I... Vesterreichische || Botanische Zeitschrift. (Oesterr. botanisches Wochenblatt.) u DEE EN 1° ung — en en a Tr EP ee 7 En SI j Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, bärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, = ‚Apotheker und Techniker. —ee— Redigirt und herausgezeben von Dr. Alex. Skofitz. ZZ. Jahrsans. 1870. WIEN. Verlag von C. Gerold. STERNE AR Ve eh Lu a Be a NE La | T) —e h- / . >| _ 7 2 3127), ’ FI; 5 DER [) » % < 1} —— Ne r R R : SF DIANESZERN | A se), RW-Cibson: u; li ne N u ar ” ar = Tun u Pr. Ti 6 BA: A r% A Oesterreichische bBOTANISCHE ZEITSCHRIFT. —a&sS— Gemeinnütziges Organ Botanik und Botaniker,Gärtner,dekonomen,Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Mit Origsinal-Beitrasen Ascherson, Bartsch, Celakovsky, Cohn, Falck, Focke, Glowacki, Gsaller, Hauk, Hazs- linszky, Hohenbühel-Heufler, Holuby, Huter, Janka, Kalbrunner, Kerner, Klinggräff, Knapp, Kohts, Landerer, Lerch, Mayer, Neilreich, Oertel, Pancie, Pittoni, Pokorny, Prichoda, Rauscher, Reissek, Scheutz , Schur, Seemann, Sekera, Sonklar, Spreitzen- hofer, Strobl, Thümen, Tommasini, Val de Lievre, Vulpius, Weiss, Weyl, Winter Ferd., Winter Georg, Zimmermann. Redigirt von D" Alexander Skofitz, Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer wissenschaftlichen Gesellschaften Mitglied. LIAMARY NEW YORK XX. Jahrgang. wuramical f GARDEN (Mit 1 Lithographie.) Wien 1870. Verlag von ©. Gerold, « Ast Wil JAasim a] Cs bi: v30gan we A 1% 2% ie ur „A 148 u TERBERE ag “ A i 1 VE ARunur, em AN Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift . Q diefreidurch die Post be- og ea Botanik und Botaniker, Des werden sollen, ind den Ersten jeden Monats. blos bei der HKedaktion Man pränumerirt auf selbe (!: > x r Wieden, Neumang. Nr.7) Man pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Mein ums Sr: (3 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder als Buchhandels übernimmt mit el 03 ke Bar. w. Apotheker und Techniker. Denn oh akde h ” bjä nn g. €. Gerold’s Sohn. nserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N°- 1, Buchhandlungen. r Y HL .. XX. Jahrgang. WIEN. Jänner 1870. INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Thalietrum sylvaticum, neu für Niederösterr. Von Dr. Neil- reich. — Neue Pflanzenarten der österr. Flora. ‚Von Dr. Kerner. — Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora. Von Dr. Gelakovsky. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Literaturberichte. Von Hohenbühel-Heufler. — Correspondenz. Von Val de Lievre, Dr. Ker ner. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspon- denz der Redaction.— Inserate. Gallerie österreichischer Botaniker. LIBETAR| N NEW YERE Julius Wiesner. BOTANICAL GARDE (Mit einem lithographirten Porträt.) Julius Wiesner wurde am 20. Jänner 1838 zu Tschechen in Mähren geboren, übersiedelte aber schon 2 Jahre später mit seinen Eltern nach Brünn, wo er auch seine erste Erziehung ge- noss und die ersten Studienjahre zurücklegle. Was die Erzielung seiner Kindheit anbelrifft, so konnte sein Valer, dessen Zeit von einer grossen Thätigkeit im Geschäftsleben zu sehr in Anspruch genommen wurde, an derselben nur einen geringen direkten An- theil nehmen, desto mehr war er aber bestrebt, seinen Kindern überhaupt die vorzüglichste Bildung angedeihen zu lassen, wobei er, glücklicher Weise wohlhabend, keine Opfer zu scheuen brauchte. Dagegen widmete sich Wiesner's Mutter, eine Frau von seltener Tiefe des Gemüthes, mit vollster Hingebung der Erziehung ihrer Kinder. Wiesner, der jüngste von acht Geschwistern, erhielt mit seinem nächst ältern Bruder August (jelzt Advokat in Wien), einen Oesterr. botan. Zeitschrift 1. Heft. 1570. 1 2 intelligenten Mann als Erzieher, welcher den Sinn der Knaben hauptsächlich für Geschichte, Poesie und Kunst zu wecken suchte, was ihm auch so nachhaltig gelang, dass W. noch gegenwärtig im Kreise seiner Freunde als ein genauer Kenner deutscher Qlassiker und der Musik geschätzt wird. Seine Gymnasialstudien begann W. im J. 1849 in Brünn, interessirte sich aber bald bei einer unabweislichen Neigung für die Naturwissenschaft so sehr für Pflanzen und Mineralien, dass dabei die classischen Studien mitunter in den Hintergrund gedrängt wurden; und als im J. 1852 in Brünn eine Oberrealschule errichtet wurde, da verliess er das Gyınnasium nach vollendeter 4. Klasse und trat in jene ein, wo er eine umfassendere Ausbildung in der Naturwissenschaft zu erreichen hoflte. An dieser Anstalt wirkten mehrere ausgezeichnete Kräfte, so der Direktor Auspitz, der Professor Zawadsky, Prof. Vogl u. m. a., welche dem vor andern geistig hervorragenden Schüler freundlich entgegenkamen. Jetzt widmete sich W. mit allem Eifer der Naturwissenschaft, haupl- sächlich aber der Botanik und er botanisirte erfolgreich in der Umgebung von Brünn und in vielen Gegenden Mährens, häufig in Gesellschaft seiner Jugendfreunde Bartsch und Makow sky. In Folge dessen erwarb sich W. wenn auch erst 15 Jahre all, doch schon eine solch umfassende Kenntniss der Brünner Flora, wie sie zu jener Zeit ausser dem greisen Botaniker Statthalterei- ralh Tkany, kaum ein anderer besass. Er verwerlhete auch den Erfolg seiner lokalen Forschungen und schrieb eine Flora von Brünn, welche den Beifall seines Lehrers Zawadsky und des Direktors Auspitz in so hohem Grade fand, dass letzterer die- selbe in dem Programme der Oberrealschule mit folgender Be- merkung abdrucken liess: „Man ist diesmal von dem Grundsalze, Schülerarbeiten in das Programm aufzunehmen, abgegangen, weil der jugendliche Verfasser wirklich mit ausserordentlichem Erfolge dem Studium der Botanik obliege und bisher noch keine Flora Brünn’s existirt.* In dieser seiner ersten Arbeit, welche viele neue Beobach- tungen, wenige Unrichtigkeiten, aber keinen groben Fehler enthält, manifestirte sich bereits eine bestimmte Selbstständigkeit, denn W., der noch kein pflanzengeografisches Werk gekannt, wich von der Gepflogenheit einer Aufzählung der Formen in systematischer Ord- nung ab und führte eine solche nach Florengebieten durch. Wies- ner’s damalige floristische Bestrebungen fanden von seinen Nach- folgern auf gleicher Bahn nur eine einseitige Anerkennung, denn obwohl viele seiner Beobachtungen benützt wurden, so wurde er selbst dabei doch steis desavouirl. Dieses und so manche Kränkung, die er von pflanzensammelnden Neidern zu erfahren hatle, ver- bitterte ihm die Neigung zur Floristik; er identificirte zu vorschnell die Kleinlichkeit solcher Systemaliker mit der systemalischen Rich- tung selbst, wandte grollend letzterer den Rücken und suchte seine Thätigkeit in andern Sphären botanischer Forschung zur Geltung 3 zu bringen; obwohl er damals bereils mit zahlreichen Botanikern im wissenschaftlichen Verkehre stand und obwohl sein Herbarium schon einen Umfang von beiläufig 3000 Formen erreicht halle. Den grössten Theil dieser Sammlung schenkte er später dem Wiener Polytechnikum In den Jahren 1855 und 1856 wendete sich W. der Morphologie zu und stellte auch so umfassende phänologische Beobachtungen an, dass die Wiener Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnelismus ihn, den 17jährigen Jüngling, ihren thäligsten Beobachter nannte. Jene reichhaltigen Beobachtungen aber, sie finden sich verzeichnet in den diesbezüglichen Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften. Zu jener Zeit hatte W. auch die Oberrealschule absolvirt und trat nun in das technische Institut von Brünn ein. Zu jener Zeit auch machle er sich mit Schleiden’s Grundzügen der wissen- schaftlichen Botanik vertraul, deren kritische Seite ihn sehr anregle und auf das Gebiet der Anatomie und Physiologie leitele. Ein sehr primilives Composilum mit Holzstativ diente seinen ersten mikro - skopischen Studien; damals entstanden auch einige kleinere mor- phologische Arbeiten, welche ihre Publikation in dieser Zeitschrift fanden. Gleichzeitig wurde W. mit dem leider zu früh verstorbenen Kryptogamenkenner, namentlich Algeologen Nave bekannt und zwischen ihnen entspann sich bald, trotz eines erheblichen Alter- unterschiedes, ein ebenso intimes als anregendes Verhältniss; für W. um so erspriesslicher , als ihn Nave mit seinen praklischen analomischen Erfahrungen unterstützte. Nave besass zwei Mikro- skope, darunter ein gutes Plössel’sches Instrument. Beide wieder- holten nun zahlreiche Beobachtungen, welche in den Werken und Arbeiten von Schleiden, Schacht u. a. vorkoınmen. Doch bald wurde sich W. bewusst, dass Brünn zu seiner weitern Ausbildung wenig mehr beitragen könne, sondern dass eine solche ihm nur die Hörsäle und Laboratorien der Universität und des Polytechnikum von Wien zu bieten im Stande wären. Allein seine früher so wohlhabenden Eltern geriethen inzwischen in ungünslige Verhältnisse und konnten ihm die Mittel zu seiner Existenz in Wien nicht sichern; er fasste daher den Entschluss, sich selbst solche zu schaffen und es gelang ihm. Zwanzig Jahre all, zog W. nach Wien, wo ihm sein Bruder August die ersten Wege ebnete und ihm die Stelle eines Erziehers in einem wohl- habenden Hause verschaflte. Obwohl von diesem Augenblicke auf sich selbst angewiesen, war er doch so glücklich, niemals die Sorge nach dem Nothwendigen empfinden zu müssen. In Wien entfaltete W. gleich Anfangs eine grosse Thätigkeit. Zwar halte er viele Stunden des Tages seinen 3 Zöglingen zuzu- wenden, doch gewann er immerhin die nöthige Zeit, um Collegien an der Universilät und am Polytechnikum zu hören. Trotz dieser Beschäftigung und seinen privaten Studien, denn er bereitete sich auch zur Ablegung einer Lehramtsprüfung vor, die er aber später 1 ”* 4 fallen liess, indem er sich am Polytechnikum habilitirte, entstanden damals seine ersten grössern wissenschaftlichen Publikationen, die den Silzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften ein- verleibt wurden. Im Laufe der Zeit wurde W. mit seinen Lehrern persönlich bekannt, mit Schrötter, in dessen Laboratorium er arbeitete, mit Fenzl, der ihm die Schätze des botanischen Hof- kabinetes erschloss, mit Leydolt, Zippe, Brücke, Ettings- hausen, Unger, Greilich u. a. Wie fleissig überhaupt W. seine Zeit zu benützen wusste, erhellet daraus, dass er ausser dem Be- suche zahlreicher mathemalisch-naturwissenschaftlicher und phylo- sophisch-historischer Vorlesungen auch noch durch 3 Jahre in Schrötters chemischen Laboratorıum und durch 3 Semester im physikalischen Institute der Universität unter Etlingshausen arbeitete, endlich durch 2 Semester unter Brücke Thierphysiologie und Mikroskopie betrieb. Im physikalischen Institute errang er sich überdiess die Stelle eines ordentlichen Eleven, mit welcher ein Stipendium verbunden ist. Mit einem auf diese Weise gesammelten, umfassenden Fond von Wissen wandte sich W. selbstständigen, mikroskopischen und physiologischen Arbeiten zu. Seine praktischen physiologischen Arbeiten aber unternahm er, da ein öffentliches Institut für der- artige Bestrebungen damals in Wien noch nicht bestand, in Ge- meinschaft mit seinem Freunde Adolf Weiss, jetzt Professor der Botanik an der Universität Lemberg. Im Jahre 1860 wurde ihm von der Universität Jena auf Grund seiner Studien und wissenschaftlichen Arbeiten der Grad eines Doktors der Philosophie zuerkannt und in Folge dessen wurde er später von der philosophischen Fakultät in Lemberg nosirificirt. Im J. 1861 habilitirte sich W. als Privatdocent für Pflanzen- physiologie am k. k. polytechnischen Institute in Wien. In dem- selben Jahre vervollständigte er auch seine Pflanzenkenntniss Jadurch, dass er die Ferien dem Studium der Schönbrunner Ge- wächshäuser widmete. welche ihm durch Schott in liberalster Weise zur Benützung gestellt wurden. In diesem Jahre wurde er auch eingeladen an der Abhaltung der bekannten Montagsvorträge sich zu betheiligen und seit dieser Zeit wirkt er auch bei denselben in ausgezeichneler Weise mit. Bei der Reorganisation des polytechnischen Institutes in Wien im J. 1866 wurde W. zum honorirten Docenten der technischen Waarenkunde ernannt. Im J. 1867 sendete ihn die Regierung als Delegirten der Jury und officiellen Berichterstalter zur Pariser Weltl-Ausstellung. Das umfassende Referat, welches ihm zufiel (über Mikroskope und über die Mehrzahl der technisch verwendeten Rohstoffe des Pflanzenreichs), hat er in fünf ausführlichen Abhand- lungen im ofliciellen Ausstellungsberichte niedergelegt. Sie fanden in Fachkreisen eine glänzende Anerkennung. Eine weitere Aner- kennung seiner Thätigkeit in obigen Eigenschaften aber wurde ihm dadurch zu Theil, dass ihm Se. Majestät der Kaiser im April 10] 1868 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verlieh. Bald darauf wurde er zum ausserordentl. öffentl, Professor am Wiener Poly- technikum ernannt. Als solcher trägt er technische Waarenkunde, Mikroskopie und Pflanzenphysiologie vor und hält praktische Uebun- gen mit dem Mikroskope in dem ihm unterstehenden Kabinele ab. Bei Gelegenheit des Abganges der ostasialischen Expedilion wurde W. mit der Abfassung jenes Theiles der Instruklion für die fachmännische Begleitung derselben betraut, welche die technisch verwendbaren Rohstoffe aus dem Pflanzenreiche betrifft. Seine Ar- beit schliesst sich in würdiger Weise jenen an, die von Männern von hoher wissenschaftlicher Bedeutung, wie Darwin, Vogt und Moriz Wagner zu gleichem Zwecke ausgegangen sind. Wiesner’s Arbeiten lassen sich in folgender Weise über- blicken: I. floristische und phänologische (1854—1857): 1. Flora von Brünn, 2, zur Flora von Tscheitsch (Oesterr. botan. Wochenbl.), 3. Zur Flora der Polauerberge (Oest. bot. Wochenbl.), 4. Phytophänologische Aufzeichnungen über die Vegetation von Brünn (Sitzb. u. Denksch. d. Akad. d. Wissensch.). [. Botanisch- morphologische Arbeiten (1856—1861): 5. Zur Geschichte des Laubblattes (Oest. bot. Wochenbl.), 6. Ueber die Lage der charak- teristischen Riefen an den Pflanzenaxen (Sitzungsb. der Akad. der Wissensch.), 7. Ueber die Gesetze des Riefentheiles (Sitzungsb. der Akad. d. Wissensch.), 8, Untersuchungen über den Bogenwerth der Blattbasis (Silzungsb. d. Akad. der Wissensch.), 9. Die Stel- lungsverhältnisse der Nebenblätter (Sitzungsb. der Akad. der Wissensch.), 10. Die Blattibogen und ihre Berechnung. (Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch.), 11. Ueber dieLage der Blattbasis (Silzeb. d. Akad. d. Wissensch.). HI. Anatomische und physiologische Abhandlungen (1859 — 1869). 12. Die direkte Nachweisung des Eisens in Pilanzenzellen (mit A. Weiss, Sitzungsb. der Akad. der Wissensch.), 13. Ueber die Einwirkung des Kupferoxydammoniaks auf Zellmembrane, Zellkern und Primordialschlauch (mit A. Weiss, Sitzungsb. der Akad.d. Wissensch.), 14. Ueber die Einwirkung des Kupferoxydammoniaks auf Stärke (mit A. Weiss, Sıtzungsberichte der Akademie der Wissenschaft.), 15. Untersuchungen über die Zerstörung des Holzes in der Atmosphäre (mit Subvention von der Akademie, Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch.), 16. Ueber das Auf- ireten der Peklinkörper in den Geweben der Runkelrübe (Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch.), 17. Ueber die Enistehung des Harzes im Innern der Pflanzenzellen (Sitzungsb. der Akad. d. Wissensch,), 18. Ueber den Einfluss der Erdschwere auf Grössen- und Formver- hältnisse von Blättern (Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch.), 19. Ueber den Einfluss der Wasserzufuhr und Wasserentziehung auf die Lebens- thätigkeit der Hefezellen (Sitzungb. der Akad. der Wissensch.), 20. Untersuchungen über den Milchsaft der Pflanzen (mit A. Weiss Bot. Zt.), 21. Ueber Gerb- und Farbstoffe der Blumenblätter (Bot. Zig.), 22. Einwirkung der Chromsäure auf Stärke (mit A. Weiss, Bot. Ztg.), 23. Anatomie und Histochemie des Zuckerrohrs (Kar- 6 sten’s bot. Unterr.). IV. Anwendung der Botanik sp. Pflan- zen-Analtomie und Mikroskopie auf Technik. Abhandlungen: 24. Mikroskopische Untersuchungen der Maislische und “der Maisfaserprodukte. (Dingler’s polyt. Journ.), 25. Mikroskopische Untersuchung der Papierfasern (Oest. bot. Zt.). Werke: 26. Ein- leitung in die technische Mikroskopie. Mit 142 Holzschnitten. Wien 1867. Verlag von Braumüller. 27. Die technisch verwendeten Gummi und Harze. Erlangen 1869. Ausser dem eben Angeführten wären noch zu erwähnen: Die Berichte im österr. offiz. Berichte über die Pariser Weltausstellung, dann mehrere Aufsätze in den Schriften des Vereines zur Verbrei- tung naturwissensch. Kenntnisse, in den Verhandlungen der nieder- österr. Landwirthschafts-Gesellschaft und des niederösterreichischen Gewerbevereines, und in dem geogr. Journale „Ausland“, ebenso viele kürzere Artikel in verschiedenen Journalen; endlich die aus- schliesslich physikalischen und chemischen Arbeiten, welche W. während seiner Thätigkeit im physikalischen Institute und im chemi- schen Laboratorium ausführte. Sie finden sich nebst kurzen biogra- fischen Notizen verzeichnet in Poggendorf’s bibliografischem Lexikon Bd. Il. Lit. W. In neuerer Zeit besteht die Hauptthätigkeit Wiesner’s in dem Forschen auf pflanzenphysiologischem Gebiete und in der Anwendung der mikroskopischen Anatomie auf technische Fragen. Namentlich aber in letzterer Richtung haben bis jetzt wohl wenige Botaniker so Vieles und so Bedeutungsvolles geleistet, als W., ja manche dieser seiner Arbeiten wurden von anerkannten Autoritäten als bahnbrechend bezeichnet. Als Lehrer hält W. ausser den Vorträgen auch noch prak- tische Unterweisungen in seinem Laboratorium und trotzdem, dass letzteres Institut erst durch 2 Jahre besteht, sind doch schon in demselben theils von W., theils von mehreren seiner Schüler, ver- schiedene werthvolle Arkeiten ausgeführt worden, welche im polyt. Journale von Dingler unter dem Collektivtitel: „Mittheilungen aus dem Laboratorium für technische Waarenkunde und Mikroskopie am polytechnischen Institute in Wien“, erschienen sind. Diese Arbeiten sind folgende: 1. Untersuchung der neuen zur Pariser Weltaus- stellung gesendeten Stärkesorten. Von J. Wiesner und J. Hübl. 2. Die Verunreinigungen der Bierhefe. Von E. Ostersetzer. 3. Mikroskopische Untersuchung des Chinagrases. Von A. Ungerer aus Pforzheim. 4. Ueber das Gummi der Moringa pterygosperma Gärt. Von J. Wiesner und C. Beckerhinn. 5. Ueber das Peru- gummi. Von €. Beckerhinn. 6. Ueber den Ursprung der Bakterien. Von Dr. A. Polotebnow aus St. Petersburg. Wirft man einen Rückblick auf Wiesner’s bisheriges wissen- schaftliches Streben, so wird man sich wohl des Staunens kaum erwehren können, eine so grosse Thätigkeit in einem verhältniss- mässıg SO kurzen Zeitraume entwickelt zu sehen. Ungewöhnlich, wie eine solche Erscheinung ist, kann sie nur das Resultat genialer 7 Begabung, unerschlaffbaren Fleisses und der Begeisterung für die Wissenschaft sein. Haben diese gewaltigen Hebel des Fortschrittes Wiesner’s Streben bis nun bewegt, warum sollten sie in Zukunft an Schwungkraft verlieren. Hoffen wir daher neuen Arbeiten : Wiesner’s, neuen Errungenschaften der Wissenschaft recht bald zu begegnen. S. —e59922 Thalietrum silvaticum Koch. neu für die Flora Niederösterreichs. Von Dr. August Neilreich. Thalictrum silvaticum Koch. Wurzelstock stielrund, kriechend, an den stengeltreibenden Gelenken büschlig-faserig. Stengel aufsteigend oder aufrecht, gerade, gefurcht , unbereift, malt, kahl wie die ganze Pflanze, von der Basis bis zur Rispe be- blättert, aber die untersten Blätter zur Zeit der Blüthe öfter ver- welkt. Blätter im Umrisse dreieckig oder dreieckig-länglich, so lang als breit oder länger, 2—3fach fiederschnittig, ohne häulige Stipellen. Oehrchen der Blattscheiden kurz, breit, abgerundet. Blattabschnitte rundlich oder verkehrt-eiförmig, grob- 3zähnig oder 3lappig mit ungetheilten oder 1—3zähnigen Läppchen, grasgrün oder blaugrau bereift. Blüthen sammt den Staubgefässen nieder- hängend, in einer eiförmigen, bald mehr lockeren, bald mehr ge- drungenen Rispe, Rispenäste aufrecht-abstehend. Th. minus ö. strictum Koch Deutschl. Fl. IV. 127, Syn. ed I. p. 4. — Th. silvaticum Koch Flora 1841, Il. 426, Syn. ed. U. p. 4. — Varielät des Th. minus nach Wimm. Fl. v. Schles. III. Bearb. 477 und Garcke Fl. v. Nord-Deutschl. IX. Ausg. p. 3. Eine äusserst zierliche, verhältnissmässig kleine Pflanze. Stengel 8“—1’ hoch, hart, starr, sammt den Blattstielen oft violett überlaufen. Blattabschnitte sehr klein, die grössern nur 3—4‘“ lang, vorne 2—3° breit. Kelchblätter gelblich, Staubkölbchen gelb. Früchte fehlen einstweilen noch. Kleinen Formen des Th. collinum Wallr. sehr ähnlich, aber sowohl von diesem als von Th. minus L. durch die weit umher kriechenden Ausläufer verschieden. Th. simplexe W ahlb., dessen Wurzelstock ebenfalls kriecht, hat keilige, lanzettliche, lineale oder fädliche Blattabschnitte. Ich halte daher die hiesige Pflanze des kriechenden Wurzelstockes wegen für Th. silvaticum Koch, ungeachtet ich kein Original-Exemplar gesehen habe, Koch auf den kriechenden Wurzelstock nicht einmal einen diagnostischen Werth legt und die seitlichen Schnitistiele der Blätter nicht zusammengedrückt-stielrund, sondern kantig sind. Allein, wenn man Th. flavum L. nur des kriechenden Wurzel- stockes wegen von den ihm vollkommen ähnlicben breitzipfligen te) Formen des Th. angustifolium der Autoren specifisch trennt, so muss man folgerichtig auch Th. sölvaticum dieses Merkmales allein wegen als Art anerkennen. Bei Th. collinum und Th. minus ver- längert sich wohl manchmal der dieke knotige schiefe oder wa reähte Wurzelstock bis zu 3” Länge, aber kriechende Ausläufer habe ich bei diesen nie gesehen. Wollte man aber die hiesige Pflanze doch nur als Varietät gelten lassen, so wäre sie besser zu Th. collinum als zu Th. minus zu ziehen. Diese für Nieder-Oesterreich neue Art fand der um die Er- forschung des südlichen Wiener Beckens vielfach verdiente Kreis- arzt in Neustadt Dr. Krzisch in grosser Menge auf der Neustadt- Wöllersdorfer Heide zwischen Schwarzföhren - Gebüsch und an abgeholzten Stellen des Grossen Föhrenwaldes bei Neustadt auf humusreichem Boden bei kalkschotteriger Unterlage in Gesellschaft von Allium rotundum, Campanula sibirica, Onosma arenarium und Ononis Columnae. Wurde in Oesterreich, Ungarn, bisher nur in Tirol, Kärnten, Banat und Siebenbürgen beobachtet. — Juni, Juli. 2}. — —— Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichischen Flora. Von A. Kerner. 7. Rosa transiens. — Ein bis 2 Meter hoher Strauch Die Stämme aufrecht, bis zu 2 Ctm. dick, braun, glänzend, mässig bestachelt. Die Stacheln von der Rinde schwer ablösbar; meist paarweise unter den Blattansätzen, sirohgelb oder bräunlichgelb, En seitlich etwas zusammengedrückt, gleichgross, 5—8 =» lang, aus länglichem 6—10 ®= langem und 3— 4» breitem Ansatze in eine nach abwärts gebogene Spitze vorgezogen. Die blüthen- tragenden Zweige und die jungen Schösslinge grün, meist mit einem leicht abwischbaren Reife überzogen. Die Stacheln ann dhien jenen der Stämme im Allgemeinen gleichgestaltet, nur die spär- lichen, an der Spitze der Schösslinge stehenden, etwas schwächer gebogen und manchmal fast gerade abstehend. Blattstiele grün oder röthlich überlaufen, kahl und glatt oder mit spärlichen Härchen und Stieldrüsen besetzt, jene der durch Blüthen abgeschlossenen Zweige meist unbewehrt, oder doch nur selten an der Rückseite mit einem vereinzellen gekrümmten, kleinen Stachelchen beselzt, jene der Schösslinge in der Re gel mit mehreren gekrümmten Stachel- chen bekleidet. Nebenblätter "kahl, grün, mit einem rothen Saume eingefasst, oder manchmal auch” ganz röthlich angelaufen, nach vorne etwas verbreitert, länglich, zugespitzt, gegen die Inflorescenz zu bedeutend an Breite zunehmend, an den Seiten ganzrandig und 9 nicht drüsig gewimpert, die zugespitztien gerade vorgeslrecklen Oehrchen manchmal mit einigen durch Drüsen abgeschlossenen Zähnchen versehen. Theilblättehen 5—7, 2—4 Cim. lang, 1 bis 2 Cim. breit, drüsenlos, kahl und glanzlos, maltgrün, unterseits etwas blasser, kurzgestielt, jene der blüthentragenden Zweige länglich-elliptisch, die der mittleren und oberen Blätter spitz, jene der untersten Blätter gestutzt oder etwas ausgerandet, alle an der Basis zugerundet oder plötzlich zusammengezogen, am Rande ein- fach gesägt; die Sägezähne ziemlich gross, vorwärts gerichtet, die vordersten elwas zusammenneigend, alle mit einem glänzenden, drüsenlosen Spitzchen endigend. Die Theilblättchen der Schösslinge von jenen der blüthentragenden Zweige sehr abweichend, länzlich- lanzettlich oder eilanzettlich, vorne zugespilzl, an der Basis ge- rundet oder plötzlich zusammengezogen, mit auswärts gerichteten, ungleich grossen, drüsenlosen Zähnen. Deckblälter breit eilörmig, zugespitzt, roth berandet oder ganz rölhlich überlaufen, an den Seiten ganzrandig und drüsenlos, an der Spitze meist mit einigen in Drüsen endigenden Zähnchen versehen. Blülhen einzeln oder in armblüthigen gedrängten Büscheln, kurz gestielt. Blüthenstiele mit abstehenden, 4w" langen, drüsentragenden Nadelchen bewehrt. Kelchröhre entweder nur an der Basis oder seltener am ganzen Unfange mit fm Jangen, drüsentragenden Nadelchen beselzt, kugelig-eiförmig, meist braunröthlich angelaufen und etwas bereift. Kelchzipfel zur Zeit der Blüthe ausgebreitet, später aufgerichtet und zusammenschliessend, sich gleichzeitig mit der Frucht schar- lachroth färbend und die junge Frucht krönend, erst zur Zeit der vollen Fruchtreife sich ablösend und abfallend, die äusseren mit 2—3 seitlichen, fiederförmig angeordneten, linealen Anhängseln, die inneren ungelheilt, alle nach vorne in ein schmales, lineales An- hängsel übergehend, am Rande und an der inneren Fläche flaumig, am Rücken stels mil Stieldrüsen mehr weniger reichlich bestreul, Krone 4 Ctm. im Durchmesser. Kronenblätter rosenroth, so lang oder etwas länger als die Kelchzipfel. Discus flach. Mittelständige Fruchiknoten kurz gestielt. Griffel zottig. Früchte kugelig, 33 bis 15 mm dick, die millelständigen und einzelnstehenden häufig keil- förmig in den Fruchtsliel verschmälert, scharlachroth. Gehört in die Sect. Montanae Cre&p. und steht in der Mitte zwischen R. Reuteri Godet Neocom. und R. fugax Grenier. Mit der ersteren stimmt unsere Rose durch die einfach gesägten Blättchen, mit der letzteren durch die benadelten Blüthenstiele und Kelchröhren und die mit Slieldrüsen besetzte Aussenfläche der Kelchzipfel überein, Ich halte dieselbe für identisch mit jener Rose, welche Grenier in der Flore de la Chaine jurassique I. 239 als R. Reuteri y. transiens auflührt und welcher er als Syn. R. intri- cata Gren. (nicht R. intricata Desegl.! welche der Sect. Alpinae angehört) beisetzt. Nach meiner Auffassung ist dieselbe von R. Reuteri God. Neoc. ganz bestimmt als Art zu sondern. Sie unler- scheidet sich von derselben durch die fast stachellosen Stiele der 10 an den blüthentragenden Zweigen stehenden Blätter, die mit drüsen- tragenden Nadelchen besetzten Blüthenstiele und Kelchröhren, die am Rücken mit Stieldrüsen besetzten, während und kurz nach dem Blühen horizontal ausgebreiteten (nicht zurückgeschlagenen) und späler aufgerichteten und zusammenschliessenden (nicht sternförmig- aulrecht-abstehenden) Kelchzipfel und überdiess noch durch etwas schmälere Blätter und blassere Blüthen. — Von den anderen zu- nächst verwandten Arten lassen sich, abgesehen von anderen Merk- malen R. salevensis Ropin, R. inclinata Kern. R. caballicensis Puget sogleich durch die in eine lange dünne gerade, Spitze vorge- zogenen Stacheln, R. Crepiniana Desegl., R. Delasoü Lagg. el Pug., R. fugax Gren. (nunc R. Reuteri d. adenophara Gren.), R. Perrieri Song. und R. montana Chaix durch die doppelt drüsig gesäglen Blättchen unterscheiden. R. transiens findet sich zerstreut in den tirolischen Central- alpen auf dem Mittelgebirge an der rechten Seite des Innthales bei Judenstein und Aldrans, im Wippthale bei Brenner und Sterzing und im Stubaithale bei Mieders und Fulpmess. Der tielste beob- achlete Standort nicht unter 650 Met., der höchste beobachtete Standort an den Hecken unter den Gleinserhöfen, auf dem zwischen Matrei und dem Stubaithale sich erhebenden Plateau bei 1500 Met. Ueberall auf Schieferboden. 8. Rosa dalmatica. — Einen halben bis einen Meter hoher, gerundete, dichte Büsche bildender Strauch. Stämme aufrecht, hin- und hergebogen, in zahlreiche kurze, verworrene Aeste auf- gelöst, so wie die Schösslinge und blüthentragenden Zweige von dicht gedrängten Stacheln und unzähligen, zwischen den Stacheln stehenden, 1—2 "= langen Stieldrüsen starrend, Stacheln von der Rinde sehr schwer ablösbar, in der Jugend bräunlichgelb, im Alter verbleicht und grau, ungleich gross, die grössten derselben 8”, die kleinsten 2 == lang, alle gerade, wagrecht abstehend oder etwas nach aufwärts gerichtet, nadellörmig, aus einer rundlichen oder elliptischen Ansatzfläche plötzlich in die lange, dünne Spitze vor- gezogen. Blattistiele an der Basis flaumhaarig und der ganzen Länge nach mit sehr zahlreichen, dicht gestellten, kurzen Stiel- drüsen und an der Rückseite mit zerstreuten, geraden Nadelchen besetzt. Nebenblätter nach vorne zu eiwas verbreitert, mit ausein- anderfahrenden, kurzen, stumpflichen Oehrchen, oberseits kahl oder vorne etwas flaumig, am Rande und an der unteren Fläche mil dicht gestellten Drüsen bekleidet. Theilblättchen 5—7, lrübgrün, glanzlos, klebrig, von einander durch grosse 7Zwischenräume ge- trennt, rundlich-verkehrteiförmig, vorne gerundet oder in ein kurzes Spitzchen plötzlich vorgezogen, an der Basis plötzlich in den Blati- stiel zusammengezogen, am Rande doppelt gesägt, die Sägezähne von der Basis gegen die Spitze des Blätichens an Grösse sehr zu- nehmend, jeder Sägezahn gezähnelt und an beiden Rändern mit mehreren Drüsen besetzt. Die obere Blatifläche mit kurzen, zarten, vorwärts gerichlelen Flaumhaaren bekleidet, die untere Blattlläche 11 kahl, beide Flächen mit reichlichen, kleinen, sehr kurz gestielten Drüsen besetzt. Deckblätter lanzettlich, spitz, oberseits in der Mitte flaumig, am Rande und an der unteren Fläche mit Drüsen bekleidet. Blüthen gedrängt, in armblüthigen Büscheln, meist zu dreien, seltener einzeln, kurz gestielt und von den obersten Blättern des blüthen- tragenden Zweiges weit überragt. Blüthenstiele aufrecht, so wie die kugelige, etwas bereifte Kelchröhre von sehr zahlreichen, stroh- gelben, glänzenden, 2—3 "= langen, mit dunklen Drüsen abge- schlossenen Nadeln starrend. Kelchzipfel an der Innenfläche und am Rande filzig, am Rücken mit Stieldrüsen besetzt, zur Zeit der Blüthe abstehend, später aufgerichtet und zusammenschliessend, sich von der Frucht nicht ablösend, die äusseren mit einigen seit- lichen, fiederförmig angeordneten, schmal-linealen Anhängseln, die inneren ohne seitliche Anhängsel, alle in ein langes, lineales, sehr schmales, drüsig-gesägtes Anhängsel übergehend. Kronenblätter roth. Discus etwas verlieft. Griffel dicht zotlig. Früchte gehäuft, kugelig, aufrecht, nach allen Seiten von Nadeln starrend, von des stehenbleibenden Kelchzipfeln durch eine tiefe Furche getrennt, von den obersten Blättern des fruchttragenden Zweiges umschlossen und überragt. Eine der merkwürdigsten Rosen unserer Flora, deren nächste Verwandte im Oriente heimisch sind. Der ausgezeichnete Rhodo- loge Crepin, welchem ich die Pflanze mittheilte, schreibt mir über dieselbe: „Cette Rose est tres-caracteristiique et je ne puis la rapporter a aucune forme connue. Elle se rapproche un peu d’une Rose du Taurus que j’ai vue dans l’herbier de M. Boissier et qui etait nommee a lort R. glutinosa Sibth.* Wir verdanken diese absonderliche Rose dem unermüdlichen Hofgärtner F. Maly in Wien, welcher sie im verflossenen Sommer auf seiner Reise durch Dalmatien auf dem Berge Bila Gora in der Crivoschie bei Cattaro, im südlichen Dalmatien” entdeckte und mir von daher güligst mittheilte, u teso9 92 — Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora, Von Dr. Lad. Celakovsky in Prag. 3. Ueber Prunellen. Ausser Prunella vulgaris, alba und grandiflora gibt es in Böhmen, wie auch anderwärts noch eine Form, die nach der bisher meist gangbaren Unterscheidung dieser Arten oder Formen, zu keiner ohneweiters gezählt werden könnte, und die von Knaf unter Vermuthung ihrer Bastardnatur als P. hybrida (in Lotos 1864) neu aufgestellt worden ist. Ich habe sie 12 bisher erst einmal lebend beobachten können, und zwar auf dem botanisch so interessanten Voschkoberge bei Podebrad. Sie wächst dort meist in Gesellschaft der Prunella alba Pallas, aber noch viel zahlreicher als diese. Sie hat auch ihren ganzen Habitus, die grösseren Blüthen, die dichtere, weissliche Behaarung, die längeren und vorwärtsgekrümmten Staubgefässdorne, jedoch die Corolle lila- blau bis violett-blau, etwas reiner und lebhafter als bei P. vulguris, die unteren Kelchzähne gewöhnlich nur schwach gewimpert, wie bei P. vulgaris, doch bisweilen ebenso dicht und steif gewimpert wie bei P. alba. Die ganze Pflanze ist meist höher und schlanker als P. alba, welche gewöhnlich niedrig und von unten äslig er- scheint; die Blattform ist im ganzen dieselbe wie bei P. alba, jedoch häufig die Blattzipfel breiter und auch die Blätter manchmal ganz ungelheilt, was bei P. alba am selben Standorte gar nicht, und anderwärls selten gefunden wird. Der Gedanke, dass diess eine Hybride sein könnte, liegt allerdings nahe, allein er enthält auch manches Widersprechende. Die Prunella hybrida Knaf wächst wohl auf dem Voschkoberge mit P. alba zusammen, die P. vulgaris aber gar nicht in ihrer Nähe, sondern entfernt davon am Rande des Waldgebüsches, an manchen Stellen wächst auch die P. khybrida für sich, auch ist sie zahlreicher als alba, was sich durch Annahme erhöhter, nicht verminderter Fruchtbarkeit des Bastardes erklären liesse. Endlich zwingt die Form der P. hybrida bei aufmerksamer Betrachtung der angeblichen Stammformen keines- wegs zur Annahme der Bastardirung: die Blüthenbildung ist ganz dieselbe wie von alba, die blaue Färbung und die übrigen (nicht konstanten) geringeren Abweichungen lassen sich recht gut auf blosse Variation zurückführen. Ich will nicht gerade leugnen, dass nicht auch Bastarde zwischen P. alba und vulgaris vorkommen könnten, die mit P. hybrida die grösste Achnlichkeit haben würden. Ich wünsche die Aufmerksamkeit der Botaniker und besonders der Bastardzüchter auf die P. hybrida hinzulenken. Vorläufig sehe ich mich berechtigt, sie für keinen Baslard, sondern für blosse Varietät der P. alba anzusehen. Herr Pluskal in Mähren hat schon vor Jahren mit einer Zuschrift an Opiz dieselbe Pflanze (wahrscheinlich aus Mähren) versendet und in der Zuschrifi Folgendes bamerkt, nachdem die Unterschiede von P. vulgaris angegeben worden: „Früher be- trachtete ich sie als Varietät von P. vulgaris, allein auch in den Garten verseizt und selbst aus Samen gezogen, behielt sie doch ihre eigenthümlichen Merkmale unverändert bei. Sie wächst hier ziemlich häufig an jenen Standorten, wo die alba vorkommt und blüht auch mit dieser zugleich.“ — Hieraus ist zu ersehen, dass sie eine ziemlich samenbeständige Varietät sein wird, Was die ältere Synonymie dieser Varieläl betriflt, so ist unzweifelhaft P. intermedia Brotero (in Flora lusitanica 1804), deren Diagnose ich nur bei Persoon nachsehen kann, unsere Pflanze (und nicht P. vulgaris, zu der sieBentham in De Cand. Prodrom. 13 XII, p. 411 zitirt). Auch die Brunella verbenulae folio flore coeruleo Vaillant’s, die Linne als var. y zu seiner Prunella laciniata zilirt, und welche Koch und andere wegen der blauen Blülhen zu P. vulgaris ß pinnatifida Koch (oder P. pinnatifida Persoon) unrichtig bringen, ist nach der hübschen Abbildung bei Vaillant (in Botan. Paris 1727) gewiss identisch mit P. hybrida Knaf. Dieses ist also eine schon sehr altbekannte, aber in neuerer Zeit viel verkannte Pflanzenform. Daher ist P. laciniata L. so ziemlich in ihrem vollen Umfange wieder herzustellen und P. alba Pall. als weissblüthende Varietät ihr unterzuordnen. Von der P. laciniata ß. coerulea, wie ich die P. hybrida Knaf., oder intermedia Brot. nennen will, ıst aber die P. pinnatifida Pers., wie schon Pers, (Synopsis) richtig bemerkt, wohl zu unterscheiden, und zwar gleich der gewöhnlichen P. vulgaris, deren Abart sie ist, durch grössere Kahlheit und grünere Färbung aller Theile, kleinere Blüthen und die kurzen, geraden Staubgefässzähne. Sie muss übrigens nur sehr selten vorkommen, ich selbst fand sie nie und in dem grossen Vorratlh des böhmischen Museumsherbars finden sich nur 2 Exem- plare aus der Prager Gegend vor. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Koch diese beiden verschiedenen Varietäten unter P. vul- garis ß pinnatifida mitinbegriffen, das heisst nicht unterschieden hal, da er die weisse Farbe für einen wesentlichen Artcharakler der P. lacinata L. pr. parte hielt und deswegen den Namen Pru- nella alba Pallas vorzog, worin ihm die Neueren meistens ge- folgt sind. Eine andere Frage freilich ist die, ob P. laciniata L. und P. vulgaris Jacg. als selbstständige Arten, oder nur als Racen der- selben Art gelten dürfen. Nachdem die Unterschiede beider, die theils als Ausdruck des besonderen Standortes erscheinen, theils zu unbedeutend sind, zur Begründung von allseitig verschiedenen Typen, welche doch eehte Arten sein sollen, lange nicht hinreichen; nachdem auch P. intermedia Brot. den Uebergang von P. laciniata «. alba zur P. vulgaris Jacq. andeutet, so kann ich nur dem Vor- gange Bentham’s 1. c. und Neilreich’s (in Flora v. Nieder- österr.) folgen, und neben P. grandiflora, die ich nach vielfältiger Erfahrung für eine ganz gut begründele Art halte, nur noch eine P. vulgaris Bentham!) gelten lassen. Jedoch hat Benthaım die europäischen Varietäten der Art «. hispida, ß. vulgaris, ö. parviflora, e. pinnatifida, und £. laciniata) sehr unglücklich behandelt; auch !) In diesem Sinne P. vulgaris L. zu schreiben, ist doch in doppelter Hinsicht ungenau und unrichtig, denn Linne, nur auf ganze od.r fiedenspal- tige Blätter achtend, schloss einerseits von einer vulyaris die laeiniata aus, und bezog anderseits die grandiflora ein. Ich kann z. B. wohl sagen: P. laciniata L. gehört zur P. vulgaris Benth., würde ich aber sagen, sie gehöre zur P. vul- garis L., so wäre das theils unwahr, theils ungereimt. Der Autor wird eilirt, um den Begriff des Namens genau zu bestimmen, nicht um der Nachwelt fort vorzuhalten: „dieser Autor gab den Namen“ — unbekümmert für wel- clıen Begriff. 14 die Namen für die zwei im ganzen naturgemäss unterschiedenen Varietäten Neilreich’s « indivisa und £ pinnatifida sind nur a potiori gewählt, überdies der begründeten Priorität Linne’s ent- gegen. Ich finde folgende Classifieation der Natur entsprechend: Prunella vulgaris Benth. a) genuina (P. vulgaris L. excl. ß-, Jacq.). Die gemeine Race, die den kühleren, feuchten Boden, also Wiesen, Triften, Waldplätze, Grabenränder bewohnt, darum ziemlich kalhıl und grün aussieht. Ihre Blätter ganz vorherrschend ungetheilt, sehr selten (in var. ß. pinnatifida) fiederspaltig. Der kürzere und geradere Dorn der Staubgefässe ist das einzige morpho- logische Kennzeichen. b) lZaciniata (L. spec.!). Die seltenere Race, in warmen, trockenem Boden, darum zumeist in Kalk- und schwerem schwarzen Thonboden auf sonnigen Abhängen. Die dichtere, weissliche oder graue Behaarung entspricht ihrem Standorte. Die Formen mit wenigstens theilweise fiderspaltigen Blättern sind ganz vorherrschend mit durchaus ungelheilten Blättern weit seltener. Staubgefässdorn länger und nach vorn gekrümmt. — Hieher die var. «. alba (Pallas spec.) und ß coerulea (P. intermedia Brotero, P. hybrida Knaf.). Diese letztere Varietät kenne ich aus Böhmen noch von Leitmeriz, Komotau und Prag, und in Niederösterreich dürfte sie noch viel häufiger vorkommen. 4. Myosotis caespitosa C. F. Schultz, die ich in jüngster Zeit mehrfach in Böhmen zu beobachten Gelegenheit halte, wird von mehreren sehr achtbaren Botanikern, namentlich von Döll (Fl. v. Baden) und von Neilreich (FI, v. Nied.-Oesterr.) für eine Varietät der vielgestalligen M. palustris erklärt. Die beiden ge- nannten Forscher berufen sich auf den Dimorphismus bei Bora- gineen, demgemäss grossblülhige und langgriffelige Formen neben kleinblüthigen und kurzgriffeligen in derselben Art vorkommen. Dieses muss wohl zugestanden werden, und in der That gibt es eine var. parviflora (Neilr. Fl. v. Wien) von der M. palustris, deren Corollen oft noch bedeutend kleiner sind, als die der caespi- tosa und deren Griffel nur etwa halb so lang ist, als die Kronröhre. im Uebrigen, insbesondere im scharfkantigen Stengel, stimmt sie mit der grossblülhigen M. palustris gänzlich überein. Ich habe diese Varietät im Grundthale des Erzgebirges bei Komotau sehr häufig wachsen gesehen, getrocknet von mehreren anderen Orten. Die M. caespitosa der Wiener Botaniker, deren Stengel kantig ist (siehe Neilr. Fl. v. Wien p. 361), ist jedenfalls dieselbe Varietät, mit der die echte Schultz’sche Art, öfters, wie auch bei uns in Böhmen verwechselt worden sein mag. Die echte Myosotis caespi- tosa unterscheidet sich: durch den wirklich walzig-stielrunden, von den Blatträndern herab höchstens eine Strecke weit seicht gerieften, salligen, spröden Stengel (wie bei Impatiens); durch die meist ', D. b. bei Linne als Species unter gleichem spezifischen Namen. 15 am Grunde beblätterten und schlaffen, oft sehr entferntblüthigen Scheintrauben vom Habitus der M. sparsiflora, deren unlerste Blüthen auffallend langgestielt nnd häufig herabgeschlagen sind; durch bis zur Hällte gespaltene Kelche (die sich indessen aus- namsweise auch bei M. palustris finden); durch eine Corolle, deren Röhre kürzer als der Kelch und die daher in demselben wie ein- geklemmt und am Saume konkav wird (was selbst bei M. pal. parviflora nicht vorkommt); durch einen ganz winzigen Griffel, und durch die innen stärker gewölbten, aussen mehr platlen Nüss- chen (bei M. palustris beiderseits gleich gewölbt). — Was den Standort der M. caespitosa betrifft, so sagt Döll (I. c. p. 784), sie wachse an minder feuchten Orten als die grossblüthige M. palustris («. genuina), welche dagegen an nassen Stellen und mitlen in: minder liefen Gräben wachse. Dem muss ich gänzlich widersprechen; was Döll von M. caespitosa sagt, gilt wohl von M. padustris parviflora, allein die echte M. eaespitosa wächst nicht nur auf nassen Sandufern (wie bei Kolin, Hirschberg), sondern auch, z. B. bei Komotau, mit sehr grossblülhiger M. palustris zu- sammen in wassergefüllten Gräben. Letztere ist dort nur selten, aber von Uebergängen habe ich, trotz vielfacher Untersuchung, nicht die Spur gefunden, und so muss ich nach alledem annehmen, dass die vielen Uebergangsformen, auf die sich Döll beruft, eben zur M. palustris parviflora gehört haben, welche auch Döll nicht unterschieden hat. Die M. caespitosa darf in Anbetracht der vielen unterscheidenden Merkmale, ihres eigenen Habitus und ihrer Be- ständigkeit wohl auf ihr Artrecht Anspruch machen. OÖ. Kuntze (in Taschenflora v. Leipzig) richtet, nebenbei bemerkt, durch Zu- sammenziehung der M. palustris caespitosa, ferner der M. stricta, hispida, intermedia und silvatica in eine Art eine nicht zu recht- ferligende Verwirrung an, wobei nur zu verwundern ist, warum M. versicolor eine Ausnahme macht? Die M. caespitosa soll jedes- falls aus der M. arenaria Schrad. (sirieta Link.) durch feuchten Boden entstanden sein!! — Durch solche Conjecturen müsste die kritische zusammenziehende Methode, um welche Neilreich so bedeutende Verdienste sich erworben, in Verruf gerathen. Einen angeblichen Unterschied der M. caespitosa von M. palustris in der Lebensdauer muss ich aber sehr bezweifeln und wenigstens theilweise leugnen. Sie soll nämlich monobiotisch (9 und ©)) sein. wie M. hispida, versicolor etc. und demgemäss wird ihr eine „absteigende, überall faserige* Wurzel zugeschrieben, während die perennirende M. palustris einen kriechenden Wurzel- stock besitzt. Ich habe an unserer Pflanze stets ebenfalls einen perennirenden Wurzelstock wahrgenommen, der im Sande oft dich- ter rasig ist, im Wasserschlamme aber lange, kriechende, hinter- wärls verwesende Sprossen treibt. Vielleicht ist die Art ander- wärls auch monobiotisch, jedoch wäre das erst noch zu konslatiren; ich vermuthe eher einen Irrthum. Da nämlich der im Schlamme und schlammigen Sande steckende Theil der kriechenden Grundaxe 16 bald verwest, so ist oft schwer, grössere Rhizomstücke herauszu- bekommen; man reisst den Stengel gewöhnlich mit einer Anzahl von Adventivwurzeln am Grunde ab und so erhält man dann die „absleigende, überall faserige Wurzel“. Ich möchte hierauf die Aufmerksamkeit der Botaniker gerichtet haben. 5. Die Polygala depressa Wenderoth (serpyllaceas Weihe), von Winkler auch im böhmischen Erzgebirge bei Tepliz gefunden, ist ganz bestimmt keine eigene Art, sondern nur zarlstengelige, armblüthige Varietät der vielgestaltigen P. vulgaris vom Torfgrunde. Neilreich äussert zwar in den „Nachlrägen* keinen Zweifel an ihrer Selbstiständigkeit, Sonder (Flora Hamburgensis) sagt, sie sei eine ganz verschiedene Art and auch Döll erkennt sie dafür an, während er die P. comosa und selbst P. calcarea unter P. vulgaris einzieht. Diese Gruppirung ist unnalürlich, aber Döll legt zuviel Gewicht auf die Uebergipfelung der armblüthigen Traube der P. depressa durch die verlängerten Seitenzweige und auf die gegenständigen unteren Blätter. Sireng gegenständig sind sie nun nicht, sondern nur paarweise genähert, was ich an einer von mir ebenfalls vom Torfboden im Erzgebirge gesammelten, sehr reichblättrigen und reichblüthigen Form der P. vulgaris (var. turfosa) ebenfalls sehr deutlich bemerke, Nach deutlichen Ueber- gangsformen ist mir’s wahrscheinlich, dass P. depressa aus dieser Varietät hervorgeht. Die elliptische Form zahlreicher unterer Blätter (daher serpyllifolia) ist ebenfalls nicht konstant, solche finden sich wohl an der westdeutschen Form, an der böhmischen aber werden die Blätter sehr bald über die Stengelbasis lineal-länglich. Die Uebergipfelung, obwohl für die P. depressa charakteristisch, lässt sich erklären, als durch den nassen Boden, vielleicht auch durch Abfrieren der Stämmchen beförderte üppige Sprossung, welche auf Kosten der Gipfeltraube eintritt und bei der Varietät typisch wird. Dass diese Eigenthümlichkeit keine Species begründen kann, be- weist die P. multicaulis Tausch aus dem Isergebirge mit ähn- licher Sprossenbildung, welche übrigens zur P. vulgaris var. oxyp- tera (Rechb. spec.) gehört; auch an einem Exemplar der P. vul- garis v. densiflora Tausch aus der Prager Gegend sehe ich eine derarlige Sprossung und Uebergipfelung sogar, wie bei P. depressa im zweiten Grade der Verzweigung sich wiederholend. Durch Ab- mähen der Stengel wird künstlich diese Erscheinung auch erzeugt, wovon ich mich überzeugt habe. Die geringe Blüthenzahl (die bis auf 9 Blüthen steigen kann) ist doch auch nichts specifisches; man findet derartige Kümmerlinge, die im übrigen von P. vulgaris nicht abweichen. Ich kann daher P. depressa nur für eine kombinirte Varietät halten, welche die Abänderungen vereinigt zeigt, die sonst einzeln auftreten, und muss Kittel (Taschenbuch der Flora Deutschl.) und O. Kuntze (I. c.), welche sie zu P. vulgaris bringen, gerne beislimmen. Etwas gewagt scheint aber die Einziehung der Polygala amara (nebst austriaca) bei denselben Autoren, wie auch schon bei Lamarck (Flore francaise 1778) zu sein. Der aus- 17 nehmend bittere Geschmack, der auf einen eigenthümlichen Chemis- mus hinzuweisen scheint, möchte wohl zu Gunsten ihrer Eigen- arligkeit sprechen; indessen soll P. uliginosa Rehb. die zur P. amara gehört, diesen Geschmack nicht zeigen (?), auch P. alpestris Rcehb., von Koch zu amara gerechnet, schmeckt kaum bitter. Villeicht ist der bittere Extractivstoff in P. vulgaris in zu geringer Menge gebildet, um sich bemerkbar zu machen. Uebrigens können auch Varietäten in chemischer Beziehung sehr abweichen, wie das Beispiel der bitteren und süssen Mandeln zeigt, und somit kann der bittere Geschmack oder Mangel desselben für sich allein nichts beweisen. Was nun die morphologischen Charaktere der P. vul- garis und P. amara betrifft, so lässt sich nicht leugnen, dass sie nicht stichhältig sind. Die Aderung der grossen Kelchblätter ist so veränderlich, dass sie kaum zur Artabgränzung sich eignet. Die Seitennerven sollen bei P. vulgaris mit den Mittelnerven und mit ihren eigenen Aestchen anastomosiren, bei P. amara nicht. Jedoch zeigt einerseits die grossblüthige P. amara genuina häufig eine Anastomose zwischen Mittel- und Seitennerv (Grenier legt darauf sogar Gewicht zum Unterschiede von P. austriaca), anderseits sind bei manchen Varietäten der P. vulgaris, nämlich der var. densiflora Tausch und var. comosa (Schkuhr spec.) die Ana- stomosen sehr spärlich oder fehlen auch gänzlich. — Zweites Haupt- merkmal der P. amara sind die grossen, rosetlenarlig gedrängten, vorjährigen Blätter am Ende der Stämmchen, aus deren Achseln mehrere, oft zahlreiche, laterale, aufrechte Stengel kommen und die darauf folgende plötzliche Verkleinerung und Verschmälerung der Blätter an terminalen und besond: rs an denlateralen Stengeln. Durch die Phyllomorphose entsteht allerdings ein eigenthümlicher Habitus und wenn bei P. vulgaris die Blätter an den Stämmchen bis auf den terminalen Stengel hinauf immer nur stetig zunähmen, so wäre diess von einiger Bedeutung. Jedoch fand ich auch schon bei P. vulgaris die Blätter gegen das Ende des Stämmchens (und gegen das Ende der Jahresperiode) deutlich, einigemale sogar ganz ausnehmend vergrössert, worauf dann Remission der Blattgrösse am terminalen Stengel im folgenden Jahrgang erfolgt war. Ein solches Exemplar war auch fälschlich als Polygala amara be- stimmt worden. Uebrigens weist P. calcares normal dieselbe Phyllomorphose auf wie amara, nur dass die Stämmchen länger gestreckt, hinkriechend und folglich die grossen perennirten Blätter durch längere Internodien getrennt sind. Auch die Bildung von aufrechten Stengeln aus den ungewöhnlicher Weise etwas ver- grösserten Blättern bei P. vulgaris lässt sich bisweilen beobachten. Noch mehr verwischt sich die Gränze zwischen P. amara und P. vulgaris durch die P. alpestris Rehb. Von Koch wird sie ohne weiters zu P. amara gezogen, wegen der ebenso einfachen Aderung der inneren Kelchblälter. Jedoch ist die Phyllomorphose an ihren Stämmchen und Stengeln die von P. vulgaris, auch der Geschmack der getrockneten Pflanze nicht bitter. Ist nun die P. Oesterr. botan. Zeitschrift. Heft. 1. 1870, 2 18 alpestris eine P. amara mit Phyllomorphose und Geschmack der vulgaris, oder ist sie eine vulgaris mit den Kelchblättern der amara? Wer alle Varietäten der P. vulgaris und amara, wie comosa, micaeensis, austriaca, wie Grenier für Arten ansieht, der wird auch mit Grenier die P. alpestris für eine eigene Art halten müssen. Die geringe Bedeutung und Veränderlichkeit der Merkmale aller dieser Formen wohl erwägend, kann man nicht anders, als die Ansicht Kittels und OÖ. Kuntze’s theilen, nach welcher alle einer Art, Polygala vulgaris (L. ampl.) Kittel !), angehören, welche zugleich die einzige Polygalen-Art in Mitteleuropa ist. Denn Polygala chamaebuxzus L. hat den vollsten Anspruch darauf, als Repräsentant einer eigenen Gattung zu gelten (Chamuebuzus alpe- stris Spach.). Die P. vulgaris hat in Mitteleuropa wenigstens drei schärfer geschiedene Racen oder Unterarten: a) genuina, b) amara und c) calcarea. Vielleicht darf P. alpestris als vierte Race zwischen die beiden ersten gestellt werden, wahrscheinlicher aber ist mir, dass sie als alpine Varietät einfach zur ersten Race ge- hört, Diese hat nämlich wieder zahlreiche Varietäten, zu denen P. comosa Schk., P. depressa Wender., P. oxyptera Rehb. und andere namenlose zu zählen sind. Der Polymorphismus dieser Art ist wahrhaft erstaunlich, daher es nicht zu verwundern, dass sie auch einige morphologisch und geographisch schärfer geschiedene Racen hervorgebracht hat. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Yon A. Kerner. XXX. 646. Sedum Fabaria Koch. — Auf moosigen Terrassen fel- siger Abhänge. Im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges in der Um- gebung der obersten Quellen im Valea cepilor unter der Kuppe der Cucurbeta. — Schiefer 1770 Met. 1) Diese anderweitig beliebte Schreibweise möchte sich vielleicht bei denen empfehlen, welche den Autor, der den Namen überhaupt zuerst gab, nicht gerne missen wollen; damit wird ausgedrückt: die Art Linne@s erwei- tert im Sinne Kittel’s. Wem auch diese, als zu weitläufig nicht gefällt, der muss wenigstens setzen: Linne ampl. — im entgegengesetzten Falle L. part. — Lamarck zu setzen statt Kittel, geht nicht an, da Lamarck auch die P. monspeliaca L., eine ganz verschiedene Art, mit einer P. vulgaris ver- einigte. 19 647. Sedum maximum Suter. — (8. Telephium Sadl. Fl. Com. Pest:) — Auf felsigen und sandigen Plätzen, insbesonders am Rande von lichten Gehölzen. Im mittelung. Bergl. sehr häulig auf den Höhen der Matra bei Paräd, Gyöngyös und Bodony; am Nagyszäl bei Wailzen; in der Pilisgruppe am Kisshegy und Piliser- berg, am Schwaben- und Adlersberg und im Wollsthale bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor; in der Verlesgruppe bei Csäkvär. Auf der Keeskem, Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis und in den Wachholdergehölzen,, dem Sandhügel auf Puszta Sällosär bei Taltär Szt. György. Auf der Debreeziner Landh. im Com. Szaboles. Im Bihariageb. im Szäldobägyer Wald und bei Sz1. Märton nächst Grosswardein, auf dem Bontoskö bei Petrani, auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci, am Rande des Batrinaplateaus aul dem Timpul Balchului, der Pietra pulsului und nächst dem Hochofen bei Petrosa, am Dealul vetrilor und bei der Höhle ober Fenatia nächst Rezbänya; auf dem Rezbänyaerzuge am südlichen Gehänge des Tomnatecu und im Poienathale; in der Plesiu- gruppe bei Monesa und auf der Kuppe des Plesiu; in der Hegyes- gruppe bei Chisindia und auf der Chiciora, endlich im Valea Liesa bei Halmadiu und auf dem Dealul vultiucluilui bei Körösbänya. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. und diluv. Sand, mit Vorliebe jedoch auf kalkreichem Substrate. 95 — 1265 Met. — (Die Blüthen meist grünlichgelb, manchmal aber auch röthlich überlaufen. Solche Exemplare mit röthblich angehauchten Blüthen werden nicht selten mit $. purpurascens Koch verwech- selt und die Angaben, dass diese Pilauze im Gebiete vorkomme, beziehen sich zuverlässig auf röthlich blühendes $. maximum Suter. Das echte $. purpurascens Koch kommt im Gebiete nicht vor.) 648. Sedum Cepaea L.—In Wäldern bei Grosswardein gegen das Bischofsbad zu an Baumwurzeln entdeckt von F. Haslinger. (Janka Oest. bot. Ztsch. XII. 115). 649. Sedum glaucum W. K. — An felsigen Plälzen. Im Biharia- geb. auf dem Batrinaplateau bei dem Eingange in die Geisterhöhle nächst der Stäna Oncesa, an der Pietra pulsului und Mogura seca, auf der Kuppe der Tataroea, an der Pietra muncelului und Pietra lunga, auf dem Dealul vetrilor und bis hinab nach Fenatia und Sedescelu bei Rezbänya, auf siebenbürg. Seite im Valea Odincutia bei Di- stidiul; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra; auf dem Vasköher Plateau bei Sohodol südlich von Vasköh; in der Plesiugruppe bei Mon&sa und Desna; in der Hegyesgruppe zwischen Chisindia und der Chiciora südöstlich von Buteni und im Thale der weissen Körös bei Jöszäsz und Plesculia, im Valea Liesa bei Hal- madiu und auf dem Dealul vultiucluiului bei Körösbänya. Auf dem Inselberge Mocra bei Boros Jenö. Nach Kit. auch im miltelung. Bergl. anf der Matra. — Die Pflanze wurde von mir im Gebiete stets nur auf Kalk- und Trachytsubstrat beobachtet und zwischen Chisindia und der Chiciora. so wie an anderen Punkten konnte ich 3% 20 sehr schön sehen, wie sie jedesmal erscheint, sobald man das Kalk- oder Trachylterrain betritt, ebenso aber spurlos verschwin- det, sobald man auf Schieferboden gelangt. 190--1330 Met. — (Man findet in den meisten neueren Werken $. glaucum W.K. ohne alle weitere Bemerkung als Syn. zu S. hispanicum L. gezogen, was in dem blinden Glauben auf die von Koch in Röhling D. Fl. II. 305 niedergelegte Bemerkung, „dass auch das geübleste Auge [zwischen beiden] keinen Unterschied bemerken kann,“ sei- nen Grund haben dürfte. Wer aber das echte $. hispanicum, wie es in den Voralpenthälern Südtirols, Käruthens und Krains vor- konımt, mit dem wahren S. glaucum W,K. sorgfältig vergleicht, wird sich leicht überzeugen, dass Koch’s Bemerkung a. a. O0. un- richtig ist und nur durch die Annahme erklärbar wird, dass die Exemplare, welche Koch für S. glaucum hielt und die er aus den von Treviranus erhaltenen Samen gezogen halte, eben nicht von S. glaueum W.K., sondern von $. hispanicum L. herstammten. Der von Schultes und Sprengel hervorgehobene Unterschied, dass $. hispanicum eine ausdauernde und S. glaucum eine ein- jährige Pflanze sei, ist allerdings, wie Koch bemerkt, nicht stich- hältig, wohl aber finde ich an den Früchten äusserst beständige Unterscheidungsmerkmale. Die Balgfrüchtchen des S. hispanicum sind nämlich ganz plötzlich in einen vergleichsweise kürzeren, die Balgfrüchtchen des S. glaucum dagegen allmählich in einem ver- gleichsweise längeren Griffel zusammengezogen. Die von Wulfen herstammende Abbildung des S. hispanicum in Jacgq. Fl. aust. ap. t. 47 und die darnach copirte Abbildung derselben Pflanze in Sturm H. 22 stellt dieses Merkmal nicht dar, weil dort die Bälge überhaupt ohne Griffel gezeichnet sind. Wohl aber ist an diesen Ab- bildungen ein weiteres Merkmal ersichtlich, durch welches $. hispa- nicum und S. glaucum sich sehr beständig unterscheiden. Die Balgfrüchtchen des S. hispanicum sind nämlich kahl, jene des $. glaucum wit Drüsenhaaren bekleidet, und sehr richtig sind daher an beiden oben citirten Abbildungen die Balgfrüchtchen auch kahl dargestellt. Freilich bemerkt Wulfen in Jacgq. Fl. austr. app. p. 54 zu der eitirten Abbildung: „Tota cyma levissime pubeseit ut villi apte exprimi non potuerint,“ so dass es wieder scheinen möchte, es habe auch die dargestellte Kahlheit der Balgfrüchtchen ihren Grund in der Schwierigkeit die zarten Drüsenhaare abzubilden gehabt. Allem Anscheine nach haben aber die älteren Botaniker die oben hervorgehobenen Merkmale überhaupt nicht genügend beachtet, und es dürfte darum auch das zweckmässigste sein, sich in diesem Falle nicht so sehr an die alten Abbildungen und Be- schreibungen als vielmehr an die Pflanzen selbst zu halten. Ich habe nun $. hispanicum selbst in Kärnthen und im Isonzothale und das $. glaucum an zahlreichen Punkten im Bihariagebirge gesam- melt, ein aus der Hand Kitaibel’s stammendes Originalexemplar des S. glaucum im Herb. der Innsbrucker Universität verglichen, zudem die in Rede stehenden Pflanzen von zahlreichen Standorten 21 aus den Südalpen, aus Dalmatien und aus Ungarn von der Mar- maros bis hinab nach Bäzias verglichen und Jauch beide im kulti- virten Zustande beobachtet und finde an sämmtlichen Exem- plaren des S. kispanicum die Balgfrüchtchen kahl oder fast kahl und plötzlich in den relativ kurzen Griffel zusammengezogen, an dem Kilaibel’schen Originalexemplar und überhaupt an sämmtlichen Exemplaren des S. glaucum aus Ungarn und Dalmatien die Balg- früchtchen drüsenhaarig und allmälich in den relativ langen Griffel vorgezogen und bin daher der Ansicht, dass diese beiden habituell allerdings höchst ähnlichen Pflanzenarten mit Rücksicht auf obige Merkmale auseinandergehalten werden müssen. — Es verdient übrigens hier noch bemerkt zu werden, dass die obigen Unter- sc heidungsmerkmale bereits in treffender Weise durch Grisebach im Spie. Fl, rum. für die eine Art durch die Worte „ovariis glabri- usculis semiovalis* für die andere durch die Worte „ovariis glan- duloso-pubescentibus semilanceolatis hervorgehoben wurden. Nur ist es unrichtig, wenn Grisebach durch die unvollkommenen Abbildungen verleitet a. a. 0. das S. glaucum W. K. zu seinem 5. hispanieum und nicht zu seiner var. ß. Buxbaumii eitirt. Das Ori- ginalexemplar Kitaibel’s entspricht nämlich ganz genau der var. ß. Buxbaumi Griseb. und die Citate würden daher richtiger in folgender Weise zu stellen sein: 1. S. hispanicum L., Syn.: $. hispanicum Wulf. in Jacg. Fl. austr., Host Fl. austr.,, Griseb. Spicil. « — 2. S. glaucum W.K., Syn.: S. aristatum Ten. Fl. Nap.; S. hispanicum var. ß. Buxbaumü Griseb. Spicil.) 650. Sedum pallidum M. B. — Auf felsigem Boden. Im mit- telung. Bergl. in der Malra auf dem Disznokö bei Parad. — Tra- chyt. 600-950 Met. — Von Vrabelyi am 24. Juni 1866 ent- deckt und mir gütigst mitgelheilt. — (Ohne Zweifel ist hieher das S. matrense (interea) Kit. Add. 166 zu ziehen. Wenigstens passt alles, was Kit. in der fragmentlarischen Beschreibung seines S$. matrense anlührt, trefflich auf die von Vrabelyi in der Malra wieder aufgefundene Pflanze, welche eben mit S. pallidum M. B. identisch ist. Von S. glaucum W.K. und S. ER SRGUSE LU L. unter- scheidet sich S. pallid«m durch 5 Kelchzipfel, 5 eilanzeltliche plötz- lich in eine Haarspitze vorgezogene an der äusseren Seile längs dem Mitielnerven drüsig be ewimperte Blumenblätter, 10 Staubge- fässe und 5 Fruchtknoten, so wie durch die oben drüsig gewim- perten Blätter.) 651. Sedum annuum L. — An felsjgen Plätzen. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge häufig auf der Margine und dem Tomnatecu und von da herab durch das Werksthal und Valea mare bis Rez- vanya. In der Felsenenge hinter dem Hochofen von Petrosa. In der Plesiugruppe auf dem Gipfel des Plesiu. Im Thale der schnellen Körös bei Feketet6. Ausserhalb unseres Gebietes in Ungarn auch auf dem Felsen Kobila zu Kabolapolyäna in der Marmaros, woher ich von Vägner gesammelte Exemplare besitze. — Sienit, Por- phyrit, Schiefer. 300—1330 Met. —s ns — [e) [3] Phytographische Fragmente. Von Dr. Ferdinand Schur. EXRXYV: Avena distans Schur. Diese eigenthümliche Haferform fand ich aufHaferfeldern zwischen Gramal-Neusiedel und Moosbrunn auf gut gepflegtem Boden, wo Avena saliva genuine, A. orientalis und A. strigosa nebeneinander vegelirten. Den beiden ersten ist sie vorzüglich im jungen Zustande ziemlich ähnlich, von der letztern ist sie durch die gänzliche Nacktheit der Spindel und Blumen verschieden, von allen dreien auch von A. trisperma Schibl. weicht sie ab, durch 3—4blumige Aehrchen und durch den weiten Abstand der Blumen von einander, so dass die Gluma kaum halb so lang, als das Aehrchen ist. Ich kann mit Bestimmtheit nicht angeben, ob diese nur ein Produkt des fetten Bodens und eine Wucherung, oder eine konstante Form ist, welche auch anderweilig vorkommt. Ich selbst habe eine ähnliche Form noch niemals zu Gesicht bekommen, wenn ich Avena nuda ausser Acht lassen will. Die Gestalt der Aehrchen erinnert an Avena planiculmis, das Gras selbst aber ist einjährig und gehört zu den echten Haferarten. Zur besseren Beurtheilung und Fixirung dieser Haferform folge hier die Diagnose: Avena distans Schur. Rhizomate fibroso pluriculmo; culmo 2—3 ped. ad paniculam foliato erecto lenuissime strialo in geniculis viridibus pilosulo, ceterum glabro; foliis longissimis 12—15 poll. longis in medio J—6 lin. latis. subtus vaginisque nervosis et scabriusculis; ligulis brevissimis truncatis; panicula effusa ovato-pyramidata 10—12 poll. longa; ramis semiverti- eillalis seabris distantibus spiculis 1—5 longe pedicellatis geren- tibus; spiculis quadrifloris 12—14 lin. longis; flosculis 6— 10 lin. longis ab invicem distantibus, flosculo quarto interdum obliterato superioribus 3 longe pedicellatis flosculo infimo sessili; flliformi glabro vel sub lento subpiloso; pedicellis floro suo dimidio brevioribus apice calloso-incrassalo; glumae valvis sub «requalibus spieula subdimidio brevioribus 9—I1 nervüs, paleis exterioribus valide nervosis venulosisque glabris apice hyalinis bifidis obtusiusceulis excepto floris infimi muticis; floro infimo supra medıum dorsi arista tenue geniculata notato; ovwario libero toto piloso hirsuto i. e. paleae superioris non adnato. — Auf Haferfeldern zwischen Gramat-Neusiedel und Moosbrunn. Anfangs Juli 1869. NB. Die Samen fallen beim Trocknen von selbst aus den umhüllenden Spelzen, welche Eigenschaft die in Rede stehende Avena distans der Avena nuda näher stellt, als den oben genannten Formen, allein die echte Avena nuda L. ist sie nicht, die viel zarler ist und kürzere, dickere Achrchen und langzugespitzte Spelzen hat. LXXXVL Medicago sativa L. var. «. albiflora und var. f flava. beide Abänderungen auf grasigen Abhängen im Bette des Alserbaches, Juli 1869. Die var. albiflora verändert beim Trocknen die Farbe nicht, während die var. flava in’s Grüne übergeht, so dass hier ein Uebergang zur Medicago media Pers. — M. sativa ß Spenn. von Wallr. unverkennbar ist. Nach meiner Meinung dürfen M. sativa ß. versicolor Koch und Medicago falcata Pf. versicolor Wallr. nicht (wie Neilreich, Flora von Wien, pag. 645 angibt) mit M. media Pers. identificirt werden, welche viel seltener ist, als man gewöhnlich angibt und sehr oft mit M. falcata versicolor ver- wechselt wird. Der Bau der Hülsen ist hier entscheidend. — An Waldabhängen bei Laab nächst Wien, Jul. 1869. — Vor etwa fünfzehn Jahren wuchs im Volksgarten an den Wällen eine schöne M. sativa mit goldgelben Blumen, die sich auch beim Trocknen er- hielten und deren Hülsen ringförmig, mit übereinanderreichender Basis und Spitze, gestaltet waren. Ich nannte diese Form damals Medicago annulata; habe sie aber seildem nicht gesehen. LXXXVI. Medicago falcata L. var. micranta ochroleuca incanescens. Eine 9—12 Zoll lange, vielästige, niederliegende Abänderung mit wenig blumigen Trauben, sehr kleinen weissgelben Blumen, halbringförmigen Hülsen und kleinen graugrünen, gleichsam be- stäubten Blättern. Am Wege zwischen Kalksburg und Rothenstadl. Juli. Ich glaube, dass diese Abänderung durch die Einwirkung des Kalkstaubes entstanden ist. Weitere Beobachtungen müssen lehren, ob dieselbe als selbstständige Form behandelt werden darf. LXXXVIL. Anthyllis Vulneraria L. Von dieser vielgestaltigen Pflanze habe ich in diesem Sommer folgende Abänderungen getroffen: a) A. Vulneraria ochroleuca hirsuta = A. polyphylla Kit. in prächligen Exemplaren auf der Türkenschanze. Juli. b) A. Vulneraria aurantiaca, der vorigen Abänderung ähn- lich nur die Blumen dunkelgoldgelb, die Blätter feiner zertheilt. In den Remisen des Laaer Berges, unweit des Dorfes Klederling; auch in der Matra in Ungarn. Juli, Aug. c) A. Vulneraria bicolor Schur. En. pl. p. 150. Kleiner als die vorigen Abänderungen, die Fahne gelb. Das Schiffehen braun- gelb. Auf dem Kahlenberge. Kalksubstrat. Juli. d) A. Vulneraria sanguinea Schur. En. pl. p. 150 £. Die Blumen kleiner, blutroth, die Hülsen aufgeblasen. Der Stengel nur an der Basis beblättert. Auf den Hügeln um Perchtoldsdorf. Juli. 24 e) A. Vulneraria alpestris Schur. 6 Zoll boch; mehrere Stengel gleich hoch, nur an der Basis blattreich, einköpfig, Köpfchen klein, Blüthen klein und goldgelb, Wurzelblätter ungetheill, die ganze Pllanze fast glatt. An Felsen auf dem Semmering. Anfang Juli 1869. LXXXIX. Galega officinalis L. var. leucantha. In prachtvollen, reichblumigen Exemplaren, am Wiener-Neustädter Kanal, unweit Klederling. Juli 1869. XC. Onosma arenarium W. Kit. Nach langem vergeblichen Suchen habe ich diese schöne Pflanze in diesem Jahre am Kanaldamıme bei Klederling am linken Abhange in mehreren Exemplaren beobachtet. Anfang Juli 1869. Vom Johannesberg scheint sie ganz verschwunden zu sein und auf der Stelle, nämlich an der Laaer Strasse der Kapelle gegen- über in einer sandigen Vertiefung, wo ich selbe 1832 fand, ist gegenwärtig eine Ziegelei. — Der hier angegebene neue Stand- ort dürfte der einzige der Wiener Flora sein. XCl. Astragalus Onobrychis L. Von diesem kann man drei Abänderungen unterscheiden, welche auch in der Flora von Wien vorkommen: a) A. Onobrychis albiflorus. An grasigen Abhängen aın rechten Ufer des Alserbaches bei Dornbach. August. b) A. Onobrychis stenophyllus. Die Blättchen linienförmig, längerz ugespitzt, der Stengel geschlängelt, aufrecht haarig. Neben blätter verlängert zugespitzt an der Basis gezähnt, langhaarig, Blumentrauben verlängert, lockerblumig. Auf sandigen Abhäneng der Türkenschanze bei Döbling. August. c) A. Onobrychis rigidus. Wurzel sehr gross, holzig ästig, der Stengel aufrecht, straff, unten glatt, oben wenig haarig, die Blätt- chen länglich, stumpf, striegelig-haarig. Hülsen länglich spitz. Auf den Anschültungen der Ringstrasse, z. B. vor dem Stadtpark in Wien; am Wiener-Neustädter Kanal bei Klederling. Juli 1869. Literaturberichte. Ueber Paarung von Schwärmsporen, die morpholo- gische Grundform der Zeugung im Pflanzenreiche, von N. Pringsheim. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus dem Monatsberichte der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom Oktober 1869. Octav. 20 Seiten. Pringsheim theilt hier in seiner bekannten, klaren, er- schöpfenden Weise seine Beobachtungen über die geschlechtliche Vermehrung von Pandorina Morum mit. Er sah nämlich Schwärm- sporen sich paaren und daraus eine cilienlose grössere Kugel entstehen. Die sich suchenden Schwärmer berührten sich beim endlichen Zusammentreffen ganz vorn an ihrer hellen Spitze, ver- schmolzen hier miteinander und nahmen in ihrer Verbindung so- gleich eine biscuitartige Gestalt an. Die vorhandene Kerbung verschwand nach und nach und die gepaarten Schwärmer bildeten schliesslich nur eine einzige, grosse, grüne Kugel. Diese Kugel unterschied sich von den Schwärmern durch ihre bedeutendere Grösse. eine auflallend vergrösserle, farblose Mundstelle mit zwei rothen Körperchen, von denen eines sich rechts, das andere links am Rande der Mundstelle befand und zwei Paare schwingender rother Cilien, welche in der Nähe der rothen Körperchen sitzen. Durch diese Kennzeichen gab sie sich als eine aus zwei Schwärmern entstandene Zelle deutlich zu erkennen. Bald aber verschwanden sowohl die Cilien als die rothen Körperchen und es war nun die Vospore vollendet, die später roth geworden, in ihrer Keimung im wesentlichen mit den andern Volvocinen übereinstimmt, Hieran schliessen sich vergleichende Blicke auf die analogen Entwicklungs- erscheinungen der anderen Pflanzen, als deren Hauptresultat der Salz aufgestellt wird: das farblose Vorderende der Befruchtungs- kugeln der Algen, die Kanalzelle der höheren Kryptogamen und der Fadenapparat der Phanerogamen seien morphologisch der soge- nannten Mundstelle, das heisst dem Keimflecke, oder, was das- selbe ist, dem Fusse der Schwärmspore gleichwerthig. Die meisten der illuminirten Figuren stellen Originalabbildungen von Pandorina Morum und Eudorina elegans bei480facher Vergrösserung dar. Diese beiden Algen sind in und bei Wien beobachtet worden, Pandorina Morum in den Lachen an der Taborbrücke im Mai, in Mauer und Kalksburg im September, im botanischen und Belvedere-Garten im Oktober, Eudorina elegans im botanischen Garten im Oktober (Riess in seiner Inauguraldissertation vom J. 1840: „Beiträge zur Kenntniss der Infusorien,* Seite 29). Ausserdem ist in Oesterreich Pandorina Morum meines Wissens nur in Mähren in der mit dem Namen Botryocystis Morum Ktz. versehenen Entwicklungsstufe beobachtet worden, und zwar im Strutzer Teiche bei Brünn von Makowsky (laut Nave in den Verhandlungen des naturwissen- schaftlichen Vereines in Brünn II. p. 245). Auf Seite 16 steht Farren (Dativ. Plural.) anstatt Farnen, was kaum ein Druck- 26 fehler, sondern ungeachtet des mehrfach veröffentlichten Urtheils J. Grimms über die Declinalion dieses Wortes ein noch immer ziemlich allgemein festgehaltener Irrthum ist. (Siehe Verhandlun- gen des zool.-bot. Vereines in Wien. 1857. Sitzungsberichte p. 27 und Bonplandia. 1827. p. 76.) Jakob Grimm schrieb nämlich hierüber: „Neuhochdeutsch gilt nur farn. Der plural ist, ohne umlaut zu bilden, farne, wie von arm arme, und von harn harne. Die schreibungen farrn und farren sind ganz verwerflich.* Die ganze Stelle ist an den angeführten Ortenmitgetheilt. Hohenbühel-Heufler. Uebersicht der Flechten des Grossherzogthums Baden von Wilhelm Bausch, Grossherzogl. Badischer Verwaltungsgerichtsrath a. d. Mitglied des naturwissen- schaftlicnen Vereines zu Carlsruhe u. s. w. Carlsruhe., Druck der G. Braun’schen Hofbuchdruckerei 1869. Gross- octav. XLIl. und 246 Seiten. Durch Zwackh in Heidelberg und Stizenberger in Constanz gehörte Baden schon seit mehreren Jahren zu den am besten be- kannten deutschen Ländern ın Beziehung auf die Lichenen. Der Schwarzwald, der Odenwald, der Kaiserstuhl, der deutsche Jura. die Rheinfläche, das Klima mit seinen Anklängen einerseits an die Alpen, anderseits an den atlantischen Ozean, welche herrliche Bedingnisse für eine reiche Flechtenflora! Die Erwartungen, die der Pflanzengeograph daran knüpfte, wurden vollständig erfüllt, wo nicht übertroffen. Es fehlte jedoch eine Zusammenstellung der gewonnenen Resultate, welche nun der Verfasser des oben erwähnten Buches mit Benützung seiner eigenen Forschungen und derer anderer Freunde und Lichenologen gegeben hat. In der Einleitung wird eine geographische Uebersicht Badens mit- getheilt. Die politischen Grenzen wurden nur bezüglich des Schaffhausener Gebietes am rechtseitigen Rheinufer und der Enclave Hohentwiel überschritten. In der Einleitung folgt nun die numerische Aufzählung der Lichenen nach Ziffersummen der Fami- lien. Es sind im Ganzen 592 Arten. Darunter sind jedoch die typisch athallinischen „Lichenen* (Lichenes parasitieiKörb., Pseudo- lichenes auct.), welche doch sicher nicht hieher, sondern zu den Pilzen gehören. Ohne diese bleiben 572 Arten im Sinne der Kör- ber’schen Schule. Hierauf folgt die Aufzählung der ausschliesslich auf gewissen Substraten gefundenen Lichenen und die Anführung der zu technischen und arzneilichen Zwecken dienenden Arten, endlich die Erwähnung, dass auf p. 94 Secoliga carnea Arn. und p. 152 Rhizocarpon lotum Stizenberger als neue Arten aufgestellt und beschrieben worden sind. Die folgenden Abschnitte enthalten eine geologische Skizze des badischen Landes, die specielle Angabe der geologischen Verhältnisse der in der Uebersicht angeführten Flechtenstandorte, die Höhenangabe der angeführten Standorte nach der topographischen Karte von Baden in badischen Fussen (mit einem Umrechnungsschlüssel), endlich die Liste der zitirien Werke und 27 Abhandlungen, sowie der Exsiccatensammlungen. Hierauf folgt erst die auf dem Titel angekündigte Uebersicht selbst, wobei im Wesent- lichen Körber’s Parerga als Leitfaden angenommen wurden, mit Weglassung der Diagnosen, weil Körber’s Werke ohnehin als in den Händen der Lichenologen befindlich vorausgesetzt werden, mit reicher Synonymie und sehr detaillirter Angabe der Standorte. Bei der Synonymie sind die Citate der ältesten Namen nicht immer angegeben, z. B. aus den Schriften von Linne, Scopoli, Ehr- hart, obwohl der bezügliche Autor genannt ist. Die Gewährs- männer der Fundorte werden nur mit den Namen, nicht mit den näheren Nachweisungen, wo die Angabe constatirt werden kann, aufgezählt. Diese Bemerkung soll hier jedoch nicht als Tadel stehen, indem auch diese Art und Weise gerechtfertiget werden kann, sondern nur als Notiz über die Einrichtung dieses, mit grosser Liebe, Sorgfalt und Kenntniss gearbeiteten Buches, das allen Freunden der Lichenologie eine willkommene Gabe sein wird. Zum Schlusse noch die Angabe, dass der naturwissenschaflliche Verein in Karlsruhe die Druckkosten dieser Flechtenübersicht über- nommen hat. Hohenbühel-Heufler. Correspondenz. Trient. den 12%. December 1869. Das nun bald abgelaufene Jahr war im Vergleiche mit früheren Jahren meinen botanischen Bestrebungen nicht ungünstig. Ich botani- sirte um Trient und auch zum Theil auf Seisseralpe und Schlern. Ich habe nun ziemlich viel Materiale für meine speciellen Studien über Ranunculaceen zusammengebracht und auch viele Notizen gesammelt. Allein es wäre noch Manches zu sammeln und zu beobachten, was meine beschränkte freie Zeit nicht gestattete. Indessen habe ich doch meine beabsichtigte Arbeit über süd- (eigentlich wälsch-) lirolische Ranunculaceen-Formen in Angriff genommen, die aber der kurz zugemessenen Mussestunden wegen nur langsam fort- schreitet, so dass ich noch nicht annähernd angeben kann, bis wann ich damit zu Ende kommen werde. Jetzt vor dem Beginne eines neuen Decenniums warf ich einen Blick auf das abgelaufene, das ich grösstentheils in Trient verlebte, zurück, und obwohl meine botanische Thätigkeit während dieses Zeitraumes eine sehr be- schränkte war, so überzeugte ich mich aus einer summarischen Zusammenstellung aus meinen Tagebüchern, dass sie doch nicht ganz erfolglos war. Ich will diese Resultate nur in Bezug auf die Durchforschung der Umgebung von Trient im engsten Sinne, worauf sich meine Exceursionen hauptsächlich beschränkten, kurz berühren. Das hier gemeinte Gebiet umfasst das Etschthal von Lavis bis Mattarello mit den es umgebenden Gebirgen Kalisberg, 23 Maranza und Bandon, einen Raum von ungefähr 4 Quail.-Meilen mit einem Elevationsunterschied von 600 bis 6500. Für dieses Gebiet sind in der Flora von Hausmann ursprünglich 790 Arten mit speciellen Standorten angegeben. Auf die allgemeinen Benen- nungen: Tridentiner Alpen oder Gebirge, oder im Tridentinischen konnte ich dort keine Rücksicht nehmen, wo ich die Pflanzen nicht selbst in dem bezeichneten Gebiet traf, da ich mich häufig über- zeugte, dass unter jenen allgemeinen Benennungen das ganze Wälschtirol oder einzelne unbestimmte Theile desselben gemeint seien. Durch die Nachträge im 3. Bande der Flora vermehrte sich die Artenzahl um 60, also auf 850 Arten und ich habe nun .bereits 250 Arten notirt, welche unter obigen nicht begniffen sind, so dass sich jetzt die Gesammizahl auf 1100 Arten (in runder Zahl nach der Koch’schen Begrenzung) herausstellt. Doch hofle ich damit noch keineswegs abgeschlossen zu haben und es dürfte sich die Artenzahl noch bedeutend vermehren, wenn man erwägt, dass ich blos das Gebiet des Kalisberges, den ich zum Gegenstande besonderer pflanzengeographischer Forschungen machte, in allen Monaten des Jahres nach allen Richtungen durchstreifte und dafür allein über 560 Arten nolirte, obwohl es nur etwa eine Quadral- Meile mit einem Unterschiede von 600 bis 3500’ Höhe umfasst, während ich die andern Gebielstheile an vielen Stellen noch gar nicht, an vielen nur ein- oder zweimal flüchtig und nur in den nächstgelegenen Theilen zu verschiedenen Jahreszeiten besuchte. Sie ersehen daraus, dass man auch bei beschränkter Zeit mit Fleiss und Ausdauer selbst in einem gut durchforschten Lande noclı etwas leisten kann. A. Val de Lievre. Innsbruck, 13. December 1869. Unlängst erhielt ich von Pan&ic eine reiche Sendung mit Pflanzen, welche er von seiner im letzten Sommer ausgeführten Reise in das südwestliche Serbien und nach Montenegro mitbrachle. Wohl die merkwürdigste Entdeckung dieser lohnenden Reise ist Pinus excelsa W all. auf dem Kom in Montenegro. Das Vorkommen dieser für den Hymalaya so charakteristischen und auf der illyri- schen Halbinsel bisher nur an den Gehängen des Peristeri im südlichen Macedonien (fast um zwei Breitegrade südlicher) aufge- fundenen Conifere auf einem Berge, welcher von der dalmatini- schen Küste in der Luftlinie wenig mehr als 10 Meilen entfernt ist, erscheint in pflanzengeographischer Beziehung von grösstem In- leresse. Kerner. Er Wi Personalnotizen. - Kirschleger, besonders bekannt durch seine Flora des Elsass, ist am 15. November v.J. in Strassburg gestorben. rR 29 Vereine, Anstalten, Unternehmungen, — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 18. November übersandte Professor Unger eine Ab- handlung unter dem Titel: „Anthracitlager in Kärnthen“. In den diese Lager begleitenden Schiefern sind bisher 19 Pflanzenarten, grösstentheils Farne gefunden worden. Alle stimmen mit jenen der Steinkohle überein und sind meist bekannt. Nur zwei noch nicht beschriebene Farnstämme geben dem Autor Gelegenheit, sich gegen die Ansicht auszusprechen, dass die Stigmarien die Wurzeln der Sigillarien seien. Von den Letzteren hält er jene ohne gefurchte Stämme für Farne, — Die Montagsvorträge in Wien haben bereits begonnen und hat am 10. December Prof. Wiesner gesprochen „über die neuen in der Industrie verwendeten Pflanzenfasern“. Weitere Vor- träge finden u. a. statt: Am 7. Februar vom Director Pokorny „über den Kampf um’s Dasein in der Pflanzenwelt“; am 21. Febr. von Dr. Vogl „über das Pfeiloifi@; am 14. März von Reichardt „über Inselfloren“; am 14. April von Prof. Oser „über die Be- dingungen des Pllanzenlebens.* — Die botanische Tagesliteratur war leider zu wiederholten Malen in der Lage auf die Hindernisse aufmerksam machen zu müssen, welche der Botanik in den Weg gelegt sind; so wurde bereits vor mehreren Jahren mitgetheilt, dass die Capitalien, welche Barker Webb leslamentarisch zur Erweiterung und Erhaltung der von ihm hinterlassenen Pllanzen- und Büchersammlungen be- stimmt halle und deren Verwaltung dem Grossherzog von Toscana anvertraut war, seit dessen Entfernung aus Florenz ihrer Bestim- mung enlzogen wurden, der sie noch immer nicht zurückgegeben sind. Ist es nun Pflicht auf Hemmnisse aufı,erksam zu machen, ist es eine noch dringendere entgegengeselzte Erscheinungen heryorzu- heben: wir konstaliren mil Vergnügen, dass die Commune Genua mit der eines städlischen Gemeinwesens würdigen Liberalität die bedeutenden Kosten der Herausgabe einer grossen und werthvollen Arbeit von de Notaris, welche den Titel „Epilogo della briologia italiana“ führt, bestritten hat. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Gultur am 4. November bemerkte der Sekretär, dass er bei einer früheren Diskussion über das Vorkommen der Eichenmistel in Schlesien in Erinnerung gebracht hatte, dass in der Sitzung vom 4. Juli 1833 Schauer mit Bezugnahme auf Nees von Eisenbeck dieses Vorkommen behauptet, dass Dr. Ale- xander sie als häufig bei Krakowahne bei Oels angegeben. Da in neuerer Zeit keine Misteln auf Eichen beobachtet, hat der Sekretär den gegenwärtigen Besitzer von Krakowahne, Kr. Trebnitz, Herrn von Fiebig um Auskunft gebeten. Nach der von demselben gege- benen Erklärung wächst in seinem ca. 10.000 Eichen aller Alters- klassen umfassenden Forst, wie überhaupt bei Krakowahne die 30 Mistel auf Eichen nicht. Prof. Dr. $. Milde hielt einen Vor- trag über Asplenium. Diplazium und Athyrium. Redner theilt mit, dass er die früher begonnenen Studien über genannte Genera fort- gesetzt und von 300 verschiedenen Arten etwa 200 untersucht habe. Mit Rücksicht auf die von ihm bereits veröffentlichte Arbeit beschränkt sich der Vortragende darauf, die neuen Thatsachen mitzutheilen. Nimmt man die Beschaffenheit der Spreuschuppen und der Gefässbündel im Blattsiiel zur Begründung der Genera hinzu, so lassen sich wenigstens Asplenium auf der einen Seite und Athyrium mit Diplazium auf der anderen Seite scharf von ein- ander unterscheiden, nämlich Asplenium mit gitlerförmigen Spreu- schuppen und centralen (1—2) ovalen Gefässbündeln, Athyrium und Diplazium mit nicht verdickten Spreuschuppenzellen und zwei peripherischen, lineal-länglichen Gefässbündeln, die am Grunde der Spreite in ein sehr grosses, hufeisenförmiges zusammenfliessen. Ein drittes Genus, Micropodium, weicht von allen Aspleniaceen durch einen am Grunde sich abgliedernden Blattstiel ab. Hemidic- tyum vereinigt in sich die Merkmale von Asplenium und Athyrium, weicht aber von beiden dadurch ab, dass sich am Rande der Seg- mente mehrere Reihen verlängerte 6seitige Anastomosen-Maschen finden; mit diesem Genus fallen Oxygonium und Allantodia zu- sammen. Das centrale Gelässbündel bei Asplenium ist entweder drehrund oder stumpf, 3—4kantig. Der Holzkörper besteht entweder aus 2 getrennten ovalen, oder einer 3 — 4schenklichen Masse. Enthält der Blattstiel zwei getrennte Gefässbündel, so haben diese eine halbmondförmige Gestalt und eine divergirende Stellung und bleiben nur in seltenen Fällen bis zum Grunde der Blattspreite unverbunden, meist verbinden sie sich mit einander und zwar ent- weder genau in der Mitte ihrer grössten Convexität und es eni- steht dann ein centrales, vierschenkliches Gefässbündel mit gleich- langen, bisweilen sehr langen Schenkeln. Im anderen Falle fliessen die halbmondförmigen Gelässbündel unterhalb ihrer grössten Con- vexität zusammen und die zwei längeren Schenkel beugen sich oft noch horizontal. Nur bei Asplenium auritum und praemorsum hat das centrale Gefässbündel einige Aehnlichkeil mit dem von Athyrium, ist aber durch Grösse und Stellung leicht zu unter- scheiden. Die Zellen der Spreuschuppen zeigen bei Asplenum nicht selten eigenthümliche Vorsprünge, Rauhigkeiten, namentlich bei der Gruppe Darea, aber auch bei anderen Arten. In der Mitte der Spreuschuppe kommt es bisweilen zur Bildung eines Scheinnerven. Der Rand der Spreuschuppen ist gewöhnlich mit drüsentragenden Zähnen besetzt. Bei Athyrium und Diplazium finden sich unab- änderlich am Blatistielgrunde zwei lineal-längliche Gelässbündel, die sich allmälig am Rücken des Blatistiels durch einen Querriegel zu einem einzigen, sehr grossen, peripherischen, hufeisenförmigen verbinden. Bei Dipl. asperum sind die freien Schenkel überdies einwärts geschlagen und bei Dipl. ambiguum hat das ganze Ge- fässbündel eine fünfkantige Form. Die Spreuschuppen der Athyrien 31 sind am Rande meist einfach gezähnt, die der Diplazien oft mit kurzen, am Ende zweispaltigen Zähnen bekleidet, ja einige am Rande durch verholzte Zellen gesäumt; immer aber sind die Zellen der Hauptmasse nach unverdickt, wenn auch die hohen Zellscheide- wände zu Täuschungen bei einer nicht genauen Beobachtung Ver- anlassung geben können. Sehr oft sind die Gefässbündel der Aspleniaceen mit getrennten Gruppen oder mit einer vollkommen gesehlossenen Gruppe stark verholzter, dunkelbrauner Zellen mantelartig umgeben, welche durch ihre parenchymatöse Form den Spreuschuppenzellen von Asplenium am nächsten stehen. Am Schlusse legte der Vortragende noch Exemplare des von ihm für Schlesien entdeckten Aspidium remotum A. Br. von Görbersdorf und Langwaltersdorf vor, und demonstrirte zugleich die Ueber- gangsformen zu A. Filix mas, von welchem A. remotum nur eine seltene, hoch entwickelte Form ist. Hierauf theilte derselbe neue Beiträge zur Moosflora Schlesiens mit, welche in seiner ersten Zusammenstellung von 1856 circa 346, in der von 1861 389 und in der in diesem Jahre herausgegebenen Bryologia Silesia 457 Arten umfasst. F. Cohn, Sekr. der botan. Sektion. a Literarisches. — Von W. Mitten ist erschienen „Musci austro-americani, enumeratio muscorum omnium in America meridionali hucusque cognilorum“, AR Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Kristof, mit Pflanzen aus Kärnthen. — Von Herrn Matz, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn Br. Thümen, mit diversen Meeralgen. — Von Herrn Scheuta, mit Pil. aus Schweden. Sendungen sind abgegangen an die Herren : Br. Mustatza, Hülsen He Dr. Rauscher, Kristof, Dr. Tauscher, Hans und aflisch. Correspondenz der Redaktion. Herren M. in L. und K. in D.: „Wird mit Dank benützt.“ — Herrn V. in H.: „Wird nach Wunsch geschehen.“ — Herrn P. in K.: „Die beiden Sp. in beliebiger Anzahl erwünscht.“ Inserate. Soeben ist erschienen: Pflanzen-Tabellen zur leichten, schnellen und sicheren Bestimmung der höheren Gewächse Nord- und Mittel-Dsutschlands nebst zwei besonderen Tabellen zur Bestimmung der deutschen Holzgewächse nach dem Laube, sowie im blattlosen winterlichen Zustande, Von Dr. &. E. Frank, Docenten der Botanik an der Universität Leipzig und Custos des Universitäts-Herbariums daselbst. Mit 44 in den Text gedruckten Holzschnitten. gr. 8. 13 Bogen geheftet, 4 Thlr. Verlag von Herm. Weissbach in Leipzig. Wiener Landwirthschaftliche Zeitung, redigirt von Hugo H. Hitschmann. Iwanzigster Jahrgang. Grosse, allgemeine, illustrirte landwirthschaftliche Zeitung für gebildete Landwirthe. Auflage pro 1870: 3000 SE Die „Wiener landwirtbschaftliche Zeitung“ erscheint wöchentlich 1—2% Bogen stark im grössten (Juartformate, reich illustrirt. Pränumerationspreis bei freier Postversendung innerhalb Oesterreich - Ungarn, sowie im Wege des Buchhandels (durch Carl Gerold’s Sohn) für das Ausland viertelj. fl. 1., ha!bj. fl. 2., ganzj. fl. 4. Inserate fachlichen Inhalts werden billigst berechnet und bei der Adınini- stration, sowie allen Annoncen-Expeditionen angenommen. Pränumerationen und Inserataufträge aus dem Inlande erbitten wir franco an die Administration der „Wiener laudwirthschattiichen Zeitung,“ Wien, I, Wollzeile 1. Der Praktische Landwirth, redigirt von Hugo H. Hitseshmann. Siebenter Jahrgang. Billigste populäre, illustrirte landwirthschaftliche Zeitung für Jedermann. Reicher Inhalt, nur praktische Aufsätze, schöne Abbildungen. up Auflage pro 1870: 6000 BE Der „Praktische Landwirth“ erscheint in Gross-Quart am 4. und 16. jeden Monats einen Bogen von 16 Seiten stark. Pränumerationspreis bei freier Postversendung innerhalb Oesterreich-Ungarn, sowie das Ausland (für letzteres nur im Wege der Buchhandlungen durch Carl Gerolä’s Sohn in Wien) Zinen Gulden öst. Währ. Inserate jeder Art werden billigst berechnet und bei der Administration, sowie allen Annoncen-Expeditionen angenommen. Pränumerationen und Inserataulträge aus dem Inlande erbitten wir franco an die Administration des „Praktischen Landwirthes,“ Wien, I., Wollzeile 4. De EEEENGEEEIVES TEEN EN _ _____ _ 158 Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von €. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische E a Exemplare, botanische Zeitschrift die freidurch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. - blos bei der Redaktion ; ä erirt auf selbe f! 7 almä Wieden, N: N Man pränumerirt auf sehe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, (izen Neumang. 5.7) zu pränumeriren, (3 Thir. 10 Ngr.) t Im Wege des anzjährig, oder a a Buchhandels übernimm mit ©. 09 kr. Öst, W. Apotheker und Techniker. en au eon Gberglmuie halbjährig. €. Gerold’s Sohn. Inserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W, N°- 9, Buchhandlungen. XX. Jahrgang. WIEN. Februar 1870. INHALT: Hydnum Schiedermayeri. Von Hohenbühel. — Ueber Fumaria Petteri. Von Dr. Ascherson. — Neue Pflanzenarten der österr. Flora. Von Dr. Kerner. — Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der böhmischeo Flora. Von Dr. Celakovsky. — Zur Flora von Mün- chengrätz. Von Sekera. — Erinnerungen an Mondsee. Von Spreitzenhofer. — Literaturberichte, Von Holenhühel-Heufler, De. Weiss, Bartsch. — Correspondenz. Von .Glowacki, Hauk, Janka. -- Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz «er Redaction. — Inserate. Hydnum Schiedermayeri Hflr. Ein neues Hydnum aus Oberösterreich. Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel, gen. Heufler zu Rasen. In einem Briefe vom 9. August 1868 schickte mir Dr. Karl Schiedermayr in Kirchdorf ein Hydnum mit folgenden Bemer- kungen: „Dieser Pilz wurde von mir bereits vor zwei Jahren mit der Bestimmung „Hydnum sulfureum Schweinitz“ an Raben- horst eingesandt, aber von diesem bis jetzt noch nicht veröffent- licht. Das Mycelium stellt genau Corticium sulfureum Fr. dar. Die lebhaft schwefelgelbe Farbe verliert sich durch das Trocknen. Er ist hier an morschen Apfelbäumen und zwar ausschliesslich an diesen, nicht gerade selten.“ Mit einem Briefe vom 20. August 1868 Iheille Schidermayr mil, jener Apfelbaum, der die Exem- plare für Rabenhorst lieferte, sei durch den Pilz bereits gänzlich zerslört worden. Mehreren anderen drohe dasselbe Schicksal. Er könne den Pilz auf Verlangen in sehr zahlreichen Exemplaren liefern. Hydnum sulfureum Schw. gehört in die Section Resupinatus, Subsection, aculeis lutescentibus viridibus bei Fr. Ep. 516, wohin Oesterr. botan. Zeitschrift 2. Heft. 1870. 3 34 auch das oberösterreichische Apfellaum-Hydnum gereiht werden muss. Fries zilirt zu H. sulfureum Schwein.! Car. n. 986, worunter die Synopsis fungorum Carolinae superioris secundum observationes Ludovieci Davidis de Schweinitz etc. edita a D. Fr. Schwaegrichen, im ersten Bande der Schriften der naturforschen- den Gesellschaft in Leipzig 1822 gemeint ist. Dort p. 104 be- schreibt Schweinitz sein Hydnum mit den Worten: „Elfusum, adna'um, subiculo tenui sulphureo, aculeis minutis rariusculis subu- latis concoloribus. Omnes fissuras ramorum explet, lotum siceum, arcte adhaerens, margine byssino non fimbriato, sterili, aculei non valde conferti.“ Fries hat Exemplare davon gesehen, weil er im ersten Bändchen des Elenchus (1828) p. 138 bei Anführung des H. sul- fureum Schw. den Beisatz machte (v. s.) = vidi siceum. Seine Paraphrase der Schweinizischen Diagnose lautet a. a. O. „H. sulfureum, ellusum, adnalum, tenue, sulphureum, aculeis minutis sparsis subulatis* und er setzt bei: „Totum unicolor, siceum, inter- ruptum quasi, ambilu sterili, byssino, haud fimbriato. Sat similia in Europa lecla vidi exemplaria.“ Das Apfelbaum-Hydnum kann mit H. sulfureum nicht identisch sein. Denn jenes hat dicht gedrängle, dieses seltene und zerstreute, jenes grosse (lange), dieses kleine Stacheln. Jenes ist nicht ein- färbig, sondern mehrfärbig, indem nicht bloss das Mycelium, son- dern auch die Unterlage, der die Stacheln aufsitzen, von einander in den Abstufungen des Gelb merklich verschieden sind. Ich fand die Beschreibungen auch der übrigen Arten der genannten Abtheilung, beziehungsweise Unterabtheilung, welche Fries in der Epierisis aulzählt, namlich von H. aureum Fr. auf Birkenrinde, eroceum Schw. auf Baumrinden, alutaceum Fr. auf faulem Föhrenholz, Pinastri Fr. auf dem gleichen Standorte, spa- thulatum Fr. auf Holz, viride Fr. auf faulen Eichenhölzern, fallax Fr. auf altem Eichenholz, besonders korkige Polyporen überzie- hend, mit den Merkmalen des oberösterreichischen Stachelpilzes nicht übereinstimmend, und musste nach meinen Hilfsmitteln diesen Pilz für neu halten, nahm jedoch Anstand, ihn zu veröffentlichen, weil ich in meinem Herbar kein einziges zweifelloses Hydnum aus dieser Unterabtheilung besass und auch sonst in Wien keine Ge- legenheit hatte, Hydna dieser Abtheilung einzusehen, es aber immer sehr gewagt ist, bei so wenig bekannten Arten, wie die Hydna dieser ganzen Abtheilung sind, sich ein sicheres Urtheil ohne Ein- sicht der verwandten Arten zu bilden. Ich übersendete daher das [ragliche Hydnum an meinen Freund Kalchbrenner in der Zips, welcher Gelegenheit hat, die Hydna der Karpatenwälder das ganze Jahr hindurch in nächster Nähe zu beobachten, wesswegen ich vermuthete, dass er besser als ich durch Autopsie urtheilen könnte. Sein Gutachten lautete: „Hydnum sulfureum Schw. non novi. Sed sat bene respondet speeimen hoc Hydno aureo Fries Epier. 516 praeserlim ob mycelium aureum.“ 35 Die Urquelle für AH. aureum Fr. ist dessen Elenchus I. p. 137, wo hierüber Folgendes steht: „Hydnum adnatum, glabrum, aureum, amıbitu strigoso - radianle, aculeis subulalis. — Inter Hydna resu- pinala, quolquot vidi, pulcherrimum atque distinctissimum; eo prae- cipue memorabile, quod, quamvis supra epidermidem nascatur, corlicem interiorem crassum usque ad lignum determinate, Sphae- riarum circumscriptarum more, substantia satiat fungosa et colore aureo-carneo tingit, nec sub corlice aliorum more in Himantias formasve alias byssaceas abit. Sed et ipse fungus pulcherrime dis- linclus, lam ambilu radiante sirigoso haud byssino, quam colore aureo nitido, Primilus e rimis corlicis profluunt noduli ; mox eflu- sum, determinalum; dein confluendo late et irregulariter elfusum, tenue, siccilate rigescens fere ut Merulius tremellosus! Aculei conferti-subulati, aequales integerrimi, acuti, semper glaberrimi, sed ambitus breviores, irregulares, incisi, immo subinde serrati (der offenbare Druckfehler seriati hier verbessert.) In truneis pro- siratis Betulae semel modo et copiose lectum ineunte Martio (v. v.) Die Verwandtschaft dieses Pilzes mit dem fraglichen Hydnum ist gewiss sehr nahe; allein für identisch kann ich es doch nicht anerkennen. Ob Kalchbrenner H. aureum gesehen habe, geht aus seinem Gutachten nicht hervor. Es ist aber wahrscheinlich, dass er für diesen Fall dieses ausdrücklich bemerkt hätte. Urtheil- ten wir beide nur nach den Diagnosen, so konnte ich umsomehr meinen Zweifeln an der Identität beider Arten Raum geben. Diese stützten sich darauf, dass das Mycelium des Apfelbaum-Hydnums (ich kann nichts anderes unter der Substantia fungosa, die das Holz durchdringt, in Friesens Beschreibung verstehen) nicht coloris carnei oder carneo-aurei, sondern coloris sulfurei sei, dass die Aculei nicht aequales, sondern inaequales, d. h. von sehr un- gleicher Länge, die Randstacheln nicht eingeschnilten oder gesägt, sondern alle Stacheln ohne irgend welche Einschnitte seien. Es schien mir ferner sehr unwahrscheinlich, dass ein Pilz, der ein einzigesmal auf einer Birke in Schweden gefunden worden, iden- tisch sei mit einem Pilze, der in Oberösterreich, nicht gerade selten auf Apfelbäumen wächst. ‚ Ich erklärte diesen Erörterungen zufolge, das oberösterrei- chische Hydnum für neu, nannte es in einem Briefe an Schie- dermayer vom 8. August 1869, Hydnum Schiedermayeri, über- schickte damit auch eine dazu verfasste lateinische Diagnose und bat ihn, dieselbe, ergänzt mit seinen Beobachtungen an frischen und auch mit jugendlichem Rande versehenen Exemplaren, so wie mit diesen selbst, npch vor der Publikation an Fries zu schicken, damit dieser als Autopt sein Endurtheil über die fragliche Identität mit H. aureum mittheile. Hierauf aniwortele mir Schiedermayr, er habe Gelegen- heit gehabt, das fragliche Hydnum dem Professor Heinr. Hoffmann in Giessen mitzutheilen, der es unzweifelhaft für- H. sgralinum 3.” 36h erklärt habe, auch möchte ich die gewünschte Anfrage selbst bei Fries anbringen. Ich kannte zwar H. squalinum aus eigener Anschauung fri- scher oder getrockneter Exemplare nicht, allein nach den Dia- gnosen und Beschreibungen konnte das oberösterreichische Hydnum das Hydnum squalinum nieht sein. Die von Fries in der Epicrisis p. 515 dazu zilirten Abbildungen von Ray, Bolton und Bulliard passteu dazu so ganz und gar nicht, dass auch die Annahme einer blossen Aehnlichkeit ausgeschlossen war. H. squalinum gehört in die Unterabtheilung: Aculeis fuseis, ferrugineis der Abtheilung Resu- pinatus. Es soll jedoch von demselben eine var. Jutescens geben, zu welcher Fries das Sistotrema fuscescens Schw. zieht, (Sisto- trema diffusum reflexum olivaceum aut lutescens, dentibus spathu- latis linearibus conieis lerelibüsve, subicolo concoiori margine byssino. Schw. |. c. p. 102) — Die Figur 5, tab. I. in Ray. Syn. ed. I. (1728) stellt ein Hydnum mil mässig langen, spatelförmigen Stacheln vor. Sherard halte es in einem Keller zu Wimbleton auf der unteren Seite von Holzbalken weit und breit aufwachsend gefunden. Der spezifische Name, den Ray (p. 25) dem Pilze gab, war Agaricus, coriaceus longissimus, pectinatim inferne divisus. Hiemit stimmen auch die Figuren in Bolton History of fungusses tab. 74 und die Figur g der taf. 442 von Bulliard Herbier de France im wesentlichen zusamınen. Ueberall sind die Stacheln spa- telförmig, überall ist nach der Beschreibung die Substanz lederarlig. Aber der oberösterreichische Pilz ist von fleischigkäsiger Beschaf- fenheit und seine Stacheln sind drehrund und fein zugespilzt, wie eine Schusterable. Indem ich meine Ueberzeugung von der gänz- lii hen Verschiedenheit des oberöst. H. von H. squalinum an Schie- dermayr schrieb, schickte ich an Fries meine getrockneten Exemplare desselben, theilte ihm die verschiedenen Bestimmungs- versuche sammt der von mir verfassten Diagnose und Benennung mit und bat ilın um Bekannigebung seiner eigenen Ansicht. Er sehrieb mir hierüber aus Upsala, den 26. Nov. 1869: „Hydrum in haec (seilicet epistola) inclusum toto coelo differt ab H. squalino (vfr. icones Rayi et Boltonii) nec cum AH. aureo, neque A. sulfureo comparandum, sine dubio H. pinastri proximum, seil eliam ab hoc diversum videlur. Sed ex aculeis maluris adpres- sis el adnalis non est typicus status, sed e slatione verticali matricis pendelt, in situ horizonlali enim aculei semper erecti. Aculeis adpressis convenit cum H. macrodonte Pers. syn. p. 560 (Monogr. Hymenom. Suec. p. 279) cum quo junxissem, nisi colore dilferret. Paucis: nova videtur species, cujus status Lypicus ullerius in- quirendus. Aculei ut pori semper terram spectanl, quare in matrice verticali semper oblique evadunt.* Fries will sagen, dass die Sta- cheln, wenn man sich die Matrix in der normalen Lage, nämlich horizontal denkt, von derselben vertikal abstehen müssen; die Matrix steht aber vertikal, d. h. parallel mit der Längenaxe des Baumes, und so werden die Stacheln, welche in diesem Fall eigent- 37 lich horizontal abstehen sollten, durch ihre Weichheit und ihre eigene Schwere allmälig der Matrix in einem spitzen Winkel sich nähern und derselben endlich angedrückt erscheinen. Der Umstand, dass der Pilz noch nicht wagrecht wachsend gefunden wurde, kann nach meiner Ansicht kein Hinderniss sein, die Autonomie der Art anzuerkennen. Der Standort zwischen Holz und Rinde absterbender Apfelbäume und sein constantes derartiges Vorkommen lassen kei- nen Wunsch übrig, ein anderes nalurgemässeres Vorkommen aufzu- suchen. Anders läge die Sache, wenn er nur auf gezimmertem Holze in Kellern oder sonst geschlossenen Orten aufgefunden wor- den wäre. Ebenso wenig kann die Andeutung einer elwa zu nahen Verwandtschaft mit A. Pinastri beirren. Die Trennbarkeit des H. Pinastri von seiner Matrix, die Gleichheit seiner Stacheln unler- einander, dessen zotliger Rand, die gänzliche Verschiedenheit der zitirten Abbildungen bei Persoon Myc. eur. t. 22 F. 3 und bei Nees Syst. F. 232, welche zwar nach Fries Ep. p. 517 nicht treu sind, aber doch irgend eine Aehnlichkeit mit dem iraglichen Hydnum an sich tragen müssten, entfernen jeden Gedanken an eine Identität mil H. pinastri. Dem Hydnum macrodon gibt Persoon (Syn. 560) aculeos omniuın longissimos; auch erwähnt er nichts von den beim oberöster. H. höchst charakteristischen pulverigen schwefelgelben Mycelium; es kann daher, auch abgesehen von der von Fries hervorgehobenen Verschiedenheit der Farbe, eine Gleichheit beider Arten nicht zugegeben werden. Ich glaube also, nicht zu fehlen, wenn ich das oft erwähnte Hydnum mit folgender Diagnose aufführe: Hydnum (Sectio V. Resupinatus ** aculeis lutescentibus, viridibus) Schieder mayeri. Subiculo adnato indeterminato crus- taceo contiguo sulfureo-viridiusculo, aculeis stipatis longis inae- qualibus subulatis sulfureis,, mycelio sulfureo pulveraceo. Statu sicco subiculum aureum, aculei eodem statu basi agglulinati, aureo- carnei aut subfusci. Aculei 1—1'8 cm. longi, 05—1 mm. longi, Fungi recentis substanlia carnoso-caseosa, odor penetrans, fere fveniculaceus. Rimas occeupat Iruncorum putrescentium Pyri Mali, nee unquam alius arboris, inter corlicem et lignum wmycelio suo substantiam liguosam penelrans eamque penitus devastans. Detexit indefessus et felieissimus nalturae curiosus mihique amicissimus Med. Doctor Carolus Schiedermayr !) in cujus honorem speciosum hunc t) Dr. Schiedermayr ist der Verfasser folgender Aufsätze, in wel- chen Nachrichten über Kryptogamen vorkommen: 4. „Versuch einer Darstel- lung des Vegetationscharakters der Gegend von Linz“ (in den nalurwissen- schaftlichen Abhandlungen von Haidinger III. [1850]. 2. p. 73—87). 2. „Ueber das Vorkommen von saurem kleesaurem Kali (Sauerkleesalz) in Polyporus sulfureus Fr.“ (im Oest, botan. Wochenblatte 1855. p. 92—94). — 3. „Ueber das Torfmoor bei Spital am Pyhan Gemeinde Edlach).*“ Wörtlich mitgetheilt von Pokorny.in den Verhandlungen der zool.-bot. Gesellschaft. 1860. Ab- handl. p. 747— 748. ‘> 38 fungum novum denominavi, in Austria superiori prope Kirchdorf ad Kremsam, ubi haud raro vere et aestate, non facile autumno reperitur. Wie selten alle Hydna resupinata aculeis lutescentibus in ganz Oesterreich sensu lalissimo seien, zeigl die Thatsache, dass in der ganzen Literatur nur dreı Nachrichten über österreichische Stand- orte solcher Hydna vorliegen, nämlich über Hydnum viride Fr., welches nach Veselsky (Oest. bot. Wochenbl. 1856. p. 140) in Ostböhmen gefunden, dann über H. macrodon Pers., welches nach Opiz (Sezn. p. 128) in Böhmen und nach Zawadzki (Enum. p. 156) in Galizien beobachtet worden ist. In ganz Deutschland kennt Rabenhorst im Handbuch der Kryplogamenflora I. p. 405, 406 nur zwei solche Arten, H. Pinastri und H. viride. Mir selbst ist es nie geglückl, ein solches H. zu finden, obwohl ich seit vielen Jahren in jeder Herbstzeit eifrig nach Pilzen suche und dabei den Stachelpilzen besondere Aufmerksamkeit zuwende, ——amess2s3— Ueber Fumaria Pelteri Reichb. Von Dr. P. Ascherson. Bei Gelegenheit eines Besuches der reichen und interessanten Hansastadt Hamburg, bei dem ich die Bekanntschaft mehrerer lieben Fachgenossen theils machte, theils nach kürzerer oder längerer Frist erneuerte, habe ich auch die allein noch vorhandenen Mate- rialien zu Gesicht bekominen, aus denen sich etwas Authentisches über die in der Ueberschrift genannte Pflanzenart ermitteln lässt. Reichenbach, der Vater, beschrieb diese Art und bildete sie ab nach einem vom Prof. Petter bei Spalato gesammelten Exem- plare (ic. fl. germ. IH p. 1 Fig. 4453 b 1838, 1839). Koch (Synops. fl. germ. ed. II p. 1017), Parlatore (Monogr. Fumar. I 157) und Visiani (Fl. Dalm. II. 98) haben dieselbe anerkannt ; ob Jiese Schriftsteller darunter dieselbe Planze und zwar die des Autors verstanden, wird sich wohl aus ihren Herbarien ermitteln lassen; von dem neuesten Monographen der Galtung, Hammar, liess sich freilich schon a priori behaupten, dass die von ihm (Monogr. gen. Fumar. p. 32, tab. IV) beschriebene und abgebildete Pflanze, die F. Thureti Boiss., unmöglich mit der Reichenba clh’schen idenlisch sein könne. Seine Identificalion beruhte nämlich auf einem völlig unhalbaren Fundamente, auf Exemplaren vom Origi- ginalfundorte, angeblich von Dr. Lagger gesammelt. Ich habe F. Thureti aus Dalmatien nicht gesehen, will aber ihr Vorkommen desshalb keineswegs in Abrede stellen. Ihre Gegenwart an dem Originalfundorte würde indessen über die Reichenbach’sche Originalpflanze gar nichts entscheiden, da bei uns wie in Südeuropa 39 nicht selten 2, 3, ja auch mehr Fumaria-Arten am gleichen Fund- orte mit und durcheinander zu wachsen pflegen. Leider hat auch Pelter die Pflanze, welche seinen Namen verewigen sollte, durchaus nicht gekannt, wie der Befund mehrerer Herbarien, in welchen ich nach dieser Pflanze Nachforschungen anstellle, dargeliian hat. Am häufigsten fand ich unter diesem Namen, von Petter selbst gesammelt, F, parviflora Link. «. tenuw- folia Ascher (als Art), welche auch von meinem seligen Freunde, dem Apotheker Buek in Frankfurt a. O., mehrfach als „Fumaria Petteri e manu Pelter* vertheilt ist; von dem trefllichen Tom- masimi erhielt ich unter diesem Namen ein Exemplar F parviflor«a und eines von F. offecinalis L. Ueberhaupt kann ich wohl be- hauplen, dass F. Petteri die dunkelste und zweifelhalteste von allen europäischen Arten ist, da unter diesem Titel von dalmalischen und ausser dalmatischen Fundorten fasl alle verbreiteten Arten der Galtung in den Herbarien vorliegen. Es ist also wohl erklärlich, dass ich sehnlichst wünschte, dieser Ungewissheit durch Einsicht eines Originalexemplares ein Ende machen zu können. Ein solches wusste ich im Besitz meines hochgeehrten Freundes Prof. G. Reichenbach in Hamburg. Lei- der besteht dasselbe nur in einigen dürfligen Bruchstücken, welche durch eine merkwürdige Fürung erhalten blieben, während das Iypische Exemplar im "Mai 1849 beim Brande des Zwingers in Dresden zu Grunde ging. Mein trefllicher Freund, Dr. Sonder in Hamburg, welcher sich in den 40 ger Jahren, durch die Ent- deckung der F. muralis Sond. und densiflora D. C. bei Hamburg angeregt, eifrigst mit dieser Gatlung beschäftigte, welche seinem bewährten Forscherblick so viele Aufklärung verdank!, wandte sıch durch Vermittlung des Sohnes an Hofrath L. Reichenbach, um die Originalien von F. Petteri zur Ansicht zu erhalten. Glücklicher Weise zog es der Besitzer vor, dem Fragesteller einige Bruch - stücke derselben zu überlassen, von denen ein Theil in Prof. G. Reichenbach’s, ein anderer in Dr. Sonder’s Herbar verblieben ist. Beide haben mir mit gewohnter Liberalität die Einsicht und Untersuchung dieser authentischen Bruchstücke geslaltet. Leider sind dieselben so beschaffen, dass es mir nicht mög- lich ist, mit völliger Sicherheit ein Urtheil darüber abzugeben. Von den aus Dalmatien mir bekannten Arten können nur F. offreinalis L. und der Formenkreis, welchenHammar in seiner Monographie als F. media Loisl. zusammengefasst hat, gegen welche Bezeich- nung allerdings gewichlige Bedenken obwalten, in Frage kommen. Dr. Sonder entscheidet sich für den ersteren, und in der That möchle ich die einzige leidlich ausgebildete Frucht, deren Forın sich noch erkennen lässt, wegen ihres grossen Querdurchmessers bei abgeslulzter Oberseite eher zu dieser Art als zur F. media Hamm. ziehen. Dagegen muss man wohl behaupten, dass die Reichenbach- sche Abbildung in keinem Falle F. offreinalis L. darstellen kann, 40 vielmehr am naturgemässesten auf eine Form der F. media Haın m. zu beziehen ist. Das Räthsel löst sich vielleicht durch den Umstand, dass im Sonder’schen Herbar noch eine zweite F. Petteri aus dem Reichenbach’schen Herbar vorliegt, welche, von Gussone bei Neapel gesammelt, mit der Reichenbach’schen Abbildung leidlich übereinstimmt, und entschieden zu F. media Hammar gehört. Es wäre demnach zu vermulhen, dass Reichenbach, die Identität der unvollkommenen Petter’schen Exemplare mit der Gussone’schen Pflanze voraussetzend, letztere zum Typus seiner Abbildung wählte. Wenn diese Vermuthung richlig, so würde der Fall ganz ähnlich liegen, wie bei Fumaria prehensilis Kit., ein Name, zu dessen Annahme ich mich, trotz der auf Anrufen meines in diesem Punkte mit mir uneinigen Freundes Kanitz dafür von Prof. De Candolle abgegebenen Entscheidung nicht entschlies- sen kann. Ich würde daher ebensowenig es billigen, wenn man für F. media Hammar auf Grund der Reichenbach’schen Abbildung den Namen F. Petteri Rchb. voranstellen wollte. Geht man auf denjenigen Autor zurück, welcher zuerst unzweifelhaft eine hieher gehörige Form beschrieben hat, so kann diese Art nur F. muralis Sond. heissen. Sieht man aber von meiner, beim Verlust des Reichen- bach’schen Fumarien-Herbars unerweislichen Hypothese ab, so ist F. Petteri Rchb. als zweifelhaft und höchst wahrscheinlich mit F. officinalis L. identisch, bei der systematischen Bearbeitung der Gat- tung nicht weiter zu berücksichligen. Bei dieser Gelegenheit will ich auch mittheilen, dass ich in Prof. G. Reichenbacls Herbar ein Exemplar von Bidens radia- tus Thuill. vorfand, welches dieser am 30. September 1840 bei Lausa unweit Dresden sammelte, vermuthlich in dem damals abge- lassenen grossen Teiche. Die gleichzeitig dort von ihm notirten Begleitpflanzen Scirpus ovatus, Carex cyperoides, Gnaphalium luteo-album, Potentilla norvegica etc. denten auf eine dem Hirsch- berger Teiche sehr ähnliche Vegetation. Unser Bidens ist also für die Flora Nord- und Mitteldeutschlands, auch wenn man Nordböhmen von derselben ausschliesst, sicher gestellt. Hamburg, 4. Jänner 1870. 41 Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichischen Flora. Von A. Kerner. 9. Potentilla spuria (micrantha< sterilis). — Wurzelstock holzig, mit den Resten der abgestorbenen Blätter bedeckt und da- durch braunschuppig, kurze, oberirdische liegende und wurzel- schlagende Sprossen entwickelnd. Grundständige Blätter langgestielt, dreizählig. Blaltstiele röthlich, von weichen, horizontal abstehenden Haaren zotlig. Theilblättchen verkehrteiförmig, beiderseits behaart, im jugendlichen Zustande elwas seidig schimmernd, am Rande grob gesägl. Sägezähne am äusseren Rande der Blältchen 6—8, selten um einen mehr oder weniger, alle gleichgestallet eiförmig spilz, nur der endständige etwas kleiner, aber doch von den beiden benachbarten vordersten seiltensländigen Zähnen nicht überragt und daher vorne auch nicht ausgerandet. Blüthentragende Stengel fast so lang als die gleichzeitig im Frühlinge entwickelten gırund- ständigen Blälter, dünn, ungelheill und einblüthig oder gabelig zweiblülhig, von abstehenden weichen Haaren zottig, mit 1 bis 3 Blätichen besetzt, welche in allen Uebergängen Iheils einfach, theils zweischnittig, theils dreischnittig sind und vorne beiderseits 1—4 grosse spitze Sägezähne zeigen. Blälichen des Kelches an der Innenseite gegen die Basis zu röthlich angehaucht oder trüb röth- licehbraun, dreieckig-lanzettlich, spilz, unbedeutend länger als die länglich-lanzettlichen Blättchen des Aussenkelches. Blumenblätter so lang als die Kelchblältchen, weiss, verkehrtherzförmig, vorne schwach ausgerandet, in einen kurzen durchscheinenden Nagel zusammengezogen. Slaubfaden schmäler als die rundlichen, gelben Antheren, fädlich, an der Basis spärlich gewimpert, Nüsschen weiss- lich, halbeiförmig, glatt oder etwas gerillt, kahl; der Fruchtboden und die Träger der einzelnen Nüsschen langzolig. Theilblättchen 15—35"= lang, 10—25== breit. Blüthen- tragende Stengel 25—88 "= lang. Zipfel des Aussenkelches 3—4 mm lang, 15—2”"= breit. Zipfel des Kelches 4—5 == lang, 2:5 — 3 == breit. Blumenblätter 4—5== lang, 4—4'5un breit. Staubgefässe 2m lang. Nüsschen 2 == lang, 1°5”® dick. Hält die Mitte zwischen P. micrantha Ram. und P. sterilis (L.) = P. Fragariastrum Ehrh. Von P micrantha unterscheidet sie sich durch die liegenden, wurzelschlagenden Sprossen, theil- weise dreischniltige Blättchen der Blüthenstengel, die breiteren anders gestalteten Blumenblätter, die fädlichen nur an der Basis gewimperten Staubfäden; von P. sterilis durch die vorne gerundelen nicht gestulzt-ausgerandeten Theilblätichen, die grössere Zahl der Blattzähne, die den Blättchen des Aussenkelches fast gleichlangen Kelchblättchen, den breiten Nagel der Blumenblätter und die an 42 der Basis gewimperten Staubfäden. Die Innenseite der Kelchblätt- chen zeigt eine Mischfarbe, welche aus dem Grünlichgelb der P. sterilis und dem dunklen Purpur der P. micrantha zusammen- geselzt ist. Ich hatte diese Pflanze zuerst vor 8 Jahren im Innsbrucker botanischen Garten zwischen den im Jahre vorher daselbst einge- pflanzien Exemplaren der P. micrantha und P. sterilis beobachtet. Die Vermuthung, die sich mir damals aufdrängle, dass P. micranthı und P. sterslis vielleicht Parallellormen sein dürften, welche ihre weichen Haaren seidig-zotlig, mit 1—3 einfachen, vorne grob- und spitzgesägten Blältchen besetzt. Blättchen des Kelches an der Inneu- seite gegen die Basis zu grünlich-gelb, schmal, dreieckig-lanzett- lich, spitz, so lang als die schmalen, länglich-lanzettlichen Blältchen des Aussenkelches und so wie diese aussen seidig-zollig. Blumen- blätter länger als die Kelchblätter, weiss, rundlich-verkehrleiförmig, vorne gestulzt oder sehr schwach ausgerandet, in den unmerk- lichen Nagel allmälig verschmälert, dreimal so breit als die unter ihnen stehenden Blätichen des Aussenkelches. Staubfäden so breit als die rundlichen gelben Antheren, zusammengedrückt, bandartig, schmal lineal, unter der Anthere plötzlich zusammengezogen, von der Basis bis zur Mitte dicht wimperhaarig. Nüsschen weisslich, halbeiförmig, kahl. Der Fruchtboden und die Träger der Nüss- chen zollig. Theilblättchen 15 -—50 "® lang, 10—35 ”" breit. Blüthentra- gende Stengel 20—70”® lang. Zipfel des Aussenkelches 3—4 "" lang, 1—2”” breit. Zipfel des Kelches 3—4 "== lang, 15 25 =" breit. Blumenblätter 5—6 "= lang,, 45—6”" breit. Staubgefässe 2 mm Jang. An grasigen Plätzen zwischen niederem Buschwerk in Krain am Lorenzberge bei Billichgratz in der Nähe von Laibach und bei Sagor in Unterkrain. Die hier beschriebene, von den Krainer Botanikern bisher theils für P. micrantha, theils für P. sterilis gehaltene Pflanze unterscheidet sich von diesen beiden schon auf den ersten Blick durch die mehrblüthigen Stengel und die grossen, rundlich-ver- kehrteiförmigen, die Kelche überragenden Blumenblätter, von P. micrantha überdiess durch die gelbgrüne Innenfäche der Kelch- blättchen und die unter der Anthere zusammengezogenen, nicht rechtwinkelig abgestutzten Staubfäden, von P. sterilis durch die grössere Zahl der Sägezähne an den im Umrisse vorne gerundeten nicht ausgerandeten Theilblättchen, durch die einfachen Blättchen der blüthentragenden Stengel, die gleiche Länge der Blätichen des Kel- ches und Aussenkelch.s, die zusammengedrückten linealen, von der Basis bis zur Mitte dicht wimperhaarigen Staubfäden. Die ganze Pflanze ist überdiess im Vergleiche zu den beiden eben genannten Arten viel dichter behaart und die Blätter sind in Folge des dich- teren, weissseidigen Ueberzuges im jugendlichen Zustande stark silberglänzend, die Blatistiele und blüthentragenden Stengel sind 43 grün und nicht wie bei P. mierantha röthlich überlaufen, die Wimperhaare der Staubfäden noch diehler und reichlicher als an P. micrantha. — Die Staubfäden der P. micrantha werden zwar in allen Floren und selbst in der dieser Potentilla speciell gewidmeten Abhandlung Wirtgens in der Flora 1852, S. 337 und 432 aus- drücklich kahl angegeben, sind diess aber thatsächlich nicht. Un- zählige im wilden und kultivirten Zustande lebend beobaehtete Exemplare, so wie getrocknete Exemplare von Lyon, von Prengins bei Nyon in der Schweiz (Gaudin’s Standort), von Boppard und Laach im Nahethal (Wirtgen’s Standort), aus Nord- !und Südtirol, Göstling, Lunz und Gamming in Niederösterreich, Plawutsch und verschiedene Gestalt verschiedener Bodenunterlage verdanken, und dass die oben beschriebene, zwischen beiden stehende Potentilla das Ergebniss des geänderten Substrales, beziehungsweise eine in der Umwandlung in P. sterslis begriffene P. micrantha sei, hal sich durch weitere Beobachtungen nicht bestätiget. P. micrantha sowohl als auch P. sterilis blieben bei wiederholten Aussaaten in die dilferentesten Bodenmischungen in ihren Merkmalen selır be- ständig und es musste daher jene Zwischenform sich entweder im Garten durch Kreuzung gebildet haben oder mit den Stammeltern schon in den Garten gebracht worden sein. Eine Exkursion, welche ich nun im verflossenen Jahre nach jener Stelle ausführte, wo ich P. micrantha und P. sterilis vor 9 Jahren für den botanischen Garten sammelte, liess mir das letztere als das wahrscheinlichere annehmen; denn ich fand den oben beschriebenen Bastart dort in mehreren Stöcken fast an allen jenen Punkten, wo P. micrantha und P. sterilis in nächster Nähe vorkommen. Die Stellen aber sind die Hügel des terliären am Fusse der Solsteinkette nördlich von Inns- bruck sich hinziehenden Mittelgebirges und zwar ganz vorzüglich das Gehänge gegen die Mühlauer Klamm und die Umgebung des sogenannten Arzler Alpels 609— 1000 Met. Seehöhe. Die Pflanze blüht hier von Ende März bis Anfang Mai. Die meisten Fruchtanlagen abortiren und in der Regel findet man auf dem Fruchtboden neben zahlreichen vertrockneten Fruchtknoten nur einige wenige ausge- reifte Früchtchen vor. Höchst wahrscheinlich findet sich dieser Bastart aber auch noch anderwärlts auf solchen Geländen, wo die beiden muthmasslichen Stammeltern zusammen getroffen werden, wie z. B. im Nahethal, wo nach Wirtgen (Flora 1852, S. 337) P. micrantha und P. sterilis stets gemischt vorkommen!) und in Niederöslerreich, wo ich bei Gamming, Lunz und Göstling gleich- 1) Wirtgen sagt von P. mierantha a. a. O.: „Das stengelständige Blatt ist gewöhnlich einfach, jedoch auch gespalten oder zetheilt, manchmal drei- theilig.* Da ich P. mierantha stets nur mit einfachen Stengelblättern beob- achtete, so ist es mir wahrscheinlich, dass Wirtgen unseren Potentillen- Bastart mit P. mierantha bereits gefunden, aber von dieser nicht geschieden hat. — Ebenso scheint mir die Potentilla, welche F. Schultz bei Weissenburg auffand und in der Flora 1855, S. 30 als Varivtät der Pot. Fragaria behan- delt, hieherzugehören. 44 falls diese beiden Potentillen nebeneinander wachsend fand. Ebenso ist endlich Graf’s Angabe in den Verh. d. Steierm. naturf. Ges. II, 163, dass zwischen P. sterilis und P. micrantha Uebergänge exisliren, wohl dahin zu deuten, dass der Bastart aus diesen beiden Arten auch in Steiermark vorkommt. 10. Potentilla carniolica. — Wurzelstock holzig, mit den Resten der abgestorbenen Blätter bedeckt und dadurch braun- schuppig, in kurze, dicke, aufrechte, gedrängte schopfige Sprosse gelheilt. Grundständige Blätter langgestielt, dreizählig. Blattstiele grün, von weichen, horizontal-abstehenden Haaren seidig-zollig. Theilblättchen verkehrteiförmig, beiderseits behaart, im jugendlichen Zustande mit dichtem, seidigem, stark glänzenden Ueberzuge ver- sehen, am Rande grob gesägt; Sägezähne am äusseren Rande der Blättchen 7—10, selten um einen mehr oder weniger, alle gleich- gestaltel, länglicheiförmig, sehr spitz, nur der endständige elwas kleiner, aber doch von den beiden benachbarten vordersten seiten- ständigen Zähnen nicht überragt und die Tbeilblältchen daher vorne auch nicht ausgerandet. Blüthentragende Stengel zur Zeil der vollen Blüthe so lang als die gleichzeitig im Frühling entwickelten Bläiler, dünn, in der Mittelhöhe ein- bis zweimal gabelig geiheiltl, meist 3 bis 4blüthig, so wie die Blatistiele grün und von abstehenden Wotschberg in Untersteiermark (von da Orig. Ex. der mit P. micrantha zusammenfallenden P. breviscapa Vest.), Rezzine bei Fiume, Topeider in Serbien, Valea Liesa in Siebenbürgen und vielen Standorten im mittleren und östlichen Ungarn, die ich untersuchte, zeigen sehr konstant bis zur Mitte dicht wimperhaarige Staubfäden und es ist dieses Merkmal sogar zur sicheren Unterscheidung der P. sterilis (L.) und P. micrantha Ram. gauz besonders hervorzu- heben. — Da diese beiden Arten trotz der im übrigen trefllichen Bemerkungen Wirtgen’s a. a. OÖ, in jüngster Zeit von Visiani. Schlosser et Vukotinovich und anderen immer wieder zusam- mengeworfen werden, und daher offenbar nicht genügend gekannt sind, wiederholte Aussaaten und vielfache Beobachtungen in der freien Natur mich aber von der specifischen Verschiedenheit der- selben überzeugten, so halte ich es für zweckmässig, die unter- scheidenden Merkmale derselben, so wie auch des zwischen beiden beobachleten Bastarles und der zunächst mit P. mierantha ver- wandten P. carniolica nachfolgend übersichtlich zusammenzustellen. P. sterilis (L.). Wurzelst. oberirdische, verlängerte, liegende und wurzelschla- gende Stämmchen treibend. Sägezähne an jeder Seite d. Theilbl. 4-5, selten um einen mehr oder weniger. Blüthentr. Stengel fädlich, ungelheilt, 1bl. oder gabelig 2bl., mit 3schnittig. Blättchen besetzt, so lang als die gleichzeitig im Frühling hervorgesprossten grundst. Blätter. 45 Blättchen des Aussenkelches kürzer als die an der Innenseite gegen die Basis zu grünlich-gelb. Kelchbl. Blumenblätter 41, == breit, so lang als die Kelchbl., verkehrt- herzf., vorne deutlich ausgerandet, in einen schmalen 1 == lansen Nagel rasch zusammengezogen, 3mal so breit, als die unter ihnen stehenden Blättchen des Aussenkelches. Staubf. fädlich, schmäler als die Anthere, kahl. P. spuria. Wurzelst. oberirdische, kurze, wurzelschlagende Stämmchen treibend. Sägezähne an jeder Seite der Theilbl. 6—8, selten um einen mehr oder weniger. Btüthentr. Stengel fädlich, ungelheilt, {bl. oder yabelig 2bl., mil dreischnilligen, zweischnitl. und einfachen Blältchen besetzt, fast so lang als die gleichzeilig im Frühlinge hervorgesprossten grundst. Blälter. Blättchen des Aussenkelches fast so lang, als die an der Innenseite gegen die Basis zu elwas röthlich angehauchten Kelchbl. Blumenbl. 4== brt., so lang als die Kelchbl., verkehrt-herzf., vorne schwach ausgerandet in einen verhaltnissmässig breiten Nagel zusammengezogen, 2—3mal so breit als die unter ihnen stehenden Blättchen des Aussenkelches. Staubf. fädlich, schmaler als die Antlıere, an der Basis gewimpert. P. micrantha Ram. Wurzelst. kurze, gedrängte, schopfig-verdickte Sprossen treibend. Sägezähne an jeder Seite der Theilbl. 7—10, selten um einen mehr oder weniger. Blüthentr. Stengel fädlich, ungetheilt, 1bl. oder gabelig 2bl. mit einfachen Blättchen beselzt, kürzer als die gleichzeitig im Frühlinge hervorgesprossien grundst. Blätter. Blättchen des Aussenkelches so lang, als die an der Innen- seite gegen die Basis zu Junkelpurpurnen Kelchbl. Blumenbl,. 3== breit, so lang oder etwas kürzer als die Kelchbl. keilig-verkehrteif., vorne gestulzt oder sehr schwach ausge- randet und in den unmerkl. Nagel allmälig verschmälert, doppelb so breit als die unter ihnen stehenden Blältchen des Aussenkelches. Staubf. zusammengedrückt, bandarlig, schmal-lineal, vorne recht- winkelig abgeschnitten, so breit als die Anthere, bis zur Mitte dicht wimperhaanig. P. carniolica. Wurzelst. kurze, gedrängte, schopfig-verdickte Sprossen treibend. Sägezähne an jeder Seite der Theilbl. 7—10, selten um einen mehr oder weniger. 46 Blüthentr. Stengel fädlich, gabelig getheilt, 3—4bl., mit ein- fachen Blättchen besetzt, zur Zeit der vollen Blüthe so lang als die gleichzeitig im Frühlinge hervorgesprossten grundständigen Blätter. Blättehen des Aussenkelches so lang als die an der Innen- seite gegen die Basis zu grünlich-gelben Kelchbl. Blumenbl. 41%,—6 "=" breit, länger als die Kelchbl., rundlich-ver- kehrteif., vorne gestutzt oder sehr schwach ausgerandet, in den unmerkl. Nagel allmälig verschmälert, 3mal so breit als die unter ihnen stehenden Blättchen des Aussenkelches. Staubf. zusammengedrückt, bandartig, schmal-lineal, vorne plötz- lich zusammengezogen, so breit als die Antbere, bis zur Mitte dicht wimperhaarig. ——essea Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora, Von Dr. Lad. Celakovsky in Prag. 6. Spergularia marginata Kittel (Taschenb. d. Fl. Deutschl.) (Arenaria media L.) konnte ich heuer bei Püllnfa in Gesellschaft der S. salina Presl untersuchen. Obwohl diese beiden in .ihrer typischen Form den Eindruck eigener Art machen, so habe ich doch entschiedene Uebergänge beobachtet, die nicht als Bastarte gedeutet werden können, u. zw.: 1. Perennirend, mit der charakteritischen dieken rübenförmi- gen Wurzel, von kräftigem Wuchs, mit verkümmerten Deckblättern, grossen Blüthen und Kapseln, 10 Siaubgefässen — also in soweit wahre S. marginata, jedoch mit durchaus ungeflügelten, aber glatten Samen. — Ich sammelte zwei solche Exemplare. 2. Zweijährig mit der dünnen spindelförmigen Wurzel, Wuchs mitlelkräftig, aber schlaff, verlängert, vom Ansehen mancher For- men der sulina, Kapseln aber etwas grösser, Samen grösstentheils. mit Ausnahme von ein paar obersten geflügelt. Die feinen stachelartigen Wärzchen auf der Samenoberflächc und namentlich auf dem verdickten Randwulste bei S. salina sind ebenfalls nicht konstant; ich fand bei ihr etlichemal ganz reife völlig glatte Samen. Die Grösse der Kapseln variirt schon bei S. salina, bald sind sie kaum etwas länger als der Kelch, bald um 1/3; länger. Man muss gestehen, dass die Merkmale, auf die man die beiden Arten gegründet, dafür nicht zureichen, und dass wir allenfalls nur 2 nicht scharf abgegränzte Ragen einer Art vor uns haben, was schon Pohl (im Tentamen Florae Bohemiae II., p. 122), in neuerer Zeit Fenzl (Ledebour Fl. ross.) und Neilreich (FI. 47 v. Wien und v. Niederöst.) erkannt haben, Jä selbst Linn& musste zur Arenaria media bemerken: Simillima A. rubrae ß. maritimae ».. lia spuria A. rubrae, ut fere varietas --, obwohl er die Unbeständigkeit der Samenbildung noch nicht kannte. Auch wenn man die von mir oben mitgetheilten Uebergangsformen nicht kennt, so lässt schon der Umstand, dass bei S, saling bisweilen die unter- sten Samen geflügelt, und bei marginata die obersten bisweilen ungellügelt erscheinen, eine spezifische Trennung nicht zu. Ich habe mich desshalb bei diesem Nachweise aufgehalten, weil sich die Fenzl-Neilreich’sche Ansicht noch immer keine allgemeine An- erkennung verschaffen konnte, Die erwähnte Art, $S. media Fenzt!) oder marina N e ilr.?) ist für eine der möglichen Entstehung der Arten nachspürende Betrach- tung sehr interessant: sie zeigt, wie durch Variation einzelne Pflan- zenthtile in so verwandelter Geslalt auftreten können, dass wir, wenn die Endprodukte der Variation fixirt und nicht durch Mittel- formen verkeltet wären, nicht anstehen würden, verschiedene Arten anzunehmen. Wenn die zweijährige Pflanze stets nur flügellose, die vieljährige stets nur gellügelte Samen produciren würde, so würden wir beide wohl für ebenso gute Arten halten, als die nahe verwandten Spergula arvensis und pentandra, zwischen denen ein genetischer Zusammenhang nicht oder nicht mehr sichtbar ist. Fenzl und Neilreich, wie auch alle anderen Autoren, lassen neben der Salzpflanze die S. rubra Presl. (nicht Persoon, denn dieser Autor hat keine $S. rubra) als eine besondere Art be- stehen. Wohl finden wir in Ledebour’s Fl. rossica unter S, rubra neben «a. campestris eine Varietät ß. pinguis, welche durch dicklich fadenförmige, halbstielrunde Blätter, weniger glänzende, schmutzig weisse Nebenblätter und nur 5 oder weniger Staubgefässe in die S. sılina überzugehen scheint: — „in var. «. Sp. mediae transire videtur.* Welche fundamenlale Verschiedenheit berechtigt zur Tren- nung der S. rubra und $. salina, welche im Habitus der ersteren ganz ühnlich sieht und bei Linne mit ihr in derselben Art ver- einigt ist? Der Hauptunterschied wird in den Samen angegeben, bei S. rubra nämlich sind sie „dreieckig birnförmig* Neilr. — „birnförmig* Fenzl, — „keilig, beinahe dreieckig* Koch, — „dreieckig-eiförmig* Aschers.; bei $. salina „eiförmig-zusam- mengedrückt* Neilr., — „eiförmig, fast birnförnig* Fenzl, — „verkehrteiförmig*€ Koch, — „rundlich eiförmig* Ascherson. Schon diese Unbeständigkeit des Ausdruckes bei verschiedenen Auto- ren, die sich noch durch andere Citate um einiges vermehren 1) Nicht Persoon, denn der hat nur eine Arenaria media unter der problematischen Section Sperguluria, auch verstand er darunter nur A. media L., oder A. marginata DU. 2) Nicht Besser, denn Besser verstand hierunter nur die S. salina, wie aus (em eilirien Synonym Arenaria marina Roth hervorgeht. 48 liesse, scheint auf die Schwierigkeit hinzudeulen, den Unterschied prägnant wiederzugeben. In der That unterscheiden sich wohlaus- gebildete Samen beider Arten neben einander betrachtet, so wenig, dass man den diagnostischen Ausdruck immer elwas oulriren muss, um einen erkennbaren Unterschied hineinzulegen. Eigentlich unter- scheidet sie nur die Grösse und Fülle der Ausbildung, die von salina sind etwa doppelt grösser und die zwei mit verdicktem Rande um- gebenen Seiten gewöhnlich voller hervorgewölbt, bei rubra mehr gerade, daher der ganze Umriss mehr dreieckig; indessen kom- men dazwischen Samen vor, die in der Form genau denen der salina gleichen. Diese verhält sich also zur $. rubra, etwa wie Spergula maxima W eihe mit doppelt grösseren Samen zur $. ar- vensis genuina, und doch werden diese beiden allgemein zu der- selben Art gezogen. Dass die Racen des Salzbodens grössere und vollere Samen ausbilden, das lässt sich leicht einsehen, da zur Samenproduktion mehr mineralische Salze verbraucht werden, an denen der Salzboden weit reicher ist, als der gewöhnliche Boden. Ferner heisst es, die Blätter der $. rubra sind beiderseils flach, die der salina gewölbt, halbstielrund. Wie wenig dieser Unter- schied für die Species zu bedeuten hat, wird jedermann einsehen. der da erwägt, dass der Salzboden die Blälter feistel und rundet (z. B. Tripleurospermum inodorum ß. maritimum, Lotus siliquosus ß. maritimus, Lotus corniculatus ß. tenuifolius) , überdies findet sich S. rubra an feuchten Orten auch mit ziemlich gewölbten Blatiflächen (ß. pinguis Fenzl). Nach dieser Auseinandersetzung wird die Ansicht nicht mehr befremden, dass Sp. salina die auf Salzboden zunächst aus Sp. rubra entstandene Race ist, und dass S. maryinata, als durch Perenniren gekräftigte Race wieder aus der S. salina hervorgegangen. Die Art gestaltei daher fol- gende Uebersicht: Spergularia rubra (Presl. ampl.) a) campestris (Aschers. spec.), Sp. rubra Presl., Arenaria rubra «. campestris L.; b) salina (Presl. spec.) Sp. marina Bess., Arenaria rubra ß:. marina L.; c) marginata (Kittel spec.) Sp. media Gris.!), Arenaria media L., A. marginata DC. 7. Circaea intermedia Ehrh. Meine Beobachtungen dieser Pflanzenform sprechen zu Gunsten ihres Arlrechtes. Da sie in neuerer Zeit verschiedentlich beurtheilt wird und einige unrichlige Angaben über sie eirkuliren, so dürfte es an der Zeit sein, auch zur Auf- klärung dieser Pflanze einiges beizutragen. — Bei manchen Auto- ren gilt sie für eine Varielät der C. alpina L., so schon bei Pohl (Tentamen Fl. Bohem.), ferner bei Garcke (in den neuesten Auflagen der Fl. v. Nord- und Mitteldeutschl.) and bei Ascher- !) Die Benennung media ist nicht beizubehalten, da sie nur für b) salina d wi L passen ware. 49 son (in Fl. v. Brandenb.), hauptsächlich wegen des angeblich wie bei alpina einfächerigen Fruchtknotens und wegen der deutlichen borstlichen Deckblättehen. Andere verwechselten die Circaea in- termedia mit einer kahlen Varielät der C. lutetiana (var. cordi- foika Mayer, decipiens Aschers.). Endlich bewog die Stellung der intermedia zwischen (. lutetiana und alpina und die meist unentwickelt abfallenden Früchte, einige Schriftsteller zur Annahme eines Baslarles. Reichenbach (Fl. exceurs. p. 638) nennt sie fragweise und mit einigem Zweifel /utetiana-alpina, in der lutetian« var. cordifoia Mayer vermulhel derselbe eine C. alpino-lutetiana. Mayer (in Chloris Hannoverana) erklärt wieder, dass die O. inter- media des Ehrhart’schen Herbars aus zwei Bastarlen bestehe, der Baslart alpino-lutetiana soll aber noch verschieden sein von seiner lutetiana var. cordifolia. Lasch nimmt natürlich ebenfalls Bastarle an, und auch Neilreich hält an der hybriden Natur der ©. inter- media, sowohl in Fl. v. Niederösterreich, als auch in der Aufzäh- lung der Pflanzen Ungarns fest. (Durch ein Versehen schreibt Neilreich C. lutetiano-alpina Rehb.) Gegen die Hybridität der viel verbreiteien C. intermedia der Autoren, deren Identität mit Ehrhart’s Pllanze allgemein an- genommen wird, spricht unzweifelhaft ihre ganze Verbreitungsweise. Nicht ihr gesellschaftliches Vorkommen an sich widerspricht ihr, denn dieses liesse sich allerdings durch die reichliche Läuferbil- dung erklären, sondern ihr oft ganz isolirtes und namentlich von C. lutetiana wenigstens in Böhmen siets weil entferntes Vorkom- men. Im böhmischen Erzgebirge bei Komotau ist z.B. (©. inter- media häufig an den Gebirgsbächen in den Thälern, ganz allein für sich, die alpina kommt erst in höheren Gebirgen auf den feuch- ten steinigen Waldabhängen im Steingerölle vor, ©. lutetiana fehlt dort, wie auch in der Ebene der ganzen Komotauer Gegend voll- ständig. Ebenso isolirt fand ich die intermedia noch in der Ebene am Fusse des Erzgebirges auf steinigen beholzten Bachufern in den Dorfschaften. Auf dem Gebirgsrücken, der parellel mit der Eisen- bahn von Böhm.-Trübau gegen Mähr.-Zwiltau verlauft, sah ich ebenfalls nur C. intermedia. Im Olbersdorfer Grund bei Landskron dasselbe wie im Erzgebirge: unten am Bache des Gebirgsthales nur C. intermedia, höher im Gebirge im Buchenwalde des hohen Bergabhanges C. alpina, jedoch keine C. lutetiana. Auf den der höheren Bergregion angehörenden Basaltbergen des nördlichsten Böhmens wachsen wohl C. intermedia und alpina hin und wieder in Gesellschaft auf berieselten waldigen Lehnen , aber stets ohne Begleitung der C. lutetiana. Ueberhaupt kann ich mir das Zusam- mentreffen dieser letzteren, welche bei uns nur die niedere Ebene, besonders die Auen der grösseren Flüsse und die niedere Hügel- region bewohnt, mit C. alpina in Böhmen gar nicht als möglich vorstellen, dagegen scheinen sie in der norddeutschen Ebene bis- weilen in Gesellschaft vorzukemmen, wo sie möglicherweise einen Baslart erzeugen könnten, der wohl mit ©. intermedia Aehnlicı- Vesterr. botan, Zeitschrift. Heft. 2 1570 4 50 keit haben dürfte, dessen Existenz müsste aber erst besser als bis- her erwiesen werden. Der Umstand, dass die Früchte des C. intermedia so häufig fehlschlagen,, wird mit Unrecht als Beweis der Hybridität ange- sehen, denn die Hybridität ist nur eine der möglichen Ursachen des Fehlschlagens; speciell in diesem Falle erklärt sich dasselbe durch die starke vegetalive Wucherung der Rhizoma, und wird ebenso auch oft bei C. alpina angetroffen. Die Angabe, dass der Fruchtknoten der Circaea intermedia wie der der alpina einfächerig sei, ist unrichtig. Jeder Querschnitt zeigt, dass er zweifächerig ist, jedoch bildet sich immer nur 1 Fach mit seinem Samen vollkommen aus, das andere bleibt kleiner, sein Same entwickelt sich nur zu geringer Grösse oder verkümmert gänzlich frühzeitig. Im letzteren Falle wird das leere Fach von dem anderen sich vergrössernden zusammengedrückt, bleibt aber noch immer nachweisbar. Bei C. alpina aber ist der Fruchtknoten schon in der Blüthe vollkommen einfächerig, das zweite Fach, welches bei den 2 Carpellen in der ersten Anlage jedenfalls vorhanden sein muss, obliterirt vollständig. Daher die deutliche Asymmetrie und schmale keulenförmige Form der Frucht, wäh- rend bei C. intermedia die Asymmelrie geringer und die junge Frucht meist breiter, birnförmig erscheint. Letztere steht also in der Mitte zwischen der einfächrigen Frucht der C. alpina und der gleichmässig zweifächerigen der C. lutetiana. Die Weichstacheln auf der Frucht sind bei (©. intermedia ver- hältnissmässig viel dichter und länger als bei C. alpina, sie errei- chen oder überragen den grössten Querdurchmesser des grösseren Fruchtfaches, sind sehr weich, biegsam, wirre, und in langem sanf- teren Bogen gekrümmt. Die von ©. alpina stehen schülterer, sind viel kürzer als der Querdurchmesser des Fruchtfaches, am Ende nur kurz gekrümmt; bei der ©. lutetiana fast ebenso lang und ge- krümmt wie bei ©. intermedia, aber zugleich viel schütterer, dop- pelt so breit, und starrer, bei einer Varielät bilden sie sich fast gar nicht aus. Woraus zu ersehen, dass die Bekleidung der Frucht der C. intermedia keineswegs ganz die Mitte hält, wie vom Baslart zu erwarlen wäre. Aus der Fruchtbildung insbesondere im Vereine mit den son- stigen ziemlich zahlreichen, bekannten Bildungsverschiedenheiten, deren Variation nie so gross ist, um die Gränze, zwischen (. inter- media und jeder der beiden anderen Arten zu verwischen schliesse ich, dass erstere eine wahre intermediäre Art ist, dergleichen auch in anderen Gattungen nachweisbar sind, eben so wie inter- mediäre Racen und Varietäten. Es wäre ebenso voreilig sie mit den Formen, die sie verbindet, in eine Art zusammenzuziehen, als sie ohne weiters für Bastarte auszugeben. 8. Melilotus macrorhizus Koch et Aut. recent., nämlich die Art, welche gegenwärtig allgemein so genannt wird, ist keines- wees die gleichnamige Pflanze Persoon’s oder das Trifolum 7 51 macrorhizum Waldst, et Kit, Dass die beiden letzteren identisch sind, folgt daraus, dass Persoon (Synopsis) die Waldstein-Kitai- bel’schen Merkmale einfach wiedergibt, wahrscheinlich ohne die Pflanze selbst gesehen zu haben. In den Descriptiones et Icones plantarum rariorum Hungariae werden 3 Arlen Me- lilotus (als Trifolia) beschrieben und abgebildet, nämlich Trifo- lium macrorhizum t. 26, T. dentatum t. 42, und T. palustre t. 266. Koch hat nun die erste und dritte Art unler Melilotus macrorhi- zus Pers. vereinigt, und Neilreich bemerkt, sie seien kaum als Varietäten, viel weniger als Arten verschieden. Das Trifolium ma- crorhizum wurde nämlich von Koch, dem die Neueren gefolgt sind, auf eine allerdings schwache Varielät mit deutlich und scharf gesägten Blättchen von derselben Art gedeulet, zu welcher das Trif. palustre W.K. als zweite Varietät mit schwachgesägten, ober- wärts fast ganzrandigen Blattchen gehört '). Das letztere hat Koch richlig gedeutet, das erstere ganz falsch, wie ich gleich zeigen werde. Das im Herbar des Grafen Waldstein im Prager Museum aufbewahrte Originalexemplar von Trifolium mavrorhizum, dess- gleichen ein anderes in des Grafen C. Sternberg Herbar, wel- ches dieser laut eigenhändiger Anmerkung, vom Grafen Waldstein erhalten hatte: beide gehören bestimmt zu Melilotus dentatus als dessen mehr schmalblättrige Varietät mit schwachgezähnten Nebenblättern , die nämlich nur einen pfriemlichen Zahn (mitunter auch zwei solche), auf der äussern Seile besilzen, und mit nur isamigen Hülsen. Das eigentliche Trifolium dentatum W. K. stellt dagegen eine sehr feiste und robuste Varietät mit sehr breiten, sehr scharf gesägten Blättchen und vielzähnigen Nebenblätiern und 2samigen Hülsen dar, und ein Originalexemplar in Graf Stern- berg’s Herbarium ist genau die abgebildete Pflanze. Diese beiden Formen-Varietäten, obwohl von ziemlich verschiedenem Aussehen (auf den Tafeln ist die habituelle Verschiedenheit noch vergrössert), sind doch nicht als Arten zu Irennen; in Böhmen kommt meistens nur T. macrorhizum oder annähernde miltlere Formen vor, das eigentliche T. dentatum nur sehr selten. Demnach besteht Me- klotus dentatus (Pers. ampl.) aus den Varietäten «. genuinus (Mel. dentata Pers., Trifolium dentatum W. Kit.) und ß. macro- rhizus (Pers. spec., Trifolium macrorhizum W.Kit.) Für die Art ist der Beiname dentatus beizubehalten, einmal, weil sie unter diesem Namen bereits allgemein verstanden wird, und dann auch, da er besonders passend ist; nicht nur wegen der gezähnten Nebenblälter, sondern auch wegen der sehr reich- und scharf be- !) Hier ist abermals die Ungenauigkeit im Citiren des Autors zu bemer- ken. Melilotus macrorhiza Pers. wird für die gesammte, erweiterte Art ge- braucht, Trifolium macrorhizum aber nur zur var. «) genuina cilirt, während doch beide Namen genau identisch sind. Man sollte darnaclı glauben, dass schon Pers. die Zusammengehörigkeit der Z’rifolium macrorhizum und palustre angenommen und beide unter Melilot. macrorhiza begriffen hat, was doch erst auf Koch’s Rechnung kommt. Ka 4 * 52 zahnten Blattränder. Dieser lässt bei gleicher Länge mit dem Blatt- rande jeder unserer übrigen Arten doppelt so viel Zähne zählen und noch mehr. Bei allen Arten verlaufen nämlich die Seiten- nerven des Blättchens vom Mittelnerven meist einfach zum Blatt- rande, um in einen Zahn einzulreten, bei M. dendatus nur theilt sich fast jeder Nerve gabelig und schickt ein 'Seitenästchen in einen meist kürzeren Nebenzahn, so dass am Rande meist kürzere und längere aber stets scharfe Zähnchen abwechseln. Obwohl bei der Identität der beiden Exemplare des Trifol. macrorhizum in Graf Waldstein's und Graf Sternberg’s Herbar eine sonst etwa zu besorgende Verwechselung der Pilanze mit der scheda gar nicht anzunehmen ist, so will ich doch auch noch aus der Abbildung und Beschreibung den Nachweis für die Richtigkeit meine r Mittheilung führen. Die Tab. 26 ist nicht besonders selun- gen zu nennen, so z. B. wurden die Nebenblätter gar nicht ge- zeichnet und die Blätter theilweise in unmögliche Stellungen ge- bracht, daher nicht zu wundern ist, dass auch manches andere weniger nalargemäss ausgefallen. Doch ist sie noch immer gut ge- nug, um in der Abbildung die Mel. dentata, und nicht die macro- rhiza Koch erkennen zu lassen. In der Blüthenanalyse ist die Fahne bedeutend kürzer als Flügel und Kiel, die ganzen Corollen obwohl im Verhältniss zur ganzen Pflanze elwas zu gross ausge- fallen, 'sind verhältnissmässig kürzer als die des Trif. palustre auf Taf. 266, deren Theile dort gut im Verhältniss, nämlich etwa gleich lang, gezeichnet sind; die Farbe hellgelb (auf Tab. 266 goldgelb in’s Or ange); die Blattzähne, obwohl nicht ganz richtig, sind doch viel zu dieht und fein, um dem Mel. macrorhizus Koch auch in der scharfgesägtblättrigen Form, angehören zu können, der Stengel ist geröthet (wi e auch bei Tr if. dentatum Tab. 4 42) was wohl öfters bei M. dentatus, nicht aber meines Wissens bei M. macrorhizus Koch vorkommt. Ob die Wurzel des M. dentatus so dick und gross zu sein pflegt, als da gezeichnet, habe ich verabsäumt loco zu untersuchen, die des macrorhizus Koch fand ich nie derart, was auch Neilreich bestätigt. Im Texte spricht noch die Stelle für Melilotus dentatus, wo es bei Trifolium palustre heisst, das- selbe sei doppelt so hoch als T. macrorhizum, während doch Mel. macrorhizws Koch gewöhnlich alle anderen Arten an Höhe über- trifft; ferner das Vorkommen: „loeis subsalsis,* während M. ma- crorhizus Koch auf gewöhnlichem Wiesenboden wächst, und ich ihn nie an Salzstellen in Gesellschaft des M. dentatus gesehen habe. Die übrige Beschreibung ist ziemlich indifferent; nur bei den „stipulae subulalae integerrimae, inferiores tamen hinc dente subulato instructae,“ passt der Ausdruck „integerrimae,“ den Koch vor allem für massgebend gehalten haben muss, nicht auf Melilotus dentatus. Der zweite Theil dieser Phrase passt aber doch besser auf die in Originalexemplaren vorliegende Varietät, als auf M__macro- rhizus Koch, denn an diesem sind die Nebenblälter durchw: ug ganzrandig, nur bisweilen die untersten mit 1—2 unbedeutenden 83 kurzen Zähnchen versehen, die Autores der Plantae rariores sagen aber, dass die unteren Nebenblätter (nicht nur bisweilen, sondern überhaupt, also regelmässig) auf einer Seite mit einem pfriemli- chen Zahne versehen sind. Jedoch ist an den besagten Original- exemplaren der Zahn, obwohl kleiner, auch an den oberen Neben- blättern vorhanden, ja hin und wieder auch 2 Zähne, daher muss ich annehmen, dass ihn die Autoren nur übersehen haben, was neben anderer Ungenauigkeiten wohl glaublich ist. — Möchte doch, zu weiterer Bestätigung des hier Mitgetheilten, auch in Kitai- bel’s Herbar von kompetenter Seite das Trifolium macrorhizum eingesehen werden! Für Melilotus macrorhizus Koch müsste der Name Melilotus palustris (oder palustre) beiSchultes (in Öesterreichs Flora 1814), dem Trif. palustre W.K. öhgehndet! gebraucht werden, obwohl er zunächst nur die Form mit "schwachgez ahnten Blättchen bedeu- tet, wenn nicht noch ein anderer Name vor diesem die Priorität besässe. Thouillier (in Flore de Paris An. VII, i. e. 1799) hat neben Melilotus offieinalis und M. alba (in ine: mit Decrousseaux in Lam. Encyel. T. IV, An. IV, i. e. 1796) noch die Melilotus altissima mit dem Citat: M. oulgaris altissina fru- tescens flore luteo Tournef. Inst., ferner: Vaillant Botan. Paris. p. 125. Bei Vaillant stehi, als hierher ceitirt: Metilotus siliquis longioribus aculis Tournef. sive M. procera siliquis longioribus H. R. Bl. mit der Angabe: sa siligque a pres de 3 lignes de longue, elle est noire, ridee etc. Thouillier sagt noch: Habitat in silvis, flores lutei. — Unzweifelhaft ist diese M. altissima die M. macro- rhiza Koch; sie findet sich auch bei Loiseleur (Flora gallica 1807) als Trifolium altissimum, und wird auch bereils von Gre- nier (jedoch ungenau als M. altissima Lois.) und von Cosson et Germain zu Melilotus maerorhiza Koch als Synonym eitirt. Eine vom Grafen (C. Sternberg 1815 kultivirte „M. altissima Thouill.,* die derselbe ohne Zweifel aus französischen Samen gezogen, ist auch richlig diese Art. Mel. altissima Schultes (Oeslerr. Fl. 1814) dagegen hat weisse Blülhen und wird von Steu- del (Nomenklator bolan. ) zu M. alba gezogen, doch wird auclı Thouillier unrichtie als Autor neben Schultes citirt. Eine M. gigantea Ruchel aus Ungarn in scheda, welche auch ganz gewiss eine M. alba ist, wirt wohl dieselbe Pflanze sein, wie die _von Schultes (Il. p. 346) angeführte ungarische. Selbst wenn ich nicht nachgewiesen hältle, dass Trifolkium macrorhizum W.Kit. zu Mel. dentatus gehört, so ist doch dieses Trifolium erst 1802 und Meli- lotus macrorhiza Pers. sogar erst 1807 publizirt worden; folglich hat Melilotus altissima (oder altissimus) Thouill. die Priorität in jeder Hivsicht, und es ist nur zu wundern, dass z.B. Grenier den deutschen Bolanikern gegenüber die Priorität seines Lands- mannes nicht wieder hergestellt hat. Zudem ist dieser Name recht passend und hat vorlinn@’sche Anliquität für sich. 54 Zu M. altissimus mag dann M. palustre Schultes als Varie- tät gezählt werden. Noch will ich bemerken, dass im Herbar des Grafen Waldstein das Trifol. palustre nicht unter diesem Namen vorliegt, sondern als „Trifolium Melilotus banatica Nova Spec. ex Banatu.« Wahrscheinlich war diess die erste Benennung, die dann bei der Edition des Werkes mit Trifol. palustre verlauscht wurde. Prag, im November 1869. — hi Nachtrag zur Flora der Basaltformation in der Gegend von Münchengrätz. Von W. J. Sekera. Nach Absendung meines Aufsatzes (Oesterr. botan. Zeitschr. 1869. S. 209), erinnerte ich mich einer Abhandlung des Hrn. v. Frauenfeld in den Verhandl. d. k. k. z. b. G. 1868, pag. 158, enthaltend zoologische Miscellen, worüber ich damals den jetzigen Nachtrag einsandte jedoch er ging auf dem Postwege verloren. Ich erwähnte des Trifolium montanum L. als wie eines vivi- paren und finde in den genannten Miscellen diese Erscheinung als von einer gallenarligen Missbildung abstammend. Selbe rührt von der Galtung Apion her, (eines Rüsselkäfers) und zwar von A. fagi. Ich fand von diesem monströsen Trifolium eine Unzahl von Ex. u. nahm ihrer auch eine ziemliche Quantität mit. Diese Erscheinung stimmt auch mit der Beschreibung in den Miscellen genau überein, denn man findet in den Blüthenköpfen von T. montanum die ein- zelnen Blülhen in grösserer oder geringerer Zahl verdickt, so dass das ganze Köpfchen eine knollig verhärtete Masse darstellt, in welches jede solche verdickte Blüthe die Kammer für den Bewoh- ner, die Larve dieses Rüsslers bildete. Dieselben Larven fand v. Frauenfeld auch in den Blüthenköpfen des T. pratense, jedoch ohne Erzeugung einer Missbildung. So kommen auch andere Arten der Galtung Apion als Miether vor, z. B. Apion loti Kirby in den Früchten von Dorycnium her- baceum Vill., Lotus corniculatus L., ferner Apion Schmidtä M il- ler an den Blüthen des Astragalus austriacus L., deren ich eine Menge auf der Exkursion in der Gegend des Berges „Rip“ (Georgi- berg) an Rainen fand, jedoch eine Missbildung vielleicht übersehen habe. Dann Ap. carduorum Kirby, in den Achseln der Zweige von Carduus acanthoides L. und meiner Ansicht nach wohl auch in dem Torus, wie es fast bei allen Blüthenköpfen des Dipsacus silvestris Mill. im Herbste zu finden ist. Ob es dieselbe Art ist, bleibt noch in Frage, eher könnte es ein Centorhynchus trima- eulata F. sein, — doch diesen fand v. Frauenfeld in dem Wur- q 95 zelhalse dieser Kratzdistel. Diese Larve aus dem Fruchtboden des D. silvestris hat in manchen Gegenden einen grossen Werth als Speeifieum gegen den hohlen Zahnscamerz und es werden dazu die Larven im Mandelöle aufbewahrt. Beim Anwenden zerdrückt man zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger diese Larve, schmiert sie in den hohlen Zahn und gleicherzeit drückt man den Zahn sammt dem Zahnfleische ziemlich kräftig. Natürlich darf die lei- dende Person die eklige Manipulation nicht sehen und der Ver- fasser überzeugte sich selbst in vielen Fällen, wo diese Gur half. So kommt in den Wurzeln von Centaurea paniculata L. und bei Onopordon Acanthium L. der Apion Onopordi Kirby vor und meiner Ansicht auch bei der häufigeren C. maculosa Lam. und höchstwahrscheinlich auch bei ©. Jacea, axillaris un Phrygia. Die Samenglocken von Reseda lutea L. beherbergen nicht selten den Urodon rufipes F., bei R. luteola kommt in den Blü- then U. suturalis F. vor. Auf den nicht blühenden Stöcken von Saponaria officinalis L. lebt Cassida margaritacea F., wo die Larve das Parenchym der Blätter zur Nahrung hat. Ebenso muss die Anomalie bei der Asperula galioides M. B., die unter dem T. montanum gefunden wurde, ebenfalls durch irgend einen Mielher verursacht worden sein. Durch diese Beispiele ist es ersichtlich, dass Botaniker, denen das tückische finanzielle oder anderweitige Geschick nicht erlaubt, kostspielige oder weite Exkursionen zu machen, immerhin in ‚ihrer Gegend genug Stoff zu derlei physiokratischen Studien finden. Was nützen einem Botaniker voluminöse , die Zimmer überfüllende Her- barien, die er nicht zeitweilig durchsehen kann, um sie vor Ver- derben zu schützen. Man setze sich lieber eine Grenze vor und gewiss wird man mehr Vergnügen an dieser kleineren Pflanzen- monarchie finden. Münchengrätz, den 22. November 1869. ——ma ns — Botanische Erinnerungen an Mondsee. Von G. C. Spreitzenhofer. Gelegentlich einer kleinen Erholungsreise, die ich zu Ende des Juli 1869 nach Oberösterreich machte, besuchte ich auch Mondsee, besonders um Herrn Rudolf Hinterhuber, den Ver- fasser des Prodromus von Salzburg persönlich kennen zu lernen. Da ich Hrn. Hinterhuber zufällig, als ich ihn von Unterach aus besuchen wollte, in Gesellschaft alldort fand, so machten wir noch an demselben Tage Nachmittags vereint, die Tour von Un- terach nach Mondsee. Auf diesem Wege beobachtete ich am Aus- 56 flusse des Sees bei Innerschwand eine Wasserpflanze, in der ich Potamogeton gramineus zu erkennen glaubte. Die Ränder des Sees längs der Strasse von Innerschwand nach Mondsee sind mit Wei- den und Erlen oft dicht besäumt, in «deren Schatten Tausende von Spiraea Ulmaria var. discolor «. concolor und Lythrum Salicaria L. prangen, ferner Trifolium agrariun L. und Centaurea Scabiosa L. Die seichten Seeufer bei Mondsee selbst, bergen an mehreren Stellen z. B. schon am Ausgange der Lindenallee, sowie beim Königsbade, desgleichen in der Richtung gegen Schärfing häufig Nuphar luteum Swm., sowie an mehreren Stellen Nymphaea alba |.., welche sogar in einem Abzugsgraben, der in den See in der Nähe ‚des Gasthauses: Kaltenbrunner Keller ausmündet, vorkommt, und zwar in der Form var. ß. minor. Bei diesem Gasihause sind die Ufer sehr seicht, daher mit Rohr dicht bewachsen, die sie be- gerenzenden Wiesen‘ mehr oder weniger nass, der Boden moorerdig. Im Rohr daselbst massenhaft Ranunculus Lingua L., auf der Wiese Ranunculus flamula var. reptans, ein kleiner Entwässerungsgraben sanz ausgefüllt mit Blättern von Menyanthes trifoliata L. Auf einer zweiten Wiese, deren Vegetation ganz den Typus einer echten Moorwiese trug, sammelte ich Eriophorum latifolium, Aspidium Thelypteris, Epipactis palustris, Gentiana asclepiadea, Cirsium ole- raceum. Salic repens elec. Auf minder moorhältigen Wiesen am Ausgange der Lindenallee rechts massenhaft Angelica sylvestris, Polygonum Bistorta, Epilobium parviflorum Schreb. und roseum Schreb. ete. Auf den 26. und 27. wurde eine Partie auf die Schalberg- gruppe von Herrn Hinterhuber angeregt, und auch glücklich in grösserer Gesellschaft ausgeführt. Von Mondsee den 26. zeitlich Früh aufbrechend, fuhren wir an der Drachenwand, dem klassischen Standorte der Primula spectabilis Tratt. und des Thalictrum saxatileScheich. vorüber, nach Scharfling, von dort begaben wir uns zu Fuss durch eine imposante Bergschlucht nach Hültenstein, einem fürstl. Vrede’schen Schiosse; unweit dessen der tiefgrüne Krötten-See liegl, in dem ich Nuphar luteum blühend sah. Alsbald erreichlen wir Winkl, eine Ortschaft am nordwesl- lichen Ufer des Wolfgang-Sees, wo ein Kahn gemiethei wurde, und fröhlich steuerten wir gegen Sct. Wolfgang, ohne es zu ver- säumen, bei der Falkensteinwand das herrliche Echo mit Rufen und Büchsenschuss zu wecken. Nach der in Set. Wolfgang übli- chen Besichtigung der Kirche und getroffener Verprovianlirung ging es aufwärts, jedoch in der dem gewöhnlichen Schafbergwege enl- gegengeselzten Richtung, nämlich immer rechts ansteigend auf die Sommerauer- und successive Vormaueralpe. Die höher gelegenen Waldpartien hinter Set. Wolfgang ber- gen in Menge Gentiana eruciata und germanica. In der Verfolgung des Weges begann Carduus defloratus schon seine Vorposten aus- zusenden, und wurde immer häufiger je mehr wir uns der alpinen 57 Grenze näherlen, so auch Crepis paludosa, Hieracium saxatile und Betonica Alopecuros. Die interessanteste Oertlichkeit, die wir an diesem Tage pas- sirten, sind aber jene Abstürze, welche zwischen der Sommer- aueralpe und der Vormaueralpe liegen und zwar gegen Nord- osten bereits in der Krummlolzregion. Loose Felsblöcke mit Krummföhren und alpinen Weiden überwachsen, bergen eine Fülle von Pflanzen, die selbst einen Nichtbotaniker entzücken würden. Alldort sammelte ich nebst mehreren früher schon angeführten noch: Hieracium villosum, H. murorum, alpine Formen, H. sawatile, Crepis paludosa Mönch., Crepis alpestris Tausch, Arabis alpina, Sazifraga Aizoon, Draba aizoides, Epilobium alpestre, Campanula Scheuchzeri, Daphne Mezereum, Salix myrsinites, reticulata, arbu- scula, Rhododendron hirsutum, Aspidium Lonchitis, A. aculeatum, Cystopteris fragilis, Selaginella spinulosa. Auf dem alsbald eıreichten Plateau der Vormaueralpe, auf welchem mehrere Alpenhütten stehen, befinden sich mehrere trichterförmige Gruben, dieselben sind regelmässig mit bäumchen- arligen Exemplaren von Daphne Mezereum beselzt, sowie in deren Spalten Blechnum Spicant und Aspidium rigidum wucherten, dage- gen aber nur wenige Exemplare von Gentiana pannonica ihr küm- merliches Dasein fristeten. Als eine Eigenthümlichkeit der Vormaueralpe muss ich er- wähnen, dass ich all dort jenen Pflanzenschmuck, welcher für unsere österr. Alpenwirthschaften se charakteristisch ist, gänzlich vermisste, nämlich das oft massenhafte Auftrelen von Aconiten, Veratrum album, Rumex alpinus u. a., welche unsere Sennhütten oft wie mit Vorgärten schon weithin umsäumen, und gewiss bei plötzlich eingetretenem starken Nebel manchem Wanderer schon die Anwesenheit des 'heissersehnten Zieles verkündeten. Da bald nachunserer Ankunft in der Alpenhülte Regenwelter ein- trat, so mussten wir den Nachmittag auch daselbst zubringen. Nachts schliefen wir auf dem Heuboden. Zeitlich früh schon durch der mürri- schen Sennerin Schaffen und Walten aus unserer Ruhe geweckt, klet- terten wir wieder von unserer erhabenen Schlafstelle, um nach ein- genommenem Frühstücke alsogleich die nebellosen Momente be- nützen zu können, welche uns nolhwendig waren, um unser ferneres Reiseziel bemerken zu können. Successive heilerte sich der ganze Horizont aus, der Attersee erglänzte bald hierauf wohl noch theilweise in Wolken gehüllt, und fröhlich ging’s in nordöst- licher Richtung gegen das Schafberglhörl, welches wir auch bota- nisirend in eirca 2 Stunden erreichten. Der Weg dorthin birgt jene klassische Stelle, wo Hieracium Hinterhuberi Schultz Bip. steht. Leider war wohl der abnorm warme Frühling Schuld, dass wir trotz eifrigstem Suchen kein blühendes Exemplar mehr finden konnten. Von jenem Standorte aufwärts stets sich links immer am Absturze der Felsenwände haltend, gelangten wir den kraterförmigen Mönchsee rechts inder Tiefe liegen lassend, zum Schafbergthörl 55 (5240) Diese Strecke bildete diesmal (27. Juli 1869) die loh- nendste Ausbeute, ich sammelte alldort: Hieracium villosum, Aco- nitum Lycoctonum, Achilles millefolium flore rosea, Carduus Personata, Cirsium eriophorum (noch nicht aulgeblüht), Digitalis ambigua, Aster alpinus, Crepis blattarivides massenhaft, Epipactis rubiginosa, Heracleum austriacum elc. Beim Schafbergthörl selbst, von wo man den liefernsten Mönchsee gegen Süden diesseits des Kammes aber den Grünn- See gegen Nordwesten zu seinen Füssen liegen sieht, sam- melte ich besonders und zwar auf der Seite gegen den Mönchsee zu: Senecio Doronicum sehr häufig, jedoch meist schon verblüht, ferner Gypsophila repens, Rhododendron hirsutum, auf der Seite gegen den Grünn-See zu massenhaft Rhododendron Chamaecistus, Sazifraga Aizoon, Dryas, octovetala Pyrolu secunda, Selaginella spinulosa, Achillea atrata u. m. A. Vom Schafbergthörl wendeten wir uns abwärls stets rechts haltend, den lieblichen Grünn-See in der Tiefe zu unserer Linken liegen lassend, zur Kasperlleiten-Alpe, auf dem Weg dorthin fand ich nebst Fruchtexemplaren von Anemone alpina und herrlich blühendem Rhododendron hirsutum, auch und zwar gar nicht selten Rhododendron intermedium. Der Verlauf des weiteren Weges von der Kasperlalpe, bei deren freundlichen Sennerin Mittagsmahl und Rast gehalten wurde, und von wo aus eine herrliche Fernsicht auf den Aitersee sıch dem Auge darbietet, bot wenig botanisch Interessantes mehr ausser Formen von Hieracium praealtum, welche ich am Wege durch die Eisenau noch sammelte. Um circa 4 Uhr Nachmittags langten wir wieder in Scharfling an. Wien, 1. November 1869. m —— Literaturberichte. Nitschke, Dr. Th., Pyrenoniycets germanici. Zweile Liefe- rung. Breslau. 1870. S. 161—320. Die neueste im Jahre 1867 erschienene Lieferung ist in die- ser Zeitschrift, 1867, S. 187, von mir angezeigt worden. Hier wird die Gattung Valsa mit 71 Arten fortgesetzt und beschlossen, wor- auf 64 Arten der neu aufgestellten von Valsa vorzüglich durch mehrzellige Sporen (I. Lieferung, p. 110 im Gonspeclus generum der Valseen) unterschiedenen Gattung Diaporthe folgen. Die erste Lieferung brachte unter 128 Arten 26 neue, also 20, die zweite bringt unter 135 Arten 61 neue, also 45! Perzent, ein Steigen um 19 Perzent, was dem Verfasser selbst bedenklich erscheint, indem er bei Diaporthe bemerkt, dass die leichte Vergänglichkeit des Stro- mas, verbunden mit der Beschränkung der meisten Arten auf 39 bestimmte Substrate für diese ein seltenes Vorkommen {bedingen, ‚welcher letzterer Umstand und das geringe Gewicht, das man meist! auf das Substrat legte, bei den sehr ungenügenden Beschrei- bungen zu grosser Unsicherheit und zahlreichen Verwechslungen in der Bestimmung bereits unterschiedener Spezies führte. Berück- sichtige man diess, so wie dass ganze Formenreihen, wie sie z. B. unter Sphaeria spiculosa verslanden zu werden pflegen, bei grosser habitueller Achnlichkeit ohne sorgfältige Untersuchung und Ver- gleichung nicht auseinander zu halten seien, so werde man ihm hoffentlich bezüglich seiner zahlreichen „neuen Arten“ nicht mit allzu grossem Misstrauen entgegen kommen. Hohenbühel-Heufler, „Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze und Balsame. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Be- gründung der technischen Waarenkunde.* Von Dr. Julius Wiesner, a. o. Professor am k. k. polytechnischen Institute zu Wien. Erlangen. Verlag von Ferdinand Enke VIII. und 205 Seiten. Deı Verfasser, weiteren Kreisen besonders durch seine „Ein- leitung in die technische Mikroskopie* bereits rühmlich bekannt, versucht in dem vorliegenden Buche die technisch verwendeten Gummiarten, Harze und Balsame monographisch zu bearbeiten. Die 'ahl dieses Stoffes muss als eine äusserst glückliche bezeichnet werden, Jeder mit der einschlägigen Literatur Verlraute wird die Nothwendigkeit einer kritischen Durchsichtung und Verarbeitung der zahlreichen Arbeiten über diesen Gegenstand oft genug em- pfunden haben. Die Schwierigkeiten waren allerdings nicht geringe, schon deshalb, weil der Natur des Gegenstandes nach, der zu be- handelnde Stoff gleichmässig vom Gesichtspunkte des Chemikers und des Botanikers aus bewältigt werden musste, Dass der Ver- fasser sich des thätigen Beistandes von Hlasiwetz, aus dessen Feder das vorlrefllich geschriebene Kapitel „zur Chemie der Harze“ floss, versicherte, ist unter diesen Umständen für den wissenschafl- lichen Werth der Arbeit von hoher Bedeutung. Das Werkchen zerfällt in 2 Abtheilungen oder wie sie der Verfasser nennt Ab- handlungen, deren erste die technisch verwendeten Gummiarten enthält, während die zweite sich eingehender mit den technisch verwendeten Harzen und Balsamen beschäftigt. Die Darstellung ist eine durchwegs klare, die Diagnosen der Droguen scharf präcisirt und durch zahlreiche neue Untersuchungen, von denen wir als be- sonders werihvoll die über die Harze hervorheben, erweitert. Das reiche, wohl verarbeitete Detail verleiht dem Buche einen Werth, das es dem Botaniker wie dem Techniker gleich unentbehrlich macht. Wir wünschen ihm zahlreiche Freunde und dem thätigen Herrn Verfasser Zeit und Mittel seine Untersuchungen auf diesem Gebiete immer fruchtbringender gestalten zu können. Dr. Ad. Weiss. „Pflanzen-Tabellen zur leichten, schnellen und sicheren Bestimmung der höheren Gewächse Nord- und Mitteldeutschlands,“ 60 von Dr. A. B. Frank, Docenten der Botanik an der Universitäl Leipzig und Kustos des Universitätsherbariums daselbst. Leipzig 1869. Verlag von Herm. Weissbach. Die bisherigen tabellarischen Uebersichten zur schnellen Be- stimmung von Pflanzen litten an zwei Uebelständen, erstens selzte deren Benülzung eine bestimmte Summe von Kenntnissen der For- men pflanzlicher Organe voraus, zweitens werden die unterschei- denden Merkmale oft von Zuständen abgeleitet, in welchen die Pflanzen nicht immer zur Verfügung stehen. Beide Uebelstände vermeidet das eingangs erwähnie Werk, indem dasselbe als Ein- leitung eine von instruktiven Abbildungen begleitete Beschreibung der am häufigsten vorkommenden vegelativen und reproduktiven Organe gibt, und wo es nur immer möglich ist, solche Unterschei- dungszeichen hervorhebt, welche an blühenden Pflanzen wahrzu- nehmen sind. Für jene, und solcher Personen gibt es nicht wenige, welche es interessirl, die am häufigsten vorkommenden namentlich wilden oder im Grossen kultivirten Pflanzen kennen zu lernen, aber die Mühe scheuen, welche ein sistematisches Studium der Bo- tanik verlangt, wird das Werk eine höchst erwünschte Erscheinung sein. Die praktische Einrichtung und das bequeme Format macht es auch für Fortgeschrittene verwendbar. Allen werden die Tabellen willkommen sein, welche die Bestimmung der deutschen Holz- gewächse nach dem Laube und im winterlichen Zustande ermögli- chen. Die äussere Ausstaltung ist eine sehr gefällige. Bartsch. — Correspondenz. Wien, den 7. Jänner 4870. Es dürfte für die Wiener Botaniker interessant sein, zu er- fahren, dass im Bereiche der Flora von Niederösterreich — im Sinne der Flora v. Niederöst. v. Dr. A. Neilreich — Gakum rubioidesL. vorkomme. Ich fand diese Pflanze im Juni 1868 hart am linken Ufer der March bei Magyarfalva auf Sumpfwiesen. Dieser Stand- ort dürfte um so erklärlicher sein, als die Pflanze bereits im be- nachbarten Ungarn (bei Pressburg) beobachtet worden ist. Julius Glowacki. Triest, den 10. Jänner 1870. Nachdem ich mich seit einigen Jahren im österreichischen Küstenlande befinde, und in den verschiedenen Orten meines Aufenthaltes reichliche Gelegenheit zur Sammlung von Meeres- und Süsswasser-Algen, mil deren Studium ich mich vorzugsweise befasse, hatte, beabsichtige ich einen Theil meiner Sammlungen auszugeben, falls sich eine zur Deckung der Kosten hinreichende 61 Anzahl von Abnehmern fände. Die Sammlung würde aus gewähl- ten, instrukliven und wohlpräparirten Exemplaren bestehen, halb- oder cenlurienweise, um den Preis von 8 fl. ö. W. die Centurie ausgegeben werden, und vor der Hand etwa 200 bis 500 Arten umfassen, bei entsprechendem Fortgange aber grössere Ausdeh- nung erhalten. Diessfällige Anträge der Herren Liebhaber wollen an mich gerichtet und zugleich angezeigt werden, ob die Einsicht des Catalogs der bereits vorräthigen Arten gewünscht wird. Ferdinand Hauk, k. k. Telegraphist. Sz. Gothardt, den 12. Jänner 1870. Ich beabsichtige im März d. J. in das unterste Donauthal des Banaltes zu reisen, mich abwechselnd in Svinieza und Plavische- vitza festzusetzen und von da aus, durch 4 bis 5 Monate hindurch, die ganze Gegend bis über die Herkulesbäder hinüber so genau als möglich zu durchforschen. Um auch andere Botaniker an mei- ner Ausbeute Theil nehmen zu lassen und mir in Etwas die nicht unbedeutenden Kosten zu erleichtern, wäre ich geneigt, Subscrip- tionen bis auf 30 Halbcenturien a 5 fl.ö, W. anzunehmen. In die- sem Falle bitte ich etwaige Wünsche an mich (Szent Gothärd bei Szamos-Ujvar, Post Czegs in Siebenbürgen) zu richten. Sollten sich der Reise unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen, so werde ich es in dieser Zeitschrift mittheilen. Victor v. Janka. — Personalnotizen. — Dr. J. Milde in Breslau ist zum Professor ernannt worden. — Dr. L. Dippel hat die Professur für Botanik an der poly- technischen Schule in Darmstadt übernommen. — Dr. A. Fischer v. Waldheim ist zum Professor für Pflanzen-Anatomie und -Physiologie an der Universität Warschau ernannt worden- — Dr. E. Pfitzer hat die Stelle eines Assistenten an dem botan. Institute zu Bonn erhalten. — Borodin ist zum Professor der Botanik am landwirthschaftl. Institute zu Petersburg ernannt worden. — Dr. Georg Holzner wurde zum Professor der Natur- geschichte und Pflanzenphysiologie an der landwirth. Centralschule zu Weihenstephan ernannt. — Jos. Hackel, ehemaliger Professor der Oekonomie, ist am 20. November v. J. in dem hohen Alter von 87 Jahren zu Leit- merilz gestorben. Bereits im J. 1809 war er Mitarbeiter an Pohl’s Tentamen Florae Bohemiae. — J. Juratzka erhielt von der k. Akademie der Wissen- schaften eine Subvention von 300 Gulden zur bryologischen Durch- forschung von Niederösterreich. —— 62 Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur am 18. November 1869 hielt Stabs- arzt Dr. Schröter einen Vortrag über Synchytrien. Die Syn- chytrien gehören zu den einfachsten Schmarotzern auf lebenden Pflanzen. Es waren bisher sechs Synchytrien bekannt , welche sämmtlich in Schlesien aufgefunden worden sind. Das häufigste ist Synchytrium Anemones W or., es kommt auf Anemone nemorosa L., aber auch auf A.ranunculoides L. vor, und bildet kleine Höckerchen, die dunkelviolett gefärbt erscheinen. Auf A. nemorosa, in Wäldern um Breslau auf A. ranunculoides bei Liegnitz. Synch. Mercurialis Fuck. bildet auf Mereurialis perennis L. becherfürmige Wärzchen, reichlicher weissliche, später braun werdende Krusten. Im Fürsten- steiner Grunde, auf dem Rummelsberge bei Strehlen, und auf einem kleinen Beete im Breslauer botanischen Garten. Synch. Tarauzxaci De By et Wor. Wald zwischen Kottwitz und Tschechnilz, und im Schosnilzer Wäldchen bei Canth auf Taraxacum offieinale Wigg. bildet kleine orangerothe Wärzchen. Synch. Suceisae De By et Wor. bildet auf Suceisa pratensis Mnch. grosse eylindrische Wärz- chen, von goldgelber Farbe, so lange der Parasit noch unreif ist, später braun. In der Nähe von Breslau bei Arnoldsmühle. Synch. Stellariae Fuck. erscheint als goldgelbe, im reifen Zustand als braune Auftreibung auf Stellaria media Wahl. In der Nähe von Liegnitz. Das zuletzt bekannt gewordene Synchytrium ist von Prof. J. Kuehn in Schlesien selbst auf Myosotis strieta entdeckt worden. Vortragender hat es auf dieser Pflanze noch nicht gefunden, da- gegen glaubt er ein Synchytrium, welches auf Lithospermum arvense rothgelbe, später braune Krusten bildet, mit dem Kuehn’schen S. Myosotidis vereinigen zu müssen. Ausser diesen 6 schon früher bekannten Species finden sich in der Nähe von Breslau noch 4 andere Arten, welch bisher nicht bekannt gewesen. Sehr häufig findet sich ein solches auf Gagea pratensis und @.lutea als kleine gelbe Punkte. In allen Wäldern um Breslau auf @. lutea, auf @. pratensis im botanischen Garten. Es soll als S. Iaetum n. sp. aul- geführt werden. Synch. globosum n. sp. fand Vortragender an eini- gen Viola-Arten auf einer feuchten Wiese hinter dem Scheilniger Parke. Es bildet halbkugelige Wärzchen, in welchen. die in der Jugend weissen Kugeln des Parasiten liegen. Auf Adoxra Moschatellina lebt Synch. anomalum n. sp., in der Jugend weiss, bei Skarsine, bei Canth und Sibyllenort und bei Liegnitz gefunden. Endlich Synch. aureum n.sp. findet sich auf Lysimachia Nummularia, Cardamine pratensis und Prunella vulgaris, bei Arnoldsmühle auf den Wiesen an der Öhle, hinter der Margarethenwiese und bei Carlowitz. — Der Se- kretär Prof. Dr. Ferdinand Cohn hielt einen Vortrag über Pilzepi- demien bei den Insekten. Während bei den höheren Thieren, und insbesondere bei Menschen, Pilze bis jetzt nur als Erreger von Hautkrankheiten mit Sicherheit erkannt, als Ursachen innerer, 63 insbesondere contagiöser Erkrankungen aber wohl vermuthet, je- doch nicht nachgewiesen sind, entwickeln sich im Blut der anderen Thiere, insbesondern der Insekten, Pilze, welche bei denselben tödtliche Krankheiten, meist Epidemien, erzeugen. Schon seit dem 17. Jahrhundert hat man aus dem Körper von Insekten Pilze her- vorwachsen sehen, '/, bis 6 Linien lang, meist schön gelb, walz- lich, an der Spitze oft kolben- oder keulenförmig verdickt oder verzweigt; an diesen Spitzen sitzen die warzenähnlichen Früchte des Pilzes, in deren Innern sich haardünne lange Sporen, meist zu S in einem engen Schlauche eingeschlossen , entwickeln. Diese Inseeten bewohnenden. Pilze wurden von Leveill&e und Tulasne als Torrubia, von Fries als Cordiceps bezeichnet. Dass die Cor- dycepspilze, und insbesondere ihre Vorläufer, die Isarien, Epide- mien bei Inseklen veranlassen, ist seit 1866 durch Bail, Hartig und De Bary bei den Kiefereulen und Kieferspinnern nach- gewiesen, welche in den Forsten Norddeutschlands oft verheerend auftreten. Nach einigen Angaben sterben 50—80 pCt. dieser Rau- pen an der Isarienkrankheit, Seit längerer Zeit wurden die Seiden- raupen in Südeuropa von einer Krankheit befallen, in deren Folge die Seidenernte in ganzen Provinzen zu Grunde ging; die abge- storbenen Raupen verwandelten sich in starre, harte Mumien und bedeckten sich an der Oberfläche mit weissem, staubigem Schim- mel, während das Innere mit trockenem weissen Pilzgewebe ausge- stopft war. Dieser Pilz ist seit 1835 unter dem Namen Botrytis bassiana bekannt; die Krankheit selbst ist seit länger als 10 Jah- ren in den Seidenkulturen völlig verschwunden, dagegen in den letzten Jahren als ausserordentlich verbreitet unter den Kiefer- raupen erkannt worden. In eine andere Abtheilung des Pilzreichs gehört dagegen die Galtung Empusa, welche das epidemische Abster- ben der Stubenfliegen im Herbste veranlasst. Empusa entwickelt sich auch in. anderen Insekten; Bail fand, dass Empusa 1867 und 1868 ein epidemisches Absterben der den Kieferwäldern so gefährlichen Forleule veranlasste; ich selbst habe die in diesem Frühjahre auf den Feldern ausserordentlich verbreitete Zwergeicade (Jassus sex- notatus) einer epidemischen Empusakrankheit unterliegen sehen. Im September dieses Jahres richteten die Raupen der Ackersaat- eule Agrotis segetum in den Rapsfeldern und der jungen Winter- saat Schlesiens ausserordenlliche Verheerungen an; in diesen Raupen beobachtete ich eine neue Pilzkrankheit, welche dieselben in ihrem Winterlager in der Erde hinwegrafft. Die Raupen werden äusserst träge, bewegungslos, ihre Farbe ändert sich von graugelb in matt schwarz, während der Kopf und andere hornige Theile glänzend schwarz werden. Nach dem Tode wird die Raupe erst weich, endlich austrocknend und einschrumpfend,, schliesslich in eine schwarze, steinharte brüchige Mumie verwandelt. Der ganze Körper ist mit einer schwarzen zunderarligen Pilzmasse ausge- fülll, die unter dem Mikroskop fast nur aus sehr grossen kugel- föürmigen Sporen besteht, während die Pilzfäden zeitig zu Grunde 64 ’ gehen. Ich habe den Pilz als Tarichium sphaerospermum, die Krankheit als schwarze Muscardine bezeichnet. Als erstes Stadium der Krankheit zeigt sich eine Schwarzfärbung des Blutes mit Auftreten von Krystallen und zahlreichen kugeligen, frei um- herschwimmenden Pilzzellen in demselben. Diese Pilzzellen ent- stehen so, dass die auf eine noch nicht erforschte Weise in’s Innere der erkrankenden Raupen eingedrungenen Fäden des Pilzes sich durch Quertbeilung in zahlreiche Glieder oder Gonidien theilen, welche anschwellend, sich von einander lösen und durch das Blut in der ganzen Körperhöhle vertheilen (Oidiumzustand, analog dem Wassermycel oder der Kugelhefe von Mucor). Kurz vor dem Tode wachsen .diese Gonidien in schlauchartige, rechtwinkelig sich ver- zweigende, im Ganzen aber nur wenig verästelte, einzellige oder wenig gegliederte Pilze aus, an denen die schwarzen Sporen seit- lich hervorsprossen; diese sind Dauersporen, mit derber doppelter Haut versehen, und haben noch nicht gekeimt; dagegen bedecken sich in feuchter Luft die todten Erdraupen mit einer mehlartigen Isaria, die jedoch an der Krankheit kein Theil hat. Eine ausführ- liche Darstellung dieser interessanten Verhältnisse soll anderswo gegeben werden. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Jaeggi, mit Pflanzen aus der Schweiz. — Von Herrn R. v. Tommasini, mit Pl. aus Istrien. — Yon Herrn Kristoff, mit Pfl. aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Krenberger, Joad, Churhill, Bausch, Trautman, Grafenstein, Andorfer, Minichner. Correspondenz der Redaktion. Herrn H. in St.: „Sie können frühere Jahrgänge «er botan. Zeitschrift im Tausche gegen Pflanzen erhalten, nur wollen Sie dann ein Verzeichniss ihrer Doubletten einseuden.* — Herrn F. in B.: „Erhalten demnächst die ge- wünschten Pflanzen.“ Inserate. PEISLICLICEIEEN OU E2UD HOUR VDLLHLÄDHLDUDMLTDIEIHDT ERST EM ICHEICHETER BOCIBTICHTHE CICIESE EICACIEDIEIE) => Für Freunde der Botanik! ; EEISLICLICLFCLICLICLR DEATH BEEICHPICHEICHE SL IEICHESE CHEN oe 20 OQacO, PARTY Fr. Voigt’s Buchhandlung in Leipzig, Kreuzstrasse 8, 9, liefert & gegen Einsendung des Betrages: 0% Prof. Petermann’s Pflanzenreich in vollständigen Beschreibun- & gen aller wichtigen Gewächse etc. 136 Bogen Text mit 282 fein ei = = col. Tafeln (1600 Pflanzen und 426 erläuternden Fig.) 2 Bände & ® Lex. 8. In 2 eleg. und sol. neuen Halbfranzbänden (statt Subser.- E Be Preis 35 Rthlr.) für nur 45 Rtllr. G = Dasselbe schwarz, broschirt (14, Rthlr.) für nur 6 Rthlr. Er B2 NB. Auch direkt durch jede Buchhandlung zu beziehen. 52 or en = PRRRRRR BE RERRRESPRESEEESERPRREFRRSEERBBSERRSEREEEEFSASERER KOREA ES kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von €. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, isch Zeitschrift ® n die freid :hdieP - NAHE LACH Botanik und Botaniker, nee Baal po zogen werden sollen. sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe (\ r a Wieden, N . Nr.7 a ae w. Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, isdn, Seumam. 37-9 (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder a Apotheker und Techniker. a Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn, Inserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N°- 3: Buchhandlungen. XX. Jahrgang. WIEN. März 1870. INHALT: Aecidium von Uromyces Cacaliae Von Hohenbühel. '— Vegetations-Verhältnisse' Von Dr. Kerner. — Trigonella monspeliaca. Von Mayer. — Zur Flora von Istrien. Von Pri- choda. — Nussschwamm als Farbepflanze. Von Hazslinszky. — Aus dem Banate. Von Sonklar. Literaturberichte. Von Hohenbühel-Heufler. — 2% Jahresbericht des botan. Tauschvereins. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Sammlungen. — Literarisches. — Bota- nischer Tausheverein.—[Berichtigung zu Dr. Kerner's- Beschreibungen neuer Pflanzenarten. — Inserate Die Entdeckung des Aecidiums von Uromy- ces Cacaliae Ung. Mitgetheilt vom Freiherrn von Hohenbühel-Heufler. Endlich haben wir in Niederösterreich auf dem Lande einen Mykologen, dessen Verhältnisse es gestatten, das ganze Jahr hin- durch die Pilze seiner Gegend zu beobachten. Es ist der in Krems lebende Freiherr von Thümen, der mir kürzlich eine Auswahl der von ihm gesammelten Pilze geschickt hat, welche mehrere neue Beiträge zur Flora Niederösterreichs und selbst Oesterreichs, ja, soviel mir bekannt, auch einen neuen Beitrag zur Pilzkunde überhaupt erhalten. Es war nämlich meines Wissens bisher der Aecidium-Status von Uromyces Cacaliae Unger Einfl. d. Bod. 216, noch nicht beobachtet worden. Die Kenntniss der verschiedenen Generationen dieses Pilzes in Oesterreich ist nun folgende: Oesterr. botan. Zeitschrift. Heft. 3. 1870, 10) 66 Uromyces Cacaliae Unger I. ce. 1. Aecidium- Generation (Sporen und Spermogonien). Aeci- dium Cacaliae Thüm, in sched. ") Niederöstereich am Oetscher auf Adenostyles albifrons Thümen. 2. Uredo-Generation (Stylosporen). Uredo Cacaliae Unger Exanth. 109, wobei ich bemerke, dass Unger dazu Uredo Caca- liae Schm. et Kze. zitirt. Ich finde aber nur eine Uredo Caca- liae suaveolentis Schm. et Kunze Cr. exs. Nr. 93?) und muss es dahin gestellt sein lassen, ob diese Uredo wirklich hieher ge- höre. — Coleosporium Compositarum L ev. forma Adenostylis Kalchbrenner in den vaterl. Mitth. Ungar. Akad. II. 314. Tirol. Bei Innsbruck in der Kranewitter Klamm auf Adeno- styles albifrons, 20. Juni 1839! Auf den gleichen Blättern am Fall- bache im Gnadenwalde b. Hall, 18. Aug. 1860! Auf der Pfandler- alm am Hinterkaiser auf Blättern von Adenost. alpina, Aug. 1860! Um Kitzbühel auf der Unterseite der Blätter von Adenost. alpina häufig. Unger Exanth. 109 und Einfl. d. Bod. 216. Auf Adeno- styles-Blättern bei Ciapit auf der Seiseralpe. Hausmann! Auf Adenost. alpina beim Bade Razzes. Hausmann! Auf den glei- chen Blättern am Praxer See in der Lokalität Ritzerstall 5500’ hoch. Hausmann! Niederösterreich. Voralpen am Schneeberg und eben- dort bei der Baumgarinerschwaige auf Adenostyles albifrons. 28. Juli 1857! Ungarn. Auf Adenostyl.-Blättern. Karpathen. Hazslinszky z.-b.G. 1864. 178. In der Zips. Auf dem gleichen Wirthe. Kalch- brenner vaterl. Mitth. ung. Akad. III. 314. 3. Uromyces-Generation (Teleutosporen). Uromyces Cacaliae Ung. Einfl. d. Bod. 216. Uredo Cacaliae De Cand. in Encyel. meth. Botan. VIII. 223. — Puccinia Cacaliae De C. in Lamark und De C. Syn. fl. gall. Nr. 603. Tirol. Auf den Blättern von Adenost. albifrons in der Kra- newitter Klamm! Auf den Zirler Bergmähdern. 20. Juni 1839! Selten auf Adenost. alpina am Kitzbühler Horn. Unger Einf. d. Bod. 216. Salzburg. Storch Skizzen I, 102. Niederösterreich. Auf den Blättern von Adenost. alpina. 1) Im Doublettenverzeichnisse des Leipziger botanischen Tauschvereines für das Jahr 1870, S. 3, kömmt, olıne Beisetzung eines Autors und Fundlan- des, ebenfalls Aeeidium Cacaliae vor, Nach einer brieflichen Mittheilung Thümen’s hat jedoch dieser selbst Aecidium Cacaliae dem Leipziger Tausch- vereine (Auerswald) für das Jahr 1870 angeboten. Es ist also mit gutem Grunds anzunehmen, dass Accidium Cacaliae im genannten Kataloge nur von der genannten (Juelle stamme. R 2) Teste Link im Willd. Sp. pl. VI. 2. p. 18. Die Ziffer 93 ist aber ein Druckfehler, denn diese Nummer enthält Puceinia Artemisiarum. 67 Voralpen des Schneeberges. Welwitsch laut Niessl. z.-b. Ver. 1857. 544. Schlesien. Auf den Blättern von Adenost. albifrons. Im Ge- senke auf der Bründelhaide, dem Köpernik und den Hockschar Niess! Br. Verh. III. 114. Ungarn. Auf lebenden Blättern von Adenostyles. Auf der Tatra. Hazslinszky z.-b. G. 1864. 175 unter dem Namen Uro- myces Phyteumatum. Ebendort häufig auf dem gleichen Wirthe. Kalchbrenner vaterl. Mitth. Ung. Akad. III. 306. Siebenbürgen. Auf Adenost. albifrons. Auf dem Kelemen- havas. Sieb. Verh. VIII. 232. Uredo tremellosa var. Cacaliae, welche Opiz in Böhmen an- gibt (Bhm. ph. u. kr. Gew. 147) ist wahrscheinlich der nämliche Pilz, welchen Opiz für Böhmen im Seznam. 154 als Uredo Caca- liae ß. Cacaliae hastaefoliae Op. erwähnt. Die allfällige specifische Identität der Uredo auf Cacalia hastaefolia mit dem Uromyces Cacualiae, von dem hier die Rede ist, kann jedoch ohne nähere Untersuchung nicht angenommen werden. Unter den von Thümen erhaltenen Pilzen sind neu für ganz Oesterreich: Leptosphaeria perpusilla Awd. von Krems an dürren Stengeln von Typha latifolia und Pezizsa mollissima Lasch. (non Saut.) vom Oetscher auf trockenen Stengeln von Adenost. alpina. Neu für Niederösterreich sind Pezisa sulfurea Pers. von dünnen Umbelliferenstengeln, Senftenberg unweit Krems, Phacidium mi- nutissimum Awd. von Eichenblättern, Förthofer Graben bei Krems, Aecidium Verbasci Ces. et De Not. vom Alaunthal bei Krems, Podocystis Andropogonis Ces., Rehberg bei Krems, Uromyces Muscari Lev., Hollenburg bei Krems. Hiebei sind noch mehrere Arten, welche zu nicht autonomen Gattungen gehören und blosse Stylosporenformen anderer Pilze sind, übergangen worden. ze Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. RX. 652. Sedum album L. — Auf Felsen, Mauern, trockenen Sandhügeln. Im mittelung. Berglande auf dem Tarkö bei Szilväs, auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross Maros, in der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd und Sct. Andrae, auf dem Kishegy, Ketägohegy und Piliserberg, auf dem Hohenstein bei P. Csaba, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem kleinen Schwa- 5 + 68 benberg und Blocksberg bei Ofen. Nach Feichtinger auf Sand- hügeln bei Csenke an der Granmündung und nach Kanitz auch auf der Kecskemeter Landhöhe bei Nagy Körös „in locis deserlis salsis sterilissimis hinc inde rare.“ Wird von Steffek auch am Körösufer bei Grosswardein angegeben. Von mir im Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. — Trachyt, Kalk, Dolomit, diluv. Sand. 95 bis 750 Met. 653. Sedum acre L. — Auf sonnigen trockenen Felsen, Sand- hügeln, Mauern, im Gebiete sehr häufig. Im mittelung. Bergl. auf dem Särhegy in der Matra, auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe, aufdem Spitzkopf bei Gross Maros, in der Pilisgruppe auf dem Kishegy und Ketägohegy, bei Gran, Visegräd, Sct. Andrae und Ofen. Auf der Kecskem, Landh. bei P. Csörög, Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pılis, Nagy Körös. Im Bihariageb. bei Grosswardein am Köbänyaberg bei Felixbad, am Bontoskö bei Petrani und bei der Ruine Desna. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Sand. Mit Vorliebe auf sandigem Boden und nir- gends häufiger als auf den grasigen, vorherrschend mit Pollinia bestockten Sandhügeln und Sandflächen auf der Kecskemeter Land- höhe. Nach Kanitz auch auf salzigem Erdreich. Die obere Grenze fällt im mittelung. Bergl. auf 630 Met., im Bihariageb. bleibt die Pflanze vergleichsweise sehr zurück und überschreitet dort nirgends die Seehöhe von 300 Met. 654. Sedum sexangulare L. — An gleichen Standorten wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Bergl. auf dem Kis Eged bei Erlau, in der Matra bei Gyöngyös, in der Pilisgruppe bei Visegräd und P. Csaba, auf dem Kishegy, im Wolfsthale und auf dem Schwa- benberg bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. bei R. Palota, Pest, Pilis. Im Bihariageb. auf dem Köbänyaberg bei Felixbad, am Bon- toskö bei Petrani, zwischen Vasköh und Colesci, bei der Ruine Desna und auf dem Trachyttufffelsen bei Chisindia nächst Buteni und im Valea Liesa bei Halmadiu. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 95—560 Met. 655. Sedum Hillebrandtii Fenzl. — Auf Sandhügeln und Sandflächen. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, bei Pest zumal bei dem alten Pester Friedhofe und in der Umgebung des Stadtwäldchens, am häufigsten unterhalb Pest zwischen der Gubacs- Csarda, Soroksar und Steinbruch; dann auf der Csepelinsel und auf Sandhügeln bei P. Sällosär nächst Tatär, Szt. György und auf der Puszta Peszer nächst Alsö Dabas. Nach Hillebrandt im Sande bei Keer im Tolnaer Comitate. — Diluv. Sand. 90—130 Met. 656. Sempervivum assimile Schott. — An felsigen Bergab- hängen. Im mittelung. Bergl. an Kalkfelsen, auf dem Tarkö bei Szilväs, in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe häufig in Gesellschaft des Semp. hirtum an den steil gegen die Donau abfallenden Trachytfelsen bei Visegräd. Im Bihariageb. auf dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes; in der Plesiugruppe auf den Trackgtfelsen bei der Ruine Desna; im Thale der weissen 69 Körös im Valea Li6sa nächst Halmadiu und aın Rande des Batrina- plateaus auf den östlichen Abstürzen der Pietra muncelului. — Trachyt, Kalk. 160—1265 Met. (Die Blätter der im Bihariagebirge wachsenden Pflanze sind ähnlich jenen der Banater Pflanze schwä- cher, jene aus dem mittelung. Berglande dichter behaart. Das Sempervivum, welches Kitaibel in seinem Itinerar der Arvaer Reise als „S. montanum“ auflührt und von dem era. a. O. sagt „Rupes supra N. Maros tegit“, ist zuverlässig nicht S. montanum L., sondern das von mir bei dem genannten Orte aufgefundene S$. assimile Schott. — Kitaibel liess sich offenbar durch die flaumhaarigen Blätter verleiten, diese Pflanze für $S. montanum zu nehmen. Diese Annahme wird noch dadurch bestätiget, dass er in den Add. 167 bei $. tectorum sagt, „in Szitnia monte, sed forsilan S. montanum“, also auch dort im Zweifel war, ob er die gefun- dene Pflanze für das dem $. assimile habituell sehr ähnliche $. tectorum L. oder der behaarten Blätter wegen für $. montanum L. halten sollte.) 657. Sempervivum tectorum L. — Auf den Dächern der Häu- ser und auf Mauern allenthalben gepflanzt. In der Tiefebene wie z. B. in Szolnok an der Theiss und in Farmos im Tapiothale, wo Steinmauern vollständig fehlen, sah ich die Pflanze auch auf Stroh- dächern! — Wird von Sadler im Gebiete der Pest-Ofener Flora, von Grundl auf dem Piliserberg und von Steffek auf dem Berge Somlyö bei Bischofsbad nächst Grosswardein auch als wildwachsend aufgeführt. Auf einer im Jahre 1856 in die Stuhlweissenburger Gegend ausgeführten Exkursion notirte ich gleichfalls ein wild- wachsendes „Semperv. tectorum“ als häufig auf einem der Quar- zitporphyrhügel nördlich von Stuhlweissenburg. Da ich aber ver- säumte, von diesem Standorte Exemplare einzulegen und mir auch von den Grundl’schen und Steffek’schen Standorten keine Exem- plare vorliegen, so wage ich es nicht mit Bestimmtheit mich über die dort wachsenden Semperviven auszusprechen, halte es aber für höchst wahrscheinlich, dass sie sämmtlich zu dem in Ungarn weit verbreiteten S. assimile Schott und nicht zu dem echten von mir bisher nur in den Centralalpen und Südalpen namentlich im Oelz- thale auf Schiefer und an den steilen Abfällen des Nanos in Krain auf Kalk wildwachsend gefundenen Sempervivum tectorum L. gehören, 658. Sempervivum hirtum L. — Auf den Kuppen und Gehän- gen felsiger Berge. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross Maros, in der Pilisgruppe auf dem Visegräder Schlossberg und Kalvarienberg, bei Gran und am Hohenstein bei P. Csaba, am Kishegy und Piliserberg, im Au- winkel und Leopoldifeld, auf dem Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. In der Vertesgruppe bei Gänt. — Trachyt, Kalk, Dolomit. 150—755 Met. (Die Flächen der Stengelblätter sind an der Pflanze des mittelung. Berglandes in der Regel nur sehr spärlich behaart und mitunter fast ganz kahl.) 659. Sempervivum soboliferum Sims. — Von Vrabelyi im miltelung. Berglande auf dem Tarkö bei Szilvas gesammelt und mir von dort lebend übersendet. Sonst im Gebiete bisher nicht beobachtet. Jenseits der Nordgrenze unseres Florengebietes aber in Oberungarn ziemlich verbreitet. 660. Saxifraga Aizoon Jacq. — Auf den Gesimsen und Terrassen felsiger Abstürze. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf dem Saskö. Ausserhalb der Grenze unseres Gebietes auf der Kuppe des Szitna bei Schemnitz von Emil Keller aufgefunden und mir von dorther mitgetheilt. — Trachyt. 800-1000 Met. 661. Sazifraga recta Lap. — An gleichen Standorten wie die vorhergehende Art. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau an der Pietra Boghi, Pieira Pulsului, Mogura seca, Pietra Galbina und Pietra Muncelului. In der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra und auf dem Vulcan bei Abrudbänya. — Kalk. 520—1300 Met, (Die von Janka auf dem Vulcan gefundene und in der Oest. bot. Zeitschr. 1869 S. 252 erwähnte Saxifraga ist nach den mir mitgetheilten Exemplaren Sazxif. recta Lap. Desgleichen gehört die von Rochel auf den Kalkbergen des Trentschiner Com. gesammelte und unter dein Namen Sax. longifolia ß. Sternberg versendete, so wie die auf dem Cho& vorkommende Sazxifraga, von welcher Haszlinsky bemerkt, dass sie eine Uebergangsform von S. Aizoon Jacgq. zu S.elatior M. K. bilde, zu S. recta Lap. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch die von Baumgarten auf der Pietra arsze, einem im Bereiche der östlichen Ausläufer des Bi- hariagebirges liegenden in Betreff seiner Flora mit den übrigen Kuppen des Batrinaplateaus übereinstimmenden Kalkberges angege- bene Saxifraga longifolia Host (S. elatior M. K.) hieher zu ziehen, 662. Saxifraga Clusi Gouan. — In den Rinnsalen kalter Bächlein, stellenweise in grossen mächtigen Rasen die Ursprünge der Quellen überwuchernd. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge am südl. Abfalle des Vervul Biharii, ober der Stäna Scevea, am Sattel La Jocu und im Valea cepilor unter der Kuppe der Cucur- beta. — Schiefer 1330—1770 Melt. 663. Saxifraga cuneifolia L. — An beschalteten Felswänden und auf moosigen Baumstrünken und Baumwurzeln. Im Bihariageb. nicht selten. Im Rezbänyaerzuge auf der Margine; am Rande des Batrinaplateaus, auf der Scirbina und Pietra muncelului, häufig im Valea seca und an der Vereinigung des Galbina- und Pulsathales hinter Petrosa; in der Vulcangruppe auf dem Suprapielra poienile bei Vidra. — Schiefer, Kalk. 630—1330 Met. 664. Saxifraga controversa Sternbg. — Auf felsigen Berg- kuppen und auf den Terrassen felsiger Abstürze. Im Bihariageb. auf dem Batrinaplateau an der Pietra Batrina und auf der Varasoda, an den Abfällen der Pielra Boghi gegen Valea pulsului und in der Schlucht unter der Stäna Onc&sa. — Im Gebiete nur auf Kalk be- obachtet. 660—1575 Met. Ausserhalb unseres Gebietes aber in 71 Ungarn auch auf Schieferboden, wie z. B. auf der Petrosa in der Marmaros. 665. Saxifraga tridaotylites L. — Mit anderen annuellen kleinen Pflanzen auf sandigen und felsigen Plätzen. Im mittelung. Bergl. auf dem Kis Eged bei Erlau, auf dem Nagyszäl bei Wailzen; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberge und auf der Slanitzka bei P. Csaba, bei dem Leopoldifelde, am Johannisberge und auf dem Blocksberge bei Ofen, auf der grossen Heide ober Teteny. Auf Sandboden bei Csenke und auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, Pest und Soroksar. Am Rande des Bihariageb. am Köbä- nyaberg bei Grosswardein. — Kalk, tert. und diluv. Sandboden. 95—700 Met. 666. Saxifraga rotundifolia L. — Im Bihariagebirge sehr selten und dort nur an einer einzigen Stelle, nämlich am Batrina- plateau in der schattigen Felsschlucht, welche von der Stäna On- cösa zum Szamosthale hinabzieht, beobachtet. — Kalk. 1265 Met. 667. Saxifraga fonticola Kern. — An den Ursprüngen kalter Quellen. Im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges im Valea cepilor unter der Kuppe der Cucurbeta. — Schiefer 1600—1770 Met. 668. Sawifraga bulbifera L. — Auf Wiesen. Im mittelung. Bergl. auf dem Agärdi bei Erlau; auf dem Särhegy in der Matra in der Pilisgruppe auf dem Dobogokö und hinter der Ruine Vise- gräd, im Leopoldifelde, bei der schönen Schäferin, ober dem Sau- kopf und auf dem Schwabenbergplateau bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor; in der Vertesgruppe bei Gänt; auf der Kecskemeter Landh. auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren am Rakos bei Pest. Am Rande des Bihariageb. bei Pecze Szt. Märton und La- suri und auf dem Köbänyaberg bei Grosswardein — Trachyt, tert. und diluv. Lehmboden, selten auch auf Sandboden. 95—630 Metr Der höchst gelegene beobachtete Standort auf den Bergwiesen dicht unter der Kuppe des Dobogokö, eines im Centrum des Piliser Trachytstockes gelegenen Berges. — Fehlt wie alle Saxifragen in der Tiefebene. 669. Chrysosplenium alternifolium L. — In Wäldern an den schattigen Ufern der Bäche, an quelligen Plätzen, feuchten Felsen. Im mittelung. Bergl. selten. In der Matra bei Paräd, in der Pilis- gruppe an der Nordseite des Piliserberges, bei Pomäsz und unter dem Gipfel des Dobogokö. (Ausserhalb unseres Gebietes in der Bakony-Gruppe bei Bakonybel.) Fehlt im Tieflande. Iın Bihariageb. häufig; im Rezbänyaerzuge von der Margine durch die Valea carului, das Werksthal und Valea mare herab bis Rezbänya. Im Petrosaerzuge im Hintergrund des Poienathales; am Batrinaplateau massenhaft in der Doline, über deren feuchte Kalkwände man zur Eishöhle bei Scarisiöra hinabsteigt, dann in der Felsenenge bei der Pietra pulsului, im Valea seca und am Abfalle der Tartaroea gegen Kis Köh und Petrosa. In der Plesiugruppe in der halben Höhe des südlichen Abfalles des Plesiu. Im Szäldobägyerwalde bei 72 Grosswardein. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk. 300—1200 Met. 670. Ribes alpinum L. — An felsigen beschatteten Stellen an Waldrändern. Im Bihariageb. auf dem Batrinaplateau im Kessel Ponora an den Quellen des Galbinabaches, dann im Valea seca iu der Umgebung des Berghauses und am Ostrande des Plateaus im Valea Odincutia unter der Eishöhle bei Scarisiöora. In der Vulcan- gruppe am Kamme des Suprapietra poienile bei Vidra. — Im Ge- biete nur auf Kalk beobachtet. 840—1140 Met. Ribes rubrum L. — Allenthalben in Gärten und bei Ofen auch in Weinbergen gepflanzt. Im Tieflande, wo diese Art schlecht gedeiht, wird sie nur selten kultıvirt angetroffen. Ribes Uva crispa L. — In Gärten und Weinbergen gepflanzt. 671. Ribes Grossularia L. In Wäldern, insbesonders an fel- sigen Stellen. Im mittelung. Bergl. ungemein häufig an der Nord- seile des Piliserberges vom Gipfel abwärts bis zur Thalsohle. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge am Abfalle der Margine gegen das Werksthal; am Rande des Batrinaplateaus an der Vereinigung des Galbina- und Pulsabaches bei Petrosa und im Valea Odincutia unter der Eishöhle bei Scarisiora; in der Vulcangruppe auf dem Supra- pietra poienile bei Vidra. — Schiefer, Sandstein, Kalk. 475 bis 1265 Met. Trigonella monspeliaca L. im Gebiete der Flora Deutschlands. Von A. C. Mayer. Den seltensten Gefässpflanzen Deutschlands muss unstreitig die eigentlich Ungarn und andern südlichen Länderstrichen ange- hörige Trigonella monspeliaca L. beigezählt werden. Vor dem Jahre 1830 scheint sie als eine Bürgerin der deutschen Flora noch nicht bekannt gewesen zu sein. Bluff und Fingerhut haben selbe zwar in ihrem anno 1825 erschienenen Compendio florae Germaniae Th. II. pag. 217 aufgeführt, aber keinen Stand- oder Fundort angegeben. Host in seiner Flora austriaca. 1831. Th. Il. pag- 383 gibt der Erste, u. zw. nach Schott einen Nied.-Oesterr. angehörigen Standort in sterilibus, campestribus herbidis zwischen Himberg und Moosbrunn — an, Orte, die der Grenze Ungarns ziemlich nahe liegen, und was A, Neilreich veranlasst haben mag, in seiner Flora von Wien p. 646 der Angabe der Fundorte: „Bei Simmering (Sauter) und auf Aeckern zwischen Himberg und Moosbrunn, meist häufig (Portenschl. Herb.),“ die Bemer- kung beizufügen: es sei die Trigonella monspeliaca L. eine ungarische Pflanze, die durch fremde Sämereien eingeführt, bald in beträchtlicher Menge vorkommt, bald Jahre lang verschwindet. 73 In spätern floristischen Werken finde ich das Vorkommen der Tr. monspeliaca nur noch angegeben: in Röhlings Deutschland Flora 1839, Th. V., pag. 312 mit den Worten „an sonnigen Hügeln und an Wegen, in Böhmen bei Leitmeritz (Apotheker Burkhard in Niesky)“ Dann weiter auf Host’s Autorität: „zwischen Himberg und Moosbrunn in Oesterreich.“ In F. Koch’s Taschenbuch der deutschen und Schweizer Flora 6. Aufl. pag. 119 sind als Standorte der Tr. monspeliaca ebenfalls angegeben: „Himberg und Moosbrunn in Oesterreich, dann Leitmeritz in Böhmen,“ ausserdem aber noch „die schwarzen Felder in Mähren.* Diese letztere Angabe ist jedoch ganz unrichlig den Vorarbeiten einer Flora des mährisch-schlesi- schen Gouvernements von R. Rohrer und A. C. Mayer 1835 entnommen, denn es erscheinen dort die schwarzen Felder bei Brünn als Fundort der Trigonella foenum graecum L. (und nicht der Tr. monsp.), wo selbe noch anno 1855 von A. Makovsky gesammelt wurde. Auch A. Garke, Flora von Norddeutschland 1869, pag. 96, erwähnt des Vorkommens der Tr. monsp. bei Leitmeritz als ihres einzigen Standortes in Norddeutschland, mit den Worten: „auf trockenen Hügeln um Leitmeritz, und zwar selten,“ Nach diesem Citate sollte man meinen, dass Tr. monsp. ausser ihrem mehrerwähnten, jedoch nicht permanent scheinenden Standorte in Nied.-Oesterr., um Leitmeritz in Böhmen auf mehreren Punkten, — denn es ist ja von Hügeln und Wegen die Rede, vor- komme, und den Botanikern Böhmens diese — oder doch einer oder der andere derselben, bekannt geworden sein! Dem ist aber nicht so! — Seit mehr denn 30 Jahren, d. i. seitdem Apotheker Burkhard aus Niesky in der Lausitz, wahrscheinlich auf einer in die Leitmeritzer Gegend unternommenen botanischen Excursion die Trigonella monspeliaca L. auffand (teste Röhlings Flora Deutschlands), ist selbe von keinem andern Botaniker wieder ge- funden worden, ja selbst denen aus nächster Nähe ganz unbekannt geblieben, was gewiss nicht der Fall gewesen wäre, wenn selbe auf mehreren Stellen „auf Hügeln und Wegen um Leitmeritz“ vor- käme und nicht auf einen einzigen von Burkhart nicht näher bezeichneten Standort beschränkt wäre. — Höchst wahrscheinlich würde sie auch mir bei meinen heurigen botanischen Ausflügen entgangen sein, wenn nicht ein besonderer im Nachfolgenden er- zählter Zufall dieselbe so zu sagen in meine Hände gelegt hätte! Es war den 13. Juni a. c. Nachmittags, als ich des Pflanzen- sammelns wegen, in Begleitung meines Sohnes Karl, den eine halbe Stunde westlich von Leitmeritz liegenden, an seinem Fusse von Acker-, Obst- und Rebe-Geländen umgebenen 1251 Fuss hohen Basaltkegelberg „Radobyl* bestieg. Wir erreichten von der östlichen und nordöstlichen Seite aus, die mit einem mächligen eisernen Kreuze gezierte Spitze des Berges, nachdem wir von den theils mit Rasen theils mit Gesträuchen überwachsenen, theils felsigen Lehnen, manches Interessante mitgenommen hatten. 74 Eine Viertelstunde wurde der Erholung und der genussreichen Umsicht in dem anziehenden, selten schönen landschaftlichen Pano- rama gewidmet. Als wir dann nach der Südseite hinabzusteigen begonnen hatten, wurde ich gleich unterhalb des Gipfels, — der auch schon auf dem Dreikreuzberge bei Czernosek und auf dem Schreckenstein bei Aussig aufgefundenen niedlichen Medicago minima L. in grosser Anzahl ansichtig! Um mich unaufgehalten in der Nähe noch weiter um Pflanzen umsehen zu können, trug ich meinem Sohne auf, von dieser Medicago an 12—15 schöne Exem- plare aufzuheben, sie in die Büchse zu verwahren und mir nach- zukommen. Dieser Auftrag war kaum vollzogen, als ein beginnen- der derber Gewillerregen uns zur schleunigen Heimkehr nöthigte. Zu Hause angelangt, wurden die gesammelten Pflanzen sofort der Kapsel entnommen, um sie nochmals durchzusehen und unter die Presse zu bringen. — Doch, wie gross war meine freudige Ueber- raschung als ich unter 12 Exemplaren der Medicago minima auch 2 der Trigonella monspeliaca L. fand. Es liess mir keine Ruhe, ich bestieg den folgenden Tag schon, abermals den Radobyl, um auf dem obbezeichneten Standorte der Medic. minima die Trig. monspeliaca aufzusuchen. Ungeachtet letztere bei oberflächlicher Besichtigung viele habituelle Aehnlichkeit mit ersterer hat, so, fand ich denn doch sehr bald — diese beiden Pflanzen — untereinander wachsend, in beinahe gleich grosser, beträchtlicher Anzahl! Hiebei mache ich jedoch die Bemerkung, dass Med. minima sich auf der Süd- und Südwestseite (auf dem uncullivirten Theile) ziemlich weit hinabziehe, die Trögonella aber nur oben auf einem Terrain von circa 200 Quadr.-Klaltern Fläche vorkomme, und zwar auf theilweile ganz verwittertem, theilweise griesigem Basaltboden! Ich habe mir nachher viele Mühe gegeben, diese hier permanent auf einem beschränkten Standorte wachsende seltene Pflanze auf ähn- lichen Punkten der Nachbarschaft in den Umgebungen von Leitmeritz aufzufinden, jedoch ohne günstigen Erfolg! Ob die Tr. monspeliaca in der Zukunft auf anderen Stellen der Gegend von Leitmeritz -—- in Böhmen, Deutsch-Oesterreich oder Deutschland aufgefunden werden wird, ist abzuwarten: vorläufig bleibt dieser isolirte, um 2'/, Breite-Grade (bis 500 32 ==) nach Norden vorgeschobene Stand- und Wohnort der in Ungarn und dessen süd- und südöst- lichen Confinien heimischen Trigonella monspeliaca L. ein interes- sanles, wenngleich nicht alleinstehendes Faktum. Leitmeritz, im Dezember 1869. Zur Flora von Istrien. Von Moritz Prichoda. Sonchus tenerrimus L. (Neilreich. Veg.-Verh. von Croalien. S. 95.) Nach wiederholter mündlicher Mittheilung des Ritter v. Tommasini war der Sonchus tenerrimus niemals in Triest wirk- lich einheimisch, sondern wurde im sogenannten Lazzaretlo sporco, daselbst mit Ballast der dort im Kontumaz liegenden levanlischen Schiffe eingeschleppt, und ist schon seit mehreren Jahren wieder von dort verschwunden. Veronica Cymbalaria Bod. (ebend. $. 136.) Kommt (nach demselben Gewährsmanne) nicht bei Triest, ja nicht einmal im südlichen Istrien, sondern erst in Dalmalien vor. Ueberhaupt ist der dortige Vegelalionsbezirk viel ärmer an Veronica-Arten, als Mitteldeutschland, und man kann bei Triest und Konkurrenz nur auf nachstehende Species rechnen: Veronica Beccabunga, Ana- gallis, Chamaedrys, austriaca Koch (multifida Scop.), spicata, agrestis mit polia Fries, hederaefolia und Buzbaumiü (diese leiztere am häufigsten. — Dagegen fehlen die bei Wien so ge- meinen Species: triphylios, verna, praecox und prostrata. Satureja montana L., variegata Host, pygmaea Sibth. (illyriea Host. Ebend. S. 116). Der diesen 3 Arten in den Veg.- Verh, v. Croatien beigefügten Bemerkung: „dass diese Arten nur schwach geschieden sind, in einander übergehen, und in Vis. Dalm. 1. 194, Benth. in DC. Prodr. X1.209 und Rchb. fil. Icon. XXVIH. 41 als Varietäten Einer Art betrachtet werden,“ erlaube ich mir auf Grund meiner durch Autopsie erworbenen diessfälligen Er - fahrungen Folgendes entgegenzusetzen: Vorstehende Bemerkung passt vollinhaltlich nur auf Satureja montana und variegata. Diese beiden Arten bedecken vom August bis Oktober die Abhänge des Karstes (und dessen Plateaux) bei Triest, wıe überhaupt in Istrien, Litorale und Südkrain in Myriaden von blühenden Exemplaren, und kommen gesellig und in allerlei Uebergängen nebeneinander vor; die Unterscheidungsmerkmale der S. variegata Host sind so sublil, werthlos und unbeständig, dass jeder Botaniker, der sich die Aulgabe stellt, von beiden Arten eine reiche Lese zu halten, sehr bald die Mühe aufgibt, selbe zu scheiden und von selbst dahin geleitet wird, seine ganze Ausbeute als nur Einer einzigen Art angehörend anzuer- kennen, Nicht so jedoch Satureja pygmaea Sibth. Diese ist schon durch triviale, jedem Laien auf den ersten Blick auffallende Merk- male, als: der polsterförmigen Rasen, den ährenförmigen Blüthen- stand, die viel grösseren, einfärbigen , lebhaft violetten Corollen, von den beiden vorhergehenden Arten so deutlich geschieden, dass eine Verwechslung gar nicht denkbar ist. Auch sah ich wäh- rend der drei Herbstsaisons, wo ich selbe an gleichem Standorte, wie die zwei vorigen, jedoch nie untermischt mit denselben, son- dern einzelne Gruppen bildend, beobachtete, niemals eine Spur 76 von Uebergängen in die erstgenannten Arten; was jedoch keines- wegs die Möglichkeit ausschliesst, dass die obenbenannten Autoren: Visiani, Bentham und Reichenbach fil. derlei Uebergänge (oder Hybride?) zwischen Satureja pygmaea und montana lebend oder in Herbarien zu Gesichte bekommen haben. Nur kann ich mich denn doch nicht mit der Idee befreunden, diese so auffallend charakterisirte Species in S. montana und variegata aufgehen zu sehen. Uebrigens steht mir in dieser Beziehung die Autorität des Hrn. Hofrathes Ritt. v. Tommasini zur Seite, der in der österr. botan. Zeitschrift, XII. Nr. 5, S. 161, sich gleichfalls dieser ver- kannten Species annimmt, und in klarer, unwiderlegbarer Weise für deren Aufrechthaltung als selbstständige Art plaidirt, wobei er noch einige von mir im Vorstehenden nicht angeführte Merk- male, als: Verschiedenheit der Blüthezeit und des Geruches her- vorhebt. Ruta divaricata Ten. (Neilr. Nachtr. zu Maly’s Enum. plant. austr. etc. Seite 280). Dieser Pflanze wird in dem obigen vor- trefflichen Werke nach meiner unmassgeblichen Ansicht einiges Unrecht zugefügt. Es heisst nämlich an der eitirten Stelle „selbe sei nach M. et K. Deutschl. Il. 87, Bertoloni Ital. IV. 412—414 und Visiani Dalm. Ill. 236 eine schwer zu unterscheidende Va- rietät der Ruta graveolens L. mit schmäleren Blattabschnitten.“ Hier ist es nämlich der Ausdruck „schwer zu unterschei- dende,“ der mich befremdet, und zwar am allermeisten von Bo- tanikern, wie Bertoloni und Visiani, da gerade diese die in Rede stehende südliche Pflanze, welche überall, wo sie vorkommt, in zahllosen Exemplaren zu finden ist, wohl oft genug an Ort und Stelle beobachtet haben werden. Die Ruta divaricata, welche ich während meines dreijährigen Aufenthaltes in Triest bei meinen zahl- reichen Ausflügen auf den Karst kennen lernte und sammelte , ist nämlich durch sehr deutliche Merkmale von R. graveolens geschie- den, und zwar nicht allein durch die obenerwähnten schmäleren (überdiess auch zugespitzten, bei R. graveolens mehr abgestumpf- ten) Blattabschnitte, sondern vor Allem durch ihren ganzen Ha- bitus, den starren, steifen, mehr verholzten Stengel; die leder- arlige Konsistenz, den Glanz und die gelblich-grüne Farbe der Blätter, wogegen R. graveolens fleischige, bereifte, bläulich-grüne, schlaffe Blätter besitzt; auch fehlt der R. divaricata der charakte- ristische Geruch, welcher der R. graveolens zu ihrem Spezies- namen verholfen hat. Dagegen will ich recht gerne glauben, dass R. divaricata bei anderen Terrainverhältnissen, namentlich durch Kultur in die R. graveolens übergehen mag. Es dürfte daher Ruta divaricata,, wenn selbe als selbstständige Species nicht langer bestehen soll, doch als Karstform der R. graveolens gelten. Wien, im Dezember 1869. —esshs—- N N | Der Nussschwamm als Farbepflanze. Von Friedr. Hazslinszky. Unter Nussschwamm oder Diöfagomba versteht man hier zu Lande weder die Fistulina hepatica Fr. noch den Boletus Juglan- dis Schäff. t. 101, sondern Polyporus hispidus (Bull.) einen grossen zuerst gelben endlich rothbraunen, saftvollen, fleischig- fasrigen, zottigen apoden Löcherpilz mit zierlich bewimperten gel- ben Porenmündungen. Dieser Pilz wird hier als werthvolles Färbematerial ver- wendet. Es ist zwar längst bekannt, dass ein Polyporus eine glän- zendgelbe Farbe gebe, die nicht nur auf Zeuge, sondern auch zur Wasser- und Oelmalerei benützt werden kann, die einen vorzüg- lichen Färbestoff für Seide, und einen herrlichen Lack liefert. Doch schreibt A. Rosenthal diese Eigenschaft in seiner Synopsis plan- tarum diaphoricarum p. 29 dem Polyporus hirsutus Fr. zu, was offenbar falsch ist, weil dieser weisse Polyporus selbst nach an- haltendem Kochen weiss bleibt und keine Farbe liefert. Das Verfahren, welches die Kürschner bei Verwendung des Nussschwammes zum Färben der ungarischen Bundas und Ködmöns hier befolgen, besteht in Folgendem: Der Pilz wird in Stücke gehackt und daraus die Farbe durch Kochen in reinem Wasser ausgezogen. Lässt man die schon aus- gekochten Stücke in feuchtem Zustande oder besser im Wasser 1—2 Monate liegen und kocht wieder, so erhält man nochmals Farbe- stoff und zwar in grösserer Menge als beim ersten Kochen. Die so erhaltene Farbe wird nicht für sich verwendet, weil der Pilz nicht massenhaft zu haben ist und daher theuer gezahlt werden muss, sondern nur um einer auf anderm Wege bereiteten Farbe Dauerhaftigkeit und Leben oder Glanz zu verleihen. Zu dieser gemeinen Farbe kocht man Gelbholz (25 Pfund) mit Orleans (2 Pfd.) und setzt dazu 1 Pfd. Alaun. Dieser Farbe wird die Nussschwammfarbe zugesetzt und man erhält ein Pigment, dessen Schönheit und Dauerhafligkeit von der Quantität der zuge- setzten Pilzfarbe abhängig ist. Eperies in Ungarn, im Jänner 1870, I un Aus dem Banate. Von Carl von Sonklar, k. k. Oberst. Im Juni d. J. bin ich in dringenden Privatangelegenheiten veranlasst gewesen, eine Reise in das Banat zu unternehmen und mich 10 Tage lang in Weisskirchen aufzuhalten. Diese Gelegenheit habe ich nun dazu benützt, einige kleinere botanische Ausflüge in den Umgebungen dieser Stadt, wie auch eine grössere, dreitägige Exkursion bis zu dem Punkte Kasan an der Donau auszuführen. Alle diese Touren waren für ein botanisches Herz in hohem Grade genussreich und ich will es hier versuchen, alles jene, was ich an Pflanzen gesehen und gesammelt, etwas näher zu beschreiben. Freilich war die mir zugemessene Zeit eine viel zu kurze und schloss jede sorgfälligere botanische Durchforschung der durch- streiften Gegenden selbstverständlich aus, was mir besonders bei dem erwähnten Ausfluge längs der Donan, der in botanischer Be- ziehung des Inieressanten so vieles bot, zu meinem grössten Be- dauern klar wurde. Ganz anders würde natürlich die bezügliche Ausbeute ausgefallen sein, wenn es mir gegönnt gewesen wäre. mich einige Wochen lang in jenen Regionen aufhalten zu dürfen. Schon der Flug durch das Land vermiltelst der Eisenbahn von Wien weg bis Weisskirchen, liess mich mit Rücksicht auf Vegetation manches Interessante wahrnehmen. So war mir in der Nähe von Marchegg und noch mehr in den Umgebungen von Pest. das oft massenhafte Auftreten der schönen Gypsophila paniculata auffällig. Von Pressburg abwärts kam die Ewphorbia pannonica häufig vor, und auf den trockenen Grasflächen zwischen Pest und Czegled ward sie nicht selten die herrschende Vegetationsform. — Die Strecke zwischen Nagy-Körös und Temesvär durchfuhr ich bei Nacht. Jenseits Temesvar aber offenbarten sich die Wirkungen des banatischen Bodens und der banatischen Sonne nicht bloss durch das Auftreten neuer Pflanzenarten, sondern auch durch stärkere Entwicklung der alten, So zeigte sich etwa bei Moravitza auf dem Talus des Eisenbahndammes und in den Aeckern nebenan das Delphinium orientale Gay, an seiner rothen Farbe erkennbar, und von Werschetz angefangen, die Althaea pallida in mächtigen Stauden, während die Malva silvestris, das Xanthium spinosum, das Marrubium peregrinum, die Salvia Aethiopis u. a. m. sich in eben so zahlreichen als riesigen Exemplaren sehen liessen. Weisskirchen liegt am nördlichen Rande des Thales der Nera, das hier, seinem Ausgange nahe, die Breite von einer kleinen halben Stunde hat, und da dieser Fluss längs dem Südrande des Thales hinfliesst, so ist die angegebene Thalbreite nahezu auch die Entfernung von Stadt und Fluss. Die Mündung der Nera in die Donau findet bei dem Dorfe Alt-Palanka statt, wo das Nera- thal in die grosse banatische Ebene übergeht, die hier zunächst, jedoch erst jenseils des weiter unten zu erwähnenden Karasch- 79 hai aus einem etwa zwei Meilen breiten und vier Meilen langen Streifen theils gebundenen, theils offenen Flugsandes besteht. Der Boden des Nerathales bei Weisskirchen ist je doch aus Ihonigem und sandigem Alluvium zusammengesetzt und von grosser Frucht- barkeit. Die Entfernung von Weisskirchen bis zur Neramündung beträgt anderthalb Meilen, welche vermittelst der nach Basiasch führenden Eisenbahn in wenigen Minuten durchflogen werden können. Im Süden der Nera und mit ihr parallel erhebt sich das Lokva- Gebirge, ein aus Urschiefern aufgebauter Höhenzug, im Mittel 2000 F, hoch, stark bewaldet, auf beiden Seiten nicht allzu steil abfallend und bei Basiasch endigend, wo er der Donau, dicht an ihrem Ufer, eine Reihe schrolfer Felswände zukehrt. Der für den Bahnhof nothwendige Raum musste hier grossentheils dem Gebirge durch Wegsprengung der Felsen abgewonnen werden. Die Ent- fernung dieses Anfangspunktes der banatischen Eisenbahn von der Neramündung mag ungefähr eine halbe Stunde betragen. — Der nördliche Rand des Nerathales bei Weisskirchen aber wird durch den etwa 200 F. hohen Abfall einer Terrasse gebildet, (die sich, zwei Meilen breit, nördlich an die Berge von Werschelz anschliesst, östlich gegen Oravilza hin ausbreitet, im Westen mit dem sandigen Hügelrücken des Dumac bei Grebenac auf die welligen Flächen des oben bereits erwähnten Flugsandes abfällt, und im Süden, bei ihrer Absenkung gegen das Nerathal, ein nicht ganz zwei Meilen langes, allenthalben gleich hohes, ziemlich steiles Rideau darstellt, das in seiner ganzen Ausdehnung mit Wein bepflanzt ist. Diese Terrasse wird nun, zwischen Weisskirchen und Werschetz, ost- westlich von dem Flussbette der Karasch, einem aus den Krassder Bergen kommenden Flüsschen durchschnitten, das sich bei Jasse- nova gegen Süden wendet, die erwähnte Sandfläche im Osten ab- schliesst und ebenfalls bei Alt-Palanka, eine Viertelmeile oberhalb der Neramündung in die Donau fällt. Das kleine Becken von Weisskirchen ist von grosser landschaftlicher Schönheit, und von jedem Punkte bei dieser Stadt, der eine freie Aussicht gewährt, sind sowohl die serbischen Berge bei Rama, als auch die im Sonnen- lichte gelbglänzenden Sandwellen bei Grebenac und Gaitasol zu sehen. Das Klima ist sehr milde, im Sommer oft heiss, wodurch sich, bei der Verschiedenheit der materiellen und plastischen Boden- verhältnisse, das Auftreten einer eben so üppigen als artenreichen Vegelation sehr leicht erklärt. Meine erste Exkursion bestand aus einer, am 15. Juni Nach- mittags unternommenen Fahrt in nordwestlicher Richtung, über die vorbeschriebene Terrasse, an dem Dorfe Ablian vorüber, bis in die Niederung des Karaschlaufes, erst durch reiches Weinland, dann über Aecker und Wiesen. Neben den Weingärten stand auf trockenen Grasplätzen, oft in dichten Gruppen, das weisse Echium altissimum Jacg., mit 2—3 F. hohen Stengeln, hie und da Echium rubrum, häufiger Centaurea solstitialis, ebenfalls 2—3 Fuss hoch, Clematis recta, in gewaltigen Exemplaren u. a. In den Weingärten s0 selbst und in den Hecken an ihren Rändern fanden sich: Ornitho- galum pyrenaicum sehr häufig, Hibiscus Trionum, Tordylium ma.i- mum, Torilis Anthriscus, Turgenia latifolia, Conium maculatum, Thalietrum collinum, Aristolochia Clematitis, Falcaria Rivini, Pani- cum Crus galli u. s. f. Auf den Wiesen endlich und in den Ge- strüppen der Flussniederung wuchsen: Ornithogalum pyrenaicum stellenweise in ausserordentlicher Menge, Oytisus Rochelü Wierzb., Echium altissimum, Veronica longifolia und dentata (erstere in grosser Ueppigkeit und Schönheit), Euphorbia lucida und panno- nica, Anchusa Barrelieri, Clematis integrifolia, Oenanthe media uud banatica, Trifolium expansum, Gatium boreale f. intermedium, Thalietrum fleeuosum und flavum, Allium Scorodoprasum, Rhinan- thus major u. a. m. Zwei Tage darauf wurde die Fahrt in den Sand bei Grebenac und Neu-Palanka ausgeführt, zu welcher Tour leider ein einziger Tag verwendet werden konnte. Bei Rothkirchen, einem Dorfe west- lich von Weisskirchen, zeigte sich in den Hohlwegen und neben der Strasse an allen trockenen Stellen die Orlaya grandiflora als sehr gemein, und blieb es, wie ich nachher sah, auch an der Donau und beinahe allenthalben. Bei dem Dorfe Duplay bedeckte die Euphorbia pannonica weite Strecken, und in den Hecken und Aeckerrainen, so wie an den steinigen Böschungen der Strassen- einschnitte sah man sehr häufig die Althaea pallida und cannabina, die Lavatera thuringiaca und Centaurea solstitialis. Auf der Wiese zwischen der Karaschbrücke und dem Dorfe Grebenae stand das schöne Verbascum Blattaria in grosser Menge neben der Strasse. Hinter Grebenac betraten wir den Sand), der hier in stundenlanger Erstreckung nach allen Seiten, wüstenarlig und offen da liegt, und eine im höchsten Grade interessante Bodenbil- dung darstellt, auf deren Beschaffenheit näher einzugehen hier nicht der Ort ist. Grosse Abtheilungen dieses Sandlandes sind bereits gebunden, d. h. auf künstliche Weise mit Gras und Baumpflan- zungen überzogen worden, zu welchem Ende eine mit den nöthi- gen Geldmitteln versehene Kommission aufgestellt ist. Ungeheuere Flächen aber sind noch mit offenem, sehr feinem, gelben Sande bedeckt, der bei jedem Winde aufwirbelt und dann die Oberfläche anders gestaltet. Als unmittelbar vor meiner Abreise von Weiss- kirchen ein heftiger Gewittersturm losbrach, erschien der West- himmel, d. h. der Horizont ober dieser Sandfläche, von einer dichten, gelben, unheimlich blickenden Kourtine verhängt. Was ich hier auf dem geraden Wege von Grebenac gegen Neu-Palanka an Pflanzen sah und sammeln konnte, bestand in Fol- !) Ich spreche hier im Plural, weil der jetzige Oberstlieutenant Kara- pandscha, des Warasdiner St. Georgen Grenz-Regiments, damals noch Major im serb.-banater Grenz-Rezimente, ein vielseitig gebildeter und insbe- sondere den Naturwissenschaften ergebener Offizier, wie auch einer meiner Neffen, Adolf Bandl zu Weisskirchen, der der Botanik mit Vorliebe anhängt, die Freundlichkeit hatten mich bei dieser Exkursion zu begleiten. sl gendem: Echium altissimum, Gypsophila fastigiata , Citysus cine- reus Host., Astragulus virgatus und dasyanthus, Helianthemum Fumana, Erysimum canescens, Alyssum tortuosum, Dianthus sabu- letorum Heuflel, Tragopogon floccosus, Linum perenne, Orobanche Ritro Lam., (O0. Echinopsis Pane. von Heuffel, in seiner Enu- meralio nicht angegeben), Echinops Ritro (noch nicht in Blüte), Plantago arenaria (unlern der Schälerhütte bei dem sogenannten Punkte Nr. 3 in grosser Menge), Rhus Cotinus, Onosma_ stellu- latum, Echium pustulatum, Anchusa Barrelieri, Festuca vaginalis u. a., worunter auch eine Jurinea von hohem, schlanken Wuclhse, trübgrünen, vorherrschend ganzrandigen Blättern und bis über die Mitte hinauf beblättertem Stengel — eine Art, die meinem Erachten nach, noch unbeschrieben ist, und die ich bis auf weileres Jurinea foliosa nennen möchte. Als wir dann den Sand verliessen und uns auf dem von Weisskirchen nach Kubin führenden Landwege befanden, standen wir am Rande eines etwa eine Viertelmeile breiten Inundalionsge- bietes der Donau, das meist mit Rohr bewachsen und sumplig, nur an sehr wenigen Orten das Eindringen gestatlele. Hie und da gab es nämlich kleinere oder grössere Oasen mit nassen Wiesen, die man jedoch nur zu Wagen leicht erreichen konnte. Der ganze Rohrwald zeigte sich gelb von den Blüten des Senecio paludosus, der hier in unermesslicher Menge wächst und gewöhnlich 4 bis 5 Fuss hoch wird, so dass er seine goldgelben und vielblumigen Blütendolden oft noch über das Rohr erhebt. Auf den Wiesen aber wuchs die Gratiola offieinalis so dicht, als wäre sie angebaut, unterbrochen von den ausgebreiteten Stöcken der Glyzyrrhisa echinata, von der Inula salicina, Clematis integrifolia, Euphorbia lucida, Genista elatior, von unzähligen Thalicetren, und an feuch- teren Stellen von Oenanthae Phellandrium und Sceirpus maritimus. Eine gelegentlich von Weisskirchen zur Nera unternommene Nachmittags-Promenade belehrte mich über das ausserordentliche Ueberhandnehmen des Xanthium spinosum auf dem trockenen Anger im Süden dieser Stadt. Auch erreicht diese Pllanze hier eine Höhe und Ueppigkeit, die man in unseren Gegenden, wo sie sich leider von Jahr zu Jahr häufiger einstellt, vergeblich suchen würde. In den Wiesen und auf den Grasplätzen an der Nera fand ich: Euphorbia platyphyllos, Filugo germanica, Kentrophylium lanatum (noch nicht in Blüte), Stachys germanica, Thalictrum simplex und laserpitiüfolium, Vicia sordida, Scutellaria hastifolia, Anchusa Barrelieri, Nepeta nuda, Ranunculus Steveni, Veronica dentata, Lathyrus tuberosus, Oenothera biennis, Orlaya grandi- flora, Malva silvestris, Althaea pallida, Sisymbrium pannonicum, Saponaria offieinalis, Allium Scorodoprasum u. a. Am 18. Juni trat ich sofort die erwalınte dreilägige Fahrt in das Donauthal an. Ich fuhr zu diesem Ende auf der Eisenbahn bis Basiasch, um hier das donauabwärts gehende Dampfschiff zu be- steigen. Da dieses nicht weniger als drei Stunden auf sich warten Oestarr. botan. Zeitschrift 3. Heft. 1870. 6 52 liess, so blieb mir Zeit genug übrig mich mit der Flora der nächsten Umgebung zu beschäftigen, und diese ist in der That interessant genug. Alle Felsgehänge ringsum sind mit dem schönen Alyssunm edentulum W. Kit. bedeckt, und in dem Steinschutte am Fusse der Felsen stand Chenopodium Botrys und Glaucium corniculatum in hellen Haufen; in den die sanlteren Gehänge des Gebirges bedecken- den Büschen und Gehölzen aber blühte die purpurne Lychnis Coronoria, das Teucerium Chamaedrys in Exemplaren von niegese- hener Grösse, das Chrysanthemum macrophyllum, die Veronica crassifolia, die Clematis recta, die Achilles erithmifolia u v..a. Hier will ich nebenher erwähnen, dass die Veronica crassifolia Wierzb. gewiss nicht identisch ist mit der V. orchides Crantz, welche Pflanzen von Heuffel ganz richtig als zwei verschiedene Arten nebeneinander gestellt werden. Die Fahrt abwärts durch das herrliche Donauthal, das erst von Basiasch angefangen eine linkseitige Thalwand erhält, auf dem breiten mächtigen Strome, an der Ruine von Golubae und am Babakaifelsen vorüber, mit den schönen Bergen hüben und drüben und alles verklärt durch das warme Licht eines heiteren Sommer- lages, war vergnüglich genug. Nach vierstündiger Fahrt verliess ich zu Drenkova den Dampfer, um mich an diesem Tage noch bis Svinica, wo ich übernachten wollte, transporliren zu lassen. Hier nun halte die Vegetation merklich eine andere Gestalt gewonnen. Durch die ustwestlich streichende Richtung des Gebirges vor den Nordwinden geschützt und durch die Donau reichlich mit Wasser- dämpfen versorgt, brütet die warme Luft in diesen Gegenden Ge- wächse aus, die zum Theil südlicheren Breiten angehören, oder sie bringt hier die auch weiter nördlich schon vorkommenden Arten zu einer Entwicklung, welche nicht setlen unsere gerechte Verwunderung herausfordert. So kam bei Drenkova, inmitlen eines üppigen Graswuchses, der Convolvulus cantabrica mit mehr als 2 F. hohen Stengeln in Menge vor; daneben blühte die Nonnea pulla mil purpurnen Blüten, so wie Trifolium pannonicum, Anchusa Barrelieri, Cytisus austriacus und Astragalus virgatus. Noch deutlicher wurde der wachsende Reichthum der Vegetalion weiter unten gegen Svinica und gegen den Kasan zu, als z. B. die Althaea pallida eine Höhe von 6—8 Fuss erreichte und eben so viele grosse blassrolhe Rosen trug, — als das Echium altissimum, oft in Schaaren beisammen stehend, 5—6 Fuss hohe weisse Säulen bildete, — als die Stachys germanica bis zur Höhe von 3 Fuss aufschoss und durch eine Zahl blütentragender Nebenaxen ein buschiges Aussehen gewann, und als sich endlich die Felsen mit dem schönen hellgelben Alyssum argenteum, der tiefgelben Achillea compacta und der prachtvollen Centaurea atropurpurea bedeckten. Es war eine botanische Schwelgerei, bei der fast jeder neue Schritt vorwärts eine neue Ueberraschung brachte, sei es durch die Grösse und Schönheit einer bereits bekannten, oder durch das Auftreien einer mir bisher fremd gewesenen Pflanzenform. 83 Zwischen Drenkova und Svinica fanden sich, ausser den bereits genannten Arten, noch folgende: Pollinia Grylius (sehr gemein), Cerastium banaticum (innerhalb einer nur kurzen Strecke und dann nicht wieder). Lychnis Coronaria (an buschigen Orten über- allin grosser Menge), Anthemis tinetoria (mit thalergrossen Blüten), Stachys ramosissima Rochel (von St. recta L. nach meiner An- sicht als Art hinreichend unterschieden), Dianthus Balbisü, Cam- panula Welandü Heuffel u. a. m, Das Nachtquarlier in Svinica war erträglich, Am nächsten Tage blieb das Welter so schön als es bisher gewesen, nur ward es bedeutend wärmer, was sich uns aber erst Mittags in der Felsen- enge bei Kasan auf eine nahezu unerträgliche Weise fühlbar machte. Dalür aber breitete die Vegetalion immer reichere Schätze aus. Zwar suchte ich auf dem Felsen von Trikule vergeblich nach der Arenaria falcata, dafür aber zeigte sich in den Gebüschen an den Waldrändern der schüne Convolvulus silvaticus in immer grösserer Menge, und zwischen Tissovica und Plavischevica blühten neben der Strasse die Saponaria glutinosa, Digitalis lanata (D. Winterli Roth.), das Onosma stellulatum, Alyssum argenleum, die Achillea compacta, der Convolvulus cantabrica u. a. m. Hier wächst die Juglans regia wild und der Rhus Cotinus bildet hie und da ansehnliche Theile des Waldbestandes, so dass seine Nutzung verpachtet wird. — In Plavischevica angekommen verliess ich den Wagen und wanderte nun, mit meinem Neffen, der mich auch diesmal zu begleiten so freundlich war, dem noch etwa eine Stunde enliernten FelsendefilE des Kasan zu. Was wir bei dieser Gelegen- heit fanden und sammelten zeigt nachstehendes Verzeichniss: Cen- taurea Caleitrapa und altropurpurea, Kentrophyllum lanatum (hier überall gemein), Lychnis Coronaria, Silene cretica und dichotoma,, Dianthus Balbisi, carthusianorum, trifasciculatus, Armeria, petraeus und prolifer, Campanula divergens, Groseckü, multiflora, Welandü und glomerata, Senecio nebrodensis, Convol- vulus silvaticus, Camelina macrocarpa, Trifolium expansum und pannonicum, Geranium dissectum, Galium ochroleucum, Torilis microcarpa, Colutea arborescens, Onobrychis alba (leider nur ein Stück), Scabiosa banatica, Isatis tinctoria, Acanthus longifolius (3 Stück, am Waldrande), Stachis ramosissima, Oenanthe banatica, Veronica longifolia. Onosma stellulatum, Anchusa Barrelieri, Allium flavum, Euphorbia lucida, Filago germanica, Asplenium Ruta muraria, Grammitis Ceterach u. a. Von der Kürze der Zeit ge- drängt und dadurch an der ruhigen, aufmerksamen Durchforschung der besuchten Lokalitäten, wie auch am Verweilen an anderen, butanisch interessanten Stellen gehindert, sind mir leider Astra- galus Rochelianus Heuffel und das Symphytum ottomanum Friv., die in dieser Gegend wachsen, entgangen; ersteren habe ich viel- leicht übersehen und an dem Standorte des letzieren musste ich vorüb erfahren. Auch war in der Felsenenge am Kasan die durch keinen 6 ” 84 Luftzug gemilderle Hitze fast unerträglich und verhinderte das Be- klettern der umliegenden Höhen. Es war eben Mittag und das Thermometer im Schatten einer Tilia argentea aufgehängt, zeigte 275 Grad R. Diese Temperatur fand zu einer Zeit statl, in der in den Umgebungen von Wien die Witterung eine kühle und regne- rische war und die Mittagswärme nicht die Hälfte jenes Grad- maasses erreichte. Doch besuchten wir die geschichtlich denk- würdige veteranische Höhle, deren Oeflnung freilich nur ungefähr 60 F. ober der Strasse liegt. Der Raum ist wahrlich nicht zu gross für ein Bataillon, das diese Höhle einst zu vertheidigen hatte. Nun aber stellte sich bei uns beiden eine Art Leiden ein, dem durch ein Medikament, etwa in der Gestalt etwelcher Beef- steaks, am besten zu begegnen gewesen wäre. Wir hatten früh gefrühstückt und waren seither zwei Stunden gefahren und vier Stunden zu Fusse herumgewandert. Aber in der Unkenntniss der Gegend hatten wir es versäumt uns für diesen Tag mit der erwähn- ten Arznei zu versorgen. Weit und breit war keine menschliche Wohnung, noch weniger ein Wirthshaus wahrzunehmen, und die nächsten Anstalten dieser Art im Ogradena und in Plavischevica lagen stundenweit vor und hinter uns. Da griffen wir in dieser Nolh zu einem extremen Mittel: wir liessen uns nämlich von den Soldaten auf dem Kordonsposten unterhalb der veteranischen Höhle aus gerobem Maismehle eine Polenta (rumänisch Mamaliga) bereiten, assen etwas Schafkäse dazu und tranken Donauwasser. Nach diesem idyllischen Male traten wir den Rückmarsch nach Plavischevica an, bestiegen hier wieder unseren Wagen und er- reichten bei stark vorgeschrittener Dämmerung die Kompagnie- Station Berzaska, wo wir uns in einem ganz passablen Gasthause von den Entbehrungen des Tages erholten. Am folgenden Tage setzten wir unsere Heimfahrt über Mol- dova und Poseschena unaufgehalten fort, hie und da noch manches auflesend, was sich vom Wagen aus sehen und erkennen liess. So trafen wir bei Dolnia-Lupkova neben der Strasse eine zahl- reiche Kolonie der Inula germanica, und von anderen Orten nahmen wir noch einige Stücke der Centaurea atropurpurea und des Dianthus petraeus mit. — Bei Belobreska bogen wir von der grossen Donausirasse rechts ab, um über die Lokva und Kusic nach Weisskirchen zu gelangen. An den Waldrändern und auf den Wiesen dieses Gebirges, das eine eingehendere, botanische Durch- suchung gewiss reichlich lohnen würde, fanden sich: Melica gran- diflora, Campanula Cervicaria und glomerata, Lychnis Coronarig, Rosa arvensis, Dianthus Balbisii, trifasciculatus, Armeria und bar- batus, Trifolium pannonieum (mit anderthalb Zoll langen Köpfen), Hypericum hirsutum (selten), Thalictrum fleeuosum und laserpitü- folium, Chrysanthemum macrophyllum, Hypochoeris neapolitana, Phyteuma orbicularis, Convolvulus silvaticus u. a. Mm. Wr.-Neustadt, im Dezember 1869. o- Literaturberichte. Fries, Elia, Icones selectae hymenomycetum nondum delinea- torum. Sub auspiciis regiae Academiae scientiarum Holmiensis editae ab —. Holmiae. P. A. Norstedt et Filil. 1.—3. Lieferung. 30 Foliotafeln mit lithographischem Farbendruck. 26 Seiten Text. Imperialfolio. 1867— 1869. Im Jahre 1844 hat die königliche Akademie der Wissen- schaften in Stockholm beschlossen, alle Arten der Pilze, besonders der Hymenomyceten, welche getrocknet nicht aufbewahrt werden können, auf ihre Kosten malen zu lassen und E. Fries mit der Leitung dieses Unternehmens beauftragt. (Fries, Monogr. Hyme- nomyc. Sueciae. I. p. XI.) Im Jahre 1867 waren 1600 Tafeln dieser Abbildungen fertig. 93 Tafeln sind davon bereits in dem Werke Fungi esuclenti et venenati Sueciae (Sveriges ätliga och giftiga Swampar) veröffentlicht worden. Nach Vollendung dieses Werkes hielt es Fries für wünschenswerth, aus den erwähnten Tafeln ausgewählte Arten, welche noch gar nicht oder nicht gut in Ab- bildungen veröffentlicht sind, herauszugeben. Die oben angezeigten Lieferungen verdanken diesem Wunsche ihre Entstehung. Alle Ab- bildungen sind nach frischen, bei feuchtem Wetter gesammelten Exemplaren verfertigt worden. Die Zeichner der bisher erschie- nenen Lieferungen sind E. Pettersen. Ag. Hafström, P. Aker- land, H. v. Post, Lindgren u. OÖ. Gettman. Der Farbendruck ist von Abr. Lundquist et Comp. Von jeder Art ist eine obere und eine untere, dann eine Seitenansicht im senkrechten Durchschnitte gegeben, in welcher insbesondere die Zeichnung der so wichtigen Insertion der Lamellen mit der nöthigen Bestimmtheit ausgeführt ist. Alle Figuren sind in Lebensgrösse. Weisse oder sehr helle Arten sind auf grauem Grunde angebracht. Die bisher erschieue- nen 30 Tafeln enthalten 45 Arten, nämlich 14 von Hydnum , 31 von Agaricus. Von diesen gehören 4 zum Subgenus Amanita, 8 zu Lepiota, 8 zu Armillaria, 11 zu Tricholoma. Neue Arten sind nicht darunter, indem alle diejenigen, welche noch nicht im Systema Fungorum oder der Epicrisis Hymenomycetum aufgenom- men waren, bereits in der Monographia Hymenomycetum Sueciae oder früher in Lund’s Conspectus Hymenomycetum eirca Holmiaın erescentium, ferner in den Stockholmer akademischen Verhand- lungen ihre Veröffentlichung gefunden haben. Diese neueren Arten sind Hydnum versipelleFr., molle Fr., torulosum Fr., mirabile Fr., multiplex Fr., graveolens Fr., Caput Ursi Fr., geogenium Fr., fulgens Fr., Agaricus (Lepiota) gliodermus Fr., (Armillaria) im- perialis Fr., pleurotoides Fr., denigratus Fr., (Tricholoma) re- splendens Fr. Der Titel schliesst jene Arten aus, welche bereits früher abgebildet worden sind, allein schon das Vorwort verspricht auch Arten zu bringen, von ‘denen nur schlechte Abbildungen vor- handen sind. In der Wirklichkeit ist auch diese Schranke nicht immer eingehalten worden. Jene Arten, welche schon früher ab-- 86 gebildet waren, sind Hydnum ferrugineum, serobiculatum, nigrum, Agaricus nitidus, aridus, lenticularis, clypeolarius, parvannulatus, sistratus, illinitus, constrictus, laqueatus, sejunctus, quinqueparti- tus, flavo-brunneus, aurantius, bulbiger, pessundatus, Columbetta, mithin theilweise sogar wohlbekannte und leicht kenntliche Arten. Sieht man die höchst naturgetreuen, ebenso geschmackvollen,, als prächtigen Bilder an, so kann man sich aller, ohne Ausnahme, er- freuen. Allein erwägt man die Beschränkung des Titelblattes (selbst in der Ausdehnung des Vorwortes), den Preis, um den wenigstens der deutsche Buchhandel das Werk verschleisst (4 Thlr. 10 Sgr. für jede Lieferung von 10 Tafeln mit Text), ferner die sehr grosse Zahl der noch nie abgebildeten Arten, so ist der Wunsch wohl gerechtfertiget, keine Arten zu bringen, welche in der Literatur bereits kenntliche Abbildungen besitzen. In der Mo- nographia Hymenomyceium war die Nomenklatur so eingerichtet gewesen, dass der Artname mit dem grammatikalischen Genus der Untergaltung übereinstimmend declinirt wurde, z. B. Agaricus Amanita strangulata,, eine Neuerung, welche wie ein Uebergang zur Aufstellung der Subgenera als selbstständiger Genera erschien. Diese Neuerung ist hier glücklicherweise wieder fallen gelassen worden. Die Zulassung z. B. von Amanita als Genus wäre ein Rückschritt zu Persoon gewesen, der mil einer naturgemässen Auffassung einer Gatlung, wenn sie noch so, zahlreich ist, nicht übereinstimmt. Der Text enthält ausser einem kurzen allgemei- nen Vorworte und kurzen Einleitungen, so oft ein neues Genus oder Subgenus anfängt, beiläufig jene Bemerkungen, welche in der Monographia Hymenomycelum Sueciae jeder einzelnen Art gewid- met sind, mit dem Unterschiede, dass bei jeder Art eine förmliche, in der bekannten klassischen, prägnanten Weise des hochverehr- ten Veterans der Mykologen vorangeht, dann folgen in gesonder- ten Absätzen das Vaterland, die Beschreibung und weitere histo- rische oder kritische Bemerkungen. In dem Vorworte zu Hydnuın ist die Andeutung, dass die Arten von gallertarliger Beschaflen- heit unter dem Namen T’rremellodon oder richtiger Palmellodon als eigene Gattung behandelt werden könnten, der Untersuchung mit dem Mikroskope zu empfehlen, Hohenbühel-Heufler. Der Anfang eines Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Lud. Celakowsky, welcher im ersten Bande des Archi- ves für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böh- men (Prag 1869) enthalten ist, beginnt mit den Gefässkryploga- men, Es werden von Diesen in durchaus deutscher Sprache mit Diagnosen und Standortsangaben folgende Arten aufgeführt: Equi- setum arvense, maximum (Telmateja), silvaticum, pratense, ramo- sum, littorale, palustre, elongatum, hiemale, variegatum; Poly- podium vulgare, Phegopteris, Dryopteris, Robertianum; Woodsia elvensis, hyperborea; Allosorus erispus; Pteris aquilina; Blechnum Spicant; Asplenium Adiantum nigrum, Ruta muraria, germanicum, septentrionale, Trichomanes, viride; Alhyrium Filix femina. al- 87 pestre; Aspidium Lonchitis, aculeatum, spinulosum, cristatum, Filix mas, Oreopteris, Thelypteris; Cystopteris fragilis; Struthi- opteris germanica; Ophioglosum vulgatum; Botrychium Lunaria, matricariaefolium, rutaefolium; Lycopodium Selago , inundatum, annotinum, clavatum, complanatum, alpinum; Selaginella ciliata (spinulosa); Isoötes lacustris; Pilularia globulifera , zusammen 49 Arten, Es sind darunter weder neue Arten, noch solche Arten, die nicht schon früher in der Literatur als böhmische angegeben waren. Auch ist darunter keine einzige Art, die nicht auch ausser- halb Böhmens in der österr.-ungar. Monarchie gefunden worden wäre. Es fehlen auch zahlreiche, selbst abgesehen von den Süd- provinzen, aus Oesterreich im weiteren Sinne bekannte Arten. Da Böhmen mit Ausnahme der südöstlichen Bezirke ziemlich gut durchforscht ist, so ist nicht der Florist, sondern die Flora selbst an dieser Armuth schuld. Es ist Celakowsky’s Verdienst, dass Böhmen keine Sonderstellung in Auffassung der Artenbegrenzung mehr einnimmt. Dass Milde’s Filices Europae, 1867, in Absicht auf Artbegränzung und Nomenklatur nicht benützt wurden, erklärt der Umstand, dass dieser Prodromus laut seines Seperaltitels be- reits 1867 erschienen ist; die Vorrede Milde’s ist vom 28. Juli 1867, die Vorrede Gelakowsky’s vom 3. August 1867. Dieser Umstand erklärt auch theilweise die Weglassung von Asplenium adulterinum, welches Celakowsky nach seinen Anschauungen wahrscheinlich als Serpentinform von Asp. viride angeführt hätte, eine Meinung, die auch Milde laut bot. Zeit. 1868. 884 für höchst wahrscheinlich hält. Hiernach würde der diesem Farn von mir ursprünglich gegebene Name fallax wieder aufleben (Vers. zool.- bot. Ver. V1. [1856]. 260, 261). Die böhmischen Standorte sind Nord- böhmen (Karl laut meiner Angabe a.a.0.) und auf Serpenlin im Walde an dem Wege von Einsiedel nach Sangenberg. (August 1857. Kalmus laut Niessl in den Verhandl. des naturwissensch. Vereins in Brünn. VI. 167, 169.) Uebergangen ist Osmunda regalis von Neustadil an der sächsischen Grenze, gefunden von Gottfried Menzel laut Lorinser Conspectus Stachyopteridum, 1838, eine Angabe, die der vorsichtige Milde in seine Monographie von Osmunda (p. 59) ohne Anstand aufgenommen hat und die auch mir nicht verdächlig erscheint. Neustadtl ist nicht auf sächsischem Boden, sondern in Böhmen selbst. Hingegen ist die kleine Schneegrube, der bisher bekannte einzige angeblich böhmische Standort von Woodsia hyperborea, p. 6, schon ausserhalb Böhmens, in Preussisch-Schle- sien. Die Böhmen und Schlesier rechnen beiderseilig das ganze Riesengebirge zu ihrem Florenbezirke. Das ist mir wohlbekannt. Ich kann aber dieser Anschauung um so weniger beipflichten, als in der That zwischen den nördlichen und südlichen Theilen des Riesengebirges ein natürlicher, nicht bloss ein politischer Unter- schied obwaltet. Die auf die Gefässkryptogamen folgenden Mono- kotylen überlasse ich einem allfälligen anderen Berichterstatter. Hohenbühel-Heuller. —ör —— 88 XXIV. Jahresbericht des botanischen Tauschvereines in Wien, im Jahre 1569. Bis zum Schlusse des Jahres 1869 sind 453 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 31 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wurden im Ganzen von ihnen über 21.000 Pflanzen-Exemplare ein- geliefert. Insbesondere haben die Herren: Andorfer, Alois, Mag. Pharm. in Langenlois. — Eingesendet 302 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Bayer, J.N., pens. General-Inspektor in Steyr. — Eing. 900 Expl. aus der Fl. von Oberösterreich. Clessin, Stephan, Beamter in Dinkelscherben in Baiern. — Eing. 845 Expl. aus der Fl. von Baiern. Csato, Johann von, Gutsbesitzer in Koncza in Siebenbürgen. — Eing. 414 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Doms, F. A., Seminarlehrer in Bartin in Preussen. — Eing. 1196 Expl. aus der Fl. von Hinterpommern. Fritze, R., Apotheker in Rybnik in Pr.-Schlesien. — Eing. 441 Expl. aus der Fl. von Schlesien und den Karpaten, Halacsy, Dr. Eugen v., prakt. Arzt in Wien. — Eing. 564 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich und Ungarn. Hans, Wilhelm, in Herrnhut in Sachsen. — Eing. 664 Expl. aus der Fl. von Sachsen und vom Cap. Holuby, Jos. Lud., Pfarrer in Ns.-Podhragy in Ungarn, — Eing. 807 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Jaeggi, J., in Aarburg. — Eing. 210 Expl. aus der Fl. der Schweiz. Janka, Viktor v., Oberlieutenant in Szent-Gothärd. — Eing. 104 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Ilse, Dr., Oberförster in Trier. — Eing. 800 Expl. aus der Fl. von Pommern, Thüringen und den Karpaten. Krenberger, J., Priester in Raabs. — Eing. 701 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich und der Schweiz. Kristof, Lorenz, Lehramts-Cand. in Wien. — Eing. 297 Expl. aus der Fl. von Kärnthen. Lagger, Dr. Franz, in Freiburg. — Eing. 945 Expl. aus der Fl. der Schweiz. 59 Lerch, Dr. Julius, in Couvet in der Schweiz. — Eing. 2510 Expl. aus der Fl. vom Jura. Lutz, Ignaz, Ingenieur in Wien. — Eing. 1450 Expl. aus der Fl. von Krain. Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 443 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Plosel, E., Obergärtner in Tempelhof. — Eing. 787 Expl. aus der Fl. v. Schlesien und Thüringen. Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath i in Wien. — Eing. 987 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Reuss, Wilhelm, Med, Cand. in Wien. — Eing. 400 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Scheuta, Dr.N. J., in Wexio in Schweden. — Eing. 600 Expl. aus der.Fl. von Schweden. Strobl, Gabriel, Kleriker in Admont. — Eing. 528 Expl. aus der Fl. von Steiermark. Tauscher, Dr. Julius, prakt. Arzt in Ercsin in Ungarn. — Eing. 89 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Thümen, Freiherr v., in Krems "in Niederösterreich. — Eing. 355 Expl. aus verschiedenen Floren. Tommasini, Mutius Ritter v., k.k. Hofrath in Triest. — Eing. 100 Expl. aus der Fl. von Istrien. Traua, Er. Andr., in Upsala. — Eing. 1127 Expl. aus der Fl. von Schweden und Norwegen. Trautmann, C., in Nikolausdorf in Sachsen. — Eing. 711 Expl. aus der Fl. von Sachsen und dem Riesengebirge. Val de Lievre, Anton, k. k. Finanzrath in Trient. — Eing. 356 Expl. aus der Fl. von Tirol. Vrabelyi, Martin v., in Erlau. — Eing. 224 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Winter, Georg, Med. Cand. in Giessen. — Eing. 1201 Expl. aus der Fl. von Giessen, XXIII. Continuatio. Rilench: aupTiceatorunm. Arabis arceuata Schult, Linaria striata DC. Arenaria gothica Fr. Luzula parviflora Desv. Campanula niflora L. Pedicularis lapponica L. Carexz norwegica Wlld. Pinguieula villosa L. Dentaria pinnata Lam. Poa hybrida Gaud. Draba incana L. Potentilla fruticosa L Dracocephalum thymiflorum L. Ranunculus graeilis Schl. Galium elongatum Prsl. Rubus aretieus L. Gnaphalium alpinum L. Salix helvetica Vill. Hierueium rupieolum Fr. Setaria ambigua Guss — wversicolor Saut. Vahlodea atropurpurea Fr. 90 Camplothecium lutescens. Lichenes. Encalypta vulgaris. Cetraria nivalis. Leptotrichum pallidum. Evernia vulpina. Orthotrichum obtusifolium. Gyrophora vellea. Plagiothecium sylwatieum. Stercocaulon denudatum. — undulatum. Trachylia arthonioides. Pottia lawceolata. # RBRacomitrium heterostichum. Musei. Anomodon attenuatus. Wien (Wieden, Neumanngasse 7). Skofitz. Personalnotizen. — Dr. Franz Unger ist am 12. Februar in Graz, wo er fast ausschliesslich seinen wissenschaftlichen Arbeiten lebte, ge- storben, nachdem er ein Alter von 69 Jahren erreicht halte. Diese Zeitschrift brachte im Jahre 1864 das Porträt und eine biographische Skizze Unger’s. Letzlere verfasst von Dr. Neil- reich schliesst mit den Worten: „Und seltsam, kein Orden schmückt seine Brust, keine weltliche Auszeichnung ziert seinen Namen. Wenn auch! Sein Ruhm wird leben, so lange es eine Wissenschaft gibt, wird leben, wenn alle Zeichen irdischer Gunst dem allgemeinen Lose der Vergessenheit längst verfallen sind.* — Allein welch geringen Werth Unger auf deılei Auszeichnungen zufälliger Gunst legte, wird ersichtlich aus einem Schreiben an die Redaktion vom 5. Jänner 1864, wo es in Betreff obiger Schluss- worte heisst: „Nur eines hat mich etwas unangenehm berührt, nämlich der Schlusssatz, der wie eine Mahnung klingt und provo- eirt. Ich, der ich am Rande des Grabes, oder geringer gesagt, doch wenigstens an der Neige des Lebens stehe, habe diese Be- gehr der Eitelkeit wahrhaftig längst überwunden, und bin vollkom- men schon damit zufrieden, wenn der Staat einst sagt, — er hat seine Schuldigkeit gethan.* — Bei dieser Gelegenheit sei noch einer anderen Bemerkung Unger’s in einem :Schreiben an die Redaklion vom 31. Oktober 1863 gedacht; sie lautet: „Was die Biographie betrifft, die meinem Gesichte in Ihrer Zeitschrift bei- gegeben werden soll, so wird sie jedenfalls, wenn Herr Neil- reich der Verfasser ist, zu günstig für mich gehalten sein. Ich würde daher ersuchen, so massvoll als es immer möglich ist, in der Beurtheilung meiner Leistungen zu verfahren. Ich selbst kenne zu gul, was an denselben mangelhaft ist, und möchte die Irrun- gen und Fehler eher unumwunden aufgedeckt, als übertüncht sehen. Früher oder später thut diess die Geschichte der Wissen- schaft doch.“ 91 — Vietor v. Janka wurde als botanischer Kustos am Na- tional-Museum in Pest angestellt. — Johann Bayer, pens. General- Inspektor der Staals- eisenbahn-Gesellschaft,, ist am 14. Februar in einem Alter von 68 Jahren, zu Steyr in Oberösterreich am Herzschlage gestorben. _—— I ——— Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der k. Akademie der Wissenschaf- ten am 9. December legte Dr. Peyritsch eine Abhandlung über Bildungsabweichungen bei Umbelliferen vor. Er beobachlete eine Reihe von Blüthenmissbildungen. So bei Carum Carvi, wo die Blu- menblälter am Mittelnerv mit blattartigen Sprossungen dicht besetzt waren, statt der Staubgefässe standen doppelspreilige, corollinische Gebilde, der Fruchtk. fehlte; bei Daucus Carota verschiedene Ver- bildungen der Staubgef.; an Torilis Anthriscus luxurirende Axel- sprossungen der Blüthen; bei Peucedanum Chabraei waren alle Blüthentheile vergrünt, die Staubgef. zu laubartigen, gelappten Blättern umgewandelt. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur am 2. December berichtete Dr. A, Engler über die Flora des Isonzothales, das er von Görz bis zum Terglou durchwandert und vervollständigte seine Beobachtungen durch die a. a. O. gemachten Mittheilungen des Prof. KraZan in Görz. Von besonderem Interesse ist die Vegelalion oberhalb Görz (271° über dem Meere) zu beiden Ufern des Isonzo, dessen blau- grüne mit dem Tosen eines echten Torrente dahinbrausenden Fluthen die für die nächste Umgebung der Stadt charakteristischen breccien- und conglomeratarligen diluvialen Gesteinmassen durchschneiden. Durch eine geringe Höhe über dem Niveau des Meeres gehört das Gebiet durchaus der Ebene und dem Haupticharakter seiner Flora nach dem Küstenlande an; aber die ursprüngliche Vegetation ist gemischt und bereichert durch Flüchtlinge aus anderen Regionen, welche sich theils auf die Dauer angesiedelt haben, theils nur sporadisch auftreten. Diese Pflanzen verdanken ihre Entfernung von ihrem ursprünglichen Wohnort nicht bloss der Gewalt des Torrente, sondern noch vielmehr der regelmässig wiederkehrenden gewal- tigen Bora, welche die in Folge der veränderten klimatischen Ver- hältnisse, namentlich in Folge von Trockenheit eingehenden Indi- viduen immer wieder durch neue Ankömmlinge ersetzt. Während ein grosser Theil der bei Görz an den Ufern des Isonzo vorkom- menden Pflanzen nach Krazän aus dem benachbarten nordöstlich von Görz gelegenen Ternowaner Gebige stammt, andere wiederum dem Isonzothal und den Sandsteinhügeln des Wipbachthales ge- meinsam angehören, ist die ursprüngliche Heimat anderer, wie 92 z. B. von Gypsophila alpina, Rumex scutatus, Campanula carnica etc. in den hohen Kalk- und Dolomitgebirgen zu suchen, welche den obern Lauf des Isonzo einschliessen. Noch grösser ist der Reichthum von herabgeführten alpinen und subalpinen Pflanzen auf der Strecke von Caporetto bis St. Maria. Schon oberhalb Caporetto gehören Geranium macrorrhizum, Asperula longiflora, Sazwifraga crustata und S. Hostü, Silene fruticulosa Sieb. zu häufigen Er- scheinungen. Während die Berge von Caporetto bis Flitsch zum grossen Theil entwaldet sind und ihre steil abfallenden Felswände nur eine spärliche Vegetation aufkommen lassen, sind die Thal- wände des obersten Laufes, des sogenannten Loochthales und des Trentathales etwas waldreicher; interessant ist namentlich die Vege- tation der humusreichen Buchenregion, wo Sazifraga tenella und Sax. Ponae Sternb. in auffallender Häufigkeit neben Rhododen- dron hirsutum, Betonica Alopecuros, Gentiana utriculosa etc. auf- treten. Noch reicher und eigenthümlicher wird die Flora auf den zahlreichen Plateaux, welche dem Gebirgsstock des Terglou ange- hören, während auf den Gipfeln selbst nur eine kümmerliche Vege- talion ihr Dasein fristet. Der Sekretär zeigt: Naturwissenschaft- liche Anschauungs- und Zeichenvorlagen, gezeichnet, litho- graphirt und herausgegeben von Gotthold Elssner in Löbau. Hiernach verliest der Sekretär eine von Dr. Paul Ascherson in Berlin eingesandte Abhandlung: Ueber Standorte der Pilu- laria. Der Verfasser, bezugnehmend auf die Mittheilungen des Dr. Hodann in den Verhandl. der botan. Sektion für 1868, hebt hervor, dass Pilularia in allen ihm persönlich bekannten Fundorten bei Sommerfeld (hier entdeckt durch Hellwig und Weise), bei Berlin in der Nähe von Tempelhof, bei Aareppen unweit Delbrück, bei Dielkau in der Niederlausitz, keine eigentliche Wasserpflanze ist, obwohl sie völlig untergetaucht einige Zeit vegelirt, aber in diesem Zustand steril bleibt. Pilularia gehört zu jenen Teich- oder Ufer- pflanzen, welche zu ihrem Gedeihen und zur Fruchtbildung einen im Winter und Frühjahr überschwemmten, später aber trocken werdenden Boden verlangen. Aehnlich verhält sich die von Ascher- son 1863 mit Dr. Reichardt im südlichen Sardinien aufgefundene Pilularia minuta. Prof. Milde theilt mit, dass die Elodea cana- densis in diesem Jahre sich in einem Teiche in der Nähe des Rothkretscham bei Breslau angesiedelt habe. Wundarzt Knebel zeigt ein lebendes Sedum refleeum mit höchst ausgezeichnetem hahnenkammähnlich verbreiteten fasciirten Stengel. Dasselbe stammt aus dem botanischen Garten in Halle. Dr. phil. W. G. Schneider hielt einen Vortrag über die Gattung Sclerotium Tode. Es wurden zunächst nur die zahlreich auf verschiedenen Gräsern vorkommen- den Scleroticum Clavus, als Mutterkorn bekannt, aus denen sich später 3 Olaviceps-Arten entwickeln, berücksichtigt und folgende in Schlesien gefundene, mit Mutterkorn behaftete Gräser vorge- zeigl: Agropyrum repens, Aira cespitosa, Alopecurus fulvus und pratensis, Anthoxantum odoratum, Arrhenaterum elatius, Bromus u secalinus, Dactilis glomerata, Festuca pratensis, Glyceria fluitans, Hordeum vulgare und murinum, Lolium perenne, Molinia coerulea, Phalaris arundinacea,. Phleum pratense, Poa annua und nemoralis, Secale cereale, Triticum vulgare und caninum, aus deren Selero- tium sich die Claviceps purpurea Tul. entwickelt; sowie Phrag- mites communis und Heleocharis palustris, aus deren Selerotium sich Claviceps microcephala Tul. und Clav. nigricans Tul. ent- wickeln. Ferner. sprach derselbe über die neue, von Herrn Prof. Kühn in Halle aufgestellte Uredineen-Galtung und Art, Calypto- spora Göppertiana, welche derselbe an Veceinium Vitis idaea (der Preisselbeere) voriges Jahr zu Krummhübel im Riesengebirge ent- deckt und der Vortragende schon vor 6 Jahren und auch dieses Jahr bei Reinerz gefunden hat. Der Pilz zeigt sich als eine dicke schwammige Auftreibung des Stengels, seltener der Blattstiele und eines Theiles der Blätter. Die Sporen sitzen ziemlich fest in dem Innenraum der Oberhaulzellen und sind eng von der Zellmembran umschlossen, sie sind unregelmässig elliptisch-prismatisch, oben stumpf, dunkelbraun, unten abgerundet, hellbräunlich, durch kreuz- weise Theilung meist viergetheilt, 9—10 Mikrom. lang und 8 bis 9 Mikrom. breit. Nach Kühn keimen die Sporen im Frühjahre, und zwar enlwickelt sich aus jeder Abtheilung der Spore ein Keim; die Sterigmala sind kurz, tragen vier Sporidien, diese sind sphärisch und weiss gefärbt. Fuckel hal diesen Pilz als Fusidium tumescens unter n. 1653 in seinen Fungis rhenanis ausgegeben. F. Cohn, z. Z. Sekretär der Seklion. — In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin am 16. Nov, legte Dr. Ascherson das von Dr. F. v. Müller im St. Vincent-Golf in Südaustralien gefundene, von demselben in den Fragm. Phytogr. Austral. IV p. 113 als Amphibolis zosterifolia beschriebene Fruchtexemplar einer Meer- phanerogame vor, welches ihm derselbe kürzlich zur Ansicht zu übersenden die Güte hatte. Dasselbe ergab sich als mit dem der Gesell- schaft in der Februar-Sitzung 1867 vorgelegten Fruchtexemplare der Posidonia australis Hook. fil. identisch. Die weibliche Blüthe und Frucht der Amphibolis (welche nunmehr, da die von Gaudschaud beschriebene und abgebildete männliche Blüthe keine Veranlassung bietet, die betreffende Art von Cymodocea zu Irennen, bis auf Weiteres wieder als Cymodocea antarctica (Labille) Endl. zu hezeichnen ist), sind mithin noch aufzufinden. — In einer weitern Sitzung am 21. Decemb. theilte derselbe aus den kürzlich einge- gangenen Briefen des Dr. G. Schweinfurth an Prof. A. Braun, d. d. grosse Seriba Gattas am Diur-Flusse (70 N. Br.), welche das erfreulichste Wohlsein des Reisenden melden und von dessen rastloser Thätigkeit und reicher Ausbeute Nachricht geben, einen die Vegelationsverhältnisse des erforschten Gebieles zwischen den Flüssen Diur und Tondj betreffenden Abschnitt mit. Ungeachtet der einförmigen Terrainbildung fand sich dort eine ausserordentlich mannigfallige Vegetation, so dass der Reisende von Ende März 94 bis Ende August, also nicht einmal in der günstigsten Jahreszeit, schon über 600 Pflanzen-Arten gesammelt hatte. Der Vegetalions- charakter zeigte grosse Uebereinstimmung mit westafrikanischen Florengebieten, bis auf die geringe Anzahl von Farnen. Die Grenze des festen Gesteins (rothen Thoneisensieins), welche sich zugleich durch eine allmälig ansteigende Terrainstufe markirt, bezeichnet einen schroffen Wechsel im Vegetationscharakter wie er kaum beim Ueberschreiten der europäischen Alpenkette greller hervorlritt; für den Thoneisenstein ist besonders der Butterbaum (Butyrosper- mum Parkiit Kotschy) charakteristisch. U SD — Sammlungen. — Das von Schultz Bip. hinterlassene Compositen-Herba- rıum hat E. CGosson in Paris käuflich erworben. — Die Bibliothek von Martius wird am 7. März durch Weigel in Leipzig versteigert werden. —e gi — Literarisches. — „Chemismus der Pflanzenzelle. Eine morphologisch- chemische Untersuchung der Hefe mit Berücksichtigung der Natur, des Ursprunges und der Verbreitung der Gontagien.“ Von Dr. H. Karsten. Wien 1869. Verl. v. Wilhelm Braumüller. 90 Seiten in Oct. mit 9 Holzschnilten. — Diese neueste Arbeit des Prof. Karsten behandelt nach einer allgemeinen Anleitung das Wachs- thum und die Entwickelung der Hefezellen; Micrococeus, Micro- sporon, Vibrionen und Leptothrix; die Veränderung der Hefezellen und der Vibrionen in Krystalloide, in Sarcina und Palmella prodi- giosa; die chemische Veränderung der Hefezellhaut; die morpho- logische Bedeutung der Hefevegetation und endlich die physiolo- gische Bedeutung der Hefe. Die Abhandlung dürfte in so ferne von erhöhetem Interesse sein, als sie eine Beurtheilung des wissen- schaftlichen Standpunktes des Verfassers ermöglicht, was in Anbe- tracht der Angriffe, welchen sein Werth als Professor in jüngster Zeitmehrlach ausgesetzt war, nicht ohne Wichtigkeit ist. Die Aus- statllung des Werkes ist eine vorzügliche. — Der Bericht über die internationale Gartenbau- Ausstellung in Si. Petersburg vom 17. (5.) bis 30. (18.) Mai 1569 enthält: 1. das Ergebniss des Preisgerichtes, 2. einen Bericht über die Resultate der Ausstellung, 3. die Aufzählung der Vor- stände, Commissäre und Repräsentanten, die bei der Ausstellung mitwirkten, endlich 4, einen Bericht über die drei Sitzungen über den mit der Ausstellung verbundenen Gartenbau- und botanischen 95 Kongress. Diese vier Kapitel haben einen höchst ungleichen Werth. Kapitel 2 und 3 besitzen nur eine historische, theilweise gar nur ephemere Bedeutung, mit Ausnahme einiger Notizen admi- ministrativen Inhaltes, die auch späteren Ausstellungen zu Gute kommen können. Die im Gap. 4 niedergelegten Sitzungsberichte enthalten einiges Neue, und einiges Wichtige. Das Wichlige ist aber nicht neu, und selbst, soweit es von russischen Forschern herrührt, schon anderweitig publieirt worden; die neuen Mitthei- lungen sind aber durchwegs ziemlich unwichtig. Vom hohen In- teresse und bleibenden Werthe ist das Kap. 1, worin die Ergeb- nısse der 20 Sektionen des Preisgerichtes in eingehender Weise niedergelegt sind. Dieser Bericht über die wahrhaft ausgezeich- neten Leistungen der Aussteller wird für jeden Freund der Horti- euliur von Interesse, für jeden Fachmann auf diesem Gebiete von hoher Wichtigkeit sein. JE: „Botanischer Kalender für Nord-Deutschland. Weg- weiser are Gedächtnisshilfe auf botanischen Exkursionen für Lehrer, Botaniker und Studirende.* Von Franz Schulz. Berlin 1869. Ver- lag von.C. Duncker. 156 Seite in Duod. — Indem das Büchlein eine Anleitung gibt, gewisse Pflanzen zu ihrer Blülhezeit an den ihnen entsprechenden Fundorten aufzusuchen, gewährt es zugleich eine Uebersicht des Vegetationscharakters bestimmter Lokalitäten, Es werden nämlich die in jedem Monate blühenden Gewächse nach den Standorten, wo sie zumeist vorkommen, angeführt; so 1. Holz- gewächse im Wald, Park und Gebüsch (Holzpflanzen) , 2. Kraut- gewächse im Wald und Gebüsch (Schattenpflanzen), 3. in Gärten, 4. auf Aeckern, 5. auf Schutt, unfruchtbaren Plätzen, Mauern, an Zäunen, Hecken (Schuttpflanzen), 6. auf wüsten Ländereien, Hügeln, Heiden, Abhängen (Heidepflanzen), 7. auf Wiesen, 8. aul feuchten, sumpfigen und torfigen oder quelligen Orten (Sumpf- und Ufer- pflanzen), 9. im Wasser, 10, auf salzhaltigen Orten, Seeküsten und Salinen (Salzpllanzen), 11. in Gebirgs- und Bergegenden, 12, Schma- rotzer auf andern Pflanzen. Die unter diesen Standorten angeführten Pilanzenarten werden kurz charakterisirt, was immerhin eine Unter- scheidung ermöglicht. Dem eigentlichen Kalender befinden sich ein Schlüssel zum Linne’schen System und eine Erklärung der Autor- namen vorgesetzt. Die Ausstattung des Taschenbuches ist eine ganz gefällige. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Mayer, mit Pflanzen aus Böh- men. — Von Herrn Prichoda, mit Pfl. aus Niederösterreich, — Von Herrn Patze, mit Pf. aus Norddeuischland. — Von Herrn Br. Thümen, mit diversen Pill. — Von Herrn Haussknecht, mit Pfl. aus der Schweiz und von Weimar. — Von Herrn Krenberger, mit Pfl. aus Kärnthen und Steiermark. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Focke, Ilse, Doms, Krempelhuber und Wetschky. Es werden in europäischen Gärten kultivirte Pflanzen in schön präparirten Exemplaren zu kaufen gesucht. 96 Berichtigung. Im Februar-Hefte ist bei der Zusammenstellung des Schrift- satzes von Dr. Kerner’s Abhandlung: „Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichischen Flora,“ eine äusserst unliebsame Verwirrung im Texte entstanden, welche den Artikel geradezu unverständlich macht. Nach Zeile 9 auf Seite 42 hat zu folgen Zeile 12 auf Seite 43 bis inclus. Zeile 21 auf Seite 44 und nach Zeile 21 auf Seite 44 hat zu folgen Zeile 10 auf Seite 42 bis inclus. Zeile 11 auf Seite 43. Inserate. © 03 2 ®:<> Für Freunde der Botanik! > 9 ( 3 2 Fr. Voigt’s Buchhandlung in Leipzig, Kreuzstrasse 8, 9, liefert &2 &5 gegen Einsendung des Betrages: = 3) 98 #9 Prof. Petermann’s Pflanzenreich in vollständigen Beschreibun- = Be gen aller wichtigen Gewächse etc. 136 Bogen Text mit 282 fein 5? 88 col. Tafeln (1600 Pflanzen und 426 erläuternden Fig.) 2 Bände :3 © Lex. 8. In 2 eleg. und sol. neuen Halbfranzbänden (statt Subser.- = = Preis.35 Rthlr.) für nur 15 Rthlr. 23 io Dasselbe schwarz, broschirt (14, Rtllr.) für nur 6 Rthlr. 83 Ba NB. Auch direkt durch jede Buchhandlung zu beziehen. s ES) 33 [902 SINE 3 & D 3 HIIIITIIIIEIEN ES! IERTEICICEN LOFT DREHEN ENDEN BIAFTARTAFTARTAFTAFTARTSRTARTARTA TOO FIAFTARTAFTTO, In Ferd. Dümmler’'s Verlagsbuchhandlung (Harrwitz und Gossmann) in Berlin erscheint: Der Naturforscher. Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte ın den Nalurwissenschaften. Herausgegeben von Dr. Wilhelm Sklarek. Preis vierteljährlich 4 Thlr., Preis des Monatsheftes 10 Sgr. Der „Naturforscher“ hat sich das Ziel gestellt und nach dem Ur- theile aller Berufenen bisher geschickt angestrebt, die Entdeckungen der For- scher aller Länder — zum Theil aus den Verhandlungen der Vereine und Akademien, zum Theil aus Monographien und Fachjournalen — aufzusammeln und in gedrängter Kürze gemeinverständlich wiederzugeben. Eine solche, im guten Sinne populäre Darstellung wird besonders für Diejenigen von grossem Nutzen sein, die ein specielles naturwissenschaftliches Fach bearbeiten, und bei dem engen Zusammenhange, in dem die einzelnen Zweige der Naturwissen- schaft unter einander stehen, auch aus den übrigen Gebieten regelmässig das Wichtigste und Interessanteste kennen zu lernen wünschen. Eine ganze Reilie geachteter Forscher hat sich bereits dem Unternehmen als Mitarbeiter angeschlossen. Probenummern sind durch jede Buchhandlung zu erhalten. PER EGGEREIEERENBEREEEREREEGE EEE | |______ Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, en Botanik und Botaniker, z.rerwerien sonten.sica den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion i )rä eri auf selbe (sn " r N aa a a ar, ieden, Neumang. Nr. Man pränumeriet zur sate Gäriner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzte, hmm mit 5 (3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig. oder J on ahnen Buchhandels übernimmt a a wine we Apotheker und Techniker. ae en halbjährig. €. Gerolt’s Sohn, Inserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N°- 4 Buchhandlungen. = % r F . NY/IGENT B- . XX. Jahrgang. WIEN. April 1870. INHALT: Ueber Rubus-Arten. Von Dr. Focke. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Bemerkungen zu Boissier's Flora orient. Von Janka. - Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt. Von Dr. Pokorny. — Literaturberichte. Von Hohen- bühel-Heufler. — Correspondenz. Von Dr. Kerner, Huter. —Personalnmotizen. — Vereine, An- stalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauslıeverein. — Inserat. Bemerkungen über einige Rubus-Arten. Von Dr. W. ©. Focke. 1. Das Einwurzeln der Brombeerschösslinge. Be- kanntlich vermehren sich die meisten einheimischen Brombeeren auf vegelativem Wege durch das Einwurzeln ihrer Schösslings- spilzen. Babington hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dass der wagerechte auf dem Boden fortkriechende Schössling sich vor dem Einwurzeln wieder erhebt. Auch in seinem neuesten Werke über die brittischen Rubi bespricht er diese Er- scheinung, ohne indess irgendwie auf die mechanischen Ursachen derselben hinzudeuten. Die jungen Brombeertriebe wachsen An- fangs entweder aufrecht oder in mehr oder weniger schiefer Richtung in die Höhe; je länger sie werden, um so weniger sind sie im Stande, sich ohne Stützpunkte aufrecht zu erhalten, daher neigen sie sich, falls sie in ihrem Wachsthume keinen Halt an- treffen, in Folge ihrer eigenen Schwere wieder zum Boden herab. Bei den Trieben der schwächeren Arten ist dies sehr bald, bei denen der stärkeren oft erst im Herbste der Fall. Auch wenn sie im Gebüsche häufige Anhaltspunkte finden, müssen sie schliesslich Oesterr. botan, Zeitschrift. 4 Heft. 1870 d 38 wieder herabsteigen, weil die Richtung des Triebes allmälig immer horizontaler und zuletzt abwärts geneigt werden muss, doch kann leicht die Vegetationsperiode verflossen sein, bevor die Spitze den Erdboden erreicht. Sind die Schösslinge wieder auf der Oberfläche des Bodens angelangt, so kriechen sie eine Strecke am Grunde hin und wurzeln sich schliesslich, wo sie es irgend vermögen, in das Erdreich ein, aber erst nachdem sie noch einmal einen kleinen Bogen gebildet haben, durch welchen sie sich einige Zoll über den Boden erheben. Die mechanischen Ursachen dieses letzten Aufsteigens sind leicht zu verstehen. Die Tendenz zum Einwurzeln tritt auf, sobald die Laubblätter der Spitze sich im Herbste nur noch langsam und unvollkommen entwickeln. Es häufen sich dann Nähr- und Bildungsstoffe in der Spitze an, welche sich dadurch verdickt und verstärkt, so dass sie weniger biegsam und nachgiebig wird. Wenn sie nun im Wachsthum auf irgend einen Widerstand stösst, sei es ein Steinchen, eine feste Erdscholle, eine Pflanze oder dergl., so stemmt sie sich dagegen und zwingt auf diese Weise den nachwachsenden Theil des Schöss- lings sich im Bogen zu erheben. Dies Aufsteigen des hinter der Spitze liegenden Theiles hat nun die Folge, dass die Spitze selbst sich nach abwärts richtet, wodurch sie um so besser befähigt wird, die zahlreichen Würzelchen, welche sich an ihr entwickeln, in’s Erdreich eindringen zu lassen, in welchem sie sich bald befestigen und büschelig ausbreiten. Der von Babington beobachtete, aber nur teleologisch erklärte zweite Bogen entsteht also durch An- häufung von plastischen Stoffen in der Schösslingsspitze und durch das Anstemmen der auf diese Weise resistenter gewordenen ver- dickten Spitze gegen ein in ihrer Wachsthumsrichtung vorhandenes Hinderniss. Der durch den nachwachsenden Trieb gebildete Bogen begünstigt oder ermöglicht das Festwurzeln. Es kann übrigens auch vorkomıen, dass eine Schösslingsspitze sich unmittelbar aus dem ersten Bogen in die Erde hinabsenkt. Es ist dazu erforderlich, dass der Trieb einen festen Unterstülzungspunkt gewonnen hat, ohne welchen die Spitze im Winde hin und herschwanken würde und sich nicht am Boden festheften könnte. Ferner muss sie erst im Herbste, wenn die Bedingungen zum Einwurzeln vorhanden sind, den Boden wieder erreichen. Bei einigen hochwüchsigen Arien scheint diese Weise des Einwurzelns öfter vorzukommen. 2. Rubus Leesü Babingt. Jm Jahre 1846 beschrieb Babing- ton eine Varietät des R. Jdaeus, welche er als var. Leesü be- zeichnete. Bald nachher führte er sie als eigene Art auf, und behielt sie als solche auch noch in seiner neuesten Arbeit über die brittischen Rubi bei, in welcher er jedoch wieder einige Zwei- fel über die Haltbarkeit der Species ausdrückt. R. Leesü unter- scheidet sich von R. Idaeus L. durch die Blattform. Die unteren Schösslingsblätter sind einfach, die mittleren und oberen dreizäh - lig mit kaum gestieltem Mittelblättchen. Die Blätter der Blüthen- zweige sind fast ausnahmslos völlig einfach, oft etwas gelappt. 99 Die einfachen Blätter sind breit herzförmig, die Blättchen der dreizähligen rundlich. Als besonders auffallend hebt Babington hervor, dass R. Leesi nur sehr selten Früchte bringt und dass diese, wenn sie sich bildeten, noch niemals unzweifelhaft keim- fähige Samen gezeigt haben. Diese Unfruchtbarkeit und das äusserst spärliche Vorkommen der Pflanze — in England sind drei Stand- orte aufgefunden — fliessen Babington Zweifel an der Selbst- ständigkeit der Art ein. — Auch auf dem Kontinente sind öfter Himbeerformen beobachtet worden, welche dem R. Leesä minde- stens sehr ähnlich sind so z. B. der R. Idaeus L. var. anomalus Arrhen. Vor einigen Jahren wurde in der Nähe von Bromberg durch Herrn C. Köhler eine Pflanze aufgefunden, auf welche die Beschreibung des R. Leesiö vollkommen passt. Die Exemplare, welche ich von dieser Form erhielt, erschienen mir sehr merk- würdig. Es konnte mir keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass ich eine Form des R. Idaeus vor mir hatte, und zwar eine Moldi- fikation, welche an verschiedenen Orten unabhängig von einander entstanden sein musste. Die Frage lag nahe, ob aus dieser so sehr abweichenden, durch keine Uebergänge vermittelten Form nicht eine neue Race und schliessiich eine neue Art entstehen könne. Es schien dies ein Fall zu sein, in welchem nicht etwa eine allmälige Züchtung zu Abänderungen führt, sondern in wel- chem die neue Art oleichsam ferlig aus der Stammart entspringt. Die konstante Unfruchtbarkeit des R. Leesüä war mir damals . noch nicht bekannt; obgleich ich wusste, «dass Früchte selten sind, schien es mir doch möglich, dass die Form sich unverändert fort pflanzen könne. Wenn dies wirklich der Fall wäre, so hätle man in dem R. Leesü eine neu entstehende Art begrüssen müssen. In der Jenaischen Zeitschrift für Mediz. und Naturw. V. S. 107 und S. 127 besprach ich diesen Fall und suchte die Beziehungen zwi- schen R. Idaeus L. und R. Leesii Bab., so weit es möglich war, aufzuklären. Ich glaubte in dem R. Leesi einen theilweisen Rück- schlag auf gewisse Urlypen der Galtung Rubus zu erkennen und fasste die Umformung seiner Blätter als eine Hemmungsbildung auf. „Während bei dem normalen Rubus Idaeus L. das Blatt sich in allen drei Richtungen entwickelt, durch Verlängerung des Mittel- nerven, durch Ausbildung der seillichen Strahlnerven und durch Vergrösserung des Neigungswinkels derselben, ist bei R. Leesw Babingt. die eine dieser Tendenzen, nämlich die zur Verlänge- rung des Mittelnerven, völlig verschwunden.“ Durch Herrn Köhler erhielt ich lebende ee des R. Leesä, welche im vorigen Sommer einige Blüthen lieferten, an denen ich nach der Ursache der Unfruchtbarkeit forschte. Es war nicht schwer. sie zu enl- decken. Der Hemmungsprozess, durch welchen die Laubblätter in so merkwürdiger Weise modifieirt waren, hatte sich auch auf die Fruchtblätter erstreckt. Dieselben waren verkürzt und hatten sich nicht geschlossen, weil sie nicht ausreichten, die Ovula vollständig zu umhüllen. Von den zwei Ovulis des Rubus-Fruchtknotens verküm- Ze 100 mert regelmässig das eine schon früh, das andere entwickelt sich bei R. Leesii bis zur Blüthezeit in durchaus normaler Weise, aber es wird vom Fruchtblatte nur theilweise bedeckt. In den meisten Fällen vertrocknet es während des Blühens, doch schienen bei meinen Pflanzen einige Eichen nicht nur befruchtet zu sein, son- dern sich trotz ihrer mangelhaften Bekleidung weiter zu ent- wickeln. Nach einigen Wochen waren aber alle verirocknet und keines gelangte zur Reife. Es kann natürlich kein Wunder nehmen, dass die Rubus-Ovula nicht auf ein Gymnospermenleben einge- richtet sind. Die Unfruchtbarkeit des R. Leesiö steht somit im eng- sten Zusammenhange mit seiner ganzen Organisation und macht es unmöglich, dass sich aus ihm eine neue Art entwickelt. Es fällt daher auch jeder Grund weg, diese Form als eine besondere Species zu betrachten und zu benennen. Man wird also den R. Leesii einziehen und zu R. Idaeus L var. anomalus Arrhen. rechnen müssen, selbst wenn die ursprüngliche Arrhenius’sche Pflanze nicht ganz genau mit dem typischen R. Leesäü überein- stimmen sollte. — Die Blattform des R. Idaeus anomalus findet ein Analogon in der Fragaria monophyllaL., während die eigenthümliche Unfruchtbarkeit jener Pflanze bisher als ein Unicum dastehen dürfte. Vielleicht wird die Kenntniss ihrer Ursache dahin führen, ähnliche Fälle aufzufinden. Es fragt sich nun, ob es möglich ist, dass sich ein R. Idaeus anomalus mit normalen geschlossenen Fruchtblältern bildet, welcher im Stande sein würde, sich durch Samen zn ver- mehren und somit vielleicht eine neue Art zu bilden, doch fehlt es bisher an allen Anhaltspunkten zu einer positiven oder nega- tiven Beantwortung dieser Frage. 3. Rubus sanctus Schreb. Man findet in den Herbarien unler diesem Namen häufig orientalische Brombeerzweige aufbewahrt, welche offenbar einen gewissen gemeinsamen Typus zeigen, welche ınan aber bisher nicht durch zuverlässige Merkmale von den west- europäischen Brombeeren zu unterscheiden vermochte. Die Auto- ren sind daher vielfach in Zweifel darüber, ob der Rubus sanctus mit einer der genauer von ihnen erkannten Arten identisch ist oder nicht. Es wird nothwendig sein, die orientalische Pflanze lebend sorgfältiger zu untersuchen und namentlich ihre Blüthen- theile besser kennen zu lernen, bevor man sich ein bestimmtes Urtheil über ihre Beziehungen zu anderen Arten bilden kann. Die in den Sammlungen enthaltenen Exemplare bestehen meistens aus Blüthenzweigen mit schlecht konservirten Blumen; Schösslings- stücke habe ich noch nicht untersuchen können. Indess will ich auf ein Merkmal aufmerksam machen, welches gestattet, selbst mangelhafte Blüthenzweige des R. sanctus zu erkennen. Die Blätter dieser Art sind nämlich oberseits sowohl mit Striegelhaaren als mit Sternhaaren versehen, welche letzteren übrigens oft erst bei stär- kerer (etwa 50facher) Vergrösserung sicher zu unterscheiden sind. Die Blätter mancher ähnlichen Arten und Formen, zZ. B. des R. amoenusPortenschl.(R. dalmaticus Gusson., R. rusticanusMerc.) 101 sind oberseits kahl, während andere Arten mehr oder weniger zahlreiche Striegelhaare auf der Blattoberfläche besitzen. Die Blät- ter des R. tomentosus Borkh. dagegen sind oberseils mehr oder weniger sternhaarig. während sich Striegelhaare bei ihnen höch- stens als Seltenheit finden, wie es scheint nur an den unlersten Blättern der Blüthenzweige. Die Striegelhaare des R. sanctus sind dagegen sehr zahlreich. Sternhaare "und Striegelhaare gemischt finden sich allerdings an manchen Bastarden des AR. lomentosus, welche sich daher durch das angegebene Kennzeichen nicht mit Sicherheit von R. sanctus unterscheiden lassen. Indessen ist der R. sanctus auch durch andere Merkmale hinlänglich ausgezeichnet, so dass die Gefahr der Verwechslung mit irgend emem seltenen Bastard nicht besonders gross sein dürfte. Auch verschiedene Ar- ten aus der Verwandschaft des R. /daeus L. besitzen Blätter mit ähnlicher Behaarung, doch sind sie durch anderweitige Merkmale leicht zu unterscheiden. O. Kuntze hat neuerdings den R. san- ctus Schreb. mit dem norddeutschen R. vulgaris W. N. und R. villicaulis Köhl. verbunden, von welchen er indess weit verschie- den ist. Mit Recht glaubt Bayer (Bot. Excursionsb. S. 300), dass er dem R. tomentosus Borkh. näher stehe, dagegen geht v. Fischer- Ooster zu weit, wenn er ihn geradezu für identisch damit hält (Rubi Bernens. p. 42.). Untersucht habe ich den R. sanctus Schreb. aus Creta Ess. von Sieber), aus Syrien und aus der Krim; nach Sieber soll die kretensische Art auch in Krain vor- kommen. Es ist dies immerhin möglich. Ich habe mangelhafte Exem- plare eines Rubus aus Istrien gesehen, welche fast in der Mitte zwischen R. tomentosus Borkh. und R. sanctus Schreb. zu ste- hen scheinen, aber eben ihrer Unvollständigkeit halber keine wei- teren Schlüsse zulassen. In sehr prägnanter Weise unterscheiden sich R. sanetus Schreb. und R. tomentosus Borkh. auch durch die Form ihrer Fruchtsteinchen. Dieselben sind bei der letzten Art im horizontalen Querschnitt fast rund, im Längsschnitt dagegen schmal elliptisch, während sie bei R. sanctus seitlich stark zusam- mengedrückt und im Längsschnitt halbkreisförmig sind. Diese Bemerkungen mögen zeigen, dass der orientalische R. sanctus Schreb. eine zwar ungenügend gekannte, aber offenbar von den nord- und westeuropäischen Brombeeren völlig verschiedene Art ist. 4. Rubus tomentosus Borkh. Die als Rubus tomentosus be- kannte Pflanze ist eine von den wenigen europäischen Brombeeren, deren Formenkreis wirklich gut umgrenzt ist; auch gehört sie zu der kleinen Zahl von Arten, die durch einen völlig regelmässigen Blüthenstaub ausgezeichnet sind. In seiner Beschreibung der Ber- ner Brombeeren spricht v. Fischer-Ooster die Ansicht aus, Borkhausen’s R. tomentosus sei eigentlich ein Bastard der jelzt ge- wöhnlich R. tomentosus genannten Art mit dem R. caesius L. ge- wesen. Diese Meinung, von einem treflliehen Forscher vertreten, verdient wohl eine nähere Prüfung. — Der älteste Name für un- seren R. tomentosus ist R. triphyllus Bellardi (1792). Da aber 102 schon früher ein R. triphyllus von Thunberg aufgestellt worden ist, so ist dieser Name für die europäische Pflanze unbrauchbar und ist auch niemals in Gebrauch gekommen; neuerdings wird zwar die Thunberg’sche Art von Einigen für R. parvifolius L. gehalten, indess nach meiner Ansicht mit Unrecht, da Linne seinen R. parvifolius ursprünglich auf den R. Moluecanus parvi- folius Rumphii gegründet und von diesem auch den Namen ent- lehnt hat. 1794 beschrieb Borkhausen seinen R. tomentosus. Er unterschied die Pflanze als eine selbstständige und ckarakteristi- sche Art, welche er, um die Konstanz ihrer Merkmale zu prüfen, auch im Garten kultivirte. Nach einer früheren Beschreibung sei- ner neuen Brombeere forschend, glaubte er den R. oceidentalis L. darin zu erkennen. Dieser Wahn verführte ihn, nach Merkmalen zu suchen, welche Linne von dem R. oceidentalis angibt. So glaubte er einen leicht verschwindenden Reif zu bemerken, wel- cher vielleicht in einem Staubüberzuge bestanden haben mag, fer- ner gibt er an, der Strauch sei rund (frutex-teres), eine Unrich- tigkeit, welche mit einer inkorrekten Ausdrucksweise verbunden ist. Aber alle diese Irrthümer berechtigen uns nicht zu dem Schlusse, dass die Brombeere Borkhausen’s eine andere Art, als unser R. tomentosus gewesen sei. Wollte man alle Pfilanzenbe- schreibungen verwerfen, in welchen Ungenauigkeiten und Unrich- tigkeiten vorkommen, so würde man mit der Nomenklatur von vorn anfangen müssen. Gege n die Ansicht v. Fischer-Ooster’s, dass Borkhausen’s Pflanze ein R. caesius> Botrychium Lunaria minimum Schur. = Botrychium minimum Schur. Zu den in meiner Enumaratio pl. Transs. p. 827—828 aufge- führten sechs Abänderungen von B. Lunaria Sw. kann ich noch eine siebente hinzufügen, welche ich im Juli 1869 auf dem Semme- ring fand, aber nur in zwei Exemplaren, die mir leider auf der Nachhausefahrt verloren gingen. Da dieser pygmaee Farn mir sehr 110 merkwürdig und neu vorkam, so will ich die Botaniker auf selbigen aufmerksam machen und aus dem Gedächtniss eine kurze Beschrei- bung liefern. Die Exemplare waren höchstens 11%, Zoll hoch und aufrecht; der Wurzelstock braun und aus wenigen Fasern gebildet; der unfruchtbare Wedel in der halben Höhe des fruchtbaren Wedels sitzend, linienförmig und nur an der Spilze wenig und undeutlich gelappt; der fruchtbare Wedel linienförmig, glänzendbraun, am Rücken mit einem grünen Streifen versehen und den unfruchtbaren Wedel überragend. — Weiter vermag ich diese niedliche Pflanze nicht zu kennzeichnen. Auf dem Semmering unweit der Station an der alten Strasse rechts auf Felsen in Gesellschaft von Veronica saxatilis, Campa- nula pusilla, Phyteuma Scheuchzeri u. s. w., milhin in Gemeinschaft von Voralpenpflanzen. Mitte Juli 1869. XCVl. Campanula pusilla leucantha Schur. = Campanula leucantha Schur. Unter mehreren Abänderungen der C. pusille Hänke, welche ich auf dem Semmering beobachtet habe und später beschreiben werde, will ich hier nur eine sehr niedliche, mir unbekannte weiss- blumige Abänderung in Kürze aufführen, die leicht eine selbsi- ständige Form darstellen dürfte. — Das Pflänzchen hat eine schwache Wurzel, welche 1—2 schwächliche niederliegende Stengel treibt; die Stengelchen aufsteigend 1—4blumig und bis zur Hälfte mit abstehenden Haaren locker besetzt; die Blätter der sterilen Triebe rundlich, herzeiförmig oder elliptisch stumpf, oder plötzlich zugespitzt, ziemlich dicht gezähnt, lang gestielt; die Stengelblätter länglich oder linienförmig; Bracteen fast linienförmig, halb so lang als der fadenförmige Blüthenstiel; die Blumenkrone schneeweiss, etwa 6 Linien lang, glockenförmig (nicht halbkugelförmig), die Mündung derselben kurz gezähnt, die Zähne dreieckig; der Kelch klein, dreieckig im Umfange; die Kelchzähne pfriemenförmig, kaum langer als die Kelchröhre, aufrecht der Blumenkrone angedrückt. Das Pflänzchen ist 2—3 Zoll hoch, wenig ästig. Die Blühenkrenen weiss, die Blumen hermaphroditisch oder männlich. — Vielleicht nur Schaltenform der €. pusilla. — Auf Felsen, Kalk, des Semme- ring mil C. pusilla legitima, Veronica saxatilis u. Ss. w. auf den Felsen an der allen Strasse unweit der Station. Mitte Juli 1869. — I 77 Bemerkungen zu Boissier’s „Flora orientalis.“ Von Victor v. Janka. 1. Ranunculus polyrrhizus Steph. befindet sich in Boissier’s Flora orientalis I. pag. 27 unter die „Ranuneculi radieis fibris in- crassalis grumosis“ placirt, was ich nicht recht begreife. — Meine südrussischen ganz der MaB.’schen Abbildung entsprechenden Exemplare wenigstens rechllferligen diese Eintheilung keineswegs. Vielleicht bildet Boissier’s Pflanze eine andere Art, denn diese ist eine Alpen-, Ranunculus polyrrhizus Steph. eine Steppenpflanze. Auch soll „ut nonnulli dixerunt* erstere eine Alpenform von R. auricomus sein, während R. polyrrhizus der Wolgasteppen ausser im dicht mit Fasern besetzten Wurzelstock und in der Form der Früchte mit R. auricomus weiter keine Aechnlichkeit besitzt. 2. Ranunculus peloponnesiacus Boiss. Diagnos. Ser. I. 1 pag. 63 —= R. Ayerü Bert. Flora ital. V. pag. 524, was ich schon vor zehn Jahren in der Linnaea, ja, wenn ich mich recht erinnere, sogar 1857 im österr. bot. Wochenblatt bekannt gemacht habe. Es bedarf das keiner weiteren Erörterung; i. J. 1856 erhielt ich ein schönes instruktives Exemplar von Ranunculus Agerü aus den Händen Bertoloni’s. Wenn ich selbes unter Ranunculus pelopon- nesiacus lege, ist Niemand im Stande, es herauszufinden. 3. Die von Heldreich im Herbarium normale Nr. 677 und von Orphanides in der Flora graeca exsiccala Nr. 232 unter dem Namen „Ranunculus psilostachys Gris.“ ausgegebene Pflanze erklärt Boissier l. c. pag 30 nicht für echt, sondern für Ranun- culus rumelicus Griseb, Spicileg. flor. rumel. I. pag. 305. Hier befindet sich Boissier trotz allem Berufen auf aulhen- tische Exemplare offenbar im Irrthum und halte ich die ursprüng- liche Determination durch Heldreich und Orphanides für die richtige. Sicher ist, dass sich Ranunculus psilostachys Gris. und R. rumelicus Gris. sehr nahe stehen; denn nicht nur bemerkt Grisebach im Spicileg. fl. rum. dass sich in den Frivaldzky’schen Sammlungen beide Arten unler der Benennung „R. monspeliacus“ vermengt vorfanden, sondern es geht diess auch aus den Dia- gnosen und Beschreibungen Grisebach’s hervor, wo der Unter- schiede zwischen beiden äusserst wenige und obendrein sehr syringe angeführt sind. Abstrahirt man nämlich von der (jedesfalls blos angeblich) diversen Form der Wurzelknollen, auf die Grise- bach hei Beurtheilung der Arten dieser Ranunculus-Gruppe nur zu viel Gewicht legt — mein Herbar enthält von allen hierher gehörigen europäischen Arten, die ich schon jahrelang studire, ausgezeichnetes Material, das Zeugniss genug gibt von der Varia- bilität der Knollenform bei ein- und derselben Species; ich will z. B. blos Ranunculus Ficaria und pedatus hier erwähnen, die mir beide mit kugelrunden und wieder mit bis über 2° langen lineal-verkehrt-keiligen Wurzelknollen vorliegen — so bleibt als 112 allenfalls annehmbares Unterscheidungszeichen einzig die verschie- dene Behaarung übrig: bei Ranunculus psilostachys Gris. heisst es „pube sericea* (Grisebach I. ce. beim Vergleich mit R. Spru- nerianus ete.), während dem R. rumelicus Gris. jedweder seidige Ueberzug abgesprochen wird, welche Eigenschaft R. rumelicus mit R. Sprunerianus und mit R. oxyspermus M.a B. theilt „a quo caule 1—2 floro, rapulis longioribus et petalis late obovatis duplo latioribus recedit* (Griseb. Il. e. pag. 305). Nun kann aber dem Ranunculus psilostachys Heldreich’s und Orphanides der seidenhaarige Ueberzug, mindestens der Blätter gewiss nicht abgeläugnet werden! Ferner gesteht Grisebach |. c. ein, dass die Frivaldzky’schen Exemplare des R. psilostachys dem R. monspeliacus D C. sehr nahe stehen, indem französische Exemplare des letzteren blos durch den Mangel des Seidenglanzes und mehr abstehende, an der Spitze etwas hakig gebogene Griffel abweichen. — Diese Merkmale aber sind soviel wie werthlos, Jordan hat aus dem französischen Ranunculus monspeliacus 5 Arten gemacht, die in dessen „dia- gnoses d’especes nouvelles ou meconnues“ (1864) pag. 62—67 zu- sammeneestellt sind. — Bei vieren derselben (Ranunculus albi- cans, R. lugdunensis, R. monspessulanus und R. Gonnetiü) gibt Jordan ausdrücklich seidige Behaarung an; bei R. cyclophyllus heisst es l. c. pag. 67 „planta laele virens, adpresse pubescens, passim subsericea.“ Doch auch die Richtung und Form des Griffels variirt: fast ganz gerade (dabei aufrecht und „apice vix uneinatum“ bei R. albi- cans, „leviter subpatulum und apice uncinatulum“ bei R. lugdunensis, „apice subconvolulum“ bei R. cyclophyllus) oder bogig gekrümmt (dabei „apice uncinatum“ bei R. monspessulanus, — „apice vixX incurvatum* bei Ranunculus Gonneti). Jordan selbst hat mir diese seine Arten — rectius Pseudo- Arten — noch im Jahre 1865 milgetheilt und in der That vermag ich auf Autopsie hin die Versicherung zu geben, dass die Held- reich’schen und Orphanides’schen Exemplare ihres R. psilostachys aus der Altica bei genauestem Vergleiche von R. lugdunensis Jordan (erst kürzlich in F. Schulz’s Herbarium normale centur. XI verbreitet) auch nicht um ein Haar verschieden sind! Den Verdacht einer Confusion von R. psilostachys Gris. und Ranuneulus rumelicus Gris. in der Flora orientalis lenkt auf Boissier anderseits schon der Umstand, dass Boissier seinen R. Reuterianus mit R. rumelicus vergleicht oder besser gesagt: durch nichtssagende Merkmale wie „flores minores, carpella non tubereulata rostro minus divergenti*) unterschieden wissen will, während Grisebach im Spieilegium fl. rumel. vol. I. in den addendis pag. 506 Original-Exemplare dieser Species gerade für identisch mit Ranuneulus psilostachys erklärt!! Der Thatsache halber übrigens, dass Ranunculus monspeliacus bald glänzend, bald matt behaart varürt, verliert nun auch Ranun- 113 eulus rumelicus Gris. in meinen Augen gewaltig an Speciesnim- bus und wird dieser nach besserer Kenntniss vermuthlich ebenfalls sowie R. psilostachys Gris. dem R. monspeliacus als Form oder Race beigezählt werden müssen, 4. Ranunculus oxyrrhynchus Griseb. Spicileg. I. pag. 312 wäre nach Boissier, flora orientalis pag. 33 Synonym von R. Sprunerianus Boiss. — Ich halte diess rein für unmöglich. Boissier behält selbst die Eintheilung dieser Ranunculus-Arten in solche mit herabgeschlagenem und in solche mit angedrücktem oder abstehendem Kelche bei. Ranunculus Sprunerianus gehört zu letzteren. In den addendis der Spicileg. fl. rum. vol. II pag. 506 hingegen steht Folgendes: „R. oxyrrhynchus ın. proxime accedit ad R. Sprunerianum Boiss.! commode vero ab illo calyce reflexo dignoscitur.* 5. Ranunculus macrophilus Ledeb. ist nach Boissier I. c. pag. 46 mit R. grandiflorus L. — identisch und wird u. A. mit R. carpaticus Herb. verglichen. — Die gleichnamige Pflanze „e provineiis caucasicis a cl. Czermak lect.*, die Nikolaus v. Seidlitz in seinen „botanische Ergebnisse aus Transkaukasien“ Il. Heft (1857) pag. 58 aulführt, muss somit ob der hier angege- benen Charaktere eine ganz verschiedene, Boissier unbekannte Art darstellen. Es heisst davon nämlich: „Species insignis floribus parvis et stipulis rotundatis membranaceis fuscis quarum cl. Lede- bour nullam facit mentionem a descriptione citata nonnihil rece- dit.“ Uebrigens ist das Werk von Nikolaus von Seidlitz „Bota- nische Ergebnisse aus Transkaukasien* (Dorpat 1857), dessen 1. Heft ich gleich nach seinem Erscheinen im k. k. botanischen Hofkabinete zu Wien durch Hrn. Prof. Dr. Fenzl’s Güte zur Ein- sicht bekam, Boissier ganz unbekannt. Es enthält viele neue Arten aufgestellt und eine Masse neuer Standorte und sonstiger interressanter Bemerkungen. /satis Bungeana Seidlitz vermisse ich z. B. in Boissier’s Flora orientalis ganz, ebenso fällt mir momentan der kaukasische Standort Eriwan von Euclidium tatari- cum ein, eine Pflanze, die Boissier nur in Turkestan und Aflgha- nistan vorkommend weiss. — Ueberhaupt zeigt sich wieder ein Bei- spiel, wie wenig Kenntniss französische Schriftsteller von deutscher Literatur haben. Auch die Aufsätze von Tausch in der Flora 1836, die manche kaukasische oder persische Art besprechen, entgingen Boissier. Ich entsinne mich z. B. eines Aethionema Beyrichit Tausch aus Persien, das dem Aeth. cristatum nahe steht. — Eine grosse Lücke in der „Flora orientalis* wäre namentlich auch aus- gefüllt worden, wenn Boissier von der Existenz von Panc£id's Verzeichniss der serbischen Flora Kenntniss gehabt hätte. 6. Ranunculus eymbalariae Pursh. von Boissier im Be- reiche der Flora orienlalis blos in den persischen Distrikten Ghilan und Afghanistan angegeben, kommt auch in den kaukasischen Pro- vinzen vor. (cfr. Seidlitz Bot. Ergebnisse aus Transkaukasien). Oesterr. botan. Zeitschrift, 4. Heft. 1870. 8 114 7. Auf Ranunculus glechonoides Griseb., eine von R. parvi- florus L. gewiss verschiedene Art, hat Boissier ganz vergessen; es findet sich in der „Flora orientalis“ keine Spur von der im südlichen Macedonien einheimischen Pflanze, — ganz nebenbei bemerkt: auch von der albanesischen Gypsophila spergulifolia Griseb. keine. Szt. Gotihard in Siebenbürgen im Februar 1870. Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt. Ein populärer Monlags-Vortrag im grünen Saale der k. Akademie der Wissenschaften, gehalten den 7. Februar 1870 von Dr. A. Pokorny. Es ist ein charakteristisches Kennzeichen der modernen Na- turforschung, dass sie durch genaue Detailstudien allgemeine Fragen zu lösen sucht und auf diesem mühsamen, aber sichern Wege un- beirrt ihrem Ziele, der Erkenntniss der vollen Wahrheit zustrebt. Wesentlich wird sie hiebei unterstützt durch die Annahme, dass es auf dem Gebiete des Wissens keinerlei Art von Unfehlbarkeit gebe, da keine Autorität, und mag sie noch so gross sein und keine noch so allgemein verbreitete Ansicht gegen die zwingende Kraft einer neu entdeckten widerstreitenden Thatsache Stand halten kann. Unbeirrt von dem hemmenden Einfluss einer eingebildeten Unfehl- barkeit, welche schon der nächste Tag Lügen strafen kann, hat sich aber auch die moderne Naturforschung von jeglicher Furcht vor den Consequenzen der ganz erkannten Wahrheit frei zu ma- chen verstanden, und so erklärt sich der rapide Fortschritt der jüngsten Zeit in allen Fragen, welche die Lebewelt betreffen, in Fragen selbst, die man lange als unnahbar für den forschenden Geist des Menschen hielt. So kam Darwin zu seiner epochemachenden Lehre, indem er mit grösster Unbefangenheit und vollkommen vorurtheilsfrei jene Thatsachen, die er als Kampf ums Dasein (struggle for life) bezeichnet, auf das genaueste und eifiigste verfolgt. Kampf ums Dasein! — Ein hässliches Wort, an die ärg- sten Schallenseiten des menschlichen Lebens erinnernd, auf den ersten Blick allenfalls für die gegenseitig sich bekämpfenden Thiere noch passend! Und dieser unerbitlliche Wettstreit, dieses Ringen auf Leben und Tod, sollte auch in der stillen friedlichen Pflanzen- welt stattfinden? 115 Und doch ist die Idee eines solchen Kampfes in der Pfllanzen- elt keineswegs neu. Ich erlaube mir, Sie an jenes wunderbare Gleichniss des Evangeliums vom Säemann zu erinnern, der da aus- ging zu säen, und wie da ein Theil des Samens auf dürre Felsen fiel und daselbst verdorrte, ein anderer unter die Dornen, die ihn erstickten, wieder ein anderer auf den Weg, wo ihn die Vögel des Himmels auflasen und nur ein Theil auf Iruchtbares Erdreich , der dann hundertfältige Frucht trug. Ist nicht in diesem Gleichniss, dessen Wirksamkeit auf seiner Naturtreue beruht, unvergleichlich das geschildert, was wir Ringen um die Existenzbedingungen oder Konkurrenz der Lebewelt, kurz den Kampf ums Dasein nennen ? Freilich ist dieser Kampf, der Natur der Pflanzen gemäss, nur ein passiver. So wie die Pflanze aus Mangel von Bewegungs- organen auf einigermassen weiterer Strecke eigentlich zu wandern nicht im Stande ist, sondern nur durch passiven Transport mit Hilfe der Naturkräfte an weit entfernte Orte gelangen kann, so ist auch der Kampf ums Dasein hier ein wesentlich passiver, ein Rin- gen um Raum und Nahrung, ein Ringen mit der konkurrirenden Lebewelt und die näheren Beziehungen dieses Ringens in ihren all- gemeinsten Zügen kurz zu schildern, ist die Aufgabe meines heu- tigen Vorlrages. Es ist ein allgemein gültiges Naturgesetz, dass alle organi- schen Wesen bei "ungehinderter Entwicklung sich äusserst rasch in geometrischer Progression vermehren, so zwar, dass jede Art in verhältnissmässig sehr kurzer Zeit für sich allein im Stande wäre, die ganze Erdoberfläche zu bedecken. Schon Linne hat berechnet, dass eine einjährige Pflanze, wenn sie auch nur zwei Samen erzeugte, bei völlig ungehinderler Vermehrung in 20 Jahren bereits eine Nachkommenschaft von Einer Million Pflanzen liefern würde. Eine so wenig fruchtbare Pflanze gibt es aber gar nichl, im Gegentheil sehen wir häufig Hunderle und Tausende von Samen an einer einzigen einjährigen Pflanze, oder in Einem Jahre an den meisten ausdauernden Pflanzen her- vorgebracht. Der Gartenmohn z. B. bei einer Zahl von 2000 Samen würde bereits in der sechsten Generation 64 Trillionen Pflanzen liefern, für welche die gesammte Erdoberfläche, Land und Meer zusammengenommen, keinen Raum mehr bietet. Noch grösser ist hier die Macht des kleinsten Lebens auf Erden. Wenn Ehren- berg’s Beobachtung richtig ist, dass Gallionella ferruginea durch Theilung binnen 48 Stunden 8 Millionen und in 4 Tagen 140 Bil- lionen Individuen erzeugen und damit mit ihren Kieselpanzern 2 Ku- bikfuss Erde bilden kann, so ist leicht einzusehen, dass diese un- sichtbare Stückelalge bei ungehenmter Fortpflanzung in beispiellos kurzer Zeit in 12—14 Tagen Massen erzeugen könnte, welche der gesammten Erdmasse gleich kommen. Dass diese ans Wunderbare grenzende Fruchtbarkeit nicht nur in der Theorie, sondern mitunter annähernd unter günstigen s Yu 116 Umständen auch in der Wirklichkeit Platz greife, ist an vielen Bei- spielen ersichllich. Ich erinnere nur an die fabelhaft rasche Ver- breitung, die einzelne Unkräulter über ganze Welttheile erhalten, wie die amerikanischen Nachtkerzen (Oenothera biennis) das kana- dische Erigeron, die furchtbare,, ebenfalls aus Kanada stammende Wasserpest (Anacharis Alsinastrum Bab.), letztere erst seit 1842 in Englands Süsswasserkanälen eingelührt, oder die von Europa nach Amerika eingewanderte Spitzklette (Xanthium spinosum) und unsere Disteln, welche in den weiten Ebenen am La Plata die ur- sprüngliche Vegelation an vielen Orten ganz verdrängen. In Folge der in geometrischer Progression fortschreitenden Vermehrung der Pflanzen entsteht die erste Kollision, das Ringen um Raum. Da sehr bald alle entsprechenden Pläize in der Nähe der Multerpflanze eingenommen sind, so sind die Pflanzen genö- thigt, sich auf weitere Wanderschaft zu begeben, Ich habe in diesem Kreise, schon bei einer anderen Gelegenheit, am 13. und 20. Jänner 1862, siehe Schriften des Vereines zur Verbreilun nalurwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien 1563, über das Wandern der Pflanzen oder vielmehr über den Transport ihrer Samen und Früchte ausführlich gesprochen. Sie haben die Wirkung der Natur- kräfte, insbesondere den Zug der Schwere und die fortschnellende Kraft der Elastizität in den Früchten, die Kraft der bewegten Luft und des strömenden Wassers, den Einfluss der Thierwelt, nament- lich der Vögel und Fische, vor allem aber den Einfluss der mensch- lichen Thätigkeit auf die Verbreitung der Pflanzen kennen gelernt. In erster Linie hängt daher die Verbreitung der Pflanzen von der Wirksamkeit der genannten Transportmittel ab. Ohne geeignete Transportmittel müsste der fruchtbarste Landstrich zur Wüstenei werden, so wie wieder durch dieselben, wie wir gesehen haben, ein wirksamer Transport auf Tausende von Meilen möglich ist. Allein der Transport der Pflanzen durch die erwähnten Natur- kräfte, wenn wir die bewusste Thäligkeit des Menschen ausschlies- sen, erfolgt völlig rücksichtslos mit all der Unerbittlichkeit, die in dem Walten der Naturkräfte liegt. Olıne Rücksicht reisst der Sturm Blüthen, Blätter, Zweige, reife und unreife Früchte und Samen mit sich, ohne Rücksicht dringt das Wasser in die schwimmenden Sa- men und Früchte, und zerstört ihre Keimkraft, ohne jegliche Sorg- falt verschleppt das Thier die ihm anhängenden oder von ihm ver- schluckten Samen an andere Orte. Myriaden von Samen und Früchten gehen daher schon während des Transportes zu Grunde. Sind sie aber auch glücklich an den Ort ihrer Bestimmung ange- langt, so trilt ein neues Ringen ein, das Ringen um die Existenz- bedingungen, um einen passenden Standort. Klima und Boden wurden bis in die neueste Zeit, ja werden noch heute ziemlich allgemein für die formerzeugenden Haupllak- toren der Pflanzenwelt gehalten. Und doch kommt ihnen eigentlich nur eine sekundäre Bedeutung in dieser Richlung zu. Klima und 117 Boden erzeugen keine neuen Pflanzenformen,, aber sie tödten jede ihnen nicht angepasste Pflanzenform und bewirken dadurch eine Auswahl, indem an einem bestimmten Standorte nur jene Pflanzen, deren Organisation mit den klimatischen und Bodenverhältnissen desselben im Einklange ist, sich behaupten, alle jene unzählbaren Massen von Samen und Keimen aber, die an einen unpassenden Standort durch die blinde Gewalt der natürlichen Transportmittel gelangen, unabweislich zu Grunde gehen. Welche kolossale Massen von Samen hierbei vernichtet wer- den, wird erst recht deutlich wenn man die einzelnen Existenzbedin- gungen, die in den klimatischen und Bodenverhältnissen vorhanden sind, einer näheren Prüfung unterzieht. Der Boden gibt der Pflanze ihre Nahrung, das Klima die zur Verarbeitung derselben unent- behrliche Wärme und das Licht. Da die Pflanze ihre Nahrung nur im gelösten Zustande auf- nehmen kann, so spielt bei der Ernährung der Pflanzen das Wasser als Bodenfeuchtigkeit eine Hauptrolle. Die Bodenfeuchtigkeit des Standortes übt daher zunächst auf das Fortkommen der Pflanzen einen massgebenden Einfluss und die Eintheilung der Pflanzen in xerophile und hygrophile (Trockenheit- und Feuchtigkeitsliebende) ist eine tief in der Natur begründete. Nichtsdestoweniger sind der Feuchtigkeitsgrad des Bodens und die damit zusammenhängenden anderen physikalischen Eigenschaften desselben, seine Lockerheit, Wärmeleitungsvermögen u. dgl. in vielen Fällen nicht von so liefeingreifender Wirkung als vielmehr die chemische Beschaffenheit, Ohne hier in die verschiedenen physikalischen und chemi- schen Bodentheorien eingehen zu können, will ich nur an einigen Betrachtungen zeigen, wie der Boden eine Auswahl unter den Pflan- zen trifft und wie sich nur jene auf einem bestimmten Standorte zu behaupten vermögen, die für denselben in ihrer Organisation an- gepasst erscheinen. Nehmen wir die beiden Extreme des erdigen Bodens, welche die grösste Verschiedenheit der physikalischen Eigenschaften dar- bieten, den lockeren, leicht beweglichen, für Wasser und Wärme sehr permeablen, aber eben desshalb abwechselnder Dürre und Feuchtigkeit, Hitze und Kälte ausgesetzten Sandboden und den im Gegensatz zähen, dichten, oft steinfesten, für Wasser und Wärme impermeablen Thonboden her, so ist es von selbst .einleuchtend, dass nur Pflanzen, deren Ernährungsorgane diesen so sehr ver- schiedenen Bodenarten angepasst-sind, sich auf denselben behaup- ten können, Von noch grösserem Einfluss ist die chemische Beschaffen- heit des Bodens. Obgleich die Haupinahrungsmiltel der Pflanzen ziemlich allgemein verbreitet sind und die Pflanze sich dieselben, 118 wenn sie auch nur in Spuren im Boden vorhanden sind, sich an- zueignen vermag, so ist doch das Mischungsverhältniss der Nah- rungsstolfe in einer Bodenart nichts weniger als gleichgillig. Man sieht diess besonders deutlich bei Bodenarten von ausgesprochener chemischer Eigenthümlichkeit, wie beim Salz- und Kalkboden, der für viele Pflanzenformen entschieden tödtlich wirkt, während er gerade für andere sich sehr fördernd zeigt. Die Würdigung aller dieser oft sehr komplizirten Verhältnisse machen die Lehre vom Einfluss des Bodens auf die Vegetation zur schwierigsten Aufgabe des Pflanzengeographen. Während mehrere der hervorragendsten Forscher auf diesem Gebiete, wie Humboldt, Schouw, A. de Candolle diesen Einfluss in Abrede stellen, oder doch gegen die Wichtigkeit des Klimas als ganz unbedeutend be- trachten, wurde hingegen durch Thurmann, Unger, Liebig, Sendtner und Nägeli eine Fülle von Thatsachen bekannt, die erade die Wirksamkeit der Bodenverhältnisse auf die Pflanzenwelt schlagend darthun. Findet man an einem Orte eine Pflanze strenge an eine ge- wisse Bodenbeschaffenheit gebunden, so nennt man sie boden- stet; kommt sie aber auch bisweilen an anderen Bodenarten vor, wenn gleich mit erkennbarer Vorliebe für einen bestimmten Boden, so heisst sie bodenhold, und bodenvag dann, wenn selbst eine solche Vorliebe für einen bestimmten Boden sich nicht wahrnehmen lässt. Die Ansichten gehen nun in dieser Beziehung weit ausein- ander und während einige läugnen, dass es überhaupt bodenstete Pflanzen gibt, gehen andere wieder so weit, selbst die bodenvagen Pflanzen als in ihrer Art bodenstet zu bezeichnen. Wir werden später sehen, wie sich diese scheinbaren Widersprüche dadurch klären, dass im Kampfe ums Dasein die Bodenverhältnisse nicht die einzig massgebenden sind, dass die Existenz einer Pflanze an einem bestimmten Orte aus der Wechselwirkung aller hier mass- gebenden Umstände hervorgeht. (Schluss folgt.) Literaturberichte. Rabenhorst Dr. L., Kryptogamenflora von Sachsen, der Ober-Lausitz, Thüringen und Nordböhmen mit Be- rücksichtigung der benachbarten Länder. Zweite Abthei- lung. Erste Hälfte. Bogen 1—1?2. Mit zahlreichen Hlustrationen, sämmtliche ne lungen 2 bildlich darstellend. Leipzig. Verlag von Eduard Kummer. 1870 Oktav. Die erste, die Algen, ae und Lebermoose enthaltende Ab- theilung, welche im Jahre 1863 erschienen ist,hat Nave in dieser Zeit- 119 schrift (1863. 57—59) besprochen und deren Einrichtung beschrie- ben. Das erste Heft der zweiten Abtheilung ist ebenso beschaffen und verdient in allen von Nave hervorgehobenen Beziehungen das gleiche Lob und die gleiche Empfehlung. Das kühne Beginnen, Habitusbilder von Krustenflechten im Holzschnitte zu geben, ist mit bewunderungswürdiger Virtuosität ausgeführt. Die mikroskopi- schen Analysen sind mit der nölhigen Schärfe dargestellt. Ueberall ist der Vergrösserungsmassstab beigesetzt. Die Anordnung ist mei- nes Wissens der erste Versuch, die Mittheilungen de Bary’s in des- sen Morphologie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten (Leipzig 1866) für die Systematik zu verwerthen. Die Elemente des Flechtenlagers sind entweder ungeschichtet oder geschichtet. Das ungeschichtete Lager enthält nackte Gonidien oder Gonidien in einer gemeinsamen Hülle. Das ungeschichtete Lager mit nackten Gonidien stellt die Reihe der Lichenes anomali dar. Gehören die Goni- dien der grünen Farbenreihe an, so haben wir die Mycetopsorae (Calycieae), gehören sie der rothen Farbenreihe an, die Phyco- psorae (Pyrenulaceae, Arthoniaceae, Bactrosporeae, Opegrapheae ete., kurz die Lichenen mit Chroolepusartigem Thallus). Das unge- schichtete Lager mit Gonidien in einer gemeinsamen Hülle, Reihe der Lichenes homaeomerici, enthält entweder keine Hyphen oder ist mil solchen versehen. Im ersten Falle stellen die hieher gehö- rigen Flechten die Byssopsorae (Cystocoleae, Ephebeae) im letzten Falle die Gloiopsorae (Obryzeae, Porophyceae, Omphalarieae, Racoblenneae, Collemeae) dar. Nun kommen erst die Flechten im engsten Sinne, d. i. die Reihe der Lichenes heteromerici oder die mehrschichtigen Ordnungen der Kryopsorae (Verrucariaceae, Per- tusariaceae, Urceolarieae, Lecideaceae, Baeomyceae, Biatoreae, Lecanoreae), Thallopsorue, Podetiopsorae. Die eingeklammerten Namen gehören den Familien an. Die Namen mit dem Ausgange “psorae* sind die Namen der Ordnungen. Wohlthuend ist die gänz- liche Ausmerzung der sogenannten Lichenen ohne Thallus, :d. i. der auf dem Flechtenlager parasitirenden Pilze. Die alten Byssa- ceen Friesens, von denen Rabenhorst selbst gesteht, man wisse noch nicht, ob ihre sogenannten Früchte ihnen angehören oder vielmehr Schmarotzerpilze seien, stehen dessenungeachtet in Reih und Glied als Byssopsorae. Ebenso wenig erfreut die Stellung der Calycieae neben den Phycopsoren. Allein die Sonderung der Lichenen in drei grosse Reihen nach der anatomischen Beschaffen- heit des Lagers ist jedenfalls ein Fortschritt, der mit Befriedigung zu verzeichnen ist. Das vorliegende Heft bricht in den Biatoreae bei Biatora lueida ab, und es werden bis dahin 195 Arten aufge- zählt, darunter 31 Calycieen, 26 Pyrenulaceen, 16 Arthoniaceen, 14 Opegrapheen, 27 Collemeen, 17 Verrucerieen, 10 Urceolarieen, 36 Lecideaceen. Die nicht vollendeten Biatoreen und die Familien mit weniger als einer Dekade von Arten sind in dieser beispiels- weisen Uebersicht übergangen. Neue Arten kommen nicht vor. Für Böhmen sind beiläufig bei 30 Arten bisher nicht veröffentlichte 120 Fundorte angegeben. Daraus ist zu ersehen, dass Rabenhorst selbst in Karlsbad Lichenen gesammelt, und dass Kirchner in Kaplitz ihm mehrfältige Mittheilungen von Lichenen seiner Gegend gemacht habe. Bei Verrucaria hydrela steht die Bemerkung, es sei dem Verfasser kein böhmischer Standort bekannt geworden. Da Rabenhorst sonst Körber’sche Standorte anführt, auch bei Verr. hydr. Körb. Syst. 344 zilirt, wo die Quellbäche des Weiss- wassers auf dem Riesengebirgskamme in unmittelbarer Nähe der Wiesenbaude als von Körber selbst entdeckte Fundstellen ange- geben sind, so darf angenommen werden, es sei dem Verfasser entgangen, dass diese Fundstellen zu Böhmen gehören. Die Be- gränzung der Arten ist nicht wesentlich von Körbers Auffassung verschieden. Bei den Merkmalen sind aber überall die absoluten Grössenmessungen in Millimeterbruchtheilen, jedoch nicht in Dezi- malen angegeben. Die Abarten und abweichenden Formen sind diskret behandelt, so dass keine Gefahr ist, die Individuen als Formeninbegriffe behandelt zu sehen. Hohenbühel-Heufler, Correspodenz. Innsbruck, am 10. März 1870. Ein sechswöchentlicher Aufenthalt im Stubailhal bot mir im verflossenen Sommer Gelegenheit, dieses reizende Thalgelände auch in botanischer Beziehung nach allen Richtungen hin zu unter- suchen. Als die interessantesten Funde aus diesem Gebiete dürften vielleicht Ribes ciliatum Kit. Add. 176, Myosotis variabilis Angel. an den Waldbächen ober der Bachleithen, dann das meines Wissens bisher im Gebiete der Alpen noch nicht gefundene Epilobium nu- tans Schmidt an quelligen Stellen in der Nähe des sogenannten Gleiser Sees, ferner Carlina longifolia Reichb. an den Wasser- fällen ober Ranalt gegen die Kreithspitze im Mutterbergerthale, ein muthmasslicher Baslarl aus Crepis hyoseridifolia Vill. und Crepis Jacquinä Tausch auf dem Blaser, Carex ornithopodoides Hausmann auf allen Dolomitkuppen des vorderen Stubaithales namentlich häufig auf der in neuester Zeit der unvergleichlichen Fernsicht wegen vielbesuchten Kuppe des hohen Burgstall bei Fulpmess; Saxifraga hybrida (biflora>- 5 Buchhandlungen. E 5 WUNDERN Te j XX. Jahrgang. WIEN, Mai 1870. INHALT: Dem Andenken Unger's. — Ueber Rhinanthus angustifolius. Von Dr. Celakowsky.— Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Beschreibung der Carex-Arten. Von Kohts. — Pim- pinella dissecta. Von Dr. Falck. — Hybride Saxifragen. Von Dr. Kerner. — Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt. Von Dr. Pokorn y-— L iteraturberichte. Von Hohenbühel-Heufler — Correspondenz. Von Tommasini, Kliu sgräff. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Tiere nehmungen. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. nn Dem Andenken F, Unger’s. Es wird beabsichtigt, das Andenken des unlängst in Graz verstorbenen Hofrathes, Prof. Unger durch die Aufstellung eines Denkmales im botanischen Garten des Joanneums, wo der Bus durch anderthalb Decennien ruhmvoll wirkte, zu ehren. Unger’s wissenschaftliche Bedeutung ist jedem Naturforscher bekannt; — viele seiner Schriften sind Gemeingut der ganzen gebildeten Welt geworden, In der Ueberzeugung, dass das beabsichtigte Unternehmen sich einer allgemeinen Zustimmung erfreuen wird, appelliren die Unterzeichneten an alle Freunde und Verehrer des berühmten Na- Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1870. 9 130 turforschers, durch Beiträge die Ausführung des Denkmales zu ermöglichen. Graz, im April 1870. Prof.. Bill, Prof. Gobanz, Prof. Heschl, Dr. Holzinger, Prof. Leitgeb, Prof. Peters, Prof. Schmidt, Schulinspektor Dr. Wretschko. Auswärlige Beiträge wollen gefälligst an Dr. J. Gobanz, Professor an der I. Oberrealschule, eingesendet werden. — 0 — Ueber Alinmanthus angustifolius Gmelin. Von Dr. Lud. Celakovsky in Prag. Die von K. Ch. Gmelin in der Flora Badensis II. Th. 1806 unter obigem Namen aufgestellte Form oder Art wird seit Koch’s Synopsis, besonders von deutschen botanischen Schriftstellern, all- gemein als eine nur durch doppelt schmälere Blätter verschiedene Varielät des Rhinanthus alpinus Baumgarten (Enumer. slirp. Transsilvan. Il. 1816) angesehen; nur insofern gibt sich eine Mei- nungsverschiedenheit kund, als einige den Gmelin’schen Namen, der Priorität gemäss, für die erweilerte Art voranstellen, während die meisten Rh. alpinus als passendere Benennung vorziehen. Koch selbst war nicht immer dieser Ansicht, denn in Röh- ling’s Deutschlands Flora IV. Band (1833) erachlete er den Rh. alpinus für wohl verschieden von Rh. angustifolius. Bentham ver- einigte zwar im Prodromus X. (1846) p. 558 den Rh. alpinus als Varietät mit Rh. major, liess aber Rh. angustifolius als besondere Art gelten; hierin ıst ihm Maly in der Enumeralio plant. austr. (1848) nachgefolgt. Ferner erklärte auch wieder Wimmer in der Flora von Schlesien 3. Aufl. 1857 p. 409: „der Rh. angusti- folius Gmel. ist eine von allen anderen Arten (auch von Rh. al- pinus) verschiedene Art, ausser den schmalen Blättern durch käm- miggesägte Deckblälter mit langen Grannenspilzen und weil vor- gestreckle Zähne der Oberlippe, welche noch länger als an Rh. alpinus’ sind.“ Ich muss der Ansicht Bentham’s, Wimmer’s und der frühe- ren Koch’s, was den Rh. angustifolius betrifft, vollkommen bei- pflichten, da ich ihn nach vielfacher Untersuchung besonders vom Rh. alpinus nach Bildung und Verbreitung sehr verschieden ge- funden habe. Instruktive Exemplare des Rh. angustifolius liegen mir aus dem Wallroth’schen Herbar von dem bekannten und aner- kannten Standorte des alten Stollbergs in Thüringen vor. Auch böhmische und schlesische Exemplare, erstere für die böhmische 131 Flora neu, stimmen durchaus mit den thüringischen überein. Die Beschreibung der badischen Pflanze bei Gmelin und bei Döll, ebenso Blüthezeit und Standort passen vollkommen auf die mir vorliegenden Pflanzen. Den echten Rh. alpinus oder Rh. pulcher Schummel (Rh. major ß. punctatus Tausch!) habe ich zahlreich aus dem Riesengebirge und schlesischen Gesenke. Zunächst ist zu bemerken, dass der Rh. angustifolius eher zu Rh. major als zu Rh. alpinus gehören könnte, da er die allmälig gekrümmte lange Oberlippe und eine parallel mit ihr vorgestreckte Unterlippe der Corolle besitzt, während bei Rh. alpinus die Oberlippe über der kurzen Röhre stark helmartig nach aufwärts gekrümmt ist und die Unterlippe absteht. Die Gmelin’sche Pflanze muss daher vor allem mit dem Rh. major verglichen werden. Rh. major. Stängel einfach oder mit eini- gen Aesten. Blätter länglich oder länglich- lanzettlich, am Grunde stlängelum- fassend, aufrecht oder horizontal abstehend, mit stumpflichen , oft gerundeten Zähnen. Deckblätter bleich gelblich- grün, scharf oder am Grunde ein- geschnitten, gesägt, mil dreieckig lanzettlichen, fein zugespitzien Zähnen. Kelche gross, mit 3eckig eiför- migen, zugespitzien, elwas sprei- zenden Zähnen. Kronenoberlippe vorne mit 2 länglichen oder ovalen Zähnen. Der Rh. angustifolius wird Rh. angustifolius. Stängel gewöhnlich vielästig mit abstehenden Aesten. Blätter lineal, oder lineallan- zettlich, langgezogen, am Grunde abgerundel, die unteren ganz kurz geslielt, abstehend, oder zurück- geschlagen, mit schärferen Säge- zälhnen. Deckblätter blassgrün, am eiförmigen Grunde kämmiggesägt, mit schmalen langen, borstlich oder pfriemlich bespitzten oder fast gegrannten Zähnen, in eine- schmale und lange, gesägte Spitze verschmälert. Kelche kleiner mit 3eckigen, spitzen, zusammenneigenden Zäh- nen. Kronoberlippe mit 2: schmal- länglichen oder länglich-linealen gestulzten Zähnen. bis 11/, und 2° hoch, ist meist von schlankem Wuchs, mit dünnen, langen, abstehenden Aesien, lang- und schmalblätterig, obwohl die Breite von Y, bis über 2° varlirt. Die Deckblälter sind häufig verhältnissmässig klein, weit kleiner als der ausgewachsene Kelch, was bei Rh. major und alpi- nus nicht vorkommt. Die Kelche, wie bei Rh. major stets unge- fleckt und ungestrichelt, wie auch die Kapseln sind kleiner als am Rh. major, leiztere oft breiter als lang. Die Krone ist intensiver gelb als bei Rh. major, und die Unterlippe beiderseits am Grunde mit oft zahlreichen blauen Flecken verziert. Ausser durch die Form ist Rh. angustifolius auch durch den Standort und die Blüthezeit von Rh. major verschieden. Er wächst 4 g x 132 nämlich auf steinigen, trockenen Abhängen, besonders auf Kalk- boden, auch in Gebüschen und auf Waldplätzen und blüht im Juli und August, sogar noch im September, während Rh. major auf feuchten Wiesen vorkommt und nur bis Ende Juli blüht. Nach dem Vorausgeschickten könnte es sonderbar scheinen, wie die neueren Autoren dazu kommen, diesen Rh. angustifolius für eine einfache schmalblättrige Varietät des Rh. alpinus aus dem Hochgebirge zu erklären. Diess geschal offenbar auf Koch’s Au- torilät und erklärt sich ferner daraus, dass eine zweite, dem Ah. angustifolius des Hügellandes habituell ähnliche, ebenfalls dem hö- heren Gebirge eigene Form existirt, die allgemein für den Rh. alpinus gehalten wird. Da diese Form bisher weder eigens be- nannt, noch beschrieben worden, so werde ich sie .hiemit unter dem bezeichnenden Namen Rh. aristatus mit dem echten Rh. alpinus vergleichen, mit dem sie die stark emporgekrümmte Oberlippe und eine mehr abstehende Unterlippe gemein hal. Rh. aristatus. Rh. alpinus. Stängel in kleineren Exem- Stängel einfach oder nur aus plaren einfach, in stärkeren viel-|den obersten Blattachseln mit 2 äslig mit aufrecht abstehenden |Blülhenästen (armlörmig ver- Aesten. zweigt). Blätter schmal lanzettlich , Blätter länglich oder länglich- langgezegen, aber auch langlich, |lanzettlich, seltner länglich-lineal, stumpf, mit schärferen Kerbzäh-|mit stumpferen, oft abgerundeten nen, am Grunde abgerundet, die | Zähnen, mit breiterem etwas stän- unteren ganz kurz geslielt. gelumfassenden Grunde sitzend. Deckblälter am breiteren Grun- Deckblätter, breit-lanzettlich, de fein, kämmig-eingeschnitten, Jam Grunde eingeschnitten gesägt, mit in feine, haarfürmige Grannen |mit 3eckig lanzettlichen, fein zuge- auslaufenden Zahnen. spitzten Zahnen Kelch nicht gestrichelt noch Kelch sammt Deckblättern , gefleckt. stellenweise längs den Nerven schwarz gestrichelt und gefleckt (ob immer?). Unterlippe der Krone mässig Unterlippe der Krone klein, mit gross, mit dünnen, geschweilten |dicklichen, kleingekerbten Lappen. Lappen. Die Kelche haben bei beiden dieselbe Form und Grösse, wie bei Rh. angustifolius. Von diesen unterscheidet sich Rh. aristatus, der mit’ihm eine gewisse habituelle Aehnlichkeit hat, durch Fol- gendes: er ist niedriger, nur 3—10“ hoch, die Blätter oft breiter, manchmal mehr von Gestalt derer des Rh. major, nebst den Aesten mehr aufrecht abstehend; so feine Grannen der Deckblätter finden sich beim Rh. angustifolius nicht; das vorzüglichste Merkmal zei- gen die Blumenkronen mit der stark gekrümmten Ober- und ab- stehenden Unlerlippe. Koch hat nun in Deutschlands Flora den Rh. angustifolius, wohl wegen der habiluellen Aehnlichkeit, mit dem z. B. auf den Salzburger Alpen wachsenden Rh. aristatus für identisch gehalten, die Merkmale, namentlich die der Blumenkrone aber der salzbur- er Pflanze entlehnt, und daher dem Rh. angustifolius fälschlich eine abstehende Unterlippe zugeschrieben. Den Rh. aristatus unler- schied Koch (daselbst ganz gut vom Rh. alpinus. Warum er spaler in der Synopsis den Rh. aristatus, und mit ihm freilich auch den echten Rh. angustifolius, seine frühere Darstellung verläugnend, zu dem Rh. alpinus einzog, dafür gab er keine Gründe an; sollten auch seither Uebergänge zwischen beiden beobachtet worden sein, was wohl möglich wäre, so müssen doch die typischen Formen, wenigstens als getrennte Racen, festgehalten werden. Zu der zweiten vergleichenden Tabelle habe ich noch Fol- gendes zu bemerken: Die Breite der Blätter ist auch bei Rh. alpi- nus etwas veränderlich, bisweilen sind sie nur halb so breit als gewöhnlich, nur 1—2‘ breit, und wenn es verlohnte , solche Va- rieläten besonders anzuführen, so würde eigentlich diese Varietät dem Rh. alpinus ß. angustifolius Koch genau enisprechen,, dess- wegen aber durchaus nicht mit Rh. aristatus und augustifolius Gmelin zusammenfallen. Die Deckblätter des echten Rh. alpinus finde ich (mit Wimmer) nur ebenso gesägt oder eingeschnilten, wie bei Rh. major, niemals mit den langen feinen Grannen des Rh. aristatus, dessen Blüthentrauben durch sie ein dem Rh. alpinus ganz fremdes, denen eines Melampyrum arvense recht ähnliches Ansehen gewinnen. Ich muss daher annehmen, dass, wenn dem Rh. alpinus langgrannige Zähne der Deckblätter zugeschrieben werden, unter diesem Namen der Rh. aristatus zu verslehen sei, Die eigenthümliche schwarze Zeichnung des Kelches von Rh. alpi- nus hat der Rh. aristatus nie, was auch Koch bemerkte, so lange er beide unterschied; seine Kelchadern sind zwar anfangs schwärzlich, wie bei allen Arten, aber die dunkle Färbung be- schränkt sich auf die zarten Adern allein und verbleicht auf dem ausgewachsenen Kelche; während bei Rh. alpinus die schwärzliche Färbung auch auf einen Streifen Parenchyms längs der Ader und auf einzelne Flecken auf den Adern sich erstreckt. Ob diese eigen- thümliche Verzierung konstant ist, weiss ich nicht, da ich die Pflanze noch nicht am Standorte beobachten konnte; an meinen Exempla- ren fehlt sie wenigstens nirgends. Wimmer nahm sie als kon- stant in die Arldiagnose auf; Koch (in der Synopsis), Sendtner, Neilreich sagen zwar, diese Färbung sei nicht immer vorhanden, was aber nichts beweist, da diese Autoren unter Rh. alpinus auch den Rh. aristatus verstehen. Die Unterlippe des Ah. alpinus ist durch ihre auffallende Kleinheit, dieklichere Konsistenz von der aller anderen Formen, so auch des Rh. aristatus, ausgezeichnet (getrocknet wenigstens), faltig runzlig, und oft auf der ganzen Fläche und auf dem vorderen Rande der Lappen blau getüpfelt. Dass Rh. alpinus Baumgarten die Pilanze Schummel's (Rh. pulcher) ist, und nicht etwa Rh. aristatus, geht aus der Be- schreibung Baumgarten’s hervor: Foliis amplexicaulibus, nigro- 134 maculatis, oblongo-lanceolalis, denticulis obtusis, bracteis cordato- lanceolatis, incise dentalis, corollis e Havo coeruleo-violaceis. Nachdem der Rh. angustifolius Gmelin einmal für identisch mit Rh. alpinus erklärt war, und dieser Irrthum Wurzel gefasst halle, so wäre es nicht zu verwundern, wenn ein neuerer aul- merksamer Beobachter in der echten Pflanze dieses Namens eine ganz neue Pflanzenform erblickt haben würde. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich den Alectorolophus major var. serotinus Schön- heit für ein Synonym des Rh. angustifolius halte, eine Form, die nach Ilse auf sonnigen, trockenen Waldrändern und steinigen, buschigen Berghängen und zwar auf Kalk im mittleren Thüringen wächst und von dem genannten Verfasser der Flora Mittelthürin- gens (1866) eine ausgezeichnete, von Al. alpinus ß. angustifolius (Gmel. spec.) nur schwer unterscheidbare, weiter zu beobachtende Form genannt wird. Nach Uechtritz, welcher diese Form in den Verhandlungen des botanischen Vereins für Brandenburg VI. Bd., pP. 17 auch in Schlesien aufzählt, zeichnet sie sich aus durch die Serralur der lineal-lanzeltlichen, vom Stengel fast wagrecht ab- stehenden, oft zurückgeschlagenen Blätter, durch um 1/, kleinere Kapseln, die späte Blüthezeit und den Standort, sie kommt bei Striegau nach Schwarzer ohne Uebergänge zu fh. major vor, so dass sie doch eine „gule Art“ sein könnte. — Diess alles passt genau auf Rh. angustifolius, den ich übrigens, wie weiterhin an- gegeben, in der That aus Schlesien gesehen habe. Darüber nun, ob Rh. angustifolius und aristalus eigene Ar- ten sind oder nicht, lässt sich nicht streiten, wie überhaupt über die europäischen Rhinanthus-Arten. Ich wollte nur nachweisen, dass sie dem Rh. alpinus nicht untergeordnet werden dürfen, sondern mit diesem, mit Rh. major und minor gleichwerthig sind. Obwohl im Vorstehenden eine Reihe von Merkmalen der vier typischen Formen gegeben wurde, so gestehe ich doch zu, dass sie kein morphologisches Merkmal vollkommen scharf abgrenzt, selbst die Form der Gorolle nicht, sondern dass gelinde Uebergänge und Ankläange einer Form an die andere vorzukommen scheinen. Desshalb be- trachte ich diese Formen nicht für eigentliche Arten, sondern für biologisch und morphologisch ausgezeichnete Raven einer Art, des Ih. erista galli L. Nicht natürlich wäre es jedoch, wegen des einzigen Merkmals der mehr abstehenden Unterlippe den Rh. ari- status, mit dem habituell doch bedeutend verschiedenen Rh. alpi- nus vereinigt, von Bh. erista galli abzutrennen, und den dem Kh. aristatus so nahen angustifolius bei Rh. erista galli zu belassen. Die stärkere oder allmäligere obere Krümmung der Corolle, von der auch die Richtung der Unterlippe abhängt, ist nieht ohne Ueber- gänge; auch Koch bemerkt vom Rh. alpinus: „variat rarius labio inleriore adpresso (Facchini),* — was sıch wohl auf Rh. aristatus bezieht. Zuweit geht aber in der Beurtheilung des Artenwerthes der gesammlen Formen Ledebour’s Flora rossica: Formae variae hujus 135 speviei (Rh. eristae galli) ab auctoribus pro speciebus vendilae, mihi vix varielatum nomine dignae videntur* — wesshalb auch die geographische Verbreitung der, Hauptlormen in Russland unter- blieb, was zu bedauern ist, Die geographische Verbreitung des Rh. alpinus und beider mit ihm vermengten Forınen muss künftighin genauer verlolgt wer- den; ich kann jelzt nur folgende Grundzüge geben. Rh. angusti- folius findet sich: in England (nach Bentham im Prodr. Hooker and Arnott Brittish Flora), in Frankreich im östlichsten an Deulsch- land angrenzenden Theile (Grenier), .in Deutschland in Baden und am Unterharze. Für Oesterreich gibt Maly den Rh. angusti- folius in Böhmen, Mähren (worunter vielleicht nur Schlesien zu verstehen) und in Steiermark an; in dem letzteren Lande ist wahrscheinlich Rh. aristatus gemeint. Was Böhmen betrifft, so weiss ich nicht, welche Angabe Maly vorlag; ausser dem echten Rh. alpinus des Riesengebirges war bisher keine der beiden unter diesem Namen mitbegriffenen Formen in Böhmen bekanut gewor- den; erst neuerlich habe ich den echten Rh. angustifolius Gmel. von mehreren böhmischen Standorten kennen gelernt. Ich fand ihn selbst zuerst bei Warnsdorf an der sächsischen Grenze auf einem rasigen Damme, später in den Eichenwäldern der Elbeniederung bei Kladrub mit Melampyrum subalpinum Kerner, beidemale gegen das Ende des August im oberen Theile der Traube noch blühend, Von dem verstorbenen Prof. Hackel erhielt ich ibn vom Berge Radischken bei Leitmeritz (als Rh erista galli var. angustifolia); aus derselben Gegend schickte mir ihn kürzlich Herr A. C. Mayer (mit Rohrer Verfasser der Vorarbeiten zu einer Flora von Mälı- ren); endlich fand ihn auch Hauptmann Hippelli in einem Ge- treidefelde bei Junzbunzlau im Thonboden, Bei der raumlichen Entfernung dieser Standorte ist zu erwarten, dass diese Form in Nordböhmen noch weiler verbreitet ist. Auch aus Schlesien und zwar österreichischen und preussischen Antheils salı ich sie, näm- lich von Jagerndorf (Spatzier) und von Neisse (Winkler), und Striegau (nach v. Uechtritz) wird gewiss auch hier aulzuzah- len sein. Den Rhinantus aristatus habe ich aus den Sudeten nicht ge- sehen, sondern nur aus den Alpen, und zwar von Oberpinzgau im Salzburgischen (von Spitzel gesammelt, sehr schön, als Rh. alpi- nus) und aus dem Fassathale in Südtirol (Bracht). Schon Koch gab ihn in Röhling’s Flora, freilich als Rh. angustifolius, „aul den Salzburger Voralpen und in der Waldregion der Alpen“ an. Er wird wonl in den Alpen vielfach verbreitet sein. Den echten Rhinanthus alpinus Baumg. sah ich nur aus den Sudeten, nach Baumgarten und Koch wächst er ferner auf den Karpathen Ungarns und auf den Voralpen von Siebenbürgen. Aus den Alpen sah ich keinen und es frägt sich. ob in den Alpenlän- dern nur Rh. aristatus oder auch Rh. alpinus vorkommt. Was ist aber Rh. aipinus in Schweden und Norwegen (Fries), was in 136 Rumelien (Friwaldsky)? Ist Rh. angustifolius Siebenbürgens bei Schur und Fuss der Rh. aristatus, oder schmalblättrige Form des Rh. alpinus, oder vielleicht auch alpine, kleinere Form des Rh. major? Eine solche hat z.B. Rochel als Rh. crista galli var. alpestris Wahl. in den Karpathen gesammelt, und dieselbe auch G. Reichenbach im Erzgebirge bei Oberwiesenthal als Alectoro- lophus major ß. alpestris. Was Wahlenberg unter seiner var. alpestris versland, ist aus der kümmerlichen Angabe schwer zu errathen, wegen der folia attenuata vielleicht den Rh. cristatus, wenn dieser in den Karpathen vorkommt. Prag, im März 1870. — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XXI. 694. Oenanthe fistulosa L. — In Wassergräben und auf sum- pfigen zeitweilig überschwemmten Wiesen; im Gebiete selten. In den Sümpfen an der Mündung der Gran und Eipel; auf der Kecs- kemeter Landhöhe bei R. Palota und in den Wassergräben bei der Teufelsmühle nächst Pest. In der Sarret bei Stuhlweissenburg. — Alluv. 90-—-150 Met. 695. Oenanthe media Griseb. — Auf Sumpfwiesen und an feuchten mit Riedgras bewachsenen Plätzen im Grunde lichter Wäl- der. Im mittelung. Berglande bei Pomäsz nächst St. Andrae. Auf der Keeskem. Landh. bei Puszta Göd, nördlich von Dunakesz, dann bei Säri und Ocsa unterhalb Pest. Im Bereiche des Bihariagebir- ges häufig auf dem tertiären Vorlande zwischen Grosswardein’ und Belenyes; dann auf der von der schwarzen Körös durchzogenen Thalfläche bei Savoieni und im Thale der weissen Körös bei Josäsz. — Schiefer, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90—840 Met. (Von Sadler wird in der Fl. Com. Pest. eine „Oenanthe pimpi- nelloides“ „in paludibus et uliginosis per tolam planitiem“ angege- ben. Die echte Oe. pimpinelloides L. wurde aber im Gebiete von mir vergeblich gesucht und kommt dort auch schwerlich vor. Die Beschreibung, welche Sadler a. a. 0. von seiner Oe. pünpinelloides gibt, entspricht auch nicht der Linne’schen Pflanze gleichen Namens. Sadlerschreibt nämlich seiner Oe. pimpinelloides „segmenla [foliorum radicalium] obtuse erenata“ „involucrum universale oligophyllum“ „umbellnlae convexae* zu, während sich die echte Linne’sche Oe. pimpinelloides durch tiefeingesclhnitten-spitzgezähnte Abschnilte 137 der grundständigen Blätter, eine vielblättrige gemeinschaftliche Hülle und vor allem durch ebene, flache [nicht convexe] Frucht- döldchen auszeichnet. Da aber demnach die echte Oe. pimpinel- loides L. im Gebiete der Sadler’schen Flora nicht vorkommt, an- derseits in demselben Gebiete die Oe. media Griseb. so verbrei- tet ist, dass diese Sadler unmöglich entgangen sein konnte und da endlich Sadler seiner Oe. pimpinelloides ausdrücklich „Flores radiantes“ zuschreibt, so zweifle ich nicht, dass Oe. pimpinelloides Sadler als Syn. zu Oe. media Griseb. gezogen werden muss, wenn auch einige Stellen in der von Sadler gegebenen Beschrei- bung der „Oe. pimpinelloides“ auf Oe. media Griseb. nicht ganz zu passen scheinen.) 696. Oenanthe silaifolia M.B.-— „Auf Wiesen an der Grenze der Comitate Pest, Heves und Jazvgien.“ Janka Oe.b. Z. XVI, 170. (In der Oe. b. Z. XI, 255 wird Oe. silaifolia M. B. von Janka auch bei Grosswardein neben Oe. banatica Heuffel und Oe. media Griseb. angegeben. In Oe. b. Z. XIV, 133 dagegen erwähnt Janka nur zwei bei Grosswardein vorkommende Oenanthe-Arten, nämlich Oe. banatica Heuffel und eine Oenanthe mit strahlenden Dolden, von welcher es.Janka in Frage stellt, ob selbe die Oe. media Griseb. ist. Selbst habe ich bei Grosswardein nur Oe. ba- natica Heuffel und Oe. media Griseb. beobachtet und zwar letz- tere mit breiteren und schmäleren Blattsegmenten in grösster Menge über das ganze tertiäre Vorland und die Thalböden der Körös- flüsse verbreitet. Ob dort auch die ähnliche Oe. silaifolia M. B. wächst, muss ich dahin gestellt sein lassen. Im Banat kommt nach Neilr. Diagn. p. 54 neben Oe. media Griseb. bei Lugos auch die echte Oe. silaifolia M.B. vor.) 697. Oenanthe banatica Heuffel. — An Waldwegen in der Nähe kleiner Tümpel, in Auen und in lichten Eichenwäldern an grasigen feuchten Plätzen. Am Saume des Bihariagebirges in der Umgebung Grosswardeins, namentlich bei Lasuri, in der Mulde am südlichen Fusse des Köbänyaerberges bei Felixbad und bei Szöllös, so wie in den Auen am rechten Ufer der schnellen Körös. — Terl. dilJuv. und alluv. Lehmboden. 95—250 Met. 698. Oenanthe aquatica (L.).,. — Am Rande stehender Ge- wässer, Im Inundationsgebiete der Donau und deren Nebenfüsse bei Csenke, Nana, Gyarmat, Waitzen, Pest, Steinbruch; auf der Csepelinsel, bei Hansabeg, am Ufer des Velenezer Sees und in der Sarviz bei Stuhlweissenburg; in der Tiefebene bei Atäny und Kömlö und an der Theiss von T. Füred bis Szegedin; am Mirha, Berettyö und Hortobäagy; auf der Debreeziner Landh. bei Bogäth und Vallay; am Saume des Bihariageb. bis Grosswardein, Felixbad und Lasuri und in den Thälern der schwarzen und weissen Körös bei Belenyes und Jösäsz. Der höchstgelegene im Gebiete beob- achtete Standort im Bihariageb. im Aranyosihale zwischen Negra und dem Waldhause in Distidiul. — Schiefer, tert. diluv. und alluv. Lehmboden, 75—845 Met. 138 699. Aethusa Cynapium L. — Auf bebautem Lande, vorzüg- lich in den Gemüsegärten der Städte und Dörfer, seltener an Zäu- nen und unter Gebüsch in Parkanlagen und am Rande der Wein- berge. Paräd, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Pest, Nagy Körös, Gross- wardein, Rezbänya, Körösbänya. 95—460 Mei. Foeniculum ofiieinale All. In Gemüsegärten und Weinbergen hie und da gebaut. 700. Seseli annuum L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen im Grunde lichter Gehölze. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd, im Donauthale bei Csenke, in der Pilisgruppe bei Dorogh nächst Gran, bei P. Csaba, nächst der Pulvermühle bei Altofen, am Schwabenberg bei Ofen. Auf der Keeskemeter Landh. auf den mit Pollinia bestocktlen Grasfluren am Rakos bei Pest und auf der Puszta Peszer bei Als6 Dabas; auf der Debreeziner Landh. bei Debreezin. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Gross- wardein und Belenyes, auf dem Vasköher Kalkplateau, auf den Höhen des Moma, in der Plesiugruppe bei Monesa, in der Hegyesgruppe bei Chisindia nächst Buteni und im Thale der weissen Körös auf den Tertiärhügeln bei Halmadiu. — Trachyt, Schiefer, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden; seltener auch auf Kalkgestein. 95 — 630 Met. 701. Seseli varium Trev. — An sonnigen trockenen Gehän- gen felsiger Berge und auf Sandhügeln der Niederungen. Im mil- telung. Bergl. in grösster Menge auf der Hügelkelte längs der von Ofen über Vörösvär nach P. Csaba führenden Strasse. Auf der Kecskem. Landh. bei R. Palota und am Rakos bei Pest gegen P. Szt. Mihaly; dann häufig auf offenen Plätzen in dem Walde zwi- schen Monor und Pilis. — Kalk, diluv. Lehm und Sand. 95—300 Met. (Die im Bereiche des Monorer Waldes vorkommenden Exem- plare zeichnen sich durch schmale mitunter fast fädliche, an den Rändern und an dem vorspringenden Mittelnerv der Rückseite mit sehr kleinen Zäckchen besetzte und dadurch rauhe Blattzipfel aus. Die Blattzipfel der auf felsigem Boden im Berglande wachsenden Exemplare sind etwas breiter und steifer und weit spärlicher mit jenen feinen Zäckchen besetzt und kommen auf das genaueste mit der Pflanze vom Laaerberge bei Wien überein.) 702. Seseli glaucum L., Jacq. — An gleichen Standorten wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf dem Särhegy und Saskö und bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem südlichen Abhange des Piliserberges, auf den Dolomitfelsen im Auwinkel, im Wolfsthale, auf dem Adlersberg,, Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. am Rakos bei Pest, bei Ecser und Pilis und im Tapiothal bei Szt. Martun Käta. Iın Bereiche des Bihariageb. sehr verbreitet im Thale der weissen Körös von Jösäsz über Plesculia einwärts bis in die Valea Liesa bei Halmadiu. Nach Steffek auch bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 95—350 Met. 139 703. Seseli leucospermum W.K. — Auf felsigen Bergabhän- gen. Im mittelung. Bergl. am Nagyszäl bei Waitzen und in der Pilisgruppe auf den Dolomitfelsen im Leopoldifelde, an der Südseite des Adlersberges bei Ofen und auf den Dolomitkuppen bei Budaörs. — Kalk, Dolomit. 170—630 Met. 704. Seseli Hippomarathrum L. — An. felsigen Bergabhängen, auf grasigen Plätzen der Sandhügel, an Rainen und an den Bö- schungen der Hohlwege. Im mittelung. Bergl® in der Pilisgruppe im Auwinkel und Wolfsthal, am Schwabenberg, Adlersberg, Spiss- berg und Blocksberg bei Ofen, auf dem Lössrücken des Viniszni vrch bei Gomba; auf der Kecskem. Landh. bei R. Palota, Pest und P. Sällosär nächst Tatär Szt. György. — Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—250 Met. 705. Libanotis montana Crantz. — An felsigen Bergabhän- gen, grasigen mit Buschwerk bewachsenen Sandhügeln und im Gestäude der Waldränder und Holzschläge. Im miltelung. Bergl. selten und nur an zerstreuten Standorten. Auf dem Köhat bei Szilväs im Bükkgebirge, auf dem Köporos bei Erlau, auf dem Gällya in der Matra, auf dem Schwabenberge in der Pilisgruppe. Auf der Keeskem, Landh. auf der Puszta Peszer bei Also Dabas; auf der Debreeziner Landh. bei Käräsz. Häufiger im Bihariageb. am Rande des Batrinaplateaus auf der Mogura seca, Pietra Boghi, Pietra pulsului, Tataroda, Pietra muncelului und Pietra lunga, bei Rezbänya, so wie auf der siebenbürgischen Seite im Valea Odin- eulia. In der Vulcangruppe auf dem Suprapieira poi@nile und bei der Pisiöria nächst Vidra; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporen- und Cerithienkalkbänken bei Chisindia nächst Buleni. — Kalk und kalkreicher diluv. Sand. Im Bereiche des Bihariagebirges ausschliess- lich nur auf Kalkgestein. 95— 1265 Met, 706. Onidium venosum (Hoffm.) — An sumpfigen. grasigen Plätzen, sehr selten. Nur am Westrande unseres Gebietes auf der Tather Donauinsel bei Gran. Daselbst von Pfarrer Grundl eni- deckt und mir freundlichst mitgetheilt. — Alluv. 100 Met. 707. Silaus pratensis Besser. — Auf Wiesen. Im Gebiete selten. Von mir nur auf der Csepelinsel bei Pest beobachtet. Wird übrigens von Sadler in der Fl. Com. Pest. „in graminosis omni- bus“ angegeben, was zwar entschieden unrichtig ist, aber doch schliessen lässt, dass die Pflanze im Gebiete weit verbreiteter sein muss, als sie von mir befunden wurde. — Alluv. Sandboden 95 Met. 708. Silaus peucedanoides (M. B.) — (Bunium peucedanoides M. B. [1808]. Silaus carvifolius C. A. Meyer [1831]. Selium Ro- chelü Heuflfel [1838], Silaus virescens Griseb. [1843]. Kauka- sische Exemplare mit den ungarischen vollkommen übereinstim- mend. Auch Grisebach in litt. vereinigt sein Silaus virescens mit Sil. carvifolius C. A. Meyer, beziehungsweise mit Bunium peuce- danoides M. B) — In der nördlichsten Gruppe des mitlelungar. Berglandes auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkäny und auf dem Tarkö 140 bei Szilväs in der Bükkgruppe von Vrabelyi entdeckt. — Kalk. 300 Met, 709. Meum Mutellina (L.) — Auf den mit Nardus strieta bestockten Wiesen in der alpinen Region des Bihariagebirges. Im Rezbänyaerzuge auf dem Vervul Biharii auf dem Sattel La Jocu ober der Stäna Scevea und auf der Cucurbeta. — Schiefer. 1735 — 1770 Met. Levistieum offieinale Koch. — Gepflanzt in den Gärten der Rumänen im Bihariagebirge, insbesondere in jenen der Moczen auf der siebenbürgischen Seite des Gebirges. Noch bei den höchstgelegenen Gehöften bei Negra und Vidra bei 4160 Met. — Im Tieflande und im mittelungar. Berglaude wird die Pflanze nirgends in den Bauerngärten gezogen. 710. Selinum Carvifolia L. — Auf Wiesen und auf grasigen Plätzen in lichten Wäldern. Im mittelung. Bergl. in der Matra im Karolyi vägas bei Solymos; in der Magustagruppe bei Kemencze südlich von Ipoly Sägh; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlöo. Auf der Kecskemeter Landh, auf feuchten Wiesen am Rakos bei Pest. Im Bihariageb. bei Fenatia nachst Rezbänya; in der Hegyesgruppe auf den Höhen der Chiciora südöstlich von Buteni, am häufigsten im Thale der weissen Körös auf dem tertiären Hügelland von Ples- cutia einwärts bis Halmadiu. — Auf tert. Lehm und auf der zähen lehmigen Bodenkrume, welche sich durch Verwillerung aus Trachyt und Schiefer herausgebildet hat; seltener auch auf feuchtem leh- migen Sandboden. 95—570 Met. Beschreibung neuer undCharakteristik einiger bekannten Carex-Arten. Von F. Kohts. 1. Carex longifolia Hst. (C. polyrrhiza Wallr.) var. gracilis Kohts. Culmi floriferi ad medium fol.ati; folia subaequan- tes; folia scebriuscula; bracteae foliaceae, longe vaginantes. Spi- cis femineis J—5, tenuibus, confertis, incluse pedunculatis. (Cae- tera ut C. longifolia ipsa.) Tirolia centralis: Ambras in ditione Oenipontana, solo schistoso, 2000. Kerner leg. Beim ersten Anblick erinnert diese Form an Carex verna Vill. (praecox Jacq-) var. umbrosa Hst., doch ist sie von der- selben durch die rasige (bei jener kriechende) Wurzel sogleich zu trennen. Sie fällt bald durch den zierlichen Wuchs, sowie durch die bleichen, an Carex alba erinnernden, Scheiden der Tragblätter auf. Die, wie die Halme schlanken, fast bogenförmig zur Erde lie- genden, saftig-hellgrünen Blätter sind nur an den oberen Rändern etwas rauh und an den Kielen ganz glatt, während beide, Ränder und Kiele, bei der normalen Form sehr scharf sind. Leider kann 141 ich über die Beschaffenheit der Schläuche nichts sagen, da meine Exemplare alle schon kurz nach der Blüthezeit gesammelt sind, Doch glaube ich nicht zu irren, wenn ich unsere Pflanze nur als Form von Carex longifolia auflühre. 2. Carex limosaLl.var. stans Boll. Spieis femineis erectis. Die ganz ausgeprägle Form stans kenne ich nur von Berlin (Steffens!) und Danzig, wo ich sie selbst fand. An meinen Exem- plaren sind die Stiele der Aehrchen bei weitem dicker, als gewöhnlich und auch die Länge derselben weicht auffallend von der, von mir bei der echten limosa beobachteten ab. Im Uebrigen scheinen Exem- plare mit theilweise aufrechten, theilweise nickenden oder hängen- den Aehrchen durchaus nicht zu den Seltenheiten zu gehören. In diesem Falle ist gewöhnlich das oberste Aehrchen aufrecht, wälı- rend die anderen hängend sind. Dergleichen Exemplare erhielt ich aus Pommern (Doms!), Berlin (Steffens!), Tirol (Kerner!) und fand sie auch bei Danzig in beträchtlicher Anzalıl. Auch die Beschaffenheit der Wurzel von C. löimosa wechselt gar sehr. Bald ist dieselbe fast rasenförmig und zeigt nur ein- zelne, kurze Ausläufer, bald bildet sie einen weit hinkriechenden Stock nach Art der Carex chordorrhiza Ehrh. Ja öfter er- strecken sich diese Verästelungen bis so weit nach oben, dass man an getrockneten Exemplaren den Halm derselben. für unten äslig, wie bei der eben erwähnten Art halten könnte. So erhielt ich Exemplare durch Kerner von Kitzbüchel in Tirol. 3. Carex planifolia Kohts ined. n. sp. ex affinitate Ca- ricis limosae. hkadix stolonifera. Culmus basti foliatus, laevis, foliis longior. Folia plana, ecarinata, 1—2 lineas lata laevissima, rarius apice scabriusoula, culmo subadpressa. Bracteae foliaceae, satis latae, basi bi-auriculatae vel brevissime vuginantes , apice et margine inferiore sub-membranaceae infima spicam masculam solitariam, terminalem attingens. Spicae femi- neae 3—4, rarius 2 cum rudimento terliae, oblonyae, erectue cernuaeve, multi- (9—I11) florae, subremotae, satıs longe tenui- terve pedunculatae, pedunculis laevissimis. Squamae masculae lanceolato-oblongae, acutatae, hyalino-albidae vel flavescentes, glabrae; femineae ovato-lanceolatae, acutae, atro-sangui- neae, saepe carino, viridulae, glabrae, utriculos multum su- perantes. Stigmata 3. Utriculi ovato-elliptici, lenticulari- compressi, carinato-triquetri, obtusiusculi, enervii vel obsolete nervosi, erostrati vel rostro minutissimo , subtruncato apicu- lati, laeves, glabri, pallido-virides. Planta sub \Y-pedalis. Tirolia septentrionalis: Ad lacum „Schwarzsee“ prope Kitz- büchel. Kerner leg. Vom Ansehen der Carex limosa, als welche ich sie auch von Kerner erhielt. Aber schon bei flüchtiger Besichtigung ist sie von derselben durch die flachen, glatten Blätter, die zahlreicheren, mehr gedrängten Aechrchen und hauptsächlich durch die in die Augen fallende roth-braune Farbe der spitzen Deckblätter sogleich 142 zu unterscheiden. Näher steht unsere Art wohl noch der Carex laxa Whlnbg. (nach der von Willdenow gegebenen Beschrei- bung) und der Carex livida Willd. Spec. 4. 285, doch unter- scheiden sich beide von ihr sofort durch die stumpfen, in der Länge den Schläuchen gleichenden Deckblätter, welche bei Carex planifolia spitz, nicht begrannt, wie bei Carex limosa, sind und die Schläuche bei weitem überragen. Uebrigens scheinen beide oben erwähnte Arten weder untereinander, noch von Carex limosa spezifisch verschieden zu sein. Schon Willdenow nennt die Carex laca Wahlenberg’s „Valde affinis Carici limosae.“ Dieselbe unterscheidet sich von jener aber nur durch die oberwärts verschmälerten Schläuche, welche bei Carex livida beiderseits zugespitzt sind und durch die länglich-eiförmigen (bei Carex livida länglich elliptischen) Deck- blätter. Die bei beiden Formen stumpfen Deckblätter sollen die- selben nun von Carexz limosa trennen. Doch dürfte diese Abwei- chung eine spezifische Trennung kaum rechtfertigen. Wir finden bei anderen Arten des Genus Carex sehr oft, nicht nur bei einer und derselben Art, sondern auch bei einem und demselben In- dividuum, die Deckblätter stumpf und spitz. Ich erinnere nur an Carex globularis L., bei welcher die Deckblätter auf denselben Pflanzen stumpf und spitz sind und an Carex affinis R. Br., diese Form der Carex paueciflora Lightf. mit spitzen Deckblättern. Durch die sonstige Verwandtschaft mit Carex limosa und die flachen Blätter dürfte man versucht sein, meine Art mit Carex irrigua Sm. zu identifiziren. Doch spricht gegen diese Vereini- gung schon der ganze Habitus der Pflanze. Die Blätter, welche wohl noch breiter sind, als bei C. irrigua, entbehren jener salti- gen Frische, welche diese Art so auszeichnet und grenzen durch ihr malltes, graugrünes Aussehen mehr an CO. imosa; und während sie bei C. irrigua in der Länge mehr dem Halme gleichen und etwas schlaff von demselben sich abbiegen, sind sie bei unserer Art starr dem Halme auliegend und erreichen kaum die halbe Länge des Halmes. Dann finden wir bei Carex irrigua Sm. begrannte Deckblätter, wie bei Carexz limosa, von bleich-grünem Kolorit, während die von Carex plarifolia mehr an Carex ustulata erin- nern. Ferner weicht unsere Art noch durch die zahlreichen, reich- blüthigen Aehrchen von €. irrigua ab. Endlich ist noch eine Art dieser Gruppe übrig, deren Ver- schiedenheit von ©. planifolia darzulegen ist, nämlich Carex corio- phora Fisch. et C. A. Mey. Diese, eigentlich wohl noch ziemlich unbekannte Form, welche auf den daurischen Alpen einheimisch ist, unterscheidet sich von derselben durch die kürzeren, starreren, am Rande scharfen Blätter, sowie durch die länglich-eiförmigen Deckblätter und die, dieselben fast überragenden elliptischen, am Rande schärflichen Schäuche. 143 Pimpinella dissecta Retzius. Ein verirrtes Synonym. Von Alfr. Falck. Die Pflanze, die ich im Folgenden zu besprechen gedenke, wurde vorletzt von den Systemalikern zum Range einer Varielät degradirt. Und doch gab es eine Zeit, wo sie als eine sehr ausge- zeichnete Art betrachtet worden ist, die sogar ihren Platz behaup- tele, während Pimpinella magna L. sich gefallen lassen musste, als eine schlichte Varietät bei der P. Saxifraga untergebracht zu werden. Dass die berühmten Botaniker, welche diese Ansicht ver- traten, das Richtige nicht getroffen haben, ist kaum zweifelhaft, doch auch die jetzige Ansicht in Betreff der P. dissecta bedarf, wie ich glaube, einer Revision. Zur näheren Orientirung will ich einen kurzen geschichtlichen Abriss vorausschicken. Aufgestellt wurde die fragliche Pflanze von Retzius (Observ. bot. 3. p. 30.) und folgendermassen charakterisirt: Foliis omni- bus pinnatis, pinnis multiparlitis, segmentis subfalcatis, acutis. Er gibt ausserdem eine Abbildung der Pflanze (Tab. 1.). Aus diesem Werke ging sie in die meisten systematischen Schrif- ten der Zeit über, und fast immer mit der Diagnose von Retzius!). Neues wird selten hinzugefügt. Doch bemerkt Schultes (in Roe- mer et Schultes Syst. Veget. vol. VI. pag. 386), dass er sie durch 12 Jahre kultivirt hat, wobei sie immer konstant blieb. Ein neuer Beweis, wie wenig massgebend das Konstantbleiben in der Kultur für das Artrecht einer Pflanze ist. Der letzte, der die P. dissecia als Art aufrecht hält, ist meines Wissens Duby (in Bota- nicon Gallicum, 1825), doch fügt er hinzu: An var. P. magnae? Diese von ihm nur angedeutete Ansicht, dass P. dissecta eine Varietät von P. magna ist, wurde schon von den älteren Verfas- sern vorbereitet, welche sie. als eigene Art auflführten, denn sie wurde von ihnen gewöhnlich in nächster Nähe von P. magna ein- rangirt. Bestimmt hat es doch erst Sprengel im J. 1818 (Spec. Umbellif. minus cognitae S. 117) ausgesprochen, was auch seitdem von den namhaftesten Botanikern: A. P. De Candolle, Koch, Ledebour, Neilreich u. s. w. allgemeine Nachfolge fand. Auch in Schweden, im Retzius’ Vaterlande, fand diese Ansicht Eingang, so bei Wahlenberg, Hartmann u. m. a. Anders fasst J. F. Gmelin dieses Gewächs auf, da er in der 13. Ausgabe von Systema Naturae (1791) P. dissecta mit ? als Synonym von P. hircina Leers darstellt, welche, wie sich im Folgenden ergeben wird, nur eine Varietät der P. Saxifruga ist. Withering soll ebenfalls (vor dem Jahre 1800) sie für eine Abart von P. Sazifraga erklärt haben, eine Ansicht, die auch Smith (Fl. Britannica ed. Römer 1804) und (also) Hornemann in seiner dänischen Flora beipflichten. Doch fanden sie wenige ) So getreu schreiben manche dieser Herren ab, dass selbst der sinnlose Druckfeliler „subfoliatis* (st. „subfalcatis*) sich öfters wiederholt. 144 Anhänger, bis neuerdings Ruprecht (FI. Ingrica, vol. Il. p. 441, 1860) auf die wahrscheinliche Identität dieser Pflanze mit der zer- schlitzten Varietät von P. Sazifraga hinwies. Freilich, da nur die Diagnose und die Abbildung ihm zur Verfügung standen, war es sogar diesem scharfsichtigen Botaniker unmöglich, die Frage mit Bestimmtheit zu lösen, denn Beide bieten nur wenige Anhalts- punkte dar. Nur eine Untersuchung der Retzius’schen Original- Exemplare konnte die hier obwaltenden Zweifel vollständig lösen, und da sein Herbar im botanischen Museum in Lund, wo Retzius als Universitäts-Lehrer fast ein halbes Jahrhundert hindurch wirkte, noch aufbewahrt wird, so war es mir leicht, die Einsicht der betreffenden Pflanze mir zu verschaffen. Die Resultate, die sich hierbei ergaben, will ich kurz zusammenfassen. Von P. dissecta finden sich im Herbar zwei Exemplare von Sjoebo (in Schonen) und eines von Björnstorp (gleichfalls in Schonen) vor, zu welchen Retzius mit eigener Hand diesen Namen geschrieben. Das letztgenannte Exemplar steht der gewöhnlichen P. Saxifraga sehr nahe, die Exemplare von Sjoebo sind aber mehr distinkt.. Der stielrunde, zart gerillte Stengel, der kurze Griffel und die dicken glanzlosen Blätter ihun doch am deutlichsten dar, dass sie nur Extreme von P. Sazifraga sind. Hierzu kommt noch, dass diese Form auf beiden Oertern sammt anderen Formen gesam- melt wurde, die den Uebergang zur typischen Art vermitteln. Es sind die von Retzius in demselben Werke beschriebenen P. Saxi- fraga ß, y, ®- Wenn es also zugegeben wird, dass P. disseeta Retz. mit Unrecht als eine zerschlitzte Varietät von P. magna betrachtet wird, so fragt es sich, ob man doch nicht für diese Pflanzenform einen anderen Namen wählen muss. Denn die Bezeichnung P. magna L. — dissecta ist selbstverständlich nur unter der Voraussetzung beizubehalten, dass sie auch die älteste ist, sei sie ursprünglich als Art oder als Abart dargestellt. Es gibt in der That eine Menge von Arten (vor dem J. 1818 aufgestellt), die als Synonym mit P. dissecta Retz. von den Verfasseru aufgeführt werden, also, diese beseitigt, einen Anspruch auf Anwendung haben. Im Nomen- clator botanicus von Steudel (ed. Il., 1841) sind deren nicht weniger als fünf verzeichnet, und wenn es nölhig wäre, auf die neuere Lileralur einzugehen, so würde sich ohne Zweifel die An- zahl noch weiter vermehren lassen. Die daselbst aufgeführten sind folgende: P. hircina Leers, P. pratensis Thuill., P. laciniata Thore, P. tenuifolia Schw. u. Körte, P. peregrina Lej., die meistens auch von anderen Autoren, z. B. De Candolle und Mer- tens et Koch hierher zitirt werden. Es ist ein missliches Ding, nur nach den wortkargen Diagnosen dieser alten Autoren zu eruiren, was sie in jedem Falle gemeint haben, besonders da weder eine Figur noch Original-Exemplare mir zur Verfügung stehen, um die jedenfallsige Bestimmung zu bestätigen, und doch muss ich es unumwunden bekennen: Alles scheint mir bei diesen Namen nicht 145 auf P. magna hinzudeuten. Sehen wir jeden nach der Reihe an! P. hirecina Leers (Fl. Herborn. ed. 2. p. 80) wird schon von Mertens und Koch unter P. Saxöfraga zitirtl, was mir auch ganz richtig vorkommt. Einer näheren Auseinandersetzung glaube ich mich, auf diese Autorität gestützt, überhoben. Anders verhält es sich mit P. pratensis Thuill. (Fl. Paris. ed. 2. p. 154), die von allen mir bekannten Autoren unter P. magna-dissecta einstimmig aufgeführt wird. Ich muss doch einen bescheidenen Zweifel dagegen erheben. Freilich die Diagnose sagt nichts, denn sie beschreibt nur die Blätter, aber der Standort- („in pratis* wie P. Saxifraga, P. magna hingegen „in sylvis humidis*) wie auch die Anmerkung („ne parait älre qu’ une varicte de la precedente* [= P. Sazi- fraga]) zeugen, wie es scheint, für meine Ansicht. Schweigger et Körte (Fl. Erlang. S. 145) schreiben die Retzius’sche Diagnose ab, mögen also dieselbe Pflanze meinen, was auch der Standort und die Anmerkung bestätigen. P. peregrina Lejeune (Fl. de Spaa, p. 145) non L., wird von De Candolle nach Original-Exem- plaren hierher zilirt, wozu jedenfalls die Beschreibung von Lejeune keine Berechtigung gibt. Es scheint doch nicht ralhsam, nur wegen eines Original-Exemplares, das von der Beschreibung nicht unter- stützt wird, einen ausserdem von Lejeune falsch benulzten Namen aufzunehmen. P. laeiniata Thore kann ich leider nicht prüfen, da das betreffende Werk mir nicht zugänglich ist. Sie wird ebenfalls von De Candolle mit ! hier zitirt. Würde es sich herausstellen, dass auch die Beschreibung von Thore diese Auffassung bestätigt, so ist selbstverständlich dieser Name in Anwendung zu bringen. Widrigen Falls hat P. magna L. dissecta Sprengel (I. ce.) die Priorität. Noch eine Anmerkung, die freilich nicht in Bereich dieser Untersuchung gehört. Aus welchem Grunde benutzen fast alle Floristen für die zerschlitzte Varietät von P. Saxifraga den Namen ß dissectifolie Wallroth? Hat doch Mönch lange vorher (1777) unter P. hircina diese Form beschrieben und De Candolle in Prodromus (1830) diesen Namen aufgenommen! ——esse ss — Ueber die hybriden Saxifragen der österreichischen Flora. Von A. Kerner. Seit einer Reihe von Jahren bearbeite ich die hybriden Saxifragen und Primeln der österreichischen Flora und beab- sichtige über diese interessanten Pflanzen demnächst den „Hybr. Orchideen d. österr. Flora“ analoge Abhandlungen zu publi- ziren. Das Manuskript und die Tafeln zu den „Hybriden Saxilragen der österr. Flora“ sind nahezu vollendet und ich habe in dieser Arbeit alles gewissenhaft zusammengestellt, was ich selbst an den Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1870. 10 146 ursprünglichen Standorten und im botan. Garten an den von mir für hybrid gehaltenen Saxifragen beobachten konnte und was ich von botanischen Freunden in Erfahrung zu bringen im Stande war. Ich zweifle aber nicht, dass der eine oder andere Botaniker in un- seren Alpenländern mir noch manche wertlhvolle Notiz mitzutheilen in der Lage sein dürfte, und ich stelle daher an alle Botaniker das freundliche Ansuchen, mir einschlägige Mittheilungen bis Mitte Juni dieses Jahres gütigst zukommen lassen zu wollen, damit die- selben in meiner Arbeit noch verwerthet werden können. Im Nachfolgenden stelle ich übersichtlich zusammen, was mir von hybriden Saxifragen der österreichischen Flora bis jetzt be- kannt geworden ist. Saxifraga pectinata Schott. — Halte ich für einen der Kreuzung Aizoon X crustata entsprechenden Bastart. Ich kul- tivire die durch Maly lebend erhaltene Schott’sche Pflanze seit Jahren im botanischen Garten. Von Schott wird dieselbe in Krain angegeben; der nähere Standort ist aber nicht bekannt und Auf- klärungen darüber wären sehr erwünscht. Saxifraga Zimmeteri ( Aizoon X cuneifolia) K. — Zwi- schen Windisch Matrei und Lienz im Pusterthale im Jahre 1863 von dem botan. Gärtner Zimmeter aufgefunden. Der in den botani- schen Gärten verbreiteten Sazifraga Guthrieana ähnlich, welche nach meiner Ansicht ein der Kombination: Aizoon X Andrewsü ent- sprechender Bastart ist und nach güliger brieflicher Mittheilung J. Hooker’s in dem Garten desDr. Anderson bei Edinbourg er- zeugt und von da in den Kewer Garten und in die Gärten des Kontinents gelangt ist. Saxifraga tiroliensis (caesia X squarrosa). — Schlern. Saxifraga patens (aizoides X caesia) Gaud. — Am Rad- städter Tauern und an der bairischen Grenze bei Mittenwald. — In den Karpathen am Drechselhäuschen und Choes. Der Kombination: aizoides X mutata entsprechend lassen sich drei Typen unterscheiden: a) Saxifraga Regelii (superaizoides X mutata), b) Saxifraga Hausmanni (aizoides X mutata), c) Saxifraga inclinata (subaizoides X mutata). Die erste und zweite wurden an mehreren Punkten des nörd- lichen und centralen Tirols von mir beobachtet, die letztere bisher nur im Höltingergraben bei Innsbruck. Der Kreuzung: biflora X oppositifolia entsprechend findet man zwei Typen: a) Saxifraga spuria (superbiflora X oppositifolia) K. — Zu- erst am 9. Juli 1861 von mir auf der Serlosspitze südlich von Innsbruck entdeckt, wo sie mit den mulhmasslichen Stamm- eltern sehr häufig vorkommt und von wo ich dieselbe damals in zahlreichen getrockneten Exemplaren an botanische Freunde versandte. Im Jahre 1865 brachte ich neuerlich zahlreiche lebende Exemplare dieses Bastartes in den botanischen Garten ke 147 und nahm die Pflanze unter den Namen S. kybrida (biflora X oppositifolia) in den im Jahre 1566 ausgegebenen Tausch- Katalog des Innsbrucker botanischen Gartens auf. Der Name hybrida musste aber geändert werden, da bereits eine von mir früher übersehene $. kybrida (Geum X rotundifolia) V ill. existirt. Im Jahre 1867 benachrichligte mich Ausserdorfer, dass er neben dem der Verbindung: superbiflora X oppositi- folia entsprechenden Steinbreche auf der Pirrstal- und Buen- landalpe im Pusterthale noch einen die Kombination: subbiflora > oppositifolia darstellenden Bastart gefunden habe, welchen er S. Huteri nannte. Diese b) Saxifraga Huteri (subbiflora X oppositifolia) Ausserd., welche durch Huter’s Tauschanstalt in zahlreichen Exemplaren verbreitet wurde, fand ich nachträglich bei einem Besuche der Serlosspitze auch auf diesem Berge, weın auch weit seltener als S. spuria. Vor zwei Jahren sammelte ich beide Bastarte auch auf dem Dornspitz ober dem Brenner und $. spuria überdiess auf der Wild- seespilze in Pfitsch. Saxifraga norica (Kochi X oppositifolia) K. — Bisher nur auf der Pasterze von Huter gefunden. Wahrscheinlich aber dürfte dieser Bastart auch noch an anderen Orten, wo 8. Kochü Hornung und S. oppositifolia L. zusammen vorkommen, ange- troffen werden. Ueber ein mir von Krasan aus dem Gebiete der Görzer Flora milgetheiltes Exemplar eines der $. Hostöä Tausch sehr nahe ste- henden Steinbreches bin ich noch zweifelhaft. So weit ich nach dem einzigen getrockneten Exemplare urtheilen kann, dürfte das- selbe ein der Kreuzung: crustata X Host entsprechender Ba- start sein. Innsbruck, 10. April 1870. Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt. Dr. A. Pokorny. (Schluss. ) Diese Wechselwirkung lässt es als ebenso einseitig erscheinen, wollte man das Vorkommen der Pflanzen nur von dem Einfluss des Klimas abhängig machen. Das Klima selbst umfasst eine solche Fülle von meteorologischen Erscheinungen, dass es schon schwer hält, dasselbe überhaupt zu charakterisiren, geschweige erst seinen Zusammenhang mit den Pflanzenvorkommnissen nachzuweisen. Die neuere Pflanzenklimatologie hat es daher längst aufgegeben, von 10 ” 148 dem Einflusse des Klimas im Allgemeinen zu sprechen. Man sucht sich die Aufgabe zu erleichtern, indem man zunächst den Einfluss einzelner klimatischer Faktoren auf die Entwicklungsphasen ein- zelner Pflanzenarten bestimmt. Ich habe in einem meiner Vorträge in diesem Kreise über diePflanzenphänologie, gehalten am 20. April 1863, Siehe Schriften des Vereines zur Verbreitung nalurwissenschaftlicher Kenntnisse. Wien 1864, näher gezeigt, wie es bereits gelungen ist, für viele Pflanzen Ausdrücke ganz bestimmter Wärmemengen aufzufinden, die unent- behrlich zur Hervorbringung gewisser Entwicklungsphasen dieser Pflanzen sind. Das Vorkommen einer Pflanze hängt daher nicht sehr von Temperaturextremen, mittleren Jahres-, Sommer- oder Wintertemperaluren, als vielmehr von der Erreichung gewisser Wärmemengen innerhalb bestimmter Entwicklungsstadien ab. Jede Pflanze bedarf ferner für ihre Lebensfunktionen einer bestimmten, weder zu hohen noch zu niedrigen Temperatur über dem Gefrier- punkt. Diese beiden Momente sind aber auch so ziemlich Alles, was sich auf wissenschaftliche Weise vom Einfluss der Wärme, des wichtigsten klimatischen Faktors, auf das Leben und Vor- kommen der Pflanzen sagen lässt. Nebst der klimatischen Wärme, die uns durch den Sonnen- schein gespendet wird, ist noch der atmosphärische Niederschlag oder Regen von grösster Bedeutung für die Pflanzenwelt, als Quelle des für die Ernährung der Pllanze unentbehrlichen Wassers. Hier scheint es wieder nicht sowohl auf das Quantum des Niederschlags, als dessen für die Vegetalion möglichst günstige Vertheilung anzu- kommen. Wirsind abernoch weit davon entfernt, um nur ein einiger - massen entsprechendes Mass zur Vergleichung und Bestimmung dieses klimatischen Faktors in seiner Wechselbeziehung zur Pflan- zenwelt zu kennen. Noch weniger ist irgend ein entsprechendes Mass für die Wirkung des Lichtes auf“ die Entwicklung der Pflanzen bisher gefunden worden. Wir wissen nur, dass das Licht unentbehrlich für den Assimilalionsprozess der Pflanzen, daher von der weil- gehendsten Bedeutung für das Leben derselben ist. Ohne Licht können nur chlorophylifreie Schmarotzer und Humusbewohner, sowie einzelne unterirdische oder sonst dem Licht entzogene Pflanzen- theile auf Kosten der im Licht verrichteten Arbeit chlorophyllhäl- tiger Pflanzen und Pflanzentheile leben. Das Licht selbst bringt die merkwürdigen Erscheinungen des posiliven und negaliven Heliotro- pismus oder Lichthungers hervor, für welchen eine Menge Pflanzen mit der wunderbarsten Einric htung passend adaplirt sind und dadurch ihre Existenz erringen. Es unte rliegt auch keinem Zweifel, dass das Lichtbedürfniss für jede einzelne Pflanzenart ein sehr verschiedenes ist, Doch fehlt es bisher an jeder Methode, auch nur annähernd das Lichtbedürfniss bezüglich Intensität und Dauer der Insolation für einzelne Pflanzen und deren Entwicklungsphasen zu bestimmen. 149 Aus dem Gesagten geht aber hervor, wie schwierig es ist, über den Einfluss von Boden und Klima auf die Pfllanzenwelt, so unläugbar derselbe ist, sich Rechenschaft zu geben. Erst sehr all- mälig gelingt es, durch Zergliederung der hier in Betracht kom- menden unzähligen Vorgänge zur Einsicht zu gelangen, warum ein bestimmter Standort vermöge seiner Boden-, statischen oder klima- tischen Verhältnisse einer bestimmten Pflanzenart nicht zusagt und sie desshalb im Kampfe ums Dasein ausschliesst. Weit auffallender und verständlicher ist die Konkurrenz der organischen Wesen untereinander, jener unerbittliche Weltstreit, der ungleich richliger mit einem Kampfe verglichen werden kann, als das Ringen mit den leblosen Naturkräften und Existenz- bedingungen. Wir werden passend zuerst die Mitbewerbung der Pflanzen untereinander und sodann jene der Thierwelt behandeln. Die heftigste Konkurrenz machen sich die Individuen dersel- ben Pflanzenart, oder nahe verwandte Pflanzenformen untereinander, da sie auf gleiche Existenzbedingungen angewiesen sind und daher gleiche Bedürfnisse haben. Es gibt eine Menge Thatsachen, die diess beweisen. Bei gesellig lebenden Pflanzen, wie z. B. bei einem Hochwalde gelingt es nur den kräftigsten Individuen sich zu behaupten. Alle andern werden erstickt. Die Erschöpfung des Bodens durch wiederholte Aussaaten derselben Frucht ist bekannt, so wie die hierauf sich gründende Nothwendigkeit des Fruchtwechsels. Werden verschie- dene Varietäten einer Pflanze durcheinander gesäet, z. B. verschie- dene Sorten von Weizen, Zuckererbsen u. dgl., so gewinnen bald einige Varietäten, denen Klima und Boden besonders zusagen, die Oberhand und nach einigen Generalionen verschwinden die übrigen spurlos. Wie verwickelt übrigens der Kampf um die Existenz bei nahe verwandten Pflanzenformen sich gestalten kann, hat Naegeli an einigen Alpenpflanzen besonders deutlich nachgewiesen. In ver- schiedenen Gegenden wird nämlich beobachtet, dass gewisse Alpen- pflanzen, die untereinander nahe verwandt sind, sich gegenseitig ausschliessen, so dass sie meist nach den Bodenarten einander vertreten, namentlich in Bezirken, wo Kalkgesteine und krystallini- sche Schiefer wechsellagern. Diese Pflanzen sind es, auf welche sich hauptsächlich die Lehre von der Bodenstetigkeit stützt, wäh- rend gerade die Gegner dieser Lehre sich auf die zahlreichen Ausnahmen im Vorkommen dieser Pflanzen berufen. Solche Pflan- zen sind z. B. die beiden Alpenrosen (Rhododendron hirsutum und ferrugineum), erstere auf Kalk, letztere vorzugsweise auf Schieferboden bemerkbar oder die beiden nahe verwandten Schaf- garben (Achillea atrata und moschata), von denen die estere eben- falls Kalk, die letztere Schieferboden liebt, während die gemeine Schafgarbe (A. Millefolium) bodenvag ist, d. h. auf jedem Boden vorkommt. Ausnahmsweise findet man auch A. atrata und mo- 150 schata neben einander. Dieses Vorkommen der genannten 3 Achillea- Arten zeigt, dass zwischen A. Millefolium und den beiden andern Arten keine oder nur eine geringe Konkurrenz besteht, dass hin- gegen A. atrata und moschata sich lebhaft gegenseitig bekämpfen und ausschliessen. Denn in Gegenden, wo nur eine dieser Arten wächst, ist sie auf Kalk und Schiefer verbreitet, also bodenvag. Wo aber beide Arten vorkommen, schliessen sie sich nach Boden- verhältnissen aus. So sah Naegeli im Bernina-Heuthal im Ober- Engadin mitten auf Schiefer einen grossen herabgestürzten Kalk- block, der mit der schieferholden A. moschata bedeckt war, weil hier die Konkurrenz mit der A. atrata ausgeschlossen war. Denken wir uns aber den Fall, auf einem Schieferabhang stände umgekehrt eine Million Stöcke der A. atrata, welche sich hier in der Länge der Zeit von keiner Konkurrenz bedrängt, auf den ihr sonst nicht zusagenden Schieferboden ausgebreitet hätte, und es fände sich durch irgend welche Umstände begünstigt, eine Invasion der schieferhol- den A. moschata ein, so ist der Gleichgewichtszustand gestörl, und es wird sich letztere Art, als die günstiger situirte im Vortheil befinden und sich rascher vermehren, und dadurch die frühere Art verdrängen, so dass sie nach einer entsprechenden Zeit vielleicht nur in der halben Individuenzahl etwa in500.000 Stöcken vorhanden ist. Allein hiebei bleibt es nicht; die auf der kalkarmen Unterlage schlecht siluirte A. atrata wird schwächer ernährt; sie vermag den klimatischen Einflüssen nicht so gut zu trolzen, wie die ungleich besser ernährte A. moschata. Kommt nun alle 20, 30 Jahre einmal ein tüchliger Frost zur Blüthezeit, so wird vielleicht die Hällte der A. atrata wieder dezimirt, statt 500.000 Exemplare werden nur 250.000 Exemplare sich erhalten und es ist nicht unschwer einzusehen, dass auf diesem Standort endlich die A. utrata dem Vernichtungskampfe durch Verdrängung gänzlich erliegen muss. Sowie hier der Kampf, das Erringen von Vortheilen zunächst auf der chemischen Bodenbeschaffenheit beruht, so kann auch jedes andere Bedürfniss der Pflanzen nach mehr oder weniger Wasser, Wärme, Licht u. dgl. entscheidend sein. Ja sehr häufig werden mehrere dieser Existenzbedingungen zugleich ins Spiel treten und den Kampf um so verwickelter erscheinen lassen. Daher erklärt es sich, warum so selten die Verbreitungsgrenzen der Pflanzen sich mit Bestimmtheit auf einzelne klimalische oder Bodenverhältnisse zurückführen lassen. Die allermeisten Pflanzen werden durch den Kampf ums Dasein von glücklichen Mitbewerbern bereits verdrängt, ehe sie die klimatische oder bodenstalische Grenze ihrer Existenz- lähıgkeit erlangen. Hier schliesst sich die Betrachtung des Kampfes ungleichar- tiger Pflanzen am besten an. Während gleichartige Pflanzenfermen durch die Gleichartigkeit ihrer Bedürfnisse sich gegenseitig ver- drängen und ausschliessen, herrscht hier ein wahres Faustrecht. Offene rohe Gewalt, aber auch wahre heimtückische Mordsucht finden in der Pflanzenwelt ihre Analogien. 151 Es sind besonders zwei Kategorien von Pilanzen, welche die mannigfalligsten, oft wahrhaft w underbaren Einrichtungen besitzen, um sich in dem Kampfe ums Dasein siegreich zu behaupten. Es sind diess einerseits die Schlingpflanzen, andererseits die Schma- rolzerpflanzen Die Schlingpflanzen im weiteren Sinn, wohin alle die win- denden, klimmenden, rankenden, kletternden Pflanzen gehören, deren schönste und grossarligste holzige Formen man auch mit dem poelischen Namen Lianen bezeichnet, erreichen durch die mannigfaltigsten und oft sinnreichsten Mittel den einen Hauptzweck, dem Lichte zuzustreben, und die ihnen mangelnde starre Festigkeit des Stammes durch Anschmiegen an Stützen zu ersetzen. Ich erinnere hier nur in aller Kürze an die Lianen der tropischen Urwälder, die durch das Gewirre ihrer tauförmigen zähen Stämme völlig undurchdringlich werden, an jene Sipo matador (Mörder- schlinger), welche starke Stämme durch ihre tödtliche Umstrickung erwürgen, und ihr Opfer noch lange überleben, wenn dasselbe auch längst schon ermordet ist u. dgl. mehr. Die echten Schmarotzer leben auf Kosten ihrer Wirthe, denen sie mehr oder weniger bereits assimilirte Nahrungsstofle entziehen. Die weitaus verderblichsten dürften in der Klasse der Pilze zu finden sein, wo ihre Wanderungen und Wandlungen oft ans Wun- derbare streifen, wie bei den Brandpilzen des Getreides. Aber auch hoch organisirte Planzen ireten als echte Parasiten auf und tödten nicht selten die befallenen Pflanzen, wie wir an unseren Flachs- seiden (Cuscuta-Arten) es sehen. Der gegenseitige Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt, von dem eben nur einige der hervorragendsten Formen kurz angedeulet werden konnten, wird noch überboten durch die in Mitbewerbung tretende Thierwelt. Diese Mitbewerbung tritt theils zerstörend, theils fördernd ein, ist aber immer von tief eingreifender Wirkung. Die ungeheure Menge der pflanzenfressenden Thiere konsumirt täglich enorme Quanlitäten von Pflanzensubstanz, wobei nicht nur appendikuläre oder vegelative Organe, sondern sehr häufig auch die zur Fortpflanzung nolhwendigen Blüthen, Früchte und Samen, ja die ganzen Pflanzen massenhaft vernichtet werden. Es sind hier nicht nur die grossen Pflanzenfresser, (Rinder, Schafe, Ziegen, körnerfressende Vögel), sondern vor Allem die kleinen Pflan- zenfeinde, das ungezählte Heer der Insekten und die pfllanzenfres- senden Schnecken thätig. Es ist bekannt, wie die Vegetalion ganzer Erdstriche durch diese kleinen Feinde vernichtet werden kann. Die Pflanzen schützen sich gegen diese zahllosen Verfolgungen bald durch festeres, widerstandfähiges Gewebe, durch den Wuchs, durch die Bewaflnung mit Stacheln und Dornen, durch unscheinbare Farben oder Ungeniessbarkeit ihrer Samen und Früchte, durch die Lebensfähigkeit ihrer unterirdischen Theile, bisweilen durch ihre giftigen Eigenschaften u. s. f. Um nur einiges namhaft zu machen, so sind weidende Gras- fresser auch dem Baumwuchs ausserordentlich schädlich, und manche Inseln, wie St. Helena, und manche Länder, wie die Mediterran- gegenden sind durch Ziegen buchstäblich kahl abgeweidet und dadurch waldlos geworden. Die Wirkung des Weideviehes auf die Vegetation wird erst recht klar, wenn man mitten auf einer Weide einen Theil derselben einfriedigt. Obgleich hier an Boden, Klima, Lage u. dgl. nicht die geringste Aenderung vor sich geht, so erfolgt doch eine gänzliche Aenderung der Vegetation. Oft bedeckt sich der Weidegrund wie durch einen Zauberschlag mit Bäumchen, die sonst immer ein Opfer des weidenden Viehes werden. Hieher gehören auch die auf Weideplätzen so häufig vorkommenden Zwergformen von Bäumen mit diehtem struppigem Wachsthum, bis es einzelnen besonders kräftigen Individuen freilich oft erst nach einer langen Reihe von Jahren gelingt, die Höhe der weidenden Thiere zu überragen und sodann normal sich zu entwickeln. Wenn nun eine einfache Einzäunung von so hervorragender Wirkung auf die Vegetation eines Weideplatzes ist, so müssen wir allen Umständen, wodurch weidendes Vieh von einer Gegend abge- halten wird, dieselbe Wirkung zuschreiben. In manchen Gegenden von Südafrika und ebenso in Paraguay ist es unmöglich, Rinder zu halten, weil sie das Opfer berüchtigter Fliegen werden. Die- selben Fliegen erscheinen aber im Kampfe ums Dasein sehr nülzlich für die Pflanzen, die sonst durch das weidende Vieh vernichtet oder verdrängt worden wären. Durch Darwin zunächst wurden eine Menge Umstände bekannt, welche die oft wunderbaren und äusserst verwickelten Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Thierwelt in ein klares Licht stellen und uns ganz neue Seiten des Kampfes ums Daseın kennen lernen. Nicht nur die sogenannten diklinischen Blüthen bedürfen der Vermittlung von Insekten oder anderer Transportmittel zur Befruch- tung, sondern auch bei den meisten Zwitterblüthen walten Umstände ob, welche die Selbstbefruchtung der Einzelnblüthe verhindern, indem z. B. die Staubgefässe und Stempel sich ungleichzeitig in derselben Blüthe entwickeln (wie bei den sogenannten Dichogamen ) oder eine Befruchtung durch die eigenthümliche gegenseitige Lage der Antheren und Narben unmöglich ist, (wie bei den sogenannten Heterostylen). Die Befruchtung erfolgt hier zumeist durch Insekten, wie Darwin schlagend nachgewiesen hat. 100 Stöcke Wiesenklee (Trifolium pratense) z. B. ergaben 2700 Samen, wenn die Blüthen von Hummeln besucht werden konnten; andere 100 Stöcke, die gegen einen solchen Besuch geschülzt wurden, lieferten nicht einen Samen. Hiebei zeigte es sich auch, dass gewöhnliche Bienen nicht ausreichen, weil nur Hummeln so lief in die Röhre der Blumen- krone eindringen können, als es hier nothwendig ist. Gäbe es also 153 keine Hummeln in England, so müsste der Wiesenklee, das Drei- faltigkeitsveilchen und ähnliche Arten sehr selten werden oder ganz verschwinden. Nun werden die Hummeln besonders von Feld- mäusen verfolgt, welche deren Nester und Waben aufsuchen. Die Feldmäuse sind daher indirekt auch Feinde des Wiesenklees; ein Raubthier aber, wie die Hauskatze, welche in der Nähe der Dörfer und Höfe fleissig auf Feldmäuse Jagd macht, wird dadurch das Vorkommen von Klee in seiner Umgebung befördern. Das Vor- kommen von Wiesenklee steht daher in einem gewissen Zusam- menhang mit dem Vorkommen der Hauskatze. Diese und ähnliche Betrachtungen zeigen, welch’ komplizirte Erscheinungen eigentlich die Vorkommensverhältnisse der Pflanzen sind. Nicht der Zufall würfelt sie bunt untereinander, nicht das Klima, nicht der Boden bringt sie hervor, sondern in jedem Pflan- zenvorkommen sehen wir das Resultat einer ganzen Reihe von Vorgängen, welche im engsten Kausalnexus stehen und zusam- mengenommen als ein Ueberwältigen von Schwierigkeiten, als ein Ringen um die Existenz, als ein Kampf mit den Mitbewerbern angesehen werden können. Jede Pflanze mit der Fähigkeit einer schrankenlosen Vermeh- rung begabt, sucht sich mit Hilfe der Naturkräfte und Transport- mittel soweit auszubreiten, als ihre Existenzbedingungen vorhanden sind und die Mitbewerbung von Pflanzen, Thieren und Menschen es geslallen. Was ist nun das Resultat dieses fortwährenden und unerbitt- lichen Kampfes? Zunächst das engste Anschmiegen der Pflanzen- nalur an alle hier massgebenden äusseren Verhältnisse. Da offenbar jede Einrichtung, die im Kampfe ums Dasein einen Vortheil ver- schafft, zur Erhaltung und Verbreitung der bevorzugten und zur Verdrängung und Ausrottung der minder zweckmässig organisirten Art führt, so entwickeln sich alle jene bewunderungswürdigen Anpassungen (Adaplirungen) zwischen Organisation und Lebens- weise, die den Eindruck machen, als wäre Alles mit weisester Vorsicht vorbedacht und ausgeführt, während es doch nur das Resultat der Naturnothwendigkeit ist. Andererseits sehen wir in dem Kampfe uns Dasein jenes züchtende Prinzip, welches ohne Wunder, bloss durch das Wechselverhältniss der Aussenwelt mit dem lebenden Wesen jene Auswahl trifft, aus welcher den äusseren Verhältnissen besser angepasste, also vollkommenere, höher ste- hende Wesen hervorgehen. So traurig also der Kampf ums Dasein für das Individuum bisweilen sein mag, so liegt doch in ihm allein der Fortschritt, die höhere Entwicklung, die Very ollkommnung alles dessen, was da lebt. Bei der Solidarität der gesammten Lebewelt gilt das zuletzt Gesagte auch von uns Menschen. Wen aber das Vervollkomm- nungsprinzip der neueren Biologie nicht zu trösten und zu erheben vermag, der muss sich die Verletzung seines Stolzes und seiner Gefühle durch die moderne Naturanscha wung eben gefallen lassen. 154 Unerbittlich ist auch der Kampf auf geistigem Gebiete und das Resultat der endliche Sieg der vollen Wahrheit. Ohne für sich irgend eine Art von Unfehlbarkeit zu beanspruchen, ergeben sich die höchsten Wahrheiten, die einzigen die auf Jedem zugänglichen Beweisen beruhen, als natürliche Konsequenzen der Forschung und auf diese Weise hat die Naturforschung zur Zerstörung alter eingewurzelter Vorurtheile Grosses bereits geleistet. Zuerst war es die Astronomie, welche mit der Unendlichkeit des Weltalls die Winzigkeit der Erde bewies, und damit gründlich den Wahn zerstörte, die Erde unser Wohnplatz sei der Mittelpunkt der Schöpfung. Gegenüber den kolossalen Zeiträumen der Geologie verschwand auch jene Spanne Zeit, die wir stolz die Weltgeschichte nannten. Mit Darwin’s Lehre von der Entstehung der Arten endlich fiel die Schranke, welche den Menschen von der übrigen Schöpfung trennen sollte. Und diesen überwundenen Vorurtheilen gegenüber erscheint uns in dem Kampfe ums Dasein versöhnend das Vervoll- kommnungsprinzip, dessen bisherige Leistungen uns zu den kühnsten und erfreulichsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigen. Der menschliche Stolz, verletzt und gedemüthigt durch die bescheidene Stellung, die die neuere Naturanschauung uns einräumt, muss sich ermuthigt und gehoben fühlen, durch das, was er im Kampfe ums Dasein bereits errungen hat und umsomehr durch das, was er den ewigen Naturgesetzen gemäss dereinst erreichen muss. Und so lassen Sie uns die Betrachtung einer naturhistorischen Detailfrage mit einer grossen und trostreichen Wahrheit schliessen, dass im Kampfe des Lebens die Quelle des Fortschrittes und der Vervoll- kommnung liegt. eirens ı auhenneer Literaturberichte. Die Besprechung der Gefässkryptogamen in Celakowskys Prodromus der Flora von Böhmen im laufenden Jahrgange $. 86, 87, wo angegeben wurde, Osmunda regalis sei übergangen wor- den, habe ich damit zu ergänzen, dass auch Scolopendrium vul- gare Sm.!) — officinale Sw. nicht aufgenommen worden ist, obwohl es an mehreren Orten Böhmens gefunden wurde. Die Glaubwür- digkeit jener Angaben, die nicht durch Herbarsexemplare belegt sind, kann bei der völligen Unmöglichkeit, diese Art zu verken- nen, nicht bezweifelt werden. Die erste Nachricht über das Vor- kommen von Se. v. in Böhmen findet sich in den Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1778, S. 50. Dort gibt es F.W. Schmidt an steinichten Orten bei Plan in Böhmen an. Die sonderbare Bemerkung, dass diese Pflanze im ') Smith (Tent. bot. p. 21. Taurini. 4793), nicht Symons (Syn, pl. Londini. 1798) ist der Urheber dieses Namens. 155 März blühe, würde verdächtig sein, wenn nicht Se. v. überwin- ternde Wedel hälte. Schmidt hat also überwinterte mit Sporan- gienhäufchen versehene Wedel beobachtet. Im Jahre 1817 erschienen Opizens Deutschlands kryploga- mische Gewächse, in welchem Verzeichnisse die böhmischen Arten laut einer Bemerkung auf S. 4 mit Sternchen bezeichnet worden sind. Hiernach kommt Sc. v. auf rauhen Felsen und in bergigen Wäldern Böhmens vor. Die entsprechenden Stellen stehen auf Seite 57 und 158. Im ersten Hefte des Jahrganges 4820 der in Prag erschienenen Zeitschrilt „Kratos“, in einer Fortsetzung des Tentamen florae eryptogamicae Bo@miae, S. 18, gab Opiz zwei Fundorte in Böhmen an, nämlich im sogenannten Sskaredydul bei Hrabessin unfern Czaslau und bei Neustadt an der Mettau. Für den ersten Standort führt er Gregory, für den zweiten Gregory und Linhart als Entdecker an. In dem Verzeichnisse der phane- rogamischen und kryptogamischen Flora Böheims von Opiz, wel- ches im Jahre 1822 im ersten Bande von Ponfickels stalislischer Topographie von Böhmen und im Jahre 1823 als Separatabdruck erschienen ist, kehren diese Angaben mit Weglassung von Lin- harts Namen unverändert wieder. Den zweiten dieser beiden Fund- orte hat Milde in sein Buch über die höheren Sporenpllanzen Deutschlands, S. 19 aufgenommen. Alle diese Angaben fallen in die Zeit vor der Veröffentlichung von Celakowskys Prodromus. In den Filices Europae et Atlantidis, S. 90, verölfentichte Milde einen neuen, früher nicht bekannt gewesenen böhmischen Fundort, nämlich bei Ottendorf, mit dem Beisatze: Brückner 1812, wobei bemerkt wird, dass Milde laut einer ausdrücklichen Versicherung in der Vorrede zu diesem Werke darin nur solche Fundorte aufgenommen habe, von woher er selbst Exemplare ge- sehen hat. In meinem eigenen Herbar ist die Spielart ß. daeda- leum durch einen Wedel vertreten, der mit der Etikette: Jose- phine Kablik. Riesengebirge, versehen ist. Hohenbühel-Heufler. Correspondenz. Triest am 2. Aprıl 4870 Herr Prichoda hat sich in dem Aufsalze „Zur Flora von Istrien“ im Märzhefte hinsichtlich der Veronica Cymbalaria Bod. geirrl, denn sie kommt allerdings in Istrien vor, namentlich auf der kleinen Insel (Seoglio) St. Katharina bei Rovigno, wo ich sie selbst schon vor vielen Jahren sammelte, Uebrigens haben wir ausser den von Herrn Prichoda erwähnten Veronica-Arten auch noch Ver. serpyllifolia und arvensis sehr häufig, dann V. acini- folia in den Litoralgegenden; V. urtieifolia und latifolia, leiztere 156 etwas seltener, auf den Bergen Istriens. In den höheren Berg- und Alpenregionen kommen noch V. montana (selten), fruticulosa, alpina, saxzatilis und aphylla vor, auf Sumpfwiesen ziemlich selten V. longifolia; endlich ist in der Umgebung Pola’s die Mittelform V. anagalloides zu verzeichnen. Sie sehen also ziemlich bedeutende Zugaben. Thomas Pichler ist diesmal sehr zeitlich eingetroffen und wird in einigen Tagen nach Dalmatien abgehen, um dort seine Sammlungen zu veranstalten. Nach Krivoscie und Cerquize, wo er vor zwei Jahren botanisirte, dürfte er sich diessmal schwerlich wagen. Tommasini. Marienwerder, 3. April 1870. Neilreich (Veget. Kroat. 112) bezweifelt meine Angabe, dass J. Host bei Sissek das Limnanthemum nymphoides mit weis- sen Blüthen gefunden habe und vermuthet, die Blüthen wären wohl nur im Herbar ausgebleicht. Nun wäre es gewiss eine Leichtfer- tigkeit von mir gewesen, wenn ich die Blüthenfarbe hätte nach mindestens 30—40jährigen Herbariums-Exemplaren bestimmen wol- len, ich führte aber nur die Angabe Host’s an; denn auf der Eli- kelte stand von seiner Hand „floribus albis“, und ich konnte doch nur voraussetzen, dass er die Blüthenfarbe an der von ihm selbst aufgenommenen lebenden Pflanze bemerkt habe. Mir ist nicht be- kannt, dass diese Pflanze irgendwo sonst mil anderer als gelber Blumenkrone gefunden worden sei und es wäre daher nicht uninter- essant, wenn die Host’sche Beobachtung von neuem bestäliget werden könnte. Hugo v. Klinggräff. — Personalnotizen. — Dr. Alfred Falck von Lund in Schweden, befindet sich seit mehreren Wochen in Wien und wird demnächst eine botanische Forschungsreise nach Siebenbürgen unternehmen. — Prof. Unger’s Tod ist nach den Beschlüssen der Gutach- tungskommission der Wiener mediz. Fakultät als ein natürlicher in Folge eines Stickflusses eingelretener zu betrachten. — Dr. Ferd. Kummer, Kustos des k. botanischen Gartens und des Herbariums zu München, ist am 22. März gestorben. age Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 3. Februar wurde von Prof. Dr.H. Will in Giessen eingeschickt: „Eine Untersuchung des weissen Senfsamens.* An Stelle des von Will im schwarzen Senf gefundenen myron- 157 sauren Kaliums enthält der weisse Senfsamen eine analoge Ver- bindung des Sinalbin, das sich auch in Zucker, in eine Schwe- feleyanverbindung und in ein saures schwefelsaures Salz zerlegt. — In einer weiteren Sitzung am 410. Februar übergab Dr. S. L. Schenk eine Abhandlung: „Ueber die Vertheilung des Klebers im Weizenkorne.* Die Kleberzellen in braunen Weizenkörnern, welche bisher allgemein als eiweisshällig betrachtet wurden, zei- gen bei Behandlung mit Millon’scher Flüssigkeit nicht die charak- teristische Färbung, während die letztere im übrigen Kerne deut- lich auftritt. Ferner werden dieselben bei künstlicher Verdauung oder bei Behandlung mit CIH verschiedener Konzentration nicht aufgelöst. Mit Alkohol, Aether, konzentrirter Schwefelsäure, kon- zentrirter Kalilauge versetzte Querschnitte zeigen keine Verände- rung, die auf die chemische Beschaffenheit der sogenannten Kleber- zellen zu schliessen berechtigen würde. — Der Verfasser bestreitet daher, dass der Inhalt der sogenannten Kleberzellen aus Kleber, respektive Eiweiss besteht. Jos. Rauter, Stud. phil. in Graz, über- sendet eine Abhandlung: „Zur Entwicklungsgeschichte einiger Tri- chomgebilde.* Der Verfasser schildert den Entwicklungsgang einer Reihe von Trichomen an Pflanzen aus verschiedenen Familien der Dikotylen. Man kann im morphologischen Aufbaue derselben drei verschiedene Fälle unterscheiden. Im ersten Falle ist das fertige Haargebilde nur Produkt einer Oberhautzelle (z. B. die Wollhaare von Ribes, Dietamnus, Rosa elc., die Sternhaare an Hieracium Pilo- sella, die Drüsenhaare von Dietamnus, Hieracium, Azalea u. Ss. W.). — Im zweiten Falle geht zwar die Anlage des Gebildes noch von einer Epidermiszelle aus, im weiteren Verlaufe der Entwicklung betheiligen sich jedoch auch sekundär das unter der Oberhaut lie- gende Stengel- und Blatiparenchym, sowie die den Haargrund zunächst umschliessenden Oberhautzellen. Dadurch entstehen stiel- oder höckerförmige Gewebemassen, welche das eigentliche Trichom tragen (Brennhaare der Nesseln, Klimmhaare des Hopfens, Schülfer- haare von Sherardia, Köpfchenhaare von Correa, Ribes u. S. w.). — In einem dritten Falle endlich, welcher bei den Stacheln und Drüsenhaaren der Rosen vorkommt, geht schon die Anlage des Trichoms vom unterliegenden Gewebe aus; die Oberhaut selbst betheiligt sich dabei nur insoferne, als sie durch gesteigertes Flä- chenwachsthum dem Ausdehnungsbestreben des sich unter ihr bil- denden Gewebekegels Folge leistet. — In einer Sitzung der k. k. geologischen Reichsan- stall am 1. Februar sprach Prof. Dr. Konstantin Freih. v. Ettings- hausen: Ueber die fossile Flora von Leoben in Steier- mark, Der Vortragende halte sich zur Aufgabe gestellt, die fossile Flora des Braunkohlenbeckens von Leoben an Ort und Stelle zu untersuchen. Es gelang ihm, aus vier verschiedenen Horizonten des mächtigen Hangenden Pflanzen - Fossilien zu erhalten. Die unterste pflanzenführende Schichte besteht aus einem hellfarbigen, feinsandigen Thone, welcher unmittelbar auf der Kohle liegt. Die- 158 sen überlagert ein grauschwarzer, bituminöser harler Schiefer, in welchem Pflanzentheile sehr selten zum Vorschein kommen. Das Pflanzenreste einschliessende Gestein der nächst höheren Fund- stelle ist ein röthlichgrauer, kalkhältiger Schieferthon. Das Gestein der vierten Fundstelle ist ein hellgrauer, häufig Glimmerblättchen einschliessender Schieferihon. Die reichhaltigste Lagerstälte findet sich am Moskenberge. Die pflanzenführende Schichte besteht aus einem lichtbraungrauen, von äusserst feinen Glimmertheilchen matt glänzenden Schiefer. Jeder dieser vier Horizonte enthält neben vielen gemeinsamen Arten auch eigenthümliche Species, welche Zeugniss geben von der Veränderung der Vegetalion während der Ablagerungs-Epoche. Nur 7 Arten waren Süsswasserpflanzen, die übrigen Landpflanzen. Von 136 in anderen Lagerstätten der Ter- tiärformalion gefundenen Arten zeigen 69 ein grösseres Alter als das der Oeningen-Stufe an. Die Braunkohlen von Leoben sind sonach älter als die von Parschlug. Die bezeichnenden Arten wei- sen die Flora von Leoben der Lausanne- oder sogenannten Main- zer Stufe K. Mayer’s zu. Von den Floren derselben zeigt die des plastischen Thones von Priesen bei Bilin die meiste Uebereinstim- mung mit der fossilen Flora von Leoben. Es erscheinen in der- selben die Proteaceen und Leguminosen in grösserer Artenzahl repräsentirt. Aus diesen Thatsachen ist der Schluss zu ziehen, dass die fossile Flora von Leoben jener des plastischen Thones von Priesen in der mittelmiocenen Epoche vorherging. Die Ver- gleichung der fossilen Flora von Leoben mit der Flora der Jetzt- welt ergab die Bestätigung, dass in derselben die wichtigsten Vegelationsgebiele der Jetziwelt vertreten waren. Die zahlreichen neuen Arten vertheilen sich auf die Ordnungen der Pyrenomy- cetes, Polypodiaceen, Smilaceen, Najadeen, Abielineen, Myriceen, Cupuliferen, Celtideen, Moreen, Artocarpeen, Urticaceen, Plata- neen, Saliecineen, Polygoneen, Laurineen, Daphnoideen, Proteaceen, Öleaceen, Apocynaceen, Myrsineen, Ebenaceen, Vaccinien, Ampe- lideen, Sterculiaceen, Tiliaceen, Acerineen, Malpighiaceen, Sapin- daceen, Celastrineen, Hippocrateaceen, Rhamneen, Juglandeen, Ana- cardiaceen, Myrtaceen, Rosaceen, Amygdaleen und Leguminosen. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, am 13. Januar zeigte Wundarzt Knebel 1. Crysanthemum Leucanthemum von einem Stock mit ca. 25 Blü- thenstengeln, von denen 12 die Varietät a discoideum trugen, die übrigen waren regelmässig; an einem blühenden Stock derselben Pflanze bei Scheitnig besitzen sämmtliche Blüthenköpfchen nur halblange Randblüthchen. 2. Campanula latifolia, Wald bei Striegau. Apotheker Werner legte vor ein Stück Opium, welches in Würtemberg gewonnen, 20 pCt. Morphium enthält, und berichtet über einen früheren Versuch der Art in Thüringen, welcher wegen ungenügenden Ertrags aufgegeben wurde. Dr. Engler hielt einen Vortrag über die Escalloniaceen und Cunoniaceen von Südamerika. Vortragender vereinigt nach dem Vorgange von A. 159 Braun diese Familien mit den Saxifrageen, Ribesiaceen, Franco-* aceen, Philadelpheen, Elatineen, Crassulaceen und Tamariscineen zu der Ordnung der Saxifraginae, welche 1000 Arten umfasst und in die Reihe der Rosiflorae gehört. Zu den Escalloniaceen gehören 17 Galtungen mit 1—2 Arten; Escallonia selbst hat 39 (40) Arten; sie sind auf den Inseln der südlichen Halbkugel, so wie in Süd- amerika vom Cap Horn bis Carracas und von der Meeresküste bis 10.000° Höhe an Flüssen und Bächen verbreitet, strauch- oder baumartig, in den höheren Regionen der Anden nach Gestalt und Vorkommen an unsere Alpenrosen erinnernd. Zu den Gunoniaceen gehören 18 Gattungen mit ähnlicher Verbreitung in den Inseln der südlichen Hemisphäre; nur 3 Gattungen mit 42 Arten finden sich im miltlern und südlichen Amerika. Der Sekretär schlägt vor, zur Herstellung eines innigeren Verkehrs der botanischen Sektion mit den Freunden der Botanik in der Provinz im Laufe des Sommers eine mit einer botanischen Exkursion zu verbindende Sitzung an einem noch zu vereinbarenden Orte der Provinz zu veranstalten. — In der Sitzung vom 27. Januar gab Dr. Stenzel einige Nachträge zur Flora der Umgegend von Wüstewaltersdorf an der Eule. Er hob zunächst hervor: Aspidium lobatum nur im oberen Theile eines kleinen Thaleinschniltes am Fusse der Eule; Gentiana ger- manica auf einer Grasfläche abwärts der Strasse nach Reichen- bach; Brachypodium pinnatum, Trifolium rubens auf dem Mühlen- berge, das leiztere vereinzelt auf dem Stenzelberge; Origanum vulgare um den Hexenstein. Er zeigte ferner, dass von den, der oberen Bergregion (2600—3160') nach Sadebeck ausschliesslich eigenen Pflanzen mehrere weit in die untere Region herabsteigen, so namentlich Circaea alpina, Ranunculus aconitifolius, Cirsium heterophyllum, während das für dieselbe sehr bezeichnende Athy- rium alpestre bei Sadebeck fehle. Dasselbe bedeckt in grosser Menge die Koppe der hohen Eule über Dorfbach und Wüstewal- tersdorf, steigt aber nirgends unter 2800° herab. Sparsam findet es sich in gleicher Höhe über den obersten Häusern des Euldör- fels (Eulburg) im Walde mit Asp. Orenpteris. Geheimrath Goep- pert macht darauf aufmerksam, dass Athyrium alpestre von allen Farnen im Herbst am frühesten vertrockne und sich dadurch von dem so ähnlichen Filix femina unterscheide. Dr. Cohn zeigt eine Reihe von grossen Glasphotographien botanischer Ob- jekte, angeferligt von Dr. Benecke in Königsberg, und im Besitz des Physiker Boettcher, welcher diese Photographien bei seinen Vorstellungen benützt, indem er das Bild derselben mit Hilfe eines Nebelbilder-Apparats auf die ausgespannte Leinwand wirft; er erzielt auf diese originelle Weise ausserordentlich stark vergrösserte Demonstralionen der feinsten mikroskopischen Verhältnisse (z. B. die Streifensysteme der Pleurosigma angulata) in grösster Klarheit und Schärfe. Stabsarzt Dr. Schroeter hielt einen Vortrag über die Brand- und Rostpilze in Schlesien und übergibt ein Verzeichniss der von ihm mit Unterstützung des Dr. Schneider 160 in Schlesien aufeefundenen Brand- und Rostpilze. In demselben werden 32 Ustilagineen auf 44, und 120 Uredineen auf 330 Nähr- pflanzen angeführt, F. Cohn, Sekretär der Sektion. Sammlungen. — Pflanzen der Centralalpenkette, die Centurie zu 5 fl., ver- kauft Rudolf Hinterhuber, Apotheker in Mondsee. — R. Parkinson gibt lieferungsweise ein Herbarium der Algen der Nordsee heraus. Die Sammlung wird aus 35 Blättern bestehen, von denen monatlich 5 erscheinen. — — Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Br. Thümen, mit Algen. — Von Herrn Oertel, mit Pflanzen aus der Wetterau in den Pyrenäen. ven Herrn Dr. Falck, mit Pfl. aus Schweden und Norwegen. — Von Herrn R. v. Tommasini mit Pfl. aus Istrien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Lutz, Dr. Traua, Dr. Lag- ger, Winter, Sekera. Inserat. Verlag von F, A. Brockhaus in Leipzig. Soeben erschien: Xenia Orchidacea. Beiträge zur Kenntniss der Orchideen von Heinrich Gustav Reichenbach fil. Zweiter Band. Siebentes Heft. Tafel CLXI- CLXX; Text Bogen 19—21. 4. Geh. % Thl. 20 Ngr. Von diesem für Botaniker und alle Freunde der Pflanzenkunde sowie für Bibliotheken höchst wichtigen Werke ist nach längerer Pause wieder ein Heft als Fortsetzung erschienen. Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text, kostet in 10 Heften 26 Thlr. 20 Ner., gebunden 30 Thlr. und ist durch alle Buchhand- lungen zu beziehen. Jedes yet des zweiten Bandes kostet 2% Thlr. 20 Ngr. Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, die freidurch die Posı be- botanische Zeitschrift Botanik und Botaniker, AR N RE evscheint den Ersten jeden Monats. a ee (Wieden, Neumang. Nr.7) en ae w. ärlner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, isn Kamen Sr: mit 5 fl. 25 kr. öst. W. C? Thlr. 10 Nor.) Im Wege des ganzjährig, oder Fo abe e Buchhandels übernimmt Ense Na, Apotheker und Techniker. Rn Anarällern €. Gerold'’s Sohn, halbjährig. in Wien, Inserate die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W, N>- 6. Buchhandlungen. XX. Jahrgang. WIEN. Juni 1870. INHALT: Viola ambigua und V. Thomasiana. Von Dr. Kerner. — Beschreibung der Carex- Arten. Von Kohts. — Zur Flora von Presburg. Von Holuby. — Vegetations-Verhältuisse. Von Dr. Kerner. — Reise in Serbien. Von Dr. Pancic. — Literaturberichte. Von Hohenbühel-Heufler, Bartjsch. — Correspondenz. Von Tommasini, Janka, Thümen, Dr.Kerner, Zimmermann. Dr. Seemann. Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Bo- tanischer Tauschverein. — Inserat. Viola ambigua W. K. in Niederösterreich und Viola Thomasiana Perr. et Song. in Tirol. Von A. Kerner. Bei Gelegenheit eines im April ausgeführten Ausfluges nach Niederösterreich, besuchte ich auch die sonnigen südöstlichen Ge- hänge der Berge, welche sich an der Mündung des Donauthales nördlich von Stein und Krems aufböschen. Ich halte dieses Terrain seit meiner Sluuienzeil nicht mehr begangen und wollte die seit langem nicht mehr gesehenen östlichen Pfllanzenformen, welche dort ihre Westigrenze erreichen, wiedersehen, und die Art und Weise ihrer Gruppirung zur Massenvegetation, welche mich in der ersten Zeit meiner bolanischen Studien noch wenig interessirt halte, untersuchen. Obschon die Entwicklung der Pflanzen im Ganzen noch sehr weit zurück war, konnte ich doch so viel sehen, dass jene östlichen Pflanzen dort genau so, wie auf den ungari- schen Puszten combinirt waren, und dass diese Gehänge mit der exquisitesten Stipa -Formation, in welcher Stipa capillata als ton- angebende Art erscheint, überzogen sind. Neben den alten Be- kannten fand ich aber bei dieser Gelegenheit auch eine für das tl Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1870. 162 cisleithanische Oesterreich neue, bisher nur aus den ungarischen Puszten und dem südlichen Russland bekannte Pflanzenart, nämlich die seltene viel verwechselte und nur von wenigen richtig ge- kannte Viola ambigua W. K. (V. campestris M. B.). Sie wächst hier an den sterilsten Stellen auf dem die Bergabhänge überklei- denden Lössboden und zwar zumeist in Gesellschaft von Scorzoner« austriaca. Die gefundenen Exemplare stimmen sowohl mit jenen, welche ich selbst auf der Keeskemeter Landhöhe in Ungarn seiner Zeit gesammelt habe, so wie mit solchen aus Südrussland und end- lich mit der Kitaibel’schen Beschreibung und Abbildung und einem Kitaibel’schen Originalexemplar im Herb. der Innsbrucker Univer- sität auf das genaueste überein. Die tiefvioletten Blüthen hauchen den angenehmsten Veilchengeruch aus und sämmtliche Blätter sind dieklich und steif aufrecht und wie Kitaibel sehr richtig be- schreibt, zur Zeit der Blülhe wie röhrig zusammengerollt, wo- durch sie etwas an die von Kilaibel verglichene, in Gärten häufig kultivirte Viola cucullata erinnern. Wenn man die Blätter auseinanderrollt, erscheinen sie an der Basis niemals herzförmig, sondern gesluzi oder selbst geschweift in den Blaitstiel verlau- fend und lassen sich in Belreff ihres Zuschnittes am besten mit den mitlleren und unteren stengelständigen Blättern der Viola elatior vergleichen. Eine Eigenthümlichkeit, deren Kitaibel in der Beschreibung (W.K. Vol. I. p. 208) nicht erwähnt, die aber nicht wenig dazu beiträgt, der Pflanze ein sehr auffallendes An- sehen zu geben, ist die fleischige Konsistenz der Blätter die am besten mil jener der Vinca herbacea verglichen werden kann. Auch die von den verwandten Viola-Arten abweichende Nervatur ver- dient eine besondere Berücksichtigung. Es muss hier noch be- merkt werden, dass Viola ambigua Koch von dieser echten Viola ambigua W.K. gänzlich verschieden ist. Koch, der seine „Viola ambigua“ von Thomas aus dem Wallis erhalten hatte, war über diese Pflanze selbst zweifelhaft und bemerkt von ihr in der Synopsis: „Planta mihi haud salis nota; vivam nondum vidinnec folia aestivalia.“ Diese von Koch mit Viola ambigua W. K. konfundirte Pflanze wurde in neuerer Zeit an mehreren Orten im Wallis, Waadt, Tessin und in Savoyen wiedergefunden und von Perr. et Song. in C. Billot. Annot. p. 183 als Viola Thomasiana beschrieben. Auch in Tirol wurde dieselbe aufgefunden und zwar zuerst von Gander im Jahre 1863 in Sexten im Pusterthale an der Holz- grenze unler dem „Helm,“ dann im Jahre 1866 von Huter und Ausserdorfer bei Sct. Jakob und Steinhaus im Ahrnthale und später auch bei Sand in Taufers und von da durch ganz Mühlwald bis in das Lappachthal. Nachdem man einmal auf diese Art auf- merksam gemacht war, stellte sich nachträglich heraus, dass sie fast durch das ganze Gebiet des Pusterthales an Waldrändern und an lichten buschigen mit Lariz bewachsenen Abhängen, besonders an felsigen Plätzen und mit Vorliebe auch im Halbschatten der Alnus viridis in dem Höhengürtel von 950 bis 1600 Meter ver- 163 breitet sei, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auch weiter westlich und östlich unter ähnlichen Verhältnissen auf den südlich abzweigenden Bergrücken der Centralkette heimisch sein wird. Hausmann nannte die ihm von Gander gesandte Pflanze in litt. Viola Ganderi, und unter diesem Namen sind sehr zahlreiche Exemplare durch Huter’s Tauschanstalt versendet worden. Sa- voyische von den Autoren selbst auf dem Miranlin gesammelte Exemplare der Viola Thomasiana Perr. et Song., welche ich der Güte meines hochverehrten Freundes Lag ger verdanke, stimmen mit der lirolischen Pflanze auf das genaueste überein. Viola Thoma- siana besitzt denselben köstlichen Veilchengeruch wie V. ambigua W.K., weicht aber von dieser auf den ersien Blick dadurch ab, dass ihre Blumen zur Zeit der vollen Blüthe über die jungen mit den Blumen gleichzeitig entwickelten Blätter hinausragen, während um- gekehrt an V. ambigua W. K. die Blumen von den jungen Blättern überragt werden. Ferner weicht V. Thomasiana von V. ambigua W.K. durch die etwas herzförmigen weichen Blätter, die blass röthlich-vio- letten Blumen, die kurzen breiten fast rundlichen Blumenblätter sehr auffallend ab. Wenn man die Blätter der V. ambigua W. K. im Zuschnilte mit den unteren Stengelblättern der Y. elatior vergleichen könnte, so liessen sich anderseits jene der V. Thomasiana mit denen der V. collina Besser in Vergleich stellen. Im ausgewach- senen Zustande sind sie diesen in der That zum Verwechseln ähnlich; und so verschieden Y. Thomusiana und V. collina zur Zeit der Blüthe erscheinen, so sehr gleichen sie sich zur Zeit der Fruchtreife im Sommer und im Herbste, wenn die Blätter völlig entwickelt sind. Es geben dann nur die kürzeren Fransen der Nebenblätter und das grössere Längenausmass der Blätter einen sicheren Anhaltspunkt zur Unterscheidung ab. Ich kultivire Viola Thomasiana Perr. et Song. seit vier Jahren im botanischen Garten und habe nun heuer auch von der echten V. ambigua W.K, eine ziemliche Anzahl lebender Exem- plare aus Niederösterreich mitgebracht, so dass ich in der Lage bin von beiden Arlen, solchen, die sich näher für diese Veilchen interessiren sollten, lebende Exemplare abzutreten. Innsbruck im Mai 1870. Beschreibung neuer und Charakteristik einiger bekannten Carex-Arten. Von F. Kohts. (Sehluss.) 4. Carex distans L. var. flavescens Host. Gram. 4. 53. 6. spec, 11 ’ 164 Unter der Bezeichnung „Carex distans L. var... .“ erhielt ich eine Form durch kerner von Innsbruck (Mühlau), welche sich bei näherer Untersuchung als die oben bezeichnete ergab. Diese nach Host auch in Ungarn (Siehe Schur Sertum ete. p. 3001) vorkommende Pflanze zeichnet sich hauptsächlich aus durch die „vaginae apice in appendicem membranaceam produetae.*“ Während ferner bei der ausgeprägten Carex distans der Halm ganz glatt und einfach ist, sind bei der Form flave- seens die Ränder des oberen Theiles desselben scharf und der Halm zeigt an der Basis deutliche Spuren einer beginnenden Ver- ästelung. Nicht minder auffallend sind auch die bei flavescens ge- wimperten, weisslichen,. hingegen bei distans genuina kahlen, braunen Deckblätter. Ausserdem sind die Schläuche der ersteren Form mehr eiförmig, während Carex distans länglich verkehrt- eirunde zeigt. Trotz allen diesen Abweichungen halte ich unsere Pflanze für eine von Carex distans L. spezifisch nicht verschiedene Form, sondern für eine Varietät derselben. Neilreich zieht Carex flavescens Host, wie ich glaube mit Unrecht, zu Carex fulva Good. Zwar deuten die eiförmigen Schläuche, der oberwärts rauhe Halm und Zahl, sowie Form und Stellung der Aehrchen auch auf einen Zusammenhang mit dieser Art hin, doch sind dieses Kenn- zeichen, welche allen Arten dieser Gruppe eigen sind. Hingegen steht mancher Unterschied einer Vereinigung entgegen. Während z. B. Carex fulva fast aufgeblasene, viel nervige, beinahe sparrige abstehende Schläuche hat, deren Schnäbel und zum Theil auch untere Ränder scharf sind, finden wir bei ©. flavescens nerven- lose, aufrechte und ganz glatte Schläuche. Sind ferner die Deck- blätter der Schläuche bei Carex flavescens lang begrannt, so finden wir sie hingegen bei ©. fulva spitz. Eher nähert sich die- selbe der Carex Hornschuchiana Hppe., welche ich für verschieden von ©. fulva halte. Doch ist eine Vereinigung mit derselben der aufgeblasenen, rauhen Schläuche der Carex Hornschuchiana halber nicht zulässig, so dass also Carex flavescens wohl am besten zu distans zu ziehen ist. 5. Carex Kkerneri Kohts ined. n. sp. ex affinitate Caricis ferrugineae Scop. Rhizoma subrepens. Culmus erectus, subteres, laevis, inter- dum apice scabriu culus, foliosus, glaber. Folia lata firma, margine scabra, sed carina laevissima, culmo adpressa, multoque eo breviora. Bracteis foliaceis, evaginalis, culmum subaequantibus. Spica mascula solitaria, erecta, clavaeformt, apice latiore; femineis 1-3, remotiusculis; suprema minima, subglobosa, 1—4 flora, incluse-pedunculata; reliquis sub-clavatis, sublaxi- et multifloris, erectis, pedunculis graci- limis exserte insidentibus. Stigmata 3. Squamae masculae lanceo- /atae, acutatae, fuscescentes, carina hyalino-albidae; femineae spicae supremae ovatae, obtusissimae, emucronatae; religuarum ovato-oblongae, oblusae, mucronulatae. Uiri- 165 culi squamas superuntes, lanceolato-trigoni, laeves, pallido- viridi, apicem versus purpurascentes, ylabri, obsolete nervosuli, in rostrum haud breve, bidentatum, dentibus aculiuseulis, scabri- usculis, altenualti. Achenio oblongo, basi ultenuato, utriculo dimi- dio breviore. Sub '/, pedalis: Tirolio centralis: In monte Burgstall ad Fulpmess in valle Stubai, solo cale.-dolom. Kerner leg. Carex alpigena Kerner (in schedula speciminis m’cum communicati). Salutavi virum dor- tissimum. qui in explicandis stirpibus Tirolensibns multum desudavit nec parum ad rem botanieam contulit, cujus nomen semper habe- bit locum in flora Austriaca. Die meisten Arlen dieser Gruppe unterscheiden sich von dieser Art durch die schmal gefalteten Blälter; unsere Pflanze hal ziem- lich breite starre Blätter, was nur noch bei C. ferruginea Scop., jedoch in viel geringere m Masse der Fall ist. Von dieser unter- scheidet sie sich auffallend durch die aufrechten Aehrchen, die glatten, lanzettlich-dreiseitigen, gekielten, ziemlich lang geschnä- beiten Schläuche und die begrannten unteren aber sehr stumpfen oberen Deckblätter. PD nächsten scheint sie der Carex geniculata Host. (Gramm, 4. 52. t. 94) zu stehen, bei welcher nämlich das oberste weibliche Achre a auch kleiner ist als die andern. Während aber C. Ker- neri gerade unter den Schläuchen dieses kleineren Aehrchens ganz stumpfe, ja, man könnte fast sagen, abgestulzte Deckblätter hat, sind dieselben bei C. geniculala spitz. Auch sind die Schläuche derselben am Rande scharf und in der Form länglieh-lanzettlich und die Blätter rinnig zusammengefaltet. Carex brevifolia Host. (Gram. 4. 50. t. 89) unterscheidet sich nach der von Host gege- benen Beschreibung durch die geringere Anzahl der weiblichen Aehren (1—2), welche zur Blüthezeit nickend sind, sowie durch die verkehrt-eiförmigen, scharfen Schläuche und Carex spadicea Host. (Gram. 4. 51. t. 91) durch die gewimperten Deckblälter und die länglichen scharfen Schläuche. Meiner Ansicht nach sind die eben erwähnten 3 Formen, welche von Host auf den Tiroler Alpen angegeben werden, keine guten Arten, vielmehr sammt und sonders zu Carex ferruginea Scop. zu ziehen. Die Carex chlorostachys Steven endlich, welche noch in diese Abtheilung gehört, ist mir nur aus der für dieses Genus unzulänglichen Beschreibung Steven’s bekannt, welche ich hier folgen lasse: „Spica ınascula solitaria; femineis ternis, exserle pedunculatis; stigmatibus 3; fructibus lanceolato-tri- quetris, apice membranaceo, subbilobo, squama ovata obtusissimamembranaceo-marginata longior IDUs STev. (in Mem. Soc. Mosq. 4. 68.) Es ist hieraus zwar ersichtlich, dass sie von meiner Art verschieden zu sein scheint und zwar durch 166 die lanzeitlich-dreikantigen, kurz-zweilappigen Schläuche und durch die am Rande trockenhäutigen Deckblätter, aber es mangelt uns jede nähere Kenntniss von der Form der Blätter und Trag- blätter, welche hier so wichtig ist, und von der Form und Stellung der weiblichen Aehrchen, so wie von der Farbe der Deckblätter, so dass man nicht einmal genau weiss, ob diese Art überhaupt in die Gruppe der Carex ferruginea zu stellen sei. Ich folgte Bie- berstein, welcher sie derselben nahe stellt. 6. Carex pallescens L. var. alpestris Kohts ined. Durch Kerner erhielt ich eine von ihın im Stubaithale der Centralalpen Tirols gesammelte Pflanze, welcher folgende Zeilen auf dem Zettel beigefügt waren: „Circa 7000‘ gesammelt, also an einem auffallend hochgelegenen Standorte. Scheint mir nichtsdestoweniger von Carex pallescens nicht verschieden.“ Die eingehendere Untersuchung er- gab Folgendes: Der Halm wie die Blätter und Blattscheiden sind ganz kahl; die beiden ersteren starr aufrecht. Die Blätler ziemlich breit und am Rande, von der Basis an, sehr scharf, während der dreikanlige Halm nur oberwärts etwas rauh ist. Ge- wöhnlich befindet sich in der Mitte desselben noch ein Blatt, welches fast die Spitze des Halmes erreicht, an der Basis aber ganz glatt und nur an der Spitze etwas scharf ist. Die Tragblätter, alle blattartig, sind am Grunde querwellenförmig und über- ragen den Halm, mit der Basis den Halm umfassend. Weibliche Aehrchen 2—3, dicht gedrängt, aufrecht; das oberste fast sitzend, das unterste oder beide unteren heraustretend gestielt. Schläuche länglich verkehrt-eiförmig, glatt, abgestumpft, ungeschnäbelt oder in einen ganz kurzen abgestutzten Schnabel endigend, länger als die eiförmigen, zugespilzt- begrannten Deckblätter. Es stellt sich die vollständige Beschreibung heraus, wie folgt: Radix stolonibüs destituta. Culmus triqueter, laevis, non nisi ad en scabriusculus, saepe in medio folio basi laevi apice scabriusculo instructus. Folia lata, firma, mar- sen nec non carina scabra, DInDErFNE ut foliorum vaginae. Bracteae foliaceae, basi transversim rugulosae, amplectentes, lotum superantes culmum; laeves vel scabriusculae. Spica mascula solitaria, terminalis, tenuis cylindrica; femineis geminis vel ternis, confertis, erectis, ellipticis, densifloris; suprema sessili, infima (vel duabus infimis) exserte pedunculata, pedunculis scabris. Squamae masculae ovato-oblongae , acumi- nato-cuspidatae. glabrae hyalino-albidae; femineae ovatae, cuspi- dato-mucronatase, uninerviae, pallido fuscescentes, glabrae, utrieulis breviores. Utriculi obovato-oblongi, subtruncalti, laeves, enervii, virides, erostrati vel rostro brevissimo, trun- cato, ore integro, terminati. 1!/, pedalis. Tirolia centralis: in ascensu ad montem Kreitspitz supra Ranalt in valle Stubai sup; solo schistoso 7000! Eine ähnliche Form, wie die eben beschriebene erhielt ich durch Vermittelung von Stein (Geschäftsführer des „Schlesischen 167 botanischen Tauschvereins“ in Breslau) von Holuby bei Nemes- Podhragy in Ungarn und durch Hervier-Basson von Legrand im Departement Loire des östlichen Frankreichs gesammelt. Die- selbe weicht nämlich von Carex pallescens L. auch durch die ganz kahlen Blaltscheiden und Blätter ab, hat aber nicht die Steife des Stengels und der breiten Blätter, und die Schläuche fand ich stets kurz zwei-zähnig geschnäbelt. 7.Carex rhynchophysaC. A. Mey. Radix fibrosa. Culmus basi foliatus, triqueter, scaber. Folia planu, lata, mar- gine scabra, culmum longissimum (sub 2-pedalem) aeyuan- tes vel superantes. Bracteae foliaceae, foliis paulum an- gustiora, mazximae, scabrae, infina saltis longae vaginıms, culmum argnans aut superans. Spica mascula subsolitaria, termi- nalis, multiflora, gracilis; femineis I—4. romotissimis, cy- lindricis, erectis, densifloris, sessilibus, vel infima brevis- sime incluse-pedunculata, basi vel apice saepissime flor:- bus nonnullis masculis instructis, suprema et infimu subminoribus; supremis bracteis destitutis. Squamae masculae lanceolatae, acutae, obtusaeve, albo-pallidae, uninerviue, nervo fuscescenli; femineae ovatae, aculae, uninerviae, fla- vescentes, glabrae et laeves. Utrieuli globosi, inflati; patea- tissimi, glabri, vostrati, rostro satis-longo, bidentato, denti- bus patulis, squamas '/, superantes. Borussia occidentalis: Philippi in ditione Bernensi, in paludosis. Invenitur quoque ad magnum lacum Schweinebudensee nominatum prope Bernas. (Be- rent) sed ubique rarissima. Steht am nächsten der Carex rostrata With (Brit. 1059) non Mühlenberg. (C. ampullacea Good.), ist jedoch von der- selben sicher spezifisch verschieden. Ich hielt sie auch anfänglich für eine Form derselben mit entfernten weiblichen Aehrchen, da ich sie nur flüchlig besichtigt und dabei die flachen, breiten Blätter, sowie den rauhen Halm und die kurzen Deckblätter nicht bemerkt hatte. Auffallend waren mir gleich bei dem ersten Orte, wo ich sie fand, nämlich in einem Graben eines Torfbruches vor Philippi bei Berent, die grosse Masse der sterilen Blattbüschel gewesen, welche fast die ganze Breite des Grabens ausfüllen und in welchen die wenigen blühenden oder fructificirenden Stengel fast verschwanden, Hingegen bemerkte ich an dem zweiten Standorte am Gr. Schweine- budensee bei Berent auch nicht ein einziges sleriles Blattbüschel, vielmehr standen die fructificirenden Halme gerade so zahlreich zusammen, als bei Carex rostrata With,, welche nicht weit davon in unzähliger Menge stand. Zur näheren Untersuchung wurde ich erst durch Klatt, einen um die preussische Flora sehr verdienten Botaniker, angeregt, welcher dem Namen „Carex rostrata With. var... .“, den ich auf der Etiquette der ihm mitgetheilten Exem- plare geschrieben hatte, ein Fragezeichen beiselzte. Allein allen mir zugänglichen Werken fehlte eine Art, welche mit der qu. Pflanze übereingestimmt hätte. Jetzt, vor kurzer Zeit, 168 kamen mir nun Janka’s „Adnotationes in plantas dacicas* zur Hand, welche unter Nr. 320 Carex rhynchophysa C. A. Mey. mit folgender Beschreibung enthielten: „Culmus 3-qneler, folia plana; spicae femineae remotae, sessiles; fructus glo- boso-inflati, rostrati, patentissimi, glumam exceden- tes.“ Man sieht daraus, dass die hier angegebenen Merkmale mit meiner Pflanze übereinstimmen, leider sind aber die anderen Ver- hältnishe in der Beschreibung Janka’s nicht berücksichtigt, in wie fern also die anderen oben von mir angegebenen Kennzeichen mit seinen Exemplaren stimmen, weiss ich nicht. Auch nach Fuss (Flora Transsylvaniae excursoria pag. 693 n. 3141) ist Carex rhynchophysa C. A. Mey. von Janka in Siebenbürgen (Szt. Golt- hard) gefunden und wäre es interessant und wohl erwünscht, wenn dieser die in seinem Besitze befindlichen Exemplare einer näheren Untersuchung unterwerfen und das Resultat derselben ver- öffentlichen möchte. Ausserdem ist mir keine weitere Art bekannt, welche meiner Pflanze nahe steht, Die nordamerikanischen Arten Mühlenbergs als: Carex tentaculata, hystericina, lupulina und andere nähern sich alle mehr der C. vesicaria L. Carex bullata Schkuhr (Car. 2. 85. tab. U. n. n. Fig. 166) weicht vielfach von unserer Art ab: durch die grössere Zahl der männlichen Aehrchen, die Schärfe der Schnäbel der nicht aufgeblasenen Schläuche und die lanzettlichen Deckblätter. Danzig, im Marz 1870. Zur Flora Presburgs. Von J. L. Holuby. Das Neueste, was mir über die Phanerogamenflora Pressburgs bekannt ist, ıst Wiesbauer’s „Katalog der Flora von Presburg. 1864“, in welchem von Brombeeren nur nachstehende Arten und Varietäten verzeichnet sind: Rubus Idaeus L., caesius L. «. gla- brescensN., ß. pubescensN., fruticosusL., y. discolor N., wobei freilich obne Ansicht von Exemplaren unentschieden bleibt, was unter dem R. fruticosus L. und seiner Varietät y discolor N. zu verstehen sei, denn discolore Bläller haben ausser einigen Bastarten auch R. candicans Whe., R. bifrons Vest., R. Radula Whe., R. vul- garis Whe. Durch meinen Freund Herrn Rittmeister Schneller in Presburg bin ich in den Besitz einer hübschen Anzahl von Exemplaren Presburger Brommbeeren gekommen, die ich sorg- lallig untersucht habe, und hier als einen weiltern Beitrag zur Flora Presburgs, und als eine Anregung zum weitern Beobachten dieser vielgestalligen Gattung der Oeffentlichkeit übergebe. 169 Rubus candicans Whe. sah ich selbst am Gemsenberge in der Nähe des Jägerhauses in Holzschlägen, und ich vermuthe, dass Wiesbauer’s R. fruticosus y. discolor hierher gehöre. Dann müssen es uns aber freilich die Presburger Botaniker sagen, was sie unter R. fruticosus verstehen? Ich erinnere mich nieht diesen letzteren wo im Herbare oder lebend gesehen zu haben, und dürfte diese Art überhaupt in der nächsten Umgebung Pres- burgs fehlen. Um Modern, Bösing und St. Georgen kommt an buschigen Hügeln ebenfalls R. candicans Whe. vor. R. vulgaris N. W. erhielt ich von H. Schneller in einem Exemplare aus dem Steuergrundwalde bei Presburg. R. idaeus L. beobachtele ich selbst, in den Jahren 1855 — 1861 von Presburg bis Mariathal und bei Modern in Holzschlägen, wird mitunter auch in Obsigärten kullivirt. R. tomentosus Borkh. Die vielen von Schneller gesam- melten Exemplare können unter nachstehende Formen OÖ. Kunze’s gebracht werden: 1. stellinus O.K. am Kalvarienberge. 2. setoso-glandulosus Wrtig. am Kalvarienberge und an Wein- garlenrändern bei der Hammerschmiede. 3. Schultziä C. Rip. in schönen Exemplaren von Weingarten- rändern ohne nähere Standortsangabe. Ich selbst sah den R. tomen- tosus auch bei Theben, dann bei Krälowä nächst Modern. Auch an Abhängen im Mühlthale bei Presburg ist er stellenweise häufig. R. Radula Whe. Die im obern Steuergrund bei Presburg gesammelten Exemplare haben einen starkbehaarten sterilen Sten- gel mit wenigen kleineren Stacheln und Stieldrüsen, Blätter unter seits weiss-filzig, wie sie hier um N. Podhragy nur äusserst sellen zu finden sind. R. caesius L., wurde mir in mehreren Formen aus dem Gebiete der Presburger Flora mitgetheilt, und zwar: 1. Fast kahl und äusserst spärlich bewehrt, grossblättrig, von der Insel Pötschen, allem Anscheine nach von einem schatligen feuchten Standorte. 2. Eine kleine, gedrungene, in allen Theilen mehr oder min- der behaarte Form, von einem trockenen Standorte. Hierher dürfte gehören Wiespauer’s I. c. R. caesius ß. pubescens. 3. Eine Form mit zahlreichen gekrümmien Stacheln und vie- len Stieldrüsen sowohl am sterilen Stengel als auch im Blüthen- stande, die ich zu O. Knnze’s var. hispidus ziehe. R. corylifolius Sm. Nächst der Hammerschmiede. Aus dem Steuergrundwalde besitze ich einige Exemplare, die mit Exem- plaren des R. nemorosus Hayne, die H. Schwarzer inpr. Schle- sien sammelte, vollkommen übereinstimmen. R. caesius> - n 2 R - Wieden, Neumang. Nr.7) Man pränumerirt zuc sche Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, pranamorfeen. 3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des günzläheig. oler Apotheker und Techniker ee - mit @fl. 63 kr. öst. W. P nn L = Pränumeration h T bjä r g. ©. ee Sohn. nserate in ien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N>- 7, Buchhandlungen. r RN S XX. Jahrgang. WIEN. Juli 1870. INHALT: Fungus Larieis. Von Hohenbühel-Heufler. — Carex brachyhuncha Gsaller. Von * Gsaller. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Reise in Serbien. Von Dr. Pancic. — Ausflug auf den Bösenstein, Von Strobl. — Literaturberichte. Von Dr. Scheutz. — Correspondenz. Von Prichoda, Pittoni, Kerner, Kohts. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmurgen. — Botanischer Tauschverein. | Der Fungus Laricis aureus Matthioli's. ’ Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel-Heufler. Peter Andreas Matthioli erzählt in seinen Commenlarien zur Materia medica des Dioscorides (Ed. pr. Venetiis. 1554. 485), ausser dem Agaricus (Polyporus officinalis Fr. S. m. 1365) wach- sen aus den Lärchenbäumen des Nonsberges gewisse Schwämme von goldgelber Farbe, dreissig Pfund schwer, am Rande zerschnil- ten, eine sehr beliebte Speise, ohne jegliche Bitterkeit im Ge- schmacke, obwohl der von dem gleichen Baume erzeugie Ayaricus äusserst bitter sei. (Ex hoc genere [Matthioli spricht an dieser Stelle von Baumschwämmen] quidam praeter Agaricum laricjbus innascuntur in Ananiensibus montibus triginla librarum pondere aureo colore per ambitum dissecti, in ceibis gratissimi, nullo amarore praediti, licet Agaricus ab eodem arbore produclus sit amarissimus.) Diese Stelle bedarf in zwei Punkten einer Erläuterung, erstlich was den Fundort, letztlich was das Gewicht betrifft. Matthioli nennt sich auf dem Titel des zitirten Buches des durchlauchtigsten Fürsten Ferdinands, Erzherzogs von Oesterreich Arzt. Dieser Erz- herzog Ferdinand war in_der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahr- Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1870. 13 194 hunderts tirolischer Landesfürst. Es war natürlich, dass Matthioli in dieser Eigenschaft sich öfter in Tirol aufhielt. Mit Vorliebe botanisirte er in Tirol auf den Bergen, welche das Gebiet des Noce und seiner zahlreichen Zuflüsse bilden, jenes Noce, der bei Nave unweit Trient seine von hundert Gletschern gespeisten Wellen der Etsch zuführt. Diese Berge sind die Montes Ananienses des Mat- thioli. Der Italiener spricht von einem Val di Non , Nonsthal. Der Deutsche aber, weil in einem grossen Theile jenes Gebietes die Bäche in tiefen Schluchten fliessen, die bebauten Strecken aber nur auf den Bergen sind, kennt nur den Nonsberg, und begreift unter diesem Namen demnach nicht einen einzelnen Berg, sondern den ganzen Inbegriff von Berg und Thal jenes Gebietes des süd- westlichen Tirols. Was die Gewichtsangabe betrifft, ist wohl nicht das Kommerzpfund, sondern das Apothekerpfund zu 24 Loth ge- meint und die Angabe als Maximum zu verstehen. Auch bei dieser Annahme bleibt noch immer das grosse Gewicht von 22 Pfund, zu 32 Loth gerechnet, dem auch der Umfang entsprochen haben muss. Kaspar Bauhin führt diesen Schwamm im Pinax theatri bo- taniei p. 371, n. 26 (Basel. 1623) als Fungus lariceus aurei coloris an, ohne mit diesem bestimmten Namen etwas zur Kenntniss des- selben beigetragen zu haben. Das ganze, immerhin kurze 39. Kapitel im 45, Buche der Historia plantarum universalis von Johann Bauhin und Johann Heinrich Cherler (Yverdun, 1651. Ill. 839) handelt unter dem Titel: Fungi laricum maximi lutei esculenti von diesem nämlichen Schwamme, ohne eine Deutung desselben zu versuchen. Die Ver- fasser halten ihn eben so wenig gesehen, als ihn Kaspar Bauhin gesehen hatte und nur die zitirte Stelle Matthioli’s benützt. Auch Johann Ray erwähnt seiner in der Historia plantarum (London. 1686. 1. 107) ais besondere Art, konnte aber ebenso- wenig etwas Neues über ihn berichten. Im ganzen 18. Jahrhunderte finde ich ihn nur einmal erwähnt. Johann Jakob Paulet nämlich, im Trait& des champignons (Paris. 1793. I. 524) führt ihn als Agaric jaune du meleze auf, zitirt dazu den Namen Fungus larieis aureus Matthiol. in Dioscorid., sowie die erwähnten Paraphrasen der Bauhine. Sternberg hat in seinem Werke über die Deutung der Pflan- zen der Matihiolischen Commentarien (Catalogus plantarum ad sep- tem varias ediliones Commentariorum Matthioli in Dioscoridem elaboratus. Prag, 1821) den fraglichen Pilz mit Stillschweigen übergangen. Im Systema mycologicum von Fries ist dieser Pilz selbst unter den zweifelhaften Arten nicht erwähnt; in der Epierisis systemalis mycologiei (Upsala. 1836—1838. 450) hingegen sagt Fries, alle Formen des Polyporus imbricatus Fr. haben einen scharfen und bitteren Geruch und Geschmack, wesswegen der Fun- gus Laricis aureus des Malthioli eine andere noch unbekannte Art sei. 195 Das ist Alles, was über diese Pllanze bekannt ist. Matthioli hatte sich keine Mühe gegeben, seinen goldgelben Lärchenschwamm näher zu beschreiben. Nur aus der Verbindung, in die er ihn mit dem offizinellen Lärchenschwamme brachte, konnte mit einiger Sicherheit geschlossen werden, dass auch diese Art ein Polyporus sei. Paulet hatte diesen Schluss nicht gezogen, denn er führt ihn nicht unter den Polypores, p. 522, sondern unter den Agaricus - Arten an. Allein Fries hält ihn für einen Polyporus aus der Sektion Merisma, Unterabtheilung der Caseosi, wohin die Arten P. casea- rius, sulfureus, imbricatus, alligatus, discolor und Tilfairü gehö- ren und suchte ihn insbesondere bei P. imbricatus , dem nächsten Nachbar von P. sulfureus unterzubringen, wurde aber daran durch den Umstand verhindert, dass Matthioli’s Schwamm als wohl- schmeckend und nicht bitter beschrieben wird. Ich sah in diesem unbekannten lirolischen Pilze, dessen erste und zugleich letzte bereits mehr als 300 Jahre alte Nachricht von einem Matthioli heriührt, eine höchst anziehende Anregung zu Nachforschungen und ich benützte daher die erste Gelegenheit, welche sich mir darbot, um im Nonsberge selbst die Wiederent- deckung dieses Pilzes zu versuchen. Diese wurde mir im Jahre 1869, wo ich die zweite Hälfte des Monats August auf der Mendel zubrachte. Die Mendel im weiteren Sinne ist der Gebirgs- zug, welcher das Etschthal vom Nonsberge scheidet. Auf der Eisch- thalseite wechseln pralle Felswände mit jähen Abhängen ab; auf der Nonsberger Seite verflacht sich das Gebirge allmalig gegen das Kulturland und weite Lärchenforste bedecken es. Die Mendel im engern Sinne ist ein Sattel auf dessen Höhe, über welchen der Saumweg von Bozen nach Fondo führt und wo schon auf der Nonsberger Seite ein Gasthaus zum Verweilen einladel. Dort war ich so glücklich, in einem Thälchen ganz nahe dem Hause, gegen Ruflre zu, auf einem abgehauenen alten Lärchenstocke einen grossen goldgelben dachziegelförmig wachsenden Polyporus zu finden, der sich in nichts von dem bekannten Polyporus sulfureus Fr. unter- schied. Der gefundene Busch von Hüten gehörte zu jener ausge- wachsenen Form, welche am Rande stumpfe Einschnitte hat, wie Matthioli sie angibt. Polyporus sulfureus ist, wie Matthioli's goldgelber Lärchenschwamm, essbar; ich selbst habe mich davon überzeugt, indem ich junge Exemplare, die ich zu Wiesen in Un- teröslerreich gegenüber von Grein gefunden halle, als Speise zu- bereiten liess und verzehrte. Clusius führt diesen Schwamm zwar als die fünfte Gattung der schädlichen auf CHist. rar. pl. p. CCLXXVII), allein ich stehe mit meiner gegentheiligen Erfahrung nicht allein, weil derselbe nach dem Zeugnisse Staude’'s (Die Schwämme Mitteldeutschlands. Co- burg. 1857. p. 58) von den Landleuten in der Gegend von Coburg unter dem Namen Eierschwamm gegessen wird. Ebenso ist er in Schweden als essbar bekannt (Fries, Sveriges ätliga och giltiga Svampar. Stockholm. 1861—1866); nicht minder in Krain (Scopoli 13 3 196 Fl. carn. ed. I. p. 46, nr. 5. b.). Er dient übrigens auch zum Gelb- färben des Tuches (Persoon Comm. Schaeff. 51) und mit Salz ins Rinderfutter gemischt als Vieharznei (Clus. Hist. rar. pl. p. rom. 278). Das ungemein grosse Gewicht, welches Matthioli seinem goldgelben Lärchenschwamme zuschreibt,, ist kein Grund, um die Identität des von mir auf einem Lärchenstocke gefundenen P. sul- fureus mit dem Matthiolischen Schwamme in Zweifel zu ziehen. Denn P. sulfureus gehört zu jenen Arten, welche grosse buschige Rasen bilden, unter günstigen Verhältnissen eine riesige Grösse er- reichen und im frischen Zustande, insbesondere bei Regenweiter, durch ihre Eigenschaft, sehr viel Wasser aufzunehmen, auch ein sehr ansehnliches Gewicht haben. Als die riesigen überständigen Pappelbäume am Eingange des Praters von der Sofienbrücke aus den Orkanen der leizten Jahre noch nicht erlegen waren, konnten jähr- lich zu Anfang des Sommers die ungeheuren Hulmassen von P. sul- fureus bewundert werden, welche dort aus den alten Stämmen frisch hervortrieben. Tratlinik (Essbare Schwämme p. 120) fand ihn im Prater nahe an 3 Fuss hoch; Scopoli (Fl. carn. ed. I. p. 46, nr. 5. b) nennt ihn amplissimus. Auch Haller (Hist. stirp. I. p. 140) nennt seinen Polyporus sessilis, carnosus, flavus, digilalus, maximus, der allgemein zu P. sulfureus zitirt wird und wenigstens, was die Dia- gnose betrifft, unzweifelhaft mit Recht, den grössten der in der Schweiz vorkommenden Schwämme. Dass der von mir gefundene Schwamm wirklich der äusserst leicht kenntliche P. sulfureus sei, hat überdiess auch Fries, dem ich meine Entdeckung mit Beleg- slücken mitgetheit habe, in dem Briefe vom 22. Nov. 1869 aner- kannt und dabei seine grosse Freude über die gewonnene Er- kenniniss des Matthiolischen Schwammes geäussert. Das einzige Bedenken gegen die Identität des P. sulfureus mit dem Schwamme Malthioli’s läge in dem Umstande, dass P. sulfureus bisher nur von Laubbäumen bekannt war, Baumschwämme der nämlichen Art aber in der Regel auf Laub- und Nadelholz nicht vorkommen. Allein schon die bisher bekannt gewesenen Er- fahrungen deuten auf eine grössere Anpassungsfähigkeit dieses Schwammes in Beziehung auf die Wahl seiner Standorte hin. Kir- schen-, Pflaumen-,, Zweischken-, Apfel-, Birn-, Eichen-, Pappel-, Erlen- und Weidenbäume, also Bäume, die zu den sehr ver- schiedenen Familien der Amygdaleen, Pomaceen, Cupuliferen, Betulineen und Salicineen gehören, bieten nämlich in ihren Stäm- men den Ort, wo sich das Mycelium von Polyporus sulfureus ent- wickelt. Warum soll also P. sulfureus, gleich dem P. hirsutus, der ebenfalls auf Nadel- und auf Laubholz nistet, nicht auch auf Lärchen gedeihen? Die Leichtigkeit, mit der P. sulfureus die ver- schiedensten Bäumen wählt, geht auch daraus hervor, dass er auf allen diesen Bäumen immer selbst in nebensächlichen Kennzeichen ganz und gar der gleiche bleibt, was ich auch bezüglich meines auf Lärchenholz gefundenen Schwammes ausdrücklich bemerke. 197 Wulfen war von Jacquin ersucht worden, ihm Nachrichten über den oflizinellen Lärchenschwamm zu verschaffen. Er kam dieser Aufforderung mil der grössten Bereitwilligkeit nach und er- suchte zu diesem Zwecke seinen botanischen Schüler Leykauf, Seelsorger zu St. Lorenz in der Reichenau Oberkärntens, ihm ge- wisse Fragen über die aul den Lärchen wachsenden Baumschwämme zu beantworten. Leykauf schrieb, er finde auf den Reichenauer Alpen drei verschiedene Lärchenschwämme, den offizinellen (heut- zutage Polyporus offieinalis Fr.), den ienivomum (welcher ohne Zweifel mil Polyporus pinicola Fr. identisch ist) und einen dritten von noch unbekanntem Nutzen. Dieser letzte sei von gelblicher Farbe, komme am Ende des Frühjahrs an der nämlichen Stelle, wo er früher einmal gewachsen war, schnell hervor, werde her- nach wurmstichig und im Herbste von den Spechten abgehaut, wornach er noch ein Jahr lang, dem weissen Käse gleich, um den Baum liege und endlich verfaule. (Wulfen in einem Briefe an Jacquin, aus Klagenfurt den 6. Dezember 1777, in der Biblio- thek des botan. Gartens der Wiener Univ. sammt allen anderen Briefen an Jacquin, ein Geschenk des Urenkels Jacquin’s, Karl Ritters von Schreibers.) P. sulfureus hat ein perennirendes Mycelium, die Hüte sind jedoch nicht wie bei P. offieinalis und pinicola, mehrjährig, son- dern einjährig, dieses Merkmal ist von Leykauf so gut hervor- gehoben, dass es im Zusammenhange mit der angegebenen Farbe und mit meinem eigenen Funde keinem Zweifel unterliegen kann, jener dritte Lärchenschwamm Leykaufs sei kein anderer als Polyporus sulfureus. Jacquin hat diesen Brief bei der unter dem Namen Franz Rubel’s herausgegebenen Inauguraldissertation de Agarico officinali (Wien. 1778), benützt jedoch aus Versehen die Stelle: „Sub finem veris celeri augmento enascitur, plerumque illis in arboris locis, quibus jam antea increveral. Vermibus obnoxius est. A Pico viridi, tum et majore medioque Linnaei rostri ietibus avelli autumno solet; sicque delapsus per integrum saepe adhuc annum, caseo albo similis in terra jacel, tandemque putreseit,* auf den ofizinellen Lärchenschwamm angewendet (l. e..p. 35). Wulfen schreibt hierüber an Jacquin den 28. Jänner 1778 (der Brief im erwähnten Familienarchive), die Stelle aufp. 32. Sub finem veris celeri augmento enaseciltur etc. etc., beziehe sich auf jene vom offizinellen Lärchenschwamme verschiedene Art, welche Leykauf als die von bisher unbekanntem Gebrauche bezeichnet habe. Jacquin machte von dieser Bemerkung bei dem Wiederabdrucke der erwähnten Ab- handlung in dem ersten Bande seiner Miscellanea austriaca, p. 164 bis 203, zwar Gebrauch; er fasste jedoch die zwei „etc. etc.“ in dem Briefe Wulfen’s nicht so auf, wie sie gemeint waren, dass nämlich die ganze oben mitgetheilte Stelle sich nicht auf den ofli- zinellen Lärchenschwamm beziehe. Er strich also bei dem Wie- derabdrucke nur den ersten Satz, liess aber die weiteren Sätze bis zum Ende der ganzen Stelle stehen, so dass auch in den all- 198 gemein verbreiteten „Miscellanea“ (I. c. p. 183—184) jene irrigen, nur auf P. sulfureus passenden Merkmale enthalten sind und erst jetzt durch die Entdeckung der Wulfen’schen Originalbriefe der Irrthum aufgefunden werden konnte. Ueberdiess hat auch Hausmann P. sulfureus auf Nadelholz und insbesondere auf einer Lärche gefunden, worüber weiter unten das Nähere berichtet wird. Ausser diesen Standorten findet sich noch eine Nachricht, die, wenn gleich nur vermuthungsweise, hie- her zu beziehen ist. In den Sitzungsberichten der zool.-botan. Ge- sellschaft, 1858. 8, wird nämlich eine riesige Pilzmasse, welche aus einer Holzröhre im hiesigen Volksgarten hervorwuchs, zweifelhaft zu P. sulfureus gezogen. Da nun zu Holzröhren nur Nadelholz ver- wendet zu werden pflegt, so darf mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, in dem Nadelholze, aus welchem die Röhre gemacht war, sei das Mycelium von P. sulfureus enthalten gewe- sen und habe diese monströsen Auswüchse erzeugt. ; Anhangsweise folgen hier die mir bekannten österreichischen Fundorte: Tirol. Auf Populus rigra bei Kastlruth, im Seifer Walde auf Nadelholz ein einziges kleines Exemplar , bei Waidach unweit Klobenstein auf den Ritten im J. 1863 an einem alten Lärchen- stamme mit P. officinalis Hausmann Hb.! Auf Lärchbäumen im Nonsberge. Matthioli, Comment. 545. Kärnthen. Bei St, Lorenz in der Reichenau auf Lärchen. Leykauf I. Wulfen in litt. ad Jacquin 6. Dez. 1777. Auf Prunus avium, wenn man vom Kreuzberg gegen Fladnitz aufsteigt, unweit dem Orte, welcher „im Dorf“ heisst. Wulfen. Mscr. der Fl. norica im k.k. botanischen Hofkabinete zu Wien. Salzburg. Storch, Skizzen I. 117. Oberösterreich. An bejahrten Obstbäumen, besonders den minder edlen Apfel- und Birnsorten, seltener an Zweischkenbäu- men; wittert an der Oberfläche Krystalle von Sauerkleesalz aus. Schiedermayr, österr. botan. Zeitschr. 1853, 92. — Bei Grein an einem Zweischkenbaume! Hfl. Hb. Niederösterreich. Zwischen Wien und dem Schneeberge. Schultes, Schneeberg I. Aufl. 95, als Boletus caudicinus. — Bei Gloggnitz, unweit der Schlögelmühle, auf einem Zwetschkenbaume! — Im Helenenthale bei Baden auf Salix alba! Oest. botan. Zeitschr. 1867. 307. — Im Leesdorfer Eichenwalde bei Baden auf einem alten Stumpfe von Quercus sessiliflora! 1. c. 337. — Im Prater bei Wien. Trattinick, Essbare Schwämme. 120 und als Boletus ceitri- nus 1838! Hfl. Hb. Krain. An Kirschbaumwurzeln. Scopoli, Fl. carn. I. Ausg. 46 als Boletus sp. 5. var. b. An Kirschbäumen. 1. c. II. Ausg. II. 469 als Boletus caudicinus var. 2. Böhmen. Opiz, Seznam. 137. Im Norden des Bunzlauer Krei- ses. Menzel in Plumert’s Liebwerda. 80. 199 Mähren. An Baumstämmen, namentlich Pappeln und Weiden, bei Brünn, Czernowitz, Tischnowitz, Eisgrub. Im Frühling und Sommer. Niessl, Verhandl. natuıf,. Ver. zu Brünn. III. 137. Galizien. An Weiden, Pflaumenbäumen, alten Eichstämmen u.s. w. Zawadzki, Enum. plantar. Galiciae. 158. Ungarn. Auf faulenden Kirschbäumen, heisst Kirschenbaum- schwamm. Clusius, Hist. rar. pl. pag. romana 278 als Fung. perni- ciosorum genus 5. — Vom April bis Oktober überall an alten lebenden Weiden-, Erlen-, Pappeln-, Eichen-, Waldkirschen- und Pflaumenbäumen. Schulzer Verhandl. d. zool.-botan. Vereines zu Wien. 1867. 142. — Pressburg auf Kirschbäumen als Boletus cau- dieinus Scop., auf einer Weide bei der Schwarzöhrlischen Mühle als B. eitrinus. Lumnitzer, Fl. Poson, 525. Slavonien. Ueberall besonders ausser dem Walde. Schul- zer, Verhandl. d. zool.-botan. Gesellschaft in Wien. 1866. 51. Siebenbürgen. An Weidenstämmen bei Mediasch. Brandsch im Mediascher Gymnas.-Programm. 1854. 8, als Polyporus. Abth. A. sp. 1. — An trockenen Stämmen zu Butian bei Kerczesoara. Mi- chael Fuss in den Verhandl. des siebenb. Vereins für Naturwis- sensch. 1865. 26. Carex brachyhyncha Gsaller C- glauca X ferruginea Gsaller?) Von Carl Gsaller. Spica mascula solitaria linearis suberecta, spiculis femineis subbinis linearibus exserte-pedunculatis subdensifloris demum nutantibus, squamis femineis obtusis, utriculis latis brevi ro- stratis triquetris margine hispidis apice non membranaceis sed coloratis nervosis, bracteis herbaceis folüferis vaginantibus, folüs planis, ligulis brevissimis, radix subrepens. Tirolia centralis: In Höttinger Berg ad Oeniponte. 3000'. Ist vielleicht ein Bastart zwischen glauca und ferruginea Scop., zwischen denen ich sie nebst sempervirens am Wege zur Höt- tinger Alpe fand, Im Allgemeinen von der Gestalt der ferruginea Scop. unter- scheidet sie sich von derselben durch die kurz geschnäbelte Frucht, durch den an der Spitze nicht häutigen Schnabel, durch die Breite der Frucht, die fast an paludosa erinnert, und die etwas gedrun- gen blüthigen Aehrchen. An Carex ferruginea ist der Schnabel wohl 3mal länger als an meiner Pflanze und im lebenden Zustande der Pflanze fast wie bei glauca, im getrockneten jedoch zieht sich die Frucht an der Spilze zusammen, und erscheint dann länger geschnäbelt., Innsbruck, am 21. Juni 1870. —— me soar >—— 200 Phytographische Fragmente. Von Dr. Ferdinand Schur. XCV. Lunularia vulgaris Mich. — Marchantia cruciata L. Dieses Lebermoos, welches einer Marchantia polymorpha sehr ähnlich ist, mit derselben auch gemeinschaftlich vorkommt und daher leicht übersehen werden kann, habe ich bis jetzt weder im nördlichen noch südlichen Deutschland wildwachsend beobachtet. Auch Rabenhorst und ältere Kryptogamisten geben die südli- chen Gebiete: Italien, Istrien, Lombardei, Nordafrika u. s. w. als das Vaterland der Lunularia an. Eingeschleppt, nicht kultivirt, habe ich die Lurularia, in meiner Jugend vor etwa fünfzig Jahren, in dem botanischen Garten zu Königsberg, auf Blumentöpfen im s. g. Kalten Hause beobachtet, später, 1830, im botanischen Garten bei Berlin, aber nur sporadisch und als zufällige Erscheinung. 1846 fand ich diese Pflanze in Siebenbürgen, u. z. in Hermannstadt unter denselben Umständen in den Baron Bruckenthalischen Gärten, aber auch hier, wie an den oben genannten Standorten, nicht fruktifi- zirend. Auch in Graz soll die Zunularia, nach mündlicher Mit- theilung des Herrn Dr. Skofitz, und in Brünn nach Herrn Dr. Kalmus, in Gärten vorkommen. Es ist dieses Vorkommen der Lunularia sehr eigenthümlich und es musste sich mir die Frage aufdringen, ob die Nähe gewisser Pflanzen auf dieses Vorkommen von Einfluss sei, wie wir dieses bei mehreren Phanerogamen ken- nen, die z.B. nur auf Aeckern und in Gemeinschaft bestimmter Pflanzen gefunden werden. Diese nähere Beziehung zu bestimmten Pflanzen scheint nicht staltzufinden, da ich die Lunularia auf den Töpfen der verschiedensten Pflanzenarten fand und es scheint mir zweifellos zu sein, dass, wenn dieses Moos einmal in einem Garten eingeschleppt ist, die weitere Verbreitung durch die vorräthige Gartenerde geschieht. Absichtlich kultivirt fand ich die Lunularia nirgends. Sehr interessant war mir daher das Auffinden der Lunularia vulgaris im botanischen Garten des k. k. Theresianums in Wien, im Spätsommer 1868 und 1869, und zwar nicht auf Blumentöpfen, sondern im Freien, auf Pflanzenbeeten und neben Pflanzenarten, die erst vor ein paar Jahren vom Schneeberg in diesen Garten ver- pflanzt worden waren, z. B. zwischen Potentilla aurea, Campanula Scheuchzeri und C. caespitosa, Phyteuma Scheuchzeri, Luzula ma- xzima und L. intermedia, Carexr atrata, Rhododendron hirsutum, Cystopteris alpina und mehreren subalpinischen Pflanzen, welche mit der Erde (Ballen) hiehergebracht, nicht aus Samen gezogen worden sind. Ich erwähne dieser Kulturweise besonders und’ lege Gewicht darauf, weil ich der Ansicht bin, dass die Lunularia mit diesen Pflanzenballen in den Garten gekommen ist, und dass 201 dieselbe auf dem Schneeberg und anderen steirischen Gebirgen wildwachsend vorkommen muss. Es ist zwar auch hier eine Täu- schung nicht unmöglich, da auch, trotz der Gesellschaft der Vor- alpenpflanzen, eine Verbreitung durch die vorräthige Gartenerde und andere ausländischen Pflanzen geschehen sein kann. Aber den- noch ist der genannte botanische Garten der erste Standort im Freien, wo ich die Lunularia angelroffen habe, und es bleibt nun die Aufgabe des Muskologen zu untersuchen, ob auf dem Schnee- berge oder den angrenzenden Gebirgen dieselbe wildwachsend vorkommt und unter welchen näheren Beziehungen dieses der Fall ist. In dem genannten botanischen Garten wächst sie auf dem s. g. Alpenbeete und zwar gemeinschaftlich mit einer kleinen Mar- chantia, wahrscheinlich M. polymorpha L. var. pusilla, in hand- breiten Rasen, aber ohne Früchte, sondern mit halbmondförmigen Knospenbechern (oder Brutknöllchenlagern) reichlich versehen. Ich beobachtete dieselbe im September 1868 und 1869, ausser mit der eben genannten Marchantia mit Amblystegium Juratzkanum ver- flochten. XCIX. Characeen der Flora von Wien. Ich habe irgendwo die Ansicht gelesen, dass die Verbreitung der Charen sehr allgemein sei und die bekannten Charaformen (Arten) in den meisten Floren anzutreffen wären. — Aus Erfah- rung kann ich diese Ansicht weder bestätigen noch widerlegen, aber die Flora von Wien scheint für das Gegentheil zu sprechen; denn obwohl die Umgegend von Wien reich an Gewässern ist, so habe ich verhältnissmässig nur wenige Charaformen hier beobachtet. Freilich wollen meine Exkursionen in dieser Richtung nicht mehr viel sagen, denn hier heisst es „in die Tiefe musst du steigen, soll sich dir das Wahre zeigen,“ was bei mir richt mehr thunlich ist. — Aber im Allgemeinen ist die reissende Donau, mit ihrem unbe- ständigen sandigen Belte, kein Terrain für Charen, welche in Teichen und Seen, überhaupt in stehenden oder langsam fliessenden Wässern besser gedeihen. Ich erlaube mir meine diessfälligen Beobachtungen der letzten Jahre hier mitzutheiten. Chara vulgaris L. sp. 4. p. 183. — In Gräben bei Moosbrunn unweit der Jesuitenmühle, nicht gemein. 23. Mai 1869. Auch schon vor mehreren Jahren hier von mir beobachtet. Chara foetida Alex. Braun. Abh. in der Regensb. bot. Zeit. 41835. — Rabenhorst. Krypt. 2, 197 = Ch. vulgaris Auct. plu- rim. non L. — Sehr veränderlich in Grösse und Farbe, je nach der Tiefe und Grösse der Wässer und Beschaffenheit des Bodens. In der Umgegend von Wien ist diese Pflanze sehr gemein und fast in’ allen Pfützen und Gräben. Im Prater auf allen Punkten, in der Liesing bei Liesing und Rodaun, bei Kalksberg und Laab, bei Mauer, im Wiener-Neustädter Kanal bei Klederling, bei Erlau und Inzersdorf, auch in Tümpeln bei Moosbrunn. Juni. 202 Chara hispida L. sp. 4. p. 1624. — In langsam fliessenden klaren Gräben, stellenweise grosse Polster bildend, bei Moosbrunn. 23. Mai 1869. Chara fragilis Vaill. Flor. Paris, tab. 3, fig. 1. — C. pulchella Wallr. ann. bot. tab. 2 = Ch. vulgaris Hedw. ther. tab. 32. non L. — Im Wiener- Neustädter Kanal unweit Klederling. 15. Juni 1867 in klaren Gräben bei Moosbrunn. Mai 1869, In den Salzteichen bei Torda in Siebenbürgen kommt eine der Chara fragilis ähnliche Form vor, welche dort Juli 1868. von Herrn Pfarrer Barth gesammelt und mir freundlichst mitgetheilt worden ist. Ausser Chara baltica Fries. und Ch. horridulaD eth. kenne ich nur diese siebenbürgische Chara, welche in salzigem Wasser vegelirt und dieses Standortes, sowie anderer Merkmale wegen, nenne ich dieselbe: / „Chara salina m.“ Die Pflanze ist sehr zart, aber dennoch weniger zerbrechlich als Ch. fragilis Vaill., lebhaft grün, und verbreitet selbst im ge- trockneten Zustande einen strengen, widerlichen Geruch; sie ist 6—8 Zoll lang und sehr ästig; das Würzelchen besteht aus ein paar Fasern, welche am unteren Ende einer Anschwellung (caudex) sitzen, an dessen entgegengesetztem oberen Ende zahlreiche Sten- gelchen (caudiculi) entwickelt sind; die Internodien sind gewun- den und hin und wieder knotig; die Quirläste sind einfach aber gegliedert, das Endglied ist spitz und häutig; die Anzahl der Quirl- äste ist 5—7—-9. Die Antheridien und Früchtchen sitzen bald ein- zeln, bald übereinander, jedoch die ersteren stets über den letzte- ren, unterstützt von vier ungleichen Brakleen, welche häulig, lineallänglich, spitz, und von denen die zwei äusseren doppelt so lang als die inneren sind; die äusseren Brakteen sind länger als die Antheridien aber etwa nur halb so lang als die reifen Frücht- chen. Die Antheridien sind weiss oder fleischfarbig, die Früchtchen schwärzlich, elliptisch-länglich, glänzend und mit hervorragend kan- tigen Windungen versehen. An der Spitze der Aeste bemerkt man eine Anhäufung von Aesichen, Antheridien und unreifen Früchten. Nitella flewilis Agardh. — Chara flexilis L. sp. 1024. In Bächen und Pfützen in den Donauauen, z. B. in der Nähe des Eisen- bahndammes bei Floridsdorf. Juni 1868. Nitella gracilis Agardh. syst. 125. —= Chara gracilis Sm. Engl. bot. 2140 — Chara hyalina Bischoff. Krypt. 1. tab. 1. Fig. 4. Mit der vorigen an gleichen Standorten aber noch nicht entwickelt, während Ch. flexilis schon reife Früchte hatte. In der Brigittenau unweit dem Jägerhause. Juni 1856. In der Freudenau, im s. g. Schwarzenstockwasser, kommt mit Najas minor eine Chara-vor, die ich damals nicht bestimmen konnte, die ich aber gegenwärlig für Chara translucens halten möchte. Vielleicht gelingt es einem Wiener Botaniker, dieses in 5 203 das Reine zu bringen. Der Standort der Najas und dieser Nitella ist in der Freudenau ganz in der Nähe der Rennbahn. Di. Zanichellia aculeata Schur. Forma nova Transsilvaniae. Caulibus ramosissimis flaceidis 6—8 poll. longis, foliisque ver- ticillatis tenuissimis. Fructibus oblongis utrinque obtusis, longe pedicellalis et rostratis. 2—4 in verticillos foliorum, subumbellato disposilis, tenue curvalis, dorso obtuso aculeatis, aculeis ob- tusiusculis diametrum fructus subdimidio brevioribus; fructibus 1 lin, longis '/; lin. latis, pedicellis rostrisque aequilongis, fructibus parum brevioribus. — In den Salzteichen bei Torda in Siebenbürgen von Herrn Pfarrer Barth gesammelt und mir freundlichst mitgetheilt. Juni, Juli 1867. Es ist diese Zanichellia der Z. pedicellata Trin. ähnlich, aber durch die länger gestielten, lang &seschnäbelten und’ am runden Rücken stacheligen Früchte leicht zu unterscheiden. Auch ist Z. aculeata viel zarter als Z. pedicellata. Cl. Zanichellia palustris L. Von dieser Pflanze sind mir zwei Abänderungen bekannt, nämlich: &) major = Z. major Bönningh ap. Rehb. icon. 1. tab. 16, Fig. 24; £) minor — Z. repens Bönningh. ap. Rchb. l. c. Fig. 20. Beide Formen kommen in Siebenbürgen vor (Schur en. p. 634) während die erstere, die Z. major auch bei Wien in Gräben bei Neudorf vorkommt. in Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XXXV. Anethum graveolens L. Im Gebiete sehr häufig in Gemüsegärten, Wein- bergen etc. gebaut, und zumal bei den Magyaren, als Zusatz zu vielen Speisen aussergewöhnlich beliebt (Magy. Kapost.), Selten auch als Gartenflüchtling in der nächsten Nähe des bebauten Landes auf Schuttplätzen in Dörfern und am Rande der Weinberge. Als die höchstgelegenen Standorte, wo die Pflanze im Gebiete auch kultivirt wird, notirte ich die Dörfer um Rezbänya. 380 Met. 724. Pastinaca sativa L. — Auf Wiesen. Bei Erlau, Gyöngyös, Wailzen, Gran, Ofen, Stuhlweissenburg, am Velenczer See, auf der Margaretheninsel und Csepelinsel. Sehr häufig auf feuchten Gras- 204 plätzen auf der Kecskemeler Landhöhe beiR. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor und Pilis, Alsö Dabas, Czegled, Szolnok. Am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein und Buleni und von da einwärts im Thale der weissen Körös bis Körösbänya. — Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. Liebt im Gebiete vorzüglich feuchten Boden und gedeiht mit Vorliebe in den flachen Mulden des. Sandterrains, wo die Bodenkrume im Frühlinge noch vom Grundwasser erreicht und durchfeuchtet wird, im Sommer aber stellenweise austrocknet und Salze auswittert. An solchen Plätzen tritt die Pflanze, zumal auf der Kecskem. Landhöhe, in Gesellschaft der Achillea scabra Host, Silene m«ltiflora (Elırh.), Statice Gmelini und Scorzonera parviflora etc. oft massenhaft auf. 80—270 Met. _ Pastinaca opaca Bernh. — Wird von Steffek auf Wiesen bei Szöllös nächst Grosswardein angegeben. Wahrscheinlich beruht diese Angabe aber auf einer Verwechslung mit der bei Grosswardein vorkommenden, in Stef- fek’s Verzeichnisse der Grosswardeiner Pflanzen nicht enthaltenen Pastinaca sativa L. 725. Heracleum Sphondylivm L. — Im Grunde und am Saume der Wälder, in Holzschlägen, an Zäunen, auf Grasplätlzen in Obst- gärten und auf feuchten Wiesen. Im mittelung. Berglande in der Pılisgruppe bei Visegräd, am Piliserberg, bei dem Saukopf ober dem Auwinkel, am Schwabenberge und im Wolfsthale bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. Häufiger im Bereiche des Bihariagebirges auf dem tert. Vor- lande zwischen Grosswardein und Belenyes, dann bei Rezbänya, Monesa, Desna, Vidra. — Trachyt, Schiefer, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95-—1100 Met. 726. Heracleum elegans Jacg. Fl. austr. II. t. 175. — In den felsigen Schluchten am Abfalle des Suprapietra poienile bei Vidra in der Vulcangruppe des Bihariagebirges. — Kalk. 1000 —1250 Met. 727. Heracleum sibiricum L. — Im mittelung. Berglande. Ge- mein bei Gyöngyös und in der Matra, wo H. Sphondylium_ fehlt. (Janka Oe. b. Z. 1866. p. 171.) 728. Tordylium maximum L. — An steinigen Plätzen in Nie- derwäldern, zwischen Gebüsch am Rande der Weinberge und an Zäunen längs den Strassen. An zerstreuten Standorten. Im mittel- ung. Bergl. auf dem Czigled bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Maguslagruppe bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Vise- gräd und Sct. Andrä, im Wolfsthale und am Schwabenberge bei Ofen, bei Promontor und Eresin. Aın Oslrande der Debreeziner Landh. bei Ecsed und am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 100—500 Met. 729. Siler trilobum (Jacq.) — An felsigen Abstürzen der Berge im miltelung. Berglande. Auf dem Nagy Eged bei Erlau; in der Matra auf dem Bogolykö bei Bodony; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberg, auf der Slanitzka bei P. Csaba und im Auwinkel bei Ofen. — Fehlt im Tieflande. Auch im Bihariageb. nicht beob- achtet. — Kalk, Dolomit. 120—750 Met, 205 730. Laserpitium alpinum W. K. — Auf den mit Nardus strieta beslockten Grasmalten, so wie unter Buschwerk von Juni- perus nana an feisigen Gehängen in der alpinen Region des Biha- riagebirges. Im Rezbänyaerzuge von den grasre ichen Mulden auf der Margine angefangen über den Vervul Biharii und die Cucur- beta bis auf den Tomnatecu und die Gaina sehr verbreitet; im Petrosaerzuge in den Schluchten des Bohodei, dann vom Cumun- celu über den Vervul britiei und Botiesa bis auf den Rücken der Vladeasa. — Porphyrit, Schiefer, niemals auf Kalk, auf welchem Substrate sie im Gebiete durch die nächstfolgende Art ersetzt er- scheint. — 1280--1845 Met. 731. Laserpitium latifolium L. — Auf felsigen und begrasten Bergrücken und Bergabhängen, in Hol: schläge n und zwischen Buschwerk am Rande und im Grunde lichter Wälder. Im mittel- ung. Bergl. auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkany; auf dem Nagy Egzed bei Erlau; auf der Veronkar6t und bei Paräd in der. Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Kisshegy, dem Piliserberg und der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Kopäszhegy zwischen Koväcsi und Budakesz, im Auwinkel und im Wolfsthale hinter dem Schwabenberge bei Ofen (hier in mannshohen Exemplaren). Fehlt im Tieflande. Im Bihariagebirge auf der Pietra pulsului, Pietra Boghi, Mogura seca, Pietra Galbina, Pietra muncelului und in gröss- ter Menge auf dem Abfalle der Tataroeca gegen Kisköh zu. — Im Gebiete ausschliesslich nur auf Kalksubstrat beobachtet. 190 bis 1265 Met. 2. Laserpitium prutenicum L. — Auf feuchten Wiesen. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Galya; in der Pilis- gruppe am Fusse des Piliserberges, auf der Slanitzka bei P. Csaba und auf dem Plateau des Schwabenberges. Auf der Kecskem. Land- höhe auf den mit Schoenus nigricans beslockten Moorwiesen bei R. Palota, P. Szt. Mihäly und längs dem Rakosbache bei Pest. Im Bihariageb. im Becken von Belenyes bei Savoieni, auf dem Dealul vetrilor bei Rezbänya; in der Plesiugruppe auf der Bratcoca ober- halb Mone&sa und auf den Höhen des Moma, im Thale der weissen Körös auf den tert. Hügeln bei Körösbänya. — Schiefer, Kalk, tert, und diluv. Lehm- und Sandboden. 95-800 Met. Botanische Reise in Serbien im Jahre 1869. Von Dr. Josef Paneie '). (Schluss.) Am quellenreichen Kr&mar hatte ich gehofft die daselbst zahl- reich wachsende Silene Asterias Gris. in wo möglich vielen Exem- plaren einzusammeln, fand deren aber sehr wenige, die eingelegt !) Ein Schreiben an Janka. 206 werden konnten und erbeutete auch sonst nur Bekannteres und zwar: Geranium lividum l’Her., wenige Exemplare von Gymnadenia Frivaldskyana Hpe., für den Garten mehrere Rhizome von Rumex Patientia L., dessen Kraut auch die Grenzwächter sehr wohl ken- nen und als Gemüse gerne gebrauchen und mehrere Fruchtexem- plare von Cardamine acris Gris., die ich nun als vollkommen verschieden von der ihr sehr ähnlichen ©. latifolia V ahl. betrachte, da sie runde, und gelbe, nicht aber längliche und schwärzlichgrüne Samen hat, wie ich diess an der pyrenäischen, von Bordere gesam- melten Pflanze sehe. Am dritten Tage besuchte ich den Gobelja, die weissen Felsen (Kalk) ober Metodija und den Vutjak; bei dieser Gelegenheit wurden gesammelt: Aconitum Koelleanum Rechb., Aurinia corym- bosa Gris., Silene Sendtneri Boiss., Stellaria uliginosa Murr., ein hexameres Sedum verwandt mit $. hispanicum mit sterilen Rosetten, somit perennirend, Sazifraga Friderici-Augusti Bias., Paneidia serbica Vis., Hieracium lanatum W.K., H. multiflorum Schl., Aster alpinus L., Euphrasia salisburgensis Funk, Salix rosmarinifolia L,, Juncus striatus K., Carex tenuis Host, Poa annua var. varia Koch, Festuca frigida Gaud, und Arrhenatherum elatius, das auf allen Kopaoniker Fetlweiden ziemlich häufig vor- kömmt. Die Hoffnung, dass sich das Wetter günstiger gestalten werde, war inzwischen auf ein Minimum reduzirt, und da ich bei einer Temperatur von 11° C. nach früheren unangenehmen Erlebnissen auf dem Kopaonik auch Aergeres zu befürchten die Ursache hatte, so entschloss ich mich den vierten Tag das Hochgebirge zu ver- lassen und zur Josunicaer Banja hinab zu steigen. Auf dem kür- zesten Wege dahin, um den M. Jadovnik wurden gesammelt: Silene Armeria L., Sedum micranthum Bast., Hieracium racemosum W.K., H. silvaticum Lam. und Sesleria elongata H. — Abends wurde bei Sturm und Regen der Badeort erreicht. In Jesanica wurden die heissen Quellen besichtigt und dann nach dem Cyperus badius Pan. Verz. gespäht, welchen ich Irü- her hier oft beobachtet, aber immer in unausgebildeten Exemplaren oder verstümmelt gefunden hatte. Dieses Mal war ich glücklicher, denn er blühte eben ganz üppig und wurde auch in schönen Exemplaren eingelegt; die Desfontaine’sche Pflanze ist es wohl nicht, aber auch kein Cyperus longus, wie ich diess später ver- nıulhelte, sondern scheint näher verwandt mil ©. tenuiflorus Rottb. Die weitere Reise bis nach Krusevac, das den dritten Tag erreicht wurde, konnte, da das Wetter keine Seitentouren erlaubte, nichts Neues bieten, und es wurden gleichsam wie auf einer Flucht folgende interessantere Pflanzen gesammelt oder meistens nur notirt: bei Jelakci Odontites ixodes Boiss., Centaurea alba var., Euphorbia graeca Boiss. und Scabiosa holosericea Bert.; vor Ploca: Cerastium ruderale M. aB. und Cirsium candelabrum Gris. (mas- senweise); auf dem Neradja: Mulgedium sonchifolium Vis. (La- 207 ctuea sonchifolia Panc. Verz.), Hieracium prenanthoides Vill., Bupleurum baldense Koch und Silaus virescens Gris.; unter der Ruine Koznik: Dianthus eruentus Gris. und Thesium humile Vahl. In Krusevac benützte ich während meines mehrtägigen Auf- enthaltes einen leidlich schönen Tag, um den M. Jastrebac, den Fundort des Acer macropterum Vis. zu besuchen. Mein Weg ging Anfangs in der Ebene hinter Krusevac und dann an der Bucanska reka durch Lomnica und Buci zum Grenzposten Ravna gora. Hier und am nahen Stracimir wächst der gesuchte Baum häufig, ver- mischt mit dem gewöhnlichen A. Pseudoplatanus L., beide waren aber dieses Jahr, was ich den Grenzwächtern gar nicht glauben wollte, völlig fruchtlos ebenso wie die Buche, die nebst etwas Pinus picea L. den Hauptbestand des M. Jastrebac ausmacht. Aber auch in die- sem Zustande kann der Baum leicht unterschieden werden, da seine Blätter, besonders die jüngeren, viel tiefer eingeschnitten — fast ebenso tief wie an A. Heldreichü Boiss. — und die Seg- mente keulig und nicht eiförmig sind, wie am gewöhnlichen Berg- ahorn. Sonst wurden auf dieser Excursion gesammelt: Festuca sül- vatica Vill, Ruscus Hypoglossum L., Cyclamen hederaefolium Ait., Pyrethrum Parthenium Sm., Hypericum tetrapterum Fries, Rubus hirtus W. K., der alle Lichtungen der Buchenwälder am Jastrebac bedeckt, und eine mir neue Angelica, höchst wahr- scheinlich A. pachyptera Lalem; sie ist immer gedrängter als A. silvestris L., unler 3 Schuh hoch, sehr äslig, dıe Blätter sind oben glatt, eingeschnittengesägt, die Früchte (5 Mm. lang, 3 Mm. breit) am Grunde abgerundet, oben ausgerandet, die Styli divergirend, länger als der Griffelpolster, die Dorsalriefen stumpf, die Flügel so breit als der Mittelkörper, ziemlich dick und nicht papierartig und durchscheinend wie an der gemeinen Angelica. Von Krusevac wurde nunmehr die Rückreise nach Belgrad angetreten, und die Partie bis Cupria zu Schiff auf der Morava zurückgelegt. Ich hoffte auf diese Weise der Ungunst der Zeit doch noch Etwas abgewinnen zu können, wollte die Uferflora am Zusammenflusse der beiden Morava studiren und zwei interessante vor vielen Jahren ober Cupria gesammelte Pflanzen, Cyperus oli- voris Targ. und Trigonella elatior Sm. wieder aufsuchen. Indessen erwies sich die Reise auf den Pontonschiffen für botanische Zwecke als sehr unpraklisch; wegen der vielen Serpentinen und des häu- figen Aufsitzens überaus verlangsamt, und da auch das Betreten der Ufer wegen der vielen Schnellen und Untiefen nur stellenweise auszuführen war, so ergab die höchst langweilige, zweitägige Reise Weniges, was der Erwähnung werth wäre, und zwar: Cy- perus glaber L., C. longus L., C. glomeratus Host, C. Monti P. B., Calamagrostis littorea DC, Chenopodium ambrosioides L., Diplo- pappus annuus Gass., Aster canus W. K. und Pyrethrum uligt- nosum W. K. Der Standort des Cyperus olivaris und der Trigo- nella elatior wurde erst bei eingetretener Finsterniss erreicht und konnte, da auch in den folgenden Tagen einige Versuche, um das 208 Versäumte nachzuholen, wegen Regens misslangen, gar nicht be- sucht werden. Den dritten Tag setzte ich meine Reise über Jagodina und Kragujevac fort, passirte die wohlbekannten, aber schon lange nicht besuchten Standorte ‚von Quercus fluvescens Panc. Verz., Quercus Tozza Bosc., Crataegus melanocarpa M.aB., Kitaibelia vitifolia Willd. und meiner Lavatera muricata Verz., ohne auch nur vom Wagen absteigen zu können, und erreichte am 11. Aug. Belgrad in der ziemlich trüben Stimmung, Vieles gewollt und Weniges vermocht zu haben. ————essa 3 — Ausflug auf den grossen Bösenstein (4731 F.). (17. August 1808.) Von Gabriel Strobl. Der höchste unter allen Bergen der Rottenmanner Tauern- kette ist der Bösenstein. Er allein ward für würdig befunden, eine Pyramide auf seinem Haupte zu tragen, und mit fernen, gleich ihm gekrönten Häuptern in Verbindung zu treten. Man ersteigt den Riesen rückwärts von einem Seitenthale der Strechen, vorne von den Kothhütten, einer dorfarligen Verbindung vieler Almhülten, und seitwärts vom Dorfe Hohentauern an den Scheiplseen vorbei und der Schlucht zwischen dem grossen und kleinen Bösenslein entlang. Meine Reise ging von Trieben durch den schiefrigen Wolfs- graben, hiernach durch die Kalkflora der Sunk, statt aber jetzt vollends zu den Tauernleichen hinaufzusteigen, zog ich mit meinem Begleiter, dem Hrn. Apotheker Rauscher, von Rottenmann durch eine Bergwiese auf einem Mittelwege zwischen den Scheiplalpen- und Kolhbütlenwege, erstieg, als plötzlich der Weg rechts in die Kothhütlen führen wollte, die Anhöhe eines links liegenden Holz- schlages, folgte dem Ausflusse des kleinen Scheiplsees, und ge- langte so zu den Scheiplseen und endlich in die oben erwälnte Schlucht, von deren innerstem Ende die Pyramide in einer halben Stunde ohne Mühe erreicht war, Nachdem so das Schema ent- worfen ist, folgt die Detaillirung und Ausmalung des für die ganze umliegende Berggruppe charakteristischen botanischen Bildes. Frei- lich ist das verheissene Bild strenge von Viertelstunde zu Viertel- stunde dem Original entnommen, ohne durch Idealisirung auch die übrigen einzuschliessen, und durch Reflexionen ein Gesammtbild schaffen zu wollen, indess ist die Flora des gesammten Zuges, so lange die Formation die gleiche ist, auch fast durchgehends die gleiche, so dass auf einem 4 Stunden oder 20 Stunden weit entfernten Berge die sumpfigen Niederungen eines Sees, oder die leuchten Ränder eines Alpenbaches, oder die windigen Rückenhöhen, 209 oder die reichen Triften am Fusse eines Felsens beinahe die glei- chen Gewächse besitzen, wie ähnliche Stellen am Bösenslein. Von den Gewerken Triebens fängt der mit Erlen und Fichten bewaldete, und von dem prachtvollen Triebenbache durchrauschte Wolfsgraben an, und zieht sich etwa eine halbe Stunde lang auf- wärts, bis die Bachfläche mit der Tauernstrasse zusammenfällt. Der Untergrund ist verwitternder, leicht zerbröckelnder Thonschiefer, wie er überall in Schluchten, z. B. im Strechen-Ardninger-Flietzen- Graben auftritt, und leicht abrutschende, wassertriefende Gehänge bildet. Die Luft ist beständig von dem feinen Staubregen des bald in Gischt aufgelösten, bald grüne durchsichtige Stellen bildenden mächtigen Giessbaches erfüllt, prächtig gedeihen in dieser Atmo- sphäre mannigfallige Gewächse und gelangen zu üppigen Formen. Da überdeckt vor allen der goldgelbe Senecio nemorensis L. in tau- senden von Exemplaren die Ränder des Baches, des Weges und die lichten Stellen der Abhänge. (Er tritt besonders in drei For- men auf: 41. Mit lanzettlichen lichten Blättern, rothem Stengel, dicken Köpfchen, fast wimperlosem Aussenkelche, schwachem Geruche und Ö5blüthigem Strahle. 2. Mit breit-elliptischen, dunklen Blättern, fast wimperlosen Deckblättchen und Aussenkelche und schwachem Geruche und 3. Mit breit- elliptischen, dunklen Blättern, stark gewimperten Deck- blättchen und Aussenkelche und sehr feinem starkem Ge- ruche.) An schattigen Bachrändern steht truppweise Impatiens noli tangere und einzeln die riesige Angelica sylvestris, auf freien Stellen Rubus Idaeus, Aira caespitosa, Cirsium arvense, spinosum und palustre, Solidago virga aurea; auf nackten Hügeln Tussilago Farfara und am steinigen Wegrande Geranium robertianum, Ga- leopsis Tetrahit, Prunella vulgaris, Ranunculus repens, Veronica offteinalis und vereinzelt Cardamine impatiens. Manchmal steht an einem Seitenbächlein Arabis alpina, Solanum Dulcamara klettert von der Höhe herab, Lycopodium annotinum läuft im Waldboden herunter, rings von Heıdelbeeren umgeben, über welche Luzula cam - pestris, Aira flexuosa und Calamagrostis Halleriana DC. die schwan- kenden Halme erheben. Weiter oben tritt auch Calamagrostis syl- vatica auf, aus den Felsritzen sprosst Polypodium vulgare, Dryopte- ris und Phegopteris, auf denGesteinen wurzeln Bartramia Halleriana, Polytrichum urnignum, Hedwigia ciliata, Hypnum splendens ete., im Waldboden steht der giftige Boletus luridus, am Pfade lagert Lamium maculatum, Plantago media, Ranunculus acris, Epilobium montanum, Senecio viscosus, Stellaria graminea, nemorum, Poten- tilla Tormentilla, Ozalis Acetosella, seltener Circaea alpina, Gna- phalium sylvaticum, Verbascum Schraderi Meig., Scrophularia no- dosa, Rosa canina, Hieracium Pilosella, und von den Höhen winkt hie und da Sorbus aucuparia. Ein Wässerlein sickert durch den mit herrlich grünenden Moosen überkleideten, feuchten Waldgrund, Veronica urticaefolia steht an seinem Rande. Tief unten tobt der majestätische Wildbach, und schiesst dahin zwischen den grauen Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1870. 14 210 riesigen Felsblöcken, die mil eisernen Klammern in seinem Bette zu fussen scheinen, und deren Häupter jugendliche Moose umran- ken. Zu beiden Seiten ragen hochstämmige, schlanke Fichten em- por, umschliessen mit dunklem Gewande das weisse Gewässer un:l heben aus diesem Grunde sich in die Bläue des Himmels. Weiter führt uns der Weg — Hie und da Stachys sylvalica, Asplenium Filia femina Brnh., Digitalis grandiflora Lam., Doro- nicum austriacum Jcq., Carduus Personata Jeqg., Arabis arenosa Scop., Sambucus racemosa, Lactuca muralis Fr., Prenanthes pur- purea und schon genannte. Das gemeine Hieracium murorum hatte eine längere Strecke hindurch am Stengelgrunde grössere oder klei- nere Knollen, welche zuweilen den ganzen Stengel absorbirten, so dass dem Knollenende die Blüthenstielchen entsprossten. Alle waren kleinblättrig, kurzstänglig und standen noch in Blüthe, während höher hinauf gefundene normale Pflanzen grosse Stengel und Blätter besas- sen, und meist ganz verblüht waren. Der Grund dieser sonder- baren Anschwellung zeigte sich beim Aufschneiden dieser Knollen, nämlich kleine, weissliche Insektenlarven, deren 3—10 in einem Knollen hausten. Auf moosigem Waldabhange fand sich Milium effusum z. hfg. und Poa nomoralis «. vulgaris, weiter hinauf Car- damine sylvatica, Petasites albus Grt. (gemein), Ranunculus Lınuginosus häufig mit Carex sylvatica Hds. Wir stehen jetzt bei der Brücke, welche über den Bach hinweg in kürzester Zeit uns der Strasse zulührt. Hier scheint noch einmal der Wolfsgraben alle seine Kräfte auizubieten, um unseren Anforderungen zu genü- gen. Denn am Wege blühen Olinopodium vulgare und Lychnis diurna Sibth. und von den Abhängen winken Spiöraea Aruncus, Galium sylvaticum, Salvia glutinosa, Turritis glabra, Atragene alpina, Salix grandifolia Sering, Aconitum Lycoctonum, Thalic- irum aquilegifolium und riesige Formen des Rununculus platani- folius. Den Bachrand zierten jenseits der Brücke die mächtigen Blätter und fast klafterhohen Stengel des Cirsium pauciflorum und auf der Wiese unterhalb der Tauernstrasse standen zwei Exemplare des Cirsium pualustri - oleraceum recedens Näg. mit elliptisch- lauzettlichen, kleinlappigen, am Rande vieldornigen Blättern; die Dornen an den Lappenspitzen stärker. Die Blüthen gelb, aufrecht; der Blülhenstand mehr- bis vielköpfig (auch Seitenäste); mit den Stengelblättern an Form gleichen, aber kleineren Hüllblättern am Grunde umschlossen. (Etwa eine Stunde höher fand ich beim Rück- wege vom Dörfe Hohentauern am Grabenrande der Strasse zwei ganz gleiche Exempl., nur waren die Blätter weit stärker gelappi.) Die Tauernstrasse ist erreicht und verspricht einen gemäch- lichen Steig. Doch kaum haben wir an den Felsen Sedum annuum gesammelt, so folgen wir dem nach rechts abzweigenden Sunk- wege, und wandern an einer Kohlstätte vorüber in eine abgeholzte Schlucht. Wir ziehen am schiefrigen Gehänge dahin, an einer jun- gen Buche vorbei, und sammeln Gentiana asclepiadea, Phyteuma spicatum, Blechnum Spicant Rih., da steht auf einmal ein grosser, 211 kahler Kalkberg, der Triebenstein vor uns, ähnlich einem riesigen Dreiecke, von dunklen Fichten rings umrändert. Wir setzen über den kleinen Sunkbach, sammeln am Wege Arenaria serpyllifolia u. Sagina sawatilis, und schon stehen wir am Fusse des kahlen Felsens, und rings herum prangen die.Kinder des Kalkes, theils in ihrem Blüthenkleide, theils mit reifen Früch- ten geschmückt. Da steht im Gerölle: Erica carnea, Helleborus niger, Aconitum variegatum, Carduus defloratus, Betonica Alope- curus, Buphthalmum salicifolium, Solidago virga aurea, Origanum vulgare, Arabis ciliata, Digitalis grandiflora Lam., Moehringia muscosa, Arabis arenosa, Thesium alpinum, Scabiosa lucida \ill., Veronica saxatilis Jcq., Valeriana monlana und tripleris, Adeno- styles alpina Bl. und F., Galeopsis Ladanum, Linaria vulgaris, Veronica urticaefolia, Cochlearia saxatılis Lam,., Cirsium Erisi- thales, Scop., Verbascum Schraderi Meı., Melampyrum sylvaticum, Gentiana asclepiadea, Daphne Mezer:um, Rhinanthus alpinus Bmg., Campanula pusilla Hnk., Poa nemoralis var. firmula und vulgaris, Homogyne alpina Gass., Geranium robertianum. So steigen wir aulwärls ‚auf steilem steinigem Pfade, zur Linken das abschüssige Gehänge, zur Rechten kahle 'Felswände, tief unten der brausende Bach. Hoch darüber stehen die kühnen grotesken Gestallen der Berge, wie schweigende Wächter deı Schlucht. Auf dem Gesteine am Wege kriecht Sedum album, selien dasyphyllum, blüht eine Campanula Trachelium, sonderbarer Weise sland auch ein Cirsium heterophyllum All. auf einem Kalksteine. An einer ganz weissen Fels- wand vorüber schauen wir Paris quadrifolia und Gypsophila repens. Die ganz bemooste Rückfläche eines Kalktelsens überwuchern lieb- liche Rosellten der Saxzifraga Aizoon Jcg. und am Fusse sieht Arabis alpina. Auf waldigem Boden blüht Gentiana eiliata. Da stehen wir jetzt vor den Trümmern einer abgeslürzten Felswand, die beinahe zu einem neuen Berge sich auflhürmen, und sleigen an ihnen vor- über zu einer mit Rumex alpinus, Mentha arvensis und Urtica dioica bewachsenen Ebene hinab, an deren Rande wir Lonicer@ alpigena und Sazxifraga rotundifolia finden. Mitten durch das grossblättrige Gefilde eilt der tief unten schon gesehene, dann aber verkommene Sunkbach und läuft einer steilen Felswand zu, um dort spurlos zu verschwinden, und durch die Eingeweide der Erde in die Tiefe zu fliessen. Wir betrachten uns das merkwürdige Phänomen, sammeln am Fels Sawifr. Aizoon Jeg. und Sesleria coerulea Ard. und ziehen über eine kleine Brücke weiter, einer sumpfligen meist mit Seirpus sylvaticus bewachsenen Fläche entlang. Auf der linken, waldigen Seite sammelte ich Aspidium aculeatum Döll.; am Wegrande stand Senecio subalpinus, Cardamine impatiens und Poa trivialis. An einer alten Kohlstätie vorbei, welche hie und da Schiefergestein umlagert, selzen wir nochmals über das mil einer kleinblättrigen Salix grandifolia Ser. bewachsene Bächlein, und erreichen am Ende der Sumplwiese einen beschal- Ba teten Fels, aus dessen Grunde eine 11'3 Cels. grädige Quelle her- vorkommt. Jetzt geht es wieder zwischen riesigen Felsblöcken hindurch an felsiven Wänden vorbei, und ringsum grünen und locken die liebliehen Alpenbewohner. Da wohnt in Felsritzen und zwischen (einem Gerölle die zarte Silene quadrifida, die freilich schon längst verblühle Wiola biflora, die Saxifraga caesia mit blaugrauen wun- derlieblichen Rosetten und weissen Blüthen, welche manchmal auch auf Moospolstern thront, das verblühte Bellidiastrum Michelü Cass Pinguicula alpina, Bartsia alpina, Ranunculus alpestris, Sedum atra- tum, überall nickt Carex tenuis herunter, zwischen Juniperus nana steht die Melica nulans, an Wegrändern lagert Arabis alpina und arenosa Scop., Ranunculus repens, Parnassia palustris, Potentilla aurea, Gentiana obtusifolia Willd. und eine Gentiana verna. Am Bache Sazifraga rotundifolia Willd., aizoides,, die verblühte Oine- raria alpestris Hpp., Senecio subalp. Koch etc. Von den Höhen winkt Calamagrostis montana Host, hie und da rankt Atragene alpina herunter, oder streckt sich Lycopodium annotinum, manch- mal finden wir auch Coeloglossum viride Hrt. Hie und da trelen schon Pignolithblöcke auf, in deren Ritzen Asplenium viride Hds. sprosste. Auf dem erreichbaren Stücke einer hochragenden Fels- wand fand ich eine Saxifraga Burseriana und Tofieldia calyculata Cohlg., Valeriana saratilis, Veronica saxatilis Jcq., die letzteren auch an anderen Orten. Auch grünten daselbst liebliche Moose, Hypnum rufescens, Bartramia Oederi und andere. Die rechts jen- seils des Baches ragenden Pignolithenwände wagten wir leideı nicht zu untersuchen, weil eine Sprengung bevorzustehen schien. Wir stehen jetzt am Ausgange der Schlucht an einem mit Poa nemoralis firmula, Scabiosa lucida Vill., Sesleria coerulea Ard., Cochlearia saxatilis Lam. Carex tenuis, Geranium sylvaticum und der hochragenden Calamagrostis montana bekleideten Felsen, des- sen ausgehöhlter Grund Echinospermum deflecum beherbergt. Der Weg durch das Kalkgebiet mochte etwa %, Stunden ge- dauert haben; eine Menge Frühlingspflanzen mag in ihren verküm- merten Resten uns entgangen sein, ebenso viele noch jetzt blü- hende oder wenigstens noch grünende, wie in der That die am 4. August in entgegengeselz ter Richtung gemachte Partie manche jetzt übersehene Pllanzen bot. (Potentilla "caulescens, Convallaria verticillata, Polygonatum, Centaurea monlana, Aconitum Lycocto- num, Thalictrum aquilegifolium, Goodyera repens, Epipactis rubi- yınosa Gd., Gymnadenia conopsea RBr., Senecio abrotanifolius, Hie- racium porrifolium.) Zwischen den Felswänden und Gehängen finden sich gewiss noch manche, neue Kalkbürger, da schon das Gehange des tief unten stehenden Triebenstein am 4, August Globularia cor- difolia, Laserpitium latifolium, Athamantha cretensis, Sempervivum hirtum, Dryas octopetala, Achillea Clavenae, Teucrium monlanum und sehr zahlreich Sazifraga Burseriana einer oberflächlichen Durch- forschung gewährte. Man bedenke ferner, dass die Kalkformation nur 213 wenig über 4500 Fuss sich erhebe, und weiterhin eine wildfremde , einem Kalkbotaniker fast gänzlich unbekannte Flora sich findet, die erst nach fast zweislündigem Wege des Baumwuchses entbehrt, und nach allem diesen erwehre man sich des Staunens über die Reichhaltigkeit dieser kurzdauernlen Schlucht. Doch das Kalkgebiet hat noch nicht völlig geendet. Wir slte- hen jelzt vor einer anfangs sumpfigen, dann bergigen, hie und da mit Fichten besetzten Wiese, in deren Hintergrunde sich ein Wall erhebt, über den noch einige kleine Kalkwände emporragen. Es gehört daher die Bergwiese, sowie ein Theil des jenseils begin- nenden Waldes noch in das Gebiet der Kalkllora. Nun gelen wir über das Bächlein, welches von den Tauernteichen hinunterlliesst, und hie und da mit Spiraea Ulmaria, Sawifraga aizoides beseizi ist, durch sumpfige Stellen; da finden wir Eriophorum latifolium Hpp.. Parnassia palustris, Carex flava, Davalliana 5 m., glauca Scop., stellulata Good., pallescens. Juncus alpinus Vill., Crepis paludosa Mnch. Allmälig wird es trockener, geht über haidearlige Hügel und durch eine Wiese dem Walde zu. Ich sah die meist gemeinen Nardus strieta, Campanula barbata, Gnaphalium sylva- tieum, Vaceinium Myrtillus, Vitis Idaea, Blechnum Spicant Kth., Calluna vulgaris Salisb., Phleum alpinum, Rhinanthus alpinus Bmg., Silene inflata Sm., Carex leporina, Agrostis vulgaris Wth., Arnica montana, Ranunculus acris, Polygonum Bistorta, Centaurea phrygia etc. etc. Der Zaun ist überstiegen und rechts hinein in den Wald ging es, dem breiten Wege nach, noch immer durch Kalkgebiet. Um mich die magere Fichtenflora: Heidel- und Preuselbeeren, die Besenhaide, das Nardengras, Homogyna alpina Cass., Potentilla Tormentilla, kleine Euphrasien, Gnaphalium dioicum, Arnica mon- tana, sellener Epilobium montanum, einige Exemplare der Polygala Chamaebuxus, Helleborus niger, am Wege Gentiana obtusifolia und einmal zwischen Schwarzbeergesträuch Pyrola minor. Auf einem freien Waldplatze stand Senecio nemorensis, Digi- talis grandiflora, Cirsium palustre Sep., Urtica dioica, Helleborus niger, Adonostyles alpina, Gentiana asclepiadea und Rhinanthus alpinus. - So geht es eine Weile fort, bis das Kalkgebiet endet, und die Urgesteine sich einfinden; der Pflanzenwechsel ist kaum merk- lich, weil der Fichtenwald im Kalk- und Urgebirge fast gleiche Bewohner hat, nur Helleborus niger hört auf, und den nächst er- scheinenden Bach umsäumt Aconitum Napellus var. tauricum mit Sazxifraga stellaris, Veronica alpina. Noch eine Weile zwischen Fich- ten und Wachholdergestrüppe, eine Kohlhütte liegt vor uns, und der Weg nimmt ein Ende. Zur Rechten zieht sich in ziemlicher Höhe der Kothhüttenweg dahin, zur Linken ist ein bergiger Holz- schlag, der sich gegen den Scheiplsee hineinzieht. Diesen ersteigen wir. Zuvor aber wird die sumpfige Niederung einer Untersuchung gewürdigt. Da schleicht bie und da ein klares Wässerlein durch 214 die moosigen Flächen, vereinigt sich bald mit einem zweiten, drit- ten, bald theilt es sich wieder, und sucht sich andere Gefährten. Rinssum grünt gar lieblich die Bartramia calcarea, auf deren Pol- stern Drosera rotundifolia die bewimperten Blätter ausbreitet; da stehen Iruppweise Menyanthes trifoliata, im Bachkies wurzelt Car- damine amara, an den Rändern steht Myosotis palustris W ith., Caltha palustris, Equisetum sylvaticum, Aconitum Napellus, linearia alpestris Hpp., Senecio subalpinus Koch., Epilobium montanum und origanifolium Lam., Galium sylvaticum, Pinguicula alpina, Veratrum album, Potentilla Tormentilla nebst einer Menge von Gräsern. (Luzula nigricans, Juncus alpinus Vill., lamprocarpus Ehr., Eriophorum angustifolium Kth., Carex vulgaris Fr., stellu- lata Good., flava etc.) Jetzt geht es hurlig die kleine Höhe hinauf, nur hie und da machen wir Halt, untersuchen die millionenweis vorhandenen Schwarz - beergesträuche, beschauen die riesigen Berghäupier mit ihren stei- len dunklen Wänden, und spähen nach Pflanzen. — Manchmal ein Lycopodium selaginoides, alpinum, clavatum, Aira flexuosa, Agrostis rupestris All. Die Höhe ist erreicht, durch Dick und Dünn geht es dem Scheiplbache entlang, an dessen Rändern wir manchmal Sazifraga stellaris, Aconit. Napellus, Carex frigida All., Gnaphalium norve- gieuim finden, jetzt wird Rhododendron ferrugineum und Pinus Mughus Scop. häufig, und schon stehen wir an den Ufern des kleinen Scheiplsees. Ein bedeutendes, länglich ovales, mil grünen beweg- ten Wellen angefülltes Becken liegt vor uns; ringsum dehnen sich breite sumpfige Ufer, und erwecken die Hoffnung reichlicher Beute. Sie war auch nicht gering: Juncus fiiformis, Carex paueiflora, Light., Persooni Light. ziemlich häufig, stellulata Good., vul- garis Fr., im Wasser gemein ampullacea Good., Vaccinium uli- ginosum, Willemetia apargioides Neck., Hieracium alpinum, Lu- zula nigricuns, Scirpus caespitosus, Eriophorum Scheuchzeri Hpp., alle in grosser Menge. Auch einige Wildenten flogen auf. Auf Felsen Azalea procumbens, Sempervivum montanum. Ueber eine mit Heidelbeeren bewachsene Anhöhe hinauf kamen wir zum gros- sen Scheiplsee, der bedeutend umfangreicher, aber von gleicher Gestalt und mit gleichen Sumpfpflanzen umgeben ist. Auch hier Pinus Mughus, Rhododendron ferr. und Juniperus nana gemein, ebenso Juncus filiformis, Carex paueciflora, stellulata Good., vul- garis, (im Wasser) ampullacea, flava, Vaccinium uliginosum Wille- melia apargioides Neck., Hieracium alpinum, Luzula nigricans, Seirpus caespitosus, Pinguicula alpina, Homogyne alyina, Senecio subalpinus Kch., Gentiana pannonica Scp., punctata, Alnus viridis elc. wie am unteren. An steinigen Orten Primula minima und Lycopodium Selago, an schattigen” Ranunculns platanifolius, Doronicum austriacum Jeq., Calamagrostis Halleriana DC., Soli- dago virga aur ea, Imperatoria Ostruthium und andere. Einzeln stand Pinus sylvestris in Zwerglorm, und Sorbus aucuparia. (Auch am unteren dürften alle vorkommen.) (Schluss folgt.) Literaturberichte. An Vegetaltionsforholdene ved Sognefjorden, of Axel Blytt. (Die Vegetationsverhältnisse von Sogn in Norwegen von A. B!ytt.) Christiania 1869. Die Abhandlung umfasst einen Bericht über die Reisen, die der Konservator an dem botanischen Museum in Christiania Axel Blytt die Sommer 1864, 1865 und 1867 hindurch in Sogn im Stifte Bergen in Norwegen gemacht hat. Da seine Abhandlung mit ausgezeichneter Sorgfall und lobenswerther Genauigkeit verfasst ist und wichtige Beiträge liefert zur Kenntniss der Vegetation in einer Gegend von Norwegen, die bisher wenig untersucht worden ist, so dürfte folgender kurzer Bericht über den Inhalt dieser Abhandlung auch Botaniker ausser Skandinavien inleressiren. Sogn liegt zwischen 22° 10° und 260 östlicher Länge (von der Insel Ferro) und zwischen 60° 35°—61° 50° nördlicher Breite an Sognefjord gelegen, die in mehrere Arme getheilt sich ungefähr zwanzig Meilen weit ins Land hinein erstreckt, indem die Breite selten über eine Meile geht. Das beschriebene Gebiet nimmt ungefähr 200 geogr. Quadratmeilen (= 95 norwegischen [_)]M.) ein und ist von Gebirgen erfüllt, deren Höhe ungefähr 4000 bis 5000 rheini- sche Fuss beträgt. Obgleich die Westküste von Norwegen an merkwürdigen Naturerscheinungen reich ist, sieht man wohl nir- gends in ganz Norwegen eine wildere Natur als in Sogn. Die Gebirge sind grösstentheils Urgebirge und eruptive Bergarten, die sehr hart sind und unbedeutend verwittern. Hie und da trilfi man Thonglimmerschiefer an, der sich sehr leicht bröckelt; Kalk findet man aber nur auf einer einzigen Stelle. Der Thonglimmerschiefer erzeugt seinen günstigen Einfluss auf die Vegelalion in Sogn vor- züglich auf den Ravnanaasi, „dem botanisch reichsten Gebirge in Sogn.“ Zufolge des anliegenden Meeres ist die Sommerwärme in dem äusseren Sogn !) nicht so thätig als im inneren, wo die tiefen Thäler und engen Meerbusen mit natürlichen Treibhäusern zu ver- gleichen sind, und man trifft da eine Vegetation an, die im kalten Norden kaum ihres Gleichen hat. Sogar in der Nähe der Gletscher findet man eine.zum Erstaunen üppige Vegetation, z. B. unter Justedalsbräm, wo eine mannshohe subalpinische Vegetation ange- troffen wird. Das innere Sogn ist wegen seiner Obstgärten bekannt und kaum wird man in ganz Norwegen, mit Ausnahme von Hor- danger, eine Gegend finden, die sie h in dieser Hinsicht mit Sogn messen kann. Man erstaunt, wenn man hört, dass zwischen diesen Gebirgen, auf deren Gipfeln ein ewiger Winter Ihront, nur ein Paar Meilen entfernt von Stellen, wo (lie Gletscher wie in der ark- tischen Zone sich fast bis ans Meer erstrecken, Pfirsichen, Apri- kosen und Weintrauben als Spalier fast jeden Sommer reif wer- ’) Die Grenze zwischen dem äusseren und inneren Sogn ist bei Vig und Balestrand, ungefähr wo Sognefjord anfängt sich in Arme zu theilen. 216 den, und dass die Wallnussbäume,, deren Früchle gewöhnlich zur Reife kommen, hier eine Dimension haben, die fast nirgends in Skandinavien vorkommt. Wie im südlichen Schweden die östliche und westliche Ve- getalion sehr verschieden ist, so fällt es einem jeden, der in Nor- wegen botanisirt, sogleich in die Augen, dass eine Menge von den gewöhnlichsten Arten des östlichen Landes entweder ganz fehlt oder sehr selten vorkommt. Je mehr man ‚sich dem offenen Meere nähert, desto ärmer an Arten wird die Flora, und desto grösser wird auch die Zahl der fehlenden Arten. So hat z. B. das innere Sogn ungelähr 280 Arten, die im äusseren fehlen, wo hin- gegen das äussere Sogn nur 60 Arten hal, die sich nicht im inne- ren finden, j Der Verfasser aber bemerkt, dass in pflanzengeographischer Hinsicht die Eintheilung der Verbreitung der Gewächse in Anse- hung der Höhe nach gewissen Vegetalionsgrenzen, als z.B. nach der Gerstengrenze, der Grenze der gewöhnlichsten Waldbäume und Gesträuche und der Schneegrenze, nur denjenigen Gegenden angemessen ist, deren Klima durchgehends so ziemlich von glei- cher Beschaffenheit ist, dass aber diese Verfahrungsweise nicht auf Sogn kann angewendet werden. Es ist nämlich ein grosser Unterschied zwischen den ver- schiedenen Theilen von Sogn rücksichtlich der Höhe, wo die oben erwähnten Grenzen fallen, und man kann für ausgemacht anneh- men, dass je mehr man sich dem Meere nähert, desto mehr senken sich in der Regel die Grenzen. Die nackte Meeresküste ist von Bäumen und Gesträuchen ganz entblösst, Es ist aber nicht genug, dass die Grenzen sinken; der Abstand zwischen ihnen wird auch gestört, indem einige Grenzen mehr als andere zu sinken schei- nen. Diess erhellt deutlich aus einer beigefügten Tafel über die Vegetationsgrenzen in Sogn. Die Grenzen der krautarligen Pflan- zen sinken in der Regel gegen Westen, wozu besonders das Meer beiträgt, wobei man doch nicht vergesse, dass man in den Gebirgs- gegenden des inneren Sogn sonnige von 2000—3000 Fuss hohen Felsenwänden umschlossene Thäler findet, die eben so hoch, ja noch höher als die höchsten, windigen und nackten Felsenwände der westlichen Gegenden gelegen sind. Wenn man die Flora von Sogn studirt, so wird man bald finden, dass die Vegelation auf den Gebirgen mit der Vegetation der Küstengegenden viel gemein hat. Wenn man von der eigent- lichen Strandvegelation wegsieht, wird man finden, dass beinahe alle Pflanzen, welche sich in die westlichen Gegenden erstrecken, mit Ausnahme der Unkräuter, solche sind, die wenigstens in den östlichen Gegenden auf die Berge hinaufsteigen; wogegen beinahe alle Pflanzen, die nur im innern Sogn vorkommen, an die niedri- gen Gegenden gebunden sind und nicht auf die Berge steigen. Die Vegetation an den Küsten stimmt auch in einer anderen Hinsicht mit derjenigen auf den Bergen eigenthümlich überein. Wer zum 217 erstenmal im westlichen Norwegen botanisirt, kann nicht umhin zu bemerken, dass viele Alpenpflanzen, 2.B. Alchemilla alpina, Arc- tostaphylos alpina, Salix herbacea, Hieracium alpinum, Bartsia alpina, Myosotis silvatica, Rhodiola rosea, Festuca ovina P. vivi- para in den niedrigsten Gegenden, sogar am Meere wachsen. So verhält es sich vorzüglich in den niedrigeren Gegenden von dem inneren Sogn, und je enger ein Thal ist, je steiler die Felsen- wände, desto öfter bemerkt man eine solche Auswanderung der Alpenpflanzen. In Justedal und Fjaerland, wo die Gleischer von Jüstedalsbraen in die Thäler herabschiessen, folgt auch eine Menge hochalpinischer Pflanzen mil, z.B. Luzula spicata, Agrostis rubra, Sibbaldia, Sagina saxwatilis, Salix herbacea, Phleum alpinum, Silene acaulis, Cerastium triginum, Phyllodoce coerulea, Gnapha- lium supinum und norvegiecum, Epilobium alpinum, Veronica alpina, Juncus trifidus, Oxyria, Sazxifraga Colyledon, caespitosı und aizoides. Auf den kleineren Bergen der westlichen Gegenden ist die Vegetation im höchsten Grade trivial. Auf den Gebirgen des innern Sogn ist die Vegetation viel üppiger. Sie steht doch, wie diejenige der angrenzenden Waldersgebirge, mit welcher die Vegetation in Sogn die grösste Achnlichkeit hat, in der Anzahl der Arten der Vegel tation auf dem Dovrefjeld nach, weil eine Menge der vor- nelmsten Pflanzen, die auf dem Dovrefjeld vorkommen, hier fehlen. Doch findet man mehrere Arten, z.B. Gentiana purpurea , Arabis petraea, Carex rufina, Sedum villosum, Arenaria norvegica, Alloso- rus crispus, die auch auf dem Dovrefjeld fehlen. Nirgends findet man auf den Gebirgen in Sogn eine üppigere Vegetation als in der Weiden- und Birk enregion. Bei günsligen Verhältnissen wächst das Gras ausserordentlich geil. Eine Menge Arten, die von niedrigeren Gegenden abstammen, gedeihen vor- trefflich und kommen sehr häufig vor. Die eigentliche Bergvege- tation ist nur ungemischt in den Ritzen der Felsen. Die dürren und ebenen Bergabhänge und Bergflächen haben wie die Berg- ıoore eine wenig abwechselnde Vegetalion. Im oberen Theile der Weidenregion nehmen dieFlechten im Vergleich mit andern Pflanzen merkbar zu. In keiner Region fällt das verheerende Einwirken der Na- turkräfte auf die Gebirge schärfer in die Augen als in der unter- halb der Schneegrenze nächst liegenden Region, 4500—5000‘ über der Meeresfläche und auf den im ewigen Schnee hervorragenden nack- ten Gipfeln. Hier findet man wenige Pflanzen z. B. Ranunculus glacialis. Sogar 5200 Fuss über der Schneegrenze kann man Plätze finden, die im Sommer von Schnee entblösst werden, und auf welchen nicht nur Flechten sondern auch einige Phanerogamen angelrollen werden, z.B. Ranunculus glacialis, Saxzifraga opposi- tifolia, Poa lawa, Aira alpina. — Merkwürdig ist, was der Ver- fasser erzählt, dass nämlich die Grenzen einiger Pflanzen, z. B. der Fichte und Birke oft auf eben derselben Stelle im Laufe der Zeit bedeulend gesunken sind, wovon mehrere Beispiele angeführt 218 werden. Nicht selten trifft man in den Mooren dieke Wurzeln und Stämme von Fichten bei solcher Höhe, wo man nunmehr keine Spur von lebendigen Fichten sieht. Wie Norman in seinem Bericht über eine in dem Gudbrands- thale unternommene Reise Waage und Lom in folgende fünf Ve- gelalionsregionen eingetheilt hat, 1. die Gerstenregion , 2. die Fichtenregion, 3. die Birkenregion, 4. die Weidenregion, 5. die Flechtenregion, so hat auch der Verfasser Sogn in die vorbemel- deten fünf Vegetationsregionen eingetheilt. Der grösste Theil des Werkes, das der Referent empfiehlt, besteht in einem ausführlichen Verzeichniss der Phanerogamen und Farnkräuter in Sogn, die 739 Arten ausmachen; eine Summe, die sehr hoch angesehen werden muss, wenn man bedenkt, dass das Land so nördlich liegt. Dieses Verzeichniss interessirt nicht nur dadurch, dass viele Standorte der verschiedenen Arten angeführt werden, sondern auch dadurch, dass deren Höhe über der Meeres- fläche immer angegeben wird. Es würde zu weit führen einen Auszug aus diesem Verzeichnisse mitzutheilen; wogegen es viel- leicht nicht uninteressant ist, einige für Sogn am meisten be- zeichnenden Pflanzen zu nennen: Asplenium Adiantum nigrum, Polystichum Oreopteris, Hymenophyllum Wilsoni, Mühlenber gia pen- dula, Carex rufina und binervis, Luzula mazxima, hyperborea; 16 Arten von Salix, Cenlaurea phrygia und nigra; 34 Arten von Hieracium, z. B. H. Blyttianum, decolorans subsp. flammeum, com- mutatum, rupicolum, protractum, argenleum, lapponicum, Gentiana purpurea, Galium saxatile, Lonicera Perielymenum, Digitalis pur- purea, Pedicularis lapponica und Oederi, Primula acaulis, Erica cinerea, Bunium flewuosum, Sedum villosum und anglicum, 10 Arten von Saxifraga, Hypericum pulchrum, Dex Aqwfolium, Sagina subulata, Cerastium tetrandrum, Chrysosplenium oppositifolium, Cochlearia anglica, Sorbus Aria und hybrida , Potentilla gelida, Oxytropis lapponica. Folgende Familien sind die reichsten an Arten: Compositae 87 Arten, Gramineae 66, Cyperaceae 63, Cruciferae 32, Rosaceae, Polypodiaceae und Sceroplhularineae 26, Papilionaceae 25, Alsina- ceae 24, Silenaceae 23, Ranunculaceae 22, Juncaceae 20. Verschiedene für die Wissenschaft neue Fermen sind auch hier beschrieben: Aspidium Lonchitis subsp. gracile, Festuca ovina subsp. elegans, Triticum repens involutum ei caesium, Carex salina subsp. obtusa, Heleocharis uniglumis subsp. roltundata, Luzula mazxima tenuis, Rosa pubescens. Zwei Beilagen begleiten die Abnandlung: Verzeichniss der in Sogn bemerkten Torf- und Laubmoose von N. Wulfs- berg, Stud. Med. Dieses Verzeichniss nimmt 254 Arten auf, wor- unter 9 Sphagna, 164 Musci acrocarpi und 81 pleurocarpi. Drei von den genannten Arten sind für die Flora Norwegens neu: Cam- pylopus flewuosus, Barbula inclinata und Piychodium plicatum, und viele gehören zu den mehr seltenen oder interessanten, z. B. 249 Dieranum fulvellum, Campylopus altrovirens, Grimmia anodora, Ptychomitrium polyphyllum, Oedipodium, Splachnum Wormskoldii, Pterygophylium lucens, Plagiothecium Mühlenbecköi ete. Aus diesem Verzeichnisse erhellt, dass ungefähr die halbe Anzahl von den auf der skandinavischen Halbinsel gelundenen Torf- und Lebermoosen auch in Sogn bemerkt ist, dass aber die Moosvegelalion nicht so reich ist als auf dem Dovrefjeld. Da man von der Verbreitung der Moose in Norwegen noch weniger als von der Verbreitung der Phanerogamen weiss, so liefert dieses Verzeichniss einen wie hlige n Beitrag zur Kenntniss der Moosflora Norwegens, und die Botaniker Skandinaviens sind dem Herrn Wulfsberg dafür sehr verbunden, der im, Sommer 1867 Axel Blytt auf den "Reisen in Sogn beglei- tete. 2. Meteorologische Beobachtungen auf dem Laer- dalsören von dem Telegrapheninspektor Stabell. Aus diesen sieht man, dass der höchste Wärmegrad (20° C.) am 5. Juni und am T: August bemerkt wurde, und dass der höchste Kältegrad (151%,°C.) am 30. December eintraf. Der Referent beschliesst diesen kurzen Bericht mit den Wun- sche, dass der Verfasser durch viele eben so gründliche und teressante Werke seine Bemühung fortsetze, die Vegetalion Nor- wegens immer mehr bekannt zu machen, und dass die Botaniker Skandinaviens bald das Vergnügen haben "möchten, die Fortsetzung der norwegischen Flora, von welcher sein um die Flora Norwe- gens höchst verdienter Vater den ersten Theil herausgab , von seiner Hand zu erhallen — ein Werk, wonach man sich schon lange gesehnt hal, da 100 Jahre verflossen sind, seitdem die Flora Norvegica von Gunner erschienen ist. Dr. N. Joh. Scheutz. — Correspondenz. Wien,am 9. Juni 1870. Als im v. J. von H. Juratzka die Moenchia mantica im Pra- ter entdeckt wurde, entstand bei den hiesigen Botanikern die Be- sorgniss, dass diese — wahrscheinlich nur eingeschleppte — Pflanze kaum mehr als ein Jahr an dem genannten Standorte zu finden sein, und eben se plötzlich verschwinden werde, als sie hier auf- getaucht ist. Vorläufig ist nun diese Besorgniss unbegründet, denn am 31. Mai d. J. fand ich dieselbe an der angegebenen Ste >lle in zahlreichen blühenden Exemplaren. Hoffen wir dass dieses zarte niedliche Pflänzchen für die Wiener Flora erhälten bleibe, und weder durch Ungunst klimatischer Verhältnisse, noch durch die Hand allzu eifriger Botaniker ausgerottet werde. Moritz Prichoda. Graz, am 10. Juni 1870. Am 24. Maid. J. ist Joachim Freiherr von Fürstenwärther Burgsass zu Odenbach, k. k. Statthaltereirath, Ritter des österr. 220 Ordens der eisernen Krone, zu Römerbad bei Tüffer in Steiermark an einer akuten Gehirnentzündung im 62. Lebensjahre plötzlich verschieden. Der Verstorbene war der erste Präsident des natur- wissenschaftlichen Vereines bei dessen Gründung, hat sich seit Jahren mit der Erforschung der Flora Steiermarks eifrig beschäftiget, viele Exkursionen sowohl in den Alpen, als auch auf dem flachen Lande gemacht, manche für das Land neue Spezies entdeckt und hinterlässt ein wohlgeordnetes Herbar in 44 grossen Faszikeln, in welchem sich alle von ihm selbst gesammelten Spezies in ausge- zeichnet gut getrockneten Exemplaren vorfinden. Es ist zu wün- schen, dass dieses Herbar von Seite der Landschaft für das Johanneum angekauft werde, da es zur Vervollständigung des steiermärkischen Herbars wesentlich beitragen würde. Sollte diess nicht geschehen, so werde ich Ihnen davon Nachricht geben, um es anderen Kauf- lustigen durch Ihre Zeitschrift anzubieten. Ritter v. Pittoni. Innsbruck, am 21. Juni 1870. In der vorigen Woche habe ich, begünstigt vom herrlichsten Wetter, mit mehreren meiner Zuhörer den Baldo besucht. Die Ve- gelation war in der subalpinen und alpinen Region gerade im Sta- dium der herrlichsten Entwicklung. Die Rosen, an welchen der Baldo sehr reich ist, und nach denen ich besonders fahndete, waren gerade im schönsten Flor. Die mit Paradisia, Lilium bulbiferum, Gentiana lutea geschmückten Bergwiesen boten einen unvergleich- lich prächtigen Anblick. Desgleichen die mit Philadelphus besäum- ten Bachufer und der Saum der Buchenwälder, an welchem Paeo- nia pubens in Tausenden von Exemplaren gerade in vollster Blüthe stand. — Nirgends im ganzen Gebiete der Alpen fand ich eine so hohe Lage der Buchengrenze, wie an den östlichen Abfällen des Baldo. Nahe bei 5800 Fuss stehen bei südöstlicher Exposilion noch baumförmige Buchen, und die Höhenlage der obersten Buchenge- sirüppe liegt meinen barometrischen Messungen zu Folge sogar bei 6000 Fuss. — Oytisus radiatus, welcher die südöstlichen Ge- hänge bis zu 6000 Fuss stellenweise mit der dichtesten Buschve- gelalion überzieht, war erst theilweise in Blüthe. Als den interes- sanlesten Fund in der alpinen Region betrachte ich die Saxifraga Tombeanensis Boiss., eine der S. diapensioides Bell. sehr nahe stehende Sarifraga, welche on dem südlichen Abhange des Altis- simo di Nago in grossen fussbreiten Rasen vorkommt und eben in schönster Blüthe stand. Meist gesellig mit Galium baldense Sp. und eben so häufig als dieses, fand ich auf dem höchsten Rücken auch eine mit Potentilla maculata Pourr. (P. salisburgensis) ver- wandte Potentilla, welche ich schon vor zwei Jahren vom Monte Cherle in Vallarsa mitbrachte, seither im bot. Garten in allen Sta- dien beobachtete und jetzt für eine noch nicht beschriebene aus- gezeichnete Art halten muss, die den Namen Potentilla baldensis führen mag. — Unterhalb Brentonico, auf den niederen Vorlagen des Baldo, welche ihren Fuss in das Eischthal setzen, fand ich auf 221 steinigen Stellen Crupina vulgaris und Geranium purpureum in Gesellschaft von Lathyrus setifolius, Crepis pulchra, Dianthus pro- lifer. — Das Geranium purpureum «dürfte durch ganz Südtirol ver- breitet sein und bisher wohl nur übersehen worden. Or upina vul- garis aber, über deren Vorkommen bej Ala ich früher einmal be- richtet habe, scheint in Südtirol selten und ist mir bisher nur im Ronchithale bei Ala und dann zwischen Pilcante und Crusiano unler- halb Brentonico untergekommen. — Bei Ala, dessen Umgebung verhällnissmässig noch sehr wenig durchforscht ist, tauchen bereits zahlreiche Pflanzen des mediterranen Florengebietes: Paliurus acu- leatus, Quercus Ilex, Cynoglossum pietum etc. auf. Kerner. Danzig, am 10. Juni 1870. Dr. Celakovsky meint in Nr. 5 dieser Zeitschrift, dass Maly mit seinem für Steiermark angegebenen Standorte des Rhi- nanthus angustifolius Gmel. wohl den R. aristatus gemeint habe. Ich kann jedoch das Vorkommen desselben in Obersteiermark konstaliren. Exemplare, die ich von Strobl aus Obersteiermark erhielt, ent- sprechen vollkommen den von Celakovsky angegebenen Kenn- zeichen des echten Rh. angustifolius. Ebenso befinden sich in meinem Besilze Exemplare dieser Art vom verstorbenen Thierarzt Schwarzer bei Kuhnern in Schlesien gesammelt, welcher Stand- ort vielleicht derselbe ist, den Uechtritz bei Striegau angibt. Ferner kennt Celako ysky den echten Rh. alpinus nur aus “den Sudeten; ich besilze aber Exemplare von Fritze am Grossen Kri- wan in der Tatra bei 6000‘ gesammelt, welche mit solchen aus dem Riesengebirge auf das genaueste übereinstimmen. Es mag noch bemerkt sein, dass letztere Exemplare von der Tatra zu einer, meines Wissens noch nicht bekannten Form, die ich var. coerulea nenne, gehören, welche sich durch eine ganz blaue Unterlippe auszeichnet. Auch ich bemerke an meinen Exemplaren des Rh. alpinus, sowohl an denen aus dem Riesengebirge, als aus der Tatra, die von Celakowsky erwähnte eigenthümliche schwarze Zeich- nung des Kelches. F. Kohts. a — Personalnotizen. “» — )J. Freiherr von Fürstenwärther, Stalthaltereiratlh in Graz, der sich um die Erforschung der -Flora von Steiermark grosse Verdienste erworben hat, starb am 24. Mai in Römerbad bei Tüffer, wo er sich im Fieberparoxysmus von der obersten Etage des Badegebäudes herabstürzte. — Johann Kurz, pens. Militär-Unterarzt, ein Greis von 73 Jahren, verunglückte am 31. Mai beim Botanisiren auf dem Untersberg bei S Salzburg. Als er von seiner Exkursion nicht recht- zeitig zurückkehrte, wurde er von dem Führer Klemsche aufge- 222 sucht. Leider fand derselbe nur mehr dessen Leiche in der Ros- sitenschlucht unterhalb der unteren Rossitenalpe an einer gegen den Bach abfallenden Felsenwand zwischen einem Baume und dem _ Felsen querliegend hängen. — Dr. F. Müller hat seine Stelle als Direktor des botani- schen Gartens in Melbourne aufgegeben und wurde dieselbe nun von Fergusson übernommen. — Dr. Leveille, einer der ersten Mykologen Frankreichs, ist in einem Alter von 74 Jahren am 3. Februar in Paris gestorben. — Joseph Kerner, bisher Ober-Staatsanwalts-Stellvertreter in Wien, wurde als Landesgerichlsrath in Krems angestellt. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Der österreichische Touristen-Klub hielt am 2. Juni d. J. seine zweite Jahresplenar-Versammlung ab. Dem mit- gelheilten Geschäftsberichte entnehmen wir, dass die Mitgliederzahl 221 beträgt, dass bedeutende Geldbeträge zum Baue der Unterkunfts- hülte am Hochjoch-Ferner in Tirol, für andere alpine Baulichkeiten und für Wegverbesserungen verwendei wurden, die Errichtung eines Touristenhauses am Zirbitzkogel in Steiermark in Anerilf genommen worden ist, und dass zur Regelung des Führerwesens eine Anzahl Führerbücher aufgelegt wurden, deren Vertheilung an geeignete Persönlichkeiten zu erfolgen hat. Trotz der bedeutenden Auslagen beläuft sich der Kassastand am Schlusse des 1. Vereins- jahres auf 267 fl. Während des verflossenen Klubjahres wurden mehrere Bergfahrten en masse und von kleineren Mitgliedergrup- pen bedeutende Hochgebirgs-und Gleischertouren ausgeführt, über welche in den Versammlungen Vorträge gehalten wurden. — In einer Sitzung der botan. Section der schlesische:n Gesellschaft, am 10. März trug Prof. Milde vor über Todea und Leptopteris. Der Redner bespricht zuerst die Merkmale, welche Osmunda mit genannten Geschlechtern gemein hat. Es sind diess die Beschaffenheit des Ringes, der nur elwas schwächer entwickelt ist, als bei Osmunda, der geflügelte Blattstiel mit seinen anatomi- schen Elementen (schwammige Rindenhülle mit eigenthümlichen Poren in der Oberhaut, Bildung des ringförmigen Gefässbündels u. s. w.). Katadromie der Nerven; dagegen weichen Todea und Leptopteris beide von Osmunda ab, dass eine Aboliederung der Fiedern nie erfolgt und ein Gelenk überhaupt nur bei Todea rivu- laris angedeulet ist; ferner, dass die Sori stels nur auf der Blatt- unterseite erscheinen, ein Umwandeln der Fiedern in einen beson- dern Fruchtstand also nie vorkommt. In der Architektonik und im anatomischen Baue der Blattspreite (Oberhaut, Spaltöffnungen, Pa- ronchym des Blaltes) stimmt Todea sonst ganz mit Osmunda, (in 223 der Mitte des Blatistielgrundes fand Redner jedoch, abweichend von Osmunda, bei Todeae sehr viel Amylum); dagegen ist nach Redners Ansicht Todea von Leptopteris unbedingt generisch zu trennen. Presl, welcher 1847 Leptopteris aufstellte, gründet ‘dieses Genus auf Merkmale, die zum Theil geradezu falsch sind, denn falsch ist 1. dass die „Sporangia subsessilia seien; sie sind im Gegen- theile meist recht lang gestielt; 2. falsch ist, dass der Ring nicht höckerig; 3. dass derselbe nur aus 2 Zellreihen bestehe; 4. falsch ist, dass das Rhizom kriechend; 5. falsch ist, dass das Laub Spalt- ölfnungen besitze und 6. dass die Segmente der Spindel einge- lenkt seien. Auch für Todea führt Presl irrige Merkmale an; (denn eine Randvene fehlt, auch enden die fertilen Venen nicht verdickt; endlich besteht der Ring nicht aus einer, sondern aus mehreren Zellreiken. Naclhı meinen Untersuchungen sind dagegen die Unter- schiede zwischen Todea und Leptopteris folgende: Die Blattsub- stanz zwischen den Venen ist bei Todea wenigstens 8—12, bei Leptopteris nur 3, ja selbst 2 Lagen stark. Die Oberhaut be- steht bei Todea aus den bekannten geschlängelten Zellen, bei Lept. aus regelmässigen 5—6kantigen Zellen mit geraden Wänden (L. superba) oder etwas gekrümmten Wänden (L. Fraseri und L. hymenophylloides). Bei Todea finden sich auf der Blaltunterseite zahlreiche Spaltöflnungen, Leptopteris dagegen zeigt deren weder auf der Blattunterseite, noch auf der Spindel, sie fehlen entschieden der ganzen Pflanze. Bei Todea laufen die Venen ferner in den schwieligen Rand aus, bei Lept. sind die Enden der Venen 4—7 Zellreihen vom Rande entfernt. Endlich bedecken bei Lept. die Sori niemals die ganze Unterseite der Segmente 2. O., sondern enden stets weit unterhalb vom Rande. Die drei bekannten Leptopteris-Arten bilden 2 Gruppen, L. superba mit einer lamina decrescens und L. Fraseri und L. hymenophylloi- des mit einer Lamina ambigua. Im ersten Falle ist die Lamina (Spreite) stets fast ungestielt und die Segmente 1. ©. verkürzen sich nach dem Grunde der Spreite hin allmälig ausserordentlich bis zu kaum 4 Linien Länge, im zweiten Falle ist die Spreite lang- gestielt und die untersten Fiedern ziemlich lang und zwar ebenso lang oder wenig kürzer als die zunächst folgenden. Ausser- dem unterscheiden sich diese 3 Arten ganz in derselben Weise von einander, wie die einzelnen Arten der Osmunda, nämlich durch den Grad der Zertheilung der Spreite; L. Fraseri besitzt tief ge- zähnte Segmente 2. O., L. hymenophylloides fiedertheilige und L. superba doppelt „bis dreifach“ fiedertheilige. Der von mir schon früher geschilderte, rothe, gallertähnliche Stoff ist auch bei Lept. sehr stark verlrelen, ja erfüllt gar nicht selten die prosenchyma- tösen Rindenzellen und selbst die Gefässe aus. Redner legte ausser genannten Arten noch Jugendpflänzchen von L. hymenophylloides vor, die ganze Pflanze ist nur 2—3 Zoll hoch, und von einem Hyme- nophyllum nicht zu unterscheiden. Bei näherer Untersuchung lehrte aber die Kaladromie der Nerven, der breitgeflügelte Blattstielgrund 224 und die äsligen Wollhbaare der jungen Blälter, dass in der That eine Leptopteris vorlag. Sämmtlliche Leptopteris - Arten kommen wie Todea rivularis nur in Australien vor und zwar L. Fraseri in den blauen Bergen Neuhollands, in Neu-Caledonien, auf den Fidji- Inseln und den Samoa-Inseln. L. hymenophylloides in Neu-Seeland, auf Vandiemensland, auf Auckland und der Norfolk-Insel; L. su- perba nur auf Neu-Seeland. Wirft man einen Blick auf die ganze Familie der Osmundaceen, so ist eine Entwicklungsreihe nicht zu verkennen: Osmunda mit gegliederten Fiedern und Fiederchen und zusammengezogenem Fruchtstande, Todea mit unverändertem Laube und nur bei einer Art mil angedeuteter Gliederung, Leptopteris mit dünnem, spaltöffnungslireiem, armfrüchtigem Laube, und unter diesen L. superba durch ihre grosse Zertheilung des Laubes,- und die Lamina decrescens vom Typus der ganzen Familie sich am wei- testen entfernend. — Um eine Marmorbüste des verstorb. Prof. Kirschleger im Saale der pharmazeutischen Schule in Strassburg aufstellen zu können, wurde von dessen Freunden und Schülern eine Subscrip- tion veranstaltet. — Der Verein der Naturfreunde in Reichenberg ist zu einem neuen Ihätigeren Leben erwacht, was er hauptsächlich seinem jetzigen Präsidenten und einstigen Gründer, dem Stadtralh Wilhelm Siegmund zu verdanken hat. Obwohl schon im J. 1849 gegrünilet, veröffentlichte der Verein doch erst im laufenden Jahre Mittheilungen über seine Thätigkeit; diesem Berichte entnehmen wir Nachfolgendes: Der Verein zählt 3 Ehren-, 8 korrespondirende und 260 wirkliche Mitglieder. Seine Einnahmen beliefen sich im J. 1859 auf 910 f., seine Ausgaben auf 511 fl. Seinen Zweck sucht er in der Förderung der Kenntnisse in der Naturgeschichte, in der Erforschung von Reichenbergs Umgebung, Schaffung von Lehrmitieln, Hebung des Gartenbaues und Verschönerung der Stadt und Umgebung. f Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Holuby, Strobl, Reuss, Glessin, Mayr, Dr. Czech, Csato, Sonklar, Patze und Dr. Schütz. Correspondenz der Redaktion. 4 Herrn K.: „Bitte, Korrekturen des Textes möglichst zu vermeiden.“ — Herrn P.: „Knapp ist verschollen.* Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©, Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Desterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanisel Zeitschrift - IR die freidurch die Post be- Y IT oranhaien A Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos beider Redaktion Man pränumerirt auf selbe f!;» r - N .. - J: Wieden, Neumang. Nr.7) un u amerirt auf selbe Gärtner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzle, % Bränumeniren, “3 Thlr. 10 Nor.) Im Wege des ee en \ olheker und Te -hniker Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. W. Ap ( ( ® Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn. Inserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N°- 8. Buchhandlungen. ,| R7Y \ M XX. Jahrgang. WIEN. August 1870. INHALT: Zur Flora Liburniens. Von Tommasini. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr Kerner. — Ns,-Podhragy’s Lebermoosef Von Holuby. — Ueber Seirpus Bailiö. Von Kohts. — Ausflug auf den Bösenstein, Von Strobl. — Gorrespondenz. Von Janka, Dr. Kerner, Tommasini, Gsaller. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. Streifblicke auf die Flora der Küsten Liburniens, Von Mutius Ritter von Tommasini. Die im verflossenen Mai zur Besichtigung der durch das Erd- beben vom 1. März d. J. im Dorfe Klana und dessen Umgebungen verursachten Schäden unternommene Reise gab mir Gelegenheit zu einem Abstecher nach der nur ein paar Stunden von dort enl- fernten Stadt Fiume. Es war meine Absicht über das von N. Th. Host!) angegebene Vorkommen der Cortusa Matthioli Lin. in dem Walde des Franziskanerklosters bei Tersate, gegen welches nach der Hand wichlige Bedenken erhoben wurden, Gewissheit zu erlangen. Um so mehr fand ich mich dazu veranlasst, als es der gegenwärtig besten Kennerin und eifrigen Forscherin der Flora Fiume’s der Frau Anna Maria Smith, nicht möglich war, den gewünschten Aufschluss zu verschaffen; denn der angebliche Standort der Cortusa liegt im Bereiche der klösterlichen Clausur, deren Schwelle von keinem weiblichen Fusse überschritten werden darf !) N. Th. Host Syn. pl. vol. 4. pag. 69. Oesterr. botan, Zeitschrift. 8. Heft. 1370, 15 226 Der Wald überzieht den nach Norden zugewendeten Abhang des Hügels, zunächst am Kloster bis zum Gipfel, in einer Aus- dehnung von8 Qudt.-Joch und Höhe von beiläufig 7—800 Fuss über dem Meer; die genaue Höhenmessung liegt nicht vor. Der Bestand wird zum grössten Theile aus Fraxinus Ornus gebildet, dann folgen in absteigender Reihe Quercus pubescens, Acer campestre und mons- pessulanum, Ostrya carpinifolia, Ulmus campestris, Prunus Mahal:b einzelnweise auch Juniperus Oxycedrus baumarlig; das Unterholz bilden: Crataegus monogyna, Prunus spinosa, Cornus sanguinea und mascula, Lonicera etrusca, Coronilla Emerus, Evonymus euro- paeus, Sambucus nigra, wenige Rosa- und Rubus-Sträuche. Der Boden ist hart und unter der dünnen Humusschichte felsig, mit dichten steifen Gräsern bewachsen, worunler Bromus erectus und Dactylis glomerata besonders häufig sind; dann Triticum repens, Bra- chypodium pinnatum, Festuca pratensis, ovina heterophylla, Poa pratensis. Am steilen Abhange war das Aufsteigen wegen der Trockenheit des Bodens und des Graswuchses beschwerlich. Von Kräutern erschienen die auf bewaldeten Forstwiesen gemeinen Arien: Centaurea axillaris Willd. und später zur Blüthe kommend Cent. rupestris L., Silene inflata, Genista ovata, Dictamnus Fraxinella, Stachys recta, Trifolium rubens,, campestre, Medicago falcata, Galasia villosa, Orobus niger, Hipocrepis comosa, Cnidium apioides, Pimpinella Saxwifraga etc. Gegen die Höhe des Hügels zu wird der Graswuchs lichter, die felsige Beschaffenheit des Bodens tritt zu Tage; ganz oben wo die losen Steine zu einer Terrasse aufgeschichtet sind, von welchen aus sich eine schöne Aussicht über die Stadt, das Meer und das gegenüber liegende Massiv des Monte Maggiore eröffnet, finden sich in prächtiger Blüthenfülle grosse Büsche von Salvia offiei- nalis, der steten Bewohnerin aller steinigen Berglehnen um den quarnerischen Busen. Ich suchte den Wald nach allen Richtungen und in den in- nersten Winkeln durch; nirgends bot sich mir eine Spur der ge- suchten Cortusa, aber auch keine Pflanze, die mit ihr eine nur entfernte Aehnlichkeit hätte, und mit ihr verwechselt werden könnte; das Auftreten der Salvia officinalis machte zuletzt allen Hoffnungen ein Ende. Es war nun klar, dass die für das Ge- deihen einer die Frische und den leichten fruchtbaren Humus der Alpenthäler liebenden Pflanze, wie es eben jene ist, erforderlichen Bedingungen in diesem Waldreviere vollständig mangeln. So ge- wiss es nun ist, dass Cortusa Matthioli an diesem Standorte jetzt nicht anzutreffen ist, so glaube ich mit gleicher Bestimmtheit be- haupten zu können, dass sie hier niemals vorgekommen sei, noch vorkommen konnte. Was zu der Irrung Anlass gegeben haben mag ist nicht aufzuklären. Host hatte wohl später den begangenen Irrthum eingesehen, denn in seiner im Jahre 1827, also 30 Jahre nach der Synopsis erschienenen Flora austriaca werden der Cor- fusa Matthioli Standörter der Alpen und Voralpen, zumal der Stei- 227 ermark zugewiesen, aber von der Sylva P.P. Franeiscanorum Tersali ist weiter keine Relle. Nicht besser ging es mir mil Scandix nodosa (Physocaulus Tausch) die eben so nach Host’s Angabe!) in agri fluminensis [rulicosis, ad sepes, copiossime in sylva P. P. Franciscanorum vorkommen soll. Auch von dieser entdeckte ich keine Spur; als Analogon war nur Chaerophyllum temulum L. vorhanden, mit welchem allenfalls eine Verwechslung vermuthet werden könnte, wäre nicht auch das Chaerophyllum in Host's Synopsis nach seinen richligen Charakteren abgesondert aufgeführt. Es ist übri- gens auch nicht copiosissime, sondern nur sehr spärlich vorhanden. Dass Physocaulus nodosus in der nächsten Umgebung von Fiume vorkomme, möchte ich überhaupt bezweifeln; er erscheint weder in Bartling’s Abhandlung ?) über die Flora der österreichischen Küstenländer, noch in Wilh. Noe’s Verzeichnisse über die Flora der Umgebungen Fiume’s 3), noch endlich im Verzeichnisse der Frau Smith®), welches bei Gelegenheit der Versammlung un- garischer Aerzte und Naturforscher im Herbste 1869 veröffentlicht wurde. Physocaulus nodosus, welcher in der Nähe von Pola und in anderen Gegenden des südlichen Istriens wächst, geht so viel mir bekannt ist, in das Innere des Landes nur bis Barbona und Umgebung. Nach alledem kann der Standort des Klosterwaldes, ober der Kirche der wunderthätigen Muttergottes von Tersato sowohl für Cortusa Matthioli, als für Physocaulus nodosus fortan mit voller Beruhigung gestrichen bleiben. Nicht anders verhält es sich hinsichtlich des Standortes Ma- schienizze im Litorale fur den Helteborus hyemalis in Host’s?) Sy- nopsis, welcher in dem besagten Standorte nicht anzutreffen ist, und in Host’s Flora austr. ebenfalls nicht mehr aus jener Gegend angezeigt wurde. Dagegen ist das Smyrnium perfoliatum L. (Sm. Dioscoridis Spreng.) als die 3. der von Host 6) im Tersatowalde angege- benen Pflanzen daselbst reichlich und in ausgezeichnet üppigen sxemplaren vorhanden; zur Zeit meiner Anwesenheit am 27. Mai befanden sie sich in bereits vorgerückter Fruchtentwicklung. Hier sowohl, als an andern meist felsigen Standorten um Fiu- me traf ich einen Dianthus, der dem D. sylvestris nahe stehend, * 1) Syn. p. 163. ?, Beiträge zur Flora der österreichischen Küstenländer von Dr. E. Bart- ling in den Beiträgen zur Botanik von Bartling und Wendland. Göltin- gen 1825. ®) Flora, Botan. Zeitung, Jahrg. 1833, I. p. 139, und Flora di Fiume e del suo litorale im Almanacco Fiumano 1858. *) Topographie von Fiume und Umgebung. Gedenkgabe für die XIV. Versammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher. 1869. p. 49 u. fl. >) Host Syn. p. 314. 6) Syn. p. 169. 15 “ 223 sich durch viel kleinere Blumenblätter von lichter Lilafarbe und den zarten Bau aller Theile, von der grossblüthigen Form mit leb- haft rosafarbigen Blumenblättern, die um Triest und in allen übrigen Gegenden des Litorale gemein ist und die Varictät «. bei Koch!) darstellt, in auffallender Weise unterscheidet, auch um 2 Wochen früher als D. sylvestris zur Blüthe kommt. Es ist die von Noe unter der Benennung D. litoralis versendete Pflanze, wovon in Reichenbach’s icon fl. germ.?) eine Abbildung gegeben wurde, bei welcher jedoch die Färbung der Blumenblätter nicht der Natur gemäss sattroth erscheint. Asphodelus liburnicus Scop. traf ich an dem bekannten Standorte, zunächst an der von Fiume nach Voloska führenden Strasse, unweit der Bucht von Priluka, er war noch nicht blühend; ich fand ihn aber auch an einem zweiten, wie ich glaube bisher nicht bekannten Standorte, auf den bewaldeten Wiesen neben der vor wenigen Jahren angelegten Posistrasse von Fiume nach Castua, unmittelbar bei dem Meilenzeiger I und von diesem bis zum näch- sten Theilungsmarktsteinel. Der zwischen dieser oberen und der unteren am Meere nach Voloska ziehenden Strasse liegende Ab- hang ist meist von gleicher Beschaffenheit, Wiesen mit Busch- waldung bewachsen; es liegt daher die Vermuthung nahe, dass diese schöne Pflanze, eine Zierde der liburnischen Flora, über den ganzen bezeichneten Trakt verbreitet sei. Ihre Entdeckung ver- dankt man nach Scopoli?) dem auch sonst für die Flora des Küstenlandes verdienten Hofrath v. Mygied, welchem Freiherr von Hohenbühel-Heufler neuerlich in den Verhandlungen der zool.- botan. Gesellschaft ein ehrendes Andenken widmete. Dass Sco- poli’s, vom J. 1772 herrührenden Benennung vor jener im Jahre 1783 bekannt gewordenen Lamark’s (Asph. creticus) jure aetatis der Vorrang gebühre, hat Professor Parlatore*) nachgewiesen. Uebrigens dürften zwischen unserem A. liburnicus und dem Asph. creticus Lamark’s und Tournefort’s nicht unerhebliche Unter- schiede bestehen, da dem letztgedachten caulis superne ramosus und bei Tournefort die Bezeichnung serolinus beigemessen wird, während der Stengel des Asph. liburnicus niemals äslig ist, und nur in seltenen Fällen und an sehr üppigen Exemplaren im unte- ren Theile der Blumenähren sich ein Seitentrieb mit 2 oder 3 Blumen abzweigt, seine Blüthezeit ist zwar etwas später als jene der anderen einheimischen Arten Asph. luteus, ramosus und fistu- losus, die eigentlich Frühlingspflanzen sind, doch tritt sie nicht so spät ein, dass die auf herbstliche Blüthe deutende Bezeich- nung serolinus auf ihn passen könnte. Ueber diese Form möge nun ein Vergleich mit dem echten Asphodelus creticus Gewiss- heit verschaffen. ) Syn. fl. germ. et helv. ed. II, p. 106. ) Reichenb. icon. fl. germ. vol. VI. Tab. CCLAN. Nr. 5039. a. ) Flora. carniolica ed. Il. vol. 1. p. 185. 1 3 *, Parlatore Flora ital. vol. II. p. 592. 229 Am ersten Standorte des Asph. liburnious in der Nähe von Preluka kommt auch der stattliche Acanthus longifolius Host vor, der jedoch als ich dort war ebenfalls noch nicht blühte. Es sei neben- bei bemerkt, dass sowohl dieser untere, als der 2. Standort an der oberen Strasse diesseits der Grenze des österreichischen Küstenlandes liegen, folglich zu dieser Flora nicht zu jener des kroatischen Li- torale gehören. Die Angabe des Acanthus mollis Lin. in Host’s Synopsis p. 350 ist bezüglich des Standorles zwischen Veprinas und Lovrena auf diese Art (Ac. longifolius) zurückzuführen, und überhaupt Ac. mollis aus der Flora Istriens zu streichen. Was da- für aus der Umgebung von Peola galt, gehörte zu Ac. spinulosus Host fl. aust.; diese Pflanze kam auf dem kleinen Scoglio degli Ulivi im Hafen von Pola und in ziemlicher Menge vor, wurde aber als dieser Scoglio geebnet und darüber der grosse Trockendock erbaut wurde, nebst allen sonstigen Vegelalionen vollständig aus- gerottet. Nach den bestimmten Angaben in der Flora croalica soll diese in den wärmeren Gegenden Dalmatiens und den griechischen Küsten einheimische Art an mehreren Punkten des kroatischen Li- torale anzutreflen sein. In der Umgebung des Städtehens Buccari und im Dragathale suchte ich vergebens nach Melica Bauhini All. die nach der Flora croatica der Herren Schlosser und Vukotinovic daselbst vorkommt, wahrscheinlich kam ich noch zu früh im Jahre dahin. Leider muss ich gestehen, dass es mir bisher noch nicht glückte, das erwähnte schöne Gras, welches nach Host!) in Isiriae mari- timis asperis vorkommen soll, irgendwo anzutreffen. Es kam mir weder auf meinen zahlreichen Wanderungen durch das Land vor; noch erhielt ich es durch die für mich beschäftigten Sammler; auch ist es nicht bekannt, dass es jemand in neuester Zeit hierlands gefunden habe, ich muss daher das Vorkommen desselben für Istrien entschieden in Abrede stellen; in Visiani’s Flora Dalma- tiens fehlt Melica Bauhini ebenfalls. Es frägt sich nun, woher Host sie erhalten habe und worauf sich seine Angabe gründe. Die auf bestimmte Lokalitäten deutenden Angaben der Flora Croa- tiens mögen wenigstens künftigen Forschern die Möglichkeit ver- schaffen, sie inner einer eng begrenzien Gegend aufzusuchen. Eine Fortsetzung des Ausfluges nach Bukarı und Portore hätte mich binnen wenigen Stunden durch das Vinodol (Wein- Ihal) nach Brebir und Novi geführt, in jene Gegend, wo Hacquet’s?) mythische Blaeria hausen soll, gerne hälte ich meine Fahrt dahin gerichtet, wäre die Jahreszeit zur Einbringung dieser Pflanze ge- eignet gewesen, denn Hacquet fand sie im August. Indessen muss ich ohne an Ort und Stelle gewesen zu sein, bei meiner in der Regensburger Flora ?) geäusserlten, obgleich von Freyer, da- !) Host Gram. austr. Vol. IV. p. 14, tab. 23. ?) Hacquet physik.-polit. Reise etc. I. Theil S. 53. ®) Flora, Botanische Zeitung, Jahrg. 1841. p. 345. 230 maligem Kustos des Laibacher National-Museums bekämpften An- sicht beharren, dass hinter der vermeintlichen Blaer:ia nichts mehr und nichts weniger als Euphrasia lutea L. stecke. Ist schon von fabelhaften, der Flora der Küsten und Inseln des einstigen Liburniens angedichteten Pflanzen die Rede, so darf man auch Elaeagnus angustifolius und Staehelina dubia in Erinne- rung bringen, die beide nach Wulfen’s !) sonst zuverlässigem Zeug- nisse um Ossero anzutreffen wären, daselbst aber sicherlich wild- wachsend nicht vorkommen. Vielleicht mag ehedem ein kultivirler Elaeagnus-Baum in irgend einem Garten bestanden haben, der- malen ist dies in den durch die Malaria verödeten Orten nicht der Fall. Für Staehelina dubia wüsste ich keine Vermulhung auf- zustellen Nicht anders verhält es sich mit Trifoliium uniflorum, welches Noe als bei Castel Muschio auf Veglia gesammelt, an Visiani zur Aufnabme in die Flora Dalmatiens 2) sendele, mir schickte es Noe als im Contumaz-Lazareth von Martinschize bei Fiume ge- sammelt zu, wohin es mit Schiflsballast oder Ladung aus der Le- vanle gekommen sein mochte, und dies ist die einzige richtige Angabe. Ein solches Verzeichniss liesse sich noch bedeutend erwei- tern, es sei nur noch des Hymenophyllum tunbridgense erwähnt, welches ebenfalls auf dem sehr unverlässlichen Grunde der An- gaben Noe’s, als an der Fiumara in der Nähe der Papierfabrik vorkommend, in der Flora croalica?) aufgeführt erscheint. Durch die eingehenisten, an den bezeichneten Standorten von der Frau Smith, der Galtin eines Direktors und Miteigenthümers der Pa- pierfabrik veranstalteten Nachforschungen ergab sich die volle Grundlosigkeil der Angabe Als Ersatz für die Ausscheidung dieser Phantasie-Schöpfungen aus der Flora Liburniens, mögen einige Seltenheiten, mit welchen sie der rege Forschungssinn der Frau Smith erst kürzlich be- reichert hat, genannt werden. Die schöne Fritillaria, welche Dr. Sendtner und Poppe- ritz (einst Reise- und jetzt auch im Tode Gefährte) an Felsen- vorsprüngen des Sissolberges gegen Cepich hinab mit Lebensgefahr sammelten, und Reichenbach fil.*) als Fritillaria messanensis, Parlatore hingegen ?) als neue Art Fritillaria neglecta aul- führten, wurden von Frau Smith und ihrem Gemahle am 26. Mai d. J. an leicht zugänglichen grasigen Stellen des westlichen Ab- hanges der Kuppe des Monte Maggiore in ziemlicher Menge ange- troffen und gesammelt. — Auch auf dem Scoglio S. Marco bei Veg- ', Wulfen Plantae carinthiacae rariores in Römers Archiv p. 19 u. 87. 2) Visiani Fl. dalmat. vol. III. p. 298. 3) Schlosser et Vukotin. Flora croalica p. 1306. *) Reich. Icon. fl. geım. vol. X. tab. 445. ») Parlatore FI, ital. vol. II. p. 415. 231 lia wurde eine Fritillaria gefunden, die vielleicht zu derselben Art gehört, aber wohl auch des niedrigen Standortes nahe am Meere, selbst eine verschiedene Art sein könnte; da sie jedoch im Frucht- zustande angetroffen wurde, konnte sie vor der Hand nicht mit Zuverlässigkeit bestimmt werden. Höchst wahrscheinlich ist Ho st’s Synopsis p. 187 Angabe der Fritillaria Meleagris L. ex loco in um- brosis Montis Majoris auf eben diese Art (Frit. neglecta Parl.) zu beziehen, denn die echte Frit. Meleagris kommt nur auf Sumpfbo- den vor und fehlt überhaupt im Küstenlande. Auf demselben Scoglio di S. Marco fand Herr und Mad. Smith Cerinthe alpina in schönen und zahlreichen Exemplaren, die bis dahin nur einmal und in geringer Menge Dr. Sendtner in der Nähe von Fiume gefunden halte. Das in der Topographie von Fiume im J. 1869 gelieferte Verzeichniss von 697 Phanerogamenarten hat nach Frau Smith’s eigenen Aufzeichnungen bereits einen Nachtrag von 25 Arten er- halten und wird zweifelsohne durch den emsigen Fleiss der oltge- nannten Priesterin Flora’s, der Mad. Smith bald zur Vollständigkeit gebracht werden. Triest, am 15. Juli 1870. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XXX. 733. Orlaya grandiflora (L). Auf wüsten steinigen Bergab- hängen, in aufgelassenen Weinbergen, auf Steinschutt zwischen den Weingärten; seltener an lichten Plätzen in Niederwäldern. Im mittelung. Berglande in der Magustagruppe bei Gross Maros und Nana; in der Pilisgruppe beiGran, am Visegräder Schlossberge, am Pi- liserberg, am kleinen und grossen Schwabenberg, im Wollsthale, am Adlersberg und Blocksberg bei Ofen, bei Promontor und Eresin. Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150—320 Met. — Im Tiellande und im Bihariagebirge nicht beobachtet. 734. Daucus Carota L. — Auf Wiesen, an grasigen Plälzen an den Böschungen der Dämme, in Gräben längs den Strassen und auf Viehtriften. — Gran, Ofen, Margarelheninsel, Csepelinsel, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagykörös, Czeeled, Szolnok, Gros s- wardein, Savoieni, Belönyes, Vasköh, Rieni, Fenatia, Rezbänya, Mo- nesa, Halmadiu, Körösbänya. Der höchst gelegene im Gebiete beobachtele Standort im Bihariagebirge: auf den Wiesen ober der 232 Pietra lunga nächst Rezbänya. — Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—820 Met. 735. Caucalis daucoides L. — Auf steinigen Bergabhängen, und Schulthalden und auf bebautem Lande. Im mittelung. Bergl. beiGross Maros, Visegräd und Sct. Andrae, im Wolfsthale und auf dem grossen Schwabenberge bei Ofen, bei Promontor und Eresin. Auf der Csepelinsel bei Csep. Auf der Kecskemeter Landh. am Rakos bei Pest, bei Soroksar, Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Szolnok. Im Bihariagebirge bei Grosswardein, auf dem Somlyö nächst dem Bischofsbade, am Bontoskö bei Petrani und auf tertiären Hügeln bei Körösbänya. — Kalk, tert., dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—380 Met. 736. Caucalis muricata Bischoff. — Auf sandigen Plätzen bei Ujfalu auf der Csepelinsel nächst Pest von Dr. Tauscher enideckt und mir güligst mitgetheilt. Diluv. Sandboden. 95 Met. 757. Turgenia latifolia (L.) — Auf bebautem Lande. An zer- sireuten Standorten. Im Bereiche des mittelung. Bergl. zwischen Sct. Andrae und Szt. Läszlö, bei P. Szänto nächst P. Csaba und auf dem Plateau des grossen Schwabenberges. Auf der Kecskem. Landh. bei Pest und Soroksar. In der Tiefebene nächst dem Bahn- hofe bei Szolnok. — Im Bihariagebirge bei Petrani nächst Belenyes. — Tert. dil. und all. Lehm- und Sandboden. 75—380 Mi. 738. Torilis Anthriscus (L.) — Im Grunde und am Rande von Laubwäldern, in Holzschlägen und unter Gebüsch am Rande der Strassen und Weinberge. Im mittelung, Bergl. auf dem Kecskeor bei Felsö Tärkäny; in der Matra bei Paräd und auf dem Bogolykö bei Bodony; in der Magustagruppe bei Csenke und Näna; in der Pilisgruppe am Schwabenberg bei Ofen und bei Ercsin. Auf der Kecskem, Landh. bei Pest und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Fe- nalia, Kezbanya, Monesa und Halmadiu. Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—450 Met. 739. Torilis infesta (L.) [T. helvetica (Jacq.)] — Auf be- bautem Lande und unter Gebüsch am Rande von Weinbergen und Niederwäldern, Im Gebiete selten. Auf dem Czigled bei Erlau, bei Nana, Sct. Andrae und Ofen. — Trachyt, diluv. Lehmboden. 100 bis 400 Met. 740. Tortlis nodosa Gärtn. — Nach Kit. an Weingärten- rändern, auf dem Adlersberg bei Ofen. — Wurde dort vergeblich von mir gesucht und scheint aus dem Gebiete der Ofener Flora verschwunden zu sein. 741. Anthriscus trichosperma Schultes. — Unter Gebüsch in lichlen Wäldern und Holzschlägen, an Zäunen. Im mittelung. Bergl. bei Almagyar nächst Erlau, bei Gran und Sci. Andrae, nächst dem Kaiserbad, massenhaft an den Hecken am Festungsberge von Olfen, im Kammerwalde bei Promontor. Auf der Csepelinsel bei Ujfälu. Auf der Kecskem. Landh., im Waldreviere zwischen Monor und Pilis und auf Puszta Peszer. Am Rande des Bihariagebirges 233 auf dem Köbänyaberg bei Felixbad nächst Grosswardein. — Kalk, tert. u. diluv. Sandboden. 95—260 Met. Anthriscus Cerefolium (L.) — In Gemüsegärten gebaut und in Ofen in deren Nähe auch verwildert. 742. Anthriscus Scandie (Scop.) — (Anth. vulgaris Pers.) — An Zäunen und auf Schuttstellen in Dörfern und Städten. Er- lau, Gran, Olfen, Pest, Grosswardein. — Tert. u. dil. Sand- und Lehmboden. 95—250 Met. 743. Anthriscus silvestris (L.) — An schaltligen grasigen Plätzen in Obstgärten und auf üppigen Wiesen an Waldrändern. Im Gebiete selten. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Ofen, namentlich im Auwinkel und am Gipfel des Johannisberges. Im Bi- hariagebirge bei Petrosa und Rezbänya. Im Tieflande nicht beob- achlet, — Schiefer, Kalk. 260—1000 Met. 744. Chaerophyllum temulum L. — In Wäldern, Holzschlägen, Steinbrüchen und zwischen Buschwerk am Rande der Weinberge. Im mittelung. Bergl. am Fusse des Barätberecz bei Felsö Tärkäny; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Ofen auf dem Lindenberg und Johannisberg und bis zur Kuppe des Piliser- berges; in der Vertesgruppe bei Csäkvär. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskem. Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. Auf der Debrecziner Landh. bei Debreezin. Im Bereiche des Bihariagebirges, auf dem Vorlande bei Grosswardein und Kä- tonaväros, dann am Bontoskö bei Belenyes und in der Plesiugruppe auf der Bratcodca und Dinesa. — Kalk, Sandstein, tert. dil. u. alluv. Sandboden. 95—820 Met. 745. Chaerophyllum bulbosum L. — Am Saume und im Grunde lichter Laubwälder, in Holzschlägen, an Zäunen und Hecken am Rande der Weinberge. Im mittelung. Bergl. am Fusse des Czigled bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem Kishegy bei Csev, dann kei Ofen im Leopoldifelde und Wolfsthale, auf dem Schwabenberge und Adlersberge. Auf der Kecskem. Landh. in den Wäldern bei Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Also Dabas. Auf der Debrecziner Landh. bei Debrecezin und Vallay. Im Bihariagebirge auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein bis Belönyes. — Tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—550 Met. 746. Chaerophyllum Cieutaria Vill. — (Ch. hirsutum Koch, nicht L.) — An den Borden von Quellen und Bächen und an quelligen Platzen im Grunde der Wälder, an Waldsäumen und auf Wiesen. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge häufig in allen von Bächen durchzogenen Gräben und Thälchen des ungarischen und siebenbürgischen Abhanges bis hinauf zu den obersten Quellen unler der Cucurbeta im Valea Cepilor; auf dem Batrinaplateau im Valea Isbucu und Valea Gropili, dann unter der Pietra Galbina und am Rande des Plateaus an dem Bache, welcher von der Tataroca gegen Kisköh hinabfliesst. In der Vulcangruppe bei dem Wasser- falle nächst Vidra. Im Gebiete vorherrschend auf Schiefer und Sandstein, seltener auf Kalk. 630— 1580 Met. — Fehlt im mittelung. 234 Berglande und im Tieflande. — Chaerophyllum hirsutum L.= Ch. Villarsiöi Koch wurde im Gebiete bisher nicht beobachtet. 747. Chaerophyllum aromaticum L. — In dem Gestäude der Waldgründe, Waldränder, Bachufer, Obstgärten und feuchten Wiesen. Im mittelung. Bergl. bei Felsö Tärkäny; in der Matra auf dem Karolyivägäs bei Solymos, auf dem Gällya und bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Sct. Andrae und Szt. Läszlo und massenhaft auf der Slanitzka bei P. Csaba. Im Bihariagebirge im Petrosaerzuge im Hintergrunde des Poi@nathales; auf dem Batrina- plateau im Valea Odincutia bei Scarisiora, nächst der Geisterhöhle bei der Stäna Oncesa, auf der Pietra lunga bei Rezbänya und ober Fenatia; auf dem Vasköher Kalkplateau zwischen Vasköh und Co- lesci; in der Plesiugruppe auf der Bralcoca und bei den kalten Quellen hinter dem Bade Mon&sa; in der Hegyesgruppe bei Chi- sindia nächst Buteni und von da häufig bis zu den Höhen der Chi- ciora; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. —- Sienil, Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk. Liebt lehmigen tief- gründigen Boden, welcher sich durch Verwitterung aus den eben- genannten Gesteinen gebildet hal. 150—1330 Met. — Im Tieflande nicht beobachtet. — (Auf der Slanitzka sammelte ich Exemplare mit fast kahlem Stengel und ungewimperten Hüllchen. Auch Kit. in Add. 163 erwähnt einer derarligen kahleren Abart: „ad Herlein glabrum oceurit aut caule setis paucis adspersis.“) 748. Conium maculatum L. — An Strassenrändern und Schutt- stellen in der Nähe bewohnter Orte im Gebiete häufig. Erlau, Gyön- gyös, Wailzen, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Pest, Nagykörös, Uze- oled, Szolnok, Szakoly, Somos, Nagy Käroly, Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Criscioru, Savoieni, Buleni. — Tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—260 Mel, 749. Pleurospermum austriacum (L.) — In dem Gestäude der Waldränder und Waldwiesen im Bihariagebirge auf der Tata- roda bei Petrosa. Hier häufig und in riesigen über mannshohen Exemplaren, aber sonst im genannten Gebirge nirgends weiter beob- achtet. Nach Kit. Add. 158 und Kit. Itinerar der Beregher Reise auch im. mittelung. Berglande in Wäldern der Matra. — Im Biha- riagebirge auf Kalksubstrat in der Seehöhe von 950—1265 Met. 750. Smyrnium perfoliatum Mill. — Zwischen Gebüsch im Grunde von Laubwaldungen. An sehr zerstreuten Standorten, Im mittelung. Bergl. in der Pilis- und Vertesgruppe von Grundl am Pi- liserberg und auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis entdeckt. In der angrenzenden aber ausser unserem Gebiete liegenden Ba- konygruppe von mir häufig auf demGipfel des Somhegy beobachtet. Am Rande des Bihariagebirges in den Körösauen zwischen Körös Tarjan, und Szt. Janos und im Redaygarlen bei Grosswardein von Janka und Steflek, bei Pecze Szt. Märton von Kitaibelund auf dem Hü- gellande und den niederen Kalkkuppen zwischen Felixbad und Miclo Lasuri von mir aufgefunden. — Kalk, diluv., Lehm 100 bis 665 Met. 235 751. Bifora radians M. B. — Aul bebautem Lande. Unter Gelreide bei Pelrani nächst Belenyes. All. 180—200 Met. Nach Steffek auch an der schnellen Körös bei Grosswardein. — Sonst im anaer Bighb beobachtet. . Hedera Helie L. — An Felsen und allen Baumstämmen und Ah auf steinigem Boden im Grunde schatliger Niederwälder. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagyszal bei Wailzen, in der Ma- gustagruppe "auf dem Spitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe in den Wäldern hinter der Ruine Visegräd, am Kishegy und Pili- serberg, an dessen Nordseite sie einige Felswände mit dichten Teppichen ganz überkleidet, dann auf der Slanitzka bei P. Csaba, in der Schlucht bei dem Leopoldifelde, bei dem Saukopfe ober dem Auwinkel und im Woksthale hinter dem Schwabenberg bei Ofen. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau am Abfalle der Pieira Boghi gegen Valea pulsului, wo eine hohe Felswand mit reichlichst blühenden Exemplaren überwuchert ist, am Cärligatu zwischen Valea seca und Vertopu; in der Plesiugruppe an den Kalkwänden hinter dem Bade Monesa; im Thale der weissen Körös auf dem Dealul vultiveluiului bei Körösbänya. Auf dem Vorlande des Bihariagebirges im Szaldobägyerwalde bei Grosswardein und vereinzelt noch auf den tert. Hügeln bei Rieni im Becken von Be- lenyes. Dieser letzgenannte Standort sowie die kleine Schlucht hinter dem Leopoldifelde bei Ofen sind die tiefsten im Gebiete beob- achleten Standorte. — Fehlt im Tieflande. — Im Gebiete mit Vor- liebe auf Kalksubstrat; seltener auf Trachyt und tert. Lehmboden. 190—1260 Met. 753. Cornus sanguinea L. — In Niederwäldern und lichten Hochwäldern, sowie in den Hecken am Rande der Weinberge. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagy Eged bei Erlau; in der Magusta- gruppe bei Gross Maros, Näna und Csenke; in der Pilisgruppe bei Visegräd und Sct, Andrae, am Ketägohegy bei Csev, bei P. Csaba, im Leopoldifelde, Auwinkel und Wolisthal, dann auf dem grossen und kleinen Schwabenberg bei Ofen. Auf der Keeskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis, bei Nagy Körös und auf der Puszta Peszer bei Also Dabas; im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käla; auf der Debrecziner Landh. bei Bököny, Nyiregyhäza, Vallay, Nagy Käroly. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Gross- wardein, Vasköh, Colesei, Fenatia und Rezbänya. —- Trachyt, Kalk, tert. u. dil. Lehm- und Sandboden. 95—560 Met. 754. Cornus mas L. — In Niederwäldern und lichten Hoch- wäldern. Im mittelung. Bergl. sehr verbreitet. Auf dem Meszhegy bei Erlau; in der Matra auf dem Somhegy bei Paräd; auf dem Nagyszäl bei Wailzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross Maros, bei Czenke und Näna; in der Pilisgruppe bei Vi- segräd, Sci. Andrae, P. Szt. Kereszt P. Csaba, am Piliserberg und aut den Hügeln bei Krotendorf, im Leopoldifelde und Auwinkel, am Johannisberg und Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskem, Landh, in dem Walde zwischen Monor und Pilis. Im Bereiche des 236 Bihariagebirges bei Grosswardein, auf dem Köbanyaberg bei Felix- bad und bei P. Szt. Märton; am Rande des Batrinaplaleaus bei Petrosa und Fenalia, in der Plesiugrupge bei Mon&sa und im Thale der weissen Körös bei Chisindia nächst Buteni, Josäsz, Plescutia, Lasuri, und Körösbänya. — Trachyt, Sienit, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. — Erreicht im Bihariagebirge schon bei 390 Met. die obere Grenze, geht dagegen im mittelung. Bergl. bis 755 Met. und findet sich daselbst noch auf der Kuppe des Piliser- berges. Der tiefste im Gebiete beobachtete Standort liegt 100 Met. — Sowohl im mittelung. Bergl. als auch im Bihariagebirge trifft man Cornus mas auch häufig in Gärten und an den Häusern cul- tivirt an, und sehr alte Stämme davon bemerkte ich in den Dörfern Rieni, Petrosa, Campeni und Fenatia. Ausserhalb des Gebietes in dem Garten des Klosters Bakonybel im Bakonyerwalde sah ich eine Reihe von uralten 2:5 bis 3Meter hohen Bäume dieser Cornus-Art. Im mittelung. Bergl. haben auch mehrere Berge nach dieser Pflanze, welche von den Magyaren „Som“ genannt wird, ihren Namen er- halten, so z. B. der Somhegy in der Matra und der Somhegy in der Bakonygruppe. 755. Viscum album L. — Auf Pappeln, Apfelbäumen, Ahornen und Eichen. — Im Gebiete selten. Bei Felsö Tärkäny an der Nord- grenze unseres Florengebietes; bei Olfen; ausser dem Gebiete bei Bakonybel in der Bakonygruppe. Nach Kanitz bei Nagy Körös auf der Kecskem. Landhöhe und nach Steffek bei Grosswardein. 95—306. Met. 756. Loranthus europaeus Jacgq. — AufEichen und Kaslanien- baumen. Im mittelung. Bergl. auf den alten Kastanienbäumen zwi- schen dem Salomonsthurm und der Burgruine Visegräd, auf Quer- cus pubescens und Q. Cerris bei Pomäsz, M. Einsiedl und im Leo- poldifelde und Auwinkel bei Ofen. In der Vertesgruppe bei Na- däp; auf dem Lössrücken des Viniszni vreh auf Quercus pube- scens zwischen Tapio Süly und Monor. Im Bihariagebirge auf ur- alten Quercus pedunculata bei Rieni im Becken von Belenyes und im Thale der weissen Körös bei Szakacs südöstlich von Buteni. 100 —520 Met. 757. Adoxa Moschatellina L. — Unter Gebüsch, auf humoser lockerer Erde zwischen Baumwurzeln im Grunde der Wälder und an schattig-feuchten Felsen. Im miltelung. Bergl. auf dem Nagy- szäl zumal auf dem nach Osten auslaufenden Felsgrate in grosser Menge; in der Pilisgruppe häufig auf dem Piliserberg, dann bei Kovacsi, auf dem Kopäszhegy und Johannisberg, in dem Wäldchen vor dem Leopoldifelde und schr spärlich auch an den schatligen Plätzen an dem nördlichen Abfalle des Blocksberges bei Ofen; in der Verlesgruppe auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis. Im Bihariagebirge im Pelrosaerzuge im Hintergrunde des Poienathales und an den Abfällen des Balrinaplateaus auf dem Cärligatu zwi- schen Valea seca und Vertopu, an den feuchten Wänden am Ein- gange in die Eishöhle bei Scarisiöra (hier eine eigenthümliche, 237 anderwärls noch nicht von mir beobachtete Abart mil sehr breiten fast halbkreisförmigen Blaltzipfeln), und in den Schluchten unter der Stäva Oncesa; in der Vulcangruppe bei Vidra und nach Steffek in der Fasanerie bei Grosswardein. — Im Gebiete mit Vorliebe über schwer verwilterndem thonarmen und nur mit Humus bedecktem Kalksubstrat; seltener auf Sienit und Schiefer, Fehlt gänzlich auf dem Trachyte und überhaupt auf den Substraten, welche eine zähe lehmige Bodenkrume bilden. Im Tieflande nicht beob- achtet. 189—1360 Met. 758. Sambucus Ebulus L.— An Waldrändern, in Holzschlägen, an den Böschungen der Eisenbahndämme, Hohlwege und Strassen- gräben, in aufgelassenen Steinbrüchen, an Schuttplätzen in der Nähe bewohnter Orte, an den Rändern der Weinberge, seltener auch als Unkraut auf Aeckern, Stellenweise sehr häufig. Im mittel- ung. Bergl. bei Gyöngyös, Wailzen, Gross Maros, Veröcze, Gran, Sct. Andrae, Visegräd, (hier namentlich in grosser Menge in den Höfen der Burgruine), auf dem Piliserberg, bei P. Csaba, Altofen, auf dem Schwabenberg, am Fusse des Adlersberges und nächst dem Kaiserbade bei Ofen. Auch auf den Ausläufern und in den Thalweitungen des mittelung. Berglandes, auf dem Lössrücken des Viniszni vrch bei Gomba, Ecser, Szt. Märton Käta; dann bei Mär- tonväsär und Stuhlweissenburg. Auf der Kecskem. Landh., auf der Puszta Csörög und massenhaft an dem Eisenbahndamme zwischen Pest und Waitzen, dann bei Monor und Pilis und auf Aeckern zwi- schen Czegl&ed und Szolnok. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Ujväros und Teglas. Hier überall sehr häufig. Im Bereiche des Biharia- gebirges, dagegen weit weniger verbreitet und dort nur am Saume des Gebirges bei Grosswardein und an steinigen geröllreichen Ab- hängen zwischen Desna und Monesa beobachtet. Liebt einen zähen, lehmigen, wasserhaltenden Boden und findet sich daher vorzüglich auf diluv. und tert. Lehm und über Trachyt und thonreichen Kalk- steinen, welche durch Verwilterung eine lehmige Bodenkrume bilden. 80—755 Met. 759. Sambucus nigra L. — In Wäldern und Auen, an den Seiten der Hohlwege, in Hecken und Zäunen der Dörfer und an den Rändern der Weinberge. Im mittelung. Bergl. bei Szilvas, Gyöngyös, Wailzen, Näna, Sct. Andrae, Csaba, Altofen, Ofen, Stuhl- weissenburg. Auf der Kecskem. Landh. bei Pest, Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Kisujszälläs (hier wohl nur gepflanzt), dann über das ganze tert. Vorland des Bihariagebirges von Grosswar- dein bis Belenyes verbreitet und von da einwärts in das Gebirge bis in das Poi@nathal hinter Petrosa, in das Valea seca und Werks- thal bei Rezbänya. Die höchsten im Gebiete beobachteten Stand- orte: der Vervul Ceresilor bei Monesa und Valea Odincutia bei Distidiul. — Sienit, Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 80—1030 Met. 760. Sambucus racemosa L. — An felsigen Abstürzen und feuchten schattigen Steinhalden, auf Waldblössen und an den Säumen der Hochwälder. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge in den gegen das Aranyesthal hinabziehenden Gräben, namentlich unter dem Sattel La Jocu und bei Negra und Distidiul. Auf dem Batrinaplateau am Cärligatu ober Valea seca und im Valea Odin- culia. In der Plesiugruppe vom Gipfel des Plesiu herab häufig bis auf die Bratcoca. — Nach Kit. auch auf der Malra. — Por- phyrit, Schiefer, Kalk, 740—1260 Met. — In :ier Fasanerie bei Grosswardein, wo sie von Stelfek angegeben wird, wohl nur kul- tivirt. 761. Viburnum Lantana L. — In Niederwäldern, sowie am Saume und im Grunde lichter Hochwälder zumal an felsigen Berg- abhängen. — Im mittelung. Berglande auf dem grossen Aegydius- berg bei Erlau, in der Matra bei Jänoskut; in der Pilisgruppe auf dem Ketägohegy bei Csev, auf den Hügeln bei Krotendorf, im Leo- poldifelde und Auwinkel (hier insbesonders häufig), auf dem Jo- hannisberg und Schwabenberg, im Wolfsthale und bei Budaörs, dann im Vorlande auf dem Lösszuge des Viniszni vreh bei Gomba. Auf der Kecskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis, auf der Puszta Peszer bei Alsö Dabas und bei Nagy Körös. Im Bihariagebirge bei Grosswardein, auf dem Bontoskö bei Bele- nyes, bei Chisindia nächst Buteni und von da einwärls im Thale der weissen Körös bis Valea Liesa bei Halmadiu. Am Ostrande des Ba- Irinaplateaus am Eingange in das Valea Odincutia bei Distidiul. — Trachyl, Kalk, Dolomit, dil. Sand. 95—-885 Met. 762. Viburnum Opulus L. — An Bachufern und sumpfigen Stellen im Grunde und am Saume der Wälder, auch auf feuchten Wiesen, wo sie im Gebiete gewöhnlich mit Salix cinerea und Rha- mnus Frangula combinirt angetroffen wird und mit diesen eine stels wiederkehrende Buschformation bildet. Im mittelung. Bergl. selten, in der Matra bei Jänosküt, in der Pilisgruppe bei dem Sau- kopfe und in einem Graben im Wolfsthale bei Ofen, Häufig da- gegen auf der Kecskem. Landh. entlang dem Rakosbache bei Pest, in den Eschenwäldern bei Alsö N&emethi und: Säri, bei Monor und Pilis. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta. Auf der Csepel- insel. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Vasköh, Colesci und Petrosa. — Sienit, Schiefer, thonreiche Kalksteine, tert. und diluv. Lehm und lehmigen Sand. 95—580 Met. —e Lebermoose der Flora von Ns.-Podhragy im Trenesiner Komitat. Yoü.d. L4,. Ho] np. Die in nachstehenden Zeilen aufgezähllen Lebermoose sammelte ich in der Umgebung meines Wohnortes bei Gelegenheit der sehr zahlreichen Exkursionen, die hauptsächlich den Phanero- 239 gamen galten. Wenn ich auch weder Vieles, noch Neues bieten kann, will ich das Wenige schon aus dem Grunde veröffentlichen, weil unser Komitat auch in die Zahl jener Gebiete des Landes ge- hört, die in botanischer Beziehung nur noch zu durchforschen sind und daher keine Angaben über das Vorkommen welcher immer Pflanzen überflüssig erscheinen, wenn sie nur zuver- lässig sind, Dass über die Richtigkeit der Bestimmungen im gegenwärligen Aufsatze nicht gezweifelt werden kann, dalür bürgt der Name Herrn Juratzka’s, dessen Güte ich es verdanke, dass er sich die Mühe nahm das Gesammelte zu bestimmen. Am Schlusse ver- gleiche ich die Lebermoosllora Ns. Podhragys mit jener Press- burgs, wie uns die letztere durch Herrn Dr. Kornhuber bekannt gemacht wurde. (S. Kornh. „Die Moose der Pressburger Flora“ in den Verhandl. des Vereins f. Naturk. in Pressburg, Jahrg. 1866. Heft'4..8. 101.; ff) Riccia glauca L. Auf feuchten Aeckern, am Schlamme der Bäche und an den Wagufern ziemlich häufig. Anthoceros laevis L. An feuchten Waldwegen der Bosäcer Wälder, nicht gemein, und meist mit anderen Laub- und Leber- moosen vermischt. Anthoceros punctatus L. Mit dem vorigen. Fegatella conica Corda. An beschalteten, feuchten Baum - wurzeln im Bache des Ivanöczer Thales, dann an quelligen Stellen der Wälder, nicht gemein. Preissia commutata Nees. Auf Kalktull abselzenden Berg- quellen schr häufig und reichlich fruchtend. Marchantia polymorpha L. An Bachufern, Quellen, in Brunnen an Steinen durch das Gebiet sehr häufig, massenhaft auf den Stwrieker Sumpfwiesen im Wagthale. Metzgeria furcata Nees. Höchst gemein an Baumwurzeln und auf der Erde auf allen Hügeln. Früchte sah ich noch nie daran. Aneura pinguis Nees. An Ufern kleiner Waldbäche, an Quellen, auch in den Thälern, oft massenhaft, aber nur steril ; fruchtend auf Kalktuf, im Wäldchen Kameniene äusserst selten. Pellia epiphylla Nees. An feuchten, schattigen Orten, in Gräben, an Quellen gemein, und an vielen Stellen fruchtend. Fossombronia pusilla Nees. Auf feuchtem Waldboden durch das Gebiet, nicht selten. Frullania dilatata Nees. An Obst- und Waldbäumen höchst gemein. Madotheca laevigata Dum. Am Grunde alter Buchenstämme in den Lopennikwaldungen stellenweise, auf schaltigen Kalkfelsen, um Ns. Podhragy oft massenhaft, » Madotheca platyphylla Nees. An Obst- und Waldbäumen, alten Stroh- und Schindeldächern, dann auf Kalkfelsen, sehr gemein. 240 Radula complanata Dum. An- Bäumen, besonders Buchen, höchst gemein. Lepidozia reptans Nees. Bisher bloss am Nordabhange des Hügels Kameniene nächst Ns. Podhragy, an der Erde. Calypogeia Trichomanis Nees. An der Erde im Kamenicne, selten. Chyloscyphus polyanthus Nees. Im Ivanöczer- und Poloma- Thale an Waldbächen. Chiloscyphus pallescens Dum. In Wäldern an der Erde, zwischen Laubmoosen, an morschen Holzstücken, zerstreut. Lophocolea heterophylia Nees. In den Lopennikwaldungen und im Ivanocezer Walde, an morschen, feuchten Buchenstämmen, sehr zerstreut. Lophocolea minor Nees. An feuchten, schattigen Stellen bu- schiger Kalkhügel, ziemlich häufig. Lophocolea bidentata Nees. An sumpfigen Stellen des obern Kameniene in den Bosäcer Rodungen, sehr zerstreut. Einmal fand ich diese Art auch auf feuchten Brachen des Poloma-Thales. Liochlaena lanceolata Nees. Im Kamenicne an der Erde, selten. Jungermannia trichophylia L. Auf feuchten Waldboden im Kamenicene. Jungermannia bicuspidata L. An mässig feuchter Erde bu- schiger Kalkhügel. Jungermannia divaricata Nees. An der Erde in einem Ei- chenwalde nächst Bosäca, oft fruchtend. Jungermannia barbata Nees. e. Schreberie Nees. Im Walde Resetäiowec zwischen Laubmoosen, an der Erde und auf schatligen Kalkfelsen. f. quinquedentata Nees. An Kalksteinen buschiger Hügeln. Jungermannia intermedia Nees. Auf buschigen Kalkhügeln, selten. Jungermannia porphyroleuca Nees. An der Erde zwischen Laubmoosen, im Kamenicne, selten. Jungermania acuta Lindb. An der Erde, an feuchten Steinen im Kameniene und am Fusse des Lopennik, sehr zerstreut. Jungermannia sphaerocarpa Hook. Am feuchten Waldboden des Kameniene, stellenweise. Jungermannia hyalina Hook. Iım Kameniene an der Erde. Jungermannia exsecta Schmidel. Mit der vorigen. Scapania curta Nees. Ueberall in Wäldern an schattigen Wegen. Scapania aequiloba Nees. Häufig auf schattigen Kalkfelsen des Resetärowec bei Ns. Podhragy. Plagiochila asplenioides Nees. Sehr gemein in Wäldern, schattigen, etwas feuchten Abhängen der Kalkhügel. Alicularia scalaris Corda. An der Erde im Kamenicne. 2al Sarcoseyphus Funkis Nves. Bisher bloss im Walde Kameniene an lichten Stellen. Nun vergleichen wir die Lebermoose meines Florengebietes mit jenen der Flora Pressburgs, so sehen wir, dass nachstehende Arten beiden Floren gemeinschaftlich sind: Riccia glauca. Frullania dilatata. Anthoceros laevis. Madotheca platyphylla. Fegatella conica. Radula complanata. Marchantia polymorpha. Lophocolea bidentata. Preissia commutata. Jungermannia trichophylla. Metzgeria furcata. sphaerocarpa. Pellia epiphylla. Plagiochila asplenioides. Lebermoose der Pressburger Flora, die bisher um Ns. Podhragy nicht beobachtet wurden: Riecia fluitans L. Mastigobryum trilobatum Nees. natans L. Jungermannia albicans L. Fıullania Tamarisci Nees. Scapania nemorosa Nees. Lebermoose der Flora von Ns. Podhragy, die der Flora Pressburgs bisher fehlen: Anthoceros punctatus. Jungermannia barbata e. Schre- Aneura pinguis. beri f. quinquedentata. Fossombronia pusilla. inlermedia. Madotheca laevigata. porphyroleuca. Lepidozia replans. acuta. Calypogeia Trichomanıs. hyalina. Chiloscyphus polyanthus. exsecta. pallescens. Scapania curta, aequiloba. Lophocolea heterophylla, minor. | Alicularia scalaris. Liochlaena lanceolata. Sarcoscyphus Funkü. Jungermannia bicuspidata. divaricata. Die meisten dieser, in der Flora posoniensis bisher noch nicht sichergestellten Arten, werden gewiss auch dort aufgefunden werden können, In den Herbarien der Herren J. v. Bolla, Rittmeister Schneller und Prof. Bothär dürften so manche Arten Leber- ınoose aus der Umgebung Pıessburgs aufbewahrt sein, die in H. Kornhuber’s Aufsatze nicht erwähnt werden. Ns.-Podhragy, am 26. Juni 1870. Desterr. botan. Zeitschrift, 8, Heft. 1870, 16 242 Ueber Seirpus Bailii Kohts. Von F, Kohts. In Nr. 11 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift gab ich zuerst eine vorläufige Beschreibung dieser Pflanze. Dieselbe ba- sirte aber nur auf einem Exemplare derselben, da ich die anderen nicht auffinden konnte. Jetzt neuerlich in den Besitz mehrerer Specimina gekommen, lasse ich eine berichtigte vollständige Be- schreibung folgen, sowie alles dessen, was mir von anderen Bota- nikern mitgetheilt ist. Kleine Pflanze von 1—3 Zoll Höhe vom Ansehen eines starken Scirpus acicularis L., Wurzel faserig. Halme dünn, zier- lich, gestreift, etwas schlaff, stielrund, blattlos, nur am Grunde mit einer tief schwarzbraunen allmälig in ein helleres Roth überge- henden, sehr grossen Scheide, welche vorne in eine kurze, plrie- menförmige, spitzliche rinnenförmig eingerollte Platte ausgeht. Halm einährig. Aehre endständig im Verhältnisse zur Statur der Pflanze gross, vielblüthig, ohne Tragblatt, eiförmig-elliptisch, stumpflich; Deckschuppen eiförmig-elliptisch, fast kahnförmig ge- rinnt, stumpf abgerundet, einnervig; Nerven an der Spitze gekielt, hervortretend oder auch an der Spitze der Deckschuppe aufhörend; weisslich an den Rändern mit mehr oder weniger hellrothen Flecken versehen und ebendaselbst und an der Spitze häulig; die unterste sehr gross mit einer nach Art des Scirpus caespitosus das Ende des Aerchens fast erreichenden oder dasselbe überra- genden, dicken, starren, beinahe blattartigen grünen Stachelspitze. Griffel tief, dreitheilig, gelblich, braun, am Grunde nicht verdickt. Blüthenborsten fehlen *). Ueber die Beschaffenheit der Weichnuss kann ich nichls sagen, da meine Exemplare nur blühende, ja viele in der Entwicklung noch weiter zurückstehende Aehrchen tragen, obgleich sie Anfangs August gesammelt sind. Am Galgensee bei Berent in Westpreussen in ziemlich be- trächllicher Anzahl an trockenen, vom Wasser mehr entfernten Stellen. Diagnosis: Culmi aphylli, vaginati; vagina in folium bre- vissimum terminata. Spi:a multiflora, ebracteata. Squama infima muzxima, crassiuscula, mucrone viridi longissimo spicam dimidiam aequante vel supereante instructa. Stylus profunde trifidus, basti aequalis. Setae nullae. Descriptio:; Radix caespitosa. Culmis fasciculatis, tere- tibus, subflaceidis, 2—4 pollicaribus, aphyllis, basi vaginatis. Vagina maxima, inferne atropurpurea, superne, membranacea rosea vel albida, oblique truncata, antice in folium brevissimum, subu- latum, acutiusculum, subcanaliculatum terminata. Spica solitaria, .*) Die Angabe in Nr. 14 1869 „Setis b. glabriusculis“ beruht auf einem Schreibfehler im Manuscripte. 243 terminalis, pro plantue statura grandiuscula, ovato-elliplica, ob- tusiuscula, multiflora (611), ebracteata. Squamue ovato-ellipti- cae, subnaviculares, rotundato-obtusae, uninerviae, nervo viridi apice subcarinalo excurrente vel ante apicem squamae evanescente pallidae, apice et marginibus membranaceae, lateribus plerumque macula roseo-purpurascente notatae; infima mazima, crassiuscula mucrone longissimo, viridi, subfoliaceo spicam dimidiam aequante vel eam plus minus superante instructa. Stylus profunde trifidus, fulvus, basi aequalis. Stamina 3. Achenium. Seltae nullae. Ich fand die Pfllauze am Galgensee bei Berent in ziemlich grosser Anzahl. Allein trotz eifrigen Suchens vermochte ich nur ein Büschel mit ausgebildeten Achrchen zu entdecken, die anderen waren alle noch weit zurück. Es bildet mithin schon die viel spätere Blüthezeil meiner Pflanze einen erheblichen Unterschied von anderen Arten, da die eigentliche Blüthezeit wohl erst Ende August zu selzen ist, wenn andere Seirpusarten schon längst abgeblüht haben, ja schon reife, oder doch wenigstens ausgebildete Früchte tragen. An demselben See findet man Seirpus palustris L. und acicularis L., welche schon fruktifizirten. Ich weiss übrigens meine Pflanze keiner der bekannten Gruppen unterzuordnen. Dem Habitus nach würde sie sich am ehesten der Gruppe Heleocharis Nees, anreihen, doch spricht gegen die Vereinigung mit derselben der dreitheilige, an der Basis nicht verdickte Grif- fel, das Fehlen der Blüthenborsten und die in eine Platte endi- gende Scheide des Halmes. Aus den anderen Gruppen mit 3thei- lıgem Griffel unterscheidet sich die Sect. Seirpidium Ness. durch das Vorhandensein der Blüthenborsten, die blattlose Scheide und den an der Basis verbreiterten Griffel; Limnochloa Nees., durch die Blü- thenborsten; Isolepis R. Br., durch die seitlich gestellten Aehrchen und den beblätterten Halm, Holoschoenus Lk., durch den beblälterlen Halın und die seitlich gestellten Blüthenköpfchen und die Gruppe Sceirpus L. durch die Blüthenborsten und den zusammengesetzten Blülhenstand. Der neu zu bildenden Gruppe möge der Name Mi- crophyllum m. gegeben werden und der Charakter ist, wie fulgt: „Selae nullae; siylus trifidus, spica terminalis, solitaria ebra- cieala.“ Kommen wirjetzt zu der Verwandtschaft meiner Art mit anderen, so muss ich gestehen, dass mir lebend keine Pflanze bekannt ist, mit der sie bei einigermassen genauer Untersuchung verwechselt werden könnte. Nach der Beschreibung Vahl (in Enumeratio 2. 243) möchte jedoch sein Scirpus pumilus einige Aehnlichkeit mit eben beschriebener Art haben. Beide stimmen überein: „culmis inferne monophyllis, glabris; folia brevi, subulato, canaliculato, squamis carinalis, obtusis; stylo trifido.“ Sc. pumilus Vahl weicht aber ab: „radice repente, culmis rigidis, folio apice triangulari, obtuso, spica pauci (3—4) flora; squamis ovatis.“ Auch im Ha- bitus müssen beide Arten von einander sehr abweichen, da Sc. Tor 244 pumilus mehr dem Se. caespitosus L. oder Eriopkorum alpinum ähnlich ist. Am leichtesten ist die Pflanze aber an der grossen un- tersten Deckschuppe zu erkennen, welche meines Wissens ausser- dem nur noch an Sc. caespitosus zu bemerken ist. Die blallarlige, elwas starre Stachelspitze dieser untersten Deckschuppe ist oft so gross, dass sie einer sehr verkürzten Spirrhülle einer Isolepis-Art gleicht. Derartige Exemplare würden sich also der Isolepis cer- nua Roem. et Schult. (Syst. 2. 106) nähern, bei welcher das Involuerum eben sehr abgekürzt und kaum länger als das Achıır- chen ist. Auch €. J. v. Klınggräff scheint solche Exemplare als zu jener Gruppe gehörig betrachtet zu haben. Er schreibt mir darüber: „Dass Sc. Bailii nur \eine Form von Sc. setaceus ist, darin werden sie nach weiterer Untersuchung wohl mit mir überein- stimmen“ und den Exemplaren selbst war ein Zettel mit folgenden Zeilen beigefügt: „Kann ich nur für eine einährige Form des Scirpus sefaceus halten, wie sie auch schon anderwärls, wenn auch selten beobachtet und Sc. clathratus oder Sc. pseudocla- Ihratus genannt wurde. An einigen Aehrchen bemerkt man noch die, wenn auch sehr verkürzte Spirrenhülle; die Bälge sind wie bei Sc. sefaceus mil einem am Ende kielförmig hervortretenden, in eine elwas zurückgekrümmte Spitze auslaufenden Miltelnerven versehen.“ Ich vermag mich dieser Ansicht jedoch nicht anzuschliessen. Nach genauer Untersuchung kann ich nur konslaliren; dass Kling- gräff eben nur zu dieser Meinung gekommen sein kann, indem er die grosse Stachelspitze des untersten Balges bei kleinen Achr- shen für die Spirrenhülle ansah. Der Zusammenhang jener Sta- chelspitze mit der untersten Deckschuppe ist aber unverkennbar, Klatt, dem ich bald nach Empfang von Klinggräff’s Briefe die Exemplare zu nochmaliger Untersuchung vorlegte, stimmt darin vollkommen mit mir überein. Ausserdem bemerke ich noch, dass ich einährige Formen des Sc. setaceus von Danzig, Berent in W.-Pr., Bodenwinkel am frischen Haffe, Rathenow, Templin, aus der Dau- phince und von Bordeaux besitze, welche aber mit meiner Pflanze nicht die entfernteste Aehnlichkeit haben. Bei allen ist das Invo- luerum von der gewöhnlichen Länge, nämlich das Aehrchen 3—6 mal überragend und nirgends fehlt am Grunde das vollständig aus- gebildete Blalt, fast von der Länge des Halmes. Was die Namen Scirpus pseudoclatrathus und clathratus betrifft, so muss ich be- kennen, dass mir ersterer gänzlich unbekannt ist. Scirpus clathra- tus jedoch stammt von Reichenbach und zwar bezeichnete er damit meines Wissens nicht eine einährige Form des Sc. selaceus L., sondern eine Varietät desselben mit schwach querwellig ge- gilterten Weichnussen, die sich also dem Scirpus supinus L. nä- herte, da der echte Sceirpus setaceus doch längsrippige Früchte hat. Zwar wird in Diagnose jenes Sc. elathralus gewöhnlich an- gegeben, dass die Aelrchen meist einzeln sind, aber dies ist 245 offenbar nicht dazu gehörig; es werden ebensogut Exemplare mit mehreren Achrchen vorkommen, welche im Uebrigen vollkommen dem Se. elathratus entsprechen. Kerner, dem ich die Pflanze, sowie Seirpus gracillimus m. zur Ansicht sendete, schreibt mir über dieselben: „Ich halte beide für sehr ausgezeichnete Arten. Janka, dem ich die Spe- eimina zur Ansicht zusandte, sprach sich in ähnlicher Weise aus.“ Uebrigens gedenke ich die Pllanze in diesem Jahre zu kulliviven und werde ich über das Ergebniss später berichten. Danzig, den 11. Juni 1870. Pomp — Ausflug auf den grossen Bösenstein (7731 F.). (17. August 1868.) (Schluss.) Von Gabriel Strobl. So ging es denn wieder aufwärts dem rechten Ufer zur Seile, um das ärgste Strauchwerk zu vermeiden, welches die Einfluss- seiten dicht umlagert hielt. Im dürren Lehmbelte einer ausgelrock- nelen Lache vegelirte eine Callitriche vernalis Klz. In ziemlicher Höhe ob dem See trafen wir mit einem seiner Bäche zusammen und labten uns am köstlichen Tranke. Zwischen dem nassen Stein- gerölle stand hie und da auf moosigem Grunde die seltene Carex frigida All., häufig Saxifraga stellaris, Aira caespitosa, Cre- pis auraea Cass., Ranunculus aconitifolius und eine leider ver- blühte Salix grandifolia. Wohl standen wir schon in einer Linie mit Scheiplsee und Bösenstein, aber der Aufstieg schien zu unbequem und wir bogen noch weiter um das Westende des dunklen Spiegels, um durch das Erlenstrauchwerk einen Weg zu finden. Lange brauchten unsre Augen nicht zu forschen, ein breitgelretener gewundener Viehweg nahm uns auf, und langsam gings empor einem rauschenden Ge- wässer zu. Hier ist wahrhaftig das Eldorado der Botaniker und der Kühe. Saftiges Grün bedeckt weithin die Gehänge, üppige, mehr als 4 Fuss hohe Gewächse gedeihen unter dem Schalten der Alnus viridis, und alles blüht in reichem Farbenwechsel. Vor allen hebt sich das imposante Mulgedium alpinum Cass., mit ihm eifert an Zahl und Höhe Adenostyles albifrons Rb., Veratrum album, Ru- mez Acetosa, Phyteuma Michelü Brt., Pedicularis recutita, seltener Crepis paludosa Mnch., Doronicum austriacum Jeq., Silene in- flata b. genuina (vesicaria Schrd.) und Convallaria verticillata. — Gentiana punctata und pannonica, Phleum alpinum, Ärnica mon- tana, Meum Mutellina Grtn., Campanula Scheuchzeri Vill., Bartsia alpina standen zwar an Grösse, keineswegs aber an Fülle der 246 Formen und Menge der Individuen zurück. Selten war Rhinanthus alpinus Bng., Gymnadenia albida Rich., Coeloglossum viride Hrt. Von kleineren Gewächsen zeigte sich häufig Silene rupestris L., Gnaphalium supinum L., Soldanella pusilla Bwme., und als Bewohner der anfangs seltener, höher hinauf aber immer gemeinerer Felsblöcke Juncus trifidus, Sempervivum montanum, Silene Pumilio Wulf., und Sedum repens. Im Schatten einer Felswand sah ich einen fast geruchlosen Senecio nemorensis mit länglich-elliptiscnen blättern, dickem Kelch, schwachgewimpertem Aussenkelch, und sehr lang-fünfstrahligen Blüthen. Das unten vernommene Gewässer enthüllt sich als ein eiskalter, dicht umgrünter Bach, welcher lustig über Steine und Felsblöcke in den See hinabhüpft. Seine Ränder bieten uns eine seltene, steirische Pflanze Carex aterrima Hpp., in reicher Auswahl; viele Ex. zeigten auch nicht einmal eine Spur von Rauhheit des Stengels. — Ob aber deshalb identisch mit atrata L.? — Auf Gestein wurzelte nicht selten Rhodiola rosea, am Wasser Veronica alpina, Festuca 'heterophylla Lam v. nigrescens und andere. Von der Bachrinne aufwärts galt es noch ein ziem- liches Stück Arbeit, um den ersten Vorberg vollends zu ersteigen. Der Urtypus des Hochgebirges im Tauernzuge — grosser Reich- thum an Individuen, mindere Artenzahl — bewährte sich hier in vollem Masse. In ungeheurer Menge trat auf Valeriana celtica, Carex sempervirens Vill., Avena versicolor Vill., Nardus stricta, Luzula spadicea DC., Sesleria disticha Prs., Festuca varia Hnk., Juncus trifidus, Anthoxanthum odoratum, — fast lauter rasenbildende Gräser und nur vereinzelt fanden sich die Blüthen- pflanzen, welche auf den Abhängen der Kalkgebirge durch Pracht und Menge so erfreulich wirken. Da bemerken wir vorerst Cam- panula alpina Jcq., Phyteuma hemisphaericum, Pedicularis Por- tenschlagii Saut., weiter nach oben sehr häufig Senecio carniolicus W., Chrysanthemum alpinum, Primula minima L. und glutinosa Wulf. Der Vorberg ist erstiegen und prüfend schweift das Auge rings herum. Zur Linken hebt sich eine öde, zerklüftete Mauer, zieht einem Bogen gleich sich gegen Westen, und springt mit jäher Senkung weit hinaus; zur Rechten läuft die sanft aufsteigende Kante eines gewaltigen Höhenzuges gerade vor, lrägl an ihrem äussersien und höchsten Ende eine Pyramide, und zieht sich als- dann quer herüber, um in ihrer liefsten Senkung einen Satlel zu bilden mit der Verlängerung des linken Zuges. Zwischen diesen beiden Zügen — dem pyramidengekrönten, grossen Bösenstein und dem kleinen Bösenstein — dehnt sich aus ein trauriges Ge- misch von Hügeln, Felsen und Steinfeldern. Wie ein Stück erstor- bener Natur liegt diese endlose Sleinmasse vor unseren Augen. Keine Heerde durchwandert die erstarrien Fluren, kein Vogel nislet in dem Steingetrümmer, keine Gemse scheuchen unsere Tritte. Während tief im Thale die Hämmer dröhnend schallen, in den Wäldern dumpf die Axt erklingt, auf den Alpenweiden noch der 247 Leitkuh Glocke lönt, ist alles hier erstorben, Kein Laut dringt aus dem Thal empor, und nur selten steigt der kühne Mensch herauf, um durch des Geistes Kraft die todie Materie zu überwinden, und dem geheimnissvollen Höhendrange folgend, sich als den Herrn der Schöpfung zu beweisen. — Doch selbst in diesem Steingewirre schlummert Leben. Mil- lionen Flechten breiten ihre Krustenscheiben über das Granitgestein, und was von weitem lodt erschien, das lebt; auf wunderliche Weise erscheint jedweder Block in gelber, rother, blauer, brauner, grauer oder schwarzer Farbe, manchmal finden wir mit Mühe ein Plätzchen auf, wohin das schnelle Leben nicht gedrungen, — doch fehlt fast gänzlich alles Grün, und scheint die dürre Kruste eher Stein zu sein, als Pflanze, Noch anderes Leben! Nicht immer thürmen sich die Blöcke, so dass man mühsam auf- und abwärts kletternd sich hindurch zwingt. Gar nicht selten findet sich ein Plätzchen, wo nur einzelne Blöcke, oder flache, erdüberzogene Steine sich angesiedelt. Da gibts auch Blülthenpflanzen, freilich zumeist zwergige oder rasen- bildende Gewächse, die durch Gestalt und Farbe wenig geeignet sind, das müde Auge zu erquicken. So kann man ausser den zuvor genannten, überall gemeinen Gräsern und dem „Speik* noch er- wähnen die schon vom Scheiplsee an sehr häufige Calamagrostis Halleriana DC., ferner die sehr gemeine Agrostis rupestris All., Aira caespitosa und die seltenere flexuosaL. var. montana, Carex curvula All. und die ebenso häulige fuliginosa Schk., Festuca heterophylla Lam. v. nigrescens, Festuca Halleri God., Poa laxa Haenke, Luzula spicata DC., und einige Kompositen, Gnapha- lium supinum, Homogyne alpina Cass., Leontodon pyrenaicus, Goun., Hieracium alpinum, das einem grossköpfigen Zwerge gleicht, selten Arnica montana uud Tarazxacum officinale Wigg. Auch vereinzelt Gymnadenia albida Rich., Gentiana excisa Prsl. und Chaerophyllum Villarsiü Kch. — An den dürren Stellen und auf Felsen wohnte noch, mit Laubflechten vereint, Salix retusa, Em- petrum nigrum, Arctostaphylos alpina Spr., Azalea procumbens, Sedum repens, Sempervivum montanum, Silene Pumilio Wulf. und sehr zerstreut die unten am Vorberge gefundenen Primeln, Glocken- blüthler und Komposilen. Dies zusammen macht freilich eine nicht unbedeutende Zahl aus, und ein Fleck Erde, von ihnen übergrünt, würde kaum ver- fehlen einen günstigen Eindruck zu machen, trolz der geringen Blumenentwicklung; aber diese Gebilde stehen nur selten in grös- serer Menge beisammen, zu ihrer Erreichung muss manches Stein- feld überkleitert, mancher Hügel erklimmt und manche Kontusion erlitten werden, so dass der geringe Erwerb in keinem Verbält- niss sieht zur angewandten Mühe. Ob auch Tausende von Individuen zwischen den Granitblöcken zerstreut sind, sie vermögen es durchaus nicht, den düsteren, man könnte sagen, unheimlichen Charakter dieser Hochalpen-Wildniss zu benehmen, 248 Und dennoch fehlt es auch hier nicht an frohen Gesichten, schaut man auch hier Anklänge an seine Heimath, das grüne Tiefland. An den beiden Gränzmauern der Steinschlucht ziehen sich hie und da lieblich grünende Streifen weit hinauf, bis das steile Ge- stein ein ferneres Eindringen verhindert. Gewöhnlich dehnt sich unterhalb ein kleineres oder grösseres, manchmal bedeutendes Schneefeld aus, das selbst in den heissesten Sommern nicht ver- schwindet; in rauhen Jahren reicht es freilich weit hinauf, und macht die meisten dieser Oasen unsichtbar. Oft umhüllt die Schnee- decke nicht fruchtbare Erde, sondern dürres Gestein und im Sommer 1868, welcher dem winterlichen Kleide besonders heiss zu Leibe ging, waren grosse Granitblöcke frei geworden, welche durch ihre glanzende flechtenlose Erscheinung bewiesen, dass sie nur äusserst selten, oder nıe das Sonnenlicht geschaut. Im oberen Theile der langen Schlucht waren Oasen und Schneefelder besonders häufig, amı Fusse derselben sammelten sich die Zuflüsse zu kleinen Bächen oder Lachen; auch ein nicht unbedeutender, länglich viereckiger See am Grunde der rechten Mauer, verdankt ihnen sein Dasein. Wie an den feuchten abgeschmolzenen Rändern der Schneedecken, so blühen auch an den Bächen und Wasserbecken manche, schön- gefärbte Blumen. Vor allen zeigte sich in Menge Aconitum Koel- leanum Rchb., von dem nahestehenden, in tieferen Regionen ge- meinem tauricum Wulf., durch kahle Staubgefässe und veränderte Blattform leicht unterschieden. Seine Grösse betrug kaum zwei Fuss, sein Stamm war bis über die Mitte gänzlich blattlos. Mit ihm vereint erschien zahllos Cirsium spinosissimum Scop., das mit seinem safligen Grün alle Oasen besetzte. Sarifraga stellaris bildete dichte Rasen, Geum montanum sland nicht selten auf der feuchten Erde, und Arenaria biflora kroch weit umher. Ausserdem sehr gemein Chrysanthemum alpinum, Soldanella pusilla, Gnapha- lium supinum, Geum rivale und Luzula spadicea DC. Jetzt ist das innerste Ende der Schlucht erreicht; von hier aus sind nur wenige Minuten bis zur Sattelhöhe. Auf diesem Punkte ist es, wo ich bei meiner ersten vollständigen Besteigung i. J. 1867 zwei äusserst interessante Pflanzen entdeckte, die eine war das purpurblühende Cirsium Cervini Koch; nach Reichenbachs Fl. D. 1853, wo es als Cirsium purpureum All. b. Cervini aufge- führt wurde, ist der einzige Standort in der Schweiz: Zermatt Thomas. Es wäre also neu für Oesterreich und Deutschland. Das- selbe stand unter einer Menge von Cirsium spinosiss., der zweite Stammvater jedoch Cirs. heterophyll. All., war nirgends zu schauen. Er blieb tief unten, an Ackerrainen um Hohentauern zurück. — Die zweile sehr willkommene Pflanze war Myosotis variabilis, die bisher zwar auch auf der Tauernkelte, aber lief unten an einem Waldbache ob Lorenzen zwischen der Pfarrerhub und Bacheralm gefunden wurde. Hier stand sie höchstens 2—-300 Fuss unter der Spilze zwischen den Cirsien, ganz an Grösse und Gestalt den Waldbewohnern gleich, in ziemlicher Menge. — Diesmal aber 249 waren beide ausgeblieben, wahrscheinlich in Folge der grossen Hitze; dessungeachtet war der ganze Anhang bis zur Höhe des Sattels dicht mit Gewächsen besäet, leider schon genannten. Nun fand ich eine kleine Euphrasia office. mit reinweissen Blülhen und die häufig auftretende, sonst sehr seltene Cardamine alpina W. Vom Sattel auf die Höhe bedurfte es kaum eine Viertelstunde. Der Kante entlang begleitete mich noch eine Weile die grüne Decke, dann mehrten sich die Blöcke und die Flora beschränkte sich auf die Ritzen und vereinzelten Humuslagen. Neue Bürger tauchten anf: Eine Saxifraga bryoides, Phyteuma pauciflorum, Si- lene acaulis, excapa (in Früchten), Aronieum Clusit Koch, Saxi- fraga moschata Wulf., a. compacta ß.laxa und zuletzt Cerastium latifolium. Dazu noch die bekannte Silene Pumilio, Sedum repens und gemeine Gräser: Festuca varia Hnk., Avena versicolor Vill., Luzula spicata DC., Poa laxa Haenke. Aul der breiten Spitze stand eine vierseilige, theilweise mit Latten lose verschlagene Triangulirungspyramide. Weit mag der Blick von dieser Höhe (7731°) über Gottes schöne Erde reichen, denn in der Runde beugt sich alles vor dem grossen Bösenstein. Mir wars leider nicht vergönnt, seine Genüsse zu erproben, 50 oft ich ihn ersteigen wollte, trübte sich der Himmel und auf halbem Wege musste ich umkehren. Einmal blieb ich in den „Kothhütlten“ über Nacht, um Tags darauf den Stieg zu vollenden, — der Morgen kam und alle Höhen deckte frischer Schnee. Nur der Stieg vom vorigen Jahre (1867) gelang, doch langte ich, in dichtem Nebel im Hochthale an und auf der Höhe begrüsste mich ein Hagelschauer. Auch diesmal wogten graue Nebel auf allen Höhen, — kaum dass ich bisweilen aussehen konnte auf die umschleierten Nebenberge, der Wind bot alles auf, mich meines Hutes zu berauben, und ich zog es vor, eilends wieder hinabzusteigen, und mil meinem unten gebliebenen fusskranken Begleiter in die Tiefe zu ziehen. Es war elwa 5Uhr, und um 10 Uhr zogen wir von tiefem Dunkel umtüllt, in Hohentauern ein, und sassen beim Wirth zu Gaste. Bequemer ist es ob dem Scheiplsee sich nach rechts zu wenden und der sanftaufsteigenden Kante entlang dem Gipfel zu- zustreben. Die Abhänge sind sehr üppig begrast, manche der Thalschlucht fremde Bürgen wohnen daselbst, manche dort fehlende wohnen wieder in der Thalschlucht, manche sind beiden gemeinsam. Die Abhänge beherbergen: Agrostis rupestris gemein, Ses- leria disticha bis über 7000°, Agrostis alpina Scp., Festuca varıa 6— 7000’ gem., Festuca pumila Vill. Auf den höchsten Abhängen weit seltener, Fest. Halleri Gd., häufig, ebenso Fest. heter. v. nigrescens (Lam.), Avena versicolor Vill., Aira flex. v. montana, Carex fuliginosa 65— 7000‘, sempervirens auf Felsen, Luzula spi- cata v. nigricans Desv., Juncus trifidus, Salix relusa, Arctosta- phylos alpina von 6000° an, Poa lara Hnk. 6— 7784‘, Senecio car- niolicus W. 6000— 7000‘, Chrysanthemum alpinum von 6000—7784°, Leontodon pyrenaicus Goun., Gnaphalium supinum, Aronicum Clussi 250 Koch bis 7500°, Hypochoeris helvetica Jeq., Hieracium alpinum, angustifolium Hpp., ziemlich zerstreut, Sedum repens, Phyteuma he- misphaericum, pauciflorum. Bei der höchsten Spitze, Campanula alpina, Silene Pumilio, Cerastium latifolium von 6500° an, Sazwi- fraga bryoides 655— 7780’, moschata Wulf., «. comp. ß. laxa bei der höchsten Spilze Geum montanum, Chaerophyllum Villarsü Kch. über 7000°, Pedicularis asplenifolia, Dryas octopetala, Azalen procumbens, Primula minima 6—7700‘ und wahrscheinlich noch andere, —öü Correspondenz. Turn-Severin (Wallachei), am 30. Juni 1870. Seitdem ich das letztiemal von mir zu hören gegeben, habe ich prachtvolle Enldeckungen gemacht. — Ich zog von Plavische- vitza nach Svinicza, von da in die Herkulesbäder, dann nach Or- sova, wo ich noch immer verweile, und von wo ich heute zum dritten- mal hieher excursirte. Momentan fallen mir nicht einmal alle für das Banat neuen Funde ein; ich gebe Ihnen nur folgende an: Pu- licaria lusitanica im Kazanthale; Erianthus strictus, Avena com- pressa, Colchicum neapolitanum bei Svinicza; Hieraeium sparsum Friv., Triticum panormitanum und Crueianella angustifolia- am Treszkoväcz; — an der Grenze hieher entdeckte ich am 22. d. M. eine Thapsia - Art, die ich Thapsia glabra nenne. Dieses Umbelliferengenus war bisher aus Osteuropa gar nicht bekannt. — Bei den Herkulesbädern fand ich einen herrlichen Crataegus, dessen Früchte man eher für die einer Rosa halten kann, Ich heisse ihn Cr. rosaeformis. Knapp an unserer Grenze, aber nicht auf unserem Gebiete kommen hier in der Wallachei vor: Scutellaria pailida, Dianthus pinifolius, Gypsophila compressa, Jasione Held- reichii (die echte Art dieses Namens nicht zu verwechseln mit der von mir am Treszkovacz entdeckten früher dafür gehaltenen J. Jankae Neilreich. Alle diese Pflanzen wachsen um die Thapsia herum, aber nur letztere kommt davon auf unserem Gebiete un- terhalb der Allion vor. Ich traf sie bloss mit reifen Früchten. Noch kann ich Ihnen einige in pflanzengeographischer Hinsicht wichtige Nachrichten mittheilen: Alyssum saxatile des unleren Donauthales ist alles A. orientale, — und Alyssum edentulum nicht synonym mit A. gemonense oder A. pelraeum And. sondern iden- tisch mit Vesicaria microcarpa Vis., wesshalb die Pflanze V. eden- tula zu heissen hat. — Ich hätte noch über so manchen Fund zu berichten, aber ich schreibe aus dem Stegreif im Wirthshause in aller Eile. Janka. Innsbruck, am 44. Juli 1870. Meine in Nr. 3 dieser Zeitschrift S. 69 ausgesprochene Ver- muthung, dass das von mir im Jahre 1856 auf den Quarzitporphyr- 251 hügeln bei Stuhlweissenburg häufig beobachlele Sempervivum das Sempervivum assimile Schott sei, hat sich nun bestäligel. Kürz- lich erhielt ich nämlich durch Dr. Tauscher von dem angege- benen Siandorte zahlreiche lebende Exemplare dieses Sempervi- vum zugesendetund dieselben stimmenmitlebenden Originalexemplaren des Semp. assimile Schott auf das genaueste überein. Desgleichen gehört das in der Pilisgruppe von Grundl angegebene „Semper- virum tectorum“*, wie ich a. a. OÖ. vermuthete, zu S. assimile Schott. Exemplare dieses Sempervivum, welche Herr Pfarrer Grund! mir heuer zu senden die Güte hatte und die er auf dem grossen Wachlberge bei Gran sammelte, stimmen mil der Schott’schen Pflanze in allen Stücken vollkommen überein. — Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass auch das am Haglersberge am Neu- siedlersee wild vorkommende „Sempervivum tectorum* Neilr. Fl. N. Oe. 8. 655 zu Semp. assimile Schott gehört. — Auf einer kürz- lich ausgeführten botan. Excursion fand ich auf dem sogenannten Gleiserjöchel bei Innsbruck einen sehr hübschen Bastart aus To- freldia borealis und Tofjeldia calyculata. Kerner. Triest am 45. Juli 1870. Sie werden wohl die traurige Nachricht von dem am 25. Mai zu Singapore durch Selbstmord stallgefundenen Tode des Marine- Arztes Dr. Emanuel Weiss vernommen haben. Zu diesem verzwei- felten Entschlusse ward er durch heftige Affektionen und Störungen der Gehirnorgane, die sich bis zum Wahnsinne sleigerten, gebracht. Schon im Jahre 1567 nach der Sommerkampagne in der Levante machte er einen Selbstmordversuch durch Gift, welcher damals durch energische und schnell angewandte Mittel überwunden wurde. Diesmal bediente er sich eines Revolvers und erreichte besser den Zweck. Es ist Schade um ihn: er war ein treffllicher Mensch, und ein eben so eifriger Sammler, als scharfer und genauer Be- obachter. Tommasini. Innsbruck den 241. Juli 1870. In Nr. 5 dieser Zeitschrift zählte Dr. Celakovsky als Fund- orte des Rhinanthus angustifolius Gmelin. in Oesterreich: Böh- men, Mähren und Steiermark auf; in Tirol würde also derselbe nicht vorkommen; allein schon Hausmann’s Flora gibt ihn an verschiedenen Stellen an, wobei freilich nicht gewiss ist, ob hier- runter auch die echte Pflanze der Celakovsky’schen Auseinan- derselzung gemeint sei. Dafür habe ich aber nunmehr einen völlig sichern Standort in nächster Nähe Innsbrucks entdeckt, es ist dies die Innau unter der Gallwiese, wo ich den bezeichneten Rhinanthus in ziemlicher Menge antraf. Noch habe ich über den R. aristatus Einiges zu bemerken. Von diesem sagt Dr. Celakovsky, dass er immer mit ungefärbten Kelchen vorkomme; er erklärt ihn für den frühern alpinus der Alpen, was ich auch nach meinen Exemplaren — sie sind am Sonnenwendjoch bei Rattenberg gesammelt, — als richtig befinde. Allein ich kann mich gut erinnern, den Koch’schen 252 alpinus z. B. aul den Aipenwiesen der Saile dahier mit schwarz gestrichelten Kelchen und Deckblättern gesehen zu haben. Diese Färbung scheint also doch beiden Hahnenkammarten zuzukommen, ausser es müsste die von mir gesehene Pflanze der wahre alpinus des obigen Autors sein und somit auch in den Alpen vorkommen, was mir aber nicht wahrscheinlich ist Bei meiner neuen Carex- Spezies habe ich durch Versehen 2 Schreibfehler gemacht: Anstatt brachyhyncha ist brachyrhyncha und anstatt radix subrepens ist radır stolonifera zu selzen. Die geognoslische Unterlage ist Kalk, Karl Gsaller. a —— Personalnotizen. — Dr. Ludwig Rabenhorst in Dresden wurde die einem Deuischen nur selten zukommende Auszeichnung zu Theil, dass die kais. Akademie der Wissenschaften zu Paris ihm in ihrer Sit- zung am 41. Juli für seine „Flora europaea Algarum“ den Preis Desmazieres zuerkannt hat. — B. Auerswald, Oberlehrer in Leipzig, einer unserer er- sten Mykologen ist im besten Mannesalter einer Lungenschwindsucht erlegen. Dr. Robert Rauscher ist von Wien nach Linz bleibend übersiedelt. Die Wiener Botaniker verlieren an ihm einen ebenso treuherzigen als thätigen Gefährten, dessen Entfernung ihnen um so empfindlicher sein wird, als viele Jahre regen wissenschaftiichen Zusammenlebens den gesellschaftlichen Verkehr mit ihm zu einem liebenswürdigen Bedürfniss machten. — P. Vinzenz Totter, in früheren Jahren einer der thätig- sten Botaniker Wien’s, ist am 12. Juli in einem Alter von 76 Jahren gestorben. — ie — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf- ten am 19. Mai überreichte Prof. Dr. Konstantin Freih. v. Eitings- hausen: „Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Radoboj.“ Der Verlasser hal während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes in Radoboj eine grosse Ausbeute an fossilen Pflanzen gemacht. Die fossile Flora von Radoboj zählt bis jetzt 295 Pflanzenarten. Die- selben stammen von sehr verschiedenen Standorten her. 7 Algen und 2 Najadeen waren Bewohner des Meeres; eine Chara, eine Salvinia, ein Potamogeton, zwei Typhaceen, eine Haloragee zeigen eine Süsswasserflora, zwei Equiseten, ein Juncus, ein Ledum, eine Andromeda zeigen eine Sumpfflora an. Die zahlreichen Festland- gewächse lassen sich abermals nach verschiedenen Bezirken grup- 253 piren. Die Palmen, Artocarpeen, einige Arten von Ficus, Apoecina- eeen, Sapotaceen, Ebenaceen, Bombaceen, Malpighiaceen, die Engelhardtia, Combretaceen und Melastomaceen bildeten eine Thal- vegelation von rein tropischem Charakter. Die Arten von Pinus, Betula, Fagus, Ostrya, Carpinus, Ulmus, Populus, Clematis, Acer deuten auf eine Gebirgsflora hin. Dazwischen lagen die Standorte einiger Laurineen, Magnoliaceen, Siyraceen, Oleaceen, Celastrineen, Ilieineen, Anacardiaceen und Rhamneen, welche theils subtropischen, theils wärmeren gemässigten Arten der Jetztwelt entsprechen. Unger hielt die fossile Flora von Radoboj für gleichzeitig mit den Floren der aquitanischen Braunkohlenformation. Der Verlasser liefert jedoch den Nachweis, dass die Flora einem höheren geo- logischen Horizonte angehört und mit der Flora von Priesen bei Bilin die meiste Uebereinstimmung zeigt. — Die botanische Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, hatte in ihrer Sitzung vom 13. Januar, resp. 24. März c., beschlossen, den 26. Mai eine ausser- ordentliche Sitzung im Bahnhof zu Königszelt zu veranstalten, in der Hoffnung, eine Gelegenheit zu näherer persönlicher Bekannt- schaft und engerer wissenschaftlicher Verbindung mit den botani- schen Kollegen in der Provinz zu bieten, Der im Namen der Sektion von dem Präses der Gesellschaft, Geheimrath Prof. Goeppert, und dem Sekretär der Sektion, Prof Cohn, ausgegangenen Einladung entsprechend hatten sich mit den Morgenzügen der Breslau-Frei- burger Bahn 50 Freunde und Gönner der Botanik eingefunden. Unter den 25 Theilnehmern aus Breslau befanden sich ausser den Mitgliedern der botanichen Sektion mehrere Professoren der Uni- versität, Aerzte und Apotheker Breslaus, während die 25 Theilnehmer aus der Provinz von den Orten Waldenburg, Reichenbach, Schweid- nitz, Siriegau, Jauer, Steinau, Saarau, Liegnitz, Sproliau, Neisse elc. eingeiroffen waren. Mit besonderer Freude wurde anerkannt, dass die mit der schlesischen Gesellschaft in stetem innigem Ver- kehr stehende Lausitzer naturforschende Gesellschaft in Dr. Peck und Dr. Böttger ihre Vertreter gesendet hatle. Nach allseitiger Begrüssung wurde in dem Restaurationssaale des Bahnhofes’ zu Königszelt die Sitzung um 8 Uhr Vormittags durch eine Ansprache des Geheimralh Goeppert eröffnet und von demselben auf den schon lange bestehenden innigen Verkehr der korrespondirenden Mitglieder mit der Sektion, sowie auf die hoffentlich alljährlich von nun an wiederkehrende Erweiterung derselben durch Wanderver- saumlungen hingewiesen. Hierauf wurden auf den Antrag Goepperts Kreisgerichis-Direcktor Peck (Schweidnitz) zum Präses und Fa- brik-Direklor Winkler (Giesmannsdorf bei Neisse) zum Vizepräses mil allgemeiner Akklamalion erwählt. Das Sekretariat übernahm Dr. Engler (Breslau). Die Reihe der Vorträge eröffnete Forst- meister Tramnitz (Breslau) durch Mittheilungen über Geschichte, Grösse und Zusammenselzung des nahegelegenen, zur königlichen Oherförsierei Zobten gehörigen Zedlitzbusches, der als Mittelwala 254 mit Eichen als Oberholz, Haseln, Linden, Erlen und andern Weich- hölzern als Unterholz bewirthschaftet wird. Hervorgehoben wurde die nach der bisherigen Methode des Abtriebs stets vergeblich er- strebte Rekrutirung des Oberholzes, welche erfolglos blieb, weil die zu Oberbäumen geeigneten Holzarten, meist Lichtpflanzen, im Schalten des vorhandenen Oberstandes nicht gedeihen. Es wurde auf ein neues Verfahren aufmerksam gemacht, auf förmlichen Kahl- schlägen von 2—8 Morgen Grösse die edlen Hölzer, namentlich Eichen, als künftige Oberbäume des Mittelwaldes nachzuziehen. Lehrer Zimmermann (Striegau) gab Mittheilungen über die nie- dere Vegetation dieses interessanten, von der Polsnitz bewässerten Waldes. Dr. Hüttig (Schweidnilz) machte eine Mittheilung über den Standort des Asplenium adulterinum Milde am Kötschen- berge. Direktor Peck (Schwe idnitz) sprach über die Vorzüglich- keit von Gitterpressen und über einige interessante Pilanzenformen der Schweidnitzer Flora, bei welcher Gelegenheit, auch Lehrer Gerhard (Liegnitz) von ihm gemachte Beobachtungen berichtete. Apotheker Pfeiffer (Steinau) legte interessante Monstrositäten von Geum rivale vor. Prof. Cohn (Breslau) verlas einen soeben einge- trolfenen Brief des Privaldozenten Dr. Ascherson (Berlin), welcher bedauerte, nicht selbst an der Versammlung theilnehmen zu können und die Gründung einer Deutschen botanischen Gesellschaft in Anregung brachte, auch zu der in den Pfingstlagen in Berlin stalt- findenden Versammlung des Botanischen Vereins für die Mark Brandenburg, wo über diese Angelegenheit Beschluss gefasst werden soll, einlud. Die Herren Cohn, Peck und Goeppert empfahlen den Mitgliedern, den Vorschlag im Auge zu behalten und zu un- terstützen, sobald ein bestimmtes Programm erscheinen würde. Sodann hielt Prof. Cohn einen Vortrag über Krankheiten der In- sekten, welche veranlasst werden durch Pilze, die in ihrem Körpe auf Kosten des Bluts und der Eingeweide sich entwickeln. Von len anderwärts besonders in neuester Zeit studierten Fällen sind in Schlesien bis jetzt erst wenige beobachtet (Empusa auf Stu- benfliegen, und anderen Dipteren, auf Jassus, auf den Raupen unıd Puppen von Euprepia aulica, hier schon 1844 von Assmann be- schrieben; Panhistophyton der Seidenraupen; einige Isarien), wäh- rend andere Arten (echte Muscardine durch Botrytis Bassiana, Isuria farinosa, Cordyceps), obwohl sicher bei uns vorhanden, doch noch nicht erkannt sind. Höchst wahrscheinlich gibt es auch noch viele bisher wenig oder gar nicht untersuchte Typen von Insektenpilzen; einen solchen hat Vortragender als Tarichium be- zeichnet, der durch Bildung von grossen schwarzen Sporen im Innern des Thieres charakterisirt ist. (Tarichium megaspermum bei Erdraupen, T. sphaerospermum bei Kohlraupen T. Aphidis in Blatiläusen.) Vielleicht ist Tarichium nur eine zweite Fruchtform der Gattung Empusa mit Dauersporen. Vortragender bittet um Mittheilung von Raupen, Puppen, Schmetterlingen und andern In- seklen, welche im Winterlager, Moos, Erde etc. durch äusseren 255 Schimmelanflug, Pilzauswüchse oder mumienarlige Verschrumpfung als pilzbefallen sich anzeigen, und ersucht namentlich die Ento- mologen, Forstmeister und Bienenzüchter um Unterstülzung seiner Untersuchungen. Dr. Stenzel (Breslau) hielt einen Vortrag über den Bau der Schuppenblälter von Lathraea Squamaria unler Vor- lage von Zeichnungen zur Erläuterung ihrer bisher noch unvoll- ständig erkannten Organisation. Dr. Engler (Breslau) hielt einen Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Kenntniss der schle- sischen Phaneroganmen und Gefässkryptogamen, sowie über die Aufgaben, welche sich die schlesische Floristik jetzt und in den künftigen Jahren zu stellen habe. Als Ergebniss einer Schätzung der bis jetzt in Schlesien bekannt gewordenen Phanerogamen und Gelfässkryptogamen wurde die Zahl von 1441 wirklich einheimischen und auf natürlichem Wege aus den Nachbarländern eingewanderten Arten angegeben. Somit sind seit dem Erscheinen der letzten Auflage von Wimmer’s Flora von Schlesien 82 neue Arten be- kannt geworden, um deren Nachweisung neben vielen anderen sich namentlich v. Uechtritz jun. verdient gemacht hat. Der Vortragende wies ferner darauf hin, dass trotz der erfolgreichen Forschungen der letzten Jahrzehnte noch eine Anzahl Aufgaben zu lösen sei, ehe mil einem allen wissenschaftllichen Ansprüchen genügenden und eine Art Abschluss gebenden Werke vorgegangen werden könne. Vor Allem sei zu berücksichtigen der Zusammen- hang, in welchem unsere gegenwärlige Flora mil der der vorhi- storischen Epochen stehe, sei anzustreben eine möglichst genaue Vorstellung von den Verbreitungsbezirken der einzelnen Arten und eine Feststellung einzelner Florengebiete. Diese Ziele können er- reicht werden durch eine sorgfältige Kontrollirung früherer un- sicherer Angaben und durch Bekanntmachung recht vieler Lokal- floren. Hierauf wurden diejenigen Theile Schlesiens bezeichnet. deren botanische Durchforschung noch vorzunehmen sei und hierbei diejenigen Arten der benachbarten märkischen, lausitzer und mäh- rischen Gebiete erwähnt, deren Nachweisung. auf schlesischem Territorium noch zu erwarten sei, auch wurden eine Reihe von Pflanzenarten, welche sich dem Auge des weniger sorgfältig beob- achtenden Forschers leicht entziehen, sowie mehrere Genera eingehender Beachtung empfohlen. Obergärtner Stein (Breslau) forderte die Anwesenden zur Betheiligung an dem schles. Tausch- verein auf und vertheilte dessen Statuten. Dr. Schröter (Breslau) berichtele über eine Krankheit, durch welche eine der Hauptzierden des Breslauer botanischen Gartens, der schöne 6ästige Pandanus odoratissima vernichtet worden ist. Dieselbe ist veranlasst durch Neetria Pandani, einen Pilz aus der Abtheilung der Kernpilze, dessen Gonidien- und Akrosporenfreichte auf dem kranken Stamme in grosser Fülle gefunden werden. Erstere bilden schwarze Keulen, Letziere orangenrothe Krusten. — Von der vielfach beschriebenen und gefürchteten Kernfäule der Pandanus ist die neue Krankheit nicht nur durch das Auftreten des Pilzes, sondern auch durch ihren 256 ganzen Verlauf verschieden. Schliesslich wurde von Geheimrath Goeppert der Antrag gestellt, dass sich im August eine grössere Anzahl von Botonikern auf einige Tage zu kryptogamischen Studien im Riesengebirge vereinigen möchte. Nachdem noch die Zahl der Anwesenden durch Namensaufruf festgestellt war, wurde die Sitzung durch den Herrn Vorsitzenden geschlossen. Um 91, Uhr begab sich die Gesellschaft unter kundiger Führung der Herren Forst- meister Tramnitz (Breslau) und Zimmermann (Striegau) nach dem schönen Zedlitzbusche. Der an und für sich schon grosse Genuss einer Wanderung durch denselben wurde noch durch die vielen belehrenden Mittheilungen der Herren Tramnitz und Goep- pert erhöht; auch gab die reiche Vegetation des Waldes Anlass zu gegenseitigen Mittheilungen interessanter Beobachtungen. Um 1 Uhr in Striegau angelangt, vereinigte sich die Gesellschaft ın der Richter’chen Restauration zu einem Diner, bei welchem zahl- reiche heitere Toaste die Gesellschaft in dauernder fröhlicher Stim- mung erhielten. Nach 4 Uhr begaben sich sämmtliche Theilnehmer auf die durch ihre reiche Vegetation berühmten, auch in geologischer, landschaftlicher und historischer Beziehung interessanten Striegauer Berge; und selbst einzelne Regengüsse waren nicht im Stande, den Eifer der Botaniker zu lähmen, welche die Berge in allen Richtungen durchstreiften. Um 7 Uhr fanden die Mitglieder der Versammlung, von den Resultaten derselben in jeder Beziehung befriedigt, sich wieder auf dem Bahnhofe von Streigau- ein, von wo aus dieselben in ihre Heimath zurückbefördert wurden. Cohn. Engler. — Die Geschäftsführer der 44. Versammlung deutscher Nalurforscher in Rostock glauben unter den gegenwärligen Zeitverhältnissen auf die Zustimmung aller Fachgenossen rechnen zu können, wenn sie die in diesen Tagen beabsichtigte Einladung zu der Versammlung nicht ergehen lassen, sondern die Zusammen- kunft der Gesellschaft in Rostock auf friedlichere Zeiten verschieben. —- 900- Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher, mit Pflanzen von Wien. — Von Herrn Professor Niess|l, mit Pfl. aus Mähren und Steier- mark. — Von Herrn Dr. Halacsy mit Pfl. von Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Doms, Dr. Rauscher, Pri- choda, Dr. Lorinser, Andree, Val de Lievre, Jäggi, Oertel, Matz. Correspondenz der Redaktion. Herrn C. G. in J. und Herrn F. W. in W.: „Wird mit Dank benützt.“ 5 — Herrn Dr. J. T. in Er.: „Bitte um Begleichung meines Guthabens.“ Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der G. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für "Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift . -; die freidurch die Post be- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe fl; , a h Wieden, Neumang. Nr.T) EN om. ameriet auf sehe Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, 9% pränumeniren, (? Thlr. 10 Ngr.) h Im Wege des ganzjährig, oder r » z Buchhandels übernimmt mil aB mn Ast, W. Apotheker und Techniker. sen halbjährig. €. Gerold’s Sohn, Inserate in Wien, die ganze Petitzeile so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. N°- 9, Buchhandlungen. XX. Jahrgang. WIEN. September 1870. INHALT: Farbenwandlung der Blüthen. Von Reissek. — Ueber Mel/ampyrum. Von Dr. Kerner, — Reise nach Spanien. Von Oertel. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Literatur- berichte. — Correspondenz. Von Gsaller. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Sammlungen. — (orrespondenz der Redaktion. Die Farbenwandlung der Blüthen. Von 8. Reissek. Unter Farbenwandlung der Blüthen versteht man, nebst der normalen Färbung derselben, das Auftreten von 2, 3, 4, 5 und mehreren bis zu 8 verschiedenen, abwechselnd einander fol- genden Färbungen. I. Plantago arenaria W. et Kit. Krone sehr stark durchscheinend, Griffel weisslich grünlich, Anlheren gelb. 1. Wandlung: Die Krone wird am Schlunde und eine Strecke weil nach unten und oben satibraun. 2. Wandlung: Der Griffel verdünnt sich und wird dun- kelbraun. II. Rochea falcata DC. Krone aufgerichtet, scharlachroth, ebenso die Staubfäden und Carpelle, die Antheren gelb. 1. Wandlung: Die Krone strebt bogig auseinander und wird satt weinroth. 2. Wandlung: Die Staubfäden sind wie die Krone satt weinroth. Veste.r. botan.Zeitschriit. 9. Heft. 1370. 17 3. Wandlung: Die Antheren sind hellbraun. 4. Wandlung: Die Pistille sind bis zu ?2/; Höhe blassgrün, am oberen !/, satt weinroth. 5. Wandlung: Die Krone richtet sich wieder auf und wird dunkel weinroth. Diese Aufrichtung entspricht dem normalen Zu- stande. 6. Wandlung: Die Pistille sind nur an den äussersten Enden schwach und die Narben schwärzlich roth. II. Iberis umbellata L. Krone weiss, Blätter paarig, 2 neben einander stehend länger, 2 kürzer, Staubfäden weiss, Griffel weiss. R Wandlung: Die Staubgefässe werden dunkelroth. M Wandlung: Der Griffel wird dunkelroth. IV. Silene Fabaria Sibth. Kelch grün, Krone und Staubfäden weiss, Griffel roth und alle Theile der Krone ausgespannt. 1. Wandlung: Die Blumenblätter ziehen sich zusammen und ehe eine hellgelbe Bräunung an. 2. Wandlung: Die Griffel werden weiss. 3, Wandlung: Die Blumenblätter schrumpfen zusammen und werden dunkelbraun. V. Cacalia sonchifolia L. Das Anthodium am Strahle gelb, die Scheibenblüthen schar-- lachroth. 1. Wandlung: Die Scheibenblüthen werden orangefärbig. 2. Wandlung: Strahlen- und Scheibenblülhen werden licht- braun. 3 Wandlung: Strahlen- und Scheibenblüthen werden salt- braun und fallen ab. VI. Helichrysum crassifolium Lam. Die Anthodien in der dünnschuppigen, abstehenden Umhüllung des Involuerums sind an der oberen Hälfte blass, an der unteren bräunlich und an den Spitzen saltbraun. Die Scheibenblüthen sind gelb. 1. Wandlung: Die Scheibenblüthen werden sattbraun. 2. Wandlung: Die abstehende Erhebung der Involucral- schuppen wird eine aufrecht angedrückte. 3. Wandlung: Die Früchte fallen bei der Reife mit dem Papus auseinander. VI. Aconitum Napellus L. Blüthe mit sattblauem Kelch, die Krone, die Staubfäden nur am obersten Theil, ebenso der Griffel nur an der Spitze blau. 1. Wandlung: Der Kelch wird viel blässer blau und hinten am oberen Theile des Rückens an beiden Seiten auf geringe Breite mit unregelmässigen, Jichtbraunen Tüpfeln überzogen. 2. Wandlung: Der Kelch ist an seinem kapuzenförmigen Theil ganz bedeckt mit braunen, ineinander fliessenden Flecken. 259 3. Wandlung: Die Kronenblätter sind an den Stielen unver- änderl, aber an den Plalten graubräunlich. 4. Wandlung: Die Staubgelässe zuletzt graubräunlich. 5. Wandlung: Der Griffel am Untertheil lichtbraun, verkürzt, im Verhältniss seiner ursprünglichen Länge. 6. Wandlung: Allseitig bräunlich grünlich, im höchsten Grade schmutzig in der Färbung. VII. Abutilon Tonelianum Hort. Kelch blassgrün, Blülhen sehr schmutzig roth, an der Innen- seite auf einem geringen Theil der Innenseite mässig gesältligt. an der Aussenseite blassroth. Nägel der Kronenblätter blass schmul- zig gelb, Staubfäden ebenfalls blass schmutzig gelb, An ihrer Röhre Fruchtknoten hellgrün, Griffel sehr blass, weissgelblich. 1. Wandlung: Die Krone fängt an das Roth zu verlieren und sich dem weisslich Rothen anzuschliessen. 2. Wandlung: Die Krone wird beiderseits isabellfarbig. 3. Wandlung: Die Staubgefässröhre und die freien Staub- füdentheile werden ebenfalls isabellenfarbig. 4. Wandlung: Der Kelch das Grün ganz verlierend, schmutzig weissgelblich werdend. 6. Wandlung: Die Staubfädenröhre wird blassbraun. 7. Wandlung: Der Kelch am Röhrentheil sattbraun, an den Abschnitten mässig gesältigt braun. 8. Wandlung: Der Fruchtknoten ist braun. IX. Aloe hybrida Salm-Dyck. Blüthe mit blassröthlicher Grundfärbung auf beiden Seiten, in der Knospenlage am Scheitel stark rolh, aussen mit graurölthlichen Streifen von blasser Färbung. Unmittelbar vor dem Aufbrechen der Knospen werden die Streifen kräftiger, braunröthlich und bis zum Scheitel reichend. Aufgeblüht ist die Blülhe mit sehr blass- weissgelblichen Saumtheilen und die Staubfäden blassgrün, der Fruchtknoten sattgrün. 1. Wandlung: Die Blüthe ist wieder wie in der Knospenlage schmutzig weissrölthlich, der Obertheil lichtbraun, statt roth in der Normalfärbung. 2. Wandlung: Die Streifen verschwinden aussen, innen aber sind sie braun und die Saumabschnilte sind sattbraun. 3. Wandlung: Die Staubfäden sind schmutzig sattgelb. Aloe subulata Haw. und hybrida Salm-Dyck verhalten sich auf gleiche Art, was bei vielen Aloen staltfindet. Ganz ver- schieden verhalten sich die strauchartigen und baumartigen Aloen. X. Lathyrus latifolius L. var. albus. Krone weiss, am Vexill vorn und hinten am Obertheil in der Mittellinie blass grünlich weiss, an den Flügeln und an der Carina längs ihrer Leiste blassgrünlich, Staubfäden und Griffel weiss. 17% Huter, Rupert. — Botanische lan ie Le 2 2 . 335 Janka, Victor v. — Bemerkungen zu Boissier's „Flora orientalis*; =. „444 386 Seite Kerner, Dr. Anton. — Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichi- schen Flora. ...:. wuägasge eo 0 elle Lan 2) Pr — — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebeubürgens 18, 67, 193, 136, 170, 203, 231, 322, 356 =_ _sLiteratärberichten. . 2... we les 0 20. 22 te — — Ueber die hybriden Saxifragen der österreichischen Flora . . . . 448 — — Ueber einige Arten der Gattung Melampyrum . 2» 2 2 0 0. . 266 — — Viola ambigua W. K. ix. Niederösterreich und V. Thomasiana Perr. et Song.’ in, Tirol? „1 Ber Tee Kohts, F. — Beschreibung neuer und Charakteristik einiger bekannten Carex-Arten 1. ee... ne ei a En = —/ Weber Potamogeton Casparye su ..e 0 a en — 2 Weber Seirpus Bailliv Kohts .». .. Wu 2. er A Mayer, A. C. — Trigonella monspeliaca L. im Gebiete der Flora Deutsch- lands. 20.00 200 ee ee Er 7 Neilreich, Dr. August. — Thalictrum silvaticum Koch neu für die Flora Niederösterreichs' ..... .. ... 2 a 222 Risse Pepe Oertel, A. — Eine Reise nach Spanien im Winter 186 Orr Panöi6, Dr. Josef. — Botanische Reise in Serbien im J. 1869. . . 173, 205 Pokorny, Dr. A. — Der Kampf umn’s Dasein in der Pflanzenwelt . 114, 147 Prichoda, Moritz. — Zur Elora von. Istrien, .,...... u. „Eee u Reissek, S. — Die Farbenwandlung der Blüthen „.. 2. ......257 Scheutz, Dr. N. J. — Literaturberichte . „©... „u u. Sn Schur, Dr. Ferd. — Photographische Fragmente 22, 408, 200, 230, 293, 366 Sekera, W. J. — Naclıtrag zur Flora der Basaltformation ın der Gegend von. Münchengrätz I...» “levne le Vo, P 2 20 So en EEE Sonklar, Carl v. — Aus dem Banate ... ».. = tee en) Dog ee Spreitzenhofer G. (©. — Botanische ei, an Mondsee. ..... 55 Strobl, Gabriel. — Ausflug auf den grossen Bösenstein. . . .. ..208, 245 Tommasini, Mutius R. v. — Streifplicke auf die Flora der Küsten Li- burniens; euyanen ee) 0 = sera kan dee Wulpius. — Exkursionen in die Be Aipon Some 1855 . 297, 340, 369 Weiss, Dr. Adolf. — Literäturberichte .. ..: FEN 1,70, Weyl, Tb. — Notiz über Potamogeton Casparyi Rom I Winter, Ferd. — Literaturberichte . .... . .. 21.00 Sen 2 III. Besondere Artikel. 94%. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien . 2.2 2.2...8 Dem. Andenken .F. Ungers- .-....... 0... 0.000 We IV. Correspondenzen. Aus Antholz in Tirol von Huter Athen von Dr. Landerer . es Danzig von Kohts: . . ..; Be Graz von R. v. Pittoni ‘. . Innsbruck von Gsaller . . ” „ Innsbruck von Dr. Kerner. „ Krems in Niederösterreich von Bar. Thümen ” 5 Leipzig von Georg Winter... . „ Linz von Dr. Rauscher.. . London von Dr. Seemann. are y% „ Marienwerder von Dr. Klinggräff „ Neutra in Ungarn von Knapp... Bekest vonJanka. ..-. .-; „ Plavischevitza von Janka . „ Trient von Val de Lievre . Brhmestvon Hauk. ..: „ Triest von Tommasinı... SawWien von Dr. Falck. . . Wien von Glowacki. Wien ’won Prichoda... . . V, Stehende Rubriken. Persenalnotizen - . . . ..28, 61, 90, 122, 156, 189, 224, Couvet in der Schweiz von Dr. Lerch . “ Turn-Severin i. d. Walachei von Janka Sz. Gothard in Siebenbürgen von Janka „ Striegau in Schlesien von Zimmermann . 28, 120, 1 Langenlois in Niederösterreich von Kalbrunner .. Vereine, Anstalten , Unternehmungen 29, 62, 91, 123, 156, Brevarisches u: 2.0.0. Bean nee Botanischer Tauschverein in Wien 31, 61, 95,128, 160, 192, . . 387 Seite ee re! a er. 1 51, 287, 318 220. 250, 349 u AR ee Banana no ren er alt ae ran: 2.315, 383 & 185 N: 5.0.2 RE 7 (ill 185, 251, 317 22» ARME 3. PR (0) a .: 319, 350, 383 2, 252, 288 319 .31, 94, 491, 350] . 94, 160, 288 256, 350, 38% mil 3: Me Ka = A| Made in Italy 7