliola eiförmig bis kreisrundlich, höchstens 2’%-mal so lang als breit. 5.a.Das erste Blättehenpaar nicht dicht am Stengel sitzend; Foliola silberglänzend ; Tub. cal. 2-mal so lang alshoch; Nabel nur die Oberseite einnehmend: venulosum. 5.b.Das erste Blättchenpaar dicht am Stengel sitzend; Fo- liola grün; Tub. cal. so lang als hoch; Nabel die Ober- und Hinterseite einnehmend: pisiforme. Synthese der Erfen-Arten. Subgen. 1. Sesola. Legumen monospermum, subaequilongum ac latum. Cetera Euervi. 1.E.cassubicum Peterm. fl. Lips Kassubische Erfe. Folia cirrhifera; foliola 12 — 20 anguste-oblonga;, stipulae semihastatäe, caule angustiores; pedunculus 3—8 florus, folio subaequilongus; vexillum alaeque aequilongae. %. Blüthe blau- roth. — Juni. — Europa. Subgen. 2. Umbipaga. Umbilicus marginem superiorem, ante- riorem ac posteriorem occupans strophiolum margine inferiore. Cetera Euervi. 2.E. Orobus Kittel. D. fl. (Vieia Orobus D.C.) Oroben- arlige E. Caulis basin versus villosissimus ; folia cirrhis destitutis; foliola 12—18 lanceolata, supra glabra, subtus se- ricea, stipulae semihastatae; pedunculus folio longior, 10—15- florus; semina elliptica, nigra, umbiliens marginem ahteriorem posterioremque dimidio tantum occupans. — %.Blüthe weisslich mit blauen Adern. Südlicheres Europa. 3.E. sylvaticum Peterm. (Vicia sylw. Lin.) Wald-E. Glabrum, eirrhiferum; foliola 12—16, laxe posita, lanceolata ; stipulae eiliatae; pedunculus folio aequilongus 10—12-florus ; carina vix corolla brevior ; flores foliola longitudine superantes ; 363 semina securiformia, lutea, umbilicus marginem posteriorem totum et marginem anteriorem fere totum occupans. — %. Blüthe weisslich, Schiffehenspitze mit blauem Fleck. — Juli. — Europa. 4.E. pisiforme Peterm. (Viecia pisif. Lin.) Erbsenf. E. Glabrum, eirrhiferum ; foliola late-ovata 6—8 laxe posita, par infimum juzta caulem positum ; pedunc. multiflorus. foliv brevior ; flores folio breviores; stipulae latae dentatae; semina atra. umbilicus marginem posteriorem totum, anteriorem ex parte oceupans.— %. Blüthen gelblich. Juni. — Mittel-Europa. .E.emarginatum EngelmannNMserpt. Ausgerandete E. Foliola linearia, apice marginata; legumen polyspermum, atrum ; semina globosa , umbilicus semilunaris, marginem an- teriorem posterioremque ex parte occupans; funiculus umbili- ealis erus anterius pulvini umbilicalis superans, crus poste- rius pulvini dimidio anterioris aequans. — &. Texas. Subgen. 3. Euervum. Carina obtusula, margo superior contiguus ; legumen 2 — 8-spermum longins ; umbilicus margine superiore, strophiolum margine posteriore; foliola vernatione conduplicata. Gruppe a. Narbe mehr oder weniger kopfig; Blüthe 2-4 Lin. lang. 6.E. tridentatum (Vicia tridentata Schweinitz). Drei- zähnigeE. Subtiliter pilosum ad calycem usque; eirrhi divist; foliola anguste-oblonga. 4-plo longiora ac lata; stipulae 3-4 cuspidatae ; pedunculus folie brevior 3—4-florus; laciniae calycinae anguste-triangulares, inferior tubo calycino aequi- longa ; carina dimidium vexilli paulo superans ; alae apici vexilli propinquiores gquam carinae; ovarium glabrum, 5-orulatum ; funieulus umbilicalis longus.— %. Blüthe Mai. — Ad Missisippi fl. inferiorem. 7.E. pilosum Engelm. MNscrpt. Behaarte E. Subtiliter pi- losum ad ealycem usque; cirrhi divisi; foliola lineari-oblonga, apice rotundata, 5—6-plo longiora ac latu ; stipulae 2(-3) cuspi- datae ; pedunculus folio brevior, 1—2-florus; laciniae calycinae anguste-trianqulares, inferior tubo calyceino aequilonga; carina dimidio vezilli aequilonga ; alae apiei vexilli carinaeque pro- pinquae; ovarium glabrum, 4—6-ovulatum ; pulvinus umbili- calis aeque-cruralis ; funiculus umbilicalis crure anteriore brevior; umbilicus marginem superiorem totum occupans. — A. Blüthe Mai. — Arkansas. 8.E.tetraspermum Lin. Viersamige E. @labrum; eirrhi simplices ; foliola6 —10, lanceolato-linearia, quorum mediocria 4—5-plo longiora ac lata; pedunculus 1 (rarius 2) florus, folio subaequilongus ; legumen I—4-spermum ; umbilieus 2-3-plo longior ac latus. — ©. Blüthe röthlich. Juni. — Europa bis Kaukasus, Nord-Amerika. 9.E. graeile D.C. Zierliche E. Glabrum, apices tantum subtiliter sericei; eirrhi simplices; foliola 6—10 linearia, quo- rum mediocria 6—9-plo longiora ac lata; pedunculus 2—5flor., 25 a 364 10. 11. 12. 13. duplo folium superans ; sinus superior calyeis profundus , qua tubus calycinus superne '/-plo brevior quam in/ra; legumen 1—6-spermum:; umbilicus ovalis, vix Ya-plo longior ac latus. — ©. Blüthe röthlich, Bi Juni. — Süd-Europa. E. Kurdistanum,n.sp. Kurdistan-E. Sericeum ; eirrhi simplices ; foliola 6— onen quorum mediocria 3--4-plo longiora ac lata; paginu inferior dense sericea; pedunc. I— 3 florus, folio longior; laciniae calycinae 3 inferiores tubo lon- giores sinus superior calyeis profundus, qua tub. calye. superne ıa-plo brerior quam infra; legumen I—4-spermum, glabrum. — ©. Blüthe blassblau. Kurdistan. — Von Hrn. Hohenacker als Ereum von Kurdistan erhalten ohne Angabe des Sammilers. Von Erv. 4-spermum unterschie Ben durch: 1) Mittelgrosse Foliola 3—4-mal so lang als breit. 2) Unterseite der Foliola dicht seidig. 3) Pedunc. länger als 8 Blatt, 2—3-blüthig. +4) Kelchröhre” seidig, unten noch einmal so lang als oben; 3 untere Zipfel länger als Kelchröhre, haarfein zugespitzt. Von Erv. gracile unterschieden durch : 1) Mittelgrosse Fo- liola 3—4-mal so lang als breit. 2) Unterseite der Foliola dicht- seidig. 3) Blüthe nur 2 Lin. lang. 4) Drei untere Kelchzipfel länger als Tub. cal., haarfein zugespilzt. 5) Legumen nur vier- samig. E. micranthum (Vicia micrantka Lowe). Kleinblü- thige E. Subtiliter villosum; eirrhi dirisi; foliola 6—-J/0 ovalia, quorum mediocria 2—3-plo longiora ac lata; laciniae omnes calyeinae tubo longiores; pedunculus 1—3 florus, folio longior ; legumen subtiliter villosum, I—4 spermum. — © Blüthe blasblau. Mai. Teneriffa, Madeira. Meine Diagnose ist nach Exemplaren, dievonBourgeau auf Teneriffa gesammelt und als Vicia 4-sperma Mönch, aus- gegeben waren. Lowe's Vicia mierantha von Madeira ist nach der Beschreibung dieselbe Pflanze, und sollte sie es auch nicht sein, so ist doch mieranthum ein passender Name. Durch die feinzolligen Hülsen unterscheidet sie sich von allen Erfen durch die breiten Foliola und die getheilten Ranken von den nächsten Verwandten. Gruppe b. Narbe mehr oder weniger spitz; Blülhen 6—9 Lin. lang. E. nigricans. (Vieianigricans Hook. et Arn. nee Ervum nigricans M.B.) Schwärzliche E. Glabrum; eirrhi divisi; foliola 6—9, late-lanceolata; pedunculus 5—10-florus, folio longior; stipulae 2—3 cuspidatae, diametro caulis longiores sed angustiores; flos foliolis majoribus aequilongus; tubus calyeinus paulo longior ac latus; dentes calycis laterales '/, inferiores !/% tubi longitudinis. — 4 Blüthe Jänner. — Ad muros ecclesiae Missionis in urbe Valdivia (Chile) legit. Lechner. E.venulosum (Vicia Boiss. el Hohen.) Aderblät- terigeE. Subglabrum; eirrhi divisi; foliola 4—& ovata, ar- 365 gentea, quorum mediocria 2-plo longiora ac lata, pedune. pauci- florus, folio aequilongus; stipulae 2—4 dentatae;, tubus calycis duplo longior ac latus ; dentes calye. subaequilongi, triplo tubo breviores, subulati; legumen luteum, glabrum; umbilicus mar- ginem superiorem seminis occupans. — 9 Blüthe blau. Juni. — Kaucasus. 14.E.ochroleucum (Orobus ochroleucus M. B.)Okergelbe E. Villosum; eirrhi nulli; foliola 16—24 elliptico - lanceolata; quorum mediocria 3-plo longiora ac lata; pedunc. multiflorus, folio aequilongus; stipulae lanceolatae. Blüthe gelb. — Ungarn. 15. E.unijugum (Vieia unijjuga A.Br. — Orobus lathyroides L.) Einpaarblätterige E. Glabrum; eirrhi nulli; foliola 2, ovata; petiolus stipulis multo brevior; stipulae 3—4-plo dia- metro caulis latiores,; pedunculus folio multo longior. — 4. Blüthe roth. — Sibirien. Subgen. 4. Empolusa. Carina acuta, margo superior refractus; foliola vernatione involuta; legumen seminaque Euervi. 16.E. pietum (Viecia biennis, 4. cum Vic. pieta Fisch. et M.) BemalteE.Subglabrum ; cirrhi divisi; foliola 6 — 12 lanceolata, glauca, quorum mediocria 3—5-plo longiora ac lata; pedunc. folio aequilongus; stipulae bicuspidatae, stipitatae, legumen flavum, glabrum, polyspermum; semen globosum, marmoratum. — Blüthe blassblau, oder besser weisslich mit blauen Adern. — Ungarn bis Sibirien. Var. a. annuum (Vic. picta Fisch. et Meyer). Annua; foliola mediocria —5-plo longiora ac lata. Var. b. bienne (Vic. biennis Lin.) Biennis; foliola mediocria 3-plo longiora ac lata. Ich habe beide Formen im lebenden Zustande genau mit einander verglichen, und kann sie darnach unmöglich für 2 Arten halten. Erv. piet. bienne ist nur dadurch von Erv. piect. annuum verschieden, dass sie im 2, Jahre blüht und in allen Theilen etwas grösser ist, was aber nur in der längeren Entwicklungs- zeit liegt. Die Foliola sind etwas breiter, die Blüthe kaum merkbar grösser, aber Hülse und Samen völlig gleich. Gen. 6. Swantia, nov. gen. Swantin. Calycis tubus obliquus , laciniae perinaequales , 2 superiores brevissimae, inferior tubo longior , vewxilli unguis latus, laminae aequilongus; alae carina multo breviores; carina vezillo aequi- longa, alis multo longior; lamina subtriangularis, acuta; tubus stamineus gracilis, longus; filam. liberum subdilatatum , ovarıum longissime stipitatum, stipes calyce longior ; ovula 7, sessilia; stylus rectus, apice longe-villosus ; stigma capitatum; legumen longissime stipitatum, Durch das enorm lange Ovarium: später Hülsenstiel, durch die lange Carina, die die Flügel weit überragt, und den dichtzottigen 366 Griffel unter allen Erfosen ausgezeichnet, Durch die ungleichen Ne- benblälter an Parallosa erinnernd. Perennirendes Kraut, mit sehr ungleichen Nebenblältern, paarig fiedrigen unberankten Blältern, grossen eiförmigen Blättchen, lang- gestielten armblüthigen Trauben. —- Kaukasus. 1. Sw. aurantia (Orobus aurantius M. B.) Orangeblü- thige Sw. Villosa; eirrhi nulli; foliola 6 —12 ovata, cuspi- data; stipulae heteromorphae, hujus lateris grandis (I0—Jö5-plo majores) uniformes, illius lateris parvae, lanceolatae; pedun- culus folio brevior. — A Blüthe orangefarben. Juni. — In sylvis montanis Georgiae caucasieae, altitudinis 5000°. Oberamstadt bei Darmstadt, im August 1859. Correspondenz. Pressburg, den 30. September 1859. Nach 3-monatlicher Abwesenheit wieder aus der serbischen Wojwodschaft zurückgekommen, sende ich Ihnen milfolgend einen Theil meiner Ausbeute sowohl von dort, als auch aus der Üsere- vieser Umgegend in Slavonien. War der Sommer hier heroben schon heiss, so war er es in einem um 53 Meilen südlicher gelegenen Theile unseres Landes noch um so mehr, und ich kann im vollen Sinne des Wortes sagen: im Schweisse meines Angesichtes ver- diente ich meine diessjährige Ausbeute, da ich es bei aller Hitze — gar oft 30° im Schatten — nicht versäumte, mir das eben Blühende, auch von den entferntesten und höchsten Punkten des Csernovicser Gebirges heimzubringen. Kam ich ja am 18. Mai, bei dem ersten Ausfluge um Futtak in der Wojwodina ohnehin schon zu spät um Crataegus nigra und Acer tataricum zu finden, so war ich um so schmerzlicher berührt, auch von Doronicum plantagineum — 1857 am 23. Juni gesammelt — nur mehr 3 blühende Exemplare anzu- treffen. Die sonst mit Convolvulus Cantabrica so hübsch dekorirte Serpentin-Felswand, auf dessen Höhe die Festung Peterwardein er- baut ist, fand ich leer, und nur hie und da noch ein kleines Büschelchen,, gleichsam darauf wartend: durch mich gepflückt zu werden. Und so erging es mir noch mit Ein- und Anderem, dass ich anfänglich sehr besorgte, auf solche Weise schlechte Ausbeute zu machen. Ich überzeugte mich jedoch bald, dass nur Einiges sich so vorschneil, durch das sehr zeitlich begonnene Frühjahr hervorlocken liess, während alles Spätere dann ziemlich genau dieselbe Blütlhezeit einhielt, wie ich sie im Jahre 1857 notirt. So blühten z.B. Abutilon Avicennae 1857 am 10. Juli, dieses Jahr am 15., Althaea pallida ” : rail % R 18., Kitaibelia vitifolia „ REN 5 » 18, Centaurea Caleitrapa „ fr r = 20., also.sogar noch später. 367 Sehr erfreulich war mir das Auffinden neuer, das heisst solcher Gattungen und Arten, welche mir bei meinen eifrigen Forschungen im Jahre 1857 nicht vorkamen, und so weit meine damalige Auf- zählung der Gewächse um Futtak und Cserevics, enthalten pag. 1. im 4. Hefte des Ill. Jahrganges der Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg, um ein Nahmhaftes vermehren ; und zwar: Im Csernovicser Territorio: Allium sphuerocephalum L., Althaea hir- suta L.. Aster Amellus L., Campanula lingulata W K., C. Rapun- eulus und C. rapunculoides L.. Cephalanthera rubra Rich., Crupina vulgaris Pers., Cuscuta Epilinum Weih., Epipaetis latifolia All. und E. palustris Crantz, Erodium cicutarium Her., Himanto- glossum hircinum Spr. leider nur in einem, und Limodorum abor- tivum Sw. nur in 3 Exemplaren, Lathyrus hirsutus L., Neottia nidus aris Rich.. Passerina annua Wick., Plantanthera bifolia Rich., Potentilla Tormentilla Sib., Scutellaria Columnae All. Auf Feldern und in Wäldern der Ebene von Fultak: Allium aculangulum Schrad., Althaea hirsuta L., Angelica sylvestris L., Camelina austriaca Host., Carex pallescens L.,. Echinops sphaerocephalus L., Erythraea ramosissima Pers, Gymmadenia conopsea RS., He- lianthemum Fumana Mill., Stipa capillata L., Teuerium Scordium L., Vieia grandiflora Scop., Vieia narbonensis ß. serratifoliajJacg. und V. segetalis Thuill. Durch den Hrn. Apotheker Grossinger in Neusatz wurde mir auch als Bürger des syrmischen Gebirges ge- nannt: Asperula odorata L., Atropa Belladonna L. und Inula Hele- nium L., deren Wurzel inder dortigen Gegend als approbates Räucherungsmittel gegen die Gelsen unter der Benennung „Gelsen- wurz“, Omana in der Landessprache, benützt wird. Als ich mit halbem Mai hinab kam, war die Donau weit über ihre Ufer, bis hart an den Ort und über alle Riede sich erstreckend, ausgelreten, durch diese ausserordentliche Hitze aber verlor sich das Wasser so bald wieder, dass ich 14 Tage vor meiner Rückreise die Riede in allen Richtungen durchgehen konnte; durch solche Um- stände sah es mit der Wasserflora sehr sparsam aus, und nur Villarsia nymphoides Vent., Trapa natans L. und Nuphar luteum S m., welche sich mit ganz keichten Lacken begnügen, waren, besonders Erstere, recht zahlreich die Oberfläche des Wassers mit ihren schönen gelben Blüthen bedeckend, vorhanden, dagegen von Hydrocharis morsus ranae keine Spur, ebensowenig von Gentiana pneumonanthe L. auf den Hutweiden zwischen dem Riede. Besonderer Erwähnung werth möchte ich noch halten den da gesehenen Hanf, der eine Höhe von 1112 Schuhen erreichte, er wird dort sehr häufig gebaut, namentlich von der gräfl. Chotek'schen Grundherrschaft allein über 860 Joch, welche seine Bearbeitung auch grossartig betreibt; mittelst Dampf- kraft, welche eine Brech- und 2 Putz- (Schwing-) Maschinen in Bewegung setzt, werden täglich 14—16 Centner verfertigt, die zu Seilerarbeilen verwendet werden, ausserdem wird noch ein Quantum gehächelt, der dann za Gespinnsten dient. Durch eine derarlige Manipulation, im Vergleich zu jener, welche der Landmann dort zu 368 handhaben pflegt, werden menschliche Arbeitskräfte erspart, an denen es dort ohnehin schr mangelt. Schneller. Leipzig, Ende September 1859, Gymmnadenia odoratissima zeigte sich dieses Jahr bei uns nur spärlich, dagegen erschien wieder Gladiolus palustris, welcher hier seit vielen Jahren nicht geblüht hat; auch war ich diesen Sommer so glücklich, zwei interessante Cirsien-Baslarde aufzufinden, nämlich Cirsium bulboso-palustre und ©. oleraceo-arvense, leider nur in je einem Exemplar. — In Bezug zu Herrn v. Niess!’s Flora von Aussee (botan. Zeitschrift 1858 pag. 122) erlaube ich mir, Ihnen einige Notizen mitzutheilen. Orobus luteus habe ich in einer Höhe von 5000’ auf dem Sarslein bei Aussee gefunden. Dieser Sarstein war mir weit interessanter, als der Loser; freilich ist seine Besteigung von der Seite der Salzsiederei von Aussee sehr beschwerlich, dafür wird man jedoch auch sehr belohnt, namentlich durch Allium Vieto- rialis, Gentiana punctata, Euphorbia procera, Aspidium rigidum, Cystopteris alpina u. a. Interessant durch ihren Farrnreichthum war mir die Gegend hinter dem Grundelsee , wo Aspidium Oreopteris, Scolopendrium officinale u. a. vorkommen. Die Flüsse und Seen sind ungemein reich an Charen, so fand ich z. B. in der Traun Chara aspera und C. strigosa. Besonders reich ist die Umgegend von Aussee an Flechten, die hier häufiger, als in anderen Gegenden fructificiren, desgleichen habe ich viele Algen den Flüssen entnommen, gemein ist da Hydrurus. Bulnheim. Athen, im September 1359. Eine der Traubenkrankheit ähnliche Seuche ergriff die Frucht- bäume, ja sogar auch die Eichenbäume Quercus Aegilops, die die Wallaniden liefern, dann die Sommerfrüchte Solanum persicum , 8. Melongena, und die von den Griechen so sehr beliebten Domaten- Früchte von Solanum Lycopersicum waren in vielen Theilen sehr selten geworden. Obwohl ein strenger und feuchter Winter voraus- gegangen — auch im Frühjahr alle Temperatur-Verhältnisse günstig waren, um eine günslige Wallanden-Ernte auf der Insel Zen und auch an anderen Orten, wo sich diese Eichen-Sorte findet, voraus- sehen zu können, so fiel dieselbe doch sehr schlecht aus, und während auf Zen in glücklichen Jahren gegen 15— 20,000 Zentner Wallanden ausgeführt werden, so werden im heurigen Jahre kaum 1500 Zentn. gesammelt werden können. Die Ursache schreiben die Leute einer früher unbekannt gewesenen Krankheit dieser Bäume zu. Nach dem Erkranken des Solanum Lycopersicum wurde auf Zen die Schwefelung versucht, und selbe zeigte sich ebenfalls von dem grössten Vortheile für diese Pflanze. — Unter den nützlichsten Pflanzen, die seit einigen Jahren auch in Griechenland angepflanzt werden, ist die Convolvulus Batatas zu erwähnen. Der Anbau dieser wohlschmeckenden und nahrhaften Pflanze wurde zuerst in einigen Gärten um Athen und im botanischen Garten versucht. Die Pflanze gedeihte prächtig, und die 369 Knollen wurden im Anfange nur für die wohlhabenden Klöster bestimmt. Auf der Insel Naxos wurde diese Pflanze im Grossen angebaut, und aun wurden jährlich eine Menge von Zentnern schon auf den Bazars zum Kaufe ausgeboten, so dass sich der Anbau dieser Nutzpflanze bald über ganz Griechenland erstrecken wird. X. Landerer. Personalnotizen. — Regierungsralh Wichura in Breslau wurde von der kön. Akademie der Wissenschaften zu Berlin als Botaniker für die von der preussischen Regierung nach Japan zur Anknüpfung von Han- delsverbindungen abzusendende Expedition von drei Schiffen vor- geschlagen und ist auch bestätigt worden. — Maximowicez, der Reisende des botanischen Gartens zu St. Petersburg soll nach seiner Rückkehr aus Japan an die von Dr. Körnicke verlassene Stelle eines Conservators am oben bemerkten Garten treten. — Dr. Theodor Kotschy schrieb unter dem 28. August aus der Provinz Musch, Distrikt Warto, Südseite des Bimgall-Dagbh, nordwestlich vom Vansee, unter Anderem: „Fünfzehn Excursionen brachten auf der Südseite des Bimgall-Daeh eine für diese späte Jahreszeit unerwartet reiche botanische Ausbeute, die ich sofort nach Erzerum absende. Der Name „Tausend-Seen-Berg“* ist sehr treffend, da man in der ganzen Gruppe über 1000 Teiche zählt, jene mit in- begriffen, die zwar nur zwei bis fünf Klafter im Durchmesser haben, aber doch auch tiefe Trichter sind. Die Spitze des Bimgall habe ich wiederholt bestiegen. Seeboth zeichnete von dort aus den Arrarat, den Siphan-Dagh und die uns ganz unbekannten Berge der freien Dschudschik-Kurden. Morgen gehe ich nach dem armenischen Wall- fahrtsort Zengli ab; dann will ich die Wasserfälle des Murad-Tschai besuchen, und in Musch eiwa bis 5. September eintreffen, wo ich mit Etihem Pascha über meine weitere Tour Rücksprache nehmen werde. Ich habe bereits eine bedeutende Anzahl schöner Eichen er- beutet; ihre Mannigfaltigkeit hier ist sehr gross, und ich werde Schälze für meine Monographie mitbringen. Wir leiden von Zeit zu Zeit an der Ruhr, die immer eine bedeutende und sehr unangenehme Schwäche hinterlässt. Mit den Kurden komme ich ganz gut aus. Unsere Wohnnng ist eine Höhle, in welcher der Landessitie gemäss auch die Pferde stehen müssen.“ — Von Dr. Livingstone, dem berühmten afrikanischen Reisenden sind in der letzten Zeit verschiedene Mittheilungen ver- öffentlicht worden, die von dem Fortgange seiner Expedition Kunde geben. Dr. Livingstone hat den Lauf und allgemeinen Charakter der zwei grossen afrikanischen Ströme, des Zambesi und des Shire, erforscht. Beide sind bis ins Innere des Landes hinein schiffbar und namhafter Nachhilfe fähig, wozu der ausserordentliche Bodenreichthum 370 und der vergleichsweise günstige Gesundheitszustand in jenen von Gebirgen umschlossenen wohlbewässerten Thälern einladen muss. In seinem vom 1. Juni d. J. dalirten Briefe sagt der Reisende unter, Anderm: „Ich habe noch nie so viele Baumwollen-Pflanzungen als unter den Mangangas in den Thälern des Shire und Shirwa gesehen, Die Baumwolle wird hier überall gesponnen und gewoben. Dies sind die Breitegrade, die ich immer als die eigentlichen Baumwollen- und Zuekerländer bezeichnet hatte. Wir wollen im Juli nach Shirwa zurückkehren, und versuchen, vielleicht bis zum Nyinyesi vorzu- dringen.“ — Die Gebrüder Hermann und Robert Schlagintweit sind jetzt in Berlin mit der Sichtung und Bearbeitung des von ihnen in Indien und Hochasien gesammelten wissenschaftlichen Materials beschäftigt. Sie haben dazu ein grösseres Quarlier bezogen, da ihre Arbeiten sie noch auf mehrere Jahre in Berlin fesseln werden. Die ethnographische Sammlung derselben ist im Schlosse Monbijou auf- gestellt, während an der Aufstellung der mineralogischen, botanischen und zoologischen Sammlungen noch gearbeitet wird. Die beiden Gelehrten, geborne Münchener, sind von dem Könige von Bayern in den Adelsstand erhoben worden. — Dr. Karl Ritter, der berühmte Geograph , ist am 28. September in Berlin, im Alter von 81 Jahren gestorben. — Dr. Thomas Horsfield, einer der Verwalter des ost- indischen Museums zu London, starb am 14. Juli d. J. im 86-sten Lebensjahre. — George Staunten starb am 15. August zu London. — Professor Bunge ist nach einer achtzehnmonatlichen Reise durch Ost-Persien und Afghanistan wieder nach Dorpal zurückgekehrt. — Professor Pfeil, Gründer und Vorstand der Forstakademie zu Neustadt-Eberswalde, starb Anfangs September zu Hirschberg in Schlesien in einem Alter von 76 Jahren. Zu seinem Nachfolger wurde Forstralh Gruner aus Danzig berufen. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 5. October, in welcher Herr Frauenfeld, von der Weltfahrt mit der Novara zurückgekehrt, vom Vorsitzenden Dr. M. Hörnes und den zahlreich versammelten Mitgliedern unter lauter Begrüssung seine vor der Reise innegehabte Stelle des ersten Sekre- tärs den allgemeinen Wünschen entsprechend wieder eingenommen halte, legte H. Reichhardt das von ihm bei Bad Neuhaus nächstCilli in 2 Exemplaren gefundene und für die dortige Flora neue Cirsium palustri-Erisithales Ngl. vor und besprach diese Hybride. — L. Ritter v. Heufler legte den für die Druckschriften bestimmten Bei- trag zur Pilzflora Nieder-Oesterreichs von A. v. Niessl vor, worin 371 56 für Nieder-Oesterreich neue, darunter 3 vom Aulor ganz neu bestimmte Arten: Puceinia Veratri, clavata und Orweiferarum auf- geführt werden. Ferner legt v. Heufler mehrere von ihm in der Gegend von Traunkirchen in Ober-Oesterreich gesammelte Fleisch- Pilze z. B. Agaricus robustus, A. fusiformis Krmbh. mit einiger Bemerkung bezüglich ihres Vorkomn:ens und der Geniessbarkeit, zu demZwecke vor, um durch diese schön getrockneten Herbars-Exem- plare das Vorurtheil, als eigneten sich diese Pflanzen nicht zur Aufbewahrung im Herbare, zu widerlegen und zu deren höchst lohnendem Studium anzuregen. Sodann übergibt der Sprecher mehrere Phanerogamen von der Gegend des Traunsees, insbesondere die echten Hochmoorpflanzen (Oxicoccos palustris und Andromeda polifolia vom Torfmoore „Krotensee* in der nächsten Nähe Gmunden’s, und die weissblühende Spielart der Gentiana asclepiadea, welche in grosser Menge gemeinschaftlich mit der blaublühenden das Südufer des Taudachsees auf das Anmuthigste verzieren, — so wie eine Partie Laubmvose, aus Oesterreich gesammelt von A. Gruno wals Geschenk für die Sammlungen der Gesellschaft. Endlich gab R. v. Heufler bekannt, dass er bei einer am 41. August d. J. unternommenen Be- steigung des Traunsteines das seltene und schöne Asplenium fissum Kit. an den südlichen Felsabhängen und im Gerölle dieses Berges in grosser Menge gefunden habe, und hielt nach Vorzeigung einer Reihe von verschiedenen Formen dieser Pflanze nebst mehreren monströsen Wedeln (Zusus stipide furcata, Lus. rachide furcata und Lus. fronde superne palmata) einen längeren mit graphischen Dar- stellungen verdeutlichten Vortrag, welcher die Verbreitung dieser (zuerst von Ingenhous und Schiverek am Oeischer aufge- fundene) Pflanze über die Erde zum Gegenstande halte. Die äussersten bis jetzt bekannten Verbreitungsgränzen sind die nordöstlichen Alpen, Sieilien, der Schardagh in Rumelien und der südliche Caucasus. Der Sekrelär der Gesellschaft G. Frauenfeld hielt einen höchst an- ziehenden Vortrag über seinen Aufenthalt auf Taiti (Olahaiti) und seine daselbst unternommenen Ausflüge, namentlich nach dem tief im Innern gelegenen Gebirgssee Waiiria, aus welchem die in botanischer Beziehung wichtigen Punkte hier einen Platz finden mögen. Die Insel ist ein wild zerrissener Bergkoloss, der aus seinem 7000’ hohen vulkanischen Mittelpunkt steile oft senkrechte Grate radienartig nach allen Seiten gegen die Küste aussendet, und solchergestalt tiefein- gerissene Schluchten bildet, die tiefer dem Innern zu manchmal keinen weilern Pfad übrig lassen, als das Bett des Wilbbaches, der schäumend und tosend zwischen den vulkanischen Rollblöcken sich hindurchdrängt. Häufig schliessen diese Schluchten im Hintergrunde mit senkrechten Wänden, die öfter in mehreren Etagen übereinander die Bergwässer in niedlichen Fällen hinabsenden. Einige der niederen Bergausläufer, die mit rothem vulkanischen Detritus, oder nur sparsam mit niederen Pflanzen bedeckt sind, ausgenommen, ist Alles dicht bewachsen und bewaldet, selbst die steilsten Wände sind grün be- kleidet, und die Wurzeln der wilden Banane und mehrere Sträuche 372 und Bäume dringen tief in das weiche Gestein, während sie ihre Aeste über den oft 2—3000 Fuss hohen Abgrund fröhlich hinaus in die Luft strecken. Fast alle Sträucher und Bäume bringen essbare Früchte oder es sind geniessbare Pflanzen, die die freigebige Natur dem Taitier überall so reichlich darbietet, dass er sich beı keiner Wanderung mit einem Vorrath zu beschweren nölhig hat. Da ist die steinharte Mape, die im Feuer fast verkohlt, in ihrem Innern einen wohlschmechenden Kern enthält, der unseren gebratenen Kastanien gleichend diese an Grösse übertrifft; die Wii, die eine apfelähn- liche Frucht mit angenehmen Aroma liefert. Da sind all die verschie- denen Limonien, Citronen, Orangen, Pompelmus, deren abgefallene Früchte oft den Boden dicht bedecken und da unbenülzt verfaulen; da ist die durch ihre wuchernde Ausbreitung zur Plage gewordene Gujave, immer und überall mit reifen Früchten beladen; die Eeji, eine Art wilder Bananen, die ganze Waldgruppen bis hoch ins Gebirge hinauf bildet, deren Früchte täglich aus dem Walde geholt, einen Hauptbestandtheil der Nahrung ganzer Dorfschaften bilden ; die Ti, eine Dracäne mit syrupsüsser Wurzel; die Taro, die Ape, essbare Caladium-Arten, da ist die Popaie, die Cocosnuss, die Brodfrucht, der Pandanus, die Banane, die Ananas, ja bis in den verborgensten Winkeln der Berge das Zuckerrohr. — Gebaut werden von den Eingebornen,, die ausser einer Matte von Palmenfasern, einem Kleide aus Baumrinde, einigen Werkzeugen zum Fischfang, der Hülte und dem Kanon sonst fast nichts für ihr ganzes Leben nölhig haben, nur wenige Pflanzen — hie und da einige Yams und Taroarten, die nicht viel Arbeit erfordern. Gehen doch ohnehin Millionen von Früchten unbenülzt zu Grunde. Wo immer man in Thäler und Schluchten ein- dringt, ist der Boden mit faulenden Citronen , grünen Orangen, Gu- javen, Wii, Mape bedeckt, während noch zahllose Mengen von Orangen ausgeführt werden. Gelegentlich des Ausfiuges von der Hauptstadt Papeete zu dem oberwähnten Gebirgssee, welchen Frauenfeld in Begleitung eines Kanaken — so nennt man die Eingebornen — unternahm, besuchte er Herrn Bonnefin in Faaa, der daselbst eine ausgedehnte Kaffeepflanzung besitzt. Diese zieht sich an einem Hügel aufwärts, wo die Bäumchen voll mit den sich eben röthenden Früchten beladen, sehr üppig standen. Bei demnach der Niederung ziehenden, auf feuchterem Grunde befindlichen Theil klagte Hr. Bonnefin viel über eine Krankheit, die ihm nicht nur in der Ernte empfindlich zu schaden drohte, sondern selbst die Bäumchen beeinträchtigte; es war dies eine Schildlaus, die durch ihren Stich die Früchte vor ihrer Reife abfallen machte , indem Stengel und Zweige schwarz werden und abdorrten. Die Pflanzung besteht seit zehn Jahren und liefert jetzt im Jahre 20,000 Pf. Kaffee, und dürfte, da ein grosser Theil neu gepflanzt, aus ganz jungen Pflanzen bestehend, in ein Paar Jahren das Doppelte geben. Leider sind die Arbeitskräfte bei der Arbeitsunlust der Eingebornen so un- zureichend, dass dies bis jetzt das grösste Hinderniss eines höheren Aufschwunges bildete. — Der Weg nach dem See führt fortwährend 373 an der Küste auf ziemlich gut erhaltener Strasse fast stets an einzeln zerstreuten oder gruppenweise zusammengerückten Hütten der Ein- gebornen vorüber. Neben und zwischen denselben finden sich Pflan- zungen von Bananen, Taro, Maniok und Bataten etc. ; Brotfrucht- bäume finden sich meist unmittelbar bei den Hütten. Auch Cocos und Citronen, so wie Raufara (Pandanus utilis) fanden sich, jedoch weniger häufig, als in der Nähe von Papeete, wo sie mit der mehr- fach bis an die Küste wachsenden Mope (Inocarpus edulis), Wii (Spondias duleis) und Aleurites hie und da ansehnliche Waldparlien bilden. Von der Aitoa, dem französischen bois de fer (Casuarina equisetifolia) fanden sich unweit Faaa eine grössere Zahl starker Bäume beisammen. Sonst bildeten während der ganzen Wanderung die Büsche von Purau (Hibiscus siliaceus) und vorzüglich Gujaven die Einfassung des Weges zu beiden Seiten. Die freien Stellen zwischen den Büschen sind hauptsächlich mit Asclepias curassavica wuchernd überdeckt. Diese Pflanze soll vor nicht gar langer Zeit mit Hafer ein- geschleppt worden sein, und hat sich über die ganze Insel bis tief in das Innere verbreitet. Eine der überraschendsten Erscheinungen ist die hier einheimische Art von türkischem Pfeffer (Capsicum fru- tescens). Er bildet 6—8 Fuss hohe Büsche mit ruthenförmigen Zweigen fast wie das bei uns zu Zäunen verwendete Licium; auf diesen Zweigen stehen reihenweise aufrecht die ein bis anderthalb Zoll langen Samenkapseln, die von helldottergelb bis ins brennendste Scharlachroth gefärbt, eine herrliche Wirkung machen. Hie und da sitzen an der Strasse junge Kanakinen in dünne gestreifle oder ge- blümte Zeuge gekleidet, und verferligen Kopfschmuck aus Blumen oder Blatifasern, oder Kränze aus den Früchten des Pandanus. Die holzigen Beeren der letzteren Frucht werden an ihrem korallenrothen Wurzelende mit vier Einschnitten so getrennt, dass sie eine vier- blätterige Blumenform erhalten. Diese werden sodann recht geschmack- voll zu Kränzen vereint, die am Kopfe aufgesetzt, das rabenschwarze Haar niederhalten. Sie verwenden auch wirkliche Blumen zu derlei Kränzen, meistens wohlriechende Arten, wie Plumeria, Gardenia, Oleander oder die kugelige Gomphrenia und Andere. — Von Pa- peiriri musste der Weg zu Fusse fortgesetzt werden, denn sobald man die Richtung gegen die Berge einschlägt, ist, obwohl man einem stark betretenen Fusspfad folgt, die ganze Umgebung von den Aesten der unkraulartig wuchernden Gujave oder dem schnellwachsenden Purau wirr und wild so überwachsen, dass man nur gekrümmt unter denselben hinwegzukommen vermag. Im weilern Verlaufe des Weges, nachdem sich das Thal enger nnd enger zusammenzudrängen anfing, die hohen steilen Wände der Berge zu beiden Seiten näher an einander heranlraten, an einem inzwischen strömenden gewaltigen Gebirgsfluss wechselten ein Riesenfarn, Angiopteris, der einen fast mannshohen Strauch von 2—3 Ellen Umfang bildete, als dessen Krone sich bis 2 Klafter lange äusserst zierliche doppeltgefiederte, leicht geschwungene Wedel erhoben, — mit wahren schlanken 20 bis 25 Fuss hohen Farnbäumen ab. Zwei Scitameen, Zingiber und Curkuma bilden den Unterwuchs. 374 l. Juratzka legt die vor Kurzem erschienene Fortsetzung des Herbarium normale von Dr. F. Schulz bestehend in der 3. und 4. Centurie zur Ansicht vor, und bespricht einige Nummern dieser, durch ihre seltenen Arten, durch die instruktiven, schön getrockneten und reich aufgelegten Exemplare ausgezeichnete, durch Beiträge von den vorzüglichsten Botanikern aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Oesterreich, Piemont, Toscana und Russland gebildeten Sammlung, welcher die Fortsetzung der Archives de Flore, redigirt von Dr. Fr. Schultz gratis beigegeben ist. Ferner legt der Vor- tragende im Namen des Dr. Kerner eine halbe Centurie Pflanzen für das Herbar der Gesellschaft vor, welche Dr. Kerner bei der im verflossenen Frühjahre auf eigene Kosten unternommenen Reise im Biharer Gebirge gesammelt hat, und fügt über einige in dieser in pflanzengeographischer Beziehung wichtigen Sammlung enthaltene Arten mehrere Bemerkungen bei. Darunter befinden sich Tilia argentea D esf., welche im Biharer Gebirge häufig und für selbes charakteristisch ist — Trifolium pannonicum Jacgq. scheint durch aufgefundene Mittelformen mit Trifolium ochroleueum verbunden, nur einer Art anzugehören. — Spiraea ulmifolia Scop. und Sp. erenata L. Ireten sehr häufig als Unterholz auf. — Sazxifraga heucherifolia Grisb. scheint sich durch die verschiedene Zähnung der Blätter, durch die grössern Blüthen und verschiedene Fruchtgestalt als eine von 8. rotundifolia bestimmt verschiedene Art zu behaupten. — Scabiosa australis Wulf. ist ungemein häufig. — Chrysanthemum rotundi- folium W. K. ist häufig und eine spezifische Urwaldpflanze. — Pulmonaria rubra, welche in steter Begleitung von Symphytum cor- datum häufig vorkommt, hält Dr. Kerner für eine sehr gute, schon durch ihre auffallende bis 3 Schuh reichende Grösse, durch die immer rothen Blüthen und immer allmählig in den Blattstiel verlaufende Blätter von P. offieinalis verschiedene Art. -—— Scrophularia Scopolü Hoppe erscheint als gemeines Unkraut als Schuttpflanze. — Veronica Bachofenüi Hfl. hält Dr. Kerner nur für eine Varielät der V. foliosaW. K. — Salix silesiaca W. tritt in allen jenen verschiedenen Formen auf, welche Dr. Wimmer ausgegeben hat, und ist nach Dr. Kerner eine von der S. grandifolia Ser. gewiss verschiedene Art. — Juniperus nana W. ist allgemein verbreitet, während J. communis fehlt und sich nur im Süden im Thale der weissen Körös findet. Dr. Kerner hält ihn für eine gute Art. — Cystopteris sudetica A. Br. ist im ganzen Gebirge gemein. Ein der Sammlung ebenfalls beiliegendes Exemplar von Lycopodium complanatum erinnert einiger- massen an eine Mittelform zwischen dieser Art und L. alpinum. Endlich berichtete Herr Dr. A. Pokorny über den Fortgang des Reperto- riums der österr. Flora und ladet die Mitglieder zur Theilnahme beim Ordnen des bisher gesammelten Materiales ein. HB — Aus Ragusa wird der „Triest. Ztg.‘ geschrieben, das Se. k. Hoheit Herr Erzherzog Ferdinand Max die im Angesichle jenes Hafens liegende Insel Croma (Lacroma) in der Absicht an sieh sebracht habe, daselbst mit der Akklimatisation der von der 375 k. k. Fregatte „Novara‘°“ gesammelten exotischen Nutzpflanzen, namentlich des Chinesischen Zuckerrohrs, Versuche anstellen zu lassen, deren günstiger Erfolg in vorwiegendem Grade Dalmatien und besonders den unter so vortheilhaften klimatischen Verhältnissen gelegenen Inseln jener Gewässer zu Gute kommen würde. Für das Novara-Museum haben in den Localitäten des Augarlen in Wien die Vorarbeiten zur Aufstellung bereits begonnen und wird das Museum noch in diesem Jahre geöffnet werden. — In der vorjährigen November-Versammlung des Vereines für Naturwissenschaften in Siebenbürgen las Prof. Michael Fuss aus einem Schreiben des Herrn Fronius in Schössburg, unter gleichzeitiger Vorzeigung eines naturgelreuen photographischen colo- rirten Abdruckes von zwei Pfirschen, „Beobachtung über photogra- phische Wirkungen des Blitzes an Pfirschen-Früchten“, nachstehende Notiz vor: „Die beiden Pfirschen, welche die Abbildung in natürlicher Grösse vorstellt, stammen von zwei Bäumen aus den Felldorfer Wein- Gärten. Die beiden Bäume standen weit auseinander. Jedem derselben stand ein Baum gegenüber, der genau dieselbe Form in seinen Umrissen darstellte, wie die auf beiden Früchten enthaltenen Zeichnungen sie darstellen. Dem Baume, welcher die Frucht A trug, stand ein in drei Hauptäste sich spaltender Baum in einer Entfernung von 5 Klaftern, dem andern, der die Frucht B trug, ein Baum von strauss- artiger Bildung in einer Entfernung von 3 Klaftern gegenüber. Auf jeder Frucht war ganzunverkennbar dasBild des egenüberstehenden Baumes nachgebildet. Die Ober- fläche der Pfirsche war rauh, gelb, die Zeichnung roth; A war ganz glatt, bei B zog sich die Zeichnung über einen leichten Schorf. Eine kryptogamische Bildung war dabei nicht im Spiel; auch wäre es ein seltener Zufall gewesen, wenn ein Pilz sich so regelmässig über die Frucht verbreitet hätte, aus dem man auf den ersten Anblick die Art des Baumes erkennen und Zweige und Blätter unterscheiden könnte.‘ Literarisches. — Ueber Dr. Kotschy’s neueste Reise in Klein-Asien und zwar über dessen Besteigung und Erforschung des =alaa" Meran (Schlangenkönigs) im April d. J. bringen Petermann’s > geogra- phische Mittheilungen im 8. Hefte bereits Originalberichte. — Sicherem Vernehmen nach wird von Prof. Mor. Willkomm in Tharand die Herausgabe einer Flora Spaniens beabsichtigt, für deren Kenntniss er selbst zweimal Reisen dorthin unternommen hat, und im fortwährenden Verkehr mit den Botanikern jenes Landes stelit. Verschiedene Beiträge für diese Flora hat Willkomm in der Form selbstständiger Werke und Abhandlungen auch durch Schlechtendal's botanische Zeitung geliefert. 376 „Ueber die Gefässbündel-Vertheilung im Stamme und Stipes der Farne. Ein Beitrag zur anatomischen und systematischen Kennt- niss dieser Familie.“ VonH.W. Reichardt. (Besonders abgedruckt aus dem 17. Bande der Denkschriften der math.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissensch.) 1859. 28 Seit. mit 56 Abbildungen auf 3 Tafeln. — Eine Sammlung von Farnen aus Venezuela von K. Moritz gab dem produetiven und botanisch vielseitig gebildeten Autor die Veranlassung zu obiger Arbeit, in welcher die Resultate seiner Untersuchungen über die in jener Sammlung befindlichen Arten niedergelegt wurden, was als desto fördernder für die Kennt- niss der Farne betrachtet werden muss, da die in Moritz’s Samnm- lung enthaltenen Arten beinahe ganz unbeschrieben waren, sich nur von einer einzigen derselben eine Abbildung des Querschniltes vom Stipes vorfindet, und endlich, da nun für die vom Einsender vielleicht nicht richtig bestimmten oder von ihm für neu gehaltenen Arten die richtige Bestimmung mit Genauigkeit sich ermitteln lässt. Uebrigens erklärt Reichardt, dass diese Abhandlung nur als erster Theil einer grössern Arbeit anzusehen sei, welche vorzüglich die einhei- mischen Farne berücksichtigen wird. Im Interesse der Kenntniss von Letzteren ist es nun zu wünschen, dass dem Autor die gehörige Musse gegönnt sei, seinen Vorsatz recht bald erfüllt zu sehen. Was den vorliegenden ersten Theil anbetrifft, so finden sich in demselben genaue Schilderungen der Gelässbündel-Vertheilung im Stamme und Stipes, auch wird das für die einzelnen Arten Charakteristische her- vorgehoben, und grössere Abtheilungen werden characterisirt. In der Anordnung der einzelnen Arten folgte Reichardi’Eresis „Tentamen Pteridographiae“. Diesen selbst we eine kurze Skizze über den Bau des Stammes und Stipes der Farne vorangeschickt, in welcher die bei der Beschreibung der einzelnen Arten "gebrauchten Bezeichnungen erklärt und die Einführung neuer Benennungen be- gründet werden. Von den drei beigegebenen Tafeln lassen die ersten Zwei nichts zu wünschen übrig. — „Das Pflanzenreich. Anleitung zur Kenntniss desselben nach dem Linne’schen System unter Hinweisung auf das natürliche System.“ Bresslau 1859. Verlag von Ferdinand Hirt. Siebente, vermehrte und verbesserte Auflage. 169 Seiten in Gr.-Oct. mit 465 Abbildungen. — Dr. Wimmer’'s Bearbeitung des „Schilling’schen Grundrisses der Naturgeschichte« hat sich durch eine angemessene Begrenzung des Stoffes, eine gute Auswahl im Einzelnen “und durch die Veran- schaulichung der "Objekte mittelst beigegebenen zahlreichen Abbil- dungen als ein Leitfaden bei dem Unterrichte der Pflanzenkunde viele Freunde erworben, was wohl schon aus der Anzahl der Auflagen ersichtlich. Es finden sich in diesem Buche die wichtigsten und für das Leben bedeutendsten Formen, Sippen und Arten herausgehoben und meist auch durch brauchbare Abbildungen versinnlicht. Sie werden in der Reihenfolge nach dem Linneschen System, doch steis mit Hinweisung auf das natürliche System, angeführt und beschrieben, wobei auch Synonymie, Vorkommen, Eigenschaften, 377 Anwendung u. a. Rücksicht genommen wird. Dieser Uebersicht der wichtigsten Gewächsformen geht eine Einleitung voran, welche die Bestandtheile der Pflanzen, ihre Eleimentartheile und zusammen- gesetzte Organe behandelt. Eine Darstellung des natürlichen Systems, Anleitungen über Pflanzengeographie, über das Sammeln und Be- stimmen der Pflanzen, endlich eine Inhalts-Uebersicht nach alphabe- tischer Reihenfolge schliessen das gut ausgestattete Werk, welches jedenfalls die Anerkennung wohl verdient, die es sich im Laufe seiner mehreren Auflagen erworben hal. — Von Döll’s „Flora des Grossherzogthums Baden“ ist das zweite Heft, welches den zweiten Curs schliesst, erschienen. — Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Amur-Expedi- tion, welche der Besetzung des Landes unmittelbar voranging, ist ein Bericht von ihrem Leiter W. Maak erschienen, der reich an interessanten botanischen Daten ist. Sammlungen. — Die vom Prof. Büchner in Hildburgshausen im J. 1855 begonnene Herausgabe von Sammlungen künstlicher Schwämme sind nun mit dem Erscheinen des sechsten Kasten abgeschlossen Eine voll- ständige Sammlung enthält 64 Arten Schwämme, und zwar 32 essbare und 32 giftige oder verdächtige, in Nachbildungen des Pilzes in seinem jugendlichen und ausgebildeten Zustande, wodurch die Anzahl der Modelle die der Arten um mehr ais das Doppelte übersteigt. — Die Mittheilung, dass die Bibliothek Alex. v. Hum- boldt von dem englischen Gesandten in Berlin, Lord Bloomfield, für 40,000 Thlr. von dem Erben Humboldts, dem Kammerdiener Seiffert, erstanden ist, entbehrt nach der „Preuss. Ztg.“ jeder Be- gründung. Wahrscheinlich sei dieselbe durch den Umstand hervor- gerufen worden, dass die grossartige Bibliothek so eben catalogisirtl wird. Bis zur Vollendung des Calalogs dürften viele Wochen vergehen, da die Reichhaltigkeit der Bibliothek sich erst jetzt in ihrem ganzen Umfange herausstelle. Dem Vernehmen nach dürfte der seltene biblio- graphische Schatz Preussen , insbesondere des Stadt Berlin, nicht verloren gehen, da betreffenden Orts bereits entsprechende Einlei- tungen dazu getroffen seien. — Dr. Philipp Wirtgen in Coblenz hat in den Jahren 1854—56 eine Sammlung von Rubus-Formen herausgegeben und sieht sich nun veranlasst, da er inzwischen in den Besitz der Weihe- schen Original - Exemplare gelangt ist, eine neue Ausgabe dieser Rubus-Sammlung erscheinen zu lassen. Oesterr, Botan. Zeitschrift 11. Heft. 1859, 26 378 Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetrolfen: Von Herrn Rittmeister Schneller in Pressburg, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Braunstingel in Wels, mit Pflanzen aus Ober-Oesterreich. — Von Herrn Andorfer in Langenlois, mit Pflanzen aus Nieder-Oesterreich. — Von Herrn Dr. Ale- feld in Oberamstadt, mit Pflanzen von Darmstadt — Von Herrn Arndt in Greifswalde, mit Pflanzen aus Westphalen. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbesbrunn, mit Pflauzen aus Nieder-Oesterreich. — Von Herrn Apoth. Patze in Königsberg, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn Sehauta in Nimes mit Pflanzen aus Böhmen. — Von Herrn Baron Schlichting in Gurschen, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Dr. Rauscher mit Pflanzen von Wien. — Sendungen sind abgegangen: An die Herren: Prof. Bilimek in Eisenstadt, Prof. Haberland in Ung.-Altenburg. Prof. Scheidwei- ler in Gent, Dr. Birnbacher in Klagenfurt, P. Thiel in Wissoczan, Graf in Gralz, v, Sardagna in Trient, Dr. Rauscher, Juratzka und v. Kirchstetter in Wien. Mittheilungen. — Von den Kornarten der alten Welt und speciel von dem Weizen weiss man genau, wann er nach Amerika gebracht wurde, ja selbst die Zeit seiner Einführung in verschiedenen Staaten ist bekannt. So wurden Weizen und Reis schon auf der zweiten Reise des Columbus gleichzeitig auf den westindischen Inseln eingeführt und im darauf folgenden Jahre (1494) brachte ein Landmann auf Hispaniola dem Columbus die ersten Weizenähren. — Unter dem Reis, welcher von Spanien zur Verproviantirung der Truppen nach Mexico geführt wurde, fand im Jahre 1528 einer der Sclaven des Cortez drei Weizenkörner, die er säete, und von diesen stammt der Weizen Mexico’s her. — Ungefähr um dieselbe Zeit brachte ein Franziskaner-Mönch, Fray Jodoco Rixi aus Gent, den ersten Weizen nach Quito, wo man noch heutigen Tages in einem Kloster das thönerne Gefäss, in welchem das Korn enthalten war, als Reliquie aufbewahren soll. — In Lima wurde der Weizen 1535 von Maria de Escabar, einer spanischen Dame, eingeführt, die selbst das mitgebrachte Korn aussäete, einige der ersten dadurch gewonnenen Aehren werden, wie erzählt wird, noch jetzt auf dem Altare einer Kirche in Lima aufbewahrt. — Am Schlusse des 16. Jahrhunderts führten die Jesuiten den Weizen in Paraguay ein. Erst im Anfange des 17. Jahrhunderts wurde der Weizen in Nordamerika eingeführt, und zwar machte Gasnold im Jahre 1602 auf der Elisabeth-Insel bei der Küste Massachusett’s den Anfang mit dem Anbau desselben. Im Jahre 1611 wurde der’erste Weizen in Virginien ge- baut, und schon 1648 befanden sich daselbst mehrere hundert Acres unter Cultur. Von Newyork aus erhielt man 1626 Proben von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen, Flachs- und Canariensamen nach Holland gesandt. — Im Missisippi-Thal wurde der erste Weizen im Jahre 1718 von der „Western Company“ eingeführt. (Botan. Zig.) — Der Theebau, der schon lange in Assam (Indien) blüht, ist nun auch mit Erfolg in dem unteren Brahmaputra- Thal und zwar in der Um- gegend von Dakka versucht worden. — Gardeners Chronicle brachte anfangs August 2 Abbildungen, die beweisen, dass die fünf äusseren grünen Zipfel der Cucurbitaceen-Blüthe als wirkliche Kelchblätter anzusehen sind. Bei einer in Camberwele gezo- genen Gurke hatten sich dieselben zu vollkommenen Kelchblättern ausge- bildet. (Bonpl.) 379 — Ein Birnbaum wurde im vergangenen September in Huybaer van Rusche’s Garten zu Stekene in Belgien bewundert. Derselbe trug reife Birnen, halbreife von einer zweiten Blüthe und reiche neue Blüthen. — Auf der Domäne Ledec im Wostajawker Revier in Böhmen unweit des Forsthauses steht inmitten eines SOjährigen Bestandes eine zehn Klafter hohe Fichte mit einer sehr seltsamen Wipfelbildung. Den Wipfel bildet nämlich eine compacte abgespaltete Kugel von grosser Regelmässig- keit, und ist ein Gebilde dicht verästelter Zweige mit kurzen Nadeln. Die Kugel, 42° im Breitendurchmesser und 36° hoch, ist so compact, dass auf der ganzen Oberfläche nirgends eine Lücke sichtbar wird, und so regel- mässig, als wären Aeste und Zweige künstlich so zugestutzt. Die unteren Aeste des Baumes, der am Stock 9 Zoll dick ist, sind vollkommen normal. Von unten aus ist es schwer, die Ursache dieses abnormen Wipfelwuchses zu ermitteln. (Dürfte eine Missbildung in Folge des Angriffes eines Aeci- dium sein.) — Die Canal-Insel Guernsey gewinnt ausgezeichnetes Obst, namentlich Feigen, Aepfel und Birnen. Unter den letzteren ist einer Art zu erwähnen, die einen wirklich nıcht unbedeutenden Exportarlikel bildet. Es ist dies die sogenannte Chaumontel - Birne, welche hier zu einer Grösse und Vollkommenheit gedeiht, die sie weder in ihrem Vaterlande Frankreich, noch in irgend einer andern der Canal-Inseln erreicht. Diese Birnen werden grösstentheils nach England verkauft, und stehen so hoch im Preise, dass man 5 Pfund Sterling für das Hundert nicht für theuer bezahlt hält. Die Birne ist von ausgezeichnetem Geschmack und wiegt bis 1”/ Pfund. Wein- trauben werden viel und von grosser Güte hier gezogen, aber nur in Treib- häusern. Es ist eigenthümlich, dass sie hier im Freien nur zu einer kümmer- lichen Reife gelangen. — Ueber den Nahrungswerth des Bieres geht aus einer Arbeit des Professor Dr. Keller in Speyer hervor, dass der eigentliche Nahrungswerth des Bieres in den darin enthaltenen phosphorsauren Salzen zu suchen ist, welche bei dem Maischen aus dem Malz in den Extract über- gehen. Während man früher, den Stickstoffgehalt des Bieres als Norm seiner Ernährungs-Fähigkeit aufstellend , berechnete, dass 3809 baier. Mass Bier so viel Stickstoff enthalten, als ein fünfpfündiger Laib trockenen Schwarz- brodes, der Ernährungswerth des Bieres sonach ziemlich = 0 wäre, stellt Dr. Keller folgende Rechnung auf: In einem Mass Bier befindet sich eben so viel Phosphorsäure, als in einem Achtel-Pfund Fleisch, oder 3 Mass gutes Bier sind äquivalent einem halben Pfund Fleisch. Die nährende Wirkung des Bieres sucht der Verfasser vorzugsweise dadurch zu erklären, dass bei An- wesenheit der phosphorsauren Salze viele stickstoffhaltige Substanzen, welche sonst unbenutzt den menschliehen Körper passirt hätten, fixirtt und zum Stoffansatz verwendet werden. Aus dem ermittelten normalen Phosphorsäure- Gehalt ergibt sich auch ein Anhaltspunkt zur Prüfung der Biere auf ihren Gehalt an wirklichen Malzbestandtheilen; denn Surrogate wie Syrup, Kar- toffelzucker u. dgl. geben keine Phosphersäure an das Bier ab. Finden wir in einem Bier nur 0,3 oder 0,4 Phosphorsäure, so muss nothwendig nur halb so viel Malz verwendet worden sein, als bei normalen Bieren. — In Eger werden jährlich hei einer Million Stauden Salat gebaut und verschickt. In einem dortigen mittelgrossen Garten verkaufte man diesen Sommer 66 Schock Salat; da es nun bei Eger an 300 auf gleiche Weise bepflanzte Gärten gibt, so macht dies eine Summe von 18,000 Schock oder 1,080,000 Stück Kopfsalat. Dieser wird im ganzen Egerer Kreise theils von den Gartenbesitzern selbst, die damit zum Verkaufe fahren, theils von Händlern, welche dahin kommen, abgesetzt. — Im Garten des Herzogs von Ahremberg in Brüssel befindet sich eine Linde, die nach dem herzoglichen Familien-Archive 730 Jahre alt ist. 380 Inserate. Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung in Hannover ist so eben erschienen und durch L. W. Seidel’s Buchhandlung in Wien zu erhalten: J. F. W. Bosse’s (Grossherzogl. Garten-Inspector in Oldenburg etc.) vollständiges Handbuch der Blumengärtnerei, oder genaue Beschreibung fast aller in Deutsch- land bekannt gewordenen Zierpflanzen, mitEin- schluss der Palmen und der vorzüglichsten Sträuche und Bäume, welche zu Lustanlagen benutzt werden, nebst gründlicher Anleitung zu deren Cultur, und einer Einleitung über alle Zweige der Blumen- Gärtnerei. Mit besonderer Rücksicht auf Zimmer - Blumenzucht, theils nach eigenen vieljährigen Erfahrungen, theils nach den An- gaben der ausgezeichnetsten Pflanzen - Cullivatoren bearbeitet. Erster Band. Einleitung. Abelia—Dysophylla. Dritte, sehr ver- mehrte und verbesserte Auflage. gr. 8. geh. Preis 8 fl. Oe. W. Diese drıtte gänzlich neu bearbeitete und sehr ver- besserte Ausgabe des obigen Werkes, welches bereits als das voll- ständigste und gründlichste Gartenbuch allgemein rühmlichst anerkannt ist, erscheint in drei Bänden, in welchen nicht allein die seither erschienenen Supplementezu den früheren Ausgaben, sondern auch alle bis aul die neueste Zeit bekannt gewordenen Zierpflanzen aufgeuommen sind. Der zweite und dritte Band werden baldigst folgen, da der Druck dieser im Manuscripte vollständigen neuen Bearbeitung olhue Unterbrechung fortschreitet. Bei Fr. Frommann in Jena ist erschienen: LEOPOLDINA, amtlliches Organ der kaiserl. Leopoldino - Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher, herausgegeben unler Mitwirkung der Adjunkten des Präsidiums, von dem Präsidenten Dr. Kieser. Nr. 1—3. Preis für 15 Nummern 1 Thlr. pr. C. Nachdem in neuerer Zeit durch die kräftige Unterstützung edler deut- scher Fürsten die Thätigkeit der Akademie erweitert, und deren Wirksamkeit gesicherter geworden ist, hat sich, entsprechend der grossen Zahl und Theil- nahme der dies- und jenseits der Weltmeere wohnenden Mitglieder der Aka- demie das Bedürfniss gezeigt, mit den letzteren, so wie mit dem naturwissen- schaftlichen Publikum überhaupt in geregeltere Verbindung zu treten, und von dem Wesen und Wirken der Akademie öffentliche Kunde zu geben, ohne, wie bisher geschehen, die Beihilfe von nur einzelnen Fächern der Naturwissenschaft gewidmeten Zeitschriften in Anspruch zu nehmen. Die Leopoldina steht auch dem wissenschaftlichen Publikum und dem Buchhandel zu Anzeigen offen gegen die Einrückungsgebühr von 1 gr. für die gespaltene Zeile. ——————— nn Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von CE. Gereld. — Druck von CE. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker. Gärtner, Oekonomen. Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. WIEN. December 1859. IX. Jahrgang. 2.94%. Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monates. Man pränumerirt auf dieselbe mit 5fl. 25 kr. Oest. W. (3 Rthlr. 10 Ngr.) gansjahrig, oder mit 2 fl. 63 kr. De. W. halbjährig, und zwar für Eremplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, blos bei der Redaktion (Wieden, Nr. 331 in Wien), ausserdem in der Buchhandlung von €. Gerolds Sohu in Wien, so wie in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes. Inhalt: Einladung zur Pränumeration. — Ausflug auf den Biocovo. Von Prof. Alschinger. — Phytolacca decandra. Von Bayer. — Pilze Böhmens. Von Ve- selsky. — Correspondenz. Von Heuser. — Personal -Notizen. — Vereine, Ge- sellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Boian. Tauschverein. — Mittheilungen. Rinladung zur Pränumeration auf dena X. Jahrgang (1860) der: Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift. (Vesterr. botan. Wochenblatt.) Mi der nächsten Nummer den zehnten Jahrgang unserer Zeitschrift beginnend, empfehlen wir solehen den geehrten Lesern zu einer geneigten Pränumeration. Wir hoffen den Kreis unserer freundlichen Theilnehmer, der sich bisher noch stets von Jahr zu Jahr erweitert hat, auch diesmal sich nicht verengern zu sehen ; waren wir doch stels bestrebt unser Journal, sowohl seinem Inhalte als der Ausstattung nach immer mehr zu vervollkommnen. Auch im kommenden Jahre wollen wir uns dieser Aufgabe nicht entziehen und ihr ent- sprechend erscheint die Zeitschrift künftighin mit gänzlich neuen, scharfen und gefälligen Lettern gedruckt. Auf die Gal- lerie österreichischer Botaniker wird eine erweilerle Rücksicht genommen werden, und vorläufig werden zwei Portraite für den 10. Jahrgang bereits vorbereitet. - Vesterr. Botan. Zeitschrift 12, Heft. 1859. 27 382 Auf die„österreiechischebotanische Zeitschrift‘ pränumerirt man mit 5fl. C.M. = 5fl. 25 kr. Oestr. W. (3 Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mil 2 fl. 30 kr. Conv. Mze. — 2 fl. 63kr. Oestr.W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Re- daktion (Wieden, Neumannsgasse Nr. 331). „In diesem Falle werden dem Pränumeranten, der mit5fl. CM. direkte bei der Redaktion auf ein ganzes Jahr pränumerirt, je nach seiner Wahlentweder die3 ersten Jahrgänge des botanischen Wochen- blattes, oder eine halbe Centurie Pflanzen aus dem Bereiche der mitteleuropäischen Flora (wenn derselbe eine Desideraten-Liste von mindestens 200 Species einsendet) als Prämie offerirt.* Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat Herr C. Gerold’s Sohn in Wien am Stephansplatz übernommen. Von den bereits erschienenen 9 Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare bezogen werden, und zwar 1—6. Jahrgang einzeln zu 2 fl. C.M., 7. Jahrgang 4 fl. C. M., 8. und 9. Jahrgang einzeln zu 5fl. C.M. — 1. bis 9. Jahrgang zusammen, aber blos bei der Redaktion, 20 fl. C.M. Dr. Al. Skofitz, Wieden, Neumannsgasse 331. Botanischer Ausflug auf den Biocovo in Dalmatien. Von Prof. Andreas Alschinger. Der Biocovo ist ein Gebirgsstock im südlichen Dalmatien, der sich von Almissa in verschiedenen Richtungen bis gegen Fortopus hin verzweigt. Seine höchste Spitze, slavisch Sveli Jure, italienisch, San Georgio genannt, erreicht eine Höhe von 6080 Fuss und darüber, übertrifft somit an Höhe den Berg Dinara und das Velebithgebirge, welches letztere mit seiner höchsten Spitze, slavisch Swelto Bärdo, italienisch Monte santo genannt, nur eine Höhe von beiläufig 5400 Fuss erreicht. Nachdem ich vom Jahre 1827 bis 1856 den Velebith 15-mal bestiegen, den Monte Santo 6 mal erklettert, im Jahre 1832 die 3833 Flora von Zara, Flora jadrensis -- umfasst das nördliche Dalmatien bis Spalatro und Lesina und enthält die botanische Beschreibung von beiläufig 1200 Species und deren Namen wo möglich in5Sprachen, lateinisch, deutsch, italienisch, slavisch und griechisch — zum Drucke befördert, im Jahre 1829 in Gesellschaft meines Freundes Peter Petruzzi die ganze Küste Dalmaliens bis Cattaro botanisch be- reiset, im Jahre 1839 auf Veranlassung des damaligen Gouverneurs Grafen Lilienberg mit zwei Wiener Oekonomen die Küsten- Städte Scardona, Sebenico, Spalatro, das Innere bis Dernis und Sigu und die Insel Lesina in ökonomisch-merkantilischer Hinsicht bereiset halte; war es natürlich, dass mich endlich die Lust anwandelte, auch den Biocovo einmal zu besteigen, und zwar um so mehr, da alle Botaniker, welche bisher Dalmatien besuchten, ihr Haupt-Augenmerk auf dieses Gebirge richteten; so Host im Jahre 1802; so Porten- schlag im Jahre 1818 bei Gelegenheit einer Reise weiland Sr.M. des Kaisers Franz I. nach Dalmatien; so weiland General Welden im Jahre 1829 mit dem Dr. Visiani, gegenwärlig Prof. der Bo- tanik in Padua; so auch weiland Sr. M. König Friedrich August von Sachsen mit dem Dr. Barth. Biasoletto aus Triest; so wie endlich im Jahre 1846 Dr. Clementi, damals Assistent des Prof. der Botanik in Padua. Zu dieser meiner Absicht benutzte ich eine im verflossenen Jahre in Familien - Angelegenheiten von mir unternommene Reise nach Ragusa und hielt mich unterw eges absichtlich beim Prätor Vinz. Gugli el mi, einem würdigen und ungemein thätigen Manne, in Macarsca auf. Gleich am zweiten Tage nach meiner Ankunft daselbst, (20. Juli,) machte ich mich mit meinem Führer Damian, demselben, der Sr. M. dem Könige von Sachsen und Clementi zum Führer gedient hatte, um 6 Uhr früh von Macarsca aul, um den Biocovo von der Meeresseite aus zu besteigen. Obschon hier, wie mir schonWelden im Jahre 1829 gesagt halle, das Gebirge fast senkrecht aufsteigt, auf der östlichen Seite hingegen von Sagosch aus, wie mir ebenfalls Welden sagle, die Besteigung desselben viel leichter und bequemer gewesen wäre, so wollte ich doch, um Zeit zu gewinnen, und in einem Tage hin und her zu kommen, den näheren, wenngleich weit be- schwerlicheren Weg einschlagen. Am 20. Juli um 6 Uhr früh, wie ge- sagt, brachen wir mit Lebensmitteln auf einen Tag hinlänglich versehen, auf, langten um 12 Uhr Mittags auf dem Plateau des Gebirges an und begannen dann unsere Wanderungen durch mehrere sogenannte Gebirgskessel und gelangten endlich, weil ich es so gewünscht halle, in einen Hochwald von Fagus syle atica und Acer Pseudoplatanus. Von anderen Bäumen war nur eine verkümmerte Pinus Abies zu sehen. Damit wird zugleich widerlegt, was man in einem über Dal- malien im Druck erschienenen Werke liesst, dass es dort keine Wälder d. i. Hochwälder gibt. Der Herr Verfasser ist wahrsheinlich nicht über die Meeresküste hinausgekommen, hal daher nichts als 27 si niedern Wald oder Gestripp von Arbutus Unedo, Viburnum Tinus, Erica arborea, Cistus monspeliensis, Juniperus Oxycedrus, phoeni- cea, Myrtus communis , Pistacia Centiscus und verkrüppelte Stein- Eichen, Quercus Ilex angetroffen, und wurde daher irrthümlich ver- anlasst, zu glauben, es gebe in Dalmalien keine Wälder. Als ich jene Stelle las, glaubte ich, der Verfasser meine viel- leicht nur das südliche Dalmatien; allein bei einem Ausfluge auf den Biocovo überzeugte ich mich mit eigenen Augen, dass es auch da Hochwälder gibt. Auf dem Velebith hatte ich oft Gelegenheit ge- habt, die schönen Hochwälder zu bewundern , wo hochstämmige tausendjährige Buchen endlich auf der Wurzel verfaulen, weil keine Möglichkeit da ist, sie aus den nur für tollkühne Gemsen-. oder Bären-Jäger zugänglichen Schluchten herauszuschaffen. Deswegen verlangte ich von meinem Führer unter Anderem, nachdem wir mehrere Kessel und Schluchten, wo nur obenerwähntes Gestrippe zu finden war, durchwandert hatten, mich endlich in einen Hochwald zu führen, wohin wir auch bald, ohne dass ichs ahnte, gelangten. Hier fiel mir vor allen anderen Dingen etwas auf, was ich auf dem Velebith nie bemerkt hatte. Um den erwähnten Wald herum trifft man eine tüchtige Ablagerung von nackten Felsblöcken an, ganz so, wie sie allenfalls das Wasser, wenn es sich nach und nach senkt , an gewissen Stellen aufeinander aulzulhürmen pllegt, ein offenbarer Beweis, dass hier das Wasser einmal thätig war. Nachdem wir theils um den Wald und zwar auf den ebenge- nannten Felsblöcken herumgestiegen, theils im Walde einige Zeit herumgewandert waren, schlugen wir den Rückweg ein, und kamen um 10 Uhr Abends nach diesen beschwerlichen mitunter gefähr- lichen Ausflügen zwar ohne bedeutende Verletzungen — einmal bin ich im Walde der Länge nach ausgeglitscht — allein so müde wieder nach Macarsca zurück, dass ich vor Müdigkeit kaum mehr aufrecht stehen konnte. Was Zoologie betrifft, kam uns den ganzen Tag hindurch ausser einem Paar Eichhörnchen — die Einwohner nennen es auf slavisch Viveriza — kein einziges anderes wildes Thier zu Gesichte, obschon nach Aussage der Hirten sich bisweilen Füchse, Wölfe, Luchse, seltener Bären, (Lissiza, Vuk, Ris, Medved) sehen lassen. Von Vögeln ist der Adler kein eben seltener Raubvogel. Nun kommen wir auf die bei diesem Ausfluge gemachte bota- nische Ausbeute. In der Blüthe fand ich im Durchschnitte nicht viele Species, die meisten hatten bereits verblüht. Blühend fand ich: Alyssum argenteum, Carlina corymbosa, Centuurea cuspidata Yis., Senecio rupestris, Geranium macror- rhizon, Vieia villosa, tricolor, Origanum smyrnaeum, Allium cari- natum, Ruta anyustifolia, Cerastium campanulatum , Sazifraga rotundifolia, Aizoon, Möhringia muscosa, Ferula Ferulaga — war noch nicht vollkommen aufgeblüht — Athamanta verticillata, Myrrhis colorata. Paronychia serpyllifolia, Campanula Scheuchzeri, Wald- steiniana, glomerata, muralis, Aspidium Lonchitis, Sedum dasyphyl- lum , Lilium Martagon, Gentiana lutea. Bereits verblüht und in der Frucht fand ich Lepidium cam- pestre, arvense, Helianthemum glutinosum, Astragalus aristatus, Anthyllis montana, Erica arborea — überzieht so wie Juniperus Sabina beide zwergarlig ganze Felsen — Globularia cordifolia, Primula suaveolens, Rhamnus alpinus, Cynanchum Vincetoxicum, Spartium radiatum, Onosma stellulatum, Anchusa paniculata. Unter allen diesen Species überraschte mich vorzüglich die Gentiana lutea. Um 2 Uhr Nachmittags sass ich mit meinem Führer an einem Felsenabhang, um das Mittagsmahl, Wein, Brod, Käse und Schinken einzunehmen, als ich auf dem entgegengesetzten Felsen einen or- dentlichen Wald von gelben Blumen bemerkte, woran eine Heerde Ziegen zupfte. Ich glaubte anfangs, es sei der Asphodelus luteus, hie und da in Dalmatien so gemein, schien mir aber gar zu gross. Ich fragte den Führer auf slavisch, Sto je to (was ist das?) ja ne suan (ich kenne es nicht) war die Antwort. Kaum halten wir gegessen, so machten wir uns auf, um den enigegengeselzien Abhang zu er- klettern, und was fand ich ? eine mehr als mannshobe Pflanze mit hochgelben Blumen, welche zum Theil von den Zweigen abgelressen waren. Snate seda, sto je lo (wisset ihr jetzl, was es ist) seda snan (jeizt weiss ichs) to je Serconik (das ist Enzian,) Gentiana lutea war die Antwort. Ich hatte den gelben Enzian nie in der Blüthe gesehen, und da fand ich ihn im wahren Sinne riesenhaft. Meines Erachtens ist er und die Ferula die grösste kraulartige Species in Dalmatien, wenn man die Agave americana nicht dafür gelten lassen will. Diese letztere wird 5—6 Klafter hoch mit einem bisweilen fast mannsdicken Stamm, und bleibt dennoch krautarlig. Beim Besteigen des Biocovo fand ich auf der dem Meere zu- gekehrten Seite vor allen andern Pflanzen folgende vier vorherrschend: Conyza candida, Salvia officinalis, Stachys salviaefolia , Echium petraeum Portenschlag, fast lauter weisswollichte Species, eine Erscheinung, welche vielleicht in südlichen Ländern von den wärmeren Sonnenstrahlen besonders auf der Mittagsseite herrühren dürfte. Meine Lieblingsfamilie, die Orchideen, vermisste ich ganz, so viel Mühe ich mir gab, wenigstens einige Ueberbleibsel von den- selben aufzufinden, allein all’ mein Suchen war vergebens. Diese auffallenden Formen von Blumen, wovon einige bald Affen, bald Fliegen, Bienen, Wespen, Spinnen gleichen, erscheinen im März, April, Mai, wenige Anlangs Mai und verschwinden von einem Augen- blick zum "anderen. Es müssen auf dem Biocovo mehrere Species von Orchideen vorkommen, da ich bei Zara allein über 30 Species auffand, wovon ich 27 in der Flora jadrensis aufgeführt habe. Bei und um Macarsca sammelte ich: Adiantum Capillus Ve- neris, Polypodium filix mas. Eryngium ereticum, Andropogon dy- 386 stachins, Andrachne telephioides,, Viter Agnus, Marrubium hispa- nicum, Punica Granatum. Bei dieser Gelegenheit will ich auch einige Species anführen, welche ich in und bei Ragusa theils selbst sammelte, theils durch die Güte des Hochw. Herrn Pfarrers Vodovich in Gravosa — studirte einst bei mir Botanik — erhielt. Hier folgen sie: Plantago Psyllium, subulata, Crueianella lati- folia, Evax pygmaea, Phyteuma collinum, Genista dalmatica, Cajanus argenteus, Galega officinalis, Linaria dalmatica, Euphorbia juncea, Ajuga genevensis, Ononis Columnae, Spartium spinosum sehr gemein in und um Ragusa, Asphodelus fistulosus , Euphorbia Myrsinites, Ceratonia siligua sehr gomein, Asperula Calabriea — überzieht in der Stadt Ragusa selbst gegen das Meer hin fast alle Felsen, die Früchte, schwarze Beeren, sind essbar, — und Phlomis fruti- cosa. Diese letzte Pflanze, welche, ungeheuer wuchert, wird sammt der Conysa candida fast allgemein unter anderen brennbaren Stoffen als Feuerungs -Mittel gebraucht, eben weil sie so häufig vorkommt. Wien, am 27. October 1859. Pnhytolacca decandra Ä. Von J. Bayer. Welchen Eventualitäten die Samen mancher Pflanzen ausge- selzt werden können, ohne ihre Keimkraft zu verlieren, beweiset unter andern auch Phytolacca decandra L. — Nach den meisten Angaben stammt diese Pflanze aus Virginien, also aus einem milden Clima. Nach C. Fraas, Synops. plant. fl. class., wächst sie in Griechenland an schattigen Orten an Gebirgsabhängen (am Pente- licon, Mavrobuni) offenbar wild, und soll nach seiner Meinung die Oiv&vdn des 'Theophrast, Hist. pl. Lib. 6. Cap. 7. sein. — Sie ist in Süd-Frankreich naturalisirt (Gren. et Godr.) und an Wegen, Mauern und auf Felsen am adrialischen Meere verwildert. In Mittel- Deutschland ist sie nur im kultivirten Zustande bekannt, erträgt nur gelinde Winter, und muss daher gedeckt werden *). Im vorigen Jahre wurde der Donau-Canal bei Wien ausge- baggert, und der aufgebrachte Schotter an dessen linkem Ufer im Prater aufeehäuft, Auf diesen Schotterhaufen hat sich heuer die genannte Pflanze in einer grossen Anzahl gesunder Exemplare mit Blüthen und Früchten eingefunden. — Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Samen aus den Gärten der oberen Gegend in die *) Der Saft der Kermesbeeren gibt dem rothen Weine eine höhere Farbe, dient eingesolten zum Rothfärben des Zuckerwerkes, und mit Salpeler- säure eingekocht zum Violettfärben der Seide und Wolle; die jungen Blätter können gekocht genossen werden. 387 Donau gerielhen, und nach einer unbekannten Zeit, nach vielen überstandenen Gefahren durch die Baggermaschine aus ihrem nassen er wieder zu Tage gefördert wurden. Da nach den oben bezeichneten Standorten für diese Samen nur ein trockener Boden gedeihlich wäre, so ist anzunehmen, dass die gleichförmige und niedrige Temperatur des Wassers, so wie die Abschliessung der athmosphärischen Luft, sie gegen Verderbniss ge- schützt und ihre Keimfähigkeit erhalten habe, wie dieses bei vielen anderen Samen, welche unter tiefen Erdschichten oder auf dem Grunde der Gewässer .ahre lang keimfähig bleiben, der Fall ist. Derlei Erscheinungen sind geeignet, dem aufmerksamen Gärtner und Oekonomen beachtenswerthe Winke zur praktischen Anwendung zu bieten, und sollen daher, wenn auch für Viele werthlos, nicht unbemerkt und nicht unüberdacht bleiben. Wien, im September 1859. Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Pilze Böhmens. Von Fried. Veselsky, k. k. Ober - Landesgerichts- Rath. (Siehe Jahrg. 1356 Nr. 6 ete.) Il. Ordnung: Coniomycetes. 2. Familie: Uredines. A. Genuwini. Uredo caricis Pers. (Ustilago urceolorum D ec.) — b. luzulae Op. In den Früchten von Luzula-Arten. — (Ustilago) sitophila Ditm. a. Zritici Op. — b. agropyri Op. — c. secalis Op. — (Ustilago) segetum Pers. a. hordei Pers. — b. tritiei Pers. — ce. avenae Pers. — d, arrhenateri Op. — e. andro- pogi Op. — (Ustilago) hypodytes Rab. Innerhalb der Blattscheiden an den Halmen von Phragmites communis bei Kacin. Peyl. — (Ustilago) colchiei Link. Auf den Blättern der Zeitlose bei Kacin. Peyl. — (Uromyces) apieulata Strauss. a. laburni Dec. — b. eytisi Dec. — c. orobi Schum. — d. trifolii Lasch. Auf Blättern des Trifolium arvense häufig bei Kolin V. — (Uromyces) appendiculata Pers. a. pisiAuct. — b. phaseoli Auct. Auf Bohnenblättern häufig in Kolin V. — (Uromyces) muricella Wallr. a. conüö Strauss. — b. apü Wallr. (identisch mit Uredo apü Op.) 388 Uredo (Uromycees) floseulosorum Alb. etSchw.a. hieraeüSchum, — b. lapsanae Op. — ce. eichorü Op. — d. eniei Op. — e. tarazaci Op. — f. crepidis Op. — g. pieridis Op. ®@ h. hypochaerydis Op. — i. ceyani Op. — % leontodontis Op. — (Uromyces) leguminosarum Rab. I viciarum Rab. — b. ervi Op. — c. galegae Op. — d. fabarum Rab. — e. astragali Op. — f. oxytropidis of — g. lathyri.Op. — h. anthyllidis Op. — i. genistarum Duby. — k. trifo- liorum Dec. — I. medicaginearum Op. — m. ononidis Op. — (Epitea) populina Jacgq. a. populi Rab. -—— b. betulae Klotzsch. — potentillarum Dec. a. potentillaeD ec. — b. agrimoniae Op. — Jlabiatarum Dec. a. menthae Pers. — b. clinopodü Auct. ec. thymi Dec. Auf Blättern von Melissa acinos bei Kolin V. — d. saliae Wierzb. — (Coleosporium) rhinanthacearum Dec.a. euphrasiaeSchum. — b. odontidis Op. — c. melampyri Rab. — d,. rhinan- thorum Rab. — circaeae Alb. et Schw. a. epilobii Op- — b. eircaeae Op. — caryophyllarum Rab. a. cerastä Schlecht. -— (Coleosporium) fulva Schum. a. sonchorum Rab. — b. se- necionum Rab. — c. tussilaginis Dec. — d. petasitis Dee. — limbata Rab. a. alliorum Dec. — b. muscari Duby. An den Blättern und Schaften von Muscari comosum bei Brüx, Stika. — linearis Pers. a. frumenti Mart. — b. bromi Op. — ec. calamagrostidis Op. — (Cystopus) candida Pers. a. erueiferarum Dec. Auf Cap- sella bursa pastoris, Erysimum - Arten, Cheiranthus, Coch- learia armoracia, Raphanus raphanistrum, Camelina-Arten, Neslia. — b. compositarum Rab. Auf Arten von Trago- pogon, Filago, Podospermum und Cirsium. — c. portulaca- cearum Rab. Auch auf Amaranthus Blitum. in der Zeitschrift Lotos 1856, pag. 179 et 180 führt Kirchner fol- gende neue, mir unbekannte bei Kaplitz gesammelte Arten an: 1. U. acuminata Kirchn. Auf den unteren Blättern von Astragalus glyciphylios. 2. U. gatanthi Kirchn. Auf den oberen Blättern von Gulanthus nivalis. 3. U. syncocca Kirchn. Auf den untern Blättern von Hepatica triloba albiflor d. 4. U. ajugae Kirchn. Auf den unteren Blättern von Ajuga reptans. 5. U. nasturtä Kirchn. Auf den unteren Blättern von Nasturtium am- phibium. i 6. U. chaerophylü Kirchn. Auf den untern Blättern von Anthriscus sylvestris. Comosporium? foliicolum Op. in Sched. — quereicola Lasch. Auf der untern Seite von Eichen- blättern bei Kolin V. Aecidium convallariae Schum. AufBlättern von Convallaria-Arten und Smelowskia bifolia. 389 ‘ Aecidium compositarum Mart. a. prenanthis Pers. Auch auf Lactuca muralis. — b. tussilaginis Pers. c. petasitis Lam. — d. hieracä Schum. Auch auf Crepis-Arten bei Schluckenau Karl. — e. eirsüö Dec. bei Kain, Peyl. — f. taraxaci Schm. Kze. — g. lapsanae Op. „h. sonchi Op. — rubellatum Rab. a. rumicis Schlecht. — b. rhei Sow. = cichoracearum Dec. a. tragopogi Pers. — b. scorzo- nerae Op. — pedicularis Libosch. An Blättern und Stengeln von Pedicularis palustris bei Bodenhach Peyl. 7") — scrophulariae Dec. ist in Jdas Verzeichniss irrig aufge- be nommen worden. == scrophularinarum Lasch. Auf Blättern von Scrophularia nodosa bei Kelin V. — asperifolii Pers. a. anchusae O p. — b. IycopsidisDesw. Auch auf Blättern von Nonea pulla bei Kolin V. — c. symphyti Op. — d. rhiytispermi Op. Auf Blättern von Lithospermum arvense bei Kolin V. _- parnassiae Rab. An den Blättern und Blattstielen von Parnassia bei Rothenhaus Roth. — ranunculacearum Dec. a. ranunculi Pers. b. ficariae Pers. — c. aquilegiae Pers. — d. clematidis Dec. — falcariae Dec. — b. bupleuri Op. = leguminosarum Rab. a. orobi tuberosi Pers. — b. orobi verni Rab. — c. viciae Rab. = trifoliüi repentis Cast. (A. leguminosarum d. trifolü Rab. Auf Blättern von Trifolium repens bei Kolin V. = elongatum Link. a. rhamni Pers. — h. berberidis Pers. = (Roestelia) cornutum Pers. a. oxyacanthae Pers. —b. sorbi Rab. + campanulae Op. in Sched. ? In der Zeitschrift Lotos 1856, pag. 180 führt Kirchn. folgende neue, Kaplitz gesammelte Arten an: _ . A. aethusae Kirchn. Aufbreiten Blattflächen von Aethusa C’ynapium. . A. pimpineltae Kirchn. Auf der untern Blattfläche von Pimpinella saxi[raga hircina. . A. chaerophylti Kirchn. Auf der untern Blatifläche von Anthriscus syivestris. . A, succisae Kirchn. Auf der uatern Blatt'äche von Scabiosa succis@ glabrata. . A. stellariae Kirchn. Auf der untern Blattläche von Stellaria yra- mined. . A. valerianae Kircehn. Auf der untern Blattläche von Valer/ana di- oica (ohne Zweifel mit A. valerianae Rab. herb. myce. ed. 1. No. 839 identisch). koestelia ? ulmi Peyl in Sched. Peridermium pini Wallr. a. corticola Rab. — b. acicola Rab. *) Das Zeichen T ist eine Berufung auf das frühere Verzeichniss. 390 B. Phragmidiacei. Puceinia glyceriae Op. in Sched. — graminis Pers. a. culmorum Wallr. — b. vaginar um Wallr. — ce. foliorum O p.— d. poae Op. — e. zeae Peyl. Auf Blättern der Zea mays in Kacin. Peyl. be arundinacea Hedw. fil. a. epiphylla Wallr. — b. epi- caula Wallr. re polygonorum Schlecht. a bistortae Dec. — b. am- phibüi Pers. — c. convolvuli Dec. — d. aviculariae Per's, — discoidearum Link. a. artemisiarum D ec. — b. tanaceti Dec. — pyrethri Schub. -- Iychnidearum Link. b. dianthi Dec. Auf Stengeln von Dianthus barbatus. _ stellariae Duby b. erassa Link. Auf Blättern von Are- naria trinervia. In der Zeitschrift Lotos 1856, pag 481 et 182 führt Kirchner fol- gende, bei Kaplitz gesammelte neue Arten an: 1. P. saginae Kirchn. Auf der untern Blattfläche und an den Stengeln der Sagina procumbens, (ohne Zweifel mit P. stellariae forma saginae in Rab. herb. myc. ed. nov. No. 86, a. identisch). P. toti Kirchn. Auf der untern Blattfläche von Lotus corniculatus. . P. orobi Kircehn. Auf der untern Blattlläche von Orobus vernus. . P. malachii Kirchn. Auf der untern Blattfläche von Cerastium aquaticum. . P. eirsit Kirchn. Auf der untern Blattfläche von Cirsium arvense. . P. nigrescens Kirchn. Auf der untern Blattlläche von Saltwia verti- cillata. P. spergulae Kirchn. An Stengeln und Blüthenstielen der Spergula arvensis. 8. P. herniariae Kirchn. An der untern Blattlläche und an den Stengeln der Herniaria glabra. N ou Pw»m Podisoma fuscum Duby — b. minor Corda. Sporidesmium pyriforme Corda. Auf faulendem Kiefernholze bei Kohljanowitz. Phragmidium incrassatum Link. a. rosarum Rab. (Ph. granu- latum Rab. herb. myc. ed. 1. No. 1288.) — b. ru- borum Wallr. (Pk. bulbosum Schlecht.) -— obtusum Schm. Kze. a. potentillae Pers. ra apiculatum Rab. a. sanguisorbae Dec. C. Torulacei. Torula expansa Pers. Auf Blättern von Ranunculus lanuginosus bei Böhmisch-Sternberg V. -—— pinophila Chevall. b.? tiliae Op. — olivacea Corda. b. erecta Corda. Helicomyces roseus Link. An faulen Baumstämmen bei Redowesnilz. Bispora monilioides Rab. b. condensata Corda. 391 3. Familie: Tubereularii. B. Stilbosporei. Myxosporium camelliae Pe yl. (Lotos 1857. pag. 27.) An der Rinde von Camellia japonica im Gewächshause zu Kacin Hey]. — corallinum Peyl (Lotos 1858. pag. 30.) Auf der inneren Fläche von Bohnenschoten in Ka£in. Peyl. Fusidium clandestinum Corda. b. microsporum Corda. Melanconium apiocarpum Link. b. alni Corda. E= acutum Corda. e. majus Corda. b. minus Corda. == piglandinum Kze. b. diffusum Corda. — pini Corda. a. cirrhatum Corda. b.inaequale C da. Sporocadus sophorae Peyl. (Lotos 1857. pag. 28.) An erfrornen Zweigen von Sophora japonica in Katin Peyl. _ Opitzii Peyl. (Lotos 1857. pag. 27.) An der Rinde ab- gestorbener Camellienzweige in Ka£in. Peyl. = rkododendri Peyl in Sched. Auf Rhododendronblättern im Gewächshause zu Ka£in. Peyl. — eytiporoides Peyl. (Lotos 1858. pag. 30.) An ab- gestorbenen Stecklingen von Cupressus sempervirens im Gewächshause zu Ka£in. Peyl. C. Tubercularini. Fusarium amaryllides Peyl. in Sched. An faulenden Zwiebeln der Amaryllis equestris im Warmhause zu Kaöin. Peyl. >= fissum Peyl. (Lotos 1858, pag. 30.) An feuchtliegenden Orange-Blättern im Gewächshause zu Kacin. Peyl. Tubercularia vulgaris Tode. — b. purpurata Corda. — ec. be- tulae Wallr. — c. sarmentorum Fries. — J. corchori Wallr. — e. rhois Rab. — f. georginae Wailr. — g. herbarum Corda. — h. sambuci Corda. — i. aesculi Op. — confluens Pers. — b. salieis Rab. — ce. acaciae Fries. — d. acerum Rab. — e. castaneae Pers. == longipes P ey. (Lotos 1857, pag. 66.) Unter der Rinde abgestorbener junger Zweige von Acer saccharinum in Kacin. Peyl. — granulata Pers. b. cava Corda. — c. sambuci Wallr. Nachstehende von böhmischen Bolanikern als neue Arten versendeten Tubereularien dürften keinen Anspruch als solche Arten zu gelten, haben: 1. T. elaeagni Peyl. — 2. T. siliquastri Peyl. — 3. T ligustri Op. — 4. T. sophorae Peyl. — 5. T. spiraeae sorbifoliae Sigm. Chaetostroma album P eyl. (Lotos 1857, pag, 66.) Auf faulenden Oleander-Blättern, auftrockenen Häuten von Zwiebeln der Amaryllideen, an faulenden Blättern der Curdi- line rubra etc. im Warmhause zu Kain. Peyl. Epicoccum versicolor Rab. b. rubrum Peyl. 392 H. Ordnung: Hyphomicetes. 4. Familie: Byssacei. B. .Destruetorü, Byssus ollaris Hayne. In Gewächshäussern an Blumentöpfen V. Rhizomorpha subcorticalis Pers. a. taeniata Wallr. — b. virgata Wallr. — c. latissima Op. = subterranea Pers. b. stellata N ee s. In den Bergw erken zu Gang. Peyl. 5. Familie: Mucedinei. A. Sepedoniei. Menispora glauca Pers. b. repens Corda. B. Sporotrichei. Sporotrichum polysporum Link. Auf faulender Birkenrinde bei Kolin. V. — ;nycrophillum Link. An trockenen Pilzen bei Rad- wanlitz. Peyl. = roseum Link. a. ollare Link. Acremonium fuscum Kze. b. minus Corda. C. Mucedinei genuini. Oidium fusisporioides Fries. Auf Blättern verschiedener Pflanzen. Kain. Peyl.— b. swainsoniae Peyl. — erysiphoides Fries. eben da. Aspergillus glaucus Link. b. repens Corda. Dactylium macrosporum Fries. Auffaulenden Blättern bei Tupadl. Peyl. Botrytis parasitica Pers. b. urticae Kirchn. (Lotos 1856, pag. 182.) — c. aegopodü Kirchn. Il. . — d. myagri Kirchn.-l.:e. — densa Dit. An alter Rinde, Moos, Blättern ete. häufig. — b. chenopodü Kirchn. (Lotos 1856, pag. 182.) — c. lamiopsidis Kirchn. I. c..— d. papuveris Kirch. |. c. — e. geranü Kirchn. I. c. — f. centaurea Kirchn.|.e. — g. taracaci Kirchn. ]. c.—h. nasturtü Kirchn.l.c. Verticillium minutulum P eyl. (Lotos 1857. pag. 27.) Auf faulenden Stengeln von Petunia hybrida im Warmhause zu Ka£in. Peyl. i Peylia RE Op. (Lotos 1857, pag. 26.) Ist nach briellicher Mittheilung meines Freundes Peyl Stachylidium pulchrum Rab. 6. Familie: Mucorini. A. Bhacodiei. Septosporium atrum Gorda. b. foliicolum Corda. Helminthosporium velutinum Link. b. repens Corda. 393 Helminthosporium folliculatum Corda. b. brevipilum Cor da. — praelongum Wallr. An faulenden Georginen- Stengeln in Katin. P eyl. Cladosporium herbarum Link. b. solutum Link. (Kirchner führt im Lotos 1856, pag. 183 noch folgende Formen an: vincetoxici, solani, alismatis, malvacearum, galü.) _ fumago Link. (Kirchner führt |. ce. folgende Formen an: symphiti, aspidü fragilis, calystegiae, betulae, carpini, aegopodii, pini, humili, rubi, padi, stachydis). _ epiphyllum Nees. a. quercus Kirchn. (Lotos 1856, pag. 184.) — b. populi Kirchn. |. ce. — deadriticum W allr. Auf Blättern von Pyrus malus. Kacin. Peyl.— b. torminariae P ey]. Auf Blältern von Pyrus torminalis, eben da. — ? platani O piz in Sched. — ? raphanicolum Opiz in Sched. — grumosum Gorda. Auf Blättern von Stellaria ho- lostea bei Kaplitz. Kirchner. B. Mucorini genwini. Periconia fusca Corda. b. minutissima Corda. Anthina Fries. — umbrina Fries. An faulenden Baumstämm. bei Kain. Peyl. IH. Ordnung: Dermatomycetes. 7. Familie: Sphaeriacei. A. Siphaeronemeae. Depagea dianthi Alb. Schw. b. saponariae De c. — cruenla Kze. a. polygonatum E. Ho fm. — b. sorghorum E. Hofm. — calthaeola Dec. b. soldaneltaecola Kirchn. + — ozalidis Peyl. ist Sphaeria depuzeaeformis Auersw. — vagans Fries. a. ballotaecola Fries. — b. galeobdo - lontis Lasch. (= D. galeobdonicola O p-) — c. geicola Fries. — d. atriplieicola Fries. — e. scabiosaecola Dec. — f. betaecola Dec. — g. apücola Kir chn. Die Zahl der Depazea-Arten wurde ausserdem noch durch folgende zu vermehren unnöthig versucht: D. humuti Kirchn., impatientis Kirchn., veronicaecola Kirchn., cannabis Kirchn., Zycoctoni Kirchn. silenis Kirchn, barbareaecota Kircehn., Zythri Kirchn., ceypripedi Kirchn, wiciaecole Kircehn.. primutae Kirchn., tormentilae Kiırchn., lonicerae Kırchn. (sämmtlich in Lotos 1856, pag. 184, 202, 203 angeführt ; übrigens mit den in Rab. herb. myec. von Lasch veröffentlichten Ascochyten zu ver- gleichen) ; agrimoniae OÖ p., atchemittae O p., bidentium E. Hofm. (=D. bi- dentis Lasch?); citricota Peyl. ebuti Peyl, eriobototryae Peyl, geranäi Op, jaceae O p. (auf Blättern von Viola tricolor), Iycii Op. (kleine misslarbige Flecken, auf denen ich keine Perithezien entdecke n konnte, ohne Aehnlichkeit mit D. Zyciicola Lasch), persicariae orientalis O p., rhodo- dendricola Sigm. in Sched. 394 + Asteroma reticulatum Peyl. ist Sphaeria reticulata Dec. Ectostroma sedi Fries. Aufl Blättern und Stengeln von Sedum maximum bei Rothenhaus. Roth. Ausserdem wurden noch folgende Eclostromen-Arten, ebenfalls un- nöthigerweise aufgestellt: E. epitobii Kirchn.. polygoni Kirchn., bromi erecti Kirchn. (Lotos 1856, pag. 203), crataegi E. Ho fm., primulae O p., rosarum E. Ho fm., rubrum E. Hofm. in Sched. Leptothyrium lunariae Kze. An den Stengeln der Lunaria redi- viva bei Goldenkron. Kirchn. — conigenum P ey]. (Lotos 1857, pag. 66.) Im Parke zu Kacin auf faulenden Tannenzapfen. Peyl. Leptostroma nitidum W allr. b. typhae Rab. Zu erwähnen sind noch die wohl einer eindringlichen Untersuchung bedürftigen neuen Arten: 1. L. convallariae Peyl in Sched. 2. L. tremutae Op. in Sched. 3. L. stellariae Kirchn. (Lotos 1856, pag. 204). An der Oberfläche ab- sterbender Blätter von Steltaria holostea bei Kaplitz Kirchn. 4. L. impatientis Kirchn. |. c. An Stengeln von Impaliens noli tangere am Dreisesselberge, Kirchn. 5. L. alceae Kirchn. Auf Aithea rosea in Kaplitz, Kirchn. 6. L. rusci Kirchn. An Stengeln von eultivirtem Ruscus aculeatus in Krumau, Kirehn. 7. L. eichorü Kirchn. An Stengeln von Cichorium intybus bei Kaplilz, Kirchn. Ascochyta rosarum Lib. Lk. Auf Rosenblättern in Gärten zu Ko£in V. = heraclei Lib. Lk. In Kaltbrunn bei Kaplitz auf welken Blättern von Heracleum sphondylium Kirehn. _ menyanthis Lasch. Auf der Oberfläche der Blätter von Menyanthes trifoliata L. bei Kaplitz. Kirchn. —- ? podagrariae Kirchn. (Lotos 1856, pag. 204.) An noch grünen Blättern von Aegopodium podagraria bei Golden- kron. Kaplitz. M. Dr. Eduard Hofmann hat ausserdem durch die Prager Tausch- Anstalt noch A. bergeniae, corni et pruni E. Hof m. versendet. Cytispora guttifera Fries, An Eichenrinden bei Ka£in. Peyl. — Peylü Rab. (Lotos 1857, pag.28.) Auf Flaschenkürbissen im Zimmer. Ka£in. Peyl. — xzanthosperma Fries. Auf Weidenästen bei Kacin. Peyl. — dahliae Pey1 (Lotos 1857, pag. 67.) An trockenen Geor- ginenstengeln. Kacin. Peyl. Näher zu untersuchen sind: C. abietina et faginea Peyl in Sched. Sphaeronema ventricosum Fries. An der Rinde verschiedener Laub- bäume, bei Kacin. Peyl. _ pistillare Wallr. In Gesellschaft des Vorigen. — cireinans Peyl. (Lotos 1858, pag. 31.) Auf faulenden Blättern von Prunus laurocerasus im Gewächshause zu Kacin. Peyl. 395 B. Phacidie:i. Exeipula eryngü Corda. b. falcariae Op. — pyri Nees. An Birnbaumblättern bei Umlowitz Kirchn. — ?chenopodü Op. in Sched. Kirchner führt in der Zeitschrift Lotos 1856, pag. 204 noch fol- gende neuere Arten an: 1. E. gallarım Kirchn. An Gallauswüchsen von Nepeta glechoma bei Kaplitz, Kirchn. 2. E. impatientes Kirchn. An Stengeln von Impatiens noli tanyere bei Goldenkron, Kirchn. 3. E. fagi Kirchn. An welken Blättern von Fagus sylvatica bei Golden- kron, Jungbauer. 4. E. patellaeformis Kirchn. An welken Apfelbaum-Blättern bei Kaplitz, Kirchn. Hysterium biforme Fries. An alten Hölzern bei Alt-Kolin. Peyl. — elatinum P ers. Auf Kieferrinde bei Kolin V. — coniginum Mong. et Nestl. b. rimosum Röhl. — (Cenangium) quercinum Pers. a. transversale Op. — b. perpendiculare Op. _- punitiforme Fries. Auf Blattnerven absterbender Eichen- Blätter bei Ka£in. Peyl. _ vincetoxici Peyl in Sched. ist nur eine Form von H. commune Fries. Von Opiz aufgestellt und noch zu untersuchen sind: H. galii b. asperulae, H.festucae, solidaginis Op. — Kirchner führt in Lotos 1856, pag. 245 noch an: H. plantaginis Kirchn. An Blüthenstengeln von Plan- tayo lanceolata bei Kaplitz, Kirchn. Phaeidium repandum Fries. Auf Blättern von Medicago lıpulina bei Ka£in. Peyl. — congener Des. Auf Blättern von Ranunculus bulbosus bei Kain. Peyl. Rhytisma onobrychis Dec. b. lathyre Kirchn. e. orobiKircehn. (Lotos 1856, pag. 205.) Von Kirchner werden eben da folgende neue Arten aufgestellt: 1. Rh. violae Kirchn. An der oberen Blattfläche von Viola canina bei Goldenkron, Jungbauer. 2. Rh veronicae Kirchn. An der oberen Fläche der Wurzelblätter von Veronica chamaedrys bei Kaplitz, Kirchn. 3. Rh. chrysanthemi Kirchn. An der obern Fläche der Stengelblätter von Leucanthemum vulgare bei Kaplitz, Kirchn. C. Sphaeriacei genwini. Dothidea vernicosa Fries. Auf trockenen Stengeln von Spirea Aruncus bei Kaplitz. Kircehn. _- alismatis Lasch. An der untern Blattfläche von Alisma plantago Kirchn. Neue Art, von Kirchner im Lotos 1856, pag. 205 aufgestellt: n. hepaticaeKirchn. An welkenden Blättern von Hepatica bei Kaplilz, Kirch. Polystigma fulvum Dec. b. maculare Corda. 396 Sphaeria (Sphaerella) punctiformis Pers. — b. filieis Kirchn. (Lotos 1856, pag. 206.) — c. tormentillae Kirchn. |]. e. — d. fagi Kirchn. ]. c. — e. comari Kirchn.|.c. (Stigmatea) maculaeformis Pers. b. carpinea Op. helieis Wallr. Auf lebenden Epheublätiern, Krumau. Kireln. caulineola W allr. Auf Stengeln von Scabiosen, bei Brüx Stika; bei Kaplitz Kirchn. recutita Fries. Auf Halmen von Phragmitis bei Kaplitz. Kirchn. delitescens W allr. An Buchsbaumblättern in Kain, Peyl. ditricha Fries. Auf Blättern von Smelowskia bifolia bei Krumau, Kirchn.? pist Soir. An dürren Erbsenstengeln bei Brüx, Stika. sanguinea Sibth. An entrindetem Holze bei Neuhof V. aurantium Wallr. Auf faulendem Holze bei Kolin V. herbarum Pers. a. minor Ra b. — b. major Rab. — c. conica Rab. spermoides Hoffm. An faulem Holze bei Kolin V. rugulosa Rab. Auf faulendem Holze bei Radowesnitz V. pertusa Pers. Auf trockenem Holze bei Kaplitz, Kirchn. mamma Wallr. b. Iyei Rab. culmifraga Fries. Auf abgestorbenen Stengeln von Scero- phularia nodosa bei Kaplitz, Kirchn. epiceymatia Wallr. (= Sph. apotheciorum Op.) Auf Apothecien von Lecanora subfusca bei Kacin, P eyl. macularis Fries. a. betulae Kirchn. (Lotos 1856, pag. 244.) — b. rhamni Kirchn. — e. populi Kircehn. aegopodü Rab. An grünenden Blättern von Aegopodium bei Kacin, Peyl. myriadea D ec. b. convallariae Kirchn asteroma Wallr. a. dentariae Dec. Auf Blättern einer Dentaria. Am Dreisessel, Jungbauer, chenopodü Opiz, identisch mit Sph. longissima Pers. forma: chenopodü Kretschm. (Sphaeropsis) longissima Pers. b. chenopodü Kretschm. denigrata Wallr. b.? polygononiKircehn. Auf Wurzel- Blättern von Polygonum aviculare bei Kaplitz, Kirchn. culmygena Rab. An trockenen Grashalmen bei Kapliiz, kirchn. hispida To de. An faulen Baumstämmen bei Kaplitz,Peyl. mutabilis Pers. b. tuberculosa Alb. Schw. ovina Pers. a. arctäi Kirchn. — b. angelicae Kirchn. — ce. dauei Kirchn. — d. atriplieis Kirchn. thelena Fries. Auf faulendem Holze bei Neuhof V. himantiae Pers. a. oenotherae Kirchn. Auf dürren Onotherenstengeln bei Kaplitz, Kirchn. dothidea Mo ng. An Rosenästen bei Kacin, Peyl. 397 Sphaeria ambiens Pers. An Buchenzweigen bei Radisch, Kirchn. — dissepta Fries. Unter der Oberhaut an trockenen Linden- ästen bei Kalin, Peyl. -—- cornieulata Pers. Auf alten Eichenrinden bei Umlowitz, Kirchn. — prunastri Pers. In der Rinde dürrer Aeste von Prunus- Arten, Brüx, Stika. — fimeti Pers. a. vaccina Rab. Auf Kuhmist bei Katin, Peyl. — stigma Hoffm. b. decordicata D ec. — undulata Pers. An dürren Haselnussästen bei Kolin, V. — colpoma Corda. An dürren Galium-Siengeln bei Brüx, Stika. — multiformis Pers. a. rubiformis Pers. — b. coarctata Fries. — c. efusa Rab. Sphaeria aculeorum Fries. In den Epidermis der Stacheln der Hundsrose bei Kaplitz, Kirchn. — eulmorum Wallr. An Halmen von Seirpus lacustris bei Kaplitz, Kirchn. — depazeaeformis Auersw. (— Depazea owalidis Peyl.) Auf welkenden Blättern von Oxalis acetosella bei Ka£in, Levi — dianthi Fries. An dürren Stengeln von Dianthus deltoides bei Kaplitz, Kirchn. — disseminata Fries. An Phragmites-Blättern bei Kaplitz, Kirchn. — minutissima Sowby. An Stengeln des Dypsacus sylvestris bei Goldenkron, Kirchn. — ostruthä Fries. An welken Blättern von Imperatoria ostruthium bei Kaplitz, Kirchn. — placenta Fries. An Eichenrinde bei Gratzen, Kirchn. — ?radiata Wallr. b. pyri Kirchn. — wulmi Duv. An faulenden Blättern von Ulmus campestris beiKrumau. Kirchn. I. Opiz hat an die Theilnehmer seiner Tausch-Anstalt noch folgende neue Arlen versendet: SpA. alismatis, aphanes , asperulae , asterocephali, bidentis, coronillae, cyani, dauci, erysimi, euphorbiae, euphrasiae, hemis- phaceae, hyperici, leptocarpeae, liliaginis, malvae alceae, medicaginis, ne- gundinis, obscura, opuli, punctularis , solidaginis, sophiae, zum Theile unentwickelte Formen von Sph. herbarum Pers. I. Auch Kirchner veröffentlicht im Lotos 1856, pag. 206 etc. und nachstehende neue Arten: . Sph. cotyledonum Kirchn. An der obern Fläche der Cotyledonar- blätter der Galeopsis bifida bei Kaplitz, Kirchn. 2. Sph. leucoplaca Kirchn. An der oberen, noch grünen Blattfläche von Rhamnus franguta bei Kaplitz, Kirchn. 3% Sph. achytteae Kirchn. An Stengel von Ptarmica vulgaris bei Kaplitz, Kirchn. N er anthozenthi Kirchn. Auf Anthoxanthum-Halmen. Am Dreisessel, irchn. Öesterr. Botan. Zeitschrift 12, Heft. 1859. 28 242 a 19 Kin 398 6. I Herr . Sph. astragati Kirchn. Auf Stengeln von Astragalus gylyeiphylios. Bei Kaplitz, Kirchn. Sph. epidermidis Kirchn. Iu der Oberhaut der Rinde der weissen Birke bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. aconiti Kirchn. AnStengelnvon Aconitum Iycoctonum im Böhmer- walde. Kirchn, . Sph. betonicae Kirchn. An Stengeln von Stachys betonica var. stricta im Blanskogebirge, Kirchn. . Sph. convallariae majalis Kirchn: An welkenden Blättern dieser Pflanze bei Kaplitz. Kirchn. .Sph. carlinae Kircehn. Auf der unteren Fläche welkender Blätter von Carlina acaulis bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. cichorü Kirchn. An Stengeln von Cichorium intybus bei Kaplitz, Kirchn. Sph. chrysosplenä Kirchn. An der oberen noch grünen Blattfläche des Chrysosplenium alternifolium bei Kaplitz, Kirchn. .Sph. cueubali Kirchn. An Stengeln von Sitene iuflata beim Dorfe Pflenzen, Kirchn. Sph. nucum Kirchn.An Buchäckern im Blanskogebirge bei Krumau, Kirchn. . Sph. epilobül tetragoni Kirchn. An welkenden Stengeln und Blättern dieser Pflanze bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. gentianae Kirchn. An Stengeln von Gentiana pneumonanthe im Blanskogebirge bei Krumau, Kirchn. . Sph. herniariae Kirchn. An Stengeln und Blättern von Herniuria glabra in Gesellschaft mit Puccinia herniariae. . Sph. menyanthis Kirchn. An noch halbgrünen Blättern dieser Pflanze bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. galeobdolonis Kirchn. An Stengeln dieser Pflanzen bei Golden- kron, Kirchn. . Sph. phellandrü Kirchn. An Stengeln von Oenanthe phellandrium bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. hispiduta Kirchn. An überreifen trockenen Früchten der Hunds- rose bei Kaplitz, Kirchn. . Sph. spergulae Kirchn. An Stengeln von Spergula arvensis bei Kaplitz, Kirchn. 23. Sph. silenis Kirchn. An Stengeln von Silene nutans bei Goldenkron, Jungbauer. Welchen Werth diese Arten-Fabrikaiion hat, erhellt daraus, dass Kirchner blos bei Sph. galeobdolonis (welche ohne Zweifel von Depazea vagans b. galeobdolonis Lasch nicht verschieden ist,) und bei Sph. spergulae und silenis Schläuche gesehen haben will, von Sporen aber bei keiner seiner neuen Arten eine Erwähnung macht. Hypozylon subulatum Peyl. in Sched. von H. vulgare kaum ver schieden. Fundort ? 8. Familie: Lycoperdacei. 1. Sclerotiacei. A. Perisporiacei. Perisporium fragariae W allr. Auf faulenden Blättern der Fragaria virginiana in Kaplitz. Kirchn. _ colchiei Rab. An welkenden Blältern von Colchicum autumnale bei Kacin, Peyl. 399 Perisporium alismatis Fries. An absterbenden Blättern von Alisma Plantago im Blanskogebirge, Kirehn. = disseminatum Fries. Auf Maisblättern bei Kaplitz, Kch n. — fraxini Lasch. Auf Eschenblättern in Kain, Peyl. — ? belladonnae Kirchn. (Lotos 1856. pag. 244.) An Stengeln der Tollkirsche im Blanskogebirge, Kirchn. Erysibe pannosa Link. Auf Rosenästen in Prag E. Hofmann. — macularis Schlecht. a. humuli Dec. — b. poterü Rab. — c. alchemillae Dub y. — nitida W allr. An dürren Beeren der Actaea spicata bei Kaplitz, Kirchn. — lamprocarpa Link. a. labiatarum Chev. Auf Blättern und Stengeln von Galeopsis-, Stachys-, Ballota-, Mentha- etc. Arten. — b. balsaminae Rab. — c. plantaginis Link. — eircumfusa Link. a. eupatorä Rab. — b. bidentis Rab. — depressa Link. a. bardanae Wallr. — b. artemisiae Wallr. — communis Link. a. gramminearum Link. — b. urticearum Rab. — ce. dipsacearumFries. —d. rubiacearum Fries. — e. compositarum Fries. — f. cucurbitacearum Rab. — g. convolvulacearum Link. — h. personatarum Fries. — 1. solanacearum Fries. — k. umbelliferarum Link. — l. leguminosarum Link. — m. polygonearum Link. — n. eruciferarum Fries. — 0. ranunculacearum Link. — p. caryophyllearum Rab. — q. hypericearum Fries. — _tenticularis Rab. a. fraxineDec. — b. fag Rab. — c. mespilorum Wallr. — d. carpini Rab. Auch auf Eichen- Blättern bei Ka£in, Peyl. — gultataLink. a. coryli Link. — b. betulae Dec. — horridula Rab. a. asperifoliarum W allr. — b. eichorea- cearum Dec. — c. spiraeacearum Rab. — d. dryadearum Rab. — adunca Link. a. amentaccarum Wallr. — b. ulmorum Link. — c. rosacearum Wallr. — penicillata Link. a. alni Link. — b. caprifoliacearum Rab. — c. berberides Link. — d. grossulariae Link. — e, rhamni Link. B. Selerotiacei. Sclerotium elavus Dec. a. secalis Rab. — b. !olä Wallr. — c arundinisWallr. — d. festucae W allr. — e.poaeRab. durum Pers. — b. sotidaginis Op. — c. galeopsidis OÖ p. — d. lunariae Kirchn. — e. bidentis Kirchn. — bullatum Dec. — b. hippocastani Op. or varium Pers. — b. tagetis Kirchn. _ semen Tode. — b. brassicae Fries. rin erythrinae Peyl. (Lotos 1857, pag. 29.) An trockenen Trieben der Erythrina laurifolia im Warmhause zu Kap- litz, Kirchn. 2s* 400 Sclerotium granulatum Peyl. (Lotos 1857, pag. 67.) Auf und zwischen faulenden Häuten der gewöhnlichen Zwiebel im Gewächshause zu Katin, Peyl. vitis Peyl. (Lotos 1857, pag. 68.) Auftrockenen Beeren blauer Weintrauben auf feuchten Stellen im Gewächs- hause zu Kain, Peyl. selaginellae Peyl. |. c. In den Blattspitzen der Stengel- Blätter abgestorbener Zweige von Selaginella caesia im Warmhause zu Kacin, Peyl. —- eruciferarum Fries. b. allä Kirchn. Auf Stengeln von Allium cepa in Kaplitz, Kirchn. C. Tuberacei Fries. Rhizopogon niveus Rab. In Wäldern bei Kaein, Peyl. Tuber pallidum Rab. In lockerer Walderde bei Polna und Deutsch- brod, Reichardt. Hydnangium griseum Wallr. Im Blanskogebirge, Kirchn. IH. Trichomycetes. A. Mywogasteres. Aethalium septicum Fries. a. flavum Pers. — b, vaporarium Pers. — c. rufum Pers. — d. violaceum P ers. Reticularia flavofusca Fries. Auf dem trockenen Stamme einer Pyramidenpappel bei Ka£in, Peyl. Arcyria nutans Dec. Auf faulendem Holze bei Kolin V, = straminea W allr. Auf faulendem Weidenholze bei Kolin V. Trichia serpula Fries. a. simplex Rab. — b. reticulata Pers. Cribraria fulvaSchrad. An faulendem Tannenholze bei Kain, Peyl. Stemonitis obtusata Fries. Aufmoderndem Holze bei Katin, Peyl. Physarum bryophilum Fries. b. melanocephalum C or da. = gracilentum Fries. Aufmoderndem Holze bei Neuhof V. Didymium erustaceum Fries. An abgefallenen Kräuterstengeln bei Kolin V. — rufipes Fries. An faulenden Kieferstämmen bei Kolin V. B. Trichodermacei. Trichoderma dubium Alb. Schw. Auf faulendem Holze bei Kolin V. C. Trichogasteres. Elaphomices granulatus Nees. b. columellifer Corda. — e.scaber Wil 1.d. Polysaccum crassipes Dec. b. elavatum Fries. — c. minus Corda. Lycoperdon gemmatum Batsch. a. eweipuliforme Sc op. — h. per- latum Pers. — ce. echinatum P ers. — d. furfuraceum Fries. — f. papillatum S chäff. Bovista plumbea Pers. b. pusilla Pers. Geaster striatus Fries. b. minimus W allr. — fornicatus Fries. b. multifidus Fries. 401 9. Familie: Hymenini. A. Tremellini. Agyrium chartarum Peyl. (Lotos 1858, pag. 31.) Auf faulendem Papiere im Warmhause zu Kacin, Peyl. Cyphella museicola Fries. b. lutescens Pers. B. Clavariaceae, Pistillaria selerotioides Fries. An trockenen Stengeln der Adeno- styles petasites im Riesengebirge, Bail. Calocaera viscosa Fries. In Nadelwäldern bei Schluckenau, Karl. Clavaria byssiseda Pers. Aut faulendem Holze bei Kolin V. — flaceida Fries. In Tannenwäldern bei Schluckenau, Karl. — palmata Pers. In Laubwäldern bei Kalin, Peyl. Geoglossum hirsutum P ers. b. capitatum Pers. — glabrum Pers. a. gregarium Fries. — b. glabratum Rab. Spathulea flavida Rab. b. crispa Corda. C. Helvellacei. Stietis versicolor Fries. a. lactea Fries. — b. fusca Fries. — betuli Fries. b. nigrescens Rab. Cenangium cerasi Fries. b. padi Fries. Tympanis obtexta W allr. b. pezizaeformis Wallr. Ascobolus pilosus Fries. Auf Ziegenmist bei Katin, Peyl, Peziza fimetaria Fries. Auf Hasenkoth bei Kacin, Peyl. — eerastiorum Wallr. Auf lebenden Stengeln und Blättern von Cerastium vulgatum bei Umlovitz, Kirchn. — herbarum Pers. An trockenen Kräuterstengeln bei SazawaV. — decolorans Wallr. An faulendem Weidenholze bei Prelaut V. — Kneiffii W allr. Auftrockenen Phragmites-Halmen bei Kaplitz, Kirchn. — divida Schum. An faulenden Stämmen bei Kain, Peyl. — nigrella Pers. Auf feuchter Erde in Waldungen bei Kalin, PET — leucolomaRebent. b. ricciaecola Corda. — rubi Lasch. An Rubus-Stengein bei Kacin, Peyl. — Koerberi Peyl. (Lotos i858, pag. 31.) An faulenden Blättern von Fimbristylis gracilis in Warmhause bei Ka£in, Peyl. Ausserdem sind zu bemerken: I. P. epidermidis Op., rubi Op. (wohl identisch mit P. rubi La sch), veni- cola Op. und pseudacaciae Peyl in Sched. II. Die von Kirehn. in Lotos 1356, pag. 246 als neu angeführten Arten: 1. P. verbenae Kirchn. An trockenen Stengeln von Verbena officinalis hei Kaplitz, Kirchn. 2. P. vilis viniferae Kirchn, An der oberen Rinde von Weinreben bei Goldenkron, Kirchn. 3. P. artemisiae Kirchn. (=P. Kirchneri Op. Lotos 1857, pag. 128.) An trockenen Stengeln der Artemisia vulgaris bei Kaplitz, Kirchn. 402 4. P. spiraeae Kirchn. An trockenen Stengeln von Spiraea Aruncus bei Kaplitz, Kirchn. 5. P. fungorum Kirchn. Zwischen den Adern (?) trockener Schwämme bei Kaplitz, Kirchn, 6. P. juniperi Kirchn. An der äusseren Rinde des Wachholderstrauches bei Kaplitz, Kirchn. Leotia lubrica Pers. a. lacunosa Fries. Helvella lacunosa Afz. b. monacella Schäff, — c. tricuspi- data Krombh. Morchella esculenta Pers. a. rotunda Krombh. — b, vulgaris Krombh. — c. fulca Krombh. — conicaP ers. b. ceracca Krombh. — ce. rigidaKrombh. — deliciosa Fries. b. erispaKrombh, ©. Pileati, Phlebia contorta Fries. Auf alter Eichenrinde bei Weltrus, Peyl. Thelephora caleea Pers. a. acerina Wallr. — b. saliecina Wallr. — ce. illinita Wallr. — d. sambueina W allr. _— cinnamomea P ers. An Holz und Rinden mehrerer Laub- bäume bei Kain, Peyl. Sn; ferruginea Fries. An altem Holze bei Kacin, Peyl. -- reticulata Fries. In feuchten Lokalitäten ; Neuhof, Peyl. - palmata Fries. b. anthocephala Pers. — radiata fl. dan. An feuchter Erde in Nadelwäldern bei St. Katharina, Peyl. — ? euliculosa Ho ffm. An der Rinde der Hundsrose bei Kaplitz, Kirchn. Opiz hat durch seine Tauschanstalt folgende neue Arten versendet: Th. affinis (mein von ihm erhaltenes Exemplar ist nich!s anderes als ein altes zerschlitztes Exemplar von Th. hirsuta) , acuteverrucosa, nivea (blos Varietät von TA. calica), radicis (scheint mir gar kein Pilz zu sein,) und syringae. Hydnum diaphanum S chra d. Auf einem trockenen Aste bei NeuhofV. — mucidum Pers. Auf faulendem Holze bei Neuhof V. — melaleucum Fries. In Nadelwäldern bei Schluckenau, Karl, — connatum Schultz In Nadelwäldern bei Neuhof, Peyl. Polyporus radula Fries. Anden Brettern im Warmhause zu Kalin, Peyl. (Irrig als P. callosus versendet.) — abietinus Fries. An alten Nadelholzstämmen bei Podhoran, FexL _ zonatus Fries. c. multicolor Schäff. - resinosus Fries. An einem Buchenstamme bei Radisch. Kirchn. — rubiginosus Rostk. An einem alten Stamme bei Kaplitz. Kirchn. — eristatus Fries. In Buchenwäldern bei Zdechowitz, Pe yl. — (favolus) Kirchneri W allr. (Lotos 1856, pag. 246.) bei Kaplitz, Kirchn. P. affinis und. Veselskyi Op. in lit. sind alte Exemplare von Trrametes suaveolens Fries. 4103 Boletus scaber Fries. a. aurantiacus Rab. — b. fuligineocinereus Rab. — fusconiger Fries. — lupinus Fries. bei Kalin, Peyl. Lenzites sepiaria Fries. b. tuberculata Op. Schizophyllum commune Fries. b. imbricatum Op. Cantharellus infundibuliformis Fries. b. concolor Karl. Agaricus fuscescens Schäff, bei Kacin, Peyl. —_ disseminatus Pers... bei Katin, Peyl.. — fasecicularis Huds. bei Pürglitz, Gietl. — aeruginosus Curt. bei Kalin, Peyl. — mutabilis Schäff. bei Kaöin, Peyl. .— adiposus Batsch. bei Kacin, Peyl. —_ aurivellus Batsch. a. aureus Rab. — fasciatus Scop. bei Pürglitz, Gietl. -—- cinnamomeus L. a. rubicundus Rab. — luteolus Rab. — ulmarius Bull. bei Ka£in, Peyl. -- tigrinus Bull. bei Kacin, Peyl. — lineatus Bull. bei Pürglitz, Gietl. — rosellus Fries. bei Pürglitz, Gietl. — _epiphyllus Pers. — b. saccharinus Batsch. — collinus Scop. bei Pürglitz, Gietl. — radicatus Relh. bei Pürglitz, Gietl. — laccatus Scop. bei Kalin, Peyl. bei Pürglitz, Gietll. — _ giücus Pers. b. splendens Pers. — mazimus fl. Wett. bei Pürglitz, Gietl, — clavipes Pers. bei Pürglitz, Gietl. — vietus Gled. bei Fugau, Karl. — imbricatus Fries. bei Schluckenau, Karl; bei Pürelitz, Gietl. — obrusseus Fries. bei Schluckenau, Karl. — granulosus Batsch. b. Pürglitz, Gietl. — pomona Lenz. bei Ka£in, Peyl. ze ? compressus Op. (Lotos 1856, pag. 107.) ? Cheilophlebium Op. villosum Op. (Lotos 1856, pag. 107.) Eperies, im August 1859. Correspondenz. Gnadau, in Pr. Sachsen, den 2. Nov. 1859. Seit dem Ende August habe ich, nach beendigten theologischen Studien, Gnadenfeld verlassen, und ersuche Sie daher, die Verände- rung meines Wohnortes den Lesern der botanischen Zeitschrift be- kannt zu machen, indem ich in Folge meiner Mittheilung über die Flora von Labrador häufig Zuschriften erhalte, die mir von Gnaden- feld aus.erst nachgeschickt werden müssen. Es scheint, dass die 404 Pflanzen Labrador’s grossen Anklang unter den Botanikern finden. Leider kann ich die gemachten Bestellungen nicht sobald effectuiren, da unter zwei Jahren keine Sendung aus Labrador zu erwarten ist. Die Bestellungen gelangen an mich zu spät, als dass ich selbe noch mit diesjährigen Schiffs-Gelegenheiten den Missionären in Labrador mittheilen und sie ersuchen könnte, künftigen Sommer Pflanzen zu sammeln und mir solche im Herbste zuzusenden. So ist demnach erst im Jahre 1861 die nächste Sendung zu erwarten. P. Heuser, Cand. Theologiae U. Fr. - Personalnotizen. — Dr. Toth, Chemiker an der landwirthschaftlichen Versuchs- Stalion für Mähren zu Blansko, starb den 16. October. — Dr. Lallemant, der in Brasilien von der Novara aus- geschieden ist, und auf Kosten der dortigen Regierung verschiedene Untersuchungen vorgenommen hat, ist von seinen Reisen zurück- gehehrt und am 6. October in Hamburg angekommen. Noch am 11. Sept. schrieb derselbe von Pernambuco unter Anderem : »Immer werden mir diese Waldungen von Leguminosen, Sterculiaceen, Am- pelideen und Palmen unvergesslich bleiben. Und doch war es vor Allem ein Moment, was mir das Theuerste bleiben wird. Ich fuhr im Kahn einen kleinen Fluss (bei Cerpa) hinauf; er endete in einem zauberhaft schönen Landsee. Hier deckten die Riesenblätter von 10 bis 12 Exemplaren der Uaupe apona (Victoria regia) die unbe- wegte Fluth und zwei Blüthen lagen halb verborgen zwischen ihnen, von denen mir die eine — noch eine Knospe — als ich sie pflückte, eine tief poelische Geschichte ihres Blumenlebens in der Mondschein- nacht erzählt hat. Gleich nach Sonnenuntergang blühte die mächtige Nymphaeacee auf, war um 19 Uhr in voller Pracht offen, beinahe einen Fuss im Durchmesser; am Morgen war sie, nachdem sie mit ihrem Magnolienduft die ganze Nacht mein Zimmer erfüllt hatte — schon welk. Und in der That ist die schneeweisse Blülhe, in der Anfangs nur die 16 innersten Blätter geröthet sind, zu zarl für den tropischen Sonnenstrahl. Auch wird sie seltsamer Weise von einer in ihr und, wie es scheint, fast nur in ihr parasitirenden Melolonthen- art heimgesucht. In einer Blume traf ich in dem mächtigen, gehar- nischten Fruchtkasten 13 Iudividuen von diesem sonderbaren Mai- käfer. Uaupe (Vogel) apona (Pfanne) ist ein gnier Name für diese Pflanze, abgesehen davon, dass er der legitime Urwaldsname ist, denn die Bläiter sind am Rande eigenthümlich aufgeschlagen, und wenn so eine Pfanne voll Wasser ist, kann sich ein Vogel schon darin baden !* — Charles Jean Louis Delastre starb 67 Jahre alt zu Poitiers am 17. August, nach einer sehr langen Krankheit. — Dr. F. A. W. Miquel, bisher Professor der Botanik an dem Athenaeum Illustre zu Amsterdam ist an die Stelle des am 22. Juni 405 d. J. verstorbenen Dr. €. A.Bergsma zum ordentlichen Professor der Botanik an der Universität zu Utrecht ernannt worden. Miquel’s frühere Stelle erhielt Dr. C. A. OQudemans, bisheriger Lector der Botanik an der medicinischen Schule zu Rotterdam. (Bot. Zig.) — Hermann Mann aus Hannover ist an die durch den Tod Barters erledigte Stelle bei der Niger-Expedition getreten. — Fürst Salm-Dycek, der bekannte Cacteen-Kenner, dessen Cacleensammlung wohl die reichste des Continents ist, hat trotz seines vorgerückten Alters von 86 Jahren eine Reise nach Spanien unter- nommen, um den Winter hindurch in den Pyrenäen wissenschaft- lichen Forschungen obzuliegen. Vereine. Gesellschaften. Anstalten. — In einer Sitzung der k. k. zool.-botanischen Ge- sellschaft am 2. November sprach J. Juratzka über ein Cir- sium, welches H. W. Reichardt im verflossenen September während seines Aufenthaltes in Kärnthen bei Bad Fellach auf einer kleinen Wiese am Wege in das Koönathal sammelte. Obwohl das einzige Exemplar einerseits noch nicht vollständig entwickelt ist, anderseits der untere "Theil sammt Wurzel fehlen, so zeigten die vorhandenen Merkmale wohl ohne Zweifel, dass es ein Bastard von Cirsium pauci- florum und C.palustre (Ü. paueifloro-palustre) sei, den der Sprecher zu Ehren des Finders Cirsium Reichardtii nennt. Die Bekleidung des Stammes und der Aeste, die Nervatur der Blätter, ihre spinnen- webig filzige Unterseite, so wie die grossen rundlichen Oerchen an der Basis und die schwache Verengung des (untersten) Blattes ober- halb des Oehrchens deuten auf (©. paueiflorum. Die nebenbei vor- kommenden Gliederhaare am Stamme, das Vorherrschen derselben auf der Oberseite der länglichen und tiefer herablaufenden Blätter, und auf der Rippe unterseits, die tiefer buchtigen Einschnitte und die starken Dornen namentlich an den Aehrchen sprechen deutlich für C. palustre. Die Blüthenköpfe mit den weissen spinnenwebigfilzigen Stielen und die Schuppen sehen jenen von (©. paueiflorum ganz ähnlich, und fast nur der schwach spinnenwebige Rand der letztern erinnert an ©. palustre. Die sogenannten männlichen Blüthen sind ER RE ungefähr 7Y4 np zu lang, halten also ganz die Mitte zwischen jenen der Stammarten. Merkwürdig ist der Umstand, dass in der (allerdings noch wenig erforschten) dortigen Gegend die eine der Siammarten, das ©. paueiflorum bisher noch nicht gefunden wurde; der vorliegende Bastard kann somit den in der Nähe lebenden Bota- nikern als Fingerzeig zur Auffindung derselben dienen. — Der Vor- tragende machte ferner Mittheilungen über weitere von ihm im Laufe dieses Sommers für Nieder-Oesterreich neu aufgefundene Laubmoose, und neue Standorle. Zu ersteren gehören: Hypnum pratense Koch, 406' fruchtend bei Mauerbach und steril bei Pressbaum. Diese Art ist für ganz Oesterreich neu und kömmt nach einem im Besitlze des Sekt. R L. v. Heufler befindlichen (fruchtenden) Exemplare bei Prag vor, wo sie von Prevöt (als Hypnum aduncum) gesammelt wurde. Ferner besitzt der Sprecher sterile Exemplare aus Nord- Böhmen: (wahrscheinlich Teplitz) von M. Winkler (als Hypnum callichroum), dann aus der Plaenerau bei Salzburg als H. cupressiforme y.elatum mitgeltheilt.— Hypnum reptile Michx. in Bergwäldern bei Weissenbach nächst Pottenstein, auf Moder am Fusse alter Bäume. -— Hypnum Sommerfelti Myr. findet sich in mehreren Orten um Wien, namentlich im Kalkgebirge, ©. Roemer sammelte dieses Moos auch bei Namiest nächst Brünn unter Eurhynchium strigosum gemischt. Es ist habiluel gewissen Formen von Amblystegium serpens oder auch kleinen Formen von Hypnum chrysophyllum ähnlich, und ist wohl bisher immer mit denselben verwechselt worden. — Hypnum revol- vens Sw., steril in den Moorsümplen bei Moosbrunn, wo es unter den tiefe Rasen bildenden Hypnum commutatum, Scorpioides und aduncum theils abgesondert, theils vermischt vorkommt. Eine sehr, Iypische Form kommt auf dem Hochmoore des Nassköhr in Ober- Steiermark vor, wo es der Sprecher in Gesellschaft des Dr. A. Po- korny unter Cinclidium stygium sammelte. -— Brachythecium gla- reosum Sehpr. an vielen Orten um Wien, sowohl im Sandstein- als Kalkgebirge bis in die Thäler der Voralpen ; ist eine durch die lang und dünn zugespitzten Blätter von der Verwandten ausgezeichnete Art, die wohl immer bisher verwechselt wurde. — Barbula laevi- pila B. et S., bisher für Nieder-Oeslerreich zweifelhaft, findet sich häufig in den meisten älteren Parkanlagen und ähnlichen Lokalitäten in Wien selbst; an fast allen älteren Bäumen im botan. Garten, im Au- garten u. Ss. w. gewöhnlich mit Orthotrichum diaphanum ; ferner in den Weinbergen der Umgebung Wien’s an alten Weinstöcken, doch immer steril, — Desmatodon latifolius wurde bereils im Jahre 1843 von J. Bayer aul der Preinalpe gesammelt, — Dieranum elongatum wurde: von demselben ebendaselbst , und von Hillebrandt auf dem Schneeberge gesammelt. — Neue Standorte für bisher in Nieder- Oesterreich wenig bekannte Arten wurden folgende gegeben: Di- eranum flagellare Hedw., vor Kurzem von Dr. J. S. Pötsch für Nieder-Oesterreich nea aufgefunden fand der Vortragende in den schattigen Bergwäldern im Pottensteiner Amisbezirke in einer Höhe von circa 1500—2000', wo es oft in grosser Menge mit seinen leb- haft grünen Rasen faule Baumstrunke überzieht. — Pottia subsessilis B. et S. auf Brachäckern und kahlen Stellen schlechter Wiesen auf der südlichen Abdachung des Wienerberges theils zerstreut, theils in grösserer Menge beisammen. — Trichostomum flezicaule B. et S. in der Umgebung Wien’s bisher nur steril bekannt, fand der Sprecher fruchtend am Gaisberge,, und H. Reichardt bei Mödling. — Or- thotrichum pallens Br ch. bei Pressbaum. — 0. stramineum Hrnsch. an Buchen in Bergwäldern bei Baden und Pollenstein, die Form mit nur 8 inneren Peristomzähnen an Obstbäumen bei Pressbaum. — ©. 407 patens Brch. an jungen Buchen in Bergwäldern bei Baden. — Bryum erudum Schreb. Im Weixelthale und anderen Schluchten bei Baden, dann hie und da im Sandsteingebirge gewöhnlich mit Bartrania pomiformis. — Bryum uliginosum B. et S. bei Moosbrunn hie und da an den Rändern der Sumpfgräben und auf den aus den Gräben ausgehobenen, theilweise schon bewachsenen Schotlerhaufen mit Br. pseudotriquetrum, Funaria hygrometrica und Marchantia polymorpha. ferner in Weissenbach bei Pottenstein an einer feuchten schattigen Stützmauer, — Bryum erythrocarpum Schwgr. in Berg- wäldern bei Pressbaum an lichten Stellen mit Bryum capillare Hd w. — Bryum roseum Schreb. steril bei Baden und in Bergwäldern bei Pottenstein. — Bryum pallens Sw. steril in Kalkfelsschluchten bei Giesshübl und Baden, gewöhnlich mit Bryum erudum und Bar- tramia pomiformis; fruchtend an schattigen Waldabhängen bei Furth nächst Pottenstein. — Mnium affine B ld. in Moorsümpfen bei Moos- brunn hie und da in ziemlich tiefen Rasen mit Bryum pseudotri- quetrum, dann an mehreren Orten an schatligen feuchten Stellen im Sandsteingebirge, bisher nur steril beobachtet. — Philonotis calcarea B. et S. hie und da in Bergbächen bei Furlh im Bezirksamte Polten- stein mit und unter Hypnum commutatum steril. — Leskea rostrata Hedw., in allen schattigen Schluchten bei Baden, an überhängenden Felsen, gewöhnlich mit Rhynchostegium depressum Schp. — Thui- dium abietinum S. Diese gemeine aber in unseren Breitegraden selten fruchtende Art, fand der Vortragende an Waldrändern bei Weissen- bach nächst Poltenstein, obwohl spärlich, im fruchtenden Zustande. — Thamnium Alopecurum S. kommt in Felsenschluchten bei Giesshübl steril, dagegen am bekannten Standorte bei Baden auch fruchtend vor. — Plagiothecium silesiacum Schp. In Bergwäldern bei Baden und Poltenstein. — Eurhynchium piliferum S. ist im ganzen Wiener Sandsteingebirge verbreitet, doch nicht häufig fruchtend. — Eurhyn- chium striatulum S. Allgemein im Kalkgebirge bis in die Voralpen verbreitet, häufig in der Mödlinger Klause, am häufigsten bei Baden, daselbst auch in schattigen Schluchten fruchtend. — Hypnum stel- /atum Schrb. sehr schön und fruchtend auf den Moorwiesen bei Moosbrunn, dann steril durch einen grossen Theil des Sandstein- gebirges z.B. bei Purkersdorf auf sumpfigen Bergwiesen. — Hypnum aduncum H e dw. in verschiedenen Formen auf den Moorwiesen bei Moosbrunn, wo es neben H. scorpioides, filiceinum, commutatum und cuspidatum einen merklichen Bestandtheil der dortigen Moosdecken bildet, doch selten fruchtet. — G. Frauenfeld übergab ein von ihm bereits im März 1857 verfasstes Manuscript über exotische Pflanzen-Auswüchse als Resultat seiner Beobachtungen auf der von ihm im Jahre 1855 nach Egypten und dem rothen Meere unternom- menen Reise. Frauenfeld hat an solchen Gebilden im’Gegenhalte zu den ihm bekannten mitteleuropäischen, ein weit überwiegendes Verhältniss hinsichtlich der Zahl der alldort vorkommenden zu der armen Flora dieser Gegend gefunden, und glaubt, dass vielleicht ein Vierttheil jener Pflanzen derlei von Insekten erzeugte Missbildungen- 408 bietet. Es scheint beinahe, dass die in solch’ krankhaften Wuche- rungen aufgespeicherte Nahrung, und der in diesen Umhüllungen ge- legene Schutz für Entwicklung der Insekten dort vorherrschender auftrete, wo in den der Dürre so rasch erliegenden Pflanzen diese Erfordernisse sonst in zu geringem Umfange vorhanden erscheinen. Es ist bisher noch nirgends besprochen worden, in welchem Ver- hältnisse nach irgend einer Seite hin diese Gebilde zu den Pflanzen- Familien oder deren Gattungen und Arten stehen. In dieser Hinsicht bemerkt der Sprecher im Allgemeinen, dass er von den Gelässkryp- togamen abwärls noch keine Pflanze kenne, welche einen Auswuchs in jenem Sinne, in welchen er selbe in seinem Versuche, die Pflanzen- galle zu gruppiren begrenzte, erzeuge. Bei Monocotyledonen Irelen sie wohl schon auf, jedoch sehr sparsam; erst die Dicotyledonen beherbergen sie in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit. In jeder Zone oder jedem Pflanzengebiet ist es ferner ein oder das andere Gewächs, das vorherrschende Beziehungen zu Pflanzenauswüchsen zeigt. So ist in Europa die Eiche unstreitig die sowohl an Zahl wie an Ver- schiedenheit der Gallen reichste Pflanze, während von Alexandrien bis ans Ende der sinaitischen Halbinsel die Tamariske als solche hervortrilt. Keine andere Pflanze der dortigen Flora trägt so viele und mannigfaltige Auswüchse. Die Pflanzenauswüchse an diesem Knotenpunkte Afrika’s und Asien’s gehören endlich gleichfalls alle der höheren Abtheilung der Phanerogamen an, bis auf eine, welche Frauenfeld an der Spitze einer Grasblüthe gefunden hat. — Sekt. Rath R. v. Heufler machte schliesslich eine Mittheilung aus einem Briefe des Professors der Botanik, August Todarro in Palerıno, wornach es diesem erwünscht wäre, mit Freunden der Bo- tanik in einen Tauschverkehr zu treten. Er nimmt sowohl Phanero- gamen als Kryplogamen, wofür er jedoch nur Phanerogamen, die wie mehrseitig schon bekannt sein wird, gut gesammelt und schön ge- trocknet sind, anbietet. Js — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften math. - naturwissenschaftlicher Classe am %0. October, versländigte Se, Excellenz der Herr Obersikämmerer die Classe in einer Zuschrift, dass Herr Custos-Adjunet Frauenfeld beauftragt sei, die bei der k. Akademie aufbewahrten, von der Weltumseglungs- Expedition Sr. Majestät Fregatte „Novara* herrührenden Gegenstände zum Behufe der Aufstellung in dem zu errichtenden provisorischen „Novara-Museum“ zu übernehmen. — Georg Frauenfeld, Custos- Adjunkt am k. k. Hof-Naturalienkabinet,, schildert eine auf Ceylon während der Reise mit der k. k. Fregatte „Novara“ unternommene Be- steigung des Adamspik. Er undDr.Hochstetter gingen von Colombo in das Innere dieser, einem herrlichen Garten gleichenden Insel bis Rat- napura, der Stadt der Edelsteine. Pflanzen wie Thierwelt sind reizend, doch letztere weniger reich, als in Brasilien. Von Ratnapura ging die Wanderung zu Fuss bis Gillimale, dem zweiten Nachtlager. Sie hatten während dieser Tour viel von den berüchtigten Springegeln zu leiden, die ihnen selbst bis an den Hals aufkrochen und Blut saugten. Die 409 Besteigung des über 7000 Fuss hohen Piks ist höchst romantisch, und namentlich der letzte fast 600 Fuss hoch frei in die Wolken ragende oberste Kegel sehr beschwerlich zu erklimmen, da man an mehreren Stellen nur auf eisernen Leitern, die an Ketten über den Abgrund herabhängen, emporklimmen kann. Die Aussicht ist eine unbeschreiblich schöne, und es dürfte kaum eine zweite Bergspitze auf der Erde von solcher Erhabenheit geben. Auf der Spite, die nur 50—60 Quadratklafter misst und mit einer 4 Fuss hohen Mauer umgeben ist, liegt ein Felsblock, der oberhalb einen ganz unregel- mässigen Eindruck zeigt, welchen die Sage dem Adam zuschreibt, der, als er vom Paradiese verstossen, hier zuerst die Erde berührte, und 200 Jahre büssend auf einem Fusse stand, wodurch sich die Vertiefung bildete. Ein Tempelchen von Holz überdacht diese Fuss- spur, und ist mit Ketten an die am Abhang stehenden in dunkel- rolhen Büschen reich blühenden Rhododendron-Bäume befestigt. Das herrlichste Schauspiel brachte der Morgen, wo die Sonne den Schatten des Berges als einen Riesenkegel über die weite Landschaft bis hoch an die Wolken hinmalte. Fast eine halbe Stunde währte die in den wechselvollsten Farben erglühende Erscheinung, bis die Sonne höher am Himmel stand. Der Rückweg fand auf dem Kalugange statt, der bei Caltura ins Meer fällt. — In einer Versammlung der k.k. geographischen Ge- sellschaft am 18. October las Sekretär Foeterle ein anHerrn Hofrath Haidinger gerichtetes Schreiben des bekannten Südafri- kanischen Reisenden Dr. Levingstone aus Tette am Zambesiflusse vom 21. Februar d.J, das einige interessante Einzelnheiten sowohl über den Zambesi, wie über die Nebenflüsse desselben enthält. „Wir sind nun“, schreibt Levinstone, „mit dem unleren Laufe des Flusses Zambesi beschäftigt. Dieser Fluss ist noch nicht so gut be- kannt, als es seine Wichtigkeit verdient, und dies beruht zum Theil darauf, dass er sich, bevor er das Meer erreicht, in eine Anzahl von Armen vertheilt, deren keiner besondere Reize dem vorüberfahrenden Seemann zeigt. Der Shire (Schiri der Karten), ein blosser Arm dieses edlen Stromes, gewährt eine schöne Wasserstrasse für Dampfschiff- fahrt für wenigstens hundert Meilen aufwärts von seiner Vereinigung. Wir verfolgten ihn im verflossenen Monate, und wurden nur durch einen Wasserfall aufgehalten; aber die Eingebornen theilten mit, dass fünf Tagreisen jenseits des von uns erreichten Punktes der Fluss wieder glatt ist, und dass die Araber in Kähnen vom Nyanja- See herabkommen. Unterhalb des Wasserfalles ist das Land gut be- völkert und bearbeitet. Wir kauften Lebensmittel zu wohlfeilen Preisen, und zweierlei Galtungen Baumwolle von schr guter Beschaffenheit. Die Eingebornen haben Zuckerrohr, Bananen, Mais, Holcus, Sorghum, Manioc, süsse Kartoffeln, Bohnen, Erdnuss und Kürbisse. Sie scheinen den Ackerbau zu lieben. Wir bestiegen den hohen Berg, Morambala genannt, und fanden ihn 4000 Fuss hoch. Er ist auf der Höhe gut kultivirt und hat mehrere schöne kleine Quellen von schwachem Stahl- wasser. Das Volk ist dort unabhängig und sehr gastfrei. Es hat 410 Citronen- und Orangen-Bäume beinahe wild, auch Ananas. Die Ve- gelation ist verschieden von der in derEbene und das Clima herrlich. Am Fusse des Berges ist eine heisse Schwefel-Quelle von 170 F. (612 R. 76°5 C.) Temperatur. Dennoch sind alle diese natürlichen Vortheile zu einer Gesundheits-Station von den Portugiesen nicht benützt worden. Wir sind nun in der ungesundesten Jahreszeit, aber da wir an der Grenze des gesunden Hochlandes uns befinden, so haben die Leute zwar Fieber, aber nur wenige sterben daran. Anders ist es nahe der Meeresküste. Dort is es gegenwärtig tödtlich, Wir haben Chinin als Präservativ versucht, aber ich zweifle ob mit Erfolg. Das einzige Gute scheint nur darin zu bestehen, dass, wenn Jemand es regelmässig einnimmt und ihn sodann wirklich das Fieber befällt, er durch eine oder zwei Extra -Dosen in wenigen Stunden den Chinchonismus hervorbringen kann. Wir haben es regel- mässig genommen, aher keine der Wirkungen gesehen, welche unsere homöopalischen Freunde uns erwarten liessen. Ich glaube, wir gewöhnen uns an unsere zwei bis drei Gran regelmässig genommen. — Hofrath Haidinger machte folgende Mitthei- lung: Durch das freundliche Wohlwollen des Herrn Dr. Franz Liharzik ist es mir vergönnt, der hochverehrten Gesellschaft aus den letzten Lebenstagen unseres Humboldt noch eine Mittheilung über seine lebhafte Theilnahme an unserer so anregenden Erdum- seglung zu machen, und wie er stets mit grosser Aufmerksamkeit die Expedition der „Novara“ verfolgte und wie er gerne sehr viel davon gesprochen. So schreibt von Berlin am 14. October Hr. Joh.Seifert, der vielverdiente Kammerdiener Humboldtvs, der ihn seit 33 Jahren umgab. Er äusserte noch, dass er seinem unvergesslichen Herrn bereits im Jahre 1858 versprach, wenn die „Novara“ glücklich zurückgekommen sei, er dem Schiffe das Bild Alexander v. Hum- boldt’'s in seiner Bibliothek verehren werde, und dass er„so wie er mit der Bibliothek, die ihm sein hoher Herr schon im Jahre 1853 den 25. Nov. in einer gerichtlichen Urkunde geschenkt, in Ordnung ist, er nicht säumen werde, dasselbe der „Novara“ zu übersenden.“ Mit dankbarer Rührung spricht er von dem grossmüthigen Geschenke, das von Sr. k. k. Apostolischen Majestät ihm für ein Exemplar dieses Bildes zu Theil ward, welches er auf Allerhöchste Anorduung übersendet halte. — In einer Sitzung der botanischen Section der Schlesi- schen Gesellschaft für vaterländ. Gultur zu Breslau, am 3. November machte der Sekretär eine Mittheilung über den Verlust, welchen die Gesellschaft und die Wissenschaft im Allge- meinen durch den am Abend des 29. October erfolgten Tod des Dr. med. Heinrich Scholtz, erlilten hat. Er war am 4. Februar 1812 in Breslau geboren, der Sohn des Justizraih August Scholtz; er empfing seine Bildung auf dem Breslauer katholischen Gymnasium, und bezog im Jahre 1831 die Universität, um daselbst Medicin zu, studiren und sich nebenbei unter Leitung von Göppert, Henschel und Nees v. Esenbeck mit besonderer Vorliebe der Botanik zu widmen; 411 ‘einem Studium, welches, wie er selbst in seiner „Flora der Umge- bung von Breslau“ sagt, ihm so viel frohe und unvergessliche Stunden seit seinen Knabenjahren gewährt hatte. Am 5. October 1836 pro- movirte er als Dr. med. auf seine botanische Inauguraldissertation „Enumeratio Filieum in Silesia sponte erescentium, eorumque de usu, additis ‚Lycopodiaceis et Equisetaceis“. Er liess sich seitdem als praktischer Arzt in Breslau nieder, welches er auf längere Zeit nur zweimal Behufs grösserer Reisen nach Italien verlassen hat. Wenn man bedenkt, eine wie grosse ZeitSch oltz seinem äztlichen Berufe widmete, so begreift man nicht, wo er die Musse zu seinen zahlreichen wissenschaftlichen Forschungen und Sammlungen finden konnte. Die Verdienste, welche er sich um die Förderung des botanischen Stu- diums in Schlesien durch Entdeckung mehrerer neuer und interes- santer Arten, durch seine Bearbeitung der schlesischen Farnkräuter, so wie insbesondere durch seine im Jahre 1843 erschienene Flora von Breslau erworben, sichern ihm ein ehrenvolles Andenken in der Reihe der schlesischen Botaniker. In späteren Jahren beschäftigte Scholtzsich vorzugsweise mit zoologischen Studien und ist einer der tiefsten Kenner der schlesischen Fauna. insbesondere der wirbel- losen, gewesen; Zeugniss davon geben nicht nur seine zahlreichen Abhandlungen und sein Buch: „Schlesiens Land- und Wasser- Mollusken 1843. sondern auch seine ausgezeichneten entomologischen und conchyliologischen Sammlungen, welche letztere er noch bei Lebzeiten dem zoologischen Museum der Breslauer Universität ge- schenkt hat ; auch das Herbarium (der schlesischen Gesellschaft be- reicherte er durch viele werthvolle Schenkungen. Seine in Gemein- schaft mit dem verstorbenen Gravenhorst in der Nova acla Academiae Leopoldinae Carolinae erschienene Abhandlung: Ueber die Verwandlung der Schildkäfer (Cassida) erwarb ihm die Mitglied- schaft der Akademie der Naturforscher; da sein ganzes Wesen von seltener Bescheidenheit, fern von allem Hervordrängen, ja fast ängstlich zurückhaltend war, so musste ihn um so mehr die uner- wartele Anerkennung des Staates erfreuen, welche ihm im vorigen Jahre durch Ertheilung des rothen Adler-Ordens zu Theil wurde. In den letzten. Jahren suchte Scholtz grössere Musse für seine Forschungen zu gewinnen ; gichtische Anfälle veranlassten ihn im vorigen Jahre zu einer Reise nach Triest und Fiume, und die See- bäder schienen auch auf seine Gesundheit günstig gewirkt zuhhaben ; er hatte bereits für seine „Schlesische Mollusken-Fauna® eine 2-1e Aullage vorbereitet, als ein plötzlicher Tod in Folge eines Herz- schlages ohne eigentliche vorangegangene Krankheit ihn im rüsligsten Mannesalter seiner Familie und der Wissenschaft entriss.—Der Sekretär legte ein Herbarium vor, welches Pharmaceut Müncke, aus der Umgegend von Leobschütz , als Beitrag zur Flora dieser Gegend gesammelt; es ist reich an inleressanten und seltenen Arten, "und wird dem schlesischen Herbarium der Gesellschaft einverleibt werden. — Privatdocent Dr. Körber zeig! ein für Schlesien neues Lebermoos, Grimmaldia fragrans, von der Landskrone bei Görlitz, auf einer 412 von ihm in Gemeinschaft mit Apotheker Peek unternommenen Ex- eursion entdeckt.— Dr. Nitschke theilte die Resultale seiner Unter- suchungen über die Wachsthumsverhältnisse von Drosera rotundi- folia mit: 4. Der Sonnenlhau besitzt ein periodisches Wachsthum, gleich dem von Aldrovanda und anderen ächten Wasserpflanzen. Die Keim- oder Knospenpflanze, welche im Torfmoose zur Entwicklung kommt, bildet so lange gestreckte Stengelglieder, bis ihre Terminal- knospe das Niveau des Mooses erreicht, worauf die Axe geslaucht bleibt und eine Blattrosette sich bildet. 2. Nach der Blüthen- und Fruchtbildung wird eine Winterknospe angelegt, die in dem über- wachsenden Sphagnummoose im Winter ihren Schutz findet, im Früh- jahr aber aufs Neue an die Moosoberfläche emporwächst und eine zweite Roselle bildet, u. s. f. 3. Hierbei stirbt die Pflanze, während sie nach oben sich alljährlich verlängert , allmälich von unten herab und verfault. Die hierdurch resorbirte ursprüngliche Pfahlwurzel wird durch die Bildung von Nebenwurzeln besonders unter jeder Blatt- Roselte ersetzt. 4. Bemerkenswerth ist, dass Drosera ebenso häufig wie durch Samen, auch durch Adventivknospen sich fortpflanzt, welche sich auf der Oberseite halb verfaulter Blätter zu 1—5 entwickeln. 5. Der Blüthenstand des Sonnenthan’s ist nicht wie man gewöhnlich glaubt, endständig, sondern ebenso wie bei Aldrovanda achselständig. Ferdinand Cohn, z. Z. Sekretär der Section, Literarisches. — Von dem unermüdlichen Fleisse unseres rühmlichst be- kannten Professors Massalongo haben wir neuerdings über zwei Druckschriften zu berichten. Die eine „Syllabus plantarum fossilium hucusque in formationibus terliarii agri Veneti delectarum.“* Veronae 1859, 8-vo, enthält eine Aufzählung aller in den Tertiärschichten der venelianischen Provinzen aufgefundenen Pflanzenfossilien mit Angabe der Synonymen und des Fundortes. Zu bemerken ist, dass Dr. Massalongo auch jene Ortschaften aufnimmt, die einst unter der Herrschaft der Republik Venedig standen, wie Brescia, Bergamo, u. A., nun aber, wie bekannt, schon lange losgelrennt sind. In der Einleitung gibtMassalongo eine allgemeine Uebersicht der fossilen Flora dieses Gebietes, woraus sich ergibt, dass dieselbe von den anderen Tertiärfloren Europa’s sehr abweichend ist, so z.B. sind die anderen Floren sehr gemeinen Farne hier sehr wenig vertreten; von den Monocotyledonen finden wir in der hierortigen Flora die Typen von Scytaminophyton, Musacites, Musophyllum, Dracoceno- phyllum, Albucastrum u. a. Arten eigen, zwei einzige Formen aus- genommen, die sich in Piemont und auf Java vorfinden. Staunens- werth ist die unermessliche Anzahl von Palmen und von Riesen- Früchten, wie Castellinia, Fracastoria, Palosokeura u. a.; Planera Ungeri und Acer Heerii anderswo gemein, kommen bier gar nicht 413 vor; Cinnamona ist sehr selten; so auch ist uns zweifelhaft, ob Araucarites Sternberg vorfindlich sei, da die in dem Venetianischen aufgefundenen Formen ganz verschiedene Früchte zeigen. So auch ist dieser Flora eigenthümlich die Anzahl von Algen, Najadeen, Pro- teaceen, Sapotaceen, Smilaceen, Celastrineen, Myrtaceen u. A. und der absolute Mangel von Ulmaceen, dann die Armuth an Coniferen, Salicineen, Acerineen etc. Professor Massalongo vergleicht die Flora des Monte Bolca mit der gegenwärtigen von Ostindien und die Floren von Chiarone, Salcedo, Novale u. A. mit der Flora von Neu- Holland und Indien. Nach Aufzählung aller Pflanzenfossilien finden wir ein Verzeichniss jener fossilen Pflanzen, die Massalongo in Gyps modellirt hatte, und von denen auch das Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt eine schöne reichhaltige Sammlung zum Geschenke erhielt; ausgezeichnet sind die Palmen Phomieites, Palma- cites, Palaeospathe, Castellinia u. s.f. — Die zweite Druckschrift führt den Titel: „Specimen photographicum animalium quorundam plantarumque fossilium agri veronensis. Veronae 1859“. (4-to mil 40 Tafeln.) — Der Zweck dieser Druckschrift war, zu versuchen, ob es nicht möglich wäre, mittelst der Photographie genaue und lehrreiche Abbildungen von Fossilien zu erhalten. — Die Versuche gelangen, und es ist der Kunstfertigkeit des in Verona ansässigen Photographen Herrn Moritz Lotze zu verdanken, dass die Resultate allen Erwartungen entsprachen, ja man kann sagen, sie übertrafen. Eine solche mit vielen Schwierigkeiten und Kosten verbundene Arbeit wäre wohl schwerlich zu Stande gekommen, wenn nicht ein Verehrer der Wissenschaften seine kräftige Unterstützung derselben zugesagt hätte. Herr Marquis Canossa besitzt nebst dem Herrn Grafen Gazzola die reichhaltigste und werthvollste Sammlung von Pflanzen, Fischen u. a., Fossilien des Monte Bolca ; die Sammlungen stehen jedem Gelehrten behufs speciellen Studiums mit der grössten Zu- vorkommenheit immerfort offen ; Herr Marquis Canossa ist jeder- zeit bestrebt, die Wissenschaften in jeder Richtung thalkräftigst zu unterstützen und zu befördern ; als Podesta der Stadt Verona wendet derselbe alle Mittel an, um diese Stadt nicht nur auf jenen Punkt der Wissenschaft und Künste zu erhalten, die sie schon seit lange eingenommen hat, sondern wo möglich denselben noch mehr zu erhöhen. In Bezug auf den Inhalt der Druckschrift finden wir Be- schreibungen einiger Fossilien, Reptilien, Fische, dann mehrerer Pflanzen, von welch’ letzteren ein Theil schon anderswo be- schrieben, andere Arten aber von Massalongo neu aufgestellt werden, wie Pterigophycos Canossae Mass., weiche Alge das Glied zwischen den Pter. gazolanus Mass. und Pier. specta- bilis Mass. zu bilden scheint; Laminarites irideaephyllus Mass., eine der grössten (36 Cent. lang, 4 Cent. breit,) und besterhal- tendsten Algen, die bisher am Monte Bolca aufgefunden worden; diese fossile Art ist den jetzt lebenden Fuccus saccarinus und esculentus und der Tridaea edulis entsprechend; Delesserites Bol- censis Mass., wobei bemerkt wird, dass Deless. Bertrandi und Oesterr. Botan. Zeitschrift 12, Heft. 1859. 29 414 Deless. spatulatus die eine und nehmliche Art, und nichts anderes als einfache Formen und Variäten der Deless. Bolcensis sind; sie ent- spricht der im südlichen Ocean lebenden Delesseria sanguinea; Crinanthus Fenzlianus Mass. eine Liliacee ; Bromelianthus Heuffle- rianus Mass., diese Pflanze ähnelt der Antholithes liliacea Brong. und Massalongo glaubt sogar, dass sie die gleiche Pflanze sein könnte; unter den lebenden Pflanzen ist es die Pitcairnia, mit der sie einige Achnlichkeit hat; — Zanthoxillon cherpicum Mass. zum Theil mit der jetzt lebenden Gattung Zanthoxillon ähnlich, aber auch mit den Blättern von Fagara, Spielmannia, Spathelia u.a. ; — Porana Aleardiü Mass., ähnelt der Getonia antholithus Ung. mehr noch aber der Porana oenigensis, macrantha und inaequiloba Heer.; ferners stimmt sie sehr überein mit der auf Java lebenden Porana volubilis Burm., Myrtomiophyton stephanophorus Mass. — eine noch zweifelhafte Frucht — sie hat die meiste Analogie mit den Myrlaceen ;— Juglans celtifolia Mas s., ein mil Fagus australis Popp., Betula glandulosa Mx. und sogar mit den jungen Blättern von Broussonetia papyrifera ähnlicher Blattabdruck; — dCeltis Lotzei Mass., ist zwischen Celtis oceidentalis und C. Tournefortit zu stellen; u. s. f. Die Abbildungen sind sehr exact, sehr rein, und wie gesagt, gereichen dem Photographen lerrn Lotz e zur grossen Ehre. Bemerken muss ich schliesslich, dass die Photographie bei naturwissenschaftlichen Studien auch von Professor Barzano in Mailand angewendet wurde, u. z. bei Darstellung einiger Schichten- lagerungen in Val Brombana (Riv. ginnas. 1857). Senoner. — Eine Uebersicht der Flora von München, welche die in der Umgebung München’s wildwachsenden und verwilderten Gefäss- Pflanzen enthält, wurde von €. Anton Kranz zusammengestellt und ist in München erschienen. — Dr. Gustav Lorinser arbeitet an einer zweiten Auflage seines Exsursions-Buches, welches noch im Laufe dieses Winters zum Drucke gelangen dürlte. — Die k. bayerische botanische Gesellschaft zu Regensburg hat der k. bayer. Akademie der Wissenschaften zur Feier ihres hundertjährigen Jubiläums eine kleine Arbeit von Dr. Hermann Schacht „Zur Kenntniss der Visnea mocanera L. fil.* gewidmet. Dieselbe umfasst 19 Quartseiten nebst 4 lithographirten Tafeln. — Das „Bulletin“ der Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau (1859 Nr. 2) enthält an Abhandlungen von botanischem Interesse ; »Beobachtungen über den Anfang der Blülhezeit einiger in der Um- gegend Kischinew’s vorkommenden Pflanzen, nebst meteorologischen Angaben für die Jahre 1857 und 1858.* Von Al. Doengingk. und „Zur Entwicklungs-Geschichte der Cacteen-Stacheln.“ Von Nicol. Kauffmann. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn P. Thiel in Wisso- ezan, mit Pflanzen aus Böhmen. — Von Sr. Excellenz Herrn Dr. Haynald in Karlsburg, mit Pflanzen aus Siebenbürgen. Sendungen sind abgegangen: An die Herren: Dr. Alefeld in Oberamstadt, Dr. Lazger in Freiburg, Höfer in Pillichsdorf, Kühnert in Königsberg, Dr. Braun in Bayreuth, Baron Handl und Dr. Duft- schmidt in Linz, Bayer und Dr. Rauscher in Wien. — Ersuche um gefällige Zusendung, wenn auch nur eines Exemplars von Zuphorbia ambigua W.K. und E.viridifora W.K., wogegen ich bereit bin, diese mit einer zu bestimmenden Anzahl anderer Pflanzen zu vergüten. Mittheilungen. — Patrie bringt die Mittheilung eines neuen Specifikums gegen die Gicht. Es ist dieses ein einfaches Fussbad in Wasser, in welchem Eschen- und Hollunder-Blüthen 3 Stunden lang gekocht wurden ; nach 2 bis 4 Tagen verschwindet die Gicht vollkommen. —In Algerien wurdenin den Pflanzgärten derRegierung Cultur-Versuche mit einem kostbaren Baume angestellt, welche vollkommen gelangen. Es ist dies der Goingamadu oder der Wachsbaum von Cayenne, welcher ein Wachs liefert, das eben so gut und verwendbar ıst, wie das Bienenwachs. Die Cultur dieses Baumes ist leicht und wenig kostspielig. Man wird auf den Besitzungen der Regierung eine ganze Hektare mit solchen Bäumen bepflanzen. — Auffallend ergiebig ist in diesem Jahre in Frankreich die Melonen-Ernte gewesen, und zwar in kaum denkbarem Masse. Die kleine Stadt Cavaillon, Departement Vaucluse, hat in der Saiaon allein beinahe 5’/% Mill. Melonen abgesetzt, was, den Durchsehniltspreis zu 2 Fr. 50 C., die runde Summe von 12,000,000 Fr. ergibt. Einzelne Gärtner haben ihre reinen 25,000 Fr. aus dieser Frucht gemacht. Die Pfirsich-Ernte in der Umgebung von Paris ward in diesem Jahre eben so reich wie im vorigen. — Inder wissenschaftlichen UebersichtausParistheilt die‘ „Independance Belge“ mit, dass Duchesne-Dupare zufällig, während er Ver- suche zu anderen Zwecken machte, entdeckte „ dass Fucus vesicularius ein vorireffliches Mittel gegen Fettsucht sei, indem die Personen ohne körper- liches Unbehagen abmagern, und oft sogar sehr schnell. Der Erfinder hat über diesen Gegenstand eine Denkschrift veröffentlicht , in welcher er über seine Versuche ausführlich spricht. — Daniel Hooibrenk hat gelegentlich einer Versammlung der Seidenbau-Section ein Stück des Lindley-Pfirsiches aus Japan vorgezeigt, dessen Gewicht vor den Anwesenden mit 21'/ Loth bestimmt wurde, und der einen Durchmesser von 3" Zoll und einen Umfang von 11 Zoll hatte. — Dem „Akhbar“ zu Folge spricht man jetzt viel von einer Ent- deckung, welche für Algerien eine neue Quelle des Reichthums zu werden bestimmt scheint. Es handelt sich um einen in Algerien einheimischen und stark verbreiteten Baum, der die Eigenschaft besitzen soll, eine prachtvolle schwarze Farbe zu liefern, und welcher die bisherigen Stolle, wie Campesche, Galläpfel, Sumach vortheilhaft ersetzen würde. Der Erfinder soll für die Aus- beutung dieses neuen Algerischen Produktes, dem er den Namen Campeche d’Afrique gibt, bereits ein Privilegium erwirkt haben. 29 * 416 | - “ -— Eine Krankheit der Kastanien hat sich diesen Herbst in Ober: Italien gezeigt und die Ernte derselben auch auf das halbe Quantum gege [rühere Jahre redueirt. — Cytisus Adami wurde von Vielen für ein Bastard von Oytis Lalnernum und ©. purpureus gehalten. Dieser Ansicht trat Professor Trevi- ranus in einem Vortrage, den er am 8. August v. J. in dem naturhiste- rischen Vereine zu Bonn hielt, entgegen. — Ueber die Löslichkeit der Stärke berichtet Dr. Jessen i Poggend. Annal., dass selbe in kaltem, wie in warmemWasser äusserst leicht zu beobachten sei, sobald man nur die unlösliche Zellhant, welche das Stärke- korn umgibt, in einem Achalmörser zerrieben hat. Bei Zusatz von wenig Wasser wird die Masse schleimig uud fadenziehend, bei Zusatz einer grösseren Menge Wasser erhält man eine vollkommen klare Lösung, auf deren Oberfläche einzelne aufgeplatzte Häute der Stärkekörner schwimmen. Von der Anwesen- heit der Stärke in der filtrirten Lösung überzeugt man sich leicht sowohl durch den Niederschag, den Alkohol darin hervorruft, als auch durch die Reaktion mit Jod. — In Deutschland ist die grösste zusammenhängende Torfmasse an der hannoverisch - holländischen Grenze an beiden Ufern der Ems zu finlen, wo sie 50—60 geographische Quadrat-Meilen bedeckt. Die Ems- Niederungen sind so reich an Torfmooren, dass von der Grafschaft Bentheim die Hälfte, vom Herzogthum Arenberg zwei Dritttheile daraus bestehen ; in Ost-Friesland und Bremen jedoch die Torffläche nur auf ein Vierttheil, und im ganzen Königreich Hannover auf mehr als ein Sechstheil der Gesammt- Oberfläche (d. i. 120—130 Quadratmeilen) geschätzt wird. Dabei erreichen diese Torflager, welche nur aus Torf von der besten Qualität bestehen, stellenweise eine Mächtigkeit von 30—40 Fuss. — In Süd-Deutschland sind die süd-bayerischen Moore, welche nach Sendtner über 20 Quadratmeilen bedecken, die ansehnlichsten. So grosse zusammenhängende Torfmassen besitzt Oesterreich nicht ; jedoch ist es ausserordentlich reich an kleineren Torfmooren „ die fast in der ganzen Monarchie zerstreut angetroffen werden. Obgleich man bereits über 300 derselben kennt, so ist gewiss der grössere Theil derselben der öffentlichen Aufmerksamkeit bisher entzogen geblieben. — Der Pomologe Diel zu Diez an der Lahn hatte 1822 von Aepfeln an 700, von Birnen 300, von Pflaumen über 100, von Kirschen über 60, von Pfirschen 44, von Aprikosen 22 verschiedene Sorten unterschieden. Seitdem hat sich die Zahl der Obstsorten gewiss ums Dreifache vermehrt. Die neueren Pomologen, wie Lucas, Oberdick etc. ziehen viele Sorten durch Aufdeckung der Synonymen zusammen. An Kirschen haben wir noch immer die wenigsten Sorten, die Zahl der Birnsorlen ist am meisten gewachsen. — Eine grosse Traube befand sich in einem Weinberge zu Burrweiler in der Pfalz, deren Länge 42 und deren Breite 32 Centimeter be- trug. Dieselbe bestand ausser dem Hauptkamme aus 15 Zinken, deren jeder die Grösse eines ausgewachsenen Gutedels hat; die Rebe, welche vom Cap der guten Hoffnung vor ungefähr 9 Jahren in die deutsche Erde verpflanzt wurde, zeigte erst in diesem Jahre Frucht in einer Grösse, wie solche nur in ihrer Heimat erzielt wird. Correspondenz der Redaction. — Herrn M.R. v. S. in T. „Zuper. Coris und Phill. media bitte zu senden. Der Vorrath an Doubletten wechselt oft von einer Woche zur anderen, um so mehr in einem Jahre.“ — Herr B—r in G—f: „Erhalten, Ihre Wünsche werden bestens berücksichtigt. Inhalck 1. Gallerie österreichischer Botaniker. Seite. . August Neilreich. (lit einem lith. Portrait.) . , : : 1 HI. Original- Aufsätze. Alefeld, Dr. — Ueber die Vicieen . - - 2 5 2353 Alschinger, Andreas. — Ausflug auf den Biväore in Dalmitien . 382 Aspök, Franz. — Laubmoose der Flora von Linz. ß i i RI Bayer, Johann. — Notizen über Rubus . : 5 > : ; 2 at — — Phytolacca decandra L. . & 386 Beer, J. G.— Worte der Wahrheit und der Tree an Prof. Dr Böyaolt 24 Breitenlohner, J. J. — Botanische Findlinge : r 190 Bulnheim, Otto. — Ueher Einsammlung und Berandlank der Hirn 345 Hechel, W. — Eine botanische Wanderung in der Mark Brandenburg 160 — — Wanderungen der Pflanzen . . e ..20 Heuser, P. — Einige Bemerkungen über Daferrkennte Pflanzen Schle- siens . - = - ; . 196, 25% — — Einiges über der und seine Flora ® E 2 > . 315 Janka, Victor von — Berichtigung . e = 5 . 201 — — Eine verkannte Pflanze der Flora SErhicar - - : . 313 — — Genista Mayeri = s . 5 - % 5 . Er a — — Geschichte des Seleranthus uncinatus . & & ; 221 Kohlmayr, Paul. — Excursion auf die Seemanns-Scharte . ; . 349 Krzisch, Dr. Jos. Fr. — Der Tscheitscher See in Mähren . > 252 Landerer. Dr. X. — Botanische Notizen aus Griechenland 164,199, 257, 329 — — Der königliche Hofgarten in Athen . { - ; : ... 273 Milde, Dr. J. — Botanische Notizen aus Schlesien 4 3 i . 132 — — Die schlesischen Gefäss-Kryptogamen . ! > ; iv 53 — — Ueber Monstrositäten des Myosurus minimus . 2 ; 3108 Neilreich, August. — Notiz über Pyrethrum uliginosum W.K.. 4a — — Ueber die Draben der Alpen- und Karpaten-Länder . . vi: Niessl, Gustav v. — Eine Krankheit des Oelbaumes . 188 Reiehardt, H. W. — Uebersicht der Pflanzen des alten Dopptenni (ale Vorträgen des Herrn Prof. Dr. Fr. Unger zusammengestellt .. 145 418 Seite, Schott, Dr. H. W. — Aroideen-Skizzen . h 38, 98 Schott et Kotschy Dr. Th. — Eine neue Santfragı ebene , 8 Schramm. — Die Frühlings-Vegetation in einem Theile von Algerien 277 Schur, Dr. Ferdinand. — Beobachtungen in der Flora von Siebenbürgen, nebst Beschreibung neuer Pflanzenarten und Varietäten 9, 43, 154, 323 Senoner. Adolf. — Reiseskizzen aus den lombardisch - venetianischen Provinzen . - . 246 Stur, D. — Der Rozsutec bei ae östlich von , Silleini im Trendhinek Comitat . 2 A e - . . . P 4: 38 — — Draba Kotschyi. Eine neue Pflanze Siebenbürgen, (Mit einer Lithographie) . , Bi . a 27V WE Val de Lievre, Anton. — Beiträge zur Flora von Insbrack - . 226 Veselsky, Friedrich. — Nachtrag zu den Pilzen Böhmens . L 387 Weiss, Emanuel. — Zur Flora der Sulzbacher Alpen in Enter Stern 113 Wiesner, Julius. — Ueber den geometrischen Charakter und über die Streckung des entwickelten Laubblattes von Liriodendrum tulipifera. (Mit 2 Xylographien.) . . 294 Wolfner, Dr. W. — Botanische Bemerkungen zur Flora De Ser des Banates - . . - - - . - - . 186 IIL, Besondere Artikel. XII. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien . 5 2.58 Alexander v. Humboldt . x . ERW Ueber einige in historischer Beziehung rer re Ehssen, A unga- rischen Flora . " - - x 2 i s : 308 IV. Correspondenz. Aus Agram von Dr. Schlosser. . : - % > 5 ed — Athen von Dr. Landerer . 5 3 : ...58, 233, 302, 368 — Basel von Münch . r 5 s 5 ; . 1 S .. 4166 — Bayreuth in Baiern von Dr. Braun e > N ; - . 334 — Brixen von Professor Hofmann . R . s ; 3 “1,263 — Dresden von Dr. Rabenhorst . a F B 2 > 1367 — Gent von Prof. Scheidweiler . - n . 264, 334 — Gnadau in Pr. Sachsen von Heuser . - { } - . 403 — Gratz von R. v. Pittoni k - ; & s Rt | — Heigerloch in Hohenzollern von ae 25 — Huszt in Ungarn von Vägner - - : 1 .. 303 — Kirchheim in Württemberg von Hohenac ho, erir. D - ..335 — Königsberg in Ost-Preussen von Kuhnert . £ 2 A .. 104 — Königsberg in Ost-Preussen von Patze 5 R : : Pe: Aus Leipzig von Bulnheim - — Mischdorf in Ungarn von Janka. — Münchengrätz in Böhmen von Sekera & - — Pressburg von Schneller . — Tetschen in Böhmen von Josst . R 3 — Tetschen in Böhmen von Malinsky . . — Weisbriach in Kärnthen von Kohlmayr . V. Literatur. Becker, M. A. — Reisehandbuch für Besucher des Oetscher Buek, H. W. — Genera Species et Synonyma Candolleana Bunge. A. — Plantas Abichianas in itineribus per Caucasam collectas Gay, J. — Recherches sur la famille des Amaryllidacees . Heyer, Dr. G. — Lehrburch der forstlichen Bodenkunde und Ems tologie + + . + . Jaeger, H. — Der Anatheker -Garten . 2 Koch, Dr. K. — Bildende Garienkunst und ne ee Koch, Dr. K. ei Fintelman G. A. — Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde - ; : Milde, Dr. J. — Die Gef Kranrasanen in Sa — Ueber die Gefässbündel-Vertheilung im Senne Reichardt, H. W. 57, und Stipes der Farne > 5 . . Romeycke, Dr. — Die Pflanze und die Agrikultur . Seidlitz, N. v. — Botanische Ergebnisse einer Reise Terch ae kaukasien A Siebeck, Dr. R. — Ideen zu elenen Gasielh Anlagen . Wimmer, Dr. Fr. — Das Pilanzenreich - - . 29 VI Stehende Ruhriken. Personalnotizen 26, 62, 104, 134, 167, 201, 234, 264, 303, 338, 369, Vereine, Gesellschaften, Anstalten . 26, 63, 105, 135, 168, 202, 265, 304, 339, 370, Literarisches. . 29, 67, 140, 174, 206, 238, 267, 308, 340, 375, Sammlungen - > 4140, 141, 341; Botanischer een in "Wien 34, 112, 141, 176, 207, 238, 343, 378, Mittheilungen 34, 71, 142, 208, 239, 271, 310, 344, 378, 40% 234 405 412 377 309 415 415 hedacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gereld. — Druck von ©. Ueberreuter. Verkäufliche Pllanzensammlungen. Von Unterzeichnetem können gegen frankirte Einsendung des Betrages folgende Pflanzensammlungen bezogen werden: 1. Bourgeau pl. rariores Lusitaniae et Hispaniae. Sp. 140. — fl.19. 48 kr. rh.; Thlr. 11. 10 Sgr. pr. Ct.; Fres. 42. 30 @.;.L.1. 14.3 St. 2. Don Pedro del Campo pl. Hispaniae prope Granatam et in Sierra Nevada colleetae. Sp. 70. — 108. — fl. 8. 24 kr. — fl. 13 rh.;. Thlr. 4. 27 Sgr. — Thlr. 7. 17 Sgr. pr. Ct.;" Fres. 18. 20:C. — Fres. 28.100C.; L.0.14.5.—1.2.08St. Das Verzeichniss der Arten findet sich: Leipz. bot. Z. 1857. 311.; Flora 1857. 319. 8. Huet du Pavillon pl. pyrenaicae. Sp. 100. — fl. 9. 20 kr.rh.; Thir. 5. 10 Sgr. pr. Ct.; Fres. 20; 2.0. 16.0 St. 4. Huet d. P. pl. Nicaeenses caet. Sp. 100. — fl. 9. 20 kr. rh.; Thlr. 5. 10 Ser. pr. Ct; Fres. 20; L. 0. 16.0 St. 5. Huet d. P. pl. rariores ditionis Genevensis. Sp.200. — fl.14 rh.; Thlr. Spr. Ct.; Fres. 30.; 1.1.4.0 St. 6. Huet d. P. pl. alp. Pedemonti, impr. m. Tende, ın. Cenisii c. Sp. 100. — fl. 7 rh.; Thlr. 4 pr. Ct.; Fres. 15; L. 0.12. 0 St. 7. Huet d. P. pl. Sardiniae et ulpium penninarum vi- cinarum. Sp. 100. — fl. 11.40 kr. rh.; Thlr. 6. 20 Sgr. pr. Ct.; Eres.25; L.0.18.7 St. 8. Huet d. P. pl. Sieiliae. Sect. I. Sp. 300. — fl. 35 rh.; Thlr. 20 pr. Ct.; Fres.75; L.2.18.4 St. Das Verzeichniss der Arten s. Leipz. bot. Z. 1856. 293. 9. Huet d. P. pl. Sieiliae et mont. Aprutiorum. Sect. II. Sp. 316. — 335. — fl.36. 52 kr. — fl.39. 6 kr. rh.; Thlr. 21. 2 Ser. — Thlr. 22. 11 Sgr. pr. Ct.; Fres. 79. — Fres. 83. 75 Ct.; 1.3.1.6. — L. 3.5.2 St. 10. Prof. Orphanides Flora graeca exsiccata. Cent. I—III. — fi. 57.48 kr. rh.; Thlr. 33 pr. Ct.; Fres. 124; L.4.17.0 St. 8. Leipz. bot. Z. 1851. 13; 1853. 679, 839.; Flora 1853. 662. ll. Prof. Orphanides Fl. gr. exs. Cent. IV. V. — 1.37. 45 kr. rh.; ' Thlr. 21: 17.Sgr. pr. Ct.; Fries, 82.68 Ct., 2. 3.3. 0'8t: 12. Dr. Lindeberg pl. Norvegiae imprimis alpium ra- riores. Sp. 200. — fl. 24 rh.; Thlr. 13. 22 Sgr. pr. Ct.; Fres. 51. 43 C.; L.2.0.0St. Verzeichniss s. Flora 1856. 239. 13. Becker pl. desertorum Wolgae inferioris. Seect. I. Sp- 80. — 100. — fl. 4. 12 kr. — fl. 14 rh.; Thlr. 2. 12 Sgr. — TRiR. 8 pr. Ct.; Fres.9.,—- !Fres. 30; 2.0. 7,3. — L. 1.4.:0/8t. S. Flora 1855. 224.; Leipz. bot. Z. 1855. 391. 14. Becker pl. desert. Wolg. infer. Sect. IT. Sp. 20. — 76. — fl.2.48kr. — fl.10.56kr.rh.; Thlr. 1.18 Sgr. — Thlr. 6. 3 Sgr. pr. Ct.; Fres. 6.— Fres. 22.8005 Z: 0.4.10. —L.0.18.4 St. 15. Plantae caucasicae rariores. Sp. 50. — 300. — 11.6. fl.36 rh.; Thlr. 3. 15 Sgr. — Thlr. 21 pr. Ct.; Fres. 13. — Fres. 78; 2.0.1.4, — 1.3.1.9. St. 16. Pl. caucasicae. Sect. VII. Sp. 78. — fl. 10 rh.; Thir. 5. 20 Ser. pr. Ct., Fres. 21.50 C.; 1.0.16. 8 St. 17. Pl. eaucasicae. Sect. VIII. Sp. 22. — fl. 2. 30 kr. rh.; Thlr. 1. 15 Ser. pr. Ct.; Fres. 5. 50 Ct.5.2.0.4.28t. 18. Pinard pl. Cariae. Sp. 136. — fl. 17 rh.; Thlr. 9. 20 Ser. pr. Ct.; Fres. 386; 1.1.8.4 St. 19. De Heldreich pl. Pamphyliae, Pisidiae, Isauriae. Sp. 180. — 250. — fl. 24. — fl. 34. 15 kr. rh.; Thir. 15.22 Sgr. = Thlr. 19. 18 Sgr. pr. Ct.; Fres. 51. 50 C.— Fest 75.5087 I. 2. — 1. 2.17.3 St. 20. Kotschy pl. mont. Tauri anno 1856 collectae. Sp. 36. — Are. 36 kr. sh. Thln.1242 Spr. pr.i@t.; Fres. 7.272 Cs TZ. OSB O SE 21. Huet d. P. pl. Armeniae. Sp. 100. — fl. 14 rh.; Thlr. 8 pr. €t.; Fres. 30; L.1.4. 0 St. 22. Kotschy pl. m. Libani, Syriae, Pulaestinae. Sp. 600. (Desunt. spec. eirc. 50 rariores, sed Coniferae et Quercus omnes adsunt.) 74. 48 rk !Thlr: 27913 8gr.pr«\Gt: 5 /Fres: 102. 6 CHE DEE 23. Kotschy pl. Alepp. Kurdistan. Mossul. Sp. 50. — 140. — fl. 7. 30 kr. — fl.21rh.; Thlr. 4. 9 Sgr. — Thlr. 12 p. Ct.; Fres. 16. 10 C. — 'Fres. 45; Z. 0.13..0. —: 2.11. 116.0 Se 24. Schimper pl. Arabiae petraeae (mont. Sinai). Sp. 40. — 110. — fl. 5. — fl. 13 rh.; Thir. 3. — Thlr. 7.20, 8gr. pr. ıCt:3,.Eres. 11. — Fres: 28 52.0.8. &u-—| L.1.2.10 St. 25. Schimper pl. Arabiae felicis (territor. Hedschas.) Sp. 50-55. — 1. 6. 1h.; Dhlr. 3. 13 Sgr.-PaCt.5. Pre. BB. 0.-TDARRE 26. Kotschy pl. Persiae borealis. Sp. 110. — 125. — fl. 16.30 kr. — fl. 18. 45 kr.; Thlr. 9. 13 Sgr. — Thlr. 10. 22 Sgr. pr. Ct.; Fres. 35. 37 C. — Frcs. 40.20 C.; L. 1. 8.4. — L.1.12,38t. 27. Kotschy pl. Persiae australis (cum spec. vulgatioribus.) Sp. 200. — 450. -— fl. 20. — fl. 45 rh.; Thlr. 11. 14 Sgr. — Thlr. 25. 24 Sgr. pr. Ct.; Fres. 42. 80 0. — Fres. 96. 30 0.5; L.1. 14,22 13-17. 8/8. 28. Kotschy pl. Persiae australis rariores. Sp. 440. — fl. 7ö’rh.; Dhlr. 43 pr. Ct.; Fres..161; L. 6. 6. 0'8t. 29. Metz pl. Indiae orientalis. Sect. I—-Ill. Pl. prov. Canara, Mahrattarum austr., Malayalim. Sp. 100. — 300. — fl. 14. — fl. 42 ıh.; Thlr. 8. — Thlr. 24 pr. Ct.; Fres. 30. — Fres. 90; L. 1.4. 0. — 4.0.0 St. Cfr. Flora 1847. 622; 1849. 144, 303, 556: 1851. 718, 719; Leipz. bot. Z. 1849. 270,495, 2101:.1851..0795,.0098. | 30. Metz pl. Indiae orientalis. Sect. IV. V. Pl. montium Nilagiri. Sp. 100. — 575. — fl. 18. — fl. 103. 30 kr. rh.; Thlr. 10. 10 Sgr. — Thlr. 59.13 Sgr. pr. Ct.; Fres. 88. 60 @&&@— Fres. 222; Z. 1. 10. 0.7 208.12.:6:8t. - ICH. (Leipz. (az 1851. 795, 796; 1852. 847; 1853. 678; 1854. 206; Flora 1851. 718, 719; 1854. 187. 31. P!. Indiae orientalis Sect. VI. Pl. prov. Canara et territoriü Coorg. Sp. 50. — 75. — 1.7. — fl. 10. 30 kr. rh.; Thlr. 4. — Thlr. 6 pr. Ct.; Fres. 15. — Fres. 22. 50 Ct.; L.0. 12.0. — L.0.18.1St. S. Lpz. b. Z. 1858. 35; Flora 1858. 30. 32. Perrottet pl. Pondicerianae. Sp. 20. — 65 partim determinatae. — fl. 2.24 kr. — fl. 7.48 kr. rh.; Thlr. 1. 12 Ser. 2 Thlr. 42 De Ser. pr. Ct.37Fres. 5:20. C; — Eres.' 16.90. C.; L. 0.4. 2. — 0. 13.5 St. 85. Cuming pl. insul. Philippinarum. Spee. 120. — 1000. — Preis der Centurie fl. 18 rh.; Thlr. 10. 10 Sgr. pr. Ct.; Fres. 38. 60 C.; L. 1. 10.0 St.; bei Sammlungen von weniger als 200 Arten Berch.; Thle 8:17 Sgr.pr.@t.; Fres. 32.15 .C.;, 42.1.5. 98t. Der Mehrzahl der Arten ist der Name beigegeben, bei andern sind nur die Numern, bei einer kleinen Anzahl auch diese nicht beigefügt. 84. Durando pl. Algeriae. Sp. 40. — fl. 7 rh.; Thlr. 4. Pr.x%2.;:-Pres.,15;),2..0. 12. 0 St: 85. Kotschy p!. aethiopicae. Sp. 50. — 80. — fl.6. — fl.9. 36 kr. rlı.; Thlr. 3.15 Sgr. — Thlr. 5. 18 Sgr. pr.Ct.; Fres. 13. — Fres. 20.80 C.: 1.0. 10. 4. — L.0. 16. 6 St. 56. Schimper pl. Abyssiniae. Ed. II. Sp. 100. — 400. fl. 12. — 11.48 rh.; Thir. 7. — Thlr. 28 pr. Ct.; Fres. 26. — Fres. 104; L. 1.0.7. — L. 4.2.4 St. 37. Schimper pl. Abyssinicue e territorio Agow. Sp. 170. — 175. — fl. 27.12 kr. — fl. 25 rh.; Thlr. 15. 16 Sgr. — Thlr. 16 pr. Ct.; Exes. 58.,82 C: —ı Fres. 60;.1.2: 6.8.'— L. 2. 8.0St. Verzeichn. s. Flora 1856. 459; Leipz. bot. Z. 1856. 597. 88. Boivin pl. ins. Borboniae. Sp. 20. — 50. — fl. 3. B.7.230.kr. rh.; Thle. 1; 22-Ser., — Thlr. 4.3: Sgr. pr. Ct; -Ercs. 'b. 43.0. — Eres. 16. 10 G.,.;2: 0.5.2. :— 12.0. 13. 0 St.‘ Diese Pflanzen sind nicht mit Namen versehen. 89. Perrottet pl. senegalenses. Sp. 25. — 52. — fl. 3. 30 kr. — 1.7. 18 kr. rh.; Thlr. 2.— Thlr. 4, 5 Sgr.; Fres. 7. 50 C. — Fres. 15. 60 C.; L. 0.6.0. — 1.0. 12.6 St. 4). Hostmann et Kappler pl. surinamenses. Sect. I-VI. Sp. 200. — 1. 32 rh.; Thlr. 18. 8 Sgr. pr. Ct.; Fres. 68. 60 C.; L. 2. 14.10 St. 41. Kappler pl. surinamensium Sect. VII. Sp. 15. — 20. — fl.2. 24 kr.. — fi.3. 12 kr. ıh.; Thir. 1.11 8gr.. —. Thlr. 2. 6 Sgr.; Fres.5.15 C. — Fres. 6.86 C.; L.0.4.2. — L. 0.5.6 St. 42. Cluussen pl. Brasiliae. Sp. 35. — 40. — 1l.5.36 kr. — fl. 6. 24 kr. rh.; Thlr. 3. 6 Sgr. — Thlr. 3. 20 Sgr. pr.Ct.; Fres. 12. — Fres, 13. 72 C.; L. 0.8.6. — 1.0.11. OSt. 45. Blanchet pl. Brasiliae. Sp. 700. — fl.98 rh.; Thlr. 56 pr. 6; res 210; L.8. 3. 0'St. 44. Lechler pl. Peruviae. Sp. 60. — 210. — fl. 12. — fl. 42 rh.; Thlr. 6. 26 Sgr. — Thlr. 24 pr. Ct.; Fres. 25. SOC. — Fres. 90. 30 C.; L. 1.0. 0. — L. 3. 10. 3 St.. Verzeichn. s. Leipz. bot... 4. 1856. 390; Flora 1856..271: 45. Lechler pl. chilenses. Sect. I. Sp. 65. — 160. — fl. 9. 45 kr. — fl. 24 rh.; Thir. 5. 19 Sgr. — Thlr. 15. 21 Sgr. pr. Ct.; Fres. 20. 90. — Fres. 51. 44 C.; L. 0.16.10. — L.2.1.3St. S. Leipz. bot. Z. 1853. 678; Flora 1853. 551; 1854. 282. 46. Lechler pl. chilens. Sect. II. Sp. 25. — 120. — fl. 3.45 kr. — fl. 18 rh.; Thlr. 2. 5 Sgr. — Thlr. 10. 9 Sgr. pr. Ct.; Frös. 8.4 C. — Fres. 88. 35 C.; L.'0. 6. 6. =2.71. 9,08%. Verz. s. Flora 1856. 270; Leipz. bot. Z. 1856. 389. 47. Philippi pl. chilenses. Sect. I. II. Sp. 20. — 200. — fl.3. — fl.30 rh.; Thl. 1. 22 Ser. — Thlr. 17. 4 Sgr. pr. Ct.; Free. 6. 43 C. — Fr. 64. 30°C.; L.0.5. 2. — IL. 2% I Ders Lpz. b. Z. 1853. 678; 1854. 743; Flora 1853. 552; 1854. 283, 640. 48. Philippi pl. chilens. Sect. III. praecipue in prov. San Jago lectae. Sp. 50. — 140. — fl. 7.30 kr. — fl. 21 rh.; Thir. 4. 8 Sgr. — Thlr. 12 pr. Ct.; Fres. 16. 8C. — Fres. 45; 1.0. 211. — L.1,16.18t. 4). Lechler pl. Magellanicae. Sp. 75. — 140. — fl.15. — fl. 28 rh.; Thir. 8. 18 Sgr. — Thlr. 16 pr. Ct.; Fres. 32. 59°Ct. — Fres. 60. 20 C.; ZL. 1.6.0. — L. 2.8.6 St. 8.’Elora 1859. 113; Leipz. bot. Z. 1855. 181. | 50. Lechler pl. ins. Maclovianarum. Sp. 25. — 40. — fl.5. — fl.$ rh.; Thlr. 2. 26 Sgr. — Thl. 4. 17 Ser. pr. Ct.; Fres. 8. 60 C. — T'res. 17. 20 C.; L. 0.6.8. — 1.0.13. 5 St. Cie#Beipz. bot. Z. 1852. 847; 1853. 678; Flora 1853. 592. 51. Die europäischen Futterpflanzen in getrockneten Exemplaren. Erste Hälfte. 200 Arten. — fl. 14 rh.; Thlr. 8 pr. Ct.; Fres. 30; L.1.4.0 St. 8. Flora 1848. 368. 52. Herbarium normale pl. offieinalium et mercatoriarum. Mit kurzen Erläuterungen versehen von Prof. Dr. Bischoff. Liefe- rung I]. ist gegenwärtig vergriffen. Es wird aber eine zweite Aus- gabe bald möglichst bewerkstelligt werden. 53. Herbarium norm. pl. off. et mercator. Sect. II. Mit kurzen Erläuterungen versehen von Prof. Dr. Bischoff und Prof. Dr. von Schlechtendal. Sp. 144. — fl. 21 rh.; Thlr. 12 pr. Ct.; Fres. 45; L.1.15. OSt. Inhaltsverz. s. Leipz. bot. Z. 1856. 133; Flora 1856. 78; Bonplandia 1856. 92. Neues Jahrb. f. Pharmaeie V. 238; Archiv der Pharmaecie. Nov. 1857. 54. Algae marinae siccatae. Eine Sammlung europäischer und ausländischer Meeralgen in getrockneten Exemplaren. Mit einem kurzen Texte versehen von Prof. Dr. Agardh, G. von Martens und Dr. L. Rabenhorst. I—VI. Lieferung; jede von 50 Arten in elegantem Einband zu fl. 7 rh.; Thlr. 4 pr. Ct.; Fres. 15; L. 0. 12.0 St. Vergl. Flora 1852. 648; 1853. 662, 678; 1855. 11, 64, 762; Leipz. bot. Z. 1852. 117; 1853. 838, 903; 1855. 123; 1856. 271. Diese Sammlung kann von jetzt an nur von dem Unterzeich- neten bezogen werden. Buchhandlungen, die Bestellungen vermitteln, werden höflichst ersucht, sich ihre Kosten für Transport und Geldzusendung sowie Provision von den Abnehmern vergüten zu lassen. Briefe und Geld- sendungen erbittet man sich frankirt. Im Juli 1858. R. F. Hohenacker, früher in Esslingen. Adresse: R. F. Hohenacker in Kirchheim u. T. Kgr. Württemberg. Schnellpressendruck der J. G. Sprandel’schen Buchdruckerei in Stuttgart. Br. 32523