fi w WERDET TESTER NER : nn Pl Oesterreichische | Botanische Zeitschrift. (Oesterr. botanisches Wochenblatt.) Gemeinnütziges Organ für - Bolanik und Bolaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmäner, Aerzle, = Apotheker und Techniker. ; Redigirt und Herausgegeben von Dr. Alex. Skofitz. XZVI Jahrsane. 1866. =... Verlag vonC. Gerold. | III TIFTLAHFFTA 2, _ Lt - ie Ya s FR ” YrRr vı N N ii Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. —Hm— Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, kärtner, Vekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Mit Orisinmal-Beiträsen Andorfer, Ascherson, Böckel, Brassal, Cohn, Degenkolb, Haussknecht, Heldenreich, - Heufler, Heuser, Holuby, Janka, Juratzka, Kanitz, Kastropp, Keller Emil, Keller Josef, Kerner Anton, Kerner Josef, Knapp, Krenberger, Kuhn, Maly, Markus, Milde, Mühle- feld, Münch, Münter, Neilreich, Pichlmayr, Pittoni, Rabenhorst, Reichardt, Resely, Röse, Rüdt, Schiller, Schneller, Sekera, Senoner, Sonklar, Szontagh, Tommasini, Vechtritz, Vrabelyi, Vulpius, Winkler. LIARAaRY Redigirt NEW YoRK BITANMCAL, von GARDEN D" Alexander Skofitz, Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und melırerer Gelehrten - Gesellschaften Mitglied. ZVI Jahrgang. (Mit 1 Lithographie.) Wien 1866. Verlag von ©. Gerold. 4 NE ER N Me A 1, N j | Ro ano /2Zb% dr due £ j ‚ Hr R 2 nal) ayarstüinumsne *) # . r ‚larad ‚vaniinteroi ‚samen ETERTDBGUPIT TAT | ia ine slindasT baw sag. jihl LAD IoH - Iscarigi oO - ‚Asleauabloll ‚idemmdrrns ‚dledusget ‚udel Ast Ib ‚musik ‚ah Isaub ll Mund lid gute ln ten. ‚eine ‚idujol „ıseusH ‚stm litt OR audit ‚ala ‚audit awindnor ‚ggkat Aurel Tan ‚aoiak a0 eh le trade deigdi ode ‚inohlil ramldrll ‚dainaliel ‚ti ‚Auäl. A uiddors- ‚ielehmain ‚daß sea sBldund Rod Bär ; alla een M ‚sldui® ‚ang ‚ebaeaıt f wnammii | re PR, aut mar aha H 1 Ber us | 3. vaiKaD we | | a ‚s3toXe obaszelä I SE wre bon nulrichıntar 10h Bnmsbnde Jau ) ur Andrea ‚basiytiik auftsnnzliszgen gusgı dat AVxX (‚sidgergoniil I siM) oa ill BioraD D:. tot galıa\V r m rs vos DEIT a ‘ Desterreichische Takam: BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische , . „Bxzemplare, itschrift - die frei durcli die Post be- ne ee Botanik und Botaniker, ze 3zjeh sierosıve len Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion tan pränumerirtaufseibe (iriner, Qekonomen, Forsininner, Aerzle, rider. Yamanz. 37-2) mitsf.25 kr. Dest. W. I« ’ e I 2a FI FERIEN zu pränumeriren. (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchlıandels übernimmt nit @ fl. 63 kr. Dest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile °. so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = . Buchhandlungen. M N = > XVI. Jahrgang. WIEN. Jänner 1866. INHALT: Mutius Tommasini. — Reise nach Ungarn und Siebenbürgen. — Von Winkler. — Phäno- logische Studie. Von Dr. Kerner. — Correspondenz. Von Heufl er, Markus, Dr. Raben horst.— Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botani- scher Tauschverein. — Berichtigung. — — Gallerie österreichischer Botaniker. WE Mutius Ritter von Tommasini. (Hiezu ein lıthographirtes Pyrträt.) „Flora alpina, sagt Koch in der Vorrede zu seiner Synopsis, declivibus suis meridionalibus in Littorali austriaco mare adriaticum adtingit. Rarissimis plantarum speciebus haec Flora superbit.* Und mit Recht; denn schon in den frühesten Zeiten war diese wundervolle Flora, die von dem Kamme der carnischen und julischen Alpen an den Seestrand der Adria herabsleigt und längs dem Gestade und auf den Inseln des Quarnero immer deutlicher den Einfluss eines südlichen Himmels verrälh, bis sie sich am äussersten Ende Dalmaliens zu einer fast exotischen Vegetalion gestaltet, der Anziehungspunkt zahlreicher Botaniker, besonders der Norddeutschen, die auch im Änfange dieses Jahrhunderts zur Kenntniss der Littor»lflora Oesterreichs wesentlich beitrugen. Aber so dankbar man auch die Verdienste anerkennen muss, die sich Hacquet, Schwägrichen, Seenus, Hoppe, Graf Sternberg, Bartling, Müller, dann von den Inländern S copoli, Brumati, Berini, Brignoli und vor allen Wulfen um diese Cesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1866. 1 ee Flora damals erwarben, so wurden ihre Leistungen doch weitaus von jenen des Triesliners Tommasini in denHintergrund gedrängt. Denn während jene nur Reiseberichte, kleine Localfloren und allgemeine Andeulungen schrieben oder auch nur Pflanzensammler waren, hat Tommasini das ganze Florengebiet des österreichischen Küsten- landes nach einem systematisch angelegten Plane durchforscht, zahl- reiche neue Entdeckungen von mitunter höchst selienem-Pflanzen ge- macht und in Folge seiner Verbindungen mit den berühmtesten Auto- ren Deutschlands und Italiens die theilweise unrichligen Angaben seiner Vorgänger berichtigt und überhaupt die Vegetationsverhältnisse seines Vaterlandes richtig: gestellt. Das Leben und Wirken eines in jeder Hinsicht so ausgezeichneten Mannes, wenn auch blos als Botanikers, zu schildern, kann daher nur eine lohnende Aufgabe sein. Sie ist es um so mehr, als man hier nicht, wie dies oft der Fall ist, den Kampf eines sirebsamen Geistes mit Noth und Missgeschick vorzuführen hat. Ganz im Gegentheile, durch Stellung und. äussere Verhältnisse begünstigt und seiner reichen Mittel sich wohl bewusst sieht man Tommasini beharrlich und sicher dem vorgesteckten Ziele zuschreiten und Hindernisse, die auch den Glücklichsten nicht verschonen, mit gewandier Hand bei Seite schieben. Ueberall trat er als Herr der Situation auf, daher auch seine Erfolge. Mutius!) Tommasini wurde im Jahre 1794 zu Triest geboren, wosein ausLivorno eingewanderter Vater ein vermöglicher und unler- nehmender Kaufmann war. Unglückliche Handelsunternehmungen und die Folgen vieler während der französischen Revolulionskriege erlitte- ner Verluste brachten allmählig den Vermögensstand des Vaters herab und da:überhaupt der Handel Triests durch die damaligen Ereignisse gelähmt keine Hoffnung des Wiederaufblühens darbot, so beschloss Tommasini seinen Sohn nicht dem Kaufmannstande, sondern den Universitäts-Studien zu widmen. So kam der junge Tommasini nach Laibach, wo Franz Hladnik, damals der vorzüglichste Botaniker Krains, Präfekt am dortigen Gymnasium war; einer jener seltsamen Zufälle, die oft entscheidend auf die Geistesrichtung eines Menschen einwirken. An Hladnik warm empfohlen und von ihm liebreich auf- genommen, wurde Tommasini’s schlummernder Sinn für die Reize der Pflanzenwelt früh gewecktund an der Seite seines genialen Lehrers zum Bewusstsein gebracht. In den Umgebungen von Laibach unter dem Kanonendonner des Jahres 1809 machte Tommasini seine ersten botanischen Ausflüge, die er daselbst und während der Herbstferien zu Triest durch zwei Jahre eifrig fortsetzte. Auf diese Art lernte er in einem Alter von 15— 16 Jahren die vaterländische Vegetation kennen, deren Erforschung später die Hauptaufgabe seines botanischen Lebens werden sollte. ‘) Der nur selten vorkommende Taufname Mutius wurde dem jungen Tommasini aus Vorliebe seiner Mutter für den damals gepriesenen Tonkünstler Muzio Clementi beigelegt. Inzwischen waren Triest und Laibach unler französische Herr- schaft gekommen. Mit vielen seinerLandsleute machte auch To mma- sini von dem vorbehaltenen Auswanderungsrechte Gebrauch und be- gab sich im Jahre 1811 zur Fortsetzung seiner Sludien nach Wien, in der Absicht an der dortigen Universität sich seiner Zeit der Arznei- kunde zu widmen, In Wien kam ihm der kaiserliche Leibarzt und be- rühmte Botaniker Host, ebenfalls von küstenländischer Abkunft, freundlich entgegen, gestatte te ihm den freien Zutritt in den Garten der österreichischen Klora nächst dem Belvedere und führte ihn in das Haus des Barons Jacquin ein, das dazumal der Versammlungsori aller wissenschaltlichen Notabilitäten war. Von jugendlichem Eifer be- seelt begann sofort der siebzehnjährige Student die Umgebungen Wiens botanisch zu durchstreifen und seine Ausflüge selbst bis auf den Schneeberg auszudehnen, dener zweimal und zwar das zweitemal 1813 in Gesellschaft des gefeierten Geologen Paul Partsch bestieg. Bei einer dieser Excursionen auf dem Geissberge bei Perchtoldsdorf halte er, eben mit der Einsammlung des Dracocephalum austriacum begriffen, das Unglück auszugleiten undsich in der rechten Kniescheibe derartzu verletzen, dass die Folgen davon noch bis in sein spätes Alter fühlbar blieben. Mit Franz Sieber, der sich damals eben zu seiner grossen Al- penreise anschickte, bekannt geworden und von ihm zum Anschlusse aufgefordert, wäre Tommasini beinahe diesem Rufe gefolgt, wenn ihn seine Familie nicht in Folge der veränderten Verhältnisse nach Triest, der nun wieder österreichischen Stadt, zurückgerufen hätte. Aber auf dem Wege dahin über Croatien von dem dort herrschenden typhösen Fieber befallen, erlangte er nur nach überstandener langer und schwerer Krankheit seine Gesundheit wieder, war jedoch so ge- schwächt, dass er dem Studium der Arzneikunde entsagen und jenem der Rechtswissenschaft sich zuwenden musste. Zu diesem Ende bezog er die Rechtsschule zu Graz, wo Professor Jenull, der berühmte Criminalist, sein Lehrer im Natur- und Strafrechte war. Da sich Tomrsasini seinem neuen Studium mit Ernst und Eifer widmete, so konnte er der Botanik während dieser Zeit nur geringe Aufmerksam- keit schenken. Auch seine aus den Umgebungen Wiens angelegten Pflanzensammlungen,, sowie theilweise jene aus Laibach gingen in Host’s Besitz über, der sie seinem Herbar einverleibte. Im Jahre 1817 erhielt Tommasini seine erste Anstellung als Conceptspraktikant bei dem Kreisamte für Istrien, wurde aber schon im folgenden Jahre zum Kreissekretär in Spalato und bald daraul zum Coneipisten bei dem Gubernium zu Zara befördert. In dieser als Fe- stung wenig einladenden und überdies in einer öden und steinigen Gegend liegenden Stadt verweilte er vier Jahre, ohne dass sich ihm zur Wiederaufnahme seiner schon 9 Jahre ruhenden botanischen Thä- tigkeit ein besonderer Reiz oder Anlass geboten hätte. Erst als er im Jahre 1823 als Kreiskommissär nach Spalato kam, wurde er durch die dortige prachtvolle Frühlingsflora so mächtig angezogen, dass die Liebe zur Botanik mit voller Kraft wieder erwachte, um nie mehr zu er- 1 “ 4 löschen. Allein ernste Amtspflichtenund Schwierigkeit des Bolanisirens in einem so unwegsamen Lande waren Ursache, dass er seinem Lieb- lingstudium nicht in dem Masse nachkommen konnte, als er es ge- wünscht hätte, denn gar oft musste er in seiner Eigenschaft als Kreis- kommissär auf beschwerlichen Ritten in den Felsengebirgen an der bosnischen Grenze beiden herrlichstenGewächsen vorübereilen, ohne sie auch nur näher besichtigen zu können, um nicht den Zug des be- waffneien Gefolges aufzuhalten. So war es in dem Hochthale von Za- guozd, wo man durch das dichte weitverbreilete Gebüsch eines damals unbekannten Cytisus zog, den Visiani später ©. Weldeni nannte, ob- schon ihn Sieber schon früher bei Cattaro gelunden und als C. ra- mentaceus aufgestellt und beschrieben halte. In diese Periode fällt auch die Besteigung desBiokovo, die Tommasiniin den ersten Tagen des Mai von Makarska aus unternahm und nach einem äusserst anstren- genden 18stündigen Hin- undRückwmarsche ausführte, dabei viele sel- tene Erstlinge der Frühlingsflora aber auch grosse Schneemassen und Mühseligkeiten aller Art fand, so dass sich hierzu um diese Jahreszeit schwerlich wieder Jemand finden dürfte. Im Jahre 1827 wurde Tom masini zum ersten Kreiskommissäre nach Cattaro befördert. Wenn diese Ernennung weder in amllicher noch in gesellschaftlicher Beziehung irgend etwas Erfreuliches darbot, so eröffnete sie anderseits ein eben so reiches als neues Feld für bo- tanische Forschungen. Denn überall, sowohl in den Gegenden längs der Grenze von Montenegro und Albanien als in den nächsten Umge- bungen von Cattaro fanden sich neue und seltene Arten in Mehrzahl vor. Die durch den Sanitäts-Cordon verursachte Grenzsperre machte esunmöglich, desbenachbarte Gebiet von Montenegro zubelreten, nur durch Vermittlung der auf den Markt zu Cattaro kommenden Bergbe- wohner gelang es, grössere Pilanzenpartien aus Montenegro zu er- halten, darunter manches Neue namentlich die seltene Silene (Helio- sperma) Tommasinü Visiani von dem Monte Sella. Gegen alle Erwartung währte Tommasini’s Aufenthalt in Cattaro nur 4 Monate, da er schon im September desseiben Jahres als Assessor zum Magistrate nach Triest berufen wurde. Damit schloss sich seine botanische Thätigkeit während des neunjährigen Aufenthaltes in Dal- matienab. Den grössten Theil seiner Ausbeute sendete er an Visiani und Host, da er bei dem Mangel hinlänglicher literarischer Hülfsmittel in Cattaro nur schwankend urtheilen konnte, Die unter den eingesen- deten Pflanzen neuen Arten haben nachher V isiani in den Ergänzungs- blättern der Flora 1829 I. Bande, Host im II. Bande seiner Flora austriaca benannt und beschrieben, so dassmanchmal eine und dieselbe Pflanze zwei verschiedene Namen erhielt. Diess veranlasste Tomma- sini über seine botanischen Wanderungen im Kreise von Catlaro selbst einen Aufsatz zu schreiben und in den Beiblättern der Flora 1835 U. Bande und Irtelligenzblatt Nr. II. pag. 33 zu veröffentlichen. Von nun an blieb Triest Tommasini’s beständiger Wohnsitz, Der ihm hier angewiesene amtliche Wirkungskreis war von seinem frühern sehr verschieden , bevor er daher mit seiner neuen Stellung > nicht vollkommen vertraut war, konnte und wollte er sich nicht mit der Botanik beschäftigen. Aber nicht blos in seinen amtlichen, auch in seinen Familienverhältnissen war eine bedeulende Veränderung ein- gelrelen, da er durch eine in jederBeziehung glückliche Ehe seinen häuslichen Herd gegründet halte. Gleichzeitig war in ihm der Plan zur Reife gelangt, die Flora des österreichischen Küstenlandes (Triester Statthalterei- Gebietes) und der damit nach orografischen und vegeta- tiven Gesetzen im Zusammenhange stehenden Gegenden Krains!) ge- nau und wissenschaftlich zu durchforschen. Diesen mit Liebe aulge- fassten Plan zur Ausführung zu bringen, war für ihn von nun an eine Lebensaufgabe, deren Lösung er sich mit eben so grosser Beharrlich- keit als glücklichem Erfolge unterzog, wenn auch die Wechselfälle des Schicksals öfter störend einwirkten und selbst bedeutende Unterbre- chungen zur Folge hatten Im Jahre 1832 nahm Tommasini seine botanischen Studien wieder auf. Der Apotheker Dr. Biasoletto, damals der einzige Bo- taniker in Triest, war und blieb durch eine lange Reihe von Jahren sein beinahe beständiger Begleiter auf den vielen. Ausflügen, die nach allen Riehtungen des Gebieles unlernommen wurden, Die ersle Periode von Tommasini’s bolanischer Thäligkeil umlasst die Jahre 1832 bis 1835. Während derselben wurden die Umgebungen von Triest und der Küste bis Monfaleone, dann die Höhen des Karsles eingehend iın- tersucht, der Nanos als Gentralpunkt der Karster Bergllora zu wieder- holten Malen, der pflanzenreiche aber lrüher völlig unbeachtet geblie- bene Slavnik in Istrien dreimal und zwar beide zu verschiedenen Jahreszeiten bestiegen und auf letzterem jene Pedicularis entdeckt, die später den Namen des Königs von Sachsen Friderici Augusti er- hielt (Tomm. Der Berg Slavnik in der Linnaea 1839). Im Frühlinge des Jahres 1833 unternahm Tommasini gemeinschaftlich mit Bia- soletto und den beiden Brüdern Theodor und Louis Neckerde Saussure aus Genf, den Trägern berühmter Namen, eine an botani- schen Ergebnissen sehr reiche Reise nachlstrien, auf den Monte Mag- giore und von diesem über Cepich und Albona quer durch Istrien nach Rovigno und auf die benachbarten Inseln (Tomm. Streifzug nach Istrien in der Linnaea 1837). Ferner wurden die anmulhigen Umge- bungen von Görz, insbesondere die mächlige Berggruppe von Ter- nova mil ihren ausgedehnten Forsten, der Caun, Mali und Velki Golak, der über 7000° hohe Krn, die hohen Thäler des Isonzo, der Predil und das durch Wulfen berühmt gewordene Raibler Thal in Kärnten be- sucht und die seltene Ferula rabiensis W ulf. wieder aufgefunden (Tomm. Ausflug auf die Krn-Alpe in der Flora 1837 1. Band). Im Frühlinge des Jahres 1836 brach in Triest die Cholera aus und wüthete durch volle 6 Monate ununterbrochen fort. Bald nach ‘) Die Grenzen dieses zwischen dem Hauptzuge der julischen Alpen und dem Meere gelegenen Florengebietes hat Tommasini im österr. bot. Wochen- blatte 1851 p. 34 näher angegeben. 6 Beginn derselben mit der Leitung der ausserordentlichen Sanitäts- Commission betraut, musste Tomm asini mit Beseitigung jeder Neben- beschäfligung sich unausgesetzt den ihm obliegenden schweren Pflichten widmen und er that es auch mit grösster Hingebung, bis gegen Ende des Sommers die theuere Gatlin, die an seiner Seite liebvoll ausgeharrt, der verheerenden Seuche erlag und seine Gesundheit in Folge dieses Verlustes und der vorausgegangenen Anstrengungen so herabge- kommen war, dass er sich für einige Zeit vom Geschäftsdrange zu- rückziehen musste und mit seiner trauernden Familie nach Obcina be- gab, wo ihm die letzten Reste der Herbstflora nur wenig Zerstreuung bieten konnten (Tomm. Ueber die Vegetation des Jahres 1836 in der Flora 1837 ll. Band). Das Bedürfniss, Trost und Erheiterung in der Betrachtung der Natur zu finden, machte sich daher in dem nächst fol- genden Jahre mit um so grösserem Nachdrucke geltend. In der That war auch die Jahresperiode 1837—1839 an botanischen Erfolgen reich. Schon im Mai 1837 besuchte Tommasini in Gesellschaft des berühm- ten Georg Bentham die Küsten Isiriens und den Monte Maggiore, später den alpinen Schneeberg an der dreifachen Grenze von Krain, Croatien und Istrien, ferner die Görzer Alpen Kuk, Na Skerbina und Rombon, den Königsberg bei Raibl in Kärnten, über die Pässe der Crnaprst in die Sucha und Wochein in Krain und von da durch die Thäler des obern Isonzo in den Ternovaner Wald, darunter einmal in Begleitung des Engländers Eduard Forbes, der diesen Ausflug in den Verhandlungen der Edinburger botanischen Gesellschaft 1839 be- schrieb. Auch nach Gemona in Friaul wurde wegen Wiederaulfindung des Alyssum petraeum eine Reise unternommen und dasselbe genau an der Stelle beobachtet, wo es Arduino ursprünglich entdeckt hatte (Tomm. Ausflug nach Gemona in der Flora 1839 II. Band). Die dort Seite 503 erwähnte noch kaum in der ersten Blülhe begriffene ver- meintliche Medicago carstiensis ist dieselbe Pflanze , die später Pi- rona als eine neue Art M. rupestris und Visiani, weil dieser Name schon vergeben war, M. Pironae benannt hat. Die Aussicht, den König von Sachsen auf seiner im Jahre 1838 unternommenen Reise nach Dalmatien, zu der Tommasini den Plan entworfen hatte, begleiten zu dürfen, wurde vereitelt, weil er hierzu seltsamer Weise vom Landes- Gouverneur nicht die Erlaubniss erhielt. Der Schluss des Jahres 1839 wurde durch ein für Tommasini sehr erfreuliches Ereigniss bezeichnet, indem ihn der Kaiser zum Präses des Triester Magistrates und Bügermeister ernannte, welche Ernennung von seinen Mitbürgern freudig begrüsst wurde. Allein für die botanische Erforschung des Landes erwuchs dadurch eben kein Vortheil, denn gewohnt, sein Lieblingsstudium stets den Geboten der Amtspflicht nachzusetzen, musste er von nun an seine Ausflüge auf die nähern Umgebungen von Triest beschränken und somit auf grössere Reisen Verzicht leisten. Doch besuchte er im Jahre 1840 den Koinik in Istrien und die Görz-Friauler Alpen , namentlich den Matajur zur Aufsuchung des von Brignoli aufgestellten aber längst verschollenen Triticum biflorum, welches auch glücklich gefunden wurde (Tomm. ‘ Excursion im J. 1840 und Ausflug auf den Matajur in der Flora 1840 I. Band und 1842 11. Band). Allein da derlei auf höchstens 8 Tage berechnete Ausflüge nicht hinreichen konnten, die bisher noch wenig bekannten Gegenden des Küstenlandes, wie die Quarnero-Inseln, das Alpengebiet von Görz und stellenweise selbst Istrien zu durchforschen, so musste Tommasini auf ein anderes Mittel bedacht sem, um dem vorgesteckten Ziele näher zu rücken. Zu diesem Ende suchte er die Beihülfe eines wissenschaftlich gebildeten thalkrältigen jungen Bo- tanikers zu gewinnen, dem er die Erforschung der nur unzulänglich bekannten Gegenden übertragen konnle. Durch die freundschaftiiche Verwendung des Direclors Hoppe und Hofrathes Martius erhielt er auch die gewünschte in jeder Hinsicht geeignete Persönlichkeit in Dr. Otto Sendtner aus München, der den ihm gemachten Antrag bereit- willig annahm und sich schon im Frühjahre 1841 zur Ausführung des- selben in Triest einfand. Mit Sendtner’s Erscheinen im Küstenlande beginnt eine neue Aera, die, obschon sie nur 3 Jahre währte (1841—43), doch als der Culminationspunkt der von Tommasini eingeleiteten Durchforschung des Landes bezeichnet werden muss. Mit Liebe für die Sache beseelt entwickelte Sendtner eine unermüdliche Thätigkeit. Nach einem wohl angelegten Plan bereiste er alljährlich die Inseln und Scoglien des Quarnero, das Festland von Istrien, die hohen Thäler und Gipfel der Görzer Alpen gegen die Grenze von Krain, Kärnten und Friaul in der Art, dass er je nach der Localität stets die geeignete Jahreszeit wählte und so die Vegetation in allen ihren Stadien traf, Vorzugsweise wurden aber im Jahre 1843 quantitativ und qualitativ die glänzendsten Resultate erzielt, da nicht nur Sendiner, diessmal in Begleitung des Dr. Papperitz aus Dresden, sondern auch andere von Tommasini bestellte Sammler thätig wirkten, Während dieser Zeit war Tommasini nicht unthätig geblieben, da er sich in Sendt- ner’s Gesellschaft an einigen Alpenexcursionen namentlich im Sommer 1841 an der Besteigung des Mangart (8462') des höchsten Berges im Küstenlande betheiligt hatte (Tomm. Ueber Sendtner’s Reisen im Küstenlande in der Flora 1842 I. Band, dann Sendtn. Besteigung des Mores in der Flora 1842 II. Band). So thätig und gewandt sich Sendt- ner in der botanischen Forschung zeigte, so genau und pünktlich war er auch in der Einsendung des gesammelten Materials. Grosse Massen von Pflanzen mit sorgfältigen Verzeichnissen und erläuternden Bemer- kungen über örtliche und sonstige Verhältnisse versehen, gelangten regelmässigan Tommasini undlieferten die werthvollsten Beiträge zu seinem Herbar. Eine vorzügliche Aufmerksamkeithatte Sendtner den Moosen zugewendet, so dass in Folge seiner Sendungen schon jetzt eine beinahe vollständige Moosflora des Küstenlandes® zusammenge- stelll werden kann. Sendtner halte inzwischen eine Anstellung als Conservator des herzoglich Leuchtenberg’schen Museums in Eichstädt erhalten und damit war sein Wirken im Küstenlande zu Ende; ein Verlust, der sich nicht ersetzen liess. Glücklicher Weise befanden sıch damals zwei 8 junge kenntnissreiche Botaniker Ludwig Ritter von Heufler und J ulius Ritter von Schröckinger als Beamte im Küstenlande, die zum Theil in Gesellschaft Biasoletto’s mehrere Ausflüge unternah- men und so ebenfalls zur Erforschung der küstenländischen Flora Beiträge lieferten. So bestiegen Tommasini, Biasoletto und Heu fler 1844 die Golac-Berge in Istrien, die bis dahin kein Botaniker betreten hatte (Heufler Die Golac- Berge. Triest 1845). Im Jahre 1845, als König Friedrich August von Sachsen von seiner in die kroatischen Alpen unternommenen Reise zurückkehrte, hatten T oın ma- sini und Biasoletto die Ehre, ihn auf den Monte Maggiore in Istrien zu begleiten. Im Gefolge des Königs befand sich auch der damalige Oberst später Ban von Croatien Baron Jella&ie und musste wohl alle die Beschwerlichkeiten des ungemein heissen Tages mitmachen, ohne an den botaniseben Genüssen seinen Antheil zu haben. Tommasinis eigene botanische Thätigkeit wurde indessen durch eingetretene Zeitverhälinisse immer mehr beschränkt, Von Jahr zu Jahr mehrten sich die Amtsgeschäfte und die Sorgen für den Vor- steher der Stadt Triest, denn höher gingen die Wogen der politischen Bewegung und bereiteten die Stürme des Jahres 1848 allmählich vor. Dessenungeachtet war Tommasini bemüht, seine wissenschaftlichen Zwecke, soweit es möglich war, zu verfolgen. Die gewöhnlichen Sammlungen im Lande wurden fortgeselzt, ein lebhafter Briefwechsel und Tauschverkehr mitauswärligen Freunden unterhalten und manch- mal auch botanische Ausflüge unternommen z.B. in die schwer zu- gänglichen Lagunen von Aquileja. Ebenso betheiligte sich Tomma- sinian dem Zustandekommen eines naturgeschichtlichen Museuns in Triest, welches ursprünglich durch einen Privatverein gegründet, später in die städtische Verwaltung überging. Endlich sollte durch Tommasini’s Anregung ein alter Lieblingswunsch desselben, näm- lich die wissenschaftliche Erforschung Bosniens in Erfüllung gehen, da Dr. Sendiner sich bereit erklärte, diese mühe- und gefahrvolle Reise zu unternehmen. Die erforderlichen Geldmittel wurden uurch Tommasini’s thätige Ver miltlung im Wege einer Actiensubseriplion sicher gestellt und so trat Sendtner im Frühlinge 1847 eine Reise an, welche mit Recht die günstigsten Erfolge versprach. Leider hatten sich diese Erwartungen nicht verwirklicht, dern meuchlings überfallen und schwer verwundet, musste Sendtiner auf halbem Wege wieder umkehren. Da brach das welterschütternde Jahr 1848 heran. An der Spitze einer aufgereglen dem Kriegsschauplatze ganz nahe gelegenen Stadt gestellt halte Tommasini vollaufzu Ihun und konnte weder in diesem noch in dem folgenden Jahre an Botanik denken. um so weniger als zu den schon vorhandenen Drangsalen sich noch 1849 eine furchtbare Cholera-Epidemie gesellte. Erst im Jahre 1850 war die Ruhe einiger- massen hergestellt und eine geregelte Gestaltung der Gemeinde- und Verwaltungs-Verhältnisse angebahnt. Tommasini anfangs als Rath zur Stalthalterei berufen, wurde kurz darauf in Folge der neuen Ge- meindeverfassung durch, die Wahl seiner Mitbürger zum Podesta von 9 Triest erhoben und obschon er in Folge dessen eigentlich wieder in seine frühere Stellung trat, so war doch damit ein erweiterter Wir- kungskreis und demnach auch eine Vermehrung der Geschäfte ver- bunden, Die ersten 3 Jahre verstrichen daher ohne botanische Erfolge und auch für die Zukunft waren die Aussichten nicht sehr erfreulich. Doch gestatteten es die Verhältnisse, dass Tommasini im Jahre 1854 in Gesellschaft des F. M. L. Barons Cordon und des damaligen Con- servalors am städtischen Museums Heinrich Freyer einen Ausflug nach Inner-Krain unternehmen konnte, wobei der Schneeberg zum vierten, der Nanos zum zwölften Male erstiegen wurden. Allein nur selten ergab sich in der Folge eine Gelegenheit zu ähnlichen oder auch nur zu kleinern Exeursionen. Ueberhäufung mit Amtsgeschäften, beständige Sitzungen und Verhandlungen, ein dritter Ausbruch der Cholera im Jahre 1855, endlich die verhängnissvolle Kriegsepoche des Jahres 1859 vereinigten sich beinahe zu unüberwindlichen Hinder- nissen, um ruhigen wissenschaftlichen Forschungen obzuliegen. Nicht minder nahmen die im Jahre 1857 von der städtischen Verwaltung be- gonnenen Versuche, den Karst bei Triest zu bewalden, dann die Er- richtung einer Gartenbau-Gesellschaft Tommasini’s Thätigkeit in Anspruch, da er bei beiden Unternehmungen mit der Leitung derselben betraut war. Sein botanisches Wirken blieb daher auf Sichtung des Stoffes, Anferligung von Verzeichnissen der neuen Erwerbungen und Ordnen des Herbars beschränkt. Am meisten beschäftigte ihn aber seit 1858 die Ergänzung der Moos- und Flechten-Sammlungen , zu denen Sendtner den Grund gelegt hatte. Die Bestimmung der seit dieser Zeit neu erworbenen Moose übernahm der ausgezeichnete Wiener Bryolog Jakob Juratzka, der Bearbeitung der Algen hatte sich Biasoletto unterzogen, dersich schon seit Jahren mit dem Stu- dium dieserschwierigen Pflanzenfamilie beschäftigte, als der Tod diesen noch rüstigen Mann und langjährigen Freund Tommasini’s am 17. Jänner 1858 dahinraflte. Schon im Jahre 1857 war Tommasini’s 40jährige Dienstzeit, der gewöhnliche Abschluss der amtlichen Laufbahn zuEnde gegangen, allein sein Patriotismus erlaubte ihn nicht, unter schwierigen Verhält- nissen, namentlich bei dem Ausbruche des Krieges im Jahre 1859 ab- zulreten. Er harrte also noch bis zum Ende des Jahres 1860 aus, wo ihm endlich der ersehnte Uebertrilt in den Ruhestand zu Theil ward. Er erfolgte auf die ehrenvollste Weise unter gleichzeitiger Verleihung des Hofraths-Titels, nachdem er schon früher für seine 1848—49 er- worbenen Verdienste den Franz Josefs-Orden und nach der Cholera- Epidemie 1855 das Ritterkrenz der Eisernen Krone mit der damit ver- bundenen Adelsstufe erhalten hatte. Tommasini war jetzt 66 Jahre alt, seine körperlichen Kräfte hatten nur wenig abgenommen, seine Geistesfrische war unverändert geblieben. Sorgenfrei und ungestört konnte er nunmehr seiner Lieb- lingswissenschaft leben. sein vor 30 Jahren begonnenes und mit so seltener Beharrlichkeit fortgeseiztes Werk, die Erforschung der vater- ländischen Flora, der endlichen Vollendung zuführen. Und so geschah 10 es auch. Noch im Jahre 1860 hatte er inFreyer’s und des Stati- haltereirathes von Klingovström'’s Begleitung seit langer Zeit wieder das erstemal eine Reise in die Görzer Alpen unternommen und aber- mals obschon vergeblich versucht, Hacquet’s räthselhafte (als Art wahrscheinlich gar nicht existirende) Scabiosa Trenta an den Quell- bächen des Isonzo aufzusuchen. Ebenso wurde seine Sammlung aus der an Pflanzen überaus reichen Gegend von Monfalcone bei Gelegen- heit als er in den Jahren 1858, 1850 und 186 | seiner gichtischen Leiden wegen die dortigen Schwefelbäder gebrauchte , vollständig ‚ergänzt. In den nun folgenden 4 Jahren waren es die grössern und kleinern Quarnero-Inseln, die Umgebungen von Fianona, Pola, Rovigno, Pa- renzo und Pirano auf dem Festlande von Istrien, die zum Adelsberger Becken gehörige Gegend, der Ternovaner Wald, die Alpen von Rlitsch und Tolmein, welche abwechselnd und zu verschiedenen Jahreszeiten besucht wurden, und obschon 71 Jahre alt unternahm Tommasini noch im Mai 1865 die Besteigung des hohen Mangart bis zum Saltel desselben, wo derliefe Schnee kein weiteres Vordringen mehr ge- stattete. Um ferner zu einer vergleichenden Kenntniss der Vegetation des Küstenlandes mit jener des angrenzenden venetianischen Friauls zu gelangen, besuchte Tommasini wiederholt das carnische Hoch- gebirge, und zwar 1864 von Tolmezzo aus über Paluzza auf den Plecken an der Grenze von Kärnten, ‚und 1865 abermals von Tolmezzo über Ampezzo auf die Wasserscheide des Tagliamento und der Piave (Tomm. Zwei zweifelhafte Pflanzen und die Vegetation der Sandinsel Sansego in den Verhandl. der zool. bot. Gesellsch. 1861 und 1852, dann Correspondenz-Artikel in der öst. bot. Zeitsch. 1865 p. 55, endlich Il Pineto di Sorbar presso Momiano nell Istria in dem Giornale della Societa di Agricoltura di Trieste 1863). Den gegenwärtigen Schluss aller botanischen Erfolge machte aber die Entdeckung der Centaurea alpina, welche der Landesgerichts-Präsident Ritter von Josch einige v Jahre früher auf dem Caun gefunden hatte, und welche nun To m- masini auf dem Triester Karst bei Merzbhe d. i. in einerbotanisch sehr bekannten Gegend, wo man deren Vorkommen am wenigsten vermu- thete, ebenfalls fand. Das durch Tommasini’s vieljährige Bemühungen zusammen- gebrachte Material ist ein wahrhaft grossarliges und schwerlich be- steht in der österreichischen Monarchie ein ähnliches Privatherbarium. Ritter von Pittoniin Graz, der bekanntlich eine der schönsten und reichsten Pflanzensammlungen besitzt, schreibt darüber im öst. botan. Wochenblatte 1854 p. 346 Folgendes: „Ich kann mir schmeicheln, in meinem Herbar der europäischen Flora jede Species, die ich besitze, recht gut, manche seltene in vielen instructiven Exemplaren vertreten zu haben, so ein Reichthum aber wie der Tommasini’s ist mir noch nicht zu Gesichte gekommen.“ Diese ausgezeichnete Pllanzensammlung: besteht aus zwei Abtheilungen, dem küstenländischen und dem allge- meinen Herbar, beide nachDe Candolle’s System geordnet. Das erste enthält. in 250 starken Fascikeln 2307 Arten Gefässpflanzen, jede Art in so, vielen Exemplaren von den verschiedenen Standorten, 11 dass man daraus ohne Eintrag der Haupisammlung 2—3 vollständige Serien ausscheiden könnte, die nach Tommasini’s Absicht dem Triester Museum und der k. k. zoolog. botan, Gesellschaft zugedacht sein sollen. Das Moos-Herbar umfasst über 300 Arten, die meisten Arten ebenfalls zahlreich vertreten, verhältnissmässig gering ist die Zahl der Lebermoose, was in der meist trocknen und felsigen Be- schaffenheit des Bodens seine Erklärung findet. Von Flechten ist zwar eine ziemlich ansehnliche Sammlung vorhanden, allein sie sind noch unbestimmt, Algen und Pilze bilden die schwächste Partie, weil To m- masini seiner geschwächten Augen wegen sich mit anstrengenden mikroskopischen Untersuchungen nicht befassen konnte. Nebst dem steht noch ein reicher Vorrath von Doubletten zur Verfügung, unge- achtet im Laufe der Jahre eine grosse Anzahl derselben an wissen- schaftliche Vereine, Unterrichtsanslalten und botanische Freunde ver- sendet wurde. So erhielten die botanische Gesellschaft zuRegensburg, die Akademie der Naturforscher zu Moskau, die 2 Gymnasien und die 2 Realschulen zu Triest, Boissier in Genf, Gray in Nordamerika und Andere Sammlungen aus der küstenländischen Flora von oft mehr als 1000 Arten, abgesehen von den Beiträgen, die zu den von Reichen- bach, Hohenacker, Schultz und Rabenhorst herausgegebenen Centurien gelrockneler Pflanzen geliefert wurden. Das alleemeine Herbarium begreift in 180 Fascikeln über 12000 Arten aus allen Ländern der Erde, sowie sie durch Tausch und Kauf erworben wurden. Fast alle namhaften Botaniker, die Tommasini’s Zeitgenossen waren, darunter Männer von höherem wissenschaftlichen Range wie Boissier, Gesati, Grabowski, Gray, Heldreich, Hoppe, Jordan, Reichenbach, Savi, Schulz Bip., Visiani, Wirtgen und vor allen Koch, mit dem er in lebhaftem Verkehr stand, halten zur Gründung dieses Herbars beigetragen. Diese gross- artige Sammlung wird durch eine botanische Bibliothek von beiläufig 1000 Bänden, darunter Andenken berühmter Autoren z.B. von Bent- ham, Boissier, Koch, Visiani unterstützt, Nebst den in dieser Biografie bereits erwähnten in verschiedenen Zeitschriften enthaltenen Aufsätzen schrieb Tommasini noch über Brignoli’s Friauler Pflanzen in der Flora 1840 I. Band, über die Orchideen des Küstenlandes im österr. bot. Wochenblatte 1851, die Einleitung zu Loser’s Verzeichniss der um Capodistria vorkommen- den Fanerogamen in der österr. bot. Zeitschrift 1860 und zahlreiche kleinere Correspondenzarlikel in der Regensburger und österreichi- schen botanischen Zeitschrift. Bei dem ausgedehnten wissenschaftlichen Verkehr Tom masini’s mit fast allen Botanikern seiner Zeit und bei seinen grossen Ver- diensten um die küstenländische Flora ist es nur eine gerechte Aus- zeichnung , dass so viele Pflanzen seinen Namen führen. Bertoloni stellte die Gattung Tomma:inia auf und nicht weniger als 19 Arten sind nach ihm genannt, von denen sich freilich mehrere später als Va- rieläten oder Bastarte herausgestellt haben. Es sind dies folgende: Ranunculus Tommasinü Reichb., Silene Tommasinü Vis., Linum > 12 Tommasiniü Reichb., Cytisus Tommasinü \V is., Melilotus Tommasinit Jord., Onobrychis Tommasinii Jord., Lathyrus Tommasini Sprunn., Potentilla Tommasiniü F. Schultz, Tragopogon Tommasinü Schultz Bip., Lactuca Tommasini Schultz Bip., Hieracium Tommasinüi Host, Hieracium Tommasinü Reichb. fil., Primula Tommasinü Gren. et Godr., Euphorbia Tommasiniü Bertol.,, Ophrys Tommasinü \is., Serapias Tommasinii A. Kern., Juncus Tommasinü Parlat., Carex Tommasiniana Rabenh., Calothrix Tommasiniana Kütz., wozu noch die Varielät Carex silvatica var. Tommasinä Reichb. kömmt. Aus dem bisher Gesagten erhellt zur Genüge, dass es nur Tom- masini’s Bemühungen zugeschrieben werden muss, wenn die Flora des Küstenlandes so genau erforscht ist als irgend eine der bestge- kannten Oesterreichs. Wie Kitaibel für Ungarn, so hat Tommasini in dieser Beziehung für sein Vaterland mehr geleistet, als alle übrigen küstenländischen Botaniker zusammengenommen, Allein das Resultat dieser mühvollen vieljährigen Forschungen ist bisher nur in Tomma- sini’s Herbar niedergelegt, es entbehrt den Ausdruck des belebenden Wortes, es ist kein Gemeingut der Wissenschalt geworden, sondern wenn auch ein grossarliges erschöpfendes Material doch immer nur der Stoff für eine Flora, welche erst geschrieben werden muss. Ob Tommasini nach dem natürlichen Laufe des Lebens diesen Stoff zu verarbeiten in der Lage sein wird, ist ebenso ungewiss, als es gewiss ist, dass er dazu wie kein Anderer geeignet wäre. Denn in jedem seiner Aufsätze, sei er auch noch so klein, besonders aber in jenen über die Verbreilung der Orchideen und über die Vegetation der Insel Sansego wird man den gewiegten Botaniker, den erfahrnen Pflanzen- geografen erkennen, der nichts auf gut Glück hinnimmt, sondern alles kritisch prüft, sich von allem selbst überzeugt, nirgends zurückbleibt, überall mit der Zeit fortschreitet. Es ist zwar nicht zu läugnen, dass es auch einem andern gewandten wissenschaftlichen Botaniker ge- lingen dürfte, aus einem so vollständigen Materiale eine gute Flora zusammenzustellen, aber schwerlich wird sich sobald wieder Jemand finden, der eine mehr als 40jährige in der freien Natur gewonnene Erfahrung für sich hat und daher das Bild der Vegelation des Küsten- landes sich auf eine so lebhafte Weise wird vergegenwärtigen können, als dies bei Tommasini der Fall ist. Derjenige, welcher hierzu am meisten geeignet gewesen wäre, Ollo Sendtner, ist nicht mehr. Der Verlasser dieses Aufsatzes kann daher nur den sehnlichsten Wunsch aussprechen, dass die Verhältnisse es Tommasini gestatten möchten, die Wissenschaft mit einer Flora des österreichischen Kü- stenlandes oder doch wenigstens mil einer Aufzählung der dort vor- ommenden Gefässpflanzen und ihrer Standorte zu bereichern, Wien, im December 1865. Dr. August Neilreich. a — 13 Reise nach den südöstlichen Ungarn und Siebenbürgen. Von Moriz Winkler. Den langgehegten Wunsch, die Flora des südöstlichen Ungarns und Siebenbürgens durch eigene Anschauung kennen zu lernen, brachte ich, wie Ihnen bereits bekannt, diesen Sommer zur Ausfüh- rung, und es dürfte vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein, wenn ich eine kleine Skizze dieser Reise gebe. Skizze bleibt es allerdings nur, dennein Zeitraum von kaum fünf Wochen ist zur Kenntniss eines so umfangreichen Gebietes nicht im Entlerntesten zureichend, aber der Zweck ist schon erfüllt, wenn da- durch die Aufmerksamkeit der Botaniker auf die gründlichere Erfor- schung dieser noch wenig durchsuchten Gebirge hingelenkt wird. Mag manäuch zugeben, dass die Schweiz durch die entzückende Lieblichkeit ihrer Thäler, ihrer herrlichen Seen, die imposante Gross- arligkeit ihrer Bergformen, und die erstarrenden Gletschermassen, un- erreichbar dasteht, so hat doch auch das Gebiet der untern Donau, so wie die Alpen Siebenbürgens, dem Freund der Natur genug des Köst- lichen zu bieten, und speciell der Botaniker, wird es gewiss nicht be- dauern, seine Pfade nach dort gelenkt zu haben, wo eine reiche und interessante Flora ihn für manche kleine Unbequemlichkeit ent- schädigt. Kleine Unbequemlichkeiten sind allerdings zu ertragen, und wer den ausgesuchten Comfort nicht vermissen mag, der ihm in Gegenden geboten wird, durch welche der Strom die Reisenden alljährlich hin- zieht, der mag sich hier enttäuscht sehen, wer aber schon andere ein- same Gebirgstouren gemacht hat, wird den Abstand nicht allzu gross finden Wohl wird man bisweilen die Mutler Erde zu seinem Nachtquar- tier wählen müssen, denn nicht überall auf den Höhen findet man etwa eine wallachische Käsehülte (Stine), und wo eine solche vorhanden ist, macht sie gewöhnlich den Wunsch rege, lieber draussen ‘m Freien zu bleiben; auch die Wirthshäuser in den Dörfern lassen noch Man- ches zu wünschen übrig, und von gebahnten Wegen ist auf den Ber- gen natürlich keine Rede; aber das sind Dinge, die nicht schwer ins Gewicht fallen. Ein grösserer Uebelstand liegt in dem Mangel an Führern und der Unkenntniss der Sprache. Die Grbirgsstriche sind fast ausschliesslich von Wallachen bewohnt, und man kann wohl an- nehmen, dass die wenigsten Reisenden dieser Sprache mächlig sind. Bei der unglaublichen Genügsamkeit und Bedürfnisslosigkeil "dieser Nation ist es nicht zu wundern, wenn sie lieber darben, als sich grösseren Beschwerden AnPsPlaPM: und dazu gehört Bergsteigen und Gepäck tragen allerdings, und wenn man auch einen Führer erlangt, so ist es recht lästig, tagelang mit Jewanden herum zu wandern, mit dem man sich höchstens durch Pantominen verständigen kann. Wo 14 ich unbekannt war, ist mir wohl das Doppelte auch Dreifache desjeni- gen Führerlohnes abverlangt worden, welches man in der Schweiz zahlt, hingegen dort, wo ich das Glück halte, Männer um mich zu haben. welche Volk und Sprache genau kannten, fand ich die Führer üb erall gut, billig und verlässlich. Soweit ich Gelegenheit hatte, die Wallachen kennen zu lernen, schienen sie mir noch einlachen Naturmenschen zu gleichen, mit man- chen Vorzügen, aber auch mit allen Schwächen solcher Nationen, es sind meist kräftige Leute, und ihr Gesiehtsausdruck deutet auf Fähig- keit und Intelligenz. Mein Reiseplan war in so fern fehlerhaft, als ich das Banat und Siebenbürgen zu einer Tour verband, man kann dabei den einzelnen Punkten viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken, muss flüchtig über Manches hinweggeheh, und erfüllt den Zweck nur unvollkommen; auch möchte ich Anderen rathen nicht allein zu reisen, sondern minde- stens zu Zweien, besser zu Dreien oder Vieren. Abgesehen von der grösseren Annehmlichkeit und Sicherheit, ist es schon bedeutend bil- liger und bequemer, Man thut nämlich sehr wohl, sich für die vorha- bende Reise einen jener leichten landesüblichen Wagen zu miethen, die, auch für minder gute Wege eingerichtet, fast überall, sowohl im Banat als in Siebenbürgen billig zu bekommen sind. Nimmt man dazu einen Kutscher, der ausser wallachisch etwas deutsch und ungarisch spricht, was man gar nicht selten findet, so kann man einen Doll- metscher entbehren, ist überall Herr seines Fortkommens, und hat seine Effekten stets bei sich, was namentlich im botanischen Interesse von Wichtigkeit ist. Denn wenn auch auf allen Haupttouren bequeme Eilwagen täglich verkehren, so findet doch meist nur bedingte Perso- nenaufnahme statt, und ist der Wagen zufällig beselzt, so kann man mehrere Tage ganz unnütz mit Warten verlieren, dabei sind die Fahr- preise ziemlich hoch, besonders mit vielem Gepäck, und alle Seiten- touren sind verloren. Für grössere Gebirgstouren miethet man in den nächstgelege- nen Dörfern Führer und Packpferde, um den nöthigen Mundvorrath, so wie warme Kleider und Decken mit sich führen zu können. Man zahlt für ein solches Packpferd nur 1 bis 11, Gulden per Tag, es sind ausdauernde Thiere, die überall hinaufklimmen, wo der Fuss- reisende geht. Nach dieser allvemeinen Abschweifung kehre ich zu meiner Reise zurück, und beginne mit Bazias, bis wohin ich direkt mit der Eisenbahn fuhr. Leider war der Anfang nicht trostreich, es regnete fast uuunterbrochen, ich musste mich auf kleine Ausflüge über die nächsten Höhen beschränken, und war bald genug vollständig durch- nässt. Dennoch gewährte mir die wesentliche Verschiedenheit der dortigen Vegetation, im Vergleich zu unserer norddeutschen, leb- haften Stoff zur Anregung und Befriedigung. Verbena supina und Heliotropium supinum, welche dort ihren Standpunkt haben, konnte ich leider nicht auffinden, vielleicht war die Jahreszeit (20. Juli) noch zu früh. Ebensowenig bemerkte ich Achillea compacta, dagegen 15 schmückten Silene Armeria und Lychnis coronaria mit ihren schö- nen Purpurblüthen die Hügel und Felsen ; auch sammelte ich Ophiurus pannonicus Kunth., Bromus divaricatus M. K., Melica ciliata L., Phleum Michelii All., Andropogon Gryllus L., Rumex pulcher L., Samolus ValerandiL., Scutellaria peregrina L., Scrophularia Scopoliüi Hoppe, Echium italicum L., Anchusa Barrelieri Besser, Campanula lingu- lata, Carduus collinus W.K., Galium rubioides L., Orlaja grandi- flora Host, Achillea erithmifolia W. K., Glyeyrrhiza echinata \.., Tribulus terrestris, Geranium lucidum, Arabis Gerardi Besser u.a. Von Bazias bis Orsova benülzte ich das Dampfschiff, da mir die Zeit leider nicht geslattete, die herrliche Partie zu Fuss zurück zu legen, und mit dem Genuss der schönen Gegend auch die Betrach- tung der reichen Flora zu verbinden. Auf beiden Ufern ist die mächtige Donau von Hügeln einge- schlossen, welche im weiteren Verlaufe der Fahrt sich zu höheren und stulzeren Bergen gestalten. Bald drangen sie als starre Felsen, die brausende Wassermasse in ein schmales Bett, bald weichen sie vom Ufer zurück, und gestatten den Fluithen eine seearlige Ausbuch- tung. Ihre Abhönge sind bald kahl und öde, bald mit freudigem Wal- desgrün bedeckt, und die herrlichsten Landschaftsbilder ziehen im bunten Wechsel dem staunenden Auge vorüber. Eintretender Nebel und heftiger Regen hinderte nach einigen Stunden die Weiterfahrt, das Schiff ankerte über Nacht bei Drenkova und wir landeten erst den nächsten Morgen gegen 8 Uhr in Orsova, dem südöstlichsten Punkte des österreichischen Kaiserstaates. Das Wetter hatte sich mittlerweile zum Bessern gestaltet, und ich weilte lange am Ufer, angeregt durch die Schönheit der Umgebung und das Leben, welches die landenden Dampfer entwickelten. Man fühlt es, dass hier schon der Orient in die ihm fremde europäische Kultur hin- eindämmert. Türkische Soldaten aus der kleinen Festung in der Nähe, welche die Pforte noch besetzt hält, waren herein gekommen, um Mundvorrath zu holen, Serben, Wallachen, Zigeuner in den verschie- densten, oft sehr mangelhaften Costumen, mit scharlgeschnittenen Ge- sichtszügen und kräfligem Gliederban, wogten bunt durcheinander, und das Ohr vernahm mannigfache ihm unverständliche Sprachlaute. Nachdem ich mich dieser ungewohnten Scenerie genügend er- freut halte, sah ich mir erst das Städtchen an, und pilgerte dann bo- tanisirend über die nahe liegenden Höhen. Ich betrachtete gerade Crassula rubens, die ich lebend noch niemals beobachtet hatte, als mir eine warnende Kinderstimme in gutem Deutsch zurief: „Gehen Sie nicht weiter hinein, dort binten hats Räuber.“ Die heimatlichen Klänge berührten mein Ohr so angenehm, dass ich die Warnung selbst fast überhörte, und mit dem kleinen Burschen zu plaudern an- fing. Die Eltern hatten ihm, wahrscheinlich zur eigenen Warnung, gesagt, dass da hinten Räuber wären, und das galt ihm nun als unum- stössliche Gewissheit, von der er nicht abzubringen war, und mich mehrfach bat, nicht weiter zu gehen. Ich konnte natürlich seinem wohlgemeinten Rathe nicht Folge leisten, und bin auch überzeugt, 16 dass man dort gerade so sicher ist, als in anderen mehr bevölkerten Gegenden; mir ist wenigstens niemals etwas Verdächtiges vorgekom- men, obschon ich manche Exkursion ganz allein, ohne jegliche Wehr und Waffe unternahm. — Die Vegetation fand ich derjenigen um Ba- zias sehr ähnlich, ausser den dort gesammelten Pflanzen fielen mir noch auf: Triticum villosum M.B., Festuca Myurus Koch, Euphorbia nicaeensis All., E. strietaL., Polycnemum Heuffelii Lang, Orobanche cruenta Btl., Verbascum speciosum Schrad., V. Schraderi Meyer, Anchusa Barrelieri, Campanula sibirica L., divergens W lld., Leon- todon asper Rb., Knautia sylvatica ß.ciliata, Galium anglicum Huds., Sedum hisparicum L., S. Cepaea L., Crassula rubens L., Trifolium patens Schrb., Bunias elongata, Arabis Turrita ete. Am Nachmittage machte ich in angenehmer Begleitung des Herrn Dr. Brand aus Orsova einenSpaziergang nach dem sogenannten neu- tralen Gebiet, einem schmalen Landstreifen am Ausfluss der Czerna in die Donau. Eine kleine Kapelle zeigt den Punkt, an welchem die un- garischen Kroninsignien verborgen waren. Das Terrain besteht aus aufgeschwemmten Grunde, und Fruchtbarkeit des Bodens, so wie ge- nügende Feuchtigkeit bedingen eine riesenhafte Entwicklung des Pflanzenwuchses. Euphorbia palustris und mehrere andere Ge- wächse waren über mannshoch empor geschossen. YVitis vinifera rankte überall an den Bäumen auf, und ein bunter Gras- und Blumen- teppich barg manche seltenere und zierliche Pflanze. Ausser vielen blühenden Leguminosen, namentlich Vieia sordida, pannonica, Lathy- rus-Arten etc., bemerkte ich Muscari comosum Mill., Asparagus offieinalis L., Aristolochia Clematidis L., Physalis Alkekengi L., Ga- lium rubioides L., Oenanthe media G rsb., Trifolium Molinieri Balb., T. pallidum W.K., Linum marginatum Huds., Nasturtium armora- coides Tsch. Der nächste Tag war einer Exkursion an der Donau aufwärts über Ogradina gegen Piiwischiwiza gewidmet. Anfänglich gleicht die Flora derjenigen, welche sich auch um Orsowa zeigle, später jedoch treten Felsenmassen bis hart an das Ufer heran, und hier machen sich auffallende Verschiedenheiten bemerklich. 6 Leider war die Zeit zu kurz und glühender Sonnenbrand ermat- tete die Körperkraft, so dass es mir nicht möglich war, alle die Fel- senspalten und kleinen Seitenthäler nach Wunsch zu durchsuchen. Scutellaria peregrina L.. Digitalis lanata Ehr., Convolvulus silva- ticus W.K., Campanula Rapunculus L., ©. sibirica L., und die zier- liche Varietäl flaccida der Campanula patula, mil einem ganz eigen- thümlichen Habitus, ferner Centaurea atropurpurea W. K., Chry- santhemum macrophyllum W.K., Inula germanica L., Asperula taurina L., Tordylium maximum L., Saponaria glutinosa M. Bb., Sisymbrium strictissimum L., Aconitum fissum W.K., erbeulele ich zu meiner nicht geringen Freude. Herr Lieutenant v. Janka, welcher die Güte hatte, mich durch seinen erfahrenen Rath in meinen Reiseplänen zu unterstützen, lenkte meine Aufmerksamkeit auf zwei in der Nähe von Orsova vorkom- 17 mende Pflanzen, nämlich erstens eine noch unbestimmte Tulipa, und zweitens auf Centaurea iberica. Erstere soll im zeitigen Frühjahr in Felsenspalten blühen, und in den Pfarrgarlen verpflanzt sein, doch konnte mir der Herr Pfarrer, welchen ich deshalb um Erkundigung anging, keine Auskunft darüber geben. Centaurea iberica der C. Caleitrapa fast gleichend, jedoch die Achenen mit einen: Pappus ge- krönt, war in ihrer Entwickelung noch so vollständig zurück, dass es unmöglich ist, an den kaum sich bildenden Blüthenköpfen das unter- scheidende Merkmal wahrzunehmen, An dem Ufer der Czerna aulwärts fahrend, gelangt man nach etwa drei Stunden zu den Herkulesbädern bei Mehadia. Unweit Or- sova trafich bei dieserFahrt auf das stattliche Tripleurospermum uni- glandulosum, ferner bemerkte ich Verbascum speciosum, und in der Nähe von Peesineska fand ich in einem verwilderten Weinberge, ein einzelnes Exemplar des, für das Banat seltenen Acanthus mollis. In Mehadia, oder vielmehr in dem Herkulesbade, richtete ich für weitere vier Tage mein Standquarlier ein, wozu sich die Lage vorzüglich eignet. Sie liegen in einer engen, von der Czerna durchrauschten, von hohen und steilen Bergen umschlossenen Felsschlucht. Der Kursaal ist neu und geschmackvoll gebaut, hängt durch Co- lonnaden mit dem grössten der vorhandenen Hotels zusammen, und terrassenförmige, durch Springbrunnen belebte Grasflächen, breiten sich vor demselben aus. Ungewohnt erscheint es dem Fremden, dass es an Privatwoh- nungen für die Badegäste fast gänzlich mangelt, und Reisende sowohl als Kurgäste durch Vermittlung einer Badekanzlei in die fünf vor- handenen Hotels aufgenommen werden, welche sämmtlich unter einer Verwaltung stehen. Ehe ich noch die nahe liegende Vegetation ins Auge fasste, be- nützte ich den nächsten schönen Tag zu einer Besteigung des Domu- glett, bekannt als Standpunkt mehrerer Seltenheiten, wie Seselö rigi- dum, Asperula ciliata etc. Seseli rigidum mochte noch unentwickelt sein, ich konnte nichts davon bemerken, fand es viel später auf dem Szekelykö bei Torotzko in Siebenbürgen kaum der Wurzel enisprosst. Asperula ciliata hielt ich anfänglich für Asperula tinctoria L., und kann auch bei genauer Untersuchung kaum die Meinung ändern, dass es nur eine Form dieser Pflanze ist. Alle von Rochel hervorgeho- benen Unterschiede sind nicht durchgreifend; auch bei tinctoria ver- breitern sich die oberen Blätter oft ins Eilanzettliche, zeigen gleichfalls umgerolite gewimperle Blaltränder, und häufig genug sind die Blüthen viertheilig. Ebenso wenig kann ich der Aussage Rochel’s beistimmen, dass sich die Pflanze durch die Gultur nicht ändert, wenigstens zeigt ein eultivirtes Exempl., welches ich durch die Güte des Herrn Apotheker Schlickum aus dem botanischen Garten von Erlangen besitze, recht deutlich den Einfluss des veränderten Standpunktes, die Blätter sind sämmtlich verbreitert, kaum umgerollt, und von Wimperung ist wenig mehr zu bemerken. Ob ein wesentlicher Unterschied in den Früchten Oesterr. botan. Zeitschrift, 1. Heft. 1866. 2 i8 ohwaltet, vermag ich nicht zu entscheiden, da die Pflanze erst in Blüthe trat. Interessant war mir das Vorkommen von Oreoselinum latifolium, (es gleicht vollständig den Exemplaren, die ich aus Croatien besitze, und wäre daher nach Neilreich’s Nachträgen nur Forn von Peuceda- num Oreoselinum. Die in Siebenbürgen vorkommende Pflanze kenne ich nicht), welches meines Wissens nach, im Banat noch nicht beob- achtet wurde, so wie von Syringa vulgaris, welche üppig auf der Kuppe des Domuglett wuchert und bereits in Frucht stand. Poa con- cinna Ga ud., welches Gras ich hier zum ersten Male bemerkte, stimmt mit Exemplaren davon aus Wallis nicht überein, es zeigt grössere For- men, reichblütthigere Aestchen und die Blüthen sind nicht ganz kahl. Es sieht scheinbar z vischen Poa bulbosa und P. concinnainder Mitte. Von der reichen Ausbeute, welche mir diese Bergparlie ein- brachte, erwähne ich Ornithogalum sulfureum R. S., O. stachyoides Schulz., IrisgramineaL., I. variegataL., Epipactis mierophylla Ehr., E. rubiginosa, Gymnadenia albida Rich., Orchis incarnata L., (viel- leicht zu eruenta Rich. gehörig aber noch nicht aulgeblüht, der Sporn ist länger als in Rochels Abbildung), Thesium. intermedium Schrad., Pedicularis campestris G.S., Orobanche Epithymum D. C., O. procera Koch?, (auf Cytisus wachsend, und mit der Diagnose in Koch’s Flora Deuischlands übereinstimmend), Veronica austriaca L., Ciner aria pratensis Hoppe, Doronicum cordifolium Sibg., Telekia speciosa Bmgt., Valeriana montanu L., Galium cinereum L., @. ochroleucum Ktb., Chaerophyllum aureum L., Laserpitium Archangelica W ullf. Siler trilobum Scop., Ferula silvatica Besser, Peucedanum longi- folium, Sazifraga Aizoon Jq., Sedum hispanicum L., Rosa alpina L., Spiraea chamaedrifolia L., Lathyrus Hallersteini Bmgt., Linum ho- logynım Rb., L. flavum L., Alsine setacea W.K., Silene petraea W.K,, Dianthus petraeus W.K., Peltariaalliacea L., Cardamine impatiens L., Arabis sagittata D.C. Fernere kleinere Exeursionen in der Nähe von Mehadia liessen noch als beachtenswerlh erscheinen: Molinia serotina, Lasiagrostis Catamagroslis Link. Piptatherum multiflorum Be au , Ornithogalum stachyoides Schb., Euphorbia amygdaloides L., E. epithymoides L., strictaL., Thesium intermedium Schrad., Lysimachia punctata L., Seutellaria peregrina L., Melittis mellissophyllum L., Orobanche Galü Duby, Veronica urticaefoliaL., Convolvulus sylvaticus W.K., Apo- seris foetida, Echinops ruthenicus M. Bbst., Chrysanthemum ma- crophylium W.K., Potentilla thuringiaca (?), Staphylea pinnata L.. Vitis vinifera L., Lavatera thuringiaca L., Dianthus trifasciculatus Ktib., D. banaticus @. etc. Hierbei kann ich einige Bemerkungen nieht unerwähnt lassen, über den letztgenannten Dianthus und die Potentilla thuringiaca. Was Dianthus banaticus betrifft, so ist er in seiner Erscheinung | allerdings effektvoll und man wird versucht eine haltbare Speciesin ihm zu vermulhen, geht man aber auf die charakteristischen Merkmale näher ein und sieht man die mannigfachen Abstufungen in Grösse und Form, 19 so wird man bald zur Ueberzeugung gelangen, dass man es nur mit einer Varielät der vielgestaltigen Dianthus carthusianorum L. zu ihun hat; allerdings von der niedrigen einblülligen Form, wie sie sich bis- weilen an trockenen öden Stellen anderwärls findet, recht aufällig verschieden. Potentilla thuringiaca, wenigstens diejenigen Exemplare, welche ich aus Mehadia aufnahın. kann ich nicht für identisch mit der in Thü- ringen vorkommenden Pflanze erklären , sondern halte sie für hybrid, das eine der Exemplare hat längere und spilzigere siebenzählige, das andere kürzere und breitere stumpfe fünlzählige W urzelblätter, 'wel- che beiderseits stärker behaart sind. Der Stengel ist etwa einen Fuss lang, schlaff, und die Blüthen ziemlich ansehnlich. Man könnte geneigt sein Potentilla recta>- so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = . Buchhandlungen. XVI. Jahrgang. WIEN. Februar 1866. INHALT: Zur Flora von Wiener-Neustadt. Von €. v. Sonklar. — Reise nach Ungarn und Sieben- bürgen. Von Winkler. — Gute und schlechte Arten. Von Dr. Kerner. — Aus dem Küstenlande. Von M.R. v. Tommasini. — Die europäischen Holceus-Arten. Von N4F. Janka. — Correspondenz. Von Janka, Knapp. Keller, Sekera, Holuby. — Personalnolizen. — Vereine, Gesellschaften, An- stalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. Zur Flora von Wiener-Neustadt. Von ©, v. Sonklar. Pflanzenstandorte in den Umgebungen von Wr.-Neustadt, die in Neilreich’s Flora von Niederösterreich nicht angegeben sind. Andropogon IschaemumL. Auf den Kalkbergen bei Fischau und Brunn in grösster Menge. Stipa pennata L. Auf dem Blumberge bei Fischau, am Steinfelde und auf den Schieferbergen bei Neudörfl. S. capillata L. An Wegrändern und auf Ackerrainen zwischen Wr.-Neustadt und Fischau. Apera Spica venti L. Oft massenhaft auf den Aeckern des Rosalien- gebirges. Calamagrostis lanceolata Roth. In den Auen der Fischau an Ufern, sumpfigen Orten u. s. w. häufig. Hierochloa borealis R. et Sch. In den feuchten, schattigen Thälern bei Katzelsdorf. Melica uniflora Retz. Im Walde an der Strasse bei Merkenstein. Poa bulbosa L. Am Wegrande zwischen Wr.-Neustadt und Fischau. P. alpina L. «) badensis Hke. Im Kalkgerölle neben der Eisenbahn. £) vivipara, auf dem Wege nach Fischau. Oesterr. botan. Zeitschrift. 2, Heft 1866. # 34 P. fertilis L. Auf den Moorwiesen bei Wr.-Neustadt. Glyceria aquatica Presl. Am sumpfigen Bachrande unfern der Hei- denmühle bei Matzendorf. G. spectabilis M. et K. Hier fast an allen Bachrändern und in allen sumpfigen Gräben. Carex stenophylla Wahlbg. Bei Katzelsdorf überall am Fuss des Rosaliengebirges massenhaft, dann in einer alten Schottergrube zwischen diesem Dorfe und Wr.-Neusladt und am Kanaldamın in der Nähe der Lichtenwörther Au. . Schreberi Schrk. Sehr häufig in den Gebüschen des Blumberges bei Fischau, dann am Kanaldamm gegen die Lichtenwörther Au. . tomertosa L. In grösster Menge auf den nassen Wiesen in der neuen Welt; auch im Akademie-Park am Pionnierteich. . humilis Leys. An trockenen Grashängen unfern der Zweierwiese westlich von Fischau. . alba Scop. Im Akademie-Park, dann im Gr. und Kl. Föhrenwalde sehr häufig. . pallescens L. In den Gebüschen auf den Moorwiesen bei Wiener- Neustadt. . paludosa Good. Am Kanal massenhaft. . riparia Curt. An einer sumpfigen Stelle neben dem Kanale un- fern der Stadt. | . silvatica Huds. In Wäldern häufig. Aber ich fand diese Art son- derbarerweise auch an der Mauer eines Obstgartens zu Forch- tenau in vielen Exemplaren. C. hordeistichos V ill. Im Strassengraben neben der Promenade zu Wr.-Neustadt. C. vesicaria L. An der Fischa. Schoenus ferrugineus L. Saure Wiesen bei Wr.-Neustadt, bei Piesting und bei der Teichmühle in der neuen Welt. Cyperus flavescens L. Sehr häufig auf den Moorwiesen neben der Stadt an der Eisenbahn. ©. fuscus L. @) nigrescens; — eben daselbst, aber seltener. Triglochin palustre L. Hier besonders schön, 1— 41/2‘ hoch, trupp- weise an kiesigen Stellen auf Moorgrund. Luzula Forsteri DC. Auf Grasplätzen am Rosaliengebirge. Tofielda calyculata Wahlbg. Auf den Sumpfwiesen bei Wr.-Neu- stadt sehr häufig. Colchicum autumnale L. $) vernum. Aufl Waldwiesen häufig. Litium Martagon L. Bei Sauerbrunn auf Glimmerschiefer nichts we- niger als selten. Ornithogalum comosum L. An grasigen Stellen des Blumberges bei Fischau nicht selten. O. nutans L. In der Lichtenwörlher-Au. Allium ursinum L. In der Schlucht bei Starhemberg im Kalkschutt; in ausserordentlicher Menge aber am Nordgehänge des eisernen Thores bei Baden, wo es den Waldboden in vielen Jochen dicht bedeckt. MRS = I Bus 35 A. carinatum L. Zweierwiese bei Fischau, in Gebüschen, selten. A. flavum L. In Menge auf den Kalkbergen westlich Wr.-Neustadt, bei Fischau, Brunn, in der Emerberger Klause etc. A. acutangulum Schrad. «) pratense, auf Brachen beim Waldhofe, ß) petraeum, auf den westlichen Kalkhügeln, mit Köpfchen bis zu 1'%° im Durchmesser. A. sphaerocephalum L. Auf trockenen sonnigen Grashängen; häufig unfern der Dettelbachmübhle. Asparagus officinalis L. Aın Leithadamm bei Neudörfl. Muscari comosum Mill. Im Getreide häufig. Paris quadrifolia L. Auf der langen Wand. Majanthemum bifolium DC. In den Wäldern des Rosaliengebirges und im Akademie-Park. Iris sibirica L. An den Wiesen in der Nähe der Stadt. Leucojum aestivum L. Im grossen Föhrenwalde. Ich sah eine dort gepflückte Pflanze, habe sie jedoch seither an der bezeichneten Stelle vergeblich gesucht. Galanthus nivalis L. Massenhaft in der Lichtenwörther Au und am Rapporkogel westlich Fischau. Orchis ustulata L. Hier an mehreren Orten, wie z.B. in der Lichten- wörther Au, am Blumberge, bei Fischau und auf den trockenen Wiesen beim Kl. Föhrenwalde, überall ziemlich häufig. O. coriophora L. Auf den Sumpfwiesen bei der Teichmühle in der neuen Welt und in der Lichtenwörher Au. O. laziflora Lam. Bei Hölles und bei Felbring in der neuen Weit, Anacamptis pyramidalis Ruh. Einzeln auf den feuchten Wiesen bei Lichtenwörth. Himantoglossum hircinum Spr. An Hecken auf den Schieferbergen bei Katzelsdorf. Cephalanthera pallens Ruh. In den Wäldern des Rosaliengebirges und der Berge bei Fischau und Emerberg. C. ensifolia Ruh. An denselben Orten wie die vorige Art- C. rubra Ruh. In den Wäldern des kalten Berges und Schlossberges bei Winzendorf. Epipactis latifolia All. $) minor (E. rubiginosa Koch) einzeln auf trockenen Kalkhügeln bei Fischau. Listera ovata und cordata R. Br. In den Wäldern bei Emerberg. Zannichellia palustris L. Akademie-Park im Pionnierteiche, Potamogeton natans L, Im Wr.-Neustädter Kanal. P. gramineus L. „ „ PN P. perfoliatus L. Typha angustifolia und latifolia L. Im Wr. -Neustädter Kanal. Sparganium simplex Huds. Am Kanal. Taxus baccata L. An Waldrändern bei Thernberg. Carpinus Betulus L. Im Akademie-Park, nicht kultivirt. Quercus pubescens Ehrh. Im Akademie-Park beim Fohlenhof, Reste des uralten Waldbestandes. 0. Cerris L. Im kleinen Föhrenwalde. 3 * 36 Parietaria offieinalis L. Massenhaft in der Lichtenwörther Au, Salix aurita L. Auf dem Rosaliengebirge ober Aichbüchel. S. repens L. Auch auf den sauren Wiesen bei Wr.-Neustadt. Atriplex rosea L. Sehr häufig in den Dörfern der Umgebung, wie Z ri in Lichtenwörth, Brunn u. a. In grosser Menge zu Eisen- stadt. Chenopodium rubrum L. An Wegrändern; übrigens nicht häufig. Kochia Scoparia Schrad. An Zäunen und Wegrändern ebenfalls nicht häufig; heuer hier zum ersienmale von Dr. Lorenz in zwei Exemplaren aufgefunden. Salsola Kali L. Hier überall sehr gemein, Polyenemum arvenseL. «)macrophyllon; aufdem Steinfelde an Weg- ar häufig; £) brachyphylion, auf dem Schieferterrain bei itten, Rumex scutatus L. Auf Felsen bei Stixenstein. R. Acetosella L. «) hastata, auf Bergwiesen. Thesium Linophyllum L. Beide Formen, besonders $) majus an Wald- rändern des Kalkterrains (Zweierwiese) sehr häufig. Th. ramosum Hayne. In der Ebene an Gräben, Ackerrändern. Th, pratense Ehrh. Bei Neudörfl auf Schiefer, bei Muthmannsdorf auf Kalk und bei Lindabrunn auf terliärem Terrain; auf Wiesen und in Gebüschen. Passerina annua Wickstr. Auf Ackerrainen zwischen Wr.-Neu- stadt und Kalzelsdorf. Daphne Cneorum L. Auf den westlichen Kalkgebirgen überall in grosser Menge, und steigt hier fast bis in die Dörfer herab. Aristolochia Clematis L. In Hecken und Gebüschen am Fusse der Winzendorfer Leiten, bei Pöthsching, Sauerbrunn, Mattersdorf. Häufig auf dem Kalvarienberge bei Baden. Pluntago lanceolata L.«) pumila; an Wegrändern, auf Wiesen hie und da. P. maritima L. In der neuen Welt bei Netting. P. Cynops L. Laul Dr. Kirchstetter’s mündlicher Mittheilung beim Kreuze am Sattel zwischen Grünbach und Buchberg. Valeriana tripteris L. Auf der langen Wand, V. montana L. Eben daselbst und bis auf den Thalboden bei Emer- berg herabsteigend. Dipsacus laciniatus L. Bei Weikersdorf und in der neuen Welt die vorherrschende Art. Scabiosa suaveolens Desf. Auf den Ungarwiesen bei Wr.-Neustladt, bei Hölles. Petasites albus Gär in. In den feuchten schattigen Thälern und Hohl- wegen bei Offenbach häufig. Aster salignus W. Im Akademie-Park. Stenactis bellidiflora Al. Br. Im Akademie-Park. Bellidiastrum Michelü Cass. Auf der langen Wan, in der Nähe der kleinen Kanzel. Pulicaria dysenterica Gärtn. Bei Fischau und Katzelsdorf. 37 Inula Oculus Christi L. Hier auf Schiefer eben so häufig als auf Kalk. Achillea Millefolium L. &) setacea Koch. Im Akademie-Park. ö) erustata Rochel. Moorgrund bei Hölles. Anthemis tinctoria L. Häufig bei Sauerbrunn auf Glimmerschiefer. Tanacetum vulgare L. In den Laitha-Auen häufig. Senecio nebrodensis L. Bei Sauerbrunn und einzeln auch auf den Aeckern der Ebene. S, Jacobaeu L. ß. S. aquaticus Huds. und y. erraticus Bert. An Bä- chen und auf nassen Wiesen. S. erueifolius L. Lichte Wälder ober Fischau. S. campestris DC. An mehreren Orten in Menge, in der Lichtenwör- ther-Au, auf den Wiesen im NO. der Stadt, im Föhrenwalde. Echinops sphaerocephalus L. Sehr häufig im Pötschinger Walde; auch an der Strasse nach Eisensladt, Centaurea solstitialis L. Im Akademie-Park und in seiner Umgebung, aber nicht im jedem Jahre. Cirsium pannonicum Gaud. Auf den Wiesen hier nicht selten. Jurinea mollis Reh. Auf dem Blumberge bei Fischau. Leontodon autumnalis L. y) monocephalus. Auf Waldwiesen bei Sauerbrunn. Scorzonera austriaca Willd. Auf dem Blumberge bei Fischau in grosser Menge u. z. sowohl die Var. «. als ß. S. purpurea L. Im Akademie-Park innerhalb der Sternschanze und am Wege nach Fischau; blüht aber an beiden Orten nicht jedes Jahr; in grösster Menge auf dem Kalvarien- und Mitterberge bei Baden. Taraxacum palustreHuds. Auf den hiesigen Moorwiesen, jedoch selten. Lactuca viminea Presl. Hier nur im Schutt des Steinbruchs ober Brunn, daselbst aber in Menge. L. virosa L. Eben da und auch an anderen Orten nicht selten. Crepis setosa Hall. Im Akademie-Park. C. tarazacifolia Thuill. Auf den Moorwiesen bei Hölles. ©. teetorum L. Zwischen Leobersdorf[ und Matzendorf grosse Stre- eken dicht bedeckend. C. virens L. Auf Wiesen hie und da. C. paludosa Mönch. In einer der Fischa-Auen westlich der Eisen- bahn in grosser Menge. Hieracium praealtum V ill, «) eflagelle (H. florentinum All.) In den Laitha-Auen bei Neudörfl. Picris hieracioides L. Auf den westlichen Kalkbergen in einer eigen- thümlichen luxurirenden Form, am schönsten im Steinbruche ober Brunn, bis 3° hoch und mit 11/,“ breiten welligen Blättern. H. aurantiacum L. Nach Dr. Kirchstetter’s mündlicher Mittheilung auf dem Nordhange des Holzkogels bei Sauerbrunn. H. staticefolium Vill. Im Kalkschutte unfern des Fischauer Stein- bruchs sehr häufig; nicht minder häufig aber auch auf dem Schie- ferterrain des Rosaliengebirges. 38 H. murorum L. ß. glaucescens; bei Sauerbrunn auf Waldwiesen; H. laevigatum DC. hie und da; H. maculatum E. P. in einer star- ren, kleinblätterigen, dunkelgefleckten und rauchhaarigen Form an der Oedenburger Eisenbahn. H. humile Jacg. Besonders schön, gross und vielblütig in den Steim- brüchen der Zechleiten bei Brunn. H. boreale Fries. Im Pötschinger Walde häufig, dann auf dem Holz- kogel bei Sauerbrunn und Katzelsdorf. Xanthium spinosum L. An Wegrändern nicht selten, am häufigsten in den Dörfern, wie z. B. in Pötsching, Eggendorf, Neudörfl u. S, W. Jasione montana L. Auf demRosaliengebirge stellenweise in grosser Menge. Campanula caespitosa Scop. Auf den Waldwiesen zwischen Neu- dörfl und Sauerbrunn. C. bononiensis L. Beinahe allenthalben auf Kalk und Schiefer, wie z. B. bei Brunn und Aichbüchl; am häufigsten unfern der Alta- quelle und Linsberg. ©. Cervicaria L. Im Schulte des Brunner Steinbruches. C. sibirica L. Hier gemein; aber nicht bloss auf Kalkboden, sondern auch auf dem Schieferterrain des Rosaliengebirges. Galium tricorne Wichr. Hier nicht selten. G. uliginosum L. Auf dem Grunde einer grossen sumpfigen Scholter- grube bei der Maschinenfabrik. Asperula arvensis L. Auf dem westlichen Kalkboden z.B. bei Stoll- hof und auf dem östlichen Schieferterrain bei Hockwolkersdorf. A. tinctoriaL. Auf den Kalkhügeln bei Fischau und auch auf den hie- sigen Moorwiesen. A. galioides M. Bb. In den Wäldern bei Sebenstein, Sambucus racemosa L. Bei Sauerbrunn. Adoxa Moschatellina L. Massenhaft in der Lichtenwörther Au. Gentiana cruciata L. Auf den Abhängen des Rosaliengebirges bei Katzelsdorf und Aichbüchel. G. Pneumonanthe L. Häufig auf den Moorwiesen bei Wr.-Neustadt, Matzendorf und Hölles. G. acaulis L. Auf der langen Wand bei der kleinen Kanzel, circa 3000’ ü. M. G. verna L. ß. vulgaris. Sehr häufig auf Bergwiesen in der neuen Welt bei Felbring und im Gr. Föhrenwalde. Erithraea linarifolia Pers. Moorgrund bei Hölles. E. pulchella Fries. Auf der Zweierwiese ober Fischau; in grösster Menge aber auf einer Moorwiese bei Wr.-Neusltadt. Menyanithes trifoliata L. Moorgrund bei Hölles. Mentha arvensis L. «. M. austriaca Jcq. Bei Sauerbrunn, Salvia austriaca Je q. Hie und da selten. S. Aethiopis L. Am häufigsten an der Mauer des Akademie-Parkes, innerhalb und ausserhalb des Gartens; aber auch an der Oeden- burger Eisenbahn und in den Aeckern nebenan. La’) 9 Calamintha alpina Lam. An mehreren Orten, wie z. B. bei Fischau und bei Winzendorf und in die Ebene herabsteigend. Hyssopus offieinalis L. An der Eisenbahn zwischen Wr.-Neustadt und Theresienfeld. Nepeta Cataria L. Auf Brachen bei Fischau in ziemlicher Menge. N.nuda L. In Hecken und Gebüschen bei Hötsching und Stinken- brunn; nicht häufig, Galeobdolon luteum Huds, Im Akademie-Park an feuchten Orten. Galeopsis pubescens Bess. Sehr häufig am Rosaliengebirge. Stachys germanica L. Auf Aeckern und an Wegrändern der Ebene; ein besonders ergiebiger Standort nahe südlich des Akademie- Parkes. Sideritis montana L. Auf den Ackern und Brachen des Steinfeldes massenhall. Marrubium peregrinum L. «. latifolium. Auch hier und in den Ort- schaften der Umgebung häufig. M. vulgare L. In den Dörfern nicht selten. Scutellaria hastifolia L. Aul Wiesen bei Brunn; nicht häufig. Ajuga pyramidalis L. An Waldrändern auf dem Wege von Fischau zur Zweierwiese. Teucrium Botrys L. Häufig auf Brachen bei Fischau und Wiener- Neustadt, T. Scordium L. Bei Fischau in Gebüschen. | T. montanum L. Auf den westlichen Kalkbergen und am Steinfelde, dicht neben der Eisenbahn, Heliotropium europaeum L. Am Kanal zwischen Theresienfeld und Lichtenwörth in Menge. Omphalodes verna Mönch. Im “Gr. Föhrenwalde weit von allen Wohnungen der Menschen, an mehreren Orten, in Menge und sehr schön. Anchusa arvensis M. Bb. Hier nur auf dem Rosaliengebirge und auch da nicht häufig; ich fand sie in den Aeckern bei Hochwol- kersdorf. Onosma echioides L. Einzeln auf dem Blumberge bei Fischau, O. arenarium W. Kit. Am häufigsten beim Waldhof. Pulmonaria azurea Bess. In der Lichtenwörther Au. Lithospermum officinale L. Am Holzkogel bei Katzelsdorf. L. purpureo-caeruleum L. Massenhaft im kleinen Föhrenwalde; sehr häufig in den Gebüschen der Kalkhügel bei Fischau, Myosotis sparsiflora Mikan. In der Lichtenwörlher Au mit Omphalo- des scorpioides. Datura Stramonium L. Hier an Wegrändern, auf wüsten Plätzen und Aeckern sehr häufig. Physalis AlkekengiL. In Gebüschen bei der Zweierwiese bei Fischau, und im Pötschinger Walde. Alropa BelladonnaL. In Menge am Holzkogel bei Neudörfl, dann überall auf dem Rosaliengebirge. Verbascum Thapsus L. Bei Fischau. 40 V. phoeniceum L. Bei Ebenfurt neben der Strasse nach Eisenstadt, bei Stinkenbrunn und Pötsching, überall in ziemlicher Menge; auch im Akademie-Park alljährlich in einigen Exemplaren. Lunaria spuria Mill. Auf Brachen bei Winzendorf und Grünbach. L. genistifolia Mill. Hier überall auf Kalkbergen: bei Brunn, Emer- berg, am Türkensturz etc. Antirrhinum majus L Im Kalkschutt und auf den schroffen Felshän- gen der Emerberger Klause in grösster Menge, mit steligem Standort und allem Anscheine nach hier ursprünglich zu Hause. A. Orontium L. An mehreren Orten; sehr häufig in den Weingärten bei Katzelsdorf. Veronica Anagalloides Guss. Moorgrund bei Hölles. V. Anagallide-Beccabunga Neilr. Moorwiesen bei Wr.-Neustadt, Muthmannsdorf etc., an keine fixen Standorte gebunden. V. aphylia L. Bei Buchberg beinahe ganz unten im Thale. V. latifolia L. Auf Kalk und Schiefer häufig, V. verna L. Am Fusse des Blumberges bei Fischau. Melampyrum eristatum L. Im Kl. und Gr. Föhrenwalde. M. arvense L. Neben der Oedenburger Eisenbahn in Menge. M. barbatum W. Kit. Im Getreide bei Weikersdorf und Winzendorf. Pinguicula vulgaris L. Am Kanaldamm bei der Lichtenwörther Au. Androsace maxima L. Im Getreide hier sehr häufig. Primula vulgaris Huds. «. acaulis. An Waldrändern bei Fischau oft massenhaft. ß. caulescens, eben daselbst, aber seltener. P. elatior Jacq. Im westlichen Kalkgebiet auf Bergen und in Thälern nicht selten; am schönsten aber (mit langen kieligen Blättern) bei Forchtenau. Anagallis arvensis L. und caerulea Schreb. Ueberall, am häufigsten aber auf den Aeckern bei Pötsching. Samolus Valerandi L. Bei Muthmannsdorf und in den nassen Gräben neben der Meierei zwischen Weikersdorf und Winzendorf. Erica carnea L. Auf den Kalkbergen neben der Zweierwiese wesi- lich Fischau. Pyrola media S w. In den Wäldern und Gehölzen des Kalklerrains hie und da, P. minor L. Eben daselbst. P. umbellata L. Eben daselbst. P. uniflora L. Eben daselbst. Astrantia major L. Im Akademie-Park, Trinia vulgaris DC. Auf Waldblössen des Gr. und Kl. Föhrenwaldes, dann auf den trockenen Vorbergen bei Fischau häufig. Seseli Hippomarathrum L. Im Kalkschutt neben der Eisenbahn und auf steinigen Brachen sehr häufig. Aethusa Cynapium L. y. elatior. In der Lichtenwörther Au stellen- weise massenhaft. Angelica silvestris L. P. angustisecta (A. monlana Schlich.) Auf den sauren Wiesen bei Wr.-Neustadt hie und da; häufiger bei Buchberg im Thale. al Peucedanum Cervaria Cuss. Im Pötschinger Walde, P. Oreoselinum Mönch. Häufig auf trockenen Waldwiesen und Wald. schlägen bei Sauerbrunn. Anethum graveolens L. Im Thale zwischen Brunn und Muthmannsdorf am Fusse der Rehleiten. Laserpitium latifolium L. Sowohl auf Kalk als aufSchiefer. Am gröss- ten und schönsten bei Sauerbrunn in Gesellschaft mit Tomma- sinia verticillaris, 6—8’ hoch. Caucalis muricata Bisch. Auf Aeckern sehr häufig. Anthriscus vulgaris Hoffm. An Hecken bei Vöslau und Soos. Chaerophylium bulbosum L. Lichtenwörther Au. Sedum Telephium L. Häufig auf sonnigen und steinigen Gehängen und auf Felsen der Kalkberge bei Fischau und Brunn. Sempervivum hirtum L. Im Stixensteiner Thale sehr häufig. Sazifraga tridactylites L. In kühlen und feuchten Frühjahren in aus- serordentllicher Menge auf allen Aeckern und besonders auf den tertiären Konglomeraten bei Fischau; in anderen Jahren sehr selten, Thalictrum minus L. «. glaucum und P. elatum, auf den Felsen der Emerberger Klause; y. virens, aul einer allen Brache beim Waldhof. T. collinum W allr. Im Walde bei Sauerbrunn. Adonis flammea Jacgq. Im Getreide hier sehr häufig als A. aestivalis. Ranunculus anemonoides Zahlbr. In der Oed im Piestingthale. R. ficaria L. «. peltiformis. In der neuen Welt. R. flammula L. In sumpfigen Gräben bei Reichenau. Trollius europaeus L. In grosser Menge aut den Wiesen zwischen Fischau und Dreistätten, so wie auf jenen der neuen Welt. Isopyrum thalictroides L. Im Akademie-Park und massenhaft in der Lichtenwörther Au. Papaver dubium L. Zwischen Baden und Soos. Glaucium corniculatum Curt. An der Eisenbahn zwischen Wr.-Neu- und dem Neuen Wirthshause. Corydalis cava Schweigg. und. solida Sw. Beide Arten häufig in der Lichtenwörther Au. a TER Lamk. Am Fusse des Blumberges bei Fischau äufig. A. ciliata R. Br. Auf der langen Wand. A. Thaliana L. Im Leithabette; sehr gross und schön aber im Thale des Rosaliengebirges zwischen Katzelsdorf und Aichbüchl. A. petraea Lam. Auf Felsen neben der Zweierwiese und in der Emerberger Klause. A. arenosa Scop. An der Leitha und am Leithadamme sehr häufig und in Formen, die der A. Halleri L. nahe kommen. Cardamine intermedia fl. d. Im Akademie-Parke. C. trifotia L. Auf der langen Wand. Nasturtium officinale R. Br. In den Wasserläufen der hiesigen Moor- wiesen. 4? Hesperis matronalis L. Auf den Vorbergen bei Fischau und im Aka- demie-Parke. Sisymbrium austriacum Jacg. In der Nähe der Civil-Schiessstätte anı kiesigen Wegrande und auf einem breiten trockenen Wie- senraine nahebei in ansehnlicher Menge. Das Aussehen dieser Pflanze rechtfertigt wohl nicht den Ausspruch, dass sie nur eine kahle Varietät des S. Loeseli zu sein scheine, Ich fand sie übri- gens auch zwischen Goiss und Neusiedel in 2—3 Exemplaren. S. strictissimum L. lu der Umgebung von Wr.-Neustadt nicht selten. Erysimum cheiranthoides L. In den Auen der Leitha und Fischa, meist truppweise. Erucastrum Pollichii Schimp. et Spen. Auf Ackerrändern bei Vöslau. Roripa palustris Bess. Besonders schön in der grossen, sumpfigen Schottergrube vor der Maschinenfabrik. Hutchinsia petraca R. Br. Am Fusse des Blumenberges bei Fischau, bei der Saumwaldmühle und auf dem Steinfelde hie und Ja. Isatis tinctoria L. Einzelne Exemplare im Artillerie-Park. Rapistrum perenne All. In Schottergruben hie und da, häufig aber auf dem Damme der Oedenburger Bahn. Viola mirabilis L. Im Kl. Föhrenwalde in der Nähe der Jagdhülte und im Akademie-Parke. V. arenaria DC. Am Strassenrand beim Waldhofe, V. persieifolia Roth. ß. pratensis. Auf feuchten Wiesen und an Ufern, nicht häufig. y. elatior, in Akademie-Park, innerhalb der Sternschanze. Herniariu glabra L. Auf dem Sande des Leithabeltes und am Stras- senrande bei Frohsdorf. Spergularia rubra Pers. (Lepigonum — Fries). An sandigen Stel- len im Thale bei Forchtenau, Alsine verna Bartl. Auf den Fischauer Vorbergen, bei Brunn etec., auf Felsen. A. setacea M. et K. Auf den westlichen Kalkbergen häufig, ferner an sandigen und steinigen Stellen längs der Eisenbahn. Moehringia muscosa L. Auf den Felsen der langen Wand, Cerastium brachypetalum Desp. Am Strassenrande beim Wald- hofe. Dianthus prolifer L. Am Eisenbahndamm, besonders zwischen Wie- ner-Neustadt und dem neuen Wirthshause. D. deltoides L. Fast allenthalben am häufigsten aber auf dem Schie- ferterrain bei Hochwolkersdorf. D. Armeria L. In Menge auf den Waldwiesen bei Sauerbrunn, im Pötschinger Walde etc. Lychnis diurna Sibth. (Melandrium silvestre Röhl). Beim Thalhof unfern Reichenau. Lavatera thuringiaca L. Auf dem Rosaliengebirge, in den Gebüschen der Ebene, im Akademie-Park; besonders gross und schön in den Hecken und an den Waldrändern bei Pölsching. 43 Myricaria germanica Desf. Auch in den Auen der Leitha nicht selten. Polygala Chamaebuxzus L. ß. purpurea. Häufig in den Wäldern zwi- schen der Neustädter Ebene und der neuen Welt, dann auf der ‘ langen Wand. Fvonimus europaeus L. In der Lichtenwörther Au. Euphorbia angulata Jacqg. Ober Fischau und bei Emerberg in Menge. E. epithymoides Jacq. Im Akademie-Park an Wegrändern häufig; auch sonst nicht selten. E. Gerardiana Jacq. Bei Sauerbrunn, Pötsching und am Berge öst- lich von Ebenfurt. Dictamnus Frazinella Pers. Auf den trockenen Kalkbergen bei Fischau, dann in der Emerberger Klause, bei Winzendorf, Wöl- lersdorf und Piesting häufig. Geranium phseum L. Lichtenwörther Au. G. palustre L. Auf den feuchten Wiesen bei Sauerbrunn, nicht häufig. Linum hirsutum L. In grosser Menge auf der Zweierwiese bei Fischau und auf den Wiesen zwischen Weikersdorf und Brunn. L. flavum L. An denselben Orten, wie die vorige Art. Oxalis Acetosella L. Mit schönen lichtrosenrothen Blüthen, unfern der Rosalienkapelle. Epilobium Dodonaei Vill. Massenhaft längs der Leitha neben der Lichtenwörther Au. E. tetragonum L. Bei Matzendorf und Hölles. Cutoneaster vulgaris Lindl. Häufig auf Ackerrainen ober Fischau. ECydonia vulgaris Pers. An Ackerrändern bei Soos. Rosa rubiginosa L. Im Marchgraben bei Wöllersdorf. R. gallica L. Besonders schön auf der Zweierwiese, westlich von Fischau, Rubus Sazatilis L. In der Nähe des grossen Fischauer Steinbruches. Potentilla opaca L. An Waldrändern und an Ackerrainen am West- gehänge des Holzkogels, P. inelinata Vilf. Waldwiesen und Waldschläge bei Sauerbrunn und Katzelsdorf. P. rectaL. «. grandiflora. In den Remisen zwischen Wr.-Neustadt und Katzelsdorf; auch im Kalkterrain, bei Fischau, im Marchgra- ben bei Wöllersdorf u. s. w. Geum rivale L. Am kalten Gang bei Piesting. Prunus Mahaleb L. Angeblich auf den Ostabfällen der langen Wand. Sarothamnus vulgaris Wimm. Diese Pflanze wurde von mir seit mehreren Jahren bei Katzelsdorf vergeblich gesucht. Dasselbe gilt auch für Digitalis lanata. Ononis repens L. An den Ufern der Fischa und ihrer Arme bei Lich- tenwörth nicht selten. Medicago prostrata Jacq. Diese Pflanze kommt auf dem Kalkzuge zwischen der Ebene und der Neuen Welt an mehreren Orten in Menge vor. So fand ich sie in dem Thale, durch welches man von Brunn nach Muthmannsdorf gelangt, auf allen Felsen, die 44 sie mit ihren kleinen Blüthen bedeckte. Eben so entdeckte ich sie auf dem Brunner Steinbruche. In der Ebene beschränkt sic sich ferner nicht bloss auf die nächsten Umgebungen der Eisen- bahn bei Wr. Neustadt; so wächst sie z. B. bei der Schmidt’- schen Fabrik, in der Nähe der Spinnerin am Kreuz, bei Felix- dorf eine halbe Stunde weit in der Richtung gegen Steinabrückl u.24a.0. Doryenium pentaphyllum Scop. Auf dem Steinfelde und den näch- sten Kalkbergen in grosser Menge. Vieia pannonica Crantz. Auf den Ungarwiesen an Wegrändern nicht häufig. Lathyrus latifolius L. Auf der Zweierwiese bei Fischau in grösster Menge; aber auch bei Sauerbrunne auf Schiefer. Wiener-Neustadt, im November 1865. ——uso9y > 3— Reise nach den südöstlichen Ungarn und Siebenbürgen. Von Moriz Winkler. (Schluss.) Ausgerüstet mit den nöthigen Requisiten fuhren wir über Freck bis an den Fuss der Berge und begannen dort die weitere Wanderung. Den Negoi mit 8040° zur Linken, den Surul mit 7259° zur Rechten lassend, erreichten wir nach etwa vierstündigen Ansleigen den Avri- gil, an dessen Lehne wir uns bis zur Stinne bune (eine wallachische Käsehütte) unserem beabsichtigten Nachtquartier hinzogen. Was Pro- fessor Fuss befürchtet hatte, nämlich dass es noch zu früh zur Be- steigung der Alpen sei, bewahrheitete sich leider vollkommen, In den Schluchten lag der Schnee noch so lief herab, dass wir nach einstün- digem Emporklimmen ihn stellenweise schon unter unserer Elevation bemerken konnten und weiter hin lag er im Thale so fest, dass Mann und Ross ihn ohne einzusinken, passirten. Allerdings war dieses Jahr ein ausnahmsweise später Sommer eingetreten, zwar brachte der Mai warme Tage, wodurch die Vegetation hervorgelockt wurde, aber der Juni war so eisig kalt, dass keine Pflanze diesem neuen Winter Wi- derstand zu leisten vermochte. Nicht ein einziger Carex war zu fin- den, von Grammineen nur spärlich Poa alpina, Alopecurus laguri- formis Schur., Poa sudetica L. Die schöne Bruckenthalia war gänzlich erfroren, einen einzigen kleinen Busch fanden wir ganz unten im Thale in Blüthe, während sie höher hinauf braun und abge- storben war, und selbst der harte Rhododendron myrtifolium zeigte nur spärliche Entwicklung. Die erste interessante Pflanze, welche mir auffiel, war das schon früher erwähnte Verbascum orientale X phoeniceum, dann zeigte sich 45 sehr vereinzelt Lychnis nemoralis Heuffel, und Wurzelblätter von Puimonaria rubraSchott. Damit waraber auch in der ersten Region, nämlich in derjenigen, welche fast ausschliesslich mit Fagus silvatica bedeckt ist und die etwa bis 3000° reicht, fast Alles erschöpft. Nach der Buchenregion kommt wie abgeschnitten, ein etwa 1000‘ hoher Gürtel von Nadelholz und über diesem Alnus viridis; Juniperus nana, und dergleichen niederes Gehölz, bis auch dieses verschwindet und nur Rhododendron nebst den kleinen Gletscherweiden den Strauch- wuchs repräsentiren. In demGebiete des Nadelholzes tritt sofort Cam- panula Steveni und Potentilla chrysocraspeda auf, dann zeigte sich Saxifraga cuneifolia, Veronica urticaefolia und nun schliessen sich die eigentlichen Alpenpflanzen an. Fast mit Sonnenuntergang erreichten wir unser Nachtquartier, aber ohngeachtet der Ermüdung und der warmen Decke, in die ich mich hüllte, liess mich die Kälte der Nacht doch nur wenig zum Schlaf kommen. Der anbrechende Morgen rief uns zu erneuter Thätigkeit. Durch einen Trunk warmer Schafmilch erquicki, begannen wir unsere Wan- derung, und erreichten nach langem beschw erlichen Anklimmen über den sogenannten Teufelskessel den Frecker Alpensee. Die Vegeta- tion wurde immer spärlicher, bis sie gänzlich erlosch. Der See, noch grösstentheils mit dem Wintereise bedeckt, zeigte nur einen kleinen Wasserspiegel und auch diesen hatte der Frost der vergangenen Nacht mit neuen Eisstrahlen überkleidel; mächtige Schneemassen lagerten umher, und nur einzelne sonnige Punkte waren davon entblösst; auf solchen zeigte sich: Ranunculus crenatus, Crocus veluchensis, Pri- mula minima und ein ganz vereinzeltes Exemplar von Sawifraga lu- teoviridis. Ein weiteres Aufwärtssteigen wäre im botanischen Interesse zwecklos gewesen, wir ruhten einige Stunden und kehrten dann langsam zu dem Stationspunkt an der Schafhülte zurück, bedauernd, dass die Ungunst der Witterung uns nicht gestattet hatte, die reichen botanischen Schätze zu haben, welche ohne Zweifel einige Wochen später sich auf dem Terrain entfallen mussten. Zum Herabsteigen wählten wir eine andere Richtung, als diejenige, in welcher wir herauf gekommen waren, doch bot sich auch hier, mit Ausnahme von Crepis Fussii Kow. nichts von Bedeutung. Diese Pflanze, in Neilreich’sNachträgen wohl mit Recht zu Hie- racium lasiophyllum Koch gezogen, zeigte hier, wo sie im Schalten hoher Buchen gewachsen war, allerdings ein etwas verändertes wei- cheres Ansehen, als in der Grube bei Orlich, wo sie auf trockenen Kalkabhängen vorkommt; wirklich unterscheidende Merkmale kann ich jedoch nicht bemerken. Ich habe dieses Hieracium auch in Böhmen beobachtel, aber nur auf einem isolirten Felsblock, elwa zwei Stunden von Telschen, die Elbe aufwärts, zeigte sie den echten Typus der Krainer Pflanze, wäh- rend im Mittelgebirge bisweilen Formen vorkommen, die man mit gleichem Recht zu H,lasiophylium Koch, wie zuH.Schmidti Tausch 46 ziehen kann. Die Unterlage scheint keinen wesentlichen Einfluss zu üben, denn in Siebenbürgen fand ich sie auf verwittertem Schiefer, in Krain auf Kalk und in Böhmen auf Basalt. Wie reich die Flora der Frecker Alpen übrigens sein muss, kann man leicht ermessen, wenn man bedenkt, dass ohngeachtet des, auf denselben noch vorherrschenden Winters ich doch nachstehend ver- zeichnete Pflanzen sammeln konnte, freilich nur in wenigen kaum ent- wickelten Exemplaren. Festuca varia, Poa sudetica, Sesleria di- sticha Pers., Phleum alpinum L., Alopecurus brachistachys M.Bbst., Scilla praecox Willd., Lloydia serotina, Crocus veluchensis Herb., Juniperus nana W Ild., Alnus viridis D. C., Plantago uliginosaBmgt., Soldanella pusillaBmgt., Primula minima L., P. elatior ß transsilva- nica, Pinguicula leptoceras Rb., Lamium cupreum Schott.‘ (nur in der Nähe menschlicher Wohnplätze vorkommend und sicher Form von maculatum), Pedicularia verticillata L., Veronica alpina L., V. bellidioides L., urticaefolia L., Pulmonaria rubra Schott. (nur in Wurzelblättern), Gentiana verna L., exeisa Presl., Rhododendron myrtifoliumS chott., Bruckenthalia spieulifolia Al., Campanula abie- tina Gr. etSch., Crepis Fussä Ko w., Hieracium alpinum L., Doro- nicum cordifolium Abg., Anthemis carpatica W. K., Homogyne alpina Cass., Meummutellina L., Chrysosplenium oppositifolium L. ß alpinum, Sazxifraga heucheriaefolia Gr. etSch. (sicher nur Form von rotundi- folia), S. androsacea, S. pedemontana An., cuneifolia L., Clusi Gon., oppositifolia L., S. luteo-purpureaLap., Potentilla chrysocras- peda Lehm., Geum montanumL., Spiraea chamaedrifolia L., Linum alpinum L., Cerastium alpinum, Arenaria biflora L., Arenaria pendula W.K., Lychnis nemoralis Heuffl., Silene transsilvanica Schur, Dianthus compactus W.K., Viola declinata W.K.. Hutschinsia alpina R. Br., Cardamine pratensis L. $ rivularis, C. resedifoliaL.. Arabis dacica Heuffl., Ranunculus montanus Wlld., R. crenatus W.K. In der näheren Umgebung von Gierelsau traf ich auf Wiesen mächtige Büsche von Rudbeckia laciniata, und auf niederen Hügeln Veratrum album; auch erhielt ich von Herrn Prediger Fuss ein dort vorkommendes hybrides Cirsium, welches seinen Ursprung aus (©. ca- num und C. pannonicum unverkennbar zur Schau trägt. Nach einigen Rasttagen brachte mich der Eilwagen nach Kron- stadt. Die Fahrt ist sehr angenehm, gut bebaute fruchtbare Felder, wechselnd mit grünen Wiesen und kleinen Büschen erfreuen das Auge und zur Rechten dehnt sich die hohe Gebirgskette in mannigfacher Gestaltung der Bergkuppen malerisch am Horizont aus, Gegen Norden, das heisst gegen Siebenbürgen fällt sie steil und plötzlich ab, während nach Süden in die Wallachei hinein, lange Ausläufer, nur ein ganz allmäliges Abflachen bedingen. Bis hinter Fogaras ist die Schieferfor- mation vorherrschend, von dort ab, macht sich durch mächtige Felsbil- dung, schroffere Abstürze und mehr isolirte pittoreske Bergformen, das Auftreten der Kalkformation bemerklich. Der höchste Punkt dieses Gebirgsstockes ist der Bucsecs mit 7953‘ Seehöhe. Wohl trug ich mächtliges Verlangen, seine berühmte 47 Vegetation kennen zu lernen aber die bereits erlangte Ueberzeugung, dass es noch viel zu früh dazu sei, so wie das mittlerweile eingetretene schlimme Wetter nöthigten mich, von meinem Wunsche abzustehen. In Sturm und Regen fuhren wir in Kronstadt ein, und Sturm und Re- genschauer begleiteten mich auch auf allen kleinen Ausflügen, die ich in der Nähe der Stadt und auf den Kapellenberg unternahm. Prachtvoll ist die Umsicht von der Spitze des Kapellenberges, man- nigfach und anziehend die Vegetation. welche in bedeckt. Blühend traf ich: Poa concinna Gaud,?, Phleum Michelii Au., Neottia ni- dusavis L., Cephalanthera rubra Rich., C. ochroleuca Rehb., (nur durch bleichgelbliche Färbung der Blumen von pallens unterschie- den), Euphorbia amygdoloides L., Aristolochia pallida Willd., Primula suaveolens Brtil verblüht, Lysimachia punctata L., Teu- crium montanum L., Thymus comosus Heufl., Pedieularis campestris Gr. et Sch., Verbascum orientale M. Bbst., Myosotis spersiflora Mik., Anchusa Barelieri Besser, Campanula sibirica L., latifolia L., persicifolia ß dasycarpa, Leontodon asper Rb., Jurinea Polli- chü Koch, Carduus candicans W.K., Senecio nebrodensis L., Ga- lium rubioides L., Cnidium apioides Sprgl., Sazifraga cuneifolia L., Paronychia capitata Lamk., Cotoneaster vulgaris, Agrimonia odorata Ait., Waldsteinia geoides (verblüht), Spiraea chamaedıifolia L., S. crenata L. Trifolium ochroleucum L., T. pannonicum J q, Evo- nimus verrucosus L., Cerastium ovatum Hppe., Silene saponariae- folia Schott., infracta W. K., Dianthus petraeus W. K., D. Ar- meria L., Helianthemum oelandicum W. K., Thlaspi cochleariforme D.C., Draba nemoralis, Aconitum Lycoctonum L. ß pyrenaicum, Anemone transsilvanica Fuss (verblüht) und Geum strictum Ait. Der fortdauernde Regen bestimmte mich zur Weiterreise , die ich der mangelnden directen Postverbindung nach Thorda wegen, wieder über Fogaras, Hermannstadt und Mühlbach antreten musste. Die bekannte Thordaer Schlucht, welche einen langgezogenen Berg- rücken gleichsam mitten durchspaltet, bemerkt man schon in gros- ser Entfernung, und es lag in meiner Absicht, diese Schlucht zu besuchen. Herr Apotheker Wollfin Thorda, dessen gefälliges und hülfreiches Entgegenkommen ich dankbar in Erinnerung habe, be- stimmte mich jedoch zu einer Excursion nach dem Szekelykö, und war so gütig mich dabei zu begleiten. Es wachsen hier fast alle seltenen Pflanzen der Thordaer Schlucht, und ausserdem als besondere Er- scheinung im westlichen Siebenbürgen die stattliche Senecillis glauca, welche Herr Apotheker W ollf, der sich überhaupt um die botanische Erforschung des nordwestlichen Gebietes grosse Verdienste erwor- hen hat, kürzlich dort auffand. Leider war es uns nicht gegönnt, die Pflanze einsammeln zu können, denn auf dem eigentlichen Stand- punkte hatte ‚sie das Vieh abgeweidet und ein anderer Punkt, auf dem wir sie prächtig in Blüthe sahen, war ohne Lebensgefahr nicht zu erreichen, Von Thorda erreichten wir zu Wagen in etwa drei Stunden den Ort Cseger, übernachteten dort und wan.lerten den nächsten Morgen 48 nach Hidasy Gesztey und dem Szekelykö. An Wassergräben um Cseger wuchs die prächtige Telekia speciosa, auf nahen Hügeln Linum kirsu- tum, Genista ovata, Cephalanthera rubra, Orobanche Gali, und auf Aekern in grosser Menge Caucalis muricata Bisch., während Cau- calis douwcoides nur sparsam vertreten war. Ich habe Caucalis muri- cata früher in Oesterreich und nun auch in Siebenbürgen in Tausenden von Exemplaren gesehen, aber nirgend ist mir ein Uebergang zu dau- coides vorgekommen, was wohl der Fall sein dürfte, wenn es nur eine Varietät dieser Pllanze wäre, wie bisweilen angenommen wird. Weiter aufwärts überzieht Oytisus sagittalis Koch den Boden oft ganze Strecken weit, und eine Menge Kalkpflanzen machen sich bemerklich. Eine reiche Ausbeute wurde uns zu Theil, darunter ausser den bereits obgenannten: Festuca elatior ß. insignis, Bromus erec- tus Huds. £. glaber, zwei Avena-Arten, von denen die eine nach der Beschreibung in Koch’s Flora genan mit alpina Sm. überein- stimmt, die andere der amethystina Clair. ähnlich, vielleicht die mir unbekannte A. laevigata Schw. ist; ferner Agrostis alpina Sm., Cephalantera rubra Rich., Euphorbia epithymoides, Asarum euro- paeum L., Aristolochia pallida Willd., Thesium intermedium ß. fulvi- pes, Blitum Bonus Henricus L. und virgatum L. beide hoch oben an Kalkfelsen. nicht wie an anderen Orlen als Ruderalpflanze). Seutella- ria peregrina L,, Calamintha patavina Host, Pedicularis cumpestris Gr. et Sch. Orobanche caerulea Vill., Veronica spicata L. Linaria italica Trev., Scrophularia laciniata Baumg. mit ihrem saftigen Grün ein wahrer Schmuck des öden Gesteines, Campanula sibirica in dem wunderbarsten Formenreichthum, Phyte:ma orbiculareL., Hiera- cium aurantiacum L., Scorzonera hispanica L., Centaurea atropur- purea W.K., Carduus collinus W.K., Echinops, commutatus Jur, Cineraria campestris Retz., Inula bifrons L., Scabiosa banatica W. K., Galium boreale L., Cnidium apioides Sp g]., Silenevirescens Grib. Seseli rigidum W.K., Sazifraga Aizoon Jc q., RochelianaStb. tridac- tylites L., Sedum repens, S. hispanicum, Sempervivum rubicundum Schur, Poterium polygamum W.K., Potentilla intermedia Nestbr,, Spiraeachamaedrifolial.. Onobrychis arenariaDC., Trifolium panno- nicum J ur., Alsine verna ß. caespitosa, Draba Aizoon Whlb., Alys- sum argenteum W itt., Aconitum septentrionale, Helleborus purpura- scens f. Baumgartenü Atragene alpina etc. Ganz verschieden von dieserFlora ist diejenige der näheren Um- gebung von Thorda, und namentlich die der Salinen. In der Nähe von Thorda zeigte sich Rumex Patientia, Salvia Baumgarteni Heuffel., Linaria genistifolia ß. chloraefolia. Gentiana crueiata, Echinops com- mutatus Jur., Inula ensifolia L. , hybrida Bmi., media M. Bb., ger- manica L., Seseli ylaucum Jeq., Herniaria incana Lamk, Oxytropis pilosaDC. Althaea pallida, Silene longiflora Ehr., Rapistrum perenne All., Brassica nigra Koch, Erucastrum elongatum und Thalietrum flexuosum Rb. Die Salzlager, schon von den Römern ausgebeutet, zie- hen sich etwa 1500 Schritt von der Stadt entfernt, und in höherer Lage als diese, in mächliger Ausdehnung hin, an manchen Stellen 49 liegt das feste Salz kaum einen Spatenstich tief, und der kleine Bach welcher von dem Terrain abfliesst, überzieht Erdboden und Steine in seiner Nähe, mit blendenden Crystallen. Um diese Salinen wächst: Glyceria distans Whb., Carex distans L., Lemnatrisulca L., Polygo- num Kitaibelianum Sadl., Atriplex litoralis L., Salsolalanata Binglt., noch ganz unentwickelt, Salicornia herbacea L., Plantago Schwarzen- bergiana Schur, P. Cornuti G ou., Statice tatarica L.. S. Gmelini Willd., ErythraealinariaefoliaK och, Sabulina procera Rehb. nebst einer Menge anderer, gewöhnlicherer Pflanzen. Von Thorda begab ich mich nach dem Endpunkte meiner Excur- sion, nämlich nach Klausenburg, um die botanisch berühmte Heuwiese kennen zu lernen. Man selangt zu derselben von Klausenburg aus zu Wagen in etwa 1'% Sunden. Der Weg steigt allımählig an, und führt an Feldern und Weinbergen vorüber Dis zu einem Quell, wo man das Gespann warten lässt und die Fusswanderung beginnt. Die soge- nannten Heuwiesen sind nicht etwa eine ebene Fläche, wie man sich gewöhnlich eine Wiese vorzustellen pflegt, sondern ein mächtig aus- gedehntes, von langgestreckten Hügeln durchzogenes, wellenför: miges Terrain, meist mit üppigem Gras- und Kraulwuchs bedeckl, aber ohne Baum und Strauch, man müsste die vereinzelten Büschehen von Pru- nus spinosa, oder die Zwergwäldchen von Amygdalus nana dafür nelımen, welche mil Früchten überladen, einen eigenthümlich hübschen Anblick gewähren. Im Frühjahre wenn Amygdalus, Bulbocodium und mehrfache Arten von Iris, deren Blätter man zu Tausenden bemerkt, in Blüthe stehen, muss das Ganze einem wahren Garten gleichen. Kommt man aus einem reich bevölkerten Landstrich, wo jeder Fussbreit Boden ein werthvolles Objekt ist, und die Kuliur alles Ur- sprüngliche verwischt, so wird man schon beim blossen Betreten einer unübersehbaren meilenweiten Fläche, auf der Mutter Natur noch unge- störtLieblinge pflegt und hütet, freudig undangenehm erregt werden. Kein neidisches Eisenscharr gefährdet ihre Existenz, kein Feld- oder Wiesenhüter bewacht als drohender Cherub den Pfad des Botanikers, frei mag er seine Schritte lenken, wohin es ihm beliebt, und wo er Seltenheiten zu finden hofft. Zu bedauern hatte ich nur, dass es mir gerade hier an einem kundigen Führer fehlte, welcher mich auf einzelne Standpunkte hätte aufmerksam machen können. Zwar verdanke ich der Güte des Herrn Apotheker Wolff in Klausenburg (dem Bruder des Herrn Apothekers Wolff in Thorda)die angenehme Gesellschaft eines jungen Freundes der Botanik aus seiner Offiein , und es war mir dieser Um- stand höchsterfreulich; dalich dadurch w enigstens dersprachlichen Ver- legenheit überhoben wurde; aber er selbst kannte die Heuwiese noch nicht, und so mussten wir es dem Zufalle überlassen, was er uns bringen würde, als dass wir bestimmte Ziele in’s Auge gefasst hätten. Eilrig suchte ich nach Centaurea ruthenica Lamk, die ich noch von keiner Seite zu erlangen vermochte, aber leider war meine Be- mühung vergeblich. Theils ist die Pflanze überhaupt schon selten ge- worden, theils war sie, wie ich mich später im botanischen Garten RE botan. Zeitschrift. 2. En 1866. 4 90 überzeugte, noch so wenig entwickelt, dass sie leicht zu übersehen war, auch war der grösste "Theil der Wiesen bereits Bemähl, und daher manche Pflanze nicht mehr auffindbar. Soweit es irgend Zeit und Kraft gestattele, wanderten wir nach nach allen Richtungen umher; konnten aber natürlich nur einen sehr geringen Theil des vorliegenden Terrains durchsuchen. Die Flora ist von seltener Mannigfaltigkeit, und ich möchte glauben, dass hier an 1000 Species auf einem verhältnissmässig kleinen Raum vereinigt sein müssen. Mit Uebergehung der gewöhnlichen Pflanzen, nenne ich Folgende, die ich mitnahm. Hordeum maritimum With., Agropyrum repens L. eine eigenthümliche höchst stattliche Form, welche mit Ag. glaueum häufig zusammenwächst, Allium flavescens Besser, Asparagus collinus Schur, Mercurialis ovata Hoppe, Euphorbia procera M, Bbst., Plantago sericea W. K., Phleboanthe Laxmanni Tsch., Phlomis tube- rosa L., Salvia nutans L. (meist verblüht) ein einzelnes Exemplar von Salvia betonicaefolia Ettling., (nutans X silvestris) Orobanche Picri- dis F.W. Sch., Veronica foliosa Bmgt,, Echium rubrum, Campa- nula bononiensis L., Centaurea trinervia Steph., Seratula hetero- phylla Dsf., S. radiata M. Bbst., Carduus hamulosus Ehr., eine strahllose Varietät von Anthemis tinctoria, Peucedanum Cervaria Lap. Ferula silvatica Besser, Silaus virescens Grsb., Eryngium planum L., Amygdalus nana L., Astragalus asper Jeq.. Trifolium rubens L., Hypericum pulchrum L., Lavatera thuringiaca L.. Crambe tatarica Jcq., Erucastrum elongatum, Nasturtium pyrenaicum, Clematis inte- grifolia L. Das auf der Heuwiese vorkommende Peucedanum latifo- lium M. Bbst. konnte ich leider nicht auffinden, ich bedaure dies um so mehr, als ich es gern mit der Pflanze aus Croalien und dem Banat verglichen hätte, Die nächsten Tage verbrachte ich mit dem Trocknen derPflanzen, machte kleine Spaziergänge in der nächsten Umgebung, besuchte den botanischen Garten sowie das Museum, welches erst vor wenigen Jahren gegründet, doch schon in erfreulicher Entwicklung begriffen ist. Es besitzt botanische Sammlungen, siebenbürgische Alterthümer, eine prächtige Kollektion fast aller einheimischen Schmetterlinge, und ein reiches numismatisches CGabinet. Obschon an diesen Tagen das Museum für das Publikum nicht geöffnet war, da das Ordnen in den verschiedenen Sektionen alle vorhandenen Kräfte vollständig in An- spruch nahm, gestatlete mir dennoch Herr Direktor Brassai mit dankenswerther Liberalität den erbetenen Eintritt, und widmete mir, im Verein mit Herrn Custos Tinely einige Stunden seiner ohnehin sehr beschränkten Zeit. Herr Doctor von Pavai, den ich brieflich um seinen freundlichen Rath in Betreff meiner Exkursion gebeten hatte, traf ich leider nicht anwesend, da er gerade auf einer Reise nach der Schweiz begriffen war. Bereichert durch manche Erfahrung, gehoben durch schöne Er- innerungen und im Besitz vieler seltener und kritischer Pflanzen, ver- liess ich das mit allen Naturschälzen so üppig ausgestattete Land, und 51 wendete mich gegen Grosswardein. Bis gegen die ungarische Gränze erlaubte das schimmernde Tageslicht die Bewunderung der anmuthi- genLandschaft, da trat völlige Dunkelheit ein, und beim Morgengrauen befanden wir uns im ungarischen Flachlande. Grosswardein erreichten wir gegen 9 Uhr, und ohne Rast suchte ich Herrn Polizei-Commissär Riess auf, einen interessanten und gebildeten Mann, welcher in seiner, nicht übergrossen Wohnung, ganze Schätze aller denkbaren Kunst- und Naturproducte aufgespeichert hat, für deren Präparirung er ein ganz ausgezeichnetes Talent besitzt. Wir verabredeten eine Partie nach dem etwa eineMeile entfernten Bischofbade, dem einzigen europäischen Standpunkt von Nymphaea thermalis, und dort verlebte ich mit ihm, und dem Heırn Besitzer der Kreuzapotheke, einen höchst genussreichen Nachmittag. Damit war das Endziel meiner beabsichtigten Wanderung er- reicht, und die Eisenbahn führte mich in den nächten Tagen meiner eimath zu. Giesmansdorf, den 15. November 1865. Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. VII. Simplicius, Botaniker aus irgend einem Lande des westlichen Europa’s macht eine botanische Reise. Herr Simplicius ist ein für sein Fach leidenschaftlich begei- sterter Mann, hat die Gewächse der Heimath seit Jahren mit Sorgfalt studiert, und beschäftiget sich auch etwas mit Pflanzengeographie. Sein lang genährter Wunsch einmal auch die Pflanzenwelt eines an- deren Florengebietes kennen zu lernen, findet durch seine Reise end- lich die gewünschte Befriedigung. Er hat sich Oesterreich, das Land derGegensätze, welches so ganz verschiedene Vegetationsgebiete ein- schliesst, und welches von den Vegelationslinien zahlreicher nördl., südl., östl., und westlichen Pflanzen durchschnitten wird, als Ziel der Reise ausgesucht, weil er hofft, gerade hier sich über den eigen- thümlichen Charakter verschiedener Florengebiete belehren zu kön- nen. Herr Simplicius hat gesunde Augen und einen gut entwickel- ten Formensinn, ist aber ein Mann des Autoritäisglaubens und hält die Aussprüche einiger seiner Bücher so hoch, dass er selbst dann, wenn er weiss sieht, sich schliesslich von seinen Autoren belehren lässt, eigentlich schwarz gesehen zu haben. Er führt seine Bücher auf der ganzen Reise mit, um sich stets an Ort und Stelle Rath und Belehrung holen und bei der Bestimmung 4 % 52 der von ihm gefundenen Pflanzen mit kritischer Schärfe vorgehen zu können. Simplieius kommt zuerst nach Tirol und ist durch die grosse Menge eigenthümlicher ihm neuer Pllanzenarten ganz über- rascht. Nachdem er in Berg und Thal fleissig alle Pflanzen gesam- melt, welche ihm fremdartig entgegengeblickt und insoferne den eigenthümlichen Florencharakter des von ihm besuchten Gebietes be- stimmt hatten, geht er an der Hand seiner Autoren an eine kritische Musterung seiner Ausbeute. Er hat da eine weit verbreitete für das Florengebiet sehr charakterislische Ayquilegia gefunden und als A. atrata Koch bestimmt. Die Merkmale, welche Koch angibt, die weit heraustretenden Staubgefässe, die tief gespaltenen Theilblätt- chen, die dunkelviolette Blüthe zeichnen diese Pllanze sehr aus un(d lassen sie auf den ersten Blick erkennen. Er wird aber von seinen Büchern belehrt, dass diese Agleiart nichts anders als A. vulgaris L. sei. Für eine zweite in dem tirolischen Florengebiet gefundene Ayuwi- legia findet er mit kritischer Schärfe als den richtigsten Namen A. Ein- seleana F. Schultz heraus, macht aber gleichzeitig auch die Ent- deckung, dass diese zierliche Pllanze, die ihm beim Auffinden so viele Freude gemacht hat, nach Morren !) eigentlich auch nur eine Spiel- art der Aquilegia vulgaris sei. Eine in Südtirol sehr häufige und ‚für jenes Gebiet sehr charakteristische Draba hat er alsD. niveaSauler bestimmt. Sie war ihm durch dıe dichte Bekleidung, den steilen Stengel, die grossen Blüthen und den dicken Griffel augenblicklich aufgefallen, aber leider ist diese Pllanze nur eine schlechte Art und muss zu der D. tomentosa Whlbg. geschlagen werden. Ein im Etschlande massenhaft vorkommendes Erysimum hat Simplicius als E. rhaeticum DC. bestimmt und hat anfänglich über diese für Rhätien so bezeichnende Pflanze die grösste Freude. Seine Freude wird ihm aber bald vergälli, indem er weiterhin von seinen Büchern belehrt wird, dass eigentlich E. rhaeticum eine recht schlechte Species ist und mit E.helveticum DC., E.Cheiranthus Pers. und noch ein paar anderen Hederichen unter dem ältesten Namen E. ochroleucum DC. zusammenzufassen sei. Und so gehen die Bestimmungen des Herrn Simplicius fort. Anemone montana Hoppe, Genista ela- iior Koch und die schöne Viola suavis M. B., die er auf den Hügeln bei Meran als ebenso häufige als leicht erkennbare und cha- rakteristische Pflanzen aufgefunden hat, müssen zu Folge des Aus- spruches seiner Autoren zu den auch in seiner westlichen Heimath vorkommenden freilich ganz anders aussehenden Anemone pratense L., Genista tinctoria L. und Vio/a odorata L. geschlagen werden, Carex ornithopodoides Hausm., Allium ochroleucum W.K., Moeh- ringia glaucovirens Bert,, Daphne striata Tratt., Sazxifraga 1) Da ich die Bücher, welche Herr Simplicius mit sich führte, zu sehen Gelegenheit hatte, so bin ich in der Lage, alie im Nachfolgenden auf- geführten Anzweiflungen der Artrechte durch genaue Citate zu belegen; glaube aber hier auf diese Citate verzichten zu sollen. 93 Clusii Gouan., Salix Jacquiniana W illd., Scabiosa vestina Fach., Cytisus alpinus Mill., Ranunculus Bertolonü Hausm., Ranunculus anemonoides Zahlb., Athamanta Matthioli Wulf., Asperula longi- flora W.K., Crepis incarnata Tausch., Knautia longifolia Koch., Geranium lividum Herit., Iris italica Parl., lauter charakteristische Zierden der tirolischen Flora sind nach dem Urtheile seiner Autoren eigentlich nichts anderes als Carex ornithopoda W illd,, Allium suaveolens Jacq., Möhringia muscosaL., Daphne Cneorum L., Saxi- fraga stellaris L., Salic myrsinites L., Scabiosa suaveolens Desi., Cytisus Laburnum L., Ranunculus alpestris L., Ranunculus rutae- folius L., Athamanta cretensis L., Asperula eynanchica L., Crepis praemorsa L., Knautia arvensis M. K., Geranium phaeum L. und Iris pumila L. — Inula squarrosaL. ist bei kritischem Lichte angeschaut nur Spielart der I. salicinaL., Centaurea paniculata L am. geht in C. maculosa Lam. über und ist daher nur eine schlechte Species, Onos- ma montanum Sm. ist gleichfalls eine schlechte Art und von Onosma stellulatum W.K. nicht zu scheiden, Dianthus atrorubens All. ist nur eine Art, welche sich die Pllanzengeographen einbilden und ist nichts anders als der vielgeslallige D. CarthusianorumL., Carduus carlınae- folius Lam. ist nur ein südlicher €. defloratus L., Carduus platylepis Saut. ist der tirolische €. nutans L., Hieracium bupleuroides Gin el., Hieracium porrifoliumL. und ein halbes Dutzend weiterer recht hüb- scher Habichtskräuter gehen alle in einander über und sind eigent- lich sammt und sonders nichts weiter als H. saxatile Jacgq., welches die leichtsinnigen bösen Speciesmacher in mehrere Arten zerfällt haben; Galium austriacum Jacg. und das freilich ganz anders aussehende und auch nicht durch Uebergänge verbundene Ga- lium helveticum W eig. sind in den Augen seiner kritischen Autoren doch nur Spielarten des alten Galium pusillum L.; Viola lutea Huds. und Viola heterophylla Bert. sind nur Formen der vielge- staltigen V. tricolor L. — Sazxifraga Seguweri Spr. und Sazifraga Fachini Koch sind von S. planifolia Lap. als Arten nicht zu scheiden, und Ranunculus Villarsli DC., den Simplicius als eine eben so häufige als charakteristische Pflanze der Tiroler Alpen kennen lernte, exislirt eigentlich zu Folge des Ausspruches seiner Autoren gar nicht! Und in dieser Weise bestimmt und sichtet unser Simplicius mit Hilfe seiner Bücher fort und fort und macht schliesslich die sehr merkwürdige Entdeckung, dass gerade diejenigen Pflanzen, welche ihm bei seinem Botanisiren als charakteristische Elemente in dem Ve- getationsbilde des besuchten Gebietes untergekommen waren, gar nicht existiren, mit den Pflanzen seiner westlichen Heimath identisch sind oder wenigstens nicht den Anspruch auf den Titel „gute Arten“ machen können. „Sonderbare Flora, diese tirolische,“ — denkt Simplicius und reist mit der Ahnung eine grosse Entdeckung gemacht zu haben nach Osten in die östlichen Ausläufer der Alpen, um sich die seit Clusius Zeit so berühmte Flora der österreichischen Alpen anzu- 54 sehen. Eine ganze Reihe östlicher und südlicher Pflanzen, welche die österreichischen Alpen theils mit den Karpathen, theils mit den Süd- alpen gemeinsam haben, treten ihm hier entgegen. Achilles Clusiana Tausch, Androsace Chamaejasme Host, Papaver Burseri Crantz, Linum alpinum Jacgq., Avena alpestris Host, Ranunculus Traun- fellneri Hoppe, Achillea tanacetifolia All., Melampyrum subalpi- num Kern,, Glechoma hirsuta W.K., Centaurea azillaris W illd. und zahlreiche andere erfreuen ihn als neue Gestalten, werden ein- geheimst und bestimmt, und dabei wird eifrig über dieselben nachge- lesen. —Simplicius schüttelt beim Lesen sein im Autoritätsglauben grau gewordenes Haupt, lässt sich aber doch geduldig belehren, dass die eben genannten Pflanzen nur Alfa und Beta oder gar nur einfache Synonyma der Achillea atrata L., Androsace villosa L., Papaver al- pinumL., Linum austriacumL., Avena flavescens Gaud., Ranunculus alpestris L., Achillea Millefolium L., Melampyrum nemorosum L., Glechoma hederacea L. und Centaurea montanal. seien. „Sonderbare Flora,“ denkt Simplicius wieder, „in welcher so viele charakteristische Pflanzen nur schlechte Arten oder gar noch schlechter als schlechte Arten sind,“ und reist weiterhin nach Son- nenaulgang in das Vaterland Kitaibel’s. Ein kurzer Aufenthalt in der Hauptstadt des Ungarlandes wird zu einem Ausfluge auf die Ofner Kalk- und Dolomitberge benützt. — Draba lasiocarpa Roch. tritt ihm auf den Dolomitkuppen, Helleborus purpurascens W.K. auf den Kalkbergen als höchst auftallende Eigenthümlichkeil in grosser Menge entgegen. Leider aber ist die eine Pflanze von Draba aizoides L., die andere von Helleborus viridis L. zu Folge des Ausspruches seiner Bücher als Art nicht verschieden. Eine Sesleria findet sich dort auf den Bergen als häufiges und charaklerislisches Gras, und in den Felsspal- ten prangt überall in zahlreichen Exemplaren eine ihm fremde Arabis. Er bestimmt die erstere als $. Heufleriana Schur, die andere als A. petrogena Kerner. — „Wie,* ruft ein Ofner Botaniker, der ihn begleitet, „das sollen nicht Sesleria coerulea und Arabis arenosa sein? Das ist nicht möglich; wir gehen bereits durch dreissig Jahre aul den Adlersberg, kennen diese zwei im ungarischen Mittelgebirge auf allen Kalk-undDolomitbergen weit verbreiteten Pflanzen recht gut und haben sie immer als 8. coerulea und A. arenosa bestimmt. Sehen Sie nur in ihren Büchern nach und sie werden finden, dass Sesleria Heufleriana Schur und Arabis petrogena Kerner nur Phantome sind.“ Und Simplicius schlägt seine Bücher auf, sucht und blättert und findet in ihnen, dass diese zwei Pflanzen, die er mit seinen west- lichen Augen als ihm neue Gestalten erkannt hatte, richtig bereils als Arten angezweifelt wurden. — Nachdem Simplicius in seinen Büchern auch noch die Entdeckung gemacht, dass die Eiche, welche die Hügelrücken bei Ofen als vorherrschender und charakteristischer Baum bekleidet, nämlich Quercus pubescens, nur eine Art von sehr zweilelhaftem Werthe sei, packt er seine Bücher und Pflanzen zu- sammen und fährt an einem schönen Sommertage wieder weiter nach Osten über das Pusztenland. Eine weite Wiesenfläche breitet sich w.—- I) aus, bedeckt mil tausend Sträussen der schönen Statice Gmelini W.5 nebenbei sieht er auf den feuchten sandigen Wiesen überall die lür das ungarische Tiefland so charakterislische Achillea erustata Ro- chel und auf dem trockenen lockeren Sanıdboden wuchern als be- zeichnende Gewächse Fesituca amethystina Host, Dianthus serotinus W.K., Dianthus banaticus Heuffel, Alyssum tortuosum W.K., Linum hirsutum L., Silene parviflora Pers., Onobrychis arenaria D C., Polyenemum verrucosum Läng und Polyenemum Heuffelü Lang und noch eine Menge anderer ihm neuer östlicher Pllanzenformen, Simplicius springt freudig aus dem Wagen, um sich diese Steppen- gewächse näher anzusehen. — Bleiben Sie doch nur ruhig in dem Wagen sitzen, verehrter Freund, das sind ja ganz gewöhnliche weit verbreitete Pflanzen, die sie auch im Westen finden. Die eine ist Statice LimoniumL., welche auch an ihrem heimathlichen Strande ver- breitet ist, diese rothe Achillea mit den kahlen knorpelig berandeten und wenig zerlheilten Blättern sieht zwar anders aus, ist aber doch wichts anders als die gewöhnliche Schafgarbe, und im Grunde auch von der Achillea tanacetifolia All., die sie gestern im Auwinkel bei Olen gesammelt haben, als Art nicht zu scheiden. Wenn sie die Fe- stuca, welche hier die granenlosen bereiften Rispen über den Sand erhebt und die Ihnen schon bei der Fahrt durch das Marchleld so aufgefallen war, recht gut ansehen, so werden sie finden, dass sie im Grunde nur die Festuca ovina L. ist; der Dianthus serotinus W. K. ist von D. plumarius L., das Alyssum tortuosum W.K. von A. al- pestre L., der Diunthus banaticus Heulfel von D. Carthusianorum L., das Linum hirsutum L. von L. viscosum L., die Silene parviflora Pers. von 8. Otites Sm., die Onobrychis arenaria DC. von O. sautıwa Lam, als Art nicht unterschieden, und von den beiden Polyenemum- Arten ist es erwiesen, dass sie durch Kultur in das Polycnemum ar- vense übergehen. „Merkwürdig,“ denkt Simplicius wieder, „dass auch so viele den Puszten eigenthümliche Pflanzen nur schlechte Arten sind,“ und fährt weiterhin in das Banat und in die Gebirge, welche sich an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen emporböschen. Er sieht auf dieser Fahrt noch ganze Wiesen voll Narcissus radüflorus Salisb. und sammelt in einem kleinen Sumpfe den Ranunculus lateriflorus D C., muss aber auch über diese beiden Pflanzen, von denen die eine dem Süden, die andere dem Osten angehört und die daher für den südöstlichen Landstrich, in welchem er reist sehr bezeichnend sind, in seinen Büchern die Bemerkung lesen, dass die eine von N. poeticus L., die andere von R. nodiflorus L. specifisch nicht verschieden ist. Simplicius ist jetzt an der Vormauer Siebenbürgens ange- langt und wandert freudig zu den Berghöhen hinan. Die östliche Flora spricht sich in der Laubholzregion durch niedere Spiraeen und zahlreiche halbstrauchige und krautige Leguminosen aus. Er findet Cytisus albus Hacgq., Cytisus banaticus Gris., Cytisus leiocarpus Kern., Genista Maieri Janka, Orobus alpestris W.K., Trifolium pannonicum Jacq. Am Rande der Buchenwalder erblickt er alleni- 56 halben Arum orientale M. B., Melandrium nemorale (Heuff.), Ve- ronica Bachofenii Heuffel und Verbascum lanatum Schrad., aufden schroffen Felsen, welche hie und da die Wälder unterbrechen, beob- achtet er als bezeichnende Gewächse Peucedanum rablense Koch Aquilegia Hänkeana Koch, Avena Besseri Gris., Avena carpatica Host, Hieracium pleiophyllum Schur, Salix silesiaca Willd., Se- necio transsilvanicus Boiss., Thymus comosus Heuffel, Carex tristis M. B., Calamintka rotundifolia Benth. In den dichten Fich- tenurwäldern findet sein Auge alsogleich das Tanacetum rotundi- jolium (W.K.) als die bezeichnendste Pflanze heraus, auf den grasi- gen Alpenrücken erschemen als charakteristische Elemente der Flora: Potentilla chrysocraspeda Lehm., Viola declinata W.K. Laserpitium alpinum W.K., Campanula Sleveni M. B., Scorzoneru rosea W. K. und Crocus banaticus Heuff. und an den Borden der Quellen wu- chert Epilobium nutans Schmidt und Swertia punctata Baumg. — Simplicius glaubt in diesen Pflanzen ein interessantes Gemenge von Arten zu erblicken, welche die Karpaten einerseits mit den Sudeten (Salix silesiaca, Epilobium nutans), anderseits mit den süd- östlichen Alpenausläufern (Peuced. rablense, Aquilegia Hänkeana) gemeinsam haben, die auch zum Theile hier als die westlichsten Vorposten von Gewächsen erscheinen, welche weiterhin in Podolien, Volhynien und im Kaukasus verbreitet sind (Arum orientale, Avena Besseri) zum Theile endlich auch dem östlichen Karpatenkranze ganz eigenthümlich zu sein scheinen (Viola declinata, Hier acium pleiophyl- lum). — Diese pflanzengeographischen Grillen müssen sie sich aber aus dem Kopfe schlagen, Herr Simplicius. Von Arten kann bei allen diesen Pflanzen nicht die Rede sein. Lesen sie nur nach, vergleichen sie sorgfältig alle Uebergänge und ‚setzen sie sich über einige unwichlige scheinbar konstante Unterscheidungsmerk- male hinaus, und sie werden schliesslich die obigen Pflanzen auf Grundlage des Ausspruches ihrer Autoren als: Cytisus austriacus L., Cytisus supinus Crantz, Genista tinctora L., Orobus vernus L., Tri- folium ochroleucum L., Arum maculatum L., Melandrium vesperti- num (Sibth.), Veronica spuria L., Verbascum nigrum L., Peuceda- num austriacum Koch, Aquilegia vulgaris L., Avena sempervirens Vill., Avena flavescens L., Hieracium lasiophyllum Koch, Salix grandifolia Ser., Senecio Doronicum L., Thymus Serpyllum L:., Carezx ferruginea Scop., Calamintha alpina Lam., Tanacetum Leu- canthemum (L.), Potentilla aurea L., Viola tricolor L., Laserpi- tium latifolium L., Campanula patula L., Scorzonera purpurea L., Crocus vernus Wulf., Epilobium alpinum L., Swertia perennis L. zu bezeichnen haben. Als Simplicius in Tirol die sonderbare Entdeckung gemacht hatte, dass eigentlich die meisten für jenes Gebiet charakteristischen Pflanzen keine Arten seien, schien ihm die Sache sehr merkwürdig und er hatte sich schon damals halb und halb vorgenommen, über diese interessante Erscheinung einen Aufsalz in ein botanisches Blatt zu schreiben, als er diese Ersche'nung aber auch in den östlichen Al- 57 penausläufern, auf dem mitlelungarischen Bergland, auf den Puszten und auf den Gebirgen am östlichen Rande des ungarischen Tieflandes wiederholt fand, war sein Entschluss reif geworden, diese sehr beach- tenswerthe Thatsache dem botanischen Publikum nicht weiter vorzuent- halten und sich in seinem Reiseberichte ausführlich darüber auszu- lassen. Simplicius wollte jetzi nur noch die siebenbürgische Flora untersuchen und nachsehen, ob auch dort ein ähnliches Verhältniss zur Beobachtung kommt, Wir lassen aber Herrn Simpliecius jetzt an die Quellen des Alt in das Land der schlechten Arten reisen, wünschen ihm guten Er- folg und wollen nun zu dem „Fabula docet* übergehen. —se 3 — Aus dem Küstenlande., Von M. R. v. Tommasini. Herr Doctor Emanuel Weiss, Marinearzt am Bord der k.k. Brigg „Huszar,* und in der Botanik bereits bekannter Name, hat mir über den von ihm zu Anfang des vorigen Monates unternom- menen Ausflug in das Hochgebirge des Bezirkes von Castelnuovo, im Kreise Catlaro, einige Mittheilungen zukommen lassen, deren Kenntniss das Interesse der Leser der Österreichisch botanischen Zeitschrift anzuregen geeignet sein dürfte. Dieser Ausflug hatte be- sonders die Erlangung reifer Samen der in jenem Gebirge vom H. Gärtner Maly entdeckten, von L. Antoine in der österr. bot. Zeitschrift des J. 1864, Nr. 12, S. 366 beschriebenen Kiefer Pins leucodermis zum Zwecke, um durch Aussaatsversuche die Verwend- barkeit dieser Holzart zu den Bewaldungsanlagen am Karste zu er- proben. Ich hatte dem Dr. Weiss, unter Mittheilung der von Maly an die Hand gegebenen Daten, hiezu den Besuch des Orien und der zu seiner Gruppe gehörenden höheren Berge anempfohlen. Er schrieb mir nach vollbrachter Excursion Folgendes, unter dem 13. November aus Castelnuovo. „Nachdem ich Ihr Schreiben vom 26. October am 3. d. M. erhal- ten hatte, musste ich wegen fast steten Regens mehrere Tage warten. Am 8. Vormittags heiterle es etwas auf, und ich suchte um 36 Stun- denUrlaub an bisFreitag früh, erhielt aber selben nur bis 9. (Donners- tag) Abends, zu welcher Zeit der Commandant nach Gravose abgehen wollte. Auf Anrathen meines Führers, eines ehemaligen Matrosen aus Sasovig hinter Megline, ging ich nach Kameno, ein Dorf unter der Dobrostica, das nächste am Passe zwischen diesem Berge und dem Radoslak. Ich halte selbes für identisch mit dem Drasevica der Karte, weil die Lage stimmt und letzterer Name gar nicht zu erfragen war. Nächsten Tages überzeugte ich mich, dass der Orien, obzwar der Luftlinie nach nur eine deutsche Meile vum Passe entfernt, nur 58 an einem langen Sommertage zu erreichen wäre, und man jeden- falls eine Nacht im Freien zubringen müsste. Auf die Velika Subra (Sabir der Karte) versprachen die Dorfleute mich zu führen, wo oberhalb der Buchengrenze derselbe Baum, wenn auch nicht in ge- schlossenen Wäldern vorkomme. Ich übernachtete bei dem Führer aus Kameno — Ilia Obradovig, gewöhnlich nach seinem Valer Jakob: IliaJakow genannt — stand um 2 Uhr auf und eilte getrosten Muthes um 3 Uhr während eines heftigen Gewitters und zeitweili- gen Regens meinem Ziele entgegen. Der Weg war kaum zu sehen, und nur durch Blitze erhellt; doch gehen die Maulthiere sehr sicher. Wir kamen durch einen zweiten Pass, links vom Vratto, dann wieder in ein Kesselthal, und um 6 Uhr an den Punkt, von wo aus angeblich die Maulthiere nicht weiter können. Ein vonHirten entlehnter Feuer- brand verschaffte nach längerer Arbeit ein Feuer, um die mehr vom Regen als von Kälte erstarrten Glieder mit Hülfe eines zweiten Früh- stücks wieder gelenkig zu machen. Um 7 Uhr weiter kletternd — ein Mann blieb bei den Maulthieren und Effekten zurück — erreichten wir bei stetem Regen nach 8 Uhr einzeln stehende Kiefern, die hier kaum 40‘ Höhe erreichen und einen sehr gedrungenen Habitus haben. Nun wurde zu sammeln begonnen, wobei der Matrose mehrere Bäume erkletterte. Ich liess lauter Aestchen abreissen, und wählte unter die- sen die mitzwei gegenüberstehenden Zapfen zum Einlegen, während von den übrigen nur die Zapfen mitgenommen wurden, Doch gingen mir von den ersten durch Abfallen der Zapfen mehr als die Hälfte verlo- ren, weil alles milsammen in einem Sacke weiter transporlirt wurde, Sie erhalten desshalb — nachdem ich zwei für mich zurückbehalten — noch 11 Aestchen mit je 2 Zapfen. — Ich bemerkte überdiess mehrere mir unbekannte Sachen in Frucht, von denen ich jedoch nur dıe ebenfalls mitfolgende Juniperus !), eine Umbellifere, die illirisch De- vasil heisst ?) und eine Ruta (?) mitgenommen habe. Letztere, so wie die Wurzelblätter der Umbellifere gingen mir leider später durch Vergesslichkeit des Matrosen verloren. In diesem ganzen Hochge- birge dürften noch viele botanische Schätze zu entdecken sein, schätzbare Hoffnung für die Arbeit späterer Jahre.“ „Um 9 Uhr sprang ein kalter Wind auf, der uns nicht gestat- tete den Gipfel zu erreichen und zur Rückkehr nöthigte, weil wir ganz durchnässt, die Kälte umsomehr empfanden. Ausser dem Obener- wähnten erhalten Sie noch circa 120 einzelne Zapfen, sie müssen an einem trockenen Orte, in einfacher Lage so lange aufbewahrt werden, bis die Samen von selbst ausfallen. Zu einem ersten Versuche dürfte diese Zahl immerhin genügen und späterhin könnte allenfalls durch Vermittlung des obgenannten Ilia Obradovig, der auch etwas italienisch versteht, jede beliebige Zahl von Aestchen mit Fruchtzap- Ist Juniperus nana L. Ist nach späterer 8eschreibung und reifen Früchten Peucedanum a ra W.Kit., das ich ebenfalls vor mehreren Jahren in den dortigen Gebirgsgegenden gesammelt hatte. Tommasini. 59 fen herbeigeschafft werden. — Der Rückweg war von heiterem Wet- ter begünstiget; ich sammelte noch etwas Rindenflechten von den Buchen. Diese waren schon ganz entblättert, wesshalb ihr Wunsch, Frucht und Blattexemplare zu erlangen, nicht erfüllt werden konnte,“ „Die Subra dürfte gegen 5000° hoch sein. Radostak ?) nämlich erreicht nicht die Höhe, wo Pinus leucodermis zu wachsen beginnt, oder sollte diese hier fehlen, weil der Berg zu weit vom eigentlichen Centrum des Hochgebirges entfernt liegt, als letzter alpiner Punkt desselben ?* (So weit die Berichterstattung des Hrn. Dr. Weiss.) Es gereicht mir zum Vergnügen bei diesem Anlasse zu erwähnen, Jass Herr Dr. Weıss die ihm durch die Fahrten des Kriegsschiffes an dessen Bord er sich befindet, gebotenen Gelegenheiten zu botani- schen Beobachtungen und Sammlungen in dem Masse, als es seine Dienstverhältnisse gestatteten, fleissig benützte. Seine Excursionen in Dalmatien — an Zahl über 40 — betrafen die Inseln Lissa und Ca- lamota unweit Ragusa — auf dem Festlande dieGegenden um Gravosa und Castelnuovo — vom letztgedachten Orte unternahm er im Juli eine Excursion auf den hohen kadostak und brachte von dort eine an- sehnliche Ausbeute mit; frühere Ausflüge hatte er um Pola, auf der Insel Brioni, sodann bei Antona und Durazzo in türkisch Albanien, wo die k. k. Brigg einige Zeit hindurch verweilte, gemacht. Seine letz- ten Ausflüge haben von Ombla aus in die nahen Gebirgsgegenden an der Grenze des Kreises Ragusa stattgefunden. Von September bis December umfassten seine Sammlungen vorzüglich Flechten und Moose und dürften auf diesem, für jene Gegenden noch ganz unbe- kannten Felde Manches Neue und Seltene bringen. Triest, den 15. December 1865. Die europäischen Holcus- Arten. Von Victor v. Janka. 1. Flos ulerque aristatus. 2. Flos superior aristatus, inferior muticus. 3, 2. Folia remote ciliata; flores hirtuli: Holcus grandiflorus B. etR. Folia velutino-puberula; flores glabri: H. caespitosus Boiss. 3. Floris superioris arista inclusa, arcuato-curvala: H. lanatus L. Floris superioris arisla exserta. 4. 4. Herba viridis; arista geniculata. 5. !) Diesen Berg halte Dr. Weiss einige Monate zuvor bestiegen. Er Ist 4596‘ hoch. Tommasini. 60 Herba glaucescens v. cinerea; arista curvato-uncinala. 8. 5. Perennes; culmi 1—3’ longi; panicula mulliflora. 6. Annuus; culmi humiliores; panicula pauciflora: H. Gayanus Boiss. 6. Glumae in acumen sensim atlenuatae. 7. Glumae acutiusculae arislatae: H. Notarisii Nym. (H. setiger de Not.) 7. Culmus ad nodos pubescens: H. mollis L. Culmus ad nodos villosus: H. Reuteri Boiss. 8. Vaginae omnes adpressae: H. glaucus Willk. | Vagina summa plus minus ventricoso-inflata. 9. 9. Perennis; glumae breviter aristalae vel muticae: H. argenteus Agardt. Annuus; glumae longe aristatae: H. setiglumis B. ei R. Wien, am 4. Jänner 1866. ie — Correspondenz. Wien, am 4. Jänner 1866. Ich benütze einen kurzen Aufenthalt in Wien, um Material eini- ger Monocotyledonen-Gattungen im k. k. botanischen Hofkabinet ein- zusehen. Ich bereite unter Anderem eine Revision der europäischen Colchicum-Arten zum Drucke vor, welche Gattung seit einigen Jahren, nebst Crocus, Iris etc. etc, zu meinen Lieblingsstudium gehört. Ich werde einige neueDaten darin liefern. — Ich vergass Ihnen zu berich- ten, dass ich bereits vor einem Jahre die interessante, sehr seltene Grasart Festuca carpatica Ditr. (F.nutans Wahlbg. non Host),vor- her bloss aus dem Tatragebirge bekannt, von Portzius aus den Rad- naer Alpen des nordöstlichen Siebenbürgens gesammelt erhalten. Auf dieses Gras gründete ich meine neue Gattung Amptigenes in der Linnaea 1859. — Auch über diese werde ich in Kürze in dieser Zeil- schrift weitläufiger sprechen. V.v. Janka. Wien, den 16. Jänner 1866. Ich habe neuerdings zwei Bürger für die Levaer Flora in Ober- ungarn zu verzeichnen, es sind diess Silene dichotoma und Trifolium striatum , die auf dem Berge Siklös vorkommen und hier ihren nörd- lichsten Standort haben dürften. Die Levaer Flora erinnert noch viel- fach an die der südlichen Comitate Gran und Pest, sowie auch die Erforschung des Gebirges weiter hinauf längs der, Gran zu neuen pflanzengeographischen Folgerungen Anlass geben würde. Vor zwei Jahren fand ich bei Raab in den damals unter Wasser gestandenen Auen Blätter einer Potamogeton-Art, die nach sorgfältiger Untersu- chung als P. acutifolius angehörend sich herausstellten. Für die Oi- 61 ner Flora ist noch Juncus sphaerocarpus nachzutragen, den der verst. Professor Gerenday daselbst gesammelt hat. In dem Verzeichnisse der bisher bekannten Pflanzen Ungarns und Slavoniens fehlt sonder- barer Weise Radiola linoides Gmel. Ich erinnere mich, selbe bei Dr. Skofitz von Professor Kerner bei Rezbänya im Biharer Comitat gesammelt gesehen zu haben und fand sie selbst im August 1865 im Hüggellande Slavoniens an mehreren Punkten, wie diess aus dem nächstens erscheinenden Verzeichnisse der bisher bekannten Pflanzen Slavoniens ersichtlich sein wird. Knapp. Vag-Ujhely in Ungarn, den 27. December. 4865. Ich habe in der Correspondenz der botan. Zeitschr. Nr. 12 vom v. J. eine Widerlegung meiner Angaben von Herrn Pfarrer Holuby gefunden, und finde mich veranlasst erneuert zu behaupten, dass Himantoglossum hircinum Rich. auf Tureczkö vorkommt, — ich habe vor 4 Jahren meine Exemplare dort gesammelt, und diese Pflanze nirgend anders wo gesehen! — und da ich über- haupt mich mit keinem Tausche abgebe, so ist es auch nicht denkbar, dass mir selbe von anderswo zugesandt wurde! — Es hat mich somit sehr befremdend die Zumuthung getroffen, nach welcher ich mich nicht scheute — absichtlich falsche Angaben — zur Verschönerung meiner Flora, zur Irreführung aller Botaniker, aus unentschuldbarem Privatspasse anzulühren. — Hr. Holuby möge doch nicht ausser Acht lassen, dass ihm bei seinen nicht in Abrede zu stellenden Kennt- nissen und Anerkennung würdigen Bestrebungen, so manches enl- gangen ist, und vielleicht noch entgehen wird, was mindere Krälte gefunden und aufbewahrt haben. — Er möge somit nicht die kleine Mühe scheuen, und sich im kommenden Sommer nach Tureczkö mühen, u. z. in der Richtung des unter Tureczkö bestandenen Wirthshauses hinauf zu gegen WN., so wird er in dem hoch- stämmigen Pinus-Wald — über 2/; Höhe — an einem wohl be- schränkten Platz, welchen ich ihm schon einmal mündlich beschrieb, die von mir zur Vermehrung und zum Vergnügen Anderer noch dort gelassenen 10—12 Expl., während ich deren nur 4 mitnahm, finden. Dass nun dieses vielleicht 1 |_jKlfir. grosse Plätzchen dem Hrn. Pfar- rer zufällig entgangen ist, wundert mich heute eben nicht, da mir Hr. Holuby auch den 5—6 Fuss hohen Bromus asper Murr. am Tu- reczkö vegelirend — sowie auch die am Temetveny vorkommende Scorzonera hispanica in Abrede zu stellen sich bemühte, — da doch Bromus asper am Tureczkoö auf ganz offenen felsigen Plätzen zu fin- den ist. — Dass ich den Standort der YVinca minor verwechselte, ist doch kein Crimen, welches eine so dictatorische Sprache verdient hätte, Häjnica ist nur durch eine Strasse von Tureczk6ö getrennt, und petrographisch gleich. Zufällig den Namen der Fortsetzung des Tureezkö nicht kennend, habe ich Hajnica dem Tureczkö incorporirt, —- Salix angustifolia habe ich unterhalb Tureczko gesammelt, u. z. an dem südlichsten Punkte noch vor jener Zeit, als Herr H. die Gegend be- wohnte. Leider stand es ausser dem Bereiche meiner Kräfte, die Weg- 62 schwemmung jener Plätze zu verhindern, die heute Herr H. zur Docu- mentirung mir abfordert. Jetzt steht diese Salix nur über der Väg, an einem trägen Wasserarm. Ribes nigrum habe ich auch an dem tiefsten Walle des Tureczkö an der Yäg gesammelt, — doch nicht auf der Insel, und selbst heute noch steht diese Ribes an der Väg, in der Nähe des Platzes wo einst jene Salix sich befand. Was ich für Hypericum elegans halte, ist kein H. quadrangulum. Mit dieser Be- hauptung überschreitet Herr H. die Grenzen der Gerechtigkeit am meisten, und spricht mir genügenden Tastsinn und mein ansonst noch recht gutes Auge ab, — den offen gestanden, man brauche kein bo- tanisches Genie zu sein, um die zwei Pflanzen zu unterscheiden. — Eines meiner Exemplare ist faktisch von Tureczk6, 2 von Nedzö, — und ich kann eben nicht dafür, dass zum Leidweisen des Herrn H. das schöne Pflänzchen dort durch eine stärkere Vegetation erdrückt, aus- gestorben ist. Emil Keller. Münchengrätz, den 28. December 1865. Ich werde nun mein Herbar von Reichenbachs Territorium ord- nen und die so grosse Masse von Supplementen (ein Andenken an die Güte der Frau Kablik) einschalten. Mein böhm. Herbar ist nun ganz geordnet und ebenfalls durch das Andenken von der Frau Kablik fast ganz complett geworden, wo ich nebstbei noch eines von Tausch be- sitze. Mit Ende October hatte ich alle Doublets meiner böhmischen Pflanzen separirt und daraus 70 Paquete a 100 bis 500 Species zusam- mengestellt, welche ich theils an Lehrhanstalten,, theils an Neulinge verschenke. Von der k.k. Statthaltereihabe ich 21 Anstalten zur Bethei- lung zugewiesen erhalten, doch mehr als doppelt so viele betheilt. Seit 1855 habe ich mehr als 100.000 Exemplare vertheilt. Um meine Sammlungen nicht dem Ruine Preis zu geben, werde mich bemühen, selbe an Würdige abzugeben, die meinen mühsamen Fleiss gewiss ehren werden, d.h. wenn mein einziger Sohn nicht Lust und Liebe dazu hätte. Im Angesichte des schneebedeckten Riesengebirges hatten wir bis Samstag, vor dem heil. Abend ein recht mildes Wetter, Früh — 0,00 oder + 1 bis 2,00 R., so dass von der Vegetation noch vieles frisch blieb und Gartenarbeiten verrichtelwurden. So waren Petunia, Asterocephalus, Verbenen, Jasminum fruticans , Caprifolium sem- perflorens noch in Thätigkeit, Liliaceen arbeiteten mächtig im Triebe und im Felde waren sämmtlliche Saaten befriedigend. Nun ist früh —2,00 rauher Norden, der, wenn nicht bald Schnee fällt, den Saaten schaden wird. W. J. Sekera. Ny. Podhragy, am 6. Jänner 1866. Noch am 4. December v. J. sah ich um Podhragy blühende Vero- nica Buxbaumti, Lamium purpureum und maculatum, Erodium cicu- tarium. Capsella Bursa pastoris, Euphorbia platyphylios und Bras- sica campestris, und am 5. desselben Monats fand ich recht brauchbare Fruchtexemplare von Senebiera Coronopus! Auf den Niederungen und den gegen die Wag verlaufenden Kalkhügeln giebt es noch immer 63 keinen Schnee, auf den Kopanitzen und in Wäldern sind die Bäume ganz mit wunderschönen Eiskrystallen behangen, was unsere Landleute für die Anzeige einer reichen Obsternte halten. An Bergabhängen sieht man noch immer weidende Schafe. J. L.Holuby. Personalnotizen. — Josef Dorner, Professor am evang. Gymnasium in Pest, arbeitet schon seit Jahren an einer Monographie der ungarischen Carex-Arten. Er ist geneigt, solche zur Bestimmung oder zum Tausche zu übernehmen. — Dr. Ludwig Juränyi hat den von der ungarischen natur- wissenschafilichen Gesellschaft ausgesetzten Bugät’schen Preis mit 100 Gulden für seine Abhandlung über die Fruktifikation der Krypto- gamen erhalten. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der Akademie für Handel und Wissen- schaften in Verona am 28. December 1865 wurde von de Stefani eine Abhandlung des Herrn de Beranger vorgelegt über den neuen Pilz, welcher seit ein paar Jahren die Ricinuspflanzen in der Provinz Verona überzieht und vernichtet. Dieser Pilz ist ein Fusisporium, jenem ähnlich, der den Brand der Erdäpfel verursacht, und von B&- ranger F.Ricinibenannt. Beranger bespricht in dieser Abhandlung, welche in den Akademieschriften abgedruckt wird, die Art und Weise des Einflusses der Pflanzen-Parasiten und zwar 1. hygroskopisch, durch Aulsaugung der Feuchtigkeit der Luft und Uebertragung derselben auf die Pflanze, auf welcher sie leben; 2. mechanisch, durch Ein- dringung in die Respirations-Organe der Pflanze und dadurch erfolgende Hinderung der Funclionen; 3. dynamisch, durch Hervorbringung von organischen Deformitäten; 4. chemisch, in Folge verschiede- ner Säuren, die in den Pilzen enthalten sind. — Die Sporen des Fu- sisporium Ricini werden nach Beranger von den Winden verbrei- tet, durch den Regen gelangen sie am Fusse der Ricinus-Pflanze, in die Erde zu den Wurzeln, und entwickeln sich da u. s. w. u. S. w. — Die 12. Versammlung ungarischer Aerzte und Na- turforscher wird bekanntlich in diesem Jahre zu Rimaszombath abgehalten werden. Das Festgeschenk der Stadt für die Theilnehmer wird in einer topographisch-naturwissenschaftlichen Beschreibung des Gömörer Comitates bestehen, zu deren Redaction bereits eine 64 Commission zusammengeltreten ist und deren botanischen Theil Pro- fessor Fabry übernommen hat. | — In einer Sitzung der schles. Gesellschaft für vater- ländische Cultur zu Breslau, den 9. November 1865 sprach Prof. Dr. Körber über parasitische Flechten. Die parasitischen Flechten (auch Pseudolichenes genannt) sind früher wegen ihrer ausserordentlichen Kleinheit vollständig übersehen oder für Spermo- gonien vder kleine Kernpilze und dergleichen verkannt worden, bis de Notaris durch das Aufstellen seiner Gattung Abrothallus, sowie Tulasne durch Gründung mehrerer anderer Gattungen parasilischer Lichenen in seinem „Memoire s. les Lichens* auf ihr Dasein zuerst aufmerksam machten. Der Vortragende hat in der eben erschienenen letzten Lieferung seiner „Parerga Lichenologica* zuerst eine vollstän- dige Zusammenstellung und nähere Beschreibung aller bis jetztbekann- ten, sowie mehrerer von ihm als neu erkannten parasitischen Flechten gegeben und zeigte dieselbe während seines Vortrages in einer Mehrzahl von Repräsentanten der verschiedenen Gattungen vor. Zweierlei ist es, was an diesen Pflänzchen, soweit sie bis jetzt be- kannt sind, als sonderbar auffallen muss, nämlich 1. dass sie stets eines eigenen Thallus entbehren und daher nur als Früchte vorkom- men, und 2.dass sie sämmtlich (mit Ausnahme von Tromera, die auf Fichtenharz wächst, aber aus anderen Gründen hieher gezogen wer- den muss) nur auf anderen vollkommeneren Flechten (nicht aber z. B. auf Moosen, Farnen, Baumblättern) schmarotzen, um diese endlich mehr oder weniger zu vernichten. Sie erinnern durch diese ihre zer- störende Wirkung, wie auch durch ihren analogen Fruchtbau lebhaft an die niederen Pilze, allein der specielle Bau ihrer Schlauchschicht (resp. ihres Nucleus) lässt dem Kenner der Flechten dieselben nur als Flechten, nicht aber als Pilze erscheinen. Die bislang noch nicht vollständig gelöste Frage, durch welche anatomische und physiolo- gische Kriterien sich die niedern Flechten von den niedern Pilzen unterscheiden — eine Frage, die der Vortragende nur kurz berühren durfte, da er sie für einen eingehenden anderweiligen Vortrag sich aulsparte — wird einst, wie es scheint, vorzugsweise durch ein mo- nographisches Studium der parasitischen Flechten ihre Beantwortung finden. Vorläufig sei das botanische Publikum auf diese interessanten minuliösen Gewächse aufmerksam gemacht, deren Gatlungen- und . Arten-Anzahl sich in Bälde gewiss sehr vermehren dürfte. Hierauf referirte Hr. Wundarzt Knebel über die Verhandlungen der botani- schen Section der vom 18. bis 24. September d. J. zu Hannover tagenden 40. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte. Derselbe knüpfte daran eine Schilderung des berühmten Gartens zu Herrnhausen , dessen, Glashäuser, insbesondere die prachtvollen Gewächse des Palmenhauses, sowie das namentlich an nordamerika- nischen Gehölzen reiche Aboretum das lebhafteste Interesse des Bo- tanikers in Anspruch nahmen. Schliesslich gab der Vortragende einen detaillirten Bericht über die allgemeine deutsche Ausstelluug von Gemüsen, landwirthschaftlichen Producten, Obst, Pflanzen, Blu- 65 men und Gartengeräthschaften, welche vom 9. bis 17. Sept. d. J. zu Erfurt stattfand und durch ihre Grossartigkeit und Reichhaltigkeitden olänzendsten Eindruck machte. In der Sitzung vom 23. Nov. theilte Hr. Dr. Stenzel einige Beobachtungen über den Fruchtbau der Na- delhölzer, besonders der Abielineen, mit. Einige Beobachtungen an durchwachsenen Fichtenzapfen von einem gefällten Baume an der Sei- fenlehne zwischen Krummhübel und der Hampelbaude im Riesengebirge bestätigten die Auflassung von Al. Braun und Caspary, dass die Fruchtschuppe aus 2 verwachsenen Schuppenblättern einer sonst ver- kümmernden Knospe im Winkel der Deckschuppe entstanden sei. Dagegen schien es, dass bei der Fichte ausserdem ein drittes, mitlle- res Schuppenblatt an der Bildung der Fruchtschuppe Theil habe. Ausserdem stand abweichend von den von Caspary beobachlelen Lerchenzapfen, bei allen umgebildeten Schuppen die Knospe, zu der sie gehören, von ihnen nach aussen, so dass man annehmen muss, die Samenknospen seien auf dem Rücken derselben eingefügt, eine so unwahrscheinliche Annahme, dass wohl erst weitere Beobachtungen an der leider sehr seltenen Missbildung volle Gewissheit werden ge- benkönnen. Mittheilung von Nadelholzzapfen, welche an der Spitze in Zweige ausgewachsen sind oder wenigstens einige grüne Nadeln an der Stelle von Fruchtschuppen zeigen, würde daher dem Vortragen- den sehr erwünscht sein. Geheimer Medicinal-Rath Prof. Dr. Göp- pert erinnerte an die vor einigen Jahren begennene Porträt-Samm- lung von Botanikern, und lieferte einige Beiträge hiezu (unler andern vier aus der Bauhin’schen Familie), legte dann eine Autographa von Linne vor, Unterschriften von Pflanzen aus einem in der Gyınnasial- Sammlung zu Calmar in Schweden aufbewahrten Herbarium, welche eben so seltene als interessante Erinnerungen an den unsterblichen Gründer der heutigen Naturwissenschaften er der Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Fristedt in Upsala verdankt. In den botanischen Gärten des Auslandes, wie namentlich Hollands und Belgiens, triifi man häufig Büsten Linne&’s; der Vortragende dachte schon längst daran, auch dem hiesigen botanischen Garten eine solche Zierde zu- zuwenden und als ganz vortreflliches Piedestal den ihm vor einigen Jahren von Herrn Wandrey in Strehlen verehrten schönen Granit- monolilhen zu verwenden, wenn sich vielleicht Gönner für die Kosten der Anschaffung interessiren wollten. Der Vortragende schmeichelt sich, indem er diesen Wunsch ausspricht, dass er im Rückblick auf die vielen werthvollen, unserem Institute seit Jahren zu Theil gewor- denen Geschenke, auch diesmal nicht vergebens bitte und in den Stand geselzt werden dürfte, eine solche Huldigung so grossem, ja wahrhaft erhabenem Verdienste darbringen zu können. Derselbe legtenoch Bupleurum tenuissimum vor, welches Herr Cand. pharmac. Schack bei Naumburg am Bober neuerdings wieder aufgefunden hat. F. Cohn. — Dr. Anderson’s amtlicher Bericht über die durch den Cy- klon des 5. Oktober 1864 im botanischen Garten von Calcutta verursachlen Verheerungen ist, wegen der Masse von Einzelheiten, 5 66 die gesammelt werden mussten, eben erst erschienen. Der Sturm war im Garten heftiger als in Caleutta selbst, weil der Platz dem Mittel- punkt des Cyklons näher lag und der vollen Kraft desselben mehr aus- gesetzt war. Wenige Bäume fielen vor 11 Uhr Vormittags und keiner nach 4 Ubr 30 Minuten Nachmittags; innerhalb dieses kurzen Zeit- raums aber wurde ein Paradies in eine Wildniss verwandelt. Der grosse Baobab-Baum aus Alrika war entwurzelt und fiel mit einem solchen Krachen zu Boden, dass man die dadurch in der Erde verur- sachten Erschütterungen in einer Entfernung von einigen hundert Yards spürte. Drei riesenhafte Exemplare von Eisenholz, die ältesten im Garten und keines weniger als 150 Fuss hoch, wurden dem Boden gleich gemacht. Viele der malerischesten Theile des Gartens, nament- lich die schönen Baumgruppirungen bestehen nicht mehr. Von der ganzen prächtigen Tekabaum-Allee sind bloss noch zwei verstüm- melte Bäume übrig. Von dem herrlichen Hain von Mahagoni-Bäumen, die theilweise im Jahre 1796 gepflanzt wurden, sind einunddreissig Stück niedergeweht worden. Die Eisenholz-Allee, von Dr. Wallach gepflanzt, hat schwer gelitten. Die den Flussdamm durchbrechenden und die Gründe überfluthenden Gewässer halfen die Verwüstung ver- vollständigen. Mehr als tausend Bäume und unzählige Gesträuche sind zu Boden gerissen. Bäume, die nicht gefallen waren, wurden mehr oder weniger ihrer Aeste beraubt. Keine Spur von Laub, Blüthe oder Frucht blieb zurück; der Grasplatz, die Wege und Teiche wur- den von Bäumen und gefallenen Aesten versperrt und Hunderte von Karrenladungen Stroh waren vom Wasser in die Gartengründe ge- schwemmt worden. Mehr als siebzig Jahre werden erforderlich sein, um dem Garten denGlanz wiederzugeben, in welchem er in der Nacht vor dem Cyklon prangte. Das Eigenthümlichste an diese Zerstörung ist, dass die Endogenen den mindesten Schaden litten. Diess brachte eine auffallende Wirkung auf die Scenerie hervor. Da alle Exogenen darniederlagen, so schien das Land um Calcutta mit nur vier Arten von Bäumen bedeckt zu sein, dem Bambu, der Cocosnuss, der wilden Dattel und der Palmyra. (Athenäum.) Die von Agassiz geleitete wissenschaftliche Expedition zur Erforschung Südamerika’s hat sich in vier Abtheilungen gespal- ten, deren erste von dem grossen Naturforscher selbst geführt, das Stromgebiet des Amazonen-Flusses bereist. Eine andere Division hat die Küste von Bahia bis Rio de Janeiro und nach Westen bis zum - San Francisco, die dritte, mit der gleichen Südgrenze, dem Wende- kreis des Steinbockes, das westich von San Francisco gelegene Bin- nenland zu untersuchen; dass Feld der vierten Division endlich ist das Gebiet, welches von dem Wendekreise des Steinbockes, dem Pa- rana und der Meeresküste eingeschlossen wird. ——u 9 — 67 Literarisches. — In der Berliner Zeitschrift für allgemeine Erdkunde (1865, XIX. Bd. Seite 278) gibt Dr. Ascherson eine Skizze des in letztem Sommer ausgelrockneten Neusiedler-Sees, in welcher auch auf die Flora dieser Lokalität Rücksicht genommen wird. — „Erster Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden Comites für die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen.“ Prag 1865. Com. Verlag von Fr. Rziwnatz. Oct. 74 Seiten. — Nebst den Berichten über die Arbeiten der einzelnen Sektionen im Verlaufe des Jahres 1864 bietet die Brochüre zugleich eine Darstel- lung derGenesis des zu oben bemerktem Zwecke zusammengetretenen Comites und mehrere Beilagen, die sich auf die Entwicklung und Durchführung dieses Zweckes beziehen. Die Sektionen zerfallen in eine solche für Orographie und Hypsometrie, eine zweite für Geologie, eine weitere für Botanik, eine vierte für Zoologie, endlich eine fünfte für Meteorologie. Dr. Lad. Celakovsky, als Vorstand der botani- schen Sektion, bereiste das nördliche Böhmen und beobachtete die Unterschiede in der Zusammensetzung der Vegetation. Dr. Em. Pur- kyne, Mitglied derselben Sektion bereiste ebenfalls das nördliche Böhmen und sammelte nebst Pflanzen auch noch 70 Bodenarten zu weiterer Untersuchung. Nach den Berichten Beider verdankt die Flora dieses Gebietes ihren Charakter weniger der Gesteinsart, als klimatischen Verhältnissen und insbesondere der vorherrschenden Nässe auf angeschwemmten Boden, welche mehr durch einen dich- ten Untergrund, als von Niederschlägen bedingt wird. — Von Dr. Körber’s „Parerga lichenologica* ist die 5. Lie- ferung erschienen. — Von E. F. Nyman ist erschienen: „Supplementum sylloges Florae Europaeae.* — Das Bulletin der Naturforscher-Gesellschaft zu Moskau, Bnd, 3., J. 1865 enthält unter andern: „Morphologische, anatomische und physiologische Fragmente.“ Von Paul Reinsch. — „Verzeich- niss der im Gouv. Tambow wildwachsenden Pflanzen.“ Von A. Pet- tunnikoff. — „Ueber eine sehr verbreitete und bisher verkannte Erdbeerart, Fragaria neglecta.* Von E. v. Lindemann. (Wurde bisher mit F. collina verwechselt.) — „Beiträge zur physikalischen Geographie der Pressburger Gespanschaft.“ Von Dr. G. A. Kornhuber. Mit einer geolog. Karte. Diese aus dem Gedenkbuche der XI. Versammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher zu Pressburg 1865 besonders abgedruckte Abhandlung widmetauch einen Abschnitt den Vegetations-Verhältnissen Pressburgs, indem sie eine Uebersicht der bisherigen Literatur über die Flora dieses Gebietes und in gedrängter Kürze eine Darstellung der Physiognomie letzterer bietet. Nach Dr. K. besitzt die Flora Pressburgs, soweit sie bisnun bekannt ist an Arten 647 Pilze, 118 Flechten, 35 Algen, 24 Leber- und 174 Laubmoose; :19 Farne, 6 1) * 68 Equiseten, 5 Lycopodien und 1400 Phanerogamen. Von diesen sind die Compositen und Papilionaceen am artenreichsten. so a—— Sammlungen. — Dr. W. G. Schneider in Breslau gibt ein Herbarium schle- sischer Pilze in zwanglosen Heften heraus. Jedes Heft soll 50 Num- mern enthalten und die Ausstattung eine anständige sein. — Von Kerner’s Herbarium österreichischer Weiden ist die fünfte Dekade erschienen. Dieselbe enthält: 41. Salix hastata L. S. Tirol. Kirchdachspitze. 5800°. Schiefer. — 42. S. hastata L. @. Vom gleichen Standorte, — 43. S. viminalis L. I. Rossatz in Niederöster- reich. 600‘. Alluvium. — 44. $. elaeagnifolia (superviminalis X purpurea) Tausch. J. Krems in Niederösterreich. 600% Alluv. — 45. S. rubra (purpurea X viminalis) Huds. JS Wienthal in Nieder- österreich. 650° Alluv. —46. S. purpurea L. 9 Innsbruck. 1800‘, Alluv. — 47. S. macrophylla (grandifolia X Caprea) A. Kern. d. Berg Isel bei Innsbruck. 1900 Schiefer. (In „Wichura. Die Bestartbe- fruchtung im Pflanzenreiche erläutert an den Bastarten der Weiden. 1865* wird S. 59 eine Salix Caprea X grandifolia W immer aufge- führt. Wimmer hat aber keine solche beschrieben. Die erste Er- wähnung und Beschreibung dieser Weide findet sich in A. Kerner „Niederösterreichische Weiden.“ Seite 125.) — 48. S. CapreaL. 3. Zwischen Innsbruck und Zirl. 2000’. Kalk. — 49. S. Seringiana (in- cana X Caprea) Gaud. ©. Schönberg in Nordtirol. 3000‘. Tert. Schotter. — 50. 8. hircina (incana X cinerea) J. Kern. ©. Wien. 700°. Tert. Schotter. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Schlosser in Agram, mit Pflanzen aus Croatien und Savoyen. — Von Herrn Oberleitner in Windisch- garsten, mit. Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Wetschky in Neu- wied, mit Pflanzen aus Preussen. Correspondenz der Redaktion. Herrn V.d.L.: „Bitte zu senden.“ — Herrn W. in G.: „Der z.-b-G. 4 fl. gezahlt.“ — Herrn H. in E.: „Senden Sie nach Belieben,* Herrn K. in Z.: „Teilweise in dem Jahre 1863. a au WEEEEEEEEEEESEEEEVEEESEEEESEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von ©. Veberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Zzemplare, botanische Zeitschrift - - die frei durch diePost be- ee Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe Gärfner, (Jekonomen, Forsimänner, Aerzle, isgen, Keumang. x. 2 mit5fl. 25 kr. Dest. W. zu pränumerfiren. (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mir 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate a Wen ze die ganze Petitzeile N>- 3 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = . Buchhandlungen. yYV nn .. XVI. Jahrgang. WIEN, März 1866. INHALT: Ueber Polupodium marginellum. Von Kuhn. — Gute und schlechte Arten. Von Dr. Kerner. — Das Vorgebirge des hohen Gölls. Von Pichlmayr. — Aus dem Honther-Comitat. Von Keller. — Erzeugung von Bastarten. Von Böckel. — Correspondenz. Von Dr. Maly, Kerner. — Anfrage von Knapp. — Jahresbericht des botanischen Tauschvereins. — Personalnolizen. — Vereine Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. Ueber Polypodium marginellum Sw. Von M. Kuhn. Herr Dr. Bolle stellte in seinem Aufsatze über die Standorte, der Farn auf den Comarischen Inseln (Zeitschr. für allgem. Erdk. Bd. XIV. p. 324) eine neue Grammitis sp. die er als Grammiitis quaerenda Bolle bezeichnete, auf. Leopold von Buch sammelte während seines Aufenthaltes auf den Comaren jene von Bolle beschriebene Pflanze in der Region der Wälder und bezeichnete sie als Grammitis graminoides. Link da- gegen, welcher die Buch’schen Pflanzen bestimmte, erklärte jenen Farn für Grammitis linearis. Herr Dr. Bolle, welcher neuerdings diese Inselgruppe in botanischer Hinsicht auf’s genaueste durch- forschte, hielt bei der scheinbaren Sterilität der Wedel, die Pflanze für eine neue Species. Bei einer neuerlichen Durchsicht des Bu cch’schen Herbars fiel mir auch jene Grammitis in die Hande, dessen charakleristischer, tief schwarzer Rand mich augenblicklich an Polypodium marginellum S w. erinnerle. Meines Wissens besitzt nur noch Polypodium australe Mett. einen ebenso ausgezeichneten Rand, allein beide unterscheiden sich leicht durch die Nervatur, denn während bei letzteren die „nervi Oesterr. botan,. Zeitschrift. 3. Heft. 1866. 6 70 secundarii furcali* sind, besitzt ersteres „nervi secundarii costaefor- mes.“ Ein fernerer Unterschied liegt in der geographischen Verbrei- tung. Was nun jene beiden obengenannten Grammitis betriflt, so ist Grammitis graminoides jetzt Monogramme furcata Desv.; also aus- ser den Wedeln, welche meist gabelig sind, schon durch die Sori, welche den obersten Theil der ungetheilten Costa einnehmen, ver- schieden. Grammitis linearis Sw. schon früher von demselben Autor in der Flora Ind. Oce. 1629 als Polypodium gramineum beschrieben, weicht durch die rauhen Stipites von urserer Pflanze bedeutend ab. Eine genaue Untersuchung der Buch’schen Pflanze zeigte mir nun, dass dieselbe nichts anderes sei als Polypodium marginellum Sw.; denn ist die Nervatur dieselbe, wie auch die sehr junge Sori keinen Zweifel an der Identität mif der Swartz’schen Species lassen. Ganz gleiche Exemplare sah ich übrigens von St. Helena, wo sie 1825 d’Urville sammelte undan Kunthmittheilte. Hierbei will ich noch einen Fehler berichtigen, der sich in die Monographie des Genus Po-- lipodium von Mettenius eingeschlichen hat. Mettenius hatte jene d’ Urville’schen Exemplare zur Ansicht und hat wahrschein- licher Weise den Standort bei Polypodium gramineum Sw. statt bei P. marginellum Sw. in seinen Notizen eingetragen; was schon bei Ho oker (Spee. Fil. Vol. IV. p. 105) an der Richtigkeit dieses Stand- ortes zu zweifeln Veranlassung gab. Höchst interessant ist jedenfalls das Vorkommen dieses Farnes auf den Comaren, dessen Verbreitungsbezirk sich bis jetzt nur auf die Antillen, Venezuela, Guyana und St. Helena erstreckte; somit aber wiederum ein Verbindungsglied mehr wird in jener Kette, wel- che die Ostküste von Südamerika und die oceanisch-atlantischen Inseln mit einander verbindet. Dass dieser Farn neuerdings nicht wieder gefunden ist, erklärt sich einmahl aus der geringen Grösse der Wedel, dann aber auch aus seinem Vorkommen am Fusse alter Baumstämme, wo er sicherlich zwischen Moosen versteckt wuchert. Bei der Betrachtung der mir im Köngl. Berliner Herbarium vorliegenden Exemplare von Polypodium marginellım Sw. kann ich nicht umhin, zwei Formen von einander zu sondern. Polypodium marginellum Sw. Sw. Fl. Ind. Oce. 1631. Mecosorus (Chilopteris) marginellus Kt. var. @. minor. Linnaea 20.405. Grammitis graminoides L. von Buch in sched. Grammitis linearis Lk. in sched. Gr. limbata Fee. Gr. quaerenda Bolle. Folia 2—5' longa, 3° lata, ligulata, apice abrupte acuminata, soriusque ad apicem laminam occupantes. lcones. Schkuhr. Krypt. Gew. p. 8.1.7. Merida (MorizNr. 311. In truneis velustis, locis alpinis). St. Helena (d’Ur ville), Ins. Canar, (L.v. Buch). Var. Liseana mihi. Mecosorus (Chilopteris) marginellus Kt. ß. major Linn, 20.405. Polypodium subalitum Kt. in sched. ru Folia lanceolato-linearia, utrinqgue valde attenuata, 8— 12" longa, 6—8'' lata, sori quartam partem laminae occupantes, apice semper sine soris , valde producta. Guyana angl. (Schomburgk Nr. 1210. 1211.) Portorico (Schwanecke). Swartz hat sicherlich nur jene kleinen Exemplare bei der Aufstellung der Diagnose dieser Species vor sich gehabt, was ganz deutlich aus dem bei ihm angegebenen Grössenverhältnissen her- vorgeht. Berlin, den 16. Jänner 1866. nmas92 3 — Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. IX! Während Herr Simplicius umgehen von seinen Autoren noch strenges Gericht über die Pflanzen hält, welche er an den Quellen des Alt gesammelt hat, während er nachspürt, welche der beobachteten Arten mit langsameren bedächtigeren und welchefmit schnelleren fast sprungförmigen Schritten, welche mit kaum bemerkbaren Sprüngchen und welche mit rascherem Sprunge in andere ihm schon länger be- kannte westliche Formen übergehen und überhüpfen und während er sich in dieser Weise abmüht zu ermilteln, welche der gefundenen Arten er als gut und als schlecht, und welche er gar nicht anzusehen habe, wollen wir hier die Frage erörtern, ob ein derarliges Vorgehen der Aufgabe eines Naturforschers entspricht und ob ein derartiges Verfahren wirklich fördernd auf die Naturwissenschaft einzuwirken im Stande ist. Wir beantworten diese Frage mit einem entschiedenen Nein. Das Ziel, welches wir anzustreben haben, ist zunächst gewiss eine möglichst genaue Erforschung aller selbst der kleinsten wirklich vorhandenen Verschiedenheiten. Aber diese Verschiedenheiten sollen dann nachträglich nicht willkürlich gedreht und gewendet werden und man hüte sich denselben durch Vorurtheile ver- blendet eine geringere Bedeutung beizulegen, als ihnen in der That zukommt. Nur dann, wenn wir alle in unbefangener Weise zur Erfahrung gebrachten Verschiedenheiten gewissenhaft feststellen und sie in möglichst objectiver Weise durch klare Beschreibung zum wissenschaftllichen Gemeingut machen, vermag die Wissen- schaft sich auch erfolgreich weiter zu entwickeln und nur auf diesem Wege werden wir systematische Arbeiten erhalten, welche brauchbare Grundsteine zum Aufbau zahlreicher anderer Disciplinen abgeben und es ermöglichen, eine ganze Reihe Fragen von höchstem Interesse und grösster Tragweite zu lösen. 6 * 72 Die Besonderheiten eines Florenzgebietes, die Eigenthümlich- keiten der Vegelalion, welche sich über diesem oder jenem geognosti- schen Substrate herausgebildet haben, werden in grossen Zügen nur dann dargestellt werden können, wenn wir im Einzelnen möglichst scharf alle Verschiedenheiten beachtet und fixirt haben. Erst dann, wenn wir in allen Florengebieten in gleicher Weise sichten und son- dern, was sich als wirklich verschieden herausstellt, und nicht die Eigenthümlichkeiten einer Flora gering schätzen, ignoriren und todt- schweigen, wird eine erfolgreiche Vergleichung benachbarter Ge- biete möglich sein, erst dann wird es auch möglich sein, statistische Arbeiten in Angriff zu nehmen, und es werden dann unsere statisti- schen Zusammenstellungen und Vergleiche, welche bisher der grossen Mehrzahl nach weit entfernt waren, ein richtiges Bild des wirklichen Sachverhaltes zu geben, vielmehr geradezu als Fälschungen der Natur bezeichnet werden müssen, endlich auch jene Bedeutung gewinnen, welche ihnen in der That gebührt und welche sie in anderen Discipli- nen bereits in der erfolgreichsten Weise erlangt haben, Nur dann, wenn wir auf dem angegebenen Wege in verschie- denen Florenbezirken gewissenhaft und vorurtheilsfrei vorgehen, wenn wir nicht in gesuchter Weise nur die äussersien Grenzglieder der Formenreihen hervorheben und diese als „gute Arten‘ hinstellen, wenn wir nicht bei dem Anblicke der Zwischenglieder die Augen zu- drücken oder diese Mittelglieder bald der einen bald der andern ein- mal zum Range der „.guten Art“ promovirten Form zuschlagen, wenn wir es nicht als unsere Aufgabe ansehen, Eigenthümlichkeiten und Besonderheiten wegwerfend zu behandeln und so den wahren Sach- verhalt zu falschen, nur dann werden wir endlich auch zur Lösung einer Frage von höchster Bedeutung, nämlich der Frage nach dem Einflusse, welchen äussere Verhältnisse auf die Gestallungsv orgänge in den Organismen nehmen, beizutragen im Stande sein. Aus der Vergleichung aller Mittelglieder, durch welche die Pllanzen des We- stens und Ostens, des Nordens und Südens mit einander verkettet sind und durch eine Vergleichung dieser Mittelstufen mit den Ueber- gängen klimatischer Verhältnisse, werden wir auch auf die Beziehun- gen des Klimas zu den Formverhältnissen der Pflanzen einen wohl- berechtigten Rückschluss machen können; wir werden ermitteln können, in welcher Weise die Pflanze den Aenderungen der klimati- schen Verhältnisse sich anbequemt und anschmiegt und in wie weit daher ihre Erscheinung der Ausdruck lokaler klimatischer Verhält- nisse ist. Schon jelzt stellt sich in unserem Florengebiete heraus, dass in der Richtung von West nach Ost, nach welcher hin die klima- tischen Ue bergänge nur in sehr allmäliger Weise und in kaum merk- baren Stufen erfolgen, auch die Pflanzen vie | allmäliger in ihren Merk- malen geändert werden, als in der Eye von Nord nach Süd, nach welcher hin die klimatischen Gegensätze viel schroflfer sich gegen- überstehen, weil hier die gewaltige Mauer der Alpen sich als ent- schiedene Welterscheide emporböscht. 73 Weiterhin wird es dann aber auch möglich sein, in wissen - schaftlicher Weise den eigenthümlichen Charakter und den phy- siognomischen Eindruck der Vegelationsdecke ganzer Florengebiete zu deuten, die Beziehungen desselben zu Boden und Klima zu ermit- teln und den Antheil festzustellen, welchen diese äusseren Verhält- nisse an dem Totaleindrucke der Pflanzendecke in einem bestimmten Gebiete nehmen. Endlich aber werden wir nur auf dem angedeuteten Wege auch die Frage lösen können, ob die schon jetzt für mehrere Pflanzen- gruppen nachgewiesene interessante Thatsache, dass nämlich ein und derselbe Stamm sich im Gentrum seines Verbreitungsbezirkes am reichsten und mannigfaltigsten in zahlreiche oft nur wenig verschie- dene Arten gliedert, während die Zahl der Glieder gegen den Rand des Verbreitungsbezirkes immer mehr und mehr abnimmt und schliess- lich an den äussersten Grenzmarken nur mehr das verbreitetste Glied der Kette als einziger Repräsentant des Stammes erscheint, als eine allgemeine Erscheinung im Pflanzenreiche anzusehen ist. Man wird vielleicht einwenden, dass man all’ das auch ermitteln und feststellen könnte, wenn man die nachträglich neben den ‚guten alten Species“ aufgefundenen „schlechten neuen Arten“ rechts oder links an die alten als Varietäten anhängen würde, dass man sich auf solche Weise immerhin vor einer Fälschung der Natur bewahren könne und dass durch dieses Vorgehen der Erweiterung unserer Kenntnisse kein Hemmschuh angelegt werden würde. Zuletzt käme es ja auf die Form des Namens auch nicht an, und man könnte den erpichten Varietätenkrämmern, welche sich nun einmal:von den Alfa und Beta nicht trennen können, die unschuldige Freude lassen, statt Veronica orchidea, das längere und unbequemere Veronica spicata ß. orchidea zu schreiben, wenn sie uns nur diese Veronica überhaupt richtig bestimmen und die Verhältnisse ihres Vorkommens immer ge- wissenhaft angeben, Abgesehen aber davon, dass die „guten alten Species“ ihr Re- nommee in der Regel nur dem Umstande verdanken, dass die Ausfer- tigung des Artprivilegiums weit in die Vorzeit hinaufreicht, abgesehen davon, dass sie sich von den durch gewissenhafte Forscher aufge- stellten „schlechten neuen Arten“ nur dadurch unterscheiden, dass sie bereils unseren Grossvälern und Urgrossvälern bekannt waren, und abgesehen davon, dass durch dieses Zusammenwürfeln und Unterordnen der leidige Streit über „gute und schlechte Arten,‘ in welchem schon so viel Tinte geflossen ist, immer wieder neue Nahrung erhält, ist dieses Vorgehen vorzüglich aus dem Grunde als unstatthaft zu verwerfen, weil dadurch dem Schlendrian in der unverantwortlichsten Weise Thür und Thor geöffnet wird, und wir in ein Meer von zweifelhaften Angaben hineingerathen, aus wel- Vergl. $lonogr. d. G. Astrintia v. D. Stur in d. Sitzungsb. d. k, Akad. d. Wiss. in Wien XL. 469, und über d. Gruppe Tuboeytisus DC. v. A Kerner in d. Verh. d. z. b. Ges. in Wien, XII. 327. 74 chem die Planzengeographie sich schliesslich nieht mehr wird er- retten können. Man blättere nur nach und lese in den zahlreichen Pflanzenaufzählungen,, Exkursions- und Reiseberichten , pflanzen- geographischen Skizzen und Beiträgen, aus welchen der Florist und Pflanzengeograph schöpfen muss. In der bei weitem grösseren Mehrzahl der Fälle erhalten wir in diesen Publikationen Namen, von welchen man nicht weiss, auf welche Pflanzenart man sie beziehen soll). Wir finden da z. B. Poa sudetica Hänke, Luzula spadicea All, und Carex fulva Good. aufgezählt. Da aber der Verfasser des beireffenden Aufsatzes nichts weiter als den Namen angibt und er möglicherweise bei der Bestimmung seiner Pflanzen irgend einem zusammenziehenden Autor gefolgt ist, so kann es leicht sein, dass er nicht Poa sudetica Hänke, Luzula spadicea All. und Carex fılva Good.,. sondern Poa hybrida Gaud., Luzula glabrata Hoppe und Carex Hornschuchiana Hoppe gefunden hat, welche sein Autor bei den drei früher genannten Arten unterge- bracht hat. Wohl jedem, der sich mit pflanzengeographischen Ar- beiten beschäftiget hat, werden derartige Fälle gewiss öfter als ihm angenehm war, untergekommen sein. Neilreich zum Bei- spiel musste bei der Zusammenstellung seiner jüngst erschienenen „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Ge- fässpflanzen“ in dieser Richtung die unliebsamsten Erfahrungen machen und daher in seinem Werke bei zahlreichen Pflanzen an- merken, dass die ‚‚echte Pflanze“ dieses Namens unmöglich an diesem oder jenem angegebenen Standpunkte vorkommen könne, und dass der Botaniker, welcher die Angabe gemacht halte, wahr- scheinlich nur diese oder jene von irgend einem zusammenziehen- den Autor einmal zur Varietät degradirten Art gemeint haben könne. Dass auch alle anderen Disciplinen, für welche die richtig fest- gestellte Art die erste Grundlage ist, durch das Kumuliren der Species Schaden leiden, ist wohl selbstverständlich, und ich will hier beispielsweise nur einen Fall erwähnen. In den „Ergebnissen mehrjähriger Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen in der Flora und Fauna Wien’s“ von K. Fritsch, Wien 1865, finden wir unter andern die am österr. Schneeberg beobachtete Blüthenphase des Juncus trifidus aufgeführt. Nun kommt aber Juncus trifidus am österr. Schneeberg gar nicht vor und Fritsch, welcher, wie er selbst in der Einleitung sagt, alle Determinirungen nach Neilreich’s Flora von Niederösterreich vorgenommen hat und 1) Wie zweckmässig und nothwendig gerade bei derartigen pflanzen- geographischen Schilderungen eine strenge Sonderung und Specificirung aller unterscheidbaren Formen ist, deutet uns auch Neilreich in seiner pflanzen- geographischen Schilderung des Marchfeldes (Verh. d. z. b. Vereins in Wien II, 395) an, in welcher er eine ganze Reihe von Pflanzen, welche in seinen an- deren Werken als Varietäten behandelt. werden, wie z. B. Festuca amethystina, Polyenemum verrucosum, Dianthus serotinus, Orchis incarnata, Tarazwacum leptocephalum, Veronica anagalloides als Arten aufführt. ver diesem Werke auch in der Nomenklatur gefolgt ist, meint mil Juneus trifidus nicht die Linne’sche Pllanze, sondern den Juncus trifidus Neilreich. das ist eine aus Juncus trifdus L. (der wie gesagt am österr. Schneeberg gar nicht vorkommt) und Juncus monanthus Jacq. (einer am österr. Schneeberg häufigen Pflanze) zusammenselzle Kumulativspezies. Fritsch’s Angabe bezieht sich also eigentlich auf Juncus monanthos Jacq. — Für jeden, der mit der Verbreitung der Pflanzen in den niederösterr. Alpen zufällig nicht vertraut ist, würde es aber natürlich am nächsten liegen, die phänologische An- gabe auf die Linn&@’sche Pflanze zu beziehen. Hiedurch würde aber in die Phänologie ein entschiedener Fehler eingeschmuggelt, indem nach meinen fünljährigen phänologıschen Aufschreibungen in der Alpenpflanzenanlage des Innsbrucker botanischen Garlens Juncus monanthos Jacq. konstant um 8 Tage später aufblüht, als der am gleichen Standorte gepflanzte Juncus trifidus L. Trotz allen hier angedeuteten Missständen und Nachtheilen wird sich, wie ich recht gut weiss, die von mir hier vertretene Auffassung der Arten, welche allein allen diesen Uebeln zu steuern im Stande wäre, nur sehr allmälig Bahn brechen. Die einen können sich nicht entschliessen liebgewordenen Ideen, die mit ihnen grau geworden sind, den Abschied zu geben, wenn sie auch die Unhaltbarkeit ihrer künstlichen Gebäude recht gut einsehen; die anderen haben viel- leicht nicht den Muth gegen die hie und da noch ziemlich hoch gehende Strömung zu schwimmen, die dritten sehen endlich über den Kirchturm ihres Dorfes nicht hinaus und glauben, die Pflan- zen liessen sich allüberall so säuberlich sondern, wie auf dem Stücklein Erde, auf welchem sie gerade botanisirt haben. — Die Wissenschaft geht aber ihren Entwicklungsgang im grossen Ganzen geradeso, wie die Erkenntniss bei jedem einzelnen Naturforscher. Fast jeder Botaniker muss seinen Entwicklungsgang durchmachen und gelangt endlich mehr oder weniger nahe zu demselben Ziele, Die Ungleichheit besteht nur darin, dass der eine langsamer, der an- dere aber rascher bei dem Ziele ankommt. Anfänglich müht sich jeder ab, die Formen in hergebrachter Weise zu gliedern und die guten Arten herauszulesen. Mit der Erweiterung des Gesichtskreises und mit der Vermehrung der Anschauungen aber schwindet auch immer mehr der Boden unter den’ Füssen, die bisher für unverrück- bar gehaltenen Grenzen der gut geglaubten Arten stellen sich als eine der Natur angelegte Zwangsjacke heraus, die Ueberzeugung, dass die Grenzen, welche wir ziehen, eben nur künstliche sind, ge- winnt immer mehr und mehr die Oberhand, und wer nicht gerade zu den harlgesottenen Eigensinnigen gehört und wer die Wahrheit höher stellt, als das starre Festhalten an seinen früheren Ansichten, geht schliesslich bewusst oder unbewusst in das Lager derjenigen über, in welchem auch ich mir ein bescheidenes Plätzchen aufgesucht habe. Fries musste sich bittere Klagen sagen lassen, dass er allmälig zu den Speciesmachern übergegangen sei, Koch musste den Vorwurf hören, dass er in seinen späteren Arbeiten nicht mehr ,,so strenge“ 76 war, wie in seinen Erstlingswerken und dass er zuletzt eine Menge Pflanzen als Arten aufführte, welche vor dem strengen Richterstuhl derjenigen, welche an die absolute Species glauben, "nicht haltbar“ waren, und Neilreich hat in seiner Flora von Niederösterreich be- reits zahlreiche Pflanzen als Arten aufgeführt, welche er in seinen früheren Werken anderen Arten als Varietäten angehängt hatte. Wir aber schliessen mit der Ueberzeugung, dass jede Art, welche sich unterscheiden, beschreiben und wieder erkennen lässt, eine recht gute Art sei und erinnern an den Ausspruch eines unserer geistreichsten Männer und vielgelesenen Schriftsteller, der da sagt, „Aber diese Formen lassen sich auch wirklich deutlich genug und zu grosser praktischer Förderniss von einander unterscheiden, und da das Unterscheiden von jeher der Welt weniger Schaden gebracht hat als das Zusammenwerfen, so wollen wir jener Schule lieber danken‘ und ihr ein treuer Schüler werden. ag Das südwestliche Vorgebirg des hohen Gölls beı Hallein und seine Flora. Von Fr. E. Pichlmayr, Mag. Ph. In dem von seltener Naturschönheit bereicherten Thale des an- grenzenden Berchtesgaden, welches von einem Gürtel hoher maleri- scher Gebirge umgeben ist, deren Gipfel selbst im fortgeschrittenen Sommer Lager von Eis und Schnee bedecken, und mit erhabener Ma- jestät gegen den blauen Himmelsdom emporragen, erblickt man gegen die östliche Seite eine hohe eisiggraue Felsenwand, die mit einigen kleinen grünen Matten bedeckt ist und hierortis als Breitwand benannt wird. Beitritt ein Naturfreund das südwestliche Vorgebirg in Verbin- dung mit dem Nieder- und Hochbrette, so stellen sich ihm zwei ver- schiedene Wegsrichtungen entgegen, die erstere über die Krautkaser, die zweite durch den Mairbachgraben zu den Schafangern. Die Flora ist auf jeder dieser Richtungen eine verschiedene. Ich bezeichne daher alle von mir beobachteten Pflanzenarten und zwar auf einer Exkursion von Berchtesgaden aus zu den Krautkasern und über dessen links gelegene Matte zum Nieder- und Hochbreite, dann über die Schafanger und dem Mairbachgraben zu den Mitter- kasern zurück. In der Waldstelle vor dem sogenannten Vorderbrandthale: Cystopteris montana Lam., Aspidium Filix femina Bh., Asple- nium viride Huds, , Polystychum Filix mas Rth., Polystichum Oreop- teris DC., Aspidium aculeatum Döll., Polypodium Phegopteris L., Blechnum Spicanth. Rth. ‘7 In dem ersten nach dem Thalgrunde erscheinenden Wäldchen: Vicia sylvatica L., Orobanche Salviae Schlz. Bis zu den Kraul- kasern: Soldanella alpina L., Orchis ustulata, nigra L., Gymna- denia albida R., Gymnadenia conopsea R.B., Platanthera bifolia R., Plat. Chlorantha Cust.,. Habenaria viridis R., Veratrum album L., Willemetia apargioides Cass., Sedum atratum L. Links im Graben- walde: Aconitum variegatum L., Acon. Camarum Jacgq., Cacalia albifrons, alpina L. Links von den Alpenhütten liegt um jene steile Alpenmatte, über welche der Steig zum sogenannten Jagerwiesl führt, eine freie Stelle mit prachtvoller Fernsicht. Von hier geht ein sehr beschwer- licher Steig durch das Pfilugthal zur Hochspilze des Gölls, rechts über eine nicht steile Felsenkuppe der zweite Pfad zum Nieder-und Hoch- breite. Auf vorgenannter Alpenmatte, bis zum Jagerwiesl findet der Naturfreund folgende Pflanzenarten: Crepis blattarioides Vill., Hieracium villosum Jacg., Hier. glabratum Hopp., Achilles Clavenae L., Crepis alpestris T., Crep. aurea T., Ranunculus aconitifolius L., R. alpestris, Pedicularis in- carnata J., Jacquini K., verticillataL., Betonica AlopecurusL., Allium sibirieum W illd., Veronica aphyllal., V. saxatilis Jac q., Androsace Chamaejasme Host., Salic arbuscula L., Valeriana montana L., Orchis globosa L., Bartsia alpina L., Heracleum austriacum L., H. asperum M. B., Arabis eiliata R.B., pumila Jacgq., Sazifraga caesia L., stellaris L., aizoides L., Meum Mutellina G.. Hutchinsia alpina R.B., Potentilla aurea L., Euphrasia minima Schl. Im vorbenannten Pflugthal, wenn der Wanderer dorthin einen Abstecher macht, kommt Thlaspi rotundifolium G., Saxifragı steno- petala @aud. nebst Cerastium rotundifolium in Rasen vor. Betritt der Naturforscher Anfangs Juli das Brett, so ist besonders der An- blick der blühenden Petrocallis pyrenaicaR.B. unbeschreiblich schön, Uebrigens kommen vor Cerastium latifolium L., Gentiana nivalis L., Alsine aretioides Koch., Cherleria sedoides L., Alsine Gerardi K., Primula minima L, Sazifraga oppositifolia L., Salix herbacea L., Salixz retusa var. serpyllifola Scop., Gaya simplex Gaud. jedoch selten. Athamanta ceretensisL., Tofjeldia capitata Hoppe, Soyeria hyoseridifolia Koch (im August), Helianthemum alpestre Rb., Phy- teuma paueiflorum selbst von Prof. Sendtner angegeben, konnte ich nicht finden. Auf der höchsten Stelle des Brettes bei der Steinpyramide eine Alpenform von Gentiana verna, welche ganz zu brachyphylla Vill. stimmt, Von Hoch- zum Niederbrette gestiegen, erblickt der Wanderer eine zweite kleinere Steinpyramide, das sogenannte Jägerkreuz bei einer Felsenklippe, durch welche der Steig auf die Schafanger führt. Der Botaniker kommt von dieser und den angrenzenden Stellen nicht so schnell fort, es umgeben ihn neue Pflänzchen. In dem nackten Gestein: Aretia helvetica L., Draba tomentosa 78 Wib., Saxrifraga stenopetalaG., muscoides, Soyeria hyoseridifolia K., Aster alpinus L., Oxytropis montana DC. Sehr zahlreich Leontopo- dium alpinum Cas., Erigeron alpinus L., Hedysarum obscurum L., Primula Auricula L., nebst vielen vorbenannten Arten, Hat nun der Tourist diese in jeder Beziehung naturschöne Stelle verlassen, sich vielleicht schwer getrennt von dem Punkte, wo man alle die Riesenhäupter von Pinzgau, Pongau und Berchtesgaden mit seinem blauen Königssee überblickt, daun gelangt er auf das Vor- gebirg mit seinen Alpen und findet auf den zuerst mehr magern Stellen: Chamaerepes alpina Spr., Alchemilla alpina L., A. fissa Schr., pubescens M.B., Saxifraga caesia L. An den feuchten Stellen Sazxifraga androsacea L., stellaris L. | Nahe dem hier beginnenden Mairbachgraben links in einer tiefer gelegenen Mulde zahlreich Ranunculus hybridus Bir., Senecio Do- ronieum L., Soldanella pusilla B. Im Mairbache Campanula alpina, barbata L., Senecio abrotanifolius L., Linaria alpina M., Silene qua- drifida S., acaulis L., Anemone narcissiflora S., Cineraria longi- folia Lm., Epilobium trigonum Schr., E. origanifolium Lam., Gen- fiana pannonica Scop., Crepis JacquiniT., Imperatoria Östruthiuml., letztere unter Krummholz, Orobanche Scabiosae K., am Ende desGra- bens, Mulgedium alpinum Ls., Achillea atrata L., Chrysanthemum coronopifolium\V ill,, Aronicum scorpioidesK., Alsine polygonoidesF., Rhododendron hirsutum 1., intermedium T., Rhodothamnus Chamae- cystus Rb., Rosa aipinaL., Viola biflora L., Myosotis suwaveolens Sm. Von den Mitierkasern bis zu den Kraulkasern: Doronicum austriacum Jacq. Von Gräsern bemerkte ich auf dieser Exkursion: Carex atrataL., irmaH ost, capillarisL., ferruginea Sc op., Juncus HostüT.., Carexz tenwis Host seltener, Luzula maxima DC., flavescens G., Agrostis rupestris Al., Festuca pumila V ill., Poa alpinaLl., Phleum alpinum L. Salzburg, im Jänner 1866. ——esse 2 — Aus dem Honther Comitate. (Nachtrag zur Flora des „Szitnya“ in der Schemnitzer, und des „Vörös Marom“ in der Peröcsenyer Gebirgs-Partie.) Von Jos. Ben. Keller. Bei meinen vorjährigen ersten und zufälligen Ausflügen (Oester- reichisch botanische Zeitschrift 1865. S. 157.) war die Besichtigung der Kuppe der Peröcsenyer Gebirgspartie mit ihrer Pflanzendecke und charakteristischen Erhebung auf mich von so mächtiger Einwir- kung, dass ich voll lauter Freude der unlösbaren Bande meiner Be- 79 rufspflichten ganz vergessend, damals von „mehreren dorthin zu unternehmenden“ Excursionen träumen konnte. Jetzt nun nachdem ein ganzer Sommer verflossen, sehe ich leider, dass diese „mehreren“ auf eine äusserst bescheidene einzige redueirt wurden. In Nachfolgen- dem will ich das Ergebniss dieser meiner einzigen undsich abermals nur auf einen halbtägigen Besuch beschränkenden Excursion mitthei- len. Damit ich aber meiner vormaligen Eintheilung (auf die ich oben verwiesen) hier auch treu bleibe, schicke ich der Schilderung einen Nachtrag zur Flora des „Szitnya* voraus. Seite 159 der österr. bota- nischen Zeitschrift 1865, wird eine Pflanze, die mir damals so grosse Freude verursacht — bloss mit dem Ordnungsnamen benannt. Es ge- lang mir nun durch die Güte meines einstigen unvergesslichen Pro- fessors Herrn Dr. Anton Kerner diese mir bis jetzt unbekannle Art zu benennen, sie ist die Arabis petrogena Kerner. Ferner fand ich zu derselben Zeit, als ich über die schmalen und steilen Treppen auf die felsige Kuppe des alten Szitnya gestiegen in dem schattigen, hohlwegartigen oberen Ende des Treppenganges zu meiner abermaligen Ueberraschung eine Sazifraga in Blättern und zwar die Sazifraga Aizoon Jaecgqg: — Funde die mich mit um so grösserer Freude erfüllten, als Kitaibel in seiner Flora diese Pflanzen nicht angegeben hat. Nach diesem zu dem zweiten Haupttheil meines Berichtes, näm- tich zu dem Peröcsenyer übergehend, bemerke ich, dass ich diesen Ausflug, um mit Einmal Alles zu sehen — diessmal zu viel früherer Jahreszeit, und zwar den 28. Juni unternommen habe. Wieder war es der Hr. Forstmeister Anton Fischer, dessen Güte ich auch theil- weise diesen Besuch zu verdanken habe. Wir liessen uns bei Ipoly- Szakällos über die äusserst schmale aber tiefe Eipel, an deren jen- seiligem Ufer sich jetzt dürre Wiesen ausbreiten, überführen. Vor uns im frischen Morgengewande stand die Kuppe des Vörös-Märom, deren blossgelegte rothe Wandfarbe durch das Bläulichdunkle des im Hintergrunde erscheinenden höheren „Hideghegy* deutlich her- vortrat. Wir mussten, bevor wir zu ihr gelangen konnten noch eine diesem Gebirgszuge parallele trockene kahle Hügelreihe quer durch- fahren und hier bemerkte ich am und längs dem Wege Cytisus au- striacus mit Erysimum canescens Roth, erstere in Truppen und dicht, letztere zerstreut mit Lotus cornieulatus ß. pratensis, Ononis und. Eryngium gemischt. Nun erreichten wir den tiefliegenden Ort Perö- eseny und mit diesem unsern Berg auch, wir kehrten aber beim Herrn Oberförster Strobl ein und gingen erst gegen 9 Uhr dem Berge zu. — Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich auch zwei warme Quellen, die in dem Orte auf dem tiefsten Punkte des Thales entspringen, und meine Ansichten, die ich über die Bodenbeschaffenheit und ‘Erhebung dieser Gegend hegte, nur nochmehr bekräftigen. Ich werde seiner Zeit darauf zurückkommen. Nachdem wir auf die, den Vörös-Märom gleichsam tragende Bergfläche gestiegen und uns an dem Wesifusse seines Kegels auf einem als Weide kurzgeschorenen Grasteppich befanden — verliess s0 ich meine Begleiter und eilte raschen Schriltes den ganzen Westfuss des Kegels umgehend, dem Südfusse und der zwischen diesem und dem gegenüber sich erhebenden dunkelbelaubten Sattelkamme sich befindlichen Thalfurche — meinem Zielpunkte — zu. Mit Neugierde erwartete ich den Anblick dieses einst so reichen Blumenthales zu dieser Jahreszeit und nicht ohne Grund, denn kaum erreichte ich es, so fielen mir zwei grosse und äusserst charakteristisch gefärbte Par- tien auf. Als ich mir durch Gesträuche, trockenes Obholz und Disteln einen Weg zu bahnen suchte, bemerkte ich hier: Campanula Cervi- caria. Die farbigen Partien aber einmal erreicht, erwiesen sich die eine aus Galeopsis pubescens Bess. die andere aus Hypericum hir- sutum gebildet, während rundherum zwischen Lapsana communis und Prunella vulgaris, Cynoglossum montanum Lam. und Orobus niger erschienen. Nur ungern verliess ich diesen meinen ersten Standpunkt, wo die zur Erhaltung dieser und noch zahlreicher anderer Kinder Florens nothwendige Providenz durch die erfrischendkühle Beschirmung des nahen Waldrandes doch noch theilweise geboten wird, und schritt über die untersten Felsenblöcke langsam dem Berge zu. Hier begeg- nete mir Veronica offieinalis truppweise in niedrigen bereits Früchte tragenden Exemplaren, die aber durchgehends nicht rauh, sondern pflaumhaarig (pubescens) waren, zwischen ihnen stand ein riesiger Carduus nutans, der an Höhe 5’ übertraf, Lactuca saligna und vimi- nea Presl, und als ich auch diese Stelle durchsuchte, fiel mir im bemoosten dürren Winkel zweier Felsenblöcke eine rothblühende Pflanze auf und erweckte grosse Freude, als ich in ihr die Cephalan- thera rubra erkannte. Behutsam hob ich sie aus ihrem Versteck und suchte herum, um noch einige Exemplare zu erbeuten, fand aber keines mehr. Mein gewählter Weg führte mich nun bei zahlreichen bräunlich schimmernden Graspolstern von Poa nemoralis — die steife schwarz- geknotete Form — vorüber. Hie und da sah ich auch Melica uniflora Retz. in derlei polstrigen Narben beisammenleben, während Carex vulpina die Zwischenräume mit Veronica offieinalis, der schlanken Lactuca, dann IHypericum perforatum und Galeopsis pubescens ein- nahmen. So der Südfuss und das untere Drittel der Lehne. Steigen wir nun über die Blöcke und durch die Bogen der Brombeerranken bis ungefähr in die Mitte der Südlehne auf, so begegnet uns hier als neu: Galium Mollugo, das hier stark vertreten mit seinen buschigen und blühenden Gestalten einen schönen Anblick gewährt, um ihn herum stehen Verbena officinalis, Achillea millefolium, Cynoglossum montanum; die abgerupften und verstümmelten Gestalten der hiersonst so üppigen Atropa Belladonna und die schönen Hypericum monta- num, dazu das Blau der Campanula glomerata. Mit noch mehr In- teressantem wartet auf uns das obere Drittel der Lehne. Gleich bei | dem ersten Schritte begegnet uns Hypericum veronense Schk. in wenigen aber auffallend! bis 25° hohen Exemplaren, und als wir in einiger Entfernung einen abgegangenen Weg erblickend und von dem sl Steinmeere diesem uns zuwenden, bemerken wir zu beiden Seiten dieses der Kuppe sich steil nähernden Weges Medicago falcata, dann einige Schritte weiter Trifolium alpestre neben dem uns schon be- kannten Trifolium rubens, auch Vieia tetrasperma Mönch truppweise, hie und da mit Exemplaren der Vicia hirsuta Koch untermischt. Hier sieht man den ganzen Theil der Lehne mit Rubus Idaeus be- wachsen, reichlich mit Früchten besetzt, insbesondere gegen Osten hin stark zusammentreten. Unseren Weg weiler bergauf gegangen erscheinen Hieracien, die uns nicht ohne sie mitzunehmen, vorüber- liessen. Das eine ist eine vollkommen reine Forın des Hieracium echi- oides Lumnitz, nicht so ist es aber mit dem anderen. Dieses lässt sich ebensogut zu saxatile wie zu mororum und auch zu echioides aber zu allen nur theilweise hinstellen. Weiters sehen wir an dem Wege auch einige Veronica chamedris, in einiger Entfernung von ihr eine hieher verirrie Reseda iuteola, und kaum wenden wir uns von dem neben dieser mil felten Stengeitrieben stehenden Heracium echioides Lumnitz, (Uebergang in ß. setigerum) und steigen an die Grenze des obersten Gürlels, so erscheinen schon überall im "schönsten Flor Exemplare des Fingerhutes. Einige Schritte weiter in das Stein- feld machend, bemerkte ich dort die schöne Vicia villosa Roth a. genuina und Melittis Melissophyllum, und erreichte so den gegen Süden schauenden Rand der Kuppe des Vörös-Maärom. Wieder auf unseren Weg zurückgekehrt sah ich, dass hier zwi- schen dem Rubus Idaeus-Gesirüppe auch einige Sambucus racemosa vorkommen, und wie freute ich mich, als ich unter diesem Gestrüppe einige Valeriana offieinalis erblickte. Sie waren aus den mil Hypnum dicht durchflochtenen Graspolstern der Poa nemoralis hervorgewach- sen und zeigten eigenthümliche ‚durch Inseklensliche hervorgebrachte birnförmige Erweiterungen der Stengel. Noch einige Schritte neben einigen Exemplaren des Vincetoxicum officinale und Astragallus gly- eyphyllos und wir stehen auf dem Rücken des Vörös-Märom, der eine wenn auch nur geringe Erhebung gegen Osten besitzt. Er ist hier aus mächligen Blöcken des Porphyrs aufgebaut, die der Zahn der Zeit ihrer blanken Farbe beraubt und verschiedentlich benagt halte. Seine Klüfte behausen Moose, deren Polster wieder zur bequemsten Stälte zahlreicher Lilium Martagon — die Zierde dieser Region — dienen. Zwischen ihnen fand ich: Poa compressa &. contracta und Crepis pulchra, wahrend einige Schritte weiter auf der östlichen Erhebung Galium cruciata Scop. mit einigen Galium pedemontanum Allion erscheinen. — Nachdem ich über einige hoch hinaufgelhürmte Blöcke gestiegen, wo noch 2 Exemplare des Aspi- dium Filix mas ın sicherer Obhut der über sie stehengelassenen Tilia grandifolia Ihronen, und einen Blick in das jenseilige Thal fallen liess, überraschte mich der Anblick der Nordlehne. Diese erschien in dem prachtvollsten Scharlachrotlı gekleidet, undals ich mich hinabgelassen, sah ich, dass dieses durch die vielen Hunderte der hier zwischen dem Rubus Idaeus in friedlicher Eintracht lebenden Sambucus race- mosa verursacht wird. Nur schnell durchlief ich ihren dichten Stand, 82 worin ich ausser Cytisus nigricans nichts nolirte, und gelang zu dem Nordfusse des V. Märom, wo ich in dem abgeschwemmten Humus der Nordlehne ein 26‘ hohes Exemplar des Lotus uliginosus Schk., dann stattliche Ranunculus polyanthemos ß. angustisecius entdeckt habe. Unterdessen ist die Mittagsstunde angerückt, ich suchte meine Begleiter auf und ging mit ihnen nach Peröcseny zurück. Wir schlu- gen den kürzesten Weg ein und gingen neben den Wasserrissen durch die Vorhölzer, wo ich noch Prunella alba Pall. und Muscari comosum Mill. fand. Zeliz, am 30. October 1865. Ueber die künstliche Erzeugung von Bastarten. Von Godwin Böckel. Es ist zwar bekannt, dass wir viele Pflanzen in unsern Gärten kultiviren, welche für Bastarte gehalten werden und eine bedeulende Anzahl derselben ist auch mit dem Speciesnamen „hybridus* oder „nothus“ bezeichnet, jedoch sind sehr viele dieser sogenannten Hy- briden nur Varietäten oder selbstständige Species, denn so leicht es auch dem, der es nicht praktisch versucht hat, scheinen mag, Bastarte im eigentlichen Sinne zu erzeugen, so ist es doch viel schwerer als man glauben sollte; sehr häufig glaubt man auch sicher eine Hybride erzeugt zu haben, und dennoch ist es nicht der Fall; z. B. habe ich schon im Jahre 1852 verschiedene Versuche der Hybridenerzeugung mit Tropaeolum gemacht. Ich nahm unter anderm 12 Blüthen des Tropaeolum majus und aus 12 Blülhen des Tr. Lobbianum aus jeder sorgfältig die 8 Antheren, ehe der Pollen entwickelt war heraus, befruchtete alsdann 6 Blüthen von jeder Species mit dem reifen Pollen des Tr. aduncum , die übrigen 6 Blüthen jeder Species wechselweise mit der andern Species. Nur von 3 Blüthen des Tr. Lobbianum und zwar von denen welche mit Tr. aduncum befruchtet waren, erhielt ich reifen Samen, der vollkommen ausgebildel war; die Fruchtknoten der andern 21 Blüthen schrumpften einige Zeil nach dem Verblühen zusammen und fielen ab, eine Folge der Kastration. Aus dem erhaltenen Samen der andern drei von mir, wie ich glaubte, gut befruchteten Exemplare hoffte ich nun sicher Bastarte zu gewinnen, aber zu meiner grossen Verwunderung erhielt ich aus ihnen nur die reine unveränderte Species des Tr. Lobbianum. Durch mehrfache genaue Beobachtung fand ich aber später, dass bei manchen Tropaeolum-Arten und namentlich bei Tr. Lobbianum hänfig ausser den 8 Antheren noch ein oder zwei völlig ausgebildete Pollen, ohne auf Staubfäden befestigt zu sein, in der Blüthe versteckt sich 33 befinden. Oft sind diese Antheren auf kurzen bandarltig-monströsen Stielen der Korolle angewachsen. Die drei Blüthen die mir Samen lieferten, hatten ihre Befruchtung wahrscheinlich auch solchen Pollen zu verdanken, denn vor einer Befruchtung durch Insekten, welche oft, noch ehe man die künstliche Befruchtung verrichtet, stattfindet, laube ich in diesem Falle durch gute Isolirung gesichert gewesen zu sein. Hätte nun zufällig eine dieser drei von mir erzielten Pflanzen etwas mehr gelappte Blätter bekommen, so wäre ich der Meinung gewesen, eine Hybride zu haben und hätte nur eine Varielät gehabt, und so wird gewiss häufig eine Varietät für eine Hybride gehalten. Eine noch viel häufigere Täuschung ist es, wenn man, zwei Varie- täten mit einander kreuzt, und die daraus erhaltenen Pflanzen für Hybriden hält. In Nachfolgendem will ich nun mittheilen, auf welche Weise es am Wahrscheinlichsten gelingen kann, wirkliche Bastarte zu erlangen. 1. Es muss bei allen Zwitterblüthen die genaue Kastralion, d.h. die Entfernung der Staubbeutel vor der Entwickelung des Pollen ge- schehen und bei monoecischen Blüthen müssen die männlichen Blüthen, ehe sie sich öffnen, entfernt werden. 2, Ist es nöthig eine zufällige Befruchtung durch die gleich- arlige Species, zu verhindern, namentlich alle Insekten, von den künstlich befruchteten Blüthen abzuhalten, ferner muss man alle Blüthen in der Nähe stehender Pflanzen derselben Species entfernen. Stehen die zu befruchtenden Pflanzen in Blumengeschirren, so ist es ralhsam während der Befruchtungszeit und bis man das merkliche Anschwellen des Fruchiknotens sieht, die Pflanzen, wenn es ihre Natur nur irgend erlaubt, in geschlossenen Gläshäusern zu verwahren. 3. Dass beide Pflanzen zu einer Galtung, oder doch wenigstens zu derselben Familie gehören müssen, wird einleuchten, obwohl sich hier keine feste Grenze ziehen lässt, denn die Grenzen zwischen Gatlungen und Familien lassen sich ebenfalls nicht immer fest stellen. 4. Eine jede Pflanze hat eine bestimmte Zeit in der die Narbe fähig ist den Pollen aufzunehmen, im Allgemeinen pflegt man anzu- nehmen, dass der Morgen und Vormittag passender zur Befruchtung sei, als der Nachmittag und Abend, und dass ein bedeckter Himmel besser als starker Sonnenschein sich zu diesem Experiment eigne. Nach meiner Erfahrung ist es zwar richlig, dass bei den meisten tag- blüthigen Pflanzen der Morgen und Vormittag geeigneter ist als der Nachmittag, jedoch nicht bei allen, z. B. alle Oxalis-Arten pflegen mehr oder weniger gerade des Nachmittags und gerade die meisten nur bei hellem Sonnenschein die Befruchtung anzunehmen, die meisten Convolvulaceen die bei Tage blühen, lassen sich am besten bei hellem Sonnenscheine befruchten, ein Gleiches ist es mit der Galtung Thunbergia. Blüthen die mehrere Tage blühen, lassen sich oft mehrere Tage nach ihrem Aufblühen erst befruchten, z. B. Mim ulus cardinalis. Bei Blüthen die nur einen Tag oder nur einige Stunden blühen ist es natürlich, dass wenn man nicht beim Aufblühen schon freien Pollen vorfindet, was sehr häuüg der Fall ist, die Befruchtung 84 an diesem einen Tage vor sich gehen muss. Sollte man aber beim Aufblühen finden, dass der Pollen schon vollkommen entwickelt ist, so ist auch anzunehmen, dass die Befruchtung bereits geschehen ist, und alle weitern Versuche pflegen dann zu scheitern. Es ist möglich eine noch nicht entfaltete Blüthe geschickt zu öffnen und nach der Entfernung der noch nicht stäubenden Antheren, den fremden Pollen auf die Narbe zu bringen. Die rechte Tageszeil zur Befruchtung ist bei den meisten Pflanzen daran kenntlich , dass die Narbe mehr oder minder eine Flüssigkeit ausschwitzt. Bei der Gatlung Fuchsia ist die passendste Zeit zur Befruchtung von 11—1 Uhr, bei den nachtblüthigen Oenotheren gleich bei ihrem Aufblühen gegen Sonnenuntergang bei Tropaeolum von 8 bis 10 Uhr Morgens, bei Biophytum sensitivum (Oxalis sensitiva) 8 bis 9 Uhr Morgens. Dass die Witterung auch hierauf einwirkt und bei hellen heissen Tagen die Befruchtungszeit bei Tagblüthen früher und bei Nachtblüthen später einzutreten pflegt, bei kalter und trüber Witterung umgekehrt brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Die blumenblattartigen Narben pflegen sich zur Be- fruchtungszeit zu öffnen und nach der Befruchtung, oder wenn die passende Zeit zur Befruchtung ungenülzt vorübergegangen ist, wieder zu schliessen, um sich bei manchen Pflanzen nie mehr, bei andern den folgenden oder mehrere folgende Tage zur selben Stunde wieder zu öffnen, wie dies bei allen Himulus-Arten der Fall ist. Bei manchen Pflanzen ist die Narbe so empfindlich, dass sie sich augenblicklich nach der Befruchtung mit Vehemenz schliesst wie z. B. bei Mimulus cardinalis. Diese Pflanze hat überhaupt eine so sensible Narbe, dass sie sich auch nach jeder andern leichten Berührung, selbst mit der eines feinen Haarpinsels, augenblicklich schliesst; sie öffnet sich aber gi sehr bald wieder, Diese Sensibilität dauert 2 bis 3 und auch 4 bis 5 Tage in den Stunden von 9 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, aber einmal die Befruchtung vor sich gegangen, SO hört die Be- wegung auf, wenn die Blüthe auch noch mehrere Tage dauert. Das- selbe findet auch bei sehr kalter Witterung statt und "nanche Blüthen seizen daher tıolz völlig ausgebildetem Pollen bei kalter Witterung, weil sich die Narbe nicht öffnet, keinen Samen an. Eine ganz beson- dere Schwierigkeit hat es bei solchen Pflanzen, die des Nachts blühen, wenn man diese mit tagsblüthigen kreuzen will und dennoch existiren Beispiele, wo es der Kunsi gelungen ist, diess Hinderniss zu besei- tigen. So wurde z. B. von Cereus grandiflorus, der bekanntlich nur eine Nacht seine schönen Blüthen entwickelt und von Cereus flagelli- formis, der mehrere Tage hintereinander blühet, ein Bastarl gezogen, der unter dem Namen Cereus grandiflorus fl. rubr. bekannt ist, wäh- rend es der häufigen Versuche ungeachtet bis jetzt nicht möglich ge - wesen ist, eine Hybride von C. grandiflorus und Ü. speciosissimus zu erzielen, obgleich es eine Hybride von ©. speciosissimus und C. fla- gelliformis CC. nothus) gibt. Bei allen Pflanzen, die ihre Blüthen des Nachts entfalten und die ich Gelegenheit hatte zu beobachten, findet die Befruchtung sehr bald nach dem Eröffnen der Blüthe, oft während des Erschliessens selbst 8) statt und nach Mitternacht ist alles Befruchten nach meiner Ansicht vergeblich, es sei denn eine Blüthe, die sich mehrere Nächte hinter- einander erschliesst, wie z. B, bei der Victoria Regia. Bei ihr tritt die Zeit der Befruchtung in der zweiten Nacht kurz ehe die Blüthe sich wieder schliesst, oder in der dritten Nacht, gleich nachdem sie sich öffnet, ein. 5. Die Entwicklung des Pollens ist gewöhnlich schon durch die Farbe der Antheren leicht sichtbar und ein sicheres Kennzeichen ist es, wenn der Pollen sich leicht durch einen Pinsel entfernen lässt. Die Dauer der Brauchbarkeit des Pollens zum Behufe der Befruchtung ist bis jetzt, auch nur annähernd anzugeben, unmöglich, da noch ge- nügende Versuche fehlen, jedoch so viel ist gewiss, dass der Pollen, wenn er einmal vollkommen ausgebildet ist, sich hermetisch ver- schlossen, verschicken lässt, ohne seine Kraft zu verlieren, ja man hat sogar Beispiele, dass der Pollen sorgsam aufbewahrt, Monate hin- durch seine volle Kraft bewahrt. So habe ich an einem fruchtiragen- den Pandanus Früchte gesehen, die dadurch erzeugt waren, dass die Narbe mit Pollen eines Pandanus befruchlet wurde, der beinahe ein Jahr früher seine Blüthen entwickelt hatte, Die Tageszeit scheint auf die Fruchtbarkeit des Pollens keine Einwirkung zu hahen, will man daher von einer Pflanze, deren Blü- ihen sich nur des Nachts öffnen und von einer Pflanze, die nur bei Sonnenschein ihre Blüthen entfaltet, einen Baslarl ziehen, so hat man den Blüthenstaub von der Blüthe, die sich im Sonnenschein entfaltet hat, abzunehmen und trocken bis zur Nacht aufzubewahren und als- dann auf die Narbe der nur bei Nacht blühenden Pflanze zu bringen und umgekehrt von der Blüthe, die sich des Nachts entfaltet, den Blüthenstaub des Nachts abzunehmen und den folgenden Tag auf die Narbe der Tagspflanze zu bringen. Bei einigen zwitterblüthigen Pflanzen mischt sich der Pollen fast augenblicklich, so bald er aus den Antheren tritt, mit der schleimigen Flüssigkeit, die er aus der Narbe ausschwilzt, alsdann ist er bei manchen Gattungen zur Ba- starlirung am geeignelsten. Diese schleimige Mischung ist nament- lich der Gattung Oenothera eigen und findet sich ganz auffallend bei Oenothera biennis und Oenothera tetraptera. 6. Wenn man die Kreuzung zweier Pflanzen aus einer Gallung vornehmen will, so ist es ralhsam vorher den Pollen beider Species durch die Loupe zu betrachten und den Pollen derjenigen Pflanze zum Befruchten zu wählen, deren Körner am kleinsten sind, denn wenn die Pollenkörner bedeutend grösser sind, die man zum Be- fruchten nimmt, als die der zu befruchtenden Art, so gelingt eine Befruchtung nach meinen Versuchen nie, während es, wenn der Fall umgekehrt ist, recht gut gelingt. 7. Man hat die Lebensdauer der Pflanze zu berücksichligen, in- dem 1- und 2jährige gut zusammen passen, mehrjährige wohl mit zweijährigen, aber schwieriger mit einjährigen zur Kreuzung zu ge- brauchen sind. Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1866. f; 36 8. Die Vegetalionsweise beider Pflanzen ist auch zu erwägen, denn es dürfte wohl kaum gelingen, von einer eigentlichen Wasser- pflanze und einer die auf irockenem Boden wächst, eine Hybride zu ziehen, Jetzt bleibt mir noch übrig, eine „Scheinbefruchtung“ zu erklä- ren. Es ist diess eine, wie ich glaube, bis jetzt noch sehr wenig beob- achtete, aber höchst merkwürdige Erscheinung. Wenn man nämlich an einer Pflanze, wie z. B. an der Fuchsia, die sich leicht castriren lässt, die Castration an mehrerenBlülthen zugleich vornimmt und sie so hin- stellt, dass durch Insekten u. dgl. keine Befruchtung zu erwarten steht, so wird der Fruchtknoten mit der Blüthe zugleich abfallen oder wenigstens 2—3 Tage nach derselben; befruchtet man aber die Narben mit dem Pollen einer nahe verwandten Gatlung, die sich aber zur Bastartirung nicht vollkommen eignet, so wird der Frucht- knoten nicht mit der Blüthe zugleich abfallen, sondern anschwellen und Anfangs ganz das Aussehen haben, als würde die Frucht zur Reife kommen, die fleischige Substanz bildet sich manchmal aus, nur die Samen fehlen entweder ganz, oder es sind einige leere Samenhäutchen in der Frucht vorhanden. — Bei der Befruchtung verschiedener Blülhen der Fuchsia globosa an ein und derselben Pilanze mit Pollen von Pflanzen verschiedener Galtungen, zeigte es sich, dass die mit Oenothera befruchteten ganz ausgebildete Früchte zu haben schienen, während die mit Epilobium hirsutum befruch- telen nicht die Hälfte der gehörigen Entwicklung erreichten und die mit dem Pollen der Zauchneria californica befruchteten hielten die Mitte zwischen den beiden andern. Später ist es mir einmal gelun- gen von Fuchsia globosa befruchtet mil Oenothere biennis eine Frucht zu ziehen, in der ein Samenkorn scheinbar vollkommen entwickelt war, es halte aber, wie ich es auch nicht anders erwarlete, keine Keim- fähigkeit; von Fuchsia gracilis mit Zauchneria befruchtet, erhielt ich äusserlich vollkommene Früchte, aber ganz ohne Samen. Nur noch ein ähnliches Beispiel will ich anführen, obgleich ich noch mehrmals diese Erscheinung bei einer Reihe von Versuchen be- slätigt gefunden habe. Ich castrirte nämlich mehrere Blülhen von Mimulus cardinalis und isolirle die Pflanzen. Einige Blülhen liess ich ganz unbefruchlet, an diesen vertrocknete der Kelch mit der Samenkapsel nach dem Verblühen der Blumenkrone sehr schnell, einige befruchtete ich mit den Pollen der Bignonia Catalpa, an diesen vertrocknete der Kelch nicht und die Samenkapsel wuchs und zeigte zu der Zeit, in welcher der Samen hälte reif sein sollen, einige leere Samenhäute, noch andere Blüthen befruchtete ich mit dem Pollen der Gratiola officinalis, diese entwickellen sich ebenso wie die mit Bignonia Catalpa befruchteten, nur mit dem Unter- schiede, dass in den Samenkapseln scheinbare vollkommen, gut aus- gebildete Samenkörner waren, welche aber doch nicht zum keimen zu bringen waren. 87 Schliesslich sei mir noch zu bemerken erlaubt, dass manche Pflanzen unserer Glashäuser niemals Samen tragen, weil entweder der Pollen sich bei uns nicht entwickelt, oder weil das Pistill der Feuchtigkeit entbehrt, welche nöthig ist, um den Pollen aufzuneh- men; als Beispiel mag hier die Passiflora racemosa princeps und die Passiflora quadrangularis dienen, beide setzen nicht leicht Früchte an, und als ich beide zu gleicher Zeit blühend, in einem Glashause cultivirte, fand ich, dass bei der P. racemosa princeps sich niemals der Pollen entwickelte, während bei P, yuadrangularis eine Menge vollkommener Pollen sich vorfand, aber bei dieser Species das Pistill die nothwendige Feuchtigkeit nicht besass, als ich daher die P. racemosa princeps mit dem Pollen von P.quadrangularis befruch- tete, erhielt ich jedesmal eine Frucht, mit vollkommenen Samen, die auch junge Pflanzen lieferten, die zur schönsten Hoffnung berech- tigten, leider aber im folgenden Jahre durch einen Unfall zerstört wurden. Correspondenz. Graz, am 28. Jänner 1866. Gestern wurde mein armer Vater, Dr. Josef Karl Maly, in seine letzte Ruhestätte gesenkt. Sie haben schon früher eine ausführliche Beschreibung des Lebens und der Thätigkeit meines Vaters den Le- sern ihrer Zeitschrift geboten, so dass ich hoffen darf, Sie werden auch jetzt noch einige Zeilen seinem Andenken widınen. Ueber seine letzten Lebensjahre kann ich Ihnen nur gar wenig sagen, sie waren so einförmig wie möglich. Vom Bett im Rollsessel zum Schreibtisch, und zurück, diess war seine ganze Bewegung. Im Sommer Abends sass er öfter in einem der Zimmer, die die Aussicht auf die kleinen Alleen unseres Glacis und den Schlossberg hatten; aber unter den Vorbeiwandelnden sah er nur mehr selten Bekannte. Er las in letzter Zeit viel Belletristisches. Die Flora von Steiermark, die er schon vor ein paar Jahren geschrieben, wenn ich nicht irre, zum Theil auf An- regung des Herrn Ritter v. Pittoni, vervollstländigle er durch genaue Angaben der in neuerer Zeit gefundenen Standorte. Eine hiesige Buch- handlung trug sich an die Flora in Druck zu nehmen. Ein Brief von meinem Vater, worin er sich damit einverstanden erklärte, liegt un- vollendet vor. Abends eine Partie Whist gehörte zu den so spärli- chen Vergnügungen meines Vaters, und die Unverwüstlichkeit seines Geistes mögen Sie daraus entnehmen, dass er trolz seiner in der letzten Zeit sich ausserordentlich steigernden Körperschwäche noch am vorletzten Abend seines Lebens, d. i. 36 Stunden vor seinem Tode ein Spiel mitmachte. Durch 14 Tage war er fast bettlägerig, ein Decubitus, Fieber und vollständige Appetitlosigkeit schwächten seinen sonst so robusten Körper, bis ein am letzten Abend hinzugetretenes 7 + 88 Lungenödem seinem edlen thätigen Leben ein Ende setzte. ‚Er starb bewusstlos in unseren Armen. Dr. Richard Maly. Wels, 10. Februar 1866. Auch hier ist der Winter wunderbar mild und sieht man die in Tausenden von Exemplaren blühende Helleborus niger — sowie die gleichfalls schon in einigen Exemplaren blühenden Anemone Pulsa- tilla, Pulmonaria officinalis, Primula elatior, Anemone Hepatica, Erica carnea, die allgemein schon blühenden Corylus- und Alnus-Slräu- cher, so kann man kaum glauben, dass wir erst 10. Februar schreiben. J. Kerner. ——eso>s- —. Anfrage. Im 10. Bande der Bibliotheque universelle, archive de physique et sciences naturelles Geneve erschien von Gh. Guebhard eine Ab- handlung „Notice geographique et botanique sur la Moldavie,“ worin er auch eine Tentamen Florae Moldaviae in Aussicht stellt. Es wäre mir sehr lieb, den Wohnort des Herrn Ch. Guebhard zu er- fahren. Knapp. XX. Jahresbericht des botanischen Tauschvereines in Wien, im Jahre 1865. Bis zu Ende des Jahres 1865 sind 401 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 33 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden von ihnen im Ganzen über 19.000 Pflanzen-Exemplare eingeliefert, ins- besondere haben die Herren: Andorfer, Alois, Magistr. Pharm. in Langenlois. — Eingesendet 454 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Bayer, Johann, in Steyr. — Eing. 117 Expl. aus der Fl. von Ober- österreich. Bilimek, Dominik, Kustos am kais. Natur,-Kabinet in Mexiko. — Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Braunstingel, J., in Wels. — Eing. 836 Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. Breidler, in Wien. — Eing. 288 Expl. aus der Fl, von Nieder- österreich und Steiermark. 59 Brittinger, Chr., Apotheker in Steyr. — Eing. 222 Expl. aus der Flora von Oberösterreich. Frietze, R., in Breslau. — Eing. 508 Expl. aus der Fl. von Schle- sien und Teüringen. Graf, Ferdinand, in Graz. — Eing. 920 Expl. aus der Fl. von Steiermark. Grundl, Ignaz, Pfarrer zu Dorogh. — Eing. 490 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Guthnik, Apolheker in Bern. — Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Italien und den Pyrenäen. Hegelmaier, Dr. Friedr., Privatdocent in Tübingen. — Eingesendet 95 Expl. aus der Fl. von Würtemberg., Heidenreich, Dr. in Tilsit. — Eing. 905 Expl. aus der Fl. von Ost- preussen. Hepperger, Dr. Karl v., in Bozen. — Eing. 476 Expl. aus der Fl. von Tirol, Holuby, Jos. Lud., Pfarrer in N.-Podhragy. Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Janka, Viktor v., k,k. Lieutenant in Gyöugyös. — Eing. 338 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Keck, Karl, in Aistershaim. — Eing, 445 Expl. aus der Fl. von Ober- österreich. Kerner, Dr. Anton, Universitäts-Professor in Innsbruck. — Eing. 1000 Expl. aus der Fl. von Tirol und Siebenbürgen, Krenberger, Josef, Weltpriester in Raabs. — Eing. 883 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich, Kärnthen und Steiermark. Kuhnert, Rud., Apotheker in Rosenberg. — Eing. 1123 Expl. aus der Fl. von Westpreussen. Kuntze, Otto, in Berlin. — Eing. 480 Expl. aus der Fl. von Preussen. Lagger, Dr. Franz, in Freiburg. — Eing. 567 Expl. aus der Fl. der Schweiz. Markus, Alexander, Gymnasial-Direktor in Neusohl. — Eing. 300 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 260 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Oberleitner, Franz, Kooperator in Windischgarsten. — Eing. 1730 Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. Plosel, E., Gärtner in Wien. — Eing. 612 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Progner, A., in Melk. — Eing. 415 Expl. aus der Fl. von Nieder- österreich. Reuss, Dr.’ August, in Wien. — Eing. 470 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich, Böhmen und Ungarn. Schauta, Josef, in Höslitz. Eing. 337 Expl. aus der Fl. von Böhmen. Schlichting,, Freiherr v., in Gurschen — Eing. 757 Expl. aus der Fl. von Posen und Schlesien. Schlosser, Dr. J.C., k. k. Statthaltereirath und Protomedicus in 90 Agram. — Eing. 678 Expl. aus der Fl. von Kroatien und Sla- vonien. Uechtritz, Freiherr von, in Breslau. — Eing. 602 Expl. aus der Fl. von Schlesien. Vägner, Ludwig, Beamter in Huszt. — Eing. 1660 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Wetschky, M. Pharmaceut in Neuwied. — Eing. 195 Expl. aus der Fl. von Preussen. XIX. Continuatio. Elenchi duplicatorum. Alsine falcata Gris. Anthemis macrantha Hffl. Avena carpatica Hst. Callitriche hamulata Ktz. Carex questphalica Boen. Cerinthe maculata Rcbb. Geum strietum Ait. Hypericum umbellatum Kern. Lolium robustum Rehb. Liehenes. Bilimbia Erysibe. Lecidella carpatica. Roccella fusiformis. Sagedia afinis. Sphaerophorus compressus. Algae. Batrachospermum vagum. Botrydium Wallrothü. Chantransia pyymaea. Chroolepus abietinus. Chthonoblastus Vaucheri. Denticula elegans. Draparnaldia acuta. Glocoeystis rupestris. Gomphonema intricatum. Hildenbrandtia rosca. Leptothrix caleieola. Nitella capitata. Odontidium alpigenum, Palmella mucosa. | Phyteuma foliosum Kit. Rubus foliosus Whe. — Linaua Whe. — pallidus Whe. Salix laurina Sm. — Russeliana Sm. 'Serratula Vulpii Fisch. Ost. | Veronica anayalloidos Guss. Kryptogamen. Seytonema allochroum. hi elavatum. — inerustans. Synedra acuminata. Musei. Amblystegium serpens. Aulacomnion turgidum. Barbula rigida. BDryum fallax. Diceranum montanum. — Mühlenbeckit. — Sauteri. Eurrhynehium strigosum. Gumnostomum rupestre. Hedwigia eiliata. Heterocladium dimorphum. Hypnum diastrophyllum. — KHalleri. — ineurvatum. Mnium punetatum. Orthotrichum anomalum. | Pseudoleskea atrovirens. Wien, (Wieden, Neumanngasse Nr. 7.) Skofitz. 9 Personalnotizen. — Dr. Josef Karl Maly starb am 25. Jänner in Graz im 69. Lebensjahre. Wir haben im J. 1861 ein Porträt nebst Biographie dieses verdienstvollen Botanikers gebracht und bringen S. 87 dieses Heftes einige Mittheilungen über die letzten Lebenstage desselben. — Dr. Karl Kreutzer, Bibliothekar der Universitäts-Bibliothek in Graz starb am 26. Jänner in Folge einer Selbstvergiltung. — Dr. C.H. Schultz Bip. Hospitalarzt zu Deidesheim erhielt in Folge seiner wissenschaftlichen Verdienste das Rilterkreuz 1. Classe des baier. Verdienstordens vom heiligen Michael. Wie die botanische Zeitung Dr. Schlechtendal’s vernimmt, ist der Gefeierte soeben beschäftigt mit der Vorbereitung zu dem 3. Supplemente der von ihm herausgegebenen Cichoriaceotheca, welche Beiträge von Philippi aus Chile, von A, Gray aus Nordamerika, von Mandon aus Madeira u. s. w. enthalten wird. — Georg Friedrich Schnittspahn, grossherzogl. Hof- garlen-Direktor, Lehrer an der technischen Schule und Direktor des botanischen Gartens zu Darmsladt starb am 22. December, 56 Jahre alt, in Folge einer schleichenden Krankheit, die ihn Anfangs des J. 1865 befiel. — Dr. Peter Joseph Lenne, k. preuss. General-Garlen- direktor ist am 23, d.M. zu Potsdam in Folge eines Gehirnschlages gestorben. Lenne&, geboren zu Bonn am 29. September 1789 und im März 1828 zum Gartendirektor ernannt, würde am 15. Februar d. J. sein fünfzigjähriges Dienstjubiläaum gefeiert haben. Der Verstor- bene bekleidete auch das Ami eines Direktors der Landesbaumschule und der Gärtnerlehranstalt in Sanssouci und gehörte der königl. Aka - demie der Künste als Ehrenmitglied an. Nachdem derselbe einige Zeit in Laxenburg bei Wien als Garteningenieur beschäftigt war, Irat er im Jahre 1816 in preussische Dienste, wo er ein reiches Feld für sein Talent und seine Thätigkeit fand. Zunächst wurde ihm die Aufgabe gestellt, die Schöpfungen Friedrich’s des Grossen in der Umgegend von Potsdam zu erweitern und forlzuführen. Es galt dabei, die vor- handenen Anlagen zu schonen und doch den Geschmack der Neuzeit nicht zu verläugnen, womöglich noch die individuellen Wünsche des Fürsten zu berücksichtigen, ohne darum den künstlerischen Stanıd- punkt aufzugeben. Diese Aufgaben hat er zu lösen verstanden. In diesem Geiste hat er das alte „Sanssonci* und die „Pfauen-Insel,“ den „‚Charlottenhof* und die Anlagen von „Babelsberg geschalfen. hat er die Ufer der Havel bis zu dem Städtchen Werder, trotz des Sandes und anderer Schwierigkeiten, in eine Reihe fortlaufender Gärten und malerischer Terrassen umgewandelt. Ebenso grossartig sind seine Schöpfungen für Berlin, vor Allem der Thiergarten, wel- cher in seiner jetzigen Gestalt als wirklicher ‚„‚Volksgarten“ ganz und gar sein Werk ist. Mit Recht führt daher eine der schönsten Strassen desselben den Namen „Lenne-Strasse‘ zu Ehren des genialen Gar- tenkünstlers, der für die Verschönerung der Residenz epochemachend 92 war. Ihm verdankt ausserdem Berlin all die reizenden Blumenparquets auf den öffentlichen Plätzen, den zoologischen Garten und vor Allem den neuen Friedrichshain. Immer war sein Streben auf das Grosse und Ganze gerichtet, obgleich er in hohem Grade die Gabe besass, die Natur in ihren kleinsten Details zu belauschen und zu benützen. Ein besonderes Interesse erweckt noch die nahe Beziehung, in wel- cher der Verstorbene zu Friedrich Wilhelm IV. stand, der ihn wie einen Freund ansah. Lenne selbst erklärte nach dem Tode des Königs, die meisten Anregungen zu seınen Entwürfen von diesem empfangen zu haben und ihm die besten Ideen zu verdanken. OH - @: Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 7. December 1865 legte Prof. Dr. Konstantin Ritter v. Eitingshausen den ersteren Theil einer grösseren Arbeit, betitelt: „Die fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin* vor. Die fossile Flora von Bilin ist die reichhaltigste der bis jetzt bekannt ge- wordenen vorweltlichen Lokalfloren in Oesterreich. Von Thallophy- ten, kryptogamischen Gefässpflanzen, Monocotyledonen, Coniferen und Apetalen enthält diese Flora allein über 150 Arten, welche in der vorgelegten Abhandlung beschrieben werden. Sie vertheilen sich auf 16 Klassen und 34 Ordnungen, worunter mehrere Farnkräuter, Spa- dicifloren,, Cupressineen, Abielineen, Cupuliferen, Moreen , Arto- carpeen, Polygoneen, Monimiaceen, Laurineen und Proteaceen von besonderem Interesse sind. In der Behandlung des Stoffes befolgte der Verfasser den in seinen früheren phylopaläontologischen Arbeiten betretenen Weg und ging stels in die Begründung der aufgestellten Arten ausführlich ein. Ein seither errungener Vortheil konnte Ver- werthung finden. Der Verfasser hat zur Darstellung der Flächen- skelete des Naturselbstdruckes sich bedient und den Beweis geliefert, dass dieses Mittel nicht nur für die genauere Untersuchung der Skelete der lebenden Pflanzen, sondern auch für die Vergleichung derselben mit den fossilen unentbehrlich ist. Die Mehrzahl der in den verschie- denen Sedimentgesteinen eingeschlossenen Pflanzenfossilien sind ja in eigentlicher Bedeutung nichts anderes als Naturselbstabdrücke, an welchen meist nur das Skelet, oft bis in das zarteste Detail, sich sehr gut erhalten zeig!, während das Parenchym völlig zerdrückt und in seinen Einzelnheiten unkenntllich erscheint. Für die Bearbeitung der fossilen Flora von Bilin stand dem Verfasser ein grossartiges Material zu Gebote. Durch die Liberalität des Fürsten Ferdinand v. Lobko- witz konnte er die reiche Sammlung des fürstlichen Museums in Bilin benützen. Hofrath Ritter v. Haidinger gestattele ihm die Be- nülzung der grossen Sammlung von Pflanzenfossilien des Biliner Beckens in der k. k. geologischen Reichsanstalt; Direktor Hörnes 93 überliess eine derartige Sammlung aus dem k. Hofmineraliencabinet zur Untersuchung. Die allgemeinen Resultate, welche die Bearbei- tung der fossilen Flora des Biliner Beckens ergab, wird der Verfasser in einer nachfolgenden Abhandlung, die den zweiten Theil enthalten soll, veröffentlichen und theilte hierüber vorläufig Folgendes mit: 1. Von den bis jetzt bekannten fossilen Floren zeigt die Tertiärflora der Schweiz die meiste Uebereinstimmung mit der fossilen Flora von Bilin. 2. Die Vergleichung mit der Flora der Jeizwelt ergibt die Re- präsentation von mehreren Vegetationsgebieten in der vorweltlichen Flora von Bilin. Es findet sonach dasjenige, was der Verfasser in seiner Schrift „die fossile Flora von Wien,“ Abh. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. 2. S. 30 über den Charakter der Miocenflora ange- geben bat, auch hier seine Bestätigung. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 4. Jänner machte Prof. Simuny Mittheilungen „über die Krummholzvegetalion des 6300° hohen Sarsteins bei Hallstatt.* Die Zwergföhre findet sich auf diesem Berge in einer Mächligkeit entwickelt, wie nur an wenigen Orten der Alpen. Zwischen 5400 bis 6100’ M. H. kommen Stämme von 8 bis 10% Durchmesser häufig vor, ja es sind einzelne Exemplare zu finden, «deren Stammesdicke 1‘ er- reicht und deren Asiwerk eine Bodenfläche von 150 bis 200 Quadrat- fuss bedeckt. Die Lebensdauer besprechend, zeigte der Vortragende einige noch bis zum Kern gesunde Durehschnitte mit 180 bis 250 Jahresringen. Er sprach die Meinung aus, dass unler günstigen Um- ständen die alpine Zwergföhre sich bis zu 200 bis 220 Jahren in allen Theilen vollkommen gesund erhalten könne und dass als äusserste Lebensgrenze 300 Jahre nicht zu hoch gegriffen sein dürften, In Be- zug auf «las Mass des Wachsens in den einzelnen Lebensperioden wurde bemerkt, dass darin grosse Verschiedenheiten bei den einzelnen Indi- vidtuen in Folge der sehr wechselvollen Ernährungsfähigkeit desBodens, der lokalen Exposition gegen Sonne, Wind und Wetter, der Verschie- denheit der auf einander folgenden klimalischen Periodenu. s. w. statl- finden, im Allgemeinen sich aber doch so viel herausstellt, dass in den ersten 30 bis 40 Jahren das Wachsthum langsam, dann aber rascher fortschreitet und zwischen dem 50. bis 120. Jahre seine grösste In- tensität erreicht. Eine ganz allgemeine Erscheinung ist die ungleich- mässige Entwicklung der Jahresringe. Sie zeigen nicht nur in ihrer Aufeinanderfolge einen beständigen Wechsel derDicke, sondern auch jeder einzelne derselben ändert nach den einzelnen Theilen des Um- fanges seine Dimensionen. An üppig entwickelten Individuen kommen einzelne Jahresringe vor, die an einer Stelle %, “, an einer anderen nur 1/0 bis Ygo‘‘ Dicke erreichen, ja manche derselben laufen, ohne sich zu schliessen, vollständig aus. Mit der ungleichmässigen Ent- wicklung der Jahresringe hängt auch die Excentrieität des Markes zusammen. Dieselbe wächst mit dem Alter derart, dass der grösste Abstand zwischen Mark und Rinde nicht selten das Dreifache des kleinsten beträgt. Dabei scheint diese Excentrieität in Bezug auf ihre Lage zur wirklichen Mitte an keine Regel gebunden. Bei hundert 94 an verschiedenen Stämmen vorgenommenen Durchschnitten war das Mark nur 4 Mal in der wahren Mitte, 44 Mal in der oberen, 52 Mal in der unteren Hälfte des Schnittes gelegen. Der Vortragende spricht die Meinung aus, dass diese Excentrieität, wenn auch klimatische Ex- position und ungleichmässige Saftzuführung nach den verschiedenen Theilen der jeweiligen Peripherie dabei eine Rolle spielen, doch vor allem mit der Astbildung und Asistellung zusammenhängt. — Dr. Josef Böhm überreichte eine Abhandlung betitelt: „Sind die Bastfasern Zellen oder Zellfusionen?“ Der Pflanzenleib ist zum grössten Theile aus Zellindividuen aufgebaut. Zu den verhältnissmässig seltenen Fällen von vollständiger Zellverschmelzung gehören, wie Unger zu- erst nachgewiesen, die Milchsaftgefässe. Den Milchsaftgefässen am nächsten stehen hinsichtlich ihrer Grösse im geschlossenen Gewebe gewisse Bastzellen, welche in neuester Zeit vielseitig ebenfalls für sogenannte secundäre Elemente gehalten und mit den Milchsaftgefässen als Glieder einer Reihe betrachtet werden. Die Länge der Bastzellen ist nicht nur bei verschiedenen, sondern auch bei derselben Pflanze eine sehr verschiedene. Der Grund hiefür liegt insbesondere darin, dass nicht sämmtliche Bastzellen der Dicotylen in gleichwerthigen Entwicklungsperioden der Gewächse angelegt werden. Es entstehen nämlich während des Längenwachsthumes aus dem Urmeristeme der Vegelalionsspitze nebst dem Marke und der jungendlichen Rinde in der Regel auch (primäre) Bastzellen, bei zahlreichen Pflanzen die ein- zigen und häufig von den während des späteren Dickenwachsthu- mes vom Cambium aus gebildeten secundären schon auf dem Quer- schnilte durch Form und Grösse sehr ausgezeichnet. Letzteres ist namentlich bei den echten Loniceren der Fall, wodurch dieselben scharf und bestimmt begrenzt erscheinen. Das Auftreten der pri- mären Bastzellen ist ein sehr konstantes, sie fehlen jedoch sämmt- lichen Wurzeln und den Stengeln mit latenten Internodien. Bei Pflan- zen mit entwickelten Zwischenknoten suchte sie der Verfasser nur bei den Campanulaceen vergebens. Sämmtliche Angaben über ver- hältnissmässig lange Bastzellen (die längsten fand der Verfasser bei Linum usitatissimum zu 95 Millim.) beziehen sich nur auf primäre Bastzellen. Hiemit entfällt nun jeder nöthigende Grund, die Bast- fasern für Zellfusionen zu erklären, zumal selbe nicht die ein- zigen sehr langen Zellen im geschlossenen Gewebe sind, indem der Verfasser nachweist, dass die Zellglieder der innersten Spiral- gefässe in derMarkscheide bisweilen mindestens ebenso lang werden, als die längsten Bastzellen. Der Verfasser bespricht sodann die Schwierigkeit, die Frage in endgiltiger Weise durch das Studium der Entwicklungsgeschichte zu lösen. Diess könne nur bei einer Pflanze geschehen, deren Bastzellen schon bei ihrem ersten Auftreten sich von dem umgebenden Gewebe entweder an sich oder in Folge der Einwirkung bestimmter Reagentien in auffallender Weise unter- scheiden und theilweise wenigstens isolirt (nicht in Bündel vereinigt) vorkommen. Allen diesen Erfordernissen genügen die Bastzellen von Salisburia. Die auf dem Querschnitte sehr ausgezeichneten primären 95 Bastzellen stark entwickelter Zweige des Ginko-Baumes sind nicht selten über 40, die in sehr kurzen Internodien höchstens 1 Millim. lang und mit einem braunen Harze erfüllt. Ausserdem finden sich im Marke üppiger Zweige ebenfalls zahlreiche Basizellen einzeln zwi- schen die Parenchymzellen vertheilt. Längsschnitte durch die Vege- tationsspitzen lehren nichts besonderes. Kocht man jedoch die Prä- parate auf dem Objektträger in Salzsäure, so erweist sich die oben gestellte Frage endgiltig gelöst. Es sind nämlich sömmtliche Bast- zellen schon bei ihrem ersten Auftreten durch ihren Inhalt (Terpen- tin), welcher durchChlorwasserstoffsäure schön röthlich gefärbt wird, charakterisirt. Während die Parenchymzellen des Markes sich noch lange Zeit durch Querwände theilen, folgen die Bastzellen nur durch Streckung dem Längenwachsthume des Zweiges. Der Umstand, dass die Milchsaftgefässe häufig für Milchsaft führende Bastzellen erklärt werden, veranlasste den Verfasser, zum Schlusse die wesentlichsten Resultate seiner Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Milchsaftgefässe anzuführen, woraus sich auch nicht ein stichhal- tiger Grund ergibt, die Milchsaftgefässe mit den Bastzellen zu identi- fieiren. Ebenso tritt der Verfasser der Ansicht entgegen, dass die Milchsaftgefässe je aus metamorphosirten Parenchym- oder Gilter- zellen hervorgehen. — In einer Sitzung des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich am 5. Jänner sprach Dr. H. W. Reichardt über das botanische Wirken des Clusius. — Karl Clusius oder Charles de P’Ecluse, der Vertreter der botanischen Periode vor Linne, war 1526 zu Arras in der damals flandrischen Grafschaft Artois geboren. Nach dem Besuche der Universitäten von Löwen, Marburg und Wittenberg, wohin ihn besonders Melanchthon zog, kam er nach Montpellier, wo damals der berühmte Arzt und Naturforscher Bondeletius lehrte. Dieser flösste Clusius eine solche Liebe zu den Naturwissenschaften ein, dass er sich nunmehr dem Studium der Medicin widmete. 1553 wurde er Licentiat der Mediein und kehrte in seine Heimath zurück, woselbst er sich bis 1563 vorzüglich mit bo- tanischen Studien befasste. 1564 und 1565 begleitete er dann die reichen Grafen Fugger auf einerReise durch die ganze pyrenäische Halbinsel. Das Resultat derselben war die Entdeckung von über 200 neuen Pflanzenarten, welche er selbst genau zeichnete. In die Heimath zurückgekehrt, war Clusius bis 1573 mit der Bearbeitung seiner mitgebrachten Schätze beschäftigt. Die Resultate wurden in der 1576 erschienenen „Rariorum stirpium perHispaniam observatarum historia‘“ niedergelegt. Kaiser Max II., der die Wissenschaften und Künste liebte und sich auch am Studium der Botanik sehr ergötzte (wie Clu- sius selbst sagt). berief wahrscheinlich auf Anregung seines Leib- arztes Crato v. Kraft 1573 Clusius nach Wien. Hier verweilte er bis 1587. Wahrscheinlich nach Max’ Il., seines Gönners, Tode des Hoflebens überdrüssig und noch mancher anderer Umstände wegen verliess er Wien und begab sich nach Frankfurt am Main, wo er mit Wilhelm IV., Landgrafen von Hessen, in ein freundliches Verhältniss 96 trat. 1593 beriefen ihn die Stände der Niederlande an die Universität Leyden und er wirkte dort bis zu seinem Tode 1609. Seine beiden letzten Hauptwerke sind: ‚‚Rariorum plantarum historia* (1601) und „Exoticorum libri decem‘“ (1605). Sein Aufenthalt in Niederöster- reich umfasste, wie gesagt, die Jahre 1573 bis 1587. Allgemein wird angenommen, dass Kaiser MaxIl. Clusius die Leitung der’ kais. Gärten anvertraut hätte, was aber nicht wahrscheinlich ist, wie schon Jacquin bemerkt. Während dieser Zeit durchwanderte er den grössten Theil von Niederösterreich. Namentlich waren es Wiens Umgebungen, dann der Oetscher, Tirnstein, Lunz, Gaming, der Ernst- brunner Wald, welche er besuchte. In Waldviertel scheint er nicht gewesen zu sein. Die gefundenen Pflanzen kultivirte er theils im Garten seines Freundes Aichholz, theils im eigenen, der sich auf den Abhängen des Schottenberges befand, beiläufig dort, wo sich jetzt Neu-Wien erhebt. Die Frucht dieser Bemühungen ist jenes klassische Werk, das wir als die erste Flora von Niederösterreich ansehen kön- nen, die „‚Historia rariorum stirpium ner Pannoniam, Austriam et vicinas quasdam provincias observatarum,‘* 1583 in Antwerpen ge- druckt. Darin sind weit über 500 Arten abgebildet und beschrieben. Wenn man bedenkt, dass nur seltene Arten oder neue berücksichtigt wurden, so kann man annehmen, dass Clusius über 1000 Species aus unserem Kronlande kannte, also mehr als die Hälfte sämmtlicher bis jetzt beobachteter Samenpflanzen. Er war der Erste, der mehrere für unsere Gegend höchst interessanteBäume beschrieb und abbildete, 2. B. die Zerreiche, die Schwarzföhre ete. Er erforschte zuerst die so reiche Flora der Alpen. Auch für alles, was mit der Pflanze in Verbindung stand, hatte Clusius Sinn. So findet sich bei ihm ein reicher Schatz von österreichischen Volksnamen, weil er es nicht ver- schmähte, mit Jägern, Holzknechten,, Kräutersammlern u. s. w. zu verkehren. Ebenso erfahren wir in seinem Werke höchst interessante Daten über die technische oder medicinische Verwendung von ein- zelnen Pflanzen. Von dem grössten botanischen und ceulturhistori- schen Interesse sind endlich die Angaben über Gärten und die Ein- führung von Kulturpflanzen. Clusius war es, der die ersten Reiser der Centifolie aus Belgien erhielt. Er zog ferner die ersten Kartoffeln in Wien (1588), er pflanzte 1576 die erste Rosskaslanie; dieser Ur- ahn aller unserer Rosskastanien stand im jetzigen Theresianum, blühte 1603 und war noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts vor- handen. — In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, zu Breslau am 7. December 1865, gab Generallieut. v. Jacobi einen Bericht über seine im verflossenen Herbst nach der Lombardei, einem Theil der Schweiz, Belgien und England unternommenen Reise, wobei derselbe die wichtigsten Gär- ten am Comer-See und am Lago Maggiore, die botanischen Gärten zu Karlsruhe, Kew und Loewen, die Sammlungen des Baron Kerk- hove d’Ouselghem und der Handelsgäriner Amb. Verschaffelt und de Smelt zu Genl, sowie des Sir William Saunders zu Rey- 97 gate bei London ausführlicher charakterisirte und insbesondere die in diesen Gärten von ihm beobachteten Agaven, mit deren monogra- phischer Bearbeitung derselbe nunmehr beschäftigt ist, hervorhob. Geh. Medicınalrath Göppert hielt folgenden Vortrag über einen eigenthümlichen Bernsteinfund bei Namslau in Schlesien; Bernstein wird in Schlesien, wie schon oft erwähnt, seit Jahrhunderten häufig, aber meistens nur vereinzelt, gefunden. An 120 Fundorte habe ich notirt, 5 gehören dem Areal von Breslau selbst an, mehr als ein Dritttheil den auf dem rechten Oderufer gelegenen Kreisen von Nams- lau, Oels und Trebnitz. Pfundschwere Stücke sind nicht selten; das grösste, ein 6pfündiges Stück mit einem tiefen, einen Wurzelabdruck zeigenden Einschnilt, kam vor 12 Jahren in der Oder bei Rosenthal, unfern Breslau, vor, ein anderes von 21 Loth in der Stadtziegelei bei Schweidnitz, von 1/,Pfund Gewicht 2 Fuss tief in lehmigem Boden bei Sprottlau u. m. a. Vor einigen Wochen enthielten unsere Tageblätter eine Noliz über Vorkommen von Bernstein bei Namslau. Da es von grossem Interesse ist, die Lagerungsverhältnisse desselben genau zu kennen, ob sie der Geschiebe- oder der tieferen blauen Letlen- oder Braunkohlenformation angehören, so bat ich einen sachkundigen Freund und Collegen, Herrn Kreis-Physikus Dr. Larisch in Namslaı, um nähere Auskunft und erstaunte nicht wenig, darüber Folgendes zu vernehmen: „Die Fundstätte liege etwa 300 Schritte westlich von Hennersdorf, zwei Meilen nordöstlich von Namslau, Hennersdorf selbst auf einer mässigen Erhebung, die von Schadegur bis Wellendorf in der Richtung von Norden nach Süden ein Plateau bilde, welches öst- lich vielfach von Waldungen mit einzelnen kleinen Höhenzügen be- grenzt werde. Der Oberboden sei durchweg sandig, der Unterboden lehmig mit vielen Rollsteinen. An einer kleinen Lehne, die sich nach Westen zu einer Wasserfurche herabsenke, habe ein Arbeiter, Na- meus Kühnel aus Polkowitz, beim Steinesuchen zunächst Heiden- gräber von 4—5 Fuss Durchmesser entdeckt, 5-—15 Fuss von einan- der entiernt, 1 Fuss tiefim sandigen Boden. Die Asche, Knochen und einzelne bronzene Geräthschaften enthaltenden Urnen hätten unter einer 5 Fuss hohen Rollsteinschicht gelegen, eine in den klei- neren Gräbern, zwei in den grösseren. Von den kleinen seien 10, von den grösseren 3 vorhanden. In einem solchen grösseren Grabe, zwi- schen den beiden 3 Fuss von einander entfernten Urnen, von mauerar- lig gesetzten Steinen gedeckt - also hingelegt— habe man Bernstein in der ungefähren Menge von mindestens 8 Metzen gefunden. Den bei weitem grössten Theil desselben habe der Bernsteinwaarenfabri- kant Herr Winterfeld in Breslau gekauft. Berstein sei übrigens schon oft, zuweilen in Stücken von hohem Werth, in der Umgegeng von Namslau, wie bei Nimmersdorf, Rankau u. s. w. vorgekommen, aber stets im Sande, unter welchem übrigens, namentlich an genannten Orten, auch bläulicher Letten und Mergel lagere.* Herr Winterfeld, in weiten Kreisen als Bernsteinwaarenfabrikant bekannt, hatte in der That von daher nicht weniger als 120 Pfund gekauft. Der grösste Theil bestand aus kleineren Stücken, nur ein paar 8-10löthıge be- 98 fanden sich darunter und alle waren, wohl in Folge der oberflächlichen Lage, mit einer oft tief bis in’s Innere gehenden Verwitterungskruste bedeckt, oder zeigten den Charakter des Erdbernsteins, der sich eben durch diese Kruste von dem mit glatter Oberfläche versehenen fri- schen Seebernstein unterscheidet. An den umfangreicheren bemerkte man die Eindrücke von Wurzeln, Steinen; die zahlreichen plattenför- migen stammen aus dem Innern der Bäume, die meisten von ihrer Rinde, insbesondere die concentrisch schaligen, welche den zu ver- schiedenen Zeiten erfolgten Ausfluss des Harzesbezeugen. Spuren von Bearbeitung liessen sich an keinem einzigen Stücke wahrnehmen. Eine Quantität Rollsteine, Gneis, Syenit, Granit mit prächtigem, röthem Feldspath, also nordische Geschiebe, sah ich auch noch unter dem Bernstein als Zeugen der oberflächlichen Lage. Die ganze Quan- titat des vorhanden gewesenen Bernsteins vermag man mit Genauig- keit nicht mehr zu ermitteln. Notorisch war schon viel verschleppt worden, ehe Herr Winterfeld seine Ankäufe machte, und bei dem Herausnehmen selbst war man auch überhaupt nur mit geringer Sorg- falt zu Werke gegangen, da Herr Dr. Larisch, der auf mein Ersu- chen sich abermals an Ort und Stelle begab, beim Oeffnen der inzwi- schen zugeschütleten Grabstätte noch 1'/, Mässel Bernstein zu sammeln Gelegenheit hatte. Diese jedenfalls höchst bedeutende Quantität und die ganzeBeschaflenheit derFundstätte spricht nun, wie sich von selbst versteht, nicht für eine ursprüngliche oder natürliche, sondern nur für eine künstliche oder eine absichtliche veranlasste Ablagerung, deren Ursprung zu erforschen nicht mehr in das Gebiet der Paläonto- logie, sondern in das der Urgeschichte gehört, der wir es hiermit zur weiteren Beachtung übergeben. Sie möge ermitteln, ob man damit eine Huldigung des Verstorbenen bezweckte, wiewohl man hierzu, so viel ich wenigstens weiss, nur Kunstproducte aus Bernstein, nicht Rohbernstein verwendete, oder feststellen, ob wir nicht vielleicht das in Vergessenheit gerathene Lager eines Händlers der Vorzeit vor uns sehen. Jedenfalls spricht dieser ungewöhnliche, vielleicht bisher noch nirgends gemachte Fund für die ungemeine Ausdehnung des da- maligen Verkehrs mil diesem interessanten Fossil, und vielleicht auch für die Wahrscheinlichkeit eines Landweges oder Karavanenzuges, der sich einst von der Donau aus durch das Waagthal oder Oberun- garn nach Mannert’s, Kruse’s d. A. Angaben durch diese Gegenden bis zur Weichsel und Ostsee bewegte. Dass die Römer sehr. viel Bernstein auf dem Landwege bezogen, geht unter Anderem auch aus Plinius hervor; der sich überhaupt auch über den Ursprung des Bernsteins ebenso verständig wie über viele andere nalurhistorische Gegenstände ausspricht. Plinius erzählt von einem von Nero nach der Bernsteinküste geschickten römischen Ritter, der eine sehr be- deutende Menge Bernstein mitgebracht habe. Die Reise sei von der Donau und Pannonien ausgegangen, wo schon lange Handel und Zwi- schenhandel mit Bernstein getrieben worden sei. Ob das angeblich häufige Vorkommen von Münzen von Nero in Preussen mit jenen Reisen in Verbindung stehe, wie Einige meinen, lasse ich, wie billig, 99 dahin gestellt sein. Uebrigens schenkte das ganze Alterthum dem Bernstein von seiner ersten Einführung durch die Phönizier fortdau- ernd das regste Interesse. Thales von Milet kennt ihn und mehrere seiner merkwürdigen Eigenschaften, desgleichen Plato, Herodot, Ari- stoleles, Teophrast, Dioscorides, Diodor von Sicilien, Tacitus, Virgil, Ovid; Martial feierte ihn durch Epigramme u. s. w. Somit schiene dem Bernsteinhandel ein fast zweitausendjähriges Alter vor Christi Geburt gesichert. Könnte man nun nicht hieraus, da unsere sämmt- lichen schlesischen bis jetzt bekannten Heidengräber vorzugsweise nur Bronzewaaren enthalten und unser Bernsteinfund doch jedenfalls mit ihnen in innigster Beziehung steht, nicht auch einen Schluss auf die Zeit der freilich überhaupt schwer zu begrenzenden Bronze-Periode ziehen, welche dann in jenen Zeitraum fallen und nicht so alt sein dürfte, als man gewöhnlich annimmt? Das überall erwachte Interesse für Untersuchungen dieser Art wird auch wohl hier einst zu sicheren Resultaten führen, welche wir auch von unseren historischen Vereinen erwarltendürfen, die sich bereits eifrig mit dem schlesischen Heidenthum beschäftigen, Schliesslich nachträglich noch ein Paar hierher gehörende Notizen: a) In unserem Alterthumsmuseum sah ich ein mit Urnen in einem heidnischen Grabe gefundenes und mit ähnlichen blaugrauen graphilartigen Ueberzug versehenes, ziemlich getreues Conterfei un- serer Landschildkröte, vielleicht die älteste plastische Darstellung eines deutschen naturbistorischen Gegenstandes. 5) In einem Urnen- bruchstück, welches Herr Theodor Oelsner, der bekannte Heraus- geber der „Schlesischen Provinzial-Blätter*, schon vor Jahren fand, erkennt man deutlich den Abdruck einer kleinen Blattfieder des Johan- nislarn (Aspidium Filix mas), der ganz unbestreitbar als das älteste Bild einer Pflanze Deutschlands anzusehen ist. Da er mit der Form der Gegenwart ganz übereinstimmt, geht daraus hervor, dass wenig- stens diese Pflanze in einer so langen Zeit keine Veränderungen er- litten hat, woran man wohl in unserer Zeit erinnern darf, in welcher so Vielen, bestimmt von dem Glanze der Transmutationslehre, der Begriff der Art und ihrer Dauer bereits ganz verloren gegangen ist. c) Der Geheime Regierungsraih Baron von Wechmar beschrieb und bildete in unseren Verhandlungen vom Jahre 1854 den Inhalt einer von ihm bei Zedlitz, eine Meile von Steinau an der Oder, aus- gegrabenen Urne ab, nämlich Werkzeuge, fertige und halbfertige Arbeiten eines Bronze-Arbeiters, sowie 2 Stückchen rothfarbigen, eigenthümlich geformten und durchbohrten, wahrscheinlich zum An- hängen bestimmten Bernsteins. Insbesondere wegen der letzteren, die mit unseren Mittheilungen in einiger Beziehung stehen, fühle ich mich auch berechtigt, auf jene damals nicht benutzte Abhandlung zu- rückzukommen, der es gegenwärlig gewiss nicht an der ihr gebüh- renden Würdigung fehlen wird. Die Bernsteinstücke oder Proben lassen zwar die Facetten noch erkennen, sind aber dennoch schon auf ihrer Oberfläche stark verwittert. d) Schliesslich finde ich noch in einer im Jahre 1748 erschienenen merkwürdigen Abhandlung „über den Bernsieinhandel in Preussen vor der Kreuzherrn Ankunfi* einen 100 Brief des berühmten italienischen Botanikers Paul Boccone, vom Jahre 1667 eitirt, in welchem er ein uraltes, in der Gegend des Ber- ges Melone in der Mark Ancona entdecktes Steingrab beschreibt. In demselben habe man in der Gegend des Halses und der Brust des verwesten Leichnams angereihete Corallen von Bernstein gefunden, so gross, als ein Ei, und in solcher Menge, dass man damit wohl hätte einen ganzen Scheffel anfüllen können. In der Uebersetzung (P. Boc- coni’s Curiöse Anmerkungen etc. Frankfurt und Leipzig. 1697) die Einsicht der Original-Abhandlung gelang mir noch nicht; ist nur von einem halben Scheffel die Rede, so wie auch nur von einem aus Zie- geln gemauerten kastenähnlichen Grabe, nicht von einem Steingrabe. Schliesslich gab der unterzeichnete Secrelär einen Bericht über die statistischen Verhältnisse der botanischen Section während seiner nunmehr 10jährigen Leitung, worauf ders.lbe für die Etatsperiode 1566 —67 wiedergewählt wurde. F. Cohn. —e Literarisches. — Ueber die Flora der schwarzen Schiefer von Raibl gibt Pro- fessor Schenk in der naturwiss. Zeitschrift der Würzburger physik. medic. Gesellschaft sehr werthvolle Beiträge. Wir entnehmen daraus, dass die dort vorkommenden eigenthümlichen Formen: Pterophyl- lum Sandbergeri, Pter. giganteum, Cyothectes pachyrhachis sind, die herrschende Pflanze Voltzia coburgensis ist und Tasniopteris höchst selten vorkommt. Die fossile Flora Raibl’s hat nur wenige Arten mil den übrigen hunderten der Flora des Kuepers gemeinsam, und diese gehören der Letitenkohle und dem Schilfsandsteine — folg- lich geben sie keinen Anhaltspunkt, welchem Niveau der schwarzen Schiefer sie angehören; es scheint jedoch, dass sie eher der Letten- kohle einzureihen seien. = — Correspondenz der Redaktion. Herrn F. G. in G.: „Sie haben noch 700 Expl. zu erhalten.“ — Herrn P. in Hg.: „L. R. befand sich zuletzt in Wünschendorf bei Käsmark.“ — Herrn W. in G.: „Ist nach Wunsch geschehen.“ — Herm M.R. in 5’: „Sie erhalten demnächst die Pflanzen.“ — Herrn J.: „War diessmal älterer Ver- pflichtungen wegen nicht möglich. Brassai’s Abhandlung wird von anderer Seite ihre Beachtung finden.* Berichtigung. Wir ersuchen Seite 19, Zeile 20 von oben statt: „Potentilla an- serina“ zu lesen „P. argentea* und Seite 50, Zeile 8 von unten statt : „Tinely“ zu lesen „Finaly.* Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, ° 4 die frei durch diePost be- ar Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind i j M ts. blos bei der Redaktion . erg , Eeröurhefbe ap ( k N s[ a a N r | (Wieden, Neumang. Nr. 7) Man prännmerirtaufselbe Gürfner, Üekonomen, Forsimänner, Aerzle, ieden, Neumang. x. ni . . . . (3 Thir. 10 Ngr.) 2 Im Wege des : ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. ©. Gerold's Sohn Inserate Ak REIS, die ganze Petitzeile 0. so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. ar . Buchhandlungen. y 3 x ®. XVI. Jahrgang. WIEN. April 1866. INHALT: Festuca dimorpha. Von Janka. — Verbreitung von Carex Buekii. Von Dr. Ascher- son. — Ausflug auf die Alpe Prasiva.. Von Markus. — Zwei Tage im Baranyer-Comitat. Von Knapp. — (nute und schlechte Arten. Von Dr. Kerner. — Correspondenz. Von Janka, Röse. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. Festuca dimorpha. Von Victor v. Janka. Es wird nun bald zwei Jahre her sein, dass ich durch Herrn Prof. Parlatore’s Güte in Besitz eines in den Abruzzen gesam- melten Exemplares der seltenen Festuca dimorpha Guss. gelangte. Obgleich ich früher weder die Gussone’sche Beschreibung, noch Je ein Exemplar dieses Grases gesehen habe, kam mir selbe augen- blicklich doch bekannt vor und gleich fiel mir die frappante Aehn- lichkeit mit einer höchst merkwürdigen Grasart der Central-Kar- paten, nämlich mit Festuca nutans Wahlenberg fl, Carpat. princip. (non Host.) —= Festuca carpatica Dietr. auf. — Letztere Pflanze brachte Hr. Prof. Dr. Schlechtendal im Jahrgeng 1850 der Lin- naea bei Gelegenheit einiger Bemerkungen über verschiedene mit dem Namen „Festuca nutans“ bezeichnete Grasarten in Erinnerung, — und gab dadurch zur Enträthselung der seit langer Zeit verscholle- nen Pflanze, deren von Wahlenberg I. c. angegebenen Merkmale auf keine bis dahin bekannte Graminee passten, den Impuls. Ich verschaffte mir im Jahre 1858 von Herrn Prof. Hazs- linszky ein Exemplar der Wahlenberg’schen Art, fand dieselbe wirklich von allen mir bekannten übrigen totalabweichend und grün- Oesterr. botan. Zeitschrift. &. Heft. 1866, 8 102 dete darauf in meinen „Adnotationes in plantas dacicas nonnullasque alias europaeas,“ Linnaea 1859, die neue Gatlung Amphigenes. Doch überliess ich zugleich mit dem Manuskripte der Abhandlung mein einziges Exemplar Herrn Prof. Schlechtendal, war sonach zur Zeit, als ich die Festuca dimorpha acquirirt, nicht mehr im Besitz der Karpalenpflanze, um diese mit der italienischen vergleichen zu können, Festuca carpatica Dietr. war aber, zu meiner überaus grossen Freude auch für die Flora von Siebenbürgen sichergestellt, als ich sie in einer Collection Gramineen, aus dem nordöstlichsten Sieben- bürgen, die mir Herr Portzius im vorigen Winter gefälligst zu- kommen liess, unter dem ganz bescheidenen Namen einer Festuca silvatica Vill. entdeckte, Das siebenbürgische Exemplar war in- dess zu wenig instrukliv und ich dazumal auch anderweitig zu sehr beschäftigt, als dass ich mich in ein Studium des Verwandtschafts- verhältnisses der italienischen und karpalischen Species zueinander alsogleich hätte einlassen können. Erst jetzt, nachdem mir vor wenigen Wochen mein Freund Jermy die beiden schönen Exemplare der Festuca nutans Whlbg. seines Herbars vom Wahlenberg’schen Standorte überlassen, widmete ich mich dem Vergleichen und bin nun in den Stand ver- setzt, die Identität der Festuca dimorpha Guss. mit Fe- stuca carpatica Dietr. auszusprechen. Wahlenberg stellt I. ec. seine Pflanze unbegreiflicher Weise der Festuca nutans Host's gleich, dessen Abbildung er ebenfalls ohne mindesten Anstand citirt.—In der Flora Carpatorum principalium fin- det sich pag. 28 Folgendes darüber: „Nr. 88. Festuca nutans: panicula nutante eflusa; pedicellis asperis, spiculis subbifloris; flosculis oblongatis muticis aequalibus calyce subinclusis. F. nutans Host. gram. 4. p. 35. t. 61. Hab. in alpium Scepusientium sinu subalpino Drechslerhäuschen paullo infra terminum Abietis parcius. Flosculis suis calycem vix excedentibus et colore spadiceo F. pulchellae proxima; abunde vero differt stalura et panicula lere F. elatioris ramis asperis et glumis obtusiusculis (quae in F. pulchella eximie acuminalae et longae sunl). A plerisque Festucis longe recedit habitu spicularum, quae forma elliptica et flosculis lantum binis obtusıs subinclusis Melicam nutantem fere referunt.‘* In Festuca carpatica umgetauft kommt diese Art zuerst im „Nachtrag zum vollständigen Lexikon der Gärtnerei und Botanik von Dr. F. G. Dietrich,‘ II. Band (Berlin 1817), pag. 333 vor. Die Diagnose ist hier, wörtlich aus Wahlenberg’s Flora abgedruckt und wird dann sammt den übrigen Bemerkungen Wahlenberg’s deuisch reproduecirt. — Weitere Citate, wo der Name „Festuca carpatica Dietr.‘“ erwähnt wird, wie in Roem. et Schult, Man- tissa in vol, I. System. vegetab. 1824 pag. 390 und in Dietrich’s 103 neuem Nachtrag zum vollständigen Lexikon der Gärtnerei und Bo- tanik, IV. Band (des ganzen Werkes 24. Band), 1835, pag. 20. — sind ganz ohne Belang, sie enthalten nichts Neues und liefern nur den Beweis, dass keiner dieser Autoren die in Rede stehende Art genauer gekannt hat. In das Jahr 1826 fällt mittlerweile die Publikation der Festuca dimorpha Guss. in „‚Planlae rariores quas in itinere per oras jonii ac adrialici maris et per regiones samnii ac aprutiicollegitJ. Gussone, Neapoli 1826, pag. 34—35. Diese lautet: „F. panicula subnutanle contracta demum erecta, spiculis 3—4 floris, glumis calyeinis ovato-lanceolatis margine membranaceis, corollinis difformibus, flosculorum inferiorum gluma exteriore acuta longiore, centralium truncata 3-dentata breviori, foliis junceis, radice dense caespitosa fibrosa. Culmi teretes, striati, levissimi, stricti vel basi adscendentes, 1'"/%, ad 2 ped. alli, in densum caespitem congesti. Folia juncea, culmo breviora ut plurimum involuta, fasciculorum sterilium et caulina superiora elongata, 1—1!/, ped. longa; radicalia saepius latiora, bre- viora plana, superne scabra ac profunde striala; omnia levia vel apicem versus scabriuscula, involuta et subpungentia. Vaginae levissimae, striatlae, ad culmorum basim brevissimae, ovalae, squamaeformes, imbricatae, folii rudimentum gerentes, et culmum obtegentes. Ligula brevissima vix semilineari, semper truncata ac denticulato-ciliata. Panicula erecta vel apice nutans; pedicellis scabris, basi geminis, simplieibus vel ramosis, approximaltis, sub anthesi semi palentibus. Spiculae oblongo-lanceotatae, glabrae. Glumae calycinae lan- ceolatae margine membranaceae, glabrae, obsolete trinerviae; exte- riore majore, acuminala, denticulata, vel apice lacera, interiore fere dimidio breviore, apice obtusiuscula, integra aut subbifida. Glumae corollinae pubescenti-scabrae; externa majori, 5-nervia, oblusa vel acula, saepe ut gluma calycina externa apice dentliculata, semper mulica, concava; interna plana, ad margines ciliata; ut in extremo flosculo cujusque spiculae gluma corollina exterior truncata3-dentata, interior longior apice denticulato-fimbriata. Axis spicularum glaber. Habitus paniculae F. vaginatae, foliorum vero Avenae semper- virentis. Dillert a F. flavescente ligula brevissima truncata, non elongata; flosculorum numero ac struclura. Icones tab. VI,* Festuca dimorpha Guss. ward von Bertoloni in der Flora italica I. pag. 596 einfach zur Varietät der Festuca varia degradirt. — Mit Recht wird diess in Parlatore’s Flora italiana I, (1S48— 1850) p. 445 gerügt und zugleich 446 bemerkt, dass die Gussone’- sche Pflanze durch die Kürze des Blatthäutchens und die Struktur der Aehrchen total verschieden sei. Seitdem wurde diese Pflanze ausführlicher nur im Jahre 1859 in der Linnaea besprochen, wo ich sie, wie bereits erwähnt, zur eigenen Galtung Amphigenes erhob. Daselbst beschrieb ich bloss die Blüthentheile. Die übrige Description gab Hr. Prof. Schlech- 8 %* 104 tendalin der Anmerkung |. c. pag, 620. — Der Vollständigkeit halber wiederhole ich hier die Schlechtendal’schen Bemerkungen, da die darin enthaltenen Ausdrücke, sehr gut gewählt, die Art sehr gut charakterisiren. „Haec species nuper ab cel. Hochstettero (in Syn. plant. Glum. I. p. 308 n. 102). F. Scheuchzeri subjecla est cum F. pulchella Schraderi, quod ut jam ex Wahlenbergio discere potuisset fal- sum. Specimen suppetens 22 poll. altum, panicula 5 poll. metiente; caulis florifer cum? foliiferis nascentibusque gemmis duabus ex eadem particula rhizomalis, valida radicula flexuosa et simpliciter ramosa nulrili erumpunt, quare caespilosum vix crederemus gramen, sed breviter forsan stoloniferum. Omnes hi caules nascentes et jam nacli vaginis sulcato-strialis nervosis, laevibus, immo sublu cidulis, primis brevibus squamaeformibus, dein apice quasi tridentatis, dente medio acutiore laminam indicante, duobus lateralibus vero latera orificii vaginae, denique laminam sensim magis sese augentem producenlibus sunt tecti. Penultimum folium caulis florentis vaginam habet 41, poll. eireiter longam, laminamque 8 poll. longam, angustam, apice sensim angustissimam,totam fere involutam (an exsiccatione?), extus laevem glabram, intus et margine scabram ; ligula transversa linearis angusta, pilis densis albis brevissimis ciliata; orifieii vaginae angulis lateralibus oblusiusculis leviter coloratis. Paniculae (quam contrac- tam defloratam vidimus) rhachis inferne glabra, superne cum ramis ramulisque tenuibus plerumque geminis et solitariis angulata, scabra, flexuosa. Spiculae, ut recte dieit Wahlenbergius. Melicae potius nec verae Festucae, quales illae F. Scheuchzeri (nullo modo compa- randi graminis ligulaque ex lala basi obtuse producta hyalina jam distinclissimi) fere 3 lin. longae. Glumae involucrantes inaequales, flores subaequanles, ex stramineo colore in aureum denique in livide- coerulescentem transeuntes, qui basin occupat et nervum pedicel- lumque cum ramo, superior acutiuscula, inferior minor acuta. Glumae flosculi simili modo sed intensius coloratae et pube brevi subadpressa obtectae.* Die weitere, sich hier anreihende, in der Linnaea 1859 pag. 619 enthaltene Description stimmt mit den diessbezüglichen Merkmalen der vonGussone oben beschriebenen Festuca dimorpha überein; da- her ich sie hier wiederzugeben unterlasse, Ob eine Gattung Amphi- genes haltbar ist, oder nicht, kann erst die Zukunft entscheiden. Be- merken will ich nur, dassBoissier in den „Diagnoses plantar. nov.“* Ser. I. vol. 1. pag. 59 bei Festuca Cyllenica, die mit F. di- morpha, von welcher sie schon durch eine lange ligula verschieden ist, verglichen wird, erwähnt: „‚Utraque a grege F. variae spiculis paucifloris, flosculis teretibus vel dorso subcompressis nec lateraliter compressis egregie differt et hac nota ad genus Triodiam . . . . accedunt.“ Das Rhizom der Festuca dimorpha ist mit jenem der Festuca carpatica entschieden gleichgestaltet und ausläufertreibend. Die 105 Exemplare meines Herbars bezeugen diess; obenso sind die Aehr- chen der Festuca carpatica auch 3—4blüthig. Die Art hätte sodann folgende Synonyme: Festuca dimorpha Guss. pl. rar. (1826) pag. 34-35, tab. VI. Festuca nutans Wahlenberg flor. carpat. princip. (1814) pag. 28 (non Host). Festuca carpatica Dietrich. Nachtrag zum Gärtn.-Lex. III. Bd. (1817) pag. 333. Amphigenes nov. genus Janka in Linnaea 1859, pag. 619. Habitat in Hungaria (m. Tatra); in Transsilvania (versus con- fines Bucovinae); et in Italia(in regno neapolilano et inLiguria occi- dentali). Den Namen Festuca dimorpha habe ich beibehalten, weil Gus- sone der Erste die Art genau erkannt hat. Zum Schlusse theile ich noch ein ähnliches interessantes Ergeb- niss mit, Ich mochte beim Verfassen einer analylischen Tabelle der euro- päischen Avena-Arten die Tabelle umstalten, wie ich wollte, — immer fiel mir Avena Neumayeriana Vis., die mir nur aus der Be- schreibung in Vis. flor. dalmat. III. (1860) bekannt war, mit: Avena compacta Boiss. etHeldreich in Boiss. diagnos. plantar. oriental. nov.Nr, 7 (1846), von der ich Originalexemplare aus derHand Held- reich’s besitze, zusammen. Nachdem ich kürzlich auch in Besitz der Visiani’schen Art kam, kann ich auch die Identität dieser beiden Arten konstatiren, für welche der Boissier’sche als der ältere Name zu gelten hat. Gyöngyös, am 16. Februar 1866. TG Veber die geographische Verbreitung der Carex Bueki Wimm. Von Dr. P. Ascherson. Bekanntlich gehört die Arten-Gruppe der Gatlung Carex, deren Typus die in Mittel-Europa allgemein verbreiteten C. strieta Good., C. gracilis Curt. (acuta auct.) und C. Goodenonghü Gay (vulgaris Fr.) bilden, zu den schwierigsten unserer einheimischen Phaneroga- men, indem die drei genannten Arten, obwohl in ihren Hauptformen leicht kenntlich und so verschiedenarlig ausgeprägt, dass man sich schwer entschliessen mag, durch ihre Vereinigung das alte Chaos wieder heraufzubeschwören, sich doch unläugbar durch abweichende Formenspiele einander so nahe kommen, dass es selbst dem geübte- sten Kenner öfter schwierig wird, eine Grenzlinie zu finden. Es ist also leicht erklärlich, dass man das in Fällen einer derarligen Verle- 106 genheit so bequeme Auskunftsmittel auch hier in grossem Massstabe angewendet, nämlich derartige streitige Formen als eigene Arten be- schrieben hat; ferner, dass die in dem letzten Vierteljahrhundert dieser kritischen Gruppe zugewandte Aufmerksamkeit der Beobach- ter unter der grossen Zahl spezifischer Schöpfungen von sehr zweifel- hafter Berechtigung auch zur Unterscheidung einiger wirklich aus- gezeichneter, bis dahin unbeachteter Typen geführt hat, welche min- destens mit gleichem Rechte als die 3 obengenannten das Artenrecht beanspruchen können. Unter den mitteleuropäischen Formen sind hier vorzüglich die früher allgemein mit C. Goodenonghii Gay ver- mengte C. caespitosa L. (C. Drejeri Lang), und die in der Ueber- schrift genannte Art aufzuführen. Da eine geschlossene und bestimmt ausgeprägte geographische Verbreitung ein wesentliches Attribut der spezifischen Selbstständigkeit eines organischen Typus, mithin bei neu aufgestellten eine stets erwünschte Bestätigung ihrer Hall- barkeit ist, so galt es, diess Kriterium auch bei den gedachten Formen in Anwendung zu bringen. Für C. caespitosa L. ist nun diess Desi- derat durch die fortgesetzten Beobachtungen der Botaniker Nord- und Mittel-Europa’s bereits erledigt; wir kennen sie als eine nordische Form, welche in Skandinavien gemein, inNorddeutschland, z.B. in den Lokalfloren von Berlin und Breslau noch als häufig zu bezeichnen, je weiter nach Süden, um so spärlicher auftritt resp. sich in gebirgige Lagen zurückzieht, So scheint sie in Ungarn z. B. bisher nur in der Tatra beobachtet, wie ein im Herbar der k.k, zoologisch-botanischen Gesellschaft zu Wien ?) befindliches von Kalchbrenner gesammel- tes und als ©. stricta? bezeichnetes Exemplar beweist, nach dessen Ansicht ich den von Neilreich (Aufzählung etc. S. 35) an dem Vor- kommen dieser Art in Ungarn geäusserten Zweifeln nicht beitreten kann. Für C. Buekii ist diese Frage indess noch eine offene, und ist es Aufgabe dieser Zeilen, die Botaniker des Kaiserstaats, in deren Hände hauptsächlich ihre Lösung gelegt ist, zum Studium derselben anzuregen. | C. Buekii wurde zuerst in der Umgegend von Breslau ent- deckt und von Wimmer in der Sitzung der botanischen Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 29. Oktober 1851 (gedruckt in dem 1852 veröffentlichten 29. Jahresbericht, S, 83) bekannt gemacht. Die dort und in der 3. Aufl. der Flora von Schle- sien des berühmten Verfassers gegebene Beschreibung ist so treffend, dass ich sie in keinem Punkte zu modifiziren wüsste. Die Pflanze steht gewissermassen zwischen C, strieta Good. und C. graeilis Curt.; mit ersterer hat sie den eigenthümlichen Wuchs gemein, dass die Blülhenstengel nur in der Milte einige ziem- lich kurze Laubblätter, am Grunde dagegen nur Niederblätter mit 1!) Ich verdanke die Mittheilung zahlreicher Carex-Formen dieser Gruppe aus der genannten Sammlung und der des k. k. botanischen Hofkabinets der gütigen Vermittlung meines trefflichen Freundes Herrn Custos-Adjunkten Dr. Kotschy. 107 rudimentärer Spreite tragen, deren Scheiden sich in der Regel in ein sehr starkes Fasernetz auflösen; an letztere erinnern dagegen die kriechenden Ausläufer, die breiten, freudig-grünen Laubblätter der nicht blühenden Triebe, die schlanken weiblichen und die Mehrzahl der männlichen Aehrchen. Die sehr kleinen, rundlichen, fast oder meist völlig nervenlosen Fruchtschläuche unterscheiden sie von beiden wie überhaupt von allen mitteleuropäischen Arten und bringen sie der nordischen C. aquatilis Wahlenb. nahe, der sie übrigens, ihrem vege- taliven Charakter nach, ferne steht. Eine erhebliche Veränderlichkeit finde ich nur in dem Auftreten des Fasernetzes, dasselbe löst sich gewöhnlich !sehr frühzeitig und umgibt den Grund der blühenden und sterilen Triebe als derbes, bräunliches Fasergewebe, zuweilen indess bleiben die Scheiden lange unversehrt, und erst spät wird das (natürlich stets präformirte) immerhin sehr derbe Fasernetz sichtbar, welches weit mehr an das der C. acutiformis Ehrh. (paludosa Go0d.), als an das der C. stricta er- innert, deren Fäden diejenigen der C. Buekiü oft um das Doppelte an Stärke übertreffen. Bei C.stricta und anderen Arten mit nelzfaserigen Scheiden beobachtet man übrigens ebenfalls eine Verschiedenheit in der Ausbildung desselben, welche an bisher unerörterle Einflüsse des Standorts geknüpft sein mag. In den nächsten Jahren nach Aufstellung dieser Art wurde, trotzdem dieselbe an mehreren Standorten in der Nähe Breslau’s, wo sie sehr häufig auftritt, in zahlreichen Exemplaren gesammelt und durch die Tauschvereine allgemein verbreitet wurde, keine weitere Verbreitung als die in der Umgegend dieser Stadt, von wo aus sie abwärts bis Parchwitz, aufwärts bis Ohlau beobachtet wurde, fest- gestellt. Weitere Standorte in Schlesien sind bis heute nicht bekannt. Da diePflanze sich vorzugsweise in derNähe des Oderstromes und des Unterlaufes ihrer Nebenflüsse vorfindet, so lag die Vermuthung nahe, dass sie sich auch in der Nähe der Elbe, deren Ufer eine mit dem Odergebiet durch viele gemeinsame Arten übereinstimmende Flora zeigen, finden werde, und in der That war der scharfsichtige Erfor- scher der Gegend von Barby, Herr Kreiswundarzt Rother in Gr. Rosenburg, 1860 so glücklich, dieselbe am Elbufer bei Breitenhagen in grosser Anzahl aulzufinden. Bisher ist diess der einzige Fundorl in dem Gebiet der Flora von Brandenburg geblieben; meine vielfäl- tigen Nachsuchungen an den Ufern unserer Ströme blieben ohne Erfolg. Was mir indess in der Heimath versagt blieb, wurde mir im frem- den Lande, jenseits der Alpen, zu Theil. Schon am zweiten Tage meines Aufenthaltes in Italien im Frühjahre 1863 traf ich unfern des in Piemont nördlich von Vercelli gelegenen Fleckens Oldenico eine Carex an, welche ich sofort für die mir bis dahin lebend noch nicht vorgekommene (©. Buekii ansprach, welche Bestimmung ich nach der Heimkehr bei genauer Vergleichung bestätigen konnte. Die an die- sem Tage unternommene Exkursion, an welcher ausser meinem Lands - mann und Begleiter Dr. Reinhardt, meine trefflichen Freunde Barun 108 Vincenzo de’ Cesati inVercelli und A. Gras in Turin Theil nahmen, galt der in der Nähe dieses Ortes von Alessio Malinverni entdeck- ten und nach ihm benannten I/soetes, welche wir unter der freund- lichen Leitung des Finders in einem mit schlammigen, stark fliessen- dem Wasser gefüllten Entwässerungsgraben, der sogenannten Ruggia mulinara (Mühlgraben), welcher übrigens vor nicht langer Zeit erst künstlich angelegt worden war, in grosser Anzahl sahen. Am Nach- mittage führte uns Malinverni auf ein unfern des Isoetes-Stand- ortes befindliches, grösstentheils von Reisfeldern eingenommenes Terrain, welches von zahlreichen Gräben durchschnitten war. Am Rande eines solchen stand die bewusste Carex, in deren Nähe sich, nach später an Malinverni durch Cesati mitgetheilten Exemplaren, auch C. strieta und C©. gracilis finden. Der Boden ist der gewöhn- liche, zahlreiche Glimmerblättchen führende Alpendetritus, wie er den Boden des grössten Theils der Poebene bildet, und von dem Schlick des Oder- und Elbthals wohl ziemlich verschieden. So viel scheint indess über die Standortsbedingung unserer Pflanze festzu- stehen, dass sie den sauren Humus- und Torfboden, die Lieblings- stätte der ©. stricta, meidet und sich weniger in Sümpfen als am Ufer der Flüsse und besonders der in ihrer Nähe befindlichen Lachen und Altwässer vorfindet. Wenn man diese Standortsbedingungen in Erwägung zieht, so schien es wahrscheinlicher, dass die Verbindung zwischen den so entle- genen Standorten unsererPflanze in den weiten Ebenen Südosteuropa’s als auf gerader Linie in dem bergigen Süd- und Mitteldeutschland zu suchen sei. Ich habe daher bei meiner vorjährigen Reise in Ungarn auf diese Frage mein Augenmerk gerichtet, leider mit sehr spärlichem Erfolge. Bei Durchsicht des Kitaib el’schen Herbars er- kannte ich allerdings schon in Pest unter Nr. 9253 (Carex stricta) die Gegenwart unserer Pflanze, allein leider ohne Standorisangabe. Viele Exemplare befanden sich in einem Umschlage mit der Etikette: „CO. strieta. Ab Host. Consentit Willden., wobei ich ungewiss bin, ob.,zu dem .„.ab Host‘ etwa „confirmata‘“ oder „communicata‘* zu ergänzen sein möge. Dass das Erste das Wahrscheinlichere sei, schliesse ich neben der grossen Anzahl der Exemplare auch daraus, dass ich bei genauer Vergleichung t) diese Kitaibel’sche Carex Buekiiauch im Willdenow’schen Herbar unter Nr. 17297 (C. acuta) fol, 12 erkannt habe. Mithin ist die Pflanze, neben welcher sich übri- gens auch unzweifelhaftle C. stricta und CO. gracilis in demselben Umschlage finden, wahrscheinlich von Kitaibel in Ungarn, und zwar vermuthlich in der Nähe von Pest gesammelt, da er sonst wohl den Standort näher bezeichnet hätte. Dieser Fund veranlasste mich, in der Litteratur über die ungarische Flora unserer Pflanze nachzu- spüren, und glaube ich in der That die Carex banatica Heuffel !) Durch die Güte des Herrn Direktor Baron August v. Kubinyi und Kustos Joh. v. Frivaldszky erhielt ich eine Anzahl Kitaibel’scher Carices aus dom Pester Nationalmuseum zum Studium hieher gesandt. 109 (Enumer. pl, banat. in Verh. der zool.-bot. Ges. 1858, p.222 Nr. 1899) als Synonym derselben in Anspruch nehmen zu dürfen, wenn ich mir leider auch bisher durch Ansicht von Original-Exemplaren nicht die wünschenswerthe Gewissheit verschaffen konnte. Die Ausdrücke: „Folia 3—4 lin. lata, culmus basi vaginis aphyllis (eximie reticulato fibrillosis) rete venoso conjunctis cinctus, medio foliis 3—4 vestitus, bractea infima foliacea culmum aequante, spicis arrectis, femineis 3—5 subsessilibus, approximatis, elongato-cylindrieis‘* passen ausgezeich- net auf das normale Verhalten der Carex Buekii, bei welcher ‚‚spicae nutantes vel pendulae,‘* durch welche sie V. v. Janka in seiner übrigens trefflich gelungenen analytischen Tabelle der Carex-Arten (Oest. botan. Zeitschrift 1863, $. 38) allein unterscheidet, keines- wegs häufig besitzt. Die) „fructus — valva late-lineari breviores ea latiores‘“ finden sich zwar nicht gerade in der Regel, aber doch häufig auch an der schlesischen Pflanze, indem die Deckblätter, welche meist etwas kürzer als die Schläuche sind, gerade wie bei ©. gracilis, auch längerals diese vorkommen. Das einzige Bedenken flösst mir bei einem so genauen Beobachter, wie Heuffel, die Angabe ‚‚fructus nervosi‘* ein; indess finde ich in einem Manuskript desselben, welches mir A. Kanitz güligst mittheilte, die bedeutungsvolle Einschränkung: „obsolete nervosi;“ in der That sind, besonders an nicht ganz reifen Schläuchen, zumal nach der Basis hin, einige undeutliche Nerven oft nicht zu verkennen. Mithin können wir die Identität der C. Buekii Wimm.-mit der 6 Jahre später veröffentlichten ©. banatica Heuff. und mithin das Vorkommen unserer Pflanze in ‚‚fossis aquarum et pratis paludosis Banatus‘‘ als sehr wahrscheinlich betrachten, Das durch die 4 Punkte Breslau, Barby, Vercelli, Banat um- schriebene Viereck stellt schon ein ziemlich weites Verbreitungsge- biet dar, welches durch fernere Beobachtungen , zu denen diese Zeilen hoffentlich Veranlassung geben, zu füllen resp. zu erweitern ist; denn nach Süden und Osten dürfte die Verbreilung unseser Art das obenbezeichnete Gebiet wohl beträchtlich überschreiten; nach Westen und Norden ist diess weniger wahrscheinlich, namentlich ist, wie R. v. Uechtritz brieflich gegen mich bemerkt, kaum anzuneh- men, dass in Skandinavien, der Heimath der meisten auf Kosten der 3 gemeinen Arten geschaffenen neuen Typen, eine so ausgezeichnete Form, wenn sie vorkäme, übersehen sein sollte. Berlin, 10. Februar 1866. Ein botanischer Ausflug auf die Alpe Prasivä. Von Prof. Alexander Märkus. | Seit langer Zeit habe ich mich gesehnt die Alpe Prasivä, welche ich bei meinen botanischen Exkursionen im Frühjahre am längsten 110 mit Schnee bedeckt fand „ besuchen zu können — bis endlich heuer meine Sehnsucht in Erfüllung ging. Es war den 17. Juli 1865, wo ich in Gesellschaft des Herrn Daniel Bothär, Professor am ev. Gymna- sium zu Pressburg, der unsere Alpen schon so oft besucht hatte, und eine genaue Kenntniss von deren Vegetation besitzt — und des Herrn Samuel Rokosz, Lehrer der hiesigen Kleinkinderbewahr- anstalt, dem die zu besuchende Gegend auch schon von frühern Jahren her bekannt war, und der bei einer Exkursion ein sozusagen unent- behrlicher angenehmer Gesellschafter ist, auf einer in Neusohl ge - mielheten Gelegenheit nach der Badeanstalt Koritnica, aufbrach. Mit einem freudigen Gefühle einerseits, dass ich auch einmal eine höher gelegene Landschaft, eine, wenn auch nicht ganz alpine Gegend, aber doch das Vaterland des Krummholzes und der isländi- schen Flechte besuchen kann, andererseits mit einer geheimen Weh- muth, die mich bei der Trennung von meiner geliebten Familie über- fiel, verliess ich, mit den unentbehrlichsten Hilfsmitteln bepackt, meine stille Behausung. | Der Weg führte uns zunächst in dem Thale der Bistric, zwi- schen der Seulzerallee und Cmarovo links und den hügeligen Feldern rechts gegen das Dorf Kostivjarska, dann weiter zwischen den Bergabhängen des Cmarovo links und des Baranovo rechts gegen Jakobsdorf. Die charakteristische Vegetation dieser kurzen Strecke bilden die Erlen, überall das Ufer der Bistrie beschattend und das Gesträuch, welches zerstreut, gleichsam einzelne Flecken auf den von Wäldern entblössten Berghügeln bildet. Jenseits Jakobsdorf, knapp hinter dem Dorfe erhebt sich senkrecht ein über der Land- strasse wachender Kaikfelsen, welcher von den kleineren Kalkfelsen von Baranovo nur durch das verengte Thal der Bistrie getrennt wird. Von Jakobsdorf bis nach Ulmanka fährt man zwischen lauter kuppen- artigen, meist mit Fichten und Tannen bewachsenen Hügeln, die links von dem Berge Ostri-Wrch, rechts aber von dem 3458’ hohen Banski- Djel, auslaufen. Bei Ulmanka verengt sich das Bistricer Thal noch mehr und nachdem man eine kurze Weile längs der Landstrasse gefahren, erhebt sich vor unseren Augen in der Ferne der majestätische, über Altgebirg dominirende Kalkfelsen Majerova - Skala (etwa 4100'). Dieser Felsen bildet einen Ausläufer der 4974’ hohen Gross-Krizsna. Vor zwei Jahren habe ich diesen ‚Garten unserer Alpen‘ auch be- sucht, und hier folgende Pflanzen gesammelt (1862, den 20. Juli): Festuca spectabilis Jan., Gentiana obtusifolia Willd., Euphorbia stricta L., Campanula rhomboidalis L. ?), glomerata L., Carex tenuis Host, Luzula multiflora Lej., Knautia longifolia Kch., Allium cari- natum Lm., Galeopsis versicolor Curt. (kommt auch gegen Herrn- grund vor), Centaurea montana L., Cirsium Erisithales Scop., Hie- racium aurantiacum L., sabinum Leb. Maur., furcatum Hopp., ‘) Vide Neilreich „Nachträge zu Maly’s Enumeratio,* Seite 441. Anm. ir Red. 111 echioides WK., Luzula spudicea DC., Phleum Michelü All., Aira caespitosa L., Poa alpina L., Scabiosa lucida Vill., Veratrum album L,, Linum alpinum Jcgq., Thesium alpinum L,, Orchis globosa L., Avena planiculmis Schrad., Stachys alpina L., Ervum sylvaticum Peterm., Rosa alpina L., Campanula latifoliaL., Pimpinella magna L., Ranuneulus aconitifolius L. — Adenostyles albifrons Rehb., dann Rubus sazatilisL. und Mulgedium alpinumL. auf der Majerova-Skala; abgeblüht waren: Phyteuma spicatum L., Anemone narcissiflora L., Vaccinium Myrtillus L. und Vitis Idaea L. Durch das Dorf Ratzengrund zu einer Sägemühle angelangt, erblickt man den Rauchqualm, welcher aus der Schmelzhülte von Altgebirg in die Höhe steigt. Herrlich anzublicken sind auf die- ser Strecke die Tannenwälder, welche, besonders rechts unten am Fusse der Berge wie reihenweise gesetzte Kegeln den Saum des Waldes bilden, und mit den herabhängenden Zapfen beladen, gleich- sam als grossartige Christbäume erscheinen, hin und wieder durch das lichlere Grün der Erlen und Buchen angenehm schattirt. Jenseits Altgebirg fährt man anfeiner langsam steigenden Strasse durch das Dorf Ober-Jelenec gegen den 3200° hohen Sturecerberg. Um 9 Uhr gelangten wir in das Wirthshaus ‚‚Unter Sturec‘‘ wo wir ein kleines Gabelfrühstück einnahmen. Von hier führt ein Weg links über Sturec nach Liptau, der andere aber rechts gegen Donaval nach Kori!nica; den letzteren Weg, nachdem er sehr vernachlässigt ist, liessen wir uns zur Rückfahrt, und betraten die prächtige, sich hin und her windende, immer höher und höher ansteigende Kunststrasse von Sturec, wo ich in dem schnell herab rauschenden Bache auf Steinen eine Iydrırus-Art sammelte. — Meine Blicke ruheten fort- während auf den hinter uns zurückgelassenen Bergmassen und Wal- dungem, welche meist aus Pinus Abies, hie und da mit Buchen, Acer und Sambucus racemosa untermischt, bestehen. Am Wege bemerkte ich die noch nicht aufgeblühten grauen Köpfe von Cirsium eriopho- rum Scop., die rotlhen Köpfchen des Cirsium pannonicum Gaud.; ausserdem ergölzten unsere Augen die scharlachrothen Beeren der Sambucus racemosa L., die schmutziggelben Glöckchen der Digitalis grandiflora Rehb. guckten hie und da unter dem Gesträuche und am Saume des Waldes waren zu finden: Campanula rotundifolia L. und rhomboidalis L. Ich spähte genug noch nach Campanula carpatica Jacq., Cyclamen europaeum Mill., Gentiana germanica Willd., welche nach der Behauptung des Hrn. Prof. Bothär auf dem Sturec zu finden sind, aber vergebens. Auf den Kamm des Passes angelangt, eröffnet sich dem Natur- freunde ein herrliches Panorama; hinter uns die zurückgelassenen Schluchten, weiter die 3513° hohe Jelenszka-Skala, — vor uns das Liptauer Comitat links mit dem mächtigen, wie eine Bergfeste da- stehenden Kalkfelsen Cierni Kamen (4419), und noch weiter eine Reihe von niedrigeren Gebirgskuppen. Die abwärts schlängelnde Strasse verlassend, gingen wir durch den Wald zu Fuss, wo wir aber gar nichts Neues fanden, ausser einen löffelartigen Pilz und eine Stein- 112 alge; denn der ganze Nordabhang in der Nähe der Strasse zeigte eine kahle Weide, und man müsste da den Wald besser durchstreifen, wenn man etwas finden wollte. | Um 12 Uhr gelangten wir, immer abwärts fahrend, im dem Thale Revuca, dem gleichnamigen Dorfe an, wo wir ein theures, aber schlechtes Mittagsmahl einnahmen. —In dem Thale Revuca, gebrannt durch die Nachmittagssonne, fuhren wir zwischen lauter Feldern und Wiesen, auf denen gerade das Mähen und Heusammeln vor sich ging bis zum Dorfe Oszada. Hier geht der Weg links’in die Liplau gegen Rosenberg, rechts aber biegt er zurück gegen Koritnica. Im Thale der Koritnica fahrend, und das Ziel unserer Exkursion; die mächtige und fast kahl aussehende Wand der Alpe Prasivä zeitweilen vor die Augen hekommend, bogen wir bei dem Försterhause links gegen Koritnica, nachdem der rechts führende Weg nach Donaval führt. Endlich erblickten wir den Einfahrisbogen von Koritnica, die aus dem Walde hervorguckenden Schweizerwohnungen der Badean- stalt — und im Hintergrunde unser eigentliches Ziel, die Alpe! Nachdem wir durch die Güte desHrn. Pantler, als Badepächler, ein Zimmer zu unserer Wohnung bekamen, und uns durch das Sauer- wasser der Sophienquelle erfrischten, begaben wir uns in den, rings herum sich ausbreitenden Wald, um uns etwas umzuschauen. — Senecio nemorensis L., Spiraea Ulmaria L., blühten am Ufer des Baches, wo ich umsonst eine Ausbeute an Algen suchte. Im Walde selhst, wo viele halbverfaulte Stämme auf der Erde herumliegen, konnten wir den Reichthum der Kryptogamen nicht genug bewundern, Unter an- deren sammelte ich: Lycopodium annotinum L., Sphagnum acutifo- lium Ehr., Polytrichum commune L., Marchantia polymorphal., Fe- gatella conica L., Jungermannia trychophylla L., barbata Schreb. und connivens Diell., von den Bäumen aber hingen, wie Vorhangs- zierathen die feinen und verwickelten Fäden der Usnea longissima Ach, Ausserdem war zu finden: Carex leporina L., Gnaphalium dioi- cum L. und abgeblühte Pyrolu unifloraL. Bald wurde es aber finster, so dass wir mit unseren kleinen Schätzen zurückkehren mussten, denn hier lässt sich in zwei Stunden wenig sammeln, da man jeden Strunk, jeden Moospolster besonders untersuchen muss, glaube aber sicher behaupten zu können, dass ein Aufenthalt von etlichen Tagen in den Koritnicer „Kryptogamen-Wäldern,‘‘ wie sich Hr. Prof, Bo- thar ausdrückte, den Kryptogamenforscher sicher befriedigen würde. Nachdem wir in der eintretenden schwülen Luft und sich zeigen- den Wolken ein Zeichen einer ungünstigen Witterung für unsere morgen bevorstehende Exkursion zu erblicken wähnten, legten wir uns nach eingenommenem Abendmahl und Versorgung unserer Kryp- togamen zur Ruhe. Es wird vielleicht nicht uninteressant sein, wenn ich da von dem Bade Koritnica etliche Worte beifüge. Das Bad Koritnica (oder besser Korytnica, von dem slavischen Koryto ein Becken, Trog) liegt im Liptauer Komitate an der Grenze von Sohl in einem Kesselthale, knapp am Fusse der Prasivä, aus 113 welcher die Quelle der Medokisina entspringt‘, in einer Höhe von 2578. — Nördlich erhebt sich die Alpe Fedorka, zwischen Ost und Süd die 5378‘ hohe Prasivä, deren Fortsetzung die Ziegen- rücken (Kozie chrbti) bilden, südlich die Alpe Baba, und westlich liegen die Gebirgszüge von Donaval und Misüth. Trotz der au- sehnlich hohen Lage ist das Klima von Koritnica nicht so kalt, wie man schliessen könnte, weil es von den umliegenden Bergen ge- mildert wird. — Im Jahre 1821 hatte der verdienstvolle Comitals- physikus, Dr. Flittner, in seinen Mussestunden botanisirend, die Quelle durch Zufall entdeckt, und nachdem er das Wasser einer Analyse unterwarf, und die heilenden Bestandtheile darin auffand, machte er seine Erfindung bald bekannt. Bei seinem Studium über Koritnica, fand er in den alten Akten ein altes Schreiben ‚„ nach welcher Stephan Ill&eshäzy, der Grundbesilzer dieser Gegend 1587—1609, die Einwohner von Luzsna unter Verleihung mancher Privilegien dazu verbindet, dass sie in sein Likavaer Schloss, täg- lich eine Menge „Medokis“ (Sauerwasser) aus Koritnica führen. Seit dieser Zeit aber wurde die Quelle bis zum Flittner gar nicht benützt. — Es wurde zuerst von Herrn Kolinazi, Präfekten der Aerarialgüter von Hradek und Likava ein hölzernes Badehaus und Wirthshaus aufgebaut, aber noch im Jahre 1825 hatte es kaum 2—3 Gäste. Durch die warme Theilnahme des Hrn. Wenzel Koch, Distrikts-Finanzleiter, wurde das Bad so gehoben, dass es im Jahre 1862 schon über 500 Gäste beherbergen konnte. Jetzt wird es von Jahr zu Jahr schöner und bequemer eingerichtet. Die Tem- peratur soll im Winter und Sommer — 8° RR. betragen. Das stärkste und zum Trinken angenehmste Wasser bietet die Sofienquelle. — Man kann sagen, dass die reine Bergluft, der Anblick der grossen Wälder und angenehmer Thäler fast so viel zur Besserung der Kran- ken beitragen als das Baden und Trinken des Wassers, Nach einer unruhigen Nacht, welche mir an einem fremden Orte gewöhnlich zu Theil wird, habe ich kaum das Grauen des Tages erwarten können. Um 4 Uhr waren wir alle auf, doch unser Führer, den wir uns Tags vorher bestellt haben, säumte noch immer, so dass ihn Hr. Rodosz aufsuchen musste. Endlich brachen wir um halb 6 auf. Auf dem links vom Bade in den Wald führenden Wege haben wir unsere Wanderung angetreten. Die Luft war klar und frisch, ein reichlicher Thau deutete einen schönen Tag an, und wir schrilten rüslig den trockenen Bergabhang hinan, wo nur hie und da ein Chrysanthemum Leucanthemum L., ein verkümmertes Carum Carvi L., Thymus Serpillum L., Juniperus communisL. und die schla- fenden Köpfchen der Bellis perennis L. uns begrüssten, während rechts im Thale am Saume der Fichtenwälder das Frühgeläute der weidenden Heerde angenehm erscholl. Die Sonne erhellte schon die westlich liegende Bergspilze Szoliszko. Auf einem immer aufsteigenden Pfade erreichten wir um 6 Uhr den Wald, wo wir den links von unserem Wege sich erhe- benden steilen Berg Bogoska bewunderten. Den Saum des Wal- 114 des bedeckte ein kahler Weideplatz, wo Möhringia muscosa L., eine verkümmerte Plantago lanceolata L., und unter einem Ge- büsch die jungen Wedeln von Botrychium Lunaria Schw. zu sehen waren. — Während Prof. Bothär aus dem Sandsteine, der hier in Stücken den Fusssteig bedeckt, einige geognostische Stücke formte, bewunderte ich das dichte Gestrüpp von Vaccinium Myrtillus L. beobachtete Oxalis Acetosella L., mehrere unfruchtbare Farren (Polystichum Filix mas Roth) und bekam zuerst zu Gesicht die zarten gelben Blüthen des Melampyrum sylvaticum L., sowie die schönen Rispen der Aira flexuosa L. Auf den Baumstrünken bil- dete Hypnum splendens Hedw. und Schreberi Willd. dichte Polster. Unser Führer erzählte uns von dem öfteren Vorkommen der Edel- marder sowie von Bären, für welche letzteren zeitweise Fallen auf- gestellt werden, in deren einer sich vor zwei Jahren ein Bär ge- fangen hätte. Aus dem Walde gekommen führte uns unser Führer über einen steilen Abhang ohne Weg und Steg, durch das dichte Ge- sträuch der Heidelbeeren, zwischen welchen ich stellenweise Ve- ronica officinalis L., Rhinanthus alpinus Baumg., höher hinauf die prächtige violeite Blülhe von Adenostyles albifrons Rcehb., das schöne goldgelbe Hypericum quadrangulum L. und an etlichen Stellen Galium silvaticum L. sammelte. Auf dem ersten Kamme Skorusovuno hielten wir ein kurzes Gabelfrühstück, und packten die gesammelten Pflanzen ein. — Höher schreitend kamen wir zu den ersten Quarzitblöcken, welche von Lecidia geographica L., gelb- grün erschienen. Um 9 Uhr erreichten wir das Krummholz, welches hier in einzelnen, mehrere Quadratklafter einnehmenden Gruppen, als zier- liche Sträucher wächst. Etliche verblühte Homogyne alpina Cass., dann Poa sudetica Hnk. kamen uns zu Gesicht. An dem Krumm- holze stiegen wir eine Strecke lang auf Quarzilirümmern, welche von Lecidia geographica L., Gyrophora polymorpha Schrad. und höher hinauf von Parmelid (Imbricaria) siygia Ach., bedeckt waren. Immer höher und höher gleichmässig steil aufsteigend, sammelte ich aus den Moospolstern und dem trockenen dichten Gesträuch der Cladonia rangiferina Hoffm., Cladonia rangiferina var, alpe- stris Ach., Cetraria cucullata Ach., Cetraria islandica L., Bryo- pogon ochroleucus Ehrh., dann aus dem dichten Rasen der Luzula albida besonders: PotentillaaureaL., Ranunculus montanus Willd,, Phleum alpinum L., Meum Mutellina Gärtn., Hieracium alpinum L. Die ganze von uns schon betrelene und noch vor uns liegende Anhöhe war mühsam zu besteigen, da der weiche, und unter den Füssen tief einsinkende Polster von Hypnum splendens Hedw., Lu- zula albida DC., Vaccinium Myrtillus L., Empetrum nigrum L. und von den schon erwähnten Flechten dem darauf Tretenden keinen festen Tritt gestattete, — dazu kam noch die wachsende Hitze des Tages, und die ungewöhnliche Ruhe der Atmosphäre auf einer sol- chen Anhöhe. 115 Ermattet, vom Schweisse Iriefend, erreichten wird endlich um 11 Uhr die höchste Spitze, die Kochula (5378°). Hier wurde eine Rast- stunde und Mahlzeit gehalten, was uns aber hunderte von kleinen Flie- gen nicht vergönnen wollten — so dass unser Führer einen Haufen Cetraria islandica anzünden musste, um die ungeladenen Gäste von uns fern zu halten, aber auch das nützte wenig — die stechenden kleinen Räuber verleideten uns jeden Bissen, so dass wir unsere Mahlzeit sehr schlecht beendigten und unsere gesammelten Pflanzen einlegten. Da wir leider vergessen hatten ein Fernrohr mitzu- nehmen, so beirachtelen wir das vor und um uns liegende Panorama nur mit blossen Augen. Ein herrlicher Anblick das! Ein Meer von Bergen, Spitzen und Kuppen, durchschnitten von tausend Thälern, bekränzt mit dem immergrünen Kranze der Tannen und Fichten. Der Gebirgsrücken der.Prasiva von Norden gegen Süden im Halbkreise den liefen Becken der Korilnica umgürtend, mit seinen von Moos und Flechten ge- polsterten Abhängen und nur hie und da von Krummholz gebil- deten Gruppen, und am südlichen Kamme von einer Unzahl Quar- zitblöcken besäet, welche alle von Lecidea geographica wie gelb marmorirt dalagen, — gehört zu der Gruppe der niederen Tatra oder der Sohler Alpen, welche an der Grenze von Liptau und Sohl von dem Sturecer Passe nach Zyps und Gömör zieht. Die höch- sten Berge dieser Gruppe sind der 6462’ hohe Gyömber, der 6144’ hohe Kirälyhagy (Kralova-Hola) und unsere Prasiva. Der Kern dieser Gebirgsgruppe ist meist Granit und Gneis, stellenweise Glim- mer- und Thonschiefer. Der nördliche Abhang der Prasivä von Mistrik gegen Luzsna besteht aus rothem Sandstein, sowie die 5252’ hohe vordere Spitze, die hintere bis 5378‘ sich erhebende Spitze aus Granit. Im Osten von dem Stocke der Prasivä sieht man den hervor- ragenden Gyömber, sowie weiter gegen Gömör den Kirälyhagy; nordöstlich erhebt sich der amphitheatralische Gürtel der hohen Tatra mit dem jetzt vom Nebel theilweise bedeckten Krivan — und wei- ler die „ruinae mundi* Wahlenberg’s, die Centralkarpatengruppe! Nördlich steigt aus den Bergesmassen der schöne Chver, oberhalb Rosenberg — und weiter im Nebel eingehüllt die Grenzwache des Arvaer Comitats, die Babia-Gora; westlich zieht sich die schöne Kette des Tatra-Gebirges, mit dem Czierni Kamen und Krizsna — und südöstlich zeigt das Schemnitzer Gebirge ihre Beherrscherin die Szitna; südlich jenseits der Gran die Polyana-Gruppe — und als Grenze unseres Gesichtskreises erblickten wir nebelartig sich er- heben die Waitzner Gebirge, das Bacser, Neutraer Gebirge und die kleinen Karpaten. Dazu die ruhige Atmosphäre, der Wolken- kranz ringsum in einer gewissen Entfernung oberhalb der ent- ferntesten Gebirgszüge am Horizonte — die nächsten Thöler und Schluchten mit etlichen Ortschaften in ihrem Schoosse — und das in tiefem Becken liegende kleine Bad Koritnica — wahrlich ein ge- nussvoller Anblick, und richtig bemerkte es unser Gesellschafter Hr. 116 Rokosz, dass „wenn er auch keine botanischen und geognoslischen Schätze sammle, so freut es ihn die tausend Berge und Thäler in ihrer wogig sich erbehenden und senkenden Pracht betrachten und bewundern zu können.“ Auf der Spitze sammelte ich Avena versicolor Will. Indem wir abwärts gingen, sahen wir an dem linken Abhange die Spuren des vor zwei Jahren entstandenen Krummholzbrandes, wo ganze Strecken von Vegetation entblösst da lagen. Die letzte Kuppe besteht wieder aus den Quarzitirümmern, wo man unlängst eine Ausbeute von Antimon zu finden glaubte, war aber nichts als Roth- eisenstein, welcher das Gestein in Adern durchzieht. Ein paar Exemplare von Geum montanum L., eine Menge von Lycopodium Selago L. in Gesellschaft von Empetrum nigrum bedeckte den ganzen Abhang. An den steilen südlichen (von Koritnica aus rechts) Kamme sah ich etliche Viola sudetica Willd., Campanula alpina Jacg. ziemlich viel, ein paar Hieracium aurantiacum L., welche Pflanze die grösste Zierde von Krizsna ist, Hypochoeris uniflora Vill. und das plaltniederliegende Gesträuch der Juniperus nana Willd. Auf der letzten Lehne hat uns die ruhige Atmosphäre, die brennende Hitze der Sonne und der steile Abhang stark herge- nommen; wir rutschten abwärts mehr als wir gingen; bis wir end- lich nach vielem Schwitzen um 1%3 an die Wasserleitung kamen, welche von der Alpe Prasivä in dem Thale Barborina ihren Anfang nimmt, und längs dem Gebirgszuge Handliarka, Barana Wlava (3668°) an Bullo unter Juzarnuo und Jeleuszka Skala bis nach Herren- grund führt. Auf einem Waldstege gingen wir von da im Walde immer abwärts, und gelangten endlich um 4 Uhr in unsere Wohnung, wo wir nach einer kurzen Erholung und einer Erfrischung durch das angenehme Wasser der Sophienquelle unsere mitgebrachten Schätze ordneten und einlegten. Den folgenden Tag, nachdem wir uns etliehe Ansichten zur Erinnerung mitnahmen, sagten wir Abschied dem Bade, Abschied der Prasivä, die uns so tüchtig im Schweisse gebadet hat. Auf einer in Koritnica aufgenommenen Gelegenheit ging es nun links von dem Försterhause gegen Mistrik auf einer unter aller Kritik schlechten, steinigen Strasse, so dass wir diese Strecke lieber zu Fusse zu- rücklegten. In dem Bache fortwährend nach Algen suchend, habe ich ausser Hydrurus und Odontidium gar nichts gefunden. Gegen Mistrik zeigt sich dieselbe Gebirgsart, welche wir auf der Prasivä fanden, nämlich Trümmergestein von Quarzit, bedeckt mit Lecidea geographica und Racomitrium microcarpum Schrad. Jenseits Mi- strik fuhren wir gegen Donaval (3312°), wo ich auf der Wiese Gen- tiana obtusifolia Willd., Campanula giomerata L., Hypochoeris maculata L., beobachtete, und an dem Wege an Felsen Peltigera aphthosa H., Hypnum molluscum Hedw., Encalypta streptocarpa Hedw., Bartramia gracilis, Bryum cernuum Hedw. und abgeblühte Atragene alpina L. sammelte, 117 Von Donaval geht es nun immer abwärts durch Hanes, Scliazan, Jergalo, Studna und Moticzko auf einer schon ziemlich fahrbaren Strasse bis zum Wirthshause „Unter Sturec.* Um 1 Uhr gelangten wir nach Altgebirg, wo wir endlich gut und billig speisten. Um 5 Uhr begrüsste ich meine theureFamilie, und fühlte mich recht glück- lich, dass meine Exkursion mit angenehmen Erinnerungen belohnt, und meine Familie wohl war. Neusohl, den 20. December 1865. Zwei Tage im Baranyer Comitate. Von Josef Armin Knapp. Bei Gelegenheit meiner botanischen Reise nach Slavonien betrat ich auch zweimal das Baranyer Comitat. Am ersten August stieg ich vom Dampfer „Ferdinand Max* bei Mohäcs aus. Um den Bahnhof wuchsen Setaria viridis, Cynodon Dactylon, Eragrostis poaeoides, Atriplez hastata, Kochia Scoparia, Salsola Kali” !), Anthemis Cotula, Centaurea Calcitrapa, Lactuca saligna, Crepis foetida, Xanthium spi- nosum, Marrubium vulgare*,M. peregrinum, Heliotropium europaeum, Torilis Anthriscus, Sisymbrium Columnae, Diplotazis tenuifolia*, Le- pidium ruderale, Reseda lutea, Silene inflata, Mulva borealis, Hi- biscus Trionum, Euphorbia platyphyllos, Gerardiana* und Medicago falcata. Auf Schuttstellen waren zerstreut Rumex obtusifolius, Senecio vulgaris (hier sehr selten) und Mentha Pulegium. Am Donauufer standen Chenopodium opulifolium, hybridum, Polygonum amphibium, y) terrestre, Chaiturus Marrubiastrum, Stachys palustris und Teuerium Scordium. Am folgenden Tage bemerkte ichnoch daselbst Digitaria sangui- nalis, Chenopodium glaucum, Amaranthus Blitum, Rumexz conglome- ratus, Plantago lanceolata, y) altissima, Crepis lectorum, Galium pa- lustre, Salvia süvestris, Limosella, Carum, Sium latifolium, Erysimum repandum*, Roripa rusticana, R. palustris, Portulacca oleracea, Euphorbia virgata, Potentilla supina, Trifolium hybridum, Lotus corniculatus «) tenuifolius und Vicia hirsuta. Neben der Bahn gediehen noch Polycnemum arvense, Centau- rea Scabiosa, Salvia verticillata, Sideritis montana*, Ajuga Cha- maepitys, Nonnea pulla*, Glaucium corniculatum*, Fumaria parviflora, $) Vaillantii* hier 11/‘ hoch, Thlaspi campestre, Reseda Phyteuma*, Euphorbia falcata, Epilobium tetragonum, Anthyllis Vulneraria und Astragalus Onobrychis*. ') Die mit * bezeichneten Pflanzen fand ich nicht in Slavonien. Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. ileft 1366. 9 118 Auf Schultstellen und Gemäuern waren noch zu sehen Barbula muralis, Arixstolochia Clematitis, Tanacetum Chamomilla, Aethusa Cynapium, Ranunculus sardous und Sisymbrium Loeselü*. Nachmittags verliess ich Mohäcs mit dem Dampfer „Hildegarde* und erreichte um 1/11 Uhr Abends Essek. Von hier aus unternahm ich Anfangs Seplember einen Ausflug nach Klein-Därda, wo ich an der Drau Crypsis alopecuroides, Cyperus flavescens, glomeratus, Juncus compressus, Chenopodium rubrum, Plantago major, Petasites offiei- nalis, Stenactis bellidiflora, Pulicaria dysenterica, Scutellaria gale- riculata, Teucrium Scordium, Roripa rusticana, austriaca und Tri- folium fragiferum bemerkte, Weiter längs der Drau aufwärts gehend traf ich einen kleinen Sumpf an, der ausser Ranunculus aquatilis, Myriophyllum verticillu- tum und Trapa nalans an seinem Rande noch Oryza clandestina, Cyperus Monti* '), fuscus und Oenanthe Phellandrium beherbergte. Auch die weiteren Wälder blieben nicht ganz unberührt. Ich versuchte in dieselben vorzudringen, anfangs leitete mich ein Fusssteig, bald jedoch verschwand er. Mächtige Phragmites 5—10* hoch versagten mir das weitere Vordringen, ich sah mich in einer enllegenen Einöde, ferne vom Schauplatze menschlichen Trei- bens, ein Gefühl derBangigkeit bemächtigte sich meiner und rieth mir den Rückweg anzulreten. Es ist sonderbar, dass solche Stimmungen im einsamen Wanderer sich dann einstellen, so er ferne von mensch- licher Ansiedelung weilt. Auch die Vegetation war hier sehr kümmerlich, denn es zeigten sich mir nur Leskea polycarpa, Amblystegium riparium, Rumex Hydrolapathum, Tanacetum serotinum ?) und Sium latifolium. Auf meinem Rückwege sah ich noch am Rande eines ausge- trockneten Sumpfes Arabis Thhaliana. Dieses sind meine flüchtigen Bemerkungen während einer so kurzen Zeit, dass sich hier gar Vieles thun liesse, ist leider nur zu wahr. Kitaibel’s Angaben sind das Beste, was wir über dieses Ge- biet besitzen, Nendtvich’s Verzeichniss hat, seitdem Prof. Kerner die handschriftlichen Berichtigungen hierzu gegeben, beinahe die ganze Glaubwürdigkeit verloren, enthält keine Standortsangaben und scheint sich aufs ganze Comitat zu beziehen. Balek hat vor Jahren eifrig daselbst botanisirt, doch scheint er die Botanik verlassen zu haben, und das ganze Comitat besitzt jetzt Keinen, der befähigt wäre uns mit einer Schilderung seiner botanischen Verhältnisse zu erfreuen. Wien, im Februar 1866. 1) Wird von Nendtvich für Fünfkirchen angegeben. Jedenfalls ein in- teressanter Bürger dieser Gomitats-Flora. ?) Kitaibel’s Standort, „zwischen Essek und Bellye“ dürfte mit diesem identisch sein. 119 Gute und schlechte Arten. Von A. Kerner. Postscriptum. Die unter der Ueberschrift „Gute und schlechte Arten“ von mir in diesen Blättern veröffentlichten Aufsätze haben zu einer umfang- reichen Entgegnung von Seite des dermaligen Direktors des sieben- bürgischen Landesmuseums, Samuel von Brassai, im AXXIV. Bande der Linnaea Veranlassung gegeben. Wir empfehlen diese Schrift auf das angelegentlichste allen denjenigen, welche gelegentlich einmal sehen wollen, zu welcher Sprache der Fanatismus einen Mann hin- reissen kann, der einerseits seinen Glauben an die „guten Arten“ an- gegriffen findet und anderseits sein Nationalgefühl angetastet glaubt. Ich grolle Herrn v, Brassai der zahlreichen in seiner Schrift gegen mich geschleuderten Unarten wegen nicht, weil ich sie eben nur als die Aussprüche eines leidenschaftlich erregten Mannes halte. Ich fühle mich auch nicht berufen, auf die wissenschaftliche Seite der Streitfrage nochmals einzugehen, weil ich im Grunde nur das wie- derholen könnte, was ich eben in den Aufsätzen über „Gute und schlechte Arten“ ausgesprochen habe, weil ich auch ein Feind litera- rischer Polemik bin und weil ich endlich die Ueberzeugung in mir trage, dass sich die von mir vertretenen Ansichten auch ohne mein Zuthun trotz allem Zappeln und Sträuben der Gegner dennoch Bahn brechen werden, — „Malheureusement dans les sciences, quand on a adopte une opinion bonne ou mauvaise, on n’aime pas a en changer.“ Ein paar Stellen der Abhandlung des Herrn von Brassai aber, welche meine Person betreffen, darf ich wohl nicht mit Stillschwei- gen übergehen, da sie einen ganz ungerechtfertigten Vorwurf gegen mein Verhalten gegenüber den Botanikern Pest-Ofens ent- halten. Die Stelle meines Aufsatzes „Wieder einige Jahre später kam ich nach Ungarn. Dort hörte ich nun freilich nicht viel über „gute und schlechte Arten“ sprechen, aber nicht etwa darum, weil die Leule im Ungarlande über den Gegenstand im Reinen waren, sondern weil sie überhaupt dort nicht viel über Botanik sprachen,“ veranlasste nämlich Herrn v. Brassai zu folgenden Aussprüchen: l. ce. p. 475. „Zur Zeit als Dr. Kerner Professor an der Ge- werbeschule zu Ofen war, befanden sich in loco Pest Julius von Koväcs, dort war Dr. Gerenday, J.P. Dorner, dort war P. Gönezy u.a. m., dort war endlich auch meine Wenigkeil; wir alle pllegten nun gar oft über Botanik im Allgemeinen und über die Natur der Arten insbesondere zu sprechen. — Wohl war die Möglichkeit vorhanden, auch mit dem vom Leben strotzenden und von Geist sprühenden Dr. Kerner zu verkehren, auch waren wir der deutschen 9 FF 120 Sprache so weit mächlig, um seine von wissenschaftlicher Kraft zeu- genden Worte zu verstehen, zu begreifen und dankbar anzunehmen. Aber in den Augen des Herrn Doctors sowohl als auch seiner civili- sirenden Freunde war die Wissenschaft pflegende ungarische Welt ein non ens und die ungarische Wissenschaftlichkeit sogar eine tabula rasa — und nachdem sie in ihrer Eigenschaft als Gäste den üblichen ersten Schritt zu thun unterliessen, durften wir natürlich auch nicht zudringlich sein.“ l.c.p. 479. „Wenn unser Aulor durch seine russige Brille die un- garische botanische Wissenschaft nicht für eine tabula rasa angesehen und sich in Pest besonders mit Julius von Koväcs in Verbindung ge- setzt hätte, welcher zwar wenig schrieb, um desto mehr wusste und mit dessen reicher Sammlung nur die Fülle seines Wissens einen Ver- gleich aushalten konnte; wenn, wie gesagt, Dr. Kerner mit diesem ausgezeichneten Manne über Botanik gesprochen hätte, so wie es Neilreich, einer der tüchtigsten Botaniker in Oesterreich that, der kein Bedenken trug in, einigen Fällen Koväcs’ Rath zu berücksich- tigen, dann würde er sich wohl gehütet haben, seine grundfalsche Doetrin so überstürzt auszusprechen.“ Diese Stellen beantworte ich nun nachfolgend mit einer sine irra et studio gegebenen Schilderung der „die botanische Wissen- schaft pflegenden ungarischen Welt,“ wie ich selbe in Pest-Ofen ge- troffen habe. Bevor ich von Wien an meinen neuen Bestimmungsorte Ofen übersiedelte, informirte ich mich natürlich so gut als möglich über die Botaniker, welche ich dort eiwa antreffen würde, erhielt aber sehr wenig erfreuliche Aufschlüsse. Da hiess es: Gerenday, Professor der Botanik an der Pester Universität, sei zwar ein sehr liebenswür- diger und freundlicher Mann, aber — kein Botaniker, Dorner sei als Professor nach Szarvas verseizti, v. Koväcs sei zwar ein gründlicher Kenner der ungarischen Flora, habe sich aber in der neueren Zeit ganz der Paläontologie zugewendet, v. Frivaldsky beschäftige sich schon seit Jahren nicht mehr mit Botanik und Nendtvich habe die Botanik mit Chemie vertauscht, — Von ande- ren Pest-Ofener Botanikern wusste man mir nicht zu berichten. Das was ich in Wien gehört hatte, fand ich leider in Pest-Ofen nicht nur bestätigt, sondern die Verhältnisse waren dort noch viel trauriger als ich erwartet hatle. Nach Ankunft an meinem neuen Wohnort war es eine meiner ersten Aufgaben, der gewöhnlichen Höflichkeit nachzuk« mmen und in üblicher Weise alle mir dem Namen nach bekannt gewordenen Bola- niker von Pest-Ofen zu besuchen. Ich unterliess es selbst nicht die Bekanntschaft jener Männer, von welchen ich wusste, dass sie die Botanik aufgegeben hatten, wie z. B. Frivaldsky und Nendtvich, zu machen. — Dass — wie aus der oben zitirten Stelle meines Geg- ners hervorgeht — auch Herr v. Brassai als Botaniker gelten wollte, und dass sich auch ein von Brassai aufgeführter Herr P. Gönczy in Pest mit Botanik beschäftige, war mir unbekannt. Hätte 121 ich davon gehört oder gelesen gehabt, so hätte ich dem alten Herrn jedenfalls die Freude gemacht und auch ihm einen Besuch abge- stattet. Doch nun zu den Resultaten meiner Besuche. Als ich Prof. Gerenday aufsuchte und das erste Mal durch den „botanischen Garten“ zu dem von Gerenday bewohnten Hause wanderte, sträubten sich mir die Haare zu Berge. Ich habe viele ver- nachlässigte botanische Gärten in Italien, Deutschland, Frankreich und Holland gesehen, kann aber versichern, dass der unter der Lei- tung Gerenday’s stehende Pester botanische Garten, trotz seiner guten Dotation, unter diesen allen am schlechtesten bestellt war. Das Terrain glich viel eher einer Puszta als einem botanischen Garten; die wenigen Pflanzen waren zum grössten Theil unrichtig bestimmt und in grenzenlos verwahrlostem Zustandet); in dem weiten Garten- raum sah ich auch weder einen Arbeiter noch einen Studenten und die einzigen Wesen, welche einiges Leben im Garten verkündeten, waren ein Rudel Enten und Gänse, welche sich unter lebhaftem Ge- schnatter in dem Aquarium herumtummelten. Von dem Direktor dieses Gartens Herrn Prof. Gerenday wurde ich in der freundlichsten und gutmüthigsten Weise aufgenom- men und begrüsst. Im Laufe unserer Konversalion aber ward Geren- day jedesmal, so oft ich auf unsere Wissenschaft zu sprechen kam, sichtlich befangen und suchte dann rasch auf ein anderes Thema ein- zulenken. Es mag auch als bezeichnend angeführt werden, dass er mir bei diesem ersten Besuche schliesslich nicht etwa die Pflanzen- schätze des von ihm geleiteten Gartens zeigte, sondern mich zu einigen Käfigen führte, in welchen er einen Wolf, einen Fuchs und einige Geier auffültern liess. — Nach diesem ersten Besuche kam ich mit Gerenday noch wiederholt in Berührung; ein innigerer Verkehr lag aber, wie ich mich bald überzeugte, nicht in meinem Interesse und ich kam daher später immer seltener zu ihm in den botanischen Garten. Ich will mich über den im Uebrigen sehr gutmülhigen Mann nicht weiter verbreiten und beschränke mich darauf, hier nur noch ein klei- nes Erlebniss einzuschalten, weil die Erzählung desselben mir gerade am besten geeignet scheint, unsern guten Gerenday zu charakleri- siren. — Als ich im Sommer des Jahres 1858 eine botanische Exkur- sion in dieGebirge antrat, welche sich an der ungarisch-siebenbürgi- schen Grenze hinziehen, besuchte mich kurz vor der Abreise Prof. Gerenday und empfahl mir für diesen Ausflug einen Mann, der sich 1) Nach der jüngst von Linzbauer veröffentlichten Broschüre „Gegen- wärtiger Stand des bot. Gartens der k. ung. Pester Universität.“ Ofen 1866 war der Stand des alten bot. Gartens noch im Jahre 1848 9000 Pflanzenarten im Freien. Gerenday’s Direktion hatte es dahin gebracht, dass im neuen bot. Garten im Jahre 1858 die Zahl der Freilandspflanzen auf 4281 und im Jahre 1863 auf 11460 herabgesunken war. Von einer aus 433 Arten bestehen- den Sammlung, welche für das Kalt- und Warmhaus im Jahre 1862 für den botan. Garten angekauft worden war, fanden sich nach Gerenday's Tode noch 35 Arten vor. 122 ihm als „Sammler“ bereits vortrefflich bewährt habe, Als ich in Ver- wunderung über diesen Vorschlag ihm entgegnete, dass ich eines solchen Begleiters nie bedurft habe, und wohl auch diessmal nicht bedürfe, meinte er, es werde mich gewiss reuen, seinen Rath nicht befolgt zu haben; denn im Gebirge sei das Botanisiren mit grossen Schwierigkeiten verbunden und es sei sehr ermüdend, wegen jeder Pflanze, die man von diesem oder jenem Fels herabblicken sieht, im- mer selbst vom Pferde zu steigen. — Ich erwälıne dieses Gespräches hier nur beiläufig, weil es, wie schon bemerkt, mir geeignet scheint, Gerenday als Botaniker zu charakterisiren, denselben Gerenday, bei welchem ich nach der Meinung des Herrn v. Brassai mich über die „guten und schlechten Arten“ der ungarischen Flora hätte Raths erholen sollen, — Uebrigens verweise ich in Betreff dieses Botani- kers, mit dem Herr v. Brassai so oft und vielüber gute und schlechte Arten konversirt zu haben uns erzählt, auch noch auf die Linnaea Bd. XXXII. Geschichte d. ungarischen Botanik von Aug. Kanilz, . 206. ; Was Herrn v, Koväcs anbelangt, welchen ich zu meinem eige- nen Nachtheil so sehr soll vernachlässigt haben, so muss ich vor allem erzählen, dass mir noch in Wien durch meinen verehrten Freund Neilreich ein behutsames Verhalten gegen diese Persönlichkeit dringend anempfohlen wurde. Neilreich hatte zu dieser Warnung seine guten Gründe. Diese Gründe aber weiter hier auseinander zu setzen, hiesse die Diskretion noch weiter überschreiten, als ich es leider zu thun bereits gezwungen bin. Da mich nur der Botaniker Koväcs interessirte, so kümmerte ich mich änfänglich nicht sonder- lich um die weiteren Verhältnisse desselben und suchte mit ihm um so mehr in näheren Verkehr zu treten, als ich mich nach kurzem Ver- weilen in Pest-Ofen überzeugt hatte, dass er damals der einzige Bo- taniker der Schwesterstädte war, welcher auf diesen Namen in der That auch Anspruch machen konnte. Dass ich, wie v. Brassai an- gibt, Koväcs ignorirt haben soll, ist daher kurz gesagt eine Lüge. Wäre v. Brassai nur einigermassen in dem bewandert, was die „Schwaben“ über das Ungarland geschrieben haben, so hätte er schon daraus ersehen können, dass ich mit Koväcs schon aus dem einfa- chen Grunde in vielfache Berührung kam, weil sich die „Schwaben,“ sowohl aus Oesterreich wie aus Deutschland fast durchgängig durch mich an Koväcs wendeten !), wenn irgend ein Aufschluss aus den 1) Geradezu komisch klingt es, wenn v. Brassai mich belehrt, Neil- reich hätte es nicht verschmäht, Koväcs manchmal um Rath zu fragen. Um das Komische dieser Bemerkung und Brassai’s gänzliche Unkenntniss meiner Be- ziehungen zu den genannten Botanikern hervortreten zu lassen, möge mir mein verehrter Freund Neilreich erlauben, eine Stelle aus einem seiner Briefe, durch welchen ich ersucht wurde, wegen einer kritischen Kitaibelschen Pflanze das betreffende Originalexemplar zu vergleichen, zu zitire® „ die Stelle dieses Briefes ddo. Wien 43. l. 1860 lautet: „Verzeihen Sie die vielen An- fragen, die Koväcs viel leichter beantworten könnte, da ihm das Kitaibel-- en Herbar zu Gebote steht, allein ich will mit ihm nichts mehr zu tlıun yaben.* 123 reichen Sammlungen nöthig war, welchen Koväcs als Kustos vor- stand, ja er hätte unter andern auch sogar finden können, dass ich um Koväcs als Botaniker zu ehren, eine Weide mit dem Namen Salix Koveaesii publizirte. Koväcs benahm sich mir gegenüber stets arlig, aber sehr zu- rückhaltend und zugeknöpft. Auf meine in der ersten Zeil unserer Bekanntschaft einmal ganz naiv an ihn gestellte Frage, ob wir von ihm nicht bald eineFloraUngarns zu erwarten hätten, antwortete er in aus- weichender Weise, sprach von Schwierigkeiten, die in diesem Punkte noch zu überwinden wären, und fertigte mich mit einigen leeren Phrasen ab. Erst später erfuhr ich, dass ich durch diese meine Frage einen gar heiklichen Punkt berührt hatte. Durch meinen damaligen Kollegen Nendtvich erfuhr ich nämlich nachträglich, dass v. Ko- väcs im Jahre 1842 gemeinschaftlich mit v. Brassai Subskriptions- bogen auf eine magyarische Flora Ungarns herausgab '), sich die Subskriplionsgelder für dieses zu schreibende Werk zahlen liess (Nendtvich selbst bewahrt einen solchen Subskriptionsbogen) und einmal sogar 100 Dukaten für diese Flora in spe erhielt. — Ob diese Flora im Manuskript ferlig ist, ist mir zweifelhaft, weniger zweifelhaft aber ist mir, warum sie selbst dann, wenn sie im Manuskript vollen- det sein sollte, unter den obgedachten Umständen keinen Verleger fand. So viel ist gewiss, dass die Abunnenten ausser der Bestäti- gung des bezahlten Subskriptionsbetrages nie etwas weiteres von dieser Flora gesehen haben. Die Antwort auf die Frage „wie man ein solches von Koväcs et Comp. ausgeführtes Verfahren nennt“ mögen sich dieLeser selbst beantworten; diesseits derLeitha sind wir mit der Antwort auf diese Frage im Reinen; wie man jenseits der Leitha und jenseits des Kyralyhägo darüber denkt, wage ich nicht zu entscheiden. Obschon ich mich, wie schon bemerkt, nur für den Botaniker Koväcs interessirte, so war doch anderseits die nachträgliche Ein- sicht in die eben berührte Geschichte, so wie in einige andere per- sönliche Verhältnisse, welche mir Herr v. Brassai zu verschweigen erlaubt, eben nicht geeignet, in den letzten Jahren meiner Anwesen- heit in Ofen dieSympathien für Herrn v. Koväcs besonders zu heben und ich habe auch aus denselben Gründen keine Ursache den in Nr. 1 meiner Aufsätze über „Gute und schlechte Arten“ gebrauchten, für Herrn v. Brassai so schmerzlichen und als „instinktmässige Ma- gyarenfresserei* gedeuteten Passus „dass ich in eine recht schlechte Gesellschaft gerathen war* — was übrigens nebenbei gesagt in jenem Aufsatze nur scherzweise angebracht wurde — zurückzunehmen. Ich hatte mir beim Beginn dieser Zeilen vorgenommen, mich möglichst kurz zu fassen. Jetzt sehe ich aber, dass ich bereits einige Blätter vollgeschrieben habe, und ich fürchte fast die Grenzen des in einem wissenschaftlichen Blatte auch den Personalien offen stehen- 1) Vergl. auch Linnaea Band XXXII. Geschichte d. ungar. Botanik von Aug. Kanitz, p. 207. 1241 den Raumes überschrilten zu haben. Ich ende daher dieses Post- scriptum und bitte die Leser dieser Zeilen zum Schlusse nur noch um Entschuldigung, dass ich eine so schmutzige Wäsche hier öffentlich ausgewaschen habe. Correspondenz. Gyöngyös, am 42. März 1866. Ich glaube, Herr Prof. Kerner hat Unrecht, wenn derselbe (pag. 54 in Nr. 2 der österr. botan. Zeitschrift) den Artenwerth der Sesleria Heufleriana in eine Parallele mit jenem der Arabis petrogena stellt. — Diess wird mich veranlassen, genannte Sesleria in einer der nächsten Nummern Ihrer Zeitschrift näher zu besprechen. Arabis petrogena, mir durch die Güte des Autors auch in Originalexemplaren wohl bekannt, vermag ich nach vielen mir vorliegenden Exempla- ren aus den Ofner Bergen und den hiesigen von Arbis arenosa anderer Länder nicht zu unterscheiden, wogegen die Sesleria Heufleriana stets von jedem erkannt werden wird, der sie nur Einmal gesehen. — Ich werde nächstens meine Exkursionen beginnen. Die Witterung ist der Entwicklung der Vegelalion hier schon seit lange günstig. Wir hatten in diesem Jahre eigentlich gar keine Kälte und keinen Schnee, dagegen viel Regen. Amygdalus nana wird diese Tage seine Blüthenknospen entfallen, Anemone Pulsatilla latisecta blüht bereits. Ich freue mich ungemein auf das Frühjahr, da ich heuer eine Menge Pflanzen blühend finden werde, die ich voriges Jahr unserer späten Ankunft hieher wegen, nur mehr in Frucht sah. So z. B. die hier sehr gemeine Potentilla patula, Vinca herbacea, Iris pumila etc. Unter der letzteren Art, die hier am sog. Sarerberg grosse Strecken bedeckt, fand ich auch eine mit mehr als um die Hälfte kleineren Früchten, welche mit denen, die ich von Iris aequiloba Ledeb. aus den südl. Wolgagegenden im selben Stadium gesammelt besitze, ganz übereinstimmt. Ich bin nun auf die Blüthe dieser Iris, die obendrein schmälere Blätter, als die gewöhnliche J.pumila zeigt, sehr gespannt. — Vorgestern erhielt ich von Hrn. Portzius eine Pflanzensendung aus Siebenbürgen; in der ich auch das Geum strietum Ait., als @, in- termediumEhrh. bestimmt, antraf. Es ist um Rodna und Naszod häufig. Von Festuca carpatica bekam ich wieder einige Exemplare von der Grenze der Marmaros, worunter auch eines mit 2blüthigen Aehrchen, wie sie Wahlenberg für seine Pflanze beansprucht. Ohne Zweifel wächst sie auch auf dem Marmaroser Gebirge. Janka. Schnepfenthal bei Gotha, im März 1866. Ein eifriger Botaniker Thüringens ist durch widerwärtige Ver- hältnisse genölhigt, sein mit vielen Mühen und Opfern zusammenge- 125 brachtes Herbarium zu veräussern. Dasselbe enthält über 3600 Species in zahlreichen Doubletten (so dass aus denselben mehrere vollständige Herbarien hergestellt werden könnten), ist nach Endli- cher geordnet, mit blauen Umschlägen, Mappen etc. aufs beste ver- sehen und frei von Insektenfrass. Am stärksten ist in demselben die deutsche Flora vertreten; doch hat es auch Repräsentanten aus Un- garn, Siebenbürgen, Italien, Frankreich und eine schöne Kollektion Amerikaner von Dr. Thieme gesammelt. — Preis 100 Thlr. preuss. — Der Verkauf muss sofort geschehen, wenn dem Besitzer aus der Noth geholfen werden soll. — Ich bin mit dem Verkauf beauftragt, und bitte Reflekt. möglichst bald mit mir in Verhandlung treten zu wollen —es gilt zugleich ein gutes Werk zu fördern. A.Röse, Lehrer an der Salzmann’schen Erziehungsanstalt. —esses— Personalnotizen. — Professor Robert de Visiani wurde durch die Verleihung des Oflicierskreuzes des kaiserlich mexikanischen Guadelupe-Ordens ausgezeichnet. — Dr. Heinrich Wawra und Dr. Emanuel Weiss werden auf der Fregatte „Schwarzenberg“ an der österreichisch ostasiatischen Expedition Theil nehmen und zwar der erstere als Chefarzt. — Dr. Link, welcher als Botaniker die Expedition des Barons von der Decken geleitete, wurde Anfangs Oktober v. J., nach- dem die Expedition auf dem Flusse Juba Havarie erlitten hatte, auf Veranlassung des Somali-Sultans von Berdera getödtet, — Franz Maly, k. k. Hofgärtner wurde durch die Verleihung des Officierskreuzes des kaiserlich mexikanischen Guadelupe-Ordens ausgezeichnet. — Regierungsraih Wichura in Berlin, welcher die preussische Expedition nach China und Japan mitmachte, ist am 25. Februar in Folge einer Erstickung durch Kohlendampf gestorben. — Professor Gennari sollte die diessjährige Reise des kryp- togamischen Reisevereins nach der Insel Sardinien unternehmen, da er jedoch daran verhindert wurde, so trat dieselbe Mascececi, Pro- fessor in Florenz, an. Derselbe besucht zuerst das westliche Flach- land und wird sich sodann in die südliche Hügelkette begeben. Im Mai wird er das wilde Hochgebirge und endlich die abschüssigen Thäler der östlichen Küste durchforschen. 126 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 7. März besprach Dr. Neilreich die botanischen Zustände Nie- derösterreichs in dem 150jährigen Zeitraume von Clusius bis Jacquin. Es ist diess eine an wissenschaftlichen Leistungen sehr arme Periode, in welcher das Studium der Botanik völlig darniederlag, denn das Wenige, was hierüber auf uns gekommen ist, rührt von zwei Ausländern her, von denen der eine, Dr. Burser,. Niederösterreich im Jahre 1616 nur als Reisender berührte, der andere, Conte Mar- sigli seine botanischen Studien an der Donau während des Türken- krieges in den Jahren 1685—1699 machte. Dr. Burser, früher Arzt zu Annaberg in Sachsen, zuletzt Professor der Medicin zu Soroe auf Seeland entdeckte in den Umgebungen von Krems, St. Pölten und Baden, auf dem Kahlenberg und Schneeberg bei 50 neue, d.i. von Clusius nicht beschriebene Pflanzen, die C. Bauhin in seinem Pro- dromus beschrieb und benannte. Conte Marsigli, ein Edelmann aus Bologna stand in kaiserlichen Kriegsdiensten und lernte bei dieser Gelegenheit die Uferländer der Donau vom Kahlenberg bis unterhalb Widdin kennen, Er war zuletzt k, General, wurdeaber wegen der militä- risch nicht gerechtferligten Uebergabe der wichtigen Festung Alt-Brei- sach an die Franzosen kassirt. Er lebte von nun an nurden Wissenschaf- ten und schrieb viele grössere und kleinere Werke sehr verschiedenen Inhalts. Sein vorzüglichstes Werk ist „Danubius pannonico-mysicus* in 6 grossen Foliobänden, Haag 1726, das im VI. Band einen „Catalo- gus plantarum circa Danubium nascentium“ enthält, worin bei 500 Arten verzeichnet sind. Doch kommen hievon schon 190 Pflanzen bei Clusius vor, so dass man in der Periode vor Linn& nur ungefähr 800 Arten in Niederösterreich kannte. Gegenwärtig ist diese Zahl auf mehr als 1800 gestiegen. — Dr. H. Reichardt gibt Nachricht über die Auffindung eines neuen Standortes des in Niederösterreich sehr seltenen Equisetum hiemale und zwar hinter Kritzendorf bei Klo- sterneuburg durch Dr.Fritz Leithe, und legt schliesslich 14 Diagno- sen der von ihm als neu erkannten Pilze, welche von der Novara- Expedition mitgebracht wurden, zur Aufnahme in die Gesellschafts- schrift vor. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- ten am 11. Jänner wurde eine Abhandlung des Prof. Hlasiwetz über die Zersetzungsprodukte einiger Harze durch schmelzendes Kali vorgelegt. Die Asa foetida liefert nach früher beschriebenen Ver- fahren ansehnliche Mengen von Protocatechusäure und Resorein. Die erstere stammt von einer in dem Harze aufgefundenen neuen Säure, derFerulasäure, welche homolog ist mit der Eugetinsäure und um L A. Kohlenstoff von der Piperinsäure unterschieden. Die Ferulasäure wird aus ihrem Bleisalze mit Schwefelsäure abgeschieden. Sie krystal- lisirt leicht und schön, und ist zweiatomig. Das zweite untersuchte 127 Harz, das Gummigult, giebt als Zersetzungsprodukte: Phlorogluein, eine neue, der Uvitinsäure isomere, Isuvilinsäure genannte Säure, und eine ansehnliche Quantität Pyroweinsäure. Professor Hlası- wetz theilt bei dieser Gelegenheit mit, dass schon durch Versuche festgestellt ist, die Ferulasäure verhalte sich zur Eugensäure wie Oxalsäure zur Essigsäure. Die Eugensäure liefert dasselbe Zer- setzungsproduct wie die Ferulasäure (Protocatechusäure) in reich- lichster Menge. Es ist ihm ferner gelungen, die Aldehyde höher zusammengesetzter Säuren und verwandte Verbindungen auf sehr einfache Weise ihrer ganzen Menge nach künstlich zu verharzen, und es wurden aus diesen Substanzen schon mehrere der als Zersetzungs- produkte der natürlichen Harze aufgefundenen Körper wieder ge- wonnen. Die Natur und Entstehung mancher Harze dürfte dadurch wesentlich aufgeklärt werden. Herr Professor Simony, anknüpfend an seinen am 4. Jänner gehaltenen Vortrag über die Krummholz- vegetation des Sarsteins beiHallstadt, besprach die „die sog. Drehung des Holzes bei der Zwerglöhre.“ Diese Eigenthümlichkeit des Wuch- ses, wenn auch bei vielen Bäumen und Sträuchern der tiefer gele- genen Vegetationsregionen vorkommend, tritt noch öfter bei Hoch- gewächsen des Gebirges, wie z. B. bei derZirbelkiefer, am häufigsten und intensivsten aber bei der alpinen Zwergföhre auf, Es wurden Abschnitte von Stämmen und Aesten der letzteren vorgezeigt, an welchen die spiralartigen Gänge der Holzfaser mit der Linie der Längsaxe einen Winkel von 50 bis 70° bilden, ja an einem derselben biegt sich die Faserung stellenweise sogar unter die Ebene des Quer- schnittes, d. i. zu einem Winkel von 95 bis 100° hinab. Auffällig er- scheint die Thatsache, dass diese Drehung stetig die gleicheRichtung, nämlich von rechts zu links nach aufwärts (das Auge dabei in die Axe des Holzes gedacht) einhält. Bei mehreren hundert auf dem Sar- stein untersuchten, gegen Sonne, Wind und Wetter auf die verschie- denste Weise exponirten Stämmen und Aesten wurde nicht ein ein- ziges Mal die entgegengesetzte Drehung wahrgenommen, Dadurch ist ausser allen Zweifel gestellt, dass diese Erscheinung in einem Vorgange der inneren Lebensthätigkeit der Pflanze ihren Grund haben müsse und dass äussere, namentlich klimatische Einflüsse höch- stens eine grössere oder geringere Intensität dieser Wachsthumsform bewirken mögen. Weiter wurde hervorgehoben, dass das Wort „Drehung“ sich nur auf die äussere Erscheinung beziebe, da thatsäch- lich nicht an eine wirkliche Drehung des ganzen Holzkörpers, sondern nur an eine spiralförmige Lagerung der Holzfaser um eine relativ feststehende Axe gedacht werden dürfe. Der Vortragende wies an verschiedenen Handstücken nach, wie .die Faserung des Holzes, in der ersten Lebensperiode noch der Axe vollkommen parallel, mit zu- nehmendem Alter dagegen von der Richtung der letzteren mehr und mehr abweichend, in immer stärkere, den Gängen der gewöhnlichen Schraube analoge Windungen übergeht. Auf die spiralfürmige La- gerung der Holzfaser, deren Fortbildung im höheren Alter sich häufig auf immer kleinere Theile der Peripherie beschränkt, glaubt Prof. 128 Simony hauptsächlich die in seinem ersten Vortrage besprochene Verschmälerung, ja nicht selten vollständige Auskeilung einzelner Jahresringe nach dem einen oder anderen Theile ihres Umfanges, so wie das stete Verrücken des breitesien und schmalsten Theiles der über einander lagernden Holzzonen in immer neue Radien eines gegebenen Durchschnittes, und endlich auch die stets wechselnde Lage der Excentricität des Markes, so weit dieselbe nicht durch Astbil- dungen hervorgerufen wurde, zurückführen zu dürfen, An dem vor- gezeigten Abschnitte eines gegen 260 Jahre alten Stammes, dessen wulstartige Windungen mit der Axe einen Winkel von mehr als 60° bilden, konnten alle eben angeführten Verhältnisse auf das deutlichste wahrgenommen werden. Schliesslich auf die Entistehungsweise der Drehung übergehend, glaubt der Vortragende, dass Prof. Brauns über diesen Gegenstand aufgestellte Hypothese, nach welcher in Folge einer unmittelbaren Anschliessung der oberen und unteren (durch Ausweichung entstandenen) schiefen Verbindungswände der Holz- zellen einer verticalen Reihe an jene der benachbarten verticalen Reihe im Ganzen des Gewebes secundäre schiefe Reihen sich bilden können, hier bei dem höchst ungleichmässigen Wachsthume der gan- zen Pflanze nur schwer Anwendung finden dürfte, und dass wahr- scheinlicher jene spiralförmige Drehung der Holzfaser von einer mit dem Alter wirklich immer schiefer werdenden Richtung der ursprüng- lich verticalen Zellenreihen herrühre. Der Umstand, dass die Drehung der Holzfaser konstant nach derselben Richtung erfolge, scheint, nach der Ansicht des Vortragenden, auf irgend einen inneren Zusammen- hang mit jenem Gesetze hinzuweisen, welches bei der Ast- und Blatt- entwicklung der Pflanze thätig ist. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 1. Februar überreichte Dr. A. Vogl eine Abhand- lung: „Ueber das Vorkommen von Gerbstoffen in unterirdischen Pflanzentheilen.* Gerbstoffe können in allen Gewebeschichten unter- irdischer Pflanzentheile vorkommen, im Periderm (Punica Grana- tum, Valeriana), in der Mittel- und Innenrinde, im Cambium (Vale- riana Artemisia), im Holze und im Marke. Am reichlichsten finden sie sich in der Mittelrinde abgelagert. Vorzüglich sind es die parenchymatösen Zellen, in denen Gerbstoflfe ihre Ablagerungs- stätten finden, häufig genug indess sind auch die langgestreckten Elementarorgane der Rinde damit versehen. Bald sind diese Stoffe gleichmässig in allen parenchymatischen Zellen zu treffen, bald ist ihr reichlicheres Vorkommen auf bestimmte entweder im Gewebe zerstreute oder zu netzförmigen Complexen verbundene Zellen oder auf Zellschichten beschränkt. In den bei weitem meisten Fällen tritt der Gerbstoff bloss als Zellinhalt in den betreffenden Gewebs- elementen auf; in einigen Fällen findet er sich jedoch auch in der Zellwand, Als Zellinhalt kommt er bald formlos, bald geformt vor. In ersterem Falle ist er wohl stets als Lösung im Inhalte der Zellen enthalten, im letzteren Falle bildet er das, was Hartig als Gerb- mell bezeichnet. Bei getrockneten Pflanzentheilen stellt die als Zell- 129 inhalt auftretende Gerbstofllösung einen meist farblosen, glasigen Klumpen dar, welcher in seiner Peripherie schlauchförmig verdichtet zu sein scheint und entweder durchaus homogen ist oder aberkörnige Bildungen einschliesst. Das Gerbmehl in unterirdischen Pflanzen- theileu bildet stets Körner. deren Form und Grösse mit dem fast niemals fehlenden Stärkmehle desselben Pflanzentheils vollkommen übereinstimmt. Diese Körner sind in der Regel direkt in kaltem Wasser löslich, durch Jodsolution färben sie sich, wie die Amy- lumkörner, violett oder blau; Eisensalzlösungen geben ihnen eine blaue oder grüne Farbe; Kalilauge löst sie mit gelber, brauner oder rother Farbe etc. In den meisten Fällen lässt sich an ihnen eine vom eigentlichen Inhaltskerne stofflich verschiedene Hülle unterscheiden, welche jedoch nicht in allen Pflanzen dieselbe Zusammensetzung zu besitzen scheint. Viele Erscheinungen, welche die Gerbmehlkörner bieten, deuten darauf hin, dass sie nicht aus Gerbstoff allein, sondern aus einem Gemenge von Gerb- und Stärkestoff bestehen und dass sie durch eine Umwandlung aus dem Stärkmehl entstehen. Das Vorkom- men des Gerbstoffes innerhalb der Zellmembrane liess sıch in einigen Fällen konstatiren. — In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, zu Breslau am 18. Jänner 1866 hielt Dr. Milde einen Vortrag über die Morphologie der Equiseien. Der Vortragende erläuterte die anatomische Beschaffenheit und die Be- deutung der Equisetenscheide, sowie deren Beziehung zur Stellung der Aeste und zur Fructification. Er ist durch seine Untersuchungen zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Scheide ein Quirl ver- wachsener Blätter ist, die im fruchtbaren Zustande ihre Früchte auf der Oberseite, im unfruchtbaren Zustande Aeste an ihrem Grunde tragen. Dass die Aeste immer der Scheide angehören, unter wel- cher sie direkt sitzen, kann mathematisch und anatomisch bewie- sen werden. Hierauf folgte die Erläuterung der Asthülle, eines bisher ganz übersehenen Organes der Equiseten. Da jedes Inter- nodium die ihm speciell angehörige Scheide an seinem oberen Ende trägt, so dürfte man am Astgrunde keine Scheide erwarten. In der That weicht die dennoch hier vorkommende Scheide wesentlich von allen übrigen ab. Der Vortragende sieht in ihr eine Hülle, welche dem ganzen Aste und nicht einem einzelnen Internodium angehört. Hierauf sprach Cand, philos. Engler über die Verbreitung der Arten des Genus Sazifraga. Schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhundertes machte sich das Bedürfniss geltend, die Arten dieser Gattung übersichtlich in Abtheilungen anzuordnen. Die Aufgabe wurde theils von Haworth, theils von Gaudin und Tausch gelöst. Die Zahl der Gruppen, in welche die jetzt bekannten 230 bis 250 Arten untergebracht werden, beträgt 14. Der Vortragende machte darauf aufmerksam, dass diesen Gruppen auch die Vegeta- tionscentren der Gattung entsprechen, dass auf den einzelnen Ge- birgssystemen auch bestimmte Typen der Galtung entwickelt seien, und dass der auf einem Gebirgssystem entwickelte Typus oft wieder in 130 mehrere Subtypen zerfalle, welche sich auf die einzelnen Hauptabthei- lungen der Gebirgsysieme vertheilen. Diess wird besonders an den 98 in Europa vorkommenden Arten erläutert, von denen 89 allein auf die Hochgebirge kommen. Die Zahl der Arten beträgt in Alpen 41, Pyrenäen 33, Karpaten 26, Balkanhalbinsel 21, Apenninen 19, Süd- spanien 14, Hochfrankreich 13, Skandinavien 11, England 11, Island 10, Sudeten6, Jura5. Die Anzahl der eigenthümlichen Arten beträgt in Südspanien 71°/,, auf der Balkanhalbinsel 42°, in den Pyrenäen 30, Alpen 24°/,, Karpaten 20%, Skandinavien 9%/,, Britannien 90%, Hoch- Frankreich 8%. Der absolut grösste Reichthum von Arten ist in den Alpen, der relativ grösste auf der pyrenäischen Halbinsel. Die Gebirge Südeuropa’s sind bei weitem artenreicher als die Gebirge Nordeuropa’s und die Zahl der eigenthümlichen Arten mehrt sich, je weiter wir nach Südosten oder Südwesten fortschreilen; da- gegen findet sich in direkt südlicher Richtung vom Alpensystem fast gar keine eigenthümliche Art. Darauf gab der Vortragende einen Versuch, analog den von Bentham auf das Vorkommen der Labiaten begründeten pflanzengeographischen Reichen, auch das Vorkommen der Sazifragae solchen Reichen und Vegetationscentren zu Grunde zu legen, woraus sich eine ziemliche Uebereinstimmung mit der Bentham’schen Eintheilung ergibt, nämlich: I, Arktische Zone. I. Nördliche gemässigte Zone mit 3 Regionen in Europa: 1) Schottland und die umgebenden Inseln, 2) Skandinavien, 3) Nord- russland. III, Gemässigte Zone mit folgenden Regionen: 1) Nord- deutschland, Belgien, Frankreich; 2) Pyrenäen und Hoch-Frankreich; 3) Alpensystem a) eigentliche Alpen, 5) Karpaten; 4) Gebirge der griechischen Halbinsel; 5) das spanische Hochland; 6) die Medi- terranregion mit folgenden Vegetationscentren: a) dem spanisch- afrikanischen, 5) dem italienischen, c) dem griechischen, d) dem kleinasiatischen. Die Vertheilung der einzelnen Typen betreffend, so ist besonders hervorzuheben, dass die mit Poren zum Kalkaus- scheiden versehenen 28 Arten fast sämmtliche dem Alpen- oder Karpatensystem angehören, dass nur 4 davon nach Norden vor- dringen. Es sind in den Alpen am stärksten entwickelt die Typen der S. Cotyledon (Cotyledon Gaud.), S. oppositifolia (Calliphylium Gaud.), Burseriana (Triponophyllum Gaud.), S. caesia (Ponophyl- lum Gaud.); dagegen in den Pyrenäen und Hochspanien der Typus der S. muscoides (Dactyloides Tausch pr. p.) und der S. hirsuta (Hydatica Tausch), welcher letztere mit seiner Entwicklung nach Britannien und Irland reicht; auf den Balkangebirgen der Typus der S. media (Kabschia Engler); in Griechenland der Typus der $. ro- tundifolia (Micropetalum Tausch); auf den griechischen Inseln und Kleinasien der Typus der S. orientalis (Cymbalaria Nymann). In Nordeuropa erreicht der Typus der S$. cernua (Lobaria Haworth) sein Maximum; dagegen sind ausserhalb Europa’s namentlich ent- wickelt Hydatica Tausch im westlichen Amerika und nordöstlichen Asien; Hirculus Tausch auf dem Himalayagebirge. Die aus den vorhandenen Thatsachen entnommenen Resultate von allgemeiner 131 Bedeutung dürften folgende sein: Da auf jedem grösseren Gebirgs- system ein Typus des Genus Sazifraga hervorragend entwickelt ist, so ist für gewiss anzunehmen, dass diese Typen dort, wo sie jetzt auftreten, auch entstanden sind, wenn sich auch nicht läug- nen lässt, dass einzelne Arten dieser Typen über die ursprüng- lichen Grenzen hinausgegangen sind; namentlich muss man anneh- men, dass die meisten der Arten, welche dem Norden und den Alpen gemeinsam sind, von diesen nach Norden gewandert seien, Die einzige Möglichkeit für solche Wanderungen bietet nur die Eiszeit. Für die von einigen Schriftstellern aufgestellten Ansichten von der Umwandlung der Arten durch Veränderung ihrer gewohn- ten Verhältnisse bieten die bei den Saxifragen auftretenden That- sachen keinen Anhaltspunkt dar. F. Cohn. Literarisches. — Von Dr. Zanardini finden wir in den „„Memorie‘ des k. k. Institutes der Wissenschaften in Venedig (XII. 2. 1865) die Fort- setzung der kritischen Beschreibung von Ficeen des mittelländischen und adrialischen Meeres. Die beschriebenen Arten sind: Dasya penicillata Zan., D. ocellata Harv., D. vigescens Zan., Chy- locladia uncinata Men., Ch. mediterranea (Kütz.) Zan., Halymenia ulvoidea Zan., Dudresnaya purpurifera J. Ag., Dudr. dalmatica Zan., und Bryopsis incorrupta Men. In der obenerwähnten „Me- morie“ finden wir auch eine Monographie des Genus Dichopteris von Freiherrn v. Zigno, von welchem fünf neue Species beschrieben werden, nämlich: Dichopteris Visianica, microphylla, Pavoliniana angustifolia und rhomboidalis, welche fossile Farren alle in der Pro- vinz Verona und Vicenza aufgefunden wurden; de Zigno zählt fer- ner unter die Gattung auch die von Phillipo beschriebenen Sphae- nopteris lanceolata und Neuropteris laevigata aus dem Oolithe von York. Auf 3 Tafeln sind die oberwähnten 7 Species abgebildet. — Für die Freunde der Lichenologie ist von grossem Interesse die systemalische Aufzählung der Flechten der Lombardie von Prof. Garovaglio (Tentamen dispositionis methodicae lichenum in Lon- gobardia nascenlium additis iconibus parlium internarum cujusque speciei. — Mem. del R. Ist. lomb. di sc. Milano X. 2. 1865). Es sind 17 Species der Gatlung Verrucaria, die von Garovaglio mit gröss- ter Genauigkeit beschrieben und abgebildet sind, mit Angabe aller Synonymen, des Vorkommens und sonstiger kritischen Bemerkungen. Wir finden VerrucariaaberranaGar., alhiobola Ach., plumbea Ach.. glaucina Ach., fuscella Ach., anziana Gar., hydrela Ach., ni- grescens Pers., tristis Kr emp., Dufourei Cand., decussata Gar., epipolaea Ach., ceinereo-rufa Schaer., papularis Fries, Hoch- stetteri Fries, purpurascens Hofm. und caleisedu Dee. 132 > — Memoires de la societ& imperiale de sciences naturelles de Cherbourg. 10. Band, Jahrgang 1864, enthält: „‚Liste des Alges mari- nes par M. Auguste le Jolis,‘ mit 6 Tafeln. ‚Note sur les bois de la nouvelle Zelandie,‘‘ par M.H. Jouan., — 0 Tversigt der schwedischen Akademie 21. Band 1864. „Om nagra mindre Kända eller omtvisiade Sphagna af Joh. Angström.“ Von Lindberg ,‚Skandinaviens Seligerae.“* „Sedum dasyphyllum pa Gotland,‘* „‚de Tortulis etc. europaeis,‘“ „de speciebus Timmiae, Da- symitrium n. g.‘* Bladmossomas locklösa former familjen Funariaceae. — Jahrgang des naturhistorischen Landesmuseums in Kärnihen, 7. Heft 1864/5 enthält: „Weitere Nachträge zur Flora von Kärnthen,“ von David Pacher. — „Entstehung und Begriff der naturhistorischen Arten“ von Dr. Karl Nägeli, ist in zweiter Aullage erschienen. — Anteckningar till en monografi öf ver väct familjen Valerianae af Thorgny O.B. N. Krok. I. Valerianella. Mit 4 Tafeln. Stockholm 1864. 105 S. In den Schriften der schwedischen Akademie und separat. Wenigen Monographen ist es gelungen ein so reichliches Material zusammenzubringen, wie dem Verfasser vorliegender Arbeit, der hierdurch in der Lage war, uns ein möglichst deutliches pflanzen- geographisches Bild über die Verbreitung der einzelnen Arten zu geben. Hier gelangt man zur Ueberzeugung, das Monographen das erforderliche Material zusammenbringen können, so sie nicht unmit- theilsam sind, wie Mancher unserer Botaniker, der uns einzelne Partien seiner Arbeit sehen liess, die nicht zum Abschlusse gelangen kann, da die übrigen Fachgenossen ihn unbeachtet lassen, während er nur über die Unzugänglichkeit ähnlicher Bestrebungen klagt, ohne in sich den Grund des ganzen Uebelstandes zu suchen. K. — Von Dr. Josef Pane&ic ist ein nach der analytischen Me- thode bearbeitetes Exkursionsbuch der Flora von Belgrad in ser- bischer Sprache erschienen. — VonP. Th. A. Bruchin ist in Bregenz erschienen: „Die Gefässkryptogamen Vorarlbergs. Zum Gebrauche bei Exkursionen, nebst einer Uebersicht aller bis jetzt bekannten höheren Sporen- pflanzen Deutschlands und der Schweiz nach Milde, und einer ver- gleichenden Zusammenstellung der in Vorarlberg, Tirol, Schweiz und Baiern vorkommenden Arten.“ — Von Professor Dr. Oswald Heer ist in Zürich erschienen: „Die Urwelt der Schweiz.“ Mit landschaftlichen Bildern, 11 Tafeln, einer geologischen Uebersichtskarte der Schweiz und zahlreichen in den Text eingedruckten Abbildungen. — Der naturwissenschaftliche Verein für Steiermark hat das 3. Heft seiner Mittheilungen (1865) ausgegeben. Dasselbe enthält: „Ein Ausflug in die Turracher Alpen,“ von Baron Fürstenwärth er, ferner „Botanischer Ausflug in Untersteiermark,“ von F. Graf; end- lich „Eine Exkursion auf die Koralpe,* von Fr. Feiller. — „Eine Karpatenreise. Ausgeführt im August und September 1864 und beschrieben von Dr.P. Ascherson, A. Engler, M. Kuhn 133 und C. Reimann.“ Okt. 173 Seiten. Abgedruckt aus den Verhand- lungen des botan. Vereines für Brandenb,, Heft VII. — Diese Abhand- lung, welche dieBeschreibung einer von den oben genannten Autoren gemachten botanischen Reise umfasst, ist allen Besuchern der Kar- paten als ein guter Führer bestens zu empfehlen. Sie enthält nebst einer Einleitung von Ascherson nachfolgende Kapitel: „Reise von Breslau über Krakau nach Neumarkt.“ Beschrieben von Ascherson. „Ausflug nach den Pienninen.* Beschr. von Ascherson. „Aufenthalt im Koscielisko-Thal. Besteigung der Pyszna.* Beschr, von Rei- mann. „Besteigung des Gewont.“ Beschr. von Kuhn. „Reise von Zakopane nach Javorina. Ausflug zum Meerauge.* Beschr. von Ascherson. „Gefangennahme der Gesellschaft und Transport der- selben nach Kesmark. Besuch desDrechselhäuschens und des weissen Sees. Besteigung des Krivan. Rückreise durch das Waagthal nach Breslau.“ Beschr. von Engler. „Rückreise vonKesmark über Sandec und Bochnia nach Breslau.“ Beschr. von Ascherson. „Verzeichniss der auf der Reise gesammelten Moose, Flechten und Pilze.* Von Kuhn. „Meteorologische Beobachtungen.“ Von Kuhn. — Die bisher bekanntenösterreichischen Armleuch- tergewächse besprochen u.s.w. von Dr. Hermann Frei- herrn von Leonhardi. Prag. Tempsky. 1864. Gr. 8. 106 Seiten und 1 Tabelle, Separatabdruck aus den Verhandlungen des naturwis- senschaftlichen Vereines in Brünn. Bd. 2. — Erste Fortsetzung der Nachträge und Berichtigung zu obiger Abhandlung. Separatabdruck wie oben. Bd. 3. 9 Seiten. — Durch die innige Verbin- dung, in welcher Leonhardi mit A.Braun steht, lernen wir aus der ersten Schrift die Arten kennen, welche Braun zu den europäischen Characeen zählt. Es sind 14 Nitellen, nämlich opaca Ag., capitala (Nees), syncarpa (Thuillier), flezilis Ag., tenuissima (Desv.), batrachosperma (Rchbch.), confervacea A, Br., gracilis (Sm.), Wahlbergiana W allm., mucronata A.Br., brachytetes A.Br., trans- lucens (Pers.), hyalina Ktz., ornithopoda A. Br.; 4 Tolypellen, d.i. intricata (Trentep. Roth); prolifera (Ziz), glomerata (Desv.), nidifica (Ag.); 2 Lychnothamnus, barbatus (Meyen) und alopecu- roides (Delile); 25 Charen, nämlich: stelligera Bauer, scoparia Bauer, coronata Ziz, imperfecta A. Br., crinita Wallr., dissoluta A. Br., gymnophylla A.Br., Kokeilü A.Br.,rudis A.Br., hispida A.Br., RabenhorstüA.Br., foetida A.Br., ceratophylla W allr., polyacantha A. Br., intermedia A. Br., strigosa A.Br., contraria A. Br., ju- bata A. Br., tenuispina A. Br., brachystigma A.Br., galioides DC., aspera Detharding, connivens Salzmann, fragifera Durieu, fragilis Desvaux. Hiebei ist zu bemerken, dass A. Braun Tolypella als Section von Nitella, Lychnothamnus als Sektion von Chara be- handelt, während Leonhardi sie in der eigenen Abhandlung als Genera aufführt, Von diesen 45 europäischen Characeen-Arten sind dem Verfasser 31 als österreichisch mit Sicherheit bekannt, während in der letzten Aufzählung der österreichischen Characeen (Gante- rer, 1847) nur 19 von diesen 31 Arten bekannt waren. Diese 31 Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1866. 10 134 Arten sind: Nitella opaca, capitata, syncarpa, flexilis, tenuissima, gracilis, mucronata, translucens, hyalina, Talypella intricata, proli- fera, glomerata, Lychnothamnus barbutus, Chara stelligera, scoparia, coronata, crinita, dissoluta, yymnophylla, Kokeilü, rudis, hispida, foetida, ceratophylla, polyacantha, intermedia, strigosa, contraria, tenuissima, aspera, fragilis. Die zweite Schrift gibt die Nach- träge bis Ende 1864; allein es konnten keine Neuigkeiten in Be- ziehung auf die österreichische Flora im Ganzen verzeichnet wer- den. Neue Arten sind überhaupt nicht aufgeführt. Zur Bestimmung der österreichischen Arten geht der Aufzählung ein Schlüssel voran. Eigentliche Diagnosen bei den einzelnen Arten und vollständige Be- schreibungen, so wie die Citate, wo der angenommene Artname von dem beigesetzten Autor zuerst veröffentlicht worden ist, sind nicht da; hingegen sind viele, auf eigene Beobachtungen gegründete Beobachtungen über die Formenkreise der einzelnen Arten, welche die Beschreibungen theilweise erseizen, so wie sehr detaillirte An- gaben über die sicheren oder zweifelhaften Fundorte, nach Ländern abgetheilt, vorhanden. Der Verfasser hat in Böhmen eigene Auf- sammlungen gemacht, dann die böhmischen Herbarien, so wie meh- rere Herbarien in Wien und in Mähren sorgsam benützt. Mit Rück- sicht auf das dem Autor vorgelegene Materiale ist das Mögliche geschehen; allein dasselbe reichte nicht aus, um ein wirkliches Bild der gesammten Characeenflora Oesterreich’s zu geben. Ziemlich gut bekannt sind nur Böhmen mit 15, Mähren mit 10, Niederösterreich mit 11, Kärnthen mit13, Tirol mit 11, das Mantuanische mit 12 Arten, woran nur wenige Botaniker einen wesentlichen Antheil haben. Das ganze übrige Kaiserthum ist in Beziehung auf Characeen noch wenig oder gar nicht bekannt; Grund genug, um den sehr genau untersu- chenden Verfasser zu weiterer Thätigkeit aufzufordern, wobei das Hauptgewicht darauf zu legen wäre, die verschiedenen Musealher- barien der einzelnen Länder, dann mehrere wichtige Privatherbarien, z.B. das Pokorny’sche, das Haynald’sche, das Trevisan’sche zu benülzen. Heufler. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Luerssen in Bremen, mit Pflanzen aus Bremen. — Von Herrn Professor Fabry in Rima-Szombath, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Engler in Breslau, mit Pflanzen aus Schlesien, — Von Herrn Pfarrer Grundl in Dorogh, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Schauta in Höflitz, mit Pflanzen aus Böhmen. — Von Herrn v. Pichler in Trient, mit Pflanzen aus Südtirol. — Von Herrn Garnoss in Wien, mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Plosel in Wien, Kastropp in Hanau, v. Sonklar in Wr.-Neustadt, Dr. Kerner in Innsbruck, Veth in Wien, v. Uechtritz in Breslau. Mittheilungen. — In Amerika erregt jetzt eine neue Gespinnstpflanze viel Auf- sehen, von der man glaubt, dass sie in der Folge die Baumwolle verdrängen dürfte, Senor Benito Roerl, Besitzer ausgedehnter Ländereien zu Sontecoma- pam im Mexikanischen, hat eine Plantage der Boehmeria tenacissima ins Leben gerufen, einer Pflanze, welche in Mexiko 8—10 Fuss Höhe erreicht und einen in jeder Richtung ausgezeichneten Faserstoff enthält. Man rühmt von dem Produkte, dass es glänzend und ausnehmend weiss ist, so dass das Bleichen des Stoffes sich als vollkommen überflüssig darstellt. Ferner lasse sich die Pflanze so grob spinnen, wie Hanf, vertrage aber auch wegen ihrer Stärke und Elasticität das feinste Gespinnst, wis Flachs, Baumwolle und Seide. Hinsicht- lich der Spannkraft übertreffe sie den besten russischen Hanf und sei doppelt so stark, als der beste belgische Flachs. Zudem biete sie als perennirende Pflanze, welche 4—5 Ernten abgibt, ehe sie am Stocke abstirbt, für den Veko- noınen Vortheile, wie sie bei keiner ähnlichen Pflanze bekannt seien. Die Fein- heit des Fadens soll sich im zweiten und dritten Anbau noch steigern und die Faser von dem eigentlichen Gespinnste weit einfacher befreien lassen, als bei der Baumwolle. Die patriotisch-Öökonomische Gesellschaft in Prag besitzt Proben dieses neuen Faserstoffes. — Nach Krause’s Untersuchungen „über den Bau leberder und vor- weltlicher Nadelhölzer“ zerfallen die lebenden Coniferen (mit Ausschluss der Guetaceen) dem Holzbau nach in 5 Typen: 4. Form der Cupressineen und Podocarpeen, diese beiden Familien nebst einigen Abietineen und Taxineen um- fassend; 2. Form der Abies-Arten, ausgezeichnet voriger gegenüber , durch fast gänzlichen Mangel des Holzparenchyms; 3. Form der Araucarien (Arau- caria und Dammara). Es fehlen öfter die Jahresringe. 4. Form der Pinus- Arten — lasst Artengruppen unterscheiden. 5. Form der Taxineen. Nach den vorgenommenen Untersuchungen ergibt sich, dass die Arten einer Gattung am Bau des Holzes nicht oder nur sehr selten erkannt werden können, Gattungen, ja ganze Familien fallen dem Holzbau nach unterschiedslos zusammen. Ferner gründet Krause die bisher unter den fossilen Hölzern unterschiedenen Arten nach folgende Merkmale. A. wie sie wirklichen Arten- und Gattungs- gruppen zukommen (Cupressinoxylon peniradiatum?, FPinites - Arten vom Typus der Pinus-Form. 2. Sie sind verschieden im Holze desselben Indivi- duums in Wurzel und Stamm, oder in jüngeren und älteren Theilen desselben Organs (At-Stamm), Oupressinoxylon nodosum Göpp. — Peuce Hoedliana Ung. — Cupressinoxylon aequale Göpp.) Es sind Hölzer, die nach dem Un- tergang des Individuums verändert worden sind. A. Durch Vermoderung — Cupressino@ylon leptostichon Göpp. 2.Durch Einwirkung freier, in den Kohlen- lagern entstandener Schwefelsäure — Cupressinoxylon pachyderma, Pinites ponderosus, Taxiles ponderosus. Der Ackerbau Croatiens, Slavoniens und Dalmatien's. Der vom Centralcomite der dalmatinisch-croatisch-slavonischen Ausstellung des Jahres 1864 veröffentlichte Bericht enthält interessante Daten über den Zu- stand der Bodenkultur im dreieinigen Königreiche. Der produktive Boden’ be- trägt in Dalmatien 97.51 Percent, in Croatien 95.93 Perc. und der croatisch- slavonischen Militärgrenze 90.5 Perc. des Areals. Dalmatien hat somit den meisten produktiven Boden, derselbe besteht aber zum grossen Theile aus schlechtem Weideland. Das Ackerland beträgt in Croato-Slavonien 29 Perc., in der croatisch-slavonischen Militärgrenze 23 Perc. und in Dalmatien 41 Perc. des Areals. Das östliche Slavonien und Syrmien gehören unter die frucht- barsten Länder Europa’s, der südwestliche Theil Croatiens ist steinig und steril und die Mitte Croatiens und Slavoniens ist mehr für Futterpflanzen als für ic 136 Getreidekultur geeignet. Dalmatien und die obere Grenze erzeugen im Allge- meinen wenig Getreide, Slavonien hingegen mehr als es verbraucht. — Einem Berliner Gärtner ist es im vorigen Jahre gelungen, von der im tropischen Amerika heimischen Passiflora quadrangularis durch künst- liche Befruchtung Früchte zu erlangen und dieselben zur Reife zu bringen. Die längliche Frucht hat etwa die Grösse einer kleinen Melone, ist grün, kahl und glatt. Unter der pergamentartigen, der Kürbisschale ähnlichen Schale be- findet sich eine etwa fingerdicke Fleischschicht von angenehmem, fast melonen- artigen Geschmack. Das übrige Innere füllen die blattartigen Samenträger mit ihren wandständigen,„ von einem fleischigen Samenmantel umgebenen Samen vollständig aus. Schneidet man die Frucht auf und lässt sie trocknen, so trocknet die Fleischschicht fast bis zur Dicke eines Messerrückens zusammen, verbreitet aber dann einen lieblichen an Ananas erinnernden Geruch. In fri- schem Zustande vollständiger Reife der Frucht lassen sich die Samenträger als ein vollständiges, mit baumförmig verzweigten Blatinerven durchzogenes Blatt von der Innenwand der Fleischschicht lösen. | — Professor R. Langell in Kasan theilt über eine interessante Natur- erscheinung Folgendes mit: Am 14. und 26. März v. J. fiel in Kasan bei ziemlich starkem Südwestwinde ein gelber Schnee — das Gelb so intensiv wie das des Strohpapieres — der den Boden bis einen halben Zoll dick be- deckte. Dieser gelbe Schnee scheint eine grosse Verbreitung gehabt zu haben, da er auch in Simbirsk — gegen 30 Meilen von Kasan entfernt — bemerkt worden ist. Die gelbe Farbe des Schnees rührte von einem feinen erdigen Rückstande her, der nach dem Schmelzen des Schnees gewonnen wurde. Unter dem Mikroskope sind in diesem Rückstande organisirte Formen wahr- zunehmen. Dr. L. Rabenhorst in Dresden erkannte als vorherrschende, den Schnee tingirende Organismen eine Melosira, der varians und subflexilis ver- wandt (im Durchmesser Yy1—'%- M.-N.). — Die bisher ausschliesslich in der alten Welt bekannte Trauben- krankheit ist nun auch in Amerika an der dort allgemein angebauten Ca- tawba-Traube aufgetreten. Die Pilze sind nach den preussischen landwirthsch. Annalen nicht das europäische Oidium Tuckeri, sondern zwei andere Arten. — Dr. Nobbe hat nach den „Landw. Versuchsstationen* 440 Sorten Kartoffeln auf ihren Stärkemehlzehalt geprüft und denselben durchschnittlich zu 17'22 Proc, gefunden. Keine Sorte enthielt unter 13, keine über 22 Proc. Die Prüfung hat ferner folgende Resultate ergeben: 1. Rothe Kartoffelsorten haben durchschnittlich einen etwas grösseren Stärkegehalt, als gelbe. 2. Derbes Fleisch und feste Schale deuten grösseren Mehlreichthum an, als die entgegen- gesetzten Eigenschaften. 3. Tiefliegende Knospenaugen und ein konstanter etwas klebriger Schaum, wenn die Kartoffeln der Länge nach halbirt und die frischen Schnitilächen auf einander gerieben werden, bezeichnen im Allge- meinen einen höheren Durchschnittsgehalt an Stärkemehl, als flache Augen und wässeriger Schaum. Die Gesammtform der Knollen, so wie die Farbe des Fleisches bedingen einen erheblichen Unterschied im Stärkemehlgehalt nicht. Uebrigens sind Güte und Mehlreichthum der Kartoffeln nicht identische Begriffe. Es kann sich eine Kartoffelsorte vorzüglich für die Tafel eignen „ während sie für die Fütterung und Spiritusfabrication weniger geeignet ist, und umgekehrt. — In Brasilien ist es gelungen, ein neues Alkaloid darzustellen. Man gewinnt es aus der Rinde des in der Provinz Rio de Janeiro häufig vorkom- menden Baumes, der Plumeria laneifolia Mort., die man dortzulande häufig gegen Fieber und manche Magenübel anzuwenden pflegt. Der Hersteller dieses Alkaloids ist, so viel man weiss, ein dortiger Chemiker, Namens Peckold, ein Deutscher; er hat ihm den Namen Agoniadine beigelegt und soll dasselbe besonders kräftig auf die Regelung der Functionen des Unterleibes wirken, Sn nu ä e eree eesssssSSssses unnN eze ee Z Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, otanische Zeitsehrift _ : die frei durch die Post be- ee. Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion h) Man pränumerirtaufselbe f. » 7 Q a » r (Wieden, Neumang. Nr. 7) Man pränumerirtaufseibe Gärfner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzle, ir sm sn (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker ud Techniker. Buchlıandels übernimmt mir @ 1. 63 kr. Dest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N >: 5 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. 2 = Buchhandlungen, XVI. Jahrgang. WIEN, Mai 1866. INHALT: Das älteste österr. Herbarium. Von Dr. Kerner. — Ueber Calamagrostis-Bastarde. Von Dr. Heidenreich. — Zur Flora des Gömörer-Comitätes. Von Szontagh. — Stotternheim. Von Mühlefeld. — Correspondenz. Von Knapp, Brassa, Holuby. — Cımpınula Tommasiniana — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschvereiin. — Mittheilungen. Das älteste österreichische Herbarium. Von A. Kerner. Durch Kreutzer’s Forschungen über die Geschichte der Herbare ist jetzt als sichergestellt zu betrachten, dass die Er- findung, Pflanzen behufs wissenschaftlicher Benützung flach zu troknen und zwischen Papier in eigenen Sammlungen aufzubewahren, in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts fällt. Um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. scheint in Italien, Frankreich und Deutschland die Sitte, sich Pflanzenbücher, soge- nannte „Herbaria viva“ anzulegen, schon ziemlich verbreitet gewesen zu sein; doch sind uns aus jener Zeit nur verhältniss- mässig wenige derartige Herbaria viva erhalten geblieben, und die ältesten auf uns gekommenen Pflanzensammlungen, über welche bisher etwas verlautet hat, sind in Italien das noch vor 1563 angelegte jetzt zu Florenz aufbewahrte Herbarium Caesal- pinis; in Frankreich ein aus dem Jahre 1558 herstammendes in Lyon verfertigtes und in Ad. Jussieu’s Sammlungen überge- gangenes Herbarium eines gewissen Greault; in der Schweiz das zwischen 1576 und 1623 angelegte zu Basel aufbewahrte Herbarium Bauhins, und in Holland das zu Leiden aufbewahrte, Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1866. 11 138 zwischen 1573 und 1575zusammengestellte Herbariumn Rauwolf’s. Aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammen auch die Herbare, welche von Hieronymus Harder zu Ulm angefertigt wurden und von welchen sich ein Exemplar auf der Ulmer Stadtbibliothek, ein zweites im Besitze des Professor Fenzl, (nach dessen güliger brieflicher Mittheilung) in Wien befindet t), Als die älteste in Oesterreich angelegte auf uns gekommene Pflanzensammlung wird von Kreutzer ein Herbar aufgeführt, welches aus der Mitte des 17. Jahrhunderts von einem gewissen Angermann herstammt und sich derzeit im Besitze der Familie Peer in Brixen befindet. | Vor nicht langer Zeit theilte mir nun der verdiente Kryptogamenforscher Perktold, Chorherr des Stiftes Wilten bei Innsbruck, mit, dass er im Besitze des Herbariums sei, welches höchst wahrscheinlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts von Hypo- litus de Guarinoni, seiner Zeit Leibarzt des Erzherzogs Ferdinand angelegt wurde, Auf mein .Ersuchen war Perktold auch so freundlich, mir dieses Herbarium - auf einige Zeit zur Durchsicht zu überlassen und mir zu gestatten, dass ich die bei dieser Durchsicht gewonnenen Resullate der Oeffentlichkeit über- gebe, von welcher Erlaubniss ich bei dem grossen Interesse, welches dieser Gegenstand beansprucht, hiemit Gebrauch mache. | Das fragliche Herbarium stellt einen Folioband dar, dessen Deckel aus Holz und dessen Rücken aus Pergament ist und der vorne durch Lederriemen geschlossen werden kann. Ein Titel fehlt; die ersten Blätter des Bandes werden von einem sehr schön geschriebenen lateinischen und deutshen Index gebildet. Hierauf folgen 53 Papierblätter, welche sämmtlich auf beiden Seiten mit flach getrockneten Pflanzen vollgeklebt sind. — Die Pflanzen sind mit sehr wenigen Ausnahmen noch so gut erhalten, dass ihre Bestimmung keinen Schwierigkeiten unterliegt, und nur ganz wenige haben durch Insektenfrass etwas gelitten. Nur selten linden sich ganze Pflanzenexemplare; in der grossen Mehrzahl werden die einzelnen Arten nur durch Blüthenstände, einzelne Blüthen und Blatter repräsentirt. Immer sind diese Stücke mit ihrer ganzen. Fläche auf das Papier geklebt und haften auch jetzt noch demselben vollkommen an. Neben jeder Pflanze steht ein laleinischer und deulscher Name schön und leserlich ge- schrieben. In Ganzen sind 633 Pflanzen, beziehungsweise Pflan- zentheile aufgeklebt; Mehrere Arten wiederholen sich aber auf verschiedenen Blältern, demzufolge die Zahl der repräsenlirten Arten nur gegen 600 beträgt. Von einer systematischen Anordnung der Arten ist nichts zu sehen, wohl aber findet man auf einigen Blättern '!) Dass auch noch ein drittes, ja vielleicht noch mehrere Exemplare der von Harder angelegten Herbarien bis auf unsere Zeit erhalten worden siud, ist nach dem, was Kreutzer in sein-r Schrift „Das Herbar,* Wien 1864, p- 158 mittheilt, nicht unwahrscheinlich. 4139 des Herbariums Pflanzen aneinandergereiht, welche an gewissen Lokalitäten auch jetzt noch gesellig bei Innsbruck vorkommen, so dass der mit der hiesigen Flora vertraute Botaniker fast mit Gewissheit die Standorte dieser Pflanzen und die Thäler und Berge anzugeben im Stande ist, welche der Urheber des besprochenen Herbariums besucht haben mochte. Mit Ausnahme des Oelbaumes, von welchem man wahrscheinlich in früheren Jahrhunderten gerade wie noch jetzt zur Osterzeit Zweige aus dem Süden über den Brenner nach Innsbruck zum Verkaufe brachte, stammen auch alle Pflanzen gewiss aus dem Thale und von den Gebirgen bei Innsbruck, zum Theile wohl auch aus den dortigen Zier- und Gemüsegärten her. Auf dem ‚Pergamentrücken des Herbariumeinbandes sieht nahe dem oberen Rande „Guarinonii” und zwar wie es scheint von derselben Hand, von welcher auch der Index und die Pflanzen- namen geschrieben wurden. Auf der innern Seite des vordern Deckels ist ein Zettel mit einem Wappen aufgeklebt. Derselbe ist jedoch sehr schadhaft und das Wappen nicht mehr zu erkennen; wohl aber sind unter dem Wappen die Buchstaben Hyp. d..rin. (Hyp. de Guarinoni) zu lesen, und ich nehme daher um so wenigeı Anstand, dieses Herbarium als dasjenige Guarinoni’s zu erklären, als auch Schrift, Pflanzennamen u. s. w. mit der Zeit, in welcher Guarinoni lebte, ganz übereinstimmen. Hippolytus von Guarinoni war 1571 zu Trient in Sül- Tirol geboren, studirte anfänglich in Prag, später in Padua Medizin und wurde dann um das Jahr 1607 zum Hausarzte des adeligen Damenstiltes in Hall und zum Hofmedikus des Erzherzog Ferdinand in Innsbruck ernannt. Er genoss den Ruf eines ausgezeichneten Arztes und kämpfte mit wahrem Feuereifer gegen die “amals übliche ausschweifende Unmässigkeit im Essen und Trinken, Er wurde oft in die abgelegeusten Thäler geholt, um ärztlichen Rath zu ertheilen und schrieb auch mekrere medizinisch - diätetische Werke, deren ein Theil gedruckt erschien, deren anderer Theil aber im Manuskript in der Innsbrucker Universitäts-Bibliolhek aufbewahrt wird. Er starb in dem vorgerückten Alter von 83 Jahren, im Mai 1654. Seine Biographen heben insbesonders auch hervor, dass er viele Wanderungen zum Behufe des Kräutersammeins unternahm. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass er diese Wanderungen in höherem Alter ausführte und zwar um so weniger, als sein Herbarium auch zahlreiche Hochalpenpflanzen enthält und wohl für gewiss angenommen werden kann, dass er die Punkte, wo diese Pflanzen ihre Heimath haben, als Greis nicht mehr zu betreten wagte. Wenn wir daher annehmen, dass er das vorliegende Herbarium im besten Mannesalter gesammelt habe, so ergibt sich für dasselbe als Zeitraum der Entstehung die Periode von 1610 bis 1630. 1148 140 So viel bis jetzt bekannt, ist dieses Herbarium demnach das älteste erhaltene aus Oesterreich. Dasselbe verdient eine um so höhere Beachtung, als durch dasselbe mehrere interessante Streiflichter auf die Flora von Innsbruck vor nahezu 300 Jahren und namentlich auch auf die damalige Garlenkultur fallen. Da überdiess den einzelnen Pflanzen die damals üblichen deutschen Namen beigefügt sind, so ist Guarinoni’s Herbarium auch in Betreff der deutschen" Nomen- klatur von besonderem Werthe. | Wir theilen nun im Nachfolgenden zunächst den Inhalt dieser Pflanzensammlung in der Weise mit, dass wir die einzelnen Arten “in alphabetischer Reihe, mit den jetzt üblichen Namen unter, Beifügung der von Guarinoni gebrauchten Bezeichnungen sowie unter Anführung der Seite, auf welcher sich die betreffende Pllanze im Herbarium aufgeklebt findet, aufführen, und wollen dann zum Schlusse versuchen, einige Reflexionen an diese Auf- zählung zu knüpfen. Abies pectinata DE. Abies, Tannenbaum (101). Achillea Millefolium L. Millefolium, Garbenkraut. Ein roth blühendes Exemplar ist als Millefolium purpureum Braun Garbenkraut und ein üppiges Blatt derselben Pilanze als Millefolium palu- stre überschrieben. (65, 91). Aconitum Vulparia Rehb. Aconitum ponticum, Wolfswurz (35). Actaea spicata L. Christophoriana, Christoffskraut (60). Adenostyles alpina Bl. Fingh. ee maior, Grosser Brandi- lactich (67). Adonis aestivalis L. Adonis flore eitrino, Brunetrösel (3). Adoxa Moschatellina L. Moschatella, Bissemkraut (2). Aegopodium -Podagraria L. Podagraria, Gaisslüessel (80). Aethusa Cynapium L. Sison, Gleiss (56). Agrimonia Eupatorium L. Eupatorium Dioscoridis, Odermenig (85). Agrostemma Githago L., Pseudomelanthium, Raden (49). Ajuga genevensis L., Sacr a herba, Consolida media, Guldene Gunsel (8, 44, 56). Alchemilla alpina L. Quinquefolium petraeum minus, Khlein Stain- finfingerkraut (43). Alchemilla arvensis Scop. Scandix minor, Khleiner Nadlkörffel (39). Alchemilla vulgaris L. Alchimilla, Sinnauv, Sternkraul (7). Alisma Plantago L, Plantago aquatica.. Wasserwegerich (717. Allium carinatum Sm. Porrum sylvestre, Wilder Knofflach (95). Allium Schönoprasum L. Schönoprasum. Beisslauch (104). Allyssum calycinum L. Paronychia, Fingernägelekraut (44). Anagallis arvensis L. Anagallis mas, Gauchheil Männl (31). Anchusa officınalisL. Buglossa vulgaris, Gemain Oxenzung (29,42). Anemone nemorosa L. lanunculus nemorosus albus, Weisser Hanen- fuess, Weiss Waldtihänlein. Ein Exemplar dessen Blumenblätter röthlich angelaufen waren, als Ranunculus nemorosus pur- pureus, Purpurfarb Waldthänlein (1, 4, 10). 141 Anemone Pulsatilla L. Pulsatilla, Khüchenschell (1). Anemone ranunculoides L. Ranunculus nemorosus luteo flore, Gelb Waldthänlein (41). _ Angelica sylvestris L. Angelica sylvestris, Wild Angelica (54, 79). Anthemis arvensis L. Cotula, Rindtsauge (16, 19). Anthericum ramosum L. Phalangium N«rbonense, Erdspinnenkraut (46). Anthriscus Cerefolium Hoffm. Cerefolium vulgare,, Gemain Körflel- kraut (39). Anthyllis VulnerariaL. Lagiopodium luteum, Gelber kazenkhlee (24). Apargia autumnalis Willd. Aceiptrina minor, Kllein Habich- kraut (58). Aguilegia vulgaris L. Aquileia sylvestris, Wild Akhleyen. — fl. plen. als Aquilegia stellata, Stern Agley (30, 95). Arabis hirsuta Scop. Turritis, Thurnkraut (13). Arabis pumila Jacq. Cardamine minor, Khlein Gauchblumen (2). u Weitere Beobachtungen über Calamagrostis- Bastarde. | Von Dr. Heidenreich. Im verflossenen Summer habe ich mein Augenmerk vor Allem auch auf die von mir (s. diese Zeitschrift 1865, S. 145) aufgestellten Calamagrostis-Bastarde gerichtet und durch die gemachten Beob- achlungen bin ich in meiner Ansicht von der Bastardnatur beider nur “ bestärkt worden. 1. Calamagrostis arundinacea X lanceolata fand ich nichtallein im Schilleningker Walde — an sechs verschiedenen Standorten — sondern auch in dem zwei Meilen von Tilsit entfernten „Dingker- Forst.“ Letzterer Wald zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem Schille- ningker hinsichtlich des vorherrschenden Sandbodens, welcher nur stellenweise mit etwas Moor gemischt ist, ‘sowie hinsichtlich des vor- herrschenden Bestandes an Kiefern und Rothtannen. Der Bastard fand sich hier gleichfalls in der Nähe der Stammarten. Das scheinbar ver- hältnissmässig häufige Vorkommen im Schilleningker Walde wird nicht befremden, wenn man das 3000 preuss. Morgen grosse Areal desselben in Anschlag bringt, in welchem die Stammarlen gewiss weit über 100mal zahlreicher vertreten sind. — In Betreff des Vor- kommens der letzteren zeigt sich, so weit ich diess in hiesiger Gegend beobachtet habe, ein Unterschied in der Weise, dass Calamagrostis lanceolata fast nur gesellig in grossen Heerden beisammen (gregalim, segetum instar), Calamagr. arundinucea dagegen meist nur in ein- zelnen Rasen gefunden wird. Demgemäss habe ich auch den Bastaril 142 theils, wie im Jahre 1864, in einzelnen Rasen, theils auch gesellig neben einander in Heerden beobachlet, doch sind die Heerden nie von so grosser Ausdehnung als die häufig mehr als 10 —20mal grös- seren von Calam. lanceolata. — Die Verästelung des Halmes, von welcher ich im Jahre 1864 nur Rudimente beobachtete, habe ich jetzt auch vollständig ausgebildet gefunden, doch stand dieselbe in Bezug auf ihre Häufigkeit, sowie in Bezug auf Zahl und Länge der Aeste der bei Cal. lanceolata desselben Standortes in auffallender Weise nach. Bei der Mehrzahl der Halme des Bastardes wird nämlich jede Ver- ästelung vermisst; ich zähle unter 233 Halmen 135 einfache und 98 . verzweigte, während ich bei der benachbarten Cal. lanceolata oft lange vergeblich nach einem einfachen Halme suchte; die meisten derselben haben drei, einige selbst sechs verhältnissmässig lange und . sogar wieder getheilte Aeste. Die Verzweigung bei dem Bastarde ist dagegen an den meisten Halmen nur rudimentär: es ragen zweiBlatt- ‘spitzen zwischen Halm und Scheide hervor, und wenn auch in andern weniger zahlreichen Fällen zwei, höchst selten drei ausgebildete Aeste vorhanden sind, so erreichen sie doch nie die Länge derer bei Cal. lanceolata. — In Betreff der Gestalt der Rispe nach der Blüthe verhielt sich der Bastard meist wie Cal. arundinacea: die Rispe war nach der Blüthe bei der Mehrzahl der Halme zusammengezogen, die Fruchtährchen beinahe geschlossen, wie ich auch nur dieses Ver- ‚hältniss in Bezug auf beide Merkmale im Jahre 1864 beobachtet hatte. An zwei Standorten jedoch fanden sich zur Zeit der Fruchtreife Rispe und Klappen mehr geöffnet, wenn auch nicht ganz in dem Grade aus- gebreitet und gespreizt wie bei Cal. lanceolata. Immerhin aber zeigte diese Form des Bastardes hinsichtlich der Tracht überaus grosse Aehnlichkeit mit Cal. lanceolata, so dass beide schwer zu unterschei- den waren und der Bastard unter der Maske dieser Art wohl olt von mir übersehen worden ist. In meinem ersten Aufsatze über die hier in Rede stehende Pflanze (s. diese Zeitschrift 1865, S. 153) habe ich selbst hervorge- hoben, wie dieselbe nach den bis dahin gemachten Beobachtungen keine vollkommen intermediäre Form zwischen den angegebenen Stammarlen in Betreff der von Fries für Calamagrostis-Arten aul- gestellten Hauptunterscheidungsmerkmale darstelle, da sie nur hin- sichtlich der ausbleibenden- oder eintretenden Verästelung des Halmes zwischen beiden Arten die Mitie halte, in Bezug auf die Gestalt der Rispe nachder Blüthe sowie die der Fruchtährchen sich dagegen gänz- lich wie Cal. arundinacea verhalte. Die vorjährigen Beobachtungen haben nun die intermediäre Gestalt auch in Bezug auf die beiden letz- teren Merkmale erwiesen, sowie in Betreff der Verästelung des Hal- mes, wie wir oben sahen, vollkommen bestätigt. Es hält der Bastard insoferne die Mitte zwischen beiden Arten, als er in Betreff der vege- taliven Organe, d. h. des Halmes und der Blätter meist den Typus der Cal. lanceolata trägt, in Betreff der Fruclificationsorgane, d. i. der Rispe meist der Cal. arundinacea, sellener der Cal. lanceolata näher steht. Die anfänglich gegebene Diagnose der Pflanze (Il. c. p. 151) 143 würde nun in folgender Weise zu ändern sein: culmo simpliei nec non ramificante, panicula strieta deflorata contracta vel subpatente, glumis subaequalibus anguste lanceolatis acuminatıs fructiferis nunc subconniventibus nunc patentibus, pilis florem dimidium superan- tibus etc. In Bezug auf die Beschreibung möchte ich hier noch Einiges nachtragen. Ausnahmsweise fand ich Halme von 6 Fuss Höhe, welche demnach die Höhe der Cal. lanceolata. weit übertrafen. — Die Rispe erbleicht gleich nach dem Verblühen und hält dann hinsichtlich der Farbe vollkommen die Mitte zwischen der ganz bleichen der Cal. arundinacea und der schmutzig fuchsröthlichen Cal. lanceolata. — Was die Länge der Haare betriffi, so war dieselbe bei allen Exem- plaren sowohl bei den im Schilleningker Walde als auch bei den in dem Dingker Forste gesammelten eine fast gleiche und erreichte nie die Länge der Spitzen. Ich bemerke dieses ausdrücklich, weil neuer- dings Ascherson die hier in Rede stehende Pflanze zu Cal. Halle- riana DC. zu ziehen geneigt ist; er erklärtsie nämlich für „Cal. vel- losa (Vill.) Mutel. (©. Halleriana DC.) var. Heidenreichii: pilis paleam superiorem tantum aequanlibus.* Allerdings hat die Pflanze mil der genannten Art in manchen Beziehungen grosse Achnlichkeit: „ceulmo gracili ramificante, glumis subaequalibus lanceolatis acumi- natis, flosculo glumis quarla v. terlia parte breviore, arista ex dorso paleae egrediente eamque paullo superante.“ Cal. Halleriana unter- scheidet sich aber, abgesehen von der bedeutenden Länge des Haar- kranzes noch durch folgende sehr wesentliche Merkmale; „panicula deflorata diflusa (haud contracta) densiore colore fusco eliam einera- scenle, ramis mox laxe nulantibus, spieulis fructiferis aperlis fere reclangulariter divaricatis.“ Sollte die Pflanze zu Cal. Halleriana gehören, so wäre es doch auffallend, dass diese Art bier in Osipreussen nur als Varietät mit kurzen Haaren, welche nur 3/,—*/, der Länge der Spitzen erreichen, _ vorkäme, während ringsum an so verschiedenen Orten Cal. Halle- riana beobachtet ist., in den Alpen und Sudeten, im Erzgebirge und am Harz, in Holstein, Mecklenburg und Pommern, in Norwegen, in Kurland, bei Petersburg und bei Kursk, in Finnland und Lappland, nach übereinstimmenden Angaben der einzelnen Floren die Haare bei dieser Art mit nur sehr vereinzelten Ausnahmen merklich länger als die Spitzen sind. (elr. Koch Syn. p. 905; Grisebach in Lede- bour’s Flora Rossica IV.; Andersson: Plantae Scandin. I). 2. Calamagrostis arundinacea >< Epigeios (Cal. acutiflora Schrader) findet sich nach meinen vorjährigen Beobachtungen im Schilleningker Walde zwar etwas häufiger als Cal. arundinacea > lanceolata, immer aber nur zerstreut und vereinzelt zwischen den bedeutend zahlreicheren Stammarten. Für die hybride Abstam- mung spricht hier auch noch die Beobachtung, dass die Pflanze bald — bei höherem Halme und geknäuelt-lappiger Gestalt der grösseren und mehr ausgebreiteten Rispe mit bedeutend längeren und stärker pfriemlichen Klappen — den Typus der ©. Epigeios trägt, bald — bei 144 kürzerem Halme, bei kleinerer, regelmässiger gestalteten, zusam- mengezogenen Rispe mit breiteren kürzeren Klappen — der Cal. arundinacea näher steht. Von dieser Pflanze beobachtete ich eine morphologisch gewiss interessante Spielart: an der Rispe eines Halmes finden sich viele Aehrchen, welche zwei Grannen beherbergen, nämlich ausser der nahe der Basis der unteren Spelze ausgehenden normalen, welche wie gewöhnlich gekniet ist und die Klappen ein wenig überragt, eine zweite, am Rücken der oberen Spelze befindliche kürzere und etwas dünnere, welche zwar etwas länger als die Spitzen, jedoch kürzer als die Klappen ist, übrigens aber gleichfalls ein ziemlich deutliches Knie zeigt. Meine "gleich anfänglich gehegte Vermuthung, dass diese ‚abnorme Granne nur zur zweiten, bei Calamagrostis-Arten gewöhn- lich nur als Rudiment auftretenden Blüthe gehören könne, fand sich bei der Untersuchung mit der Loupe bestätigt; der sogenannte Pinsel war elwas stärker wie gewöhnlich entwickelt, und von seinem obern, etwas angeschwollenen Ende ging von einem Haarkranze umgeben die abnorme Granne ab, an ihrer unteren Hälfte häufig noch von zwei schmalen linienförmigen Spelzchen eingeschlossen. Es bestand hier also eine abnorme Entwicklung der zweiten Blüthe.mit vorzugsweiser Ausbildung der Granne. Eine ähnliche Abnormität, nämlich zwei, aber vollkommen ausgebildete Blüthen in vielen Aehrchen beobachtete A. Braun bei einer in der Nähe von München gefundenen Calamagr. litorea DC.*). Bei meiner Pflanze erreicht die abnorme Entwicklung der zweiten Blüthe aber nicht einmal immer den angegebenen Gral; ich finde Aehrchen, in welchen die Granne der zweiten Blülhe an Länge nur etwa dem sechsten Theile der Spelzen der ersten Blüthe gleichkommt und dabei etwa noch einmal so lang als ihr Haarkranz ist; die beiden Spelzchen fehlen in diesem Falle, wie sie auch bei stärkerer Entwicklung der abnormen Granne nicht immer beobachtet werden. Was mich in meiner Ansicht von der Bastardnatur der beiden hier behandelten Calamagrostis-Formen bestärkt, ist der Umstand, dass ich im verflossenen Sommer einen unzweifelhaften Bastard unler Gräsern, dessen Beschreibung nächstens erfolgen soll, gefunden habe, wodurch mir also die Möglichkeit der Bastardbildung unter Gräsern so recht vor die Augen geführt ist. Tilsit, im Februar 1866. !) Dr. P. Ascherson: Flora der Provinz Brandenburg I. 1854, p. 821. A — — 145 Beiträge zur Flora des Gömörer Komitates. Von Nikolaus v. Szontagh. „Non fingendum aut excogitandum, sed videndum est, quid natura faciat aut ferrat.‘“ Baco Verulanus. Wenn wir auch einige Quellen anführen können, die Angaben zur Flora des Gömörer Comitates enthalten, so müssen wir doch, um unbefangen und gerecht zu sein, bekennen, dass in botanicis diese Gegend bis jetzt fast eine terra incognita war; denn auch das sehr wenige, was Kitaibel und Wahlenberg in seinen Werken anführen, sind Genersich’s und Maucksch’s Verdienste, was ferner Reuss’s „Kvetna slovenska!) enthält, ist theils Compilation aus den vorerwähnten und aus Flora muranyensis Manuskripte, theils beruhen die eigenen Daten aus der Umgebung von Röce, wo er als Arzt praktizirte, nicht auf kritisch-diagnostischer Grundlage und lassen so in vielen Fällen einen unüberwindlichen Zweifel zurück. Fäbry’s „Rimaszombat viränya“?) will ich gar nicht erwähnen; wir vermissen ja in ihr die lateinische Nomenklatur und finden nur die ungarischen Trivialnamen, mit denen man nach Gutdüunken dies oder jenes bezeichnen kann. Ich will nun in einige Gegenden aus dem nordwestlichen Theile dieses Komilates, die ich im August des Jahres 1864 durchstreifte, botanisch eingehen, und beginne gleich im Norden an der Grenze des Zipser Komitates in der piltoresken Sztracenaer Schlucht. Der Königsberg (Kiralyhegy Kralovä hola) bildet mit seinen Voralpen eine hohe Mauer, die das Zipser vom Gömörer Komitate trennt, Nicht seine Höhe (6134°) zeichnet ihn vor den anderen Kar- patenspitzen aus, sondern seine natürliche Lage und Gestalt, die ihm mit Recht den Namen des Königsberges gab. Während nämlich die Spitzen der Centralkarpaten, die ihm an Höhe nahestehen, die wilde Zerrissenheit kennzeichnet, bildet diese von den höheren Alpen isolirte, breitschulterige Bergmasse eine symmetrisch formirte Kuppel, die theils grünende Wiesen, theils dichte Waldungen decken, und die nur an einigen Stellen aus Gneis bestehende Felsengruppen zu Tage fördert. Mithin ist diese Alpe ein vollkommenes Analogon der deutschen Alpen, an denen man bis zur Schneelinie die blühendsten Almen trifft. Was die Flora des Königsberges anbelangt, verweise ich au£ Wahlenberg, Maucksch, -Kitaibel, Genersich, besonders aber auf Aug. v. Kubinyi's Kirändüläs Pohorelläröl a Kirälyhagora?) vorgetragen in der Versammlung ung. Aerzte und Naturforscher vom Jahre 1842, !) Slavische Flora. ?, Flora von Rimaszombath. %) Ausflug von Pohorella auf den Königsberg. 146 Der Königsberg sendet gegen Osten zwei parallellaufende' Aeste, deren einer im Zipser, der andere im Gömörer Komitate sich hin- zieht. Zwischen beide eingebettet wälzt sich in wilder Hast der Göllnitz-Fluss, an dessen krystallenem Grunde die behenden Forellen spielend sich ergötzen. Zu beiden Seiten begleiten seinen Lauf hier und da hohe Felsenwände, die an einigen Stellen sich so sehr nähern, dass sie nur noch der mit Meisterhand gebauten Strasse Raum lassen. Bald berühren sie sich, der Felsenkessel wird abgesperrt und nun muss der Fluss unterirdisch sich Bahn brechen und der Baumeister durch einen Tunnel sich verhelfen. | Aus seinem engen Bette bricht er zuweilen mit grossem Getöse hervor, in einen weiteren Kessel mündend, wo er in leisem Gemurmel grünende Wiesen benetzt. Das todie Steingerippe bildet übrigens nicht überall continuirlich verlaufende Felsengruppen, Wände oder Kämme, sondern nur dort, wo es aus Trias und Neocomkalk besteht. Hier entschleiert es dann seine nackten blendend weissen Flächen oder bildet vereinzelte Riesenstaluen, an denen hie und da Lärchen- baum-Kolonien prangen. Auf den genannten Kalkfelsen deren Spalten und Rissen wächst: Salix caprea L., Campanula rotundifolia L., Polemonium caeruleum L., Calamintha Acynos Clairv., Sedum album L., Sazifraga Aizoon L., Alsine laricifolia Whlbg., Ribes petraeum Wulf,, Aconitum Anthora L., Thesium intermedium Schrad., Arabis arenosa Scop. und alpina L. Am Ufer der Göllnitz und auf den Wiesen der Kessel wuchern in grosser Menge Senecio subalpinus L. und nemoralis L., Echinops sphaerocephalus L., Gentiana Amarella L., Geum urbanum L., Verbascum thapsiforme L. und andere. Die Wälder bestehen meist aus Fayus sylvatica L., gemischt mit Pinus Abies L. und P. Picea L., Acer campestre L. und Pseudoplatanus L. und Sorbus aucuparia L. Hier treffen wir Duphne Mezereum L., Knautia sylvatica Dub., Convallaria majalis L., Majanthemum bifolium L., Phyteuma spicata L., Rubus Idaeus L., Digitalis grandiflora L., Polyygala amara L., Melampyrum sylva- ticum L. und nemorosum L. Der aus Gneis und Glimmerschiefer be- stehende westliche Theil des Sztracenaer Thales ist besonders aus- gezeichnet durch einige seltene Pflanzenspecies wie durch die Cimi- cifuga foetida L., Anacamptis pyramidalis Rich., Gymnadenia conopsea R. Br., Orchis globosa L. und latifolia L., Gladiolus imbri- catıs L., Senecio Jacobaea L. und nemoralis L., Juniperus communis L., Arena pubescens L. und flavescens L. ‚ Verlassen wir nun den Göllnitz-Fluss, der in östlicher Richtung seinen Lauf fortsetzt und lenken wir unsere Blicke gegen Süden auf den aus Glimmer und Werfnerschiefer bestehenden Dobschauer Wald, Kaum hatten wir dessen Anhöhe erreicht, als sich ein geräumiger Kessel unter unseren Füssen öffnet, in welchem die Bergstadt Dobschau eingebettet liegt. Der östliche Theil des Waldes besteht zumeist aus Fagus sylvatica L., Carpinus Betulus L., Corylus Avellana L., Betula pubescens Ehrh. und Populus nigra, unter welche Majanthemum bifolium DC., Hieracium praealtum L., Melam- 147 pyrum nemorosum L., Genista tinctoria L., Hypericum quadran- gulum L. und perforatum L., Dianthus deltoides L., Polystichum Filic mas Rth. und Galium Mollugo L. eingestreut sind. Lichte Stellen, trockene Triften sind bald ganz mit Vaceinium Myrtillus L. und Calluna vulgaris Sal. bedeckt, bald mengen sich unter sie Erigeron acre L., Carlina acaulis L., Avena flavescens L., Hieracium Pilosella L., Phleum pratense L., Trifolium montanum L., Coronilla varia L., Galium verum L. und Trifolium arvense L. An grasigen Plätzen und steinigen Orten finden wir Lepigonum rubrum W hlbg. Anchusa officinalis L., Galeopsis Tetrahit L., Silene inflata L., Filago arvensis L., Potentilla argentea L., Betonica offieinalis L., Scleranthus annuus L. und Thesium intermedium Schrd. In der nächsten Um- gebung von Dobschau wuchern am Rande des Sajö-Flusses Mentha aquatica L. und sylvestris L., Leonurus Cardiaca L., Polygonum Hydropiper L., Senecio vernalis W. K., Cirsium eriophorum Scop., Prunus Padus L., Chelidonium majus L., Euphrasia Odontites L. und offieinalis L., Potentilla anserina L., Myosotis intermedia Lnk. und palustris Wth., Alysma Plantago L., Lychnis flos cuculi L. und Verbascum Thapsus L. Auf Wiesen, Aeckern, waldigen Stellen unter Gebüsch begegnen wir überall auf Triaskalk Anthemis Cotula L. und arvensis L., Matricaria ChamomillaL., Trifolium repens L., arvense L. und pratense L., Linaria vulgaris Mill., Lappa major Gärtn., Sisymbrium offieinale Scop., Achillea millefolium L., Hyoscyamus niger L., Bromus arvensis L., Polygonum aviculare L., Anthriscus vulgaris Pers., Aegopodium Podagraria L., Carum carvi L., Cheno- podium vulvaria L. und Botrys L., Urtica urens L. und dioica L., Amaranthus Blitum L., Malva rotundifolia L., Potentilla argentea L., Carduus crispus L., Rosa canina L., Crataegus Ozxyacantha L., Berberis vulgaris L. und Anagallis arvensis L. Etwas weiter entfernt von Dobschau fand ich auf Werfnerschiefer um Gabbro in Nadel- wäldern bestchend aus Pinus Picea L., Abies L. und Larix L., Buchen- wäldern auf Feldern und im Gebüsch Cirsium eriophorum L., Salvia verticillata L., Cineraria campestris Rtz., Potentilla argentea L., Carduus crispus L., Dianthus deltoides L.. Sambucus racemosa L., Anthemis tinctoria L., Erigeron canadensis L., Solidago Virga aurea L., Linum catharticum L., Potentilla reptans L., Lychnis vespertina Sibth., Anchusa offieinalis L., Campanula glomerata L., Bupleurum falcatum L. und Verbascum nigrum L. Von Dobschau aus fliesst der Sajö-Fluss in südlicher Richtung auf Glimmerschiefersubstrat zwischen bald niedrigere, bald höhere Anhöhen eingebettet, die meist mit Fagus sylvatica L. bewaldet sind, in welchem Populus nigra L., Betula pubescens Ehrh., Corylus‘ Avellana L., Alnus glutinosa L. und Quercus pubescens W. Kolonien eingesprengt sind. Hier fand ich Galium verum L., Anthyllis vulneraria L., Genista tinetoria L., Cytisus nigrieans L., Inula britannica L., Verbena offieinalis und Vicia Cracca L. In der Gseineker Gegend, welche der ausgebreiteten Tabak- kultur wegen allbekannt ist, notirte ich von der nächsten Umgebung 148. von Csetnek, die Grauwacken, Aluvium, Thon- und Werfnerschiefer- Formation zeigt, folgende Pflanzen: Zea MaysL., Nicotiana Tabacum L., Vitis vinifera L., Prunus Armeniaca L., Persica vulgaris Mill., Polygonum aviculareL., Solanum DulcamaraL., Datura Stramonium L., Xanthium strumarium L. und spinosum L., Arenaria serpyllifolia L., Rhamnus cathartica L., Lycium barbarum L., Morus alba L., Malva rotundifoliu L., Althaea officinalis L., Artemisia vulgaris L., Epilobium angustifolium L. und Dodonaei Vill., Lythrum Salicaria L., Chenopodium Botrys L. Nordwestlich von Csetnek fand ich bei Szlabos auf Glimmerschiefer Artemisia Absinthium L., Lotus corniculatus L., Lycium barbarum L., Epilobium angustifolium L., Melilotus macror- rhiza Prs., Malva rotundifolia L., Althaea offieinatis L., Polystichum Filix mas Rih., Poa compressa L. und annua L., Plantago media L., Salvia verticillata L., Sambucus Ebulus L. Bei Jolsoa sah ich auf Triaskalk Dypsacus sylvestris Mill., Lactuca Scariola L., Echinos- permum Lappula Lhm., Cirsium eriophorum Scop., Fagus silvatica L., Quercus pubescens W. und Betula pubescens Ehrh. Derjenige Gebirgsast, welchen wir schon oben am rechten Ufer des Gollnitz-Flusses antrafen, sendet beim Berge Hrona unweit seiner Ausgangsstelle vom Königsberg einen aus Triaskalk bestehenden Zweig gegen Südwest, der bei Muräny jene spitzen Anhöhen und schroffen Felsengruppen bildet, auf deren einem die Muränyer Burg- ruine steht. In floristischer Beziehung zeigen sie viel Aelhnlichkeit mit der Kalkflora des Sztracenaer Thales. Besteigen wir den Muränyer Schlossberg von seiner Südseite, so gelangen wir gleich am Fusse desselben in einen dichten Buchenwald, der höher oben mit Pinus Abies L., Picea L. und Larix L., Corylus Avellana L., Betula pubescens Ehrh., Fraxinus excelsior L., Acer campestre L. und Pseudoplatanus L. sich mengt. Die hier und auf lichten grasigen Plätzen beobachteten Pflanzen sind die folgenden: Daphne cneorum L., Bellidiastrum Michelü Cass., Centaurea montana L., Sambucus racemosaL., Cynanchum Vincetoxicum L., Teuerium montanumL. und Botrys L., Siler trilobum Scop., Sisymbrium strictissimum L., Coto- neaster vulgaris Lindl., Inula Oculus Christi L., Spiraea ulmifolia Scop., Cytisus biflorus L’Henri und eiliatus Whbg., Geranium robertianum L., Euphorbia epithymoidesL., Eupatorium cannabinum L., Hypocrepis comosa L., Cypripedium calceolus L , Orchis militaris L. und globosa L., Corallorrhiza innata Rich., Carex ornithopoda Willd., Polygonum viviparum L., Digitalis grandiflora L., Festuca ovina L., Andropogon Ischaemum L., Valeriana diotca L., Dypsacus sylvestris L., Senecio Jacobaea L., Cineraria lungiflora Jeq., Cirsium erisithales Scop., Tragopogon pratensis L., Campa- nula glomerata L., Galium sylvaticum L:, Sambucus Ebulus L., Ori- ganum vulgare Lam., Prunella grandiflora L., Echinospermum Lappula Lhm., COynoglossum offıcinale L., Cuscuta europaea L., Verbascum thapsiforme Schrd., Antirrhinum majus L., Primula officinalis L., Archangelica offieinalis H{fm., Sempervivum teetorum 149 L., Aquilegia vulgaris L., Arenaria serpyllifolia L., Lychnis diurna Sibth. und Rhamnus cathartica L. Haben wir nach mühsamen steilem Gange den Wald hinter und unter uns, so gelangen wir zu den Trümmern einer auf einem schroffen spitzen Felsen gebauten Burg, welche nur noch schwache Angedenken längst vergangener Zeiten sind. Doch ihre verwilterten Mauern und Trümmer, sowie Felsenspalten und Schluchten sind nicht uninleressant für den Botaniker, denn seine Mühe wird hier durch den Fund so mancher Lieblingspflanzen reichlich belohnt und zwar durch Thesium alpinum L., Campanula carpatica Jeq., Polemonium caeruleum L., Corthusa Matthioli L., Soldanella alpina L., Aconitum Anthora L. und Napellus L., Sedum album L., Sazxifraga Aizoon L., Siler trilobum Scop., Alsine larieifolia Whbg., ‚ Helianthemum vulgare Gärin., Erysimum cheiranthoides L., Hieracium sazatile Jegq., Poa alpina n, «) collina, Anthericum ramosum L., Calamintha alpina Lam., Polygala amara L., Potentilla aurea L. und Lactucu per ennis L. Noch will ich jener Pflanzen gedenken, die en südwestlich von Muräny theils auf der Forlsetzung des oben erwähnten Triaskalk- streifens, theils auf Werfnerschiefer bei Tiszöc und nicht weit von hier im sogenannten Furmanetzer Thale beobachtet habe, Diese sind: Petasites offieinalis Mch., Sedum album L., Campanula Scheuchzeri Vill., Fagus sylvatica L., Ulmus campestris L., Populus nigra L., Sorbus aria Cntz., Pinus Abies L. und Picea K., Alnus glutinosa Gnt., Leontodon hastilis L., Xanthium spinosum L., Erigeron acreL., Echinops sphaerocephalus L., Euphrasia Odontites L. und Potentilla reptans L. Wien, im Dezember 1865. - messe Stotternheim bei Erfurt. Von J. Ch. Mühlefeld. Stotternheim ist einDorf undgehört jetzt zum Grossherzogthume Sachsen-Weimar-Eisenach; vor circa 60 Jahren war es Erfurt, sei- ner Marktstadt einverleibt und stand mit ihr unler dem Krummstäbe des Erzbischofs von Mainz, Es liegt zwei Stunden nördlich von Er- furt, an der Chaussee nach Sömmerdar und an einem kleinen Bache, der "südöstlich vom Dorfe entspringt und nach kurzem Laufe zwischen Stotternheim und dem benachbarlen Nöda in die sogenannte schmale Gera, einen Nebenarm der Gera, fällt. Auf der Karle finden wir es unler 510 3° n. Br. und 280 42° w. L. Die Höhe des Ortes über dem Ostseespiegel haben wir nicht genau ermitteln können. Nach den neuesten Messungen des preussischen Generalstabes (1859) liegt das 150 eine Stunde entfernte kleine Rudestedt, am nordöstlichen Ende des Schwansee’s, 429° hoch, Udestedt dagegen, östlich von Stotternheim und gleichfalls eine Stunde davon entfernt, 450° hoch. Wenn man be- denkt, dass sich das Land von Stotternheim nach Nöda zu abdacht, wie es fast in gleichem Grade von Stotternheim nach dem Schwansee zu geschieht, so möchte vielleicht für die Saline zwischen Stoltern- heim und Nöda 429‘, für Stotlernheim selbst aber 450° Höhe die an- nähernd richtige Bestimmung sein?). Stotternheim ist ein grosses Dorf mit circa 1200 Einwohnern; ‘die Flur enthält 6000 Acker Land. Für unsere botanischen Unter- suchungen benutzen wir nur denjenigen Theil derselben, der westlich von der Sömmerdaer Chaussee liegt; der östliche Theil ‚bietet wenig - Interessantes, oder stimmt mit der westlichen Hälfte überein. Was wir von den 6000 Ackern östlich abschneiden, legen wir aus der Mil- telhäuser und Nödaer Flur westlich hinzu, so dass der für Roltern- heim bezeichnete Flächenraum im Ganzen bleibt. Das ansehnlichste dieser drei Dörfer und der Ausgangspunkt für den Botaniker bleibt Stotternheim. Von breitenund ziemlich regelmässigen Strassen durch- zogen, zeigt der Ort mehrere Gebäude, welche durch Grösse und Sauberkeit sich auszeichnen. Neben Kirche und Pfarrei tritt nament- lich das Gemeindegasthaus mit seinem kleinen Parke, dem soge- nannten Karlsplatlze hervor; ein anderer, grösserer Park liegt am Ende des Ortes nach Alperstedt zu. Ausser der hier durchgehenden Sömmerdaer Chaussee zweigen sich von Stotternheim noch zwei Chausseen ab, nach Nöda und nach Schwansee. Früher waren in dem Dorfe vier grosse Güler, von denen zwei noch bestehen; die beiden ‘andern sind parzellirt. An mehreren Häusern hat man wilde Akazien:. (Robinia Pseud-Acaeia L.) angepflanzt und die Zweige an Spaliere geheftet, was dem Orte Heiterkeit und Anmuth verleiht; ein Versuch mit Wein ist nicht gelungen ?). Stotternheim gehört der Keuperlandschaft an, welche sich von Erfurt nordwärls zieht und im Westen von den Muschelkalkbergen der Fahner’schen Höhe, im Osten von Eltersberg und Finne einge- rahmt wird. Im Mittelalter blühte hier das mächtige Geschlecht der Grafen von Nutirheim, die durch den Anbau einer Pflanze zu grossem Reichthum gelangten. Diese Pflanze war der Färber-Waid, Isatis tinctoria L. Die Stotternheimer Flur erschien als ein grosser Waid- acker?), und wie man jetzt im Vorfrühling breite Ackerflächen mit den Wurzelbläitern von Brassica Napus L., Raps, bedeckt findet, so waren damals und in noch viel ausgedehnterem Masse die Felder mit den blaugrünen Blaltrosetten der Waidpflanze überlagert. Jene Grafen verkauften später ihre Stotternheimer Besilzungen an Erfurt und siedellen sich daselbst an; im Jahre 1612 erbaute Job von ‘) Andreä, „Geschichte des Dorfes Stotternheim“, gibt Seite 5 für Stotternheim 430‘ an, nennt aber die (Quelle seiner Angabe nicht. ?, Andreä, Geschichte etc., Seite 6. ®) Dominicus, Erfurt und das erfurtische Gebiet, Seite 123. 151 Stotternheim am Anger einen mächtigen Palast und wurde bald darauf zum Bürgermeister der Stadt erwählt?). Jetzt ist das Geschlecht fast verschollen und vom Waid sieht man in der Stotternheimer Flur keine Spur mehr ;?). Der Stotternheim zunächst, aber ausserhalb seiner Flur gelegene Standort der verwilderlen Pflanze ist der südliche Abhang des rothen Berges. Wie in Stotternheim, so ist der Waidbau aus ganz Thüringen, das im Mittelalter in diesem Artikel einen Umsatz von c. 300.000 Rthlr. jährlich machte, durch Einführung des Indigo verdrängt worden). Obwohl der Indigo amtlich für eine „schädliche, betrügerische und fressende Teufelsfarbe* erklärt und allen Färbern sein Gebrauch untersagt wurde, kam der Waidhandel immer mehr in Verfall, und die Färber baten zuletzt selbst um Er- laubniss zum Gebrauch des ausländischen Färbemittels®). Nur in einigen Dörfern zwischen Gotha und der Fochner’schen Höhe, (z.B. Eschenberga, Hausen, Pfullendorf, Molschleben, ‘Tröchtelborn) wird der Waid bis auf den heutigen Tag noch gebaut; seine Existenz ist aber auch hier dem Erlöschen nahe. Bei Stotternheim ruht die letzte Erinnerung an einem Waicdsteine, der auf der Saline zum Mahlen des Pfannensteins benutzt wird. Wie die Zeit herrliche Bauten und ganze Menschengeschlechter hinwegfegte, so thut sie es auch mit einzelnen Pflanzen. Sie hat den Waid von der Höhe seines Ansehens gestürzt und ihm nur einen kleinen Theil der Anerkennung übrig gelassen, welche ihm früher geschenkt wurde. Sie transit gloria mundi. Als der Waidbau sank, wurde durch einen Stotternheimer Lehrer der Anbau von Medicago sativa L. eingeführt?). Da Stotternheim ausgedehnter Wiesenflächen entbehrt, zeigte sich dieser Klee sehr vortheilhaft und fand später auch in der Umgegend unter dem Namen „Stotternheimer Klee* grosse Verbreitung. Seit der benachbarte Schwannsee trocken gelegt ist, will die Luzerne in der Stottern- heimer Flur nicht mehr gedeihen. Die Pflanze bedarf zur Ausbildung ihrer saftreichen Stengel einer gewissen Feuchtigkeitsmenge, die ihr in hinreichendem Maasse jetzt nicht zugeführt wird. Die Trocken- legung grosser Sumpfstrecken bringt einestheils bedeutende Schwan- kungen von Hitze und Kälte, anderntheils eine im Allgemeinen höhere Temperatur hervor®). Vielleicht sind auch in Folge lange fortgesetzten Anbaues dem Boden diejenigen Chemikalien entzogen worden, deren die Luzerne zu ihrem Bestehen bedarf. Das benachbarte Mittelhausen baut auf seinen dem Moorboden abgerungenen Ländereien viel Luzerne; dabei kommt in Betracht, dass dieser Ort, der an der schmalen Gera liegt und die wilde Gera westlich sehr nahe hat, entschieden feuchter liegt, als gegenwärtig die Stotiernheimer Flur, namentlich der östliche Theil derselben. | !) Dominicus; Eıfurt ete., Seite 121. ?) Andreä, Geschichte etc., Seite 15. ®, Horn, Charakterisirung der Stadt Erfurt, Seite 126. *) Lenz, gemeinnülzige Naturgeschichte, Band 4, Seite 444. >) Andreä, Geschichte etec., 8. 5. 6) A. Kerner, Pilanzenleben der Donauländer, S. 84. Zum Anbau von Oelfrüchten ist die Stotternheimer Flur wenig geeignet; desto besser gedeihen Kraut, Kartoffeln und Rüben. Von Gramineen baut man ausser den gewöhnlichen Gelreidearten Panicum miliaceum L., Setaria italica P. B., Var. germanica und Phalaris canariensis E Die mehrfach erw ähnte Saline liegt an der Chaussee nach Nöda, 10 Minuten von Stotiernheim. Sie führt den Namen Louisenhalle zu Ehren der Grossherzogin Louise, Gemahlin Karl August’s, Göthe’s fürstlichem Freunde. Schon 1780 liess ein Graf Beust hier, im soge- nannten Bruche, auf Salz einschlagen, aber der Zudrang des Wassers nölhigte ihn von seinem Vorhaben abzustehen. Seit 1801 begann man durch Anlegung von Gräben und Anpflanzung von Erlen das Bruch- land zu verbessern, bis es 1817 zur gänzlichen Eniwässerung des- selben kam. Im Jahre 1823 liess der Hofrath Glenk unter Leitung seines Sohnes, des Bergrathes Glenk von Gotha, abermals im Bruche nach Steinsalz suchen; 1827 waren die Arbeiten so weit gediehen, dass man ein Siedehaus errichten konnte. 1828 fand man die erste Soole und zwar in der Stärke von 28 Grad; im folgenden Jahre endlich traf man in einer Tiefe von 1200° auf das eigentliche Stein- salzlager?!). Die Saline umfasst jetzt ein Gebiet von eirca 10 Acker Grösse; neben dem Steinsalzbau machte man im Jahre 1829 einen Versuch auf Torf. Man beutete im Ganzen für 350 Rthlr. aus, fand das Material aber bald nicht mehr brauchbar und stellte die Torfgräberei desshalb wieder ein ?). Ueberblicken wir das Gebiet der Stotternheimer Flora, so finden wir, dass für den Botaniker der Bruch mit seinem Salz- und Moor- boden der Kern und Stern seines Reisezieles bleibt. Hier ruhen seine schönsten Freuden. Aber der Bruch mit seinem System von Wasser- gräben ruft ihm gebieterisch zu: Hic Rhodus, hic salta! Der Theil des Bruches, welcher dicht neben und hinter der Saline liegt, ist im Sommer eine heisse Steppe. Hier gibt’s zu schwitzen und sich von der Sonne braten, von Mücken und Bremsen zerstechen zu lassen; dazu tönt wie ein sanfter Hohn das ewige, nur auf Sekunden unter- brochene Anschlagen eines Glöckchens auf dem Thurme der rastlos thätigen Saline. Diese kleinen Leiden werden indess vollkommen aufgewogen durch die herrlichen Pflanzen, welche die Natur dem Botaniker bietet. Hat man sich satt geschwitzt, so tritt man in den prächtigen Auen-Hochwald zwischen Nöda und der Saline. Neben einzelnen Pappeln und Rosskastanien breiten zahlreiche Eschen, Erlen und Birken ihre Wipfel aus und streuen anmuthige Schalten umher; die Ufer des Dorfbaches und der schmalen Gera sind meist mit Weiden bestanden. Ein frisches, prächtiges Grün niederer Kräuter und Stauden erquickt das Auge; die Ränder der Gräben werden von den breiten Schwertblättern der Iris Pseudacorus L. und mancherlei Carices eingefasst, unler denen die dieken mit 40—60 Blüthenhalmen R Andreä, Geschichte efc., S. 42—59. 5 2 — ) Andreä, Geschichte etc, S. 59. 153 geschmückten Polster der Carex strieta G o0.d., dieser echten Moor- pflanze, besonders hervortreten. Zierliche Wedel des Polystichum spinulosum D C. wiegen sich auf braunschuppigen, schlanken Stielen und über den Wasserspiegel hebt die reizende Utricularia vulgaris L. ihre gelben Maskenblumen empor. Was die Halophyten oder Salz- pflanzen betrifft, so muss zugegeben werden, dass solche Gewächse, welche einen stark salzhalligen Boden verlangen, hier nicht gedeihen. Schoberia maritima Mey., Salicornia herbacea L., Kochia Scoparia Schrad., Halimus pedunculatus Wallr., Atriplex laciniata L. muss man bei Artern oder am salzigen See bei Eisleben suchen; Cakile maritima Scop., Crambe maritima L. kommen selbst da nicht vor. Dafür trifft man bei Louisenhalle den zierlichen Glaux maritima L. und die niedliche Spergularia marina Grck. mil ihren rothen Blüten- sternchen, die prächtige sammelweiche Althaea officinalis L.- und den scharf gezähnten Melilotus dentatus Pers., die reizende. Meerstrandsaster und den zarten Lotus tenuifolius Rehb. Neben der seltenen Salz-Bunge überraschen die linienförmigen, rundlichen Blätter vom Plantago maritima L. und Triglochin maritima L;; über den glänzend braunen Kapseln des Juncus Gerardi Loisl. breitet Festuca distans Kth. die feinen Rispenäste aus. Ausser- dem finden sich Gewächse, welche nicht ausschliesslich salzhal- tigen Boden verlangen und mit einer leichten Beigabe von Salz sich begnügen, wie Trifolium fragiferum L., Tetragonolobus siliquo- sus Rth., Atriplex rosea L., Scirpus maritimus L. und Hordeum secalinum Schrb. Wir müssen Jene als Salzzeiger, echte Halophyten, diese als Salzdeuter bezeichnen. Eben so, wie hier, findet sich Aster Tripolium L. auf den salzhaltigen Ebenen des ungarischen Tieflandes; aber von schnee- weissen Salzkrystallen, wie jene Ebenen sie auswittern, ist bei Stotternheim noch nichts bemerkt worden. 1) Wie in den ungarischen Puszten, tritt bei Stotternheim Tetragonolobus siliquosus Rth. als Begleiter, oder vielmehr Vorläufer der Meerstrandsaster auf. Die schotentragende Spargelbohne erscheint aber auch anderwärts in der Keuperebene und ist jener seltenen Aster gegenüber eine häufige Pflanze; selbst auf dem Muschelkalk unseres Steigerwaldes kommt sie an einer Stelle und zwar in Gemeinschaft mit der roggenarligen Gerste vor. Tetragonolobus siliquosus Rih. begnügt sich mit einem Boden von. geringem Salzgehalte, kann aber auclı einen stark gesalzten vertragen: eben sö geht es mit Trifolium fragiferum K. und Seirpus maritimus L. Sehr interessant ist das völlig isolirte Vorkommen der Meerstrands-Simse an einer Stelle des Geraufers zwischen Erfurt und Hochheim, wo drei schwache Mineralquellen ihr Wasser mit dem.der Gera mischen; hier säumt dieser Scirpus in Gemeinschaft mit Hordeum secalinum Schreb. rechts und links eine kurze Streckelang das Geraufer, ohne irgendwo !) A. Kerner, Pflanzenleben etc., Seite 66 und 68. Oesterr. botan.Zeitschrift. 5. Heft 1866. 12 154 an der Gera wieder aufzutreten !). Atriplex rosea L. erscheint in dem ganzen Keuperbecken nördlich von Erfurt in der Nähe menschlicher Wohnungen, mitten im Felde findet er sich, die Schwellenburg ausgenommen, nirgends. Jedenfalls ist die Existenz der Rosenmelde an das Vorhandensein animalischer Salze, gleich- zeilig aber auch an den mittlern Keuper mit Gyps gebunden. In der Nähe von Erfurt zeigt sich die Pflanze am südlichsten bei Melchendorf, überspringt dann den Muschelkalk des Steigerwaldes und die Lettenkohle bei Dietendorf, um in dem mittleren Keuper bei Wandersleben und Mühlberg wieder zu erscheinen. Rumex maritimus L. können wir Iroiz seines verführerischen Special- namens nicht als Salzpflanze ansprechen. Bei Stoiternheim tritt er allerdings ganz isolirt und mitten unter Salzpflanzen auf; gleich- zeitig wächst er aber auch im Glacis vor dem Löberthor bei Erfurt, wo jede Spur von Salzboden fabelhaft erscheint. Der Name Rumex limosus Thuill., Schlamm-Ampfer, würde jedenfalls bezeichnender für diese Pflanze sein, da sie ausgeworfenen Teich- und Gräben- Schlamm liebt. Doch genug von den Stotternhamer Salzpflanzen ! Nicht ohne Interesse ist bei Nöda der Keupersand mit Tunica prolifera Scop., Asperula galioides M. B., Podospermum laciniatum DC. und der fraglichen Farsetia incana R. Br. Eine auffallende Erschei- nung bleibt Veronica prostrata L., diese reine Kalkpflanze, auf einem breiten Trifiwege zwischen Nöda und Stotternheim. Systematische Aufzählung der in der Thüringer Flora selteneren Stotternheimer Pflanzen, im Anschluss von Garcke, Flora von Nord- ‚und Mittel-Deutschland. Thalictrum flavum L., Bruch. Adonis flammeus Jeq., Chaussee nach Sömmerda. ‘ Ranunculus paucistdmineus Tunica prolifera Scop., Chaussee Näda-Mittelhausen. Dianthus superbus L., Wiese zwischen Nöda und Mittelhausen, Tausch, Louisenhalle, Fumaria Vaillantü Loisl., Chaussee nach Sömmerda. Barbarea strieta Andrz., schmale Gera zwischen Louisenhalle und Mittelhausen. Erucastrum Pollichi Schimp., Stotternheim, N.-W, Seite. Lepidium Draba L., Louisenhalle. Coronopus Ruelli All., Chaussee nach Erfurt. Rapistrum perenne All., Chaussee nach Erfurt. Viola pratensis M. u. K., Mittel- hausen. Reseda luteola L., Louisenhalle. Parnassia palustris L., Bruch. Melandryum album Mill., Mittel- hausen, unter Luzerne. M. noetiflorum Fr., Chaussee nach Sömmerda. Spergularia marina Grcke., Louisenhalle. Stellaria glauca Wither., Slot- ternheim. Althaea offieinalisL., Louisenhalle, Melilotus dentatus Pers., Bruch. Trifolium fragiferum L., Bruch. Lotus tenuifolius Rehb., Louisen- halle. Tetragonolobus siliquosus Roth, Bruch, Potentilla supina L., Mittelhausen, Hippuris vulgaris L., Bruch. ?, Horn, Charakterisirung elc., Seite 54 bis 58. Ceratophyllum submersum L., Bruch. Sium latifolium L., Bruch. Oenanthe fistulosa L , Bruch. O. Phellandrium Luck., Louisen- halle. Asperula galioides M. B., Warte bei Nöda. Eupatorium cannabinum L., Nöda- Louisenhalle. Aster Tripolium L., Bruch. Inula salicina L., Stotternheim, Chausseegraben. 1. Britanica L., Bruch. Cirsium bulbosum D. C., Bruch. C. bulboso - oleraceum Naeg., Bruch. C. oleraceo-acauleHamp e, Bruch. Thrincia hirta Rth., Bruch. Tragopogon major J cq., Chaussee Nöda-Mittelhausen. T. minor Fr., Chaussee Sömmerda. Podospermum laciniatum DC., Kiesgrube zwischen Nöda und Mittelhausen. Crepis foetida L,, Chaussee nach Erfurt. Phyteuma orbiculare L., Wiesen zwischen Nöda und Mittelhausen. Erythraea pulchella Fr., Bruch. Nonnea pulla DC., Chaussee nach Erfurt. Myosotis Bruch. Datura Stramonium, Krautländer bei Stotlernheim. Verbascum phlomoidesL., Louisen- halle. ' Scrophularia Ehrharti Stev., Louisenhalle. ; Linaria Elatine Mill., Nöda und Mittelhausen. Veronica scutellata L.., Mittelhausen. V. prostrata L., Bruch. Orobanche caryophyllacea Sm., nach Erfurt zu, nach caespitosa Schultz, Nöda- 155 Salvia verticillata L., Bruch, neben einem Runkelrübenacker. Teucrium Scordium L., Bruch- gräben. Utricularia vulgaris L., Bruch, Samolus Valerandi L., Bruch. Glaux maritima L., Louisenhalle. Plantago maritima L., Bruch. Chenopodium Vulvaria L., Stol- lernheim-Nöda. Atriplex nitens Schkhr., Mittel- hausen. A. rosea L., Stotternheim-Nöda. Rumex maritimus L., Louisenhalle. Euphorbia platyphylla L., Nöda. E. palustris L., Nöda-Mittelhausen, Wiesen. E. Esula Scop., Nöda-Miitel- hausen, Stotternheim. Triglochin maritima L., Louisen- halle. T. palustris L., Bruch. Lemna gibba L., Bruch. Orchis laziflora Lnek., palustris, Bruch. Epipactis palustris Crtz.. Bruch. Iris Pseud-Acorus L., Bruch. I. sibirica L., Nöda-Mittelhausen. Allium acutangulum Schrad., Nöda-Mittellhausen. Juncus obtusiflorus Ehrh., Bruch. J. supinus Mnch., Bruch. J. Gerardi Loisl., Louiserhalle. Seirpus Tabernaemontani Gmel., Bruch. S. maritimus L., Louisenhalle. Carex paniculata L., Bruch. C. paradoza Willd., , var. C. remota L., 1 C. strieta Go od,., ? C. tomentosa L., d C. hordeistichos Vill., Bruch, C. Oederi Retz., N C. distans L., & C. Pseudo-CyperuslL., , C. ampullacea Good., J C. riparia Curt., a 33% 156 Panicum sanguinale L., Stottern- | Hordeum secalinum Schrb., heim. Louisenhalle. Catabrosa aquatica P. B., Bruch. | Polystichum spinulosum DC., Festuca distans Kth.,Louisenhalle.| Nöda-Louisenhalle. Zweifelhafte Pflanzender Stotternheimer Flora. InSchön- heit’s „Taschenbuch der Flora von Thüringen, Rudolstadt. 1850* wird Thalictrum augustifolium Jeq, als Bürgerin der Stotternheimer Flora aufgeführt, was gewiss auf einem Irrthum beruht. Farsetia incana R. Br. soll nach Bernhardi, „systemalisches Verzeichniss . der Pflanzen, welche um Erfurt gefunden werden. Erfurt 1800“ bei Nöda vorkommen, in dem dortigen Kiesboden ist das leicht möglich. Ueber das Vorkommen von Melilotus albus Desrouss. sind wir im Zweifel. Lathyrus palustris L. wird von Bernhardi als fraglich bezeichnet; in der neuern Zeit ist er von Niemand hier beobachtet worden. Senecio paludosus L., von Bernhardinoch bei Nöda und Mittelhausen getroffen, scheint in Folge der Entwässerung des Bruches verschwunden zu sein. Scorzonera humilis L., vor Bernhardi hier ‚gefunden und im benachbarten Schwansee vorkommend, ist viel- leicht noch zu ermitteln. Das Vorkommen der Linaria spuria Mill. wird schon von Bernhardi angezweifelt; wir haben sie auch bei dem benachbarten Alperstedt, wo ihre Gesellschafterin “und Gallungsverwandlie, Linarea Elatine Mill., zahlreich wuchert, nicht getroffen. Dass Orobanche ramosa@L. vor Bernhardi bei Nöda gefunden worden, geben wir bei dem damals ausgebreiteten Hanfbau zu; jetzt wird der Hanf dort höchstens als Ackerein- friedung gezogen, womit das Verschwinden des Schmarotzers zu- sammenhängt, Trientalis europaea L., deren Vorkommen Bern- hardi bei Mittelhausen zweifelhaft findet, wird auf moorigen Wiesen daselbst gewiss wieder aufgefunden werden; es ist diess eben so wahrscheinlich, wie das Erscheinen dieser Pflanze in sumpfigen Laubwäldern der norddeutschen Ebene. Salix repens L., die mit Allium acutangulum Schrad. zwischen Nöda und Walschleben vorkommt, fehlt gewiss zwischen Nöda und Luisen- halle nicht. Bei Mittelhausen soll nach Schönheit das Sparganium natans L. wachsen, was sehr wahrscheinlich ist. Da im Bruche Carex paniculata L. und Carer remota L. auftreten, dürfte der Bastard Carex remota X paniculata (Carex Boennighausiana Willd.) unter den Eltern noch zu ermitteln sein. Auch Alopecurus fulvus Smith. steht vielleicht in den Gräben def Luisenhalle; desgleichen bei Stotternheim die von Bernhardi beobachtete Scelerochloa dura Scop. Für @/yzeria aquatica Whlnb. bieten die Bruchgräben ge- eignetes Terrain; kömmt doch die Pflanze bei Erfurt und Gebesee vor. Botrychium Lunaria Sw. soll vor Bernhardi an sonnigen Hügeln bei Nöda gestanden haben. Erfurt im November 1865. ——— messe >— Correspondenz. Wien, den 14. April 1866. Vom 29. März bis zum 9.. April l. J. verweilte ich in Lapäs-Gyarmat bei Neutra. Die Wilterung war eine abwechselnde und es herrschte mitunter eine grimmige Kälte, so dass ich meine Excursionen nur auf die nächste Umgebung beschränken musste. Die Aecker standen noch ganz verwaist da, während in den Weingärten Corylus Arellana, Senecio vulgaris, Veronica hederifolia, triphyllos, agrestis, Holosteum umbellatum, Erodium : cicutarium, Gagea arvensis, Capsella und Draba blühten. Am Bache stand die früher zerstreute Petasites offieinalis diesmal nur in zwei Exemplaren dann Salix cinerea und am Rande der Bauerngärten die hier so seltene Ulmus effusa. Die Wiesen ober- halb der Mühle beherbergten noch Carez Schreberi, jetzt noch in Knospen. Noch vor meiner Abreise besuchte ich Herrn Dr. Emil Läng, Apotheker in Neutra, derselbe theilte mir mit, dass er geneigt wäre, die grosse Conchiliensammlung seines verstorbenen Vaiers, wie sie sellen ein Privalmann besitzt, und Vertreter aus allen Welttheilen nachweisen kann, um den Preis von 4000 Al. öst. Währ. zu verkaufen. Da sie viele auf den österr, Kaiser- staat Bezug habende Angaben enthält, so wäre es zu wünschen, dass sie von einem einheimischen Institute angekauft werde. In meinem Prodromus florae Comitatus Nitriensis-habe ich sämmtliche Angaben über den Berg „Hauran“ übergangen, da es mir nicht genau bekannt war, ob derselbe noch dem Neutraer Comitate- angehöre.. Wohl bemerkte ‚ich diesen geographischen Verstoss, doch unterliess ich aus vielfachen Gründen, die ich in meinen Nachträgen ausführlicher besprechen werde, die Einschaltung derselben. Mitiheilungen über dieses Gebiet sind mir stets will- kommen. Knapp. Klausenburg, den 16. April 1866. Die Direction des siebenbürgischen Landesmuseums in Klausen- burg sagt ihren verbindlichsten Dank den Herren Pilanzenliebhabern, die die Anstalt in Folge der Ankündigung im Jännerhefte dieser Zeitschrift mit ihren Zuschriften beehrt haben. Da wir aber eben . mit dem Sichten und Ordnen unserer sehr verschiedenartligen Sammlungen beschäftigt sind, sind wir genöthiget, unsere Herren Correspondeniten um Geduld und Nachsicht zu ersuchen, indem es noch eine geraume Zeit vergehen dürfte, bis wir so weit fertig, dass wir jedem Einzelnen nach seinem und unseren Wunsche antworten können. Wir werden die angelegentlichste Sorge dafür tragen, das es sobald als möglich geschehe, S. Brassai Direktor des Museums. 158 Ns. Podhragy, am 7. April 1866. Der Winter mit nur sehr wenig Schnee und erträglicher Kälte wäre vorüber, und die rasch sich entwickelnde Vegetation ladet zu Exkursionen ein. So ging ich denn heute Vormittag auf den Kalkhügel Mla&owec, wo ich ausser einer Unzahl von Pulmonaria officinalis und Hacquetia Epipactis, dann einiger Isopyrum Thalictroides, auch schöne Räschen von Fissidens taxi- folius und incurvus, die letzteren mit reichlicher Fructification angetroffen habe. Vom Mlacowec führte mich der Weg dem Ivandczer Thale zu, wo am Bachufer üppige Petasites offieinalis stehen, und an nassen schattigen Stellen Truppen von Chrysos- plenium alternifolium die Erde förmlich gelb färben. In der Nähe des v. Ostrolucky’schen Meierhofes sah ich ein Weib, das einen grossen Pack von bereits blühenden Lathraea squamaria ‚nach Hause schleppte. Von beiden Seiten des Weges, der sich wohl eine Stunde weit in’s Thal erstreckt, ist von Moosen die winzig kleine Weissia viridula am häufigsten; an quelligen Stellen, besonders auf Tuff steht in Massen mit Fructification Hypnum commutatum, dazwischen, aber selten Bryum pseudotri quetrum. In grosser Menge sah ich auch Hypnum triguetrum fructifici- rend. Weiter nördlich vom erwähnten Meierhof erfreut das Auge Corydalis cava mit solida vermengt; darunter fand ich zwei Exemplare der letzteren Art, deren Deckblätter fast ganz- randig sind. Diese Pflanze werde ich noch weiter beobachten. Da mir, den eingeschlagenen Weg fortschreitend, immer dieselben Pflanzen begegneten, kehrte ich um, sammelte dann bei Podhragy Bryum argenteum mit Frucht, Pottia carvifolia und truncata, Funaria hygrometrica, Phascum cuspidatum, ‚das in dichten ge- wölbten Pölsterchen die Erde bedeckt, und an. einem morschen Weidenstamme, ebenfalls reichlich mit Fructifikation besetzt Ano- modon viticulosus, und holte mir noch einige Exemplare von .Polypodium vulgare vom Resetärowec,. welch letztere Pflanze, da der Wald immer mehr verschwindet, von Jahr zu Jahr sel- tener wird. Voriges Jahr blühte Corylus Avellana erst um den 5. April, heuer bereits am 8. Februar, Alnus glutinosa blühte voriges Jahr am 8. April, heuer den 4. März. Voriges Jahr blühte also Alnus glutinosa nur um 3 Tage später als Corylus; heuer aber fällt die Blüthezeit der erstern um 24 Tage später ‚als bei Corylus, was den starken Frösten zugeschrieben werden muss. Vor einigen Tagen sammelte ich in der Nähe meiner Woh- nung auf einer nassen Wiese Colchicum autumnale ß. vernum in drei Exemplaren, die aber sämmtlich verkümmert aussehen. Galanthus nivalis fand ich bei der Podhragyer Sägemühle am Bachufer in vielen Exemplaren, die aber nicht so üppig sind, als die am Lopennik wachsenden. Einige zeigen unter dem Zwiebel einen %, — 1 langen cylinderförmigen Fortsatz, der am Ende mit wenigen Wurzelfasern besetzt ist. Schliesslich habe ich nur noch zu be- merken, dass Herr Keller in seinem sprühenden Correspondenz- 159 Artikel Oest. bot. Zeitschr. 1866 Nr. 2. S. 61—62.) das Vorkommen der Salix angustifolia Wf. unter dem Turecko nochmals be- hauptet;. aber diese Salix ist nichts mehr und nichts anderes als S. incana Schrk. Von dem Hypericum, das ebendort für H. elegans ausgegeben wird, besitze ich von Herrn Keller ein Exem- dlar, das gewiss kein H. elegans, sondern quadrangulum ist. Es thut mir sehr leid, dass diese Pflanze „dort durch eine stärkere . Vegetation“ angeblich erdrückt worden sei. Jos. L. Holuby. Campanula Tommasiniana Reuter. Der Katalog des botanischen Gartens zu Genf für das Jahr 1865 (Catalogue des Graines recueillies en 1865 et ofertes en echange par le jardin botan. de Geneve) bringt in der Unter- abtheilung: Graines recueillies dans le jardin de Valleyres: (Eigen- thum des Herrn Eduard Boissier) eine Campanula Tommasiniana Reuter als species nova neben der bekannten Campanula Wald- steiniana Röm. Schult. Davon wird in der betreffenden An- merkung am Schlusse des Gesammikatalogs vom Gartendirektor Reuter die folgende Beschreibung geliefert: Campanula Tommasiniana Reuter nov. spec. C. glabra, multicaulis, caulibus rigidulis flezuosis, foliis subsessilibus lineari- lanceolutis, minute denticulato-serratis, serraturis callosis, floribus nutantibus in ramulis azillaribus flexuosis folio-aequantibus vel bre- vioribus paniculam foliosam conficientibus, calycis lobis, bre-' vibus linearibus patulis, corolla tubuloso-campanulata lobis brevibus rectis acutis, capsula breviter obpyramidata erecta. Hab. in rupi- bus montis majoris istriae, Tommasini. Species distinetisima diu in horto Valeyres culta sub nomine erroneo C. Waldsteinianae a. cl. Tomm. ;olim missa, a qua differt: corollis nutantibus tubuloso- campanulatis lobis brevibus rectis, nec ut in pl. Waldsteinüü aperte campanulatis erectis, lobis patulis, ad medium usque divisis. Geneve 1. Januar 1866. Reuter horti Director. Diese auf dem Monte Maggiore und dem benachbarten Berge Planik Istriens auf und zwischen Felsen vorkommende, gegen Ende August blühende Pflanze wurde anfänglich von Tommasini selbst als eine neue Art angesehen, nach der Hand aber als eine Form der C. flexuosa W. Kit. oder ©. Waldsteiniana Röm. Schultes in einer nahmhaften Anzahl von Exemplaren an Freunde vertheilt. Nun hat sich, wie aus obiger Anzeige zu eninehmen ist, der Unterschied zwischen beiden Arten durch den Vergleich der kultivirten: Pflanzen in schlagender Weise herausgestellt. Auf diese Art wäre folglich die von Reichen- bach fil. in der iconogr. Germ. Vol. XIX. Tab. 240 gegebene Ab- - 160 bildung zurückzuführen, und zwar insbesondere Fig. 1. var. Freyeri Reich, die nach einem von Tommasini mitgetheilten ° Exem- plare ungefertigt wurde. An der sonst gelungenen und schö- nen Abbildung ist nur die Färbung der Blumen nicht ganz entsprechend, welche im Leben gesättigt azurblau, lebhafter als bei jeder anderen inländischen Art ist, an getrockneten Exemplaren . aber verblasst, und daher nicht naturgetreu wieder gegeben werden konnte. An der Abbildung in Waldst. Kit. pl. rar. tab. 136 ist die Färbung der Corollen röthlich lila, daher noch mehr abweichend, jedoch schwerlich auch richtig. Personalnotizen. — Max Ernst Wichura. Die botanische Zeitung von Prof. Schlechtendal bringt in ihrer Nro. 14 eine biographische Skizze über Wichura aus der Feder des ausgezeichneten botanischen Schriftstellers Dr. Cohn in Breslau, der wir Nach- folgendes entnehmen: Max Ernst Wichura wurde am 27. Januar 1817 zu Neisse in Preussisch Schlesien geboren. Seine Schulbildung erhielt er in den Jahren 1830 — 36 zu Breslau, wohin sein Vater als Kreis- gerichtsrath versetzt worden war. Jurisprudenz studirte er in Breslau und Bonn; seine praktisch juristische Laufbahn begann er in Breslau. Im Jahre 1850 wurde er Gehülfe des Staatsanwalls in Ratibor. Vom Jahre 1851 bis Ende 1857 war er Stadtrichter am Stadtgericht zu Breslau. Im Jahre 1858 ging er zum Regierungs- fache über, im Februar 1859 wurde er zum Regierungsrath bei der Regierung zu Breslau ernannt. Aber wenn auch Wichura durch seinen Beruf vollauf in Anspruch genommen wurde, so hing doch ‘die Neigung seines Herzens an der Pflanzenwelt. Schon auf dem Friedrichsgymnasium hatte Wichura sich eifrig mit Botanik beschäftigt; er nahm fleisig an Schummel’s und Wimmer’s Exkursionen Theil; er benutzte fast jede freie Stunde ‘ zu botanischen Ausflügen in die Umgebung von Breslau, wie in die schlesischen Gebirge. Während seiner Studienzeit in Bonn war es besonders die Morphologie, die seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm; später dehnte er seine botanischen Studien auf Systematik, namentlich der Moose, sowie mit besonderer Vor- liebe und Befähigung auf die mathematischen Verhältnisse des Pilanzenbaues und auf die Gesetze der Bastartzeugung bei den Pllanzen aus. Im Jahre 1846 hatte Wiehura mehrere Monate des Sommers zu Ustron in Oesterreichisch Schlesien zugebracht, wo er mit dem nunmehr verstorbenen Pastor Karl Kotschy freundlichen Umgang pflog; hier entdeckte er zwei der merk- 161 würdigsten Bastartweiden. Im Sommer 1856 machte er in Gemein- schaft v. Wallenberg’s aus Breslau und CGederstraehle’s aus Upsala einen Ausflug nach den Luteo-Lappmarken; er hal die Resultate dieser Reise in der Regensburger Flora für 1859 geschildert. Ein Jahr später widmete er einen Aufenthalt von mehreren Wochen auf den Rastädter Tauern dem Studium der alpinen Moose. Die Karpaten hat er zu 3 verschiedenen Malen aus botanischen Zwecken bereist. Die Ergebnisse seiner botanischen Forschungen sind vorzugsweise in den Verhandlungen der schle- sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur niedergelegt. Hier veröffentlichte er unter andern: Untersuchungen über die Richtung der Achsendrehung bei den Zoosporen der Algen und den Infusorien, Beiträge zur Physiologie der Laub- und Lebermoose, über das Verhalten der Laubmoose zum Lichte (über letzteres gab er einen ausführlicheren Bericht in den Pringsheim’schen Jahrbüchern), über die Drehungsbewegungen der Blätter (ausführlicher in der Regensburger Flora), über gedrehte Stämme, über Faltung der Keim- blätter bei Erodium cicutarium, über die Zusammensetzung der weiblichen Blüthe und die Stellung der Narben bei den Weiden, über Isolepis Micheliana, über das Blühen, Keimen und Frucht- tragen einheimischer Bäume und Sträucher, über künstlich erzeugte Weidenbastarle, über pseudodiclinische Pflanzen (worunter er die heut als Dimorphismus bezeichnete Erscheinung verstand, deren Vorkommen er zuerst (1859) bei, Scabiosa und Lythrum nachwies.) In Lappland.hatte Wichura die seltene Volvocinee Stephanosphaera pluwvialis aufgefunden und seine Beobachtungen über deren Ent- wickelung in Gemeinschaft mit Ferdinand Cohn in den Nova Acta Acad. Carol. Leop. veröffentlicht. Für eine Anzahl alpiner Pflanzen im Riesengebirge suchte er deren Abstammung und Einwanderung aus Skandinavien zu begründen. Als im Herbst 1859 die preussische Regierung eine Expedition zur Erforschung der Östasiatischen Gewässer aussandte, wurde Wichura auf Antrag der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin derselben als Botaniker beigegeben; zur Unterstützung beim Sammeln wurde ihm der inzwischen auch verstorbene „Gärtner Schottimüller beigegeben. Wichura be- gleitetete die Expedition durch 3 Jahre auf der Fregatie Thetis und besuchte mit längerem oder kürzerem Aufenthalt Madeira, Rio Janeiro, Singapore, Manilla, China und Japan. Als die Expe- dition sich nach Siam wandte, trennte sich Wichura von der- selben, um einen längeren Aufenthalt auf Java zu nehmen; von da besuchte er einen Theil von Indien bis zum Himalaya, so wie Ceylon, und kehrte im Sommer 1863 vermittelst der Ueberlandpost über Suez, mit einem Abstecher nach Aegypten und Corfu, in die Heimath zurück. Er hatte alle Gefahren und Beschwerden der langen Reise glücklich überstanden, und auch seinereichen!Pflanzen- sammlungen, die mit grosser Sorgfalt eingelegt waren und ins- besondere im Bereich der Kryptogamen viele Novitäten enthalten, im besten Zustande zurückgebracht. Leider wurden die für die 162 Bearbeitung der Resultate einer so wichtigen wissenschaftlichen Expedition erforderlichen Massnahmen von Seite der Regierung nur allzu lange verzögert, und so kam es, dass, während die botanischen Sammlungen in Berlin lagen, Wichura im Jahre 1863 wieder in seinen alten Wirkungskreis als Rath bei der k. Regierung zu Breslau eintreten und seine Zeit den Ver- waltungsgeschäften widmen musste. Gleichwohl fand er noch Muse, um seine in den Jahren 1852 — 1859 angestellten Versuche . über Erzeugung künstlicher Weidenbastarde in seinem 1865 bei Morgenstern erschienenen Buche „Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich, erläutert an den Bastarden der Weiden“ zum Ab- schluss zu bringen. Erst im Dezember 1865 wurde Wichura ‘nach Berlin berufen, um die Bearbeitung. seines Reisewerks in Angriff zu nehmen. Mit voller Begeisterung und gewissenhafter Gründlichkeit war er an die schwierige Aufgabe gegangen, als das Schicksal seine Vorbereitungen in unerwartet trauriger Weise unterbrach; am Morgen des 26. Februar wurde er vor seinem Arbeitstische liegend, erstickt an Kohlenoxydgas gefunden. So ist von einem grossartigen müh- und gefahrvollen Unternehmen nichts übrig geblieben, als seine während der Reise an seine ihn überlebende Mutter gerichteten Briefe, deren Veröffentlichung wir hoffentlich noch erwarten dürfen. | — Dr. Ahles, bisher Privatdocent der Botanik an der Universität Heidelberg, hat die, neuerrichtete zweite Professur für Naturgeschichte an der polytechnischen Schule in Stuttgart erhalten. —essas — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademieder Wissenschaften am 8. Februar übersandte Vicedirektor Karl Fritsch eine Abhandlung unter dem Titel: „Pflanzenphänologische Untersuchungen.“ Es sind nicht weniger als 130 über alle Länder des österreichischen Kaiserstaates vertheilte Orte, von welchen nach einem überein- . stimmenden Plane ausgeführte Beobachtungen über die Zeit der Blüthe und Fruchtreife einer grossen Anzahl von Pflanzenarten vorliegen. An mehr als 40 Orten wurden die Aufzeichnungen hierüber 5 — 10 Jahre lang fortgesetzt. Für mehr als 200 ‘Arten Pflanzen, grösstentheils Bäume und Sträucher, wurden zunächst die mittleren Zeiten der Blüthe an allen Stationen, welche ein sicheres Ergebniss versprachen, gerechnet. Diese Mittel- oder Normalwerthe dienten sodann dazu, den Einfluss der geographischen Länge und Breite, sowie der Seehöhe zu bestimmen. — In siner weitern Sitzung am 22. März machte Prof. Dr. Friedrich Rochleder eine Mittheilung: „Ueber einige 163 Bestandtheile der Rosskastanienrinde.* Die Rinde der Rosskastanie enthält ausser den vom Verfasser schon angegebenen’ krystalli- sirten Bestandtheilen noch eine krystallisirte Säure in sehr kleiner Menge, welche die Zusammensetzung der Aepfelsäure besitzt, in ihren Eigenschaften aber von der Aepfelsäure ganz verschieden ist. Die Gerbsäure der Kastanienrinde verliert bei Behandlung mit Salzsäure oder Schwefelsäure in der Wärme unter gleichzeitiger Verdoppelung ihres Atomgewichtes Wasser und geht in .eine amorphe, prächtig rothe Säure über. Mit Kalihydrat geschmolzen, zerfälll die Gerbsäure unter Aufnahme von Sauerstoff in Phoroglucin und die sogenannte Protocatechusäure. . Prof. Rochleder übersandte ferner eine Notiz: „Ueber das Vorkommen von Quercetin in Calluna vulgaris Salisb.“* — In der rheinischen Fabrikstadt Essen ist eine Aklien- Gesellschaft mit einem Kapitale von 30000 Thalern zur Grün- dung eines botanischen Gartens zusammengetrelen. | — Botanischer Congress. In London hat sich ein eigenes Comite gebildet, um ähnlich wie zu Brüssel (1864) und zu Amsterdam (1865) eine internationale Blumenausstellung in Ver- bindung mit einem botanischen Congresse im Jahre 1866 zu veranstalten. Dieselbe soll in der Zeit vom 22. bis 25. Mai d. J. stattfinden. Ihre Majestät die Königin von England, Se. k. Hoheit der Prinz von Wales, und die Mitglieder der Familie {des Herzogs von Cambridge haben das Patronat dieses’ Unternehmens angenommen. Für die Ausstellung selbst werden umfassende Vorbereitungen getroffen. In den Räumen des Herticultural-Gartens wird ein riesiges Zelt aufgeschlagen, um die Ausstellungsgegen- stände, welche aus allen Erdtheilen zahlreich angekündigt sind, in sich aufzunehmen. Für die Plenarsitzung ist der neugebaute Saal des Kensington-Museums bestimmt, Auch für die festliche Bewirthung der fremden Gäste wird Vorsorge getroffen; der Glanzpunkt derselben dürfte ein grosses Banquet in der restau- rirten festlich geschmückten Stadthalle der City (Quidhall) werden, zu welchem jetzt schon die meisten Plätze vergriffen sind. — Dr. Berth. Seemann, welcher bei der bevorstehenden allgemeinen Gartenbau-Ausstellung als Sekretär für das Ausland fungiren sollte, hat auf diese Ehre verzichten müssen, da er sich veran- lasst sah, eine längere Reise nach Amerika anzutreten. Literarisches. — Körber, Dr. G. W. Parerga lichenologica. Er- gänzungen zum Systema Lichenum Germaniae. Bres- lau, 1865 (soll heissen 1859 — 1865). Gr. 8. XVI. und 501 Seiten. Dieses Werk ist den Lichenologen Hepp, Krempel- 164 huber und Lahm, sowie dem Schreiber dieser Zeilen gewidmet und: die Vorrede, worin der Verfasser 87 lebenden Botanikern seinen Dank für Zusendungen und andere Hilfe ausspricht, datirt vom August 1865, welcher Zeitpunkt also als der des Abschlusses dieser Schrift angesehen werden darf. Tuckermann’s, Leighton’s und Mudd’s Arbeiten habe er nicht mehr rechtzeitig benutzen können. Durch die Güte seiner literarischen Freunde sei bereits hinlänglicher Stoff zu einer neuen Schrift vorhanden. Die Methode ‚und systematische Eintheilung ist dieselbe, wie im Systema geblieben. Beide Werke bilden zusammen ein Ganzes und eines kann ohne . das andere zum Bestimmen der Lichenen nicht benützt werden, weil die Parerga die Diagnosen des Systema, wo kein Grund zur Aenderung vorlag, nicht enthalten, sondern blos darauf verweisen, Der oberste Eintheilungsgrund ist ein analomischer, jenachdem der Thallus geschichtet ist oder nicht (Lichenes heteromerici und homoeomerici); dann folgt in jeder dieser Reihen ein morpho- logischer, zuerst des Thallus (Strauch-,. Blatt- und Krustenflechten der ersten, Gallert- und Byssusflechten der zweiten Reihe), dann der Fortpflanzungsorgane (mit offener oder geschlossener Frucht- schichte, disco- und pyrenocarpische Flechten). Als Anhang folgen die parasitischen Lichenen (Pseudolichenen), welche bekanntlich Lichenen ohne Gonidien sind, was dem Begriffe einer Flechte widerspricht, wesswegen dieselben mit Montagne und De Bary zu den Pilzen zu stellen wären. In den Parerga werden 27 Familien (abgesehen von den Byssaceen und Pseudolichenen, welche in Familien nicht abgetheilt sind), 219 Genera und 1059 Species auf- gezählt, während das Systema nur 24 Familien, 126 Genera und 620 Species umfasste. Die Byssaceen waren im Systema ausge- lassen, die Pseudolichenes den anderen Familien eingereiht. Die . Grenzen Deutschlands sind mehrfach überschritten, selbst bei Arten, für die deutsche Fundorte nicht bekannt sind; namentlich sind auch schweizerische und italienische, ja selbst schwedische und ungarische Fundorte aufgenommen; Andererseits ist das eigentliche Gebiet selbst in Beziehung auf das in Herbarien vorhandene Materiale keineswegs erschöpft, obwohl gegen das Systema, welches eigentlich nur eine etwas erweiterte schlesische Flechtenflora geboten hat, ein bedeu- tender Fortschritt bemerkbar ist. Hiemit soll jedoch dem persönlichen Verdienste des Verfassers, welcher unter Verhältnissen, die in Be- ziehung auf die ihm zugemessene Zeit sehr ungünstige waren, das "Mögliche mit unsäglichem Fleisse und rühmenswerthem Erfolge ge- leistet hat, nicht im enlferntesten zu nahe getreten werden. Unter den angenommenen Familien befindet sich eine neue, die der Psoro- tichieae Kbr. bei den discocarpischen Gallertiflechten, gebildet aus den Massalongischen Gattungen Enchylium, Psorotichia, Sarco- sagium, dann Melanormia Kb. und Micaraea Fr. emend.; jedoch ist ein Familiencharakter nicht angegeben, vide p. XVI und p. 433. Die neuen Genera sind Schadonia Kbr. (Fam. Lecanoreae), Biatoridium Lahm in litt. ad Kbr. (Fam. Lecideae), Strangospora Kbr. (Fam. 165 Lecideae) für Sarcogyne sp. Mass., Siegertia Kbr. (Fam. Lecideae) für Lichen calcareus Weis., Kemmleria Kbr, (Fanı. Lecideae), Lahmia Kbr. (Fam. Calycieae) für Calycium Kunzei Fw., Belonia Kbr. (Fam. Pertusarieae), Weitenwebera Kbr. (Fam. Verricarieae) für Verrucaria muscorum Fr. und sphinctrioides N y|., Strickeria Kbr. (Fam, Verrucarieae), Wilmsia Kbr. (Fam. Lecothecieae) für Leco- thecium radiosum Anzi, Melanormia Kbr. (Fam. Psorotichieae), Naetrocymbe Kbr. (Fam. Porocypheae) für Coccodinium Bartschüi Mass., dann aus den Lichenes parasitici Karschia Kbr. für Buellia talcophila (Ach) Kbr., Abrothallus pulverulentus und protothallinus Anzi u. f. eine neue Art, CercidosporaKbr., Pharcidia Kbr., Poly- coccum Saut. in litt, Sorothelia Kbr. und Rhagodostoma Kbr. Die Arten, für welche jene Genera aufgestellt worden sind, bei denen diese Angabe hier nicht steht, kommen in dem folgenden Verzeich- nisse der aufgestellten neuen Arten vor. Belonia, Strickeria und Polycoccum sind mit den blossen Namen in der von Körber heraus- gegebenen Exsiccatensammlung „Lichenes selecti Germaniae“ bereits erwähnt worden. Ob Rhagodostoma, das Körber für einen Parasiten auf Solorina croceaaus den„Liptauer Alpen Galiziens“ aufgestellt hat, mit Bertia lichenicola D. Nirs. (im Erb. crittog. ital. fasc. 23 und 24. 1864 laut Fedwigia 1865,p. 123) identisch sei, lässt sich ohne Einsicht der Exemplare aus den Beschreibungen wohl vermuthen, jedoch nicht mit Sicherheit entscheiden. Mit der Bezeichnung „Kbr. nov, sp.“ hat Körber folgende in die Parerga aufgenommene Arten versehen: Usnea cornuta; Parmelia endococcina; Endocarpon intestiniforme; Pannaria craspedia; Placodium Garovagli, Avarospora Heufleriana, rugulosa; Callopisma steropeum; Rinodina biatorina, fimbriata ; Leconora gypsodes, complanata, Bambergeri; Maronea Kemm- leri; 'Schadonia alpina; Aspicilia haematina, micrantha, mi- crolepis, stictica; Secoliga biformis, Bacidia phacodes, coerulea, Beckhausi; Biatorina pilularis, sambucina, vernicea, Neuschil- dit, punctulata, diaphana; Biatora Poetschiana, geochroa, carnea, micrococca, Bauschiana, Ahlesü, pungens, Metzleri, Bilimbia bor- borodes, coprodes, badensis, syncomista; Diplotomma tegulare, venustum; Buellia ericetorum, occulta, tyrolensis, luridata, bryo- phila, chloroleuca; Catillaria neglecta, Massalongi, Hochstetteri, fraudulenta, sphaeralis, Theobaldi; Lecidella bullata, nodulosa, scotina, alboflava, irrorata, micacea, carpathica, pyenocarpa, Ohlertii; Lecidea pachyphloea, polioleuca, musiva, glaucophaea, erratica, hydropica; Scoliciosporum turgidum; Kemmleria varians; Arthothelium Flotovianum, Lahmianum; Arthonia sorbina, sordaria; Xylographa minutula; Poetschia buellioides; Calycium sphaero- carpım, ochroleucum; Cyphelium flexile; Coniocybe crocata, Beck- hausü; Pertusaria colliculosa, cyelops , sulphurella ; Segestrella Ahlesiana; Sphaeromphale Hazslinszkü, (?) Pyrenula inerustans; Thelidium montanım, minutulum, hymenelioides; Sagedia grandis, austriaca; Verrucaria polygonia; Thrombium smaragdulum; Lepto- rhaphis lucida; Arthopyrenia Kelpi, socialis, stenospora, mierospila, 166 Mierothelia pachnea; Synechoblastus Sauteri; Porocyphus catarac- terum; Scutula Krempelhuberi; Celidium grumosum; Karschia Striekeri; Nesolechia Nitzchki, Placographa zenophona; Lahmia Füstingüi; Cercidospora Ulothi; Tichothecium Stigma, grossum; Pharcidia congesta; Sorothelia confluens; Rhagadostoma corrugatum. Ausserdem sind hier folgende neue Arten (nicht, bekannte Arten mit neuen Namen) hier zum erstenmale beschrieben worden: Blastenia obscurella Lahm in Litt, ad Kbr.; Biatora deusta Massal, in litt. ad Arnold, cyclospora Hepp in litt.; Bilimbia mullea Krplhb. in ‚litt.; Biatöridium monasteriense Lahm in litt. ad Kbr.; Lecidella Mosigii Hepp in litt. (sub Biatora), assimilis Hpe. in litt, (sub Psora); Lecidella mieropsis Massalongo in litt., plana Lahm in litt.. Rhaphiosphora fusispora Hepp inlitt.ad Kbr.; Scoliciosporum lecideoides Hazslinszky in litt. ad Kbr., perpusillum Lahm jin litt, ad Kbr.; Dermatocarpon arenarium Hpe. in litt. ad Kbr.; Pertusaria guestphalica Lahm in litt. ad Kbr., nidulans Stenh. in litt. ad Kbr.; Belonia russula Kbr. Exs.; Lithosphaeria Geislerti Beckh. in litt. ad Kbr.; Acrocordia macrocarpa Hpe. in litt. ad Kbr.; Sagedia byssophila Kbr. in litt. ad Arnold; Leptorhaphis . Beckhausiana Lahm in litt. ad Kbr.; Arthopyrenia inconspicua Lahm in litt. ad divers., dispersa Lahm in litt. ad Kbr.. Aspieciliae Lahm in litt. ad Kbr.;(?) Microthelia betulina Lahm in litt., Metzleri Lahm in litt., scabrida Lahm in litt.; Strickeria Kochü Kbr. Exs.; Melanormia velutina Kbr. in litt, ad Kemmler; Polycoccum Sauteri Kbr. Exs. Zwischen dem Erscheinen des Systema und der Parerga liegen 10 Jahre; in dieser Zeit sind 18 neue Genera und 146 neue Arten (abgesehen von neu aufgenommenen, bereits anderswo be- schriebenen Gattungen und Arten) zugewachsen; also mehr als der siebente Theil der 136 Genera und 1059 Arten ist neu, ein sehr grosser Zuwachs, dessen Bedeutung durch den Umstand gehoben wird, dass nur ein sehr kleiner Theil des Gebietes genauer erforscht worden ist, wesswegen pflanzengeographische Resultate nicht ge- zogen werden können. Der grösste Theil der Arten betrifft die Krustenflechten, namentlich die Familie der Lecideen (wozu als Sub- “familie die Biatorinen gerechnet sind) und die Verrucarieen. In den Diagnosen und Beschreibungen sind mit seltenen Ausnahmen nur relative Massangaben enthalten; die Spermogonien, Sterigmen und Spermatien sind in der Regel übergangen. Als Beispiel der Charak- terisirung der Gattungen und Arten stehe hier die Diagnose von Schadonia gen. et sp.: Schadonia Kbr. nov. gen. p. 93. Gebildet aus cy«dov Larve, wegen der Aehnlichkeit der plejoblastischen Sporen mit den Larven mancher Insekten. Apothecia lecanorina mox pseudo- biatorina, excipulo thallode tandem in proprium mutato. Lamina sporigera paraphysibus gelatinosis conglutinatis farcta hypothecio grumoso-carnoso fuscidulo imposita, sporis ellipsoideis muriformi- plejoblastis pallide fuscescentibus foeta. Thallus crustaceus uniformis protothallo indistincto. Schadonia alpinu Kbr.nov.sp. Thallus effusus granuloso-tartareus dilute rufus einereo-variegatus, granulis sub- 167 corallinis in erustam cohaerentem compactis, protothallo indistincto. Apothecia- majuscula adnata disco plano primitus rufo-fusco mox alerrimo, margine thallode tenui mox in proprium fusco-nigricantem mutato tandem flexuoso evanidoque. Sporae in ascis elongalo- clavatis 6—& nae, mediocres Il. majusculae, ellipsoideae dein elon- gatae, muriformi-plejoblastne, diam. 3—öplo longiores, e hyalino mox diluto-fuscae. Sogenannte Schlüssel, wie im Systema für die Gattungen einer beigegebenen war, sind in den Parergis weder für die Gattungen, noch für die theilweise sehr zahlreichen Arten der Gattungen vorhanden; hingegen sind stärkere Galtungen in Sectionen oder Stirpes nach Farbe oder anderen Merkmalen abgetheilt. — Den Schluss machen Berichtigungen und Zusätze, meist neue Citate von Exsiccalen und Correctionen in der Bezeichnung der Standorte ent- haltend, ein Register der aufgenommenen Gattungen und eines der aufgenommenen und der synonymen Arten. Möge der hochgeehrte Verfasser die in der Vorrede in Aussicht gestellte neue Arbeit rüslig in Angriff nehmen, und mit weiser Erwägung abweichender Meinungen, uns schliesslich, ein zweiter Acharius, mit einer Synopsis der Lichenen des von ihm gewählten mitteleuropäischen Gebietes beschenken. Heufler. — Louis Pire& und Felix Müller beabsichtigen eine „Flore du centre de la Belgique* herauszugeben. — Von H. Karsten’s „Botanische Untersuchungen aus dem physiologischen Laboratorium derlandwirthsch. Lehranstalt in Berlin,“ . ist das erste Heft erschienen, Es enthält: „Ueber die Spaltöff- nungen der Liliaceen,* von P. Sorauer. „Mittheilung über die Rothfäule der Fichte,“ von M. Willkomm. „Beitrag zur Kenntniss der Mohrrübe,* von Dr. Froehde und P. Sorauer. „Das Roth- werden älterer Kiefern, begleitei von parasitischen Pilzen,“ von H. Karsten. „Ueber die Pilze, welche die Trockenfäule der Kar- toffeln begleiten,“ von Karsten. „Ursache einer Mohrrübenkrank- heit* von Karsten. „Ueber die Geschlechtsthätigkeit der Pflanzen“ von Karsten. — Unter dem Titel „Plantae Tinneanae,*“ erschien von Dr. Kotschy ein Werk, in welchen die von den heiden Frauen Tinne auf ihrer Erforschungsreise durch Central-Afrika gesam- . melten Pflanzen beschrieben und abgebildet werden. — Der 31. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Natur- kunde (1865) enthält von Dr. Döll Beiträge zur Pflanzenkunde, mit besonderer Berücksichtigung des Grossherzogthums Baden. — Die Abhandlungen der math.-phys. Klasse der k. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1865, enthalten: „Ueber die Hyme- nohpyllaceae,* vun G. Mettenius. — Die von Dr. Kerner unter dem Titel: „Gute und schlechte Arten“ in der österr. botanischen Zeitschrift veröffentlichten Artikel sind nun in Innsbruck als selbstständiges Werk in Form einer 60 Oktavseiten umfassenden Brochüre erschienen. Der Autor hat an den einzelnen Aufsätzen nichts geändert und nur hie und da einige 168 unwesentliche Kürzungen und die Präzisirung mehrerer Stellen vorgenommen. — Die 1. Abtheilung des 24. Bandes der „Nova Acta Caes. Leopoldino-Carolinae* ist erschienen. Sie enthält: „Ueber Aphyllo- stachys, eine neue fossile Pflanzengattung,* von Göppert; „Ueber die steinbewohnenden Opegrapha-Arten,“* von Stitzenberger; „Euptychium , muscorum neocaledonicorum gen. nov.,*“ von W. Schimper. — VonE.Boudier istin Paris erschienen: „De champignons au point de vue de leurs caracteres usuels.“ — Von Jul. Sachs ist in Leipzig ein „Handbuch der Experi- mental-Physiologie* erschienen. Correspondenz der Redaktion. Herrn Br. R. in L.: „Bitte um Geduld.“ — Herrn R. v. U. in B, „Grossen Dank. Wird Alles nach Wunsch geschehen.“ — Herrn B. in Kl. - „Im nächsten Hefte.“ Inserat. Subscriptons-Einladung. Die unterzeichnete Verlagshandlung ladet hiermit zur Subscription auf ‚folgendes Werk ein: Handbuch für Laien in der Schwammkunde. um bei vorkommenden Vergiftungen die betreffende Schwammspeecies so zu beschreiben, dass ein Fachmann sie darnach zu erkennen vermöge, von Stephan Schulzer von Müggenburg. Dasselbe soll jedoch nur dann erscheinen, wenn die Kosten der Heraus- gabe durch eine genügende Anzahl von Subscribenten gedeckt werden, zu ‘“ welchem Behufe mindestens 300 Unterschriften nothwendig sind. Es wird dieses Unternehmen scmit in die Hände der P. T. Interes- senten gelegt und um recht zahlreiche Betheiligung freundlichst gebeten. Der Subscriptionspreis ist auf fl. 1 öst. W. = 20 Sgr. festgesetzt, und tritt nach dem Erscheinen ein höherer Ladenpreis ein. Vorausbezahlung findet nicht statt; die bestellten Exemplare werden s. Z. mit Postnachnalime oder im Wege des Buchhandels versandt. Sammler erhalten auf zehn Exemplare eines gratis. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und die Redaktion d. 3l. entgegen. Wien, Ende März 1866. Karl Czermak, Buchhandlung und Antiquariat, Schottengasse 6. ne ie LIE 5 EEE ee | = (16 > All SENSE Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österrelchische ’ mars, Ä / 2 die frei durch diePost be- botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, ae söhlen, sind erscheint den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion y .. - - - Man pränumerirtaufselbe fü. ’ al “arsim: 3 p7 (Wieden, Neumang. Nr. 7) Stan pränumerirtaufselbe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, =? ee (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 1l. 83 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährieg. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N >: u so wie alle übrigen - 10 kr. Oest.W. = . Buelhıhandlungen,. r Er EN . = XVI. Jahrgang. WIEN. Juni 1866. INHALT: Neue Standorte ungarischer Pflanzen. Von Janka. — Das älteste österr. Herbarium. Von Dr. Kerner. — Vierzehn Oktobertage am Bodensee wad im Breisgau. Von Degenkolb. Einige Thesen. Von Brassai. — Correspondenz. Von Pittoni, Holuby, Janka, Ascherson. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. Neue Standorte ungarischer Pflanzen. Yon Victor v. Janka. Avena paradensis Kit. Schon aus der Beschreibung in „Reli- quiae Kitaibelianae* pag. 119-—120 konnte ich auf die Identität mit Danthonia provincialis DC. schliessen, welche Pflanze um Paräd wirklich sehr häufig ist, Melica altissima L., im Wäldchen bei Dozsa in Jazygien sehr üppig undklafterhoch; daselbst auch Triticum eristatum Schreb. un-- gemein häufig, nebst Aster punctatus WK. Andropogon Gryllus L., auf der Nordseite des Matragebirges zwischen Recsk und Peterväsär. Scirpus compressus P ers., in feuchten Niederungen der Steppe bei Szekelyhid im Nord-Biharer Komitate. Carex nutans Host., auf feuchten Wiesen in Jazygien sehr häufig, z.B. bei Also-Szent-György; ebenso bei Tas in der Nähe von Gyöngyös. Iris pumila Jacq.? oder I. aequiloba Ledeb., am Särer Berg bei Gyöngyös. I. spuria L., sehr gemein bei Tas unweit Gyöngyös. Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1866. 170 Corallorrhiza innata R.Br., in Buchenwäldern des Nordabhanges der höheren Mätra. Orchis globosa L., auf Wiesen der Gallya. Blitum virgatum L., wächst jedenfalls wild im Wald Schur bei St. Georgen des Pressburger Komitates, Kochia prostrata Schrad., auf Triften zwischen Nagy -Füged und Nera im Komitate Heves. K. sedordes Schrad., am Friedhofe bei Rekäs nächst Szolnok sehr gemein und mit der vorigen vermischt; im Komitat Heves gegen die Theiss zu. Suaeda maritima Dum., im Salzsumpfe bei Konyäar in der Nähe von Debreezin. Corispermum hyssopifolium L., im Flugsand bei Fenyszaru in Jazygien mit C. nitidum WK., und Polygonum arenarium WK. Dipsacus pilosus L., bei Tarjän am Fuss der Mätra. Aster acris Lösch Punctatus WK.) im Wäldchen bei Dozsa in Jazygien. Bellis perennis L., dürfte im- ganzen ungarischen Tieflande und im Mätragebirge fehlen; ist mir auch im östlichen Ungarn nie unter- gekommen, Inula hybrida Koch, auf dem Abhange des Särerberges bei Farkasmäly (d. i. bei den Weinkellern) nächst Gyöngyös. Achillea pectinata Willd., auf der Puszta Sashalom unweit Hatvan im Komitat Heves. A. crithmifolia WK., im Steingerölle der Vorberge der Mätra gemein und mit A. Millefolium und A. nobilis vermischt. Echinops eommutatu«s Juratzka (E. ezaltatus Koch) auf Hügeln in der Nähe des Csatö-Garltens unmittelbar bei Gyöngyös. Tragopogon floccosus WK., im Sandboden bei Fenyszaru in Jazygien. Vinca herbacea WK., am Särerberg bei Gyöngyös unter Ge- sträuch sehr häufig. Eryıhraea linarifolia Lam., bei Fenyszaru in Jazygien. Gentiana asclepiadea L., gemein bei Feketeiö wie an der siebenbürgischen Grenze längs der Klausenburger Strasse, Vaccinium Myrtillus L., auf der Nordseite der Mätra, z. B. am Saskö. Scrophularia Scopolii Hoppe, bei Szekelyhid im nördlichen Komitate Bihar; bei Grosswardein sehr häufig; selbst in den Hof- räumen des Garnisonsspilales daselbst, Pulmonaria mollis W olf,, am Särerberg bei Gyöngyös. Oenanthe silaifolia MB., auf Wiesen an der Grenze der Komi- tate Pesth, Heves und Jazygien. — Ich kann mir nichts Anderes denken, als dass Sadler diese Art für seine Oe. pimpinelloides L. genommen, Angelica montana Schleich. Ueberall in der Mätra. Heracleum sibiricum L., sehr gemein bei Gyöngyös und in der Mätra. — Ist sehr ausgezeichnet durch sämmtlich gleichgestaltete 171 strahlenlose grünliche Blüthen und jedenfalls eine sehr gute von H. Sphondilium L., das hier überall fehlt, weit verschiedene Art. Mit unserer Pflanze dürfte jedoch Heracleum Lecogui zusammenfallen. Trinia Kitaibeliü MB., auf buschigen Grasplätzen zwischen Györgyös und Bere. Eryngium planum L., bei Tas unweit Gyüngyös. Smyrnium perfoliatum L., in den Körös-Auen zwischen Körös- Tarjan und Sz. Janos mit Cirsium eiliatum MB. Saxifraga Aizoon L., an der Felswand „Saskö“ der Mätra, Ranunculus Lingua L., auf feuchten Wiesen bei Kis-Kereki im Komitate Bilar. R. pedatus WK., auch auf Bergwiesen der Mätra bei Bene und gegen den Vilägos zu. Arabis petraea Lam., am Berg Somlyö bei Grosswardein hinter dem Bischofsbade, Thlaspi alpestre L.? auf den meisten Bergen der Mäira; am Särerberg sehr gemein, auch in der Ebene in nächster Nähe von Gyöngyös. — Die hier gemeinte Pflanze weicht von den Beschrei- bungen Koch’s und, der „Flore de France“ durch in. allen Entwick- lungsstadien konstant gelbe Antheren und aufrechte (nicht ab- stehende) Kelchblätter ab. — Thlaspi praecox Wulf in Kitaibel’s Additamenta ad floram hungaricam Linnaea 1863, pag. 501 ziehe ich nach dem Standorte „in Maira supra molas non procul Györgyösinum lectas“ hieher. Ich fand da überall bloss dieselbe Pflanze, wie am Sarerberg. Auch unter Th. montanum, welches in der Mätra ange- geben wird, dürfte erwähntes Th. alpestre gemeint sein, Scleranthus perennis L., häufig im Sande der Auen am rechten Ufer der Körös oberhalb Grosswardein. Silene Armeria L., bei Fekete!ö gegen die siebenbürgische Grenze zu, S. viscosa L., auf Wiesen durch ganz Jazygien, dann bei Gyöngyös sehr gemein. S. multiflora WK., auf Wiesen an der Grenze der Komitate Pesth, Heves und Jazygien. S. longiflora Ehrh., bei Kis-Ujlak im Neogräder Komitate, Tribulus terrestris L., massenhaft im Heveser Komitate von Hont angefangen über Csäny hinaus; bei Heves etc. Spiraea crenata L. — In den „Reliquiae Kitaibelianae“ pag. 17 steht: „Latas plagas occupat in sylva Hevesiensi.“ So fand Kitaibel diese Pflanze 1803. — Gegenwärlig ist sie daselbst eine planta rarissima und ich musste mehrere Stunden herumsuchen um nur einen Strauch aufzufinden. Seit Kitaibel’s Zeiten sind grosse Strecken des Heveser Waldes der Melonen-Kultur etc. unterworfen worden, | Astragalus virgatus Poll., im Sande bei Fenyszaru in Jazygien. A. contortuplicatus L., an der Theiss auf Dämmen bei Tisza- Halasz im Heveser Komilate. 13.7 172 Schliesslich füge ich noch die Resultate von Exkursionen, die ich vor einigen Tagen unternommen, auf: Carex humilis Leyss., am Sarerberg bei Gyöngyös. Gagea bohemica R. u. Sch., entdeckte ich am 7. April am Sarerberg; am 12.d. M. traf ich sie wieder auf der Kuppe der Vilägos überall in sehr schönen meist mehrblüthigen Exemplaren. Ceratocephalus orthoceras DC., zwischen Weingärten bei Gyöngyös in der Nähe der Halässer Kapelle. C. falcatus Pers., Grasplätze im Csalögarten. Draba nemoralis Ehrh., am Vilägos, dann in der Ebene bei der Puszta Sashalom. , Erodium Ciconium L., an Ackerrändern zwischen Gyöngyös und Tarjän. Potentilla mierantha Ram., aın Vilägos. Gyöngyös, am 15. April 1866. se Das älteste österreichische Herbarium. Von A. Kerner. (Fortsetzung.) Arctostaphylos officinalis Wimm. et Gr. Erica baceifera latifolia, Rausch (51). Arnica montana L., Aster atticus montanus maximus, Gross Berg Sternkraut (87). Aronia rotundifolia Pers., Malus sylvestris minor, Khlein Holzäpfl (60, 71). Aronicum scorpioides Koch. Aster montanus mas, Bergsternkrau mänlein (27). Artemisia mutellina Vill. Ambrosia, Ambrosienkraut (53). — vulgaris L. Artemisia, Beifuess (59). Asarum europaeum L. Asarum, Haselwurz (20). Asperugo procumbens L. Aparine maior Plini, Gross Khlebkraul (20). Asperula cynanchica L. Gallium album minus, Khlein weiss Meger- kraut (48, 60). — odorata L. Hepatica stellata, sternleberkraut (9). Aspidium aculeatum Döll. Lonchitis, Spicant (36). — Filix mas Sw. Ein steriler Wedel eines kleinen jungen Exem- plares: Filicula petraea mas latifolia, Khlain steinfarn mänle mit braiten bletern (105). — Lonchitis Sw. Lonchitis mas, Spicant mänlein (52, 68). Asplenium Filix femina Bernh. Ein steriler Wedel: Filicula petraea mas tenuifolia, Khlain steinfarn mänle mit schmalen Bletern(105) — Ruta muraria L. Capillus veneris, Maurrauthen (103). 173 Asplenium septentrionale Sw. Holostium petraeum, Steinschlangen- schwanz (36). — Trichomanes L. Trichomanes mas maior, Widertodt mänlein, Grosse Steinfeder (42, 74). — viride Huds. Trichomanes foemina, Widertodt weible (94). Aster Amellus L. Bubonium purpureum, Praun Sternkraut (76). Astragalus Cicer L. Cicer sylvestre, Wild Zisererbess. — glycyphyllos L. Fönum graecum sylvestre , Wilde Pokhs- horn (66). Astrantia major L. Imperatoria nigra, Schwarze Ma her (11). Atriplex hortensis 1. Atriplex sativa, Zaün Gartnmolten (77). Atropa Belladona l.. Solanum somniferum, Schlaffkraut (75). Ballota nigra L. Marrubiastrum, Schwarzer Andorn (49). Barbarea vulgaris Brw. Herba Barbarae, Sanct Barbarakraut (46:17), Buartsia alpina L. ee alpnum, Tölhdeley (54). Bellidiastrum Micheliü Gass. Bellüs media, Gross: Masslieben (17). Bellis perennis L. Bellis minor vulgaris et sylvestris, Khlein und wildt monatbliemblein od. Masslieben (1, 18); mit rothen Strahlenblüthen: Bellis rubra flore simplici, Roete Masslieben (16); sämmtliche Blüthen des Köpfchens zungenförmig weiss: Bellis hortensis multiplex alba (17); sämmtliche Blüthen des Köpfehens zungenförmig, roth: Bellis rubra flore pleno, Gedfilt rot monatbliemel (19). Berberis vulgaris L. Crespinus, Paisselbör (61). Bidens cernua L. Herba Kunegundis, Khunigundkraut (84). Biscutella laevigata L. Thlaspi elypeatum, Schildthlaspi; ein üppiges Exemplar als: majus (17), ein kleines Exemplar als: minus (5). Blechnum Spicant Roth. Lonchytis foemina. Spikänt Weiblein (24). Blitum capitatum L. Atriplex marina, Spänischer Spinät (9%). Botrychium Lunaria Swtz. Lunaria, Monkraut (7). Brassica oleracea L. Khöl. Briza media L. Gramen Leporinum, Hasengrass (40). Bryonia alba L. Bryonia, Stichwurz (55). Buphtalmum salicifolium L. Aster atticus luteus, Gelb Stern- kraut (55). Calamintha alpina Lamk. Serpillum, Quendel (90). *— Nepeta Clairv. Clinopodium minus, Steinpolei (74). Calluna vulgaris Salisb. Erica Dioscoridis, Haiden (79). Caltha palustris L. Populago , Doeterbluem; ein üppiges grosses Exemplar als: major, ein kleineres als: minor (7). Camelina sativa Crtz. Sesamum, Vogeldoter (44). Campanula barbata L. mit blauen Blüthen: Viola Mariana flor. pur- pureo, Braun Marienglöckhlein (91); ıit weissen Blüthen: Viola Mariana alba, Weiss Marienglökhlein (35). — glomerata L. Symphitum petraeum, Steingunsel (56). — rotundifolia L.. Rapunculus sylvestris minor, Khlein wild Rapunzel (73). 174 Campanula urticifolia Sehmidt. Cervicaria, Halsskraut (85). Capsella Bursa pastoris Mönch. Bursa pastoris, Täschlkraut; ein üppiges Exemplar als: latifolia, Braitblettericht T., ein kleines Exemplar als: minor, Khlein T. (18, 19). Cardamine amara L. Sium album maius, Gross weiss Brunnen- kröss (24). — impatiens L. Sium album minus, Khlain weisser Brunnen- kröss (15). — prateusis L. Cardamine vulgaris, Gauchbluemen (4). .— resedifolie L. Cardamine montana, Berg Gauchheil (43). Carduus deflorutus L. Jacea aculeata alpina, Joch Stachlkraut (65). Carex flava L. Gramen palustre echinatum Lobelii, Stechendtes Wassergrass (59). — praecox Jacgq. Ustilago graminea (17). Carlina acaulis L. Chamaeleon albus, Eberwurz (76). Carum Carvi L. Carum, Wisenkimmel (70). Centaureu Jacea L. Jacea nigra, Bruch Sanikhl (67). — phrygia L. Verbasculum cyanoides, Waldkhornbluem (90). — Scabiosa L. Stoebe minor, Khlein Stebenkraut (55). Cephalanthera ensifolia Rich. Helleborine angustifolia, Wild schmal- bletricht Niesskraut (101). — pallens Rich. Helleborine, Wild Niesswurz (38). Cerastium arvense L. Holostium cariopkilleum, Weiss Nägelein- grass (4). — latifoliumL. Alsine montana sive pilosa, Berg Hüenerdärm (95). Chaerophyllum hirsutum L. Cicutaria palustris, Wasserschierling (46); rothblühend: ©. p. flore purpureo (35). Cheiranthus Cheiri L. mit gefüllten Blüthen: Viola petraea lutea flore pleno, Gefilt geel Veilen (27). Chelidonium majus L. Chelidonium maius, Shölkrau! (4). Chenopodium album L. Atriplex sylvestris latifolia vulgaris, Gemaine Molten mit braiten bletern (72). — ficifolium Sm. Atriplex sylvestris tenuifolia vulgaris, Gemaine Molten mit dinnen Bletern (72). — hybridum L. Chenopodium minus, Khleiner Genssfuess (82). — murale L. Chenopodium maius, Grosser Genssfuess (82). — Vulvaria L. Vuivaria, Schamkraut (65). Chrysanthemum alpinum L. Buphtalmum alpinum, Joch Streich- bluemen (22, 43). — Leucanthemum\L. Bellium maius, Genssbluem (22). — montanum L. Bellis maioris minor species, Khleine Genss- bluemen (38). Chrysosplenium alter nifolium L. Botris Gessneri, Krotenbluemen (4). Cichorium Intybus L. Hieracium intybaceum, Wegwarten Habich- kraut (58). Cirsium arvense Scop. Carduus arvensis, Akherdistl (78). — oleraceum Scop. Acanthus Germanica, Wisenköhl (98). Clematis Vitalba L. Clematis urens, Waldräben (54). 175 Clinopodium vulgare L. Clinopodium album, Weisser Wirbldost (76). Cochlearia Armoraeia \. Raphanus marinus, Khrien (77). Convallaria mejalis L. Lilium convallium, Maienbliembl (3). — multiflora L. Sigillum Salamonis montanum, Berg Weiss- wurz (80). — Polygonatum L. Sigillum Salamonis, Weisswurz (88). — rerticillata L. Polygonatum foemina, Weisswurz weible (40). Convolvulus arvensis L. Volubilis arvensis, Khlein Akherwinden (32). Coronilla Emerus L. Colutea scorpioides maior, Schafflinsen mit Scorpionskrautschöttlein (32). — vaginalis Lmk. Polygala Valentina Clusii (33). — varia L. Hedysarım purpureum, Purpurpraune Peltschen (33). Corydalis fabacea Pers. Fumaria bulbosa purpurea, Purpurpraun Holwurz (6, 19). Crepis paludosa Mönch. Hieracium montanum latifolium minus, Khlein Berghabichkraut wit braiten blättern (47). Crocus vernus All. Colchicum vernale album et coeruleum, Weisse und blave frühe Zeitlose (10, 11). Cynanchum Vincetoxzicum R. Brown. Hirundinaria , Schwalben- kraut (68). Cynoglossum offıeinale L. Cynoglossum vulgare, Gemaine Hundis- zunge (53). Cypripedium Calceolus L. Calcolus Mariae, Lebenmeiler (24). Cystopteris fragilis Bernh. Filicula fontana, Brunnenfarlein (105) Daphne Mezereum L. Chamelaea, Zeidelbast, Zeilandt (102). — striata Tratt. Cassia Matthioli, Khellershalss (28). Daucus Carotta L. Carotta montana, Berg Vogelsnöst (37). Delphinium Consolida L. Cuminum sylvestre, Wilder Rittersporn (28). Dentaria enneaphyllos L. Dentaria corallina, Corallenwurz (21). Dianthus caesius S m. Caryophyllus Virgineus, Junkhfraw nägelein(18). Digitalis ambigua Murr. Digitalis lutea, Gelber Fingerhuet (81). Diplotaxis tenuifolia DC. Sinapis aquatica, Wasser Senff (25). Doryenium suffruticosum V ill. Doryenium hispanicum (52, 55). Draba verna L. Alsine minima, Khleinst Hüenerdärm (4). Dryas octopetala L. Cistus humilis, Khlein Cistenröslein (27). Echium vulgare L. Echium, Wild Oxen Zung. Epilobium alsinefolium V ill. Lysimachia minor, Khlein Weiderich(87). — angustifoium L. Lysimachia purpurea vera, Praun Wei- derich (103, 106). — parviflorum Schrb. Lysimachia siliquosa purpurea, Prauner Weiderich (88). Epipactis rubiginosa Gaud, Helleborine flore purpureo, Wild braun Niesskraut (48). Equisetum arvense L. Equisetum primum Dioscoridis, Shaflhei das grosse (9). — limosum L. Hyppuris sine folüs major, Shaffhew ohne bleter das grössere (72). 176 Equiset.palustre L. Equisetum palustre, Geäehertes Wasserschaffhew (63); steril als: E. p. maius, Gross wasserschaffhei (86). — silvaticum L. Equisetum sylvaticum, Wald Shaffheu (89). Erica carnea L. Erica Clusii, Haiden (1). Erigeron acris L. Amaranthus luteus, Gelbe Reinbluemen (10). — alpinus L. Amaranthus luteus alpinus , Gelbe Joch Rein- bluemen (36). Eriophorum angustifolium Rih. Linagrostis, Flaekhsgrass (59). Erodium ceicutarium L’Herit. Herba Roberti, Sanct Ruprechts- kraut (14). — gruinum W illd. Geranium muschatum, Bisamkraut (25). Eruca sativa Lamk. Eruca sativa, Riggele (49). Erythraea Centaureum Pers. Centaurum minus, Tausent gulden- kraut (78). — pulchella Pers. Centaurum minimum, Khlein tausentgulden- kraut (27). Euphorbia alpigena Kerner. Tithymalus dulcis, Siesse Wolfis- milch (13). — Cyparissias L. Esula minor , Tithymalus Cypressinus, Cipressen wolfsmilch (8, 57). — Esula L. Tithymalus characias Matthioli, Wolffsmilch (41). — helioscopia L. Tithymalus helioscopius, Sonnenwendtwollfs- milch (2). Euphrasia Odontites L. Odontites Plinii, Brauner Augentrost (69, 91). Fraygaria elatior Elırh. Fragum serotinum, Lastbeer (40). Fritillaria imperialis L. Corona imperialis, Khönigs kronen (18). Fumaria offieinalis L. Fumaria vulgaris, Gemainer Taubenkropf (11). Gagea lutea Schult. Ornithogalum luteum, Gelbe Feldt Zwibl (2). Galeobdolon luteum Hds. Lamium luteum, Gelbe Taubnessel (23). Galeopsis Ladanum L. Alyssum Galeni flore purpureo, Purpurrot Alissen (65). — . Tetrahit L. Cannabina , Hanffkraut (100), mit purpurnen Blüthen: Cannabina purpurea, Braun Hanffkraut (32). — versicolor Curt. Cannabina sylvestris lutea, Gelb Hanfl- kraut (37). Galium Aparine L. Apparine, Khlöbkraut (63). — Cruciata Scop. Gallium sylvaticum, Waldmegerkraut (6). — silvaticum L. llepatica stellata maior, Gross Sternleber- kraut (11). — silvestre Pollich. Gallium album minus, Khlein weiss Meger- kraut (25). — verum L. Gallium, Unser frawen Bethstroh (36). Gentiana asclepiadea L. Gentiana Clusit, Enzianwurz (89). — campestris L. Gentiana minor, Himmelstengel (6). — cruciata L. Cruviata, Modelgeer (45). — ezeisa Presl. Gentiunella alpina, Khleine Joch Gentiana (37). — JluteaL. Gentiana vulgaris, Gemaine Enzianwurzen (73). — Pneumonanthe L. Pneumonante, Lungenbluemen (84). 177 Gentiana utriceulosaL. Gentianella prolifera, Khleinste Gentiana (20). — verna L. Gentianella campestris, Khlein Wisen Gentiana (3). Geranium columbinum L. Geranium Batrachioides, Blaw Schnabel- kraul-(20, 21). — lividum L’Herit. Geranium fuseum, Schwarzbrauner storkhen- schnabl (22). — palustre L. Geranium fuscum minus, Khlein schwarzbrauner storkhenschnabl (64). — pusillum L. Pes columbinus, Taubenfuss (16). — robertianum L. Geranium odoratum, W olriechend storkhen- schnabl (20). — sanguineum L. Radix sanguinaria, Bluetwurz (40). — silvaticum L. Geranium caeruleum maius, Gross blaw storkhen- schnabl (22). Geum montanum L. Cariophyllata montana, Berg Benedict kraut (51). — rivnle L. Leontopetalon Tragi, Wald Benedictwurz (29). — urbanum L. Caryophyllata, Benedicetwurz (23). Gladiolus communis L. Gladiolus italicus, Welsches Schwertl (46). Glechoma hederacea L. Hedera terrestris, Gundelreben (11). Globularia cordifolia L. Primula sive Bellis coerulea petraea, Blaves stain-monatbliemel, Blav Massliebe, (4, 8). — nudicaulis L. Bellis coerulea alpina , Blaves Jochmass- lieben (28). Gnaphalium dioicum L. Gnaphalium montanum album, Hispidula pur- purea maior, Weiss und braun Engelbliemblein (15). — uliginosum L. Gnaphalium maius, Gross Ruhrkraut (88). Helianthemum vulgare Gärtn. Helianthemum germanicum, Sonnen- bluem (10). Helleborus viridis L. Helleborus niger, Schwarze Niesswurz (1). Hemerocallis flava L. Asphodelus liliaceus luteus, Geel Asfolil- lilien (32). Hepatica triloba DC. Hepatica aurea, Trinitas, Gulden leberkraut (13) weissblühend: flore albo (18). Herminium Monorchis R. Br. Testiculus minor , Khlein knaben- kraut (49) Herniaria glabra L. Herniaria, Harnkraut (26). Herucleum Sphondylium L. Spondylium vulgare, Bernbrandt, Gemain Berenclaw (37, 98), mit tief eingeschnittenen Blältern: Spon- dylium serratis folüs, Berenclaw mil zerschnitnen bletern (97). Hesperis matronalis L. Viola hyemalis, Winter Veilen (44). Hieracium angustifolium Hoppe. Pilosella minima, Khleinest mauss- öhrlein (29). — aurantiacum L. Pilosella montana flore sanguineo, Bluetrotes Bergmaussöhrl; ein grossblüthiges Exemplar: major (79) ein kleines Exemplar: minor (69). — dAuricula L. Pilosellarecta minor, Khlein aufrechtes mauss- öhrl (55). 178 Hieracium Pilosella L. Pilosella vulgaris, Gemaines maussöhrlein (5). — praealtum Koch. Pilosella recta major, Grosses aufrechles Maussöhrl (57). — sabaudum L. Hieracium sabaudum minus, Khlein Sopheiysch . Habichkraut (95). — villosum Jacq. Pilosella alpina, Joch Maussöhrl (30, 51). Hippocrepis comosa L. Colutea scorpioides minor, Khleine Shaff- linsen (44); Hedysarum minus, Gelb Steinwikhe (46). Hippuris vulgaris L. Polygonum foemina, Tannenwadl (55). Homogyne alpina Cass. Tussilago montana, Berg brandtlatich (27). Humulus Lupulus L. Lupulus, Hopfen (60). Hutchinsia alpina R. Br. Cardamine alpina, Alpgauchbluem (3, 97). Hyacinthus orientalis L Hyacinthis orientalis caeruleus et major, Gross frembder u. blauer Hiazinth (12, 19). Hypericum perforatum L. Hypericum vulgare, Gemain Harthew (102). — quadrangılum L. Ascyrum, Gonradtskraut (96, 100). Hypochoeris uniflora V ill. Hieracium montanum angustifolium folüs eichoraceis , Berg Habichkraut mit schmalen wegwart- bletern (103). Hyssopus officinalis L. Hyssopus coeruleus, Blawer Yssop (66). Impatiens Noli tangere L. Noli me tangere, Rüer mich nit an (61). Imp eratoria Ostruthium L. Imperatoria, Maisterwurz (62). Iris sibireca L. Chamaeiris angustifolia fl. caeruleo , Khlein blaw Veilwurz (21). Kernera saxatilis Rcehb. Thlaspi petraeum, Stainthlaspi (75). i Lactuca muralis Mey. Sonchus sylvaticus, Wild Sonchenkraut (57). Lamium amplexicaule L. Alsine Tabernaemontani, Vogelkraut (6). — purpureum L. Galiopsis, Taub Nessel (8). Lapsana communis L. Pulmonaria gallica foemina, Burelkhol weiblein (14). Laserpitium latifolium L. Seseli aetiopicum, Moren Sesel; verschie- dene Blattformen als: majus, minus, montanum (63, 70, 72). Lathraea Squamaria L. Dentaria major, Gross Zankraut (5). Lathyrus pratensis L. Vicia lutea, Gelbe Wikhen (47). — silvestris L. Pisum graecorum, Wild Kichern (80).. Lavandula vera DC. Pseudonardus, Spicanard (54). Leonurus Cardiaca L. Cardiaca, Herzgespan (63). Leontodon pyrenaicus Gouan. Hypochoeris montana, Berg Ferkhlein- kraut (43). Lepidium ruderale L. Thlaspi minus germanicum, Khlein besen- kraut (9). — sativum L. Nasturtium Hispanicum, Spännischer Kröss (100, 106) ; mit wellenförmig-krausen vielfach zerschlitzten Blättern: N. H. erispum, Krauster Spännischer kröss (106). Leucoium vernum L. Leucoium bulbiferum , Weiss Hornungs- bluemen (3). Levisticum offieinale Koch. Ligusticum verum, Liebstökhl (48). Litium Martagon L. Martagon, Goltwurz (53, 95). 179 Linnaea borealis L. Species numulariae, Pfenningskraut (61). Linaria alpina Mill, Linaria Pannonica, Ungrisch Leinkraut (76). Linum catharticum L. Holostium cariop\illeum minus, Khlein weiss Wägdeingrass (17). - — usitatissimum L. Linum, Flax (72). Listera ovata R. Br. Ophris, Zweiblat (18). Lithospermum arvense L. Lithospermum arvense, minus, Khleine Meerhirsen (12, 58). — offieinale L. Lithospermum, Möhrhirs (75). Lonicera alpigena L. Periclymenum rectum, Aufrecht Zaunling (87). — CaprifoliumL. Periclymenum perfoliatum, Durchsichtig Spek- lilgen (41). — Xylosteum L. Periclymenum rectum, Aufrecht Zeunling (6, 96). Lotus corniculatus L. Trifolium siligquosum montanum, Berg Schoten- khlee (32). — tenuifolius Rehb. Lotus urbana Matthioli, Wasser Frawen Schüchel (84). Luzula pilosa Willd. Gramen sylvaticum pilosum , Harechtiges Waldgrass (103). Lychnis chalcedonica L. Lychnis chalcedonica, Zinoberröslein (101). — diurna Sibthorp. Ocimastrum vulgare, Gemain Widerstoss. (37); Ocimastrum rubrum, Roeter Widerstoss (17). — Viscaria L. Viscaria sylvestris, Wild Leimkraut (9). Lycopsis arvensis L. Buglossa coerulea, blawe Oxenzung (99). Lycopus europaeus L. Marrubium aquaticum, Wasser Andorn (53). Lysimachia nemorum L. Anagallis lutea, Gelber Gauchheil (26). — vulgaris L. Lysimachia lutea, Gelber Weiderich (27). Lythrum Salicaria L. Lysimachia purpurea, Brauner Weiderich (45). Majanthemum bifolium D C. Unifolium vulgare, Ainblat. Malazis monophyllos Sw. Unifolium verum, Ainblat (27). Malva silvestris L. Malva sylvestris maior, Hasenpaplen (39). Marchantia polymorpha L. Hepetica, Leberkraut (20). Matthiola annua R. Br. Leucoiumpurpur.,Braun welscheVeielen (96). Matricaria Chamomilla L. Chamomilla vulgaris, Gemain kamillen (94). Medicago lupulina L. Trifolium luteum minimum, Khleiner gelber steinkhlee (33). Melilotus alba Dsrx, Lotus flore albo, Weisser steinkhlee (33). — offieinalis Dsrx. Melilotus vera, Gemainer stainkhlee (34). Melampyrum arvense L. Melampyrum, Khueweizen (98). — silvaticum L. Milium sylvaticum, Waldhirsen (12). Mentha aquatica L. Calamintha aquatica, Wasser münz, Wasser Nept (68, 90). — arvensis L. Calamintha arvensis, Akhermünz (66). — erispaL. Mentha crispa, Krauste Münze (42). — gentilis L. Calamintha ocymoides, Basilien Münz (76). —- silvestris L. Menta acuta, Spizmünz, Gartnbalsam (77). —esoaes3—— 180 Vierzehn Oktobertage am Bodensee uni im Breisgau. Von H. Degenkolbk. Die anhaltend schöne Witterung des September vergangenen Jahres lockten mich, im Anfang Oktober noch eine Reise nach dem Bodensee und dem Schwarzwalde zu machen, — da nach landwirth- schaftlicher Regel auf einen beständigen September auch ein bestän- diger Oktober folgen soll. Zwar rechnete ich selbst nicht mehr auf eine reichliche Pflanzenausbeute und auch meine Bekannten prophe- zeiten mir, dass ich nur Fragmente von Pflanzen finden würde, sollten ja noch welche blühen, so würden dieselben nur gemein sein. Ich konnte mich indess damit trösten, dass ich auch manche dort gemeine Pflanze nicht besitze und dass etwas finden immerhin noch besser sei, als wie gar nichts finden. Nun ist auch wirklich das Ergebniss nicht sehr reichhaltig gewesen, indess habe ich doch noch wider Erwarten viel gefunden. Dass dies statt fand, hatte seinen Grund theils darin, lass viele Pflanzen, deren Blüthezeit schon verstrichen war, noch blühten, theils dass solche Pflauzen, welche im Frühjahr blühen, durch die Gunst der Witterung verleitet, ihre erneute Lebensthätigkeit gegen die Regel um ein halbes Jahr zu früh begonnen. Mir war schon in der sächsischen Lausitz aufgefallen, dass dort Ende September nicht nur die Potentilla verna L., sondern auch Fragaria elatior Ehrh. in schönstem Flor stand; das zweite Beispiel von der Produk- tivität dieses Jahres sollte mir gleich am ersten Tage meiner Wan- derung bei Bregenz vor die Augen Ireten, wo ich die Gentiana verna L. wieder in voller Blüthe antraf. Es war am 4. Oktober als ich Berlin verliess um direkt nach Lindau zu fahren, wo ich am 5. Oktober Abends, 10 Uhr ankam, Dank dem schlechten baierischen Bahnbetrieb 4 Stunden später als wir an- kommen sollten, so dass ich von den Naturschönheiten des Allgäu nichts sah. Den Vormittag des 6. benutzte ich um Lindau selbst etwas kennen zu lernen und fuhr erst mit dem Mittagsschiffe nach Bregenz, woselbst ich das einzige Mal auf meiner Reise nach meinem Pass gefragt wurde. — Um 2 Uhr begann ich meine Wanderung erst nach dem Gebhardtsberg und von dort über Fluhe nach dem Pfändler. Mein Weg führte mich durch enge Gassen zwischen Gartenmauern entlang, an welchen Aspienium Ruta muraria L. in reichlicher Menge vor- handen war, während am Fusse derselben auf der Strasse Chenopodium Bonus Henricus L., förmlich wucherte. Bald gelangte ich aber in das Freie und indem ich den krummen Fahrweg verschmähle, ging ich direkt über dürre Triften auf mein Ziel los. Da ich nichts botanisch Interessantes fand, so dauerte es auch nicht lange und ich war an der von Hedera Helix L. umrankten Ruine 181 des Gebhardtsberges angelangt. Nachdem ich ein wenig gerastet und mich an der herrlichen Aussicht erquickt hatte, nahm ich den Wan- derstab wieder in die Hand und abermals den breiten Weg zur Scite liegen lassend, ging ich über grüne Matten gerade auf die Stelle los, wo ich das Dorf Fluhe vermuthen durfte. Auf dieser Strecke sollte meine Hoffnung, noch etwas zu finden, reichlich — wenigstens in Anbetracht der Umstände — erfüllt werden. Dicht nnter der Ruine noch in lichtem Gebüsch stand Veronica urticifolia L., weiterhin auf Wiesen Gentiana germanica Willd. noch in voller Blüthe und Carlina acaulis L. var. caulescens DC. Eine Schlucht durchwandernd fand ich Sedum album L., Galium rotundifolium L., sowie Cardamine hirsuta L., var. sylvatica Lk.; hierau: führte mich mein Weg wieder über eine feuchte Trilt, bedeckt mit Gentiana germanica W illd., Gentiana asclepiadea L., leider schon verblüht, hierfür aber auch Gentiana verna L. wieder prangend im Schmuck der azurblauen Blumenkrone, Zerstreuter stand Tefjeldia calyculata (L.), W bg. mit der Var, capitata Hoppe, Trifolium medium L., Alchemilla vulgaris L. und Pimpinella Saxifraga L., sowie noch andere gewöhnliche Pflanzen. Bis zum Dorf Fluhe und ein Stück darüber hinaus fand ich ausser sehr stark behaartem Hieracium murorum L., Vicia sepium L und Leontodon hastile L. nichts, aber nachdem ich den steilsten und trockensten Theil des Berges erklommen halte und damit in die Nagelfluheformation getrelen war, fand ich, zwar nur noch einzeln blühend, in der Haide Polygala Chamaebuxus L. Kurz darauf kam ich an einen Kreuzweg, dessen einer Arm an der nördlichen, der andere an der südlichen Seite des Pfändler entlang führte. Ich wählte den ersteren, weil er mir der schaltigere und feuchtere zu sein schien. Ich fand hier Salvia glutinosa L. und Carex sylvatica Huds., beide vollkommen brauchbar, letztere noch in einer Zwergform, welche im Habitus einigermassen an die Carex capillaris L. erinnerte. In einer finstern Schlucht verlief sich der Weg und ich musste hier zwischen Felsengeröll hindurch und zum Theil über dasselbe hinweg, nach der andern Seite klettern, bei welcher Arbeit ich Asplenium viride Huds, fand, welches die Felsen an dieser Stelle häufiger wie Aspl. Tricho- manes überzog. Endlich gelangte ich wieder auf den Weg an der dürren Südseite, welche sehr viel Carlina acaulis L., aber fast nur die Var. caulescens DC. und sehr wenig Gentiana ciliata L. trug. Indess fing die Sonne an, stark dem Horizont zuzueilen, wesshalb ich es vorzog, nicht mehr bis zum eigentlichen Gipfel des Pfändler zu gehen, sondern mich mit einer eiwas niedrigeren aber '/, Stunde näheren Spitze zu begnügen, auf welcher ich neben Brachypodium pinnatum (L.) Beauv. blühende Erythraea Centaurium (L.) Pers. var, capitata R. et S. leider schon verblühte Gentiana Crueiata L. fand, Es war aber auch hohe Zeit, dass ich auf diesen Punkt kam, die Sonne vergoldete gerade den mächtigen Arlberg im Osten und den Sentis im Süden, während im Westen der Bodensee mit den [reund- lichen Städten an seinen Gestaden anfing im Schatten zu versinken. Nachdem die Sonne untergegangen war, rat ich den Rückweg an und 182 kam in kurzer Zeit wieder in Bregenz an, ohne dass ich noch etwas Bemerkenswerthes hätte finden können. Am andern Morgen versperrie ein dichter Nebel jegliche Aus- sicht, selbst noch um 3/8 Uhr, als ich das Schiff bestieg, um über Lindau nach Konstanz zu fahren. Wir steuerten unter abwechselndem Läuten und Pfeifen in den Bodensee hinaus, um ein Zusammenfahren mit andern Schiffen möglichst zu vermeiden, welche Vorsicht sich nach mehreren Unglücksfällen bei Unterlassung dieser Massregeln als durchaus nicht überflüssig bewiesen hat. Um 8 Uhr lichtete sich der Nebel nach Lindau zu mil erstaunlicher Geschwindigkeit, nur wenige Minuten dauerte sein Kampf mit der Sonne und Lindau lag im Sonnenglanz vor uns, während der Nebel ‚dafür desto dichter die Berge der entgegengeselzten Seite umhüllte. Das Dampfboot hielt in Lindau 3 Stunden an und ich benutzte die Frist um eine Exkursion auf gut Glück an das Ufer des Bodensee’s zu machen, nachdem ich noch vom Hafendamm zum Andenken Asplenium Ruta muraria L. und Linaria Cymbalaria (L.) Mill. mitgenommen halte. Als ich das Thor mit dem Stücke Römermauer und die hölzerne Brücke passirt halte, wandte ich mich nach rechts und nachdem ich das Freie erreicht hatte, ging ich über Wiesen nach dem Ufer zu, sorgsam nach Cyperus longus L. spähend. Ich fand diesen leider nicht und sonst auch nur Nasturtium sylvestre (L.) R. Brown, Avena elatior L. und Euphorbia stricta L. Ich musste bald wieder zurück, um das Schiff nicht zu ver- säumen und benutzte die Zeit der Fahrt um meine Pflanzen zwischen Papier zu bringen, Um 3 Uhr landeten wir in Konstanz und ich brachte den Rest des Nachmittags damit zu, mir die Merkwürdigkeiten dieser Stadt an- zusehen, vor Allem das prächtige Münster mit der herrlichen Aussicht von seinem Thurm aus und die Curia pacis, das Gebäude, in welchem 1183 Friedrich I. den Frieden mit den Lombarden schloss und 1417 Sigismund den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Zollern mit der Mark Brandenburg belehnte. Jetzt zeigt es freilich keinen fürst- lichen Glanz und die därin befindliche Weinwirthschaft lässt die ehe- malige Resıdenz deutscher Kaiser nicht vermuthen. Den nächsten Tag (8.) machte ich eine Exkursion nach der Insel Marnau. Mein Weg führte mich erst die Chaussee entlang, in deren Graben ich Galium palustre L., Picris hieracioides L., Pulicaria dyssenterica (L.) Gärtn., Euphorbia platyphyllos L., Euphorbia helioscopia L., Epi- lobium parviflorum Schreb. und Mercurialis annua L. fand, während die angrenzenden Wiesen von der Menge Salvia pratensis L. fast einen bläulichen Schimmer erhielten. Auf Aeckern, welche mit Trifolium incarnatum L. bestellt waren, blühte noch Stuchys annua L. Hierauf ging ich durch einen lichten Laubwald, in welchem ich Hieracium rigidum Hartm.. boreale Fr. und murorum L., Hypericum monlanum L., Carex pendula Huds. und Stachys sylvatica L. fand. In einem Torfsumpf und am Rande desselben stand Carex Pseudo- cyperus L., Reseda lutea L., Ononis spinosa L., ein sehr spitzblättriges einfaches Galium verum L., Scrophularia alata Gil., Silaus pratensis 183 Besser und Heracleum Spondylium L. In dem Graben eines Weges, dem ich jetzt folgte, entdeckte ich ausser Carex sylvatica Huds. noch Carex divulsa Good., var. guestphalica Boenningh. wenn anders man überhaupt dieselbe als eine Varietät anerkennen will, da sie doch nur eine schlanke Form der gewöhnlichen C. divulsa ist. Ich kam bald an eine Lichtung, über welche hinweg ich die Insel Mainau nebst der dahin führenden Bockbrücke übersehen konnte. Auf der Wiese wuchs Betonica officinalis L., Sanguisorba officinalis L., Knautia arvensis (L.) Coult und Tofeldia calyeulata (L.) Wbeg., welche überhaupt in dieser Gegend sehr verbreitet war — theils blühend, theils fruktifizirend. Auf der Insel Mainau selbst war nichts zu finden und auf dem Rückweg nach Konstanz fand ich auf einer Trift noch Prunella grandi- flora (L.) Jacg. und Gentiana germanica Willd., an einem Feldrand Aster Amellus L. und im Gebüsch Angelica sylvestris L. Am 9, richtete ich meine Schritte nach derselben Gegend, aber schlug eine andere Richtung ein, indem ich erst ein Stück am Boden- see entlang ging, wobei ich Allium Schoenoprasum L., Polygala amara L. (auch am Ueberlinger See), Poa palustris (L.) und in einer Mauer einen Busch zwergförmiges Galium palustre L. sammelte. Hierauf ging ich über Allmannsdorf nach dem Ueberlinger See und an dessen Ufer entlang bis nach Mainau. Ich fand daselbst Carex flava L., var. Oederi Ehrh., Avena elativr L., Festuca arundinacea Schreb., .Hieracium praealtum Vill., Leontodon hastilis L. var. hispidus L., Anthyllis Vulneraria L., Reseda lutea L., Blaltrosetien von Pinquieula vulgaris L., an einer Mauer Asp/enium Ruta muraria L. und Linaria minor (L.) Desf., auf einer sumpfigen Wiese Gentiana Pneumonanthe L. in einer Form mit gelbgrünen ovaleren stumpferen Blättern und gedrungenerem Blüthenstand als an der Haupiform und endlich Schoenus nigricans L.; nach Schoenus ferrugineus L. sah ich mich vergeblich um. Die ungünstige Witterung am 10. gestaltete mir nur gegen Abend einen kleinen Spaziergang nach Goltlieben westlich von Konstanz, bei welcher Gelegenheit ich das Denkmal des für seinen Glauben als Märtyrer gestorbenen Johann Huss besuchte, welches noch in Konstanzer Flur liegt aber dicht an der Schweizer Grenze und in einem einfachen Stein besteht, in welchem sein und des Hiero- nymus von Prag Name nebst dem Datum des Todestages eingehauen ist. Es soll an demselben Platze stehen, an welchem der helden- müthige Mann den Flammentod erlitten hat. Auf Feldern bei Gottlieben fand ich Aethusa Cynapium L., Euphorbia exigua L., Antirrhinum Orontium L., Alopecurus agrestis L., Stachys annua L., Valerianella dentata Pollich, Anagallis arvensıs L. var. coerulea Schreb. auf Wiesen, Campanula glomerata L. und im Strassengraben Resedu lutea L. Am 11. konnte ich wieder einen grösseren Ausflug unternehmen. und lenkte meine Schritte diessmal in die Gegend südlich von Konstanz. Auf Aeckern bemerkte ich wieder Euphorbia exigua L., 184 Stachys annua L. und Antirrhinum Orontium L., an einem Teichrand weiterhin Senecio erucifolius L., Carex flava L. und Fragmente der var. Oederi Ehrh. In einem kleinen Sumpfe blühte Erythraea Cen- taurium L., Gentiana germanica W illd. und Juncus alpinus Villars, während mitten im Gebüsch neben vertrockneter Pyrola rotundifolia L. und Cephalanthera ein einzelnes Exemplar Gentiana ciliata L. stand. Auf einer Waldblösse vegetirte Viola sylvatica Fr., Epilobium montanum L. mit sehr schöner Sprossbildung, Carex sylvatica Huds. und Ervum tetraspermum L. Auf einer torfigen Wiese sodann fand ich Gentianu verna L. neben der prächtig duftenden Primula farinosa L. und Scabiosa lucida V ill. Auf dem Rückweg fand ich da indess die Dunkelheit sich eingestellt hatte nichts, wurde dafür aber von einem Steuerbeamten, der vermuthlich die Botanisirbüchse nur im Einklang mit Handwerksburschen bringen konnte, auf steuerpflichtige Waare untersucht. Am 12. fuhr ich nach Schaffhausen und dem Rheinfall. Ich be- nutzte die Bahn bis Dachsen und ging dann ein Stückchen zurück bis Lauffen. Gleich am Eisenbahndamm fand ich Asperula eynanchica L., Prunella grundiflora Jacq. und Teuerium Chamaedrys L.; auf Acker- rainen Stachys recta L. und Peucedanum Oreoselinum (L.) Mnch. und am hohen Uferrand Helianthemum Chamaecistus Mill. und Dianthus Carthusianorum L. Dem Rheinfall gerade gegenüber stand Verbascum Lychnitis L., Galeopsis Ladanum L. var. angustifolium Ehrh., Hypericum montanum L., Hedera Helix L. (wild blühend und frukli- fiirend) und in Strassengräben sehr viel Ranunculus repens L. Ich fuhr noch denselben Abend nach Säckingen, um am folgenden Tag in der Frühe die Parthie in das Wehrathal antreten zu können, Von Brennet aus, wo die Wehra in den Rhein mündet, bis zum Marktflecken Wehr ist das Thal ziemlich breit und fand ich, da ich auf der Strasse blieb, nur Stenactis annua (L.) Nees. Hinter Wehr ver- engte sich das Thal aber plötzlich und die Strasse hörte auf eine gerade Linie zu bilden, sondern zwängte sich in starken Krümmungen zwischen Bach und steil aufsteigenden Berglehnen. Das schiefrige Gestein trug Senecio erucifolius L., Sedum purpureum (L.) Lk., Teucrium Scorodonia L. und Blattrosetten von Valeriana tripteris L., wovon ich zwei noch blühende Exemplare weiterhin am Hirschsprung auf einer Schutzmauer gegen den Bach fand. Ausserdem stand noch Hypericu,n montanum L. daselbst zerstreut noch blühende Exemplare von Silene rupestris L. Die schönsten Exemplare hiervon fand ich jedoch in der Nähe der engsten Stelle des Thales, wo Felsen haben gesprengt werden müssen um der Strasse Raum zu schaffen, am Hirschsprung in unmittelbarer Nähe der oben erwähnten 2 Exemplare Valeriana tripteris L. Ich kehrte bei dieser Stelle wieder zurück, um noch den bei Wehr liegenden Bärenfels, 2650’ hoch, zu besteigen, da ein den Berg krönendes Tempelchen eine schöne Aussicht versprach. Ich sollte mich in meiner Hoffnung nicht getäuscht finden, denn oben angelangt, hatle ich eine freie Aussicht, nach Süden auf die Berner Alpen und gen Westen sah ich das liebliche Wiesenthal von Schopf- 185 heim bis Basel entlang. Früher hatte auf dem Berge eine Burg ge- standen und der ehemalige Wartthurm derselben war jetzt zum Aus- sichtstempelchen umgewandelt worden, Ich fand auf dem Berge nichts, nur Ueberbleibsel von Teuerium Scorodonia L. und Circaea lutetiana L. standen an feuchten Stellen; doch hatte ich in einer Nebenschlucht in welcher ich zuerst das Aufsteigen hatte versuchen wollen Carex sylvatica Huds. proliferirend, Carex pendüula Huds., Prenanthes purpurea L. und Senecio nemorensis L. var. Fuchsü Gmel. gefunden. Ueber Wehr hinaus, verliess ich die Strasse und ging über die Wiesen hinweg, auf welchen Petasites offieinalis Mönch blühte, nach dem Bergabhange zu, an dessen Lelhne ich Felder und Triften gesehen hatte. Auf den Aeckern fand ich Linaria spuria (L.) Mill., Iberis amaraL., Teucrium Botrys L. und Euphorbia exigua L.; auf den Triften und an Wegrändern wuchs Gentiana germanica Willd., Calamintha offieinalis Mönch, Centaurea Scabiosa L., Campanula Rapunculus L. und Polygala comosa Schk. In Brennet kam ich gerade zur rechten Zeit an um noch mit dem Zug nach Freiburg fahren zu können, wo ich Abends um 10 Uhr ankam. Am 14. besuchte ich nur die Merkwürdigkeiten der Stadt, von welcher Hebel wohl mit Recht sagen konnte: Z’Friburg in der Stadt Sufer isch’s und glatt: denn die vielen Brunnen und das durch die Strassen fliessende Wasser machen einen so saubern netten Eindruck, wie ihn wohl wenige Städte ausüben dürften, Am 15. ging ich erst am Nachmitlag, da es den Vormittag reg- nete, nach dem Lorettoberge und auf den Schlossberg. Auf dem Lorettoberg fand ich als Ruderalflora Sisymbrium Thalianum (L.) Gaud. und Chenopodium murale L., im Gebüsch die wohl in Deutsch- land nirgens fehlenden Aspidium Filix mas (L.) Sw. und Asplenium Filix femina (L.) Bernh., auf Triften Centaurea nigraL. und auf Aeckern Antirrhinum Orortium L. und Stachys arvensis L. Der Weg nach dem Schlossberg führte durch Weinberge, an deren Mauern Sedum album L. noch blühte, Asplenium Ruta muraria L. fehlte natürlich nicht. Auf der Ludwigshöhe, einem Absatze des Schloss- berges befindet sich eine Orientirungsscheibe, doch waren auf der- selben fast nur unsichtbare Punkte, wie London, Paris, Berlin etc. an- gegeben. Auf der Höhe des Schlossberges fand ich im Gebüsch noch wohl erhaltenes Thesium montanum Ehrh. und bei dem Herabsteigen am Fusse der Weinbergsmauern Senecio erucifolius L. und Mercurialis annua L. Der Morgen des 16. zeigte einen klaren Himmel und so beschloss ich denn, eine Parthie nach dem Kaiserstuhl zu machen. Um 10 Uhr ging ich von Freiburg weg, über Lehen, Umkirch, Gottenheim und Oberschaflhausen auf den Neunlinden (1750°) den höchsten Punkt dieses isolirten Basaltgebirges. Ich fand bis Oberschaflhausen auf Triften, Aeckern und an den Strassengräben nur Senecio aquaticus Huds., Dipsacus sylvestris Mill., Malva sylvestris L., Epilobium Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft 1866. 14 186 parviflorum Schreb., Pulicaria dyssenterica (L.) Gartn., Alopecurus agrestis L. und Picris hieracioides L. Hinter Oberschaffhausen bildete die Strasse einen Hohlweg, an dessen Rändern ich Reseda lutea L., Dianthus Carthusianorum L. und superbus L., Senecio erueifolius L., Stachys reeta L., Campanula glomerata L., Centaurea Scabiosa L. und Hieracium umbellatum L. bemerkte. Der Neunlinden bot zwar eine recht hübsche Aussicht dar, doch kann sich dieselbe nicht mit denen von andern Punkten dieser Gegenden messen. Da ich noch Zeit genug hatte, ging ich wieder auf den Weg zurück, den ich ver- lassen hatte und verfolgte denselben nach Voigsburg um einige hinter diesem Orte gelegene kahle Berge zu besuchen. An den hohen Weg- rändern fand ich weiterhin noch Prunella grandiflora (L.) Jacq., Gentiana germanica Willd, in sehr zarter Gestalt, Asperula cynan- chica L., Aster Amellus L., Helianthemum Chamaccistus Mill., Hieracium subaudum L. und Bupleurum falcatum L. Die kahlen Berge waren sehr steil und fand ich bei dem Hinaufklettern Eryngium cam- pestre L., stachellose Ononis spinosa L. und einen grossen Fleck Teucrium montanum L., aber leider nur ein noch blühendes Exemplar, Auf dem Gipfel war nur verbranntes Gras zu schen, dagegen fand ich ein wenig tiefer Andropogon Ischaemon L., Linosyris vulgaris Cassin, Artemisia campestris L., Scabiosa suaveolens Desf. und Dianthus Carthusianorum L. in einer Zwergform. Noch elwas lieler unten an einer quelligen Stelle stand Tragopogon pratensis L. var. orienlalis L. und ganz am Fusse des Berges an einem Wegrand Coronilla varia L., Medicago falcata L. und Teuerium Chamaedrys L. Ich ging hierauf wieder nach Freiburg zurück, wo ich auch um 8 Uhr sehr ermüdet wieder anlangle. Am 18. fuhr ich nach Müllheim, um Badenweiler und den Blauen zu besuchen. Bis Müllheim benutzte ich die Eisenbahn, von dort aus ging ich aber bis Badenweiler zu Fuss. Auf Feldern zwischen Ober- weiler und Badenweiler fand ich Stachys arvensis L. und Specularia Speculum (L.) DC. fil., sowie im Chausseegraben ein zufällig dorthin gekommenes Exemplar Antirrhinum majus L. In Badenweiler sah ich mir zuerst die alten noch ziemlich gut erhaltenen römischen Bäder an, und das alle Schloss mit den mächligen Epheupflanzen — man möchte fast Bäume sagen, denn ich vermochte nicht mit beiden Händen die grösseren Slämme zu umspannen. Um 3 Uhr begann ich meine Wanderung auf den Blauen. In fortgesetzten Windungen führt der sogenannle Weg steil den Berg hinauf, doch fand ich ausser blühender und Frucht Iragender Ilex aquifolium L. und Cuscuta Epithymum L. aul Genista pilosa L. nur noch vertrocknete Reste von Digitalis ambigua Murray, Mulgedium alpinum (L.) Cass. und Prenanthes purpurea L. Dicht unter dem Gipfel waren sehr viel Blätter von Luzula sylvatica (Huds.) Gaud. und einer Carex-Art wohl Carex ornithopoda Willd. sichtbar. — Es sei hier allerdings ausser Zu- sammenhang bemerkt, dass schon Funck 1825 die Carex ornitho- podioides Hausm. am Schlern gesammelt und in seinen verkäuflichen Alpenpflanzen als C. ornithopa var. alpina ausgegeben hat. — Die 187 Aussicht von dem Gipfel selbst war prachtvoll, wenn auch mühsam zu erreichen, denn nur dadurch, dass ich auf herumliegende Blöcke kletterte, gelang es mir elwas zu sehen. Ein Aussichtstempelchen ist nicht vorhanden und in wenigen Jahren werden die heranwachsenden Bäume jegliche Aussicht versperrt haben. Im Süden konnte man über den Jura hinweg, die mit frischem Schnee bedeckten Alpen von der Jungfrau bis zum Montblanc und Dent du Midi in grösster Deutlichkeit übersehen, während im Westen lief zu meinen Füssen die lachende fruchtbare Kheinebene lag, begränzt von den Vogesen. An den folgenden Tagen beabsichtigte ich, über den Belchen und Feldberg durch das Höllentha! nach Freiburg zurückzukehren, doch hatte schon die Reinheit der Luft und die dadurch begünstigte Fernsicht die Besorgniss wachgerufen, dass das Ende der schönen Tage herannahen dürfte. Der nächste Tag zeigte denn auch, wie gerechtfertigt meine Befürchtung gewesen war, denn schon um 7 Uhr fing es an zu regnen, als ich eben meinen Marsch beginnen wollte, Bis um 8 Uhr wartete ich, ob nicht der Himmel wieder klar werden wollte, dann aber musste ich mich rasch enischliessen, und im tollsten Regen nach Müllheim zurücklaufen, um noch mit dem nächsten Zug nach Freiburg zurückkehren zu können. Da am andern Tag das Weiter noch nicht besser war, so fuhr ich nach Baden-Baden und von da über Heidelberg nach Berlin zurück, ohne aber noch etwas Bemerkenswerlhes zu finden, zumal das Wetlei keine Exkursion mehr geslatlete. Ich habe schon zu Anfang bemerkt, dass ich weder viel noch besonders seltene Pflanzen gefunden habe, aber ich glaube doch, dass man in wenigen Jahren noch im Oktober eine solche Ausbeute er- zielen kann. | Berlin, im Februar 1866. _— es 9es.-—— Einige Thesen in Bezug auf „gute und schlechte Arten.“ Von S. Brassai. 1. Gibt es Begriffe, so gibt es auch richtige und unrichtige, wohl oder übel bestimmte, wahre und falsche Begriffe. Und diese Ein- theilung lässt sich in keinem Falle anders aufheben, als dadurch, dass die Existenz des respektiven Begriffes schlechthin geläugnet wird. 2. Vorausgesetzt, dass der Begriff der Art in der Nalurbeschrei- bung überhaupt besteht, so müssen die darunter gehörigen besonderen Begriffe der einzelnen Arten ebenfalls bestehen. Obige Unterscheidung wird in Bezug auf die letzteren mit den allgemein angenommenen technischen Ausdrücken: gutund schlecht bezeichnet. Sa 188 3. Das Bestehen des Artbegriffes hängt von der Entscheidung der Frage ab, ob es in der Natur konstante Formen oder Varietäten (im weiteren Sinne) gibt? 4. Das Konstant-Sein der Formen bezieht sich natürlich lediglich auf das Zeitalter, in dessen Miite wir uns befinden und dessen Bedin- gungen uns allein massgebend sind. 5. Ueber diese Konstanz hat Darwin’s Theorie, die dem Titel und Inhalt seines denk- und merkwürdigen Buches nach bloss von dem Ursprung der Arten handelt, nicht zu entscheiden. Denn die Art und Weise des zeitweiligen Bestehens der Formen wird aus der Erfahrung unmittelbar inducirt, dagegen das Gebäude jener Theorie aus Schlüssen, die öfter durch Annahmen und Conjekturen verknüpft sind, konslruirl. 6. Noch viel weniger entscheidet darüber das Verfahren, nach welchem man die wohlbeschränkte Konstanz, mit ein r mehr und anders sagenden Benennung, z. B. mit jener, der Unveränderlichkeit belegt, mithin dem Begriffe einen Spitznamen anhängt. 7. Am allerwenigsten aber, wenn man den Streit darüber für kindisch und steril, und die Verfechter des Artbegriffes für Fanatiker und Schwachköpfe erklärt. — Diese Art der Beweisführung ist wenig- stens konstant und Horaz hat ihr in seinem „Hie niger est, hunc tu Romane caveto!“ ein unvergängliches Denkmal gesetzt. 8. Es handelt sich darum, ob so viele Hunderte von Bänden, vielleicht neun Zehntel der naturhistorischen Literatur, — wo die Feststellung der einzelnen Artbegriffe in Angriff genommen wurde, als unbrauchbarer, ja lästiger Wust bei Seite geschafft oder als Feuerungsmalerial für die Dampfmaschinen verwendet werden sollen ? — Die herrlichen Bilderwerke und gesammten Herbarien- Sammlungen müssten in diesem Falle freilich denselben Weg wandern. Sollten die Abhandlungen, worin die Vernichtung des Artbegriffes versucht ist, einen hinlänglichen Ersalz dalür gewähren ? 9. Wenn es auch gar gründlich bewiesen werden sollte, dass die Pesier Botaniker nicht einmal dieses Titels würdige Ignoranten sind oder waren, glaube ich dennoch, dass darum und dadurch doch keine einzige der vertheidigten schlechten Arten zur guten würde. Ebensowenig trägt zur Entscheidung des Streites der Umstand bei, dass der Druck der von Koväcs und mir verfassten Flora wegen Mangel an Geldmitteln his auf den heuligen Tag unterbleiben musste, da doch der grösste Theil derselben im Manuskripte fertig daliegt. Wir haben zur Herausgabe dieses Werkes weder 100 Dukaten noch 100 Kreuzer als Unterstützung erhalten, 10. Ob es „gute“ und „schlechte“ Arten gibt, mag in Abrede gestellt werden; dass es aber gute und schlechte Witze gebe, hat noch Niemand geläugnet. Ich getraue mich aber zu behaupten, dass ein Witz, von dem erst hinterher (apres coup) erklärt werden muss, dass er einer war, ein sehr schlechter Scherz sei. Dann werden noch unschuldige und beleidigende Scherze unlerschieden, und ein feingesinnter Mann, sei 189 er auch noch so gelehrt und geistreich, wird sich des letzteren weder einer einzelnen Person, noch einer ganzen Nation gegenüber bedienen. 11. Es besteht auch ein namhafter Unterschied zwischen guten und schleckt.n Kritikern (Antikritiker und Replikanten mit inbe- griffen). Indem ich mich auf Lessing’s wohlbekannte Auseinander- setzung, welche noch heutzutage in aller Strenge gilt, berufe, be- haupte ich mit dem besten Gewissen, dass ich mich in meiner, in der Linnaea erschienenen Kritik der Abhandlung über gute und schlechte Arten ganz genau innerhalb der von Lessing angegebenen Schranken gehalten habe. Indem aber mein Antikritiker, ihm unvollständig und theilweise unrichtig bekannte Thatsachen auf eine Weise darstellt, die den moralischen Ruf einer achtbaren Person, die sich noch dazu in einer physischen Unmöglichkeit — sich zu verantworten oder zu ver- theidigen — befindet, zu untergraben geeignet ist, so möge er auch mit dem Titel, welcher nach Lessing aus einem solchen Verfahren erwächst, vorlieb nehmen. 12. Endlich bemerkt man auch einen Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Nationalgefühl. Wenn Jemand die wissenschaftliche Ehre seiner Nation gegen unbillige Verunglimpfun- gen zu wahren sucht, huldigt er, meiner Ueberzeugung nach, einer edleren, folglich besseren Art Patriotismus, als Jener, welcher die Nationalehre durch verläumderischeGeringschätzung anderer Nationen zu verherrlichen glaubt. Klausenburg, den 16. April 1866. . - —— Correspondenz. Graz, den 9. Mai 1866. Hr. Alexis Jordan in Lyon hat sich zur Aufgabe gestellt, die gemeineren Species der europäischen Phanerogamen - Flora einer Revision zu unterziehen. Er hat mich in dieser Beziehung ersucht, ihm Blüthen und Fruchtexemplare und nebstbei Samen in einer Kapsel zu schicken, weil er Anbauversuche macht. Mehrere meiner botani- schen Correspondenten haben mich’ im vergangenen Jahre bereits unterstützt, wodurch ich im Stande war, Hrn. Jordan mehrere Cen- turien zu schicken. In seinem letzten Schreiben spricht er den Wunsch aus, auch in Böhmen und Ungarn Correspondenten zu er- werben, als Gegensatz bietet er Species der Flora Frankreichs. Wenn Jemand mit ihm in Tauschverbindung zu treten wünscht, wolle er sich an Hrn. Alexis Jordan nach Lyon, rue de l’arbre sec Nr. 40 wenden. J. C. Ritter v. Pittoni: Ns. Podhragy, am 10. Mai 1866. Bis jetzt konnte ich meine Exkursionen nur auf die nahe gele- genen Berge und auf die Waginseln bei Bohuslawice ausdehnen, 190 hoffe aber nach Pfingsten auch das interessante Temetveny im Neu- traer Komitat auf einige Tage besuchen zu können. Von Weiden sammelte ich Sali@ fragilis mit am Grunde verwachsenen Staub- fäden, was hier gar häufig der Fall ist. S. fragelis ß. subpentandra Neilreich (Nachtr. zur Flora von Nieder-Oesterreich p. 23) beob- achtete ich heuer in Bosäca, Stwrtek und auch im Thale Chumy un- weit von meiner Wohnung. Am letzteren Orle steht am Bache ein etwa QUjähriger Baum , an welchem nur einzelne meist missgehildete Kätzchen 2—5 männige Blüthen trugen, die meisten aber nur 2 män- nige, so dass ich Aestehen untersuchte, an denen nur ausnahms- weise einzelne mehrmännige Blülhen beobachtet wurden. Der bei dem Bosacer israelitischen Friedhof stehende mächtige Baum hat kurze volle Kätzchen, deren fast sämmtliche Blütben 3—5 männig sind. Salix incana Schrk. samnfelte ich mit am Grunde verwachse- nen Staubfäden un« gedrungenblüthigen Kätzchen auf einem Kalk- felsen östlich von Bosäca. Die an der Wag wachsenden sind locker- blüthig und die Staubfäden zur Hälfte, und bei anderen fast bis zur Spitze verwachsen , was dem blühenden Strauche ein eigenthüm- liches Aussehen gibt. Salix amygdalina fand ich in zwei Sträuchern mit mannweibigen Kätzchen, und zwar an demselben Zweige mit reinmännlichen, oben männlichen, unten weiblichen oder umge- kehrt ; dieselbe Form wurde auch in den Podhragyer Kopanitzen be- merkt und in mehreren Exemplaren eingelegt. Wo ich vor drei Jah- ren die seltene Nonnea lutea DC. entdeckte, sie aber in den zwei darauffolgenden Jahren vergebens gesucht habe, erfreute mich am 7. dieses Monats abermals ein blühendes Exemplar an einem Weg- rande bei Bohuslawice , ein anderes unweit davon stehendes , war noch nicht aufgeblüht. Wenn mir weidende Schafe keinen Strich durch die Rechnung machen, werde ich gewiss noch mehrere Exem- plare dieser seltenen Pflanze dort auffinden. Am Turecko ist in Holz- schlägen Carex Micheliü sehr gemein und bildet sowie auch C. prae- cox Jeq. stellenweise dichte Rasen, Hie und da waren noch einzelne blühende Adonis vernalis und Pulmonaria mollis WIf. zu sehen. Am östlichen Abhange überzieht stellenweise ganze Strecken Melica nu- tans mit M. uniflora, oft durch einander wachsend. Auch Cytisus ca- pitatus und Silene nutans blühen schon. Auch fand ich am Turecko in Gesellschaft mit Orchis militaris wachsend Orchis fusca in zwei schönen Exemplaren, deren eines in manchen Merkmalen von der in Hrn. Neilreich’s Flora von Nieder-Oesterreich beschriebenen ver- schieden ist. Ich erwähne nur, dass die Deckblätter über die halbe Länge des Fruchtknotens reichen, dass der Schaft, ziemlich in der Mitte, eine aus halbumfassender Basis plötzlich in eine Pfrieme zugespitzte Schuppe trage, und dass die dreitheilige Honiglippe mil linealen verhältnissmässig kurzen Seitenzipfeln und verkehrtherzförmigem Mittelzipfel, dessen Läppchen gekerbt mit einem lazwischen liegenden Zahne versehen erscheine. Ich hoffe noch mehrere Exeinplare zu finden, um sie auch Anderen mittheilen zu können. Gestern fand ich an einer Kalktuff absetzenden Quelle unter 191 dem Hügel Budisowa ein Exemplar Carex glauca mit quirliggestellten weiblichen Aehren, deren jede von einem blattarligen Deckblatte ge- stützt ist. Vor meinen Fenstern stehen Truppen von Carezx steno- phylla mit Festuca glauca, welche beide wahrscheinlich vom Wag- ufer mit Sand hieher, wer weiss vor wieviel Jahren, eingeschleppt wurden. Jos. L. Holuby. Gyöngyös, den 15. Mai 1866. Nachdem ich noch am 10. d.M. die seit Kitaibel hier nicht wieder gesammelte herrliche Poa sterilis Mass, auffand, verlasse ich morgen Gyöngyös, da ich gestern zum Oberlieutenant befördert und zur 5. Eskadron, die in Jazygien in Jäaszbereny liegt, transferirt wurde. Bevor ich aus der Matra scheide,, kann ich nicht umhin, Hrn. Kocianovich, der mir beinahe auf allen meinen Exkursionen das freundlichste Geleite gab, meinen innigen Dank zu sagen und ihn jedem Floristen, der diese Gegend betreten sollte, zu empfehlen. Zugleich bemerke ich, dass Kocianovich jedenlalls das bisher voll- sländigste Herbarium von Matraer Pflanzen besitzt. Victor v. Janka. Berlin, den 46. Mai 1866. Dr. Schweinfurth ist nach mehr als einjähriger Abwesenheit Anfangs April wieder in Kairo angelangt. Seine reichhaltige Aus- beute aus den Küstenländern des rothen Meeres,. Gallabat und den übrigen Grenzländern zwischen Abyssinien .und dem. ägyptischen Reiche, welche letzteren der Reisende nunmehr zu besuchen gedenkt, wird nach Beendigung der Reise in käuflichen Sammlungen ausgege- ben werden. Vor einigen Wochen wurde ich auf ein Ornithogalum aufmerksam gemacht, welches im hiesigen kgl. Monbijou-Garten sehr zahlreich auf Rasenplätzen in Gesellschaft des ziemlich spärlich dort vertretenen O. nutans L. vorkommt, und welches ich bisher mit diesem verwechselt hatte. Bei genauerer Untersuchung stellte es sich als Hyogalum Boucheanum Kfl. (Enum. IV. p. 348 [1842]) her- aus. Meine Vermuthung , dass diese Pflanze mit O0. chloranthum Saut. inKoch’s Taschenbuch 1. Auflage S. 508 (1844) identisch sei, bestätigte sich durch Originalexemplare aus dem Mayer’schen Garten zu Steyr, welche ich durch die Güte des Hrn. Dr. Sauter trocken und des Hrn. Apothekers Brittinger frisch zugesandt erhielt. Ich gedenke, den Gegenstand in einer ausführlichen Abhandlung zu be- arbeiten, in der ich nachzuweisen suchen werde, dass diese Pflanze eine gute Art von ziemlich weiter Verbreitung ist; bisher ist sie mir bekannt von Berlin, Magdeburg, Frankfurt a. O., Breslau, Nürnberg, Ober-Oesterreich, Tirol, Ungarn bei Pressburg und im Banat; von sämmtlichen Lokalitäten ausser Nürnberg und dem Banat habe ich Exemplare untersucht. Auch werde ich, da die Reichenbach'’sche Abbildung keineswegs genügt, da sie das meiner Ansicht nach wich- tigste Merkmal, den innern Zahn der Staubfäden nicht darstellt, auf welchen Dr. Weiss in Bonplandia 1856, 8. 178 (in Ihrer Zeitschrift #92 1856, S. 343) schon aufmerksam gemacht hat, eine neue Abbildung liefern. Da ich die Gattung Myogalum Lk., welche wegen desselben schwachen und ohnehin nicht durchgreifenden Charaklers, wie Por- rum Rehb. von Allium, von Ornithogalum getrennt wurde, nicht beibehalten kann, so würde ich die Pflanze als Ornithogalum Bouche- anum bezeichnen. In meinem Aufsatz über Carex Buekiü hat sich S. 107 eine störende Zweideutigkeit eingeschlichen. Es muss Zeile 17 statt: „deren Fäden diejenigen der C. Buekii übertreffen“ heissen : „deren, Fäden von denjenigen der ©. Bueki oft um das Doppelte an Stärke übertroffen werden.“ P. Ascherson. Personalnotizen. — Dr. Julius Rossmann, ausserordentlicher Professor der Botanik in Giessen, ist am 21. Jänner im Alter von 34 Jahren in Worms gestorben. — Jühlke, Gartendirektor in Erfurt, ist an die Stelle Lenne’s nach Berlin berufen worden. — HugoH.Hitschmann hat die Redaktion der „Allg. land- und forstwirthschaftlichen Zeitung“ übernommen. — Dr. Camille Montagne ist am 9. Jänner, 82 Jahre alt, zu Paris gestorben.,. — Dr. Thilo Irmisch, Professor am ı Gymnasium zu Sonders- hausen, wurde mit dem Namen „Brisseau Mirbel“ als Mitglied der kais. L. C. Akademie der Naturforscher aufgenommen. — Dr.C.Schlosser, Protomedikus inAgram, wurde zum wirk- lichen Mitgliede der südslav'schen Akademie ernannt. — Karl Sonklar Edler von Innstädten, k. K. Oberst und Professor zu Wiener-Neustadt wurde von Sr. k. k. Apost. Majestät „in Anerkennung seiner verdienstlichen Leistungen auf wissenschaft- lichem Gebiete“ durch die Verleihung des Ordens der eisernen Krone 3. Cl. ausgezeichnet. —esse > — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung (zugleich Jahressitzung) der k. k. zool.-bo- tanischen Gesellschaft am 4. April zeigte Dr. H. W. Reichardt einen monströsen Zweig von Pinus silvestris L. vor, welcher ihm aus der Gegend von Iglau durch Felix Schwarzl zugesendet wor- den war. Dieser Zweig zeichnet sich vor Allem dadurch aus, dass er dicht gedrängt über 200 Zapfen trägt und die Nadeln an ihm nicht zu 193 je zweien, sondern in Bündeln von 3—5 vorkommen. Endlich sind die einzelnen Theile viel stärker entwickelt, was namentlich an den Nadeln zu Tage tritt, welche meist 13—15 Harzgänge (anslalt wie normal 10) führen. Diese Missbildung ist also durch ein Expandiren des Bildungstriebes über das normal2 Mass zu erklären, und kann nur durch einen vermehrten Zufluss von Nahrungssaft bedingt sein. Dieses abnorme Zuströmen an Nahrungssaft fand vor 2 Jahren statt, wie sich aus dem enorm mächtig entwickelten Jahresringe dieses Jahres nachweisen lässt. Die Ursache dieser Erscheinung ist darin zu suchen, dass vor 2 und 3 Jahren der Bestand, in welchem sich die- ser monströse Baum befand, massenhaft von dem Kiefernroste Peri- dermium Pini Link befallen war. Das in der Rinde wuchernde Myce- lium übte daher einen mächtigen Reiz auf die von ihm bewohnten Zweige aus, und bewirkte so ein vermehrtes Zuströmen der Säfte. — Sodann berichtet der Vortragende, dass das in den Voralpen Nieder- Oesterreichs vorkommende Aspidium Lonchitis Sw. vor Kurzem von dem Mitgliede Em. Berroyer auf dem eisernen Thore (2622‘) bei Baden gefunden wurde und legte ein Exemplar desselben zur Ansicht vor. — Dr. A. Vogl sprach über die Metamorphose des Zellkernes. Nach den von ihm vorgenommenen Untersuchungen der Zellen des unter der Fruchlhaut der Beeren von Physalis Alkekengi befindiichen Gewebes, jener unter der Fruchthaut der Beeren von Atropa Bella- donna u.a. ist die Ursache der Färbung gewisser Pflanzenorgane in einer Metamorphose desZellkernes zu suchen und haben die Farbstoff- ‚körper wenigstens zum Theil den Plasmakörnchen desselben ihren Ursprung zu verdanken. Bei Ph. Alkekengi werden diese Körnchen zu farblosen Bläschen, die später ergrünen und in ihrem Innern Amylum erzeugen. Weiterhin geht der gıüne Farbstoff in einen orangen über, während sich auf Kosten des Stärkmehles ein Oel bil- det. Es scheint jedoch die Bildung des orangen Farbstoffes und des Oeles erst nach der Auflösung der Zellkernhülle im Zellenraume stattzufinden, da innerhalb des Zellkernes nur immer vereinzelte kugelige orangerothe Bläschen angetroffen werden. .. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 2. Mai berichtete Julius Steininger über einige von ihm im Waldviertel Nieder-Oesterreichs gefundene Gefässpflanzen; darunter befinden sich Asplenium septentrionale, gefunden im Kampthal, Gagea bohe- mica um Horn ziemlich häufig , Cypripedium Calceolus um Horn und bei Grubern, Polygonum Bistorta bei Ammelsdorf, Xanthium spino- sum bei Maissau, Verbascum phoeniceum im Horner Schlossgarten, Sedum refleceum im Strasserthale, Helleborus viridis um Horn, Aco- nitum Anthora im Kampthale oberhalb Steinegg. — Dr. H. W. Rei- chardt legte ein Verzeichniss von Flechten vor, welche er im Laufe der letzten Jahre an verschiedenen Orten Oesterreichs gesammelt hat; unter diesen kommen vor: Peltigera pusilla in Waldern zwi- schen Heiligenkreuz und Gaden, Placodium saxicolum vom Wasch- berg bei Stockerau, Plac. albo-pulverulentum von Dolomitfelsen bei Bad Neuhaus in Steiermark, Aspicilia cinereo-rufescens Kbr. ß. 194 heteromorpha Krmplhbr. von Quarzblöcken um die Herrenmühle bei Iglau, Psora lurida Kbr. von Berndorf bei Pottenstein und vom Hochschwab, Endopyrenium pusillum Kbr. von Berndorf, Verrucaria purpurascens von Neuhaus in Steiermark, Polychidium muscicolum und Collema granosum Kbr. von Lilienfeld in Nieder-Oesterreich. — J. Juratzka machte Mittheilungen über einige Laubmoose. Von Diceranodontium sericeum (Schpr. Bryol. eur. Suppl.), welches bisher nur steril bekannt war, sind nunmehr die Früchte gefunden, nach welchen es, in Uebereinstimmung mit der früher vom Vortragenden ausgesprochenen Ansicht mit Dicranella heteromalla zusammenfällt. Er fand die Früchte in 2 Stücken gelegentlich des Erscheiaens des XVI. Fasc. der Rabenhorst’schen Bryothek, unter den darin mit Nr. 809 ausgegebenen Exemplaren von Dicranodontium sericeum (prope Saraepontem 1864 leg.Ferd. Winter). Später erhielt er auch eine Probe dieses Mooses mit alten Früchten von dem bekannten Standorte bei Lippstadt durch Dr. H. Müller mitgetheilt. Orthotri- chum saxatile Wood erklärte er mit Bestimmtheit als blosse Form des Orth. anomalum , da sich die mannigfaltigsten Mittelformen vor- finden; auch bei sonst ganz gewöhnlichem O. anomalum kommen manchmal eben so entwickelte Cilien vor wie bei O. saxatile, bei welchem sie dagegen nicht selten ganz fehlen. Bryum murale W ils. wird gegenüber Br. erythrocarpum für eine spezifisch verschiedene Art erklärt, die sich insbesondere durch die Gestalt des Deckels der Büchse auszeichnet. Bryum erythrocarpum ö turfaceum Schpr. Syn. gehört dagegen nach Exemplaren ,,. welche v. Klinggraeff bei Marienwerder sammelte, als eine verkümmerte Zwergform zu dem polymorphen Bryum tırbinatum. Aehnliche und zum Theil noch mehr verkümmerte Formen sammelte C. Schliephacke auch auf magerem torfig-sandigem Boden bei Jeziorki in Westgalizien. Schliesslich gab der Vortragende einen für die österreichischen Alpen neuen Standort der Funaria microstoma bekannt , von der bisher in diesem Gebiete nur ein einziger (von G. A. Zwanziger bei Zweng im Lungau entdeckt) bekannt war. Dieser neue Standort ist Seis in Südtirol, wo Freih. v. Hausmann diese noch immer seltene Art sammelte und sie mit anderen Moosen dem Ministerialrath Freih. v. Hohenbühel mittheilte. | — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur am 1. Februar sprach 1) Dr. Stenzel über Zweigstellung bei den Schachtelhalmen. Da an jeder Axe die Blätter regelmässig vertheilt sind und dabei einen tiefgreifenden Einfluss auf den äusseren und inneren Bau derselben haben, so ist es natürlich, dass wir die Stellungsverhältnisse anderer Organe an der Axe auf die sicher ermittelten der Blätter beziehen. Während nun bei den Blüthenpflanzen die Zweigknospen fast aus- nahmslos in den Blattwinkeln stehen, ist dies beiden Gefässkryptogamen nicht der Fall, Bei den Schachtelhalmen entspringen die Zweige zwischen den zu einer Scheide verwachsenen Blättern und kommen am unteren Rande dieser Scheide hervor. Der Gefässbündelverlauf 195 zeigt dagegen, dass ihr eigentlicher Ursprung höher liegt, als der der Blätter, und schon aus diesem Grunde die Annahme Cela- kowsky’s, sie seien gehobene Axillarknospen des ein Stengel- glied tiefer stehenden Blatiquirls, unstatthaft ist. Der Vortragende hatte früher angenommen, sie seien herabgedrückte Adventivsprosse der Blätter des über ihnen stehenden Wirtels und hält die Zu- lässigkeit einer solchen Auffassung auch noch aufrecht, besonders wegen der Analogie mit den nahe verwandten Farnen. Gegen dieselbe spricht besonders der von Dr. Milde hervorgehobene Umstand, dass die Zahl der Zweige steis der Zahl der Blätter des Quirls, dem sie entspringen, entspricht, und nicht der oft verschie- ' denen Zahl der Blätter des nächst höheren Quirls. Danach scheint es am natürlichsten, die Zweige als den, neben ihnen stehenden Blättern zugehörig ansusehen. Genauere Untersuchungen des Gefässbündelverlaufs in solchen Fätlen, wie sie sich nur an frischen Pflanzen im kommenden Sommer werden gut ausführen lassen, werden die eine oder die andere Ansicht unterstützen. Die Zweige der Schachtelhalme endlich als Axillargebilde der sogenannten Asthülle anzusehen, scheint deshalb nicht zulässig, weil diese den Zweig selbst am Grunde umgibt, was wohl kaum bei einem Tragblatte vorkommen dürfte. Sie ist wohl eher für ein den Knospendeckschuppen vergleichbares, unterstes Blattgebilde des Zweiges selbst zu halten. Geheimralh Professor Dr. Göppert übersandte im Namen des Hofphotographen Weigelt für das Album der Section eine Photographie. des neben seinen ausge- zeichneten Leistungen in Zoologie und Erdkunde auch um die Bolanik verdienten Dr. Agalhon Bernstein,- welcher am 22. September 1828 in Breslau geboren, und am 19. April 1865 während der Rückhehr von .einer wissenschaftlichen Expedition nach Neu-Guinea auf der im östlichen Theile der Molucken gelegenen Insel Balanla gestorben ist. 3) Wundarzt Knebel hielt einen Vortrag über Thee und seine Surrogate. Derselbe gab zuerst eine Geschichte des, chinesischen Thee’s und seiner 760 in China unterschiedenen Sorten, von denen 20 näher charaklterisirt wurden. Da der Anbau des echten Thee's (Thea chinensis) auf das östliche Asien beschränkt ist, so haben die übrigen Völker, namentlich die nordischen, eine grosse Anzahl von Surrogaten in Gebrauch genommen, von denen aus Europa 97, aus Asien 62, aus Amerika 59, aus Afrika 20, aus Neu-Holland 14 aufgeführt wurden. Im Ganzen sind 246 Thee liefernde Pflanzen bekannt, welche 60 natürlichen Familien und 134 Gattungen angehören. Die meisten Theesurrogate liefern die Rosaceae (33), Labiatae (23), Ilieineae (15), Papilionaceae (15), Compositae (13), Ericaceae (11), Scrophularineae und Myrtaceae (je 10 Arten). In der Sitzung vom 15. Februar machte Oberstforsimeister v. Pannewitz, in dessen Wohnung die Section sich versammelt hatte, Mittheilungen, 1) über eine neue Art der Verpflanzıng der Fichten auf Fels- boden, nach den Versuchen v. Ehrenthal’s auf Wartenberg bei 196 Jung-Bunzlau; 2) über das Vorkommen der sogenannten Haselerle bei Löwenberg (vielleicht ein Bastart zwischen Alnus incana und glutinosa, wie ihn v. Uechtriiz bei Obernigk gefunden); 3) über einige, 60° hohe und 461% im Umfange haltende, circa 50 Jahr alte Bäume von Pinus canadensis in der Nähe des Greiffenberger Bahnhofes; 4) über das Vorkommen eines Taxus- Bestandes im Revier Giersdorf bei Wartha, bis zu 1600'° Seehöhe, dessen 3 stärkste Exemplare bei 20 Umfang, 30° Scheitelhöhe haben und etwa 350 bis 400 Jahre alt sein mögen; 5) über die Rothfäule nach den neuesten Untersuchungen von Willkomm "in Tharand; 6) über das neue Werk von Ratzeburg (die Waldverderbniss durch Insekten). Derselbe demonstrirte mehrere seiner reichen Sammlung neu zugegangene Hölzer, und Professor Dr. Göppert theilte mit, dass die früher nur aus Böhmen be- kannte, nach ältern Nachrichten auch in England und Schweden beob- achtete sogenannte Schlangenfichte, deren Tracht an Araucaria imbri- cata erinnert, nunmehr auch in Schlesien bei Obernigk, Liegnitz und Brieg gefunden worden sei. Dr. Milde legte ein ausgezeichnet schönes Prachtherbarium der Farne von Madeira, gesammelt von dem Leibarzt der Kaiserin von Oesterreich, Dr, Kumar, vor; die dortige Farnflora enthält 43 Filices (39 Polypodiaceae), ° 2 Hyınenophyllaceae, 2 Ophioglossum, 2 Equisetum, 2 Lycopodium, 2 Selaginella. F. Cohn, Sekretär d. S. — Der Congres seientifique de France findet dieses Jahr .. vom 1. bis 10..August in Amiens statt, derselbe zerfällt in 5 Sek- tionen und unter den Fragen, welche in denselben zur Berathung gelangen , befinden sich auch nachfolgende : Die klassische Theorie der Pflanzenathmung, ist sie anwendbar auf Vegetabilien ohne grüne Färbung, wie Flechten, Schwämme u. a.? — Statistik der Kryptoga- men des nördlichen Frankreichs. — Welches ist der wissenschaft- liche Standpunkt über die generatio spontanea? — Gewisse Früchte und Beeren, welche nicht benützt oder von Thieren verzehrt wer- den, eigneten sich dieselben nicht zu angenehmen, gesunden und ökonomischen Getränken ? | — Die Bibliothek des kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg, gestiftet im Jahre 1822, zählt mit Ausschluss der Doubletten 6443 Werke in 12,421 Bänden und 161 Heften. Seit 1839 sind für jährliche Ankäufe 1700 Rub. S. ausgesetzt. Die Bibliothek be- sitzt auch eine bedeutende Sammlung von kolorirten Handzeichnun- gen von Pflanzen, welche im Garten geblüht haben. Bibliothekar ist Hofrath Zabel. — In Regel’s Gartenflora (Januar 1866. S. 4) findet sich eine Beschreibung der im September v. J. in Erfurt stattgefundenen Garten- bau-Ausstellung — wir wollen nur erwähnen, dass diese Ausstellung was Reichthum, Mannigfaltigkeit, Anordnung und Eintheilung, sowie Bequemlichkeit und Sorge für das Publikum betrifft, alle Erwartungen übertroffen hat.“ — Es hatten sich wehl auch einige Mängel gezeigt, aber bei welcher finden sich deren nicht! Namentlich aber rügt Jäger 197 den Unfug, dass Aussteller seltene Pflanzen nur zum Zwecke der Aus- stellung ankaufen, ein Unfug, welcher keineswegs geduldet werden sollte, der aber doch nur zu oft auch anderwärls den lockenden Preisen zu Liebe geübt wird. Literarisches. — Prof. Schlagintweit gibt in Petermann’s geogr. Mitth., eine Schilderung der Vegelalion von Hochasien auf den drei Haüpl- kelten: dem Himalaya, Karakorum und Künlün, — Eine „Flora der Umgegend von Hamburg und Altona* ist von F. C. Laban erschienen. — Von Willkomm’s „Prodromus florae hispanicae* ist der 1. Theil des 2. Bandes erschienen. — Von Dr. P. Heiberg ist in Kopenhagen erschienen: „Conspeetus eriticus Diatomacearum danicarum.* — Von Lantzius-Beninga ist in Göllingen erschienen: „Die unterscheidenden Merkmale der deutschen Pflanzen-Familien und Geschlechter.“ 1. Abth. mit 21 lith. Tafeln. — Nach einer von Freih. v. Zigno veröffentlichten Aufzählung „Osservazioni sulle filei fossili dell’ ‚Oolite etc. (Riv. per. Accad. Padova 1865.)* der bisher bekannten Farne der Oolithflora kommen in unseren venezianischen Provinzen 31 Species vor, welche alle in wohlerhaltendsten Exemplaren reichlich in dessen Sammlung aufbe- wahrt sind und als Materiale dienen zu seinem grossen Werke: „Flora formationis oolithicae“, dessen Fortsetzung und Schluss eben unler der Presse ist. Im Nachfolgenden geben wir das Verzeichniss der in der Provinz Verona und Vicenza aufgefundenen und von de Zigno beschriebenen Farrn-Arlen: Cycelopteris minor Z., Odon- topteris Ungeri Z., Dichopteris Parotiniana Z., D. angustifolia Z., D. rhomboidaiis Z., D. mierophylla 2., D. Visianica Z., Cycadopteris Brauniana Z., CO. heterophylla Z., C. undulata Z., ©. Heerensis Z., Polypodites crenifolius Goepp. (Polypodi.m erenifolium Etting sh,, Pecopteris propinqua Lindl., Phlebopteris propinqua Brong., Pecopteris erenifolia Phill.) nudans Goepp., Marzaria Poliniana Z., M. sphenophylloides Z., Camptopteris jurassica (Aspidium Eltings.) Goepp., Protorhipis asarifolia Z., Sagenopteris angusti- folia Z., 8. reniformis Z., S. rotundata Z., S. Brongniartiana Z., S. Goeppertiana Z., S. Brauniana Z., S. (Otopteris Lindl., Adian- tites Goepp., Cyclopteris Presl.) cuneata Z., Glechenites desnoyersis Z., Laceopteris Bolziana Z., Teniopteris Heerensis Z., T. Beggialiana Z., T. Brongniartiana 2. — Professor Th. A. Bruhin gibt in dem 8. Berichte des Bregenzer Museum-Vereines „Beiträge zur Flora Vorarlbergs* mit vorangehender bezüglicher Literatur und Aufzählung der bis auf 198 die Gegenwart in Vorarlberg vorfindlichen Botaniker, worunter O0. Freih. v. Siernbach in Bludenz, Pfarrer Tiefenthaler von Gurtis in Brand, Fr. Zimmerl, Dr. Th. Müller in Bregenz, Dr. Schmid, Dr. Spiegel, Apotheker Kofler, Prof. Kunz u.a. in Dornbirn, 'Prof. Sheker, Dr. v. Porch, Dr. Nachbauer, Fabriksbesitzer Tschavoll in Feldkirchen, Tischlermeister Mad- lener in Lindau etc. etc. Bruhin erwähnt seiner Versuche über die Irritabilität der Aldrovanda vesiculosa (entdeckt von Cusler in Vorarlberg); bespricht einige Exkursionen mit Aufzählung der wichtigeren Pflanzenarten und endlich folgt das Verzeichniss der -seit Hausmann’s Flora neu entdeckten oder in derselben nicht angezeigten Pflanzen Vorarlbergs. Unter diesen eine Fiola trieolor L. v. holosericea, eine Pensei der Gärten nämlich, die Bruhin auch verwildert bei Mehrerau entdeckt hat; dann eine Mentha aquatica L. v. stolonifera (M. hirsuta L. v. stolonifera Gaud.?). Bei der Gatlung Orchis bemerkt der Verfasser, dass O. incarnata und Traunsteineri nur als Var. der O. latifolia zu betrachten seien, so wie er auch folgende Reduktion vorschlägt: Panicum sanguinale L. v. ciliare und glabrum; Setaria arvensis m. form. viridis (Set. viridis Beauv.), purpurea m. bildet den Uebergang zu rufiseta m. wegen der fuchs- rolhen Borsten (Set. glauca Beauv.), Lappa vulgaris m. forma major, minor und tomentosa, dann Platanthera chlorantha als Var. von biflora etc, » — Fuchs Josef, em. Apotheker und Custos der naturhistorischen Sammlungen des Vereines, „Katalog der Hölzer-Sammlung des allg. österr. Apothekervereines. Ausgestellt in der land- und forstwirth- schaftlichen Ausstellung in Wien 1866,“ Wien 1866. Im Selbstver- lage des A. Oe. A. V. Gr. 8, IV und 61 Seiten. — Diese Sammlung enthält 850 Nummern, darunter 629 Längsschnilte, 146 Querschnilte, bei dem Nachtrage, 73 Nummern, ist diese Unterscheidung nicht ge- macht, Da es jenen Botanikern, welche anatomische Untersuchungen der Holzarten machen wollen, sehr erwünscht sein muss, zu erfahren, wo sie ein reiches Materiale zu ihren Untersuchungen finden, indem wir nicht zweifeln, dass der Verein solche Untersuchungen begünstigen würde, so haben wir hievon Meldung machen wollen, Das Verzeichniss ist übrigens nicht mit der nöthigen Sorgfalt zusammengestellt und enthält Notizen, deren Nutzen nicht einzusehen ist, wie z. B. pag. 5, dass die Birke in den österreichischen Staaten vorkomme, eine Nach- richt, welche selbst die kleinsten Kinder nicht mehr überraschen wird, oder pag. 37, dass aus den Früchten der Weinrebe der Wein bereitet wird, wobei vorsichtiger Weise das Wort „bekanntlich“ bei- geselzt ist. Das Fichtenholz ist zweimal erwähnt, einmal pag. 1 unter dem Namen Abies picea Mill., das zweitemal pag. 22 unter dem Namen Pinus Abies L. An dem letzteren Orte erfahren wir, dass Pinus Abies L. in deutscher Sprache nicht bloss Fichte, sondern auch Roth- und Schwarzföhre heisst, welche Angaben denn doch gar zu arg sind. Pag. 36 wird uns mitgetheilt, dass das Lindenholz im Vene- tianischen Tejo und Cirmolo heisst. Der Name Cirmolo gehört jedoch 199 nicht dem Linden- sondern dem Zirmenholze. Das ganze Verzeichniss ist übrigens voll von Druck- und anderen Fehlern, z. B. Seite 2: pseudoplatanus, spiccatum, tartaricum, hippocastanum, anstalt Pseudoplatanus, spicatum, tataricum, Hippocastanum, pag. 7 ameri- canus, betulus, incisus, carpinizza, heterophyllus anstalt americana, Betulus, incisa. Carpinizza, heterophylla. Heufler. — Von Dr. Theodor Liebe ist in Berlin erschienen: „Grundriss der speziellen Botanik für den Unterricht an höheren Lehranstalten,* — „Die Schule des Gärtners und Pflanzenfreundes auf dem Ge- biete der Botanik, enthaltend die Lehre von der Gestalt, dem Baue und den Lebensverrichtungen der Pflanze, die wissenschaftliche An- ordnung des Pflanzenreichs , ein alphabetisches Verzeichniss der meisten lateinischen Art-Namen mit Angabe der Betonung und deutscher Uebersetzung, sowie ein Register der lateinischen Gattungs- namen.“ Von Dr. Hermann Pompper. Weimar 1866. Verlag von B. H. Voigt. Gr. Oct. Seiten 360. Mit 5 Tafeln Abbildungen. — Wie die meisten für Gärtner geschriebenen Bücher, trägt auch dieses einen langathmigen Titel, wohl nur dessentwegen, um anzudeuten, was es enthaltet. Möge unsere Gärtner und das nicht bloss die unter- geor«dneten, mehr der Drang nach wissenschaftlicher Ausbildung, als der Titel locken das Buch zu kaufen und es auch zu benützen. Von Nöthen hätten es die Meisten, den wie Wenige findet man, welche es verstanden haben, sich über eine allgemeine praktische Aneignung ihrer Kunst emporzuheben. Freilich fehlt solchen auch die Gelegen- heit zu einer scientifischen Ausbildung. Ohne besondere Schulbildung widmen sie sich einem Stande, in dem sie ob Lehrlinge, ob Gehilfen, als zählende Arbeitskräfte ausgenülzt werden. Gärlnerschulen haben wir keine und die löblichen Gartenbaugesellschaften, deren erste Auf- gabe es wäre, nach dieser Richtung hin zu wirken, verhalten sich solchen Anforderungen der Zeit gegenüber passiv; denn ihnen zu enisprechen, würde Geld kosten, ohne dem Prunke nach auswärts sonderlichen Vorschub leisten zu können. Unter so bewandten Um- ständen bleibt dem strebsamen Gärtner wohl nur übrig, sein Heil in guten Büchern zu suchen, vorausgeselzt, dass er die dazu nothwen- dige Lust und Zeit besitzt. Hat er beide, dann wäre ihm obiges Buch dessen Inhalt seinem Titel nicht widerspricht, bestens zu empfehlen. — „Liste der in der deutschen Flora enthaltenen Gefässpflar zen zunächst nach Koch’s Synopsis Fl. germ. et helv. zusammengestellt.“ München 1866. Verlag von J. Grubert. Ein Büchlein, von 161 Seiten in kl. Oct., welches kaum einen andern Anspruch macht, als zu einem Herbariums-Cataloge zu dienen und dabei jene Arten durch Sternchen ersichtlich zu machen, welche der Flora von Baiern angehören. Es werden im Ganzen 3602 Arten mit den entsprechenden Varietäten in systematischer Ordnung angeführt. — Von Dr. Besnard istin München erschienen: „Baiern’s Flora Aufzählung der in Baiern diesseits und jenseits des Rheins wildwach- senden phan. Pflanzen, mit Angabe ihrer Standorte, Blüthezeit u. a. — 200 Sammlungen. — Hepaticae europaeae, Herausgegeben von Dr. €. M. Gottsche und Dr. L. Rabenhorst. Decas 34—37. In diesen 4 Decaden sind folgende z. Th. auch mit Text und Zeichnungen be- gleitete Arten bemerkenswerth: Nr. 331. Scapania nemorosa mit Zeichnungen der von dieser Art oft sehr schwer zu unterscheidenden Sc. aequiloba. S.O. Lindberg hat die hübsche Entdeckung gemacht, dass die einzelnen Blattzellen der Sc. aegwiloba mit etwa 4—6 und mehr durchsichtigen stumpfen Papillen besetzt sind, während Se. nemorosa keine solche Papillen hat. — Nr. 334. Moerkia hibernica G. var. Wilsoniana. — 336. Moerkia norvegica G., bei welcher als sicheres Unterscheidungsmerkmal von M. kibernica im sterilen Zu- stande die braungelben Wurzelhaare angegeben werden, welche bei letzterer stels weiss sind. — 338. Jungerm. Schraderi ß undulifolia mit Zeichnungen. — 340 Riccia fluitans ß canalieulata ce. fr. — 341. — 344. Jungerm. cordifolia von versch. Lokaliläten, darunter von einem neuen von Jack (am Feldberge in Oberbaden) entdeckten Standort, welcher neben dem früher von Dr. Hampe am Harz ent- deckten, der zweite für Deutschland ist. — 345. Jungerm. laxifolia ce. per. — 347. Sauteria suecica eine neue Lindberg’sche Art, mit Zeichnungen und Text. — 352 Jung. obovata ß elongata — 356. Jung. Starkiü ß. procerior c. per. — 367. Sendtnera Woodsä Endl. Die Blätter dieser Pflanze, nach vorheriger Behandlung mit Liquor Kali caust. mit einer verdünnten Lösung von Jodzinkkalium (oder Doppeljodzink) gefärbt, geben nach Dr. Gottsche eines der vor- trefflichsten Bilder für das Zellenstudium der Lebermoose. — 368. Grimaldia Dichotoma. — 369. Fimbriaria Lindenbergiana. — 370. Riecia erystallina L. Juratzka. — Den grössten Theil der von Braun in Bayreuth hinterlasse- nen Sammlung von Pflanzen aus den Grenzschichten zwischen Keuper und Lias, 584 Exemplare, hat die Universität Würzburg angekauft. — Die von Prof. Dr. Schacht hinterlassene Sammlung bota- nischer Präparate ist von der russischen Regierung für die Summe von 3000 Rubel für die Universität Warschau angekauft worden. -— Das Herbarium des in Neutra verstorbenen Apothekers Lang ist um den Preis von 500 Gulden in den Besitz von C. Keck in Aistersheim übergegangen. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn v. Janka in Gyöngyös mit Pflanzen aus Ungarn. Sendungen sind abzegangen an die Herren Pazschke, Dr. Lagger, Dr. Münter, Br. Fürstenwärther, v. Sonklar, Winkler, Bausch, Preuer, Krenberger, Holuby, Br. Schlichting, Graf. Correspondenz der Redaktion. Herrn Bar. F. in G.: „Bitte Alles zu senden.“ Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische . „Exemplare, botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker die frei durch die Post be- erscheint ’ zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion i Pä Pi lbe {!# ! a a r (Wieden, Neumang. Nr. 7) an prännmerirsaufselbe Gärtner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzle, 2 ratumenleen 3 Thir. 10 Ngr.) . m Wegedes RA n zjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mir 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate ‚in Wien, die ganze Petitzeile 0. so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N Buchhandlungen. XVI. Jahrgang. WIEN. Juli 1866. INHALT: Ueber ältere Herbarien. Von Dr. Münter. — Ueber Pflanzen der ungar. undsiebenbürg. Flora. Von Dr. Kerner. — Ueber Pflanzen’der ungar. Flora. Von Uechtritz. — Zur Flora von Neusohl. Von Märkus. — Die europäischen Vulpia-Arten. Von Janka, — Literaturberichte. Von Heufler, Ka- nit. — Correspondenz. Von Holuby, Janka, Dr. Kerner, Krenberger. — Personalnotizen. — zereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Mittheilungen. Zur Orientirung in Betreff älterer Herbarien. Von J. Münter in Greifswald. In Nr. 5 dieser Zeitschrift p. 138 sowohl, als auch in Kreutzer’s Schrift über die Geschichte der Herbare findet sich die Notiz, dass in Holland und zwar zu Leiden ein Herbarium existire, welches Rau- wolff in den Jahren 1573 bis 1575 zusammengestellt habe. So richtig an und für sich diese Angabe ist, welche sich offenbar auf Ernst H. F. Meyer’s Geschichte der Botanik (Bd. IV. 1857, pag. 270) stützt, so haben doch sicherlich nicht nur der sehr genaue und sonst so zuverlässige E. Meyer, sondern auch Kreutzer und nach ihm A. Kerner die Originale nicht selbst gesehen, und den letzten Beiden ist es offenbar unbekannt geblieben, dass ich am 21. Sep- lember 1863 während der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Stettin (Tagblatt Nr, 4 pag. 28 und amtl. Bericht) der botanischen Sektion ausführlichere Mittheilungen über ein älteres Rauwolff’schesHerbar gemacht hatte, welches weder vonEE. Meyer noch von Andern erwähnt worden sei. Da nun, wie bereits angedeutet wurde, wenigstens im Mai d. J. mein gelehrter Herr College, A. Kerner, die unzulänglichen Angaben E. Meyer’s abermals wiederholt, so dürfte es Entschul- Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft 1866, 15 ’ 202 digung finden, wenn ich mich im Nachfolgenden abermals und elwas ausführlicher über die in Leiden konservirten Rauwolff’- schen Herbarien verbreite, jedoch unler der ausdrücklichen Vorbemerkung, dass ich damit keineswegs berechtigteren Mitthei- lungen vorzugreifen beabsichtige, die mein hochverehrter Herr Col- lege Miquel in Utrecht, der gegenwörlige Direktor des Lei- dener Rijk’s-Museums, auf weine persönliche Bitte mündlich und neuerdings auch wieder schriftlich mir in Aussicht gestellt hat. Ich selbst vindieire mir durch nachfolgende Notizen kein anderes Verdienst, als auf einen allgemein verbreitet gewesenen Irrihum zuerst aufmerksam gemacht zu haben, Als ich am 19. September 1860 während der Naturforscher- Versammlung in Königsberg (ef. Amtl. Bericht etc. 1860, pag. 278 u. folgd.) über das von mir in der Greifswalder Universiläls- Bibliothek aufgefundene von Friedrich Monau 1633 begründete, von Christoph Helwig und dessen drei Söhnen Anton, Karl und Christoph Helwig fortgeführte und durch Chr. Steph. Scheffel der Nachwelt überlieferle Herbarium Scheffelianum vivum berichtete, war es mir von besonderem Interesse ältere und etwa noch vorhandene Herbarien namentlich auch desshalb zu sehen, ob die von Monau und dessen genannten Nachfolgern angewandte Methode, die Pflanzen nicht aufzukleben, sondern mitlelst Steck- nadeln auf dem Papiere zu befestigen, schon von ältern Sammlern in Anwendung gebracht worden sei. Allein die Gelegenheit dergleichen ältere Herbarien einzu- sehen, ward mir nicht eher, als bei einem im September 1863 aus- gelührten Besuche des reichen Leidener Rijk’s Museums, zu wel- chem mich Herr Prof. Suringer zu führen die grosse Güte halte. Auf meine dessfalsige Bitte an den zufällig anwesenden Herrn Konservalor legte mir derselbe anfänglich einen Folioband mit ge- malter Titelvigneite vor, in welch lelzterer angegeben war, dass das- selbe „Leonhardt Rauwolffen’s Nieuwes Kreulterb uch“sei. Dieser Band enthielt 200 aufgeklebte Pflanzen, welche in den Jahren 1573—1575 in der Gegend von Nizza, Marseille, dann in Syrien, aın Libanon und Euphrat in Armenien und Mesopotamien gesammelt waren. Die Pflanzen selbst befanden sich auf weissem Papier von 15'/,‘‘ Höhe und 131," Breite. Jedes mit einer Pflanze beklebte Blatt war aul einer gelbmarmorırtlen Pappe von 18“ Höhe und 13‘ Breite aufgeheltet. Der Name der Pflanze fand sich auf der Rückseite des nächst vorhergehenden Pappbogens, also vis-A-vis von den be- treffenden Pflanzen, welche sich meist in einem so vortrefflich konservirten Zustande befanden, dass es wohl grösstentheils gelin- gen dürfte, die Species zu ermitteln, Von der Ansicht ausgehend, dass diess Herbar wohl nicht das von Meyer angeführte sein möchte, weil dieser von 513 ge- trockneten Pflanzen redete, während das vorgelegte Herbar nur 200 Arten enthielt, fragte ich den Konservator, ob nicht noch ein anderes Rauwolff’sches Herbar existire? Derselbe eilte auf diese 203 Anfrage sofort nach einem geöffneten Schranke, um ein grösseres Werk mir vorzulegen, welches aus 3 Theilen bestand. Jeder Band hatte seinen besondern Titel: „Erste, Ander, Dritte Kreutter- buch von Leonh. Rauwolffen.* Der erste Theil enthielt 212, der zweite ebenfalls 212, der dritte dagegen 210 Pflanzen, also in Summe 634, was wiederum mit E. Meyer’s Angabe nicht stimmen wollte, wonach es nur 513 Pflanzen sein sollten, Indessen wich- tiger als Alles das, war die Bemerkung, dass die Pflanzen der bei- den ersten Bände (welche Rauwolff in Frankreich, wo er stu- dirte, gesammelt hatte), aus den Jahren 1560, 1561 und 1562 stammten, dass dagegen die Pflanzen des dritten Bandes im Jahre 1563 theils in der Schweiz, theils in Italien gesammelt und ge- trocknet waren. Auch die Pflanzen dieses ältern Rauwolffschen Herbars befanden sich auf 10 10‘ hohem und 7° 4“ breitem weissen Papiere aufgeklebt und dergleichen mit Pflanzen beklebten Papiere waren auf 11’ 9“ hohem und 8" 3° breitem grünem Pa- piere aufgeheftet und grossentheils in gut konservirlem Zustande; so erinnere ich mich des auf tab. 164 der ersten Theils vorhandenen Carpinus Ostrya, der auf Taf. 166 des zweiten Theils befindlichen Adiantum Capillus Veneris, der auf lab. 207 der dritten Theiles trefflich erhaltenen Eranthis hiemalis u. A. Obschon durch die Auffindung dieses in Deutschland ganz unbekannten Rauwolff’schen Herbars aus den Jahren 1560 — 1563 höchlichst erfreut, konnte ich doch nicht unterlassen, dem Herrn Konservator mein Bedenken an den Tag zu legen, darüber näm- lich, dass E. Meyer, der sonst so gewissenhafte Historiograph der Botanik ausdrücklich nur von einem Herbarium rede, welches 513 Pflanzen enthalten solle. Abermals brachte der sehr bereitwillige Herr Konservator einen grossen Folioband herbei, welcher zwar 513 Pflanzen enthielt, aus welchem aber leider nicht zu ersehen war, wer die Pflanzen gesanmmelt halte, noch wo dieselben ge- sammelt waren. Dem Anschein nach dürften die Pflanzen dieses grossen Folio- bandes noch älter sein als die Rauwolff’schen, während noch ein anderes Herbarium aus Indien, mit dem Titel: „Herbarius vivus Ceylonensis Vol. I.“ von 20'/,° Höhe und 11°/,“ Breite, 75 sehr schön konservirte und mit lateinischen und indischen Namen ver- sehene Pflanzen enthielt, aber offenbar jünger war, als das fast ebenso grosse Herbar mit 513 Pflauzen. Indem ich mich der Kofinung hingebe, dass mein gelehrter Freund, Prof. Miquel ausführlicher über diese und vielleicht noch andere in Rijk’s Museum konservirte alte Herbarien demnächst be- richten wird, glaubte ich doch bis dahin wenigstens nicht unler- lassen zu dürfen, einem durch E. Meyer herbeigeführten Irrtliume begegnen zu müssen, der, wie aus Nr. 5 pag. 138 hervorgeht, un- geachtet meiner in Stettin vor 3 Jahren bereits erfolgten Remedur doch noch heute Verbreitung findet. 15,# 204 Somit ist also wenigstens dargelhan, dass sofern das von Greault im Jahre 1558 angelegte Herbar noch in Ad. Jussieuw’s Sammlungen exislirt, jedenfalls das von Rauwolff 1560-1563 begründete ,„ 634 Species enthaltende Herbar des Leidener Rijk’s Museums, die nächst älteste und umfassendste Sammlung getrockneler Pflanzen sein dürfte, welche thatsächlich nachweisbar ist, wenn nicht noch Falconer’s oder Ghini’s Herbarien auf- gefunden werden, die 1548 wenigstens, wenn nicht um 1540 be- reits angelegt wurden. Bemerkungen über einige in den letzteren Heften der Oesterreichischen botanischen Leitschrift behandelte Pflanzen der ungarischen und siebenbürgischen Flora. Von A. Kerner. Zu Corresp. v.M. Winkler Bd. XV. S. 399 und Corresp. Janka, Bd. XVI. S. 124. Geum strictum Ait. ist allem Anscheine nach eine in Sieben- bürgen sehr verbreitete Pllanze. Es liegen nämlich auch im Herbarium des kais. bot. Kabinets in Wien zwei Exemplare von Geum strietum Ait. aus Siebenbürgen, das eine aus dem Portenschlag’schen, das andere aus dem Jacquin’schen Herbarium. Beide Exemplare sind aber mit dem Namen „Geum intermediuin‘‘ bezeichnet. Da das eine dieser Exemplare der Etiqueite zu Folge von Baumgarten ge- sammelt und von ihm als @. intermedium bezeichnet an Jaecequin gekommen ist, so unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, dass Geum intermedium Baumg. als Syn. zu @. strietum Ait. zu ziehen ist. Geum strietum Ait. ist übrigens auch eine Bürgerin der unga- rischen Flora, Ich fand dieselbe im Biharer Komitate an mehreren Stellen und zwar genau mit Exemplaren aus Russland und Nord- deutschland übereinstimmend. Der höchste Standort, an welchem ich dort die Pflanze beobachtete, ist der Graben, welchen man über- schreitet, wenn man von der Stäna la Scieve gegen die Margine wandert. Diese Stelle liegt 4100° hoch, und diese Höhe kann auch als obere Grenze dieser Pflanzenart in dem genannten Gebiete ange- sehen werden. Zu Corresp. v. Knapp Bd. XVI. S. 61. Radiola linoides Gmel. ist allerdings eine Pflanze Jder unga- rischen Flora. Ich fand dieselbe an mehreren Punkten in dem terliären Hügellande, welches sich am Fusse der höheren Berge im Gebiete der schwarzen Körös zwischen Petrosa und Rezbänya ausbreitet; am 205 häufigsten in den lehmigen Hohlwegen im Grunde der Eichenwälder, sowie auch auf etwas feuchten lehmigen Aeckern bei den Dörfern Fenatia und Sedescelu nächst Rezbänya. Gewöhnlich traf ich sie dort in Gesellschaft von Filago minima, Gypsophila muralis, Centunculus minimus und Hypericum humifusum. Sie übersteigt in dem genannten Gebiete nirgends die Seehöhe von 1500 Fuss. Zu Janka’s Aufsatz, Bd. XVI. S. 169, Danthonia provincialis DC. (Avena paradensis Kit.) findet sich auch im Gebiete des Pest-Piliser Komitates. Ich fand dieses hübsche Gras auf dem Schwabenberge bei Ofen in 1200° Seehöhe. Die Pest- Ofener Botaniker, welche diese in Sadler’s Flora des Pester Komi- tates nicht erwähnte und wie es scheint in dem genannten Florenge- biete früher übersehene Pflanzenart aufsuchen wollen, werden selbe in ziemlich grosser Menge auf den Wiesen antreffen, welche sich ober der Berger’schen und Frivaldsky’schen Villa gegen den höchsten Rücken des Schwabenberges hinaufziehen und durch welche ein Geh- steig zu dem „Normabaum“* emporführt. Ich zweifle übrigens nicht, dass diese in Ungarn bisher nur für das Heveser, Borsoder und Krassder und jetzt auch für das Pest-Piliser Komitat nachgewiesene Pflanze noch an vielen anderen Punkten, namentlich im Gebiete des Vertes-Gebirges, Bakonyerwaldes und in der Gruppe der Fünfkirch- ner Berge aufzufinden sein dürfte, Zu Corresp. v. Ascherson, Bd. XVI. S. 191. Ornithogalum chloranthum Sauter kommt ausser Pressburg und dem Banat auch im mittleren Ungarn vor. So bei Ofen im Stadtmaierhofparke und bei Pest im Stadtwäldchen; massenhaft auf den Wiesen Jer Donauinseln (Dampfschiffwerftinsel, Margarethen- insel, Csepel); ferner in grosser Menge auf den Aeckern bei Pilis Csaba und zwar längs dem Wege gegen die Slanitzka (800°). Einen der merkwürdigsten Standorte notirte ich auf dem Herminenfeld bei Pest, wo ich etwa zehn Exemplare dieser Pflanze auf unbeschalletem lockeren Sandboden in Gesellschaft von Jris arenaria und Ranun- culus pedatus in ganz gutem Gedeihen antrafl. Ich habe über das Vorkommen dieser Pflanze bei Ofen im Mai 1859 an Neilreich geschrieben und auf die Unterschiede von O. nutans aufmerksam gemacht. Neilreich hält aber O. chloranthum Saut. für identisch mit O. nutans und hat wohl aus diesem Grunde das Vorkommen des ©. chloranthum im Gebiele der Pest-Ofener Flora in der „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen‘“* übergangen. Die Koch’sche Diagnose kennzeichnet die Pflanze ganz vor- trefflich. Unter den von Koch aufgeführten Merkmalen scheint mir neben dem relativen Längenverhältniss der an den längeren Staubge- fässen wahrnehmbaren Seitenzähne insbesonders die Form des Stempels besonders beachtenswerth zu sein. Der Fruchtknoten ist namlich bei ©. chloranthum nicht genabelt und der Griffel zur Zeit der vollen Blüthe immer so lang als der Fruchtknoten, während bei 206 O. nutans der aus der nabelförmigen Vertiefung des Fruchtknotens vorragende Griffel immer kürzer als der Fruchtknoten ist. Eine Beobachtung, welche ich an dem OÖ. chloranthum bei Ofen machte, scheint mir ein ganz besonderes Interesse zu beanspruchen. Von den unzähligen Exemplaren, welche im Stadimaierhofparke und auf der Margaretheninsel vorkommen, entwickelte nicht eines reife Früchte, während die Stengel des dort an gleichem Standorte aber viel seltener vorkommenden O. nutans regelmässig mib vollkommen ausgebildeten Früchten beladen waren. Da nun meines Wissens an allen Punkten, wo ©. chloranthum bisher beobachtet wurde, auch O. nutans vorkommt, so drängte sich mir unwillkürlich der Gedanke auf, dass O. chloranthum und O. nutans nur eine Art bilden, deren Individuen je nach der Rolle, welche sie bei der Befruchtung spielen, einen Dimorphismus in den Blüthen erkennen lassen. O. chloranthum wäre die androdynamische und O. nutans die gynodynamische Form. Es ist das wie gesagt eine Vermuthung, welche ich bisher nicht weiter zu verfolgen Gelegenheit fand, die mir aber immerhin einige Beach- tung zu verdienen scheint. Schliesslich erlaube ich mir, Herrn Dr. Ascherson noch auf eine allerdings ziemlich werthlose auf O0. chloranthum bezügliche Notiz in den Verh. d. z. b. Vereines in Wien Bd. IV. Abh. S. f0 auf- merksam zu machen. Da in dem genannten Aufsatze gerade die wichtigsten Merkmale des O. chleranthum keine Behandlung finden und der Leser daher in Zweifel bleiben könnte, ob das bei Wien beobachtete Ornithogalum wirklich ©. chloranthum ist, so erwälne ich, dass die an der zitirten Stelle erwähnte Pflanze des Wiener Theresianum-Parkes in der That das 0. chloranthun Sauter darstellt. Zu Bd. XV. S. 325. In Sadler’s Flora Com. Pest, wird eine Linaria italica Trev. aufgeführt und durch nachfolgende Diagnose charakterisirt: Glauca, caule erecto, tereti, glabro, ramoso, foliis alternis, sessilibus, remotis, linearibus vel lineari-lanceolatis, acutis, trinerviis, glaberrimis, inte- gerrimis, racemis paniculalis, calcare elongato, reetiusculo, seminibus orbiculato-planis, eircummarginato-alatis, discis tuberculato-scabris. Corollae flavae, palato auranlio, pubescente.‘* — Diese Diagnose charakterisirt sehr gut die im Gebiele der Pest-Ofener Flora von mir beobachtete Linaria italica. Die Stengel, Blüthenstiele und Blätter sind kahl, etwas seegrün, die Blätter sind zerstreut und ziemlich locker gestellt, niemals so dicht gedrängt, wie bei L. vulgaris, sie sind im lebenden Zustande etwas fleischig, dieklich, oben ganz flach, nicht flachrinnig und nicht von dem eingesenkten Mittelnerv durchzogen wie jene der L. vulgaris; im getrockneten Zustande erscheinen diesel- ben etwas runzelig, mehr weniger deutlich dreinervig. Die Blüthen sind mit Innbegriff des Spornes 15—20”" lang und der Sporn 7—10""- lang, also kleiner als an L. vulgaris. Die Farbe der Krone ist intensiver als jene der L. vulgaris, schön zitronengelb, mit lich- terem oder dunklerem aber immer deutlich goldgelben oder orange- 207 farbigem Gaumen!). Die Kapsel ist kugelig, misst 5""- und ist doppelt so lang, als die Kelchblätter. Die Samen sind 15-2" ®=- breit, schwarz, rundlich, flach zusammengedrückt mit deutlichem breiten flügel- förmigem Saume eingefasst, gewöhnlich sattellörmig gebogen. Der Nügelförmige Saum ist sehr zart und dicht radial gestreift, der Diskus von erhabenen Punkten körnig-rauh. Sadler gibt l.c. Linaria italica „in onmibus pralis siecis, abunde in arenosis, ad vias‘ an. Der Ausdruck .,in omnibus‘* über- treibt jedenfalls die Häufigkeit des Vorkommens dieser Pllanze im Gebiete der Pest-Ofener Flora. Immerhin aber kann Linaria italica in der genannten Flora als eine verbreitete Pflanze angesehen werden. Ich traf dieselbe dort in der Niederung: auf Sandhügeln bei P. Sällosär näclıst Tatär Szt. György, auf P. Peszer bei Also Dabas, aın Eisenbahndamme zwischen Czegled und Abony, auf den Sand- hügeln bei Monor, Pilis, P. Epres und am Räkos bei Pest, ferner auf Kalk- und Löss-Unterlage der Höhen bei Ofen und Waitzen und ins- besonders häufig auf trachytischem Boden auf den mit Reben be- pflanzten Gehängen bei Szt. Endre, wo sie noch bei 1300° vorkommt, Wahrscheinlich dürfte sie auch noch weiter westwärts in der kleinen ungarischen Ebene zu finden sein, da sie wenigstens sporadisch sogar im Wiener Becken vorkommt, wie die von Koväcs am Laaerberge bei Wien gesammelten, in der Flora exsiccata vindob. ausgegebenen und mit der ungarischen Pflanze vollkommen identischen Exemplaren beweisen. Da die hier gemeinte Pflanze mit ihren Merkmalen sich zwischen Linaria genistifolia Mill. und L. vulgaris Mill. stellt, so drängte sich mir bei ihrem Anblicke in Ungarn wiederholt die Vermulhung auf, dass selbe als ein aus den beiden eben genannten mit ihr fast immer an den gleichen Standorten beobachteten Arten hervorgegan- gener Blendling anzusehen sein dürfte. Gegen diese Vermuthung schienen freilich ihre Häufigkeit und der Umstand, dass sie reife Früchte und Samen erzeugt zu spre- chen. Da aber mehrere unzweifelhafte Bastarte zu den häufigsten und verbreitetsten Pflanzen gehören und da viele unzweifelhafte Bastarte auch keimfähige Samen ausbilden, so glaubte ich der An- nahme, dass die von mir in Ungarn beobachtete Linaria italica !) InReichenb. Icon. XX. t. 64 erscheint die Blüthenröhre der Linaria italica im Gegensätze zu der Diagnose S. 32 von gleicher Farbe wie jene der L. vulgaris, was unrichtig ist. Tubus, Sporn und Lippensaum sind an der lebenden Z. italica intensiv sattgelb oder citionengelb und der Gaumen ent- weder zoldgelb wie die Blütlien der Potentilla aurea oder deutlich orange; an den Blüthen der L. vulgaris dagezen ist der Tubus und die Oberlippe schwefelgelb, die Unterlippe und der Sporn citronengelb und der Gaumen orange. Hausmann gibt diess unter allen Autoren (in der Fl. v. Tirol S. 634) am b.sten an, indem er bei Linaria vulgaris bemerkt: „Blüthen grösser als an L. italica, schwefelgelb, Unterlippe und Sporn dunkler, Gauinen oran ;e- farben wie an L. italica* Die Blüthen der L. italica :werden von ihm sehr richtig auf derselben Seite „sattgelb“ genannt. 208 ein Blendling sei, immerhin Raum geben zu dürfen. — Als sich mir aber nachträglich Gelegenheit bot, die Linaria italica auch in Vintschgau und bei Botzen in Südtirol zu beobachten, wo die eine der vermutheten Stammeltern, nämlich Linaria genistifolia Mill., gar nicht vorkommt, und als ich mich dort an lebenden Exem- plaren überzeugte, dass die Südtiroler unzweifelhafte Li- naria italica Treviranus, so wie auch Exemplare derselben Pflanze in den Herbarien der hiesigen Universität und des tiroli- schen Nationalmuseums, welche Prof. Moris „In subalpinis pede- montii* und Schleicher „in Provinciis* sammelte, mit der un- garischen auf das genaueste übereinstimmen, musste ich natürlich die obgedachte Annahme als grundlos fallen lassen. Die Linaria ialica Trev., Koch, Sadler, Koväcs, Haus- mann ist also kein Blendling und muss als eine im Süden und Südosten Europa’s vom südöstlichen Frankreich durch Piemont und Südtirol bis Ungarn verbreitete Pflanze bezeichnet werden, mit welchem Nachweis sich auch die von Ascherson in der Botan. Zeitung 1865, S. 367 angeregten Zweifel, ob die Treviranus’sche Art wirklich in Ungarn wächst, beheben. Da ich nun gelegentlich eine Zusammenstellung der in der österreichischen Flora vorkommenden Blendlinge zu publiziren ge- denke, so wäre es mir sehr erwünscht, in Erfahrung zu bringen, ob, wie Neilreich in Fl. von Niederösterreich 8. 546 vermuthet, neben der von Frankreich bis Ungarn weitverbreiteten Linaria italica Trev. in der That noch Blendlinge aus Linaria genistifolia und L. vulgaris vorkommen. Herr Dr. Ascherson würde mich daher sehr verbinden, wenn er mir die von ihm für einen derar- tigen Blendling gehaltene in der Matra vorkommende Linaria Kocianovichii güligst zur Ansicht mittheilen würde. I) Antirrhinum Bauhini Gaud. in Bert. Fl. it. ist mit der hier bespro- chenen Pflanze unzweifelhaft identisch,! wenn auch die Beschreibungz die Bert. in d. Fl. ital. p. 370 gibt, nicht sonderlich zu passen scheint. Bertoloni erhielt nämlich seine Exemplare aus Südtirol von Facchini (vergl. I. c. 374), von welchem letzteren auch Exemplare mit von ihm beigesetzten handschnriftlichen Bemerkungen im Herbarium des tirol. Nationalmuseums liegen. — Zwischen Gebüschen, an schattigen Stellen wird der an offenen sonnigen Plätzen steif aufrechte Stergel der Linaria italica weicher, gebozener und oft geradezu niederliegend; die Blätter sind dann gleich den Blättern zahlreicher anderer im Schatten aufgewachsener Pflanzen weicher und verhältnissmässig breiter und die Blüthen blasser. Solche Exemplare, welche auch mir aus dem Etschthal vorliegen, scheint nun Bertoloni von Facchini aus Südtirol erhalten und darnach seine Beschreibung verfasst zu haben; denn nur auf solche Weise lässt sich erklären, dass Bertoloni, seinem Antirrhinum Bauhini einen „caulis decumbens“ und eine „corolla-protuberantiis palati barbaque faucis concolo- rıbus vel aureis* zuschreibt. 209 Bemerkungen über einige Pflanzen der ungarischen Flora, im Anschlusse an Neilreich’s „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten 6efässpflanzen.“ Von R,. v. Uecshtritz. I. Dem Erscheinen eines die Sichtung des Materiales für eine Flora Ungarns bezweckenden Werkes mussten alle diejenigen mit Sehnsucht entgegensehen, die sich für die Vegetationsverhältnisse jenes von der Natur so reich ausgestatteten Landstrichs Central- Europa’s interessiren; hätte doch selbst ein derarliges Buch auch dann noch eine bedeutende Lücke in der pflanzengeographischen Literatur ausfüllen geholfen, wenn es nicht mit der bewunderungs- würdigen Sorgfalt und Kritik verfasst gewesen wäre, welche die jüngste Leistung Neilreich’s gleich seinen früheren ziert. Vor allen Andern wird es der zukünftige Bearbeiter einer ungarischen Flora dem Verfasser Dank wissen müssen, dass er ihm eine Vorarbeit ge- liefert, wie sie wohl selten in ähnlicher Weise für andere Länder gegeben worden ist und welche um so schwerer wiegt, wenn man bedenkt, dass der Verfasser weder im Lande seinen Wohnsitz hat, noch dasselbe durch öftere Bereisung selbst genauer kennen gelernt hat. Möchte das Erscheinen seines Werkes, welches als Muster für alle ähnlichen Arbeiten dienen kann, für denjenigen Einheimischen ein Sporn sein, der sich gewachsen fühlt, die Sisyphusarbeit einer Landes- flora in Angriff zu nehmen! Ich enthalte mich jeder weiteren Besprechung des Werkes im Allgemeinen, welches ohnehin längst in den Händen der Meisten sein wird; einmal stehe ich dazu dem Gegenstande zu fern und dann stimme ich mit allem, was mein Freund Ascherson in Nr. 48 der „botanischen Zeitung“ (1865) über die Neilreich’sche Arbeit gesagt hat, überein. Ich begnüge mich daher im Folgenden einige wenige Zusätze und Bemerkungen zu geben, für welche mit wenigen Aus- nahmen meine Sammlung die Belege enthält. Equisetum hiemale L. Hiebei ist zu bemerken, dass Wahlen-. berg’s Pflanze (fl. carp. p. 333) des Standorts halber wohl auf E. variegatum Schleich. zu beziehen sein dürfte; die Worte der Diag- nose „vaginis demum edentulis* sprechen freilich nicht für diese An- nahme, desto besser weist aber die Angabe des Vorkommens „ad ripas fluminum frigidiorum passim“ auf das E. variegatum hin, welches die Kiesbette der Gebirgsflüsse der Tatra in Menge bewohnt und. Wahlenberg unmöglich hätte entgehen können. Dazu kommt, dass E. hiemale der hohen Tatra zu fehlen scheint; ich habe es weder 210 selbst irgendwo bemerkt, noch von Andern erhalten und bezweifle überhaupt sein Vorkommen sehr, da es, in nördlicheren Breiten wenigstens, Gebirgsgegenden ganz zu meiden scheint. So fehlt die Pflanze auch im eigentlichen Sudetenzuge und ist in Schlesien auf die Ebene beschränkt. Calamagrostis laneeolata Roth. In den Centralkarpaten bis in die untere Alpenregion aufsteigend; Haussknecht theilte mir Exemplare unter der Bezeichnung: „Calamagrostis spec.“ von den Abhängen über dem Meerauge, also oberhalb der Waldregion, mit. In den schlesischen Karpaten fand ich sie sehr häufig in der obern Wald- region der Barania in einer Höhe von 3000—3500°; in den Sudeten dagegen ist mir diese Art, die auch in der Alpenkette bis an die untere Grenze der Alpenregion aufsteigt, in solchen Höhen nie vor- gekommen; sie bleibt hier gewöhnlich unter 2000° zurück und wird in höheren Gegenden durch die C. Halleriana ersetzt, die in den Central-Karpaten und Beskiden fehlt. Festuca varia Hke. var. F. flavescens Bell. Sehr schön auf der Pyszna in den Liptauer Alpen (Haussknech!). Bromus secalinus L. Die Varietät mit sammtig-weichhaarigen Aehrchen, B. velutinus Sehrad. dürfte sich wohl nur in den wärmeren Theilen Ungarns finden; in den Centralkarpaten wenigstens, sowie überhaupt in den Gebirgsgegenden des nördlichen Ungarns dürfte sie wohl ganz fehlen. Die Formen der Bromus-Arten aus der Gruppe Serrafaleus Parl. mit bekleideten Aehrchen gehören überhaupt vor- zugsweise südlichen und westlichen Gegenden an; so findet sich bei uns in Schlesien, welches mit Ausnahme des B. squarrosus die Mehr- zahl der hieher gehörigen deutschen Arten beherbergt, keine einzige in dieser Weise abändernd. Carex divulsa Good. Ein am 14. Juni 1807 auf Hügeln an der Waag bei Rownje von Rochel gesammeltes, mit diesem Namen be - zeichnetes Exemplar meiner Sammlung gehörte der echten C. muri- cata an; doch dürfte die wahre ©. divulsa vermuthlich im Trenesiner- Komitat ebenfalls vorkommen, da sie, wie mich erst neulich Freund Ascherson überzeugte, selbst noch in Schlesien an verschiedenen Orten vorhanden ist. Carex vitilis Fr., welche ich am schwarzen See der Tatra ge- funden, ist, wie schon Ascherson bemerkt, mit der von Hauss- knecht ebendort angegebenen €. Personiö identisch. Zwischen der Pflanze der Karpaten und deutschen Alpen und der scandinavischen €. vitilis vermag ich keine Differenz zu ersehen und halte sie daher für die nämliche Art. Das Vorkommen der ©. vitilis Fr. in den west- ‚lichen Hochsudeten ist sehr zweifelhaft; der Krawse’schen Angabe scheint eine Verwechslung mit der C. canescens var. subloliacea Anders. zu Grunde gelegen zu haben. C. pilulifera L. Schr. spärlich am Nordfusse der Pyszna bei 4000'. Seirpus mucromatus L. Von dieser bei Neilreich fehlenden Art besitze ich ein als S. pungens Vahl, bezeichnetes Exemplar von 211 Rochel aus dem Sümegher Komitate, leider ohne specielle Angabe des Standorts, wie diess bei zahlreichen Rochel’schen Pflanzen meiner Sammlung oft der Fall ist. Luzula sudetica W. Da mit der echten Pflanze dieses Namens, die durch das sehr kurze Samenanhängsel leicht kenntlich ist. häufig Gebirgsformen der L. campestris v. multiflora mit dunkelbraunen Perigonen und Kapseln verwechselt werden, so dürfte eine Sicher- stellung der ungarischen Standorte der echten Art nicht unnöthig sein, um so mehr, als nicht einmal Alles. was in der Alpenregion vor- kommt, zu dieser gehört. L. sudetica W. besitze ich echt nur vom weissen See, obschon sie in der Tatra auch gewiss noch häufiger vor- kommen mag. Dagegen ist L. sudetica, von Hazslinszky bei Eperies gesammelt und durch den Wiener Tauschverein ausgegeben nur eine Form der L. campestris. Aus den Alpen habe ich immer noch nieht die echte L. sudetica erhalten können; dass sie dort fehlen sollte, möchte ich indess um so weniger glauben, als sie noch in den Pyre- näen vorkommt, wie von Duval-Fouve milgetheilte Exemplare beweisen. Narthecium ossifragum L. dürfte wohl aus der ungarischen Flora besser ganz zu verweisen sein, da sein Vorkommen in den Karpaten aus pflanzengeographischen Gründen höchst unwahrscheinlich erscheint. Im Koscielisker Thale wächst wohl viel Tofieldia caly- culata, aber schwerlich Narthecium, für welches nicht einmal geeig- nete Localitäten vorhanden sind. Gladiolus ‚.communis“‘ aus dem Walde Adamov bei Holitsch ist nach einem vonKrzisch gesammelten Exemplare der echte @. palu itris Ich habe diese Art auch ziemlich häufig auf einer kleinen feuchten Waldwiese des Gödinger Waldes in Mähren gesammelt. Potamogeton fluitans Roth. Sollte die unter diesem Namen von Hazslinszky in der Zips angegebene Pflanze wohl wirklich die echte Roth’sche Species und nicht vielmehr die in schnellfliessenden Ge- wässern, besonders in Berggegenden stellenweise nicht seltene Varietät prolixus des P. natans sen? Der P. fluitans Roth scheint eine sehr seltene, mehr dem Norden angehörende Art. Thesium Linophyllum y„ montanum Whbg. Carp. p. 69 ist dem Standorte nach nicht Th. montanum Ehrh. sondern Th. intermedium Schrad., welches am Galgenberge bei Kesmark gemein ist. Ob das wahre Th. montanum im Gebiete der CGentral-Karpaten vorkommt, lasse ich dahin gestellt; im ganzen Zuge der Sudeten findet es sich nir- gends, denn was Wimmer in der Flora von Schlesien Tk. montımum nennt, ist gleichfalls nicht die Ehrhardt’sche Pflanze, sondern das Th. ıntermedium. Wimmer’s Varietät ß Zatifolium, welche durch höhern Wuchs und breitere, dabei deutlicher nervige Blätter sehr ausgezeichnet ist, bildet scheinbar einen Uebergang zum echten Th. montanum, welches mir eine gute Art zu sein scheint, wiewohl viele Schriftsteller das Gegentheil behaupten. Ich bin wenigstens nie zwei- felhaft gewesen, zu welcher Art ich ein Exemplar rechnen sollte; Th. montanum ist auch ohne Früchte leicht durch das Fehlen der Aus- 212 läufer, weit länger zugespitztere Blätter und durch die sehr verlän- gerten untern Rispenäste zu erkennen, durch welche der Blüthen- stand mehr pyramidal erscheint. Bei Th. intermedium sind die unteren Rispenäste nicht beträchtlich länger als die obern und daher die Rispe mehr länglich. Erigeron alpinus L. Nach Hazslinszky soll in der Tatra eine kahle Form ebenso häufig, als die behaarte vorkommen. Ich bemerke hierzu, dass ich obwohl ich E. alpinus dort an verschiedenen Stellen häufig gefunden, nur die behaarte gesehen und auch später immer nur diese von dort erhalten habe. Ich will desshalb nicht in Abrede stellen, dass sich stellenweise auch kahlere häufiger finden mögen, aber im Ganzen ist gewiss die besonders an den Hüllen ziemlich stark be- kleidete Form die häufigere und es dürfte wohl noch genauer zu ermitteln sein, ob jene kahlere Form der Karpaten mit dem wahren E. glabratus Hoppe, einer in den Alpen nur stellenweise vor- kommenden Form, identisch ist, der sämmtlich zungenförmige weib- liche Blüthen und merklich schmälere Blätter als E. alpinus besitzt. Unter der Bezeichnung: Inula squarrosa var, Bubonium (I. Bubonium Rehb. excurs.) befindet sich in meiner Sammlung ein am 2. Juli 1819 von meinem Vater am Zobor bei Neutra gesammeltes Exemplar der I. hybrida Koch. Der specielle Standort ist bezeichnet: auf Grasplätzen am obern Ende der Weingärten, da wo der Eichen- wald beginnt, an der Südseite des Berges auf Kalk. I. germanica, sowie ]. ensifolia liegen von demselben Standort in der Sammlung. Dagegen fehlen in derselben sowohl Artemisia camphorata als Carpesium abrotanoides aus dem Neutraer Komitate, während ein von Rochel dort gesammeltes Individuum von ©. cernuum vorhanden ist. Cineraria capitata Whbg. Von dieser Pflanze, welche im normalen Zustande stets ohne Strahlblumen vorkommt, fand ich im Koscielisker Thale ein einziges Individuum mit strahlenden Köpfchen unter der gewöhnlichen. Man sollte erwarten, dass die Art in diesem Zustande der C. aurantiaca Hoppe sehr gleichen müsse, mit der sie von vielen Autoren verbunden wird. Gerade die strahlende Form scheint aber zu beweisen, dass hier zwei verschiedene Arten vor- liegen; bei C. capitata radiata sind die heller gefärbten und deut- licher geaderten Zungenblüthen beträchtlich länger als die Scheiben- blüthen, ähnlich wie bei ©. erispa, da ihr Saum wohl 21/,--3mal länger als die Röhre ist. Bei meinen Exemplaren der C. aurantiaca finde ich dagegen die Randblüthen etwa so lang, als die Blüthen desMittelfeldes und ihr Saum ist ungefähr nur 1'/,mal länger als die Röhre. Senecio Doronicum L. Grzegorzek’s und Berdau’s Angaben, nach denen diese Art in der Tatra vorkommen soll, bezweifle ich sehr und zwar aus folgendem Grunde. Berdau’s Schilderung zufolge muss die von ihm für S. Doronicum gehaltene Pflanze nicht selten sein; an einer Stelle sagt er sogar: „Auf den Waldwiesen fand ich meistens gewöhnliche Pflanzen, doch überwiegend mit Senecio Doronicum.“ Ich habe mich in Folge jener älteren Angaben in der Tatra sehr nach S. Doronicum umgesehen, habe aber nichts Aehnliches bemerkt, eben- 213 sowenig als meine Freunde, die nach mir das Gebirge besuchten. Ich vermulhe daher nicht ohne Grund eine Verwechslung?) und glaube auf der richtigen Fährte zu sein, wenn ich annehme, dass beide den in den Central-Karpaten überaus häufigen S. subalpinus für S. Doro- nicum angesehen haben; biefür spricht auch der Umstand, dass jener von beiden nirgends in ihren Reiseschilderungen erwähnt wird; zudem ist S. subalpinus an den Orten, wo Berdau den $. Doronicum vor- zugsweise angibt, zwischen Javorina und Zakopana und in den Kupfer- schächten, besonders zahlreich. — Der von Rochel am Krivan ange- gebene Standort des S. Doronicum scheint mir ebenfalls noch der Be- stätigung zu bedürfen. Ueberhaupt möchte das Vorkommen der Grund- form dieser Art in Ungarn noch zweifelhaft sein. Saussurea macrophylla Sauter. Zu dieser Art, die wie ich schon früher mitgetheilt habe, im vorigen Herbste von Fritze am Gewont bei Zakopana gefunden wurde, gehört möglicherweise auch die am Stirnberg als S. discolor angegebene Pflanze. Am Abhange des Stirnberges gegen das Drechselhäuschen sammelte übrigens Fritze schon 1863 auch die echte $. alpina. Centaurea nigra. Die Karpatenpflanze ist meines Erachtens ebensowenig wie unsere schlesische zu der echten westeuropäischen Art dieses Namens zu rechnen; ich halte die dort vorkommenden Formen vielmehr für zum Kreise der C. austriaca W. gehörig, in welcher bekanntlich eigentlich die wahre Linne&’sche ©. phrygia zu suchen ist. Dass von dieser Uebergänge zur C. Jacea vorkommen, lässt sich allerdings nicht läugnen, doch möchte ich dieselben lieber für Bastartbildungen beanspruchen, da sie sich an Orten, wo C. austriaca ohne C. Jacea vorkommt nicht finden. Zwischen C. pseudo- phrygia C. A.M. (d. i, der in Deutschland gewöhnlich ©. phrygia ge- nannten Art) und €. Jacea finden sich auf ähnliche Weise unzweifel- hafte Hybriden, wie diess schon von Wimmer erkannt worden ist; nur stimme ich mit diesem nicht überein und halte es für unnatürlich, wenn er diese mit C. austriaca, die eine reine Art ist, in eine Collec- tivspecies zusammenwirft. Bei Centaurea Scabiosa fuliginosa ist zu bemerken, dass unter dem Przyslup nicht die gleichnamige Lokalität der Zipser Magöra, sondern ein Kalkfelsen in der vordern Hälfte des galizischen Koscie- lisker Thales von Haussknecht gemeint wird; das nämliche gilt weiterhin bei Hieracium Tatrae. Uebrigens hege ich noch Zweifel, ob die dort von H. angegebene Pflanze die nämliche wie die Prachtpflanze des Drechselhäuschens ist. Haussknecht’s Exemplare habe ich freilich nicht gesehen, wohl aber theilte mir Fritze, der zugleich mit H. dort war, Exemplare einer Centaurea mit der Bezeichnung C. Kotschyana mit, die zur ©, Scabiosa coriacea gehörten. !) Eine ganz ähnliche Verwechslung findet sich sowohl bei Grzegorzek als bei Berdau in Betreff des Carduus defloratus var. glaueus, auf den ohne Zweifel die von beiden für Cirsium canum gehaltene Pflanze zurückzuführen ist; letzteres fehlt den höheren Thälern der Tatra ebensogut wie andern Hochgebirgsgegenden. 214 Cirsium canum X oleraceum Wimmer. Auf Wiesen bei Tepla anı Fusse des Chocs (Haussknecht). Sonchus palustris L Obwohl von dieser Art von Neilreich eine grössere Anzahl Standorte in Ungarn angegeben werden, so dürfte es doch noch in Frage zu stellen sein, ob sie sich sämmtlich auf die echte Pflanze dieses Namens beziehen. So wenig eigentlich S. palustris und S. urvensis zu verwechseln sind!), so häufig geschieht es doch, dass, besonders in südlicheren Gegenden, die Form major Neilr. des 8. urvensis für erstere Art genommen wird; selbst S. arvensis laevipes Koch habe ich aus dem südlichen Mähren als S. pulustris erhalten. Die grössere Form des $. arvensis, wie Neilreich wohl mit Recht annimmt, ein Produkt des sumpfigen Bodens ist im Norden, wo S. palustris stellenweise ziemlich häufig scheint, seltener. In Schlesien, wo übrigens S. palustris gänzlich fehlt, fand ich sie erst einmal in der Nähe von Breslau zwischen Schilf am Rande eines Teiches; hier findet sich der $. arvensis seinem Namen entsprechend, vorherrschend auf Ackerland und verwandelt sich auf Wivsen gern in die Forn Zaevipes. In Südtirol dagegen, in den Sümpfen des” Etischlandes und Vintschgaus (hier besonders bei Glurns) sah ich dagegen den S. arvensis major massenhaft; ebenso erhielt ich die nämliche Form aus dem Unter-Wallis, als S. palustris. Dieselbe und zwar ein Individuum mil zugleich.ziemlich kahlenBlüthen- stielen und Hüllen erbielt ich kürzlich durch Schneller’s Güte von St. Georgen bei Pressburg als S. palustris. Möglich wohl, dass sich dort, sowie überhaupt im tiefern Theile des Landes auch der echte S. palustris ausserdem noch findet, sein Vorkommen im nördlichen Karpalenzuge aber scheint mir jedenfalls sehr zweifelhaft, Crepis succisaefolia Tausch. Häufig auf den subalpinen Wiesen des obern Kupferschächtenthales und am Thörichlengern und zwar in der starkbekleideten Hochgebirgsform (H. croaticum W K.). Hieracium praealtum X PıloselaW imm. (H. brachiatum Bert.) Kalkfelsen am Berge Jedowec bei Teplie, Kom. Trenesin. (v. U. sen. als H. stoloniflorum.) (Fortsetzung folgt.) '!) Mit Recht bomerkt Ascherson (Fl. der Prov. Brandenburg, p. 381) dass der, welcher d«n echten 8. palustris nur einmal gesehen, ınit Sicherheit im Stande sei, die Art an einem «inzelnen Blatte zu erkennen. ——ssn> — - en Beiträge zur Kenntniss derFlora von Neusohl. Von Professor Alexander Märkus. IV: Indem ich meine Beilräge zur Flora von Neusohl vom vorigen Jahrgange durchmusterle, habe ich noch folgende Pflanzen, als in meinem Gebiete vorkommend, vermisst: Auf Wiesen und Hügeln: Phleum pratense L. In Gärten: Taxus baccata L., Morus alba L., Spinacia oleracea L., Capsicum annuum L., Lycopersic«m eseulent«m Mill., Antirrhi- num majus L., Petroselinum sativum Ho flm., Ribes rubrumL., Bras- sica oleracea L.. Lepidium sativum L., Cucumis sativus L, Melo bs Vitis vinifera L., Juglans regia L., Raphanus sativus L., Persica vulgaris Tourn., Prunus avium L., Triticum caninum L. | Auf nassen Wiesen von Stiavnicska: Phragmites communis Trim: Auf Feldern gebaut: Hordeum v-lgare L. Auf trockenen Hügeln: Carlina acaulis L., selten. In Wäldern: Abies Picea Mill., alba Mill., Larie Lam., He- dera Helix L. Im stehenden Wasser: Lemna minor L., bei Garamszeg in Mo- rästen auch Typha latifolia E., deren Frucht ich im Herbste von dort bekam. An Wegen und an der Gran: Quercus sessiliflora Sm., Ulmus effusa WlId.. Xanthium strumarium L., Onopordon Acanthıum I; Barbarea vulgaris R. Br. In sonnigen Hohlwegen: Culamintha Clinopodium Spen., La- mium purpureumL., Galeopsis versicolor Curl,, bisher nur am Wege nach Herrengrund. In der Seulzerallee: Thaticirum aquilegifolium L., einmal ge- funden, wahrscheinlich durch das Wasser von den höheren Regione N hieher geführt. Von Physalis Alkekengi L., habe ich die Frucht aus unseren Wäldern bekommen, konnte aber bis jetzt denStandort nicht ermitteln. Aus Versehen steht im vorigen Jahrgange S. 189 stall Sangui- sorba officinalis Poterium Sang«isorba; und 8. 310 als Druckleuler soll für die mitt. Temperatur von Dezember, Jänner und Februar — 3.438, — 2.73, = 1:620 R, stehen; in die heurige Entwickelung der Frühlings-Flora von Neu- sohl betrifft, kann ich Ihnen Folgendes mittheilen! Nach einem gelinden und fast schneelosen Winter (die Tempe- ralur sank nur 2—3mal bis aul — 10° R. im December), erschien am 14. Februar auf der unleren Wiese auf sonnigen Ulern die ersie Blülhe von Tussilago Farfara, — am 15. bekam ich Bellis perennis, 216 Petasites offieinalis und Capsella bursa pastoris aus den Gärten; den 16. hat Primula acaulis ihre Blüthen entfaltet. Darauf kam eine Kälte von —4—6°R. in der Früh und Schneefall, so dass die Erstlinge des Frühjahres meist erfroren. Den 5. März habe ich wieder Tussilago Farfara beobachtet. „17. „ Petasites albus (hermaphroditisch). „20. „ Crocus vernus, Lamium purpureum, Veronica agrestis, hederifolia, Primula acaulis, Corylus Avellana, Alnus glu- tinosa, Isopyrum thalictroides, Taraxacum officinale, Corydalis so- lida, Draba verna, Viola odorata und Stellaria media. Neusohl, im Mai 1866. ne I He III Die europäischen Vulpia-Arten. Von Victor v. Janka. 1. Palea inferior margine haud ciliata. 2. Palea inferior margine plus minus dense longeque ciliata. 12. 2. Gluma superior inferiore 2-plo v. 3-plo — vel paullo tantum major. 3. Gluma superior inferiore multo longior; gluma inferior minuta vel subnulla. 11. 3. Gluma superior flosculi proximi dimidiam partem aequans. 4. Gluma superior flosculum proximum nunc aequans, nunc supe- rans, vel rarissime paullo brevior. 6. 4. Gluma superior inferiore 2-plo longior. 5. Gluma superior inferiore 3-plo longior; paniculae pars in- ferior a vagina inclusa: Vulpia Pseudomyurus Soy. Will. . Gluma major flosculis multo brevior; arista paleam dimidiam longa: V. incrassata Salzm. Gluma major flosculis subdimidio brevior; arista paleam ipsam aequans: V. tenuis Par. 6. Gluma superior inferiore paullo tantum major: V. geniculata Link. Gluma superior inferiore 2plo—3-plo longior. 7 7. Palea superior apice integra, indivisa; panicula apice nulans, 8. Palea superior apice 2-dentata vel plus minus profunde 2-fida ; panicula stricta. 9. 8. Paniculae rami omnes simplici; spieulae subsessiles teretiusculae sub 3-florae; gluma major flosculum subaequans; palea inferior ot _— m 10. 11. 12. 13. 14. 15. 217 lanceolata arista sub 3-plo superata; palea superior in carina longe ciliata: ciliis apice arcualis: V. panormitana Parl. Paniculae rami inferiores divisi; spiculae longius pedicellatae, compressae, sub-6-florae; gluma major flosculo subdimidio bre- vior; palea inferior anguste linearis arista subduplo superata; palea superior in carina ciliolata: V. sciuroides Roth. Gluma major flosculo (proximo) longior; arista paleam infe- riorem superantes; palea superior brevior; folia setacea: V. setacea. Gluma major flosculo aequalis vel subaequalis; aristae paleis breviores vel subaequales; palea superior inferiorem subaequans; folia lineari-convoluta. 10. Panicula secunda; spieulae sub-4-fl.; palea inferior glabra levis; arista palea brevior: V. sienla Parl. Panicula subaequalis; spieulae sub-3-fl.; palea inferior superne scabriuscula, carina scabra; aristae paleas suas aequantes; palea superior angustissima: V. attenuata Link. Panicula composita apice nutans; spiculae teretiusculae; pedi- celli ensiformes complanati: V. ligustica Bert. Panicula contracta spiciformis, strieta; spiculae compressae; pediceli teretes: V. bromoides (V. uniglumis Parl.) Gluma superior flosculum proximum aequans v. subaequans. 13, Gluma superior flosculo proximo 2-plo brevior. 15. Glumae subaequales: V. tenuicula Boiss. et Reut. Glumae valde inaequales. 14. Gluma superior inferiore 3—4-plo major; palea inferior apice breviter 2-seta atque inter setas aristata; arista floris dimidiam aequans: V. Michelii DC. Gluma superior inferiore multo major; palea inferior ex apice integro aristata; arista paleam subaequans: V. Alopecurus Schousb. Arista palea paullo longior; palea inferior margine dense ciliata: V. Myurus (ciliata Parl.) Arista palea 3-plo longior; palea inferior sparse ciliata: V. aetnensis Parl, Strabenilz bei Kremsier, am 10. Juni 1866. — 0 —— Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1866. 16 218 Literaturberichte. — Münter, Dr. Julius, Direktor des botanischen Gartens der k. Universität Greifswald, Beitrag zur ferneren Begründung der Lehre vom Generalionswechsel für die Gruppe der Pilze. Separatabdruck aus dem Bulletin du congr&s international de Botanique et d’Horti- cullure, convoqu6 a Amsterdam, au mois d’Avril 1865. Gr. 8. 36 S. Da der Gegenstand dieser Abhandlung seitdem in de Bary’s Morpho- logie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten (Leipzig, 1866, p. 29—41, 44, 45, 201, 202) ausführlich behandelt worden ist, so können wir uns in dieser Anzeige ‚sehr kurz fassen. Den Haupt- inhalt bildet eine Geschichte der Forschungen über Sclerotien. Der Angabe, dass Leveille im Jahre 1843 die Anzahl der Sclerotien auf 100 geschätzt hat, fügen wir bei, dass Streinz im Nomenclator fungorum (1862) 118 angenommene Arten aufgezählt hat. Auch werden dort 10 angenommene Acrospermum-Arten verzeichnet. Auf S.5 kommt die Stelle vor: „‚Indessen zitirt E. Fries im Syst. myc. (Tom. I. p. 244— 245) eine Persoon’sche Schrift (Commentationes de fungis clavaeformibus, pag. 68, Taf. II. Fig. 4), in welchen Acrospermum compressum als Clavaria fabarum vorkommen soll.“ Die hiernach Münter’n aus eigener Anschauung nicht bekannte Schrift Persoon’s führt den Titel Commentatio (nicht Commen- tationes) de fungis clavaeformibus und ist in zweifacher Ausgabe vorhanden, welche beide im J. 1797 erschienen sind, nämlich selbst- ständig und als Anhang (p. 130—239) des unter dem Titel Coryphaei Clavarias Ramariasque complectentes etc. Lipsiae. 1797 erschie- nenen Nachdruckes des Textes der „Beata ruris otia fungis danicis impensa“ von Holmskjold. Dort ist, p. 200—201 der unselbstständigen und wie Fries a. a. 0. angibt, p. 68 der selbstständigen Ausgabe, Ciavaria herbarum (nicht fabarum; ein Druckfehler, welcher bei Fries nicht vorhanden ist) angeführt, jedoch nicht als neue Art, sondern mit dem Citate: Römers N. B. Mag. 4, 118, und mit der Be- merkung, dass dieses Sclerotium von Acrospermum compressum Tode durch seine nicht trockene, harte oder starre Subslanz, sowie durch das Fehlen der ringförmigen Furchen an der Oberfläche sich unter- scheide. — Eine längere Polemik wider die Gegner der Auflassung der Sclerotien als Dauermycelien schliesst sich der erwähnten Ge- schichte ihres Studiums an, worauf eigene Kulturversuche folgen. Den Pezizen, welche aus Sclerotien hervorgehen, ist noch Pezizu sclerotiacea Ces. ms. in Rabenh. Herb. mycol. nr. 1532 aus einem Sclerotium beizuzählen, welches Cesati für Sel. stercorarium ge- halten hat. Zum Schlusse wird gesagt, es scheine sich zu ergeben, dass die bisher in den Systemen der Mykologie geführte Ordnung der Hyphomyceten, grösserentheils wenigstens die conidieniragende Form anderer Ordnungen sei, und dass Hymenomyceten sowohl, als Dis- comyceten Pilzformen darstellen, welche aus der Keimung und Ent- 219 wickelung zahlreicher Sporen hervorgehen und nicht das Produkt einer einzigen Spore sind. Wenn anstatt „grösserentheils“ der Aus- druck „theilweise* gebraucht wäre und im zweiten Theile des Satzes nach „hervorgehen“ das Wort „können“ und nach „nicht“ das Wort „immer‘ stände, so wäre dagegen nichis einzuwenden. Dann wäre aber auch die Klausel, dass es so scheine, überflüssig. Heufler. — Flora agri belgradensis methoda analylica digesta auctore Dr. Josepho Pan&ic. Belgrad 1865. X. 295 S. Vorliegende Arbeit ist in serbischer Sprache verfasst und ist die erste in dieser Sprache abgefasste Flora. Wir wollen nicht un- tersuchen in wieferne der Verf. recht gelhan, diese Flora in einer für beinahe alle Botaniker unzugänglichen Sprache zu schreiben und wollen uns nur auf eine Besprechung dieses Werkes einlassen, inwie- ferne uns dies unsere karge Kenntniss der serbischen Sprache er- möglicht. Man erkennt im ersten Augenblicke, dass der Verf. mehr nach französischem als deutschem Muster vorgegangen. Das Gebiet der Flora ist Belgrad mit 10 Meilen seines Umkreises, dieses enthält 427 Genera und 1057 Species Anthophyten. In der Einleitung bespricht noch der Verfasser den Gebrauch des Buches, gibt die Eiklärung der Abkürzungen der Auloren- namen, der ein-, zweijährigen ete. Pflanzen, dann der Standorte und der Monate, da die Abkürzungen der zweiten ersten jeder Bo- taniker erkennt, so will ich nur die der zwei letztern hier geben. Bei den Standorten bedeutet: 1. = Grundstücke, Häuser, Wege. 2. — Aecker und bebaute Orte, 3. —=Triften, trockene Wiesen, 4. = Sand, abschüssige Orte, 5. — Wald, schatlige Orte, 6. — Felsige Orte, Mauern, 7. — Auen, feuchte Wiesen, 8. — Wasser, Ufer der Flüsse und Bäche, Moore, III. — März, IV. —= April. — $$. 1—36 folgt eine kleine Morphologie, $$. 37—76 die analytische Uebersicht der Ge- nera, S$. 77—273. die analytische Tabelle der Species, mit Diagnosen der Klassen, Ordnungen und Gattungen. Dieser Theil ist nach dem De Candolle’schen System angelegt. Die im Werk gedruckten lateinischen Bemerkungen setze ich in extenso her. S. 92. Zu Thlaspi elegans Boiss. „Cum descriptione Boissieri Diagn. plant. orient. Nr.5 pag. 82 sat bene congruens, mihi lamen di- versum visum ob caules saepe (nec tamen semper) corymbosos el praeceipue ob semina juniora more Th. alliacei etsi tenuius insculpta. Sub nomine T’h. Avalani mihi! amicis communicalum.* S. 109. Geranium fasciculatum Pand. „Videtur valde affine G. erenophyllo Boiss. Planta Orienta Nr. 8. pag. 117; sed planta nostra humida fugiens per collinam Serbiam a Belgrado ad Aleksinac copiose diffusa est, ac in frigidiore hac patria jam Majo floret, imo ante Julium et semina maturat.* S. 130. Rosa belgradensis Panc. „Aflinis R. caninae, sed pe- talis ciliato-dentienulalis, virore foliorum lueidiore ac fructibus mino- ribus praecocioribusque, insignis!* S. 243. Iris serbica Panc. „Affinis J. olbiensi Hen. in Gren. et Godr. flore deFrance. Ovarium habet 15mm. tubum perigonii 25mm. l., 10? 220 lobos stigmatis obtusos exteriori margine inciso dentatos, filamenta antheris paulo longiora, lobos perigonii flavidi ad basim lividis striis pieli apice rotundawos emarginatosve, exleriores obovalo cuneatos reflexos interiores ellipticos aut obovatos in unguem subito contrac- tos erectos apice conniventes, spathas conniventes acutas margine au- gustissime scariosas perigonii tubo longiores, scapum teretem flore cum pedunculo longiorem, foliis ensiformibus breviorem. Per Serbiam collinam, montanam et alpesirem vulgaris. Syn. I. lutescens m. in Verz. der in Serbien wildwachs. Phan. Nr. 1054. An non eadem cum I. Reichenbachii Heuff. e nimis concisa diagnosi planlae banaticae dijudicari non potest.* $S. 272. Triticum virescens Pant. „Affine Tr. glauco Desf. et fors mera ejus varietas, insignis culmo semper graciliore ac minus alto, virore totius plantae laeto ac aristis spiculas superantibus.“ S. 274—284 kömmt der Index der serbischen Pflanzennamen. S. 285 — 295. Ein serbisch-lateinisches terminologisches Wörter- buch. Die Ausstattung des Buches kann eine vorzügliche genannt werden, wie auch die ganze Anordnung sehr befriedigend, Druckfehler sind für eine belgrader Typographie wenig. Es wäre sehr zu wün- schen, wenn uns Pan&ic mit einer lateinisch geschriebenen Flora Serbica, zu deren Abfassung ihn sein beinahe zwanzigjähriges fleis- siges Botanisiren berechtigt, überraschen würde.. Kanitz. Correspondenz. Ns. Podhragy, am 26. Mai 1866. . „Wenn die Obstbäume ums neue Jahr blühen, werden sie reich- liche Früchte tragen;“ dieser Spruch unserer Landleute hat sich heuer bei uns durchaus nicht bewährt, denn obwohl die Obstbäume Anfangs Jänner mit Eiskrystallen vollbehängt waren, haben Fröste am 23. und 24. d. M. unsere Obsternte vollkommen vernichtet. Pflau- men, Kirschen, Birnen, Aepfel, Aprikosen, Pfirsiche, Maulbeerbäume, Weinstöcke und ganz besonders, die bis aufs Holz gänzlich erfrore- nen Nussbäume gewähren einen höchst traurigen Anblick. Bohnen-, Mais- und Kartoffelfelder, dann Rosen und fast sämmtliche Zierge- wächse der Gärten, in Wäldern Buchen und Eichen blieben auch nicht verschont. Nicht besser erging es auch vielen wildwachsenden Pflanzen, so sind namentlich Orchideen, Nonnea, Symphytum, Alisma Plantago, Hottonia palustris, Ranunculus acris, Trifolium montanum, und viele andere Sumpf- und Bergpflanzen wie abgebrüht, so dass ich jetzt ans Sammeln der frühzeitig blühenden Orchideen nicht ein- mal denken kann. Am 23. d.M. ging ich auf die Stwrieker Sumpf- wiesen, auf welchen man heuer zıemlich weit, ohne das Einsinken zu befürchten, vordringen kann, um hauptsächlich Carices zu sammeln. 221 Die Wiesenvegetation sieht kümmerlich aus, so dass überall die dem Oekonomen nicht besonders lieben und werthen Carices über andere Gräser hervorragen. Da sammelte ich die in grosser Menge vorkom- menden Carex distans, glauca, letztere auch in Formen, die nur schwer von C. panicea zu unterscheiden sind, ©. flava, acuta, vul- garis, und zwischen diesen beiden eine Uebergangsform im Uler- schlamme der Wassergräben, €. paludosa, teretiuscula in unzählbarer Menge, minder häufig C. paniculata, vulpina, ampullacea, in stehen- den Wässern mit fingerdicken Ausläufern und mitunter zusammenge- setzten weiblichen Aehren, C©. vesicaria, und aufeiner kleinen Strecke, die im Bosacathale häufige, hier seltene C. Davalliana. Marchantia polymorpha bedeckt da den Boden, darunter fand ich zu meiner Freude, das bis jetzt hier nicht beobachtete Eriophorum gracıle Koch. mit E. angustifolium vermischt. Gegen Bohuslawitz zu ist am Abhange der Häjnica Euphorbia epithymoides in Frucht, und im Sumpfe Equisetum limosum viel häufiger und üppiger als bei Stwriek; Hippuris vulgaris konnte ich nicht erreichen, indem ich einzusinken befürchtete. Zwischen Uferpflanzen erscheint massenhaft Lemna minor und trisulca, auch sammelte ich an alten Schilfrohrhalmen Batrachospermum moniliforme. Einige andere Algen fing ich auf Papier auf, die ich aber noch nicht nennen kann. Unweit von der Brücke wächst die riesengrosse Carex riparia, etwa durch eine Missbildung mit braun und grünlich gescheckten Bälgen, jetzt in bester Entwicklung. Ueppige Exemplare der C. vesicaria mit auf- rechistehenden weiblichen Aehrchen sehen ihr von Weilem täu- schend ähnlich, Leider konnte ich nur wenige mit ihren kriechen- den Wurzelstöcken herausbekommen. Den Lauf des vom Sumpfe abfliessenden Baches weiter verfolgend, fand ich einen neuen Stand- ort der Carex hirtaeformis, spicis femineis composilis, die daselbst iruppenweise in grosser Menge im Uferschlamme wächst, und mit ihren kriechenden Wurzelstöcken so dicht verwebt ist, dass es keine geringe Mühe kostet, sie mit der Hand zu zerreissen, Salix viminalis, die ich voriges Jahr nur in einigen Sträuchen fand, über- raschte mich da in grösserer Anzahl, und zwar mit breiteren und schmäleren Blättern. Auf den Waginseln bei Stwriek fehlt sie gänzlich, häufiger als bei Bohuslawitz dürfte sie auf den Waginseln unterhalb Beczkö vorkommen, wo die Bodenkultur noch nicht so weit vorgeschritten ist. So weit ich dieses Gebiet begangen habe, kenne: ich keinen Ort, wo Carex vulpina so häufig wäre, wie an den Ufern dieses von Bohuslawitz südöstlich gelegenen Baches, dafür fehlen hier aber mehrere Arten, die in dem, kaum einige Hundert Schritte weit entfernten Sumpfe und dessen Ausflusse vor- kommen, obwohl die Ufer auch hier sumpfig sind. Iris Pseuda- corus dürfte heuer schwerlich mit Blüthen anzutreffen sein, indem die ersten Blüthen und Knospen vom Froste „verbrannt“ sind. Me- nianthes trifoliata land ich auch nicht blühend. Von Equiseten land ich bis jetzt ausser dem höchst gemeinen E. arvense und pa- lustre, nur noch das erwähnte E. limosum und in den Bosäcaer Ko- 222 panitzen und im Ivanöczer Thale an Ufern der Waldbäche und in dessen kiesigem Bette selbst stellenweise häufige E. Telmateia. Ob hier noch andere Arten vorkommen, werden meine weiteren Ex- kursionen zeigen. Von Moosen der nächsten Umgebung Podhragy’s besitze ich bis heute 70, durch die Güte der Herren Juratizka und Hazslinszky bestimmte Arten, darunter mehrere, die der Pressburger Flora zu fehlen scheinen, oder doch bis jetzt dort nicht gesammelt wurden. Seligeria recurvata haftet an Sandstein- blöcken der Berggruppe Grün, und ist daselbst ziemlich häufig, Ra- comitrium canescens sehr gemein auf allen Kalkhügeln unter Wach- holdergebüsch, am reichlichsten fructificirend an steinigen Stellen der Podhragyer Eichenwälder. An Wegen und Ackerrändern: Anaca- Iypta lanceolata, Phascum bryoides, welch letzteres häufig in Ge- sellschaft mit Pottia curvifolia, Phascum cuspidatum und Bryum ar- genteum namentlich im Weingebirge anzutrellen ist. Astomum crispum sammelte ich in der Nähe meiner Wohnung mit Pleuridium subula- tum an einem Ackerrande. Unweit davon an einer Berglehne an Quellen mit reichlicher Frucht Hypnum cuspidatum, commutatum, filicinum, Fissidens bryoides. Im Thale Kameniene, wo der Standort der drei Pyrolen. P, umbellata, secunda und minor ist, fand ich auf Kalktuff Dieranella varia, kaum einige Schritte davon Encalypta streptocarpa, dagegen fand ich E. vulgaris nur einmal auf Kalk- felsen nordwestlich von Podhragy. Ungemein häufig ist an Kalktuff absetzenden Quellen unserer Berge Pellia epiphylia, oft in Gesell- schaft mit Jungermannia Genthiana. Im Ivanöczer Thale sammelte ich am Bachufer an Baumwurzeln Fegatella conica mit Mnium affıne. Marchantia polymorpha ist sehr gemein sowohl auf Sumpfwiesen, an Bächen und Quellen, als auch in Brunnen an Steinen. Das Poloma-. Thal, welches ich der ungünsligen Witterung wegen noch nicht be- sucht habe, wird gewiss auch an Moosen etwas abgeben. Die vielen Bosacaer Bergwiesen, die ich auch schon im Laufe dieses Frühlings zu wiederholten Malen besucht habe, sind fast nackt, und an jeder quelligen Stelle bemerkt man schon von der Ferne Ophioglossum vul- galtum, das ich voriges Jahr zwischen hohem Grase um diese Zeit suchen musste. An den gegen Westen gelegenen Wiesen ist fast überall an ähnlichen Stellen Carex ornithopoda, an trockenen Stellen fand ich sie hier nie, Auch Coeloglossum viride sammelte ich schon vor zehn Tagen, und Triglochin palustre bereits blühend am 5. Mai! Im Weingebirg bei Stwrick fand ich Orchis variegata mil rein- weisser Blüthe, und unter den Haluzicer Mergelkalkfelsen in Menge Medicago minima, deren Vorkommen nur auf die Hügelreihe Häjnica beschränkt ist. Carices, deren weibliche Aehrchen mitunter zu- sammengeselzt vorkommen, sammelte ich ausser den erwähnten ©. hirteformis und ampullacea, auch C. glauca, flava, tomentosa und sylvalica. | Jos. L.Holuby. 223 Turaluka bei Miawa (Neutraer Comit.), am 31. Mai 1866. Ich schreibe Ihnen heute aus einem simplen slovakischen Orte, nahe der mährischen Grenze. Ich liege hier mit einer halben Eska- dron, während der übrige Theil der Division in nächster Nähe, im Marktflecken Miava untergebracht ist. Ich giug im Dorfe spazieren und bemerkte längs einem Bache am rechten Ufer noch im Orte zwei Kalkfelsparthien,, auf die ich nun zuging und mir die Vege- talion besah. Bei einem fand ich eine mir nicht erinnerliche Medi- cago mit zusammengedrehten kurzstacheligen Früchten (aber es ist nicht Medicago minima, die ich sehr genau kenne), und ober- halb der Felsen auf einem Acker das Galium tricorne. Ich weiss nicht, ob letztere Pflanze in hiesiger Gegend, (noch Neutraer Co- mitat) schon gefunden ward, bezweifle diess indess. — Der Her- marsch geschah über sehr interessante Punkte. Am 18. wurde von Jäszbereny (der Hauptstadt Jazygiens) aufgebrochen. Am Marsche gegen Fenyszaru notirte ich vom für mich Interessanten bloss Car- duus hamulosus Ehrh., den ich seit meinen Exkursionen in Sieben- bürgen nicht sah. Weiter ging ich nach Apez, noch im Bereiche des Matragebirges gelegen, von da nach Nagy-Berczel (schon Neo- grader Comitat), wo Rastlag war. Die freie Zeit benützte ich hier zu kleinen Exkursionen auf die nächstgelegenen Höhen. Ich war erstaunt, auf einem ganz nahen sehr steinigen Berge die Colutea cruenta Ait. in grosser Menge zerstreut und gerade in bester Blüthe anzutreffen. Jedenfalls ist diese Pflanze, der man das Indi- genat in Ungarn absprach, hier wirklich wild. Auf andere Weise wäre ihr Vorkommen kaum zu erklären. Ausserdem traf ich noch Onosma echioides und Crupina vulgaris Cass. an, demnach lauter für das Neograder Comitat neue Funde! — Beinahe hätte ich ver- gessen, Potentilla patula WK. zu erwähnen, die ich während des Marsches nach Berczel zwischen den Dörfern Gulya und Üsecse antraf, die ebenfalls für das Comitat neu ist. — Von Berczel ging’s dann über Vadkert (ich führe hier bloss die täglichen Stationen an), Ipolysäg (bei Hont sah ich den Ranunculus lateriflorus etc.), Levenz, Verebely (Neutraer Comiltat), Neutra, Freistadl und Verbo hieher, und morgen bin ich schon in Mähren. Es ist das Erstemal, dass ich von botanischen Büchern ganz entblösst bin. Ich war froh in Neutra bei Herrn Sigmund Schiller in Neilreich’s gediegene Aufzählung hineinblicken zu können, und wegen meiner Funde nachzusehen. — Nicht weit vor Neutra sah ich nach langer Zeit endlich einmal wieder die seildem treu zur Seite bleibende Bellis perennis, die mir weder in Siebenbürgen, noch im Biharer Comilat, in der ungarischen Tiefebene oder in der Mätra untergekommen. Victor v. Janka. Innsbruck, den 12. Juni 1866. Auf meiner letzten Reise nach Krain und Istrien, habe ich viele Samen für den hiesigen botanischen Garten gesammelt, die fast durchwegs gekeimt haben und von denen ein grosser Theil 224 heuer bereits zur Blüthe gelangt ist. Es finden sich darunter mehrere sehr interessante Arten, wie z.B. Draba ciliata Scop., Dianthus sanguineus Vis., Thlaspi praecox Wulf., Edrajanthus Kitaibelii DC. und mehrere andere. Thlaspi praecox W ulf. ist zwei- jährig und nicht 4 wie gewöhnlich angegeben wird. — Auch eine neue Pflanzenart, die ich von jener Reise mitgebracht habe, ist heuer zur Blüthe gelangt, nämlich eine Köleria, welche in der alpinen; Region des Krainer Schneebergers weite Strecken der felsigen Gehänge überkleidet und die ich Köleria carniolica nenne. Höchst wahrscheinlich ist dieses Gras identisch mit jener Köleria, welche in Maly’s Enum. als K. grandiflora R. et Sch. „in pascuis montis Schneeberg in Carniolia. com. cl. Dolliner“ aufgeführt wird. Sie steht der in unseren zentralen Schieferalpen vorkommenden Köleria hirsuta am nächsten und kommt mit dieser durch die kahlen Blätter, den dicht flaumig - filzigen Halm und die wimperig behaarten Blüthenspelzen überein; die Blüthenspelzen sind aber ungegrant und hiedurch so wie durch mehrere, andere Merkmale schliesst sie sich wieder mehr an die Köleria cristata und valesiaca an. Ich besitze diese Pflanze auch im Herbarium aus den Steiner Alpen in Krain, wo sie vor Jahren mein Freund Dr. G. Mayr gesammelt hat. Ich werde Ihnen nächstens die ausführlichen Diagnosen dieser Pflanzen senden. Von Köleria carniolica werde ich Ihnen auch für die Tauschanstalt eine Parthie Exemplare senden, da ich selbe in grosser Menge auch blühend gesammelt habe. Kerner. Raabs in Niederöst. den 13. Juni 1866. Anknüpfend an eine in dem letzten Hefte Ihrer Zeitschrift enthaltene Mittheilung über die Sitzung der zool.-botan. Gesell- schaft vom 2. Mai, wo Herr Julius Steininger berichtete, dass nebst andern von ihm erwähnten Pflanzen Asplenium septentrionale und Polygonum bistorta um Horn vorkommen, erlaube ich mir die Bemerkung, dass beide Pflanzen auch um Raabs blühen und zwar erstere als eine der gemeinsten Pflanzen, die an jedem Felsen der Thaya zu treffen ist. Seltener sind die Standorte von Asplenium germanicum W eis und Bryum alpinum, welche beide — jede bis- her nur auf einem einzigen Standorte — in der Nähe von Raabs von Dr. Handtke, Lehrer der Naturwissenschaflten an der nieder- österr. Ackerbauschule zu Grossau, aufgefunden wurden. Derselbe tüchlige Botaniker hat auch die von Neilreich als in Nieder- österreich ziemlich selten vorkommenden Linaria arvensis Desf. und Viola collina Bess. (Viola hirta ß. umbrosa Neilr.) all- dort entdeckt. Die Flora von Raabs und Umgebung bietet wohl nur wenig Seltenes, doch zählt sie immerhin einige Pflanzen, die nicht gerade überall vorkommen. Im Laufe des nächsten Winters gedenke ich Ihnen diese Pflanzen bekannt zu geben und dadurch zur genaueren Kenniniss der Flora des östlichen Waldviertels mein ‚geringes Schärllein beizutragen. Josef A. Krenberger. — «oO Da) St Personalnotizen. — Dr. Theodor Kotschy ist am 11. Juni in Wien gestor- ben. Wir werden im nächsten Hefte eine biographische Skizze dieses um die Wissenschaft hochverdienten Botanikers und Geographen bringen. — Dr. Ludwig Juränyi wurde zum ausserordentlichen Pro- fessor der Botanik an der Universität in Pest ernannt. — Erzbischof Dr. Ludwig Haynald und Oberlandesgerichts- rath Dr. August Neilreich wurden zu Ehrenmitgliedern des bo- tanischen Vereines für die Mark Brandenburg gewählt. — Oswald Hannemann, Universitätsgärtner zu Halle, starb am 3. Mai. — Dr. B. Seemann in London wurde mit einigen Untersu- chungen zu Neu-Segovia und andern minder bekannten Theilen Central-Amerika’s beauftragt. In Folge dessen hat er am 2. März Southampton verlassen und ging über St. Thomas und Panama nach Realejo am grossen Ocean. Die Leitung seines Journals hat Car- ruthers übernommen. — Dr. Herrmann Freiherr von Leonhardi, ausserordent- licher Professor der Philosophie an der Universität Prag, wurde zum ordentlichen Professor dieses Faches daselbst ernannt. —>- ——— Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k.k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 6. Juni sprach Dr. E. Fenzl über die Resultate seiner vergleichenden Untersuchungen des Sedum magellense Ten. und Sedum olympicum Boiss. Für die Untersuchung lagen von S. magellense ziemlich vollständige von Huet du Pavillon in den Abruzzen gesammelte und im Wiener Museum befindliche Exem- plare von mittlerer Grösse vor, welche mit Tenore’s Beschreibung vollkommen übereinstimmen; von $. olympicum noch zahlreichere von Boissier auf dem bythinischen Olymp, von Heldreich und Sartori auf dem thessalischen Olymp und auf dem Parnass ge- sammelte, mit Boissier’s Angaben gleichfalls congruente Exem- plare. Ausserdem wurden aus Pavillon’schen Samen gezogene lebende Exemplare der ersten Art und ebensolche der zweiten Art benützt, welche Hofgärtner Maly lebend aus Dalmatien vom Berge Orien milgebracht hal. Als Resultat der Untersu- chungen stellte sich die vollständigste Identität beider Arten in ihren eben massgebenden Mittelformen heraus, in welchen sich alles das, wodurch die genannten Arten nach den Angaben ihrer 226 Autoren sich unterscheiden sollten, und worin letztere unter sich selbst abweichen, an den getrockneten wie an den lebenden Indi- viduen wiederholte. Indem der Vortragende im Uebrigen auf seine nach dem Leben entworfene Abbildung der Dalmatiner Pflanze hin- wies, erörterte er diejenigen Verhältnisse, welche-ihm zur Herstel- lung des Beweises der Identität beider Arten von Wichtigkeit er- schienen, und mit dazu dienen, die Widersprüche aufzuhellen, welche sich bei einem kritischen Vergleich der Beschreibungen jeder der genannten Arten bei den betreffenden Autoren ergeben. Hinsichtlich ihrer natürlichen Verwandtschaft zu andern Arten der Gaitung Sedum bemerkte der Sprecher schliesslich, dass $. magel- lense Ten. — welcher Name als der ältere zu verbleiben hat — ein förmliches Uebergangsglied der Gruppe Cepaea Koch zu dessen Seda genuina sei. Als überwinternde und wurzelschlagende Sprosse bildende Art müsse sie wohl in die letztere eingereiht werden. — Eine weitere Mittheilung macht der Vortragende über Armeria ca- nescens Boiss. und A. rumelica. Nach einer genauen Untersuchung ‘der Originalexemplare beider Arten und der vom Hofgärtner Maly in Montenegro gesammelten, lebend in den Schönbrunner und Host’schen Garten gebrachten Armeria-Art, erwiesen sich, mit alleiniger Ausnahme des völligen Mangels eines Stielchens der ein- zelnen am Rande der Köpfchen stehenden Aehrchen bei A. canescens und des Vorhandenseins solcher Stielchen bei A. rumelica alle übrigen von Boissier für beide Arten erhobenen Unterschiede als sehr wandelbar, nicht blos in den Köpfchen verschiedener Exemplare, sondern selbst in jenen einzelner Exemplare. — Dr. H. W.Reichardit berichtet über das Vorkommen von Polyporus Rost- kowü Fries auf der Panzerfregatte „Drache.“ Se. k. Hoh. Erzherzog Leopold hatte nämlich der Geselischaft einen Pilz zugesendet, welcher im September v. J. auf der genannten Fregatte im stets dunklen sehr tief gelegenen Raume unter dem Maschinentunnel an der Innenseite der von lärchenen Balken gebildeten Schiffswand beobachtet wurde. Dieser Pilz ist identisch mit dem Gebilde, wel- ches B olton als Boletus rangiferinus beschrieb. Fries zieht diesen Boletus rangiferinus zu seinem Polyporus Rostkowi, indem er ihn für eine monströse Form des letzteren erklärt. Der Vortragende glaubt nun, sich nicht zu irren, wenn er auch den in Rede stehen- den Pilz für jene monströs entwickelte sterile Form des Polyporus Rostkowie hielt, welche Bolton als B. rangiferinus beschrieb, und welche dadurch entsteht, wenn dieser Pilz in dunklem feuchten Raume vegetirt, denn auch Bolton fand ihn in einem Keller der Stadt Halifax. — Sodann berichtet er über. das Vorkommen der Solorina crocea in Niederöslerreich, einer jener Flechten, welche für die Flora der krystallinischen Schieferalpen (meist von einer Höhe von 6000 Fuss an) höchst charakteristisch sind, Diese Flechte wurde von Dr. Fr. Leithe und Dr. L. Heinz! auf dem Umschuss des Wechsels (5497°) an der steirischen Grenze steril aufgefun- den. Ferner über das Vorkommen von Gypsophila repens auf dem 227 Schneeberge in Niederösterreich, woselbst ihr Vorkommen bis- her nicht bekannt war. Die dem Vorltragenden bekannt gewor- denen Standorte daselbst sind: im Gerölle am Fusse der Buch- berger Wand (Dr. E. Fenzl), am Zickzackwege unterhalb der Baumgartnerhütte (J. Juraizka, August 1861) und zwischen Ge- rölle in der Alpenleithen vom Wassersteige rechts gegen den Krummbachstein (R. K. John, Aug. 1864). Endlich über das Auf- treten von Verbena bracteosa Michx., einer amerikanischen Art, um Feldkirch in Vorarlberg, woher sie an Freiherrn von Hohen- bühel vom Gymnasial-Direktor J. Stocker eingesendet wurde, welch letzterer sie auf Ablagerungsplätzen von Baumwolle gefun- den hat. Schliesslich legte Dr. Reichardi ein vom Korvettenarzt Dr. Em. Weiss in Pola eingesendetes Manuskript: Floristisches aus Istrien, Dalmatien und Albanien vor, in welchen die vom Autor aul seinen Streilzügen in diesen Ländern gemachten Beobachtun- gen und Sammlungen von Phanerogamen, Laub- und Lebermoosen unter Einflechtung kritischer Bemerkungen besprochen werden, — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 19. April legte Prof. Dr. Unger eine Arbeit von Prof. Weiss in Lemberg vor: „Untersuchungen über die Entwick- lungsgeschichte des Farbstoffes in Pflanzenzellen.* Es sind in ihr die Formverhältnisse und das Enistehen des ungelösten, gelben, rothen, violetten und blauen Farbstoffes enthalten. Die Untersu- chungen haben unter Anderem auch zu folgenden Sätzen geführt: 1. Die Entwicklung sämmtllicher ungelöst auftretender Pflanzenfarb- stoffe erfolgt stets nur auf zweierlei Art und zwar entweder durch successive Umwandlung des grünen Pigmentes der in den jungen Zellen vorhandenen Chlorophylikörner in den betreffenden Farb- stoff, d. i. durch Degradation des Chlorophylis, oder aber dadurch, dass sich um die Amylumkörner junger Zellen Plasmaballen lagern, die sich nach und nach färben, während die Stärkekörner succes- sive verschwinden. 2. Gleichzeitig mit diesen Entwicklungsarten ent- steht und bildet sich der Farbstoff haufig in selbstständigen Bläs- chen, den Farbstoffbläschen. 3. Das die Plasmaballen färbende Pig- ment ist kaum anders als durch Stoffmetamorphose des Amylums entstanden. 4. Die Stärkeeinschlüsse der Chlorophylikörner bilden sich nicht, wie man annimmt, erst später in den Chlorophylikörnern aus, sondern sind stets zuerst vorhanden; das grüne Pigment lagert sich auf schon gebildete Stärkekörner, nicht umgekehrt, dass schon gebildete Chlorophylikörner in ihrer Substanz Amylum erzeugen. 5. Alle ungelösten Farbstoffe sind doppeltlichtbrechend. 6. Die von dem Verfasser sog. Chlorophylibläschen entstehen dadurch, dass im primären Bläschen sich früher zusammenballende Plasmaballen nach und nach ergrünen; die Farbstoffbläschen dadurch, dass die Va- euolen grösserer Plasmabläschen sich mit Farbstoff füllen oder dass im primären Plasmabläschen das Protoplasma einem immer intensiver werdenden Farbstoffe Platz macht. Die Amylumbläschen bilden sich aus dem primären Plasmabläschen, indem zwischen den Plasmakörn - 228 chen einzelne rasch wachsende farblose Körner — Stärkekörner — entstehen, während endlich die Mischbläschen ursprünglich als Chlorophyll- oder Amylumbläschen entstanden, deren Plasmavacuolen sich mit Farbstoff füllten. Alle Bläschengebilde können auch als secundäre Bläschen im Innern von grösseren vorkommen. 8. Die Membran der Bläschen ist der Membran von Zellen in einer ge- wissen Lebensperiode derselben identisch. 9. Beim Zerfallen der Farbstoffgebilde in ihre Zusammenselzungsstücke hat auch das Le- ben der Zellen, in denen sie sind, sein Ende erreicht. Im Anhange gibt Prof. Weiss noch eine Reihe von Beobachtungen an Cyto- blasten. Er hat durch chemische Reagentien den Inhalt derselben als Plasma nachgewiesen und eine Strömung desselben, wie in Zellen, gefunden, Das sogenannte Kernkörperchen muss nach ihm als Bläschen aufgefasst werden und spielt in Cytoblasten dieselbe Rolle, wie dieser in der Zelle. — In einer Sitzung der schles. Gesellschaft für vater- ländische Kultur aın 1. März 1866 in Breslau, legte Cand.R. v. Uechtritz der Sektion vor: Neue Arten oder Formen der schlesi- schen Flora: Potamogeton decipiens Nolte (Breslau, Trachenberg v. Uech.), Linaria multicaulis Mill. (Zabrze Nagel, Liegnitz, Ger- hard), Atriplex titoralis L. (Breslau v. Uech.), Verbascum phlo- moides X Blattaria (Breslau v. Uech.), Veronica Anagallis L, var. anagalloides Guss. (Breslau v. Uech.), Chondrilla juncea L. var. latifolia M. B. (Schwoitscher Fuchsberg v. Uech.), Scirpus mariti- mus L. var. monostachys Sonder (Haidau Zimmermann, Jor- dansmühl v. Uech.), Heleocharis ovata var. Heuseri v. Uech. (Bunzlau Heuser, Obernigk v. Uech.), Gnuphalium uliginosum var. pilulareW ahlb.(Breslau v. Uech:), Potentilla canescensBesser var, fallax v. Uech. (Volpersdorf v. Uech.), P. silesiaca v. Uech. (Nimkau), Glyceria nemoralis Koernike et v. Uech. (Nimkau, Geiersberg)), Hieracium personatum Fr. et Blytt (Riesengebirge), Hieracium carpaticum Besser verum (Kl. Schneegrube Zimmer- mann, Karlsthal im Isergebirge Hieronymus); neue Standorte seltener Arten und Formen, darunter Galium Wirtgeni, Thalictrum simplex L., Brocke bei Breslau, Euphorbia procera M. B., desglei- chen Omphalodes scorpioides Striegau, Mentha viridis Nimkau, Salvia glutinosa Loslau, Potamogeton gramineus var. Zizü Lublinitz, Rosa pimpinellifolia Schwedenschanze bei Oswitz, Vaccaria pyrami- data Myslowitz, Equisetum Telmateja, Ervum pisiforme Zobten, Asperula rivalis Neudorf bei Breslau, Arum maculatum Kostenblut u.a. m. Schliesslich gab derselbe die erste Zusammenstellung der schlesischen Characeen nach den von Al. Braun revidirten Bestim- mungen unter Vorlegung der Exemplare. Bis jetzt sind in Schlesien gefunden 12 Arten und zwar: 7 Nitella: N. gracilis Ag., tenuissima Desv.; intricata Ag.; mucronata A.Br.; capitata Nees,, opaca Ag. mit ß. subcapitata A. Br. 5. Chara: Ch. contraria A. Br.; aspera W. var. brachyphylla; foetida A. Br. mit var. elongata Rab., sub- hispida A. Br., brevibracteata A. Br., fragilis Desv. mit var. tenui- 229 folia A. Br., brachyphylla A. Br., major A. B., hispida W. Zu vermuthen sind noch Nitella syncarpa Thuill., Chara ceratophylla W. und intermedia A.B. Dr. phil. Schneider gab eine Zusammen- stellung derjenigen Aecidien-Species, von denen ein entwicklungs- geschichtlicher Zusammenhang mit Uredineen sich bisher hat nach- weisen oder wahrscheinlich machen lassen. Der Sekretär, Prof. Cohn, überreichte eine von Apotheker Lehmann angefertigte Be- arbeitung der von der schlesischen Gesellschaft im Jahre 1851 ange- regten und durch eine Reihe von Jahren fortgesetzten Vegetalions- beobachtungen. Referent hatte in den früheren Jahresberichten bereits über die Beobachtungen einzelner Jahrgänge berichtet (eine populäre Besprechung findet sich in dem Aufsatz „über den Pflanzen- kalender im. Trewendt’schen Volkskalender für 1863). Die nach einem gegebenen Schema angestellten Beobachtungen umfassten eine grosse Anzahl von Pflanzen, deren einzelne Entwicklungszustände in verschiedenen Orten Schlesiens beobachtet wurden, jedoch nur in wenigen Stationen anhaltend genug, um zur Berechnung mittlerer Blüthezeiten, der Grundlage eines Pflanzenkalenders, auszureichen, Apotheker Lehmann hat sich mit dankenswerther Sorgfalt der Mühe unterzogen, aus denjenigen Orten, von denen die längsten und zu- verlässigsten Beobachtungsreihen vorliegen, nämlich aus Kreuzburg (Apotheker Lehmann), Gleiwitz (Dr. Kolley), Wohlau (Apotheker Güntzel Becker), Grünberg (Apotheker Weinmann), Kupfer- berg (Apotheker Chaussy), Wünschelburg (Apotheker Neumann), Conitz in Westpreussen (Oberlehrer Wichert), Claussen bei Lyk in Östpreussen (Observator Vogt), die Entwicklungszeiten der wich- tigsten Pflanzen zu bearbeiten und deren mittlere Blüthezeit, mit Be- rücksichtigung des frühesten und spätesten Eintritts zu berechnen. Der auf diese Berechnung basirte Pflanzenkalender dieserOrte wurde vorgelegt. — In der Sitzung vom 29. März referirte der Sekretär über eine von dem am 20. Juni 1864 auf dem Hohenkasten, Kanton Appenzell, verunglückten Dr. Wilhelm Kabsch hinterlassene Ab- handlung: „Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte von Streptocarpus polyanthus mit 4 Tafeln.“ Leider war es dem rast- losen, zu früh der Wissenschaft entrissenen Forscher nicht vergönnt, seine Arbeit zu vollenden; indessen enthält das vorhandene Manu- skript, welches die Entwicklung von der Keimung bis zur Bildung der Blüthenrispen behandelt, so wichtige und unerwartete Thatsa- chen, dass Referent es für eine Pflicht gegen die Wissenschaft hielt, dieses nachgelassene Fragment, das ihm durch Hrn. von Ber lepsch eingehändigt worden ist, druckfertig zu machen und der Oeffent- lichkeit zu übergeben. Es ergibt sich aus diesen Untersuchungen, dass bei Streptocarpus von den beiden Cotyledonen des Embryo der eine abstirbt, während der zweite auswächst und das einzige, der Erde dicht angedrückte Laubblatt der Pflanze darstellt, dass ferner der obere Vegetationspunkt der Achse, aus dem bei andern Samen die Plumula entsteht, hier gänzlich fehlt, und die Blülhenrispen als adventive Sprosse aus der Fläche des Blattes hervorgehen. Auch 230 über die Anatomie des keimenden Samens, die Entstehung der Nerven und die Wachsthumsgeschichte des einen, sich ausserordentlich ver- grössernden Cotyledon, wie über die Entwicklung der Wurzeläste aus Wurzelhaaren werden neue Thatsachen ermittelt. Dr. Milde berichtet über eine durch Frau Justizrath Wichura im Namen ihres verewigten Sohnes der Gesellschaft übergebene Schenkung, enthal- tend 1. eine Anzahl Hefte mit Collectaneen über Morphologie und Teratologie der Pflanzen, nach natürlichen Familien geordnet; 2. 27 Packete eines allgemeinen Herbariums, nach Linne geordnet, 6 Packete Doubletten, 1 Inordinata, 4 aus der Flora vonLappland, 2 aus der Flora der Karpaten, 1 Farnkräuter, 1 Gartenpflanzen, 1 hy- bride Weiden, 2 Keimungs - uud Entwicklungszustände verschiedener Pflanzen. F. Cohn, Sekretär der Sektion. Literarisches. — VonDr. Ferd. Schur ist in Wien erschienen: „Enume- ralio Planlarum Transsilvaniae, exhibens: stirpes phanerogamas sponte crescentes alque frequentius cultas, eryplogamas vasculares, chara- ceas, eliam muscos hepalticasque.* Diese Enumeratio umfasst auf 984 Seiten in Grossoct. 161 Ordnungen, 1040 Galtangen und 4622 Arten mit ihren Varietäten. Von den Ordnuugen entfallen 151 auf Phane- rogamen, 11 auf Kryptogamen. Von den Gatlungen kommen 886 auf Phanerogamen, 27 auf Gefässkryptogamen, 94 auf Laubmoose, 29 auf Lebermoose und 2 auf Characeen. Von den Arten gehören 4129 den Phanerogamen, 180 den Gefässkryptogamen, 224 den Laubmoosen, 75 den Lebermoosen und 14 den Characeen an. — Memoria sobre il Maguey mexicano (Agave Maximilianea). Escrita per los Hacendados Pedro Placquez & Ignacio Blac quez y dedicada a los Augustos Monarcas de Mexico Maximiliano I. y Car- lota. Puebla 1864. Mexico 1865. Diese denMajestäten Maximilianl, und Charlotte gewidmete Abhandlung hat zum Zwecke eine klare Idee zu geben über eine Pflanze, welche in Mexiko verschiedene ökonomische, medizinische, thierärztliche Anwendungen findet, — Agave Maximilianea Blacquez (Ag. americana Lin. el Lam, Fureroya odorataP oir., Furer. tuberosa Ait., Furer, cubensis Haw. - Ag. ceubensis Jacgqg. et Murr., Ag. lurida Hall.) „Periantihıum monophyllum, regulare, tubulosum, 5 fidum, persistens. Stamina filamenta 6. subulata, aequalia, erecta, perianthio inserta el ejus di- visioni opposita, longissima, antherae oblongae, biloculares, versa- tiles, aequales, ex basi ad apicem dehiscentes; pollen sphaericum viscosum, Pistillum: germen inferius oblongum, adherens, stylus eylindrieus, longiludine staminum, staminibus crassior, in apice ger- minis; stigma sphaericum trifidum. Pericarpium: capsula oblonga, triangularis, polisperma, trilocularis, coriacea; semen planum. trian- 231 oulare, bialatum, coriaceum, testa nigra, fragilis, embryon rectus; in endospermae crassus. Inflorescenlia terminalis, racemosa, in apice bistorla. Folia oblonga, longissima, imbricata, sessilia, am- plexicaulea, acuta, crassa, spinosa, gibbosa. Hab. exclusive in sep- tentrione jurisdietionum Mexico atque Puebla. Ab incolis dieitur Teometl vel Tlacametl. Es folgt dann detaillirte Beschreibung der Pflanze sammt Abbildung der Blüthentheile, sowie auch wird das Insekt (Teria agavis) beschrieben, welches als Raupe den Pflanzen grossen Schaden bringt. Die Pflanze findet vielerlei Verwendung: als Speise, zur Papierfabrikalion ete., als medieinisches Mittel gegen Verdauungsbeschwerden, Urin- und Menstrualbeschwerden, Lungen- krankheiten etc. — Von Prof. Grisebach findet sich in den geogr. Mitth. von Perthes eine übersichtliche Zusammenstellung der Vegetationsgebielte der Erde. — Arbeiten der ungarischen geologischen Gesellschaft zweiter Band 1863. — Die Geologen Ungarns haben vor 3 Lustra sich von den Verehrern der übrigen nalurwissenschaftlichen Zweige getrennt und einen selbstständigen Verein gebildet. Dieser Versuch scheint kein besonders gelungener zu sein, da diese Gesellschaft erst zwei Bände publizirt hat, wovon der letzte schon Ende 1863 erschien doch erst im Jahre 1865 verschickt wurde. — Mehrere mitunter interes- sanle Aufsätze geologischen und palaeontologischen Inhalts von Szab6, J. v. Koväts, Baron Mednyanszky, Petenyi, Johann Koväts, Franz Kubinyi, Julius Schwarz, Graf Samuel Vass und Paul Rosty bilden seinen Inhalt. In den Sitzungsberichten werden erwähnt die Geschenke, die die Gesellschaft bekommen. Unter andern überliess der in London weilende Eugen Simonyi eine Sammlung mit Pflanzen aus England, Frankreich (Umgebung von Paris), Spanien, Italien und den Pyrenäen derselben. Im Allgemeinen scheint das Streben der geologischen Gesellschaft im Lande selbst keine beson- dere Theilnahme gefunden zu haben, da sie zu wenig Mitglieder hat, und das Jahrbuch nicht jährlich herausgegeben werden kann. So ver- alten manche Arbeiten schon während der langwierigen Drucklegung und ob nicht dieser Band, dessen Veröffentlichung 7 Jahre erforderte, unter solchen nach an wissenschaftlichem Werth viel verloren, lassen wir dahin gestellt. K. — Ueber die Hooibrenk’sche Befruchtung gibt Körnicke in Regel’s Gartenflora (Jänner 1866. S. 20.) einige Worte, um die Aufschneiderei „den Unsinn“ dieser „Erfindung“ darzustellen. In Betreff des Getreides hat Bunge bewiesen, dass Hooibrenk’s Ver- fahren wirkungslos sein müsse, da die Blüthen theils nicht, theils erst nach geschehener Befruchtung sich öffnen,“ dass „die Befruchtung schon vor dem Oeffnen vor sich gehe.“ — Körnicke fand dies nicht durchgängig richtig. — In Betreff des Obstes findet Körnicke das Verfahren mit dem mit Honig bestrichenen Schwanenbüschel um die Narben der Blüthen, die man mit der Hand nicht erreichen kann, zu 232 betupfen, als vollends unsinnig, — denn man verkleistert ja die ganze Blüthe“ etc. | Mittheilungen. — Schon vor mehreren Jahrhunderten kannten die Südamerikaner die Ghinarinde; diess beweist schon der Name „Quina-quina,“ das heisst Rinde der Rinde, weil die Verdopplung des Namens einer Pflanze beinahe immer ein Beweis dafür ist, dass man derselben eine gewisse Heilkraft zuschreibt. Die spanische Benennung Khina stammt von quina her. Linn nannte den Baum zu Ehren der Gräfin Chinchon Chinchona; diese Gräfin wurde im Jahre 1638 in Lima, wo ihr Gemahl als Vicekönig von Peru residirte, mit der Clhina- rinde vom Wechselfieber befreit. Im Jahre 1630 heilte ein Indianer den Richter von Loka mit Chinarinde von schwerem Fieber. Als der erwähnte Richter von der Erkrankung der Gräfin hörte, sandte er dem Arzte derselben eine Dose Chinarinde, mit der Versicherung, dass dieselbe ein unfehlbares Mittel gegen Wechselfieber sei. Die Gräfin erlangte auch wirklich durch den Gebrauch dieses Mittels ihre vollkommene Gesundheit und nahm, als sie nach Spanien zwückkehrte, eine ansehnliche Menge Chinarinde in ihr Vaterland mit. Sie war also die Erste, welche dieses unschätzbare Medikament nach Europa brachte; man nannte in Spanien die Rinde „Gräfinrinde“ oder „Gräfinpulver,“ und ein Arzt verkaufte ein Pfund derselben in Sevilla um 100 Reals. Nach der Gene- sung der Gräfin waren die patres societatis Jesu die eifrigsten Verbreiter der Chinarinden-Einfuhr; im Jahre 1670 sandten sie ihrem Cardinal nach Rom eine grosse Menge Chinapulver. Von dem Jesuiten-Cardinal erhielten sämmtliche Klöster Europa’s Chinarinde zum Geschenk, überall wandte man dieselbe mit dem besten Erfolge an. Im Jahre 1679 kaufte Ludwig XIV. von dem eng- lischen Arzte Robert Talbot das Geheimniss der Quina-quina-Bereitung um den reichen Jahresgehalt von 4000 Dukaten und die Verleihung eines hohen Amtes. Die erfolgreiche Benützung der Chinarinde war schon längst allgemein bekannt, ohne dass man von dem Baume, welcher dieselbe liefert, die geringste Kenntniss gehabt hätte. Die ersten Belehrungen hierüber verdanken wir jener trefflichen französischen Expedition, welche im Jahre 1735 nach Südamerika segelte. Eine andere wissenschaftliche Expedition , welche die spanische Re- gierung gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts nach Südamerika schickte, um die auf ihrem weiten Gebiete etwa existirenden Chinchona-Waldungen auszuforschen, entdeckte wirklich einige derselben ; durch diese Entdeckung war den Wäldern von Loka die Gefahr der Ausrottung um ein Bedeutendes erleichtert. Die Region der Chinchona-Wälder erstreckt sich von dem 49. Grade südlicher bis zu 10. Grade nördlicher Breite in einer Ausdehnung von unge- fähr 1740 englischen Meilen. — Ein Equisetum von 12‘ Länge hat Dr. Seemann auf seiner Reise in Südamerika zwischen Callao und Lima gesehen. Dieses wird noch über- troffen von einem Equisetum, welches Ernst bei Caracas (Venezuela) ent- deckte und das bei einer Höhe von 37‘ kaum %,“ dick war. — Eine Fabrik in New-York verarbeitet jetzt grosse (Juantitäten von Bambusrohr zu Papier. Dieses zeichnet sich durch Weichheit und Festig- keit aus, besitzt aber eine gelbliche Farbe. een 7 a EOS RE DEE N an nn DE Te nr re sn m Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Desterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für le österreichische ‚ „Exemplare, seöntiene zuieehrir Botanik und Botaniker, stduc äntener Nanpränumerirtaufseibe füpep Dekonomen, Forstmänner, Aerzle " ieden, Namang 3.9 mit5fl. 25 y7 ing wy, AL LHUE, ’ : ’ 1 ren ah Br ENTI EL oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 683 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. ©. Gerold's Sohn Inserate ‚in Wien, die ganze Petitzeile 0. so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. E N Buchhandlungen. X. Jahrgang. WIEN, August 1866. INHALT: Theodor Kotschy. — Aus dem Küstenlande. Von Tommasini. — Das nordöstliche Vor- gebirge des hohen Gölls. Von Pichlmayr. — Ueber Pflanzen der ungar. Flora. Von Uechtritz. — \eue Synonyme. Von Janka. — Das älteste österr. Herbarium. Von Dr. Kerner. — Literatur- berichte. Von Dr. Reichardt, Kanitz. — Correspondenz. Von Holuby, Janka, Uechtritz. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschyerein. Theodor Kotschy. Die wissenschaftliche Welt hat eines ihrer hervorragendsten Glieder zu betrauern. Dr. Theodor Kotschy erlag am 11. Juni zu Wien, nach kur- zem Krankenlager einem Lungenübel. Was K. für die Wissenschaft geleistet, und das nach mehr als nach einer Seite, das bleibt auch für dieselbe eine glänzende Errun- genschaft, dauernd für alle Zeiten, gleich wie sein Name dauernd an die Reihe jener gefeierten Männer gekettet bleibt, die ihr ganzes Sein nie persönlichen Interessen, stets aber dem geistigen Fortschritte zu widmen bereit waren, selbst dann, wenn es galt, für solche wirk- lich höhere Zwecke mit der Existenz, ja mit dem Leben einzu- stehen. Rückhaltslos war die Anerkennung, welche von unbefangener Seite den gewaltigen Verdiensten Kotschy’s stets gezollt wurde, aber nur geringe Formen nahm sie an, wenn sie von machtgebieten- der Seite zum Ausdrucke gelangen sollte. So erhebend für K. auch die Anerkennungen ersterer waren, so rang er doch nie nach jenen der letzteren. Ihm genügte das Bewusstsein, wenn auch unter- geordnet in einer bürgerlichen Stellung walten zu müssen, so doch Oesterr. botan. Zeitschrift 8. Heft. 1866 17 234 hervorragend zu sein unter den Zeitgenossen durch seine Thatkraft und durch Ehrenlesen, die nicht verliehen werden können von der Gunst des Tages, sondern die mühsam und wohlverdient erworben werden müssen von einer berufenen Milwelt, welche Täuschungen unzugänglich bleibt. Bieder in der vollsten Bedeutung des Wortes gegenüber Allen, mit denener verkehrte, opferwillig in jeder Hinsicht für seine Freunde, kannte K. auch keinen Hass gegen jene, die ihm nicht wohl wollten; höchstens dass er scheu und schüchtern ihrer Gesellschaft auswich. So gross, ja so unerreichbar K, als Forscher in fremden Welt- ‚theilen war durch seine Ausdauer, Kühnheit una Thätigkeit, wie durch seinen Scharfblick und sein Glück, so anspruchslos war doch sein Ver- halten nach allen Richtungen. Nie strebte er seine Persönlichkeit im gesellschaftlichen Verkehre zur Geltung zu bringen, aber wenn ver- anlasst, war er auch nicht zurückhaliend in der Darlegung seines reichen Wissens oder in der Mittheilung seiner Erlebnisse, die er gerne hören liess und die auch gerne gehört wurden, selbst dann, wenn ihn eine allzurege Phantasie bei der Wiedergabe eines Bildes mitunter nach zu grellen Farben greifen liess. Bis zum Jahre 1852 in nicht beneidenswerthen materiellen Ver- hältnissen lebend, bedurfte er einer philosophischen Anschauungs- weise, wie der ihm eigenthümlichen, um solche nebst jenem von ihm mit Recht oder Unrecht vermeinten moralischen Zwange zu ertragen, dass es ihm nicht gegönnt sei, die Resultate seiner For- schungen der Oeffentlichkeit zu übergeben. Nach und nach, und erst als seine Existenz eine festere Basis gewann, wich dieser böse Alp von ihm, hinterliess aber bleibend eine peinliche Aengstlichkeit, die ihn immer befiel, wenn eine seiner Arbeiten ohne fremde anmassende Intervention gedruckt werden sollte, oder wenn ihm öffentlich eine Ovation gebracht wurde. Er befürchtete dann stets eine egoi- stische Missgunst und deren niedere Konsequenzen geweckt zu sehen. Aehnliche Ursachen mögen auch ein eigenthümliches Miss- trauen bei ihm gegen Fachgenossen genährt haben. Seine wissen- schaftlichen Arbeiten förderte er meist geheim und selten erfuhr man ‚von denselben eher etwas Näheres, als bis sie bereits gedruckt der ‚Oeffentlichkeit vorlagen. Nur zögernd' gab er ein druckfertiges Ma- nuskript aus den Händen und wenn, so gewiss mit der eindringlichen Ermahnung es unberufener Einsicht ferne-zu halten. Befand sich aber K. unter verlässlichen Freunden, deren ihm bekannte Gesinnung jede Nothwendigkeit einer Zurückhaltung aus- schloss, dann gab er sich auch in seiner ganzen reellen Natürlich- keit, dann liess er tiefe Blicke in sein edles Herz werfen, aber mitunter auch in das ganze Misere einer, vielleicht wieder nur vermeintlich , ihm entgegen stehenden Welt voll Gleissnerei, Eigen- dünkel und Eigennutz, bei welcher Anfeindung und Verkleinerung, Arglist und Falschheit, für wissenschaftlichen Weitsireit gelten. Theodor Kotschy war am 15. April 1818 zu‘ Ustron in 235 Oesterreichisch-Schlesien geboren, wo sein Vater die Stelle eines Pastors bekleidete. Kotschy war für den geistlichen Stand bestimmt, er be- schäftigte sich aber seit seiner ersten Jugend mit Vorliebe auch mit dem Studium der Naturwissenschaflen und vorzugsweise der Botanik. In den Jahren 1822 bis 1832 botanisirte er auf dem Riesen- gebirge, an den Quellen der Weichsel und auf den Zipser Kar- paten. Im Jahre 1833 kam er nach Wien, um in der protestan- tisch-theologischen Lehranstalt seine letzte Ausbildung zu erhalten, Von da aus besuchte und durchforschte er das Temeser Banat (1834), Croatien, Slavonien und das österreichische Littorale (1835). Als er von dem letzteren Ausfluge zurückkehrte, organisirte sich ge- rade jene Expedition österreichischer Montanistiker, welche nach dem Wunsche des Vicekönigs, unter der Leitung Russegger's, Egyp- ten zur Auffindung nutzbarer Mineralien durchforschen sollte. Der kaum 22 Jahre alte Kotschy war bald entschlossen, sich dieser Expedition als Botaniker anzuschliessen. Im December 1835 ver- liess er Wien und reiste über Griechenland nach Alexandrien. Von da aus wurde im Jahre 1836 Unter-Egypten, Syrien und der cili- cische Taurus (Bulgardagh) durchforscht. Im Jahre 1837 ging er mit der Expedition und später mit Russegger allein den Nil aufwärts durch Ober-Egypten und Nubien bis zum 10. Grad nörd- licher Breite, und von da über Charlum wieder zurück nach Ale- xandrien, wo sich die Expedition auflöste. Kotschy blieb in Alexandrien zurück, da er den Beschluss gefasst hatte, eine zweite Reise auf eigene Kosten in die Negergebiete am weissen Nil zu unternehmen. Im Jänner 1839 brach er von Kairo auf, konnte aber nur bis in das südliche Cordofan vordringen, wo ihn die Miss- gunst der Umstände zwang, im Jahre 1840 seine Reise plötzlich abzubrechen und nach Alexandrien zurückzukehren. In demselben Jahre besuchte er noch Cypern; im nächsten Jahre durchwanderte er Syrien, Mesopotamien, Kurdistan und Irak Arabi. Im Jahre 1842 er- reichte er Süd-Persien, wo er auf den Hochebenen von Schiras und Persepolis besonders reiche Ausbeute machte, und gelangte zu Ende des Jahres nach Teheran. So ungünstig die Verhältnisse waren, so untersuchte er doch im Frühlinge und Sommer 1843 noch die hohe Gebirgskette des Elbrus und bestieg den 14,000 Fuss hohen De- mavend. Ungünstig war aber die Lage Kotschy’s, der auf seine eigenen Kräfte und Mittel beschränkt war, im hohen Grade, so un- günstig, dass er thatsächlich Teheran nicht verlassen konnte, weil ihm die Mittel hiezu gänzlich fehlten. Glücklicherweise gelangte die Nachricht davon durch den Herzog von Würtemberg und Baron Miller nach Wien, von wo aus die Mittel zur Rückreise gröss- tentheils beschafft worden sind, Im Oktober 1843 kehrte denn Kotschy über Erzerum, Trapezunt und Konstantinopel nach acht- jähriger Abwesenheit wieder nach Wien zurück, wo er am 16. De- cember 1843 eintraf. Was Kotschy auf dieser Reise an Pflanzen sammelte und nach Europa sendete, grenzt ans Unglaubliche. Mehr Tee 236 als 300.000 vorzüglich getrocknete und sorgfältig gesammelte Exem- plare langten da an und wurden, von den lüchtigsten Botanikern determinirt oder neu beschrieben, grösstentheils durch den Hohen- acker’schen Reiseverein in Esslingen in alle Weltgegenden ver- sendet. Kotschy ist unstreitig der verdienstvollste von allen Bota- nikern Oesterreichs, welche fremde Welttheile besuchten und durch- forschten; seine Entdeckungen in Nubien (Senaar und Fasokel) und im Sudan (Cordofan und Darfur) sind von keinem Reisenden bis- her überboten worden: er hat zur Erweiterung der Kenntniss un- seres Erdballes in pflanzen-geographischer Beziehung wesentlich beigetragen. Der Reisedrang Kotschy’s war aber mit dieser grossen Reise nicht befriedigl, und kleinere Exkursionen in das Salzkam- mergut und nach Tirol (1845), in die Alpen von Kärnten, Krain und Siebenbürgen (1846), nach OÖbersteiermark (1848), auf den Grossglockner und Venediger (1849), in die siebenbürgischen Alpen (1850) u. s. w., konnten ihn den geliebten Orient nicht ver- gessen machen. In dem Jahre 1853 unternahm er daher eine zweite Reise nach dem ceilicischen Taurus, besuchte dann im Jahre 1855 Egypten, im Jahre 1859 Kurdistan und in Gesellschaft Professor Unger’s noch einmal die Insel Cypern. Ueber viele seiner Reisen berichtete Kotschy selbst in ausführlicher und interessanter Weise. Seine wissenschaftlichen Arbeiten werden einen bleibenden Werth beanspruchen können. Viele Pflanzen tragen seinen Namen. Die Uni- versität Jena ernannte ihn zum Doctor philosophiae, zahlreiche ge- lehrte Gesellschaften und Vereine schickten ihm ihre Diplome zu; die kaiserliche Akademie der Wissenschaften ernannte ihn zum kor- respondirenden Milgliede, und ebenso wurde er von der geogra- phischen Gesellschaft in Wien zum Präsidenten und von der z00- logisch-botanischen Gesellschaft wiederholt zum Vicepräsidenten ernannt. Im Jahre 1847 war er zum Assistenten und 1852 zum Kustos-Adjunkten des kaiserlichen botanischen Hofkabinets beför- dert worden. Dieses Wenige nur über den Lebenslauf unseres viel gefeier- ten Kotschy. Eine ausführliche Biographie desselben ist demnächst zu erwarien aus der ausgezeichneten Feder Dr. S. Reissek’s. —SOR I —— Aus dem Küstenlande. Von M. R. v. Tommasini. Schwerlich erwarten Sie Mittheilungen über botanische Gegen- stände von den Gestaden der Adria in einem Augenblicke, wo allen Anzeichen nach das drohende Kriegsungewitier sich über dieselben entladen soll. Doch ist die Adria nach der scharfsinnigen 237 Bezeichnung eines zur Berichterstattung über maritime Gegenstände auserlesen gewesenen Herrn Reichsraths-Abgeordneten und Ireffli- chen Staatsmannes nur eine unbedeutende Wasserlache, da- her darf man sich im Gefühle dieser Unbedeutenheit im Vertrauen wiegen, und den gewohnten und liebgewonnenen Beschäftigungen, so lange es gehen mag, obliegen. Also zur Botanik! Seit Mitte Mai weilt in unseren Gegenden der Pflanzensammler Thomas Pichler aus Lienz, ein biederer Tiroler, den Lesern der österr. botanischen Zeitschrift (Jahrg. 1862) durch des genialen Vulpius Schilderung seiner botanischen Reisen durch Tirol und Kärnten im Jahre 1852, in vortheilhafter Weise vorgeführt, ausser- dem bei Liebhabern und Förderern der Pflanzenkunde als verläss- licher und billiger Lieferant wohl angeschrieben, Schon im ver- flossenen Jahre unternahm er eineReise hieher, konnte aber damals, der vorgerückten Jahreszeit und herrschenden grossen Dürre wegen, nur eine geringe Ausbeute machen. Obschon auch diess Jahr seine Hieherkunft einige Wochen früher als sie stalifand, angezeigt gewesen wäre, wird er den Aufträgen seiner Committenten sicher- lich besser entsprechen können. Er hat die zweite Hälfte des Mai in Südistrien, abwechselnd zwischen Parenzo und Pola, zugebracht, und durch die regnerische Witterung des Frühlings begünsligel beträchtliche Sammlungen von Erzeugnissen der südlichen Flora gemacht. Seitdem hat er sich fleissig in den nächsten Umgebungen Triests, auf dem Karste etc. umgesehen, und mit mir den Slavnik-Berg bestiegen, wo jedoch leider der Hauptzweck der Exkursion verfehlt wurde, denn Pedicularis Friderici Augusti fand sich mil durchgehends verwelkten Blüthen, eine Folge der kalten Stürme, die während der Pfingstfeierlage geherrscht hatten. Heute aber durchsucht P. die sandigen Seeufer und Sümpfe in Monfalcone und wird sodann, da die Flora der Küstengegenden bereits in die Stillstandsperiode des Hoch- sommers übergeht, in das Görzer Gebirge wandern, und den Rückweg durch däs Isonzothal, die Karnischen und Julischen Alpengegen- den und den Predil-Pass nehmen. Auf der Hieherreise kam er über die Plecken, und durch die Thäler der Carnia, wo er ebenfalls eine schöne Anzahl seltener Frühlingsgewächse sammelte , so dass er nicht bloss seine Committenten befriedigen, sondern auch ander- weitigen Bestellungen und Anfragen zu genügen in der Lage sein dürfte. Er präparirt fleissig und gut, und macht sehr billige Preise, so dass er bestens empfohlen werden kann. Von meiner Seite bin ich ihm mit Rath und That thunlichst an die Hand gegangen. Bekanntlich ging der ehedem von Dr. Biasoletto angelegte hotanisch-pharmaceutische Garten nach dessen Tode ein, und wurde von der Gartenbau-Gesellschaft, die ihn von der Stadtbehörde überkam, in eine Obstbaum- und Rebenschule umgewandelt, daher in Triest kein eigentlich botanischen Zwecken gewidmeter Garten mehr bestand. Indessen ist ein solcher, zwar nur in dem durch blosse Privatmittel geslattelen beschränkten Masse, doch auch in 238 gewählter Weise durch Fürsorge einer warmen Freundin der vater- ländischen Flora entstanden. Dem Fräulein Elise Braig, deren Name bei mehreren Botanikern Oesterreichs und Deutschlands in Achtung steht, gebührt dieses Verdienst. Theils durch eigene Aus- flüge und Sammlungen, theils, zumal aus entfernteren Gegenden Carniens, der Alpen Istriens und des Quarneros durch mich, hat Frin. Braig in dem an ihre Wohnung anstossenden Gärtchen eine Anzahl seltener Pflanzen der Landesflora vereiniget, die unter ihrer sorgsamen Pflege freudigst gedeihen, und selbst manchem reich dotir- ten botanischen Garten abgehen, und zur Zierde gereichen würden. Ich kann mir das Vergnügen nicht versagen, Ihnen im An- hange ein Verzeichniss der bemerkenswerthesten Arten, die dieses botanische Gärtchen umfasst, mitzutheilen. Von mehreren dersel- ben werden Samen gezogen, und ich bin überzeugt, dass die Be- sitzerin diessfälligen Wünschen mit Bereitwilligkeit enlgegenkom- men würde. Da schon von Verdiensten der Damen für die Scientia ama- bilis die Rede ist, mag nicht unerwähnt bleiben, dass die schöne Lilie, die Madame Cattani (nicht Caltani) Selebam aus der Gegend von Much (spr. Mutsch) unweit Spalato in Dalmatien an die Gartenbau-Gesellschaft einsendete und von Visianials L. Mar- tagon var. Cattaniae bezeichnet wurde, auch diess Jahr zur Blülhe gekommen, und an einem Stamm 7 prachtvolle Blumen entfaltet hat. Sie sind durch die tiefpurpurfarbigen Perigonial-Einschnitte und den gänzlichen Mangel der dunkleren Tüpfeln, welche an jenen des gewöhnlichen L. Martagon vorkommen, von diesem in auflallen- der Weise verschieden. Ich habe lebende Exemplare davon sowohl an den botanischen Garten zu Padua, als an Hrn. Boissier für den seinigen zu Valegies nächst Genf gesendet, und hoffe dass solche aufkommen und zur weiteren Verbreitung dieser walırhaft schönen und als Zierpflanze zu empfehlenden Form dienen können. Ein Exemplar, welches im vorigen Jahre blühte, trug 11 Blumen; diese erglänzen im Sonnenscheine gleich Rubinen. Die von den gestrigen Tagblättern gebrachte Nachricht von Kotschy’s Tod hat mich erschüttert. Dem rüstigen Manne hätte man ein so vorschnelles Ende nicht geweissagt. Es muss ein gar arges Uebel gewesen sein, das einen so kräftigen Organismus im vollen Mannesalter zerstören konnte. Nicht nur für seine zahl- reichen Freunde, sondern auch für die Wissenschaft in Oesterreich ist es ein herber Verlust. Verzeichniss einiger im Garten des FräuleinsElise Braig zu Triest cultivirten sellenen Gewächse der küstenländischen und benachbarten Länder Flora, nebst Angabe der Bezugsörter. Achillea lanata Schreb. Bergwiesen. Anemone (Pulsatilla) montana Hoppe. Karstwiesen. — hortensis L. (stellata Lamk.) Südistrien. 239 Allium acutangulum Schrad. Sumpfwiesen bei Monfalcone. — Ampeloprasum L. Südistrien. — Chamaemoly L. Lossino im Quarnero. — fallax Desv. Karsiberge. — roseum L. Istrien.- — sazatile M. Bib. Aconitum Lycoctonum L. Bergwälder, — . Commarum (var.) Slavnık-Berg. Arum Arisarum L. Lossino. — italicum Mill. Istrien. Athamanta Mattioli Wulf. Kalkfelsen höherer Berge. Alyssum gemonense L.‘(petraeum Ard.) Gemona,, — sazatile L. (medium Ho st) Fianona in Istrien, Aquilegia atrata Koch. Carnia Friauls. Bellis sylvestris CGirillo. Lossino. Bellevallia romana. Villa Campo Marzo. | Brassica palustris Pirona Syll, Wässerige Wiese beiHambro unweit Codroipo. Capsella procumbens Fries. Sansego Insel im Quarnero. Crocus biflorus Mill, (var. dalmaticus). Karstwiesen unweit Pro- secco. — variegatus Hoppe Hornsch. Karstwiesen, — vernus var. parviflorus. Karst-Bergwälder, Centaurea alpina L. Karsthügel unweit Sessana. Crepis incarnata T ausch. Bergwiesen um Görz. — bulbosa Cass. Südistrien, — pulchra L. Südistrien. Cynanchum fuscatum Link. Lossino. Doronicum austriacum Fr. Bergwälder. Dondia Epipactis Schreb. Karstwälder. Eranthis hyemalis Salisb. Kroatien. Euphorbia Tommasiniana Bert. Karstberge. Delphinium fissum W. Kit. Buschige Gegenden des Karstes, Fritillaria montana Hoppe. Karstiwiesen, Glechoma hirsuta W. Kit. Karstwiesen, Gehege. Geranium nodosum L. Bergwälder um Prewald. — macrorrhizum L. Monte Maggiore. — pratense L. Carnia. Gladiolus segetum L. Istrien. Geum rivale. Voralpenwaldungen. Hieracium illyricum Fries. Kalkberge. _ — losiophyllum Koch! Kesselthalwege am Karste. Helleborus dumetorum. Um Triest. — niger L, Gebirgswaldungen. Helianthemum salicifolium Pers. Südistrien. Hutchinsia petraea R. Bw. Monte Spaccato. Iris germanica L. Karst. — tuberosa. Dalmatien, 240 Lactuca sagittata W. Kitt. Karsigehege. Leucojum vernum L. Adelsberg. — aestivum L. Sumpfwiesen bei Muggjia etc. Linaria pelisseriana Mill. Südistrien. Lilium carniolicum Bernh. Karsibergwiese. — bulbiferum L. Wiesen des Karstes. Medicago carstiensis W ulf. Karstwaldungen. — Pironae (Visiani) M. rupestris Pirona Syllabus. Kalkschutt bei Gemona, — tuberculata W. Südistrien. Matthiola varia DC. Kalkschutt um Venzone in Friaul. Myosurus minimus L. Feuchte Wiesen Südistriens. Narcissus radüflorus Salisb. Karstwiesen. — Tazzetta (var. elatior) L. Lossino und Insel bei Parenzo, Onopordium illyricum L. Südistrien. Orchis fusca Jacgq. Villa Campo Marzo. Ornithogalum refractum Kit. Triest. — narbonense L. Südistrien. Paradisea Liliastrum. Carnia. Pulmonaria angustifolia. Karstwiesen. Primula Auricula L. Kalkfelsen am Karste. — Tommasinü Gr. Gdr. Monte Maggiore. Pyrethrum cinerariaefolium. Dalmatien. Ranunculus illyrieus L. Karstwiesen. — Tommasinü Rich. Istrien. Reseda alba L. Dalmatien. Rosa pimpinellifolia. Slavnik-Berg. — reversa W. Kit. Slavnik-Berg. Scopolia atropoides Schult. Gebirgswälder um Adelsberg. Sedum anopetalum Koch. Duino Felsengebirge. Saxifraga cuneifolia L. Voralpenwälder. — rotundifolia L. Voralpenwälder. Scabiosa (Cephalaria) transsylvanica. Istrien. Silene noctiflora L. Adelsberg. Sternbergia lutea. Karststein. Serratula radiata Desf. Slavnik-Berge. — heterophylla Desf. Karstberge. Trichonema Bulbocodium. Südistrien. Viola suavis M. Bib. Ospo in Istrien. — mirabilis L. Karstwaldungen. — biflora L. Voralpen. Tyrimnus leucographus Cas. Südistrien. Triest, den 15. Juni 1866. ur 0.2 EEE Das nerdöstliche Vorgebirge des hohen Gölls bei Hallein. Von Fr. E. Piehlmayr, Mag. Pharm. Auf die nordöstliche Seite dieses Gebirgsstockes gelangt man auf drei verschiedenen Wegsrichlungen, u. z. von Dürnberg aus durch das ganze Kestenthal, anderseits über das Rossfeld oder die Trocken- thann-Alpen. Ich wähle für meine Beschreibung den besuchlesten Weg über das Rossfeld. Bald oberhalb des Gasthauses auf dem Dürnberg führt ein breiter guter Weg fort, und wendet sich bei dem ersten kleinen Haus rechts aufwärts, und erreicht dann bald die bairische Gränzmarke. Der Pfad führt dann zuerst eben fort durch eine kurze Waldstelle zu einer alten ungemein schön gruppirten Linde, welche am Rande einer kleinen Weidefläche steht. Hier tritt dem Naturfreunde das erste prachtvolle Bild der Alpenwelt entgegen. Tief unten im Thale biegt der pittoreske Markt Berchtesgaden, umgeben von den Zinnen seiner prachtvollen Gebirge, und dort im Westen umsäumen die rothge- streifien Wände des Untersberg den Horizont. Von dieser schönen Stelle gelangt der Wanderer leicht in zwei kleinen Stunden auf das weitgedehnte Alpengebieth des Rossfeldes, wo dem Pflanzensammler eine verschiedenartige Flora entgegen tritt, welche reich vertreten ist in der letzten Hälfte des Monat Juli bis zur ersten Hälfte August. Ich bezeichne also folgende Arten: Orchis globosa L., Nigritella angustifolia Rich., Satyrium viride L., Orchis albida All., O. ustu- lata L., Gymnadenia odoratissima Rich., Veratrum album L., Genti- ana pannonica Scop., Gent.nivalisL., Gent. bavarica Jacq., Arnica montana L., Arabis nutans Mönch., Willemetia apargioides Cass., Senecio abrotanifolius L., Erigeron alpinus L. Nahe bei den Hütten auf steinigen Stellen Saxifraga Aizoon Jacgq., Sax. aizoides L., Saw. caesia L., Draba aizoides L., Androsace lactea L., Andr. Chamae- jasme Ho si., Ranunculus alpestris L., Prımula Auricula L., Poten- tilla aurea L., Veronica sazatilis Jacq., Ver. aphylla L., Hieracium villosum L., Hier. flexuosum DC., Silene quadrifida L., Heracleum austriacum L., Helianthemum alpestre Rb., Epilobium trigonum Schrk., Epilobium origanifolium Link. Auf dem höchsten Theil dieser Alpe tritt dem Wanderer das hierlands bekannte grossartige Panorama des ganzen Salzathales, wie der östlichen Gebirgskette des Salzkammergut entgegen, über welche der eisumstarrte Dachstein ragt, südlicher das Tannengebirg zum Pass Lueg sich erstreckt. Von dieser prachtvollen Rundschau sieht man in der Tiefe eine Reihe von österreichischen Alpenhütten. Der Pfad geht nun rechts über den sogenannten Hahnenkamm. Hier findet der Botaniker folgende Arten: Campanula barbata L., Hieracium 242 aurantiacum in der Form ohne Ausläufer, Hier. Hinterhuberi Schulz et Bbst., Bupleurum longifolium L., Adenostyles alpina BF., Ad. albifrons L Fil., Ranunculus aconitifolius L., Rosa alpina L., Homo- gyne alpina Cass., Aconitum variegatum Rb., Ac. Störkeanum Rhb., Mulgedium alpinum Cass., Heracleum asperum M,et.B. _ In der mehr westlichen Seite liegen anmuthig die Ahorner Sennereien, an welchen der Tourist vorüber kommt, etwas höher als diese die Eckkaser und am Fussgestell des Kehlstein die Ofner Sennerhütten. | Der letzte hohe an die Hauptwände des Hochgölls angereihte Gebirgsrücken der sogenannte Eckerfürst, dessen östliche Seite von Gerölle, wie von steilen Wänden gebildet ist, liefert dem ‚Freunde der Botanik die meiste Ausbeute, u. z. in folgenden Pflanzenarten: Phaca astragalina DC. (auf dem sogenannten Lauffelde), Oxy- tropis montana DC., Betonica Alopecuros L., Linaria alpina Müll., Crepis alpestris Tsch., Crep. aurea Cass., Aronicum scorpioides Koch., Potentilla salisburgensis Hke., P. minima Hal. f., Anemone alpina L., An. narcissiflora L., Primula minima L., Viola biflora L., Achillea Clavenae L., A. atrata L., Chrysanthemum coronopifo- lium Vill., Azalea procumbens L., Rhododendron Chamaecystus L., Rh. intermedium Tsch., Rh. hirsutum L., Myosotis suaveolens Kitt., Tozzia alpina L., Empetrum nigrum L., Juniperus nana W ild., Salix arbuscula L., S. retieulata L., S. retusa L., Allium Victorialis L., All. montanum Schm. (Auf einer nächst der letzten Höhe vorkom- menden Felsenparthie, Draba tomentosa Whb., Sazifraga opposi- tifolia L.). Ferners Sazifraga stellaris, Rumex arifolius All., Impe- ratoria Ostruthium L., Pedicularis foliosa L., Ped. Jarguini Koch, Ped. incarnata L., Ped. verticillata L., Euphrasia minima Schl., Aster alpinus L., Juncus monanthos Jacq., Luzula maxima DC., Luz. flavescens Gd., Alchemilla alpina L., Alch. fissa Schm., Alch. pubescens MB., Carex capillaris L., ©. firma Host., C. ferruginea Scop., ©. atrata L., Orobus luteus L., Phleum alpinum -L., Hypo- crepis comosa L, Coronilla vaginalis Lam., Festuea pumila Vill., Soldanella alpina L., Sold. pusilla Bm,. Poa alpina L., Agrostis rupestris DC., Juncus HostüT., Sedum atratum L., Linum austriacum L., Globularia nudicaulis L., Campanula alpina Jq:, Gnaphalium supinum L., Dryas octopetala L., Gnaphalium Leontopodium Scop. (links zum Lauffelde). Etwas höher aber schon an Felsenstellen des hohen Gölls die zierliche Alsine aretioides MK., Sazifraga stenope- tala Gd., Sax. muscoides W ulf., Cerastium latifolium L. * -- Auf der letzten Stelle des Eckerfürstes, welche ich als den Ruhepunkt für den Besucher hinstelle, ist eine ungemein weit reichende Fernsicht gegen Salzburg und das Innviertel, ebenso grossartig die Ansicht über die mächtigen Gebirgsstöcke des Salzkammergutes und der Steiermark. Da es für manchen Touristen von Belange sein möchle, den früher bezeichneten Weg nicht mehr zurückzulegen, so kann derselbe 243 über die vor Augen liegenden Eck - Alpen zu den Ofnerhütten wandern, von welchen am besten wieder zum Dürnberg oder nach Berchtesgaden zu kommen ist. Salzburg im Jänner 1866. —asoa > — Bemerkungen über einige Pflanzen der ungarischen Flora, im Anschlusse an Neilreich’s „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten 6efässpflanzen.‘* Von R. v. Uechtritz. I. Hieracium stoloniflorum WK. Nachdem ich jetzt die Original- abbildung verglichen habe, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass die schlesischen Botaniker der bei uns so gewöhnlichen gelbblühenden Pflanze von der Tracht eines feistenH. Pilosella mit Recht jenen Namen beilegen. [ch kann in dem Kitaibel’schen Bilde ausser der Blüthen- farbe keinen Unterschied von der hiesigen Pflanze bemerken und trete daher der Fries’schen Ansicht über diese Art bei. Auch der Text passt sehr gul auf die hiesige Pflanze und es sind die röthlichen Blumen vielleicht erst in Folge der Kultur entstanden. Dass der Kitaibel’schen Pflanze eine hybride Form mit H, aurantiacum zu Grunde gelegen, ist nicht zu vermuthen, da ausser der Blüthentarbe nichts weiter an diese Art erinnert. Auf diese einzige Differenz ist um so weniger Gewicht zu legen, als das Variiren der Blumen von der gelben zur röthlichen Färbung (oder umgekehrt) bei Composilen oft vorkommt und sich sogar in derselben Gattung Beispiele dafür finden, so bei H. aurantiacum und sabinum, zu welch’ letzterem H. multiflorum Schleicher nach Koch und Fries als rothblühende Form gehört. — Dass H. stoloniflorum überhaupt keine Bastartform, sondern eine unzweifelhaft echte Art ist, davon kann man sich bei uns in Schlesien am besten überzeugen, wo diese Art stellenweise oft ebenso häufig ist als H. Pilosella und letzteres bisweilen in manchen Gegenden ersetzt. Wie dieses geht A. stoloniflerum mit den andern Arten der Abtheilung der Pilloselloiden nicht selten Bastartbıldungen ein, die alsdann denen des H. Pilosella mit den nämlichen Arten analog sind und ihnen auch sehr ähnlich sehen, obschon sie für den Geübteren meist leicht zu erkennen sind. H. stoloniflorum scheint ausschliesslich dem Osten anzugehören und es mögen in andern Ge- genden öfters Bastarte des H. Pilosella dafür angesehen werden. Wiewohl vorzugsweise gemein in ebenen Gegenden, ist es in Schle- 244 sien doch auch im Vorgebirge ziemlich häufig und steigt an einzelnen Orten selbst bis in die tiefere Hochgebirgsregion bis 4000‘. So habe ich es auch in den Central-Karpaten auf Bergwiesen des vorderen Koscielisker Thals ziemlich häufig in Gesellschaft von H. Pilosella, praealtum, und pratense gefunden. In Ungarn, wie überhaupt in südlicheren Gegenden dürfte sein Vorkommen vorzugsweise auf die Gebirgsgegenden heschränkt sein. — Das bei W.K. abgebildete Individuum ist übrigens nicht einmal ein ausserordentlich üppiges zu nennen, an geringen Stellen mit lockerem Boden, zumal an Dämmen wird diese Art, deren Köpfe die des H. Pilosella an Grösse noch um ein Bemerkliches über- treffen !), bei uns normal immer so feist und kräftig und nicht selten finden sich noch weit üppigere Exemplare mit noch mehr verlängerten, dabei ebenso robusten, sämmtlich blühenden Ausläu- fern, auf die dann der Kitaibel’sche Name besonders gut passt. Die Begrenzung dieser Art bei Fries wird dadurch unnatürlich, dass er, weil er das Vorhandensein der Bastardformen negirt, eine Anzahl solcher mit hinzurechnet. Nur seine Form «. montanum entspricht völlig der echten Art. i H. saxatile Whlbg. Carp. Hierzu bemerke ich, dass diese Art von der gleichnamigen Jacquin’schen Pflanze (dem H. saxetanum Fr. Epier.), die anliegende äussere Hüllschuppen besitzt und in den nördlichen Karpaten kaum vorkommen dürfte, verschieden und iden- tisch mit H. bupleuroides Gm. ist, wie bereits Grisebach (Com- ment. de distr. Hier. p. 69) bemerkt. Hierzu gehören die sämmlli- chen Exemplaren, die ich von verschiedenen Standorten der nord- westlichen Karpaten gesehen habe. Diese Pflanze, welche auch mit H. glaucum All. nichts gemein hat, ist zumal im obern Waagthale weit verbreitet an Kalkfelsen, scheint aber gegen Osten abzunehmen und ist bereits in der Zips sehr selten. Ausnahmsweise steigt sie auch in die subalpine Region, wird aber hier kleiner, bleibt meist ein- köpfig und der Stengel wird armblättriger, wodurch diese Form ein sehr abweichendes Ansehen erhält. Hieher gehören die Exemplare, die ich (und nach mir Haussknecht und Fritze) am Przyslup im Koscielisker Thale gesammelt und als H. Tatrae angesehen habe. Das letzte ist indessen, wie mich Grisebach, dem ich Exemplare mit- getheilt, belehrte, davon verschieden (vorzüglich durch ganz kahle Hüllen ete.) und scheint nur in der östlichen Tatra vorzukommen, aber selbst dort selten zu sein. Diess H. Tatrae Grisb, ist nach dem Autor selbst das H. glaucum Whlbg., welches Koch irrthüm- lich zu H. bupleuroides als Synonym zog, da er vermulhlich von der irrigen Vorausseizung ausging, Wahlenberg’s H. sazatile sei die °) Wenigstens die sich zuerst entwickeln; die zuletzt aufblühenden sind kleiner, und dann, so wie im verblüliten Zustande ist eine Verwechslung mit H. pratense X Pillosella eher möglıch, wiewohl diese Art auch dann noch durch das etwas schiefe, fast kappige Spitzchen der weichen Blätter gewöhn- lich leicht kenntlich ist. 245 echte Jacquin’sche Pflanze. Fries bezeichnet in der Epierisis dieses echte, mir noch nicht zu Gesicht gekommene H. Tatrae als H. bupleuroides glaberrimum Spr., meint aber, dass es, obschon es kaum zur Trennung ausreichende Merkmale zeige, doch vielleicht eine eigene Art bilden möchte, da es in derKultur seine gänzlich ver- schiedene Tracht bewahre, — He spaa Neue Synonyme zur Flora Europa’s. Von Victor v. Janka. . Ayuilegia Reuteri Boiss. diagnos. —= A. Bertolonü Schott zool.-botan. Ver. 1853. — Beide Benennungen stammen vom Jahre 1853. . Aquilegia thalictrifolia Schott. c. = A. confusa Rota. Flora von Bergamo. — Auch diese beiden Species wurden in ein und demselben Jahre, nämlich 1853 aufgestellt. . Silene vallesia aus den Apuanen ist nach Savi’schen Exemplaren keineswegs die echte Pflanze dieses Namens, sondern einerlei mit der dalmatinischen Silene graminea \ is. . Genista elliptica Kitaibel additamenta ad flor. hung. in Lin- naea XVI. (1863) pag. 606 — mit dem bisher ganz über- sehenen Cytisus (Corothamnus) myrtifolius Presl. bot. Bemerk. 1844, pag. 137. . Trifolium nevadense Boiss. diagnos. plantar. orient. Ser. Il. Nr. 2, pag. 17 =[T. helveticum Scheele in Flora 1844. . Trifolium leiocalycinum Boiss. et Sprun. diagn. plantar novar. 2 (1843) pag. 31 et 32 —T.mutabilePortenschlag. Hingegen gehört das daselbst beim Vergleichen erwähnte Boissier’sche T. mutabile zu T. multistriatum Koch. . Peucedanum cnidioides Boiss. et Heldreich in diagnos. plan- tar. oriental. Ser. II. = P. suleatum Bert. fl. ital. . Allium rubrovittatum Boiss. et Heldr. — A. trachyanthum Gris. spicileg. fl. rumel. II. Colchicum Visianü Parlat. fl. ital. II. — C. autumnale L. Zeschow bei Prossnitz in Mähren, am 21. Juni 1866.— 246 Das älteste österreichische Herbarium. Von A. Kerner. (Fortsetzung.) Menyanthes trifoliata L. Trifolium Fibrinum, Fiberkhlee. Mercurialis perennis L. Cynocrambe foemina et mas, Wild Bingel- kraut Weiblein und Mänlein (15) Hundtskehl (12). Meum Mutellina Gärt. Cuminum alpinum, Madaun (92). Mnium punctatum DC. Adiantum aureum, Gulden Widertodt (15). Mulgedium alpinum Less, Sonchus caeruleus, Blauer Hasenköl (94). Muscari racemosum DC. Hyacinihus botryoides, Trauben Hia- cynth (3). | Myosotis intermedia Link. Auricula muris, Maussöhrlein (13). — palustris With. Euphrasia caerulea palustris, blauer Wasser Augenirost (13). -- silvatica Hofim. Erphrasia caerulea, Blauer. Augentrost (8). Myrrhis odorata Spr. Myrrhis.montana, Bergmührenkörfll .(68, 86). Nurcissus poetieus L. Pseudo Nareissus verus, Narzissenbluem (3). — Pseudo-Narcissus L. Nurcissus Pseudo- Narcissus Sanct Jo- sephs Stab (6). Nasturtium offieinale R. Br. Sysimbrium aquaticum , Brunnen- kröss (33). — palustreDC. Erucu pulustris maior, Grosse wasserrauthen (25). — sübvestre Brw. Eruca palustris minor lutea, Khlein gelbe wasserrauthen (20). Nepeta Cataria L. Meuta felina cattaria. Khazen minz, Khazen Nept. (67). | | Neslia panieulata Dsv. Isatis sylvestris, Wild Weidt (36). Nigella damuscena L. Melanthium, Nardensamen (94). Nigriteila angustifolia Rich. Palma Christi minor foemina, Khlein Händleinwurz Weiblein (87). Ocymum Basilicum L. Ocimum citratum, Mitel Basilien (45). Olea europaea L. Oliva, Olivenbaun: (89). $ \. Onobrychis sativa Lmk. Onodrychis purpurea, Braun: Wildhopfen- kraut (60); mit: weissen Blüthen: Onobrychis alba, Weiss Wildhopfenkraut (31). ü.g9 Ononis spinosa L. Resta bovis montana, Berg Stallkraut (95). ) Onopordum AcanthiumL. Acanthium vulgare, Weisser Wergdistl (82). Ophrys @ranifera Huds. Testiculus muscarius maior, Grosse Späni- sche muggen (19). — musciferaHuds.Testiculus muscarius, Spännische muggen(17). Orchis militaris L. Cynosorchis maior, Gross Khnabenkraut (19). Origanum vulgare L. Origanum rubens, Rotlechter Wolgemuet; mit weissen Blüthen: Origanum flore albo, Weisser Wolgemuet (82, 79). Ornithogalum umbellatum L_ Bulbus solsequius, Sternbliemel (2). 247 Orobanche Epithymum DC. Orobanche vernalis,; (rühe Sommer- wurz (6). | Oxalis Acetosella L. Alleluia: Der deutsche Name ist schwer zu lesen. So weit ich denselben zu lesen vermag, lautet derselbe: Busserbrot. Vielleicht Guggerbrodt ? (7). Ozyria digyna Cambd. Oxalis rotundifolia sylvestris, Wilder run- der ampfer (40). Paeonia officinalis L. Paeonia, Beonien Rosen (50). Papaver Rhöas L. Papaver erruticum Klapper Rosen (22, 73). Paris quadrifolia L. Herba Paris, Einbeer (86). Parnassia palustris L. Flos hepaticus, Leberbliemel (56). Pastinaca sativa L. Elaphoboscum erraticum, Wild Hirsspastenakh (62, 64). Pedicularis Jacquinii Koch. Pedicularis alpina, Joch leisskraut (34). — palustris L. Pedicularis purpurea, Purpurfarb Leisskraut (4). — tuberosa L. Pedicularis alba, Weisses Leisskraut (91). Petasites niveus Baumg. Petasites, Pestilenzwurz (3). Petunia violacea L. Viola peruviana, Indiänische Veielen (55). Peucedanum Uervaria Lpr. Libanotis Theophrasti alba, Weisse Hirsswurz (59). — Oreoselinum Mnch. sSeseli Peloponesiacum Tragi, Breiter bergkhimml (57). Phyteuma betonicifolium V ill. Rapunculus montanus mazimus, Gross Bergrapunzl (85). — hemisphaericum L. Rapunculus alpinus, Joch rapunzel (31). — orbiculare L. Rapunculus nemorosus muticus , Stumpfichle waldrapunzl (24). Pimpinella magna L. Bibernella montana, Berg bibernell (99). — rubra Hoppe. Tragoselinum montanum rubrum, Rot berg- bibernell (103). — Saxifraga L. Pimpinella saxifraga, Stein bibernell (37). Pinguicula flavescens Flörke. Herba S. Viti flore luteo, Gelb Sanct Veitskraut (1). — vulgaris L. Herba S. Viti flore purpureo, Sanct Veitskrant (1, 29). Pisum sativum L. Pisum, Arbeisen (94). Plantago lanceolata L. Lanceolatu minima, Khleinster Spizwege- rich. (99). — major L. Blatt eines kleinen Exemplares: Plantago latifolia minor, Khleiner breiter Wegerich (34). — media L. Plantago minor Dioscoridis, Schoflzungen (73). — montana Lmk. üppiges Ex.: Lanceolata minor, Khlein Spiz- wegerich (97). Polygala amaraL.Polygala repens, Kriechend Creuzbliemblein (14). — uliyinosa Rehb. Polygala montana, Berg Creuzblieml (2). — Chamaebuzus L. Genistella tinctoria, Khlein ferbpfriemen (1). — vulgaris L. Polygala mas et foemina, Creuzbluemen mänlein und Weiblein (14, 114). 248 Polygonum amphibium L. Potamogeton salicarium, Samkraut mit Weidennletern (71). — Bistorta L. Bistorta vulgaris, Naterwurz (61). — Hydropiper L. Persicaria pumila, Khlein Floehkraut (66). — viviparum L. Bistorta alpina, Joch Naterwurz (29). Polypodium Dryopteris L. Filicula petraea foemina, Khlein steinfarn Weible (91). — vulgare L. Polypodium maius, Gross Englsüess (92). Polytrichum commune L. Adiantum aureum, Guldin widertodt (73). Potentilla anserina L. Potentilla, Genserich (40). — argentea L. Quinquefolium petraeum maius, Gross fünffinger- kraut (29). — aureaL. Quinqguefolium minimum u. minus, Khlein Fünffinger- kraut (27, 43). — caulescens L. Quinquefolium maius flore albo, Gross weiss finffingerkraut (93). — reptans L. Quinquefolium repens, Khlein krichend Finffinger- kraut (23). j — rupestris L. Quinguefolium fragiferum rectum, Erdbeerfinf- fingerkraut (12). — supina L. Quiquefolium fragiferum repens, Kriechend Erdbeer- finflingerkraut (26). — Tormentilla Sibth. Tormentilla, Tormentillwurz (4). Poterium Sanguisorba L. Pimpinella romana, Khlein Sperben- kraut (98). Prenanthes purpurea L. Libanotis Theophrasti lactucacea, Wald Lactich (69). Primula acaulis Jacq fl. plen. Primula veris Anglica, Englisch Schlisselbluem (12)- — AuriculaL. Sanicula alpina, Alpschlisselbluem (11). — elatior Jcq. Primula sylvestris, Wild Schlüsselbluem (10). — farinosa L. Primula alpina media. den deutschen Namen lese ich: Preizbliemel? (12). — glutinosa Wulf. Spica montana, Speikh (42). — minima L. Auricula ursi minima fl. pur., Braun Beer Sa- nikhl (42). — offieinalis Jcq. Primula veris Schlüsselbluem (12). Prunella grandiflora Jcq. Prunella montana, Perg praunelle (93). Prunus avium L. fl.plen. Cerasa multiflora, Dikhblüende kersen (55). — Padus L. Elxenbaum (57). Pteris aquilina L. Filix foemina, Fahrn weible (56). Pulicaria dysenterica Grin. Conyza media, Mittere Dürrwurz (70). Pulmonaria offieinalis L. Pulmonaria maculosa, Hirssmangolt (3). Pyrola secunda L. Pyrola mas, Waldmangolt mänlein (14). — uniflora L. Pirola foemina, Waldmangolt weible (4). Pyrus Malus L. Malus, Oepfelbaum (104). Ranunculus acrisL. Ranunculus sylvestris, Wilder hanenfuess (26). 249 Ranunculus alpestris L. Ranunculus alpinus albus, Weisser Alphanen- fuess (28). — aquatilis L. Foeniculum aquaticum, Wasserfenchl (32). - bulbosus L. Ranunculus Bulbosus, Drüsswurz (21). — Ficaria L. Chelidonium minus, Feigwarzenkraut (16). — montanusWilld. Rununculus montanus minimus, Khlein berg- hahnenfuess (30). — nemorosus DC. Pes Leopardi, Leopardenfuess (22). — repensL. Ranunculus duleis arvensis, Siess Akerhanenfuess(23). — sceleratus L. Apium risus, Wasser hanenfuess (8). Raphanus Raphanistrum L. Erua sylvestris flore albo, Wilder weisser Senfl (24). Reseda lutea L. Reseda, Resedenkraut (13). Rhinanthus major Ehrh. Pedicularis lutea maior, Grosses gelbes leisskraut (20). — minor Ehrh. Pedicularis lutea minima, Khlein gelb leiss- kraut (28). Rhododendron ferrugineum L. Chamaerhododendros alpigena, Alp- rosen (50). — hirsutum L. Balsamum alpinum, Alpbalsam (30). Ribes Grossularia L. Uva crispa, Khlosterbör (53). Rosmarinus officinalis L. Rosmarinum coronarium, Rosmarin- kraut (62). Rubus fruticosus L. Rubus Hircinus, Bokhsbör (74). Rumez Acetosa L. Oxalis vulgaris, Gemainer Saurampfer (30). — Acetosella L. Oxalis ovina, Oxalis minima, Shaffampfer, Khlein Saurampfen (34, 39). — cerispus L. Lapathum minimum, Khlein Grindtwurz (83). — scutatus L. Oxalis rotundifolia sativa, Herrn Saurampfer (54). Sagina procumbens L. Polygonum minus polycarpum, Khlein frucht- barer Wegdrit (92). Salix alba L. Salixz vulgaris, Gemaine Weiden (22). — helvetica Vill. Salix alpina, Joch Weiden (84). — reticulata L. Salix alpina latifolia, Jochweiden mit braiten bletern (89). Salvia pratensis L. Salvia sylvestris, Wilder Salvia (58). — verticillata L Salvia montana, Berg Salvia (62). Sambucus Ebulus L. Ebulus, Atich (85). Sanicula europaea L. Diapensia, Sanikhl (42). Saponaria ocymoides L Lychnis sylvestris rubra, Rote wilde Mär- zenröslein (18). Saxifraga Aizoon Jacq. Umbilicus veneris minor, Weiss khlein Nablkravt (55). — Clusü Gouan. Sanicula fontalis, Brunnen Sanikhl (31). — rotundifolia L, Saxifraga alba, Weisser stainbröch (35, 50). Scabiosa arvensis L. Scabiosa vulgaris, Gemaines Apostemen- kraut (37). Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft, 1866. 18 250 Scabiosa dipsacifotia Host. Scabiosa latifolia peregrina, Brait Apo- stemenkrau! (54). — gramuntia L. Scabiosa minor , Khlein Apostemenkraut (59, 106). — Juecida Vill. Scabiosa frutex (104). Srandix Pecten Veneris L, Pecten Veneris, Nadelkörffl (7). Seirpus silvatieus L. Juncus palustris, Weier Pinze (71). Seleranthus annuus L. Polygonum minus, Khnawel (39). Scolopendrium offieinarum Sw. Phyllitis, Hirsszungen (104). Scutellaria galerieulata L. Tertianaria, Fieberkraut (38). Sedum maximum Sul. Fabaria, Wundkraut, Knabenkraut (72). Sempervivum arachnoideumL. Sedum petraeumminus flore sanguineo, Khlein blueirot stein hausswurz (55). — montanum L. Sedum alpinum, Joch Hausswurz (83). Senecio cordatus Koch. Doronicum latifolium, Gämpsenwurz (50). — Doronicum L. Doronicum longifolium, Gämpsenwurz (45). — Jacobaea L. Jacobaea, Sanct Jakobskraut (31). — subalpinus Koch. Jacobaea latifolia, Jacobskraut mit braiten bletern (101). — vulgaris L. Senecio maior, Grosse Creuzwurz (25). Sherardia arvensis L. Rubia sylvestris, Wild Röte (36). Sitene acaulis L. mit rothen und weissen Bülthen: Ocymoides mus- cosus ruber et albus (33). — nutans L. Lychnis sylvestris Clusä, Weisser Been von Sala- manca (12). | — rupestris L. Holostiun cariophyllieum peträum, Stein nägelein- grass (39, 65). Sinapis arvensis L, Lampsana, Akerköhl (18, 72), Sisymbrium Alliaria Scop., Allaria Knoblachkraut (7). — officinale Seop. Erysimon, Weg Senfl (89). — Sophia L. Herba Sophia foemina, Sophienkraut Weiblein (5). Sium augustifolium L. Tragoselinum maius, Gross Bibernell (99). Soldanella alpina L, Soldanella montana, Bergmöhrkhel (28). Solidago Virga aurea L. Virga aurea, Guldine rueten (97, 100). Sonchus arvensis L. Sonchus arborescens, Baum Sonchenkraut (38). — oleraceus L. Sonchus laevis angustifolius, Hasenköl mit schmalen Blötern (61). Sorbus aucuparia L. Sorbus, Sperberbaum (61). Specularia Speculum DC. Viola arvensis, Akerfeilen (40). Spiraea Aruncus L. Barba caprae, Gaissbari (37). Stachys germanica L. Pseudo Stachys, Feld Andorn (83). — palustris L. Stachys aquatica, Brauner Wasser Andorn (83). — recta L. Sideritis Heraclea, Glidkraut (50, 52). — silvatica L. Urtica hercnlea, Wald Nessel (43). Stellaria cerastoides L. Alsine petraea minima, Khlein steinvogel- kraut (29). — graminea L. Euphrasia graminea, Augentrosigrass (31). — media Vill. Alsine maxima, Grosse Hüenerdärm (44, 51). 251 Sueeisa pratensis Mönch. Morsus diaboli, Teiffelsabbiss (60). Symphytum offieinale L. Symphitum majus; mit weissen Blüthen: flore albo, Wallwurz (29). Tagetes erecta L. Flos aphricanus minor multiflorus, Khlein gefilt, Thunisbluemen (64). Taraxacum laevigatum DC. Dens Leonis minor, Khleiner Leben- zan (6). — offieinale Wigg. Dens Leonis, Leben Zan (5). Tetragonolobus siliquosus Roth. Trifolium siliguosum maius , Gross Schottenkhlee (29). Teucrium Botrys L. Ioa muschata, Feldeipress, Ivenkraut (103). — Chamaedrys L. Trissago, Berg Gamänderlein (70). — montanum L. Polium montanum minimum, Khlein bergpolium (88). Thalictrum angustifolium Jacgq. Ruta pratensis tenuifolia, Wisen- rauthe (44). — aquilegifolium L. Ruta pratensis maior, Grosse Wisen- rauthe (53). — collinum Wallr. Ruta pratensis latifolia, Wisenrauthe (44). Thesium alpinum L. Bschreykraut (9). Thlaspi arvense L. Thlaspi maius, Bauern Senff (13, 41). Thuja orientalis L. Cedrus Phönicea, Cederbaum auss Phönicia (86). Thymus vulgarisL. Thymus, Römischer Quendel, Jungfraw-Zucht (57). Tofieldia calyculata W hlbg. Gramen junceum spicatum, Geäehertes Pinzengrass (71). Tradescantia virginica L. Gladiolus aquaticus, Lach mich an (65). Tragopogon orientalis L. Burbula Hirci, Boksbart (32). Trifolium agrarium L. Medica Tragi minor, Guldener stainkhlee (33). — arvense L. Lagopodium, Kazenkhlee (90). — badium Schr. Medica Tragi maior, Grosser guldener Stain- khlee (31). — fragiferum L. Trifolium palustre, Wasser Khlee (52). — medium L. Trifolium pratense arborescens, Baumechtiger Wisenkhlee (75). — montanum L. Trifolium acutum, Spizkhlee (64). — pratenseL. Trifolium vulgare, Gemainer Wisenkhlee (38); ein Blatt mit 4 Theilblättchen: Quadrifolium, Vierkhlee (104). — rubens L. Cytisus Tragi, Gaisskhlee (41). Trollius europaeus L. Ranunculus alpinus, Alphanenfuess (23); Flos Trollius, Trollbluemen (38). Tulipa Gesneriana L. Tulipa, Dulipanen (17). Tunica Saxifraga Scop. Holostium chariophyllaeum petraeum maius, Gross Steinnägeleingrass (93). Tussilago Farfara L. Tussilago vulgaris, Gemain Brandlactich (2). Urtica dioica L. Urtica viva, Brennende Nessel (35). — urens L. Urtica graeca, Khlein Heiternessel (19). Vaccinium Vitis Idaea L. Chamaepyxos, Wald buxbaum (60). Valeriana dioica L. Valeriana minor, Khlein Baldrian (5). | 18 * Enz 252 Valeriana offieinalis L. Valeriana vulgaris, Gemainer Baldrian (46). — sawatilis L. androdynamisch: Valeriana alpina maior, Gross Joch Baldrian (81); gynodynamisch: Valeriana alpina minor, Khleiner Alpbaldrian (28). — tripteris L. Valeriana montana, Berg Baldrian (13). Valerianella dentata Pollich. Lactuca agnina sylvestris, Wilder Lammer Latich (9). Verbascum Lychnitis L. Verbascum sylvestre, Wild Wullkraut (78). Veronica alpina L. Veronica fvemina maior, Ehrenpreiss weible das grosse (30), ein sehr üppiges Exemplar. — Anagallis L. berula maior, Grosse Bachpungen (48, 51) ein kleines Exemplar: Anagallis aquatica minor, Khlein Bachpun- gen (50). — aphylla L. Veronica alpina minima mas, Khlein Joch Ehren- preiss (30). —_. arvensis L. Alsine folüs Veronicae, Hüenerdarm mit Ehren- preissblätern (16). — Beccabunga L. Anagallis aquatica maior, Grosse Bachpun- gen (47). — Chamaedrys L. Gamandra, Gamänderlein (21). — hederifolia L. Alsine hederacea, Hüenerdärm (6). — latifolia L. Teuerium maius, Gross braun gamänderlein (32). — offieinalis L. Veronica mas, Ehrenpreiss Männlein (34). — polita Fries. Alsine folüs Tristaginis, Hienerdarm mit Gaman- derblätlein (10). — prostrata L. Teuerium pannonicum, Ungrisch Bathengl (44). — sawatilis Jacq. Veronica folüs polygalae, Khlein Ehren- preiss (45). — serpyllfolia L. Veronica minor foemina, Khlein Ehrenpreiss weiblein (21). — spicata L. Veronica recta, Aufrechtstehender Erenpreiss (81). — triphyllos L. Alsine recta, Hücnerrauthen (2). — urtieifolia L. Gamandra palustris, Wasser Gamänderlein (48). Viburnum Lantana L. Viburnum, Schlimpenbaum (61). — Opulus L. Sambucus aquatica , Schwelkhenbaum (77); var. roseum: Sambucus aquaticus polyanthos (21). Viecia Cracca L. Vicia, Vogelwikhen (31). — sepium L. Cracca maior, Grosse wilde Vogelwikhen (34); ein kleines Exemplar als Cracca minor, Khleine wilde Vogel- wikhen (26). Vinca minor L. Vinca pervinca, Süngrüen (10) Viola biflora L. Viola sylvatica lutea, Gelbes Waldveilen (30). -- hirta L. Viola Martia, Merzen Veilen, mit violeiten Blüthen : V. M. purpurea, Braun M.V.; mit weissen Blüthen: V. M. alba, Weiss M. V. (10). — odorataL. Viola canina montana, Berg hundtsveilen (17), mit gefüllten Blüthen: Viola odorifera multiplex, Gefilt wol- schmekhendes Veilen (10). Qu 253 Viola silvestris Lmk. Mater Violarum, Veilen Mueter (21). — tricolorL. Viola Trinitatis caerulea et sylvestris, blawes Frei- samkraut, Wild Dreifaltigkheitbluem (30, 42). Vitis vinifera L. Vitis, Weinröben (73). Arenaria serpyllifolia L. Alsine minor, Khlein Vogelkraut (39). (Schluss folgt.) Literaturberichte. — Studien über die oberen Grenzen der Holz- pflanzen in den österreichischen Alpen. Von Dr. A. Kerner, Prof. in Innsbruck. 1. Die Rothbuche. 2. Die Fichte. 3. Die Zirbe. (Separat-Abzüge aus den Jahrgängen 1864 und 1865 der öster- reichischen Revue). Eine genaue Bestimmung der Höhengrenzen für die einzelnen Baumarten in unseren Alpen ist gewiss eine der wichtigsten und interessantesten Aufgaben für den heimischen Pfllanzengeographen. Die Hochgebirge Oesterreich’s haben zwar seit Clusius in den letzten drei Jahrhunderten unzählige Botaniker durchforscht, aber sie richteten meist ihre vorzüglichste Aufmerksamkeit auf die syste- matische Untersuchung der erbeuteten botanischen Schätze und so kommt es, dass wir in der obgenannten Richtung nur: sehr verein- zelnte Angaben oder übersichtliche Tabellen besitzen. Herr Prof. A. Kerner, einer der eifrigsten jüngeren Pflanzengeographen, machte es sich zu einer speciellen Aufgabe, diese Lücke in der pflanzengeogra- phischen Kenntniss unserer Alpen auszufüllen und veröffentlichte vorläufig in der österreichischen Revue eine Reihe von Studien über die Höhengrenze der Rothbuche, der Fichte und der Zirbe. Diese Studien sind das Resultat jahrelanger mühsamer Beobachtungen und der Herr Verfasser bringt eine Fülle neuer Daten über die Lebens- bedingungen der genannten drei Bäume. Es ist nicht möglich hier in das Detail einzugehen; daher sollen nur jene Stellen angeführt werden, in denen der Herr Autor die wichtigsten Ergebnisse seiner Beobachtungen zusammenfasst. Nach ihm „flieht die Buche alle jene Standorte, welche durch reichlichere Thau- und Nebelbildung ausgezeichnet sind, und wo eine grössere relative Feuchtigkeit auf die Vegetationsdecke einwirkt. Sie meidet ein gewisses Uebermass von feuchter Luft und findet ihre günstigsten Lebensbedingungen in trockener Luft über einem mässig durchfeuchteten aber nicht ver- sumpften Boden.* „Die Fichte bedarf jährlich zum wenigsten die Summe von 1160 Wärmegraden und eine frostfreie Zeit von wenigstens drei vollen Monaten. Ihre Blattentwicklung beginnt an dem Tage, an welchem die Summe von 298 Wärmegraden erreicht ist; an diesem Tage muss die Sonne wenigstens 14 Stunden am Himmel verweilen. 254 Die Fichte verlangt feuchte Luft und einen gleichmässig ununterbro- chen durchfeuchteten Boden.“ „Die Zirbe bedarf zum wenigsten der Summe von 648 Wärme- graden und der frostfreien Zeit von 67 Tagen. Die Blattentwicklung beginnt im Mittel an dem Tage, an welchen die Summe von 418 Wärmegraden erreicht ist. An diesem Tage muss die Sonne 16 Stunden am Himmel verweilen, wenn die Zirbe kräftig wachsen und Samen reifen soll. Sie verlangt eine relativ feuchte Atmosphäre und einen gleichmässig und stetig durchfeuchteten, tiefgrundigen Lehm- boden.* Die österreichische Revue ist keine streng wissenschaftliche, Zeitschrift, Ihrer Tendenz entsprechend ist daher die Schreibweise in den Studien des Herrn Prof. Kerner mehr populär und allgemein fasslich, ja man möchte sagen, beinahe feuilletonartig. Ohne an wissen- schaftlichem Werthe zu verlieren, werden dadurch die Studien auch für weitere Kreise eine interessante anregende Lectüre. Dr. H. W. Reichardt. — Excursionsflora für die Schweiz. Nach der analy- tischen Methode bearbeitet von August Gremli. 1. Lieferung. Aarau bei J. J. Christen. 1866. 8. — p. 120. Wie schon der Titel zeigt, ist von dem vorliegenden Werke bisher nur die erste Lieferung (ein Drittel des Ganzen) erschienen. Es möge daher nur eine vorläufige Anzeige genügen, das Detail soll erst nach dem Erscheinen des ganzen Werkes besprochen werden. Das erste Heft enthält einen nach dem Linne&’schen Systeme geord- neten Schlüssel zur Bestimmung der Gattungen, welcher mit Berück- sichtigung der habituellen Merkmale sehr leicht fasslich und praktisch ausgearbeitet ist. Im speciellen Theile sind die einzelnen Arten nach De Candolle’s Systeme bis zu den Rutaceen behandelt und der Herr Verfasser zeigt in dieser Partie eine genaue Vertrautheit mit den neueren systematischen Arbeiten. Dr. H. W. Reichard!t. — I. Gegenwärtiger Stand des botanischen Gartens der königl. ung. Pester Universität. Ofen 1866. 16. S. 8. II. Semina in horto botanico reg. scientiarum universitatis hung. pestinensis aestate 1864. lecta. 3 Bl. 4. III. Semina in horto botanico reg. scient. univ. hung. pest. labente aestate 1865. lecta. 4. Bl. 4. „Gebet mir einen festen Punkt ausser unserer Erde und ich will sie aus ihrer jetzigen Lage bringen‘ so oder ähnlich sprach vor mehr als 2000 Jahren Archimedes. ‚‚Gebet mir die Professur der Bo- tanik und ich werde ein grosser Botaniker werden,‘‘ so oder ähnlich mag Herr Prof, Linzbauer meditiret haben, als Gerenday’s Lehr- stuhl erledigt wurde. Und dass Linzbauer gewiss so gedacht hat, hievon zeugen auch obige drei Schriften; es ist an uns, den Beweis anzutreten, wir werden dies nur ganz kurz thun, denn es ist nicht der Mühe werth sich lange Zeit dabei aufzuhalten. Ad I. Wenn wir den Umschlag der ungarisch und deutsch ge- schriebenen Heltchen umblättern, lesen wir: Aemtlicher Bericht auf 255 dem nächsten Blatte, Nun sehen wir also was sagt Dr, Linzbauer in seinem Heftchen? p. 2 „die (Pflanzen) gepresst und gelrocknel — verlieren eben dadurch ihre Eigenthümlichkeiten der Formen, Farbe, mil einem Worte ‚den Gesammtausdruck des Lebens‘* — sie sind uns Mumien, deren Catacombe man ‚„Herbarium‘ nennt.“ Wie aber Linzbauer diess verstand, können wir kurz und bündig sagen: als vor drei Jahren durch die Munificenz des Kaisers der Garten Pflanzen erhielt, warf L. das Herbar auf den Hausboden und liess die Planzen von Wien im Herbarzimmer aufstellen. Auf der 4.S$S. „Da wo man sich begnügt, nur die Flora einer Gegend kennen zu lernen, oder wo es genügt, die Wissenschaft nach einem einfachen soge- nannten „künstlichen System“ zu lehren, da bedarf man auch eines botanischen Gartens nicht, weil, wenn die Gegend nur einigermassen nicht öde ist, man auch bald und ohne Mühe, mit einigen Ausnahmen, die meisten Klassen und Ordnungen des für den Anfänger leicht fasslichen, unentbehrlichsten und allein brauchbaren Systems „des grossen Linne* aufzufinden im Stande sein wird. Aber —an der Hochschule solle die Botanik nicht, wie sie gewöhnlich genannt wird, als „Pflanzenkunde* sondern muss als „Wissenschafi* gelehrt werden.“ Und diess erreicht L.p. 5 so: „Hier müssen die verschiedenen Typen des gesammten Pflanzenreichs nach ihren anatomisch-physiologischen (also nicht morphologischen Ref.) Verhältnissen in klarer nnd bündiger Weise dem Lernenden erörtert werden, damit er dann auf dieserallein wissenschaftlichen Grundlage den wunderbaren Zusammen- hang der tausendfältigen Formen aufzufassen im Stande sei, um endlich dieselben nach ihren natürlichen Verwandschafts- graden mit Hilfe der weiteren wissenschaftlichen Anleitungen, nämlich: Organographie, Systematik, Nomenclatur, Charakteristik und Physiographie zu begreifen, zu kennen, zu nennen, zu wissen.“ Wir fragen: kann es elwas scheckigeres geben als was L. hier sagt, wir fragen: ist der Schlusssatz vom Doppelpunkte an (Organographie — zu wissen) nicht das betrübendste Armuths- zeugniss, welches sich ein (sein wollender) Botaniker geben kann; wer hat jemals in dem amtlichen Bericht einer Universität so elwas gesehen. Wir hoffen, man werde uns die fernere Besprechung dieser Schrift erlassen, uns jedoch dagegen zu protestiren erlauben, dass wenn kein botanischer Garten in Pest ist p. 15 „dann wird Ungarn auch noch lange ohne neu herangebildete Botaniker blei- ben!* Eine solche Behauptung will auch Beweise, wohlan Herr Dr. Linzbauer, führen Sie diejenigen ungarischen Botaniker an, die ihre botanische Bildung dem botanischen Garten in Pest verdankten, als er noch in Blüthe stand und wir wollen Ihnen wenigstens doppelt so viel anführen, die nicht dort gebildet wurden. Sagen Sie uns nur einen Botaniker, der unter Ihrer Leitung in Pest sich entwickelt, wir können Ihnen aber mehrere anführen die nach 1862 zu wirken be- gannen und nicht ohne Glück. — Diese Behauptung von Seiten Dr. L. kann also kurz nur mit dem Worte „Heuchelei* abgefertigt werden. 256 Doch übergehend zu den zwei Gatalogen müssen wir bemerken, dass sie auch nichts weniger als befriedigend sind, so ist z. B. im Cataloge vom Jahre 1865 Lappago, racemosa Willd. sowohl unter den Gramineen als auch den Compositen, Wo auf den Papierkapseln, in welchen sich die Samen befanden, die Autornamen nicht lesbar waren, wurde ein Fragezeichen in Klammer gesagt, z. B, Cnicus Kotschyi, Eupatorium corsicum, Nicotiana arborescens , Dianthus imperialis. Bei mehreren Arten ist der Autorenname falsch u. z. bei solchen, von welchen man voraussetzen konnte, dass sie L. gekannt hatte. Anthemis Neilreichii Kosteletzky, Malva borealis Lilj ete. Wer die Calaloge in die Hände bekommt, kann übrigens Pflanzen ohne oder mit falschen Autoren versehene wenigstens so viele heraus- notiren, dass sie wohl ein Viertel der angeführten Arten belragen. Solche Fehler darf man sich aber nicht zukommen lassen, wenn man Universitäts-Professor der Botanik werden will. Archimedes — glauben wir — hätte das gethan was er gewollt, wenn er den festen Punkt ausserhalb der Erde gefunden hätte. Linzbauer — wenigstens er glaubt es, wäre ein guter Professor der Botanik geworden, wenn er dazu ernannt worden wäre, und er wird jeizt gewiss behaupten mit Sallust: Salvire fortuna ac miscere omnia coepit. August Kanitz. Correspondenz. Ns. Podhragy, am 9. Juli 1866. In dem benachbarten Beczk6 hat sich auf Anregung des Herrn Alfred v. Reviezky unter dem Namen „Oekonomische Sonntags- schule* ein Verein von Oekonomen und Naturfreunden constituirt, dessen Zweck ist: durch populäre an Sonntagsnachmittagen von 3 bis 6 Uhr zu haltende, die Oekonomie und überhaupt praktische Natur- wissenschaften im weitesten Sinne betreffende Vorträge, das geistige und materielle Wohl des Volkes zu fördern. Bei der gestern abge- haltenen ersten Sitzung wurde der leitende Ausschuss gewählt, der aus einem Präses und dessen Stellvertreter, zwei Ausschussmitglie- dern und einem Secretär besteht. Mit dem Secretariate wurde Herr K. Börik, Bezirksnotär in Beczkö betraut. Herr Graf Berenyi stellte dem Vereine ein geräumiges Lokale, in welchem die Sitzungen abgehalten werden sollen, unentgeltlich zu Verfügung. Interessantere Originalabhandlungen sollen von Zeit zu Zeit durch den Druck ver- öffentlicht und an die Mitglieder vertheill werden. Es ist zu hoffen, dass das Wirken dieses Vereines, zu dem sich schon eine ziemliche Anzahl von Mitgliedern meldete, auf die geistige und materielle He- bung unseres Volkes nicht ohne segensreichen Einfluss bleibt. — Herr v. Janka erwähnt in seinem von Turaluka geschriebenen Briefe das Vorkommen des Galum tricorne daselbst. Ich begegnete diese 257 Pflanze längs der Karpatenkette von Pressburg bis gegen Nemsowa im Trencsiner Komilate. Ich selbst sah sie voriges Jahr in Myjawa, Turalüka. Wrbowce, Ungr. Skalitz, dann bei Hluboka u. a. 0. Hier um Ns, Podhragy erscheint diesePflanze, besonders in derHügelregion auf Aeckern stellenweise massenhaft. — Vor einigen Tagen sammelte ich in den hiesigen Weingärten Orobanche coerulea Vill. und am linken Wagufer gegenüber der Minärowice’schen Mühle Myricaria germanica, Helychrysum arenarium, und in Beczk6 das um Ns. Pod- hragy fehlende Conium maculatum — Durch die Güte meines Freun- des, Herrn Rittmeisters Schneller erhielt ich im vorigen Winter Wurzen und Samen von Oenothera biennis ß. parviflora der Pressbur- ger Botaniker, und habe meine Freude an den reichlichen Blüthen der zweijährigen Pflanzen, von denheurigen werden auch mehrere blühen. — InNr. 7 der „Oesterr, botan. Zeitschr,“ S. 222, Zeile 14 soll statt curvifolia, cavifolia gelesen werden. Jos. L. Holuby. Bivouac Prater bei Wien, den 19. Juli 1366. Im Julihefte der botanischen Zeitschrift ist sehr lebhaft die Rede von Ornithogalum chloranthum Saut. Jch will hier auf Ornithogalum prasandrum Griseb. Spicileg. fl. rumel. II. aufmerksam machen, welche Pflanze höchst wahrscheinlich mit der Sauter’schen Art gleich ist und die Priorität für sich haben dürfte. Mir steht jetzt weder meine botanische Bibliothek noch mein Herbar zu Gebote, wo ich mir Aufschluss verschaffen könnte. Soviel ich mich erinnere, hılten preussische Botaniker das O. prasandrum für verschieden von OÖ. nutans. In Mähren fand ich die Knautia carpatica Heuff. sehr verbreitet. Ob sie von K. arvensis gut unterschieden, kann ich noch nicht beurtheilen. BeiStephanau, wo ich zum erstenmal bivouaquirte, fand ich den Juncus sphoerocarpus Nees. sehr häufig. Janka. Breslau, den 21. Juli i866. Ich möchte wissen, ob Urtica hispida DC. schon irgendwo in Deutschland beobachtet worden ist. Ich habe diese Pflanze, die übrigens von Grenier, gewiss mit Recht, für eine Varietät der U. dioica erklärt wird, vor Kurzem in den Ufergebüschen der Oder dicht bei Breslau gefunden, einer für das Studium der Formen dieser polymorphen Art sehr geeigneten Oertlichkeit. Die U. hispida bildet durch die überaus starke Bekleidung der Blätter und des Sten- gels das Extrem des von mir als U. dioica subinermis bezeichneten Form, welche letztere vielleicht mit der dalmatinischen U. glabrata Clementi zusammenfallen dürfte, die hiesige Pflanze übertrifft in der Dichtigkeit der Bekleidung noch meine sicilischen Exemplare. Sie findet sich an den Oderufern in Gesellschaft der normalen Forın und der Varietät subinermis, ist aber, wie es scheint, im Ganzen nur selten. Uechtritz. 258 Personalnotizen. — Friedrich Ritter v. Hartmannk.k. Lieutenant ist am 24. Juni in der Schlacht bei Custozza gefallen. — J. G. Beer ist von der Stelle eines Generalsekrelärs der k. k. Gartenbaugesellschaft zurückgetreten. Dr. Reichardt hal die- selbe interimistisch übernommen. — Georg Jan, Direktor des naturhistorischen Museums (Museo civico) in Mailand, starb am 17. Mai 1866. Derselbe wurde im Jahre 1791 in Wien geboren, übernahm noch sehr jung die Professur der Botanik an der Universität Parma und gründete 1831 mit Giuseppe de Cristoforis jenes umfangreiche Museum, dem er bis zu seinem Tode vorstand. — Dr.H. W.Reichardt ist an die Stelle des verstorbenen Dr. Kotschy zum Kustos-Adjunkten des k. k. botanischen Museums in Wien ernannt worden. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 3, Juli sprach Dr. Reuss jun. über Veronica anagalloides Guss,, welche er in diesem Jahre in der nächsten Umgebung Wiens, bei der Dornbacher Schwimmschule aufgefunden hatte, und erläuterte ausführlich ihre Unterschiede von Y. Anagallis. Sie ist in allen Theilen zarter, meist kleiner; reichblüthiger; mit Ausnahme der Blätter fast durchaus mit feinen Drüsenhaaren besetzt und besitzt einen eigen- thümlichen Geruch, der an die frischen Pflaumen erinnert, eine Eigen- schaft, die nirgends angegeben wird; der Stengel ist nicht hohl und entbehrt der Vierkantigkeit und der erhabenen Linien, die bei Y. Anı- gallis an denselben herablauien,, ist also stielrund. Die Blätter sind schmäler sparsamer gesägt, nur bei kleineren Exemplaren gegen- ständig, sonst in dreizähligen Wirteln angeordnet, auch ist ihre Ner- vation etwas verschieden von der beiV. Anagallis, indem ausser dem Mittelnerven besonders zwei mit dem Blattrande parallel laufende Nerven auffallen. Die Kelchzipfel sind stumpfer und mehr ellip- tisch, kürzer als die Kapsel; bei V. Anagallis lanzettlich zugespitzt, so lang oder länger als die Kapsel. Die Farbe der Corolle ist weiss mit violetter Zeichnung, bei V. Anagallis lichtblau; die Kapsel nicht kreisrund, sondern elliptisch, ungefähr halb so breit als lang, und enthält jedes Kapselfach nur 3—4 Reihen Samen, bei V. Anagallis 5—7 Reihen. Der Vortragende gibt hierauf die Punkte an, in welchen die Dornbacher Pflanze von der Beschreibung Gussone’s und von an anderen Orten gesammelten Exemplaren differirt, erwähnt besonders die nicht immer so reiche Behaarung und die Länge der 259 Kelchzipfel, die namentlich bei südlicheren Pflanzen die Kapsellange erreichen, und führt die Ansichten mehrerer Botaniker an, welche die Pflanze nur als Varietät der V. Anugallis betrachten. Welche Ansicht die richtige ist, will er noch unentschieden lassen. so lange Gussone’s Angabe, dass die Pflanze durch Kultur nicht verändert werde, nicht geprüft würde; doch neigt er sich eher derjenigen zu, welche sie als Species auffasst, da die überhaupt oft verkannte Pflanze bei Dornbach mit V. Anagallis unter vollkommen gleichen Verhältnissen wächst, wie diese in kleinen bis über 1‘ hohen Indi- viduen vorkommt , und am genannten Orte keinerlei Uebergänge zeigt. Schliesslich erwähnt er ihre Verbreitung in Niederösterreich und bespricht die Exemplare, die er selbst gesehen , worunter die von Hooker in Ostindien gesammelten von einem noch nicht be- kannten Standorte sein dürften. — Dr. H. W. Reichardt besprach und demonstrirte eine sehr lehrreiche Missbildung von Delphinium cheilanthum Fisch. Dieselbe wurde von Ritter von Frauenfeld im Stadtparke beobachtet und demselben die betreffende Pflanze vom Stadtgärtner Dr. Siebek freundlichst überlassen. Diese Mon- strosität zeichnet sich namentlich durch folgende Merkmale aus: Kelch und Blumenkrone sind vergrünt, sowie regelmässig gewor- den. Die Staubfäden sind normal geblieben, Die drei Fruchtblätter, welche die Stengel bilden, sind geplatzt und tragen an ihren freien, den Bauchnähten entsprechenden Rändern die Samenknospen. Da- durch wird dieser Fall höchst lehrreich; denn er beweist schla- gend die Richtigkeit der Ansicht Robert Brown’s, nach welcher die Samenknospen an den Rändern der Carpelle entstehen. Wei- ters zeigte Dr. Reichardi Exemplare der weissen Trüffel aus Nie- derösterreich vor. Dieselben wurden um Pressbaum von Hugo Müller gesammelt; sie lassen sich nicht mit Sicherheit bestimmen, weil die Sporen noch nicht entwickelt sind. Dem Habitus nach dürften sie zu Tuber magnatum Pico gehüren. Schliesslich legte der Vortragende mycologische Miscellen vor, welche Stefan Schul- zer von Müggenburg eingesendet hatte. In denselben werden theils zahlreiche bekannte Gattungen und Arten kritisch besprochen, theils neue Species aufgestellt. Unter den letzteren sind besonders hervorzuheben: ein neues Diploderma aus Ungarn, D. Ungeri und ein neuer Agaricus, A. (Annularia) Fenzli, dem A.laevis Krombh. zunächst verwandt. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 11. Mai übersendete Dr. L.Pfaundler zu Innsbruck eine Abhandlung: „Ueber die Wärmekapazität verschiedener Boden- arten und deren Einfluss auf die Pflanze.* Der Verfasser zeigt, dass für das Studium des Einflusses des Bodens auf die Pflanze die Beachtung der chemischen Zusammensetzung allein durchaus nicht genüge. Um den Einfluss der chemischen Zusammensetzung für sich allein in ungetrübter Weise erkennen zu können, sei es durchaus nothwendig, Parallelversuche unter gleichen physikalischen Bedin- gungen, insbesondere bei gleicher Wärmezufuhr anzustellen. Diese 260 Gleichheit sei aber bisher nicht erreicht worden; denn unter glei- chen meteorologischen Verhältnissen müsse eine Verschiedenheit der Wärmekapazität und des Wärmeleilungsvermögens des Bodens eine Verschiedenheit in den Temperalurverhältnissen desselben hervorrufen, welche unmöglich ohne Einfluss auf die Pflanze bleiben könne. Die Grösse dieses Einflusses lasse sich erst bemessen, wenn man die Werihe der Wärmekapazitäten der verschiedenen Boden- arten kenne, von denen aber bisher noch keine Bestimmungen vorlagen. Diese Lücke auszufüllen , bezeichnet der Verfasser als Zweck seiner Untersuchung. Er beschreibt hierauf ausführlichst die angewendete Methode so wie den hiezu benülzten,, ursprüng- lich von Regnault construirten Apparat, an dem er einige Ver- vollkommnungen angebracht hat. Es folgt nun eine ausführliche Mittheilung über die Berechnungsmethode, so wie eine Untersu- chung über den erreichbaren Grad der Genauigkeit. Der Verfasser verbreitet sich über diesen Gegenstand ausführlicher als die vor- liegende Untersuchung erheischt hätte, da ihm derselbe durch die in letzter Zeit hierüber in der Litteratur zu Tage getretenen Mei- nungsdifferenzen ein erhöhtes Interesse zu gewähren schien. Um zur Erledigung dieser Sitreitfrage etwas beizutragen und ausser- dem für die Richtigkeit und Genauigkeit seines Verfahrens eine direkte Bestätigung zu erlangen, führte der Verfasser noch beson- dere Kontroleversuche an isländischem Kalkspathe und reinem Wasser aus, aus denen hervorgeht, dass die angewendete Meihode sehr genaue Resultate liefert. Hierauf folgt die Mittheilung der Wärme- kapazitaten von 17 verschiedenen Bodenarten, Aus den mitgetheil- ten Zahlen zieht derselbe den Schluss: „dass die chemische Ver- schiedenheit der in der Erde enthaltenen unorganischen Bestand- theile im Allgemeinen nur einen geringen Einfluss auf die Wärme- kapazität derselben ausübt und dass dafür der Gehalt derselben an Humus und Feuchtigkeit weit mehr in Betrachtung komme.“ Der Verfasser fand nämlich die Wärmekapazität der trockenen und humusfreien Erden, gleichgiltig, ob dieselben vorwiegend aus Sili- caten oder Kalkerde bestanden, nahe bei 0'2 liegend; die des Torfes dagegen wurde bei 05 gefunden, von welchem Maximum sich die übrigen Erdsorten um so mehr entfernten, als sie ärmer an Humus waren. Zum Schlusse macht der Verfasser noch darauf aufmerksam, dass eine grössere Wärmekapazität die Temperatur- extreme des Bodens einander nähern, eine geringe Wärmekapazität hingegen ihren Abstand vergrössern müsse , woraus allein schon die Wichtigkeit der in Rede stehenden physikalischen Eigenschaft hinlänglich hervorgehe. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für valerlän- dische Cultur am 19. April in Breslau legte der Sekretär Prof. Cohn vor: 1) eine kleine Sammlung von Pflanzen aus Labrador, Geschenk eines Missionärs der Herrnhuter-Gemeinde, 2) ein japanisches Werk botanisch-ornithologischen Inhalts mit sorgfältigen und nalurgetreuen kolorirten Abbildungen aus dem Nachlass des verstorbenen Regie- 261 rungsraths Max Wichura. Derselbe hatte in der Sitzung vom 4. März die Frage aufgeworlen, ob in Schlesien Beobachtungen über das Vor- kommen der Mistel auf Eichen gemacht seien. Bekanntlich ist in neuerer Zeit dieses Vorkommen vielfach bezweifelt worden, obwohl die Eichenmistel nicht blos bei dem Cultus der alten Celten und Ger- manen, sondern auch in den Sagen und der Volksmedizin bis in die neuesie Zeit eine sehr wichtige Rolle spielte. Ober-Forstmeister v. Pannewitiz hat diese Frage zum Gegenstande einer Recherche in den schlesischen Forstrevieren, wo ausgedehntere Eichenwaldungen vorkommen, gemacht, und übersendet der Sektion einen Bericht dar- über. Die von den Oberförstern Hering in Tschiefer, v. Pannewitz in Panten, Baron von Lüttwitz in Nimkau, von Blankenburg in Kotiwitz, Ziemann in Peisterwitz angestellten Nachforschungen haben zwar sämmtlich nur negative Resultate ergeben, jedoch erin- nert sich Oberförster v. Pannewitz selbst, vor 10 Jahren im Revier Peisterwitz Misteln auf Eichen wachsend gesehen zu haben. Diese Beobachtung findet ihre Bestätigung durch die älteren Zeugnisse von Beaton (England), Pollich (Süddeulschland), Gaspard (Frank- reich), sowie von Röper, welcher in Deutschland an manchen Orten die Mistel vorzugsweise auf Quercus Robur und pedunculata vorge- funden hat. Ganz neuerdings erklärt Perron, Conservator des naturhistorischen Museums zu Gray, dass er in dem Walde von Rigny 5 Kilometer von Gray, Eichenmistel, obwohl sehr selten, im Jahre 1856 gefunden und dieselbe in seinem Museum aufbewahre. (Illustra- tion vom 10. März 1866). Dieses Vorkommen wird in der Nummer vom 17. März auch noch aus anderen Punkten des alten Sequanien bestätigt. Der Sekretär erinnerte daran, dass in der Sitzung der botanischen Sektion vom 4. Juli 1833 der damalige botanische Ober- gehilfe, spätere Professor Dr. Schauer das Vorkommen der Mistel auf Eichen ebenfalls behauptet und sich auf das Zeugniss der Flora Silesiae und des Präsidenten Prof. Nees v. Esenbeck berufen habe. Nach Angabe des Dr. Alexander kam die Eichenmistel sogar häufig bei Krakowane bei Oels vor. Dr, Milde theilte mit, dass Lehrer Limpricht bei Bunzlau zwei seltene Moose, Eurrhynchium cerassi- nervium und Barbula ambigua, entdeckt, und dass er selbst in dem der Gesellschaft vermachten Herbarium des breslauer Floristen Dr. H. Scholz das Original-Exemplar der Orobanche arenaria vom Josephinenhügel aufgefunden habe. Dr. phil. Schneider hielt einen Vortrag über die Entwicklungsgeschichte und den Pleomorphismus der Pilzfamilie Uredineae nach de Bary’s Untersuchungen in den Annales des sciences naturelles, Botan. Ser. IV., Tom. 20. Nach den vorangegangenen Itrefflichen Untersuchungen Tulasne’s in dem- selben Journal verdanken wir de Bary’s möglichst vollständigen Forschungen eine genaue Kenntniss der sehr interessanten Entwick- lungs-Geschichte der Uredineen, welche eine gewisse Analogie mit dem Generationswechsel bei den niederen Thieren darbietet. Sie sind, eben so wie Cystopus, Peronospora, parasitische Endophyten ihrer Nährpflanzen; ihr Mycelium ähnelt zwar demjenigen von Peronospora, 262 ist aber mehr dem der übrigen Pilze gleichartig, selten mit zahl- reichen Scheidewänden versehen und mit einer Membran bekleidet, die durch Jod und Schwefelsäure nicht blau gefärbt wird, Die Myce- liumschläuche sind in den Intercellulargängen der Pflanzen verbreitet und bilden hier oft sehr voluminöse, unentwirrbare Geflechte, doch fehlen denselben die Saugorgane gänzlich. Die Früchte der Uredineen entstehen unter der Epidermis der Nährpflanze und die kleinen Büschel, woraus sie bestehen, werden durch in dichte Polsterchen vereinigte Aeste des Myceliums gebildet; bei der Reife des Parasiten durchbrechen sie die Epidermis. Die hervorspringendsten Charaktere der Uredineen beruhen sowohl auf dem Bau der Sporen selbst, als auf deren bemerkenswerthem constanten Dimorphismus oder Pleo- morphismus, indem jede Art 2--5 Arten Fortpflanzungsorgane besitzt, die eine Zusammenordnung oder regelmässige Aufeinanderfolge haben. De Bary unterscheidet folgende 4 Arten von Reproduktions- organen nach Tulasne’s Terminologie: 1) die Spermalien (vielleicht männliche Organe), aus den Spermogonien hervorgehend; 2) die Stylosporen; 3) die eigentlichen Sporen oder Teleutosporen (Winter- sporen) und 4) die Sporidien, welche von dem Promycelium erzeugt werden. Die betreffenden Versuche über Keimung und Entwicklung der verschiedenen Fruklifikalionsorgane wurden an den Uromyces appendiculatus Link, welcher auf Faba vulgaris und Pisum sativum sich findet, sowie an Uromyces Phaseolorum Tul. auf Phaseolus an- gestellt. Die eigentlichen Sporen dieser Pilze sterben mit Ende des Sommers oder im Herbste ab und offenbaren ihre Keimfähigkeit erst im folgenden Frühjahr oder Sommer. Werden die Sporen befeuchtet und in feuchte Atmosphäre oder auf feuchten Boden gebracht, so keimen sie nach einigen Tagen und treiben einen dicken, gekrümmien, stumpfen Schlauch, der sich nur wenig verlängert und 3—4 Sporidien von nierenförmiger Gestalt abschnürt. Die Keimschläuche dieser Sporidien, sobald leiztere auf die Nährpflanze gebracht sind, dringen nur in die Zellen der letzteren ein, deren Wände durchbohrend, und bilden hier ein Mycelium, welches sich im Parenchym verbreitet; an den mit Sporidien besäeten Stellen zeigt sich nach etwa 6 Tagen weissliche Färbung und es treten dort nach einigen Tagen orange- farbene, mit Tröpfchen einer hellorangefarbenen schleimigen Flüssig- keit bedeckte Protuberanzen hervor, nämlich die Spermogonien. Diese vermehren und vergrössern sich täglich, durchbrechen die Epidermis, nehmen orange Färbung und cylindrische Form an und bilden die Peridien des Aecidium; diese öffnen sich am Scheitel, um Schnüre von orangefarbenen Stylosporen, wie sie bei Aecidium längst bekannt sind, herausfallen zu lassen. Werden diese Stylosporen auf der Nährpflanze ausgesäet, so erscheinen auf den weisslichen Flecken um das Aecidium braune oder schwärzliche Punkte, woraus sich dann die Stylosporen des Uredo und die eigentlichen Sporen des Uromices selbst entwickeln. Die Stylosporen des Aecidium dringen nur in die Spaltöffnungen der Pflanze ein. Der Vortragende halle einen Keimungsversuch von Siylosporen des Aecidium auf Lapsana 263 communis auf gesunde Blätter dieser Pflanze gemacht; nach 8 Tagen erschienen auf den besäeten Stellen die Stylosporen des Uredo und bald darauf auch die eigentlichen Sporen der Puceinia Lapsanae. Der Entwicklungsgang, wie er auch bei der Gattung Puceinia und anderen Galtungen der Uredineen sich zeigt, wäre demnach folgender: 1) Die eigentlichen Sporen oder Teleutosporen bringen bei der Keimung ein Promycelium hervor, woraus 2) die Sporidien hervorgehen, welche ihrerseits ein Mycelium erzeugen, woraus alsbald vermittelst der Spermogonien 3) das Aecidium hervorgeht, welches nun wieder Stylosporen im Sinne Tulasne’s erzeugt. Die Stylosporen bringen 4) den Uredo, die zweite Form von Stylosporen, hervor, und später die eigentlichen Sporen, Nr. 1, oder Teleutosporen, immer in der- selben Pustel vergesellschaftet. Die Uredo- und Teleutosporen ent- wickeln sich aus dem alten Mycelium, welches vorher das Aecidium hervorgebracht, und erzeugen immer wieder Uredo- und Teleuto- sporen. Eine Ausnahme von dem geschilderten Entwicklungsgange machen 1) zwei Aecidium-Formen, nämlich: Endophyllum Euphor- biae sylvaticae Dec. und Endophylium Sempervivi Lev., welche wieder nur von Spermogonien begleitete Aecidien hervorbringen, deren Sporen aber bei der Keimung ein Sporidien bildendes Promy- celium entwickeln und 2) die Puceinia Dianthi D ec., deren Teleuto- sporen mit der Reife sofort keimfähig sind, und deren Sporidienkeime sofort in die Spaltöffnungen eindiingen, um hier von Neuem nur Teleutosporen zu erzeugen. In seiner jüngsten Arbeit über die Ent- wicklung der Pucceinia graminis (Monatsbericht der kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin, 1865) beschreibt de Bary eine dritte Generations- form der Uredineen. Man kennt sehr viele Arten von Puecinia und Uromyces, welche, wie die übrigen, Uredosporen und Teleutosporen bilden, aber nie von einem Aecidium begleitet sind und welche Nähr- pflanzen bewohnen, auf denen nie ein Aecidium oder Aehnliches vorkommt, z. B, auf Gräsern, die doch von zahlreichen Pucecinia- Arten bewohnt werden, z. B. Puceinia graminis, P. coronata, P. straminis etc. Bei diesen bedürfen die aus dem Promycelium ent- wickelten Sporidien einer anderen, aber für jede Art fest bestimmten Nährpflanze, um hier das Aecidium zu bilden, dessen Stylosporen dann auf der ursprünglichen Nährpflanze den Generationscyklus voll- enden, mıt Bildung von Uredo- und Teleutosporen. So z. B. bilden die Sporidien von Puceinia grsminis auf Triticum repens und Ge- treidearten nur auf Blättern der Berberis vulgaris das in den Gene-. rationscyklus gehörende Aecidium, bekannt als Aecid. Berberidis; das Aecidium Rhamni gehört in den Entwicklungskreis der Puccinia coronata und Aecidium Asperifolii auf Anchusa, Lycopsis etc. in jenen der Puccinia graminis, welche beide auf verschiedenen Gräsern und Getreidearten vorkommen. Diese Eigenthümlichkeit vieler Arten, zur vollständigen Entwickelung den Wirth wechseln zu müssen, hat de Bary mit einem besonderen Terminus bezeichnet, indem er diese Form von Parasiten heteröcische, dagegen diejenigen, welche ihre ganze Entwickelung auf derselben Nährpflanze durchlaufen, au- 264 töcische nennt. Es gibt noch eine Menge heteröcischer Arten, deren zugehörige Aecidium man noch nicht kennt, und eben so sehr viele Aecidium, deren Ursprung unbekannt ist. | F. Cohn, Sekretär der Sektion. — Die Einweihung des Linne-Denkmals in Linn &’s Geburts- ort Rashult, in der Provinz Smäland, wurde am 12. Juni mit grosser Feierlichkeit begangen. Literarisches. — De Visiani et Jos. Pancic. Plantae serbicae rariores aut nova Decas. II. (Mem. dell’ I. R. Istit. ven. XII. pag. 463.) 8 Tab. Es wurden beschrieben: Heliosperma monachorum Vis. et Panc. (Silene monachorum Vis.) (dem H. chronodontae Boiss. et Reut, und auch zum Theil dem H. eriophori Tur. annähernd); — Sca- biosa achaela Vis. et Panc. (der Se. triniaefolia Friv. et Gris. annähernd); — Sc. fumarioides Vis. et Panc. (der Sc, Webiana Don. theilweise ähnlich); — Hieracium marmoreum Vis et Panc. (H. lanatum Panc., dem H. tagyteum Boiss. annähernd); — Cen- taurea myriotema Vis. et Panc. (der Cent. tenuifolia Jord. an- nähernd); — Cent. derventana Vis. et Panc. (unter den Psephellis der ©. Iyrophilla Gr. C. Marschalliana Spr. und ©. integrifolia C. A. May. annähernd); — Linaria rubioides Vis. et Panc. (der L. ge- nistifolia Mill. und den Formen L. silenifoia Fisch. und wahr- scheinlich L. coneslor Gr. zum Theile nahestehend); — Verbasceum pannosum Vis. (Verb. montanum Panc.); — Euphorbia glabrifolia Vis. (Euph. fragifera Panc., der E, Bivonae St. et Boiss., sowie der E. spinosa L. nahe); — Allium serbicum Vis. et Panc. (zu den Allia macrospatha). —e sa —— Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Krenberger, mit Pflanzen aus Kärnthen; von Herrn Reuss mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abzegangen an dıe Herren Fritze, Keck, Bayr, Desert Vrabely, Vagner, Lagger, Kerner, Grundl, Markus, uter. . Correspondenz der Redaktion. Herrn A. M. in N.: „Der z.-b. G. 4 fl. gezahlt.“ — Herm J. L.H.: „Bitte nach Belieben zu verfügen.“ — Herrn v. U. in B.: „Sie werden mein Schreiben wohl erhalten haben.“ Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skolitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Vesterreichisehe BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische r Zzemplare, botanische Zeitschrift - die frei durch diePost be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe Gärtner, (Jekonomen, Forsimänner, Aerzle, ide, Neumang. vr. 7) mit5fN.25 kr. Oest. W. zu pränumeriren, (3 Thir..10 Ngr.) a Im Wege des gauzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buelhandels übernimmt mit 2 11. 63 kr.Oest.W. Pränumeration halbjährieg. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°- g so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = . Buchhandlungen. nn 5 XVI. Jahrgang. WIEN, September 1866. INHALT: Zur Flora von Glion. Von Rüdt. — Alopecurus pratensis X geniculatus. Von Dr Heidenreich. — Ueber Pflanzen der ungar. Flora. Von Uechtritz. — Literaturberichte. Von Heufler, Dr. Reichardt, Kanitz. — Correspondenz. Von Schiller, Holuby, Dr. Kerner, Janka, Kastropp. Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Mittheilungen. — Cor- respondenz der Redaktion. Uber die hi Flora von Glion und des unteren Rhönethales. Von Freiherrn v. Rüdt. Meinen angenehmsten Erinnerungen darf ich einen Aufenthalt, den ich während der Monate Mai und Juni 1860 in Glion machte, beizählen. Der Winter jenes Jahres hatte sich weit in das Früh- jahr erstreckt, und selbst am 26. April, als der mich tragende Zug aus dem Tunnel des Jorat herausbrausend, in das lachende Becken des Genfersees einfuhr, fegte noch der rauhe Nordost, die gefürch- tele Bise, über den See, und hätten nicht die dichten blassgelben Sträusse der Primula ucaulis die saftigen Wiesen bedeckt, man hätte sich, wahrlich nicht dem Wonnemonat so nahe geglaubt. Doch wenige Tage später war der Frühling mit all’ seiner Pracht einge- zogen, und so zog auch ich vom Gestade des See’s aus hinauf, nach Glion, um mich in der bekannten Pension „le Righi vaudois“ zu installiren. Dieser in Gestalt eines Berner Chalet gebaute Gasthof liegt 1600‘ fast senkrecht oberhalb Montreux und dem wenig weiter ent- fernten See, somit 2800° über dem mittelländischen Meer. Nicht Oesterr. botan. Zeitschrift 9. Heft. 1866. 19 266 allein bieten sich die reizendsten landschaftlichen Bilder von diesem Punkte aus dem Auge dar, sondern er ist auch von einer Vege- tation umgeben, deren Mannigfaltigkeit viel Anziehendes gewährt. Denn während unlen am See die üppigen Gehänge, soweit sie von der Kultur des Weinstocks noch frei geblieben, mit mächtigen Wallnuss- und Kastanienbäumen bestanden sind, die zahlreichen Gärten aber mit den Sendlingen des Südens'prangen, kräftige Fei- genbäume und Cypressen, der Lorbeer und die Granate, der Jasmin und die fast immer blühende bengalische Rose, von den Nord- und ÖOstwinden geschützt, gefahrlos sich entfalten, bieten die bis zu 5000—6500° jäh aufsteigenden Berge, deren Gipfel, la dent de Jaman und les rochers de Naye, in 4--5 Stunden zu erreichen sind, stufenweise die verschiedenarligste Flora bis hinauf zu den lieblichen Kindern der Alpen. Der Joral, zu dem die Berge von Montreux gehören, schliesst den Rhönekessel gegen Nordost ab und bildet so die Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer. Von den Kalkfelsen der dent de Jaman bis an den Jura streichend, besteht er aus Sandsteingebil- den, zum Theil von Grauwacke durchzogen und ist mit Urgebirgs- trümmern bestreut. Er wird von zahlreichen Bächen durchschnitten, welche tiefe Thäler und Schluchten reissend, in gewaltigen Ab- stürzen dem See zueilen und hier reizende Vorlande und Zungen bilden. Zwischen zwei solchen Thälern liegt nun, in Obstgärten versteckt, der Weiler Glion, dessen Bewohner Alpenwirthschaft treiben. Die Abhänge zwischen den Weinbergen von Montreux und zwischen Glion bestehen theils aus Wiesen, theils sind sie, besonders die Felsen, mit kurzgehaltenen Gesträuchen und wenigen Waldbäumen bewachsen. Hinter dem Weiler erhebt sich, steil an- steigend, der mattenreiche Mont Cau, der sich nördlich an die dent de Jaman und, östlich umbiegend, an die rochers de Naye anschliesst und gegen das Thal von Veytaux hinab mit einem ge- mischten stattlichen Wald bestanden ist. Die Seiten des von Mon- treux aufsteigenden Thales, der baie de Montreux sind oberhalb seines lelzten Absiurzes bis zum pont de pierre, eine halbe Stunde lang, mit Wiesen bedeckt, dann, gegen den col de Jaman sich er- hebend, mit Wald bestanden. Nordwestlich liegt, auf- ansteigenden felten Weiden zerstreut, das Alpendorf „les Avants,“ während süd- lich, durch die tiefe Thalschlucht von Glion getrennt, die dunkel- waldige Kuppe des Kubli auf den See hinabschaut. Ein Saumpfad, der von Vevey aus, am Kubli vorbei, über den «ol de Jaman nach dem Saanenthal im Kanton Freiburg führt, und den ich in früheren Jahren begangen, gewährt die lieblichsten Szenerien und schon Lord ‚Byron nannte ihn „schön wie ein Traum.“ — Werfen wir noch einen Blick auf.das Becken des See’s, so sehen wir südöst- lich, tief unter uns, die weite Mündung des Rhönethals mit dem Städtchen Villeneuv am See, während im Hintergrund die schneeig- ten Zacken der Dent du midi aufsteigen. Gegenüber am savoy’- schen Ufer, von grotesk geformten Bergwiesen überragt, am Aus- 267 sang waldiger Schluchten, folgen die Orte: Bouverel, St. Gingolph und Meillerie mit seinen Erinnerungen an Rousseau’s jetzt bei- nahe vergessene nouvelle Heloise. So schweilt der Blick, das Ufer entlang, bis gegen Evian les bains, wo dann der See, den Bogen gegen Genf machend, und überragt vom Jura mit seinen Häuptiern dem Reculet und der Döle, verschwindet. Nun erscheinen auf dew nördlichen Ufer die reizenden Vorlande des Jorat,f hier mit den reich durch Städtchen, Dörfer, Villa’s und unzählige Pensionen geschmückten Gestaden, dort mit vorspringenden, durch alte und neue Schlösser gekrönten Hügeln. Da ist vor Allem Vevey, la tour de Peilz, das alte Schloss Blonay, an die Pleyaden gelehnt, das hochthronende Chatelard, sodann der Hügel, ın dessen Kastanien- hain Rousseau seine Julie ruhen liess; doch der alte Hain der Bernhardiner ist längst verschwunden; an seiner Stelle ist ein prachtvolles, im Renaissance-Styl erbautes Schloss entstanden, um- geben von einem Park, welcher mit den jüngst acelimatisirten Pflanzen der entferniesten Zonen geziert ist. Hierauf kommt Mon- treux mit seinen Weilern, dann Chillon, das so oft durch Bild und Gesang verherrlichte, höher in prachtvoller Lage das Hötel Byron, womit das Auge, die Rundschau beschliessend , wieder auf das Rhönethal fällt. Doch lassen wir unsere Blicke nicht zu lange in die Ferne schweifen und beschäftigen wir uns in den näheren Lokalitäten ein wenig mit der Pflanzenwelt , so begegnet uns in den Grasgärten um Montreux und Veytaux zu Ende April Ornithogalum umbella- tum und, jedoch seltener, O. nutans und Primula acaulis Jacgq., welche auf der Höhe von Glion durch ihre Verwandte, die Pri- mula elatior und officinalis verdrängt wird, sodann Scilla bifolia, auch mit weissen Blüthen, an Hecken bei Blonay; an Bächen Allium ursinum, in Weinbergen Diplotaxis muralis, Cardamine hirsuta, Muscari racemosum als lästiges Unkraut, auch wohl als rara avis: Muscari neglectum Guss.; auf den höheren grasigen Abhängen: Thlaspi perfoliatum, Arabis sagittata und A. hirsuta var. glaberrima, nit glänzenden Blattroselten und schlängelnden, fast blattlosen Blü- thenstengeln; an den Felsen unterhalb des Chalet wächst Arabis Turrita, um Glion an Hecken Corydalis cava und Papaver dubium auf Schutt; an felsigen, buschigen Abhängen oberhalb Montreux und Veytaux die hübsche Daphne laureola. als Miniatur-Bäumchen mit seinen glänzend lorbeerarligen Blättern, Euphorbia amygda- loides und Prunus Mahaleb. Später bedecken sich diese Abhänge mit den rothen Blüthen der kriechenden Saponaria ocymoides, da und dort erscheint Melittis mellisophyllum und von Mitte Juni auch Digitalis Iutea neben der Strasse nach Glion. Oberhalb der Kirche, auf schwer zugänglichen Felsen, soll Anemone hortensis vorkom- men, wird auch oberhalb Chillon und auf den Marmorfelsen von Roche schon von Gaudin erwähnt; ich habe sie nicht gesehen und Rapin in seiner Flore du canton de Vaud hält sie für eingewan- dert, was ich mit Hinblick auf die abgelegenen Lokalitäten stark 19* 268 bezweifle, sie mag vielmehr früher in der Gegend häufiger gewesen und wie so manche edlefe Pflanze an ihrem ursprünglichen Stand- orle ausgeroltet und in @ärten verpflanzt worden sein, wie diess nachgewiesenermassen mit Paeonia corollina der Fall war, die ehemals auf der Kugelbachalpe bei Reichenhall sich wild fand, so- wie im Sernfthal im Kanton Glarus, wo sie noch zu Gessner’s Zeit heimisch war. Cytisus alpinus findet sich auch da und dort, kommt aber wegen zu frühen Abholzens hier selten zur Blüthe; doch drüben, an den waldigen Bergen oberhalb Villeneuve, leuchten weithin seine goldenen Trauben und zu Anfang Juli fand ich in dem einsamen, finsteren Alpenthale, Pont de nant, hoch über Bex, ein ganz ge- schlossenes Cytisus-Wäldchen in voller Blüthe, das hier einen er- freulich kontrastirenden Eindruck machte. An feuchten Felsen wu- chert die unvermeidliche Moehringia muscosa mit Cochlearia saxa- tilis, an nassen Slellen Pinguicula vulgaris und alpina, Tetragono- lobus siliquosus, Rhinanthus alpinus, Primula farinosa, Aquilegia vulgaris mit blauvioletten und rosenrolhen Blülhen. Ausserdem finden sich an diesen Abhängen noch häufig Coronilla Emerus, Ta- mus communis und Physalis Alkekengi. An einem Waldrand ober- halb Chillon blühen Lonicera caprifolium, Staphylea pinnata, Acer Pseudoplatunus und A. opulifolium; später an Mauern: Ceterach offieinarum, Amaranthus sylvestris, Lepidium graminifolium und in Weinbergen Antirrhinum Orontium. Steigen wir wieder hinauf an den Pont de pierre, zur schönen Waldschlucht, so finden wir noch Leucoyum vernim in Frucht, sodann Orobus vernus und niger, Dentaria pinnata, Petasites alba, Carex mazxima und atrata, Ranunculus lanuginosus, Belliddiastrum Michelü, Taxus baccata, Lonicera alpigena und nigra, Carduus Personata und in etwas abweichender Form Pulmonaria angustifolia, die sich von da bis gegen den Col de Jaman hinaufzieht; auf den Weiden des Mont Cau neben dem weichenden Schnee Crocus vernus und Sol- danella alpina, erstere mit weissen und violetten Blüthen. In den Baumgärten um Glion blühen schon früh Geranium phaeum var. lividum L’Herit.; auf Wiesen @. sylvaticum,, auf sonnigen Ab- hängen Geranium sanguineum mit Polygala Chamaebuxus und Ge- nista sagittalis, auf dem höheren Theil des mont Cau aber ent- deckie ich Geranium aconitifolium L’Herit. in wenigen Stöcken; ich [and später diese schöne Art noch in dem oberen Thal des Ormonds und im folgenden Jahr sehr entfernt von hier, nämlich bei Reichen- hall auf Wiesen, links vom Wege, der zum Kugelbachbauer führt, einer Gegend, in der sie bis dahin nicht bekannt war. Gegen Milte Mai öffnen sich auf den Wiesen der baie de Montreux und hinauf gegen les Avants, zuerst vereinzelt, später in ungezählten Massen weisse Sternblumen mit rotlı berandeter, gelber Nebenkrone, näm- lich Nareissus radiflorus Salisb., sich von N. poeticus L. durch weit schmälere Blätter und eine schmächtigere Gestalt unterschei- dend. Diese Narcisse ist natürlich ein wahrer Stolz der subalpi- 269 nen Flora von Glion; an sie schliesst sich in derselben Lokalität, aber vereinzelt und über den Mont Cau sich hinüberziehend, eine nicht minder stattliche Liliacee an, es ist diess Paradisia Liliastrum Bert., die ich auch spät auf der Döle fand. Auf nassen Wiesen, am westlichen Abhange des Cau bis hinab in die baie, beobachtete ich schon in der Mitte desselben Monats vereinzelt die schöne Pedicularis feliosa, die, auch getrocknet, die frische Farbe der Blüthen und Blätter bewahrt. Um diese Zeit fängt die hier reich assortirte Familie der Orchideen zu blühen an, von denen ich nur erwähne: Ophrys muscifera. in lichtem Wald, Ophrys arachnites, auf Wiesen, Perystilus viridis (vers les Avants), Orchys globosa, pyramidalis, ustulata und fusca, Cephalantera pallens und rubra und die sonst seltene, hier aber weithin verbreitete Aceräs antro- pophora; auch Limodorum abortivum soll hier vorkommen, sie ist mir hier nicht und überhaupt nur einmal auf dem Kaiserstuhl bei Freiburg zu Gesicht gekommen, In dem Wald oberhalb Glion findet sich mit den anderen Arten: Convallaria verticillata, Ilex aqui- folium, Anemone triloba und mit rothen Blüthen Vinca minor; Vinca major erscheint verwildert in der Umgebung der Kirche von Mon- treux. Dehnen wir unsere Spaziergänge über die baie de Montreux aus, so stossen wir oberhalb der Weinberge und unterhalb des elenden Weilers Soncier, auf eine kleine Felswand, die von der Mitte des Mai an mit einer dichtgedrängten Menge blühender Iris germanica gekrönt ist. Da wir uns hier gerade am Fusse des Kubli befinden, so könnten wir diesen besteigen, um in seinen Schluch- ten das da vorkommende Mulgedium Plumieri DC. zu suchen, da dasselbe aber erst im Juli zur Blüthe kommt, so müssen wir diesen Gang bis dahin aufsparen; ich bin übrigens nicht mehr dazu ge- langt, diese Pflanze hier aufzusuchen, und bin ihrer erst in dem letzten Sommer in der Dauphin& habhaft geworden. Dagegen kön- nen wir einen sehr schönen Weg auf gebahnten Pfaden und über Wiesen längs der Bergwand in westlicher Richtung nehmen, wo- bei wir fortwährend des prachtvollen Anblicks auf das tief unter uns liegende Becken des Genfersee’s geniessen, bis wir nach Ver- lauf einer Stunde etwa, unweit des Dorfes Chaulins, auf einen tor- figen Grund stossen, auf dem wir, ausser verschiedenen Cyperaceen, die in Frankreich und im nordwestlichen Deutschland verbreitete, hier aber auf äussersten östlichen Vorposten stehende Anagallis tenella finden müssen. Auf gebautem Boden findet man hin und wieder auf diesen Höhen, jedoch in späterer Jahreszeit, C’henopo- dium polyspermum und Tanacetum Balsamita, diese wahrscheinlich früher angebaut. Gegen Ende Juni, nachdem die Dent de Jaman schneefrei geworden, machte ich mich eines Tages dahin auf den Weg. In zwei Stunden ist der col erreicht und will man auch nicht auf den kitzlich zu besteigenden Zahn selbst sich wagen, so findet man schon an seinem Fusse, in der Umgebung eines kleinen See’s, die aus Felsentrümmern besteht, reiche Beute; ich erwähne nur 270 Anemone narcissiflora und aconitifolia, diese mit gefüllten Blüthen, Anemone alpestris und alpina, Gagea lutea, G. Liotardi und minima, Primula Auricula an Felsblöcken, Androsace Chamaejasme, Pedicu- laris verticillata, Helianthemum oelandicum, Plantago alpina, Viola biflora und calcarata, Thlaspi alpestre, Peucedanum austriacum, diese noch nicht in Blüthe,, Blechnum spicant u.s. w. Die Rund- schau von dem 5000° hohen Jaman ist grossarlig; wie ein mächti- ger Kranz umgeben uns die Freiburger, Berner, Walliser und Savoyer Alpen und der langgestreckte Jura, aus der Tiefe aber blickt der herrliche blaue See mit seinen reizenden Ufern. So erhebend übrigens auch die Wanderungen über diese blu- menreichen Matten sind, so vermisst doch der Tourist, der die bairischen Alpen durchstreift hat, die frischen munteren Bewohner, denen man dort so gerne begegnet. Hier dagegen kein treuher- ziger Gruss, keine gastfreundliche Aufnahme und Bewirthung in einer reinlichen Hütte, kein die Berge durchhallender Gesang, kein ferner Wechseljodel zwischen dem aufsteigenden „Buben“ und der schmucken Sennerin auf der Hochalpe. Nur ernste, widerwillige Bewohner, schmutzige, schwer nahbare Hütten und schmutzige Senner, von denen kaum ein wenig Milch zu erlangen ist. Alles lässt sieh indessen nicht vereinigen und man war dafür auf andere Weise entschädigt. Auch bei den weiter ausgedehnten Exkur- sionen halte man doch die comfortable Pension bald wieder erreicht, wo man sich nicht nur leiblich stärken konnte, sondern in dem Umgang mit einer fast immer gewählten Gesellschaft, in der Be- nützung einer kleinen Bibliothek und deutscher und französischer Tagesliteratur auch geistige Anregung fand. Hatte man sich dann nach vollbrachtem Tagewerk auf der Terrasse versammelt, so fesselte das nie sätligende Schauspiel der beständig wechselnden Beleuchtung auf den Alpen und dem durch Dampfer und Segler durchfurchten See, die Pracht der untergehen- den Sonne und des aufgehenden Mondes, ein Zauber, der unver- gesslich bleibt. Der Einblick in das mündende Rhönethal machte mich lüstern nach den botanischen Schätzen des Wallis; ich unter- nahm daher während des Monats Mai drei Exkursionen dahin, die letzte in Gesellschaft des Prof. Buhse aus Riga, der durch sein Werk über die Flora eines Theiles von Persien der botani- schen Welt bekannt ist. Indem ich die Ergebnisse dieser Touren zusammenfasse, erwähne ich nur der interessanten Pflanzen, die ich im Rhönethal bis Sion gleichsam im Fluge erbeutete, wobei mir aber ein guter botanischer Führer fehlte, und nur ein aus dem alten, aber nicht veralteien Gaudin skizzirter Auszug als Leitstern diente. Sehr fühlbar ist noch immer der Mangel eines brauchbaren Handbuchs von der Walliser Flora, denn das kürzlich in Genf er- schienene Verzeichniss der Walliser Pflanzen von d’Angreville ist zu allgemein gehalten und scheint nur zum Theil ‚auf, eigenen. Beobachtungen zu beruhen. 271 Die Sumpfflora von Villeneuve, die zunächst einer genauen Durchforschung werth gewesen wäre, überging ich leider, mich gegen Roche wendend. In den breiten Wassergräben neben der Strasse hatte zu Ende Mai eine Menge weisser Seerosen ihre Blü- then entfaltet. Am Fusse des Mont Arbel unweit Roche und neben dem Bahndamm fand ich auf Wiesen einige Stöcke von Cerinthe alpina, die sonderbarer Weise hier zu Thal gegangen waren. Die senkrechten Felsen, die auch dem Ort ihren Namen gegeben haben, waren mit prächtigen Büschen von Laserpitium Siler gekrönt, wäh- rend aus den Spalten Hieracium Jacquini sich hervordrängle. Längs der Bergwand den Weg gegen das seines Weins wegen berühmte Yvorne hin nehmend, bemerkt man, etwa eine Viertelstunde oberhalb Roche und kurz bevor man an einen kleinen Marmorsteinbruch ge- langt, ein steiles Pfädchen, welches nach einem Eichenwäldchen hin- aufführt. Diess ist der Weg zu den so seltenen und so entfernt von seinen Verwandten hier vereinzelt lebenden Cyclamen hederaefo- lium Ait., welches freilich um diese Zeit vergeblich gesucht würde, da es erst im Spätherbst und zwar noch vor Entfaltung seiner Blätter zur Blüthe kommt. Dagegen fand ich nicht sehr entfernt von da und neben einer Waldquelle, links vom Weg Lithospermum purpureo-caeruleum mit Ruscus aculeatus, an Felsen Asplenium Halleri DC., Bromus Boehmeri, Lactuca perennis und Lepidium campestre auf dem Weg nach Aigle. Von diesem hübschen Städl- chen führt eine gute Strasse nach den weithin zerstreuten Alpen- dörfern les Ormonds, welche man im späteren Sommer nicht unter- lassen sollte zu besuchen, um von dort aus nach dem nahen Creux du champ zu wandern, Es ist diess ein prachtvolles Felsen-Amphi- theater, von den Diablerets gebildet; in vollkommener Hufeisenform fallen die Felsen, mehrere tausend Fuss hoch, senkrecht ab; hun- derte kleiner Wasserfälle kommen als Staubwolken in der mit Trüm- mern bedeckten Arena an und ohne da gewesen zu sein, kann man sich kaum einen Begriff bilden von dieser grossartigen Oerl- lichkeit. In botanischer Hinsicht war ich nicht sonderlich befriedigt; einige Gletscher-Weiden, Linum alpinum, Androsace Chamaejasmae, Athamanta cretensis, war das Bedeutendste meiner dortigen Aus- beute. Es mag diess davon kommen, dass der Circus sich gegen Nordwest öffnet, während der weit kleinere Circus im Jura, le Creux du vent, welcher eine so ausserordentlich reiche Flora be- herbergt, seine Oeffnung gegen Südost hat. Doch kehren wir nach Aigle zurück und gehen wir von da aus auf einem schönen Waldweg hinan nach dem Weiler Verchier, von wo sich der Weg wieder an einer südlich gelegenen Wand gegen das reiche Dorf Olon hinabzieht; an dieser Wand wachsen neben Trinia vulgaris, Stipa pennata, Linum tenuifolium , Helian- themum Fumana, Asperula longiflora, auch mehrere südliche Pflan- zen, wie Astragalus monspessulanus, Ononis Natrix und Columnae, Onosma echioides, Eruca sativa. Von Olon aus erreicht man in 2% einer halben Stunde einen ausgedehnten, mannigfaltig bewachsenen und mitten im Rhönethal gelegenen Hügel, der von drei Seiten mit senkrechten Felswänden von schwarzem Marmor eingefasst, das Dörfchen St. Triphon trägt und eine reiche Flora beherbergt, die ich aber übergehe, um Wiederholungen zu vermeiden; doch muss ich einer hier adventiven Pflanze erwähnen, die ich in Weinbergen bei altem Gemäuer traf, nämlich Euphorbia Lathyris; dieselbe scheint auch in Frankreich nicht Ureinwohner zu sein, da sie Grenier nur als in der Nähe alter Wohnstätten wachsend anführt. Aus einem ähnlichen Standorte im nördlichen Baden, wohin sie wenigstens schon vor 80 Jahren gebracht worden sein muss, darf ich aber schliessen, dass sie sich in den ihr zusagenden Lagen gern heimisch macht. Die Rundschau, welche man von einem wahrscheinlich römi- schen Thurme aus auf das weite Rhönethal von Bouveret bis St. Maurice geniesst, ist entzückend, Auf dem linken Rhöneufer bemerkt man gegenüber von Roche das Dorf Port-Valais, einst ein am Genfersee gelegener Stapelplatz, jetzt wohl eine Stunde davon entfernt liegend. Indem verhältnissmässig so kurzen Zeitraum eines Jahrtausends ungefähr hat sich demnach dieses grosse Werk der Alluvion vollbracht. — Hier ist auch der Kampfplatz, auf dem Divico, der junge Häuptling der Helvetier, den Lucius Cassius besiegte und dadurch beinahe noch ein Jahrhundert hindurch das Land von römischer Knechtschaft bewahrte, wenn er auch selbst noch als 80jähriger Held sich vor dem grossen Cäsar beugen musste und die Reste seines sich nach den fruchtbaren Ge- filden Galliens sehnenden Volkes nach seinen unwirthlichen, heimi- schen Bergen zurückzuführen genöthigt war. — In wenigen Mi- nuten mittelst Eisenbahn Bex erreicht, eine treffliche Station für botanische Exkursionen nach den Seitenthälern und den Alpen, welche schon früh durch Haller, Gaudin, Schleicher, Tho- mas durchforscht wurden. Doch folgen wir der Rhöne aufwärts gegen St. Maurice, wobei wir in Hecken an der Strasse Pulmo- naria officinalis, rechts ab, nach der Rhöne hinabgehend, unweit des Bac de Massongex Ptychotis heterophylla Koch, links von der Strasse aber, auf Wiesen an Kastanienhainen hin, Ornithogalum pyrenaicum L. finden können; und an den senkrechten Felswänden links der Strasse, bei den Steinbrüchen wachsen prächtige Exem- plare von Sempervivum tectorum, freilich erst im Juli zur Blüthe kommend. Die nur durch die Rhöne getrennten Felsenwände bei der Brücke von St. Maurice fand ich am 1. Mai bedeckt mit blühenden Cheiranthus Cheiri, einer Pflanze, die ich bis jetzt nie von Ort- schaften entfernt getroffen, auch in der Gegend von Nizza nur auf Ruinen, wie sie sich denn auch im Rheinthal nur auf altem Ge- mäuer, an Kirchen und Schlössern findet, was mich darauf schliessen lässt, dass sie aus dem Süden, vielleicht schon mit den Römern eingewandert ist, | 273 An den südlich exponirten Felsenwänden, an welchen, hoch oben auf einer Felsenbank, die mittelst eines eingehauenen Fuss- steigs zu erreichende Ermitage von Notre dame du Sex geklebt ist, bemerkte ich Iris germanica, Rhamnus alpina, Ruta gra- veolens, Juniperus Sabina, Potentilla caulescens , diese natürlich noch nicht blühend , und die schöne tulpenblätterige Scorzonera austriaca, welche sich an allen warmen Lagen bis nach Sion hin wiederfindet. Wandert man das Thal aufwärts, so gelangt man in einer halben Stunde an den ärmlichen Weiler Epenassay , welcher auf der durch einen Bergsturz im Jahre 562 verschütteten römi- schen Stadı Epaunum liegt, in deren Nähe, der Legende nach, Kaiser Maximian, Diocletian’s unwürdiger Mitherrscher, einen Theil der thebaischen Legion mit ihrem Führer Mauritius im Jahre 302 den Märtyrertod hat sterben lassen, also wenige Jahre bevor des Kaisers Schwiegersohn, Konstantin, allgemeine Religionsduldung pro- klamirt hat. Auf dieser klassisch-tragischen Stelle also, an einem mit Kastanien bestandenen Abhange wächst Trochiscanthes nodi- florus Koch, der Ende Mai in Blüthe kommt, übrigens auch ober- halb Port-Valais und an der Grande 'eau bei Aigle wachsen soll. D’Angreville führt neben ihr auch noch Ligusticum nodiflorum Vill. an, während doch beide Namen identisch sind. Gegenüber, auf dem rechten Ufer, fast senkrecht unter dem mehrere tausend Fnss höher gelegenen Alpendorfe Morcles liegen in sehr warmer Lage die Bäder von Lavey, deren heisse Quelle in der Rhöne vor einigen Jahrzehnten wieder entdeckt wurde, nachdem sie in Folge des erwähnten Bergsturzes 13 Jahrhunderte darin begraben war. Die Quelle kommt gerade an der Grenze zwischen Kalkschiefer und Granit zu Tage, denn die Dent de Morcles hat, sowie die gegen- über liegende Dent de Midi, Urgebirg zur Basis und scheinen beide Häupter vor ihrer Zerreissung am Engpass von St, Maurice einen Gebirgsstock gebildet zu haben. An den mächtigen Felswänden lassen sich in den Furchen und polirten Flächen deutlich die Spu- ren erkennen, welche in der Eisperiode die Gletschermassen zu- rückgelassen. Welche Mächtigkeit müssen dieselben erreicht haben, um, in dieser enormen Höhe sich durch das Rhönethal drängend, die kolossalen Granitblöcke vom Cervin bis auf den Jura zu tragen, wo diese noch heute Zeugniss geben von solch eigenthümlicher Lokomotion! Die Umgebung von Lavay und besonders der Mont de Colonge unterhalb Morcles soll reich an Pflanzen, namentlich an Gramineen sein; da ich erst im Herbst diese Gegend besuchte, so kann ich nicht darüber urtheilen. Von Epenassai aus haben wir in einer Stunde den Weiler La Barme und bald auch die Pissevache erreicht. Der Erstere ist nur zu erwähnen, weil in seinem Grasgarten im Februar und im März das nur noch an zwei bis drei anderen Standorten im unte- ren Wallis spärlich vorkommende Bulbocodium vernum in Blüthe kommt. In dem angeschwemmten Gerölle des Pissevache fand ich am 1. Mai mehrere hübsche Alpenpflanzen z. B. Arabis pumila, Te Thlaspi rotundifolium, Ranunculus montanus, Hutchinsia alpina und petraea, Sazxifraga aizoides, Erinus alpinus. Am Fuss der Bergwand hinwandernd, an der ein beständiger Wechsel verschiedenarligen Ge- steins sich bemerkbar macht, hat man in 10 Minuten die Felsen von Trient erreicht. Aus diesen bricht ein Bach, der sie in einer Höhe bis über 1000’ weit in das Trient-Thal hinauf durchsägt hat und fast unterirdisch fortlaufend, die merkwürdigsten Kessel und Gewölbe bildet. Durch eine an die Felsen geschmiedete Gallerie ist diese Schlucht eine Strecke weit gangbar gemacht. Die an der Ausmündung zu Tage laufenden Felsen bestehen aus senkrecht ge- stellten Schieferschichtien von Glimmer und Feldspath zum Theil von Grauwacke durchzogen und an diesem uralten Trümmergestein sitzen die reizendsten Sträusschen von Primula villosa, neben denen kleine gelbe Blüthenträubchen von Draba aizoides sich hervordrängen; ein seltsames Zusammenleben, da Draba aizoides eine Kalk liebende, Primula villosa aber den kalklosen Schiefer bevorzugende Pflanze ist. Im angeschwemmten Boden fand ich eine interessante Form von Cerastium alpinum, nämlich var. Soleirolü Sering, ferner Biscutella laevigata, var. saxatilis Schl. und eine weitere ebenso schöne als seltene Crucifere, Vesicaria utriculata Lam.; ihr eigent- licher Standort ist oben im Trient-Thale an Felsen, sie scheint aber auch zuweilen in das Rhönethal herabzusteigen; sie soll auch bei Lavey vorkommen, sonst ist von ihr kein Standort in der Schweiz bekannt, und in Frankreich findet sie sich nur auf das Thahl der Romanche in der Dauphine und auf zwei Orte in Bur- gund beschränkt. | Gerade gegenüber der Trient-Schlucht auf dem rechten Rhöne- ufer bei Dorenaz wachsen Peucedanum venetum Koch und Dra- cocephalum austriacum. Bevor man das eine Stunde von Trient entfernte Martigny erreicht, kann man sich noch des Geranium lueidun bemächtigen , welches rechts von der Strasse auf Felsen wächst und auch das hier sehr verbreitete Erucastrum obtusangulum mitnehmen und damit wird man dasreiche Tagewerk beschliessen. Mar- tigny eignet sich ganz besonders zu einem Ausgangspunkt für meh- rere interessante Exkursionen, z. B. auf den Berg hinter der Stadt, les Marques gegen das Dorf Ravoire, auf den Mont Catogne und La Combaz de Martigny; sodann nach dem Bagne- und Entremont-Thal, nach Charat und Saxon längs dem Gebirge hin, nach Branson und Fully und die nächsten Bergabhänge, dem Joux brüle, auf die Mayens de Fully, Bergwiesen und auf den Mont Fully selbst, der eine ausge- wählte Alpenflora bietet. Doch diese Durchforschungen erfordern einen längeren Zeitaufwand und theilweise eine spätere Jahreszeit. Ich beschränkte mich nur auf einen Ausflug nach Branson, den ich am 30. Mai dahin und nach Fully wiederholte, wohin man zu Wagen in einer kleinen Stunde gelangt. An den Abhängen oberhalb Bran- son fand ich am 2. Mai Orchys sambueina wit gelben und rothen Blüthen, Helianthemum salicifolium, Trigonella monspeliaca, Ane- mone montana Hoppe, welche auch über: den Weinbergen ober- 275 halb Martigny häufig ist. D’Angreville erwähnt hier statt ihrer der Anemone Pulsatilla L., eine Verwechslung, die nicht verständ- lich ist, da sich beide Arten sehr wesentlich von einander unler- scheiden, die gemeine Küchenschelle auch einen Monat früher blüht und ihre Blätterentfaltung erst nach ihrem Abblühen vor sich geht, was bei der anderen Art nicht der Fall ist. Am 30, Mai fanden wir unter anderen, mehr verbreitete Pflanzen bei Brason: Sylibum Marianum, an buschigen Abhängen Onosma echioides mit Vicia onobrychioides, Vicia Gerardi, die schöne goldgelb blühende Ackil- lea tomentosa, Adonis vernalis, Sempervivum arachnoideum auf Felsen, sodann an ähnlichen Orten oberhalb Fully Campanulla bo- noniensis, Lychnis coronaria noch nicht in Blüthe; Scutellaria al- pina, Ajuga pyramidalis und in dem Kastanienhain oberhalb der Kirche Vicia pisiformis; sodann oberhalb Branson Potentila ineli- nata, recia und cinerea, Astragalus Cicer und Onobrychis ; weiter hinauf gegen die Folateires Lathyrus angulatus, Ozxitropis uralensis und pilosa; im Getreide Orlaya grandiflora, Calepina Corvini u. Ss. W. Der Botaniker, der diesen Theil des Rhönethales gründlich durchforschen will, müsste von Fully aus längs den Bergen über Saillon nach Sion wandern und auf dem linken Ufer ebenfalls am Fusse der Berge nach Martigny zurückgehen. abgesehen von weiterer Ausdeh- nung der Exkursionen in das obere Wallis, die wieder vieles Neue bringen muss. Ich habe meinen Ausflug nur auf Sion beschränkt, wohin ich am 15. Mai fuhr. Das, was in Sion zunächst in die Augen fällt, sind die beiden im Thal gelegenen, eigenthümlichen Hügel Valeria und Tourbillon, welche südlich von der Rhöne bespült sind, während sich an die Nordseite der Valeria die Stadt anlehnt; sie sind mit alten’ Schlössern und Ruinen, die Valeria noch mit einer Kirche gekrönt. Nach diesen Hügeln wendete ich zuerst meine Schritte, denn es sind wahre botanische Schatz- kammern, die freilich genug ausgeplündert werden und wohl schon manche Art verloren haben mögen. | Die Felsen der Nordseite bei Valeria fand ich ganz überklei- det mit Anthriscus cerefolium und Cheiranthus Cheiri, während die überhängenden Felsen der Südseite mit einer dicht gedrängten Masse von Iris germanica in voller Blüthe prangten. Da die Schwert- lilie selbst hier nicht zur Fruktifikation gelangen soll, so wäre trotz ihres massenhaften Auftretens ihr ursprüngliches Indigenat zu be- zweifeln. Auf den Terrassen und in den Höfen der Majoria, eines alten Schlosses, blühten Sisymbrium Sophia und Vinca major; auf den Hügeln Vieia lathyroides, Allium ampeloprasum, Gagea saxa- tilis Koch. schon abgeblüht, Thelephium imperati dagegen noch nicht in Blüthe, Silybum Marianum und Marrubium vulgare; am Fuss der südlichen Felsen Asperugo procumbens und die diessseils der Alpen hier allein vorkommende Ciypeola Jonthlaspi, schon in Frucht, ferner Cactus Opuntia und Punica Granatum; auf Mauern, welche die Grasgärten umschliessen, Ephedra distachia und auf den Stadtmauern Centranthus ruber. Als einziger Standort für Iris lutescens Gaudin und DC. nicht Lam. gelten die Felsen der Tour- billon; ich habe sie jedoch, obgleich gerade ihre Blüthezeit war, nicht entdecken können und wahrscheinlich ist sie nur noch an dem unzugänglichen Theil der Felsen vorhanden. Eine weitere merkwürdige Erscheinung unter der Flora von Sion ist Tulipa oculis solis; die südliche Pflanze findet sich hier nur auf einem Acker hinter der Ruine einer Feldscheune, links von der Land- strasse nach Martigny, etwa !/, Stunde von der Stadt entfernt; sie wäre, da sie, wie es mir schien, nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden, schon längst ausgeroltet worden, läge nicht ihre Zwiebel unter dem Bereiche der Pflugschaar, eine Gewohnheit, die sie mit ihren südlichen Schwestern gemein hat, die aber dem Bota- niker, der sich ein vollständiges Exemplar verschaffen will, nichts weniger als bequem ist. Folgt man der Sionne von der Stadt aus aufwärts, so ge- langt man nach einer halben Stunde in eine Schlucht, deren Wände Ononis rotundifolia und Cytisus radiatus liefern. Ein Spaziergang nach dem eine Stunde entfernten Dorf Bramois liefert im Wiesen- gebüsch Sonchus palustris und in der Schlucht gegen die Einsie- delei hinauf Nepeta Cataria, Ohenopodium Botrys und auf Granit- blöcken Asplenium septentrionale, an einem Bergabhange zwischen Wachholdergebüsch stattliche Exemplare von Adonis vernalis. Will man in Eile noch einige Seltenheiten mitnehmen, so fährt man eine Strecke über das Dorf St. Leonhard hinaus, und steigt sodann auf einen Hügel links von der Strasse; hier findet sich auf rasiger Fläche, aber auf beschränktem Raume Ranunculus grami- neus in Menge; auf der Fortsetzung dieses Hügels,, les - platrieres de Sierre genannt, finden sich weiter Asparagus officinalis, Echi- nops sphaerocephulus, Lactuca viminea, Colutea arborescens, Chon- drilla juncea, im Getreide Androsace maxima, am Fusse der Hügel neben einem Feldwege Eruca sativa, Xeranthemum inapertum, Avena Cavanillesü, Crupina vulgaris. Die seltene Buffonia tenui- folia, die hier sein soll, habe ich nicht bemerkt. Sehr häufig auf den Anhöhen um Sion sind noch Achsllea nobilis, Centaurea pani- culata, Artemisia Absynthium, Artemisia valesiaca All., die aber zum Theil erst im Spätherbst zur Blüthe kommen, zu welcher Zeit ich sie bei meiner Anwesenheit im Sion in folgenden Jahre fand. Noch reich an Pflanzen, namentlich an Gramineen ist der in der Nähe der Stadt liegende Mont Orge, den ich aber nicht besuchte, sondern mit meinen gesammelten Schätzen direkt nach Glion zu- rückkehrte , um 'sie zu präpariren und in Sicherheit zu bringen. Dass meine Ausbeute während der zwei Monate nicht noch grösser geworden, ist wohl dem Grunde beizumessen, dass ich zu jener Zeit erst ein Neuling in der Pflanzenwelt war; indessen glaubte ich doch, dass schon das Gegebene, für botanische Touristen, welche die, in malerischer, geognostischer und botanischer Hinsicht gleich interessante Gegenden des oberen Genfersee’s und des unteren 277 Rliönethales besuchen wollen, von einigem Nulzen sein kann, da man sich 'an Ort und Stelle nicht so leicht über den Standort sel- tener Pflanzen Auskunft zu verschaffen vermag. Karlsruhe, im Mai 1866. —- ces. >— Alopecurus pratensis < geniculatus, beobachtet bei Tilsit in Ostpreussen. Von Dr. Heidenreich. Diagnosis: Panicula spieiformi eylindrica, ramis spiculas 1—4 gerentibus, spiculis oblongo-lanceolatis subovatis, glumis quinta v. quarta ima parte connatis apice obtusiusculis rectis subconniventi- bus, carina piloso-ciliatis; palea obtusiuscula exserte aristata; culmo gracili e basi prostrata adscendente; ligula oblonga. Descriptio: Radix fibrosa. Culmi subcaespitosi, graciles, basti procumbentes, suepe radicantes, geniculato-adscendentes, 1?/3;—3 pedales, basi ramosi, glabri. Folia erecto-patentia, plana, lineari- lanceolata acuminata supra et margine scabra; vaginae internodüs breviores subadpressae vel summa subdilatata, ylaberrimae, siriatae; ligula oblonga 2 lineas longa obtusiuscula. Panicula spieiformis subgracilis cylindrica, superne subattenuata, 13, —?"/, uncias longa, 23/, (rarissimo 4) lineas lata, viridis v. violaceo-viridis, post anthesin decolor; ramis inferioribus spieulas ?—4, superioribus spiculas 1— 2gerentibus. Spiculae 1?/, lineas lonyae, ovato-lanceolutae rarius ovato-oblongae;, glumae obtusiusculae quinta v. quarta ima parte connatae albescenti-membranaceae v. violaceae carina et striola ulrinque marginali virides, dorso pube subsericea obtecta carina pilis longioribus ciliata; palea glumas subaequante ovato-lanceolata apice marginibus obliquis obtusiusculo levissime puberula ceterum glabra; arista supera basin inserta paleam fere duplo superans medio geniculato. Antherae fuscae. Ich fand die Pflanze im verflossenen Sommer (am 3. Juli 1865) bei Tilsit in der Nähe des Gutes Moritzkehmen am Graben der Land- strasse in unmittelbarer Gesellschaft der Eltern: im Graben nämlich, welcher nach einem Regen ein wenig mit Wasseı gefüllt war, stand in ausgedehntem Rasen Alopecurus geniculatus L., auf der Seite der Landstrasse an mehrere Halmen von Alopecurus pratensis L. leh- nend. Zwischen beiden Arten fand sich ein kleiner Rasen von Hal- men, an welchen die intermediäre Bildung schon auf dem Standorte sofort in die Augen fiel und später bei genauerer Vergleichung mit beiden Arten auch bestätigt wurde. Alopecurus pratensis L, und Alop. geniculatus L. unterscheiden sich auf den ersten Blick ganz angenfällig von einander; bei näherer 278 Untersuchung finden sich jedoch, abgesehen von der gänzlich ver- schiedenen Tracht, nur wenige und gerade nicht sehr scharfe Unter- scheidungsmerkmale: die zur Unterscheidung beider Arten haupt - sächlich in Betracht kommende Verschiedenheit in Bezug auf die Gestalt der Aehrchen, Klappen und Spelzen sowie in Bezug auf die Ausdehnung der Verwachsung der Klappen ist, wie wir sogleich noch näher sehen werden, keine sehr bedeutende. Ein Urtheil über die intermediäre Bildung meiner Pflanze könnte man daher wohl nur durch Ansicht der betreffenden Exemplare oder einer naturgetreuen Zeichnung erlangen; hier will ich jedoch wenig- stens die einzelnen konstanten differirenden Merkmale, hinsichtlich welcher meine Pflanze die Mitte hält, in vergleichender Uebersicht hervorheben. Alopecurus pra- Al: pratensisXge-| Al. geniculatus. tensis: niculatus. Culmi validi, erecti,|Culmi subgraciles,basi Culmi graciles, basi 2—3pedalesetultra.| procumbentes geni- procumbentes geni- culato-adscendentes;| culato-adscendentes; elatiores quam in Al.| 1—2 pedales. geniculato; 1%3—2 pedales. Folia 6—9 uncias lon-\Folia 4—6 uncias lon- Folia 2—4 uncias lon- ga, summum 2—6| ga,summumiraris-| ga, summum ’a—1 unc. longum. simo 3 uncius lon-| wunc. longum. gum. Ligula brevis, lineain|Ligula oblonga, ? li-|Ligula elongata, 2—3 longa, truncata. neas longa, obtu-| lineas longa. siuscula. Panicula crassa, 2—4|Panicula subgracilis, Panicula gracilis, 1\z uncias longa, 3—4| 13/4, —?%"/, unc.longa| —2 uncias longa, lineas lata, ramis| 23/, rarissimo 4 li-' 2 —3 lineas lata; 1—7spiculas geren-) neas lata, ramis 1—| rumis 1—? spiculas tibus. 4 spiculas geren-| gerentibus. tibus. Spiveulae 2 lineas lon-\Spiculae 1?/, lin. lon-\Spiculae lineam lon- gae, ovato-lanceo-| gae,oblongo-lanceo-) gae, ovato-oblongae. latae. latae subovatae. Glumae acutae, tertia\Glumae obtusiusculae Glumae apice subtrun- ima parte connatae| quinta v. quartaima| cato-oblusae, basi carina villoso - ci-| parte connatae; ca-| ima connatae; Ca- kiata. rina piloso-ciliata. rina ciliata. Palea acutiuscula. Palea obtusiuscula. |Palea obtusissima. Die Pflanze hält demnach insofern die Mitte zwischen beiden Arten, als sie hinsichtlich der Tracht namentlich also in Bezug auf Halm und Blätter dem Alopec. geniculatus, hinsichtlich des Baues der Rispe dem Alopec. pratensis näher steht. Da nun zur Bestimmung 279 der Art der Bau der Rispe für wichtiger gehalten werden dürfte, würde es mich bei der Abneigung vieler Botaniker gegen Anerken- nung von Bastarten nicht befremden, wenn vielleicht der eine‘ oder andere meine Pflanze für eine Form von Alop. pratensis erklärt (die meisten Varielätlen der gründlicheren Floristen haben sich ja als hy- bride Formen herausgestellt, wie Wimmer treffend bemerkt). Bei einer solchen Annahme liesse sich aber die von der normalen abwei- chende Gestalt meiner Pflanze nicht durch etwaige Verschiedenheit des Standort erklären, in welcher doch vorzugsweise die Ursache der Varietäten gesucht wird, da in unmittelbarer Nähe Halme von ganz normaler Form sich fanden. — Erwägt man indess das vereinzelte Vorkommen der Pflanze, sowie den Standort gerade zwischen den Arten, deren intermediäre Form sie darstellt, so scheint mir an ihrer Bastartnatur kein Zweifel möglich, Eine ähnliche Pflanze fand vor etwa 20 Jahren Wichura in Schlesien bei Reichenbach und zwar auch zwischen Alopec. pratensis und Al. geniculatus. Wimmer erklärte dieselbe anfänglich!) gleich- falls für einen Bastart von diesen beiden Arten, noch die Bemerkung hinzufügend, dass die „vollständige Mittelbildung in den Blumen- decken und in der Frucht und Grösse ihn an der Bastartnatur der Pflanze nicht zweifeln lasse,* Später ?) stellte er die Pflanze als neue Species (Alopec. hybridus) auf, „da die Merkmale der Pflanze na- mentlich die weichen Wimperhaare der Aehrchendeckelblätter nicht für die Annahme eines Bastartes sprechen. * In wiefern jedoch die weichen Wimperhaare der Aehrchen- deckelblätter gegen die Bastartabstammung der Pflanze von Alopee. pratensis und Alopec. geniculatus sprechen sollen, ist nicht recht er- sichtlich. Allgemein werden von den Autoren die Klappen bei Alop. pratensis als langhaarig oder zollig-gewimpert, die von Alop. geni- ceulatus als einfach gewimpert bezeichnet (cfr.M. u.K.D. Fl. I. p. 478 und 480; Koch Syn. p. 896; Andersson: Plantae Scandin. II. p. 104 und 105); demnach müsste Wichura’s Pflanze in Bezug auf die Behaarung der Klappen, welche Wimmer („Wildwachsende Bastart- pflanzen etc,*) als haarig-gewimpert („Flora von Schlesien“) als haarig fast zotiig-gewimpert bezeichnet, eben recht eine Mittelform zwischen beiden Arten darstellen. Wimmer scheint indess eine stärkere Behaarung der Klappen bei Wichura’s Pflanze als bei Alop. pratensis beobachtet zu haben, da er (Flora von Schlesien) letzterer nur haarig-gewimperte, ersterer haarig- fast zotlig gewim- perte Aehrchendeckenblätter zuschreibt. Wohl wegen dieser stär- keren Behaarung hält er es gleichzeitig auch für nöthig, die Ver- muthung, Wichura’s Pflanze könne eine Form von Alop. nigricans Hornem. sein, zurückzuweisen, wobei er sich auf die von Original- exemplaren dieser Art gänzlich abweichende Gestalt der Pflanze ') Wildwachsende Bastartpflanzen hauptsächlich in Schlesien beobachtet von Dr. Fr. Wimmer. Breslau. *) Flora von Schlesien. Breslau 1851. 280 stützt. — Bei meiner Pflanze stehen indess die Klappen hinsichtlich der Stärke der Behaarung vollständig in der Mitte zwischen denen beider Stammarten: die Wimpern sind ein wenig kürzer und dünner als bei Alop. pratensis, ein wenig länger und dicker als bei Alop. geniculatus. — Immerhin erweist sich aber die Stärke der Behaarung der Klappen hier nicht gerade als sehr massgebendes Kriterinm für die intermediäre Form, da diese Behaarung bei der einen Stammart, bei Alop. pratensis so höchst verschiedene Stärke zeigt, oft nur so schwach ist, dass sie sich kaum von der bei Alop. geniculatus unler- scheidet, oft so stark, dass sie der von Alop. nigricans gleichkommt. Meine Pflanze ist zwar bisher noch nicht mit der von Wi- chura gefundenen verglichen; doch scheinen beide nach den von Wimmer über letztere gemachten Angaben (Wichura’s eigene Mittheilungen im Jahresbericht der Schles. Gesellschaft 1846 sind mir leider nicht zugänglich) in Betreff der Form keineswegs identisch zu sein. Wimmer bezeichnet die Schlesische Pflanze an Tracht und Grösse dem Alop. pratensis ähnlich, im Bau der Blumen aber dem Alop. geniculatus näherstehend, während bei meiner Pflanze gerade das umgekehrte Verhaltniss stattfindet. Bei meiner Pflanze kann der Gedanke an eine Form von Alop. arundinaceus Poiret(Alop.nigricans Hornem.) vollends nicht auf- kommen; es unterscheidet sich letzterer: „radice longe lateque re- pente, stolones longos agente, culmis multo firmioribus cum foliis latioribus, vaginis magis ventricosis, panicula crassiore, post anthe- sin coeruleo-nigricante; spiculis villo densiore et longiori obtectis, glumis apice divergentibus; palea medio v. supra medium aristata, arista demum plerumque inclusa.“ Dass Wimmer an der anfänglich mit solcher Zuversicht von ihm behaupteten Bastartnatur der von Wichura gefundenen Pflanze später doch wieder zweifelhaft wurde, mag zum Theil wohl daran gelegen haben, dass ihm damals, wie er diess selbst ausdrücklich be- merkt !), kein anderes Beispiel eines Bastartes unter Gräsern be- kannt war. Die Möglichkeit der Bastartbildung unter Gräsern wurde aber, wie ich bereits bei den von mir aufgestellten Calamagrostis- Bastarten ?) erwähnte, schon von D. A. Godron durch künstliche Darstellung der Verbindung von Aegilops ovata L. mit Triticum vul- gare L. ausser allem Zweifel gestellt. Bekannt ist auch, dass seit län- gerer Zeit nach A. Braun’s Vorgange Festuca loliacea Curt. (Lolium festucaceum Link —= Brachypodium loliaceum Fr., nicht zu verwechseln mit Festuca pratensis pseudo-loliacea Fr.) von vielen Autoren für eine Bastariverbindung von Festuca pratensis Huds, und Lolium perenne L. gehalten wird. In der vortrefflichen Flora der Provinz Brandenburg von Dr.P. Ascherson wird dieser Verbindung noch die von Festuca gigantea V ill. und Lolium perenneL.angereiht, !) Wildwachsende Bastartpflanzen etc.. *) S. diese.Zeitschrift 1865. S. 156. 281 welche von D. F.L. Brinkmann bei Rostok entdeckt und. unter andern auch in den Berliner botanischen Garlen verpflanzt daselbst genauer beobachtet werden konnte. Tilsit, im April 1866. Bemerkungen über einige Pflanzen der ungarischen Flora, im Ausehlusse an Neilreich’s „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten 6efässpflanzen.“ Von R. v. Uechtritz. IH. Hieracium dentatum Hoppe, welches Neilreich mit A. villo- sum verbindet, lässt sich ohne den Artbegriff des letztern ganz un- natürlich zu erweitern, nicht passend als Form dabei unterbringen. Es erinnert durch manche Merkmale an die Gruppe des H. vulgatum wie diess bereits Fries in seiner Epicrisis anführt („foliis molli- bus, radicalibus rosulalis latioribus Pulmonareorum et habitu ad H. vulgata vergit.*). Sollte es vielleicht ein Baslart des H. villosum mit einer Art dieser Gruppe sein? Da auch H. alpinum mit H. mu- rorum und vulgatum hybride Bildungen einzugehen scheint (zu denen indessen H. nigrescens W. unmöglich gehören kann, da es in den Sudelen streckenweise eine vorherrschende Art an Punkten ist, an denen H. alpinum vermisst wird), so wäre diess nicht unmöglich, Ich spreche diese Vermuthung nur aus, um die Aufmerksamkeit derer auf .diess Verhältniss zu lenken, welche Gelegenheit haben, diese seltenere Art genauer zu beobachten; ich selbst kenne sie zu wenig, da ich sie lebend noch nicht beobachtet habe, und nur wenige In- dividuen besitze; gewöhnlich erhielt ich unter diesem Namen For- men von H.villosum. Fritze hat im Kupferschächtenthale nur 4 oder 5 Exemplare gefunden und wusste auf Befragen nicht mehr anzugeben, ob er auch H. villosum dort gefunden. Möglich wäre diess schon, da die letztere Art in der Tatra auf Kalkunterlage ziemlich verbreitet ist, obwohl sie sich auf den Nordgehängen ge- wöhnlich nur in vereinzelten Exemplaren findet. H. caesium Fr. An Kalkfelsen im Koscielisker, Thal häufig von Fritze gesammelt. Mit diesem hat H. Schmidti Tausch, eine io den mitteldeutschen Gebirgszügen ziemlich verbreitete Art, die ich aus den nordwestlichen Karpaten noch nicht gesehen habe, nichts zu thun! Oesterr,. botan. Zeitschrift. 9. Hefi. 1868. 20 282 H. carpaticum Wimmer(H.cydoniaefoium Koch et Tausch, non Vill., welches gleich H. ochroleucum Schleich. und eine Hy- bride von H. albidum und prenanthoides ist), ist nicht mit der Besser’- schen Pflanze identisch, sondern eine eigene durch halbstengelum- fassende Blätier und gewimperle, nicht kahle Zungenblüthen leicht kenntlich, herrliche Art, welche Fries H. bohemicum nennt. Eine Hybride ist weder die eine noch die andere, eher ist, wie auch Wimmer vermuthet, das H. sudeticum eine solche von H. bohemicum und alpinum, resp. nigrescens. In den Central- Karpaten fehlt sowohl H. bohemicum , wie H. sudeticum , beide sind bisher mit Gewissheit nur im Riesengebirge beobachtet wor- den und sie fehlen selbst dem östlichen Theile der. Sudeten- kette, dem Gesenke. Aber selbst das echte H. carpaticum ist für die Central-Karpaten insofern zweifelhaft, als diese Pflanze seit Besser mit Sicherheit von Niemandem wieder gefunden wurde (auch Fries sagt: „nec quisquam specimina e Carpathis vidit.“). Denn die Pflanze, welche ich im Koscielisker Thal gesammelt und, da sie mir Manches mit der Besser’schen Beschreibung seines H. carpati- cum Uebereinstimmende zu zeigen schien, mit diesem Namen be- zeichnet habe, ist, wie mir Grisebach mittheilte und wie ich jetzt selbst einsehe, dessen H. vulgatum var. rosulatum. Dass Hazs- linszky nicht die richtige Art vor sich gehabt haben kann, beweist zur Genüge, dass er seine Pflanze für eine Form des H. alpinum er- klart. Dagegen findet sich das echte H. carpaticum, eine schöne, in der Tracht zwischen H. bokemicum und H. vulgatum in der Mitte stehende Art, auch im Riesengebirge, in der kleinen Schneegrube 3800’ und bei Karlsthal im Isergebirge (2500). Die Bestimmung der schlesischen Pflanze verdanke ich der Güte von Fries. Campanula multiflora W. K. Mit dieser Bezeichnung besitze ich ein von meinem Vater am Zobor bei Neutra gesammeltes Exem- plar, welches ich wegen der abweichenden Blattform und der sehr starken Bekleidung für richtig halten möchte, wenigstens der Be- schreibung bei Sadler (fl. Com. Pesth. ed II. p. 109) nach, denn Exemplare des EC. multiflora von anderen Standorten habe ich noch nicht gesehen und Waldstein und Kitaibel’s Abbildung kann ich im Augenblicke nicht vergleichen. Der C. multiflora im Blü- thenstande sehr ähnlich, aber durch die Blattform und minder starke Bekleidung abweichend ist die C. Cervicaria b. imbricata Rochel, von welcher ich ein gleichfalls am Zobor gesammeltes Original- exemplar besitze. Diese auffallende, durch die zahlreichen, ziem- lich genäherten achselständigen eine verlängerte Aehre bildenden Blüthenköpfe sehr ausgezeichnete Form, welche ich von anderen Orten noch nicht gesehen habe, weicht ausserdem von der ge- wöhnlichen ©. Cervicaria noch durch die sehr langen ganz allmä- lig in den Blattstiel verschmälerten unteren Blätter ab und ist vielleicht die nämliche Pflanze mit ©. longifolia Schlosser. We- nigstens sehen zwei mit diesem Namen bezeichnete, von Eperies herrührende Exemplare der Rochel’schen Pflanze ziemlich ähnlich, 283 doch sind die Köpfchen grösser, dabei weniger gedrängt und zahl- reicher, als bei dieser. Galium tricorne With. Auch auf Brachen am Fusse des Jedo- wec ‚bei Teplic, Com. Trenesin (v. U. sen.). Ich fand es auch auf der schlesischen Seite der Karpaten, bei Teschen; im übrigen Theile von Schlesien fehlt es oder ist wenigstens bisher nicht beobachtet worden. — Von G. rubioides L. besitze ich zwei im Juni 1855 von Dr.G. Lorinser auf der Insel Pötschen bei Pressburg gesammelte Exemplare, die zur echten Pflanze dieses Namens gehören. Wenn Ascherson (l. e. p. 367) meint, dass Jdas Vorkommen der echten norddeutschen Gentiana Amarella in Ungarn unwalır- scheinlich sein dürfte, so stimme ich ihm darin vollkommen bei. In- dessen gehören die mil @. Amarella verwandten Gentianen der Kar- paten desshalb nicht zu einer einzigen Art, und es lassen sich vielmehr mit Leichtigkeit drei dort vorkommende Formen unterschei- den, welche spezifisch sein dürften, da sie ausser den Merkmalen noch in der Tracht und in der Eigenthümlichkeit ihres Vorkommens differiren. Zunächst ist es die in der Tatra bis in die Alpenregion weit verbreitete Form, welche öfter (und stellenweise ausschliess- lich) mit weissgelben Kronen abändert. Diess ist die von Ascher- son (und auch früher von mir) als @. germanica bezeichnete Pflanze, welche aber, wie auch A. schon andeutet, richtiger zu @. obtusifolia W. zu ziehen sein dürfte, da sie aufrecht abstehende, längliche, meist stumpfe mittlere Stengelblätter und Kelchzipfel von der ungefähren Länge der Kronenrölire besitzt. Ob @. obtusifolia und @. germanica als verschiedene Arten oder richtiger als Formen aufzufassen seien, lasse ich dahingestellt; im Herbar lassen sie sich leicht unterschei- den, aber in den Alpen glaube ich deutliche Uebergänge bemerkt zu haben und wusste häufig nicht recht, zu welcher ich meine Exem- plare rechnen sollte. Auffällig ist immerhin das gänzliche Fehlen der G. obtusifolia in ganzen Gebirgszügen, wie in den Sudeten, in denen die dort sehr verbreitete G. germanica niemals Annäherungen zu jener zeigt. Zur G. obtusifolia und zwar zu der grösseren Vorge- birgsform mit verlängerten Blülhenstielen (@.spatkulata Bartl.) sind auch die Exemplare zu rechnen, welche mir kürzlich Holuby von Bosaca im Trencsiner Comitat als @. Amarella mittheilte. Ich be- merke noch, dass ich die wahre G. germanica W. (mit mehr abste- henden, breiteren, eilanzettlichen, spitzen Stengelblättern, sowie viel kürzeren Kelchzipfeln) bisher aus den nördlichen Karpaten nicht ge- sehen habe, doch wird sie dort wohl auch nicht fehlen, wenn sie gleich seltener als G@. obtusifolia sein dürfte. — Die zweite Form ist sehr sonderbar und ist mir lange unklar geblieben. Ich habe sie nur aul steinigen Wiesen der tieferen Region unmittelbar am Fusse des Hochgebirges um Zakopana und Koscielisko, doch selten in grösserer Anzahl, angetroffen. Der Stengel ist gewöhnlich höher als bei der Gebirgsform der @. obtusifolia, armblätteriger, mit auffallend langen Indernodien (an grossen Individuen werden diese bis 3° lang) und eutsendet schun von der Basis an blühende Aeste. Die Grundblätter Er 2854 und die der mittleren Stengelparlie sind kaum in den Blaitstiel ver- schmälert, sehr stumpf, die obern eilanzettlich, mit langer Spitze, dabei meist ziemlich schmal. Die Kelchzipfel’sind etwa doppelt so lang als die Kelchröhre und ungefähr so lang als die Kronenröhre, deutlich ungleich (2 längere und 3 kürzere), oft an''der Spitze’ aus- wärts gekrümmt. Blüthen ziemlich klein (zumal im Verhältniss zu @. obtusifolia), sehr lang gestielt, schmutzig violett. Fruchtexem- plare habe ieh nicht gesehen. Diese Pflanze erinnert im Ganzen durch die kleineren Blumen, deren Grössenverhältnisse indessen bei den einzelnen Individuen variiren, auf den ersten Anblick 'einiger- massen an @. Amarella, und ich habe sie auch früher für eine Form dieser Art gehalten. In den übrigen Stücken, zumal in den Blättern und Kelchen zeigt sie indessen solche Verschiedenheiten, dass ihre Trennung keinem Zweifel unterliegt. Schwierig ist indessen die Frage zu beantworten, mit welchem Namen die Karpatenpflanze hinfort zu bezeichnen sei; am besten passt noch auf dieselbe die Griseba ch’- sche Beschreibung der @. livonica Eschscholtz, wiewohl diese Art in den Blumen der @. Amarella noch näher zu stehen scheint. Auch soll sienach Ruprecht’s und Körnicke’s Bemerkungen erst im Spätsommer und Herbste blühen, während ich die Karpatenpflanze in einer Höhe von ca. 3000‘ bereits im Anfange des Juli in schönster Blüthe angetroffen habe. Mein einziges Exemplar der @. livonica aus Kurland ist zu mangelhaft, um Sicheres entnehmen zu können, doch besitzt es gleichfalls die langen Internodien und die auffallend un- gleichen Kelchzipfel der Karpatenpflanze. — Die beiden bisher er- wähnten Formen blühen schon beim Beginn des Sommers, die 'drilte ist Spätherbstpflanze. Sie gehört den niederen Bergegenden an und erscheint im Gebiete der Karpaten selten; ich habe sie nur an felsigen Abhängen des Burzberges bei Strecsno im Waagthale bevbachlet. Der bis 1‘ hohe, sehr steife Stiel ist zwar an der Basis einfach, theilt sich aber bald in zahlreiche, gegenständige, verlängerte, aufrechte, reich- und dichtblülhige Aeste; von denen die uniersten am längsten zu sein pflegen, was der ganzen Pflanze einen pyramidalen Wuchs verleiht; die grossen, breiten, eilanzettlichen Blätter sind lang zuge- spilzt. Die Blüthen waren zur Zeit, als ich die Pflanze fand, noch unentwickelt, wesslialb ich ihre Identität mit einer in Schlesien an ähnlichen kurzgrasig-felsigen Stellen am Gipfel des Zobtenberges vorkommenden Pflanzen nicht mit Gewissheil behaupten kann; ich vermuthe sie indessen, da sich im Uebrigen beide völlig gleichen. Die schlesische Pflanze, welche erst sehr spät (Ende September und Anfang October) in Blüthe tritt, erinnert in den Blüthen am meisten an @. Amarella L., mit welcher sie gewöhnlich auch vereinigt zu werden pflegt, weicht aber gleichwohl durch einige Merkmale, sowie durch eine fremde Tracht von der auf Sumpfwiesen der Ebene vor- kommenden ab. Ausser der ansehnlichen Höhe, dem dieken Stengel und der auffallenden Verästelung ist auch ein Unterschied im der Blu - menkrone nicht zu verkennen. Diese ist etwas grösser und breiter als bei @. Amarella, ihre Lappen sind breiter, gewöhnlich stumpflich 283 und dabei im Verhältniss zur Länge der Kronenröhre kürzer. Diese Pflanze vom Zobtenberge (und somit auch wahrscheinlich die von Strecsno). dürfte wohl die @. pyramidalis W. darstellen; sie wurde und,wird noch in Schlesien als @. azillaris Rchb. bezeichnet, allein die Abbildung in Reichenbach's Icones pl. crit., die von Grise- bach mit dem Prädikat „bona“ zu seiner @. Amarella y. azwillaris eitirt wird, stellt ein anderes Gewächs dar. G. Amarella ö. pyrami- dalis Gris. (G. pyramidalis W..herb.) wird auch in Grisebach’s Monographie im nördlichen Ungarn angegeben („in Carpatorum con- vallibus: Manksch, in Hungaria boreali: Kitaibel*). Zum Schlusse bemerke ich noch, dass, wiewohl man im Allgemeinen mit Recht die G. AmarellaL. vera für eine mehr nördliche Pflanze hält, sie sich doch auch, wenn gleich wie es scheint als Seltenheit, im südlichen Deutschland ebenfalls findet. Ich habe sie selbst an verschiedenen Orten im westlichen Tirol, um Finstermünz und Nanders, sowie im benachbarten Unter-Engadin gesammelt und konnte zumal zwischen den Exemplaren von Finstermünz und solchen aus der norddeutschen Ebene und aus Russland keine Differenz bemerken. Aus dem Banat besitze ich von Rochel zwei Species der Gal- tung Onosma, O. echioides und O. stellulatum, leider ohne specielle Standorisangabe. Das erstere ist das echte O.echioides, nicht O. are- narium WK. Pulmonaria saccharata. Meine Exemplare von Grosswardein (Fasanerie: Steffek) gehören nicht zu der echten Mille r’scheu Art, sondern zu P. officinalis. Ob Janka’s Pflanze wohl eine andere sein mag? Das Vorkommen der wahren P. saccharata in Ungarn wäre jedenfalls sehr anomal, da diese Art in Deutschland fehlt, wo meist Formen der P. offieinalis mit weissgefleckten Blättern für sie ge- halten wurden und erst weiter westlich auftritt, wo sie stellen- weise P. officinalis zu ersetzen scheint. Astrantia bavarica F. Schultz. Diese Pflanze fehlt in Ungarn; die im Demanowathale der Liptau von Haussknecht gesammelten Exemplare sind von A. mujor L. in keinem Stücke verschieden. Sedum annuum L. dürfte in den Centralkarpaten von Neuem zu suchen sein; mir ‚erscheint überhaupt das Vorkommen dieser Art daselbst sehr zweifelhaft und ich möchte eher vermuthen, dass Herbiech’s Angabe am, Fischsee eine Verwechslung zu Grunde ge- legen hat. | Sazifraga petraea L. (S. Ponae Sternb.). Auch auf der Vor- alpe Ohniste im Kom. Liplau (Rochel exs,). 3. rotundifolia L. Im Drechselhäuschen 1864 (Kolbenheyer 'eXS.), also auch in den Centralkarpathen. Ranunculus cassubicus L. Der von Neilreich eilirten Angabe Manksch’s gegenüber, dass dieser durch die Kultur in R. auri- comus verwandelt werde, bemerke ich, dass ich ihn im Gegentheil in der Kultur, konstant gefunden habe und daher vermuthe, dass Manksch’s Beobachtung eine Verwechslung mit R. auricomus var fallax zu Grunde gelegen haben wird, wie sie oft. vorkommt. Im 286 hiesigen botanischen Garten wird R. cassubicus seit langen Jahren neben R. auricomus kultivirt und hat seine Merkmale und seine eigenthümliche Tracht nicht im geringsten verändert. R. cassubieus und R. auricomus sind zwei Arten, welche nicht aus Herbarien, sondern in der freien Natur richtig erkannt werden wollen, aber da sind sie auch beide sicher zu unterscheiden, so dass noch jeder, der den echten R. cassubicus nur einmal lebend gesehen hat, ihn gewiss nicht mehr so leicht mit Formen des R. auricomus ver- wechseln wird. Trotzdem hält es sehr schwer, gute, auf alle Fälle passende Diagnosen beider Arten zu geben, weil fast sämmtliche für gewöhnlich zur Unterscheidung benützte Merkmale bei beiden in Ausnahmefällen variiren. Die blattlosen grundsländigen Schei- den besitzt zwar R. cassubicus in der Regel, aber es finden sich auch bisweilen Individuen mit sämmtlich beblätterten Scheiden und R. auricomus zeigt umgekehrt oft genug auch blattlose. Die sämmt- lich ungetheilten, herzkreisförmigen Grundblätter haben mit dem R. cassubicus auch die ausgebildete Form des R. auricomus var. fallax W. Gr. gemein und lappige Grundblätter finden sich, wenn gleich höchst selten, auch bei R. cassudicus, wie bereits Wimmer er- wähnt, dessen Beschreibung der Art in der Fl. von Schlesien 3. Ausgabe (p. 488) die beste mir bekannte ist und nachgelesen zu werden verdient. — R. cassubicus ist in allen Theilen kräftiger und feister als R. auricomus, der Stengel ist bei der lebenden Pflanze mit einem eigenthümlichen, leicht abwischbaren Reife über- zogen, auch ist das Blattgrün lichter (beim Trocknen wird diese Art leicht gelblich, ähnlich wie R. Thora), die jungen Blätter, deren Stiel an der Spitze meist hakig gekrümmt ist, sind mit einem dich- ten, gleichmässigen seidigen Ueberzuge bekleidet, von dem sich auch meist noch im späteren Alter die Spuren bemerken lassen; bei R. auricomus ist der Ueberzug in der Jugend weit dünner und zerstreuter und verschwindet später rasch. Die Blüthenstiele sind beim R. cassubicus viel dicker, starrer und im Verhältniss zur Länge weit kürzer, was der blühenden Pflanze ein eigenthümliches Aus- sehen verleiht. R. cassubicus ist eine Pflanze des nordöstlichen Europa’s, deren Verbreitung gegen Süden durch die Gebirgssysteme der Sudeten und Karpaten begrenzt scheint; in Schlesien ist er auf die östliche Hälfte des Landes beschränkt und findet in der Local- flora von Breslau die Westgränze seiner Verbreitung. Er findet sich bei uns ausschliesslich in sehr fruchtbaren Laubgehölzen mit Isopyrum thalictroides ‘und fast immer in Gesellschaft des R. auri- comus. Ob die in Ungarn angegebenen Standorte sämmtlich rich- tig seien und ob speciellWahlenberg’s R. auricomus ß. procerior zu R. cassubicus wirklich zu rechnen sei, dürfte sich schwer er- ınilteln lassen; besonders scheint der Oedenburger Standort wenig wahrscheinlich, wo hingegen die im Gebiete der Karpaten belegenen meist richtig sein dürften, Der von Veselsky ausgegebene R. cassubicus von Eperies ist dagegen ganz der nämliche, wie die hie- sige Pflanze. Reichenbach’s Figur in den lcones pl. crit, Cent. pre 204 ll, Nr. 261 darf nicht zu R. cassubicus citirt werden, da sie den ausgebildeten R. auricomus var. fallax und zwar getreu wieder- gibt; so stark rautenförmige Zipfel der Stengelblätter, wie die dort abgebildete, in Galizien von Besser gesammelte Pflanze zeigt, be- sitzt der echte R. cassubicus niemals. Nr. 4601 der Icones konnte ich bis jetzt leider nicht vergleichen. Deiphinium orientale Gay. Bei Fünfkirchen (Görlitz Exsice.). Arabis neglecta Schultes, eine wahre Zierde der hohen gra- nitischen Tatra, halte ich für eine ausgezeichnete, sowohl von A. Halleri als A. arenosa verschiedene Species. Von ersierer unler- scheidet sie sich durch folgende Merkmale: Der Stengel ist stets kahl, die Blätter sind fleischig, etwas glänzend, die grundständigen länglich-eiförmig, grob gezähnt oder leierförmig, kalıl, selten mil zerstreuten, gabelspaltigen Haaren bekleidet, die Fruchistiele sind bei der völligen Reife herabgebogen, die Schoten verdickt, viel breiter, mit deutlichen Längsnerven und kurzem, verdickten Griffel- rudiment; Ausläufer fehlend, Kronenblätter ansehnlicher, normal prächtig dunkelrosa oder pfirsichroth, Von A. arenosa, in deren Gesellschaft sie bisweilen wächst, unterscheidet sie sich leicht durch die fleischigen kahleren Blätter, durch die längeren Blattstiele der grundsländigen Blätter, durch die dicken Schoten, welche höch- stens noch einmal so lang (bei A. arenosa 2—4mal länger) als die bei der Fruchtreife herabgebogenen, nicht aufrecht-abstehenden Fruchtstiele sind, so wie durch das kurze, verdickte Griffelrudi- ment. Schultes nennt in der Oesterreichischen Flora (Ed. II, 2. p- 248) die Fruchtstiele horizontal, aber bei der völligen Frucht- reife fand ich sie stels deutlich herabgebogen, so dass alsdann die Schoten oft hängend erscheinen. Anfänglich wusste ich mir mil der wirklich schönen Pflanze ebenso wenig Rath, als Hazslinszky; als ich sie zuerst gefunden, hielt ich dieselbe ohne genauere Un- tersuchung für eine Form der vielgestalligen A. arenosa, sah aber bald ihre Verschiedenheit von dieser ein und bezeichnete sie da- her mit Wahlenberg als A. ovirensis. Später erhaltenes reich- licheres Material belehrte mich, dass hier eine von beiden ver- schiedene Art vorlag, deren richtige Bezeichnung ich aus Heuffel’s Enumeratio pl. Banat. kennen lernte. Cardamine resedifolia L. ist für die Flora der Centralkarpaten doch wohl sehr zweifelhaft, da sie seit Hacquet nicht mehr wieder gefunden scheint. Ebenso bezweifle ich das Vorkommen der C. parviflora in den nördlichen Karpatenländern so lange, bis ich Exem- plare von dort. gesehen haben werde, denn diese Art ist eine aus- schliessliche Bewohnerin sumpfigerer Gegenden des Flachlandes, zu- mal der Thalniederungen grösserer Flüsse. Cheiranthus helveticus Whbg.Carp. aus dem Drechselhäuschen der Tatra, auf dessen nahe Verwandtschaft mil Erysimum strietum Fl. d. W, (hieraeifolium L.) Ascherson und Engler in diesen Blättern aufmerksam gemacht haben, halte ich für identisch. mit dem nordischen E. alpinum Fr. summ, veget. (Cheiranthus alpinus 288 Whbg.) Die Beschreibung des letztern in der Flora lapponica passt gut auf die Karpatenpflanze und ein von Fries mitgetheiltes Exemplar des Ch. alpinus aus Lappland stellt genau dieselbe Pflanze dar, wie die des Drechselhäuschens. Befremdend bleibt es frei- lich, dass Wahlenberg, der doch beide gesammelt, in der Kar- patenpflanze nicht seine nordische wiedererkannt hat; aus den Be- schreibungen lässt sich wenig entnehmen; ich bemerke indessen, dass die in der Flora lapponica gegebene eigentlich besser auf die Pflanze des Drechselhäuschens passt, als die sehr kurze der Flora Carpatorum, denn in dieser heisst es: foliis nudis, während die Karpatenpflanze gleich der nordischen auf der Unterfläche der Blätter stets eine dünne Sternhaarbekleidung zeigt. — Die übrigen bei Neilreich unter E. Cheiranthus Pers. zusammengestellten Standorte beziehen sich wohl sämmtlich auf eine (oder auf meh- rere) verschiedene Pflanze. Alyssum petraeum (A. medium Host). Herbich’s Angabe, dass diese Art in den Pieninen vorkommt, scheint mir: desshalb jetzt verdächtig, da Fritze voriges Jahr von dort das A. saxatile L. mitgebracht hat und sich kaum annehmen lässt, dass zwei ver- schiedene Arten daselbst wachsen sollten. Iberis pinnata L. Von dieser Pflanze besitze ich Exemplare von Rochel, am 10. Juli 1805 „in pratis sterilibus ad Wagum Com. Trencs.“ gesammelt. Dass hier in der That nur eine zufällige Ver- wilderung vorgelegen haben mag, wie Neilreich vermuthet, be- stätigt der Zusatz „rarissime.“ Rochel scheint überhaupt - öfter zufällig verwilderte Pflanzen für wild genommen zu haben; so be- sitze ich unter andern auch von ihm die echte Linaria triphylia Mill., sowie Papaver lucidum nov. spec. (eine Form von P. somni- ferum) mit der Bezeichnung: sponte in Com. Trencs. Viola collina Bess. Um Hradek und Demenfalva in Com. Liptau (Haussknecht). V. alba Besser (vera). Im Trencsiner Komitat (Rochel exs.). ——esses- - Literaturberichte. — Schur, Dr. Phil. Joh. Ferd., Enuineratio plantarum Trans- silvaniae exhibens: Stirpes phanerogamas sponte crescentes alque frequentius cultas, eryptogamas vasculares, Characeas etiam Muscos Hepaticasque. Vindobonae. Apud Guilielmum Braumüller. 1866. Pagg. XVII. 984. In diesen Zeilen folgt der Bericht über die in dieses Werk von p. 814—875, Nr. 4130—4622 aufgenommenen Kryptogamen, welche die Characeen, Gefässkryptogamen, Laubmoöse mit Einschlüss der Sphagninae tnd die Lebermoose umfassen. 289 Schur'hat die Characeen Siebenbürgens früher bereits zweimal aufgezählt, nämlich 1853 im 'Sertum, 1857 auf Grundlage einer von A. Braun bei dessen Anwesenheit bei’ der Wiener Naturforscher- versammlung im J. 1856 vorgenommenen Durchsicht seiner Chara- ceen, im österr. botan. Wochenblätte. Vorliegende Aufzählung ist eine Zusammenstellung jener früheren Arbeiten und der Baumgar- ten’schen Enumeratio mit einigen späteren Nachträgen. Für Sieben- bürgen und zugleich für dieKärpaten neu ist die darinnoch unter dem Namen Chara latifolia aufgeführte Ch. ceratophylla. Chara spinosa Rupr. und Ch. hispida werden als zwei verschiedene Arten behan- delt. Chara vulgaris L. wird aus Baumg, En. neben fragilis und foetida als Art gezählt, obwohl dieselbe bekanntlich eine obsolete Kollektivart ist. Bei den Gefässkryptogamen hat Schur seine eigenen Ansichten über Arten angewendet und demgemäss achtzig Arten aufgezählt. Die meisten derselben kommen jedoch bereits in den früheren hieher be- züglichen Arbeiten Schur's vor, nämlich im Sertum, seinen sieben- bürgischen Equiseten im österr. botan. Wochenbl. 1857, dann den siebenbürgischen Farnen und den siebenb. Lycopodien im öst, botan. Wochenbl. 1858 und sind fast sämmtlich bezüglich ihrer Autonomie bereits in den verschiedenen Werken Milde’s gewürdigt worden. Auch sind die von Schur selbst früher nicht veröffentlichten als neue Arten angeführten Farne Polystichum durum Schur und pseudo- cristatım Schur bereils von A, Weiss in den Beiträgen zur Flora von Lemberg (Verhandl, der zool.-botan. Gesellschaft, 1865, Abhandl. 454) veröffentlicht worden. Die Lemberger Universität besitzt nän- lich einen grossen Theil des Schur’schen Herbars und Prof. Weiss hat zwei galizische Farne nach den Schur’schen Originalexemplaren bestimmt und unter diesen Namen bekannt gegeben. Auf meine Bitte schickte er mir die galizischen Exemplare und ich erkannte hiernach Polyst. induratum als Aspidium Filix mas und Polystichum pseudo- cristatum als Aspidium spinulosum. Milde hat durch Weiss die siebenbürgischen Originalexemplare Schur’s erhalten und hierüber das gleiche Urtheil gefällt, wobei nur beizusetzen ist, dass P. indu- ratum nach Milde dessen var, crenatum von Asp. Filix mas dar- stellt (vid. Milde in Hedwigia 1865, p. 80). Es bleibt also nur noch, p.831) Polypodium conjunctum zu erörtern, wovon ich kein Exemplar gesehen habe, wesswegen ich mich darauf beschränke, den Text aus der Enumeratio wörtlich mitzutheilen, wie folgt: Polypodium cönjunctum Schur herb. Transs. — Ab antecedentibus tribus (nämlich Polypodium dryopteris, Robertianum und disjunctum Rupr. = caäl- careum [Robertianum] var. nach Ledeb. fl. ross. IV. 509) maxime affinibus imprimis differb: Frondibus parce glandulosis, ambitu sub- deltoideis, bipinnatis; pinnulis pinnarum infimarum ad'tertiam‘partem lammis (sie!) pinnatifidis, pinnarum superiorum . integris 'confluen- tibus (conjunctis), dentato-crenatis. Venulis furcato=pinnatis. — Auf dem Göfzenberge am Silberbach im Michelsberger Thal. 'Glimmer- schiefer. 3000. Juli. | 290 Baumgarten hal in seiner Enumeratio bekanntlich einige Farne als siebenbürgisch angeführt, deren Vorkommen dort äusserst verdächtig ist, nämlich Selaginella denticulata, Adiantum Capillus Veneris und Cheilanthes odora. Obwohl schon Ruprecht in denBeilr, II. 48. laut Neilreich Nachtr. zu Maly p. 333 auf Grundlage eines Originalexemplars im Hb. Fischer nachgewiesen hat, dass Baum- garten’s Cheilanthes odorae Woodsia ilvensis sei, so hat Schur dieselbe noch immer als siebenbürgischen Farn auf Baumgarten’s Angabe gegründet, mit der Bemerkung aufgenommen, dass er selbst geneigt sei, einen in der Eishöhle bei Borszek gefundenen Farn für Ch. odora zu halten, eine Lokalität, die noch mehr dieser Annahme widerspricht, als die Baumgarten’sche bereits authentisch wider- legt ist. Auch Adiantum Capillus Veneris von den Hunyader Alpen und Selaginella denticulata von den Rodnaer Alpen werden, ohne einen Zweifel auszusprechen oder einen Versuch wahrnehmen zu lassen, diese offenbar irrigen Angaben Baumgarten’s zu berichligen, in Reih und Glied der Pflanzen Siebenbürgens aufgezählt. Die Laubmoose mit Einschluss der Torfmoose und die Leber- moose sind in der Schur’schen Enumeratio eine Zusammenstellung der Angaben Baumgarten’s in dem vierten Bande der Enumeratio stirpium magno transsilvanjae principatui indigenarum, dessen Vorrede vom Mai 1840 datirt ist und seines eigenen Moosherbars, welches laut Schur’s Vorrede vom April 1866 Juratzka durchgesehen hat, Die gedruckten Nachrichten, welche ausser Baumgarten’s Enum. über siebenb. Moose vorhanden sind, insbesondere mein Specimen Florae cryptogamae Vallis Arpasch Carpatae Transsilvani. 1853, den Aufsatz von Michael Fuss: Zur Kryptogamenflora Siebenbürgens in der Mitth. des sieb. Ver. f. Naturw. 1865 und Juratzka’s Publikation von Hypnum Heufleri nov. sp. in den Mitth. der z.-b, Ges. 1861. Abh, 431, und selbst seine eigenen in verschiedenen Reiseberichten zer- streuten Mittheilungen hat Schur nicht benülzt. Dass dessenunge- achtet Moose von meiner Arpaschreise, und darunter selbst Arten, welche in meinem Specimen nicht enthalten sind, angeführt werden, kommt daher, dass ich an Schur von meinen dort gemachten Sammlungen mehreres mitgetheilt habe, was in seinem Herbar sich findet. Die Arten folgen meist mit den Namen der Schimper’schen Synopsis und der Gottsche-Nees-Lindenberg’schen Synopsis in alphabetischer Ordnung. Neue Arten kommen darin ‚nicht vor, Unter den angeführten Arten (angeblich 324 Laubmoose, 76 Lebermoose) sind folgende früher als siebenbürgische nicht bekannt gewesen: Amblystegium Juratskanum , Anacalypta caespitosa, Anacamptodon splachnoides, Andreaea alpestris, rupestris, Anoec- tangium compactum, Barbula alpina, Hornschuchiana, Brachythe- cium glareosum, populeum, reflewum; Bryum fallax , imbricatum, pallens, uliginosum, Campylopus turfaceus, Ceratodon cylindricus, Cinclidotus riparius, Dissodon splachnoides, Encalypta microphylla (apophysata c.), Eurhynchium strigosum, Fissidens ewilis, Grimmia 291 funalis (als Schultzii), Gymnostomum tenue, Heterocladium hetero- pterum, Homalothecium Philippeanum, Hypnum alpestre,. Bambergeri, callichroum, chrysophyllum, fastigiatum, fertile, giganteum, Kneiffii, Iycopodioides, Mildeunum, reptile (als pallescens), pratense, Som- merfeltü. trifarium, Leskea nervosa, Mnium spinosum, Myrinia pul- vinata, Myurella julacea, Orthothecium rufescens, Orthotrichum fasti- giatum, patens, Physcomitrium sphaericum, Pottia minutula, Schisto- stega osmundacea, Seligeria tristicha, Splachnum sphaericum, Tayloria serrata, Webera acuminata, cueullata, Ludwigü, poly- morpha, Weisia mucronata; dann Gymnomitrium concinnatum, Jungermannia alpestris, caespiticia, catenulata, curvula, exsecta, hyalina, incisa, intermedia, julacea, Michauziti, Mülleri, obtusifolia, saxicola, scutata, socia. Lophocolea heterophylla, Riccia bifurca, minima, Scapania curta, uliginosa. Von diesen Arten waren bisher aus den Karpatenländern, Ungarn und Galizien nicht bekannt: Ana- calypta caespitosa, Andreaea alpestris, rupestris, Anoectangium compactum, Barbula alpina, Bryum fallax, imbricatum, Dissodon splachnoides, Encalypta microphylla, Fissidens exilis. Gymnostiomum tenue, Heterocladium heteropterum, Hypnum alpestre, Bamberger:i, Myrinia pulvinata, Pottia minutula, Schistostega osmundacea. Jun - germannia caespiticia, catenulata, curvula, hyalina, intermedia, Mi- chauzii, Mülleri, obtusifolia, saxicola. scutata, socia, Riccia minima, Scapania curta, uliginosa. Von diesen wären für ganz Oesterreich neu: Anacalypta caespitosa und Bryum fallaxz. Allein in dem Resie des noch im Besitze Schur’s befindlichen Moosherbars findet sich in dem Bogen, worin Zeddeln mit den Namen Anacalypta caespi- tosa, latifolia und lanceolata,liegen, die erstgenannte Art nicht vor und unter dem Namen Bryum fallax, wobei der in der Enum. an- geführte Standort, feuchte Aecker bei Hermannstadt angeführt ist, liegt dort Bryum pallens. Von den oben als für Siebenbürgen neu angeführten Arten erinnert sich Juratzka folgende in Schur’s Herbar gesehen und als solche bestimmt zu haben: Amblystegium Juratzkanum; Bar- bula Hornschuchiana; Brachythecium glareosum, populeum; Bryum pallens; Eurhynchium strigosum; Fissidens exilis; Homalothecium Philippeanum; Hypnum Bambergeri, chrysophyllum, fertile, gigan- teum , Kneiffii, Iycopodioides (des schlechten Exemplares wegen zweifelhaft), Mildeanum , reptile, Sommerfeltiü; Leskea nervosa, Orthothecium rufescens, Webera Ludwigi, Gymnomitrium conein- natum, Jungermannia julacea, Lophocolea heterophylla. Bei der Umwandlung der Nomenclatur Baumgarten’s in die Jetzt gebräuchliche ist Bryum julaceum der Baumg. En. angegeben auf Mauern, Felsen, Dächern mit Barbula muralis bei Hermannstadt, Kronstadt, Schässburg, welches offenbar Bryum argenteum var. majus (Br. julaceum Schrad. Spice. Fl. germ. p. 70) ist als Anomo- bryum julaceum, und Orthotrichum octoblepharis der genannten Enum., welches identisch mit O. affine ist, als Fabronia octoblepharis aufgeführt worden. Dessenungeachtet wird neben O. affine auch 292 noch Orthotrichum octoblepharis als, eigene, Art aufgezählt, Hyp- num fertile wird. doppelt, aufgeführt, einmal: als solches, des andern- mäls als. H. erinale. Hypnum. cupressiforme var. resupinatum wird alssautonome- Art behandelt. Bei Meesia (rectius Meesea, obwohl meist Meesia geschrieben wird) tristicha steht als Synonym Diplo- comium. longisetum Heufler, obwohl ich dieses Moos ‚nirgends unter‘ diesem Namen veröffentlicht habe. Orthotröchum, speciosum ist»unter dem«Namen ©. alpestre angegeben. Orthotrichum sazatile steht: neben 'O. \anomalum als eigene Art, ebenso Pottia intermedia neben: P. truncata , ‚Pterigynandrum heteropterum neben P. fili- forme: » Seleropodium illecebrum wird, ohne Zweifel lediglich nach Baumgarten, als in Bergwäldern, Obstgärten:, Hermannstadt, bei Heltau, Götzenberg,. Schässburg angeführt und es. ist hiebei nicht erwähnt , wie unglaublich diese Angaben klingen. Baumgarten hat 'zweifelsohne die var. ß. illecebrum C. Müll. Syn. II. 379 von Hypnum purum (Hypnum illecebrum Brid. Musc, Rec. II. II. 91 und anderer Autoren) darunter verstanden. Ulota.crispa und crispula sind durch ein offenbares Versehen als Arten der Gattung Syste- gium angeführt. ‘Jungermannia, attenuata, Iycopodioides und quin- quedentata stehen neben J. barbata.als eigene Arten. — Von Druck- fehlern, ‚deren Verbesserungen nicht. bis. zu den. Kryptogamen reichen ‚sind zu bemerken:. z. B. Aulacomium st. Aulacomniim, streptocarpus st. streptocarpa bei 4326, Phillippianum st. Philip- peanum bei 4358, lorum st. loreum bei 4361, Bambergü s!. Bam- bergeri bei 4368, crista castrensis st. Crista castrensis bei 4374, octablepharis st..'octoblepharis bei 4439 und octoblephurum_ st. octoblepharis bei 4337, Thamium st. Thamnium, Thuideum st. Thui- dium, Timmea st. Timmia, Fagatella st. ‚Fegatella, Gymnomitrum st. Gymnomitrium, eaespitosa st. caespilicia bei 4567, exserta st. exsecta bei 4573. Heufler. — The flora of Iceland. By Dr. W. Lauder-Lindsay. (Separaätabdruck aus: The Edinburgh New Philosophical Journal, neue Folge. 1861. Juli.) Der Verfasser ist den Botanikern durch eine Reihe von Ab- bandlungen meist lichenologischen Inhalts vortheilhaft bekannt. Im Jahre 1860 besuchte er Island und wurde dadurch angeregt, eine kritisch revidirte Aufzählung aller, bis zu jener Zeit von diesem Eilande: bekannten Pflanzen zusammenzustellen. Dieses Unterneh- men. ist ein‘ sehr. . dankbares, denn es existirt gegenwärtig noch keine gute, allgemein zugängliche Flora dieser hoch interessanten nordischen Insel. In der Einleitung. gibt der Autor eine Ueber- sicht der bisher veröffentlichten botanischen Literatur über Island; er zeigt, welche ‚Schwierigkeiten ihm die kritische Sichtung der vorhandenen Angaben namentlich in Betreff der Sporenpflanzen machte; er 'schildert endlich ‚seine Reise, namentlich aber die Flora Reykjarik’s und der Umgebungen ‚der heissen Springquellen von‘ Laugarness. Den Schluss „bildet, die schon erwähnte Enume- ration. Nach‘ihr waren bis zum Jahre 1860 aus Island 863 Arten 295 von Pflanzen bekannt. Dieselben verlheilen sich auf die einzelnen Klassen in folgender Weise: 429 Samenpflanzen , 29 höhere :Spo- renpflanzen, 149 Laubmoose, 54 Lebermoose, 2 Characeen, 13 Pilze, 93 Flechten, 97 Algen. Wie aus diesen Daten hervorgeht, ist in Bezug auf die Sporenpflanzen, noch sehr viel, ja theilweise fast Alles von künftigen Forschern zu leisten. Die reichste Ausbeute dürften die botanisch noch gänzlich unbekannten nördlichen und östlichen Theile Islands liefern. Dr. H. W. Reichardt. — Prodromus florae Comitatus Nitriensis sistens plan- tas phanerogamicas et eryptogamicas vasculares in Comitatu Ni- triensi hucusque observatas auctore Josepho Arminio Knapp. E voluamine XV. Commentiariorum caes. r. zool. botanicae societatis. Vindobonae Dispendiis auctoris 1865. IV. 86 S. 8. und Bemerkungen zu dem im Jahrbuche der k k. zoologisch-botanischen Gesellschaft vom Jahre 1865, $S. 89 veröffentlichten Prodromus ete. des Herrn Josef A. Knapp von Dr. Josef Krzisch (dieselben Verh. XVI. Band p. 463—474) auch apart. Die Komitatfloren Ungarns werden nur langsam das Tages- licht erblicken, denn leider finden sich nur wenig Bearbeiter für dieses Feld, und wenn manche Komitate und grössere Gebiets- theile sich einer mannigfachen Bearbeitung ihrer Floren erfreuen, so giebt es wieder — und zwar verhältnissmässig — bedeutend mehr solche, deren sich bis jetzt Niemand erbarmen wollte; zu denjenigen Komitaten, von welchen wir ersteres behaupten können, gehört auch das Neutraer Komitat. Knapp gebührt 'aber insbesondere das Verdienst, die bisher bekannten Pflanzen mög- lichst genau zusammengestellt zu haben. Der Enumeratio geht eine Schilderung der oro- und hydographischen Verhältnisse der Kumilate und hierauf eine historische Uebersicht der bisherigen botanischen Leistungen über diese Gebiete voran. Bei der Auf- zahlung der Arten ist der Verfasser entschiedener Neilreichianer, nur ist es schade, dass er manchmal den Neilreich’schen Begriff der Art missverstanden; so z. B. führt er pag. 38 sowohl bei Centaurea montana L. als auch bei @) viridis Neil. Standorte an, obwohl die beiden Pflanzen nach Neilreich identisch sind. Zu bedauern ist es, dass der Verfasser manchesmal in Muthmassun- gen verfiel und zum Unglücke geschah diess auch bei mehreren Pflanzen des Dr. Krzisch, der schon im Jahre 1856 über diese Flora ein Verzeichniss veröffentlichte. Dr. Krzisch war ein fleis- siger Durchforscher dieser Gegend und fühlt sich verletzt wegen der Beschuldigungen des Knapp; die im obigen angeführte Schrift ist dalıer ganz ersterer gewidmet, sie beleuchtet und ergänzt jene zum Theile. Die Angriffe des Herrn Knapp weist sie entschieden und mit überzeugenden Argumenten, sowohl wegen einer schon im Jahre 1850 erschienenen Arbeit über einen Theil des Gebietes, als auch in Betreff der Zumuthung, er hätte die Angaben eines ande- 294 deren Botanikers benützt, ohne ihn zu erwähnen zurück. Zum Schlusse gibt sie dann Ergänzungen zu Knapp’'s Flora, welche sehr interessante und gediegene Beiträge enthält. Uebrigens spricht auch Krzisch der erstgenannten Arbeit Wahrheitstreue und Gründ- lichkeit nicht ab, obzwar er Knapp „einer vorlauten Bemerkung“ seiner Aeusserung mit Recht zeihen musste. ‚4 Beide Arbeiten sind wichtig für Jie Flora ‚des Neutraer Ko- mitats, zugleich aber verlässlich, was man eben nicht immer von den Komitatsfloren sagen kann. Die Arbeit von Dr. Krzisch müssen wir ausserdem für eine der glänzendsten Leistungen auf dem Felde deren enumeraliver Floren besonders lobend erwähnen. Kanilz. — Nachträge zur Flora von Niederösterreich von Dr. August Neilreich. Herausgegeben von der k. k. zool.-botan. Ges. in Wien. Wien 1866. VII. u. 104 8. 8. Mit derselben Gewissenhaftigkeit und Schärfe, welche die übrigen Werke dieses ausgezeichneten Mannes chraklerisiren, ist auch das vorliegende Heftchen, welches als eine Gralisbeigabe zu den diessjährigen Verhandlungen der k. k. zool.-botan. Gesellschaft erschien, abgelasst. Der Verfasser gab Nachträge und Verbesse- rungen zu den schon bekannten Arten, die Beschreibung der im Gebiete neu entdeckten Pflanzen, und die neuerliche Beschreibung der Salix-Bas!arte Niederösterreichs. In der Vorrede bespricht er die unlängst veröffentlichten Angaben Putterlick’s und Schur's, dann Anton Kerner’s Ansicht über Benennung der Bastarte. Ob- zwar Neilreich p. VIll sagt: „Da ich in diesen Nachträgen wahr- scheinlich das leiziemal über die Flora von Niederösterreich schreibe, so nehme ich hiermit Abschied von dem Schauplatze, auf dem ich durch 34 Jahre so viele frohe und glückliche Tage ver- lebt, nehme Abschied von einer Flora, der ich einen guten Theil der Kräfte meines Lebens gewidmet habe;* wünschen wir innig, dass er noch recht lange und mit gleichem Glücke wirken und durch Ablassung eines billigen Taschenbuches der Flora Nieder- österreichs, auch minder Bemittelten die in seinem grossen Werke niedergelegten Erfahrungen zugänglich machen möge. Kanitz. ee —— Correspondenz. Neutra, am 6. August 1866. Meine botanischen Exkursionen beschränkten sich heuer in Folge der Hindernisse, die mir von meiner Berufsthätigkeit in den Weg gelegt wurden, leider auf das Minimum. So manche Arbeit, die ich mit Lust und Eifer begonnen, mussie unterlassen werden; manch heisser Wunsch nach meiner Lieblingsbeschäftigung den An- forderungen der Pflicht gegenüber weichen. — Der Vermuthung 295 Neilreich’s (Aufzählung der in Ungarn ete. etc. beobachteten Gefässpflanzen p. 182), dass das von mir hier gefundene hybride Verbascum, das ich im 14. Bande Ihrer Zeitschrift muthmasslich als phlomoidi >< Blattaria annahm, wegen der angegebenen „mehr oder minder herablaufenden Blätter* thapsiformi x. Blattaria sei, muss ich bestimmt entgegentreten, obwohl auch Herr August Ka- nitz mich in einer brieflichen Mittheilung eines Besseren zu be- lehren strebte, Es thut mir nur leid, dass ich seinerzeit durch plötzliche Abreise verhindert war, die gesammelte Pflanze instruk- tiv fürs Herbarium zu trocknen, da sie uns doch die beste Auf- klärung gegeben hätte. So viel ich mich erinnere, und ich glaube mein Gedächtniss täuscht mich nicht, hat der ganze Habitus für mich gesprochen. Wenn es auch erwiesen ist, dass zwei Arten, von denen die eine häufig, die andere wenig entfernt ist, eher bastartiren, als zwei sich näher stehende; und V. thapsiforme, die nebstbei gesagt, doch auch nur als Varietät von phlomoides ange- nommen wird, wirklich in der Nähe des Bastartes vorkam: so ist es der Umstand, dass derselbe unter den von mir angeführten Stammeltern in solcher Zahl wuchs, zu deren Production das von mir in der ganzen Umgebung nur in 2 oder 3 Exemplaren vorgefundene thapsiforme, meiner unmassgeblichen Ansicht nach, zu schwach gewesen wäre, der mich zu dieser bescheidenen Widerlegung zwang. — Vielleicht aber habe ich doch Unrecht! — Jedenfalls wäre es mir erwünscht, wenn ich Exemplare derselben Pflanze, die Herr v. UVechtritz bei Breslau gefunden (s. Oe. bot. Z. 1866, p. 228) zu Gesicht bekommen könnte !). Meine pflanzengeographische Abhandlung über die hiesige Gegend, die (wie so? weiss. ich nicht) in eine pflanzengeologische verwandelt wurde, und die als Separatabdruck aus dem Jahrbuche der vorjährigen Ver- sammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher zu Pressburg erschienen, ist leider durch eine Unzahl von Druckfehlern fast gänzlich verstümmelt, und wäre es mir am liebsten gewesen, den Druck derselben unterdrücken zu können. — Sie hat mich erfah- rener gemacht. — Von den wenigen Pflanzen, die ich beobachtete. sind zu erwähnen: Vieia dumetorum L. aus der Gegend bei Onor in der Nähe von Zsambokret; Carex montana L. von Appony; Oenothera biennis L. aus Cziffär bei Verebely (Barser Com.); Cam- panula Cervicaria ebenda; der von Zobor westlich gelegene Hügel heisst wohl Tabor; Rochel’s Angabe über C. multiflora ist wie Neilreich |. c.p. 147 richtig bemerkt ein Irrthum ; — Campanula sibirica aus Appony; Anemone Hepatica L., deren Vorkommen ich hier bezweifelte, sah ich nun wirklich selbst am Zobor; Salvia glutinosa bei Appony; Nepeta Cataria L. bei Ostratitz über Zsam- bokret; Alyssum minimum W. auf der Insel bei Neutra; Echinops Ritro L. in der Nähe von Gross-Topolesän. S. Schiller. ......') Weder heuer noch im vorigen Jahre liess sich eine Spur der Pflanze hier entdecken. yC 296 Ns. Podhragy, am 9. August 1866. Seit fünf Wochen regnet es hier fast täglich, die Feldfrüchte sind grösstentheils schon verdorben, und das arme Volk wird zu allem dem noch mit ‚der Erdäpfelfäulniss geschreckt. Bei solcher Witterung konnte ich meinen sehnlichsten Wunsch, den Inoveec und die Javorina zu besuchen, nicht erfüllt sehen, und trieb mich nur in nächster Nähe Podhragys herum, um beim nahenden Regen möglichst bald im Trocknen zu sein. An den Gewässern der Waag bei Stwrtek und Beczk6 werde ich heuer schwerlich was zu ihun haben, da der Wasserstand heuer schon vielmal ‘sehr hoch war, und die Ufer‘mit Schlammschichten bedeckt hat, auf welchem bis zum Herbst kaum .etwas wachsen ‘kann. Vor mehreren Wochen erwischte ich ‘noch bei Zeiten Sparganium simplex und ‚einige Potamogeton-Arten. Auf den Basäcer Bergwiesen fand. ich Ana- camptis pyramidalis, Elymus europaeus, Milium effusum, Bromus asper an buschigen Stellen; auch wurde Pyrola secunda, rotundi- folia und umbellata vom Kameniöne mitgenommen. Bei einer spä- tern Exkursion sammelte ich Laserpitium latifolium , Danthonia decumbens , Festuca heterophylla, Orobanche coerulea in einigen wenigen Exemplaren, dann :O. elatior Sutt., Galü Duby., Epi- thymum DC. und Teueri Schultz. Sonchus palustris, den ich für meine Tauschfreunde sammeln soll, blühte damals noch nicht, viel- leicht werde ich ihre Wünsche doch noch heuer befriedigen können, wenn wir nur eine erlräglichere Witterung haben werden. Zani- chellia palustris ist hier eine gemeine Pflanze, und bildet im ziemlich schnell fliessenden Bosäcka-Bache grosse Pölster. ‚Kaum einige Hundert Schritte vor meiner Wohnung ist eine, zum Nässen des Hanfes bestimmte Grube voll mit Zanichellia, wo ich voriges Jahr keine Spur davon 'sah. Es dürfte Ihre Leser interessiren, dass auch hier Ranunculus Steveni Andrz. wächst. Mir war dieser Ranunkel seines bis 2“ langen, dicken, fleischigen hizoms wegen aufgefallen, hielt ihn aber lür R. acris, da ich die Verlängerung des Wurzelstockes dem Standorte „an quelligen Stellen“ zuschrieb, bis ich durch die Güte des gefeierten Herrn Neilreich eines Bessern belehrt wurde. “Gestern bemerkte ich am Bache bei, der Podhragyer Kirche Mentha viridis L., die wahrscheinlich ein; Flücht- ling aus Gärten sein dürfte, obwohl ich sie hier noch) nicht.in Gärten sah. Ich danke Gott, dass v. Janka, um dessen Leben ich sehr besorgt war, mit heiler Haut davon gekommen ist. Wenn sich nur einmal ein Botaniker 'hieher verirren wollte. Jos. L. Holuby. Innsbruck, 46. August 1866. Unter den Pflanzen, welche ich im verflossenen Jahre durch Ihre Tauschanstalt aus Ungarn erhalten habe, befindet sich auch ein von S. Schiller auf dem Zobor bei Neutra und zwar „auf der Spitze über dem Kloster“ gesammeltes als Thlaspi montanum be- 297 stimmtes Thlaspi. Diese Pflanze ist aber nicht Thlaspi montanum: L. Sie gehört vielmehr in die Gruppe der Thlaspi praecox Wulf. und Thlaspi alpestre L., ist aber auch von diesen beiden verschieden, Von Th. alpestre L. unterscheidet sie sich leicht durch Staubgefässe, welche nicht so lang als die Blumenblätier und auch nicht nach dem Verstäuben schwärzlich, sondern bedeutend kürzer als die Pe- tala und zu allen Zeiten gelb erscheinen, ferner durch die Kelchblätter, welche nicht aufrecht abstehend, sondern aufrecht, und durch die Blumenblätter, welche 6—7”® lang, also bedeutend länger als die nur 4=m langen Blumenblätter des Th. alpestreL. sind. In allen diesen Merkmalen, welche das vorliegende T’hlaspi von Th. alpestre L. trennen, stimmt selbes vollkommen mit Th. praecox Wulf. überein; anderseits aber unterscheidet es sich wieder von diesem durch die relativ kürzeren Griffel und die zur Zeit des Aufblühens grünen späler vergilbenden Kelche. Diese Pflanze ist unzweifelhaft das „Ih. montanum,“ welches Knapp auf dem Zobor bei Neutra an- gibt und dürfte auch mit dem von Keller auf dem Temetveny und Inovec-Gebirge angegebenen „Th. monfanum“ identisch sein. Ueberhaupt scheinen sich alle für Th. montanum angegebenen Stand- orte aus dem nördlich der Donau gelegenen Bergland Ungarns auf diese Pflanze zu beziehen. Auch Th. praecox Kit. in Add. 501 aus der Matra, so wie das mit ? bezeichnete „Th. alpestre,« dessen Janka in Nr. 6 Ihrer Zeitschrift gedenkt und von welchem mir Janka jüngst schrieb, dass es dem Th. praecox W ulf. näher stehe als dem Th. alpestre L., dürften höchst wahrscheinlich die gleiche Pflanze sein. Ich werde Ihnen die ausführliche Beschreibung dieser Pflanze, welche ich Thlaspi Jankae benenne, mit den Beschrei- bungen einiger anderen Pflanzen für das nächste Heft Ihrer Zeit- schrift senden. Meine Notiz in Nr. 7 S. 224 der „Oest. bot. Zeit- schrift“ ergänzend und berichtigend muss ich hier noch erwähnen, dass nicht alle Exemplare des von mir im verflossenen Jahre aus- gesäeten Th. praecoxz Wulf, nach dem Abreifen der Samen ver- dorrt sind und sich als zweijährig erwiesen haben , dass vielmehr 5 Exemplare neue Stocksprossen getrieben haben und kräftig fort- wachsen. Es scheint daher Th. praecox Wulf. in die Kategorie derjenigen Pflanzen zu gehören, welche ähnlich der Arabis are- nosa und mehreren anderen Cruciferen ebensogut @) als 4 er- scheinen. Höchst wahrscheinlich kommt diese Eigenthümlichkeit, welche von Grenier et Godron in der Flore de France p. 145 auch für Th. alpestre hervorgehoben wird, auch dem Thlaspi Jankae zu. — Es wäre mir höchst erwünscht, diess weiter zu verfolgen, und ich ersuche daher Herrn S. Schiller in Neutra auf das freund- lichste, mir für den hiesigen botanischen Universitätsgarten im Laufe dieses Sommers oder im kommenden Herbste Samen, oder wo möglich auch lebende Exemplare des Thlaspi Jankae zusen- den zu wollen. Kerner. Oesterr. botan. Zeitschrift. %, Heft. 1866. >| 298 Neusiedl am See, 18. August 1866. Seit 31. Juli befinde ich mich (wohl nur für kurze Dauer noch) hier am Neusiedlersee, der jetzt total ausgetrocknet ist und die Physiognomie einer Salzsteppe angenommen hat. Weite Strecken des ganz flachen Bodens erscheinen von ausgeschiedenem Natron wie mit Schnee bedeckt. Was man inmitten des Seebodens grün bemerkt, ist lauter Salicornia herbacea und Suaeda maritima, die in koiossaler Menge und in erstaunlicher Ueppigkeit wuchern, Crypsis aculeata, Cyperus pannonicus, Aster pannonicus, Glyceria festucaeformis, Taraxıcum corniculatum, Lepigonum marinum ete.etc. kommen mehr am Rande vor. In meiner letzten Correspondenz soll es heissen: „So viel ich mich erinnere halten griechische Bo- taniker das O. prasandrum für nicht verschieden von ©. nutans.“ Nach Einsicht des echten Thlaspi alpestre L. von verschiedenen Standorten aus F. Schult’z herbarium normale Centurie 7, die mir- kurz vor meinem Abmarsche aus Gyöngyös zukam, und nachdem mir im Schlosse des Herrn Baron Podstatsky zu Litterschitz in Mähren Kittel’s Taschenbuch der Flora Deutschlands in die Hände gelangt, sehe ich ein, dass die von mir in der Juninummer der botan. Zeitschrift als Thlaspi alpestre angeführte Pflanze von der echten dieses Namens total verschieden und eher mit Th. praecox zu vergleichen ist. Die Blumenblätter sind von ersterer doppelt so lang als der Kelch; die Staubgefässe bedeutend kürzer als erstere und die Antheren gelb. Bei Th. alpestre überragen die Blumen- blätter nur wenig den Kelch und die purpurvioletten Antheren ragen darüber hinaus. — Thlaspi praecox Wulf. soll nach neuester Mittheilung Dr. Kerner’s bloss 2jährig sein; — meine Matraer Pflanze ist entschieden perennirend. Janka. Harau, den 29. Juli 1866. Es dürfte vielleicht von Interesse für Sie sein, dass der Stand- ort der Vicia Orobus bei Orb nun aus der Flora Deutschlands zu streichen ist, da ein Apotheker sämmtliche Pflanzen mit ihren Wur- zeln ausgraben liess und letztere zu Viehpulver verarbeitet hat. G. Kastropp. ———esoe——— Personalnotizen. — Dr. von Martius in München erhielt am 19. Mai von der kais. L. ©. Akademie eine Votivtafel, da derselbe an diesem Tage fünfzig Jahre hindurch Mitglied letzterer gewesen ist. — Dr. Franz Buchenau, Lehrer der Naturwissenschaften in Bremen, ist mit dem Beinamen J. Jungius zum Mitgliede der kais. L. C. Akademie ernannt worden. 299 Moriz Paul, bisher Obergärtner des botanischen Gartens zu Berlin, ist an Stelle des verstorbenen Hannemann zum Uni- versitätsgärtner am botanischen Garten zu Halle ernannt worden. NR > Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin am 15. Mai theilte Pritzel einen in Hor- nung’s Cista medica p. 432 abgedruckten Brief des Nürnberger Arztes Leonhard Doldius an den Leibarzt des Bischofs von Bam- berg, Sigismund Schnitzer, vom April 1604, mit, aus wel- chem klar hervorgeht, dass die Anfänge des Tabakrauchens, in Deutschland wenigstens, um 20 Jahre früher fallen, als die Histo- riker und mit ihnen Tiedemann (Gesch. d. Tabaks 1854) an- nehmen. Doldius schreibt seinem Freunde, dass eine persische Gesandtschaft, die im Jahre 1607 bei dem Kaiser Rudolf II. in Nürberg eintraf, nicht nur für ihren Bedarf Tabak in der Stadt vorgefunden habe, sondern dass auch bei den Nürnbergern die Sitte Tabak aus Röhren (tubuli) zu rauchen, beinahe alltäglich geworden sei. Ferner theilte derselbe eine Reihe von Daten mit, welche den Beleg liefern, dass die Einführung des Buchweizens (Polygonum Fagopyrum L.) in die deutsche Landwirthschaft min- destens ein Jahrhundert früher falle, als die neueren Autoren von Beckmann bis Fraas angenommen hätten. Aus einer Verglei- chung aller 15 deutschen vorlutherischen Bibeln, welche bald nach 1470 in Köln, 1492 in Lübeck, 1520, 1522 und 1523 in Halber- stadt gedruckt sind, welche in der Stelle Jesaias 28, 25 sämmtlich das Wort Buchweizen (boekwete, bokweit) enthalten, ergibt sich diess. Ferner aber erscheint dasselbe Wort in Joh. Berekmann’s Stralsunder Chronik. Die früheste Erwähnung finde sich jedoch, nach Angabe des Herrn Archivrathıs Lisch in Schwerin, in Origi- nalregistern des Mecklenburgischen Amtes Gadebusch v. J. 1436 (Mecklenburg. Archiv. Heft 8. p. 136). Viel weiter hinauf wird das, Erscheinen dieser muthmasslich aus China stammenden Pflanze in Deutschland kaum reichen, da der Name in alle bis ins 14. Jahr- hundert gehenden, an Kulturpflanzen überaus reichen Glossaren (verglichen sind die Bonner, die Trierschen, die Prager, die Wie- ner, die Admonter und die Königsberger Glossen) fehlt. Die Pflanze wird jetzt in ganz Europa bis zum Hofe Dönnaes im Nordlande unter 66° 5° n. Br. kultivirt. — Ehrenberg gab zu seinen Mit- theilungen in der letzten Sitzung über die angeblichen Stern- schnuppen-Gallerten einige weitere Bemerkungen. Die Hauptgesichts- punkte in dieser Angelegenheit scheinen ihm folgende zu sein: Die angeblichen Meteor-Gallerten beziehen sich niemals auf Nostoc commune und dessen vertrocknete, im Regen aufweichende, unter en 300 dem Namen Collema unter den Flechten verzeichnete Formen, son- dern auf die damit verwechselte Tremella meteorica alba. Sie ward von Zenneck (Oken’s Isis 1828, p. 530) reichlich im Oktober, November, December, vom Vortragenden selbst im Jänner und Fe- bruar beobachtet, und aus vielen Gründen, die derselbe einzeln anführt, sei die ganze Vorstellung aus der Höhe herabfallender leuchtender Gallerten unbeglaubigt und nur eine historische Sage bei den Meteoren. Das in Curland 1686 gefallene schwarze Me- teorpapier sei, wie er 1838 in den Abhandlungen der Akademie erläutert habe, terrestrischer verrotteter Konferven-Filz. Derselbe legte auch einige der Akademie der Wissenschaften übersandie Samen von den Getreidearten der Pfahlbauten in der Schweiz vor, welche vom Professor Heer in Zürich ihm zugeschickt und dem k. Herbarium zur Bewahrung übergeben worden seien. Ascher- son legte ein frisches Exemplar des Senecio vernalis W. K. vor, welchen er in Gemeinschaft mit Dr. Reinhardt in einem Luzern- acker bei Rüdersdorf zahlreich beobachtete, ferner Linnaea borealis aus dem Rüdersdorfer Forst bei Fangschleuse und ein Exemplar vou Vaccinium Vitis idaea L. mit fast 6° lang ausgegrabenem, horizon- tal in geringer Tiefe unter der Bodenfläche hinkriechendem Stengel, an welchen, mit Hinweis auf ähnliche Erscheinungen anderer Wald- pflanzen, wie Linnuea und Pirola, er einige biologische Bemer- kungen anknüpfte. (Bot. Ztig.) — Die 41. Versammlung deuischer Naturforscher und Aerzte, welche im September zu Frankfurt a. M. hätte tagen sollen, wurde der kriegerischen Zeitverhältnisse wegen von den Geschäftsführern derselben auf das künftige Jahr verlegt. Ebenso die 12. Wander-Ver- sammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher, welche Ende August in Rimaszombat zusammenkommen sollte. 08 > Mittheilungen. — Eugenia australis DC,, die australische Myrthe. gedeihet im bota- nıschen Garten von Neapel im freien Lande vortrefflich. Sie erreicht eine Höhe bis 36° und trägt vom November bis März reichlich violettrothe Früchte von der Grösse der Kirschen, welche einen angenehmen süsssäuerlichen Ge- schmack besitzen und durch Gährung einen Wein liefern, der ein eigenthüm- liches Bouquet annimmt. Correspondenz der Redaktion. — „Da ich den Monat August hindurch in Wien nicht anwesend war, so finden die inzwischen eingelaufenen Brief: ihre Beantwortung erst in eini- gen Tagen.“ — Herrn J. L. H.: „Bitte nach Belieben zu senden.* — Herrn A. M.: „der zool.-bot. Ges. 1 fl. gezahlt.“ Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift 4 1 die frei durch die Post be- 319 Grsonbkut 131 Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man Prerifhäutselbs kärtner (ekonomen Forstmänner Aerzle (Wieden, Neumang. Nr. 7) mit5N.25 kr. Oest. w. U D ’ ) W, zu en (3 Thir. 10 Ngr.) 2 Im Wwegedes ganzjährig, oder Apotheker und Teelınıker. Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N>: 10 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. — 8 Buchlandlungen. XVi. Jahrgang. WIEN, Oktober 1866. INHALT: Gruss aus der neuen Welt. Von Heuser. — Ueber Pflanzen der ungar. Flora. Von Uechtritz. — Das älteste österr. Herbarium. Von Dr. A. Kerner. — Zur Flora von Brixen. Von Bachlechner. — Correspondenz. Von Holuby, Dr. Kerner, Janka, Dr. Ascherson, Uech- tritz.— Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tausch- verein. — Mittheilungen. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate, Ein Gruss aus der neuen Welt. Von Paul Heuser. Dass meine Wanderlust noch nicht zu Ende, beweist meine abermalige Auswanderung aus dem Norden in den Süden Ame- rika’s. Mit schwerem Herzen habe ich diesen Schritt gethan, musste ich doch abermal viele und enge Bande zerreissen, die mich an die neue Heimath knüpften, wahrlich hätte ich meiner Neigung folgen können und wollen, ich wäre im Norden geblieben, und während ich diese Zeilen schreibe, beschleicht mich ein nicht zu unterdrückendes Gefühl der Wehmuth, ja der Reue, dass ich hie- her gegangen bin. Wohl blühen heute die Veilchen die Rosen und andere Blumen wunderschön, wohl prangen hier die Orangengärten im goldenen Schmuck ihrer Früchte, was hilft das alles dem, der keinen Freund hat, mit dem er sich dessen freuen kann. Darum obgleich überladen mit Arbeit, obgleich ich morgen zweimal und übermorgen wieder zweimal zu predigen habe, fühle ich das Be- dürfniss, noch im alten Jahre der lieben Freunde daheim aber auch aller derer zu gedenken, die während meines Aufenthaltes im Norden Amerika’s mich vergessen liessen, dass ich in der Fremde war. Auch Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1866. 22 302 die lieben Leser dieser Zeitung werden, wie ich hoffe, nicht un- gern wieder etwas von Amerika hören. Da mir leider kein Exemplar meines Aufsatzes vom vorigen Jahre zugesandt wurde, muss ich manche Bemerkung über Land und Leute unterdrücken, weil ich besorge, einzelnes noch einmal zu sagen. Frühling und Sommer des bald seinem Ende nahen Jahres sind von mir nach Möglichkeit zu Exkursionen benutzt worden, obwohl ich die Bedienung einer kleinen Brüdergemeine in Eliza- beth (eine und eine halbe Stunde von Rahway) mit dem Evan- gelium übernommen hatte, welche auch in der Woche meine öÖftere Anwesenheit dort nöthig machte, überhaupt meine Zeit sehr in Anspruch nahm. Jeden Sonntag wanderte ich des Morgens hin- über und Nachmittags in oft glühender Sonnenhitze herüber, doch that ich es gern, die Leute waren es werth, und als ich die Ge- meine, die ich gegründet, so weit mit Gottes Hilfe gebracht hatte, dass sie einen Prediger erhalten konnte, da durfte ich wieder mei- nes Weges gehen, und die liebe Behörde der amerikanischen Brü- derkirche verfügte anderweitig über diesen Platz. Wohl wäre mir es ein Leichtes gewesen, die Gemeine zu bestimmen, mit mir in eine andere Kirche zu gehen, und jede evangel. Kirche hätte uns gern aufgenommen, aber ich hatte den Muth verloren, sollte ich selbst einreissen, was ich mit unsäglicher Mühe aufgebaut? Der liebste Wunsch, die liebste Hoffnung meines Lebens war begraben. Der Ver- druss darüber war es hauptsächlich, der mich bestimmte, dem ganz unerwartet an mich gerichteten Ruf hier eine deutsche presbyte- rianische Gemeine zu übernehmen, Folge zu leisten, und in das Land der Cholera und des gelben Fiebers überzusiedeln. Den 15. November erhielt ich meinen Ruf, inEile packte ich eine grosse Kiste voll mit meinen gesammelten Pflanzen, sandte sie ab und reiste am 25. November mit dem Dampfschiffe von New-York ab. Glücklich landete ich am 6. December in N.-Orleans. Die lieben Leser bitte ich, mir diese Personalia zu Gute zu halten, aber es trägt auch zur Charakteristik Amerika’s bei. Nun etwas über meine Exkursionen in diesem Jahr. Der Frühling stellte sich nach ziemlich rauhem Winter nicht früher ein als etwa in Deutschland. Mir ist noch eine Exkursion besonders eindrücklich, die Pastor Lohr und ich Ende April unter- nahmen, in die Wälder zwischen Rahway und Elizabeth. Corylus americana Walt. fand sich hier in zahlreichen Gebüschen unter- mischt mit Juniperus virginiana L. und Carpinus americana Michx. Einen herrlichen Anblick gewährten an fruchtbaren Stel- len Populus tremuloides Michx. und Acer rubrum L. Den ganzen Waldboden bedeckte Asarum canadense L., Hepatica triloba Chaix. und Thalictrum anemonoides Michx. Letztere Pflanze gleicht im Habitus so sehr dem deutschen Isopyrum und hat so ganz und gar keine Aehnlichkeit mit einem Thalictrum , dass es uns viel Mühe kostete, sie richtig zu bestimmen. Panaz trifolia L., ein kleines 303 zierliches Pfänzchen,, fand sich ebenfalls in Menge. Am Rahway- River erfreute uns: Benzoin odoriferum Nees., Sassafrus offiei- nale Nees., die herrliche Azalea nudiflora L. und unzählige Exem- plare des Symplocarpus foetidus Salisb., letztere macht unbe- schreibliche Mühe beim Trocknen, doch sind die Exemplare sehr schön geworden. Während wir nun eine lichte Waldstelle durch- wanderten, wo verschiedene herrliche Salices und besonders Ame- lanchier canadensis Torr. et Gr. prangten, wurden wir plötzlich übel in Schrecken gesetzt. Sicher gemacht wegen der Schlangen, weil ich bisher die Ehre ihrer Bekanntschaft noch nicht gehabt halte, sah ich auf einmal zu meinen Füssen eine lange pechschwarze Schlange aus dem Boden herauskriechen, mit einem Geräusch, das sich nicht beschreiben lässt. Pastor Lohr hielt es für das Rasseln der Klapperschlange,, schlug zu und tödtete sie, dem war zwar nicht so, denn diese schwarze Schlange ist nicht giftig, so hässlich sie aussieht, unbegreiflich aber blieb es uns, womit sie jenes klap- pernde Geräusch hervorbringt. Dennoch ist diese Schlange hier von den Leuten gefürchtet wegen ihrer Dreistigkeit, sie springt auf Menschen und Thiere, doch ohne zu beissen; ich war froh, dass Pastor Lohr’s rechtzeitiger Schlag mich vor solcher Liebko- sung bewahrt hatte. Wir verliessen nunmehr den Wald, wo nur noch Prunus americana Marsh. und Arum triphyllum L. erwäh- nenswerth sind, letztere ist als homöopathisches Arzneimittel von wunderbarer Wirkung gegen Heiserkeit und Stimmlosigkeit, die zumal hier zu Lande Prediger und andere Leute, welche viel spre- chen müssen, heimzusuchen pflegt. Auf dem Rückwege fanden wir noch Antennaria plantagini- folia Hook und Liquidambar styraciflua L. Letzterer wird ein hoher schöner Baum, ich meine ihn auch schon in Deutschland in Anlagen gesehen zu haben. Er liefert das schlechteste Holz, was nicht einmal zum Brennen tauglich ist, obgleich keineswegs grosser Ueberfluss an Holz hier herrscht. Eine Klafter hartes Holz kostet 8—10 Thaler, das Anfahren 2 Thaler, das Hacken 3 Thaler, Auf einem Brachacker fanden wir sehr zahlreich Viola cucullata Ait. und Viola palmata L. In Mai machten wir eine Exkursion nach New-Brunswick, etwa 5 Stunden von Rahway entfernt, das Städtchen hat eine köst- liche Lage und zahlreiche deutsche Bevölkerung. Brunswick ist ein wunder Fleck in meiner Erinnerung. Kaum hatte ich nämlich den Ruf nach N.-Orleans erhalten und die erbetene telegrafische Antwort abgesendet, dass ich den Ruf annehme, so kam am näch- sten Tage ein Ruf nach Brunswick an mich, den ich nun ableh- nen musste, Eine Gewissenhaftigkeit, die mich, zu meiner Schande geslehe ichs, schon hie und da gereut hat. Doch zurück zu meiner Exkursion. Das Dampfross brachte uns in einer halben Stunde dahin, schon unterwegs entzückten uns die rothen Polster von Phlox subulata L., welcher hier in Menge wächst. Ueberhaupt ist der durch und durch rothe Boden um N.-Brunswick reich an manchen 22 304 nur hier vorkommenden Pflanzen. An den Felsen in der Nähe des Bahnhofs schon fanden wir Thualictrum dioicum L., Potentilla cana= densis L., welche zum Verzweifeln variirt. Weiter im Wald Acer barbatum Michx., Dentaria laciniata Muhl., Cardamine pennsyl- vanica Muhl., Viola pubescens Michx., Acer saccharinum Wang., Geum album Gmelin, Arabis laevigata DC., Quercus alba L., Quercus coccinea Wang. Am Eisenbahndamm die herrliche Viola sa- gittata Ail., Prunus maritina Wang., Vaccinium pennsylvanicum Lam., V. vacillans Solander und V,. corymbosum L. An schatti- gen Stellen Orobanche uniflora L. auf den verschiedensten Pflanzen schmarotzend. Auf einem Ackerfelde Veronica peregrina L. Auch an Salices fand man keinen Mangel, doch sind dieselben wegen meiner plötzlichen Abreise von Rahway leider unbestimmt ge- blieben. Eine der reichsten Exkursionen unternahmen wir Ende Mai nach Westfieldl und Plainfield, ersteres eine Stunde, letzteres 3 Stunden von Rahway entfernt. Noch ist das Land um Rahway bedeckt mit unzähligen kleinen Wäldchen, den Resten ungeheurer Waldungen, welche einst ganz New-Jersey erfüllten. Der Weg nach Westfield führt sehr angenehm über Hügel und Thäler durch Wiesen und Wälder. An schattigen Lehnen fanden wir Ranunculus abortivus L., hier und da einen Baum mittlerer Grösse mit schönen rothen Blüthen geschmückt, die schöne Cerris canadensis L. An sumpfigen Stellen blühte in voller Pracht Iris versicolor L. an andern Iris virginica L., Podophyllum peltatum L., Vaccinium stamineum L., Pedicularis canadensis L., Quercus Prinus L., Quercus palustris Du Roi, Myrica cerifera L., Populus monilifera Ait., Arum Dracontium L., Arum virginicum L. Letzieres verfaulte trolz alle Mühe in der Presse und entwickelte Millionen Maden, ich habe nicht ein einziges Exemplar retten kön- nen. Viola blanda W illd,, Claytonia virginica L., Fragaria virgi- nica Ehrh,, Saxifraga virginiensis Michx. in ungeheurer Menge. In Teichen blühte Nuphar advena Ait. und Nymphaea odorata Ait, Endlich halten wir Westfield, ein kleines Landstädichen erreicht; nun eilten wir in die Berge und Wälder zu kommen, wir wollten von hier aus durch die Wälder bis Plainfield und dort Washingtons Felsen besteigen. Schon war es sehr warm geworden und wir waren froh, als uns der kühle schattige Wald aufnahm. Hier blühte: Rubus occi- dentalis L., Rubus villosus Ait. in vielen Formen, Rubus canaden- sis L., Crafaegus coccinea L.; der herrlich baumartige Cornus flo- rida L., Cornus sericea L. ‘und Cornus canadensis L., Viburnum Lentago L., Viburnum acerifolium L., Erigeron bellidifolium Muhl., die prachtvolle Kalmia latifolia L. bildete ungeheure Büsche mit ihren herrlichen weissen oder rothen Blumendolden. Pyrola elliptica Nutt. und Pyrola uliginosa Torr. et Gray. Betula populifolia Ait.. und Hypozxis erecta L., Actaea alba Bigel. Der prachtvolle Tulpenbaum Liriodendrum tulipifera L. prangte 305 mit seinen herrlichen grossen Blumen. So waren wir allmalig ins Thal wieder heruntergestiegen, und vor uns lag ein staltli- ches Farm von einer zahlreichen Kuhheerde umgeben. Hunger und Durst regten sich, und richtig, da stand auch ein alter statt- licher Mann vor dem Hause und schmauchte sein Holzpfeifchen, das untrügliche Zeichen des Deutschen. Irländer, sonderlich deren Frauen und Amerikaner rauchen zwar auch, erstere aber nur Gyps- pfeifen, letztere überhaupt nur wenig und selten. Wir grüssten den Alten deutsch und er nahm uns gastlich auf, sonderlich war der herrliche Schweizerkäs zu loben. Der Alte war in der Schweiz zu Hause, klagte aber, dass er den grünen Kräuterkäs hier nicht her- stellen könne. Die Kräuter seien wohl ebenso gut und aromatisch wie in der Schweiz, es sei aber unmöglich, diese Kräuter hier schön grün zu trocknen, das müsse an der hiesigen Luft liegen, er habe es am Feuer und an der Sonne versucht, aber immer werde das helle Grün dunkel, Das war uns interessant zu hören, hatten wir uns doch selbst schon oft gewundert, dass unsere Pflan- zen, besonders in diesem Jahr, wo oft Regenwetter eintrat, nicht so schön grün bleiben wollten als in Deutschland. Auf der weiteren Wanderung nach Plainfield fanden wir in einem sumpfigen Thal: Sisyrinchium Bernardiana L., Gratiola vir- ginianaL., Lysimachia strieta Ait., Geum virginianum L., Ranun- culus alismaefolius Geyer, welche amerikanische Autoren bald R. flammula, bald R. Lingua benannten. Ranunculus recurvatus L., Stellaria longifolia Muhl., Uvularia sessilifolia L. Im fruchtbaren Waldboden entzückte uns Helonias bullata L. in prachtvollen Exemplaren, mas und femina, eine Pflanze, die in ganz Nordamerika wächst, überall aber selten ist, auch’ hier be- schränkte sich ihr Vorkommen auf einen verhältnissmässig kleinen Raum. Das zierliche Botrychium virginicum Swartz in 2—-3' hohen mächtigen Exemplaren fand sich nicht selten Comptonia asplenifolia Ait., das schöne Erythronium americanum Smith. An Sumpfplätzen Veratrum viride Ait., leider noch nicht blühend und Osmunda cinnamomea L. Letztere wächst auch nahe bei Rahway ünd ist eine sehr interessante Pflanze. Schon im April nämlich erscheinen Wedel mit einer Scheinfruktifikation, welche längst ver- trocknet sind, wenn die eigentlichen fruktifizirenden Wedel aus der Mitte des Wurzelstockes aufschiessen. Auf einer sumpfigen Wiese erwartete uns ein herrlicher Anblick, während nämlich sonst die hiesige Wiesenflora überaus arm ist, fanden wir hier eine grosse Waldwiese ganz bedeckt mit: Lilium philadelphicum L., der in un- sern deutschen Gärten so häufigen Feuerlilie, und dann sehr zier- lichen Lilium canadense L. untermischt mit Seutellaria versicolor Nutt. und Linum virginianum L., Saururus cernuus L. Spiranthes latifolia Torr., Hypoxis erectu L., Hydrophylium canıdense |.., was aber keineswegs im Wasser, sondern am Wiesenrand im lich- ten Laubgehölz in Menge stand. 306 Endlich kamen wir aus dem Wald heraus auf die Strasse, welche nach Plainfield führt: Man hat hier eine sehr schöne Aus- sicht von der Höhe auf das Städtchen. Ein irländisches Ehepaar, das eine Lustreise zu machen schien, erregte unser Ergötzen. Ein Rad ihres Wagens war gebrochen und durch eine Stange ersetzt, die bei dem steinigen und steilen Weg dem elenden Gaul viel An- strengung kostete. Ein zehnjähriger Knabe zerrte das Pferd vor- wärts, der Herr Gemahl trug 2 liebe Sprösslinge in einem Arm, an den andern klammerte sich seine schwitzende Schöne, so konnte er eigentlich seinen Gaul noch beneiden. Für eine Dame wäre es hier zu Lande höchst unpassend, ein Kind, einen Korb oder der- gleichen auf dem Arm zu tragen, diess ist hier des Herrn Gemahls Sache. Heimlich habe ich oft gelacht, wenn ich in New-York die feinsten Herren mit dem Marktkorb am Arm, Fleisch, Butter u. s. w. einkaufen sah, die Frau Gemahlin trollt entweder nebenher oder schnarcht noch daheim im Bett, bis der Mann Feuer gemacht und das Frühstück bereitet hat. Doch ist das in deutschen Familien, Gott lob, selten der Fall, da ist die Frau noch Hausfrau. Wir verliessen nach kurzem Gruss das keuchende Paar, um nach Washingtons Felsen zu wandern, Unser Weg führte uns durch eine herrliche Felsenchlucht, durch welche schäumend ein Mühl- bächlein hinabstürzt. Hier sah es zu einladend aus, um nicht eine gründlichere Nachforschung anzustellen. Alle Felsen waren bedeckt mit in voller Blüthe stehendem Rubus odoratus L., ein prachtvoller Anblick, Oenothera fruticosa, Phryma leptostachya L., letztere wächst auch im Himalaya, im Ge- büsch Viola Muhlenbergü Torr., Anemone virginiana L., Geranium maculatum L., Rhus Toxicodendron L., oft findet er sich auch an den Bäumen rankend und ist dann Rhus radicans L., Baptisia tin- ctoria R. Brown, der wilde Indigo, Rubus hispidus L., ein sehr zierlicher kleinblättriger rankender Rubus. Heucheria americana L. Sanicula marylandica L. Und an einem Felsen dicht am Bach der seltene Camptosurus rhizophyllus Link., die Wedel biegen sich an der Spitze um und wurzeln sich an derselben wieder ein. Hier zwischen den Felsen im Gebüsch fanden wir auch alle drei in Nord- amerika vorkommende Polygonatum, nämlich P. biflorum Ell., P. giganteum Dietrich und P. latifolium Desf., wenigstens hat Asa Gray, der Verfasser der neuesten und besten Flora Nordamerika’s, alle die zahlreichen früher unterschiedenen Arten auf diese drei reducirt, ebenso wächst hier die seltene Medeola virginica L. Nun wanderten wir weiter Berg auf Berg ab, bis zu jenem berühmten Felsen, von dem aus Washington seine Observationen machte. Die Aussicht ist schön, aber ohne den Zauber von Was- hingtons Namen würde er gewiss nicht so zahlreich besucht wer- den. Ein alter echter Yankee hat hier ein Gasthaus etablirt, wo aber, wie gewöhnlich in amerikanischen Wirthshäusern ausser schlechtem Brandy und noch schlechterem englischen Ale nichts als trockenes altes Brot zu hohen Preisen zu haben war. Die lange 307 Wanderung hatte uns durstig gemacht und so eilten wir Plainfield zu und segneten diessmal die sonst so oft beklagte Emsigkeit un- serer lieben deutschen Landsleute im Errichten von Lagerbier- häusern, denn nun labte uns nach der Anstrengung und Hitze des Tages ein frischer Trunk ungemein, Die Yankee’s haben zwar Lagerbier trinken gelernt, wie sie Sauerkraut und dergleichen essen gelernt haben und den Deutschen den Christbaum nachäffen, aber sie verstehen weder gutes Bier zu brauen noch zu halten. So ist man denn sicher, wo ein Lagerbierhaus steht, auch einen deutschen Wirth zu finden und erstaunt billig über die Menge derselben, In New-York kommt auf 100 Deutsche ein Lagerbierhaus , auf etwa 20,000 aber eine Kirche, das charakterisirt unsere Zustände hinrei- chend. Am Abend fuhren wir mit der Bahn nach Westfield und wanderten von dort aus bei herrlichem Mondschein zu Fuss nach Hause. Am ersten Juni forderte mich einer der Glieder meiner Ge- meine in Elizabeth zu einer Fahrt nach Melbourne, etwa 3 Stun- den von Elizabeth, auf, wo ich noch nicht gewesen war. Trotz der furchtbaren Hitze kann ich doch die Schönheit des Weges nicht genug rühmen. Melbourne selbst ist ein wohlhabendes Landstädt- chen, an denen der Staat von New-Jersey reich ist. Hinter der Stadt erhebt sich ein ziemlich bedeutender Berg, auf dessen Spitze ein hölzerner Aussichtsithurm erbaut ist, auch dieser Berg heisst Washingtons Berg, weil Washington auch hier seine Observationen machte, und verdankt diesem Namen zahlreichen Besuch. Die Aus- sicht von hier ist auch wirklich zauberhaft schön. Im Hintergrund die blauen Berge mit ihren köstlichen Waldungen, geniesst man nach Nord, Ost und Süd eine unermessliche Aussicht, New-York ist durch den Schlangenberg verdeckt, von dem ich später reden werde, dafür präsentirt sich Newark, Elizabeth, Rahway wunder- schön, und die herrlich Newark-Bay begrenzt nach Osten den ganzen Horizont. Hier sieht man erst, wie viel Wäldchen New-Jersey noch hat, wie ein Garten Gottes lag das Land ausgebreitet vor uns, unzählige Wiesen, Aecker, Farmen und Dörfer schauen heraus aus den Wäldern, man kann selbst in Deutschland wohl grossartigere aber wenig lieblichere Aussichtspunkte finden. Der Washington- Berg trägt herrliche Waldungen bis zu seinem Gipfel. Noch blühte: Carya tomentosa Nutt., Carya alba Nutt. und Carya glabra Torr. Erstere beiden ersetzen hier unsere deutsche Wallnuss, doch ist es ein jämmerlicher Ersatz, seltsamer Weise will die echte Wallnuss hier nicht gedeihen. Ebenso blühte Rhus thyphina L., Hypericum corymbosum Muhl., das hier die Stelle unseres deutschen H. montanum ersetzt. Prunus serotina Ehrhardt ersetzt den deutschen Prunus Padus und liefern seine Beeren einen ausge- zeichneten Brustsyrup für Schwindsüchtige. Den Gipfel des Berges ziert Rosa carolina L., Silene antirrhina L., Aquilegia canadensis L., Specularia perfoliuta A. DC., Scutellaria parvula Michx.. Myo- sotis verna Nutt. Im Walde zwischen Geröll: Crataegus Crus 308 Galli L. mit seinen 3—4 Zoll langen zahlreichen Dornen, Thaspium atropurpureum Torr. et Gray, Sambucus canadensis L. Letztere gleicht sehr dem deutschen Sambucus nigra und wird auch als schweisstreibendes Mittel benutzt, doch fehlt ihm der durchdrin- gende unangenehme Geruch. Seine Beeren werden fleissig von den Leuten gesammelt und ein sehr wohlschmeckender Wein daraus bereitet, der zumal im heissen Sommer mit Wasser vermischt ein sehr angenehm kühlendes Getränk liefert. Die ärmsten Familien bereiten und halten diesen Wein. Ferner fanden wir Scutellaria integrifolia L., Agrimonia parviflora Ait., Ligusticum actaeifolium Michx., Cryptotuenia canadense DC., Galium pilosum Ait., die überaus zierliche Metchella repens L., Chimophila maculata Nutt., Cynoglossum offieinale, das aber aus Deutschland eingeschleppt worden sein soll und in ungeheuern Massen das schöne einer un- geheuren Myosotis gleiche Cynoglossum Morisonü DC. Im Herbst werden seine. hakigen Früchte ebenso unangenehm, wie die der Bidens in Deutschland. Asclepias quadrifolia Jaequin, Smilax rotundifolia L., und Smilax herbacea L., Plantago pusilla Nutt. In den Waldsümpfen am Fusse des Berges blühte zahlreich das pracht- volle Lilium superbum L., Osmunda spectabilis Willd., an trocke- neren Plätzen Oxalis violacea L. In ungeheurer Menge blühte. Tha- lietrum Cornuti L. in mannshohen Exemplaren, wahrscheinlich sind unter dieser Art mehrere gute Arten verborgen. Auch von Nyssa multiflora Wang. mas und femina fanden sich hier mehrere schöne Bäume. Clematis virginiana L., Ampelopsis quinquefolia Michx. ranken hier von Baum zu Baum. Hier im Sumpfe blühte auch die schöne Rosa lucida Ehrh., Impatiens fulva Nutt., Epiobium lineare Muhl., Clethra alnifolia L., Cephalantus occidentalis L., Azalea viscosa L., Sparganium eurycarpum n. sp. Engelm. und einige schöne Bäume von Morus rubra L., Scirpus atrovirens Muhl, und Scirpus Eriophorum Michx., Rynchospora glomerata Vahl. und Dulichium spathaceum Pers., Onoclea sensibilis L. Am Wald- rande nach dem Städtchen zu findet sich eine schöne Kollektion von Asclepien. Hier blüthen gruppenweise zerstreut: Asclepias Cornuti Decaisne, welche ihren Namen nicht von der Form der Frucht, sondern von den kleinen Hörnchen hat, die über die Ober- fläche der Fruchthülle zerstreut sind, Asclepias obtusifolia Michx., Asclepias rubra L. und an nassen Stellen Asclepias purpurascensL. Diese Asclepien sind ein wahres Crux für den Botaniker und ohne Früchte fast 'nicht zu bestimmen. Hier fand ich auch ein einziges aber schönes Exemplar von Platanthera lacera Gray, doch sind hier auch auf Kalkboden Orchi- deen sehr selten und sparsam zu finden. Nur Spiranthes gracilis Bigalow kommt hier häufig vor. Die Mosquitos wurden immer . unerträglicher und liessen uns fürchten, dass die dunklen Wolken am Horizonte ein tüchtiges Gewitter bringen würden. Wir eilten also unserem Lagerbierhaus zu, wo wir Pferd und Wagen gelassen hatten, Der Wirth, eine athletische Gestalt, war ein Badenser, der 309 1848 in Wien auf den Barrikaden gefochten und später in Ungarn am Aufstand sich betheiligt hatte, nun ist er ein harmloser Bier- wirth geworden, und schien jedenfalls nicht sein schlechtester Kunde zu sein. Er machte uns viel Spass durch seine Auslassungen über den dortigen lutherischen Pastor, indem er sehr naiv uns erzählte, er treibe es nicht stark, aber die Weiber hätten das Kirchenge- laufe einmal in der Art und so steuere er auch zu jener Kirche bei, doch wäre ihr Pastor weder an die Gemeine, noch diese an den Pastor gebunden, wenn eins dem andern nicht mehr gefiele, da ginge man einfach aus einander. Inzwischen entlud sich ein furchtbares Gewitter mit einer Heftigkeit, wie ich sie noch nicht gesehen hatte, war aber auch bald vorübergezogen, so dass wir eine sehr angenehme Rückfahrt hatten. Mitte Juli unternahmen Pastor Lohr und ich eine Entdeckungs- reise nach Easton im Staate Pennsylvanien, zur Durchforschung der Delawara-Ufer. Hier führt die Eisenbahn über einen sehr langen hohen und schmalen Damm und eine lange hölzerne Brücke über die Delaware. Der beispiellose Leichtsinn der Yankee’s offenbart sich hier auf entsetzenerregende Weise. Damm und Brücke sind mit einer Leichtfertigkeit gebaut, welche empörend ist, man muss das selbst sehen um es glauben zu können. Was macht es dem Yankee aus, ob ein paar hundert Menschen umkommen; sobald die Bahn wie- derhergestellt ist nach ihrer Art, Leichen und Trümmer hinweg- geschafft sind, brausen neue mit Maschinen beladene Bahnzüge daher, als ob nichts geschehen wäre. Easton hat eine wunder- schöne Lage in dem sich hier erweiternden Thal der Delaware. Die Rothhäute, die einst dieses Thal und seine Wälder durchstreif- ten, sind verschwunden unter dem erbarmungslosen Fusstritt der Weissen, und ihre Stätte wird nicht mehr gefunden, die Delaware selbst, einst ein bedeutender Fluss, ist jetzt zumal im Sommer ein unbedeutendes Flüsschen, da die Ausrottung grosser Waldungen die Zuflüsse sehr geschwächt hat. Wir eilten aus der Stadt zu kommen. Mollugo vertieillata L. wächst auch hier zwischen den Steinen des Pflasters, gleich hinter der Stadt auf einem wüsten Platz wuchs: Crotalaria sagittalis L. und Ranunculus pusillus Poir., Lysimachia quadrifolia L. Hier begannen bald die steilen felsigen Uferwaldungen. Hier wie auch anderwärts stand am Rande der- selben Oenothera pumila L., Monarda fistulosa L., Pycnanthemum incanum Michx. Letzteres meinte ich voriges Jahr bei Rhaway gefunden zu haben, hier erst fand ich das echte. Die prachtvolle Gerardia flava L, mit ihren grossen gelben Blumen, Lathyrus myrtifolius Muhl,, Polygala ambigua Nutt., P. vertieillata L. und P. purpurea Nutt.; Staphylea trifolia L. mit Früchten und un- geheure Massen von Ceanothus americanus L , dem sogenannten New-Jersey Thea. In dem amerikanischen Freiheitskriege wurden die Blätter dieser Pflanze als Surrogat für chinesischen Thee gebraucht und man machte erst in diesem Jahr wieder den Versuch, diese Pflanze 310 in grösserem Massstabe als Thee zu benutzen, mit welchem Er- folge kann ich nicht sagen. Rhus copallina L., Adiantum pedatum L., Diksonia punctilobula Hook.. Aspidium fragrans Swartz, A. marginale Swartz und Aspidium acrostichioides Swartz sind hier häufig, letzteres hat viel Aehnlichkeit mit unserm deutschen A. Lonchytis. Die schöne Veronica virginica L., die prachtvolle Asclepias tuberosa L., Lycopodium lucidulum Michx., Silene stellata Ait., Desmodium paniculatumD C., Zizia integerrima DC., Campanula rotundifolia L., Cimicifuga racemosa Ell., Physalis viscosa L., Pyenanthemum aristatum Michx. und P. lanceolatum Pursh., Des- modium nodiflorum DC., D. ciliare A. DC., Gnaphalium decurrens Ives., Sabbatia stellaris Pursh. mit seinen schönen grossen Blu- men, eine Zierde unserer Flora. Lobelia spicata Lam., Hieracium Gronovii L. und H. venosum L., Erigeron annuum Pers., Amphi- carpaea monoica Nutt., Polygonum tenue Michx., Archangelica peregrina Nutt., Allosurus atropurpureus Asa Gray. An den Ufern eines Mühlbachs, der sich in die Delaware ergiesst, wuchs im Ge- röll Cyperus filiculmis Vahl, in angeschwemmtem sandigen Boden: das schöne Desmodium cuspidatum Tor. et Gray und D. eanescens DC., riesige 3—4' hohe Exemplare der Lysimachia ciliata L., Li- thospermum latifolium Michx., Viburnum Lentago L., leider ver- blüht; der mannshohe Nabalus altissimus Hook, Chenopodium am- brosioides L., welche aus Europa eingewandert sein soll, die präch- lige Ipomoea pandurata Meyer, Polygonum hydropiperoides Michx., Stachys glabra Ridell., Pycnanthemum linifolium Pursh., Sium lineare Michx., Spiranthes cernua Richard, Quancoelit coc- cinea Mönch, Amaranthus albus L., Botrychium lunarioides Swartz und B. dissectum Muhl., Cyperus ovularis Torr., der ganz einer Kyllingia gleicht, Eleocharis obtusa Schultes und E. olivacea Torr., Aspidium Thelypteris Swartz, die schöne Woodwardia angustifolia Smith, Cuscuta glomerata Coisy., Fimbrystilis ca- pillaris Asa Gray. Als wir nun die Mühlbachschlucht hinauf- stiegen, erwartete uns ein sonderbares Schauspiel. Kaum hatten wir die Uferhöhe erstiegen und waren einige Schritte in den ziemlich ebenen Wald hineingegangen, als wir uns auf einmal von einer Meute wüthender Hunde umgeben und wohl an 20—30 Zelte auf einem freien Platz im Walde aufgeschlagen sahen, mehrere Feuer brannten, grosse Kessel mit allerlei Leckerbissen, als da sind: Ratten und Eichhörnchen, Hunde und dergleichen kochten darin, dunkelbraune Kinder, ob von Natur oder Unreinlichkeit so schwarz, war schwer zu entscheiden, tummelten sich, wie sie Gott geschaffen hat, unter weidenden Pferden und Mauleseln. Gräuliche alte Wei- ber, Männer und Frauen lagen um die Feuer her im wunderlich- sten Kostüm. Ich meinte, ich müsse verzaubert sein, das war ja gerade dieselbe Scenerie, wie ich sie in Ungarn oft genug gesehen hatte, ein Zigeunerlager. Drei Kerls mit echten Galgen-Physiogno- mien sprangen auf, trieben uns die Hunde mit Fusstritten und Flü- chen vum Leibe und fragten ziemlich barsch, was wir hier suchten. 311 Pastor Lohr aber hatte Unbefangenheit genug, ihnen freundlich zu antworten, er hoffte, dass sie noch ihre eigenthümliche Zigeuner- sprache verständen,, die mit der Hindusprache viel Aehnlichkeit haben soll, und redete sie hindostanisch an. Sie versicherten aber, dass Niemand unter ihnen mehr die alte Zigeunersprache rede, Sie seien erst vor wenig Wochen aus England herübergekommen und von New-York aus hierhergezogen, wo es ihnen sehr wohl ge- falle, auch sprachen sie wirklich sehr gutes Englisch. Auf unsere Frage, wovon sie lebten, was ihre Beschäftigung sei, antworteten sie sehr naiv: „die Weiber ziehen Kinder und die Männer stehlen Pferde.“ Mir war nicht ganz wohl unter dieser Gesellschaft und ich sagte darum leise auf deutsch zum Pastor Lohr „machen wir, dass wir mit heiler Haut fortkommen.“ Wer beschreibt aber son- derlich mein Erstaunen, als einer dieser Banditen plötzlich im echt schwäbischen Dialekt zu mir sagte: „Fürchten Sie nichts, wir steh- len bloss Pferde und Sie gehen zu Fuss.* Ja wandere einer die Welt aus, wohin er wolle, er wird überall Deutsche finden. Es war ein Würtemberger, der als Schlossergesell nach England ge- gangen war, um sein Glück zu machen, stali dessen aber Hunger und Elend mehr als ihm lieb war gefunden hatte. Halb verhungert war er in Wales in England zu diesen Zigeunern gekommen ‚sie die Heiden halten sich seiner erbarmt, so war er bei ihnen ge- blieben und endlich mit ihnen nach Amerika ausgewandert. "Er stellte uns seine Frau, ein stämmiges strammes Zigeunerweib vor, die ihm bereits nicht weniger als 6 hellbraune Buben geschenkt hatte. Vom Christenthum hatte er sehr dunkle Vorstellungen, ob- gleich er getauft und konfirmirt war, das Gebot: „Du sollst nicht stehlen,“ fehlte aber sicherlich in seinem Katechismus oder halte doch den Anhang: Pferdediebstahl ist kein Diebstahl, Pastor Lohr sollte durchaus seine Kinder taufen, er wolle ihm ein schönes Pferd dafür schenken, mit Mühe überzeugte ihn Pastor Lohr, dass ihm sein Gewissen verbiete, Kinder zu taufen, die als Heiden und Pferdediebe auferzogen werden sollen. Er nahm diese derbe Lek- tion nicht übel, aber war doch sichtlich verstimmi und bewegt. So nahmen wir Abschied mit der Ermalınung, er solle lieber nebst Weib und Kindern ehrlich sein Brot sich verdienen, wozu er in diesem Lande genug Gelegenheit finden könne. Eine unserer letzten und reichsten Exkursionen unternahmen wirim September nach dem Schlangenberge bei New-York, doch noch diessseits des Hudson im Staat N. Jersey gelegen. Eine Stunde von der letzten Eisenbahnstation vor New-York erhebt sich nämlich aus unermesslichen Salzsümpfen ein mächtiger Berg, dessen Haupt- masse aus ungeheuern Granitmassen besteht, die wunderlich ähn- lich wie im Fichtelgebirge durcheinander geworfen erscheinen. Er ist bis zum Gipfel mit schönen Waldungen bedeckt. Bei der Eisen- bahnstalion wächst zwischen den Steinen des Pflasters die kleine schr zierliche Euphorbia maculata L. Am Wege durch die Salz- 312 wiesen fanden wir die ganze schon voriges Jahr von mir beschrie- bene Salzflora, aber auch einige neue Sachen. Seirpus lacustris L., doch die amerikanische For Scirpus validus Vahl. und S, acutus Muhl., Cyperus diandrus Torr. und ©. Nutallii Torr., $. lineatus Michx,, Silene virginica L., kleine Herbstformen, Phaseolus diversifolius Pers. und Ph. helvolus he Apios tuberosa Mönch, prachtvoll gefärbte Cassia Chamaechrista L., die Marzhes gelb, Sanguisorba canadensis L., Pluchea campho- rata DC., Montelia tamariscna Asa Gray, mit ihren zahllosen Varietäten. Der prächlige Hibiscus moscheutos L., flore albo ei roseo, Kosteletzkya virginica Presl., Linum lineare Michx., Spi- raea tomentosa L. und Spiraea americana Michx. Letztere soll nach amerikanischen Auioren Sp. salicifolia L. sein, ist aber nim- mer die deutsche Pflanze, sondern gewiss von ihr verschieden. Die schöne Sabattia angularıs Pursh. blühte noch reichlich, ebenso Cuscuta tenuiflora Engelm. und Cuscuta Gronoväü Willd. Die Hitze war furchtbar und die Mosquitos quälten uns entsetzlich, endlich erreichten wir den Berg und freuten uns des kühlen Schaltens seiner herrlichen Eichen und Nussbäume. Hier fanden wir Evonymus americanus L., Corallorrhiza mul- tiflora Nutt., Lespedezea procumbens Michx., L. violacea Pers., das herrliche Eupatorium ageratoides L., Monotropa uniflora L., Pycnanthemum muticum Pers., Desmodium rotundifolium DC. mit Früchten. Vom Gipfel des Berges geniesst man eine entzückende Aussicht auf New-York ıit seinem Hafen, Newark, die Melbourner und Westfielder Berge, doch muss man sich dieselben sehr zu- sammensuchen , da der Gipfel des Berges bewaldet ist. Hier sollte ein Aussichtsthurm stehen, und man würde eine unbeschreiblich schöne Rundsicht haben. Aber echt amerikanisch ist es, dass hier- her höchstens einmal ein Deutscher kommt, kein New-Yorker Yankee ahnt etwas oder versteht etwas von den Schönheiten dieses herr- lichen Punktes, den er doch so leicht erreichen könnte. Seinen Namen hat der Berg von den unzähligen Schlangen, die ihn bewohnen, aber nur im Frühjahr lästig werden, uns be- gegnete nur eine sehr schüchterne unschuldige Grasschlange. Als die Engländer im amerikanischen Freiheitskriege hier ein Lager aufgeschlagen halten und ihre Batterien hier aufstellten, wurden sie von den Schlangen vertrieben. Am Fuss des Berges liegt an einem Arm der Newark-Bay ein kleines Fischerhäuschen,, dahin gingen wir und fanden wieder deutsche Leute aus der Pfalz, die uns sehr freundlich aufnahmen und bewirtheten. Für ein Billiges ruderte uns der alte Fischer in seinem Kahn die Bay hinunter nach Newark. Von meinen übrigen Exkursionen wäre wohl noch Manches zu berichten, es mag davon genug sein. Nur erwähnen will ich noch, dass ich bei Bridgeport im Staat Connecticut, wohin ich reiste um dort zu predigen, die schöne Aster ericoides L. fand und noch im Oktober bei Rahway die Yoxon-Haselnuss Hauramelis virginica 313 L. sammelte. Letztere ist ein seltsamer grosser Strauch, blüht erst, wenn die Blätter schon abgefallen sind, völlig, hat sehr an- genehm riechende kleine gelbe Blülhen, und ihre Früchte reifen im nächsten Frühling. Vieles ist vergessen, vieles noch nicht bestimmt, dennoch glaube ich, den lieben Lesern , die Geduld genug halten, meinen vorjährigen, sowie diesen Bericht durchzulesen, eine Uebersicht der New-Jersey Flora gegeben zu haben, meine Zeit erlaubte mir nicht gründlicher zu durchforschen und zu berichten. Erhält mir Gott Leben und Gesundheit, so hoffe ich hier viel Neues sammeln zu können, da für die hiesige Flora noch gar nichts gethan ist, Freilich ist es hier gefährlicher, da die Flora von N.-Orleans eigentlich nur Sumpf- flora ist, die Stadt ist nämlich von 3 Seiten von Sümpfen,, von der vierten Seite aber vom Mississippi begränzi. Daher ist es kein Wunder, dass hier zu allen Jahreszeiten Fieber herrschen. Diese Sümpfe wimmeln von Schlangen, Alligatoren und Ungeziefer aller Art, sonderlich ist die Congo-Schlange häufig und gefürchtet, ihr Biss tödtet in dreissig Minuten. Nun sind mir zwar Schlangen von je und je ein Gräuel gewesen, solche giftige Bestien aber vollends verhasst, doch hoffe ich, dass es nicht ganz so schlimm sein wird, als es die Leute machen, das schlimmste ist die Hitze und die un- gesunde Ausdünstung dieser Sümpfe. Sehr um Enischuldigung muss ich bitten, dass ich die vielen an mich gerichteten Briefe meist unbeantwortet liess, man hat in unserm gemüthlichen Deutsch- land keinen Begriff von der Arbeit, die hier ein Prediger hat. Arzt Leibes und der Seele, Advokat, Schulmeister. Notar, Alles soll er sein, jedes Glied seiner Gemeine betrachtet ihn als seinen Leib- eigenen, da hält es denn schwer, Zeit zu Exkursionen, zum Trock- nen und Bestimmen der Pflanzen zu gewinnen und nur dadurch ist es möglich, dass man die Leute bei dem Glauben lässt, man sammle die Pflanzen, um Medizin daraus zu machen, denn so ist die Selbstsucht der Leute befriedigt. Ich habe aber auch schon je!zt hier eine Praxis, um die mich mancher Arzt in Deutschland beneiden würde, einige glückliche Kuren an Fieberkranken durch homöopathische Mittel haben dies bewirkt, nur leider trägt die Praxis nichts ein. doch öffnet sie manches sonst fest verschlos- sene Thor und Herz dem Wort Gottes, denn das kriegen sie als Zugabe, ob sie brummen oder nicht. Meine botanischen Schätze tragen auch wenig ein, Papier und sonstige Unkosten auf Exkur- sionen kosten viel mehr. Als ich voriges Jahr den Preis für die Centurie auf 3 preussische Thaler festsetzte, galt der preussische Thaler hıer 3 hiesige Papier-Dollars, so hätte ich für jede Cen- turie 9 Doll. Papiergeld erhalten, seit dem Frieden ist aber der preuss, Thaler nicht einmal einen ganzen Doll. Papier werth, die Preise aller Artikel sind aber nicht niedriger geworden, für einen Dollar kauft man hier nicht mehr als in Deutschland für 1/, Thaler. Ich hoffe, dass es mir darum nicht übel genommen wird, wenn ich den Preis von 3 Thalern auf 4 Thaler erhöhen muss, die Exemplare 314 sind gut und schön. Centurien von hiesigen Pflanzen aber kann ich unter 6 Thalern die Centurie nicht abgeben, denn ich bin wenig darum verlegen, viele Bestellungen zu erhalten, da das Sammeln in hiesiger Gegend so sehr mühsam und gefährlich ist. Die massenhaften Bestellungen, die an mich ergingen und die ich nicht abweisen wollte, haben meine Zeit und Kraft aufs äusserste in Anspruch genommen. Bisher half mir Pastor Lohr treulich, nun aber muss ich allein weiter arbeiten, Ich hatte gehofft nach und nach eine regelmässige Tauschverbindung mit Deutschland einleiten zu kön- nen, muss diesen Plan aber aufgeben, da es mir an Zeit fehlt. Darum sage ich allen denen, die so gülig waren, mir zu solcher Tauschverbindung die Hand bieten zu wollen, herzlichen Dank, be- dauere aber, dass ich dieselben von der Hand weisen muss, eben- sowenig kann ich mich auf mehr als gelegentliches Sammeln von Sämereien einlassen. Direkte Sendungen kommen zu hoch, mit Segelschiff gehen sie unsicher und verderben leicht, mit Dampf- schiff kommen sie zu theuer. Verlangt aber Jemand dennoch di- rekte Sendungen, so will ich dieselben gern machen, wenn der Empfänger mir erlaubt sie unfrankirt zu senden, gebe aber zu be- denken, dass das Porto den Werth der Pflanzen, welchen ich an- rechne, um das Doppelte, ja Dreifache übersteigen würde. Briefe und Aufträge bitte ich zu adressiren: New-Orleans Louisiana Rev. Paul Heuser. Box. 2340. Auch bitte ich keine recommandirten Briefe zu senden, weil solche viel leichter verloren gehen, als andere und bei der miserablen Einrichtung der hiesigen Posten alle Reclamation umsonst ist. Geldsendungen bitte ich an meine Mutter Frau Pastor Heuser, Gnadenberg bei Bunzlau Schlesien zu ma- chen. Will Jemand direkt Geld an mich senden, so geht es völlig sicher, wenn er es sendet an Julius Bleichröder et Comp. Berlin und einen Zettel beilegt mit den Worten: „an John Sattig in New-York Broadway Nr, 200, für Rev. Paul Heuser, New- Orleans Louisiana Love-Street Nr. 658. Ehe die lieben Leser die- ses zu Gesicht bekommen, wird meine Kiste wohl meinen Freund R. v. Uechtritz erreicht haben und es ihm möglich gewesen sein, meinen gütigen Auftraggebern Sendung zu machen, Ihrer gütigen Theilnahme empfehle ich mich auch für die Folgezeit und rechne auf Ihre gütige Nachsicht. New-Orleans, 31. Dezember 1865. Bemerkungen über einige Pflanzen der ungarischen Flora, im Anschlusse an Neilreich’s „Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten 6efässpflanzen.“ Von R. v. Uechtritz. IV. V. declinata WK. Neilreich’s Vermuthung, dass meiner An- gabe dieser Art bei Hradek eine unrichtige Bestimmung zu Grunde gelegen haben möchte, ist vollkommen begründet; die von mir gesammelte Pflanze gehört zu den violett- und grossblüthigen Formen des P. tricolor. Da mir früher die ostungarische V. de- clinata unbekannt war, so wurde ich durch ein mit diesem Namen bezeichnetes, ebenfalls bei Hradek gesammeltes Rochel’sches Exemplar der nämlichen Form des V. tricolor um so eher irre geleitet. Ein Gleiches gilt von der Vermuthung, dass die von mir als Alsine recurva angegebene Pflanze nicht auf die echte Art dieses Namens, sondern vielmehr auf eine Hochalpenform der A. verna zurückzuführen sein dürfte. Es ist vielmehr, wie schon Ascher- son berichtet, eine eigenthümliche Form der A. verna, die in Wil- denow’s Herbar als A. Gerardi bezeichnet liegt, die aber von der gewöhnlich unter diesem Namen gehenden Hochgebirgsform der A. verna verschieden ist und sehr das Gepräge einer eigenen Art trägt. Allein bei dem mangelhaften Material, welches ich besitze (meine selbstgesammelten Exemplare sind auf dem Transport ver- dorben) ;, kann ich vorläufig ebensowenig wie Ascherson ausser den ungewöhnlich grossen Blüthen einen rechten Unterschied fin- den. Da Wahlenberg’s A. Gerardi, wie schon Ascherson meinl, unzweifelhaft ein blosses Synonym der gewöhnlichen A. verna darstellı und da die Abbildung auf T. 15 in Gerard’s Flora galloprovin- cialis gleichfalls diese darstellt, so könnte man aus dem, was Mar- schall Bieberstein (Fl. taur. cauc. Suppl. p. 310) von seiner A. recurva sagt, wohl schliessen, dass auch die kaukasische A. recurva nicht die echte Wahlenberg’sche Art, sondern eine Form von A. verna sei. Er sagt doch (l. c.): „Arenaria Gerard gallopr. p. 405, n. 7.1.15 f. 1. aperte ad dictas ?!), potissimum vero ad A. recurvam nostram, nec. ad A. linifloram Jacquini ?) perlinet, quo sub A. Gerardi retulere Lamarck et De Cand. flor. franc. n. .. ..‘) Nämlich entweder zu A. verna, recurva oder striata, von denen er meint, dass gute Unterschiede zu suchen noch wünschenswerth sei. ?) A. liniflora Jacq. = A. verna var. ex Fenzl. 316 4424, Willdenowius spec. plant. 2. p. 729 et Wahlenb. carpat., n. 132, sed plantam Wahlenbergii nostram omnino esse, ex spe- cime sicco carpalico, nuper ab experientiss. Rochel mihi com- municato agnovi.“ Nach Fenzl (Fl. ross. I. p. 347). gehört aber Arenaria recurva M.B. zu A. kirsuta Fz1.; somit müsste entweder auch die leiztere in den Karpaten vorkommen odes es müsste M. Bieberstein geirrt haben, als er in der ihm von Rochel mit- getheilten Pflanze seine A. recurva wieder zu erkennen glaubte. Was hier das richtige sei, dürfte schwer zu ermitteln sein, ich ver- mulhe indessen eher das letztere, da mir eine Alsine aus der Ab- theilung Tryphane mit 5—7nervigen Kelchblättern, wie solche der A. hirsuta, wie der echten A. recurva, zugeschrieben werden, aus den Karpaten noch nicht zu Gesicht gekommen ist. Alsine fasciculata Mk. Sparsam an Felsen des Richtplatzes bei Teplic im Com. Trencsin 1819 (v. U. sen.) Moehringia muscosa L. Von der ungarischen Seite der Cen- tralkarpaten ist mir diese zwar nicht bekannt, wohl aber findet sie sich auf den galizischen Abfällen, besonders auf feuchten Kalk- felsen des Koscielisker Thales und um Zakopana; bei letzterem Orte habe ich sie sogar auf einem alten etwas schattigen Gemäuer bemerkt. Cerastium glomeratum Thuill. Im kleinen Kahlbachthale der Zips bei 6000° (Fritze); ein ungewöhnlich hohes Vorkommen, C. brachypetalum Desp. Um Rownie im Com. Trencsin (Ro- chel Exs. als ©. viscosum). C. longirostre Wichura. Auch am Fusse des Opaleno am gr. polnischen Fischsee im Gesellschaft des ©. triviale. Dieselbe Pllanze habe ich auch an verschivdenen Stellen der Tyroler Alpen (um Innsbruck und Nauders) gesammelt; sie scheint mir spezifisch von €. triviale verschieden. C. triviale var. alpinum Koch scheint die nämliche, ebenso ist das skandinavische C, triviale var. alpestre Lindbl. nach der Mittheilung von Fries ein Synonym der Wi- chura’schen Art. Dianthus hungaricus Pers. Haussknecht’s Pflanze, die ich gleichfalls mehrfach unter den Persoon’schen Namen ausgegeben habe, ist die an Kalkfelsen der subalpinen Region der Centralkarpaten on einigen Orten, besonders im Koscielisker Thale und im Drechsel- häuschen, häufige Hochgebirgsform des D. plumarius, welche von der Form niederer Berge, wie sie z. B. in der Brühl bei Wien und auf den Polaner Bergen vorkommt, als Art allerdings schwer- lich verschieden sein dürfte, indessen doch einige in die Augen fallende Differenzen bietet. Die Kronen sind grösser, gewöhnlich von rein weisser Farbe, die Kelchröhre ist etwas kürzer und merk- lich dicker, gewöhnlich dunkelviolett überlaufen und die Kelch- schuppen sind kaum dreimal kürzer als die Röhre, während sie bei D. plumarius etwa 4mal kürzer sind. Ich weiss freilich nicht, ob der Unterschied in den Kelchschuppen immer konstant sein mag; bei einer grossen Anzahl von Exemplaren des D. hungaricus habe 317 ich ihn wenigstens immer gefunden, doch von D. plumarius besitze ich zu wenig Exemplare, um einigermassen mit Sicherheit beur- theilen zu können, ob sich das Längenverhältniss der Schuppen immer so zeigt, wie ich es angegeben habe; die Wiener Botaniker könnten diess leicht ausmitteln! — Bemerkenswerth wird das an- gegebene Verhältniss dadurch, dass auch D. Wimmeri Wichura und D. superbus L. in einer ganz ähnlichen Beziehung zu einander stehen; ersterer zeigt ebenfalls und zwar konstant, die dickern und im Verhältniss zu den Schuppen kürzere Kelchröhre. Vielleicht ist dieser selbst von Wichura nicht hervorgehobene Unterschied ein Fingerzeig, dass hier doch zwei verschiedene Arten vorliegen, wiewohl ich mich nur schwer entschliessen kann, zu glauben, dass D. Wimmeri und D. superbus etwas anderes als Formen desselben Typus seien; weil sie in den sonstigen als charakteristisch angege- benen Merkmalen deutlich in einander übergehen. Die frühere Blüthe- zeit des D. Wimmeri hat wenig zu sagen; einmal blühen andere Pflanzen (Parnassia, Leontodon autumnalis etc.) in Hochgebirgen ebenfalls zeitiger, da dort der Vegelationsprozess, auf einen viel kürzeren Zeitraum beschränkt ist und der Winter schon einzutreten pflegt, wenn in den angränzenden Flächen der Spätherbst beginnt; dann scheint auch D. superbus in der Ebene je weiter nach Norden desto eher zu blühen. Noch in Schlesien ist D. superbus Spätsommer- und Herbstpflanze, deren schönste Entwicklung Ende August und in den September fällt, aber schon in der Gegend von Berlin blüht er zeitiger; ich habe dort am 15. Juni 1862 auf den Wiesen zwi- schen den Fuchsbergen und Friedrichsfelde bereits schön blühende Individuen angetroffen. Im höheren Norden scheint sich der D. superbus allmälig zu verlieren und D. Wimmeri auch in der Ebene an seine Stelle zu treten. In Finnmarken wächst nach Fries brief- lichen Mittheilungen ausschliesslich D. Wimmeri, der sich wie an- dere Gebirgspflanzen längs der Ostseeküste tiefer südlich bis nach Esthland herabzieht; ich habe von Reval ein schönes, als D. su- perbus bezeichnetes Exemplar erhalten. Vermuthlich ist daher auch die bei Petersburg vorkommende Form der D. Wimmeri. Die Stand- orte des D. superbus in Linne’s Flora suecica („in pralis et gra- minosis Lapponiae, Ostrobothniae, praeserlim ad lemplum Kemi“) be- ziehen sich jedenfalls auch auf diese Form, in der dann von Rechts- wegen eigentlich der Urtypus des D. superbus zu suchen wäre; später aber hat Linne selbst auch die südlichere Form unter die- sem Namen mit inbegriffen. — Die Pflanze der Babiagora ist übri- gens nicht D. plumarius, sondern D. Wimmeri, wie ein von Kol- benheyer zur Ansicht mitgetheiltes Exemplar beweist. Hypericum pulchrum L. Schwerlich auf der Babiagöra; auch die andern ungarischen Standorte beruhen vielleicht auf einer irri- gen Bestimmung. An dem mährischen Standorte bei Czeicz habe ich sie im Jahre 1855 vergeblich gesucht und konnte nur H. ele- gans Steph. daselbst finden; ich möchte desshalb wohl wissen, ob Oesterr. botan, Zeitschrift 10, Heft. 1866 23 318 sie in neueren Zeiten von Jemandem wieder ‘gesammelt wor- den ist! Polygala amara L. var. P. austriaca Crantz. Im Thale Szulos des Treucsiner Komitats (Rochel exsicc.). Erodium ciconium W. Am Fieberkreutzberg bei Gran (Feich- tinger exs.). Ich besitze ein von Rochel am 28. Juni 1809 auf Hügeln am Neusiedlersee gesammeltes und als Linum perenne bezeichnetes Exemplar eines Flachses, welches in Uebereinstimmung mit der von Neilreich bereits in der Flora von Niederösterreich ausge- sprochenen Vermuthung nicht zu dieser Art, sondern zu L. austria- cum L. gehört. Was das L. alpinum der Centralkarpaten anbetrifft, so bemerke ich, dass man dasselbe, sofern man es nicht als eigene Art betrachten will, entschieden eher mil L. perenne vereinigen müsste; meine Exemplare (vom rothen Lehm, aus dem Drechsel- häuschen und aus dem Kupferschächtenthale) besitzen sämmtlich auch bei der Fruchtreife steif aufrechte Fruchtstiele. Von L, austria- cum, wie ich es am Spielberge bei Brünn lebend gesehen, weicht die Pflanze ausserdem durch eine fremde Tracht, die mattere Blüthenfarbe, ‚die nicht einerseitswendige Fruchttraube und durch die breiteren, sehr oft 3nervigen Blätter beträchtlich ab. Da das L. alpinum der österreichischen Kalkalpen, mit dem das aus Kärnten übereinkommt, nach Neilreich (Fl. v. Niederösterreich p. 865) bei der Reife herabgebogene Fruchtstiele besitzt, so kann es nicht mit der Karpatenpflanze identisch sein, die sich ausserdem durch den höheren Wuchs und die breiten gewöhnlich 3nervigen, an bei- den Enden verschmälerten,, lang gespitzten Blätter unterscheidet, die auch am untern Theile des Stengels niemals so dicht gedrängt stehen, wie beim L. alpinum des Wiener Schneebergs. — Diese Verschiedenheit beider ist auch Wahlenberg nicht entgangen, welcher in der Fl. Carp. bemerkt, dass er eine der Abbildung des L. alpinum bei Jacquin (fl. austr. t. 321) entsprechende Pflanze niemals in den Karpaten gesehen habe und daher die dort vor- kommende als L. alpinum ß. elatius bezeichnet. Als Synonym der- selben führt Wahlenberg L. montanum Schleich. cat. an, aber die Pflanze des schweizerischen Jura ist schwerlich die nämliche und durch ansehnlichere und viel breitere Petalen ausgezeichnet. Ueberhaupt habe ich eine der Form der Karpaten, der man am besten den Wahlenberg’schen Namen: belassen kann, gleiche Pflanze von andern Orten noch nicht. gesehen; vielleicht ist ihr Vorkommen. ausschliesslich auf jenes Gebirgssystem beschränkt. Potentilla Fragariastrum Ehrh. Auch im Com. Trenesin in der Nähe des Bades Teplic 1819, Juni (v. U. sen.) — P. micrantha Ram. wurde von Helemba bei Gran an Skofitz als P. Fraga- riastrum gesendet. | Vicia hybride L. fehlt unter den Rochel’schen Pflanzen mei- ner Sammlung, daher der ohne Zweifel irrigen Angabe meines 319 Vaters wahrscheinlich eine mündliche Mittheilung Rochel’s zu Grunde gelegen haben dürfte. Ozytropis carpatica. Was die Bemerkung Neilreich’s an- betrifft, dass der von der Länge und Form der Kelchzähne herge- nommene Unterschied von O. montana Koch wenig durchgreifend sei, so erkenne ich dieselbe jetzt, nachdem ich ein ausreichenderes Material der letzteren Art verglichen habe, für vollkommen richtig an. Die O. montanu ändert hierin, wie viele andere Leguminosen, häufig ab, indessen besitzt die Mehrzahl der Exemplare die kür- zeren, am Grunde breiteren Kelchzähne, während der O. carpatica, die sich in dieser Beziehung weniger veränderlich zeigt, für ge- wöhnlich die längeren und schmäleren zukommen. Zur Aufstellung der Species, die ich noch jetzt für eine gute halte, hat mich ausser der abweichenden Tracht und Blüthenfarbe vor allem die Differenz in der Bekleidung der Hülsen bewogen, welche Schwankungen nicht unterliegt. Für O. carpatica ist die eigenthümliche, an die der Phaca alpina erinnernde Behaarung derselben charakteristisch, die von sehr kurzen, schwarzen, einzeln stehenden Härchen ge- bildet wird und im Alter fast schwindet. Auch bemerke ich, dass ich bei O. carpatica, obwohl ich eine sehr bedeutende Anzahl von Exemplaren (gewiss gegen 100) verglichen, die Internodien nie so gestreckt gefunden habe, wie sie bei O0. montana häufig vorkommen. Breslau, Ende März 1866. Das älteste österreichische Herbarium. | Von A. Kerner. (Schluss.) Ohne beigeschriebene Namen finden sich im Herbarium Exem- plare folgender Arten vor: Filago arvensis L. (84), Polypodium Phegopteris L. (91), Poten- tilla Tormentilla Sibih. (87), Rides rubrum L. (61), Sari- fraga Aizoon Jacgq. (69), Sazifraga aizoides L. (28, 39, 49), Sazifraga bryoides L. (62), Sazifraga caesia L. (75), Veronica saxatilis Jacgq. (93). Ein paar Pflanzen haben sich ganz oder theilweise vom Papier gelöst, so dass nur mehr das Klebmittel und der darunter stehende Name zu sehen ist, einige Arten sind auch theilweise durch Insek-- tenfrass zerstört worden, mehrere sind endlich in so kümmerlicher Weise durch ein einzelnes Blättchen repräsentirt, dass eine sichere Bestimmung kaum zulässig ist. — Die von Guarinoni für diese 3 3 320 Pflanzen gebrauchten in das öbige alfabetische Verzeichniss von mir nicht aufgenommenen Namen lauten: Acetosa laciniata romana, Spitziger Herren Saurampfer (62), Cere- folium Hispanicum, Spännischer Khörffll (57), Equisetum nudum, Naketes Schaffhei (2), Eruca sylvestris, Wilde Rau- khen (16), Herba Sophia mas, Sophienkraut Männlein (5), Hypericum Alexandrinum, Alexandrinisch Harihew (96), Lens maior repens, Grosse kriechende linsen (33), Libanotis Theophrasti nigra, Schwarze Niesswurz (52), Myrrhis, Mirrnkörffel (77), Prunella alba, Weisse Praunellen (11), Ranunculus sanguinolentus, bluethanenfuess (23), Rapun- culus, Rapunzel (26), Sclarea, Gemain Scharlach (100), Sonchus sylvaticus, Wild Sonchenkraut (92), Thlaspi Clusii minimum, Khleinstes Thlaspi (8), Tithymalus Myrsinites, Mürten woltsmilch (8), Frifolium pratense sanguineum, Bluet- rot wiesenkhlee (40). Wenn wir die im Früheren aufgezählten bei Innsbruck gesam- melten Gewächse des Guarinoni’schen Herbariums mit. den jetzt in dem gleichen Florengebiet wildwachsenden Pflanzen vergleichen, so ergiebt sich zunächst das Resultat, dass die einzelnen Arten in der freilich verhältnissmässig sehr kurzen Spanne Zeit von driti- halb Jahrhunderten nicht die geringste Formänderung erlitten haben. Selbst geringfügigere Eigenthümlichkeiten, durch welche manche Pflanzen charakterisirt werden, sind offenbar schon damals vorhanden gewesen. So erscheinen z. B. Carduus defloratus, Dorycnium suffruticosum, Geranium lividum, Pinguicula flavescens, Sazifraga Clusii, Scabiosa gramuntia, Thalictrum collinum und mehrere andere Pflanzen, welche in anderen Landschaften und unter dem Einflusse anderer klimatischen Verhältnisse in andere Arten übergehen, im Herbarium genau mit denjenigen Merkmalen, welche wir an ihnen heutzutage bei Innsbruck beobachten. Unter dem Namen Marrubium aquaticum findet ‘sich im Herbarium ein Lycopus vor, welcher im Verzeichnisse vorläufig als Lycopus euro- paeus aufgeführt wurde, der aber geradeso wie der gegenwärtig in Nordtirol verbreitete Lycopus ganz weisszotlig ist, sitzende Blätter und winzige Blüthen besitzt und jedenfalls eine neue Art dar- stellt, welche ich in dem nächsten Hefte dieser Zeitschrift als Lycopus mollis beschreiben werde. Hepatica triloba, welche sich anderwärts nur blaublühend oder doch nur höchst selten andersblühend findet, bei Innsbruck aber eben so häufig mit weissen und rothen als mit blauen Blüthen angetroffen wird, liegt richtig auch im Herba- rium schon weissblühend vor. — Wenn nun aber auch die einzelnen Pflanzen sich im Laufe der dritthalb Jahrhunderte nicht im gering- sten geändert haben, so scheint doch anderseits eine wenn auch nicht bedeutende doch immerhin beachtenswerthe Aenderung der gesammten Flora vor sich gegangen zu sein. Es finden sich 321 nämlich mehrere Pflanzen im Herbarium vor, von welchen gegen- wärlig den Innsbrucker Botanikern nur ein einziger oft sehr ver- steckter Standort bekannt ist oder die doch in deın hiesigen Flo- rengebiete zu den grössten Seltenheiten gehören. Da nun einer- seits die Flora von Innsbruck sehr genau durchforscht ist und anderseits kaum angenommen werden kann, dass Guarinoni alle diese Plätzchen, wo sich jene Seltenheiten noch jetzt vorfinden, durchstöbert haben sollte, so kann wohl mit gutem Grund gemuth- masst werden, dass jene seltenen Gewächse vor dritthalb Jahrhun- derten in der Nähe von Innsbruck viel häufiger und verbreiteter waren, als heutzutage. Diess gilt z. B. von Iris sibirica, welche im ganzen Innihale gegenwärtig nur auf einer einzigen sumpfigen Wiese bei Afling in sparsamen Exemplaren angetroffen wird und selbst da nicht in jedem Jahre zur Blüthe gelangt; diess gilt ferner von Asperugo procumbens, welche nur an einer einzigen Stelle an dem von der „Frau Hitt“ gegen das Innthal abfallenden Gehänge unter einer uberhängenden Felswand vorkommt, in deren Schutz sich zeitweilig die auf dem angrenzenden Almboden gesömmerten Schafe flüchten; diess gilt ferner von den bei Innsbruck seltenen Corydalis fabacea, Aquilegia vulgaris, Malazis monophyllos und so manchen anderen. Von Pflanzenarten, welche gegenwärlig in der Nähe von Innsbruck gar nicht angetroffen werden, weist das Herbarium nur Scandix Pecten Veneris, Linnaea borealis und Sco- lopendrium officinarum auf. Scandix Pecten veneris findet sich der- malen in Tirol nur im südlicheren Landestheile bei Trient und Ro- veredo im wilden Zustande vor, Im benachbarten Baiern wächst sie auf Aeckern bei Regensburg und wahrscheinlich kam sie zu Guarinonis Zeit vorübergehend eingeschleppt unter der Saat auch auf Aeckern bei Innsbruck vor. — Linnaea borealis ist gegen- wärtig erst eine Tagreise weit von Innsbruck zwischen dem Bären- bad und der Oberissalm in Stubaithal und ober Gries gegen S. Si- gismund, sowie bei den uutersien Zirben unter Praxmar und im Zirbenwald bei Lisens im Selrainerthal zu treffen, und von Scolo- pendrium officinarum liegen die nächsten Slandorle erst in dem gleichfalls eine Tagreise weit entfernten Achenthal und Branden- bergerthal. Es ist aber kaum anzunehmen, dass Guarinoni die beiden genannten Pflanzen in jenen abgelegenen Thälern sammelte. Wäre diess der Fall gewesen, so hätte er gewiss auch noch manche ; andere in jenen Thälern häufige und auffallende mit Linnaea borealis und Scolopendrium officinarum an gleichem Standorte wachsende ‚ Pflanzen für sein Herbarium mitgenommen. Das ist aber eben nicht ' der Fall. Alle Anzeichen deuten vielmehr darauf hin, dass die im Herbarium vorfindlichen Pflanzen nur aus dem nächsten Umkreis von Innsbruck und Hall herstammen, und es ist daher sehr wahr- scheinlich, dass auch Linnaea borealis und Scolopendrium offiei- narum damals noch an Standorten, die viel näher zu Innsbruck liegen, vorgekommen sind und dort von Guarinoni gesammelt wurden. Nach Vernichtung der: dichten geschlossenen Wälder 222 mögen wohl auch Linnaea borealis und Scolopendrium in un- serer nächsten Nähe ausgestorben und geschwunden sein, ähn- lich der Iris sibirica, die wohl gleichfalls zu Guarinonis Zeit auf den noch nicht entsumpfien Stellen im Thalboden des Innthales häufig sein mochte, allmälig aber auf den nachträglich entwässerten und gedüngten Wiesenflächen ausstarb, jetzt nur mehr an einer einzigen Stelle im weilen Umkreis ihr Leben fristet: und wahr- scheinlich auch von dort über kurz oder lang verschwunden sein wird. Sehr beachtenswerth ist der Umstand, dass fast alle Ruderal- pflanzen und Ackerunkräuter, welche gegenwärtig die Innsbrucker Flora beherbergt, bereits in Guarinonis Herbarium enthalten sind, ja merkwürdigerweise darunter nicht wenige Arten, welche gegen- wärtig ziemlich selten oder auch sehr selten sind, wie z. B, Alche- milla arvensis, Lycopsis arvensis, Stachys germanica, Potentilla supina, Chenopodium murale und hybridum und die schon früher erwähnte Asperugo procumbens. Alle diese jedenfalls nicht ursprüng- lich in unseren Alpenthälern heimische Pflanzen hatten sich also schon zu Guarinonis Zeit eingebürgert und auf dem kultivirten Lande verbreitet gehabt, und es ist daher die Einwanderung der meisten unserer Ruderalpflanzen und Ackerunkräuter jedenfalls in eine weit frühere Zeit zurück zu versetzen }), Die Zahl der in dem Herbarium vorfindlichen zuverlässig aus Gärten stammenden Arten beträgt 40. — Zwiebelgewächse und Pflanzen mit gefüllten Blumen spielen unter denselben eine hervor- ragende Rolle, Mit Rücksicht auf dasjenige, was in dieser Richtung im Herbarium vorliegt, könnten wir uns das Bild eines Gartens aus jener Zeit eiwa in folgender Weise rekonstruiren. An der Wand der Gartenmauer steht eine mit Geissblait um- rankte, von orientalischer Thuja, gefüllten Schneeballbäumen und gefülltblühenden Kirschbäumen beschatiete Laube. In der, Mitte des Gartens plätschert ein Springbrunnen, und das, Becken, in welches sein Wasser herabfällt, ist mit Hemerocallis flava und Tra- descantia virginica eingefasst. An den Seiten der Kieswege, welche durch den Garten führen, ziehen langgestreckte Blumenbeete hin, welche mit polsterförmigen Nelken (Dianthus caesius), gefüllter Primula acaulis, gefüllter roih und weisser Bellis und gefülltblü- henden Veilchen eingefasst sind. Innerhalb des Rahmens aber, welcher von diesen in dichtem Schlusse gepflanzten niederen Pllanzen gebildet. wird, prangen Zierpflanzen, die mit grellen Farben oder starkem würzigen Geruch oder wohl auch mit beiden Eigenschaften gleichzeitig ausgestattet sind. Tulpen, Hyazinthen, Narzissen, ...') Erst in der jüngsten Zeit hat, wie es scheint, nach langem Stillstande wieder eine Einwanderung hieher gehöriger Pflanzen begonnen. Nach dem Baue der im Jahre 1858 eröffneten durch das Innthal geführten Eisenbahn haben sich nämlich an den Dämmen und um die Stationsplätze des Unter- innthales zwei früher in Nordtirol nicht beobachtete Arten, nämlich Stenuctis bellidiflor a und. Centaurea panieulata, eingebürgert. C oO 323 Schwertel, Kaiserkronen, Päonien, Tagetes erecta, Petunia violacea, Levkoien, Goldlack, Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica), Nacht- viole (Hesperis matronalis), gefüllter Aglei, Lavendel, Yssop, Basi- licum, Rosmarin und Storchenschnabel sind die Zierden dieser Blu- menbeete. — An die Blumenbeete stossen die Gemüsebeete, ifi welchen Kohl, Erbsen, Schnittlauch, Kren, Rauken, Erdbeerspinat, Gartenmelde, Kerbelkraut und Thymian betreut werden. In irgend einem Winkel ist endlich auch noch ein kleines Wurzgärtlein an- gebracht, welches heilsame Kräuter und Stauden, als da sind: Ka- millen, Münzen, Liebstöckl, Nieswurz und Bryoniat) beherbergt. Was nun schliesslich noch die von Guarinoni angewandte Nomenclatur anbelangt, so ist dieselbe eine wenig erbauliche, Die Schreibung deutscher Namen war gerade in jener Zeit, aus welcher das Herbarium herstammt, eine sehr korrumpirte und man sieht darum auch nicht selten auf einem und demselben Bogen des Herbariums den gleichen Namen auf zwei- bis dreierlei Art ge- schrieben. Guarinonis Muttersprache war zudem die italienische, was wohl Veranlassung ist, dass z. B. „klein“ beständig „khlein*“ geschrieben erscheint und auch noch so manche andere wälsche Anklänge durchschimmern. Sehr befremdend ist auch die oft gera- dezu widersprechende Angabe der Farben. So wird z. B. Aster Amellus als Praun Sternkraut, Epilobium angustifolium als Praun ‚Weiderich, Stachys palustris als Brauner Wasser Andorn, Primula minima als Braun Beer Sanikhl, Pinguicula vulgaris als Herba S. Viti flor. purpureo, Campanula barbata als Viola Mariana flor. purpureo und Hieracium aurantiacum als Bluetrotes Bergmausöhrl bezeichnet °). Wenn diese Farbenverwechslung einerseits darin begründet sein mag, dass man es in jener Zeit mit der Präzisirung der Farben überhaupt nicht so genau nahm, so scheint anderseits auch noch der Umstand ins Spiel gekommen zu sein, dass Guari- noni zu den Pflanzen seines Herbariums nicht selten Namen schrieb, welche er in seinem Tragus, Clusius, Matthioli und anderen Kräuterbüchern bei jenen Arten angegeben fand, mit welchen er die von ihm bei Innsbruck gefundenen Gewächse am besten iden- tifiziren zu können glaubte, ohne dabei immer auch das richtige getroffen zu haben. Auf diese Weise erklären sich wohl noch so !) Letztere beide habe ich bis jetzt in und bei Innsbruck in alten Gar- tenanlagen und Bauerngärten nicht kultivirt angetroffen; wohl aber fand ich selbe anderwärts in Oesterreich in'Bauerngärten gezogen und es ist mir daher höchst wahrscheinlich „ dass diese beiden in der Flora von Innsbruck gegen- wärtig in wildem Zustande nirgends vorfindlichen Gewächse zu: Guarinonis Zeit als Heilmittel im Garten kultivirt wurden. *) Besonders erwähnt muss hier auch werden, dass Geranium lividum L’Herit. mit dem Namen „Schwarzbrauner Storkhenschnabel* belegt erscheint. Man möchte hiernach schliessen, dass die damit gemeinte Pflanze das G@era- nium Phaeum sei. Nichts destoweniger ist die mit’ diesen Namen bezeich- nete Pflanze das um Innsbruck auch gegenwärtig sehr gemeine und daselbst das anderwärts vorkommende @er. Phaeum ersetzende Geranium lividum. 324 manche andere Unrichtigkeiten in der Namengebung. Wir werden übrigens Guarinoni in dieser Beziehung gerne entschuldigen, wenn wir bedenken, dass er im Innsbrucker Florengebiete nicht wenige Pflanzen auffand, welche weder Tragus noch Clusius noch den anderen Vätern der Botanik, deren Werke er benützt hatte, bekannt waren, Dass er solche Pflanzen mit anderen in seinen Kräuterbüchern beschriebenen mehr oder weniger ähnlichen, aber um Innsbruck nicht vorkommenden Pflanzenarten verwechselte und demzufolge fälschlich benannte, war ein Fehler, der eben in jener Zeit sehr häufig vorkam, D;e deutschen Namen sind übrigens theilweise auch dem Ti- rolisch n Volksmunde entnommen, und mehrere derselben wie z. B. Rausch®(Arctostaphyllos alpina), Speik (Primula glutinosa), Madaun (Meum Mutellina), welche auch jetzt im Lande noch gang und gäbe sind, reichen wohl weit über Guarinoni in eine uralte Zeit zurück. Anhangsweise sei hier noch bemerkt, dass sich im Innsbrucker National-Museum auch ein Herbarium aus der Mitte des 17. Jahr- hundertes mit Pflanzen aus Italien befindet. Das erste Blatt dieses Herbariums enthält eine an den Erzherzog Ferdinand Karl von Oesterreich gerichtete Dedikation, welche aus Florenz , Oktober 1664 datirt ist. Unterfertigt erscheint: Paulus Bochonius Siculus Panormitanus Botanicus Ser®“ Magni Etruriae Ducis. un — Einige Bemerkungen über das Gebiet der Flora von Brixen. Von Gregor Bachlechner, Direktor des k. k. Gymnasiums in Brixen !). Das Gebiet der Flora von Brixen wird von jenen Bergspitzen und Höhenzügen abgeschlossen, welche von der Stadt aus oder in der Nähe derselben erblickt werden. Dieses Gebiet umfasst nebst dem Haupithale die kleinen Nebenthäler: Schalders, Lüsen, Afers und Villnös. Das Hauptthal erstreckt sich in der Richtung von Norden nach Süden von Aicha und der Franzensfeste bis ın die Nähe von Klausen in einer Länge von zwei Meilen, und in einer Breite von einer viertel Meile zu beiden Seiten der Eisak, welche 1) Ganz gegen unsere Gewohnheit bringen wir hier den wörtlichen Abdruck des dritten Abschnittes eines unter dem Titel: „Beiträge zur Flora von Brixen* erschienenen Aufsatzes im Programme des genannten Gymnasiums für 1865, auf den wir durch eine Rezension in der österr. Gymnasial-Zeit- schrift 1866, pag. 271, aufmerksam gemacht worden sind, welche an diesen Beiträgen, wie man zu sagen pflegt, kein gutes Haar lässt und insbesondere über die obigen Bemerkungen folgendes Urtheil fällt; „Die auf vier Seiten daran geknüpften „Bemerkungen über das Gebiet der behandelten Flora“ sollen dem botanischen Sammler die Wege auftinden heifen, es werden ihm vor- zugsweise Kirchen und Wirthshäuser als Orientirungspunkte hingestellt; nicht 323 ungefähr in der Mitte, bei Brixen, die Rienz aufnimmt. Die Thal- sohle ist grösstentheils aufgeschwemmter Boden und enthält bei Sarns und Albeins sumpfige Stellen, wo man die gewöhnlichen Sumpfpflanzen und einige Wasserpflanzen finden kann. An der Eisak und Rienz, besonders an Stellen, wo die Gebirgsbäche einmünden, findet man nicht selten Alpenpflanzen, z.B. Scrophularia Hoppü, Linaria alpina,. Campanula pusilla, Bellidiastrum Michaeli u. s. w., auch G@naphalium Leontopodium, Edelweiss, wurde in sehr schönen Exemplaren gefunden. Beinahe in der Mitte des Haupithales und des ganzen Gebietes liegt die Stadt Brixen unter dem 46°, 43‘, 6“ nördlicher Breite und dem 29°, 35’, 55‘ östl. Länge. Die Erhebung über die Mee- resfläche beträgt nach Trinker 1802° (andere Höhe-Bestimmungen geben eine grössere Zahl an), während der nördlichste Theil des Thales bei der Franzensfeste 2282‘ und der südlichste bei Klausen 1604' ü. d. M. liegt. Im nördlichen Theil des Hauptthales oberhalb Vahrn liegt in einem kleinen Kesselthal der sogenannte Vahrner- see, der für Botaniker von Wichtigkeit ist, da er viele Wasser- und Sumpfpflanzen bietet, z. B. Nymphaea alba, Drosera rotundifolia und longifolia, Comnarum palustre, Myriophyllum verticillatum und spicatum, Galium uliginosum, Veronica scutellata, Polygonum amphi- biun Typha latif. und angustif., Sparganium ramosum, nalans .u.s. w. Andere interessante Punkte der Ebene sind die Hachl, ein Winkel an der Rienz, und das kleine Thal oberhalb Neustift, wo sich zu beiden Seiten der Eisak die Maierhöfe Rigga und Unter- plaiken ausbreiten. Hier findet man an den Felsen Primula villosa — sonst eine Alpenpflanze — in sehr vielen und schönen Exemplaren mit rothen und weissen Blüthen, und daneben Hieracium amplexi- eine einzige in pflanzen-geographischer und geognostischer Beziehung brauch- bare Thatsache wird hervorgehoben. Den Schluss bildet eine „Uebersichts- und Vergleichungstabelle,* in der die Specieszahl der Dicotyledonen, Monocotyle- donen und Acotyledonen in Deutschland, Tirol, Bozen, Innsbruck und Brixen angegeben wird. Bei jeder Vergleichung muss von einer Einheit ausgegangen werden; da eine solche hier nicht vorhanden, so sind diese Zahlen ohne wis- senschaftlichen Werth und müssen den Anfänger zu unrichtigen, gewiss aber zu unbegründeten Ansichten führen.* Indem wir unseren Lesern durch die vollständige Mittheilung der Vorlage in den Stand setzen, ihr eigenes Urtheil zu fällen, und zugleich die erste Darstellung der pflanzengeographischen Haupt- umrisse dieser interessanten Gegend Tirols der Vergessenheit, welcher die Programmaufsätze anheimfallen, entziehen „ können wir unser Bedauern nicht unterdrücken, dass die österreichische Gymnasialzeitschrift, welche unter ihren drei verantwortlichen Redakteuren keinen Naturforscher zählt und daher bei der Wahl ihrer naturwissenschaftlichen Rezensenten in einer unvortheilhaften Lage sich befindet, die botanischen Bestrebungen in diesem Gymnasialpro- gramme in solcher Weise behandelt hat. Der erste Abschnitt der genannten „Beiträge,“ der auf eine „Vorbemerkung“ folgt, enthält Nachträge (157 Arten) zum Verzeichnisse der Phanerogamen der Flora von Brixen, welches vom gleichen Verfasser dem Programme des Brixener Gymnasiums für das Jahr 1859, p. 3—88 übergeben worden war, der zweite Abschnitt ein Verzeichniss der acotyledonischen Gefässpflanzen der dortigen Flora. Anm. d. Red. 326 caule, Hypericum montanum, Aquilegia atrata, Convallaria Polygo- natum, multiflora, verticillata, Tommasinia verticellaris u. S. w. Zu beiden Seiten des Hauptthales erheben sıch ziemlich hohe Gebirge. Auf der. Osiseite befindet sich der schöne Plosen- oder Leonardsberg mit der ausgedehnten. Plosacheralpe, dessen höchster Theil die Plose, 7893’ hoch. ist. Dieser Berg ist gut angebaut, und trägt auf einem ziemlich hohen und ausgebreiteten Mittelgebirg die Pfarre: St. Andrä mit mehreren Dörfern. und. Weilern und vielen Einzelnhöfen, von denen einige wohl 5000‘ hoch. liegen und eine reizende Fernsicht gewähren; in botanischer Hinsicht bietet er aber wenig Merkwürdiges. Westlich von Brixen erhebt sich ein sonniges und frucht- bares Mittelgebirge, der Pfeffersberg, mit den. Ortschaften Tils, Gareit, Pinzagen, Tötschling und Tschötsch. Viele Obstgärten,, Ka- sianiengruppen und die warmen Rebengelände hüllen diese Land- schaft in südländischen Schmuck; auch bietet sie dem Botaniker manche Pflanzen, die auf ein südliches Klima schliessen lassen. Von Tschötsch führt ein Weg nach Felthurns, Verdings und, höher hinauf nach Latzfons. Ueber Tschötsch und Gareit erhebt sich der Gareiterberg bis zur Tschafatschspitze, unter welcher der kleine Radlsee liegt in einer Höhe, von beiläufig 7000‘; und über Latztons steigt der Berg ‚auf bis zum Ritzlarberge, dessen höchste Spitze sich über 8000° erhebt, unter welcher das Lasoutzer Kreuz (eine Wallfahrtskapelle) und ein Wirthshaus steht in einer Höhe von 7400. Von da aus führen Fusssteige östlich nach Schalders, west- lich. nach: Durnholz und Reinswald, südlich nach dem Ritten. Unter diesen höchsten Punkten liegen die sehr ausgedehnten Alpen von Felthurns und Latzfons mit vielen Alpenwiesen. Zwischen den Flüssen Eisak und Rienz erhebt sich ein schö- nes Mittelgebirg, der Kranebitt-Berg, bis zu einer Höhe von unge- fahr 900—1000 Fuss über die Thalsohle. Da dieser Berg gerade der Mittagssonne. gegenüber liegt, erfreut er sich einer üppigen Vege- tation, und ist ringsum fast bis auf die höchsten Punkte mit Reben- geländen und Baumgruppen geschmückt, welche einen guten‘ Wein und edles Obst liefern. Der südliche Abhang trägt die Vorstadt Stufels, und etwas höher die Schlösser Krakofel und Seeburg, wo man die ersten Blüthen, des Frühlings und manche Pflanzen findet, die sonst, einem südlicheren- Boden eigen sind, z.B. Cactus Opuntia, Jasminum: offieinale, Grammitis Ceterach, Asplenium Adiantum nigrum: Auf der Anhöhe dieses Mittelgebirges breitet sich eine ansehnliche Ebene aus, auf welcher schöne Getlreidefelder mit Waldpartien abwechseln, zwischen welchen die Dörfer Naz, Elvas, Viums und Raas liegen, Da dieser Berg, ganz. frei steht, leidet. er Mangel an: Wasser, wesswegen auch der Wiesboden von geringer Bedeutung ist. Bei Naz gibt es einige‘ Wasserbehälter, die soge- nannten Laugen, in welchen man viele Wasserpflanzen findet, z. B. Ranunculus pantothrix, fluitans, flammula, Philonotis; Nymphaea alba, Polygonum amphibium, Hydropiper;, Utricularia. vulgaris und 327 minor; Potamogelon gramineus und pusillus; Typha latifolia, an- gustifolia, minima; Sparganium simplex und natans u. S. w. Bei Raas ist ein bedeutendes Moos, in welchem sich die gewöhnlichen Sumpfpflanzen finden. Nasturtium officinale, Menianthes trifoliata, Ranunculus sceleratus, Bidens cernua und fripartita, Chara foetida etc. Für eine nachmittägige Exkursion ist dieses Mittelgebirge besonders gut gelegen. Von Naz führt ein Fusssteig über eine tiefe Thalschlucht nach Rodeneck,, dessen Berg dieses Floragebiet gegen Nord-Ost abschliesst. Gegen Norden wird das Hauptihal ab- geschlossen durch die Gebirge von Spinges und Meransen. Oestlich vom Hauptthale liegen die kleinen Seiten*häler Lüsen, Afers und Villnös. Das Thal Lüsen zieht sich etwas nördlich von Brixen fast in einem Halbkreise um das Plosegebirge herum. In 3 Stunden gelangt man von Brixen zum Dorfe Lüsen (2931’ hoch), das in einer kleinen Ebene liegt. Die Nordostseite ist wohl an- gebaut, während die Südseite fast ganz mit Wald bedeckt ist. Von Lüsen führt ein Fusssteig westlich nach Rodeneck, östlich nach Önach €Uebergang 6397 Fuss hoch, Vogl), südlich nach Untermoy, Wellschellen und in das Thal Afers. Südlich von Brixen, bei Albeins, führt ein Weg in das Thal Afers, welches steile Abhänge hat und hoch gelegen ist. Nach Trinker liegt die Kirche St. Geurg 4724° hoch. (Diese Angabe dürfte doch zu hoch sein). Von Afers führt ein steiler Fussweg über ein Joch (5437' hoch) in das freundliche und fruchtbare Thal Villnös, das bei der Schmelze, oberhalb Klausen ausmündet. Beide Thäler sind für den Botaniker dieser Gegend von besonderer Wich- tigkeit, weil er nur hier die Kalkpflanzen findet. Im Hintergrunde dieser Thäler erhebt sich der Peitlerkofl, dessen Höhe noch nicht gemessen wurde, die aber jedenfalls auf 9000‘ zu schätzen ist. Er ist der höchste Berg des Gebietes und sehr steil, Am Fusse des Peitlers ist ein bequemer Uebergang (6397' hoch) nach Kampill. Zu einer botanischen Exkursion von Brixen aus ist auch das Thal Schalders sehr gut gelegen. Eine halbe Stunde nördlich von Brixen liegt das Dorf Vahrn, wo sich dieses Thal öffnet und in einer Länge von 31, Stunden von Osten nach Westen zieht. Die südliche Thalseite ist steil, jedoch mit schönen Waldungen beklei- det, über welche wenig bewachsene Felsen emporragen, welche in der Radlseespitze ihren höchsten Punkt finden. Der nördliche Bergflügel ist sanfter geneigt, und mit Feldern, Wiesen und Häuser- gruppen freundlich überkleidet, in deren Mitte das Dorf Schalders liegt, in einer Höhe von 3710‘ Der höchste Punkt dieses Berges ist die Kor- oder Karspitze, 8010‘ hoch, der einzige mir bekannte Punkt, auf dem man Androsace glacialis findet. Im Thale herrschet unbeschränkt der tobende Wildbach, an. dessen Ufer man manche Alpenpflanze findet, die er herabgeschwemmt hat. Gegen Westen wird diess Thal durch rauhe Berge abgeschlossen, deren höchste Spitzen das Schrotthorn und die Giessspitze sind: Zwischen beiden führt ein Fusssteig durch die Kühalpe über das Schaldererjoch nach 328 Durnholz im Sarnthal. Ein anderer Weg führt etwas südlicher über die Kälberalpe und das Fortschellerjoch (7311° hoch) auf die Latzfonseralpen, Zu innerst im Thale liegt auf alpenfrischer Höhe der Hof Steinwend, ein freundlicher Ruhepunkt für den Botaniker. Oberhalb der Gehöfte findet man mehrere wohl bewässerte Alpen- wiesen, von denen besonders die Kammerwiesen, oberhalb des Weges, der von Steinwend nach Durnholz führt, sich an Blumen- reichthum auszeichnen. Das auf diese Weise abgegränzte Florengebiet misst ungefähr 23/, Meilen in der Länge und eben so viel in der Breite, so dass der Flächeninhalt beiläufig auf 8—9 Quadratmeilen berechnet wer- den kann. Uebrigens gehört dieses Gebiet grösstentheils der Schie- ferformation an. Die nördliche Grenze bilden die Granitgebirge ober der Franzensfeste bei Riol und Spinges; im Süden findet sich bei Theis Porphyr, und nur im Hintergrunde der Thäler Afers und Villnös ist Kalkgebirg. Das Klima dieses freundlichen Gebietes ist milde und zeichnet sich durch Gleichmässigkeit aus. In Brixen fällt das Thermometer eben so selten 10° R. unter den Gefrierpunkt, als es 250 darüber steigt. Nach einer mir vorliegenden Aufzeich- nung einer vieljährigen Beobachtung ergeben sich folgende Durch- schnitiszahlen für den Thermometerstand des ganzen Jahres: Vor- mittags um 9 Uhr 5.25%, Nachmittags um 2 Uhr 11.830; die mittlere Tagestemperatur ist also 8.54%. Der Barometerstand nach acht- jähriger Beobachtung war im Mittel 316.16 Pariser Linien bei einer mittilern Temperatur von 10° R. Die Grenzen der Schwankungen waren 303.2 und 324 P.L. Uebersichts- und Vergleichungstabelle, in welcher die Flora von Brixen mit der Flora von Deutschland (nach Koch’s Synop.), von Tirol, Bozen und Innsbruck (nach Baron von Hausmann’s Flora von Tirol ed. 1855) zusammengestellt erscheint. Deutschland Innsbruck I. Dieotyledonische Gefässpflanzen a) Thalamiflorae . ...... b) Calyciflorae. .. 2...» e) Corollillorae, inie.mife binyn d) Monochlamideae. . .... Il. Monocotyledonische Gefässpflanzen III. Acotyledsnische Gefässpflanzen . . Summa der Gefässpflanzen . Le — 329 Man sieht, dass die Flora von Brixen der Flora von Bozen um 404 Species nachsteht, die Flora von Innsbruck aber um 141 Species übertreffe. Dieses Verhältniss wird vielleicht bedeutend anders erscheinen, wenn die neuesten Nachträge zur Flora von Tirol von Baron von Hausmann erscheinen werden, in welcher vermuthlich für das Gebiet von Bozen und Innsbruck viele neue Spezies vindizirt werden dürften. Es ist aber auch zu bemerken, dass der Herr Autor für beide Floragebiete eine weit grössere Ausdehnung beanspricht; nämlich für die Gegend von Bozen 31.5 (Meilen, für Innsbruck mit Hall 37.4 Meilen, während in diesem Programme das Gebiet von Brixen etwa auf 8—9 [_]Meilen aus- gedehnt wurde. Correspondenz. Ns. Podhragy, am 25. August 1866. Vergebens freute ich mich, dass ich gegen Mitte dieses Mo- nats die noch nicht abgemäht gewesenen Bergwiesen werde besuchen können. Die Witterung ist noch immer unbesländig, Hitze und Regen wechseln oft in einem Tage mehrere Male. Am 21. d. M. wagte ich doch hinaus ins Freie. Im Kiese des Bosäckabaches un- weit von Bohuslawitz sah ich massenhaft Reseda luteola, die um Podhragy nur vereinzelt vorkommt, ebenso gemein ist dort und an der Landstrasse Lactuca saligna; auf Stoppelfeldern und Acker- rändern Chondrilla juncea. Wo die Vegetation an den kiesigen all- mälig sich erhebenden Bachufern durch die öftere Ueberschwem- mung nicht gänzlich verschlammt wurde, dort wachsen gesellschaft- lich Senecio viscosus, Filago minima und arvensis, Euphorbia fal- cata, exigua, platyphyllos, Erysimum odoratum, Echinops sphae- rocephalus, Verbascum thapsiforme, Dipsacus sylvestris und laci- niatus, Erigeron canadense, acre die nur spärlich behaarte Form, Echinospermum Lappula, Herniaria glabra, Crepis virens, Sagina procumbens, Polygonum lapathifolium, Persicaria, Hydropiper, Le- ontodon autumnalis nebst mehreren hergeschwemmiten Acker- und Waldpflanzen. An den Abhängen des Turecko bemerkte ich Arte- misia Absynthium, Tragopogon orientalis und maior, Allium olera- ceum, Salvia glutinosa, auch in Holzschlägen den von Keller dort entdeckten Bromus asper, jedoch selten. Massenhaft ist hier Pieris hieracioides, Gnaphalium silvaticum, Carlina vulgaris in einer schlanken, kleinblüthigen hübschen Form, Potentilla inclinata — die hier und um Ns. Podhragy die Stelle der P. recta vertritt — Atropa Belladonna, Lithospermum officinale, Hypericum hirsutum, Rubus tomentosus, darunter manche, deren höchst mangelhaft ent- wickelte Beeren auf eine hybride Natur schliessen lassen, Inula Conyza, Seseli annuum, Campanula Trachelium. An einer Stelle 330 der Holzschläge fand ich eine Truppe bereits blühender üppig ent- wickelter Gentiana ciliata. Carex muricata var. densa hat hier gegen 3 Fuss lange am Boden liegende Halme mit beıeits reifen Früchten. An schattigen Stellen wächst auf dem, durch immer- währende Regengüsse tüchtig durchnässten Boden, eine Unzahl von verschiedenen Schwämmen, mit welchen ich mich jetzt leider nicht abgeben kann. In der Baumschule am Ostabhange dieses inter- essanten Kalkhügels sammelte ich Achillea Millefolium var. crustata Roch. die hier nur weissblühend vorkömmt, und an diesem Stand- orte in Menge wächst, ohne die Grundform. Nähert man sich mehr den steinigen Partieen, so stösst man auf Hieracium umbellatum, Linum tenuifolium und hirsutum, Aster Amellus, Lactuca Scariola, viminea, Peucedanum Alsaticum, Cervaria, Stachys recta, Lava- tera thuringiaca, Seseli glaucum, Inula ensifolia. Ich wollte die ebenfalls von Keller hier angegebene Stipa capillata finden — aber erst auf Acker- und Wegrändern oberhalb Mnesice auf Löss- unterlage hatte ich die Freude mehrere Exemplare dieses hier sel- tenen Grases in bester Entwickelung anzutreffen, die natürlich für meine lieben und verehrten Tauschfreunde, sogleich in die Mappe — das grosse Arzneibuch, nach der Ausdruckweise unseres Volkes — wandern mussten. An den Wagufern ist auch jetzt noch reichlich blühend Säalix amygdalina in Menge zu haben. Zu meiner nicht geringen Freude fand ich an demselben Tage unweit von meiner Wohnung, an feuchten buschigen Stellen der Bosacer Grasgärten das hübsche Geranium palustre, welches ich voriges Jahr nur im Ivanöczer Thale, aber auch dort nur selten, gesehen hatte. Hier wächst es ziemlich häufig, nur sind die Exemplare meist zu gross, um sie ganz zum Trocknen einlegen zu können. Eben- dort sammelte ich auch Cirsium cano-oleraceum Rb. und werde Ihnen seiner Zeit einige Exemplare davon mittheilen. Es ist mir nicht bekannt, ob Ophioglossum vulgatum Jemand schon in Mähren gefunden habe. Auf Bergwiesen des bereits in Mähren gelegenen Dorfes Brezowä nordwestlich von Podhragy, dürfte diese Pflanze jedoch mit Sicherheit anzutreffen sein, da sie an den nämlichen Bergabhängen, die zu Bosäca gehören, stellenweise massenhaft wächst. Sollte sich ein Botaniker dorthin verirren, möge er ja die üppigen Bergwiesen daselbst nicht vernachlässigen! Jos. L. Holuby. Innsbruck, 20. September 1866. Das Ornithogalum prasandrum, dessen Janka in den Corre- spondenzen ddo. 19. Juli und August d. J. in diesen Blättern ge- denkt und welches von Grisebach im Spieilegium Fl. rum, II. 390 in demselben Jahre (1844) aufgestellt wurde, in welchem Koch das O. chloranthum Sauter im Taschenbuche I. Aufl. beschrieb, ist mit der letztgenannten Pflanze nicht identisch. Nach dem mir vor- liegenden Exemplare des O. prasandrum Grisb. von „Atlica m. Parnass in regione abietina“ sind die drei kürzeren Staubgefässe 331 an dieser Pflanze zahnlos und deren Fäden von der breiten Basis ganz allmälig gegen die Antheren hin verschmälert, wie diess auch von Grisebach I. c. hervorgehoben wird, Grisebach findet sich in Berücksichtigung dieser Eigenthümlichkeit des O. prasandrum genöthiget, das Link’sche Genus Myogalum einzuziehen und stellt seine Pflanze zu Ornithogalum und zwar in eine eigene mit dem Namen Prasostemon überschriebene Abtheilung. Da nun Ascher- son in der Oesterr. botan. Zeitschrift XVI. S. 191 mittheilt, dass das im Jahre 1842 aufgestellte Myogalum Boucheanum Kfl. mit O. chloranthum Sauter identisch ist, so hätte demnach, bei der Un- haltbarkeit der Gattung Myogalum, die letztgenannte Pflanze den Namen Ornithogalum Boucheanum (Kfl.) zu führen. Kerner. Neusiedl am See, 22. September 1866. Uebermorgen verlasse ich die Station und trete den Marsch nach meinem neuen Bestimmungsorte Fünfkirchen an. Von Keszthely aus, am: westlichen Ufer des Plattensee’s gelegen, will ich es ver- suchen der von Kitaibel im Stuhlweissenburger Komitat angege- benen, seither nicht gesehenen Salsola sativa auf die Spur zu kommen, und die somit über ein halbes Jahrhundert verschollene Pflanze zu enträthseln. — Ich freue mich ungemein in dieses neue Floragebieth versetzt zu werden, das sicherlich noch viele Ent- deckungen bieten wird. Janka. Berlin, 8. September 4866. Meine diessjährigen Sommerferien habe ich in Schlesien zuge- bracht, dabei hatte ich sonderbarer Weise Gelegenheit, einen neuen Standort einer der seltensten oberitalienischen Wasserpflanzen kennen zu lernen. Freund Uechtritz unterliess auch diesmal nicht, mir vieles Seltene und Interessante aus seiner so reichhaltigen Sammlung vor- zuzeigen. Darunter befand sich auch eine Najadee, die er aus den Wurzeln eines Exemplars an Oryza sativa, aus Ihrer Tauschanstalt erhalten, herangezogen halte. Ich erkannte in dem Pflänzchen die mir kürzlich von Baron Cesati in Prachtexemplaren in Balzola bei Vercelli mitgetheilte Najas graminea Del. (Caulinia alagnensis Pollini) und ein hier angestellter Vergleich bestätigte diese Be- stimmung vollkommen. Bei Vergleich der Etikette des Oryza- Exemplares, an welchem noch jetzt einige Exemplare Najas anhef- teten, ergab sich die Pflanze als 1856 von Hillardt gesammelt, mit der allgemeinen Bezeichnung: Friaul. Da von Hillardt in Ihrer Zeitschrift 1855 S. 166 eine Correspondenz aus Strasoldo bei Palmanuova mitgetheilt ist, welcher Ort nach meiner Karte im Kronlande Görz und Gradisca liegt, so wäre es vielleicht möglich, dass der Standort auch noch nach dem Friedensschlusse sich auf österreichischem Gebiet befindet. Der nächste Punkt, wo diese Pflanze bisher angegeben ist, ist Mantua. Sämmtliche bekannte Standorte sind übrigens in Gegenden, wo Reisbau betrieben wird, so dass der Annahme nichts entgegensteht, dass das interessante 232 Pflänzchen aus Aegypten oder Indien, wo N, graminea Del. sonst noch bekannt ist, mit dem Reis eingeführt wurde, wie dies auch an einigen anderen Sumpf- und Wasserpflanzen der lombardischen Ebene, Cyperus und Fimbristylis-Arten, Ammannia verticillata, vielleicht auch Suffrenia filiformis und Isoetes Malinverniana, welche augenscheinlich Fremdlinge in der europäischen Flora sind, anzu- nehmen sein dürfte. Es wäre mir lieb, wenn ich Ruppia von der Küste des adriatischen Meeres zur Ansicht erhalten könnte. R. dre- panensis Tineo, welche ich für gute Art halte, ist von Rabenhorst als maritima von Basi ausgegeben, könnte daher wohl auch in den österreichischen Gewässern wachsen. In Kurzem erwarten wir Dr. Schweinfurth hier, welcher Anfang Juli über Wien und Warschau nach Riga zurückkehrte. Seine Sammlungen, welche bereits von Wien hieher unterwegs sind, kommen hoffentlich gleichzeitig an und wird dann die Bearbeitung derselben sofort beginnen. Seine Gesundheit ist trotz mehrmonatlicher von ihm überstandener Fieber- anfälle trefllich. P. Ascherson. Breslau, den 14. September 1866. Als eine Novität für die Flora des österreichischen Staates kann ich Ihnen Bromus serotinus Beneken bezeichnen. Ich er- hielt kürzlich von Herrn Baron Rastern aus Laibach als B. asper ein Exemplar, welches derselbe im vergangenen Jahre bei Rova un- weit Stein in Krain gesammelt hatte. Diese Pflanze mag wohl auch in den Provinzen vorkommen, aber wohl gewöhnlich mit B. asper verwechselt werden, in dessen Gesellschaft sie bisweilen vorkommt und dem sie auch in der That sehr nahe steht. Ich würde Ihnen zu grossem Danke verpflichtet sein, wenn Sie mir B. asper aus verschiedenen Gegenden Oesterreichs mittheilen wollten; ge- wiss wird Ihnen diese Art öfter oflferirt. Uechtritz, m Personalnotizen. — Dr. Georg Heinrich Mettenius, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Leipzig, starb daselbst am 19. August in einem Alter von 43 Jahren an der Cholera. — N. G. Zabel, bisher Bibliothekar am botanischen Garten zu St. Petersburg wurde als Direktor des Gartens zu Nikita, an- gestellt, dagegen erhielt Rosanow die durch Zabel’s Abgang erledigte Stelle. — Eduard Lukas, Redakteur der. illust. Monatsschrift für Obst- und Weinbau, und Garteninspektor in Reutlingen, wurde von der Universität Tübingen der Doktorgrad ertheilt. 333 — Kenzelmann, bisher Institutsgärtner in Hohenheim, hat diese Stelle niedergelegt und gründete in Fischbach am Bodensee eine Handelsgärtnerei. Zu seinem Nachfolger wurde W. Schüle ernannt. — Dr. T. Irmisch, Professor zu Sondershausen hat in An- erkennung seiner Verdienste um die Botanik von dem Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen die goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst erhalten. — Dr. Oswald Heer, Professor in Zürich; Dr. W. Ph. Schimper, Professor in Strassburg; Dr. Ferd. Müller, Direktor des botanischen Gartens in Melbourne wurden von der k. bayeri- schen Akademie der Wissenschaften zu korrespondirenden Mitglie- dern gewählt. — Edmund Göze, bei dem Herbarium in Kew beschäftigt, wurde zum Inspektor des botanischen Gartens in Coimbra (Portu- gal) ernannt. — Joseph Dalton Hooker ist von der Pariser Akademie an Stelle seines verstorbenen Vaters William H. zum Correspon- denten erwählt worden. — Heinrich Freyer, Magister der Pharmacie, früher Ku- stos am Museum zu Laibach, seit dem J. 1853 Konservator des zoologischen Museums in Triest ist am 21. August in Laibach ge- storben. Seine grösste botanische Thätigkeit datirt aus den Jahren 1830 bis 1840. — Dr. Seemann ist am 12. Juli von seiner Reise durch Nicaragua und den Isthmus von Panama zurückgekehrt. In der Ge- gend von Chontales fand er eine Anzahl neuer Palmen und anderer schönblättriger Pflanzen, welche der Obhut des Herrn Bult zu Chelsea anvertraut worden sind. Während seines Aufenthaltes zu Panama hatte er Gelegenheit den Bayano aufwärts zu fahren und sich mit der Vegetation bekannt zu machen, zu welchem Zwecke ihm die Amerikaner in zuvorkommender Weise ein Dampfboot zur Verfügung stellten. ‚Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 14. Juni übergab Prof. Unger seine fortgesetzten Untersuchungen „über den Inhalt altegyptischer Ziegel an orga- nischen Körpern.“ Es wurden ihm kürzlich einige Ziegel aus der bekannten Ziegelpyramide von Dashur, deren Erbauung zwischen den Jahren 3400 und 3300 vor Christi fällt, zu diesem Behufe zu- gesendet. Auch diese, wie alle egyptischen Ziegel sind der grös- seren Bündigkeit und Dauerhaftigkeit wegen durch Zusatz von Oesterr. botan, Zeitschrift. 10. Heft. 1866. 24 334 Wüstensand und Häckerling bereitet. Mit der Hauptmasse, dem Nilschlamme, so wie mit dem Häckerling kamen zufällig auch Sä- mereien verschiedener Gewächse, Thierreste und Kunstprodukte in das Fabrikat, so dass diese Körper unverändert bis jetzt erhalten wurden und daher vollkommen deutlich zu erkennen waren. Die Ermittlung dieser Körperchen ergab nun für jene ferne Zeil das Vorhandensein von fünf verschiedenen Kulturpflanzen , von sieben Ackerunkräutern und einigen Lokalgewächsen, ferner mehrere Süss- wasserconchylien, Fisch- und Insektenreste u. s. w., durchaus Or- ganismen, die noch heute grösstientheils in Egypten vorkommen und sich bisher unverändert erhalten haben. Ausser Weizen und Gerste wurden noch aufgefunden Eragrostis habyssinica, Pisum arvense und Linum usitatissimum ,„ welches letztere aller Wahr- scheinlichkeit nach ebenso als Nahrungspflanze wie als Gespinnst- pflanze verwendet wurde. Einen reichlicheren Antheil zeigten die Ackerunkräuter, welche zu den gewöhnlichsten gehören und noth- wendig ihre Wanderung mit den Kulturgewächsen nicht bloss über ganz Europa, sondern meist über die ganze Erde unternommen haben. Ich nenne unter andern Rhaphanus Rhaphanistrum, Chry- santhemum segetum, Euphorbia helioscopia, Chenopodium murale, Bupleurum arislatum und Vicia sativa. Von den Kunstprodukten wurden vorgefunden Trümmer von gebrannten Ziegeln, Scherben von Thongeschirren, ein kleines Stück eines Leinen- und Schaf- wollfadens, was alles auf eine ziemlich vorgeschrittene Kultur zur Zeit jenes Pyramidenbaues hindeulet. Uebrigens beweist .der Zu- stand, in welchem alle diese Einschlüsse, namentlich das gehackte Stroh, sich vorfanden,, dass die Ziegelfabrikation in der That auf jene Weise betrieben wurde, wie sie Herodot angibt und im Buche Exodus V, 11 erzählt wird. — Die Londoner Gartenbaugesellschaft gründet eine Gartenakademie zur Bildung von Gärtnern. — Erfahrene Gärtner stehen den verschiedenen Gartenabtheilungen vor und ertheilen den Unterricht. — Die Zöglinge sollen nicht unter 20 Jahre alt sein und müssen mindestens schon 3 Jahre sich in einem anderen Gar- ten beschäftigt haben. Am Schlusse des Kurses werden zwei Prü- fungen gemacht, die eine als „Gärtner,“ die ausser Lesen, Schrei- ben und Arithmetik in allen Theilen des praktischen Gartenbaues gemacht wird; — das andere Examen als „Gehilfen der. Gesell- schafi,* welches ausser dem Obbesagten noch in Buchhaltung, Geometrie, Messkunst, Planzeichnen, Theorie der Gärtnerei, syste- matischer Botanik und Anlage von Gärten besteht. Nach bestande- nem Exaınen ertheilt die Gesellschaft die Diplome. Sr, = LS —— Literarisches. — Von Benjamin Clarke ist erschienen: „New Arrangement of Phanerogamous Plants, with Especial Reference to Relative Po- sition including their relations with. ihe Cryptogamous.“ — Das „Bulletin Nr. 1 von d. J. der Naturforscher-Gesell- schaft in Moskau enthält: „Notice sur le Gin-Seng,* von $. Ra- czynski; dann „Ueber die Vertheilung der Spaltöffnungen auf den Blättern,“ von S. Kareltschikoff. —sseon— Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Reuss in Wien, mit Pflan- zen aus Niederösterreich. — Von Herrn Krenberger in Tentschach mit Pflanzen aus Kärnthen. — Von Herrn Hofrath R. v. Tommasini in Triest, mit Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn Braunstingel in Wels, mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Hille in Hanau, mit Pflanzen von Hanau. — Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dieudonne, Matz, Sautermeister, Dr. Poetsch, Kuhnert, Kastropp, Andorfer, Br. Rastern, Dr. Hegelmaier. Mittheilungen. — An der Strasse von Berhometh nach dem Badeorte Lopuszna steht auf einer eingefriedeten Bauernwiese ga»z vereinzelt eine Birke, die nach den gepflogenen Anfragen weit über 120 Jahre alt sein und wegen ihrer Grösse, Schönheit und Regelmässigkeit ihresgleichen nicht finden wird. Sie hat am Stocke einen Durchmesser von 34 Zoll und theilt sich ihr ganz gerader und senkrecht stehender Schaft auf einer Höhe von 3%, Klaftern in neun Stämme von 8 bis 17zölligem Diameter. Diese neun Stämme haben bis zu ihrer Ver- zweigung eine fast ganz gleiche Höhe von 5 Klaftern und bilden die schöne Krone, welche im Durchmesser 8 Klaftern breit und an allen Seiten so regel- mässig cylindrisch und oben abzerundet geformt ist, als ob sie unter der Scheere gezogen wäre. Diese Birke gehört zur Varietät Betula alba pendula und hängen ihre dünnen Zweige in einer Länge von 2 bis 3 Klaftern herab. Der Baum isı ganz gesund und üppig — und die ihm vor etwa 25 Jahren durch mehrere Hackenhiebe am Stocke beigebrachte ziemlich starke Beschä- digung ist bereits ganz vernarbt, «eine Holzmasse sammt Astholz und Reisig beträgt nach einer genauen Berechnung etwas über 3 Kubikklaftern. Vor neun Jahren schloss der Gutsbesitzer Wassilko Freiherr v. Seretzki, auf diese Riesenbirke aufmerksam gemacht, mit dem Kleingrundbesitzer, auf dessen Wiese dieselbe sieht, wegen Schonung derselben einen förmlichen Vertrag; der Bauer bekam für die Schonung und Sorgfalt um diese Birke 20 fl. CM. und das zum Aufbaue einer Scheuer und eines Stalles nöthige Holzmateriale im Werthe von 45 fl. CM. ...,— Ueber die Einwirkung der Gifte auf die Pflanzen theilt Reveil mit, dass die Pflanzen für gewisse Substanzen empfindlicher sind, als die Thiere. Nicht allein Mineralsäuren, sondern auch organische Säuren führen in sehr ver- dünnter Lösung bald den Tod der Pflanze herbei, die sie aufuimmt. Dasselbe ist der Fall mit mehreren Salzlösungen und sehr verdünnten Mischungen von 24* 336 Alkohol und Aether. Die Salze des Chinins hemmen die Pflanze in ihrem Wachsthume, dagegen zeigen die Salze des Morphiums, Codeins und Narcotin’s dann des Nicotins und Strychnins keinen Einfluss auf die Vegetation. Das Atropin scheint sogar die Vegetation zu begünstigen. — Baudin erzog einen Bastart durch gegenseitige Befruchtung der Datura Stramonium und D. Tatula, die Befruchtung gelang und die Sämlinge waren alle ohne ‘Ausnahme untereinander vollkommen gleich, sie stellen voll- ständig die reine Mittelform. beider Arten dar. Von den ausgereiften Samen dieser Sämlinge erhielt man im nächstfolgenden Jahre merkwürdige Resultate — ein Theil dieser Sämlinge war echte Datura Stramonium in ihrer ganzen typi- schen Reinheit, ein anderer Theil war ebenso vollständig zur Datura Tatula zurückgekehrt; und der kleinste Theil der Sämlinge zeigte noch deutliche Spuren ihres hybriden Ursprungs. Daraus erhält man die schon früher von Regel ausgesprochene Thatsache, dass der „fruchtbare Pflanzenbastart keines- wegs sich als feststehender Typus geschlechtlich fortpflanzen kann.“ — Bau- ain bemerkt, dass man um neue distnkte Formen zu erzielen die Bastarte nicht mit den elterlichen Arten befruchten muss, sondern man wird die grösste Mannigfaltigkeit erzeugen, wenn man einen Bastart mit einem andern Ba- starte von verwandter aber nicht gleicher Abstammung befruchten kann, und immer nehme man die von dem elterlichen Typus abweichendsten Formen zur Züchtung. — Travers, der die Chatam-Inseln botanisch durchforsehte, be- richtet im Athenaeum, dass die Fremdlinge aus Europa, der weisse Klee, die Massliebe, das Ampferkraut und der Senf, dort so üppig und rasch wachsen, dass sie die einheimischen Gräser zu überwuchern drohen. Correspondenz der Redaktion. Herrn S. S. in W. und Herrn J. A. K. „Wird mit Dank benützt.* — — Herrn M. v. T. „Grossen Dank.“ Inserate. Pränumerations-Einladung. „Allgemeine Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung.“ Herausgegeben von der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien und redigirt von Hugo H. Hitschmann. Erscheint den 4.. 10. und 20. jedes Monats, 2!/, Bogen stark , im. grössten Lexikon-Format, mit zahlreichen Holzschnitten und Beilagen. Pränumerationspreis für Wien 5 fl. 50 kr., für auswärts mit Postzu- sendung 6 fl. 50 kr. ö. W. Inserate werden. billigst berechnet. Bücheranzeigen und Dienstgesuche zahlen überdiess nur den halben Betrag des Tarifes. Die Redaktion: Die Administration: Josefstadt, Lederergasse Stadt, Herrengasse Mölkerhaus. Landhaus. Diesem Hefte liegt bei: „Prospectus zur Literatur der Botanik“ von Ferdinand Hirt, kgl. Universitäts- und Verlagsbuchhändler in Breslau. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische s Ezemplare, botanische Zeitschrift - die frei durclı die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe (äpfner, Dekonomen. Forsimänner, derzle, (Wieden, Neumang. Nr. 7) mit5N.25 kr. Dest,. W. zu pränuumeriren. (3 Thir. 10 Ngr.) A Im Wege des ganzjährig, oder Apollıeker und Techniker. Buchhandels übernimmt mit 2 11. 63 kr.Dest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate - in Wien, die ranze Petitzeile . N°- 11 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. = N Buchhandlungen. r acY EN P XVI. Jahrgang. WIEN. November 1866. INHALT: Descriptiones plantarum. Von Dr. A. Kerner. — Ueber einige Arten von Cynanchum, Von Münch. Meine Reise nach Bünden und Tirol. Von Vulpius. — Die europäischen Alopecurus- Arten. Von Janka, — Correspondenz. Von Schiller, Vrabe&llyi, Schneller, Dr. Kerner, An- dorfer, Dr. Milde. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Nittheilungen. — Correspondenz der Redaktion. — Inserat. Descriptiones plantarum novarum. Auctore A. Kerner. 1. Euphorbia alpigena. — Rhizoma albidum vel roseo- lum, horizontale, elongatum, teretinsculum et carnosum, crassitu- dine tamen caulem parım superans, arliculato-ramosum, ramis aequalibus, non tuberosis, oblique concatenatis, fibrillis sparsis tenuissimis et squamis albidis oblongo-triangularibus obsitis. Caulis erectus, pilosus, inferne teres, superne subangulatus, ex axillis foliorum superiorum plerumgne ramulos cymiferos evolvens, cymis 5 in pseudumbellam disposilis lerminalus. Folia tenuia, sessilia vel brevissime petiolata, ter longiora quam latiora, obovato- oblonga, supra medium parum dilalata, obtusa vel acutiuscula, apicem versus minute serrulata, caeterum integra, superne pilosa vel glabra, intense viridia, opaca, inferne pallidiora, leviter glau- cescenlia, semper pilosa. Folia pseudumbellam involucrantia bis — bis et semissi longiora quam latiora, oblongo-elliptica, caeterum foliis caulinis aequalia. Radii pseudumbellae patenter pilosi, semel — bis bilidi, floriferi folia involucralia aequantes, fructiferi vero | excedentes. Involucella glabra, viridia vel livide purpurascenlia, iriangulari-deltoidea, acuta, aeque lata ac longa, in basi truncata Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1866. 25 338 et in angulis lateralibus obtusis integra, caeterum minute serrulata. Glandulae suborbiculalae, sub anthesi viridi-flavae, demum pur- pureae et dum marcescunt ferrugineae. Capsula depressa, trisul- cala, glabra. verrucis sparsis inaequalibus breviter conoideis et eylindricis vel hemisphaericis obsita. Semina ovata, brunea, nili- dula, laevia, sub lente minulissime punctulata. Rıizoma 3—5"® crassum. — Caulis 200—450"® alt. — Fol. caul. media 25—50”® lg. 10—18”® It. Fol. involueralia 15—30"" Ig. 6— 14” |t. Involucellae 8—16"" Ig. et lat. — Glandulae 1®® Ig. et Iatarzıkapsulae 3m@ Ig. Aum It. — Sem. 2m= Ig. ame Euphorbiae angulatae Jacg. et E. dulci Jacgq. proxima. — E. angulata rhizemate tenui, repenti, caudiculoso,'ad collum et hine inde in tuberculos inflato, caule eximie angulato et glandulis trans- verse ovalis; E. duleis rhizomate caulem crassitudine valde supe- ranti, foliis involueralibus elongatis ter—quater longioribus ac la- tioribus, radios pseudumbellae fructiferae aequantibus vel paene aequi- parantibus, involucellis ex Iruncala basi ovato-oblongis, bis lon- gioribus ac latioribus differt. Caeterum in E. angulata et dulei caules et ramuli nunquam ejusmodi pilosi quam in E. alpigena‘ evadunl, Nonnullis notis E. alpigena medium tenet inter E. angulatam et dulcem, minima iamen hybrida earum est, cum in Tiroli sept. neulra ibi gignilur, ubi E. alpigena copiose invenitur. A botanophilis nonnullis helveticis et tirolensibus cum E, dulei Jacg. commutala esse videlur. Vera E. dulcis Jacgq. autem a me prope Adelsberg in Carniolia, in monte Geissberg prope Petersdorf, juxta Grabmühle prope Mautern et aliis locis Austriae_ inferioris lecta et in herbario ex Stiria (Marburg) et Bohemia (Hohenelbe) asservala certe diversa ei nolis supra dictis facillime distinguenda. Olim plantam supra desceriplam pro E. incompta Cesali in Linnaea 1839 pag. 88 (mihi solummodo ex diagnosi brevi et ‚insuf- ficiente nola) habui. Secundum el. Boissier, acuralissimum mo- nographum Euphorbiacearum , qui specimen typicum E. incomptae Ces. vidit, hac planla vero ab E. dulei Jacgq. non differt. (Cf. Boissier in DC. Prodr. Pars XV. Sect. post. pag. 127.) E. alpigena cerescil inter frutices in silvaticis subalpinis Ti- rolis et Helveliae. — Ex Helvetia specimina exstant a Schlei- chero lectae et sub nomine E. dıleis communicatae (Herb. Univers. Öenipont.); in Tiroli meridionali in vicinitate lJacus Benaci legit Clementi (Herb. Mus. Tirol.), in Judicariis prope Stelle Boni (Herb. Mus. Tirol.); in Tiroli sept. legi ipse ad Weiherburg prope Oenipontem, Hallthal prope Hall et copiosissime in Plätschenthal ad pedem monlis Solstein solo calcareo altitud. 2000— 4000 hexapol. — NMinime dubito plantam et mullis aliis locis subalpinis crescere. 2. Salix subalpina (supergrandifolia X incana). — Frutex ad 6 ped. altus, Irunco erecto, ramis subfurcatis divaricatis, corlice olivaceo teclis. Ramuli sicut gemmae ovalae obtusae glabri. Folia adolescenlia revoluta, incano-tomentosa, adulta lanceolato-linearia, TEEN u A ee ee nn 339 acuta, aut media parte aut supra medium latissima, quinguies—sexies longiora quam latiora margine, subdeflexo arguie denticulato-ser- rala, supra obscure viridia, nitidula, glabrata, subtus glauca, tomento tenuissimo ex pilis albidis opacis irregulariter sparsis con- sliluto aequaliter vestita. Costa media valida straminea. Nervi secundarii longiores utroque latere 19—-28 siculi nervi secundariüi interjecti breviores sub angulis 80—90° oriuntur et marginem versus anlrorsum arcuati decurrunt. Nervi omnes prominentes cum venis anastomoticis prominulis reticulum elegans conslituunt. Stipulae indistincte semicordatae serrulatae. Amenta pistilligera subcoaeianea, gracilia, curvula, densiflora, quinquies longiora quam laliora, pe- dunculala, pedunculo foliolis oblongis integris 3—5 obsito. Squamae concavae, oblongae, obiusae, parum et sparsim pilosae, viridulae, versus apicem purpurascenies et in apice ipso nonnunquam nigri- cantes. Glandula tori lentieularis, eitrina. Germen parvum, ex ovata basi conicum, pilis adpressis tectum, sericeo-canum, in pedicello piloso, glandulam tori sub anthesi qualer, post anthesin quinquies superanie, Siylus brevis, stigmata pallide flava, bifida vel profunde biloba, laciniis oblongis, sub anthesi palulis, demum conniventibus. Fol. 50—100"” Ig. 10—20®® li. — Ament. pistilligera 20—30*" lg. 4—6”= It. — Squamae 1.5"= Ig. — Germen 1.5=® Ig. — Styl. 0.2—0.3”= Ig.— Pedicellus 1.3— 1.5” lg. Glandula tori 0,3—0.4”= lg. Sine dubio hybrida, orla ex S. grandifolia Ser. et S, incana Schrank. Salix intermedia Host, quam eliam hybridam inter S. gran- difoiam et incanam habemus, nolis sequentlibus a S. subalpinu differt: S. intermedia. S. subalpina. Pedicellus glandulam tori sub an- |Pedicellus glandulam tori sub an- thesi bis, post anthesin ter| thesi qualter, post’ anthesin superans, quinquies superans. Stylus elongatus. Stylus brevis. Glandula tori ovata, truncata. Glandula tori lenticularis. Germen anguste conicum 2.5"®'Germen ovalo - conicum 4.5mm longum. longum. S. subalpinam in valle fuvii Sıll prope Oenipontem alt. 2000 hexap. cum 8. grandifolia et S. incana florentem legi mense Majo. Jam diu in Austria inferiori in monte Josefsberg fruticem sterilem, foliis cum planla supra descripta plane congruentem inveni (ÜFf. A. Kerner Niederöst. Weiden, p. 103). S. subalpina in Dec. VI. Herbarii austriacarum salicum a me el fraire meo editi sub Nr. 52 dimittetur. ——es> > — 340 Mittheilungen über einige Arten aus der Reihe von Cynanchum. Von Pfarrer Münch in Basel. Nach dem zehnten Jahresbericht der Pollichia, vom J. 1851, äusserle der nun verewigte Professor Bischoff in Heidelberg die Meinung, ob die hie und da in der Pfalz für Cynanchum Vinceto- xzicum gehaltene Pfilanze nicht Cynanchum laxum Bartl. sein möchte und forderte dabei die pfälzischen Botaniker auf, im fol- genden Sommer an lebenden Exemplaren diesslalsige Beobach- tungen zu machen. Von der Richtigkeit dieser Ansicht konnte sich Dr. G, F. Koch nicht überzeugen, indem er bemerkte: „Ich habe gefunden, dass unsere Pflanze in-der vordern Pfalz, das auf den Hügeln so gemeine Cynanchum: Cyn. Vincetoxicum R. Br, ist.“ Da jedoch Bischoff auf seiner Ansicht beharrte, sandte ihm Koch frische Blüthen im Spiritus zur nähern Untersuchung. Sofort schrieb Bi- scholf an Koch, dass ihn die Ansicht der übersandten Blüthen überzeugt habe, die vermeintliche Cyn. Vincet. sei Cyn. larum und theilte ihm zugleich kultivirte Exemplare von Cyn. Vincet. laxum und contiguum, nebst frischen Blüthen in Spiritus, die ihn voll- kommen von der Richtigkeit der Ansicht Bischoff’s überzeugten. Hierbei verhält es sich mit den von Dr. Koch in seiner Sy- nopsis, I. Auflage 1. Th. S. 570/72 gegebenen Diagnosen über in Frage stehende Pflanzen in der Weise, dass sie ohne sicher bestimmte Exemplare gar bald zu Irrungen führen können, Und diess darum, weil die Gestalt der Blätter keinen klaren Aufschluss zur Unterschei- dung der beiden erwähnten Cynanchum-Arten gewährt. Bei beiden ändert diese Gestalt und geht bei Cyn. Vincet. hinsichtlich der miltlern und obern Blätter oft noch deutlicher in die schmale über als bei Cyn. laxzum, bei welchem die untern Stengelblätter gleich breit sind wie bei dem erstern. Dagegen lässt Koch das Merkmal des gegen die Spitze schwach gewundenen ausgewachsenen Sten- gels des Oyn. Vincet. gänzlich unerwähnt, ein Merkmal, wornach diese Art leicht unterschieden werden kann. Gleicherweise er- achten wir die Angabe Koch’s als unhaltbar; oder unzuverlässig, dass die Blumenzipfel von Cyn. Vincet. eirund, die von Cyn. laxum dagegen länglich seien. Demnach müssen die diagnostischen Merkmale, von den Blät- tern und Blumenblättern entnommen, gänzlich dahinfallen. Dagegen ist ein anderer Blüthentheil von besonderer Wichtigkeit, nämlich der Kranz, welcher die sprechendsten Merkmale für die Unter- scheidung beider bis anhin besprochenen Pflanzen darbietet. Bi- schoff bemerkt nämlich in klarster und überzeugendster Weise: Bei Cyn. laxum hal der Kranz dünnere, mehr entfernt stehende En ee 341 Lappen, wie diess besonders von der Seite nachweislich ist. — Oyn. Vince. dagegen hat dickere, gegen den Umfang des Kranzes mehr genäherte Lappen. Von diesen beiden unterscheidet sich Cyn. conliguum durch einen an sich schon grössern Durchmesser des Kranzes, wie durch noch dickere Lappen desselben, Wir reihen hieran die Galttungs- und Artenkennzeichen dieser Abtheilung. Dieses Geschlecht enthält krautartige, zuweilen windende gif- tige Kräuter mit stielrundem Stengel und mehrentheils gegenstän- digen gestielten, ganzrandigen, in den Knospen klappigen oder deckenden Blättern. Die Stengel sind aufrecht, 1—2° hoch. Die Blüthen regelmässig, der Kelch bleibend 4—-Stheilig. Der Lappen gleich der Krone bodenständig, die Staubfäden in erhabe- nen, erweiterten, fleischigen Cylinder zusammengewachsen, der am untern Rande der Narbe befestigt ist, die Fruchthüllen faserig, einfächerig. Der Same an der Naht der Fruchtblätter verkehrt befestigt, mit einer Krone langer, seidenglänzender Haare. Cynanchum Vincetoxzicum Pers. Eine krautartige, zuweilen windende Pflanze. Der Wurzel- stock weiss, von widrigem Geruch. Wurzel mehrköpfig, kurz, mit zahlreichen, starken, fleischigen Fasern versehen. Der Stengel steif ‚aufrecht, 1— 2’ hoch, beinahe stielrund, kahl gliedweise abwechselnd, auf einer Seite wit einem schwachen, flaumhaarigen Streifen ver- sehen, beblättert. Die Blätter zugespilzt, herzeiförmig, am Rande und auf den Adern spärlich mit kurzen anliegenden Härchen bestreut, ober- seils dunkelgrün, unterseils gelblich, in der Knospe klappig, kurz gestielt, 1— 3° lang, 1—1'%“ breit, gegensländig, ganzrandig. Blüthenstände neben den Achseln der vbern Laubblätter gabelig, ebensträussig, mit vorherrschender Wirbelbildung. Kelch tief fünf- spaltig. Blüthen beinahe radförmig, klein mit gelblich-weissem Kranze; an der Basis grünlich, kurz gestielt, sternförmig zuge- spilzt. Samenhüllen zu 3—5 auf einem kurzen Stielchen stehend, bräunlich, glänzend, nach unten rundlich, nach oben sich zu- spitzend, beiläufig 1—1'/ lang. Samen mit glänzend weissen Seidenhaaren bekrönt. Ausd, Mai bis August. Vorkommen an Waldböden, im lichten Gebüsch und Hecken, besonders aul Kalk; auf der Ebene und den Voralpen bis gegen 4000‘. Cynanchum acutum L. Sp. Der Stengel windend; die Blätter tief herzeiförmig, zugespitzt. Die Blumenkrone kahl. Der äussere Kranz 10lappig, mit 5 lanzett- lich-spitzen Lappen, welche länger sind als die 5 dazwischen lie- genden ausgerandeten, Der innere Kranz 5lappig, mit spitzen Lap- pen. Blüthen blassroth. Vorkommen: am Meeresstrande; am Südende von Istrien, Cynanchum laxum Bart. 342 Die Wurzel ist langfaserig, mit verlängerten Ausläufern. Der Stengel aufrecht. Die Blätter zugespilzi, am Rande und auf den Adern flaumlich, die untern in den Stengel verlaufend, die mitt- lern aus herzförmiger Basis länglich-lanzetllich, glänzend, gelblich, die obersten sehr schmal. Die Blüthenstände auf verlängerten Stiel- chen sitzend. Die Blumenkrone kahl, mit länglichen, am Rande zu- sammengebogenen Zipfeln. Kranz 5lappig, die Lappen eiförmig, abgerundet stumpf, gesondert aber mit einer durchsichtigen Zwi- schenhaut verbunden. Die Blumenkrone an der Basis beiderseits weiss. — Mai bis Juli. Vorkommen: auf Bergen und Voralpen in Krain und Südtirol, Botzen. Cynanchum contiguum Koch. Der Stengel aufrecht, die Blätter zugespitzt, am Rande und auf den Adern fläumlich, die mittleren herzeiförmig. Die Blumen- krone kahl. Der Kranz bis zur Mitte 5lappig, die Lappen aufrecht, dicht zusammenstossend, wegen fehlender Zwischenhaut die Staub- gefässe enger umschliessend. Blüthen weiss, wie bei Cyn. Vincet. Mai bis Juli. Vorkommen: auf Wiesen um Triest und in Istrien. Meine Reise nach Bünden und Tirol im Sommer 1853. Von Vulpius. Dass ich unter den Erzählungen meiner früheren Alpenreisen in diesen Blättern auch das Engadin, diess schöne Alpenland, das mich so viele schöne Schätze auf seinen Bergen graben liess, nicht übergehen dürfe, erkannte ich längst als ein Gebot der Pflicht und Dankbarkeit. — Der Aufsatz des Herrn Grafen Solms in Nr. 6 vom letzten Jahrgang dieser Zeitschrift, worin er den im Sommer 1853 von mir auf dem Bernina entdeckten Baslart von Pedicularis incarnata Jeq. und Ped. tuberosa L. bespricht und beschreibt und dem Entdecker zu Ehren Ped. Vulpii benennt, nehme ich nun als eine Mahnung auf, meinen Vorsatz nicht langer mehr aufzuschie- ben. Die erste Kunde von dieser Pedicularis ist übrigens schon in Nr. 7 des Jahrgangs 1854 der Regensburger Flora zu lesen, wo Herr €. Fischer-Ooster in Bern in meinem Namen die Ge- fülligkeit hatte, in einem Aufsalz, betitelt „Kleinere Beiträge zur Flora Deutschlands und der Schweiz,* eine Anzahl von mir neu gefundener Pflanzen zu beschreiben und zur Kenniniss des bota- nischen Publikums zu bringen, worunter sich auch die Ped. incar- nata> tuberosa von Bernina und die Serratula Vulpü Fischer- Ooster von der Plöken in Kärnthen befinden. 343 Ich will desshalb für jetzt den Sommer 1853 auswählen, weil im Verlauf der Dinge der 27. Juli, der Tag der Entdeckung, dann auch an die Reihe kommen wird. Die Reise unternahm ich einestheils, um mir das Beste und Seltenste der Engadiner Flora möglichst vollständig zu verschaffen, was mir nun besser als 1846 gelingen sollte, wo ich meine erste Reise dahin machte, weil ich seither wieder Manches gesehen, er- fahren: und gelernt halte — im Reich der Bolanik, wie in der Welt überhaupt — denn der Mensch lernt nie aus, er mag so alt wer- den als er will; und anderntheils um mit Gewinnung wieder für mich neuer Tiroler Pflanzen einen Besuch bei meinen Freunden Bamberger in Meran und Leybold in Bozen zu verbinden. — Gehörig vorbereitet und ausgerüstet reiste ich, um früh genug zu sein und nichts zu versäumen, in dem ohnediess sehr späten Früh- jahr am 26. Mai von Thun ab. Ueber den Thuner- und Brienzer See kam ich Nachmittags 4 Uhr in Brienz an. wo ich nur wenige Augenblicke verweille und dann meinen Weg dem Brünnig zu nahm. Zwischen Brienz und Brienzwyler schon war ich überrascht, auf Felsen am Weg, wo er einen Wald entlang führt, blühender Sazifraga cuneifolia zu begegnen. In Lungern nahın ich mein Nachtquartier. Den 27. Mai war ich 4 Uhr Morgens schon wieder auf der Strasse. Es war ein herrlicher Morgen. Y, Stunde unterhalb Sachseln bei einem Bauernhof nahm ich, um Sarnen abzuschneiden, einen Fuss- weg rechls, der mich angenehm abwechselnd durch Wiesen und Wald gerade nach Kerns führte. Ueber Stanz kam ich um Ys1 Uhr in Bekenried am Vierwalidstätter See an, und da erst um 1,3 Uhr das Dampfschiff auf seiner Fahrt von Luzern nach Flüelen hier anlegt, so hatte ich Zeit mir das Bier und einen Käskuchen schmecken zu lassen, Um 4 Uhr in Brunnen angelangt, sirebte ich vorwärts durch das Städtchen Schwyz hindurch, um heute noch 5 weitere Stunden hinter mich zu bringen, nämlich über den Haken noch bis Einsiedeln zu gehen, wo ich auch, aber mit Daranselzung meiner äussersten und letzten Kräfte, Abends 149 Uhr ankam. Nach dem Nachtessen liess ich sofort meine müden Beine im Bett die Ruhe und Erholung finden, wornach sie sich herzlich sehnten. Im ganzen Unterwaldner Ländehen, das ich heute Vormittags durch- schritt, ist nichts häufiger und gemeiner in den Hecken an der Strasse, als Asperula taurina. Gegen Süden selzt sie über den Brünnig und erreicht am oberen Ende des Tlıuner Sees ihre Gränze. Den 28. Mai. Ueber den Eizel nach Lachen hinab am obern Züricher See, Reichenburg, Bitten nach Weesen. Nachmittags 1/3 Uhr bestieg ich hier das Dampfschiff und landete um 4 Uhr zu Wallenstatt. Hier stand der Eilwagen bereit einen gleichen Abends noch nach Chur zu bringen. Ich aber, meine gewohnte Reise- gelegenheit benutzend, setzte meine Beine in Bewegung. Es sind 3 langweilige Stunden von Wallenstatt nach Sargans, allwo ich 344 mich erquickte und darauf weiter ging um heute noch Ragatz zu erreichen, kam indessen noch 1 Stunde weiter als Ragatz, bis zur untern Zollbrücke. Sonntag Vormittags, den 29. Mai ging ich nach Chur hinein. Am 30. Mai war Regenwetter und desshalb Rasttag für mich. Den 31. Mai verliess ich Chur Morgens 6 Uhr. Die Strasse nach Oberhalbstein einschlagend, kam ich bei schönem Wetter nach Tiefenkasien; die Berge aber halten sich wieder weit herab in frischen Schnee gehüllt. Die Bergwiesen und Halden standen aber schon geschmückt da mit Primula farinosa, Viola tricolor, Plantago media, Gentiana acaulis und verna, Globularia cordifolia u. Ss. w. Ueber Conters und Molins kam ich Abends 7 Uhr nach Stalla am nördlichen Fuss des Julier, schon in einer Höhe von 5500°. Noch vor dem Dorf betrat ich den alten Schnee. Aus den Felsspalten am Weg aber hingen Büschel herab von blühender Primula viscosa. Den 1. Juni. Wie gewöhnlich machte ich mich diesen Morgen um 4 Uhr auf den Weg. Von Stalla weg über den Julier bis an dessen jenseitigen Fuss bei Sylva plana, wo ich das Engadin be- trat, durchwanderte ich eine vollkommene Winterlandschaft, Alles lag tief noch unter Schnee: erst die Thalsohle des Ober-Engadins fing an sich in Grün zu kleiden. Durch Sylva plana, St. Moritzi, Cellerina und Samaden kam ich Vormittags nach Bevers. Ein eigent- liches Wirthshaus ist in Bevers nicht. Damit ist aber nicht gesagt, dass es ein miserables Nest nur sei. Im Gegentheil es ist ein sehr freundlicher Ort mit vielen schönen Häusern, die alle nach Ober- Engadiner Art blendend weiss angestrichen sind und verbunden mit gut gepflasterten Gassen und grossen laufenden Brunnen jedem Ober-Engadiner Dorf das Ansehen einer kleinen Stadt geben. Die am Fuss der Berge sich hinziehenden kleinen Waldparzellen aus Arven und Lärchen bestehend und einzelne kleine sonnigte Halden, die für Getreide benützt werden ausgenommen, erzeugt das ganze Land nur Gras, denn das Engadin bildet die höchste Massenerhe- bung im ganzen Zug der Alpen: Sylva plana liegt 5620 hoch, St. Moritzi 5590', Samaden 5500‘, Bevers 5300° u. s. w. Weil hier vom Bergsteigen noch lange keine Rede sein konnte, so botani- sirte ich am 2. Juni nur bis zur Säge am Eingang ins Beverser Thal, wobei ich Anemone sulphurea, vernalis, Pulmonaria azurea und Thlaspi alpestre fand. Am 3. Juni trocknete ich Pflanzen und Angesichts der Berge, wie sie sich mir jetzt noch zeigten, fasste ich den Entschluss, statt erst gegen Ende der Reise, jetzt schon meinen Abstecher nach Tirol zu machen und nach einigen Wochen, wann der Schnee sich um 1000° zurückgezogen, wieder nach Bünden zurückzukehren. Demgemäss verliess ich Bevers am 4, ‘Juni thalabwärts. Am Strassenrand blühten Anemone sulphurea, Carex capillaris, Phaca astragalina, von Cernez nach dem Ofen Draba aizoides, Pulmonaria und Soldanella alpina. Ueber die Höhe von Buffalora 345 lag noch viel Schnee. In Tschierfs, dem obersten Dorf im Mün- sterthal blieb ich über Nacht; das Dorf liegt 5240° ü. M., auch geht von hier ein Pass hinüber ins Scarl-Thal. Aın 5. Juni Morgens ging ich das Münsterthal hinab; es be- ginnt am östlich gewendeten Grat der Buffalora und wird vom RKambach durchflossen, der sich bei Glurns in Tirol mit der Etsch vereinigt. Die Dörfer des Thals sind von oben angefangen fol- gende: Tschierfs, Fuldera, Valcave, St. Maria, Mustair (Münster), Tauffers, das letzte Dorf des Thals liegt schon in Tirol und spricht deutsch, während die 5 erstern zum Kanton Graubünden gehören und romanisch reden. Prunus Mahaleb, ein im untern Thal des Münsterthals häufiger Strauch, war bei St. Maria noch nicht ganz in Blüthe; bei Münster, eine kleine Stunde weiter, stand er in voller Blüthe und gegen Glurns hinaus setzte er schon Früchte an. Das ist eine Entfernung von 3 Stunden und ein Höhenunterschied von 1643‘. Die Höhe von Glurns ist 2807‘. Die blühende Berberis, woraus zum grossen Theil die Hecken hier bestehen, verbreiteten durchs Thal heraus ihren Duft; zwischen Tauffers und Glurns blühte Erysimum rhaeticum. Von da aus schlug ich den Weg nach Prad ein, um einen Abstecher übers Wormser Joch nach Bormis zur Sazifraga Vandellü zu machen, die jetzt blühen musste. In Trafoi übernachtete ich. Den 6. Juni 3 Uhr Früh machte ich mich auf den Weg. Bis Franzenshöhe war die Strasse frei von Schnee; ein wenig unter- halb blühten schon Anemone sulphurea und Pulmonaria azurea in Menge. Aber nun begann der Schnee und das Aufwärtskommen wurde schwieriger je länger je mehr. Der Schnee lag höher als die Schirmdächer, ‘mit denen die Strasse oft lange Strecken weit zum Schutz gegen die Lawinen überbaut ist. Strasse war also keine mehr vorhanden, und so musste nun über den Schnee hinwegge- klettert werden, das keine leichte Arbeit war, am gefährlichsten, wo Lawinen überschritten werden mussten. Mehrere Stunden lang kletterte ich unter beständiger Gefahr theils über steile Schnee- wände, theils über schmale obere Halden, die ich zu benutzen strebte, der Höhe zu. Wäre das Hinabsteigen nicht gefährlicher noch gewesen als das Hinaufsteigen, so hätte ich wieder umge- kehrt. So aber blieb mir keine andere Wahl übrig; ich musste suchen die Höhe zu erreichen. Häufig donnerten zur Erhöhung des Vergnügens vom gegenüberliegenden Orteler Lawinen herab. End- lich, gerade unterhalb der obersten Passhöhe, traf ich auf die ita- lienischen Arbeiter, die an Oeffnung der Strasse von der Veltliner Seite herauf schafften. Einer derselben kam mir entgegen, reichte mir die Hand und zog mich vollends an Bord. Ein paar Minuten aber musste ich mich setzen, um wieder zu Alhem und Kräften zu kommen; dann gings durch tiefen Schnee auf der Veltliner Seite abwärts. In Stelvio trank ich einen Schoppen; mein Pass wurde visirt. Gegen Sponda longa hinab zeigten sich endlich von Schnee freie grüne Köpfe, die schon blühende Sazifraga oppositifolia und 346 muscoides hatten; vorzugsweise aber mit einer kleinen hübschen Primula bedeckt waren, die ich für viscosa hielt, sich aber in spä- teren Jahren als Primula Daonensis Leybold herausstellte, auch, mit Unrecht aber, den Namen Pr. oenensis trug. Aufnassen Schult- halden stand schöner Petasites niveus; auf dem untersten Tunnel, durch den die Strasse führt, in der Nähe der alten Bäder, nur noch 1% Stunde von Bormio erblickte ich aber den Rasen einer weissblühenden Pflanze — es war die ersehnte und gewünschte Sazxifraga Vandelli. Jeizt war die Sache gewonnen und meine Ar- beit doch nicht umsonst. Ich liess sie aber stehen und versparte sie auf den Rückweg. Nachmittags 2 Uhr kam ich in Bormio an und logirte mich ein. | 7. Juni. Weil ich warten wollte, bis die Schneehäufler droben auf dem Joch mit ihrer Arbeit so weit vorgerückt wären um mir das Halsbrechen auf dem Rückweg zu ersparen, so blieb ich heute zuBormio und machte eine Exkursion in der Umgegend. Der Flecken Bormio liegt 3800 über Meer am südlichen Fuss der höchsten Alpen; seine Flora ist folglich eine subalpine. Die Vegetation war gerade in Entfaltung ihrer Erstlinge: Arabis alpina, Dryas, Gentiana verna aestiva, Globularia cordifolia, Oxytropis campestris, Phaca australis, Arabis saxatilis. Der Sazifraga Vandellü hinten an der Wasserleitung über der Adda, unter den alten Bädern, wo ich sie vor 7 Jahren geholt, wollte ich nun auch wieder einen Besuch machen, fand aber die hölzernen Kanäle so voll Wasser, dass ich meinen Vorsatz wieder aulgab. Denn um zur Saxifraga zu kom- men, sind einzig die Wasserleitungskanäle der Weg, der zu be- treten ist und die führen an einer hohen Felswand hin, an deren Fuss die Adda hervorstürmt. Der Gang ist nicht der einladendste, es ist diess ein Herausfordern des Todes, das Leben wird da ein- gesetzt. Weil ich sie gestern auf dem Tunnel schon gefunden hatte und sie mir dort sicher war, so wollte ich den Gang in der Wasserleitung nicht wagen und mich lieber mit weniger begnügen. Also zurück nach Bormio. Am 8. Juni Früh 1%4 Uhr trat ich den Rückweg ‘an, Vom neuen Bad nach der Landstrasse hinauf blühte Daphne striata und Viola pinnata. Auf dem Tunnel wurde dann die Sazifraga in Empfang. genommen; in der Gegend von Sponda longa machte sich bereits das Kraut von Horminum pyrenaicum breit: in Blüthe stand schon hie und da eine kleine Draba Wahlenbergi und Arabis pu- mila. Nun betrat ich wieder das Reich des Schnees. Um 149 Uhr war ich im Wirthshaus auf Stelvio; sie tranken da gerade ihren Kaffee, der in Ermanglung von Milch mit Ei gemischt wurde, meinem Wunsch nach einem gleichen Frühstück wurde alsbald entsprochen. Die Strassenöffner mit ihren grünen Brillen waren von beiden Seiten her nun so weit vorgerückt, dass ich ohne Gefahr meinen - Weg übers Joch fortsetzen konnte und um 42 Uhr war ich in Trafoi, in dessen Nähe schon Cortusa Matthioli blühte, und um 2 Uhr in Prad, wo sie’s gar nicht glauben wollten, dass ich heute schon 347 von Bormio komme. Ich kaufte jetzt Papier, legte ein und ging dann noch bis Schlanders im Wintschgau. 9. Juni, Um 10 Uhr war ich in Meran und überraschte Bam- berger, der mich noch nicht erwartet hatte. Aber auch ich war nicht wenig überrascht durch Mittheilung seiner Herzensangelegen- heit — er hatte sich wenige Tage zuvor mit einer Meranerin ver- lobt. — Zum Logiren ging ich ins „Rössl* und fand da einen sehr freundlichen, gefälligen Wirth nebst guter und billiger Bedienung. Am 10. Juni, Morgens von 4 bis 6 Uhr, machte ich mit Freund Bamberger eine kleine Exkursion auf den Kichelberg, die mir Verbascum orientale, Orobanche Artemisiae. Rosa yallica, Andropo- gon Grylius und Vulpia myurus einbrachte. Bei Bamberger wurde eingelegt und auf seiner Terrasse, auf die den ganzen Tag die ita- lienische Sonne herunterbrennt, so gut wie auf einem Backofen getrocknet. Am 11. Juni. 4 Uhr Früh reiste ich weiter gegen Bozen. An den Abhängen links von der Strasse nahm ich Trifolium striatum. Nicht weit unter Gargazon, ebenfalls links ober der Strasse, ist eine rauhe, steinigte mit Eichengebüsch bewachsene Stelle, bei deren Durchstreifen ich auf eine mir unbekannte aber noch nicht blühende Leguminose traf, ein Pisum ähnliches Gewächs. Ich nahm mir vor, in 14 Tagen wieder dahin zu gehen um mir in dieser Sache Ge- wissheit zu verschaffen. Um 10 Uhr war ich in Gries, Y, Stunde von Bozen, und nahm da von meinem 1850ger Logis wieder Be- sitz. Freund Leybold in Bozen hatte mir viel zu erzählen und zu zeigen. Vom Bamberger war mir ein Stud. Zallinger hier als ein eifriger Botaniker und schöner Eınleger gerühmt und em- pfohlen worden. Diesen besuchte ich Abends auch noch und auf Morgen Nachmiltags wurde eine Exkursion zwischen uns beiden verabredet, Am 12. Juni Nachmittags kam Zallinger. Wir gingen die Meraner Strasse hinauf. Auf den Mauern blühte Potentilla collina, die gleiche Pflanze, wie sie an der Strasse zwischen Siders und Sitten im Wallis steht. Gegen Terlan, rechts von der Strasse bil- dete die schöne Euphorbia Lathyris ganzes Buschwerk. Links von der Strasse in nassen Wiesen blühte Lathyrus hirsutus, Wir ver- liessen nun die Meraner Strasse und gingen auf das rechte Ufer der Etsch. In den Sumpfwiesen bei Unterrain und Missian blühten Lathyrus palustris und Sturmia Loeselü; im Gebüsch neben dem Weg Cerinthe minor, in Wiesen Ornithogalum sulphureum und auf Hügeln bei Sigmundskron Avena capillaris, Lathyrus sphaericus, Vicia lathyroides, Filago minima und Lilium bulbiferum; und so kamen wir Abends wohl befriedigt nach Bozen zurück. Am 13. Juni Morgens zuerst Besuch bei Leybold, dann kaufte ich Papier und trug es hinaus nach Gries. Ferlig mit meiner Ein- richtung gings jetzt ans Einlegen meiner gestrigen Pflanzen. Den 14. Juni stieg ich Morgens von 6 bis 8 Uhr auf dem Grieser Berg herum. Da blühte Cactus Opuntia, Rhus Cotinus, 348 Pistacia Terebinthus, Fraxinus Ornus, Silene Armeria und O&ites, Linaria italica, Achillea tomentosa, Aristolochia Clematitis, Punica Granatum, Rosa gallica, Hypericum montanum, Onosma stellulatum, Dictamnus albus, Galium purpureum und vieles Andere. Der 15. Juni war ein Regentag, so dass ich nur noch etwas Onosma holen konnte und dabei Orobanche Hederae fand. Am 16. Juni fortdauernder Regen, das Papier trocknete nicht, das Geschäft ging nicht vorwärts. Den 17. Juni war ich den grössten Theil ’des Tages zu Hause beschäftigt. 18. Juni. Weil am morgenden Sonntag Leybold seinen Aus- gang hatte, so wurde gestern darauf hin eine Exkursion zwischen uns verabredet: nach Lattemar Grat und dem Reiter-Joch im Schlerngebirge. Es sollte vornehmlich dem Ranunculus parnassifo- kus gelten, der voriges Jahr von einem Bozener Studenten zum erstenmal für die Bozener Gegend in jenem Revier war gefunden worden. Ich nahm nun heute Vormittag was trocken war aus der Presse und räumte auf, damit in meiner Abwesenheit kein Unheil angerichtet würde, weil der Saal, den ich bewohnte, Sonntags für Gäste benutzt wurde, Um 1/,3 Uhr Nachmittags war Leybold zum Abmarsch fertig und nun gings los. Bei Karneid verliessen wir die Brixener Strasse und wendeten uns rechts nach Süden ins Egenthal hinein, durch das ein Gebirgspfad ins wälsche Fassa-Thal führt, der den Fassanern zur nächsten Kommunikation mit Bozen dient. Im hintersten und obersten Bauernhof des Egenthals, beim Oriner, 6 Stunden von Bozen, nahmen wir unser Nachtquartier. Nachdem wir treffliche Milch und eine gewaltige Menge Schmar- ren zu uns genommen, verferligte Leybold noch einen guten Punsch aus mitgebrachten Ingredienzien. So wie dem Leib sein reichliches Mal wir hatten zukommen lassen, so durfte sich drauf auch das Herz noch ergötzen an einer herrlichen Mondscheinbe- leuchtung der uns umgebenden Gebirgswelt. In der Schweiz sieht man keine so grausig zerrissenen und zerklüfteten Gebirge wie die Kalk- und Dolomitalpen in Tirol und Kärnthen. Von den höchsten Gräten strecken sich die Riesenen und Schutthalden herunter bis in die Zwergföhren hinein, die hier fast überall die Region einnelh- men, die in den Schweizer Bergen gerade die schönsten Alpen in sich schliesst und dem Vieh zu seinem Sommeraufenthalt dient. In Tirol sind die Berge im Durchschnitte steiler und wilder; in der Schweiz schöner. Sonntags den 19. Juni Früh 3 Uhr verliessen wir bei herrli- chem Wetter das gastliche Ortner-Haus und zogen gleich durch die Zwergföhren hinauf nach den Schutthalden, dem Reiterjoch zu. Beim Aufgang der Sonne hatten wir einen prachtvollen Ueber- blick über die west- und nordwärtsgelegenen Alpen. Durch den Wald hinauf blüthen Soldanella alpina, Sazifraga androsacea und Denturia enneaphyllos. Ober dem Wald stiegen wir durch die von den wilden Zacken des Reiterjoches sich herunlerziehenden Schutl- 349 halden aufwärts. Die Vegetation war aber auch hier, in diesen südlichen Gebirgen noch weit zurück, Polster von Potentilla nitida, Sesleria sphuerocephala, Sazifraga squarrosa, Papaver aurantiacum bekleideten den Fuss der Wände, aber all’ das fast ohne Trieb noch. Mehrere Stunden lang arbeiteten und kletierten wir in diesen Geröllhalden und Kofein umher, doch ohne den Ranunculus par- nassifolius zu finden. Sazifruga oppositifolia und Thlaspi rotundi- folium, worunter auch ganz weisses, waren die einzigen in den Schutthalden blühenden Pilanzen. Weiterhin erschien dann aber im Alpengras blühende Anemone vernalis und Ranunculus hybridus, und Primula longiflora. Nun aber kam erst noch das Beste für mich. Auf der Seile eines Grates, der östlich einen Kessel um- schliesst, in dessen Grund eine Alphütte liegt, stand auf gebroche- nem abstürzendem Grasboden — Ranunculus Seguieri! gerade im Oeflnen seiner ersten Blüthen begriffen. Ich war überglücklich vor Freuden, zum erstenmal in meinem Leben diesen edlen Burschen jetzt lehend vor mir zu sehen und Leybold war so gefällig, mir allen zu überlassen, so dass ich in Besitz von etlichen dreissig Exemplaren kam. Tiefer unten an einem klaren Bächlein hielten wir Rast und Miltagsmahl neben Androsace helvetica und Anemone baldensis, umgeben von den wilden Zacken des Reiterjoches einer- seils, vom Zangen und Joch Grimm anderseits. Den Rückweg nun über Deutschofen nehmend erschienen jelzt Anemone sulphurea, 'Pulmonaria azurea (?), Gentiana ezcisa, Polygala chamaebuxus; später gegen Egenthal und Birchbruck zu, kamen wir zu schönem Horminum pyrenaicum und Euphorbia carniolica. Abends 9 Uhr kamen wir glücklich wieder in Bozen an. Am 20. Juni wurde der Ertrag von gestern eingelegt. Der Regen, der uns am Samstag und Sonnlag so gütig verschont hatte, stellte sich heute wieder ein. Den 21, Juni blieb ich bei regnerischem Weiter zu Haus und arbeitete an meinen Pflanzen. Den 22. Juni, Früh 5 Uhr, ging ıch auf der italienischen Strasse dem Süden zu. In den Gräben blühte Ranunculus Lingua und Senecio paludosus , an den Bergseilen Cytisus nigricans. Um 1 Uhr kam ich zu Salurn gerade recht zum Mittagessen, Nach- mitlags verfolgte ich meinen Zweck weiter bis unter Cadin. Dort stieg ich durch Gebüsch am Berg hinauf bis zu den Felswänden und fand Cirsium pannonicum, Coronilla montana, Clematis recta, Cytisus sessilifolius, Arabis muralis, Phytheuma Scheuchzeri, Li- ltum bulbifer., Prunella alba, Moehringia Ponae. Abends %,9 Uhr war ich wieder in Salurn zurück. Den 23. Juni Früh 4 Uhr verliess ich Salurn, um auf den rechten Ufer der Etsch wieder rückwärts zu gehen. An den Fels- wänden bei Margreid erbeutele ich Helianthemum polifolium, Saxi- fraga Burseriana und Scabiosa graminifolia. Bei Tramin, wo ich auf Aeckern Vicia cassubica sah, liess ich mich über die Eisch setzen, 350 um bei Auers wieder auf die grosse Strasse zu kommen, weil Re- gen im Anzug war. Abends war ich wieder in Gries zurück. Am 24. Juni. Bei einem Spaziergang auf dem Grieserberg fand ich ein schönes Hieracium Pilosella mit grossen Blumen und langen keine Blüthen tragenden Stolonen. Der 25. Juni war ein schöner Tag. Ich machte mich gleich fertig, um Nachmittags mil dem Stellwagen nach Meran abzugehen, weil Bamberger andern Tags seinen Ausgang hatte. Sonntags den 26. Juni machte ich Nachmittags mit Bamber- ger einen Spaziergang durchs Raifthal auf Fragsburg im Schatten der prächligsten Kastanienwälder. Lilium Martagon, Cynanchum laxum gabs da die Menge. Von mehr Werth aber war mir Ononis hircina und Trifolium patens, Potentilla recta, Ostrya carpinifolia und Strutioptheris germanica. Den 27. Juni Früh 4 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Gargazon um nun die Pflanze zu holen, die ich vor einigen Wochen dort gesehen, aber nicht gekannt hatte, über die ich aber während meines Aufenthaltes in Bozen bei Zallinger ins Reine gekommen war. In der Vieia pisiformis, die ich bei ihm sah, er- kannte ich meine Gargazoner Pflanze. Mein Standort übrigens war für die Gegend ein noch unbekannter; ich fand sie jetzt im besten Stadium mit Blumen und Hülsen. Nach vollbrachtem Einlegen in Meran wurde der Rest des Tages bei Bamberger verbracht und aul den morgenden Tag eine Hochalpenexkursion zwischen uns ver- abredet. Früh 3 Uhr am 28. Juni gingen wir aus der Stadt und stie- gen über Schloss Tirol, Völlau und die Leitenalpe hinauf auf den Tauffen. Beim Aufsteigen durch den Wald trafen wir auf schöne Vicia cassubica und einzelne Felspartien waren geschmückt mit herrlicher Atragene alpina; höher oben auf den Alpwiesen kam Pulmonaria angustifolia, Gentiana exeisa; noch höher, auf der Grashalde am untern Ende der Scharte, durch die man nach dem Grat hinaufsteigt, blühte in zahlloser Menge die schönste Primula longifolia untermischt mil Carex ornithopoda. In den Ritzen der Felswände zur Seite der Scharte standen Primula viscosa und Draba frigida in ausgezeichneter Schönheit. Von Primula glutinosa jedoch, die wir in den Felskuppen des Grats zu finden gehofft, war nichts zu entdecken. Durch zu viel Schnee noch auf der Nordseite gehindert, um durch das Spronser Thal hinab unsern Rückweg neh- men zu können, kehrien wir bis Völlau auf demselben Weg den wir gekommen wieder zurück; nahmen auch in der Leitern-Alpe eine zweite Auflage zu uns, kamen aber von da weg auf einem schändlichen, halsbrechenden Weg von einer andern Seite her nach Tirol hinein, Im Gebüsch vor dem Schloss blühte Lychnis cero- naria mit weissen Blumen. Es war noch eine fürchterliche Hitze als wir um halb 7 Uhr nach Meran zurückkamen. Den 30. Juni steigende Hitze. Bamberger erhielt heute das Anerbieten einer Verwaltersstelle auf eine Apotheke in Zug, das 351 er auch annahm, Meine Pflanzen brachte ich heute alle trocken und packte Abends norh Alles zusammen, um morgen mich wieder dem Engadin zuzuwenden. Den 1. Juhi. Diesen Morgen wurde noch mit B. verab- redet, dass ich jedenfalls vor dem 17. August wieder in Meran sei, damit wir zusammen an diesem Tag die 2—3tägige Exkursion nach dem Ranunculus pygmaeus antreten könnten, den B. voriges Jahr auf dem Schnallser Jöchl entdeckt hatte. Später zu gehen er- laubten es B. Verhältnisse nicht, und früher wäre es für den Ra- nunkel zu frülı gewesen wegen seines hohen Standorts. Mit dem Versprechen also, vor dem 17. August wieder da zu sein, fuhr ich heute Vormittags 9 Uhr mit dem Stellwagen von Meran ab. Ein langweiliges ärgerliches Fahren aber ist's mit diesem Stellwagen auf der Route durchs Vintschgau hinauf von Meran nach Mals. Nicht nur in jedem Dorf, sondern sogar an jedem Wirthshaus in jedem Dorf und an der Strasse wird angehalten, um Passagiere und Kommissionen auf- und anzunehmen. Am Morgen des 2. Juli übergab ich dem Boten, der nach Münster geht, mein Gepäck, um es in St. Maria der Post abzulie- fern für nach Bevers. Bis Glurns gingen wir zusammen, dann trennte ich mich von ihm, um zwischen hier und Prad, in der Ge- gend von Schloss Lichtenberg, Astragalus vesicarius zu suchen, den Ziallinger letztes Jahr dort gesammelt hatte. Ich brauchte aber nicht einmal so weit zu gehen. Nur !4 Stunde von Glurns zog ich mich rechis vom Weg an Aeckern und Wiesen hin nach der Hügelkette.e. Im Gebüsche am Rande dieser Wiesen blühte schönes Sisymbrium strietissimum und als ich die Hügelketie er- reichte, so bot sich mir gleich Astragalus vesicarius und Oxytropis uralensis dar. Bei Tauflers fing dann Polemonium coeruleum an, das in den Bündner Bergen nicht selten ist. Durch Münster und St. Maria, Valcave und Fuldera ging ich heute bis Tschierts. Die Wur- zeln der zahlreichen Berberisstöcke im untern Theil vom Münster- thal nährlen die ochergelbe Orobanche in reicher Zahl, Zwischen Fuldera und Tschierfs bildet das sonst ziemlich steile Thal einen ca. Ya Stunde langen und breiten ebenen Boden, der vom Bach durchströmt und der Strasse des Thals durchschnitten wird. Bei starkem und vielem Regen oder bei dem Schneeschmelzen auf den Bergen fehlt es dann dem Wasser an Fall und der Boden wird zum See. Wer in dieser Zeit den Weg zu Fuss geht, hat keine Wahl, er muss ohne Gnad und Barmherzigkeit den See in seiner ganzen Breite durchwalten, und diess Glück wurde auch mir heute Abends zu Theil. Mit dem Strassenwesen stand es überhaupt im Kanton Graubünden noch ziemlich schlimm, hat sich seitdem aber um Vieles gebessert. Sonntags den 3. Juli. Nuch UVeberwindung des noch unter Schnee begrabenen Rückens der Buflalora, 6530‘, bemerkte ich bald nachher mir zur Linken eine Quelle aus dem Boden rieseln. Da, dachte ich, musst du dich ein wenig nach Thalietrum alpinum 352 umschauen, und wie ich die Augen näher zum Boden bringe, so steht dieses zarte Pllänzchen auch vor mir. In Menge fanı ich es jedoch gleich darauf noch auf dem schönen grossen ebenen Alp- boden, über den der Weg führt, in der Nähe der Alphütten in Gesellschaft der echten Viola Zoysü und weiter abwärts im Wald duftete Daphne striata. Das Olenwirthshaus , 5600‘, traf ich vollständig angefüllt mit Tiroler Holzhauern, die den ganzen Som- mer über in den umliegenden Wäldern arbeiten und den Sonntag regelmässig auf dem Ofen verleben ‚ auf welchen Tag der Wirth Gruber jedesmal ein Schwein schlachtet, wie in Kärnten der Wirth einen Bock. Ich nahm daher nur schnell im Vorhaus mein Frühstück ein und mit dem Vorsatz auf den Abend wieder zu- rückzukommen und da zu übernachten, trat ich um 10 Uhr den Weg nach Wälsch Luvin (Livigno) an, um mein Glück wieder mit Sazifraga Vandelli zu versuchen, die an Felswänden zwischen Li- vigno und Fıaele zwar nicht von mir, aber doch von Heer und Muret schon war gefunden worden und weil es dort wohl 2000° höher ist, als wo sie bei Bormio steht, so hoffte ich sie da jetzt noch in Blüthe zu bekommen. Vom Ofen bis Livigno sind es 4 Stunden; der Weg grösstentheils den Spoel entlang führend, ist ein äusserst schlechter. aber für den Naturfreund und insbesondere für den Bo- ianiker sehr interessant. Im Wald nicht weit vom Ofen blühte Pyrola uniflora, Senecio abrotanifolius und Saussurea alpina, doch noch nicht blühend , waren weiterhin auch zu sehen. Auf nassen Stellen traf ich Er Carex incurva;, bei einer Brücke Salix caesia; in Kalkschutthalden Cerastium latifolium und Papa- ver aurantiacum. Draussen im schönen Alpenthal von Livigno an- gelangt, schlug ich gleich den Pfad links ein, der von da nach Fraele führt, denn aber keiner gehen sollte, der nicht einen schwin- delfreien Kopf hat. Da, wo er mehr als 1000° hoch fast senkrecht über dem Abgrund hinführt, in dessen Tiefe das Wasser von Trapall rauscht und der Fuss kaum noch einen Halt findet, da verliess mich der Muth, so allein in dieser schauervollen Gegend mein Leben aufs Spiel zu setzen. Ich kehrte vorsichtig wieder meine Füsse rück- wärts — ohne Sazifraga. Sobald ich mich jedoch ausser Gefahr befand, wollte ich doch noch die Felswände untersuchen , die den Pfad links überthürmen und an einer zugänglichen Stelle stieg ich durch Schutt zu ihnen hinauf. Vielleicht, dachte ich, ist auch diess schon der Platz, und vom ersten Felsblock, dem ich mich näherte, winkte mir auch schon ein prächtiger Rasen blühender Sazifraga Vandellii zu. Jetzt, mein Glück und meine Seligkeit! Da stand nun in den Wänden Sazifraga genug, aber grossentheils in sicherer uneinnehmbarer Stellung; doch bekam ich immerhin noch mehr als vor 4 Wochen auf dem Tunnel bei Bormio, so dass ich doch in Besitz eines ordentlichen Vorrathes gelangte. — Das Thal von Li- vigno ist das schönste Alpenthal; es ist ein 3 Stunden langes und 1/, Stunde breites von schönen und hohen Bergen eingeschlosse- nes, ebenes Wiesenthal mit dem herrlichsten Graswuchs. Das Dorf, 5800’ ü. M., dehnt sich mit 3 Kirchen 2 Stunden lang darin aus. Das Volk dort wird zwar als eines der gefährlichsten im Veltlin geschildert, ich aber habe keine Ursache gehabt, diese Behauptung zu unterstützen. Ein einziges Mal anno 1846, als ich zum ersten- mal den Weg von Livigno nach Fraele machte, lies nicht ganz sauber ab. Der Mann, den ich in Livigno als Träger und Führer ge- miethet und ihm Wirthshaus auch gleich bezahlt hatte, warf mir, schon bevor wir an die gefährlichen Stellen kamen, den Bündel hin und lief wieder heim. Den 4, Juli Früh 4 Uhr verliess ich den Ofen; in 3 Stunden geht man von da nach Cernetz. 1%, Stunde weiter unten traf ich blühendes Erysimum strietum und Veronica spicata, auch Atragene alpina. Um 12 Uhr kam ich in Bevers an, nahm auf der Post- expedition mein Tiroler Packet in Empfang und besorgte meine Pflanzen. Am 5. Juli Nachmittags, am Eingang ins Beverser Thal hinter der Säge, Potentilla salisburgensis und Carex microglochin. 6. Juli. Um heute Ranunculus parnassifolius zu sammeln, ging ich Früh 4 Uhr aus, dem Piz Padella zu. ‘An Felsköpfen noch in der Waldregion blühte Phaca australis, oben auf den Alpen- wiesen begegnete mir Ranunculus pyrenaeus, auf den Granitköpfen stand Myosotis nana und grossblumigte Potentilla salisburgensis, Sazifraga moschata und Carex rupestris. Auf den Grasplätzen von da gegen den Piz Padella blühte Primula integrifolia; weiterhin in den Schutthalden stand Ranunculus parnassifolius und Saussurea alpina. In der Einsattlung zwichen Piz Padella und dem Granit- kopf stieg ich nun abwärts, um ins Beverser Thal zu gelangen. Im Schutt am Fuss der Köpfe stand Salix helvetica, Ranunculus gla- cialis , prächtige Primula latifolia und integrifolia und Aronicum glaciale. Glücklich ins Thal hinabgelangt, kam ich Nachmittags 2 Uhr wieder in Bevers an. Am 7. Juli wurde eingelegt und den übrigen Theil des Tages gerastet, weil meine Schuhe den Flicker nöthig hatten. Den 8. Juli Früh %,4 Uhr bei herrlichem Wetter machte ich mich auf den Weg auf den Albula. Auf der Passhöhe angelangt, 7300‘, stieg ich rechts hinauf in die Kalkseite und durchzog all’ die Schutthalden, die sich von den Spitzen des Gratis gegen die Strasse herabziehen in ihrer ganzen Ausdehnung; dabei fand ich in schöner Blüthe: Soldanella Clusü, Primula integrifolia, Campa- nula thyrsoidea, Geum reptans, alle Phaca, Potentilla minima und grandiflora, Anemone vernalis und narcissiflora, Sazifraga Seguiert, Ranunculus Thora. Der Strasse nach und auf der gegenüberlie- genden Granit- oder Schattenseite lag noch Alles unter Schnee. Um 3 Uhr Nachmittags kam ich heim und legte ein. Am 9. Juli wurde zu Hause geblieben und getrocknet. Sonntags den 10. Juli ging ich nach St. Moritzi zum Sauer- brunnen und fand an einem Bächlein ober dem Dorf zahlreiche Kobresia caricina. Oesterr. botan. Zeitschrift. ll. Heft. 1866, 26 354 Am 11. Juli Morgens 4 Uhr bei schwarz behängtem Himmel lenkte ich meine Schritte ins Beverser Thal hinein. Je länger, je finsterer ward’s, die Berge lagen bis herunter im Nebel und zeit- weise fing es auch zu regnen an; doch als die Sonne höher kam, wurde sie Meister und das Wetter wieder gut. Im Grund des Thales fand ich Carex irrigua , Gentiana lutea X punctata, d.i. Charpentieri, Arenaria biflora, Daphne striata, Sazifraga exarata. Auf dem Grat, zu dem ich rechts auf der Albulaseite hinauf stieg, blühten: Myosotis nana, Androsace glacialis, Aronicum glaciale, Primula integrifolia und viscosa, Ranunculus glacialis, Gentiana alpina Vill. Dann fand ich noch ein Exemplar einer hybriden Primel, wie es scheint aus P. viscosa und farinosa entstanden. Das Kraut gehört der erstern an, der Blüthestand, sowie der ganze Habitus der Pflanze der letztern, nur sind die Blumen von dunk- lerer Farbe. Den 13. Juli. Das Wetter schön und so hielt ich es an der Zeit, dem Piz Lat in Unter-Engadin auf der Tirolergränze meinen Besuch abzustatten und mir von ihm die neue Draba nivea Sauter zu erbitten, die vor 2 Jahren Kajetan Freyberger, Bergknappe von Gastein, damals als Soldat in Finstermünz stationirt, auf ihm gefunden resp. entdeckt hat. Donnerstag, den 14. Juli. Als ich diesen Morgen im Inter- esse der Draba nivea um 134 Uhr aufstand und zum Fenster hin- ausschaute, da hatte es heute Nacht geregnet und der Himmel machte noch ein so trübes Gesicht, dass ich mir für heute nichts Gutes von ihm versprechen konnte. Dennoch ging ich fort, meinen Vorsatz durchzuführen. Um 12 Uhr kam ich nach Guarda, 8 Siun- den von Bevers. Ueber Fettan, Schuols, ins Weisse Haus bei Re- müss, wo ich mir einen Schoppen Weissen geben liess. Der Wein sah schön aus, schmeckte auch gut, allein meinen Weg noch weiter fortsetzend wurde mir bald nachher nicht wohl, auch fing der längst schon drohende Regen an nun loszubrechen. So kam ich durch und durch nass, krank und zum Tod ermaltet Abends 1/8 Uhr in Martinsbruck an der untersten Gränze des Engadins an. Das Wirthshaus bei Herrn Pult, war mir eine ersehnte Er- scheinung. Für meinen Zustand hielt ich fürs Nachtessen einen guten Kaffee nun für das Angemessenste; ich liess mir den geben und ein Glas Rhum dazu. Nach dem Kaffee wurde sogleich im Bett Erhohlung und Besserung gesucht; 15 Stunden weit war ich heute gegangen. Den 15. Juli, Ich schlief gut und fühlte mich diesen Morgen wieder hergestellt, weil der Regen aber noch fortdauerte, so wurde heute Rasltag gehalten. Der Piz Lat, mein erstes Ziel, liegt Mar- tinsbruck gegenüber auf dem rechten Innufer und reckt dort, etwas zurückstehend, hoch über seine Nachbarn sein gewaltiges Haupt in die Lüfte, das von dieser Seite aus gesehen einem abgestutzten Kegel gleicht. Von der Engadiner Seite aus ist der Berg sehr steil und mühsam zu besteigen und will man von bier aus die Sache 355 unternehmen, so muss man bei Strada, '/, Stunde obenher Mar- tinsbruck die Innbrücke benützen, um auf dessen rechtes Ufer zu gelangen, Besser aber soll die Besteigung von Nauders aus gehen und ohne alle Beschwerde lässt sie sich von Reschen im Vintschgau aus bewerkstelligen. 16. Juli. Im Laufe dieses Vormittags heiterte sich der Himmel auf. Nachmittags 4 Uhr verliess ich Martinsbruck, um an diesem schönen Abend noch über Nauders nach Reschen zu gehen. Im österreichischen Grenzbureau zu Martinsbruck wurde mein Pass visirt, Zwischen Nauders und Reschen ging ich einen Bauer auf der Strasse um Auskunft an, wo der Piz Lat am besten zu bestei- gen wäre? Er empfahl mir Reschen. Von da aus könne ich mor- gen Früh fast immer über Grasboden ganz gemächlich auf den Berg gehen. Der Piz Lat hat auch in der That auf der Tiroler Seite ein von der Engadiner ganz verschiedenes Ansehen. Der dort hoch aufgethürmte Kegel wird, von Reschen aus gesehen, zum lang gedehnten Bergrücken, der in einzelnen begrasten Absätzen sich ganz allmälig auf die Rescher Scheidegg herunterzieht. Ich nahm daher im Rescher Wirthshaus mein Nachtquarlier. Sonntag den 17. Juli. Bei schönem reinen Himmel nahm ich nun diesen Morgen um 4 Uhr vollErwarten und Hoffnung die Ex- kursion auf den Piz Lat zur Hand. Auf den Alpwiesen, die seinen Fuss bekleiden war Crepis alpestris das erste mir Willkommene; auch Centaurea Phrygia sah ich da, aber noch nicht blühend. Der Piz Lat ist ein Kalkgebirg von Westen nach Osten ziehend, das in schauerlich abgerissenen Wänden seine Nordseite dem Engadin zukehrt, während seine Südseite einen langgestreckten Rücken zeigt, der mit sparsamer Vegetation bekleidet und leicht zu er- steigen ist. Bis zum Fuss des Hauptrückens herauf, erstreckt sich der Gras- und Alpenboden. Die oberste Höhe des Rückens ist durch ein eidgenössisches Kreuz bezeichnet, sie mag 7500’ be- tragen. An das südwestliche Ende dieses Kalkgebirges lehnt sich südwärts streichend eine Urgebirgsketie an. — Die über den Rücken hinauf ziemlich häufigen Arabis pumila und Draba aizoides waren nicht vermögend mich lange zu fesseln, ich strebte dem Grat zu. Als ich auf die Scheide kam, so stand da im Kalkge- steine gerade auf dem Boden eine Menge blühender weisser Dra- ben, wovon übrigens die fomentosa bei weitem die Mehrzahl bil- dete. Zwischen ihr und einer Form Wahlenbergiü standen aber auch Rasen noch einer dritten, die ich sogleich, nun reich und überglücklich als die gesuchte nivea begrüsste. Uebermüthig in meinem Glück suchte ich aber nur die grössten und schönsten Rasen aus, die kleineren Exemplare liess ich stehen. Leid war es mir, dass sie nirgends noch Schötchen angesetzt hatte, sie stand gerade erst im Anfang der Blüthe. Der Mittelformen und Ueber- gänge aber gibt es so viele, dass es bei manchen Individuen dieser Drabenherde schwer fällt zu entscheiden, ob D. tomentosa Whlbg. oder D. fladnizensis Wulf., oder D. nivea Sauter. Diejenigen 26 * 356 Exemplare, die am meisten das Recht haben auf die Ehre Anspruch machen zu können, für die nivea anerkannt zu werden, haben die grössten und vielfach verzweigten Rasen mit vielen Blattrosetten, die sich nach oben zu kugelig zusammenneigen. Von meiner an- fänglichen Meinung, sie möchte ein Bastart von tomentosa und aizoides sein, bin ich längst abgekommen; dass sie dagegen von tomentosa und fladnizensis abstamme, möchte ich auch nicht positiv behaupten, denn die Zahl der Individuen, die auf den Piz Lat zur nivea hinneigen, ist grösser als die der fladnizensis, was nicht wohl stimmen würde, wenn sie ein Bastart dieser letztern sein sollte, Auch auf dem Stern in Kärnten und auf dem Rawyl in der Schweiz, wo ich sie fand, aber lange nicht so zahlreich als auf dem Piz Lat, sah ich keine fladnizensis in der Nähe. Weil bekanntlich die Dr. iomentosa fast immer in Felsritzen der Kalkalpen nistet, so kann sie in solchen eingezwängten Verhältnissen auch nur fester zusammenge- presste Rasen oder Polster bilden; hier aber auf dem Piz Lat entsprosst sie keinen Felsritzen, sondern sie steckt in dem Kalkschult geradezu auf demRücken des Berges und ist somit nicht gehindert im Ausdehnen und Ausbreiten ihrer Wurzel und Stämmchen. Desshalb kam mir schon oft der Gedanke, die Dr, nivea für eine lockere Form der iomentosa zu halten und sie nicht als eigene Art, wenigstens in meinem Herbar bestehen zu lassen. Offenbar kommt der Pflanze auf dem Boden ein reichlicherer Wassergenuss zu, als derjenigen in der Ritze der Felswand und bekanntlich glättet das Wasser; daher habe ich auch früher schon mit Hilfe der „Beiträge zu einer kritischen Aufzählung der Schweizerpflanzen und einer Ableitung der helvetischen Pflanzenformen von den Einflüssen der Aussenwelt durch Hegetschweiler. Zürich 1831;* und erst kürzlich mit Benützung der von Herrn A. Kerner aufgestellten Grundsätze in Besprechung „guter und schlechter Arten,* mich bemüht mir die Sache zu erklären. Ganz hat mir diess aber doch noch nicht ge- lingen wollen. Warum sind sich die Individuen nicht alle gleich, warum gibt es auf dem Piz Lat solche, die im Vergleich zu ihren dichtfilzigen Nachbarn fast glatt genannt werden könnten und doch stehen sie alle durcheinander und unter den gleichen äusseren Verhältnissen, gleiches Klima, gleiches Substrat? — Zu einer fest- stehenden Ueberzeugung in Betreff der Dr. nivea Sauter bin ich desshalb noch nicht gelangt und werde vielleicht auch nie dazu kommen. — Ausser diesen Draben stand noch Gentiana brachy- phylla auf dem Grat, in dichten festen Rasen mit grossen Blumen. Von dem Kalkgebirge weg zog ich mich jetzt hinüber auf das Ur- gebirg. Cardamine alpina und Aronicum glaciale bildeten die Vor- posten auf den ersten Felsstöcken; dann wurde ich erfreut durch die Gegenwart von Arabis coerulea, Primula glutinosa und Solda- nella Clusi. Diese Soldanella hätte ich fast für die minima ge- halten, so übereinstimmend mit dieser waren die kleinen Blumen- slöckchen nebst ihrer Farbe und innern Schattirung, nur die Blätter waren nich‘ ganz die der minima und dann noch der Granit dazu. 397 — Mit diesen lieben und schönen Kindern in der Büchse war ich Mittags 12 Uhr schon wieder in Reschen zurück; ass da zu Mittag, ging dann durch Vintschgau hinab, und langte Abends über Mals und Taufers in Münster im Münsterthal an und blieb da im Wirths- haus des Herrn Doktor über Nacht, Den 18. Juli. Nach genommenem Frühstück und vollbrachtem Einlegen ging ich weiter. Von St. Maria aus nahm ich den Weg in die Münsterer Alpen, um durch diese und von da über die Cer- netzer Alpen und den Ofen ins Ober-Engadin zurückzukehren. Im Wald bei Münster blühte Campanula urticaefolia und Pyrola uni- flora. Bis in die Hütten auf den Münsterer Alpen hat man von St. Maria aus 5 Stunden. Der Weg ist weit und von den Hülten weg ist es nur noch 2 Stunden bis Fraele: sie liegen schon jenseits des höchsten Bergübergangs auf der südlichen AbJachung. Die Wasserscheide selbst, 600° ü. M., ist eine schöne Alpe und steigt von beiden Seiten so allmälig nur an, dass man ganz unbemerkt darüber wegkäme, wenn die veränderte Strömung des Wassers einen nicht darauf aufmerksam machte. Die Wasserscheide zwi- schen St. Maria und Fraele ist eine wälsche Schaafalpe, Dosso rond geheissen. Erst weiterhin, in der Richtung gegen Fraele kommen dann die Münsterer Alpen, in zwei Senntliümer abgetheilt. In den hintern Hütten, 1/, Stunde von den vordern beschloss ich zu über- nachten. Nachdem ich bis auf Dosso rond nichts für mich Wich- tiges gesehen, so zeigte sich auf der südlichen Abdachung zwischen Dosso rond und der ersten Münsterer Alpe etwas um so Angeneh- meres. Rechts uud links vom Pfad war der Boden besetzt mit Valeriana supina und Oxyfropis uralensis; und am Ufer des Baches stand Thalictrum alpinum, Carez bicolor und microglochin. In den Hütten bei den romanischen Seen fand ich bereitwillige Aufnahme. Für’s gemeinschaftliche Nachtessen gabs einen delikaten Stertz aus Rahm und Roggenmehl. In den Alpenwäldern des Unter-Engadins und Münsterthals hausen immer noch Bären in beträchtlicher Zahl, die im Sommer vorzugsweise aus den wälschen Schafherden sich ihr Mahl aussuchen; einen fetten Schafbraten ziehen sie jedem andern vor. Eine Alte mit 2 Jungen treibt schon seit einiger Zeit so ihr Wesen in der hiesigen Gegend. Wie wir nun heute Abend ums Feuer herumsitzen, kommt auf einmal der Hirte in die Hülte hereingeslürmt und ruft: „der Bär ist da; der Bär ist da!* Die Bergamasker uns gegenüber, unter deren Herden sie sich gemischt hatten, erhoben einen furchtbaren Lärmen um sie zu vertreiben, und grosse Feuer wurden angezündet. Weil allen Lombarden seit der letzten Revolution die Gewehre abgenommen wurden von der österreichischen Regierung, so haben diese Hirten kein anderes Mittel sich zu schützen. Nach und nach wurde es still, der Bär war weiter gezogen, wir legten uns zur Ruhe. Mein Lager war ein Breit neben dem Feuerherd hingelegt und ein wollener Tep- pich, in den ich mich wickelte; dabei unterhielt ich die Nacht durch das Feuer. 358 Am 19. Juli kam Morgens die Nachricht herüber, der Bär habe gestern Nacht den Wälschen 2 Schafe genommen. Auf der Höhe der Wasserscheide gegen Osten gränzen die Münsterer Alpen an die von Cerneiz. Da ist die March. Gestern nun überschritt das Cerneizer Vieh, das die Krankheit hat, d. i. die Maul- und Klauen- seuche, die March und kam ins Münsterer Gebiet herüber, Heute Früh musste nun gleich einer der hiesigen Sennen hinauf, um mit Zerneizer Hirten ernstliche Rücksprache zu nehmen und sich solche Besuche für die Zukunft zu verbielen. Da das gerade mein Weg war, den ich dem Ofen zu zu nehmen hatte, so begleitete ich den Sennen bis auf die March. Hier überzog Thalictrum alpinum voll- ständig den ganzen Gebirgsrücken, so dass ich keinen Fuss setzen konnle, ohne ein Thalictrum zu zertreten. Tiefer unten an Fels- parthien stand Aronicum glaciale. An der Sirasse gegen den Ofen blühte in Menge Senecio rupestris und sehr schöne Crepis alpestris. Das Ofenwirthshaus traf ich wieder vollständig gefüllt mit Tirolern, die jetzt ins Engadin in Heuet gingen; ausser diesen dann noch den Postkontrollor von Chür auf einer Visitationsreise begriffen. Er will morgen durch’s Münsterthal nach Mals in Tirol und ich über Livigno und den Laviruns nach Bevers. Den 20. Juli mit Tagesgrauen fing das Haus an sich zu ent- leeren. Die Tiroler nahmen den Weg nach dem Engadin, ich den nach Livigno. Nur 1% Stunde vom Ofen über den grasigten Rücken, bevor man den Spoel hinabkommt, stand zahllose Crepis Jacquini und Senecio abrotunifolius. In den Kalkschutithalden bei Papaver und Cerastium latifolium breitete sich nun auch Crepis pygmea aus. Es war ein herrlich schöner Morgen und das Thal von Wälsch Luvin mit seinen üppigen Wiesen lag vor mir wie ein Paradies in den Alpen. Meine Richtung nahm ich nun gleich rechts ins Val Federia hinein. An der Casanna-Alp hinauf, über deren Grat ich nur stellenweise den Weg noch über hohen Schnee dem Laviruns hin bahnte, blühte Senecio carniolicus, Potentilla minima und Alsine recurva, während die Kalkköpfe sich mit Potent. frigida, Pupaver aurantiacum und den schönsten rosenrothen Räschen und Polstern von Androsace glacialis schmückten. Bei den Zuzer Alphütten am Fuss des Laviruns, Engadiner Seits, ist Cinneraria tenuifolia Gaud. eine so gemeine Pflanze, wie in der Nähe der Sennhülten in den Berner Alpen es die ©. cordifolia ist, Abends kam ich glücklich in Bevers an. Den 21. Juli vertauschte ich mein Logis in Bevers mit einem in der Au, einem Wirthshaus an der Strasse, !/, Stunde untenher Bevers. (Schluss folgt). N 10. 11. Die europäischen Alopecurus-Arten. Von Viktor von Janka. . Glumae muticae v. ad summum mucronaltae; palea unica 2. Glumae aristatae; paleae duae (Colobachne). 11. Inflorescentia capitata; glumae coriaceae valde gibbosae, va- gina folii supremi in parte superiore vesiculoso-inflata: Alopecurus utriculatus Pers- Inflorescentia plerisque cylindrica (in A. alpino et A. brachystachy solum capitatla v. subcapitala); glumae haud co- riaceae nec gibbosae; vagina suprema adpressa vel plus minus inflata, 3. Glumae in carina breviter ciliatae, puberulae vel solum sca- briusculae, 4. Glumae in carina longe ciliatae. 6. . Palea aristata. 5. Arista nulla; glumae oblique truncatae mucronato- acutae: A. crypsoides Griseb, . Glumae acuminalae; vaginae omnes aequales adpressae; annuus: A. agrestis L. Glumae acutae; vagina suprema paullo inflata; perennis: A. bulbosus L. . Glumae apice divergentes vel recurvae: A. nigricans Hornem. (A. ruthenicus Weinm., A. castellanus B. et R.) Glumae apice rectae. 7. . Inflorescentia capitata, ovalis vel oblonga. 8. Inflorescentia lineari-cylindrica. 9. Culmus crassus sub apice subito constrictus: glumae obtu- siusculae: A. alpinus Sm. Culmus tenuis; glumae acutae: A. brachystachys M. a B. . Glumae triente inferiore vel ad medium usque connalae: A. pratensis L. Glumae ima basi connatae vel omnino liberae, 10. Panicula cylindrica crassiuscula, spieulae ovato-oblongae; arista glumam plerumque superans; vaginae virides: A. geniculatus Link. Panicula eylindrica graeilis; spiculae ellipticae; arista glumam vix excedens; vaginae caesiae (totius plantae color. caesius): A. fulvus Sm. Folia plana, arista rectiuscula paleam aequans vel brevior, glumas haud excedens: A. Gerardi\V ill. Folia angustissima convoluta; arista geniculato-divergens palea multo longior glumas duplo superans: A. vaginatus Vill. Neusiedel am See, am 13. September 1866. —esao m—— 360 Correspondenz. Wien, am 3. Oktober 1866. Aster Tripolium und Veronica Anegallidi-Beccabunga waren die letzten Pflanzen, die ich noch vor meiner Abreise aus Neutra notirt, und zwar hat letztere am Neutraufer in der Insel; Erstere hingegen auf einer feuchten Wiese zwischen Neutra und Tornöcz ihren Standort. — Es würde mich freuen meine Doubletten durch Privattausch verwerthen zu können. Denjenigen Herren Botanikern, denen einzelne Parthien von Pflanzen aus der Neutraer Gegend erwünscht wären, will ich bereitwilligst dienen und erlaube mir meine Adresse hier beizusetzen. Sigmund Schiller. Wien, Mariahilf, Webgasse Nr. 5, Thür Nr. 13, Parad, am 25. September 1866. Diesen Sommer habe ich kaum 12 Exkursionen gemacht, da- von zwei in Gesellschaft des Herrn v. Janka, dem ich ein ge- sammeltes Thlaspi vorzeigte, welches wir weder für alpestre wegen der grossen Petalen noch für ein praecox wegen der weissen Antheren halten konnten, blieben jedoch den Schöltchen zufolge bei der Benennung „alpestre.* Aber wie freut es mich, dieses Thlaspi in der letzten Nummer Ihrer botan. Zeitschrift (XVI. Jahr. Nr. 8 pag. 297) „Thlaspi Jankae Kerner“ zu lesen! Wieder ein Schritt zur Unsterblichkeit des Namens „Janka.* — Gott schülze sein theures Leben zum Besten der Wissenschaft. Das Ergebniss meiner wenigen Exkursionen war: Lycopodium annotinum L. und Blysmus compressus Panz. (welche in der Matra noch nicht gefunden zu sein scheinen) wie auch. Cyperus fuscus L., Suzifraga Aizoon Jacg., S. bulbifera L., Anemone Wahlenbergi Szont., A. silvestris L., Ranunculus arvensis var. tuberculatus DÜ., R. polyphyllus W K., R. pedatus WK., Carex Micheli Hst., C. remota L., C. montana L., C. stenophylla Whlbg. ete. ete. — Am 6. I. M. unternahm ich eine Exkursion in Gesellschaft des Herrn Rudolf v. Kempelen Entomologen und Herrn Kocianovich in das benachbarte Ko- mitat Borsod und zwar in das Gebirg „Bikk“ genannt, wo ich unter andern sammelte: Bupleurum longifokum und Astrantia major L. Die erste natürlich längst abgeblüht und ohne Frucht, dann in Bikk noch schwerlich gefundene Grammitis Ceterach .S w., auf den sogenannten Tarkö zwischen Kalkfelsen ete. etc. Ich wünschte, dass ein geschickter Botaniker den Tarkö im Laufe des Frühlings, Sommers und Herbsies jedes Monat besuchen möchte, wo viele Schätze (meiner Meinung nach) an Kalkpflanzen zu finden wären. M. Vrabelyi. Pressburg, 6. Oktober 1866. Wie bekannt richteten die Fröste am 22. und 23. Mai allent- balben an den Erdäpfeln, Bohnen, Kukuruz und besonders am 361 Weinstock argen Schaden an, wodurch die schönsten Hoffnungen auf reiche Weinfechsung vernichtet wurden, nun ergibt sich der interessante Umstand, dass an die Stelle der erfrorenen Wein- reben neue Reben hervorlrieben, die sogar Trauben ansetzten, von denen alle Leute meinten, diese würden gar nicht reif werden, welche Vorhersagung in Folge der kalten darauf folgenden Wit- terung wirklich allen Anschein hatte in Erfüllung zu gehen! doch siehe da! diese nachträglich hervorgekommenen Trauben sind, wie ich mich selbst überzeugte, völlig gut und eben so süss, wie die andern vom Froste verschont gebliebenen, der anhaltend schöne Herbst bewirkte Wunder. Auch schöne und reife Erdbeeren in Büschelehen gebunden sieht man vielen Orts zum Verkaufe auf- liegen. Wir haben noch fortwährend bis 220 R, im Schatten, was die Weinpflanzer bestimmte die Traubenlese bis 10. d. M. zu ver- schieben, Schneller. Innsbruck, 13. Oktober 1866. Demnächst erhalten Sie die für Ihre Tauschanstalt gesammelten Pflanzen, worunter auch die Euphorbia alpigena in zahlreichen Exemplaren. So ungünstig der Sommer zu Exkursionen in den Alpen war, so günstig gestaltete sich der Herbst. Ich habe diesen auch redlich benützt und bin viel in unseren Bergen herumgestie- gen. Noch vor 3 Tagen war ich mit Herrn Letocha auf dem 8400 Fuss hohen Rosskogel, wo ich unter andern für Ihre Tauschan- stalt Oreas Martiana und das seltene auf der genannten Alpe zu- erst von Sendiner aufgefundene Hypnum sarmentosum sam- melte. Kerner. Langenlois in Niederöst. den 40. Oktober 1866. Stand es schon voriges Jahr im hiesigen Bezirke nicht gut mit den Weintrauben, so steht es heuer noch schlimmer, Die Mai- fröste. zerstörten die jungen Triebe des Weinstockes fast allent- halben, nur wenige sehr geschülzte Lagen blieben verschont und lieferten schöne und süsse Trauben, während an den vom Froste beschädigten Stöcken die Beeren der, später nachgetriebenen Trauben klein und sauer blieben und so unsere Gegend heuer an Weinerträgniss bereits die dritte Missernte beklagt. Andorfer, Breslau, am 11. Oktober 1866, Ein lang gehegter Wunsch, das Riesengebirge wieder einmal botanisch durchsuchen zu können, wurde mir in diesem Sommer erfüllt. Ich habe wieder manche schöne Beobachtung über Vor- kommen und Verbreitung von Kryptogamen gemacht, die Krone aller Entdeckungen ist aber die von Isoötes lacustris, die ich 'am 29. Juli in der Gegend des Ausflusses des grossen Teiches (bei etwa 3750’ Seehöhe) in grosser Menge auffand. Meine Freude war ausserordentlich gross, wie Sie sich wohl: denken können. Die 362 Pflanze, wenn gleich hier zu Tausenden, ist doch leicht zu über- sehen, da sie weil vom Lande entfernt und bei wenigstens 4 bis 10 Fuss Tiefe auftritt. Stellenweise bekleidet sie grosse Flächen, ist aber fast immer von Bacillarien und Desmidien in ungeheurer . Menge bedeckt. Andere Begleiter fehlen ganz. Eine der Isoötes echinospora läuschend ähnliche Form findet sich in Begleitung der weit häufigeren normalen Form; ein Exemplar der erstern zeigte an 100 Blätter. In seinen Sporangien fand ich keimende Macro- sporen und selbst junge Pflänzchen, deren Blätter in Folge des beschränkten Raumes wiederholt eingeknickt waren. Eine ausführ- lichere Schilderung des grossen Teiches behalte ich mir später vor. J. Milde. Personalnotizen. — Dr. J. J, Breitenlohner wurde als Direktor an der vom Fürsten Schwarzenberg in Lobositz errichteten chemischen Sta- tion angestellt. — Dr. Julius Wiesner wurde mit der Lehrkanzel für Waarenkunde am polytechnischen Institute in Wien betraut. — Friedrich Veselsky, Landesgerichtspräsident in Kutten- berg ist vor Kurzem gestorben. — Dr. Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Halle ist am 12. Oktober, 72 Jahre alt gestorben. Hoffentlich wird dadurch dem ferneren Erscheinen der „botanischen Zeitung,“ wel- che der Verewigte durch 24 Jahre in so ausgezeichneter Weise redigirte, kein Abbruch geschehen: was um so weniger zu be- fürchten ist, als dem Journal ein anderer Redakteur in der Person des gefeierten Hugo von Mohl verbleibt. — Stephan Deszäthy, Apotheker in Essegg, ein um die Erforschung der natürlichen Verhältnisse Slavoniens viel verdienter Mann ist am 11. August im 37. Lebensjahre einem Schlaganfalle erlegen. — Ueber Dr. Theodor Kotschy bemerkt die in Halle er- scheinende „botanische Zeitung“ unter anderem: „..... aber man hat ihm nicht von Seiten des Staates eine Stellung gegeben, in welcher er als naturforschender Reisender hätte wirksam werden und eine Schule bilden können für Reisende, die den Orient und Aegypten genauer kennen lernen wollen und welche so ausgebil- det für einen Staat hätten von grossem Nutzen sein können, der schon stets in starkem Verkehr mit dem Osten gewesen war. Ein noch im J. 1864 von K. herausgegebenes in Wien erschienenes anspruchloses Büchlein „Ueber Reisen und Sammlungen des Natur- 363 forschers in der asiatischen Türkei, in Persien und den Nillän- dern“ zeigt, dass K. sich selbst bewusst war, in dieser Beziehung vollständig zur Belehrung dienen zu können, da ein reicher Schatz von Erfahrungen, die nicht auf dem mühelosesten Wege errungen waren, in ihm ruhete. Mächtige Gönner scheinen K. gefehlt zu haben, Protestant war er überdiess und so musste er sich begnü- gen mehr benützt zu werden, als selbstständig in botanischen Ar- beiten aufzutreten, welches ihm erst in neuerer Zeit, wie es scheint, auszuführen vergönnt ward. Endlicher, welcher Kotschy’s Werth erkannt zu haben scheint..... a — Don Vicente Cutanda, Professor der Botanik und Di- rektor des botanischen Gartens der Universität zu Madrid, starb 62 Jahre alt, am 23. Juli in Folge eines Schlagflusses. —_— > — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 1. Augusi sprach Dr. H. W. Reichardt über eine von Dr. Hla- waczek in Leutschau eingesendete Fasciation von Lilium Martagon. Sie hatte die Eigenthümlichkeit, dass sie ununterbrochen durch fünf Jahre an demselben Stocke wiederkehrte. Ferner theilte er mit, dass der Hofgärtner Maly auf seiner letzten Reise in Dalmatien um Ragusa das für Oesterreich neue Onopordon graecum G ouan, beob- achtete. Ein weiterer interessanter Fund von Maly ist Scabiosa erenata R. et Sch. auf Kalkfelsen um Cetinje in Montenegro, eine Art, welche bisher bloss aus dem südlichsten Italien, Griechenland und Südalbanien bekannt war. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am5. Juli übersandte Vicedirektor K. Fritsch eine Ab- handlung unter dem Titel: „Normaler Blüthenkalender von Oester- reich, redueirt auf Wien.* Derselbe enthält für 1092 Arten der Flora des österreichischen Kaiserstaates die mittleren Blüthezeiten, abgeleitet aus zehnjährigen Beobachtungen an 84 Stationen und reducirt auf die geographische Lage und Seehöhe von Wien mit Hilfe der Formeln, welche in einer früheren Abhandlung unter dem Titel: „Phänologische Untersuchungen“ bekannt gemacht worden sind. — Prof. Dr. Unger legte eine paläontologische Abhandlung vor, welche den Titel führt: „Die fossile Flora von Kumi auf der Insel Euböa.* Der Verfasser besuchte im Jahre 1860 selbst diese Lokalität, um sich von dem Gehalte und von dem Reichthume der daselbst vorkommenden Pflanzenpetrefacte zu überzeugen. Von einer damals in wenigen Tagen zusammengebrachten Sammlung aus 200 Stücken ergaben sich 56 grösstentheils neue fossile Pflan- zenarten. Seit jener Zeit sind ihm aber von demselben Orte mehrere tausend Stücke zugegangen. Sie haben nicht nur die Zahl 364 der Arten bis auf 114 erhöht , sondern auch den Gesichtskreis in mancher Beziehung erweitert, Aus, den Untersuchungen Rolh's, Wagner’s und Gaudry’s geht hervor, dass die berühmte Abla- gerung von Säugelhierknochen zu Pikermi in Attica der Zeit nach wenig oder gar nicht differirt von jenen pflanzenführenden Abla- gerungen auf der Insel Euböa. und. anderer Orte, und dass beide den obern Schichten der Mitteltertiärformation angehören. Man hat also in den Mergellagen von Kumi die Reste derjenigen Baum- und Straucharten vor ‚sich, die das ägäische Festland — das heutige ägäische Meer — zur selben Zeit bedeckten, als jene Säugelhiere ‘darauf lebten. Von den 51 bisher entdeckten fossilen Thierarten sind. die Mehrzahl Raubthiere, gigantische Dickhäuter und Wieder- käuer. Ihre nächsten Verwandten leben gegenwärlig. in Afrika, Sie zeigen also, dass die ehemalige Thierwelt Griechenlands einen Charakter besass, der dem heutigen südafrikanischen zunächst kam. Es liess sich erwarten, dass die Flora davon keine Aus- ‚nahme macht. In der That sind von 114 Pflanzenarten Kumi’s 47 Arten, also: über. 40pCt., deren ‚nächste Anverwandte gleichfalls Südafrika und den Kapländern eigen sind. Die hier vertreienen Galtungen erinnern sammi ‚und sonders an das Tafelland und Port natal. — Prof. J. Böhm hielt einen ‚Vortrag „über die Eutwicke- lung von Gasen. aus abgestorbenen Pilanzentheilen.“ Unter den Re- spirationsprodukten der in kohlensaures Wasser eingeltauchten Landpflanzen fand Böhm sehr häufig nebst Kohlensäure, "Sauerstoff und Stickgas auch eine geringe Menge von Wasserstoff. Ebenso fand Boussingauli bei ganz gleicharligen Versuchen eine sehr kleine Quantität eines mit Sauerstoff verpuffbaren Gases, welches dieser Forscher jedoch für Kohlenoxyd erklärte. Durch anderwei- tige Versuche zur. Ueberzeugung gelangt, dass die‘ lebenden Pflanzen das Wasser nicht zerlegen und dass jene Versuche, ‘bei denen sonst unter den Athmungsprodukten Wasserstoff gefunden wurde, andere Quellen dieses Gases nicht ausschliessen, folgerte Böhm, dass das von ihm gefundene Hydrogen ein Produkt der sich zerseizenden Pflanze sei. Diese Vermüthung wurde gerechtferliget durch Versuche mit Blättern, welche früher durch Kochen oder durch Austrocknen getödtet wurden. Es entwickelte sich aus den- selben nebst Kohlensäure und Stickgas stets auch Wasserstoff. Versuche zeigten, dass sich die Volumina der ausgeschiedenen Kohlensäure und des Wasserstoffes verhalten wie 1 zu 1, ein Ver- hältniss, wie es der Bultersäuregährung entspricht, der einzigen Gährungsart, welche mit der Abscheidung von Wasserstoff verbun- den ist, Durch die bekannten Reaklionen wurde das Auftreten von Buttersäure in dem die Blätter enthaltenden Wasser auch direkte nachgewiesen. Nach der bisherigen Annahme wird die Butter- säuregährung durch Infusorien veranlasst. Böhm jedoch erklärt das die Buttersäuregährung der Blätter bedingende Ferment für vegelabilische, nur die gewöhnliche Molckular - Bewegung zei- gende Organismen, So wie aus Blätlern, so erfolgt die Abschei- 365 dung von Wasserstoff auch aus dem Brei von Kartoffeln, dem Weizen- und Kartoffelmehle, den zerstossenen Früchten von Quercus und Aesculus und aus der Lösung von gewöhnlichem Trauben- zucker. Aus dem im Wasser vertheilten Birn- und Melonenbrei entwickelte sich nur Kohlensäure; wurde derselbe jedoch früher gekocht, so erleidet er die Bultersäuregährung. Scherer fand bei der Analyse der Brückenauer Mineralquellen Butiersäure und sprach über die Ursache von deren Auftreten Vermuthungen aus, welche durch Böhm’s Untersuchungen vollkommen bestätiget werden. Böhm ist der Meinung, dass das von den Thieren ausgeschiedene Wasserstoffgas ebenfalls ein Produkt der Buttersäuregährung sei. Erfolgt die Alkohol- oder Buttersäuregährung des Zuckers in sorg- fältig ausgekochtem Wasser, so ist den ersten gasförmigen Pro- dukten stets auch Stickstoff beigemengt. Dieses Gas stammt aber nicht etwa von zerlegter stickstoffhältiger Substanz, sondern ist der Rest des absorbirten atmosphärischen Stickgases, welcher durch Kochen nicht ausgelrieben werden kann. Diess widerlegt die Annahme der- jenigen, welche das unter den Respirationsprodukten der Pflanzen auftretende Slickgas theilweise wenigstens von zersetzter Pflanzen- substanz ableiten. — In einer Sitzung‘ der kais. Akademie der Wissen- schaften am 12. Juli übergab Prof, F. Unger eine „Notiz über fossile Hölzer aus Abyssinien.“* Hofrath v. Heuglin hat dieselben im Jahre 1862 auf einer Reise in Abyssinien, und zwar in den Hochländern um die Djidda und dem Bäschlo so wie in Wadla ge- sammelt, wo sie in einer Höhe von neun- bis zehntausend Fuss vorkommen. Sie erscheinen hier in grosser Menge theils als Stämme von 1'/, bis 2 Fuss im Durchmesser, theils in zahllosen Trümmern in einem Konglomerate, welches den vorherrschend vulkanischen Boden bedeckt. Ihre Verkieselung an Ort und Stelle aus den noch gegenwärlig vorhandenen zahlreichen heissen Quellen unter- liegt keinem Zweifel. Es war nun die Frage, ob dieses verstei- nerte Holz aus mehreren Arten bestehe und. ob diese schon Zu den beschriebenen Formen gehören oder nicht. Die anatomische Untersuchung hat gezeigt, dass, so mannigfaltig auch das äussere Aussehen dieser Fossilien ist, sie doch ohne Ausnahme nur einer einzigen Baumart angehört haben; ferner, dass dieses Holz mit jenem des sogenannten versteinerten Waldes bei Cairo eine und dieselbe Gattung, nämlich Nicolia aegyptica Ung. bilde, welche, nach vergleichenden Untersuchungen mit recenten Hölzern zu schliessen, sich an die Familie der Sterculiaceen und Bombaceen anschliesst. Es ist nun aus diesen Untersuchungen ersichtlich, dass der Ursprung des Holzes des versteinerten Waldes bei Cairo in den Hochländern Abyssiniens zu suchen sei, was der Verfasser zum Theil schon früher andeutete, indem er jenes Holz vor seiner Verkieselung als vom Nile heruntergeflösst betrachtete. _— 366 Literarisches. — Broome gibt im Journal der kön. Gartenbau-Ges ellschaft in London (1866) eine Abhandlung über Trüffeln und deren Kultur. Zuerst behandelt er die verschiedenen Trüffeln (Tuber aestivum, brumale, melanosporum etc.) und zeigt, dass diese auf Kalkboden vorzugsweise unter Eichen vorkommen, und keine Schmarotzer auf den Wurzeln derselben sind, wie man früher annahm. — Von Dr. M. Willkomm erscheint heftweise ein Werk über die mikroskopischen Feinde des Waldes, als Beiträge zur -Kenntniss der Baum- und Holzkrankheiten. Das 1. Heft 124 Seiten mit 4 Holzschnitten, ist bereits ausgegeben worden. — Freunden der Rosenkultur empfehlen wir Gechwind’s „Hybridation und Sämlingszucht der Rosen“ ind Lieferungen (Wien), in welchen Aufzählung und Charakterisirung der kultivirten Rosen gegeben wird, dann Anleitung zur Erziehung der Rosen durch gegenseitige Befruchtung, aus Samen etc. — Ferners Sorauer’s Aufsatz über Rosenzucht in Berlin (Regel’s Gartenfl. Juniheft 1866, S. 164), so auch den Artikel von Metz über Rosenkultur in den Verhandlungen des Gartenbau-Vereines in Erfurt (1862) und im Auszuge in besagter Gartenflora, S. 185; — so auch Jager’s Auf- satz „die Rose als Guirlande* verdient Beachtung (Gartenfl. Juli- heft, S. 147). — Wir glauben auf die Rosenkultur aufmerksam machen zu müssen, da bei uns sehr wenig davon zu sehen ist, während in Berlin z.B. jährlich 35.000 Thal. für Rosen in Umsatz kommen. — Von Dr. Alefeld ist in Berlin eine landwirthschaftliche Flora erschienen. — Von C, Haurand ist in Wien erschienen: „Die Vervoll- kommnung der Land-, Forst- und Volkswirthschaft in illustrirten Darstellungen.“ Von demselben Verfasser ist erschienen eine „geographisch-physikalisch-slatistiische Reise- und Geschäftskarte der mitteleuropäischen Staaten.“ Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Reuss in Wien, mit Pflan- zen aus Niederösterreich. — Von Herrn Andorfer in Langenlois, mit Pflan- zen aus Niederösterreich. — Von Herrn Buchwald in Brandenburg, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn Baron Fürstenwärther in Graz mit Pllanzen aus Steiermark. Sendungen sind abgegangen an dıe Herren: Luerssen, Vrabely Czech, Sachs. En m nu nn L. 367 Mittheilungen. — Prof. F. Unger hat im vorigen Jahre die berühmten Platanen bei Canosa nächst Ragusa in Dalmatien besucht und bemerkt bezüglich der- selben in der „Oesterr. Revue 1866 p. 123: „Vor der Mächtigkeit dieser Pla- tanen wird die Menschengrösse zum Würmchen., Ich habe viele alte und ehr- würdige Platanen in Griechenland und namentlich auf der Insel Euboea zu sehen Gelegenheit gehabt, ich habe eine berülmte Platane in Damascus be- wundeıt und gemessen, bei der der Bruch eines Astes, welcher sich über ein ganzes Revier von Buden ausbreitete, vier de:selben zermalmte, Allein die zwei Platanen von Canosa, einer kräftiger als der andere müssen alle Bäume dieser Art in Schatten stellen. Unter ihren Aesten könnte füglich ein kleines Dörfchen stehen. Der Stamm 42 Fuss im Umfang gibt einen Durchmesser von 14 Fuss, während der Stamm der Damaszener Platane 3 Fuss, über dem Bo- den nur 40 Fuss im Umfange mass. In der That versammelt sich die gesammte Dorfjugend sonntäglich zu gemeinsamen Spielen unter ihrem Schatten. Ihre kräfiigen niederhängenden Aeste geben die vortrefflichsten Schaukeln. Jeder Fremde besucht dieses Wunderwerk der Natur, das gegenwärtig im kräftig- sten Wachsthume stehend noch manches Jahrhundert überdauern dürfte.* — Gastrolobium osylobioides ist für Rinder und Schafe ein verderb- liches Gift, aber nicht so für Pferde. Dieser Lezuminose wegen sollen 100.000 Acker Land in Westaustralien, wo sie vorkommt, für die Schafzucht un- brauchbar sein. — Das Aufblühen der Rosenkultur in Deutschland ist verhältniss- mässig noch sehr jungen Datums. In Frankreich hat diese Blume dagegen schon seit langer Zeit eine sorgfältige und ausgedehnte Pflege gefunden, Hoch- ‚berühmt ist vor Allem in dieser Beziehung die Stadt Brie-Comte-Robert, welche mit dreizehn Dörfern ihrer Umgegend recht eigentlich als eine Rosen- stadt bezeichnet werden kann. Seit dem Jahre 1799 haben sich dort 21 Gärtner erfolgreich mit der Kultur der Blume beschäftigt und dem Handel eine ansehnliche Menge neuer Arten zugeführt. Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der angepflanzten Rosen, gering geschätzt auf 214.400 Stück. Alljährlich wird auch in der Stadt ein grosses Rosenfest gefeiert, dass seinen Ursprung vielleicht schon im Mittelalter hat und mit dem in diesem Sommer eine grosse Rosenschau verbunden wurde. Es soll ein ebenso lieblicher als prachtvoller Anblick gewesen sein, da in einem entsprechenden Zelte, in dessen Mitte sich aus einem Springbrunnen Rosenwasser ergoss, 78.500 einzelne Rosen zusam- mengebracht waren. — Auf Guernsey trug eine einzige Hortensia 1054 Blumenballen: diese sind auf hohen Standorten gewöhnlich blau, am Meeresufer aber roth. — Es ist ausserordentlich, zu welcher Ausdelinung die Hecken und die wild wachsenden Exemplare von Ilex aquifolium in Schottland gelangen. So finden sich Hecken an verschiedenen Orten von 100-200 Fuss Länge, unten bis 15 Fuss breit und 45—28 Fuss hoch, und einzelne Bäume in Gärten von 5—7 Fuss Umfang, 3 Fuss über der Erde mit einer Höhe von 46—54 Fuss. Nicht ganz so gross, aber doch bis 52 Fuss hoch mit einem Umfang von 7 Fuss 5 Zoll an der Wurzel finden sie sich wild. — Der Hofgärtner im Kaisergarten des Praters hat diesen Herbst drei Stück Zuckermelonen ab:enommen, wovon eine 127, die andere 412 und die kleinste 98 Pfund gewogen hat. Leider waren alle drei nicht geniessbar und innen durchaus verfault. Dieselben sind probeweise auf einem Dünger- haufen gebaut worden. — Man schreibt der Pr. Ztg. aus Kaaden: Eine besondere, noch nie beobachtete Erscheinung sind heuer die Monstrositäten an den Blüthen und Früchten der Obstbäume. An den Apfelbäumen fand man sehr viele ganz ge- füllte Blüthen; an mehreren Zwetschkenbäumen sind statt lange ganz runde 368 Früchte; am meisten Monstrositäten zeigen aber die Frühbirnen. Zu den Kel- chen der Früchte wuchsen ganze Büschel Baumblätter mit Fleischwülsten und ınehrere Birnen über einander heraus; man fand sogar Birnen, welche aus sich Zweige mit Blättern trieben. Die ausserordentliche Kraftfülle der Böume in Verbindung mit der überaus günstigen Witterung des Monats Juni brachte diese Deformitäten hervor. — Ein Landwirth, Namens Trampusch, zu Breitenau in Mähren, hat in seiner Jugend auf einen Erlenstamm ein Apfelreis gepfropft. Der entstan- dene Baum trug späterhin so harte Aepfel, dass dieselben, selbst über ein Jahr lang aufgehoben, noch nicht erweicht und demnach nicht essbar waren. Tiie Aepfel waren dunkelroth, überall punktirt, von der Grösse der Jungfernäpfel. — In Mexiko hat ein Grundbesitzer Anbauversuche mit Pomperia te- nacissima gemacht, welche höchst wichtige Resultate ergeben haben und erwarten lassen, dass diese Pflanze sehr bald eine grosse landwirthschaftliche und industrielle Bedeutung erlangen wird. Dieselbe wird 8 bis 10 Fuss hoch, soll wenig Mühe beim Anbau erfordern und, einmal angepflanzt, einen drei- bis vierjährigen Ertrag geben. Der Faserstoff, den sie enthält, soll ein naclı jeder Richtung hin ausgezeichneter und dem russischen Hanfe, wenn er den- selben nicht an Güte übertrifft, doch wenigstens gleichzustellen zu sein. Das Gespinnst soll glänzend und von vorzüglicher Weisse sein. ——esses— Correspondenz der Redaktion. Herrn S. in P.: „Die Algen schon im Mai der zool.-botan. Ges. zur Bestimmung übergeben.“ — Herrn E. B. in O.: „Den Betrag mit Dank er- halten.“ — Herrn S. S. in 3 Wochen.“ — Herrn Dr. H. in B.: „Sie erhalten demnächst die Pflanzen.“ — Herrn J. L. H.: „Bitte zu senden.“ Inserate. Pränumerations-Einladung. „Allgemeine Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung.“ Herausgegeben von der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien und redigirt von Hugo H. Hitschmann. Erscheint den 4., 10. und 20. jedes Monats, 2\/, Bogen stark, im grössten Lexikon-Format, mit zahlreichen Holzschnitten und Beilagen. Pränumeralionspreis für Wien 5 fl. 50 kr., für auswärts mit Posizu- sendung 6 fl. 50 kr. ö. W Inserate werden billigst berechnet. Bücheranzeigen und Dienstgesuche zahlen überdiess nur den halben Betrag des Tarifes. Die Redaktion: Die Administration: Josefstadt, Lederergasse Stadt, Herrengasse Mölkerhaus. Landhaus. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberrevter. en _ Vor Vesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die Österreichische « p © mzuulms, j botanische Zeitschrift ie frei durclı diePost Le- m erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirtaufselbe {!ij» » {ma " Narr (Wieden, Neumang. Nr. 7) Man pränumerirtaufselbe@ärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzle, rcsen veumanz. x. (3 Thir. 10 Ngr.) a Im Wege des ganzjährig, oder Apotheker und Techniker. Buchhandels übernimmt mir 2 fl. 63 kr. Oest. W. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N>- 12 so wie alle übrigen 10 kr. Oest.W. —_ D Buchhandlungen, u N » XVI. Jahrgang. WIEN. December 1866. INHALT: Descriptiones plantarum. Von Dr. A. Kerner. — Zur Flora des Neutraer Komitates. Von Holuby. — Meine Reise nach Bünden und Tirol. Von Vulpius. — Die europäischen Brachypodium- Arten. Von Janka, — Die europäischen Nardurus-Arten. Von Janka. — Literaturberichte. Von Reichardt.Dr. Milde. — Correspondenz. Von Janka, Resely, Vulpius, Haussknecht. — Anweisung. Von Vulpius. — Botanischer Tauschverein. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Ssmmlungen. — Correspondenz der Redaktion. — Inserat. Einladung zur Pränumeration auf den XVII. Jahrgang (1867) der Vesterreichischen Botanischen Zeitschrift. (desterr. botan. Wochenblatt.) Aur die „Oesterreichische botanische Zeitschrift“ pränumerirt man mit 5 fl. 25 kr. ö. W. (3. Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wieden, Neumanngasse, Nr. 7 (331). Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat Herr C. Gerold’s Sohn in Wien, am Stephansplatz, übernommen. Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1866, 27 370 Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- EN Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 2 fl. (1 Thir. 20 Nor.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Ngr.) —7. bis 14. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 15. und 16. Jahr- gang zu 5fl. (3 Thlr. 10 Ngr.) Dr. Alexander Skofitz, Wieden, Neumanngasse Nr. 7. Descriptiones plantarum novarum. Auctore A. Kerner. 3. Salia Huteri (hastata X helvetica). — Frulex ad 2 ped. altus, rvalde amosus, ramulis patulis brevibus, novellis cano- pubescentibus, adultis glabratis subtorulosis cortice fusco-castaneo nitido tectis. Gemmae oblongo-ovalae, primum pubescentes, demum glabrae, Folia elliplica vel obovata, basi cuneata, antice breviter acula, bis longiora quaım latiora, plerumque media parte, rarius paullo superius latissima, margine remote crenato-serrata, basin versus inlegerrima, adolescentia canescentia ulrinque villo sericeo tecta, adulta supra glabrescentia saturate sed pure viridia et niti- dula, subtus cano-virentia tenue et molliter tomentosa, ad ramu- lorum basin pilis sericeis argenteis et nitidis, ad ramulorum apices vero pilis intricatis opacis vestila. Costa media subtus prominula straminea. Nervi secundarii utroque latere 10—14, paralleli, sub- recti vel marginem versus paululum antrorsum arcuati. Venulae anostomoticae in tomento delitescentes, obsoletae. Stipulae raris- simae, semiovalae, Amenta, pislilligera eylindrica, densiflora, pe- duneulata,, pedunculo brevi foliolis integris sericeo-argenteis 3—4 obsito. Squamae oblongo-spalhulatae acutiusculae fulvae, ‚apicem versus ferrugineae, pilis reclis sericeis longissimis dense villosae, Glandula ‚tori oblonga, iruncalta, flava, basin germinisattingens. Germina ex ovala basi conica, tomento brevi opaco. albido denique rarescenti et canescenti vestila, pedicellata. Pedicellus valde brevis, glandulam tori subaequans. Stylus mediveris, crassus purpurascens. Siigmala oblonga, erecio-patula, bifida. Valvae capsulae post maturi- tatem falciformes, exirorsum arcualae. Folia 30— 50” lg. .15—25"" ll ı— Amenta © 15— 25mm ri 5—6"m |, — Squamae 1—2"a Ig. — Germina 2m” Ig. — Siyl. stigm. 0,5—1"m Ig, Pedicell. et oland. om. 10; De origine hujus stirpis nulla manet dubitatio. Certe e Salice hastata et S. helvetica Vill. connubio orta est. Habitus inter pa- renles optime intermedius. Folia lata margine crenalo-serrata supra pure viridia Salicem hastatam simulant et indicant; vestitus: 371 foliorum autem et germina tomentosa originem ex Salice helvetica ostendunt. Jam ante 3 annos fruticulum non florentem in consortio pa- rentum in salicetis alpinis supra Lisens in valle tirolensi Selrain (6000°) detexi. Nuper el, Huter specimina amenlifera ad rivu- lum alpinum prope Kals (Pusterthal) circa 7000’ s. m, lecta mihi benevole communicavil. 4. Lycopus mollis. — Rhizoma oblique descendens, sur- culis subterraneis repenlibus et fibris radicalibus plurimis descen- dentibus auctum. Caulis erectus strictissimus plerumque simplex, rarissime ex axillis foliorum inferiorum ramulos breves evolvens, densissime patule albido-lanuginosus. Folia utrinque molliter lanu- ginoso-pubescentia et exinde canescenlia, ovala, lata, inferiora semel et semissi longiora quam latiora, Iyrato-dentata et auriculata, brevissime petiolata, superiora bis longiora quam latiora, in basi cuneala, sessilia vel in petiolum brevissimum eymulam nunquam excedentem abrupte contracta, omnia dentibus obtusis vel obtu- siusculis grosse dentala. Cymulae densissimae. Calyx campanu- latus limbo quinque-dentato, dente uno minore, caeteris acquali- bus, omnibus lanceolatis acuminalis spinula terminatis et eximie setuloso-ciliatis. Corolla parva, calycem aequans, infundibuliformis, alba, limbo sparsim ciliato intus punctis purpureis adsperso, sub- aequaliter quadrifido, segmento superiori subemarginato, caeteris late rotundalis, tubo inlus pilis brevibus hyalinis villoso. Stamina duo interna omnino obliterata, nulla, duo externa divergentia, filamentis in medio tubi insertis, antheris rotundis, sacceulis sub- parallelis, rimis 2 longitudinalibus dehiscentibus. Nuculi subcom- presso-trigoni, marginibus oblusis. Caulis 250—600”" alt. — Folia 30—60®"= Ig. — 20— 35=n It. Calyx et corolla 3==]g. — Nuculi 1” 1g. In paludosis subalpinis in Tiroli septentrionali hine inde (ex. g. Längensee prope Kufstein, Seefeld prope Zirl, Patsch prope Innsbruck) gregarie crescens, primo intuitu a proximo Lycopo europaeo L. habitu strictissimo, foliis mollibus canescentibus latis, ovatis, superioribus sessilibus vel subsessilibus , foliorum dentibus obtusis, caulis indumento densissimo patule lanuginoso-villoso et floribus minoribus facillime distinguendus. — In Lycopo europaeo L.: folia superiora glabra vel puberula, oblonga vel lanceolata, in pe- tiolum alatum cymulam eximie excedentem sursum altenuala, den- tibus acutis antrorsum spectantibus instructa; caulis glaber vel le- viter pubescens et flores majores 4” = longi. A Bemerkungen zur Flora des Neutraer Komitates. Von Josef L. Holuby. In Herrn Knapp’s „Prodromus Florae Comitatus Nitriensis*“ (Verh. d. k. k. zool.-botan. Ges. in Wien, XV. Band, $. 89—174) ist mit grossem Fleisse Alles zusammengetragen, was der Verfasser theils selbst beobachtet, theils der verdienstvolle Herr Dr. Krzisch bei seinen öftern Rundreisen, besonders durch das Ober-Neutraer Komitat, und einige andere Botaniker auf diesem Gebiete entdeckt baben. Ich selbst kenne zwar nur den nordwestlichen Theil ds Komiltates von Waag-Neustadtl bisHolic, die Umgebung von Wrbowe, Temetveny (Temalin), Freistadt und Udvarnok; da aber in dem erwähnten Prodromus auch meine früheren Angaben sammt einigen Unrichligkeiten enthalten sind, erachte ich es für meine Pflicht solche hier zu berichtigen, und nebenbei einige Standorte dort schon aufgezählter Pflanzen hinzuzufügen, umsomehr, da ich die Gegend zwischen W.-Neustadtl und Skalitz seit fünf Jahren mehrere Male begangen habe. Equisetum palustre L. Gemein an geeigneten Orten durch das nördl. Komitat, auch im Waagthale. — Telmateia Ehrh. sammelte ich heuer an Bergbächen bei Lubina, St. Tura, Myjawa. — limosum L. Häufig im Schlamme des Baches „we Zbrodkoch* bei Lubina. Polypodium Phegopteris L. Stellenweise auf der Jaworina. Aspidium Thelypteris Sw. Die Angabe auf der Jaworina beruht auf einer Verwechslung mit dem vorigen. Cystopteris fragilis Döll. Sehr gemein in Felsspalten und an Wald- bächen des nördl. Komitaies. Lycopodium elavatum L. In Wäldern bei Wrbowce, selten. Echinochloa crus galli P. B. $. aristata N. Häufig im Woaagthale. Alopecurus geniculatus L. ß. caesius N. Stellenweise häufig im Waagthale. Phleum Boehmeri Wib. Gemein auf Hügeln des nördl. Komitates. Anthoxanthum odoratum L. Eines der gemeinsten Gräser, beson- ders im Hügellande. Digraphis arundinacea Trin. An Ufern der Waag und March nicht selten. Agrostis spica ventiL. Gemein unter dem Getreide. Calamagrostis Epigeios Rth. Am Nedzo- und dem Sandsteinge- birge bei Wrbowce und Skalitz. Arrhenatherum elatius Presl. Häufig auf Bergwiesen, seltener als Futlergras gebaut, Melica eiliata L. Häufig auf Kalkfelsen des Nedzo-Gebirges. 373 Koeleria cristata Pers. Sehr gemein auf allen Kalkhügeln des nördl, Komitates. | — ß. maior N. Auf Bergwiesen, an Bächen, Ackerrändern im nördl. Komitate. Avena flavescens Gaud. Sehr gemein auf Berg- und Thalwiesen. — pubescens Huds. Sehr schön am Skalitzer Winterberge. — _ tenuis Mönch. Auf Acker- und Feldwegrändern bei Bzince, häufig. — sativa L. f. contracta N. Wird im Grossen gebaut. Eragrustis poaeoides Trin. ß. maior N., Die Angabe in Lubina be- zieht sich nicht zu dieser Varietät, sondern zu « minor N., welche bei Lubina auch auf Aeckern mit Lössunterlage am östlichen Abhange des Oholin häufig vorkommt. Glyceria spectabilis MK. An schlammigen Bachufern bei Udvarnok, nicht selten, Molinia coerulea Mnch. Häufig in Holzschlägen bei Wrbowce, auf feuchten Wiesen bei Myjawa, St. Tura, Lubina. Carezx disticha Huds. Skalitz an Bachufern. — stenophylla Whlb. Im Sande der Waag bei W.-Neustadil und Sw. Kriz. — leporina L. Auf Sumpfwiesen bei Lubina und Skalitz. — remotaL. Gemein an Waldbächen des nördl. Komitates. — praecox Jcq. Sehr gemein auf allen Hügeln bei W.-Neu- stadtl bis Skalitz. — humilis Leyss. Häufig auf Kalkfelsen bei WySnowe. — Hichelit Host. Auf dem Nedzo bei Hrusowe. — distans L. Gemein auf Sumpfwiesen des nördl. Komitates und im Waagthale. — hordeistichos Vill. In den Kopanitzen bei Wrbowce stellen- weise häufig. — ampullacea Good. In Waagarmen und an Lachen bei W.- Neustadtl. — hirtaLl. £. hirtaeformis Pers. An Waagarmen stellenweise häufig. Allium ochroleucum WK. Wächst sicher nicht bei W.-Neustadtl, sondern bloss A. flacum L. Muscari racemosum DC. Skalitz (entdeckt durch Alb. Pavlik). Paris quadrifolia L. Gemein in den Jaworina-Waldungen und auf den Marchauen. Convallaria multiflora L. In Bergwäldern von W.-Neustadtl bis Skalitz. — majalis L. Auf den Marchauen bei Skalitz und am Nedzo häufig. Gladiolus communis L. kommt wirklich auf der grossen Wiese der Jaworina vor! Gymnadenia conopsea R. Br. ist auf Bergwiesen des nördl. Komi- tates gemein. 374 Cephalanthera rubra Rich. Häufig auf, dem Kalkhügel Kozinae bei Lubina, einmal von mir auch in Wäldern bei St. Tura gesehen. Neottia nidus avis Rich. Nicht selten in allen Waldungen. Typha latifolia L. «. angustifolia L. Auch an der Waag und March. Sparganium simplex Huds. An Waagarmen bei W.-Neustadtl, sicher „auch weiter südlich. Juniperus communis L. Auf allen Hügeln im Nordwesten des Komi- tates sehr gemein, Callitriche verna L. Im Waagthale stellenweise häufig auch an der March bei Skalilz. Das Vorkommen der Alnus incana bei W.-Neustadtl bezweifle ich sehr, ich fand dort überall nur A. glutinosa Gärt. Salix alba L. ß. vitellina L. An Bachufern bei W.-Neustadll. — amygdalina L. «. concolor , ß. discolor N. gemein an den Waagufern. —. purpurea L. Sehr gemein ebendort, auch an Bächen. — viminalis L. An der Waag sehr zerstreut. — incana Schrk. Ebendaselbst, jedoch. häufiger. — .cinerea L. Ueberall an Bergbächen und Bergwiesen. — daphnoides Vill. Einzeln an Häusern und Bächen im nord- westl. Komitate; ich sah jedoch nur männliche Bäume. Atriplex laciniata L. Gemein auf Schutt und an Strassen der Ebene durch das ganze Komitat. Chenopodium bonus Henricus L. Gemein auf Schutt im Norden des Komitates. — glaucum L. Häufig im Waagthale auch sonst an geeigneten Standorten von W.-Neustadil bis Holi£. Salsola Kali L. Fehlt im gebirgigen Theile des nördlichen Komi- tates gänzlich, dagegen im Waagthale oft massenhaft. Asarum europaeum L. Von Brince bis Skalitz in Wäldern gemein. Plantago lanceolata L, «. pumila Neilr, Sehr gemein an sonnigen Hügeln durch das ganze Komitat, Valerianella dentata Poll. Gemein auf Aeckern des nordwestl. Komitates. Filago montana L. Ist höchst gemein auf Brachen, sonnigen Hügeln, in Wäldern im Nordwesten des Komilates, Arnica montana L. Voriges Jahr schickte mir ein Wundarzt unter dem Namen „Arnica* eine Pflanze, die er: von: Jaworina in Sirany bekommen hatte: diess war aber Tragopogon orien- talis! Ich habe die Jaworina oft begangen, aber keine . Ar- nica dort gesehen. Ein anderes Mal bekam ich wieder für Arnica — Hypochoeris maculata. In einem Dorfe des Waag- thales wollte mir ein Herr Magister aufdisputiren, er hätte an der Waag Arnica gefunden und daraus die Tinktur be- reitet: die Pflanze erwies sich aber für Inula Britanica ! Centaurea amara L. Unter diesem Namen habe ich. die. dicht wol- lig-flockige Form (©. Jacea L. f. amara Reuss.) verstanden, ee 375 die übrigens von W.-Neustadtl bis Ungr. Skalitz auf mässig feuchten Bergwiesen ziemlich häufig vorkommt. Cirsium eriophorum Scop. Auch bei Skalitz, selten. — palustre Scop. Auf nassen Bergwiesen bei Brince, Lubina, St. Tura, zerstreut. — oleraceum Scop. Gemein auf Berg- und Thalwiesen von Brince bis Radosowce. Scorzonera parviflora Jcq. In grosser Menge bei der Mühle No- womestsky’s in einem Sumpfe bei Skalitz. Hieracium Pilosella-praealtum N eilr. Nicht selten an Acker- und Wegrändern von W..-Neustadtl bis Wrbowce, auch an son- nigen Hügeln. Galium tricorne With. Höchst gemein auf Aeckern im nordwest- lichen Komitate. — pusillum L. «. kirtum Neilr. und ß. glabrum N. Auf Triften sonniger Kalkhügel bei Lubina. Asperula arvensis L. Im ganzen nordwestlichen Komitate. Gentiana Amarella L., welche auf Wiesen der Jaworina häufig wächst, ist nach Herrn v. Uechtritz’s briefl. Mittheilung, G. obtusifolia var. spatulata Bart. Mentha Pulegium L. In nassen Strassengräben des Waagthales von Pistjan bis Leopoldstadt. Teuerium Botrys L. Die Standorte bei Lubina sind zu streichen, und beziehen sich auf T. chamaedrys. — Scordium L. sah ich im Jahre 1858 an. nassen Strassen- gräben zwischen Pistjan und "Leopoldstadt, an manchen Orten ziemlich häufig. Globularia vulgaris L. In Spalten der Kalkfelsen und auf Triften bei Vysnovce zerstreut. Heliotropium europaeum L. sehr schön und häufig bei Bojnieky un- weit von Freistadtl, auf Lois. Anchusa arvensis L. sammelte ich um Lubina auf Aeckern, einzeln unter der Saat auch bei St. Tura, jedoch dürfte sie auch anderwärts vorkommen. | Pulmonaria angustifolia L. var. mollis Neilr. im. Nordwesten des ‚ Komitates, meist ‘auf Kalk. Myosotis sparsiflora Mik. sammelte ich heuer in Lubina bei der Kirche, und. wächst dort auch an Zäunen und Hecken des Pfarrgartens in Menge. Solanum: nigrum L. y. croceum Nir. wächst wirklich auch. um W.- Neustadtl, jedoch selten. Lindernia. pyzidaria All. Im Sande der’ March bei Skalitz, sehr selien,, Vaceinium Myrtillus L. Fand ich in einigen ‘Truppen auf der grossen Wiese der. Jaworina! Sanicula europea L. Gemein in allen Bergwäldern des Ausdwesil. Komitates. 376 Astrantia maior L. Häufig an Bächen und Wiesen der Karpathen- Bergregion, so bei Brince, Lubina, St. Tura, Myjawa etc. Trinia vulgaris DC. sah ich in Keller’s Herbarium angeblich von Temetveny. Aegopodium Podagraria L. An Zäunen, Bächen, in Dörfern, auf den Waaginseln gemein. Petroselinum sativum Hoffm. sah ich voriges Jahr in grosser Menge auf Kleefeldern bei St. Tura verwildert. Berula anyustifolia MK. ist eben keine Seltenheit an Bergbächen bei Bzince, St. Tura, Myjawa! Bupleurum Gerardi Jeq. bei Freistadtl, Bojnicky und Udwarnok auf Löss. Aethusa Cynapium L. Häufig in Gärten und auf Aeckern des nord- westl. Komilates. Silaus pratensis Bess. In feuchten Holzschlägen bei Wrbowce und Skalitz, Selinum Carvifolia L. Ebendaselbst. | Angelica sylvesiris L. An buschigen,, mässig feuchten Stellen von Lubina bis Skalitz. Anthriscus Cerefokum Hoffm. ß. trichosperma Endl. massenhaft am Skalitzer Kalvarienberge. Chaerophyllum aromaticum L. Auf Bergwiesen unter der Jaworina. Coriandrum sativum L. wird nur sehr selten in Bauerngärten ge- baut, kommt aber am Plesiwec auf keinen Fall vor. Saxifraga Aizoon Jceq. wächst unmöglich auf der Jaworina, da es dort keine Felspartien gibt. Chrysosplenium alternifolium L. Gemein an Bergbächen der Kar- pathenwaldungen. Ribes Grossularia L. ist sicher wild in den Jaworinawaldungen. Clematis recta L. Im Nordwesten des Komitates häufig auf Berg- wiesen und an buschigen Hügeln. Anemone Pulsatilla L. zwischen Neustadtl und Cachtice auf Kalk. A. pratensis fehlt dort. — silvestris L. Sehr schön und häufig im Thälchen Stracinky bei Skalitz. Ranunculus divaricatus Schrank. In stehenden Gewässern des Waagthales, stellenweise massenhaft. — polyanthemos L. Gemein auf Wiesen im Nordwesten des Komiltates. Cardamine amara L. Im Lubinaer Thale auf nassen Wiesen an Bä- chen, Quellen stellenweise häufig. Erysimum strietum Fl. Wett., wird wohl eine Verwechslung mit E. odoratum Ehrh. sein, welch’ letzteres am Nedzo-Gebirge ziemlich verbreitet ist. Neslia paniculata Dsv. ist im Nordwesten des Komitates besonders auf Brachen gemein. Bryonia dioica L. Die Angabe bei Lubina ist zu streichen, auch 377 erinnere ich mich nicht, diese Pflanze irgendwo im Komi- tate gesehen zu haben, sondern blos B. alba L. Sagina apetala L. ist gar nicht zu bezweifeln; auch Herr v. Uechtritz bestätigte deren richtige Bestimmung. Moehringia trinervia Clairv. Auf feuchtem Waldboden des Kar- pathen-Sandsteingebirges. Hibiscus Trionum L. fand ich voriges Jahr einzeln im Skalitzer Weingebirg wahrscheinlich nur verwildert. Abutylon Avicennae Grit. Auch auf Schutt und an Zäunen in Udvar- nok verwildert. Hypericum humifusum L. ist zu streichen, denn diese Angabe be- zieht sich in Folge einer ungeschickten Verwechslung auf Lindernia pyzidaria All.! — elegans Steph. Keller’s Exemplare gehören zu H. qua- drangulum L.! Euphorbia platyphillos L. Höchst gemein an Wegen, Zäunen, auf Stoppelfeldern, gewiss durch das ganze Komitat. Impatiens noli tangere L. Massenhaft in Holzschlägen der Jaworina- waldungen und steigt mit dem Bache bis zum Dorfe Lubina herab. Oenothera biemis L. Auch auf den Marchauen bei Skalitz. Epilobium roseum L. Auch im Norden des Komitates nicht selten. Cotoneaster tomentosa Lindl.: kann unmöglich auf der Jaworina vorkommen, indem es da, wie gesagt, keine Felsparlien gibt. Sorbus domestica L. wird auch im nördlichen Komitate in der Berg- region nicht selten angetroffen. Sanguisorba offieinalis L. Ziemlich häufig am Rücken der Jaworina in Holzschlägen zwischen Wrbowce und Skalilz. Potentilla inclinata V ill. Auf Hügeln bei Brince, Lubina, St. Tura, vertritt die Stelle der P. recta. Trifolium incarnatum L. Ist längst schon von dem Standorte bei Lubina verschwunden. — minus Sm. Auf Sumpfwiesen bei Lubina nicht selten. Anfangs machte ich mich daran, alle mir bekannten, jedoch in dem erwähnten „Prodromus“ nicht aufgeführten Standorte der dort aufgezählten Pflanzen zusammenzustellen, da diess aber fast so viel hiesse, als mehreren Standorten zu liebe mehr als die Hälfte des mehrerwähnten Werkes von neuem abzuschreiben: beschränke ich mich nur auf gegenwärtige Bemerkungen, die nichts anders sein sollen, als ein kleiner Beitrag zur bessern Kenntniss der Flora des Neutraer Komitates. Ns. Podhragy, am 17. Oktober 1866. — 0 378 Meine Reise nach Bünden und Tirol im Kran 1853. Yon Vulpius. (Schluss.) Sonntag den 24. Juli. Jeden Samstag Abends kommen regel- mässig Beverser in die’ Au, um Billard zu spielen, darunter: auch Lehrer Krättli, von dem man mir gesagt hatte, dass er auch et- was von Botanik verstehe. ‘Gestern Abend benutzte: ich\die Gele- legenheit dieses Thema zum 'Gegenstand einer Unterhaltung mit ihm zu machen, sah aber bald, dass seine Kenntnisse in) diesem Fach von keiner grossen Bedeutung seien, und auf welche Weise er einem fremden Botaniker an die Hand geht, davon«wurde mir heute der Beweis. Ich hatte nämlich trotz meines eifrigen: Suchens nach Primula Dyniana Lagger (=Pr. Muretiana Moritzi = Pr. Mureti Charpent.) am 8.:Juli auf Albula, ihrer ‘Heimath,, diese Pflanze nicht gefunden.‘ Daher fragte ich ‘gestern Abend Krättli ganz besonders nach deren Standort. Dieser, sagle er mir, sei von der Engadiner Seite kommend, rechts von der obersten :Passhöhe, wo die steinerne Hütte stehe, hinauf in den Grashalden.‘. Weil es für die Primeln die höchste Zeit war, so säumte ich: nicht, haupt- sächlich dieser Primel wegen , gleich heute auf''Albula zw gehen. Krättli’s Angabe folgend, ging ich auf der Strasse bis zur. Hütte auf der Passhöhe, und stieg dann rechts in die Halden hinauf. Eben diese Seite des Berges hatte ich schon am 8. d. M. durch- sucht, eben so fruchtlos wie‘ damals war aber auch mein "heutiges Suchen.‘ Ausser den Pflanzen , die ich damals hier gesehen, «fand ich jetzt Arabis coerulea und .pumila, Crepis hyoseridifolia und Pri- mula integrifolia; von Pr. latifolia aber ‚konnte‘ ich“ keine‘ Spur sehen, und wo diese fehlt, da wusste ich , dass auch mein. Suchen nach der Dyniana [ruchtlos sein müsse, weil sie bekanntlich ein Bastart der beiden andern ist. — Da ich nun aber einmal‘so weit war, und jetzt auch Centaurea rhaetica blühen musste, so entschloss ich mich, meine Exkursion über den Berg hinüber auszudehnen und bei Schmitten sie zu sammeln, wo ich sie vor 7 Jahren. schon gefunden hatte. In Fillisur ‘gab ich meinem noch nüchternen ‘Magen etwas Beschäftigung und ging dann weiter Schmitten zu ıund' traf die gewünschle Centaurea früher: als ich erwartet hatte. Nachdem ich mich gehörig damit versehen, trat ich ungesäumt den Rückweg an, da ich gerade noch Zeit halte heute bis in Weissen. Stein zu- rückzukommen. Es war gegen 8 Uhr als ich da eintraf und gleich nach mir traten noch 2 andere Botaniker ins Zimmer, die heute bereits auf dem Albula botanisirt halten. Bald zeigte es sich, dass der ältere der beiden Herren, der alte bekannte Herr Muret von Lausanne war, der jede Pflanze im Engadin kennt, und der jüngere ein Herr Davall von Vevey, den ich vor einigen Jahren schon im 379 Saasthal im Wallis getroffen, hatte. Morgen in die Au zu gehen und von da aus einige Tage zu exkuriren, war auch ihre Absicht. Ich erzählte ihnen mein Missgeschick mit der Primula Dyniana. Sie liessen mich dagegen in ihre Büchsen schauen, denen sie ge- rade eben Hunderte derselben einverleibt hatten! — Herr Krättli, sagte Herr Muret. hat Sie gerade nach der entgegengesetzten Seite gewiesen;. nicht rechts, sondern links von der Höhe weg hätten Sie gehen sollen. Morgen, fuhr Herr Muret fort, will ich Ihnen den Standort zeigen, obgleich ich Ihnen nicht versprechen kann, dass Sie noch über 1 Dutzend Exemplare finden werden, denn wir haben genommen, so viel wir fanden. Das war ein Trost für mich, aber ein schlechter! — Auch dem Carex Vahlü, den vor einigen Jahren Muret und Thomas auf Albula entdeckt und seitdem alle Jahre da geholt hatten, sollte morgen ein Besuch gemacht werden. Das Zu- sammenireflen mit mir, das merkte ich wohl, war den beiden Herren nicht recht erwünscht. Sie fürchteten ich werde mich ihnen an- schliessen wollen, da wir nun alle drei in der Au logiren werden, und dadurch. würden die Gaben Gottes in kleinere Theile zerfallen, weil sie, wie sie selbst sagten, von dem was sie wollten, so viel nehmen als sie fänden und da sei. — Damit hatte es übrigens keine Gefahr, das Aufdrängen war nie meine Sache, ich habe immer noch den Weg allein durch die Welt gefunden. Den 25. Juli. Um 5 Uhr diesen Morgen verliessen wir zu- sammen den Weissen Stein. Zuerst zeigte ich Muret den Stand- ort des Ranunculus Thora, den er noch nicht wusste. Weiter gegen die Höhe zu gingen wir von der Strasse rechts ab auf die Gandecken ähnlichen Erhöhungen und Hügelzüge, wo die für Pr. Dyniana nöthigen Bedingungen, die Pr. integrifolia und latifolia sogleich sich zeigten. Auch sie selbst versteckte sich nicht lange. Aber freilich wo Muret und Davall gestern waren, da blieb für mich heute wenig. Arbeit über, Doch weiterhin, bis wo ihr Arm, gestern nicht gereicht, fand ich sie dann noch zur Genüge,. — Von jetzt an nahmen wir unsere Richtung dem Carex Vahlü zu. Zwischen. allen Felsen hier herum ist Aronicum gluciale verbreitet. Die Stelle, wo der Carex kommt, soll eine hochgelegene, grosse, von Wässern getränkle, grasigte Terrasse sein, so ziemlich in gerader Richtung aufwärts von den Sennhütten Engadiner Seits: und zwar stehe er da so häufig, dass man ihn zu Hunderten sammeln könne. Muret aber konnte sich auf dem Berg gar nicht mehr zurecht finden, er, der .die Pflanze da entdeckt und schon dreimal gesammelt hatte, Wir stiegen hin und her, aufwärts und abwärts, rückwärts und vor- wärts, aber die bewusste Terrasse war, wie verschwunden. Traurig gaben wir endlich unsere Bemühungen auf und stiegen hinab der Strasse zu, wobei wir Kobresia caricina, Oxyria digyna und Pedi- cularis incarnata aufnahmen. Davall und ich gingen in eine der Hütten, um Milch zu trinken; Muret ging auf der Strasse, vor- wärts — er wusste wohl warum. Wir trafen ihn nachher an. einer Halde, die uns Ophrys alpina, Apargia incana und Crepis alpestris 380 in beliebiger Menge bot. Während wir beide uns nun damit be- schäftigten, hatte sich Muret eine noch viel bessere Unterhaltung gesucht. Es ist diess nämlich der ihm längst bekannte Standort von Nigritella suareolens. Als er uns, nachdem er eine Anzahl für sich in Sicherheit gebracht, mit dem Sachverhalt bekannt machte, wurde mir etwas klar, was ich bis jetzt noch nicht gewusst hatte und zwar, dass Nigritella suaveolens ein Bastart ist von Orchis odora- tissima und nigra. Mehr aufwärts über die Halde hin ist O. odo- ratissima in zahlloser Menge verbreitet, mehr unten in der Nähe der Strasse ist die nigra am häufigsten und da gerade, wo beide zusammentreflen, ist hie und da eine Nigritella suaveolens, oder wie man die Pflanze nun nennen mag, versteckt; jedenfalls ist sie eine Orchis odoratissima X Nigritella angustifolia, darüber kann kein Zweifel walten; zu diesem Glauben wird sich auch der Un- gläubigste bekennen, wenn er an Ort und Stelle geht, denn was die Augen sehen, das glaubt das Herz. Muret fand deren 12 Stück, ich 6 noch und Davall 3. Muret überschaute von da aus den Berg noch einmal, den wir heute fruchtlos nach Carex Vahlü durchstöbert hatlen; er meinte, wir seien nicht hoch genug gewe- sen; ich solle, sobald ich Zeit habe, wieder hinaufgehen aber noch höher steigen. Nachmittags langten wir in der Au an, und wäh- rend unser Mittagsmahl bereitet wurde gingen wir hinunter an den Inn und sammelten Saliz caesia. Nachher legte ich ein und trug meine Pflanzen auf den Backofen in Bevers. Den 26. Juli schaffte ich Vormittags an meinen Pflanzen, Nach- mittags holte ich Dracocephalum Ruyschiana und an den Felsen zwischen Samaden und Cellerina Allium strietum Schrdr. Muret und Davall liess ich ihren eigenen Weg gehen und ich gehe den meinen. 27. Juli. Für den heutigen Tag hatte ich mir den Bernina zum Ziel gesetzt; an einem herrlichen Morgen Früh 1,4 Uhr brach ich auf. Es sollte heute vornehmlich zwei Dingen gelten — der Pedicularis atrorubens und dem Phyteuma scorzonerifolium, von dem ich vor 7 Jahren ein Exemplar da gefunden, aber vorher und nachher Niemand mehr. Jenseits der Brücke bei Samaden in den Wiesen auf dem rechten Ufer des Inn sah ich Gentiana glacialis und nivalis. Die Strasse führt in südlicher Richtung durch das hübsche Dorf Pontresina (6000°%) über den Bernina hinüber ins Pu- schlav und Veltlin. Die Passhöhe ist 7040'; das Wirthshaus liegt auf der Nordseite in einer Höhe von 6380° auf der östlichen Seite der Strasse und gerade gegenüber auf der andern Seite ist ein grosses Stück Wiese, auf drei Seiten von einer niedern Mauer um- geben, die vierte, hintere Seite verläuft offen zwischen Wald und Felsen am Berghang. Diese Wiese nun ist bekannt dafür, Pedicu- ris incarnata, recutita, und deren Sprössling atrorubens zu beher- bergen. An Ort und Stelle angelangt überstieg ich ungesäumt das Mäuerchen und erst wenn Pedicularis atrorubens in der Büchse, wollte ich mir drin im Wirthshaus mein Frühstück schmecken 381 lassen. Obgleich ich das Gras, das nächster Tage gemäht werden sollte, möglichst schonte, so befürchtete ich doch, meinem Hand- werk werde bald ein Ende gemacht werden und daher beeilte ich mich Ped. incarnata und recutita beisammen und in Gemeinschaft zu treffen, weil ich nur da die atrorubens erwarten durfte, Und im gleichen Augenblick, wo ich diese beiden Ireffe, fällt hir noch eine andere herrliche Pedicularis in die Augen, mit einer langen Aehre gelber, roth angehauchter Blumen. Dass es nicht atro- rubens sei, war oflenbar, erkannte aber ebenso alsbald. dass diese Pflanze noch in keiner deutschen oder Schweizerfiora beschrieben sei. Ich, natürlich war nicht faul, zog rasch das Messer mich die- ses schönen Fundes zu bemächtigen; während ich jedoch in heili- ger Stimmung mit Ausgraben beschäftigt bin, tönt ein schrecklich prolaner Pfiff" vom Wirthshaus herüber, über dessen Bedeutung ich nicht im Zweifel sein konnte; mir fiel Kärnthen ein. — Dem Pfiff folgte auf dem Fuss der Pfeifer selbst. Jetzt galt es schnell zu sein. denn die Pedicularis musste mein werden, die hätte ich um keinen Preis im Stich gelassen. „Es sei nicht erlaubt, da in den Wiesen herumzuwalen und das Gras zu verireten, un au no us- grabe.“ So musste ich das Feld räumen, hatte aber doch die Pedi- cularis in meiner Büchse, freilich nur ein einziges Exemplar; von der atrorubens aber noch gar keines. Aus Zorn über diesen missver- günsligen unverständigen Wirth, betrat aber ich auch das Wirthshaus nicht und wendete mich dem Y, Stunde ob dem Wirthshaus von Osten her sich öffnenden Heuthale (Val di Foin) zu und durchzog dessen ganze Granitseite bis auf die Höhe des Grats; dabei ergab sich Allium victorialis in Menge, Potentilla salisburgensis, Andro- sace glacialis, Myosotis nana, Geum reptans, Senecio carniolicus, Ranunculus glacialis, Campanula Ihyrsoidea, Koeleria hirsuta, Sesieria disticha. Ganz hinten stieg ich durch die Schutthalden abwärts in die Thalsohle, um durch diese selbst den Rückweg zu nehmen. Da stand auf Felsen Bupleurum stellatum , Hieracium Halleri und Schraderi; im Grasboden Pedicularis incarnata und {uberosa, beide blühend in Menge und da, wo durch kleine Er- höhungen muldenförmige Vertiefungen sich finden, wurde ich freu- dig überrascht, meine schöne neue Pedicularis wieder zu treffen. 12 Exemplare war ich so glücklich zu finden und unbehelligt und mit aller Ruhe mir jetzt zum Eigenthum machen zu können. Ueber Wesen und Herkunft der Pflanze konnte kein Zweifel mehr statt- haben; sie ist ein Bastart von Pedicularis tuberosa und incarnata. Da ich sie immer mehr unter und in der Nähe von incarnata fand, so scheint die tuberosa die Vaterstelle und incarnata die Mutterstelle dabei zu vertreten. Ausser der schönen Blumenähre zeichnet sie sie sich auch durch reichliche schöne Wurzelblätterbüschel aus. — Diess ist die Geschichte von der Entdeckung der Pedicularis Vulpii, die Herr Gral Solms die Gütte hatte, in Nr. 6 dieser Zeitschrift vom vorigen Jahre des Nähern zu beschreiben und dem Entdecker zu Ehren zu benennen, — Vorne wieder angelangt umging ich die 382 Wiesen beim Wirthshaus, um wo möglich von der hintern Seite her nochmals einen Einfall zu versuchen. Allein ich durfte es nicht wagen, denn die Wiesen liegen so, dass sie in ihrer ganzen Aus- dehnung vom Wirthshaus aus übersehen werden können. Neben der mit einer Mauer umgebenen Wiese ist eine andere schlechtere nur mit Stangen umringte, die hinten frei in den Wald ausläuft, und da mir folglich hier kein Hinderniss im Weg stand, liess ich mich schnell ein wenig tiefer ins Gras hinab und gleich sah ich Pedi- cularis atrorubens und zwar gar nicht sparsam. Hingegen von Phy- theuma scorzonerifolium war weder hier noch im Heuthal etwas zu sehen. Wie vor 7 Jahren das eine und einzige Exemplar dort hin kam, weiss ich nicht. Sein einziger Standort in der Schweiz soll, wie Muret sagt, der Monte Salvadore im südlichsten Tessin sein. Die in den Floren angegebenen schweizerischen Standorte, wie z. B. bei Zermatt, sind lauter Nichts. Was dafür angesehen wurde ist nur betonicaefolium. — Abends legte ich zu Haus noch einen Theil meiner Pflanzen ein. Am 28. Juli wurde Vormittags das Einlegen beendet; Nach- mittags fügte ich noch Dianthus deltoides hinzu. Dieser Engadiner Dianthus deltoides zeichnet sich durch zierlich gezeichnete und ge- sprenkelte Blumenblätter aus. Muret und Davall waren heute in Sils und brachten Alsine larieifolia, Carex bicolor, Juncus arctieus und Laserpitium luteolum mit. Den 29. Juli. Bei Regen drohendem Morgen sammelte ich in dem Graben abwärts der Au Hippuris vulgaris und Montia fontana. Nachmittags in den lichten Lärchenwäldern ober Bevers Senecio abrotanifolius und in den Fruchtäckern einen Seleranthus. Den 30. Juli. Morgens starker Nebel. Muret und Davall gingen auf Bernina, ich, nachdem ieh meine Pflanzen besorgt, nach Samaden. Ober Samaden laufen vom Piz Padella herunter 3 enge Schluchten in die Bergweiden aus. Ich wendete mich der mittlern zu und stieg an deren rechter Seite durch Wald aufwärts; da fand ich beisammen Laserpitium Siler, L. latifolium und L. luteolum Gaud. Ueber Bergwiesen, wo prachtvoller Senecio abrotanifolius blühte, stieg ich dann hinüber in die dritte Schlucht und fand an deren Ausgang am Abhang auf Voralpenwiesen Rhaponticum sca- riosum in Masse zugleich mit Crepis grandiflora. Die Sonne hatte indessen den Nebel herabgedrückt und das schönste Wetter waltete wieder über dem Engadin. So kam ich frohen Muthes zum Mittag- essen wieder in: der Au an; Nachmittags legte ich ein; machte dann noch einen kleinen Spaziergang ins Beverser Thal, doch ohne etwas Neues von da mit heimzubringen. Sonntags den 31. Juli Früh 4 Uhr bei klarem Himmel schritt ich dem Piz Padella zu; denn jetzt mussten Dianthus glacialis und Ranunculus parnassifolius sein Haupt schmücken. Am Fuss der ersten Felsenköpfe ober dem Wald blühten Senecio abrotanifolius, Crepis ulpestris und Hieracium pilosellaeforme. In den grossen Schutthalden des Piz Padella selbst stand dann Ranunculus parnas- 383 sifolius in prachtvollen Exemplaren, fast alle mit vollkommenen Blumen versehen, wie man ihn sonst selten findet. Eine noch seltenere Gabeaberboten mir die schmalen grünen Bänder, die zwischen den Schutthalden herablaufen. Da blühte nämlich im Gras versteckt die kleine, zarte und rare Alsine biflora Whlbg. Das war ein köstlicher Fund, nicht zu bezahlen mit Geld und irdischen Gütern. An ihrer Seite liess ich mich nieder und machte es diessmal' Muret nach — ich nahm so lang ich fand. Reichlich versehen damit, fing ich dann an den Kopf des Piz Padella selbst zu erklimmen ‚in dessen Kalkfelsen Draba tomentosa, Johannis und fladnizensis, Androsace helvetica und am häufigsten Saxifraga stenopetala wohnen. Als es in Samaden 12 Uhr läutete, sass ich gerade auf der Spitze des Padella , die 8400° betragen mag. Das Engadin von Cernetz bis Malvia mit den Seen von St. Moritzi, Sylva plana, Sils u. s. w. lag zu meinen Füssen; gegenüber standen die Eispaläste des Bernina, hinter de- nen sich einzelne ungeheuer hohe weisse Spitzen gegen den Hin- tergrund des Feet-Thales erhoben. Gegen Norden lag ein hohes Alpenthal im Halbkreis von den Flanken .des Piz Padella einge- schlossen vor mir, in der Mitte von einem Bach durchflossen, der nach dem Beverser-Thal seinen Ausweg sucht; kein Laut eines le- benden Wesens aber drang zu mir herauf. Beim Abwärtssteigen warlele auf der grasigten Einsattlung zwischen dem Piz Padella und dem Granitkopf Dianthus glacialis auf mich und Abends 1,6 Uhr kam ich vom Glück heute liebevoll begünstigt nach Bevers zurück. Muret und Davall waren heute Nachmittag von Bernina und Ro- segio zurückgekommen, aber ohne etwas mitzubringen, das ich nicht zuvor schon ebenfalls gefunden gehabt hätte; und von meiner schönen Pedicularis incarnata > tuberosa landen sie nur einige mangel- hafte Exemplare, die ich hatte stehen lassen. Den {. August wurde eingelegt und getrocknet. Gestern auf meiner Piz Padella-Exkursion: fing mein linker Daumen an mich unter dem Nagel zu schmerzen; dieser Schmerz ist im Zunehmen; die Sache übelt sich; böse Geschichte. | Den 2. August traten die beiden Waadländer Herren eine weitere Exkursion an, ins Unter-Engadin, ins Samnaun und ganz besonders auch auf den Piz Lot, von wegen der Draba nivea, denn diese ist grossentheils die Veranlassung ihrer diessjährigen Reise und wie sie selbst sagen, werden sie so viel davon nehmen als da ist! Wie bin ich so froh, dass ich vor den Herren schon dort war. Von dort wollen sie dann auch ‘über St. Maria und die Münsterer Alpen nach dem Ofen und über Livigno und den Laviruns in die Au zurückkehren. Weil nun gleich heute Vormitlag zwi- schen Brail und Cernelz die Centaurea Phrygia L. jedoch von Mu- rel für ©. austriaca gehalten, von ‘denselben in Kontribution ge- setzt werden sollte und ich auch darnach verlangte, so bat ich die Herren, sie begleiten zu dürfen, zugleich versprechend , dass ich keine berühren werde, bevor sie sich nicht vollständig davon ge- sätligt und mir das Zugreifen erlaubt haben ‘würden. So gingen 384 wir nun heute Früh 5 Uhr von der Au aus. Im Scamfs wurde gefrühstückt. Dianthus deltoides steht nirgends so schön und üppig wie bei Cinuscel. Jenseits Brail in den Wiesen rechts und links von der Strasse bot sich uns die gesuchte schöne Centaurea an. Meiner gegebenen Versicherung getreu, nahm ich aber keine als bis wir sie im Ueberfluss fanden und die Büchsen der Andern doch zu klein gewesen wären sie alle zu fassen. Es ist eine schöne, grosse Pflanze, auch die kleinsten müssen beim Einlegen umgebo- gen werden; ich nahm etliche und 20 Exemplare. Da hat’s keine Gefahr, dieser brauchts vor dem Mordstahl der Waadländer nicht bange zu sein, wie aber wird es der armen Draba nivea ergehen? — Der Standort des Erysimum strictum, den ich vor einigen Wo- chen gefunden, 1%, Stunde diessseits Cernetz, ist der am weitesten das Innthal herauf vorgeschobene; er war selbst Muret noch neu. Weil er mir jetzt reife Schoten versprach, so dehnte ich meine Begleitung bis zu dieser Stelle aus. Wir fanden meine Erwarlung bestätigt und nachdem Jedermann genommen so viel er wollte, verabschiedeten wir uns; sie gingen das Engadin abwärts und ich wieder aufwärts. Auf dem Rückweg benützte ich die Zeit noch und ging ins Camogasker Thal hinein um Crepis Jacquini zu su- chen und auch in bester Blüthe fand in Gesellschaft von Rho- dodendron hirsutum und Sazifraga caesia, Y/, Stunde hinter Camo- gask, wo der Weg um die gesprengten Felsen herumführt. Im Flusskies hinter dem Dorf traf ich auch auf schönes Hieracium glaucum All. — Während dessen aber nahm mein Uebel am Daumen mehr und mehr zu; verflossene Nacht konnte ich vor Schmerzen keine Minute schlafen; den heutigen Tag über war es zum rasend werden; der Schmerz benahm mir alle Kräfte, so dass ich mich vor Ermattung ins Gras legen mussie. Desshalb ging ich diesen Abend noch zu Dr. Steiner in Bevers, der mir sofort den Dau- men aufschnitt und der Materie einen Ausweg verschaflte, worauf die Schmerzen nachliessen. Durch dieses Uebel wurde mir aber der Gebrauch der linken Hand fast unmöglich und mit dem Einlegen der Pflanzen gings von jetzt an langsam und schwierig. Den 3. August wurde ich erst Abends damit fertig. Der Fin- ger ist nun in ärztlicher Behandlung. Den 4. August. Das Wetter ändert sich, wir bekommen heute Regen. 5. August. Heute Früh trat ich wieder eine Exkursion auf Albula an. Es sollte nun der zweite Versuch von mir gemacht werden, den Carez Vahliü aufzuspüren, und mir dann noch bei Fillisur Peucedanum verticillare beschaffen. Um nun den Platz des Carex ausfindig zu machen, stieg ich Muret’s Anweisung folgend, von den Albula-Sennhütten gerade auf, links in die Höhe, So kam ich bis zum höchsten Grat und Felsenhorn ohne eine passende Carex-Stelle gefunden zu haben. Ein Trupp Schafe nur irrte in dieser Einsamkeit umher. Unter mir wurde ich ein kleines Schnee- bächlein gewahr, das grüne Ufer hatte; zu dem stieg ich hin- 385 ab, An seinen Seiten am Fuss von Felsen fand ich dann einen Carex, aber noch so klein und jung, dass mir kein Urtheil über ihn möglich war; doch nahm ich davon mit, um Muret’s Ansicht darüber später zu vernehmen. Darauf stieg ich abwärts den Kalk- köpfen zu, die sich gegen die Strasse hinziehen und deren äusser- ster sie fast berührt, Auf ihnen halten sich Crepis hyoseridifolia und Jacquini, doch waren blühende Exemplare noch sehr rar. So ging ich nun weiter nach dem Weissen Stein, Bergün und Fillisur; zwischen diesem Dorf und der Brücke über das Davoser Landwasser traf ich auf Peucedunum verticillare in hinreichender Zahl, um von da meinen Rückweg wieder antreten zu können. Gleich aussser- halb Fillisur im ersten Lärchenwald an der Strasse fand ich einen neuen Standort für mich von Centaurea rhaetica, die da ziemlich häufig vorkommt. Unter Regen ging ich nun noch Bergün, um da zu übernachten. Den 6. August. Der Regen dauerte die ganze Nacht und diesen Morgen lag Alles um uns her dick im Nebel. Auf dem Ueber- gang des Albula nalım ich Aronicum glaciale und Polemonium coeru- leum. Im Herabgehen auf der Engadiner Seite Apargia incana, Crepis alpestris, Chamaeorchis alpina, auch fand ich am alten Standort noch ein Exemplar von der Orchis odoratissima X nigra. Um 11 Uhr Mittags war ich wieder in der Au. Den 8. August. Bei sehr bedenklichen Witterungsaussichten trat ich heute Früh 4 Uhr schon wieder meine Exkursion auf Albula an, um nun zum drittenmal die Durchmusterung der Schuithal- den auf der Kalkseite vorzunehmen. Schwarzes Gewölk, das-ganze Bergthal erfüllend, kam vom Weissen Stein heraufgezogen mir ent- gegen; ich stieg rechts hinauf in die Halden. Als ich hoch oben war, brach der Sturm los und überfiel nich das grässlichste Wetter: Regen, Schnee und Riesel entluden sich über mir. Da war's fer- tig mit dem Bolanisiren und Saussurea alpina, die da massenhaft steht, blühte noch nicht. So musste ich mich wieder nach der Strasse herunter schaffen, was über die steilen vom Schnee nun sehr glatten Grashalden keine leichte Sache war. Unten im Thal war das Wetter gar nicht so übel. Am 9. August, Sturm und kalt wie im Oktober; zu Hause geblieben. Den 10. August besserte sich das Wetter, daher beschloss ich, morgen Nachmittag meine Reise nach Meran anzutreten und ging heute Mittag wieder auf Albula um Orepis hyoseridifolia zu holen, so viel als jetzt da blühen würde und fand auch deren gegen 30 Exemplare. Der 11. August kam an, und mit ihm ein schöner frischer Morgen. Nach dem Mittagessen wurde abgereist, um über den Laviruns, Livigno und Wormser Joch nach Tirol und vor dem 17. nach Meran zu kommen. Heute wollte ich bis in die Zuzer Hütten am Fuss vom Leviruns gehen und dort übernachten, Bei Orlandic Alphaus angekommen, streifte ich ein wenig umher, nach Saus- Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1866. 28 356 surea und Sempervirens mich umsehend. Während dessen fühle ich, ohne eine unmittelbar vorhergegangene Ursache, plötzlich einen Schmerz auf der innern Seite des rechten Knies. Ich setze mich hin zu ruhen und unterhalte mich mit einem alten Mann von Zug. Er sagte, er habe eine Partie „Wild Fräule Kraut* (Achillea mo- schata) auf Orlandis Boden zum Trocknen liegen, das er jetzt holen wolle. Achillea moschata ist in den Engadiner Alpen eine der häufigsten Pflanzen und bildet als ein Ingredienz vom Alpenkräuter- Thee einen Handelsartikel. Meinen Weg der Zuzer Alp zu ein- schlagend verliess ich den alten Mann endlich. In der Hütte wurde ich bereitwillig aufgenommen und mit Milch und Zieger bewirthet. Die Sennen waren aus dem Donaleschg und sprachen deutsch und romanisch , doch unter sich nur das letztere, es waren ihrer vier, zwei Sennen und zwei Hirten; der für’s Galtvieh war ein grosser starker Bursche und guter Jäger, davon legte ein Steinadler Zeug- niss ab, den er erst gestern geschossen und mehrere Murmel- thiere, die in der Hülte aufgehängt waren. Für die Nacht theilten die zwei Sennen ihr Lager mit mir und in der Hoffnung, dass der Schmerz meines Knies sich bis morgen wieder werde verloren haben, legte ich mich nieder. Den 12. August. Heute Nacht, so lang ich lag, spürte ich nichts, als ich aber heute Früh das Leiterchen herabstieg, so war der Schmerz noch ganz derselbe und erfüllte mich mit Besorgniss; doch liess ich mich von meiner Weiterreise noch nicht abschrecken, denn wenn ich einmal etwas unternommen habe, so muss es durch, wenn immer möglich. Ich fing daher an am Laviruns hinaufzuslei- gen, aber nur unter Schmerzen konnte ich das Knie biegen und mit der grössten Anstrengung und Pein die Höhe endlich erreichen. Als es auf der andern Seite abwärts gehen sollte, da war mir diess fast rein unmöglich vor Schmerzen. Da stand ich, nun was thun? — Unter solchen Umständen wäre es thöricht gewesen mich weiter zu schleppen, mir blieb keine andere Wahl als wieder den Rück- weg nach der Au zu nehmen, Mit blutendem Herzen musste ich abstehen von der Fortsetzung der Reise, beim herrlichsten Wetter und Angesichts der Velliner und Tiroler Alpen, aus deren Mitte der majestätische Orteler sich erhob, die funkelten im Glanz der Morgensonne und ihr Willkommen mir zuriefen. Es war ein gött- licher Morgen, kein Wölkchen am Himmel, kalt, der Boden hart gefroren und dicker Reif lag auf den Rasen von Androsace gla- cialis, Papaver pyrenaicum und Dianthus glacialis, die zu Tausen- den über den Grat da vor mir standen. Ich kehrte also in Gottes Namen um und schaffte mich langsam und qualvoll den Berg her- unter; von dessen Nordseite noch Ranunculus glacialis, Lychnis alpina, Senecio carniolicus, Geum reptans , Pedicularis incarnata, Hieracium alpinum und angustifolium, bei der Zuzen Hütten, wo ich ein wenig ruhle. Cinneraria tenuifolia und bei Camogask Hierae. glaucum All. mir zueignend. In der Au rieb ich mein Knie und die schmerzhaften Stellen sogleich mit Brandwein ein und nach- 387 dem ich mit dem Pflanzeneinlegen zu Ende war, mich selbst ins Beit. Beim Gehen in der Ebene fühlte ich nur wenig Schmerz und durfte nur unbedeutend hinken, hingegen beim Bergangehen stei- gerle sich der Schmerz augenblicklich und das Abwärtsgehen war am peinlichsten. Wie hätte ich da vom Laviruns weg nach Livigno, nach Bormio und von da über das Stilfser Joch nach Tirol kom- men sollen? Von der Exkursion nach dem Ranunculus pygmaeus in den steilen Tiroler Bergen gar nicht zu reden; die 6 Stunden nach Bevers zurück machten mir schon zu schaffen genug. 13. August. Der Branntwein hat mein Uebel eher verschlim- mert als gebessert, daher fing ich heute Früh gleich an kalte Umschläge mit Gleischerwasser aus dem Inn zu machen und es scheint mir, das thut besser. Ich schrieb an Bamberger und that ihm mein Unglück zu wissen. — Muret und Davall haben schon dreimal Pflanzenpäcke geschickt, von deren Inhalt ich aber bis jetzt nichts zu sehen bekam. Die älteste Tochter muss sie jedesmal gleich öffnen und besorgen; mir aber hat sie noch kein Wort von all’ dem gesagt; es scheint die Herren haben es ihr verboten aus un- nöthiger Furcht vor unberechtigten Eingriffen. Sonntag den 14. August. Mein Fuss fängt an sich langsam zu bessern: Ich fahre fort mit den kalten Umschlägen unablässig Tag und Nacht. Der Tag brach heute mit Aussicht auf Regen an, der dann um Mittag auch losbrach und sich in Strömen entleerte. In diesem Wetter, um 2 Uhr Nachmittags, kamen die Waadländer zurück, heute von Livigno über den Laviruns. Davall bekam auf der Reise ebenfalls ein krankes Bein, so dass er heute von Livigno auf die Höhe des Laviruns reiten musste. — Muret fragte gleich, ob ich seither Carex Vahlii auf Albula gefunden? Wegen der noch allzu grossen Jugend der Pflanze konnte eraber keinen bestimmten Ausspruch ihun, doch könnte es der rechte sein. Sobald ich es also meinem Bein zumuthen darf, werde ich ihm wieder einen Be- such abstatten. — Nachdem sie sich umgekleidet und gegessen hatten, wartete ihrer Arbeit in Hülle und Fülle, und nun konnte ich ihre gesammelten Schätze betrachten. Sie haben viel gesam- melt, weil Muret von Allem schon den Standort wusste und über- all schon gewesen war, mit Ausnahme von Piz Lat. Des schlechten Wetters wegen gelang ihnen erst beim dritten Versuch dessen Besteigung von Strada aus. Draba frigida, fladnizensis, tomentosa und aizoides brachten sie genug mit, aber die nivea war nicht da- bei. Sonst brachten sie die gleichen Pflanzen von da, wie ich. Beim Weissen Haus und Remüs nahmen sie Centaurea Mureti; bei Schuols in den Fruchtäckern Galeopsis versicolor; ‘von Feltau an durchs Unter-Engadin fanden sie Cortusa Matthioli. Am inter- essantesten aber sind ihre Pflanzen aus Samnaun; da fanden sie die blaue Varietät der Oxytropis campestris (Oxytropis sordida), Pedicularis Jacquini und asplenifolia und 7 Exemplare von Crepis jJubata. Von der Pedicularis asplenifolia hatte jeder gewiss 200 Exemplare. Die Alpen von Samnaun scheinen der am weitesten 28 * 388 nach Westen vorgeschobene Standort dieser Pflanze zu sein, dent sonst ist sie noch nirgends innerhalb der Schweizer Grenzen gefun- den worden. Die Thäler der Landschaft Samnaun öffnen sich aber auch alle gegen Osten und das Land gehört seiner geographischen Lage nach mehr zu Tirol als zur Schweiz. Die Leute dort reden nicht romanisch, sondern deutsch unter sich und die Tracht der Weiber ist die des angrenzenden Tirols. — Das schlechte Wetter war schuld, dass sie nicht mehr in den Münsterer Alpen gehen konnten. Sie gin- gen auf dem Rückweg von Schuols durchs Scarl-Thal hinüber nach Tschierfs; von da auf den Ofen weiter nach Livigno und von da über den Laviruns heute hieher. Zwischen dem Ofen und Livigno nahmen sie Crepis Jaequini und pygmea, Saussurea alpina und fanden auch einige Exemplare Draba confusa im schwarzen Schiefer am Weg. Vom Laviruns, Livignoer Seits brachten sie Cerastium alpinum Dianthus glacialis und auch da hatte Muret die 12 Exemplare von Crepis jubata aufgetrieben. Ausser diesen Hauptsachen haben sie aber noch eine Menge der gewöhnlichsten Alpenpflanzen mitge- bracht, wovon ich nicht begreife, dass sie sich damit beschleppen mochten. Und geizig sind sie mit ihren Pflanzen über alle Massen und Begriffe. Während ich doch von meinen 13 Exemplaren Pedi- cularis Vulpii eines Muret abgetreten hatte, bot mir keiner von ihnen auch nur eine einzige Pflanze an. Von Crepis jubata will ich nichts sagen, das nehme ich keinem übel, wenn sie ihm ans Herz ge- wachsen, besonders bei ihrer grossen Seltenheit. Aber nicht ein- mal von ihrer Pedicularis asplenifolia, wovon jeder mehrere Hundert Exemplare mitbrachte, mir eine anzubieten, konnten sie übers Herz bringen. Indessen habe ich letztere vor 3 Jahren schon in hinrei- chender Zahl aus Kärnten mitgenommen, und wenn mir Gott das Le- ben schenkt, so hoffe ich sie und die Crepis jubata auch noch einmal in Samnaun zu sammeln. — Eingelaufene Briefe rufen Davall nach Haus; daher werden die Herren ihre Geschäfte hier so schnell wie möglich beendigen und übermorgen abreisen. Den 15. August. Mein Bein bessert sich. — Diesen Vormittag zogen Nebel auf, es droht Regen. Die zwei Waadländer assen heute bei Zeiten zu Mittag, denn Muret wollte nun durchaus noch einmal auf Albula um Carexz Vahlii zu bekommen und zugleich die beiden Crepis mitzunehmen; er wurde aber glücklicherweise vom losbre- chenden Regen zurückgetrieben und kam ohne diese Sachen wieder heim. Ich sage glücklicherweise, weil der, der nach ihm kommt nur reinen Tisch findet und ich doch auch gerne noch etwas hätte. Den 16. August. Das Wetter ist heute gut; mein Bein aber nicht besser als gestern; ich fange nun an mitLinimentum volatile ein- zureiben. Muret musste heute zusammenpacken und fand keine Zeit mehr auf Albula zu gehen. Heute Abend 4 Uhr reisten sie ab. Mu- ret’s Bekanntschaft gemacht zu haben ist mir sehr lieb; seine Mit- theilungen waren mir von Nutzen und werden es auch später noch sein. So hätte ich wahrscheinlich ohne ihn keine Nigritella suaveolens gefunden, auch sagte er mir, dass er auf dem Rawyl im Kanton Bern 389 Carex ustulata gefunden habe. Vor einigen Jahren entdeckte er in den Torfmooren zwischen Studen und Yberg, im Kanton Schwyz, Ma- lazis paludosa. Diesen Sommer nun, 1853, ging sein Freund, Herr Pfarrer Leresche, dorthin und suchte sie auf dem ihm genau be- schriebenen Standort. In einem Brief an Muret nach Bevers ge- schrieben, benachrichtigte er diesen aber, dass er keine gefunden, überhaupt durch die Torfgräber die ganze Lokalität umgewandelt ge- troffen habe. Aus gleicher Ursache sei auch die Trientalis bei Ein- siedeln verschwunden. Eine besondere Beschaffenheit hat es, wie ich bemerkte, mit Herrn Muret’s Augen. Beim Botanisiren sieht er auch die kleinste Pflanze schon von Weitem; will er sie aber genauer betrachten, oder nur etwas lesen, so muss er’s durch die |Lupe thun. 17. August. Mein Bein bessert sich. Seit heute Nacht und die- sen Vormittag noch fiel der Regen stromweis vom Himmel. Nach- mittags heiterte es sich auf und bis in die Waldregion herunter liegen die Berge im Schnee. Also gerade auf den 17. August wo von Meran aus die Expedition gegen den Ranunculus pygmaeus hätle sollen an- getreten werden, fällt dieses Wetter ein. Wahrhaflig, Gott hatte seine guten Absichten, als er mir auf dem Laviruns das böse Bein machte und mich dadurch mit Gewalt von der Weiterreise abhielt. Ich will nun versuchen wie sich mein Fuss hält und morgen eine Exkursion nach der Centaurea Mureti anireten im Unter-Engadin. 18. August. Da das Wetter nicht gar bös aussah, machte ich mich heute Früh 5 Uhr auf den Weg. In Guarda, 8 Stunden von der Au kehrte ich zum erstenmal ein. Aber böse, böse Aussichten er- öffneten sich mir. Die Anstrengung verschlimmerte nicht nur mein rechtes Bein, sondern zwischen Guarda und Fettau fing das gleiche Uebel auch am linken an. Zwischen diesen beiden Orten traf ich Lyehnis flos Jovis und weiterhin gegen Schuolz standen Sedum ma- zimum, Sisymbrium strictissimum und Salvia verticillata am Weg. 11/, Stunden unter Schuolz, 121), Stunden von der Au, beim Weissen Haus am Bergabhang hinter dem Haus erschien endlich plötzlich die Centaurea Mureti in solcher Quantität, dass ich mich auf der Stelle hinreichend damit versehen und dann von da weg den Rückweg wieder antreten konnte. Das Gehen machte mir so grosse Mühe und Schmerzen, dass ich beschloss in Schuolz zu übernachten, obgleich es erst 6 Uhr schlug als ich wieder dahin kam; aber 14 Stunden war ich heute eben doch auch gegangen. 19. August. Als ich heute Früh läuten hörte, stand ich auf im Glauben es bedeute 4 Uhr. Der Vollmond beleuchtete mein Zimmer. Unter seiner Beleuchtung trat ich hinaus aus dem Haus und schlug den Fussweg nach Fettau ein, den ich erst gestern und diesen Sommer schon einmal herabgekommen war. Allein in dessen Verfolg lenkten so viele Steige rechts und links in die Felder und Wiesen ab, dass ich den rechten verlor und mich nimmer zurecht finden konnte. Glücklicherweise traf ich nun auf einen Mann und eine Frau, die mich dann zurecht wiesen. Die eigentliche Strasse einmal gewonnen, konnte mir Feltau nicht mehr fehlen und nach einer weitern Stunde « 390 hatte ich es erreicht, gerade als der Tag zu grauen anfing. Das Läuten, das mich heute Früh aus dem Bett trieb, muss demnach um 2 Uhr gewesen sein und zwar drüben in Tarasp dem einzigen katholi- schen Dorf im ganzen Engadin. Um 6 Uhr war ich in Guarda. Drauf ging’s weiter, meine steifen Füsse aber konnte ich fast nimmer biegen oder in die Höhe bringen; wesshalb denn auch die Zurück- legung der noch übrigen 8 Stunden von Guarda bis in die Au wenig Ergötzliches für mich hatten. Um 2 Uhr Nachmittags hatte ich’s überstanden und war in meinem Logis. Nach dem Essen hielt ich es für das beste meine müden und kranken Beine im Bett Ruhe ge- niessen zu lassen. 20. August. Heute Morgen schleppte ich mich nach Bevers hin- ein; Dr. Steiner verordnete mir Liq. ammon. caust., Spir. cam- phorat. und saponat. zum Einreiben. — Ueber die Natur meines Uebels glaube ich nun im Reinen zu sein. Ich halte es für Rheuma- tismus. Der hohen Lage und kalten Nächte wegen hat man im Engadin sehr warme Betten und besonders schwere Federdecken, unter denen ich jede Nacht schwitzte. Morgens Früh mit Tages- anbruche jeden Tag aus dem Schweiss heraus in die kalte Luft im Reife und Schnee, das konnte nicht spurlos vorübergehen; das Uebel entwickelte sich nach und nach und endlich traten die Folgen zu Tag. Dem Körper, durch unausgesetzte Arbeit und An- sirengung arg mitgenommen, gebrach die Kraft länger zu wider- stehen, 21. August. Einreiben und Ruhe haben meinem linken Bein ziemlich geholfen, aber am rechten will sichs noch nicht bessern. Den 23. August. Mein linker Fuss scheint heute wieder zur Ordnung zurückgekehrt zu sein; mit dem rechten aber wills nicht vorwärts, daher fange ich an, ihn wieder mit kalten Umschlägen zu trakliren; es ist um so ärgerlicher, weil wir seit einigen Tagen schönes Wetter haben. 24. August. Der Rest meiner Centaurea wurde heute trocken. Mein Fuss bessert sich, aber die Wettergläser fallen heute bedeu- tend. Ist das Wetter übrigens morgen gut, so will ichs mit dem Laviruns jetzt wieder wagen. 25. August. Das Wetter ist immer noch gleich gut und mein Bein auf der Besserung. So wagte ich es und ging heute Nach- mittag langsam und für meine Beine möglichst Sorge tragend durchs Camogasker Thal hinauf bis in die Zuzer Alpen am Fuss vom Laviruns. Meine Beine hielten sich bis dahin ganz vortrefflich, ich fühlte nicht den geringsten Schmerz und morgen Früh will ich die zwei Stunden noch bis auf die Höhe langsam zu bewältigen trachten, und dann Crepis jubata suchen, die Seltenste der Seltenen. 26 August. Kein Wölkchen war am Himmel als ich heule Früh aus der Hütte trat — ein herrlicher Morgen. Unter Furcht und Hoffnung, der Füsse und der Crepis wegen, begann ich nun mein heutiges Tagewerk. Langsam und gemächlich stieg ich am Berg hinauf, und Gottlob, als ich auf der Höhe des Uebergangs 391 anlangte, fühlte ich mich so frisch und stark als ob mir nie elwas gefehlt hätte. Das die Höhe überlagernde Geschiebe war bedeckt mit dem schönsten Ranunculus glacialis; im Kalkgerölle der ober- sten Hänge blühte herrlicher Papaver aurantiacum und Apargia Taraxaci. Ein wenig tiefer unten auf grasigten Stellen stand Dianthus glacialis in Menge in Blüthe und ebenso in dessen Nähe Cerastium alpinum. Während ich mit dem Ausgraben dieser Dinge eifrig beschäftigt bin, sehe ich vor mir in sonst ganz kahlem pflan- zenleerem Gestein ein kleines gelbblühendes Pflänzchen. Weil aber alle gelben Blumen, zu denen ich mich bis jetzt herabgelassen hatte, sich als Leontodon tarawacum, Apargia alpina oder Apargia Tarazaci ausgewiesen hatten, so dachte ich, es wird eben auch wieder nichts Anderes sein und grub fori am Diunthus und Cerastium; doch auf die Länge konnte ich der Ahnung nicht widerstehen; ich gehe hin die paar Schritte. Die stark gesättigte gelbe Farbe der Blume ist mir auffallend — Die Hoffnung steigt — ich bücke mich, und o Himmel, welches Glück, es ist Crepis jubata! Vor Allem aber stieg mein heissester Dank nun aus dem Grund meines Herzens zu Goit auf für die Gewährung meiner Bitte und von. heiliger Ehrfurcht und innerer Glückseligkeit erfüllt wagte ich kaum die Hand an die Pflanze zu legen und sie mir zu eigen zu machen. Es war diess die erste Crepis jubata, die ich in meinem Leben gefunden hatte; nicht nur aber, dass sie eine der selten- sten Alpenpflanzen ist in Rücksicht ihrer bis jetzt bekannten Fund- orte, sondern auch an ihren wenigen Fundorten ist sie so rar und dünn gesäet, dass man lange umher suchen darf bis ein zweites Exemplar dem ersten sich anreihet. Das Gleiche was hier auf dem Laviruns soll auch auf ihren Standorten in den Samnauner Alpen und bei Zermatt in Wallis stattfinden, wie mir Herr Muret sagte. So erforderte es lange Zeit und des emsigsten Suchens bis ich 11 Exemplare, 9 in Blüthe und 2 in Pappus, zusammengebracht haite. Entfernt von jeder andern Pflanze hält sich jedes Exemplar einsam und allein im Kalkgeschiebe; keine sah ich in den Halden, wo Apargia Taraxaei so häufig steht. Dieser Umstand und die tief gelbe Farbe der Blume ist dem Sucher ein sicheres Zeichen. Im Jahre 1846 schon hatte mir Herr Professor Heer in Zürich ge- sagt, er glaube das Jahr zuvor Crepis jubata auf der südlichen Seite des Laviruns auf einem grünen Bödeli gesehen zu haben; und bei meinem Herumsuchen kam ich auch wirklich auf jenes grüne Bödeli und fand die Crepis in dessen Nähe, nur nicht im Bödeli selber, denn wo Gras wächst, wächst keine Crepis jubata; hingegen sah ich dort den Ranunculus rutaefolius. Auch jetzt wie- der ist sehr wahrscheinlich, dass ich Herrn Muret meine Crepis zu verdanken habe; denn bekanntlich findet man eine Pflanze viel leichter, wenn man sie einmal schon gesehen hat. Die Gelegen- heit die zu sehen, die er aus Samnaun und von Laviruns mit- brachte, sowie die Mittheilungen der Art des Vorkommens hat mir wesentlich zum Auffinden der Pflanze geholfen. Nachdem ich also 392 11 Exemplare zusammengebracht und nebenbei auch noch Phy- theuma pauciflorum und Cerastium alpinum gefunden, kehrte ich reich und glücklich wieder über den Laviruns zurück, Auf der Zuzer Alpe wurde dann gerastet und gespeist; meine Füsse hiel- ten sich trefflich. %, Stunde unterhalb Orlandi’s Alp fand ich zwei Exemplare von Hieracium lasiophyllum Koch. Um 4 Uhr war ich in Bevers, legte ein und dann erst ging ich hinunter in die Au. 27. August. Verflossene Nacht kam endlich das Wetter, das sich schon seit drei Tagen angekündigt hatte. Von Bamber- ger traf ein Brief ein. Er schreibt, dass er trotz eines bedeu- tenden Unwohlseins und Aussicht auf böses Wetter am Morgen des 17. die Exkursion auf’s Schnallser Jöchl nach dem Ranun- culus pygmaeus angelreten habe; allein der Schnee, dort wie hier, liess ihn nicht dazu gelangen; er musste ohne ihn nach Meran zurückkehren. Am Sonntag darnach kam Leybold durch Meran, um nun seinerseits: den Versuch zu wiederholen und der Himmel war ihm günstiger, er brachte den Ranunculus mit. Sonntag den 28. August. Das Wetter war heute Früh gut. Nun sollte heute meine letzte Exkursion stattfinden und zwar wie- der auf Albula, den Carex Vahliü jetzt zu fassen. Ich ging und fand die mir wohl bekannte Stelle. Aber ich sah nun, dass dieser Carex schwerlich der Vahli sein werde, er wollte mir nicht recht passen. Doch war ich nicht faul und stach eine schöne Portion aus, denn ein seltener Carex war es jedenfalls. In seiner Gesellschaft standen auch in schönster Blüthe Arenaria biflora und Cerastium glaciale. Mehrere Stunden waren unter Herumsteigen und Ausgraben, Putzen und Waschen des Carex verstrichen; ich musste jetzt machen, dass ich weiter kam, weil ich auf den Kalk- köpfen noch Crepis hyoseridifolia und Jacquini sammeln wollte. Auf dem Weg dahin schlug ich eine von meiner frühern verschiedene Richtung ein und komme da auf eine grosse Terrasse von vielen Bächlein durchschnitien, die sich von da herunter gerade der Strasse zu in den Haupibach ergiessen. Es konnte nicht fehlen, diess war die Terrasse, von der Muret immer gesprochen , dass sie die Heimath des Carex Vahliü sei, die wir aber damals unge- achtet unseres Suchens nicht hatten finden können. Ich begann daher hier gleich Inspektion zu halten, fand aber nur Carex nigra, Juncus triglumis, Kobresia caricina, und den zweifelhaften Carex von dort oben wieder, hier aber, weil um 1000 niederer, in voll- kommener Reife und erkannte in ihm nunmehr den Carex lagopina Whlbg. Wollte ich die Crepis-Ernte nicht aufgeben, so durfte ich mich nicht mehr länger versäumen; daher ging ich weiter und füllte den leeren Platz der Büchse mit ihnen, sowie mit sehr schönem Hieracium incisum Hoppe vollends aus. Ich trat nun den Rück- weg an; legte in Bevers noch ein und übergab die Presse dem Ofen. — Dass zur Erzeugung von Bastarten noch etwas Anders gehört als das Beisammen- und Durcheinanderleben einer Menge von In- 393 dividuen verwandter Pflanzenarten die Bastarte zu bilden geneigt oder wenigstens fähig sind, davon hatte ich heute den sprechend- sten Beweis. Ich kam auf Albula zu Stellen, wo Sazifraga aizoides und $. caesia in ausserordentlicher Menge durcheinander standen, allein von Sazifraga patens, dem Erzeugniss der beiden ersteren, konnie ich trotz alledem nicht ein einziges Exemplar erspähen; es müssen da noch andere Bedingungen erforderlich sein. Den 29. August. Weil ich aus Erfahrung weiss, dass ein fester Wille Vieles kann und Beharrlichkeit doch endlich zum Ziele führt, so beschloss ich gleich heute Früh wieder den Kameraden nun einmal keine Ruhe mehr zu lassen und unverzüglich zum vierten- mal Sturm auf den Carex Vahlii zu laufen; denn nachdem nun alle die Engadiner Pflanzen, nach denen meine Wünsche gerichtet waren, sich mir ergeben hatten, so wollte ich den Aeger nicht mit nach Hause nehmen, dass der Carex Vahlii allein es verstanden, meine Mühen zu Schanden zu machen und meiner Macht zu trotzen. Heute Früh mit Tagesanbruch ging also der Tanz von Neuem los. Von den Alphütten weg nahm ich meine Richtung jetzt gerade der Terrasse zu, denn dass dort sein Lager sei, dessen war ich sicher. Auf meinem Weg dahin begegnete mir häufig Hieracium alpinum und Saussurea alpina; so kam ich zu den Bächlein, die, nachdem sie die Terrasse verlassen, durch Salices- und Rhododendron-Ge- büsch über den Berg herunter dem Hauptbach zustürzen, Man sieht das Alles und erkennt die Terrasse von der Strasse aus, so dass ich nicht begreifen kann, wie Herr Muret diesen Platz nicht wieder finden konnte, da er doch schon dreimal vorher da gewesen. Am zweiten Bächlein fing ich an aufwärts zu steigen um an seiner Seite die Terrasse zu gewinnen. Aber an seinen Ufern schon noch eine Strecke untenher dieser, fallen meine Blicke auf einen Carex und das war Carex Vahlii — kein Zweifel mehr. Etwa 1° hoch stand er da mit seinen steifen, ein schwarzes Köpfchen tragenden Halmen. Aber, aber, er war schon überreif, bei der Berührung liess er die Samen schon fallen: das war Schade. Doch höher oben, dachte ich, wird schon noch besserer kommen; also hinauf vollends auf die Terrasse. So wenig wie gestern konnte ich aber auch heute nur ein einziges Exemplar da sehen, es war da Alles noch mehr schon im Abgang als an der kühlen und schattigten- Bergseite; nur Willemetia apargioides stand noch in voller Blüthe. Ich musste mich also für diessmal mit ungefähr 2 Dutzend Exemplaren begnügen und auch diese müssen behutsam behandelt werden, wenn sie den Samen nicht sollen fallen lassen. Jetzt war ich froh, ich hatte Alles, was ich aus dem Engadin gewünscht hatte, die ganze Eliten- kompagnie war vollständig um mich versammelt, da fehlte auch nicht Ein Mann. — Jetzt wird noch getrocknet und zusammenge- ackt und dann geht’s der Heimath zu, nach der ich mich sehne. lein Körper verlangt nach Ruhe. Am 30. August wurde getrocknet und angefangen die Pflanzen? zu packen. 394 Am 34. August packte ich Alles in eine Kiste und nachdem ich diese der Post in Bevers übergeben, wurde Nachmittags 3 Uhr die Büchse umgehängt, der Stock erfasst und Abschied ge- nommen von der Au. Beim Uebergang über den Albula rief ich allen meinen lieben Bekannten und guten Freunden, die rechts und links vom Weg am Berg hinauf wohnen, ein herzliches Lebewohl auf Wiedersehen zu, und ohne im Weissen Stein mich aufzuhalten, schritt ich vorwärts um noch Bergün zu erreichen, wo ich alsdann bei Ant. Choetta wieder mein Nachtquartier nahm. Der Pfr. An- deer in Bergün hatte seit meinem Hiersein vom Pfarrer in Scamfs Alsine lanceolata, Valeriana supina und Thalictrum alpinum erhalten, die auf Alpen im Scamfser Thal, einem Nebenthal vom Engadin, waren gefunden worden. 1. September. Auf meinem heuligen Weg gegen Chur fand ich im Flusskies des Davoser Landwassers beim Bad Alveneu Hieracium piloselloides und Chondrilla prenanthoides und in Wiesen Peucedanum verticillare mit reifen Früchten. Nachmitlags 4 Uhr langte ich im Steinbock in Chur an. Bei Herrn Lorez fand ich guten Bericht. Er war gestern von Hinterrhein zurückgekehrt, und nun sahen wir seine mitgebrachten Pflanzen schnell durch; das Beste dabei war Statice alpina zu hinterst von Zaporta anı Ueber- gang gegen Zafreila; dann Cirsium purpureum und Eryngium alpi- num. Vom Cirsium theilte er mir 1 und von Eryngium 9 Exem- plare mit. Am 2. September verliess ich Chur und Sonntags am 4. langle ich Mittags 12 Uhr gesund wieder in Thun an. Müllheim, im Mai 1866. Die europäischen Brachypodium-Arten. Yon Vietor v. Janka. 1. Palea inferior mucronata vel aristata: arista flore multo brevior. 2. Palea inferior aristata; arista flore paullo brevigr vel longior. 4. 2. Palea mucronata; culmi basi haud ramosi: Brachypodium mucronatum W illk. Palea aristata; culmi inferne valde ramosi. 3. 3. Spica e spiculis 2—4 composita; folia apice subulata fere pungentia, stricte patula: B, ramosum R. et Sch. Culmi spiculam solitariam gerentes; folia apice obtusis- sima incurva: B. Boissieri Nym. 4. Aristae florum superiorum flores aequantes vel longiores; folia mollia plana. 5. 399 Aristae floribus breviores; folia firma plana vel siccatione convoluta: B. pinnatum P. de B. 5. Spica erecta; aristae floribus longiores haud penicillatae, 6. Spica nutans; aristae flores aequantes apice penicillum formantes: B. silvaticum R. et Sch. 6. Spiculae eleganter distichae. 7. Spiculae haud distichae: B. Willkommüi. 7. Spiculae 10—18 florae: B. distachyum R. et Sch. Spiculae parciflorae (sub 6 fl.): B. subtile de Not. P&csvär, im November 1866. Die europäischen Nardurus-Arten. Von Victor v. Janka. 1. Glumae nunc ambeduae obtusae v. emarginatae, nunc solum superior obtusa. 2. Glumae acuminatae vel attenuato-mucronatae. 3. 2. Spica disticha anguste linearis; glumae 3-nerves; palea in- ferior obtusiuscula: Nardurus Lachenulü Godr. Spica subulata; glumae 1-nerves; palea inferior apice subbiloba: N. Salzmanni Boiss. 3. Spica disticha; folia obtusa: N. montanus Boiss. Spica unilateralis; folia acuta: N. tenellus Rchb. P&ecsvär, im November 1866. —e Literaturberichte. — Flora des Herzogthumes Salzburg. Von Dr. A. E. Sauter. I. Allgemeiner Theil. (Separatabzug aus den Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 6. Bd. 1866.) Dr. Sauter, gegenwärlig der tüchtigste und erfahrenste Bo- taniker Salzburgs, hat sich veranlasst gefunden, namentlich auf Grundlage seiner eigenen vieljährigen Beobachtungen eine Flora des Herzogthumes Salzburg in Angriff zu nehmen, welche gleich- mässig sämmtliche Klassen des Pflanzenreiches umfassen soll. Als Vorläufer dieses höchst verdienstlichen Unternehmens hat er in den Mittheilungen der oben citirten Gesellschaft den allgemeinen Theil seiner Flora erscheinen lassen. Derselbe enthält folgende drei grösste Abschnitte: Die Geschichte der Botanik in Salzburg; sie ist hauptsächlich Storch’s Skizzen einer Topographie Salz- 396 burgs entlehnt. Die Schilderung der natürlichen Beschaffenheit des Gebietes; in ihr wurde der geologische und meteorologische Theil von Ritter von Köchel gediegen bearbeitet. Die Darstellung der Verhältnisse der Vegetation zur nalürlichen Beschaffenheit des Bodens. Namentlich dieser letzte Abschnitt ist von hohem Interesse; er enthält eine pflanzen-geographische Schilderung der so reichen Flora Salzburgs. Er zeigt ferner, welch’ reicher Schatz von Er- fahrungen dem Herrn Verfasser zu Gebote steht und wie tüchlig Dr. Sauter in allen Klassen der einheimischen Flora orientirt ist. Ganz besonders sind in dieser Beziehung hervorzuheben die: Ver- zeichnisse der Arten von Flechten und Moosen, welche in der Flora Salzburg kalkstet und kalkfeindlich auftreten, Möge der Herr Autor sein Wort halten, in den nächsten Jahren die speziellen Auf- zählungen der Samen- und Sporenpflanzen zu liefern. Er wird da- mit der Wissenschaft einen grossen Dienst erweisen. Dr. H. W. Reichardt. — Neue Beiträge zur Frage über den Samenwech- sel bei unseren Getreidearten. Von Professor Friedrich Haberlandt. (Separatabzug aus dem Centralblatt für gesammte Landeskultur. 1866, Nr. 11 und 12). Heır Professor Haberlandt beschäftigt sich bereits durch eine Reihe. von Jahren mit Versuchen über den Samenwechsel. Schon vor drei Jahren. erschien von ihm über diesen Gegenstand eine Brochüre und wurde ihrem Werthe entsprechend, anerken- nend und ausführlich in dieser Zeitung angezeigt (Jahrgang 1864, p. 203). Die vorliegende Abhandlung bringt nun die Resultate neuer Untersuchungen und zwar werden ausführlicher besprochen der Hafer, die Winter- und Sommergerste, endlich der Winterroggen. Die gewonnenen neuen Resultate bestätigen im Ganzen und Grossen die schon in der ersten Abhandlung von dem Herrn Verfasser aufgestellten Sätze, sie zugleich im Detail erwei- ternd. Weil über die wichtigsten Resultate der Untersuchungen des Herrn Prof. Haberlandt in diesen Blättern schon (a.a. 0.) berichtet wurde, so hält es der Referent für überflüssig hier noch- mals auf sie zurück zu kommen. Er empfiehlt aber den vorliegen- den Aufsatz der besonderen Beachtung der Herren Oekonomen; denn sie werden in ihm viele beherzigenswerthe Winke finden, nur durch kluge Wahl des Saatgutes den Ertrag ihrer Grundstücke zu erhöhen. Dr. H. W. Reichardt. — Beiträge zur Kenntniss der Torfmoose. Von Edmund Russow. Dorpat 1865. Eine recht fleissige Arbeit, die vieles Neue enthält, und daher die Aufmerksamkeit der Bryologen verdient. Im histologischen Theile weist Verfasser nach, 1. dass die Resorption der Membran der hyali- nen Zellen‘ in weit höherem Grade noch stattfindet, als es durch Schimper bekannt ist. Er kam zu dieser Beobachtung durch An- wendung von Jod und Schwefelsäure oder Chlorzinkjodlösung: 2. dass auch die chlorophyliführenden Zellen in ihren Verdickungsschichten »97 Poren besitzen, aber nur dann, wenn derartige Zellen sich mit ihren Wänden unmittelbar berühren, so namentlich bei S. fimbria- tum, Girgensohnii, cuspidatum, Angstroemü. 3. Der innere Bau der Fruchtastblätter ist grossen Schwankungen unterworfen und daher für die Systematik ohne Werth. Im morphologischen Theile macht Verfasser auf die merk- würdigen Mittelgebilde zwischen Ast- und Stengelblätter aufmerk- sam, die zu 2—5 am Grunde der Aeste sitzen. Sie sind stets un- gleichseitig dreieckig und nach ihrem innern Baue sehr verschieden aber unbeständig gebildet. Der umfangreichste Theil ist der systematische, der Verfasser verwirft, und wie ich glaube, mit Recht, die Eintheilung der}Sphagna nach dem Blüthenstande, da diese vielen Schwankungen unterworfen ist. Er bringt die europ. Sphagna in vier Hauptgruppen, welche de- nen bei Lindberg entsprechen: I. Cuspidata. Astblätter lanzett- bis eiförmig, Spitze gezähnt, meist deutlich gestutzt. Ränder daselbst stark eingerollt. 1. S. acutifolium, 2. Girgensohnü, 3. S. fimbriatum, 4. S. Lind- bergü. 5. S. cuspidatum. 6. S. squarrosum. 7. S. Wulfianum. II. Sudsecunda. Astblätter eiförmig; Spitze abgerundet, ge- zähnelt, selten deutlich gespitzt; Ränder in der obern Hälfte ein- gerollt. 8. S. subsecundum, 9, S. molluscumf Il. Truncata. Astblätter länglich, Spitze stark gestutzt und ge- zähnt, Ränder im ganzen Umfange eingerollt. 10. S. rigidum. 11. Müllert, 12. Angstroemit. IV. S. Cymbifolia. Astblätter breiteiförmig, an der Spitze kaputzenförmig. 13. S. cymbifolium. Die Cuspidata werden noch in 3 Unterabtheilungen gebracht und diese durch anatomische Verhältnisse näher begründet. Nun folgen endlich Bemerkungen über die einzelnen Arten: Zu $. acutifolium rechnet der Verfasser auch $. rubellum, wogegen sich nicht viel wird einwenden lassen. Auch meine Be- obachtungen im letzten Sommer überzeugten mich, dass die Grenze zwischen beiden nicht scharf zu ziehen ist. — Das dem S. fim- briatum nahe verwandte $. Girgensohnä wird ausführlich beschrie- ben; es ist viel verbreiteter und häufiger als fmbriatum und wird mit, diesem beständig verwechselt. Ref. kann hinzufügen, dass in Schlesien in der Ebene allgemein fimbriatum , im Gebirge aber nur S. Girgensohnis gefunden wird. Zu S. cuspidatum zieht der Verfasser noch S. taxifolium C. Müll., S.riparium Angstr. S. laricinum Angstr. Mit S. squarrosum vereinigt er S.teres Angstr. So sehr letzteres habituell und in Färbung von S. squarrosumverschieden scheint, so lässt sich doch bei fortge- setzter Beobachtung nicht läugnen, dass Mittelformen zwischen beiden vorkommen, Ganz im Schatten wird teres grün und bekommt sparrige Blätter, während die dicht daneben stehenden Pflanzen semmel- 398 braun gefärbt sind und sparrige Blätter besitzen. — S. Wulfianum, zu welchem als Synonym Sph. pyenocladon tritt, wird gleichfalls ausführlich beschrieben; bereits 1847 bei Dorpat von Girgensohn entdeckt, wurde es erst 1860 im Archiv für die Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands 2. Serie Bd. I. p. 173 von demselben ver- öffentlicht, Zu S. subsecundum gehört nach dem Verfasser auch auriculatum Schpr.; er theilt die zahlreichen Varietäten dieser Art in 2 Gruppen: heterophylla und isophylla, bei letzteren sind Stengel- und Astblätter nur sehr wenig verschieden, bei den er- steren sind sie dagegen sehr verschieden gestaltet. Fünf Tafeln in 8. begleiten diese Arbeit, von der es zu wünschen ist, dass sie zur allgemeinen Kenntniss der Bryologen gelange. Dr. Milde, Correspondenz. Pecsvär, den 26. Oktober 1866. Seit 10. Oktober befinde ich mich hier in Peesvär, eine Post- station weit nordwestlich von Fünfkirchen. Auf dem Hermarsch lernte ich 5 Komitate flüchtig kennen; — andere 3 am rechten Ufer der Donau durch die behufs Ausforschung der Salsola sativa im Stuhlweissenburger Komitat von Keszthely aus, wie ich vorge- habt, unternommene Exkursion, zu der ich 3tägigen Urlaub ver- wendete. Mit der Ausbeute war ich ganz zufrieden. Ich werde darüber Ihnen ausführlicher berichten. Ausser dem Gesuchten habe ich mehrere neue Standorte für andere Arten gefunden. — Hier ist auf allen Hügeln, in den Vorhölzern und auf Hutweiden ein Hel- leborus sehr verbreitet. Es wird H. graveolens Host. sein, H. odorus ist es nicht, da dessen Blätter den Winter über ausdauern, Helle- borus purpurascens auch nicht, denn diese leizteren Blätter haben eine andere Gestalt. Ich kenne sie aus Siebenbürgen zur Genüge. Die Folia der hiesigen Pflanze sind meistentheils jetzt schon ganz abgestorben. Ferner ist hier Paeonia peregrina im Gebirge sehr gemein. Im Frühjahr müssen die vielen Blütnen einen hübschen Anblick gewähren. Unvergesslich wird mir in dieser Beziehung Poeonia tenuifolia im Centrum Siebenbürgens sein, die ich im Jahre 1855 beim Dorfe Zah in schönster Blüthe fand, wo selbe in Millionen von Exemplaren in dichten Massen die Hügelwiesen be- deckte. — Mein Herbar, sowie meine Bibliothek ist vor wenigen Tagen hier angelangt und ich bin jetzt täglich wieder mit Sichtung meiner Sammlungen beschäftigt. Janka. Sommerein, den 14. November 1866. Auf der Insel Schütt kommen bei Sommerein nachfolgende Salix-Arten vor: S. daphnoides Vill. häufig; S. triandra L. und 399 var, amygdalina L., S. alba und var. ccerulea Sm.; S. fragilis L. und var. Russeliana Sm.; S, encana Schrk. kommt auch hoch- stämmig vor, mit goldgelben männlichen und falben weiblichen Kätzchen und mit‘ breitern oberseits lebhafter grünen Blättern. S. purpurea L. gemein. $. viminalis L.; S, cinerea L. am Moorgrund. S. caprea L. seltener. Pfarrer M. Resely, Müllheim, den 8. November 1866. Eine Krankheit im Frühjahr und dann der unglückselige Krieg erlaubten mir nicht im letztverflossenen Sommer einen weitern botanischen Ausflug zu unternehmen — ich musste mich auf meine nächsten Umgebungen beschränken. Einer Bitte des Herrn Fries in Upsala zu willfahren, ging ich am 24. August auf den Feldberg, fand aber die Vegetation auf unsern Bergen der beständig kalten Witterung in diesem Sommer wegen sehr armselig und verspätet und konnte desshalb nur eine geringe Zahl des gewünschten Hieracium corymbosum Fr. zusammen bringen. Darunter befinden sich aber Formen, die mir einen Uebergang zu H. boreale Fr. an- zudeuten scheinen. Ebenfalls auf dem Feldberg und in besserem Stand als das H. corymbosum Fr., fand ich Hieracium rigidum Hartmann (Fries Epicrisis Hierac. p. 133. — nicht H. tridenta- tum Fr.), welche Pflanze vom Feldberg noch nirgends erwähnt ist. — In meinem Aufsatz „Der Belchen im Schwarzwald“ in Nr. 7 des Jahrgangs 1865 beklagte ich den Mangel eines Obdachs auf diesem Berg unter das man sich flüchten könnte bei einfallendem schlech- ten Wetter. Diesem Uebelstand ist nunmehr abgeholfen. Im Lauf dieses Sommers erhob sich ein comfortables Rast- und Gasthaus im Schwarzwälder Styl gebaut droben und am Sonntag den 7. Oktober letzthin fand dessen feierliche Einweihung statt woran eine Menge von Nah und Fern Theil nahm. Selbst der Himmel freute sich, dass die Menschen dem schönsten unserer heimischen Berge end- lich sein Recht angedeihen liessen und verklärte das schöne Fest durch Spendung des prächtigsten Wetters. So wird der Belchen im Schwarzwald in Zukunft nun häufiger als bisher von Fremden besucht und seine Schönheit bekannter werden, was er gewiss verdient. Vulpius. Weimar, im November 1866. Hierdurch theile ich Ihnen mit, dass ich in Kürze meine zweite orientalische Reise antreten werde und zwar vorerst von Konstan- linopel aus über Aleppo durch die Wüste nach Mossul. Dort ge- denke ich die Regenzeit zu verbringen, während welcher Zeit ich die Ebene, sowie die Vorberge Kurdistans nebst dem Sindschar- gebirge durchforschen werde. Mit vorrückender Jahreszeit breche ich vorerst über Kerkuk nach Sullimania auf, sowie nach den persi- schen Distrikten über das Avroman- und Schahu-Gebirge nach Senna, Kirmanschah, Hamadan etc. Die weitere Richtung der Reiseroute muss sich erst dort ergeben. Eine reiche Ausbeute wird meiner 400 dort harren, um so mehr, da jene Gebiete noch ganz undurch- forscht sind und hoffe ich, dass es mir möglich sein wird, Ihnen hin und wieder Nachricht zukommen zu lassen. C. Haussknecht. Anweisung wie man auf einem billigen Weg und ohne müde Füsse zu machen zu einem hübschen Alpenherbar gelangen kann. Am 28. April d. J. erhielt ich nachstehendes Schreiben: „Das obrigkeitlich sanktionirte Museum für Kunst und Natur an Herrn Vulpius, Botaniker in Müllheim im Breisgau. „Gefälligen Sie, von den im österr. botan. Wochenblatt „ausgeschriebenen Pflanzen nachstehend verzeichnete Deside- „raten gegen Wiedervergütung portofrei anher zu senden. „Hochachtungsvoll die Verwaltung des Museums in „Freising, Oberbaiern.“ (Folgt dann eine Liste von 304 desiderirten Arten.) Diese Bestellung wurde sofort von mir ausgeführt uud das Packet am 4. Mai portofrei, wofür ich 28 kr. zu bezahlen halte, der Post hier übergeben und in meinem beigelegten Schreiben der Betrag dafür, die Centurie & fl. 7 rh., mit fl. 21 rh. bemerkt. Un- term 4. Juni, also einem vollen Monat nachher, weil ohne alle und jede Nachricht in dieser Angelegenheit gelassen, schrieb ich an die Verwaltung des Museums, dass diess lange Schweigen in Ver- bindung mit dem Umstand, dass obiges Schreiben keine Namens- unterschrift trage, bei mir anfange, den Verdacht wach zu rufen, ob hier nicht etwa ein Betrug vorliegen sollte, durch einen Dritten begangen? In Erwägung dieser Verhältnisse — sagte ich in meinem Schreiben ferner — glaube ich nicht, dass es: mir werde verargt werden können, wenn ich mir die Freiheit nehme, bei verehr. Ver- waltung desshalb anzufragen, wie sich diese Sache verhalte? — Auf diess lief dann folgendes Schreiben an mich ein: „Das obrigkeitlich sanktionirte Museum für Kunst und Natur „an Herrn Vulpius etc. „Ihre Zeilen ddo. 4. Juli d. J. trifft Unterzeichneter im „Bade Mariabrunn bei Vilsbiburg in Niederbaiern, bis dahin, „Euer Wohlgeboren belieben hierin eine Aeusserung zu wa- „gen, welche dem Unterzeichneten als bei dem Museum nichts „weniger als gleichgiltig fallen kann und — werden hiedurch 401 „aufgefordert, sich näher zu erklären — bis wohin jede Kor- „respondenz mit der Nachricht suspendirt bleibt, die Packet- „chen grösstentheils schon in den Herbarien des Musei „sich vorfindlichen Trockenpflanzen , welche von den Unter- „zeichneten keineswegs desiderirt worden — von Ihnen er- „halten zu haben — für das Supplement von Deutschlands „Flora, das erscheinen soll — für welche eine, Summe von „fl. 21 zu verlangen, die Absicht sich als viel zu unange- „messen und ungeeignet herausstellt. — Bis zu meiner An- „kunft in Freising etwa Ende Augusts hoffe ich genügende „Auskunft von Ihnen erlangt zu haben und hoffe hierauf. „Die Verwaltung des Museums in Freising „Prof. Dr. Gischl. „Maria-Brunn, den 6. Juni 1866.* Meine Antwort auf diesen Brief lautete alsdann, wie folgt: Wenn ein entfernt Wohnender und mir völlig Unbekannter eine Bestellung bei mir macht und ich diese demselben sofort zu- gehen lasse, ohne dass von dem Besteller der Punkt der Bezah- lung auch nur mit einem einzigen Wort berührt worden, ich ihm die Sendung noch auch zum Ueberfluss portofrei zugehen liess, so glaube ich, liegt hierin ein nicht zu verkennender Beweis von Vertrauen. Trägt nun aber die, Bestellung nicht einmal eine Na- mensunterschrift, sondern nur die „Verwaltung“ u. s. w. und lässt mich diese Verwaltung ohne alle Nachricht über den Empfang, was gegen alle Ordnung ist, so wird es mir wohl von keinem ver- nünftigen Mann verdenkt werden, wenn in mir nach Verfluss eines Monats der Gedanke sich regt, es könnte hier vielleicht ein Be- irug vorliegen, von einem Dritten begangen, In diesem Sinn schrieb ich unterm 4. Juni an die Verwaltung, oder was gleich- bedeutend ist an Sıe, Herr Professor, da Sie sich in Ihrem Schreiben vom 6. d. M. mir als den Verwalter zu erkennen geben. Als Ver- sender bin ich in diesem Fall nun Nr. I., Sie oder die Verwal- tung ist I. Wie kommen Sie nun aber dazu, den „Dritten“ auf sich beziehen zu wollen, ist das nicht lächerlich und ganz unlogisch ? Oder gehört es geradezu in das Reich der Unmöglichkeiten, dass hier ein Dritter seine Hand konnte im Spiel gehabt haben? Sie sehen, Herr Professor, dass Sie sich wegen meiner „gewagten Acusserung“* ganz unnöthig alterirt haben, und dass diese Alteration durch eine rechtzeitige Empfangsanzeige hätte vermieden werden können. So viel über diesen Punkt. — Zu den Pflanzen selbst dann übergehend, heisst es in Ihrem Schreiben, dass vorerst „jede Korrespondenz mit der Nachricht suspendirt bleibt, die Packetchen grösstentheils schon in den Herbarien des Musei sich vorfind- lichen Trockenpflanzen, welche von dem Unterzeichneten keines- wegs desiderirt worden — von Ihnen erhalten zu haben — für das Supplement für Deutschlands Flora, das erscheinen soll — für welche eine Summe von fl. 21 zu verlangen die Absicht sich als viel Oesterr. botan.Zeitschrift 12. Heft. 1866. 29 402 zu unangemessen und ungeeignet herausstellt.“ — Der Sinn dieser interessanten Satzkonstruktion wird nun wohl der sein sollen, dass Sie behaupten, grösstentheils Pflanzen von mir erhalten zu haben, die nicht bestellt wurden, und dass die Forderung von fl. 21 da- für sich als viel zu unangemessen und ungeeignet herausstelle. Nur ist mir der Ausdruck „die Packetchen“ nicht klar, indem sie von mir keine Packetchen erhielten; meine Pflanzen bildeten nur ein einziges Packet. Da mir aber nicht möglich ist, einen andern Sinn als den oben angegebenen aus Ihren Worten herauszufinden, so diene Ihnen darauf folgende Erwiederung. Ihre Desideraten- liste ist einer Anzeige entnommen, die in der 10. Nr. des Jahr- gangs 1862 der österr. botan. Zeitschrift von mir veröffentlicht und die Centurie jener Pflanzen zu fl. 7 — angetragen wurde. In der Regel fügt jeder Besteller, auch der früheste, seiner Deside- ratenliste eine entsprechende Anzahl von Ersatzpflanzen bei, für den Fall, dass die eine oder andere der verlangten schon vergriffen sein sollte. Um wie viel mehr wäre es am Platz gewesen, dass Sie diess auch gethan hätten, nach Verfluss von beinahe vier Jah- ren seit der Ankündigung; oder glauben Sie, jene Pflanzen wach- sen mir auf der Bühne? Trotz dieser langen Zwischenzeit konnte ich aber doch von den verlangten 304 Arten nur 19 Ihnen nicht mehr zukommen lassen, die ich übrigens durch 22 ebenso gute Arten ersetzte. Wenn 19 der grösste Theil von 304 ist, so sind Sie ein sonderbarer Rechenmeister, aber sicherlich nicht Pro- fessor der Rechnenkunst in Freising. Und wenn Ihnen fl. 7 für 100 Arten zu viel sind, warum bestellten Sie sie denn, da Sie doch wussten, was sie kosten? Oder haben Sie etwas an den Pflanzen auszusetzen — sind sie nicht richtig bestimmt oder nicht schön eingelegt? Ihre Aeusserung, fl. 7 — für die Centurie zu verlangen, stelle sich als viel zu unangemessen und ungeeignet heraus, erfüllt mich wahrlich mit Ekel und legt mir die Vermu- thung nahe, dass Sie sich in Ihrem Leben wenig mit Botanik müssen beschäftigt haben, denn sonst würden Sie den Werth dieser Pflanzen besser zu beurtheilen im Stande sein; würden auch wissen, dass damit noch nicht die Mühe des Einlegens bezahlt ist. Ich muss Ihnen sagen, dass ich noch nie in meinem langen Leben und bei meiner ausgebreiteten botanischen Bekanntschaft mich zu einer ähnlichen Korrespondenz gezwungen sah, und dass ich meine Un- vorsichtigkeit oder vielmehr mein Vertrauen sehr bereue, ohne bessere Garantie in Händen, jene Pflanzensendung gemacht zu haben. Zahlreiche Briefe, die ich in Händen habe von Botanikern und darunter von den ersten Celebritäten, sprechen mir alle, ohne Ausnahme ihren Dank und ihre Anerkennung aus für die von mir erhaltenen Pflanzen und bilden einen schönen Gegensatz zu Ihrem „unangemessenen und ungeeigneten“ Auftreten und Benehmen mir gegenüber. Ich stelle Ihnen nun die Wahl, mir entweder die fl. 21 — oder meine Pflanzen wieder zu senden; aber auch alle und in gleicher Beschaffenheit, wie ich sie an die Verwaltung gesendet Pe ve we 403 habe. Geschieht keines von beiden, so werde ich diese saubere Geschichte in botanischen Zeitschriften veröffentlichen; lebte mein sel. Freund Fürnrohr in Regensburg noch, er würde sie jedenfalls erfahren. — Bei Ihrer Ankunft in Freising , etwa Ende Augusts, hoffen Sie genügende Antwort von mir erlangt zu haben und rechnen darauf. Ich lasse Sie aber nicht so lange darauf warten. Sie sollen sie jetzt schon haben und haben sie jetzt. Vulpius. Müllheim im Breisgau, den 16. Juni 1866. Dieser Brief ist bis heute noch, den 8. November 1866, ohne jede Antwort geblieben. Die Lehre daraus ergibt sich von selber; jedoch halte ich die Verfahrungsweise der jetzigen Ver- waltung des Museums für Kunst und Natur in Freising, sich natur- wissenschaftliche Sammlungen zu verschaffen, immerhin für beach- tenswerth genug, um ein Bekanntmachen derselben auch in wei- teren Kreisen zu rechtfertigen. Vulpius. Botanischer Tauschverein in Wien. Unter obiger Bezeichnung gründete der Gefertigte im J. 1846 eine botanische Tauschanstalt zur Vermittlung gegenseitigen Aus- tausches von getrockneten Pflanzen, welche im Jahre 1857 mit Baron Leithner’s Anstalt „Wiener Tauschherbarium* vereinigt wurde. Die Modalitäten, unter welchen jeder Botaniker mit dieser Anstalt in Verbindung treten kann, sind folgende: Der zu einem Tausche geneigte Botaniker wolle ein Ver- zeichniss jener Pflanzen mittheilen, welche er entweder sogleich einsenden oder im Laufe der Blüthezeit einsammeln könnte, mit diesem zugleich aber auch seinen mindestens .den Gattungen nach streng alphabetisch geordneten Desideraten-Katalog. Es können für Phanerogamen auch Kryptogamen oder umge- kehrt gewählt werden. Kultivirte exotische Pflanzen werden eben- falls zum Tausche angenommen, dagegen sind kultivirte nicht exo- tische Pflanzen streng ausgeschlossen. Eine Ausnahme von letzteren machen alle als Nutzgewächse gebaute und auch verwilderte Pflanzen. Der Umtausch einer gemachten Sendung erfolgt binnen drei Monaten. Die Zusendungen geschehen am bequemsten, sichersten und schnellsten, verhältnissmässig auch am billigsten durch die Post- anstalten. Die einzusendenden Pflanzen müssen ebenso vollständig gesam- melt, als ästhetisch präparirt, die einzelnen Exemplare vollkommen instruktiv sein. 29 * 404 Jedes Exemplar wolle man mit einer besonderen Etiquette ver- sehen, auf welcher der Name der Pflanze, des Autors, des Fund- ortes und Einsenders nicht fehlen darf. Zweckmässig ist auch die Angabe der geognostischen Unterlage, Meereshöhe und Einsamm- lungszeit auf derselben. Bei Einsendung von mehr als 30 Exemplaren einer Species genügt die halbe Anzahl von Etiquetten. Pflanzenexemplare, welche Mängel halber zum Tausche als nicht geeignet sich erweisen, so Bruchstücke, veraltete oder von Insekten beschädigte Exemplare etc. etc. werden dem Einsender zur Dispo- sition gestellt, oder gelegentlich zurückgesandt, Bei der Einsendung der Pflanzen wird ersucht, nur so viele Exemplare und nur einer Art auf einen Bogen zu legen, als man leicht überblicken und überzählen kann, auch die Bogen einer :Art in einem Umschlagbogen zu: geben und auf demselben die Art und die Anzahl der Exemplare zu bemerken, der ganzen Sendung aber ein Verzeichniss beizulegen, welches die eingesandten Arten nebst der - Anzahl der Exemplare übersichtlich enthält. Die Pflanzenpaquette mögen in Pappe gut eingemacht und wo möglich in Leinwand eingeschlagen werden, für grössere Sendun- gen, besonders wenn sie nicht durch die Post versendet werden, sind gute Holzverschläge sehr anpassend. Jeder Theilnehmer erhält von jeder desiderirten Art nach Mög- lichkeit mehrere Exemplare und zwar von kleinen Formen 1—5 und von grössern 1—3 Exemplare, wo möglich von verschiedenen Stand- orten. Eine grössere Anzahl von Exemplaren einer Art wird nur auf besonderes Verlangen gegeben. Als 1. Exemplar wird ein vollständiges Individuum angenom- men, nur von kleinen Formen werden mehrere Stücke als ein Exem- plar gerechnet. Arten, welche rasenförmig vorkommen, dürfen nicht in Fragmente zertheilt werden. Wo es nöthig ist, müssen die ein- zelnen Exemplare durch beigelegte Früchte, Wurzelblätter, sterile Zweige etc. etc. vervollständigt werden. Der jährliche Beitrag eines jeden Theilnehmers besteht in 2 fl. (1 Thlr, 10 Ngr.) und 20 Percent der eingelieferten Pflanzen. Pflanzen und Briefe sind portofrei einzusenden. Im Kaufwege wird die Centurie, das ist 100 zu desiderirende Arten, in einer reichlichen Anzahl von vorzüglich schönen Exem- plaren im Preise von 6 fl. (4 Thlr.) zusammengestellt. Ebenso können ganze Herbarien nach bestimmten Florengebieten oder zu bestimmtem Gebrauche (z. B. medizinische, ökonomische, Schul-Herbarien) nach obigem Preise bezogen werden. Alle Arten botanischer Sammlungen in grösseren oder kleineren Parthien werden auch in Kommission gegen bestimmte Perzenle zum Verkaufe angenommen. Die Jahresberichte der Anstalt, dann eingehende und ablau- fende Sendungen, Pflanzenverkäufe etc. werden in der „Oesterr. botanischen Zeitschrift* veröffentlicht, welche seit dem Jahre 1851 ununterbrochen erscheint. 405 Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift* pränumerirt man mit 5 fl. 25 kr. ö. W. (3 Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahr- gang oder mit 2 fl. 63 kr. ö. W, auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wieden, Neumanngasse Nr. 7, in Wien. Wien, im December 1866, Dr. Alexander Skofitz, (Wieden. Neumanngasse Nr. 7). — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der zool.-botanischen Gesellschaft am 7. November macht H. Frauberger mehrere neue Pflanzen- standorte aus dem westlichen Niederösterreich bekannt; darunter befinden sich; Equisetum Telmateja bei Oberndorf nächst Scheihbs, Equis. ramosum auf den Donauinseln bei Krems, Polypodium Phegopteris und Polyp. Dryopteris Neulend bei Lunz, Aspidium Oreopteris bei Burgstall nächst Scheibbs, Asp. Thelypteris am Fuss- maisl bei Oberdorf, Avena cariophyllea bei Oberndorf, Spiranthes autumnalis bei Plankenstein, Petasites albus am Fussmaisl, Cirsium Erisithali rivulare bei Plankenstein, Galium rotundifolium bei Obern- dorf, u. s. w. — Dr. H. W. Reichardt legt die Diagnosen der neuen Lebermoosarten vor, welche von der Novara-Expedition mit- gebracht wurden; es sind folgende: Anthoceros gracilis Rehdt., von Sidney in Neuholland, leg. Jelinek; Marchantia hezaptera Rehdt,, Lejeunia paritücola Rchdt., Thysananthus Frauenfeldii Rchdt., auf Tahiti ges. von Jelinek; Mastigobryum Hochstetteri Rchdt., Plagiochila Fenzlii Rehdt. um Coromandel auf Neuseeland, leg. v. Hochstetter, und Playiochila nicobarensis Rehdt. auf den Nikobaren ges, v. Jelinek. Ferner legt der Vortragende eine vom Kassier der Nationalbank Schinn an die Gartenbau-Gesell- schaft eingesendete Wurzel einer gelben Rübe vor, die auffallend von der normalen Form abwich. Statt der absteigenden Pfahlwurzel sind 4 wagrecht gewachsene Wurzeläste vorhanden, welche paar- weise einander genähert und verschieden mächtig entwickelt er- scheinen. Aus dem gemeinschaftlichen Centrum dieser 4 Aeste entspringt ‚der Stengel, welcher sehr mächtig war und dessen Narbe mit den Ursprungsstellen der Blätter etwa 11/,” im Durch- messer misst. Wenn man diese Wurzel mit dem längeren Paar der Aeste senkrecht nach abwärts stellt, so zeigt sie eine ent- fernte Aehnlichheit mit einer menschenähnlichen Gestalt, wobei das untere Paar die Füsse, das obere die Arme repräsentiren, und erinnert einigermassen an die verschiedenen Wurzeln, welche oft künstlich zugerichtet im Mittelalter als Alräune sehr geschätzt 406 wurden. Von Manuskripten wurden vorgelegt: ein Beitrag zur Laubmoosflora der Umgebung von Namiest bei Brünn von C. Rö- mer, eine Aufzählung der vom Autor daselbst während seines mehrjährigen Aufenthaltes beobachteten Laubmoose, 224 an der Zahl, unter denen sich viele interessante Arten befinden, wie z.B. Pleuridium nitidum, Dieranum fulvum, Trichodon eylindricus, Bar- bula vinealis, Grimmia Schultziü, Mühlenbeckü, trichophylla, Pyra- midula tetragona, Amblystegium Kochü, Hypnum reptile, Hypn. arcualum (letzteres auch reich fruktifizirend). Ferner ein Ver- zeichniss einiger bei Karlstadt in Kroatien vorkommenden seltene- ren Pflanzen von J. Sapetza. Unter denselben befinden sich Epimedium alpinum, Silene saponariaefolia, Stellaria bulbosa, Saxi- fraga cuneifolia, Veronica acinifolia, Teuorium flavum, Ophrys api- fera, Erythronium Dens canis, Cyperus longus, Cynosurus echinatus, Asplenium Adiantum nigrum. — In der Sitzung der mathem.-naturwiss. Classe der Aka- demie der Wissenschaften am 18. Oktober übersendeti das wirkliche Mitglied Prof. Dr. Fr. Rochleder in Prag eine „Notiz über die männlichen Blüthen von Juglans regiaL.“ Dr. Max Schulz übermittelt eine Abhandlung betitelt: „Beiträge zur praktischen Lösung der Düngerfrage.* Diese Arbeit, vorwiegend kritischer Natur, beschäftigt sich mit den wichtigsten Fragen der Pflanzen- ernährung, Der Verfasser weist darin zuvörderst nach, wie und warum unsere heutigen Kenntnisse vom Boden so beschränkt und zweifelhaft sind; findet dann ferner, das wir über die Natur der Verbindungen; in welchen die Aschenbestandtheile von den Kultur- pflanzen aufgenommen werden, nichts wissen, sondern uns mit un- bewiesenen Hypothesen begnügen, welche sich bei näherer Be- trachtung als vollkommen unwahrscheinlich erweisen. Endlich findet der Verfasser, dass die physiologische Wirkung der einzelnen Nahrungsstoffe, deren Bedeutung für die Entstehung und Neubil- dung der Spielarten und Varietäten kaum hoch genug angeschlagen werden könne, noch nicht Gegenstand sorgfältiger Versuche ge- worden sei. In 3 Kapiteln bespricht er diese Themata und zeigt den Weg, auf welchem man zur Lösung derselben gelangen könne, Er” selbst hat keine Versuche unternommen , weil sie für einen Privaten zu umfangreich und zeitraubend sind, auch die Arbeits- kraft eines Menschen bei weitem übersteigen. Sie können nur von Seiten der reich dotirten landw. Versuchsstation in Gemeinschaft ausgeführt werden, und wünscht der Verfasser nichts sehnlicher, als hiezu den Anstoss zu geben. Der Plan der diessfälligen Ver- suche ist sehr detaillirt angegeben, und ist namentlich eine Me- thode mitgetheilt, vermittelst deren man die für den praktischen Betrieb so wichtige Verwillerungsgrösse finden kann. Er bezeich- net nämlich mit diesem Ausdrucke die in Zahlen ausgedrückte Summe derjenigen Pflanzennährstoffe, welche jährlich aus den Bo- denbestandtheilen durch die Atmosphärilien für die Pflanzen dispo- nibel werden, je nach Natur und Lage des Bodens indess schr 407 verschieden ausfallen müssen. Dabei ist zu bemerken, dass er nur diejenigen Verbindungen Pflanzennährstoffe nennt, welche unmit- telbar von den einzelnen Kulturpflanzen aufgenommen werden können, Wir kennen dieselben noch nicht, dass es indessen nicht diejenigen Salze sind, welche wir heute als künstliche Düngmittel so vielfach benützen (Kuochenmehl, schwefels. Ammoniak etc.) be- weist er ausführlich. Nicht unmittelbar nach der Düngung zeigt sich nämlich die grösste Wirksamkeit, sondern immer erst eine längere oder kürzere Zeit später. Die Gahre des Ackers ist dem praktischen Landwirth der Bürge einer ‚guten Ernte, daher das Ziel seiner Anstrengungen. Sie ist aber nichts weiter, als der an gewissen äussern Merkmalen kennbare Zustand des Bodens, in welchem sich durch wechselseitige Zersetzungen und Neubildungen eine Summe von wirklichen Nährstoffen gebildet hat, die für eine vollkommene Ernte ausreichend ist. Unsere heute gebräuchlichen Dünger können daher nur als das Material bezeichnet werden, aus welchem der Boden mit Hilfe der Atmosphärilien- die Pflanzen- nahrung bildet. Aus gewissen vertrauenswürdigen Versuchen von Zöller u. A. hat dann zuletzt der Verfasser auch das Gesetz auf- gefunden ,. nach welchem die Kulturpflanzen die Aufnahme ihrer Nahrung regeln. Es ist bekannt, dass die Ernte nicht propor- tional mit der Nahrung steigt und fällt, sie ist keine einfache Funktion derselben. Liebig hat sich darüber auch schon des Breiten ausgesprochen. Die Beziehung nun, welche zwischen einer Kulturpflanze und der im Boden wirklich vorhandenen Pflanzen- nahrung nothwendig bestehen muss, hat der Verfasser auf Grund jener Versuche im folgenden Gesetze ausgesprochen. Die Ernte steigt mit den Quadraten der Nahrung. Mathematisch ausgedrückt —=aVn, wo x die gesuchte Ernte eines Feldes bezeichnet, dessen Ertrag bei einem genau bekannten Gehalte von Pflanzen- nährstoffen — a ist, wenn ihm nämlich ein Gewicht an Nähr- stoffen = n zugesetzt worden ist. Es bezieht sich diese Formel indess selbstverständlich nur auf das trockene Erntegewicht, da der Wassergehalt der Pflanzen innerhalb weiter Grenzen schwankt. Im Grossen wird natürlich immer zu berücksichtigen sein, dass man nicht gar zu geringe Mengen von Dünger über grosse Flä- chen verbreiten darf, wenn das Gesetz sich Geltung verschaffen soll, die Witterungsverhältnisse und andere Zufälligkeiten können dann zu störend einwirken. Sammlungen. — Bryotheca Silesiaca. Schlesiens Laubmoose. Heraus- gegeben von G. Limpricht, Lehrer an der höheren Töchter- schule zu Bunzlau. 1866. Lieferung I. Nr. 1—50. (Preis 2 Thlr.) Auf Veranlassung des Unterzeichneten, welcher die Revision der angezeigten Sammlung übernommen, hat sich Herr Limpricht 408 entschlossen, die schlesischen Laubmoose in halben Centurien her- auszugeben. Die erste Lieferung liegt zur Versendung bereit, die zweite folgt bereits um Weihnachten nach. Die Sammlung befin- det sich in einer geschmackvollen Mappe, in welcher die Moose vor Staub gesichert sind. Ein Titelblatt gibt den Inhalt der Samm- lung vollständig an, jede einzelne Art ist, mit Ausnahme der sehr grossen, in eine Papierkapsel eingeschlossen und diese auf ein Quartblatt aufgeklebt. Die gedruckten Zeiteln enthalten wissen- schaftlichen Namen, genauen Standort und sonstige Angabe über Verbreitung und Synonymie. Die einzelnen Blätter sind nicht ge- heftet, so dass sie später systematisch geordnet werden können. Die Moose selbst sind sauber und nett präparirt, reichlich mitgetheilt und richtig bestimmt. Bereits enthält diese erste Lieferung zahlreiche Seltenheiten und kritische Arten, wie Fissidens decipiens, Coscino- don, Tayloria serrata, Bryum Mildeanum, Funkü, Dichelyma, Ho- maloth. Philipp., Brachythec. Starkiü, Plagiothec. Schimperi, Spha- gnum teres, S. Girgensohniü. — Aus voller Ueberzeugung kann ich dieses Unternehmen empfehlen, zumal da bei dem Feuereifer des Herrn Limpricht ein Stocken in der Herausgabe nicht zu be- sorgen ist. Dr. J. Milde. — Dr. O0. Buchner in Giessen vermittelt den Verkauf der voın verst. Prof. Dr. Rossmann hinterlassenen mikroskopischen Präparate, welche meist Gegenstände aus allen Theilen der Pflan- zenhistologie umfassen. Correspondenz der Redaktion. Herrn M. R. in S. und Herm O0. P. in W : „Werden demnächst die gewünschten Pflanzen erhalten.“ — Herrn Dr. B.J. in P. „Wird thunlichst bald nach Wunsch geschehen.“ Inserate. Pränumerations-Einladung. „Allgemeine Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung.“ Herausgegeben von der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien und redigirt von Hugo H. Hitschmann. Erscheint den 'A., 10. und 20. jedes Monats, 2, Bogen stark, im grössten Lexikon-Format, mit zahlreichen Holzschnitten und Beilagen. Pränumerationspreis für Wien 5 fl. 50 kr., für auswärts mit Postzu- sendung 6 fl. 50 kr. ö. W- Inserate werden billigst berechnet. Bücheranzeigen und Dienstgesuche zahlen überdiess nur den halben Betrag des Tarifes. Die Redaktion: Die Administration: Josefstadt, Lederergasse Stadt, Herrengasse Mölkerhaus. Landhaus, Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von ©. Gerold. Druck von €. Veberreuter. Inhalt. —m&— I. Gallerie österreichischer Botaniker. Seite 10. Mutius Ritter von Tommasini, (Mit einem lithogr. Porträt) 1 II. Original-Aufsätze. Ascherson, Dr. P. — Ueber die geographische NER der Care a a a Le rn a a een Re. Böckel, Godwin. — Ueber die künstliche ee von Donlarila Sa Brassai, S. — Einige Tiiesen in Bezug auf gute und schlechte Arten 187 Degenkolb, H. — Vierzehn Octobertage am Bodensee und in Breisgau 180 Heidenreich, Dr. — Alopecurus pratensis X geniculatus. ... . 377 — — Weitere Beobachtungen über Calamagrostis-Bastarte . . 141 Heußler, Ludwig Freiherr von Hohenbühel. — Literaturberichte 133, 163 198, 218, 288 Heuser, Paul. — Ein Gruss aus der neuen Welt ..... 301 Holuby, Jos. Lud. — Zur Flora des Neutraer-Komitates 372 Janka, Victor von. — Die europäischen Alopecurus-Arten 359 — — Die europ. Drachypodium-Arten . 2... .... 394 — — Die europ. Holcus-Arten 59 — — Die europ. Nardurus-Arten 395 u Die europ. Valpja-Arten, or Sasse came 216 ca Dimorpha.ı > rer nik na Aeiae Ar var Sr 101 — — Neue Standorte ungarischer Pflanzon ir 169 — — Neue Synonyme zur Flora Europa’s . Dat Gar Kanitz, August. -- Literaturberichte. . . . 2... . an Keller, Jos. Ben. — Aus dem Honther-Komitate 2 a een. 78 Kerner, Dr. Anton. — Bemerkungen über einige Pflanzen der ungari- schen und siebenbürgischen Flora . . .. .... 204 — — Das älteste österreichische Herbarium . . ... „4137, 172, 246, 319 — — Descriptiones plantarum novarum: 2 rPaupborbia alpigena ‘ .... 2. .0 337 2. Saliv subalpina ..... 338 410 Seite 3er lalıe Eiaterı 2.‘ 242 u en EEE ER 2. Enjcopmis MOolliS-. „.- ion Auen Eder ee Bir ae a — — Gute und schlechte Arten... .. . te ee —ı - ‚Phanplorische: Studien .. -i.. mun.. 8m Aa 0 Knapp, Josef Armin. — Zwei Tage im a Kane ee Kuhn, M. — Ueber Polypodium marginellum SW. 2 2 222.2 0.. 69 Markus, Alexander. — Beiträge zur Kenntniss der Flora von Neusobl . 245 — — Ein botanischer Ausflug auf die Alpe Prasivä . 2.2.2 2.. 109 BMBE: BR. Literaturberichte S'.:n.. 12). na She AUS 2 DRS Mühlefeld, J. Ch. — Stotternheim bei Erfurt . .... Be; Münch. — Mittheilungen über einige Arten aus der Reihe von Cynanchum 240 Münter, Dr. J. — Zur Örientirung in Betreff älterer Herbarien . . . . 201 Pichlmayr, Fr. E.— Das südwestliche Vorgebirge des hohen Gölls bei Hallein, und,:seine ;Rloga\ +... 2 0.0. nl Als ka — — Das nordöstliche Vorgebirge des hohen Gölls bei Hallein ... . . 241 Reichardt, Dr. H. W. — Literaturberichte. . . . . 2... . 253, 292, 395 Rüdt, Freiherr von. — Ueber die Flora von Glien und des untern Rhöne- IE ee EN Sonklar, C. v. — Zur Flora von Wiener Neustadt ...... 33 Szontagh, Nikolaus von. — Beiträge zur Fiora des Gömörer Kbrmitares 145 Tommasini, Mutius R. v. — Aus dein Küstenlande. .. 2. .... 5.715 236 Vechtritz, R. v. — Bemerkungen über einige Pflanzen der ungarischen ee rear ee er 209, 243, 281, 318 Vulpius. — Meine Reise nach Bünden ws Tirolim Sommer 1853 . . 342, 378 Winkler, Moriz. — Reise nach dem südöstlichen Ungarn und Sieben- EEE ee a a man: very. Year. EEE > 13, 44 Ill. Besondere Artikel. Ber on name. DAUEPABE 2.000. EEE rein - XX. Jahresbericht des Daisschen Tauschveräing" in "Wien a Bumpanula Tommasiniana Reut.. . SA 159 Behr: San a Eee area ee Einige Bemerkungen über das Gebiet der Flora von Brixen . .... . 324 Anweisung, wie man auf einen billigen Weg und ohne müde Füsse zu machen zu einem hübschen Alpenherbar gelangen kann. Von BE N 2 2 Re eier 400 Botanischer Tauschverein in Wien . . .... 2... u... 0 GE IV. Correspondenz. BIO WONDr. Aschersoh .. .-. ©. .... 0 Be yon Dr. Milde . ..:.'... . 000, N » Breslau von Vechtritz ..... BRENNT Beendet oe Dr.:Rabenhorst..... Au)... 0 su Aus Graz von Dr. Maly. ” Personalnotizen . . . . . 27, 63, 91, ‘Graz von Pittoni Gyöngyös von Janka . Hanau von Kastropp. . Innsbruck von Dr. Kerner. Klausenburg von Brassai . Langenlois von Andorfer. Müllheim von Vulpius Münchengrätz von Sekera. Ns. Podhragy von Holuby. Neusiedl am See vun Janka . Neusohl von Markus . Neutra von Schiller . Päcsvär von Janka. Paräd von Vrabelyi. Pressburg von Schneller . Raabs von Krenberger Schnepfenthal von Röse. Sommerein von Resely. Turaluka von Janka Väs-Ujhely von Em. Keller. Weimar von Haussknecht. Wels von J. Kerner Wien von Heufler. Wien von Janka. Wien von Knapp Wien von Schiller . 62, 158, . 124, 194 222, 296, 330, 361 189, 220, 256, 296, 329 V, Stehende Rubriken. Vereine, Gesellscliaften, Anstalten Brhes. 2720,06 3, Sammlungen . notanischer 1 REITTONRRENN in wi ien Mtitleilungen . . . . 28, 63, 92, 67, 100, u 163, 126, 125, 160, 192, 225, 258, 298, 332, 362 162, 192, 225, 258, 299 333, 363, 405 197, 230, 264, 335, 366 . 32, 68, 200, 407 ‚32, 68, 134, 200, 264, 335, 366 135, 232, 300, 335, 367 air; "17 TE 1737 va LEE HOW= 2 u Lo tobi Ik . zurg UF rs due moy ey duloll-uoy nel muwoosk: a4 untl Hi ee HG re # sinus ui. u0Y vn» BIP Sarıc [us 9 shusıisied, . m RE Rt ER she uullslenz, bee Rn: \ dl ar a. rt a all a Nor st