Ä Es Gemeinnütziges Organ \ für u H Bolanik. und Botaniker. Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzie, % Apotheker und Techniker. or 5 ii A 1862. a Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. —ame— (remeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Vekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Mit Orisinmal-Beiträsen von Alefeld, Bayer, Bentzel-Sternau, Branesik, Braunstingel, Cohn, Heldreich, Heuser, Hinterhuber, Hoborsk, Hohenacker, Janka, Juratzka, Kanitz, Kolenati, Kotschy, Landerer, Milde, Münch, Neilreich, Niessl, Pavai, Petter, Pittoni, Poetsch, Rabenhorst, Reichardt, Sardagna, Schneller, Schur, Senoner, Stur, Szontach, Tommasıni, Uechtritz, Val de Lievre, Vulpius, Wawra, Weiss, Wiesner. Redigirt von D’ Alexander Skofitz, Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer Gelehrten.- Gesellschaften Mitglied. LIS®Mae KEW y ck ZII. Jahrgang. „...... (Mit 2 Lithographien.) GAPBS; Wien 1862. Verlag von C. Gerold. ‚air ink ae ‚asmanı PRER ee TTRIRTATL:) ben i „sah a Ban Er Jafing x Bosse u al Ye hi E ER BT Ira Mon ru re a oe Aal eis eh ui, Era ENTE Aa ah ir f esta ill „abi aid ‚a hl a ‚eh ee seo | tan zu allg inf ni Aha, nr rer; - a 28 i a 4 3 . ‘ F ii 2 x 4: : E . A FR SEHE IE EI I AR: Arad je PN: ü 2 N a m, < oc “ x ‚ ‘ x - ” ai si Haba al u ers Ahr 74h EULIE 2 Te Auf: af ii ale ne di; a Ale 4 u a ga Raalee +rkkir- W 12 a IS Den AS ed E RE 5 x ee unge aux Litern" ug uneidgtpnstl a + vis Pat, N Hr h er 4 ae ) an, \ N Ber ie, v « 4 ’ ’ - < r P3 . “ ’ ‚ a = Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische ä , „Exemplare, botanische Zeitschrift - die frei durch die Post be- ng eschieimi Botanik und Botaniker, zoren werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. A % blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe f, 7 { 5 ap | (Wieden, N.331, Wien) Man pränumeri Ba Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, 2 prinumerizen (3 Thir. 10 Ngr. - mWegedes anzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fh 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate ‚in Wien, die ganze Petitzeile N°- 1 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N Buchhandlungen, Jänner 1862. XH. Jahrgang. WIEN. INHALT: Eduard Fenzl. — Zar Cryptogamendora Nordtirols. Von J. Juretzka. — Correspondenz, Ven Br. Milde, — Beiträge zur Botanik Ungarns. Von A. Kanitz. — Personalnotizen. — Vereine. Gesellschaften , Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen — Inserat, Gallerie österreichischer Botaniker. LI®S#,.:+ ie REW Yis Eduard Fenzl. BETA, As {Mit einem Porträt, lithogr. von E. Kaiser.) — dan Dönare Fenzl wurde am 15. Februar 1808 zu Krummnuss- baum bei Pöchlarn an der Donau im V.O.W.W. geboren, wo sein Vater die Stelle eines Oberbeamten im Dienste des Fürsten Starhem- berg bekleidete. In dem genannten Orte blieb Fenzl’s Vater bis zum Jahre 1817, wo er in gleicher Eigenschaft nach Dürrenstein an der Donau übersiedelte. Den ersten Unterricht für die Normal- schulen und die drei Unterclassen des Gymnasiums erhielt Fenzl im elterlichen Hause durch seinen Vater. Schon in den ersten Kinderjahren fesselten Thiere und Pflanzen die Aufmerksamkeit des wissbegierigen Knaben und Raf’s Naturgeschichte, so wie Ber- tuch's Bilderbuch waren die ersten Quellen, aus welchen er Be- lehrung schöpfte. Zugleich trug die selbstständige Pflege eines ihm überlassenen kleinen Gartentheiles wesentlich dazu bei, seine Vor- liebe für die Pflanzenwelt zu nähren und ihn leidenschaftlich für die Cultur der Gewächse einzunehmen. Im Jahre 1820 trat Fenzl als Convicts-Zögling in die vierte Classe des Gymnasiums zu Krems ein und beendete bis zum Oesterr, Botan, Zeitschrift 1. Heft. 1862. 1 2 a Jahre 1825 an dieser Anstalt nicht nur seine Gymnasialstudien, sondern absolvirte auch an dem dortigen Lyceum die beiden philo- sophischen Jahrgänge mit Auszeichnung. Während seiner Studien- zeit pflegte Fenzl mit besonderer Vorliebe geographische und historische Studien, in ihnen bald alle seine Mitschüler überflügelnd. Doch ruhte die Vorliebe für Naturwissenschaften, namentlich für die Kenntniss der Gewächse nicht; denn zufällig in Besitz von Bouche’s Anleitung zur Zimmergärtnerei, des ersten Bandes von Tratitti- nick’s Flora austriaca und der Epitome von Camerarius gelangt, versuchte es Fenzl, sich an das Sammeln und Bestimmen der in seiner Umgebung vorkommenden Pflanzen zu machen. Da er sich bei Niemand Rath erholen konnte, war diese Arbeit eine wahrhalfi trostlose. So beschäftigt traf ihn eines Tages der Pfarrer Mühl- böck *) von Weissenkirchen bei Dürrenstein. Die Begabung Fenzl’s für botanische Studien - bald erkennend, lud ihn Pfarrer Mühlböck zu sich ein, um ihm seine Sammlungen und botanischen Bücher zu zeigen. Schon der nächste Tag sah den wissbegierigen Jüngling im Plarrhofe damit beschäftigt einige dickleibige Folianten von Kirchenvätern - durchzublättern, welche dem bescheidenen Pflanzenschatze Mühlböck’s als Repositorium dienten. Von dem freundlichen Pfarrer wurde Fenzl mit Willdenow’s Grundriss der Kräuterkunde und der ersten Ausgabe von Schultes Flora austriaca beschenkt. Namentlich das erstere Werk wurde gründlich durchstudirt und nun ging es von Neuem, und jetzt mit viel besserem Erfolge als zuvor, an das Studium der heimischen Flora. Fenzl brachte es nochin Krems so weit, dass er sich am Schlusse seiner Lyceal-Studien schon im Besitze der Flora von Dürrenstein und Krems befand und es in botanischen Kenntnissen getrost mit allen seinen Collegen aufnehmen konnte. ‘Im Jahre 1825 bezog Fenzl die Wiener Universität, um die Mediein zu studiren. Unter den damaligen tüchtigen Professoren an dieser Facultät, von denen ich nur Josef Franz Freiherrn von Jacquin, Hartmann und Raimann nenne, lag er den medi- cinischen ‚Studien mit dem grössten Eifer ob. Das anatomische Theater, der Besuch der Bibliotheken, der Museen, des botanischen Gartens und zahlreiche Ausflüge in die Umgebungen Wien’s nahmen seine ganze Zeit in Anspruch; für die Vergnügungen der Jugend halte er wenig Sinn. Bei einem so ernsten Streben war es nicht zu wundern, dass Fenzl sich einen tüchtigen Schatz von Kenntnissen erwarb, sich für seinen Beruf vollkommen ausbildete und sich der Zufriedenheit seiner Lehrer in hohem Grade erfreute. Dem gemäss legte er seine beiden Rigorosen mit dem Calcul valde bene ab und wurde am 4. März 1833 zum Doktor promovirt. Für die Ausbildung Fenzl’s in der Botanik waren selbstverständlich die Studienjahre von der grössten Wichtigkeit. Als er nach Wien kam, schloss er *) Er war Conventuale des Stiftes St. Florian in Oberösterreich und Schüler des die Botanik liebenden Linzer Bischofes von Hohenwarth. 3 sich zunächst an einen ihm schon von früher bekannten, sehr intelligenten, für Naturwissenschaften lebhaft sich interessirenden Landsmann Dr. Franz Lorenz *) an. Durch ihn wurde er mit Welwitsch und Dolliner bekannt und befreundet. Diese Beiden führten Fenzl in den Kreis der übrigen jüngeren Botaniker Wien’s ein. Ich nenne von diesen nur Ritter von Enderes, Neilreich, Ritter von Köchel, Josef Redtenbacher, Sauter, Traun- steiner, Hölzel, Garovaglio, Mayrhofer, Schott und Simony als Freunde Fenzl’s. Bald erwarb sich Fenzl unter ihnen den Ruf eines tüchligen Botanikers und guten Kenners der Flora Wien’s. Doch wagte er es bei dem damals noch wenig leb- haften botanischen Verkehr und bei schwerer Zugänglichkeit der älteren botanischen Celebritäten jener Zeit nicht, sich diesen vor- zustellen. Ein bei Baron Jacquin, dem Jüngeren, glänzend abgelegtes Jahresexamen aus der Botanik war die Veranlassung, dass sich Fenzl das volle Vertrauen dieses seines Lehrers erwarb und sich damit die freie Benützung des botanischen Gartens, so wie der reichen Bibliothek Jacquin’s eröffnete. Von Baron Jacquin auch in seine geselligen Kreise gezogen, welche damals, wie bekannt, der Ver- einigungspunkt für die wissenschaftlichen Celebritäten Wien’s waren und auch ven allen durchreisenden Gelehrten besucht wurden, war Fenzl die Gelegenheit geboten, mit vielen ausgezeichneten Botanikern in Verkehr zu treten. Von besonderer Wichtigkeit wurde für ihn die Bekanntschaft mit Agardh dem Vater, welcher sich auf einer Reise nach Italien mehre Wochen in Wien aufhielt. Fenzl war sein steter Begleiter und Führer während dieser Zeit. Agardh machte in der ihm eigenthümlichen geistreichen Weise Fenzl mit den Grund- zügen des natürlichen Systems vertraut, klärte ihn über die wahren Zielpunkte der Nalturwissenschaften auf und ermunterte Fenzl seine botanischen Studien intensiver und extensiver zu betreiben. Diese Ermahnungen Agardh’s fielen bei Fenzl auf fruchtbaren Boden, denn ein junger Mann, von seinem regen Geiste hatte nur des ersten Anstosses bedurft um den Standpunkt eines Dilettanten und blossen Sammlers zu verlassen. Nun wurden ernste systematische Studien unternommen und dass sie vom besten Erfolge begleitet waren, beweist, dass Fenzl, als er sich auf Zahlbruck- ner’s Antrieb Host, Trattinik, Freiherrn von Welden und Pohl vorstellte, überall die freundlichste Aufnahme fand. Erst in den letzten Jahren der medicinischen Studien wurde Fenzl durch Diesing mit Endlicher und Unger bekannt, Auch in diesen Kreisen wusste sich Fenzl bald Geltung zu verschaffen; so erwähnt schon Host seiner in der Flora austriaca **), rühmend mit den Worten: „Egregius botanices cultor.* Als im Jahre 1832 *) Er ist der Verfasser der bekannten Inaugural-Dissertation de territorio kremsensi, für die Pr. Fenzl botanische Beiträge lieferte und gegen- wärtig praktischer Arzt in Wiener-Neustadt. *) IL p. 75. 1 + 4 die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zum ersten male in Wien tagte, fungirte Fenzl in der botanischen Section als Secretär. In demselben Jahre erschien Fenzl’s botanische Erst- lingsarbeit als Inaugural-Dissertation über die geographische Ver- breituny der Alsineen in der Polar- und gemässigten Zone der alten Welt. Sie war an der Wiener Universität die erste in deutscher Sprache und zeichnete sich schon durch alle die glänzenden Eigen- schaften aus, welche Fenzl später als Schriftsteller berühmt machten. In ihr wurde nicht nur die Familie der Alsineen zum ersten male natürlich begrenzt, sondern auch das Princip die einzelnen Gattun- gen durch die Zahl der Staubfäden zu charakterisiren, verworfen. Dadurch gelang es die einzelnen Gattungen richtig in jenem Sinne wie sie jetzt anerkannt werden, zu definiren. Diese Arbeit erfreute sich der allgemeinen Anerkennung und gründete Fenzl’s Namen in der botanischen Welt. Wenige Tage nach seiner Promotion wurde Fenzl zum As- sistenten bei Baron Jacquin an der Lehrkanzel für Botanik ernannt, welche Stelle er bis zum Jahre 1836 bekleidete. In dieser Zeit beschäftigte sich Fenzl in innigem Verkehre mit Endlicher vor- züglich mit systematischen Studien exotischer Pflanzen, so immeran Tiefe und Umfang des Wissens zunehmend. Zugleich trat Fenzl mit sehr vielen der berühmtesten Gelehrten, unserer Wissenschaft, von welchen ich nur A.P. De Candolle, Martius, A. L. Jussieu, Nees von Esenbeck, Kunth, Klotzsch, Steven, Fischer, Ledebour undPresl nenne, in regen wissenschaftlichen Verkehr. Während dieser Zeit erschienen von Fenzl in dem mit Endlicher herausgegebenen Sertum cabulicum die Beschreibungen mehrer neuer Gattungen. Als im Jahre 1836 durch Trattinick’s Pensionirung Endlicher die Stelle eines Custos an der botanischen Abtheilung des Hof-Naturalien- Cabinettes erhielt, wurde Fenzl ihm als Custosadjunkt zur Seite gesiellt. Putterlik wurde beiden als Practikant zugetheilt. In dieser Stellung blieb Fenzl bis 1839. Gross waren die Aufgaben, welche Endlicher und Fenzl sich in diesem neuen Wirkungskreise gestellt hatten. Es galt nämlich, aus den vielen zerstreuten, theils ungeordneten, theils nach ver- schiedenen Rücksichten zusammen gestellten alten Collectionen, dem grossen brasilianischen Herbare und den noch weit umfangreicheren Sammlungen, welche Endlicher und Fenzl dem Museum ge- schenkt hatten, ein einziges, leicht brauchbares General-Herbar zu schaffen. Von Putterlik auf das Redlichste hierbei unterstützt, machten sich Endlicher und Fenzl an diese wahrhaft herkulische ‚Arbeit. Ununterbrochen vom frühen Morgen bis spät in die sinkende Nacht thätig, bewältigten sie das vorhandene Materiale in wenigen Monaten so weit, dass Alles nach Familien geordnet in die neu adaptirten Lokalitäten übertragen werden konnte. Erschöpft und mit der Ausarbeitung seiner Genera plantarum ganz beschäftigt, überliess Endlicher Fenzl die weitere Ordnung der Sammlung. 5 Diese Riesenarbeitl wurde auch von Letzterem unverdrossen fort- gesetzt. Am Ende des Jahres 1838 war Alles so weit geordnet, dass der Haupistock des Herbares für wissenschaftliche Zwecke voll- kommen benützbar erschien und an die Ausscheidung der Dupleten und die genauere Revision der einzelnen Gattungen gedacht werden konnte. Nebst diesen Arbeiten fand Fenzl noch Zeit für End- licher’s Genera plantarum die Cyperaceen, Chenopodeen, Amaran- taceen, Mesembryanthemeen, Portulaceen, Caryophylleen und Phyto- laeccaceen zu bearbeiten, in der vereint mit Endlicher und Bentham herausgegebenen Enumeratio der von Baron Hügel am Schwanenflusse in Neuholland gesammelten Pflanzen die Rhamneen, Portulaceen, Ficoideen, Halorageen und Loranthaceen zu bestimmen und endlich noch in den ebenfalls mit Endlicher edirten Decadi- bus stirpium novarum zahlreiche neue Arten zu beschreiben. So glänzenden Leistungen konnte die verdiente Anerkennung nicht fehlen. Denn als nach dem im Jahre 1839 erfolgten Tode Baron Jacquin’s Endlicher die Lehrkanzel der Botanik an der hiesigen Hochschule erhielt, wurde Fenzl zum Custos der botanischen Ab- iheilung des Hof-Naturalien-Cabinettes ernannt und ihm zugleich die Verwaltung der grossen gemeinsamen zoologisch-botanischen Bibliothek übergeben. In dieser Stellung blieb Fenzl bis zum Jahre 1849. In Bezug auf die Bibliothek machte er es sich vor Allem zur Hauptaufgabe, die zahlreichen Lücken auszufüllen, die Defecte zu ergänzen und die Sammlung so zugänglich als möglich zu gestalten. In wie hohem Grade diess gelang, werde ich später zeigen. Mittlerweile war das Herbar durch neue Ankäufe auf das Doppelte seines früheren Umfanges angewachsen. Bald gebrach es in Folge dessen so sehr an Raum, dass die Sammlung nicht mehr unter- gebracht werden konnte. Diesem Uebelstande abzuhelfen fassten Endlicher und Fenzl den Plan, ein eigenes botanisches Museum im Garlen der Universität zu errichten. Erst nach langen Ver- handlungen und Schwierigkeiten aller Art gelang es, diesen Entwurf auszuführen. Im Jahre 1845 konnte die Transferirung des Herbars und des botanischen Theiles der Bibliothek in jene Räume vorgenommen werden, wo sie sich gegenwärtig befinden. Trotz dieser mannig- fachen Arbeiten war Fenzl als Schriftsteller unermüdlich thätig. In diese Periode fallen die wichtigsten und umfangreichsten seiner botanischen Publicationen. Von ihnen hebe ich besonders her- vor: Die Bearbeitung von Gypsophila so wie der Alsineen, Portu- laceen und Paronychieen in Ledebours Flora rossica; die Be- schreibungen der von Dr, Kotschy aus Syrien und dem Taurus gebrachten neuen Arten; die Monografie der samojedischen Alsineen in Ruprecht’s Beiträgen zur Pflanzenkunde des russischen Reiches ; die Monografie der Mollugineen und Steudelieen, die Abhandlung über Acanthophyllum, die Charakteristik der Alsineen- Gattungen, welche sämmtlich in den Annalen des Wiener Museums erschienen; Abhandlungen über verschiedene wenig gekannte Galtungen aus den 6 Familien der Bignoniaceen und Crescentiaceen in den Denkschriften der k. baier. botan. Gesellschaft zu Regensburg; die Charakteristik der sämmtlichen a an der Gnaphalieen in der Regensburger botanischen Zeitung; die Abhandlung über die Gattung Tetradiclis und ihre Stellung im Systeme in der Linnaea; die Aufsätze über Ankyropelalum und Habrosia inder botanischen Zeitung von Mohl und Schlechtendalu. v. a*.) Alle diese Arbeiten zeigen, welch schwierige Themen Fenzl sich wählte; wie glücklich er sie bearbeitete, davon kann sich Jeder überzeugen, der die genannten Aufsätze durchsehen will. Nach dem im Jahre 1849 erfolgten Tode Endlicher’s wurde Fenzl mit Beibehaltung des Custodiates zugleich die Professur für Botanik an der hiesigen Hochschule und die Direktion des botani- schen Gartens der Universität übertragen. Diese Stellung bekleidet, wie bekannt, Pr. Fenzl gegenwärtig, auch in diesem neuen, be- deutend erweiterten Wirkungskreise unermüdlich ihätigz, Da be- kanntlich im Jahre 1850 an die hiesige Hochschule Pr. Unger berufen wurde und seitdem die Anatomie und Physiologie der Pflanzen in seinen Vorlesungen glänzend vertritt, so behandelt Pr. Fenzl in seinen Collegien die Morfologie und Systematik, durch seinen anziehenden Vortrag stets einen zahlreichen Kreis von Hörern um sich versammelnd. Als Pr. Fenzl nach Endlicher’s Tode die Leitung des botanischen Gartens übernahm, war in Folge der Um- gestaltungsarbeiten im Garten der Samentauschverkehr durch bei- nahe 10 Jahre vollkommen unterbrochen. Es war daher seine erste Bemühung, denselben wieder ins Leben zu rufen und eine Pepinidre für die An- und Nachzucht‘ der im freien Lande cultivirbaren Pflanzen zu schaffen, um das Eingegangene zu ersetzen. Von seinem Obergärtner Dieffenbach wacker unterstützt, gelang ihm dies in wenigen Jahren. Bald überzeugte sich aber Pr. Fenzl, dass seine Bemühungen nicht genügten, die Masse des angezogenen Materiales zu bewälligen, wenn nicht laufende Correctionen der aus falsch bestimmten Samen gezogenen Pflanzen dem Samen- verzeichnisse jährlich beigegeben würden. So entstanden die vom Jahre 1851 — 1857 laufenden Adversarien, welche jährlich dem Samen-Cataloge beigegeben wurden. Allgemein nahm man sie mil dem grössten Danke an. Leider gestatten die Dotationsverhältnisse gegenwärtig deren Fortsetzung nicht. Die Gewächshäuser wurden unter Pr. Fenzl’s Direction nach Thunlichkeit vermehrt. Im Herbar und der Bibliothek ist Pr. Fenzl in der schon früher geschilderten Weise unermüdlich thätig. Ungeachtet dieser vielfachen Arbeiten schrieb Pr. Fenzl auch in der letzteren Zeit eine bedeutende Reihe *) Ein vollständiges Verzeichniss der Publikationen Pr. Fenz!’s würde den diesem Aufsatze zugemessenen Raum bedeutend überschreiten. Bezüglich der senauen Angabe sämmtlicher von Pr. Fenz| bis zum Jahre 1852 veröffent- lichten Abhandlungen verweise ich daher auf die Almanache derk. Aka- demie der Wissenschaften von den Jahren 1851 und 1852. 2 von sehr werthvollen botanischen Abhandlungen, von denen ich folgende als besonders wichtig hervorhebe: Selbsiständig er- schienen: Das fünfte Supplement zu Endlicher’s Generibus planta- rum die Umbetliferen enthaltend und nach den hinterlassenen Papieren Endlicher’s herausgegeben; die Amarantaceen, Sulsolaceen, Poly- goneen und Phytolaccaceenin Ledebour's Flora rossica; W ulfen’s flora norica phanerogama im Vereine mit R. Graf edirt; der bota- nische Theil in der böldtichen Naturgeschichte der drei Reiche im Vereine mit Kollar, Heckel und Fitzinger: Diagnosen neuer von Dr. Kotschy im Oriente gesammelten Arten (in Tehichat- cheff’s Asie mineure). In den Denkschriften und Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften veröffentlichte Pr. Fenzl mehre Abhandlungen, von denen ich folgende als besonders wichtig bezeichne: Arctocaly& eine neue Gesneraceen-Gattung; nova genera et species plantarum vascularium; Beiträge zır Kenntniss des Genus Cyperus; Bericht über die vom Consul Reitz auf seiner Reise nach Abyssinien gesammelten geographisch-statistischen No- tizen u. m. a. In den Verhandlungen des zoologisch- botanischen Vereines erschienen ein Aulsatz über Leucanthemum und Pyrethrum so wie die Beschreibung einer neuen Art, Sed«m Hillebrandü. Nach dieser gedrängten Schilderung des Lebens und der Wirk- samkeit Pr. Fenzl’s; dürfte es jetzt am Plalze; sein, kurz die Resultate seiner Leistungen als Schriftsteller, als Professor und als Vorstand des k. botanischen Hofcabineites und Gartens zu besprechen. Mit seltener Meisterschaft den unendlich mannigfaltigen Formen- kreis sowohl der einheimischen als auch der exotischen Pflanzen beherrschend, und nicht minder mit der Morfologie und Biologie der Pflanzen vertraut, zeichnet sich Pr. Fenzl als Schriftsteller vorzüglich durch scharfe ruhige Beobachtung und ein glückliches Erfassen der für jede Pilanze wesentlichen Momente aus. Vor Allem muss man den Scharfsinn bewundern, mit dem es Pr. Fenzl gelingt, grössere Gruppen natürlich zu umgrenzen oder für zweifel- hafte Gattungen den geeignelsten Platz im Systeme zu ermitteln. In dieser Beziehung sind die in Endlicher’s Generibus plantarum und in Ledebour's Flora rossica bearbeiteten Familien als wahre Muster anzusehen. Hierin ist Pr. Fenzl mit Endlicher auf das Innigste verwandt; in der Beschreibung der einzelnen. Arten übertrifft er ihn weit. Denn in dieser Richtung gebührt Pr. Fenzl das grosse Verdienst, dass er vorzüglich die organografisch und biologisch wichtigen Momente berücksichtigte und sich nicht bloss wie seine Vorgänger mit der Angabe der relativen Verhäll- nisse der einzelnen Theile begnügte, sondern sehr genaue ab- solute Messungen gebrauchte. So gelingt es ihm, einerseits seinen Beschreibungen eine grosse Genauigkeit zu verleihen, andererseits die von ihm aufgestellten Arten glücklich und natürlich zu begrenzen, so dass er sleis die richtige Mitte zwischen zu grosser Zersplitterung in viele Arten, und denn Vereinen von zu heterogenen Formen hält. Als Lehrer begnügt sich Pr. Fenzl nicht damit, die Botanik bloss zu medizinischen Zwecken zu tradiren, sondern den An- forderungen eines streng wissenschaftlichen Vortrages entsprechend gibt er in den Vorlesungen über Morfologie und Systematik eine gründliche und höchst anziehende Darstellung der genannten Wissen- schaften, die einzelnen Capitel vielfach durch die Resultate eigener Beobachtungen bereichernd. Namentlich gibt Pr. Fenzl durch Her- vorheben jener Puncte, wo eingehendere Forschungen wünschens- werth wären, seinen Hörern vielfach Anregung zu selbstständigen Untersuchungen. Als Vorstand des kais. botan. Hofcabinettes und Director des botan. Gartens der Universität erwarb sich Prof. Fenzl sehr bedeutende Verdienste um die Wissenschaft. Wie nämlich Neilreich in seiner Geschichte der Botanik in Niederösterreich *) bemerkt, machte man früher den Museen Wien’s allgemein den Vorwurf: „Sie sind zwar reichlich ausgestaltet, aber unzugänglich. Dass jetzt Niemand mehr diesen Vorwurf erheben kann, ist vorzugsweise Pr. Fenzl’s Werk.“ In der That dürfte es kaum ein zweites Museum geben, dessen reiche Schätze mit solcher Liberalität nicht nur dem Fachmanne, sondern auch dem Freunde der Wissenschaft zugänglich sind, wie die hiesigen botanischen Sammlungen, seit sie unter Pr. Fenzl’s Leitung stehen. Durch diese Liberalität wurden Wien’s Pflanzen- schätze erst recht bekannt und Oesterreich in dieser Beziehung im Auslande die ihm gebührende Anerkennung verschafft. Wir sahen ferner dass es vorzüglich Pr. Fenzl’s Bemühungen zu danken ist, wenn Wien gegenwärlig ein eigenes botanisches Museum besitzt. Das Herbar wurde vorzüglich durch Pr. Fenzl’s rastlose Bemühungen in seine gegenwärlige leicht benützbare Form gebracht und von ihm durch seine eigene reiche Sammlung vermehrt. Es wird gegen- wärtig fortwährend durch neue Ankäufe bereichert und bedeutende Parthien desselben befinden sich gegenwärtig zum Zwecke monogra- fischer Bearbeitungen in den Händen der bewährtesten Forscher. Auch die gegenwärtige, leicht benützbare und sehr übersichtliche Gestaltung der Bibliothek ist, wie schon erwähnt wurde vorzugsweise Pr. Fenzl’s Werk. Er lässt sich die Bereicherung derselben ganz besonders angelegen sein, indem er richtig die Unentbehrlichkeit dieses Hilfsmittels für die botanischen Studien erkennt. Sorgfältig wird sieim Laufenden erhalten und fortwährend durch Ankauf neuer oder seltener Werke vervollständigt. Um diess bei einer verhältnissmässig beschränkten Dotation zu können, fühlte sich Pr. Fenzl bestimmt alle Druckschriften und Werke, welche sein persönliches Eigenthum waren, der Bibliothek aber fehlten, ihr unentgeltlich abzutreten. Die Summe der auf diesem Wege der Bibliothek einverleibten Nummern übersteigt bereits die Zahl 500. Durch alle diese Be- mühungen Pr. Fenzl’s hat, wie Neilreich **) bemerkt, „diese er ku d. k. k. zool.-botanischen Gesellsch. 1856. I. p. 54. a N a a 9 Bibliothek vielleicht ihres Gleichen in Europa nicht und ist ein wahrer Tempel des Studiums der Botanik geworden.* Auch im Auslande wird die Reichhaltigkeit der hiesigen botanischen Bibliothek aner- kannt und ich citire statt vieler Gewährsmänner nur Pritzel’s *) Urtheil über sie: „Perlustravi illustrem illam bibliothecam, quae in horto Endlicheri et Fenzelii auspieiüs orta, nunc fere omnium ditissima facta est.“ Als Director des botanischen Gartens der Universität erwarb sich Pr. Fenzl vorzüglich durch Herausgabe der bereits erwähnten Adversarien Verdienste um die Wissenschaft, indem er eine Menge von unrichtigen Bestimmungen rectifieirte und so wesentlich zur richtigen Erkenntniss der Kulturpflanzen beitrug. Von ganz besonderer Wichtigkeit sind endlich die Verdienste, welche sich Pr. Fenzl um die allgemeine Verbreitung des Studiums der Botanik nach den Principien des natürlichen Systemes in Oester- reich erwarb. Obwohl es nämlich Pr. Endlicher war, der durch seine Werke bei uns die erste Anregung zur Einführung des Stu- diums der Botanik auf Grundlage eines natürlichen Systemes gab, so stand er doch im Allgemeinen unter den Botanikern Wiens, trotz seines immensen Wissens, trotz seiner genialen Auffassung zu isolirt, als dass es ihm leicht möglich gewesen wäre, seinen Ideen allgemein Eingang zu verschaffen. Pr. Fenzl, dem Freunde Endlicher’s war es vorbehalten durch seine zahlreichen Bekannt- schaften, durch seine leichte Zugänglichkeit und vor Allem durch seine Liebenswürdigkeit im persönlichen Umgange, die Pflanzen- freunde Wiens und durch sie jene Oesterreichs mit den leitenden Prineipien des natürlichen Systemes von Endlicher vertraut zu machen, sie von den Vorzügen dieser Art und Weise der Beob- achtung zu überzeugen und ihnen die Wichtigkeit morfologischer und biologischer Untersuchungen auch für die Systematik klar zu machen. Dass ihn bei. diesem Streben die genialen Leistungen Pr. Unger’s, welche die Aufmerksamkeit der österreichischen Botaniker namentlich auf Anatomie, Physiologie und Palaeontologie der Ge- wächse lenkten, in der nachhaltigsten Weise unterstützten, muss hier besonders hervorgehoben werden. In der That kann man mit Recht behaupten, dass es den vereienten Bestrebungen dieser beiden aus- gezeichneten Gelehrten zu danken ist, wenn die Arbeiten End- licher’s zum Gemeingut der botanischen Kreise Oesterreichs wurden, wenn in der Botanik das Studium des natürlichen Systems und der verwandten Disciplinen bei uns sich Bahn brach und diese Wissenschaft so auf jenen hohen Standpunkt gehoben wurde, den sie in Deutschland, Frankreich und England schon lange vorher inne hatte. Als Pr. Fenzl die Leitung des kais. botanischen Kabinets anvertraut wurde, fand er Gelegenheit in noch viel ausgedehnterem Masse für die Verbreitung der Botanik in Oesterreich zu wirken. *) Thesaurus p. \V. 10 ‘Von dem ernsten Streben. beseelt, die Wissenschaft zu einem Gemein- gut aller Gebildeten zu machen, unterstützt Pr. Fenzl oft mit wahrer Selbstaufopferung Jeden, der seinen Rath in Anspruch nimmt, mit dem reichen Schatze seiner Erfahrungen. Es dürfte kaum einen bedeutenderen botanischen Schriftsteller in Oesterreich geben, der sich Pr.Fenzl nicht in der einen oder der anderen Weise zu Danke verpflichtet fühlt. Der eben erwähnte leitende Gedanke ist es auch, der Pr. Fenzl bestimmt an. allen wissenschaftlichen Gesellschaften lebhaften Antheil zu nehmen, deren Aufgabe es ist, die Botanik im Ganzen oder doch in einzelnen Disciplinen zu fördern. So unterstützte er die jetzige k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft namentlich während der ersten Jahre ihres Bestehens auf jede Weise, räumte ihr mit grosser Liberalität zu ihren Sitzungen den Hörsaal im botanischen Museum ein und bekleidete in ihr, durch das ganze erste Decennium ihres Bestehens die Stelle eines Präses- Stellverireters. Mit wahrer Selbsiverläuenung harrie Pr. Fenzl aufseinem Posten aus, das Wohl der Gesellschaft als seinen höchsten Zweck unverrückt im Auge behaltend. In der That hat der ehe- malige zoologisch-botanische Verein sein schnelles Emporblühen neben der unermüdlichen Thätigkeit des Ritters von Frauenfeld nur der umsichtigen Leitung des Pr. Fenzl zu danken. Nicht minder thätig nimmt Pr. Fenzl an der Leitung der k.k. Gartenbau- gesellschaft als Vicepräsident Antheil. Diese Bemühungen werden auch von dem schönsten Erfolge gekrönt und es muss ihm das Bewust- sein zu dem im letzten Decennium auch in Oesterreich erwachten regeren wissenschaftlichen Leben das Seine redlich beigetragen zu haben, gewiss hohe Befriedigung gewähren. Die eben geschilderten glänzenden Verdienste Pr. Fenzl’s um die Wissenschaft fanden auch in den weitesten‘ Kreisen die ge= bührende Anerkennung. Schon im Jahre 1833 widmete Endlicher in den Atactis botanicis seinem Freunde eine Fenzlia aus der Familie der Melastomaceen. Viele neue Arten, die aufzuzählen hier zu weit führen würde, tragen Pr. Fenzl’s Namen. Eben so gehört Pr. Fenzl zahlreichen gelehrten Gesellschaften des In- und Auslandes, theils als Ehren- theils als wirkliches Mitglied an. Ich hebe von diesen nur hervor: Die k. Akademie der Wissenschaften zu Wien, die Leopoldinisch-Carolinische Akademie (deren Adjunkt Pr. Fenzl seit dem Jahre 1857 ist), die Akademien zu Padua und Neapel, endlich die naturforschenden Gesellschaften zu Moskau, Athen, Boston und Sta. Fe de Bogota, bezüglich der übrigen ver- weise ich auf den Almanech der k. Akademie der Wissenschaften, wo sich alle aufgeführt finden. Im Kreise seiner zahlreichen Freunde und Bekannten wusste sich Pr. Fenzl durch seine leichte Zugänglichkeit, seine ge- winnende Freundlichkeit, durch sein heiteres Gemülh, durch die geist- reiche Weise mit welcher er gesellige Kreise zu beleben versteht, vor Allem aber durch seinen streng rechtlichen edlen Charakter die allgemeine Hochachtung und Liebe zu erwerben. 11 Wie ich glaube, geschah es nicht ohne Absicht, dass Endli- cher eine Charianthus nahe verwandte Gattung dazu auserkor, Pr. Fenzl’s Namen zu tragen; er wollte dadurch auch symbolisch jener hohen Liebenswürdigkeit Ausdruck verschaffen, welche, wie wir sahen, den Grundzug von Pr. Fenzl’s Charakter bildet. Dr. H. W. Reichardt. US mıı—— Zur Kryptogamenflora Nordtirols. Von J. Juratzka. Das nachfolgende Verzeichniss enthält jene Moose und Gefäss- kryptogamen, welche ich während der Zeit vom 23. August bis 8. September 1860 auf den meist in Gesellschaft der Herren L.R. v. Heufler und Dr. A. Kerner unternommenen Ausflügen in die Umgebungen Kufstein’s und in die Zillerthaler Alpen (im Zem- und Floitenthale) gesammelt habe. Die damaligen Witterungsverhältnisse waren leider derart un- günstig, dass wir die Aufgabe, welche wir uns hinsichtlich der botan. Erforschung der genannten Gebiete stellten, nur fragmen- larisch lösen konnten. So missglückte unser Ausflug in die Ziller- thaler Alpen fast gänzlich, indem wir nach eintägigem Aufenthalte im Zem- und Floitenthale, wo wir unter Sturm und Regen botani- sirend nicht höher als bis an den Gletscherrand daselbst (5100' nach Dr. A. Kerner’s Messung) gelangten, in Aussicht auf anhaltendes schlechtes Wetter fast unverrichteter Sache nach Kufstein zurück- zukehren für das räthlichste hielten. Nicht besser erging es uns mit dem Besuche der Alpen um Kufstein selbst, indem wir nur den Hinterkaiser (6900° Esinskalk mit Raiblerschiefer durchsetzt) zu besteigen Gelegenheit hatten, und hier überdiess eine Ausbeute machten, die unsern Erwartungen keineswegs entsprochen hat. Da die während des kurzen Aufenthaltes um Kufstein ge- machten Beobachtungen nicht hinreichen ein Gesammtbild der Flora zu geben, so unterlasse ich es auch, in eine nähere Erörterung der geologischen und sonstigen Verhältnisse des von uns auch nicht nach allen Richtungen begangenen Gebietes einzugehen, und will nur noch jene Arten hervorheben, welche für die Flora Tirol’s mit Rücksicht auf das von Hrn. R. v. Heufler veröffentlichte Ver- zeichniss der „Laubmoose Tirol’s* (Sitzungsbericht der math.- naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Juni-Heft des Jahrganges 1851) und dessen „Hypneen Tirol’s* (Verh. der zool.-botan. Ges. 1860) neu erschienen. Es sind: Dieranum palustre Brid., D. Schraderi Schwgr., Didymodon cylindricus B. et SCH, Borbeta recurvifolia Schpr., Ara Hartmanni Schpr., Ortho- trichum Lyellü Hook. et T., Bryum arcticum B. et Sch., Meesia tristicha B. et Sch., Anomodon longifolius Hrim., Brachythecium 12 reflexum B. et Sch. *), Eurkynchium crassinervium B. et Sch,, Hypnum vernicosum Lindbg., H. sulcatum Schpr., H. callichroum Brid. und H. arcuatum Lindb., wobei ich bemerkte, dass unter diesen Arten: Dicranum palustre, Grimmia Hartmanni, Brachy- thecium refleeum und Hypnum arcuatnm auch fast gleichzeitig in Süd- tirol bei Bozen von Hrn. Baron von Hausmann gesammelt wurden. Hepaticae, Fegatella conica Corda, an den Festungsmauern von Kufstein, und auf dem Thierberge; im Floitenthale bis 4800'. . Sauteria alpina N,, in Felsspalten auf den höchsten Kuppen des Hinterkaisers bei Kufst. Preissia commutata N., an den Festungsmauern, an Kalkfelsen am Längensee und in der Sparchen bei Kufst. Marckantia polymorphaL., häufig an den Festungsmauern von Kufst. mit Fegatella conica und Preissia commutata. Aneura pinguis Dum., Thierberg bei Kufst. Pellia epiphylia N.abE., am Längensee bei Kufst. Metzgeria pubescens Raddi, bei Kufstein und Mariastein. Metzgeria furcata N., im Floitenthale. Lejeuria serpillifolia Lib., bei Mayerhofen im Zillerthale, im Inn- und Floitenthale bis 4800° beobachtet. Frullania Tamarisci N. im Zemthale. Frullania dilatata N. allenthalben um K. Madotheca platyphylla N., um K. und im Floitenthale. Radula complanata Dum., um Kufst., Mariastein; im Zem- und Floitenthale. Ptitidium ceiliare N., auf dem Hinterkaiser mit Mastygobrium deflexum. Trichocolea Tomentella N. in Wäldern um Kufst. nicht selten. Mastigobryum defleeum N. höchst gemein in der Krummholz- region auf dem Hinterkaiser; dann am Gneisfelsen im Floitenthale. Mastigobryum trilobatum N. L. et G., in den Bergwäldern um Kufst. sehr gemein. Lepidozia reptans N., L. et G., gemein um Kufst. Calypogeia Trichomanis N. auf dem Thierberge bei Kufst. Chyloscyphus polyanthus N., bei Mayerhofen im Zillerthale. Lophocolea minor N., auf dem Thierberge und in der Sparchen bei Kufst. Sphagnoecetis communis N. L. et G., auf dem Thierberge bei Kufst. an faulen Stämmen. Jungermannia trichophylla L., häufig auf dem Thierb. bei Kufst. Jungermannia connivens Dicks., unter Sphagnum cuspidatum auf dem Hinterkaiser bei Kulfst. Jungermannia bicuspidata L., in den Bergwäldern um Kulst. bis in die Krummholzregion des Hinterkaisers. *) Bezüglich der Hypneen siehe auch : „Nachtrag zu den Untersuchungen über die Hypneen Tirols“ von R. v.Heufler in Bonplandia. 1861. Nr. 13. 13 Jungermannia barbata N., auf dem Hinterkaiser bei Kufst.; im Zem- und Floitenthale mit der Var. quinguedentata. Jungermannia minuta Dicks., an felsigen Abhängen in der Krummholzregion des Hinterkaisers. Jungermannia ineisa Schrad., auf dem Thierberge und Hinter- kaiser bei Kufst. im Floitenthale. Jungermannia porphyroleuca N., bei Kufst. auf dem Thierberge und Hinterkaiser im Floitenthale. Jungermannia acuta Ldbg., auf feuchten oder schattigen Kalk- felsen in den Umgebungen von Kufst. nicht selten. Jungermannia Mülleri N., auf dem Thierberge bei Kufst. Jungermannia Zeyheri Hüb., auf Kalkfelsen des Thierberges und im Kienthale bei Kuist., mit Seeligeria tristicha. Jungermannia nanaN., auf feuchten Gneisfelsen im Floitenthale. Jungermannia crenulata Sm., auf dem Hinterkaiser bei Kufst. Jungermannia Taylori H.; im Walde am Längensee bei Kufst. (v. Heufler); mit der var. f. anomala auf dem Hinterkaiser. Jungermannia exsecta Schmdl. im Floitenthale. Jungermannia albicans L., im Zem- und Floitenthale unter an- deren Moosen gemischt. ! Scapania nemorosa N., inden Bergwäldern um Kufst. gemein. Scapania aequiloba N., in den Umgebungen von Kufstein bis in die Krummholzregion des Hinterkaisers. Plagiochila asplenioides N., gemein in den Bergwäldern um Kufst. bis auf die Höhen des Kaisers; im Zem- und Floitenthale. Alicularia scalaris Cda. auf dem Thierberg bei Kufst. Sarcoscyphus Funkü Nees, an Wegrändern auf dem Thier- berge bei Kulst. Sarcoscyphus EhrhartiCorda, an Gneisfelsen im Floitenthale, bei 4800’ in Gemeinschaft mit | Sarcoscyphus revolutus Nees. Musci frondosi. Sphagnum acutifolium Ehrh., in den Wäldern des Thierberges bei Kufst. gemein und stellenweise sehr reich fructificirend; in der Krummholzregion auf dem Hinterkaiser in mehreren Formen. Sphagnum cuspidatum Ehrh,, in einem kleinen Hochmoore auf dem nordwestlichen Theile des Thierberges bei Kufst. Sphagnum cymbifolium Ehrh., ebendaselbst mit der var. con- gestum; im Zillerthale zwischen Kaltenbach und Zell. — Am Walch- und Egelsee bei Kufst. (v. Heufler). Sphagnum subsecundum N., am Längensee, auf dem Torfmoore am Egelsee bei Kufst. (v. Heufler). Andraea petrophila Ehrh., an Gneisfelsen im Floitenthale. Phascum cuspidatum Schreb., bei Donauberg im Zemthale, etwa bei 3000’. 14 Gymnostomum calcareum N. et H., an den Festungsmauern von Kufst. (Kalktuff), und an Kalkfelsen im Kienthale. Gymnostomum rupestre Schwaegr., an Kalkfelsen im Kien- thale bei Kufst. mit vorigem. Gymnostomum curvirostrum Hedw., an Kalktuff absetzenden Bergwässern bei Mariastein und am feuchten Kalkfelsen am Längen- see nächst K. | Anoectangium compactum Schwgr., in Gneisfelsspalten im Floitenthale bei 4800° mit reichlichen Früchten. Weissia viridula Brid., um Kufst. fast überall. Weissia fugae Hdw., im Floitenthale. Weissia erispula Hdw., im Zem- und Floitenthale allgemein. Cynodontium polycarpum Schpr., im Floitenthale. Cynodontium virens Schpr., in den Schneegruben auf dem Hinterkaiser bei Kufst. Dichodontium pellueidum Schpr., auf dem Thierberge bei Kufst. Dicranella variaSchpr, allenthalben in den Umgebungen von Kufstein., bei Mariastein u. s. w. Dicranella heteromalla Schpr., in den Hohlwegen auf dem Thierberge bei Kufst. Dicranum montanum Hdw., in der Voralpenregion des Kaiser- gebirges. Dicranum longifolium Hdw., im Zem- und Floitenthale. Dicranum Sauteri B. et Sch., auf dem Hinterkaiser bei Kufst. Dicranum elongatum Schwgr., auf dem Hinterkaiser bei Kufst, mit Sphagnum acutifolium und Jungermannia Taylori nicht häufig. Dicranum fuscescens Turn., ebendaselbst mit der var. ß. flexicaule. Dicranum scoparium Hdw., bei Kufst. und in den Zillerthaler Alpen überall gemein. Dicranum palustre Brid., auf dem Thierberge und in den Wäldern der Vorberge des Kaisers bei Kufst., mit Früchten im Kienthale. Dieranum Schraderi Schwgr., auf dem Torfmoore am Walch- see bei Kufst. (v. Heufler). Dieranum undulatum Schwgr., an den gleichen Orten wie D. palustre. ! Dicranodontium longirostre B. et Sch., auf dem Thierberge bei Kufst. Leucobryum glaucumH p e.,in feuchten Wäldern des Thierberges, auf trockenem und feuchtem Torfboden auf dem Hinterkaiser bei Kufst., 1800°—6500'. Ferner an trockenen Stellen im Hochmoore bei Filzen am Walchsee (v. Heufler.) Fissidens osmundoides Hdw., in feuchten Gneisfelsspalten im Floitenthale bei 4800’. Fissidens adiantoides Hdw., an bewachsenen Gartenmauern der Festung und in allen Wäldern der Umgebung von Kufst., bis in die Schneegruben des Hinterkaisers. 15 Seligeria tristicha B. et Sch. an überhängenden Kalkfelsen am Pfrillensee und im Kienthale bei Kufst. Blindia acuta B. et Sch., an Gneisfelsen im Floitenthale. Didymodon rubellus B. et Sch., an den Garten- und Festungs- mauern, Kalkfelsen und Wegabhängen bei Kufst., dann im Zem- und Floitenthale. Didymodon eylindricus B. et Sch., an Hohlwegabhängen auf dem Thierberge bei Kuist. Distichium capillaceum B. etS ch., auf den Garten- und Festungs- mauern von Kufst, und in den umliegenden Gebirgen; gemein in der Krummholzregion des Hinterkaisers. Ceratodon purpureus Brid., hie und da um Kufst., häufiger im Zem- und Floitenthale bis an die Vegetationsgränze am Gletscher daselbst. Leptotrichum homomallum Schp., an Abhängen im Zemihale. Leptotrichum flexicaule Hpe., gemein um Kufst. bis auf die Kuppen des Hinterkaisers; auf den Festungsmauern und im Kien- Ihale mit spärlichen jungen Früchten. Trichostomum rigidulum Sm., in den Umgebungen von Kufst. bei Mariastein nicht selten. Desmatodon latifolius B. et Sch., auf den höchsten Kuppen des Hinterkaisers bei Kufst., dann im Floitenthale. Barbula rigida Schltz., auf den alten Festungswällen von Kufstein. Barbula unguiculata Hdw., um Kufst. allgemein verbreitet, doch seltener als folgende. Barbula fallaz Hdw., in der nähern und ferneren Umgebung von Kufst. sehr häufig an Felsen, Mauern, steinigen Wegabhängen. Barbula recurvifolia Schpr., mit der vorigen oft in grosser Menge z. B. an feuchten Kalkfelsen am Eingange ins Kaiserthal, doch stets steril. Barbula paludosa Schwgr., bildet ausgedehnte Rasen an den schattig gelegenen Festungsmauern von Kufst. und ist auch häufig an feuchten oder überrieselten Kalkfelsen auf dem Thierberge und in den Vorbergen des Kaisergebirges. Barbula tortuosa W. et M. um Kufst. allgemein verbreitet bis auf die Kuppen des Hinterkaisers; dann im Zem- uud Floitenthale. Barbula muralis Hdw., um Kufst. gemein. Barbula mucronifolia Schwgr., an Abhängen im Floitenthale bei etwa 4200. Barbula aeciphylla B. et Sch., in den Schneegruben auf dem Hinterkaiser bei Kufst. mit Pseudoleskea atrovirens häufig. Barbula ruralis Hdw., hie und da um Kufst., im Zemthale. Grimmia apocarpa Hdw., mit der Var. graeilis um Kufst. ge- mein; im Floitenthale. Grimmia funalis Schpr. Syn., an Gneisfelsen im Floitenthale nicht selten; mit alten Früchten nur an einer Stelle bei 4800' be- obachtet. 16 Grimmia Hartmanni Schp. Syn. an Gneisfelsen im Zem- und Floitenthale häufig aber stets steril. Grimmia elatior B. et Sch., häufig im Zem- und Floitenthale. Grimmia ovata W. et M., ebendaselbst allgemein verbreitet, besonders im Floitenthale, woselbst auch die Var. ß. affinis vor- kommt. Grimmia alpestris Schleich., im Floitenthale bei 4800’. Grimmia giganlea Schpr., an feuchten und überrieselten Kalkfelsabhängen der Vorberge des Kaisergebirges bei Kufstein nicht selten. Racomitrium protensum B. et Sch., im Zem- und Floitenthale. Racomitrium sudeticum B. etSch., ebendaselbst, jedoch spärlich beobachtet. Racomitrium microcarpum B. et Sch., ebendort sehr häufig und mit Racom. canescens das vorherrschendste Moos. Racomitrium lanuginosum Brd., auf der Naunspitze des Hinter- kaisers bei Kufst. (v. Heufl.); dann im Floitenthale. Racomitrium canescens Brid., auf etwas trockenem Torf- boden in der Krummholzregion des Hinterkaisers bei Kufst. stets sehr häufig im Zem- und Floitenthale. Hedwigia ciliata Hdw., im Zem- und Floitenthale. Coscinodon pulvinatus Spreng., an Gneisfelsen im Zem- und Floitenthale, bei etwa 4500. Amphoridium Mougeoti Schpr., häufig im Zem- und Floiten- thale, stets steril beobachtet, Ulota Ludwigii Brid., in den Auen des Innthales bei Kufst.; bei Mariastein. Ulota Hutchinsiae Schpr., an Gneisfelsen im Floitenthale, Ulota crispa Brid., in den Bergwäldern um Kufst. hie und da, und bei Mariastein nächst Kufst. Ulota crispula Brid., mit voriger aber häufiger. Orthotrichum anomalum Hdw., um Kufst. und im Zemthale., Orthotrichum obtusifolium Schrad. bei Kufst. und im Floitenthale. Orthotrichum fallae Schpr. Syn., im Floitenthale. Orthotrichum affine Schrad., in den Umgebungen Kufsteins gemein. Orthotrichum speciosum N. et H., ebenso, und im Floitenthale. Orthotrichum rupestre Schl., im Zemthale. Orthotrichum leiocarpum B. et Sch., wie O0. speciosum. Orthotrichum Lyelliäi H. et T., in den Auen am Seeufer bei Mariastein nächst Kufst. Tetraphis pellucida Hdw. auf dem Thierberge bei Kufst. Eucalypta ciliata Hdw., im Zillerthale von Mayerhofen durch das Zem- und Floitenthal nicht selten. Eucalypta streptocarpa Hdw., um Kufst. ziemlich verbreitet. Splachnum ampüllaceum L., auf Pferdemist auf einem kleinen Hochmoore des Thierberges hei Kufst. 17 Funaria hygromeirica Hdw., bei Kufst. gemein. Leptobryum pyriforme Schpr., an Garten- und den Festungs- mauern von Kufst., an Mauern des Schlosses auf dem Thierberge. Webera elongata Schwgr., in Hohlwegabhängen auf dem Thierberge; und im Zemthale. Webera longicolla Hdw., im Zem- und Floitenthale bis 4800’. Webera nutans Hdw., auf faulen Baumstöcken und auf Moor- grund auf dem Thierberge bei Kulfst. Webera cruda Schpr., auf dem Thierberge und Hinterkaiser bei Kufst., im Zemthale. Webera albicans Schpr., an feuchten Abhängen in den Wäl- dern des Thierberges und der Vorberge des Kaisergebirges bei Kufst. sparsam. Bryum arcticum B. et Sch. in Felsspalten der Schneegruben des Hinterkaisers bei Kufst. Bryum- inclinatum B. et Sch., auf den Kuppen des Hinter- kaisers bei Kufst. Bryum embricatum B. et Sch., Felsspalten auf den Kuppen des Hinterkaisers. | Brium cirrhatum B. et Sch., im Floitenthale auf Abhängen. Bryum bimum Schreb., bei Mariastein nächst Kufst. Bryum subrotundum B. et Sch., in den Schneegruben auf dem Hinterkaiser bei Kufst. Bryum alpinum L., an einem Kalkfelsblocke auf dem Thier- berge bei Kufst. kümmerlich entwickelt; auf Glimmerschiefer bei Zell im Zillerthale, steril. Bryum caespiticium L., allenthalben um Kufst., im Floitenthal bis 4000‘ beobachtet. - Bryum argenteum L., um Kufst. gemein, im Zem- und Floitenthale. Bryum capillare Hdw., allenthalben um Kufst. bis auf den Hinterkaiser. Bryum pseudotriqueirum Schwgr., am Maisstallersee bei Kufst. (v. Heufler), auf dem Thierberge bei Kufst. Bryum pallens Sw., an feuchten moosigen Felsen in der Sparchen und an den schattigen Festungsmauern von Kufst., an Mauern und Felsen bei Mariastein. | Bryum roseum Schreb., auf dem Thierberge bei Kufst., im Zemthale, Anomobryum julaceum Schp., im Floitenthale. Bei 4800° selten und steril. Spuren dieser Art fand ich auch am höchsten Gipfel des Hinterkaisers unter Desmatodon latifolius. Mnium undulatum Hdw., um Kufst. gemein. | .. _Mnium cuspidatum Hdw., um Kufst. gemein; an ‚Gartenmauern mit Cylindrothecium concinnum, Thuidium abietinum u. s. w. Mnium serratum Brid., im Floitenthale bis 4800‘. Mnium spinosum Schwgr., auf dem Hinterkaiser bei Kufst. Oesterr. Botan. Zeitschrift 1. Heft. 1862. 2 18 Mnium stellare Hdw., an Garten- und den Festungsmauern von Kufstein. .. Mnium punctatum Hdw., in der Umgegend von Kufst. gemein, im Zem- und Floitenthale bis 5000‘ beobachtet. Meesia uliginosa Hd w., auf den Kuppen des Hinterkaisers häufig. Meesia tristicha B. et Sch,, auf Sumpfwiesen am Walchsee bei Kufst. (v. Heufler); in einem Torfmoore am Thierberge, steril, Aulacomnium palustre Schwgr., in Moorsümpfen auf dem Thierberge bei Kufst., dann in den Ziller Alpen im Zemthale auf faulem Holze an einer quelligen Sielle. Steril. Bartramia ithyphylla Brid., auf dem Hinterkaiser bei Kufst. (auf Raibler Schiefer) bei etwa 4500; in den Z. A. im Floiten- thale bei 4200‘. Bartramia Halleriana Hdw., im Zillerthale von Mayerhofen durch das Zem- und Floitenthal allgemein verbreitet, Bartramia Oederi Sw., auf dem Thierberge bei Kufst., im Zillerthal bei Mayerhofen. Philonotis fontana Brid., in den Schneegruben des Hinter- kaisers, steril. | Philonotis calcarea B. et Sch., in der Sparchen, beim Pfeillen- see (spärlich mit Früchten), bei Unterlangkampfen nächst Kufst. Atrichum undulatum P, B.. überall um Kufst. Pogonatum aloides P. B., in Hohlwegen auf dem Thierberge bei Kufst. Pogonatum urnigerum Brid., in Hohlwegen auf dem Thier- berge bei Kufst.; im Zillerthale bei Zell, im Zem- und Floitenthale. Pogonatum alpinum Rochl. an moosigen Kalkfelsen bei Mayer- hofen im Zillerthale. Polytrichum gracile Menz. auf trockenem Torfboden auf den Kuppen des Hinterkaisers bei Kufst. Polytrichum formosum Hdw., gemein um Kufst. bis in die Krummholzregion des Hinterkaisers im Zem- und Floitenthale. Die Angabe, das diese Art auf Torfmooren nie vorkomme, ist wohl nicht richtig. Ich fand sie nicht allein auf dem Hinterkaiser (hier in einer Höhe von beiläufig 6500'), sondern auch schon früher auf dem Nass- köhr in Obersteiermark auf echten Hochmooren. Polytrichum piliferum Schreb., auf Gartenmauern bei Mayer- hofen im Zillerthale. Polytrichum juniperinum Hdw., im Zemthale. Polytrichum strictum Menz., Torfmoore am Walchsee bei Kufst. (v. Heufler.) Diphyscium foliosum Mohr., an Hohlwegabhängen in den Berg- wäldern um Kufst. Neckera crispa Hedw. um Kufst. und im Zem- und Floitenthale. Neckers complanata B. et Sch. Bergwälder bei K. | Homalia trichomanoides Schpr., bei Mayerhofen im Zillerthale. Leucodon sciuroides Sch wgr., überall um Kufst. und im Zem- und Floitenthale. 19 Antitrichia enrlipendula B. et Sch. in den Bergwäldern um Kufst., nur steril beobachtet. Myurella julacea Schpr., am Fusse des Kaisergebirges bei Kufst. und auf dem Hinterkaiser. Leskea nervosa Myr., an Kalkfelsen auf dem Hinterkaiser; an Bäumen bei Mariastein nächst Kufst., an Gneisfelsen im Zemthale. Anomodon attenuatus Hartm., um Kufst. Anomodon longifolius, in den Vorbergen des KaisergebirgesbeiK. Anomodon viticulosus H. et T. in den Bergwäldern am Kufst, Pseudoleskea atrovirens Schpr., auf dem Hinterkaiser bei Kufst.; var. £. brachyclados im Zem- und Floitenthale. Pseudoleskea catenulata Schpr., an Kalkfelsen in den Berg- wäldern um Kufst. nicht selten. Heterocladium heteropterum, auf dem ThierbergebeiK. unter an- deren Moosen, in den Z. A. im Zemthale unter Brachythecium plumosum. Thuidium tamariscinum B. et Sch., inden Bergwäldern um Kufst, nicht selten, auch mit Früchten. Thuidium delicatulum B. et Schp., in den Bergwäldern um Kufst. auch an freien Felsen, Gartenplanken u. s. w. Thuidium abietinum B. et Sch., um Kufst. gemein. Pterigynandrum filiforme Hdw., um Kufst. und Mariastein; ß. alpestre im Zem- und Floitenthale. | Leskuraea striata B. et Sch. 8. sazicola im Zem- und Floitenthale. Platygyrium repens B. et Sch., hin und wieder an altem Holze, ‘Gartenplanken um Kufst. und Mariastein. Cylindrothecium concinnum Schp., an Gartenmauern, Fels- blöcken u. s. w. in den Umgebungen von Kufst. und bei Mariastein gemein, ebenso im Zillerthale bei Mayerhofen. Nur steril beobachtet, Climacium dendroides W. et M., häufig auf feuchten Wiesen, an den Ufern der Seen bei Kufst. | Pylaisia polyantha Schpr., überall gemein. Isothecium myurum Brid., an faulen Stämmen in den Berg- wäldern um Kufst. höchst gemein. Orthothecium intricatum B. et Sch. an feuchten Kalkfelsen im Kienthale bei Kufst. Orthothecium rufescens B. et Sch., an feuchten und über- rieselten Kalkfelsen auf dem Thierberge, im Kienthale bis in die Schneegruben des Hinterkaisers bei Kufst. Homolothecium sericeum B. et Sch., um Kufst. allgemein verbreitet. Ptychodium plicatum Schpr., an Kalkfelsen auf dem Hinter- kaiser von beiläufig 2500‘ bis in die Schneegruben, an Steinmauern bei Mariastein nächst Kufst.; im Floitenthale (mit spärlich jungen Früchten) bis zur Vegetationsgrenze am Gletscherrand. | Camptothecium lutescens B. et Sch. um Kufst. gemein. Camptothecium nitens Schpr., auf Sumpfwiesen am Thiersee und Hintersteiner See bei Kufst. (v. Heufler). 2 * 20 Brachythecium salebrosum B. ei Sch., in Bergwäldern um Kufst. gemein. Brachythecium glareosum B. et Sch., an Gartenmauern bei Kufst. und in den umliegenden Bergwäldern bis in die Krummholz- region des Hinterkaisers; in Zem- und Filoitenthale. Brachythecium velutinum B. et Sch., um Kufst. und im Zemthale. Brachythecium reflexum B. et Sch. auf dem Hinterkaiser bei Kufst. mit Pseudoleskea atrovirens. Brachythecium Starki B. et Sch., auf dem Hinterkaiser in der oberen Krummholzregion; im Floitenthale mit Br. populeum. Brachythecium rutabulum B. et Sch., um Kufst., und in der Krummholzregion des Hinterkaisers. Brachythecium rivulare B. et Sch., ziemlich allgemein um Kufst. verbreitet, selbst an schattigen Stellen der Festungsmauern. Brachytheecium populeum B. et Sch., an Kalkfelsen auf dem Thierberge bei Kufst.; im Zem- und Floitenthale, Brachythecium plumosum B. ei Sch., an Gneisfelsen im Zem- und Floitenthale. Eurhynchium striatulumB. et S ch., hin und. wieder an schattigen Kalkfelsen auf dem Thierberge bei Kufst., ohne Früchte beobachtet. Eurhynchium striutum B. et Sch., gemein in den Bergwäldern um Kufst. Eurhynchium erassinervium B. et Sch., an schattigen Felsen beim Schlosse auf dem Thierberge bei Kufst. Eurhynchium Vaucheri Schpr., hie und da an Kalkfelsen in den Bergwäldern um Kufst. bis in die Krummholzregion des Hinter- kaisers. Eurhynchium piliferum B. et Sch.. in den Wäldern des Thier- berges bei Kufst. Eurhynchium praelongum B. et Sch., hin und wieder um Kufst. Rhynchostegium murale B. et Sch., gemein um Mariastein, Kufst. bis in die Krummholzregion des Hinterkaisers. Rhynchostegium rusciforme B. et Sch., hin und wieder um Kufst.; var. ö. atlanticum an Bretterwänden in schnellfliessendem Wasser in der Sparchen bei Kufst. Plagiothecium pulchellum B. et Sch., Krummholzregion auf dem Hinterkaiser bei Kufst. | Plagiothecium Mühlenbeckü B. et Sch., ebendaselbst gemein, au Plagiothecium denticulatum B. et Sch., im Zem- und Floiten- thale. Plagiothecium undulatum B. et Sch., in feuchten Wäldern am Ufer des Hechtsee’s bei Kufst. selten und steril. Amblystegium subtile Schpr., am Fusse des Kaisergebirges bei Kufst. Amblystegium serpens Schp., gemein an faulen Stämmen, Gartenplanken, Kalkfelsen um Kufst.; an Gneisfelsen im Zemthale. Amblystegium riparium B. et Sch., bei Mariastein und Kufst. ; an hölzernen Wasserbehältern im Orte Fügen im Zillerthale. 21 Iypnum Halleri L. fil., gemein an Kalkfelsen in den Berg- wäldern um Kufst. bis auf die höchsten Kuppen des Hinterkaisers. Hypnum Sommerfeltü Myr., in den Bergwäldern um Kufst. nicht selten, auch am Festungsberge. Hypnum chrysophyllum Brid., allenthalben um Kufst. in den Bergwäldern an Gartenmauern, am Festungsberge. Hypnum stellatum Schreb., gemein um Kufst. in den Berg- _ wäldern bis auf die Kuppen des Hinterkaisers, auch auf dem Festungsberge. | Hypnum aduncum Hdw., auf Sumpfwiesen des Thierberges und an den Ufern aller See’'n um Kufst. häufig, doch ohne Früchte. Hypnum vernicosum Lindbg. in Hartm. fl. scand. ed 8. (H. pellucidum Wils. in sched.), nur die männliche Pflanze in einem kleinem Hochmoore auf dem Thierberge bei Kufstein. R. v. Heufler sammelte es auch am Walch- und Thiersee. — Diese durch ganz Nord- und Mitteleuropa, so viel mir bis jetzt bekannt bis unter den 45. Breitegrad verbreitete Art ist dem Hypnum ad- uncum sehr ähnlich und unterscheidet sich von diesem durch stärkeren Glanz und grössere Weichheit durch die blassere Färbung, kürzer zugespitzte mehr oder weniger längsfaltige durchscheinende Blätter mit an der Basis meist gelblich oder bräunlich gefärbten etwas weiterem Zellenneize, durch das grössere Peristom, dessen äussere Zähne gegen die Spitze mit einem schmäleren hyalinen Rand ver- sehen sind. Sie scheint nur in kalkfreien Sünpfen und selten mit Früchten vorzukommen. Mit solchen wurde sie von Dr. F. Unger bei Kitzbühel in Tirol (Herbar. des Joanneums in Gratz) und von Dr. ©. Sendtner im-Merlbacherfilz in Oberbaiern (Herb, der zool.- botan. Gesellsch.) gesammelt. Hypnum uncinatum Hdw., gemein in den Bergwäldern um Kufst, bis auf die Kuppen des Hinterkaisers (besonders unter Krumm- holz); im Zem- und Floitenthale bis zur Vegetationsgrenze am Gletscher. : Hypnum Solmsianum. Schpr. in litt. ad Milde, nach einer von Dr. Milde mir mitgetheilten Probe. Dieses Moos ist dem AH. uncinatum durchaus ähnlich, aber in allen Theilen um die Hälfte kleiner und die Blätter sind kaum faltig gestreift. An Baumstämmen in den Auen am Seeufer bei Mariastein nächst Kufst. Hypnum subsulcatum Schpr. Syn. (Hypn. Schwarzü Sauter in Jitt.), an Kalkfelsen in den Schneegruben des Hinterkaisers mit Barbulla aciphylia häufig, dann an nassen Kalkfelsabhängen am Fusse der Vorberge des Kaisers bei Kufst. Hypnum commutatum Hdw., gemein um Kufst. und auf dem Hinterkaiser. Sehr häufig und fructificirend an Kalktuff absetzenden Bergwässern bei Mariastein nächst Kufst. Hypnum falcatum Brid., am Seeufer bei Mariastein- nächst Kufstein. BG Hypnum filiceinum L., gemein um Kufst., auch im Zillerthale. Allerorts an den Wänden hölzerner Wasserbehälter. - 22 Hypnum rugosum Ehrh., allgemein verbreitet. Hypnum reptile Mich., auf dem Hinterkaiser bei Kufst. in der Krummholzregion. Hypnum fastigiatum Brid., an Kalkfelsen der Kuppen des Hinterkaisers. Hypnum callichroum Brid., nicht selten in der Krummbholzregion . des Hinterkaisers. | Hypnum cupressiforme L., in mannigfaltigen Formen, worunter auch die var. filiformis, um Kufst., dann im Zem- und Floitenthale gemein. Hypnum arcuatum Lindb. inHartm.fl. scand. ed. 8. (Hypnum pratense ß. hamatum Schpr. Syn.), in den Umgebungen von Kufst. allgemein verbreitet, auf trockenen und sumpfigen Wiesen, grasigen Wegabhängen, lichten Waldplätzen, Gartenplanken, Kalkfelsen, Mauern (z. B. der Festung); ferner auf Kalk und Gneis, im Zem- und Floitenthale bis 4500°. Von Hypnum pratense Koch hauptsächlich durch den diöcischen Blüthenstand, die blasig erweiterten Blattflügel- zellen und faltig streifigen Büchsen verschieden. Hypnum molluscum Hdw., um Kufst. gemein. Hypnum Crista-castrensis L., in den Umgebungen von Kufst., nicht selten, auch mit Früchten; unter Krummholz auf dem Hinter- kaiser. | Hypnum palustre L., gemein um Kufst. auf den Mauern der Festung und auf dem Steinplattenpflaster im Kirchhofe. Var. ß. subsphaericarpon an Bretterwänden im schnellfliessenden Wasser in der Sparchen (v. Heufler) und an den Ufern des Kaiserbaches. Hypnum giganteum Schpr., häufig auf einem Wiesenmoore auf dem Thierberge, dann am Hechtsee bei Kufst. Hypnum cuspidatum L., um Kufst. gemein. Hypnum Schreberi Willd., um Kufst. häufig, hin und ‚wieder auch reichlich mit Früchten. Hypnum purum L. mit H. Schreberi, doch sparsamer. Hypnum stramineum Dicks., in einem kleinen Hochmoore auf dem Thierberge bei K. Hypnum trifarium W. et M., am Längensee bei Kufst. mit H. scorpioides und aduncum. Hypnum scorpioides L., in Sümpfen des Torfmoores am Walch- und Egelsee (v. Heufler); am Längensee und in Sümpfen am Seeufer bei Mariastein nächst Kufst. Hylocomium splendens Schpr., gemein um Kufst., besonders unter Krummholz auf dem Hinterkaiser, ferner in dem Zem- und Floitenthale. Hylocomium umbratum Schpr., unter Krummholz auf dem Hinterkaiser bei Kufst. | Hylocomium Oukesü Schpr., nicht selten unter Krummholz auf dem Hinterkaiser bei Kufst.; im Floitenthale. Ist gewöhnlich von Ptychodium plicatum begleitet und häufig mit demselben innig gemischt. Steril. I. 23 Hylocomium squarrosuin Schpr., in den Wäldern des Thier- berges bei Kufst.; bei Mayerhofen im Zillerthale. Hylocomium triquetrum Schpr., gemein um Kufst., besonders unter Krummholz auf dem Hinterkaiser. Hylocomium loreum Schpr., in den Wäldern des Thierberges bei Kufst., besonders an schattigen moosreichen Stellen. Cryptogamae vasculares. Lycopodium Selago L., Kuppen des Hinterkaisers bei Kufst.; im Zem- und Floitenthale. L. annotinum L., häufig in den Wäldern des Thierberges bei Kufstein. L. elavatum L., zerstreut eben da. Selaginella spinulosa A.Br., auf den Kuppen des Hinterkaisers bei Kufst. S. helvetica Spreng., gemein in den Umgebungen von Kufst. Polypodium vulgare L., sparsam auf dem Thierberge bei Kufst.; häufiger im Zem- und Floitenthale bis 5000°. P. Phegopteris L., in den Wäldern um Kufst. hie und da häufig. P. Robertianum Hoffm., häufig in den Umgebungen Kufst.'s. Woodsia hyperborea R. "Br., im Floitenthale bei 4800 Fuss (v. Heufler). Aspidium Lonchitis Sw., auf dem Hinterkaiser bei Kufst.; im Zem- und Floitenthale bis zur Vegetationsgrenze am Gletscher. A. aculeatum Sw., in den Wäldern des Thierberges bei Kufst. Polystichum Thelypteris Roth, am Längensee bei Kufst. P. Orcopteris De C., in den Bergwäldern um Kufst. gemein. P. Filic mas Roth, ebenda. P. spinulosum De C., ziemlich häufig auf dem Thierberge bei Kufst. Cystopteris fr agilis Bernh., um Kufst. gemein. C. alpina Link., in Felsspalten auf den Kuppen des Hinter- kaisers. Asplenium filix femina, allenthalben um Kufst. A. Trichomanes L., um Kufst. gemein. A. viride Huds., ebenso, A. germanicum Weis. .„ an Einfriedungsmauern in Mayerhofen im Zillerthale. A. Ruta muraria L., um Kufst. gemein. A. septemtrionale Sm., mit A. germanicum an Einfriedungs- mauern in Mayerhofen im Zillerthale. Blechnum Spicant Roth., häufig in Bergwäldern um Kufst. bis 4000’. Pteris aquilina L., am. Thierberg bei Kufst. Struthiopteris germanica Willd., sehr häufig im Zemthale. Wien, im December 1861. =—e20 0. 32 24 Beiträge zur Botanik Ungarns, Von A. Kanitz. II. (Auszüge ungarischer und in Ungarn erschienener Inauguraldissertationen.) 5. Emericus Hünyor. Hungarus nobilis Zemplenyiensis: Dissertatio inauguralis medica de Helleboro (26 S.) Pest 1834. 8. Auch unter diesem Titel: A hünyorröl orvos doctorrä letekor ertekezik Hunyor Imre Pesten Juliusban 1834ben. (Vom Niesswurz . disserirt Emerich von Hunyor bei seiner im Juli 1834 erfolgten Promotion zum Doctor der Medicin.) Diese in ungarischer Sprache geschriebene medizinische Dis- sertation widmete der Verfasser seinem Vater. — Wenn wir das darin enthaltene Botanische beachten, so finden wir, dass zuerst der Charakter des Helleborus, dann die Beschreibung des H. niger gegeben wird. Ausserdem führt der Autor von den in Ungarn vor- kommenden Helleborusarten an: | H. purpurascens Kit., in den schattigen Wäldern Ungarns und Siebenbürgens, im Pester Comitat hauptsächlich um St. Andre, Pilis, Szäntö und Waitzen. — H. viridis, in Ungarn und Sieben- bürgen, im Pester Comitat am häufigsten um Pilis und Budaköz. — H. foetidus, am Fusse der Kalkgebirge. — H. hyemalis L., wo die anderen Arten. ImPester Comitat, Pest-Ofner Stadtwäldchen. — H. odorus Kit., im südlichen Theile Ungarns und Kroatiens. — H. du- meltorum (mit viridis); H. atrorubens, in den Wäldern Kroatiens. — Nachdem der Autor noch die medizinische Wirkung dieser Pflanzen bespricht, geht er auf das Veratrum album über, welches er in botanischer und medizinischer Hinsicht abhandelt, 6. Dissertatio inauguralis enumerans species Hungaricas Ra- nunculi Linnei quam etc. submittit Franciscus Kramer Hungarus Pestiensis (16 S.). Pest 1844. 8. | In dieser Arbeit; welche der Autor dem Grafen Moritz Almäsy de Zsadäny et Török-Szent-Miklös gewidmet hat, wird die Begrenzung der Familie zuerst gegeben und dann der besonderen Unterstützung Prof. Sadler’s Erwähnung gethan, welcher zu vielen der im Werke enthaltenen Ranunkeln die Fundorte angab; die Diagnosen sind nach der Synopsis von Dietrich gegeben, auf- gezählt werden folgende Arten: Ranunculus hederaceus L., In Dalmatiae aquosis, inundatis, ad fossas, Portenschlag, Host. In stagnis juxta Köhalom Transsylvaniae. Apr. Majo. R. aquatilisL.: «. peltatus Koch, ß. truncatus Koch, 8. tripar- titus Koch, e. pantothrix Koch, s. succulentus Ko ch. Incolit omnes paludes et rivulos lente fluentes totius Hungariae. Vere et prima aestate. R. divaricatus Schrank. In stagnis fossisque Transsylvaniae communis. Baumg. Jun. Jul. 25 R. fluitans Lam. Cum priori specie per totam Hungariam. R. millefoliatus V ahl. In montibus et collibus Croatiae et Dal- matiae. Host, Portenschlag, Tomasinni, Vere. R. pedatus W.K. In graminosis Hungariae et Transsylvaniae. Majo, Junio. Altitudo 1—11/, ped. R. illyricus L. In graminosis apertis et sylvaticis frequens per Hungariam, Transsylvaniam, Croatiam et Dalmatiam. Majo, Junio. Flos speciosus. R. Thora L. In pascuis alpium hungaricarum et croaticarum saepius frequentissime Kit., Roch., Wahlbg, aestate. R. hybridus Biria. In alpium jugis Barcensibus prope rivulos in Transsylvania Baumg. Jun., Jul. R. glacialis L. Habitat tantummodo in cacuminibus_ altissimis Carpatorum non infra 6000 ped. super mare, aestate. R. alpestris L. Frequens in rupestribus irrigatis alpium hungarica- rum, banaticarum, Transsylvaniae et Croatiae, aestate, in autumnum. R. crenatus W. K. In alpium banaticarum et Transsylvaniae nec non Croatiae locis saxosisirrigatis Kit., Roch., Baumg. aestate in autumnum. R. aconitifolius L. et 8. platanifolius L. In sylvis subalpinis et alpinis Hungariae, Transsilvaniae et Croatiae Jun. Aug. £. in silvis densis humidisque post Parajd nempe prope ortum Kochelii minoris in Transsylvania Baumg. R. lingua L. In paludosis, aquis stagnantibus , ad rivulos, in fossis vulgaris per totam Hungariam et Transsylvaniam, Altitudo 2—4 ped. Jul. Sept. “ R. Flammula L. In paludosis, spongiosis, pratis udis frequens per totam Hungariam et Transsylvaniam. Jun. Aug. R. polyphyllos W. K. Provenit abunde in stagnis, inundalis et ad paludes planitiei hungaricae potissimum ad Tibiscum. Inpis- einis stagnisque juxta Deva et Kärolyfejervär frequens. Majo, Jul. R. auricomus L. In sylvis frondosis, caeduis et pratis montanis pinguioribus. Hung., Transs. et Croatiae. Majo, Jun. R. cassubicus L.In sylvis montanis Banatus Rochel. Majo, Jun. R. sceleratus L. In udis fossis stagnis, ad ripas rivulorum frequentissimus aestate. | R. montanus W. In alpibus Croatiae, Banatus, Marmatiae, Transsylvaniae non infrequens Host., Kit., Sadler, Roch,., Baumg. Jul. Aug. R. Gouani Willd. In alpinis pratis Com. Marmaros. Kit. In alpibus Fogarasiensibus Transsylvaniae. Baumg. R. acris L. Vulgatissimus in omnibus pratis praesertim udis, aestate. Altitudo 2—4 ped. R. polyanthemos L. Vulgaris in pratis altioribus pinguioribus et sylvaticis totius Hungariae. Aestate 1—2 pedalis. R. nemorosus L. Cum priori. Majo, Jul. Alt. 1—3 ped. R. lanuginosus L. Vulgaris cum prioribus. Jun., Jul. 1—3 ped. 26 R. repens L. Ranunculorum communissimus in omnibus uligi- nosis, spongiosis fossis plateis, ad stagna et in salicetis. Majo, Aug. Alt. 1—2 ped. R. flabellifolius Heuff. In nemorosis ad Krassova, Oravicza, Csiklova Banatus, Heuffel, Wierzbicki. Majo, Jun. Altitudo Ia—1 ped. R. bulbosus L. Ranunculorum distinctissima rarior in Hun- gariae planitie, frequentior in Banatus, Transsylvaniae et Dalmatiae pratis siccioribus, ad agros inler segetes et in subalpinis. Jun., Aug. R. Philonotis Retz. In graminosis Hungariae, Croatiae et Trans. passim in pomariis aestate. R. laciniatus Baumg. In montibus siccioribus ad Ujegyhaza Transsylvaniae. Baumg. Majo, Jun. R. tuberculatus Kit. Inter Croatiae et Hungariae segetes Majo, Jul., Aug. An varietas sub sequentis? R. arvensis L. In agris, cultis inter segetes abunde in omni- bus Hungariae provinciis. Majo—Jul. R. muricatus L. In graminosis et inter segetes. Littoralis hungarici et Dalmatiae frequens. Majo, Jul. R. parviflorus L. Cum praecedente frequens. R. verrucosus Presl. In graminosis ad Flumen, Majo, Junio, Sadler. R. ophioglossifolius Vill. In uliginosis et ad stagna insularum Veglia et Ossero v. g. ad Capricio ins. Veglia Sadl. Jun. Jul. R. nodiflorus L. In stagnis silvaticis Hungariae, Banatus et Croatiae montanae nec non ad paludes planitiei hungaricae copiose Majo. Jun. | Callianthemum rutaefoium Rechb. In lapidosis et pascuis Alpium Carpaticarum Hungariae et Radnensium nec non Fogara- siensium Transsylvaniae. Koch., Kit, Wahlb., Baumg. aestate. -Ficaria calthaefolia Rcehb. In Dalmatiae udis et sylvaticis umbrosis. Vere. F. verna Pers. In pratis, sylvis, pascuis et locis humidis fre- quentissime. Vere. " Ceratocephalus falcatus Pers. Frequens in argillosis, rude- ratis, ad aggeres, vineas in graminosis etc, per omnes Hungariae provincias. Vere. Correspondenz. Gratsch bei Meran, den 12. November 1861. Es wird Sie vielleicht interessiren, von mir einige Zeilen zu erhalten, nachdem ich seit 2 Monaten Ludwigsbad verlassen habe. Mit welch gespannter Erwartung, ich, der ich Süddeutschland nie gesehen, hierher gekommen bin, können Sie sich wohl vorstellen. Meine Erwartungen sind, wie es oft so geht, anders erfüllt worden, 27 als ich dachte. Da ich Berge nicht steigen darf, so sind mir natürlich die alpinen Sachen entgangen; das Thal aber, in welchem ich mich bewege, ist zum allergrössten Theile von der Cultur in Anspruch genommen, und da auch Wälder fehlen, so ist das für meine For- schungen zugängliche Gebiet gerade kein grosses, es beschränkt sich auf die Mauern der Weinberge, einige trockene felsige Abhänge, einige wenige Schluchten, die aber nicht entfernt mit der üppigen Vege- tation der Sudeten wetteifern können, und auf die Einfassungen der Wasserleilungen. Asplenium Adiantum nigrum und Grammitis Ceterach sind ziemlich häufig, Adiantum capillus Veneris habe ich dagegen nur an einer Stelle und Notochlaena Marantae nur an zwei Stellen sparsam bemerkt, Asplenium ruta muraria var. pseudofissum, eine sehr seltene Varietät, die ich nur aus Schlesien (wo sie v. Nees zuerst sammelte und auf einer Kapfel A. tenuifolium nannte) und aus Tirol kenne, fand ich an einer Dorfmauer in einem Stocke. Von Moosen habe ich viele schöne und für Tirol, einige auch für Deutsch- land neue Arten gefunden; so einen vielleicht noch nicht beschrie- benen Campylopus, Fissidens crassipes und rufulus beide mit Früchten; letzterer hat, wie meine Untersuchung zeigte, endständige polygame Blüthen; am häufigsten fand ich rein weibliche, am seltensten rein männliche; ferner Trichostomum convolutum und anomalum sehr gemein; seltener crispulum; Desmatodon cernuus stellenweise häufig, Barbula squarrosa, inermis, recurvifolia, rigida, papillosa, con- voluta sehr häufig, seltener al/pina und sehr häufig eine Art auf Mauern, die ich für neu halte. Sie steht am nächsten der laevipila und zeichnet sich durch einen Apparat von elliptischen Brutknospen aus, den sie am Ende der Stengel trägt; Cinclidotus riparius ge- mein, seltener fontinaloides, Grimmia Hartmanni, Coscinodon, Funaria Mühlenbergü, Bryum versicolor, Philonotis marchica, Atrichum angustatum, Leskea fragilis nur an drei Granitblöcken, Pterogonium gracile, Fabronia octoblepharis sehr gemein, beide Cylindrothevien, Amblystegium radicale und fluviatile, Hypnum arcuatum. Auch eine höchst interessante Form von Equisetum variegatum habe ich hier aufgefunden; sie ist ausnehmend häufig und zeichnet sich durch 2—3 Fuss hohe, sehr oft ästige Stengel aus, deren Aeste sehr häufig Aehren tragen, bei unverletzten Haupt- stengel. Bevor der Winter einzieht, hoffe ich noch Manches zu finden. Die Luft ist ausnehmend erfrischend und durchaus noch nicht zu Ausflügen zu kühl. J. Milde. Meran, den 4. December 1851. Endlich komme ich dazu, den Brief abzuschicken, der schon vor drei Wochen an Sie abgehen sollte. Das Wetter ist so schön, dass ich sehr wenig in der Stube bin und meine kleinen Spazier- gänge in die nächste Nähe ununterbrochen fortsetzen kann. Die Luft ist jetzt noch so warm, wie bei uns an ganz heitern Maitagen. Seit vierzehn Tagen habe ich viele neue Sachen gefunden, die mir ausserordentliche Freude gemacht haben. So in einer kleinen Höhle 28 Grammitis leptophylla in Keimpflanzen, die ich jetzt cultivire; Notohlaena Marantae bedeckt an 30 ‘lange Felsenterrassen ganz nahe bei meiner Wohnung, ist aber unerreichbar. Campylopus longipilus fand ich an drei Orten, tief unten im Thale; an allen Standorten fand ich die bisher unbekannten männlichen Blüthen; Pyramidula ist in Menge an einem felsigen Abhange auf Erde vorhanden, aber noch unreif. Eine der interessantesten Localitäten habe ich jetzt erst kennen gelernt; es ist dies eines der reizendsten und wärmsten Thäler in dem sonnigen Algund, nahe bei Graisch, meinem Wohn- orte. Zahllose Felsen bekleidet in schönen ausgedehnten, gelblich- grünen Rasen Hedwigidium imberbe, fast stels mit Hedwigia und Campylopus longipilus, an vielen Stellen Leptodon Smithiü und Pterogonium gracile, an einem mit Epheu umrankten Blocke: Leskea fragilis, an einem andern Standorte Anomodon rostratus und an grasigen Stellen in Menge Dieranum Mühlenbecki c. fr.; hier und da Antitrichia, Leptotrichum glaucescens, Atrichum angustatum, Barbula tortuosa, Eurhynchium strigosum var. imbricatum und auf schwarzer, lockerer Erde mit Grimaldia fragrans und Riccia Bischofi ein mir noch zweifelhafter Campylopus. J. Milde. — Personalnotizen. — Dr. Geoffroy de Saint-Hilaire, Director des Jardin des Plantes in Paris, starb am 10. November v. J., nachdem er ein Alter von 56 Jahren erreicht hatte. — Dr. Bialloblotzky in Göttingen agilirt mit grosser Begei- sterung für das Zustandekommen eines Universal-Gelehrten-Congresses und hat auch beiden Versammlungen in Speier und Frankfurt für diese Idee geworben, auch hat derselbe unter dem Titel: „Aus dem Brief- wechsel eines nicht blos in Hannover reisenden Hannoveraners“, bereits zwei Brochüren mit Urtheilen über das riesenhafte Unter- nehmen drucken lassen, zu dessen Ausgangspunkt er anfangs Paris, dann Baden-Baden bestimmte. — Johann Xantus, der als ungarischer Emigrant jenseits des Oceans grosse Reisen im Interesse der Naturwissenschaften machte und dem die straffreie Rückkehr nach Ungarn gestattet wurde, ist bereits in seiner Heimath eingetroffen. — Prof. Heer hat in Folge eines Auftrages, nämlich eine die Geo- logen Englandsbeschäftigende Streitfrage zu schlichten, in Begleitung des Züricher Geologen Prof. Dr. Escher v.d. Linth einen mehr- monatlichen Aufenthalt in England genommen, um über den fraglichen Gegenstand, über die geologische Formation, zu welcher ein im südlichen England bei Torquai neu entdecktes Kohlenlager gehöre, an Ort und Stelle die nöthigen Studien zu machen. — H. Rouher, der für die Acclimatisirungs-Gesellschaft in Paris bereits mehrere neue Pflanzen aus Amerika gebracht hat, ist im Begriffe, wieder eine Reise nach Südamerika zu unternehmen. 29 -— Dr. Adolph Weiss, Docent an der Universität in Wien, unternahm in Begleitung seines Bruders Dr. Edmund Weiss eine wissenschaftliche Reise nach Griechenland und den Jonischen Inseln, um zunächst an der Westküste des Peloponnes die dort totale Sonnenfinsterniss am 31. December zu beobachten, sowie ander- weitige physikalische und botanische Studien an der Meeresküste zu machen. — Alfred Breindl, Stations-Chef der südl. Staatseisenbahn ist von Wien nach Laibach versetzt worden. — Alexis von Pävai, Dr. der Chemie in Nagy-Enyed in Siebenbürgen hat unter fünf Concurrenten jenen von dem Grafen Teleky und von L. v. Tisza gegründeten und von dem sieben- bürgischen Landwirthschaftsvereine ausgeschriebenen Preis (Oest. botan. Zeitschrift J. 1860 Seite 204) gewonnen und wird in Folge dessen und auf Kosten zweier ungarischer Magnaten kommenden Sommer eine botanische Rundreise durch Siebenbürgen unternehmen. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Se, Majestät der Kaiser hat der Leop.-Carol. Akademie der Naturforscher eine abermalige Unterstützung von 2000 Gulden zugehen lassen. | — Die populären Vorträge der k. k. Gartenbaugesell- schaft in Wien, haben am 18. December v. J. begonnen. Professor v. Perger sprach an jenem Tage über germanische Baumsagen. Der nächste Vortrag findet am 8. Jänner statt, Dr. Hornstein wird über die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche sprechen. Als weitere Vorträge sind noch bestimmt: am 29. Jänner, Professor Schrötter: über Spectral-Erscheinungen; am 19. Februar, Pro- fessor Simony: über das Pflanzenleben in den Alpen; am 12. März, Professor Unger: über Grabespflanzen und Totenschmuck der. Völker der Erde; am 26. März, R. v. Hauer: über den Einfluss der geologischen Verhältnisse auf die organische Welt; am 16. April, Dr. Reissek: über die Gräser und ihre Beziehungen zum Menschen. Zwar ist der Eintrit in den chemischen Hörsaal des Polytechnicums, wo die Vorträge abgehalten werden und um halb acht Uhr des Abends beginnen, nur gegen Vorzeigung einer Einladungskarte gestattet, allein, der Secretär der Gesellschaft Herr Beer ist stets bereit, solche Karten mit der grössten Liberalität zu vertheilen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturwiss. Classe am 28. Novemb. v. J. legte Karl Fritsch, Adjunkt an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie, eine Abhandlung vor, welche eine genaue Bestimmung der Summe und Höhe der Lufttemperatur zum Gegenstande hat, die verschiedene Pflanzenarten zur Entwicklung der Blüthen und Früchte benöthigen. Die umfassenden, auf nicht weniger als 889 Pflanzenarten sich er- streckenden Untersuchungen gründen sich einerseits auf die Beob- 30 achtungen, welche von Fritsch die letzten zehn Jahre hindurch über die Blüthe und Fruchtreife der Pflanzen im k. k. Universitäts- garten angestellt worden sind, andererseits auf die Thermometer- beobachtungen an der k. k. Central-Anstalt. Die lange Reihe der Beobachtungen führte zu einer sehr genauen Bestimmung der mittlern Tage, an welchen die beobachteten Pflanzen die ersten entwickelten Blüthen und reifen Früchte zeigten. Der wahrscheinliche Fehler dieser Bestimmung beträgt bei mehr als 90 pCt. der beobachteten Pflanzen nur 1 bis 2 Tage. Für diesen Zeitpunkt nun, der nach Verschiedenheit der Pflanzenart ein andererer ist, berechnete Fritsch die Summen der Temperatur über dem Gefrierpunkte, ausgehend vom 4. Jänner eines jeden Jahres. Die aus allen Jahren gefolgerte mittlere Summe ist bei mehr als 90 pCt. der beobachteten Pflanzen nur mit einem wahrscheinlichen Fehler zwischen 1 bis 3 pCt. der Summe behaftet, Fritsch nennt daher diese Summe mit Recht „thermische Constanten“ der Pflanzen, findet sich aber nicht ver- anlasst, diese Bezeichnung auf die mittlere Höhe der Temperatur am Tage der Blüthe oder Fruchtreife zu übertragen, weil diese ziemlich veränderlich ist. Solche thermische Constanten setzen, wie sich von selbst versteht, eine genügende Bodenfeuchtigkeit voraus. Sie sind von Werth für die Pflanzen-Geographie, weil sie über eine der Hauptursachen des Vorkommens der Pflanzen in bestimmten Gebieten der Ebene und Regionen der Höhe Aufschluss geben, falls die klimatischen Verhältnisse derselben bekannt sind. Die ther- mischen Constanten erlauben aber auch wieder aus dem Vorkommen der Pflanzen in bestimmten horizontalen und vertikalen Gebieten, deren klimatische Verhältnisse nicht bekannt sind, einen Schluss auf diese zu ziehen. Ja selbst für die Systematik der Botanik sind sie von Nutzen. Abgesehen davon, dass sich auf die thermischen Con- stanten ein neues, den Bedürfnissen des praktischen Lebens, ins- besondere wenn es sich um Acclimatisationsversuche handelt, mehr entsprechendes System gründen liesse, sind sie ein Kriterium mehr zu der oft schwierigen Unterscheidung der Arten. Die 36. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wurde am 17. September v. J. in der protestantischen Dreifaltigkeitskirche zu Speyer durch den ersten Geschäftsführer Dr. Heine eröffnet. Die botanische Section hielt am 18. September unter dem Vorsitze des Prof. Martius ihre erste Sitzung. In der- selben sprach Dr. Schwendener über die systematische Bedeutung der Flechtengonidien. Er unterscheidet 4 Typen, nämlich: Gonidien- schnüre mit grösseren Grenzzellen; Gonidienschnüre, deren Zellen zum Theile mit Faserästen des Thallus eine Copulation eingehen; Gonidiengruppen mit Gallerthüllen; Gonidiengruppen ohne Gallert- hüllen und von gelbgrüner Farbe, während die Gonidien der ersten 3 Typen blaugrün gefärbt sind. Jeder dieser Typen ist charakteristisch für bestimmte Abtheilungen der Flechten. Bemerkungen hieran knüpfen C. Schimper, v. Martius und Dippel. Dr. Schultz Bip. sprach über die Gattung Zalusania Pers. und begründete, dass die Gattungen 31 Ferdinanda Lagasca Chrysophania Kunth. und Chilophyllum D.C. mit Zaluzania zu vereinigen und zwei neue Arten aus Mexico: Zaluzania megacephala und Z. myriophylla aufzustellen seien. Dr. €. Schimper sprach über eine interessante Blumenfüllung bei Chei- ranthus Cheiri und über die Umkehrung von Blältern bei verschiedenen Pflanzen, W. Neubert sprach über künstliche Befruchtung, wobei er bemerkte, dass äusserliche Verhältnisse, besonders das Locale, in welchem die Eltern stehen, auf das Resultat künstlicher Kreuzung wesentlich influiren. Dr. Schultz Bip. zeigte eine Probe vegetabilischen Goldes vor, welches das Alkaloid aus der Wurzel einer mexicanischen Pflanze ist,- die von ihm Trixis Pipitzahuac genannt wurde. — In der zweiten Sitzung am 19. September präsidirte Prof. Münter aus Greifswald. In derselben suchie Dr. Michelis aus Münster darzu- stellen, dass eigenthümliche Pflanzenformen daraus entstehen, dass bestimmte Theile zu einem Charakteristicum für einzelne Pflanzen- gruppen werden, sich vorwiegen und darum abnorm entwickeln. Leop. Fuckel aus Oestrich sprach über einige seltene neue Pilze. Dr. Schultz Bip. sprach über die Cassiniaceen, welche Dr. B. See- mann auf den Fidschi-Inseln gesammelt hat. Sie sind daselbst nur durch 12 Arten, grösstentheils Wanderpflanzen vertreten. Prof. Dr. de Berg theilte seine Entdeckungen über die Geschlechtsorgane zweier Pilzgattungen, Peronospora und Cystopos mit. Die Befruchtung geschieht ähnlich wie die bei den Wasserpilzen durch Einwachsen einer Antheridienzelle in die Sporenmutterzelle. Nachmittags wohnte die Section Experimenten desDr. C. Schimper über die Wirkung des Bodens auf die Pflauzen bei. — Unter dem Vorsitze des Dr. Schultz Bip. fand die dritte Sitzung am 20. September statt. Professor Münter sprach über die Bildung der Sclerotien und deren Entwicklung, dann über Herbarien als Unterrichtsmittel, dann über Beiträge zur forensischen Botanik und endlich über See-Dung. Dr. Dippel sprach über Intercellularsubstanz. Dr. Wigand aus Marburg sprach über den Gerbestoff in physiologischer Beziehung. Prof. Dr. Wilh. Schimper aus Strassburg berichtete über seine neuesten bedeutenderen Entdeckungen im Bereiche der Moose. Prof. Dr. Schnizlein aus Erlangen sprach über einen noch un- bekannten riesenmässigen Pilz und über botanische Unterrichts- mittel. Dr. Schultz Bip. legte fünf neue Cassiniaceen aus Serbien vor. — Am 21. September hielt die botanische Section ihre vierte Sitzung, bei welcher Dr. B. Seemann präsidirte. Dr. J. K. Hass- karl sprach über die Bilderwerke der älteren Botaniker, Dr. B. Seemann über die Fidschi-Inseln, Dr. Schuliz Bip. über die Scri- phieen. — Die letzte Sitzung der botanischen Section fand am 23. September unter dem Vorsitze des Dr. Schnitzlein statt. Prof. Wigand sprach über Pflanzenfarben, Dr.C.Schimper über Licheno- graphia sacra. Fr. v. Herder machte eine Anfrage in Betreff der von Prof. Buckmann beobachteten Veränderlichkeit einiger Gras- arten aus den Gattungen G/yceria und Festuca. — In der zweiten allgemeinen Versammlung am 19. September wurde als Ort für die 32 nächste Versammlung Karlsbad und zu Geschäftsführer wurden Medicinalrath Dr. Löschner und Dr. Hornberger, Badearzt in Karlsbad gewählt. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Kanitz in Wien mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Holzinger in Wien mit Pflanzen aus Oberöster- reich. — Von Herrn Spreitzenhofer in Wien mit Pflanzen aus Ungarn und Niederösterreich. — Von Herrn R. v. Pittoni in Gratz mit Pflanzen von Rhodos. — Von Herrn Dr. Pavai in Nagy-Enyed mit Pflanzen aus Sieben- bürgen. - Sendungen sind abgegangen an die Herren: Brittinger in Steyr, Dr. Purkyne in Weisswasser, Dr. Jäggi in Küttigen, Kanitz, Zukal und Holzinger in Wien. Mitheilungen. — Aus den Fasern von Spartianthus junceus wird jetzt in Frankreich ein dauerhaftes schönes Papier erzeugt. — Dass der Anbau von Baumwolle nicht nur in den portugiesischen Besitzungen an der afrikanischen Küste, sondern in Portugal selbst mit Erfolg betrieben werden, kann haben neuere Versuche erwiesen. Namentlich sind die Provinzen Algarbien und Alemtejo zu diesem Zwecke geeignet. Selbst in der Umgegend von Lissabon haben kleine Anbauproben einen bedeutenden Ertrag eliefert. h F — Das Haus in der Oranienburgerstrasse Nr. 67 in Berlin, in welchem A. v. Humboldt lebte und starb, ist jetzt neu ausgebaut worden. An der Vorderseite desselben befindet sich eine Tafel aus braunem Granit, worauf zu lesen ist: „In diesem Hause wohnte Alexander von Humboldt vom Jahre 41842 bis zu seinem Hinscheiden am 6. Mai 4859.“ Correspondenz der Redaction. Herrn Dr. H—r. in U—m: „Vorläufig vergriffen.“ — Herrn K. in A.: „Fler. Rothian. = H.! setigerum Tauseh.“ — Herrn V. M. in A.: „Wird nach Wunsch geschehen.“ — Herrn Dr. H. in K.: „In der nächsten Nummer.“ — Herrn Dr. P. in N. E.: „Von Wien aus kann Ihnen dasselbe nicht so billig besorgt werden.* Inserat. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 48641 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von ©. Veberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ Die österreichische e, Exemplare, botanische Zeitschrift 4 1 die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe |, { ‘arsimännear Aarı ( Wieden, N. 331, Wien) a ie autseibe härlner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzte, rigen, 5.33, wi. (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des 1 - D ganziährig, oder Apotheker und Techniker. Buchliandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 2 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = B Buchhandlungen. XH. Jahrgang. WIEN, Februar 1862. INHALT: Gynatrir. Von Dr. Ale feld. — Ueber einige Saxifrageen. VonMünch. — Zur Moosflora . Böhmens. Von J. Juratzka. — Botanische Exeursion. Von Heuser. — Correspondenz, Von, Schneller, Dr. Hohenacker. Vulpius. — Beiträge zur Botanik Ungarns. Von A. Kanitz — Jabresbericht des botanischen Tauschvereins. — Personalnolizen. — . Vereine, Gesellschaften» Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Correspordenz der Redaction. — Inserat. i 7 ; R . Gynatrix eine zweite diöcische Malvaceen-Gattung. Von Dr. Alefeld. /weihäusigkeit war bis jetzt in der Familie der Malvaceen nur an zwei Arten beobachtet worden. Sie bilden die von Clayton ge- gründete, nach Linne von Allen mit Sida verschmolzene Gatlung Napaea, die erst in der neuesten Zeit von Gray (in Spague t. Gray gen, Fl. W. Am.) wieder revidirt wurde, wie es scheint, allein ihrer Zweihäusigkeit wegen, obgleich auch andere Merkmale, wie namentlich die herablaufende Narbe und aufsteigende Samen, sie von den Sida’s sehr entfernen. Sie bilden eine gute Gattung, auf deren Stellung im Systeme ich an einem andern Orte zurück- komme. Eine dritte zweihäusige Malvaceen-Species habe ich nun in der Sida pulchella Bonpl. gefunden. Ich lernte sie zuerst von zwei Standorten in weiblichen Exemplaren kennen, ohne sogleich die Zweihäusigkeit zu erkennen, da ich die Pollenlosigkeit der etwa 30 Antheren der weiblichen Pflanze für eine zufällig mangel- hafte Ausbildung derselben ansah. Aber schon ohne die Kenntniss der Zweihäusigkeit war es mir nicht möglich, diese Art in einer der bekannten Gattungen unterzubringen, da sie von Sida durch Desterr Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1862. 3 34 herablaufende Narbe und aufsteigenden Samen von Lawrencia durch die 2samigen Früchte, von Abutilaea durch den Mangel korolliger. glockiger Kelche, :von Napaea durch die Fünlzahl der Narben und Früchte und die Zweizahl der Samen in einem Karpell, selbst durch die 2 Grannen der Karpelle zu sehr abwich. Doch sah ich sehr wohl, dass nicht Sida, sondern die 3 letztgenannten Gallungen die nächsten Verwandten dieser Pflanze seien. Ich wurde daher aufs Angenehmste überrascht, als ich unvermuthet eine männliche Pflanze in Blüthe zur Untersuchung erhielt, die mich auf den ersten Blick die Zweihäusigkeit der Pilanze erkennen liess und dadurch aber auch nur eine Bestätigung meiner schon früher gehablen Ansicht gab, dass der nächste Verwandte dieser Pflanze Napaea sei. Das Ansehen der männlichen Pflanze ist von dem der weib- lichen so sehr verschieden, dass das bisherige Nichterkennen der Zweihäusigkeit mir nur dadurch erklärlich wird, dass kein Botaniker beide Geschlechter bei einander sah. Denn, während bei der weiblichen Pflanze der Kelch die kleinen Blumenblättchen völlig einschliesst, aber von dem Griffel um’s Doppelte überragt wird und die derben, äusserst kleinen pollenlosen Antheren ohne Fila- mente auf der Spitze der kurzen konischen Staminalröhre sitzen, sind die männlichen Blüthen ohne alle weiblichen Sexualorgane, und die grossen pelala und die auf ziemlich langen Filamenten ruhenden pollenführenden Antheren überragen den Kelch um’s Doppelte. War es mir bei Betrachtung der unscheinbaren Blüthen der weiblichen Pflanzen aufgefallen, dass sie pulchella genannt worden, so fand ich diese Bezeichnung nach Kenntniss der schönen männlichen Blüthen sehr natürlich. Ich bedauerte nur, dass mir keine Früchte zur Vervollständigung des Gallungscharakters zu Gebote standen. Gynatris g. n. Zweihäusig; Hülle o; Kelch fast tellerförmig flach, grün, bis zur Hälfte ötheilig, klappig bis zur Blüthenentwicklung. Mas: Koroll- blätter doppelt’so lang als der Kelch, breit-spatelig, in den Achseln ungebärtet; Staminalröhre säulenförmig; Filamente etwa 30 auf der Spitze der St. R. ziemlich in. einer Höhe entspringend; "Antheren typisch, die Spitze der Korolle erreichend; ovar. und Griffel ©. Foem: Korollblätter kürzer als der Kelch, schmal-spatelig, in den Achseln ungebärtel; Staminalröhre kurz-konisch, am Grunde bauchig, die etwa 30 sehr kleinen pollenlose Antheren auf der Spitze im Kreise mehrreihig, völlig sitzend, in halber Korollenhöhe; ovar. 5fächrig; - Fach 2samig; Griffel 5, vereinigt bis zur Antherenhöhe; dann auseinander tretend, fast schlangenähnlich gewunden, den Kelch doppelt überragend, dünn langhaarig, gegen die Spitze etwas keilig verdickt; Narbenpapillen breit auf der Innenseite bis zur Vereinigung herablaufend; Frucht „5 zweisamige 2grannige Schläuche“. — Strauch mit lancettlichen gekerbten nicht gelappten oberseits rauhen, unter- seits flockig-filzigen Blättern und traubig gestellten gelben kleinen Blüthen. — Neuholland. 35 Am nächsten der Gattung Napaea, aber durch 5 Griffel und 5 zweisamige, zweigrannige Früchte verschieden (gegen 10 Griffel und 10 einsamige unbewehrte Früchte der Napaea). 1. @. pulchella nom. nov. (Sida pulchella Bonpl. nav. t, 2. Willd. enum. p. 724. — D. €. pr. I. 468) Blätter lancett mit herz- förmiger oder eiförmiger Basis, 2a —3 x solangals breit, gekerbt, ohne Spur von Lappen: Blüthen 2 Lin. lang (bei mas. durch petala, bei foem. durch Griffel). Oberamstadt bei Darmstadt, im December 1861. Bemerkungen über einige Saxifrageen. Von Pfarrer Ch. Münch in Basel. Vor mehreren Jahren erhielt ich etliche getrocknele Exemplare einer Sazifraga, welche auf dem Gletscher des Lötschthales in Ober- Wallis gefunden wurde. Schon beim ersten Anblick derselben hielt ich dafür, diese schöne Pflanze mit ihren grossen Blumen, die in Folge Trocknen’s in’s Bläuliche übergehen, dürfte zunächst zu der Gruppe von Sazifraga biflora, oppositifolia, Rudolphiana und retusa gehören und eine genauere Untersuchung derselben .be- stätigte meine Vermuthung. Bald erkannte ich in dieser eine neue Pflanze, die ausgezeichnete und seltene Saxifraga Kochii Hornung, die in Herbarien nicht häufig gefunden werden dürfte. Ob aber dieselbe eine spezifisch gute Art sei, wird sich durch eine möglichst genaue Beschreibung der bezeichneten Gruppe her- ausstellen. Die gemeinsamen Kennzeichen derselben sind folgende: Die Wurzel treibt viele niederliegende Stämmchen, welche unterwärts mit der vertrockneten Belaubung der vorhergehenden Jahre, ober- wärts mit immer grünenden jüngeren Blättern beselizt, eine mehr oder minder grössere Anzahl aulstrebender mit frischem Laube bekleideter Aestchen hervorbringen, wodurch ein ausgebreiteter dichter oder lockerer Rasen sich bildet. Die Blätter sind gegen-, ständig, starr, lederarlig, fleischig. Die blüthentragenden Stengel sterben jährlich nach der Fruchtreife ab. Die besonderen Kennzeichen sind folgende: a) Sazifraga biflora All. — Wurzel sehr lang, kriechend Stämmchen niedergestreckt, sehr ästig, besonders lockere Rasen bildend. Aeste aufstrebend, Blätter gegenständig, ziemlich entfernt stehend, verkehrt-eiförmig, auf dem Rücken flach, an der Spitze ein wenig verdickt, schwach gekielt, drüsig gewimpert. Blumenblätter ab- stehend, lanzettlich, ungefähr so lang, als die Staubgefässe. Blüthen endständig, mehrentheils zu 2—5, rosenroth, selten weiss. Stand- orte: Auf den Felsen der Alpen an etwas feuchten Stellen bis zur Schneeregion. Bündten, Glarus, Wallis, Bern, Waadt. 3 36 b) Sazifraga oppositifolia L. — Wurzel schwächlich, kurz, faserig, ästig. Stämmchen niedergestreckt, sehr ästig, auf der Erde oder an Felsen angedrückt weit herumkriechend, grosse flache Rasen bildend, sedrungene Blätter, dunkelgrün, gegenständig, 4reihig, dachig, länglich oder verkehrt-eiförmig , stumpf, an der Spitze verdickt, gewimpert, Blumenblätter länglich oder verkehrt- eiförmig, abgerundet stumpf. Blüthen einzeln, endständig, fast sitzend, rosenroth, zuletzt violett. Standorte: häufig auf den Alpen an felsiger trockener Stelle, von 5—8000‘ ü. M. c) Saxifraga Rudolphiana = Saxifraga oppositifolia brachy- petala Heer. in litt. — Wurzel sehr klein und kaum -bemerkbar kriechend. Stämmchen liegend, sehr ästig. Aeste aufrecht, sehr gedrungen, dichte Rasen bildend. Blätter gegenständig, 4reihig, dachig, verkehrt-eiförmig, stumpf, an der Spitze etwas verdickt; die obersten Blättchen nebst den Kelchzipfeln drüsig-gewimpert. Blumenblätter wenig länger als die Staubgefässe. Blüthen endständig, einzeln stehend, sitzend oder sehr kurz gestielt. Standorte: hie und da in den höheren Alpen an etwas feuchten Stellen. d) Sazifraga retusa Gouan. — Wurzel verdickt. Stämmchen liegend, astig, dichte Rasen bildend. Aeste dichtrasig, sich erhebend, dicht beblättert. Blätter gegenständig, 4reihig, ziegeldachig, länglich, fleischig. Blumenblätter lanzeltförmig, ausgebreitet, länger als die stumpfen Kelchlappen. Blüthen 1—-3, einzeln, endständig, Staubgefässe und Staubwege länger als die lanzettlichen rölhlichen Blumenblätter. Die ganze Pllanze ist bläulich-grün. Standorte: Auf dem Monte Rosa; auf dem. Berge Ollen. e) Sazifraga Kochä Horn. — Wurzel ziemlich stark, senk- recht laufend und kurzfaserig. Stämmchen niedergestreckt, äslig. Aeste aufstrebend. Blätter gegenständig, locker-dachig, verkehrt- eiförmig, an der Spitze etwas verdickt, auf dem Rücken flach. Blumenblätter sehr gross, einander berührend, 2- oder 3mal so lang als die Staubgefässe. Blüthen endständig, 2—3köpfig, roth, selten weiss. Standorte: Die im Eingange bemerkte Stelle; sodann Gambsten und Visp in Ober-Wallis. Zwing bei Zell im Salz- burgischen. Nach diesen Beschreibungen gestalte ich es mir nicht, die Sazifraga Kochii als eine ute und selbstständige Art aufzustellen, Iheils weil ich die Unterschiede bei S. biflora und Kochi hinsichtlich der Blumenblätter als zu unwesentlich, demnach als zu wenig aus- scheidend finde, und theilsnoch darum, weil Gaudin «FI. helv. T. IH. pag. 96) bei S. biflora ausdrücklich bemerkt: „Non desunt varietates intermediae prioris, quae a Sax. biflora caule distingui debent. Huc pertinent praecipuae: 1. Varietas illa folüis summis majoribus, planioribus, Metal nec in summis caulibus dense imbricatis; et 2. planta foliis fere omnibus römbtiusculis, recurvis, saepeque ex azilla gummiferis.“ 31 Es gibt also Mittelformen, die sorgfältig ausgeschieden werden müssen, und zwar: 1. Eine Varietät, deren obere Blälter etwas grösser, flacher, entfernter, und 2. eine Varietät, wo sie alle entfernt, zurückgebogen und in den Achseln knospentreibend sind, Ich nehme deshalb lieber an, dass S. Kochii eine schöne, aus- gezeichnete Varietät von S. biflora sei und dies um so mehr, als Letztere oft mit längeren und kürzeren Blumenblättern wechselt, welche so lang als die Staubgefässe sind und einzig die Grösse der Blumen bei Sax. Kochü einen Unterschied darbietet, wobei jedoch auch äussere Verhältnisse, als höhere oder niedrigere Standorte, Bodenart, Licht- oder Schattenseite mitgewirkt haben dürften. Eine gleiche Wahrnehmung machen wir auch hinsichtlich der mehr oder weniger sichllichen Behaarung oder Kahlheit der Pflanzen, wo der Einfluss der Feuchtigkeit oder Trockenheit einen bemerkbaren Unterschied hervorbringt. Ob die Kapseln und Samen etwelche Unterschiede darbieten, darüber kann ich nicht entscheiden, weil mir dieselben zu erforder- licher Untersuchung fehlen, Die bezeichnete und beschriebene Gruppe von Saxifrageen gehört unstreitig zu den schönsten Felsenbewohnern der Alpen, die das nackte Gestein den Blicken des Wanderers verhüllen, indem dieselben mehr oder weniger in Rasen ausgebreitet aufliegen; sie zeichnen sich insbesondere aus durch ihre schönen röthlichen Blumen mit ihren goldfarbigen Staubgefässen, die wie aus einem - Blumengewinde hervorstehen, so dass es schwer hält, die Schönheit dieser Pflanzen mit Worten oder mit dem Pinsel zu bezeichnen; oder wie Haller sich ausdrückt: „Pulchrae plantae elegantiam diffieile est aut verbis exprimere aut penicillo.“ Zur Moosflora Böhmens, Von J. Juratzka. In dem von Herrn E. Weiss (im Jahrg. 1861 p. 352 dieser Zeitschrift) veröffentlichten Verzeichnisse der für die Flora Böhmen’s neuen Moose wurde durch ein unliebsames Versehen: Cynodontium Bruntoni aufgeführt, während es heissen soll: Cynodontium graei- lescens ß. tenellum Dr. Poech hat diese Pflanze als eigene Art: Dieranum tenellum ausgegeben, wofür sie auch mit einigem Rechte gelten kann. a Bei dieser Gelegenheit führe ich noch ein für Böhmen neues Moos, das Mnium medium B. et Schp. an. Das von M. Winkler im Jahre 1853 bei Teplitz gesammelte und als Mnium affine aus- gegebene Moos gehört zum grössten Theile zu MHnium medium, 38 zum Theil zum M. affine und auch M. undulatum. Es wurde ferner in neuester Zeit jedoch steril auch bei Chlumetz von Hrn. Breiten- lohner gesammelt. Wien, im December 1861. m me sogar —— Eine botanische Excursion in der Umgegend von 6nadan. Von Paul Heuser. Wenige Gegenden Deutschlands mögen in botanischer Hinsicht weiteren Kreisen unbekannter und dem mit schnaubendem Dampf- rosse vorüberfliegenden Botaniker weniger einladend erscheinen, als die Umgegend der kleinen Herrnhutter-Kolonie Gnadau, wo ich mich über ein Jahr vom August 1859 bis September 1860 aufhielt. Gnadau, eine Eisenbahnstation, liegt ziemlich in der Mitte zwischen Magdeburg und Anhalt- Köthen in einer ausgedehnten fruchtbaren Ebene, welche nach allerlei versteinerten Conchylien zu schliessen, einst ein ungeheurer See oder die Wasser der damals viele Stunden breiten ungleich mehr als jetzt wasserreichen Elbe bedeckte, die jetzt in der geraden Entfernung einer Stunde östlich von Gnadau vorüberfliesst, während die 1?% Stunde im Westen von Gnadau liegenden Mühlinger Sandhügel ihre Entstehung wohl den Sand- anschwemmungen jener Gewässer verdanken, die in der Urzeit diese Ebene bedeckten. Die Gegend entbehrt jedes landschaft- lichen Reizes, Himmel und Kornfeld, selten ein Dorf, ein Baum, nur an der Elbe finden sich Reste einst weit ausgedehnter Eichen- waldungen. Mit mitleidigem Lächeln gedenkt der hier vorbei- reisende Botaniker des armen Jünger Flora’s, den Amt und Beruf an diese Stätte bannen, in der Meinung, ausser Roggen und Zucker- rüben sei hier wohl wenig zu finden. Versucht eraber doch hier anzu- halten und Land und Leute näher sich anzusehen, so wird er’s leichtlich beim ersten Versuch bewenden lassen. Denn wie das Land, ist das Volk, und ich könnte höchst ergölzliche Anekdoten erzählen von den mancherlei Fährlichkeiten, die der arme Botaniker hier zu bestehen hat. Wagt er in den Wäldern an der Elbe den gebahnten Pfad zu ver- lassen, ins Gebüsch einzudringen, da stürzt ihm mit geschwungenen Stock ein Mann entgegen, der ihm mit vieler Offenheil aber wenig Höflichkeit erklärt, er habe hier im Walde das Gras gepachtet und ihn zu pfänden droht, wenn er es wage, noch einmal vom gebahnten Wege abzuschweifen. Oder ein Feldrain, eine Wiese, ein Klee- oder Brachacker reizt seinen Forschungstrieb, aber wehe, da droht aus der Ferne ein vierschröliger Bauer mit der Peitsche und fügt, 39 um seine Gesten nachdrücklicher zu machen, so körnige unge- schminkte Mahnungen hinzu sich schleunigst zu entfernen, wenn er einem nicht „die Beine zerschmeissen“ solle, dass der erschreckte Wanderer in der Regel von der Lust, Land und Leute noch näher kennen zu lernen, für immer geheilt ist. In Gnadau und dessen nächster Umgebung ist’s nun freilich anders, der Reisende wird das freundliche gastliche Oertchen nicht unbefriedigt verlassen, entfernt er sich aber auch nur eine halbe Stunde von dessen Grenzen, so wird er meine Schilderung nicht übertrieben finden. Um so mehr dürfte es aber die geehrten Leser interessiren, die keineswegs arme Flora Gnadau’s etwas näher kennen zu lernen und mit mirim Geiste eine Wanderung durch seine Fluren zu wagen. Einige Herbst-Excursionen im Jahre 1859 hatten mir schon die Ueberzeugung gewährt, dass hier mancherlei Interessantes zu finden sei, besonders aber war eine botanische Excursion Anfangs August 1860, die ich auf einen ganzen Tag vom schönsten Wetter begünsligt unternahm, mit reicher Ausbeute gesegnet, die ich hier etwas ein- gehender zu beschreiben versuche. Es mochte gegen vier Uhr Morgens sein, als ich meine Woh- nung verliess, ein dichter Nebel von der Elbe herziehend, lagerte auf der Gegend. Gleich beim Ausgang aus dem Orte, blühten in voller Schönheit in der Akazien-Allee, welche den Ort umgibt, Potentilla recta L. und Geranium pyrenaicum L. Beide finden sich nur hier in der ganzen Provinz Sachsen, sind also hier sicher nicht ursprünglich wild, obgleich sie sich seil Jahren so anstellen, als ob sie hier zu Hause wären und üppig gedeihen. Auf den Aeckern nach Döben zu, einem Vorwerk westlich von Gnadau, welches den Brüdern gehört, und auf dessen Territorium die Colonie erbaut ist, fand sich zu Tausenden Galinsoga parviflora Cav., Stenactis annua L., in den Gräben am Wege Dypsacus sylvestris Mill., an feuchten Stellen Berula angustifolia L., Inula dysen- terica L., an den Wegrändern Phleum Böhmeri Wih., Asperula eynanchica L., Eryngium campestre L., Dianthus deltoides L., Cen- taurea Caleitrapa L. Rechts vom Wege liegt der sogenannte Pfingstanger, ein Spielplatz der Gnadauer Jugend mit einigen Pappeln bepflanzt, hier fand sich Thrincia hirtaRoth zu Tausenden. Plantago maritimaL. in zahlreichen niederen Exemplaren, Ononis spinosa L. Von hier aus gelangte ich bald in die Nähe des Vorwerks Döben. Auf den Aeckern: Papaver dubium L., Antirrhinum Orontium L., Lolium perenne L. Auf einem Kartoffelacker zahlreich Scandix pecten Veneris. Veronica praecox L. Auf dem trockenen Anger vor dem Vorwerke Onopordon Acanthium, Ophioglossum vulgarel. in riesigen Exemplaren, Malva negleeta Wallr. An den salzhaltigen Döbener Teichen Coronopus Ruelli All., in der ganzen Umgegend gemein, Althaea offieinalis L., Tetragonolobus siliquosus L. zu Tausenden mit riesigen Früchten ; Lythrum hyssopifolia L.. Erythraea pul- chella Sw., Glau& maritima L., Trifolium fragiferum L.. Senecio 40 erucaefolius L., Oenanthe fistulosa L. auch ß. Tabernaemontani W.B., nicht selten, Triglochin palustre L. und Tr. maritimum L., Typha angustifolia L., Juncus Gerardi Loisl., Carex distans L. in sumpfigen Gräben Samolus Valerandi L. sehr zahlreich, eben so Carexz graeilis Curt., letztere in der ganzen Umgegend gemein, im Gebüsch Arabis hirsuta, Cirsium acaule L. mit der Var, caulescens. Hier fand ich unter C. acaule und C. lanceolatum sehr interessante augenscheinlich hybride Formen, wie ich solche bisher nur einmal aus der Provinz Posen gesehen habe, Arabis hirsuta. Auf Gemüse- äckern zahlreich die zierliche Fumaria Vaillantit Loisl. Erfreut über die reiche Ausbeute, zumal die schönen Cirsium acaule Formen, wanderte ich den noch eine Stunde entfernten Mühlinger. Bergen zu, unlerwegs erfreuten mich einige ungeheure Exemplare von Datura StramoniumL. Auf den Aeckern am Fusse der Mühlinger Hügel Ni- gella arvensisL., Ranunculus Sardous Grt., Ran. arvensis L., Vaccaria segetalis Neck., Anagallis coerulea Schreb., Filago germanicaL., Adonis aestivalis L. Auf den mit spärlicher Vegetation bedeckten Mühlinger Hügeln fand sich manches Interessante. Nasturtium austria- cum Grtz. sehr sparsam. Astragalus hypoglottis und Anemone pratensis L. beide vertrocknel, Salvea pratensis L. und $. silvestris L.. Prunella grandifloraL., Achillea millefolium L. var. setacea W.K., Medicago minima L. Die Sonne fing nun an, mir ziemlich warm zu machen und ich beeilte mich, das eine Stunde nördlich von Gnadau gelegene grosse Gradierwerk von Salze zu erreichen; unterwegs fand ich ausser manchen schon angeführten hier gemeinen Pflanzen noch Typha latifolia L. in einem kleinen sumpfigen Teich. Endlich nach manchen vergossenen Schweisstropfen war das Gradierwerk erreicht und ich ward reich belohnt durch eine herrliche Ausbeute. In einem sumpfigen Graben, der sich an der ganzen Südseite des Gradierwerkes hinunterzieht, stand: Ranunculus sceleratus L., Nastur- tium officinale L., Myriophyllum verticillatum L. und M. spicatum L., Aster Tripolium L. zu Tausenden, Chenopodium rubrum L., Potamogeton pusillus L., Zannichellia palustris L., Seirpus Taber- naemontani Gmel.. Seirpus maritimus L., Riccia natans L.. Lemna gibba L., letztere habe ich sonst nirgends in der hiesigen Gegend gesehen, ungeheuere Exemplare von Triglochin maritimum. Anden hohen Ufern des Grabens: Capsella proc:ımbens Fr. gemein, ebenso Spergularia marina L., seltener Spergularia media L., Melilotus dentata W. K., Trifolium fragiferum L., Lotus cornieulatus L., ß. tenuifolia Rehb., Bupleurum tenuissimum L., Chenopodina mari- tima Mocgq., Salicornia herbacea, Podospermum laciniatum L., Asperuyo procumbens, Atriplex hastatum L. f. salinum Wallr., nahe beim Orte Salze Apium graveolens L., an dem vom Gradier- werk kommenden sumpfigen Graben gewiss wild. Glauz maritima L., Plantago maritima L. in sehr grossen und auch wieder ganz winzigen Exemplaren sind hier überall zu Tausenden zu finden. Nun bestieg ich das Gradierwerk, welches ohne Dach oben mit einem Geländer versehen in der Länge einer Stunde sich hinzieht. 41 von hier aus geniesst man eine für diese Gegend wirklich schöne Aussicht. Im Westen der Brocken, der heute, was nur selten der Fall ist, sichtbar wird, aber des vorgelagerten wellenförmigen Ter- rains wegen niedrig und ohne Majestät erscheint. Am Fuss des Gradierwerks nach Norden zu das freundliche Bad Elm mit seinen einladenden schattigen Anlagen, weiter nördlich die kahlen Hummels- berge und im äussersten Hintergrunde Magdeburg mit seinem maje- stätischen Dom, im Osten die Elbe, Salze, Schönebeck und die noch in ihren Ruinen schönen Eichenwälder jenseits der Elbe, nord- östlich Dornburg, im Norden Gnadau, Barby, Kalbe, im Westen die Mühlinger Hügel. So hat man hier eine bei klarem Wetter sehr weit reichende Fernsicht, die durch die im hiesigen Elbthal nicht seltenen Luftspiegelungen oft aufs höchste überrascht. Die furcht- bare Hitze zwang mich bald meinen Aussichtspunkt zu verlassen, ich liess Bad Elm zur Linken und wanderte den nahen Hummels- bergen zu. Hier passirte ichnoch einmal einen sumpfigen vom Gradier- werk kommenden Graben, an dessen Ufern die ganze Salzflora dieser Gegend in ungeheurer Menge vertreten ist, mich freute besonders die sonst von mir noch nicht beobachtete Obione pedunculata Moq. Taud. Leider bin ich kein Algenkenner, sonst hätte ich hier reiche und interessante Ausbeute gehabt. Auf den Aeckern nach den Hummelsbergen zu stand: Bromus arvensis L. in Menge und Camelina mierocarpa Andrzj. In Schweiss gebadet erreichte ich die Brauerei, setzte aber nach kurzer Rast meine Wanderung fort, auf den Hummelsbergen selbst fand ich: Alyssum calycinumL., Silene Otites L., Potentilla opaca L. vertrocknet, Sazwifraga tridactylites L., Seseli annuum L.. Asperula glauca L.. Scabiosa suaveolens Dest., Artemisia Absinthium L., Centaurea Scabiosa L., Echinospermum LappulaL., Veronica spicata L. und in Menge erfreute mich Stipa capillata L., Avena pratensis L. und A. flavescens L. Im Juni des- selben Jahres fand ich hier sparsam aber schön Ranuneulus illyricus L. Mein Ziel war, vor der unerträglichen Mittagshitze mich in die Wälder jenseits der Elbe zu flüchten, ich eilte also dem Städtchen Schönebeck zu, sah unterwegs Linaria Elatine L. und L. minor L., fuhr über die Elbe und war hoch erfreut, nunmehr der schlimmsten Hitze durch den Schutz des Elbwaldes entgangen zu sein. Einige Stunden Ruhe genügten, ich untersuchte erst das Elbufer bei Grüne- walde und fand hier: Limosella aquaticaL., Corrigiola littoralis L., Plantayo ramosa Gil., an der sogenannten Amtmannslache: Carda- mine parviflora L. und impatiens L., Myosotis caespitosa L. An der alten Fähre: Cardamine hirsuta L., Potentilla supina L., auf Elbwiesen Cnidium venosum Hoffm. Im Gebüsch Trifolium medium L., Astra- galus glyeyphyllos L., Cornus sanguinea L., Galium Cruciata Scp., Petasites tomentosus Ehrh. sehr zahlreiche Blätter, Aster salici- folius Scholl. Auf Angern an Wegen Mentha Pulegium L. in Menge. Am Wege nach Elbenau vo Gebüsche, Wiesen und Sumpf abwechseln: Nymphaea alba L. und Nuphar luteum Gm., Arabis Gerardi Besser., Reseda luteola L.. Stellaria glauca With. 42 Epilobium hirsutum L., Conium maculatum L., Senecio aquatieus Huds., Veronica longifolia L., V. montana L. Myosotis sparsiflora L., Melampyrum cristatum L., Scutellaria galericulata L., Euphorbia palustris L., Epipactis Helleborine Crtz. In Eibenau: Chaiturus marrubiastrum L. sehr häufig. Auf Wiesen: Scutellaria hastifolia L. In stagnirenden Theilen der Elbe ist Trapa natans L., Stratiotes aloides L., Sagittaria sagittaefolia L., Sparganium simplex Huds. nicht selten. So war ich denn bereits meinem Plan gemäss von Elbenau nach dem zwei Stunden entfernten Dornburg zu wandern, ein gut Stück Weg immer im Wald an der Elbe gegangen, die Luft war sehr schwül, die sogenannten Britten, kleine winzige Mücken, die hier zu Millionen sich finden, liessen sich kaum durch den Rauch meiner Cigarre in respectvoller Entfernnng von meinem Gesicht halten, meine Hände zerstachen sie übel, als ich durch einen mir sehr werthen Fund überrascht wurde, es war die Agri- monia odorata Mill., die ich nun schon an den verschiedensten Puncten Deutschlands, Westphalen, Ober-Schlesien, preuss. Sachsen und Rheinland beobachtet habe. Hier stand sie in zahlreichen Exemplaren am Wege, im Uebrigen fand sich wenig Neues. Auf einer Sumpfwiese T'hysselinum palustre L. In der Nähe der Elbe bei Dorn- burg: Utricularia vulgaris L., Cicuta virosa L., Cardamine amaral. Im Schlossgarten Sedum album L. auf den Mauern. Das im Styl Ludwig XIV. erbaute schöne Schloss wurde von der russischen Kaiserin Katharina, welche hier geboren wurde, mit einem Kostenaufwand von einer Million Silberrubel errichtet. Aber nur der untere Stock ist ausgebaut, die beiden oberen ganz unvollendet, hier sind inwendig die Wände noch völlig roh, die Zimmer ohne Dielen und Thüren. Der Sage nach unterschlug der Baumeister den grössten Theil der zum Bau bestimmten Summe und die Kaiserin, welche im hohen Alter nicht gerne Treppen stieg, liess sich leicht einreden, die oberen Stockwerke seien gerade so eingerichtet wie die ‚unteren. Schön ist die Aussicht vom Dach des Schlosses auf die Elbe und die sie hier einfassenden Wälder, untermischt mit frischgrünen Wiesen und kleinen Bächen. Doch ich musste eilen das zwei Stunden der Krümmungen der Elbe wegen entfernte Barby zu erreichen. Auf dem Wege dahin fand ich noch einige seltenere Arten. Auf Aeckern bei Dornburg: Datura Stramonium L., Arnoseris minima L., bei der Ueberfahrt Poten- tilla incana Mnch. in feuchten Gräben, Gratiola officinalis L., Xanthium strumarium L. und Xanthium italicum Moretti, welches an der ganzen Elbe nicht selten ist, leider fand ich die Zeit nicht zu näherer Beobachtung, da ich für meine Person noch nicht recht weiss, ob ich die Mittelformen zwischen Xant. strumarium und italicum für Bastard- oder Uebergangsformen halten soll. Im Weiden- gebüsch Saponaria officinalis, Comarum palustre, auf sonnigen Hügeln im Kieferwald: Stachis recta, Biscutella laevigata L. selten, Genista pilosa L., Reste der Puisatilla vulgaris Mill., Thesium linearifolium Gil. An der Eibe im Laubwald: Clematis 43 recta L., Viola palustris L., Senecio sylvatieus L., Acorus Calamus L. Endlich erreichte ich am Abend sehr ermüdel Barby, wo ich bei der Fährstelle Silaus pratensis sehr häufig fand. Glücklicherweise musste ich den sehr langweiligen Weg von hier nach Gnadau, eine Entfernung von 1'/%, Stunde nicht zu Fuss zurücklegen, sondern konnte die Post benützen. Die Zeit bis zu deren Abgange ver- wendete ich zu einem kurzen Besuch des alten Barbyer Schlosses. Selten mahnte mich der Anblick eines Gebäudes so an die Ver- gänglichkeit alles Irdischen, von 1748 bis 1808 im Besitz der Brüder war diess Schloss lange Jahre Sitz ihrer Universität, hier lehrte Scholler, dessen Flora Barbiensis von 1774 noch heute ihren Werth hat. Aber da wo früher ein reges [röhliches Leben herrschte, ist's jetzt öde und verlassen, die einst herrlichen Anlagen vernach- lässigt, der Thurm mit dem Arbeitszimmer des alten Brüderbischofs Spangenberg, in dem er seine berühmte „Idea fidei fratrum* schrieb. öde und verfallen, der kleine Gottesacker mit seinen ein- fachen mit Moos bewachsenen halb versunkenen Grabsteinen ist das‘ einzige, was die Brüder noch in Barby besitzen. Da erschallte mahnend das Posthorn, ich eilte einzusteigen und bald aber schon bei völliger Dunkelheit, war ich zu Hause. So hatte ich in einem Tage eine Kreislinie um Gnadau durch- wandert, deren Punkte von Gnadau meist über eine Stunde entfernt waren, nur die Strecke von Barby bis Mühlingen, welche am Wenigsten bietet, fehlte an der Vollendung des Kreises. Möge der gültige Leser diesen Versuch, ihn mit der Flora jener Gegend bekannt zu machen, mit Nachsicht aufnehmen. Neuwied a.R., im November 1861. Beiträge zur Botanik Ungarns, Von A. Kanitz. II. (Auszüge ungarischer und in Ungarn erschienener Inauguraldissertationen.) 7. Az öszporhonukrol ertekezik Tarsötzky Mätc hites ügyved s orvosdoctor (8 u. 32). Ofen, 1839. 8. (Von den Compositen dis- serirt Mathäus von Tarsötzky Advokatund der Medizin Doktor.) Der Verfasser widmete diese Arbeit seinem älterem Bruder Johann, welcher damals grosswardeiner Professor war. Neues auch nur für die damalige Zeit bietet diese Arbeit nichts, dennoch wollte ich hier derselben erwähnen, da sie von den Studien des Verfassers, der sich die ungarische Terminologie besonders angelegen sein liess, einen freudigen Beweis liefert; denn trotzdem dass er die vonDioszegi, Vajda und Polya aufgestellten Termina benülzlte, slürzte er sie dennoch dorlen um, wo er sie für unhaltbar hielt. 44 Mehr glaube ich nicht über diese Arbeit sagen zu müssen, da sie auf Ungarns Flora speziell bezügliches nicht enthält, 8. Orvosi ertekezes a dohänyröl irta Jelenffy Käroly orvos- doctor. (52.) Ofen, 1838.. (Medizinische Abhandlung vom Tabak, geschrieben von Karl Jelenffy Medicinae Doctor.) Dem berühmten Beförderer der Wissenschaften und vieler Comitate Gerichtstafelbeisitzer Ladislaus Szilassy von Szilas und Pilis widmete der Autor sein Werkchen. Daer ausser der Natur- geschichte und der medizinischen Anwendung des Tabaks auch die Geschichte desselben gibt, so will ich das auf Ungarn bezügliche hier einschalten. Wann der Tabak in Ungarn eingeführt wurde, ist nicht bekannt, so viel ist jedoch gewiss, dass im Jahre 1576 eine türkische Gesandtschaft Christof Bäthory dem damaligen Fürsten von Siebenbürgen, Tabak und Pfeife als Ehrengeschenk gab, doch scheint der Gebrauch des Tabaks bei der fürstlichen Familie keinen Anklag gefunden zu haben, denn einer seiner Nach- kommen der Fürst Michael Apafi wurde krank, als er 1653 bei dem Pascha von Stuhlweissenburg eine Pfeife rauchte. Im Jahre 1667 jedoch nahm das Tabakrauchen im Gömörer und 1675im Zempliner Comitat so überhand, dass es wegen Feuersgefahr verboten werden musste. Dass der Tabak in Ungarn gesetzlich verboten gewesen wäre, von dem schweigen die Gesetze, wohl aber geschah dies im Jahre 1670 in Siebenbürgen, und zwar wurde dabei für den Adeligen eine Strafe von 50 fl., für den Bauer von 5 fl. für das Tabak- rauchen ausgesetzt, 1673, 1686 und 1688 wurden diese Gesetze, jedoch ohne Erfolg erneuert, so dass man im Jahre 1689 gezwungen war, bei Strafe von 200—300 Gulden das Rauchen zu verbieten, aber auch diessmal ohne Erfolg. 9. Stephanus Michael Hoffer Hungarus Budensis: Dis- sertalio inauguralis medico-botanica sistens Lycopodineas Hungariae (12). Ofen, 1839. 8. Mit dem Namen des Professor Sadler zierte Hoffer das Werk. Nachdem er eine kurze Diagnose der Lycopodineen gibt, geht er auf die geographische Verbreitung derselben über, und sagt, dass unter den bekannten 150 Species, in Europa 10 vor- kommen, von welchen man in Ungarn folgende findet: Lycopodium Selago L. und var. «. densum 8. recurvum. In omnibus Hungariae alpibus praesertim in regione Pini mughi, var. #. in alpibus Croa- tiae. Aestate. — L. inundatum L. In turfosis et inundatis Comitatus Marmaros ad pedem montis Guttin reperit sp. Prof. Sadler. Aestate. — L. annotinum L. In alpibus carpathieis transsylvanieis et croaticis abunde. Aestate. — L. clavatum L. In locis sterilibus, - ericetis, sylvis montanis humilioribus et altioribus abunde. Aestate. — L. selaginoides L. In alpibus carpathorum. Aestate. — L. hel- veticum L. In alpibus Banatus, Transsylvaniae et Croatiae, Aestate. Die Arbeit beschliesst die medizinische Besprechung dieser Familie. 45 10. A növenyek eleteröl ertekezik Daränyi Janos orvostu- dorrä avattatäsakor (28). Pest. 1845. 8. (Vom Leben der Pflanze disserirt bei seiner Promotion zum Medicinae Doktor Johann Daränyi.) Gewidmet wurde dieses Werk Herrn Anton Barbarczy, könig- lichen Statthaltereirath. Ich glaube auf dieses mit Fleiss geschrie- bene Werk besonders hinweisen zu können, denn mit einer der Seitenzahl entsprechenden Kürze stellt der Autor das Interessanteste aus der Pflanzenphysiologie zusammen; die Terminologie ist gut, nur auf einer einzigen Stelle las ich „moh“ (lichen) und „moszat“ (muscus); da eigentlich lichen „bodräny*, muscus „moh“, und alga „moszat“ heisst. Da das Werk originell zu sein scheint, so. halte ich es für das einzige ungarisch geschriebene botanische Buch. Hiemit schliesse ich diese Reihe von Inauguraldissertionen, und bemerke nur noch, dass ich solche dem botanischen Museum in Wien übergeben habe, um die Arbeiten denjenigen zugänglich zu machen, die sich etwa weiters für dieselben interessiren sollten. Wien, im December 1861. —esses — Correspondenz. Pressburg, im Jänner 1862. Ueber unseren hiesigen Verein kann ich Ihnen nachfolgende Mittheilungen geben. Nachdem wir unsern verehrten Sekretär Dr. Kornhuber durch seine Berufung als Professor an’s k. k. Poly- technicum in Wien verloren haben, übernahm der Sekretärs- Stellvertreter Professor Mack im Vereine mit Med. Dr. Kanka die Sekretariats-Geschäfte. Allmonatlich werden Vereinsversammlungen abgehalten und ausserdem finden durch mehrere Herren, die sich dazu bereitwilligst herbeigelassen haben, ausgehend vom Vereine, allwöchentlich und zwar Freitags Abends von 6—8 Uhr, populäre Vorlesungen statt. Die vier bisher abgehaltenen Vorträge waren sehr besucht und die vielen anwesenden Damen bezeugten thatsächlich, wie viel wissenschaftlicher Sinn ihnen inne wohnt. In Betreff der Vereinsschriften ist Dr. Kornhuber eben daran, dieselben für 1860 und 1861 in einem Hefte zusammenzustellen. Die Verspätung der Herausgabe ist den politischen Wirren der jüngsten Zeit zuzu- schreiben, in welcher auch unsere Versammlungen nicht immer regelmässig abgehalten wurden und daher auch das für einen Band nölhige Material nicht früher zusammengebracht werden konnte. Schneller. Kirchheim u. T. Kgr. Würtemberg, Dec. 1861. Von mir können gegen frankirte Einsendung des Betrages folgende Pflanzensammlungen bezogen werden: Don Pedro del Campo pl. Hispaniae prope Granatam et in Serra Nevada collectae. 46 Sp. 70--100 fl. 8.24kr. rh., Thir. 4.27 Sgr. pr. Ct. — fl. 12, Thlr. 7. — Bordere pl, m. Pyrenaeorum altiorum. Sect. I. Sp. 20—80.1.2, Thlr. 1:5. — fl. 8, Thlr. 4.18. — Sect. I. Sp. 20--70.1. 2, Thlr. 1.5. — fl. 7. Thlr. 4, — Pl. Galliae praesert. australis. Sp. 250. fl. 21, Thlr. 12. — Cesati et Caruel pl. Italiae borealis. Sect. I-Il. Sp. 20—100. fl. 2, Thir. 1.5. -—— fl. 10, Thlr. 5.22. — Huet du Pavillon pl. Siciliae et mont. Apru- tiorum. Sect. I. I. Sp. 610 fl. 71.21, Thlr. 40.23. —- Prof. Orpha- nides Flora graeca exsiccata. Cent. I—V. fl. 95.33, Thlr. 54—17. — Spruner pl, Atticae. Sp. 215. fl. 21.30, Thlr. 12.10. — Blyttpl. Norvegiae rariores. Sp. 100. fl. 10, Thlr. 5.22. — Chr. Breutel Flora Germanica exsiccata. Cryptogamia. Cent. I—IV. Zu fl. 7,53, Thlr. 4.15. — Titius et Kalchbrenner Algae m. Adriatici. Sp. 100. fl. 14, Thlr, 8. — Becker pl. desert. Wolgae inferioris. Sect. I. I. Sp. 30—76. fl. 4.12, Thlr. 2.12. — fl. 10.56, Thlr. 6.3. — Pl. cauca- sicae rariores. Sp. 50—150 fl. 6, Thlr. 3.15. — fl. 18, Thlr. 10.10. — Pl. caucasicae. Sect. VII. Sp. 22. fl. 2.30, Thlr. 1.15. — Reliquiae Scovitzianae. Pl. Armeniae, Persiae bor., Iberiae. Sp. 20—115. fl. 2.24, Thlr. 1.12. — fl. 13.48, Thlr. 8.1. — Pinard pl. Cariae Sp. 136. fl. 17, Thlr. 9.20. — De Heldreich pl. Pamphyliae, Pisidiae, Isauriae. Sp. 180—250. fl. 24, Thlr. 13.22. — fl. 34.18, Thilr. 19.18. — Gaillardot pl. Syriae Sect. I. II. Sp. 25—112. fl. 3.30, Thlr. 2. — fl. 15.41. Thlr. 8.29. — Kotschy pl. Syriae, Libani, Palaestinae. Sp. 550. fl. 67, Thlr. 38.15. — Kotschy pl. Alepp. Kurdistan. Mossul. Sp. 50--140.11.7.30, Thlr. 4.9. — fl. 21, Thlr. 12. — Schimper pl. Arabiae petraeae (mont. Sinai). Sp. 40—105. fl. 5, Thlr. 3. — fl. 13, Thlr. 7.20. -— Schimper pl. Arabiae felicis (terr. Hedschas). Sp. 50— 200 fl. 6, Thlr. 3.13. — fl. 24, Thlr. 14. — Kotschy pl. Persiae borealis: Sp. 25—65. fl. 3.45, Thlr. 2.5. — fl. 9.45, Thlr. 5.17. — Koischy pl. Persiae australis (ce. spec. vulgatiorib.) Sp. 20—450. fl. 2, Thlr. 1.5. — fl. 45, Thlr. 25.24. — Kotschy pl. Persiae australis rariores. Sp. 440. fl. 75, Thlr. 43. — Metz pl. Indiae orientalis. Sect. I—IIl. Pl. prov. Canara, Mahratt. austr., Malabar. Sp. 100-300 fl. 14, Thlr. 8. — fl. 42, Thlr. 24. — Metz pl. Indiae orientalis. Sect, IV. V. Pl. mont. Nilagiri. Sp. 100—500. fl. 18, Thlr. 10.10. — fl. 90, Thlr. 51.20. — Pl. Indiae orientalis. Sect. VI. Pl. prov. Canara et terr. Coorg. Sp. 50—75. fl. 7., Thlr. 4. — fl. 10.30, Thlr. 6. — Dr. Schmid pl. mont. Nilagiri. Sp. 20—78. fl. 2.24, Thlr. 1.12. — fl. 9.22, Thlr. 5.14. — Perrottet pl. Pondicerianae Sp. 20—65 partim determinatae fl. 2.24, Thlr. 1.12. — fl. 7.48. Thlr. 4.17. — Zollinger pl. Javanicae. Sp. 520. fl. 93.36, Thlr. 53.22. — Cuming pl. insul. Philippinarum. Sp. 120—1000. Bei Sammlungen von wenig- stens 200 Arten dis Centurie zu fl. 18, Thlr. 10.10. Bei Sammlungen von weniger als 200 Arten zu fl. 15, Thlr. 8.17. Der Mehrzahl der Arten ist der Name beigefügt, bei andern sind nur die Nummern, bei einer kleinen Anzahl auch diese nicht beigesetzt. — Plantae Asiae mediae. Sect. I. Legerunt in m. Ajanensibus Tiling, in Son- garia Schrenk, in terr. Amur Maximowits. Sp. 18—30. fl. 2.53, Thlr. 1.20. — fl. 4.48 Thlr., 2.23. — Plantae Asiae mediae. Sect. II. Pl. nd + Songariae. Pars 2da. Caryophyllaceae — Leguminosae. Sp. 2I—50. fl. 3.12, Thlr. 1.25. — fl. 8, Thlr. 4.17. — Kotschy pl. Nubicae. Sp. 350. fl. 52.30, Thlr. 30. — Kotschy pl. Aethiopicae. Sp. 25—80. fl. 3, Thlr. 1.23. — fl. 9.36, Thlr. 5.18. — Schimper pl. Abyssiniae Ed. II. Sp. 25—570. fl. 3, Thlr. 1.23. — fl. 68.24, Thlr. 39.27. — Schimper pl. Abyssinicae e territ. Agow. Sp. 175. fl. 28, Thlr. 16. — Boivin pl. ins. Borboniae. Sp. 10—110. fl. 1.36, Thir. 0.28. — fl. 17.36, Thir. 10.2. Diese Pflanzen sind nicht mit Namen ver- sehen. — Perrottet pl. Senegalenses. Sp. 25—200. fl. 3.30, Thlr. 2. — fl. 28, Thlr. 16. — Breutel pl. vasculares Alricae australis coll. in itinere ab urbe C. b. sp. in terram Caffrorum. Sp. 20—50. fl. 2.48, Thlr. 1.18. — fl. 7. Thlr. 4. — Breutel Filices Africae austr. et Ind. oceid. Sp. 18— 28. fl. 4, Thlr. 2.9. — fl. 5.36, Thlr. 3.6. — Breutel Musci frondosi Africae australis et Ind. oceid. Sp. 47--110. fl. 4.7, Thlr. 2.11. — fl. 9.38, Thlr. 5.15. — Breutel Hepaticae Alricae austr. et Indiae occid. Sp. 48. fl. 5.15, Thlr. 3. — Breutel Lichenes Afr. austr. et Ind. occid. Sp. 25—38. fl.2.38. Thlr. 1.15. — fl. 4, Thir. 2.9. — Dr. Geubel pl. Americae borealis e terr. New-York et New-Jersey. Sp. 135—200. fl. 13.30, Thlr. 7.22. — fl. 20, Thlr. 11.14. — Moser pl. Amer. bor. Sp. 12—16. fl.1.12, Thlr. 0.21 — fl. 1.36, Thlr. 0.28. — Geyer, Vincentii aliorumque pl. Americae borealis, Sp. 500.1. 60, Thlr. 35. — Schaffner, pl. praesertim Glumaceae Mexicanae. Sp. 1329.21, 2:15, Thlr. 1.9.,=-.41:3, Thlr. 1.22: Hostmann et Kappler pl. Surinamenses. Sect. I—-VIl. Sp. 20—200. fl. 3.12, Thlr. 1.25. — fl. 32, Thlr. 18.8. — Sp. 1200. fl. 192, Thlr. 109.21. — Claussen pl. Brasiliac. Sp. 20-360. fl. 3.12, Thlr. 1.25. — fl. 64.48, Thlr. 37.6. — Blanchet pl. Brasiliae. Sp. 425. fl. 60.54, Thlr. 34.24. — Riedel. pl. Brasiliae. Sp. 10—20 fl. 1.12, Thlr. 0.21. — fl. 2.24, Thlr. 1.12. — Dr. Lechler pl. Peruviae. Sp. 25—100. fl. 5, Thlr. 2.26. — fl. 20, Thlr. 11.13. — Lechler pl. chilenses. Seci. I. II. Sp. 20—220. fl. 3, Thlr. 1.22. — fl. 33, Thir. 18.26. — Prof. Philippi pl. chilenses. — Sect. I—IV. Sp. 100—240. fl. 15., Thlr. 8.17. — fl. 36, Thlr. 20.17. — Germain pl. chilenses. Sp. 137. fl. 25.35, Thlr. 14.19. — Lechler pl. Magellanicae. Sp. 25—140. fl. 5, Thlr. 2.26. — fl. 28. Thlr. 16. Lechler pl. ins Maclovianarum. Sp. 10—40. — fl. 2, Thlr. 1.5. — fl. 8, Thlr. 4.18. — Preiss pl. Nova Hollandiae austr. occid. Sp. 500. fl. 90, Thlr. 51.20. — Die europäischen Futterpflanzen. Erste Hälfte. 200 Arten. fl. 14, Thlr. 8. — Herbarium normale pl. officinalium et mercatoriarum. Sect. I. Mit kurzen Erläuterungen ver- sehen von Prof. Dr. Bischoff. Sp. 206—218. fl. 25, Thlr. 14.10. — fl. 27, Thlr. 15.15. — Herb. norm. pl. offic. et mercator. Sect. II. Mit k. Erl. von Prof. Dr. von Schlechtendal. Sp. 144. fl. 21, Thlr. 12. — Herb. norm, pl. off. et mercator Sect. Ill. Mit k. Erl. von demselben. Sp. 150. fl. 28, Thlr. 16. — Algae marinae siccalae. Eine Sammlung europäischer und ausländischer Meeralgen. Mit einem kurzen Texte versehen von Prof. Dr. Agardh. G. von Martens,Dr.L.Rabenhorst, Prof. Dr. Kützing I—IX. Lieferung, 48 jede von 50 Arten, kl. Folio in elegantem Einband zu fl. 7, Thlr. 4. Die X. und XI. Lieferung werden zur Ausgabe vorbereitet. Dr. R. F. Hohenacker. Müllheim in Breisgau, den 17. Jänner 1862. Die Primula oenensis Thom., die ich in einem Aufsatz (Flora 1858), nach ihrer H:imath, dem Wormser Joch (Giogo di Stelvio), Primula stelviana zu nennen vorschlug, weil der Name oenensis nicht nur unpassend, sondern geradezu irreführend ist, indem die Pflanze im Engadin (vallis Oeni) gar nicht vorkommt; ist wie neuere Untersuchungen ergaben, dieselbe Primel, welche Leybold im Sommer 1853 in den Alpen des Val Daore in Judicarien entdeckte *), in der „Flora“ Jahrg. 1854, Nr. 10, beschrieb und mit dem Namen Primula Daonensis belegte. Die Namen oenensis und stelviana sind also zu kassiren und Primula Daonensis Leyb. als allein gültig aul- zustellen, weil Leybold der erste Beschreiber der Pflanze ist. Vulpius. XVI. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien, im Jahre 1861. Bis zu Ende des Jahres 1861 sind 347 Botaniker mit der An- stalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 36 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden von diesen im Ganzen über 23.000 Pflanzen-Exemplare eingesendet, namentlich haben die Herren: Andorfer, Alois, Magist. Pharm. in Langenlois, — Eingesendet 1035 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Bayer, Johann, Eisenbahn - Generalinspector in Wien. — Einge- sendet 252 Expl. aus der Flora von Ungarn und des Banates. Braunstingel, J., in Wels. — Eingesendet 1227 Expl. aus der Flora von Oberösterreich. Breindl, Alfred, Eisenbahnbeamter in Laibach. — Eingesendet 340 Expl. aus der Flora von Triest und Wien. Elssmann, F., Privatier in Nürnberg. — Eingesendet 2112 Expl. aus der Flora von Salzburg, Tirol und Baiern. Feichtinger, Dr. Alexander, in Gran. — Eingesendet 719 Expl. aus der Flora von Ungarn. Hampe, Ernst, Apotheker in Blankenburg a. H. — Eingesendet 230 Exemplare aus der Flora von Blankenburg. Hegelmeier, Dr., Regimentsarzt in Ulm. — Eingesendet 417 Expl. aus der Flora von Württemberg. *) Oesterr. botanisches Wochenblatt 1854. Seite 9. Anm. d. Red. 49 Heuser, P., Cand. Theol. U. Fr. in Neuwied a. R. — Eingesendet 540 Expl. aus der Flora von Rheinpreussen. Hinterhuber, Julius, Apotheker in Salzburg. — Eingesendet 2100 Expl. aus der Flora von Salzburg und Tirol. Holzinger, J. B., in Wien. — Eingesendet 130 Expl. aus der Flora von Oberösterreich. Janka, Victor von, k. k. Lieutenant in Grosswardein. — Eingesendet 270 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Juratzka, Jakob, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 139 Expl. aus der Flora von Wien. Kanitz, August, in Wien. — Eingesendet 317 Expl. aus der Flora von Ungarn. Keck, Karl. in Aistershaim. — Eingesendet 275 Expl. aus der Flora von Oberösterreich. Kloeber, Ernst, in Brody. — Eingesendet 516 Expl. aus der Flora von Galizien. Kolbenheyer, Karl, in Tetschen. Eingesendet 230 Expl. aus der Flora von Schlesien. Krzisch, Dr. Jos., Friedr. in Baden. — Eingesendet 281 Expl. aus der Flora von Ungarn. Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbersbrunn. — Eingesendet 169 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Monheim, Victor, Apotheker in Aachen. — Eingesendet 418 Expl. aus der Flora von Aachen. Müller, Ernst, in Simelwitz in Pr. Schlesien. — Eingesendet 630 Expl. aus der Flora von Pommern und Rügen. Nave, Johann, k. k. Beamter in Brünn. — Eingesendet 2096 Expl. aus der Flora von Mähren. Niessl, Gustav von, Professor in Brünn. — Eingesendet 710 Expl. aus der Flora von Mähren und Schlesien. Oberleitner, Franz, Cooperator in Windischgarsten. — Eingesendet 239 Exemplare aus der Flora von Oberösterreich. Patze, C. A., Apotheker und Stadtrath in Königsberg. — Eingesendet 407 Expl. aus der Flora von Ostpreussen. Pavai, Dr. Alexis von, in Nagy-Enyed, — Eingesendet 2400 Expl. aus der Flora von Siebenbürgen. Pittoni, C., Ritter von Danenfeld in Graz. — Eingesendet 135 Expl. aus der Flora von Rhodos. Rauscher, Dr. Robert, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 1245 Expl. aus der Flora von Niederösterreich und Ungarn. Reichardt, Dr. Heinrich, Docent an der Universität in Wien. — Eingesendet 100 Expl. aus der Flora von Steiermark. Schedl, Alfred, in Wien. — Eingesendet 453Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Schlichting, Freiherr v., in Gurschen. — Eingesendet 337 Expl. aus der Flora von Posen. Schultz, Arthur, in Wien. — Eingesendet 143 Expl. aus der Flora von Wien. Oesterr. Botan. Zeitschrift 2, Heft. 1862. 4 50 Spreitzenhofer, G.C., Beamter in Wien. — Eingesendet 270 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Thümen-Gräfendorf, Freiher von, in Gräfendorf in Preussen. — Eingesendet 137 diverse Pflanzen. Uechtritz, R. von, in Breslau. — Eingesendet 791 Expl. aus der Flora von Schlesien. Veselsky, Friedrich, k. k. Oberlandesgerichts-Rath in Prag. — Ein- gesendet 937 Expl. aus der Flora von Ungarn und Istrien. XV. Continuatio. Elenchi duplicatorum. Beckmannia erucaeformis Host. Campanula rhomboidalis L. Care» basilaris Jord. Cenolophium Fischeri Koch. Cirsium salisburgensis W ld. Cueurbita Pepo L. Himantoglossum ceueullatum Rchb. Juncus diffusus Hpp. | Pholiurus pannonieus Trin. Polygala Lejeunei Bor. Seilla italieca L. Subularia aquatica L. Trifolium pallidum W.K. Tritieum acutum v. obtusiflorum Zab. Triticum villosum M. B. Kryptogamen. Lichenes. sphaeroides, cervicornis, en Busch, syncomista. cornucopioides, Dr. &. W. Kocrber.) Blastenia erenulata, Anaptychia synapisperma. graeilis, ciliaris. Bryopogen papillaria, Arthonia jubatum. Ppungens, epipasta. Buellia rangıferng, Arthopyrenia Dubyana, een, analepta parasema, stellata, du... punctata, uncinata. grisea. Schaereri. Coccodinium Aspieilia Callopisma Schwarzüi. calcarea. UTOIEREENN, Collem «a Baeidia ui, glaucescens, anomala ne pulposum. atrogrisea Calyeium Coniocybe coerulea, lenticulare, furfuracea rosella, ; 2 usillum, stilbea. rubella. |, rachelinum. Cyphelium B aeom yces Aare el chlorellum, roseus. | vitellina, chrysocephalum, Biatora Catopyrenium trichiale conglomerata, | a Diplotomma decolorans, Cetraria alboatrum, Ehrhartiana. glauca, venustum. uliginosa. islandica, Endocarpon Biatorina pinastri, miniatum. eyrtella. Cladonia Endopyrenium B il ım bi [97 aleicornis, : monstrosum, faginea, bellidiflora, trachytieum. 51 Evernia Lempholemma Rhizocarpon Furfuracea, hypnophilum. geminatum, - prunastri. Leprantha geographicum, Graphis impolita. petraeum. scripta. Leptogium Rinodina Gyalecta lacerum. metabolica. eupularis. Leptorhaphis Schismatomma Gyrophora o2yspora, dolosum. eylindrica, Nephroma Solorina polyphulla. tomentosum. saccata. Iemadophila Ochrolechia Sphaerophorwus aeruginosa. tartarea. coralloides, Imbricaria Opegrapha FE er: acetabulum, aira, DER, es 4 Cape, heran, Tas conspersa. a} Pe difusa, Pannarıa Stereocaulon encausta, brunnea, A Be olivacea, hypnorum EEE Te physodes, lanuginosa, REr ’ sawatilis, triptophylia. = a siygra, Parmelia Stieta er: caesiq, Juliginosa, Lecanactis obscura, pulmonaria, biformis. pulverulenta, sylvatica. Lecania stellaris. Synechoblastus Fuscella. Peltigera faceidus. Er a aphthosa, Thamnolia atra, canina, vermieularis. badia, horizontalis, Thelotrema frustulosa. malacea lepadinum. Hogeni, venosa. Umbilicaria pallida, Psoroma- pustulata. subfusca, Fulgens, Urceolaria varia. gypsaceum, ScrupoSsa. ; Usnea Lecidea lentigerum. a albocoerulescens Pyrenula v EEK. a errucaria erustulata, nitida. a Ana Ramalira epigaea. n calycaris, Zeora Leeidella Jrazinea, coarctata, sabuletorum. tinctoria. sordida. Lecothecium Raphiospora Zwackhia corralinoides. Jlavovirescens. involuta. Durch dieses Verzeichniss entfallen alle übrigen Flechten- verzeichnisse der früheren Jahresberichte. Chantransia Cladophora Algae. violacea. putealis. (Nomenclatur nach Dr. Raben- 2 horst.) Chara Closterium Callithamnion coronata. moniliferum. versicolor. Chroolepus Cocconeis Campyvlodiscus aureus, Pedieulus. elypeus. Jolithus. 4* 92 Conferva distans. Sphacelaria canaliceularis, Navieula scoparia. viadrina. eryptocephala. Spirogyra Cylindrospermum |Nitzschia erassa. maerospermum. linearis. Stygeoclonium Draparnaldia palea. subspinosum. glomerata. Nostoc Synedra Eunotia lichenoides. acieularis. turgida. Odontidium Fusidium, Fragilaria mesodon. laevis, capueina, Oedogonium notata, virescens. capillare, - splendens, Ginannia Fontieula. Ulna. Furcellata. Oseillaria Ulva Gomphogramma viridis. Lactura. rupestre. Pulmogloea i Gomphonema macrocoeca. Musei. eurvatum. Py zidicula (Nomenelatnr nach Dr. Raben. e - .. horst.) Hypheotria Naegeliti. coriacea. Rhaphidium Bartramia Jannia TFaseiculatum. calcarea. rubens, Rhipidophora Diceranum spermophoros, pinastroides. cervieulatum. Leda Rytiphlaea varium. delicatula. dalmatica. Entosthodon Lemanea Scytonema Faseieularis. torulosa. Myochrous. Sphagnum Leptothrie thermale. compactum c.rigidum. tomentosa. Sirosiphon Trichostomum Melosira ocellatus. homomallum. Wien (Wieden, Nr. 331), 1. Jänner 1862. Dr. Al. Skofitz. Personalnotizen. — August von Kubinyi, Director des ungarischen Museums in Pesth feierte am 21. December v. J. sein vierzigjähriges Amis- jubiläum, bei welcher Gelegenheit er die Glückwünsche seiner zahl- reichen Verehrer in solenner Weise entgegennahm. — Karl Ludwig Noack, Grossh. hessischer Hofgarten- Inspektor zu Bessungen starb am 1. November v. J. — Dr. Lenne&, Direktor der königl. Gärten in Berlin erhielt das Comthurkreuz des k. hohenzollern’schen Hausordens. — Dr. Julius Wiesner hat sich als Privat-Docent für Botanik am k. k. polytechnischen Institute in Wien habilitirt. — Hiacint von Lobarzewski, Professor an der Univer- sität und Direktor des botanischen Gartens zu Lemberg starb am 4. Jänner in seinem 46. Lebensjahre. — Anton Ortmann, Apotheker in Elbogen in Böhmen starb am 25. November v. J. —soiım— Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 4. December 1861 machte K. Hölzel Mittheilungen über die Geschichte der Botanik in der Bukowina, und besprach insbeson- dere die Leistungen Hacquet’s in botanischer Beziehung. Auf seiner Karpatenreise (1788) betrat Hacquet auch das Pietros-Gebirge im südlichen Theile der Bukowina an der Grenze Siebenbürgens, woselbst er überall undurchdringliche zum Theile aus Pinus Cembra gebildete Wälder so wie ausgedehnte Bestände von Betula alba vorfand. Mehr als ein Fünftel der Bukowina war damals dicht bewaldet, während. gegenwärdig diese Bestände fast ganz verschwunden sind. —J. Bayer legte eine von ihm ausgearbeitete Monographie der Gattung Tilia vor. — In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 2. Jänner theilte der Sekretär R. v. Frauenfeld mit, dass Dr. Duby in Genf die Hypoxyleen monografisch bearbeite, und dass er hiezu Materiale, namentlich aus den östlichen Provinzen Oesterreich’s zu erhalten wünsche. — J. Juratzka berichtet über einige von Dr. Milde während seines gegenwärtigen Aufenthaltes in Gratsch bei Meran beobachtete Laubmoose, unter welchen sich nebst vielen zum Theil schon von Bamberger in den Jahren 1852 und 1853 gefundenen, nicht allein einige für das Österreichische Gebiet, sondern auch ganz neue Arten befinden. Zu den letzteren gehört ein Fissidens, welcher zwischen Fissidens crassipes und rufulus steht und von Schimper Fissidens Mildeanus genannt wurde. Ferner ein Campylopus, welchenDr. Milde zuerstan Weingartenmauern zwischen Gratsch und Algund, später noch an mehreren anderen Orten in reich- licher Menge gefunden hat. Er ist der kleinste europäische Campy- lopus und steht dem Campylopus brevipilus am nächsten. Schimper kannte ihn indessen schon aus Südfrankreich und hatte ihn C. subu- latus genannt. Endlich ein Bryum, welches der Sprecher für neu hält und Br. Meldeanum nennt. Es ist dem Br. alpinum einiger- massen verwandt, doch kleiner, die Stämmchen oberhalb lebhaft grün glänzend, innerhalb gebräunt mit minder straffen Blättern. Die Kapseln haben in Gestalt und Haltung einige Aehnlichkeit mit jenen von Bryum intermedium und reifen auch wie bei diesen zu ungleicher Zeit. Der breite aus drei Zellenreihen gebildete Ring und das Peri- stom stimmen im Wesentlichen mit jenem von Br. alpinum überein. Für das österreichische Gebiet als neu werden Leskea fragilis und Braunia sceiuroides erwähnt; letztere kommt in grosser Menge in einem engen von Süd nach Nord streichenden Thale in Al- gund bei Gratsch vor, welches auch beinahe alle Seltenheiten auf einem kleinen Raum vereinigt. Schliesslich legt der Vortragende eine Pflanze vor, welche in dem vonDr. H.W.Reichardt unlängst be- kannt gemachten Verzeichnisse jener Arten vorkommt, welche im Herbar Putterlik’s mit niederösterreichischen Standorten bezeichnet aufbewahrt liegen, seitdem aber im Gebiete nicht mehr beobachtet 54 wurden. Es ist dies der Bastard Carduus nutanti = defloratus, welchen der Sprecher im Jahre 1858 im Weixelthale bei Baden, und Ritt. v. Schröckinger in diesem Sommer bei Weissenbach nächst Potten- stein sammelte. — K. Fritsch sprach über ein von Prof. To ma- schek in Lemberg eingesendetes Manuskript, welches „Beiträge zur Flora Lembergs* betitelt ist. Es enthält eine Schilderung der Vege- tations-Verhältnisse der Waldtorfmoore beiLemberg und die Resultate einer Excursion in die Karpaten des Siryer Kreises. — Ritt, v. Frauenfeld legt einen von Kanitz eingesendeten Aufsatz über Diöszegi’s Flora von Ungarn vor. 3,43, — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem.-naturwiss. Classe am 3, Jänner legte Professor Rochleder eine Arbeit über das Saponin und Caincin vor, in welcher er die Zusammensetzung dieser Körper und die Art ihrer Zersetzung durch die Einwirkung von Säuren feststellt. Er beschreibt die Eigen- schaften der so erhaltenen Zersetzungsproducte, das Sapogenin und Caincetin und zeigt, dass beide Substanzen Glieder einer homologen Reihe sind. — Dr. Julius Wiesner legte eine vorläufige Mittheilung über die Lage der Blattbasen vor. Seinen bis jetzt angestellten Unter- suchungen zufolge sind die Blattibasen gegen die Horizontale geneigt und werden nach einer Haupt-oder einer sekundären Spirale angelegt. In einer und derselben Blätieraggregation können die Blattbasen auch in verschiedenen Spiralen liegen; da nun diese in ihren Richtungen nach rechts und links abwechseln, so ist es erklärlich, dass selbst in der- selben Blätteranordnung die Basen der Blätter sowohl nach rechts als links gegen den Horizont geneigt erscheinen. Der Verfasser bemerkt noch, dass durch die nur bis zu einer bestimmten Grenze fortschrei- tende Entwicklung der Blattbasen in den Spiralen die gesetzmässigen Grössen der Blatibögen bedingt werden. — Der Verein zur Verbreitung naturwissenschaflt- licher Kenntnisse in Wien, welcher sich zu Anfang des ver- gangenen Jahres konstituirt hatte und dessen Genesis bis in den Herbst 1855 zurückreicht, hat bereits den ersten Band seiner Schriften (Jahr- gang 1860/61, Seiten 34 und 418 in Oct. Mit 2 Tafeln und 6 Holz- schnitten) in einer ebenso correcten als eleganten Auflage erscheinen lassen. Da dieser Band die im vergangenen Winter von anerkannten Fachmännern gehaltenen Vorträge aus dem weiten Gebiete der Natur- wissenschaft enthält und dieselben in einer jedem Gebildeten leicht verständlichen Form specielle naturhistorische Fragen auf eine er- schöpfende und dem gegenwärtigen Standpunkt wissenschaftlicher Forschung entsprechende Weise behandeln, so wird dadurch allen jenen, welche sich für diese Wissenschaft und deren Entwicklung in- teressiren, bereits ein grosser und mannigfaltiger Fond an den indivi- duellen Gesichtskreis in dieser Richtung erweiternden Darstellungen geboten; zugleich aber wird durch diese Erstlings-Publikation des Vereines die Basis zu einem Sammelwerk gelegt, dass als solches für die Zukunft ein bedeutungsvoller Born von belehrenden Abhandlungen über sämmtliche Fächer der Naturwissenschaft zu werden verspricht. 59 So enthält schon der eben bemerkte Band nachfolgende Abhandlungen: „Die Lichterscheinungen bei totalen Sonnenfinsternissen,* von K. Hornstein. „Die Darwin’sche Theorie über die Entstehung der Arten,“ von Dr. G. Jäger. „Bronn’s Ansichten von der Ent- wicklung des Thierreiches,* besprochen von Prof. E. Suess. „Ueber die Artunterschiede der positiven und negativen Elektricität,* von Dr. E. Reitlinger. „Sind die Schleimpilze Thiere oder Pflanzen ?* von Dr. A.Pokorny. „Die ausgestorbenen Riesenvögel von Neuseeland,“ von Dr. F. Hochstätter. „Ueber Barometer-Schwankungen,“ von Dr. H. Pick. „Ueber das Aquarium,* von Dr. @. Jäger. „Einiges über Mineralwässer,* von A. Bauer. „Ueber die Umwandlung der Gebirgsmassen ,*“ von Dr. G. Ts chermak. „Die Befruchtung und Keimbildung bei den Blüthenpflanzen,*“ von Dr. S. Reissek. „Ueber Meteoriten,* von Dr. E. Weiss. „Die Bewegungserscheinungen sen- sitiver Pflanzen ,* von Dr. A. J. Weiss. Der einleitende Theil des Bandes umfasst ein Verzeichniss der seit dem Jahre 1855 statigefun- denen Vorträge, welche die Zahl von 87 erreichen, darunter 15 botanische, gehalten von Ettingshausen, Kotschy, Pokorny, Reissek, Stache und Ad. Weiss. Ferner enthält diese Ab- theilung ein Verzeichniss sämmtlicher Mitglieder, deren Anzahl bereits ein halbes Tausend umfasst, endlich einen Bericht über die erste Plenarversammlung des Vereines (13. Mai 1861), in welchem ausser einem Vortrag des Dr. S. Reissek über die österreichischen natur- forschenden Reisenden dieses Jahrhunderts in fremden Erdtheilen sich noch abgedruckt befindet des Geschäftsführers E. Suess geist- volle Ansprache über die Entstehung und die Aufgabe des Vereines, welche mit nachfolgenden Worten schliesst: „Ja, gross ist die Schöpfung und unerschöpflich sind ihre Wunder, Das Auge ver- mag nicht sie zu fassen, vergebens müht sich der Geist, um sie alle zu begreifen; wie soll die Lippe im Stande sein, sie alle zu schildern? Einzelne Skizzen, flüchtige Szenen aus dem grossen, lebensvollen, ewigen All sind es, die wir im besten Falle Ihnen versprechen können. Der feinere Geist findet den Zusammenhang der Fragmente und ehrt die harmonische Grossartigkeit des Ganzen. Ja und eben diesen erhebenden Gedanken an die ewige, unendliche uns unveränderliche Gesetzmässigkeit des Kosmos hinauszutragen in’d Volk, das ist’s, was ich als die Mission dieses Vereines erkenne. Mag die Theilnahme seiner Mitglieder, der Eifer seiner Ausschüsse, mag vor Allem gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Zuneigung, dieser wahre Lebensnerv jeder gesellschaftlichen Verbindung, ihn durchströmmen und kräftigen und ihm eine würdige Roll& schaffen inmitten des allgemeinen Erwachens geistigen Lebens, welchem unser Vaterland endlich entgegen geht.“ — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau am 17. Oktober v. J. hielt Dr. Rosenthal einen Vortrag über Nutzflanzen. Der Volksinstinkt habe schon seit den ältesten Zeiten allerorts eine grosse Anzahl von Pflanzen zu ökonomischen, technischen, medizinischen und son- 36 stigen Zwecken in Gebrauch genommen; es sei nun Aufgabe der Wissenschaft, zu erforschen, inwieweit dieser Gebrauch sich nach den Lehren der Chemie, sowie der natürlichen Verwandtschaft rechtfertigen lasse. Eine sorgfältige Feststellung der in Gebrauch genommenen Pflanzen erhebe ihre Zahl auf ca. 13.000 Species, die sich fast auf alle natürlichen Familien vertheilen, so dass höchstens von 20 Familien kein Gebrauch bekannt sei. Der Vorlragende er- läuterle einige der wichtigsten Familien in Bezug auf ihren Ge- brauch, indem er dabei das von ihm herausgegebene Buch „Planlae diagnosticae,* systematische Uebersicht der Heil-, Nutz- und Gift- pflanzen aller Länder zu Grunde legte, von dem so eben der erste Band bei Enke in Erlangen erschienen ist. — Prof. Dr. Göppert sprach sich über dieses Werk desDr. Rosenthal in nachstehender Weise aus: Eine Zusammenstellung aller zu irgend einem Zwecke in den verschiedensten Theilen der Erde gebräuchlichen Pflanzen ist nicht bloss vom botanischen, sondern vom allgemein cullur- historischem Interesse, und zu bedauern, dass hierin noch so wenig geschehen ist. Angaben dieser Art erhöhen die Theilnahme an der scientia amabilis und gewähren zugleich wichtige Aufschlüsse über ethnographische Verhältnisse der Völker. Auch für den Unter- richt erscheinen sie von grosser Bedeutung, von welchem Gesichts- punkte ausgehend ich schon seit vielen Jahren mich bestrebte, eine möglichst grosse Zahl lebender Pflanzen dieser Art im hiesigen botanischen Garten zusammenzubringen, über welche ich vor einigen Jahren eine Schrift: „Die offizinellen und technisch wichtigen Pflanzen unserer Gärten, insbesondere des botanischen Gartens in Breslau,“ Görlitz 1857, veröffentlichte, die wohl als die zur Zeit vollständigste Sammlung der in deutschen und zum Theil auch in europäischen Gärlen überhaupt vorhandenen Nutzpflanzen anzusehen ist. An 3000 enthält der hiesige Garten, die auf die in jener Schrift erwähnte Weise etiquettirt sind, d. h. unter andern auch mit Angabe ihres Gebrauches, wie ich hier anführe, um hiermit mehrfachen Anfragen zu genügen, da man endlich auch anderweitig sich von dem Nutzen dieser Einrichtungen zu überzeugen anfängt und Aehnliches einzu- richten gedenkt. Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat sich ein umfangreicheres Ziel gesteckt, nämlich eine am Eingange erwähnte Zusammenstellung aller bekannten Nutzpflanzen im weitesten Sinne des Wortes zu liefern, wodurch — wir wiederholen es nochmals — einem wesentlichen Bedürfniss entsprochen wird. Wer selbst sich mit Arbeiten solcher Art beschäftigt hat, wird am besten wissen, welchen Fleiss sie erfordern und mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat, wenn nicht Bibliotheken zu Gebote stehen, die sich keine Anschaffungen versagen dürfen. Dazu kommt noch bei den reissend schnellen Fortschritten der Wissenschaft das Bewusst- sein, im Augenblicke des Druckes sich auch schon zu Nachträgen bereit halten zu müssen, wie diess freilich Verfassern systematischer Werke heute nicht besser geht, denen auch niemals das Prädicat vollständig zu Theil werden kann. Der Herr Verfasser hat es an 37 Fleiss nicht fehlen lassen und verdient in der That, nach Massgabe der bereits vorliegenden Arbeit, Aufmunterung und Unterstützung, um sie zu Ende zu führen und unserer Literatur ein in vieler Hinsicht so erspriessliches Werk zu verschaffen, zu dessen Be- arbeitung sich nicht oft, wie die Geschichte derselben zeigt, ein hierzu Geeigneter bereit finden lässt. Eine Angabe sämmtlicher Quellen dürfen wir wohl am Schlusse des Werkes erwarten, dem ein sorgfältiges Register nicht fehlen wird. — Hierauf hielt Prof. Dr. Göppert einen Vortrag über die Familie der Cicadeen mit Rücksicht auf Miquel’s Prodromus; im hiesigen Garlen werden 14 Arten cultivirt, während überhaupt nur 51 jetzt lebende bekannt seien; viel zahlreicher sei diese Familie in früheren geologischen Epochen von der permischen bis zur Tertiärperiode vertreten in ca. 200 Arten. Derselbe theilte seine Beobachtungen über das merk- würdige Verhalten der Mimosa pudica gegen stelige Erschütterungen beim Fahren und Tragen mit, indem er eine Pflanze auf einer Fahrt nach Zobten, und bei der Excursion auf den Gipfel dieses und des Geiersberges mitgenommen; anfänglich durch die Bewegungen ge- schlossen, öffneten sich die Blätter in kurzer Zeit, indem sie sich auch an die stärkeren Stösse gewöhnten. Derselbe legte die neue- sten Lieferungen V.—XIl. des „Erbario eritiogamico Italiano“ vor, welche von dem erfreulichen Fortschritte dieser splendiden Samm- lung trotz der bewegten Zeit Zeugniss geben. In der Sitzung vom 31. Oktober legie der Sekretär Prof. Dr. Cohn, ein von Hrn. Kaufm. Müller mitgetheiltes prachtvolles Blatt, so wie einen blühenden und reifen Kolben von Monstera Lennea (Philodendron pertusum) vor; die süss aromatischen Beeren lassen beim Genuss einen kratzenden Nachgeschmack zurück, welcher von zahllosen, beiderseits in scharfe Spitzen auslaufenden, stark ver- dickten, langen bastähnlichen Zellen herrührt, die zum Theil ver- zweigt, das saftige Parenchym durchsetzen, am zahlreichsten in dem oberen, deckelartig sich ablösenden Theil der Beere. Aehn- liche bastartige Zellen durchsetzen auch das Parenchim-Gewebe des Stammes und der Blalistiele. Hr. Müller theilte die Beobachtung mit, dass die Blüthenscheide der Monstera vor dem Aufblühen vom Licht abgekehrt sei, sich aber nachher durch Drehen des Blüthenstengels dem Lichte zuwende, so dass nunmehr der blühende Kolben vom Licht abgekehrt sei. — Dr. Cohn, hielt sodann einen Vortrag über die Vegetation des Landes und Meeres von Helgoland, wo derselbe einen Theil der Herbstferien verlebt hatte. Nach einer Skizze der allgemeinen geognostischen Verhältnisse gab er eine Uebersicht der Phanerogamenflora auf der Insel und Düne. Wenn im Allgemeinen die Vegetation solcher im Meere isolirter Punkte ein hohes pflanzengeographisches Interesse besitzt und ihre Unter- suchung in der That in neuerer Zeit manchen interessanten Auf- schluss über Urheimath und Wanderung der Pflanzen gegeben hat, so bietet die Flora von Helgoland nur insofern ein negatives In- teresse, als sie mit Ausnahme einer kleinen Zahl von Strandpflanzen, 58 welche ohne Zweifel das Meer angespült hat, ausschliesslich ats solchen Gewächsen besteht, von denen wir annehmen dürfen, dass sie der Mensch mit oder ohne Absicht auf die Insel gebracht hat, also aus angebauten und Ruderalpflanzen oder Unkräutern. Klima und Boden begünstigen ausserordentlich das Verwildern aller mit Absicht oder Zufall eingeführten Gewächse, wie die überall ver- wilderten Getreidearten, Ringelrosen, Kohlpflanzen etc. beweisen; die letzteren, welche namentlich am Felsen üppig vegetiren, für autochthon zu halten, fehlt es durchaus an ausreichenden Gründen, selbst wenn man Brassica oleracea als Strandpflanze des nord- westlichen Europa betrachten will. Diese pflanzengeographischen Thatsachen machen den oft behaupteten ehemaligen Zusammenhang Helgolands mit dem Festlande im hohen Grade unwahrscheinlich. Hallier zählt in seiner Zusammenstellung der Pflanzen von Helgo- land ca. 183 phanerogamische Arten auf, unter denen die Gräser (36) 1%, die Compositen (31).1%, die Papilionaceae (12)'/,, Cruci- feren (11) Yır, Chenopodiaceae und Polygonaceae (8) je a3, Um- beliferae (6) '/30, Papaveraceae,Ranunculaceae, Alsineae, Asperifoliae, Solaneae (5) '/s, ausmachen. Geraniaceae, Personatae Stellatae, Plantagineae, Juncaceae sind mit je 4, Cyperaceae, Labiatae, Ona- grariae mit je 3, Moose, Flechten, Urticeae, Crassulaceae, Euphor- biaceae, Violariae, Malvaceae, Rosaceae durch je 2, Elaeagneae, Armerieae, Ampelodeae, Convolvulacae, Primulaceae durch je eine Art vertreten, die übrigen Pflanzenfamilien fehlen, oder sind nur in Gärten zu finden. In Bezug auf die Vegetation des Meeres, welche mit Ausnahme des Seegrases (Zostera) ausschliesslich aus Algen besteht und für deren Erforschung Helgoland den günstigsten Punkt an den Küsten Deutschlands bietet, bemerkte der Vortragende, dass daselbst nach der Zusammenstellung von Kützing gegen 200 Arten, darunter Yı Florideen gefunden seien, über welche er sich spe- ciellere Mittheilungen vorbehielt. In der Sitzung vom 28. November sprach Dr. Stenzl über schlesische Schmarotzerpflanzen, insbesondere den Fichtenspargel (Monotropa Hypopitys). Veranlasst zuerst durch die grosse Wandel- barkeit in der Zahl der Blüthentheile, hatte der Vortragende es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst zahlreiche Exemplare des Fichtenspargels zu untersuchen, um über die Beständigkeit der Gattungs- und Artmerkmale in’s Klare zu kommen. Es wurden dabei auch die übrigen Theile der Pflanze berücksichtigt, und darnach eine Schilderung derselben gegeben, wobei besonders der Ueber- gang der Bracteolen in Kelchblätter und deren allmäliges Schwinden, von unten nach oben, die herrschende Zahl der Blüthentheile in den Seiten- und Endblüthen (wenig über die Hälfte der unter- suchten Endblüthen war fünfgliedrig, die übrigen meist viergliedrig) hervorgehoben wurde. Nach diesen Beobachtungen lässt sich 1) die Unterbringung dieser Art in der 10. Klasse bei Linn& nicht recht- ferligen; 2) dagegen wird die Gattung Hypopitys Nutt. unhaltbar, und es scheint am nalürlichsten, sie wieder mit Monotropa Linne 59 zu vereinigen. In Beziehung der Schmarotzernatur der Pflanze wurden zunächst die einheimischen Schmarotzer in zwei Abthei- lungen gebracht, 1) in solche, die selbst (mit ihrem Stengel) in die Nährpflanzen eindringen (die 6. und 9. Form bei Unger. über Parasiten (Orobanchke, Viscum); 2) solche, die mit ihren Wurzeln sich an andere ansaugen (die 5. und 8. Form bei Unger: La- thraea, Cuscuta). Hieran schlossen sich einige Bemerkungen über den Parasitismus der pflanzenbewohnenden Flechten. Unter welche Gruppe Monotropa gehöre, muss noch unentschieden bleiben, da ein wirklicher Zusammenhang mit einer Nährpflanze nicht nach- gewiesen, nach eigenen Beobachtungen sogar unwahrscheinlich ist. Dagegen vermehrt der Fichtenspargel sich 1) regelmässig durch sogenannte Adventivsprosse aus einer dünnen horizontalen, mit vielen Aesien besetzten Wurzel (nicht Wurzelstock!) und 2) zu- weilen durch Sprosse aus den Achseln der unteren Stengelblätter (Schuppen), deren Axillarknospen gewöhnlich unentwickelt bleiben. Die erste sehr sonderbare Erscheinung erinnert an ähnliche bei Viscum (Unger), Anemone sylvestris (Thilo Irmisch) und Ophioglossum vulgatum, über dessen Wurzelsprosse in einer früheren Sitzung ausführliche Mittheilung gemacht worden war. — Dr. Ho- dann theilt mit, dass; Hr. Peck, Inspector des Museums der natur- forschenden Gesellschaft in Görlitz auf der Landskrone eine für Schlesien neue Pflanze, Artemisia scoparia, aufgefunden habe, die daselbst seit langer Zeit und in grosser Menge, vermuthlich auf die Dauer, sich angesiedelt habe. Derselbe legte vor: 1) Asple- nium germanicum (Breyni) vom Katzenstein bei Seidenberg (Kreis Laubau) in Gesellschaft von A. septemtrionale und Ruta muraria; 2) Aspidium aculeatum, von der Landskrone in mehreren Varietäten (lobatum, Plukenetti und eine Form mit sehr lederartigem Laube und tief eingeschnittenen Fiedern); 3) fruchtende Wedel von Aspi- dium Brauni; 4) eine seltene Cystopteris montana (Sudetica Milde et Braun) von einem neuen Fundorte auf dem untern Drittheile des Leiterberges, links auf dem Wege nach dem Altvater, während sie auf der von Milde und Winkler entdeckten Stelle ver- schwunden ist. F. Cohn. — Bei der 22. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Schwerin am 12. Septr. v. J. machte v. Rabenau eine Mittheilung über die Gewinnung von Holz- und Grassamen in den Wäldern des Grossherzogthums Hessen, mit dessen Ein- sammlung sich die 4000 Köpfe zählende Gemeinde Griesheim be- schäftigt. Der gewonnene Holzsamen geht hauptsächlich nach Holland, der Grassamen auch nach England, die jährliche Ausfuhr desselben beläuft sich auf mehrere hundert Centner. Professer Dr. Schulze aus Rostock berichtete, dass es ihm gelungen sei, aus jeglicher Art von Siroh auf chemischem Wege ein Papier zu erzeugen, welches dem aus Hadern gefertigten ganz gleich steht. — In einer Sitzung des landwirthschaftlichen Vereins zu Frankfurt am 2. November v. J. zeigte J. W. Wunderlich 50 Samen des nordamerikanischen Wildreises, Zizania aquatica vor. Der- selbe soll im Geschmacke den oslindischen Reis übertreffen und sich dabei zur Besserung und grösseren Ausbeitung von Sumpfwiesen oder stehenden Gewässern besonders eignen, da er nur im Wasser wächst. — Man zählt jetzt in Frankreich 141 grosse landwirth- schaftliche Gesellschaften, 50 Gartenbauvereine, 9 Gesell- sähaften, die sich gleichzeitig für Land- und Gartenbau interessiren, 5 thierärztliche Vereine und 569 kleinere Ackerbauvereine. Die- selben haben zusammen im vergangenen Jahre für 1,750.000 Fr. aufmunternde Belohnungen in Preisen und Medaillen vertheilt, also ungefähr 2200 Fr. durchschnittlich für den Verein. Die Zahl derer, welche Belohnungen erhalten haben, beläuft sich auf 35.000. Von der Totalsumme der vertheilten Preise kommen 350.000 als Sub- vention aus der Staatskasse; 1,400.000 wurden durch Departemental- gelder und persönliche Beiträge der Vereinsmitglieder aufgebracht. — Es haben sich unbegründete Bedenken gegen die Heuglin’sche Expedition erhoben. Wir sehen jetzt, dass sie von Dr. Barth herrühren, aber auch von der „D. Allg. Ztg.* dieselbe Abweisung erfahren, die ihnen schon die „Allg. Zig.* entgegengesetzt hat. Die „Allg. Zig.“meint, Dr. Barth hätte sich erinnern müssen, dass über ihn selbst ähnliche und noch ungünstigere Gerüchte im Umlauf waren; er hätte der schonungslosen Angriffe des „Alhenäum“ und der geographischen Gesellschaft in London, der warmen Vertheidigung Bunsen’s und Petermann’s gedenken müssen, ehe er so unbegründete Beschul- digungen in die Welt schleuderte. Drei Jahre hatten die englischen Geographen gewartet, ehe sie ihn angriffen, wie sollte er jetzt schon Heuglin angreifen wollen? Neun Jahre hat sich die ge- bildete Welt geduldet, bevor ihr Dr. Bartih’s Forschungen vor- gelegt wurden; wie sollte sie jetzt schon Ergebnisse von dieser Expedition verlangen können ? Aber allem Drängen und aller Wiss- und Neubegierde des Publikums kann ja auch Genüge geschehen! Die Reisenden sind darin ausser aller Schuld, dass ihre bis jetzt schon eingesandten überaus wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten — ein unser ganzes Volk ehrendes Zeugniss deutschen Fleisses! — noch nicht veröffentlicht werden konnten. Man frage doch den Präsidenten der kaiserl. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, Dr. Kieser in Jena,,und den ausgezeichneten Kenner der afrikanischen Ornithologie, Dr. Hartlaub in Bremen, ob die ihnen bisher schon zugegangenen Forschungen geeignete Ergebnisse dieser Expedition sind oder nicht. Man erkundige sich bei Dr. Peter- mann, ob die botanischen, astronomischen, geographischen und eihnographischen Tagebücher und Berichte, welche die Reisenden ihm zusandten, einer deutschen Expedition würdig oder unwürdig sind.“ Auch Dr. Petermann tritt für die Heuglin’sche Expe- dition in die Schranke. Er meldet, dass am 15. December bei ihm umfangreiche Mittheilungen aus Afrika eingetroffen sind, und setzt hinzu: „In meiner dreiundzwanzigjährigen geographischen Praxis 61 erinnere ich mich keines anderen Explorationsunternehmens, von dem so frühzeitig so treffliche Arbeiten dieses Umfangs eingelaufen wären. Gleichzeitig freut es mich, Ihnen mittheilen zu können, dass wenigstens ein Theil der Expedition noch in diesem Winter nach Wadai geht, während auf meinen Vorschlag von Beurmann im Jänner von Bengasi aus quer durch die Wüste schon Anfangs April Wara zu erreichen hofft. Mit einem Wort: der jetzige Stand des Unternehmens ist ein brillanter, hoffnungsreicher und selbst in ungewöhnlichem Grade befriedigender.* Literarisches. — Dem Vorworte zu A. Durand’s „Plantae Kaneanae Groenlandicae* (Journal of the Academy of Natur-Sciences of Philadelphia, New Series, Vol. Ill. Part. 3) und zwar einer Uebersetzung von Herrn Grafen A. F. Marschall entnehmen wir Folgendes über den Parallelismus der Polar-Zone mit den Alpen- Regionen gemässigterer Climate. Dr. Kane hatte sämmt- liche der oben citirten Abhandlung zu Grunde liegende Pflanzen, an der westlichen Küste von Grönland gesammelt; während der ersten Reise (1850— 1851, Sukkertoppen, Holsteinborg, Egedes- minde, Disko, Upernavik und Wolstenholm) zwischen 64 und 76° nördl. Br. — während der zweiten (Fiske, Fiord, Sukkertoppen, N. Proven, Upernavik et Smith’s Sound’s verschiedene Stationen.) bis zu 810 nördl. Br. hinauf, gesammelt. Für die Pflanzengeographie ergeben sich aus diesen Sammlungen, den wichtigsten, welche bis- her aus arctischen und polaren Regionen heimgebracht worden, folgende bemerkenswerthe Thatsachen: 1) In der Zahl und Identität der Arten zeigt sich längs dem ganzen Küstenstrich zwischen arctischen und Polar-Meere keine wahrnehmbare Aenderung; so dass — wenigstens in Bezug auf Grönland — Sir John Richardson’s (Appendix to Searching Expedition London 1851. p. 319) dritte oder Polar-Zone, ebenso gut mit dem 67° als mit dem 73° nördl. Br. beginnen könnte. 2) Das Wiedererscheinen zweier Arten: Hesperis Pallasi und Vesi- caria arctica (beide im ausgebildeten Zustande des Fruchtiragens) jenseits von Smith’s Sound — welche den milderen Strichen der arctischen Region angehören und bisher noch nie in den zwischen- liegenden Punkten gefunden worden. Beide finden sich, nebst 8—10 anderen Arten, unter einer in später Jahreszeit zusammen- gebrachten Sammlung in dem neuentdeckten Washington’s- und Humboldt’s-Land, hart am Rand jenes geheimnissvollen Polar-Meeres, welches Dr. Kane’s Expedition ausgekundschaftet und so weit der Blick reichte, eisfrei gesehen halte. Diese Thatsache, wenn auch nur 2 Arten betreffend deutet auf eigene Isothermen-Verhältnisse, sei es in Folge warmer Strömungen grösserer Meerestiefe, oder auch wirklicher Abflachung der Erde an ihren Polen. 3) Theilt 62 man den gesammten von Dr. Kane durchforschten Küstenstrich Grönlands in zwei gleiche Theile, so dass auf jeden derselben nahe- zu eine gleiche Anzahl von botanischen Sammlungs-Stationen kömmt, so hat der nördliche Theil der Küste von Upernavik bis Washingtonland _ mehr Dicotyledonen-Arten geliefert als der südliche von Fiske- Fiord 73° — und Smith’s Sound allein (im nördlichen Theil) hat sich, in der geringen Ausdehnung von nur 3 Breitegraden, nahezu ebenso reichhaltig gezeigt. Solche unerwartete Thatsachen zeigen, dass sich die Polar-Zone nicht füglich mit den Alpen- Regionen gemässigterer Klimate vergleichen lässt. Die stetige Wirkung von Licht und Wärme zwischen dem Aufgang und Niedergang der Sonne, welche an den Polen die Tag- oder Sommer- Jahreszeit bezeichnet, eine reinere und feuchtere Luft, vielleicht auch grössere Anhäufungen von Electricität und dergleichen, müssen besonders in den tiefsten Horizonten nöthigerweise den Lebens- process der Pflanzen befördern und vollenden helfen, nicht nur der an das Klima gewöhnten, sondern auch solcher Pflanzen, deren Samen durch Strömungen, wandernde Vögel oder sonst wie, aus milderen Himmelsstrichen dorthin gelangt sind. Unähnlich den schneegekrönten, kahlen, jederzeit vegetationslosen Gipfeln der Alpeniist es wahrscheinlich, dass sich das Pflanzenleben bis zum Pole selbsterstrecken kann, vor- ausgesetzt, dass es geeigneten Boden, sonnige Lage und Schutz gegen Windstösse finde. D. 8. — Ein ungarisches wissenschaftliches Journal unter dem Titel „Magyar Tudos Ertekezö* beabsichtigen Universitätsprofessor Ferd. Knauz und Universitätsbibliothekar Ivan Nagy in Pest herauszu- geben. Es wäre zu wünschen, dass bei diesem neuen Journal die Naturwissenschaften eine grössere Berücksichtigung fänden, als diess bis jetzt bei ähnlichen Unternehmung in Ungarn der Fall war. P. von Cs. — Dr. Charles Darwin lässt eine neue Schrift „über die Be- fruchtung der Obstbäume dnrch Beihülfe der Insekten“, erscheinen. (Bp].) 2 — Das XI. Heft der Mittheilungen aus Justus Perthes’ geographischen Mittheilungen für 1861 enthält von Theodor Kotschy eine Schilderung des reichen Savannenlandes, welches südlich von Nubien in Kordofan als fruchtbare, mitunter paradiesische Land- schaft, belebt von prächtigen Viehherden und* zahlreichen wilden Thieren, auftritt; das durch seine mannigfache Vegetationsfülle so ausgezeichnete Land konnte in seinen Grundzügen nur durch einen Fachbotaniker von so grosser Erfahrung würdig aufgefasst werden. — Lehrbuch der gesammien Pflanzenkunde von Dr. Moritz Seubert. Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig und Heidelberg, 1861. 8. 452 Seiten, mit vielen in den Text ge- druckten Holzschnilten. — Bei dem ungeheuern Umfange, welchen die Bolanik gegenwärlig erreicht hat, ist es ein sehr schwieriges, ja beinahe die Kräfte eines Einzelnen übersteigendes Unternehmen, — 63 den Anforderungen der Wissenschaft entsprechend, ein Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde zu schreiben. Wer sich dieses Ziel steckt, hat eine grosse Aufgabe zu erfüllen und nur langjährige sehr extensive und intensive Studien werden ihn befähigen, seinen Gegenstand zu bewältigen. Im Ganzen und Grossen hat Seubert seiner Aufgabe vollkommen entsprochen; dafür bürgen die grosse Verbreitung, deren sich sein Lehrbuch erfreut, so wie der Umstand, dass es in 8 Jahren drei Auflagen erlebie. Kann man sich auch mit Einzelnen nicht einverstanden erklären, so beeinträchtigen diese Mängel doch nicht den Werth des Buches im Ganzen, sondern lassen sich, da sie nur einzelne Parthien betreffen, in der Folge leicht abändern. Hierher rechne ich namentlich den Umstand, dass Seuberi es unterliess bei den einzelnen Capiteln die wichtigsten Quellwerke anzuführen; ohne das Buch viel voluminöser zu machen, hätte er dadurch manchen Studierenden Anregung zu selbst- ständigen Forschungen und dem Buche selbst einen noch viel be- deutenderen wissenschaftlichen Werth gegeben. Wenden wir uns nun zu den einzelnen Parthien, so begegnen wir zuerst der Organo- graphie. Was die Samenpflanzen betrifft, so sind die einzelnen Capitel meist als recht gelungen zu loben; doch hätte der Begriff der zusammengesetzten Blätter schärfer präzisirt werden können, eben so wäre es unserer Ansicht nach richtiger gewesen, die Pla- centa nicht als den verdickten Rand des Fruchtblattes, sondern als Axengebilde aufzufassen. Die Sporenpflanzen sind etwas stief- mütterlich behandelt. So wäre es, wie uns scheint, angezeigt ge- wesen schon in diesem Abschnitte Andeutungen über die organo- graphische Bedeutung der Sclerotien zu geben und bei der Fort- pflanzung der Resultate von den Arbeiten Pringsheim’s, De Bary’s und Cohn’s Erwähnung zu ihun. Der zweite grössere Abschnitt ist die Pflanzen-Anatomie. Dadurch, dass der Verfasser den Bau der Achsen- und Blattorgane gesondert durchnimmt, leidet in dieser Parthie die Uebersichtlichkeit; der von den meisten übrigen Phytotomen eingeschlagene Weg scheint mir der naturgemässere. Sehr gründlich und umfassend ist die Physiologie (der nächste Ab- schnitt) durchgeführt; namentlich der phylochemische Theil und die Pflanzen-Pathologie sind sehr glücklich abgehandelt. Die folgende Charakteristik enthält die Grundbegriffe über Art und Gattung, die Nomenclatur und die Phytografie. Die sich hieran anschliessende Systematik ist mit grosser Umsicht gearbeitet und enthält nebst einer Uebersicht über die wichtigsten Systeme die Charakteristik der einzelnen Familien unter Namhaftmachung der wichtigsten Re- präsentanten. In dieser Beziehung ist namentlich bei den Sporen- pflanzen hervorzuheben, dass die Resultate der neueren Unter- suchungen gewissenhaft benützt wurden. Die folgenden Abschnitte, welche die Pflanzen-Geographie und Paläontologie behandeln, sind ebenfalls als recht gelungen zu bezeichnen und geben durch über- sichtliche Behandlung ihrer Themen ein gutes Bild von den wich- tigsten Geselzen dieser Doctrinen. Den Schluss machen eine Ge- 64 schichte der Pflanzenkunde und eine Uebersicht über die Literatur. Diese beiden Abschnitte sind für den Umfang des Buches zu aphori- stisch gehalten; doch wird bei dem letzteren wenigstens durch Hinweis auf Pritzel’s Thesaurus die Quelle angegeben, wo man sich Raths erholen kann. Die Ausstattung des Buches ist eine würdige und die meisten Holzschnitte sind als gelungen zu be- zeichnen. Dieser kurze Ueberblick dürfte genügen, um die Reich- haltigkeit des in den vorstehenden Werke abgehandelten Materiales zu zeigen. Es ist namentlich Hörern an höheren Lehranstalten zum Handbuche anzuempfehlen, doch können auch Autodidacten das- selbe mit grossem Vortheil für ihre Studien benützen. H. W. R. — Im Verlage von E. A. Zuchold in Leipzig werden dem- nächst erscheinen unter dem Titel „Reliquiae Linnacanae, Caroli Linnaei epistolae ad viros eruditos“, bisher noch nicht veröffentlichte Briefe Linn&’s, ferner ein Verzeichniss der auf dem Gebiete der Naturwissenschaften in russischer Sprache erschienenen Schriften. Sammlungen. — Hauptmann Kinzl’s Herbarium (österr. botan. Zeitschrift Jahr 1861. S. 208) wurde vonDr. A.v.Pavai in Nagy-Enyed an- gekauft. — Eine grössere Sammlung von 920 Arten, der küsten- ländischen Flora Oesterreichs angehörend und von 172 Arten aus der Flora von Oesterreich und Deutschland, in mehrals 18000 Exem- plaren kann entweder käuflich oder im Tausche gegen botanische Werke erworben werden. Die Redaction ist bereit, auf Verlangen nähere Auskunft zu ertheilen. ——a—e—dsm a —— Correspondenz der Redaction. Herrn Th. in K. „Werde ihren Wunsch berücksichtigen. Die bemerkten Pflanzen gut.“ — Herrn D.K. in B. „Erwünscht. Eine fortlaufende Anzeige der Vorräthe und Desideraten der botanischen Tauschanstalt in der Zeitschrift würden derselben einen bedeutenden Raum rauben und hätten doch nur geringen Erfolg.“ — Herrn S. in P. „Die verlangte Adresse finden Sie im 16. Jahresbericht.“ — Herrn Prof. P. in W.: „An die zool.-botan. Gesellsch. 4 fl. gezahlt.“ — Herrn Prof. B in E. „An die zool.-botan. Gesellsch,. 4 fl. gezahl.“ Inserat. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. | Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gerold. Druck von ©. Ueberreuter. VDesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift - 4 die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe Gärfner, Qekonomen, Forstmänner, Aerzle, © Wieden, N. 331, Wien) (3 Thlr. 10 Ngr.) - Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. ODest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate _ in Wien, die ganze Petitzeile N°- 3 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. n « Buchhandlungen. En ?y F Y PR XI. Jahrgang. WIEN, März 1862. INHALT: Auszug aus dem Tagebuch meiner Reise nach Tirol und Kärnthen. Von Vulpius, — Zur Gattung Draba. Von D. Stur. — Analytische Bestimmung der europäischen Cuseuta-ÄArten. Von Vietor v. Janka. — Beiträge zur Flora von Schlesien. Von Uechtritz. — Bemerkungen über Thesium linophyllum. Von C. Münch. — Correspondenz, Von Niessl, Landerer, Milde. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Bota- nischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Zur Nachricht. — Inserat. Auszug aus dem Tagebuch meiner Reise nach Tirol und Kärnihen im Sommer 1850. Von Vulpius. I. Durch öftere Reiseberichte im Theile der österreichischen Alpen, die ich in der Regensburger botanischen Zeitung las, angeregt, trug ich schon seit vielen Jahren den Wunsch in mir, auch einmal dorthin mich wenden und die botanischen Schätze jener Berge mit eigenen Augen sehen und an Ort und Stelle selbst sammeln zu können. Dieser Wunsch kam nun dieses Jahr zur Erfüllung. Am 20. Mai, Pfingstmontag Nachmittags, verliess ich Thun im Kanton Bern im Vertrauen auf Gott und das seit zwei Tagen ein- getretene gute Wetter. Mittwoch’s Früh den 22. Mai ging ich beim schönsten Morgen den Albis hinab nach Zürich hinein, wo ich von Herrn Prof. Heer die mir sehr interessante Nachricht vernahm, dass voriges Jahr bei Remüs und Tarasp im Unter-Engadin die für die Schweiz neue Cortusa Matthioli gefunden worden sei. Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1862. 9 - 66 Am 23. Mai ging ich auf den im südlichen Theil des Kantons Zürich gelegenen 3190’ hohen Bachtel, um mir nun vor allen Dingen Dentaria polyphylla zu verschaich und nach einigem Suchen traf ich sie nicht weit unterhalb des Gipfels in bester Blüthe und zahl- reich versammelt an. Nachdem ich mir eine Anzahl hübscher Exemplare davon ausgesucht und die schöne Aussicht genossen hatte, stieg ich gerade durch den Buchenwald in der Richtung gegen Fischenthal den Berg hinab und fand dabei die Dentaria tiefer unten im Gebüsche noch in Menge. Im Wirthshaus „im Stäg“ legte ich ein und über die Hulftegg, Moosnang und Flahwyl kam ich am Vormittag des 24. Mainach St. Gallen und über Speicher und Trogen, den Ruppen und Altstätten langte ich Abends im Bad beim Dorf Eichberg an, um da zu übernachten. Andern Morgens besuchte ich den, seither nun aber verstorbenen, Herrn Pfarrer Rehsteiner in Eichberg , rühmlichst bekannt als Kollege unter den Botanikern. Er war so gefällig, meine Dentaria in weitere Pflege zu über- nehmen. Am 26. Mai ging’s dann bei der Rheinüberfahrt zu Ober- ried ins Vorarlberg hinüber. In Meinigen wurde mein Pass nach Feldkirch visirtt. Auf dem Weg dahin durch die Riedwiesen des Rheinthales blühte Scorzonera@ humilis. Nachdem auf der Bezirkshauptmannschaft mein Pass bis Landek in Tirol war visirt worden, ging ich diesen Nachmittag noch den durch die neue schnurgerade Strasse 5 Stunden langen und schrecklich langweiligen Weg bis Bludenz. Das ganze Land traf ich voll von Soldaten, meistens Ungarn, und immerfort begegnete ich auf der Strasse noch neuen Zügen. Das Klosterthal hinauf und über den Arlberg hinüber folgten sich den. nächsten Tag: Saponaria o2ymoi- des, Anchusa officinalis, Biscutella laevigata, Moehringia muscosa, Globularia cordifolia, Crocus vernus, Gentiana verna und acaulıs, Primula Auricula. Der Bergübergang wurde gerade von einem mit grünen Brillen versehenen Bataillon Schneeschauflern geöffnet. Der Schnee lag da noch bei 18° tief. Es ist diess eine gewaltig rauhe und wilde Alpengegend. Abends halb 8 Uhr erreichte ich Landek. 28. Mai. Nach Visirung des Passes nach Bozen brach ich heute Vormittags wieder auf. Ueber Ried, Pfunds und Finstermünz kam ich Abends nach Nauders. Veronica prostrata war häufig zwischen Landek und Ried. Thalictrum foetidum und Juniperus Sabina zur Seite der Strasse im Innthal, gerade wie im Nikolaus- thal im Wallis. Zwischen Finstermünz und Nauders blühte an der steilen Bergseite hinauf Oxytropis wralensis. In der Post zu Nauders fand ich im hintern grossen Zimmer gute Gelegenheit zum Einlegen. 29. Mai. Weil ich jetzt nur 5 Stunden von Tarasp im Unter- Engadin entfernt war, so wollte ich sehen, ob das Glück mir wohl wollte und mich Cortusa Matthioli würde finden lassen. Daher ging ich diesen Vormittag über Martinsbruk ins Engadin hinüber. Bei Remüs bemerkte ich in den Getreidefeldern Fumaria Vailantii, Adonis aestivalis, Sisymbrium Sophia, und am Strassenrand Arabis Lid 67 ciliata, Veronica prostrata, Carex capillaris. Dass ich bis nach Tarasp auf beiden Ufern des Inn bergauf, bergab, durch Wald und Gestrüpp angelegentlichst nach meiner Cortusa mich umsah, ver- steht sich von selbst. Dabei verlor ich auch noch mein Botanisir- messer. Ziemlich missmuthig, weil meine Mühe umsonst geblieben, nahm ich in Vulperra, dem Sauerbrunnenkurort zu Tarasp, bei Landammann Karlin mein Nachtquartier. Kurgäste waren nur erst einige Tiroler da. Bis dahin hatte ich auf meiner Reise noch nirgends ein so gutes Bett. Den folgenden Morgen, am 30. Mai, slieg ich hinab zum Sauerbrunnen am Ufer des Inn. Nur wenige Schritte hinter dem Brunnen kommt ein kleines Wässerchen durch Wald und Gebüsch den Berg herab und läuft hier in den Inn aus. Um zu sehen, was an diesem Bächlein allenfalls kommen möchte, stieg ich ihm entlang, und nach wenigen Minuten richten sich meine Augen auf eine schöne bläulich-roth blühende Pflanze, die mir fremd war. Jch bücke mich, um genauer zu sehen, und welche Freude, die gesuchte und schon Jahre lang gewünschte Cortusa Matthioli stand vor mir. Diesem Wässerchen entlang stand sie ziemlich häufig. Doch hält sie sich streng an das feuchte und beschalttete Ufer; wo es seit- wärls trockener wird, war keine mehr. Auch Atragene alpina rankte hier im Gebüsch. Fröhlich, dass mein Gang so schön be- lohnt war, trat ich nun wieder den Rückweg nach Nauders an und kaufte im Kramladen zu Vulperra noch hübsches weisses Papier für meine liebe Cortusa. An Felsen bei der Säge zu Schuolz blühte Rhamnus pumila. Den Rest des Tages, in Nauders wieder angelangt, verbrauchte ich zum Einlegen. Am 31. Mai ging die Reise weiter. Auf der Malser Haide blühte an den Felsen Atragene alpina, Prunus Mahaleb auf Mauern bei Eyers im Vintschgau. So fand ich auch am folgenden Tag, den 1. Juni, im Gebüsch hinter Laas eine Menge der Atragene wieder. Auf dem Hügelzug östlich vom Dorf blühte Astragalus velutinus Sieber, den ich aber für nichts als eine kleine, magere Form von Ozxytropis uralensis D.C. halten konnte. Von Laas durchs Vintsch- gau hinab standen die Felswände geschmückt mit Erysimum hel- veticum, Astragalus Onobrychis, Melica- eiliata und uniflora; auf trockenen Hügeln Scorzonera austriaca, Tragopogon major, Carex nitida. Bei Castel Bell erschienen die ersten Feigenbäume an den Mauern und Achillea tomentosa; in den Fruchtäckern bei Staben Muscari comosum. In Meran vernahm ich zu meinem grossen Leid den kürzlichen Tod von Traunsteiner iin Kitzbüchel. In Wiesen zwischen Meran und Bozen nahm ich Thalictrum medium. Die un- geheure Ueppigkeit in der Vegetation, die bei Bozen mir entgegen- trat, setzte mich in Staunen. Besonders die gegen Süden gewendeten Berghänge und Felsmassen sind mit einer Menge von Gesträuchen durchwachsen, von denen eins das andere an Fülle und Kraft zu übertreffen und zu überwältigen sucht. Um für einige Tage mein Standquarlier hier zu nehmen, sah ich mich in Bozen nun gleich =; 5 68 nach einem Logis um. Aber jelzt nahmen die mancherlei Wirths- hauserlebnisse dieser Reise ihren Anfang, Im Badl hiess es, wir haben keinen Platz; in der Sonne dessgleichen und der Mond wollte mir auch nicht scheinen. Das waren Dinge, nicht geeignet, mir ein günstiges Vorurtheil für Bozen beizubringen. Weil ich im Engadin mein Botanisirmesser verloren hatte, ging ich nun, um den Verlust wieder zu ersetzen, zu einem Messerschmidt, mir ein neues zu bestellen. In diesem Mann, einem geborenen Bludenzer, fand ich einen viel arligern und gefälligern Menschen als die waren, mit denen mich bis dahin mein Geschick in Bozen noch zusammengeführt hatte. Ihm offenbarte ich nun auch meine Verlegenheit von wegen einem Logis und auf seinen Rath ging ich nach Gries hinauf, eine Viertelstunde von der Stadt, an der Strasse nach Meran. Auf meine Frage im Wirthshause da, ob ich einige Tage hier logiren könne, fragte man mich zuerst, ob ich einen Pass habe, und als ich diess bejahte wurde mir endlich ein Unterkommen gegeben. Und es er- wies sich mir zum Nutzen, dass ich in der Stadt nirgends war aul- genommen worden; denn in Gries bekam ich einen Saal mit 5 Tischen, Stühlen, einen Hof und Garten mit Tischen und Bänken zu meinen Diensten, Alles wie ich mir’s nur wünschen konnte. Beim Schreiner holte ich mir gleich einen Haufen Bretterchen und ein halbes Dutzend Zwingen. Vormittags am 4, Juni machte ich nun meine erste: hiesige Excursion, am Kutschnaer Berg hinauf. Cartus Opuntia, Gypso- phylla Sazxifraga, Tragopogon major , Lactuca perennis, Oxalis corniculata, Centranthus ruber, Onosma stellulatum, Oytisus nigri- cans und prostratus, Acrostichum Marantae, Anthericum Liliago, Fraxinus Ornus, Melittis melissophyllum, Sazifraga Aizoon, Atra- gene alpina oben an den Felsen und Vieles andere bekleidete in üppiger Vegetation den Berg. Nach vollbrachtem Einlegen ging ich Abends in die Stadt, mein Messer zu holen und weil es mir nicht gelaug, ohne Empfehlungsbriefe bis zu einem Herrn Baron H. durch- zudringen, so wollte ich mein Glück nun bei einem minder grossen Herrn, einem Apothekergehilfen , Namens Friedr. Leybold, in der Eberlin’schen Apotheke, versuchen, der, wie ich inzwischen ver- nommen, sehr fleissig botanisire. Ich traf ihn zwar nicht gerade zu Hause; sein Freund und College Reissenegger aber sagte mir, ich möchte andern Tags um I1 Uhr wieder kommen, da werde ich ihn treffen und mit dem Botanisiren habe es seine Richtigkeit. Zufrieden mit dieser Nachricht ging ich wieder nach Gries hinaus. Andern Tags, als ich zur bestimmten Zeit in der Apotheke mich einstellte, fand ich in Leybold einen eben so gefälligen wie leidenschaftlichen jungen Botaniker. Er versprach mir, so viel er’s vermöge, mich in meinen Zwecken zu unterslülzen und seinem Rathe folgend, ging ich gleich Nachmittags nach den Etschsümpfen bei Missian, wo ich Sturmia Loeselü, Orchis incarnata, Utricularia minor, Cyperus flavescens, Scirpus uniglumis fand; beim Schloss Sigmundskron stand: Cerastium suffruticosum, Ruscus aculeatus, 69 Potentilla rupestris, Campannla spicata, Avena capillaris, Lathyrus sphaericus, Filago minima, Vicia lathyroides. Am Morgen des 6. Juni machte ich eine Exkursion über Has- lach und Schloss Kybach. Auf diesem Weg bekam ich Anemone trifoliata, Lychnis viscaria, Lilium bulbiferum, Acrostichum Marantae, Adianthum nigrum, Silene Armeria, Spiraea filinendula, Rhus Cotinus, Arabis Turrita, Orobus variegatus. Alles stand da in einer ansser- ordentlichen Fülle und Ueppigkeit. — Nachmittags machte ich mit Leybold eine Excursion über die Kohleren hinauf nach den Schneiderwiesen. Diese Bergwiesen mögen 3000’ über Bozen liegen. Gleich am Fuss des Gebirges zeigte sich wieder Cerastium suf- fruticosum und Orobus variegatus; höher oben im Gebüsch Anemone irifoliata; dann Gentiana ecaulis, Atragene, Cytisus prostratus, Pedicularis verticillata, Rhododendron ferrugineum. Auf den Schneiderwiesen prangten die herrlichsten Exemplare von Orchis sambucina roth und gelb. An einer Quelle stand Seirpus caespi- tosus in niedlichen Rasen. Von Kohlern aus ergölzten wir uns an dem Anblick des herrlichen Schleren-Gebirges und der ganzen Bozener Gegend. Abends 9 Uhr kamen wir wieder zur Stadt zu- rück. — Am 8. Juni Nachmittags 4 Uhr tratichmit Leybold’s Collegen Reissenegger ein Reischen an nach dem Gankofel und Val di Non — in Nonsberg — wie man in Bozen sagt. Ueber Siegmunds- kron und Missian, am Plötzner Schloss und Hof vorbei, gingen wir diesen Abend noch bis in den Weiler Bertonik, wo ich im trocknen Tannenwald noch Cytisus purpureus sammelte. Wir wären am andern Morgen gern um 3 Uhr wieder aufgebrochen; der Bauer aber, der uns auf’s Mendel und den Gankofel führen sollte, er- klärte, dass er morgen, weil es Sonntag sei, um 6 Uhr zuerst in die Messe gehe und anders nicht, sich immer auf das 19. Gebot berufend, dessen Inhalt uns Ketzern übrigens unbekannt war. In- dessen entschied eine höhere Macht den Streit. Kaum waren wir im Beit, als es draussen zu winden und regnen anfing und die ganze Nacht fortdauerte. Nun hatte der Hans gewonnenes Spiel und konnte um 6 Uhr ruhig in die Messe gehen. In der Nähe der Häuser blühte im Gebüsch Vicia Gerardi und Phytheuma nigrum. Um 7 Uhr endlich, da der Regen nachgelassen hatte, wurde auf- gebrochen. Durch den Wald hinauf blühte Lonizera alpiyena. Als wir diesen hinter uns hatten, musste durch die s. g. Scharte, d. i. eine enge und steile Felsenschlucht, emporgestiegen werden. In diesem Felsen blühte Sazifraga caesia und Arabis pumilla, Potentilla caulescens hing in grossen Büscheln herab, aber freilich noch nicht blühend. Gleiche Bewandtniss hatte es mit Artemesia pedemontana, womit der Scheitel der höchsten Felswände reichlich besetzt war. Im Gras blüthen schön Anemone sulphurea und ver- nalis. Von der Höhe des Berges hatten wir eine schöne Aussicht auf Meran, Bozen, das Etschthal und die Tiroler Gebirge. Vom Gankofel weg wendeten wir uns südwestlich über den Nonsberg gegen Fondo. Auf diesem Weg fand ich die längst gewünschte 70 Dentaria enneaphyllos an einer trockenen Felsenparthie in schöner Blüthe. Auffallend aber war mir über diesen ganzen Gebirgsstock ausser Primula elatior und farinosa keine einzige Primula zu sehen. Cytisus purpureus hingegen stand hier auf der südlichen Abdachung viel häufiger und grösser, als ich ihn gestern auf der Nordseite gefunden hatte. Die Südseite des Gebirges senkt sich in mässiger Neigung gegen das Val di Non hinab, mit dem freund- lichsten grünen Teppich bekleidet und von schönen Lärchen be- schattet. Im Thalgrund bei Fondo angelangt war hier die Sonn- seite der Bergkette, der Strasse entlang mit Aster alpinus und Cistus marifolius Sm. geziert. In Fondo, wo schon Alles italienisch ist, wurde eine gehörige Stärkung eingenommen und dann trennte sich unsere Gesellschaft. Reissenegger, der andern Morgens wieder in der Apotheke sein musste, kehrte mit unserm Führer zurück und ich ging das Thal abwärts. Bei Revo blühte auf sleinigten, sonnigten Stellen Clematis recta und Rhus Cotinus. Zwischen Revo und Cless, zwischen Steinen zur Linken der Strasse, bevor man zur Brücke kommt, fand ich Bonjeania hirsuta, aber noch einige Wochen zu früh für die Blüthe. In Cless vereinigt sich die Strasse mit der aus dem Val di Sole kommenden. Ich über- nachtete da im schwarzen Adler. Am folgenden Morgen, um 4 Uhr brach ich von Cless auf und ving durch das ganze Thal hinab bis Mezzo lombardo, wo es sich mit dem Eischthal vereinigt. Das Val di Non bildet eine italienische Landschaft, wie die Idee sie sich schön nur bilden mag. — Gegen Denno hin blühte Senecio nebrodensis. Von Mezzo lombardo aus schlug ich wieder die nördliche Richtung ein, durch’s Eischthal auf- wärts. An den Mauern und kiesigen Stellen dort blühten Cyno- glossum officinale, Euphorbia pilosa, Hieracium staticefolium. Die Eisch hatte das ganze Thal überschwemmt und in einen See ver- wandelt. An Kalkfelswänden bei Salurn wurde mir Moehringia Ponae, auf Felsblöcken Arabis muralis; am Weg blühten Silene Armeria und Lythospermum purpureocoeruleum. Abends 9 Uhr er- reichte ich wieder Gries. Am 12. Juni stieg ich wieder am Grieser Berg herum, wo ich ausser den schon früher bemerkten Dingen noch folgende fand: Pistacia Terebinthus, Silene Otites, Linaria italica, Dictamnus, Achillea tomentosa, Punica Granatum, Rosa gallica, Hypericum montanum, Aristotochia Clematitis, Galium purpureum, Orobanche Hederae und Stipa pennata. Am 13. Juni setzte ich meine Reise nach Osten zu weiter fort. Astragalus Onobrychis blühte an der Strasse; an den Mauern bei Klausen Farsetia incana. In der Gegend von Brixen und Bruneggen war Tragopogon mujor häufig. — Samstags am 15. Juni kam ich nach Lienz im Pusterthal, wo ich in der Sonne Quartier nahm. Auf meine Frage ob sich hier gegenwärtig Niemand mit Botanik beschäftige, wurde ich an Thomas Pichler, aufdem Nieder- markt gewiesen. Ich ging hin und sein ganzes Wesen machte gleich A einen guien Eindruck auf mich. Ich fand an ihm einen hübschen jungen Menschen von ungefähr 20 Jahren, der mit ganzer Seele an der Botanik hängt. Er kennt die Standorle der meisten Pflanzen in der Lienzer Umgebung, auf dem Kirschbaumer, Kühweger und den Kalser Alpen und hat einen grossen Theil davon in seinen Garten verpflanzt, wovon gerade zu meiner grossen Freude einige blühten. Aber er ist arm; er und sein jüngerer Bruder helfen der Mutter das Gütchen bestellen und arbeiten sonst noch nebenher im Taglohn, sammeln auch Harz in den Wäldern. Vater ist keiner mehr da. Jeden Sommer trägt er Pflanzen aus der Kirschbaumer Alpe hinüber nach Gastein in den Alpengarten des Erzherzogs Johann. Sonntags, den 16. Juni, machte ich nun Vormittags mit Pichler eine Exkursion an den Fuss des Rauchkofels, wo mir Valeriana saxlaitis. Paederota Bonarota, Rhododendron Chamaecistus, Achillea Clavennae und Sazifraga Burseriana zu Theil ward. Am 17. Juni ging ich durch Windisch-Matrey, wo Erysimum lanceolatum und durch’s Virgenthal hinein bis Pregratten um Prri- mula pubescens zu suchen, die Koch in denPregratter Alpen an- gibt. Am 18. regnete es den ganzen Tag; musste mich also in dem patriarchalischen Wirthshaus gedulden. Am 19. war besseres Weiter und nun ging ich mit den Mineralienhändler Bartel Steiner in die Dorfer Alpen, die das Habbacher Kees begränzen und an der Südseite des Venedigers liegen, welch’ letzteren Bartel selbst schon viermal erstiegen hat und gern davon erzählt. Er hat noch einen Bruder, der aber einem Botaniker als Führer nicht wohl zu em- pfehlen ist, weil er mit Pflanzen handelt, und in seinem eigenen Interesse die guten Standorte geheim hält. Mit Bartel indessen hatte ich Ursache in jeder Beziehung zufrieden zu sein. Er half mir eifrig beim Sammeln und was er sah trug er mir zu. So sammelten wir hier: Ozytropis uralensis, Sesleria microcephala, Primula longiflora, glutinosa und minima, Ranunculus rutaefolius, Anemone baldensis, Gagea Liotardi, Draba Johannis und Wahlen- bergii und noch manch’ Anderes. Aber von einer Primula pubescens konnte ich nichts sehen. Nach Pregraten wieder zurückgekommen, war Bartel mit 40 kr. Silber für seinen Tagelohn über alles Er- warten wohl zufrieden; er sagte, er hätte mit 24 kr. recht gern vorlieb genommen und an Silber habe er vollends gar nicht ge- dacht, denn das sei längst aus den österreichischen Staaten verschwunden und Papier an .dessen Stelle getreiten. — Am 20. Juni liess ich in Windisch-Matrey meine Schuh flicken; kaufte Papier und legte beim Bräuer Blank meine Pflanzen ein. Bei Beendigung der Arbeit bekam ich noch 2 Stück einer Primula in die Hände, die mir auffielen. Die Blätter waren ziemlich denen der ylutinosa ähnlich, während der 1!/, Zoll hohe Schaft 3 Blumen einer minima lrug. Jetzt kam ich auf die Vermuthung, dasss diess vielleicht die pubescens sein könnte und somit war ich gleich eni- schlossen, morgen wieder nach Pregraten zu gehen. Morgens 4 Uhr 72 war ich wieder auf dem Weg und da ich glücklicherweise den Bartel zu Hause fand, sandte ich ihn nun allein mit meiner Büchse auf die Alpe mit dem Auftrage besonders in der Nähe der Primula glutinosa zu suchen, denn dort musste die Unbekante gestanden sein, Ich blieb in der Zwischenzeit im Wirthshaus zurück. Wer übrigens hier sein Quartier nehmen will, muss sich aller Ansprüche auf Bequemlichkeit entschlagen. Sonst aber bekommt man Milch, Stertz und Kuchlen in Ueberfluss für wenig Geld. — Abends kam Bartel zurück, hatte aber nur wenige Stücke der gewünschten Primel mehr finden können. Doch waren sie hinreichend mich zu über- zeugen, dass es nicht pubescens sein könne und über die Identität der Person im Ungewissen legte ich sie nun einmal ins Papier. — Am 22. Juni Morgens kehrte ich nach Matrey zurück. Bartel be- gleitete mich bis Virgen. Nachmittags ging ich zuerst 2 Stunden lang das Iselthal hinab, dann wendete ich mich rechts ins Thal Tefereggen hinein um bei St. Jakob, dem hintersten Dorf des Thales Corydalis capnoides zu suchen, die dort, wie mir Pichler sagte, auf Schutthaufen vorkommen solle, die er selbst übrigens noch nicht gefunden hatte. Es war 6 Uhr Abends als ich auf der Brücke vor den ersten Häusern von St. Jakob stand und noch halte ich keine Corydalis zu Gesichte bekommen. Getäuscht in meiner Hoff- nung stand ich missmuthig da und im Begriffe umzukehren und heute noch ein paar Stunden wieder thalauswärts zu gehen, da richten sich meine Augen auf eine gelblich-weissblühende Corydalis in den Spalten der Brückenmauer und mir war geholfen. Nun suchte ich im Dorf umher und fand sie häufig hinter Häusern und an Mauern, besonders in der Nähe der Kirche. Befriedigt ging ich jetzt mit meiner Ladung dem Wirthshause zu, um einzulegen und da zu übernachten. — Zwischen dem Virgenthal und dem Thal Tefereggen, so benachbart sie auch sind, ist in vieler Beziehung ein sehr auflallender Unterschied. Das Virgenthal, und besonders dessen Hintergrund hinter Pregraten ist sehr schön und eine mah- lerische Alpengegend. Die Menschen da leben in der grössten Einfachheit und Alle bleiben in ihrem Thal. Tefereggen hingegen ist ein eben so langweiliges als langes Thal ohne Abwechslung und Anziehungskraft. Das Dorf St. Jakob aber besitzt städtische Wirthshäuser und die Menschen verfeinerte Lebensart und Sitten. — Dieses Unterschiedes Ursache liegt darin: die Teferegger sind ein Handelsvolk, sie verlassen ihr Thal und durchziehen die Welt als Handelsleute. Vornehmlich sind die Tiroler Teppichhändler, die Europa durchziehen, zum grossen Theil aus Tefereggen. Folgenden Tags traf ich auf dem Rückweg bei Hopfgarten blühende Sazifraga cuneifolia und Phaca australis. Nachmittags rückte ich wieder in Lienz ein. Thomas Pichler hatte versprochen während meiner Abwesenheit auf die Kirschbaumer Alpe zu gehen, zu holen und einzulegen, was nun blühen würde. Allein ich fand, dass er nichts gethan, keine einzige Pflanze eingelegt hatte. Seine Liebe zur Botanik liegt stets im Kampf mit einer gewissen Portion 73 Trägheit, wobei eben leider letztere manchmal Sieger bleibt. Ich beschloss nun sogleich den folgenden Tag selbst auf die Kirsch- baumer Alpe zu gehen und bestellte ihn als Führer. Um das Trocknen der Pflanzen zu beschleunigen, ersuchte ich seine Mutter mir ihren grossen Stubenofen zu heitzen. Am 24. Juni gingen wir also mit einander der Kirschbaumer Alpe zu, die südlich der Drau, südwestlich von Lienz, in der Kalk- alpenkette liegt. Es ist diess ein hohes wild zerrissenes Gebirg, an dessen Fuss wir gleich Silene Sazifraga an den Felsen trafen. Gegen 4 Stunden hatten wir durch Wald bergauf zu steigen in dessen oberster Region das herrliche Rhododendron Chamaeecistus weithin den Berg schmückte. Darauf folgte im Alpengras Solda- nella minima, Valeriana supina, Ranunculus hybridus, auf Stein- haufen Primula Auricula mit glatten Blättern und auf langen Blüthen- stielen sitzenden blassgelben Blumen; Saxifraga sedoides im Felsen- schuit; in den Spalten der Felsen Sesleria sphaerocephala. Von der noch unbezogenen Alphütte höher hinauf standen Salix glabra, Papaver aurantiacum, Homogyne discolor., Anthemis alpina, Saxi- fraga squarrosa, Potentilla nitida u. a. sahen wir wohl auch, aber sie blühten noch nicht. Von Gentiana imbricata Froel. konnte ich erst 2 blühende Exemplare auftreiben. Wir beschlossen nun erst morgen und zwar über die Tristacher Bergwiesen nach Lienz zurückzukehren, weil mir Pichler viel Schönes von diesen Wiesen sagte. Zu diesem Zwecke mussten wir jetzt aber in jener Richtung eine bezogene Hütte aufsuchen um übernachten zu können. Bei unserm Weitergehen fanden wir im Wald unter Tannen Coral- lorrhiza innata, Ononis rotundifolia, Aquilegia Haenkeana, Anemone trifoliata. In einer kleinen. armseligen Ochsenhütte fanden wir bei dem Hüter willige Aufnahme, auch Knödel und Geismilch zum Nachtessen und ein Lager auf Tannenreissig mit Farrenkraut über- legt. Für diese Gastfreundschaft musste ich ihm den andern Morgen eine Entschädigung fast mit Gewalt aufdringen. An die „schwarze Wand“, sagte er, sollten wir gehen, da gäbe es hübsche Buschen (Blumen). Für die schweizerischen Ausdrücke: Gletscher, Horn und Fluh gebrauchen sie in diesen Gegenden die Worte: Kees, Kofel und Wand. — Wir verliessen am 25. Juni bei guter Zeit unser Lager und wandten uns sogleich der schwarzen Wand zu. Auf dem Wege dahin fanden wir im Kies eines Alpenbaches blühende Anthemis alpina und Papaver aurantiacum, so auch Alsine austriaca, die wir gestern ebenfalls schon gefunden hatten. Gleich der Moehringia polygonoides mit der sie auch in Gesellschaft lebt, kommt die Alsine austriaca vorzugsweise in Kalkschutthalden. Am Fuss der schwarzen Wand stand eine Menge blühender Cineraria longifolia Jeq. Von hier aus zogen wir uns nun der „öden Wand“ entlang bergauf und hier hatte ich einen Anblick und war Zeuge eines Ereignisses, das zwar ohne Zweifel oft in den Alpen vorkommt; ich aber noch nie gesehen hatte. Keine zwei Minuten, kaum 30 Schritte waren wir von der Wand weiter aufwärts gestiegen, da kam plötzlich unter 74 furchtbarem Krachen ein Felsen, losgebrochen über die Wand herab, brach die Tannen, die ihm im Weg standen in der Mitte entzwei und Felsen, Steine, Grund und Bäume, Alles kam, fürchterlich an- zuschauen über dieselbe Wand herunter, deren Fuss wir erst vor wenigen Augenblicken verlassen hatten. Hätten wir nur 1 Minute länger an der Wand verweilt, aus der ich gerade Paderota Bona- rota und Carex mucronata genommen, so wären wir zu Staub zerschmettert worden. Todtenblass blickte Einer den Andern an und Jeder dankte Gott für unsere wunderbare Erhaltung. — Höher oben kamen wir auf eine schöne Alpenwiese, die wieder reichlich mit Cineraria longifolia versehen war und bei dem schönsten Morgen hatten wir von hier aus eine herrliche Ansicht der Tauern- kette. Durch einen felsigen Wald hinab, wo noch Dentaria enea- phylios und Anemone trifoliata blühten, bahnten wir uns jetzt den Weg nach den Tristacher Bergwiesen. Hier blühte Pedicularis ad- scendens Gaud., Orchis sambucina roth und gelb in unzähliger Menge; auf einer nassen Stelle Willemetia apargioides; bei einer Quelle sehr scıöne Gentiana utriculosa; auf den trocknen Halden Nigritella angustifolia flor. roseo, und was mir das Liebste von Allem war, tiefer unten kam die so seltene Crepis incarnata und Scorzonera alpina. Nachmittags langten wir wieder in Lienz an und gleich machte ich mich ans Einlegen. Als das Trocknen beendigt war wurde am 29. Juni Vormittags zusammengepackt; nach dem Mittagessen Lienz verlassen und über Döllsach, den Iselberg und Winklern nach Sagritz in Kärnthen gegangen um mit dem dortigen Herrn Pfarrer und Botaniker Da- vid Pacher meinen weiteren Reiseplan zu entwerfen. Bei meiner Ankunft im Wirthshaus dort setzte mich aber die Nachricht, Herr Pacher sei im Bad Gastein und brauche Kur, in grosse Verlegen- heit, denn auf seinen Rath und Beistand hatte ich einen grossen Theil meiner Hoffnungen gebaut. Die Wirthsleute, die heute in Heiligenblut waren, brachten des Abends den Bericht: Herr Pacher sei am 22.d.M. von Gastein nach Salzburg abgereist. Niedergeschlagen ging ich zu Bett. Aber Früh Morgens am Sonntag den 30. Juni brachte mir die Wirthin die frohe Nachricht: Herr Pacher sei heute Nacht unter dem grössten Regen zurückgekommen. Nun war mir geholfen. - Nach Beendigung seiner sonntäglichen Kirchenfunktionen ver- fügte ich mich Nachmittags ins Pfarrhaus hinüber und hatte mich von Seiten des Herrn Pacher der freundlichsten und gefälligsten Aufnahme zu erfreuen. Ich fand bei ihm eine ausgezeichnete Bibliothek der neuesten und werthvollsten wie auch älteren und selten gewordenen botanischen Werke. Vieles meinem Zweck dien- liches wurde nun besprochen und dann meine weitere Reise folgender- massen festgestellt: Vorerst auf die südlichen Kärnthner Kalkalpen, nämlich auf die Plöken, Kühweger Alpe und Loibl zu gehen. Von da weg dann in die nördlichen Kärnthner Urgebirgsalpen — in die Reichenau, Fladnitz, auf den Eisenhut, Rothkofel, Kremsbruck, 73 Malleinthal, über Gmünd, Fragant und den Schober zurück nach Sagritz. In Klagenfurt sollte ich mich an Herrn Kokeil und im Katschthal an Herrn Pfarrer Gussenbauer in St Peter wenden, beide grosse Freunde der Botanik. Damals legte mir Hr. Pacher 2 Expl. von Dr. Lagger erhal- tener Artemisia nana vor und eine grosse Anzahl der gleichen Pflanze von ihm selbst in der Gamsgrube gesammelt. Weil aber diese Pflanzen in ihrem Aeussern nicht vollkommen miteinander übereinstimmten so hatte Herr Pacher Zweifel, ob die aus der Gamsgrube auch wirklich die wahre Artemisia nana sei. Ich war im Fall, diess Räthsel alsbald lösen zu können, da mir durch meine häufigen Reisen im Viesperthal in Wallis das Vorkommen dieser Pflanze an ihren verschiedenen Standorten und davon abhängigen Formen gut genug bekannt ist. Die Pflanze aus der Gamsgrube ist Artemisia nana Gaud. ganz und gar und gerade so, wie sie an den Felsen im hintern Fluh- berg bei Zermatt im Viesperthal in Wallis sich findet und auch die Meereshöhe und Gletscherumgebung dieser beiden Standorte wird ziemlich genau mit einander übereinstimmen. Die Lagger’schen Exemplare hingegen sind vollkommen gleich denen, die sich bei der oberen Ballenbrücke untenher Saas im Viesperthal, durch die Viesp ihrer ursprünglichen Heimath droben am Alallein-Gletscher entführt, 3500 tiefer angesiedelt haben. Herr Pacher schickte ein paar Jahre später dieselben Pflanzen an Leybold in Bozen, um auch ihn darüber zu hören. Für Leybold, der nie in der Schweiz noch in Kärnthen gewesen und Artemisis nana nicht ein einziges Mal in der Natur gesehen, viel weniger an ihren ver- schiedenen Standorten, erwuchs aus dieser Untersuchung viel Arbeit und Kopfzerbrechens, bis er zuletzt noch von Hamburg aus sein Urtheil dahin abgab, dass die Lagger’sche Pflanze die wahre Artemesia nana Gaud., die aus der Gamsgruce aber eine neue Art sei und die er nunmehr Artemisia norica taufe. — Auf solche Art entsteht und verbreitet sich Irrthum und Wirrwar und desshalb halte ich es für meine Pflicht, diese Sache hier kurz und wahrheits- getreu wieder zu geben und wie sich’s damit verhält. — Ebenso sind aber auch Jene im Irrthum, die Artemisia nana Gaud. als eine var. alpina von campestris betrachten. Wer diese Pflanzen selbst einmal an Ort und Stelle gesammelt, wird jenem Glauben gewiss nicht länger anhängen. Die haben Recht, die nicht nur sagen, man soll die Natur in der Natur studieren, sondern auch darnach thun. Abbildungen und todte Leichname vermögen Nichts gegen das Leben. — Weil ich keine Stunde unbenützt verstreichen lassen durfte, reiste ich diesen Abend noch von Sagritz ab und übernachtete in Döllzach. Unterwegs traf ich auf einen Geistlichen, der s. Z. öfters Hoppe in Heiligenblut gesehen hatte. — Auf der Höhe des Gailberges, über den ich am 1. Juli von Drauburg aus ins Gailthal ging, traf ich eine blühende Betonica Alopecuros; unten im Thal zwischen Ketschach und Mauthen Astragalus Onobrychis und Hieracium glaucum, bei Laas Senecio rupestris. Von Mauthen 76 führt eine Karrenstrasse über die Alpe Plöken nach Italien. Täglich gehen viele kleine Wägen mit Brettern da hinüber nach Paluzza. Nicht weit über Mauthen blühte am Weg der meistens durch Wald führt: Lilium bulbiferum und Geranium Phaeum; ‘/ Stunde aber, bevor ich zum Wirthshaus kam, da fand ich das, wesswegen ich vornämlich auf die Plöken gegangen war, sie steht bei den Bota- nikern im Ruf als die Heimath des Geranium Macrorrhizum. Da stand es vor mir und öffnete gerade seine ersten prächtigen Blumen. Ein wenig weiter oben im Gebüsch am Bach blühten Aconitum paniculatum und das schöne Lamium Orvala. °/, Stunden unter der Uebergangsstelle steht auf dem Berg ein schönes und wohl- bestelltes Wirthshaus, dessen Höhe nach Angabe des Wirthes Claus 3500‘ beträgt. Die Famile Claus sind recht gebildete und reiche Leute. Mir war’s gleich recht wohl bei ihnen. Als ich an einer Portion gerade frischer Buttermilch, dann 1 Seitel Wein, Butter und Brot meinen Hunger und Durst gestillt und meine Pflanzen ein- gelegt hatte, benutzte ich die noch übrige Stunde Tag und stieg in die auf der Sonnseite gelegenen Alpweiden hinauf. Hier standen in einer Riesete die schönsten Exemplare von Valeriana sazatllis, Silene quadridentata, Achillea Clavenae und Cerastium ovatum Hpp. beisammen und in den Grasholden zeichnete sich durch ihre Schönheit Soyeria montana und Orobus luteus besonders aus. An einem Felsen standen Saxifraga cerustata und Trifolium noricum, blühten aber noch nicht. Der einbrechende Abend nöthigte mich nun wieder ins Wirthshaus hinabzusteigen. Morgen Früh wollte ich dann noch einmal ins Paradies hinauf. Nach gemeinschaftlich ge- nossenem Nachtessen,, wobei mir Herr Claus auch verschiedene auf der Alpe bereitete Käse zu versuchen gab, gings dann zur Ruhe. Allein der Himmel machte in der Nacht einen Strich durch meine Rechnung. Der Tag brach mit Regen an, die Alpen lagen unter Wolken und an ein Steigen in die Höhen konnte jetzt nicht gedacht werden. Ich packte daher um 8 Uhr ein und zog freudig und traurig den Berg hinunter über Mauthen nach Ketschach, wo ich Papier kaufte einlegte und Mittag machte. Das Wetter hatte sich indessen gebessert und um 4 Uhr Nachmittags zog ich weiter, das Gailthal hinab und die Plöken in gutem Andenken behaltend. — Weither schon ragt das Kalkgebirge mit seinen Haken in die Luft, das die berühmte Kühweger Alpe umschliesst. Als ich mich mehr und mehr ihm näherte, erkundigte ich mich in Kirchberg nach dem Weg, um hinauf zu kommen, wor- auf mir das noch 11%, Stunde entfernte Dorf Watschig als der geeigneiste Punkt genannt wurde. Auch könne ich in Rattendorf, dem nächsten Dorf, wahrscheinlich auch Papier zu kaufen bekommen, da der Wirth zugleich auch Krämer sei. In Rattendorf bekam ich Papier, aber nur 3 Buch. Von da aus hatte ich jetzt nur noch 1 Stunde bis Watschig und die wollte ich heute noch zurücklegen, um dann morgen Früh gleich bergan steigen zu können. Gleich vor Rattendorf war das Gailthal durch eine kürzlich furchtbare ‘7 Ueberschwemmung in eine grosse Sand- und Kieswüste verwandelt, die von einer Menge kleiner Gebirgsbäche durchflossen wird, die seitwärts von den Höhen herabkommen und in den Gailfluss sich ergiessen. In diesem Chaos wurde ich von der Nacht überfallen und verlor allen Weg. Ein eiliger Rückzug, um wo möglich in der Nacht das Rattendorfer Wirthshaus wieder zu finden, war das Klügste, was ich da thun konnte und auch glücklich ausgeführt wurde mit Durchwadung mehrerer Bäche. — Die Wulfenia ist in hiesiger Gegend allgemein bekannt, denn als ich sagte, dass ich morgen auf die Kühweger Alpe wolle, bemerkte der Wirth gleich, ich werde wohl Wulfenien holen wollen und jetzt sei es gerade die rechte Zeit, ich werde sie in der Blüthe bekommen. Die Leute verpflanzen sie in der ganzen Umgegend als Zierde in ihren Gärten. Der mir unvergessliche 3. Juli 1850 war jetzt angebrochen. Dass ich gestern Abend noch in Zeiten mich zum Umkehren ent- schlossen, erwies sich heute Früh als ein glücklicher Gedanke. Jeden Augenblick, je weiter ich kam, wurde die Wüstenei immer ärger. Brücken über die Bäche waren keine da, nur seitwärts im Wald und Gebüsch darüber gelegte Baumäste vermittelten den Uebergang, die ich aber in der Nacht unmöglich hätte finden können und mir bei weiteren Versuchen vorzudringen gestern Nacht viel- leicht das Schlimmste passirt wäre, — Früh 6 Uhr kam ich nun nach Watschig ins Wirthshaus zum Mayer, ass da eine Suppe . und befragte mich bei ihm nach dem Weg auf die Kühweger Alpe. Mayer ist ein guter, ehrlicher Kerl, trinkt aber, wie alle kärnthner Bauern, den ganzen Tag.einen Schnapps nach dem andern, so dass sein Bischen Verstand im Branntwein zum Teufel gefahren ist und man recht früh kommen muss, wenn man noch ein vernünftiges Wort mit ihm reden will. Er sagte mir, dass die Wulfenie auf der Watschiger Alpe noch häufiger sei, als auf. der Kühweger und er rathe mir, meine Excursion so einzurichten, dass ich gerade von hier auf die Watschiger Alpe gehe, wo ich Wulfenie genug be- komme. In den dortigen Hütten, deren eine ihm gehöre, solle ich mich dann nach dem „Repp“ erkundigen, denn das sei der pflanzen- reichste Berg in allen ihren Alpen und von da aus könne ich dann über die Kühweger Alp. nach Watschi& zurückkehren. Auf diese Weise würde ich eine Tour über das ganze Gebirg machen. Seinem Rathe folgend, nahm ich nun meine Richtung den Watschiger Alpen zu. In den Aeckern vor dem Dorf stand häufig Galeopsis versi- color und im Gebüsch auf sandigem Boden Thalictrum angusti- folium. Ungefähr 2000° über dem Thalboden fand ich im Walde Homogyne sylvestris und Senecio Cacaliaster. Hoch erfreut aber war ich, als ich aus dem Wald auf die freie Alpe hinaustretend, zum erstenmal in meinem Leben, die so schöne und seltene Wulfenia carinthiaca in Menge vor mir er- blickte. Die Wahl that mir weh’, welche ich zuerst nehmen sollte, so schön stand sie.da. Beides, das schön hellgrüne, grosse, salat- artig gewellte Kraut und die aus einer Menge Blumen bestehende ‘8 blaue Blumenähre, die alle einseitswendig und gedrängt, dachziegel- artig über einander liegen, tragen ihren Theil zur Schönheit dieser Pflanze bei. — Nicht so erfreulich aber war für mich der Empfang in den Hütten. Vor der ersten stand ein schon erwachsenes Mädchen — diese fragte ich, ob diess die Watschiger Alpen seien? Ein trotziges „woll“ war Alles, was ich zur Antwort bekam. Darauf irat ich unter die Thür und schaute zur Hütte hinein ob nicht Je- mand darin wäre, der seine Worte billiger verkaufe. Da war ein Mann, wahrscheinlich der Vater des Mädchens, der gerade seine besseren Kleider anlegte. Dieser wies mir nun auf meine Frage des Wirth Mayer’s Hütte.- Die Hütten dieser Alpen sind durch mehrere Schluchten von einander getrennt und die bezeichnete war eine der entferntesten. Hier traf ich ein Weib und einen Buben, der gerade aus einer Schüssel Milch ass. Auf meinen „guten Tag“ bekam ich keine Antwort. Noch einmal „guten Tag* und noch einmal keine Antwort. Ein schöner Empfang das, dachte ich. Sprechens nicht deutsch hier? — keine Antwort. Nun bekommt man denn keine Antwort hier? Endlich dreht das Weib sich gegen mich und schreit: Wir haben Nichts hier! Ich gehe jetzt wieder zur Hütte hinaus, zu sehen ob ich nicht in einer andern freund- lichere Leute fände; aber alle anderen waren geschlossen. Nun kehre ich wieder zur ersteren zurück, aber schon befürchten, sie möchte jetzt auch verlassen sein, weil ich vorhin den Vater sich ankleiden sah. Und so fand ich es auch. Jetzt was thun? Kein Mensch war zu sehen, bei dem ich mich hätte befragen können. Ich setze mich nun einmal in den Schatten hinter die Hütte und lege Pflanzen ein. Während dem sehe ich das Mädchen um die Ecke herum wieder der Hütte zukommen. So wie sie mich aber bemerkt, dreht sie sich um und läuft davon. Wie ich nun mit Einlegen fertig war, steige ich durch das Kalkgerölle aufwärts den Wänden und Kofeln zu, die die Alpe in östlicher und südöstlicher Richtung umkränzen und deren höchstes Horn der Gartenkofel ist, in der Hoffnung, für diese rohe Behandlung der Menschen dort oben eine Entschädigung an schönen Blumen zu finden. Beim Aufsteigen hörte ich rechts von mir in den Alpen Hirtenbuben mit dem’ Vieh reden. Ich will’s mit diesen nun probiren. Aber eitle Hoffnung! Wie sie mich ihnen zusteuern sehen, so trieben sie eilends über Kopf und Hals ihr Vieh bergabwärts. — Jetzt fängt es doch an mir unheim- lich zu werden, wo und wie soll ich das Repp finden und die Kühweger Alpe, wenn Alles vor mir die Thüren schliesst und da- von läuft und wo eine Unterkunft finden für die Nacht? Vor mir aber erblickte ich eine Mannigfaltigkeit von Pflanzen, dass ich, trotzdem doch diesen zuvor meine Aufmerksamkeit schenken musste, bevor ich weiter eilte. Häufig standen hier im Grasboden blühende Homogyne discolor, Linum alpinum, Daphne striata; im Geröll und an Felsen: Valeriana sawutilis, Achillea Clavenae, Thlaspi rotund:folium, Scrophularia Hoppü, Cerastium latifolium, Papaver auruntiacum, Pedicularis rosea; in den Spalten der Wände Arabis 19 pumila, Laserpitium peucedanoides, Sesleria spharocephala und den Fuss derselben bekleideten Rhododendron Chamaecistus und Poten- tilla nitida! Nun wandte ich mich noch nach der höchsten Spitze des Gartenkofels, auf welcher Sazifraga Burseriana stand und eine Menge der schönsten und so seltenen Gentiana imbricata Froel. Nachdem ich mir von all’ diesen herrlichen Sachen Be- gleiter ausgewählt hatte, drängte von Neuem die Frage, was thun jetzt? rechts oder links? vorwärts oder rückwärts? So überstieg ich nun den Grat zwischen den Gartenkofel und dem ihm links zu- nächst stehenden mit Ranunculus alpestris besetzten. An Fels- wänden und durch Gerölle stieg ich abwärts in der Hoffnung tiefer unten wieder eine Alpe zu finden. Aber je tiefer ich kam und menschlicher Wohnungen mich zu nähern hoffte, um so mehr ent- fernte ich mich von ihnen und versenkte mich in die Tiefe eines fürchterlichen Bergtobels. Der Berg wurde so steil und der Wald in den ich kam, sö undurchdringlich, dass mir kein anderes Mittel mehr blieb, um vorwärts, d.i, abwärts zu kommen, als in den Alpen- bach selbst hinabzusteigen und in dessen Bett von Fels zu Fels hinunter zu klettern. Dabei glitschte ich oft auf den nassen glatten Felsen aus nnd stürzte einmal über das andere. Der Bach strömte über mich und entriss mir noch meine Mappe mit den eingelegten Pflanzen, die ich aber doch so glücklich war, wieder zu erhaschen. Zuletzt aber stürzte der Bach so hoch über die Felsen, dass ich nicht mehr darüber hinabkommen konnte und mich an den Seiten des Tobels hinauf wieder im den Wald hinein arbeiten musste. Der Abend brach herein und meine Lage fing an eine verzweiflungs- volle zu werden. Ich gewahre das Flussbett links unter mir sich ebnen und eine Kiesfläche bilden. Ich steige hinab und gehe in dem Kies vorwärts. Bald aber hatte es damit ein Ende: Die beiden Bergseiten rückten wieder zusammen, der Bach stürtzt wieder in die Tiefe und eine an dieser Stelle hohe Wand künstlich über ein- ander gelegter Bäume, die wie ein Thor die Schlucht verschliesst und oflenbar als Schleusse zum Holzflössen dient, benahm mir plötzlich wieder alle Aussicht und Hoffnung, diesem furchtbaren Felsengrab zu entkommen. Es wurde Nacht, vorwärts konnte ich nimmer, nun was beginnen? Ich rief Gott um Hilfe an und er, barmherziger als seine Menschen, er erhörte mich. Wie ich so um mich schaue, ob sich denn nirgends mir eine Rettung zeige, da erblicke ich auf der andern Bachseite am Fuss der rechten Felsenkette im Gebüsch eine kleine Blockhütte. Worte vermögen nicht das auszudrücken, was ich bei diesem Anblick fühlte. Mitten durch den Bach eile ich der Hütte zu und finde sie nur mit einem hölzernen Riegel verwahrt. Ich trete ein und finde der Wand entlang eine Britsche mit Tannenreisig belegt als Schlafstelle. Sonst nichts; auch keine Menschen. Es war offenbar eine Holz- hauerhülte. Ich zog die Thür hinter mir zu und streckte mich aufs Reisig. Die Nacht blieb ruhig; kein Mensch kam und da doch von irgend einer Seite her ein Weg zu dieser Hütte führen musste, 80 so gab mir das gegründete Hoffnung, dass morgen mein Grab sich öffnen werde. Ein wahres Wunder war es, dass ich bei dieser fürchterlichen Geschichte an meinem Körper keinen Schaden nahm ; wiewohl meine Kleider manche schwere Wunde davon trugen. Bei dieser Fahrt in die Unterwelt nahm ich aus einer Felsen- spalte eine Paederota Bonarota mit röthlichweissen Blumen und runderen und feiner gesägten Blättern. Sonst weicht sie in ihrem Aeussern von der Hauptform nicht ab. Möglich, dass der Unterschied in dem dunkeln und feuchten Standort seinen Grund hat. Beim Anbruch des kommenden Tages fing ich unverweilt zu rekognosciren an und entdeckte einen Baumast der als Brücke über den Bach lag. Das war mir ein Zeichen, dass also von der gegenüber liegenden Bergseite der Weg zur Hütte kommen müsse. Jetzt wurde zuerst noch eine Portion Doronicum austriacum, das im Gebüsch um die Hütte herumstand, aufgepackt und dann über den Bach hinüber der andern Bergseite zugeschritten. Bald hatte ich die Fährte von Menschen gefunden und diese nimmer verlassend, kam ich nach zweistündigem steilen Aufwärtssteigen auf den Rücken eines waldigen Gebirges, wo abermals Doronicum austriacum stand und ich bald auch Hirtenstimmen vernahm. So kam ich zu einem Hirten sammt Buben, die das Vieh hüteten und zu meiner grossen Befriedigung nicht davon liefen. Sie sagten mir, dass sie auf die Kühweger Alpe gehörten, die Hütten aber ziemlich weit von da seien und fragten mich verwundert, wo ich denn herkomme? wor- auf ich ihnen meine letzten 24stündigeu Erlebnisse erzählte und sie bat, mich nun auf den Weg nach Watschig zu weisen. Der Bube ging ein Stück weit mit und zeigte mir dann die Richtung. Unterwegs traf ich auf einen grossen bärtigen Gemsenjäger, den Martin von Waischig, der mir weitere Weisung gab und Vor- mittags 10 Uhr langte ich wieder in Watschig an. Der Weg auf dem ich in’s Dorf kam, führte mich durch den Pfarrhof. Auf der Bank vor dem Hause sass der Herr Pfarrer, eine Dame und mehrere Kinder, welche Zugabe mir etwas auffiel, weil ich dieses Land durchweg für katholisch hielt. Dem Wirth Mayer dankte ich für seine Rekommandation an die lieblichen Walschiger. Denn es war nicht Scheu’ vor einem Fremden wie man vielleicht glauben könnte, sondern wirkliche Rohheit und Wildheit des Volkes. Mein Magen, der seit seiner Mehlsuppe von gestern Morgen nichts mehr bekommen hatte, mahnte mich nun aber gebieterisch an das, was ihm gehöre und während mir zu dessen Befriedigung die Wirthin eine tüchtige Schüssel voll Rahm-Muss kochte, packte ich meine Mappe mit den gestern im Bach davon geschwommenen Pflanzen aus und legt auf einen Rasenplatz beim Wirthshaus die tropfenden Bogen in die Sonne zum Trocknen auseinander. Während dem kommt Mayer und sagt, der Herr Pastor lasse mich bitten, zu ihm zu kommen. Ich liess antworten, dass ich kommen werde, nur müsse dieses Ge- schäft da zuerst abgethan sein, worauf aber der Herr Pfarrer sogleich selbst erschien und sich wunderte, warum ich da unter freiem Himmel 81 meine Werkstätte aufgeschlagen? worauf ich ihm meine Fata er- zählte. - Nach eingenommenem Muss lud er mich ein, nun mit ihm nach Haus zu kommen., wo er dann Mayer alle Schuld meines Missgeschickes beimass, weil er wissen konnte, wie ich von den Leuten droben würde empfangen werden, wesshalb er mir einen Buben bis in seine Hütte hätte mitgeben sollen. Ich dürfe das gar nicht als etwas Ausserordentliches ansehen, haben sie es doch ihm selbst, ihrem Pfarrer, so gemacht, als er einmal hinauf ging, und in keiner Hütte aufgenommen wurde. Sein Aufenthalt hier bot ihm desshalb der Annehmlichkeiten wenige. Er ist ein geborner Ungar und seine Frau von Linz in Oberösterreich, denn Watschig ist ein evan- gelischer Orl, deren es mehrere, wie ich nun erst erfuhr, in Kärnthen gibt. — Bei Mayer erhielt ich in seinem Nebenhaus ein freund- liches grosses Zimmer mit langem Tisch, ganz für mich geeignet. Herr Pfarrer Geyer verschaffte mir beim Schullehrer noch 8 Buch Papier, Breitchen und Steine wurden auch beigebracht und so ging’s nun an die Arbeit. Andern Tags aber beim Umlegen, da finde ich zu meinem Schrecken, dass meine Wulfenie ihre Farbe verliert und schwarz wird. Sie lässt sich ohnediess schwerschön trocknen und das gestrige Bad mag ihr vollends gar nicht zuträglich gewesen sein. Schlechte Wulfenie wollte ich nun aber einmal keine heim bringen und desshalb musste ich mir wieder frische verschaffen; selbst aber wieder hinaufzugehen, dazu fühlte ich keine Lust. Mit Hilfe des Herrn Pfarrers wurde jetzt ein alter Schneider aufgetrieben, der sich bereit zeigte, für 30 kr. C. M. mir Wulfenien zu holen, wozu ich ihm meine Büchse mitgab. Abends kam er mit 40 Exemplaren zu- rück, sich aber ebenfalls bitter über die Rohheit seiner Landsleute beklagend, die ihm nicht einmal nur einen Tropfen Milch hatten zukommen lassen. — Mit gehöriger Sorgfalt und Anwendung des Ofens wurde nun das Trocknen besorgt und nachdem Alles fertig und wohl gerathen war, wurde am 8. Juli Morgens eingepackt und dann Abschied genommen im Pfarrhaus, wo ich so viele Beweise von Liebe und Freundschaft empfangen hatte. Der Himmel war trüb und bald fing es an zu regnen. Meine Pflanzen, die ich alle getrocknet an Leyboldin Bozen sandte zur Aufbewahrung, bis ich selbst wieder erschien, übergab ich in St. Hermagor der Post. Unter beständig starken Regen ging ich nun weiter. Bei St. Stephan sah ich Dorycnium suffruticosum und Prunella alba blühen. Den Berg Dobracz, der weithin das Gailthal überschaut, zur Rechten lassend, kam ich zu Bleiberg auf die Landstrasse. Es ist diess ein schöner Ort mit bedeutenden Bleigruben und Schmelzhütten. Die ganze Gegend bildet so zu sagen ein einziges Bergwerk, auch die Lage ist schön und hoch, denn von hier an geht es 2 Stunden lang beständig bergab bis nach Villach im Drauthal. In der Nähe von Bleiberg blühte Erysimum lanceolatum und Cytisus capitatus; durch den Wald hinab Rhododendron hirsutum und Silene alpestris. Der Regen hatte aufgehört, ein lieblicher, schöner Abend war an dessen Stelle getreten und als ich aus dem Walde heraus trat, wurde Oesterr. Botan. Zeitschrift 3 Heft. 1862. 6 82 ich von einer reizenden Aussicht überrascht. Der Anblick über das Drauthal, die Stadt Villach und die üdliche Kalkalpenkette mit dem Terglou und Manhart in Krain war prachtvoll. Es wollte mir scheinen, die Lage von Villach sei die schönste, die ich bis jetzt in öster- reichischen Landen gesehen. Gerade vor Villach begegnete ich zum erstenmal der neu errichteten österreichischen Gensdarmerie ; es waren ihrer 4 Mann beisammen und wie mir’s schien, gingen sie gerade nach ihren neuen Posten ab. Da es 7 Uhr war, als ich nach Villach kam, so gedachte ich noch eine Stunde weiter zu gehen, um dann morgen um so. früher in Klagenfurt, der Haupt- stadt Körnthens, zu sein. Somit gehe ich bis Seebach. Müllheim in Breisgau, im December 1861. ne s99 2 — Zur Gattung Draba. Von D. Stur. E. Regel, wissenschaftl. Direktor des kais. bot. Gartens zu Petersburg: Ueber die russischen Arten der Gattung Draba. (Bull. de la soc. imp. des natural. de Moskou 1861. II. pag. 181. Als Anmerkung zu einer Aufzählung in Ostsibirien von Kam- tschatka gesammelter Pflanzen.) Abermals hat sich eine der grössten Autoritäten in der bota- nischen Welt genöthigt gefunden, um einige vorgelegene Arten des Genus Draba mit Sicherheit unterbringen zu können, eine Re- vision der Gruppe Chrysodraba (p. 182 1. ec.) und Leurodraba (p. 188 1. e.), im Gebiete der Flora des russischen Reiches vor- zunehmen. Die Normen, nach welchen die Feststellung der Arten vor- genommen wurde, sind (p. 182 I. c.) folgendermassen angegeben: „Das Dasein oder das Fehlen der Behaarung an Blättern, Stengeln, Blüthenstielen und Früchten, ist ein ganz unsischerer Charakter und wechselt zuweilen an den Stengeln des gleichen Exemplars. Die Forın des Schötchens ist von Lindbloom, Lede- bour und De Candole nur zur Feststellung von Formen benutzt worden, obgleich der hiervon genommene Unterschied einen zu- verlässigeren Charakter abgibt, als die von der Behaarung ab- geleiteten Charaktere. Nur eine schon durch ihre ganze Tracht ausgezeichnete Art, haben wir durch das Fehlen der einfachen Haare abgeschieden, alle anderen auf Verschiedenheit in der Be- haarung gegründeten Arten, liessen wir aber eingehen. Ferner haben wir einen andern allerdings mehr habituellen Charakter zum Unterschied benützt, ob nämlich die Blätter in ausgebreiteten Ro- setten auf der Spitze der nackten Wurzeltriebe stehen, oder ob sie stehen bleiben, die Stengel des Rasens bekleiden und diesen fast angedrückt sind. Endlich ist auch noch die verhältnissmässige Länge 83 des Blütenstielchens und Zahnung des Blattes zu Unterschieden benützt.“ Der geehrte Leserkreis dieser Blätter dürfte sich schwieriger in der Gruppe Chrysodraba im Gebiete des russischen Reiches be- wegen, als etwa in der Gruppe der weissblühenden Leucodraba, aus welcher wir in unseren Alpen ebenso zahlreiche Vertreter auf- zuweisen haben, als es der gigantische Nord im Stande ist. Ich werde es daher versuchen, an die Darstellung der weissblühenden Draben Russlands des Herrn Dir. E. Regel, meine Bemerkungen anzuknüpfen und zu zeigen wie die Urtheile der ausgezeichnetsten Männer der Wissenschaft in der Feststellung der Arten im Genus Draba divergiren. Regel führt nun in der Gruppe Leucodraba folgende russische Arten an: * Siliculae ovatae v. ovato-ellipticae. Scapus glaber. 1. Draba Wahlenbergü Hartmann. Die Synonymie enthält folgende, die alpinen Vorkommnisse betreffenden Citate: Draba fladnizensis Wulf.; D. laevigata Hoppe teste Ledeb. ** Siliculae ovatae. Scapus pilis stellatis canescens. 2. Draba tomentosa Wahlbg. Die uns berührende Synonymie ist folgendermassen auseinandergesetzt. Draba tomentosa W hinbg. ß. Sauteri: pedicellis siliculisque glabris, stylo brevi conspicuo: D. stellata Sauter in Bot. Zeit. 1825. p. 72. — Koch Syn.p. 68. Rchb. ic. fl. germ. II. tab. XII. fig. 4245. *** Siliculae lanceolalae v. oblongae. Scapus pilis stellatis plus minus canescens. Er 3. Draba stellata Jacq. Die Synonymie lautet wie folgt. Draba nivalisLiljeblad, D. szellata Jacgq.,. D.austriaca Crantz. D. hirta Jacq.. D. saxatilis Mert. et Koch. D. /rigida Saut. et Koch, D. Traunsteineri Hoppe, Koch syn., D. Joannis Host, Koch syn. 4. Draba rupestris R. Br. fehlen Citate aus unserer alpinen Literatur. | 5. Draba laetea Adams ehenso. Die zwei letzteren führe ich nur kurz an, da sie uns weniger berühren. Die oben beigegebene Synonymie erspart mir alle weiteren Erklärungen, wenn ich den Leser bitte, diese im Sinne Koch’s syn. edit I. auffassen zu wollen. Halten wir nun dieses Resultat des Herrn Dir. Regel, dem un- seres geleierten Herrn Oberlandesgerichtsrathes Neilreich: über die Draben der Alpen und Karpatenländer (in dieser Zeitschrift 1859 Nr. 3) entgegen, der folgende Arten aufgestellt hat. 1. Draba stellata Jacgq. Draba austriaca Crantz, D. kirta Jacgq., D. saxatilis Mert., Koch. 2. Draba lactea Adams. Draba tomentosa Whinbg., D. frigida Saut., D. carinthiaca Hoppe, D. Joannis Host, D. Hop- peana Rud., D. fladnizensis W ulf., D. laeviguta Hoppe. Es ist wohl einleuchtend, dass beide Anschauungen nicht neben- einander benülzt werden können, und ein Dritter, der wieder in 6 ” 84 der Lage sein wird, Draben einreihen zu müssen, wird enl- weder die eine oder andere als Norm nehmen müssen. Versucht er es somit das leiziere Resultat etwa dem ersteren anzupassen, so muss er offenbar entweder Neilreich’s beide Arten verschmelzen und sie der Dr. stellata Regel einreihen, was jeden- falls ein Fehlen wäre, oder er müsste die Arten Neilreich’s so- wohl, als auch Dr. tomentosa Regel und Dr. stellata Regel zerreissen und so eine Reihe, die von den beiden obigen ganz verschieden ausfallen würde, aufstelleu. y Macht man das erste Resultat dem Neilreich’s anpassend, so müssen: Draba Wahlenbergü Regel, Dr. tomentosa Regel und Dr. lactea Regel mit Neilreich’s Draba lactea verschmolzen und überdiess müsste die Draba stellata Regel in zwei Theile zerrissen werden, um einen Theil davon zu Draba stellata Neilr. hinzufügen zu können. Aus den Ausgleichungsversuchen dieser beiden Resultate geht deutlich hervor, dass die Draben-Arten Koch’s Syn. ed. 1. hier als eigentliche Atome erscheinen, mit denen das Schicksal je nach Zufall zu spielen scheint, indem sie von den Botanikern in ver- schiedentlichen Mischungen miteinander verbunden werden. Sie werden mit Gewalt zusammengeschmiedet zu einem einfach sein- sollenden Körper, doch bei dem nächsten Angrifl zerfällt dieser in die Atome, die miteinander nicht nach Verwandtschaft gruppirt, einander nicht anziehen. Ein Beweis, dass diese Atome die Arlen des Genus Draba nach der Auffassungsweise Koch’s es sind, die eine genaue Kenntniss ihrer selbst fordern. Es sei noch erlaubt mit einigen Worten die Normen, nach welchen Dir. Regel die Begränzung der Arten vorgenommen hat, zu erwähnen. | „Das Dasein oder Fehlen der Behaarung, — ist ein ganz un- sicherer Charakter.“ Gleich darauf folgt: „Nur eine schon durch ihre ganze Tracht ausgezeichnete Art haben wir durch das Fehlen der einfachen Haare abgeschieden.“ In der That bei den Draben ist keine Regel ohne Ausnahme. Ferner heisst es, dass der von der Form des Schöt- chens abgenommene Unterschied einen zuverlässi- geren Charakter als der von der Behaarung abgibt. Die Form des Schötchens als unwandelbar guter Charakter ohne Zu- lassung einer Ausnahme vorausgesetzt nöthigte Herrn Dir. Regel, die Individuen unserer niedlichsten Draben-Art: Dr. stellata Jacg., die, wie es den Wiener Botanikern allen aus der Natur bekannt ist, oft auf einem und -demselben Pflänzchen: runde, ovale und längliche Schötchen zeigt, in zwei Arten unterzubringen, wovon jene „siliculis ovatis* als: Dr. tomentosa ß. Sauteri: pedicellis siliculisque glabris, stylo brevi conspicuo — aufgeführt werden, denn die zu 8. beigefügte Synonymie: Dr. stellata Saut. in Bot. Zeitung 1825. p. 72. — Koch syn, p. 68. — Rchb. ie. fl. germ. I. tab. XII. fig. 4243 85 (nicht 4245) deutet unzweifelhaft unsere echteste Schneeberger Dr. stellata Jacg. (in summis rupibus Schneeberg Jacgq. enum. et p. 113 et 256) an. Die „siliculis oblongis“ mussten bei Dr. stellata Regel verbleiben. Eine Ausnahme von der Regel hätte dieses verhütet. Was endlich den Unterschied: ob die Blätter in ausgebreiteten Rosetten auf der Spitze der nackten Wurzeltriebe stehen, oder ob sie stehen bleiben, die Stengel des Rasens bekleiden und diesen fast angedrückt sind, als mehr oder minder habituellen Charakter an- belangt, glaube ich in meinen Beiträgen zur Monogr. der Draben in den Karpaten, die in dieses Blattes vorjährigem Jahrgange ent- halten ist, ansführlich genug besprochen zu haben. Es ist somit leider wahr, dass bei der Feststellung der Draben- Arten kein sogenannter Charakter durch alle Gruppen hindurch als unwandelbar und feststehend benützt werden kann. Es ist die Summe aller der wenigen Unterscheidungsmerkmale, die das kleine Hungerblümchen darbieten kann, als massgebend anzunehmen. Wien, den 13. Februar 1862. Analytische Bestimmung der europäischen Cuscuta - Arten. Von Victor von Janka. 1. Stili distincti. 2. Stili plus minus concreti. 12. 2. Stili aequilongi; stigmata elongata. 3. Stili inaequales; stigmata obbreviata plerumque capitata. 10. 3. Stili stigmatis filiformibus fere aequilongi; capsula regulariter eircumscissa. 4. Stili subnulli; stigmata subulata subsessilia ovarium longitudine plerumque aequantia; capsula transverse rumpens. 8 4. Stili ovario löngiores. 5. Still ovario aequilongi vel breviores. 7. 5. Calyx ad proportionem magnus; lobi breves carinati, longitudine latiores: C. palestina Boiss. (Sicilien, Griechenland). Calyeis lobi longitudine haud latiores. 6. 6. Corollae laciniae plus mins turgidae: ©. planiflora Ten. (non Koch,) Corollae laciniae haud turgidae: C. Epithymum Murr. (C. planiflora Koch.) 7. Corollae tubus sub anthesi cylindraceus,, limbum aequans: C. europaea L. 86 Corollae tubus sub anthesi globosus, limbo 2plo longior: €, Epilinum Weihe. 8. Flores vix 1‘ longi (capsulae apertura ampla): ©. pedicellata Ledeb. Flores 11%,—2' longi. 9. 9. Flores 11%," longi; corollae laciniae acutae (capsulae apertura minima): C. pulchella Engelm. Flores 2°’ longi; corollae laciniae acuminatae: C. Kotschyana Boiss. 10. Capsula eircumscissa plus minus irregulariter seroque dehiscens; C. chinensis Lam. Capsula baccata (clausa remanens). 11. 11. Inflorescentia laxe globosa; ovarium et capsula globoso-de- pressa: C. obtusiflora Humb. et Bonpl. (C. breviflora Vis., C. Cesatiana Bert.) Inflorescentia laxa racemoso- Haniculata; ovarium et capsula ovata apicem versus incrassata: C. racemusa Mart. (©. Hassiaca Pfeiff.) 12. Flores 11, —1'%‘ longi; tubus in calyce prorsus inclusus: C. monogyna Vahl. Flores 2—23/,'" longi. 13 13. Stilus gracilis stigmati multo longior; tubus calyce duplo longior : C. lupuliformis Krok. Stilus stigmati aequilongus, ovario multo brevior: ©. Leh- manniana Bunge, Grosswardein, im Februar 1862. Beiträge zur Flora von Schlesien. Von Dechtritz, Hieracium villosum ß. dentatum Wimmer FI. v. Schlesien (H. villosum ß. intermedium Grabowski Fl. v. Oberschlesien) halte ich mit Dr. Nitschke für eine Hybride zwischen H. villosum und H.prenanthoides L. Von ersterem unterscheidet es sich anffallend durch die schwächere Bekleidung, den höheren, dichter beblätterten, stets zwei- oder mehrköpfigen Stengel, die kürzeren und mehr ge- näherten Blüthenstiele. durch die breiteren länglich - eiförmigen Stengelblätter, von denen die mittleren am Rande regelmässig- buchtig-gezähnt sind, durch das Fehlen der grundständigen Blätter zur Zeit des Blühens und durch die sämmtlich angedrückten und lineal-lanzettlichen Hüllschuppen. Von H. prenanthoides L. dagegen ist es leicht zu unterscheiden durch die armblüthigen und niedrigeren Stengel, die viel grösseren Köpfchen und durch die zottige Be- kleidung, welche besonders stark an der Hülle hervortritt. Das H. villo- sum et prenanthoides ist bisher nur an einer Stelle im Kessel 87 gefunden worden (zuerst von Grabowski), wo es auch nur spärlich unter den Eltern vorkommt. Das H. dentatum Hoppe, welches Wimmer als Synonym eitirt, ist nach Exemplaren, die ich von Hausmann aus Tirol erhielt, eine verschiedene Pflanze, was auch Grabowski, der Originalexemplare gesehen hat, zugibt. Vergl. Flora von Ober-Schlesien, Seite 230. Sceirpus mucronatus L. An grasigen Teichrändern bei Rad- ziunz bei Trachenberg, acht Meilen nördlich von Breslau in ziem- licher Anzahlam 12. Oktober 1861 schon überreif von mir entdeckt. Das Vorkommen dieser Art in unserer Provinz ist um so merk- würdiger, als sie bisher in keinem Nachbarlande beobachtet wurde und überhaupt in ganz Nord- und Mittel-Deutschland fehlt. In Süd-Deuischland diesseils der Alpenkette findet sie sich auch nur an wenigen, weit von einander entfernten Stellen. Der schlesische Standort dürfte wohl der nördlichste bekannte dieses mehr dem Süden Europa’s angehörigen Gewächses sein. Juncus glaucus X effusus Schnitzlein et Frickhinger (J. diffusus Hoppe) fand ich in einzelnen Rasen unter den Eltern in Gesellschaft der vorigen Pflanze an den Teichen von Radziunz bei Trachenberg. Da derselbe ein Bastard zweier bei uns weit ver- breiteler und häufiger Arten ist, so dürfte er sich sicher noch an anderen Punkten der Provinz finden. Pimpinella nigra W. Zahlreich in der nächsten Umgegend von Leubus, zumal am Weinberge, wo sie die P, Sazifraga L. zu erselzen scheint, die ich erst eine halbe Meile weiter östlich bei Ratlhau und Praukau wieder antraf. Im nordwestlichen Theile der Frovinz gewiss weiter verbreitet, da sie auch in der Mark Branden- burg nicht selten vorkommt. Torilis Anthriscus Gärtn. ß. calcarea. Stengel niedrig, 1/ bis 1‘ hoch, oft niederliegend, vom Grunde an verästelt, die Aeste spreitzend, ganze Pflanze schmutzig-graugrün. In der Tracht der T. helvetica etwas ähnlich, aber leicht zu unterscheiden durch die mehrblättrige Hülle und die nicht mit Widerhaken versehenen Siacheln der Frucht, sowie durch den robustern Bau. So am Moritz- berge bei Oppeln auf kalkhaltigen Brachfeldern im Juli 1858 zalhl- reich beobachiet. Anthriscus Cerefolium Ho ffm. ß.trichosperma Endl. fl. poson, (A. trichosperma R. et Sch.) Zerstreut unter der häufigeren Grund- form an schattigen Abstürzen im Fürstensteiner Grunde. Ich fand hier auch Exemplare, bei denen die Früchte nur spärlich mit Borsten besetzt waren und so einen offenbaren Uebergang zu der sonst in keinem Stücke verschiedenen A. Cerefolium bildeten. Ornithogallum umbellatum L. «. silvestre Neilreich (O. te- nuifolium Rehb. exsicc., O. collinum Koch und wohl auch Gus- sone, OÖ. Kochäü Parlatore) findet sich auch in Schlesien und zwar iu grosser Menge an grasigen Lehnen und unter lichtem Gebüsch der Gipshügel bei Katscher, Dirschel und Kösling, wo ich es Ende Mai blühend fand. Von dem bei uns stellenweise auf 58 Aeckern, fetten Wiesen und in Baumgärten zahlreich vorkommenden O0. umbellatum £. hortense Neilr, (0. umbellatum der meisten Autoren u. L.) ist die Pflanze in der Tracht so wesentlich ver- schieden, dass man dieselbe wohl für eine gute Art halten könnte, wenn sich nicht nach Neilreich deutliche Uebergänge fänden. In Schlesien habe ich nicht Gelegenheit gehabt, wirkliche Uebergänge zu beobachlen; bei sämmtlichen von mir untersuchten Exemplaren waren die fruchttragenden unteren Blüthenstiele stets in einem mehr oder weniger spitzen Winkel abstehend und die Zwiebeln ohne Brutzwiebelchen. Dagegen ist bei uns die Form der Zwiebel ver- änderlich; bald ist dieselbe fast kuglig, bald länglich-eiförmig, ebenso ist das Verhältniss der Länge der Blätter zu der des Schaftes, so wie die Gestalt der Perigonblätter vielfachen Abänderungen unterworfen. Es finden sich nämlich Exemplare mit eiförmigen Zwiebeln und spitzen, lineal-lanzettlichen Perigonblätter, aber mit Blätter, die kürzer sind, als der Schaft, sowie solche mit rundlicher Zwiebel und kürzeren Blättern, als der Schaft, aber schmalen, zu- gespilzten Perigonblättern. O. Kochii Parl. und O. collinum des- selben Autors sind daher gewiss keine verschiedenen Species. Das OÖ. umbellatum «. silvestre erhielt ich übrigens auch von Czeicz im südlichen Mähren durch Makowsky als O. comosum und sah es auch aus der Wiener Gegend mit derselben falschen Bezeichnung in mehreren Herbarien. Inula hirta < salicina Rietschl. Für diesen Bastard halte ich ein Exemplar einer Inula, welches ich von Hilse zugleich mit mehreren Exemplaren von J. hirta erhalten habe. Die Hüllblätter gleichen denen der J. salicina, sind aber ungefähr von der Länge der Scheibenblüthen oder nur wenig kürzer, dabei steifhaarig; Stengel, Blüthenstiele und die Unterseite, sowie der Rand der Blätter sind rauhhaarig; doch ist die Bekleidung weit schwächer als bei I. hirta, zumal die der Blätter. Die Köpfchen sind von der Grösse derer der I. salicina, der sie überhaupt im Habitus näher steht. Das Exemplar ist am Lehmberge bei Geppersdorf bei Strehlen ge- sammelt. Zwei diesem ganz ähnliche besitze ich aus der Gegend von München, von wo ich sie durch Eisenbarth als I. salicina erhielt. Beide sind einblüthig, das schlesische Exemplar zweiblüthig mit genäherten Btüthenstielen. Breslau, Ende December 1861. Bemerkungen über Zhesium linophyllum. Von Pfarrer Ch. Münch in Basel. In meinem Herbarium besitze ich mehrere Thesien-Arten, unter welchen eine Art, oder wohl eher eine Form von jeher meine besondere 89 Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hat und die allgemein mit dem Namen Thesium linophyllum bezeichnet wird. Während mehreren Jahren sammelte ich diese Pflanze in unseren Umgebungen, d. h. zwischen den nahe gelegenen badi- schen Ortschaften Weil und Tüllingen mitten im Rebgelände auf einem grasigten Hügel nebst Thalietrum minus, Ophrys Monorchis, Carex glauca u. s. w., und zwar zuweilen in unmittelbarster Nähe mit letzterer Pflanze, was mir auffallend war und ich anbei nie die ganze Pflanze vollständig erhalten konnte, namentlich nicht die Wurzel- theile. Einzig vermuthete ich, dass dieses Thesium eine Schmarotzer- pflanze sein dürfte, wie z. B. die Cuscutae und von anderen nahe- stehenden Pflanzen ernährt werde. Und ich täuschte mich nicht. Diese Nährpflanze war die erwähnte Segge Carexz giauca, mit welcher dieses Thesium in nächster Verbindung steht. Diese genaue gegenseitige Beziehung aber von Carex glauca und Thesium linophyllum lässt sich bei genauer Untersuchung durch folgende Momente nachweisen. Die Wurzeltheile von Th. linophyllum nähren sich von den Wurzelzweigen benachbarter Pflanzen, indem sie mit denselben in Berührung tretend, ein halbkugeligesHöckerchen — Tuberceulum — ent- wickeln, das sich fest anheftet, aus der Mitte einen zungenförmigen Fortsatz — Spongiola — treibt, welcher in das Mark der Wurzel- fasern der Nährpflanze eindringt und die Texturgewebe derselben oft beträchtlich stört. 1 Nach der Ausbildung des ersten Höckerchens setzt sich die Wurzel an der Seite desselben fort, so dass eine neue seitliche dort gebildet zu sein scheint und in bald grösseren, bald kleineren Zwischenräumen auf dieselbe Weise mehrere Höckerchen an der- selben oder auch an benachbarten Wurzelfasern der Nährpflanzen entwickelt. An den stärkeren Wurzelzweigen der Letzteren werden mehrentheils nur 1 oder 2 Tuberkeln wahrgenommen und diese sind die grössten, die im Durchmesser bis 1/, Zoll halten. An den Wurzelfasern der Gräser dagegen, so wie anderer kleiner Pflanzen sind diese Tuberkeln sehr klein und einander sehr ähnlich. Indess scheint das Thesium linophyllum in der Wahl der Nähr- pflanzen es nicht so genau zu nehmen, wie diess auch bei Cuscuta der Fall ist, indem deren Wurzeln auch schon auf den- jenigen von Anthyllis Vulneraria, Thymus serpyllum, Lotus cor- niculatus, Daucus Carota, Scabiosa succisa Uu.s.Ww. gefunden wurde, so auch mehrerer Seggen-Arten. In Erwägung dieser Umstände war es mir keineswegs auf- fallend, warum namentlich Thes. linophyllum so ungemein fest dem Boden eingefügt ist und ohne Verletzung der Wurzeln nicht ge- löst werden kann, weil dasselbe Ausläufer treibt und ich dess- halb dasselbe als eine Form oder Varietät von Thes. intermedium Schrad. betrachte, da auch dieses nur Ausläufer treibt, demnach beide hierin, so wie überhaupt nach ihrem äusseren Ansehen die meiste Aehnlichkeit mit einander haben, als: 90 Wurzel Ausläufer treibend, Stengel aufrecht oder aufstrebend, oberwärts riffig (mit ungleich langen Aestchen), Rispen pyramiden- förmig. Aestchen abstehend. Blätter linealisch, lanzettlich, dicklich, stets, dreinervig, Deckblätter zu 3. — Frucht oval oder länglich, gestieli. Das Fruchtperigon — Fruchthülle — eingerollt. Ob aber ferner das Thes. linophyllum von Pollich oder von Linne zu verstehen sei, darüber wage ich nicht zu entscheiden. Diess um so weniger, als auch Grenier und Godron in ihrer Flore de France Tom. III. pag. 67/68 zu Thes. intermedinm Schrad.ein Thes. linophyllum Rehb. Fl. exe. pag. 158 (non Linn.) stellen und anbei bemerken: „le Thes. linophyllum L. est inconte- stablement une espece multiple.“ Noch unentschiedener lässt Gaudin die Sache, indem er in seiner Flora helvetica Tom. II. pag. 235/236 bei Thes. linophyllumL. a) ein minus aufstellt und hierunter Thes. alpinum ß. Hagb, Flor. Basil. Tom. I. pag. 217. Thes. linophyllum R. et Sch. Thes. pratense Ehrh. herb. Nr. 12. Thes. decumbens G mel. Flor. Bad. Tom. I. pag. 549 begreift und b) ein majus und hierunter Th. linophyllum Sut. Fl. helv. Tom. I pag. 137. Th. montanum Hag. Fl. Basil. Tom. I. pag. 217. Th. intermedium Schrad. Spieil. R. ei Sch. Syst. 5. pag. 579. Th. linophyllum Schk.? Tab. 51 begreift. So führt uns auch Gaudin auf ein ungesichertes Feld hinaus, auf dem verschiedene Wege sich Öffnen, die jedoch zu keinem sichern Ziele führen. Ob demnach die in neueren Zeiten aufgestellten Arten, als: Thesium montanum, divarıcatum, ramosum, pratense, ebracteatum und rostratum u. s. w. bei unwesentlichen Verschiedenheiten als gule Arten feststehen, muss eine fernere sorgfältige Beobachtung der- selben nachweisen, insofern dabei der Einfluss von Feuchtigkeit und Trockenheit, von Licht und Schatten in Betracht kommen, da nach unserem Dafürhalten Alle zu einer genelischen Art gehören und nur als Formen von einander zu irennen sein dürften. Correspondenz. Brünn, Ende Jänner 1862. Die geehrten Leser der Österreichisch botanischen Zeitschrift sind bereits durch eine Notiz von der erfolgten Consliluirung eines naturforschenden Vereines benachrichtigt. Ich vermuthe aber, dass ein kleiner Bericht über die Art und Weise seiner Entstehung nicht ganz nnwillkommen sein dürfte. Seit mehreren Jahren besteht in der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues etc. eine nalurwissenschaftliche Sektion. In derselben fanden sich so ziemlich Alle zusammen, welche in naturwissenschaftlichen Fächern arbeiteten, und das Zusammenireflen mehrerer Botaniker oder Freunde 91 der Botanik machte, dass namentlich in dieser letzten Diseiplin er- freuliche Bestrebungen zu Tage traten. Je mehr sich aber die selbstständigere naturwissenschaftliche Thätigkeit in der Sektion hob, desto mehr Hindernisse zeigten sich. Ich führe aur ein be- zeichnendes Beispiel an. Man beabsichtigte ein mährisches Normal- herbar zusammenzustellen (sowohl Phanerogamen als Cryptogamen ), oder eigentlich das, was sich im hiesigen Franzensmuseum aus der mährischen Flora befindet, zu vervollständigen. Aber die Naturalien- sammlung der Gesellschaft befindet sich in ganz ungeheizten, also im Winter unbenützbaren Lokalitäten. Die Versuche der Section, die Gestaltung der Benülznng ausserhalb des Lokales zu gestatten, blieben fruchtlos, ein von der Ersteren ausgehender Reformplan nach dem Musier der Breslauer Gesellschaft, welcher zum Zweck katte die naturwissenschaftlichen Bestrebungen denen des Acker- baues nebenzuordnen, blieb ganz unberücksichtigt und es wurde den Mitgliedern der Section von. Seite des Präsidiums der Gesell- schaft bedeutet, dass dieselbe den vorwiegenden Charakter als Acker- baugesellschaft nicht aufgeben könne, und die naturw. Section die Naturwissenschaften nur so weit zu betreiben habe, als sie Hilfs- fächer der Landwirthschaft seien. Hiemit war also ausgemacht, dass in selbstständiger Richtung hier nichts zu erzielen sei; desto mehr Anklang fand nun die zuerst von den Herren F. Czermak, J. Nave, A. Makowsky, Dr. J. Kalmus und dem Correspon- denten ausgegangene Idee der Gründung eines selbstständigen Ver- eines zur Pflege der Naturwissenschaften, so zwar, dass sich der- selbe — wie bereits bekannt schon am 21. December v. J. konstituiren konnte. Eine sehr erfreuliche Theilnahme macht cs, dass der junge Verein schon verhältnissmässig viele Mittel besitzt. Bücher und Naturalien wurden zahlreich gespendet, und Graf Wla- dimir Mittrowsky, welcher zum Präsidenten gewählt wurde, leistete nicht nur eine hohe Subvention an Geld, sondern überraschte auch die Mitglieder des Vereines freudigst durch die Schenkung eines vortrefflichen Plössl’schen Mikroskopes, und durch das Anerbieten die Anfertigung eines bei der Menge des eingelaufenen Materiales bereits dringend nothwendigen Herbarkastens auf seine Kosten zu bewerkstelligen. Der Verein zählt gegenwärtig an 140 Mitglieder. Unter den Ehrenmitgliedern befinden sich folgende österreichische Botaniker: Dr. Fenzl, Oberlandesgerichtsrath Neilreicch, Prof. Unger, Prof. v.Leonhardi, Prof. Kostelecky und von Heufler. Freilich steht es in Frage, wie sehr sich diese Männer der Wissenschaft geehrt fühlen, einem noch so jungen Verein als Ehrenmitglieder an- zugehören, aber desto mehr gereicht es eben dem Vereine zur Ehre, sie unter seine Mitglieder zählen zu können. Die beiden Vicepräsi- denten des Vereines sind Prof. Dr. Zawadzky und der Entomologe Regierungsrath Le Monnier; Sekretär ist Gymnasialprofessor Dr. Karl Schwippel. Wenn die Thätigkeit und Theilnahme unter den Mitgliedern immer so rege ist, wie bisher, so steht zu erwarlen, 92 dass der neugeschaffene Verein wirklich ein Centralpunkt für die bisher diffusen Bestrebungen im Lande werde. Niessl. Athen, im Jänner 1862. Da Griechenland an der Exposition in London ebenfalls grossen Antheil nehmen wird, so hält man es für wichtig, den Ausstel- lungs-Gegenständen auch eine Sammlung von im Lande gewachsenen Hölzern beizugeben. Letztere werden unter andern auch nach- folgende Arten enthalten: Pinus Laricio, P. maritima, P. Pinea; Abies Apollonica, A. Reginae Amaliae; Juniperus sabinoides, J. rufescens, J. foetidissima; Quercus Aegilops, Q. Dalechampii, 0. Esculus, Q. Prinus, Q..olivaefolia, Q. laurifolia, Q. pavifolia; Castanea vesca; Corylus Colurna; Carpinus duinensis; Ostrya car- pinifolia; Acer Reginae Amaliae, A. crelicum; Platanus orientalis ; Cercis Siliquastrum; Pistacia Lentiscus, P. Terebinthus; Phillyrea latifolia, P. media; Sorbus graeca; Laurus nobilis; Celtis australis, Buxus sempervirens; Prunus Pseudo armeniaca; Olea europaea; Rhus Coriaria, Rhamnus infectorius; Astragalus creticus; Salsola Kali; Erigeron viscosum u. s. w. Dieser Sammlung werden wir auch ein schönes Exemplar der Abies Reginae Amaliae beigeben, aus welchem man ersehen wird, wie derBaum nach dem Abschneiden des Stammes aus allen seinen Theilen, dem Stamme selbst, aus den Zweigen und Wurzein neue Stämme treibt. Abies pectinata in Pensylvanien soll eine ähnliche Eigenschaft besitzen, jedoch sollen bei dieser die neuen Triebe bald vertrocknen, während sie sich bei unserer Abies zu neuen Bäumchen ausbilden. X. Landerer. Meran, den 23. Jänner 1862. Heute ist der erste Tag, an welchem der Schnee liegen ge- blieben ist; bis jetzt haben wir, mit Ausnahme weniger Tage, eine warme Witterung gehabt, wie sie selbst für Meran eine Ausnahme ist. Am 1. Jänner machte ich meinen letzten kleinen Ausflug nach dem benachbarten Dörfchen Algund. Es war ein herrlicher, sonniger Tag. Das Thermometer zeigte an einer geschützten Felsenwand in der Sonne + 15° R. Wider Erwarten stand mir eine ausge- zeichnete Ueberraschung bevor. Ich bemerkte nämlich etwa 6 kleine von Felsen und Erde gebildete Höhlen; die grösste war fast 4° lang, 1‘ breit, 1%/,‘ hoch. Obgleich die Höhle im Schatten lag, war sie doch mit einer Luft erfüllt, die sich feucht und warm wie in einem Treibhause athmete, das Thermometer zeigte + 13° R.. während es vor der Höhle nur 31%, R. zeigte. Das Innere war zum grossen Theile von Moosen ausgekleidet, welche in voller Lebensfrische und Ueppigkeıt prangten, den Boden aber bedeckten zu meiner freudigen Ueberraschung zahllose Vorkeime und junge Pflanzen von Gymnogramme leptophylla, die heute am 1. Jänner bereits unreife Fruchthäufchen zeigten. Wohl das einzige Beispiel von einem deutschen Farn, welcher diese eigenthümliche Entwick- lungszeit besitzt. Da ich schon Mitte November an einer andern 93 Stelle junge Wedel gefunden, so ist anzunehmen, dass die Sporen ‘im Oktober keimen und die jungen Pflanzen im Winter von der feuchtwarmen Atmosphäre begünstigt, sich soweit entwickeln, dass sie bereits Ende März vollkommen ausgewachsen sind und reife Sporen tragen. Ob der Farn, wie es scheint, nur einjährig ist(ich sah nur Keimpflanzen), will ich noch zu ermitteln suchen. Die Moos-Vegetation dieser Höhle war nicht, weniger interessant. Sie bestand aus Madotheca laevigata, Campylopus fragilis, Fissidens adiantoides, Fimbriaria fragrans, Targionia Michelü, die letzten beiden mit unreifen Kapseln, am Eingange der Höhle fand sich Orthotrichum wurnigerum und Eurhynchium myosuroides. Also ein wahres botanisches Raritäten - Kästchen. Auf den Felsen in der Nähe fand ich den hier überhaupt nicht seltenen Campylopus poly- trichoides De Not. (C. longipilus Synops.) Auch ausserdem habe ich noch manche schöne Sachen gefunden. So an vielen Orten Campylopus subulatus Schpr. nov. spec., bisher nur aus Süd- frankreich bekannt und noch nicht beschrieben; Brachytheeium laetum an vielen Orten in Menge; Braunia sceiuroides mit Früchten in Algund, früher mit dem täuschend ähnlichen Hedwigidium von mir verwechselt; Neckera Sendtneriana 2 sparsam; Grimmia ter- gestina in männlichen und weiblichen Exemplaren; in dem von mir hier aufgefundenen Fissidens, den ich zuerst für rufulus hielt, hat Schimper eine neue Art erkannt, die er F. Mildeanus nennt. Dieranum Mühlenbecki ist steril stellenweise sehr häufig; ebenso Pyramidula, dagegen habe ich Leptodon Smithii und Anomodon rostratus nur an einer einzigen Stelle, den ersteren sehr häufig, letzteren sehr sparsam gefunden. Hypnum Kneiffii und Mildeanum finden sich, trotz der geringen Feuchtigkeit, hier fast auf jeder Wiese; Bryum Funki bildet ausgedehnte sterile Rasen am Ufer der Eisch. Auf die Entwicklung des Frühjahrs bin ich äusserst ge- spannt; denn bis jetzt habe ich ausser Quercus pubescens, Celtis, Rubus macroucanthos, Euphrasia lutea, Tunica, Sempervivum arachnoideum und Mettenianum, die hier sämmtlich sehr gemein sind, nicht viel von Phanerogamen gesehen; die furchtbare Hitze des Sommers hat Alles verbrannt. Mir geht es recht gut; hoffentlich thut das milde Frühjahr noch das Beste. Grüssen Sie die lieben Wiener, soweit ich sie kenne. Milde. Personalnotizen. — Professor Dr. Julius Münter in Greifswald, dessen in- teressante Vorträge bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung sowohl in Königsberg (1860), als auch in Speyer (1861) unge- wöhnliches Aufsehen machten, wurde von dem landwirthschaftlichen Verein des Kreises Greifswald, dann von dem Gartenbauverein zu 94 Erfurt und von dem naturwissenschaftlichen Verein der bair. Pfalz (Pollichia) zum Ehrenmitgliede ernannt. — Dr. A. Grisebach, Professor in Göttingen wurde von der k. bair. Akademie der Wissenschaften zum auswärtigen Mitgliede der mathem.-philos. Klasse gewählt. | — Dr. Ignaz Franz Castelli starb am 5. Februar in Wien, nachdem er ein Alter von 83 Jahren erricht hatte. Castelli, als Dichter allbekannt, betrieb in früheren Jahren mit besonderer Vor- liebe Blumistik und Botanik, mit ersterer schloss er ab, als er sein Landgut in Lilienfeld verkauft hatte, letztere gab er theilweise auf, nachdem er mit seinen Sammlungen dem zoologisch-botanischen Verein ein Geschenk gemacht hatte. — Dr. Roelof Benjamin van der Bosch ist in Goes, Königr. d. Niederlanden, am 18. Jänner in einem Alter von 51 Jahren gestorben. | — Prof. W. H. de Vriese, Direktor des botanischen Gartens in Leiden, der erst vor wenigen Monaten aus Ostindien zurück- gekehrt war, ist am 23. Jänner gestorben. — Dr. Josef Friedr. Krzisch wurde von der n. ö. Statt- halterei beauftragt, Untersuchungen über die physikalischen Eigen- schaften der Badner Mineralquellen vorzunehmen. — Dr. Johann H. Ch. F. Sturm in Nürnberg, ist am 24. Jänner, 57 Jahre alt, an einer Lungenlähmung gestorben. — Carl Löffler erhielt von der reg. Herzogin Alexandrine zu Sachsen-Coburg-Gotha für die Ueberreichung seines Werkes: „Das Leben der Blume“ einen werthvollen silbernen Pokal. — Emerich von Ujbely, Canonicus und pens. k. k. Marine- Caplan in Venedig ist vor Kurzem gestorben. Seine botanischen Sammlungen, meist Algen, schenkte er testamentarisch der Stadt Venedig und dem ungarischen National-Museum in Pest. | — Dr. Carl Ludwig Blume, Professor der Botanik an der Universität Leyden starb am 3. Februar. Er war im Jahre 1796 in Braunschweig geboren; kam früh nach Holland, reiste später mit Brugmanns ‚nach Paris, um von dort die bedeutenden natur- historischen Schätze, welche die Franzosen weggeschleppt hatten, zurück zu holen; begab sich im Jahre 1818 nach Ostindien, kehrte im Jahre 1828 zurück und gab dann seine „Flora Javae et insu- larum adjacentium“ heraus, an deren Fortsetzung er noch bis in seine letzten Lebensjahre arbeitete, — Professor Dr. F. Unger und Dr. Th. Kotschy verfügen sich auf die Insel Cypern, um daselbst botanische Forschungen vor- zunehmen. Nach drei Monaten dürften beide Reisende sich noch nach Griechenland und später nach dem cilicischen Taurus begeben, wo an dem südlichen Abhange ein reiches Lager von terliären Pflanzenresten sich befindet, Ausserdem beabsichtigt noch Dr. Kotschy. bisher unbekannte Schluchten an den Quellen des Issus zu besuchen. 95 — Ein Kreis von ehemaligen Mitgliedern der Prager botani- schen Tauschanstalt hat nach einer vorhandenen Daguerotypie die Photographie des verstorbenen P. M. Opiz anfertigen lassen und die Verbreitung derselben übernommen. In Folge dessen können solche Porträte um den Preis von fünfzig Kreuzer ö. W, das Stück durch Herrn Johann Vietz, Med. stud. in Prag, bezogen werden. — Dr. A. Wigand wurde zum ordentlichen Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens der Universität in Marburg ernannt. — Dr. August Weiss, Apotheker in Nürnberg, in dessen Besitz das werthvolle Herbar von Hofrath Dr. W. D. J. Koch, nach dessen Tod überging, ist unlängst gestorben, Te — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 5. Februar sprach F. Fritsch über die Zeit der Blüthe der Tılia grandifolia, worüber ihm durch den pens. Hofgärtner J. Boos Resultate von Beobachtungen mitgetheilt wurden, welche dadurch interessant sind, dass sie sich auf eine Reihe von 32 Jahren erstrecken. Die Blüthezeit ist sehr veränderlich. Die früheste fällt in das Jahr 1841. auf den 27. Mai, die späteste in das Jahr 1829 auf den 24. Juni. Einige Jahre hindurch hat J. Boos auch die T. parvifolia beobachtet; diese blüht 10—14 Tage später. Eben so die Tilia alba, welche im Allgemeinen um 14 Tage später als letztere blüht. Hieraus ergibt sich, dass die Zeit der Lindenblüthe durch 6 Wochen dauert. Der Vorlragende vergleicht hiermit die Resultate seiner eigenen, seit dem Jahre 1853 angestellten Beob- achtungen, wobei sich herausstellt, dass genau immer derselbe Tag mit den Ergebnissen der von Boos verzeichneten Beobachtungen zutrifi. — J. Juratzka legt eine von G. v. Niessl an R. v. Heufler eingesendete Notiz zu seinem zweiten Beitrag zur nied.- österr. Pilzflora vor, in welcher von Niessl bemerkt, dass Leop. Fuckel in der Enum. fungor. Nassoviae Serie I. 1861, p. 18. f. 8. a. b. Puccinella n. gen. und P. truncata als Art beschrieben habe, und dass er diese für identisch mit ‚seiner Puceinia clavata halte, indem alles, selbst der Standort Juncus obtusiflorus passe; nur sagt Fuckel: sporidia simplicia, während er selbst sie mit Scheidewänden abgebildet habe, was aber möglicherweise einer optischen Täuschung zugeschrieben werden kann. Ferner legt der Sprecher ein von EX. Zwanziger eingesendetes Manuskript vor, welches eine Aufzählung der auf einem Ausfluge nach Heiligenblut gesammelten Laubmoose zum Gegenstande hat, und bespricht unter Vorlage desselben den bereits fertigen Nomenclator fungorum, auctore W. M. Streinz. Demselben ist als Anhang noch eine dem 96 Autor von A. de Bary mitgetheilte Dispositio systematica generum fungorum beigefügt. Jarcdı — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem.-naturwiss. Classe, am 9. Jänner, theilte Prof. Unger die Resultate der Untersuchung eines Ziegels der alten egyptischen Stadt Eileithyia mit. Die organischen, noch erkenn- baren Reste dieses Ziegels bestanden aus verschiedenen pflanzlichen und thierischen Theilen, unter denen 8 Pflanzenarten noch bestimmt werden konnten. Sie unterscheiden sich nicht von den Pflanzen, welche noch jetzt in Egypten und Nubien vorkommen und da an- gebaut werden. Mit Berücksichtigung des Alters dieses Ziegels, das sich auf 3500 bis 4000 Jahre beläuft, ergibt es sich, dass Egypten seit jener Zeit wenig oder gar nicht Aenderungen der Vegetation und des Klima’s erfuhr. Prof. Unger hofft durch aus- gedehntere Untersuchungen dieses Materials, das er sich aus Egypten zu verschaffen suchen wird, neue Aufschlüsse über die einstmalige Flora dieses mächtigen Culturlandes zu erlangen. — Die königl. ungarische Gesellschaft für Natur- wissenschaften in Pest nahm am 15. Jänner d. J. die Neuwahl ihrer Direction vor. Bei dieser Gelegenheit wurden gewählt für die nächsten drei Jahre: zum Präsidenten Dr. Paul von Bugät, zum Vicepräsidenten Dr. Karl Thänn, zum ersten Sekretär Dr. Alexander v. Töth, zum zweiten Sekretär Dr. GeorgSchmidt, zum Kassier G. v. Jarmaj, zum Bibliothekar Kolomann von Balög, zu Ausschuss- mitglieder Emerich v, Frivaldszky, Anian Jedlik, Eugen Jen- drassik, Julius v. Koväts, Johann Molnär, Moritz Preiss, Florian Romer, Moritz Say, Jos. v. Szaboö, Josef Stoczek und Hermann Weisz. Auch wurden von der Gesellschaft zu correspon- direnden Mitgliedern gewählt: Professor Dr. Alois Pokorny und Prof. Dr. Andreas Kornhuber in Wien, dann Prof. Dr. Czermak in Prag. | | — In Pest hat sich auf Anregung des bekannten Natur- forschers Xantus ein Comite zur Errichtung eines Thiergartens gebildet. Der Director des botanischen Gartens, Prof. Gerenday will seine aus mehr als 70 Thieren bestehende Menagerie dem neuen Thiergarten spenden. — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin am 13. August 1861 legte Prof. Braun eine vop Dr. Itzigsohn eingesandte Zeichnung einer Schimmelart, Mucor caulocarpus ltz. vor, an welcher der Einsender ausser der gewöhnlichen kopfförmigen Fructification, eine seitliche copulirende Fruchtbildung beobachtet hat, was bisher blos von einem einzigen Pilze Syzygites bekannt war. Derselbe sprach von der Eigenthümlich- keit des Frühlings 1861, welcher nach den Vegetations-Erscheinungen zugleich seit vielen Jahren der früheste und späteste war, was sich besonders in der frühen Knospen -Entwickelung der Rosskastanien zeigte. Ferners erläuterte derselbe die sonderbare Wirkung der 97 späten Fıöste auf die Blätter der Rosskastanie, welche in eigen- thümlicher Weise durchlöchert oder zerschnitten wurden. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, den 12. December v. J. in Breslau, theilte der Sekretär, Prof. Cohn, die Resultate seiner diesjährigen Untersuchungen über die contraclilen Gewebe im Pflanzenreich, insbesondere an den Staubfäden der Cynareen. so wie über die Zellmembran des Tunikatenmantels mit. Stud. R. v. Uechtritz legte folgende von ihm entdeckte, für Schlesien neue Pflanzen vor: Scirpus mucronatus L. von Radziunz bei Trachenberg, Juncus dif- fusus Hoppe (glaucus Xeffusus), ebendaher. Cynosurus ceristatus var. viviparus, ebendaher. Bromus serotinus Benek, von Neudorf bei Silberberg, Bromus commutatus Schrad. von Gogolin und den Kratzbuschdämmen bei Breslau, Bromus patulus M. K., vom Lehm- damme bei Breslau. Direktor Wimmer legte vor Hernaria hirsuta, vom Bergexspektant Langner bei Tarnowitz entdeckt. Derselbe sprach über Weidenbasiarde, die aus der Vermischung von 3 Arten, durch Befruchtung eines Bastards von einer dritten Art hervor- gegangen, von Wichura durch künstliche Befruchtung erzeugt worden sind. Dass solche auch in der Natur vorkommen, beweisen die vorgelegten Formen von Salix purpurea-repens X cinerea, von Lilienthal bei Breslau, viminalis-repens X cinerea, von Driesen durch Lasch und in Tilsit durch Heidenreich entdeckt. Derselbe hielt einen Vortrag über Salix grandifolia Seringe, welche er als eine Parallelarte zu S. Silesiaca bezeichnete, die obw.ohl durch gute Merkmale geschieden, sich doch in einem analogen Formen- kreis bewege; beide Arten scheinen von einem gemeinschafllichen Cenirum (etwa Siebenbürgen), die eine nach Nord-Westen (Kar- paten, Sudeten), die andere nach Westen (Alpen) ausgegangen. In der hierauf folgenden Wahl wurde der unterzeichnete Sekretär für die Etatszeit 1862/63 wieder gewählt. F. Cohn. — In einer Versammlung des naturhistorischen Ver- eins der preussischen Rheinlande zu Bonn am7. Oktober v. J. sprach Dr. Marguart über Flechtenpurpur. Aus den Flechten werden Farbestoffe bereitet und zwar der Lakmus, die Orseille und Cudbear. Die Inseln des atlantischen Oceans lieferten bisher die Flechten zur Fabrikation dieser Farbstoffe, allein die Bereitungs- weise des Lakmus wurde siets als ein Geheimniss betrachtet und erst durch Nees v. Esenbeck d. J. erhielt man- nähere Nach- richten darüber. In neuerer Zeit erzeugen die Franzosen eine sehr schöne Purpurfarbe aus importirten Flechten, welche Lecanorsäure, Orselsäure und Erythrinsäure enthalten. Dieses Pourpre francais veranlasste Dr. M. zu Versuchen, welche ergaben, dass sich in Deutschland Material genug befindet, um diese Farben selbst be- reiten zu können, M.’s Forschungen beziehen sich einsiweilen auf Umbilicaria pustulata Hoffm. Gemahlen kann letztere durch Al- kohol, heisse Essigsäure, eine Mischung von Alkohol und Ammoniak oder durch irgend ein Alkali oder auch Kalkwasser behandelt werden. 7 98 Aus dem Alkohol oder der Essigsäure gewinnt man die rohe Flechten- säure durch Verdunsten des Lösungsmittels, aus der alkalischen Lösung durch Versetzen mit Salz- oder Schwefelsäure. Diese Flechten- säure wird in Ammoniak gelöst, zum Kochen erhitzt und der Luft bei 15—20° C. ausgesetzt. Die Farbe ändert sich allmälich und wird endlich lebhaft roth. Nun gibt man dieselbe in flache Ge- fässe, in welchen sie 10—12 Mm. hoch steht und der Luft eine verhältnissmässig grosse Oberfläche darbietet. Die Gefässe werden allmälich auf 40—60° erwärmt. Nach einigen Tagen ist die beab- sichtigte Umänderung des Farbstoffes eingetreten, die Flüssigkeit wird purpurviolet, und zeigt sich gegen schwache Säuren un- empfindlich und färbt Seide und Wolle ohne andere Beihilfe luft- echt. Der französische Handelsartikel ist ein Product, welches durch Fällen der ammoniakalischen Auflösung der Flechtensäure mit Chlor- kalium entsteht. Literarisches. — Zweiter Bericht des Offenbacher Vereines für Natur- kunde. Offenbach am Main 1861. 8. 100 Seiten und 7 Tafeln. — Der vorliegende Bericht zerfällt in zwei Theile; der erste enthält eine Uebersicht über die Thätigkeit des Vereines im ‚Jahre 1860, der zweite enthält wissenschaftliche Abhandlungen. Dieser letztere wird wohl nicht ganz passend als Anhang bezeichnet, denn er bildet nicht nur nach dem allgemeinen Interesse, sondern auch in Bezug auf seinen Umfang den Hauptbestandtheil des vorliegenden Heftes. Aus dem Berichte hebe ich hervor, dass der genannte Verein 134 Mitglieder zählt, mit 54 gelehrten Gesellschaften im Schriftentausche steht und ein Herbar von beiläufig 1500 Arten besitzt. Der so- genannte Anhang enthält vier Abhandlungen, von welchen zwei bo- tanischen Inhaltes sind. Die erste dieser beiden Arbeiten hat Pr. J. Rossmann zum Verfasser und liefert Beiträge zur Kennt- niss der Batrachien. Der Autor ist durch seine früheren Ar- beiten über die Wasserhanenfüsse, über die Phyllomorphose u. s. w. vortheilhaft bekannt. Er weist in der vorliegenden Arbeit nach, dass bei den Batrachien die Blattformen mit untergetauchter in borstliche Zipfel zerschnittener Spreite und jene mit ungetheilter schwimmender Lamina nach einem gemeinsamen Typus gebaut sind und durch zahlreiche Mittelformen (Uebergangsblätter) in einander über- gehen. Die wichtigsten Formen dieser Uebergangsblätter werden beschrieben und auf 6 Tafeln abgebildet. Weil dieser Aufsatz nur als erster Theil einer ganzen Reihe von Mittheilungen anzusehen ist, so wäre eine eingehendere Besprechung desselben gegenwärtig noch nicht angezeigt; ich ziehe es vor, mit derselben zu warten, bis die ganze Reihe von Aufsätzen abgeschlossen sein wird. Der zweite Aufsatz botanischen Inhaltes ist ein kleiner Beitrag zur Flora 99 Offenbach’s von C.B. Lehmann. Von den Bemerkungen über die aufgeführten Arten ist nur die Angabe, dass Herniaria incana Lam, auf der Mainspitze bei Bischoffsheim vorkomme, von mehr als localem Interesse. H. W.R. — Unter dem Titel „Synopsis planlarum diaphoricarum“* ist von Dr. David Rosenthal eine systematische Uebersicht der Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder in Erlangen erschienen. “ — Professor Reichenbach in Leipzig hat einen Catalog der Orchideen-Sammlung von G. W. Schiller zu Ovelgonne an der Elbe bei Hamburg herausgegeben. In demselben befinden sich in alphabetischer Ordnung verzeichnet 169 Gattungen mit 1330 Arten und deren Synonymen, so wie mit Angabe der Länder, aus welchen die einzelnen Arten stammen. — Das zweite Heft des Bulletin der Moskauer naturforschen- den Gesellschaft enthält an botanischen Abhandlungen nachfolgende: Von €. v. Gernet; „Xylologische Studien. 1)über die Structur- verhältnisse des Stengels von Thalictrum flavum. 2. Balta-Holz.“ — Von Dr. Th. Basiner: „Schädlicher Einfluss des Schnees auf Bäume und höhere Sträuche.* — Von Andr. Petrovsky: „Etudes algologiques, 1. Note sur une nouvelle espece d’ Oedogonium. 2. Quelques observations sur la reproduction du genre Conferva. — In den Atti dell’ Accademia pont. di nuov Linnei in Rom (Anno XIV. Sess. IV. 1861) finden wir Beschreibung und Abbil- dung einiger neuer Microficeen-Arten, die die Frau Gräfin Elisa- beth Tiorini-Mazzanti in dem Mineralwasser von Terracina entdeckt hatte; dieselben sind: Calothrix de Notaris Mazz. Caespi- tuli lubriei aureo mellei; trichomalibus e firma fusco aeruginea vagina fasciculatim contortis egredientibus; dein subliberis flexuose pro- ductis; articulis 0”"= 006 ad O"" 008 diam. ad Yı brevioribus, substantia gonimica tandem effusa, hinc inde anulis spermaticis distineta caespituli perraro virides occurrunt. —- Stigeoclonium hydrosulphureum Mazz. Caespite lubrico spureo-sulphureo, latiore; alt. 30 ad 70 mill. Trichomalibus cylindricis faseiculatis; articulis orm 024 ad O"m 028 diam. e triplo ad sextuplum longioribus; ramis remotis; substantia gonimica effusa, aut in zonis collecta, postremo in pseudospermata collapsa. Filamenta sub microscopio semper aurea conspiciuntur. -- Hypheothrix plumula Mazz. Para- sitica gelacinea albo-lactea in stratum densum effusa. E puncto vaginae aegre conspieuae trichomata fasciculatim egredientia, deli- catissima , diam. 0"= 0010 ad 0"= 0015. dechine dense intricata, flezuosa, elongata, inania aut laeviter umbrata endochromatis punctorum instar, gonidüsve repleta. — Synedra Targioni Mazz. Corpuscula glomeratim adhaerentia; valvis linearibus, modo rectis, modo obtus angulatis O”” 020 ad 0” 040 long. ; 0” 004 ad 0" 006 diam.; strüs indistinctis; substantia gonimica saepius media; sporis fere ellipticis, ciliis periphericis instructis. — Ausser ob- benannten 4 Arten, findet sich ferners im erwähnten Mineralwasser 7 * 100 auch die niedliche Beggiatoa Raineriana Kütz parasitisch an den ersten drei obbeschriebenen Arten. — Aus London vom 1. Jänner d. J. wird der „Bonplandia“ berichtet: Mit dem heutigen Tage beginnt ein neues illustrirtes gärtnerisches Journal, das den Titel „The Florist and Pomologist* führt und wie sein Name andeutet, der Blumistik und Obsibaum- zucht gewidmet sein wird. Es erscheint unter Mitwirkung von Th. Moore und wird von Hogg und Spencer redigirt. Das von Moore bisher redigirte illustr. „Floral Magazine“ wird ebenfalls fortgesetzt. — Professor Unger’s „Urwelt“ wird demnächst mit photograph. Hlustrationen hier erscheinen. — Von Dr. Berthold Seemann ist in Leipzig erschienen: „Hannoversche Sitten und Gebräuche in ihren Beziehungen zur Pflanzenwelt, ein Beitrag zur Kulturgeschichte Deutschlands. Popu- läre Vorträge, gehalten in der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover.“ — „Reliquiae Afzelianae* ist der Titel einer neu er- schienenen Schrift, in Fol. bei Edquist in Upsala gedruckt, welche 12 Tafeln mit Figuren von 28 tropischen besonders ausgezeichneten Schwämmen enthält. Diese wurden schon im vorigen Jahrhundert von dem Professor Ad. Afzelius in Guinea gesammelt, der im Anfange des jetzigen Jahrhunderts selbst deren Zeichnung und Stich besorgte; leider verhinderten Kriegsunruhen und andere Missverhältnisse deren Veröffentlichung. In Folge der Anzeige dieser Arbeit in der Epierisis Systematis Mycologici von Fries sind öftere Anfragen nach denselben gemacht, und ist es jetzt ge- lungen, einige vollständige Exemplare von den vor 50 Jahren schon abgedruckten Tafeln zu sammeln, die von dem Prof. Fries mit Text nach den jetzt angenommenen Gattungsbestimmungen versehen sind. Die Anzahl der Exemplare ist jedoch zu gering, um im Buch- handel distribuirt werden zu können, wesshalb die gewünschten Exemplare nur in Folge besonderer Requisition von der C. E. Fritze’schen Buchhandlung in Stockholm in fester Rechnung ex- pedirt werden. (Botan. Zig.) — Prof. Mor. Willkomm, welcher zu zwei verschiedenen Malen Spanien im botanischen Interesse bereiste und Prof. Johann Lange, welcher während einem zweijährigen Aufenthalt in Spanien Gelegenheit hatte, das Land botanisch zu durchforschen, haben sich vereinigt zur Herausgabe einer Flora von Spanien, von welcher der 1. Theil des 1. Bandes bereits in Stuttgart erschienen ist, und zwar unter dem Titel: „Prodromus Florae Hispanicae s. synopsis methodica omnium plantarum in Hispania sponte nascentium v. fre- quentis eultarum quae innotuerunt auctoribus etc.“ — Jos, Peyl, Gartendirektor zu Katina in Böhmen, bearbeitet eine landwirthschaftliche Pilzkunde, welche er ausgestattet mit vielen mikroskopischen Abbildungen herauszugeben beabsichtiget. — „Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzenanatomie* von Dr. Hermann Schacht. Dritte vollständig 101 nmgearbeitete Auflage mit 300 Abbildungen im Holzschnitt und auf 2 lithographirten Tafeln. (X und 296. Tab. Ik.) Berlin, 1862. 8. — Am Ende des vorigen Jahres wurde die botanische Welt, mit einem Christgeschenke bedacht, nämlich mit der dritten Auflage von Schacht’s Mikroskop. Alles Neue, was sich für die Pflanzen- anatomie ergeben hat seit der letzten Auflage seines Werkes, be- spricht der Verfasser mit einer nur ihm eigenen Kürze und Ver- ständlichkeit. Alle Mikroskope , ja sogar die von Optikern zweiten Ranges bespricht derselbe unparteiisch; insbesondere wird den Mikroskopen des Mechanikus Zeiss in Jena Lob gespendet. Be- nützung des Mikroskop’s, Anweisung zur Anfertigung von Prä- paraten und eine kurze Pflanzenanatomie sind der Inhalt dieser schätzenswerthen Arbeit. Auch die Ausstattung des Werkes ist eine hübsche, und so kann denn diese Arbeit allen Freunden der wissenschaftlichen Botanik auf das Wärmste anempfohlen Ben —e- Sammlungen. — Dr.L.Rabenhorst: Cryptogamae vasculares euro- paeae. — Die Gefäss-Krytogamen Europa’s. — Unter Mit- wirkung mehrerer Freunde der Botanik gesammelt und herausgegeben. Fasc. II. und II. Nr. 26—75. Dresden 1859 und 1860 Fol. — Diese, von dem um die Verbreitung kryptogamischer Sammlungen und Kenntnisse, um die Anregung und Förderung kryptogamischer Stu- dien in fast allen Ländern Europa’s hochverdienten Mann (er hat im Laufe von nicht ganz zwanzig Jahren zwischen 5000 und 6000 Nummern Kryptogamen herausgeben!) seit 1858 veröffentlichten, Gefässkryptogamen reihen sich in gleicher Auswahl und Mannig- faltigkeit so wie in Reichlichkeit und Schönheit der Exemplare an den I. Fascikel *) und seine anderen, weltbekannten Sammlungen an. Sie enthalten in 50 Nummern 73 Exemplare, die von ihm und 29 anderen Botanikern in verschiedenen Gegenden Europa’s (1 sogar in Algier) gesammelt worden sind, und worunter auch das Kaiser- ihum Oesterreich mit 15 Exemplaren vertreten ist, während 45 aus Deutschland (aus Preussen 20, aus Sachsen 14, aus Baden 9, aus Würtemberg und Meklenburg je 1), 6 aus der Schweiz, 5 aus Italien, 4 aus Frankreich eingeliefert wurden. Unter den 30 Bo- tanikern, durch welche die beiden Fascikel zusammen gebracht worden sind, befinden sich 5 Oesterreicher: Pfarrer Karl, Podestä Ritter von Tommassini, Med.Dr. Sauter, Baron Hausmann, Med. Dr. Poetsch. Aus Böhmen wurden 6, aus Istrien 3, aus Schlesien 2, aus Tirol, Salzburg, Ober- und Niederösterreich je 1 Exemplar eingesendet. Wir führen bloss die Standorte Oesterreichs wörtlich auf, da uns der Raum dieser Zeitschrift nicht gestattet, auch *) Siehe österr. botan. Zeitschr. 1858. S. 173—175. 102 die anderen zu berücksichtigen. 28. Ophioglossum lusitanicum L: Torre d’Orlando (Gegend von Pola) im November 1858 ges. von v. Tommasini. 30. Botrichium rutaefolium Al. Br. Auf dem Wege von Gräfenberg nach Reiwiesen im mährischen Gesenke, ges. vonDr. Milde. 32. Cystopteris alpina Lk. In Kalkhöhlen der Schnee- gruben von Untersberg bei Salzburg, 5000° über dem Meere, ges. von Dr. Sauter. 34. Asplenium viride Huds. Im mährischen Ge- senke bei Nieder-Lindewiese auf niedrigen Kalkhügeln im September 1858 ges. von Dr. Milde. 36. Asplenium Adiantum nigrum L. var. obtusum Milde. In schattigen Gegenden an den Wurzeln der Bäume in Rojano und bei Contovello in Istrien, am 9. Dezember 1857, ges. von v. Tommasini. 37. Asplenium Ruta muraria L. In Spalten und Ritzen der Felsen am Karste unweit Triest im November 1858 ges. von v. Tommasini. 38. Aspidium Lonchitis Sw. Bei Botzen im Sommer 1858 ges. von v. Hausmann. Am Hochkar in Nieder- österreich (im Gebiet der Kalkalpen 4000’—5000') am 20. August 1858 ges. von Dr. J. S. Poetsch. 43. Equisetum sylvaticum L. Bei Schluckenau in Böhmen ges. von Pfarrer Karl. 46. Equi- setum arvense L. Um Schluckenau in Böhmen ges. von Pfarrer Karl. 55. Polypodium vulgare L. Schluckenau- in Böhmen, ges. von Karl. 58. Phegopteris calcarea Fee. In der Dietlhölle bei Hinterstoder in Oberösterreich im August 1859 ges. von Med. Dr. J. S. Poetsch. 66. Lycopodium clavatum L. In lichten Wäldern, an sonnigen Hügeln und dergleichen Orten bei Schluckenau in Böhmen, ges. v. Karl. 69. Equisetum palustreL. Bei Schluckenau in Böhmen ges. v. Karl. 70. Eqguisetum palustre L. forma simplex et subsimplex. Bei Schluckenau in Böhmen, ges. v. Karl. Dr. Poetsch. — Die botanischen Sammlungen des verstorbenen Major Gegen bauer (Botan, Zeitschrift 1861 S. 380) sind von der Uni- versität Greifswald angekauft worden. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn v. Pichler in Trient, mit Pflanzen aus Tirol. — Von Herrn Dr. Arndt in Ratibor mit Pflanzen aus Pommern. — Von Herrn Dr. Schlosser in Kreutz mit Pflanzen aus Croatien. — Von Herrn R. v. Pittoni in Graz mit Pflanzen aus Steiermark, Kärnthen, Krain, Istrien und Dalmatien. — Von Herrn Pfarrer Grundl in Dorogh mit Pflanzen aus Ungarn. -— Sendungen sind abgegangen an die Herren: Reuss in Prag, Breindl und R. v. Josch in Laibach, Keck in Aistershaim, R. v. Pittoni in Graz, Sautermeister in Klosterwald, von Pichler in Trient, Dr. Purkyne in Weisswasser, Elssmann in Nürnberg, Dr. Rauscher, Spreitzenhofer, Holzinger und Bayer in Wien. — ESOm—— 103 Mittheilungen. — Neu-Yorks Riesengarten, der Centralpark genannt, ist eine der grössten Anlagen der Welt. Er wurde 1858 in Angriff genommen, misst 850 Acker und befindet sich im Herzen der Stadt. Seit 1. Juni 1858 arbeiten täglich 500—3000 Arbeiter in den Garten; selbe werden beaufsichtigt von 39 Beamten und 50 Polizeidienern, die ihre eigenen Stationen im Parke haben. Im vierten Jahre wird aie Anlage in Ordnung sein. Die vom Staate bewilligte Summe, um den Garten in Ordnung zu halten, beträgt jährlich 150,000 Dollars. Die Eahrwege haben eine Gesammtlänge von 9 Meilen, die Fusswege von 38 Meilen und sind mit einer so glücklichen Benutzung des Terrains und mit so vielem Geschmacke angelegt, dass man halbe Tage ihren Windungen folgen kann, ohne in Bewunderung der Anlagen zu ermüden. — Die im k. botanischen Garten in München befindliche Livistor« australis, eine der schönsten Palmen, stand Anfangs dieses Jahres in Blüthe, Es ist diess das zweitemal, dass die genannte Pflanze in einem europäischen Garten zur Blüthe kommt, und zum erstenmal in Deutschland. Die Palme wurde im Jahre 1826 von Aiton jun., damaligem Vorstande der Kew-Gardens, dem Professor Hofrath v. Martius übergeben, als derselbe Kew besuchte. Die Pflanze hatte damals nicht ganz die Höhe von 4 Fuss, heute hat sie incl. des Gefässes 42 Fuss Höhe, die Krone hat einen Durchmesser von 32 Fuss und der Stamm am Erdboden einen solchen von 2 Fuss und 2 Zoll. — England verbraucht eine ungeheure Menge Orangen und die Ein- fuhr dieser Frucht ist in fortwährender Zunahme, so dass sie jetzt 1,000.000 Bushels (englische Scheffel) jährlich beträgt. Rechnet man 650 Orangen auf den Bushel, so macht das 650,000.000 Orangen. Was die Provenienz betrifft, so kamen im Jahre 1860 218.480 Bushels aus Portugal, 627.709 B. von den Azoren (die besten oder sogenannten St. Michaels-Orangen), 158.674 B. aus Spanien, 140.983 aus Sicilien, 8564 B. aus anderen Gegenden. (Das Wort Orange, sonst gewöhnlich von dem mittellateinischen aurantium, Goldapfel, abgeleitet, stammt — nach Lassens Ind. Alterth. I, 274 — vom altindischen nägaranga, Elephanten- lust, zusammengezogen räranga, woher arabisch narandsh, portugiesisch, spanisch naranja, Jaranja, französich l’orange.) — Das Journal »Science pours tous» gibt einen ausführlichen Artikel über die Anwendung des Chlorkalks zur Vertreibung aller Arten von Insekten, welche den Pflanzen schaden. Man begiesst die Pflanzen entweder mit Wasser, in welchem Chlorkalk aufgelöst, oder man mengt ihn mit Schmalz an und beschmiert mit dieser Mischung Werg, welches man um die Baum- stämme hängt, die von Raupen heimgesucht sind. — Die Gifteiche Californien’s, Zhus varielobata Steud., ist eine der grössten Plagen des Landes, um so mehr, als sie ein weit verbreitetes Ge- strüpp, sowohl in den Wäldern und Dickichten, als auch auf den trockenen Bergabhängen und in allen möglichen Oertlichkeiten bildet. Die Berührung mit dieser Pflanze hat eine Hautkrankheit zur Folge, gegen welche verschiedene Heilmittel im Gebrauche sind, als Bleizuckerlösung, Ammoniakwasser, warmer Essig mit Wasser, der warme Absud der Blätter von Rhamnus oleifolius, oder selbst reines warmes Wasser, welche Flüssigkeiten äusserlich zu Wa- schungen der Haut angewendet werden. Als intensivstes Mittel wider das Gift hat sich jedoch eine Compositen-Pflanze bewährt, die in sehr grosser Menge in der Umgegend von Monterey und in anderen Theilen des Staates wächst. — Einer neuen Präparir-Methode für Algen und andere selır zarte und weiche Pflanzentheile bedient sich C. A. Hantsch. Er benützt hierzu eine Mischung aus 3 Th. Sprit (90%), 2 Th. Wasser und 4 Th. Glycerin, und bringt das Object in einem Wassertropfen auf den Objectträger, worauf er einen Tropfen obiger Mischung hinzusetzt. Leicht ist es, sollte diess noch zusammen- 104 ziehend wirken, noch mehr zu verdünnen, oder erst einen Sprittropfen auf das Object kurze Zeit (A—2 Min.) einwirken zu lassen und dann mit der Mischung zu kommen. Man lässt nun die Flüssigkeit auf dem Object so weit verdunsten, bis sie fast ganz verschwunden ist und wiederholt diess so lange, bis so viel Glycerin zurückbleibt, als zum Einschluss nothwendig ist und nichts Verdunstbares entweicht. Die heftige Wirkung des Glycerins auf das Object ist dadurch so gut wie aufgehoben. Form, Farbe und Inhalt bleiben unverändert, und wenn auch der Inhalt sich etwas zusammenzieht und sich nicht wieder ausdehnen sollte, was auch geschieht, so behält doch der Körper seine ursprüngliche Structur und in allen Fällen seine äussere Form. Bei Diatomeen ist das Verfahren nicht anwendbar, denn der gefärbte Inhalt zieht sich meist stark zusammen, wird grün und der Panzer zu durchsichtig; trockenes Einlegen oder in Balsam genügt. Das gereinigte Deckglas wird an den Rändern, mit Ausnahme einer Ecke, wo es gehalten wird, mit mässig dickem, feinstem Eisenlack (Asphaltlack) in der Dicke einer gewöhnlichen Stecknadel bestrichen; das Deckblatt vorsichtig aufgelegt, die Flüssigkeit, welche in nicht zu geringem Masse vorhanden und kleiner als das Decklas sein muss, wird sich über die ganze Fläche bis an den Lackrand ohne Luftblasen erstrecken und wird das Ueberflüssige durch die bei dem Anfassen mit der Pincette bleibende Oeffnung herausgehen. Ist der Lackrand fest geworden, so kann, man wenn nöthig, den Verschluss durch Auftragen von dünnen Lacklagen fester machen. —assas —— Zur Nachricht. Wiederholt wurde mit Hinweisung auf die Gemeinnützigkeit vorliegender Zeitschrift, das Verlangen an uns gestellt, den Pränumeranten derselben das Recht einer freien Insertion in ihren eigenen Interessen zu gestatten. Diesem Wunsche nachkommend, bewilligen wir jedem Pränumeranten jährlich den Raum von 42 Zeilen (beiläufig 260 Silben) in unserem Journal zur beliebigen Inserirung, bloss gegen Erstattung der gesetzlichen Inserlionssteuer von 30 kr. österr. Währ. (= 6 Ngr.). Ebenso stellen wir es den Pränumeranten frei, das Journal statt zur Einrückung eines Inserates zur Vertheilung selbstständiger Beilagen zu benützen, die zu diesem Zwecke entweder als solche der Redaktion einzusenden wären, oder deren Druck auch von uns besorgt werden könnte. Diess zur Nachricht bringend; laden wir somit die P. T. Pränumeranten ein, von diesem ihnen eingeräumten Recht im Interesse ihrer botanischen, hortolo- gischen, ökonomischen u. a. Anträge und Wünsche einen baldigen Gebrauch zu machen. Die Redaktion. Inserat. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C, Gerold. Druck von C&. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische A ! Exemplare, Zeitschrift i i i 5 - en ziestie Botanik und Botaniker, Sec in nrncn den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe (ürlner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzte, Crieden, N.331, Wien) mit5fl.25 kr. Dest. W. zu pränumeriren. (3 Thir. 10 Ngr.) 5 Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 683 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 4 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. — N Buchhandlungen. NY 7 . F XI. Jahrgang. WIEN. April 1862. INHALT : Die Fluorescenz der Planzenfarbstoffe. Von Dr. Adolf J. Weiss. — Herr Dr. Rabenhorst und dessen Bryotheca europaea. Von J. Juratzka. — Versuch einer analytischen Bestimmung der europäischen Moose. Von Albert Grafen Benzel-Sternau. — Johann Peterstein. — Die Winterreise der Brüder Weiss. — Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Correspon- denz, Dr. Anton Hoborski. — Flora austriaca. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate. Die Fluorescenz der Pflanzenfarbstoffe. Ein Beitrag zur Phytophysik. Von Dr. Adolf J. Weiss, Docenten der Botanik an der k. k. Universitätin Wien. Ien habe in den Jahren 1859 und 1860 Untersuchungen über die Fluorescenz der pflanzlichen Farbstoffe und Dekokte angestellt und dieselben 1860 veröffentlicht *). | Da sich daraus einige Resultate über die Rolle ergeben haben, welche, wie ich glaube, die Pflanzenfarbstoffe im Leben der Gewächse spielen, und da sich meine damals ausgesprochenen Ideen seither mehrfach bestätigten, komme ich hier noch einmal auf dieselben zurück. Ich habe mich bestrebt, stets die physiologische Seite der Frage am schärfsten zu determiniren und daher als Einleitung zu jedem der veröffentlichten Beispiele eine mikroskopische Analyse des Farbstoffes hingestellt, sowie ich aus dem Vorhandensein der gleichen Absorptionsstreifen im Spectrum auf das Vorhandensein eines dem Chlorophylle und einer ganzen Reihe anderer Farbstoffe gemein- schaftlichen Stoffes schloss. *) 5. Bericht der naturforschenden Gesellschaft in Bamberg. S. 79 ff. Oesterr, Botan. Zeitschrift 4. Heft. 186%, =) 106 Es hat sich aus meinen Untersuchungen zunächst das Resultat herausgestellt, dass sämmtliche vegelabilischen Dekokte und Farbstoffe in mehr oder weniger auffallender Weise Fluorescenz erkennenlassen und dass die Farbe der Fluorescenz durchaus nicht an die des fluores- cirenden Körpers gebunden ist. * Ich habe in .der erwähnten Abhandlung als Beispiele der Fluorescenz an Pflanzenfarbstoffen. 22 alkoholische oder ätherische Extrakte von Blumenblättern aufgenommen und dazu auch die nach Stokes’ Complementärmethode gewonnenen Resultate hinzugefügt, tberdiess nach einem, wie ich glaube zweckmässigen Verfahren das Verhalten der betreffenden Substanzen auch in einem Lichte studirt, welches zwei homogene aber verschiedenfarbige Licht- sorten vereinigte. Nebstdem habe ich zu ermitteln gesucht, welchen Einfluss eine Farbenänderung oder Verdünnung des unter- suchten Extraktes auf die Fluorescenzfarbe hat und bin dabei zu folgenden ganz merkwürdigen Sätzen gekommen; 1. Mag die ursprüngliche Fluor escenzfarbe des Extraktes, welche immer sein, so ist die des mit Wasser verdünnten stets entweder blau oder doch nahezu blau **). 2. Bei einer Versetzung des Extraktes oder Dekoktes mit Ammoniak wird die Fluorescenzfarbe immer mehr oder weniger grün, mag die ursprüngliche, welche immer gewesen sein. 3. Eine Versetzung der Flüssigkeit mit Salpetersäure gibt fast nur gelbe oder rothe Fluorescenz, mag auch die ursprüng- liche welche Farbe. immer gezeigt haben. Auch die Farbe der Flamme, mit der gewisse alkoholische Extrakte von Farbstoffen brennen, zeigt, wie ich gefunden habe, oft gewisse Eigenthümlichkeiten und das Spectrum des Lichtes einer Soleil’schen Lampe, nachdem es durch die fluoreseirenden Ex- Irakte gegangen, zeigt bei den meisten Absorptionsstreifen und zwar gewöhnlich einen breiten im Roth, sodann einen im Grün und einen oder zwei im Blau des Spectrums, Streifen, die ganz an jene des Chlorophyllspectrums erinnern und auf einen gemein- samen, charakteristischen Stoff in allen diesen Fällen schliessen lassen. Ich gebe hier eine kleine Uebersichtstabelle mehrerer stark fluoreseirender Farbstoffextrakte von Blumenblättern zugleich mit der Farbe des Extraktes derselben: *) Untersucht wurden über 40 Farbstoffe aus Blumenblättern in ätherischen oder alkoholischen Extrakten, ferner die meisten bekannten Farbhölzer und eine grosse Zahl anderer Dekokte. #*) Ein schönes Beispiel hiefür ist das Chlorophyll; mit Wasser verdünnt fluorescirt dasselbe merkwürdiger Weise sehön blau, während eine be- liebige Menge von Alkohol zu dem Extracte hinzugeschüttet, denselben doch stets roth fluoresciren lässt, 107 Farbe des Extraktes : Fluorescenzfarbe: Lotus corniculatus L. .......... tief chromgelb roth Ranunculus Ficaria L............ chromgelb k Gaillardia aristata Pursch. .... 3 4. Frifolum örvense L..........::. lichtgelb(ocker) „ Hieracium Auricula L...........ehromgelb „ (gelb) Salvia pratensis L. ....... . .liehtgelb grün Echium vulgare L........... ...ockergelb 3 Leontodon Taraxacum L. ........ chromgelb 5 Dianthus Carthusianorum L. ....lichtgelb n Althaea Sieberi Flor. .......... chromgelb gelbgrün Aster chinensis L. (blassroth) .... .lichtgelb(farblos) grün do. Glae) 2771 3 | Y an .do. (weiss) ...,..; » » Lilium spectabile Salisb. ...... orange gelbgrün Dahlia variabelisDesf. (carmin)..dunkelorange grün do. (rothgelb) orange 5 Impatiens Balsamina L. ........ mennigroth gelbgrün Centaurea CyanusL............. licht ockergelb blaugrün | Papaver RhoeasL...............: dunkelcarmin lichtcarmin (gelb Amaryllis formosissima L. ...... 4 orange (earmin) Campanula linifolia Lam. ...... blau (violett) grün (violett) Ä bononiensis L. ...... violett gelbgrün 3 Trachelium L......... lichtviolett grün (blau) E glomerata L. ........blauviolett blau (röthlich) is yermamioa L. ::..2u:. 22.02: gelb (röthlich) blau Geranium sanguineum L. b. pro- re, URN NER sehr blassroth blau? Gartenverbene (mennigroth) ....blassroth _ matliblau : (carminroth)...... carmin blau (violett) LROkERISUBktUr "MW 90,9, blau (violett) orange Die nahegelegene Vermuthung, dass wir in der Fluorescenz des Lichtes, welche bekanntlich in einer Erniedrigung der Brech- barkeit besteht, eine Umsetzung von Licht in Wärme vor uns haben dürften, eine Vermuthung, auf welche Dr. Studnitzka fast zugleich mit mir, nur von andern Prämissen ausgehend verfiel und die durch seine, sowie die Arbeiten von Salm-Horstmar seit- her bestätigt wurde, liess mich schon 1860 in den Pflanzen- farbstoffen, deren allgemeine Fluorescenz ich pach- gewiesen hatte, eine beständige Quelle der Eigenwärme der Pflanzen erblicken und viele Erscheinungen im Pflanzen- reiche sprechen dieser Ansicht gar sehr das Wort; das Erwachen des Lebens im Frühjahre, sowie das Austreiben blatt- artiger Organe wäre dann zugleich der Herd, aus dem die Gewächse wenigstens zum Theile die ihnen nöthige Wärme beziehen. Zum Schlusse will ich nur noch Einiges über das Wesen der Fluorescenz hinzufügen. . 2 108 Es ist bekannt, dass man Aufangs die hierher gehörigen Er- scheinungen als nur an der Oberfläche der Flüssigkeiten auftretend betrachtete und erst die Versuche von Herschel, Salm-Horsi- mar und Stokes, sowie die schönen Arbeiten von Guillemin haben das Unrichtige dieser Ansicht erwiesen und gezeigt, dass das Phänomen im Jnnern der Körper entstehe und dass die durch ein fluorescirendes Mittel gegangenen Strahlen dasselbe Phänomen unter günstigen Umständen zum zweiten Male erzeugen können. Ebenso wurde erwiesen, dass die Dicke, welche man der Substanz geben muss, damit sie alle fluorescirenden Strahlen absorbirt sehr rasch zunimmt in dem Masse als man von den äussersten ulira- violetten Strahlen gegen die rothen vorrückt. Dass die Fluorescenz nicht, wie man zur Zeit ihrer Entdeckung glaubte eine Art Phosphorescenz sei, haben wohl die Versuche von Stokes und Moser wiederlegt, allein in neuester Zeit ist Osann abermals mit dieser Ansicht hervorgetreten. Es gehörte eine Kühnheit dazu, die man bewundern muss, die Fluorescenz als eine Erniedrigung der Brechbarkeit aufzu- fassen, da man seit Newton geglaubt hatte, das Licht be- halte bei allen Modificationen die es erleide, seine Brechbarkeit unverändert bei. Stockes warf zuerst diese Vorstellung nieder und während Brewster in etwas dem Körper eigentlich fremdartigen den Grund der Erscheinung suchte, trachtete er denselben aus einer Veränderung eniweder der Brechbarkeit oder des Polarisationszustandes zu erklären. Da nun das letztere nicht angeht, hielt er die erste Anschauungsweise fest und schrieb die Fluorescenz einer Erniedrigung der Brechbarkeit zu. Man hat nur anzunehmen, dass die unsichtbaren Strahlen jenseits des äussersten Violett durch eine innere Dispersion Anlass geben zu anderen, welche zwischen die Brechbarkeitsgrenzen fallen, innerhalb welcher die Netzhaut des Menschenauges affieirt wird. Die Ursache, dass wir die Strahlen jenseits des äussersten Violett nicht direkt wahrnehmen, kann nämlich darin liegen, dass diese Strahlen ent- weder die Netzhaut gar nicht erreichen, weil sie von den brechen- den Medien des Auges ebenso wie Schwefelkohlenstoff absorbirt werden, oder dass sie zwar auf dieselbe fallen, von dieser aber wegen ihrer Unempfindlichkeit für so schnelle Schwingungen nicht empfunden werden. Da nun, wie Donders gezeigt hat, eine solche Absorption nicht stattfindet, kann nur der.zweite Grund als gillig anerkannt werden. Es scheinen die Fluorescenzphänomene mit dem innersten Gefüge der chemischen Moleküle in solchem Grade ver- wandt zu sein, dass selbst die Polarisation dadurch verdunkelt wird. Wir sehen also, dass Stokes seine Erklärung auf periodische Aether- und Molekülschwingungen zurückführt. Eisenlohr sieht darin eine Interferenzerscheinung der kürzeren Wellensysteme Blau- violett und Ultraviolett und erklärt sich die Sache etwa wie die Bildung eines Combinationstones in der Acustik. Es kann natürlich, da die Wellensysteme von Roth die längsten überhaupt noch sichl- 109 baren sind, von einer Fluorescenz über das Roth hinaus keine Rede sein, während beim Violett die Sache ganz wohl möglich ist, da ausserhalb desselben noch unzählige noch kürzere Wellensysteme liegen, durch deren Interferenz grössere Wellensysteme als sie selbst haben, entstehen und also eben wegen ihrer Zahl alle mög- lichen Combinationsfarben, also auch Weiss, hervorgebracht werden. Die einzige Schwierigkeit bei dieser Hypothese ist die Er- klärung der Veranlassung zu solchen Combinationen, die denn doch wieder auf ein Verhältniss zwischen den Aetherschwingungen und den Molekülen zurückführen würde. Uebrigens ist die Eisenlohr’sche Hypothese nur so lange haltbar, als nicht Thatsachen bekannt sind, welche nicht auf eine Verminderung sondern auf eine Vergrösserung der Brechbarkeit hindeuten, und solange es nicht gelingt, das ultra- rothe Licht eben so sichtbar zu machen, wie es mit den Wellen- systemen des ultravioletten Lichtes bereits gelungen ist. Hält man die oben angedeutete Anschauung über die Fluores-. cenz fest, so gewinnt sie für die Pflanzenphysiologie eine grosse Bedeutung, wie denn überhaupt eine consequente Anwendung rein physikalischer Forschungsmethoden auf die Erscheinungen des Pflanzenlebens, eine Phytophysik wie sie mir vorschwebt, als eines der wichtigsten und sichersten Förderungsmittel der Wissen- schaft sich bewähren wird. Wien, den 26. Februar 1862. Herr Dr. L. Rabenhorst und dessen Bryotheca europaea. Von J. Juratzka. „Si tacuisses philosophus mansisses.“ Vor eiwa anderthalb Jahren habe ich eine in der Sammlung des Herrn R. v. Tommasini befindliche, von Herrn A. Loser bei. Verteneglio- in Istrien gesammelte Homalia als H. lusitanica be- stimmt. Herr Dr. L. Rabenhorst, welchem diese Pflanze später durch Herrn R. v. Tommasini für die Bryotheca europaea gesendet wurde, gab nun dieselbe vor Kurzem im X. Faszikel unter Nr. 467 als „Homalia trichomanoides“ aus, mit folgender Bemerkung: „(H. lusitanica nach Juratzka. Die Pflanze ist jedoch nicht einmal als Localform von der typischen verschieden. H. lusitanica ist durch die folia apice profunde erosa wesentlich verschieden und leicht zu uuterscheiden).* Mein Staunen war kein geringes als ich zur Kenntniss dieser von Herrn Dr. L. Rabenhorst beliebten Berichtigung gelangte, denn obwohl ich jene Exemplare, welche Herr R. v. Tommasini 110 an Herrn Dr. Rabenhorst mittheilte, früher nicht gesehen habe, so konnte ich doch kaum zweifeln, dass Herr Dr, Rabenhorst nur die von mir gemeinte Pflanze erhalten habe, In der That verhält es sich auch so, und ich kann nach genommener Einsicht eines mir heute durch Freundeshand zuge- kommenen Exemplares der von Dr. Rabenhorst unter Nr. 467 als H. trichomanoides ausgegebenen Pflanze die bestimmteste Ver- sicherung abgeben, dass sie der wahren H. lusitanica angehöre; denn als solche wurde sie auch vor Kurzem von ihrem Autor W, Ph. Schimper selbst bestätigt. Ich kann daher nur bedauern, dass sich Herr Dr. L. Raben- horst zu einer ganz falschen Berichtigung verleiten liess, durch welche er nur den Beweis lieferte, dass er H. lusitanica von H. trichomanoides nicht unterscheiden könne. Unter so bewandten Umständen wird demnach Herr Dr. L. Rabenhorst gut thun, seine (wohl hauptsächlich an mich gerichtete) Belehrung über den Unter- schied beider Arten sich selbst zu Gemüthe zu führen. Bei solcher Seichtheit in der Behandlung der sich gestellten Aufgabe ist es nun auch erklärlich, wie es komme, dass in der von Herrn Dr. L, Rabenhorst redigirten Bryotheca europaea mit- unter so arge Bestimmungsfehler vorkommen, obgleich die betreffen- den Arten vorher wohl mehr als hundertmal durch seine Hände ehen! r So finde ich z. B. in dem mir zufällig vorliegenden VI. und VII. Hefte nach nur flüchtiger Durchsicht folgendes: Nr. 329: als „Webera nutans* vom Eppendorfer Moor bei Altona, mit einer langen Reihe von Citaten verschiedener Autoren, wird Bryum inclinatum B. et Sch. dargebracht! Nr. 342. Hier wird als „Amblystegium irriguum (W ils.) Br. E. Var. y. fallaz (Brid,) Schimp. Synops. 594* (vom Gollinger- fall) jene bekannte Form von Hypnum filicinum ausgegeben, welche entsteht, wenn dieses unter Einfluss bewegten Wassers und in demselben untergetaucht vorkommt: Hypnum filicinum var. fluitans! Nr. 379. „Neckera complanata (Linn.) Br. E. var. folüs ob- tusis! (Neckera BesseriLobr.)* vom Schlosslitz in Oberfranken). — Diese ist die Neckera Sendtneriana! Da nur das Synonym: Neckera Besseri eitirt wird, so wird also diese Pflanze als verschieden von N. Sendtneriana Bryol. eur. hingestelli? Das verräth wohl ein sehr feines Unterscheidungsgefühl, — die Vereinigung mit N. complanata aber gerade das Gegentheil! Nr. 390. „Plagiothecium denticulatum (Dill. ), var. ö. densum Br. E. V. Tab. 502 etc.“ (von Salzburg). Ist eine dem Plagiothecium silesiacum ähnliche Pflanze, vielleicht neue Art, mit kleineren etwas enger zelligen Blättern, deren Spitze auch kürzer und schwächer gezähnt . ist. Sie wurde auch_ von Dr. J. S. Poetsch auf dem Plöckenstein in Oberösterreich und von Dr. H. Müller um Lipp- stadt gefunden, doch sah ich bisher weder Blüthen noch Früchte. 111 Nr. 399. Gleich einer kostbaren Reliquie finden wir hier in einer Kapsel ein kleines steriles Moosstück verwahrt, über welches der auf die Kapsel geklebte Zettel folgende Auskunft gibt: „Hypnum filieinum L. var. lacustre Leiner, Stengel gebüschelt langästig, durch die ganzrandigen bis an den Rand von fast gleichen chloro- phyllhaltigen Zellen gebildeten Blätter, welche mit fast auslaufender Mittelrippe constant schmäler, länger und straffgerade sind, viel- leicht spezifisch von H. filicinum (L.) unterschieden* (vom Boden- see bei Constanz am Rheinausflusse). — Es wird mir vielleicht Niemand glauben, wenn ich diese Pflanze bei ihrem wahren Namen nenne, sie ist nemlich — Gymnostomum curvirostrum | Es werden. diese Thatsachen wohl hinreichen, um zu zeigen, dass Herr Dr. L. Rabenhorst nicht auf jenem Standpunkte stehe, um durch sein Unternehmen nebstbei auch der Wissen- schaft einen den Erwartungen entsprechenden Gewinn verschaffen zu können. Wien, den 14. März 1862. Versuch einer analytischen Bestimmung der europäischen Moose. Yon Albert Grafen Benzel- Sternau. u. Tabelle IV. Ordo H. M. Stegocarpi. Systematische Uebersicht der Tribus, Familien und Gattungen. Trib. IV. Fissidentaceae. . Genus. Fissidens. Conomitrium. Fam. 1. Fissidenteae. 1. Blätter locker und entfernt stehend, stets ungerandet, Peristom- zähne irregulär, unregelmässig gestutzt und durchlöchert, Conomitrium julianum Mtg. „» Peristomzähne lang, lanzeltlich-pfriemlich, in zwei pfriemliche Schenkel getheilt, trocken knieförmig einwärts gebogen, bei den sterilen Arten die Blätter genähert oder an der Spitze gezähnelt oder gerandet (Fissidens) . - . »2»2.....2 2. Boobsetanenp „=. i, Un DR NE,» ES Büchse achselständig . . NZ D Blätter an der Spitze ausgelressen-grobgesägt Fissidens serrulatus Brid. [DW ES; Blätter ganzrandig oder kleingekerbt oder ausgefressen-ge- zähnelt, aber nicht grob gesägt OUT Blätter ‚deutlich opnandeh. ., rsı.an cin a pa ee re Blätter ungerandet . . 8 Der Rand verdickt, auf dem "Querschnitt fast stielrund umgibt das ganze Blatt und tritt mit der auslaufenden Rippe vereinigt als Spitze über dasselbe empor 6 Blattrand zuweilen verdickt oder nicht verdickt sammt der Rippe unter oder mit der Spitze verschwindend . h 7 6. Blattspreite länglich, Büchse aufrecht, Pflanze winzig Fissidens bryoides Hedw. Blattspreite verlängert-lineal, Büchse geneigt oder horizontal, Pflanze kräftig. . . . Fissidens rivularis Br. eur, 7. Blätter zugespitzt, Blattrand schmal, niedrige Pflänzchen Fissidens incurvus Schwgr. Blätter fast stumpflich, Blattrand breit, Pflanze ansehnlich Fissidens rufulus Br. eur. 8. Pflanze winzig, die flügelartige Blattspreite nicht bis zur Basis des Blattes herabreichend, Blüte einhäusig,, Haube kapuzen- förmig, Deckel meist kegelig- und schief geschnäbelt, Fissidens ezilis Hedw. Pflanze ansehnlich, Blattspreite reicht bis zur Blattbasis, Blüthe zweihäusig, Haube kegelig, mehrlappig, Deckel meist grad- und fast pfriemlich-geschnäbelt . . Fissidens osmundoides Hedw. 9. Blatt (Duplicatur und Spreite zusammengenommen) länglich, meist deutlich gerandet . . . y ri Blatt länglich-lanzettlich, ungerandet (Früchte unbekannt) . 10. Blattrand glashell, Rippe in ein Spitzchen austretend Fissidens tazxifolius Hedw. Blattrand mehr oder minder .bleich oder gelblich, Rippe vor oder mit der Spitze verschwindend Fissidens adiantoides Hedw. 11. Blätter dünnhäultig, an der Spitze kleingesägt Fissidens polyphyllus Wils. „ Blätter dicklich, ganzrandig . . Fissidens grandifrons Brid. Anmerkung. Die drei Arten, deren Früchte noch nicht gefunden a sind an ihrer bedeutenden Grösse, die ausser von ihnen nur von on feuchten Orten wachsenden Formen des Fissidens adiantoides und öncurvus erreicht wird, dann einzeln folgendermassen zu unter- scheiden: Fiss. rufulus an dem weit vor der Spitze verschwinden- den Blattlimbus, Fiss. polyphyllus und grandifrons von den Fissi- denten mit unberandeten Blättern durch die bedeutend verlängert- lanzettlichen Blattspreiten. 113 Tabelle V. - Ordo Il. M. Stegocarpi. Systematische Uebersicht der Tribus, Familien und Gattungen. Trib. V. Seligeriaceae. Trib. VI. Seligeridiaceae. Fam. 1. Seligerieae. Fam. 1. Seligeridieae. Genus. Anodus, Seligeria. Genus. Brachyodus, Campylo- Fam. 2. Blindieae. stelium. Gen. Stylostegium, Blindia. 1. Haube kapuzenförmig, Büchse kurz, fast kugelig, mit ri lichem Hals . . . „ Haube gelappt-mützenförmig, pfriemlich-gespitzt, Büchse länglich oder fast eylindrisch, ohne Hals (Seligeridieae) . 8 2. Pflanze winzig, Zellen am ne so ziemlich von einerlei Weite (Seligerieae) . 3 „ Pflanze zollhoch und "höher, Zellen in der Mitte des Blatt- grundes schmal, in den Flügeln erweitert (Blindieae). . . 7 3. Büchse dünnhäutig, ohne Peristom . Anodus Donianus Br. eur. „ Büchse derbhäutig, Peristom aus 16 Zähnen (Seligeria) . . 4 4. Büchse auf gebogenem Stiel hängend Seligeria recurvata Br. eur. „ Büchse aufrecht, höchstens geneigt . . 5 ‚5. Blätter pfriemlich, spitz... /. .Seligeria pusilla Br. eur. „ Blätter schmal-lanzettlich, stumpflich .: A 156 6. Blätter abstehend, Deckel kurz geschnäbelt Seligeria calcarea Br. eur. „ Blätter straff, fast anliegend, dreireihig, Deckel lang und pfriemlich geschnäbelt . . . . . Seligeria tristicha Br. eur. 7. Haube winzig, Büchse eingesenkt, nacktmündig Stylostegium caespiticium Br. eur. „ Haube gross, Büchse emporgehoben, mit Peristom Blindia acuta Br. eur. 8. Blatizellen von der Basis des Blattes gegen die Spitze allmälig sich verengend, Büchse länglich, auf geradem Stiel aufrecht, Peristomzähne sehr kurz und breit, oft gestutzt Br achyodus trichodes N. et H. „ Blattzellennetz am Grunde weit, sechseckig-rechteckig, von der Mitte an punktförmig, Haube lang-pfriemlich- -gespitzt, Büchse fast eylindrisch, auf gebogenem Stiel hängend, Peristomzähne lanzettlich-pfriemlich, in zwei ungleiche Schenkel getheilt Campylostelium saxicola Br. eur. 114 Tabelle VI. Ordo Il, M. Stegocarpi. Systematische Uebersicht der Tribus, Familien und Gattungen. Trib. VII. Pottiaceae. Genus. Distichtum, Eustichium. Fam. 1, Pottieae. Fam. 3. Ceratodonteae. Genus. Pharomitrium, Pottia, Genus. Ceratodon, Trichodon. Anacalypta, Didymodon, Eucla- Fam. 4. Trichostomeae. dium. Genus. Leptotrichum, Trichosto- Fam. 2. Distichieae. mum, Desmatodon, Barbula. 1. Büchse nacktmündig oder 16 lanzettliche bis lineale, flache, oft unregelmässige, zuweilen gestutzte, bald ganze, bald sieb- artig durchbrochene, oder zwei- bis dreispaltige, nicht aber bis gegen die Basis in zwei pfriemenförmige Schenkel mehr oder weniger regelmässig getheilte oder oben strickartig zu- sammengedrehte Peristomzähne 2 „’ »Die 16 Peristomzähne bis oder fast bis auf die Basis, in Zwei pfriemenförmige Schenkel regelmässig oder ziemlich regel- mässig gespalten oder 32 fadenföürmige, bald grade, bald strickartig zusammengedrehte stielrunde oder rinnige Peristom- ZUEREENISRDEN EHIRNBIE u 0... . en 2. Blätter nicht "zweireihig gestellt (Pottieae) a BE a 3 „ Blätter genau ausammengedrücki-zweireihig nie a CHERGEY =. 2. ggg 3 i £ er Büchse nacktmündig AS RO SORSPERUR TE DERBSBEBDERERBIG ee et: Haube mehrfach geschlitzt, Büchse eingesenkt Pharomitrium subsessile Schpr. Syn. Haube kapuzenförmig, Büchse emporgehoben (Pottia). . . 5 Auf der Blattoberfläche neben der Rippe zwei Schläuche, welche später aufspringen und dann zwei—vier Lamellen bilden (Bar- bula cavifolia) . 1. 0 Die Schläuche oder Lamellen auf der Blattoberfläche fehlen . 6 Blätter ganzrandig oder kaum sichtbar Songep Rippe über die Blattspitze hinaustretend . . „ Blätter gegen die Spitze deutlich gezähnelt, Rippe, unter der Spitze verschwindend . . .. . . . .„ Pottia Heimiü Br. eur. 7. Blätter in die austretende Rippe zugespitzt, Büchse meist kurz und gestutzt . . . „ Blätter unter der austretenden Rippe stumpf, "Büchse länglich, nicht ;gestnkzt au u N, RT N 8. Blätter länglich, Deckel stumpf-kegelig, grade Pottia minutula Br. eur. „ Blätter verkehrteiförmig oder spatelförmig-länglich, Deckel schief geschnäbelt . . . . Pottia truncata Br. eur. g. Stachelspitze des Blattes kurz und dick, Haube nach oben rauh Pottia Wilsoni Br. eur. > ots DS 23. 115 Stachelspitze des Blattes haarförmig-verlängert, Haube glatt Pottia crinita W ils. Rippe mehr oder. weniger über das Blatt hinaustretend oder, wo dies nicht der Fall, die Blätter deutlich verkehrteiförmig oder die Büchse eiförmig bis Jänglieh ir Aula. 11 Rippe weder über das Blatt verlängert, noch die Blätter ver- kehrteiförmig, Büchse steis verlängert (Didymodon) . . .19 Blätter längs der Mitte gesägt, Pflanze in Folge des Stand- orts meist kalkig incrustirt . Eucladium verticillatum Br. eur. Blätter längst der Mitte nicht Beshah Hyekdmanusz Dr a & Büchse geneigt (Desmatodon cernuus) ». » » 2»... . .838 Enelse auttecht .. .. .... seien. 13 Blätter am Rande flach . . . ... rn era. 44 Blätter am Rande zurückgeschlagen . . 17 Blätter verkehrteiförmig, Rippe unter der Spitze "verschwindend Anacalypta latifolia N. et H. Rippe auslaufend oder hervortretend . . 515 Blätter in eine längere Pfriemspitze endend, Büchse 'eylindrisch (Dasmotoden systyliusd . : .- . ut Are 1: 29 © Blätter meist stachelspitzig, selten nei Büchse aber sials seiförpig;;ader,.Jänglich. =. 2: sr urkanmarsırs . 16 „ Obere Blätter breitlanzettlich , Anacalypta caespitosa N. et H. Obere Blätter verlängert-lanzettlich (Trichostomum mutabile) 54 . Deckel stumpf und kurzkegelig, Anacalypta Starkeana N. etH. Deckel mehr oder weniger kegelig-geschnäbelt . .. ..18 . Blattzellen mässig mit Chlorophyll versehen, Umrisse des Ge- webes daher deutlich, Ring vorhanden Anacalypta lanceolata Röhl. Blattzellen von Chlorophyll dicht erfüllt, Umrisse daher undeut- lich, Ring fehlt (Trichostomum convolutum) . Hainalskrt . 44 . Blätter nach oben grob gezähnt Didymodon flewifolius Hook. et T. Blätter ganzrandig oder rauh ... 2.2.22 2.0. 20 Blüthe zwittrig . . .. . a , Didymodon 'rubellus Br. eur. Biss iz weihänsig | An re rERTEN 21 Blätter lanzettlich, etwas starr, am Rande zurückgeschlagen, Büchse länglich bis walzlich.. „ Didymodon luridus Hornsch. Blätter lineal-lanzettlich , verbogen, am Rande nicht zurück- geschlagen, Büchse schmal-walzlich Didymodon eylindrieus Br. eur. . Blätter von der Basis bis gegen ihre Mitte scheidig, dann 2 abstehend, pfriemlich verschmälert . ei. Blätter ziegeldachig, aufrecht, die stengelständigen aus ge- stulziem Ende kurzzugespitzt, die blüthenständigen in eine lange, flache, hin und hergebogene Granne auslaufend Eustichium norvegieum Br. eur, Rasen freudiggrün, Büchse eiförmig-länglich bis länglich-eylin- drisch, rothbraun, meist aufrecht, Peristomzähne schmal, fast pfriemlich RB NR a . Distichium capillaceum Br. eur. 116 Rasen schmutziggrün, Büchse eiförmig, meist geneigt, leer schwarzbraun, Peristomzähne breiter, fast lanzeitlich Distichium inclinatum Br. eur. . Büchse trocken, regelmässig gefurcht oder wenigstens die Peristomzähne trocken an der Spitze einwärts gekrümmt, Blätter stets lanzettlich oder pfriemlich-verschmälert (Ceratodonteae) 25 Büchse glatt oder höchstens unregelmässig gefaltet (aber nicht regelmässig gefurcht) Peristomzähne grad aufrecht oder in einen spitzen Kegel zusammenneigend oder mehr oder weniger spiralig zusammengedreht, oder, wo sie an der Spilze ein- wärts gekrümmt sind, die Blätter weder lanzettlich noch pfriemlich- verschmälert (Trichostomeae) N . Büchse eiförmig-länglich, trocken 'gefurcht, Peristomzähne mit einem sehr deutlichen lichten Längsrand Ceratodon purpureus Brid. Büchse cylindrisch, Peristomzähne schmal und undeutlich oder gar nicht gerandet . . 21. SAD Blätter verlängert - lanzeitlich , "Büchse derbhäutig , gefurcht, Peristomzähne knotenlos . . . . Ceratodon corsicus Br. eur. Blätter pfriemlich - verschmälert, Büchse dünnhäulig, glatt, Peristomzähne knotig . . Trichodon ceylindricus Schpr. Cor. . Peristomzähne grad aufrecht oder in einen spitzen Kegel zu- sammenneigend oder an der Spitze einwärts gekrümmt oder da- selbst mehrmals spiralig nach rechts gewunden oder daselbst schwach und kaum einmal nach links gewunden, im letzten Fall aber die Blüthe einhäusig, oder wenn zweihäusig, die Blätter lanzettlich ohne austretende Rippe oder stumpf und die Basilar- haut des Peristoms stets kurz, nicht oder kaum über den Büchsenrand hervoriretend . . . 1228 Peristomzähne an der Spitze mehrmals spiralig nach links gewunden, oder wo sie nur einmal gewunden oder kaum ge- wunden an der Spitze einwärts gekrümmt sind, die Basilarhaut sich sehr weit über den Büchsenrand als Röhre erhebend oder die Blattrippe auf der Oberseite des Blattes mit Auswüchsen oder, wo letztere fehlen, die Blüthe zweihäusig, die Blätter aber dann weder stumpf noch u noch die Büchse gefurcht (Barbula) . . a Blätter pfriemlich- -verschmälert (Leptotrichum) . RER. Blätter nicht pfriemlich-verschmälert (Desmatodon Trichosto- mum) . ee 5 Büchsenstiel auffallend lang und glänzend strohgelb“ Leptotrichum pallidum Hmpe. Büchsenstiele verhältnissmässig kurz und nicht glänzend stroh- gelang win EHE EN: =. Blätter an der Spitze ganzrandig . in vu fe Ve „allein Fee Blätter an der Spitze gezähnt . . . ne Ne Blätter lanzettlich, fast pfriemlich zugespitzt Leptotrichum tenue C. M. 117 Blätter in eine verlängerte Pfriemspitze auslaufend . . . „32 . Büchse gestreckl-eiförmig, bis eylindrisch mit Ring . . .33 Büchse eiförmig oder oval, ohne Ring Leptotrichum subulatum e. . Blätter am Rande zurückgeschlagen (Leptotr. tortile) . . . 36 Blätter am Rand aufrecht . . . u. BA Pflanze 1—3 Zoll hoch, dichtrasig , Basis der oberen Blätter lanzettlich (Leptotr. flericaule) Ä 3 Pflanze 2 Lin. bis '/, Zoll hoch, lockerrasig, Basis der oberen Blätter eiförmig . . . Leptotrichum homomallum Schpr. Syn. . Pflanze mit robustem bis mehrere Zoll hohen, hin und her gebogenen, reichlich gegipfelt-ästigen Stengel Leptotrichum flexicaule Hmpe. Pflanze einige Lin. bis 1 Zoll hoch, Stengel nicht hin und her gebogen, sparsam verästell . . . iib.:36 Blatt nur an der Spitze gezähnelt, am Rande zurückgeschlagen, Büchse ceylindrisch . . . . . „ Leptotrichum tortile Hmpe. Blatt weiter herab gezähnelt, am Rande flach, Büchse länglich, untere Blätter meist graulich angeflogen Leptotrichum glaucescens Hmpe. Er Buehse geneigt, oder hänsend .. . u krlsnun.sehemun. 38 Büchse aufrecht . . . 40 Büchse kurzeiförmig, das Peristom an der Spitze nicht: gewunden Desmatodon cernuus Br. eur. Büchse oval oder fast cylindrisch, Peristom an der Spitze schwach nach links gewunden ... . .39 . Büchse länglich, feucht am gebogenen Stiel herabhängend Desmatodon Laureri Br. eur. Büchse fast cylindrisch, geneigt, Desmatodon obliquus Br. eur. Blätter eiförmig, verkehrteiförmig, länglich oder zungenförmig 41 Blätter lanzeitlich bis verlängert-lanzettlich . . .....46 .. Rippe in eine verlängerte Spitze austretend .. . 42 Rippe verschwindend oder ein kurzes Stachelspitzchen bil- demd :.... ;. ball. AD . Blätter am Rande nicht zurückgerollt, v erkehrteiförmig-länglich, Deckel vom Säulchen in die Höhe gehoben und mit ihm ab- fallend . . . . „ Desmatodon systylius Br. eur. Blätter am Rande zurückgerollt, nicht verkehrteiförmig, Deckel trennt sich vom Säulchen und fällt für sich ab. .....43 Deckel länger als ein Drittel der Büchse | Desmatodon ep Br. eur, Deckel etwa ein Viertel der Büchse lang . . url, 4A . Lockere Rasen bildend, Deckel auffallend stumpf Desmatodon latifolius Br. eur. Rasen dicht, Deckel spitz . . Trichostomum convolutum Brid. . Ring schmal oder fehlend, kommt auf nackten Steinen nicht vor (Desmat. latifol. var. glacialis, Trichost. convol.) . ‚44 118 . Ring aus drei Zellenreihen, spiralig sieh abrollend, wächst auf nacktem Felsen . . Desmatodon obtusifolius Schpr. Syn. . Blätter starr, trocken nicht gekräuselt, bis zur Spitze des Stengels allmälig an Grösse zunehmend. . Ar Blätter trocken gekräuselt, die Schopfblätter plötzlich grösser 50 . Blätter am Rande nicht zurückgerollt, fast pfriemlich ver- längert . . | it. 48 Blätter am - Rande zurückgerollt, stumpf, oder spitz, nicht pfriemlich . ... . 1.49 . Blätter in eine von der austretenden Rippe. gebildete starre Stachelspitze endigend, die trockene Büchse längsfaltig Trichostomum strietum Bruch. . Blattrippe mit der Spitze verschwindend oder kaum austretend, die trockene Büchse glatt (Leptotr. tenue) . . 1.31 . Blätter in der Regel stumpf, immer aber die Büchse- kürzer, mehr eiförmig, ohne Ring . . Trichostomum tophaceum Brid. Blätter stets spitz, Büchse schlank, fast cylindrisch , Ring vor- handen. . . Trichostomum rigidulum Smith. 50. Blätter ganzrandig, Peristom meist irregulär, aufrecht. . . 51 „ Blätter gegen die Spitze gesägt oder gezähnt, Peristom regulär, zuweilen. gewunden .... ... ul sn.l el Un wu. 55 51. Pflanze winzig, kaum einige "Linien hoch, Blätter am Rande ” 58. Hieht wellig +.!ui7. 121.222 2 Helv ah „ui lssT laser 40 Pflanze 1,—1 Zoll hoch, Blätter am Rande wellie 7 753 3. Büchse diekhäutig, braunroth . Trichostomum infleeum Bruch, Büchse dünnhäutig, blassrostfarbig, trocken gefurcht Trichostomum triumphans de Not. . Rasen bräunlich, sehmutziggrün oder grün, Büchse oval oder larielieh 0. sabahaatasla dB! DAT yo Jar a Rasen gelbgrün, Büchse gestreckt Trichostomum flavovirens Bruch. . ‚Durch den stark eingebogenen Rand die Blätter rinnig-concav Trichostomum cerispulum Bruch. Blattrand nur leicht eingebogen Trichostomum mutabile Br. eur. . Blüthe einhäusig, Büchse cylindrisch, Stiel gewunden oder mässig hin und her gebogen oder grad . . . . x... . 56 Blüthe zweihäusig, Büchse länglich, Stiel nach verschiedenen Seiten stark gekrümmt . . . . Trichostomum flexipes Br. eur. Männliche Blüthen auf eigenen Sprossen, Peristom rechts gewunden, Ring breit . Trichostomum anomalum Schpr. Cor. Männliche und weibliche Blüthen auf demselben Spross, Peri- stomzähne aufrecht, Ring fehlt . Trichostomum Barbula S Ba . Blattrippe auf der oberen Blattfläche mit Auswüchsen Re = Blattrippe ohne Auswüchse . . . ao. A Rippe am Blattgrunde nicht stielrund, sondern sehr verbreitert oder scheinbar verschwindend, auf dem Querschnitt aber er- 7 a a 58. 62. 63. 119 Rippe am Blattgrunde stielrund . . 462 Blüthe zwittrig, untere Blätter rundlich- -eiförmig, obere breit- länglich . . . 0.2. , Barbula brevirostris Br. eur. Blüthe nicht zwittrig. ee A rer. 60 Buchse genägt u kin . Barbula aloides Br, eur. Bachse "aufrecht: "han 61 . Deckel schief- und lang-geschnäbelt, Haube die halbe Büchse deckend, Peristom lang, mehrmals gewunden Barbula rigida Schultz. Deckel kürzer, lang-kegelförmig und etwas stumpf, Haube nur den Deckel deckend, Peristom kurz, einmal gewunden Barbula ambigua Br. eur. Blätter an der gezähnelten Spitze bleich, die Blattzellen da- selbst in die Länge gezogen, undeutlich Barbula membranifolia Schultz. Blätter an der ganzrandigen Spitze nicht bleich, die Zellen daselbst rundlich bis quadratisch . . . . 2 2.2.2, . 63 Blätter in die Haarspitze zulaufend, oberseits in der Blattmitte neben der Rippe zwei Schläuche, die sich später öffnen und dann 2—4 Lamellen bilden, Büchse oval, Deckel aus gewölbter Basis geschnäbelt, Peristom sehr vergänglich, daher die Büchse scheinbar nacktmündig . . . Barbula cavifolia Schpr. Syn. Blätter unter der Haarspitze stumpf, Rippe oberseits in der Blattmitte mit fädigen Auswüchsen, Büchse elliptisch-länglich, Deckel kegelig-geschnäbelt, Peristom bleibend Barbula chloronotos Br. eur. . Basilarhaut des Peristoms nicht sichtbar oder kurz, kürzer als Bir. gawundenen Zähne u aan abe jiay65 Basilarhaut des Peristoms wenigstens so lang als die ge- wundenen Zähne, eine weit über den Rand sich erhebende Be Arten ante Mohr san rei edel Ale 92 . Büchse stark geneigt oder herabhangend oder die ls der Blätter sehr ‘Tau. 4.1.4043. 1.08 Büchse aufrecht oder fast aufrecht, Blätter glatt oder kaum gekörnt (bei Barbula recurvifolia, latifolia, fragilis rauh, aber diese sind jedenfalls an der aufrechten Büchse sicher er- kennbar) . . Et .-67 Blätter am Rande "zurückgeschlagen, rauh (Desmatod. spee.) 39 Blätter am Rande einwärts gekrümmt, glatt (Barbula inclinata) 84 Blätter lanzettlich oder lanzettlich-lineal . . . 68 Blätter verkehrteiförmig oder länglieh oder breitlänglich .85 Blätter lanzettlich . . . 69 Blätter lang, lineal- lanzettlich, gelb oder bleichgrün, gelb oder roshhraun; iracken gedreht ni, som A ee . 82 Blätter nach oben ausgefressen-gezähnelt am Rande flach - Barbula paludosa Schwgr. Blätter nicht ausgefressen-gezähnelt, Rand wenigstens theil- weise zurückgeschlagen oder gerollt, oder die Blätter pfriemlich VErSchRsIe SF N TITTEN RNELE 70 Blätter in eine lange pfriemliche Spitze allmälig zulaufend 71 Blätter zuweilen auf dem zungenförmigen Ende eine lange Haarspitze tragend, oder stachelspitzig, nie aber in eine pfriem- liche Spitze allmälig zulaufend.. . . re > . Blätter glatt, am Rande zurückgeschlagen Barbula icmadophila Br. eur. Blätter rauh am Rande nicht zurückgeschlagen Barbula fragilis Wils. Blätter zungenförmig-lanzettlich, Blüthe einhäusig Barbula muralis Hdw. Blätter nicht zungenförmig-lanzettlich, Blüte zweihäusig . . 73 . Blätter auf beiden Flächen von Papillen sehr rauh Barbula recurvifolia Schpr. Cor. Blätter glatt oder zart gekörnt .. Sr . Die von der vortretenden Rippe kurz stachelspitzigen Blätter stumpflich od. das Perichaetium zusammengerolltund den Büchsen- stiel eng-scheidig umschliessend ..... 2... 2... 75 eh a 2 ee Zar ea he A a a a ae ee 77 Perichaetialblätter stacheispitzig, mit locker-anliegender oder abstehender Spitze . . De Perichaetialblätter stumpf oder "gespitzt “(aber nicht stachel- spitzig), um den Büchsenstiel gerollt und denselben eng an- schliessend, Rasen freudig- oder gelblichgrün, die etwas langen Büchsenstiele schön gelblich. . . . Barbula convoluta Hdw. Blattrand von der Milte des Blattes bis gegen die Basis zurück- gerollt, Haube etwas unter den Deckel reichend, Ring fehlt Barbula unguiculata Hdw. Blattrand ober der Ben bis zur Spitze sehr stark zurück- gerollt, Haube bis zur Mitte der Büchse reichend, Ring einfach Barbula revoluta Schwgr. Blätter feucht zurückgekrümmt-sparrig . . 2.2 .2...78 Blätter aufrecht abstehend oder abstehend . . 2.80 Ring fehlt, Peristom mehrmals enge gewunden, Basilarhaut am Grunde kaum sichtbar . . . . 2... Barbula fallax Hdw. Ring vorhanden, Peristom kaum einmal oder nur locker ge- wunden, Basilarhaut deutlich über dem Büchsenrand sichtbar 79 . Deckel kurzgeschnäbelt. ... . . . . Barbula vinealis Brid. Deckel lang geschnäbelt . . . . . Barbula flavipes Br. eur. Blätter gerade, trocken fast dachig anliegend, Büchse eiförmig Barbula gracilis Schwgr. Blätter fast gedreht, Büchse länglich-eylindrisch . . . . „81 Rasen dicht, Blätter spitz, ihr Rand an der Blattspitze fast bis ‘ zur Rippe zurückgerollt (Barbula revoluta) . “ Ak Rasen locker, Blätter scharf- zugespitzt, Rand zurückgerollt, aber nicht bis zur Rippe zurückgerollt Barbula Hornschuchiana Schultz. 90. 91. 92. » 93. b2 121 Blätter feucht sich sparrig zurückschlagend, an der Spitze scharf-kleinkerbig-gezähnt, Zellen des Blattgrundes an den Flügeln weit, dünnw andig, hyalin, neben der Rippe eng, kürzer, dickwandig und chlorophyllos . . Barbula squarrosa de Not. Blätter feucht nicht sparrig-zurückgeschlagen, ganzrandig oder schwach gezähnt, Zellen des Blattgrundes alle dünnwandig und hyalin . ee . Pflanze selten über 1%, Zoll hoch, büschelig-ästig 2. dont Pflanze gewöhnlich mehrere Zoll hoch, dichotom, Aeste gegipfelt | Barbula tortuosa W. et M. Blätter kaum concav, Büchse länglich-cylindrisch, gewöhnlich aufrecht uw: ; .. . .. .„ Barbula caespilosa“ Schwgr. Blätter sehr concav, Büchse eiförmig-länglich, meist gekrümmt und schief . . .. .„ Barbula inclinata Schwgr. Kleine fast einfache Moose . . . .. ii Aha Ha: 86 Grössere robuste verästelte Moose . . . . 2.2.2....%9 Blattrand wulstig verdickt, fast stielrund Barbula marginata Br. eur. Blätter zuweilen mit stark zurückgerolltem Rand, aber nicht mit einem wulstigen stielrunden Rand . . .2...22..87 . Blattrand flach. . . asiche ..88 Blattrand zurückgeschlagen oder zurückgerollt . “Yaflal \.. 89 . Büchse länglich - . . 2 2.2... Barbula cuneifolia Brid. Büchse eylindrisch. Ad .. .. Barbula oblongifolia W ils. . Blätter breiter, Büchse schlank, Verbindungsmembran der Zähne deutlich sichtbar, wächst auf Lehmboden Barbula Vahliana Schultz. Blätter schmal, Büchse kürzer, mehr länglich, Verbindungs- membran der Zähne kaum oder nicht sichtbar , auf Mauern, Dachziegeln und Steinen (Bardbula muralis) . ME Blätter sehr breit-abgestumpft, Rippe an der Blattspitze endend Barbula latifolia Br. eur. Rippe über die Blattspitze in eine mehr oder minder lange Granne ausiretend .. . . De Blattrippengranne kurz, meist purpurfarbig und. nur an der Spitze bleich, Büchse schlank und dünnhäutig auf langem und dünnem Stiel, Basilarhaut des locker gewundenen Peristoms wenig über die Büchse hervorragend, wächst auf Gestein und Mauern =... .. „. . Barbula alpina Br. eur. Blattrippe und Granne wasserhell oder gelblich, letztere ziemlich lang, Büchse eiförmig-cylindrisch, dickhäutig auf kürzerem dickerem Stiel, Basilarhaut des mehrmals gewundenen Peristoms weisslich, 1/3 der röthlichen Zähne lang, an Baumstämmen Barbula laevipila Brid. Blüthe wilde nenn ne... „ Barbula Mülleri Br. eur. Blütbe DIEBE SWR yasni uanskr il een 0 Blätter feucht nicht sparrig . . wer? Blätter feucht sparrig-abstehend oder ie snskickrämn 98 Oesterr, Botan. Zeitschrift 4 Heft. 1862. ) 122 94. Blattrippe in ein Haar verlängert, oder, wenn das Blatt bloss stachelspitzig, wenigstens jedenfalls die Büchse elliptisch . . 95 Blattrippe kürzer oder länger stachelspitzig, aber nicht haar- tragend, zuweilen auch die Stachelspitze fast fehlend, Büchse verlängert bis eylindrisch . . 1:96 95. Pflanze wenige Linien hoch, gesellig oder in lockere Rasen wachsend, Blattende zugespitzt in das Haar verlaufend, Haar fast glatt ‘oder statt seiner bloss eine Stachelspitze vorhanden Barbula canescens Br. eur. Pflanze einen halben Zoll hoch und höher, in dichten Rasen wachsend, Blattende sehr stumpf, Haar rauh Barbula ruralis Hdw., ß. rupestris Br. eur. 96. Blätter rauh, Blattrand angedrückt-zurückgekrümmt Barbula inermis Bruch. Blätter glatt, oder fast glatt, Blattrand flach oder hie und da. oder an der Basis etwas zurückgebogen, aber nicht angedrückt- zurückgekrümmt . . . | 97. Die oberen Blätter länglich- spatelförmig, gewöhnlich mit einem,gelblichen, aus mehr gestreckten Zellen bestehenden Rand umgeben, Büchse sehr lang cylindrisch, Stiel höchstens an der Basis rechtsgewunden . . . . Barbula subulata Brid. Blätter kürzer länglich-verkehrteiförmig, ohne Rand, Büchse eylindrisch, Stiel von der Basis bis zur Mitie rechts gewunden Barbula mueronifolia Schwgr. 98. Blattsubstanz an der Spitze vorgezogen und in die in eine röthliche fast kleindornige Granne austreiende Rippe ver- laufend, Büchse eiförmig oder eiförmig-länglich, Stiel von der Basis bis zur Mitte rechts gewunden Barbula aciphylla Br. eur. Blätter an der Spitze sehr stumpf, Rippe in ein verlängertes graues oder weisses, dorniggezähntes Haar oder eine kurze Stachelspitze verlaufend, Büchse länglich-eylindrisch oder verlängert-cylindrisch, Stiel an der Basis kaum gewunden Barbula ruralis Hdw. Anmerkungen. 1. So wünschenswerth es wäre, ein anderes Eintheilungs- prinzip, statt des in seinen Merkmalen oft schwankenden Peristoms zu Grunde zu legen, so lässt sich doch zur ersten Spaltung dieser schwierigen und artenreichen Zunft in grössere Unterabtheilungen kaum ein ander es anwenden. Das Peristom tritt aber hier in drei Haupi- typen auf: a) sechzehn lanzettliche bis lineale flache Zähne, un- vollkommen in zwei Schenkel gespalten oder siebartig durchbrochen, auch mit einer hie und da durehbohrten deutlichen oder undeut- lichen Divisuriallinie durchzogen; dieser Typus eignet den Pottieen und Distichieen. 5) Sechzehn lanzettliche. fast bis zur Basis in zwei fadenlörmige Schenkel getheilte, an der Basis mit Querbalken 123 versehene, an der Spitze trocken einwärts-gekrümmte Zähne; hieher die Ceratodonteen. e) Zweiunddreissig einfache fadenförmige Zähne, zuweilen auf einer röhrenförmigen Basilarmembran sich er- hebend, oft strickartig zusammengedreht; diess sind die Tricho- stomeen. — Einzelne Arten nun spielen mit diesen Typen und zeigen sie nur in schwankender Weise. So kommen Anarcalypta Starkeana, Anacalypta lanceolata und Didymodon luridus in Formen vor, bei welchen die Zähne mehr oder weniger verkümmern und oft nur eine unregelmässige Basilarhaut übrig bleibt; gleiches findet bei Trichostomum convolutum statt und ebenso scheinen zu- weilen die unregelmässig geformten und getheilten Zähne von Des- matodon systylius und cernuus, wie von Trichostomum mutabile in den Peristomtypus der Potltieen hinüberzustreifen, daher diese vier letzterwähnten Arten, um Irrthümer auszuschliessen, in unserer Tabelle nicht nur bei den Trichostomeen , sondern auch bei den Pottieen aufgeführt sind, 2. Schimper vereinigt in den letzten Zusätzen zu seiner Synopsis die Gattung Anacalypta mit. Pottia, welche beide in der Tabelle der leichten Uebersicht wegen getrennt vorkommen. Ebenso wird dort Pottia carvifolia zu der Gattung Barbula gebracht, während wegen der Vergänglichkeit des Peristoms die Tabelle auch mittelst der Gattung Pottia auf sie führt. Gross-Schützen, in Ungarn, im December 1861. Johann Peterstein. Von armen Eltern am 25. December 1804 zu ÖOlmütz in Mähren geboren, genoss Petersteinim gräflich Truchsess’schen Erziehungsinstitute zu Kunewald in Mähren seine erste wissen- schaftliche Bildung, die den Grund zu seiner Vorliebe für Botanik legte, der er sein ganzen Leben hindurch auch unter den drückendsten Verhältnissen ein treuer Anhänger blieb. Im Jahre 1827 nahm ihn der Schreiber dieser Zeilen als Amtsschreiber auf seine Herrschaft Stattenberg in der unteren Steier- mark, wo ihm das Herbar des Besitzers zu seiner ferneren Aus- bildung zu Gebote stand, und Peterstein manche in der herr- lichen Umgebung für die Flora Steiermarks neue Pflanzenspecies entdeckte. Nach erfolgtem Verkaufe der Herrschaft an den Fürsten Ferdinand v. Lobkowitz blieb Peterstein im Dienste Sr. Durch- laucht und wurde nach einigen Jahren als Rentamtscontrollor an die fürstliche Herrschaft Pfannberg bei Frohnleiten in der Ober- steiermark befördert. Nach langen Leiden starb er daselbst am 9. Februar dieses Jahres im 58. Lebensjahre nach 27 Dienstjahren. Peterstein warein äusserst redlicher und gutmüthiger Mann a“ 124 und würde bei seinem Fleisse und seiner gewissenhaften Erfüllung seiner Berufspflichten eine weit höhere Stellung im Leben er- rungen haben, wenn ihm hieran nicht eine angeborne Schwerhörig- keit, die unheilbar war, im Wege gestanden wäre. — Ein besonderes Talent besass er, Pflanzen nach der Natur zu zeichnen, wobei er die Analyse der einzelnen Pflanzentheile mit einer überraschen- den Genauigkeit nachzubilden verstand. — Seine Handzeichnungen, und sein Herbar sind in den Besitz seiner Witwe übergegangen, und werden von derselben, da er kein Vermögen hinterliess, ver- äussert. Es steht zu hoffen, dass Se. Durchlaucht, deren Herzens- güte allgemein bekannt ist, die anerkannte Redlichkeit seines lang- jährigen Dieners in der hinterlassenen Witwe und Tochter lohnen werde. Graz, am 22. Februar 1862. | J. C. Ritter von Pittoni. Die Winterreise der Brüder Weiss. Dr. Adolf Weiss, Docent der Botanik an der Univ. Wien, hat im Dezember und Jänner eine Reise nach Griechenland und den jonischen Inseln in Gemeinschaft mit seinem Bruder Dr. Edmund Weiss, ‚Astronomen der hiesigen kais. Sternwarte, unternommen, deren Zweck die Beobachtung der am 31. Dec. 1861 für einen Theil Morea’s totalen Sonnenfinsterniss war. Nebstdem hatte sich Dr. Adolf Weiss vorgenommen, Meeres- nnd Süsswasseralgen sowie Dialomeen zu sammeln, soweit es die Verhältnisse gestalten würden und sich zu dem Behufe in Wien, nach der Angabe von Dr. Lorenz, ein Schleppnetz u. s. w. ver- fertigen lassen, um es zum Aufsammeln auf offenem Meere be- nützen zu können. Die Herren schifften sich am 18. December in Triest an Bord des „Jonio* ein, langten jedoch erst den 24. in Zante an, da das beständig höchst stürmische Wetter die Fahrt um mehrere Tage ' verzögert hatte. In Zante selbst wurde ein Aufenthalt von 6 Tagen genommen und diese Zeit benützte Dr. Weiss zum Sammeln von Meeres- und Süsswasseralgen. Wenn auch während des Aufenthaltes in Zakynthos (vom 24.—29. Dec.) fast kein Tag ohne heftige Regen- güsse verging und das Meer wegen seiner Erregtheit ein ausgie- biges Benützen des Schleppnetzes auf hoher See nicht gestaltete, hat Dr. Weiss doch von Süsswasseralgen und Diatomeen eine grosse Anzahl zusammengebracht und auch was Meeresalgen be- trifft, die Flora von Zante, welche nach Margot und Reuter 15 Arten zählte, um ein Beträchtliches bereichert. Die Süsswasser- algen wurden sowohl von der Ostküste als von der Südküste der Inseln gesammelt und es ist kein Zweifel, dass sich unter den mit- gebrachten Diatomeen schöne tropische Formen vorfinden dürften. 125 Die Küste dieser schönen Insel, welche den stolzen Namen „Blume der Levante“ gewiss nicht mit Unrecht trägt, ist nach Dr. Weiss an Algen ungemein reich und die ganze Vegetation von einer Ueppigkeit, wie nicht leicht eine der jonischen Inseln sie aufzuweisen hat. Die Olivenbäume tief im Innern des Landes gehören zu den grössten des Orientes und nirgends bis gegen Beiruth sieht man so viele und zum Theile so schöne Exemplare der Dattelpalme wie auf Zante. Die ganze grosse Ebene von der Stadt Zakynthos bis gegen Litakia zu ist ein einziger grosser Garten, in welchem die herrlichsten Orangen- und Citronenhaine ihren Duft mit den tausen Wohlgerüchen einer südlichen Landschaft mischen. | Von Zante aus wurde die Expedition nach dem Festlande von Morea angetreten, um am Ausflusse der Neda (unweit von Arkadia) sich zu postiren. Die Schwierigkeiten, mit welchen das blosse Reisen an dieser unwirthbaren Küste verbunden ist, ins- besondere aber der Transport der schweren Instrumentenkisten, machten bei dem Mangel jedweden wegsamen Pfades, diese Tour zu einer im höchsten Grade beschwerlichen, obwohl durch ein Circular der k. griechischen Regierung sowie durch die Bereil- willigkeit sämmtlicher Consulate viele fast unübersteigbare Hinder- nisse geebnet worden waren. Die ganze Westküste des Peloponnes schildert Dr. Weiss, was den Typus der Vegetation betrifft, als ein wahres Paradies; herrliche Myrtenhaine hie und da von einem Tazus oder einer Pinus maritima unterbrochen, wechseln in bunter Folge mit üppigen, strauchartigen Ericenbeständen oder weit ausgedehnten Oliven- wäldern und verleihen der ganzen Gegend einen Zauber, den selbst der Winter kaum zu schmälern vermag. Die ebeneren Stellen sind durch- aus mit Reben bepflanzt und hie und da, meistan der Seite einer halb verfallenen Hütte, reckt eine schlanke Thuja ihre dunklen Aeste in die Höhe oder umgibt ein üppiger Aloözaun den Orangenhain des Besitzers. Gastfreundschaft ist in jeder Hütte zu finden, doch muss man dabei nicht vergessen, dass der Grieche dort nur von Oliven und Maisbrod lebt, dass sein Luxusgetränk ein für eivilisirte Gaumen - wenigstens Aufangs kaum geniessbarer Rezinatwein ist und dass in dem Gemache nur zu häufig der freie Himmel das einzige Dach des müden Wanderers abgibt. — Gegen Arcadien zu wird die Gegend wilder und gebirgiger, so dass im Winter weitere Ausflüge geradezu eine Unmöglichkeit genannt werden müssen, wenn es sich dabei um irgend welche wissenschaftliche Ausbeute handelt. Dr. Weiss hat vom Peloponnes eine Partie wahrscheinlich höchst in- struktiver Diatomeen und Süsswasseralgen mitgebracht; Meeres- algen konnten keine erhalten werden, da ein Fischen auf dem Meere deshalb unterbleiben musste, weil nicht ein einziges Boot auch nur auf einige -- so wie alle übrieen 10 kr. Oest.W. — . Buclıhandlungen. YVY En . XH. Jahrgang. VIEN, Mai 1862. nn ee ne ee FE Be TB Fr ER INHALT: Zur Flora von Innsbruck. Von Valde Lievre. — Eintheilung der Malvaceen. Von Dr. Alefeld. — Ausflug auf den Thebaer Kobel. Von Brancsik. — Botanische Notizen aus Griechen- land. Von Dr. X. Landerer. — Correspondenz, VonDr. Milde, Tommasini. — Personalnntizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Inserat. Beiträge zur Flora von Innsbruck. Yon Anton Val de Lievre. VIH. Oenothereue. Diese schöne Familie ist verhältnissmässig schwach vertreten, fn- dem nur die Hälfie der Tiroler Arten und 2/, Arten der Tiroler und Schweizer Floren sich finden. 1. Epilobium L. 1. E. angustifolium L., vom halben Juli bis Ende August aus dem südlichen Mittelgebirge (Sill, Gluirsch, Axams), reicht auch bis zur Alpenhöhe (Waldrast). Blumen purpurn, traubig, Blätter lan- zeitlich, ganzrandig. (E. Dodonaei Vill. und E. FleischeriHochst. konnte ich auf den in der Flora des Freiherrn v. Ha.smann angegebenen Stand- orten, obwohl ich diese alljährlich besuchte, nie auffinden. Sie scheinen durch die Wasserfluthen der Sill und des Inn dahin ver- pflanzt und eben so wieder vertilgt worden zu sein.) 2. E. parviflorum Schreb., Juli bis Anfangs September, im Thale auf feuchten Wiesen (Ulfiswiese), an Gräben (Kaiserstrasse, Mühlau), in feuchten Gebüschen (Lemmenhof). Hieher rechne ich Oesterr. Botan. Zeitschrift 5. Heft. 1862, 10 138 auch eine im J. 1856 beim Sillfalle am Fusse des Passberges in wenigen 2—3° hohen etwas ästigen Exemplaren gefundene aus- gezeichnete Form, mit stengelumfassenden Blättern, aber vom E. kirsutum L. durch den Abgang der kurzen Drüsenhaare und die kleinen Blumen unterschieden. 3. E. montunum L., vom Juni bis halben September vom Thal bis in die Hochalpenregion auf beiden Thalseiten, in Wäldern und Gebüschen, in zahlreichen Formen, deren vorzüglichste folgende sind: ao. alpinum, Alpenform (Seileberg), Stengel einfach, 4—5‘ hoch, Blätter fasl alle gegenständig, gestielt (Blattstiel 1”), länglich, in eine stumpf-abgerundeie Spitze verschmälert (18’ lang, 6° breit) stumpf gezähnt, nur die obersten 3 oder 4 Blätter wechselständig; Blumen blass-purpur. ß. albiflorum, nur einmal am 10. August 1856 im Schoberwald (Alpenregion) gefunden, Stengel einfach, 8—10” hoch, Blätter sehr kurz gestielt, eilanzettlich mit stumpfer Spitze, stumpf gezähnt, 12—14‘' lang, 6‘ breit, gegenständig, nur die obersten wechselständig; Blumen weiss. y: sylvaticum, Waidform (Egerdach, Sonnenburg), Stengel ein- fach, oben ästig, 8—11‘ hoch, Blätter unter der Verästelung gegenständig, an den Aesten abwechselnd, kurzgestielt, in eine ziemlich stumpfe Spitze auslaufend, stärker und weniger stumpf gezähnt 9—15‘“ lang, 4— 7'' breit; Blumen purpur. ö. verticillatum, einmal am 10. August 1858 in der Hügelregion des Passberges gefunden, Stengel einfach, oben ästig, fast 1‘ hoch, untere Blätter in zwei 3blättrigen Wirteln, obere wechsel- ständig, ziemlich lang (über 1‘) gestielt, eilanzettlich, 15—18' lang, 9' breit, spitzlich gezähnt; Blumen purpurn. e. nemorosum, Thalform der Innauen (Gallwiese),;, bis 11/,' hoch, Stengel nach oben ästig, Blätter sehr kurz gestielt, gegenständig, obenan den Aesten wechselständig, eilänglich-lanzettlich 27—30'' lang, 12’ breit, spitz, gezähnt; Blumen purpurn. &£. ramosissimum, Hügelregion (Berg Isel) und Hochalpen (Kreuz- joch), Stengel bis 15‘ hoch, sehr ästig, aus jeder Blattachsel Aeste entwickelnd, Blätter bis zur Mitte gegenständig, oberhalb wechselständig, ziemlich lang (1”‘) gestielt, ei-länglich (12—14' lang, 6‘ breit) in eine stumpfe Spitze verschmälert, stumpflich gezähnt; Blüthen purpurn. n. angustifolium, im Mittelgebirge (Axams), Stengel sehr ästig aus jeder Blattachsel Aeste treibend, bei 10° hoch, Blätter bis zur Mitte gegenständig, oberhalb wechselständig, ei-länglich, 12-——14° lang, 4° breit, mit stumpfer Spitze, stumpf und kurz gezähnt; Blumen purpurn. 4. E. palustre L., auf moosigen Stellen der Alpenwälder unweit der Waldrast, Anfangs August. d. E. roseum Schreb., an feuchten Stellen des Thales und Mittelgebirges (Ulfiswiese, bei Mühlau, Axams, Gluirsch) von Juli bis Anfangs September. 139 6. E. obseurum Schreb., mit der von Dr. Knaf in Nr. 35 und 36 des botanischen Wochenblattes vom J. 1852 gegebenen Charakteristik, bis auf die Stolonen, statt deren der untere Theil des Stengels Luftwurzeln zeigte, übereinstimmend. Im August 1857 an Bächlein der Alpen Lizum und Alpein gefunden. 7. E. origanifolium Lam., vom Ende Juni bis halben August an Alpenbächlein (Serles, Patscher Kofel), 6—8' hoch, 6- bis sblüthig. | | I 8. E. alpinum L., von Ende Juni bis August auf den Alpen des Patscherkofel und des Stubnitbales, mit dem Grus der Alpen- bäche tiefer herabgehend und. schon Anfangs Juni blühend (Ober- perfuss) 1-- 4‘ hoch, 3blüthig. In den Möfern des Gleinser Jöchels fand ich über 5‘ hohe, ästige Exemplare. ee rrea2a L. 2. C. alpina L., an feuchten Stellen der Mittelgebirgsregion (Eingang ins Stubnithal, Grinzens), August. Hippurideae. Hippuris vulgaris, vom halben Juni bis August in klaren Thal- bächen (Giessen, Ulfiswiese). Callitrichineae. Callitriche autumnalis L., forma terrestris, in Y, -1'' hohen - Rasen, fand ich am 5. August 1857 in ausgetrockneten Mooren un- weit der Waldrast, in der Alpenregion. Ceratophylleae. Ceratophyllum demersum L. fand ich vom 22. Juli 1856 in einem einzigen Exemplare in einem Wassergraben unter der Gell- wiese. | Lythrarieae. Lythrum Salicaria L., allenthalben im Schilfe der Wasser- gräben des Thales, auch im Mittelgebirge (Stiller See) vom Juli bis September. Tamariscineae. Myricaria germanica Desv., häufig auf den Sillgries bei Pradl, von Juni bis Ende August, der noch krautige Stengel der jüngeren Pflanzen, die Anfangs Sommer in Blüthen-Aehren oder Rippen endigen, ist an der Basis mit gedrängten, sich dachig decken- den, eiförmigen Schuppen bedeckt, die nach oben zu sich immer weiter von einander entfernend, durch länglich-elliptische, immer mehr verschmälerte Formen, endlich in die verschmälert lanzettlichen Deckblätter der Blüthen übergehen und alle mehr oder weniger breit häutig berandet sind, während die Blätter der Zweige kraulig, lineal, oder lineal-keilig erscheinen. Bei den älteren Sträuchern mit braunrindigem hartem Stamme zeigen die Aeste, welche zu Ende EB. 140 des Sommers sich zu grossen pyramidalen Blüthenrispen ausbilden, ganz die vorhin beschriebene Beschaffenheit der jungen Pflanze, und zeigt daher weit auffallender die schuppenarlige Beblätterung, in- dessen die linealen Blattformen sich auf die Zweige und Zweiglein beschränken. Philadelpheae. Philadelphus coronarius L., im Gebüsche am Wege von Taur gegen Hall, verwildert (7. Juni 1859), Blätter oben und unten kalıl. Portulaceae. Montia fontana L. | &. minor, von Alpenbächen des Patscher Kofel (17. August 1856), 11,‘ hoch. ß- major, an einer Quelle bei der Schafhütte in Alpein (14. August 1857) mit 6° langen Stengeln. Paronychieue. Herniaria glabra L., am Sillgries bei Pradl, selten (24. Juli 1857). Sclerantheae. Scleranthus annuus L. var. ß. cymosus, aul Aeckern des süd- lichen Mittelgebirges vom Juni bis September. Crassulaceae. An Fettpflanzen ist die hiesige Gegend nicht besonders reich, indem sie nur ungefähr %, der tirolischen Arten oder \, der in Koch’s Synopsis beschriebenen Arteu beherbergt. 1. Sedum L. Dies Geschlecht ist noch am besten verlreten (1/, der deutschen, ungefähr die Hälfte aller tirolischen Arten, eben so viele, als in Nordböhmen oder auf den dalmatinischen Inseln. 1. S. atratum L., auf steinigen Alpentriften, über 6000‘, be- sonders auf der südlichen Centralkette (Serles, Lizum, Stubnier Alpen bis zur Gletscher Moräne des Alpeiner Ferners), seltener auf der nördlichen Kalkgebirgskette (Brandjoch , Salzberg), vom Ende Juni bis Ende August. 2. S. annuum L., findet sich vom Anfang Juni bis Ende Juli schon im Mittelgebirg (auf Mauern bei Axams, im Bachgrus bei Oberperfuss), im August im Hochgebirge (unter der Morgenspitze). Auf dem Standorte bei Axams fand ich (19. Juli 1855) eine durch dicke, kurze, rothgelüpfelte Blätter, schmälere Blumenblätter mit rothfleckiger Aussenseite, und rothgefleckte Früchtchen ausgezeichnete Form. 3. S. album L., nicht häufig, auf der Südseite des Thales bis zur Mitielgebirgshöhe, im Juli blühend <(Sillfall, Laaserköpfe, Gärberbach). 141 4. S. acre L. Auf der Nordseite des Thales und der Hügel von Hötting bis Mühlau, im Juni. 5. S. sexangulare Schl., vom Juli bis Anfangs August an Mauern und buschigen Hügeln des Thales und Mittelgebirges, häufiger als das vorige. 2. Sempervivum L. 1. S. montanum L., auf Felsen der Alpenregion der südlichen Schiefergebirge (Viggar, Patscher Kofel, Alpein). Ende Juli, August. 2. S. arachnoideum L. Ende Juli, im südlichen Mittelgebirge, am Ausgange des Mühlthales. Ribesiaceae. 1. Ribes L. 1. R. Grossularia L., blüht vom April bis Anfangs Mai allent- halben an Zäunen, Hecken, Waldrändern der Thalsohle und Hügel- region, und kommt in drei Hauptformen vor. a. glanduloso-setosum (R. Grassularia L.). die häufigste Form, mit flaumhaarigen Blattstielen, Blüthenstiele zottig mit ein- gemischten Drüsenhaaren, Fruchtkanten borstig-drüsig, Kelch- lappen aussen flaumhaarig, innen kahl, Deckblättchen 2—3, oft in ein einziges verwachsen, am Rande drüsig, alle Drüsen gelb, Blüthenstiele 1—2blüthig, Strauch bis 5° hoch. ß. glanduloso-pubescens, Fruchtknoten weich- und kurzhaarig mit eingemischten sitzenden rothen Drüsen, Deckblätter am Rande etwas zoltig. Diese Form fand ich nur einmal (17. April 1861) in der Gegend zwischen der Figgen und Gallwiese. y. pubescens (R. uva crispa L.), weit seltener als die erste Form, vorzüglich auf den nördlichen Hügeln (Hötting, Mühlau). 2. R. rubrum L., einzeln verwildert in Hecken auf den Höllinger Anhöhen Anfangs Mai. Sasxifrageae. 1. Sazifraga |. Das diese schönen Kinder der Alpen auch unsere Jochhöhen und wilden Felsparthien schmücken, lässt sich leicht denken, der relative Artenreichthum lässt sich daraus ermessen, dass die Artenzahl unseres Florengebietes dreimal grösser ist, als jene Mittel- und Norddeutschlands. Sie beträgt ungefähr Y, der deutschen und Schweizer Floren (nach Koch), %, der Tiroler Floren, dagegen beinahe nur die Hälfte der südtirolischen Arten. 1. S. Aizoon Jacgq.. vom halben Juli bis halben August auf den Felsen der nördlichen Kalk- und südlichen Centralalpen (Brand- joch, Patscher Kofel und Morgenspitze, von der Serles durch Alpein nach Lisens). Vorherrschend ist die Varietät «&. major (S. recta Lap.), seltener die ß. minor (S. Aizoon Lap.). letztere besonders in Lisens. Uebrigens beide Formen mit einfachen Trauben und 142 2—3blüthigen Traubenästen. Derlei grössere Exemplare mit zu- sammengeselzten Trauben dürften unter der S. Cotyledon L. in Schöpfer’s Flora Oenipontana zu verstehen sein. Die echte Pflanze dieses Namens kommt meines Wissens hier nicht vor. Uebrigens finden sich allenthalben unter den purpurn getüpfelten Blumen auch Exemplare mit ganz weissen Blumen (S$. intacta W.), welche der var. «. major angehören. 2. S. mutata L., vom Juli bis halben September auf südlichen Abhängen des nördlichen Kalkgebirges, ziemlich vereinzelt (Rumer Ochsenalpe bei 4000‘, in einem Hohlwege beim Höttingerbilde in der Mittelgebirgsregion. 3. 5. caesia L., im Juli und August auf Felsen der Alpen der Kalkgebirge der Nord- und Südseite (Klamm hier am tiefsten herab- steigend bis zur Mittelgebirgshöhe, Gebirgsstock des Säuleberges und der Serles), Stengel 3— 8blüthig. 4. S. oppositifoliaL., vom Juli bis halben August auf steinigen Hochalpentriften der nördlichen und südlichen Kalkgebirge (Arzler Scharte Serles). 5. S. biflora All., im August auf Felsen und Geröll der Hoch- alpenregion der Serles. 6 S. aspera L.. Ende Juli bis halben August in der Hoch- alpenregion der Südseite auf Kalk und Schiefer (Patscherkofel und Viggar, Serles, an feuchten Plätzen der Oberissalpe bis zum Alpeiner Ferner, Lisens). 7. S. bryoides L., vom halben Juli bis halben August auf den höchsten Felsen des Patscherkofels und der Morgenspitze (über 7000' Meereshöhe). 8. S. aizoides L., im Juli und August, an Alpenbächen nur Felsen zu beiden Seiten des Thales, auf Kalk und Schiefer (Patscher Kofel und Viggar, Waldrast, Säuleberg und Lizum, Zirler Mähded und Brandjoch), bis zur Mittelgebirgshöhe herabsteigend (unter dem Hüttinger Bilde und Aufstieg zur Hüttinger Alpe). Die Form mit oben blutrothen, unten bräunlichen Blumen (S. atrorubens Bert.) fand ich häufig im Halselthale ober der Alpe Lizum am 3. August 1857 ). 9. S. stellaris L., vom Juli bis halben August auf steinigen Triften der Hochalpen (Arzler Scharte, Serles). 10. S. Clusüä Gouan., vom Juni bis August häufig an Alpen- bächlein auf der südlichen Centralgebirgskette (Patscher Kofel und Viggar, in ganz Stubni von der Waldrast und Kreuzjoch bis Oberiss und Alpein) mit den Wässern auch bis zum Mittelgebirge herab- steigend (Tiefinthal am Rosskogel, Zirggenthal in Stubni). Auf der Waldrast fand ich auch Uebergangsformen zwischen S. stellaris und Clusü. mit Blüthenformen beider Arten auf der nämlichen Pflanze. Schöpfer führt in seiner Flora Oenipontaua auch die S. cuneifolia als am Patscher Kofel vorkommend auf, welche auch in Baron Hausmann’s Flora übergegangen ist. Fast möchte ich ver- muthen, dass diese Angabe auf einer Verwechslung mit S. Clusä 145 Gou. beruht, da es jedenfalls auffallend ist, dass er diese letztere Art, die auf dem Patscherkofel die gemeinste der Steinbrecharten ist und neben der S. aizoides alle die zahlreichen Alpenbächlein umsäumt, gar nicht erwähnt, während es mir während meines zehn- jährigen Aufenthaltes nie gelang, auf dem genannten öfter bestie- genen Berge die echte $. cuneifolia aufzufinden, und mir auch kein von einem andern Botaniker auf diesem Standorte gesammeltes Exemplar zu Gesicht gekommen ist. 11. S. muscoides L. ß. interinedia, auf Felsen des Brandjoches bei 7000’ (25. Juli 1858.) 12. S. exarata L. ß. laxa, in der ersten Augusthälfte, auf Felsen der Hochalpen der Serles, im Gerölle im obersten Theil von Alpein bis zum Ferner. 13. S. androsacea’L., Juli, August, auf Felsen der Hochalpen (Kalk und Dolomit, als: Arzlerscharte, Serles, Weissberg), Stengel 2—4blättrig, 1—3blüthig. 14. S. rotundifolia L., in feuchten Gebüschen der Alpen und Voralpen (Klamm, Salzberg, Lizum und Säuleberg, Neustifter Alpen in Stubni), vom Juni bis halben August. 2. Chrysosplenium L. 1. C. alternifolium L., von dieser in der hiesigen Gegend nicht seltenen Pflanzenart, die auf beiden Seiten des Thales, am häufigsten in der Thalsohle selbst, jedoch auch bis in die Hoch- alpen (am Rosskogel, Neustifter Alpen, an feuchten Stellen, um Quellen, an oder im Walde, häufiger auf den südlichen Schiefer- gebirgen, seltener auf dem nördlichen Kalkgebirge (bei Allerheiligen, Höttingerbild), im Thale und Mittelgebirge von Ende März bis halben Mai, auf den Hochalpen, im Juni vorkommt, habe ich 4 Hauptformen beobachtet, als: «. stricta, mit breit-eiförmigen, stumpfen Kelchblättern , stumpf- oder abgestutzt-gekerbten Deckblättern (die äusseren 6°’ lang, 7‘ breit), gedrungenem, flachem goldgelbem Eben- strauss. 8. laxa, mit eilanzettlichen, spitzen Kelchblättern, gekerbt-gesägten, oder tief gekerbten Deckblättern mit slumpfen oder stumpf zu- gespitzten oder spitzlichen Kerbzähnen (die äussern d5—6‘ lang und eben so breit), lockerem, abstehend-ästigem Ebenstrauss. y. virescens, mit eiförmigen oder länglich-eiförmigen, abgerundelen, goldgelben Kelchblätter, grünen rundlichen tief gekerbten oder fast gelappten Deckblätter mit stumpf abgerundeten Kerben (die äusseren 4—5'' lang, 5—6'' breit), lockerem Ebenstrauss, höher (6°) als die vorigen Formen, die meist nur 4° hoch werden. d. obliqua. 3—4'/z‘' hoch, mit lockerem oder etwas gedrungenem goldgelben Ebenstrauss, äussere Deckblätter 5—6°' lang, 6 bis 7‘ breit wenig gekerbt, mit stumpfen oder abgestutzten Kerben, die inneren Deckblätter an der Basis schief- eiförmig, 144 stumpf zugespitzt, fast ganzrandig oder klein- und wenig- kerbig (Ostseite des Sonnenburg-Hügels an der Sill). Die Formen @., ß. und y. kommen allenthalben unter einander, y. am selten- sten vor. Trient, den 13. April 1862. 259932 Ueber die Eintheilung der Malvaceen. Von Dr. Alefeld. Obgleich die Familie der Malvaceen schon viele Verehrer und ausgezeichnete Bearbeiter fand, die die Kenntniss derselben we- sentlich förderten, so scheint mir doch, dass die bisher aufgestellten Systeme dieser Familie noch immer der bessernden Hand bedürfen. Nachdem Cavanilles in seinen Dissertationen so sehr viel zur Specialkenniniss dieser Familie beigetragen und Medicus seine giftigen Pfeile auf's freigebigste gegen Linne versendet, zumeist wegen seiner schlechten Begränzung der Genera, nachdem auch R. Brown, Kunth und Nees einen Theil ihrer immer ge- segneten Wirksamkeit dieser Familie gewidmet, versuchte zuerst De Candolle in seinem Prodr. Band 1 eine systematisch geordnete Zusammenstellung aller Malvaceen. Dass diese noch sehr unvoll- kommen ausfallen musste. kann nur der Zeit, in der er schrieb, und dem Umstande zugeschrieben werden, dass er sich nicht mit dem Detailstudium befassen konnte, im Hinblick auf das kolossale Material, das er sich noch zu bewältigen vorgenommen hatte. Immerhin kann sie als Anhaltspunkt zu weiteren Studien dienen. Die zahllosen Mängel und Missstände der De Candolle’schen Arbeit hier zu besprechen, würde indess viel zu weit führen. Garcke besprach viele derselben in der botanischen Zeitung 1849; auch das offenbar besser geordnete System Endlicher’s schlug indess kein vollständiges Malvaceensystem an deren Stelle vor. Ein blei- bendes Verdienst erwarb sich Garcke indess um die Begränzung der Familie der Malvenarligen dadurch, dass er zum erstenmale in der Bonplandia 1860 bestimmt aussprach, dass die Gattung Plagian- thus zu den Malvaceen gehöre. (Hoheria untersuchte ich noch nicht und Myrodia gehört sicher nicht zur Fam. der Malvac.) Offenbar aber förderte am meisten die systematische Uebersicht dieser Familie Asa Gray in Sprague and Gray gen. Fl. N. Am. Da dessen Malvaceensystem auch von Andern für das bis jetzt beste gehalten wird, so will ich es vor dem meinigen zur leichteren Vergleichung hier vorlegen. Trib. I. Malopeae. Karpelle von unbestimmter Zahl, in fünf- lappigem oder ganzem Köpfchen, eineiig; Würzelchen unten. * Griffel mit Narbenmasse auf der Innenfläche : Malope. * Griffel an der Spitze mit köpfiger Narbe: Kitaibelia, Palava. 145 Trib. DT. Mal»eae. Karpelle so viel als Narben (5—20 oder mehr) 1—wenigeiig, in einem Kreis um die Achse, von der sie längs trennen ; Staminalröhre an der Spitze Antheren tragend. Subtrib. 1. Eumalveae. Griffel mit Narbenmasse auf der Innenfläche; Karpelle eineiig, zahlreich; Eichen aufsteigend. * Staminalröhre einfach. - Hülle 6—9- (selten 3-) theilig: Althaea, Lavatera, Savi- nionia,. Navaea. ++ Hülle 3blättrig oder fehlend; Zwitterblüthen: Malva, Calirrhoe. +" Hülle 0; diöcische Pfl. Napaea. ** Staminalröhre doppelt, die äussere 5brüdrig: Sidalcea. Subtrib. 2. Sideae. Narbe terminal, köpfig; Karpelle eineüg, * Eichen aufsteigend; Würzelchen unten: Malwastrum. * Eichen hängend; Würzelchen oben; Hülle 0: Sida, Anoda, Lawrencia, Cristaria, Gaya, Bastardia. Subtrib. 3. Abutilewe. Narbe terminal, köpfig; Karpelle 2— geiig. * Hülle 0: Abutilon, Wissadula. ** Hülle meist da: Meliphlea, Sphaeralcea, Modiola. Trib. II. Ureneae. Karpelle (oder Fächer) '% so viele (5) als Narben (10) eineiig; Würzelchen unten. * Frucht 5knöpfig; Karpelle den petalis gegenüber. + Blüthen in behüllten Köpfchen: Malachr.a. +7 Blüthen nicht in Köpfchen: Urena, Pavonia. ** Frucht beerig; Fächer gegenüber den sepalis: Malvaviscus. Trib. IV. Hibisceae. Karpelle so viel als Narben, 3—10 (gewöhnlich 5) vereinigt in eine fachspaltige, wenig bis mehr- samige (selten nicht aufspringende) Kapsel; Scheidewand mitten auf den Klappen; Staminalröhre in einem grossen Längstheile Antheren tragend, nackt und ötheilig an der Spitze. * Fächer eineiig; Hülle vielblättrig: Kosteletzkya, Decaschista. ** Fächer 2—mehreiig; Hülle 3—4blättrig; Thespesia, Serraea, Fugosia, Abelmoschus, Hibiscus, Gossypium. **# Fächer 4— 6eilig; Hülle klein oder O0: Lagunariu, Lagunea. Ich meinerseits, der ich schon 1842 während meiner Heidel- berger Studienzeit als Hauptpunkte der Eintheilung der Malvaceen die Beschaffenheit der Narben und Lage der ovula erkannte, finde auch das Hauptverdienst Gray’s darin, dass er zum ersienmale dieselben Unterschiede benutzt. Andere werden desshalb vielleicht in Anderm Billigenswertheres finden. Abgesehen aber nun von dieser Berücksichtigung der Narbe und der Ei- und Samenlage habe ich aber noch gar Vieles auszustellen und wie ich glaube zu ver- bessern. Vor Allem glaube ich in einem meiner Aufsätze der botanischen Zeitung 1861 p. 299 bewiesen zu haben, dass nach den wichtigsten Merkmalen der Antheren und des Embryo’s die 5- Gattungen: Gos- 146 sypium, Fugosia (mit Redoutea), Sturtia; Thespesia (mit Thurberia) und Azanza Alef, die ich zusammen als Gossypidae bezeichnete, gar nicht den Malvaceen, sondern den Bombacaceen beizuzählen sind. Ferner ist die Tribe Malopeae, von Reichenbach zuerst gebildet, von Endlicher angenommen und auch von Garcke gebilligt, durchaus zu verwerfen; denn abgesehen von ihrer unver- hältnissmässigen Kleinheit (etwa 1 Procent der-Malvac.) der Tribe, zeigen die Narben, aber auch gerade die Zusammenstellung der Früchte, die ihr den Charakter geben soll, die grösste Verschie- denheit. Bei Malope bildet eine dichte Spiralstellung an der sehr verlängerten Achse das Köpfchen und bei Palava wird diess gerade umgekehrt durch 'eine fast auf Null reducirte Verkürzung der Achse, bei Kitaibelia aber durch eine Kreisstellung mit 5 Lappen- häufchen gebildet. Ferner glaube ich, dass die Malveae Gray’s durch viel zu heterogene Elemente gebildet sind und dass die Narben, obgleich berücksichtigt, doch nicht im gehörigen Masse berücksichtigt sind. Ich habe mir daher schon seit lange folgende Anordnung der Mal- vaceen gebildet, die ich gleich in ihren Hauptumrissen folgon lasse, weil dies mir erspart das Detail des Gray’schen Systems weiter zu besprechen und eine Vergleichung beider leicht gestattet. Was die Gattungsnamen anbelangt, so nenne ich nur die der bis jetzt angenommenen und einiger von mir in einem folgenden Aufsatze aufzustellenden oder im Namen zu ändernden Gattungen. Subordo I. Malveae. Narben auf der Innenseite der Griffel bis fast zur Vereinigung derselben herablaufend ; Karpelle so viele als Griffel, bei der Reife sich als solche lösend; Kotylen auf der Bauchseite nicht geknittert. Nur in den gemässigten Klimaten ('/4 der Malvac.). Trib. 1. Plagianthidae. Griffel nach der Spitze fast keulig verdickt; Narbenmasse breit herablaufend: Plagianthus (mit Astero- trichion Kl. und Blepharanthemum Kl.), Lawrencia, Abutilaea, Gynatrix, Schizoica. Trib. 2. Alceidae. Griffel nach der Spitze zugespitzt; Narben- masse nur in einer schmalen Linie herablaufend; Karpelle durch eine zungenförmige Querwand 2fächrig: Alcea, Sesquicella. Trib. 3. Malvidae. Wie Vorige, aber Karpelle rein einfächrig: Malope, Lavatera, Sidalcea, Althaea, Axolopha, Malva. Subordo Il. Ureneae. Asa Gray. Narben köpfig, doppelt so viele als Karpelle, die bei der Reife als solche sich lösen; Kotylen auf der Bauchseite geknittert. In den Tropen ('/, der Malvae.). Trib. 1. Urenidae. Karpelle den petalis APpanieh: Malachra, Urena, Astrochlaena. Trib. 2. Pavoniidae. Karpelle den sepalis oppogirh: Pavonia, Göthea, Malvaviscus. Subordo II. Side, Narben köpfig, so viel als Karpelle, die bei der Reife als solche sich lösen; Kotylen auf der Bauchseite 147 nicht geknittert. In den Tropen und Subtropen, selten in etwas kältrer Zone ('/, der Malvac.). Trib. 1. Malvastridae. Karpelle mit einem aufsteigenden Samen: Palava, Malvastrum, Kitaibelia, Diplopenta. Trib. 2. Sididae. Karpelle mit einem hängenden Samen: Cristaria, Anoda, Sida, Gaya, Periptera. Trib. 3. Ahutilidae. Mehrsamige Karpelle: Wissadula, Abutilon, Sphaeraleea, Modanthos. Subordo IV. Hibisceae. Wie Vorige, aber Karpelle zu fach- spaltiger oder geschlossen bleibender Polykarpellkapsel verwachsen (1/4 der Malvac.). Trib. 1. Ko teletzkydae. Fächer eineiig: Decaschista, Bastardia, Kosteletzkya. Trib. 2. Hibiscidae. Fächer mehreiig: Serraea, Abelmoschus, Hibiscus, Paritium, Cotyloplecta, Triplochiton, Erebennus, Lagunaria, Alyogyne, Bombycidendron. Wenn man sich die Malvaceen genauer ansieht, so muss sofort auffallen, dass die mit herablaufenden Narben einen bestimmten Ge- gensatz bilden zu allen übrigen Malvaceen, erstens durch eben dies wichtige Merkmal, dass die Spitze der Griffel gar keine Narbe trägt, sondern auf der Innenseite der Griffel die Narbenpapillen sich fast bis zur Vereinigung derselben finden, auch hier die Pollen- körner kleben und ihre Schläuche treiben, dann aber auch durch ihr Vorkommen nur in den gemässigten Zonen beider Hemisphären. Nicht eine Art geht darüber hinaus. Ich kenne nur eine Gattung, die einigermassen einen Uebergang von den Sideen zu den Malveen andeutet. Dies ist Kitaibelia, die schief angewachsene spitzliche Narbenköpfchen besitzt und auch dadurch Interesse erregt, dass sie die im kältesten Erdgürlel vorkommende Sidee ist. Sind nun die Malveen von den Malvaceen geschieden, so kann ich nur den Gattungen, die doppelt so viele Griffel und Narben besitzen als Karpellblätter und durch dies physiologisch gewiss ebenso wichtige Merkmal allen übrigen Malvaceen gegenüberstehen, einen den Malveen ebenbürtigen Rang (als Subordo) anweisen. Ich kann auch weiter die Erhebung der Ureneae zur Subordo dadurch begründen, dass ich bei allen Arten dieser Unterfamilie den Embryo auf der Bauchseite (der Achse zugewendeten Seite) mit corrugirten Cotylen fand, natürlich ausser der bei allen Malvaceen vorkom- menden beiderseitlichen Einwärtsschlagung derselben *). Eine geringe Andeutung dieser Corrugation fand ich unter den übrigen Malvaceen nur bei Abelmoschus esculentus und Hibiseus syriacus. Uebrigens kenne ich keinen wirklichen Uebergang der Ureneen zu einer der übrigen Subordines. Die nun noch übrig bleibenden etwa %, der Malvaceen bilden * Viele Wochen lang untersuchte ich täglich die Samen von 2—3 Malvaceen- ‚arten, nachdem sie 2 Tage vorher verwundet und in Wassır gelegt waren. A. 148 eigentlich zusammen eine dritte den Malveen und Ureneen gleich- werthige Gruppe von Gewächsen. Aber in Anbetracht ihrer grossen Zahl, auch in Anbetracht des Umstandes, dass viele Botaniker auf das Verwachsenbleiben oder die Sonderung der einzelnen Karpelle bei der Fruchtreife ein grösseres Gewicht legen, als ich es vermag, glaube ich eher Beifall für meine Anordnung der Malvaceen zu erhalten, wenn ich für die übrigen Malvaceen noch zwei Sub- ordines „der Sideae und Hibisceae* vorzuschlagen mir erlaube. Was meine Tribus anbelangt, so mögen diese für sich selbst reden. Sie sind einfach charakterisirt und weiss ich vorerst keine besseren aufzustellen. Das in Obigem von mir empfohlene Mal- vaceensystem mag das erste sein, das nirgends der Hülle gedenkt, während bisher und noch bei Gray auf dies Merkmal ein über Gebühr grosses Gewicht gelegt wurde. Man wird auch sehen, dass wir dieses Merkmales bei einer Eintheilung der Malvaceen gar nicht bedürfen, da wir wichtigere Unterscheidungsmerkmale bei ihnen dazu finden. Ich für meinen Theil kann der An- oder Ab- wesenheit und Beschaffenheit der Hülle nur in sehr wenig Fällen nur Gattungswerth zugestehen (wie l’'Heritier stirp. nov. p. 133), finde sie aber sehr bequem zur Aulffindung der Arten in einer Gattung. OÖberramstadt im Februar 1862. Ein Ausflug auf den Thebner Kobel. Von Karl Brancsik. Es war am 30. Mai 1858, als ich von Pressburg aus einen Aus- flug nach dem Thebner Kobel unternahm *). Hat man die letzten Häuser Pressburgs am linken Ufer der Donau im Rücken, so entfernt sich auch der Weg immer mehr vom Ufer und führt zwischen Weingärten und Fruchtfeldern bis zum Orte Karlsdorf, von wo er sich wieder dem Stromufer nähert. Die Weingärten verschwinden dann, links wogt die Donau und rechts erhebt sich eine Hügelkette, die öfters von Querthälern durchschnitten wird. -Sanft erhebt sich nun der Weg, indem er einen Hohlweg bildet, senkt sich zu Ende des letzteren um sich bald wieder zu erheben, bis er eine Höhe erreicht, von welcher man die letzte Aussicht über Pressburg und die Ebene, welche sich gegen Kitisee und den Neusiedlersee hinzieht, geniessen kann. Auf diesem Weg sammelte ich: Vicia pannonica, Lithospermum purpureo coeruleum, *) Im 3. Jahrgange unserer Zeitschrift (Oesterr. botan. Wochenblatt, 1853, Seite 410) wird von Adolf Diet! ein Ausflug auf den Thebner Kobel beschrieben, welchen der bemerkte Botaniker am 22. August 1853 aus- geführt hat. Cytisus argenteus L., den Diet! bei jener Gelegenheit ge- funden haben wollte, hat sich später als Cytisus austriacus L. erwiesen. Die Redact. 149 Diplotaxis muralis, Farsetia incana, Thlaspi perfoliatum, Lepidium Draba, Fumuria officinalis, Sisymbrium Loeselii, S. Sophia, Holosteum umbellatum , Stellaria Holostea, Ornithogalum umbellatum, Carex muricata u. a. Mittlerweile gelangt man zu einem Gehöfte, das einsam neben dem Wege steht und zu einem Wäldchen, in welchem ich Chaero- phyllum temulum und Ch. aromaticum fand. Hat dieses Wäldchen mir bisher theilweise Schatten gespendet, so musste ich nun eine Strecke auf dem sich immer mehr erhebenden Terrain unter den sengenden Strahlen der Sonne wandeln. Doch bald gewinnt der Weg an Annehmlichkeit, zu seinen beiden Seiten neigen Bäume ihre Aeste gegen einander, so dass sie sich verschlingend, ein un- durchdringliches Blätterdach bilden. Auf einer Gartenwiese nebenan kommt Orchis coriophora vor, ich fand sie nicht, dagegen Sazxi- fraga tridactylites, S. bulbiferu und Trifolium alpestre. In dem nahestehenden Garten neben Pulmonaria officinalis dufteten Con- vallaria majalis und Asperula odorata. Zu beiden Seiten des Weges stehen Viburnum Lantana, Prunus Mahaleb, Staphylea pinnata.,. Acer campestre, Evonymus europaeus, Rosa canina und Crataegus monogyna, hie und da von Clematis Vitalba durchrankt. Weiter schreitend erreicht man ein Jägerhaus, vor welchem zwei mächtige Eichen (Quercus pubescens) stehen und in dessen Nähe sich der erste Steinbruch zeigt, deren es in der Gegend noch mehrere gibt. Gegenüber dem Jägerhause windet sich ein schmales Kreuzthal, das von einem Bächlein durchrieselt wird. Neben einer Quelle fielen mir einige blüthenlose Pflanzen der hier seltenen Salvia glutinosa auf, welche ich auch später nie blühend traf. Ihr scheint die Gegend nicht günstig zu sein, während sie weiter gegen Trenchin und in den Karpaten sehr häufig vorkommt, Aufden Ab- hängen des Thales fand ich zwischen Bäumen Viola mirabilis, be- reits zum zweiten Male blühend, dann Arabis hirsuta. Das Thal verlassend wandte ich mich wieder dem Jägerhause zu und schritt, um den Weg abzukürzen durch einige Gärten, da erhob sich aus dem Grase eine Schlange, mit einem Hiebe meines Stockes tödtete ich sie, es war ein Coluber Natrie. Auf den Gartenwiesen fand ich Campanula sibirica, Orchis ustulata, Polygala vulgaris und Tragopogon wundulatifolius. Ich eilte weiter bis zu den felsigen Abhängen, die sich gegen die Donau neigen. Hier ändert sich merklich die Vegetation. In grosser Menge erscheint Xeranthemum annuum, dann Bromus squarrosus, Hieracium prae- altum Vill. Allium sphaerocephalum, Alyssum calycinum, Re:eda lutea, Delphinium Consolida, Papaver dubium und Arabis arenosa. Näher gegen Theben bemerkte ich neben dem Wege Centaurea azxillaris (nicht blühend), Jasione montana, Dianthus prolifer und Echinops sphaerocephalus. Auf den Felsen sammelte ich Teuerium Chamaedris, Alyssum montanum, Sedum album; Inula Oculus Christi stand noch nicht in Blüthe; dagegen war Iris pumila bereits 150 verblüht. Vor Theben fand ich noch Glaueium corniculatum und Erysimum austriacum. Theben, einst eine mächtige Veste, jetzt ein Trümmerhaufen, bildet mit dem gegenüber liegenden Hainburg die „Porta Hungariae“, durch die sich die Donau vereinigt mit der March wälzt. Um auf den Kobel zu gehen, muss man die Stadt durchschreiten, bei der Kirche gelangt man zum sandigen Wege auf denselben, die Schlucht, durch welche er führt, ist aus Sandstein gebildet, während der 1000‘ hohe Kobel selbst aus Granit besteht. Ausserhalb der Schlucht fand ich auf Sandboden Prunus Chamaecerasus, Silene Otites, Hiera- cium echioides (nicht blühend), Globularia vulgaris, Statice elongata, Cytisus capitatus und C. austriacus (nicht blühend). Einige nicht ferne Vertiefungen beherbergten Anemone sylvestris, Helianthemum vulgare, Adonis aestivalis, Polygala major, Alsine Jacquenü, Al. tenuifolia, Linum tenuifolium (nicht blühend ), Anthericum ramosum, Anthyllis Vulneraria, Campanula glomerata; dann Anemone pra- tensis und A. Pulsatilla aber bereits mit Früchten. Ein schlechter Fahrweg führt auf die Erhöhung des Kobels, die Weingärten sind verschwunden und nur starre Felsen, bedeckt mit Alyssum montanum, Poa alpina und Teucrium montanum, blicken aus dem Berge hervor, zwischen diesen krümmt sich Ahamnus saxa- tilis und Cotoneaster vulgaris, im Gesträuch wächst Anemone sylvestris und den Boden überziehen Cytisus biflorus, Genista pilosa und Dorycenium suffruticosum. Gemein ist daselbst Adonis aestivalis, Arabis Turrita und Scorzonera austriaca. Weiter oben bedeckt den Berg Gesträuch von Cornus mas, Ü. sanguinea, Acer vampestre, Evonymus verrucosus, E. europaeus dazwischen auf feuchten Stellen kommt Orobus albus vor und weiter gegen Neudorf hin das schöne Smyrnium perfoliatum Mille An den Abhängen des Kobels, gegen die March zu, fand ich Verbascum phoeniceum mitunter mit weissen Blüthen. Auf den Felsen stehen Iris pumila, Jurinea mollis, Clematis integrifola, Scorzonera austriaca, Vinca herbacea W. K., und Viola hirta, auf Grasplätzen Carex humilis, Sipa pennata und Medicago minima. Hier befindet sich auch der Standort der Euphorbia Gerardiana ß. Sturii Holuby, Hesperis tristis und Orchis pallens, die hier ebenfalls vorkommen, habe ich nicht gefunden. Schliesslich bemerke ich noch, dass der Kobel eine Flora besitzt, die sich von der aller umliegenden Berge auffallend unterscheidet. Eine Aehnlichkeit mit derselben finde ich hier um Oedenburg, auf den Bergen, die am Neusiedlersee liegen und worüber ich mir später einige Bemerkungen zu machen er- lauben werde. VOedenburg, im Februar 1862. Botanische Notizen aus Griechenland. Yon Dr. X. Landerer. — Aus den alten Schriftstellern erhellt, dass nach Theophra- stus die Alten glaubten, wie die Blüthezeit der Meereszwiebel Scilla maritima ausfiele, so geriethen auch die Aussaaten des Ge- treides. Die Blüthezeit dieser Zwiebel ist nemlich dreifach, die erste Epoche der Blüthe fällt in die Zeit der ersten Aussaat, die zweite in der mittleren und die dritte in der letzten Aussaatzeit. Sonderbar ist es, dass diese Meinung sich bis auf heute beim Volk erhalten hat und die Blüthe der Meereszwiebel von den Leuten beobachtet wird. Zeigen sich die Samen voll und saftig, so schliessen die Leute auf eine glückliche Ernte. — In Naupatris befindet sich ein Garten und unter den da- selbst stehenden Fruchtbäumen existirt ein Kirschbaum, der bei- nahe jedes Jahr im Monat Februar oder März voll von reifen Früchten strotzt, ohne Blätter zu haben; die sodann erst nach der Reife der Früchte zum Vorschein kommen. Die Blüthezeit fällt in die Monate Dezember und Jänner. — Eine sehr niedliche Pflanze, die im Monate März unter der Saat sich findet und als Zierpflanze auch in den Gärten gezogen wird, ist Muscari comosum. Von demselben werden in einigen Theilen des Peloponnes von den empyrischen Aerzten die kleinen sehr schleimigen jedoch scharf schmeckenden Knollen gesammelt und zur Bereitung eines Syrup und eines Electuariums verwendet, indem diese Knollen schmerzstillende Eigenschaften besitzen sollen. Besonders werden sie gegen Rheumatismus angewendet. Ob die Bolbos der Alten diese Zwiebelchen gewesen sind oder von einem anderen Zwiebelgewächs abstammten, ist nicht mit Gewissheit zu sagen. — In letzter Zeit tauchten einige Meinungen auf, dass die israelitische Manna nicht von Tamarixz mannifera von den Tarfa- Bäumen gelesen wurde, sondern dass sie das Lichen esculentum gewesen sein soll. Ohne diese Ansicht in Abrede zu stellen, theile ich nur mit, dass sich im Sinai-Distrikte Millionen von Tarfa-Bäumen finden, die während der Sommermonate diese zuckerähnliche Sub- stanz, diese Glucose, in Folge eines Insektenstiches ausschwitzen. Diese Manna, Mann der Araber, d. i. „Gottes Gabe* bedeckt die Blätter der Tamarix-Bäume, und da selbe den Klostergeistlichen nnd auch den anderen Bewohnern jener Gegenden zur Nahrung dient, so wird sie von den Bäumen eifrig in der Nacht, wo selbe eine krümliche Masse darstellt, gesammelt und für das ganze Jahr in thönerne Gefässe eingestampft und aufbehalten. Zur Bestätigung dieser Nachricht über die israelitische Manna erlaube- ich mir an- zuführen, dass ich von einem Reisenden, der sich in diesen Di- strikten der Sinai-Klöster aufhielt, eine Manna tamariscina zum Geschenke erhalten habe, welche sich in einem kleinen Blechgefäss befand, (denn so geben die Geistlichen den Fremden selbe als Geschenk 152 mit) und eine krümliche Masse darstellte. In derselben befanden sich eine Menge von den Blättern der Tamarix, so dass ich keine Zweifel habe, dass diese Manna tamariscina die wirkliche israeli- tische Manna gewesen ist. — Andrachla nennen die Neugriechen die Portulaca oleracea. die häufig in den Gärten kultivirt wird, indem sie von den Leuten als Salat gegessen wird. Diese Pflanze findet sich auch am Meeres- strande, und dient den Leuten als Heilmittel gegen Skorbut, der sich jedoch in Griechenland sehr selten findet. Das gemeine Volk nennt diese Pflanze der schlipfrigen Eigenschaft der Blätter halber, Ievreide und sie wird auf einigen Inseln des griechischen Archipelagus auch zum Aufzeitigen von Geschwülsten in Form von Kataplasmen angewendet. Im rohen Zustande genossen, besitzt die frische Pflauze auch leicht abführende Eigenschaften und aus diesem Grunde soll sie den Namen Portulaca von Porta, indem sie die Pforte des Magens zu öflnen im Stande sei, erhalten haben. — Einer der schönsten Zierbäume, prächtig anzusehen durch seine vielfach gefiederten Blättchen, angenehm durch den Wohlgeruch seiner gelben in Knäuelchen zusammengehäuften Blüthen, schön nach dem Abfallen der Blüthen durch seine schwarzbraune Schotten ist die Acacia Farnesiana. Selbe findet sich nicht selten in den Gärten und wird für eine Rarität gehalten, besonders von den jungen Danien gepflegt, um davon die wohlriechenden Blüthen zu erhalten. Im Monate Juni und Juli steht der Baum in der Blüthe und die frischen Blüthen werden von den Mädchen besonders gesammelt, an Fäden angereiht, und als Schmuck um den Hals und in den Kopfhaaren gelragen. Auch werden sie in die Kleiderschränke eingelegt, um die Kleider und die Wäsche zu parfümiren. Auch in das geruchlose Oel werden diese frischen Blüthen eingeweicht, und dieses von dem Aroma gesettigte fette Oel zur Haar-Pomade gebraucht. In Egypten, wo diese Acacia häufig in Gärten vorkommt, dienen diese Blüthen ebenfalls zum Schmucke der Damen, und werden im Sommer kleine Blumenbouquets in die Keopfhaare eingellochten. — Cactus Opuntia nennen die Leute im Oriente Frankosykea, Feigen des Frankenlandes und die Früchte fränkische Feigen. Durch Kultur werden die Früchte sehr gross und strotzen von einem sehr angenehmen säuerlich schmeckenden Saft der sehr durstlöschende Eigenschaften besitzt. Auf der Insel Cypern sind einige Gärtner, Türken, die ausgedehnte Strecken Landes mit diesen Pflanzen be- stellen, nnd die Früchte derselben auf den Märkten feilbieten. Da dieselben mit sehr feinen Stacheln besetzt sind, die, wenn sie sich in die Schleimhaut des Mundes einstechen, ein sehr unangenehmes Gefühl verursachen, so reinigt der Verkäufer dieselben von diesen Stacheln, schneidet sie in der Mitte auseinander, und bietet solche zum Kaufe aus. In den Häusern, wo man dieselben zum Nachtlisch aufsetzt, bestreut man sie mit feinem Zuckerpulver. Diese Pflanze kommt auf dem dürresten, steinigsten Erdreiche vor, und die Kultur verursacht dem Eigenthümer nicht die geringsten Unkosten. u ot ww — Kaftansischer Honig, ist ein zur dieken Honig-Consisienz abgedampfter Schleimzucker aus den Früchten des Johannesbrod- Baumes Ceratonia Siligua. Dieser Zucker wird in kleine Fässer eingegossen, und darin erhärten gelassen, wo er so fest wird, dass man denselben mit eisernen Instrumenten heraushacken muss. Diesen Honig, den man nach dem Dorfe Kaftan nennt, in dessen Nähe sich Waldungen von Johannesbrodbäumen befinden, wird statt des Zuckers nur zum Einmachen von andern Früchten benützt. — Auf der Insel Cypern finden sich eine Menge von Lorbeer- bäumen, deren Früchte daselbst von den Leuten gesammelt und durch Auspressen zur Bereilung des so beliebten AJuyveiadov das im ÖOriente in hohem Rufe steht, verwendet werden. Das Sonder- bare ist, dass man dieses Oel in die hohlen Halme von Arundo Donaz einfüllt, und selbe zu Gefässen benützt, um es zu verkaufen; so dass diese Art von Verpackung und Aufbewahrung zu den in- teressanten Verpackungs-Methoden gehört. Dieses orientalische Ol. Laurinum ist viel aromalischer, als das aus Italien in den europäischen Handel kommt. | — Zu den angenehmsten und erfrischendsten Früchten gehören im Oriente die frischen, so eben vom Baume abgenommenen Feigen, selbe werden frisch gepllückl, in der Früh in die Städte gebracht, und mit dem Beinamen Aör« »gda kalte frische Feigen ausgerufen. Die frischen Feigen müssen von der grünen Haut, durch Abziehen derselben befreit werden, indem diese, wenn nicht völlig reif einen sehr scharfen Milchsaft enthält, und auch zu gleicher Zeit drastische Eigenschaften besitzt. Aus diesem Grunde wirken frische Feigen in der Früh genossen, als leichtes Abführmittel.e Was nun die Frische der Feigen anbelangt, so stelite ich einige thermomeirische Versuche an, und es zeigte sich, dass bei einer Wärme von 28° R. der Atmosphäre, der in die geöffnete Feigenfrucht eingeseukte Thermometer eine 6—8° R. geringere Temperalur zeigte, und sich auf 22° R. längere Zeit erhielt. Diese Eigenthümlichkeit ist bloss bei dieser Frucht zu beobachten, indem in frisch geschnittenen Aepfeln und Birnen, in Zweischken und Aprikosen die Temparatur kaum um 2—4° R. varirt. — Der Abfall der Früchte von den Bäumen, kommt in den meisten Fällen von einem Saftüberflusse her. Um nun dieses Ab- fallen zu verhindern, das von vielen Umständen abhängt, nehmen die Gärlner im Oriente zu verschiedenen Mitteln ihre Zuflucht, so z. B. werden die Stämme der Olivenbäume mit Stricken aus Stroh geflochten, umwickelt, was die Leute das Zicıuov, d. i. das Binden der Bäume nennen. Um das Abfallen der Aepfel, Birnen und besonders der Granaten die diesem Abortus sehr ausgesetzt sind, zu hindern, werden Büschel von Blüthen des Nerium Oleander auf diese Frucht- bäume gehängt, und diess als ein sicheres Mittel dagegen angesehen. Da nun dieser Abfall der Früchte auch dem neidischen Blicke „Mal Ochro“ dem Verschreien oder Verhexen böser Menschen zugeschrieben wird, und die Gegenmittel gegen den Neid in dem Anblicke Öesterr. Botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1862. + 154 hässlicher Gegenstände (und je hässliher desto sicherer das Mittel) bestehen, so werden zu diesem Zwecke an die Bäume Skelettheile eines Thieres die beim Winde sich bewegen, und durch das An- schlagen an die Bäume ein Getöse und Sausen verursachen , aul- gehängt. Bei andern Bäumen werden grösstentheils tiefe Einschnitte in der Rinde angebracht. Athen, im Februar 1862. me s9e-—— Correspondenz. Meran, den A. April 1862. Der Frühling schreitet rasch vorwärts und schmückt mit seinen Gaben Thal und Berg. An den Abhängen der Berge scheinen rosen- rolhe und weisse Wolken zu hängen; es sind diess die zahllosen Blüthen der Mandelbäume, Aprikosen und Pfirsiche ete. Das Thal prangt in dem herrlichsten Grün seiner fruchtbaren Wiesen. Mit möglichster Aufmerksamkeit habe ich die Frühlings-Flora bis jetzt verfolgt, und ich theile Ihnen von meinen Beobachtungen vorläufig Einiges mit. Bereits am 28. Januar blühte an sonnigen Plätzen Euphorbia helioscopia, am 11. Februar Potentilla verna, am 14. Februar Tussilayo Farfara, 15. Februar Rosmarinus offeinalıs, 21. Febr. Erica carnea, 24. Febr. Corylus, 26. Febr. Anemone montana, 28. Febr. Petasites officinulis, 2. März Chrysosplenim alternifolium, 5. März Hepatica und Cardamine hirsuta, 10. März Corydalis solida, 9. März die Mandelbäume, 14. März die Aprikosen, 18. März Schlehen, 16. März die Pfirsiche, 24. März die Pflaumen, 26. März Kirschen und Birnen. 17. März Gagea arvensis, 22. März Muscari comosum und racemosum, 29. März Anthyllis vulneraria und Colutea arborescens. Die gemeinsten Frühlingspflanzen sind hier Corydalis solida, Potentilla verna, Oxalis acetosella, Erica carnea, Hepatica triloba, Anemone montana, Cardamina hirsuta, Petasites officinalis, Muscari comosım. Dem Norddeutschen fällt besonders die Massenhaftigkeit auf, mit welcher hier verschiedene Zwiebelgewächse auftreten , so besonders Muscari comosum und Ornithogalum nutans. Als ich am 19. März die Gymnogramme- Höhlen besuchte, hatte ich die grosse Freude, die ersten vollkommen ausgebildeten Wedel der Gymnogramme leptophylla, mit reifen Fruchlhäufchen bedeckt, sammeln zu können. Ich forschte nun auch weiter nach und überzeugte mich jelzt ganz sicher davon, dass die allermeisten Exemplare dieses Farns in der That einjährig sind, wie ich es schon früher vermuthete; zweijährige sind äusserst selten: auch habe ich noch mehrere Höhlen aufgefunden, in denen die Gymnogramme vorkommt; alle aber befinden sich in der nächsten Umgebung der schon früher beobachteten. Dabei fand ich zwei grosse Seltenheiten, welche die Zahl der in den Höhlen vorkommen- den Moose vermehrten, nämlich Cynodontium Bruntoni und Bryum torquescens. Schon vor längerer Zeit habe ich in den benachbarten Plarsch eine Hildenbrandtia beobachtet, welche in Quellen und 155 Wasserleitungen daselbst sehr häufig ist und auch Früchte trägt. Sie bekleidet Quarz- und Glimmerschiefer-Fragmente und findet sich sogar auf den Bruchstücken von irdenen Töpfen. Nun habe ich diese seltene Alge auch in Algund und Gratsch gefunden. In der nächsten Nähe meiner Wohnung überzieht sie den gepflasterten Boden der Wasserleitungen. Da die Farbe constant rolhbraun und nicht rosenroth ist, so halte ich sie von H. rosea verschieden; doch darüber müssen die Algologen entscheiden. Denjenigen der Leser Ihrer Zeitschrift, welche sich für diese Alge interessiren und das Porto nicht scheuen, will ich mit dem grössten Vergnügen Exemplare zukommen lassen, so viele sie deren wünschen. Eine zweite algologische Seltenheit meines Wohnorltes ist.Polyzonia chrysocoma Ktg., eine Riyulariaee, die bisher nur von Sauter gefunden sein soll, ‘wie mir mitgetheilt wurde. Sie wächst in ausserordenllicher Menge in zwei weit von einander getrennten Schluchten auf nassen Felsen, immer mit Eueladium verticillatum. Noch manches Andere habe ich in letzter Zeit gefunden, was Er- wähnung verdient; so Plagiothecium Roeseanum, Anacamptodon splachnoides, Hylocomium brevirostre, Pottia lanceolata, Pleuridium alternifolium, Phascum bryoides. Systegium erispum, Mnium serratum, Rhynchostegium depressum, Eurhynchium crassinervium, Entostho- don fascicularis, Barbula canescens , Brachythecium laetum ce. fr. und campestre. Den selinen Anomodon (Leskea) fragilis Hook. habe ich an einem neuen Standorte zugleich mit Neckera Sendt- neriana, Leptodon Smithii, Pterogonium gracile, Campylopus poly- trichoides gefunden, leider aber wieder nur äusserst sparsam. Dagegen ist die schöne Neckera Sendtneriana hier stellenweise sehr häufig und kommt in wahren Pracht-Exemplaren vor. Die Exem- Exemplare sind sämmtlich sterile, weibliche. Mit meiner Gesundheit geht es, Gott sei Dank, recht gut. Gegen Ende des Mai werde ich wohl in Wien eintreflen. J. Milde. Meran, den 12. April 1862. Es ist jetzt schon bei unbewölktem Himmel so warm, dass die Hitze lästig wird; daher kann man sich von der Promenade fast gar nicht entfernen. Es blühen bereits Ornithogalum nutans und um- bellatum, Viola biflora, Cardamine amara, Lactuca perennis, Laurus nobilis, Prunus Lauro-cerasus, Primula farinosa. Ich habe wieder einige seltene Algen gefunden, welche Herr Bulnheim zu be- stimmen die Güte halle: Pediastrum integrum Naeg., Cosmarium tetraophthalmum Ralfs, Cladophora macrogonya Kizg., Nostoc Cesati Bals. Eine sehr sonderbare grüne, nicht gallertartige Alge, welche in einer Quelle alle Steine mit ihren dichten Polsterchen überzicht, und in unendlicher Menge auftritt, hoffe ich nächstens benannt zu erhalten. Grimmia tergestina und Funaria calcarea haben jetzt reife Früchte. Plagiothecium Roeseanum, ist in einem lichten Ge- hölz hier sehr häufig und trägt auch jelzt noch unreife Früchte. Neckera Sendtneriana und Dieranum Mwuehlenbeckii scheinen im 1 ’ 156 ganzen Thale verbreitet zu sein. Heut fand ich eine höchst merk- würdige, seltene Monstrosität von Equisetum arvense. Der fleischrothe Scapus trägt nämlich zwei fast einen halben Zoll von einander getrennte Aehren; unter der ersten Aehre sitzen 3 Ringe (Mittel- organe zwischen Scheide und Receptiakel-Wirtel), die zweite Aehre ist durch einen Ring gekrönt und trägt einen an ihrer Basis. Die erste Aehre besteht aus 8, die zweite aus 3, etwas von einander entfernten Receptakel-Wirteln. J. Milde. Triest, den 19. April 1862. Die zoologisch-botanische Reise-Gesellschaft aus den Herren Dr. Reichardt, Petter, Roggenhofer und Dr. Mayr be- stehend *), hat nach einigen Tagen durch das stürmische Wetter gebotenen Aufenthaltes hierorts, den 17.°April Früb die Fahrt nach Lussin piccolo unternommen, wo sie ohne Zweifel am Abende des- selben Tages eingetroffen sein wird. Unterwegs werden die Herrn den Aufenthalt des Dampfschiffes in Rovigno und Pola zu kurzen Ausflügen auf den gerade in dem schönsten Schmucke der Frühlings- flora prangenden kleinen Hafeninseln benützt haben. Ich zweifle nicht, dass sie von der unternommenen Reise höchst befriedigt und mit reicher Ausbeute beladen heimkehren werden. Dr. Reichardt hat mit Prof. Mayr während des Aufenthaltes in Triest einen Morgen- ausflug an die Küste von Barcola gemacht, und dabei an 50 Species Algen gesammelt. Ich selbst habe in verflossener Woche einen Ausflug nach Lussin piecolo und von da auf Sansego und andere Inseln gemacht und bin mit dem Erfolge sehr zufrieden. Tommasini, Personalnotizen. — Dr. Hermann Gieswald, Oberlehrer in Danzig starb daselbst am 23. Februar. — Prof. v. Schlechtendal ersucht in Nr. 13 seiner bota- nischen Zeitung die Botaniker um Mittheilung ihrer photographischen Bilder, wogegen er verspricht, sein eigenes Bild dafür sofort ein- zusenden. — Dr. Joachim Steetz, praktischer Arzt in Hamburg, starb am 24. März, nachdem er ein Alter von 57 Jahren erreicht hatte. — Kein Land ist seiner Pflanzenschätze wegen in den letzten paar Jahren fleissiger besucht worden, als Japan. Ausser Veith Wichura, Maximoviez sind auch Fortune und Dr. Siebold dahin gegangen. Fortune hielt sich längere Zeit in der Nähe von Nangasaki auf. Er fand auf einer kleine Insel Deama die beiden Namen von Thunberg und Kämpfer eingegraben, jener Männer, denen wir die ersten botanischen Nachrichten über Japan verdanken. Von Dr. Siebold erzählt Fortune, dass er in der *) Von Wien abgereist den 12. April. Anm. d. Red. 157 Nähe von Nangasaki, mitten unter Japanesen lebe und in seinem Garten die selteneren Pflanzen Japans kullivire, unter diesen viele für Europa noch gänzlich unbekannte Arten. Siebold spricht die Sprache der Einwohner, deren Liebling er geworden ist, ganz ge- läufig. (Gard. Chron.) — Dr. Josef Gerenday, Professor an der Universität und Direktor des botanischen Gartens zu Pest, ist am 8. April ge- storben. | — Dr. €. H. Schultz Bip. ist mit der Herausgabe einer Cichoriaceologie, bei 1000 Arten umfassend, beschäftigt, welche mit einer Cichoriaceolheca, bei 100 Arten, im Laufe dieses Jahres er- scheinen solle. Dr. Schultz nebst Professor Dr. F. Cohn in Breslau wurden von der botanischen Gesellschaft Canada’s am 10. Jänner zu corr. Mitgliedern ernannt. (Bpl.) — Der durch seine vieljährigen Reisen in Mexiko genügend be- kannte B. Roezl, von welchem unsere Gärten mit manch schöner und seltener Pflanze bereichert wurden, hat das Pflanzensammeln als Geschäft aufgegeben und dafür sich auf der Hacienda Sante- comapan niedergelassen, um sich gänzlich der Landwirthschaft zu widmen. Die Ländereien, die Roezl in Pacht genommen, bedecken einen Flächenraum von mehreren deutschen Quadratmeilen und bieten eine Abwechslung von Berg und Thal, Urwald und Niede- rungen, ja sogar ein Landsee gehört dazu, der in direkter Ver- bindung mit dem Golf von Mexiko steht. — Wegen Mangel an tüchtigen, fähigen Arbeitern muss Roezl den grössten Theil des fruchtbarsten Landes brach liegen lassen — mit seinen Indianern kommt er nicht weiter — daher wünscht er aus Europa, namentlich aber aus Oesterreich, auswanderungslustige junge Leute, be- sonders Gartenarbeiter und Landleute, aber auch junge Gärtner zu engagiren, je mehr, je lieber, da sich Land, Arbeit und guter Verdienst für eine beträchtliche Zahl Einwanderer auf besagter Hacienda vorfindet. — Roezl verspricht einem Jeden, der zu ihm kommt, eine Hectare gutes Land, wofür er sich verpflichten muss, ein Jahr hindurch wöchentlich einen Tag für ihn zu arbeiten; dann würde Roezl ihm auch nöthigenfalls bei seiner ersten Einrichtung behülflich sein und mit Lebensmittel, Kleidung u. dgl. unterstützen, welche Vorschüsse der Arbeiter entweder durch Arbeit oder Pro- dukte zurückerstatten müsste. — Ein Hectare Land mit Caflee, Cacao, Tabak oder Zuckerrohr bebaut, kann, nach Roezl, einen jährlichen Ertrag von 1000 bis 2000 Thalern eintragen und die Producte finden leichten Absatz in Veracruz, dessen bedeutender Seehafen von Santecomapan zu Wasser schnell zu erreichen ist. — Von Havre, Hamburg oder Bremen ist die Ueberfahrt nach Vera- eruz nicht schwer und nicht kostspielig. Das Haus Uslar y Hyemel in Veracruz befördert die Einwanderer, die zu Roezl wollen, durch Küstenschiffe über Tlacotalpan. (Gartenflora.) 598 2 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 2. April sprach J. Juratzka über die Unterschiede der Homalia lusitanica und trichvmanoides und macht einige neue Standorte des Hypnum Heufleri bekannt. Dr. G. Venturi fand es in den Alpen bei Kabbi in Südtirol, Dr. Fr. Unger auf dem Vene- diger; von OÖ. Seudtiner wurde es in den julischen Alpen, von Dr, Kilias und Metzler in den Graubündtneralpen gesammelt. — Dr. H.W. Reichardt legte ein von Ritter v. Tommasini ein- gesendetes Manuskript vor, welches eine pflanzengeographische Schilderung der Insel Sansego im adr. Meere zum Gegenstande hat. Die fast baumlose nur mit Gebüschen bewachsene Insel mit einem Flächenraume von 700 Joch ist in landschaftlicher Beziehung von den übrigen Inseln des Quarnero auffallend verschieden , indem sie nicht wie die übrigen Inseln aus Kalkfels, sondern aus Sand besteht. Der erste Botaniker, der diese Insel besuchte, war Fortis in Begleitung des Professor Dr. Cirillo aus Neapel im J. 1770; nach diesen kam der Domherr Host und No&. Die umfassendsten Studien machte O. Sendtner, welcher auf Veranlassung v. Tom- masinis in den Jahren 1840—1843, durch die Monate Mai bis September die Insel besuchte, und dessen Sammlungen den Stoff zu der genannten Abhandlung lieferten. Die Flora weiset 171 Arten auf, darunter eine für Oesterreich neue Arl: Trigonella maritima. Für Istrien erscheinen neu: Plautago Weldenü, Andro- pogon pubescens und Imperata cylindrica, die hier auch ihre nördlichste Grenze erreichen. Den Familien nach sind die Papilio- naceen am stärksten (mit 44 Arten) vertreten, sodann die Gramineen (mit 29 Arten) und Compositen. Rosaceen und Malvaceen fehlen ganz. An Sansego schliessen sich nördlich 2 ganz kleine Inseln an: Coridole grande und piccolo, welche dieselbe Flora besitzen. Die Insel Unie ist etwas kleiner als Sansego, unterscheidet sich von dieser schon durch das überwiegende Vorkommen der Kalksteinunter- lage neben dem Sande und zeigt auch desshalb eine weit mannig- falligere, den übrigen Inseln des Quarnero nahe kommende Vege- talion. — Ritt. v. Frauenfeld, welcher die von ihm auf der Reise mit der „Novara* gemachten sog. Sägspänseeaufsammlungen an A.Grunow übergeben hatte, verliest ein Schreiben des letzteren, in welchem mitgetheilt wird, dass er in diesen Aufsammlungen neuerdings einige höchst interessante Diatomeen aus der Gattung Chaetoreron in vollständigen Exemplaren aufgefunden habe, von denen man bis jetzt fast nur Bruchstücke kannte. Es scheine ihm, dass die eigentliche Heimath dieser merkwürdigen Gebilde eben an der Oberfläche des Meeres sei und nur abgestorbene Bruchstücke in die Tiefe gelangen. Merkwürdiger Weise sei ein vollständiges Exemplar einer Art dabei, von welcher er ein Bruchstück (oder vielmehr ein Glied) in einer Meeresgrundprobe aus dem Quarnero 159 von Dr. Lorenz gesammelt, entdeckt habe, und die dabei sicher neu sei. 39; -— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturw. Classe, am 3, April, übersendete Prof. Wertheim in Graz den ersten Abschnitt einer Abhandlung über das Coniin, in welcher gezeigt wird, dass dieses Alkaloid auf ein zweiatomiges Alkoholradical, das aus 8 At. Kohlenstoff und 14 At. Wasserstoff besteht, zurückgeführt werden kann. Es ist dem Ver- fasser gelungen, sowohl dieses Radical selbst als seine Bromver- bindung darzustellen | — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau am 6. März verlas Dr. Cohn eine Abhandlung des Dr. A. v. Frantzius zu San Jose über die Urwälder von Costarica und deren Erzeugnisse, welche dieser an Oberforstmeister v. Pannewitz eingesendet hat, und in den Verhandlungen des schles. Forstvereins veröffentlicht werden wird. Der Wald, welcher fast %, des ganzen Territoriums der Republik einnimmt und dessen Benutzung zwar völlig freigegeben, aber wegen der sehr spärlichen Bevölkerung und der schlechten Communicationsmittel auf ein Minimum beschränkt ist, liefert die werthvollsten Bauhölzer, von denen wir nur die botanisch bestimmten hier aufzählen: Cederholz (Cedrela odorata), Mahagoni, Polisander; -Glieiridia maculata, Maderanegra; Schizolobium excelsum (Guachi- pilin), Quiezarä, Ira, Cristobal, Palo de Cativo, Coccobole, Niambar, Limoneillo, Pubur, Zurra espino auch Eichen (Roble, Encino); zu Möbelhölzern eignen sich ausserdem: Geoffroya superba (Almendra), Bombaxz Ceiba (Pochote), Granadillo, Ojoche, Laurel, Palo de Cazique ete.: Kähne (Bongos) werden ausgehöhlt aus den Stämmen von Cedrela Swietenia, Anacardium Rhinocarpus (Esparei). Ochroma Lagopus (Ceiba); andere Arten liefern das härteste Holz zum Schiffbau, Mahagua. Sotocaballo, Polo Maria,zu verschiedenen Geräth- schaften, zum Heizen, auch zum Kohlenbrennen geeignetes Holz (Zurra, Caimito, Porrö cerrado), zu Blaseröhren werden die Luft- wurzeln der Rhizophora Mangle zu Pfeilen die Stiele der Pejebaye- palme von den Indianern benützt; zum Dachdecken dienen die Wedel der Fiederpalmen (Palma real, Chonta, Ragua, Coquito, Ira, Colade Gallo. Palmiche). Eine wichtige Rolle spielen die Schlingpflanzen (Lianen, Bejucos), zu Seilen, Bindfaden, Latten, Zäunen und Ge- flechten aller Art (auch zu Hängebrücken) verwendet: Bejuco de fierro, B. de casa, Purizo, Capulin, Barba vieja (Clematis), Agra (Vitis), Ceecharillo (Bignonia echinata). Körbe werden aus einer Smilax (Putarra) und einer Aroidee (Chiravaca) geflochten, die bekannten Panamahüte aus den unentwickelten Blättern verschiedener Palmen, besonders Carloludovica rotundifolia Wendl.; Gewebefasern liefert die Agave tuberosa (Cabuya), feinere eine Bromeliacee (Pita), Watte der Baumwollenbaum, Ochroma Lagopus (Balsa). Eigenthümlich sind die Zeuge der Indianer, welche aus der als zusammenhängender Sack abgelösten Bastschicht ‘gewisser Malvaceen (Mastate) bestehen. 160 Gerbstoff liefern viele Rinden, sowie die Schoten von Caesalpinia coriacea (Nacascol), Farbstoffe das Gelbholz (Brasil de Clavo), das Rothholz (Haematozylon campechianum), der wilde Indigo, eine wilde Curcuma (Yuquilla), der Orleans, (Bixa Orleana), Croton sanyuinifluum u. a., eine röthe Farbe gibt eine Schlingpflanze (Parroa), eine schwarze die Schotte einer Leguminose (0jo de buey). Oel wird von verschiedenen Palmen und einer Dipterix gewonnen. Den wichtigsten Handelsarlikel bildet die Sassaparille, mit der die Indianer ihre Einkäufe bezahlen (ec. 900 Ztr. jahrlich); ihr ähnlich ist Smilax Pseudochina, Jalappakommt von Convolvulus Mechoacanna, Cascarille von Croton pseudochina, Sebadille von Veratrum officinale, ‚Copal von Palo de Cativo, Hymenaea Courbaril, (Guapinol) ete.; auch viele andere officinelle Pflanzen finden sich. (Mikania, Guaco, Simaba, Cedron, Guajac, Vanille, Ingwer ete.) Sehr giftig ist Hippomane Menzanilla und Hura crepitans (Javilla). Eine Euphorbiacee und eine Strychnee benülzt man beim Fischfang, das Wasser zu vergiften. Eine Sammlung dieser Produkte des Urwalds von Costarica, bei deren Ordnung auch Dr. v. Frantzius betheiligt war, wird zur Londoner-Ausstellung geschickt werden. Der Urwald wird fast nur von den eingeborenen Indianern bewohnt und ausgebeutet, während der Weisse seine Niederlassung stets mit dem Niederbrennen des Waldes beginnt. Die gegenwärtig in Costarica lebenden Indianer sind minder civilisirt, als die ehemaligen von den Spaniern völlig ausgerolteten Stämme, welche einst sehr zahlreich den Isthmus von Amerika bewohnten, und deren Spuren man noch Mitten im Urwald in verwilderten Pisang- und Cacaopflanzungen findet. Sonst bietet der Wald nur in dem heissen Küstenstrich dem Reisenden durch mancherlei vegetabilische Nahrungsmittel (Palmenkohl, junge Wedel der Baumfarne, verschiedene Früchte) und Wildreichthum den nöthigen Lebensunterhalt, während das Hochland nur sehr wenig geniessbare Pflanzen und oft selbst für die Maulthiere kein Futter darbietet, so dass Jeder sein eigenes Gepäck und seinen Proviant selbst tragen muss, der Weg sich nur sehr langsam zu Fuss und mit Hilfe des Waldmessers (Machete) bahnen lässt, und daher für den Europäer fast unüberwindliche Schwierigkeiten bietet. Nur eine stärkere Be- völkerung wird im Stande sein, die von der Natur in jenen Wäldern niedergelegten Schätze auszubeulen. in der Sitzung vom 20. März zeigte Geh. Rath Dr. Göppert vor: 1. Einen Kieferstamm, dessen Inneres durch gänzliches Ausfaulen auls regelmässigste ausgehöhlt ist: ein Quirl von Aesien, im Centrum (dem ehemaligen Markcylinder) gleich den Speichen eines Rades zusammenstossend,, verläuft von der Rinde aus quer durch die Höhle. 2. Eine Fichte, deren Stamm vielleicht durch künstliche Ablösung eines Rindenstreifens eine Schlinge gebildet hat, durch welche ein starker Buchenast hindurch und beinahe schon ein- gewachsen war. 3. Kleine knollenartige Auswüchse an Kieferstämmen, wahrscheinlich aus Adventivknospen entstanden, blos von einem Holzkörper gebildet und anscheinend ohne Blätter, 4. Den untern 161 Wurzeltheil einer Palme, deren Aeste die eigenthümliche, äusserst zierliche, arabeskenarlige Vertheilung der Gefässbündel zeigen, wie sie Mohl von /riartea exorrhiza, Karsten von I. praemorsa be- schrieben. Dieses Präparat ist namentlich in paleontologischer Hin- sicht sehr beachtenswerih, da es von der gewöhnlichen Struktur der monokotyledonischen Stämme sich wesentlich unterscheidet. Derselbe hielt einen Vortrag über die im Handel befindlichen aus- ländischen Hölzer. Der Ursprung derselben ist zum Theil noch sehr unsicher, zum Theil ganz unbekannt. Die bevorstehende Londoner Ausstellung möchte eine nicht so bald wiederkehrende Gelegenheit geben, unsere Kenntnisse hierin zu bereichern. Als Anhalt für das bisher Ermittelte kann die ven dem Vortragenden nach natürlichen Pflanzenfamilien geordnete und mit Berücksichtigung der Bezeich- nungen des Handels verfasste ausführliche Zusammenstellung der wichtigsten Holzarten des Handels dienen, die zuerst in seiner Schrift über botanische Museen gegeben, hier vervollständigt ist, und aus welcher wir hier nur die botanisch genauer ermittelten herausheben. Von den Palmen stammt: Palmiraholz (schwarzes Eisenholz) von Diplothemium caudescens Mart., Palmenholz von Bahia zu Stöcken von Astrocarpum Murumura (?). Coniferen: Cypressenholz, Cedern- holz im Handel wohl nur selten von Pinus Cedrus L., sondern Juniperus Arten, bosonders J. virginiana und Bermudiana. Cupuliferen: Amerikanische Eichen, Quercus virens u. a. Moreae: Gelbholz, Broussonetia tinctoria Mill.. Br. Xanthoxylon, brasiliensis Mart. u.a. Rubiaceae: westindisches Citronenholz , angeblich von Erithales fruticosa und odorata. Verbenaceae: Teakholz, Tectona grandis. Bignoniaceae:: Jakarandenholz, angeblich von Jacaranda brusiliensis ; grünes Ebenholz, Pecoma leucoxylon. Oleaceae: Qelbaum (Olea europaea), ungarische Esche. Ebenaceae: Ebenholz, Diospyros Eberum Retz. und Melanoxylon Poir., schwarz und weiss mar- morirtes angeblich von D. leucomelas. Rhizophoreae: Horseflesh, Mongrove, Rhizophora Mangle. Connaraceae: Zebraholz , Ompha- lobium Lambertii Schreib. Aurantiaceae: Citronen- und Orangenholz, Zygophvlleae: Lignum sanctum, Guajacum officinale. Euphorbiaceae: Buchshaum., Buxus sempervirens. das westindische scheint nicht verschieden, afrikanisches Teakholz, Olfßeldia africana. Meliaceae: Mahagoni, Swietenia, Mahagony. Cedrelaceae: westindisches Cedern- holz, Zuckerkisten- Zigarrenkistenholz, Cedrela odorata. Acerineae: Amerikanischer Ahorn, Acer saccharin»m (?) Juglandeae: Ameri- kanischer Nussbaum, Juylans cinerea. Terrebinthaceae: Ungarisches Gelb-Fisetholz, Rhus Cotinus, weisses Mahagoniholz, Anacardium oceidentale. Myrtaceae : Neuholländisches Mahagony (Eisen-Veilchen- holz), Eucalyptus rohusta und globulus. Rosaceae: Atlasholz, Ferotio gujanensis oder Chloroxylon Swietena DC. Leguminosae: Blauholz, Haematoxzylon campechianum. Brasilholz, Caesalpinia echinata , Brasiletholz, C. vesicaria, Brimasrothholz, C. Soppan. Panacoco, Cayenne-Eisenholz, Swartzia tomentosa DC. Rebhuhnholz, Boca pronacensis. rothes Sandel-Caliaturholz, Pterocarpus santalmus : 16? Camwood, afrikanisches Sandelholz, Baphia nitida; Locustholz, Hymenaea Courbaril, Polisander, Arten von Machaerium und Swartzia (?); Grenadillholz, Brya Ebenus ; Korallenholz, Condori, angeblich von Adenanthera Pavonina. Viele der im Handel verbreitetsten Hölzer sind in diesem Auszuge übergangen, weilihre Abstammung unsicher ist. Zur Demonstration des Vortrages benützte Göppert eine sehr instructive Sammlung der in Hamburg gegenwärtig im Handel vorkommenden ausländischen Hölzer, die ihm von seinem ehemaligen Schüler, Apotheker Kabsch, Verfasser der interessanten Abhand- lungen über Reizbarkeit der Gewächse, eingesendet wurde, sowie Exemplare aus dem botanischen Museum. — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforsch. Freunde in Berlin vom 21. Jänner sprach Dr. Karsten über die Bedeutung des von De Candolle, Bischof und Lindley als zweiten Cotyledon betrachteten Organs des Grasembryo, das von bedeutender Grösse bei der Olyra und Hydrochloa vorkommt, auch bei dem Weizen und Hafer zu erkennen ist, jedoch nach Karsten nicht mit Recht als zweiter Samenlappen genommen, vielmehr als Anhangsgebilde des wirklich einzeln stehenden Samen- lappens anzusehen ist. Dr. Jossen aus Eldena gab eine Uebersicht über die Geschichte der Blattstellungslehre und knüpfte daran die Grundzüge einer neuen auf die Entwicklungsgeschichte der Pflanze gestülzten Theorie. Der jetzt geltenden Spiraltheorie setzte er die Beobachtung entgegen, dass sich bei manchen Dicotyledonen aus der paarigen Stellung der Samenlappen die gewöhnliche 5zeilige Stellung der zerstreuten Blätter entwickelt, indem sich über dem ersten Blatte unter Gabelung der Gefässbündel 2 Blätter ausbilden, über dem zweiten Blatte aber und den beiden Samenlappen nur je eines, während ebenso eine 6-, 7-, 8zeilige Stellung durch die auch von Dr. Wiesner in Wien nachgewiesene wiederholte Gabe- lung entsteht. Er wies darauf hin, dass man, sobald diese Beob- achtung bestätigt sei, solche verschiedenwerthige Blätter nicht mehr in eine Spirale oder einen Cyclus einreihen könne, sondern diese Bezeichnung aufgeben müsse. Er erklärte ferner die Entstehung der folia terna durch Ausfall eines Blattes, das dem nächst unteren Paare angehört. Prof. Braun bemerkte, dass die Ableitung der Spiralstellung aus der paarigen auch von Dutrochet versucht worden sei, sich aber schon desshalb nicht durchführen lasse, weil eine ganze Abtheilung des Pflanzenreichs, die der Monoecotylen, nicht mit paariger Blatistellung beginne. Aus der Theilung der Gefässbündel könne man nicht auf die Entstehung der entsprechen- den Blätter durch Theilung schliessen, da die Gefässbündel später als die Blätter entstehen. — Das leitende Comite für die Expedition zur Aufhellung von Dr. Vogel's Schicksale, hat in Folge instruclionswidriger Reise Heuglin’s nach Abyssinien, dem letzteren die Leitung der Expe- dition entzogen und solche Dr. Munzinger übertragen, welcher der vom Comite vorgeschriebenen Reiseroute nachzukommen sucht. 163 — Die phys. Klasse der k. Geselschaft der Wissen- schaften in Göttingen hat folgende Preisfrage ausgeschrieben: „Da durch Hofmeister’s ausgezeichnete Untersuchung die Ent- wicklungsgeschichte der Selaginellen zur Genüge bekannt, eine ge- nauere Kenntniss des Wesens der Lycopodien aber bis jetzt von den Botanikern vergebens erstrebt ist, so wünscht die k. Societät, dass nach sorgfältiger Beobachtung des Keimens. durch die Mit- Iheilung neuer Versuche und mikroskopischer Abbildungen die Be- deutung der Sporen von Lycopodium nachgewiesen und ausgeführt werde, mit welcher Familie der kryptogamischen Gefässpflanzen diese Gatlung wirklich verwandt ist.“ — Die Konkurrenzschriften müssen vor Ablauf des Septembers 1863 an die Gesellschalt porto- frei eingesandt werden. Der Preis beträgt 50 Dukaten. — Die Pariser Akademie hat nachfolgende Preise aus- geschrieben: Preis Bordin mit 3000 Fr.: „Es ist die Vertheilung der Latex-Gefässe in den verschiedenen Pflanzen-Organen zu stu- diren, besonders in ihren Beziehungen oder in ihrem Zusammen- hange mit den Iymphatischen Gefässen, oder Spiralgefässen und den Bastgefässen.“* (Bewerbung bis zum 31. December 1862.) Preis für die physikalischen Wissenschaften für 1862 mit 3000 Fr. „Studien über die hybriden Pflanzen in Hinsicht ihrer Fruchtbarkeit und des Beständigkeits-Charakters.* (Bew. bis zum 31. December 1862.) Der- selbe Preis für 1863. „Studien der Veränderungen, die während des Keimens in den Geweben des Embryo und des Perisporms stall- finden, so wie in den Stoffen, welche in diesen Geweben enthalten sind. (Bew. bis zum 1. April 1863.) Preis Alhumbert mit 2500 Fr. „Durch gelungene Versuche ein neues Licht auf die sogenannten spontanen Generationen zu werfen.“ (Bew. bis zum 1. Oktober 1862.) Preis Bordin mit 3000 Fr. „Durch anatomische Untersuchungen zu entscheiden, ob es in der Struktur der Pflanzen der grossen Familien eigenthümliche Charaktere gibt, welche mit denen von den Reproduclions-Organen abgeleiteten zusammengehen.* Mit einem begleitenden Programm. (Bew. bis zum 31. December 1862.) Preis Monthyon, jährlich mit 805 Fr. für ein Buch, welches zumeist für die Fortschritte der experimentalen Phisiologie geleistet. Preis Jecker jährlich für jene Autoren, welche die Fortschritte der orga- nischen Chemie gefördert. — Dem k. akadem. Garten in Göttingen droht, wie die „Bonplandia* meldet, eine eigenthümliche Gefahr. Das Curatorium ist nemlich auf das Projekt verfallen, den an die Weender Strasse stossenden .Theil des Gartens zur Grundfläche eines neu zu er- bauenden Auditoriengebäudes verwenden zu wollen, bloss um den Ankauf eines geeigneteren Platzes innerhalb der Stadt zu ersparen. Wird dieser Plan ausgeführt, so verliert der Garten dadurch viele seltene zum Theil schon grosse und werthvolle exotische Bäume, die auf jenem Platze stehen. — Der König von Baiern hal die Gründung eines neuen aka- demischen Institutes für Pflanzenphysiologie genehmigt. 164 welches die besondere Aufgabe haben soll, die Vorgänge der Ent- wicklung der Kullurgewächse , welche Gegenstände des Feldbaues sind, in besonderer Beziehung auf die Produkte, welche der Land- wirth damit zu erzielen strebt, einer experimentalen wissenschaft- lichen Untersuchung zu unterwerfen. Dieses Institut, dessen Leitung dem Professor Dr. Nägeli in München übertragen wurde, soll überhaupt dem Landwirthe Hilfe leisten und alle Fragen auf sich nehmen, welche dieser sich selbst nicht beantworten kann. In Verbindung mit diesem Institute beabsichtigt Nägeli eine dem In- teresse. desselben entsprechende Zeitschrift herauszugeben. — Graf Koloman Läzär beantragt in „M. S.* die Gründung von Acclimatisirungsgesellschaften in Ungarn und weist dabei auf die Erfolge im Auslande schon bestehender ähnlicher Gesellschaften hin. So gelang einer preussischen Gesellschaft die Acclimatisirung des Adlanthus glandulosa, eines Baumes, dessen Blätter zur Fütterung der Seidenraupengaltung Bombyxz Cynthia verwendet werden können und welcher auch auf wüsten sandigen Flächen leicht fortkommt und schnell wächst. Die Einführung dieses Baumes in Ungarn könnte die weiten Sandflächen des Landes nutz- bar machen und zugleich die heimische Seidenkultur bedeutend heben. Ebenso gelang die Acclimatisirung der Arachis hypogaea, einer Oelpflanze, welche für Ungarn um so wichtiger wäre, da die dort beinahe ausschliesslich gebaute Oelpflanze, der Reps, so vielen Zufälligkeiten ausgesetzt ist, dass der Landwirth nicht mit Sicher- heit auf eine lohnende Ernte zählen kann. Welch wichtige Folgen für den Nationalwohlstand aber aus der Acclimatisirung fremder Gewächse erwachsen können, werde am deutlichsten durch die im 17. Jahrhunderte erfolgte Verpflanzung des Tabaks und des Mais nach Ungarn bewiesen. — In der am 12. Februar 1862 zu London abgehaltenen Jahresversamnilung der Royal Agricultural Society wurde vom Präsidenten der neuschottländischen Akademie für Kunst und Wissenschaft die Entdeckung eines neuen Materials zur Erzeugung von Papier mitgetheilt, Dieses neue Material ist der Melilotus leu- cantha (Bokhara-Klee), welcher bisher nur in Gärten als Zierstaude vorkam, aber sehr gut wie andere Futterpflanzen gezogen werden und dann ähnlich wie Flachs baumwollenartig hergerichtet werden kann. Die vorgezeigten Fasern dieser Pflanze halten eine ausser- ordentliche Bindefähigkeit und Zähigkeit, so dass man, wie es scheint, diese Pflanze selbst zu Webearlikeln verwenden könnte. | Literarisches. — „Botanik für Damen. Enthaltend die. Anfangsgründe und Systemkunde nebst der systematischen Beschreibung der in der Hauswirthschaft gebräuchlichen Gewächse und der in Gärten 165 allgemein cultivirten Zierpflanzen.* Von Dr. Josef Karl Maly. Wien 1862. 8. Seit. 322. Druck und Verlag von C. Gerold’s Sohn. . — Eigenthümliche Anforderungen werden gewöhnlich an ein Buch gestellt, welches dazu bestimmt ist, irgend eine Wissenschaft den Frauen erschliessen zu sollen. In dem Bestreben, diesen Rechnung zu tragen, gestaltet sich nicht selten die Form des Gebotenen ein- seilig genug und der Ernst der Wissenschaft wird dabei nur zu oft zu einer schöngeistigen Tändelei herabgezerrt. Eine Lecture für Damen ist freilich damit geschaffen, aber ausser dieser sonst auch nichts; das Buch wird mit mehr oder weniger Interesse durchblättert und dann bei Seite gelegt, wenn sich die Anregung an breilgetretenen Phrasen abgestumpft hat. Der temporären Laune nach oberflächlichem Verständniss genügen solche Werke, nicht aber dem nachhaltigen Drange nach einem tieferen Eingehen in die Wesenheit einer Doctrine. Frei von ähnlichen Mängeln er- weist sich Maly’s „Botanik für Damen“. Dieses Werk enthält nicht mehr und nicht weniger, als eben dem begrenzten Bedürf- nisse wissbegieriger Frauen und ihrem Interesse entsprechen dürfte und diess in einer gewählten Sprache, die ohne der Leichtver- ständlichkeit Eintrag zu machen, durchaus wissenschaftlich gehalten ist. Das Buch zerfällt in zwei Theile, deren erster die allgemeine Botanik behandelt und zwar die Gestaltungslehre der Pflanzen, die Systematik und Nomenclatur, die Reizbarkeit und Bewegung der Pflanzen, endlich die Veränderungen der Pflanzen durch die Kultur. Der zweite Theil, die beschreibende Botanik umfassend, enthält in einer Anordnung nach dem Linne’schen Systeme die wichtigsten ökonomischen, technischen, medieinischen und in Gärten zur Zierde gezogenen Pflanzen. Die Beschreibungen derselben sind kurz aber ausreichend und durch Angaben über das Vaterland, die Blüthezeit, Eigenschaften, Anwendung u. a. der Pflanzen vervollständigt. Zwei alphabetische Inhaltsverzeichnisse für die einzelnen Theile schliessen das Buch ab, dessen Ausstattung seiner Bestimmung vollkommen entspricht, so wie der Preis desselben ein mässiger genannt wer- den kann. — Der zweite Band der „Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg“ 1861, enthält von Prof. Dr. A. Schnitz- lein unter dem Titel „Botanische Beobachtungen“ 1. Untersuchungen über die Natur der Stacheln bei der Section Grossularia in der Gattung Ribes. 2. Ueber die Schuppen in den Blumen bei den deutschen und einigen anderen Arten von Sedum. Weiters finden sich in demselben Bande von Dr. Lindermeyer Beobachtungen über das Wachsthum des Blüthenstengels der Agave americana im könig- lichen Hofgarten in Athen, — Der 3. Band 1861 des „Bulletin“ der Naturforscher-Gesell- schaft zu Moskau enthält von Dr. E. Regel eine Aufzählung der von Radde in Baikalien, Dahurien und am Amur, sowie der von Stubendorff auf seiner Reise durch Sibirien nach Kamtschatka 166 und der von Rieder, Kussmisscheff und Anderen in Kanıl- schatka gesammelten Pflanzen. — Von Professor Dr. Bertoloni erschien eine Fortsetzung seiner Miscellanea botanica, wir finden da die Beschreibung 6 neuer Arten aus Mozambique, nämlich Sceleroxylon edule, Bruschia macrocarpa, Thephrosia iethyneca, T. indigofera, Clematis viridi- flora, Mieranthes menthoides, dann folgt eine Beschreibung von Acrostichum myerophyllum von Forli, Scolopendrium breve von der Insel, Caprea, Pteris vulcanica aus Sicilien und dem Neapolitanischen, Ranunculus. bilibus aus den Alpen von Brescia (wobei bemerkt wird, dass in der Flora ilalica diese Pflanzen als R. erenatus er- scheint, nach v. Janka eingesendeten Exemplaren aus Ungarn je- doch erkannte Bertoloni den Unterschied). (Mem. d. Accad. Bologna VII. IX. 1858/59). Von Prof. Bertoloni finden wir ferners in den obbenannten Akademie-Schriften (IX. S. 175) das Verzeichniss der von Grafen Contarini im Jahre 1817 auf den Alpen von Feltre gesammelten Pflanzen. Dieses Verzeichniss wurde als Manuscript dem Prof. Bertoloni vom Verfasser selbst sammt den bezüglichen Pflanzen geschenkt und hier zum erstenmal ver- öffentlicht. Es sind 89 Arten aufgeführt und mit kritischen Be- merkungen von Bertoloni bereichert. ST. — „Flora des Grossherzogthums Baden“ von Joh. Chr. Döll. 3 Bände. Karlsruhe, 1855—1862. — Wie bekannt, nimmt Döll’s rheinische Flora unter den seit Koch’s Synopsis erschienenen Werken über die Flora Deutschlands einen der hervorragendsten Plätze ein und es herrscht in den botanischen Kreisen nur eine Stimme der Anerkennung über den Werth dieses Buches. Die hier zu besprechende Flora des Grossherzogihums Baden kann man als eine zweite Auflage der rheinischen Flora betrachten, aus welcher die Gebietsantheile der angrenzenden Staaten zum grössten Theile ausgeschieden wurden. Dass dieses neue Werk durch die Resultate der neueren Forschungen vervollständigt wurde, braucht nicht be- sonders hervorgehoben zu werden. Der erste Band der Flora Badens enthält die Gefäss-Kryptogamen, die Gymnospermen und die Monocotylen. Der zweite beginnt mit den Apetalen und umfasst nebst ihnen nach dem Systeme von De Candolle fortschreitend die Gamapetalen bis zum Schlusse der Compositen. Der dritte endlich enthält nebst dem Reste der Gamopetalen die ganzen Dialy- petalen. Was die Behandlungsweise des Stoffes anbelangt, so liegt der grösste Vorzug von Döll’s Flora wohl darin, dass er bei der Beschreibung der einzelnen Arten auch morfologische und biolo- gische Charaktere mit einbezog, ja dass er auf sie das grösste Ge- wicht legte. Indem Döll dieses Prineip consequent aul alle ein- heimischen Pflanzen anwendete, schuf er ein Werk, welches als ein Epoche machendes in der Geschichte von Deutschlands Flora anzusehen ist. Wer weiss, wie viel Zeit das Studium der Lebens- und Gestaltungsgeschichte oft bei einer einzigen Art in Anspruch nimmt, der wird beim Durchlesen von Döll’s Flora nicht genug 167 den Riesenfleiss anstaunen können, mit dem es gelang, die Masse des vorliegenden Materials zu bewältigen. Durch diese Berück- sichligung der Morphologie wird das vorliegende Werk zu einer wahren Fundgrube von schätzenswerthen Beobachtungen, zu einem unentbehrlicheu Rathgeber bei eigenen Untersuchungen. Am aus- führlichsten sind in dieser Richtung die ım ersten Bande enthaltenen Classen behandelt. Namentlich sind die Gefäss-Kryptogamen mit besonderer Vorliebe bearbeitet. Es ist unverkennbar, dass dem Verfasser die Beilräge Röper’s zur Flora von Mecklenburg zum Vorbilde bei der Behandlung dieser Classe dienten. Indem Döll die glänzenden Entdeckungen der neuesten Zeit bei diesen Pflanzen zu Gebote standen und von ihm nicht nur auf das Gewissenhafteste benützt, sondern auch vielfach durch eigene Untersuchungen er- weilert wurden, gebührt ihm das Verdienst, der Erste gewesen zu sein, welcher in dieser Classe dem jelzigen Standpunkte der Wissen- schaft vollkommen Rechnung trug. Leider musste sich Döll, um die gesteckten Grenzen einhalten zu können, bei den folgenden Classen, namentlich bei den Dialypetalen kürzer fassen. Doch wurde auch bei dieser Beschränkung von Döll das Möglichste an Ueber- sichtlichkeit und Vollständigkeit geleistet. Was die Bearbeitung der einzelnen Arten anbelangt, so ist es leicht erklärlich, dass Döll bei der Charakteristik derselben ganz vorzüglich auf solche Merk- male ein besonderes Gewicht legt, in denen sich ein tief in die Lebensweise der einzelnen Arten eingreifender Unterschied offen- bart, während er andere, weniger wichtige Kennzeichen mehr in den Hintergrund stellt. Dadurch gelingt es ihm in das zahllose Heer von verschiedenen Formen Klarheit zu bringen und die ein- zelnen Arten richtig und mit Schärfe zu umgrenzen. Für den Systematiker wird dadurch Döll’s Flora höchst lehrreich; denn in ihr zeigt es sich auf das Klarste, dass nur ein gründliches Stu- dium der Morphologie den leitenden Faden an die Hand gibt, durch welchen es möglich wird, bei der Charakteristik. der einzelnen Arten das Wesentliche vom Unwesentlichen zu scheiden und auf das Erstere den nöthigen Nachdruck zu legen. Mit nicht geringerem Fleisse wurde von Döll die Verbreitung der einzelnen Arten im Bezirk seiner Flora ermittelt; aus jeder Zeile der einzelnen Stand- ortangabe sieht man, dass der Autor sein Terrain genau kennt und es vielfach durchreiste. Wie schon aus diesen wenigen Andeu- tungen hervorgeht, muss man an Döll’s „Flora von Baden“ viel höhere Anforderungen stellen, als an die meisten ähnlichen Werke. Sie entspricht auch denselben auf das Vollkommenste, so dass sie sowohl für den Systematiker, als auch für den Morphologen ein unentbehrliches Handbuch bildet. Möge beiden Döll’s Flora auf das Wärmste anempfohlen sein, mögen beide sich recht oft in Döll’s Flora bei zweifelhaften Fällen Rath erholen. Sie werden dann nicht nur den richtigen Blick des Verfassers in der Begrenzung der einzelnen Arten schätzen lernen, sondern auch vor Allem mit Bewunderung erkennen, welche grosse Menge von morphologischen 168 Untersuchungen dem Verfasser bei jeder einzelnen Art zu Gebote stand. H. W. R. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Petter in Wien mit Pflanzen aus Niederösterreich. Von Herrn Dr. Lag.-er in Freiburg mit Pflanzen aus der Schweiz. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Breitenlohner in Chlumetz, Stadrath Patze in Königsberg, Winkler in Giermannsdorf, Sautermeister in Klosterwald, Kloeber in Brody, Senatspräsident Ritter v. Josch in Laibach, Dr. Böttcher in Meran und Dr. Rauscher in Wien, Mittheilungen. — „Ueber den Gebrauch der Erregungs- und Betäubungsmittel bei den Persernu‘“ entnehmen wir einem in der „Wiener Medizinalhalle“ von dem ehemaligen Leibarzte des Schah, Dr. Polak, gebrachten Aufsatze, dass eine kleine Opiumpille regelmässig Früh und Abenüs in Persien von den meisten Menschen aus diätetischen Zwecken genommen wird; auch edleu Pferden soll es mit Nutzen täglich gegeben werden, und Menschen wie Thiere, einmal an den Genuss dieser Substanz gewöhnt, können sie nur schwer vermissen. Den Menschen malınt ein Gefühl von Unruhe und Ermattung. dass die Opiumzeit gekommen sei; das Pferd wird unruhig, blickt scheu um sich und stampft mit den Füssen, bis ihm die gewohnte Pille gereicht wird. Der Perser von Stand führt ein kleines silbernes Döschen mit sich, das versi'berte Opiumpillen ent- hält, die er theils selbst nimmt, theils anderen anbietet. Selbst schwer Kranken wird die Öpiumpille gereicht, die übrigens mit verschiedenen Substanzen, wie mit Rhabarber, Mastix etc. versetzt wird. In der Regel wird Jahrzehnte lang nicht über die gewöhnliche Dosis hinausgegangen, es gibt jedoch auch In- dividuen, die allmälig bis 20—30 Gran im Tage geniessen, olıne mit erheblichen Nachtheilen dafür büssen zu müssen, wie diess bei den Opiumrauchern immer der Fall ist. Plötzliches Steigen in der (Juantität erzeugt jedoch immer Ver- eiftungserscheinungen. Vom 40. Lebensjahre an wird Opium leichter vertragen und gibt, mässig genossen, auch zu keinen Geisteskrankheiten Anlass, die über- haupt in Persien selten vorkommen. — Hofrath Auer, Direktor der österr. Staatsdruckerei ist mit Versuchen über die Gewinnung eines Spinn- und Webesto’fes aus den Blättern des Maises beschäftigt und hat die Absicht im Lauie dieses Sommers die verschiedeusten Arten dieser Pflanzen zu kultiviren, um zu erforschen, welche derselben den zum Spinnen geeignetsten Faserstoff enthalten. Inserat. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 18614 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische i r Ezemplare, botanische Zeitschrift die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. ı r blos bei der Redaktior Man pränumerirtaufselbe f\är a { k a Aar; (Wieden, N.331, Wien) Man pränumerirtaufselbe (Gärtner, Qekonomen, Forstmänner, Aerzte, ae an eh, (3 Thir. 10 Ngr.) : Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 6 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = . Buchhandlungen. XH. Jahrgang. WIEN, Juni 1862. INHALT: Neue Pfanzenarten. Von Dr. H. Wawra. — Auszug aus dem Tagebuch meiner Reise nach Tirol und Kärnthen. Von Vulpius. — Zur Bryotheca europaea. Von J. Juratzka. — Correspondenz, VonDr. Milde, Szontagh. — Personalnotizen. — Vereine , Gesellschaften, Anstalten. = Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Correspondenz der Redaction. — nserate. Neue Pflanzenarten gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregattenarzt. Die von Sr. k. Hoheit auf Sr. M. Dampfer „Elisabeth“ in den Mo- naten November, December 1859, Jänner, Februar, März 1860 unternommene Expedition berührle ausser einigen Städten an der Küste des wesimittelländischen Meeres die sämmtlichen canarischen Inseln, St. Vincent von den Capverden, und an der brasilianischen Küste die wichtigeren der zwischen dem 8—22° S. B. gelegenen Punkte. Obgleich die Reise nur 4 Monate dauerte, so ermöglichte uns doch die Munificenz Sr. k. Hoheit, eine ungemein reiche Aus- beute heimzubringen; dieselbe besteht aus einem Herbar, und aus lebenden Pflanzen, welche in den k. k. Gärten zu Schönbrunn theils aus Samen, theils aus Wurzelsprossen gezogen wurden. Die wichiigeren Resultate, welche ‚sich bei deren im k. k. bot. Museum angestellten Untersuchung ergeben haben, erlaube ich mir in diesen Blättern zu veröffentlichen, wobei ich nicht unter- Oesterr. Botan. Zeitschrift 6. Heft. 186°, 12 170 lassen kann, dem: Vorstand des kaiserlichen Herbars Herrn Professor Fenzl, für die freundliche Ueberlassung der zu meinen Arbeiten nothwendigen Behelfe den innigsten Dank auszusprechen. 2. Panicum gladiatum. Caules 4—5 pedales, proserpentes, altius flaccide erecti, tota longitudine ramosi, superne tenue filiformes, glaberrimi, ramis inter- nodüs suis utplurimum brevioribus vel aequilongis. Folia e basi subinaequali cordato-ovala lanceolata, producte acuminata, 2—3 poll. longa ac 6-5 lin. lata, reclinata, multinervia, nudiusc:la vel sparsim molliter pilosa, vaginis margine dense ciliato-barbatis, caeterum excepta subinde bası glabris, ligula minuta erosa. Panicula lucide ramosissima,d -3 pollicaris, ramis primarüs 3—A pollicaribus. laeviuseulis, 3—4 lin. supra basim ramulosis. Spiculae in quovis ramulo 2—4, pedicellis tenuissimis 3— 11/5 lin. longis fultae vix 1 lin. longae., ovato-lanceol«tae, aculae, glabrae, biflorae; glumis fl. herma- phroditum exsuperantibus, aeqnilongts, acutissimis, inferiore 3— su- periore S-nervi. Fl. neutri pulea inferior glumas sıbaequans, superior ad nervos scabra. Fl. hermaphroditus neutro '/; brevior, ovatus, obtusus, glaberrimus. Brasilia; culta in e. r. hort: Schönbr. Caules 4—5 pedales, prostrati, inferne longtore lraclu gemi- eulato - flexuosi, proserpentes, a’; hinec recti, flaceidi, tota longitu- dine ramosi, inferne lıneam crassi, superne lenue flliformes, ad nodos inferiores incrassalos glabros vaginarum basti nigro-fusca annulatos radicanies, tenuissime striati, glaberrimi, internodiis infimis 15-—1" medüs plus quam 3', supremis 1V—?2'' longis. Rami fili- formes, elongati, superiores internodiis swis ut plurimum breviores vel aequilongi. Folia e basi subinaequali cordato-ovuta lanceolata, producte acuminala, majora 2—3' longa ac 6-8 lata, exceptis summis omnia patentissime reclinata, basi longe ciliata, passim ulringue nuda, passim plus minusve dense sparsimve molliter pilosa, marginibus scaberrima, confertissime multinervia, cilüs basi in- crassalis. Vaginae foliorum inferiorum internodiüs sus Y%a—\/r longiores, superiores is !/,; breviores, striatae, glabrae vel nonnisi basi pilosulae, margine dense ciliato - barbalae, virides vel (prue- sertim inferiores) purpurascentes; ligula minima, membranacea, erosula. Panicula basi vagina sua inclusa ac serofine solum plus ninusve exserla, ramosissima, lucida, pyramidata, 5—3 pollicaris, ramis capillaribus, flexuosis, strieliusculis, sub angulo 40— 450 patentibus, rhachi subungulata, filiformi, ramis primarüs 3—1 polli- caribus, teretiusculis, pilis horizontalibus raris adspersis, caeterum laeriusculis, 3—4 lin. supra basim ramulosis. Spiculae in quovis ramulo 2—4, pedicellatae, pedicellis tenuissimis 3—1!/, lin. utplu- rimum longis fultae, vix lineam longae, ovato-lanceolatae, hinc gibbae, acutae, glabrae, biflorae, glumis flosculum hermaphroditum su- perantibus, longitudine aequalibus, glabris, inferiore plana tenerrima, aculissima, trinervi. superiore concava. membranacea. acuta viridi 171 3—5 nervi. Flos inferior neuter, bivalvis, palea inferiore glumarum fere longitudine. concava, acuta, obsolete quinquenervi, superiore plana, binerri medio hyalina, ad nervos, praesertim versus apicem hispida. Flos hermaphroditus neutro '!/; brevior, ovatus, obtusus, glaberrimus, paleis chartaceis, lodiculis carnosis. Aniherae sul- fureae. Ovarium oratum, basi apiceque angustatum, siylis 2 tener- rimis germine quadruplo longioribus, stigmatibus adspergilliformibus albis. Cariopsis...- Unsere Species gehört zu Steudi’s Sect. XI. (Miliaria) Abthl. 6. £. und hat hier ihren nächsien Verwandien in P. itigosum Steudl. Sie unterscheidet sich aber namentlich durch die die Blüthen über- ragenden Bälge, die langen Hälme, behaarten Blätter, durch die viel kürzere Rispe, und am Grunde nicht zusammengeselzten Aeste. Uebrigens kommt sie auch Arten aus anderen Gruppen sehr nahe, namentlich Arten aus der Section XI, und zwar dem P. amarum Ell. (radiis "racemiformibus, simplieibus, glum. inf. sup. minore, trinervi.}; P. digitarioides Carp. (glum. inf. sup. a—!z aequante); P. latissimum Mik. (gluma inf. sup. 13 breviore, vag. glab.); P. pseudooryzoides Steudl (fol. glabr., glum. flose. 1/, brevioribus); P. ovuliferum Trin. (vag. hirs., gluma inf. flosc. 1 brev.); — ferner aus der Sect. XIII. dem P. nervosum Lam. (culmo erecto, 1 ped., spieis subrotundoelliptieis); P.hydrophilum Schult. (culmo compresso. subpubescente). Der Tracht. nach sieht es dem P. an- gustifolium am ähnlichsten. II. Panic vracemiferum. Caespitosum, 2—3 pedale, glaberrimum. Folia e basi angustata lanceoluto-linearia, apice attenuata, 8—6 pollicaria ac 6 —4 lin. lata, inaequaliter multinervia, glabra vel scabriuscula, vaginis ad- strictis, ligula piloso-barbata. Panicula 6—3 pollicaris, racemi- formis,, strictiuscula v. nutans, racemulis pollicaribus, erectis, pollicem remotis, rhachillis in setulam excurrentibus. Spiculae in racemulis 7—?, adpresse distichae 1 lin. longae, ovato-lanceolatae, acutae, biflorae glabrae ; glumarum inferior spicula duplo brevior, ovata, obtusissima, 5 nervis, superior flosculis subbrerior, 5—7 nervis. Fl. neutrius palea inferior fl. hermaphroditim aequans; ovato-lanceolata, acuta, 5 nervis, inferior duplo minor bidentata, enervis. Fl. hermaphroditi paleae ovuto-lanceolatae, acutae, in- feriore obsolete 5 nervi, superiore plana. Brasilia; Culta in ec. r. hort. Schönbr. Caules e caespite plures, ?—» pedales, suleati, glaberrimi, laete nitentes, basi geniculati, internodüs infimis L—?", superioribus usque ad 8" longis, nodis gibbis, glabris. Foliorum vag'nae inter- nodüs longiores, glaberrima, margine praeseriim basim versus hyalinae, culmo adstrictae; ligula barbata, pilis brevissimis, con- fertissimis albis conflata; lamina 8—6 pollicaris, 6—4'! lata, e basi angustata lanceolato-linearis, apice attenuata, saturate viridis, glabra, scabriuscula, multistriata. nervis decem fortioribus. Pani- ı or 172 cula 6—3 pollicaris, subsimplex,, racemiformis, strietiuscula,, vel nutans, rhachi angulata, scabriuscula; racemulis erectis, pollicem ab invicem remotis, pollicem longis; rhachillis capillaribus, inter spiculas flexuosis, in setulam 1—3'' longam excurrentibus. Spiculae in singulo racemnlo plerumque 7, nonnungnam (in caulibus depau- peratis) 2—3, solitariae vel rarius binae (altera pedicello lineam longo suffulta, altera fere sessili), adpresse distichae, ovato-lan- ceolatae, acutae, linea longiores, biflorae; gluma in/erior spieula plus duplo brevior, ovata, obtusissima, concava, hyalına, 5 nervis; superior flosculis subbrevior, 5—7 nervis, glabrae. Flos inferior neuter, paleaceus, palea inferiore longitudine floris hermaphr oditi, ‘ovato lanceolatı, acuta,d nervi, supertore dimidio minore, tennerrima, hyalina, bidentata enervi; flos superior hermaphroditus, paleis pallide viridibus, chartaceis, glaberıimis, inferiore concava, ovato- lanceolata, acuta, obsoleted nervi, superiore plana, obsolete binervi. Lodiculae tennerimae, reticulatae. Antherae ochraceae. Germen late ovatum. Styli crassius:uli, germine 4plo longiores, stigmatibus adspergilliformibus. purpurascentibus. Cariopsis.... Kommt dem P. alabamense Trin. am nächsten, unterscheidet sich durch: nodis omnibus nudis, gluma sup. valv. neutra breviore, fl. herm. acuto. Auch dem P. marginatum R. Br. dürfte unsere Art sehr nahe stehen, erstere unterscheidet sich aber ven mehreren Species schon durch das Vaterland (Neuholland), durch die be- flammten Knoten, und durch die in eine Spitze ausgezogene unlere Gluma. FIT. Aphelandra oostachya. Subherbaceu, 1—? pedalis, glaberrima. Folia adjecto petiolo 3—4 lineari 4 poll. longa ac I—1'/% poll. lata, elliptica, acuminata, basi attenuata, integerrima, supra secundum nervos albido-picta, nervis secundarüs utrinque octo. Spica terminalis pedunculo bi- pollicari fulta, —1'"% poll. longa, ovata, densissima, floribus obscure quadrifariam imbricatis. Bracte«e infimae ovatae, acuminatae, superiores I—A0 lin. longae, ac 6—7 lin. latae, apice rolundato, mucronulato plicatulae, integerrimae, vir recurvae. Bracteolae 4 lin. longae, subulatae, hyalinae. Calyeis laciniae subulatae bracteolis breviores, subaequules. Corolla sulphurea 14 lin. longa extus glabra, intus in lacinüs pubescens, labüs subaeguilongıs inferioris tubo duplo brevioris lacinia intermedia acuta, lateralibus subdimidio ungustioribus parum longiore. Staminum filamenta tubum aequantia, ima basi pubescenlia. Antherae apice barbatae, coneclino pubescentes. Stylus antheras superans glaber, nonnisi apice villosulus. In sylvis umbrosis circa Petropolim. | Subherbacea, 1—? pedalis, subsimplex, glaberrima. Caulis teres, in sicco fuscescens, internodiüs 21% —1' longis. Folia petiolata, adjecto petiolo 3—4''" longo, crassiusculo 4' longa et 1—1'/,' lata, elliptiea, acuminata, apice obtusiuscula, basi in petiolum altenuata, integerrima, membranacea , laete viridia, supra secundum nervos 173 albido-pieta, nervo mediano infra latiusculo, nervis secundarüs ulrinque 8 tenuioribus ac lenuissimis, parallelis urcuatis, alternis suboppositisque, retro marginem arcualim anastomosantibus. Spica terminalis pedunculata pedunculo bipollicari, caulis erassitie et colore, — 1'/,'' longa, ovata, densissima, floribus obscure quadri- fariam imbricatis. Bracteae infimae erectae, ovatae, acuminatae, nervo mediano valido in mucronem viridem aculum excurrente, superiores late ovatae, integerrimae, novem nervige, vix recurvae, apice rotundato, mucronulato plicatulae, basi involuta flores soli- tarios sessiles amplectentes, 9—10'' longae ac 6—-7'" latae, sul- fureae; bracteolae subulatae tenerrimae, hyalinae, 4'' longae ac 1/,' latae, sub lente glanduloso-punctatae. Calyeis quinquepartiti laciniae bracteolis breviores ac sublatiores, ejusdem compagis ac formae, inter se subaequales. Corolla ringens, 14'' longa, extus glabra, intus in lacinis pubescens, sulphurea tubo infra labium inferius subinflato, labiüs subaequilongis, superiore porrecto, tubo triplo breviore, bidentato, dentibus 1\/g''' longis, ovatis subaculis; inferiore deflexo, alte trifido, laciniarım intermedia ovata acuta, tubo plus duplo breviore, lateralibus ea brevioribus ac subdimidio angustivribus. Stamina A aequalia, filamentis corollae tubum aequan- tibus, ima basi, insertis ibique pubescentibus, caeterum glabris. An- therae uniloculares, medio fere dorso insertue, connectivo pubescentes, apice barbatae, basi obtusiuscula nudae. Stylus filiformis, antheras subsuperans, glaber, nonnisi apice villosulas, stigmate vix incrassato, infundibularibilobo, brevi. Germen ?'' longum, eylindricum, glabrum, biloculare, loculis biovulutis, — Fructus desideratur. Unsere Art reiht sich zunächst an A. squarrosa Nees. an. Letztere unterscheidet sich, abgesehen von den viel grösseren und anders geformten Blättern schen durch ihre Blüten, an denen der Mittellappen der Unterlippe abgerundet, und die Bracteen keilförmig, stark nach aussen gebogen und bedeutend grösser sind. Ein Haupi- unterschied aber liegt noch in den Bracteolen und Kelchzipfeln *). Während die Bracteolen bei unserer Art länger und fast schmäler sind, als die Kelchabschnilte, fanden wir sie bei der A. squarrosa entschieden kürzer und etwas breiter; ferner sind die Kelchzipfel unserer Art, ziemlich gleich, bei dieser ist der hintere Kelchabschnitt doppelt so breit als die vorderen, und während die Kelchlänge im Verhältniss zur Krone bei unserer !/, beträgt, erreicht sie bei A. squarrosa nicht den sechsten Theil der Krone. Auch sind die Deckblälter ganz anders geformt. *) Nees v. E. führt an (Endl. et Mart. fl. bras. fasc. Il. 89), dass er letztere in Folge zu starker Quetschung der reichen Blüthenähren an den Exemplaren der A. squarrosa nicht sehen konnte. Ich hatte Gelegen- heit, dieselben Exemplare zu untersuchen (Sierra de macacu Pohl 6034'); es gelang mir nach vorsichtigem Aufweichen der Aehre ihrer ansichtig zu werden, und ich bin somit im Stande, die Nees’sche Beschreibung von A. squarrosa zu ergänzen; ich lasse hier die genaue S.hilderung der Bracteolen und Kelchabschnitte folgen: Bracteolae minimae, hyalinae, IV. Aphelandra ciava. Frutex orgyalis, ramis compressiusculis, glabris. Folia mem- branacea, 12—16 poll. longa ac — 4 poll. lata, elliptico-lanceo- lata, basi in petiolum pollicarem attenuata, apice longe angusteque acuminata, inlegra, supra sparsim subtus densius puberula, pube in nervis marginibxsque longiore, nervis secundarüs wulrinsecus 16—18. Spica terminalis sessilis, simplexz, speciosa, ovalis, 3 poll. longa ac medio 1'/ poll. lata; floribus tetrastichis. Bracteae obo- vato-oblongae, acutae, argute mucronulatae, basin versus cuneato- angustatae, strictiusculae, integerrimae 20 lin. circiter longae ac superiore triente 8 lin. fere latae. Bracteolae semipollicares subu- latae, dorso carinatae, rigidissimae , tenuiler pubescentes, apice eiliatae. Calyeis laciniae coloratae, riyidae, pulverulento-pubes- centes, inaeg:iales, postica pollicari 2 lin. lata reliquis breviore ac dimidio latiore. Corolla bipollicaris, aurea, intus extusque rufo- tomentosula, tubo calycem aequante, labio inferiore superiore longiore, alte trifido, lacinüs subaequilongis, acutatis; fuuce pilis brevissimis barbatula. Antherae dorso rufo-tomentosulae, apice imberbes. Stylus flliformis, superne pubescens, apice incrassatus; sligma elavatum. In sylvois primaevis circa Ilheos. Frutex orygalis, ramis compressiusculis , glabris in sicco fuscescentibus foliorum delapsorum eicatricibus orbicularibus fla- vidis notatis, internodiis cireiter pollicem longis. Folia mem- branacea, ten iu, 12—16" longa ac —4'" lata, elliptico-lan- ceolata, basi in petiolum pollicarem, marginatum, pilosiusculum attenuala, apice longe acıminalta, acula, integra, supra (in sicco) nigricantlia et brevissime sparsissimeque hirtula, subtus pullida et, sublilissime puberula, pübe in nervis marginibusgue longiore, nervis secundarüs utrinsec:s 16-18, alternantibus aut suboppositis. Spiea lerminalis, sessilis. simplex , speciosa, oralis, 3' lonya ac medio 1—1Y2" crassa, late bracteata, rhachi tereti, pennae anserinae crassitie, floribus telrastichis, 2’ ab invicem remotis. Bracteae obovato - oblongae, acultae, argule mucronulatae, basin versus cuneato-angustatae , strietiusculae, rectae, patulae, integerrimae, tenuiter pubescentes, rubicundae, novem nerviae, inferiores 20 lin. eirciter longae ac superiore triente 8" fere latae. Bracteolue semipollicares subılatae, basi linea latiores, putentes, rigidissimae, dorso carinatae, aculissimae,, striatulae, apice eiliatae. Calyeis corollae adstrieti laciniae coloratae, rigidae, pulverulento - pubes- centes, inaeg:eles, poslica lineari, latiore 12!" longa ac 2! lata, apice subcarinata, acula, quatuor reliquis subulatis. acutissimis, 14" longis ac '/%'"' latis. Corolla bipollicaris, ringens, qaurea. inlus et exlus praecipue in alabastro rufo-tomentosula, tubo an- striatulae, acutae, laciniis calyeis anyustis latiores ast breviores. Calyeis laciniae 2"/,'" longae, inaequales, duabus lateralibus (bracteolis oppo- sitis) angustissimis, subulatis, duabus antieis sublatioribus, quinta postica. latissima, his duplo latiore ac reliquis paullulum breviore. Corolla sesquipollicaris .... ete. . 175 gusio, 2— 2\/2" lato, basi fauceque subampliato, medto angustato, recto tereli, calycem aequante; labio superiore porrecto 8" longo ac 4 lato, concavo, bidentato, dentibus vie lineam longis, obtu- siusculis, labio inferiore sublongiore, flaccide deflexo, usque ad basim trifido, lacinüs subaequalibus, 10" longis ac 1'/%'' latis, acutalis; fauce pilis brevissimis albidisque barbatula. Stamina 4, aequilonga, corollae longitudine, juxta ima ejus basi inserta, an- iheris unilorularibus, basi mucronutis, dorso rufo-tomentosulıs, apice imberbiis; filamentis basi dilatala compressis, ibique piosis, caeterum glabris. Stylus filliformis, superne pubescens, apice in- crassatus;, stigma clavatum , infundibulare. Ovarium cylindricum, glabrum, biloculare,, loculis dispermis, disco hypogyno crasso an- nulari. — Fructus desideratur. Von den zur Gruppe der A. squarrosa Nees. gehörigen Arten, zu welchen sie zählt, unterscheidet sich unsere durch die in eine lange und schmale Spitze ausgezogenen Blätter, durch die haarige Bekleidung der Bracteen, des Kelches und der Blumenkrone, durch die gewimperten Bracteolen, durch die an der Spitze nicht bärligen Staubbeutel, und vorzüglich durch den stark entwickelten starren Kelch. Wien, den 13. Mai 1862. ———uesse ss — Auszug aus dem Tagebuch meiner Reise nach Tirol und Kärnthen im Sommer 1850. Yon Vulpius. VeTE Bekanntlich sind die Tiroler noch nie wegen übertriebener Höflichkeit verklagt worden und doch kann man in Lienz im Puster- thal die Rede oft genug hören; „er is eben ein grober Karnter“. Die Tyroler räumen also in diesem Punkt den Karntern den Vorzug ein. Die deuischredenden Kärntner aber sagen: „warten’s nur bis zu den Windischen kommen.“ Die Windischen verstehen also das Ding wieder besser wie die Deutschen. Seit heute Früh (8. Juli) wandle ich nun im windischen Theil des Landes. In Seebach frage ich in einem Wirthshaus, ob ich da über Nacht bleiben könne. Der Wirth antwortele, es sei nur 1 Fremdenzimmer im Hause und das sei schon von Fuhrleuten besetzt. Ich gehe ins gegenüber liegende Wirthshaus, aber auch da eröffnet mir gleich die Wirthin, Bett be- komme ich keines, wenn ich wolle, könne ich aufs Heu. Ich liess mir nun etwas zu Nachtessen machen und fragte dann die Wirthin, ob sie % 176 denn keine Betten hätten? Antwort: Ja, wir haben Betten, aber nicht für’n Jeden ! Ich hatte von Watschig her schon eine gute Schule in kärntner’schen Sitten durchgemacht, auch schon manchmal in meinem Leben ganz gut auf dem Heustock geschlafen, daher liess ich es dabei bewenden. Nach dem Essen kam ein Knecht und wies mir mein Lager auf dem Heu an, wo ich wenigstens keine Läuse bekam, was im Bett wohl könnte der Fall gewesen sein. Am Morgen des 9. Juli schüttelte ich früh die Federn von mir, aber nicht sehr fröhlich in die Zukunft schauend, da ich nun immer tiefer eindringen sollte in dieses gastfreundliche Land. Bei Velden am Wörther See hatte ich erwartet, den Senecio Doria zu finden, aber umsonst. Nachmittags 2 Uhr kam ich in Klagenfurt an und nahm im Gasthof zum Sandwirth, einem der besten in der Stadt, mein Quartier. Auf der Post fand ich einen Brief für mich von Rehsteiner. Herrn Kokeil, den ich in seinem Logis in der Fitteringer Vorstadt auf- zusuchen ging, konnte ich jenen Abend nimmer sprechen; wurde aber von seiner Haushälterin auf den andern Morgen um 7 Uhr ein- geladen, da ihn um 8 Uhr schon wieder sein Amt auf’s Bureau rief. Ich verfehlte daher nicht zur bestimmten Zeit zu erscheinen und wurde auf’s Freundlichste empfangen. Weil uns aber die Zeit knapp zugemessen war, so war der Senecio Doria einer der ersten Gegen- stände über den ich mich befragte. Hr. Kokeil machte mir Hoffnung, dass ich ihn auf nassen, quellichten Stellen bei Gurnitz, 2 Stunden von Klagenfurt noch in Blüthe finden würde. Und so verhielt es sich auch. Ich fand da den Gewünschten in Menge, theils blühend, theils im Pappus. Aus einer Schlucht, an der der Weg vorbei führt, nahın ich Hieracium piloselloides und Silene alpestris, welche da beson- ders schön stand. Auf dem Heimweg ging ich einmal nur ‚einige Augenblicke auf der inneren Seile der Hecken, die die Strasse von den Wiesen trennen, die übrigens schon gemähet waren, um zu sehen ob nichts im Gebüsch stecke. Ich sah nichts und ging gleich wieder auf die Strasse heraus. In diesem Augenblick kommt ein Bauer mit seinem Ochsenwagen vorbeigefahren, und ruft mir zu: „Sehen’s nicht do d’Strassen, was laufen’s dort drinn in den Wiesen ?* — Ich glaubte ihn nicht recht verstanden zu haben und fragte ihn, was er gesagt habe? — „Ob’s do d’Strassen nit schen, oder ob ich sie Ihnen zeigen muss?* — und damit schickte er sich an vom Wagen herab zu springen und mir mit der Peitsche den Weg zu zeigen, wenn ich mich nicht schnell aus ihrer Tragweite entfernt hätte. Das war wieder einmal ein Kärniner Bauer. Am folgenden Morgen brachte ich Herrn Kokeil meine eingelegten Pflanzen, die er so gülig war, zum Trocknen zu übernehmen. Zuerst war nun die Sprache vom Ovir. Weil er aber in einer sehr abgelegenen Gegend liegt, Alles dort windisch ist und Niemand, als vielleicht der Geistliche, deutsch versteht, es wohl gerathen sein möchte, selbst Brot schon von Klagenfurt aus mitzunehmen, so wurde dieser Plan wieder fallen gelassen und es für mich am Besten gehalten, „beim deutschen Peter“ auf dem Loibl mein Quartier zu nehmen und 177 von dort aus zu exkursiren. Also unverweilt zur Ausführung ge- schritten. Beim Gehen aus der Stadt nahm ich noch einen Brief von Leybold auf der Post in Empfang. 3 Stunden von Klagen- furt überschreitet die Strasse, die nach Laibach führt, die Drau. Von der Höhe, ehe man zum Fluss hinab geht, hat man eine hübsche Uebersicht über das dörferreiche Thal und die gegenüber stehende arg zerklüftete Kalkalpenkette, die Kärnthen von Krain trennt, es sind diess die Karawanken. Jenseits der Drau ist Kirschentheuer das erste Dorf; dann kommt Unterbergen, wo das eigentliche Steigen der Strasse beginnt. Von Unterbergen bis zum „deutschen Peter* sind es 2 Stunden. Auf dieser Strecke, rechts von der Strasse an den Felsen im Wald hinauf, fand ich Laserpitium peuce- danoides, Cirsium Erisithales, Salvia verticillata, Cyclamen euro- paeum und Silene Saxifraga. Leid war mir’s Paederota Ageria schon verblüht anzutreffen, doch blieb mir die Hoffnung sie höher oben doch noch in Blülhe zu bekommen. In den noch nicht gemäheten Wiesen, schon nahe beim „deutschen Peter“, stand Linum viscosum in schönster Blüthe. Beim Peter angelangt wurden alsbald die nöthigen Zurüstungen getroffen. Dieses Haus ist für einen reisenden Botaniker ganz günstig gelegen und bietet ihm manche Bequemlich- keiten. Es hat eine starke Einkehr, besonders von Güterfuhrleuten, die täglich den Loibl passiren; daher wird im Haus selbst geschlachtet und fast täglich gebacken, wodurch der grosse, viereckige steinerne Ofen im Zimmer einem zur Beschleunigung seiner Arbeit sehr zu Statten kommt, nur darfman es an der nöthigen Abwartung nicht fehlen lassen, sonst wird es den Pflanzen leicht zu warm. Dabei hat man eine gute und billige Kost, gutes Logis, recht brave Wirthsleute, und was für einen Deutschen noch von besonderem Werth ist, Wirthsleute die deutsch reden; daher der Name des Hauses. — Abends durchsuchte ich noch die umliegenden Bergwiesen. Für Astrantia Epipactis aber kam ich zu spät, sie blüht schon im Mai. Hypochoeris maculata stand hier 2—3' hoch. Vom Peter weg bis auf die Uebergangshöhe, die nicht mehr als 4100° Fuss beträgt, hat man zwei Stunden lang zu steigen, theils durch Wiesen, theils durch Wald. Am 12. Juli machte ich meine erste Exkursion ins Bodenthal. Dieses Thal öffnet sich 1% Stunde bevor man zum Peter kommt auf der westlichen Seite der Strasse und enthält bei einer Länge von ca. 3 Stunden viele einzelne Bauernhöfe. Den Hinter- grund schliesst die hohe wildzerklüftete Vertazha, von der ungeheure Geröllhalden sich nach dem Thal herunterstrecken, wo sie in einem Walde von Pinus Mughus verlaufen. Im Wald durch’s Thal hinein steht in Menge Helleborus niger; in den Wiesen Carduus arctioides, Cirsium carniolicum und pannonicum. Wo die Schutthalden ins Krummholz verlaufen, blühte Homogyne sylvestris, Astrantia car- niolica; höher hinauf Pedicularis rostrata und incarnata, welch’ leiziere ganz auffallend sich nie über den Schalten des Krumm- holzes hinaus wagte, auch ein von der schweizerischen incarnata etwas Verschiedenes in seiner Tracht hat. Im Gerölle selbst kamen 178 dann Alsine austriaca, Cerastium latifolium, Achiliea Clavenae, Papaver auranliacum, Sazxifraga crustata, Dianthus alpestris, Paederota Ageria in schönster Blüthe, Sparsam aber nur zeigte sich die rare Saxifraga Hokenwarti. Das Emporarbeiten durch diese Schutthalden kostet übrigens keine geringe Mühe. Als ich bald die obersten Wände erreicht halle, stiess ich auf Crepis Jaequini, die aber noch nicht blühte. Am höchsten stieg mein Glück, als ich in den zerklüfteten Wänden selbst den längst ersehnten Ranunculus Traunfellneri und in zahlloser Menge die Valeriana elongata vor mir erblickte. Ausserdem zierten noch Paederota Ageria, Potentilla Clusiana, Primula spectabilis und Juncus Hostii die Wände und Felsen- köpfe, so auch Rhododendron Chamaecistus. Froh und glücklich kam ich zurück und Peters Frau brachte mir nun eine Portion ge- füllter Nudeln mit Specksalat, damit auch der Magen erfreut werde. Während mir diess sammt einem guten Most trefflich schmeckte, führte mein böser Genius einen von den neuen Gensdarmen den Loibl herab und zum deutschen Peter hinein. Mit dem Bauer, in dessen Wägelchen er gefahren kam, setzte er sich an den andern Tisch und trinkt eine Flasche mit ihm. In der Zwischenzeit geht er einmal zur Thür hinaus, kommt herein und setzt sich wieder. Nun kommt Peter und sagt zu mir, auf den Gensdarmen blickend, dieser Herr hat mich gefragt, wer Sie seien ? — Wer ichsei? sagte ich lächelnd und schaute ihn an. Aber meine innere frohe Stimmung verkehrte sich jetzt plötzlich in ein banges unheimliches Gefühk Ich hatte nämlich alle meine Effekten, auch meinen Pass, weil er mir auf der ganzen Reise bis dahin nie abgefordert worden, ich ihn daher für ganz überflüssig gehalten, der auch seit dem 30. Mai in Landek in Tirol kein Visa mehr hatte, im Sandwirth in Klagen- furt zurückgelassen und nur das Unentbehrlichste mit auf den Loibl genommen. — Der Gensdarme bleibt dagegen ganz ruhig an seinem Tisch sitzen und ich that das Gleiche, um den Schein zu vermeiden, als wolle ich mich entfernen. Als er aber ausgetrunken halte, trat er schnell vor mich hin, frägt mich wer ich sei? woher — wohin — ob ich einen Pass habe? u. s. w. Alle meine Antworten und Erklärungen sind umsonst. Wenn ich keinen Pass habe, so soll ich jetzt dem Wirth meine Rechnung bezahlen; ich müsse mit ihm kommen, da helfe Alles andere mir nichts, denn ich scheine ihm sehr verdächtig. Gegen das verdächtige Aussehen konnte ich freilich nicht viel einwenden, denn durch mein nun schon zwei- monatlliches Reisen und Umhersteigen auf den Alpen hatte sich mein Aeusseres, besonders seit der Affaire bei Watschig nicht besonders zu meinem Vortheil geändert. Ich folge also einem höheren Willen und in mein Schicksal mich ergebend, frage ich den Peter nach meiner Rech- nung. Der alte ehrliche Peter aber hatte schon mehr Vertrauen zu mir gewonnen, er sagte: ich solle jetzt nur mit dem Gensdarmen gehen, er wisse, dass ich wieder komme. Ich versprach ihm auch, sein Vertrauen solle nicht getäuscht werden; morgen Abend komme ich wieder nur solle er jetzt gleich meine Büchse mit den Pflanzen in den Keller 179 legen. Und nun ging's zum Haus hinaus und draussen auf’s Wägel- chen. So gut war mir’s auf der ganzen Reise noch nie gegangen, das war das erstemal, dass es zu Wagen ging. Nur die Reise- gesellschaft, die konnte mir nicht behagen. — Im Landesgerichtsort Förlachen, wo er siationirt war, angelangt, trafen wir das Bureau des Landrichters geschlossen, weil es schon 8 Uhr war. Der Gens- darmerie-Korporal, nachdem er zuvor noch ein Protokoil mit mir aufgenommen, lässt mich also für die Nacht ins Gefängniss abführen. — Der Gensdarme sagt zum Thurmhüter: hier bring ich wieder Zu- wachs, damit Sie keine lange Zeit bekommen. Der Thurmhüter sagt ganz freundlich: so, wo haben sie ihn bekommen? — Ant- wort: beim „deutschen Peter* auf’m Loibl. — Thurmhüter: wo ist er her? Gensdarme: er sagt aus Baden. Nun musste ich den Rock ausziehen, alle Taschen an mir wurden visilirt und ausgeleert. Dann, nachdem ich noch gefragt worden, ob ich rein sei? öffnete sich die Thür und das Loch nalım mich auf. Der Wasserkrug und ein Siück Brod dazu wurde her- eingestellt, darauf rasselten wieder die Schlösser und Riegel. Meine Möbels bestanden in einer Britsche mit Strohsack und in der Ecke ein Nachtstuhl. Wie doch das Schicksal mit dem Menschen spielt — heute Früh noch auf der Vertazha so fröhlich, so glücklich und selig und nun am Abend in Förlacher Gefängniss hinter Schloss und Riegel. Drum heisst es auch Saab BEE du sollst den- Tag nicht loben, bevor es Abend ist. Gesellschaft hatte ich keine — bekam Golt- lob auch keine die Nacht durch. Morgens 8 Uhr öffnete sich wieder die Thür. Der Thurmhüter führte mich nun ins Bezirksgericht. Nachdem der Bezirksrichter, ein hübscher Mann, das vom Gensdarmerie- Korporal mit mir aufgenommene Protokoll durchlesen, fing das Verhör von Neuem an, worauf er mir erklärte, es sei seine Pflicht mich nach Klagenfurt transportiren zu lassen. Die Wahrheit der Sache, wie ich sie ihm vortrug, in Ver- bindung mit den beiden Briefen von Rehsteiner und Le y vb old, die ich bei mir hatte, stimmten ihn aber insoweit zur Milde, dass er mir zuletzt erklärte, er wolle meinen Aussagen Glauben schenken und, auf seine Verantn ortung hin, mich ohne Begleitung aber mil einer gebundenen Marschroute, dem mit mir aufgenommenen Protokoll und einem Schreiben an die Bezirkshauptmannschaft nach Klagen- furt senden, wo ich mich dann mit meinem Pass unverzüglich stellen und legitimiren sollte. — Ich dankte dem Bezirksrichter für sein Vertrauen und um 11 Uhr verliess ich die Kanzlei. Jeizt aber, mit meiner Marschroute im Sack, Klagenfurt zu, wie geflogen. Zuerst gehe ich in Sandwirth und hole meinen Pass; um 3 Uhr zum Bezirkshauptmann. Nach durchlesenen Schriften sagt dieser, die Sache gehöre vor den Polizeikommissär; ich soll’ um 4 Uhr wieder kommen , er wolle ihm indessen das Nölhige mit- theilen; dass ich aber ineinen Pass seit dem 30. Mai in Landek in Tirol nicht mehr visiren liess, sei jedenfalls nicht in der Ordnung: 180 ein unvisirler Pass sei so gut wie gar keiner. Ich erklärte ihm die Ursache und entschuldigte mich. Um 4 Uhr traf ich den Herrn Polizeikommissär Rohrau ge- rade bei Durchlesung der Schreiben und nach genommener Ein- sicht des Passes bekam die Sache gleich ein anderes Ansehen. Er lud mich ein mich zu setzen, unterhielt sich mit mir aufs Freund- lichste, fragte, ob ich viel Seltenes in Kärnthen schon gefunden und empfahl mir noch einige andere Berge; so dass ich wirklich von der Arligkeit dieses Beamten überrascht war und wieder eine bessere Stimmung in mir Platz griff. Er visirte nun meinen Pass über den Loibl nach Krain, so dass ich in dieser Richtung jetzt gehen könnte so weit wie ich w olle; nur solle ich mich bei meiner Rückkunft nach Klagenfurt wieder bei ihm einfinden, damit er wieder das Weitere besorge. So kam ich Abends 1/,6 Uhr zur Stadt wieder hinaus mit dem Pass im Sack und der Warnung ihn nie mehr von mir zu lassen, so lange ich mich in österreichischen Landen befinde. *) — Als ich gestern vom Peter ging sagte ich: morgen komme ich wieder, und ich hielt Wort, aber laufen musste ich. Er freute sich mich wieder zu sehen. Mein Erstes war jetzt, nach meinen Pflanzen im Keller zu schauen, denn diese hatten mir die meiste Sorge gemacht: aber ich fand sie in noch ganz gutem Stand. Andern Tags musste nun eingelegt und getrocknet werden. Es war ein Sonntag. Dieser Tag, der Sonntag, ist am besten geeignet den Kärnthner Bauern in seinem wahren Wesen kennen zu lernen. Schon Morgens vor Beginn des Gottes- dienstes versammelt sich die ganze erwachsene männliche Be- völkerung, theils im Wirthshaus, theils in Haufen auf der Gasse. Von der Kirche aus strömt dann Alles dem Wirlhshaus zu und das Trinken und Lärmen beginnt. Der Oberkärnthner trinkt ge- wöhnlich Schnapps, auch Bier; der Unterkärnihner mehr weissen steirischen Wein. Das Mittagsmahl besteht aus einem Braten Bocks- fleisch, der Sonntag Morgens jedesmal im Wirthshause selbst ge- schlachtet wird. Mit dem Saufen steigert sich in farchtbarer Weise das viehische Toben und Brülien und trittman Abends in eine solche Wirthsstube, so hört man sein eigenes Wort nimmer; hier liegt ein Besoflener und dort einer am Boden und das liebliche Gemisch von Bocksgestank, Branntweindunst und Tabaksqualm wirft einen fast in Ohnmacht. Dieser Skandal erreicht aber Abends noch lange nicht sein Ende; von den Tüchtigsten wird er fortgesetzt bis Montag Morgens. Ja ich sah ein solches Vieh auf dem Loibl, das auch noch den ganzen Montag und Dienstag auf der Bank hinter dem Tisch liegen blieb und wenn es auf einen Augenblick zur Besinnung kam, sich immer wieder von Neuem füllte, bis ihn endlich am Dienstag Abend seine Kameraden im Rausche heimführten. Peter hat einen Sohn bei sich zu Haus; ein sehr arliger, stiller *) Bekanntlich wurde im Jahre 1856 das Passwesen in Oesterreich gänzlich aufgehoben und unbehelligt kann man seit jener Zeit sämmtliche Provinzen des Landes bereisen. Anm. d. Red. 181 Mann, der sich nicht gerne mit den krainischen Bauern unterhält. ich hörte ihn manchmal in seinem Zimmer Guittare spielen. — Doch jetz! wieder an’s Botanisiren. Am 15. Juli ging ich über den Loibl hinüber nach Krain, um heute der Baba einen Besuch zu machen. Noch im Wald unterhalb der Loiblhöhe traf ich Doronicum austriacum und gerade auf dem obersten Grat des Loibl im Grasboden unter Kiefern das herrliche Lilium carniolicum. Die Gebirge südlich vom Loibl, Krainer Seits, sind wild und zerrissen. Im Osten begränzt den Blick die hohe Spitze der Baba und ihr zur Seite die ebenso hohe oder noch höhere, gewaltige Masse der Koschutta. Gegen Westen ragen die zerklüfteten Wände des Selenitza und Vertazha in die Höhe, von denen nur eine 'einzige weisse Schutthalde die ganze Bergseite bis in den Grund der Seitenthals überdeckt, in dessen Hintergrund sie sich erheben. Mitten hindurch führt die grosse Strasse nach Lai- bach. St. Anna ist das erste krainer’sche Dörfchen. Hier erkundigte ich mich beim Wirth nach dem Weg auf Baba. Die Wiesen hier waren bereils gemähet, daher auf ihnen nichts mehr für mich vorhanden. Zur Seite des Wegs von St. Anna gegen die Baba hinauf stand auf trocknem sandichtem Boden in schönen Exemplaren Asfrantia carniolica und Dianthus alpestris; weiter oben, auf feuchten schat- tichten Plätzen ein Wald von Cacalia, Carduus Personata, Doro- nicum austriacum und Lilium Martagon. Als ich die Waldregion hinter mir hatte, lag der Rücken der Baba in weiter Ausdehnung vor mir, über den sich grüne Grashalden, die ihrer Seits wieder von Schult von Felsenzügen begränzt sind, steil bis zum Grat hin- aufziehen. Da stand im untersten Gerölle wieder Achillea Clavenae, höher oben am Fuss der Felsenkelte Arabis vochinensis und ovirensis, letztere übrigens sparsam; auf den Felskuppen Primula specta- bilis; am Berg hinauf Centaurea azillaris und Pedicularis rostrata; an den obersten Felsen Saxifraga elatior und cerustata, Cineraria ovirensis; auf dem Grat selber Petrocallis und Saxifraga Hohen- wartii und Qistus oelandicus, Potentilla Clusiana sah ich auch, aber sie blühte noch nicht. — Weil es meiner Paederota Ageria aui dem Ofen zu warm geworden und sie folglich ein übles Aussehen an- genommen hatte, ich aber nur schöne Pflanzen mit heimbringen will, so machte ich am 17. Juli wieder eine Exkursion nach der Vertazha. Dort wurde der Schaden wieder ersetzt. Den früheren Sachen gesellte sich jetzt noch Phyteuma Sieberi bei. In der Nacht auf den 18. Juli kamen wieder 2 Gensdarmen vom Loibl her und klopften bis sie eingelassen wurden, worauf sie sich auf die Bänke legten und schliefen. Diese Zeit hielt nun ein Theil einer Räuberbande, die sich im Krainburger Wald drüben in Krain aufhält, als die zweckmässigste, um ihre Arbeit ungestört ver- richten zu können und heute Morgens, nachdem jene beiden Herren wieder abmarschirt waren, kam die Nachricht, dass in verfllossener Nacht an 3 verschiedenen Orten auf dem Loibl eingebrochen worden sei, darunter auch nur eine halbe Stunde vom Peter, im ersten Wirths- 182 haus an der Strasse ober ihm. Peter meinte, jeizi sei es Zeit, dass er das Gewehr parat lege, denn nächste Nacht würden sie nun wohl auch bei ihm einkehren wollen. Man hörte überhaupt viel von Räubereien und auf der Wurizen wurde ein Mann ermordet. Was nun meine Person anbelangt, so kann ich mich in diesem Punkt nicht beklagen; ich könnte nicht. sagen, dass ich je auch nur die geringste Bewegung gegen mich wahrgenommen hätte — aus Raub- gierde. Daher war es auch nicht Furcht, dass ich heute nicht aus- ging, sondern um dem Trocknen meiner Pflanzen die Zeit zu widmen. Peter erzählte mir viel von Sieber, der einmal6 Wochen lang sein Standquarlier hier genommen hatle. Eines Tags sei er todesblass vor Schrecken heimgelaufen gekommen. Er hatte auf der Vertazha botanisirt, als sich plötzlich ein Bär aus dem Krummholz hervor- schafft und ihm das Ding verwehren will. Die folgende Nacht ver- lief für mich wieder nicht ruhig. Der Postillon, der vom Loibl herunierkam, wünschte eingelassen zu werden, weil ein Gewilter war. Da aber seine Stückchen, die er vor dem Hause blies, die Leute nicht aus den Betten bringen konnten, so verfiel er auf ein anderes Mitiel, und das erwies sich als probat. Er schiugan meinem Zimmer das Fenster ein und nicht lange gings, so öflnete sich die Thür. Am 19. Juli packte ich zusammen; mein Lilium carniolicum war das Letzte, was ich vom Ofen nahm; es war mir prächtig ge- rathen, hatte es aber auch mit aller möglichen Sorgfalt behandelt. Darauf sagte ich dem „deutschen Peter“ auf’'m Loibl ein herzliches Lebewohl und ging diesen Nachmittag nach Klagenfurt zurück. Gleich mit dem Pass zum Polizeikommissär. Er erwies sich mir auch diessmal wieder auf das Zuvorkommendsie, und ich muss sagen, einen gefälligeren Beamten, als den Polizeikommissär Rohrau in Klagenfurt, kenne ich keinen. Am 20. Juli packte ich meine Pflanzen zusammen und über- gab sie der Post nach Botzen. Nach genommenem Abschied von Hrn. Kokeil verliess ich nach dem Mittagsessen Klagenfurt und nahm nun meine Richtung nordwärts den Urgebirgsalpen zu. Ueber Feldkirchen kam ich diesen Nachmittag noch bis ins Dorf Gnesau, wo ich, zu meiner Ueberraschung, im Wirthshause gleich ‘ohne An- stand behalten wurde. Ein Bauer, bei dem ich mich unterwegs nach Gnesau erkundigte, sagte: Sie werden gleich vor dem Dorf den Tempel stehen sehen, denn es hat etliche Evangelische da hinten. Dabei schnitt er ein Gesicht und blinzelte als wollte er mit den Evangeli- schen so viel sagen: als, nimm dich in Acht, du kommst da hinten unter Räuber und Spitzbuben. Sonntags, den 21. Juli, hatte ich noch 3 Stunden bis in das Dorf Reichenau. In der Wirthschaft bei Lax kehrte ich ein, wo mich die Bauern, in Haufen auf der Strasse stehend, für ihren neuen Gensdarmen hielten, mit dem sie nun stündlich erwarteten, beglückt zu werden. Ich ass hier zu Mittag und trank, dem Bei- spiele der Bauern folgend, ein gutes Eierbier. Lax besorgte mir 183 einen Führer für den andern Tag in die Alpen. Abends ging ich dann noch 1 Stunde von Reichenau bergauf in den Weiler Sauer- eggen, wo mich Bartel den andern Morgen um 4 Uhr abzurufen versprach. In einem Bauernhaus hielt ich nun um ein Nachtquartier an, das mir auch in der Scheuer auf dem Heu gewährt wurde. Nun durchstreifte ich noch ein wenig die umliegenden Bergwiesen und fand Cineraria aurantiaca Willd.. Dianthus monspessulanus und Sempervivum montanum. Gemeinschaftlich mit den Hausleuten ass ich Knödel und Salat zu Nacht und verfügte mich dann auf’s Heu. Am 22. Juli erschallte Bartel’s Ruf schon um 3 Uhr durch die Wiesen herauf, um meinen Aufenthalt ausfindig zu machen, hiess mich dann aber noch 1 Siunde liegen bleiben, weil es noch zu früh sei. Um 4 Uhr brachen wir auf. Die Bergwiesen durch die es lange Zeit aufwärts geht, trugen hohes und jeizt ganz nasses Gras. Häufig stand hier Chrysanthemum corymbosum, lieracium aurantiacum und auf Sumpfichten Stellen Swertia perennis. Wir waren nun schon nahe an der schönen Alpe, „der Reichenauer Garten“, und ausser Carex atrata halte ich schon geraume Zeit nichts mehr des Auinehmens werth gesehen, als ich einen sparsam bewachsenen trockenen Kopfüberschreitend, mich zu meiner grössten Freude plötzlich umgeben sehe von der schönsten Silene Pumilio, nach der ich mich schon so lange gesehn! und doch nie gesehen halte, Nachdem ich mich ergötzt am Anblick dieser prächtigen Pflanze ging’s an’s Ausgraben. Dabei fand ich dann aber, dass es nicht leicht ist, sich grosse Exemplare zum Einlegen zu verschaffen; denn um die Pflanze von der Erde zu befreien, die in dem Fassernetz der Wurzel steckt, ist kein anderes Mittel, als man muss sie zer- theilen. Aus diesem Grunde erfordert sie auch Zeit und Mühe zum Putzen. — Von der Rothen hinweg verlangte ich nun nach einer Blauen, und gerade beim Eintritt! in „den Garten* stand die, die ich meinte, die erste Campanula alpina vor mir. Der „Reichenauer Garten“ ist der oberste Boden eines hohen Bergthales, gleichsam ein Kessel, fast rings umgeben von einer bis auf ihren abgerundeten Rücken bewachsenen Bergkette. An den Seiten dieser Berge, besonders den östlichen, am grossen und kleinen Speikkogel, steht diese schöne, den Schweizeralpen man- gelnde Campanula in Menge im Gras. Auf einem Felsenkopf an der Westseite halte ich die Freude das schöne Cerastium lanatum zu finden. Am Fuss einer feuchten Felsenkette blühte Symphytum tu- berosum. Gegen dem Ochsenbrett hinauf, stand in Felsenspalten Primula villosa Jeq., die aber von der schweizerischen P. viscos« Gaud. sehr verschieden ist. Sie soll in den hiesigen Alpen nicht selten sein und wird von den Leuten „Peter Stamm“ genannt. Pedicularis recutita war da ganz gemein; auch Ranuneulus rutae- folius nicht so selten; die häufigste aller hiesigen Alpenpflanzen aber ist Valeriana eeikicn. Ueber die Höhe des Ochsenbrettes gingen 184 wir gegen den Leitersteig. Um dahin zu kommen, mussten wir eine Strecke über einen schmalen zerrissenen Felsengrat gehen, in dessen Klüften und Schutt Geum reptans, Ranunculus glacialis, Androsace ylacialis und Cerastium latifol. glaciale standen. Als wir gegen die Spitze des Eisenhutes, der 7721’ hoch, und schon in der Steiermark liegt, hinanstiegen, kam Wind uud Regen aus der Tiefe gegen uns herauf. An seinen höchsten Felsen hielten sich Myosotis nana, Geum reptans, Rununculus glacialis, Saxifraga androsacea und bryoides, Primula glutinosa und minima. Hier entliess ichnun den Bartel, weil ich nun den Weg nach Turrach in Obersteiermark allein finden konnte, Des übeln Wetters wegen konnte ich mich nicht lange genug auf dem Berg aufhalten, wesshalb ich auch ohne des Eisenhuls grösste Seltenheit, die Sazxifraga cernua, abziehen musste, Vom Eisenhut gegen Turrach traf ich abermals auf die schöne Silene Pumilio und dann auf Sempervivum Wulfeni. Bevor ich nach Turrach kam, bemerkte ich am Ufer des Baches Senecio Cacaliaster. Turrach, sammt seiner bedeutenden Eisenschmelze und Hammerwerke ist Eigenthum eines Fürsten Schwarzenberg. In einem schönen grossen steinernen Gebäude wohnen die Beamten und der Arzt. In einem Reisebericht hatte ich früher gelesen, dass der hiesige Schullehrer eine hübsche Alpenpflanzen-Anlage auf einer Gartenmauer gemacht habe. Ihn zu besuchen sollte nun hier mein erstes Geschäft sein. Ein Mann der mich halte herein- gehen sehen, kam gleich nach mir ins Wirthshaus und fing an sich mit mir zu unterhalten. Es zeigte sich bald, dass es schon der Herr Lehrer selber war. Er erzählte mir mit Schmerz, dass die fragliche Gartenmauer nicht mehr existire. Sie war diejenige des Amtsgartens, und ein neuer Verwalter, der hieher kam, hatte sie niederreissen lassen. Als später Schwarzenberg kam, gefiel ihm diese Veränderung nicht, und er ersuchte den Arzt eine Mauer zur Aufnahme von Alpenpflanzen geeignet wieder aufführen zu lassen. Die neue Mauer steht nun schon seit einigen Jahren: Gras wächst genug darauf aber keine Alpenpflanzen. Der Lehrer ist gekränkt und nimmt sich nicht mehr um die Sache an und weder der Doktor noch sonst Jemand hier versteht etwas von Botanik. Ich sagte ihm, dass ich beabsichtige, morgen auf den Rothkofel zu gehen, um den von Dr. Sauter 1843 dort entdeckten Astragalus oroboides zu suchen und auch er selbst empfahl mir diesen Berg als den reichsten der Gegend. Ich bat ihn nun um Rath wegen einer Gelegenheit zum Trocknen meiner Pflanzen, da das hiesige Wirthshaus keine dazu bietet, auch die Leute grob und ungefällig sind. Er führte mir den Herrn Dr. med. Dworak, einen Böhmen, selbst zu, dem er die Nachricht ge- bracht hatte, es sei ein Schweizer Botaniker da, der morgen auf den Rothkofel wolle, und wenn er den dahin begleiten würde, so hätte er jetzt die beste Gelegenheit, Pflanzen für die Mauer zu be- kommen. Der Herr Doktor erwies sich mir in allen Dingen äusserst gefällig. Er liess mir beim Werkschreiner Bretchen zuschneiden 153 und half mir Eisenmasseln herbeischleppen zum Beschweren. Mech dem Einlegen wurde Alles auf die Trockenanslalt im Logis des Herrn Doktor selbst gebracht; Der Rothkofel wurde auf über- morgen verschoben. Schlief schlecht wegen dem ungewohnten Hammerwerk. Am folgenden Tag widmete ich mich dem Trocknen und Herr Doktor bestellte einen Burschen mit einem Rückkorb für den Rothkofel zur soforligen Aufnahme der Auserwählten. Früh 5 Uhr, am 23. Juli zogen wir drei also aus. Der Morgen war schön. Das Thal, oder wie man hier zu Land sagt, der Graben in dem Turrach liegt, zieht sich als ein Seitenthal der Mur den Grenzen von Salzburg und Kärnthen entlang 5 Stunden weit nach Süden. Gleich hinter Turrach gabelt es sich: der östliche Zinken zieht sich am Fuss des Eisenhuts hin in die Reichenauer Alpen; der westliche wird im Westen und Süden von der Stangalpe und dem Rothkofel geschlossen. Beide Berge sind für den Naturforscher vom Interesse. Die Stangalpe ist berühmt für ihre Versteinerungen und Pflanzenabdrücke aus einer früheren Welt und der Rothkofel bietet dem Botaniker schöne und seltene Pflanzen der Jetzizeit. Durch einen Sattel sind beide mit einander verbunden. Von Tur- rach führt ein guter Fahrweg noch eine halbe Stunde lang durch den Graben hinein bis zu den Kohlbärmen am Fuss des Berges und da bemerkte ich wieder Senecio Cacaliaster, Cirsium heterophyllum und Cineraria longifolia. In der Nähe einer Sennhülte zu der wir beim Aufsteigen kamen, stand häufig Hieracium aurantiacum und Sazifraya controversa in ihrer grössten Form. Gegen den Rücken des Berges hinauf kam Campanula alpina, Achillea Clavenae, Se- necio carniolicus. In den Felsen auf dem Gipfel standen Lloydia serolina, Primula glutinosa und minima. Auch eine Androsace fiel mir da auf, von deres mich reut, sie, wenn gleich längst verblüht, nicht mitgenommen zu haben: es ist die später von Leybold beschrie- bene Andr. Pacheri. Nachdem wir uns auf der Höhe mit Speise und Trank und an der schönen Aussicht auf die Alpenwelt, wobei sich besonders im Süden Terglou und Manghart in Illyrien auszeichnen, gelabt, stiegen wir auf der Südseite des Berges auf steilen Gras- halden zwischen Felsenabstürzen abwärts. Diese Grashalden prangten mit dem üppigsten Flor verschiedener Pflanzen. Besonders zeichnete sich durch ihre Schönheit Cinerariu capitata Whlbg. aus. Auch Phaca astragalina und australis, Hedysarum obscurum und Saussurea alpina waren da. Bei einer sehr wasserreichen Quelle, die eiskalt aus der Felsenwand bricht, trifft man wieder auf eine solche Grashalde und hier war es, wo der Hauptgegenstand meines Suchens, Astragalus oroboides, meine Wünsche in Erfüllung gehen liess. Er ist auf dieser Stelle nicht sehr selten und zeichnet sich durch die einseits wendige Stellung seiner Blüthen aus. Dieser Fund war etwas werth und auf der Stelle tranken wir Dr. Sauter’s Gesundheit aus dem köstlichen Felsenborn. Carduus crassifolius stand auch da, blühte aber noch nicht. Am häufigsten ist auch hier Valeriana celtica. Niemand Oesterr. Botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1862. 13 186 geht über einen Berg, ohne seinen Hut mit dieser Lieblingspflanze zu zieren und ihre Wurzeln an Fäden gefasst, bilden einen Handels- artikel, der seinen Weg über Triest nach dem Öriente ‚nimmt. Während aber die Valeriana celtica der Walliser Alpen höchstens nur fingerslang wird und trübe schmutzig-röthliche Blümehen hat, wird sie hier 6—8 Zoll hoch und trägt gelblichte Blumen, so dass sie fast wie eine Tofieldia aussieht. Sie ist der hiesige Speik; im südlichen Kärnthen aber ist Achillea Clavenae der Speik und in Tirol hat Primula glutinosa diesen Namen. Wir gingen nun quer über diese Grashalden am Fuss der Felswände hin und trafen in ähnlicher Lokalität wie zuvor abermals auf Astragalus oroboides. Beim Uebersteigen eines Zaunes, der zwei Alpenwiesen scheidet, kam ich zu Phaca frigida und Swertia pe- rennis im trockensten Glimmerschiefer, aber kürzer und stämmiger als auf ihren gewöhnlichen nassen Standorten. In derselben Schieferhalde kam ich auch noch im Besitz der raren Oxytropis triflora. Meine Wünsche waren nun erfüllt. In- dessen aber brach ein gewaltiges Gewitter los und nöthigte uns zu schleunigem Rückzug vom Berg. Abends 8 Uhr kamen wir in Turrach an. Folgenden Vormittag wurde eingelegt und Nachmittags die Mauer bepflanzt. Das Material zur Mauer, die mit 1’ breiten Ter- rassen versehen ist, ist der Turracher Gegend entnommen. Was jetzt von jener Anpflanzung noch übrig sein mag? — Als meine Geschäfte in Turrach beendigt waren, entschloss ich mich, auf den Radstatter Tauern und folglich heute noch, am Nachmittag des 26. Juli bis in das Städtchen Tamsweg im Lungau zu gehen. Weil gerade mehrere Männer von Tamsweg mit Gefährt da waren, so fragte ich sie, ob mir keiner den Gefallen ihun wollte, meinen Pflanzen- pack auf seinem Wägelchen mitzunehmen, damit ich die 6 Stunden leichter zu tragen gehabt hätte. Aber nicht ein einziger vonihnen zeigte sich geneigt dazu, Meine bisherigen Erfahrungen hätten mich freilich lehren sollen, hier zu Land mir solche Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Herr Dr. Dworak selbst sagte, dass seine Böhmen noch golden seien gegen dieses Volk. Eine angenehmere Enthüllung hingegen ergab sich für mich, als ich mich bei ihm verabschiedete. Er zeigte mir noch zwei Hefte illuminirte Alpenpflanzen, neu herausgegeben von Weber und war nicht wenig überrascht, darunter genau die- jenige Primel zu sehen, die ich im Juni auf der Dorfer Alpe ob Pregraten in Tirol gefunden hatte und über die ich bis dahin immer noch im Ungewissen war. Es ist Primula Floerkeana, der Bastard von glutinosa und minima! Ich verliess nun Turrach, ging durch den Graben hinaus ins Murthal, wo ich Geranium pratense sah, wandte mich dann links und über Tamsweg kam ich Abends 8 Uhr nach Mauterndorf im Lungau. 187 Bei üblen Witierungsaspekten ging ich andern Morgens dem Radstatter Tauern zu. Gleich jenseits Tweng beginnt das eigent- liche Steigen und in 21%, Stunden mag man die Höhe des Ueber- gangs erreichen. Von Tweng an begann es zu regnen und hörle auch den ganzen Tag nimmer auf. Gerade auf der obersten Höhe des Ueberganges liegt der Begräbnissplatz, hier „Freithof* (Fried- hof) genannt, und Y, Stunde unterhalb auf der Nordseite das Wirthshaus „die Wiessenegg“. An den hinter dem Freithof gele- genen nassen und sumpfichten Stellen fand ich Juncus castaneus und Campanula Pulla. Von dort weg zog ich mich dem west- lichen Berggehänge zu, das seine zerrissenen Wände ostwärts gegen die Strasse kehrt und stieg durch die Glimmerschieferhalden in die Höhe, die ich reichlich versehen fand mit Statice alpina; dann Aronicum glaciale, Saxifraga biflora und stenopetalu, Pedicularis rostrata, Jacguini, asplenifolia und rosea. Der Regen liess mich aber nimmer länger aushalten, ich musste ins Wirthshaus. Da wollte mir’s aber gleich nicht recht gefallen. Viel rohes Volk im Haus und das Essen bekommt man in solchen kleinen Portionen gereicht, dass ich in meinem Berghunger sechsmal so viel gegessen hätte und an anderen Orten wohl auch bekam. Den anderen Morgen strömte der Regen noch ärger als gestern und weil es Sonntag war füllte sich alsbald die Stube mit Bauern. — Diese Uebelstände — Regenwetter, Bauernspectakel und Hungerleiden — brachten bei mir keine Vorliebe für den Radstatter Tauern zuweg, auf dem ich mich unter andern Verhältnissen gern noch länger verweilt hätte. Ich verliess ihn also wieder unter Regen wie ich gekommen war. Zwischen der Höhe und dem ersten Wirthshaus auf der Südseite sah ich in den noch ungemähten Wiesen Cineraria erispa und trotz der Gefahr, dadurch eine Bauern- demonstration gegen mich hervorzurufen,, stieg ich schnell über den Zaun und kam mit 1 Dutzend Stöcke glücklich wieder auf die Strasse zurück. Ueber Mauterndorf, St. Michael und den Katschberg, dessen Uebergang 4900° hat, kam ich Abends 7 Uhr nach St. Peter im Katschthal in Kärnthen. Im Wirthshaus bei Bürger traf ich, weil es Sonntag war und so der Brauch ist, die Stube voll von Brannt- wein betrunkener Bauern, theils am Tisch, theils unterm Tisch liegen. Ich will hier nimmer wiederholen, was ich schon oben auf dem Loibl sagte, fürchte aber bei einem gebildeten Kärnthner wenig Widerspruch zu finden, wenn ich behaupte, das kärnthner Bauern- volk stehe in sittlicher Beziehung sehr tief. Bald nachher machte ich noch Herrn Pfarrer Gussenbauer meinen Besuch. Gerade heute hatte er von Herrn Pacher in Sagritz einen Brief erhalten, mit der Meldung, dass bald Einer so und so nach St. Peter kommen und ihn besuchen werde. Wir gingen noch einen Fascikel seiner Pflanzen durch, die er trefflich zu präpariren versteht, darunter befanden sich auch Sarifraga Rudolphiana und Gentiana nana und dergleichen kostbare Sachen. 53 188 — Nach einem verzehrten Schmarrn und Bier zum Nachtessen im Wirthshaus konnte ich mich in der Scheuer aufs Heu legen. Weil der Kaplan des Herrn Gussenbauer auf einer Reise nach Klagenfurt gerade abwesend war, so konnten wir zu einer Exkursion folgenden Tags erst um 12 Uhr fortkommen. Es begann heute die Mahd auf allen hiesigen Alpen und so gingen wir auf: eine des Herrn Gussenbauer. Die Alpe ist eine Fortsetzung des Stern und ihr Felsengrat fast in gleicher Höhe mit diesem, was 7—8000' sein kann. Am Fuss der Alpe stand prachtvolles Hie- racium villosum in Menge. Dann kam Hypochoeris helvetica, Senecio carniolicus, Alchemilla pubescens, Pedicularis Jacquini, tuberosa, asplenifolia und recutita. Oben auf dem Grat im Glimmer- schiefer: Myosotis nana, Papaver aurantiacum, Sazifraga biflora, Draba Wahlenbergii und — aber nur einige wenige Exemplare der Draba nivea Sauter. Auch ist dieser Grat Gussenbauer’s Vorrathskammer von Sazxifraga Rudolphiana und Gentiana nana. Auf dem Rückweg kehrten wir in einer Alphütte ein, wo die Mutter des Wirths haltet. Halten heisst hier nämlich das Vieh auf den Alpen hirten und der Hirt heisst Halter. — Von dieser Hütte weg kamen wir zu den schönsten Büschen von Dianthus glacialis. Am 30. Juli wurde eingelegt und getrocknet. Nachmittags machten wir einen Spaziergang nach Rennweg, wo ich 5 Buch Papier zu kaufen bekam. Der Postmeister da ist ein sehr artiger Mann und hat immer gutes Salzburger Bier. Wir trafen hier einen Kauf- mann aus Lienz, der auf der Reise nach Bad Gastein begriffen war. Er schleppte sich auf 2 krücken auf eine bedauerliche Weise fort. Das Unglück hatte er durch einen Fall erlitten. Er war nämlich in einem Wirthshaus beı Brunneken in Tirol über Nacht. Der be- trunkene Bruder des Wirths verfehlte beim Nachhausekommen sein Zimmer und dringt in das des Kaufmanns ein. Dieser!im Glauben, er wird von Raubern und Mördern überfallen, springt zum Fenster hinaus auf die Strasse hinunter und zerbricht sich dabei etwas am Rückgrat, so dass er nun ein unglücklicher Krüppel ist. Auf morgen wurde eine Exkursion auf die Alpe Lausitz ver- abredet und von Gussenbauer der Sohn Andreas des Postmeisters als Führer bestellt, weil er selbst noch nie dort gewesen, der Post- meister aber auf dem Weg dahin eine Alpe und Hütte hat. In der Früh des 31. Juli gingen demnach Gussenbauer und ich nach Rennweg, nahmen dort den Knaben Andreas mit und fingen an zu steigen gegen Osten von Katschthal. Unser Weg führte uns theils durch saure Bergwiesen, theils durch Wald, wobei sich nur Geranium pratense, Carex irrigua und Hieracium angustifolium ergaben. Das Gebirge selbst, das die Alpe Lausitz umgibt, ist irocken und zeigte keine üppige Vegetation. Die Halter sagten aber auch, das Wetter sei diesen Sommer zu kalt, andere Jahre seien sonst mehr Blumen da. Nicht weit vom Ufer eines kleinen See’s, deren 2 da sind, standen Sibbaldia procumbens und Carda- mine resedifolia. Die höchsten Felswände hatten Sesleria disticha, 189 Saxifraga bryoides, Campanula alpina, Chrysanthemum alpinum, Primula glutinosa und Silene Pumilio. Auf dem Rückweg wurden wir in einer Hütte mit herrlich schmeckenden Alpenspeisen be- wirthet. Am 2. August Früh 5 Uhr begab ich mich allein auf eine -Exkursion nach dem Stern, an dessen Fuss St. Peter liegt und dessen Spitze 8000'° betragen mag. Sein Felsengrat besteht aus Glimmer und seine nackten Wände und Schutthalden schauen auf St. Peter herunter. Zur Seite des Weges stand Carduus crassifolius, in Menge auf den Bergwiesen Hieracium angustifolium und villosum Hypochoeris helvetica, Senecio carniolicus; höher hinauf kam dann das ganze Heer der Pedicularis-Arten, als: recutita, foliosa, tuberosa, verticillata, rostrata, Jacquini, incarnata, asplenifolia. Im Gerölle gegen das Grat hin: Sazxifraga moschata, Ranunculus alpestris und glacialis, Geum reptans, Anemone baldensis, der gelbe Papaver , Sazwifraga biflora, Aronicum glaciale, Lepidium brevi- caule, Phytheuma paueiflorum, Androsace glacialis, Draba lapp o- nica, Eritrichium nanum. Auf der Schneide des Grades zeigte sich Gentiana nana; häufig stand Avena subspicata da und hier hatte auck Pedicularis Portenschlagi ihren Wohnsitz genommen. Beim Wiederabsteigen begegnete ich dem Dianthus glacialis wieder und fand in den Bergwiesen noch Hieracium sabinum. Un- günstiges Wetter liess mich nicht lange auf dem Berg verweilen; aber diese einzige schnell abgemachte Exkursion schon beweist den Reichthum dieses Berges. Der Stern ist für den Botaniker sicherlich einer der interessantesten in Kärnthen. Um 2 Uhr Nachmittags war ich schon wieder in St. Peter zurück und traf den heute heim- gekehrten Kaplan nun beim Herrn Pfarrer. Er hatte diesem schon erzählt, dass er in Klagenfurt von der Arretirung eines Schweizer Botanikers beim „deutschen Peter“ auf dem Loibl habe sprechen hören, und nun war er so glücklich, diesen berüchtigten Menschen selbst noch zu sehen zu bekommen. Seit meinem Hiersein liege ich jede Nacht auf dem Heustock, als ich nun vorigen Abend um 9 Uhr vom Herrn Pfarrer Gussen- bauer weg in die Scheuer trat, bemerkte ich, dass ich kein Heu mehr unter den Füssen spüre, ich gehe hin und her im Finstern, aber das Heu ist verschwunden. Im Wirthshaus selber ist Niemand mehr auf; der Wirth seit Montag auch schon in den Alpen auf der Mahd und so blieb mir nichts übrig, als mich auf den harten Boden der Scheune niederzustrecken. Diesen Morgen schau’ ich mich nach dem verschwundenen Heu um und sehe, dass es in die Seitenabtheilungen verlegt worden ist. Die Wirthin hatte mir von dieser Veränderung nichts gesagt. Jetzt, diesen Abend, wusste ich nun, wohin ich mich zu wenden hatte. — Diese Woche kam ich einmal Abends 7 Uhr heim, gerade als diese Halbmenschen am Tisch sassen und ihr Futter einnahmen, Auf meinen Wunsch, auch noch etwas zu bekommen, antwortet die Wirthin, es ist jeizt Alles gegessen, s’ist Nichts mehr da. — Und ich 190 konnte mich hungrig auf mein Heu verfügen. Regnete es in der Nacht, was oft geschah, so war ich genöthigt, jeden Augenblick meinen Posten zu wechseln. Zwei der merkwürdigsten Personen in St. Peter darf ich nicht vergessen zu erwähnen. Die eine ist ein Blödsinniger, aber nicht, wie es sonst gewöhnlich ist von häss- lichem, ungestaltetem Körperbau, sondern es ist, ein junger, grosser, schön gestalteter Mann. Von ganz gutmüthiger Natur und mit nichts als einem grossen langen Hemd bekleidet, hält er sich den grössten Theil des Tages auf der Post zu Rennweg auf, um dort von den Gästen Essen zu betteln. Geld nimmt er keines. — Die andere ist ein im Wirthshaus verkostgeldeter krüppelhafter Bauer, der einem zur Vervollständigung der Annehmlichkeiten dieses Wirths- hauses den ganzen Tag vor den Augen mit dem H. auf den Boden herumrutscht, indem er mit den Händen sich fortarbeitet. Diesen Krüppel hatte ich auch noch als Beigabe jede Nacht als Schlaf- kameraden neben mir auf dem Heuboden liegen. Müllheim in Breisgau, in December 1861. Zur Bryotheca europaea. In Folge der von mir in Nr. 4 p. 109 dieser Zeitschrift über die Bryotheca europaea niedergelegten Bemerkungen hat mir Herr Dr. Rabenhorst Mittheiitungen gemacht, aus denen hervorgeht, dass die irrige Bestimmung der Homalia lusitanica als „H. tricho- manoides“ lediglich durch ein Missverständniss (dessen nähere Er- örterung hier zu weit führen würde) herbeigeführt wurde. — In Anbetracht dessen glaube ich auch nicht unterlassen zu können, Herrn Dr. Rabenhorst’s weitere Erklärung hinsichtlich der übrigen von mir zur Sprache gebrachten Fehler anzuführen: dass der Standpunkt, den er bei Herausgabe der Bryotheca einnehme, im Allgemeinen ein objektiver sei, wornach er für die jedesmalige Bestimmung nicht ver- antworllich gemacht werden könne. J. Juraizka. Wien, im Mai 1862. —eoses— Correspondenz. Meran, den 12. Mai 1862. Die Phanerogamen -Flora entfaltel sich immer herrlicher und ich bedauere nur, mein liebliches Gratsch in den nächsten Tagen verlasssen zu müssen. Es blühen jetzt auf fast allen Felsen: Saponaria ocymoides, Tunica Sazifraga, Colutea arborescens, Coronilla Emerus, Erysimum Cheiranthus, Lactuca perennis, An- thericum Liliago an vielen Stellen: Orluya grandiflora, Campanula Ranunculus, Orobanche Epithymum und O. minor v. Hederae, Melica 191 ciliata, seltener Helianthemum Fumana; in Sümpfen: Pinguicula vulgaris und Primula farinosa, an einer Mühlrinne: Sazifraga rotundifolia, und neulich überraschte mich sogar im Thale neben Silene rupestris auch Phyteuma Micheli! Viola biflora wächst hier unten an vielen Bächen, ist aber wie die freilich seltener er- scheinende Arabis alpina längst verblüht. Als ich gestern der Gymnogramme leptophylla meinen letzten Besuch abstatten wollte, fand ich diese zwar meist vertrocknet, dafür aber etwas Anderes, was mich ausserordentlich erfreute. Zwischen Gebüsch standen nämlich ausserordentlich zahlreich herrliche Exemplare des sonder- baren Limodorum abortivum in vollster Blüthe. Die grössten waren 91/, paris. Fuss hoch! Von Moosen und Algen habe ich wieder Manches gefunden. Leider macht die grosse Hitze und gegenwärlig starker Regen jede weitere Exkursion unmöglich. Philonotis rigida und marchica fand ich beide zusammen nur sehr sparsam und un- reif; auf derselben Excursion auch: Grimmia Hartmani (im Finele) und Hormosiphon macrosiphon, Nostoc irregulare, Batrachospermum affine, Hydrurus (an Vaucheri?), Chlorotylium calaractarum, Am- biystegium Kochiü, Hypnum Haldanianum. Von der Hildenbrandtia habe ich noch mehr Standorte aufgefunden. Sie scheint hier all- gemein verbreitet zu sein. Auch die seltene Zonotrichia (Euactis) chrysocoma habe ich jetzt an mehreren Stellen angetroffen. Als ich neulich den Hauptfundort, nicht weit von der Kirche in Gratsch, besuchte, fand ich auf der daranstossenden Wiese in Menge: Ophioglossum vulgatum und 2 kolossale Exemplare von Zamenis Aesculapii W agler, welche von Bauern erschlagen worden waren. Paulownia imperialis blüht schon lange auf der Promenade; Evo- nymus chinensis wird wohl in diesen Tagen seine Blüthenknospen öffnen. Noch nie habe ich eine so grosse Menge von verschie- denen Spinnen und Ameisen, wie hier gesehen. Für das Studium dieser Thiere ist hier, wie ich glaube, noch ein grosses Feld. Die schöne Acrocoelia ruficeps Mayr. habe ich hier ausserordentlich häufig ‚gefunden, auf Holz und an Felsen; besonders am Wege von Meran zur Villa Mauren in Gratsch. J. Milde. .Oedenburg, den 14. Mai 1862. Die anhaltend schönen Tage, die wir vom 4. März ange- fangen genossen, hatten die ersten Gaben Flora’s aus dem Erden- schosse hervorgelockt. So blüthen schon am 6. März Galanthus nivalis und Stellaria media. Am 9. fand ich Alnus glutinosa und Corylus Arellana in voller Blüthe, am 14. Veronica Buxbaumi, Capsella bursa pastoris, Lamium purpureum und maculatum; am 15. Ficuria ranunculoides; am 16. Viscum album: 19. Ane- mone Pulsatilla und Carez praecox; am 25. Bellis perennis, Cory- dulis solida , Cornus mascula, Pulmonaria offieinalis, Chrysosple- nium alternifolium und Salix Caprea; am 25. Viola odorata; am 26. Fussilago farfara; am 27. Veronica haederifolia und am 31. Leontodon taraxacum und Prunus Armeria. Diess sind die Pflanzen, die heuer im März blüthen. — Zu einer ganz anderen Zeit erschienen in aber diese im vorigen Jahr, in welchem ich Veronica Buxbaumii und Stellaria media schon den 13. Februar, also um mehr als ein Monat früher fand, ebenso Capsella bursa pastoris, Bellis perennis und Galanthus nivalis, am 23. und am 25. Corylus Avellana und Alnus glutinosa; am 26. Februar Ficaria ranunculoides; am 27. Lamium maculatum. Im März fand ich dagegen, ausser denen, die heuer in demselben Monate blühten, noch Seilla bifolia; am 24. Glechoma haederacea und Holosteum umbellatum; am 28. Draba verna, Pri- mula offieinalis, Potentilla verna, Viola hirta und Adonis vernalis dagegen am 29. März. Trotzdem bewirkte das schöne Wetter, welches wir heuer beinahe den ganzen April genossen, und die trüben Tage im vorigen Jahre, namentlich der Frost am 20. und 21. April und der Schnee am 28., 29. und 30. April, ferner am 3., 4., 5. 6. und 20. Mai, dass die holden Gaben des Lenzes, die heuer im Verhältniss zum vorigen Jahre gewaltig verspätet sind, gegen- wärtig die des vorigen Jahres, nicht nur erreicht, sondern auch weit übertroffen haben. So blühten dieses Jahr Camellina sativa, Dietam- nus Faxinella, Seirpus lacustris, Salvia austriaca, Genista germa- nica, Pinguicula vulgaris, Aesculus Pavia, Geranium sanguineum, Cynoglossum offieinale und Lyeopsis arvensis schon den 4. Mai. Voriges Jahr hatte ich sie dagegen erst den 10., t1., 17. und 18. Mai gefunden. Am 7. Mai blüthen Linaria Cymballaria, Triglochin maritimum, Scorzonera purpurea, Podospermum laciniatum Con- vallaria Polygonatum und latifolia, Orchis ustulata, Clematis inte- grifolia, Sisymbrium Loeselü, Centaurea Cyanıs, Arum maculatum, Vieia Cracca und Asclepias Vincetoxicım. Voriges Jahr hingegen blühten hievon die meisten den 17, 23. und 29. Mai, ja Centaurea Cyanus und Vieia Cracca erst den 2. Juni. Ebenso blühten viele andere Pflanzen, welche sich gegenwärlig in voller Blüthe befinden, im vorigen Jahre viel später. Den 12. Mai hatte ich schon reife Kirschen am Platze gesehen. Gegenwärtig befinden sich folgende Pflanzen in Blüthe: Adonis aestivalis, Ranunculus bulbosus, ellyricus, lanuginosus, arvınsis, acris und repens, Polygonum avieulare, Iris Psedoacorus, graminea und germania, Vicia pannonica, Papaver dubium, Erysimum repandum und canescens, Lychnis floscueuli, Andropogon pratensis, Carex stenophylla, Echinospermum, deflecum, Carum Carvi, Hiosciamus niger, Polygala major, Lepidium ruderale, Mercurialis annua, Galium pedemontanum u. m. a. Nikolaus Szontagh. Personalnotizen. — Dr. Th. Kotschy schreibt am 8. April von Larnaca auf Cypern: „Wir haben hier oft eine Wärme von 20° R. im Schatten. Wir haben bereits zwei Reisen auf Cypern gemacht; Steine viel für Prof. Unger, Pflanzen wenig für mich. — Die Sicherheit der Person 193 ist im Orient überall gefährdet; selbst hier auf der Insel ziehen Räuberhorden herum. Bei Alexandretta ist ein Amerikaner mit sechs Mann Begleitung von den Bergvölkern niedergemetzelt worden. Schöne Aussichten für unsere Ausbeute; — Linden kommen hier keine vor; die letzten sind in Chios gebaut. Rubus mit rothen Früchten sammelte ich vor drei Tagen beim Kloster Machera. — Frauz Gruber, Professor an der Akademie der bilden- den Künste in Wien, starb am 13. April in einem Alter von 60 Jahren. Gross als Künstler in der Darstellung von Pflanzen malte er in den Jahren 1841—49 für S. M. den Kaiser Ferdinand 600 Blätter mit Pflanzen aus den Glashäusern von Schönbrunn und 120 Blätter mit Camelien für den Fürsten Metternich. Eine beson- dere Vorliebe hatte er jedoch für Distelgewächse und in die Ab- bildungen derselben wusste er die ganze Schönheit der an Formen- reichthum und Farbe so ausdrucksvollen Pflanzen zu legen. — Dr. Ludwig Becker aus Darmstadt, Assistent des Dr. Ferd. Müller, Direktors des botanischen Gartens in Melbourne, 45 Jahre alt, begleitete die am 20. August 1860 von Melbourne ausgegangene grosse Expedition, welche uuter Leitung von Robert O’Hara Burke ausgesandt wurde, um bis zum Meerbusen von Carpentaria vorzudringen, als Zeichner und Naturalist, indem er der dritten, später nachrückenden Abtheilung unter Wright zugetheilt ward. Da diese Abtheilung aber ihr Vordringen erst im Sommer bewerkstelligen konnte, so litt sie durch grössern Wassermangel und Becker erlag, nachdem er längere Zeit am Scorbut gelitten hatte, den Anstrengungen und Beschwerden der Reise am 29. April 1861 und wurde am nächsten Morgen begraben. Ihm, wie den übrigen Gestorbenen, deren irdische Reste nach Melbourne gebracht werden sollen, wird daselbst ein Monument errichtet werden (Botan. Ztg.). — Dr. Hermann Karsten, bisheriger Privatdocent an der Universität in Berlin, ist zum ausserordentlichen Professor daselbst ernannt worden. — William Borrer starb am 10. Februar in seinem 81. Lebensjahre zu Henfield in Sussex. — P. Heuser hat Neuwied verlassen und befindet sich jetzt in Ebersdorf bei Lobenstein Vogtland. — Dr. E. Th. Stöckhardt, Direktor und Professor der landwirthschaftlichen Lehranstalt in Jena erhielt den Titel eines Hofrathes. — Dr. Herm. Beckler aus Melbourne, der als Arzt und Bo- taniker OÖ. Burke’s Expedition ins Innere Australiens mitmachen wollte, sich aber nach einigen Wochen von derselben trennte, ist gegenwärtig in London und geht von hier nach Deutschland. Er ist ein Baier (Bnpl.) 194 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool. botanischen Gesell- schaft am 7. Mai berichtet Dr. H. W. Reichardt über den von ihm, Petter, Dr. G. Mayr und Rogenhofer während der Osterferien gemeinschaftlich unternommenen Ausflug nach Istrien und den quarnerischen Inseln. Die Inseln Sansego und Unie waren das Hauptziel. Die Uferflora der ersteren bilden vorzüglich Statice cancellata, Crithmum und Inula erithmoides. Die cultivirten Stellen nimmt meist der Oelbaum ein. Die immergrüne Strauchvegetation der Insel besteht hauptsächlich aus Pistacia Terebinthus, seltener Myrtus, Erica arborea, Arbutas Unedo; ferner finden sich in Menge Cistus ereticus, monspeliensis und salvifolius, dazwischen Smilaz, Asparagus u. Ss. f. Unter den Cystus-Arten fand sich häufig der auf denselben schmarotzende prachtvolle Cytinus Hypoeistis. Den Glanzpunkt der Excursion bildete die Insel Unie, 10 Seemeilen von Sansego entfernt, welche bisher ein einziges Mal von einem Bo- taniker (O0. Sendtner) besucht wurde. Sie besitzt eine sehr reiche Flora und entsprechend ihrer geologischen Beschaffenheit, findet sich hier alles vereint, was die übrigen Inseln vereinzelt enthalten. Auf dem Rückwege von Unie wurde noch Conidole grande und piccolo besucht. — K. Kolbenheier legte eine pflanzengeographische Skizze der Umgebung von Teschen und Bielitz vor, in welcher 1100 phanerogame Pflanzen aufgezählt werden. Für Schlesien neu sind darunter: Allium rotundum. Valeriana montana und Clematis Vitalba. — Dr. Reissek sprach über den Paraguay- oder Matethee, dessen Verbrauchsmenge in Südamerika an 15 Millionen Pfunde beträgt. Entgegen der herrschenden Meinung, dass derselbe nur von einer Pflanzenart stamme, fand Dr. Reissek, dass es wenigstens 10 Arten gebe, von welchen dieser Thee gewonnen werde. Diese Arten gehören der Gattung Ilex an und es werden vom Sprecher mehrere zur Ansicht vorgelegt (wie Dex paraguayriensis, cuyabensis, affinis, Pseudothea , domestica). Sie zeichnen sich durch immer grüne unterseits drüsige Blätter aus. Auch Villaresia wird dazu verwendet. Die Verbreitung der- selben beschränkt sich nur auf den centralen und tropischen Theil von Südamerika. Den Gebrauch dieses Thee’s fanden die Spanier bereits bei den Indianern. Die Einsammlung geschieht in ähnlicher Weise, wie beim chinesischen Thee. 3... — In der Jahres-Versammlung der k.k. zool. botanischen Gesellschaft am 9. April theilte Ritt. v. Frauenfeld seine Beobachtungen mit über die sogenannte Sägspänsee (Ansammlungen von Algen, welche der Gattung Trichodesmium angehören). Die grösste Ansammlung traf derselbe nach der Abreise von Singapur, wo die Fregalte „Novara* während einer halben Stunde 20— 30 breite, auf den hinter dem Winde gelegenen Rande sägzähnig ein- geschnitiene Streifen durchschiffte, deren Längenausdehnung von der Mars aus besehen, also in einem Durchmesser von wenigstens 195 15 Meilen noch ihr Ende nicht erreichte. Die Alge selbst sieht von der -Sonne beschienen hell lehmgelb aus, auf Papier aufgetrocknet wird sie dunkelrothbraun, im Weingeist schön saftgrün. Das süsse Wasser, wo die Fädchen sich lösen und bräunlich werden, wird milchig opalisirend. Frauenfeld hat während der Fahrt mit der „Novara* an verschiedenen Orten, die erste bei Cap Frio nächst Rio Janeiro, die letzte bei Taiti gesehen. An diesen Vortrag an- knüpfend gab Dr. H. W. Reichardt nähere Nachrichten über Trichodesmium. Diese Algen gehören zu den Oscillarieen und be- stehen aus zu Bündeln vereinigten Zellfäden. Man kennt bis jetzt zwei Arten Trichodesmium erythraeum und T. Hindsü. Das erstere wurde namentlich von Ehrenberg beobachtet und kommt im rothen Meere vor, wo es oft so massenhaft auftritt, dass es das Wasser auf weite Strecken roth färbt. Das zweite findet sich im indischen, stillen und atlantischen Ocean und ist jene Art, an der R. v. Frauenfeld seine Beobachtungen anstellte. Schliesslich er- wähnte der Vortragende, dass auch andere Oscillarieen massenhaft auftretend,, das Wasser roth färben; er wies namentlich auf die periodisch im See von Munten vorkommende ÖOsecillaria rubescens hin. J. Juratzka legte ein von Dr. J. Milde eingesendetes Manuscript vor, welches die Beschreibung eines neuen Equisetum zum Gegenstande hat. Diese von Dr. Mildc Equisetum Braunii genannte Art steht zwischen E. arvense und Telmateja und stammt aus der Gegend von S. Francisco in Californien. Ferner berichtet Juratzka über die von Dr. Milde in letzterer Zeit bei Meran entdeckten Moose. Darunter befinden sich Cynodontium Bruntoni Bryum tor- quescens, Brachythecium laetum, eine sterile Hypnaceae , welche mit Eurhynchium androgynum übereinstimmt und eine wahrschein- lich neue Ambi/ystegium-Art, ohne Früchte, welche dem Am- biystegium Kochi zunächst steht. Bezüglich des Brachythecium laetum bemerkt der Sprecher, dass diese Art in Südtirol nicht selten zu sein scheine. Schon von Sendtiner wurde sie bei Bozen steril gefunden und als Brachythecium albicans ausgelheilt. Auch Bam- -berger hat sie bei Meran mit Früchten gesammelt und gleichfalls als Hypnum albicans versendet. Schliesslich erwähnt der Sprecher noch Plagiothecium Roeseanum, um daran die Bemerkung zu knüpfen, dass diese Art durch fast alle Provinzen Oesterreichs verbreitet sei. In Niederösterreich kommt sie im Wienersandstein-Gebirge sehr häufig vor, fehlt aber gänzlich im Kalkgebirge. Id -— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturwissensch. Classe am 24. April theilte der Sekrelär mil, dass die Familie des verstorbenen Banquier J. L. Lieben gewillt ist, von der in seinem Testamente dem allgemeinen Besten gewidmeten ansehnlichen Summe den Betrag von 6000 fl. zur Gründung eines Preises zu bestimmen, und dass dieselbe bereits um die Erlaubniss hiezu bei der k.k. Statthalterei eingeschritien ist. Dieser Preis soll im Betrage von 900 fl. alle 3 Jahre aiter- nirend einmal dem Autor der vorzüglichsten Arbeiten im Gebiete 196 der Physik mit Inbegriff der physiologischen Physik und das nächste Mal dem Autor der vorzüglichsten Arbeiten im Gebiete der Chemie mit Inbegriff der physiologischen Chemie von der kais. Akademie der Wissenschaften zuerkannt werden. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, am 10. April zu Breslau, verlas der Sekretär ein Anschreiben des Präses der Gesellschaft, Geheim- rath Göppert, „Vorschlag über Auswanderung einzelner Sectionen nach verschiedenen, für dieselbe wichtigen Orten, um dort eine literarische Sitzung zu halten.* Nach längerer Berathung beschliesst die Sektion. ihre Bereitwilligkeit zur Theilnahme an einer noch in diesem Jahre anzuberaumenden Sitzung ausserhalb Breslau dem Präsidium zu erklären und als Versammlungsort die Stadt Görlitz, als die geeignetste Zeit den Anfang der Pfingstwoche vorzuschlagen. Sie erwartet von einer solchen Wanderversammlung nicht bloss mannich- fache Anregung und Belehrung für die eigenen Mitglieder, sondern auch einen erspriesslichen engeren Verkehr mit den literarischen Kräften der Provinz. Dr. med. Rosenthal hielt einen Vortrag über Nutz- pflanzen, Schluss seines Vortrages vom 17. Oktober 1861, mit Bezug auf sein soeben vollendetes Buch, Plantae diagnosticae etc., 2. Bände, Erlangen, Enke. Die Zahl der Pflanzen, von denen irgend eine Verwendung bekannt ist, beträgt ca. 12,000; doch sind nur wenige Ländertheile in dieser Beziehung vollständig untersucht; aus dem grössten Theil der Erde kennt man die gewöhnlichen Pflanzen nur unvollständig und zum Theil ohne botanische Bestim- mung, da die Reisenden wenig auf diese Gesichtspunkte zu achten pflegen. Nach Aufzählung der bei seiner Arbeit benutzten Quellen gab der Vorsitzende eine kurze Uebersicht des gesammelten Ma- teriales, nach Art seiner Verwendung geordnet. Oekonomische Pflanzen sind nicht weniger als 2500 bekannt; darunter essbare Früchte, Beeren, Samen 1100, Cerealien 50, essbare Samen nicht eultivirter Gräser 40, aus anderen Familien 23, essbare Rhizome, Wurzeln, Knollen 260, Zwiebeln 37, Gemüse und Salate 420, Palm- kohl 40, Arrow-Root liefern 32, Zucker 31, Salep 40, weinartige Getränke 200, Gewürze 286, Kaffeesurrogate 50, Theesurrogate 120, Gerbstoffe 140, Kautschuk 96, Gutta Percha 7, Harz, Gummi, Balsam, 387, Wachs 16, Fett und ätherische Oele 330, Kali, Jod, Soda 88 Arten; als Farbepflanzen sind 650, als Seifensurrogate 47 Arten bekannt; zu Geweben eignen sich 250, zu Flechtwerk 110, zu Papier 44, zum Dachdecken 48, zu Nutzhölzern 740 Arten; Giftpflanzen sind 615 bekannt, In der Regel eignen sich für einen bestimmten Gebrauch vorzugsweise Pflanzen aus bestimmten Familien, wie der Vortragende speciell nachwies; nur von 18 unter 279 natürlichen Familien (nach Endlicher) ist bisher kein Gebrauch bekannt. Herr. Dr. Stenzel hielt einen Vortrag über die anatomische Struktur der fossilen Coniferen, insbesondere der Gattung Pinites Göppert, und gab folgende Eintheilung derselben: Sect. I. Jahrringe undeutlich: P. Withami, Brauneanus, Goeppertianus u. a. Sect. Il. Jahrringe 197 deutlich: A. Markstrahlen ungleichartig (in der Mitte grossporige, oben und unten kleinporige Zellen) P. Baerianus. — B. Markstrahlen, gleichartig, zusammengesetzt, P. resinosus, silesiacus — C. Mark- strahlen einreihig: a) ohne Harzgänge im Holz, P. Lindleyanus, Zeuschnerianus, Middendorfianus, Huttonianus, americanus, dubius, minor, Wieliczkensis, gypsaceus u. a., b) mit Harzgängen: Mark- strahlen zum Theil mehr als 14 Zellen hoch, P. Pritchardi, basal- ticus, pannonicus, australis, tirolensis u. a.; Markstrahlen 1—8 Zellen hoch, Harzgänge gross, zusammengesetzt P. eggensis; Mark- strahlen 1—16 Zellen hoch, alle Zellen dünnwandig, an der Grenze der Jahresringe schmäler, Holzparenchymreihen zwischen den Holz- zellen, welche gewaltige Harzgänge bilden, P. suceinifer ; Holz- zellen dünnwandig, an der Grenze der Jahresringe wenig engere Zellen, P. jurassicu«s; Breite der Zellen gegen die Grenze der Jahres- ringe allmälich abnehmend, das Lumen zuletzt fast verschwindend, P. Oschatzii. — Zur Erläuterung diente eine Sammlung unüber- trefflich schöner Schliffe fossiler Coniferen, von dem verstorbenen Dr, Oschatz dem Vortragenden überlassen. F. Cohn. Sekretär der Section. — In Belgien wird mit erstaunlichem Eifer die Botanik und die Hortikultur betrieben; letztere aber leider wohl mehr vom commerciellen Standpunkt aus. Einer der thätigsten Hortikultoren Belgien’s ist Hr. Linden, welcher zwölf Jahre hindurch im Namen der dortigen Regierung in den verschiedenen tropischen Ländern Pflanzen sammelte, dadurch seine grossartigen Treibhäuser stiftete und erst gegenwärtig auf seine Kosten Mexiko, Brasilien, Indien, China, Australien etc. durchforschen lässt. Bei der im verflossenen März d. J. von der dortigen kön. Flora - Gesellschaft veranstalteten Blumenaustellung hatten Linden und Van de Onwelant die zahlreichsten Sendungen gemacht. Die eben benannte Gesellschaft hatte 44 Preise für Musterpflanzen ausgestellt, nur 6 blieben ohne Bewerber, 20 Sendungen erschienen noch ausserhalb des Pro- gramms. Ungeheuere Massen von Azaleen entfalteten ihre pracht- vollen Farbenblumen, von den bisher 1000 verschiedenen Species waren 200 vertreten mit einer Nomenclatur von Prinzen, Herzogen, Senatoren etc. — Die Orchideen waren in 50 blühenden Arten repräsentirt, worunter besonders zu erwähnen kommen: Augrae- cum cuperbum, Vanda suavis, Cypripedium hirsutissimum, Schom- burgkia rosea, den Preis erhielt Vanda tricolor, von Hrn. Ver- schaffelt in Gent. Unter den von Hrn. Linden ausgestellten neuen Pflanzen waren wegen ihren sonderbaren Blüthen Gono- thanthus peltatus und Beloperone pulchella die vorzüglichsten. Unter den Begonien hatte eine neue Art .mit blendend silberweissen Blättern die Augen der Besucher auf sich gezogen. Unter den baumarligen Farrenkräutern erhielten Cibotium princeps und Cyathea fulva den Preis. — Unter den Camelien, wovon eine prachtvolle Sorte die Gebrüder Van der Maelen ausgestellt hatten, erregte 198 volle Bewunderung die Camelie „Graf von Flandern“ von Hrn. Verschaffelt. Sr. — Die naturforschende Gesellschaft zu St. Gallen hat beschlossen, Prämien im Gesammitbetrage von 150 Fr. für die- jenigen auszusetzen, welche im Laufe der nächsten drei Sommer, also his zum Herbst 1864, das reichlichste Material zur Erweiterung der botanischen Kenntnisse der Kantone St. Gallen und Appenzell sammeln werden. Die einzuliefernden Pflanzen müssen gut ge- trocknet, jede Species in einem besonderen Bogen frei liegend, mit genauer Angabe der Standorte, der Bodenbeschafienheit, des Tages des Einsammelns, der Häufigkeit, mit Beifügung der Dialeet- Namen, der an dieselben sich knüpfenden Sagen, Volksanwen- dungen u. s. w. eingesendet werden. Alle, auch die gemeinen Pflanzen sind zu sammeln und das Hinaufsteigen derselben Arten auf die Höhen ist zu verfolgen. Alles Gesammelte bleibt Eigenthum des Sammlers und wird ihm später, mit dem richtigen Namen ver- sehen, wieder zugestellt, vorbehaltlich einer besonderen Verstän- digung darüber. Prof. Dr. Wartmann wird die Bearbeitung der Flora von St. Gallen übernehmen, zu welcher schon von mehreren Verstorbenen und noch Lebenden Mittheilungen vorhanden, mehrere Theile des Landes aber noch unbekannt sind, (Botan. Zeit.) -—— Ein Alpenverein ist soeben in Wien im Entstehen begriffen. Nach dem Entwurfe der Statuten ist der Zweck des- selben die Verbreitung und Erweiterung der Kenntnisse von den Alpen überhaupt und insbesondere der österreichischen, dann die Förderung der Liebe zur Gebirgswelt und Erleichterung zur Be- reisung derselben. Diesen Zweck wird der Verein anzustreben suchen durch eine Einflussnahme auf die Organisirung des Führer- wesens und auf Verbesserung der Unterkunfts- und Transports- mittel, dann durch Ertheilung von Auskünften und Rathschlägen an Touristen, durch die Aufstellung von Bevollmächtigten an den ver- schiedensten Punkten der Alpenländer, weiters durch die Heraus- gabe von entsprechenden Druckschriften, bildlichen Darstellungen und guten Karten von den Alpen, endlich durch Vorträge, Be- sprechungen und gemeinschaftliche Ausflüge. Das Gründungscomite besteht aus den Herren Dr. Fenzl, P. Grohmann, Dr. Klun, E. v. Mojsisovies, Dr. v. Ruthner, Prof. Simony und Dr. Suess. — Von der k. k. Landwirthschafts - Gesellschaft in Wien sind für Verdienste um Obstbaumzucht im Jahre 1862 fünfzehn Landespreise im Betrage von 30 bis 80 fl. und acht Ge- sellschaftspreise, in silbernen und broncenen Medaillen bestehend, ausgeschrieben worden. Sie werden sowohl für Anlage und Pflege von Baumschulen, als auch für Leistungen auf dem Gebiete des Unterrichtes in der Obstbaumzucht zuerkannt. Gemeinde - Baum- schulen und Schulgärten erfahren besondere Berücksichtigung, ebenso namentlich Schullehrer, wenn sie einen förmlich einge- richteten Unterricht mit praktischer Unterweisung an eine grössere 199 Anzahl Schulkinder oder Erwachsene zweckmässig, unentgeltlich und wenigstens durch ein Jahr lang ertheilt haben. Sie können persönlich konkurriren oder die Initiative der Konkurrenz zu ihren Gunsten ihren Gemeinden überlassen. Eingaben müssen bis spätestens 15. Juli d. J. den Vorständen der Bezirksvereine zukommen, — Für die deutsche Naturforscher - Versammlung wird in Karlsbad auf dem vor dem böhmischen Saale gegen die Promenade nach Hammer gelegenen schönen Platze ein Gebäude aus Fachwerk, mit an drei Seiten hinlaufenden Galerien erbaut werden. Die Galerien werden durch fliegende Brücken mit dem böhmischen Saale verbunden, welch letzterer bei Gelegenheit des zu Ehren der Naturforscher stattfindenden glänzenden Balles als Speisesaal benützt wird. Jenes Gebäude, dessen Kosten auf 9000 fl. präliminirt sind, wird mindestens 1500 Personen fassen können. — In Graz constituirt sich ein nalurwissenschaftlicher Verein für Steiermark. | — Das Programm für die fünfhundertjährige Stif- tungsfeieier, welche de Wiener Universität am 12. März 1865 begehen wird, wurde bereits dem hohen Staatsministerium vorgelegt; in demselben ist die Einleitung einer Subscription beantragt, um aus deren Ergebnissen Rudolf IV., dem ersten Erz- herzog von Oesterreich und Stifter der Universität, vor dem neu zu erbauenden Universitätsgebäude ein Denkmal zu setzen, dessen Enthüllung am ersten Tage des Jubiläums statthaben soll. Alle Hochschulen und wissenschaftlichen Institute wären einzuladen, der Feierlichkeit durch Abgeordnete beizuwohnen; auch soll eine Ge- dächtniss-Medaille geprägt, ein Geschichts- Album der Universität vertheilt und Ehrenpromotionen vorgenommen werden. — Für den Besucher des Museums der k.k. geologischen Reichsanstalt ist vor Kurzen eine höchst zweckmässige Broschüre erschienen unter dem Titel: Die Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Skizze, den Be- suchern derselben gewidmet von Ad. Senoner. Wien 1862. Verlag vonC.Gerold’s Sohn. — Aus derselben ersehen wir, dass die Sammiungen sich folgender Weise vertheilen: 1) in eine grosse geognostisch geographische Sammlung der ganzen Monarchie; 2) in eine Sammlung“ der Vorkommen in den Berg- werks-Revieren; 3) in eine Sammlung von Petrefacten aus allen einzelnen Fundorten der gesammten Monarchie; 4) in eine Samm- lung von mineralogischen und 5) in eine Sammlung von palaeon- tologischen Schaustücken in grösserem Formate, und endlich 6) eine systematische Sammlung von Mineralien, 7) eine terminologische Sammlung, 8) systematische Sammlungen von Gebirgsarten und 9) eine sysliemalische Sammlung von Petrefacten. — Für den Bo- taniker sind von besonderem Interesse in der Vorhalle die ver- schiedenen Bruchstücke (wovon das grösste 5 Fuss Höhe, 2 Fuss Durchmesser misst) von Araucarites Schrollianus Göpp. aus dem versteinerten Walde von Radowenz in Böhmen: dann im sogenannten — 200 „Fossiliensaale* die prachtvollen Platten von Flabellaria longi- folia von M. Bolca, von Flab. raphifolia von Häring, von Sphaenopteris stipellata, Sph. Haidingeri; ferners Stämme, Aeste und Fruchtstände von Calamites in ihren verschiedenen Entwick- lungsstadien, eine Adiantiles Haidingeri, von Swina, beblätterte Zweige eines Lepidodendron, mehrere Asplenites elegans aus Sira- konitz, eine Phaenicites spectabilis, eine Palaeobromelia (?) Ingleri u. m. a. — In dem „Reviersaale“ finden wir die fossilen Formen von Strakonitz und Wranonitz, worunter ein prachtvolles Exemplar von Lepidodendron Sternbergü; in dem „hintern Saal“ die Flora von Häring; im „weissen Saale“, wo die Skelete eines fossilen Riesen- hirschen und eines Höhlenbären prangen, ist die Flora von Solzka und Sagor aufgestellt u. s.f. u. s. f. .— Die Gartenbaugesellschaft in Triest gewinnt, seit der Wahl des Herrn Bottacin zu ihrem Präsidenten, tagtäglich mehr an Theilnehmern und auch ihr Organ, „l’Ortolano* , gewinnt unter der gediegenen Feder ihres höchst thätigen Sekretärs, Prof. Stos- sich, immer mehr an Ausdehnung; werihvolle Original- Aufsätze bereichern dasselbe und bilden es zu einem höchst lehrreichen Journal, so dass man mit voller Sicherheit ein günstiges Resultat für das Land prognosticiren kann. Im Februar Nr. 11 des „l’Ortolano“ 1862 gibt Hr. R. Tominz eine beschreibende Aufzählung der Yucca gloriosa, aloifolia, Draconis, filamentosa, glaucencens, flaccida, spinosa und nova. Die Y. aloifolia findet sich in mehreren Gärten und namentlich im Gesellschaftgarten prangen zwei prachtvolle 10 Fuss hohe Exemplare derselben, so wie im Garten des Herrn Bottacin seit mehreren Jahren in freier Erde mehrere Exem- plare von Yucca filamentosa, flaccida und gloriosa cultivirt, ohne dass die Winterkälte ihnen schadet. Zur Benützung der Fasern wird von Herrn Mandet die Y. aloifolia am geeignetsten erkannt und von diesem wird in besagter Nr. 11 des „l’Ortolano“ die Culturs- methode beschrieben, mit dem Bemerken, dass im unteren Friaul selbe im Freien sehr gut gedeihen würde. In Nr. 12 des „l’Orto- lano“ wird die Cnltur der Cinerarien und des Spargels beschrieben. — Hr. Bauer hatder Gesellschaft 20 fl.übergeben mit dem Zwecke, bei der im künftigen September 1862 stattfindenden Blumenausstellung als Preis jenem Weinbergbesitzer zu ertheilen, welcher seine Wein- reben nach der Hooibrenk’schen Methode kultivirt. Sr. — Die Acclimatisationsgesellschaft in Palermo gibt in ihren „Atti*, von welchen seit der kurzen Zeit ihres Bestehens schon das 9. Heft erschienen ist, fortwährenden Beweis ihrer Thätigkeit und sie findet auch die kräfligste Unterstützung von Seiten ihrer Mitglieder, um dem ackerbautreibenden Publikum die Begriffe einer rationellen Wirthschaft nach dem Stande der neuesten Kenntnisse beizubringen — so hat z. B. Hr. Amon Turrisi eine grosse Grundfläche mit den allerneuesten Ackergeräthen, Ma- schinen etc. zur Verfügung der Gesellschaft unentgeltlich gestellt; um darauf alle eventuellen Versuche über Acclimatisation von 201 Pflanzen und Thieren anzustellen. Der Grundbesitz des Hr.B. Tu r- risi enthält aber auch manch seltene und schöne Pflanze im Freien oder im Warmhause; so prangen unter mehreren andern im Freien eine 7 Meter hohe Araucaria excelsa, eine 4 Met. hohe Ar. Cun- nighamü, und eine A Cookü, beiläuflg 2 Met. hoch, so auch ein Cycas revoluta. Im Warmhause finden sich ein sehr kräftiger Pandanus utilis, dann prachtvolle Exemplare von Astrocarium Airü, Maximiliana regia, Latania borbonica, Scahortia elegans, Cocos coronata, dann von Eucephalartus horridus , edule dion, Rhopala corcovadensis u. m. a. Sr. — Der kön. botanische Garten in Palermo unter der Leitung des Hr. Prof. Todaro besitzt 458 Species und Varietäten von Cacteen, welche zu nachfolgenden Gattungen gehören: Mamilla- ria 122, Echinocactus 40, Pilocereus 10, Echinopis 21, Echinoce- reus 18, Cereus 75, Aperocactus 1, Cleistocactus 3, Disicocactus 1, Epiphyllum 12, Phyllocactus 20 einige Hybriden zugetheilt, Rhipialis 18, Lepismium 1, Nopalea 2, Opuntia 19, Pereskia 5; von diesen hier angeführten Arten werden 174 in dem „Catalogo della piante vendibili del R. Orto botanico di Palermo* zum Kaufe oder Tausche angebothen. Namenilich beschäftigt sich mit dem spe- ciellen Studium der Cacteen der Unter- Garten -Director Hr. Con- sole, welcher drei neue Species von ÖOpuntia aufgestellt hat, nämlich Op. Labouretiana, Todareana, Lemaireana und Mamilla- ria Trigoniana und welchem zu Ehren Hr. Lemaire ein Pilocereus Consoli und eine Opuntia Consoleana benannt hat. Hr. Lemaire äussert sich in der zu Gent veröffentlichten „Ilustration horticole“ (9. Bd. 1. Hft.), dass sein „Essai de monographie des caclees* in Folge der von Console und Schlumberger gegebenen Mit- Iheilungen kräfligste Unterstützung gefunden. Sr. —— ee —— Literarisches. — „Elementarcursus der Kryptogamenkunde zum Gebrauche für Realschulen und beim Selbststudium,“ herausgegeben vom Conrector W. OÖ. Helmert und Dr. L. Rabenhorst. Zweite mit 79 Holzschnitten vermehrte und verbesserte Auflage. 1862. Druck und Verlag von C. Heinrich in Dresden 8. 128 Seiten. — Schon der Umstand, dass sich das Bedürfniss einer 2. Auflage her- ausstellte spricht für die Brauchbarkeit dieses Werkchens, dessen erste Abtheilung in sehr leicht fasslicher Weise über „die Pflanzen- zelle und die an ihr beobachteten Lebenserscheinungen“ handelt, und in dessen 2. Abtheilung die spezielle Beschreibung der Krypto- gamen durchgeführt wird. Durch die neu beigegebenen recht fleissig gearbeiteten Holzschnitte hat dieses Buch, dem auch eine Uebersicht des Inhaltes und ein Register beigegeben ist, an Brauchbarkeit nament- lich für das Selbststudium ungleich mehr gewonnen und ist in jeder Beziehung empfehlenswerth. J: % 14 — Ueber das Vorkommen der Hydrilla verticillata Casp. in Preussen, die Blüthe derselben in Preussen und Pomern und das Wachsthum ihres Stammes von Robert Caspary, (Abdruck aus den Verhandlungen der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Königsberg in Preussen 1860), Pag. 294—310, mit 4 lith. Tafeln. — Der bekannte Verfasser gibt in dieser Abhandlung, welche sich an dessen frühere Arbeit über denselben Gegenstand (Pringsheim’s Jahrbuch f. wiss. Bot. 1858, I. 377 ff.) anschliesst, einen reichen Beitrag zur Kenntniss dieser interessanten Pflanze. Das Hauptsächlichste dieser Arbeit heben wir im Nachfolgenden hervor. — Der Verf. nennt uns 6 Seen in der Nähe von Lyck, in welchen Hydr. vert. vorkömmt. In der Nähe von Lyck wurde diese Pflanze zuerst von Dr. Sanio gefunden. Auch im Dammischen bei Stettin kömmt Hydrilla verticillata vor, und wurde daselbst zuerst von Seehaus beobachtet. Im Königsberger botanischen Garten wird diese Pflanze cultivirt, und blühte im Jahr 1860. Doch sind hier wie überhaupt an allen europäischen Standorten nur weibliche Blüten gesehen worden. Der Verf. geht nun zur Beschreibung der Blüthen- theile über und hebt hervor, dass die Samenknospen der europäischen Pflanze in Bezug aufLage und Gestalt grossen Schwankungen unter- ‘ worfen sind, was sich bei den indischen Pflanzen in nicht so auf- fallender Weise zeigt. Die Samenknospen der H. v. sind meist anatrop, doch kommen auch hemianatrope, sogar orthorope vor; letztere sind jedoch abnorme Bildungen. Zu diesen merkwürdigen Schwankungen der Gestalt gesellt sich noch der Umstand, dass die Samenknospen sowohl hängen als aufrecht selbst in einem und dem- selben Fruchtknoten vorkommen können. Der Verf. übergeht von diesen seltenen Fällen auf Samenknospen anderer Pflanzen, die ähn- liche Verhältnisse aufzuweisen haben, und zeigt in einer Anmerkung die Unhaltbarkeit der zuerst von Aghard gebrauchten Begriffe der Epi- Apo- und Heterotropie der Samenknospen. Der Verf. charak- terisirt die vollendeten Samenknospen nach ihrer Lage, und sondert sie in epistrophe, deren Raphe der Placenta zugewendet_ ist (Cruciferen) und in apostrophe, derenR. von derP. abgewendet ist (Ilex;) Hierauf bespricht er den anatomischen Bau des Stammes und theilt die Kulturversuche, die mit dieser Pflanze im Königsberger bot. Garten angestelit wurden, mit. Winterknospen der H. v. von Lyck und aus dem dammischen See stammend, entwickelten sich nicht in kleinen Behältern, erst in eigens gebauten Becken, die circa 50—100 Kubickfuss Wasser fassten. Die Knospen entfalteten sich und zeigten sogar Blüten (1860). — In Europa scheint H. v. nur diöeisch zu sein, indess gibt es auch monöeische Individuen, z. B. die im Wildenov’schen Herbar. Der Verf. spricht hierauf über die Stellung der in Quirlen (Scheinquirlen) stehenden Blätter, und theilt schliesslich seine Beobachtungen über die Entwicklung des Stammes der H. v. mit, denen zu Folge nicht eine einzige Lambium- schichte der Knospe, Mutterzellen für alle Gewebstheile liefert, son- dern jeder Gewebstheil. seine selbstständigen Mutterzellen besitzt. 203 — Diess sind die Hauptpunkte einer mit anerkennenswerthen Tüch- tigkeit und unzweifelhafter Vorliebe für den speciellen Gegenstand ausgeführten Arbeit, die nicht nur der Hydrillis wegen Beachtung ver- dient, sondern auch wegen allgemeineren Bemerkungen über Samen- knospe über Bau und Entwicklung des Pflanzenstammes Interesse gewährt. - Dr.. u W. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn V. v. Janka in Kis-Uj-Szallas mit Pflanzen aus Ungarn. Von Herrn Bilimek in Eisenstadt mit Pflanzen aus Ungarn und Niederösterreich. Von Herrn Dr. Walther in Baireuth mit Pflanzen aus Baiern. Von Herrn Szontagh in Oedenburg mit Pflanzen aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Feuchtinger in Gran, Apotheker Monheim in Aachen, Pfarrer Grund! in Dorogh, Professor Hazslinszky in Eperies, Andorfer in Langenlois, Professor Purkyne in Weisswasser, Dr. Münter in Greifswald, Petter in Wien. Dr. Pavai hat nachträglich zu den von ihm in Siebenbürgen gesammelten Pflanzen die bisher fehlenden Originaletiquetten gesendet, daher ich nun in der Lage bin die inzwischen versendeten Copien gegen Originale umzutauschen. _- 20m Mittheilungen. — (oeos nueifera blühte am 23. Jänner zum ersten Male in Europa und zwar zu Syon House bei Kew. Es soll die sogenannte Maldivische Abart sein, deren Früchte (mit Schale) nicht viel grösser als ein Entenei sind. Da man es bisher für unmöglich gehalten hatte, die Cocosnuss dauernd in unseren Gervächshäusern zu kultiviren, so ist ihr Blühen als ein gärtnerischer Triumph von Bedeutung anzusehen (Bnpl.) — Alsine media gıbt einen verlässlichen Witterungs-Anzeiger ab. Schliessen sich die Blüthen zur Hälfte, so regnet es sicher bald darauf, während der Dauer des Regens siud sie ganz geschlossen, öffnen sie sich wieder voll- kommen, so kann man darauf rechnen, dass binnen 4 bis 5 Stunden kein Regen fällt. — Euphorbia proeera M. B. wird in Podolien- mit dem besten Erfolge als Heilmittel gegen die Tollwuth angewendet. — Katschar (Indien) war vor 5 Jahren noch eine Rothwildeinöde ; jetzt bebauen daselbst 80 Europäer 53 ihnen von der Regierung überlassene Grundstücke. Die Gesammtzahl der bereits in Cultur stehenden Hektaren be- läuft sich auf 42,000, wovon 2417 dem Anban von Thee gewidmet sind. Die Theeernte für 1861 wird auf 497.380 Pfund und im Wertlie von 412.250 Fr. geschätzt, die Ernte für 1862 aber auf 390,820 Piund im Werthe von 814,200 Fr. — Wie aus Hongkong vom 14. Februar gemeldet wird, betrug die Gesammtausfuhr von Thee aus China (1861—1862) naclı England 77,500,000 Pfund, nach Amerika 47 Mill. Pfund. (Bnp|.) | — Dr. Liharzik hat binnen zwei Jahren über 12,000 Messungen an verschiedenen Obstgattungen u. z. von der Blüthezeit bis zur vollen Reife vorgenommen, aus welchen sich erwies, dass bei der Apricose die Dauer 1447 204 ihrer ersten Wachsthums-Epoche nach abgefallenem Kelche 6 Stunden beträgt, mithin ihre ganze Wachsthumsdauer 6 x 300 = 1800 Stunden oder 75 Tage umfasst; bei der Pfirsiche beträgt diese erste Epoche 9 Stunden und beim Ss. 8. Wiuterobste wie z. B. bei der Isenbarthibirne 43 Stunden. — Diese Mes- sungen hat Dr. Liharzik vorgenommen, um sich zu überzeugen, ob wirklich alles Wachsthum, ja_ die Entstehung aller Dinge einem gleichartigen Gesetze untergeordnet sei, wie jenes des menschlichen “Wachsthums, welches Gesetz Dr. Liharzik in seinem Werke: „Das Gesetz des menschlichen Wachsthums u.s.w. Wien, 1858“, dann in seinem Vortrage: „Der Bau und das Wachsthum des Menschen“ (Sitzungsb. der kais. Akad. der Wiss. 44. Bd. 1861) und endlich in dem Prachtwerke: „Das Gesetz des Wachsthums und der Bau des Menschen, Wien 1862,“ in Folio mit über 20 photographischen Ta’eln- mit der grössten mathematischen Genauigkeit durchgeführt und erläutert hat. BE. — Von einer auf Margen gewachsenen Weizenpflanze wird in der Maed. Zte. berichtet, dass dieselbe aus einer Wurzel 250 Halme getrieben hatte, auf welchen sich 118 vollkommene Aehren gebildet haben, unter denen mehrere bis 60 schöne Körner enthielten. Die Wurzel ist riesenmässig , unter den Hunderten von Wurzelfasern sind sehr viele, die selbst im vertrockneten Zu- stande noch eine Länge von 46 Zoll haben. Correspondenz der Redaction. Herrn V,. v. J. „Das Verlangte nicht mehr in meinem Besitze. Pflanzen immer willkommen.“ — Herrn v. Bausch und Herrn Sekera: „Nach Ihren dermaligen Desideraten-Verzeichnissen ist es mir nicht inöglie h Ikacn Pflanzen zu senden, bitte daher um Erweiterung derselben.“ Inserate. In unserem Verlage ist eben erschienen und vorräthig bei C. Gerold's Sohn in Wien, Stephansplalz 625: Die botanischen Ergebnisse der Reise S. k. H. des Prinzen Waldemar von Preussen in den Jahren 1845 und 1846. Durch Dr. Werner Hofmeister , Leibarzt S. k. H. Auf Ceylon, dem Himalaya und an den Greuzen von Tibet gesammelte Pflanzen, ; beschrieben von Dr. Fr. Klotzsch und Dr. Aug. Garcke. 43 Bogen Folio mit 1400 Jithographirten Tafeln. Geb. Preis: 33 fl. 60 kr. Berlin, Februar 1862. Königliche geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker.) Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 4861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag vor Ü. Gerold. Druck von C. Veberreuter. Öesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische R N Exemplare, botanische Zeitschrift die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe {[,5 a (Wieden, N.331, Wien) Man pränumerireaufseibe Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzle, CWiden, 8.331, Wi (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Teclınıker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 7 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = ° Buchlıandlungen. A0Y on . 5 XI. Jahrgang. WIEN. Juli 1862. INHALT: Ueber Ranunculus tuberosus. Von Neilreich. — Neue Pflanzenarten. Von Dr. H. Wawra. — Aus Siebenbürgen. Von Pavai. — Oenanthe-Arten. Münch. — Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Correspondenz, Von Szontagh, Janka. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Cor- respondenz der Redaction. — Inserat. Ueber Ranuneulaus tuberosus Schur. Von August Neilreich. Nach Schur in der österr. botan, Zeitschrift 1861 p. 82 wächst Ranunculus tuberosus Lapeyr. auf Grasplätzen des Liechten- stein’schen Gartens und des allg. Krankenhauses in Wien. Durch die Zuvorkommenheit des Fürst Liechtenstein’schen Gärtners, Herrn Eckstein, wurde ich heuer in den Stand gesetzt, diese auf Wiesen und in Hainen des vorerwähnten Gartens häufig vorkom- mende Pflanze nach allen Richtungen beobachten zu können und ich lege hiermit den Erfolg meiner Beobachtungen in diesen Blättern nieder. Vor allem muss ich bemerken, dass dieser von Schur durch- aus richtig beschriebene Ranunkel ganz gewiss R. tuberosus Lapevyr. nicht ist. R. tuberosus, von Lapeyrouse vor beinahe 60 Jahren in seiner Histoire abregee des plantes des Pyrendes p. 320 aufgestellt und unvollständig beschrieben, war den französi- schen Autoren bis in die neueste Zeit unbekannt und wurde daher von ihnen entweder mit Stillschweigen übergangen oder einfach mit den Worten wiedergegeben, mit denen ihn Lapevrouse ursprünglich aufgestellt hatte. Erst Timbal-Lagrave schrieb in Oesterr. Botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1862, 15 206 den Archives de Flore par F. Schultz 1855 p. 181—6 einen kritischen Aufsatz über diese bis dahin räthselhafte Pflanze, in welchem dieselbe für eine gute dem R. nemorosus DC. zwar nahestehende aber durch den wagrechten Wurzelstock verschiedene Art erklärt wird. Der Beschreibung, welche Timbal-Lagrave von diesem die hohen Pyrenäen bewohnenden Ranunkel gibt, lagen lebende auf Lapeyrouse’s Standorte bei Medasolles gesammelte Exemplare zu Grunde, welche mit jenen, die sich in Lapeyrouse’s Herbar noch vorfinden, vollkommen übereinstimmen, so dass die Idendität der Pflanze Timbal’s mit jener Lapeyrouse’s wohl keinem Bedenken unterliegen kann. Nach Timbal’s Beschreibung nun hat R. tube- rosus Lapeyr. gefurchte Blüthenstiele, einen langhaarig-filzigen Fruchtboden und einen stark eingerollten Schnabel der Früchtchen, während bei dem Ranunkel des Liechtenstein’schen Gartens übereinstimmend mit Schur’s eigenen Worten die Blüthenstiele stielrund, der Fruchtboden kahl und der Schnabel der Früchtichen sehr klein und schwachgekrümmt ist. Durch diese wesentlichen Merkmale weicht R. tuberosus Schur von dem echten R. tubero- sus Lapeyr. weit ab und nähert sich dem R. acris L. am meisten. Ich zweifle keinen Augenblick, dass der Ranunkel des Liech- tenstein’schen Gartens R. Steveni Andrz. in Bess. Volhyn. p. 22—3 (Reichenb. Ic. XI. f. 4605, Schur im Siebenb. Ver. 1853 p. 26, 1859 p. 117 und in der österr. botan. Zeitschrift 1860 p. 252, Heuff. Ban. 9) sei, denn Besser’s ziemlich aus- führliche Beschreibung trifft genau zu und die von Schur selbst bald als R. Steveni bald als R. strigulosus ausgegebenen sieben- bürgischen Exemplare weichen von der Wiener Pflanze nur darin ab, dass die Stengelbasis derselben steifer und dichter behaart ist; ein unbedeutendes Merkmal, das überdiess dem echten R. Steveni nicht einmal zukömmt („Caules pilis raris adpressis obsiti* Bess. l.c.) Reichenbach’s Abbildung wäre gut, wenn nicht die Haupt- sache, nämlich der Wurzelstock fehlen würde. R. Steveni steht, wie bereits erwähnt, dem R. acris L. am nächsten, unterscheidet sich aber vorzugsweise durch den wag- rechten 1—3'' langen etwas fleischigen Wurzelstock, dann auch durch weichere Blätter und breitere Zipfel derselben, die der Pflanze auf den ersten Blick das Aussehen der zwischen R. nemo- rosus DC. und R. polyanthemos L. schwankenden Mittelformen geben. Viele Autoren (z. B. Bert. Ital. V. 538, Koch Syn. 19, Ledeb. Ross. I. 41, Vis. Dalm. Ill. 85, Gr. et Godr, fl. de Fr. I. 32) halten ihn daher für eine Var. /atisecta des R. acris L., indem sie nur die Blatlform hervorheben, über den Wurzelstock aber flüchtig hinausgehen, so dass sie entweder diesen nicht gesehen oder nur Formen des wahren R. acris L. mit breitzipfligen Blättern vor Augen gehabt zu haben scheinen. Jordan, der gewiss kein Feind von Arten genannt werden kann, hält den R. Steveni nicht einmal als Varietät von R. acris L. für verschieden, ungeachtet er bemerkt, dass sein R. acris manchmal einen bis gegen 4 langen 207 Wurzelstock treibe (Obersv. VI. p. 15—7). Nach diesem zu schliessen, möchte ich glauben, Jordan habe unter seinem R. aeris nicht die Pflanze Linne’s dieses Namens, sondern R. Steveni gemeint. Wollte man die eben bezeichnete Gestalt des Wurzelstockes als kein speci- fisches Merkmal gelten lassen, so müsste auch R. carpatieus Herb. nur Varietät des R. lanuginosus L. und R. tuberosus Lapeyr. nur Varietät des R. nemorosus DC. sein, was doch zu weit gegangen wäre. Hier um Wien wenigstens habe ich keinen R. acris mit wagrechtem Wurzelstocke, ja nicht einmal mit so breiten Blattzipfeln wie bei R. Steveni gefunden, sein Wurzelstock ist stets sehr kurz, kaum bemerkbar. Ich halte daher den R. Steveni für eine echte Art, Schliesslich möchte ich noch die Frage aufwerfen, wie es komme, dass R. Steveni in Niederösterreich bisher nur auf künst- lichen Wiesen der Vorstädte Wiens gefunden wurde und ob er daher wie Crepis nicaeensis, Crepis tarawacoides und andere ähn- liche Pflanzen fremden Ursprunges nur eine zufällige vorübergehende Erscheinung sei. Noch bin ich nicht in der Lage diese Frage be- antworten zu können. Mein Freund Boos erzählte mir, dass er in Gesellschaft des verstorbenen Tausch schon vor 30 Jahren diesen Ranunkel im Liechtenstein’schen Garten bemerkt und dass ihn Tausch, da sie den Wurzelstok nicht sahen, für eine Varietät des R. acris L. gehalten habe. Er ist also schon seit langer Zeit im Liechtenstein’schen Garten zu Hause uni pflanzt sich von selbst fort. Möglich übrigens, dass R. Steveni auch an andern Orten Niederösterreichs wachse, bei seiner Aehn- lichkeit aber mit R. acris oder R. polyanthemos bisher übersehen wurde. Nur die Zukunft kann also hierüber die erwünschte Aus- kunft ertheilen. Wien, den 6. Juni 1862. — a I — Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximiliau von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregattenarzt. V. Palicourea metallica. Arbuscula biorgyalis apice pauciramosa, ramulis teretibus, glaberrimis, internodüs 2 poll. longis. Folia petiolata 8 poll. longa ac—3 poll. lata, elliptica, utringue acuminata, acuta, integra, supra lucida, subtus eupreo-nitentia, glabra, nervis secundarüs 19%" 208 10—12. Stipulae intrapetiolares emarginatae. Panicula terminalis,; solitaria, longitudine fere foliorum paris supremi, oblonga, con- ferte ramulosa; rhachi crassitie axis peduncularis 11%—2 uncialis, ramis brevibus, patentissimis, cum floribus bractea lanceolata fultis. Calyx urceolatus , pubescens, minute rotundato-quinquecrenatus. Corolla 6—7 linearis, infundi buliformis; tubo basi antice gibbo et fauce hinc ventricosa; limbo subbilabiato, spartito, lacinüs tubo plus quam triplo brevioribus , extus puberulis, subacutis. Stylus brevissimus, tubo 4—5 brevior, stigmatibus binis, eo subtriplo lon- gioribus, linearibus, versus apicem nonnihil latioribus, corollae tubum aequantibus. In syleis primaevis prope Ilheos; rara. Arbuscula 2orgyalis, trunco simplici, apice pauci-ramoso, 1—1'/'' crasso. Ramuli teretes, pennae anserinae crassitie, gla- berrimi, fuscescentes infra nodos supremos (in sicco) constricti, internodüs 2" longis ac longioribus, medulla ampla faretis. Folia elliptica, nonnunguam subinaequilatera, petiolo adjecto 10‘ longo subtereti fusco 8" cireiter longa ac—3"/" lata, utrinque ucuminata, acuta, integra, glaberrima, supra lucide subtus cupreo viridia nitentia, nervo mediano utrinque aequaliter prominulo fuscescenti, nonnunquam flexuoso, nervis secundarüs 10 — 12, suboppositis et alternis, patulis, arcuatis, parallelis, venulis tenerrimis, subtus nonnisi prominulis,. Stipulae intra petiolares, axillares, 2''" longae emarginato-bidentatae, dentibus rotundalis, in sicco nigricantes, glabrae, margine angustissimo scariosulae. Panicula terminalis, solitaria, coarctata, foliorum fere longitudine, pedunculo in rhachim haud tenuiorem excurrente 1'/y—?'' longo fulta, basi glabra, apicem versus subpuberula ibique (in sicco) sulcata, minute bracteolata, bracteis ramos inferiores fulcientibus e dilatata basi subulatis, 2'' longis, reliquis lanceolatis minimis, puberulis; ramuli florigeri pollicares ac breviores, patentissimi demumque recurviusculi, com- pressiusculi filiformes, in rhachi conferti, alterni ac subverticillati, brachiato-cymuliferi, supremi simplicissimi, cymulis 4—?2 floris, 3— 2" longis, floribus subsessilibus vel pedicellis 1'/,'' longis fultis. Calyx urceolatus brevissime ac dense puberulus, tubo subtereti lineam longo, limbo obsoleto 5 crenato, crenis semiorbicularibus. Corolla 6—7'' longa, infundibuliformis, in vivo pallide rosea, subbilabiata, tubo tereti facie ventrali basi gibbo, ab hinc con- stricto sursumque inflato, recto vel subarcuato, glabro; limbo 5 partito, lacinüs subinaequalibus, binis superioribus majoribus 11/2 lin., binis lateralibus subbrevioribus ac quidpiam basi latioribus 1 lin. longis, impari quinta antica omnium minima, omnibus oblusis aut subacutis, extimo margine subinvolutis, extus puberulis, intus fauceque glabris. Stamina supra lubi medium uffixa, inclusa, fllamentis glabris antheras aequantibus, his fauce vix exserlis 11%a—2'' longis, linearibus, obtusis, luteis, basi semibifidis, erectis. Ovarium disco epigyno subgloboso carnoso coronatum. biloculare, loeulis uniov.latis, ovulis e basi anguli loculor.ım interni adscen- 209 dentibus. Stylus brevissimus , tubo corollae A—-Ötes brevior, teres, glaber alte bifidus, eruribus stigmatosis tubi ostium adtingentibus, patulis, linearibus, infra attenuatis, teretibus ac glabris, apicem versus compressis quidpiam dilatatis, papillosis. Fructus desi- deratur. Diese Art dürfte der P. macrobotrys Röm. et Schult. am nächsten stehen, unterscheidet sich jedoch von ihr durch die kahlen Blätter, durch die in der Blattachsel verwachsenen Nebenblätter, vor allem aber durch die fast unregelmässige Blumenkrone, den kurzen Griffl und die langen Narben. durch letzteren Charakter scheint sie sich überhaupt noch von allen übrigen Palicoureen zu entfernen. Ganz ausgezeichnet ist sie noch durch das wunder- volle Malachitgrün ihrer Blätter. Der Stamm theilt sich nur an der Spitze in einige wenige ÄAeste, deren schlanke überhängende Zweige mit den prachtvollen Blüthentrauben enden. IT. Patabea capitellata. Fruticosa, glaberrima, ramis graeilibus, dichotomis, inter- nodüs elongatis. Folia petiolata, 3—-5 poll. longa ac 1—? poll. lata, elliptica, utrinque acuminata, integra, nervis aureo-pur- pureis, secundarüs utrinque 8. Stipulae utringue geminae, sub- ulatae, membranula interpetiolari connatae. Florum glomeruli 4—7 flori, in capitula terminalia solitaria breve pedunculalta eruciatim dispositi, bracteolato-involucrati, bracteolis lanceo- latis flores aequantibus vel superantibus recurvis. Calyx lineam fere longus, clavatus limbo minxto 5 crenalus, dentibus semi- orbieularibus rigidule ciliatis. Corolla praesertim in alabastro dense minulissima pubescens, subcurvata infundibuliformis, tubo 3 lin. longo, extus fauce dilatato dense pubescente, basin versus sensim glabrescente, lacinäs 5 triangulari-ovatis, tubo triplo brevioribus, supra villosissimis, reflexis. Antherae tubi faueci insertae subses- siles. Stylus exsertus, stigmate bilobo crasso. -Bacca exsucca, apice truncala, depressiuscule glohosa, dicocca, coccis facie com- missurali longitudinaliter fissis, dorso rotundato-quadricostatis. In arenosis siccis sylvarum circa Ilheos. Frutex orgyalis, glaberrimus, dichotome ramosus, ramulis tere- tibus striatulis, gracilibus, sordide flavescentibus aut purpurascen- tibus, internodüs 3—4" longis apice (in sicco) constrietis, novellis compressiusculis. Folia elliptiea, utringueacuminata, acuta, in petiolum 1%," longum, fuscum, striatum attenuata , 3—5" longa ac 1—?2" lata, integra, supra viridia subtus pallidiora aut purpurascentia, nervis aureo-purpureis, mediano sublus magis supra vice prominulo, secun- darüs 8, basilaribus suboppositis, reliquis alternis, secus marginem arcuatim confluentibus, venulis transversis anastomosantibus junctis ; stipulae utrinque geminae, subulatae, ?'' longae, membranula inter- petiolari plicatula rosea convexa in folüis summis concava inter se connatae. Flores terminales, glomerato-capitati, glomeribus pe- dunculatis, alaribus solitarüs, Pisi vel Cerasi mole, singulis e 210 glomerulis 3—6 decussatim coarctatis sessilibus vel subsessilibus, bracteolato-involueratis, conflatis; pedunculo !%'" longo, striato, minutissime pubescente, recto vel subnutante; glomerulorum pedi- celli 1—3' longi, cerassiusculi, compressi, angulati, glabriusculi. Inrolucrum e foliolis bractealibus ramulorum hebetatorum primi ac secundi ordinis formatum modo 6—8S— modo 12?—14 phylium, patens foliolis primi ordinis cruciatis majoribus, secundi ordinis cum his alternantibus interioribus subminoribus, omnibus lanceolato- linearibus, 4—5'' longis, acutiusculis, carnosulis, roseis, sublus glabris, supra subinde puberulis apice uncinato-recurvis. Flores singulorum glomerulorum 4—7 invicem appressissimi, omnino sessiles, ebracteati. Calyx lineum fere longus, clavatus, angulatus, glaber, tubo flavo, limbo eo triplo breviore discumque epigynum viz aequante, membranaceo, repando- quinque crenato, dentibus semiorbicularibus ciliatis, mox glabris, Corolla in alabastro dense ac minutissime pubescens, nubila infra medium glabra, infundibuliformis, tubo 3'' longo, recto, tereti, intus pelis crispatis faıcem explentibus dense lunata, limbo 5 partito, laciniüs tubo triplo brevioribus, acutius- culis, reflexis, usque ad medium lanatis, ulterius glabris. Antherae 5, fauei insertae, subsessiles ac nonnisi apicibus exsertae, lineares, acutae, basi semibifidae, glabrae. Stylus corollae longitudine aut longior basin versus incrassatus, stigmate profunde bilobo, lobis ovatis, brevibus, obtusis. Ovarium disco carnoso subconico calyecis lacinias fere superante coronatum, biloculare , loculis uniovulatis, ovulis oblongis, e loculorum angulo interno a basi adscendentibus. Bacca piperis grani magnitudine calyce destituta, exsucca, dicocca, tenere crustacea, glabra, depresse globosa, regulariter grosse ro- tundato-costata, coccis facie commissurali planis, longitudinaliter fissis, costis dorsalibus tribus majoribus. Semen osseum, hemi- sphaericum, quinquecostatum, facie ventrali excavatum. Unsere Art steht der Cephaölis microcephala Miquel. (Linn. XVII. 748) in Kappler pl. Surin. exsiec, n. 1562 sehr nahe, und ist möglicher Weise nur eine stärker entwickelte Form derselben. Die Kappler’sche Pflanze hat kleinere und elliptisch-lancettförmige, weniger nervige Blätter, einfacher zusammengesetzte Knäule mit sewimperten Deckblättern, einen ganzrandigen nicht gewimperten (?) Kelch, und eine fast einfache (?) Narbe. Miquel kannte deren Früchte noch nicht, und räth daher, seine Art mit solchen aus der Galtung Patabea zu vergleichen. Meines Wissens ist nur die Frucht von Patabea coccinea Aublet. bekannt, und auch diese nur sehr unvollständig aus De Candolles Prodromus IV. p. 538. Nach seiner Angabe soll sie im Gegensatz zu Psychotria und Cephaölis nicht gerippt sein („laevis, nec striata*). Ob dieser Character mit dem einer häufi- geren telrameren als pentameren Bildung der Blüthendecken und Staubfäden ausreicht, diese Gattung von letzteren zu trennen, will ich dahin gestellt sein lassen. 211 Gewiss ist nnr so viel, dass unsere Art mit Ausnahme der ge- rippten Früchte im Uebrigen vollkommen mit den zu Patabea gestellten Arten übereinstimmt. Glaubt man diese Gattung neben Cephaelis aufrecht erhalten zu sollen, so müsste man den Differenzialcharakter vorläufig von der Gestalt und geringen Grösse der Involucral- bracteen des Blütenknäules und dem vollständigen Fehlen der Bracteolen (Paleae auct.) zwischen den einzelnen Blüthen ent- lehnen. Ob letztere in der That bei allen Cephaelis-Arten sich vorfinden oder nicht, müsste eine genauere Untersuchung aller bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung lehren. Ebenso zweifelhaft erscheint mir die Angabe Endlicher’s (gen. pl. p. 531) über die steinnussartige Beschaffenheit der Frucht von Cephaelis und Cara- pichea , welche beiläufig gesagt sich durch gar keinen nur einiger Massen erheblichen Charakter von ersterer Gattung unterscheidet. Was steinartig an der Frucht unserer Patabea ist, ist das Endosperm des Samens, und nicht die Fruchthülle. Wahrscheinlich findet der- selbe Fall auch bei Cephaelis und den übrigen zu dieser Gruppe gehörigen Gattungen statt, Sollte sich Endlicher’s Angabe als richtig erweisen, dann wäre allerdings ein haltbarerer Charakter für beide in Rede stehenden Gallungen gewonnen. VII. Anisomeris diversifolia. Arborea , ramulis pussim spinescentibus. Folia brevi petio- lata, elliptica ac subobovato-elliptica , rarius ovalta, utrinque acutiuscula vel obtusa, cujusvis paris inaequalia, altero majore 3—1 poll. longo ac 16—10 lin. lato, altero dimidio minore homo- morpho, omnia subtus ad nervos subinde puberula inque azillis barbata, caeterum glabra; nervis secundarüs utrinque 3—4. Sti- pulae ovato-acuminatae, lineam longae, extus kirsutae. Flores glomerato- capitati plerumque quini, pedunculo communi hirto, 7—10 lin. Ionyo, pedicellis subnullis , obsolete bibracteolatis brac- teolis subinde ad fasciculum pilorum restrietis. Calycis tubus Ya lin. longus hispidulus, limbi Apartiti lacinüs ovatis, obtusis apice demum recurvis, vix inaequalibus, glabris, Corolla 7—8 linearis, hypocraterimorpha, extus hirta intus glabra, tubo tenue fli- formi recto; limbi lacinüs ovatis obtusis lineam longis, antherae A inter corollae lacinias sessiles. Stylus filiformis glaber, tubo subbrevior.. Stigmata 2 oblonga, crassiuscula. Ovarium biloculare biovulalum. Ilheos in sylvois primaevis. Arborea, divaricato ramosissima, ramulis oppositis, paten- tibus, teretibus, ligno duro, tenacissimo, albo, canali medulla farcto, tennissimo, corlice tenui cinerea vestitis, hebetatis passim spine- scentibus, spinis tunc pollicaribus ac longioribus, oppositis, paten- tissimis validis, folüferis ac interdum florigeris; ramulis novellis debilibus,, erectis, pubescentibus, internodüs supremis- alternalim compressis. Folia breve peliolata, cujusve paris magnitudine inaequalia, altero 3—1 poll. longo ac 16—10 lin. lato, altero 212 dimidio minore, omnia elliptica ac subobovato-elliptica, rarius ovata wel ovalia, obtusa, subcoriacea, utringue ylabra, in castarum azxillis saepe barbatula, subtus dense est tenuiter transversim reti- culata, costis utringue 3—4 intra marginem magno arcu confluen- tibus. Stipulae interpetiolares, ovatae, acuminatae, lineam longee et basi totidem fere latae, extus villosae, intus glabrae. Pedun- euli tam axillares solitarii, quam subterminales ad speciem tunc gemini vel terni 4—1?2 lin. longi, tenue filiformes, stricti, sparsim pilosuli, florum glomerulo capituliformi 2-—5 floro bibracteato, coronati; bracteis vix lineam longis, ovatis, acuminatis, hirsutis. Flores parvuli, bracleolis obsoletis, ad pilorum fasciculum ple- rumque restrictis interstincti, cymoso-capitati 5, rarius depau- peratione 4, 3, 2. Calyeis tubus 1'%'' longus, hispidulus, in sicco nigricans, limbo DÖdentato, dentibus tubo dimidio brevioribus, aequalibus aut subinaequalibus, ovatis, oblusis, primum erectis, demum recurvis. Corolla in alabastro pube adpressa canıa demum remotiore adspersa,. hypocraterimorpha, 7'' circiter longa, tubo tereti, filiformi, recto, aequali, fauce subelavato, limbo quadripar- tito lacinis in alabastro - aestivatione valvatis, ovato-oblongis, obtusis, lıneam longis, patulis. Antherae summo fauce insertae, apicibus parumper exsertae, infra medium dorsi affixae, basi semi- bifidae. Stylus filiformis, teres, glaberrimus, tubo subbrevior, stig- malibus 2, oblongis, crassiusculis. Ovarium biloculare, loculis uniovulatis, ovulis loculorum apice in angulo interno pendulis, linearibus, basi tumidulis (?). Unterscheidet sich von der A. spinosa Presl. (symb. bot. II. 5. 1. 54) der einzigen bisher bekannten Art dieser Gattung durch die in der Regel gleichen Kelchzähne, die stumpfen Zipfel der Blumenkrone, durch den viel kürzeren Griffel, die Blattpaare mit ungleichen Blättern, verschiedene Behaarung derselben, und die steifhaarigen Köpfchenstiele; sonst kommt sie ihr im Habitus sehr nahe, und ist trotz dem Hauptunterscheidungsmerkmal, nämlich den Blattpaaren mit ungleichen Blättern vielleicht doch nur eine Varietät derselben. Der Mangel der Früchte lässt die Stellung der Gaitung zweifel- haft, Presl vermuthet sie gehöre zur Gruppe Guettarda: Eine besondere Aufmerksamkeit verdient die kopfförmige Anschwellung am Grunde der Eichenspitze. *) Wien, den 18. Juni 1862. *) Wir ersuchen S. 171 statt Panicum racemiferum zu lesen Panicum racemiflorum. 213 Aus Siebenbürgen. Von Dr. Alexis von Paväi. Meine erste botanische Excursion ist schon beendigt, sie dauerte über 3 Wochen und umfasste den grössten Theil des westlichen Siebenbürgens. Ich begann bei dem Jurakalke der Thordaer Schlucht, besuchte die Grobkalken bei Meszkö und den Leithakalk von Räkos. durchforschte nachher die schroffen Felsen des Juraischen Kalkes von Toroczkö mit seinen phantastischen Gestalten, und mehrere malerische Urkalk-Felsen am Ufer des Aranyos; verfolgte den Lauf dieses Flusses nach aufwärts, bis ich die grossartigen Partien desjenigen krystallinischen Kalkes antraf, welcher weiter oben die Wasserscheide zwischen dem Körös und Aranyos bildet, von welchen beiden Flüssen der erste die ungarische Ebene, der letztere hingegen unsere von Nachtigallen und Steinamseln bewohnte Thäler bewässert. Yon dort kehrte ich um, besuchte die majestätische Basaltkuppe der Detonata, deren kolossale Pfeiler riesengrossen Orgelpfeifen ähneln, und die ganze Fronte eine wunderbare Gruppe von mehreren erstaunlich grossen Orgelwerken darstellt, wie solche kaum die irische Küste und die Fingals-Höhle aufzuweisen hat. Wenigstens bei mir machten die 2 letzteren keinen so imposanten Eindruck, als die 200 Klafter hohe Säulencombination der Detonata. Mag sein, dass hier auch die Vaterlandsliebe das Ihrige beigetragen hat. Es war der 20. April, als ich die domartige Wölbung des sogenannten „Csäklyai kÖ“ betrat, unter welchem Namen übrigens eine ganze Reihe von wunderschön gestalteten Felsen begriffen wird. Alle bestehen sammt dem Hahnenkamm ähnlichen Kecskekoö, der eine verfallene Burgruine auf seiner Kuppe trägt, aus jurassischem Kalk. Man geniesst vom letzteren aus eine der herrlichsten Aussichten Siebenbürgens, deren Hintergrund die Fogarascher Alpenkette und der majestätische Retyezät bilden. Wie Sie sehen, besuchte ich lauter kalkiges Terrain, weil Floras liebliche Frühlingskinder den eintretenden Lenz hier am aller- ersten zu begrüssen und einzuleiten pflegen. Die erwähnte Tour legte ich vor zwei Jahren im August zurück, und schon damals erstaunt über den grossen Reichthum des vielgestaltigen bunten Teppichs, erwartete ich kaum die Zeit einer Frühjahrs-Exkursion. Jetzt bin ich nun im Stande dreist behaupten zu können, dass diese Partie des westlichen Theiles unseres Vaterlandes das wahre botanische Eliseum Siebenbürgens ist. Alle von mir besuchten jurassischen Kalkfelsen — die Thordaer Schlucht, die bizarren toroczkoer Kalkdome, der die Enyeder Kluft bildende isolirte Kalkkegel, ferner der durch die tausendfältigen Zacken und Spalten sich so romantisch ausnehmende Csäklai kö, und der einsam trauernde pittoreske Kecskekö waren buchstäblich mit der Sesleria rigida Heuf, wie besäet.- Millionen von Exemplaren 214 starrten mit ihren bläulichen Köpfehen und gelben Antheren in der ersten Hälfte Aprils empor; sie wachsen in kleinen dichten Rasen, und ihre Halme erreichen kaum die Höhe eines Fusses. Selbst die Phantasie bedarf ihrer Hülfe, denn es steht über Toroczko der kolossale Ordas, ein Kalksfelsen, der von Szentgyörgy gesehen das Profil eines männlichen Gesichtes nachahmt, dessen Kopf- und Barthaare durch diese niedliche Grasart ersetzt werden müssen. Freilich muss man hier seine ganze Einbildungskraft zu Hülfe nehmen, um das Bild vollständig haben zu können. Wie allgemein diese kalkstete starre Sesleria verbreitet ist, eben so selten und nur in einzelnen Rasen kommt in diesem Theil Siebenbürgens hie und da die Sesleria Heufleriana Schur, und die Sesleria robusta Schott vor. Der aus Karpaten - Sandstein und aus Trachittuf gebildete Boden scheint beiden letzteren Pflanzen am besten zuzusagen, wenigstens habe ich sie an solchen Orten immer in üppigem Wuchs angetroffen. Beide bilden ansehnlich grosse Rasen oder sogenannte Kaupen (Ratzeburg), die manchmal 2 Fuss im Durchmesser haben und in ihrer Mächtigkeit selbst von denen, ‚ welche die Carex paniculata L. bei uns hervor zu bringen pflegt, nicht übertroffen werden. Uebrigens gelegentlich bemerkt, scheinen mir beide Namen eine und dieselbe Art deuten zu wollen, wenigstens in den wesentlichen Merkmalen treffen beide miteinander überein: die vaginae, laminae, glumae, paleae, aristae, ovaria, et stili sind bei beiden Pflanzen von gleicher Gestalt und Beschaffenheit, nur in der Grösse weichen sie merklich von einander ab; namentlich die S. robusta mit ihren Federkiel dicken, bis 3 Fuss hohen Halmen und bis 2 Zoll langen farblosen Aehren übertrifft im Wuchs merk- “lich die während des Aufblühens schön violettblau gefärbte Sesleria Heufleriana. Auch in der Behaarung der Spelzen sind sie etwas verschieden. Mit der Sesleria rigida blühte zu gleicher Zeit auf allen erwähnten Kalkfelsen die Avena Besseri Ledeb. ausgezeichnet am Grunde durch ihre schuppenförmigen blattlosen Scheiden. Sie bildet in den Ritzen der Felsen ebenfalls kleine Rasen, aus welchen nach Umständen 3—20 Halme emporwachsen und die mit ihren blüthenreichen nickenden Rispen den mielancholischen Charakter dieser dürren Felsen noch erhöhen. Das Polypodium Robertianum hatte seine Wedel so eben aufgerollt, das Asplenium Trichomanes hingegen fructifieirte schon. Allgemein verbreitet ist noch die Viola seiaphylla Koch, sie befand sich auf allen Felsen eben in schönstem Flor. Insbesondere schön dekorirte sie in Gesellschaft mit der Möhringia muscosa eine senkrechte Wand auf der Nordseite der csäklyaer Felsenpartie. Die ganze Wand war von ihren duftenden Blüthen blau und weiss getüpfelt und nahm sich wie ein kolossaler Altar aus, umsäumt statt von einem Gesimse von den goldgelben Rispen des Alyssum saxatile; und wo die hochflammenden Kerzen von einzelnen Isatis 215 finetoria mit ihren riesigen Sträussen und die Statuen von zahl- reichen Syringen *) vertreten waren. Am Fusse dieser Felsen, die meistens von blühenden Quercus Cerris, Sorbus Aria u. Sorb. tormimalis Crantz. Aronia rotundifolia Pers. Rhamnus saxatilis Jacgq. und den beiden Cotoneaster-Arten beschattet waren, krochen unzählige Individuen der Waldsteinia geoides und wirkten fast ausschliesslich den grünen Teppich, welcher hie und da mit den prachtvollen grossen Blüthen der eben abblühenden Fritillaria involuerata All. und des erst sich entfaltenden Cypri- pedium Calceolus bemalt war. Hunderte von Exemplaren - hätte - man von diesen herrlich blühenden Monocotyledonen sammeln können. Ich hatte unglücklicher Weise keine Mappe, sondern nur die Büchse bei mir, in welcher die Schachblumen ihre Blüthen verloren, so dass ich Abends nur abgefallene Perigonialblätter einlegen konnte; desto schöner liessen sich die prachtvollen Frauenschue, einlegen, von denen die meisten zweiblüthig waren und aus dem faserigen horizontalen Rhizom nicht selten 2—3 blühende Stengel bis 2 Fuss hoch sich erhoben. Ich habe in Frankreich während meinen Studienjahren im bois du Boulogne viele „Sabotes de la Vierge* gesehen und gesammelt, aber nie so grosse angetroffen, als diese waren. Ausser diesen reizend schönen Marienschuhen sind mir noch mehrere hübsche Orchideen begegnet, so an den Torotzkoer- ' Felsenschluchten das Himantoglossum hircinum mit seinen bizarren spiralgerollten Unterlippen, und die Aceras Anthropophora R. Br. mit ihren herabhängenden Menschenfigürchen. Orchis sambucina und der höchst merkwürdige Parasit Neottia Nidus avis waren in den umliegenden schattigen Wäldern ziemlich verbreitet. An Draben, von denen ich grosse Hoffnungen hegte, hatte ich mich sehr getäuscht, ich habe nämlich nur die Draba lasiocarpa Roch hie und da angetroffen. Desto mehr Carices fand ich. Ich sammelte über 30 Arten, von welchen aber kaum 20 Arten von mir erkannt worden sind. Indem die übrigen selbstverständlich noch keine entwickelten Früchte trugen, so traue ich mich auch nicht, sie zu bestimmen. In beschatteten Felsenschluchten blühten gesellschaftlich Valeriana Tripteris und Doronicum cordifolium Strnb.; jedenfalls eine merkwürdige Erscheinung, indem ich bis jetzt die letzte Pilanze nur im Monat Juni blühend antraf, wogegen heuer schon zu Ende April. Sehr allgemein verbreitet in diesen Localitäten war noch unser Suppenkerbel Anthriscus Cerefolium Hoff. Sie bedeckte ganze Strecken, und hatte schon halbreife Früchte. An Felsen- klippen befand sich die Scrophularia laciniata W.K. und Dictamnus gymnostilis Stev. in schönstem Flor. An dürren Abhängen der *) Vor Jahren traf ich die Syringa vulyaris in zahllosen Exemplaren auch auf den Ponoricser Kalkfelsen aber nur im Monath Juni blühend, 216 anliegenden Hügel prangte die Iris pumila mit erstaunlich grossen gelben Blüthen, neben welchen die der Iris ruthenica Ait nur als Zwerge sich ausnahmen. Endlich erwähne ich noch die in der Nähe jener Felsen zwischen Gebüsch haufig vorkommende Potentilla opaca, aus deren horizontaler rothbraun beschupter sehr dicken Wurzel bis 50 roth angelaufene 11%, Fuss hohe Stengel sich erhoben. Sie nahmen sich wie kleine Sträucher aus, und gewährten mit ihren hunderten von goldenen Blüthen einen überraschenden Anblick. Es wurden im Ganzen etwa 120 blühende Arten gesammelt und von diesen über 800 Exemplare eingelegt, um unsere Museen und höhere Lehranstalten davon betheiligen zu können. Die aufgezählten Pflanzen waren nnter den blühenden die am meisten verbreiteten; die einzeln gefundenen erwähne ich Ihnen gar nicht, indem sie jene Gegend ohnehin nicht charakterisiren. In ıhrem letzten Schreiben rügten sie die Unvollständigkeit mancher Exemplare meiner vorjährigen Sendung. Zur Erklärung glaube ich folgendes mittheilen zu dürfen: Von Ruta linifolia, (Aplophyllum Buxbaumiü Juss. nach Dr. Schur) und Seutellaria lupulina kann ich keine bewurzelten Exemplare sammeln, bis ich nicht noch einen andern Standort getroffen haben werde, denn auf dem jetzigen mir bekannten Fundort kommen kaum 100 Exemplare vor, und wenn ich voriges Jahr alles ausgerissen hätte, woher könnte ich heuer die 300 Exemplare sammeln, die von Botanikern versehiedener Länder verlangt werden. Prof. Dr. Ferdinand Schur war voriges Jahr so gefällig mir zu schreiben, dass die erste Pflanze von Lerchenfeld nächst Blasendorf gesammelt worden ist. Ich ging damals, im Monat Juli, dieser Pflanze wegen nach Blasendorf, durchforschte alle muthmasslichen Lokalitäten, insbesondere die sterilen Hügel, aber fand sie nirgends. Gleichfalls erwähnt Victor v. Janka in seinem „Adnotationes in plantas Dacicas“ pag. 562, dass diese Pflanze (nach ihm Haplophyllum Biebersteinü Spach) auf der Mezöseg „frequens“ sei. Ich bin sehr oft durch die Mezöseg vagirt, aber war nie so glücklich, sie zu treffen, obgleich ich speziell nach ihr gesucht habe. — Frequens dürfte sie in keinem Fall sein. Sie werden mir daher wohl verzeihen, dass ich an dieser Pflanze, welche nach manchen Angaben nur noch in Bessarabien vorkommen soll — keinen botanischen Raub ausüben will. Ihre perennirende Wurzel ist ja ohnehin ganz ähnlich mit der der Ruta graveolens! — Alyssum murale und Galium purpureum kommen in dieser Gegend nur in Felsenritzen der Enyeder-Kluft vor und man kann sie daher nur selten sammt der Wurzel ‚ausreissen. Ebenso ging es mir mit der Scrophularia laciniata, die ich heuer für die Jardin des Plantes gesammelt habe; diese Pflanze kommt ebenfalls hier nur in Kalkfelsenritzen vor, und ich war nicht im Stande, sie mit der Wurzel ordentlich herausnehmen zu können, obgleich sie mir manche gute Klinge gekostet hat. Mitte Mai bin ich schon auf der Kuppe der Retyezät, um 217 jene himmlische Freude abermals zu geniessen, die mir voriges Jahr zu Theil wurde. Obgleich in anderen Jahren der Schnee im Anfang Juni noch auf denselben liegt, ist er heuer dort schon längst zerronnen. Ich glaube kaum, ‘dass je ein Botaniker in so früher Jahreszeit diese Alpe bestiegen hätte. Im Monate Juni ziehe ich nach der Mezöseg, wo vor Aeonen ungeheure Gewässer sich wälzten und jetzt auf den Riesenwellen dieses erstarrten grünen Oceans die herrlichsten Fluren prangen. Mit Ausnahme des Hunyader Komitats wird der südliche Theil Siebenbürgens nicht berührt. Es wohnen ja dort unsere Brüder, die fleissigen Deutschen und ihren Gelehrten, gestehen wir es offen und redlich — verdanken wir die so mülhsame und gründliche nalurhistorische Erforschung Siebenbürgens. Es wird dort kaum mehr ein Plätzchen geben, das in botanischer Hinsicht etwas Neues aufzuweisen hätte. Dies wäre das geringe Resultat meiner ersten Exkursion nur in flüchtigen Zügen geschildert, denn die in ungarischer Sprache abuzfassenden Berichte nehmen meine ganze Mussezeit in Anspruch. Bevor ich aber schliesse, erlauben Sie mir noch einer Episode zu erwähnen, die für mich sehr interessant gewesen ist: — Nachdemich von jenen Felsen, die unter den Namen „Csäklyai-kö* begriffen werden, die zugänglichen untersucht habe, ging ich in das Dorf ‘ gleichen Namens, um dort zu übernachten. Abends sammelten sich eine Menge Dorfbewohner beiderlei Geschlechtes, die mich am Tage an jenen Felsen klettern sahen — vor meinem Quarlier und berath- schlagten sich lange Zeit. Endlich trat ein sehr hübscher Mann mit einer noch schöneren jungen Frau in mein Gemach und nach langen einleitenden Redensarten nnd Geschichten (wie unsere romänischen Dorfleute es zu machen pflegen) erzählte er mir, dass seit undenklichen Zeiten die Sage und der Glaube verbreitet sei, dass auf der Spitze eines jener Felsen, die ich heute besuchte, eine ewig blühende Pflanze wohne, die alle Krankheiten heile und einen nie altern lasse. Kurz, der im Besitze dieser Pflanze sei, wird ewig jung und ewig gesund bleiben! Auf meine Frage, ob sie diesen Felsentheil kennen, und wenn, warum sie selber diese Blume nicht holen? — antwortete er: dass sie das kegelförmige Gestein wohl Alle kennen, aber es sei unzugänglich und könnte nur durch Zauberer bestiegen werden (es werden nämlich auch die reisenden Natur- forscher mit diesem Namen beehrt — was noch passirt, denn im Allgemeinen werden die Naturforscher bei uns für vollkommene ewig auf den Bergen herumlaufende — Narren gehalten, und zwar nicht nur von den niederen, sondern auch selbst von den höheren, sich für gebildet haltenden Classen). Ich versprach den guten Leuten am nächsten Tage abermals hinaus zu gehen, um die fragliche Pflanze wenn möglich aufzufinden und 'ersuchte zugleich den Erzähler, mir den Wegweiser zu machen. Den nächsten Morgen stellte sich. die ganze Gesellschaft wieder ein, und darunter insbesondere viele hübsche junge Mädchen. In 218 einer kurzen Stunde waren wir schon am Fuss des verhängnissvollen Kalkfelsens, welcher in der That ganz isolirt dastehtund einen Zuckerhut ähnlich ist, oder besser gesagt die Form eines abgestutzten Kegels hat, denn seine Kuppe — wo die ewig blühende Zauberpflanze wachsen soll — ist platt und mag eine Fläche von etwa 2 Quadrat-Klafter fassen. Ringsum besitzt er völlig unersteigliche schroffe Wände; aber auf der Nordseite lehnt sich ein anderer Fels beinahe an ihm an, von welchem ein Wagehals durch einen kühnen Sprung die erwähnte Kuppe erreichen könnte, wenn dieser letztere Fels keinen so scharfen kammförmigen Rücken hätte, denn diese schmale Kante ist kein gewöhnlicher Mensch im Stande aufrecht zu passieren, höchstens ein französischer Seiltänzer mit seinem langen Balancier. Es ist wirklich kein Wunder, dass die lebhafte Volksphantasie an solche unzugängliche Orte manche mystische Sage knüpft. Auf meiner ganzen Exkursion begleitete mich ein 14jähriger ungarischer Bursche — ein ausgezeichneter Kletterer, den ich eben deswegen mitnahm, um Bäume und von mir unerreichbare Lokalitäten durch ihn ersteigen zu lassen. Er entschloss sich wenigstens den scharfen Kamm zu erklimmen, wobei ich ihn ermahnte, den hals- brecherischen Sprung ja nicht zu versuchen! Nachdem er meine Steigeisen aufgebunden halte, erreichte er in ein paar Minuten den Kamm, setzte sich wie reitend auf einem Sattel auf die scharfe Kante und rutschte so immer weiter fort, bis er etwa nach einer Viertelstunde auf den Punkt gelangte, von wo man wirklich hätte ausrufen können: „Hic Rhodus hic salta“! Ich rief ihm noch einmal zu, dass er umkehren sollte! Aber der Verwegene schwang sich in einem Nu auf die Kuppe und schrie herab, dass die ganze Fläche von einer rothblühenden kleinen Pflanze bedeckt sei! Unten brach darauf ein die Luft erschülternder Jubel aus. Die Landleute erwarteten kaum die schon längst ersehnte Wünschelpflanze zu sehen und zu besitzen. | In kurzer Zeit sammelte mein lustiger Bursche- droben eine Masse von Exemplaren, pfropfte sein Sacktuch voll damit und warf es dann herab. Man kann sich das ungeheure Gedränge kaum vorstellen. Jeder wollte der Erste sein! jeder der Erste haben! Ich ermahnie zur Ruhe und versprach einen jeden Anwesenden davon betheiligen zu wollen — vertheilte auch bald beinahe den ganzen Vorrath, so dass ich für mich kaum etliche Exemplare reiten konnte. Die Frauen und Mädchen nahmen ihr mitgebrachtes Nähzeug sogleich vor, nähten die Pflänzchen in kleine Leinwand- säcke ein und hängten diese auf die blosse Brust, um sie als Amulet zu tragen. — Nachdem mich alle Anwesenden mit tausendfältigen Dank- sagungen überströmten, trennten wir uns — die Landleute unter Jubeltönen nach Hause; ich aber — beneidend die unschuldige Freude dieser Naturkinder — nach meinem vorgesteckten Ziel- dem malerischen Kecskekö. Ich nehme mir die Freiheit, 3 schöne Rasen von dieser 219 Talismanblume nach Wien zu senden; einen für ihren hochgefeierten Naturforscher A.Neilreich; den zweiten für Prof.Dr. Schur; und den dritten für Sie. Mögen Sie alle drei durh den Besitz dieser Feenpflanze wenn auch schon nicht mehr ihre Jugend, wenigstens ihr kräftiges Mannesalter lange — lange Zeit bewahren!! Die Zauberpflanze ist die Asperula capitata Kit! und kommt in Siebenbürgen, wenn ich mich gut erinnere, auch auf dem König- stein vor! Nagy-Enyed den 10. Mai 1862. — ——e—soms— Mittheilungen über die schweizerischen und deutschen Benantke- Arten. Von Pfarrer Münch in Basel, Es gibt Pflanzen, die nach ‚ihrer Physiognomie auffallende Aehnlichkeit mit einander haben und deshalb oft verwechselt werden, dennoch aber nach Hauptkennzeichen von einander verschieden und als gute Arten zu betrachten sind. Einen Beweis hiefür geben uns aus der grossen Familie der. Umbelliferen, die Oenanthe-Arien, die wir in Folgendem einer näheren Besprechung und Bezeichnung unterstellen, Dieselben werden eingetheilt in: a. wurzelbüschelige, d. h. mit dickfaseriger Wurzel, wobei die Fasern unten mehr oder weniger knollig verdickt sind; dahin gehören: Oenunthe fistulosa, Lachenalii, peucedanifolia, silai- folia, pimpinelloides. b. mit spindelförmiger Wurzel; dahin gehört: Oenanthe Phellan- drium. 1. Oenanthe fistulosaL. — Gaudin Flora helvetica T. II. pag. 355/357. Nr. 660. Hegetschweiler. Flora der Schweiz, p- 269. Nr. 826. Hagenbach Flora Basil., Bd. I. p. 279. Nr. 2. Koch Synopsis, Th. I. p. 341. Nr. 1. Die Wurzel besteht aus langen Fasern; im Schlamme unter dem Wasser treibt sie lange gegliederte, an den Gelenken mit Fasern und Blättern besetzte Ausläufer; über den Wasser dagegen besteht sie aus länglichen, fleischigen, mit Fasern vermischten, rüben- förmigen Knollen. Die Wurzelblätter sind 2—3fach gefiedert. Die Stengelblätter gefiedert, stumpf. Die Blättchen sind flach, keilförmig, 3- oder vielspaltig; die Fiedern länglich und stumpf. Auf ähnliche Weise sind die Blätter an den Ausläufern gestaltet. Der Stengel ist aufrecht oder aufstrebend, 1—3' hoch, etwas hinundhergebogen,. an den untersten Gelenken oft wurzelnd, stielrund, gerillt und röhrig, 220 an den Gelenken etwas eingezogen und kahl wie die ganze Pflanze. Die Blattscheiden sind sehr kurz, schmal und randhäutig ; die Dolden mittelmässig und kurz, die erste derselben. 2—3strahlig, die übrigen 3—7 sirahlig; die Döldchen halbkugelig; die frucht- tragenden dagegen völlig kugelig; die Früchte sind dicklicht und kreiselförmig, d. h. nach oben verbreitert, nach unten ver- schmälert. In frühern Zeiten war sie unweit Basel bei Michelfelden vor- -* handen, dagegen bermerkt aber Prof. Hagenbach: Fl. Bas. T. I. ‘pag. 279 sehr richtig: „Recentiorum aciem fugit.“ 2. Oenanthe Lachenalii Gmel. — Oen. Michelfeldensis Lach. Oen. rhenana De C. Fl. Franc. Suppl. 506. Oen. peuceda- nifolia ß. Lachenalli; Gaud. Fl. helv. T. II. $. pag 357. — Hegetschw. Fl. d. Schweiz, p. 270. Nr. 878. Hagenb. Fl. Bas. T. 1 p.,”279. Nr. ‘2 „und -Suppl. ;p: 97. Kos TRIP SEIN Die Wurzel besteht aus einem Büschel starker Fasern, unter denen sich gewöhnlich mehrere befinden, die gegen das Ende ver- längert, schlank, keulenförmig sich verdicken und sodann plötzlich in eine dünne Faser auslaufen, die ersten Wurzelblätter, welche bei der blühenden Pflanze fast immer fehlen, sind lang gestielt, bald einfach, bald doppelt gefiedert. Die Blättchen ziemlich lang, gestielt, .3—5spaltig.. Die Fiedern sind abgerundet, stumpf, mit einem kurzen Stachelspitzchen versehen. Die übrigen Stengelblätter dagegen sind nur einfach gefiedert und die Blättchen 3—Ö5spaltig, ziemlich lang, linealisch und beinahe sichelförmig. Der aus der Wurzelkrone sich erhebende Stengel ist wie bei Oen. pimpinelloides, jedoch ganz mit Mark gefüllt. Die Dolden sind mittelmässig, 6— 9—15 strahlig. Die Döldchen sind gedrungen, starr und convex. Die Hülle ist bis- weilen 1—2 blättrig; die Hüllchen sind vielblätirig und oft abfallend. Die Blüthen, am Rande der Döldchen sich befindend sind ungleich und kurzgestielt; die äussern Blumenblätter sind grösser, verkehrt- herzeiförmig und strahlend; die Blüthen im Innern der Döldchen sind gleich, sitzend oder sehr kurz gestielt; sämmtliche Blüthen von weisser Farbe. Die Früchte sind braunröthlich , länglich, mit 5 Riefen versehen, nach der Basis hin verschmälert und mit einer korkartigen Rinde umgeben. Die Griffel sind halb so lang als die Frucht. Diese Art unterscheidet sich von Oen. pimpinelloides durch die Gestalt der Wurzel und die untern Stengelblätter. Wir haben ferners zu bemerken, dass diese Art von manchen Botanikern oft verkannt und verwechselt wurde. So hielt sie Pollich (palat. I. 291.) für Oen. pimpinelloides L. — Willde- now und Sprengel beschrieben sie in unkenntlicher Weise ohne die Wurzelblätter. — Smith, so wie die meisten englischen Bota- niker halten sie derzeit noch für Oen. pimpinelloides. — Diese “Verwechslung dürfte sich jedoch einfach dadurch aufklären: Gme- lin erhielt seine Pflanze von Lachenal, der sie bei Michelfelden 221 sammelte und ihrer erwähnt; auch Heller und Hagenbach be- zeichnen diesen Standort als richtig; Gaudin dagegen hat den- selben in unerklärlicher Weise unbemerkt gelassen. In den Umgebungen von Basel wächst aber keine andere damit zu ver- wechselnde Oenanthe-Art als Oen. Lachenalü. Wir fanden auch dieselbe in manchen Jahrgängen iruppweise auf dem bolanisch- klassischen Michelfelden, sowohl am sogenannten untern Neuweg auf Sumpfwiesen, als auch in der Nähe des Kanals nächst Neudorf bei Wasserschleussen, wesshalb wir auch über dieselben ausführ- licher uns aussprechen konnten. 3. Oenanthe peucedanifolia Poll. palat. I. 289. Oen. Pollichii Gmel. Fl. Bad. 1.679. Gaudin FI. helv. T. U. p. 357/359. Nr. ‚661.i\He geitsicchw. vPla:d.: Schweizi»p..269: aNT.ı827.; Hagenb. Fl. Basil. T. I. Suppl. pag. 58. Koch Syn. Th.1. p. 342. Nr. 3 Diese Art unterscheidet sich von Oen. Lachenalii durch fol- gende Merkmale: die Wurzel besteht aus vielen dünnen Fasern, so wie aus mehreren ovalen, an beiden Enden stumpfen, bald fast kugeligen, bald länglichen, indess stets sitzenden Knollen. Die Wurzelblätter sind doppelt gefiedert; die Stengelblätter dagegen einfach gefiedert. Die Fiedern sämmtlicher Blätter sind linealisch, verlängert und schmal. An den ersten, bei der blühenden Pflanze mehrentheils nicht mehr vorhandenen Wurzelblättern sind sie nicht breiter, jedoch kürzer. Der Stengel ist hoch und hohl, weshalb er zusammengedrückt werden kann. Die Blumenblätter sind strahlend und verkehrt-herzförmig gebildet. Die allgemeine Hülle fehlt mehrentheils. Die Frucht ist länglich und ziemlich dick, von der Seite elwas zusammengedrückt und nach der Basis verschmälert. Die Griffel sind von der Länge der Frucht, oft auch länger. Bezüglich Oen. pexcedanifolia Smith Brit. 319 bemerkt Gaudin (p. 357) in einer Nola Folgendes: „Planta britannica a nostra (O.peuec. Poll.) umbellis vix radialis, radiis valde crassis et floribus in disco rubeliis, in radio albis vixque radianlibus, perumper recedit.“ Fügt indess bei: „Eam Cl. Biebersteina peucedanifolia Pollich. distinguit: et nomine Oen. silaifoliae describit.* V. fl. Cauc. Suppl. p- 230. Wir haben demnach in erwähntem @en. peuced. Smith die Oen. tilaifolia Bieb. zu erkennen und aulzunehmen. 4. Oenanthe silaifolia Bieb. Oen. prolifera Host. — He- getschw. Fl. d. S. p. 270. Nr. 819. Koch Syn. Th. I. p. BABH NT 4; Die Wurzel ist büschelig, die Fasern sind länglich, mit ver- längerten keilförmigen Knollen vermengt und wieder in eine ver- längerle e, starke Faser endigend. Der Stengel ist sehr markig, von unten an ästig und tief vefurcht; zugleich gehen aus jedem Ge- lenke desselben 1—2 Blätter hervor. Die Blätter sind zu drei und doppelt gefiedert; die Zipfel fast gleichförmig, nämlich die der untern 16 Oesterr. Botan. Zeitschrift 7. Heft. 1862, 222 lanzettlich, die der obern lineal. Die Früchte sind walzlich, am Grunde mit einer Warze umgeben. Diese Art ist bereits in der Blüthezeit durch die um die Hälfte kürzeren Zipfel der oberen Blätter von Oen. Lachenalü verschieden, mit welcher sie indessen nach ihrem ganzen Bau die meiste Aehn- lichkeit hat. Dr. Hegetschweiler betrachtet Oen. fistulosa, Lachenalis und silaifolia als blosse Formen einer Art und nur durch das Wachsen an mehr offenen oder mehr beschatteten Stellen erzeugt. 5. Oenanthe pimpinelloides L. — Koch Syn. Th. I. p. 342. Nr. 5 Die Wurzel ist aus oval- oder rübenförmigen Knollen gebildet, welche an fädlichen 1/,—1” langen Stielchen hängen, die unter- wärls in eine lange Faser auslaufen. Der Stengel ist aufrecht, 4—1'/,' hoch,. gefurcht, inwendig markig und nur mit einer feinen Röhre durchzogen, kahl wie die ganze Pflanze und in mehrere Aeste getheilt. Die Blätter sind doppelt gefiedert; die Blättchen der grundständigen dagegen, die zur Blüthezeit oft fehlen, sind eirund, eingeschnitten, stumpf-gekerbt; die Blättchen der weiter folgenden. Blätter sind allmälig schmäler und länger gebildet; die obern Blätter sind einfach oder auch dreitheilig und sehr spitz. Die Dolden sind mittelmässig, 6—9strahlig; die Döldehen gedrungen und erhaben. Die Hülle ist bald 1—2, bald 4 — 6blätirig; die Hüllchen vielblättrie; die Blumen weiss. Die Frucht ist walzlicht, überall von gleicher Dieke, nach unten nicht verschmälert, nach oben gestützt. Die Samen sind mit drei feinen Rückenriefen, d. h. mit hervorragenden Strichen und mit drei Seitenriefen versehen. Der Griffel ist beinahe gerade, nur an den Enden sich krüm- mend und so lange als die Frucht. In der Schweiz fehlt diese Art, was auch Gaudin (Fl. helv. T. H. p. 359. Obs. II.) richtig bemerkt. 6. Oenanthe Phellandrium Lam. Oen. aquatica Lam. Enc. IV. 530. Phellandrium aquatieum Lin. Spec. plant. I. 366. — Gaud. Fl. helv. T. I. p. 359/361. Hegetschw. Fl.d. S, p. 270. Nr. 830. Hagenb. Fl. Basil. T. I. p. 281. Nr. 3. Koch Syn. Th. I. p. 342. Nr. 6. Die Wurzel ist spindelförmig, sehr dick und schwammig. Der Stengel ist an den untern Gelenken wurzelnd, und oft kriechende Ausläufer treibend, erreicht die Höhe von 2—5’, ist diek, sehr äslig; die Aeste abstehend, hohl, gerillt, hin und her gebogen, ausgebreitet und kahl wie die ganze Pflanze. Die Blätter sind meer- grün, 2—3fach gefiedert und sämmtlich gestielt; die untern sehr gross oder lang, die obern dagegen kleiner oder kürzer. Die Blättchen sind eirund, fiederspaltig eingeschnitten und gezähnt. Die Fiedern sind schmal. stumpflich und in Spitzchen endigend. Die unter Wasser stehenden Blättchen sind vielfach in haardünne Fiedern getheilt. Die Dolden sind von mittlerer Grösse, flach, vielstrahlig und kurz gestielt. Die Döldchen sind gedrungen; die Blüthen weiss, 223 die Früchte eirund, länglich, nach oben schmäler, seitwärts etwas zusammengedrückt; die Griffel erreichen kaum die halbe Länge der Frucht. Sie Samen sind als urintreibendes Mittel offieinel und werden in den Apotheken unter der Benennung „Foeniculum aqua- ticum“ verwendet. Gleicherweise sind die Wurzeln den Pferden schädlich; von den Schweinen dagegen werden sie ohne Schaden genossen; ebenso das Kraut von den Rindern und Schafen. Der sel. Prof. Hagenbach meldet in seiner Fl. Basil., T. I. p. 281, dass diese Art vor einem halben Jahrhundert in den Um- gebungen von Basel bei Michelfelden und Friedlingen vorhanden gewesen sei. Im Suppl. zu dieser Flora bemerkt er dagegen pag. 58: „loeis in Nora eitalis nuper evanuıt,* Schliesslich bemerken wir, dass Gaudin FI. helv. T. II. p. 359. über die Oenanthe-Arten interessante vergleichende Bemerkungen aufgestellt hat, die zu weitern Untersuchungen Veranlassung geben dürften. Botanische Notizen aus Griechenland. Yon Dr, X. Landerer. | — Die zum Rothfärben dienliche Krapp-Wurzel (Rubia tinctoria) wurde früher nur auf der Insel Euböa angebaut und gesammelt, jetzt wird sie jedoch auch im Phalerus bei Athen mit gutem Gelingen angepflanzt, und Tausende von Zentnern werden jährlich ausgeführt. Ausser dieser edleren Krappsorte, die unter dem Namen Risari, dem kompetenten Alisari im Handel kommt, wird seit einigen Jahren auch die wilde Krapp-Wurzel, die von Rubia peregrina, gesammelt und in den Handel gebracht. Sie ist viel dünner als erstere, besitzt jedoch dieselben färbenden Eigenschaften und auch von ihr werden viele Zeniner jährlich in den Handel gebracht. — Unzerstörbare, unverwesbare Pflanzenfasern „Kiorn döavarog* nennt man in Griechenland die von der Oberhaut befreite Faser einiger Pflanzen, die man ihrer Haltbarkeit wegen "Oödavar« nennt. Zu diesen gehört vor allen die Agave americana und auch das Spartium junceum, die Sparta. Man wandte diese Pflanze schon in den alten Zeiten zur Verferligung von Seilen und Stricken an, denn der Name Spartum ist das altgriechische Zodgrov Seil, Strick. In der abgehältenen Kunstausstellung befand sich eine Stickerei, die mit den Blattfasern von Agave americana gemacht war, und die Aufmerksamkeit vieler Personen erregte. In Sparta erzeugen die Leute Gewebe aus der Faser von Spartium junceum, die man daselbst Spartopana nennt. | — Cornus mascula ist eine seltene Pflanze bei uns in Griechenland, dagegen findet sich derselbe häufig in Kleinasien in der Nähe von Smyrna, Brussa und Konstantinopel. Gleichwie bei uns die Himbeeren gesammelt und zum Verkaufe ausgeboten werden, ie = 224 so werden auch diese schönen, sehr angenehm säuerlichen Früchte auf den Strassen herumgelragen und gläserweise verkauft. Man bereitet aus denselben Syrupe; und aus diesem Syrup wohl- schmeckende und sehr erfrischende Scherbets; ebenso Marmelade und andere wohlschmeckende Confecte. Man nennt die Früchte Krania und mit diesen Namen werden sie von den Händlern ausgerufen. Da die Türken nach dem Koran keinen Wein trinken dürfen, den sie durch den Gebrauch von Jraki Weingeist (Branntwein) zu ersetzen suchen, so bereiten sich die Leute, besonders die Landleute aus diesem Krania einen Branntwein, der mit Maslix und auch mit Anis versetzt, einen angenehmen Geschmack besitzt und häufig von den Orientalen und besonders der armen Menschenclasse getrunken wird. — Die sogenannten Flaschenkürbisse werden in Griechenland sehr häufig gebaut und erlangen eine ungemeine Grösse, so dass selbe nach dem Aushöhlen des Markes den Leuten zu Schöpfgefärsen dienen, und halbgeschnitten findet man solche oft an Brunnen und Quellen um damit das Wasser zu schöpfen; kleine dienen den Jägern als Pulverhorn; ganz kleine, die oft einen sehr angenehmen moschussähnlichen Geruch besitzen, werden in die Kleiderschränke eingelegt, um denselben einen Wohlgeruch zu ertheilen. Das Mark dieser Früchte, die das Volk Kolokythen nennt, wird von den Leuten gegessen und auch zu den verschiedensten Speisen verwendet, in Scheiben geschnitten, in Mehl gewickelt und mit Butter oder Oel in einer Pfanne gebraten. Die Patienten gebrauchen dieses Mark zu zertheilenden Kathaplasmen und schreiben denselden bei scrophulösen Geschwülsten besondere Heilkräfte zu. Der aus dem fleischigen Mark ausgepressie Saft besitzt einen sehr angenehmen säuerlichen Geschmack und soll bei Harnleiden wohlthätig sein, so wie er durstlöschende Eigenschaften besitzt. Die Wurzel der Kürbisse besitzt brechenerregende Eigenschaften und oft nehmen die Gärtner des Landes um sich erbrechen zu können, diese in Pulverform ein. In Kalamata ziehen die Leute in Gärien einen sehr zierlichen Kürbiss, selber ist in der Grösse eines kleinen Apfels, rothgelb und in der Mitte geht ringsherum ein Streif mit grünen schriftartigen Zügen. In Betreff der brechenerregenden Wirkung der Wurzel führt Dioskorides an, dass 2 Obole schwer von der Wurzel der Pepo von den römischen Schwelgern nach der ersten Mahlzeit eingenommen wurden, um sich zu erbrechen und den Schmaus wieder fortsetzen zu können. Der Kürbiss war, wie Plinius berichtet, Sinnbild leerer getäuschter Hoffnung und stellte ein eilles mit keinen wahren Tugenden geschmücktes Weib vor, weil er gross wird und wenig enthält, schnell wächst und noch schneller verdirbt. — Dass man ‘im Lande der Citronen und aller andern Hesperiden-Früchte die Wirkung dieses Saftes auf den kranken Organismus kennt, ist nicht in Zweifel zu setzen. Den stark ein- gekochten Citronensaft (Syrups-Konsistenz) verwenden die Leute als zahnschmerzstillendes Mittel bei cariösen Zähnen. Ich selbst 225 halle Gelegenheit mich von der Vortrefllichkeit dieses Mittels zu überzeugen. Wird mit diesem Safte Baumwolle befeuchtet uud selbe in den hohlen Zahn gebracht, so hört der Zahnschmerz auf. Auf jeden Fall ist die Citronensäure der zerstörenden Wirkung von andern Säuren, der Salpetersäuse und Salzsäure, die man zu ähnlichen Zwecken verwendet, vorzuziehen. Im Peloponese und auch auf den Inseln des griechischen Archipels gebrauchen die Leute den Citronensaft gegen chronischen Rheumatismus und nehmen jeden Morgen nüchtern den Saft von 2 Citronen. Dass diese Behandlung sehr logisch ist und auf die Secretion der im Blute zurückgehaltenen Harısäure einen Einfluss hat, ist aus physiologischen Untersuchungen bekant. Aus Athenäus ist uns bekannt, dass der Saft der Citronen mit Wein gemischt gegen Schlangengift genossen wurde und das dadurch zu dieser Todesart Verurtheilte gerettet wurden. Auch jetzt noch nehmen Leute, die von verdächtigen Schlangen gebissen werden,. den Citronensaft durch viele Tage in der Ueberzeugung, damit das absorbirte Schlangengift unschädlich zu machen; mithin sieht man, dass sich diese Meinung aus den ältesten hellenischen Zeiten bis auf die heutigen Griechen erhielt und noch Anwendung findet. — Unter den verschiedenen Mitteln zur Vertreibung der Wanzen, dieser lästigen Plagegeister der Menschen im Orient, gehört auch die Meeres-Zwiebel Skillokromidon der Griechen und die Anwendung derselben in Form von sehr gesätligten Absuden. Werden die Fugen von hölzernen Schränken und auch eisernen Bettställen mit dem gesältigtem Absude der frischen Meereszwiebel eingepinselt, so gehen diese Thiere zu Grunde und auch die unent- wickelten Eier kommen nicht mehr zur Entwicklung. In dem hiesigen Militär-Spitale, wo dieses Mittel jährlich angewendet wird, hat es sich sehr erprobt, und da sich die Meereszwiebel in Menge an dem Meeres-Strande finden, so verursacht die Anwendung dieses Mittels keine Ausgaben. — Pistacia Lentiscus in Griechenland sich findend und besonders auf der Insel Chios, liefert den bekannten Mastix, der nur aus dieser letzten Insel ausgeführt wird. Fliskari nennt man auf Chios den ausgesuchten, den schönsten Mastix, den man auch unter den Namen Siral Mastix kennt. Unter den Hunderten von Zeninern werden kaum 20—30 Okken Fliskari ausgelesen, ein Geschäft, das die Frauen auf Chios besorgen. Häufiger findet sich auf allen Inseln des Archipelagus und auch auf dem Festlande die Pistacia Terebinthus einer der schönsten Ziersträuche für alle Gärten und Gartenanlagen, indem derselbe auch mit Sorgfalt verpflanzt, nämlich mit dem anhaängenden Erdreiche in Form eines grossen Ballens aus der Erde genommen, sehr leicht und gut ankommt und fortwächst. Aus den Beeren pressen die Leute, auf Cypern und Creta ein festes Oel, das man nach dem Namen des Strauches Schinus-Schinoladon nennt; ebeuso erhält man durch Anritzen des Stammes eine ausgezeichnete Terpentin-Sorte Terebenthina Chia Cyprina, die zu einer Menge 226 von Heilmitteln auf dieser Insel benützt wird. Die Blätter dieses Strauches besitzen einen sehr styplischen Geschmack und werden in letzterer Zeit gesammelt, getrocknet, gemahlen und mit Nutzen zum Gerben des Leders verwendet. Unter gewissen Umständen wozu eine grosse Feuchtigkeit beizutragen scheint, bilden sich auf dieser Pflanze auch eine eigene Art von Galläpfeln, die sich von allen andern Gallen durch ihre Form unterscheiden. Ich fand sie auf Schinus in einer Wasseriese, wo auch diese Sträuche eine ungewöhnliche Grösse halten. Diese. Gallae gleichen eher einer Schotte als einer Galla und sind mit Tausenden von Eiern gefüllt. Auch diese Gallen, die man Carobbe nennt, sind sehr styplisch und könnten zu denselben Zwecken, gleich den andern Galläpfeln, benützt werden, jedoch werden sie bei uns in Griechenland nicht gesammelt. Athen, im April 1862. Correspondenz. Oedenburg, den 13. Juni 4862. Wir erfreuen uns fortwährend eines anhaltend schönen Wet- ters, so ‘dass die mililere Temperatur, die ich vom 19. Mai bis zum 13. Juni beobachtete, 181/,° C. beträgt. Die grösste Hitze, die wir bis jetzt hatten, war heute und am 9. Juni, nämlich 26°C. Nicht minder heisse Tage waren: der 8. Juni, mit 25° GC. der 6. Juni mit 24° G. der 24. Mai mit 230 C, der 15. Mai, 7., 12. Juni .mit 22° C. der 3.; 5. Juni mit 21° C. und der 18., 25. Mai und der 4. Juni mit 20° C. — Unter solchen günstigen Verhältnissen kann man es sich nun leicht erklären, dass die hiesigen Kornfelder durchgehends gelb sind, und wir am 11. Juni schon reife Birnen und Johannisbeeren geniessen konnten. Was die Bluthezeit der hiesigen Flora betriifl, so habe ich dieselbe in diesem Monate fol- gendermassen gefunden: Am 19. Mai blühte Thlaspi perfoliatum; am 20. Mai Orobanche major, Astragalus Onobrychis, Medicago sativa, Campanula patula und sibirica, ferner Tunica Saxifraga, Colutea arborescens und Stellaria graminea. Am 24. Mai fand ich schon die schöne Nymphaea alba. die hier bei der „Teichmühl* häufig vorkommt. Am 25. Mai blühte Potentilla rectu, Lathyrus latifolius, Rosa gallica, Hypochoeris maculata, Doryenium her- baceum, Chrysanthemum Parthenium und corymbosum, Agrostemma Githago, Saponaria Vaccaria, Medicago falcata, Papaver Rhoeas, Arena pubescens, Bromus inermis und Astragalus Cicer, am 30. hingegen Marrubium vulgare, Linum tenuifolium, Veronica latifolia und offieinalis. Am 1. Juni bemerkte ich im Kreisnerwald Clematis recta, Orobanche cruente, Stachys germanica, Erigeron acre, Cytisus capitatus, Vieia dumetorum, Trifolium alpestre, Geranium pusillum, an grasarmen Hügeln Medicago minima, Sedum acre, Carduus nutans und Silene Otites, am 4. Juni Butomus umbel- latus und Leonurus Cardiaca; am 7. Juni Knautia sylvatica, Spi- 227 raea Aruncus, Linum perenne, Polystichum Filix mas. Dianthus deltoides und Armeria, Lysimachia Nummularia und vulgaris, und endlich am 9. Juni Agrimonia Eupatorium, Betonica officinalis, Cirsium rivulare, Centaurea Jacea und Calamintha Aecinos. Nikolaus Szontagh. Grosswardein, den 24. Juni. 1862. Ich habe vor Kurzem ein sehr genaues Verzeichniss der in Ungarn und Siebenbürgen bis zum heutigen Tage angegebenen Phanerogamen nach Maly’s Enumeratio und Neilreich’s Nachträgen dazu zusammengestellt. -—— Als in diesen beiden Kron- ländern wachsend ergeben sich im Ganzen 2780 unbestrittene Arten. Davon sind bisher in Ungarn, aber nicht in Siebenbürgen ge- funden worden, also Ungarn eigenthümlich 357 Arten, — während es in Siebenbürgen eigenthümliche Arten, d.h. solche, die noch nicht in Ungarn gefunden wurden, an Zahl 311 gibt. — Es enthält demnach die Flora von Ungarn (das Banat rechne ich stets zu Un- garn) allein 2469 Species; die Flora von Siebenbürgen hingegen 2423 Species. Das an Flächeninhalt 3mal grössere Ungarn besitzt so- mit bloss um 46 Arten mehr, als Siebenbürgen. — Noch ungünstiger aber gestaltet sich das Verhältniss der Artenanzahl der Flora Ungarns zu jener Siebenbürgens, wenn man bedenkt, dass Ungarn weit besser in botanischer Hinsicht erforscht ist als Siebenbürgen. Von Siebenbürgen kann man bisher blos '%, als durchforscht an- nehmen, die übrigen ®/% Theile aber als ganz unerforscht. Es gibt in Siebenbürgen Strecken von vielen Quadratmeilen Aus- dehnung, welche noch nie vom Fusse eines Naturforschers, eines Bolanikers betreten worden sind. Es gibt sogar noch eine im Westen gleichsam isolirt dastehende Alpengruppe, auf deren Höhen noch nie ein Botaniker gewesen. Nach 8 Jahren wird man wissen und staunen, wie gross der botanische Reichthum Sieben- bürgens ist. — Bisher ward die Flora von Tirol für die reichste des österreichischen Kaiserstaates gehalten. Ich habe die Bücher und Verzeichnisse, aus denen ich Vergleiche anstellen könnte, eben nicht bei mir, sondern in meiner Station draussen. Aber wenn die Flora Siebenbürgens nicht schon jetzt jene von Tirol an Arten- reichthum übertroffen hat, so wird sie dieselbe bald sicherlich über- flügeln. Yın.iatrke! Personalnotizen. — Dr. Dietrich Georg Kieser, Präsident der kais. L. C. Akademie der Naturforscher, feierte am 8. Juni als Professor an . der Universität Jena das 50jährige Jubiläum seines Wirkens im Lehramte. Auf Veranstaltung Dr. Fenzl’s, Adjuncten der Akademie, haben die in Wien wohnenden Mitglieder derselben aus diesem 328 Anlasse eine Beglückwünschungsadresse an Dr. Kieser gerichtet. Ein Schreiben des Staatsministers Ritter v. Schmerling brachte aber dem Jubilator nebst dem Ausdrucke warmer Theilnahme an dieser Feier die Nachricht, dass .Se. Majestät der Kaiser „des feierlichen Tages huldvoll gedenkend“*, sich bewogen gefunden habe, ihn durch Verleihung des Ritterkreuzes des Leopold-Ordens auszuzeichnen. — Dr. Friedrich Kelenati, Professor in Brünn, unternimmt am 45. Juli, eine bis zum 5. September währende naturhistorische Expedition in die Central-Karpaten. Da derselbe das Unternehmen auf Actien basirt, so bietet er von solchen für die botanischen Erwerbungen folgende aus: Eine Actie auf lebende Pflanzen, welche noch während der Expedition von Krakau und Kaschau aus ver- sendet werden, mit 20 fl.; eine Actie auf f Centurie getr. Algen mit 5 fl., mehr als 1 Cent. wird nicht versendet; eine Actie auf 1 Cent. anderer Cryptogamen mit 5 fl. werden ebenfalls nur bis zu 1 Cent. ausgegeben; eine Actie auf 1 Cent. geir. Phanerogamen, zu 1 Exemplar von jeder Art, mit 4 fl., wobei bis auf 3 Cent. Bestellung angenommen wird. — Die in den Reihen der niederländischen Botaniker durch den Tod von de Vriese und Blume entstandenen Lücken sind wieder ausgefüllt. Nachdem Professor Miquel in Utrecht es aus ‘mehrfachen Gründen hatte ablehnen müssen, beide Stellen vereint zu übernehmen, hat er sich doch bereit finden lassen, die Stelle als Director des Reichsherbars neben seiner bisherigen Stellung an der Universität Utrecht zu behalten. Die Professur an der Universität Leyden ist aber dem Professor Suringar, welchem dieselbe schon prov. anvertraut gewesen war, übergeben worden. (Bot. Ztg.) — Professor Dr. Grisebach in Göttingen wurde durch die Verleihung. des Ritterkreuzes des k. hannov. Guelphen-Ordens aus- gezeichnet. | — Julius v. Kovats übernahm als suppl. Professor die durch den Tod Gerenday’s erledigte Lehrkanzel der Botanik an der Universität Pest. — Prof. F. Unger ist Mitte vorigen Monats von seiner wissen- schaftlichen Reise, die er in Gesellschaft von Dr. Kotschy nach Cypern unternommen hat, zurückgekehrt, während sein Gefährte Kotschy sich dem Amanus zugewendet hat. — Dr.H.v. Mohl in Tübingen hat von der Universität Heidel- berg einen Ruf für die Professur der Botanik daselbst erhalten. — Drouyn de Luys wurde an Stelle des verstorbenen G. St. Hilaire zum Präsidenten der Acclimatisations- Gesellschaft in Paris ernannt. — Dr. Gustav Wilhelm Körber, Privat-Docent an der Universität Breslau erhielt den Titel eines Professors. Or — | | 229 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 4. Juni legte Kanitz einen Aufsatz vor über die im Museum zu Pest aufbewahrten Manuscripte Kitaibel’s, welche all- gemeine Naturgeschichte betreffen und insbesondere in botanischer Beziehung wichtig sind, da sie Reisebericht über viele Comitate enthalten, welche seither nicht mehr botanisch erforscht wurden. Sodann theilte er einige biographische Notizen über Kataibel mit. Derselbe wurde zu Mattersdorf im Oedenburger Comitat im Jahre 1757 (nach anderen Angaben im Jahre 1759) geboren, machte seine Vorbereitungsstudien für die Universität in Raab und studirte Mediein in Pest. Noch als Student war er bei Professor Winterl Assistent für Chemie und Botanik, und wurde bald nach seiner Promotion Correpetitor der Pharmaceuten. Seit 1795 durchforschte er Ungarn nach verschiedenen Richtungen, später im Verein mit dem Grafen Waldstein, machte erim Anfange dieses Jahrhunderts eine Reise nach Deutschland. Um diese Zeit erschien auch das 1. Heft der weil. Kaiser Franz gewidmeten Icones. Um das Jahr 1502 wurde er Professor der Botanik, und starb wenige Jahre, nachdem er in den Ruhestand getreten war, im Jahre 1817. — J. Juratzka sprach über die von Dr. J. Milde benützten Merk- male zur Unterscheidung der Equi'etum- Arten und deren Son- derung in Equiseta phaneropora und E. cryptopora, und unterstützte seinen Vortrag durch Vorlage mikroscopischer Präparate: — Dr. H. W.Reichardt legte ein von A. Grunow eingesendetes Manu- script über Dialomaceen vor, in welchem die Familie der Nitschieen abgehandelt wird. Diese kleine nur aus 5 Gattungen bestehende Familie wird von Grunow um mehrere neue Arten bereichert, wor- unter besonders Trivionella Vietoriae erwähnenswerth ist. Grunow sammelle diese Art auf ciner Reise nach London im Kiew-Garten auf den Blättern der Victoria regia, und ist der Meinung, dass sie nicht ursprünglich in England einheimisch, sondern mit der Vietoria aus Südamerika imporlirt worden sei. — Der zoologische Garten in Wien. Dass die zool. Gärten unter den Anstalten, welche zur Bildung und Belehrung des Publikums dienen, einen hohen Rang einnehmen, und dass sie zugleich Centralpunkte der geselligen Unterhaltung bilden, haben die meisten Metropolen und viele andere Städte seit geraumer Zeit erkannt und überall ist man den Gesellschaften, welche sich die Gründung derselben zur Aufgabe machten, von Seiten der Regierungen und Communen auf die liberalste Weise entgegengekommen. Die glänzendsten Belege hiefür haben in jüngster Zeit die bairische Regierung und der Hamburger Senat gegeben. Erstere hat der Münchener Thiergartengesellschaft 25 Morgen Areal und die nahm- hafte Summe von 100000 fl. zur Verfügung gestellt. Um so mehr muss man slaunen,. wenn man erfährt, mit welchen Schwierigkeiten die Unternehmer des Wiener zoologischen Gartens zu kämpfen 230 hatten, bis alle Hindernisse beseitigt waren, welche der Ausführung ihres Problems im Wege standen. Auf die Versuche, welche vor einigen Jahren im zoologischen Garten zu London mit dem so- genannten Fischhause gemacht wurden, gestützt, fassten die Herren Dr. G. Jäger und A. Ussner vor 2 Jahren den Gedanken, eine Ausstellung von Seewasseraquarien in Wien zu veranstalten, ‘durch welche der Bevölkerung mitten im Binnenlande das interessante Schauspiel des Thier- und Pflanzenlebens im Meere vor Augen geführt werde. Der über Erwartung frequente Besuch des Aquarien- salons schon in der allerersten Zeit seines Bestandes war der beste Beweis für die Berechtigung des zeitgemässen Unternehmens. In kurzer Zeit erweiterte sich die Anstalt durch Ankauf und Geschenke von Säugethieren und Vögeln, so dass es vorigen Sommer möglich wurde, neben dem Arpariensalon in einem kleinen Thiergarten im Prater eine Ausstellung von hauptsächlich einheimischen Thieren zu veranstalten Als es den unermüdlichen Begründern geglückt war, zwei der ersten österreichischen Cavaliere, die Grafen Breunner und Wilcezek, für ihre schöne Sache zu gewinnen, war das Haupt- hinderniss des gedeihlichen Fortgangs, der Geldpunkt überwunden, und es wurde zu Anfang dieses Jahres mit dem Ankauf der geeig- neten Lokalitäten im Prater begonnen. Trotz der Gutheissung des Unternehmens von Seiten der Statthalterei, der Ministerien, des Gemeinderathes und ganz besonders der gesammten Öffentlichen Meinung wurde dem Fortschritte desselben in Betreff der Verwendung und Ausdehnung der angekauften Realitäten von Seite der zustän- digen Behörde mit staunenswerther Zähigkeit und Ausdauer entgegen- gewirkt. Die begonnenen Arbeiten wurden mit dem Bajonnet sistirt und manch harter Strauss musste ausgefochten werden, bis der kleine Thiergarten, welcher jetzt den Prater ziert und dem von allen Besuchern reichliches und wohlverdientes Lob gespendet wird, statt um Ostern wenige Tage vor Pfingsten eröffnet werden konnte. An eine Vergrösserung des Gartens durch Verwendung der umliegenden Lokalitäten ist vorderhand nicht zu denken und es wurde deshalb der an den Prater anstossende Schültelgarten um die jährliche Pachtsumme von 20000 fl. für die Dauer von 10 Jahren acquirirt. Das. zweckmässige und geschmackvolle Arrangement des vorder- hand bestehenden kleinen Gartens berechtigt zu der Hoffnung, dass Wien an dem Acelimatisationsgarten im Schüttel ein Institut auf- zuweisen haben wird, dass den deutschen, niederländischen, englischen und französischen Gärten ebenbürtig zur Seite stehen dürfte. Dieses auf Actien gegründete Unternehmen wird sich zur Aufgabe machen, nützliche Thiere und Pflanzen des Auslandes einzuführen, sie zu acclimalisiren und nebst den heimischen zu veredeln; es wird die Geschöpfe der Natur in ihrer Wesenheit entsprechenden Lokalitäten zur allgemeinen Anschauung, und anregende Vorgänge und Er- scheinungen an denselben zur geeigneten Beobachtung bringen. Es wird ferners naturwissenschaftliche Sammlungen aufstellen und auch die Verbesserung der Wasserwirthschaft durch eine künstliche Fisch- 231 zucht anstreben. Auf diese Weise wird das Institut gemeinnützige Kenntnisse verbreiten, der Wissenschaft Gelegenheit und Anregung zu Forschungen bieten und wohl auch nicht ohne Einfluss auf die Erhöhung des allgemeinen Wohlstandes sein. Damit dasselbe aber dieser segenvollen Mission auch vollständig nachkommen könne, bedarf es einer kräftigen Unterstützung :von Seite des Publikums dureh Zeichnung auf die von dem Unternehmen zur Ausgabe be- stimmten Antheilscheine. Eine solche Actie repräsentirt die Ein- zahlung von 100 Gulden, welche je nach der Wahl des Besitzers, entweder mittelst Ausfolgung einer Jahreskarte zum Eintritte in die Anstalten der Unternehmung in vorhinein, oder aber nach Massgabe des erzielten Reinerträgnisses, mit einem Barbetrage nachhinein verzinset werden. — Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien hat be- schlossen, zur Beförderung der Inzucht werthvoller Pflanzen in Oesterreich, Medaillen-Preise auszuschreiben und zwar giltig auf die Jahre 1862-1867 für Sämlinge von Nutzpflanzen oder von Pflanzen zur Gartenzierde oder von Topfpflanzen, welche durch sorgsame Zucht aus Samen in unserem Vaterlande bisher noch zu keiner gesteigerten Ausbildung gelangten. Die betreffenden, während des ganzen Jahres hindurch stattfindenden Preiszuerkennungen gehen von einem oder mehreren von dem Ausschussrathe eigens hierzu ernannten Comite’s aus und sollen, nachdem sie die Gutheissung des Ausschussrathes in seiner nächsten Sitzung erhalten haben, sammt einer kurzen Beschreibung des Gegenstandes in den öffent- lichen Blättern bekannt gemacht werden. Die Ueberreichung der Medaillen selbst findet jedoch erst bei Gelegenheit der feierlichen Preisverlheilungen statt. Den Pflanzenzüchtern aus Wien und dessen Umgebungen steht es zu jeder Zeit frei, dem Secretariate der Gartenbau-Gesellschaft die Anzeige von der geglückten Erzeugung ausgezeichneter Sämlinge zu machen, worauf das betreffende Comite sich zur Besichtigung der Sämlinge an den Ort der Erzeugung begibt und darauf hin sein Urlheil fällt. Die in den Kronländern wohnenden Züchter hätten ihre Erzeugnisse dem Secretariate ein- zusenden. Gewiss wird dieses jüngste Vorgehen der Gesellschaft nicht verfehlen, anregend auf die Pflanzenzüchter zu wirken und ist erst die Anregung geweben, dann ist auch nicht zu zweifeln. an einem erspriesslichen Erfolg, dessen Consequenzen, namentlich was Nutzpflanzen anbetrifft, in ihrer Tragweite auf das praklische Leben zu einer grössern Bedeutung gelangen dürften. — In einer Sitzung der Gesellschaft naturf. Freunde zu Berlin am 18. Februar d. J. sprach Ehrenberg über eine mehr als gewöhnlich korallenarlig veräslelte, sandige Kalkröhren- bildung auf einer Sandinsel im Wiesenlande bei Driesen, deren räthselhafle zahlreiche Proben Apotheker Lasch als Osteocollen bezeichnet. Diese Kalkhülsen verschiedener Pflanzenwurzeln sollen daselbst wahrscheinlich durch Salöix Caprea und cinerea entstanden sein. Prof. Braun sprach über Sporotrichum virescens Link, einen Fadenpilz, welcher der Feuchtigkeit ausgesetztes Kiefernholz, be- sonders entrindetes und behauenes, in grossen Flächen überzieht und eine -tief eindringende bläulichgraue Färbung desselben zur Folge hat. Das hierbei stattfindende Eindringen der Pilzfäden in das Innere der Holzzellen wurde durch ein Präparat nachgewiesen. Der- selbe trug von Dr. Itzigsohn in Neudamm eingesandte Beobach- tungen über Pilobolus vor. Dieser in die Verwandschaft des Mucor gehörige Pilz, welcher vorzugsweise auf Weideplätzen zerstreuten Kuhdünger bewohnt, besitzt die Eigenschaft, die rundlichen Samen- kapsel, welche er an der Spitze trägt, fortzuschleudern, was durch Platzen der mit Wasser überfüllten flaschenförmigen Stielzellen bewirkt wird und nicht ohne Bedeutung für die Lebensökonomie des kleinen Gewächses ist, durch die Gewalt des Wurfes werden nämlich die Samenbehälter über den Bereich des Düngerhäufchens hinausgetragen und in das umgebende Gras geworfen, an dem sie vermittelst ihrer Klebrigkeit hängen bleiben und ruhen, bis eine weidende Kuh sie mit dem Grase verschluckt. In den Verdauungs- wegen dieser beginnen die Samen ihre Entwicklung, um endlich an einem neuen Orte zugleich mit dem Medium ihres Gedeihens ausgepflanzt zu werden. Dr. Itzigsohn, der der Entwicklungs- geschichte des Fruchtträgers besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat, glaubt gewissen feinen Fädchen, welche denselben umranken, eine befruchtende Wirkung zuschreiben zu müssen, doch fehlen ihm bis jetzt entscheidende Beobachtungen: — In einer weiteren Sitzung am 18. März erläuterte Dr. Karsten die Natur des Blüthen- standes der Dipsaceen. Die Botaniker halten sich bisher durch die Form dieses Blüthenstandes bestimmen lassen, die Familie der Dip- saceen den Compositen für näher verwandt zu halten als den Valerianeen. Karsten wies nach, dass mit mehr Recht das Gegen- theil behauptet werden könne, indem der Blüthenstand der Dipsaceen mit dem der Valerianeen auf’s Innigste verwandt sei, dagegen von gerade entigegengesetzter Natur desjenigen der Compositen. Dr. Hanstein legte einige von den sogenannten Nardoo- Früchten, einer Marsilea- Art angehörig, vor, welche die Mitglieder der Burke’schen Expedition im Innern Neuhollands von den Eingebornen als Nahrungsmittel erhalten haben, und sprach über die damit ange- stellten Keimungsversuche. Besonders bemerkenswerth erschien hierbei, dass die Sporen einer 15 Minuten lang gekochten Frucht sich eben so gut entwickelten, als die anderen. Bei allen zeigte sich die von Braun im Jahre 1834 entdeckte Entwicklung eines gallertartigen Trägers zum Zweck der Sporenausstreuung in sehr vollkommener ‚Weise, indem derselbe in Gestalt eines geschlossenen Ringes erschien, der eine bedeutende Grösse erreichte. Die Prothallien wurden zum Theil befruchtet, doch gelang es nicht, die Pflänzchen zu normaler Ausbildung zu bringen, da sie nach eigenthümlicher Auswachsung der Prothallie umkamen. — Ein Maulbeerpflanzungs- und Seidenzüchter- Verein hat sich am 22. Mai zu Brüx in Böhmen constituirt. 233 Nach den neuesten Briefen vom 28, April war das Mitglied der deutschen Expedition nach Inner-Afrika, Dr. Beurmann, im Begriff, nach Wadschanga, einer Landschaft "nörd- lich von Wadai, vorzudringen; er wird das Land der Tebu durch- streifen und Gegenden berühren. die von Europäern bisher noch nicht besucht worden sind. Von Wadschanga und Baghirmi wird er wieder nach Tripoli gehen, wohin die für ihn bestimmten Geld- sendungen,, Geschenke und nölhigen Dokumente, ohne die er es nicht wagen darf, in Wadai einzudringen, gerichtet werden. — Die Central- Gartenbaugesellschaft in Paris hat für 1863 eine goldene Medaille im Werthe von 300 Fres. als Preis für die beste Beantwortung folgender Frage ausgesetzt: „Eine klare auf neue Erfahrungen oder bereits bekannte Thatsachen gestützle Darstellung der Umstände, welche die Erzeugung und die Festseizung der Varietäten in den Zierpflanzen bedingen.“ — Die deutschen Expeditionen in Inner-Afrika. An Petermann, Sekretär des Komite’s der Expeditionen nach Wadai, sind drei starke Briefsendungen aus Afrika gelangt, welche Nach- richten von der Munzinger’schen Expedition bis zum 26. März bringen. Dieselbe hatte bekanntlich Keren am 28. Oktober 1861 verlassen und sich am 11. November zu Mai Schecha (in der abyssinischen Provinz Seraui) von Heuglin und seinen Begleitern . getrennt, um von da einen westlichen Weg einzuschlagen; nach den jelzigen Nachrichten verliess sie diesen Ort am 16. November, machte eine erfolgreiche und wichtige Reise durch das von Euro- päern nie betretene Land der Basen und Baren und langte bereits am 22. Dezember in Kassela an, wo sie durch gefährliche Krank- heitsanfälle bis Mitte Februar aufgehalten wurde und dann über Gos Rachjeb, dem Atbora bis zu seiner ee in den Nil folgend, Chartum in einem grossen Bogen am 9. März wohlbehalten erreichte. Mit vollem Muthe rüstete sich die Expedition am 26. März zum Aufbruch nach Westen, zunächst nach EI Obeid, der Hauptstadt von Kordofan. Heuglin, Dr. Steudner und Schubert hatten Adoa am 26. Dezember verlassen, eine interessante Reise durch das Alpengebirge von Semim gemacht und waren am 23. Jänner in Gondar angelangt, wo sie sich am 7. Februar noch aufhielten. Die in den Bogos-Ländern gemachten naturhistorischen Sammlungen (9 Kisten) sinn in diesem Augenblick von Alexandrien nach Deutsch- land unterwegs. | — Die erste Blumenausstellung in London, veranlasst durch die englische Gartenbau-Gesellschaft, fand den 21. Mai statt: Man tritt aus dem Gebäude der Indutsrie - Ausstellung unmittelbar in die Blumenausstellung. Der Tag war einer der kältesten, scharfer Wind und Regen wechselten ab. Es regnete durch die Zelte, die Wege standen voll Wasser. Die Gartenbau- Gesellschaft hat dasselbe Schicksal wie Stuwer in Wien. Man nennt jeden Regentag ein Chiswick-Wetter, weil die Gartenbau-Gesellschaft früher an diesem Orte ihre Ausstellungen gehabt. Nicht die Seltenheit der Blumen, 234 aber die seltene Zucht bekannter Arten war das Auffallende bei dieser Ausstellung. Statuen, Büsten und Fontaines tragen das Ihrige zur Verschönerung des mit Arkaden umgebenen Gartens bei. Man weiss hier die Blumen so zu ziehen und dann zu binden, dass Vasen von 5—6 Schuh Höhe, Körbe von 3—4 Schuh Durchmesser ete., ganz aus Azaleen und Rhododendron - Blülhen zu bestehen scheinen; die Pflanzen sind fast aller Blätter beraubt, und nur bei näherer Besichtigung sieht man, wie die geschickte Hand die willigen Zweige in die gewünschte Form gebogen hat. Rosenbäume, kaum einen Schuh hoch, trugen 30—40 Blülhen von der Grösse einer Orange, und aus solchen Bäumehen waren durch Staffelage wirk- liche Rosenhügel dargestellt. Die Rhododendrons wurden durch die Azaleen überboten; Pelargonien sollen in anderen Jahren hübscher gewesen sein; Violen dagegen fand man überrascheud. Die Aus- stellung dauerte von 1—7 Uhr, und nur an diesem einen Tag. Es mag sonderbar erscheinen, eine Blumenausstellung mit ebensoviel Geld als Geschmack herzustellen, um sie schon nach 6 Stunden wieder weszuräumen, denn noch am selben Tage Abends wurden die meisten Töpfe weggeführt, um am 24. Mai im Sydenham-Palais wieder für 6 Stunden ausgestellt zu werden und einen neuen Welt- kampf einzugehen. Bekanntlich ist der Sydenham-Palast das Aus- stellungsgebäude von 1851, nur vergrössert, auf eine Anhöhe hin- gestellt und mit einem kunstvollen Park umgeben. Obwohl hier dieselben Blumen standen, nahmen sie sich doch in den ungeheueren Räumlichkeiten bedeutend schöner aus, um so mehr, als auch die Sonne dem Sydenham -Palaste günstiger war, als den südlichen Kensington-Gärten. Dem Orchester gegenüber waren im Halbkreis die grössten Blumenstöcke aufgestellt. Zwischen Beiden das zahllose Publieum nicht einen Moment im Zweifel, dass diessmal Flora den Sieg über Euterpe davon getragen. Das grösste Gedränge war in der Nähe der blühenden Caetus. Fein gezeichnete Pimelien, glänzende, Chorozemas und besonders eine, wie es scheint, schnell beliebt gewordene Aphelexis fielen auf. Letztere gleicht ganz einer Distel und nur die schöne Farbe mag den Züchter lohnen. Fast alle Obst- sorten waren frisch vorhanden, von der Erdbeere angefangen bis zur Melone und Weintraube, — Merkwürdig ist, dass die Kunst hier die Concurrenz mit der Natur offen aufnimmt. Zwischen den natürlichen Blumen und Früchten lagen Blumen aus Papier und Stoff, und Früchte aus Wachs, und man lachte über die eigene Bereitwilligkeit, in die Täuschung einzugehen, welche Bereitwilligkeit das grösste Compliment ist, welches die Täuschung erringen kann (A. L. u. F. Z.) —ms9ec2——m Literarisches. — Von Dr. G. von Holle ist eine Farnflora der Gegend von Hannover erschienen. 235 — In einem Aufsalze „der Eibenbaum“, abgedruckt in Pröhle’s Zeitschrift „Unser Vaterland* 1862 S. 238—240 weist Dr. Langkavel nach, dass Taxus baccata ein in Deutschland einheimischer Baum sei, wobei er auch den Wunsch ausspricht, dass man diese „alternde geologische Species* unserer Flora zu erhalten suchen möge. Hierzu. bemerkt Prof. Schlechtendal inNr 22. der botanischen Zeitung, dass_die Eibe selbst auf trocke- nerem Boden sich durch eigene Aussaat in ihrem Schatten gleichsam zu erhalten oder zu verjüngen vermag, da derselbe unter den grossen Taxusbüschen des botan. Gartens zu Halle nicht selten keimende und gekeimte Pflänzchen gefunden und zur Verpflauzung benulzi halte. — Das jüngste Programm der Universität in Christiania eni- hält eine von Dr. Chr. Böck deuisch geschriebene Abhandlung, betitelt: „Die Culturpflanzen Norwegens, beobachtet von Dr. F. C. Schübeler, mit einem Anhange über die altnorwegische Land- wirthschaft.* Diese 26 Bogen in Quart umfassende Schrift enthält auch noch 12 lith. Tafeln mit graphischen Darstellungen der in den J. 1857—1859 um Christiania beobachteten Witterungsverhält- nisse, ferner 12 Tafeln mit xylogr. Abbildungen merkwürdiger Bäume Norwegens, endlich eine in Farbendruck ausgeführte Relief- karte von Norwegen und dem grössten Theile Schwedens, welche die Configuration des Landes zeigt und die nördliche Grenze der Kornarten und der wichtigsten Bäume angibt. — Die Schriften der k. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, zweiter Jahrgang (1861) 1. Abth. enthalten an Abhandlungen botanischen Inhaltes: „Eine kanadische Pappel vom Blitz getroffen,“ von Prof, R.Caspary; „Orobanche Cirsü oleracei*, von Caspary (mit 1 Tafel). Diese Orobanche der O. pallidi- flora Wimm.et Grab. zunächst stehend, kommt auf einer feuchten Waldwiese bei Drengfurth auf Cirsium oleraceum vor und wurde daselbst im Juli 1860 und 1861 vom Apotheker Kascheike ge- sammelt; Nuphar luteumL. var. rubropetalum“, von Caspary (mit 1 Tafel). Eine Farbenspielart aus dem Lyck-See und Lyck-Fluss. „Vergrünungen der Blüthe des weissen Klee’s“, von Caspary (mit 2 Tafeln). Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn ‚Polizeirath von Pichler in Trient, mit Pilanzen aus Südtirol. Von Herrn Professor Purkyne in Weiss- wasser, mit Pflanzen aus Böhmen und Öberitalien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Reuss in Prag, Dr. Hay- nald in Karlsburg, von Uechtritz und Knebel in Breslau, Schneller in Presburg , Prof. Bilimek in Eisenstadt, Dr. Boissier in Orbe, Dr. Arndt in Ratibor, Sekera in Münchengrätz, Val de Lievre in Trient, Prof. Thiel in Komotau. 7 7 ——— 236 Mittheilungen. — Ueber das Österreichische Maisfaser-Papier enthält die Arenstein’sche Schrift: „Oesterreich auf der internationalen Ausstellung 1862“, einige Mittheilungen, Die Maispflanze liefert ein ganz vortrefflliches Papier, so- wohl wenn man ihren Faserstoff mit Hadern vermischt, als wenn man den- ‚selben unvermischt in Papiermasse verwandelt. In dem genannten Kataloge, welcher in- deutscher, englischer und französischer Sprache erschienen ist, sind Proben sowohl von reinem als von gemengtem Maisstroh-Papier geliefert. Der deutsche Katalog ist nämlich auf Papier gedruckt, das aus Maisfasern und Leinen- hadern, der französische auf solchem, das aus Maisfasern und Baumwollhadern, der englische auf Papier, das aus Maisfasern, Leinen- und Baumwollhadern be- steht.. Das Papier des deutschen Kataloges ist weiss, das des französischen blau, das des englischeu gelb. Die Umschläge des französischen und des englischen Kata- loges sind von demselben nur dichteren Papier, wie die Kataloge selbst; der Um- schlag des deutschen hingegen besteht blos aus Maisfaserstoff. Die den Gegenstand betreflende Notiz ist in allen drei Katalogen auf reinem, gebleichtem, seines Klebestoffes fast ganz beraubtem Maisfaserstoff gedruckt. Man sieht an dieser Probe, dass das reine Maisstroh- Papier sich durch grosse Durchsichtigkeit aus- zeichnet, eine Eigenschaft, durch welche es zuzleich ein vortreffliches Paus- papier “tür Zeichner abgibt. Da diese Durchsichtigkeit -eine natürliche ist, so lässt sich dergle'chen Pauspapier billiger als jedes. künstliche herstellen. . Auch für den litho. ‚raphischen Umdruck ist das reine Maisfaser- Papier vorzüglich geeignet. Da ferner der Faserstoff der Maispflanze eine ausserordentliche Zähigkeit besitzt, so empfiehlt er sich gleich dem Pergament ganz besonders zu Urkunden- Papier, und weil der in der Maispflanze enthaltene Klebestuff besser als irgend ein bekannter Stoff der Fäulniss widersteht, so ist das Mais-Papier weit weniger der Verwesung unterworfen als das aus einem thierisch-organischen Stoffe gebildete Pergament. Die Erzeugungskosten des Maisstroh-Papieres “würden sich höher belaufen als die des Hadernpapieres, wenn nicht in neuester Zeit eine Eigenschaft der Maisfaser entdeckt worden wäre, die der- selben eine weit bessere Verwerthung sichert, als durch Verarbeitung zu Papier, nämlich dass sie sich wie Flachs und Hanf spinnen und weben lässt. Bereits bestehen in Wien und Schlöglmühle Etablissements, wo sog. Maisflachs in grösseren (Juantitäten gesponnen und gewoben wird. Das Ver- fahren, den Maisflachs zu gewiunen, ist Geheimniss des Erfinders. Die Mais- flachs-Weberei aber wird dadurch so vortheilhaft, dass die schlechtesten Ab- fälle des Maisstrohes noch vortreffliches Papier geben. Correspondenz der Redaktion. Herr Z.: „Buxb. 50, Br. ros. 50, Usn. 30 Cl. pyx. 50“. — Herrn J. H. Wird mit Dank benützt.“ Inserat. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von €. Gerold. Druck von ©. Veberreuter. Desterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exzemplare, botanische Zeitschrift : ı die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man prinumseireanfselbe (ärlner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzte, Oricden, N. #31, Win) (3 Thlr. 10 Ngr.) 2 Im Wege des ganzjährig, oder Apolheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 il. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gereld's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N®- 8 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. — N Buchhandlungen. XH. Jahrgang. WIEN, August 1862. INHALT: Neue Pfanzenarten. Von Dr. H. Wawra. — (irsium pannonieco -palustre. Von Neilreich. — Ueber Ranunculus tuberosus, strigulosus u. Steveni. Von Dr. Scehur. — Ueber Malveen. Von Dr. Alefeld. — Zur Kenntniss „des rothen Schnees.‘“ — Correspondenz, Von Szon- tagh, Dr. Landerer. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Correspondenz der Redaction. — Inserate. Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregaltenarzt. VIII. Bignonia ciliata. Fruticosa, scandens, ramis folüsque glabris. Folia conjuyata, petiolo communi in eirrhum simplicem praelongum excurrente cum partialibus subaequilongo, foliolis 4—5 poll. longis ac 2 poll. latis, elliptieis, basi acutatis, obtuse acıminatis, coriaceis, micantibus. Thyrsus paniculaeformis amplus, multiflorus, cymis regulariter dicho- tomis conflatus, ramis elongatis, inferioribus cirrho simpliei fultis, ramulis minute ac subinde obsolete bracteolatis unacum floribus tomentosulis. Calyx late infundibuliformis, limbo truncato sub- integro aut minute repando- 5dentato; Corolla calyce triplo-qua- druplo longior, infundibuliformis, pollicaris, tubo fauce 4—5 lin. lato, limbi lobis ovato- subrotundis supra puberulis marginibusque ciliolatis. Stamina inclusa, filamentis basi pubentibus ultra medium glabris, antherarum loculis demum horizontaliter patentibus. Stylus Oesterr. Botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1862. 238 ylaber filamentorum breviorum longitudine; Ovarium oblongum. glabrum. Ilheos in lucidis sylvarum primaevarum. Fruticosa, scandens, ramis petiolis, eirrhis foliüsque glabris. Rami pennae anserinae subcrassiores, teretes, striatili, fuscescentes. lenticellis copiosis albidis exasperati, internodiüs 3—5' longis. Folia conjugata vel nonnisi summa ternata, petiolata, peliolo communi 11%—1'" longo, tereti pennae corvinae crassitie ac tenuiore, in eirrhum ipso haud tenuiorem simplicem foliola duplo exsuperantem excurrente, foliola petiolata, petiolis partialibus communi sub- aequilongis, plerumque concava, patentissima vel reflexa, coriacea, 3—4' longa, ac 1—?'' lata, elliptica, basi acutata aut subrotundate, apice late obtuseque acuminalta, mucronulala, integerrima, con- colora, in sicco laete olivaceu, micantia, nervis secundaris ulrinque 3—4, rete venularum subtus supraque argute prominente, In- florescentiae azillares, alternae, elongatae cum terminali thyrsum pedalem vel breviorem amplum paniculaeformem decussate ramosum, aphyllum efformantes. Thyrsi rami inferiores 2' ab invicem remoti, elongati, eirrho simplici fulti, superiores approximati, abbreviati, mere bracteati. Cymulae patentes, 13—3 florae, minute bracteolatae, cum reliquis partibus dense ast brevissime cinereo- vel rufo- tomento- sulae. Bracteolae squamaeformes, acutae , '/a'' longae, breviores ac subinde obliteratae. Flores brevissime pedicellati, fere sub- sessiles. Calyx sub anthesi subcampanulatus vel infundibuliformis,; 21/2" longus intus glaber, extus rufo - velutinus, truncatus, limbo nunc integro nunc repando quinquedentato, denticulis minimi:, acutis. Corolla pallide rosea limbo intus sparsius exlus densius tomentosula, bilabiata, tubo basi angustata ibique glabra, medio inflata 18°"—10'' longa ac medio vel ove 4''—5''" lata, labüs subaequilongis tubo triplo brevioribus superiore bilobo, porrecto, inferiore trilobo, reclinato, lobis omnibus ovatis vel semiorbiculeribus, rotundatis, tota superficie interna puberulis margineque ciliolatis. Stamina 4 cım rudimento quinti reliquis triente vel dimidio brevio- ris, filiformis, apice subdilatato subulati, fertilia didynama, con- niventia tubi parte angustata 3" supra basin annulo minute bar- bato inserta, filamentis compressis basi usque ad medium fere pubescentibus, superne glabris, longioribus corollae faucem vix attingenlibus; antherarum loculi libert, in alabastro ex apice con- nectivi tumiduli penduli, effoeti horizontaliter divaricati. Stylus flliformis, glaber cum stigmate bilamellato obtuso filamentorum breviorum longitudine. Ovarium disco hypogyno globoso apice de- presso insidens oblongum glabrum, biloculare, loculis multiovulatis, ovulis utrinque universaliter placentae marginibus insertis. Von der in Panama wachsenden B. Sinclairi Benth., welcher sie unter allen anderen am nächsten steht, vielleicht durch nichts weiter als durch die innen und am Rande fein und dicht behaarten Abschnitte der Blumenkrone und der glatien Fruchtknoten ver- schieden. | 239 IX. Peperomtia Pernambucensis Mia. 1 Caulis simplex vel subramosus, humilis teres crassus fuscus, ininutissime puhescens. Felia majora 6 —7 pollicaria,, succulenta alterna, elliptica acuta, gliabra, penninervia, nervis secundarüs supra prominulis. Racemus terminalis polystachyus, rhuchi ebrac- ‚teata, amentis 6 — 15 lin. longis, plerisgue 2—3—5 remotiuscule subverticillatis, incurviusculis, demum patentissimis. Ovarium apice iruncatum operculo persisienie medio stigmatifero tectum et hine turbinatum, Var. «a procera; Caule cum racemo pedali, basi '/, poll. cerassiore, amentis plerisque 3—5 subverticillatis inferioribus polli- caribus ac longioribus — Culta in hort. Schönbr. Var. ß humilis: Caule cum racemo "/ pedali, basi alternis 3 crasso, amentis plerisque semipollicarebus, suboppositis ac remotiusculis. Peperomia pernambucensis Migq. (Lond. journ. of. bot. IV. 420) In sylvis primaevis prope Ilheos v. viv. Caulis simplex valde succulentus, spilhameus vel pedalis, basi 6 erassus, basi radicans tbique fokorum basi amplectente obscure annulatus, pube microscopica simplieissima, chlorophylli granıla sub lente fortissima includente dense velatus, epidermide tenaci fuscescente vestilus, fasciculis vasorum crassis copiosis rubris farclus. Folia succulenta, alterna inferiora 2—3'' ab inricem remota, petio- lata, eorum maxima mediam caulis partem occupantia adjecto petiolo 8— 10" longa et 2—21/' lata, inferiora ac in caule superiora minora. Petiolus 1‘ longus, crassitie pennae anserinae, teres, supra canaliculatus, basi brunescens, superne punctulis rubris sensim rarioribus adspersus, in laminae nercum medianum laete riridem excurrens. Lumina elliplica , in petiolum attenuata, apice crispatulo acuta mucronulata, integerrima praecipue margine rotundato diaphana,, supra saturate viridia nervo mediano supra depresso canaliculata, subtus incrassato valido in vivo micante per- eursa, caeterum pallida opaca penninervia, nervis secundarüsutringue | 5—6, duobus infimis approximatis, alternis ac oppositis, prope marginem arcuatim confluentibus, supra prominulis, subtus depressis, eorum pare infimo, in media laminae altitudine deligrescentce. Folium supremum reliquis duplo minus, ceaeterum homomorphum. Inflore:- centia terminalis, simpliciter racemiformis, rhachi ebrarteata erassa subangulata digitali ; amentis infimis remotis alternis, reliquis con- fertioribus 3—5 subverticillatis, verticillis 3—1'' ab invicem remo- tis; amenla cylindrica, obtusa, sursum arcuata demum patentissima, pollice longiora ac breviora, lineam fere crassa, breve stipitata, stipite 2—1'' longo, roseo, rhachis margine cicatrieiformi (de lapsu bracteae?) basi cincto. Flores in amentis auctissime con- ferti, minuti. Bracteae pedicellato-peltatae rhachis denticulo affixae, orbiculares, glaberrimae, virides, in sieco fuscae, subtus reticulatae, Be or 240 margine membranaceo erosulae. Stamina 2, fillamentis brevissimis, compressis, supra in connectivum dilatatis, rubentibus, antherarum longitudine; antherae ellipsoideae, '/5'' longae, luleae ovario ad- pressae, sulco longitudinali antico rubescente. Ovarium immersum seutulo orbiculari tectum et hinc turbinatum, ses:ile, horizontale, stigmate punctiforme nigro, medio seutello immerso. Bacca sub- stipitata viridiflava , obovato cylindrica, scutulo persi tente tect» 1%" longa ac \/.'" lata, basi fuscescenie angustata, apice fere iruncata, stigmate persistente, pericarpio. tenero; seminis testa duriuscula; albumen album, farinaceum. Unsere Species schliesst sich durch ihren eigenthümlichen Blüthenstand an Peperomia eongesta Kunth, unterscheidet sich aber von ihr durch die gestielten Blätier und Kätzchen. Miquel stellt seine P. pernambucensis zu der Abtheilung Micrepiper ihrer an der Spitze des Fruchtknotens befindlichen Narbe , und ihres Blüthenstandes halber, welchen sie mit der zur Gruppe Micropiper gehörigen P. margaratifera Hook. und P. Berteroana Mig. theilt; er bemerkt aber hiezu, dass die Blätter eine auffallende Aehnlich- keit mit jenen der meisten Arten aus der Gruppe Rhinchophorum haben ; und in der That scheint mir der Bau nieht nur der Blätter, sondern auch jener des Fruchtknotens unsere Art in letztere Gruppe zu verweisen. Bei Micropiper ist der Fruehtknoten spitz oder kegelförmig, bei unserer Art und bei jenen aus der Gruppe Rhinchophorum (wenigstens bei der mit alternirenden Blättern) aber an der Spitze abgestuzt, ja fast genabelt, nur ist bei den letzteren das den Scheitel krönende Deckelchen etwas breiter und in Folge des gegenseitigen Druckes fünfeckig und nach oben zu einem kleinen Spitzchen ausgezogen, bei unserer Art überragt dieses Deckelchen kaum den Fruchtknotenrand, bietet dem Drucke keinen Angriffspunkt, und erscheint somit vollkommen rund. A. Peperomia flexicaulis. Herbacea, prostrata ad singulos nodos radicans. Folia altern« elliptica utringue acula, apice uncinato recurva 1 — 1% poll. longa 6—8 lin. lata, apice puberula, 3 veld nervia. Spicae awillares plerumque binae vel ternae pedunculatae, floribus subannulatis, remoliusculis, cum bractea rhachi immersis; bractea excentrice peltato- orbicularis, staminibus brevissimis , peltam haud exsuperantibus. Ovarium oblique oblongum media facie stigmatiferum. Ilheos supra arborum cortice inter muscos proserpens. Col, in hort. Schönbr. Succulenta, ramosa, tota longitudine e singulis nodis fibras radicales solitarias aut binas simpliciusculas agens. Caules pedales, pennae corvinae crassitie, teretes, glaberrimi, gericulato flexuosi, internodüs '/;—1 pollicaribus, nodis tumidulis rubris. Folia alterna, petiolo ?—3 lin. lorgo, supra canaliculato glabro fulta, lamina reflexa, apice uncinato recurva, 1—1'/;' longa uc — 8 lata, in ram lis novellis minuta, ovata vel elliptica, acuminala, basi sub- 241 angustata rofundata, supra saturate viridia opaca, subtus pallidiora et nitidula , apice brevissime pubentia caeterum glabra, tri- vel quinque-nervia, nervulis binis lateralibus tunc obsoletis, nervo mediano supra canaliculato - depresso, subtus prominulo, in apicem excurrente. Spicae versus apicem ramulorum erumpentes azillares solitariae binae ac ternae, pedunculo ad summum '/,'' longo, glabro fultae, 4—5'' longae, filiformes, floribus subannulatim dispositis, con- fertis, demum remotioribus, cum bractea rhachi immersis. Bracteae orbiculares, excentrice peltatae, inferiore margıne productiores, cum ovario vesiculoso - granulatae. Stamina 2, filamentis brevissimis, compressis, antheris bracteam haud exsuperantibus , subglobosis. Ovarium facie dorsali rhachi adpressum, teretiusculum, oblique oblongum vertice extrorsum producto aculiusculo sursum subincurvo media facie stigmatiferum. Bacca.. . . Die richtige Einreihung unserer Art unter eine der Peperomien- gruppen ist äusserst schwierig. Der Bau des Fruchiknotens entspricht vollkommen jenem der Arten aus der Gruppe Acrocarpidium, wenigstens wie Miquel ihn abbildet. Hieher sollte also unsere Species eigentlich gehören. Nun aber sind die Blätter derselben so grundverschieden von jenen aller bis jetzt bekannten Acrocarpidien, dass die Einreihung zu diesen kaum gerechtfertigt sein kann; durch den schiefen Fruchtknoten entfernt sich unsere Species aber eben- soweit von Micropiper und Rhinchophorum,, mit welch’ letzteren sie die Blattform gemein hat, während ihr Habitus an Micropiper errinnert. AI. Cnemidostachys dubia. Fruticosa, ramis patentibus, pilosis, Folia petiolata 1—1'/, poll. longa ac '/ poll. lata, lanceolata aut ovato-oblonga, basi rotun- data acuta minute serrulata, supra excepto nervo mediano hirtulo glabra, subtus sparse hirta. Spicae solitariae, masculae, foliorum fere longitudine. Flores masculi in azillis bracteolurum basi utrinque biglandulosarum bini aut terni, glandulis inter perigonä foliola nullis. Flores foeminei solitarii ad spicarum mascularum basin sessiles ; perigonü foliolis ovario \/; brevioribus, denticulato ciliatis. Ovarium seriatim tuberculato muricatum, simulque sparsim pilosum, tuberculis supremis longioribus in vertice inter stigmata conni- ventibus. Stylus nullus, stigmata 3 apice circinato-reroluta, ex- pansa ovario aequilonga. Semina teretiuscula caruncula discoidea instructa. In pascuis prope Ilheos. Fruticosa, patenti ramosa, ramis virgatis, pennae anserinae crassilie, patenti-pilosis, cinereis, fistulosis. Folia alterna, petiolis, 3—4" longis fulta 1—1'/% longa uc '/," lata, lanceolata aut ovato-oblonga, basi rotundata rel subcordata, acuta mucronulata, margine subrevoluto minute et subimbricato-serrulata, denticulis spinuloso - argulis, supra excepto nervo mediano hirtulo glabratis, 242 sublus praecipue ad nervos pilis sparsis hirla. Spicae azillares solitariae, masculae foliorum fere longitudine, rhachi hirsuta fili- formi subflexzuosa compressa. Flores masculi in azillis bracteolarum bini aut terni glomerati, bracteis subulatis, basi utringue biglandu- ‚losis, glandulis bractea aequilongis, basi constrietis , ciliolatis, subemarginatis. Perigonit laciniae late ovatae rotundatae aut ob- ovato-subemarginatae, glabrae. Stamina glabra filamentis ima basi connatis; antherae his subbreviores. Glandulae nullae. Flores foeminei solitarii ad spiearum basim vel distantia 1 — 2'" inferius, rarius in ipsae spicae basi sessiles, bracteis spicarum mascularum aequalibus fultae. Perigonii foliola germine '/,; breviora, obovata, apice rotundato denticulato-ciliata. Ovarium subglobosum, sparse pilosum seriatim tuberculato-muricatum, tuberculis sgquamaeformibus, in dorso valvularum secus nervum medianum laevem biseriatis, in una quoque serie tribus, infimis minimis saepe recurvis supremis onnium mazimis supra germinis verlicem inter stigmata coroni- forme convergentibus, intermedia patenti. Stylus nullus ; stigmata 3, apice circinato revoluta, expansa germen fere aequantia. Capsula Iricocca grosse tuberculata, turberculis obtusis acutisve, incurvius- culis; coccis coriaceis, apice bifidis, semine emisso contortis. Semina teretiuscula 2" longa, lineam lata, caruncula discoidea , medio tuberculata, albumen album, carnosum. Unsere Pflanze dürfte vielleicht nichts weiter als die von Martius (Herb. Fl. bras. 427) leider nur sehr ungenügend be- schriebene €. patula sein. Im k. k. Herbar befinden sich nämlich 2 Exemplare der Martius’schen Sammlung unter demselbeu Namen Das eine derselben stimmt mit Ausnahme der Tracht mit unserer Pflanze so ziemlich überein. Das zweite Exemplar dagegen ist von dem ersten sowohl als von den unsern völlig verschieden und reprae- sentirt jedenfalls eine andere Art. (Ein drittes Exemplar aus der Claussen’schen Sammlung als C. campestris Mart. Herb. Fl. bras. 907 erweist sich vollkommen identisch mit dem ersten der Martius’schen Sammlung.) Martius’ unzulängliche Beschreibung passt am Ende auf beide, so dass ich nicht im Stande bin zu ent- scheiden, auf welche von beiden der Name C. patula zu beziehen wäre, Nachdem noch zum Ueberfluss Baillon die auch ihm zweifel- haft erscheinende C. patula Mart. *) für identisch mit €. glan- dulosa Klotzsch (mss?) hält, so schien es mir gerathener, meine Pflanze als eigene Art provisorisch aufzustellen, so lange als nicht die Ermittlung der eigentlichen C. patula Mart. eine Klärung des Sachverhaltes ermöglicht. | | Wien, den 16. Juli 1862. *) Cn. patula Mart.=(?) On. glandulosa K!. Baill. Etude s. la gr. d. Euph. 516. — Die von Sellow in Brasilien gesammelte als Cr. glandutosa Kl. bezeichnete Pflanze aus dem Berliner Herbar, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, ist jedenfalls eine von der unsrigen durchaus ver- schiedene Species. ——i —— Cirsium pannonico-palustre. Von August Neilreich. Wurzelstock walzlich, knotig, schief, mit langen fädlichen Fasern besetzt. Stengel aufrecht, 2—3’ hoch, sammt den Blättern mehr oder minder spinnwebig-wollig, unten reichblättrig und von den herablaufenden Blättern dornig-geflügelt, oben armblälterig, in 3—6 nackte 1— 4° lange einköpfige Aeste getheilt, an der Basis der blühenden Köpfchen öfter 1 — 2 kleine unausgebildete Köpfchen sitzend. Blätter lanzelitlich, grasgrün oder bei dichterem Ueberzuge unterseits graulich-weiss, die untern 4—5‘ lang, 4—8'' breit, buchtig- ausgeschnitten mit zweispaltisen oder winklig-ge- zähnten Zipfeln, die meisten ganz-herablaufend, die obern tiefer oder seichter gezähnt ,„ halb- oder gar nicht herablaufend , an Grösse sehr abnehmend, die obersten nur 1” lang und 1°‘ breit, die mittleren manchmal etwas sichelförmig gebogen, Zähne in einen feinen Dorn auslaufend. Hüllen eiförmig, Hüllschuppen lanzettlich, verschmälertspitz, angedrückt, etwas wollig, an der Spitze purpurn. Blüthen hellpurpurn , Blumenkronen 6°/,, Saum 324°, Röhre 31%‘ lang. Eine entschieden ausgeprägte hybride Bildung. In der Form der Blätter, in den Dornen und in dem geflügelten untern Stengel dem Cirsium palustre ß. putatum Näg. höchst ähnlich, dagegen durch die langen nackten Köpfchenstiele und die grossen Köpfchen von der Gestalt jener des C. pannonicum Gaud. auf den ersten Blick verschieden, von der typischen Form des C. palustre noch überdiess durch den kürzern Stengel, kleinere höchstens buchtige (nicht ausgesperrt - fiederspaltige) Blätter und weichere Dornen abweichend. Mit C. pannonicum theilt dieser Bastard die Gestalt des Wurzelstockes und der Köpfchen, die nackten Köpfchenstiele und die mitunter etwas sichelförmige Biegung der Blätter, entfernt sich aber von diesem wieder in den schmälern buchtig-ausge- schnittenen untern Blättern auf eine sehr bemerkbare Weise, Die Länge der Blumenkrone hält zwischen den Stammeltern die Mitte, sie ist um 1? ,‘ länger als bei C. palustre, um 3/,‘' kürzer als bei C. pannonicum. Ich fand diesen Bastard den 11. Juni d. J. auf der Moor- wiese hinter der Jesuitenmühle bei Moosbrunn unter den eben blühenden Stammeltern in fünf weiblichen beisammenstehenden Exemplaren. Dr. Reichardt beobachtete ihn schon im J. 1861 auf einer Sumpfwiese am Fuss des Eselsberges bei Kirchberg am Wechsel, doch nähert sich die von ihm gefundene Pflanze mehr dem €. pannonicum. Der hier besprochene Bastard wurde meines - Wissens noch nicht beschrieben und benannt. Koch legt zwar im Taschenb. p. 291 dem ©. brachycephalum Jur. (C. Chailleti Koch Syn. ed. I. 393 oder ©. arvensi-palustre Näg. in Koch Syn. ed. il. p. 1000) den Namen C. pannonico - palustre bei, allein dies ist 244 jedenfalls unrichlig, weil C. brachycephalun gar kein Bastard ist, mit C.:pannonicum aber am allerwenigsten eine Aehnlichkeit hat. Wien, den 1. Juli 1862. — IOoDe > — Ueber Ranunculus tuberosus Lapeyr., R. strigu- losus Schur. und A. Steveri Andrz. Von Dr. Ferd. Schur. In dem letzten Hefte dieser Zeitschrift (1862. 7. pag. 205,)} bespricht Neilreieh in einer aburtheilenden Weise den Ranunkel, welchen ich in Wien auf den Grasplätzen des allgemeinen Kranken- hauses und des Lichtensteingartens beobachtet und im vorigen Jahre in dieser Zeitschrift, 1861, pag. 82, als Ranunculus tuberosus Lap. beschrieben habe. Neilreich behauptet nun, dass dieser Ranunkel der Wiener Flora nicht Ranunculus tuberosus Lap., sondern der echte R. Steveni Andrz. und zugleich der von mir als Ranunculus strigulosus Schur. aufgestellte Ranunkel sei, wie er in der Flora von Sieben- bürgen des Banates von Heuffel und mir und in Volhynien von Besser angegeben werde. — Obwohl ich gegenwärlig.nicht in der Lage bin, in eine grün.- liche Widerlegung dieser Ansicht Neilreich’s mich einzulassen, so erachte ich es dennoch für nothwendig, um weiteren Irrthümern, welche sich meist wie eine böse Krankheit forterben, vorzubeugen, hier zu erklären: dass Neilreich von einem grossen Irrthum befangen ist, wenn er den in Wien von mir gefundenen Ranunkel, welchen ich als R. tuberosus Lap. bekannt gegeben, ohne meinen Ranunculus striygulosus gesehen, oder wenn dieses der Fall wäre, ohne ihn gehörig untersucht zu haben, mit Ranunculus Steveni Andrz. und R. strigulosus Schur zusammenwirft, während zwischen diesen bedeutendere Verschiedenheiten obwalten , als wir bei vielen allen anerkannten Arten finden. Es ist sonderbar, dass Neilreieh anderen Botanikern so wenig Beurlheilungsfähigkeit zutraut und sonderbar, dass er dem Autor die Kenntniss seiner eigenen Art abspricht. Hätte ich den in Rede stehenden Ranunkel für R. strigulosus erkannt, so würde ich denselben nicht für R. tuberosus Lap., wenn auch vielleicht - fälschlich , bekannt gegeben haben. Es ist also mindestens eine voreilige Behauptung, welche Neilreich sich hier hat zu Schulden kommen lassen. | Dass Ranunculus strigulosus mit R. Steveni der Siebenbürger Fiora und wahrscheinlich auch mit dem des Banales identisch ist, 245 habe ich schon an mehreren Orten ausgesprochen, aber nicht kann und werde ich vorläufig behaupten, dass der siebenbürgische R. Steveni oder R. strigulosus mil dem der Flora Volhyniens und anderer Floren übereinstimme ; denn es ist Thatsache, dass über R. Steveni sehr verschiedene Ansichten im Gange sind, und dass ich von jedem Sammler einen anderen Ranunkel unter diesem Namen mitgetheilt erhalten habe. Diese Ansicht wird Bestätigung finden, wenn man nur die hiesigen Herbarien einsehen wollte. Dieser eben erwähnte Umstand bestimmte mich, den sieben- bürgischen R. Steveni, welchen ich anfänglich unter diesem Namen mittheilte, später als eine neue selbstständige Art aufzustellen, und wegen seiner eigenthümlichen Behaarung Ranunculus strigulosus zu nennen. Ich würde also, hätte ich hier in Wien diesen mir bekannten Ranunkel gefunden, dieses nicht verschwiegen oder einen anderen dafür genannt haben, da Ranuculus strigulosus ebenfalls für unsere Flora eine neue Pflanze gewesen wäre. — Ich kann somit bestimmt erklären, dass der in Wien von mir gefundene Ranunkel , wenn auch nicht der echte Ranunculus tuberosus Lap., doch nimmer, trotz der Behauptung Neilreich’s mit R. SEERgulOEHE Schur a R. Steveni Transsilv. confundirt werden kann und dari. Eine andere Frage ist es, ob mein Ranunculus tuberosus die echte Lapeyrouse’sche Pilanze dieses Namens se? — Gegen- wärlig vermag ich diese Frage weder bejahend noch verneinend zu beantworten, da nur durch Anschauung der Lapeyrouse'schen Pflanze eine Aufklärung mir möglich scheint. Denn trotz der von Neilreich gebrauchten Angabe von Tunbal-Lagrave bleibt es zweifelhaft, ob der letztere die echte Pflanze vor Augen gehabt hat. Wir wissen, welchen Täuschungen man in dieser Hinsicht aus- geseizt sein kann. — Wie oft habe ich auf sogenannten classischen Standorten eine andere als die gewünschte Art gefunden. — Nicht selten werden manchem Autor Artenbenennungen aufsedrungen (oetroirt) an die er nicht gedacht hat. — Würde Linne wohl manche der heutigen Arten erkennen, welche seinen Autornamen führen? Auch der Gegenstand der vorliegenden Besprechung be- weiset, dass man mir Benennungen aufdringt, ven denen ich nichts weiss, und in Neilreich’s Nachtrag zu Maly’s Enum. kann ich zahlreiche ähnliche Fälle nachweisen. Oft sind diejenigen, welche andere der Artenmacherei zeihen, auch zugleich diejenigen, welche in vorgefasster Meinung die Arten - Verwirrung vermehren. Wäre nun aber, nach Neilreich’s Behauptung, mein Ranunculus tuberosus der Wiener Flora der R. Steveni Andrz. der Flora Volhyniens, woran ich bis jetzt noch zweifle; so ergibt sich von selbst, dass Ranunculus strigulosus Schur. eineandere neue und selbstständige Art sein muss, was bei Ansicht meiner diesnamigen Pflanze deutlich in die Augen fait. Sollte es sich künftig zeigen, dass R. tuberosus Lapeyr. und R. tuberosus Schur nicht zu einer und derselben Art gehören; 246 dass die Wiener Pflanze aber eben so wenig den Ranunculus Steveni Andrz.repräsentire, nämlich den der Volhynischen Flora, wie Neil- reich auf Bessers Beschreibung gestützt meinet, so würde man für unsere Wiener Pflanze einen neuen Namen zu wählen haben, wenn dieselbe nicht mit einem in Siebenbürgen wachsenden Ranunkel, den ich Ranunculus constantinopolitanus d’ Urvill. in Ledeb. fl. Ross. 1. p. 43. genannt habe, identisch sein sollte, obwohl die Diagnose vollkommen bis auf das Rhisom, welches hier nicht ange- geben ist, mit unserem Ranunkel stimmt. — Herrn Juratzka habe ich diesen R. constantinopolitanus mitgetheilt. — Neilreich erzählt uns auch, dass nach Herrn Boos’s Angabe Tausch schon vor 30 Jahren diesen vermeintlichen R. tuberosus an demselben Standorte beobachtet, aber für eine Varietät von R. acris gehalten habe, in welchem Falle derselbe hier also keine zufällige Erscheinung wäre. Auch in Böhmen soll derselbe vor- kommen, wie Herr Prof. Purkyn& im vorigen Sommer mir münd- lich mittheilte, und dass derselbe dort ebenfalls nicht genau gekannt sei. Würde aber R. Steveni Andrz. so charakteristische Merk- male als unsere Wiener Pflanze besitzen, ich glaube, das Koch und viele ausgezeichnete Floristen auf die jest erfolgte Aufklärung nicht hätten warten dürfen. Die Beschreibung Besser’s von R. Steveni, Enum plant. Vol- hyniae etc. p. 23, ist unklar und lässt sich sowohl auf R. tuberosus als auch auf R. strigulosus anwenden. Neilreich, auf Tunbal-Lagrave gestützt, schreibt dem R. tuberosus Lap. gefurchte Blüthenstiele zu, während unsere und die sieben- bürgische Pflanze stielrunde Blüthenstiele besitzen. Ohne auf diesen Charakter besonderes Gewicht zu legen, muss ich erwähnen, dass ich in dieser Hinsicht zwei Lesarten kenne, die sich widersprechen: Sprengel nämlich Syst. veget. 2. pag, 654. (1825) beschreibt den R. tuberosus Lap. mit stielrunden Blüthenstielen, während dessen Diagnose vollständig auf unsere Wiener Pflanze passt, so dass ich keinen Anstand nahm, dieselbe auf unseren in Rede stehenden Ranunkel zu beziehen. — „Aus der Meinungen Streit geht endlich die Wahrheit hervor“ und vielleicht gibt diese Diskussion Gelegenheit , zur genauen Bestimmung der hier fraglich berührten Arten. Wien, Juli 1862. Ueber die Malveen. Von Dr. Alefeld. Nachdem ich in meinem vorigen Aufsatze der Eintheilung der Malvaceen in ihren Hauptumrissen eine Besprechung gewidmet und ein neues System dieser Familie, so gut es in meinem Wissen stand, vorgeschlagen habe, möchte ich in diesen Zeilen die. Subordo der Malveae auf ihre Gatlungen und theilweise Arten betrachten, so- weit es mir mein Material in der grossen Klenze’schen Sammlung gestattet. Wenn ich diess thue, so muss ich vor Allem mein Befremden darüber ausdrücken, dass man bis aufden heutigen Tag die Linne’schen Gattungen dieser Unter-Familie noch immer nach der Hülle bildet, da doch die Früchte so gute Unterschiede bieten. Ferner befremdete es mich, dass die alte Linne’sche Gattung Alcea, die dieser Unter- familie angehört, bis heute von keinem einzigen namhaften Botaniker reactivirt wurde, obgleich sie zu einer Gattung berechtigter ist, als alle übrigen Malvaceen-Gattungen. Bei dieser Bemerkung sehe ich von allen Seiten dem Vorwurle der Uebertreibung entgegen. Man höre aber! Diese Gattung zeichnet sich durch die Beschaffenheit der Anthereund der fruchtragenden Achse vor allen übrigen Malvaceen (nicht allein Malveen) aus. Man zeige einem Botaniker, der diese kennt, eine einzige Anthere oder ein receptaculum und er kann sofort erkennen, ob er eine Alcea oder eine andere Malvacee vor sich hat. Während nämlich bei allen übrigen Malvaceen die Antherenhaut so derb ist, dass sie nach dem Pollenerguss sich in 2 Klappen zurückschlägt und die Anthere nach der Richtung der unvollkommenen Scheidewand der Anthere am schmälsten erscheint; ist die Antherenhaut bei Alcea so dünn, dass sie fast verschrumpft (wie bei den Bombacaceen, von denen sie wieder das kleine Connectiv und der malvaceen-typische Embryo ausschliesst) und die Anthere nach der Richtung der Antherenscheidewand bei weitem am breitesten, ja oft 3mal so breit als lang erscheint. Was die Früchte anbelangt, so ist Alcea die einzige Malvaceengattung, bei der die Achsen- läppchen durch einen horizontalen Ring vereinigt sind. Ebenso hat mich gewundert, noch nirgends angegeben gefunden zu haben, dass diese Gattung, die doch meist als Untergattung an- genommen wurde und deren eine Art fast in jedem Garten zu Haus ist, Früchte besitzt, mit derselben zungenförmigen Querwand wie Sesquicella (Calirhoe. Nutt.) Subordo Malveae. | Narbe auf der Innenseite der ganzen Griffellänge herablaufend; Karpelle so viele als Griffel, bei der Reife als solche sich lösend ; Cotylen auf der Bauchseite nicht eurrugirt. — In den gemässiglen Zonen beider Hemisphären. Analyse der Gattungen der Malveen. 1 a Griffel nach der Spitze keulig, etwas verdickt; Narbenmasse breit herablaufend: Plagianthidae. 2 a Griffel mit 2lappiger Narbe oder 2 Griffel, Kapsel nicht auf- springend, 2fächrig, 2knöpfig, Fach mit 4 hängenden Samen: Plagianthus (mit Asterotrichion Kl. und Blepharanthemum Kl.) 2b Griffel 5, ovar. 5fächrig. 3a Kelch korollig: Abutilaea. 248 3b Kelch grün. 4 a Zwitterblüthen, Fächer 1eiig, deckblattähnliche Hülle: Law- rencia. 4b Zweihäusig, Fächer 2eiig, keine Hülle: Gynatrix. 2 c Griffel und Karpelle 10, zweihäusig: Schizoica. 1 5 Griffel nach der Spitze zugespitzt, Narbenmasse nur in einer schmalen Linie herablaufend. 2 a Karpelle durch eine zungenförmige innere Querwand unvoll- kommen 2fächrig, das obere Fach leer, das untere 1samig: Alceidae. 3 a Antheren äuserst dünnhäutig, dadurch die innere Scheidewand und die 2 Klappen fast verschwindend und die Antheren nach der Richtung des Connectivs mehrmals länger als nach der andern; receptac. sehr verbreitert mit einem horizontalen scheibenf. Ring, Karpelle 18—40; Alcea. 3b Antheren diekhäutig, dadurch die innere Scheidewand und die 2 Klappen bleibend und die Antheren nach der Richtung des Connectivs am schmälsten, Achse säulenf. schmal, ohne horizon- talen Ring, Karpelle 10 —15: Sesquicella. 2b Karpelle rein einfächerig: Malvidae. 3 a Karpelle köpfig gehäuft, spiralig gestellt, Hülle sehr gross: Malope. 3b Karpelle in einfachem Kreise, Hülle klein. 4a Karpelle völlig bedeckt durch eine grosse, tellerförmige, oberfrüchtige Scheibe des receptaculum: Lavatera. 4b Der oberfrüchtige Theil des recept. konisch bis dachf. höch- stens mit dem Rande etwas vorstehend. 5a Die Staubfäden ?2kreisig, der äussere Kreis Ööbrüdrig, die Bündel den Blumenblättern opponirt: Sidalcea. 55 Staubfäden gleichmässig dem oberen Theile der Staminal- röhre entspringend. 6 « Früchte ohne Rückenkanten und Seitenrippen nur mit halb- mondförmigem concaven, den Samen nicht oder kaum haltendem Rückenstück des Fruchtblattes abfallend ; Achsen- läppchen sehr gross, da die Scheidewände des ovar. voll- ständig, so weit sie sich berührten, verwachsen: Malva. 6 b. Früchte mit Rückenkanten, aber nicht bis dahin an- einanderschliessend, auf den Seiten hart, mit strahligen Rippen, nur wenig seitlich des Nabels offen; Achsen- läppchen ziemlich gross, da die sich berührenden Ovarien- wände zum Theil verwachsen: Axolopha. 6 c. Früchte bis zu den Rückenkanten anschliessend, auf den Seiten sehr dünn, eben, ohne Rippen, nur am Nabel selbst sehr wenig offen, Achsenläppchen klein, da die sich be- rührenden Ovarienwände nicht verwachsen: Althaea. Trib. I. Plagianthidae. Griffel nach der Spitze keulig, etwas verdickt, Narbenmasse breit herablaufend. — Neuholland, Nordamerika. 249 Plagianthus Forst. Char. gen. t. 43. Abutilaea Ferd. Müll. Linnaea 1852. Lawrencia Hook. fil. ie. t. 261.262. Gynatrix Alef. östr. bot. Zeitschrift 1862. Mit nur einer Art: pulchella. (Sida pulchella. Bonpl.) Merkwürdig durch vollkommene Zweihäusigkeit. Schizoiea nom. nov. Es istdies nämlich die Clayton’sche auch von Gray angenommene Gattung Napaea, die durch die grössere Karpellzahl und ihr Vaterland auf der Nordhemisphäre,, sich in etwas an die zwei folgenden Triben anlehnt. Da aber nach dem nomenclator zoologicus von Louis Agassiz v. Rob. D. eine Dipteren- gattung 1830 so benannt wurde, während damals diese unsere Malva- ceengattung nirgends angenommen war, so war ich genöthigt, den Gattungsnameu zu ändern. Da ich nirgends einen vollständigen Gattungscharacter finde, so gebe ich hier einen solchen, nebst dem am meisten in die Augen fallenden Unterschiede der 2 Arten. Zweihäusig; Hülle 0; Kelch kurz glockig, Zipfel wenig kürzer als die Röhre, klappig schliessend bis zur Blüthenentfaltung; Korolle den Kelch weit überragend; pelala an der Basis beharrt, aber in den Achseln nicht gebärtet, Staminalröhre schlank säulenförmig, bei mas. an der Spitze mit vielen kurzen Filamenten und den gewöhnlichen Antheren, bei fem. an der Spitze mit Andeutung kurzer, antheren- loser Filamente; ovar. 10fächrig, Fach eineiig; Griffel 10, innerhalb der Staminalröhre sich vereinigend, gegen die Spitze sich etwas verdickend, Narbenmasse auf der Innenseite der Griffel breit herab- laufend bis fast zur Griffelvereinigung; Frucht 10 einsamige unbe- wehrte geschlossene Schläuche. — Perennirende Kräuter mit trug- doldig oder rispig gehäuften kleinen weisslichen Blüthen und grossen gelappten Blättern. Gemässigtes Ost-Nordamerika. 1. Sch. laevis. (Napaea laevis L. sp. 750, Sida Napaea Cav. d. V., Napaea lobata Med. Mö.) Blätter hellgrün, sehr weich und fein behaart; Mittellappen etwa doppelt so lang, als der ungelheilte Theil des Blattes, Blüthen in Trugdolden; unaufge- brochene Antheren, nierenf, nach dem Aufbruche mehr als abgeflacht. 2, Sch. palmata (Napaea dioica L. syst. 750, Sida dioica L. sp. 965; Napaea palmata Med. Mö.) Blätter dunkelgrün, rauh, Mittellappen 4—10 << so lang als der ungetheilte Theil des Blattes, Blüthen in köpfig gehäuften Rispen; unaufgebrochene Aniheren köpfig, nach dem Aufbruch jeder Klappe stark concav.- Trib. 2. Alceidae. Griffel nach der Spitze zugespitzt, Narbenmasse in einer schmalen Linie herablaufend; Karpelle durch eine zungenf. Quer- wand 2fächrig, das obere Fach leer, das untere isamig. In den wärmeren Theilen der gemässigten Zone von Ost-Nordamerika, Ost- Europa und West-Asien. Wa Su ID mn Qt i. Alcea Linn. gen. n. 540. Hülle napfförmig, 6- selten 7—9theilig, die Knospe in den jüngsten Zuständen klappig deckend, Kelch ötheilig, die Knospe bis zur Blüthe klappig einschliessend, pelala mehrmals länger als der Kelch, in den Achseln gebärtet; Staminalröhre säulenf. gedrungen, im oberen Theile mit einer Menge freier Filamente; Antheren sehr dünnhäutig, anfangs nierenf., nach dem Pollenerguss Klappen und Scheidewand verschwindend und die Antheren nach der Rich- tung der Scheidewand mehrmals länger als nach der der Klappen; ovar. 18—40fächrig, Fach eineiig, Frucht 18—40 geschlossene, einsamige überall knorpelfeste Schläuche, die sehr abgeflacht und mit einer etwas abgeseizten Spitze (oberes Fach andeutend) ver- sehen sind. Embryo typisch, aber seitlich sehr comprimirl; Cotylen- einschläge auf der Bauchseite sich gerade berührend; Würzelchen unten, Fruchträger sehr breit und gegen die Spitze noch in einen horizontalen Ring verbreitert. Zweijährige oder kurz perennirende stattliche Kräuter mit grossen Blüthen in beblätterten Endtrauben. Ungarn, Türkei, Südrussland, Kleinasien, Persien, Arabien. Merkwürdig ist das äusserst lokale Vorkommen aller Arten. Analyse der Alcea-Arten. 1a Hüllzipfel 5—6%X so lang als breit: A. Aucher:. 15 Hüllzipfel 1—2%X so lang als breit. 2a Die Blüthen dicht über der Erde beginnend; Blattstiele 3 bis 3X solang als das Blatt: A. acaulis. 2b Blüthen mindestens 1/, F. über der Erde beginnend; Blaltstiele höchstens 2X so lang als das Blatt. 3a Mittellappen der die Blüthen stützenden Blätter %, — Yo der Blattlänge, 3—5%X so lang als breit. 4a Corolle intensiv purpur ; die Lappen auch der obern Blätter stumpf: A. digitata. 45 Corolle blass: Lappen der Floralblätter spitz. 5a Feinsammtig ; Hülle 1Y, der Kelchlänge; Florablätter 5fingrig ; A. schirasana. 5b Pulverig-rauh; Hülle %, der Kelchlänge; Floralblätter 3fingrig; A. remotiflora. 3b Alle Blätter ungelappt, rein-eiförmig: A. sulphurea. 3c Mittellappen der Floralblätter nicht 2/, der Blattlänge, nicht 2x so lang als breit. 4a Oberseite auch der untersten Blätter dicht deckend behaart, Kelche gestreift: A. striata. 4b Oberseite der untern Blätter nicht deckend behaart; Kelche 0 oder undeutlich gestreift. 5a Stengel vollkommen kahl bis zur Spitze; pedicell. länger als der Kelch; Blülhe getrocknet grüngelb: A. glabrata. 5b Stengel wenigstens in der obern Hälfte behaart; pedicell. 231 ‘viel kürzer als der Kelch; Blüthen getrocknet nicht grüngelb. 6a Blüthen (sicc.) schwarzpurpur, mit einem Stich ins Grün- liche. 7a Mittellappen der Blätter 3eckig, bei den untern elwas kürzerals breit, bei denen der Blüthen etwas länger als breit ; Hülle wenig kürzer als der Kelch; Zipfel gut 11% X so lang als breit: A. rosea. 7b Mittellappen der Blätter allseitig abgerundet, bei den . untern so lang als breit, bei denen der Blüthe bis fast 2X so lang als breit; Hülle kaum länger als die Kelchröhre , Zipfel so lang als breit. 8a Blätter auch unterseits eben; Schild des receptac. 3 Lin. breit unbedeckt, eben, mit Ausnahme des 1%, L. dicken Griffelrudiments; Früchte seitlich nach oben behaart, nach unten gerippt: A. ficifolia. Blätter unterseits runzlich ; Schild des recept. von den Früchten bedeckt bis auf das { L. dicke konische Griffel- rudiment; Früchte seitlich kahl und ungerippt: A. rugosa. 6b Blüthen (sicc.) hell, fleischfarben bis blassrosa. 7a Hülle kürzer als die Kelchröhre , erbsengrosse Knospen nicht mehr einschliessend; Behaarung sehr fein. 8a Blätter ohzne Loupe kalıl; Fruchträgerschild v. d. Früchten bedeckt, diese auf dem Rücken dicht behaart, kantenflügelig: nicht gerunzelt: A. kurdica. 85 Blätter sichtbar ziemlich behaart; Fruchträgerschild 1 L’n. breit sichtbar; Früchte auf dem Rücken spärlich behaart, gerunzelt, nicht kanteüflügelig: A. microchiton. 7b Hülle viel länger a's die Kelchröhre, noch erbsengrosse Knospen einschliessend ; Behaarung borslig. 8a Blätter dick, unterseits runzlich, Blülhen fleischroth: petala 14—16 Lin. breit: A. setosa. 8b Blätter dünn, auch unterseits nicht runzlich. Blüthen blassrosa; petala 11—12 Lin. breit: A. pallida. Obgleich von den 13 Alcea-Arten der Klenze’schen Samm- es) Sr lung nur 4 Arten unbeschrieben sind, will ich doch auch die anderen mit neuer Diagnose oder kurzer Beschreibung versehen, da die mir bekannten Beschreibungen zu lange sind und dennoch die Unter- schiede nicht deutlich genug erkennen ! assen, zumal nach Au’stellung der neuen Arten. 1. Ale. Aucheri (Althaea Aucheri Boiss. diagn. pl. n. or. VI. 28 ) Alles auf’s dichteste flockig behaart; Blätter ungelappt, die untern herzförmig, die oberen herz- lancelt; Hülle bis fast auf den Grund gespalten, Zipfel lineal, 5—-6X so lang als breit. — sSüdpersien. Alc. acaulis (Althaea acaulis Cav. d, 2. t. 2%. f. 3.) Alles, namentlich die Unterseite der Blätter dünnfilzig, die Oberseite mit wenigen Härchen; Blätter herznierenf., auch die oberen- ww wu [be7 breiter als lang, Y,— Y, so lang als der Blaltstiel; Blüthen dicht über der Erde beginnend; Früchte 25, kahl aber stärker wellig rippig als bei allen anderen Arten; Achsenschild kahl. — Syrien. 3. Alc. sulphurea (Althaea sulphurea Boiss. et Hohen. d. pl. n. or. VII. 108.) Alles auf’s dichteste kurz borstig behaart; Blätter alle eif. nicht gelappt, selbst die untersten länger als der Blattstiel; Hülle !/, der Kelchzipfelhöhe erreichend; Hüll- zipfel 2X so lang als breit (21% auf 5 Lin.); Kelch gut '% Korollhöhe erreichend ; Achsenschild dicht behaart; Früchte 25, auf dem Rücken rinnig , nach der Spitze spärlich behaar', auf Rücken und Seite scharf wellig-rippig. — Nordpersien. 4. Ale. digitata (Althaea digitata Boiss. d. pl. r. or. VIII. 106) Siehe Boissier |. ec. und Walpers ann. ll. 138. — Samaria. 5. Alec. remotiflora (Althaea remotiflora Boiss. et Heldr. d. pl. n. or. VIII. 108.) Siehe Boiss. Il. ec. u. Walp. ann. II. 138. — Pamphylia. 6. Alec. schirasana sp. n. Alles sehr fein, doch, mit Ausnahme der. Oberseite der Blätter, die dünn sternhaarig, deckend behaart; Blätter die untersten 5lappig mit abgerundetem Mittel- lappen, der länger als breit, aber kaum 1%, so lang als das Blatt; Blatt der ersten Blüthe sehr tief 5lapig, Mittellappen °% der Blattlänge , spitz, an der Basis !/, so breit als unter der Spitze ; oberste Blätter 5theilig, Mittellappen 0 der Blatt- länge, spitz, an der Basis '/; der Breite unterhalb der Spitze; Hülle nur 2 Lin. kürzer als der Kelch, dieser nur 1/3, der Koroll-Länge; Korolle blassrosa (trocken pur am Nagel grünlich); Früchte 24, auf dem Rücken dicht beharrt. — „In agris ad rad. mont. Sabst Buschom pr. urbem Schiras*“ von Kotschy gesammeltund als Alth. kurdistanu Schlechtend. var. involu- cellis longioribus Boiss. ausgegeben. Mit kurdica hat diese Pfl. nur eine entferntere Verwandschaft und unterscheidet sich namentlich durch das gefingerte Blatt und die langen Hüllen | Alec. kurdica. Alc. schirasana. Früchte 17 — 18. (v. Schlech- Früchte 24. Hülle mindestens 3/% tend. gibt 24 an) Hülle Y so des Kelches. Mittellappen der lang als der Kelch. Mittellappen Floralblätter %—®%/o der Blatt- der Floralblätter höchstens Y, länge. der Blaltlänge. Am nächsten ist schirasana der digitata verwandt, aber durch Folgendes verschieden: Alec. digitata. Alec. schirasana. Korolle intensiv purpur. Blätter Korolle blass. Blätter oberseils oberseits mit einfachen Haaren; siernhaarig; Blattlappen der Blattlappen der Floralblätter Floralblätter spitz. stumpf, 253 Auch nahe der remotiflora stehend, von der sie Folgendes unterscheidet: Alc. remotiflor.a. Alec. schirasana. Behaarung pulverig -rauh, Hüllo Behaarung feinsammtig. Hülle %/, !/, der Kelcheslänge. Floral- der Kelcheslänge. Floralblätter blätter 3theilig. noch ganz oben ötheilig. Ihre Verschiedenheit ist ohnehin dadurch wahrscheinlich, dass sie sehr entfernt von Pamphylien verkomm! und in der Zwischen- gegend die digitata wächst. 7. Alc. striata (Althaea striata D.C. pr. 1. 437.) Alles dicht fein sammtig; Blätter alle 3lappig; Mitiellappen 1%, so lang als das Blati, bei den untersten breiter als lang, bei den obersten länger als breit; Hülle höchstens so lang als die Kelchröhre, Zipfel 11%,X so lang als breit; Kelchzipfel aussen 5 oder 7streifig, etwas mehr als 3 der Korolle erreichend; Korolle blass , trocken grünlich. — Syrien, steiniges Arabien. 8. Alc. glabrata sp. n. Stengel bis zur Spitze vollkommen kahl und glatt; Blätter sehr licht Hülle und Kelch dicht aber sehr fein behaart; Floralblätter 3lappig, Mittellappen etwas kürzer als '% Blattlänge, etwas länger als breit, die der untern abge- rundet , die der obersten fast 3eckig; Hülle wenig die Kelch- röhre überragend; Kelch etwas streifig, 3 der Koroll-Länge, Korolle getrocknet gelbgrün, Früchte 24, auf dem Rücken kaum faltig, nur lupisch behaart, Fruchtträgerschild fast ganz von den Früchten überragt. — „Prope pagum Asadbar in partib. occeid. mont. Elbrus.* I. Kotschy 15. Juli 1843 und von Hohen- acker als Alth. ficifolia ausgegeben. Ale. fieifolia. Alc. glabrata. Stengel behaart. Stengel bis zur Spitze kahl. Blüthe tief-purpur. Blüthe grünngelb. Fruchtirägerschild breit unbe- Fruchtträgerschild von d. Früchten deckt. bedeckt. Alcea suphurea mit derselben Blüthenfarbe, hat ungelappte Blätter, äusserst dichte Behaarung und kurze «orollen. 9. Alc. kurdica (Althaea kurdica Schlechtend. Linnaea XYI. 127.) Blätter hellgrün, äusserst spärlich beiderseits gleich be- haart, Haare einfach, Stengel sehr fein behaart, Kelch und Hülle "sammtig; Blätter unter den Blüthen 5 —Tlappig, Miltel- lappen stumpf, 3eckig, kürzer als breit, kürzer als \Y, Blalt- länge; Blüthen stützende Blätter äusserst klein, die Hüllen nicht überragend, 5lappig, Mittellappen kürzer als "1%Blattlänge, Pedicelle nur so lang als die Hülle, diese bedeutend kürzer als die Kelchröhre; Kelch Y, Korollänge, Korolle (trocken) blasspurpur mit grünlicher Basis; Früchte 18 selten 17, *) auf Herr von Schlechtendal gibt 24 an. Die von mir untersuchten Exemplare der Klenze’schen Sammlung sind aus Kurdistan, stimmen auch sonst mit der Beschreibung des “Herrn von Schlechtendal, Ookter:. Botan. Zeitschrift 8. Heft. 1862, 18 ID - — 254 10. 1% 12. 13. dem Rücken nicht gerippt aber dicht deckend behaart, mit flügelich erhabenen Kanten, auf den Seitenflächen sind sie dünnbehaart, nach den Kanten kahl und gerippt; Fruchtträger- schild von den Früchten hoch überragt, wenn unreif ganz verdeckt. — „In hiatibus saxorum in altioribus regionibus mont. Gara, Kurdist. „l. Kotschy 3. August 1841, edid. Hohen- acker. | Alc. rosea L. sp. 966. t. ( Althaea rosea. Cav. d. 2. t. 29. f. 3.) Behaarung dünn aber mit einfachen Borsten untermischt; Blätter mit fast kahler Oberseite; Mittellappen aller Blätter 3eckig, nicht von '/ Blattlänge, breiter als lang; Hülle bedeutend länger als die Kelchröhre, Zipfel 11%,—2 >< so lang als breit; Korolle (wilder getrockneter Ex.) tief blauroth mit einem Stich in’s Grünliche; Fruchträgerschild unbedeckt, behaart; Früchte 40 Ceultiv. Ex.) auf dem Rücken, namentlich nach oben spärlich behaart, die Kanten flügelich stark verbreitert bis zum Spitzen- fortsatz. — Orient. Wild nicht häufig. Meist ist die setosa als solche bestimmt, der aber die grösseren Kantenflügel der Früchte abgehen, anderer Unterschiede zu geschweigen. Alec. ficifolia L. sp. 967. (Althaea ficifolia Cav. d. 2. p. 92. t. 28. f. 2.) Behaarung von Stengel und Blatt sehr dünn und fein; Blätter eben, Mittellappen allseitig abgerundet (also mitten am breitesten), an den untern nicht von 1/, Blattlänge, breiter als lang, an denen der Blüthen bis ®/, der Blattlänge, bis 11% x so lang als breit; Hülle so lang oder wenig länger als der Kelch; Blüthen (wild getr. Ex.) schwarzpurpur , zuweilen mit einem Stich in’s Grünliche; Fruchtträgerschild 3 Linien breit unbedeckt, behaart, horizontal mit Ausnahme des 1, Linien dicken Griffelrudiments; Früchte 30 (wild. Ex.) auf dem Rücken behaart, seitlich nach der Spitze behaart, unten rippig. — Die von mir gesehenen Exemplare von Georg. caucas v. Hohen- acker 1831 gesammelt. Alc. rugosa sp. n. Der vorigen äusserlich sehr ähnlich, aber die Behaarung viel dichter; die Blätter unterseits runzlig und insbesondere das Fruchtirägerschild von den Früchten bedeckt bis auf das 1 Linie dicke konische Griffelrudiment; Früchte 30, auf dem Rücken behaart, seitlich kahl und ungerippt. — Die von mir untersuchten 3 Exemplare bei Elisabethpol Georg. cauc. „in aridis saxosis* von Hohenacker 1834 und 1838 Jun. Sept. gesammelt und als Alth. feifolia bestimmt. Mit Früchten, wenn auch noch so unreif, sehr leicht von der vorigen Art zu unterscheiden, aber ohne dieselben nur für den mit ihr schon Vertrauten. Alec. mierochiton sp. n. Behaarung kurz aber ziemlich dicht, doch auf der Oberseite der Blätter nicht deckend; Blätter derb, ja scheinen von ihrem Autor so bestimmt, ehe sie Hohenacker ausgab. Entweder variirt die Früchtezahl oder habe ich dennoch von Schlechten dals Pflanze nicht vor mir. A. 2% r) Deu aber nicht runzlig, schwach gelappt; Mittellappen aller Blätter nicht 1/, der Blattlänge; sehr stumpf, 2 X so breit als lang; pedunc, untere so lang, obere !% so lang als die Hülle, die etwa so lang als die Kelchröhre und die jüngsten Knospen nicht deckt; Blüthe (sice.) rosa, fast 3x so lang als der Kelch; Schild des receptac. lupisch behaart, 2 Linien breit unbedeckt, und von Grund an rasch verengt konisch, mit Griffelrudiment 1'/ Linie hoch; Früchte 30, auf dem Rücken lupisch behaart, abgerundet, an beiden Kanten sehr fein zierlichgrubig. — „In fauce Tsimbouk-chan Pamphyliae.* I. Heldreich. Mai 1845 und als Alth. rosea Cav. bestimmt. Von Alec, rosea L. durch die blassroihe Korolle , die kurze Hülle uud die convexrückigen, nicht geflügelten Früchte und das nur lupisch behaarte konische Schild des receplac. sehr verschieden. Auch von Alc. setosa durch die kurze Behaarung, die kleine Hülle, die nur lupisch behaarten grubigen Früchte und das konisch sich erhebende Fruchtträgerschild weit verschieden. 14. 15. zu Ale. setosa (Alth. setosa Boiss. d. pl. n. or. VII. p. 107.) Alle Stengeltheile borstig behaart; Blätter etwas runzlich, stumpf gelappt, Mittellappen der Blätter der Blüihenhöhe nicht von 1/, Blattlänge, breiter als lang; Hülle wenig kürzer als der Kelch, Zipfel 1%,xX so lang als breit; Kelch %, der, Koroll-Länge; Fruchtträgerschild (Frucht nach Taurus-Ex.) 2% Linien breit unbedeckt , behaart, horizontal mit !/, Linien breitem Griffel- rudiment; Früchte 32—34, denen der cultivirten rosea am ähn- lichsten, aber nur 2 Linien im Durchmesser (bei rosea 3 L.) an den Kanten nicht geflügelt (bei ros. '/, Lin. breite Flügel‘) tiefer netzig-grubig und auch im Centrum der Seitenflächen so, nur subtiler, (bei ros. nur seicht rippig, nicht netzig, im Centrum eben). — Samaria Boiss. Ich meinerseits habe Exemplare von 6 Standorten vor mir (2 ohne genauere Ortsbestimmung) die sich wieder in 2 Formen scheiden lassen. a. Mit längerer Hülle; 1 Taurus l. Kotschy, Herbst 1836, als Alt. rosea best. 2. Bi- thynia 1. Thirke, als Althaea pallida best. b. Mit kürzerer Hülle, 3. Lenkoran am Caspi, l. Juni 1836. Hohenacker und als Alth. rosea best. 4. Dalmatien ais Alth. pallida best. Ale. pallida Besser enum. n. 872. (Althaea pallida Waldst. et Kit. m Willd. sp. II. 773 et pl. rar. Hung. t. 47.) Stempeltheile borstig behaart; Blatt nicht runzlig, schwach gelappt, Oberseite dünn mit einfachen, die Unterseite mit Sternhaaren bedeckt; Mittellappen nicht von 1/, Blattlänge, breiter als lang; Hülle fast so lang als der Kelch, Zipfel 1%, X so lang als breit; Kelch %/, der Korolllänge; Korolle blassrosa; Früchte behaart. — Ungarn, Banat, Podolien. es bedauerte sehr keine reifen Früchte dieser Art vergleichen önnen. 2. Sesquicella nom. nov, (Callirkoe Nutt. Journ. acad. Philad. I. 181.) | | IE 256 Hülle 0—3blättrig; Kelch typisch; petal. in den Achseln gebär- tet; Staminalröhre säulenförmig, im obern Theile mit vielen Staub- fadenenden; Antherenhaut derb, nebst der Scheidewand (unvollst.) nach dem Pollenerguss nicht verschwindend; Antheren dann nach der Richtung der Klappen am breitesten; Früchte im Kreise 10—15 geschlossen, comprimirt, oben geschnäbelt, Schnabel klaffend, innen vom Rücken mit einem freien zungenförmigen Fortsatz, der ein oberes leeres Fach vom untern 1samigen unvollständig abtheilt; Embryo typisch, aber stark gekrümmt; Cotylen auf der Bauchseite sich berührend; radie. unten; Fruchtträger ohne horizontalen Ring nur mit verticalen erhöhten Linien. — Zweijährige oder kurz perennirende Kräuter mit mittelgrossen roth oder weiss gefärbten einzeln oder traubig gestellten Blüthen. — Nordamerika. Der Name Callirhoe ist in der Zoologie längst vergeben und stark in Uebung, so dass er geändert werden musste. Link’s Amaryllideengatiung Calliiro& wurde nicht angenommen. Folgende sind die Arten dieser Gattung, deren Beschreibung in den eitirten Werken nachzusehen ist. Die Synonymie ist meist nach Walper’s, und so vollständig ich sie kenne, da die Arten kurz nacheinander mehrere Namensveränderungen erleiden mussten. 1. Sesg. triangulata (Callirhoe A. Gray pl. Fendl. p. 16, Walp. ann. II. 150. — Malv. triang. Leavenw. in Sillim. Journ. VI. 62. — Malv. Houghtonü Torr. etGray. fl. N. Am. Walp. rep. I. 294. — Nuttalia tri. Hook. journ. of. bot. I. 197. Nuttalia cordifolia Nutt. Journ. acad. Phil. VII. 98. — Nuttalia cordata Lindl. bot. Reg. t. 1938; A. Gray ill. gen. fl. Am. bor. II. E 218) — 2. S. involucrata (Call. inv. A. Gray pl. Fendl. p. 16 et.Ill. gen. fl. N. Am. II. 217.) Walp. an. II. 150. — Malva inv. Torrey et Gray fl. N. Am. I. 226.) — Texas. 3. S. Papaver (Call. Pap. A. Gray pl. Fendl. p. 17. Walp. ann. II. 150. — Malv. Pap. Cavan. 2. t. 15. f. 3. DC. pr. I. 431; Walp. rep. 1. 292.) 4. S. digitata (Call. digitata A. Gray pl. Fendl. p. 17 Walp. ann. II. 150. — Nuttalia digit. Bartl. fl. m. sept. Il. t. 62 Malv. dig. Torr. et Gray fl. N. Am. Walp. rep. I. 292.) 5. S. pedata (Call. ped. A. Gray pl. Fendl. p. 17. ill. gen. fl. Am. bor. 2. t. 218; Walp. ann. II. 150. — Malv. ped. Torr. et Gray fl. N. A. Walp. rep. Il. 292. 6. S. macrorhiza (Call. mac. A. Gray pl. Fendl.p. 18. Walp. ann. II. 150. — Malv. ped. ß. umbellata Torr. et. Gr. Walp. rep. I. 292 n. 3.) Platte Fluss. 7. S. alceoides (Call. ale. A. Gray pl. Fendl. p. 18.; Walp. ann. II. 150; Sida alceoides Michx. fl. bor. Am. I. 44; DC. pr. I. 474.) | Trib. 3. Malvidae. Wie die Alceiden, aber Früchte rein einfächrig. 1. Malope L. g. n. 843. IV (eb) | ua } 2. Sidalcea A. Gray pl. Fendl p. 18. Weder dem Gattungscharacter noch den Arten dieser Gattungen habe ich etwas beizufügen. 3. Lavatera L. g. n. 842. Da nicht einmal Lav. Pseudo - Olbia Poir., die ich in Frucht vor mir habe, in diese Gattung gebracht werden kann, weil sie ein konisches, dachförmiges, die Früchte wenig überragendes Frucht- trägerschild besitzt, so muss der Gattungscharaeter so lauten: Hülle 3spitzig; pet. in den Achseln gebärtet; Staminalröhre säulenf. nach oben mit vielen freien Staubfadenenden; Griffel so viele als Carpelle; diese im Kreise, convexrückig, ohne scharfe Rückenkanten oder Seitenrippen; nicht zur Hälfte anschliessend, so weit offen abfallend, die verwachsenen Theile der Wände als vertikale starke Btättchen zurückbleibend; Fruchtträgerschild teller- fürmig u, so verbreitert, dass er die Früchte völlig überragt und dem bleibenden Kelche anschliesst; Embryo typisch; Kotylen auf der Bauchseite sich berührend. — Einjähriges Kraut mit grossen rothen einzeln gestellten Blüthen. — 1. L. trimestris L. sp. 974 (Stegia Lavatera DC. fl. fr.n. 4525. — Lav. grandiflora Mö. 614.) Var. 1. rosea (Lav. rosea Medic. p. 40.) Bl. lebhaft rosa. Var. 2. alba (Lav. alba Medic. p. 41.) Bl. weiss. 4. Malva L. gen.n 841. mit anderen Merkmalen. (Gen. Bismalva u. Olbia Medic.) Hülle 3blättrig oder -theilig; petala in den Achseln gebärtet; Früchte 15— 25 im Kreise, abgerundet, ohne Rückenkanten und Seiten- rippen, nur mit halbmondförmigen concaven, den Samen. nicht oder kaum haltenlem Rückenstück des Fruchtblattes abfallend; Achsenläppchen sehr gross, da die Scheidewände der ovar. so weit sie sich berührten, vollständig verwachsen und bleiben ; Frucht- trägerschild schmal- bis breit-konisch, nicht (oder selten ein wenig) die Früchte überragend; Embryo typisch; Cotylen auf der Bauch- seite sich berührend, nicht corrugirt. — Perennirende Kräuter oder Sträucher mit ansehnlichen blässer od. lebhafter roth selten gelb- lich gefärbten einzeln od. in Achselbüscheln od. in beblätterten Aehren gestellten Blüthen und gelappten od. eingeschnittenen od. fiederschnittigen Blättern. — Mittel- und Südeuropa, Nordafrika, Mittelasien. Nachstehende Arten habe ich in Blüthe und mehr od. weniger reifer Frucht untersuchen können und gehören sicher hierher. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vermuthe ich noch weitere 10—12 Arten dazu gehörig, die ich vielleicht in anderen Herbarien so vollständig finde, dass die Gattungselemente erkannt werden können. Die allerdings sehr in die Augen fallende Schmalheit oder Breite des Fruchtträgerschildes hängt von der geringeren od. grösseren Zahl 258 der Früchte ab und kann zu weiterer generischer Trennung gewiss nicht benutzt werden, wie es von Medicus geschehen. {. Malv. Alcea L. sp. 971. (Bismalva Alcea Med.) | 2, M. alceoides Tenore. (Flora neapol. prodrom. Suppl. I. p. 62.) Bei Vergleichung mit Alcea leicht als Art kenntlich. 3. M. Tournefortiana L. sp. 971. 4. M. fastigiata Cav. d. 2. t. 135. Koch syn. hält sie für eine Var. v. Alcea. Die mir vorliegenden Pil. sind aber sicher und sehr verschieden. 5. M. moschata L. sp. 971. (Bism. mosch. Med.) 6. M. Mülleri Hochst. 7. M. hispanica L. sp. 970. 8. M. Thirkeana (Lavat. Thirkeana C. Koch Linnaea. XIX. 58.) 9. M. caschmireana (Lav. caschm. Cambess. in Jacquen. voy. 29. t. 32.) 10. M. phoenicea (Lav. phoen. Vent. malm. t. 120. — Navaea phoen. Webb. et Berth. phyt. can. 34.) 11. M. micans (Lav. mic. L. sp. 972. Olbia mie. Mö.) 12. M. punctata (Lav. punct. All. auct. p. 26. — Olbia deflexa Mö. suppl. p. 200.) 13. M. flava (Lav. flaca Desf. fl. atl. — Olbia flava Presl. A. sic. I. 180.) 414. M. unguiculata (Lav. ung. Destf. fl. atl.) 15. M. acerifolia (Lav. acerif. Cav. el. h. madr. p. 20. — Savinionia ac, Webb. et Berth. phytogr. can. 31.) 16. M. Olbia (Lavat. Olbia L. sp. 972. — Olbia hastatu Med. Mö.) 17. M. pseudolbia (Lav. pseudolbia Poir. suppl. 3. p. 309.) 18. M. hispida (Laer. hisp. Desf. fl. atl. 2. p. 118 1. 171 — Olbia hispida Presl. fl. sic. I. 180.) 19. M. thuringiaca Visiani fl. Dalmat. III. p. 207. n. 1614. (Lav. thuring. L. sp. 973. — Olbia thuring. Med. p. 42.) Was die Gattungen Navaea und Savinionia von Webb et Berthelot anbelangt, so wurden sie weder von Endlicher noch (nach brieflichen Mittheilungen) von Garcke anerkannt und konnte auch ich ihnen keine Stelle geben. | 5. Arolopha gen. n. (DC. als sectio Lavaterae u. mit and. Merkm.) Hülle 1 —3blättrig od. 6—7theilig; petal. in den Achseln kahl od. gebärtet; Staminalröhre säulenf. typisch; Früchte 10 — 15 im Kreise, auf dem Rücken 2kantig, aber nicht bis zu den Kanten aneinanderliegend, auf den Seitenflachen hart und gerippt, am Nabel seitlich wenig offen, da nur ein kleiner Theil der Seitenwände zu den zurückbleibenden Läppchen verwächst; Embryo typisch; Cotylen auf der Bauchseite mit den Kanten sich berührend ; Schild des recept. schmalkonischh. — Ein- od. mehrjährige Kräuter od. Sträucher mit zierlichen weiss- oder blaugefärblen Blüthen. — Europa, Nordafrika, Weslasien. Die, 6 Arten dieser Gattung bilden durch ihre Fruchtbeschaffen- 259 heit eine gute geschlossene Gattung, obgleich im Habitus ziemlich verschieden. Die einzelnen Arten können weder Althaea noch Malva ein- verleibt werden, ohne der Natur Zwang anzuthun, ohne jedenfalls die Entwerfung eines deutlichen Gattungscharacters zur Unmöglich- keit zu machen. Subgen. 1. Dinacrusa. Kelch in der Knospe nicht bis zur Spitze klappig, da die Zipfel zu lange und schmal über den klappigen Theil hinausragen ; Korolle in den Achseln gebärtet. 1. Az. hirsuta (Althaea hirsuta L. sp. 965 — Alth. hispida Mö.) 2. Az. althaeoides (Malva althaeoides Cav. d. 2. t. 135.) Subg. 2. Liogonia. Kelchzipfel klappig bis zur Spitze; Korolle in den Achseln kahl. 3. Aw. aegyptia (Malva aegypt. L. sp. 971. — Malv. diphylla Mö.) 4. Ax. Ludwigiü (Althaea Ludwig L. mant. 98.) Subgen. 3. Euaxolopha. Kelchzipfel klappig bis zur Spitze ; Korolle in den Achseln gebärtet. 5. Ax. maritima (Lavatera maritima Gou. ill. p. 46. t. 11. f. 2.) 6. Az. Wigandi sp. n. Diese’ zierliche Malvacee führe ich hiermit in unsern Malvaceenschatz ein. Ich fand sie in der Klenze’- schen Sammlung als Lavat, maritima Gou. bestimmt und so von Willkomm ausgegeben. Ausser der Kleinheit der Blüthe liessen mich noch andere Merkmale diese Pflanze bestimmt als eigene Art erkennen. Ich kann nicht finden, dass sie beschrieben wurde, und da schon eine Malvacee Spaniens den Namen Willkomms trägt, so glaubte ich dieselbe dem verdienten Herrn Prof. Wigand zn Marburg widmen zu müssen, dem ich für wahrhaft aufopfernde Gefälligkeit grossen Dank sch..lde. Ihre Beschreibung ist kurz folgende: Stengeltheile, Unterseite der Blätter und Kelche weiss-flockig behaart; Oberseite der Blätter dichtsammtig ; Blatt 2—21/,%X so lang als der Stiel, kurz 5lappig, Mittellappen 3eckig, !/, so lang als das Blati, 1'/,X so breit als lang; Hülle 3theilig, die halbe Kelchzipfel- höhe erreichend; Hüllzipfel 3eckig, fast 2X so lang als breit; Kelch %/ der Korollhöhe erreichend, Zipfel sehr spitz und zugespitzt, also gegen die Spitze concavrandig; Korolle weisslich (sicc.) ; Staminalröhre bis fast auf den Grund behaart; petala 6'/, Lin. lg. 4% L. br. — 5b „In f'ssuris rupium calcarearum regionis calidae superioris Cerro San. Anton pr. urb. Malaga 1000 — 1500‘ leg. 29. Apr. 1845: Willkomm.“ Eine Parallele mit maritima macht sie wohl am deutlichsten : Az. maritima. Az. Wigundi. Hüllblätter kaum die Kelchzipfel- Hüllblätter die halbe Höhe der basis überragend, über 2 Lin. Kelchzipfel erreichend, 114%, L, br., stark convexrandig. Kelch- br., fast geradrandig. Kelchzipfel zipfel noch nicht 1%, Korollhöhe 3/, Korollhöhe erreichend, nach erreichend, sanft convexrandig. oben concavrandig. Petala Petala 10—11 L. lg. W—-11L. 61% L. lg. 4%, L. br. oben ab- 260 br. eine Linie tief ausgerandet. gerundet. Staminalröhre bis fast Staminalröhre kahl. auf den Grund behaart. 6. Althaea Lin. u. Cav. anders characterisirt. Hülle 3blättrig oder 5 bis 9theilig; Korolle in den Achseln kahl oder gebärtet; Staminalröhre säulenförmig , im oberen Theile mit vielen Filamentenenden ; Früchte 7 — 14 anschliessend bis zu den 2 Rückenkanten, auf den Seiten ungerippt, dünnhäulig, nur am Nabel selbst sehr wenig offen; Achsenläppchen sehr klein, da die sich berührenden Ovarienwände nicht verwachsen ; Embryo typisch ; Cotylen sich auf der Bauchseite berührend; Schild des recept. horizontal oder schwach konisch. — Einjährige oder mehrjährige Kräuter mit unansehnlichen blässer oder intensiver rothgefärbten einzeln oder knäulig gestellten Blüthen und gelappten Blättern. — Ganz Europa, Westasien, Nordafrika. Subgen. 1. Eualthaea (Althaea sect. Altheastrum DC. pr.) Hülle 5—9theilig; Griffel dicklig, ziemlich kurz; Korolle in den Achseln gebärtet. 1. Alth. officinalis L. sp. 966. 2. A. cannabina L. sp. 966. | Var. 1. vulgaris (Alth. cannab. Pourr.) Die Unterschiede von der Folg. Var. siehe Godr. et Gren. fl. d. Fr. Var. 2. narbonensis (Alth. narbon. Pourr. in Cav. d. 2. D. SAU | Subg. 2. Anthema (Gen. Anthema Med. p. 42; Lavat. sect. Anthema DC. pr.) Hülle 3blättrig oder theilig; Griffel schlank, Corolle in den Achseln gebärtet. 3. Alth. arborea (Lavat. arb. L. sp. 972; Anthema arb. Med. Mö.) 4. Alth. cretica nicht Weinmann Syll. Ratisb. II. 171 (Lav. cret. L. sp. 973. — Malva pseudolavatera Webb. et Berth. phyt. can. 99. — Anthema cretica Med. — Anth. scabra Mö. — Malv. hederifotia Vis. fl. dalm. II. p. 205.) Was ich bisher als Lavat sylvestris Brot. sah, war immer Lav. cret. L. Ebenso ging es Visiani, der sogar auch die Lav. neapolitana Ten. zu cretica zieht und diesen 3 alten Arten den Collectiv- namen Malv. hederifolia gab. Malva, weil auch er der Ansicht war, dass der geringe Unterschied der Hülle Lavatera nicht v. Malva trennen könne und hederifolia, der Malv. cretica Cav. wegen. Dass aber diese Gatt. nach den Früchten sehr gut zu reorganisiren sind, übersah derselbe, wie er denn auch die in der Frucht so verschieden gebildete thuringiaca in eine Gattung mit cretica brachte. Alth. tripartita (Lavatera tripart. DC. pr. I. 440.) Alth. ambigua (Lavat. ambig. DC. pr. I. 440. — Malva Cyrilli Vis. fl. Daim. II. 207.) 7. Alth. plebeja (Lavat. plebeja Sims. bot. mag. t. 2269. — Lav. australis A. Cunningh. mss. — Lavat. agrigentina Tineo) 8. Alth. mauritiana (Malva maur. L. sp. 970.) = 261 9, Alth. atropurpurea (Malva atrop. No&) 10. Alth. sylvestris (Malva sylv. L. sp. 969.) 11. Alth. vulgaris (Malva vulgaris Fries. nov. ed. 2. p. 219 (1828) Malv. neglecta Wallr. (1824.) 12. Alth. borealis (Malva borealis Wallm. bei Liljiblad sv. fl. — Mulv. rotundifolia L. sp. — Malv. parviflora Huds. — M, Hen- ningii Goldb. — M. pusilla With.) Obgleich allerdings nach strenger Priorität neglecta und rotundifolia die bevorzugten Namen sein müssten, so habe ich doch vulgaris und borealis vorangestellt, weil sie bei weitem am meisten Verbreitung gefunden haben, aber auch gar keine passenderen Namen haben könnten, indem vulgaris die gemeinste aller Malveen und borealis die am nördlichsten vorkommende Art wohl aller Malvaceen ist. 13. Alth. Godroni (Malv. ambigua Godr. et Gren. fl. Fr.) 14. Alth. nicaeensis (Malv. nicaeensis All. ped. n. 1416. Subg. 3. Microleia. Hülle 3 blättrig; Griffel schlank; Korolle in den Achseln kahl. 15. Alth. microcarpa (Malv. microc. Desf. cat. h. par.) 16. Alth. parviflora (Malv. parvifl. L. am. 3. p. 416.) 17. Alth. verticillata (Malv. vertieill. L. sp. 970.) 18. Alth. mareotica (Malv. mareot. Delile ined. DC. pr. I. 433.) 19. Alth. cerispa (Malv. crispa L. sp. 970.) 20. Alth. flecuosa (Malv. flexuosa Hornem fl, hafn. p. 655.) Auch zu dieser Gattung mögen noch etwa 10—12 schon be- schriebene Arten gehören, von denen einzelne ich vor mir habe, doch entweder in unvollständigen Exemplaren, oder ungewiss über ihre Nomenclalur. Sowohl in dieser als der vorigen Gattung- bildete ich aus den Arten mit kahlen Korollachseln ein subgenus. Man wird das Merkmal vielleicht für zu unwichtig dazu halten; die Behaarung ist aber bei den gebärteten eine ganz eigenthümliche straffe, in halb- mondförmiger Linie; ferner ist durch dieselbe immer ein näheres Aneinanderrücken der Blumenblattbasen und eine fast scheibige mit den Flächen gegeneinandergekehrte Verbreiterung dieser Basen bedingt; während die petala der nacktachseligen viel entfernter stehen und auch der scheibigen Verbreiterung ihrer Basen ermangeln. OÖberramstadt, im Februar 1862. esse Zur Kenntniss des ‚rothen Schnee’s.‘ Dr. A. Kerner theilt in der „Wiener Zeitung“ (28. Juni und 5. Juli 1862) die Ergebnisse seiner Untersuchungen des sog. rolhen Schnee’s mit, von welchem er am 1. Juni d, J. eine Probe in der Nähe eines See’s am Solstein bei Innsbruck aufgelesen hal. 262 Nach Schmelzung des gesammelten Schnee’s bildete sich am Grunde der Gefässe ein schlammig aussehender Absatz von schwärz- lich rother Farbe. Aufgeschüttelt erschien das Wasser fast wie von . Karmin geröthet, klärte und entfärbte sich aber alsbald wieder, und nur kleine, weissliche, bewegungslose Körperchen blieben oben- auf zurück, die sich auf dem Wasserspiegel schwimmend erhielten. — Unter dem Mikroskope erschienen in dem roihen Absatz nebst sparsamen anorganischen Körperchen, nebst vereinzelten Schleudern vou Lebermoosen u. dgl. unzählige kreisrunde bluthrothe Bläschen, die bald isolirt, bald durch weissliche häutige Flocken zusammen- gehalten waren und die vollständig mit der Beschreibung und Ab- bildung des Protococeus nivalis Agardh übereinstimmten. Die rothen Bläschen wechselten in ihrer Grösse von 1/00 bis Zu 1/0 Linie Durchmesser, Die Membran der Bläschen zeigte sich glashell und farblos und umschloss einen dunkelblutrothen Inhalt, der bei einigen deutlich granulirt war, bei anderen dagegen als homogene klare Flüssigkeit erschien. Neben den blutrothen Bläschen erschienen auch einige wenige mit orangerother, gelblicher und grüner Farbe ; doch waren diese Färbungen alle derart vermittelt, dass sich auch Zwischenstufen von Grün zu Gelb, von Gelb zu Orange und von Orange zu Blutroth wahrnehmen liessen, so dass es fast schien, als vb die Farbe sich allmälig umzuwandeln vermöchte. Als nun Dr. Kerner auch die häutigen weisslichen Flocken näher untersuchte, in denen die rothen Bläschen stellenweise ein- gebettet erschienen, so erkannte er in denselben eine Unzahl geplatzter Pollenkörner, Die meisten derselben liessen sogar die Form noch ganz deutlich unterscheiden und zeigten jene ganz eigenthümlichen asymmetrischen Formen, welche für die Fichten und Kiefern charakteristisch sind. Alle zeigten sie unverkennbar eine mittlere ellyptische Blase, welche zu beiden Seiten mit halbkugel- förmigen kleineren Bläschen in der Weise in Verbindung steht, dass das Ganze das Ansehen eines mit grossen Augen versehenen Insektenkopfes bekommt, — An jener Stelle, welche der Mund- öffnung des Insektenkopfes entsprechen würde, waren fast sämmt- liche Pollenkörner geplatzt und die Pollenhäute hingen dort in Form zarter Flocken und Fransen um die gebildete Oeflnung herum. Die meisten Pollenkörner waren auch bereits leer, in einigen aber sah man noch deutlich blutrothe Protococcus-Bläschen darinnen stecken und hie und da konnte man unschwer die rothen Bläschen durch Kompression aus der durch das Platzen gebildeten Oeffnung herausdrücken. — Die ausgetretenen blutrothen Bläschen waren theilweise in eine schleimige gestaltlose Masse, die gleichfalls aus der Höhle des Pollenkorns ausgetreten war, eingebettet, und diese schleimige Masse verkettete auch häufig die einzelnen Pollenkörner zu unregelmässig geballten Klumpen, die allerwärts mit Protococcus- Bläschen reichlich durchspickt waren. Offenbar ist es diese schleimige Masse, sowie die flockige Sub- ‚stanz, die durch Zersetzung der geplatzten Pollenkörner sich bildet, 263 welche frühere Botaniker für eine Art Thallus oder Matrix hielten, und welcher man auch die Ehre angeihan hat, sie mit dem Namen „Urschleim* zu belegen. Nach den eben mitgetheilten Beobachtungen lag es jetzt wohl nahe, anzunehmen, dass sich der Protococcus nivalis Agardh aus dem Inhalte der Blüthenstaubzellen der Nadelhölzer bilde. Um aber volle Gewissheit hierüber zu erlangen, war noch nothwendig, den Blüthenstaub der verschiedenen Nadelhölzer zu vergleichen und den Protococcus künstlich aus demselben zu erzeugen. — Im Thale hatten die Fichten und Föhren leider schon verblüht, und es musste daher in höhere Regionen hinaufgewandert werden, um noch blühende Zapfenbäume aufzufinden. In der Höhenzone von 4000 zu 5000 Fuss Seehöhe, dort, wo hochstämmige Nadelgehölze und Knieholzwälder ineinandergreifen, standen nun glücklicherweise die Koniferen fast alle noch in vollstem Flor. Fichten und Tannen , Zwergwachholder und Kiefern, und vor allem die Krummföhren blühten dort oben noch in solcher Fülle, dass sich beim Schütteln der Aeste ganze ‘Wolken von Blüthenstaub loslösten. Man konnte sich da recht leicht vorstellen, welche ungeheuren Mengen von Blüthenstaub durch den heuer fast ununterbrochen wehenden und mitunter sehr heftigen Südwind von der Waldregion zu den höher liegenden Schneefeldern hinaufgebracht worden waren. Bei der nun vorgenommenen Untersuchung unter dem Mikro- skope stellte sich die vollständige Identität des gesammelten Blüthen- staubes mit jenen auf dem Schnee gefundenen insektenkopfförmigen Bläschen heraus. Es zeigte sich, dass sowohl Fichten als Kiefern, vorzüglich aber die heuer ungemein reichlich blühenden Legföhren die geplatzten Pollenkörner geliefert hatten, und es wurden nun weitere Experimente gemacht, um zu beobachten, welche Umwand- lungen die Pollenkörner in gewöhnlichem kühlen, der Sonne aus- gesetziem Wasser erleiden würden. Schon am zweiten Tage konnte man bemerken, dass sich der Inhalt der Pollenkörner sowohl bei dem von den Fichten als auch bei jenem von den Kiefern und Legföhren gewonnenen Blüthen- staube, in der mittleren ellyptischen Blase zusammballte, und dass gegen diejenige Stelle zu, welche der Mundöffnung eines Insektes entsprechen würde, und die hiemit die untere Seite benannt sein soll, eine lichtere Zone entstand. Tags darauf sah man dort schon die äussere Pollenhaut rissig werden und die innere Pollenhaut sich wulstförmig hervordrängen. Endlich platzte auch diese letztere und der Inhalt des Pollenkornes, der inzwischen sich zu zahlreichen rundlichen Bläschen von Ygog bis 1/29 Linien Durchmesser organisirt hatte, trat jetzt heraus. Die runden Bläschen waren theils in eine schleimige, formlose Masse eingebettet, theils isolirt. Die meisten waren farblos, einige aber zeigten auch eine grünliche und ein Paar eine blutrothe Farbe. Diese letzteren stimmten in. allem mit dem Protococous nivalis überein, und es konnte daher keinem Zweifel unterliegen. dass dieser winzige, den Schnee rothfärbende 264 Organismus ans dem Blüthenstaub der Knieföhren, Kiefern und Fichten sich entwickelt habe. Dass nicht alle Bläschen die blutrothe Farbe angenommen hatten, schien nur in der Unmöglichkeit begründet zu sein, den Blüthenstaub im Zimmer ganz genau in diejenigen Verhältnisse zu bringen, wie sie auf den Schneefeldern des Hoch- gebirges wirksam werden. | Die Beobachtung, dass sich der Blüthenstaub hoch entwickelter Gewächse zu Pflanzen organisiren könne, die auf einer viel tieferen Entwicklungsstufe stehen und in ganz andere Abtheilungen des Ge- wächsreiches gehören, ist eben nicht neu und wurde schon voreilf Jahren durch Dr. Reissek in Wien bekannt gemacht. Reissek fand damals, dass durch direkte Umbildung und Fortentwicklung des Blüthenstaubes, der Stärkemehlzellen, der Chlorophylikörner u. dgl. sich nach Umständen Pilze, Algen, Infusorien und Räderthiere ent- wickeln können. Auch Karsten hat bereits auf diese merkwürdige Erscheinung aufmerksam gemacht, und durch Versuche einige höchst interessante Resultate zu Tage gefördert. Die Arbeiten von v. Flotow und Cohn haben über die Naturgeschichte eines dieser rothen Pflänzchen die interessantesten Aufschlüsse gegeben und gezeigt, dass mehrere Algenformen sowie auch einige für Infusorien gehaltene Organismen nichts anderes sind als verschiedene Ent- wicklungsstadien einer und derselben Art, nämlich des Protococcus pluvialis. Die Untersuchungen aber, welche Dr. Kerner bisher über den Protococcus nivalis angestellt hat, scheinen darzuthun, dass auch diese Pflanze mit der den Blutregen bedingenden Alge (Pr. pluvialis) zusammenfällt, und dann würde schliesslich die ganze Reihe der in atmosphärischen Niederschlägen vorkommenden roth- färbenden Organismen als eine Kette von Entwicklungsstufen einer und derselben Alge aufzufassen sein, die ihren Ausgangspunkt in verwehtem und verschlagenem Blüthenstaub findet. Alles, was Dr. Kerner bisher an dem in Glasgefässen kulti- virten Protococcus nivalis beobachtete, stimmt mit den von Flotow und Cohn an dem Pr. pluvialis gewonnenen Resultaten ganz gut überein. Neben der einen Hälfte der Bläschen, welche bis jetzt ganz unverändert geblieben ist, hat sich die andere Hälfte in ganz ähnlicher Weise umgewandelt, wie dies von den ebengenannten Naturforschern an Pr. pluvialis beschrieben worden ist. Die dunkel- blutrothe Farbe hatte sich allmälig in Orange und weiterhin in Grün umgewandelt, und in diesem letzteren Zustande entwickelten die Protococeus-Bläschen Schwärmsporen, die sich mit 2 langen Schwingfäden auf das lebhafteste herumtreiben. Nebst dieser Fort- pflanzung kommt aber auch noch eine Regeneration durch Bildung ruhender Tochterzellen vor, und wahrscheinlich entwickeln sich im Laufe der Zeit allmälig auch noch alle die anderen Entwicklungs-- stände, welche von Flotow und Cohn an Pr. pluvialis beobachtet worden sind. Den Inhalt der noch ruhenden blutrothen Protococcus-Bläschen fand Dr. Kerner zur Hälfte aus einem flüssigen Fette, welches 265 durch einen Farbstoff roth gefärbt erscheint, zum anderen Theile aber aus einer amyloiden Substanz bestehend, welche bald farblos, bald grünlichgelb gefärbt ist. Durch Salzsäure lässt sich der rothe und grünliche Inhalt ziemlich leicht trennen und das gegenseitige Verhalten recht gut ersichtlich machen. Der rothe fettige in Aether lösliche Inhalt formt sich, sobald er aus der dicken farblosen Zell- haut des Protococceus-Bläschens herausgepresst wird, zu kleinen blutrothen Kügelchen, die man durch Drücken neuerdings in noch kleinere kugelige Tröpfchen zertheilen kann. Das merkwürdigste ist aber jedenfalls der amyloide Inhalt der Zellen. Schon Cohn muihmasste , dass ein Theil des Inhaltes von Pr. pluvialis aus Amylum oder einer dem Amylum ähnlichen Substanz bestehe. Kerner’s Untersuchungen am Pr. nivalis haben nun diese Muth- massung bestätigt, und es erscheint diese Beobachtung um so wichtiger, als es ihm auch gelungen ist, in dem Inhalte des Nadel- holz-Blüthenstaubes Stärkemehl sowohl in Form kleiner Körnchen, sowie auch als zähflüssige Masse nachzuweisen, wodurch jedenfalls auch auf die chemischen Beziehungen zwischen dem Inhalt des Fichten- und Föhren-Pollens und dem Inhalte der Protococcuszellen einiges Licht geworfen wird. ——— Correspondenz. Tyrnau in Ungarn, den 15. Juli 1862, Gleich nach meiner Ankunft in Tyrnau besichtigte ich den hiesigen Florenzustand, doch nur zu bald nahm ich die Armuth an Pflanzenarten wahr, denn ausser Saponaria Vaccaria, Lepidium ruderale, Datura Stramonium, Hyoscyamus niger,, Chenopodium glaucum und hybridum, Urtica dioica, Delphinium Consolida, Cen- taurea Cyanus und Jacea, Sambucus Ebulus, Xantium spinosum, Galeopsis Tetrahit und versicolor, welche mich massenweise überall begleiteten, traf ich wenig. Dies fand ich zwischen Getreide- feldern, auf dürren grasarmen Steppen war die Flora noch ärmer. Euphorbia Cyparissias, Cynoglossum officinale, Lycopsis arvensis, verblühte Nonnea pulla, Carduus crispus, Podospermum laciniatum und Ononis spinosa war das ganze, was ich hier erblickte. Ebenso ungünstig, oder wenigstens nicht viel günstiger fielen meine weiteren Spaziergänge aus, auf denen ich Linum austriacum, Hypericum per- foratum , Echinospermum Lappula , Bromus arvensis, inermis und tectorum, Lamium amplezxicaule, Galeop:is versicolor, Andropogon pratensis, Echinops sphaerocephalus, Onopordum Acanthium, Salvia sylvestris, Ballota nigra, Nasturtium palustre, Biscutella laevigata, Anagallis arvensis und caerulaea, Convolvulus arvensis, Polygonum aviculare und P, Convolrulus, Galium verum, Onobrychis sativa, Erodium cicutarium, Astragalus Onobrychis, Asperula cynanchica, Knautia arvensis, Nigella arvensis u. a. traf. Nicolaus Szontagh. Athen, im Juni 1862. Obwohl noch vor wenigen Tagen unsere Oelbäume von Blülhen strotzten und man sich ein günstiges Oeljahr versprach, so schwindet doch jetzt alle Hoffnung auf ein solches, denn theils durch die grosse Hitze und Trockenheit, da es seit 3 Monaten nicht geregnet hat, iheils durch heftige Stürme sind die Früchtchen grössten- theils abgefallen. Kaum blieben so viele Oliven an den Bäumen, als man zur Verspeisung benöthiget. So in ganz Attika und anderen Theilen Griechenlands. Von Mytilene und Creta, von wo aus das meiste Oel ausgeführt wird, habe ich noch keine Nachrichten erhalten. Auf den jonischen Inseln wird die Olivenernte ebenfalls geringer ausfallen, als im vorigen Jahre. Auf der Insel Aegina zeigte sich eine Krankheit der Oelbäume, in Folge derer die jungen Aesie ver- irockneten und sammt den Früchten abfielen. Ein Insekt dürfte die Ursache dieser Krankheit sein. X. Landerer. Personalnotizen. — Dr. J. J. Breitenlohner wurde auf der internationalen Ausstellung in London für die Chlumetzer erzherzogliche Torfpro- ducten-Fabrik in Böhmen, für Paraffin und Pyrogen aus Torftheer und für die Einführung dieses Industriezweiges in Böhmen durch Zuerkennung einer Medaille ausgezeichnet. — Dr. Robert von Visiani, Director des botanischen Gartens in Padua, hat eine wissenschaftliche Reise unternommen, welche sich auf das südliche Frankreich, dann auf England, Schott- land, Belgien, Preussen und die Schweiz erstrecken wird. - Adolf Senoner wurde von der ökonomischen Gesell- schaft in Prag und von der. phys. - ökonomischen Gesellschaft in Königsberg zum corresp. Mitgliede ernannt. — Dr. Julius Kühn, ehemals Privatdocent in Bonn, ist zum ordentlichen Professor der Landwirthschaft an der Universität Halle ernaunt worden. — Professor Parlatore befindet sich derzeit in London, wo er als Preisrichter in der Sect.C. der IV. Cl. (Veget. Subst.) für die Industrie-Ausstellung fungirt. x — John Twedie, ein Schottländer, der, nachdem er sich als Landschaftsgärtner in Grossbritannien einen besondern Ruf erwor- ben hatte, im J. 1825 nach Südamerika übersiedelte, ist am 1. April zu Buenos Ayres im 87. Jahre seines Lebens gestorben. — Theodor von Heldreich, Director des botanischen Gartens zu Athen, weilet jetzt seiner angegriffenen Gesundheit wegen in Karlsbad. — Vietor von Janka bereist im botanischen Interesse 267 Siebenbürgen. Da derselbe ebenso als glücklicher Finder, wie als scharf unterscheidender Forscher bekannt ist, so darl[ ıman sich von dieser Reise die günstigsten Resultate versprechen. — Dr. Kotschy’s Rückkunft von seiner Reise nach dem Orient wird im Laufe dieses Monates erwartet. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung derk.k.zool.-botanischen Gesellschaft am 2. Juli berichtete C. Petter über die botanische Ausbeute während der Bereisung der quarnerischen Inseln (Vide p. 194). Von den Inselgruppen des Quarnero sind wohl die Sandinseln San- sego, Unie und die beiden Canidole in geognostischer und botanischer Beziehung die interessantesten, besonders Unie, welche nebst der merkwürdigen Sandbildung auch noch Kalk als Unterlage hat und desshalb die reichste und mannigfalligste Flora aufzuweisen hat. Die Frühlingsflora von Unie war bisher noch sehr wenig gekannt, und die Sammlungen O0. Senditner’s sowohl als die des Hofrathes Ritt. von Tommasini enthalten nur Arten, welche vom Monate Mai angefangen gesammelt wurden. Der Vortragende bemerkt, dass . er das Verzeichniss der gesammelten Gefässpflanzen dem Hofrathe R. v. Tommasini, welcher in kürzester Zeit eine Flora der genannten Inseln liefern wird, zu diesem Zwecke mitgetheilt habe, und sich daher nur auf eine summarische Angabe des Resultates beschränke. Auf dem bereits gründlich durchforschten Sansego wurden 46 Arten gesammelt. Auf Unie wurden trotz eines sehr kurzen Besuches 102 Arten gesammelt, von welchen 57 für die Flora dieser Insel neu sind. Canidole grande lieferte 20, fast sämmtlich für die Flora dieser Insel neue Arten; Canidole piccolo 7 Arten. Obwohl die Floren der andern kleinen Kalkinseln Aehnlichkeit mit jenen von Lussin und Cherso haben, so kommen doch auf jeder eine oder mehrere Arten in solcher Menge vor, dass sie denselben einen eigenthümlichen Charakter verleihen. So kommen auf Zobodaoschi (ein Scoglio bei der Einfahrt in das Becken von Lussin piccolo) massenhaft Cynanchum fuscatum und Passerina hirsuta vor, welche fast alles andere verdrängen. Der Scoglio Tersorca, südlich von Lussin grande erscheint schon in grosser Entfernung gelb durch die ungeheure Menge von Ruta bracteosa, deren höchst widerlicher Geruch den Besuch der Insel sehr verleidet. St. Pietro di Nembi ist besäet mit Euphorbia Wulfenü, welche in oft mannshohen Exemplaren. vereint mit Erica arborea und Aspodelus ramosus undurchdringliche Gebüsche bildet. In Lussin piecolo und Umgebung wurden 96 Arten gesammelt, unter welchen Possidonia Caulini für ganz Istrien neu ist; diese Art wurde von Dr. H. Reichardt auch auf Sansego in Porto Subschansky, auf Unie in Porto Poglie und an der Südostküste der Insel St. Pietro di Nembi beobachtet. 265 Bemerkenswerth sind ferner Agave americana auf Steinmauern in Lussin piccolo, wahrscheinlich angepflanzt wie auf der benachbarten dalmat. Insel Arbe, wo man ihre Fasern zur Verfertigung grober Gewebe benützt. Phoenix dactylifera, ein Pracht-Exemplar in Lussin grande, wohl der nördlichste Standort in Europa. Sagina maritima Don. (Sagina stricta Frey), von R. v. Tommasini zuerst auf Sansego gefunden, kommt sehr häufig am Strande bei Lussin piccolo vor. — Adjunct C. Fritsch berichtet über die im J, 1860 ausge- führten phänologischen Beobachtungen im Kaiserthume , wo es "im ganzen 51 Beobachtungsorte gab. — Dr. H. W. Reichardt legt ein zum Druck bestimmtes Manuscript vor: „Aufzählung der in Oberösterrreich wildwachsenden und im Grossen gebauten Gefäss- pflanzen von Chr. Brittinger. Die Gesammtzahl der aufgezählten Arten beträgt 1740, sonach um 100 weniger als die Flora Nieder- Oestreich’s bis jetzt aufweiset. er — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin am 20. Mai sprach Prof. Braun über die Ordnung in der Enifallung der Blüthen bei ährenartigen Blüthen- ständen und führte aus, dass mannigfache Abweichungen von der gewöhnlichen aufsteigenden Blüthenfolge vorkommen , welche be- weisen, dass die Ordnung des Aufblühens für die morphologische auf die Verzweigungsgesetze der blüthentragenden Region zu grün- dende Eintheilung der Blüthenstände nicht massgebend sei. Aehren von Melaleuca hipericifolia, bei welchen das Aufblühen in der Mitte beginnt und auf- und absteigend fortschreitet, wurden frisch vorgelegt. — In dem Programme „de la Societe Batave de Philosophie experimenlale de Rotterdam 1861* sind folgende Aufgaben iu Bezug auf Botanik gestellt: I. „Wie entstehen die Milchsaftgefässe (Vasa lactea oder lacticis) im Pflanzenreiche ? in intercellularen Kanälen aus Zellen oder auf andere Weise ? und sind diese Organe, wie Dr. Schacht behauptet, identisch mit den verästelten Rinden- fasern ?* II. „Eine anatomische physiologische Prüfung der Krank- heiten einer der wichligsten Kulturpflanzen zu geben, begleitet von einer Kritik der vorzüglichsten diese Krankheiten betreffenden Theorien, nebst einer Anzeige der Mittel, welche jenen vorbeugen oder sie bekämpfen können.“ Ill. „Eine Auseinandersetzung der ana- tomischen und mikrochemischen Zusammensetzung, sowie die Lebens- beschreibung einer oder mehrerer Arten einer Pflanzenfamilie, welche in den Niederlanden oder in einer von deren Kolonien vor- kommt, und noch nicht eiuer ähnlichen Untersuchung, oder wenigstens noch keiner genügenden unterworfen ward.“ Die Antworten können in holländischer, französischer, englischer, deutscher oder lateinischer Sprache geschrieben sein, Die Eingabe geschieht bis zum 1. Febr. 1863 an den Dr. D. F. van den Pant in Rotterdam. (Näheres: . Botanische Zeitung Nr. 26.) — Einpomologischer Verein unter dem Namen „Pomona* hat sich in Frankfurt a. M. constituirt. Derselbe stellt sich die 269 Aufgabe, durch verbesserte Kultur und Einführung edlerer Sorten für die Hebung des Obstbaues zu wirken. — In London ist vor Kurzem ein zoologisch-botanischer Acclimatisations - Verein begründet worden. Von Gemüsen will derselbe vorerst die chinesiche Yamsknolle nach England verpflanzen. — Der Präsident der L.C. Akademie der Naturforscher hat eine Sammlung von Porträten der Mitglieder der Akademie ange- legt. Dieselbe umfasst vorläufig die Bildnisse von 12 Protectoren, 12 Präsidenten, 10 Directoren und 157 Adjunkten und Mitglieder, nebst einem Gruppenbild der Adjuncten-Versammlung vom J. 1859. Unter diesen Porträten befinden sich nur 20, welche den gegen- wärlig lebenden Mitgliedern angehören. — Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien veran- stallet für die Zeit vom 3.-bis 9. September in ihrem Garten in der Rossau eine Ausstellung von Blumen, Pflanzen , Obst, Gemüse u. a. und schreibt zu dieser ihrer vierzigsten Ausstellung allein für Pflanzen 48 Preise aus, von denen der Erste in einer goldenen Medaille besteht. Für jeden der 47 weiteren Preise sind 2 grosse silberne Medaillen bestimmt und zwar die eine für Gartenbesilzer oder deren Gärtner, die zweite für Handelsgärtner. wobei jede dieser zwei Kategorien von Ausstellern nur unter sich concurrirt. Obst wird mit 6 silb. Medaillen bedacht und für Gemüse wurden 29 silb. Medaillen als Preise bestimmt. Am 10. Sept. findet ein öffentlicher Verkauf der von den Handelsgärtnern ausgestellten Objecte statt. — Der zehnte italienische Gelehrten-Congress wird dieses Jahr vom 14. bis 27. September in Siena unter dem Präsidium des Professor Puccinotti abgehalten werden. — Die ostindische Abtheilung der Londoner Industrie- Ausstellung hat ein gelehrter Hindu, „Babu keny Late Dey“, der als Militärarzt dient, mit einer Arzneimittellehre der eingebornen Aerzte von 220 Nummern beschickt. Er erwähnt darin unter andern: Helleborus niger, gegen Wassersucht; Nigella sativa, für nährende Mütter; Berberis Lycium, Stamm und Zweige im Wasser gegen Augenentzündungen ; Gynocardia odorata, innerlich gegen Sepra tuberculosa; Cucumis utilissimus, die gerösteten und gepulverten Kerne bei Steinbeschwerden; Strychnos potatorum, die Nuss an. den innern Wänden eines Gefässes gerieben, klärt das Wasser. (Bnpl.) — Zu Genua hat sich am 21. April eine königl. Expedition nach Persien eingeschifft. Unter den sie begleitenden Gelehrten befindet sich auch als Botaniker Marchese d’Oria. | — Von Seite der k. k. Landwirthschafts - Gesell- schaft in Wien, Seidenbausection, erhielten bei der Preisver- theilung für Maulbeerpflanzungen und Maulbeerschulen in Nieder- Oesterreich am 26. Juni d. J. zu Bruck a. d.L. die grosse silberne Gesellschafts - Medaille die Stadtgemeinde Hainburg und die k. k. priv. österr. Staats-Eisenbahngesellschaft. = Sp e0— Oesterr. Botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1862. 19 270 Literarisches. — Dr. B. Seemannn gibt eine „Flora Vitiensis* heraus. Dieselbe soll alle bis jetzt auf den Fiji- oder Viti-Inseln ent- deckten Pflanzen, nebst deren Nutzanwendung bringen und 100 color. Tafeln nebst 400 Seiten Text enthalten. Das Werk erscheint in zehn vierteljährigen Lieferungen bei Reeve in London, und es werden nur so viele Exemplare gedruckt, als Subscribenten vor- handen sind. — Henry Lecoq’s „Das Leben der Blumen,“ von Dr. E. Hallier aus dem Französischen ins Deutsche übertragen, ist in Leipzig erschienen. — Der 29. Band der „Novorum Actorum Academiae Caes. Leop. Carol. etc.“ enthält eine Abhandlung von Dr. J. Milde über die Verbreitung der schlesiehen Laubmoose nach den Höhen und ihre Bedeutung für die Beurtheilung der schlesischen Flora, (mit einer topographischen Tafel); weiters: Mykologische Studien, be- sonders über die Entwicklung der Sphaeria typhina Pers. von Th. Bail. (mit 2 col. Tafeln.) — Morphologische Untersuchungen über die Eiche sind von Dr. Heinrich Möhl in Cassel erschienen. — Von Professor Dr. A. Schnizlein ist eine Flora von Baiern in Frankfurt erschienen. Dieselbe umfasst nebst ganz Baiern auch noch die angrenzenden Gebiete von Hessen, Thüringen, Böh- men, Oesterreich und Tirol, und enthält ausser den wildwachsenden Pflanzen auch alle im Freien cultivirten Nutz- und Zierpflanzen. — Dr. E. Regel gibt in seiner Gartenflora (Juni-Heft) Be- schreibung von Pyrus prunifolia Willd. und P. baccata L. aus Dahurien dem Baikal und dem Amurgebiete, wobei die Ansicht auf- gestellt wird, dass erstere wahrscheinlich nur als eine Unterform von P. Malus zu betrachten sei, vielleicht die eigentliche wilde Stammart darstelle und die Holzäpfel unserer Wälder nur Flücht- linge der Kultur seien; ferners wird bemerkt, dass nur P. Malus, P. prunifolia und P. baccata nach den von Regel angegebenen Characteren unterschieden werden können und dass Behaarung von Kelch und Fruchthüllen und Form der Blumenblätter durchaus un- zuverlässige Charaktere seien. Erwähnung findet P. baccata var. cerasifera (Pyrus cerasifera Tausch.) welcher mit seinen schönen grossen Kirschen im September eine wahre Zierde der Gärten bildet und dessen Früchte mit Zucker eingemacht werden. Die erwähnten zwei Pyrus - Arten mit ihren schönen Formen dauern das Klima von Petersburg aus, und werden zu Bosqueten und An- lagen sehr empfohlen. Vermehrung durch Saamen „ noch besser durch Copuliren im Frühjahre oder durch Oculiren auf’s schlafende Auge im August. — Regierungsrath Stiehler gibt in dem Berichte des natur- wissenschaftlichen Vereines des Harzes zu Blankenburg für 1859 — 1860 einen Aufsatz: „Die Bromeliaceen der Vorwell*. in welchen 271 die Galtungen Anannassa Lindl., Sporlederia Stiehl. (Palueoscyris Brngn., Phlemostachys Beer.), Palaeobromelia v. Ettingsh.; Puya Mol. u. Bromelianthus Mass. beschrieben, und mit vielen wichtigen kritischen Bemerkungen bereichert sind. Namentlich werden die Verdienste des Professors Const. von Ettinghausen anerkannt, in Betreff der Eintheilung von Palaeoseyris in die Bro- meliaceen und dafür Beer sehr scharf angegangen, dass er nur „die Tracht, den Habitus der Pflanzen, als das Wichtigste, das Allein- bestimmende* zur Geltung bringe So auch wird in Betreff von Echinostachys bemerkt, dass Beer sehr im Irrthume sei. Echino- stachys E. Meyer (nicht Brongniart.) in die Familie der lebenden Echinostachys einzureihen u. s. w. Ferners gibt Reg. Stiehler eine Abhandlung „über den Stand unserer heutigen Kenntniss von den Moosen, Flechten und Pilzen der Vorwelt“*, woraus ersichtlich, dass nach seinen eigenen Forschungen jetzt 27 Arten Laubmoose, 12 Arten Lebermoose, 17 Arten Flechten und 123 Arten Pilze fossil bekannt seien, und darüber wird ein specielles Verzeichniss gegeben mit Angabe, der Synonymen, der Analogien jetzt lebender Pflanzen, des geologischen (Kohlen-, Oolith- , Kreide- u. Molasse-Periode.) und geographischen Vorkommens. Bei dieser Gelgenheit wird das Werk: Studii sulla flora fossile e geologia stratigrafica del Seni- galiese von Massalongo und Scarabelli dei Flaminj einer Recension unterworfen, und manchen Ansichten Massalongo’s widersprochen. Im oberwähnten Vereinsbericht beschreibt Hamp e Cirsium oleraceo-acaule mit den 3 Stufen: subacaule, minus und intermedium, dann C. palustre-oleraceum und C. palustre - acaule. Sr. eo 3 — Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Kolbenheyer in Wien, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn v. Halacsy in Wien, mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Churchill in Manchester, Heuser in Ebersdorf, Szontagh in Tirnau, Dr. Walther in Bayreuth, Dr. Schlosser in Kreutz, Schramm in Brandenburg und Kolbenheyer in Wien a ea ee Mittheilungen. — Faserproben. Unter dem Mikroskope erscheint die Leinfaser wie cine lange massige Röhre mit engem Kanal ; die Baumwollfaser wie ein flacher, bandähnlicher, schraubenförmig gewundener Cylinder. In verdünnter Schwefel- säure löst sich die Baumwollfaser auf: von Leinwand werden nur die feinsten Fasern angegriffen. Mit Olivenöl gerieben wird Flachs durchscheinend wie Oelpapier, Baumwolle bleibt undurchsichtig weiss. In Cochenille (mit Alkohol versetzt) wird Flachs violett, Baumwolle hellroth; in Krapp Flachs gelbroth. Baumwolle hellgelb. Man muss zur Sicherung mehrere Proben anstellen, (Bpid.) 19 * [ie St IX — Ueber die voa W elwitsch im tropischen Afrika entdeckte interessante Pflanze „Tumboa* (Oesterr. botan. Zeitschrift 1861. Seite 41.) bemerkt die Bon- plandia, dass dieselbe in London eingetroffen sei , neben @netum stehe und von Dr. Hooker Welwitschia mirabilis benaunt wurde. Das Nähere‘ über die Pflanze soll in einer Sitzung der Linn &@’schen Gesellschaft bekannt gemacht werden. — In einem Schacht zu. Ballarat in Australien wurden 2% versteinerte Baumstlämme von 8 und 40‘ Länge a:feefunden. Beide wurden aufrechtstehend in einer Tiefe von 285° angetroffen. Die Wurzeln waren noch genau zu erkennen und der Durchmesser des einen Stammes betrug über 2%. Die Umgebung der Stämme bestand aus basaltartigem Felsen, welcher unmittelbar über den Gold- adern sich befindet. Ein anderer fossiler Baum ist vor einigen Monaten. in einem Blausteinbruche in Footscray in Vietoria ausgegraben worden, Er wurde 20°. unter der Erdoberfläche und zwar mit den Wurzeln nach oben gekehrt. aufgefunden. — Eine grosse Eiche, welchebei dem Dorfe Erwood in England stand, ‘ wurde vor Kurzem gefällt. Dieser Baum bestand aus einem Hauptstamme, der dicht am Boden einen Umfang von 50° 9 hatte, und an festem Holz 321° 5% ergab, dann aus drei selır starken Aesten, von denen jeder wieder viele kleinere von der Grösse gew hnlicher Eichen besass, die zusammen. 809’ festen Holzes ergaben. (G. Ch.) an Correspondenz der Redaktion. | Herrn G—s in G. „Werde Ihren Wünschen, wenn möglieh entsprechen.“ — Herrn. Sz. in T. „Wird mit Dank benützt.“ — Herrn V. v. J. „Im nächsten Hefte.“ Inserate. Verlag von F. A. Brockhaus in Leip zig. Vorräthig in der Buchhandlung von C., Gerold’s Sohn in Wien, Stephans- platz 625: Xenia Orchidacea. Beiträge zur Kenntniss der Orchideen von Heinrich Gustav Reichenbach All. Zweiter Band. Erstes Heft: Tafel CI-CX; Text Bogen 1—3. 4. Geh. 5 fl. 34 kr. Mit diesem Hefte beginnt der zweite Band des für alle Botaniker und Freunde der Pflanzenkunde, sowie für Bibliotheken höchst wichtigen Werks. Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text, ist gebunden zum Preise he: % fl. nebst einem ausführlichen Prospect durch alle Buchhandlungen zu )eziehen. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1864 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. m 2 Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gerold. Druck von ©. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeltschrift Botanik und Botaniker, die frei durch die Post be- erscheint zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. F N \ blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe {,‘p h z - f (Wieden, N. 331, Wien) Man pränumerirtaufselbe Gärlner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzle, (Wieden, 8.331, Wi. (3 Thlr. 10 Ngr.) 1 Im Wegedes ganzjährig, oder Apollieker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 9) so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N} Buchhandlungen. ey m XI. Jahrgang. WIEN, September 1862. INHALT: Neue Pflanzenarten. Von Dr. H. Wawra. — Ueber Cypern. Von Dr. Kotschy. — Zur Flora von Ungarn. Von V.v. Janka. — Ueber Aldrovando wvesiculosa, Von Münch. — Eine Excursion auf den Rohäc. Von Szontagh. — Zum Ranunculus tuberosus. Von Dr. Sehur. — Correspondenz. Von Janka. — Dr. Welwitsch, über Baumwollencultur. — Einladung zur Natur- forscher-Versammlung. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Correspendenz der Redaction. — Inserat. Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregattenarzt. (Mit einer lithographirten Tafel.) XII. Tapeinotes Carolinae *). Suffrutex humilis caule erecto, crasso, superne confertissime folioso. Folia suceulenta, subsessilia, 5—7 poll. longa, 2—3 poll. lata, ovato-elliptiva, basi acula, acuminata, obtuse serrata, supra hirta, atroviridia, subtus adpresse pubentia, purpurea, pube ipso margine confertiore. Flores azillares solitarii (bini?) conferti, pedunculo bipollicari angulato fulti; calycis laciniae pollicares, amplissimae, cordato-triangulares, acutae, marginibus eximie replicatae, ciliato- puberulae. Corolla bipollicaris, alba, tubo basi postice emarginato- gibboso, ventre eximie subglobosi-inflato fere pollicari, longe hirsutissimo, fauce constricto; limbi lacinüs semiorbicularibus, *) Ihrer kais. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Prinzessin Charlotte, Gemalin des Herrn Erzh. Ferdinand Max zu Ehren so benannt. Oesterr. Botan. Zeitschrift: 9. Heft. 1862. 20 274 subaequalibus, minute ciliolatis, glabris. Stamina inclusa, fllamentis supra patenti-pubentibus, quinto rudimentario crasse filiformi ger- mine aequilongo. Annulus hypogynus postice in glandulas duas cylindricas tumens; ovarium superum hirsutum. Hab.: in Brasilia bahiensi v. Sebastopoliensi loco ignorato. V. v. cult. in hort. Schoenbrunn. Suffrutex erectus hune temporis subsimplex spithameus, caule basi lignescente, digiti crassitie, tereti, sordide cinereo, foliorum delapsorum cicatrieibus orbicularibus 2—3'' ab invicem remotis toruloso, superne cum floribus ramulos fasciculares protrudente. Folia opposita in caulis apice confertissima, succulenta, subsessilia vel in petiolum 2 —3'' lonygum crassum glabrum supra biauriculatum contracta. 5—7 poll. longa ac ?—3 poll. lata, ovato-elliptica vel oblonga, basi acuta vel subacuminata, infra medium latissima, sursum angustata,, apice in acumen 3'' longum lineamque latum obtusiusculum proracta, obtuse serrata, ciliata, supra atro-viridia nitidissima tuberculis pilis simplieibus in vivo rigidis hyalinis im- ‚positis exasperata, subtus exceptis nervis laete viridibus hirtisque purpurea brevissime simulque adpresse sparsim-margine confertius pubescentia,nervo mediano valido, secundariorum majoribus alternis utrinque 6—8, arcuatis. Folia ramulorum fascicularium pauca, caulinis multoties minora caeterum similia. Flores versus apicem caulis erumpentes, conferti, axillares, solitarü (serius fortasse bini vel terni fasciculati), patentes, nubiles pedunculo bipollicari incurvo laete viriai quinquangulato in angulis sparse hirto supra incras- sato fulti. Calycis quinquepartiti foliola pollicaria, cordato-trian- gularia, basi late emarginata semipollicaria, acula, marginibus undulatis ciliolatis eximie replicata, flavide viridia, versus apicem rubescenlia, extus brevissime puberula , intus glabra. Corolla candida, intus pallide sulfurea et basi strüs (nervis) et maculis purpureis picta, sesqui-fere bipollicaris, incurva, oblique ventricosa, diametro transversali fere °/, pollicari; tubo ima basi subglabro, oblique postice emarginato - gibboso quasi subbilobo, ulterius in ventrem semiglobosum inflato, dorso incurvo-concavo palentissime et dense praesertim supra longe piloso-hirsuto, fauce repentine constricto tubi basi attamen sublatiore; limbo subregulari-bilabiato, patentissimo, lacinüis subrhombeo-orbicularibus, 3'' longis, integris, minute ciliolatis, caeterum glabris. Stamina tubo triente parte bveviora, filamentis crassiusculis, arcuatis, basi purpurea glabris, supra patenti puberulis cum antheris albis, quinto postico rudi- mentario 3'' longo, filamentorum crassitie, incurvo, obtusius- culo. Annulus hypogynus obsoletus, postice in glandulas 2 fere bilineares cylindricas crassas apice excavatas tumens. Ovarium liberum late ovatum, longitudine staminis castrati, hirsutum. Stylus teres, candidus filamentis brevior sed üs duplo crassior, basi hir- sutus apicem versus glabratus; stigma turbinatum, stomatomorphum, ostio transverso, rimaeformi. Wien. den 12. August 1862. Wawra. nat l tes: Caro Mo Tape Druck v.]. Haller a PAR iv i " WR a “ 4 } te fe KRER en” PH a Mi, NT) re [w) En [it Veber Gypern. Zwei Briefe von Dr. Kotschy. Von befreundeter Hand sind uns nachfolgende zwei Schreiben unseres berühmten Reisenden Dr. Theodor Kotschy zur Benützung überlassen worden. Dieselben sind so reich an interessanten Daten über Cypern, dass wir nicht umhin können, sie ihrem vollständigen Umfange nach mitzutheilen, um so mehr als wir überzeugt sind, dass Kotschy’s Reisen allenthalben von der wissenschaftlichen Welt mit der regsten Theilnahme verfolgt werden. I. Larnaca, den 27. April 1862. Der östliche sterile Theil der Insel ist abgethan,, Gott sei Dank, denn an Pflanzen fand ich da wenig, wo der Geolog seinen Freuden alle Zügel hat schiessen lassen können. Sie werden die Berichte des Gefährten in der „Allg. Zeitung“ gelesen haben und lesen, wo Sie mehr entnehmen können, als ich in Eile Ihnen hier mittheilen kann. Vor einem Monat hier angelangt, machten wir die erste Tour in den südöstlichen Theil nach Famagusta und dem Capo Graeco. Der Küstenrand ist von wenigen Species der ge- wöhnlichen Litoralflora belebt. Von diesem schmalen Saum erhebt sich sogleich die Insel in einem flachen Plateau 150—200 Fuss, dessen Unterlage Conglomerat mit horizontalen Lagen von kreidigem Gestein ist. Die Vegetation ist da durch Sträucher von (istus creticus, C. salviaefolius, Juniperus phoenicea, Pistacia Lentiscus., Thymbra spicata zumeist vertreten. Nur wenige krautartige Pflanzen sind da, wie Lloydia graeca, Ranunculus bullatus und andere an- zutreffen. Diese sterile Landschaft heisst Trachiotis und wiederholt sich in ihrem Typus auf vielen Theilen der Insel. Auf Korallenkalk am Capo Graeco war einige Pflanzenausbeute, so Orchis pyramidalis, Roucela am Felsen, Arum cyprium, eine kleine Aristolochia, Vicia, Clematis cirrhosa, Umbilicus Pestaloszae Smilax, Tamus communis, Bromus Dantoniae etc. Eine zweite Excursion machten wir auf St. Croce und über Lefkera nach dem Kloster Machera. Der grösste Theil des Berglandes wird durch Weinreben geschmückt, dessen Unterlage (Aphanit) dem Gewächse besonders zusagt. Auf St. Croce war häufig in Blüthe Lavandula Stoechas , Orchis anatolica, Aceras densiflora Boiss. Salvia triloba, einige Cruciferen und mehrere Gramineen mit Cistus ereticus. In den Bergen von Machera traf ich zuerst Quercus alnifolia allgemein, Pistacia Lentiscus und Tere- binthus, Arbutus Andrachne, Ulex europaeus, Luurus nobilis, Erophaea cretica B., Nerium Oleander etc. etc. Pinus maritima Lamb. bildet hier schon 1500‘ Waldbestände, in denen das Steinhuhn 2 F 270 leicht zu jagen ist. Nachdem wir mit viel Steinen und sehr wenig Pflanzen heimkehrten und in Dali einige Götzenköpfe aus vorchristlicher Zeit einhandelten, kamen wir nach Larnaca um von der Hitze während dieses Ausfluges auszuruhen. Am 11. April ging es von da fort nach Nicotia und Cythrea um die nördliche Kette zu besteigen, die aus Kalk der tertiären Periode besteht. An der Nordseite des an 2500 Fuss hohen Penta- dactylos machte ich die erste reiche Ausbeute, auch an Crypto- gamen fand mein Gefährte nicht wenig, ich war hier das erste Mal befriedigt. Mich freute eine zarte Vicia, dann Saxifraga hederacea, Orchis acuminata in Prachtexemplaren, einige Species von Ophrys, Lekokia_ cretica ist allgemein zwischen Sträuchern von Pistacia Lentiscus, Ulex, Quercus Calliprinos , Acer obtusifolium, Frazxinus Ornus etc. verbreite. Am 15. April bestiegen wir die höchste Spitze der Kette Castello della Regina genannt, indem auf derselben eine Burg mit 101 Zimmern von der Königia Anna Maria Molena erbaut worden ist. Die Wände der Südseite ziert Bras- sica cretica? eine herrliche Pflanze, die aber nur auf überhängenden Felsen stehend mit Mühe in einem schönen Exemplare erreicht wurde. Die Südseite ist wenig bewachsen von Paliurus, Lithosper- mum hispidulum, Acer obtusifolium, Erica (Pentaptera) sicula, Astragalus dyctiocarpus, Anemone blanda, Arum Dioscoridis, Smyrnium cognatum, Arabis Montbretiena etc., die Nordseite bedeckt Pinus maritima Lamb. Am Kloster Chrisatomo südlich unter dem Berge wächst ein schörer junger Wald von Cypressen, die hier wild sind (Cupressus horizontalis). Der Baum ist allge- mein auf der Nordkette in den Felsrändern mit Juniperus phoenicea verbreitet. Vom Cerinia aus, dem Nordhafen der Insel, besuchten wir in West Lapithos und darauf nach Ost zurückkehrend die malerische Abtei Bellapays, von König Hugo Ill. erbaut. In den herrlichen Gebäuden fand ich einen Pteropus, eine Fledermaus von der Grösse eines Fusses und 2 Zoll mit ausgebreiteten Flügeln. Das Osterfest begingen wir in Melandrina, einem Kloster über dem in Antiphoniti ich den Liquidambar orientale in sechs wahrscheinlich einst hierher verpflanzten Exemplaren fand. Einer der Bäume ist sehr gross und mein Gefährte untersuchte die Rinde, welche ein herrliches Rauch- werk für die Kirchen liefert und Xylo Effendi genannt wird. Die Exemplare stehen in Blüthe und tragen alte Früchte. Ueber Hepta- komi und die gesegnete Mesaunea, die Kornkammer der Insel, kehrten wir nach 14 Tagen Reise nach Larnaca zurück. Wir gehen eben nach dem westlichen bergigen Theil der Insel und in vier Wochen kehren wir vom Olympus heim. 2. Juni geht mein Ge- fährte nach Europa, ich nach dem Amanus, wo ich schon Quarlier im Bergdorf machen liess. Kolschy. ll. Larnaca, 4. Juni 1862. Ich will Ihnen in Kürze ein kleines Bild vom letzten, im west- lichen Theil der Insel durch 31 Tage gemachten, Ausflug geben, vielleicht können Sie sich eine Idee von diesem Gebiet in Umrissen machen. Am 27. April nahmen wir von Larnaca den Weg nach Citti, wo wir in einer Villa Mittag gehalten haben. Wir verfolgten dahin die Südküste zwischen dem schaumreichen Salzsee (dem Aphrodite) und dem Meer. Im Garten der Villa war Clerodendrum fragrans ganz wild geworden und wucherte längst der Wasser- leitung. Melia Azadirachta stand in üppigster Blüthe, ebenso Punica Granatum, Nerium Oleander drei Klafter hoch als Baum begann sich zu entfalten und ein schenkeldieker Rebenstamm breitete sein Laub weit aus, die Blüthen aber begannen sich erst zu entfalten. Die Felder um Citti sind noch von Heuschrecken verschont, an deren Rändern um die Waizenäcker Ammi majus, Lagonychium Stepha- nianum, Cynara und zwischen der Saat Phalaris canariensis all- gemein verbreitet sind. Auch ein Rhamnus steht da als einziger knorriger Strauch, der R. graeca Boiss. ähnlich. Sobald die Ebene an der See verlassen wird, betritt man Kreidekalkhöhen, die fast nicht bebaut sind und stachlige Sträuche der Mediteranflora tragen, doch der sanfte Abhang gegen die See ist eultivirt und mit Ceratonia siligua als hohe Bäume zerstreut beschattet. Diese Ebene, die sich weit hinter Limasol hinauszieht, und am westlichen Ende das Capo Gatto zum Vorsprung hat, ist mit den üppigsten Saatfeldern überdeckt, ‘weil es aus dem sich nördlich von ihr er- hebenden Gebirgen an Wasser nicht fehlt. Im Hintergrunde erhebt sich nämlich der jetzt noch auf seinem Gipfel mit Schnee bedeckte Troodos oder cypriotische Olympos. Scolymus hispanicus, Gundelia Tournefortü, Echium plantagineum? sind allgemein verbreitete Pflanzen an den Rändern der Saaten. Das Capo Gatto erhebt sich in der Ausdehnung von zwei Stunden allmälig nach Süden vom Salzsee aus, der die Ebene vom Cap trennt. Diese Anhöhe zeichnet sich durch die Seltenheit von Poterium spinosum aus, welches sonst allgemein verbreitet ist. Juniperus phoenicea, Pinus maritima, Thymbra spicata, Cistus fl. albo folis linearibus, Pistacia Lentiscus, Myrtus communis, Asphodelus ramosus, Passerina hirsuta sind all- gemein verbreitet. Seltener fand sich hier Teuerium Kotschyanum Poech. — Auf dem weiteren Weg nach Papho entdeckte ich eine neue Fagonia mit sehr schönen violetten grösseren Blumen auf den Anhöhen von Kreidekalk deren Vegetation Olea europaea wild, Ulex europaeus in schönster Blüthe, Rhamnus Alaternus, Pistacia Lentiscus, Cistus salviaefolius et creticus, Ceratonia siliqua und Pinus maritimaLamb. hauptsächlich bilden. In der Ebene von Papho Fand ich eine Pyrus wild, der salieifolia nahe verwandt, auch stand . Crithmum maritimum da nicht selten mit Convolvulus Cantabrica, Carlina vulgaris, Eryngium campestre, Hypericum scabrum. Um 278 die Stadt Papho, wo ich 1840 im December Crocus Veneris Tapp.; Narcissus serotinus und Ranunculus bullatus eingelegt habe, stand jetzt eine sehr schöne Silene auf Felsen mit Ruta, der patavina zu- nächst ähnlich. Den Weg nach Nord zur Stadt Chrysophu verfolgend zeigte sich nichts von besonderen Pflanzen auf der kreidigen Kalkebene. Die Reise hat hierihr weitestes Ende erreicht, an dem wir Schlaken von Schmelzöfen der Römer fanden, da bei Chrysophu viel Kupfer gewonnen wurde. Bald dem Olympus zureitend, betraten wir die durch- brannten Gesteine der Aphanitformation, welche eine karge Flora bieten. In den von Gebirgsbächen durchflossenen Thälern ist Alnus orientalis Decais, Tamarix Meyeri, Chrysanthemum Myconis allgemein verbreitet. Die den grossen und centralen Theil der Insel bedeckenden Aphanitberge sind mit sehr lichtem Waldbestand von Pinus maritima überwachsen, der bis 3500 Fuss etwa gegen die Höhen des Olympus (Troodos) hinaufreicht und dann von Pinus Laricio var. caramanica ersetzt wird, der bis zur Spitze des Troodos eirca 6000° hinaufreicht. In den Thälern an Bächen ist Platanus orientalis häufig. Bisher haben wir die Reise durch Cypern immer nur sehr rasch fortgesetzt, fast ohne allen Aufenthalt und bei der Eile war es oft schwer, gefundene Pflanzen mitzunehmen oder bei der Hitze gleich einzulegen. Für den Botaniker war diess mehr eine Uebersichts- reise, Auch ist die Insel an Pflanzenspecies unverhältnissmässig ärmer als die angrenzenden Küstenländer. Ein Aufenthalt von 12 Tagen in dem Dorfe Prodromos an 3500 Fuss über Meer gab mir Gelegenheit, einen näheren Blick in die Wälder von Pinus maritima und Pinus Laricio machen zu dürfen. Gerade um Prodromo herum befindet sich die Grenze der beiden Pinus. Im Walde thalwärts zwischen Pinus maritima ist eingestreut Quercus alnifolia, diese prachtvolle Eiche, Arbutus Andrachne mit seinen Korallenstämmen; . Styraz offieinalis am unteren Saume. Die waldfreien Lehnen bedeckt Cistus cyprius Lam., der das wohlriechende Ladanum in grosser Menge liefert, über das uns H.P. Unger nähere (anato- misch-physiologische) Daten geben wird. Arabis cremocarpaBoiss., Cistus fl. albo, Salvia officinali affinis, Anthemis rosea Sm. und einige anderen wachsen dazwischen, die der Flora des Mittelmeeres angehören. In dem bei Prodromo mit Quercus Cypria Hochst. et Ky. und Q. inermis Ehrenberg, Cratuegus orientalis beschatteten Thälern, wo auch Platanen eingemengt sind, sind ein Smyrnium perfoliato affine, Lekokia eretica, Valeriana Dioscoridis, Ornitho- galum Huetii Boiss., Viola suavis Ky. mit einigen anderen als häufigste zu nennen. Die tiefer gelegenen Thäler zeigen uns an den feuchteren Lehnen Lupinus 2 sp., beide eine Spanne hoch, Aristolochia sem- pervirenti aff., Asplenium Adianthum nigrum bis 2 Fuss hoch, Cle- matis eirrhosa L., Centranthus Caleitrapa Dufr., Nigella stellaris Boiss.? Cistopteris fragilis und ein Arum dem A. creticum Boiss. am nächsten stehend. In Felsen kömmt eine kleine Rubia vor, von R. lucida verschieden. Der Schwarzföhrenwald von Prodromo gegen die Höhe ist an ebeneren Stellen jetzt Mitte Mai mit unzähligen Paeonien bedeckt, jene Species, die im bot. Garten jetzt eben auch blühen dürfte, da ich sie 1859 dahin sandte. Sie steht der P. biternata nahe, Auch Limodorum abortivum ? ist nicht selten. Von Sträuchen sieht man Quercus alnifolia, Berberis cretica, Juniperus rufescens, Juniperus foetidissima, Amelanchier nummulariaefolia C. A. Meyer, Sorbus graeca, einzelne Arbutus Andrachne, einen Rubus. An Quellen herum Pinguicula cerystallina, Bellis sylvestris, ein Ranunculus, 2 Taraxacum, Laurentia tenella DC., Campanula peregrina L., Galium — Viola parvula. Im Föhrenwald ist Scu- tellaria fl. rubro nova. Alyssum alpestre, Adantorrhena, Ajuga Chia? Veronica und Clinopodium fast einzig und allein zu finden, es sind da nur 6 Species anzutreffen. In der Nähe der Schneefelder begrüsst den vor Langweile ermüdeten Botaniker endlich eine schönere Blume, esist Corydalis rutaefolia. Die Berberis bildet da den Stellvertreter von Pinus Pumilio mit Amelanchier nummulariaefolia. Zwischen feuchtem Geröll fand ich einen sicher neuen Ranuneulus, Wurzelknolle von Ficaria, Blätter von Aconitum Napellus und Blumen gelb, übrigens dem R, glaeialis ähnlich. Auch eine Onosma, die ich nicht kenne, ist hier mit sehr in- tensiv gelben Blumen. Veronica pusilla ein Thlaspi, Paracar yum myosoptioides? Euphorbia pumila, Astragalus angustifolius, Nepeta 2 sp. Scorzonera. Der cypriotische Olympos zeichnet sich auf seiner ganzen Ausdehnung durch Armuth an Species, und noch mehr durch Armuth der Individuen aus. Der trockene scharfkantige Aphanit lässt nichts aufkommen, und die Entwaldung der zu Theer und Pech verbrauchbaren Schwarzföhren nimmt in schreckenerregender Weise zu. Der cyprische Muffelon ist seit meiner ersten Anwesen- heit in Cypern 1840 sehr selten geworden und scheint im Aus- sterben zu sein, was einzig der Entwaldung zuzuschreiben ist, welche durch Waldbrände noch doppelt gefördert wird. Ob- wohl sonst die Insel auf Korallenkalk dem jungen Sandstein, dem Miocönkalk viele Species bietet, so ist, da der an Pflanzen arme Aphanit den Hauptstock der Gebirge bietet, die Insel doch nur sehr mässig reich zu nennen. Die nähere Bestimmung der ge- machten Sammlungen und Zusammerstellung der pflanzengeognosti- schen Verhältnisse wird näheren Aufschluss über die Flora Cyperns uns geben. So schnell als ich diese Zeilen nach dem Gedächtnisse zu- sammengestellt habe, so sehen Sie, dass ich nicht in Syrien noch im Taurus botanisirt habe, sondern auf dürrem Boden. Adieu, leben Sie recht wohl, aus Alexandreta mehr. Kotschy. 5-9 mm— 250 Aus der Flora von Ungarn. Von Victor v. Janka. Neilreich’s Artikel über Ranunculus Steveni Andrz, hat mein Interesse ganz besonders erregt, und diess umsomehr, als ich um dieselbe Zeit mich gerade mit demselben Gegenstand befasste. — Schon stand ich im Begriff, auch einen Aufsatz darüber für Ihr werthes Blatt niederzuschreiben, in dem ich als Anwalt des R. Steveni auftreten wollte, um ihn als gute Art zn vertheidigen, — als ich die Juli-Nummer der österr. botan. Zeitschrift erhielt. Denn ich habe diesen Ranunkel Ende Mai d. J. in nächster Nähe von Grosswardein in den Auen am Körös-Flusse am Fusse der Weinberge in grösster Menge verbreitet gefunden und auch eine ziemliche Menge davon eingelegt. — Nun sich jedoch in H. Neilreich eine so erhabene Stimme für den R. Steveni gefunden hat, halte ich die meinige für unnülz. ‘An meinen Exemplaren ist das horizontale Rhizom meist 11% Zoll lang, doch besitze ich auch solche mit 4" langem Wurzelstocke, der sowie die Basis des Stengels und der Blatiseite stets dicht rauhhaarig erscheint. — Ranunculus acris habe ich im vorigen Jahre im Nord-Biharer Komitat bei Szekelyhid sehr häufig gefun- den, sowohl auf Sumpfwiesen als auf Steppen; — um Grosswardein jedoch ist derselbe mir, so sehr ich auch darnach gesucht, noch nicht untergekommen. Mittlerweile forschte ich auch nach Synonymen von R. Steveni. Mir dünkt, als gehöre der neuaufgestellle Ranunculus borealis Trautvetter in „Enum. plantar. songoricar. a Dr. Alex.Schrenk ann. 1840—1843 collect.“ (Bullet. de la soc. imp. des naturalist. de Moscou, annee 1860 I. pag, 73) hieher, — trotzdem es in der Beschreibung heisst: „radice fibrosa* was demnach entschieden gegen meine Ansicht spricht. Allein ich glaube nicht Unrecht zu haben, wenn ich annehme, dass der Autor des R. borealis entweder unvollständige Exemplare seiner Pflanze vor sich halte, oder im andern Falle das vielleicht obendrein kurze horizontale Rhizom nicht beachtete. — Es sprechen nämlich folgende Punkte für mein Urtheil: 1. Trennt Trautivetter seine Art von Ranunculus lanuginosus durch: „nostro abbreviato carpello multiplo breviore.* Sonach hätte Ranunculus borealis die Fruchtschnäbel von R. aeris, und, da diese auch mit denen von R. Steveni gleich sind, — von R. Steveni. Nun sind aber stark behaarte Formen dieses letz- teren von R. lanuginosus bloss durch die Kürze der Frucht- schnäbel verschieden. 2. Heisst es in einer Anmerkung bei R. borealis pag. 73 da- selbst: „R. borealis nosler proxime accedit ad R.acris varie- tatem Jatilobam, ab hoc autem pilis caulis et petiolorum 281 patentibus abhorret*, was ebenfalls von R. Steveni gesagt werden kann. Ich will noch Einiges über Fumarien bemerken. Möge der ausserordentliche Erfolg, den ich durch bloss flüch- tige Beschäftigung mit diesen unscheinbaren Kräutern errang, zur Aufmunterung dienen und Veranlassung zu weiteren Nachforschungen eben. 1 Voriges Jahr war, vom 19, Februar angefangen, über ein halbes Jahr Szekelyhid im Nord-Biharer Komitat, 6 Meilen südöstlich von Debreczin, meine Station. Für das Frühjahr nahm ich mir vor, die daselbst allenfalls vorkommenden Fumarien-Arten durch- zustudieren. Im Orte Szekelyhid selbst konnte ich gleich bei Beginn der Fumarien- Flora ganz leicht, und zwar wegen der blassen Blüthenfarbe bei der einen Art, und der dunkleren bei der andern, schon vom weiten, — zwei Arten unterscheiden, die auch in den Weinbergen der Umgegend überall gemein und meist untereinander gemischt auftraten. Eines Tages entdeckte ich noch eine wunder- hübsche von den beiden andern total verschiedene Pflanze in nur sehr wenigen Exemplaren. Wiederholte Excursionen liessen mich jedoch diese dritte Art nach und nach in grösserer Menge auf- spüren. Sie bewohnt ausschliesslich Weingärten und kommt stets sehr zerstreut, einzeln oder gruppenweise unter den andern Arten vor. Bevor erstere zwei Species fructificirten, wähnte ich, es mit F. Vaillantii und F. officinalis zu thun zu haben; — denn die Unterschiede, die sich bei Vergleich der Korollen untereinander er- gaben, waren genau jene, wie sie Neilreich in seiner Flora von Niederösterreich zwischen beiden angab. — Bald sollte ich jedoch zur Einsicht eines wichtigen Fundes gelangen. — Diejenige Pflanze, mit den blassen Blumen, welche ich gleich Anfangs für F. Vail- lantii bestimmte, blieb auch die echte dieses Namens. Dagegen konnte die andere, schon ob ihrer ganz anders gestalteten Früchte, mit F. offieinalis nicht identificirt werden. — Fumaria officinalis ist durch die beinahe verkehrt-herzförmigen, wenn nicht ausgerandeten, so doch abgestutzten Früchte sehr ausgezeichnet. Nun hatte aber die Szekelyhider Art, die ich in Unzahl von Exemplaren in allen Stadien ihrer Entwicklung täglich zu beobachten Gelegenheit hatte, spitze oder doch spitzliche Früchtchen! Sie stand der F. Vaillantii unbedingt sehr nahe; — jedoch zeigte sie sich ausser durch eine andere Tracht, die ich nicht zu beschreiben vermag, und den be- reits erwähnten Merkmalen der anderen Färbung, der verschieden gestalteten Blumenkrone auch noch in den Kelchblättern unterscheidbar. Letztere fand ich bei F. Vailantü so winzig klein, dass man sie mit freiem Auge kaum bemerkt; — auch fallen sie hier gleich beim Aufblühen, oder gar noch früher, ab, — während ich selbe min- destens zweimal grösser, deutlicher sichtbar bei der fraglichen Pflanze, und erst mit den übrigen Theilen der Blumenkrone 282 abwelkend, beobachtete. — Diese interessante Pflanze konnte ich nach Hammar’s Monografia generis Fumariarum für keine andere halten, als für die wahre Fumaria tenuiflora Fries. oder, was dasselbe ist, für F. Wirtgenii Koch, welche somit in Ungarn ebenfalls zu Hause ist, und da gewiss echter vorkommt, als sie je aus den Rheingegenden von Dr. Wirtgen selbst verschickt worden. — Wäh- rend ich die zwei Arten, über welche ich so eben sprach, in die Sectio I. „Fumariae officinales* der Hammar’schen Eintheilung untergebracht hatte, konnte ich die dritte nicht zu den 8 Arten, aus denen die Abtheilung I. besteht, gesellen. — Hammar charak- terisirt seine Sect. I. folgendermassen: „Fumaria officinalis: peta - lum et inferius et superius apice gibbum format, qui marginibus latis, patulis, summum apicem attingentibus, cingitur; interiora lata, parum curvata, — Praeterea haec sectio a ceteris distinguitur flori- bus minoribus, fructibus parvis, parum tuberculatis, petalo inferiore saepe ab aliis divergente, quod a basi ineipit et manifeste a fructu accrescente effieitur.* Es blieben noch die Sect. II. „Fumariae capreolatae“ und die Sect. III. „F. agrariae* übrig. Indem ich die zu bestimmende Pflanze mit den Definitionen dieser Sectionen verglichen hatte, konnte ich nicht mehr zweifeln, dass sie in die Sect. II. gehören müsse, deren Merkmale die fol- genden sind: „Fumariae capreolatae: Petalum inferius apice inferne gibbum format, qui margines angustissimos erectos summum apicem non attingentes habet; superius apice superne gibbum effieit, cujus margines reflexi summum apicem non attingunt; interiora angusta a medio ad apicem plus minusve sursum curvata; exteriora acula et plerumque arcte cohaerentia. — Distinguitur ulterius a caeteris haec sectio floribus angustis magnis, fructibus laevibus vel paullo tuberculatis. Si petalum inferius a ceteris petalis disiungitur, hoc a basi incipit et fructu accrescente efficitur, ut saepe hoc petalum cetero liberum apice adhuc petalis ceteris cohaerere videamus.* Und in der That hätte ich das Charakteristische der Blumen- krone meiner Pflanze, von der ich sicherlich Hunderte von leben- den Exemplaren untersuchte, nicht schlagender bezeichnen können. — Diese Sectio II. enthielt im Ganzen folgende 9 Arten: 1. Fumaria capreolata, 2. F. sepium Boiss., 3. F. media Lois., 4. F. api- culata Hamm., 5. F. Petteri Rchb., 6. F. Heldreichü Boiss., 7. F. Gussoni Boiss., 8. F. Reuteri Boiss., 9. F. macrosepala Boiss. — Von allen 9 Diagnosen passte die von Fumaria media Wort für Wort auf meine Art. — Obwohl Hammar zu seiner F. media als Autor Loiseleur eitirt, so darf man sich unter Hammar’s Fumaria media doch nicht die F. media Lois. vor- stellen. Die Pflanze Loiseleur’s ist nach übereinstimmendem Ur- (heile der gewichtigsten französischen Botaniker mit F. offieinalis L. synonym. — Die Fumaria media Hammar begreift 3 Varietäten oder 3 Species der neueren Autoren, nämlich: 283 a. typica. Fructibus subrotundis aliquantum rugulosis, basi pedi- cello incrassato angustioribus (?), sepalis subrotundo-ovatis, acutis, apice fere integris, basi dentatis F. Bastardi Boreau 1847 pro parte; F. Boraei Jordan 1849; F. muralis Gren. et Godr. pro parte. ß. confusa. Fructibus subrotundis rugulosis, basi pedicello parum incrassato latioribus, sepalis ovatis circumeirca dentatis acutis.' F. Bastardi Bor. pro parte; F. confusa Jord. 1848; F. mu- ralis Gren. et Godr. pro parte. y. muralis. Fructibus ovato-subrotundis laevibus, basi pedicello in- crassato angustioribus, sepalis late ovatis acuminatis dentatis. F. Petteri Koch syn. non Reichenb.; F. muralis Sonder in Koch syn. edit. II. Hammar erwähnt, dass er von allen Synonymen Original- Exemplare verglichen habe. Herr Neilreich, dem ich Fumarien aus der Gegend von Szekelyhid zur Beurtheilung vorzulegen die Ehre hatte, bestätigte meine Bestimmungen. Der gefeierte Florist wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich jetzt sich hier anreihende Stellen aus dessen Briefen wörtlich folgen lasse. Bezüglich meiner F. media schreibt mir Herr Neilreich unterm 19. Oktober 1861: „Ihre Pflanze ist durch die Gestalt der Kelchblätter sehr auf- fallend und ich zweifle gar nicht, dass sie die Art ist, die Ham- mar F. media nennt. — Fumaria media Lois. ist nach der An- sicht der französischen Autoren Fumaria offieinalis, und diese sollten das besser wissen, als Hammar. Will man also diesen Namen als zweifelhaft nicht gelten lassen, so tritt F. muralis Jord. als die älteste an die Reihe und Fries hat in der Summa vegetabil. auch diesen gewählt. Da indessen F. muralis gerade; die ‚am meisten abweichende Var. der F. media Hamm. ist und da die Namen F. Bastardi et confusa mir sehr anzüglich vorkommen, so scheint es mir noch am besten zu sein, sich für F. media Ha'mm. zu entschliessen, um so mehr, als F. media Lois. keine Art ist und wegfällt. In welche Var. Ihre F. media fällt, ist schwer zu sagen. Die Var. «. soll auffallend angeschwollene Fruchtstiele haben, was bei Ihrer Pflanze nicht der Fall ist. —,Die Var. ß. trifft am meisten zu, aber rundum gezähnt sind die sepala Ihrer Pflanze auch nicht. Der runzligen Früchte wegen kann sie auch nicht die Var. y. sein. Eigentlich steht sie zwischen «. und £.;,in der Mitte. Ich halte sie dessungeachtet für F. media Hamm.“ Ich habe Samen meiner Pflanze an verschiedene Botaniker Frankreichs, welche die Fumaria Boraei und F. confusa Jordan’s lebend beobachten können, mitgetheilt, und hoffe bald bezüglich des Verhaltens der ungarischen Pflanze zu den französischen unter- richtet zu werden, worüber ich sodann Bericht erstatten werde. Schliesslich muss ich noch bemerken, dass getrocknete Exem- 284 plare meiner F. media im Uebrigen ungemein grosse Aehnlichkeit mit F. rostellatu Knaf. haben und sehr leicht zu verwechseln sein dürften. Nur die Bauart der Blumenkrone bietet sichern Anhalts- punkt zur Unterscheidung. Desswegen vermuthe ich auch, dass jene Fumaria rostellata, welche Hr. Dr. Wolfner irgendwo im Banat angibt, mit meiner Pflanze, mit der in Rede stehenden Art identisch sei. Obwohl ich Herrn Dr. Wolfner voriges Jahr die Bewandtniss, die es mit dieser Fumaria hat, klar und deutlich in einem Briefe auseinandersetzte und ihn um Aufklärung über seine F. rostellata bat, habe ich bis heute auf eine solche vergeblich gewartet. Die 3 Fumarien habe ich auch in Grosswardein beobachtet und mich überzeugt, dass F. officinalis im Comitate überall fehle und durch F. ternuiflora Fr. (F. Wirtgenü Kock) vertreten sei. Seit diesen Entdeckungen hege ich grosse Vorliebe für die Fumarien und werde nicht versäumen, gelegentlich meine Studien fortzusetzen. Zunächst wäre besonders interessant zu eruiren, wo die Fumaria offieinalis zunächst wieder aufzutreten beginnt. — Siebenbürgen dürfte noch einige besondere Arten bergen. Doch müssen die Fumarien beobachtet werden, denn, indem ich Neilreich’s Worte anführe: „in einer so schwierigen Gattung, wo man bei Beschrei- bungen, Abbildungen und getrockneten Exemplaren niemals weiss, ob die Bestimmung richtig ist, kann man die Wahrheit nur durch einen Zufall treffen.“ Am 4. Juli d. J. machte ich noch einen merkwürdigen Fund. Als ich nämlich mit unserm Herrn Unterarzt Hein in die nahen Weingärten spazieren ging, machte mich dieser auf ein Trifolium aufmerksam, dass ich allsogleich für einen Bastard von T, medium und T. montanum erkannte. Die Tracht war ganz von T medium, die Kelche und Blüthen von Form und Grösse jener des T. montanum, nur dass sie lichtroth waren. Die Früchte schlugen sämmtlich fehl; die verblüthen Blüthen der sehr kleinen, halbkugelförmigen Köpfchen waren ringsum herabgeschlagen, so wie stets die untern Blüthen von T. montanum. — Eine Verstümmlung oder Verkrüm- mung war an der Pflanze nirgends bemerkbar; da sie dort vorkam, wo T. medium mit-T. montanum sehr häufig unter einander standen, von denen letzteres aber schon verblüht halte. kann sie nichts anderes sein, als eine Bastard. Klausenburg, am 12. Juli 1862. —r2eson — Mittheilungen über Aldrovanda vesiculosa L. Von Pfarrer Münch in Basel. Nach dem allgemeinen Gesetze der Natur hat jegliche Pflanzen- art ihren eigenthümlichen Standort, den sie vorzieht, der am besten für sie geeignet ist. So leben die mehrsten Pflanzen mit der Wurzel, Knolle oder Zwiebel unter der Oberfläche der Erde, — mit dem Stengel, den Blättern, Blüthen und Früchten dagegen in der Luft. Andere Pflanzen hinwieder leben im Wasser, deren Zahl zwar gross, deren Mannigfaltigkeit jedoch kleiner ist als die der Landpflanzen. Wenige nur, wie die Loranthaceen schmarotzen auf andern Pflanzen. Bei diesen Verschiedenheiten indess hat jegliche Pflanze zu ihrem Leben, Wachsthum und Gedeihen auch Erde, Luft, Wasser, Licht und Wärme nöthig und kann weit auseinander gehenden Standorten angehören. So zunächst die Aldrovanda vesiculosa, die zwar an ver- schiedenen Orten heimisch, zu ihrem Erhalten jedoch gleichartiger Standorte benöthigt ist; die — oberflächlich betrachtet — wenig Interesse darbietet, hinsichtlich ihres Baues, ihres Lebens und Ge- deihens dagegen eine merkwürdige Pflanze ist, die wir näher besehen wollen. Nach De Candolle, Duby, Grenier und Godron, so wie nach Bartling gehört dieselbe in die Reihe der Drosaceen und ist ein niedriges, schwimmendes , durchsichtiges, blassgrünes oder schmutzig-gelb-grünes Wasserpflänzchen. Der Stengel ist einfach oder auch — jedoch seltener — mit einfachen, kürzern, seitlichen Aestchen versehen und wird 2—8” hoch. Die Blätter stehen gequirlt sitzend zu 7—8. Die Basis der Blätter eines Quirls ist zusammenhängend aufgewachsen und umgibt ringförmig den Stengel ; diese Blätter sind keilföürmig gestaltet, am Ende blasen- arlig. Die gestielten Blüthen befinden sich einzeln in den Achsen der Blätter. Diese Blüthen, welche allein an die Oberfläche des Wassers treten, und deren wir — als einer grossen Seltenheit — mehrere Exemplare besitzen, sind weiss oder weisslich-grün und nach allen ihren Theilen denjenigen von Drosera so ähnlich, dass beinahe kein haltbares Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Galtungen nachzuweisen ist. Ueber Frucht ‘und Samen lässt sich nichts Bestimmtes sagen, da dieselben nur am natürlichen Stand- orte eine genaue Untersuchung ermöglichen, was jedoch um so schwieriger ist, als diese zarte Pflanze strenge Winter nur selten überdauert, um Blüthe und Früchte völlig zu entwickeln und zur Reife zu bringen. Dieses Pflänzchen macht keine Wurzeln, dagegen schwimmt dasselbe dicht unter der Wasseroberfläche, Seine Vegetation ist 286 analog mit derjenigen von Utricularia vulgaris und intermedia, die gleichfalls keine Wurzeln treiben. Am natürlichen Standorte wird dasselbe entweder unter Rohr oder auch unter den Blättern der Nymphaea gefunden. Ein deutlicher Wink, den die Natur hier gibt, demselben, wenn man es cultiviren wollte, im Sommer vor- zugsweise Schatten zu geben und zugleich gegen kalte Winde so wie gegen starken Luftzug zu schützen. Der Entwicklungsgang dieses Pflänzchens geschieht in folgen- der Weise: An ununterbrochener fortvegetirender und sich ver- längernder Endknospe bildet sich ein anliegender Wirtel (Quirl) nach dem andern zum Blattcyclus aus, während am entgegengeseltzten Ende der Achse ein ausgewachsener Wirtel nach dem andern in Fäulniss übergeht und sich zuletzt durch Abgliederung löst. Dieser eigen- thümliche, ganz an die Acotyledonen erinnernde Wachsthum scheint zur Winterszeit insofern sich zu unterbrechen, als die ganze Pflanze bis auf die Endknospe abstirbt, während letztere allein den Winter auf der Oberfläche des Wassers schwimmend überdauert und im nächsten Frühling sich durch Auswachsen der angelegten Internodien wieder zur neuen Pflanze verlängert, Dieses merkwürdige Pflänzchen wurde auf deutschem Boden zuerst im August 1846 durch Herrn Apotheker J. C. G. Haus- leutner bei Reichenbach im Miserauteiche in Schlesien entdeckt, ging aber in Folge der Culturfortschritte verloren, indem dieser Teich trocken gelegt und in Ackerland umgeschaffen wurde. Gleicherweise wurde dasselbe im Sommer 1847 (v. Haus- mann: Flora von Tirol pag. 106) von Herrn Dr. Custer im österreichischen Rheinthalgebiete in einem kleinen Tümpel reinen Wassers im Moose nahe am sogenannten Laagsee, ungefähr eine halbe Stunde vom Bodensee-Ufer und etwa ®/, Stunden von Fussach, Landgericht Dornbirn, gefunden. Ebenso von Fr. Leybold und Freiherrn von Hausmann am 21. August 1851 bei Botzen am rechten Ufer in den Sümpfen der Sireuwässer zwischen Chara, Utricularia und Potamogeton ; dessgleichen in grösster Menge in den tiefen, theilweise mit Phrag- mites communis besetzten Sümpfen bei Salurn. (Flora von Tirol, pag. 1056.) Dieses niedliche Pflänzchen, dass früherhin nur in Gräben und Teichen Italiens (bei Bologna) in Piemont und in Frankreich (bei Montpellier und im Jahre 1858 bei Bordeaux) gefunden wurde, hat demnach die deutsche Flora mit einer neuen Pflanze bereichert, die in Koch’s Synopsis noch fehlt. Indessen darf uns das Vorkommen dieses Pflänzchens an so verschieden entlegenen Standorten nicht befremden, als dasselbe auch bei Krakau in Galizien, dann in Szath- märer und Bekeser Comitat in Ungarn und früherhin schon im Li- thauen (Eichwald, naturhist. Skizze Lithauens, Volhyniens und Podoliens), ja selbst im fernen Oslindien (Linde, die Urwelt und das Alterthum, pag. 261) gefunden wurde. Es wollte zwar allerdings behauptet werden, der Samen dieses 287 Pflänzchens sei durch Vögel oder durch Windzüge nach so ver- schiedenen Gegenden gebracht worden. So gedachten z. B. Herr Hausleutnerso wieHr.Dr. Sonder in Hamburg an eine mögliche Verschleppung der Aldrovanda durch Wasservögel, allein diese An- sicht lässt sich nicht so leicht behaupten, zumal dieses so feine und zarte Pflänzchen, welches ohne Wurzeltheile vegetirt, gar bald, nachdem es aus dem Wasser entfernt wird, vertrocknet und nicht wieder belebt werden kann. Ebenso wenig ist eine Verschleppung durch Windzüge an- zunehmen, da das Pflänzchen vielmehr denselben ausweicht und — wie bemerkt — durch die Natur und seine Standorte gegen solche geschützt ist. Einzig dürfte die Annahme zulässig sein, dass dieses Pflänz- chen in früheren Zeiten — wir wollen nicht behaupten — noch nicht vorhanden, — sondern noch nicht bekannt war, oder auch übersehen wurde, zuwal zum Auffinden so kleiner Pflänzchen zwi- schen andern — namentlich aufstrebenden Pflanzenarten wie ver- hüllt oder verborgen — ein geübter Blick erforderlich ist und gleicherweise eine genaue Kenniniss vieler Wasserpflanzen, be- sonders wenn die nicht unähnliche Utrieularia in der Nähe sich befindet und desshalb bei dem stets weiter strebenden Eifer der Naturforscher (Botaniker) noch manche anderweitige Standorte aufgefunden werden dürften, In den Verhandlungen der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn im J. 1858 hat Herr Dr. Caspary die Resultate seiner Untersuchungen der Aldrovanda vesiculosa mit- getheilt, welche hinsichtlich der Anatomie, Physiologie und Ent- wicklungsgeschichte dieser Pflanze von besonderm Interesse sind. Schliesslich bemerken wir, dass die bis anhin beschriebene Pflanze zu Ehren des italienischen Gelehrten Ulysses Aldro- vandı benannt wurde (geboren im Jahre 1522, gestorben 1615) welcher dieselbe in der Nähe von Bologna entdeckt hatte. “ Eine Exkursion auf den Rohäc. Von Nikolaus Szontagh. Wenn wir diejenige Gebirgskette der Karpaten, welche im gewöhnlichen Leben unter dem Namen Matry (mater hory, Mutter des Berges) bekannt ist, und von Pressburg bis zum Durchbruche des Poprad sich erstreckt, näher betrachten, so sehen wir, dass dieser Gebirgszweig von Biala Skala angefangen zwei Hauptgebirgs- gruppen bildet. Die eine bildet den Rohäc, Volovec und Rackovä, die andere dagegen den Javorovä, Gr. Krivän, Hlinska, Koprave, Caby u. a. m. 288 Rohäc ein Gipfel der ersten Gebirgsgruppe, der sich süd- westlich vom Volovec in einer Höhe von 6407‘ *) über der Meeres- fläche erhebt, ist nun der Gegenstand dieser Zeilen. Dr. Georg Wahlenberg war der erste, der die Karpaten einer grösseren Besichtigung unterwarf. Er verweilte nämlich im Jahre 1813 41, Monate in denselben und hatte deren Flora, Tem- peratur, geognostische Beschaffenheit und Bodenerhöhungen mit dem grössten Fleisse bestimmt. Viele Schätze, welche bezüglich der Flora der Karpaten als auch bezüglich der Flora des Rohäc bis zu seiner Zeit verborgen waren, hat dieser hochgelehrte Mann ans Licht gebracht. Doch wie viele solche Schätze noch in den tiefen und wenig durchforschten Klüften der Karpaten verborgen sind, dass wird uns die Zukunft zeigen. Es war der 14. August 1858, als ich in Begleitung mehrerer Bekannten aus dem von 1100 Einwohnern bewohnten Marktflek Alsö Kubin ausging. Längst der Arva, stets am linken Ufer fuhren wir bis Mokragy. Auf dem Wege dahin bemerkte ich Atropa Bel- ladona, Scrophularia nodosa, Solanum dulcamara, Sambucus Ebulus, Sedum acre und Euphorbia platyphyllos. Weiter auf dem Wege nach Unterschloss (Schloss Arva) sah ich Hieracium praealtum Vill. und murorum, Inula britanica, Ononis spinosa L., Viburnum Lantana L. und Melampyrum sylvaticum L, Im Unterschloss anlangend machten wir Halt, um das gross- artige Schloss, welches noch die Zeichen seiner einstigen Schön- heit an sich trägt, zu besichtigen. Dasselbe liegt an dem schroffen Abhange eines Kalkfelsens, dessen Grundlage Numulitengebilde, namentlich die sogenannten Amons-Hörner enthält. Am Schlosse selbst traf ich das prachtvolle Alyssum gemonense Wulf., welches mit seinen weissen Blättern aus den Felsenspalten hervorleuchtete, leider aber schon in Früchten stand, ferner Lythospermum offiei- nale, Malva sylvestris, Cirsium pannonicum, Gaud.; Senecio um- brosus W.K., Hypericum hirsutum, Poa compressa und Cynanchum Vincetoxicum. Abwärts vom Schlosse fanden sich vor Raphanus Rhaphanistrum, Sempervivum hirtum, Viburnum Lantana, Corylus Avellana, Crataegus Oxyacantha, Seseli glaucum Jcq., Sedum album, Potentilla recta, Dipsacus sylvestris und Malachium aqua- ticum. Nach einem fast zweistündigen Aufenthalte fuhren wir über die Dörfer Lehota, Dluha, Kriva und Podbjel unserem Ziele entgegen. Bei Podbjel mündet die Studena, welche aus den drei Seen des Rohäc entspringt, in die Arva. Hier theilt sich auch zugleich der Weg, der eine führt nordöstlich nach Turdossin, der andere dagegen südöstlich längs der Studena nach Habovka, und von hier nach Zubenec, welches Dorf schon im Gebirge (2293) liegt. Wenn wir nun den Weg von Also Kubin bis nach Zubenec *) Die Höheangaben sind hier überall nach Dr. Georg Wahlenberg’s eigenen Berechnungen genommen worden. 289 betrachien, so sehen wir, dass sich der Boden immer mehr und mehr erhebt. Alsö Kubin liegt 1296’ ü. d. M., Schloss Arva 1538’, Dluha 1550‘, Podbjel 1682‘, Habovka schon 2175‘ und Zubencec 2293’ über der Meeresfläche. Als wir in Zubenec anlangten, war bereits die Nacht herein- gebrochen, und unsere erste Aufgabe war nun, ein möglichst gutes Nachtlager zu suchen, das wir jedoch in dem dortigen Wirthshause nicht fanden. Troizi4em brachen wir, nachdem wir unsere Kräfte nur einigermassen wieder hergestellt hatten, noch vor Tages- anbruch auf. Nachdem wir noch eine kleine. Strecke bis zum Försterhaus gefahren waren, gingen wir nun zu Fuss stets längs dem Ufer der Siudena weiter fort. Gleich am Anfange unseres Marsches fand ich Verbascum Thapsus, Chrysanthemum rotundifolium Waldst., Digitalis grandiflora Lmk. und Salria glutinosa. Weiter den Gebirgsweg verfolgend fand ich Erica vulgaris, Erythraea Centaurium Parnassia palustris, Valeriana officinalis, Gentiana Asclepiadea, Veratrum album, Rumezx Acetosella, Triylochin palustre, Coeloglossum albidum und Gladiolus communis. Allenthalben blickte ich herum nach Sireptopus amplexifolius , welcher an der Studena vorkommt, und bald nachdem wir an die Stelle gelangten, wo die Studena voda, nachdem sie eine stundenlange Strecke unter der Erde geflossen ist, aus ihrem unterirdischen Gange wieder an’s - Licht kommt, fand ich zu meiner grossen Freude die gesuchte Pflanze auch wirklich. — Von hier aus erhebt sich der Weg immer steiler und steiler, wir mussten unsere Kräfte verdoppeln und gross war die Freude, als wir endlich die Tannenregion verlassend, vor uns die Gebirgskelte des Volovec und Rohäc sahen. Wie kolos- sale Eiszapfen kamen uns die grauen senkrechten Strahlen der Felsen vor, die sich von Volovee bis Bänovä erstrecken. Ganz beseelt von dem Anblicke dieser Felsenwand setzten wir unseren Weg im Beete der Studena zwischen Pinus Pumilio fort. Hier trafen wir schon eine ganz andere Flora. Veronica aphylla, welche mit der Studena auch weiter hinabläuft, Festuca varia Haenk., Arabis Halleri, Avena versicolor Villars., Primula minima, Valeriuna tiry- pteris, Homogyne alpina, Arabis alpina, Bellidiastrum Micheli, Cam- panula rotundifolia, Bartsia alpina und Lycopodium elavatum L. waren der Lohn meiner Bemühungen. An feuchten, schattigen Orten, gleichwie auf nassen Felsen zogen meine Aufmerksamheit auf sich: Saxifraga androsacea, Pedicularis versicolor Whlg., Graphalium carpaticum W hlg., Leontopodium alpinum. Höher hinauf die grossen stufenarligen Felsenerhebungen mitunter nur mit Mühe erklimmend traf ich auf Felsen Sesleria disticha Pers., Campanula alpina Jceq., Sazifraga muscoides. Silene quadrifida und Senecio abrotani- folius, dagegen auf sonnigen grasreichen Triften Meum Mutellina, Lloydia serotina, Juncus trifidus, Luzula spicata und Pou laza Haenke. Als die Studena bereits ganz unscheinbar zu unseren Füssen Oesterr. Botan. Zeitschrif 9, Heft. 1862. 21 290 rieselte, zogen wir den Schluss, dass das erste Meerauge *) nicht mehr ferne von uns sein müsse. Wir verdoppelten also unsere Schritte und in kurzer Zeit geriethen wir in ein Dickicht von Pinus Pumilio, Polygonum Bistorta und Mulgedium alpinum. In diesem irrten wir nun vereinzelt umher, bis uns das Hurrahgeschrei der am See angelangten Freunde aus demselben herausleitete. Nun waren wir am sogenannten Meerauge „Zelene* (grün) seines grünen Wassers wegen so benannt. Das Volk nennt es auch polnisch „stavy* oder slovakisch „pleco*“. Gleich nach unserer Ankunft beim See kam zu uns ein Hirte, der auf den steilen und grasarmen Felsen Schafe weidete. Ich wollte zufälliger Weise einen Siein in den See werfen, als er erschrocken auf die Knie fiel und mich bat, ich möchte das ja nichi !hun, sonst würden Wasserjungfern aus dem See hervor- tauchen und Gewitter über das Land bringen. Wir suchten ihn aufzuklären; doch unser Bemühen war vergebens, und ungetröstet über die vielen Sieinwürfe, die ich that, ging er seines Weges fort. Während sich hierauf meine Mitgenossen eine geraume Zeit am Anblicke des Seespiegels ergölzten, besichtigte ich das gras- reiche Ufer desselben und fand da manche einsammelnswerthe Pflanze, so Erigeron alpinus, Anemone nareissiflora, schon längst verblühl, Rosa alpina, Eriophorum angustifolium und alpinum. Nach kurzem Aufenthalte bei diesem See gingen wir wieder weiter und hatten bald den zweiten erreicht, an welchem wir je- doch nicht lange verweilten. Inzwischen war der Weg immer steiler und beschwerlicher geworden und wir mussten auf lauter Felsengerölle vorwärts schreiten, die Flora aber war reich und die Ausbeute, die mir dieser Weg gewährte, hat seine Schwierigkeiten reichlich vergolien. Namentlich traf ich Androsace obtusifolia, Sempervivum montanum, Rhodiola rosea , Alsine Gerardi Whlbg. und Gnaphalium supinum. Beim dritten See angelangt, durchstreifte ich sein Ufer. Le- eidea confluens, Parmelia rangiferina, Ophioglossum vulgare, To- fieldia caliculata, Erigeron alpinum, und Gentiana punctata, war die Ausbeute, welche ich in der nächsten Umgebung des Sees gewann. Gleich bei dem Kessel desselben erhebt sich jene Felsen- wand, von der ich oben erwähnte, dass sie sich gleich riesigen Eiszapfen senkrecht erhebt und vom Volovec bis Bänove erstreckt. Da nun die Sonne schon hoch über unseren Köpfen war und wir also keine Zeit mehr hatten, um auch die höchste Spitze des Rohäc zu erklimmen, so musste ich mich damit begnügen, einige Schnee- gruben zu durchsuchen. Hier fand ich Oxyria digyna, Silene acaulis, Aronicum Qlusii Koch, Salix herbacea und Gentiana frigida Haenk., auf felsigen Stellen aber Chrysanthemum alpinum, Salix retusa, Artemisia spicata Wulf. und Stachys alpina. *) Die Benennung »Meerauge« soll einer Sage entwendet worden sein, nach welcher diese Seen mit dem Meere in unterirdischer Verbindung stehen, und so gleichsam die Augen des Meeres im Lande bilden. 291 Nachdem ich die gesammelten Pflanzen eingelegt hatte, kehrten wir um, Der Führer versicherte. uns, er wüsste einen kürzeren Weg zum Rückzug, und so wendeten wir uns nicht nördlich, sondern mehr nordwestlich. Der Marsch auf dieser Seite ist bei- weiten schwieriger gewesen, da unseren Weg riesige herabgerollte Felsblöcke verstellten, und wir behutsam über dieselben klettern mussien. Die Flora, die ich beim Hinaufsteigen beobachtete, war auch dieser Gegend meistentheils eigen. Gentiana frigida und punctata, welche leiztere hier in einer so grossen Anzahl vor- kommt, dass die Wurzeln derselben zeninerweise versendet werden und einen kommerziellen Artikel der doriigen Bewohner bilden, Carex atrata, Sempervivum montanum, Campanula alpina und Artemisia spicata zogen insbesondere meine Aufmerksamkeit auf sich. Tiefer unten fand ich Alsine Gerardi, Saxifraga hieracifolia W.K., Lycopodium elavatum, Sazifraga androsacea und Epipo- gium Gmelini Rich. Baid gerieihen wir in einen Fichtenwald, in welchem wir uns verirrien, dass der Wald mehr einem Urwald als einem gewöhnlichen Fichtenwalde glich, hatte noch unser Bangen vergrössert. Oft versanken wir in alte vermoderte Stämme, welche haufenweise vor uns lagen; und kaum waren wir von der einen Unannehnlichkeit befreit, als wir in eine andere geriethen, nämlich in ein dichtes Gestrippe oder in einen hohen Wald von Farren- kräutern. Endlich hatten wir das linke Ufer der. Studena erreicht. Bald erschienen uns die Gegenstände bekannter und wir kamen wieder auf den Steg, auf welchem wir hinaufgingen, und von dort wieder in das Försterhaus. Kurz vor unserem Anlangen beim Förster nahmen unsere Aufmerksamkeit einige Kalkfelsen in Anspruch, die sich am rechter Ufer der Studena nicht weit vom Försterhause hoch emporheben. Da wir unserem Ziele schon so nahe standen, erklommen wir auch diese Felsen, welche vom Volke „madacie djery“ genannt werden. Tofieldia calyculata, Gentiana ceruciata und ciliata, Sempervivum Braunii Funk und kirtum, Primula Auricula, Arabis arenosa und Epipactis latifolia waren die Pflanzen, die ich hier antraf. Bei tiefer Dämmerung kehrten wir beim Förster ein, um uns durch einen kräftigen Schlaf wieder zu erquicken. Zeitig in der Früh brachen wir wieder auf, doch hielten wir uns nicht westlich gegen Zubenec, sondern nördlich über den Hügel und sodann gegen Habovka. Den ganzen Tag herrschte leider ein trübes und regnerisches Wetter, daher mir auch dieser Weg gar keine botanische Ausbeute geliefert hatte. Von Habovka angefangen dehnt sich die Hochebene „Bory“ bis Jablonka aus. Dieselbe besteht aus hohen Torfschichten. | | Nächsten Tages verliessen wir Habovka. Kaum hatten wir die letzten Häuser hinter uns, als die ganze Hochebene Bory vor uns lag. Weit im NW. sahen wir Jablonka, und im äussersten Hori- zonte hob sich die kühne Babia Gora empor, die als Wetterprofet den hiesigen Bewohnern treflliche Dienste leistet, Vom Dorfe aus 4” 292 gingen wir anfangs zwischen Getreidefeldern, worunter ich ausser Hordeum vulgare L. und Avena sativa L. sogar Secale cereale L. erblickte, entgegen denjenigen, die da sagen und behaupten: „In der nördlichen Arva gedeiht kaum etwas anderes als Hafer, ihr südwestlicher Theil ist etwas fruchtibarer und bringt, Gerste, Hirse, guten Hanf und mittelmässigen Flachs hervor. Obstkultur findet man auf der Südseite wenig, aul der Nordseite keine, denn der grosse und schnelle Temperaturwechsel und die Kürze des Sommers vereitelt dieselbe.* Diese Ansicht wird ein jeder, der die Arva nur einigermassen kennt, als eine unbegründete ansehen müssen, denn, wie ich schon oben erwähnt habe, sieht man ja sogar in Habovka angebauten Roggen, der, wenn auch nicht der beste, doch die Bedürfnisse der dortigen Bewohner wenigstens einiger- massen befriedigt. Nun liegt aber Habovka ganz an der Grenze Galiziens und ist eine der dürfiigsten Gegenden Arvas. Dass also im Alsö-Kubiner und Nagyfaluer Bezirke, als dem südwestlichen Theile Arvas Roggen und Weizen gedeiht, ist ganz ausser Zweifel. Was ferner die Behauptung, dass in der südwestlichen Arva Gerste, . Hirse, guter Hanf und ein miltelmässiger Flachs gedeiht, anbelangt, so muss ich bemerken, dass Arva keinen mittelmässigen, sondern einenj ganz guten Flachs hervorbringt. Es ist ja Leinweberei ein Haupt- gewerbszweig der Bewohner um Trsztena, die im Sommer schaaren- weise in die südlichen Städte Ungarns und des Banals ziehen, um ihre Leinwand zu verkaufen. Um auch endlich über die Obstkultur meine Meinung auszusprechen, muss ich die Behauptung, dass man auf der Südseite wenig, auf der Nordseite gar keine Obstkultur findet, ebenfalls für unbegründet ansehen, denn im Alsö-Kubiner Bezirk ist man seit einiger Zeit in der Obstkultur so weit gegangen, dass nicht nur mannigfache Arten von Birnen, Aepfeln und Pflaumen, sondern auch Wein, Aprikosen und Pfirsiche gezogen werden. Kehren wir nun zurück in die Habvvkaer Gegend. Kaum hatte ich die Getreidefelder verlassen, als mir Juncus squarrosus L. und Alsine rubra Whlbg. zu Theil wurden. Auf dem Wege nach Jablonka hatten unsere Aufmerksamkeit Vaccinium Vitis Idaea L. zuweilen mit Vaccinium Myrtillus L. und Erica vulgaris L. ver- mischt, auf sich gezogen. In sumpfigen Stellen fand ich massen- _ weise Ledum palustre L., Andromeda polifolia L. und Calla palustris L., Erica Tetralix L., welche hier vorkommen soll, hatte ich vergebens gesucht. Weiter im Moorgrunde traf ich Viola palustris, die aber schon verblüht war. Diese und andere Pflanzen begleiteten uns durch die ganze Hochebene bis Jablonka, von wo wir uns wieder nach Alsö Kubin begaben. Oedenburg, den 29. April 1862. 293 Zum Ranunmnculus tuberosus der Wiener Flora. Von Dr. Ferdinand Schur. Herr Prof. Purkyne aus Weisswasser in Böhmen schreibt mir über Ranunculus tuberosus Lapeyr. (Schur) Folgendes: „Die böhmische Pflanze dieses Namens befindet sich im Herbar des Herrn Dr. Hoffmann und wurde auf dem Wyschehrad bei Prag gesammelt. Auch aus ÖOberitalien liegen daselbst Exemplare vor, welche ganz mit der Wiener Pflanze übereinzustimmen scheinen. Es wächst dieselbe nicht auf Kunstwiesen, sondern auf sogenannten Urwiesen. In dem käuflichen Herbar von Tausch liegt dieser Ranunkel als R. tuberosus vor, wurde bei Prag auf der Kaiser- wiese gesammelt, und es wäre sonderbar, wenn Tausch diesen Ranunkel in Wien für Ranunculus acris var. latifolius sollte ge- halten haben.“ So lauten die Worte des Herrn Prof. Purkyne und ich gebe selbige bekannt, um zur Aufklärung über diesen zweifelhaften Ranunkel noch einige Winke zu liefern. Wien, am 15. August 1862. ——aeso>s— Correspondenz. Sz. Gothard in Siebenbürgen, den 28. Juli 1862. Das heurige Jahr kann man hier, vom Standpunkte der Oeko- nomie aus, als ein sehr günstiges bezeichnen. Alles gedieh gut, am besten aber das Obst, und die Bäume brechen unter der Last ihrer Früchte faktisch zusammen. Weintrauben hängen in unge- heuren Massen an ihren Stöcken. Welcher Kontrast mit jenen Gegenden von Kis-Uj-Szallas in Ungarn, wo heuer kein Heu wuchs und auch die Cerealien meist missriethen, obwohl an Obst auch dort kein Mangel stattfindet. — Ich hatte bisher ganz übersehen, das Crupina vulgaris in Siebenbürgen bis heute nicht angegeben war, während ich diese Pflanze schon im Jahre 1855 in der Me- zöseg auf Hügeln an Weingärtenrändern spärlich und in den dar- aulfolgenden Jahren auch an mehreren andern Orten fand. Heute sah ich Crupina auf Bergen, nicht weit von hier in wahrhaft kolos- saler Menge. Seit wenigen Tagen gerieth ich auf zwei neue von einander sehr entlegene Standorte der Centaurea trinervia Steph., welche jedoch schon verblüht hatte. Victor v. Janka. 294 Püspök-Ladany in Ungarn, den 6. August 1862- Schur’s Artikel in dem letzten Hefte der botanischen Zeit- schrift veranlasst mich, dessen Angabe, dass in Siebenbürgen Ranunculus constantinopolitanus d’Urvill. vorkomme, als unrichtig oder mindestens als zweifelhaft darzustellen. Die Pflanze, welche Schur als R. constantinopolitanus erklärt, beschreibt er a.a. 0. mit einem „calyxpatens“, während R. constantinopolitanus durch einen „calyx reflexus*“ ausgezeichnet ist. Nach meinen Forschungen ist überdiess noch der echie R. constuninopolitanus mit R. velutinus Ten. (non Koch) eine und dieseibe Ari und eine der italienischen Art, welche ich aus den Händen Bertoloni’s und Gussone’s besitze, ganz gleiche Pflanze dürfte in Siebenbürgen schwerlich gefunden ‚werden. R. velutinvs Koch bleibt hievon ausgeschlossen. Ich habe schon vor einigen Jahren in Ihrer Zeitschrift ausgesprochen, dass R. velutinus Koch, welchen Tommasini arch als R. Tom- masianus Rehb. fil. versendet. mit R. neapolitanus Ten. identisch ist. Diese wohlbegründete Ansicht scheint aber noch nicht an- erkannt worden zu sein. Man bestimme die Species aus Istrien nach Grenier und Godron, so wird man gleich darauf kommen, Viktor v. Janka. Dr. Frdr. Welwitsch über Baumwollenkultur in Angola. Die englische Baumwollen-Ermittlungs-Gesellschaft hat ihre Blicke längst auf den grossen afrikanischen Kontinent geworfen, und auch die k. portugiesische Regierung auf die Vortheile aufmerk- sam gemacht, welche ihre afrikanischen Kolonien aus der Baum- wollenkultur erwarten dürften. Bereitwillig bot die Regierung in Lissabon zu Erhebungen und Versuchen die Hand. An diesen Erhebungen hat Dr. Welwitsch einen hervor- ragenden Antheil. Er begab sich nach dem südlichen Afrika und bereiste dasselbe in mehreren Richtungen. Seine grösste Aufmerk- samkeit wendete er der portugiesischen Kolonie ” Angola zu,. M welcher er mehrere Jahre verweilte, das Hochland bereiste und Augenzeuge zahlreicher Versuche wur de, die mit Anpflanzungen der Baumwollenstaude aus verschiedenen einheimischen und auswärligen, namentlich nordamerikanischen Samen gemacht wurden. Die wissen- schaftlichen Ergebnisse, welche aus den Bemühungen unseres gelehrten Landsmannes- hervorgingen, verfehlten nicht, Aufmerk- samkeit zu erwecken. Unter dem 16. Oktober des vorigen Jahres erschien von ihm im Diario de Lisboa ein auf Befehl der portugiesischen Regierung veröffentlicher Bericht, welchen er in Beantwortung einer neuerlich 293 an ihn gelangten Anfrage aus Liverpool, welche Aussichten sich einer Gesellschaft von Baumwollenproduzenten in Beziehung sowohl auf die Güte des Produktes als auf die Arbeitspreise und Land=- erwerbung in Angola darböten, abfasste. In diesem Schreiben erwähnt Dr. Welwitsch zunächst, dass er schon im Januar 1859 im Bulletin de Angola eine Denkschrift niedergelegt, und dass er dieser nur einige Ergänzungen beizu- fügen habe. „Wie sehr Boden und klimatische Verhältnisse von Angola sich für Baumwollenkultur eignen,* heisst es in jenem, „dafür liegt bereits das Zeugniss eines halben Jahrhunderis vor. So lange ist es her, dass Baumwolle in Angola gepflanzt wird. Ihre Kultur hat sich seither über alle Distrikte des Landes ausgebreitet, die Ver- schiedenheit der Erhebung und Beschaffenheit des Bodens scheint beinahe keinen Unterschied zu machen. Das Produkt dient theils dem örtlichen Verbrauch, theils gelangt es in Handel. Eine nicht unbedeutende Messe, die periodisch zu Colunguembo, ungefähr 70 englische Meilen von der Küste auf dem Wege nach dem Hoch- lande von Golungo, abgehalten wird, versammelt eine Menge Ein- geborne der Provinzen Ambaca, Cazengo, Cambambe, Massangano, die ihre Baumwolle theils in Blättern, theils als Gespinnst oder Gewebe zu Markte bringen. Unter den letzteren gibt es sehr geschäizte, die selbst bei der weissen Bevölkerung beliebt sind. Ihre Elastieität und Dauerhaftigkeit beweisi für die Trefflichkeit des Materials. Insbesondere während des letzten Decenniums wurden die Anbauversuche immer zahlreicher, die Anpflanzungen gewannen an Ausdehnung, so dass während der letzten Jahre immer mehrere Tausend Arroba auf den Markt von Lissabon gelangten. Die südafrikanischen Völkerschaften überhaupt mögen .die Baum- wollenstaude seit Jahrhunderten kennen und pflegen, Der Umstand, dass die Bundasprache ein Stammwort für dasselbe besitzt — sie heisst bei den Eingebornen „muginha* — und dass sie schon von den ersten Missionären angetroffen wurde, spricht unwiderleglich dafür. Die Baumwolle wird bei den berüchtigten Räucherungen der Urein- wohner in Fällen von Kephalalgien angewendet. Ja die landes- übliche Art des Spinnens und Webens der Baumwolle entspricht genau dem Verfahren der alten Egyptier, wie uns dieses aus monu- mentalen Ueberlieferungen bekannt ist. Die landesübliche Behandlung der Pflanze besteht einfach in dem Ausstreuen des Samens und der Einsammlung der Ernte. Rücksicht auf die grössere und geringere Fruchtbarkeit des Bo- dens, Untergrund, oder Trockenheit oder Feuchtigkeit wird nie genommen und dennoch ist die Ernte eine reiche. Erst die Jüngsten von Europäern unternommenen Baumwollenpflanzungen, — sie dehnen sich bereits der ganzen Küste entlang von Ambriz bis Capo Negro, von Golungo und Cazengo bis Bumbo hin, — zeugen . von dem Gebrauche eiserner Werkzeuge und einiger Sorgfalt der Behandlung. Bemerkenswerth ist dabei das trefflliche Gedeihen der 296 Samen jeder Herkunft in allen Lagen und Bodenarten des Landes, selbst auf seinem Hochlande. Dieses leiztere mit seinen herrlichen Hochebenen, seiner Wasserfülle, ist wohl vor Allem für die künf- tige Kolonisation vorbehalten. | Wohl aber zeigt es sich, dass die Wahl eines reichen Bodens, eine sorgiäliige ‚Bearbeitung desselben, eine Lage, welche die Pflanzungen vor den Stürmen der Trockenzeit schützt (welche im südlichen Airika der Winter ist), zur Erzielung reicher Ernten wesentlich beitragen. Die in Angola meist kullivirien Spezies: Gossipium vitifolium und punctatum weichen nunin vielen Pflanzungen vor der aus ameri- kanischen Samen gewonnenen Staude zurück. Die Regierung hat Samen aus allen Gegenden der nordamerikanischen Staaten bezogen und grossentheils bei Gelegenheit meiner Bereisungen von Golungo, Cazengo und Ambaca durch mich selbst an die Bodenbesitzer ver- theilt, und diese sahen ihre Bemühungen schon nach Verlauf des . ersien Jahres mit dem herrlichsien Erfolge gekrönt. Am vorzüg- lichsten gedieh die Sorte „Bueno Vista“ aus Louisiana. Im Jahre 1859 fand ich Gelegenheit die Pflanzungen des Sr. B. Freire de Figueiredo in Mossamedes zu besuchen, die sich damals schon über einen Flächenraum von 80 Hekt. ausdehnten und traf dort die brasilianische, egyptische, sowie zahlreiche amerikanische und an- dere Sorten in der erfolgreichsien Weise verireien und somit den Beweis hergestellt, dass die Baumwollenstaude aller Sorten auf dem Boden von Angola die günstigsien Resultate liefere. Noch mehr verdient hervorgehoben zu werden, dass die Baumwollenpflanzungen dieses Landes ganz häufig ohne künstliche Bewässerung bestehen. Die Regenzeiten veriheilen sich unter diesen Breitegraden so glück- lich auf die Perioden des Anbaues und der Entwicklung der Pflanze, dass der Trockenzeit nur die volle Entwicklung der Faser und die Einbringung der Ernte vorbehalten bleibt. Auf meinen Reisen fand ich daher in den Provinzen Mossamedes und Loanda zahlreiche Pflanzungen im herrlichsten Gedeihen, denen nie eine künstliche Bewässerung zu Gute gekommen. Den Boden zu rajolen oder die Pflanzen zu behäufeln fällt in diesen tropischen Klimaten Niemand ein. Den wichtigsten Vortheil aber bietet dieses Land für die Verbreitung der Baumwollenkultur in Beziehung auf die Lebens- dauer der Pflanzen dar. Während nämlich in den nicht-tropischen Klimaten Jahr um Jahr der Boden gelockert und das ganze bei ein- jährigen Pflanzen angenommene Kulturverfahren durchgemacht werden muss, entwickelt sich hier die Baumwollenpflanze zu einem Strauch, dessen Erirägniss ohne alle weitere Pflege wiederkehrt. Einladung zum Besuche der 37. Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte in Karlsbad (Böhmen) am 18. bis 24. September 18862. Die im September 1861 in Speier vereinigten deutschen Natur- forscher und Aerzte haben für das Jahr 18262 die Kurstadt Karls- bad als den Ort ihrer Versammlung bestimmt. Die zur Leitung . derselben gewählten Geschäftsführer geben sich nun die Ehre, auf diesem Wege alle Naturforscher, Aerzte und Naturfreunde des grossen Deutschlands zur Theilnahme und Mitwirkung einzuladen und um einen zahlreichen Besuch zu bitten. Nichideutsche Naturforscher und Aerzte werden sehr will- kommene Gäste sein. Wenn auch Karlsbad keine wissenschaftlichen Sammlungen aufzuweisen hat, so bieten doch dem Naturforscher und Arzte der Kurort und seine Umgebung, sowie die Kurorte Teplitz, Marienbad und Franzensbad, — welche bei der Her- oder Rückreise, oder von hier aus besucht werden können, so viele Naturschönheiten und wissenschaftlich Interessantes, so viel Stoff zu Besprechungen und Erörterungen, um die kurze Zeit der Ver- sammlung ausfüllen zu können. Die Hausbesitzer in Karlsbad hoch erfreut, dass diese Siadt als Versammlungsort gewählt wurde, erklären durch den mitunter- schriebenen Bürgermeister ihre Bereitwilligkeit: allen Herren Natur- forschern und Aerzten für die Zeit der Versammlung die Wohnungen unentgeltlich zu überlassen; diese können entweder vorher mit ge- nauer Angabe der Zahl der gewünschten Zimmer und Betten brieflich durch die Geschäftsführer bestellt werden oder die Herren erhalten die Quartiersanweisung unmittelbar nach der Ankunft in Karlsbad gleichzeitig mit der Aufnahmskarte in der Anmeldungskanzlei (im k. k. Militärbadehause), wo auch die Sectionssilzungen stattfinden werden, welche am 15. September eröffnet wird. Karlsbad, im Juli 1862. Die Geschäftsführer: Prof. Dr. Löschner. Dr. Ritter von Hochberger. Der Bürgermeister: J. P. Knoll. — Personalnotizen. — Friedrich Veselsky hat einen botanischen Ausflug in die Karpaten unternommen, welcher namentlich an Kryptogamen eine günstige Ausbeute liefern dürfte. Die Kryptogamenflora der Karpaten ist noch wenig gekannt; hoffentlich wird Veselsky’s Begehung des Gebirges zur Keuntniss jener erheblich beitragen, 398 — Dr. H.G.Bronn, Professor der Naturgeschichte in Heidel- berg ist am 5. Juli plötzlich an einem Hirnschlage gestorben. — Prof. Dr. Göppert in Breslau ist in letzterer Zeit „wieder die ehrende Anerkennung zu Theil geworden, von mehreren wissen- schaftlichen Vereinen als Mitglied aufgenommen zu werden, so als Ehrenmitglied der Gartenbauvereine zu Erfurt, Dessau und Rostock, als auswärtiges Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften in Amsterdam und als Correspondenten des Mailänder k. Institutes und der k. k. Akademie der Wissenschaften in Padua und der amerika- nischen Akademie der Naturwissenschaften zu Philadelphia. (Bnpl.) — Moriz Winkler in Giermannsdorf in Pr. Schlesien hat einen botanischen Ausflug in die Schweiz und nach Ober-lItalien gemacht und ist bereits von demselben zurückgekehrt. — Dr. Rudolf Mettler, der frühere Redakteur der „Neuen allgemeinen deutschen Garten- und Blumen - Zeitung“ vom Jahre 1845—1848 (jetzige „Hamburger Garten-Zeitung“) ist den 8. Juni in einem Alter von a Jahren in Hamburg gestorben. — Freiherr L. v. Babo, Direktor “der Obst- und Weinbau- schule in ee bei Wien, ist am 20. Juni zu Weinheim gestorben. — Hermann v. Schlagintweit wurde von der Münchner Akademie der Wissenschaften zu ihrem Üorrespondenten gewählt. — N. Bottacin, Präsident der Gartenbau-Gesellschaft in Triest, hat eine Reise nach England unternommen, von welcher man einen günstigen Einfluss auf die Entwicklung der Gärten von Triest erwartet, da Bottacin den vorzüglichern Garten-Etablisse- ments in England eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken beabsichtigt hat. — Dr. Theodor Kotschy ist von seiner Orientreise zu Anfang des vorigen Monates eingetroffen und hat sich inzwischen zu seinen Verwandten nach Schlesien begeben. — G. W. Ackermann, aus Breslau gebürlig und erst 25 Jahre alt, ist am 19. April in Loanla, einer porlugies. Besitzung in Unterguinea, dem gelben Fieber erlegen. Van Houlte, in dessen Auftrag der Verstorbene die Reise unternahm , wird die botanische Hinter’assenschaft desselben dem Prof. Dr. Karl Koch zur Verfügung stellen. Ackermann ging im Mai 1860 von Gent aus zuerst nach St. Thomas, wo er sich durch 10 Monate auf- hielt. Im Oktober v. J. veriiess er diese Insel und reiste nach Loanda, wo ihn plötzlich am 16. April das Fieber ergriff. — Professor Parlatore arbeitet an den Coniferen für De Candolle’s Prodromus. — ÖObergärtner are welcher die Nauen’sche Gärt- nerei in Berlin, die nun aufgelassen wird, leitete, wurde als Hof- gärtner bei der Fürstin von Sagan angestellt. ei 399 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften, math.-naturwiss. Classe, am 17. Juli sprach Dr, Julius Wiesner, Dozent der Botanik am k. k. polytechnischen Institute, über das Verhalten des Kupferoxydammoniaks zur Stärke, welches er in. Gemeinschaft mit Dr. Adolf Weiss, Dozenten an der Universität untersuchte. Es wurden neun verschiedene Stärke-Arten unter dem Einflusse des Reagens studirt; bei zweien von diesen ( Amylum aus der gelben Rübe und den Reiskörnern) wurden die hier bis jetzt blos vermutheten Schichten und der Kern während der Quellung in Kupferoxydammeniak deutlich beobachtet. Der Vor- tragende Itebt besonders hervor, dass die Resultate der gemachten Untersuchungen hauptsächliei: Bestätigungen von Beobachtungen sind, die auf ganz anderem Wege gefunden wurden. Es gibt Stärke- Arten, bei denen das Kupferoxydammoniak von aussen nach innen einwirkt, andere, bei denen das Umgekehrte stattfindet; es folgt dar- aus, dass die S’rukturverhältnisse verschiedener Amylumarten ver- schieden sind. Alle Stärke-Arten lassen nach der Behandlung mit dem Reagens gefaltete, strukturlose Hüllen zurück. Die Stärke- körner bestehen aus zwei chemisch verschiedenen Stoffen, von denen der eine durch den Speichel ausziehbar ist, der andere durch Kupfer- oxydammoniak gelöst wird. — Der Bericht über die am 23. Juni abgehaltene Jahres- versammlung der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien bietet durch die Gegenstände der Verhandlung hohes Interesse. Mit mässigen Mitteln und überdiess vor wenig Jahren von dem Schicksale betroffen, das lange innegehabte Lokal räumen und mit allen Sammlungen von der Landstrasse in die Rossau wandern zu müssen, wo die k. k. Gartenbau-Gesellschaft gegen Zins und Ver- pflichtung zur Erhaltung des fürstl. Liechtenstein’schen Parkes in diesem Unterkunlt fand, ging doch die Thätigkeit derselben un- unterbrochen fort. Auch im abgelaufenen Jahre wurden zwei Aus- stellungen veranstaltet, im Herbst 1861 und im Frühling 1862, und der Ausschuss vertheilte bei diesen Anlässen, wie für sonstige Leistungen der Garten- und Blumenkultur eine erhebliche Anzahl von Medaillen und Preisen. Der Bericht gedenkt mit. besonderer Befriedigung der Erfolge, welche die Rebenzucht nach Hooibrenk’s Methode in Oesterreich mehr und mehr erringt, eine Methode, welche die Gesellschaft zu einer Zeit nach ihrem vollen Werthe würdigte und den Entdecker durch Verleihung der goldenen Me- daille 1860 auszeichnete, wo Hooibrenk’s Verfahren bei der Zucht des Weinstockes und der Obstbäume den hefligsten. Wider- spruch von verschiedenen Seiten her erfuhr. Der Erfolg bewies, dass die Gartenbau-Gesellschaft nicht fehlgegriffen , denn dermalen findet die Methode in Italien und Frankreich allgemeine Anerken- nung und auch in Oesterreich konnte der Verwaltungsrath dem Grafen Gorgo, Güterdirektor Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs ‚300 Ernst, den beiden Weinzirl des Grafen Kinsky, Witschka und Poker, und dem Weinzirl des Barons v. Hohenbruck, Schweighofer, Medaillen für die nach Hooibrenk’s Methode im Grossen bewirkten Erfolge ertheilen. Die Herbstausstellung, ob- wohl voraussichtlich von geringerem Erfolge, wurde doch von der Gesellschaft diesmal wie für die Folge beibehalten und verlief genügend; die Ausstellung im Frühling aber übertraf alle früheren Ausstellungen. Grosser Theilnahme erfreuten sich die vom Aus- schusse ins Leben gerufenen populären Vorträge, vorzugsweise für Damen und die praktischen Vorträge für Gärtner und Land- wirthe. Die ersteren, von den Professoren v. Perger, $Si- mony, Schrötter, Hornstein und Reissek und dem uner- müdlich thätigen Generalsekretär der Gesellschaft J. Beer gehalten, versammelten ein auserlesenes, zahlreiches Publikum. Die rege Thätigkeit des Ausschusses wurde durch eine erhebliche Erweiterung der Gesellschaft und deren Mittel belohnt, sie zählt dermal 243 zahlende Mitglieder, von welchen 53 im letzten Jahre neu eintraten. Von der Einnahme der Gesellschaft mit 15.647 fl. erübrigte nach Abschlag der Auslagen ein Vermögensstand von 9501 fl. Die Gartenbau-Gesellschaft war schon vor längerer Zeit um die Be- willigung einer entsprechenden Grundfläche auf dem Stadterwei- terungsrayon eingeschritten, und wurde ihr durch die Allerhöchste Gnade der Raum zwischen dem Coburg-Palais und der Ringstrasse unter der Bedingung zugesprochen, die zur Ausführung der Anlagen und Bauten nöthigen Fonds nachzuweisen. Die Kreditinstitute aber, an welche sich die Gesellschaft zur Beischaffung der letzteren wendete, wollten wieder früher das Eigenthum der Gesellschaft gesichert wissen, ehe sie die Herausgabe der Fonds aussprechen könnten, und so war die Gartenbau-Gesellschaft auf dem Punkte, des angebotenen Geschenkes verlustig zu werden. Diese Gefahr wurde durch hochherzige Bereit- willigkeit im Schosse der Gesellschaft selbst behoben, indem sich die Ausschussräthe Baron von Mayr und Ritter von Dusy zu einem Darlehen von 120.000 fl. bereit erklärten, welchem später die Herren: Baron Hohenbruck, Gerold, Poduschka, v. Arthaber und Graf Czernin mit je 10.000 fl. beitraten, so dass mit einem Schlage 170.000 fl. im Schosse des Ausschussrathes gezeichnet waren. Durch diesen hochherzigen Schritt ist die Erhaltung des kaiserlichen Geschenkes, einen Raum von mehr als 3000 Quadratklafter um- fassend, und mit demselben und der Ausführung der projektirten Anlagen der Beginn einer neuen Aera der k. k. Gartenbau-Gesell- schaft gesichert. Der zuerkannte Rayon wird im Rücken vom Palais Coburg, in» der Front von der Ringstrasse begrenzt, zu beiden - Seiten werden die Verlängerungen der Weihburg- und Jakobergasse die Begrenzung bilden und gegen beide Gassen werden Gewölbreihen aufgeführt. Ein in maurischem Style gehaltener Eingang in der Mitte derselben so wie ein Thor in dem Gitter, welches die Anlagen von der Ringstrasse abgrenzt, führen in das Innere; rückwärts vom hochliegenden Palais Coburg werden zwei Stiegen in beide Gassen, 305 sowie eine gleiche in der Mitte zum Garten herabgeführt, zu deren beiden Seiten Hallen das abschüssige Terrain maskiren. Der Garten selbst wird den Ausstellungsraum der Gesellschaft, eine Halle von 600 Quadratklaftern mit zwei gleichfalls sehr geräumigen Nebensälen und den nöthigen Kanzleilokalen enthalten. Für den eigentlichen Garten wird ein Raum von 2800 Quadratklaftern erübrigt. Die ganze Anlage wird demnach ein fürimmer der Gesellschaft gesichertes, aber mit Servituten belastetes Eigenthum derselben sein. Diese bestehen in der Bestimmung, dass der anzulegende Garten ein öffentlicher, stets dem allgemeinen Zutritte geöflneter Volksgarten sein wird, dessen ganzer Raum zu den in strengerem Style auszuführenden Anlagen verwendet werden wird. Glashäuser und Versuchspflanzungen werden darin keinen Platz finden, und zu diesem Zwecke wird die Gesellschaft die gemietheten Räumlichkeiten des fürstlich Liechten- stein’schen Palais wahrscheinlich auch für die Folge beibehalten. Die Arbeiten zu diesen Herstellungen werden in kurzem beginnen und nach Möglichkeit beschleunigt werden. So wird dieser Theil Wiens an einer Seite der Ringstrasse durch die Anlage der Garten- bau-Gesellschaft, an der anderen durch den Stadtpark begrenzt, eine der reizendsten Partien des neuen Staditheiles werden. Am Schlusse der Jahresversammlung wurde noch die Vertheilung der für die Frühlingsausstellung zuerkannten Preise vorgenommen. Es kamen 1 goldene, 14 Vermeil- und 56 silberne Medaillen, dann 57 Dukaten in Gold zur Vertheilung, so dass die Gesell- schaft im abgelaufenen Jahre, mit Einschluss der Preise bei der Herbstlausstellung, im Ganzen 1 goldene, 17 Vermeil- und 102 silberne Medaillen, dann 57 Dukaten an Auszeichnungen ver- wendet hat. — In der öffentlichen Jahressitzung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 3. Juli zur Feier an ihren Gründer Leibnitz, hielt der vorsitzende Secretär, Prof. Ehrenberg, die Eröffnungsrede, in welcher er Leibnitz’s Plan und die neuerlich im Nachlasse aufgefundenen Versuche zur Vorbereitung einer allge- meinen Sprache, welche zum schnelleren und schärferen Gedanken- verkehr aller Völker geeignet sei, besonders von ihrem Verhältniss zur Naturforschung aus betrachtete. Er bemerkte, dass Leibnitz’s vor nun nahebei 200 Jahren nur durch skizzirte und copirte Defi- nitionen, auf welche sich später einfache Zeichen und Formeln gründen sollten, versuchsweise in Angriff genommenen, aber unaus- geführter Plan 19 Jahre nach seinem Tode in anderer Weise und nicht zu Sprachzwecken, dennoch aufgenommen worden sei. Linne habe wirklich jene Definitionen in weiter Ausdehnung in seinem mächtig entwickelten Natursystem (1735) dargestellt und bis zu seinem 71. Lebensjahre so gepflegt, dass die organischen Natur- verhältnisse allein durch gleichartige Fortbildung jetzt schon Hundert- tausende von kürzesten klaren Bezeichnungen gewonnen haben, welche, da sie sich auf ein wohlgegliedertes System beziehen, weit kürzer sein können als Definitionen und die Diagnosen ser -"”* 302 sind. Linn&’s einfache Bezeichnungen aller Körper durch Doppel- namen schliessen sich auch schon jenen einfachen Leibnitz’schen | Zeichen an. Die durch Linn& erlangte Uebersicht und Durchsich- tigkeit aller Naturkörper, besonders der zahlreichsten, und für den geistigen Menschen wichtigsten, der organischen müsse Leibnitz, wenn er heute wieder einträte in seine Schöpfung, als grossartige Fortbildung seines Gedankens erfreuen. | — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin am 15. April machte Prof. Ehrenberg auf den, unauflösliche Verwirrung bringenden Schaden des grenzenlosen immerwährenden Spaltens und Zusammenziehens der vieltausend Arten der Naturkörper und auf das unberechligte stete Verändern ihrer vom Entdecker gegebenen berechtigten Namen aufmerksam. Botanik und Zoologie seien bereits durch diese Thäligkeit eifriger Schriftsteller seit Linne’s logisch ordnenden, begeisternden, die Kenniniss herrlich aufbauenden Bemühungen völlig in Misskredit gebracht, und nicht weniger nachtheilig wirke ein gleiches Verfahren auf die weit schwieriger übereinstimmend zu beobachtenden, oft zu flüchtig und unlogisch aufgefassien und zu unkenntlich skizzirten “kleinsten Lebensformen. Dr. Karsten sprach über den!Bau der Früchte der Doldengewächse. Die Samen sind in den Douldenfrüchten stets voll- ständig mit dem Fruchtblatigewebe verwachsen, ähnlich wie in den Gras- und Buchweizen-Früchten; sie liegen rie frei in dem Frucht- gehäuse, wie von den Systematikern diess bisher irrthümlich von einigen Arten angegeben wurde. In einer weitern Sitzung am 17. Juni bemerkte Prof. Ehrenberg, dass der rothe Schnee der Rauriser-Alpen vom 6. Februar stellenweise zum ersten Male die scheinbar meteorisch gefallene rothe Sphaerella nivalis enthalte, zu deren Erläuterung der Vortragende Protococcus pluvialis lebend ‚vorzeigte. Er erklärte, dass der Protococcus fähig sei, hautarlige, zusammenhängende Massen zu bilden, was bei der Sphaerella des Alpenschnees nicht der Fall sei. — Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien veran- staltet in diesem Jahre noch eine dritte Ausstellung und zwar vom 4. bis 15. Oktober, welche Gelegenheit diek. k. Landwirthschafts- Gesellschaft in Wien benützt, um in Verbindung mit jener ihrerseits eine Ausstellung zu veranstalten, welche alle jene Gegenstände umfassen soll, die irgend einen Bezug auf die Obst- und Weinkultur haben. Zu Prämien für die verschiedenen Aussiellungsgegenstände hat letztere Gesellschaft vorläufig hundert silberne Medaillen bestimmt. Mit dieser Ausstellung findet zugleich eine Verlosung von Gegen- ständen des Obst-, Wein- und Gartenbaues statt. Die Gartenbau- Gesellschaft dagegen wird an Preisen verlheilen: eine goldene, über 20 Vermeil- und über 80 silberne Medaillen. Der 16. Oktober ist zum öffentlichen Verkaufe der von den Handelsgärtnern ausgestellten Gemüse und blühenden Pflanzen bestimmt. | hie — Das britische Museum kann im laufenden Jahre 22445 303 Pfd. St. für seine wissenschaftlichen Zwecke verwenden, von diesen aber nur 100 Pf. für Pflanzen. — Die 23. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe findet zu Würzburg vom 13. bis 19. September statt. — Das wichtigste an der französischen algerischen Abtheilung der Londoner Industrie-Ausstellung sind die Cerealien und Vegelabilien. Weizensorten sind in grosser Mannigfaltigkeit vor- handen, aber die autochthone harte braune Sorte scheint für den nordafrikanischen Boden besser zu passen, als der von den Fran- zosen dort eingeführte „ble tendre*. Auch Mais, weisser und gelber wächst dort vorzüglich und wird in der Oase der Sahara und im Tell reichlich gebaut; in manchen Kolben zählt man 700—800 Körner. Reis, Roggen, Hafer, letzterer aus Europa angesiedelt, ebenfalls vor- züglich. Die „legumes secs“, wie Erbsen und Bohnen, reichen bis jetzt eben nur für das Bedürfniss der Colonie selbst aus, aber der Anbau macht solche Fortschritte, dass sie bald ein wichtiger Aus- fuhrarlikel zu werden versprechen. Die Acclimatisations-Gesellschaft hal nicht weniger als 58 Varietäten ausgestellt. An Knollengewächsen grosser Ueberfluss; sie werden nach Frankreich und England aus- geführt. Der algerische Reichthum an Baumfrüchten zeigt sich in den zahlreichen Conserven. Dem Bau algerischer Baumwolle sind die Ereignisse in Amerika ein mächliger Sporn geworden von 1851 bis 1860 ist die Zahl der Baumwollenpflanzer in den drei Provinzen Oran, Constantine und Algier von 109 auf 333 gestiegen, das damit bebaute Feld von 44 auf 1484 Hectaren und das Produkt von 4003 auf 106.472 Kilogr. Die feinsten langen Sorten kommen aus der Provinz Oran. Der Seidenbau in Algerien darf als eine Frucht der französischen Okkupation betrachten werden, denn bei der Ankunft der Franzosen im Jahre 1830 war dieser Culturzweig beinahe ver- schwunden, wiewohl der Maulbeerbaum überall vortrefflich gedieh. Gerühmt wird auch die Ausstellung der französischen Sämereien durch Vilmorin-Andrieux in Paris, dann die Art, wie die ganze französische Flora vom mächtigsten Waldbaum (nämlich in kleinern Holztafeln, Mustern von ihrer Borke und ihrer Kohle) bis zur kleinsien Topfpflanze vertreten ist. (Bnpl.) — Der Vorstand der vereinigten belgischen Gartenbau- Vereine (Federation des socieles d’horticulture de Belgique), an dessen Spitze der Minister Royer steht, hat vom 28. September bis 1. Oktober d. J. eine Versammlung von Pomologen aller Völker (Congres international) in Namur angesetzt, an welcher Theil zu nehmen berechtigt sird die Abgeordneten aller Gartenvereine und Jeder, der sich auf dem Gebiete der Obstkultur als Schriftsteller oder durch praktische Leistungen bekannt gemacht hat. Die Tendenz ist in der Hauptsache dieselbe wie auf den bisherigen allgemeinen Versammlungen der deutschen Pomologen: man will sich verständigen über den Werth und die Benennung der einzelnen Sorten. — ——. mm — 304 Sammlungen. -- H.Brockmüller in Schwerin gibt eine Sammlung mecklen- burgischer Kryptogamen in Heften von 50 Arten heraus. Das 1. Heft enthält: Lycopodiaceae 1, Musci 10, Hepaticae 3, Algae 8, Lichenes 12, Fungi 16 Arten. — Von dem Herbarium des verstorbenen Professor Lehmann in Hamburg ist nur noch die Lebermoos-Sammlung zum Verkaufe vorhanden. Das ursprüngliche Herbarium ist in Familien zertheilt verkauft worden. Die Potentillen besitzt Dr. Purkinye in Weiss- wasser, die Cyperaceen, Eichen und Erlen Böckeler in Varel, die Umbelliferen Dr.Koch in Bremen, die Nymphaeaceen Prof. Caspary in Königsberg, die Asperifolien Dr. Sonder in Hamburg, die Filices Dr. van den Bosch, die Algen Dr. Binder in Hamburg, die Primulaceen und die Laubmoose F. W. Klatt in Hamburg, die Preis’sche Sammlung von Neuholländern Prof. Agardh in Lund, die übrigen Familien, mit Ausnahme einiger kleinen, welche Prof. Reichenbach genommen hat, sind nach Schweden an die k. Akademie der Wissenschaften in Stockholm verkauft worden. (Bot. Ztg.) — Moose aus Neu-Granada, von Alex. Lindig gesammelt und von Dr. E. Hampe geordnet, sind bei dem letzteren in Blanken- burg am Harze zu beziehen. Es sind 145 Arten, worunter 80 neue Species. Seen, Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn v. Janka in Kis-Uj-Szallas mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von Herrn Kloeber in Brody mit Pflanzen aus Galizien. _ Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Pavai.in Nagy-Enyed, v. Pichler in Trient, Dr. Jaeggi in Küttigen, Müller in Simmelwitz, Preuer in Hofgastein, Hinterhuber in Salzburg, Breindl in Laibach, Vagner in Huszt, Dr. Krzisch in Baden, Halacsy in Wien. Correspondenz der Redaktion. Herrn Kalbrunner in Langenlois: „Bei einigen Exemplaren der von Ihnen an Teichrändern um Hoheneich gesammelten Heleocharis ovata und mit diesen verwachsen fand ich Bulliarda aquatica. Bitte diese Pflanze auf- zusuchen, da sie für die Flora von Niederösterreich neu ist.‘* — Herrn K. in B.: „Sie erhielten 379 Expl.“ : Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €, Veberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische 5 e Ezemplare, botanische Zeitschrift die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe f!är r <{mä n (Wieden, N.331, Wien) a sen härlner, Vekonomen, Forstmänner, Aerzle, Cri7en, ©.331. Wien (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- 10 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. re. . Buchhandlungen. XH. Jahrgang. WIEN, October 1862. INHALT: Zur Flora von Salzburg. Von Hinterhu ber. — Ueber Schur's Ranuneulus tuberosus. Von V. yv. Janka. — Der Rosudec. Von Brancsik. — Correspondenz. Von Szontagh, Raben- horst, Vulpius, Landerer. — Die Maispflanze. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften Anstalten. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. — Berichtigung. — Inserat. B ® . eiträge zur Flora von Salzburg. Von Julius Hinterhuber. Ich habe seit dem Erscheinen meines und meines Bruders „Pro- dromus einer Flora von Salzburg“ (Salzb. 1851) alle jene Pflanzen sorgfältig aufgezeichnet, von welchen mir bekannt wurde, dass selbe entweder für unsere Flora ganz neu oder dass von solchen neue und interessante Standorte aufgefunden wurden. Nebstbei habe ich auch alle jene Pflanzen vorgemerkt, von welchen sich seitdem erwiesen hat, dass selbe in dem Prodromus irrig auf- genommen wurden und daher in unserer Flora nicht vorkommen. Das Resultat dieser seit Jahren von mir gesammelten Notizen habe ich in nachfolgendem Verzeichnisse zusammengestellt. Thalictrum galioides L. (neu.) In Lungau. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Th. medium Jacg. (neu.) In Gastein im Nassfelde. Juni— Juli. Dr. Sauter. Th. minus L. Auf dem Nockstein bei Salzburg. Mai—Juni. J. Hinter- huber. Oesterr. Botan Zeitschrift. 10. Heft. 1862. 22 -— 306 Th. saxatile Schl. Bei Maria Pfarr in Lungau. Juni— Juli. Michel. Th. simplex L. In Gastein im Nassfelde. Juni—Juli. Dr. Sauter. Anemone alpina L. Auf der Spitze des Brettes bei Berchtesgaden. Juni— Juli. Pichlmayer. An. baldensis L. Auf dem Fuschertauern und in der Zwing in Lungau. Juni—Juli. Dr. Sauter. An. Pulsatilla L. Bei Freilassing an der Strasse nach Reichenhall und auf der Gassen-Leyer bei Grödig. April. J. Hinterhuber., Adonis aestivalis L. (neu.) Bei Oberndorf und Laufen. Juni —Juli. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Ranunculus alpinus L. Mit gefüllten Blumen. Bei Maria Ellenberg bei Schallenberg. Mai—Juni. Pichlmayer. R. arvensis L. (neu.) In Lungau. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855: Nr:?6. R. divaricatus Schrank. Ausserhalb der Vorstadt Nonnthal in einem Teiche an der Glan nächst dem Militärfriedhofe, wie auch in der Froschheimer-Aue. Juni—August. Pichlmayer. . hybridus Biria. Auf den Tornerjoche. (Hohe Göll bei Hallein.) Juni —Juli. Pichlmayer, . Lingua L. Am Mattsee, wie auch in den Sümpfen von Ober- Pinzgau. Dr. Sauter. . pantothrie DC. (neu.) In Lungau. Juni—Juli. Bot. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. . paucistamineus Tausch. (neu.) In einer Lacke bei Vigaun bei Hallein. Dr. Sauter. . platanifolius L. (neu). Am rechten Ufer der Fischach, zwischen Bergheim und Langfelden, wie auch an einem Bache bei Plain- feld. Juni, Juli. Zwanziger. R. pygmaeus Wahlb. (neu.) Auf dem Krimmler-Tauern, in der Zwing in Lungau, im Hirzbach und in der Fusch. Juli— August Dr. Sauter. R. Traunfellneri Hoppe (neu). Auf der übergossenen Alpe bei Werfen. Juli—August. J. Umolli. Helleborus foetidus L. An waldigen Stellen bei Berndorf (in der Gegend von Mattsee), (neu.) März—April. Dr. Sauter, H. viridis L. Am Fusse des Heuberges. J. Hinterhuber. Bei Golling und Lofer. Dr. Sauter. Aquilegia Einseleana Schultz. Am Fusse des Watzmanns und des Steingebirges bei Berchtesgaden. Dr. Einsele. Delphinium elatum L. (neu.) Neben der Brücke an der Poststrasse unterhalb des Tauernwirthshauses bei Schaidberg in Lungau. Juli—-August. Dr. Sauter. Aconitum Mielichhofferi Rb. Auf dem Radstadter-Tauern und bei Heiligenblut. Vierhapper. Ac. paniculatum Link. In der Josefs-Aue an der Salzach, und in der Rossitten auf dem Untersberg. Juli— August. Zwanziger. [= ER - - Be - » BEE = - BE = > 307 Nuphar pumilum Smith. Ist am Zellersee nicht vorhanden, wie auch in der alten Achenfurth durch Grabenaustrocknung zu Grunde gegangen, findet sich daher nur noch in dem See bei Herrnwiese bei Radstadt und im Seewaldsee auf dem Trattberg. ‚Juli— August. Julius Hinterhuber. Papaver dubium L. Auf Aeckern bei Michelbäuern. Juni, Juli. Dr. Sauter. Fumaria Vailantü Lois. In Gräben bei Salzburg. Dr. Sauter. Barbarea strieta Andrz. (neu.) Um Salzburg. Wo? D. Storch. Arabis TurritaL. Auf Kalkgerölle am nordwestlichen Abhange des Neuhauserberges bei Salzburg. Mai, Juni. Zwanziger. Cardamine amora f. hirta Wimm. Am Fusse des Staufens bei Anger. J. Hinterhuber. C. sylvatica Link. Bei Hellbron. Pichlmapyer. Dentaria trifoliata. (Eine Form von D. eneaphyllos *) (neu). Auf dem Kapuzinerberg, Dr. Glanz, auf dem Heuberg, J. Hin- terhuber. Erysimum lanceolatum R. Br. In den Auen bei Froschheim und Maria Plain bei Salzburg, und in der Gasteiner Ache. Zwan- ziger. Diplotazis tenuifolia Lk. (neu.) In Lungau. Botan. Zeitung aus Regensburg 1855. Nr. 6. Petrocalis pyrenaica R. Brown. Auf den Mühlstürzen bei Lofer. Dr. Schwarz. Draba carinthiaca Hoppe (neu.) Auf der Abrahamalpe im Weiss- briachthale, am Schaidberg, auf der Watscheralpe im Zederhaus- winkel, auf dem Goldriegel in Lungau. Dr. laevigata Hoppe. Auf dem Gurpitschek in Lungau. Dr. Sauteri Hoppe. Auf dem Moosermandl. Stur. Dr. Spitzelii Hoppe (neu). Auf dem Kamerlinghorn bei Hirsch- büchel. Dr, tomentosa Wahlb. Auf dem Churfürst bei Hallein. Pichl- mayer. Thlaspi alpesire L. In Lungau (neu). Mielichhoffer. Th. arvense L. (neu.) Auf Felder bei Seekirchen und Ursprung, überhaupt auf Aeckern nicht selten. J. Hinterhuber. Th. montanum L. Auf Aeckern. Wo? — Botan. Zeitung aus Regens- burg. 1855. Nr. 6. Subularia aquatica L. (neu.) Um Salzburg. Wo? — Botan. Zeitung aus Regensburg 1855. Nr. 6. Lepidium campestre R. Br. Bei Ursprung auf Feldern. J. Hinter- huber. L. ruderale L. (neu.) Um Salzburg. Wo? —- Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Hutchinsia petraea R. Brown. Auf den Pasterzen bei Heiligenblut. *) Siehe österr. botan. Wochenblatt. 4854, Seite 8. Anm. d. Red. . 22% 308 Aethionema saxatile R. Br. (neu.) Um Salzburg. Wo? — Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Viola ambigua W. K. (meu.) In den Auen an der Salzach bei St. Josef bei Salzburg. J. Hinterhuber. V. arenaria DC. Auf dem Ofenlochberg vor dem Neuthor bei der Pflanzenau bei Maria Plain, in den Auen bei St. Josef. J. Hin- terhuber. V. ericetorum Schrad. (neu.) An der Strasse nach Klessheim; an der Strasse von Kasham nach Lengfelden an Gräben. Pichl- mayer. V.palustris L. In Wassergräben an der Strasse von Kasham nach Lengfelden. Pichlmayer. V. Riviniana Rb. (neu.) Sehr zahlreich an der Saale in den Auen bei Freilassing. April—Mai. Pichlmayer. V. Rupii All. (neu.) Auf dem Mönchberg bei Salzburg. Dr. Glanz. V. Schultzii Bill. (meu.) In den Auen an der Salzach bei Hellbron. Dr. Glanz. V. sciaphila Koch. Unter Gebüsch am Reinberg; und bei Mittersill. Dr. Sauter. V. stricta Horn. (neu.) Auf dem Mönchberg bei Salzburg gegen Müllen. Dr. Glanz. Parnassia palustris L. Allenthalben auf feuchten Wiesen gemein, 'z. B. auf den Moorwiesen an der Glan. Juli, August. Gypsophila muralis L. Bei Mittersill in Pinzgau. Dr. Sauter. Dianthus Armeria L. (neu.) Um Salzburg. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Bei Aigendorf. Zwanziger. D. caesius Smith. Am Pass bei Lofer. Dr. Sauter. D. monspessulanus L. Im Mayerbachanger auf der Rückseite des Gölles. Pichlmayer. Silene excapa All. (neu.) Auf dem Radstadtertauern. Juli— August. Hillar. | S. alpestris Jacq. Auf den Radstadiertauern. Juli—August. Dr. Sauter. S. noctiflora L. Auf Feldern bei Klessheim. Juli — September. J. Hinterhuber. Spergula arvensis L. Oberhalb Dürnberg in der Thalfläche gegen das Rossfeld. Pichlmayer. S. saginoides L. Auf dem Rossfelde bei Hallein und auf der ersten Firmianalpe, zahlreich. Pichlmayer. Alsine aretioides M. et K. Besonders schön und zahlreich auf dem Brett bei Berchtesgaden. Pichlmayer. Al. Gerardi Wahlb. Auf den Radistadtertauern. Zwanziger. Al. rubra Wahlb. Auf dem Parmstein bei Kaltenhausen. Jellmolli, Facchinia lanceolata Rb. Auf der Rudkrachse bei Radstadt, Gams- karrkogel bei Gastein, und auf dem Hohen-Thor bei Heiligen- blut. Moehringia polygonoides Koch. Im Maierbachgraben bei der Mitterhofer auf den Göll. Pichlmayer. ch 309 Arenaria Marschlinsiw Koch (neu). Auf der Spitze des Geissteins bei Kilzbichl. Dr. Sauter. Stellaria ulliginosa Murr. (neu.) Auf den Moorwiesen am Unters- berg, Dr. Glanz, Auf dem Hirschbichl, Dr. Einsele. Elatine triandra Schk. Im Zellersee in Pinzgau. Dr. Sauter. Hypericum humifusum L. Bei Maria Plain und in der Ebenau. J. Hinterhuber. H. veronense Schrank (neu). Auf dem Leopoldskron-Moor bei Salzburg. Zwanziger. Geranium pratenseL. Bei St. Gilgen, an der Strasse, welche nach Hültenstein führt. J. Hinterhuber. Erodium moschatumL., Huit. Bei Neukirchen in Pinzgau, Dr. Glanz. Bei Kirchberg in Brixenthal. Traunsteiner. Genista anglica L. Ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salz- burg zu streichen. Trifolium caespitosum DC. (neu.) Auf dem Hochlauffelde und dem Billerberg bei Berchtesgaden. Dr. Sendtner. Tr. filiforme L. Um Mondsee sehr zahlreich, Dr. Glanz; kommt auch auf dem Ofenlochberg und an der Glan vor. J. Hinter- huber. Tr. ylareosum Schl. Ist aus der Flora von Salzburg zu streichen. Phaca alpina Jacgq. Auf dem Schober bei Thalgau. Zwanziger. Ph. astragalina DC. Churfürst bei Hallein. Pichlmayer. Ozytropis Halleri DC. Auf dem Geisstein bei Kitzbichel. Traun- steiner. Coronilla vaginalis Lam. Auf der Gossleyer bei Grödig, in der Rossittie auf dem Untersberg und im Lauffelde auf dem Göll. Pichlmayer. Vicia dasicarpa Ten. (neu.) Um Salzburg, Wo? — Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. V. pisiformis L. (neu.) Um Salzburg. Wo? — Dr. Sauter und Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. V. villosa Roth. (neu.) In Getreidefeldern um Salzburg. Dr. Sauter. Pisum arvense L. (neu.) In Getreidefeldern um Salzburg. Dr. Sauter. Lathyrus palustris L. (neu.) In einem Sumpfe bei Seeham (bei Matisee). Dr. Sauter. Orobus luteus L. Aufdem Göll, auf dem Churfürst, gegen den wilden Friedhof und gegen den Ofnersand zu. Pichlmayer. Potentilla argentea L. An einer Mauer auf den: Wege von Hallein nach Vigaun. Dr. Sauter. P. frigida Vill. (neu.) Aul dem Hochgolling in Lungau. Hillar. P. minima Hall. Sehr zahlreich auf der ersten Fiamian-Alpe auf dem Untersberg. Pichlmayer. P. norvegica L. (für Salzburg neu). Auf den Moorwiesen am Unters- berg bei dem Hafnerbade am Rande des Weges. Pichlmayer. P. salisburgensis Hänke auf demHohen Göll bei Hallein (Churfürst). Pichlmayer. | 310 Rosa pomifera Herrmann. In der Umgebung von Zell am See. Dr. Sauter. Alchemilla fissa Schummel. Auf dem Hohen Göll bei Hallein (Churfürst). Dr. Glanz. Al. pubescens M.B. Auf dem Hohen Göll bei Hallein, bei dem ersten Jägerkreuz auf dem Tornerjoch. D. Glanz. Crataegus oxyacantha var. cuneifolia. Auf dem Kalkniger Moor bei Ursprung. Zwanziger. Cr. oxyacantha var. pinnatifida. In der Kinderburg vor dem Neu- thor an Gräben. Zwanziger. Cotoneaster tomentosa Lindl. An einer alten Mauer auf dem Mönchberg bei Salzburg. D. Sauter. Epilobium verticillatum Koch (neu). Auf den Gasteiner Alpen. Dr. Schweinfurth. E. virygatum Fries. (neu.) Auf den Moorwiesen an der Glan am Untersberg, in den Auen an der Salzach bei Froschheim Dr. Glanz. Callitriche autumnalis L. ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salzburg zu streichen. Sedum dasyphyllum L. An Felsen, in der Nähe der Robert’schen Fabrik in Oberalm. Jellmolli. S. purpurascens Tausch. (neu.) Auf der hinteren Seite des Heu- berges in der Nähe des Sommereggerlehens, und auf dem Tann- berg bei Neumarkt. Pichlmayer uad Dr. Sauter. Sempervivum arenarium Koch. (neu.) An Felsen bei Mauterndorf in Lungau. Dr. Sauter. Semp. Funkii Braun. Auf der Ruine Fünstergrün in Lungau. Mielichhoffer. Semp. heterophyllum Schtl. (neu.) Bei Tamsweg in Lungau. Graf Zichy. Semp. hirtum L. Auf Thonschiefer bei Mauterndorf in Lungau gemein. Dr. Sauter. Sazifraga arctioides Lap. ist nach Dr. Sauter aus derFlora von Salzburg zu streichen. Sax. elatior Koch (neu). Auf der Gasteiner- Alpen nach Dr. Schweinfurth. Sax. Facchinü Koch (neu.) Auf den Preber in Lungau. Sax. granulata L. (neu.) Auf dem Wall im General-Garten. Dr. Storch. Bei Morgg. Zwanziger. Sax. moschata Wulf. Auf dem Radstadtertauern. Hillar. Sax. muscoides Wulf. An den Felsen der Brettwand bei Berchtes- gaden. Pichlmayer. Sax. oppositifolia L. Auf dem Hohen Göll, auf dem Churfürst und Brett. Pichlmayer. Sax. retusa Stbg. (neu.) In der Fusch und auf dem Hoch-Golling. Dr. Sauter. Sax. stenopetala Gaud. Auf dem Hohen-Göll auf dem Federbett, Churfürst, und im Pflugthal. Auf dem Schweisstein. Pichlmayer. 311 Cicuta virosa L. Am See bei Mattsee in Menge. Juli—August 3. "Hinuterhuber. Helosciadium repens Koch. An einem Bache bei Glanegg am Untersberg. Pichlmayer. Libanotis montana All. Auf dem Gossleyer bei Göding, auf dem Schober bei Thalgau und im Lesachwinkel in Lungau. Vier- hopper. Seseli coloratım Ehrh. (neu.) Bei Oberndorf und Laufen. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Heracleum asperum M. Bieb. Auf dem hohen Göll im Maierbach- graben. Dr. Glanz, Myrrhis odorata Scop. Auf der steinernen Stiege auf dem Unters- berg, bei Moosham. In der Fusch. Pichlmayer. Dr. Sauter. Chaerophyllum temulum L. Um Salzburg.? — Dr. Storch. Flora von Regensburg. 1855. Nr. 6. Asperula taurina L. Ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salz- burg zu streichen. Galium vernum Scop. Auf dem Mönchberge an dem Hauptwege, wo derselbe mit dem Nebenwege zum Hagenauer-Schlösschen ein- mündet, hart am Wege. J. Hinterhuber. Valeriana supina L. Auf dem Göll im Wilden-Friedhof, und in dem Lofer-Steingräben. Dr. Einsele. Aster parviflorus N.v. E. In den Auen an der Salzach bei Weit- wörth (neu). Dr. Sauter. A. salignus Willd. (neu.) In den Auen an der Salzach bei Weit- wörth. Dr. Glanz. Stenactis bellidifolia Br. In den Auen an der Salzach bei Laufen (neu). Botan. Zeitung aus Regensburg 1855. Nr. 6. Erigeron angulosus Gaud. In den Auen an der Salzach um die Stadt Salzburg in Menge. Er. glabratus Hoppe. Auf dem Parmstein bei Hallein. Jellmolli. Carpesium cernuum L. (neu.) In den Auen an der Salzach bei Weitwörth. Dr. Glanz. Filago germanica L. Bei Mosham. Vierhapper. Gnaphalium Hoppeanum Koch. (neu.) Auf den Alpen von Gastein. Dr. Schweinfurth. G. uliginosum L. (neu.) Auf Aeckern bei Thalgau. Dr. Glanz. In Lungau, gemein. Vierhapper. Artmisia® campestris L. Auf Schuttböden in der Gasteiner Ache bei Böcksein, und aufFelsen bei Murwinkelin Lungau. D. Sauter. A. nana Gd. (neu.) Auf Gletschern in Pinzgau, z. B. auf dem Wiess- bachhorn und in der Fusch. Achillea Clusiana Tausch. (neu.) Auf dem Radstadter - Tauern. Hillar. Chrysanthemum alpinum 8. minimum Koch (neu.) Auf dem Mal- nitzer-Tauern. Dr. Schweinfurth. Ch. inodorum L. (neu). Bei Werfen und Leogang, auf den Gasteiner- 312 Alpen, Dr. Schweinfurth. ‘Bei Mautterndorf in Lungau. Dr. Sauter, Doronicum austriacum Jacq. Auf den Hohen Göll auf der Ofner- Alpe, dem Hahnenkamm und bei den Krauthasern. Pichl- mayer. | D. Pardalianches L. Bei der Krapfenalpe auf dem Zinken im Hinter- see. Pichlmayer. Cineraria aurantiaca Hoppe (neu). Auf den höchsten Alpen in Lesachwinkel in Lungau. Vierhapper. ©. longifolia Jacq. Auf der Rückseite des Gölles im Maierbach- graben. Pichlmayer. C. spathulaefolia Gml. (neu.) In den Auen an der Salzach bei Weitwörth. ©. palustris ist aus der Flora von Salzburg zu streichen. Senecio aqualicus Huds. (neu). Auf den Moorwiesen bei Glanegg am Untersberg. J. Hinterhuber. S. Doronicum L. Zu oberst des Maierbachgrabens auf der Rückseite des Gölles. Pichlmayer. S.incanus L. (neu.) Auf dem Malnitzer-Tauern. Dr. Schwein- furth. S. nebrodensis L. (neu.) Auf Kalkboden in Lungau in Menge, wie auch im Salzburgischen. Vierhapper. S. nemorensis L. In der Fager bei Elsbethen, wie auch in der Schöffau bei Golling in Menge. S. paludosus L. (neu.) Bei Mattsee. Dr. Sauter. In einem Sumpfe bei Seeham. J. Hinterhuber. S. subalpinus Koch (neu). Auf dem Radstadter - Tauern. Dr. Schweinfurth. Carduus platylepis Saut. Auf Wiesen bei Lofer und Kitzbichel. Carlina longifolia Rb. Im Felberthale bei Mittersill in Pinzgau. Dr, Glanz. Picris crepoides Saut. (neu.) Sehr zahlreich auf Feldern in der Krispel bei Hallein. Dr. Sauter. Hypochaeris glabrata L. (neu.) In der Gastein. Dr. Schwarz. Leontodon nigricans Kit. Auf dem Nockstein bei Salzburg (neu). Pichlmayer. Taraxacum nigrescens Kit. (meu.) Auf dem Speiereck bei Maut- terndorf in Lungau sehr selten. Vierhapper. Crepis grandiflora Tausch. Auf Bergwiesen bei Zell am See und - in der Fusch gemein. | C. succisaefolia Tausch. Auf Wiesen vor dem Neuthor bei der Sinnhub, wie auch auf den Moorwieseu bei Glanegg. Dr. Sauter. C. virens L. (neu,) Allenthalben aufLehmboden in Salzburg gemein. Dr. Schwarz. | oyeria montanıa Monn. Auf dem oberen Kamme des Torener- S " Joches, auf dem Göll. Dr. Glanz. | 313 Hieracium andryaloides Vill. ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salzburg zu streichen. H. bupleuroides Gm]. Auf Kalkfelsen in der Ebenau. Dr. Sauter. H. cernuum Fr. (neu). Auf dem Hügel der Kirche von Böckstein in Gastein. Dr. Sauter. | H. flexuosum W.K. (neu). Auf einer alten Mauer bei Vigaun bei Hallein und auf der Westseite des Hohen Gölls. Dr. Sauter. H. Jacquini Vill. Auf der Gartenmauer von Glanegg. Pichl- mayer. H. incisum Hoppe. Auf der Schwarzenberger-Alpe bei Elsbethen und bei Golling. Dr. Sauter, H. pilosellaeforme Hoppe(neu). In der Fusch am Bade. Dr. Sauter. H. pratense Tausch. Auf Wiesen vor dem Neuthor bei der Kreuz- brücke. J. Hinterhuber. H. rigidum W illd. (neu.) Vor dem Ledererthor an den alten Mauern. Dr. Schwarz. Jasione montana L. Bei Mattighofen im Innkreis, an Waldrändern bei Tamsweg. Dr. Sauter. Phyteuma Sieberi Sprg. Auf Alpen in Lungau. Campanula pulla L. Auf dem Radstadter-Tauern. C. pusilla Hänke. Allenthalben an alten Mauern und Felsen um Salz- burg in Menge, z.B. auf den Mönchberg, Nonnberg. J. Hinterh. C. thyrsoidea L. Auf einer Alpe im Mühlbachthale bei Lofer. Dr. Sauter. Arctostaphylos alpina Spr. Auf dem Göll(Churfürst) sehr zahlreich. Pichlmayer. Ar. offieinalis W.et Grab. In den Auen an der Salzach bei Frosch- heim ein Strauch gefunden von Dr. Schwarz; auf dem Hunds- stein bei Saalfelden; auf den Geisstein bei Kitzbichl. Dr. Sauter. Rhododendron intermedium Tausch (neu). Auf dem Untersberg, bei der sogenannten Eisgrube gegen den baierischen Hohenthron zu; auf dem Torenerjoch auf dem Hohen Göll; auf der Tannalpe auf dem Tannengebirge. Pichlmayer. Pyrola media L. Auf Voralpen bei Taxenbach in Pongau. Dr. Sauter. Swertia perennis L. Auf dem Wege von der Baderluck gegen Fuschel. Dr. Sauter. Lomatogonium carinthiacum A. Brunn. Sehr zahlreich auf dem Speiereck in Lungau. Gentiana aestiva R. et Sch. Bei Maria Plain gegen Bergheim auf den Moorwiesen an der Glan am Untersberg. Pichlmayer. G. asclepiadea L. mit weissen Blüthen, sehr zahlreich auf der Schwarzenberg-Alpe bei Elsbeihen. Pichlmayer. G. brachyphylla V ill. Auf dem Brett (Hohe Göll), bei Berchtesgaden. Pichlmayer. G. campestris L. (neu.) Am Pass-Thurm und in der Fusch. Dr. Sauter. 314 G. Froelichii Hladen. istnachDr. Sauter aus der Flora von Salz- burg zu streichen. G. obtusifolia Willd. Auf Wiesen in Gastein und in Pinzgau gemein. Dr. Sauter. G. pumila Jacg. (neu.) Auf der Muralpe in Lungau von Vier- happer nur 1 Exemplar gefunden. Echinospermum Lappula Schw. In den Auen an der Mur bei Tamsweg in Lungau. Vierhapper. Anchusa offieinalis L. In Lungau sehr zahlreich, hingegen in Pongau selten. Vierhopper. Eritrichium nanum Schrad. Auf dem Aukogl. Menschick. Verbascum Schraderi M. In den Auen an der Salzach bei Sintzen- heim. J. Hinterhuber. V. thapsiforme Schrad. In den Auen an der Salzach bei Liefering. (Neu.) J. Hinterhuber. V. Thapso-nigrum Scheid (neu). Bei Zell am See in Pinzgau. Dr. Sauter. Linaria genistaefolia Mill. (neu.) An der alten Stadtmauer vis-A-vis dem Theater vor dem Ledererthor. Pichlmayer. L. Cymbalaria Mill. Auf dem Mönchberg an Felsen bei der Stiege zur Edmundsburg; an Felsen bei dem Nonnberger-Thor (neu), Zwanziger. L. spuria Mill. (neu). Auf Feldern bei Maria Plain, J. Hinter- huber. Auf Aeckern bei Michlbäuern. Dr. Sauter. Veronica opaca Fries (neu). Auf den Moorwiesen bei Glanegg am Untersberg. J. Hinterhuber. V. polita Fries. (neu). An der östlichen Mauer des Bruderhaus- gartens in Salzburg, J. Hinterhuber, im Collegium-Garlen Dr. Glanz. V. scutellata All. (neu). Auf den Meorwiesen an der Glan bei dem Untersberg. J. Hinterhuber. V. triphyllos L. (neu.) Auf Feldern bei Klessheim und Freilassing. Dr. Schwarz. Auf feuchten Wiesen im Nonnthale. Orobanche Cardui Saut. Auf dem Radstadter-Tauern.Dr. Sauter. In einer Höhe von 5000 Fuss. Or. erubescens Saut. (neu). Ausserhalb Nonthal auf Wiesen bei dem Militär-Friedhof. Dr. Sauter. Or. Epithymum DC. Auf dem Nockstein. Or. lucorum A. Br. (neu). Unter dem Gebüsch am sogenannten Ofenlochberge (Ruinberg) bei Salzburg. Dr. Sauter. Or. neottioides Saut. (neu). An dem Gangsteige, welcher von St. Gilgen nach Fuschel führt. Dr. Sauter. Or. pallidiflora Wimm. (neu.) Auf Wiesen an der Glan. Dr. Storch. | Or. procera Koch (neu). Ausserhalb der Vorstadt Nonnthal, auf Feldern bei dem Militärfriedhof. Dr. Sauter. Or. Salviae Schultz. Am Weissbach in der Feistenau gemein. Dr. Sauter. 315 Or. Sauteri (neu). Bei Berchtesgaden, und auf dem Radstadter- Tauern. Dr. Einsele. Or. Scabiosae Koch. Am Anfange des Maierbachgrabens auf der Rückseite des Hohen-Gölles, wie auch in der Rossitte am Unters- berg. Pichlmayer. Or. Teuerii Schultz. Auf dem Geisberg bei Salzburg. Dr. Sauter. Melampyrum lineare Mich. (neu). Auf den Moorwiesen am Unters- berg. J. Hinterhuber. Pedicnlaris Portenschlagii Saut. (neu). Auf dem Speiereck in Lungau. Mielichhoffer. Botan. Zeitung aus Regensburg. 48554 Nr: 6. P. rosea Jacgq. (neu). Auf dem Speiereck in Lungau. Mielich- hoffer. P. rostrata L. Auf dem Radstadter-Tauern und dem Dachstein bei Gosau.Dr. Sauter. Vierhapper. Meistens wird statt rostrata P. Jacguini Koch genommen, welche auf allen unseren Kalk- alpen in Menge vorkommt, wo hingegen die echte rostrata sehr selten ist. Rhinanthus alpinus Baumg. Auf Voralpen in Pinzgau, wie auch im Krimnilerthale gemein. Dr. Sauter. Rh. angustifolius Gm]. Auf Kalkhügeln um Salzburg und Hallein gemein. Dr. Sauter. Rh. montanus Sauter (neu). Bei Guggenthal gegen die Kobel zu. Pichlmayer. Nepeta Cataria L. Bei Moosham in Lungau. Vierhapper. Galeospis grandiflora L. Auf Kornfeldern bei Oberndorf und Laufen (neu). Dr. Sauter. G. ochroleuca Lamk. ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salz- burg zu streichen. G. pubescens Bess. (neu.) Am Eingange in die Blintau bei Golling. Pichlmayer. Utricularia intermedia Hayn. (neu). Bei Trum und Seeham in der Gegend von Mattsee. Dr. Sauter. Utr. minor L. Bei Radek hinter Maria Plain in Menge. Dr. Sauter. Lysimachia thyrsifloraL. Bei Kesham an der Strasse nach Söllheim. Dr. Sauter. Anagallis tenella L. (neu). Auf Bergwiesen bei Kitzbichl und bei Saalfelden. Traunsteiner. Anarosace carnea L. Ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salzburg zu streichen. And, glacialis Schleich (neu). Am Gletscher des Hoch-Gollings und am Gries des Hafner-Eggs in Lungau. Aretia Pacheri Hausm. (neu.) Auf den höchsten Alpen von Lungau. Botan. Zeitung aus Regensburg 1855. Nr. 6. Primula longiflora All. Im Felberthal bei Mittersill in Pinzgau. Dr. Glanz. P. pubescens Rb. (neu.) Auf dem Tannengebirge. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. | 316 P.truncata Lehm, (neu.) Ober der Schwalbenwand auf der Thumers- bacherhöhe bei Zell am See in Pinzgau. Dr. Sauter. P. tyrolensis Schult. (neu.) Auf dem Tannengebirge. Mielich- hoffer. Cortusa Matthioli L. In Oderbachgraben bei Unken. Mielichhoffer. Chenopodium polispermum L. Im Nonnthale an der Alm, gegen das Weingartengut (Mertens-Schloss). Pichlmayer. Blitum capitatum L. In Lungau. Vierhapper. Rumez aquaticus L. In Wassergräben bei Kitzbichl. Traunsteiner. R. arifolius All. Auf der Tann- und Maffei-Alpe auf der Hohen Göll. Pichlmapyer. R. hydrolapathum Huds. Bei Mattsee. Dr. Sauter. R.obtusifolius L. (neu). Auf Wiesen im Nassfelde in Gastein. Dr. Sauter. R. pratensis Koch (neu.) Auf Wiesen in Pinzgau. Dr. Sauter. R.nivalisHegtschw. Aufdem Nassfelder-Tauern. Mielichhoffer. R. sanguineus L. Auf Feldern bei Ried im Innkreis in Menge. Dr. Sauter. Polygonum laxiflorum Weihe (neu). Hie und da an Wegen um Salzburg. Dr. Sauter. Thesium pratense Ehrh. Auf den Moorwiesen und der Glan am Untersberg. Dr. Glanz. Th. rostratum M. et K. Im Rosittengraben auf dem Untersberg. Pichlmayer. Buxus sempervirens L. (neu). Bei Unken am rechtee Ufer der Saale, gegenüber dem Badehaus. Schwarz. Salix bicolor Ehrh. Ist nach der Angabe des Herrn Dr. Sauter aus der Flora von Salzburg zu streichen. S. glaucaL.(neu.) Auf dem Malnitzer-Tauern. Dr. Schweinfurth. S. Lapponum L. Auf dem Kepruner - Gletscher in Pinzgau. Dr. Sauter. S. myrsinites L. Auf dem Radstadter-Tauern nicht selten. Vier- happer. S. silesiaca Willd. Auf dem Radhausberg in der Gastein. Mielich- hoffer. Betula pendula Roth (neu). Auf den Moorwiesen am Untersberg, hart an der Moosstrasse bei der Kirche. Pichlmayer. Triglochin palustre L. Auf den Moorwiesen an der Glan am Unters- berg, und auf den Moorwiesen bei Ursprung und Seekirchen. J. Hinterhuber. Potamogeton decipiens Nolte. In Wassergräben bei Bruck in Pinz- gau. Dr. Sauter. P. filiformis Pers. (neu.) In einem Sumpfe bei Abtenau. Dr. Sauter: P. gramineus L. In Wassergräben bei Bruck in Pinzgau. Dr, Sauter. P. lucens L. In Wassergräben bei Bruck in Pinzgau. Dr. Sauter. P. pectinatus L. Im Teiche von Leopoldskrone; im Mondsee, Jul. Hinterhuber, in Wassergräben bei Pinzgau, Dr. Sauter. P.rufescens Schr ad. Im Griesnersce bei Saalfelden in Pinzgau. Glanz. 317 Najas major Roth (neu). In der Umgebung von Salzburg. Wo? — Dr, Storch und Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. Lemna polyrrhiza L. In einer Quelle gegen Maria Plain bei Redel- bach (Kasham). Dr. Sauter. Sparganium natans L. In Sümpfen der Glan an Untersberg. Dr. Sauter. Orchis cordigera Fr. (neu.) An einem Alpenbache in Gastein, in einer Höhe von 5000 Fuss. Dr. Sauter. Or. coriophora L. Auf den Moorwiesen bei Glanegg an Untersberg. Vierhapper. Or. sambucina L. Auf Voralpen in Lungau, z. B. auf dem Speiereck. Dr. Sauter. Plathantera chlorantha Castor. (neu.) Auf der Maffer-Alpe und auf dem Rossfelde bei Hallein. Pichlmayer. Auf dem Kraut- huser bei Berchtesgaden. Dr. Glanz. Chamaeorchis alpina Rich. Auf der linken Seite des Maierbach- grabens auf dem Hohen Göll, sehr zahlreich. Pichlmayer. Spiranthes autumnalis Richard. Auf dem Geisberg bei Salzburg, und dem Dammberg bei Neumarkt; auch am Fusse des Heu- berges. J. Hinterhuber. Sturmia Loeselii Rb. Im Mattsee. J. Hinterhuber. Malaxzis paludosa Sw. Auf den Moorwiesen an der Glan. Dr. Sauter. Narcissus Pseudo-Nareissus L. In Gräben an der Hellbronnerstrasse bei Frohnburg J. Hinterhuber. In Gräben bei Elsbethen ober Aigen bei Salzburg. Zwanziger. Lloydia serotina Salisb. Auf dem Hohen Göll bei Hallein, unter dem Fürstenegg. Pichlmayer. Ornithogalum nutans L. (neu.) Im Parke von Aigen von Herrn Dr. Sauter nur ein Exemplar aufgefunden. Gagea Liottardi Schult. Um die Alphütten der oberen Embacher- alpe in der Fusch. Auch auf den Raurieser-Tauern und dem Spielberg. Dr. Sauter. G. minima Schult. Auf dem Raurieser-Tauern. Dr. Sauter. Scilla amoena L. (neu.) Unter dem Gebüsche in dem oberen Hof- garten von Mirabell, bei dem lebenden Theater; auch in der Waldung des Gartens der Herren Patres Kapuziner bei Salzburg. Jul. Hinterhuber. S. italica L. (neu.) Unter dem Gebüsch in den oberen Hofgarten von Mirabell, bei dem lebenden Theater, auch in der Waldung des Gartens der Herren Patres Kapuziner bei Salzburg. Jul. Hinterhuber. Allium montanum Schmidt (neu). Auf dem Schoberkopf bei Thal- gau. Vierhapper. All. oleraceumL. (neu). Aufdem Mönchberg und auf dem Kapuziner- berg, gegen die Vorstadt Stein. Dr. Sauter. 318 Tofieldia borealis Wahlb. Aufdem Brett (Hohe Göll) bei Berchtes- - gaden. Pichlmayer. Juncus alpinus Vill. Auf den Moorwiesen an der Glan am Unters- berg. Dr. Sauter. J. castaneus Sw. Auf den Hochalpen von Kamingstein. Vier- happer. J. supinus Mönch. In der Umgebung von Ried im Innkreis, Dr. Sauter. Luzula albida ß. rubella Hoppe. In der Umgebung von Gastein. Dr. Schweinfurth. L. multiflora L.j. Auf den Moorwiesen bei Glanegg am Untersberg in Menge. Dr. Sauter. L. sudetica W.(neu.) Auf den salzburgischen Kalk-Alpen in Menge. Dr. Sauter. Schoenus nigricansL. (neu.) Auf Moorgründen in Pinzgau und Lungau. Dr. Sauter. Um Salzburg. Wo? — Dr. Storch. Cladium Mariscus R. Br. (neu.) Am Thurnsee bei Reichenhall. Dr. Sauter. Scirpus radicans Schk. (neu.) An der Salzach am rechten Ufer bei Aigen. Dr. Sauter. Fimbristylis annua R. S. (neu.) Am Ufer des Sees von St. Gilgen. Dr. Sauter. Elyna spicata Schrad. Am Fusse des Kitzsteinhorns- Gletschers in Pinzgau. Dr. Sauter. Kobresia caricina W. (neu.) Auf den Gasteiner- Alpen. Dr. Schweinfurth. Auf dem Fuscher-Tauern. Spitz. Carex ampullacea Good. Um Salzburg in Sümpfen und Gräben in Menge. Dr. Sauter. C. aterrima Hoppe. Auf dem Gamskarkogel in Gastein. Zwan- ziger. C. Buxbaumä W ahlb. In Menge am Ausflusse des Seekirchner- Sees. Dr. Sauter. C. capillaris L. Auf dem Nockstein bei Salzburg und dem Torener- joch bei Hallein. Pichlmayer. C. chordorrhizo Ehrb. (neu.) Auf dem Schönramer-Moor; bei Schledorf in der Gegend von Mattsee. J. Hinterhuber. C. curoula All. Auf allen höheren Schiefer-Alpen. Dr. Sauter. C. Davalliana Sw. Auf den Moorwiesen an der Glan am Unters- berg. J. Hinterhuber. C. ericetorum Pollich. An dem Teiche im Garten von Hellbron. Dr. Sauter. C. Heleonastes Ehrh. Bei Schledorf und bei Seeham in der Gegend von Maltsee. Dr. Sauter. C. Hornschuchiana Ehrh. Allenthalben auf den Moorwiesen um Salzburg gemein. C. humilis Leyss. Auf den Nockstein bei Salzburg. Pichlmayer. C. irrigua Sm. Auf dem Radstadter-Tauern in Menge. Dr. Sauter. C. Kochiana DC. (neu). An der Alm bei Grödig. Dr. Sauter. 319 . maxima Scp. (neu.) Bei Seeham an Gräben und am Ausflusse des Seekirchner-Sees. Dr. Sauter. . mucronata All. An Mauern und Felsen vor dem Neuthor am Mönchberg in Menge. J. Hinterhuber. . Personiä Sieb. (neu.) Auf den Fuscher-Alpen. . pilulifera L. Allenthalben um Salzburg gemein. Dr. Sauter. . polyrrhyza Wallr. (neu.) An der Alm bei Leopoldskron; in Sümpfen bei Plaienfeld. Dr. Glanz. C. Pseudo-cyperus L. N In Gräben bei Salzburg. Dr. Storch, bei Kuchl. C. rupestris All. Auf dem Heiligenbluter-Tauern. Botan. Zeitung aus Regensburg. 1855. Nr. 6. ©. teretiuscula Host. (neu.) Auf sumpfigen Wiesen um Salzburg. C C er AND . tomentosa L. Auf dem Moorwiesen an der Glan am Untersberg. Dr. Glanz. . ustulata Wahlenb. Auf Alpen bei Heiligen Blut. Hoppe. Andropogon Ischaemum L. (neu.) Auf trockenen Hügeln um Salz- burg, z. B. auf den sogenannten Studenten-Berg vor dem Neu- thor. Dr. Sauter. Panicum glabrum Gaud. In Pinzgau gemein. Dr. Sauter. Setaria viridis Braun. Bei Moosham in der Gegend von Malisee. Vierhapper. Hierochloa australis R. S. (neu.) Um Salzburg in Menge. Dr. Sauter. Phleum BoehmeriW ibel. Bei Moosham, Vierhapper. In der Gegend von Braunau. Dr. Sauter. Calamagrostis glauca M. B (neu.) An dem Ufer der Salzach in Pinzgau in Menge, z, B. bei Bruck. Dr, Sauter. C. montana Host. Auf fast allen Hügeln um Salzburg gemein. Dr. Sauter. C. montana var. acutiflora Schrad. Auf dem Kapuzinerberg bei Salzburg. C. tenella Host. Ist nach Dr. Sauter aus der Flora von Salzburg zu streichen. Lasiagrostis Calamagrostis L. K. (neu.) Im Kalksande bei der Einsiedelei bei Saalfelden und am Sulzbrunnen in der Krimmel. Dr. Sauter. | Koeleria hirsuta @d. In der Krimmel und auf der Platte. Mielich- hoffer. Aira Irgge L. In Lungau auf die Alpen hinaufsteigend. Vier- happer Holeus lanatus L. Allenthalben um Salzburg in Menge. Dr. Sauter. Avena HostiüB. (neu.) Auf dem Schmittenstein. Dr. Sauter. Triodia decumbens Bess. Auf trockenem Boden um Salzburg nicht selten. Dr. Sauter. Melica eiliata L. (neu). Auf Kalkboden um Salzburg nicht selten. Dr. Sauter. 320 M. uniflora Retz. (neu.) In Wäldern der Kalkhügel um Salzburg Dr. Sauter. Poa cenisia All. Auf dem Speiereck in Lungau. Vierhapper. . P. laca Hänke. Auf höheren Schieferalpen in Pinzgau in: Menge. Dr. Sauter. | | Glyceria distans W allr. (neu.) Um Salzburg. Vierhapper. Gl. spectabilis Koch. Am Zeller-See in Pongau, Dr. Sauter. Molinia coerulea Mönch. Auf der Moorwiesen an der Glan am Untersberg. Vierhapper. Festuca Halleri All. Auf dem Churfürst. (Hohe Göll bei Hallein.) Dr. Glanz. F. heterophylia Lenk. Auf den Alpen von Pinzgau und Lungau. z. B. auf dem Ponber,. Vierhapper. Brachypodium pinnatum Beauv. Auf Kalkhügeln um Salzburg und Mittersill in Menge, steigt aber nicht auf die Alpen. Dr. Sauter. | Br. erectum Huds. In den Auen bei Maria Plain. Dr. Sauter. Salzburg, den 12. Juni 1862. —eo— Auch einige Worte über Schurs Ranunculus tuberosus. Von VietorvonJanka. Ich habe vor Kurzem Ranunculus tuberosus und R. strigulosus Schur im Herbar des Herrn Dr. Schur eingesehen. Wie bereits Herr Neilreich in Nr. 7 dieser Zeitschrift dar- gethan, stellt Schur’s Ranunculus tuberosus keineswegs die Species Lapeyrouse’s dar, über welche erstH. Timbal-Lagrave Aul- klärung gab; ich selbst erhielt von H. Timbal-Lagrave in Toulouse in den Jahren 1856 und 1860 pyrenäische Exemplare vom Lapeyrouse’schen Standorte, und habe, das Merkmal des ver- längerten Rhizoms nicht beachtend, diesen Ranunkel in meinen „Adnotationes in plantas dacicas* als identisch mit Ranunculus aureus Schl. erklärt, weil er sonst in Allem mit Exemplaren, die ich aus der Schweiz besitze, genau übereinstimmt. Wie Herr Dr. Schur noch daran zweifeln kann, dass der Ranunculus tuberosus Timbal-Lagrave’s auch der wahre R. tuberosus Lapeyrouse’s sei — nachdem, wie auch Neilreich erwähnt, Timbal-Lagrave Exemplare in Lapeyrouse’s Herbar zu vergleichen Gelegenheit hatte, bleibt geradezu unverantwortlich ! Was nun die Verschiedenheiten zwischen Ranunculus tubero- sus Schur und AR. strigulosus Schur betrifft, an denen Herr Dr. 324 Schur festhält, so sind bloss die breiteren Blattabschnitte bei ersterem in die Augen fallend. Möge übrigens Herr Schur seine beiden Ranunkeln unter- scheiden, wie er wolle, — ich kann ihn mit der Mittheilung beruhigen, dass beide schon seit 145 Jahren unterschieden und beschrieben worden sind. In den „Observations sur plusieurs plantes nouvelles rares ou critiques de la France* von Alexis Jordan, in „sixieme fragment“* (April 1847) finden sich unter andern Ranunkeln auch ein Ranunculus acris L., ein Ranunculus Frieseanus Jord. und ein Ranunculus Boraeanus Jord. beschrieben und ausführlich be- sprochen. In Jordan’s Ranunculus acris wird Herr Schur seinen AR. strigulosus erkennen: Jordan selbst citirt R. Steveni Andr. ap. Besser En. Volh. p. 22 dazu. — Ranunculus Frieseanus Jord. CR. silvaticus Fries. Nov. fl. suec. Mant. II. p. 50, non Thuil- lier. — R. lanuginosus DC. Fl. fr. 4. p. 899, non L. —) ist die Wiener-, vonSchur für R. tuberosus gehaltene Garten-Pflanze. — Beide Pflanzen sind nach Jordan in Frankreich gemein die letztere jedoch nicht in dem Masse wie die erstere. — Ranunculus Boraeanus Jord. endlich, im westlichen Frankreich heimisch, stellt jene Pflanze dar, die wir österreichischen Botaniker „Ranunculus acris“ nennen. Jordan sagt im angeführten Werke p. 20: „Ranunculus acris und R. Frieseanus haben viele Aehnlichkeit, — aber, weil ich die Gewissheit erlangte, dass ihre Unter- scheidungsmerkmale constant sind, glaubte ich sie als Species trennen zu müssen. Der erstere bildet offenbar die gemeinhin als R. acris bekannte Pflanze, denn diese Art ist nach fast allen Autoren mit einem schiefen, verlängertem Wurzelstock begabt. Die Beschreibung von R. Steveni Andr., von Besser in der Enum. Volh. p. 22 gegeben, bezieht sich vollkommen hieher und es scheint mir dieses Synonym keinem Zweifel unterworfen. Diese Art ist kenntlich durch die kleinen Früchtchen, deren Schnabel stets von der Basis an gebogen ist; die Blätter sind beinahe dreilappig, die Lappen decken sich nicht und die beiden untersten Seitenlappen stehen vom Blattstiel weit genug ab.“ „Rununculus Frieseanus unterscheidet sich von R. acris vor- züglich durch die obenzu mehr erweiterten Blumenblätter, welche bei R. acris mehr keilförmig sind. Die Fruchtschnäbel sind ganz gerade, die Blätter, im Umrisse mehr rund, haben 5 tiefere, breite Lap- pen, die sich einander mit den Rändern decken, dann gegen die Basis zusammengezogen sind, und nicht keil- förmig verlaufen; die beiden äusseren Seitenlappen decken oder neigen sich wenigstens sehr dem Blattstiele zu. Das Rhizom ist etwas derber. Die Haare, welche die Pflanze bekleiden, sind dichter und mehr abstehend, besonders gegen die Basis zu, was die Pflanze sehr leicht erkennen macht. — Dieser Umstand lässt sie oft mit R. lanuginosus verwechseln, welcher sehr verschieden ist durch Oesterr. Botan. Zeitschrif 10. Heft. 1862. 23 322 den vertikalen Wurzelstock, den von zurückgekrümmten Haaren stärker rauhhaarigen, abstehend ästigen Stengel etc. und durch den längeren, an der Spitze eingerollten Fruchtschnabel.“ Nächstens werde ich nochmals auf die angeführten und noch andere Ranunkel-Arten zu sprechen kommen. Oberdöbling bei Wien, am 3. September 1862. Der Rosudec in Ungarn. Von Carl Brancsik. Da die Silleiner Gegend in den letzten Jahren einiger Auf- merksamkeit gewürdigt wurde, so will ich auch in botanischer Hin- sicht die Fülle dieser wenig durchforschten Gegend, so weit es mir möglich, aufdecken. Oestlich von Sillein erstreckt sich ein Belirgstncken in nord- östlicher Richtung, er wird von der Waag bei Strecsno durch- brochen, wendet sich dann gegen Osten und breitet sich weit aus, indem er sich mit den Beskiden verbindet. Der am rechten Ufer der Waag liegende Theil des Gebirgs- rückens ist höher und verzweigter, so dass er viele Thäler bildet. Von allen diesen an Naturschönheiten so reichen Thälern ist aber Vratna als das schönste und reizendste zu erwähnen. Es ist ein Kessel rings von Bergen umschlossen; nur gegen Norden hat es einen Eingang, durch den sich ein schäumender Waldbach wälzt. Vor dem Eingange ist das Dorf Terhova, das zu beiden Seiten des Baches liegt. Nahe bei diesem Dorfe gelangt man an den Eingang ins Thal. Schroffe Felsen erheben sich zu beiden Seiten des Weges, der sich an dem Bache fortschlängelt. Herrlich ist es anzusehen, wie der Waldbach bald über Felsenblöcke stürzend schäumende Wasserfälle bildet, bald in Ruhe weiter fliesst und sich aus- breitet. | In seinem blauen Krystall bewegt sich die schnelle Forelle und sein erquickender Hauch nährt die Wiesen, durch die er seinen Lauf nimmt. Nicht minder beschäftigen den Geist die zerklüfteten Felsenpartien, die in wechselnden Stellungen die Phantasie erregen. An den Weg finden wir auf feuchtem Grunde: Carex Oederi und Caltha palustris. Weiter erscheint die Parnassia palustris. Auf trockenen Stellen kommen Gentiana Amarella und Euphrasia offic. nemorosa Koch vor. In den Spalten der Felsen wuchern: Aspidium viride, Asplenium Trichomanes und eine Menge Moose. Auf den Felsen, die umhergestreut liegen, schen wir Draba aizoides, Kernera sazatilis, Alsine laricifolia, Cotoneaster vulgaris Lindl., 323 Sedum album , Sempervicum hirtum, Inula ensifolia, Hieracium umbellatum, Cynanchum Vincetoxicum und Gentiana acaulis. Höber zwischen den Felsen kommen ausser den Genannlen noch vor: Erysimum odoratum Ehrh., Lunaria rediviva, Rubus saxatilis, Libanotis montana, Bellidiastrum Michelü Cass., Cir- sium pannonicum, C. Erisithales, Swertia perennis, Salvia glutinosa, Cortusa Matthioli; vor einigen Jahren fand ich sogar Sturmia Loeselii, die ich aber seitdem vergebens suchte. Auf trockenen Stellen wächst Teuerium montanum L. So schreitet man noch einige Zeit zwischen Felsenwänden, bis sich das enge Felsenthor erweitert und man ins Thal eintritt. Der Bach theilt sich; ein Theil wendet sich links, der andere bleibt in derselben Richtung, indem er durch Wiesen fortfliesst. Folgt man seinem Laufe, so erreicht man einen Maierhof; bald hinter diesem verengt sich das Thal wieder, die Wiesen verschwinden, an deren Statt Gerölle erscheint, das von Oben herabgeschwemmt worden ist. Zu beiden Seiten steht Wald. Da der Bach sich auf einen kleinen Theil seines Bettes beschränkt und nur zur Zeit des Schneeschmelzens und grosser Regengüsse mächtig in seinem Bette anschwillt, so sehen wir daselbst eine eigenthümliche Flora. Einige Flüchtlinge aus dem benachbarten Walde haben hier Wurzel gefasst und Moose überziehen stellenweise den Boden. Zwischen dem Gerölle treffen wir Aconitum Napellus L., Arabis alpina und Hut- chinsia alpina R. Br. Au den Ufern zwischen Felsen blühen Sazifraga rotundifolia und Valeriana sazatilis. Im Walde selbst finden wir Actaea spicata, Spiraea Aruncus, Cardumine Impatiens, Prenanthes purpurea und Phyteuma spicatum. Je höher man auf den kleinen Kriwan, wo der Bach entspringt, steigt, desto vielfältiger gestaltet sich die Flora. Aconitum Napellus wird häufiger, Thalictrum aquilegifolium erscheint begleitet von Geran. phaeum. In den Gebüschen blüht Stachys alpina jedoch ziemlich spärlich; häufiger ist Senecio Iyratifolius. Hier überraschen auch Potentilla aurea und die seltenere Valeriana sambucifolia, dann Soldanellaalpina, Cortusa Matthioli und zwischen Felsen Scolopendrium officinarum. Nach und nach hört der Waldwuchs auf, kaum dass den ober- sten Rücken niederes Gras bedeckt, und so den traurigen Eindruck, den ein kahler Berg macht, mildert. Schöner und reicher ist der östliche Theil. Hoch empor ragen zwei mächtige Felsenkegel, die in schroffer Starrheit gegen den Himmel blicken. Ihr Fuss ist zerklüftet und in ihren Klüften rauschen felsenbrechende Bergbäche, sich in schäumenden Wasserfällen herab- stürzend, von unerklimmbaren Felsenwänden eingeengt. Diese zwei Riesenkegel sind der kleine und der grosse Rosudec. Ihr Name „Rosudec“ wird von dem Worte „rozsut“* abgeleitet, was so viel heisst als auseinandergestreut. Ich erlaube mir aber noch meine Meinung zu erwähnen. Im Slavischen heisst „rozsudit“: trennen, scheiden; da sie nun aber die Scheide zwischen Trenchin, Arva und Thuröe bilden, so glaube ich meine Meinung gerechtfertigt. + Fee 324 Will man auf die Spitze des grossen Rosudec gelangen, so ist es ralhsam ihn von der nördlichen Seite zu besteigen, weil er vom Thale aus schwer und mit einiger Gefahr zu besteigen ist. Wenn man auf der Landstrasse, die von Terhova in die Arva führt, eine kleine Stunde geht, so kommt man an eine Er- höhung des Weges, von der an sich der Weg wieder senkt und ins Zazriva-Thal führt. Bei dieser Erhöhung nun biegt man rechts ein, auf einem Wege, der zwischen Feldern zu Häusern führt, die in einer Gruppe am Fusse des kleinen Rosudec stehen. Hier schiesst ein Bach herab, dessen Lauf nach und nach ruhiger wird; er richtet seinen Lauf nach Westen, indem er zu beiden Seiten vom Walde begrenzte Wiesen bewässert. Diese Wiesen sind stellenweise sumpfartig, und solche Stellen sind von einer Menge Scirpus compressus und von Eriophorum latifolium bedeckt. In den kleinen Baumgruppen, die die Wiesen stellenweise durchschneiden, erscheint die schöne Goodyera repens, Pyrola uniflora und P. secunda. Auch eine Menge Farren ‘breiten ihre Blätterbüschel auf den Boden aus. Eine grössere Mannigfaltigkeit der Flora bemerken wir, wenn wir in den Wald eindringen und uns der Spitze des Berges nähern. Ausser der unteren Waldflora finden wir auch andere Pflanzen. Auf Felsenblöcken wachsen Vaceinium Myrtillus und Vitis idaea, In den Spalten der Felsen blüht die zarte Campanula caespitosa und ihr zur Seite steht Tofeldia calyculata. Neben Soldanella alpina streut die Gymnadenia odoratissima ihren Wohlgeruch aus, während Dianthus saxatilis kleine Rasen bildet, zwischen denen hier und da das fleischige Sempervivum hirtum hervorragt neben Thesium alpinum, Pedicularis verticillata und Sazxifraga caesia. Auf den Ueberresten faulender Bäume blühen Epipogium Gmelini und Moehringia muscosa. Hieracium-Arten, Ranunculus aconiti- folius, Cardamine sylvatica und Gentiana asclepiadea entsprossen dem reichen Humusboden. Gelangt man nach mühsamen Steigen auf den Rücken des kleinen Rosudec, so überrascht uns eine wegartige Lichtung des Waldes, die den ganzen Rücken entlang führt, bis man an der westlichen Seite den Felsenkegel sich erheben sieht. In dem Walde, der sich bis zu den kahlen Felsenwänden hinzieht, findet man Aconi- tum Napellus, Hieracium-Arten; stellenweise auch das Cirsium Eriophorum. Auf den Felsentrümmern kriecht Gypsophila repens. Höher finden wir auf dem Rasen, der sich über die erdreicheren Stellen ausbreitet, Veronica pauciflora und V. montana, Carex fer- ruginea, Thesium alpinum und mehrere andere. Nach und nach verschwindet alle Vegetation und kahle Felsen starren nur empor. Die Mühe aber, die man sich gibt um den steilen Felsen zu ersteigen, wird reichlich belohnt durch die präch- tige Aussicht, die sich dem Auge darbietet. Die höchsten Berge der Karpaten verschwinden am fernen Horizonte in blaue Nebel, während sich in der Nähe hohe Berge schroff erheben, bald in 325 kegelförmiger Form (und diese bemerkte ich am meisten), bald in ganz unregelmässiger Form. Alle die kleineren Berge verschwin- den zu einer welligen Fläche, von der kleine Dörfer emporblicken. Von Osten wenden wir den Blick nach Süden. Hier erhebt der grosse Rosudec sein nebelgekröftes Felsenhaupt ; sein Riesenkörper verschliesst alle Aussicht. Im Norden in weiter Ferne Schlesiens Gebirge. Langsam senkt sich der Blick, um die nächste Umgebung zu betrachten. Senkrecht senkt sich der Felsen, auf dem man steht, gegen Nord und West in einen Abgrund, der von schroffen Schreck- bildern starrt; unten dehnt sich der äussere Tannenwald, rings um den Kegel herum. Noch einmal wirft man einen Blick auf die Um- gebung und tritt mit gepresster Brust den viel schwierigeren Rückweg an. Sich von Zinke zu Zinke hinablassend, erreicht man endlich den Boden und eine Zentnerlast scheint vom Herzen gefallen zu Sein. | Ueber den leicht gekrümmten Rücken, der den grossen und kleinen Rosudec vesbindet, gelangt man auf den Rasudet. Auf den Abhängen weiden Schafe und Ziegen, und friedlich begrüsst den einsamen Wanderer das Gebrüll der Kühe, während sich der Schäfer- hund mit heiserem Gebelle meldet. Nicht weit von einer Qüelle steht eine ärmliche Schäferhütte; dem hungrigen Jünger der Natur erscheint sie aber als glänzender Pallast; hofft er doch seinen rebel- lischen Magen dort zu beschwichtigen! Und er findet sich nicht getäuscht! Da setzt man ihm Käse vor und reicht man ihm der Milch labenden Trank, ausserdem ein Brod, dessen Farbe mit der Milch sehr contrastirt. Die Waldung tritt höher wieder auf, und zieht sich bis ungefähr 4300 Fuss empor. Wir treffen hier auch die untere Waldflora, doch ist sie schon mit einigen höher vorkommenden Pflanzen gemischt. Auf freieren Stellen kommt Pedicularis verticillata vor. Auf Felsen- blöcken sehen wir Draba aizoides mit ihrer Stammverwandten der Kernera saxatilis. Um die herabgestürzten Blöcke wuchern Farren- kräuter und Arabis alpina. Zwischen Gerölle blüht Hutchinsia alpina. Der Wald verschwindet beinahe plötzlich und seine Stelle nimmt die Pinus Pumilio ein. Merklich verändert sich auch die Vegetation. Der Boden ist von Moosen bedeckt. In Polstern sehen wir Saxifraga muscoides, theils auf faulem Holze, theils am Boden. In dem Pinus-Gesträuch blühen Chrysanthemum rotundifolium und Geum rivale. Neben Sazifraga rotundifolia steht noch im August blühend Primula veris. Auf nasseren Stellen glänzt Parnassia palustris. Weiter oben auf einigen Felsen treffen wir Sazifraga Aizoon und in wenigen Exemplaren Hieracium villosum. Im bunten Gemische streckt Dryas octopetala ihre niederliegenden Stämmchen aus, dazwischen die blaue Calamintha alpina und das dem Gänse- blümchen so ähnliche Bellidiastrum Michelü: In noch grösserer Höhe erstirbt die Pinus Pumilio und nur kahle gebogene Aeste ragen aus der Moosdecke hervor. Da der Berg hier steil ist, so 326 kommen dem Kletternden diese Aesle (die man Kosodre wina nennt) sehr zu Statten. Nach und nach tritt die Flora, die wir bis- jetzt beobachtet, zurück und eine andere tritt auf. Die genannten Vaeinium-Arten bedecken weithin den Boden, den Bergbesteiger zum einfachen Mahle einladend. Empetrum nigrum erscheint im Moose verwebt. Höher findet man Sazxifraga caesia, neben ihr Biscutella lae- vigata. In den Felsenspalten wächst Primula Auricula, die sonst auch tiefer hinabsteigt. Stellenweise zwischen den Felsen finden sich Epipogium Gmelini, Gymnadenia albida und G. conopsea, Del- phinium elatum, Poa alpina, eine Avena, die ich für die A. carpa- tica halte. Carex firma und €. ferruginea stehen nebeneinander, die erste mit glänzenden, breiten zurückgebogenen Blättern, ganze Polster bildend, die zweite mit schmalen, sanft herabhängenden Blättern, in einzelnen Büscheln; dazwischen das sternförmige Ge- webe der Androsace pauciflora, Bartsia alpina und die zur Erde gestreckten Stämmchen der Salix retusa, Adenostyles albifrons, Rumex scutatus, Swertia perennis und die auf den Karpaten häufige Saxifraga Wahlenbergü. Die allerhöchsten Spitzen schmücken blos unfruchtbare Carex- und Poa-Büschel. Nachdem auch diese ver- schwinden, bedeckt Cetraria nivalis die Felsen. Oedenburg, im April 1862. a ze Correspondenz. Tirnau, den 6. September 1862. In meiner Mittheilung „Eine Excursion auf dem Rohäc* österr,- bot. Zeitschrift Nr. 9 Seite 287 ist der Anfang folgendermassen zu lesen: „Wenn wir diejenige Gebirgskette der Karpaten, welche im gewöhnlichen Leben unter dem Namen „Visok&e Tatry“ (Tator-tato hor, Vater der Berge) bekannt ist, und von den Thälern Arväs bis zum Durchbruche. des Poprad sich erstreckt, näher betrachten, so sehen wir, das dieser Gebirgszweig von Biala Skala angefangen zwei Hauptgebirgsgruppen bildet,* — da die irrige Stelle auf der Seite 287, Zeile 2 und 3 aus meinem zu eben derselben Zeit in Bearbeitung stehenden Aufsatze: „Das Tatra, Fatra und Matra- Gebirge,“ herübergeschlichen ist. Ebenso ist anstatt Zubenec Seite 289, Zeile 3 von oben Zubereec, statt pleco Seite 290, Zeile 9 von oben pleso und statt Habovka Seite 291, Zeile 39, 41. 44 von oben, Seite 292 Zeile 11 und 31 von oben Hladovka zu lesen, — nicht zu verwechseln mit der auf Seite 288, Zeile 5 von unten stehenden richtigen Habovka. Nicolaus von Szontagh. Dresden, im August 1862. Die Pezizen und Sphaeriaceen, zumal die alte Gattung Sphaeria sind bis heute noch wahre chaotische Haufwerke, deren Sichtung 327 ein allseitig gefühltes Bedürfniss ist. Ich beabsichtige daher, beide, doch jede für sich, als selbstständige Sammlungen, in ähnlicher Weise wie meine „Cladoniae europaeae* zu durcharbeiten und in naltürlıchen Exemplaren vorzulegen. Sollten durch eine genügende Theilnahme die Verlagskosten zu decken sein, so soll jeder Galtung ‘“ eine genaue Beschreibung und mikroskopische Analyse, sowie jeder Species ein mikroskopisches Bild wenigstens des Sporenbaues bei- gegeben werden. Ich fordere nun hiermit auf: 1) zur Subscription auf eine oder beide der Sammlungen. Der Umfang und Preis der- selben lassen sich selbstverständlich vorher nicht genau bestimmen; doch sollte mir ein Absatz von etwa 25 Exemplaren gesichert werden, so würde die Centurie mit allen Beilagen nicht über vier Thaler zu stehen kommen. 2) zur Einlieferung von Material: Die Stärke der Auflage jeder Sammlung ist auf 100 Exemplare berechnet. Da aber die sogenannten Exemplare nicht immer genügend sind, so werden unter einer Nummer 120 Exemplare gefordert, wie es bei all meinen Sammlungen üblich ist. Jeder Sammler, der 10—20 vollzählige Nummern, — je nach der Seltenheit der Species — einliefert, erhält ein Freiexemplar einer der Sammlungen. Arten, wie Cordyceps militaris oder dgl., die meist nur einzeln aufge- funden werden, werden nach der Stückzahl mit 5—10 pCt. Zu- schlag (wiederum nach der Seltenheit) in Anrechnung gebracht. Als ganz unerlässliche Bedingung muss ich hervorheben, dass besonders die Sphaerien mit reifen Früchten gesammelt und ein- geliefert werden. Unreife Sphaerien, sowie auch veraltete, mit bereits entleerten Perithecien, sind meist gar nicht bestimmbar, somit unbrauchbar und werthlos. Von dem Zustande der Früchte kann sich ein Jeder leicht überzeugen, sobald er mit dem Messer das Perithecium durchschneidet, mit der Nadel den Fruchtkern heraushebt oder gleich das ganze Perithecium auf dem Objecten- träger in einem Tröpfchen Wasser zerquetscht, deckt und unter dem Mikroskop betrachtet. Es gehört dann sehr wenig Erfahrung dazu, um zu beurtheilen, ob die Schläuche und Sporen vollstandig entwickelt oder noch unreif sind. Ganz besonders muss ich aber davor warnen, unentwickelte blätterbewohnende Sphaeriaceen einzuliefern. Es ist mir nicht selten vorgekommen, dass man alle missfarbigen oder gefleckten Blätter sammelt und als Depazen, Sep- torien, Spilosphaerien, Phyllosticteen und dgl. einsendet. Schon bei oberflächlicher Betrachtung ergab sich, dass von einem Frucht- behälter nicht eine Spur vorhanden war, dass diese Flecken oft rein pathologischer Natur, .oft von verlassenen Fusidien, Fusarien, Peronosporen u. dgl. erzeugt waren. Zusendungen muss ich mir franco erbitten. Dr. Ludwig Rabenhorst. Müllheim in Breisgau, den 26. August 1862. Mittheilen will ich Ihnen, dass ich kürzlich das Glück halte, eine, wie ich glaube, für Deutschland neue Pflanze endeckt zu haben. Wenigstens ist sie in Koch als nur in der südwestlichen 328 Schweiz vorkommend angegeben. Ich fand nämlich am 9. August d. J. in einer Entfernung von 1'/, Stunden von hier auf einer Insel bei Neuenburg am Rhein Inula Vaillantii Vill. Frägt sich nun, ist die Pflanze hier ursprünglich wild oder ist sie der Schweiz ent- flohen? Möglich wäre das Letztere; denn in der Nähe des Thuner- Sees steht sie auf einer gewissen Stelle in Masse beisammen und so wäre dem Samen durch die Aar und den Rhein die Möglichkeit geboten gewesen zu uns herabzuschwimmen, dem Beispiel von Epilobium rosmarinifolium, Erigeron angulosus, Campanula pusilla folgend, die sich auch auf Inseln bei Neuenburg angesiedelt haben, die übrigens doch mehr nur grosse Kies- und Sandbänke sind, Die Insel, worauf die Inula steht, 1 Stunde lang und \, St. breit. ist dagegen dicht bewachsen, ‘mit Eichen, Erlen, Weiden und Iip- pophae. Auch entspricht die Lokalität und Art ihres Vorkommens vollständig jener bei Thun. In ziemlich hübscher Gesellschaft bei- sammen hält sie sich ein wenig versteckt im Gebüsch. Ob nun einkeimisch oder angeschwemmt ist hier schwer zu entscheiden. Werde aber ihr Verhalten in Zukunft beobachten. — Viele Arten meiner fast durchgängig selbst gesammelten Alpenpflanzen besitze ich in einer bedeutenden Anzahl von Exemplaren, so dass daraus noch manch’ hübsches Alpenherbar gebildet werden könnte und da ich dem Tausche aus verschiedenen Gründen entsagt habe, so biete ich von nachstehendem Verzeichniss die Centurie zu 7 Gulden rh. — 4 Thalern, Liebhabern zum Kaufe an. Die Pflanzen sind von so sehöner und guter Beschaffenheit, dass sie jede Erwartung befriedigen werden. — Atragene alpina. Thalictrum alpin. foetidum, simplex; Anemone vernal. Halleri, alpina, sulphurea, narzissiflora, baldensis. Adonis vernalis, Ranunculus rutaefolius, glacialis, glac. subsericeus, Seguieri, parnassifolius, pyrenaeus, Thora, hybridus, Villarsii. Aquilegia pyrenaica, alpina. Delphinium elatum und £. pal- matifidum. Aconitum Anthora, paniculatum, rostratum. Nuphar pumilum, Papaver alpinum alb. und aurant. Corydalis fabacea. Mat- thiola varia. Arabis saxatilis, ciliata, glabrata und ciliata hirsuta, serpillifolia, vochinensis, pumila, bellidifolia, _coerulea. Cardamine alpina, resedifolia. Dentaria enneaphyllos, digitata, polyphylla, bul- bifera. Sisymbrium strielissimum. Erysimum strietum, helvetic., lan- ceolatum. Eruca sativa. Vesicaria utriculata. Alyssum alpestre. Farsetia clypeata. Lunaria rediviva. Petrocallis pyrenaica. Draba tomentosa, frigida, Johannis, nivea, Wahlenbergii, Pacheri, muralis, confusa. Thlaspi Gaudinianum, alpinum, rotundifolium, rotundifol. corymbosum Gaud. Iberis saxatilis, pinnata. Lepidium graminifol., brevicaule, petraeum, procumbens. Calepina Corvini. Viola pinnala, lutea, calcarata, cenisia, collina. Dianthus barbatus, alrorubens, gla- cialis, monspessulanus. Saponaria lutea. Cucubalus alpinus, baceifer. Silene Saxilraga, Pumilio, Valesia, armeria, quadridentata, alpestris, acaulis peduneulata. Lychnis alpina, flos Jovis. Alsine lanceolala, laricifolia, austriaca, Gerardi, recurva, biflora, Jacquini. Siebera cher- lerioides var. ciliata. Mochringia Ponae, polygonoides. Arenaria 329 Marschlinsii, biflora. Stellaria viscida, cerastioides, Cerastium gluti- nosum , latifolium, glaciale, alpinum, Janatum. Linum montanum. Hypericum pulchrum, Coris. Acer opulifolium. Geranium macrorrhi- zum, Phaeum, lividum, aconitifolium, rotundifolium, divaricalum. Rhamnus saxatilis, alpina, pumila. Pistacia Terebinthus. Rhus Cotinus, Cytisus alpinus, sesselifolius, capilatus, purpureus, radiatus, argen- teus. Ononis hircina, natrix, rotundifolia, [ruticosa. Anthyllis monlana. Medicago orbicularis, Gerardi. Trifolium nivale, scabrum, saxatile, caespitosum. Doryenium suflruticosum. Bonjeania hirsuta. Phaca fri- gida, alpina, astragalina, australis. Oxytropis uralensis, foetida, pilosa, lapponica, eyanea. Astragalus leontinus, oroboides, onobrychis, vesi- carius, aristatus,. exscapus, monspessulanns, Coronilla minima, mon- tana. Hedysarum obscurum. Onobrychis arenaria. Vicia pisiform, lutea, cassubica, Orobus luteus. Geum reptans. Fragaria Hagen- bachiana. Potenlilla mullifida, erocea, salisburgensis, grandiflora, nivea, frigida, minima, caulescens, nitida. Sibbaldia procumbens. Alchemilla pubescens, fissa, pentaphyllea. Epilobi.m Fleischeri. Bryonia alba. Telephium Imperati. Herniaria alpina. Polycarpon tetra- phyllum. Rodiola rosea. Sempervivum Doellianum, arachnoideum, hirtum. Saxifraga Cotyledon, Vandellii, biflora, Kochii, bryoides, cuneifolia, Hirculus, exarata, stenopelala, planifolia, sedoides, Hohen- wartii, Facchini, Seguieri, controversa, bulbifera, cernua, hieracifolia. Astrantia minor, carnielica. Eryngium alpinum, amethystinum. Bunium Bulbocastanum. Bupleurum ranunculoides, stellatum, graminifol. Seseli coloratum, Hippomarathrum. Trochiscantes nodiflorus. Meum atha- manlicum. Gaya simplex. Peucedanum austriacum, verticillare. He- racleum Sphondilium stenophyllum, asperum, alpinum. Laserpitium luteolum, Siler, hirsutum. Linnea borealis. Asperula longiflora, galioi- des, tinctoria. Galium purpereum, rubrum, helveticum. Valeriana supina, Saliunca, elongata, celtica. Cenlranthus angustifolius. Cepha- laria alpina. Scabiosa longifolia, graminifolia. Adenostyles leucophylla., Homogyne sylvestris, discolor. Petasites niveus. Erigeron angulosus, Villarsii, glabratus, uniflorus. Filago minima, arvensis gallica. Gna- phalium norvegicum, carpalicum, supinum, Hoppeanum, Leontopodium. Artemisia camphorata, pedemontana, glacialıs, Mutellina, spicata, nana, valesiaca. Achillea Clavenae,. macrophylla, moschata, atrata, nana, alralo-nana, tomentosa. Anthemisalpina. Chrysanthemum alpinum, Halleri. Doronicum, Pardalianches, cordifolium. Aronicum scorpioides form. glacialis, Clusii, glaciale. Cinneraria, crispa, tenuifolia, alpestris, spalulaefolia, capiltala. Senecio rupestris, abrotanifolius, lyratifolius, carniolicus, incanus, uniflorus, Doria. Cirsium heterophyllum, sub- alpinum. Carduus Personata. Saussurea alpina, discolor. Serratula Vulpii. Rhaponticum scariosum, helenifolium. Centaurea vochinensis, Phrygia u. 2. helvelica, rhaelica, axillaris, Mureti, paniculata, maculosa. Apargia Taraxaci, crispa, incana. Taraxacum Eritrocarpum. Scor- zonera alpina, monlana. Podospermum laciniatum. Arnoseris minima. Hypochoeris glabra, helvetica. Willemetia apargioides. Chondrilla prenanthoides. Crepis incarnala, setosa, alpestris, jubata, pygmaea, 330 Jacquini, blattarioides, grandiflora, montana, hyoseridifolia. Hieracium pilosellaeforme, angustifolium, Alpicola, breviscapum, piloselloides, cymosiforme, sabinum, aurantiacum, glaucum, glabratum, villosum, valde pilosum, dentatum, Schraderi dentatum %. majus Gaud., spe- ciosum, glanduliferum, glanduliferum glabratum, alpinum, pumilum, Halleri, bıfidum Kit., pallescens- Kit., murorum alpestre, incisum, bifidum Koch, andryaloidespicetum, lanatum, Jacquini, albidum, Huteri, picroides. Phytheuma pauciflorum, humile, Sieberi, Halleri, Scheuch- zeri. Campanula exeisa, pulla, rhomboidalis, Morettiana, medium, lati- folia, cenisia, tihyrsoidea, alpina, sibirica. Azalea procumbens. Rhododendron intermedium. Pyrola chlorantha, uniflora. Lomatogo- nium carinthiacum. Swertia. Gentiana Charpenlieri, punctata, lutea, purpurea, excisa, frigida, bavarica, imbricala, prostrata, oblusifolia, glacialis, nana. Polemoninm coeruleum. Symphitum tuberosum. Onosma echioides. Cerinthe minor, alpina. Pulmonaria azurea. Eri- trichium nanum, Linaria italica. Erinus alpinus. Veronica bellidioides, alpina, fruticulosa. Paederota Bonarota, Ageria. Wulfenia carinthiaca. Orobanche Hederae. Tozzia. Pedicularis Jacquini, rostrata, reculita, asplenifolia, tuberosa, incarnata, tuberoso-incarnalta, atrorubens, ver- sicolor, comosa, rosea, foliosa. Euphrasia viscosa. Mentha Langii. Lycopus exaltatus. Calamintha grandiflora. Horminum pyrenaicum. Dracocephalum Ruyschiana. Lamium Orvala. Galeopsis versicolor. Betonica Alopecuros, hirsuta, Sideritis hyssopifolia. Scutellaria alpina. Prunella alba. Aldrovanda vesiculosa. Androsace tomentosa, helvetica, glacialis, pubescens, septemtrionalis, lactea, carnea, obtusi- .folia. Aretia Vitaliana. Primula viscosa, latifolia, integrifolia, Dyniana, longiflora, minima, glutinosa, Daonensis Leybold. Cortusa Matthioli. Soldanella Clusii. Trientalis europaea. Cyclamen hederaefolium. Anagallis tenella. Globularia nudicaulis. Statice alpina. Plantago montana holoserica, alpina, maritima, Cynops. Chenopodium Botrys. Rumex nivalis. Oxyria digyna. Polygonum alpinum. Daphne alpina, striata. Empetrum. Euphorbia Lathyris. Salix hastata, arbuscula, helvetica, glauca, caesia, myrsinites, herbacea. Betula humilis, nana. Ephedra distachya. Juniperus nana, Sabina. Pinus Cembra. Scheuch- zeria. Calla palustris. Orchis globosa, sambucina. Ophrys arachnites, apifera, alpina. Aceras anthropophora. Epipogium Gmelini. Listera cordata. Sturmia Loeselii, Corallorrhiza innata. Streptopus. Lilium bulbiferum. Lloydia. Asphodelus albus. Paradisia Liliasirum. Ornitho- galum Hugueninii. Gagea stenopelala, Liottardi. Allium victorialis. Bulbocodium vernum. Colchicum alpinum. Tofieldia glacialis, borealis. Juncus Jacquini, arclicus, filiformis, stygius, triidus, Hostii, squar- rosus. Luzula Forsteri, lutea. Cyperus glomeratus. Cladium Mariscus. Scirpus alpinus. Elyna spicata, Kobresia caricina. Carex diovica, mi- croglochin, rupestris, baldensis, curvula, incurva, foetida chordor- rhiza, lagopina, Laggeri, heleonastes, bicolor, Buxbaumii, nigra, Vahlii, irrigua, humilis, gynobasis, ornithopodioides, capillaris, ferru- ginea Scop., firma, tenuis, filiformis. Andropogon Gryllus.. Tragus racemosus. Panicum undulatifolium. Calamagrostis Halleriana. Lasi- 331 agrostis Calamagrostis. Sesleriamicrocephala, sphaerocephala, disticha. Koeleria valesiaca, hirsuta. Avena distichophylla, subspicata, Cava- nillesii, capillaris. Poa laxa. Festuca Scheuchzeri, pumila. Melica altissima. Acrostichum Marantae. Allosorus crispus. Polypodium vul- gare var. acutum, alpestre. Aspidium cristatum, rigidum, spinulosum, montanum, Braunii. Lycepodium annotinum, alpinum, helveticum. Isoetes lacustris.. Die gewöhnlichen führe ich, um den Raum zu sparen, als selbstyverständlich hier nicht an. Vulpius. Athen, im Juli 1852. Die Staphiden sind beinahe überall eingebracht und die Trock- nung ging ganz gut von statten, dabei ist die Frucht schön und zuckerreich, wenn auch minder ergiebig, als im vergangenen Jahre, ausgefallen. Auch die Feigenernte. hat begonnen und wird bald glücklich vollendet sein. Die Sommerfrüchte sind ausgezeichnet gerathen; die Olivenernte in Attika wird ein schlechtes Ergebniss liefern, da ein durch mehrere Tage anhaltender starker Nordwind die jungen Früchte abschüttelte. Ebenso fiel in Altika die Getreide- ernte sehr schlecht aus, denn es hat bereits seit acht Monaten nicht geregnet und in Folge dessen herrscht eine solche nachtheilige Trockene, dass bereits Tausende von Bäumen jeder Art verdorrt sind, während von allen. übrigen die Blätter gelb und vertrocknend herabhängen. — Athen wird nun auch durch eine französische Ge- sellschaft mit Gas beleuchtet. Die Röhrenleitung hatte grosse Schwierigkeiten verursacht und anfangs entwich eine Menge von 30—40 p. C. Gas aus den schlecht eingelegten Röhren. Da nun unsere Alleen ebenfalls mittelst Gas beleuchtet werden, so haben viele Bäume, namentlich jüngere und zartere, durch die Gasaus- strömung sehr gelitten, sie zeigen ein kränkliches Ansehen und mehrere sind bereits eingegangen. Ob das Vertrocknen von einer Anzahl achtzig Fuss hoher Bäume (Populus alba), die durch län- gere Zeit einer solcher Gasausströmung ausgesetzt waren, diesem nachtheiligen Einflusse zuzuschreiben ist, wäre noch in Frage gestellt. Landerer. Die Maispflanze und deren neueste Ver- | werthung. Mit einer Mappe zahlreicher Muster verschiedener Papiersorten aus der Maisfaser hat Hofrath v. Auer an die internationale Aus- stellung in London auch eine Denkschrift über die Verwerthung der Maispflanze gesandt, welcher wir Nachfolgendes entnehmen: Schon im vorigen ‘Jahrhundert bestanden in Italien nach Dr. Joh. Christ. Schäffer’s „Sämmtliche Papierversuche“, Regensburg, 332 1772, zwei eigene Maisstroh-Papierfabriken. Das von den Eigen- thümern angewandte Verfahren scheint jedoch nach dem Eingehen derselben verloren gegangen zu sein. Moriz Diamant aus Böhmen machte neuerdings auf die Be- deutung der Maispflanze als Surrogat für Leinenhadern aufmerksam und gab ein Verfahren zur Verwandlung des Maisfaserstoffes in Papiermasse an. Schon im Jahre 1856 überreichte derselbe dem damaligen Finanzminister Baron Bruck ein hierauf bezügliches Project. In Folge dessen wurde die kaiserliche Papierfabrik Schlögel- mühle bei Gloggnitz ermächtigt, unter Diamant’s Leitung eine Partie Maisstroh zu Papier zu verarbeiten. Die erzeugten Papiere waren in der Qualität nicht befriedigend; auch kamen die Er- zeugungskosten beträchtlich höher zu stehen, als die von Hadern- papier. In Folge dieser Resultate sah sich das Finanzministerium veranlasst, die ferneren Versuche einzustellen. Diamant suchte nun Privatunternehmer für die fabriksmässige Erzeugung von Mais- strohpapier zu gewinnen; seine diessfallsigen Bemühungen hatten aber nicht den gewünschten Erfolg, denn im Jahre 1859 wandte er sich, mit Empfehlungen aus Triest versehen, ein zweites Mal an den österreichischen Finanzminister. Auf Einrathen von Sach- verständigen, entschloss sich Baron Bruck, in der kaiserlichen Papierfabrik unter Diamant’s Leitung einen zweiten Versuch machen zu lassen. Die Fabrik stand damals schon unter Auer’s Oberleitung. Es wurden mehrere Sorten, theils Schreib-, theils Druckpapier erzeugt, die in Beziehung auf Qualität nicht vollkommen befriedigten; auch kam, trotz aller auf die Ermässigung der Erzeu- gungskosten verwendeten Sorgfalt, das Papier noch immer bedeu- tend höher zu stehen, als das Hadernpapier, so dass die Oberleitung der Fabrik die Erzeugung des Maisstrohpapiers in grösseren Massen nicht beantragen konnte. | Da die Höhe der Erzeugungskosten ihren Grund hauptsächlich in der durch den weiten Transport verursachten Vertheuerung des Rohmateriales hatte, so machte man den Vorschlag, die Fabrikation des Maisstrohpapiers in einer Gegend vorzunehmen, wo Mais in erforderlicher Menge produeirt wird. Um die Renlabilitätsfrage ihrer Lösung nälier zu führen, schlug man den Mittelweg ein, versuchs- weise eine Halbzeugfabrik zu errichten. Man ging dabei von dem Grundsatze aus, dass die Transportskosten sich namhaft ver- mindern müssten, wenn statt des Strohes, nur der zur Papiermasse geeignete Extrakt desseiben in die Ganzzeugfabrik geliefert würde. Die projektirte Halbzeugfabrik wurde zu Romän-Szt.-Mihäly bei Temesvar, wo bekanntlich die Maiskultur in grosser Ausdehnung betrieben wird, errichtet und am 6. März 1860 unter Diamant’s provisorischer Leitung eröffnet. Die Versuchszeit wurde auf ein Jahr ausgedehnt, allein noch vor Ablauf desselben wurde auf An- suchen Diamant’s die Einstellung des Betriebes und die Auf- lösung der Fabrik verfügt. Diamant ward hierauf seiner Stelle enthoben und hinterliess die Aufgabe ungelöst. Das Experiment 333 halte mehr als 30.000 fl. gekostet, die die Aerarial-Papierfabrik auf Anordnung des Ministers Baron Bruck vorgestreckt hatte. Hiermit war das erste Stadium der Maisstrohpapier-Fabrikation, insoweit die Versuche unter Diamant’s Leitung stattgefunden haben, geschlossen. An den ferneren Versuchen war Diamant nicht mehr betheiligt. Die Bemühungen der Oberleitung der Schlögel- mühler Papierfabrik, unter deren Einfluss die Experimente fort- gesetzt wurden, hatten zunächst zwei Ziele vor Augen: erstens die Erzeugungskosten zu vermindern; zweitens zu erforschen, wie die Erzeugungskosten sich gestalten würden, wenn statt des ganzen Strohes nur die den Faserstoff in vorzüglicher Güte und Feinheit enthaltenden Lischen (die Blätter, welche den Kolben umgeben) zur Papierbereitung verwendet würden. Führten diese mit Eifer fort- gesetzten Bemühungen nicht direkt zu dem gewünschten Resultat: nämlich Papier aus Maisstroh so wohlfeil zu erzeugen, wie Papier aus Hadern, so führten sie dagegen indirekt dahin, und ausserdem noch zu, einem anderen weit wichtigeren Ergebniss: der Ent- deckung eines neuen Spinn- und Webestoffes, welcher in seinen Abfällen das wohlfeile Papier verschafft. Die Genesis dieser Entdeckung ist folgende: Papier aus Mais- stroh ist Papier aus unabgenütztem Pflanzenfaserstoff. Es war also eine naheliegende Frage: Lässt sich denn die Faser der Maispflanze, ehe sie der Papiermaschine verfällt, nicht ebenso vorher ausnützen, wie die Faser des Flachses und Hanfes vorher ausgenützt wird? Mit anderen Worten: Sollte nicht auch die Maisfaser sich spinnen und weben lassen? Es kam auf einen Versuch an. Er wurde gemacht und gelang. Es zeigte sich, dass die Maisfaser sich in flachsähn- licher Gestalt durch ein sehr einfaches, wenig Apparat und Hilfstoffe erforderndes Verfahren aus der Pflanze extrahiren, wie Flachs spinnen und wie Flachsgespinnst sich verweben lässt. — So viel lässt sich jetzt schon sagen, dass die Entdeckung der Spinn- und Web- barheit der Maisfaser von grosser Tragweite ist, und dass der An- bau dieser Pflanze zu den nützlichsten Culturzweigen gehört, die es gibt, denn abgesehen von den Körnern, die an sich schon den An- bau lohnen, lässt sich die Pflanze auf die mannigfaltigste Weise ver- werthen. Bei dem zur Gewinnung des Maisflachses angewandten Ver- fahren sondern sich die Pflanzenbestandtheile in drei Theile: Faser- stoff, Mehlteig und Klebestoff. Der Faserstoff wird gesponnen und gewoben; der Nahrungsstoff, der die Eigenthümlichkeit hat, sich monatelang in freier Luft frisch zu erhalten, somit wie wenige organische Substanzen der Fäulniss zu widerstehen, liefert wohl- schmeckenden nahrhaften und gesunden Mehlteig. Alle bei dem Ex- trahiren des Faserstoffes sich ergebenden Faser- und Leim- Abfälle der Maispflanze werden zu Papier verarbeitet. Der österreichische Ausstellungs-Katalog für London (1862) in deutscher, französischer und englischer Sprache ist auf solchem Papier gedruckt, und zwar theils auf reinem Maisfaser-Papier, theils auf solchem, das aus Mais- 334 fasern, gemischt mit Leinen- oder Baumwollhadern erzeugt ist *). Es gibt somit bei der Maispflanze keine unbenützbaren Theile. Vom Kolben bis zur Fahne ist sie verwerthbar. Sie liefert in den Körnern und in dem Mehlstoff der Pflanze Nahrung für den Menschen, sie liefert Kleidung in dem Faserstoff, sie liefert Papier in dem kürzeren Faser- und Leimstofl. Hat der Faserstoff als Gewebe ausgedient, so wird er zur Hader und liefert abermals Papier. Das Merkwürdigste dabei ist die Einfachheit des Verfahrens. Der geringste Arbeiter kann mittelst einmaliger, schriftlicher oder mündlicher Belehrung die Procedur erlernen und ohne besondere Vorrichtung und ohne die geringste Auslage die Erzeugung der genannten Stoffe auf einmal auf dem Maisfelde selbst effectuiren. In Ermanglung des Holzes ersetzt ihm der untere Theil des Sten- gels den Brennstoff. Grössere Gutsbesitzer und Fabrikanten können in Dampfkesseln täglich Hunderte von Centnern erzeugen. Dem Wiener Bäcker Roman Uhl ist es schon nach den ersten, mit. dem Mais-Nahrungsstoff vorgenommenen Versuchen gelungen, unter Bei- mischung von gewöhnlichem Brotmehl ein sehr wohlschmeckendes Brot daraus zu bereiten. Noch ist zu bemerken, dass der aus den Maiskolbenblättern gewonnene Nahrungsstoff Brot gibt, welches von Allen, die es genossen, vortrefllich befunden wurde, und dass es allen Anforderungen, die an ein gesundes schmackhaftes Brot gemacht werden können, entspreche. Bäckermeister Uhl hat ver- schiedene Mischungsverhältnisse versucht; er ist bis auf 50, ja sogar 75°, Maisteig zu Weizenmehl gegangen, und hat brauchbares Brot erhalten. Doch hat sich herausgestellt, dass das Verhältniss 1/, Maisteig zu %/, Weizenmehl oder Roggenmehl das Zweck- mässigste sei. — Wir müssen ausdrücklich bemerken, dass hier nicht von dem Nahrungsstoff die Rede ist, welchen das Maiskorn enthält, sondern von demjenigen, den die Maiskolbenblätter geben. Es liegt im Interesse der Landwirthe, diese Erfindung nicht aus den Augen zu lassen, denn es gibt Fälle, wo der Erfinder sein Patent nicht ausnützt. Wäre diess nun hier der. Fall, so ginge die erhöhte Verwerthung der Maiskultur für die Landwirthschaft ver- loren, wenn sich unter den Landwirihen nicht Energie und Kapital genug fände, um eine Erfindung, welche mit 100.000 Druckbogen beim ersten Auftreten beginnt, zu einer gangbaren Industrie zu machen. | — 0 — Personalnotizen. — Samuel von Brassay’s Portrait nebst dessen Biographie brachte die in Pest erscheinende Zeitschrift „Orszäg tükre* ım ihrer 16. Nummer. *) Es sind für 8000 Exemplare über 100.000 Druckbogen nöthig gewesen. Red. 335 — Friedrich Veselsky, Oberlandesgerichtsrath in Prag, ist als Landesgerichts- Präsident nach Kuttenberg in Böhmen über- siedelt. — Direktor Theodor von Heldreich hat Karlsbad bereits verlassen und ist nach Athen zurückgekehrt. — Nach einem Schreiben von Werner Munzinger aus El Obeid, der Hauptstadt von Kordofan, vom 23. Juni 1862, der es sich im Verein mit seinem Begleiter Th. Kinzelbach auf's Beste hat angelegen sein lassen, glaubwürdige Nachrichten über das Schicksal Vogels zu erhalten, scheint es leider unzweifelhaft, dass Dr. Vogel nicht mehr am Leben, sondern in Borgu wahrscheinlich in den ersten Tagen des Mai 1856 ermordet worden ist. — Dr. M. N. Blytt, Director des botanischen Gartens in Christiania, starb am 26. Juli in einem Alter von 73 Jahren. — Dr. Heinrich Bronn, Professor an der Universität Heidel- berg, der Ueberseizer von Dar win’s Werk über die Entstehung der Arten, ist am 5. Juli gestorben, nachdem er ein Alter von 62 Jahren erreicht halte, — Victor von Janka weilt seit Mitte August in Wien und wird im Laufe dieses Monates nach Grosswardein sich begeben. — Dr. Eduard Schwarz, Corvettenarzt und Mitglied der Novara-Expedition, ist den 22. September in Wien an der Lungen- tuberkulose gestorben. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k, k. zoolog.-botanischen Ge- sellschaft am 6. August sprach A. Tomaschek über die Flora von Lem!erg und schilderte die einzelnen Faktoren, welche auf den Charakter derselben hervorragenden Einfluss nehmen. — Dr. H. W. Reichardt legte einen von Schulzer von Müggen- burg eingesendeten Aufsatz vor, welcher Bemerkungen über ver- schiedene Pilze enthält. Unter diesen Notizen ist namentlich eine ‚über den Lactarius piperatus hervorzuheben. Dieser Schwamm ist nicht nur nicht giftig, sondern wird sogar von den Rumänen jedem andern Pilze vorgezogen. — Dr. Reissek berichtete über die letzte Reise des Dr. Kotschy und zunächst über dessen in Gesellschaft mit Prof. Dr. Unger auf Cypern unternommene Ausflüge, namentlich auf den Troodos. Ende Mai trennte sich Dr. Kotschy von Dr. Unger, der die Rückreise antrat, während Kotschy den Amanus besuchen. wollte. Leider gestatteten es die Verhältnisse nicht, in diese Gegenden vorzudringen, so dass Dr. Kotschy, ohne sie besucht zu haben, umkehren musste. — Dr. H. W. Reichardt legte schliesslich Exemplare des Polystichum rigidum vor, welchen Farn er auf der Heukuppe der Raxalpe entdeckt hat. I 334 — Die Blumenausstellung am 3.—9. Sept. in Wien. — Zu einer Zeit, in welcher die äussere Natur bereits im Absterben begriffen, und wo die Blumenfreunde von den mannigfaltigsten Reizen des freien Landes gesätligt sind, kann eine noch so reich- haltige Sammlung hinter trüben Fenstern keine solche Empfänglich- keit bewirken, wie zur Zeit des Wiedererwachens alles Lebendigen im Frühlinge. Wenn daher die Leiter der Gartenbau - Gesellschaft gegen diese Einflüsse und gegen manche andere Schwierigkeit den- noch ankämpften , so gebührt ihnen hiefür alle Anerkennung, und den Dank des Publikums verdienen jene, welche demselben ihre mühsam erzogenen Gewächse vorstellen. Im Ganzen waren an Pflanzen 1949 Hauptnummern in einer sehr grossen Anzahl von Varietäten und Formen ausgestellt, zu welchen Hr. Rudolf Abel beinahe Y, und Fr. Ludwig Abel über '/% geliefert hatten. Ein Fortschritt war weder im Vergleiche mit früheren Jahren noch mit der heurigen Frühjahrsausstelluug wahrzunehmen. Am meisten fielen die modernen Begonien und Coleus in die Augen. Die Balsaminen, Verbenen, Heliotropien, Celosien, Petunien, Levkojen und Phlox zeichneten sich weder durch auffallend neue Spielarten noch durch Ueppigkeit aus. Die Georginen und Astern fielen durch ihre bunte Menge auf; Eriken und Calceolarien waren unansehnlich und nicht an ihrer Zeit. Wer die Pelargonien und die Chrysanthemen frü- herer Jahre, oder die Farren in Schönbrunn gesehen hat, konnte die gegenwärligen nur wenig beachten. Interessant war eine Yucca (?) glaucescens des Hrn. K. v. Fernkorn mit ihrem hohen blühenden Schafte. Unter den Bouqueis waren, mit Rücksicht auf den Modegeschmack, mehrere tellerarlige Handbouquets recht zier- lich; einem grossen Rosenbouquelte fehlte die ästhetische Zier- lichheit.. Von Obst und Küchengewächsen waren verhältnissmässig nur kleine Partien vorhanden. Nahe an 100 Sorten Fisolen hatte Hr. C. Krüger in Liebenau eingesendet. Die Artischocken des Hrn. Zlabinger waren üppig, und eine ziemliche Anzahl von fruchtiragenden Obstbäumchen in Geschirren sehr ansprechend. Kürbisse, Zuckermelonen, Gurken waren nicht genügend vertreten, Diessmal war nur Ein fleissig gearbeiteter Plan eines Parkes aus- gestellt: Im Programm war für Garlen- und Parkpläne kein Preis ausgesetzt: sie sind aber für Kunstsinn, Geschmack und Gärtner- bildung nicht weniger wichtig, als ein Bouquet, oder als das Arrangement eines Blumentisches. Von Gartenwerkzeugen war nur eine kleine Zahl bekannter Formen vorhanden. Aus der grossen Anzahl von liberal vertheilten Preisen war zu entnehmen, wie sehr die Gesellschaft bemüht ist, Leben und Interesse für die ästhetische und ökonomische Gartenpflanzen-Kultur zu wecken; es wäre daher wünschenswerth und für jeden Garlenbesitzer und Gärtner ehren- voll, nicht so schr ein eigenes materielles Interesse anzufordern, als vielmehr aus Liebe zur Vervollkommnung einer sinnerhebenden Blumenkultur, und zur Vermehrung des Tafelvergnügens thätig mil- zuwirken! i 337 | — Der Universität München hat ein Ungenannter ein Kapital von 5000 Gulden zur Stiftung eines Stipendiums für einen Priester, der sich den Naturwissenschaften widmen will, geschenkt. — An der Herstellung des Parkes im Prater, welcher im Monate Mai kommenden Jahres als Thiergarten eröffnet werden soll, wird bereits mit vielem Eifer gearbeitet und mit Hilfe eines zahlreichen Arbeiter-Personales hat ein grosser Theil des Parkes bereits jene Umgestaltungen erhalten, die ihn für seinen künftigen Zweck geeigneter machen sollen, Zur Unterbringung allerlei Wasser- geflügels wurden zwei umfangreiche Teiche gegraben, über denen sich ein Bau aus Drahigitiern erheben wird, um die Flucht der daselbst unterzubringenden verschiedenartigen Wasservögel zu ver- hindern. Der Wasserbedarf für .diese Teiche, sowie für den inmitten des Parks errichteten Springbrunnen wird aus dem Donaukanale gedeckt und die Wasserleitungen für die beiden Teiche werden soeben gelegt, während für den Springbrunnen das Wasserreservoir bereits hergestellt ist. Im Frühjahre soll auch das Terrain, auf welchem sich das Gasthaus „zum Schüttel“ befindet, sowie ein in der Nähe gelegener Zimmerwerksplatz noch in den Umfang des Thiergartens einbezogen werden. — In einer Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin, am 14. Juni, sprach Dr. Barth über die durch Gustav Mann ausgeführte Besteigung des über 10.000° hohen Clarence Peak auf Fernando Po. Der Reisende sammelte bei dieser Gelegen- heit 45 Pflanzenarten, von denen viele mit den gleichnamigen abes- synischen identisch sind, Den aus dieser Thatsache gezogenen Schluss, dass von Abessynien aus eine Gebirgskette quer durch den Erdball hinlaufe, bezeichnete der Vortragende als unbegründet. ——mssı a — — Literarisches. — In dem jüngst erschienenen Werke „Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in Griechenland und in den jonischen Inseln von Dr. Fr. Unger“ wird pag. 112 und 113 ausser der von J. Juratzka bereits im XI. Bande (p. 414) der Abhandl. der k. k. zoolog. - botanischen Gesellschaft (Siehe Jahr- gang XI. dieser Zeitschrift p. 411) beschriebenen Neckera turgida noch eine zweite neue Neckera, wie folgt beschrieben: „Neckera cephalonica Jur. et Ung. Laxe caespitans, mollis, pallide lutes- cenli-viridis. Caules secundarii flaccidi flexuosi plerumque dichotome divisi, parce irregulariter pinnatim ramulosi, ramulis inaequalibus, hinc inde elongatis flagelliformibus. Folia assymmeirica nitida com- pressa, valde divergentia, modice undulata, oblonga et oblongo- lanceolata, brevius longiusve acuminata vel acuminato -apiculata, superne minute serrulata acumine ipso saepe flexuoso grosse den- Oesterr. Botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1862. 24 338 tata, basi uno latere inflexa, altero margine revoluta, obsolete bicostala, inferne lineari-superne rhomboideo -areolata. Flores dioici, feminei in ramis sat copiosi sed raro fertiles. Perichaetium capsulam subaequans, foliis exterioribus e medio patulis, internis erectis vel subsecundis, elongato -lanceolatis longe acuminatis, costa obsoleta bifurca inaequali vel nulla. Capsula ovali-oblonga pallide ferruginea. Peristomii externi dentes lineari - lanceolati integri apice conglutinati inferne dense superne remote arliculati pallidi, linea divisuriali aegre conspicua; interni processus externis breviores in membrana basilari angustissima obsolete carinata positi. Plantae masculae, calyptra et operculum desunt. Species elegans, magnitudine fere Neckerae pennatae, inflorescentia dioica et theca immersa ab omnibus europaeis distincta. Ad truncos arbo- rum vetustorum in monte nigro Cephaloniae.* — Von Theoder von Heldreich ist in Leipzig erschienen: „Die Nutzpflanzen Griechenlands. Mit besonderer Berücksichtigung der neugriechischen und pelasgischen Vulgarnamen.* Diese Schrift enthält eine gedrängte, nach Endlicher’s Genera plantarum syste- matische Zusammenstellung aller Nutzgewächse Griechenlands, sowohl der wildwachsenden als der im Grössern gebauten; nebst interes- santen Angaben über ihr Vorkommen, ihren Anbau, ihre Verwen- dung u. s. w. Von besonderer Wichtigkeit dabei ist die Rücksicht- nahme auf die neugriechischen und albanesischen Vulgarnamen der angeführten Pflanzen. Ein deutsches und lateinisches Register, dann ein griechisches und endlich ein pelasgisches erhöhen den Werth und die Brauchbarkeit des Buches, dessen Inhalt durchaus als das Resultat persönlicher Forschungen des Autors zu betrachten ist. — In der zweiten Abtheilung des Jahrganges 1861 der Schriften der königl. physikalisch - ökonomischen Gesellschaft in Königsberg finden sich an Beiträgen botanischen Inhaltes vor: „Ueber die Verbreitung einiger Holzpflanzen in der Provinz Preussen.“ Von Dr. C. J. v. Klinggräff. Weiters „Ueber Bildung und Entstehung von Humus und Festlegung des fliegenden Dünen- sandes durch Stereonema Chthonoblastus Al. Br.* Von Dr. Klins- mann. So wie die Felsen mit den niedrigsten Algen und Flechten zuerst bekleidet werden, so werden die Dünen durch eine der niedrigsten Formation angehörende Alge, der Sandalge, Hornalge bekleidet, welche Klinsmann schon im Jahre 1826 beobachtet hat. — Der V. Band (1860 und 1861) der Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Pressburg: enthält unter anderen: „Die Kryoblasien der Eperieser Flora“, von Prof. Friedr. Haszlinszky. Fortsetzung eines früheren Aufsatzes im IV. Bande. — „Die Flechten, Algen und Moose der Presburger Flora“, von Joh. v. Bolla. — „Die phan. Pflanzen von Koronezö und dessen Umgebung*, von Franz Ebenhöch. — „Beobachtungen auf einer im Jahre 1859 unternommenen Bereisung des Tätra Gebirges und der Liptauer Alpen“, von Dr. 3. F. Krzisch. 339 0 Der Jahresbericht der Wetterauer : Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau 1860/61, enthält von J. Ross- mann einige Nachträge zu dem Verzeichnisse der Wetterauer Algen von G. Theobald in den Jahresberichten der Wett. Ges. 1851— 1853, | — In Dr. Netwald’s „Hall und seine Jodquelle* findet sich eine interessante Schilderung der pflanzengeographischen Verhält- nisse von Hall, verfasst von Dr. Reissek, dem geistreichen Beob- achter der Vegetation in ihren Beziehungen zur landschaftlichen Physiognomie. — Die erste Lieferung von J. D.Hooker und Bentham’s „Genera plantarum“* ist in London erschienen. — W. Preyer und Dr. F. Zirkel „Reise nach Island im Sommer 1860“, erschienen in Leipzig, enthält auch eine Aufzählung von Island’s Gefässpflanzen nebsi einem Verzeichniss der Nutz- und Zierpflanzen der Insel, sowie von den Namen der Pflanzen, die als dort einheimische bezeichnet werden, aber keine Autorität auffinden liessen. — Von Hooker’s „Species Filicum* ist die 14. Lieferung und von Moore’s „Index Filicum“ die 17. und 18. Lieferung erschienen. — Dem „Nomenclator fungorum“* von Streinz wird in Nr. 34 der botanischen Zeitung mit vollem Rechte der Vorwurf gemacht, dass er sehr Vieles aus der neueren geschweige der neuesten Literatur erst nachträglich in einem beigefügten Supple- ment enthalte, wodurch man nun genöthigt ist, jeden Namen an zwei Stellen zu suchen und dass er trotzdem keine annähernde Vollständigkeit erreicht habe. Irren wir nicht, so dürfte dieser Vorwurf den unverdrossenen Zusammensteller des Nomenclator nur theilweise treffen, ja im Gegentheile an die Adresse einer andern kryptogamischen Grösse zu richten sein, die bei Abfassung des Werkes zu Gevatter gestanden sein soll, — „Führer ins Reich der deutschen Pflanzen“ von Dr. Moritz Willkomm. — Erster Halbband, Leipzig bei Hermann Mendels- sohn. 1862, Pag. 1—286. — Der unausgesetzi Ihätige Verfasser, aus dessen Feder erst vor Kurzem ein Prodromus einer Flora von Spanien erschien, überrascht uns jetzt mit einem äusserst zweck- mässigen Werke, in welchem derselbe sich die Aufgabe stellt „eine leicht verständliche Anweisung, die in Deutschland wild wachsenden “und häufig angebauten Gefässpflanzen schnell und sicher zu bestimmen“ zu geben. Wie man schon nach diesem einen Theile urtheilen kann, hat der emsige Herr Verfasser dieser vorgefassten Idee voll- kommen entsprochen. — Dieses Werk wird sowohl Laien als Ein- geweihte durchweg befriedigen und wir haben schon lange gleich- sam den Mangel eines derartigen Compendium’s, wie wir uns das- selbe kurzweg zu bezeichnen erlauben, gefühlt. — Als Einleitung gibt der Verfasser einige Erklärungen über das Wesen der Pflanze selbst und über die Theile, aus deren sie besteht. Hierauf folgt 2%: 340 eine „alphabetische Aufzählung der erklärungsbedürftigen Kunst- ausdrücke“; sodann wird der Begriff von Art und Gattung, von Systemkunde und Pflanzenbeschreibung auseinandergesetzt. Es findet sich eine Uebersicht der Klassen des Linne&’schen Systems gegeben. — Durch die sich hier anschliessende kurze Anleitung zum Gebrauche dieses Buches oder zum Bestimmen von Pflanzen können sich An- fänger mit der analytischen Bestimmungs-Methode vertraut machen. Der Schluss der Einleitung enthält auch Daten zur Anlegung eines Herbars, sowie zur Instandhaltung eines solchen. Nun folgt die Tabelle zum Bestimmen der Gattungen, indem der Anordnung der- selben das System des Verfassers selbst, das derselbe vor vielen Jahren bereits publicirte, zu Grunde gelegt wird. Beinahe jede Seite enthält zahlreiche Holzschnitte von einzelnen Pflanzenorganen, sehr gut ausgeführt, den betreffenden Stellen des Textes beigezogen. Von page. 145 an beginnen die Tabellen zum Bestimmen der Arten. Der Halbband enthält die Kryptogamen, und von den Phanerogamen die Monocotyledonen und mehrere Familien der Dicotyledonen, — Noch sind 7 lithographirte Tafeln beigegeben, welche die Erklärung der verschiedenen botanischen Kunstausdrücke, die Terminologie, versinnlichen. — Die Ausstattung kann man nur sehr nett nennen, wie überhaupt alle vom Verfasser bisher erschienenen Publikationen. Indem wir der baldigen Erscheinung des zweiten Halbbandes mit Spannung entgegensehen, sind wir überzeugt, dass das Werk bald jene Verbreitung finden wird, die es im vollen Masse im Kreise der Lernenden als auch der Lehrenden verdient. = Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Richter in Pressburg mit Pflanzen aus Ungarn und Russland. — Von Herrn v. Uechtritz in Breslau nit Pflanzen aus Tirol und Schlesien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Georges und Dr. Hess in Gotha, Keck in Aistersheim, Kloeber in Brody und Hohmaier in Wien. Herr V. v. Janka wünscht lIsoötes lacustris aus Böhmen in möglichst vielen Exemplaren und von verschiedenen Standorten zu erhalten und bietet dagegen siebenbürgische Pflanzen an. Mittheilungen. — Ueber die Heilkraft von Bellis perennis bei Husten, Lungen- und Halsschwindsucht sagt von. Zedlitz im Volksblatt für Stadt und Land 1862 Nr. 3. Man koche 6 Büschel Gänseblümchen mit 3 Esslöffel Honig und zwei Tassen Wasser 20 Minuten lang und geniesse sodann von der daraus gewonnenen Flüssigkeit alle Morgen nüchtern einen Esslöffel voll, wenn man von einem der 341 oben bemerkten Uebel befallen wird, und meist wird man schon binnen 4 Wochen den günstigsten Erfolg erzielen. -— Ueber die Cichorienwurzel als Surrogat für den Kaffee, von welchem in Deutschland allein jährlich 120000 Centner consumirt werden, theilte Siewert in einer Sitzung des naturw. Vereines in Halle mit, dass 3 bis 4 Tassen des Infusums von gerösteter Cichorienwurzel mit nüchternem Magen getrunken Uebelkeit, Ekel, Sodbrennen, Appetitlosizkeit, sauren Geschmack im Munde, Schwindel, Brechreiz und Stuhlverstopfung erzeugen, daher von diesem Genusse entschieden abzurathen ist. — Das persische Insektenpulver. welches bekanntlich aus den Blüthen von Pyrethrum carneum und roseum besteht, verdankt nach den Untersuchungen des Professors Koch in Berlin seine Wirksamkeit ausschliess- lich dem Pollen, welcher, was eine Seltenheit im Pflanzenreiche ist, der Trägeı jenes starkriechenden den Insekten so verderblichen Stoffes ist. — Der Thee aus Japan beginnt ein bedeutender Handelsartikel zu werden. Die Japanesen dörren ihren Thee an der Sonne, wodurch er den grössten Theil seines Aroma’s einbüsst und daher auch bis jetzt im Handel nicht verlangt wurde. Nachdem sich aber ergeben, dass der chinesische und der japanische Strauch einer Art angehören, so haben Europäer mehrere mit der Theebereitung und Röstung vertraute Chinesen nach Japan kommen lassen, und im vorigen Jahre sind bereits 500000 Pfund verschifft worden. — Deutschlands Hopfenbau erstreckt sich über das Gebiet der oberen Donau, des oberen Main, der oberen und mittleren Elbe, der unteren Weser und fast den ganzen Lauf der Oder. Im Donaugebiete sind es die Gegenden am Iller, bei Memmingen, an der Isar, von München bis Landhut am Inn, bei Wasserburg, an der Donau selbst von Ingolstadt bis Regensburg. Im Maingebiete ist die Gegend der Rezat mit ihren Seitenflüsschen, besonders der Aisch und Pegnitz, im Rezatthal selber von Windsbach über Spalt, Erlangen bis unterhalb Forchheim; im Elbegebiet ist besonders das Egerthal, die Gegend von Saaz bebaut; dann an den nördlichen Abdachungen des Erzgebirges, an der Elbe und Mulde, bei Schandau, Wurzen, Zwickau. Im Wesergebiet ist die Gegend von Braunschweig, die Ocker mit ihren Nebenflüssen die einzige. An der Oder aber wächst er von Schlesien b’s nach Pommern, wie auch an der unteren Warthe und Netze. In Schlesien wird er in der Gegend von Liegnitz, bei Wahlstadt, Jauer, Goldberg gebaut, doch jztzt weniger als früher; in Pommern ist er auch unbedeutend; dagegen an der Warthe und Netze, besonders in der Gegend von Neutomysl nimmt der Hopfenbau einen ausserordentlichen Aufschwung. Für den Handel liefern am meisten Bayern, Böhmen, Braunschweig, Posen; ersteres jährlich an 80.000, letzteres 15— 20.000 Ctr. Bayern liefert den kräftigsten Hopfen, Böhmen dagrgen feineren; vom Neutomysler soll das Bier nach 3 Wochen schon brauchbar und versendungsfähig sein. (L. Z. f. ©.) — Weinbau in Australien. Wie in den wärmeren Landstrichen von (Jueensland und Neu-Südwales das Zuckerrohr und ganz besonders die Baumwollenstaude nach und nach Eingang finden, so schenkt man in den gemässigten Gegenden des Südens mehr und mehr dem Weinbau Aufmerk- samkeit. Der meiste und beste Wein wird in der Kolonie Südaustralien gewonnen, und seitdem man dort durch eine sorgsame Auswahl der Wein- sorten für die verschiedenen- Arten des Bodens und der Lage, sowie durch Erfahrungen in der Behandlung des Produkts eine zunehmende Besserung der Qualität zu erzielen gelernt hat, breiten sich die Weinpflanzungen rasch aus. Während sich die Zabl der mit Wein bepflanzten Aecker in den 6 Jahren von 1848 bie 1854 nur verdoppelte, hat sie sich in den folgenden 6 Jahren verachtfacht, denn sie betrug im Jahre 1848 219'1% Acres, im Jahre 1854 409 Acres und im Jahre 1860 3180, Acres. Im Jahre 1860 zählte man 3,783.086 Weinstöcke, 751.734 mehr als im Vorjahre, darunter trug die Hälfte noch nicht, was die eifrige Nachpflanzung junger Stöcke bekundete. Der Ertrag belief sich im Jahre 1860 auf 182.087 Gallonen (a 6 Flaschen) Wein und 342 23.398 Tonnen nicht‘ zu Wein verwendeter Trauben: Die Grafschaft Adelaide allein produzirte 138.334, die Grafschaft Light 28.824 Gallonen; aber wenn auch diese Grafschaften gegenwärtig die grössten (Juantitäten liefern, so beschränkt sich doch der Weinbau keineswegs auf einzelne Lokalitäten, sondern er ist fast über al.e Distrikte Südaustraliens verbreitet, ebenso wie der Weizenbau, und noch einer bedeutenden Entwicklung fähig. Es wird behauptet, dass die besseren Sorten Südaustraliens dem Kapwein wveit vorzuziehen seien und in Victoria hofft man zuversichtlich, mit der dort gezogenen Shiras- oder Hermitage- Traube dem Portwein, wenigstens dem sogenannten Romaneiro oder Burgunder- Port, Konkurrenz machen zu können. — Die „Schles. landw. Zeitung“ bringt Folgendes nach dem „London Journal:“ Zweihundert Pfund Erde wurden in einem Öfen getrocknet und nachher in ein grosses irdenes Gefäss gethan ; die Erde wurde datn mit Regen- wasser angefeuchtet und ein Weidenbaum von 5 enel. Pfund Gewicht hineinge- setzt. Während eines Zeitraumes von 5 Jahren wurde die Erde sorgfältig. mit Regenwasser oder mit reinem Wasser bewässert; die Weide wuchs und gedieh ; damit aber die Erde nicht mit neuer Erde vermischt oder Staub durch den Wind darauf geblasen werde, wurde dieselbe mit einer Metallplatte bedeckt, welche mit vielen kleinen Löchern versehen war, die nur der Luft den freien Zutritt gestatteten. Nachdem der Baum in dieser Erde 5 Jahre gewachsen war, wurde er herausgenommen, und man fand, dass er A409 Pfund und ungefähr 3 Unzen wog; hierbei wurden die Blätter, welche jeden Herbst von dem Baume fielen, nicht mitgerechnet. Darauf wurde die Erde aus dem Gefässe entfernt, wieder in dem Ofen getrocknet und dann gewogen; man entdeckte, dass sie nur 2 Unzen ihres ursprünglichen Gewichtes verloren habe, So war es klar, dass 104 Pfund Holz oder Holzfaser, Rinde und Wurzeln erzeugt worden waren, aber woraus? — Ein vegetabilischer Bimsstein hat sich im vorigen Herbste nach dem Brande einer Haferfeime von 110 Schock in der Nähe des Dorfes Ober- hässlich in Sachsen gebildet. Der vulkanische Bimsstein besteht aus Kali und Kieselsäure; gleiche Stoffe enthält jene poröse Masse, welche sich aus der Asche des durch die Gluth verzehrten Getreides erzeugt hat. Eine Schichte dieses schlackenartigen Gesteines bedeckte nach dem Brande Y, Elle hoch die Stelle, wo die Feime gestanden. Zwischen dem Boden des Feldes und der Bimsstein- decke befand sich noch eine dünne Schichte von halbverbrannten Stroh und Körnern, so dass diese Masse nichts von dem fetten Lehmboden in sich auf- nehmen konnte. — Ein Instrument zur Fertigung von sehr dünnen Schnitten von Pflanzen- uud Thiersubstanzen zu mikroskopischen Untersuchungen haben Robin und Collin der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgelegt. Das Instru- ment besteht aus einer festen Basis zur Unterstützung einer Säule, in welcher ein Stab durch eine Mikrometerschraube auf und ab bewegt werden kann, um das zu zerschneidende Object einem Tischchen zuzuführen, welches mit einer Vorrichtung versehen ist, durch welche ein äusserst dünnes nachgiebiges Messer bewegt wird, mit dem man Scheiben von Yoo Millim. Dicke schneiden kann. — Eine Erfindung, aus Kohlen oder Kohlengas Alkohol zu erzeugen, wurde von einem jungen Chemiker Cotelle zu St. Quentin in Frankreich gemacht. Bedeutende Summen sollen dem Erfinder bereits für die Ausnützung seines Patentes angeboten worden sein. Derselbe hat sich bereit erklärt, den von ihm erzeugten Spiritus um ein Drittel des gewöhnlichen Preises zu geben, — Eine italienisch-englische Gesellschaft beabsichtigt die Baumwollen- kultur in Italien einzuführen, und sie hegt die Hoffnung, jährlich %Y, bis 3 Millionen Ballen ernten zu können, ein Erträgniss, welches ungefähr . die Hälfte der Ernte in den vereinigten Staaten und zwei Drittel der gesammten Ausfuhr Amerika’s erreicht. f — Sarracenia purpurea empfiehlt Dr. Morris in Halifax als ein speci- fisches Mittel gegen die Blattern, indem 12 Stunden nach eingenommenem Mittel 343 alle Symptome dieser Krankheit verschwinden. Impfstoff in einen Aufguss der Pflanze gethan, verliert alsbald seine Impfkraft. — Aus dein Ardon-Moor bei Laon ist dem Journ. de l’Aisne zufolge ein Champignon eingeliefert worden, dessen Hut bei 10 Zoll Dieke und 13 Zoll Breite einen Umfang von 33 Zoll hatte und beinahe 5 Pfund wog. — Boussingault hat laut seiner der Academie der Wissenschaften gemachten Mittheilung die Entdeckung gemacht, dass das Gas, welches bis nun Stickstoff zu sein schien, zum grössten Theile aus Kohlenstoffoxyd und aus einem kleinen Theile doppeltkollenstoflhaltigen Wasserstoffgases besteht. Nach den auf Grurd der Entdeckungen von Priestley, Bonnet und Ingen-Houtz festgestellten Ansichten entnehmen die Pflanzen ihren Kohlenstoff der Kohlen- säure der Luft, indem sie an diese Luft ein gleiches Volumen an Sauerstoff abgeben. Die Thiere, welche sich von Pflanzen nähren und den Sauerstoff aus der Luft einathmen, athmen Kohlensäure aus, welche sich in die athmosphärische Luft mengt, um von da zur Vegetation zurückzukehren, und so währt diese kreislaufartige Bewegung der Materie ewig. Doch war das Phänomen bis jetzt nicht hinreichend in allen seinen Details durchstudirt worden, in dem Sinne nämlich, dass man das Verhältniss nicht genau kannte zwischen dem Volumen des von den Pflanzen ausgeschiedenen Sauerstoffes und jenem des zersetzten kohlensauren Gases. Experimente von Saussure moclten wohl zulassen, dass zu gleicher Zeit mit einer Fixirung von Sauerstoff durch die Pflanzen vielleicht ein Freiwerden von Stickstoff stattfand. Mehrere berühmte Chemiker fanden bei .wiederholten Experimenten bezüglich der Zersetzung der Kohlensäure durch die grünen Theile der Pflanze unter Einwirkung des Sonnenlichtes ein Freiwerden von Stickstoff. Boussingault beschäftigte sich zu wiederholten Malen mit dieser Frage. Der berühmte Agronom und Chemiker hat endlich alle Schwierigkeiten des Gegenstandes überwunden und zugleich eine neue, ebenso unerwartete als wichtige Thatsache constatirt. Es wurden von ibm mit 25 verschiedenen unter Wasser gestellten und der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzten Pflanzenarten Experimente vorgenommen, deren Resultate waren, dass im Durchschnitte 100 Kohlensäure 97.2 Sauer- stoffgas, und 100 Sauerstofigas 1.11 Stickstoffgas gegeben haben. Boussingault zieht folgenden Schluss: Die Blätter würden also während der Zersetzung der Kohlensäure nicht Stickstoffgas, sondern mit Sauerstoffgas, Kohlenstoffoxydgas und doppelt -kohlenstoffhaltiges Wasserstoffgas von sich geben. Das Licht scheint unumgänglich nothwendig zur Entwickelung dieser brennbaren Gase, da dieselben bei Versuchen ohne Einwirkung des Sonnenlichtes, nicht gefunden wurden. Mit anderen Worten: Diese Gase sind zuverlässig Begleiter des Sauer- stoffes, deren Erscheinen die Sonne besiimint, wenn sie eine unter mitKohlen- säure geschwängertes Wasser gesetzte Pflanze beleuchtet. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass die Blätter aller Pflanzen, und ganz gewiss, dass die Blätter der Wasserpflanzen, indem sie Sauerstoffgas von sich geben, welches die Atmosphäre verbessert, auch eines der tödtlichsten Gase, die man kennt, Kohlenstoffoxyd ausströmen,. Liegt nicht die Vermuthung nahe, dass das Aus- strömen dieses schädlichen Gases die Ursache der Ungesundheit sumpfiger Gegenden bilde? Das Kohlenstoffoxyd ist sehr brennbar, es ist leichter als die Luft und der Stickstoff, und ein Hundertstel davon in einer Atmosphäre reicht hin, um sie für Thiere tödtlich zu machen. — An einer Mauer, in der ganzen Länge des Parks von Fontainebleau zieht sich auf einer erhöhten Terrasse ein Weinspalier hin, an welchen man in gewöhnlichen Jahren 6000-7000 Pfund Trauben — chasselas — erutet, von denen die schönsten in den Herbstmonaten auf die kaiserliche Tafel kommen. Alle sonst Fontaineblau genannte und zum Verkauf ausgebotene Trauben kommen aus dem Dorfe Thumery, in welchem jedes Haus ein mit Trauben. bedecktes Spalier trägt; alle Strassen daselbst sind Weingärten, und es dürfte sich im ganzen Dorfe schwerlich eine Stelle von einem Fuss breit finden, au der man nicht Trauben sähe. Das Dorf sendet jede Woche 5000—6000 Körbe dieser 344 herrlichen Trauben nach Paris, wo sie bisweilen mit Gold aufgewogen werden. — Botanische Gärten gibt es inBaiern drei, an dea Universi- täten zu München, Würzburg und Erlangen. Jener zu Regensburg wird vom, dortigen botanischen Verein und aus städtischen Mitteln unterhalten. — Aus vergleichenden Versuchen, welche mit verschiedenen Arten Pyrethrum und Anthemis, besonders mit Anthemis Cotula, angestellt wurden, ergab sich, dass das Pulver des Blüthenköpfchens der letzteren Pflanze eben solche insektentödtende Eigenschaften besitzt, als das persische Insektenpulver des Handels. Seine Wirkung steht in einem gleichen Verhältnisse zu seiner frischen und guten Beschaffenheit. Seine Wirkung gegen ‚Warzen, Flöhe, Fliegen bestätigt sich, sie ist aber Null gegen den Getreidewurm und verschie- dene andere Raupen, Die Ameisen werden davon nicht beunruhigt, indess haben sie dennoch einige Male ihre Nester, in welche das Pulver eingeblasen wurde, verlassen. Die Blattläuse wiederstehen am wenigsten. Die Wirkung dieses Pulvers, auf damit besetzte Stachelbeersträucher und Pfirsichbäumchen gestreut oder geblasen, ist ausser allem Zweifel. Berichtigung. Wir. ersuchen Seite 282 Zeile 14 von oben statt „Fumaria ofieinalis“ zu lesen „Fumariae ofieinales“, dann Seite 283 Zeile 20 von unten statt „FE. muralis Jord.“ zu lesen „F. muralis Sond.“, dann Seite 2834 Zeile 14 von oben ‚statt „F. ternuiflora* zu lesen „F. tenuiflora“, endlich Seite 28% Zeile von 20 von oben statt: „Fumarien beobachtet‘ zu lesen „Fumarien lebend beobachtet.“ Inserate. Verkäufliches Herbarium. Ein grosses Herbarium besteliend aus 40 Fascikeln schön getrockneter Pflanzen, zumeist aus dem Gebiete der mitteleuropäischen Flora ist um den Preis von 350 Gulden zu verkaufen. Das Herbarium zählt ungefähr 6000 Species mit einer sehr grossen Anzahl von Doubletten, darunter die seltensten Alpen- und Dalmatier-Pflanzen, auch ist es besonders durch die hübsche äussere Aus- stattung und durch die streng systematische Anordnung nach Endlicher, höheren Lehranstalten zu empfehlen. Nähere Auskunft ertheilt die Redaktion dieser Zeitschrift. Zwischenverkäufern gibt der Eigenthümer eine entsprechende Provision. Die Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 4861 an mit colorirten in Ergland von W. Fitch angefertigten Abbildungen. kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gerold, Druck von ©. Veberreuter, Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift - 4 die frei durch die Post be- che Botanik und Botaniker, een Gosehdie Range den Ersten jeden Monats. N r blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe (Gärtner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzle, (reden. N.331. Wien) mit5 11.25 kr. Oest. W. zu pränumeriren. (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N®: 11 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N} Buchhandlungen. NY Y XH. Jahrgang. WIEN. November 1862. INHALT: Neue Pflanzenarten. Von Dr. Wawra. — Verzeichniss quarnerischer Pflanzen. Von Peter. — Reise nach Tirol und Kärnthen. Von Vulpius. — ITaula squarrosa. Von Pittoni. — Versammlung deutscher Naturforscher. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktien. Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregattenarzt. AITI. Platystachys *) geniculata. Panicula oblonga disticha, spicigera, spicarum rhachi fracti flexa, bractea lute vaginanti acuminatissima fulcrata, bracteis floralibus flore triplo brevioribus, ovatis emarginatis. Flores di- stichi, calyce spiraliter torto, petalis longe unguiculatis linearibus, calycem duplo superantibus, filamentis 3 petalis oppositis basi alata bisgquamata adnatis, alternantibus liberis, exalatis. Ovarium liberum. Capsula membrana chartacea ex unguibus accretis orta lawe velata ; semina erecta funiculo brevi fulta, processu filiformi in fibrillas deliquescente superata. *) Ein durchgreifendes Unterscheidunesmerkmal für die Gattungen Vriesea und Platystachys wird sich wohl kaum herstellen lassen. Von den drei von uns gesammelten hieher gehörigen Arten stellte ich die erste zu Platystachys, weil die Schuppen am Schafte blattartig sind, was nach Oesterr. Botan Zeitschrift. 11. Heft. 1862. 25 346 Petropolis in praecipitüs saxosis nudis Superpendennbus: Planta 1, orgyalis, rigida. Folia —. .. . Scapus — . Paniculae rami distichi, simplices Reg pedales, putentes, purpurei, usque ad '/; altitudinem nudi digiti crassitie teretes, inter flores fractiflexi, subgradranguli striati et sensim attenuati. Bracteae ramos fulerantes semiamplexicaules, 6 —8 pollicares, e basi ovata —3'/, pollicari 2—2'/, pollices lata concava purpurea subito productae in acumen 4—5 poll. longum lineamque latum, reclinatum, plerumque glaucesceniem. Florum bracteae pollicares, late ovatae, concavae, coriaceae, striatae, flavae, basi tumidula marginibusque purpurascentes, obtusae vel emarginato - bifidae, bructea supra basin rhachidis solitaria erecta, acuta. Flores exacte distichi, alterni, '/, poll. ab invicem remoti, patentes, plerumque 20 in quovis ramo sesiles. Caly& semper et in fructificatione spira- liter tortus, bracteas subduplo superans, foliolis '/ poll. latis coriaceis, extimo margine intenerito undululatis, obtusis. extus fla- vidis intus viscidis et non raro materia viscida undique tectis. Petala in flore nubili calycem duplo superantia, modice palentia, longe unguiculata; lamina ?2 lin. lata, apice concava et subacuta, aurantiaca et subtiliter striata, basi constricta et tumidula, in deflo- rutione funiforme contorta; ungue calyris longitudine subangustato, hyalino nec striato, in fructificatione accerescente, Staminum 3 pe- talis opposita basi alata cum üs connala, ala pollicem ceirciter longa, extimo margine libera, apice libero bipartita, lobis bilineari- bus obtusis; tria alternantia exalata, libera, basi occulta in cana- liculo alae margine libero cum unguis margine formato; filamentis filiformibus compressis, tortis, calyce sublongioribus, antheris Ya poll. longis angustis, basi affixis inversis, basi subintegris, obtusis, re connectivo cyaneo? loculis flavis *” ). + Beer diese Gattung von Vriesea kennzeichnen soll; die beiden auderr. zu Vriesea, weil (wenigstens bei Vr. bituminosa) der Fruchtknoten entschie- den hälbunterständig ist; es scheint aber in der Familie der Bromeliaceen ein halbunterständiger Fruchtknoten durchaus keinen Gattungsunterschied zu begründen. Bei der Grundart dieser Gattung, der Vriesea speciosa Lindl. (bot. mag. t. 4382) ist der Fruchtknoten entschieden oberständig; wäre der halbunterständige Fruchtknoten ein massgebendes Merkmal, so müsste diese Art, und alle von Gaudichaud |. c. abgebildeten und mit aus- gezeichneten Analysen versehenen Vrieseen aus dieser Gattung gestrichen werden, was mit Rücksicht auf die übrigen hieher gezählten Ärten mit halbunterständiz en Fruchtknoten durchaus nicht gerechtfertigt erscheint. *) Leider konnte wegen des unzugänglichen Standortes nicht die ganze Pflanze eingesammelt werden; nur mit grosser Mühe waren einige Blüthen- äste zu erreichen. Die fehlenden Theile beschreibt Herr Maly folgender- massen: Blätter klafterhoch, an der Basis 4 Zoll breit am Rande gezähnt. Der fast bis zur Mitte ungetheilte Schaft mit eng anliegenden (nicht blattartigen) Schuppen bekleidet. (Die Schuppen zwischen den Rispen- ästen sind. den Stützblättern der Aeste vollkommen ähnlich.) **) In der nicht vollkommen entfalteten Blüthe sind die Verhältnisse der Blüthentheile ganz andere, Der Nagel ist sehr kurz, an der Basıs 347 Ovarium superum annulo hypogyno cinctum , ovato - cylin- dricum, in stylum sensim productum; Stylus filiformis triqueter, petalis longior, cyaneus?; stigma trilobum. Orula in loculorum angulo interno funiculis brevissimis affixa, erecta. Capsula caly- cis foliola contorta penetrans easque '/; superans, unguibus accretis in membranam fuscum. pellucidam nitentem, fragilemque laxe velata, oblonga cuspidata, trisulcata et irregulariter striata, extus nigra, opaca, intus brunea, splendens, ab apice ad basin usque ad placentarum insertionem septicide dehiscens. Semina copiosissima, erecta, inferiora sessilia, superiora funiculo lineari fulta '/; poll. longa, linealia, fusca et superata processu pollicari apice torto demum in fibrillas e cellulis elonyatis uniseriatis, apice 1—2 gibbo- sis consistentes deliquescente. Unsere Pflanze steht der Vriesea gigantea Gaud. (Voy. Bonite t. 70) am nächsten. Die Form der Bracteen, die zwischen den Rispenästen nackte Rhachis (der V. gigantea) und die Länge der Blumenblätter, Rispenbracteen und Rispenäste unterscheiden beide hinlänglich von einander. ÄAÄIF. Vriesea bitluminosa. Folia pauca, spithamea, semilunari-emarginata. Scapus (3 pedalis) infra squamis late ovatis obtectus, supra in rhachin flori- feram abiens. Flores exacte distichi, sessiles, patenti-reflext, materia viscosa et oleosa? bitumen redolente inundati; bracteis reflexis latissime ovatis fulerati; bracteis supremis sterilibus. Culyeis foliola bracteam duplo superantia, petaula longe unguieu- lata laminis suborbicularibus, patentibus, defloratis cum antheris styloque in massam deformem pulposan coactis, unguibus calyeis longtludine, in fructificatione in membranas capsulam laxe velantes excrescentibus; Stamina petalis subbreviora, 3 opposita basi alata, ala medio et marginibus revolutis petalis adnata, apice bifurca, 3 alternantia libera. Stylus staminibus brevior, stigma.... Ova- rium semünferum. Capsula calycem subduplo superans. Semina funiculo longo in comam deliquescente sustenta, cylindrica, pro- cessu loriformi superata. Ilheos pseudoparasitica ramis insidens. Folia pauca membranacea, ovato-lanceolata, 6—7 pollicariu, basi 2 poll. lata, sursum parum attenuata, obtusissima, semilunari mit 2 Schuppen (die späteren Lappen des Flügelendes) versehen, und die zu dieser Zeit noch sehr kurzen Filamente sind alle frei. Die lamina des Blumenblattes und die Antheren sind vollkommen ausgebildet. Mit der Entialtung der Blüthe wächst plötzlich die Insertionsstelle des Blumen- blattes und des opponirten Filaments, zu einem langen Nagel aus, bildet an der früheren Basis des Filaments die beschriebenen Nectarien, und das Filament selbst erscheint bis zu dieser Stelle mit dem Blumenblattnagel verwachsen. Während der Fruchtbilaung wachsen die sehr zarten Nägel zu starken breiten Kapselhüllen aus, eine höchst auffallende Veränderung, deren Verfolgung an lebenden Pflanzen von besonderem Interesse wäre. 2.4 Yon 348 emarginata, mueronulo bilineari ornata margine a basi usque ad 2 poll. alt. scarioso undulata, integerrima extus ima basi badio- fusca, medio flavo viridia, apice macula semilunari purpureo-fusca insigniter notata; Scapus rigidus 4—5 pedalis pollicem fere cras- sus, in triente inferiore squamis sparsis, adpressis, omnino amplexi- caulibus, sesquipollicarib:s, acutis, fusco rubentibus obtectus, a squama suprema (bractea sterili) semiamplexicauli, reliquis an- gustiore in rhachin floriferam insigniter striatam abiens. Flores eracte distichi alternantes, sessiles, unius cujusque lateris pollicem ab inricem remoti, 2'/, poll. longi, patenti-reflexi, bracteis reflexis, coriaceis, subpollicaribus lattissime ovatis, acutis con- cavris margine membranaceo undulatis cum floribus materia viscosa et oleosa? bitumen redolente inundati, bracteis 6 —S sammis reliquis angustioribus sterilibus. Calycis foliola spira- liter torta, bractearum compagis, eos duplo superantes, ovato- lanceolata, '/ poll. lata, acuta. Petala longe unguiculata ungui- bus calyei inclusis, 4 lin. fere latis, in fructificatione accrescentibus, laminis patentibus. suborbicularibus, pollicaribus, integris, voncavis, cyaneis, defloratis marcescentibus et cum antheris styloque in glebam deformem visco irrigatam condepstis. Stamina 6, tria opposıta basi alata, ala bifurca, cum lobis \/, poll. longis acutis sesquipol- licem fere longa, medio et marginibus revolutis petalis adnata, sacculis 2 hoc modo ortis usque ad petali basin penetrantibus, meliferis? tria alternantia libera, filamentis unguis I .ngitudine, filiformibus, compressis, antheris crassiusculis, petali laminae sub- brevioribus, inversis, dorso prope basin affixis, basi et apice sub- integris, obtusis, connectivo cyaneo? succulis fulvis? Ovarium semünferım annulo perigyno carnosulo cinctum, 3 lin. longum, basi subdilatatim, eylindricum et in stylum fiıformem {riquetrum staminibus breviorem sensim productum, triloculare, ovulis nume- rosissimis, funiculis longis angulo centrali affızis, eylindricis, apice caudatis; stigma trilobum....”). Capsula calycem apertum "/z superans, unguibus in membranas chartaceas pellucidos fuscas fragilesque excretis laxe velata, lignosa, nigra, 6 sulcata, trivalvis, ab apice ad basin septicide deniscens, intus brunea. nitida. Semina rufu, funiculo in inferioribus 1/, — in superioribus 1 pollicari stricto, capillari compresso sustenta, clavato-linearia 2 lin. longa, teretia aut trigona (?) striatula et minute tuberculata, caudicula loriformi 3 lineari superata, epispermio cum funiculo demum in fibrillas sublente fortissima tuberculosas deliquescente. Dieses stattliche Gewächs kommt der von Beer (Brom. 81) beschriebenen Platystachys viridiflora am nächsten, sie unlerschei- det sich von ihr durch die kurzen ausgerandeten Blätter, durch die zurückgeschlagenen Blüthen und durch die kreisrunden Blumen- blätter. Merkwürdig ist an dieser Pflanze das massenhafte Vor- *) Ich konnte den Griffel ‚bis zur Anlage einer Dreitheilung verfolgen, die wahrscheinlich sehr weichen Narbenlappen waren ganz destruirt. 349 handensein einer schwarzen schmierigen (Gummi) und einer öligen ? Substanz, welche die ganze Aehre einhüllt. AV. Vriesea curinata. Folia basibus ovatis in bulbi speciem conferta, linearti-lan- ceoluta. Scapus folia subduplo superans squamis adpressis obtectus ; flores dictichi in spicam densissimam oratam agregatis, bracteis imbricatis carinatis foti — (in specimine nostro nondum evolutt). Calyeis foliola torta, petala is breviora basi bisquamata. Stamina (eo tempore) omnia libera, antheris inversis, crassiusculis. Stylus antheris sublongior, stigma trilobum. Ovarium triloculare, ovults in loculorum angulo interno numerosissimis. Petropolis in arborum truneis parasilica. Folia conferta, vaginis usque ad 2 poll. dilatatis ovatis bul- bum late obovatum efformantia, dein contracta in laminam 5—6 poll. longam 8"! latum lineari lanceolatam, subulato-acuminatam , inte- gerrima, basi punctulis immersis dilute purpurea, supra alliaceo- glauca opaca, infra pallido subnitida. Scapus pedalis, pennae corvinae crassitie, subflexuosus, teres, bracteis sparsis amplecten- tibus, adpressis, 10—15 lin. longis , pollicem ab invicem remotis, acutis, inferioribus foliorum compagis et colore, superioribus tene- rioribus basiimpurpurascentibus obtectus. Spica disticha, camplanata, ovate 2 poll. longa plus quam pollicem lata. Flores rhacheos angulatae et flexuosae dentibus insidentes, bracteis complicatis, contiguis erecto patentibus, 15 lin. longis 4 lin. latis, apicem versus manifeste carinatis, obtusis, apice incurvis, viridi-flavis basi et mar- gine purpurascentibus foti, in specimine nostro haud evoluti. Calyeis foliola apice spiraliter torta 12—14 lin. longa, subcoriacea, ınarginibus teneriora ima basi fusca excepta straminea, extus striatula intus levigata et viscidula. Petala semipollicaria 2 lin. lata, obtusa, marginibus involuta, basi antice auriculis 2 obtuse trigonis munita. Stamina 6 id temporis omnia libera, petalis in- clusa, antheris crassiusculis, inversis, dorso prope basin affıwis, basi fissis, apice subintegris, obtusis, flavis, filamentis antheris sub- duplo brevioribus, auricularum longitudine, apice subdilutatıs. Ovarium 2 lin. longum, cylindricum, striatum in stylum triquetrum tortum, antheris sublongiorem sensim produclum, triloculare; stigma trilobum lobis inconspicue 2—3 lobulatis, intus papillosis. Ovula angulo interno affixe, numerosissima. Leider sind die Blüthen an dem vorliegenden Exemplar dieser überaus zierlichen Pflanze nochnicht vollkommen entwickelt, doch lässt der Bau der Vorhandenen auf eine echten Vriesea schliessen, welche der Platystachys ancepsBeer (Fillandria anceps Lodd. bot. cab. t. 771) ähnlich ist. Die geraden nicht überhängenden, an der Unter- seite nicht kleiigen Blätter, und der verhälinissmässig sehr lange Schaft unserer Pflanze mögen vorläufig hinreichen, beide von ein- ander zu unterscheiden. Wien, den 15. Oktober 1862. —tr 2597 I Verzeichniss der auf einer Reise nach den quarnerischen Inseln gesammelten Gefäss-Pflauzen. Von Carl Petter. Monte Spaccato bei Triest. 16. April 1862. Ceterach officinarum Willd., sehr Hippocrepis comosa L. häufig auf alten Mauern. Carex alpestris All. Fritillaria montana Hoppe, m zahlloser Menge auf der Nord- SEue- Nareissus radüflorus Salisb., in zahlloser Menge auf der Nord- seite. Asparagus acutifolius L. Ostrya carpinifolia Scop. Aristolochia pallida W illd. Leontodon sazatilis Reich. Paeonia peregrina Mill., überall am Karst und auf der Nordseite des Berges. Helleborus dumetorum W.K., sehr häufig. Scoglio: St. Cattarina bei Rovigno. Während eines Aufenthaltes gesammeit: Asphodelus ramosus L. Hedypnois tubaeformis Tenore. Rhagadiolus edulis Gärtn. Sherardia arvensis L. Cynoglossum cheirifolium L. Verbascum phoeniceum L. Scandix Pecten veneris L. Tordylium apulum L. Pola. Allium neapolitanum Cyrillo, verwildert am Wege nach St. Andrea unter Gebüschen. Asphodelus luteus L., verwildert am Wege nach St. Andrea unter Gebüschen. Prunus Laurocerasus L., verwil- dert am Wege nach St. Andrea unter Gebüschen. Cercis Stliquastrum L., Andrea. Centranthus ruber DC., bei San Bortolo (Reichard!t). Euphorbia Wulfenü Hoppe, an der Eisenbahn bei Triest. bei St. 17. April 1862. von wenigen Minuten wurde Anemone hortensis L. sehr häufig. Euphorbia pinea L. Spartium junceum L. Medicago maculata W illd. Vicia grandiflora Scop. - Lathyrus Cicera L. sehr häufig. Trifolium stellatum L. 17 April 1862. Die kurze Rast des Dampfschiffes liess nur Zeit während der Besichtigung der Arena zu sammeln: Parietaria diffusa Mk. Linaria Cymbalaria Mill. Lussin piccolo. Asplenium Adianthum nigrum L. bei Zigale. Corydalis acaulis Pers. 18. bis 25. April. Avena filifolia Lag., sehr häufig unter Oelbäumen, Carex gynomane Bertol. glauca var. eryihrostachis Hoppe, häufig in Felsenspalten. Carex divisa Huds., bei Zigale (Reichardit). Juncus maritimus Lam. Asphodelus ramosus L. Smilax aspera L. Tamus communis L. Ophrys Bertolonü Moretti. atrata Lindl., sehr häufig. apifera Huds. cornutaSteven,selten bei Lussin grande, und an der Süd- spitze der Insel. Agave americana L., auf Stein- mauern. Ruscus aculeatus L. Posidonia Caulini König, an seichten Siellen des Meeres bei Lussin pic. und Zigale. Arum italicum Mill. häufig. Phoenix dactylifera L. in Lussin grande. Juniperus Oxycedrus L. phoenicea L. Quercus Suber L., Südspitze der Insel. Celtis australis L. in Lussin grande. Theligonum Cynocrambe L., schr häufig auf Steinmauern. Parietaria diffusa M. K. Salicornia fruticosa L. Aristolochia rotunda L. Cytinus Hypoeistis L. häufig. Valerianella eriocarpa Desv., in Weingärten. Stafice cancellata Bernh. Rhagadiolus edulis Gärntn. Calendula arvensis L. Picridium vulgare Desf. Urospermum pieroides Desf. Daleschampi Desf. Crepis bulbosa Tausch, grasige Plätze. Carduus pycnocephalus Jacgq. Anthemis arvensis L. Leontodon sawatilis Reichb. —— 3dl Gnaphalium angustifolium L. Rubia peregrina L. Vaillantia muralis L. Viburnum Tinus L. Phillyrea media L. Olea europaea L. Salvia clandestina L. offieinalis L. Stachys arvensis L., grasige Plätze bei Zigale. Sideritis romana L. Ajuga genevensis L. Chamaepitys Schreb. Mieromeria Juliana Bernh. Prasium majus L. Cynoglossum cheirifolium L. Vitex Aynus castus L. Scrophularia peregrina L. canina L. Hyoscyamus albus L., bei Lussin grande. Cyclamen repandum Sibth., sehr häufig zwischen den Stein- mauern. Erica arborea L., Südspitze der Insel. Arbutus UnedoL. Tordylium apulum L. Ecballion Elaterium Rich. Ranunculus parviflorus L. velutinus Tenore. Fumaria capreolata L. Arabis hirsuta Scop. Aethionema sawatile R. Br. Cistus salvifolius L., sehr häufig. eillosus L. Herniaria glabra L. Ce: astium semidecandum L. Silene. sedoides Jacq., Meeres- strand. Sagina maritima Don., strand. Rhamnus Alaternus, Südspilze der Insel. Euphorbia peploides Gouan. helioscopia L. exigua L. fragifera Jan. —— Meeres- —— — 352 Pistacia Lentiscus L., der Insel. Terebinthus L. Erodium malacoides Willd. Linum angustifolium Huds., gra- sige Plätze bei Zigale. Myrthus communis L. Poterium Sanguisorba L. Lotus ornithopodioides L. Bonjeania hirsuta Reichb. Hippocrepis comosa L. Coronilla cretica L. Sansego. Equisetum ramosum Schleich, sehr häufig Avena fatua L. hirsuta Roth. Dactylis glomerata L. Arundo Donaz L. Poa bulbosa L. Hordeum murinum L. Schoenus nigricans L. Asphodelus ramosus L. Muscari comosum M ill. racemosum Mill. Possidonia Caulini König, in Porto Subschansky (Reich.) Urospermum picroides Desf. Daleschampi D esf. Senecio vulgaris L. Calendula arvensis L. Picridium vulgare L. Crepis bulbosa Tausch zwischen den Häusern sehr häufig. Rubia peregrina L. Cyclamen repandum Sibth. Anagallis arvensis L. Veronica arvensis L. Myosotis hispida S chl. Canidole piceolo. Arundo Donax L. Narcissus Tazetta L. sehr häufig. Passerina hirsuta L. Vaillantia muralis L. Südspitze Anthyllis Vulneraria var. rubri- flora Sturm. Vieia gracilis Loisl. villosa var. glabrescens Roth. Medicago maculata W illd. Trifolium stellatum L., sehr RE subterraneum L. Lathyrus Cicera L. setifolius L. Aphaca L. —— 19. April 1862. Convolvulus althaeoides L. var. tenuissimus Koch, sehr häufig. Euphorbia peploides Gouan. Hedera Helix L. Eryngium campestre L. Crithmum maritimum L. Geranium pusillum L. Erodium cicutarium L’Herit. Sinapis arvensis L. Cakile maritima Scop. Diplotaxis tenuifolia DC. Draba verna L. Fumaria agraria Lag. Lotus edulis L. selten. ornithopodioides L. cytisoides L. am Meeres- strande. Coronilla Emerus L. sehr häufig. Medicago littoralis Rhode. tribuloides Lam. häufig. lupulina L. minima Lam. var. molissima Sprengl. Vicia sativa L. — angustifolia Roth. — peregrina L. 19. April 1862. Cerastium semidecandrum L. Euphorbia Ciparissias L. Lotus cytisoides L. Zabodaoschi. Anthoxzanthum odoratum L. Ornithogalum collinum Koch. Asparagus acutifolius L. Salicornia fruticosa L. Parietaria diffusa M.K. Passerina hirsuta L., massenhaft. Cynanchum fuscatum Link., mas- senhaft. Canidole grande. Arundo Donaz L. Schoenus nigriransL.. sehr häufig. Asparagus acutifolius L. officinalis L. Passerina hirsuta L. Salicornia fruticosa L. Cynanchum fuscatum Link. Euphorbia Myrsinites L. fragifera Jan. Picridium vulgare Desf. Inula crithmoides L. —— 22. Equisetum ramosum Schleich., sehr häufig im Sande. Poa bulbosa L. Anthoxanthum odoratum L. Dactylis glomerata L. Ornithogalum collinum Koch. Muscari comosum L. sehr häufig. Asparagus acutifolius L. Ophrys atrata Lindl. Bertolonü Moretti, sehr häufig, besonders auf der West- seite der Insel. Hier wurde auch eine sehr schöne Varietät dieser Ophrys gefunden mit: grünem, blassroth überlaufenem oberen Perigonzipfel, und braun- gelber Honiglippe. Ruscus aculeatus L. Smilax aspera L. Tamus communis L. Possidonia Caulini König, in Porto Poglie (Reichardt). Juniperus phoenicea L. Unie. 19. April 1862. Juniperus phoenicea L. Euphorbia peploides Gouan. Thymus Serpyllum L. Cerastium semidecandrumL. Geranium molle L. columbinum L. Fumaria agraria Lag. 22. April 1862. Gnaphalium angustifolium D C. Statice cancellata Bernh. Onosma montanum Sibth. Marrubium candidissimumL. Vaillantia muralis L. Crithmum maritimum L. Silene inflata L. Anthyllis Vulneraria var. rubri- flora Lam. Lotus cytisoides L, April 1862. Juniperus OxycedrusL. Quercus llex L. Letztere drei auf der Westseite mit Pistacia Lentiscus, Erica arborea und Tamus communis fast undurchdringliche Gebüsche bildend. Passerina hirsuta L., bei grossen Bucht auf der westseite sehr häufig. Aristolochia Clematitis L. Plantago maritima L. Valerianella eriocarpa Desv. Crepis bulbosa Tausch. vesicariaL., ziemlich häufig. Hypochoeris glabra L., ziemlich häufig. Sonchus asper V ill. Picridium vulgure Desf. Urospermum Daleschampi Desf. — picroides Desf. Carduus nutans L. Senecio vulgaris L. der Süd- _— 354 Rhagadiolus stellatus Gärtn. edulis Gärtn. Viburnum Tinus L. Vaillantia muralis L. Sherardia arvensis L. Phillyrea media L. Salvia clandestina L. pratensis L. Thymus Serpyllum L. Marrubium candidissimum L. Onosma montanum Sibth. Myosotis intermedia Link. Convolvulus arvensis L. althaeoides L. var. tenuis- sima Koch. Veronica arvensis L. praecox L. Verbascum phoeniceum L. Trixago latifolia Reich., sehr häufig unter Gebüsch auf der Ostseite. Anagallis arvensis var. phoeni- cea Lam. arvensis var. caerulea Schreb. Erica arborea L. Arbutus Unedo L. Scandix australis L., sehr häufig. Crithmum maritimum L. Tordylium apulum L. Anemone hortensis L. Ranunculus parviflorus L. Arabis hirsuta L. ’ Sisymbrium Thalianum Gaud. Sinapis arvensis L. Draba verna L. Vesicaria sinuata Poir. Alyssum montanum L. Aethionema sasatile R. Br. Capsella Bursa pastoris Mönch. Reseda lutea L. —— — Tersorca. Avena hirsuta Roth. Bromus racemosus L. Poa bulbosa L. Arum italicum Mill. Asparagus acutifolius L. Herniaria glabra L. Cerastium semidecandrum L. Sagina maritima Don. Silene inflata Smith. Malva syiestris L., häufig. Paliurus aculeatus Lam. Euphorbia fragifera Jan. Cyparissias L. helioscopia L. — peploides Gouan. Myrsinites L. Mercurialis annua L. Pistacia Lentiscus L. Ruta divaricata Tenore. Erodium ceicutarium L’Herit. Geranium columbinum L. molle L. Robertianum L. Linum angustifolium L. Poterium Sanguisorba L. Spartium junceum L. Astragalus argenteus Bertol. Wulfenü Koch. Melilotus dentata Pers. Anthyllis Vulneraria var. rubri- flora Sturm. Medicago tribuloides Lam. prostrata Jacq. — maculata Willd. Lotus cytisoides L. corniculatus var. Thuill. Trifolium procumbens L. minus. Lathyrus Aphaca L. Vicia sativa L. angustifolia Roth. hirsuta Koch. villosa var. Roth. —— -——— —— —— villosus —_— var. — —— glabrescens 24. April 1862. Juniperus Oxycedrus L. phoenicea L. Statice cancellata Bernh. Crepis bulbosa L. Gnaphalium angustifolium L. Rubia peregrina L. Sherardia arvensis L. Vaillantia muralis L. Salvia pratensis L. Marrubium candidissimum L. Myosotis hispida Schl. intermedia Link. Veronica praecox L. Anagallis arvensis var. phoenicea Lam. Anagallis arvensis var. coerulea Schreb. Tordylium apulum L. St. Pietro di Nembi. Carex alpestris All. Asphodelus ramosus L. Ophrys atrata Lindl. cornuta Steven. Limodorum abortivum Sw. (Rei- chardt.) Potamogeton lucens L. und Zanichellia pedicellata Fries, in einem kleinen Sumpfe an der Ostseite (Reichardt). Possidonia Caulini König, Süd- ostküste. Plantago Psyllium L. Valerianella eriocarpa Desv. Aristol. Clematitis L., sehrhäufig. Hypochoeris glabra L‘ Cynanchum fuscatum Link. Ajuga Chamaepitys Schreb. Vitex Agnus castus L. Sideritis romana L. Lonicera Caprifolium L. Phillyrea media L. Verbascum sinuatumL., an Mauern (Reichard!t). Erica arborea L. Sazifraga tridactylides L. Laibach. — Mercurialis annua L. Euphorbia helioscopia L. Ruta bracteosa DC. massenhaft. Geranium columbinum L. Robertianum L. Pistacia Lentiscus L. Myrthus communis L. Vecia villosa var. glabrescens Roth. Trifolium stellatum L. Medicago minima Lam. tribuloides Lam. Astragalus hamosus L. 24. April 1862. Fumaria agraria Lag. capreolata L. Papaver Rhoeas L. Glaueium luteum Scop. Anemone hortensis Scop. Sisymbrium Thalianum Gaud. Brassica Rapa var. campestris Koch. Bupleurum aristatum Bartl. Tordylium apulum L. Alsine mucronata in Maly’s Enu- mer. — A. tenuifolia var. den- siflora Visiani. Euphorbia Wulfenii Hopp e, mas- senhaft. Reseda Phyteuma L. Ocxalis corniculata L. Cistusmonspeliensis L., sehr häufig. Trifolium subterraneum L. Spartium junceum L. Anthyllis Vulneraria var. rubri- flora Lam. Medicago marina L. Lupinus hirsutus L. Vieia gracilis Loisl. Pisum arvense L. — 28. bis 30. April 1862. Leucojum aestivum L., im Moor sehr häufig. Erythronium Dens canis L. Fritillaria Meleagris L., bereits verblüht. Cineraria longifolia Jacg., Iskathal. Aposeris foetida Lessing. 356 Fraxinus Ornus L., Iskathal. Gentiana verna var. elongata Jacgq., Iskathal, Lamium Orvala L., Iskathal sehr häufig Omphalodes verna Mönch, Iskathal, Paederota Ageria L., Iskathal. Pedicularis acaulis Scop., Saveufer. Scopolina atropoides Schult. Iskathal. Hacquetia Epipactis DC. Saveufer. Rhamnus ulpina L. Iskathal. Euphorbia carniolica Jacgq., Iskathal. Stellaria bulbosa Wulf., Schischkaberg. Geranium molle L. Potentilla rupesiris L., Schlossberg. Aremonia agrimonioides Neck., Iskathal. Cytisus hirsulus L., Iskathal. — purpureus Scop., sehr häufig, Iskathal. Genista sagittalis L., Iskathal. — scariosa Viviani, Iskathal. Orobus tuberosus L., Iskathal. Vicia oroboides W ulf., Iskathal. Wien, im September 1862. ——nSsow— PERUP 52m aus dem Tagebuch meiner Reise nach Tirol und Kärnthen im Sommer 1850. Von Vulpius. III. Auf Montag den 5. August setzte ich meine Abreise von St. Peter in Kärnthen fest, um über den Lanisch ins Malteinthal zu gehen. Herr Gussenbauer versprach, mich bis auf den Hafner zu beglei- ten, dessen Uebergangshöhe ungefähr 9000’ beträgt. Zu dieser Expedition wurde der Knecht Flor des Försters Klein im Schloss für mich hauptsächlich als Führer bis auf die Maralpe im Maltein- thal gemiethet. Für sich selbst nahm G. 3 andere Bursche, theils um Proviant zu tragen, theils um ihm helfen Pflanzen zu sammeln und Käfer und Schmetterlinge zu fangen. Es wurde 8 Uhr bis alles fertig war und ich endlich Abschied nehmen konnte von dem erinnerungsreichen St. Peter. Bei schönem Wetter führte uns unser Weg 3 Stunden lang fast eben durch’s Thal hinein, in dessen Hintergrunde der Lanisch liegt und dessen höchste Spitze, die Hafnerspitze, 9600’ hoch ist. Den Stern, den Faschauerrock, den hohen Sonnenblick und andere hohe wilde Berge hatten wir zur 357 Linken. Bis an den Fuss des Berges fand ich Allkum fallax, Sem- pervivum arenarium, Gentiana nivalis undam Rand des Gletscher- bachs im Gras schön blühendes Lomatogonium carinthiacum in Menge. Weiter oben im Gebüsch blühte Delphinium elatum. Um 2 Uhr erreichten wir die Alphütte auf'm Lanisch, die zu unserm Nachtquartier bestimmt wurde. Nachdem wir uns ein wenig erquickt mit Milch und Brot, zogen wir auf Entdeckungen aus am Berge höher hinauf. An den Stellen übrigens, wo G. voriges Jahr Dian- thus barbatus, Nigritella suaveolens und Gentiana prostrata ge- sammelt hatte, war diessmal nichts dergleichen zu sehen. Flor fand eine einzige G.prostrata, die er mir einhändigte. An einer glim-: merschielerigen Stelle stand Anemone baldensis und Draba Zahl- bruckneri. In Gras Tofieldia calyculata glacialis, Trifolium pal- lescens, Statice alpina, Dianthus glacialis; am Bach Primula longi- flora. Zu oberst stand noch Primula glutinosa, minima, Androsace glacialis und Avena subspicata. Auf dem Rückweg zur Hütte sah ich noch in den Felsen Saxifraga caesia. Zum Nachtessen hatten wir Knödel, worauf wir uns auf’s Heu streckten. Ein herrlicher Morgen rief uns früh auf die Beine und zu 7, da sich uns gestern noch ein Mann aus Villach beigesellt hatie, zogen wir jetzt wieder bergauf der Hafnerspitze zu. Nachdem wir die grünen Alpen, die reichlich mit Phyteuma paueiflorum besetzt sind, im Rücken hatten, überschritten wir grosse Guferhalden, zwi- schen denen hübsche Rasen von Eritrichium nanum gelagert sind. Nun folgte der ewige Schnee, der sich in steilen Wänden weit über den Rücken des Gebirgs herabzieht. Diese wurden er- stiegen, indem jeder in langem Zug einer hinter den andern die Fussstapfen seines Vormannes sorgsam zu Nutzen zog. Wir stan- den nun auf dem Kamm, der in scharfer Schneide und nur aus losen Felsmassen bestehend nach der nordöstlich von uns sich emporthürmenden Hafnerspitze aufsteigt. Um auf die ca. 600’ noch höhere Spitze selbst zu ‚gelangen, waren jetzt noch Schneefelder und Gletscher zu überwinden übrig, über welche gerade vor uns 7 Gemsen ihren Weg nahmen. Unter uns in der Tiefe auf der hinteren südwestlichen Seite des Hafners, wo die Schutthalden aufhörten, lagen Schneefelder von einzelnen grünen Bändern durchzogen, auf denen wir weidende Ochsen erkannten. Aus dem Katschthal wälzten sich Nebel nach uns herauf. Die Lage der Dinge überlegend, sah ich ein, dass ich beim Besteigen nichts gewinnen, dagegen einige Stunden Zeit nutz- los verbrauchen würde und da ich zur Fortsetzung meiner Reise ohne- diess in die vor uns liegende Tiefe hinabsteigen musste, so machte ich den Vorschlag, G. solle zur Vollendung seines Unternehmens alle unsere Leute mit sich nehmen, ich aber wolle nun in die Tiefe steigen und die grünen Bänder unter uns durchsuchen, wo dann Flor nach der Rückkehr von der Spitze wieder zu mir stossen könne. Denn vom Hafner aus musste G. wieder nach dem Lanisch und St. Peter zurückkehren. Der Jäger Flor aber war bestimmt, 358 mich zu begleiten bis in die Mar-Alpe. Hier hielt sich während der Jagdzeit der Gemsenjäger Mathias Lamsbacher, vulgo Jäger- hiesel, von St. Peter auf, und diesen bat G. in einigen Zeilen, in der Lanischhüttle mit Bleistift geschrieben, mich den andern Tag über das kleine Elend, die Dösserscharte u. s, w. zu begleiten, bis wo man ins Malnizerihal hinabsieht und ins Möllihal kommt, — Mein Vorschlag wurde gebilligt? und weil über den Kamm selbst kein Fortkommen mehr möglich war, so stiegen wir alle noch ein Stück weit auf meiner Seite hinunter, bis sich dann die Uebrigen über Schnee wieder aufwärts ziehen konnten. Das Herabsteigen war schwierig und gefährlich, weil bei jedem Tritt ein Haufen Steine unter den Füssen sich lösten undin mächtigen Sätzen den Unteren um die Köpfe sausten. Der Augenblick des Scheidens war ge- kommen. Wir trennten uns als Freunde, in der Ueberzeugung, dass Keiner von uns den Andern in diesem Leben mehr werde wiedersehen. Beim Absteigen durch das Gestein traf ich auf einige kleine feste Polster noch blühender Saxifraga Rudolphiana; dessgleichen auf Androsace glacialis, Ranunculus glacialis, Gentiana glacialis, Artemisia spieata. Die Grasplätze und mit einer Humusschicht 'bedeckte Felsenköpfe waren bewohnt von sSenecio carniolicus, Phytheuma paueiflorum, Hieracium alpinum pumilum, Silene Pumilio und von tausenden noch blühender Primula glutinosa und minima, die ich vor 7 Wochen schon am Venediger in Blüthe gefunden hatte. Hieraus lässt sich auf die Höhe, Lage und Wildheit dieses Gebirges schliessen. — Flor, der nach 2 Stunden bei mir eintraf, berichtete: der Villacher Mann sei am Fusse der Spitze zurück- geblieben; die Uebrigen seien hinaufgekommen, das Herabsteigen sei noch viel gefährlicher gewesen. Pflanzen hatten sie keine weiter mehr gefunden, aber noch eine Heerde von 14 Gemsen gesehen. — Wir stiegen nun bergunter. Dabei verirrte sich aber Flor im Walde und erklärte endlich, wir seien schon tiefer als die Mar-Alphütte und müssten wieder bergauf. Nach vieler Mühe und Arbeit kamen wir auf eine Alpwiese, wo wir 2 Männer und 1 Buben mit Heuen beschäftigt trafen. Von der Mar-Alphütte waren wir weit entfernt. Bei solcher Sachlage entschloss ich mich, den für morgen projektirten Marsch mit Jäger-Hiesel fahren zu lassen, da er mir ohnediess nichts Anderes in Aussicht stellte, als was ich bereits seit 2 Tagen auf dem Lanisch und Hafner gefunden und meinen Weg durchs Malteinthal hinaus nach Gmünd zu nehmen. Die Leute, die wir da getroffen, beschrieben mir den Weg, um ins Thal hinabzukommen und so entliess ich nun meinen getreuen Führer Flor, der nun wieder seinen Weg nach dem Lanisch zurück suchen musste. Für 2'/%, Tag bezahlte ich ihm 21/, fl. C. M., womit er äusserst zufrieden war. Glücklich im Thalboden angelangt, traf ich links am Weg durch’s Thal hinaus eine Felswand, geschmückt mit Sempervivum hirtum. Ueber Malta, iu dessen Wirthshaus ich mit 1 Mass Bier 359 meinen Durst stillte, kam ich Abends 7 Uhr in Gmünd an. Das Malteinthal wird im Norden von der höchsten Tauernkette geschlossen und die Bergketten, die es in Osten und Westen begrenzen, erhe- ben sich aus dem engen Thal steil bis zu einer Höhe von 10.000‘ und sind mit ausgedehnten Gletschern bedeckt. Ein Gletischerbach der westlichen Kette stürzte sich mir gerade gegenüber von einer ungeheuern Höhe ins Thal hinab. Wie fühlte ich mich so wohl, als ich in dem Wirthshaus in Gmünd, wo ich mein Logis nahm, wieder gefällige Menschen traf und freundlich aufgenommen wurde! Abends kam gute Gesellschaft, der Wirth und der Waldmeister waren mit dem Grafen im Kreins auf der Hirschjagd gewesen. Ich sagte ihnen, wenn sie heute bei mir gewesen wären, hätten sie Gemsen schiessen können. Als ich sagte, dass ich aus der Schweiz käme, hatte ich mir alsbald im Waldmeister einen Freund gewonnen. Er stand früher in Diensten bei der österreichischen Gesandt- schaft in Bern und halte eine Frau aus Inierlachen. So erlebte ich in Gmünd wieder einmal einen angenehmen Abend. Am folgenden Morgen machte mir die artige Wirthin noch eine gute Weinsuppe mit Eiern zum Frühstück und nach bezahlter billiger Zeche setzte ich meine Rappen wieder in Bewegung. Zwischen Lieserhofen und Möllbrucken stand am Wege Centaurea maculosa — nicht paniculata, wofür diese Pflanze von Vielen genommen wird. In Föllbrucken ruhte ich und ass zu Mittag, es war ein ausserordentlich heisser Tag. Als ich mich Abends Ober- Vellach näherte, an Waldrand hingehend, rief mir ein Bauer, der auf einem nahen Acker Körn schnitt, zu: „Können’s nix arweten, was laufen’s do rum, worum thun’s nix arweten, für was ist das Umeinander ziehen do?“ Ich denke, ich will still und wohl zufrie- den sein, wenn der dir nur sein Missfallen an deinem Lebenswandel nicht noch auf eine andere Art deutlich machen will, und um ihn nicht in Versuchung zu führen, beschleunigte ich meine Schritte, besonders auch, da der Himmel finster in’s Möllthal herabschaute, und bevor ich noch den Ort erreichte, brach das Gewitter los und weichte mich ein. In der Post in Ober-Vellach fand ich gutes Logis und, weil der Regen nicht nachliess, blieb ich da über Nacht. Hier begegnete ich die ersten Engländer auf meiner Reise: es waren 3 Gentlemen und 2 Ladies von Corfu kommend und über den Malnizer Tauern weiter ziehend. 8. August. Da der Schuster Toni in Fragant den Standort der Sazifraga cernua auf dem Schober weiss, so gab mir Gus- senbauer einige Zeilen an den Wirth in Fragant mit, dass er mir den Toni als Führer über den Schober nach Sagritz besorgen solle. Wie ich nun heute Morgen nach Fragant komme, treffe ich in dem Wirthshaus gerade den Toni auf der Stör und erhalte von ihm den traurigen Bescheid, dass er heute und morgen nicht mit mir könne. Den Standort der Sazifraga cernua aber wolle er mir beschreiben, und ein Mann von hier, Namens Mar, gehe heute Nachmittags mit einem Ross in jene Alpen; mit diesem könne ich gehen. Mit Mar 360 wurde nun der Handel so fest gemacht, dass er mich heute noch bis in die Lukas Hüsin’s Hütte, der höchsten auf dem Schober Sagritzer Seits bringen müsse, wo ich übernachten und dann andern Tags nach Sagritz gehen könne. Mar solle dalür 2 Zwanziger erhalten. Seine und meine Sachen wurden seinem Rosse aufgeladen. Bald machte ich die Bemerkung, dass ich es hier wieder mit einem echten Kärntner Bauern, d, i. mit einem groben, rohen Menschen zu thun habe. — Der Weg führt von Fragant in einer Stunde nach der „innern Fragant*; von da geht er wohl zwei Stunden lang steil durch den Wald in die Höhe links gegen Westen. Der Hinter- grund des Thales gerade aus nach Süden in der Tauernkette heisst die Wurten. Nachdem wir den Wald hinter uns hatten, kamen wir auf Alpwiesen und an den ersten Hütten vorbei. Weiter oben, wo die letzten einzelnen Arven stehen, kommen die zweiten Hütten und links am Weg läuft ein Wässerchen herab, das mit einer Menge grosser Felsblöcke überschültel ist, so dass man oft ganze Strecken weit das Wasser darunter gar nicht sieht. Am Fuss der Felsen sind grosse Moospolster gelagert und in diesen Polstern fand ich die er- sehnte Saxifraga cernua, aber schon stark im Verblühen. Als wir eine starke halbe Stunde unterhalb des Grates noch auf Fraganter Seite zu einem leeren Stall kamen, wollte Mar mich glauben machen, das sei jetzt der Ort, bis wohin er mit mir zu gehen habe und fing an abzuladen. Aber er irrie sich in mir, ich liess mich von ihm, den ich schon im Heraufgehen als einen Flegel kennen gelernt hatte, nicht betrügen und bestand darauf, dass er mit mir bis in Lukas Hüsin’s Hüite auf der Sagritzer Seile gehen müsse, wie ausgemacht und bedungen, oder er bekomme keinen Kreuzer von mir. Sein Pferd, das er nicht über den Grat nehmen konnte, band er nun an, nahm meinen Pack unwillig auf den Rücken und schritt mit gewaltigen Schritten dem Grad zu, denn es war bald Abend und er musste wieder über den Grat zurück, um in einer Fraganter Hütte zu übernachten. Auf dem Grat stand sehr schöner ‚Senecio carniolicus und Dianthus glacialis; Ya— "a Stunden unterhalb fanden wir nach einigem Suchen die Hütte. Sie war geschlossen, die Kühe und die Halterin noch oben. Wären nicht 2 Schweine vor der Hütte gelegen, so hätte ich stark gezwei- felt. Ich zahlte nun dem Mar seine zwei Zwanziger. Er aber sagte, das sei wohl wenig und er erwarte mehr. Weil ich ihn aber als einen groben Menschen kennen gelernt hatte, der mich noch dazu hatte hintergehen wollen, so blieb ich bei dem, was ausgemacht war. Ohne nur Dank oder Lebewohl zu sagen, warf er nun seinen Wamms über den Rücken und ging. Bald erschien über der Hütte die Halterin mit den Kühen; es war eine alte Frau und auf meine Bitte um Obdach für die Nacht bewilliste sie mir das gerne, nur könne sie mir ausser Milch nichts zu essen geben und zum schlafen ein wenig Heu. Das waren mir längst bekannte Dinge und war nur froh, unter Dach zu sein. Nachdem sie ihre 6 Kühe gemolken, machte sie ein sparsames Feuer an und kochte eine Suppe von 361 Milch und Mehlgraupen , die wir zusammen assen. Darauf stieg ich das Leiterchen hinauf und nahm Besitz von meiner Lagerstätte, — Den folgenden Morgen rief mich die Frau herunter, denn sie müsse fort mit den Kühen. Doch machte sie noch eine Milch heiss, in die ich von meinem Brot schnitt. Dann gab ich ihr Etwas, liess ihr mein übriges Brod, dankte und nahm meine Richtung den Berg hinab gegen Sagritz. Mein Weg führte mich auf einer Brücke über einen Bach und an einer andern Hütte vorüber. Prachivoller, dunkelrother Dianthus sylvestris schmückte die Felsenköpfe: tiefer unten kam wieder Sempervivum hirtum und Sazxifraga aspera. Lange,Zeit über Wiesen absteigend kam ich zu einem Mähder, mit dem ich mich lange unterhielt und ihm von der Schweiz erzählte. „Ach das sind doch rare Einrichtungen,“ rief er aus, „wenn wir’s hier doch auch so hätten!“ Um Mittag langte ich in Sagritz an. Nach dem Essen und Einlegen ging ich zu Freund Pacher und erzählte ihm, wie’s mir seither gegangen. — Da der folgende Tag mit Regen anbrach, so konnte keine Exkursion gemacht wer- den, was sonst auf den Waschgang geschehen wäre. Sonntag, der 141. August, hingegen erschien mit schönem, klarem Himmel und Nachmittags 3 Uhr machten Pacher und ich uns auf den Weg nach Heiligenblut, um morgen der Pasterze und Gamsgrube einen Besuch abzustatten. Heiligenblut ist 3 kleine Stunden von Sagritz, der Weg führt mit nur wenig Steigung bis ‘auf eine halbe Stunde vom Dorf dem Ufer der Möil enilang. Das Thal ist enge zwischen den Ausläufern der Tauernkette eingeschlossen. Die Möll tobt stellenweise über ein wildes Felsenbett herunter. 1 Stunde diesseits Heiligenblut bietet sich auf einer Brücke die schönste Partie des Thales. Unten braust und schäumt die Möll, auf der rechten Thalseite zeigt sich ein artiger Wasserfall, der Jungfernsprung genannt, und im Hintergrunde erscheint auf einmal der Gross-Glockner in seiner ehrwürdigen Gestalt. !/, Stunde vor Heiligenblut fängt der Weg stark zu steigen an durch einen wal- digen Vorsprung hinauf, den sogenannten Kniebeis. Da gibt es Hieracium glaucum, Phaca astragalina und australis. Die Lage von Heiligenblut auf diesem Hügel mit seinem Kirchlein und dem Glock- ner im Hintergrunde ist malerisch. Schon von Weitem tönte uns, wie es sich von selbst versteht, weil es Sonntag war, die kärntnerische Sonn- tagsleier aus dem Wirthshause entgegen. Wir gingen die Treppen hinauf ins Fremdenzimmer, wo die PortraitsvonBrayundHoppe, eine Ansicht des Glockners mit dem Pasterzengletscher und der Johannes- hütte aufgehängt sind. Herr Pacher bestellte noch diesen Abend bei der Wirthin auf morgen Abend um 6 Uhr ein Wägelchen um nach unserer Rückkehr aus der Gamsgrube heimfahren zu können. Montags, den 12. August Früh 4 Uhr, erhoben wir uns vom Lager. Der Glockner schaute wie ein Gespenst aus der Dämmerung auf uns herunter. Geschlafen hatten wir wenig, weil das Gebrüll der Zecher bis 2 Uhr gedauert hatte. Man rechnet 5 Stunden von Heiligenblut bis in die Gamsgrube. Es war 12 Uhr, als wir da Oesterr. Botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1862. 26 362 ankamen, zugleich mit einer Heerde Schafe tiber den Pasterzen- gletscher schreitend. Für einen in den schweizer Alpen Bewan- derten haben die tiroler und kärntner Alpen nichts Aussergewöhn- liches oder Ausgezeichnetes; im Gegentheil, sie bleiben im Ganzen genommen weit hinter ihnen zurück; nur dieser Pasterzengletscher, das muss ich sagen, der verdient seinen Ruf. Ich weiss keinen in der Schweiz, der in Bezug auf Lage und Umgebung ein so hübsches Bild machte. Zwischen dem gewaltigen Glockner und dem blendend weissen abgerundeten Johannesberg steigt er wie aus Einem Guss vom nördlichen Horizont herab und läuft eine Strecke von 5 Stun- den lang und 2 Stunden breit fast ganz eben gegen Süden heraus. An seinem vorderen Ende hat er schön zerklüftete Spalten, sonst aber kunnte ich über seine ganze Fläche keine bedeutenden sehen. Er hat an seinen Seiten nur wenig Gufer und ist wegen seiner ebenen Lage gut zu begehen. Die Ostseite des Gebirges erhebt sich vom Gletscher theils in Schutthalden, theils in grünen Bändern und Grasplätzen und diess ist die berühmte Gamsgrube. Um auf sie zu gelangen, muss man eine halbe Stunde der Länge nach über den Gletscher gehen, weil man von der Pasterze herkommend durch den steilen Absturz des Berges genöthigt wird, auf den Gletscher selbst hineinzugehen. Meine Beute durch die Pasterze herauf bis zum Gletscher bestand in: Silene quadrifida var. pudibunda in der Waldregion an einem Bächlein; auf den Alptriften der Pasterze Leontodon hastilis, Crepis alpestris, Hieracium dentatum, Carex clavaeformis, Festuca Scheuchzeri, Scorzonera alpina, Saus- surea alpina, Chamaeorchis alpina, Scabiosa longifolia, Gentiana nivalis und glacialis, Allium Vietorialis, Dianthus glacialis, Hiera- cium pillosellaeforme,. Erigeron grandiflorus Hopp., dann die Gentiana prosirata und gerade beim Eintritt in den Gletscher Gentiana nana. Dass diese letztere und die glaeialis eigentlich nicht getrennt gehörten und nur eine Art ausmachten, dieser Ansicht kann ich mich nicht anschliessen. — In der Gamsgrube dann selbst bekamen wir: Apargia Taraxaci, Erysimum pumilum, (Carex rupestris, Gnaphalium Hoppeanum , Achillea Clavenae fol. glabr., Avena subspicata, Sedum atratum v. carinthiacum, Artemisia mu- tellina und spicata, Sazifragabiflora und den Stolz der Gamsgrube, die Braya alpina. Diese ist aber so schwer im Gras zu finden, besonders wenn sie schon verblüht hat, dass ein an sie gewöhntes Auge dazu gehört, oder das Suchen wird bei Manchem umsonst Wäre Pacher nicht bei mir gewesen, wäre ich vielleicht ohne Braya aus der Gamsgrube gegangen. Hatte ja Hoppe schon manchen Sommer in Heiligenblut verlebt und viel und oft die Gams- grube durchsucht, bis er so glücklich war, die Braya alpina zu entdecken, Es war 3 Uhr, als wir sie verliessen und um 6 Uhr waren wir wieder in Heiligenblut, begünstigt vom schönsten Wetter und reichlich belohnt von der Flora. Das Fuhrwerk aber, das gestern schon bestellt wurde, war heute noch nicht zu bekommen, ‚So blieb uns also nichts übrig, als uns auf unseren eigenen Beinen 363 heimwärts zu iragen. Jedoch trafen wir unterwegs ein Wägelchen von Winklern, das uns aufnahm und so noch unverhofft vom Glück begünstigt kamen wir um 9 Uhr in Sagritz an. Während der Zeit des Trocknens fand ich angenehme und nützliche Unterhaltung in der reichen Bibliothek des Herrn Pacher. So finde ich auch da den zweiten Band von Rainer und Hohenwart’s Reisen, und darin einen Bericht einer yon jenen Botanikern auf die Plöcken gemachten Reise, Unter den dori aufgezählten Pflanzen fand ich nun 3, die ich bis jetzt noch nie gesehen hatte und nach denen mein Herz besonders verlangte, als da sind: Ligusticum austriacum, Scorzonera rosea und ganz vornehmlich Bupleurum graminifolium. Bei meinem ersten Verweilen auf der Plöcken am 1. Juli hatte ich schon ein grosses Vertrauen zu ihr gewonnen. Wie ich nun Bu- pleurum graminifolium da lese, so war mein Entschluss gefasst, mein Wunsch, noch einmal dahin zurückzukehren, musste in Erfül- lung gehen. Nach genommenem Abschied verliess ich am 15. August Sagritz und kam Mittags nach Lienz. Mit Pichler war ich jetzt besser zufrieden. Durch mein Beispiel angefeuert, hat er seit meiner Abreise viele Excursionen gemacht. Er war auf der Kirschbaumer- und Kühweger-Alpe, in Tefereggen, in Gastein, in der Gamsgrube, auf den Malnitzer-Tauern und aufden Kalser Bergen gewesen. Für den folgenden Tag schickle ich den Pichler für mich noch einmal auf die Kirschbaumer-Alpe, während ich selbst nach Hopfgarten in Tefereggen ging und mir noch Sempervivum arenarium holte, was Pfarrer Scheitz von Villgraten aus den Bergen herab dort auf die Kirchhofmauer verpflanzt hat. Ich konnte aber zwischen diesem und dem Ahirtum keinen Unterschied finden. Unterwegs bemerkte ich Scabiosa gramuntia und Gerunium palustre. Was Pichler von der Kirschbaumer-Alpe für mich zurückbrachte, bestand in Potentilla nitida, Anthemis alpina, Sesleria sphaerocephala und Doronicum caucasicum Bieberst.- Alles habe schon verblüht, es sei sonst weiter nichts mehr zu bekommen. Durch diese Nachricht liess ich mich von meinem Vorsalz, noch einmal auf die Plöcken zu gehen, aber nicht abbringen. Es sind von Lienz auf die Plöcken 10 Stunden und diess war mir nichi zu weit, mein Glück dort wie- der zu versuchen, Sonntags den 48. August machte ich mich Früh 5 Uhr bei schönem Wetter auf den Weg. Ueber Drauburg und Ketschach kam ich um 44 Uhr schon in die Mauthen, wo ich gerade das Bürgermilitär in Parade antraf. Um 2 Uhr war ich auf der Plöcken. Diessmal traf ich auch die Tochter des Herrn Claus hier, ein hübsches, gebildetes Mädchen und leidenschaftliche Freundin der Alpenblumen. Auch 2 Herren, der eine von Villach, der andere von Klagenfurt, hielten sich hier auf, um in der Alpenluft der Plöcken ihre Gesundheit zu stärken, wovon sie sich auch schon des besten Erfolges zu erfreuen hatten. Wir machten Alle zusam- men diesen Abend noch einen Spaziergang. Nicht weit vom Hause 2 ® 364° in feuchtem Gebüsch fand ich schon Angelica montana und Ligusti- cum austriacum. Folgenden Morgen lenkte ich gleich meine Schritte dem Acher- nach zu, wo ich Hoffnung hatte, noch eine gute Erndie zu halten, denn er ist zu steil für Rindvieh, und die Mähder waren noch nicht bis zu ihm gekommen. Sein Haupt ist geschmückt mit einer Zinne hoch in die Lüfte ragender Dolomitfelsen. Herr Claus sagte, es sei mir unmöglich, ohne Steigeisen hinauf zu kommen; ich aber lehnte sie ab als ihrer ungewohnt und doch geschickt im Berg- steigen. Grosse Schutthalden hatte er keine. Zwischen Steinen und Gebüsch blühte jetzt noch Geranium macrorrhizon und Orobus luteus, die ich am 1. Juli tiefer unten schon in Blüthe gefunden hatte. Ueber die steilen Grashalden hinauf fand ich die Vegetation in noch ganz gutem Stand und je höher desto schöner. Diese Halden wer- den von einzelnen Felsenketten durchzogen, die von den höchsten Wänden ausgehen. An und auf ihnen blühte: Galium aristatum, IHieracium prenanthoides, pilosellaeforme, Heracleum asperum, Saxifraga elatior und crustata, Trifolium noricum ; in den Gras- halden: Dianthus barbatus, sylvestris, Scorzonera rosea, Centaurea azillaris, Carduus arctioides, Avena alpina, Senecio abrotanifol. und Doronicum, Campanula valdensis, Eryngium alpinum, Gnaphal. Leontopodium, Scabiosa longifolia, Campanula thyrsoidea, Chamae- orchis alpina, Saussurea discolor, Valeriana saxatilis, Libanotis montana, Carex capillaris, Cinneraria campestris, Sempervivum hirtum, und eine Serratula, die dann später von Fischer-Ooster in der Regensburger Flora 1854, Nr. 7, Serratula Vulpiü getauft wurde. Als ich an den obersten Wänden des Achernach ankam, fand ich ihren Fuss bekleidet mit Juncus Hostü, Rhododendron Chamaecistus, Potentilla nitida, Saxifraga squarrosa; in den Felsen- spalten steckten Paederota Bonarota, Phyteuma Sieberi Pedicularis rosea und eine Oxytropis, die ebenfalls von Fischer-Ooster in derselben Nummer den Namen Ozxytropis carinthiaca erhielt. Bevor ich mich jetzt aber anschickte, auf einen Felsenkopf zu steigen, von dem herab mir Bupleurum graminifolium zuwinkte, da dankte ich Gott zuerst, dass er mir auch diese Freude noch gewährte. Nun waren nicht nur alle meine Wünsche erfüllt, sondern viel mehr noch über alles Erwarten. Mit vollgepresster Büchse und ange- füllten Taschen kam ich wieder in die Plöcken zurück. Da war nun eine Freude und ein Staunen über die Menge und Schönheit meiner Pflanzen. Ich machte mich jetzt ans Einlegen. Während dem kam der Vater wieder heraufgesprungen und sagte: Sie sind ja ganz droben gewesen, es ist ein Mann drunten, der sagt, er hab’ Sie gesehen, Sie seien einmal gestürzt, da sei er entsetzlich erschrocken. Dass ich ganz droben gewesen, davon liefert mein Bupleurum den besten Beweis. Diess ist nun die Erndte von nur wenigen Stunden; was würde die Plöcken aber liefern, wenn man da sein Standquartier nehmen würde, von Anfang Juli bis Mitte August? — Ich ass mit den 2 Kur- gästen auf ihrem Zimmer zur Nacht bei recht guter Unterhaltung. 305 20. August. Diesen Morgen um 5 Uhr verliess ich mit den wohlwollendsten Gesinnungen die Plöcken. Bei grosser Hitze und ohne heute noch etwas genossen zu haben, legte ich die 10 Stun- den von der Plöcken bis Lienz bis Mittags 1 Uhr zurück. Nun aber wurde zuerst gefüttert. Die Kellnerin und Köchin beim Teutsch in der Sonne zu Lienz die wissen’s, wie ieh’s gerne habe und meinen es besser mit mir, als die dort droben auf’m Radstadter Tauern. Dann zeigte ich Pichler meine Eroberungen, der sich darob fast verwunderte. Auf der Plöcken war er nie gewesen. Jetzt aber ging’s ans Einlegen und Trocknen um nach Beendigung dieses Geschäftes dann entschieden die Rückreise anzutreten. Nachmittags 4 Uhr am 22. August waren die Pflanzen trocken; ich packte sie in 2 Packete und übergab sie der Post nach Bozen. Meinen Pass liess ich eben dahin visiren. Nachdem nun Alles in Ord- nung war machte ich noch einen Spaziergang aufs Schloss und genoss bei Sonnenuntergang die herrlichste Aussicht, die man von hier aus über die Lienzer Gegend bat. Ich muss sagen, Lienz wäre mir der liebste Aufenthaltsort in Tirol. Froh, dass ich jetzt nur einmal Kärnten im Rücken hatte, verliess ich am 23. August Morgens 135 Uhr Lienz und hielt mich an die Landstrasse. 1 Stunde von Brunn- neken übernachtete ich. Obgleich ich annehmen durfte, dass Ley- bold den Schlern diesen Sommer über fleissig werde durchsucht haben und mir von Allem mittheilen werde, so konnte ich doch nicht um- hin; ihn im Vorübergehen einen Besuch zu machen, um doch wenig- stens einmal droben gewesen zu sein und seine verschiedenen Lokalitäten gesehen zu haben, wenn ich auch von Pflanzen jetzt nichts besonders mehr finden sollte. Daher ging ich am Abend des 24. August Y, Stunde untenher Kollmann über den Eissak und kam nach zweistündigem steilen Aufwärtssteigen mit einbrechender Nacht in das Dorf Kastelruth wo Campanula bononiensis stand. Im Lambl- Wirthhaus nahm ich mein Nachtquartier. Ich fand es gut, aber sehr iheuer — theurer als im besten Wirthshaus in der Schweiz. Die Wirthin besorgte mir einen Führer für morgen, ebenfalls den theuersten meiner Reise. Ich musste ihm 1 fl. 36 kr. für den Tag versprehen und freie Zehrung. Sonntags, den 25. August, machten wir uns Früh 6 Uhr auf den Weg in der Richtung nach der Mahlknechtshütte; es ist diess die höchste auf der Seisser Alpe und die nächste am Schleren, auch wirthshausmässig eingerichtet wegen der vielen Besuche, die dieses Gebirge den Sommer über von Einheimischen und Fremden erhält. Wir tranken hier zusammen 3 Seitel Wein und assen 10 Knödel, wovon 31%, auf mich kamen und 6'/% der Toni verschluckte, welcher überhaupt, so lang ich ihn bei mir hatte, nur darauf bedacht war, sich’s auf meine Kosten wohl sein zu lassen. Es sind von Kastel- ruth bis in die Mahlknechtshütte 5 Stunden, weil er aber wusste, dass es dort gut zu essen und zu trinken gibt, hatte er gleich vom Anfang an einen so wüthenden Schritt angeschlagen, dass wir nach 3 Stunden schon da waren, was übrigens meinem Zweck 266 keinen Eintrag that, denn die Wiesen der Seisser-Alpe waren ge- mäht und nichts mehr da zu finden. Einen ganz eigenen Anblick gewähren die hohen weissen und fleischfarbigen Dolomitwände, die der Mahlknechishütte gegenüber stehen. Ueber die Meierhofer Schneide kam ich auf's Tierscher Alpl, wo ich Arenaria ciliata, Anthemis alpina und Horminum pyrenuicum in Menge traf. Von da stieg ich durch steiles Gerölle hoch hinauf an die Wände der Ross- zähen, in denselben standen Ranunculus Seguieri, Thlaspi rotundifo- lium, Valeriana supina, Moehringia polygonoides. Die Felswände selbst waren geschmückt mit Phyteuma Sieberi, Saxifraga squar- rosa, Potentilla nitida und Alsine lanceolata. Auch Senecio incanus sah ich da in schönen Exemplaren, der aber vollständige uniflorus- Blätter trug, Unterdessen überzog sich der Himmel und der Donner fing an zu rollen. Nun galt es, die nachste Richtung nach dem Bade Ratzes einzuschlagen, wo der Toni wieder die frohe Aussicht hatte, sich gütlich thun zu können. Somit nahm er nun seinen Weg über die steilsten Geröllhalden hinauf, um zwischen den Felszacken hin- durch über den Grat hinüber zu kommen. Das Gelingen dieses Unterfangens wollte mir fast unmöglich scheinen, doch gelang es mit vieler Mühe. Aber gefährlicher noch sollte das Hinabsteigen auf der Nordseile werden. Wohl mehr als 1 Stunde lang mussten wir über glatte Platten, zwischen denen Sazifraga sedoides stand und wo uns jeder Augenblick den Tod bringen konnte, in die Tiefe hinabklettern. Dabei kletterte der Toni, nur immer an sich den- kend, immer vorwärts, mir selbst überlassend, mein Heil zu suchen. Währenddem war auch das Gewitter losgebrochen , doch erreich- ten wir glücklich den Grasboden der Alpe und flüchteten uns in einen Heusladel. Der Regen dauerte fort mit Mächtigkeit und ich wäre gerne heute Nacht da auf dem Heu liegen geblieben. Beim Herannahen der Nacht aber wollte der Toni nimmer länger aus- halten, er wolle noch in eine Hütte, wo er etwas zu essen und zu trinken bekomme, denn er sei gewohnt, 5 Mahlzeiten im Tage zu haben. Meine Einwendungen halfen nichts. In der ersten Hütte, zu der wir kamen, als es schon Nacht war, wurde uns ein Nachtlager auf dem Heu verweigert. Hingegen fanden wir in der Saltenhülte, zu der wir darnach kamen, Aufnahme. Es wird da auch gewirthet, was der Toni gar wohl wusste. Wir verfügten uns dann aufs Heu, nass in den Kleidern durch und durch. — Erst lange nach mir erhob sich am andern Morgen der Toni. Nach genommenem Frühstück nahmen wir den Weg, der von der Saltenhütte durch eine steile Schlucht nach dem Bad Ratzes hinabführt, welches wir in 11% Stunde erreichten. Weil ich den Toni kennen gelernt hatte und um jeden Disput mit ihm vorzubeugen, gab ich ihm hier den Ab- schied und eine 2 fl. Banknote. Das aber war ihm noch nicht genug, er wollte, ich solle ihm hier jetzt noch Essen und Trinken geben lassen, woraus aber Nichts wurde. Ich setzte mich an einen Tisch im Freien und legte ein. — Nach dem Einlegen ass ich zu Mittag; dann setzte ich meinen Weg fort. 3 Stunden hat man zu gehen 367 bis man „beim Steg“ wieder auf die Landstrasse kommt und von da sind es noch einmal 3 Stunden bis Bozen. An der Strasse dahin blühte Hieracium sabaudum, Epilobium Dodonaei und oben über die Felswände hing Allium angulosum in prächtigen Büscheln herab. Abends 8 Uhr kam ich nach Bozen, wo ich gleich in der Apotheke bei Leybold eintrat. Dann nahm ich in Gries mein altes Logis wieder in Besitz. Hier verbrachte ich nun mehrere Tage theils mit Trocknen meiner Schleren-Pflanzen, theils mit Durchsehen und Ordnen der während der Reise an Leybold in Bozen geschickten. In dieser Zeit machte ich einige kleine Exkursionen in der Umgegend. Bei Missian fand ich Cyperus flavescens und Cucubalus baceifer. Ein andermal in einem Wald an der Etsch in Gesellschaft von Leybold Panicum undulatifoliam; auf Mauern und an Wegen Tragus racemosus. Am 3. September verpackte ich die Kiste und übergab sie einem Spediteur. Meinen Pass liess ich nach Feldkirch visiren, nahm Abschied und morgen soll es nun weiter gehen, der Schweiz zu, um endlich die Heimat wieder zu sehen. Am 4. September früh um 5 Uhr verliess ich Gries und 1 Stunde vor Meran hatte ich das Vergnügen, das schöne Eryngium amethy- stinum zu finden. Mit Anbruch der Nacht nahm ich im Kreuz in Schlanders Quartier, wo ich gut und billig logirte. Den 5. September. Von Schlanders nach Laas, Mals, Nauders, wo ich mein letztes Papiergeld fortschaffte. — Auf dem Weg von Nauders nach Finstermünz , wo links unten in der Tiefe zwischen hohen Bergen hindurch der Inn sich seine Bahn bricht und ich hinab schaute auf seine mächtigen, silberglänzenden Wogen, da ergriff mich ein wehmüthiges Gefühl. ©, dachte ich, du herrlicher Sohn der freien Bündner Alpen, was für ein trauriges Loos ist Dir beschieden. Du verlassest nun dein glückliches Vaterhaus. — Von Finstermünz nach Pfunds und von da nach Stein im Oberinn-Viertel, wo an der Bergseite Salvia vertieillata und Stipa capillata blühten. Am 6. September fand ich beim Uebergang über den Adler- berg noch blühend: Hieracium albidum und alpinum, Erigeron alpinus, Achillea macrophylla, Sonchus alpinus, Cacalia alpina, Cinneraria cordifolia etc. — In Stuben, dem ersten Dörfchen auf der Vorarl- berger Seite wurde übernachtet. Ich theilte mein Zimmer mit 3 Reisenden von München, die aus dem Bregenzer Wald heraufkamen. Sie priesen die Schönheit der Gegenden an den Quellen des Lech und des hintern Bregenzer Waldes sehr, Einzelnheiten, die nicht zur Sache gehören, übergehe ich und eile nun dem Ende zu. Am 8. September verliess ich bei Meinigen den Vorarlberger Boden und setzte bei Oberried im Kanton St. Gallen wieder über in die Schweiz und am 12. September kam ich nach viermonat- licher Abwesenheit mit Gottes Hilfe wieder gesund zu Haus in Thun an. Der Zweck der Reise war erreicht, ich durfte mit ihrem Ergebnisse wohl zufrieden sein. Dafür sei dem Höchsten Lob und Dank gebracht, er meinte es gut mit mir und leitete mich an 368 seiner treuen Vaterhand aus allen Gefahren wieder auf sichere Wege. : Bei einer vergleichenden Betrachtung einiger Punkte nun zwi- schen der Schweiz und den diesen Sommer von mir durchwanderten österreichischen Alpen ergibt sich nun folgender Schluss: Was die Vegetation anbelangt, so sind die letzteren mit einem üppigeren Graswuchs und schöneren Farbenschmuck der Blumen bekleidet als die der Schweiz. Die Alpen tragen ein Gras, so hoch wie es in der Schweiz nur unten im Thal wächst; daher sie auch, wo es nur immer thunlich, bis auf den Rücken gemäht werden; woher es denn aber auch kommt, dass man weit seltener eine Alphütte droben antrifft um übernachten zu können; und findet man eine, so ist es oft nur eine Ochsenhülte, wo der Halter selbst nur ein erbärmliches Lager für seine Person und ein paar Ziegen zum Unterhalt hat. — Die Schweizer Urgebirgsalpen haben Nichts, das einen solchen Effekt machte ,„ wie in der Tauernkette die prächtige Silene Pumilio und die Massen von Primula glutinosa und minima; und ebenso entbehren ihre Kalkalpen der Pracht des Rhododendron Chamae- cistus, der Potentilla nitida, der Pedicularis rosea. Auch viele Pflanzen, die den österreichischen und schweizer Alpen gemein- schaftlich zukommen, werden dort grösser, wie z. B. Cinneraria capitata, Hieracium aurantiacum, Senecio carniolicus, Dianthus glacialis, Ranunculus rutaefolius, Valeriana celtica u. a. — Bei meinen Reisen in der Schweiz bekomm’ ich jeden Sommer auf- gesprungene Lippen und empfinde gewöhnlich auf den Bergen star- ken Durst. Auch dieses Jahr stellte sich das Uebel mit den Lippen gleich in den ersten Tagen ein. Als ich aber von Bozen weiter nach Osten ging, heilten sie schnell und rührten sich nicht mehr, bis sie in den letzten Tagen der Reise wieder Schweizerluft spürten und Lust zum Aufbruch verriethen. Auch wurde ich nie vom Durst gequält. — Aus all’ diesen Thatsachen scheint mir hervor- zugehen, dass die Schweizerluft trockener und schärfer sei, als die im Osten; was darin seinen Grund haben mag, weil die Schweiz durch die höchste -Urgebirgskette von Italien geschieden ist; hin- gegen dort die niedrigere Kalkalpenkette die Scheidewand bildet und die Streichung der Thäler nach Süden und Osten den Winden und der feuchten Luft von der nahen Adria her leichtern Zugang gestattet. — In der Schweiz und besonders in Wallis treibt im Sommer ordentlich ein Büchsenträger den andern. Auf meiner dies- jährigen Reise begegnete ich nicht einem Einzigen, die ausgenommen die ich zu Haus aufsuchte. Da braucht man nicht in Sorgen zu sein, dass einem ein Anderer Etwas vor der Nase wegkapere. Hingegen erleichtern die: vielen und über alle Berge zerstreuten Sennhütten, wo man Lager und Nahrung findet, dem in der Schweiz Botanisi- renden das Reisen sehr und die Güte der Wirthshäuser in den Dörfern ist denen im Osten weit überlegen. Dass es aber theuer zu reisen in der Schweiz sei, ist zwar wahr; allein ich machte die Erfahrung, dass an stark besuchten Orten, wie z. B. in Meran und 369 in Kastelruth an der Seiser-Alpe in Tirol man den Fremden wenig- stens die Zechen um kein Haar billiger macht als in der Schweiz und dann ist man erst nicht so gut versorgt wie da. So erzeugen eben überall gleiche Ursachen gleiche Wirkungen. — Was mir übrigens ganz besonders auf dieser Reise fehlte und sich nie recht einfinden wollte, das ist die innere Zufriedenheit und Glückseligkeit, die sonst immer gleich über mich kommt, wenn ich mich nur den Bergen nähere. Müllheim in Breisgau, im December 1861. Inula squarrosa L. Von J. C. Ritter von Pittoni. Die im Küstenlande, Istrien, Dalmatien und dem südlichen Tirol wachsende Inula squarrosa, ist in der Österreichischen Pharma- copoe unter der Benennung „Herba asteri montani* aufgenommen. Das aus dem blühenden Kraute bis zur Syrupsdicke eingekochte wässerige Extrakt, wird in den südlichen Provinzen bei Verwun- dungen auf Leinwandlappen gestrichen, als Verband, mit dem besten Erfolge angewendet. — Gegen den Biss der giftigen, dort häufig vorkommenden Schlange, Coluber Berus, wird dieses Mittel als Specificum gebraucht. — Herr Carl Polley, Grossgrundbesitzer zu Sessana, schreibt mir vor einigen Tagen, dass dieses Jahr 3 Fälle von Schlangenbissen vorkamen, bei zweien brachte dieses Mittel Heilung, im dritten Falle erfolgte der Tod, weil dieses Mittel nicht angewendet wurde. Dieser überraschend günstige Erfolg veranlasst mich zu dieser Veröffentlichung in Ihrem Blatte. Ob dieses Extract der Inula squarrosa nicht auch gegen Leichengift bei Verwundungen am Secirlische versucht werden könnte? Ein Heilmittel gegen dieses furchtbare Gift, dem so viele der ausgezeichnetsten Anatomen erlagen, wäre von grossem Nutzen. Graz, am 1. Oktober 1862. —— XAXVIL Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Die 37. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte war zugleich die fünfte, welche innerhalb der deutschen Provinzen Oesterreichs stattfand, denn, nachdem die Naturforscher im Jahre 370 1832 in Wien, 1837 in Prag, 1843 in Graz und 1856 wieder in Wien tagten, kamen sie im September d. J. in Karlsbad zu- sammen. Die feierliche Eröffnung der Versammlung fand am 18. Sep- tember statt. Der erste Geschäftsführer eröffnete die Versammlung und Baron von Wucherer, k.k. Kreishauptimann, in Eger begrüsste dann dieselbe im Namen der Regierung und drückte seine Freude aus, die Naturforscher und Aerzte auf österreichischem Boden empfangen zu können. Der Bürgermeister von Karlsbad, J. P. Knoll betonte, wie sehr sich Karlsbad geehrt fühle, dass die Ver- sammlung hier tagt, und dass er sich glücklich schätze, ihr im Namen der Bürgerschaft ein herzliches „Willkommen“ zurufen zu können. Prof. Dr. Schultz-Schultzenstein aus Berlin sprach über die Bedeutung von Leben und Tod in der Wissenschaft. Prof. Dr. Seegen folgte mit einem Vortrage über die Bedeutung der Mineralquellen. | Nachdem sich die botanische Section in ihrer ersten Sitzung am 18. September constituirt hatte, wurde in der zweiten Sitzung am 19. September Prof. Hasskarl aus Bonn mit Acclamation zum Vorsitzenden gewählt. Hierauf wurde auf Antrag des Dr. Jessen beschlossen, am 20. die Sitzung vereint mit der Section für Zoolo- gie zu halten, da derselbe für beide gemeinschaftlich einen Vortrag halten wollte und die letztgenannte ihre Zustimmung gegeben hat. Es folgte die Vorlesung eines Schreibens vom Forstrath Liebich über die Bewaldung des Frzgebirges. Alsdann hielt Dr. Pollak seinen angekündigten Vortrag über exsudatgebende Pflanzen in Persien. Die betreffenden Pflanzen geben theils Nahrungsstoffe, theils dienen sie zu medicinischen und industriellen Zwecken. Nicht jede Pflanze liefert in jeder Gegend und zu jeder Zeit ein Exsudat. Er unterschied drei Gruppen: Honig-, Manna- und Gummipflanzen. Die erste Gruppe, die Honigpflanzen, dienen sämmtlich zu Nahrungs- zwecken und enthalten viel Zuckerstoff. Die beste Art des persi- schen Honigs stammt von einer Astragalus-Art, die häufigste von Quercus Ballota, und die schlechteste von einer Tamariske. Die zweite Gruppe liefert drei als Medicament geschätzte Exsudate, die als gute Purgantien dienen, welche zuletzt ganz verloren gehen dürften, da jeder Baum und Strauch von Jedem ungestraft ver- nichtet werden kann. In die Fremde werden sie nicht ausgeführt, da kaum der Bedarf für das Land gedeckt wird. Die dritte Gruppe liefert die Gummiarten, welche zu industriellen Zwecken dienen. Die wichtigste ist der Tragant, welcher 5000—6000 Fuss über dem Meere vorkommt. Eine zweite Art ist das Sakess, welches von Terebinthinaceen stammt und durch Anstechen des Baumes gewonnen wird. Auch in der Mediein verdient es dem europäischen Terpentin vorgezogen zu werden, da es dieselbe Wirkung hat, sich dabei durch guten Geruch auszeichnet und keine Verdauungsbeschwerden hinterlässt. Es wird in Form von Pillen geknetet und der Vor- tragende empfahl es namentlich bei Gonorrhoen. — Prof. Schultz- 371 Schultzenstein stellte die Frage, ob dem Vortragenden die angeblich aus Persien unter dem Namen „Thre-Halla* eingeführte Gummiart bekannt sei, welche derselbe verneinte. Auf eine Frage von Dr. Amerling über den Ursprung der genannten Exsudationen sprach sich Dr. Pollak dahin aus, dass das Sakess von selbst durch Aufspringen exsudire, die Manna-Arten wahrscheinlich (?) durch Insektenstiche hervorgebracht werden. Hierauf sprach der Vortragende noch von Gummiarten, welche sämmtlich von Umbel- liferen (Ferula-Arten ?) ausgeschwitzt werden. Diese sind: Das Gummi-Galbanum, deren Mutierpflanze sich leicht durch die Wurzel nach Europa verpflanzen liesse und in kalten Gegenden gedeiht; ferner das Gummi ammoniacum; ferner die Assa mit Species: Assa dulcis und Assa foetida. Ersterer kommt in schön rothen Laerymis vor und hat wenig Geruch. Der zweite ist viel häufiger und wird in Persien häufig genossen, wo es ebenso Assa-foetida- Esser, wie anderswo Opiumesser und Branniweintrinker gibt. End- lich wurde das Gummi-Sagapellum nur namentlich angeführt. Was die medicinische Anwendung dieser Gummiarten betrifft, will Dr. Pollak von ihnen ausgezeichnete Resultate bei chronischen Lun- genkatarrhen gesehen haben, wo er sie mit Tabak vermischt ein- athmen liess. Am selben Tage sprach in der Section für Chemie und Phar- macie Prof. Dr. Hlasiwetiz über das Berberin, ein neues Alkaloid aus der Berberis vulgaris. Er berührte dabei die bekannte Darstellung desselben oberflächlich und erklärte die interessanten Wirkungen reduzirender Substanzen, namentlich des Wasserstofls in statu nascenti auf dasselbe, indem sich dabei ein neues Alkaloid von höchst merkwürdigen Eigenschaften und in der Farbe dem Ber- berin ähnlich bildet, welches er Berberidin nennt. Ihre dritte Sitzung hielt die botanische Section am 20. Sep- tember unter dem Präsidium von Dr. Hasskarl, welcher eine Mittheilung über eine neue Art dünner Holzschnitte machte. Die Schnitte, die den Nördlingerschen, deren Verfertigungsart geheim gehalten wird, vollkommen ebenbürtig sind, werden von Phöbus und dem Mechaniker Staudinger in Giessen durch ein selbst- erfundenes Instrument, dessen Prinzip ein auf einer Eisenbahn laufender Hobel ist, verfertigt. Die Erfinder wollen die Verferti- gung nicht geheim halten, sondern sowohl Schnitte anfertigen, als auch das Instrument ä 50 fl. verkaufen. Proben dieser Schnitte wurden vorgezeigt. Dr. Jessen meinte, dass man auch schon früher Instrumente dieser Art hatte, dass aber selten Schnitte damit gelan- gen. Auch glaubt er, dass die Nördlinger’schen sowohl, als auch die vorgezeigten Schnitte wohl für praktische Zwecke sehr brauch- bar sind, für’s Mikroskop jedoch zu dick sein dürften. Dr.E.Pur- kyne hat ebenfalls mit den erwähnten und mit selbst consiruirten Instrumenten immer schlechtere Resultate erhalten als mit dem Rasir- messer. Für praktische Zwecke seien jedoch Schnitte von schwacher Pappendeckeldicke praktischer, da bei den gar zu dünnen Schnitten 372 die natürliche Farbe alterirt ist. Dünne und überhaupt ebene Längs- schnitte sind wegen der oft geschlängelt verlaufenden Markstrahlen weniger brauchbar. Dr. Jessen bemerkte noch, dass Nördlin- ger vor dem Schneiden das Holz einer langen Vorbereitung unter- zog, was jedoch nach Hasskarl bei dem Staudinger’schen In- strumente nicht nöthig ist. | Die zweite allgemeine Sitzung fand am 22. September stalt. Der erste Geschäftsführer Prof. Dr. Löschner eröffnete die Sitzung mit der Aufforderung, zur Wahl des Versammlungsortes für 1863 zu schreiten; es lagen zwei Einladungen vor, und zwar eine von den wissenschaftlichen Vereinen in Frankfurt a, M. ausgegangen von dieser Stadt, die zweite nach Steitin irug Medicina'rath Behm mündlich vor. Für Frankfurt a.M. stimmten 114, für Stettin stimm- ten 118 Mitglieder. Der erste Geschäftsführer erklärte Stettin als für die Versammlung im Jahre 1863 gewählt, forderte auf, die Ge- schäftsführer vorzuschlagen, als welche Direktor Dr.Dohrn für den ersten und Medicinalrath Dr. Behm für den zweiten Geschäftsführer genannt, angenommen und auch proclamirt wurden. Der zweite Geschäftsführer verlas dann folgende Zuschrift der Geschäftsführer der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Königs- berg i. Pr. vom 14. September 1860: „Hochgeehrter Herr College! Die unterzeichneten Geschäftsführer der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Königsberg i. Pr. befinden sich in der ungewöhnlichen Lage, nach Abschluss der Rechnung für die Versamm- lung mit einem Ueberschuss an Geld herauszukommen. Wir haben, da wir denselben voraussahen, Alles aufgeboten, um denselben zu ver- meiden, indem wir sowohl den wissenschaftlichen Zwecken der Ver- sammlung, als auch den geselligen Freuden nach Möglichkeit reich- liche Befriedigung zu gewähren versuchten. Wir haben namentlich zuletzt durch möglichst vollständige Herausgabe der Verhandlungen und durch splendide Ausstattung des amtlichen Berichts, sowie durch weite Verbreitung desselben, auch an die naturforschenden und ärztlichen Theilnehmer der Versammlung, au die Universitäten, Bibliothehen und wissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Aus- landes, den uns zur Disposition stehenden Geldern eine den unmit- telbaren Zwecken der Versammlung entsprechende Verwendung zu geben versucht. Wir hoffen, dass die Mitglieder und Theilnehmer unserer Versammlung in freundlicher Erinnerung an dieselbe und in nachsichtigem Urtheil unser Bestreben erkannt haben, und nöthigen Falles dafür Zeugniss ablegen wollen. Dennoch befinden sich von der durch die Beiträge der Mitglieder und Theilnehmer der Ver- sammlung mit resp. 3 und 2 Thalern zusammengeschossenen Summe noch „dreihundert und achtundzwanzig Thaler“ in unseren Händen. Wir konnten der vorjährigen 36. Versammlung in Speyer diese Rechenschaft noch nicht ablegen, weil unsere Geschäfte damals bis zu diesem definitiven Resultate noch nich abgewickelt waren. Wir wenden uns desshalb an die demnächst tagende 37. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Karlsbad, weil wir sie, wenn 373 auch zum grossen Theil aus anderen Mitgliedern zusammengesetzt, als die 35. Versammlung, doch für allein berechtigt halten, über jene Summe zu verfügen. Will die hochansehnliche Versammlung, welcher wir zu unserm Leidwesen fern zu bleiben genöthigt sind, unserem aus reiflicher Erwägung hervorgegangenen Vorschlage und Wunsche eine Berücksichtigung angedeihen lassen, so bitten wir zu beschliessen, dass die Summe von 328 Thalern der jungen, frisch aufblühenden, der Förderung der Naturwissenschaften, der Unterstützung streben- der Forscher und dem geheiligten. Andenken eines grossen Mannes gleichmässig gewidmeten Alexander von Humboldi-Stiftung über- wiesen werde. Wir ersuchen Sie, hochverehrter Herr College, der Versammlung von diesem Schreiben in einer allgemeinen Sitzung Kunde zu geben, und uns den Beschluss der Versammlung zur Aus- führung mittheilen zu wollen. Ueber die letztere werden wir seiner Zeit in geeigneter Weise‘ Rechenschaft ablegen. Gruss und Heil der 37. Versammlung der Gesellschaft der Aerzte! Genehmigen Sie die Versicherung unserer ausgezeichneten Hochachtiung , mit welcher wir die Ehre haben zu zeichnen, Königsberg i.Pr., den 14. September 1862. Die Geschäftsführer der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.“ Die Versammlung entschied ohne irgend eine Widerrede für Annahme des Vorschlags, wovon die Geschäftsführer nach Schluss der Sitzung schriftlich in Kennt- niss gesetzt wurden. In der 4. Sitzung der botanischen Sektion am 22. September, bei welcher Dr. Rabenhorst präsidirte, hielt Prof. Dr. Schultz- Schultzenstein einen Vortrag „über morphologische Gesetze der Blumenbildung“. Der Berliner Gelehrte begann mit einer Verglei- chung der bisher geltenden Metamorphosentheorie des naturfor- schenden Dichters Goethe, die eigentlich bloss eine Weiteraus- bildung der französischen Achsen- und Anhangstheorie Turpin’s ist, mit seiner neuen Ansicht über morphologische Geseize der Blumenbildung, welcher er den Namen Anaphytosentheorie beilegt. Die Kernpunkte der Metamorphosentheorie lassen sich zurück- führen auf den Unterschied zwischen Achse und Anhang, und auf die radiäre Stellung der Blätter, d. i. Anhänge, um die Stengel- organe, d.i. die Achse. Hiernach müsste einer jeden Achse der Bau und das Wachsthum des Stengels, und jedem Anhang der Bau und das Wachsthum des Blattes zukommen. Die Achse gelte als morphologische Einheit, als einfaches Continuum für das ganze In- dividuum, und die wichtigste Consequenz dieser Theorie war die, dass man alle Blumenbildungen auf einen einzigen Grundtypus, die Normalblume Linne’s zurückführen wollte. Daraus aber entsteht bei sehr vielen Blumen der Streit, ob bestimmte Theile derselben als Achse oder als Anhang anzusehen sind, und praktisch resultiren daraus bedeutende Schwierigkeiten für die Systematik. So ist es z. B. bei Blumen mit siernförmig gestellten Griffeln durchaus nicht klar, was die Achse ist, da bei diesen ein centrales Organ fehlt, und die Stellung von Blättern nicht an der Achse hat für diese 374 Theorie gar keine Existenz; man nahm für diese Blumenformen zwar eine hohle Achse an, so bei den Rosaceen, vergass aber, dass diess eine Röhre und dass eine hohle Achse eine mathemati- sche Absurdilät sei. Dieselbe hat auch einen andern Bau als ein Stengelorgan, und was die Stellung betrifft, so entspriugt oft ein Anhang von einem andern Anhang. Ein ähnliches Resultat, wie die Blumenanalyse, ergibt die Fruchtanalyse. Hier sah man den Samenträger als Achse oder Stengel und die Fruchtklappen als Anhänge oder Blätter an. Bei vielen Früchten stehen aber die Samenträger auf den Fruchtklappen selbst, so bei den wandfrüch- tigen. Die Frucht im ganzen als Achse anzusehen, ist auch unmöglich, da sie zu sehr zusammengesetzt ist. Auch die Frucht- klappen sind nicht immer Blätter, wie bei den Cacteen, wo Blati- schuppen, Dornen und selbst Stengelorgane von denselben entspringen, Bei den Nymphaeablüthen, mit Ausnahme’ des Genus Nuphar, sitzen auf den Fruchthüllen, Staubfäden und Blattschuppen, also Blätter auf Blättern und man dachte sich daher erstere hier als Achsen- organe, ohne dass sie aber etwas vom Baue des Stengels besässen. Wenn man nämlich ein solches Fruchtblatit skelletirt, so gibt es ein Netz von Gefässbündeln, wie jedes andere Blatt. Hierauf ent- wickelte der Vortragende seine eigene Theorie, die Anaphytosen- theorie, welche von dem Grundsatze ausgeht, dass die Bau- elemente der Pflanze Glieder, Anaphyta, sind, bei denen es nicht darauf ankömmt, ob sie Blatt- oder Stengelorgane sind, da Ueber- gange zwischen beiden vorkommen; sie stützt sich auf die Glie- derung und Verzweigung der Pflanze, braucht sich nicht auf die Blume und die Frucht zu beschränken, und ist auch auf die Kryptogamen anwendbar, deren Theile bei der vorigen Theorie oft unerklärbar blieben. Die Achse ist nie einfach, wie sie es nach der Achsentheorie sein sollte, sondern sie ist gegliedert. Bei jeder Blume kann man mehrere Stockwerke unterscheiden, getrennt durch Verknotungen; so gibt es bei einzelnen Blumen ein Calycophorum, bei andern ein Corollophorum , Androphorum oder Gynophorum, Ausser der Gliederung in Stockwerke muss man die Pflanzen als verschiedene Zweigsysteme auffassen, und diese Theorie entgeht der Schwierigkeit, einen einzigen Typus aufzustellen, und erkennt die Mannigfaltigkeit an, während die Achsentheorie sie vernichtet, und alles auf eine Einheit zurückführt. Schultz-Schulizen- stein nimmt drei Grundtypen der Pflanzenbildung an: 1) den Säulentypus, welcher dem Typus der Achsentheorie entspricht; hier überwachsen die Mitteltriebe die Seitentriebe, die Theile stehen in der Blume über einander, nicht concentrisch in einander: 2) den Scheiteltypus, mit gegabeltem Habitus, d. i. Verküm- merung des Mitteltriebs und Fortwachsen der Seitentriebe; so sind z. B. bei den Liliaceen die Blumenkrone und die Staubfäden Zweige der Fruchthüllen. Nicht alle Staubfäden sind hier blattartig, son- dern jeder kann ein ganzes Stengelsystem repräsentiren. Bei die- ser Anschauung hört auch der Streit über den Punkt auf, ob Kelch 375 ete. mit dem Fruchtknoten verwachsen sind oder nicht. Es ent- stehen von der Spitze eines Blattes neue Anaphyta, neue Blätter, und die Frucht kann einen Achsen- oder einen Blatt-Samenträger haben. 3) den Wandtypus, wo aus der inneren Blattfläche neue Blattorgane, als secundäre, hervorwachsen (z. B. Rosaceen und Asperifolien, wo der Fruchtknoten, wie bei den ächten Rosen, von der inneren Fläche des Fruchtblattes als Ramification herauskömmt). Zuletzt erwähnte er, dass man bei der Insertion der Blätter ganz davon abgehen müsse, alles auf die Spiralstellung als Grundtypus zurückzuführen, und dass es auch hier mehrere Grundtypen gebe, so für spirale, opponirte, gekreuzte, alternirende und quirlförmige Blattstellung, während andererseits bestimmte Quirle existiren, die sich in Spiralen auflösen. Am Schlusse der Sitzung sprach Dr. Gustav Leube einige Worte über den Hausschwamm, Merulius laerymans, und gab als Präservativ gegen die Zerstörung der Fuss- böden eine Cementunterlage von Kalk- und Thonerde-Silicaten an, welche dem Holze die Feuchtigkeit, die Bedingung des vegetativen Lebens enizieht. (Sehluss folgt.) s——— Personalnotizen. — Elias Fries hat in seiner so eben ausgegebenen „Epi- erisis generis Hieraciorum* (Upsalae 1862), ein im Neapolitanischen wachsendes neues Hieracium zu Ehren des italienischen Feldherrn Garibaldi, Hieracium Garibaldianum benannt. Wohl ein Beweis, dass mitunter die jezeiligen politischen Affecte ihre Wellenringe bis an die Arbeitstische der Gelehrten treiben. — Samuel von Brassay, der mit dem Custodiat des siebenbürgischen Museums in Klausenburg betraut ist, fand neien seinen Amtsobliegenheiten auch noch die Musse zur Abfassung — einer französischen Grammatik, welche er nun herauszugeben gedenkt. — Dr, J. Milde hat sich wieder nach Meran begeben, wo er den Winter hindurch zu verbleiben gedenkt. — Professor Dr. Dietrich Georg Kieser, Präsident der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher, starb am 11. Oktober zu Jena als Senior der dortigen Universität in dem vorgerückten Alter von 83 Jahren. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 1. Oktober berichtete C. Hölzl über das Vorkommen einiger seltenen Gefässkryptogamen in Galizien. Darunter befinden sich 376 Equisetum pratense, Ophioglossum vulgatum und Botrychium ruta- ceum. Letzteres wurde vom Sprecher bei Zawadow gesammelt und zeichnet sich, so wie das Ophioglosum von dem nur 2 Standorte bekannt sind, durch ungewöhnliche Grösse aus. — Adjunkt C. Fritsch legte Aldrovanda vesiculosa vor. welche von Fr. Zim- merl zwischen Fussach und Höchst, eine halbe Stunde vom Boden- see gesammelt wurde. Sodann berichtete er über die von J. Boos durch eine Reihe von Jahren gemachten Beobachtungen über die Blüthezeit von Secale cereale und Vitis vinifera. Hiernach fällt der Beginn der Blüthezeit der ersteren Art durchschnittlich auf den 24. Mai. der letzteren auf den 9. Juni, während er nach den Beob- achtungen des Vorlragenden, beziehungsweise auf den 25. Mai und 6. Juni fällt. Die Differenz wird durch den Standort erklärt. Die wilde Rebe blüht um 12 bis 14 Tage später. Schliesslich gibt der Vortragende Nachricht über die phänologischen Beobachtungen im Laufe des Jahres 1861. — J. Juratzka legt die Beschreibunger von 2 neuen Laubmoosen vor. Das eine ist das vom Vortragenden schon bei einer früheren Gelegenheit besprochene Bryum Mildeanum Jur., von Dr. Milde bei Meran in Tirol und Zuckmantel in Schle- sien gefunden; das andere ist Plagiothecium Schimperi Jur. et Milde, von Dr. H. Müller in Westphalen, von Dr. J. S. Pötsch am Plöckenstein in Oberösterreich, von A. Röse in Thüringen, und vor Kurzem von Dr. Milde in grösserer Menge im kleinen Zackenthal im Riesengebirge gesammelt. — Dr. H. W. Reichardt sprach über Chlamidococcus pluvialis A. Br., den er lebend vor- zeigte. Diese kleine Alge wurde von dem Vorlragenden in der Freie nächst Mariazell beobachtet, wo sie auf den Kalkfelsen in Gruben lebt, wo sich Regenwasser ansammelt. Das Wasser wird von ihr schön zinnoberroth gefärbt. Nach Hause mitgenommen und kultivirt, begann diese Alge bald Schwärmsporen zu entwickeln. Von diesen wurde bisher nur die umhüllte Form beobachtet. In Gemeinschaft mit Chl. war Philodina roseola; die schöne Stepha- nosphaera pluvialis wurde nicht beobachtet. An seine Beobach- tungen anknüpfend, schilderte schliesslich Dr. Reichardt die Entwicklungs- und Lebensweise des Chlamidococcus pluvialis nach den Beobachtungen von Flotow, Cohn und A. Braun. J.J. — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschen- der Freunde in Berlin machte Ehrenberg eine Mittheilung über von Dr. Hartmann in Aethiopien gesammelte Erd- und Schlammproben, wobei er bemerkte, dass während in Europa der Öscillarien-Schlamm mit Diatomeen ganz erfüllt zu sein pflegt, der afrikanische gar keine zu erkennen gibt. Prof. Braun sprach über die von Fabre behauptete Entstehung des Weizens aus Aegilops ovata, während Versuche von Godron erwiesen, dass der vermeintliche Uebergang auf einer Bastardbildung beruhe. Dr. Ascherson zeigte ein Exemplar von Melilotus dentata mit aus- gezeichneter Vergrünung und Prolification der Blüthen vor, welches er bei Breslau gesammelt hatle. Ferner legte er Zweige von 377 einer Fagus sylvatica vor, welche auf dem Passe am rolhen Berge in Mähren in der Nähe der Baumgrenze vorkommt. An den frei- stehenden Aesten fehlten die Wimpern des Blattrandes. — Der in Siena vom 14. bis 17. September versammelte ilalienische Gelehrten-Congress hat als Ort seiner nächsten Zusammenkunft Rom gewählt. — Die von der preussischen Regierung ausgerüslete osl- asiatische Expedition hat dem botanischen Garten in Berlin eine werthvolle und mannigfaltige Bereicherung an Sämereien und lebenden Pflanzen zugeführt. Die Zahl der in dieser Weise aus den verschiedensten Fundorten beider Hemisphären überwiesenen Pflan- zenarten beläuft sich auf 453, die Zahl der einzelnen Exemplare auf eiwa 4000. Unter diesen vier alte Stämme von Cycas revoluta, ohne Laubkrone 6 bis 7’ hoch, von denen der grösste nach dem Verlust des Gipfels aus dem untern Theil zu treiben und dadurch mehrköpfig zu werden verspricht, dann japanische Nadelhölzer, Palmen aus Ostindien. Areca Catechu, Caryota urens, Eugeissona tristis, bisher nirgends kultivirt, Farne aus Brasilien u. a. Allen dıesen meist jungen Gewächsen wird im Garten die sorgsamste Pflege mit sichtlichem Erfolge gewidmet. — Nicht so glückliche ähnliche Erfolge hat unsere Novara-Expedition aufzuweisen, denn von lebenden Pflanzen brachte sie keine mit und ihre Sämereien kamen in Folge einer unrationellen Bewahrungsweise meist ver- dorben an. — In Köln beabsichtigt man neben dem zoologischen Garten, der schnell zu einem besonderen Aufschwung gediehen ist, auch noch einen botanischen Garten zu errichten. | — Der von dem Vereine für Mikroskopie zu Giessen im Jahr 1857 gegründete Tausch-Verkehr wird in der Folge von dem mikroskopischen Verein zu Frankfurt a. M. besorgt werden. Die Statuten desselben bleiben unverändert. Vereinsformat der Objeklträger 48 Millm. lang, 28 Mill. breit. — Die zwölfte General- Versammlung des ungarischen Forstvereines wurde am 6., 7. und 8. Oktober in Gödöllö ab- gehalten. Die Stadt Veszprim wurde als nächster Versammlungsorl gewählt. Da der Verein keinen Forstmann fand, der in ungarischer Sprache eine von der deutschen Vereinsschrift gesonderte Forst- zeitung herausgeben könnte, so wurde beschlossen, von nun als Bestandtheil der deutschen Vereinsschrift und unter derselben Re- daktion jährlich wenigstens ein Heft in ungarischer Sprache her- auszugeben, welches entweder Originalarbeiten oder passend gewählte deutsche, ins Ungarische übersetzte Aufsätze enthal- ten soll. — Dr. Pagenstecher gibt über den Acclimatisaltions- garteninLyon im „zool. Gart.* folgende Skizze. Derselbe ist ein unentgeltlich geöffneter Park, welcher ausser den Gehegen für Thiere auch einen speciellen botanischen Garten enthält. In diesem ist besonders bemerkenswerth die auf den Blumenbeeten vorfind- 27 Oesterr. Botan. Zeitschrift 11, Heft. 1862. 378 liche Etikettirung durch gegossene Melallplatten auf eisernen Stäbchen (der beireffende Name selbst ist durch Guss hergestellt und es wäre sehr erwünscht, diese so zierlichen und dauerhaften Etiketten auch in unseren Gärten einzuführen). Das Hauptsäch- lichste sind die Obstbäume, welche lauter Muster-Exemplare für den Schnitt der Spaliere und Zwergbäume bilden. Die Spaliere, sämmtlich frei stehend, sind alle aus Gusseisen in Form von run- den Stäben, je nach dem Bedarf von etwa 5 bis 10 Millimeter Stärke. Ein besonders schönes Modell zum Baumschnitt bildet die Spirale, bei welcher aus einem Stamme drei Hauptäste gezogen werden, zu deren Spitze ein Gestell dient, welches aus drei oben etwas convergirenden, in den Winkelpunkten eines. gleichseitigen Dreiecks stehenden Stäben und sechs sie umziehenden parallel ver- laufenden Spiralen gebildet wurde, deren je zwei von einem jener Aeste begleitet werden. Horizontale Reifen befestigen das Ganze. Sehr gut muss sich der cordon unilateral gegen die Fröste schützen lassen; derselbe biegt an einem kurzen senkrechten Stämmchen nach einer Seite unter rechtem Winkel ab und behält dicht am Boden hinlaufend, nur diesen einen Ast mit seinen kurz gehaltenen, auf- und absteigenden Zweigchen. Sehr zierlich andererseits sind die reichentfalteten fächerförmigen palmette double und palmette a ventail mit zahlreichen einseitigen Aesten an zwei Stämmchen oder beider- seitigen an einen Stamm. — Das Athaeneum in Brescia hat für das Jahr 1864 als, Preisfrage aufgestellt „Eine Aufzählung der in der Provinz Brescia der Agricultur schädlichen Kryptogamen sammt Anweisung der da- gegen bewährten Mittel.“ Als Preis ist eine goldene Medaille im, Werthe von 500 Francs bestimmt. Die Abhandlung wird in den Schriften des Athaeneum abgedruckt und der betreffende Verfasser als Ehrenmitglied des Athaeneum aufgeführt.- — Die Central-Gartenbau-Gesellschaft in Paris hat für das Jahr 1863 eine goldene Medaille im Werthe. von 300, Francs, als Preis für die beste Beantwortung folgender Frage aus- gesetzt: „Eine klare, auf neue Erfahrungen, oder beveits. bekannte, Thatsachen gestützte Darstellung der Umstände, welche. die Erzeu- gung und die Festsetzung der Varietäten in den Zierpflanzen, bedingen.“ —e ii — Literarisches. — „Botanische Unterhaltungen zum Verständnisse der heimal- lichen Flora.* Von A. Auerswald. 2. Auflage I.—III. Lieferung. Mit 24 Tafeln und vielen Abbildungen im, Texte. Leipzig, bei Hermann, Mendelsohn 1862. — Obwohl von diesem Werke die erste Lie- ferung schon vor längerer Zeit eingesendet, wurde, so, erschien eine Anzeige desselben doch erst jetzt räthlich, weil sich, früher 379 nieht leicht eine klare Einsicht in den vom Verfasser befolgten Plan, so wie in die Ausdehnung des behandelten Gegenstandes gewinnen liess. Unter den populären Schriften, welche es sich zur Aufgabe setzten, in Form von zwanglosen Unterhaltungen den Freund der Pflanzenkunde mit den wichtigsten Abschnitten dieses Gegenstandes vertraut zu machen, nimmt das angezeigte Buch einen hervorragenden Platz ein. Diess beweist schon der Umstand, dass von ihm in verhältnissmässig kurzer Zeit eine zweite Auflage nöthig wurde. In der That entspricht der Verfasser auch allen An- forderungen, die man stellen kann. Er sucht einzelne allgemein vorkommende Repräsentanten der einheimischen Flora aus, beschreibt die einzelnen Organe derselben und verbindet damit, ohne ein be- stimmtes System einzuhalten, Excurse über die wichtigsten Capitel der Botanik. In den bis jetzt erschienenen 29 Unterhaltungen wird auf diese Weise die Organographie der Samenpflanzen durchgenommen, werden das Linn&’sche System und die grössten Gruppen des natürlichen Systemes geschildert und sind endlich verschiedene Capitel aus der Phytotomie eingeflochten. Hier auf eine nähere Besprechung der ein- zelnen Partien einzugehen, würde zu weit führen und wäre auch vor Beendigung des ganzen Werkes nicht am Platze. Es mögen daher folgende kurze Andeutungen genügen: Vor Allem ist lobend her- vorzuheben, dass der Verfasser von dem richtigen Grundsatze aus- geht, es sei besser, wenige Pflanzen genau, als viele oberflächlich ‘zu untersuchen. Er nimmt daher die gewählten Pflanzen in einer Weise durch, welche einerseits zeigt, dass er selbst vielfache Stu- dien in der Natur machte, andererseits aber dem Benützer des Buches eine schätzenswerthe Anleitung zum Analysiren der Pflanzen gibt. In den Besprechungen der den einzelnen Pflanzen angefügten Exkurse ist die Darstellung des Verfassers klar und bündig; fehlt auch seiner Diction die geistreiche Eleganz der Schilderung, der man in den Werken anderer Autoren. in diesem Fache begegnet, so wird man doch durch Einfachheit und: leichte Fassliehkeit für diesen Mangel entschädigt. Die Ausstattung des Buches: ist eine elegante. Namentlich sind die in Holzschnitt ausgeführten Abbil- dungen der besprochenen Pflanzen als gelungen zu betrachten. Es ist somit dieses Buch allen jenen Freunden der Botanik anzuem- pfehlen, denen es an Zeit oder Lust fehlt, diesen Gegenstand wissenschaftlich durchzustudiren, sie werden sich leicht mit dem- selben die für einen Dilettanten wünschenswerthe Summe von Kennt- nissen anzueignen im Stan.le sein. H. WR. — Das Bulletin der Naturforscher-Gesellschaft in Moskau 1862 Bd. 1. enthält: „Monographiae Marantearum Prodromus“. Von Pro- fessor Dr. Fr. Körnicke. Als zweiter Theil einer im 11. Bande (1859) der Nouveaux Memoires de la Societe Imp. des Nat. d. Moscou veröffentlichten Abhandlung. — „Aufzählung der von Radde, in Baikalien, Dahurien und am Amur; sowie der vom Stuben- dorff auf seiner Reise durch Sibirien nach Kamtschatka; von Sen- sinoff, Sossnin, Seharipoff und Andern in Dahurien und Ost- 380 sibirien undder von Rieder, Kussmisscheff und Andern in Kam- tschatka und dem russischen Nordamerika gesammelten Pflanzen“. Be- arbeitet vonR.Regel. Dritte Fortsetzung, welche die Alsinen umfasst. — Von Professor Dr. Fr. Unger ist erschienen: Wissen- schaftliche Ergebnisse einer Reise in Griechenland und in den joni- schen Inseln.“ Das Werk ist ausgestatiet mit 45 Holzschnitten, 27 Abbildungen in Naturselbstdruck und mit einer Karte der Insel Corfu. — Der VII. Jahresbericht der k. k, Ober-Realschule in Olmütz pro 1862 enthält einen Aufsatz „zur Kenntniss der Pilze“ von Dr. T.G. Köhler. Es ist eine Aufzählung von Pilzen mit Angabe der Tafeln in Krombholz’s Werk, kurze Beschreibung, Anwendung, allgemeiner Fundort etc. — Das Programm desk. k. Gymnasium in Kremsmünster für 1862 enthält „Vegetations-Verhältnisse von Kremsmünster und Umgebung von P. Gotth. Hofstätter.“ Nach Besprechung der geognostischen und klimatisehen Verhältnisse folgt das Verzeich- niss der im besagten Gebiete wildwachsenden Pflanzen; es sind mit Einschluss der wenigen (20) Cryptogamen, 755 Arten; bei jeder ist auch der deutsche Name beigegeben, das Vorkommen in Blüthe- zeit. Dann folgt die Aufzählung der Pflanzen nach ihren Stand- orten und endlich nach den vorgenommenen phänologischen Beob- achtungen. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Dr. Hegelmaier in Ulm, mit Pflanzen aus Würtemberg und der Schweiz. — Von Herrn Keck in Aisters- haim, mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Baron Schlichting in Gurschen mit Pflanzen aus Posen. — Von Herrn Preuer in Hofgastein mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn v. Szontagh in Wien mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Andorfer in Langenlois mit Pflanzen aus Nieder- österreich. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbesbrunn mit Pflanzen aus Niederösterreich. — Von Herrn Bayer in Wıen mit Pflanzen aus Niederöster- reich- — Von den Herrn Engler und Junger in Breslau mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Brancsik in Wien mit Pflanzen aus Ungarn und Steiermark. — Von Herrn Braunstingel in Wels mit Pflanzen aus Ober- österreich. — Von Herrn Kolb’enheyer in Wien mit Pflai.zen aus Schlesien. Von Herrn Patze in Königsberg mit Pflanzen aus Ostpreussen. — Von Herrn Langner in Breslau mit Pflanzen aus Schlesien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Gzetz in Gants, v. Rich- ter in Pressburg, v. Bausch in Karlsruhe und Bayer in Wien. Eine Sammlung schöner Alpinen, 300 Arten ın 900 Exemplaren kann gegen Zusendung von 12 fl. =8 Thlr. bezogen werden. Correspondenz der Redaction. Herrn P. M. in H. „Bitte um gelegenheitliche Zusendung Ihrer Offert- liste.“ — Herrn Gr. B. in J. „Mit Dank erhalten.“ — Herrn Dr. L. in F. „Mit Ausnahme von #ilene exs. alle Arten erwünscht“. L—————————————————————————————————————————————— Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von €. Gerold. Druck von ©. Ueberreuter. Desterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift 4 1 die frei durch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. ) l N blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe f!äp ' 3 (Wieden, N. 331, Wien a oerseine Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, ri en, N. 331, Wien) (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 1. 63 kr. Oest. W. ‘ Pränumeration halbjährig. ©. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N®- 12 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N} Buchhandlungen, XH. Jahrgang. WIEN. December 1862. u TITTEN ET EEE ET EEE EEE u re a nn En INHALT: Neue 3Pflanzenarten. Von Dr. Wawra. — Phänologischa Notizen von Dr. Heldreich. — Zur Floıa von Ebersdorf. Von Heuser. — Verzeichniss österreichischer Botaniker. — Correspondenz von Dr. Kolenati, Dr. Pavai, Sardagna, Braunstingel. — Versammlung deutscher Natur- forscher. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungeu. Einladung zur Pränumeration - auf den XIII. Jahrgang (1863) der Vesterreichischen Botanischen Zeitschrift. (Desterr. botan. Wochenblatt.) Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift“ pränumerirt man mit 5f.c.M. — 5fl. 25 kr. ö. W. (3. Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wieden, Neumanngasse, Nr. 7 (133). In diesem Falle werden dem Pränumeranten, der mit 5 fl. C.M. direkte bei der Redaktion auf ein ganzes Jahr pränumerirt, je nach seiner Wahl, entweder die 3 ersten Jahrgänge des botanischen Wochenblattes, oder eine halbe Centurie Pflanzen aus dem Bereiche der mitteleuropäischen Flora (wenn derselbe eine Desideraten- Liste von mindestens 200 Species einsendet) als Prämie offerirt. Oesterr. botan. Zeitschrift 12. Heft 1862. 28 382 Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat Herr C. Gerold’s Sohn in Wien, am Stephansplatz, übernommen. Von den bereits erschienenen 12 Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare bezogen werden, und zwar. 1.,—6. Jahrgang einzeln zu 2fl.C. M., 7. Jahrgang 4 fl. C. M., 8—12. Jahrgang einzeln zu 5 fl.C.M. — 1.—12. Jahrgang zusammen, aber blos bei der Redaktion, 30 fl. ö. W. Dr. Alexander Skofitz, Wieden, Neumanngasse Nr. 7 (331). Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der transatlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durch- lauchtigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Dr. H. Wawra und Franz Maly, beschrieben von Dr. Heinrich Wawra, k. k. Fregattenarzt. XÄVI. Lamprococcus chlorocarpus. Rhizoma lignosum , squamularum lacerum annulis obtectum. Folia vaginis valde dilatatis bulbum ovatum efformantia,, lanceo- lata, argute acuta, integerrima. Scapus squamis amplectentibus subscariosis laxe velatus, fotiis sublongior. Panicula laxa, ramis compressis, bractea squamis caulinis subsimili fulcratis; floribus biseriatis in ramorum acie, pedunculatis , divaricatis. Calycis laciniae semiorbiculares, mucro- nulatae. Petala, breve unguiculata, calyce aequilonga, patentia. Stamina libera. Ovarium triloculare, ovulis e loculorum angulo interno pendulis, gelatina vitrea obvallatis, funiculo brevi affixis, et caudicula incurva superatis. Bacca olivacea, splendens ; semina eylindrica, breve caudata. Ilheos in arborum truncis pseudoparasitica. Rhizoma lignosum, pennae anserinae crassitie, ferrugineum, squamularum lacerum fuscarum annulis 3 ab invicem remotis ornalum passim (caulis epigaei eicatrice) tuberculatum, tubere semigloboso, squamulato, fibrillarum coma tuberi opposita substrato 383 annexum. Folia vaginis dilatatis bulbum 1'/, pollicem crassum, ovatum efformantia, vayina late ovala, margine undulata, punctulis immersis purpurascente, sensim aut abrupte in laminam abeunte; lamina lanceolata, marginibus integerrimis @nvoluta et upice demum explanata acuta, glauca, infra pallidiore. Scapus 1—1'/, pedalis, pennae corvinae vixcrässior, squamis amplectentibus 1'1/,—2 poll. longis et totidem eirciter ab invicem remotis lanceolatis, aeculis, roseis demum scariosis laxe velatus. Panicula laxa, 3—5 polli- caris, ramis sparsis, subsimplicibus gracilibus, horizontaliter com- pressis A—2 pollicem, longis, bractea 1'%—1 pollicari squamis caulinis subsimili, in summis hebetata fulceratis. Flores distichi alterni, 4 —2 lin. ab invicem remoti, pedunculis e ramorum acie oriundis 3—4 lin. longis filiformibus, divaricatis, bracteola minuta acuta fulceratis. Calyxz urceolatus vel ovatus, lineam longus, oli- vaceus, tubo subgloboso, lacintis semiorbicularibus, mucronulatis, tubo ?/3 brevioribus. Petala patentia, 2 lin. longa, obovata, in unguem calycis laciniis aequilongum attenuata, obtusa, pallide caerulea. Stamina libera, petalis subbreviora, antheris inversis, dorso infra medium affixis, luteis, basi subintegra oblusis, apice acutiusculis; fillamentis antheris subbrevioribus, basti vix dilatatis. Stylus petalorum longitudine, triqueter; stigmata filiformia '/, lin. lonyga, intus papillosa, spiraliter contorta. Germen triloculare, ovulis e loculorum angulo interno pendulis, gelatina vitrea obval- datis, funiculo brevissimo affiwis, oblongis, rostello brevi incurvulo superatis. bDacca grani cannabis magnitudine, subglobosa, calycis lacinüs persistentibus coronata, olivacea, lucida. Semina '/, lin. longa, obovato-cylindrica, rufa, subtilissime scrobiculata et rostello persistente superata. Der Bau des Fruchiknotens und die Form der Samen lassen wohl nicht daran zweifeln, dass unsere Pflanze zur Gattung Lamprococcus gehört. Auf der andern Seite zeigt dieselbe Eigen- schaften, welche allen andern hieher gezählten Arten abgehen. Schon der Habitus ist ein tolal verschiedener, unsere fahle, magere Pflanze erinnert bei weitem nicht an jene üppigen prachtvell gefärb- ten Lamprococcus-Arten, die wir als eine Hauptzierde der Urwäl- der bewundern; ferner sind ihre Blätter nicht gezähnt, die Kelch- zipfel tragen ein weiches Spitzchen *), die opponirten Staubfäden sind nicht angewachsen und haben kein Nectarium **). Sind auch *) Diese Eigenschaft in Verbindung mit einem ähnlichen Fruchtknotenbau besitzen auch die Arten der Gattung Hoplophytum (wenigstens die in Voy. de la Bonite abgebildeten und von Beer mit Hoplophytum vereinigten ‚Pothuava-Arten), sie entfernen sich aber in allen übrigen Theilen von den Lamprococcen; auch sei erwähnt, dass bei den letzteren dieses Spitzchen durch einer. schwarzen Punkt angedeutet ist. ”=) Es wäre allerdings möglich, dass mir diese Nectarien, welche schon an den viel grösseren Blumenblättern des L. miniatus Beer und ZL. fulgens Beer ausserordentlich zart sind, trotz der lleissigsten Untersuchung unserer lrockenen Pfllauzen entgangen wären. 287 384 alle diese Verhältnisse nicht hinreichend, um die Aufstellung einer besonderen Gattung zu rechtfertigen, so wird man doch nicht umhin können, diese Art einem eigenen Subgenus der Gattung Lamprococcus einzureihen. AVII Pitcairnia corcovadensis. Folia basi triangulari-dilatata badio fusca, scapum triplo superantia integerrima glaberrima. Scapus pedalis folüs sursum sensim hebetatis laxe obtectus glaber, floribus erectis, coccineis bracteis in inferioribus pedunculo longioribus in summis eo brevioribus ful- cratis. Petala calyce longiora basi nuda, apice patula. Stamina omnia libera, cum stylo petalis subaequilonga, stigmatis lobis camplanatis, contortis. Ovarium subsemünferum, triloculare, placen- tis in loculorum angulo interno binis et segregatis, ovulis pluriseri- alibus, subsessilibus, caudicula incurvula superatis. Corcovado in locis sawosis lucidisque frequens; culta in Hort. Schönbrunnense. Bulbus e foliorum vaginis compositus pollicem fere crassus, subcylindricus , infra squamosus, squamis semiorbiculatis vel semiovatis, apiculatis, fibrillis radicalibus dense pubentibus ramu- losis intermiztis, cum foliorum vaginis badio fuscis, nitentibus, longitudinaliter rugulosis, margine hyalino integerrimis. Folia in quadrante inferiore angustata et involuta, pallida, dein complanata et dilatata, lorata —3'/, pedes longa ac 10 lin. lata, in apicem ongum perangustum sensim producta, integerrima, subenervia sub- concolora, nitentia, glaberrima, in sicco stria albida 1'1/ lin. lata percursa. Scapus 1—1'/ pedalis pennae anserinae tenuior gla- berrimus in parte inferiore folüs sensim hebetatis — in parte superiore squamis linaribus 5—3 poll. longis 3 poll. ab invicem remotis ; apicem versus approximatis viridibus laxe obtectus. Race- mus simplex 4—5 pollicaris floribus sparsis pollicem circiter ab invicem remotis, cum pedunculis et rhachis superiore parte cocci- neis, bracteis 1'/,—"/, pollicaribus erectis, viridibus, superioribus scartiosis, pedunculis semipollicaribus erectis, apice incrassalis, inferioribus bracteis brevioribus, sumis üs longioribus, Calyx in alabastro triqueter et subulatus, cum pedunculis glaberrimus, foliolis convolutis, e basi tumidula anguste linearibus, subulatis, pollice longioribus. Petala lineari-lanceolata, calycis foliola '/, superantia, 2 lin. lata, basi nuda, apice obtusiuscula et patula. Stamina libera, filamentis filiformibus calyce aequilongis, antheris semipollicaribus , dorso prope basin aflixis, basi fissis, obtusis, luteis. Stylus triqueter cum stigmate 1'/, lineari petalis aeqni- longus, stigmatis lobis spiraliter tortis, complanatis, intus papil- losis. Ovarium subsemünferum, ovatum, in stylum sensim, pro- ductum, placentis in loculorum angulo interno binis, segregalis, ovulis 4—5 serialibus, subsessilibus, caudicula incurvulu Wis aequi- longa superatis. 385 Die gegebene Beschreibung erfolgte nach den am Corcovado eingesammelten Herbarsexemplaren. Die in Schönbrunn cultivirten Pflanzen sind um mehr als */, kleiner, der Schaft dünn und fast ganz nackt. | Unsere Pflanze ist möglicher Weise eine Varietät der P. in- tegrifolia Gawl. Sie unterscheidet sich von letzterer durch die gänzliche Kahlheit aller Theile, die unverzweigte Blüthenspindel, durch anders gefärbte, an der Spitze etwas geöffnete Blumenblätter, durch die aufrechten Blüthen, durch die grüngefärbten oder scariösen Bracteen; und end!ich durch die anders geformten Blüihenknospen. Blätter und Blüthenknospen unserer Pflanze entsprechen genau jenen der Arten aus der Gruppe Cochlio petalum. Wien, den 16. November 1862. — dr — Phänologische Notizen aus Griechenland. Von Theodor von Heldreich. Periodische Erscheinungen der Pflanzenwelt in der nächsten Umgebung Athen’s im Oktober 1862. Es herrschte in diesem Jahre den ganzen Sommer hindurch grosse Trockenheit. Mit Ausnahme eines Gewitterregens am 27. Juni hat es seit Ende Mai in Athen nicht mehr geregnet. Um so empfind- licher war die Dürre und Trockenheit im Oktober, wo sie ihr Maximum erreichte, da auch diesen ganzen Monat bei beständig heiterem Himmel kein Tropfen Regen fiel. Nur seit dem 18. Okto- ber fällt als einzige Erfrischung in der Nacht sparsamer Thau. Die mittlere Lufttemperatur im Schatten betrug nach dreimal täglich (um 8 Uhr Morg., 2 Uhr Nachm. und 9 Uhr Abds.) vom Öbergärtner Herrn H. Klötzscher im hiesigen botanischen Garten angestellten Beobachtungen für October —- 20,3; Centigrade. Das am 6. October Nachmittags 2 Uhr beobachtete Maximum betrug _- 28,10 Cels. Die Weinlese war Anfang Oktober in der Attica bereits beendigt und fiel sehr reichlich aus. Folgende Pflanzen waren im Oktober in Blüthe: 1) Pflanzen der griechischen Flora in der nächsten Umgebung Athen’s wildwachsend: (NB. die mit * bezeichneten sind solche Arten, deren eigentliche Blüthezeil im Sommer oder noch früher beginnt, sich aber nach Umständen bis spät in den Herbst und Winter hinein erstreckt; die übrigen sind eigentliche Herbst- oder Frühlingspflanzen, deren Blüthezeit gewöhnlich im Oktober anfängt.) *Cyperus rotundus L. Merendera Attica Boiss. el Colchiecum montanum L. Sprun. 386 Muscari parviflorum Destf. Scilla autumnalis L. Qrocus Boryi Gay. — sativus L. Sternbergia lutea Ker. Sicula Tineo, Nareissus serotinus L. Biarum tenuifolium Schott. * Amaranthus retroflexus L. Polygonum pulchellum Loisl. Taraxzacum gymnanthum DC. Spruneri Boiss.etHeldr. *Sonchus ciliatus Lam. *Helminthia echioides Gärtn. *Nerium Oleander L. Solanum nigrum L. — humile L. *Datura Stramonium L. Cyclamen Graecum Link. Neapolitanum Ten. Arbutus Unedo L. Andrachne L. Anemone coronaria L. Ceratonia Siliqua L. 2) Um Athen kultivirte Pflanzen, die im Oktober blühten, von denen jedoch nur die allgemein-angebauten Nutzpflanzen und die in den hiesigen Gärten am häufigsten im freien Lande ge- zogenen Zierpflanzen berücksichtigt wurden: Polyanthes tuberosa. Celosia cristata. Gomphrena globosa. Plumbago Capensis. Mirabilis Jalappa. Taygetes patula. Zinnia elegans. Dahlia variabilis. Gaillardia aristata. Pyrethrum Judicum et Sinense. Calendula offieinalis. Nerium Oleander. Salvia Grahami. — Mexzicana. Ocymum Basilicum. Verbena chamaedrifolia cum var, Lantana, species plurimae. Lippia_ citriodor.a. Pharbitis hispida. Solanum esculentum. — Pseudo-Capsicum. — jasminoides. Lycopersicum esculentum. Datura arborea. Withania somnifera. Necotiana glauca. Tabacum. Cestrum (Habrothamnus) elegans. Petunia nyctagihiflora. violacea. Antirrhinum majus. Tecoma Cepensis. Iberis amara. Dianthus Chinensis. Abutilon striatum. Ricinus communis. Schinus Mole. Pelargonium inquinans. zonale. Impatiens Balsamina. Mespilus (Eriobotrya) Japonica. Rosa Bengalens:is. Noisettiana et spec. plu- rimae. Acacia Farnesiana. Eine herbstliche Färbung hatten gegen Ende des Monats nur erst die Blätter von Populus nigra, Morus alba, Ailanthus glandulosa und Robinia Pseudacacia angenommen, indess war das Laub vieler Bäume in Folge der aussergewöhnlich anhaltenden Dürre und der trockenen Winde theilweise verdorrt und abgefallen. Athen, den 8. November 1862. —_ USD 387 Einiges über die Flora von Ebersdorf. Von Paul Heuser. Vielleicht wundert sich ein oder der andere der geneigten Leser, wenn anders meine Unbedeutendheit solcher Aufmerksamkeit werth ist, meine arme Person gleich einem „Ueberall und Nirgends* bald hier bald da im lieben deutschen Vaterland auftauchen und wieder verschwinden zu sehen. In der That bin ich im Lauf weni- ger Jahre oft und viel herumgeschleudert worden. So habe ich erst in Gnadenberg, wenig Meilen von dem Fuss des sagen- und pflanzenreichen Riesengebirges gewohnt, zog von dort in die an botanischen Schätzen überreiche wellenförmige Ebene Ober- schlesiens nach Gnadenfeld, durchforschte dann wieder ein Jahr lang die fetten Elbeniederungen um Gnadau, wanderte sodann nach Neuried an die herrlichen Ufer des Rheins und endlich hierher ins heimliche gemüthliche Vogtland nach Ebersdorf. Und so stehe ich auch hier mit dem Stab in der Hand, jedes Rufes gewärlig, so sehr ich auch wünsche, einige Jahre hier ruhig verleben zu können. Die eigenthümliche Organisation unserer Brüdergemeinde bringt das so mit sich, da unsere Direktion in Bertholsdorf die Diener der Gemeinde, ohne lange zu fragen, willst du oder ist dir’s recht, nach ihrem Ermessen versetzt, wie es ihr gut scheint. Für den Botaniker ist ein solches Wanderleben freilich sehr angenehm, jede Gegend bietet ihr Eigenthümliches und hätte ich mehr Musse, würde eine eingehende Vergleichung der Floren so verschiedener Orte als die sind, wo ich längere oder kürzere Zeit meinen Wohnsitz hatte, gewiss viel Interessantes bieten. So aber bin ich mehr darauf gewiesen, so viel meine Zeit es erlaubt, zu geniessen und zu durchforschen, was sich mir gerade darbietet. Auf die Dauer verursacht ein so häufiger Wohnungswechsel aber auch grosse Unbequemlichkeit. Es wird allmälig fast zu einem Ding der Unmöglichkeit, ein grösseres Herbarium, wie ich es besitze, mit sich herumzuführen. Einmal leiden die Pflanzen zu sehr und dann kommt der Transport allzuiheuer zu stehen. Darum habe ich mich entschlossen nur, einige Lieblingsfamilien zu behalten, mein ganzes übriges Herbarium aber zu veräussern. Ich weiss sehr wohl, wie auch auf diesem Gebiet die Speku- lation sich geltend macht und ziemlich zaghaft entschliesse ich mich dazu, scheinbar die Zahl derer zu vermehren, welche diese schönste und lieblichste der Wissenschaften durch Geldspekulation in den Staub ziehen. (Sic!) Ich kann aufrichtig versichern , dass solche Intentionen mir fremd sind, aber ich frage alle die geehrten Leser auf. ihr eigenes Gewissen, ob es ihnen nicht, gleich mir wehe ums Herz werden würde, eine Sammlung unter viel Mühe und Geldopfer mit sich herumzuführen, die ihnen nichts nützt, weil sie keine Zeit haben, und sie aus Mangel an Pflege verkommen zu sehen ? 388 So geht mir’s, und eben darum möchte ich mein Herbar, das mir viel Zeit, Mühe und Geld gekostet hat, lieber in Händen sehen, die es zu nützen und zu schätzen wissen. Es im Ganzen anzubieten wage ich nicht, weil eben aus Mangel an Zeit und Raum nur wenig geordnet ist. Darum erlaube ich mir allen den geehrten Lesern dieser Zeitung meine Pflanzen im Einzelnen anzubieten und stelle den Preis absichtlich so, dass mir hoffentlich Niemand Gewinn- sucht zum Vorwurf machen wird, nämlich a Centurie 1 Thlr. preuss. Ich versende nur gute Exemplare, ausser bei Unica’s, ohne Unter- schied aus Deutschland, Holland, Ungarn, Dalmatien etc. und ebenso aus anderen Welttheilen, was ich habe. Nur für eine Centurie afrikanischer Pflanzen von grosser Wichtigkeit, welche aber nicht alle bestimmt sind, stelle ich den Preis auf 3 Thaler fest, um sie nicht zu vereinzeln. i Ein möglichst vollständiger Desideraten-Katalog, oder wenn auch allgemeine so doch möglichst specialisirte Angaben dessen, was verlangt wird, würde mir das Vergnügen gewähren, meinen geehr- ten Abnehmern nur das zu schicken, was ihnen erwünscht ist. Mög- lichst zahlreiche Aufträge erbitte ich franko Paul Heuser, Cand. Theol. U. Fr. Ebersdorf bei Lobenstein Vogtland. Geldsendungen erbitte ich in preussischen Kassenscheinen oder gangbaren Wech- seln, auch wo es angeht, durch Postvorschuss. Nicht convenirende Sendungen nehme ich gegen Rücksendung des an mich gezahlten Preises unweigerlich wieder. Und so hoffe ich denn meine geehrten Abnehmer über Er- warten zufrieden stellen zu können. Die geehrten Leser wollen verzeihen, dass ich meine persön- lichen Angelegenheiten so in den Vordergrund stelle, zumal ich heute um doppelte Nachsicht bitten muss, da ich es wage, über eine Gegend Mittheilungen machen zu wollen, die ich zwar fleissig und eifrig, aber doch nur einen Sommer durchforscht habe. Es sehen mir aber viele und zuverlässige Notizen von hiesigen Freun- den zu Gebote, die ich mit Auswahl und nach möglichst sorgfältiger Prüfung und Vergleichung benütze. Was zunächst den Umfang der hiesigen Flora betrifft, so habe ich einen Radius von 4 Meilen (7—8 Stunden) angenommen, so dass als Grenzorte angesehen werden müssen: Saalfeld, Neu- stadt an der Orla, Zeulenrode, Routh (Plauen liegt schon ausser- halb), Hof, der Döbraberg , Steinwiesen (zwischen Nordhalben und Kronach), Rothenkirchen und Gräfenthal. Die geologische Beschaffenheit dieses kleinen Gebiets bietet grosse Verschiedenheit. In dem grösseren und höher gelegenen Theil findet sich meist Schiefer, in den Thälern Uebergangsgebirge, Granit ist sehr selten, mir nur am Döbra und bei Weitisberga be- kannt. Von Saalfeld über Rahnis bis Neustadt an der Orla, Kalk, durch die Sandberge der Haide von dem fruchtbaren Saalufer zwi- schen Rudolstadt und Rahla getrennt. Zwischen Neustadt an der Orla und Schleiz finden sich sich grosse Torflager. 389 Auch über die geographische Beschaffenheit unseres Gebietes lässt sich manches Interessante anführen. Der Boden ist durchweg gebirgig, eben kann nur etwa die Gegend um Saalfeld und der Orlagau genannt werden, Zwischen Saalfeld, Gräfenthal und Lohsten stösst der Thüringer- und Frankenwald zusammen. Höchste Erhebungen sind der Wetzstein bei Lohsten 2500°; der Lieglitz und Culm bei Lobenstein 2200', der Döbra 2500. Von Lohsten über Nordhalben gegen den Döbra und dem hochgelegenen bairi- schen Dorf „Berg* mag die durchschnittliche Erhebung 2000' be- tragen. Nicht viel niedriger sind die Fortsetzungen des Franken- waldes gegen das Erzgebirge zu, die Rücken und Plateaus bei Gefell und Tanna u. s. w. Die moorige Hochebene zwischen Schleiz und Neustadt an der Orla liegt ungefähr 1500 — 1800’ hoch. Das Saalthal hat bei Hof etwa 1200 — 1300’ Höhe, bei Ebersdorf 1100 bis 1000°, von Ziegenrück bis Saalfeld 900—700°. — Die Gegend von Saalfeld ist überhaupt der tiefste Punkt des ganzen Gebietes, der Orlagau mag 800—1000° hoch liegen. Ebersdorf selbst liegt 1600° hoch, ziemlich gleiche Höhe hat Lobenstein und Schleiz. Unter den Flüssen ist die Saale der bedeutendste, sie macht im Gebiet unserer Flora solche Krümmungen, dass sie sich zur geraden Linie wie 3:1 verhalten. Bei Hof ist sie noch nicht 100‘, bei Saalfeld durchschnittlich 300° breit und einzelne Stellen ab- gerechnet nicht tief nur 2—3‘ Unter den Bächen, welche sie auf- nimmt, sind die bedeutendsten: die Selbitz , sie bildet bei Lichten- berg das romantische Höllenthal, die Wiesenthal bei Schleiz, die Loquitz und Sormitz, die sich zwischen Leutenberg und Caulsdorf vereinigen und dort in die Saale gehen. So fliessen die meisten unserer Bäche der Saale zu, nur wenige der Elster oder dem Main. Alle einigermassen grösseren Bäche bilden meist schöne, enge Thäler, worin sich auch oft interessante, gigantische Felspartien finden. So der Heinrichsstein, eine Viertelstunde von Ebersdorf, höchst malerisch an der Saale gelegen, 420’ über dem Wasser- spiegel. Die Bleilöcher, der Sage nach unergründlich tiefe Stellen der Saale, wegen ihrer Wirbel dem Schwimmer äusserst gefährlich. Burgk, ein uraltes Schloss mit herrlicher Aussicht auf die Saale. Ziegenrück mit der Schwedenschanze, gleichfalls wunderschön an der Saale gelegen, desgleichen der Obernitzer Fels oder Bohlen bei Saalfeld. Diese Felsen und das hier häufiger sich findende Laubholz, besonders schöne Buchenwaldungen,, verleihen diesen Thälern grossen Reiz, wenn mir auch Thäler, wie das der Wied- bach, welche bei Neuwied in den Rhein, der Kill, welche unter- halb Trier in die Mosel fällt, noch weit besser gefallen haben. Gerade die höher gelegenen Gegenden unsers Florengebietes tragen einen ernsten zuweilen eintönigen Charakter. Die Bergformen sind meist nicht malerisch, die Nadelholzwälder, in denen Abies excelsa dominirt, ermüden durch ihre Einförmigkeit, und die meist mit Schiefer gedeckten Häuser tragen wenig dazu bei, die Landschaft freundlicher zu machen, während ihr der eigenthümliche melancho- 390 lische Reiz der Eifel fehlt, die sonst manche Vergleichspunkte bietet. Im unteren Gebiet unserer Flora, der Gegend von Saalfeld bis Neustadt an der Orla, findet sich dagegen mehr Laubwald, üppige Getreidefelder, viele Obstgärten, stellenweise auch Weinberge, die freilich ein Getränk geben, das dem Dreimännerwein wenig nach- steht. Hier ist der Boden oft ebenso roth als er im oberen Gebiet schwarz ist, so auch die Dächer der Häuser, welche diese Gegend viel freundlicher machen. Von Produkten, darunter im oberen Gebiet Holz und Eisen die vorzüglichsten, von der Beschaffenheit der Ortschaften, von den Einwohnern der Ländchen zu reden, die in unser Florengebiet ge- hören, ist hier nicht der Ort. Interessant war es mir, so viele Spuren der Verwüstung aus den Zeiten des dreissigjährigen Krieges auch im oberen Gebiet unserer Flora zu finden. An der Saale findet man nicht selten Reste früherer Mühlgräben, Eisenwerke u.s. w., ganze Dörfer sind damals verschwunden und dichter Wald bedeckt heute die Stelle, wo einst frohe und in ihrer Armuth glückliche Menschen wohnten und ihren Acker bauten. Es sind so zahlreiche Spuren von Verwüstungen um so merkwürdiger, als in jener Zeit unsere Wälder noch dichter und umfangreicher , unsere Strassen noch schlechter waren, als sie es jetzt sind. Auch sind alle die Gräuel, deren Andenken noch im Munde unseres Volkes lebt, wahrscheinlich in dem einzigen Jahr 1632 verübt worden, als der Hunger die Schaaren Wallensteins und des Schwedenkönigs von Nürnberg aus nöthigte, auch in unsere friedlichen Thäler Raub und Mord zu tragen. Das Entsetzlichste geschah aber, als Gustav Adolph von Nürnberg gegen Donauwörth zog und Wallenstein anstatt ihm zu folgen über Cronach in Sachsen einfiel und absicht- lich ohne Erbarmen sengen und brennen, plündern und morden liess, wie es seinen enimenschtien Söldnern gefiel. Das Klima unseres Gebietes ist im Ganzen genommen rauh, wie dies die hohe Lage und die grossen Wälder mit sich bringen. Nur’bei Saalfeld und im Orlagau gedeiht der Schmuck des Rhein- thales, Wein und Nussbäume, gulies Obst, Gurken fast alljährlich, im übrigen Gebiet z. B. hier von Ebersdorf kann diess nicht ein- mal von Obst und Gurken gesagt werden und der früheste Wein wird hier in einer Höhe von 1600° auch in den besten Jahren nie ordentlich reif. Saalfelds mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa +51/° R., Jena hat schon — 7 wie Prag, Berlin, Frankfurt a/M. Die der höchstgelegensten Punkte (2000—2500°) möchte schwerlich viel über der von Petersburg (+ 2°/,) sein. Zwischen + 3 und + 4, die Südspitze von Island hat + 3°/,, befinden sich die Orle, welche zwischen 1500 bis 2000° Höhe liegen; zwischen —4 und +5 (Warschau) liegen die von 900—1500'. Diese Berechnung gründet sich auf den bekannten Satz, dass alle 600‘ höher die Temperatur um 19 niedriger wird. Bei Ebers- 391 dorf mochte sich die mittlere Temperatur der einzelnen Monate, bei vieljähriger, durchschnittlicher Berechnung, wie folgt gestalten: Jänner — 5° Apr +4 Juli + 12 Oktober + 4,5 Februar — 20 Mai + 8 August —+ 11,5 November 0 März 0° Juni -+ 11 September + 8,5 December— 4,5 — 7 + 23 + 32 0 Darnach würde also die mittlere Temperatur von Ebersdorf im ganzen Jahr + 4, im Winterhalbjahr — 1 etwa, im Sommer- halbjahr + 9 betragen. Merkwürdig ist auch, dass wir keine Nachtigallen haben, so sehr ihnen doch unsere Gegend mit dichtem Wald und vielen kleinen Bächen zusagen sollte. Livland hat deren noch, selbst die kleine Insel Solowezkoi im Weissen Meere hat von den dort noch zu findenden Nachtigallen den Namen, Solowei heisst auf russisch Nachtigall. Eine weitere, aus der Gebirgsnatur unseres Florengebietes erklärliche Beobachtung zeigt, dass Sonnenschein seltener, bewölk- ter Himmel häufiger ist als in andern Gegenden Deutschlands, zumal im Osten. Dazu kommt der in den vielen Thälern häufigere und länger anhaltende Nebel, besonders im Sommer und Herbst, was nicht nur dem Gewässer, sondern auch den Wäldern und feuchten Wiesen zugeschrieben werden muss. Charakieristisch für Land und Leute ist der Vers aus einem alten Lobenstein’schen Gesangbuch: „Ach, lieber Gott, gib Sonnenschein — dem Fürstenthum Reuss-Lobenstein; — und woll’n die Andern auch was ha’n, so mögen sie Dir’s selber sa’n“. — Wer länger hier wohnt und vorher eiwa in der schlesischen Ebene, dem wird diese Bitte sehr erklär- lich werden. Der Ein- und Austritt des Winters ist wie an andern Orten ver- schieden, gute Schlittenbahn ist im November und Mitte April nichts Ausserordentliches, auch liegt manches Jahr noch Mitte Mai tiefer Schnee, im Frankenwald soll er sich stellenweise bis Johanni halten. An der Saale dem grossen Bleiloch gegenüber, zeigt man eine tiefe Schlucht, wo nach Aussage glaubwürdiger Personen bis vor wenig Jahren Schnee und Eis das ganze Jahr hindurch sich hielt, jetzt nicht mehr, weil der Wald geschlagen worden ist. — Doch gibt es auch Jahrgänge, wo im Jänner die Wärmebis + 9° R. stieg und Alnus incana schon blühte und Anfangs April die Bäume schon grün wurden. Der 6. und 7. September gleicht den Tagen Pankratius und Servatius im Frühjahr, kommt in diesen Tagen kein Reif, so bleibt er auch bis Ende September aus, gewöhnlich ist er aber Anfang September schon so stark, dass Bohnen, Geor- ginen u. Ss. w. gänzlich erfrieren. Im Mai ist er natürlich noch häufiger aber auch im Juni, Juli und August nichts Unerhörtes. Hat es doch zur Zeit der Kornblüthe und wiederum zu Michaeli geschneit. 392 Die Kornerndte ist bei Ebersdorf frühestens Anfangs, spätestens Ende August, bei Saalfeld immer 4 Wochen eher, im höheren Ge- birge steht das Korn noch im September. Starke Gewitter, Hagel- schlag, sind eine grosse Seltenheit. und kommen dann gewöhnlich von Osten. Unter den Winden ist SW. vorherrschend, dann NW. und NO., SO. ist viel seltener. Die vielen Waldungen mögen die Ursache sein, dass es im Sommer nicht so heiss bei uns wird als in ebenen Gegenden, 3 —4° weniger als z. B. in Leipzig, und im selben Verhältniss auch im Winter weniger kalt. Nach der bisher angedeuteten geologischen und klimatischen Verschiedenheit der einzelnen Bezirke unserer Flora kann man bereits auf die ebenso verschiedene Vegetation schliessen. Ich möchte darüber nur im Allgemeinen Folgendes mittheilen, zunächst aus dem oberen Gebiet unserer Flora. Die Fichtenwälder sind an Phanerogamen sehr arm. Mono- tropa, Goodyera repens, Pyrola uniflora und wenig andere ergötzen hier das Auge. Anders gestaltet sich die Vegetation, sobald mehr Feuchtigkeit, Laubholz oder Felsen und Geröll hinzukommen, wie diess bei den, die Thäler einschliessenden Bergen so häufig der Fall ist. In diesen mit einzelnen Tannen und Buchen gemischten, feuchten und fruchtbaren Wäldern ist der Boden gewöhnlich mit Filixz mas, Asperula odorata bedeckt, und hier finden sich dann, besonders an höheren Punkten des Gebietes: Lonicera nigra, Dentaria bulbifera, Convallaria verticillata, Poa sudetica, Festuca sylvatica etc., ausnahmsweise auch Ranunculus aconitifolius, Sonchus alpinus u. s. w. Am mannigfaltigsten aber gestaltet sich die Vege- tation da, wo das Nadelholz ganz oder theilweise zurücktritt, in den mit Laubgebüsch bewachsenen Felsen und Geröll, sowie auf den angrenzenden Wiesen, namentlich an den Seitenrändern der Thäler und zwar gewöhnlich nur an der Südseite. Hier nur einige der selteneren: Aconitum variegatum und Lycoctonum, Arabis Halleri, Potentilla pilosa, Lunaria rediviva, Veronica longifolia, Polemonium, Centaurea montana, Physalis Alkekengi u. Ss. w. Sonst sind noch als charakteristisch für das obere Gebiet zu nennen: Thalictrum aquilegifolium, Cardamine hirsuta, Corydalis fabacea, Polygala depressa, letztere auf schlechten Wiesen gemein, Polygala Chamaebuxus, diese nur an einer Stelle bei Lobenstein. Dianthus caesius und Seguieri, auch Sazwifraga caespitosa L., im ganzen Saalthale bis ins untere Gebiet häufig. Dianthus superbus um Ziegenrück, Cerastium brachypetalum um Ebersdorf nicht selten. Geranium sylvaticum, Trifolium spadiceum, Sedum villosum, Ribes alpinum, Chrysosplenium oppositifolium, Thesium pratense im obern Gebiet gemein auch im untern nicht selten. Trifolium striatum bei Schleiz, vielleicht an mehren Orten, Meum athamanticum , Arnica montana, Angelica sylvestris, Chaerophyllum aromaticum, Sambucus Ebulus, Galium hercynicum, Valeriana sambueifolia, Petasites albus, Cirsium heterophyllum, Centaurea phrygia, Lactuca perennis, 393 Veronica montana, Galeopsis versicolor, Ajuga pyramidalis, Lysi- machia nemorum, Empetrum nigrum, letzteres nach einem trocke- nen Sommer wieder verschwunden, Gymnadenia albida , Leucoium vernum, Eriophorum vaginatum, Elymus europaeus, Botrychium Lunaria u. Ss. w. Charakteristische Sumpfpflanzen der Hochebene zwischen Neu- stadt an der Orla und Schleiz: Schoenus nigricans, Arundo Hal- leriana, Herminium monorchis, Calla, Potamogeton obtusifolius, Alisma natans, Utricularia vulgaris, Scutellaria minor, Lycopus exaltatus, Ledum palustre, Nymphaea alba, Thysselinum palustre, Oenanthe fistulosa und Phelandrium, Hippuris, Trapa, Potentilla norwegica, Subularia aquatica etc. Die übrige Flora der Aecker, Strassenränder etc, ist sehr arm. Charakteristische Sandpflanzen in den Haidebergen zwischen Saalfeld und Pösneck: Teesdalia nudicaulis, Gypsophila muralis, diese auch bei Plothen, Sagina apetala, Spergula subulata und ciliata, auch pentandra, Herniaria hirsuta, Arten von Elatine, Vieia monantha (eultivirt), Scleranthus perennis, Helichrysum are- narium, Achillea nobilis, Valerianella carinata und Auricula, Vaccinium uliginosum. ohne Zweifel auch Ozycoccos, Arctostaphylos, Anchusa officinalis, Utricularia intermedia, Centunculus minimus, Rumez maritimus , Zannichellia, Potamogeton acutifolius, Typha angustifolia, Scirpus ovatus, Baeothryon, maritimus, radicans, Carex Schreberi, ericetorum. Panicum sanguinale, glabrum, Calam- agrostis littorea, montana, Aira canescens, Festuca sciuroides, Myurus, Molinia var. arundinacea etc. Im unteren Gebiet, Saalfeld, der Ortagau u. s: w. Schon bei Schleiz finden sich manche Pflanzen, die sonst dem obern Ge- biet angehören z. B. Thalictrum minus, Medicago minima, Alsine tenuifolia, Coronilla varia, Epilobium hirsutum, Turgenia. Als besondere Seltenheiten der Schleizer Gegend sind zu nennen: Erodium moschatum, Ranunculus Philonotis, Carex mazima. Von Leutenberg, Ziegenrück geht allmälig das obere Gebiet in das untere über, wie sich auch schon bei Saalberg, Burgk, ebenso beiProbstzelle, Gräfenthal allerlei Bürger der Flora des untern Gebietes einstellen. Diese letztere ist sehr reich, wenigstens im Vergleich mit dem oberen Gebiet und bildet den Uebergang zur Flora von Jena, die freilich noch reicher ist, nur dass ihr allerlei Gebirgs- pflanzen fehlen. Wegen der Menge der hier sich findenden Species will ich nur einige der im unteren Gebiet gemeinsten, im oberen dagegen gar nicht oder nur selten vorkommenden anführen: Pflanzen der Aecker: Adonis aestivalis und flammea, Nigella arvensis, Fumaria Vaillanti, Thlaspi perfoliatum, Erysimum orien- tale, Lepidium campestre, Oxalis strieta, Reseda lutea, Echinosper- mum Lappula, Saponaria Vaccaria, Vieia tenuifolia, Rosa pumila, Bupleurum rotundifolium, Scandic pecten, Caucalis daucoides, Tur- genia latifolia, Galium tricorne, Lathyrus tuberosus, Stachys arvensis 394 und annua, Nonneu pulla, Ajuga Chamaepitys, Veronica praecos, Euphorbia exigua, Podospermum laciniatum , Anagallis coerulea, Euphorbia platyphyllos, Bromus arvensis und patulus, Melampyrum arvense, Ornithogalum arvense. Pflanzen der Strassenränder: Aristolochia Clematitis, Lepidium ruderale, Sisymbrium Sophia, Reseda luteola, letztere auch am Saalufer, Pulicaria vulgaris, Senecio erucifolius, Barkhausia foe- tida, Stachys germanica, Dipsacus sylvestris, Ranunculus sceleratus, Geranium pratense, Onopordon. Von Chenopodien, welche im oberen Gebiete sehr kümmerlich vertreten sind, finden sich hier: Chenopodium urbicum, opulifolium, glaucum, rubrum, murale; Atriplex latifolia, Mercurialis annua, Panicum erusgalli und ver- ticillatum, Hordeum murinum, Chondrilla juncea, Tragopogon major, Lactuca Scariola. In Hecken: Clematis Vitalba, Astragalus Cicer, beide Bryonia. Pflanzen trockener Raine oder lichter felsiger Gebüsche Spiraea filipendula, Laserpitium latifolium, Pencedanum Cervaria, Asperula galioides und eynanchica, Viola mirabilis und Riviniana, Aronia rotundifolia, Sorbus torminalis, Phleum Böhmeri, Hippo- crepis comosa, Oxytropis pilosa, letziere nur am Obernilzer Fels, Aster alpinus und Amellus, Chrysanthemum corymbosum ‚ Anthe- ricum ramosum und Liliago, Medicago falcata und sativa, Orchis militaris und fusca, Salvia pratensis schmückt die Wiesen uvft in ungeheuer Menge , Orchis coriophora besonders auf den ebenen Wiesen zwischen Weingärten und der Saale, Galium boreale, Sca- biosa columbaria v. coerulea, Andropogon Ischaemum, Poa baden- sis, Sesleria coerulea, Prunella grandiflora, Anemone sylvestris und Pulsatilla, Carex ornithopoda, humilis, tomentosa, Avena pra- tensis, Stipa pennata, Hedysarum Onobrychis, Bupleurum falcatum, Artemesia campestris, Picris hieracioides, Cichorium Jntibus, Ver- bascum phlomoides und thapsiforme, Carduus acanthoides, Carlina acaulis, Campanula glomerata, Veronica latifolia, Orobanche rubens, Epipactis rubiginosa, Teuerium Botrys und Chamaedrys, Stachys recta, auch Aquilegie vulgaris, Anthyllis vulneraria, Coronilla varia finden sich hier sehr zahlreich. Sumpf- und Teichpflanzen: Ranunculus lingua, Batrachium divaricatum, Corydalis solida, Brassica nigra, letztere nur bei Neustadt, Myriophyllum vertieillatum, Nasturtium offieinale , Pota- mogeton lucens, gramineus, acutifolius, Leinna gibba und trisulca, Stellaria glauca, Eriophorum gracile, Curex dioica, Davalliana, stricla, paniculata, teretiuscula, Glyceria spectabilis, Phraymites, Berula, Sium latifolium, Butomus, Rumex Hydrolapathum u. Ss. w. Die genannten und grossentheils sehr häufig vorkommenden Arten geben einen Begriff von dem Reichthum der Aecker, Wein- berge, Wiesen und Gebüsche des unteren Gebietes. Möge der gülige Leser diese Mittheilungen mit Nachsicht auf- nehmen, ich hoffe, dass mancher Botaniker sich freuen wird, etwas Näheres über unsere sonst ziemlich unbekannte Gegend zu hören. 395 Das Vogtland ist so recht eigentlich ein Winkel Deutschlands, der besonders auch der ungenügenden Communicationsmittel wegen wenig besucht wird und diess doch wohl verdiente. Zum Schlusse erlaube ich mir noch eine Anfrage. Ein hier wohnender Bürger hat kürzlich eine Sendung Eier und Käfer aus Australien von einem Freunde erhalten, worunter gewiss manche noch nie beschrieben oder benannt worden sind, ebenso eine Menge verschiedener Waffen der Ureinwohner des Kontinents von Austra- lien. Er wäre nicht abgeneigt, um die sehr hohen Transportskosten zu decken, Manches gegen billige Preise zu verkaufen, Etwaige gütige Aufträge bitte ich hierher an mich gelangen lassen zu wollen. Die Gelegenheit, billig zu so seltenen Sachen zu gelangen, dürfte nicht oft wiederkehren. Ob es mir gelingen wird, dureh dieselbe Quelle Pflanzen aus dem Innern Australiens, wo bis dahin noch keines Europäers Fuss gewandelt ist, zu erlangen, kann ich noch nicht sagen , hoffe es aber. Eine Sendung Labradorpflanzen ist leider auf der Ueberlahrt verunglückt, und so konnte ich mich zu meinem Leidwesen nur an dem Catalog dessen, was mir zugedacht war, erfreuen. Es hält so schwer, unsere lieben Missionäre zu bewegen, Pflanzen , Käfer, CGonchylien etc. zu sammeln, weil die Meisten unter ihnen nichts von Naturwissenschaften verstehen und sich gar nicht vorstellen können, dass in solchen Dingen, die sie alle Tage vor Augen haben, für uns so viel Werth enthalten ist. Ich scheue aber keine Mühe, um sie eines Besseren zu überzeugen und hoffe, dass dieselbe, wenig- stens an Einigen von so vielen, nicht ganz verloren sein wird. Mit der nochmaligen Bitte um gütige Nachsicht mit meinen heut ziemlich bunten Mittheilungen, empfehle ich mich dem ferneren freundlichen Andenken der gütigen Leser. Ebersdorf im Vogtland, den 24. September 1862. me — Verzeichniss der in Oesterreich lebenden Botaniker. Vor zehn Jahren wurde in dieser Zeitschrift ein Verzeichniss der österreichischen Botaniker veröffentlicht. So manche der damals angeführten sind seither verstorben oder verschollen, andere haben sich der Botanik abgewendet, viele sind inzwischen der Wissenschaft zugewachsen. Die Erwägung dieser Verhältnisse veranlasste nach- folgende Zusammenstellung, die wohl hie und da unrichtig oder lückenhaft sein dürfte, dagegen aber auch Berichtigungen und Er- gänzungen mit Dank entgegengenommen und veröffentlicht werden. 396 Aichinger von Aichenhain k. k. pens. Major, in Kufstein in Tirol. Alschinger, Andreas, pens. Gymnasial-Professor in Wien. Ambrosi, Francesco, in Borgo di Valsugano in Tirol. | Andorfer Josef, Magister der Pharmacie, in Langenlois in Nieder- österreich. Antoine Franz, k. k. Hofgärtner, in Wien. Ballay Valerius, Benedictiner-Ordenspriester , in Raab in Ungarn. Barolini Albert Cav., k. k. Kämmerer, in Bassano (Provinz Vicenza). Bartsch Franz, k. k. Beamter, in Wien. Bayer Johann, Eisenbahn-Generalinspektor, in Wien. | Beer J. G., Particulier und General-Sekretär der k. k. Gartenbau Gesellschaft, in Wien. Beggiato Franz, Dr. d. Med. und Präsident der Akademia Olimpica in Vicenza. Beltramini Franz, Nobile dei Casati, Dr. d. Med. und Assistent an der Universität zu Padua. Bentzel-Sternau, Graf Albert, k. k. pens. Rittmeister in Inns- bruck. | Beranger, Dr. Adolf, Adjunkt bei dem k. k. Forstinspektorat in Venedig. Berchthold, Friedrich Graf von, Dr. d. Med. in Prag, Bermann Josef, Kunsthändler in Wien. Biatzovsky Johann, Dr. d. Med. und Professor in Salzburg. Bilimek Dominik, Zisterzienser - Ordenspriester und Professor in Eisenstadt in Ungarn. Bill J. Georg, Dr. d. Med. und Professor in Graz. Birnbacher Karl, Dr. d. Med. und Spitalsarzt in Klagenfurt. Böhm Josef, Dr. d. Phil. und Professor an der Handelsakademie in Wien. | Bolla, Johann von, Schulen-Direktor in Pressburg. Boos Josef, k.k. pens. Hofgärtner in Wien. Braig Elise, in Triest. Brancsik Karl, Cand. d. Med. in Wien. * Brassay, Samuel von, Direktor des siebenbürgischen Museums in Klausenburg. | Braunstingel Josef, Handelsmann in Wels in Oberösterreich. Breindl Alfred, Eisenbahn-Beamter in Laibach. Breitenlohner J. J., Dr. d. Chem. und Fabriksdirektor in Chlu- melz in Böhmen. | Brittinger Christian, Apotheker in Steyr in Oberösterreich. ehe oe hN Ladislav, botanischer Custos am böhmischen Museum in Prag. Cenek, Pfarrer in Zvol in Böhmen. Costa Franz, Apotheker in Roveredo. Csader Karl, Pfarrer in Schütt-Szerdahely in Ungarn. Czerwiakowski Ignaz, Dr. d. Med. und Professor in Krakau. Czetz Anton, in Gant in Siebenbürgen. 397 Deschmann Karl, Kustos am Museum in Laibach. Dieffenbach Josef, pens. Obergärtner des botanischen Gartens in Wien. Dolliner Georg, Dr. d. Med., in Idria in Krain. Dormizer Max, Kustos am Museum in Prag. Dorner Josef, Professor am evang. Gymnasium in Pest. Duftschmidt, Dr. Johann, Stadiphysikus in Linz. Ebenhöch Franz, Pfarrer in Koroncz6 in Ungarn. Erdinger Karl, Direktor des bischöflichen Seminars in Krems in Niederösterreich. Etiingshausen, Konstantin Ritter von, Dr.d. Med. und Professor am Josefinum in Wien. F äbri Johann, Gymnasial-Professor in Rimaszombat in Ungarn. Feichtinger Alexander, Dr. d. Med. und Comitats-Physikus in Gran in Ungarn. Feiller Franz, Hüttenbeamter in Eibiswald in Steiermark. Fenzl, Dr. Eduard, Professor und Direktor am kais. botanischen Museum in Wien. Ferenczy, Julius v., Cand. d. Med. in Wien. Fieber, Dr. Franz, Beamter in Chrudim in Böhmen. Fleischmarn Andreas, Gärtner am botanischen Garten in Laibach. Fracchia, Dr. Josef, Apotheker in Treviso. Frauenfeld, Georg Ritter v., Custosadjunkt am kais. zoologischen Museum in Wien. Freyer Heinrich, Mag.d. Pharm. und Director am zoolog. Museum in Triest. Fritsch Karl, Adjunkt am k.k. Cenir.-Institut für Meteorologie in Wien. Frivaldsky von Frivald, Emerich, Dr. d. Med. und Custos am Nat.-Museum in Pest. Füresz Josef, Professor in Kesmark in Ungarn. Fuss Michael, Gymnasial-Professor in Hermannstadt. Gassner Theodor, Gymnasial-Direktor in Innsbruck. Gönezy, Paul von, Direktor des ref. Gymnasiums in Pest. Gottwald Johann, Pfarrer in Joselsberg in Steiermark. Graf Ferdinand, Beamter in Graz. Graf Rainer, Gymnasial- -Professor in Klagenfurt. Grimburg, "Franz Ritter von, Apotheker in St. Pölten in Nieder- österreich. Grundl Franz, Pfarrer in Dorogh in Ungarn. Grunow Albert, Chemiker in Berndorf in Niederösterreich. Grzegorzek, Dr. Adalbert, Pfarrer in Podegrodzie in Galizien. Haberlandt Friedrich, Professor in Ung.-Altenburg in Ungarn. Halacsy, Eugen von, Cand. d. Med,, in Wien. Handel, E. Freiherr von, Statthaltereirath in Linz, Hausmann, Franz Freiherr v., in Bozen in Tirol. Haynald, Dr. Ludwig, k. k. Geheimer Rath und Bischof von Sieben- bürgen in Karlsburg. Hazslinszky Friedrich, Professor in Eperies in Ungarn. Oesterr. Botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1562. 9 398 Hein Isidor, Cand. d. Med. in Wien. Heller Karl, Gymnasial-Professor in Wien. Hepperger, Dr. Karl von, in Bozen. Herbich, Dr. Franz, Professor in Krakau. Heufler, Ludwig Ritter v., k. k. Sektionsrath in Wien. Hillard Christian, Wirthschaftsbeamter in Morasice in Böhmen. Hinterhuber Julius, Apotheker in Salzburg. Hinterhuber Rudolf, Apotheker in Mondsee in Oberösterreich. Hinteröcker Johann, Professor in Linz. Hitschmann Hugo, Wirthschaftsbeamter in Grosslippen in Böhmen. Hochstetter, Ferdinand Ritter v., Professor am Polytechnikum in Wien. Höfer Franz, Lehrer in Pillichsdorf in Niederösterreich. Höfinger Karl, Kooperator in Maigen in Niederösterreich. Hölzl Michael, Apotheker in Mariazell in Steiermark. Hölzel Karl, Cand. d. Med. in Wien. Hoffmann Eduard, Dr. d. Med. in Prag. Hofmann Joh. R., Professor in Brixen in Tirol. Hohmayer Anton, Friseur in Wien. Holuby Josef, in Pressburg. Holzinger, Dr. J. B., in Wien. Huter Rupert, Kooperator in Ahrn in Tirol. Jabornegg-Gamsenegg, Markus Freiherr von, standischer Beamter in Klagenfurt in Kärnthen. Janka, Victor von,k.k. Kürass.-Lieutenant in Grosswardein in Ungarn. Jechl Franz, Dr. d. Theol. und Professor in Budweis in Böhmen. Jermy Gustav, Gymnasial-Rektor in Kis-Uj-Szallas in Ungarn. Joo, Dr. Stefan, Professor in Klausenburg in Siebenbürgen. Josch, Eduard Ritter von, k. k. Landesgerichts - Präsident in Laibach. Josst Franz, gräfl. Thun-Hohenstein’scher Obergärtner in Tetschen in Böhmen. Juratzka Jakob, k. k. Beamter in Wien. Kablik Josefine, Apotheken -Besitzerin in Hohenelbe in Böhmen. Kalbrunner Hermann, Apotheker in Langenlois in Nieder- österreich. Kalchbrenner Karl, Pfarrer in Wallendorf in Ungarn. Kalmus Alexander, Dr. d. Med. in Prag. Kalmus Jakob, Dr. d. Med. in Brünn. Kanitz August, Studirender in Wien. Karl Wenzeslaus, Pfarrer in Königswalde in Böhmen. Keck Karl, in Aistershaim in Oberösterreich. Keil Franz, Magister d. Pharm. in Salzburg. Keller Emil, Apotheker in Vag-Ujhely in Ungarn. Kern are Dr. d. Med. und Professor a. d. Universität in Inns- bruck. Kerner Josef, k. k. Beamter in Wien. Kery, Dr. Ludwig von, in Boros-Jeno in Ungarn. Kirchner Leopold, Magister d. Chir. in Kaplitz in Böhmen. Kloeber Ernst, in Brody in Galizien. Knaf Josef, Dr. d. Med. in Komotau in Böhmen. Köchel, Ludwig Rilter von, in Salzburg. Kohlmayr Paul, Pfarrer in Maltein in Kärnten. Kokeil Friedrich, k. k. Beamter in Klagenfurt. Kolaczek Erwin, Güterinspektor in Darda in Ungarn. Kolbe Josef, Professor am Polytechnikum in Wien. Kolbenheyer Karl, Studirender in Wien. Kolenati, Dr. Friedrich, Professor in Brünn. Kornhuber, Dr. Andreas, Professor am Polytechnikum in Wien. Kostelecky, Dr. d. Med. und Universitäts-Professor in Prag. Kotschy, Dr. Theodor, Kustos-Adjunkt am k. k. botanischen Museum in Wien. Kovats, Julius von, Kustos am Nat.-Museum in Pesth. Kreutzer, Dr. Karl J., Bibliothekar in Graz. Kriza, Johann von, Bischof der Unitarier in Klausenburg in Sieben- bürgen. Krzisch Josef Friedr., Dr. d. Med. in Baden in Niederösterreich. Kulhanek Anton, Professor in Szegedin in Ungarn. Lang Emil, Dr. d. Chemie in Presburg. Leithner Joseph, Baron von, k. k. Beamter in Wien. Leonhardi, Dr. Hermann Freiherr von, Universitäts-Professor in Prag. Lorinser Friedrich, Dr. d. Med. in Wien. Lorinser Gustav, Dr. d. Med. und Gymnasial-Professor in Niemes in Böhmen. Loser Anton, Siudirender in Wien. Machdiak Gustav, k. k. Beamter in Wien. Magnaguti, Graf Anton, in Mantua. Majer Mauritius, Gymnasial-Professor in Fünfkirchen in Ungarn. Makowsky Alexander, Professor in Brünn. Maly Josef, Dr. d. Med. in Graiz. Maly Franz, botanischer Gärtner in Wien. Manganotti, Dr. Anton, Professor in Verona. Matz Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn in Niederösterreich. Mayr Gustav Dr. d. Med. und Professor in Wien. Mednyanszky, Dionys Baron von, Gutsbesitzer in Rakovitz in Ungarn. Miller Ludwig, k. k. Beamter in Wien. Morandell, Peter von, Kooperator in Tramin in Tirol. Müllner Alfons, Studirender in Wien. Nardo Dominik, Dr. d. Med. in Venedig. Nave Johann, k. k. Beamter in Brünn. Neilreich August, k. k. Oberlandesgerichtsrath in Wien. Nickerl, Dr. Franz Ant., Universitäts-Professor in Prag. Niessl von Mayendorf, Gustav, Professor in Brünn. Nigl Sebastian, Gärtner am Theresianum in Wien. £ | 29 400 Oberleitner Franz, Cooperator in Windischgarsten in Ober- österreich. Oppolzer Theodor, Cand. d. Med. in Wien, Orlandini, Gutsbesitzer in San Daniele in Friaul. Ortmann Johann, k. k. Beamter in Wien. Ott Johann, Dr. d. Med. in Prag. Pacher David, Pfarrer in Tröpelach in Kärnthen. Palacky, Dr. Johann, Privat-Docent in Prag. Pavai, Dr. Alexis von, in Nagy-Enyed in Siebenbürgen, Pazzani Alexander, Eisenbahn-Beamter in Wien. Peck Augustin, Piaristen-Ordenspriester und Professor in Pest. Perger Anton, Ritter von, Beamter an der k. k. Hofbibliothek in Wien. Perini Anton, Dr. d. Med., in Trient in Tirol. Petter Karl, Beamter bei der Sparkasse in Wien. Peyl Joseph, Gartendirektor in Kacina in Böhmen. Peyritsch Johann, Cand. d. Med. in Wien. Pichler, Karl von, k. k. Polizeirath in Trient in Tirol. Pirona, Dr. Julius, Gymnasial-Professor in Udine. Pittoni, Ritter von Dannenfeld in Graz. Pluskal F. S. Arzt in Welechrad in Mähren. h Pötsch Ignaz S., Dr. d. Med., in Kremsmünster in Oberösterreich. Pokorny, Dr. Alois, Gymnasial-Professor in Wien. Pokorny, Dr. Franz, Advokat in Wien. Preuer Friedrich, k. k. Bezirksvorsteher in Hofgastein. Purkyne Emanuel, Dr. d. Phil. und Proiessüur an der Forsischule in Weisswasser in Böhmen. Raab, Robert von, k. k. Beamter in Wien. Rastern Nikomedes, Freiherr von, Gutsbesitzer in Laibach. Rauscher, Dr. Robert, k. k. Beamter in Wien. Reichardt Heinrich, Dr. d. Med., Assistent am k. k. botan. Garten und Privat- Docent in Wien. Reissek, Dr. Siegfried, Custos-Adjunkt an k. k. botan. Museum in Wien. Reuss, Dr. August, Universitätsprofessor in Prag. Reuss August, Cand. d. Med. in Prag. Richter, Ludwig von, Studirender in Pressburg. Römer Karl, in Namiest in Mähren. Romer Florian, Dr. d. Phil. Kustos an der ungarischen Akademie ın Fest Ronconi Johann, Apotheker in Padua. Roth Anton, Kontrolor in Prag. Ruda J., Dr. d. Med. in Prag. Sachs Fr. J., Rentmeister in Rothenhaus in Böhmen. Sardagna, Michael von, in Trient in Tirol. Sartori Dominik, Apotheker in Roveredo. Sauter A. C., Dr. d. Med. in Salzburg. Saxinger Eduard, Handelsmann in Linz. 401 Schauta Josef, Revierförster in Höflitz in Böhmen. Schedl Alfred, Siudirender in Wien. Scherfel, Apotheker in Felka in Ungarn. Schiedermayer Carl,Dr. d. Med., zu Kirchsdorf in Oberösterreich. Schlosser Josef, Dr, d. Med., k. k. Medicinalrath und Comitats- Physikus in Kreutz in Kroatien. Schmuck, J. v.. Magister der Pharmacie in Brixen. Schneller August, k. k, pens. Rittmeister in Pressburg. Schönn Moriz, k. k. Beamter in Wien. Schott Heinrich, Dr. d. Phil., k. k. Hofgärten- und Menagerie- Direktor in Schönbrunn. | Schreyber, Franz Edler von, Professor im Stifte zu Klosterneu- burg in Niederösterreich. Schroff Damian, Dr. d. Med. und Universitäts- Professor in Wien. Schur Ferdinand, Dr. d. Phil. in Wien. Sekera Wenzeslaus, Apotheker in Münchengrätz in Böhmen. Senoner Adolf, Bibliothekar an der geologischen Reichsanstalt in Wien. Siebeck Rudolf, Dr, d. Phil., städtischer Garten-Direktor in Wien. Siegmund Wilhelm, Fabrikant in Reichenberg in Böhmen. Simony Friedrich, Gymnasial-Professor in Wien. Skofitz Alexander, in Wien, Spatzier Johann, Apotheker in Jägerndorf in Schlesien. Spreitzenhofer G. C., Beamter in Wien. Stika Otto, Gymnasial-Professor in Brüx in Böhmen. Stöckl Franz, Obergärtner am Josephinum in Wien. Streinz Wenzeslaus, Dr. d. Med. und k. k. pens. Gubernialrath in Graz. Stur Dionys, Reichsgeologe in Wien, Szontagh Nikolaus, Cand. d. Med. in Wien. Tessedik Franz, Studirender in Wien. Theimer Karl, Apotheker in Brünn. Thiel Dominik, Zisierzienser - Ordenspriester und Gymnasial- Professor in Komotau in Böhmen. Titius Pius, Minoriten-Ordenspriester in Pirano in Istrien. Tkany Wilhelm, Statthaltereirath in Brünn. Tomaschek Anton, Gymnasial-Professor in Lemberg. Tommasini, Mutius Ritter von, k. k. Hofrath in Triest. Totter Vincenz, Dominikaner-Ordenspriester in Wien. Treviranus Victor, Nobile in Masone (Provinz Vicenza). Unger Franz, Dr. d. Medicin und Universitäts-Professor in Wien. Urban Emanuel, Gymnasial-Professor in Troppau. Vagner Ludwig, Beamter in Huszi in Ungarn. Val de Lievre Anton, k. k. Finanzrath in Trient. Veselsky Friedrich, k. k. Landesgerichts-Präsident in Kuttenberg in Böhmen, Vielguth F., Apotheker in Wels in Oberösterreich. 402 Vietz Johann, Cand. d. Med. in Prag. Visiani, Robert de, Dr. d. Med., Universitäts-Professor und Direktor des botanischen Gartens in Padua. Vsete&ka Franz, Apotheker in Prag. Vukotinovic Ludwig von Farkas, Obergespan in Kreutz in Kroatien. Wagner Paul, Beamter in Wien. Waldmüller Franz, Mag. d. Pharm., in Bozen. Walter Julius, Professor in Prag. Warszewic, J, v., Direktor des botanischen Gartens in Krakau. Wawra Heinrich, Dr. d. Med. und k. k. Fregattenarzt. Weiss Adolf, Dr. d. Med. und Prof. an der Universität in Lemberg. Weiss Emanuel, Cand. d. Med. in Wien. Weitenweber Wilhelm R., Dr. d. Med., in Prag. Wiesner Julius, Dr. d. Phil. und Docent am Polytechn. in Wien. Widtermann Vincenz, Eisenwerkbesitzer in Bruck in Steiermark. Wohlfarth Josef, Gymnasial-Professor in Neutra in Ungarn. Woldrich Johann, Dr. d. Phil., Gymnasial- Professor in Chemnitz in Ungarn. Wolff Gabriel, Apotheker in Thorda in Siebenbürgen. Wolfner Wilhelm, Dr. d. Med. in Perjamos im Banat. Zallinger, Josef von, Dr. d. Med., in Wien. Zanardini, Dr. Johann, Professor in Venedig. Zawadzky, Dr. Alexander, Professor in Brünn. Zelenka Julius, Zisterzienser-Ordenspriester und Pfarrer in Salling- stadt in Niederösterreich. Zeller Richard, Apotheker in Windischgarsten. Zichy, Graf Johann, in Neu-Szöny in Ungarn. Zigno, Achilles Freiherr von, in Padua. Zippe Franz, Dr. d. Med., Regierungsrath und Professor in Wien. Zipser Carl, Rektor an der Realschule in Bielitz in Schlesien. Zlik Andreas, Gymnasial-Professor in Teschen in Schlesien. Zlik Oskar, Gymnasial-Professor, in Teschen in Schlesien. Zobl, Dr. d. Med., in Prag. Zukal Hugo, Studirender in Troppau. Zwanziger C., Beamter in Salzburg. Oben angeführte 274 Botaniker vertheilen sich nach den Pro- vinzen, in denen sie domiziliren, derartig, dass in Niederösterreich 85 (in Wien 74), in Böhmen 40, in Ungarn 36, in Oberösterreich 20, im österr. Italien 17, in Tirol 16, in Mähren 10, in Steiermark 10, in Siebenbürgen 8, in Galizien, Krakau und der Bukowina zusammen 6, in Schlesien 6, in Kärnthen 6, in Krain 6, in Istrien 5 und endlich in Kroatien 2 Botaniker leben. Berücksichtigt man die verschiedenen Stände, denen diese Botaniker angehören, so findet man unter letzteren: 71 Professoren und zwar 58 weltliche und 13 geistliche, und unter diesen 15 Uni- versiläts- 33 Gymnasial- und 23 andere Professoren; — 34 Priester, 403 und zwar 18 weltliche und 16 Ordens-Priester; -- 54 Doktoren der Mediein, 17 Doktoren der Philosophie, 4 Doctoren der Rechte, 3 Doktoren der Theologie und 3 Doktoren der Chemie; — 24 praktische Aerzte; — 12 Candidaten der Medicin; — 28 Phar- maceuten; — 13 Angestellte an Museen; — 14 Bedienstete in Gärten; — 52 Beamte und zwar 36 Staats- und 16 andere Beamte; — 17 Studirende; — 4 Militärs; — 4 Handelsleute; — 5 Industrielle; — 17 Privatiers; — 48 Adelige, unter diesen 4 Grafen und 8 Freiherren. Correspondenz. Brünn, im Oktober 1862. Es ist eine bekannte Thatsache, dass gewisse Pflanzen nicht alljährig so häufig erscheinen und manche auf bestimmte Höhen- gürtel angewiesen sind. Unter den ersteren war es durch volle 5 Jahre Swertia perennis, welche nur in einzelnen Exemplaren an der sogenannten Mailehne der hohen Haide im hohen Gesenke der m. s. Sudeten beobachtet werden konnte. Heuer war ein Flecken von 20 Quadratklafter, der fast blos von Trichodium alpi- num bewachsen erschien, ganz mit dieser Swertie durchspickt und konnten Hunderte von reichlich blühenden Exemplaren von ihr ge- sammelt werden. Wer aber von den Botanikern nach dem 9. August im Gesenke anreiste, fand sie bereits von der Sense der Heumäher getroffen. Unter den letzteren oben angedeuteten ist der soge- nannte Berghafer Avenastrum planiculme Schrad. Diese Pflanze fanden viele nach dem Gesenke angereiste Botaniker nicht. Die Ursache liegt nicht in der Seltenheit oder Periodieität der Pflanze, sondern darin, dass diese Grasart nur in dem Höhengürtel zwischen 3950 und 3990 Fuss genuin vorkömmt. Man findet sie besonders im Kessel, am Peterstein, Leiterberge, Altvater, Brünnelhaide, Köpernik, an der Hochschar, so am Glatzer Schneeberge, Ich habe alljährlich in der letzten Hälfte Julis und Anfangs Angust 29 bis 5‘ lange Fruchlexemplare in hinreichender Menge, besonders im Kessel oberhalb des Hochfalles und unterhalb der Mohraquellen gesammelt. Eine zweite Ursache des Nichtauffindens liegt auch zuweilen in der Zerstreuung des Botanikers, welcher durch die vielerlei blühenden Pflanzen des Kessels angezogen, die mit ihren schlanken Halmen zwischen Vaccinienpolstern zerstreut stehende Grasart übersieht. Davon hatte ich mich überzeugt, als mir ein Botaniker aus Liegnitz, von dem ich mit Recht voraussetzen konnte, dass er diese Pflanze kenne, klagte, der Berghafer sei nicht zu finden, während er mitten unter ihm eifrigst andere Pflanzen sam- melte. Einer überhand nehmenden Idee muss ich hier noch er- wähnen, welcher manche Botaniker und selbst Insektensammler zu 404 huldigen scheinen, dass nämlich diejenigen Pflanzen oder Insekten, welche sie nicht finden, ausgerottet sind. Besonders glaubte man diess von dem oben genannten Berghafer, von der Coelanthe punctata L., dem gelben Enzian und von dem knotigen Laufkäfer Carabus nodulosus. Wer da weiss, dass der Berghafer sich durch Wurzeltriebe vermehrt, wem es nicht unbekannt ist, dass ein ein- ziger blühender Enzian über 2000 Samen ausschüttet und sich nebstbei durch Wurzeltriebe vermehrt, der wird trotz Wurzelgrä- bern und überhandnehmenden Botanikern von dieser albernen Idee abgehen und den eifrigen Sammler nicht begeifern wollen. — Ge- wöhnlich war die Meinung verbreitet, dass die Kämme und Kuppen dr Haiden an dem hohen Gesenke der Sudeten keine Zwergkiefern zieren. Auch alle Botaniker pflichteten dieser Ansiht bei. In diesem Sommer fand ich in der Einsattelung zwischen dem 4270 österr. (Wiener-) Fuss hohen grossen Hirschkamm und dem Maiberge ein Polster von der Zwergkiefer in einem Umfange von 78. Es ist der bis jetzt einzig bekannte Standort dieser Kiefer im hohen Ge- senke. Zur Auffindung dieser Polster gebe ich folgende Weg- weiser an: 4. Vom sogenannten Dreibrunn in der Richtung NO. steht diese Kiefer an dem höchsten Rande der Lehne des soge- nannten kleinen Kessels oberhalb der Ursprungquellen des Ochsen- baches, 900 Schritte entfernt. 2. Geht man den Fahrweg vom soge- nannten Hirschbrunnen zur hohen Haide, so muss man sich von ersierem an eine Einsattlung etwas senken und am entgegen- gesetzten Ende abermals etwas steigen. Dort wo die Steigung dieser Einsattlung aufhört, liegt rechts auf 100 Schritte vom Wege diese Zwergkiefer. Prof. Dr. Kolenati. Gräfenberg, den 23. Oktober 1862. Sie werden sich wohl wundern, dass ich Ihnen anstatt von den Karpaten, zwischen den Sudeten schreibe, allein „Homo pro- ponit, Deus disponit!* — Nachdem ich und mein Gefährte, ein junger Graf, im Mai den Rottjezall bestiegen hatte, (wo ich, gelegen- heitlich bemerkt, im Vergleiche zu meiner vorjährigen Reise ausser unentwickelten Exemplaren von Elyna spicata nichts neues fand) wurde letzterer so krank, dass wir genöthigt waren, die Fort- setzung unserer Exkursion einstweilen einzustellen, Nachdem die klausenburger Aerzte dem Patienten einstimmig die Wasserkur empfahlen, so ersuchte mich dessen Vater, seinen Sohn nach Gräfen- berg zu begleiten, welchen Antrag ich um so bereitwilliger an- nahm, als ich bisher die Sudeten noch nicht besucht hatte. Wir sind schon seit Mitte Juni hier, wo wir uns durch 6 Wochen auf- zuhalten gedachten, allein die Genesung des jungen Grafen schreitet so langsam vorwärts, dass wir wahrscheinlich noch bis Ende No- vember in Gräfenberg verweilen dürften. Inzwischen habe ich das ganze hierorlige Quellengebiet durchforscht, ebenso die nächst- liegenden Schneeberg-, Altvater- ünd Herschau-Spitzen so voll- ständig als möglich. Ich legte beinahe 3000 Exemplare ein und 405 sandte davon 2000 für die Jardins des plantes bereits ab. Unsere unlterbrochene Reise durch Siebenbürgen werden wir im künftigen Jahre fortsetzen. Dr. Pavai. Trient in Tirol, den 8. November 1862. Einer meiner Freunde aus Italien wünscht die Bryologia europaea von Bruch und Schimper nebst dem Corollarium, dann die Monographie des Genus Sphagnum in colorirten Kupfern von Schimper wegzugeben. Die Werke befinden sich bereits in meinen Händen, ich garantire für deren Vollständigkeit und Sauberkeit und sehe geneigten Anboten entgegen. Michael R.v. Sardagna. W els in Oberösterreich, im November 1862. Solidago canadensis, als Zierpflanze allgemein gekannt und gezogen, fand ich im September d. J. in Weidengebüschen an der Traun massenhaft und vollkommen verwildert. J. Braunstingel. AXAVIL Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, (Schluss.) In einer Sitzung der chemisch-pharm, Section vom 22. Sept. hielt Batka aus Prag einen Vortrag, über von ihm und Prinz aus Prag dargestelltes Hyoscyamin. In dem wässerigen Extrakte aus Pflanzen, welche auf sandigem Boden gewachsen, fand der- selbe nebst Fett, Zucker, Gummi, Eiweiss, einer durch Gerbsäure fällbaren Materie, das von ihm vorgezeigte krystallisirte Produkt, welches er mit dem obigen Namen bezeichnet. Dasselbe soll un- zerselzbar sich in der Hitze verflüchtigen. Die weitere Untersu- chung dieses Körpers soll noch erfolgen. In der 5. Sitzung der Section für Botanik am 23. September übergab der für diese Sitzung gewählte Präses Dr. Rabenhorst mit Zustimmung der ganzen Versammlung den Vorsitz an Prof. Schultz-Schultzen- stein. Dann hielt Prof. Amerling einen Vortrag über Nalur- komplexe und deren Funktionen. Hierauf las J. B. Batka aus Prag einige Bruchstücke aus seiner illustrirten Monographie der Senna vor und entwickelte seine Ansichten über die Unterschiede dieser neuen Gallung von der Gattung Cassia. Dr. Rabenhorst meinte jedoch, dass man sich in keine Diskussion darüber einlassen könne, da.hiezu natürliche Exemplare fehlen und Abbildungen nicht genügen können. Batka entgegnete auf Anfrage Dr. Purkyne's, ob er bei andern Cassia-Arten die Plumula, die er bei Senna als 406 „Pl. inconspicua* angibt, untersucht habe, dass dies nicht geschehen sei, da er sich meist auf die Untersuchungen Gärtner’s verlassen habe; worauf ihn Dr. Cantani fragte, ob er oder Gärtner die neue Galtung aufgestellt habe, Batka entgegnete, es habe dies eigentlich schon Gärtner gethan. Professor Baron v. Leonhardi entwickelte hierauf interessante morphologische Unterschiede einiger unserer Ceratophyllum- und Myriophyllium- Arten, welche auf dem Vorhandensein von Niederblatt-Quirlen und Paaren basiren. Hierauf legte er Kunstdendriten von Karl Schimper zur Ansicht vor, die allgemeines Interesse erregten. Sodann sprach J. B. Batka über einige neue Modificationen des Zellstoffs und deren Reaction, die jedoch mehren Anwesenden zweifelhaft er- schien. Dann sprach Prof. Cohn „über die Oscillarien des Carls- bader Sprud«ls. Er basirt seine Theorie über die Bildung der Sprudeldecke auf die Vegetation am steinernen Pflaster über der Sprudeldecke: Er sah am kleinen Sprudel das heisseste Wasser immer nur auf nackte Steine fliessen, wo noch keine Sprudel- steinbildung sich zeigt; denn in der hohen Temperatur von 400 und darüber kann keine Vegetation bestehen. Dagegen entwickelt sich ein lichtgrüner Filz von Leptothrix sofort da, wo die Tem- peratur bis auf 38° und darunter sinkt, darunter viele Diatomeen (Navicula, Amphora ete.). Dann am Rande, wo sie noch tiefer sinkt, schwarzgrüne Häute von Oscillaria mit zahllosen Diatomeen, auch Infusorien, Rhizopoden, Rotiferen,, Anguillula ete., im weiter noch abgekühlten Bache eine Hygrocrocis. Diese Thatsachen stehen ohne Zweifel in genetischem Zusammenhange mit der Bildung der Spru- delschale, wie sie heute vor unseren Augen stattfindet. Die Oscilla- rien sind die einzigen Pflanzen, welche im heissen Wasser sich entwickeln und darüber besonders üppig gedeihen; die Leptothrix- Häute entziehen durch den Vegetationsprocess dem im Sprudel- wasser gelösten CaO, CO, den einen Theil CO,, durch die er eben gelöst ist und bewirken dadurch seine Ausfüllung ; man sieht zwischen den Algenfäden unter dem Mikroskope den Ca0, C@ in Krystallen, die sich drusenartig gruppiren, in feinem Kalksande sich vergrössern und endlich zu festen Massen zusammenbacken. Löst man solche Kalkkörnchen in HCI, so bleiben die Osecillarien- läden zurück; es ist offenbar derselbe Process, wie er bei der Tuft- bildung durch Charen, bei der Inkrustirung der Corallina, Melo- besia, Spongites und anderen Algen mit oft massenhafter Kalkab- lagerung stattfindet. Es versteht sich von selbst, dass dem Wasser die CO,, durch die es den Kalk in Lösung hielt, auch auf andere Weise entzogen werden kann, wobei natürlich ebenfalls Sprudel- steinbildung stattfinden muss; dass jedoch bei der Entstehung der Kalkkrusten am kleinen Sprudel die Vegetation einen bedingenden Einfluss hat, beweist der Augenschein; aus dem Hymnus des Fürsten Lobkowitz, der aus dem XV. Jahrhundert stammt, und worin die Oscillarien-Vegetation der Quelle poetisch geschildert wird, lässt sich dieser Einfluss mit Wahrscheinlichkeit auf Jahrhun- 407 derte zurück verfolgen. In Bezug auf die Bildung der alten Sprudel- decke, die ein freies Gewölbe über dem Bassin bildet, enthält sich der Vortragende jeder Erklärung. Dann hielt Dr. E. Pur- kyne einen Vortrag über scharfe Unterscheidungsmerkmale, welche er in Folge einer bisher wenig benützten Untersuchungs- methode bei verschiedenen früher confundirten Potentillenspecies aufgefunden hat. Vergleiche von Exemplaren aus allen Theilen des Verbreitungsbezirkes einzelner Species hatten ihm die Ueberzeu- gung verschafft , dass die in den Diagnosen aller Autoren angege- benen Charaktere (Behaarung, Richtung der Haare, Gestalt, Nervatur der Blätter etc.) sehr schwankend sind und zwangen ihn, andere Merkmale zu suchen. Er theilte einige Resultate seiner Unter- suchungen mit. P. opaca ist von P. verna. unter andern dadurch unterschieden, dass sie eine starke Hauptwurzel, eine meist einfache, selten mehrköpfige Blätterrosette besitzt, in deren Blatt- winkeln die Blüthenstände stehen, während bei P. verna die Haupt- wurzel frühzeitig abstirbt, aus den Achseln der ersten Blätter Aus- läufer hervorwachsen, welche Nebenwurzel im ganzen Verlaufe treiben und später alle Jahre aus den Achseln der unteren Blätter neue Ausläufer und aus denen der oberen Blüthenstände aussen- den. Alle diese Ausläufer wachsen lange Zeit an der Spitze fort, so dass ein Rasen der P. verna bald grosse Dimensionen annimmt. Bei P. cinerea sind die Verhältnisse ähnlich, nur sterben die Aus- läufer meist, nachdem sie geblüht, ab und die Rasen bleiben klei- ner und kompakter, die Nebenwurzeln mehr im Centrum des Stockes, da sie sich nur an der Basis der Ausläufer entwickeln ; am meisten unterschieden ist sie aber von P. verna durch den nie fehlenden Sternfilz, die schwach verdickten Epidermiszellen und das aus vielen Zellenreihen bestehende Parenchym der Rinde, der Sten- gel, Blatistiele und der vortreibenden Blattnerven, sowie durch unter spitzem Winkel zusammenstossende Blattnerven dritter Ord- nung (wodurch sie sich den Potentillen aus der Gruppe von P. ar- gentea nähert), während P. verna einen sehr schmalen Ring von Rindenparenchym in Stengel und Blattstielen und auch keine un- terseits vortretenden Blattnerven, ferner starkverdickte Epider- miszellen und ein rechtwinklich zusammenstossendes Maschennetz der Blattnerven dritter Ordnung zeigt, wie dies ähnlich auch bei P. opaca statlfindet. P. alpestris ist von verna, der einzelne Varietäten in der Blatiform und Nervatur sehr ähnlich sind, vor allem durch die kurzen Ausläufer und die zweizeilige Stellung der Blätter und der aus ihren Achseln entspringenden Blüthenschäfte verschieden, während P. verna cinerea und opaca spiral gestellte Blätter und Blüthenschäfte haben. Die Unterschiede der übrigen Species, sowie diejenigen der besprochenen vier, welche auf der Phyllomorphose beruhen, versprach er in seiner bald zu erschei- nenden Monographie darzustellen, und empfahl den Anwesenden, auch bei Behandlung -anderer Genera die mikroskopischen , phyllo- morpholischen und andere durchgreifende Unterschiede zu berück- 408 sichligen. Für diesen interessanten Vortrag wurde dem Redner die allgemeine Anerkennung und der Wunsch ausgesprochen, es möchten auch die Monographen anderer Genera den von Dr. Emanuel Purkyne eingeschlagenen trefflichen Weg verfolgen. Am selben Tage sprach Dr. Cohn in der Sektion für Anatomie und Physiologie „über contraclile Gewebe im Pflanzenreiche.* Bis jetzt war man der Ansicht, dass bei allen scheinbar selbstständigen Bewegungen der Pilanzen antagonistische Gewebe die wichligste Rolle spielen. Prof. Cohn hat nun an den Staubfäden der Cen- taureen, Carduideen, Cirsien u. s. w. eine eigenthümliche Bewe- gung ohne Vermittlung von antagonislischem Gewebe gefunden. Die Einzelnblüthe trägt 5 an die Corolla angewachsene Staubfäden, die unten so befestigt sind, dass sie einen Kranz bilden, der 5 Staubbeutel trägt, welche wieder zu einer Röhre verbunden sind. Durch die Staubfädenröhre geht das Pistill hindurch, Mechanische Reizung der Staubfäden bewirkt eine augenblickliche Verkürzung derselben etwa um 2 Mm., u. z. in derselben Reihenfolge, in der die Staubfäden gereizt werden. Die Staubbeutel werden mit herab- gezogen. Durch die Verkürzung eines Staubfadens wird die Corolla gekrümmt, dadurch wird ein Druck, ein Reiz auf den entigegen- gesetzten Staubfaden ausgeübt, der sich ebenfalls verkürzt, u. s. f., und so entsteht eine eigenthümliche pendelartige Bewegung, eine Kreisbewegung der ganzen Blülhe. Dieses Phänomen lässt sich einfach erzeugen, wenn man den Geschlechtsapparat durch Durch- schneiden der Corolla isolirt und das Pistill herauszieht. Durch die Verletzung entsteht Verkürzung der Staubfäden. Berührt man nun nach 3—4 Minuten Ruhe einen Staubfaden, so zeigt er sehr lebhafte Zuckungen. Einige Arten sind besonders reizbar. Bei der reiz- barsten krümmt sich der Staubfaden, wenn er an seiner concaven Seite berührt wird, nach derselben Seite hin, schlägt sich dann zurück und zeigt endlich schlangenförmige Bewegungen. Bei Be- rührung aller 5 Staubfäden zu gleicher Zeit entstehen sehr com- plicirte lebhafte Bewegungen. Der Staubladen verkürzt sich auch beim Durchgange des elektrischen Stromes. Nur auf schwache Ströme reagirt derselbe in seiner ganzen Länge. Starke Ströme tödten ihn und verkürzen ihn zugleich auf mehr als die Hälfte. Das Zellgewebe des Staubfadens besteht aus mehr weniger langgestreck- ten Parenchymzellen, welche etwa eine schlauchförmige oder eylindrische Gestalt haben. Von ihnen umgeben befindet sich in der Mitte des Staubfadens ein aus Spiralgefässen bestehendes Gefäss- bündel. Aussen ist der Staubfaden mit Epidermis und einer Cuticula überzogen. Zwischen den Zellen befinden sich viele Luftgänge. Tödtet man den Staubfaden, so kann man leicht die Formverän- derungen einer Zelle untersuchen. Die Parenchymzellen, die bedeu- tend kürzer geworden sind, erscheinen ihrer ganzen Länge nach fein gerunzelt. Diese Runzelung rührt von Kräuselung der äusseren Zellwand her. Die Verkürzung geschieht also durch eine zarte Kräuselung der Zellen. Das Absterben des Staubfadens hatte diese 409 Verkürzung immer zur Folge. In dem Umstande, dass durch Reizung eine momentane, durch das Absterben eine permanente Verkür- zung eintritt, findet Prof. Cohn eine Analogie mit dem contractilen Gewebe der niedersten Thiere. Auf die Frage des Prof. Czermak, was der Inhalt der Zellen sei, entgegnete Professor Cohn, dass es Protoplasma sei; seiner Ansicht nach sei es die Cuticula, die mit Elasticität begabt ist. Prof. Czermak bemerkt hierauf, dass es wünschenswerth sei, dass elektrische Verhalten der Zellen zu untersuchen. Dr. Auerbach wirft die Frage auf, wie die Ver- längerung des Staubfadens bewirkt werde, wenn die Verkürzung durch Contraction bedingt sei? Prof. Cohn erklärt darauf, dass seiner Ansicht nach die Verkürzung durch Contraction der elasti- schen Zellen durch dic Cuticula entstehe, während er die Expansion für das eigentlich aktive Moment halte, Die Frage des Prof. Czermak, ob sich der contractirte getödtete Faden wieder austrecke, beant- wortet Prof. Cohn dahin, dass er in dieser Hinsicht noch keine Beobachtungen gemacht habe. Die dritte allgemeine Sitzung und mit dieser der Schluss der Versammlung fand am 24. September statt. Der zweite Geschäfts- führer machte die Mittheilung, dass in Folge des in der ersten Sitzung kundgemachten Aufrufes zu Beiträgen für Keppler’s Denkmal in Weil die Stadt, (im Königreiche Würtemberg), zu diesem Zwecke 9 preussische Thaler, 50 Kreuzer ö. W. in Silber und 813 fl. 80 kr. ö. W. B.-V. eingezahlt und den Geschäftsführern übergeben worden sind; dieser Betrag wird unverweilt an den engeren Ausschuss des Comite’s für Keppler’s Denkmal in Weil die Stadt eingesendet und die Subscriptionslisten beigelegt werden. In der zweiten allgemeinen Sitzung wurde ein Aufruf des Herrn Dr. L. Rabenhorst aus Dresden verlesen, worin derselbe die Gründung eines Unterstützungsfondes für hilfsbedürftige Natur- forscher und deren Familien vorschlägt, und zu Beiträgen auffor- dert; die den Geschäftsführern übergebenen 23 fl. ö. W. B.-V. und 1 Thlr. pr. Crt. wurden nach Schluss der Sitzung mit den Sub- skriptionslisten dem Hrn.Dr. L. Rabenhorst eingehändigt. Nach einigen Vorträgen sprach der erste Geschäftsführer herzliche Worte des Abschiedes an die Aerzte und Naturforscher und erklärte den Schluss der 37. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsbad. Oberbergrath und geheimer Bergrath Prof. Noeg- geraih aus Bonn hebt das Leben in den Sectionen hervor, und wie Alle Freunde blieben, auch wenn die Ansichten auseinander gingen. Er sprach im Namen der Versammlung den Dank an die Geschäftsführer, an den Herrn Bürgermeister von Karlsbad, an die Bürger und Bürgerinnen von Karlsbad und brachte ein dreimaliges „Hoch“ Seiner Majestät dem Kaiser Franz Josef I. als Förderer von Wissenschaft und Kunst. Darauf sprach Herr Direktor Dr. Dohrn aus Stettin als erwählter erster Geschäftsführer für die 38. Ver- sammlung den Dank Stettins aus. Dr. Volger aus Frankfurt a.M. erklärte, dass die in der Minorität gebliebenen Frankfurter keinen 410 Groll gegen Stettin hegen, er brachte ein „Hoch“ Stetlin aus, und betonte, dass auf dem Gebiete der Wissenschaft keine Nationalitäten existiren. Personalnotizen. — Dr. Friedrich Hegelmaier, bisher Regimentsarzt in Ulm, ist aus Militärdiensten ausgetreten und hat sich nach Berlin begeben. — Graf Bentzel-Sternau hat seinen Wohnort Gross- Schützen in Ungarn verlassen und ist bleibend nach Innsbruck übersiedelt. — Dr. Hornung, Apotheker in Aschersleben ist am 30. Sep- tember gestorben. — Dr. Th. Bail ist an der Realschule in Danzig als ordent- licher Lehrer angestellt worden. — Dr. Otto Berg, welcher schon lange hindurch bei der philosophischen Fakultät der Berliner Universität als Privat-Docent botanische Vorlesungen mit dem besten Erfolge gehalten hat, ist jetzt endlich zum Professor extraordinarius an derselben Fakultät ernannt worden. (Bot. Zig.) — August Balmai, der bekannte Chef der Führer von Chamounix und geschätzt wegen seiner gründlichen Kenniniss der Alpenwelt, ist in Chalet des Fonds im Sixthale gestorben. — Jos, Sartori, Hofapotheker in Athen, der sich um die Er- forschung der Flora Griechenlands grosse Verdienste erworben hat, sah sich genölhigt, in Folge der dermaligen politischen Verhältnisse in Griechenland dieses Land sammt seiner Familie zu verlassen. Nachdem er seine grossen und schönen botanischen Sammlungen vorläufig noch in Athen beliess, zog er sich in sein Vaterland Baiern zurück. Professor Th. v. Heldreich, Direktor des botanischen Gartens in Athen und Dr. X. Landerer verblieben in ihren bis- herigen Stellungen. —LSOR 3— Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am5.Nov.legte C. Hölzl Lathyrus pisiformis L. vor, welchen er auf Wiesen am Dniester im Kolomeär Kreise Galiziens gefunden hat und der für Oesterreich neu ist, Sein Verbreitungsbezirk erstreckt sich über Westasien südlich bis zu den kaukasischen Ländern und über Osteuropa bis Moskau. Der Sprecher bemerkt, dass diese Pflanze wohl schon von den älteren galizischen Botanikern gefun- den aber immer mit Vicia pisiformis verwechselt worden sei. Das 411 Vorkommen der letzteren Art sei andererseits sehr zweifelhaft und vorläufig aus der Flora Galiziens zu streichen *), wenn sich die Bemerkung des Prof. Tomaschek, dass sie von ihm bei Lemberg gefunden worden sei, nicht als richtig erweisen sollte. — Kustos- adjunkt Rogenhofer legt das für die Flora Niederösterreichs bisher zweifelhaft gewesene Cirsium spinosissimum vor, welches er im verflossenen August auf dem Dürrenstein in den Schneegruben nahe dem Gipfel aufgefunden hat. Die Kenntniss über das Vor- kommen dieser Pflanze daselbst beruhte bisher nur auf einer An- gabe des Mölker Capitulars Flor. Müller, ohne dass dieser jedoch die Richtigkeit derselben durch Beibringung eines Exemplares hätte erweisen können. — J. Juratzka legte ein für den Druck be- stimmtes Manuskript von Dr. J. Milde vor. In demselben werden 2 Equiseten-Arten ausführlich beschrieben und zwar 1. E. bogotense Hmblt. et Bonpl. mit den Varietäten a) flagelliforme Kze. und b) nudum Milde; es is in Mittel- und den westlichen Theilen von Süd-Amerika zwischen dem 50. und 66. Grad westlicher Länge verbreitet und vertritt das dort fehlende und verwandte E.palustre. 2. E. diffusum Don Prodr. Fl. Nep., eine noch wenig bekannte Art, welche nach Don auf den Alpen Nepal’s von Wallich gesammelt wurde. Das von Dr. Milde untersuchte Exemplar befindet sich im Herbare des Hofrathes von Martius und wurde von Lambert ebenfalls in Nepal gesammelt, Sodann legte der Vortragende Carpesium cernuum vor, welches ihm von Apotheker Franz R. v. Grimburg in St. Pölten mitgetheilt wurde, und das von dessen Sohn auf den bewaldeten Anhöhen bei Radelsberg zwi- schen Viehhofen und Herzogenburg gesammelt worden ist. Seit Jacquin, der es bei Hütteldorf nächst Wien angibt, wurde es in Niederösterreich nicht mehr gefunden. — Prof. Tomaschek gibt Andeutungen über die klimatischen Beziehungen des Lemberger Florengebietes. — Dr. H. W. Reichardt legt eine kleine Abhand- lung von Dr. Fr. Herbich vor über Blitum chenopodioides aus der Umgebung Krakau’s, in welcher nachgewiesen wird, dass diese Pflanze bloss eine Varietät des Bl. virgatum mit meist saftlosen Fruchtperigonen sei. Ferner legt er einen für Oesterreich neuen Farn: Botrychium virginianum Sw. vor, welcher von Prof. N o- wicki in Lemberg unweit dieser Stadt in wenigen Exemplaren unter Gebüsch entdeckt wurde. BB *) Hölzl geht offenbar zu weit, wenn er den älteren Botanikern „ nament- lich Besser und Herbich den Vo: wurf einer Verwechslung von Lathyrus pisiformis mit Vieia pisiformis L. macht, da beide Pflanzen kaum ver- wechselt werden dürflen. Es ist demnach kein Grund vorhanden, Vieia pisiformis L. aus der Flora Galiziens und der Bukowina zu streichen. Jedenfalls aber ist beim Streichen der Angaben solcher Autoritäten min- Ahlen dieselbe Vorsicht anzurathen, als beim Aufstellen neu gefundener rten. 412 — Der siebenbürgische Verein für Naturwissen- schaften zu Hermannstadt macht bekannt, dass Se. Excellenz Dr. L. Haynald, Bischof von Siebenbürgen sich bereit erklärt hat, die Druckkosten einer „Flora excursoria Transsylvaniae* bestreiten zu wollen, wenn irgend ein Botaniker die Ausarbeitung derselben übernehmen würde. | — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau am 16. Oktober hielt der Sekretär der Sektion F. Cohn einen Vortrag über die Algen des Karlsbader Sprudels und deren Antheil an der Bildung des Sprudelsinters,. Bei seiner Anwesenheit zu Karlsbad während der 37. Naturforscherversammlung im September v. J. stellte der Vortragende auch einige Beobachtungen über die Algenvegetation an, welche sämmtliche, von dem heissen Wasser der Thermen bespülte Steine, Holzwände, Röhrenleitungen in mannigfachen Tönen des Grüns überzieht; insbesondere reichlich am kleinen Sprudel, einer im Tepelbett unterhalb der Sprudelbrücke aus der Sprudelschale hervorquellenden, 59° R. heissen Wassermasse. Die beobachteten Arten gehören ausschliesslich der Abtheilung der Oscillarinen an, einer Algenklasse, welche allein das heisse Wasser über 30° erträgt und daselbst sogar mit besonderer Ueppigkeit sich entfaltet, daher auch die vegetabilische Bekleidung aller Ther- men, sowie der Rinnsale für das warme Wasser der Dampfma- schinen bildet (in Breslau z. B. Oscillaria antliaria in der Kauf- mann-Friedenthal’schen Baumwollspinnerei). Die Oscillarinen von Karlsbad gehören verschiedenen Gattungen und Arten an, die zum Theil schon von Agardh 1827, CGorda 1835, Kützing, Ehrenberg und Schwabe 1836 bestimmt wurden, und von denen ein Theil (Oscillaria terebriformis, vivida, amphibia u. a. Beggiatoa versatilis, Spirulina thermalis, Leptothric lamellosa) auch von dem Vortragenden wiedergefunden wurden. Zwischen den Algenfäden vegetiren zahlreiche, kieselschalige Diatomeen, unter denen insbesondere Navicula appendiculata, Amphora Fischeri, Synedra pusilla, Melosira varians massenhaft vorkom- men. Einer neuen Gattung (Mastichocladus Cohn) gehört eine am kleinen Sprudel aufgefundene, spangrüne , schwammig-feischige Polster bildende Alge an, deren rosenkranzlörmig gegliederte Stämmchen den Charakter von Anabaena , die dünnen peitschen- förmigen Aeste dagegen den von Sphaerozyga tragen, und die von Kützing fälschlich Merizomyria (laminosa) genannt wurde; sie findet ihren Platz zwischen Tolypothrix und Sirosiphon. und ist mit Fischera thermalis Schwabe nächst verwandt, welche eben- falls zu Sirosiphon, nicht zu Bulbochaete gehört. Thermometerbeob- achtungen zeigten in verschiedener Temperatur des Wassers ver- schiedene, schon durch die Farbe erkennbare Arten; zwischen 43° und 35° R., die hellgrüne Leptothrix, zwischen 35° und 25°, die Oscillarien, Mastichocladen etc., gesellt mit Räderthieren, Infusorien und Wasserälchen ; in noch abgekühlterem Wasser die 413 farblose Hygrocrocis nivea; Wasser über 44° enthält keine leben- den Organismen. ° Ganz dasselbe fand Agardh 1827. Indem die Oscillarinen wie alle Wasserpflanzen, dem an Bicarbonaten reichen, an freier Kohlensäure aber armen Sprudelwasser durch ihren Vegetationsprocess einen Theil seiner Kohlensäure entziehen, um an Stelle derselben Sauerstoff auszuhauchen, so veranlassen sie die Ausfüllung der allein durch erstieres Gas in Lösung erhaltenen Erden, insbesondere des kohlensauren Kalks. Das Mikroskop zeigt denselben zwischen den Fäden der Algen in’ zahllosen Arragonit- krystallen, die sich in Zwillinge und Drusen gruppiren und allmälig zu grösseren Kalksandkörnchen- sich vergrössern. In tieferen Schichten der Algenpolster bildet dieser Sprudelsand den Hauptbestandtheil ; daher sie getrocknet einem anorganischen röth- lichen Sandsieine gleichen; durch Zusammenkitten verwandeln sie sich in festen Kalksinter. Die schwammige Beschaffenheit der Algenpolster, welche sich stets im Wasser vollsaugen, nach den Gesetzen des endosmotischen Gleichgewichts für jedes ausgefällte Kalkatom ein neues aus dem überfliessenden Wasser aulnehmen und so den kohlensauren Kalk wie in einem porösen Filter zurück- halten, wirkt bestimmend für diesen Vorgang, den man am besten am kleinen Sprudel verfolgen kann. Der Abfluss aus dieser heissen Quelle rieselt über das Granitpflaster, von dem zum grösseren Schutz die Sprudelschale im Tepelbett bedeckt isi; so lange das Wasser eine Temperatur über 44 Grad besitzt, ernährt es weder Algen, noch hat es Sinter ‚abgesezt, sondern fliessi über den nackten Stein; dagegen ist es zu beiden Seiten von einer dicken Sinterkruste eingefasst, an deren Oberfläche die Algenpolster üppig vegeliren, durch deren Vermittelung in verhälinissmässig kurzer Zeit sich zwischen und unterhalb derselben der Sinter absetzte, Das der kohlensaure Kalk aus dem Sprudelwasser auch auf andere Weise, durch Erhitzen, Verdunsten und Vermischen mit atmos- phärischer Luft, abgeschieden werden kann, ist bekannt; ob sich auf diese Weise, ohne Vermittelung der Algen, auch wirklicher Sinter am Sprudel bildet, ist noch speeciell festzustellen ; jedenfalls lässt sich der oben geschilderte Einfluss der Oscillarinen auf min- destens 350 Jahre aus dem bekannten Hymnus des Boleslaw von Lobkowitz ermitteln, welcher in poetischer Form die vielfarbige Vegetation der Quelle besingt; über die Entstehung der eigent- lichen Sprudelschale lässt sich jedoch bei der Komplizirtheit ihres Baues und ihres eigenthümlichen Verhältnisses zum Sprudelkessel um so weniger ein bestimmtes Urtheil fällen, als der echte Spru- delstein heut sich nicht mehr bildet. Die Entstehung des Sinters durch den Vegelationsprocess der Algen, wie sie am kleinen Spru- del sich beobachten lässt, ist zwar nicht ganz identisch mit dem Inkrustiren der Charen und verschiedener Meeralgen (Spongites, Melobesia, Coralina), wie der Corallenthiere ete., wohl aber ganz analog dem Verhalten anderer gallert-arliger , schwammiger Algen (Euactis, Hydrurus, Chaetophora etc.) und stimmt auch mit den - Oesterr. Botan. Zeitschrift 12. Heft. 1862. 414 Beobachtungen von Ludwig am nauheimer Sprudel wesentlich überein. Derselbe legte eine von Herrn W. Bauer milgetheilte haarlemer Hyacinthenzwiebel vor, die auf der Unterseite zahlreiche, kaum: 1%, Zoll hohe Brutknospen getrieben, aus denen bereits durch vorzeitige Entwicklung die Blüthentrauben mit einzelnen 1 bis 2 Linien hohen, grünen, sonst aber völlig ausgebildeten Blumen hervorbrechen. Zum Vortrag kamen, von Hrn. Dr. Milde, der sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Meran befin- det, eingesendete Beiträge zur schlesischen Moosflora (bis jetzt 407 Arten), insbesondere über die schlesischen Torfmoose (12 Arten von Sphagnum), über das Thal des kleinen Zacken und über den Wald zwischen Obernigk und Riemberg mit Rücksicht auf die Moose. Im Anschluss an diese Mittheilungen erwähnte Geheimrath Göppert, dass die merkwürdige, durch grosse Seltenheiten (Chrysocoma u. a.) ausgezeichnete Flora des Fuchsbergs bei Schwoitsch in den letzten Jahren durch Urbarmachung ausge- rottet worden ist. F. Cohn, Sekretär d. S. — Im Garten des Herrn N. Bottacin, Präsidenten der Garten- bau-Gesellschaft in Triest, blühte im Laufe dieses Sommers das prachtvolle Nelumbium speciosum. Zu bemerken ist, dass im ver- flossenen Jahre die Samen nicht im Schlamme eingelegt wurden, dass man aber alle Hoffnung verlor sie entwickelt zu sehen, als der darauf folgende Winter sich sehr rauh gestaltete und sogar der Teich gefror. Daher grosses Staunen als man heuer plötzlich die schön metallglänzenden grossen kreisrunden Blätter und die gigantesten tulpenartigen Blumen sich entfalten sah. — Somit hat die Florikultur in Triest dem Herrn Bottacin wieder eine neue pracht- volle Pflanze zu verdanken, die alldort im Freien gedeiht. — Herr Ad. Stossich, in Triest, der höchst thätige Sekretär derselben Gesellschaft, hat auch Versuche mit der Bombyx cynthia vorge- nommen und selbe sind so günstig ausgefallen, dass er in der Lage ist, Samen abgeben zu können. Freunde dieser für Oesterreich vielversprechenden Seidenraupe wollen sich direkte an Herrn Stossich wenden, von welchem sie eine genügende Quantität gratis erhalten werden. Sr. — Die öffentliche Bibliothek in Melbourne, deren Grün- dung vom Parlamente im J. 1853 beschlossen und welche im Jahre 4856 dem Publikum geöffnet wurde, wird jährlich von mehr als 160.000 Besuchern benützt. Der gedrukte Katalog derselben, welcher 700 Seiten umfasst, ist vortrefllich ausgestattet und namentlich durch Abbildungen von in Australien einheimischen Pflanzenformen bei den Randverzierungen und Initialien geschmückt, SS 7 —— Literarisches. — Das Programm des k. k. Gymnasium in Marburg für 1862 enthält von Direktor Lang eine für Freunde der alten Klas- siker sehr gediegene Abhandlung: „Homer und die Gabe des Dionysos“. Dionysos repräsentirte ursprünglich das vegetative Leben der Erde; personifieirt gedacht, erscheint Dyonisos als “Lehrer der Obstzucht und des Weinbaues. Wir finden commentirt mehrere Stellen über Verbreitung des Weines, über die Praxis des Weinbaues, über Weinlese, Aufbewahrung des Weines, über Wein- handel, über Weingefässe u. s. w. — Der Direktor des königl. botanischen Gartens in Palermo, Herr Dr. August Todaro gibt in kleinen unabhängigen Heften Beschreibung mehrerer im besagten botanischen Garten cultivirten Pflanzen. Es liegen drei Hefte vor mir, die ich der freundlichen Zuvorkommenheit des Verfassers verdanke, vom Jahre 1858, 1860 und 1861. In diesen werden beschrieben Iris panormilana Tod. — von M. Cucecio, al Caputo u. a. O. nächst Palermo, der J. pseudo- pumila Tin. sehr nahe stehend}; Iris Stabellae Tod. in Weingärten ohne Angabe des Vorkommens cultivirt; — Iris sicula Tod. aus Sieillien; — Iris erratica Tod., ohne Angabe des Vorkommens, wahrscheinlich aus Sicilien; Arachnites Jusengae von den Kalkhügeln um Palermo — ist nach Ansicht Todaro’s eine hybride Species von A. Anthrodinifera und A. Bertoloni, mit welchen selbe ver- - mengt vorkommt. Bei dieser Gelegenheit bemerkt der Verfasser, dass es angezeigt wäre den Namen Arachnites jener Pflanzengat- tung zu lassen, die die heutigen Botaniker Ophrys benennen und diesen Namen der Gattung Listera zu lassen, Todaro gibt die bezüglichen Erläuterungen; — Hermione venusta T od., im botani- schen Garten ohne Angabe des Vorkommens als Nareissus chry- santhus ceultivirt; — Pastorea praecox Tod., aus den Wäldern von Ficuzza und del Cappelliere in Sieilien, den Gattungen Capsella und Bivonaea nahestehend. Unter den Namen Caesalpinia sepiana wird im k. botanischen Garten eine Pflanze cultivirt die Todaro Biancaea scandens benennt; — Duranta brachypoda Tod. war unter den Namen D. mutisü, D. stenostachia T od. als D. Plumeri, D. integri- folia Tod. als eine Varietät von D. inermis und D. turbinata Tod. als Ellisia cultivirt; — Hermione forenosissima Tod. war als eine Var. von Narecissus Tazetta gehalten; — Oxalis consoliü Tod. in dem Index sem. h. bot. pan. 1858 als O. leporina angegeben, O. CoppolerüT. als O. lancaefolia, O. controversa Tod. als O. rosacea, 0. fragrans als O. versicolor ebendaselbst aufgezählt. — Im 3. Hefte endlich folgen neuerdings einige neue Jris-Arten wie I. Mandraliscae Tod. im kön. botanischen Garten als I. Fieberi Seidl bezeichnet; sie gehört aber zwischen J. germanica und I. pallida; — I. Tinaei Tod. als I. pallida Lam. bezeichnet; — I. australis Tod. wächst wild in Sicilien; — Polygala brachypoda Tod. steht der P. speciosa 30 * 416 nahe; Erythrina corallodendron Tin. ist Erythr. viarum Tod., E. caffra im Ind. sem. h. bot. pan. 1859/1860 ıst Er. insignis Tod.; Botryanthus commutatus Fl. alb. Tod. im ind. sem. h. bot. pan. und Muscari albovirens Tod. pl. exicc, sind Botr. ulbovirens Tod. aus dem Demone-Thal in Sicilien u. s. w. — Wie schon in einem früheren Hefte dieser Zeitschrift erwähnt wurde, erscheint alljährlich ein Katalog der von Seite der Direktion des kön. botani- schen Gartens verkäuflichen Pflanzen und Sämereien; die Preise sind in Ducati (1 fl. 40 kr. ö. W.) und in grani (11% kr. ö. W.)’ und sehr niedergestellt, um so viel möglich den Verkauf unter allen Schichten des Volkes zu erleichtern und dadurch die Neigung zur Blumistik zu befördern. Sr. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Kloeberin Brody mit Pflanzen aus Volhynien. — Von Herrn Czetz in Gants mit Pflanzen aus Siebenbürgen. — Von Herrn Pfarrer Grundl in Dorosh mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Brittinger in Steyr mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Dr. Hol- zinger in Wien mit Pflanzen aus Niederösterreich. — Von Herrn Kolben- heyer in Wien mit Pflanzen aus Schlesien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Lorinser in Breslau, Sachs in Rothenhaus, GCzermak in Brünn. —esoas— Mittheilungen. — Fieus Porteana Rgl. ist eine ganz neue Decorationspflanze, deren Blätter ohne den Blattstiel ungefähr 2% F. lang und bis 8 Zoll breit werden, von Port& im Jahre 1861 von den Philippinen gebracht ist sie im Besitz der Moskauer Gartenbau - Gesellschaft, welche alle Pflanzen ankaufte die Herr Port& von den Philippinen selbst nach Russland brachte. Unter den anderen Pflanzen befanden sich auch zahlreiche Exemplare der schönen Phalaenopsis Schilleriana, ein ausgezeichneter neuer Cycas, der dem ©. eircinalis zunächst verwandt ist und auch den Namen Cuycas ‚Porteana tragen muss. — Ueber monströse Rüben schreibt Dr. Schacht, dass ihm solche verschiedene Male zur Untersuchung zugegangen. Dieselben zeigten überein- stimmend an der Seite einen Auswuchs, der sogar bei zwei Exemplaren die Rübe selbst an Grösse übertraf. — Da diese Auswüchse aus der Längsfurche der Rüben, also einer Stelle entsprangen, wo sich die Nebenwurzeln bilden, sie auch nicht mit concentrischen Gefässbündelkreisen, wie die Multerrübe, son- dern von unregelmässigen und verworrenen Gefässbündeln, welche von jener ausgingen, durchsetzt waren, so hält sie Schacht für Hypertrophien von Seiten- wurzeln, die sich schon in der Entwicklungsperiode der Rübe zu bilden beginnen, Von rein praktischem Werth ist die Beobachtung, dass diese Auswüchse einen beileutend geringeren Zuckergehalt als die Rübe selbst besitzen. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlas von ©. Gerold. Druck von €. Ueberreuter. a ba Fe ne 24 Auen — , at Inhalt. —aas— I. Gallerie österreichischer Botaniker. 5. Eduard Fenzl (Mit einem lithogr. Porträt) .. »..... BEE E II. Original-Aufsätze. Alefeld, Dr. — Gynatrix, eine zweite diöcische Malvaceen-Gattung. . 33 — — Ueber die Eintheilung der Malvaceen . ». .. 2.2.2.2... 14% Bere Beböar;.die-Malveen . -. -i. 0.2. 20. BihTe =... "AR Bentzel-Sternau, Albert Graf. — Versuch einer analytischen Bestim- mung der europäischen Moose . . 2. so... .2.%. 414 Brancsik Carl. — Der Rosudec in Ungarn . ». . 2 2 2 2 2 2.0. ar RR — — Ein Ausflug auf den Thebner-Kobel . . .... 2.2.20. 148 Heldreich, Theodor von. — Phänologische Notizen aus Griechenland . 385 Heuser Paul. — Eine botanische Exkursion in der Umgegend von Gnadau 38 — — Einiges über die Flora von Ebersdorf -. . 2». 0.2.2... 387 Hinterhuber Julius. — Beiträge zur Flora von Salzburg . x»... ... 305 Janka, Victor von. — Analytische Bestimmung der europäischen GCuscuta- Arten. -.; .: 2: = ZA re PR ren end 8 — — Auch einige Worte über Sa REN sk Pre = .— ‚Aus, der .Flora von:Ungarıl - . 1. ss WR). 0n 120. Zu . 280 Juratzka Jakob. — HerrDr.Rabenhorst und dessen Bryotheca europaea 109, 190 Er Air Kıryptögamen-Flöora’'Nordürols - : - . - is au ua. 4 Be Bir Moosflera -Böhmens ::::: =. 372 N HEREIN 37 Kanitz August. — Beiträge zur Botanik Ungarıs . . 2» .2...... 2%, 43 Kotschy, Dr. Theodor. — Ueber Cypern. . . 2.2: 2 e 220.0. . 275 Landerer, Dr. X. — Botanische Notizen aus Griechenland . . 126, 151, 223 Münch Ch. — Bemerkungen über einige Saxifrageen. . 2». 2....53 — — Bemerkungen über Thesium linophyllum . .» 2. =... .. 88 — — Mittheilungen über Aldrovanda vesieulosa . » 2... r... 285 — — Mittheilungen über die schweizerischen und deutschen Oenanthe- Arten: wur NEE IUPL URHG EEE 219 Neilreich August. — Cirsium pannonico-palustre. » 2.2. 2.0. 243 418 Seite Neilreich August. — Ranuneulus tuberosus Schur. . » 2. 2»... 205 Paval, Dr. Alexis von. — Aus Siebenbürgen . . 2. 2. 2 2 2 2 2.2. 213 Petter Carl. — Verzeichniss der auf einer Reise nach den quarnerischen Inseln gesammelten Gefäss-Pflanzen . a Pittoni, J. C. Ritter von. — Inula squarrosa.. ». . » a ET —— 7) Jphann Reterstein -.... ir ve Ar Er RR FE 123 Schur, Dr. Ferdinand. — Ueber Ranunculus tuberosus Lap., R. strigu- losus Schur und R. Steveni Andrz. . . 2.2.2.0... . 24 — — Zum Ranunculus tuberosus der Wiener Flora . . .... . .293 BE Ne Dir Galtene Draba a RER. ETF 82 Szontagh Nicolaus. — Eine Excursion auf den!Bohaey :. '.! 22. 2 I Uechtritz, R. von. — Beiträge zur Flora von Schlesien... 2... 86 « Wal de Lievre Anton. — Beiträge zur Flora von Innsbruck .... . 137 Vulpius. — Auszug aus dem Tagebuche meiner Reise nach Tirol und Kärnten; im+Sommer. 4850, 4. Jia T2.- 2 E77 64, 175, 356 Wawra, Dr. Heinrich. — Neue Pflanzenarten, gesammelt auf der trans- atlantischen Expedition Sr. k. Hoheit des durchlauchtigsten HerrnErzherzogs Ferdinand Maximilian. (Mit einer lithogr. 127 8 RR ROTE 169, 207, 237, 273, 345, 382 Weiss, Dr. Adolf. — Die Fluorescenz der Pflanzenfarbstoffe. . .. . - 105 III. Besondere Artikel. XVl. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien ...... 48 Die Winterreise der Brüder Weiss . 2.2: 22 220. PRRR Zur Kenntniss des „rothen Schnees* . . x... .... | uhr 261 Dr Friedr. Welmits ch, über Baumwollenkultur in Angola . ....». 294 Einladung zum Besuch der 37. Naturforscher-Versammlung . . .»... 297 Die Maispflanze und deren neueste Verwerthung . .» 2. 2.2.2... 331 XXXVIL Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. ... - 369, 405 Verzeichniss der in Oesterreich lebenden Botaniker...» 2.2... 395 Correspondenz. BE Ann won Dr. A Lamderor .:.'. . aaa 92, 266, 331 ae, von Dr. Knlen ai, ur; Sinti ige ne 403 r — won, Prof -G.;v. Niessl, „ne kt AR 90 5% Dresden; von. Dr. ‚Raben hörstya 2 rin... ek ee A Er Guätenbiere "von; Di: Pawai na HE ac .. 404 u. Azsssyrardein. von V:v.Janka, wir. 20 er 227 „ Kirchheim in Württemberg von Dr. Hobenacker ...... 45° „» Meran in Tirol von Dr. Milde. . . . .-. ...26, 27, 92, 154, 155, 190 „ Müllheim in Breisgau von Vulpius. .....2. 222200. %° 48, 327 Osdenbure; VO0,SZOnDL ag, suenuniune scrire tan ee 191, 226 Ss Ant VON: S EHNELH OT ee ee ee ann „ Püspök-Ladany in Ungarn von Janka Sz. Gothard in Siebenbürgen von Janka ..... "2 22 2.%. Tarnow in Galizien von Dr. Hoborski. ....... Ben Tirol yon: M. v.,.Sardaena:.- 2... 2.2 2.7. Bere Tommasinia ze tn a ee ee na in Ungarn von Szontagh .. : .. 2.22. 2.2 2 ...865, Wels in Oberösterreich von Braunstingel .... . . 3.3.3. 3.530303 V. Stehende Rubriken. u a ee ee Personalnotizen . . . 28, 52, 93, 129, 156, 192, 227, 266, 297, 334, 375, Vereine, Gesellschaften, Anstalten 29, 53, 95, 129, 158, 194, 229, 267, 335, 375, Bemsches- 2. 2... . . 61, 98, 134, 164, 201, 234, 270, 337, 378, Feammlunzen ....- . 2.2... re WE Se 2 en en BEE Botanischer Tauschverein in Wien 32, 102, 136, 168, 203, 235, 271, 304. | 380, - Mittheilungen. .... . ET u 32, 103, 163, 203, 236, 271, 340, 261 ET | 11 |