Oesterreichische Botanische Zeitschrift. rbesterr, botanisches Wochenblatt.) nn nn Gemeinnütziges Organ für Botanik. und ee Gärtner, Dekonom "m Karzle, Apotheker und Techniker. —o8— Redieirt und herausgeseben von % Dr. Alex. Skofitz. SS XXI. Jahrsane. 1871. WIEN. Verlag von ©. Gerold. ZEV? a ü « 4 « . N ü C . & & i je ‘ ‘ ik "6 PURCHASED 1923 FROM GENEVA BOTANICAL GARDEN | en FRW-G ’ D ee nn Vest.Botan. Zeitschrift 1871 Desterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker,bärtner,dekonomen,Forstmänner, Aerzte. Apotheker und Techniker, Mit Orisinal-Beiträgsen von Abi, Ascherson, Barth, Bartsch, Berggren, Branik, Brassai, Brotherus, Celakovsky, Cohn, Dedecek, Focke, Garcke, Gremli, @saller, Hans, Heidenreich, Heldreich, Hohen- acker, Hohenbühel-Heufler, Holuby, Janka, Kanitz, Karo, Kerner, Krenberger, Landerer, Lorinser, Magnus, Mayer, Murmann, Pittoni, Radde, Rauscher, Rossi, Schur, Schütz, Sonder, Sonklar, Strobl, Tommasini, Vechtritz, Vagner, Val de Lievre, Vatke, Vulpius, Wallner. Wawra. LISRARY Redigirt Be BOTAmsCH| von (+ D" Alexander Skofitz, Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und melırerer wissenschaftlichen Gesellschaften Mitglied. XXI. Jahrgang. (Mit 1 Lithographie.) Wien A871. Verlag von ©. Gerold. Ind Fr Tee Ya) CH u 7 u F - Y 2 4 eetrte r ’ , g { - » BE ıHN% N aA Net am BER er si } 1 #2 ie 1 v ” P “ 7 Y ar ‚in 3 = 0 > . . pr - Desterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische ; zrenpisze botanische Zeitschrift - z die frei durcli die Postbe- ee eracale: Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion (Wieden, Neumang. Nr. 7) Tan ee Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, u pranumerten. (3 Thlr. 10 Ngr.) H Im Wege des ganzjährig, oder ! NR ng r Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 83 kr. öst. W,. Apotheker und Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°® 1 so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. = ' Buchhandlungen, XXI. Jahrgang. WIEN; Jänner i871. INHALT: Gallerie österr. Botaniker. Lad. Celakovsky. — Ueber die Campanula Welandii. Von Dr Celakavsky. — Vegetationsverhätnisse. Von Dr. Kerner. — Exkursionen in die Berner Alpen. Von Vulp:us. (Schluss.) — Correspondenz. Von Tommasini, Dr. Gelakovsky, Holuby, Dr. Rauscher, v.Pittoni, Dr. Sonder, Dr. Heldreich, Dr. Landerer. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botauischer Tauschverein. — Inserat. Gallerie österreichischer Botaniker, XV LIBRAR ; v - NEW YoR! Ladislav Celakovsky. Srimieh GAPREI (Mit eirem lithographirten Porträt). Ladislav Celakovsky wurde den 29. November 1834 in Prag geboren, wo er auch den ersten Unterricht unter der sorgsamen Leitung seines Vaters Franz Ladislav C., hochgefeiert als Dichter und Schriftsteller, erhielt. In Folge der im J. 1842 stattgefundenen ehren- vollen Berufung seines Vaters als Professor der slavischen Sprachen und Literatur an die Universität Breslau genoss ©. seinen weiteren Unterricht am kath. Gymnasium zu Breslau, absolvirte dorten bis zum J. 1849 die vier unteren Klassen und bildete sich dabei in der deut- schen Sprache gründlich aus. Weilend an einer Stätte, wo die Naturwissenschaft, namentlich aber die Botanik zu allen Zeiten ihre Pflege fand, konnte es nicht fehlen, dass des begabten Knaben empfänglicher Sinn ‚sich den gebo- tenen Anregungen zuwendete, und wirklich gewann ©. schon damals unter dem Einllusse des Gymnasiallehrers Dittrich eine besondere Vorliebe für die Botanik. Nun wurde fleissig botanisirt, häufig auch Ossterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft 1371. 1 2 in Gesellschaft des Vaters, der ebenfalls ein grosses Interesse für die Pflanzen empfand, und ein erstes Herbarium wurde angelegt. Im J. 1849, nach jenem grossen hoffnungsreichen politischen Umschwunge kehrten C. und sein Vater in ihre Heimath zurück, letz- terer als Professor oben genannter Fächer an die ‚Universität Prag. Doch schon im J. 1852 starb derselbe, bevor noch ©. das Ober-Gym- nasium absolvirt hatte und hinterliess sechs Kinder, aber leider kein Vermögen. In dieser für Celakovsky's Zukunft so misslichen Lage, nahm sich des verwaisten Knaben Professor Purkyne, der berühmte Physiologe, als Mensch wie als Gelehrter gleich hoch stehend, väter- lich an. Er, der gleichzeitig mit Celakovsky’s Vater Breslau ver- liess um in Prag zu lehren, bot dem Sohne seines dahingeschiedenen Freundes nicht allein den ganzen Unterhalt, sondern auch die Mittel zur Fortsetzung seiner Studien. Diese neuen Lebensverhältnisse ge- stalteten sich für C. um so freundlicher, als ein gleiches Streben in der botanischen Wissenschaft ihn mit Purkyne&s Sohn Emanuel, der gegenwärtig als Professor an der Forstschule in Weisswasser fungirt, auf das innigste verband. Beider Genosse war Julius Sachs, der sich der Physiologie widmete. Nach mit Auszeichnung abgelegter Maturitätsprüfung im J. 1853 besuchte ©. verschiedene naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Prager philosophischen Fakultät, in der Absicht sich der Gymnasial- oder Realschulprofessur zu widmen. Dabei aber kultivirte er zumeist das Studium der Botanik, er unternahm morphologische Studien, durch- forschte das heimische Florengebiet, namentlich die Umgebung von Prag und übte sich im physiologischen Institute des Prof. Purkyne in elementaren mikroskopischen Untersuchungen. Nebenbei betrieb er auch die schöne Literatur und bildete sich in der englischen Sprache derartig aus, dass er vier dramatische Stücke Shakespeare’s (König Lear, Heinrich IV. 2 Th., der Sturm) in die böhmische Sprache über- setzen konnte. Sie sind erschienen in der von der Matice-Gesellschaft veranstalteten böhmischen Shakespeare-Ausgabe. Ebenfalls in böhmi- scher Sprache abgefasst waren die ersten botanisch-literarischen Ver- suche Celakovsky’s, welche er in der „Ziva“ veröffentlichte, einer von Prof. Purkyne& und Kreje&e redigirten, anfangs mehr populären, später streng wissenschaftlichen Zeitschrift für Naturwissenschaft. Diese Abhandlungen betrafen theils monographische Bearbeitungen einzelner Pflanzenfamilien, theils morphologische und biologische Unter- suchungen. f Im J. 1858 übernahm C. die sich darbietende Supplentur für Naturgeschichte am Obergymnasium in Komdtau, wo er sich an den um die Erforschung der böhm. Flora viel verdienten Arzt Dr. Knaf anschloss. Dort hatte er Gelegenheit die Erzgebirgsgegenden in bota- nischer Hinsicht kennen zu lernen. Damals schrieb er auch für das Gymnasial-Programm einen Aufsatz allgemeinen Inhalts. Nachdem der von ©. wegen Erkrankung supplirte Professor sein Amt nach Jahres- frist wieder angetreten hatte, nahm ©. die ihm gebotene Stelle eines Hauslehrers in der Familie des Zuckerfabrikanten Richter in König- 3 saal an, gab dieselbe jedoch, so angenehm sie auch war, schon nach einem halben Jahre gerne auf, als ihm das durch Dr. Emanuel Pur- kyne&'s Berufung an die Forstlehranstalt zu Weisswasser im J. 1860 er- ledigte Kustodiat der botanischen Abtheilung am böhmischen Museum anvertraut wurde, obwohl sich dabei seine materielle Lage zunächst verschlechterte. C. musste nun wohl einen grossen Theil seiner Zeit und Thä- tigkeit der Instandhaltung und Vermehrung der Musealsammlungen widmen, dabei erweiterten sich aber seine speziellen Pllanzenkennt- nisse. Das Museum ist namentlich reich an böhmischen Pflanzen, diesen wendete ©. eine besondere Aufmerksamkeit zu, indem er sie als Basis zu einem schon seit lange vermissten Werke über die Flora Böhmens zu verwerthen beabsic htiete. In Folge dessen schrieb er zu jener Zeit eine Reihe von Artikeln. welche in Beziehung zur böhmi- schen Flora stehen und ihre Veröffentlichung in dem „Lotos,“ in der „Oesterr. botan. Zeitschrift‘“ in der „Ziva“ und in der böhm. Museums- zeitschrift fanden. Auch einige populär belehrende Aufsätze in der „Kvety“ datiren aus jener Zeit. Obwohl Öela kovsky’s Zeit durch seine Arbeiten im Museum und durch seine Forschungen schon genugsam in Anspruch genom- men war, So supplirte er doch wiederholt Naturgeschichte an der böhmischen Oberrealschule für den anderweitig beschäftigten Prof. Kvejci, dem er für so manche Beweise freundschaftlicher Gesinnung zu Danke verpflichtet war. Inzwischen wurde ihm der Gedanke, an einer Mittelschule zu lehren, wozu er sich schon länger vorbereitet hatte, immer mehr verleidet und er strebte nun dahin sich den Weg an die Univ ersität oder Technik zu bahnen. Zu diesem Zwecke ent- schloss er sich, die philosophischen Rigorosen abzulegen und wurde auch im J. 1863 zum Doktor der Philosophie promovirt. Im folgenden Jahre vermählte sich C. mit der Tochter seines väterlichen Freundes Dr. Knaf, allein schon im nächsten Jahre wurde ihm das traurige Geschick zu Theil seinen Schwiegervater durch den Tod zu verlieren. R Im J. 1866 habilitirte sich C. an der Prager Technik in der Vor- aussicht, dass an dieser Anstalt eine Lehrkanzel für Botanik mit böh- mischer Vortragssprache errichtet werde. Wirklich wurde eine solche noch in demselben Jahre kreirt und ©. erhielt die im Konkurswege ausge- schriebene honorirte Dozentur derselben. Im J. 1869 wurde er zum ausserordentlichen Mitgliede der Prager Gesellschaft der Wissen- schaften gewählt. Als im J. 1864 ein Comite für die naturwissenschaftliche Durchfor- schung Böhmens in’s Leben trat, wurde ©. mit der botanischen Durch- forschung betraut, und da das "Comite sich in verschiedene Sektionen theilte, wurde er zum Vorstande der botanischen Sektion ernannt. Seit dieser Zeit unternahm €. alljährlich, zumeist in den Ferien- monaten, botanische Bereisungen, nach dem entworfenen Plane, zu- nächst von Nord- und Nor dostböhmen, im vergangenen Jahre auch vom südlichsten Theile des Landes. Die hierbei "gesammelten Pflanzen 1 % bleiben der von C. separat aufgestellten speziellen böhmischen Samm- lung einverleibt, welche die gesammte böhmische Flora repräsentiren soll und bereits sehr reich an Formen und Standorten ist. Kurze Berichte über obige Bereisungen sind in den Jahres- berichten des Comites niedergelegt. Die Resultate derselben aber be- nützte C. zu der schon früher in Angriff genommenen floristischen Arbeit eines Prodromus der Flora von Böhmen, von welchem das erste Heft, gedruckt im J. 1867, bereits erschienen ist. Ein zweites Heft, welches die Apetalen und Gamopetalen, Dicotyledonen umfassen soll, ist dem Abschlusse nahe und wird noch in diesem Jahre er- scheinen. . Nachfolgendes Verzeichniss der botanischen Publikationen Cela- kovskys, welche sich durch ihren wissenschaftlich hohen Werth auszeichnen, macht jede weitere Hervorhebung der umfassenden bo- tanischen Thätigkeit desselben entbehrlich. Celakovsky veröffent- lichte an botanischen Arbeiten: 1. In der böhmischen Zeitschrift „Ziva®: 1855. Linne’s Biographie. 1856. Die Amentaceen. — Die Leguminosen. (Populäre Monographien dieser Familien.) 1857. Ueber die morphologische Gliederung der Pflanzenaxen, insbe- sondere der Rhizome. (Nach eigenen Untersuchungen.) 1858. Die Rebe. — Die Rosaceen. (Besonders deren Axenverhältnisse, morphologische Analysen.) 1860. Entwickelungsgeschichte der Blüthentheile. (Dargestellt nach Payer’s Organogenie vegetale de la fleur.) 1861. Die Ranunculaceen der Prager Umgegend. (Eine kleine Mono- graphie.) — Ueber Colchicum. (Morphologisch-biologische Abhandlung der Knollenbildung nach eigenen Untersuchungen.) 1862. Morphologische Uebersichten auf dem Gebiete der Botanik. 1863. Ueber Pflanzenbewegungen. (Zwei Abhandlungen aus der Pflan- zenphysiologie.) 1864. Die Orobanchen (Morphologie, Systematik und Verbreitung der Arten in Böhmen.) 1866. Ueber die geschlechtliche Fortpflanzung der niederen Krypto- amen. — Deher den Pleomorphismus der Fruktifikationsorgane der Pilze. — Ueber die pflanzengeografischen Formationen Böhmens. (Iden- tisch mit dem in „Lotos“ deutsch veröffentlichten Festvortrage.) 1869. Die Entwicklung des Pflanzenreichs mit Rücksicht auf die Dar- win’sche Theorie. 1870. Flora der Prager Gegend. (Aufzählung der Arten, ihrer Stand- orte, allgemeine pflanzengeographische Schilderung.) (Die beiden letzten Abhandlungen erschienen als separate Schriften, die Flora von Prag dürfte überdiess von C. demnächst in deutscher Sprache herausgegeben werden.) 1865. 1861. 2. In der böhmischen Museumszeitschrift: Ideen über die Herkunft der böhmischen Flora. 3. In der „Oesterr. botanischen Zeitschrift“: Ueber Luzula pallescens Bess. und nächstverwandte Arten. 1863. Ueber Carex pediformis und C. Mairü. 1869—1870. Beobachtungen und Kritiken einiger Pflanzen der böh- 1870. 1862. 1863. 1864. 1865. 1866. 1867. 1868. 1869. 1870. 1859. mischen Flora. (1. Carex pilosa Scop., 2. Knautia silvatica Dub., 3. Prunella, 4. Myosotis caespitosa C. F. Sch., 5. Poly- gala depressa W end.) Ueber Rhinanthus angustifolius Gmel. Sind Osmunda und Scolopendrium in Böhmen einheimisch? 4. In der Prager Zeitschrift „Lotos“: Gelegenheitliche Mittheilungen über die böhmische Flora, über neue Arten, neue Fundorte u. s. w. in verschiedenen Jahr- gängen, dann: Flora der Umgegend von Osseg, nach den Aufzeichnungen von P. Dom. Thiel. — Ueber die böhmischen Amarantaceen. — Die Equiseten Böhmens. Ueber Thesien. (Morphologie und Systematik, letztere bezüglich der böhmischen Arten.) Pflanzenmorphologische Mittheilungen. — Ueber die böhmischen Geranien. Ueber Veronica agrestis und verwandte Arten. — Ist Pulsa- tilla Hackelii Pohl. ein Bastart? Ueber die Pflanzenformationen und Vegetationsformen Böhmens. — Beitrag zur Kenntniss der Thyphaceen. Das Prioritätsrecht und der botanische Artname. — Eine in- teressante Blüthenabnormität bei Campanula patula. Die Orobanchen Böhmens. Ueber Corydalis pumila und Gagea pusilla. Ueber eine verkannte Veronica-Form. — Ueber Orchis mon- tana Schmidt. 5. Im Jahresprogramm des Komotauer Obergymnasiums. Ueber die Entwicklungsstufen des Pflanzenreichs. 6. In den Sektionsberichten der naturwissenschaftl.-mathem. Sektion der 1864. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: Ueber die böhmischen Orobanchen. 1865. Zur Morphologie der Rhizome der Carices. 7. Im Archiv für die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens: 1867—1869. Prodromus der Flora von Böhmen (1. Heft, in beiden S. Landessprachen.) 6 Ueber die Campanula Welandii Heuffel. Von Dr. Ladislav Öelakovsky. Im VII. Jahrgange des österr. botanischen Wochenblattes (1857 Nr. 15) ist von He uffel die Campanula Welandii als neue, an der Donau und bei den Herkulesbädern im Banat wachsende Art beschrie- ben worden. Jedoch hat sie neuerdings Neilreich in seinen verdienst- vollen „Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen* mit den Worten: „species genuina omnino non est* als Art auf das bestimmteste verworfen und für eine Abart der Camp. patula erklärt. Bei der Bearbeitung der Campanulen für meinen Pro- dromus fiel mir unter den Museumsexemplaren von Camp. Rapunculus. ganz besonders eine Form auf, welche Wierzbicki schon im Jahre 1843 auf dem Berge Domugled bei den Herkulesbädern gesammelt und als Camp. Rapunculus ß paniculata Wierzb. ausgegeben hat. Eine nähere Untersuchung ergab das positive Resultat, dass ich es mit einer sowohl von C. Rapunculus, als von €. 'patula zweifellos verschiedenen Art zu thun habe, und beim Nachschlagen der Literatur gewann ich aus Heuffel’s guter und hinreichend ausführlicher Be- schreibung der ©. Welandi die vollkommene Ueberzeugung, dass die Pflanze Wierzbicki’s mit dieser Heuffel’schen identisch sei, so dass Fries, „der kompetenteste Richter und Meister,* im vollen Rechte war, als er Heuffel die Aufstellung einer neuen Art anrieth. Gegenüber einer Autorität, wie Neilr eich, ist es wohl gerecht- fertigt, wenn ich nochmals die Begründung der Heuffel’schen Art unternehme, und zwar in vergleichender Methode mit Rücksicht auf die beiden nächstverwandten bereits genannten Arten, was Heuffel, wie so viele Autoren, die eime neue Art aufstellen, leider unterliess. Im Vorhinein erregt schon der Umstand einiges Bedenken, dass dieselbe Pflanze von Wierzbicki, keinem schlechten Pflanzenkenner, als Campanula Rapunculus, dagegen von Neilreich und anfänglich auch von Heuffel selbst als €. patula bestimmt wurde. Diess erklärt sich aber genügend daraus, dass dieselbe wirklich in mehrfacher Beziehung mit der einen, in anderer wieder mit der zweiten über- einkommt, was wohl auch Schur (in Enumeratio plantarum Transsil- vaniae p. 439) bestimmt haben mag, in der C. Welandiü einen Bastart aus beiden zu vermuthen; derselbe sagt nämlich: „kommt mit Camp. patula gemeinschaftlich in ganz Siebenbürgen zerstreut vor, vielleicht C. Rapunculo-patula.* « Die Wurzel der Camp. Welandiü hat einen dicken, fast rüben- förmigen Körper, der sich tiefer unten in starke Aeste theilt, doch ist sie keineswegs so Nleischig wie die ähnliche Wurzel von C. Rapun- culus, sondern holzig, erhält sich daher im Trocknen unverändert, während letztere einschrumpft und deutliche Längsfurchen erhält. Dagegen ist die Wurzel der ©. patula zwar ebenfalls holzig, doch dünn, spindelförmig und schickt sofort unter der Grundblätterrosette zahlreiche dünnere, ebenfalls holzige Fasern aus. 7 Am meisten charakteristisch sind für ©. Welandü die Blätter und der Blüthenstand. Die unteren Blätter (nach Heuffel verkehrt ei- rund und in den kurzen Blattstiel keilförmig verschmälert) sind an den zwei mir vorliegenden sehr vollständigen Pflanzen bereits voll- kommen zerstört und auch die nächsthöheren, länglichen, welche mit breiter, etwas geöhrter Basis sitzen, erscheinen stark vertrocknet, also wie gewöhnlich bei €. Rapunculus, während die unteren Blätter bei C. patula zur Blüthezeit meist noch frisch gefunden werden. Während der Blattrand der ©. Welandii gekerbt ist und der drü- sige Sägezahn an der Spitze der Kerbe oder in der Kerbvertiefung, zu welchem ein Seitennerv verlauft, ganz verkümmert oder doch nur sehr wenig merklich ist, erscheint der Blattrand der €. Welandii wegen deutlicher Entwicklung desselben Sägezahns deutlich gekerbt- gesägt, zugleich auch wellig gekraust, was ©. Rapunculus ebenfalls in ähnlicher Weise aufweist. Ganz ausgezeichnet sind aber die oberen Blätter der ©. Welandü, welche nach der Spitze des Stengels nur allmälig an Grösse abnehmen und daher noch in der Rispe selbst als Stützblätter ihrer Seitenäste ganz respektabel gross und breit (am Grunde noch 3—5 breit) laubblattartig, eilanzettlich, lang- zugespitzt, mit geöhrt-gerundeter, den Stengel halbumfassender Basis sitzen. Bei den zwei anderen Arten sind die Blätter unterhalb der Inflorescenzzweige fast alle bereits viel kleiner, deekblattartig geworden, lineallanzettlich, mit verschmälerter oder doch nur wenig gerundeter Basis sitzend, aber nicht stengelumfassend. Bemerkenswerth, obwohl weniger auffällig und in der That auch von Heuffel ganz übersehen ist die Beschaffenheit der am mittleren und unteren Theile des Stengels herablaufenden Blattspuren. Diese verlaufen bei der Campanula Welandi als je zwei schmale, aber deutlich nachweisbare Membranen von den Rändern der Blattbasis, nach derselben Richtung wie diese dem Stengel angedrückt und an ihrem freien Rande mit steilen, kammförmig gestellten und ebenfalls dem Stengel anliegenden Borstenhaaren besetzt, die merklich kräftiger sind als an €. patula. Bei diesen zeigt sich die Blattspur höchstens eine ganz kurze Strecke membranartig, wird aber bald zu einer ver- tikalen, senkrecht am Stengel stehenden Leiste, die denselben kanlig macht; ebenso ist es bei €. Rapunculus; die Haare stehen unregel- mässig nach zwei Seiten auf dieser Leiste. Man kann also den Sten- gel der C. Welandü schmal flügelkantig, den der €. patula und Rapunculus aber kantig berieft oder beleistet nennen. Die Inflorescenz aller drei Arten ist zwar eine Rispe (welche durch Verkümmerung der Seitenknospen höheren als des ersten Gra- des auch, besonders bei C. patula, zu einer Traube sich vereinfachen kann), aber die Verzweigung derselben folgt bei jeder Art einem besonderen Gesetze. Die Seitenzweige erster Ordnung sind bei Camp. Rapunculus kurz und tragen zwei Deckblättchen an ihrem unteren Theile (worauf zuerst Grenier aufmerksam gemacht hat), welche je einer Seiten- blüthe den Ursprung geben; da auch diese die Endblüthe des Zweiges 8 nie übergipfelt, sondern kürzer gestielt bleiben, so entsteht hierdurch die schmale Form der Rispe. Wenn diese reich und üppig sich ent- wickelt, so folgen unter dem schmalen Rispentheile immer mehr und mehr verlängerte Seitenzweige, je tiefer man in der Rispe abwärts steigt, die Anzahl der Deckblättchen vermehrt sich ziemlich rasch; die Seitenzweige zweiten Grades erhalten in gleicher Weise auch ihre Seitenblüthen dritten Grades, und somit wiederholen die unteren Aeste ersten Grades den oberen einfacheren Rispentheil, die untersten der- selben tragen wohl auch bei starker Verlängerung im unteren Theile sterile entfernte Deckblätter. Da alle Achsen straff und aufrecht ab- stehend sind, so erhält bekanntlich die Rispe einen sehr steifen Habitus. Betrachten wir dagegen eine wohlentwickelte, reichblüthige Rispe der C. patula. Es verlängern sich da die Seitenäste ersten Grades von oben nach unten an der Rispe stetig und mit rascher Zunahme, auch die Internodien der Hauptachse zwischen ihnen verlängern sich ungemein, so dass die Aeste weit von emander abstehen und darum selbst bei kräftiger Rispe nur wenige sind (ich zählte höchstens 7, gewöhnlich sind ihrer weniger). Der Deckblättchen und der durch selbe bestimmten Sekundarzweige sind selbst an den unteren verlän- gerten Primarzweigen in der Regel nur 2, allein sie stehen um die Mitte oder über der Mitte der letzteren, mit andern Worten: ihr unterstes Internodium, bei ©. Rapunec. so sehr kurz, ist hier sehr ver- längert, daher der Ast von der Basis bis wenigstens zur halben Länge nackt. Nur an sehr kräftigen Inflorescenzen tragen die untersten Aeste wohl auch 3—4 Sekundarzweige, aber auch diese erst etwa von der Mitte an. Ein wesentliches Moment im Baue der Rispe ist die Ueber- gipfelung der Endblüthe des Stengels und der Aeste durch die zunächst stehende oder auch noch die zweitfolgende Seitenblüthe, wodurch der doldentraubige Habitus der Rispe bedingt ist. Endlich sind die Zweige nicht steif, sondern verschiedentlich gebogen und am Grunde bogig oder armförmig von ihren Mutterachsen abgehend, wodurch die ab- stehende Form der Rispe (panicula patula) zu Stande kommt. Die Campanula Welandii unterscheidet sich von der C. patula im Rispenbaue durch Folgendes: Es nimmt nicht nur die Länge der Seitenäste, sondern auch die Anzahl der Sekundarzweige an denselben von oben nach unten stetig und gleichmässig zu, mehrere oberste Seitenzweige sind also einblüthig, dann folgen 3blüthige, zuunterst 5— 6blüthige Zweige. Die Blüthenstiele entspringen auch hier über der Mitte der Seitenäste, doch findet nie Uebergipfelung statt, indem der oberste Blüthenzweig stets kürzer bleibt als das die Endblüthe tragende Inter- nodium. Somit erhält jeder Primarzweig eine regelmässig pyramidal verjüngte Form, weniger deutlich die ganze Rispe, da die Hauptaxe des Blüthenstandes verhältnissmässig rasch beschlossen wird. Die unter- sten stark verlängerten Aeste erscheinen nicht so nackt in ihrer unteren Hälfte, wie bei (©. patula, da sie daselbst 1—3 sterile Deck- blättchen tragen. Der pyramidal-straussartige Bau der Rispe ist von dem doldentraubigen der C. patula wesentlich verschieden; jedoch 9 muss zur Verineidung von Missverständnissen sofort bemerkt werden, dass an armblüthigen, fast traubigen Inflorescenzen der C. patula bis- weilen keine Uebergipfelung der Endblüthen durch die nächsten Seiten- zweige eintritt. Doch ist das in diesem Falle nur ein Zeichen verküm- merter Ausbildung des Blüthenstandes, indem die Zweige sich nicht gehörig verlängern können, — dagegen folgt eine reichlich entfaltete Rispe dieser Art stets dem doldentraubigen Typus. Wie schon gesagt, bleiben die Stützblätter der Rispenäste am Stengel bis weit hinauf in die Rispe noch laubartig, (nur die obersten, wie auch die an den Sekundarzweigen sitzenden, werden deckblattartig, lineallanzettlich), sie stehen auch einander weit mehr genähert, bei gleicher Länge der Rispe daher vıel zahlreicher und demgemäss auch die Aeste erster Ordnung zahlreicher und mehr genähert, wodurch die straussarlige gedrungene Form der Rispe entsteht. Ich zählte an einer kräftigen, etwa fusslangen Rispe 19 Primarzweige, während an einer ebenso langen und recht ausgebildeten Rispe der ©. patula nur 6—7 dieser Zweige zu zählen sind. Da die Zweige bei €. Welandii auch bedeu- tend aufrechter und gerade stehen, so hält ihre Rispe in Bezug auf Steifheit die Mitte zwischen C. patula und Rapunculus. In der Blüthe sieht die C. Welandi der C. Rapunculus ähn- licher als der €. patula. Ihre Kelchzipfel sind ebenso langpfriemlich ausgezogen, so lang oder fast so lang, seltener °/, so lang als die Korolle, diese ist kleiner als die C. patula in der Regel (mit Aus- nahme der ärmlichen Form var. flaccida Koch) besitzt, was aber bedeutungsvoller ist, sie hat eine schmälere, zilindrisch glockige, nach oben allmälig erweiterte Form mit aufrecht abstehenden, geraden und schmalen Zipfeln, während sie sich bei C. patula nach oben stark erweitert und die breiteren Zipfel sich nach aussen zurückbiegen. Die Drüsenanhängsel auf dem Kelche der C. Welandiü, die nach Heuffel und Neilreich auch fehlen können, sind allerdings ohne Bedeutung, da sie auch bei EC. patula nicht gar zu selten sich ausbilden. Uebri- gens sind diese fast kugelrunden Gebilde nur verkümmerte und meta- morphosirte Borsthaare, wie sie der Stengel besitzt, was die bisweilen vorkommenden Zwischenformen beweisen. Um die spezifischeVollständigkeit der Campanula Welandi ganz klar zu machen, sollen ihre Unterschiede von den beiden nächsten Verwandten kurz zusammengestellt werden. Von €. patula unter- scheidet sie: 1. die rübenförmig verdickte, obwohl ebenfalls holzige Wurzel, 2. die deutlicher flügelartigen Blattspuren und deren rauhere, kämmige Behaarung, 3. die am Grunde halbstengelumfassenden mitttleren und oberen, um die Blüthezeit vertrockneten unteren Blätter, der deut- lich sägezähnige und gekrauste Blattrand, die dichte Stellung und Grösse der Blätter im oberen der Rispe angehörenden Theile des Sten- gels, 4. die reichästige, straussartige (nicht doldentraubig übergipfelnde) steifere Rispe, 5. die langpfriemlich auslaufenden, im Verhältniss zur Korolle Jangen Kelchzipfel, 6. die schmale, oben allmälig verbreiterte Korolle mit geraden Zipfeln. 10 Diese zahlreichen und theilweise ganz schlagenden Unterschiede, nebst der durch sie bedingten eigenen Tracht müssen meines Erach- tens auch einem rigorosen Speziesrichter genügen, um eine von Camp. patula verschiedene Art zu begründen. Die obigen Merkmale sind auch schon in der Heuffel’schen Beschreibung grösstentheils gut, wenn auch nur kurz ausgedrückt, enthalten: um so auffallender ist es, dass Neilreich für diese von ihm verworfene Art nur die klei- neren Korollen, die unwesentlichen Drüsen des Kelches und dessen meist längere Zipfel als unterscheidend angibt, was allerdings keine besondere Art geben könnte. Von ©. Rapunculus, mit welcher sie Wierzbicki vereinigte, unterscheidet sie sich hinlänglich: 1. durch die holzige, wiewohl ver- dickte Wurzel, 2. durch die Blattspuren, 3. durch die halbstengelum- fassende Basis der mittleren und oberen Blätter, 4. durch den ganzen Rispenbau, besonders durch das verlängerte Internodium unterhalb der 2 Deckblättchen der Rispenzweige erster Ordnung. — Dagegen mahnt die Dicke der Wurzel, die abgestorbenen unteren Blätter, die Bezah- nung und Gekraustheit des Blattrandes, Behaarung, Kelch und Korolle nicht unbedeutend an ©. Rapunculus. Die von Schur angeregte Frage, ob die Camp. Welandii nicht ein Bastart der beiden andern Arten sei, zwischen denen sie offenbar in manchen Stücken die Mitte hält, möchte ich doch verneinen, da die Vertheilung der beiderseitigen Merkmale der Bastartnatur nicht voll- kommen entspricht, und besonders wegen der den beiden andern Arten fremden Blattform und Phyllomorphose. Immerhin sind aber Beob- achtungen über das Vorkommen der Heuffel’schen Art in freier Natur noch wünschenswerth. *) Da so viele ungarische Pflanzen, die in Ungarn eben ihre west- liche Grenze finden, auch im ferneren Osten und Südosten verbreitet zu sein pflegen, so ist zu vermuthen, dass die Camp. Welandii nicht nur in Ungarn und Siebenbürgen, sondern auch im russischen Reiche zu finden sein dürfte. Ich vermuthete auch anfangs stark, dass die in Römer und Schultes’s Systema vegetabilium V. p. 104 (1819) von Boeber aufgestellte Camp. calycina aus der Krim mit der Heuffel’- schen Art identisch sein möchte, wozu sowohl die zwar sehr kurze, unzulängliche Originaldiagnose, als insbesondere Ledebour’s Bemer- kungen über die Pflanze hinreichende Anhaltspunkte boten. Der be- rühmte Verfasser der Flora rossica sagt (Bd. I. p. 888) von der im Wildenow’schen Herbar bewahrten Originalpflanze, das Stengelfrag- ment trage: „folia ovata, acuminata, basi „subcordata amplexicaulia,“ das andere Bruchstück, ein Blüthenzweig, sei: „foliis aliquot linearibus pauciserralis, flores fulerantibus instructus,* was ebenso, wie die „calyeis laciniae longissime subulatae* recht gut auf Campanula We- landii passt. *) „Die zierliche Varietät Aaceida der Camp. patula mit einem ganz eigenthümlichen Habitus,* deren Herr M. Winkler in seiner Reise nach dem südöstlichen Ungarn und Sıebenbürgen in der österr. bot. Zeitschr. 1866 p. 16 erwälnt, war wohl ebenfalls die ©. Welandli. 11 Durch Herrn Dr. Ascherson’s Güte erhielt ich die C. calyeina des Wildenow’schen Herbars zur Ansicht, und habe mich überzeugt, dass sie trotz der diagnoslischen Uebereinstimmung von Ü. Welandii weit abweicht. Zwar die grossen, im unteren Theile bis 1/2" breiten und sehr deutlich gesägten, ja sogar fiederschnittigen Kelchzipfel, denen die Pflanze ihren Namen ver dankt, sind augensc heinlich abnorwes Pro- dukt einer Verblattung, die bisweilen auch bei anderen Campanula- Arten sich zu finden” pflegt. Auch haben einzelne der vorliegenden Blüthen ganz schmale, pfriemliche, am Grunde nur klein gezähnelte, die überdiess eingeschrumplte Korolle wenig oder nicht überragende Kelchzipfel, daher diese denen der C. Rapunculus oder Welandit nor- mal ziemlich konform sein müssten. Die Blätter des offenbar der Sten- gelmitte entnommenen Fragmentes sind zwar von der Form, die Lede- bour angibt, jedoch kleingesägt nicht gekerbt-gesägt, wie bei ©. Welandi, wagrecht abstehend (bei C. Welandi aufrecht ab- stehend), kürzer zugespitzt. Besonders unterscheiden sich die Blatt- spuren, welche als dünne, stielrunde Leisten den Stengel belegen, der durch sie sehr stumpf-vielkantig erscheint, und ringsum (auf den Riefen nicht markirter) angedrückt feinflaumig ist. Der Achsel eines mittleren dieser Blätter entspringt abnormer Weise ein einzelner, schwacher Blüthenzweig, ein beigelegter kräftiger Seitenzweig der Rispe lässt auf einen ganz anderen Bau der Rispe schliessen, als die Camp. Welandi besitzt. Unter der Terminalblüthe der Zweige stehen 3 genä- herte, kurzgestielte Seitenblüthen, jede um die Mitte oder unter der Mitte des Blüthenstiels mit 2 Deckblättchen und theilweise mit Seiten- knöspchen versehen. In der Mitte des Zweiges durch ein langes Inter- nodium von dessen eben beschriebenem Gipfeltheil entfernt steht ein Seitenzweiglein, doppelt kürzer als dieses Internodium, es trägt ausser der Endblüthe um die Mitte 2 kurzgestielte und in gleicher Weise mit 2 Deckblättchen über dem Grunde des Stieles versehene Seitenblüthen. Endlich ganz am Grunde des ganzen Zweiges sind noch 2 schwache einblüthige Seitenzweiglein. Die Gliederung dieses Zweiges ist offenbar ganz anders als die eines Rispenastes der ©. W 'elandi, und erinnert sogar mehr an die bei C. Rapunculus stattfindende. Die Kelchröhre (der Fruchtknoten) der Camp. calycina hat ferner die keulenförmige, gestreckte Forn der CE. Rapunculus, während sie bei C. Welandii und patula kurzkreiselförmig ist. Besonders eigenthümlich, wenngleich wahr- scheinlich ebenso wenig wie bei anderen Arten konstant ist die Be- kleidung der Interkostalflächen der Kelchröhre, an die der C. persi- cifolia var. eriocarpa Koch mahnend, und aus ziemlich grosssen dicht gestellten, wasserhellen, aber etwas gelblichen, zilindrischen, stumpfen Auswüchsen bestehend. Hiermit habe ich die €. Welandii auch von dem möglichen Ver- dachte gereinigt, dass sie mit C. calyeina zusammenfallen könnte. Letztere aber verlangt zu ihrer vollkommenen Aufklärung eine erneu- erte Auffindung und "Untersuchung an ihrem Standorte. Prag, am 25. November 1870. »2.) Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XXXIX. 819. Eupatorium cannabinum L. — Am Ufer fliessender und stehender Gewässer, an quelligen Stellen auf sumpfigen Wiesen, in den Gräben längs den Eisenbahndämmen und in Holzschlägen. In den Thälern und Thalweitungen, sowie am Saume des mittelungar. Berg- landes bei Diösgyör an der Nordgrenze unseres Gebietes, zwischen Näna und Waitzen, bei Visegräd, St. Andrae, Krotendorf und Altofen, am Velenczer See und bei Stuhlweissenburg. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota und am Rakos bei Pest, bei P. Gubacs, Soroksar, Säri und Monor. Am Rande der Debrecziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. Im Bereiche des Bihariagebirges an der schnelllen Körös und Pecze bei Grosswardein, am Mühlbache bei Vasköh, im Valea mare bei Rezbänya, auf der Terniciore ober Valea seca, im Galbina- und Poienathale bei Petrosa und im Thalge- - biete der weissen Körös bei Monesa, Buteni und Chisindia. — Sienit, Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 910 Meter. ’ 820. Adenostyles alpina (L.) — In felsigen von Quellbächen durchrieselten Schluchten im Rezbänyaer Zuge des Bihariagebirges am Südabhange des Vervul Biharii und auf der Margine bei Rezbänya. — Schiefer. 1375—1580 Meter. Im Gebiete seltener als die folgende Art. 821. Adenostyles Alliariae (Gouan lllust. [1773)) — A. tomen- tosa (Jacgq. [1775], — A. albifrons (L. fil. [1781]). — Im Gestäude der Waldränder und Bachufer und in felsigen geröllreichen schattigen Schluchten des Bihariagebirges. Im Rezbänyaerzuge nächst den Quellen im Valea cepilor unter der Cucurbeta; im Petrosaerzuge mit Ranunculus platanifolius und Lychnis diurna in grosser Menge am westlichen Abfall des Bohodi’ei; auf dem Batrinaplateau in dem Urwalde in der Umgebung des Kessels Ponora und an den Quellen des Galbinabaches. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 725—1770 Met. — Die obere Grenze stellt sich für diese Art im Gebiete etwas höher als jene der A. alpina (L.). 822. Homogyne alpina (L.) — Zwischen Hypneen im Grunde der Wälder, in Sphagnumpolstern auf Hochmooren und auf den mit Nar- dus stricta bestockten Alpenmatten im Bihariagebirge. Im Rezbänyaer- zuge auf der Scirbina und Ruginosa, am Vervul Biharii, auf der Margine, Cucurbeta und Gaina und auf der siebenbürgischen Abdachung dieses Zuges von den- höchsten Rücken bis hinab in die Nadelholzwälder bei Negra. Im Petrosaerzuge vom Bohodi’ei über das Cornul muncilor und den Vervul britiei bis zum Vervul Botiesci und auf der Vladeasa. Auf dem Batrinaplateau an der Ostseite der Pietra Batrina, auf der Gali- nasa, im Valea Isbucu und Gropili, in den Schluchten unter der Stäna 15 Oneesa, dann in der Umgebung des Kessels Ponora und der Quellen des Galbinabaches. — Porphyrit, Schiefer, Sandstein, über Kalk nur im tiefen Humusboden. 945--1770 Meter. — Das Areal der H. alpina fällt im Gebiete genau mit jenem der Fichte zusammen. Obschon meh- rere Vorlagen des Bihariagebirges über die untere Grenze der H. al- pina aufragen, fehlt doch auf diesen Vorlagen die genannte Pflanze ebenso wie Abies excelsa vollständig. 823. Tussilago Farfara L. — Auf lehmigen Erdabrissen, in Hohlwegen und an Dämmen, an Bach- und Flussufern, an Quellen, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. auf dem Kis Eged bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Sct. Andrae, Pomäsz, P. Csaba, Perbal, Hidegküt, Budakesz, in den zum grossen und kleinen Schwabenberge bei Ofen hinaufziehenden Hohlwegen. — Im Tieflande nicht beobachtet und wenn dort vorkommend, jedenfalls selten. Dagegen häufig im Bereiche des Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Belenyes, bei Fenatia, Rezbänya, Petrosa und Criscioru, auf der Bratcoea und Dinesa ober Mondsa, auf den tert. Hügeln bei Körös- banya und massenhaft auf dem durch Verwitterung des Trachyttuffes entstandenen tiefgründigen Lehmboden bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehmboden. 95— 820 Meter. 824. Petasites officinalis Mönch. — An den Ufern der Bäche. — Im mittelung. Bergl. selten; in der Matra; in der Magustagruppe bei Börzsöny; in der Pilisgruppe zwischen Visegräd, Szt. Kereszt, Pomäsz und Altofen. Im Bihariagebirge massenhaft an den Zuflüssen der schwarzen Körös in der Sohle des Poiena-, Galbina- uud Pulsathales bei Petrosa, bei Fenatia und Rezbänya; im Gebiete der weissen Körös zwischen Desna und Monesa; im Aranyosthale bei Ober-Vidra und von Negra aufwärts bis gegen den Sattel Vertopu. An dem letztge- nannten Standorte beobachtete ich Blätter dieser Pflanze von so kolos- salen Dimensionen, wie ich solche sonst noch nirgends zu sehen Gelegenheit.hatte. — Fehlt im Tieflande. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, alluv. Lehm und Sand. 150—885 Met. 825. Petasites albus (L.). — An quelligen Stellen, Bachrinn- salen, überrieselten Geröllhalden im Bihariagebirge. Im Rezbänyaerzuge auf der Margine im Valea carului und im Valea mare bei Rezbänya; auf dem Batrinaplateau bei dem Eingange in die Geisterhöhle nächst der Stäna Oncesa, dann am Rande des Plateaus auf der Stanesa und Pietra lunga und bis herab zur Höhle ober Fenatia. Schiefer, Kalk. 630—1330 Met. — Fehlt im mittelung. Bergl. und im Tieflande. Steffek’s Angabe, dass P. albus bei dem Bischofsbade nächst Gross- wardein vorkomme, ist jedenfalls unrichtig. 826. Linosyris vulgaris Cass. — An felsigen Bergabhängen, an steinigen Plätzen am Saume der Weinberge, auf trockenen Sand- hügeln. Im mittelung. Berglande auf dem Czigled bei Erlau; auf dem Nagy Galya in der Matra; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf ober Gross Maros; in der Pilis- 14 gruppe bei Visegräd und Sct. Andrae, auf dem Piliserberge und der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Geissberge ober dem Leopoldifelde, im Wolfsthale, am Schwabenberge und Adlersberge bei Ofen. Auf der Csepelinsel auf Sandhügeln bei Tököl und Csep. In der Stuhl- weissenburger Niederung bei Vajta und Keer. Auf der Kecskemeter Landhöhe zwischen der Gubacs-Üsarda und Soroksar, bei Monor und Pilis auf dem Erdöhegy bei P. Sällosäar und auf der Puszta Peszer. Im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—630 Met. 827. Linosyris vellosa (L.). — Auf salzauswitterndem lehmigem Boden im Tieflande, selten. Im Gebiete des Tapiobaches und der Za- gyva bei Tapio Szelle, Rekas und Szolnok. Diluv. und alluv. Lehm. 95—125 Met. 828. Aster alpinus L. — An felsigen Bergabhängen. Im Biharia- gebirge in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra und auf dem Vulcan. Kalk. 1100 Meter. 829. Aster Amellus L.. — An grasigen Plätzen und zwischen niederem Buschwerk an felsigen Bergabhängen, am Saume der Wein- berge und an den Böschungen der Hohlwege. Im mittelung. Bergl. auf dem grossen Aegydiusberge bei Erlau; in-der Pilisgruppe am Geissberg, Schwabenberg, Adlersberg und Blocksberg bei Ofen, in dem Weingebirge bei Ercsin. Am Rande des Bihariagebirges bei Gross- wardein. — Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150 —400 Meter. 830. Aster Tripolium L. — Zwischen Binsen und Röhricht am Rande stehender Gewässer, auf feuchten Wiesen und vorzüglich auf sandigen Natronsalze auswitternden Plätzen in der Umgebung kleiner Teiche und Tümpel. Am Saume des mittelung. Berglandes in der Niederung an der Granmündung bei Beny und Näna; in der Thal- fläche zwischen Sct. Andrae und Krotendorf, in der Umgebung der Bittersalzquellen südlich vom Blocksberg bei Ofen, bei Eresin, am Velenezer See, in der Stuhlweissenburger Niederung bei Stuhlweissen- burg, Aba, Käloz, Sct. Ivan, Ret Szillas. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecs- kemeter Landh. häufig bei Waitzen, R. Palota, P. Szt. Mihäly, Pest, Soroksar, Säri; im Tapiogebiete bei Tapio Bieske, Tapio Szelle und Farmos; in der Tiefebene bei Czegled und Szolnok. — Diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden; mit Vorliebe an solchen Stellen, welche im Frühlinge durch Grundwasser reichlich durchfeuchtet, später beim Austrocknen Salze auswiltern. 75—140 Met. — (Wechselt je nach dem Standorte ausserordentlich in der Grösse und Ueppigkeit der Exemplare, in der Breite der Blätter und in der Färbung der Strahlen- blüthen und des Hüllkelches. Zwischen Röhricht ist die Pflanze oft pis zu 60 Ctm. hoch, der Stengel aufrecht, schlank , unten bis zu 5mm dick, oben in eine ebensträussige Inllorescenz verzweigt; auf austrock- nendem, sonnigem, salzauswitterndem Sandboden erhebt sich dagegen die Pflanze oft-kaum mehr als 5—6 Cim. über den Boden, der Stengel ist dann aufsteigend oder liegend, vom Grund aus in zahlreiche auf- gerichtete Aeste aufgelöst oder manchmal wieder einfach nur imm dick, fast fädlich und nur durch ein einziges Blüthenköpfchen abge- ’ 15 schlossen. Die Blätter wechseln in ihrer Breite von 1 bis 12mm; die Strahlenblüthen in der Regel schön blau, erscheinen mitunter auch blassviolett und durch alle Abstufungen von Blau und Violett bis zum reinsten Weiss; die Blättchen des Hüllkelches in der Regel gegen die Spitze zu roth-violett überlaufen, sind mitunter auch ganz grün. Mit Aster depressus Kit. Add. 99 meinie der Autor offenbar die erwähnten zwergigen armköpfigen Exemplare mit liegendem von Grund aus in Aeste aufgelösten Stengel, welche den sonnigen, salzauswitternden Sand- boden bewohnen, also ohne Zweifel eine durch äussere Einflüsse bedingte Standortsmodification, welche aber nach meiner Auffassung nicht als Art begriffen werden darf.) 831. Aster punctatu W. K. — (Galatella inscuipta Nees.; G. punctata y insculpta DC. Prodr.).,. — Auf trockenen Berglehnen zwischen niederem Buschwerk, am Saume der Weinberge, vorzüglich aber auf Wiesen und grasigen Plätzen der Niederungen, welche im Frühlinge von Grundwasser durchfeuchtet, später austrocknen und stellenweise Salz auswittern. Im mittelung. Berglande auf dem Hügel Almagyar bei Erlau; in der Matra auf dem Särhegy, bei Gyüngyös und zwischen Vecs und Verpelet. In der Tiefebene bei Dösa, P. Hat- rongyos, Szolnok, Czegled, Tarno, Szegedin, Töt Komlos. Im Inun- dationsgebiete der Donau auf der Tätherinsel bei Gran und bei Köhid Gyarmat nördlich der Granmündung. Am Saume des Bihariagebirges bei Grosswardein und Boros Jenö. — Trachyt, tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 75—250 Met. — (An A. punctatus W. K. sind sämmt- liche Blätter und an getrockneten Exemplaren auch die Schuppen des Hüllkelches deutlich dreinervig, die Köpfchenstiele sind mit wenigen zerstreuten etwas abstehenden linealen spitzen Blättchen besetzt, die Blätter und Stengel mit kurzen, haarförmigen Papillen dicht bekleidet *). An dem habituell sehr ähnlichen Aster acer (acris) L. part., Vill., Gren. et Godr. sind zu Folge der mir vorliegenden südfranzösischen Exemplare die mittleren und oberen Stengelblätter oder auch sämmt- liche Blätter ebenso wie die Schuppen des Hüllkelches einnervig, die *) In Neilr. Diag. p. 65 werden dieser Pflanze als besonders charakte- ristisch „folia scabra ciliata caeterum glabra* zugeschrieben. Diese Ang..be, welche der nicht ganz correcten Beschreibung in W. K. Pl. rar. nachgebildet sein dürfte, ist aber unrichtig. Man müsste auf Grund dieser Angabe glauben, die Blätter seien am Rande gewimpert und auf den Flächen kahl; in Wirklich- keit aber sind die Blätter an den Flächen und Rändern gleichmässig mit glas- hellen Papillen besetzt, welche die Länge von beiläufig 0% Mm. erreichen und am Blattrande nicht länger, nicht dichter und nicht anders gestaltet sind als auf den Blattflächen. — A. a. O. wird von Neilr. auch als Syn. zu @. punctata DC. eitirt: „A. punctatus W.K. et suadente DC. etiam L. Sp. 1228.“ Linne hat aber a. a. O. keinen Aster punctatus beschrieben, und DC. äussert sich vielmehr dahin, dass nach Lindley im Linne&’schen Herbar zwar Aster Tri- polium unter dem Namen A. acris liege, dass aber mit Rücksicht auf die von Linne citirten Synonyma, so wie mit Rücksicht auf Linne@’s Standortsangabe und die Bedeutung des Namens „acris,“ Aster acris L. Sp. 1228 auf Gala- tella punctata oder genauer auf Galatella punctata var. « DC. zu beziehen sei, welche Ansicht auch von Gren. et Godr. acceptirt wird, 16 Köpfchenstiele mit zahlreichen anliegenden, schuppenförmigen Blättchen dicht bekleidet und Stengel und Blätter nur mit warzenförmigen Pa- pillen besetzt. Ich halte A. acer und A. punctatus W. K. für speci- fisch verschieden. Dagegen scheint mir „A. hypossifolius?* in Kit. Add. 68 nur eine Standortsmodilication des A. punctatus W. K. zu sein; denn die Merkmale, welche Kit. a. a. O. zur Unterscheidung von A. punctatus angibt, sind doch wohl nur die Folge eines sterilen Bodens und finden sich an allen kleinen, gedrängten Exemplaren des A. punctatus von dürren Standorten auch in der oberen Theissnie- derung; ja was die von Kit. als Unterscheidungsmerkmal hervorge- hobenen aufrechten Blätter anbelangt, so finden sich diese auch an üppigen, grossen Exemplaren des A. punctatus, und abstehende Blätter, wie sie Kit. in den Pl. rar. II. t. 109 abbildet und beschreibt, sind eigentlich nicht die Regel sondern viemehr eine Ausnahme.) 832. Aster canus W. K. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. In der Tiefebene bei Karezag, im Com. Bekes und bei Grosswardein. — Diluv. und alluv. Lehmboden. 75—150 Met. Aster simplex W.beobachtete ich einmal verwildert in „Steinbruch“ bei Pest, und stimmen die dort von mir gesammelten Exemplare auf das genaueste mit nordamerikanischen von Engelmann gesammelten Exemplaren überein. Aster pesthiensis DU. = riparius Nees, welcher nach Sadler Fl. Com. Pest vor nun 50 Jahren näclıst der Franze. svor-tadt bei Pest verwildert vor- kam, ist dort seit vielen Jalıren wieder vollständig verschwunden. , „Aster salignus,* von dem Sadler in der Fl. Com. Pest. 394 sagt: „E parte tibiscana Comitatus plures retulerunt botanici. Hanc plantam vivam nunquam vidi* ist wohl gleichfalls ein dort aus Gärten ausgewanderter Aster; ob aber wirklich Aster salieifolius Scholler = A. salignus W. oder eine andere Art vermag ich nicht zu entscheiden, da mir ın der Theissgegend eine in diese Gruppe der Astern gehörige Art niemals untergekommen ist und ich auch getrocknete Exemplare von dorther zu sehen keine Gelegenheit fand. — Mit grösserer Wahrscheinlichkeit liesse sich vielleicht annehmen, dass der „Aster salignus“, welcher in dem von Neilreich eingesehenen Herbar-Kata- log Kitaibel’s als bei Gyöngyös gesammelt aufzeführt wird, der wahre A. salignus W. oder richliger A. salicifolius Scholler sei, da Kit. in Add. 70 ausdrücklich bemerkt, dass Willdenow diese Pflanze für seinen A. salignus erklärt habe. ı b aber dieser Aster wirklich bei Gyöngyös gesammelt wurde, muss dahingestellt bleiben, da Kit. a. a. O. selbst bemerkt: „In Hungaria legi sed loci non recordor. Videor mibi tamen in prato quod in monte prope viam inter Gvöngyös et Paräd est legisse.* — In neuerer Zeit wurde diese Pilanze in dem von Vrabelyı so sorgfältig durchforschten Gebiete zwischen Gyön- gyös und Paräd nicht mehr beobachtet. 833. Bellis perennis L.. — An grasigen Plätzen. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros und von da aufwärts entlang der Sohle des Donauthales bis Parkäny; in der Pilisgruppe an der Strasse oberhalb Visegräd gegen Dömös, bei Szt. Läszlö, Pomäsz und Csev, am Kishegy und Ketägohegy und auf der Nordseite des Piliserberges gegen Sat. Kereszt zu auf grasigen Waldblössen und Waldwegen, zumal an etwas feuchteren Stellen häufig; in der Vertesgruppe auf dem Gerecseberg zwischen Gran und Totis. Fehlt im Tieflande, (nur einmal einige wenige allem Anscheine nach mit Grassamen eingeschleppte Exemplare vor- R7 übergehend im Stadtwäldchen bei Pest). Am Saume des Bihariageb. nach Steffek auf Wiesen bei dem Felixbad nächst Grosswardein auf einem beschränkten Areale; anderwärts aber auch im Bihariagebirge von mir nirgends beobachtet. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehm. Im Ge- biete mit Vorliebe auf feuchtem Lehmboden, der sich durch Verwitte- rung aus dem Trachyte oder aus thonigen Kalksteinen herausgebildet hat. 100—750 Met. x 834. Stenactis bellidioides (Öder in Fl. dan. [17709 — St. bellidiflora CW all. [1822]) — In Auen und an feuchten grasigen Plätzen an Dämmen und Ufern. Im Inundationsgebiete der Donau bei Gran und Csenke und auf der Csepelinsel bei Ujfalu. Alluv. Sandboden. 90—100 Met. 835. Erigeron canadensis L. — Auf bebautem Lande, an Däm- men und Wegen, auf wüsten Sandhügeln, Schuttplätzen und Vieh- weiden, in Holzschlägen und im Gerölle der Bach- und Flussufer. — Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Soroisar, Monor, Pilis, Szegedin, Debreezin, Grosswardein, Belenyes, Rezbänya, Petrosa, Buteni, Halmadiu. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sand- boden. 75—500 Met. 836. Erigeron podolicus Besser. — Auf den Terrassen felsiger Abstürze im Bihariagebirge. Auf dem Batrinaplateau am Grate der Pietra Galbina und auf den Felsen bei der Geisterhöhle nächst der Stäna Oncesa. — Kalk. 1200—1330 Met. (Eine sehr seltene und von wenigen gekannte Pflanze, über welche sich Koch in treffender Weise in der Flora 1835 $. 261 und 265 ausspricht. — Von vielen Bota- nikern werden irrihümlich Exemplare des Erigeron acer L., deren Köpfchen eine mehr weniger ebensträussige Anordnung zeigen, für E. podolicus Besser gehalten. Zu diesem Irrthume scheint insbeson- ders Reichenbach Veranlassung gegeben zu haben, welcher derlei Exemplare des E. acer L. für E. podolicus Besser ausgab. Koch hat zwar hierauf schon a. a. O. in der Flora und in der Synopsis aul- merksam gemacht, demungeachtet bildet Reichenb. fil. in den Icones XXVI tab. 26 Fig. IV neuerlich einen E. acer mit ebensträussig gestellten Köpfchen unter dem Namen E. podolicus ab und versichert sogar a. a. O. S. 11, diese Abbildung sei nach einem Originalexem- plare Besser’s entworfen. Trotz dieser Versicherung muss ich den- noch hier ausdrücklich bemerken, dass die Reichenbach’sche Abbil- dung durchaus nicht den wahren E. podolicus Besser darstellt und daher entweder sehr schlecht ist, oder dass seiner Zeit irgendwie eine Confusion mit den Reichenbach’s Angaben zu Grunde liegenden getrockneten Exemplaren stattgefunden hat.) 837. Erigeron acer L. — Im Gerölle der Schutthalden und Bach- ufer, auf Sandhügeln, Mauern, Erdabrissen, an grasigen Plätzen felsiger Bergabhänge, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf dem Nagy Galya bei Solymos; in der Magustagruppe am Spitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd und Szt. Läszlö, im Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen, bei Ercsin. Auf der Csepelinsel bei Ujfalu, Szt. Miklos, Schilling, Makäd. Auf der Kecs- Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1871. 2 ) 1 kemeter Landh. bei Pest, Monor, Pilis, P. Peszer. Im Bihariageb. auf dem Somly6 bei Bischofsbad, auf dem Plateau von Vasköh, bei der Schmelz hinter Rezbänya, bei Monesa und Desna am Fusse der Plesiu- gruppe und auf den tertiären Hügeln bei Halmadiu. Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Sandboden. 95—570 Met. — (Stengel und Blätter dieser Pflanze erscheinen im Gebiete so wie anderwärts in allen Abstufungen bald mehr bald weniger behaart. Spärlicher behaarte Exemplare, deren Blätter nur an den Rändern gewimpert sind, wurden mir aus Ungarn wiederholt unter dem Namen „E. Drö- bachensis“ zugesendet. Sie stimmen auch mit der von norddeutschen und schwedischen Botanikern als „E. Dröbachensis“ erhaltenen Pflanze fast in allen Stücken überein und unterscheiden sich von dieser nur dadurch, dass an ihren Köpfchen die Zungenblüthen den Discus nicht überragen,. während an der norddeutschen und schwedischen Pflanze die Strahlblüthen etwas länger als der Discus erscheinen. Die Abbil- dung des aus dem südlichen Norwegen stammenden E. Dröbachense O. F. Müller in der Fl. dan. t. 874 stimmt mit der norddeutschen und schwedischen Pflanze ziemlich gut überein; dennoch bin ich zwei- felhaftl, ob dieser „Erigeron Dröbachensis* der norddeutschen und schwedischen Botaniker auch die genannte Pflanze der Flora danica ist, da F. O. Müller a. a. OÖ seinen E. Dröbachense mit E. cana- dense vergleicht, indem er sagt: „Erig. canadensi accedit, sed robu- stior planta, floribusque majoribus et paucioribus instructa.“ Ich lasse daher dahingestellt sein, ob „E. Dröbachensis* der norddeutschen und schwedischen Botaniker, den ich für eine unbedeutende Modification des E. acer L. halte, wirklich die Pflanze Müller’s ist; so viel möchte ich aber hier noch bemerken, dass sowohl der seltene und Wenigen bekannte im Sande der Gletscherbäche in den Centralalpen heimische E. angulosus Gaud., als auch der in Lappland und Sibirien verbrei- tele E. elongatus Ledeb., welche beide von vielen Autoren ohne weiters mit E. Dröbachensis auct. germ. et suec. zusammengeworfen werden, zwei ausgezeichnete Arten darstellen und mit E. Dröbachensis aucl. germ. et suec. beziehungsweise E. acer L. nur von denen identi- ficirt werden können, welche jene beiden Arten nicht gesehen haben.) x. Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1809. Yon Vulpius. (Schluss.) Donnerstag, den 16. August. Heute Früh um 3 Uhr machte ich mich auf den Weg, um diessmal über die Günzenen und das Naki hinaufzusteigen. Nimmer weit von den Günzenen-Hütten traf ich Senecio Iyratifolius an. Wie überall auf unseren Bergen in der Nähe der Sennhülten steht auch da Cirsium Eriophorum. Jenseits 19 der Sennhülte im Naki zog ich mich auf der Schattenseite den Fels- wänden entlang der Höhe des Walpersberges zu. Da fand ich Rho- dodendron intermedium, jedoch nicht so schön wie in der Latreyen. Dann kam Salix hastata, reticulata und refusa; in den Ritzen der Felsen blühte ieracium Jacquini. Auf der Höhe des Walpersberges, in der Einsattlung, kam ich zu einem schönen kalten Brunnen in hübscher Lage, gerade über dem Tobel des Naki. In dessen Nähe blühten Hieracium villosum und Gaudini, und sehr schöne Rasen von Sazifraga muscoides. Mit dem letzten Schritt auf dem Rücken des Berges stand der gewaltige Felsenstock, das Stockhorn, vor mir, sein Felsenhaupt hoch gegen Himmel erhebend und hinaus- schauend in die weite Welt, An der Seite des Lasiberges hin wandte ich mich vorerst dem Sohlhorn zu. In den grasichten Bändern zwischen den steil abstürzenden Felswänden seiner Rückseite und in deren Ritzen und Spalten blühlen Carduus Personata, Impera- toria Osiruthium, Bupleurum ranunculoides, Campanula thyrsoidea in Riesenexemplaren, Alsine verna, Arenaria ciliata und eine Masse Cerinthe alpina. Schon wieder kamen die alltäglichen Nebel und gerade über dem Kessel zwischen dem Sohlhorn und Stockhorn setzte sich eine Wolke fest. Ohne viel Zeit zu versäumen ging ich nun nach diesem Kessel, um mir einige Phaca frigida zu verschaffen, die ich dann auch in bester Blüthe traf. Das steile, scharf zuge- keilte Grätchen hinauf gings nun nach dem Stockenfeld und von da auf die höchste Spitze des Stockhorn selbst. Allein es war nicht mehr das Stockhorn von vor 6 Wochen — der ganze Berg bis oben hinaus abgeweidet vom Vieh; nur sparsam fand ich noch einige Erigeron alpinus. Diess und der Nebel waren die Ursache, dass ich mich nur kurze Zeit oben verweilte und bald den Rück- weg antrat, den ich nun vorn herunter nahm ohne noch Schnee am Kränzli anzulreffen. Hie und da stand noch eine Gentiana ni- valis. Nachmittags 4 Uhr kam ich nach Thun zurück. Samstag, den 18. August. Saxifraga mutata wählt sich gerne feuchte Nagelfluhwände zum Wohnort; davon kann man sich über- zeugen, wenn man z.B. von Thun in den Hünnibach geht, nur 14, Stunde von der Stadt. Weil aber in diesem Jahr nur wenige Stöcke da zum Blühen kamen, so machte ich heute Nachmittag einen Gang in die Nagelfluhschlucht bei Gunten und fand eine Menge blühender oder vielmehr bereits abgeblühter Exemplare. Dieser Nagelfluh- graben zieht sich von einem Bächlein durchschlängelt, das von der Sigriswyl Allmens herabgewandert kommt, topfeben von Gunten in den Berg hinein, ganz kulissenartig von vorspringenden Wänden eingedämmt und stellenweise ganz davon überwölbt, so dass man da in Gefahr ist, von sich loslösenden Nagelfluhbrocken bombardirt zu werden. Ist wieder einmal so eine Kulissenwand passirt, so steht man plötzlich und ganz unerwartet vor einer Parthie hübscher Wasserfälle, die oben herabgesprungen kommen, und nun hat das Weitergehen ein Ende. Die Saxifraga mutata steht hier an-, durch- und beieinander mit Saxifraga aizoides in grosser Menge 2 * 20 und bildet mit dieser Bastarte durch alle Grade und Formen hindurch. Dienstag, den 21. August. Bei guten Witterungsaussichten trat ich heute Morgen eine etwas weitere Alpenexkursion an. In der Latreyen, durch die der Weg mich führte, nahm ich Festuca Scheuchzeri und Hieracium Trachselianum Christener mit. Das schöne Aconitum rostratum Bernh. aber braucht noch einen ganzen Monat zur Vollkommenheit. Auf dem Inner Bergle traf ich die Hülten geschlossen, offen in der Alp Nessleren. Von da zieht sich der Weg über den Weissbach schräg am Berg aufwärts nach der Alp Bellen, wo ich auch eine Hütte fand. Die Alpe, 6000° hoch auf einer Terrasse an der Nordostseite der Sulek gelegen, ge- währt eine reizende Aussicht. Mittwoch, den 22. August, Nach genommenem Frühstück trat ich den Marsch nun an und stieg frohen Mulhes der Sulek zu. In der grossen schwarzen Schutihalde am Fuss der Tschingelfluh blühlen Aronicum scorpioides, Achillea atrata, Chrysanthemum Halleri, Cerastium latifolium, Moehringia polygonoides, Thlaspi rotundifolium. Die gegen Süden gekehrte bis auf den Grat der Sulek, 7422‘ hohe, mit Rase:ı bekleidete Seite, bereils von den Schafen durchgenommen, zeigte nur noch Alchemilla pentaphyllea, Chrysanthemum alpinum , Sibbaldia procumbens und Viola cal- carata blühend. Azalea procumbens, Pedicularis versicolor, Sol- danella Clusiü und eine Menge Anderer, die ich schon vor 5 Wochen hier getroffen, halten jetzt verblüht oder waren ganz verschwunden. Im Schutt, wemit die steile Nordseite überdeckt ist, blühten noch Cerastium latifolium, Galium helveticum , Thlaspi rotundifolium, und einige Saxilragen. Bei meinem Weitergehen dem Grat entlang iraf ich ausser Cherleria sedoides im Rasen weithinein gegen die Lobhörner zu, Potentilla minima. Die wilden Lobhörner auf ihrer Nordseite umgehend kam ich in den Uerschelen Schafberg oder kurzweg Uerschelen genannt, die höchste Schafweide auf der Sül- ostseite der Schwalmeren. Es ist diess ein grosser weiter Kessel, umgeben von den wildesten Gebirgsmassen, in tiefer Kluft durch- strömt von dem unvergänglichen Schmelzwasser der Schwalmeren und der höchste Tbeil der weil ausgedehnten, die ganze Südseile der Sulek einnehmenden Alpe Suls. Wie ich schon zum voraus befürchtet hatte, fand ich diese Lokalität von mehr als 1000 Schafen in Besitz genommen, alle eifrig mit Kräutersammeln beschäftigt,» so dass es mir fast bange wurde. Allein während sie Dinge nahmen, die ihnen süsser dünkten, griff ich nach Salix herbacea, Oxyria digyna, humex nivalis, Festuca pumila, Hieracium glanduliferum, Juncus Jacquini und so fanden wir uns gegenseitig ganz gul zu- recht. Da ich’s nicht praktikabel fand, den Schneewassern nach von Uerschelen ins Sausthal hinabzusteigen, so benutzte ich den Schalweg, der von Suls auf Uerschelen führt und ging auswärts, das Thal von Saus rechts unter mir. In Schutthalden, die ich da durchzog, blühte Apargia Tarazxaci. Der Sausbach, der diess Hoch- thal, das sich in verschiedenen Terrassen zur Ostseite des Schilt- 21 horns hinaufzieht, durchströmt und dabei schöne Wasserfälle bildet, macht die Grenze zwischen Suls und Saus. Als ich indessen eine grosse Viehheerde unter mir gewahr ward und Menschenstimmen hörte, so säumte ich nicht zu ihnen hinabzukommen. Es war der Hirt von Suls mit 2 Hirtenbuben. Von ihnen erhielt ich Auskunft über meine weiter einzuschlagende Richtung gegen Mürren sowie über die grosse uns hier umgebende Alpenwelt, Vor uns gegen Süden und Westen lag die hohe, steile und wilde Gebirgskette des Schwarzgrats mit Weissbirg, Schwarzbirg und Schilthorn; im Grund unter uns das Alpenthal von Saus mit seinen Wasserfällen, gerade vor uns erhob sich in lothrecht abfallenden Wänden der schlanke Felsenthurm des Spaltenhorns und über uns in schwind- lichter Höhe auf dem Grat, der das zur Alpe Suls gehörende Für- thal vom Sausthal scheidet, stand die staunenerregende Felsenzinne der Lobhörner aufgebaut, von wo ich soeben gekommen. Bei meinem weiteren Abwärlssteigen, um auf die rechte Thalseite von Saus zu kommen, sah ich in Felsspalten des Spaltenhorns gewaltige Stöcke von Hieracium Jacquini und im Grasboden das wahre Erigeron glabratus Hornsch. et Hoppe, wobei sich mir zeigte, dass diess gar keine gewöhnliche Alpenpflanze ist, aber glatte Formen vom alpinus oft dafür genommen werden. Jetzt wurde ein kaltes Fuss- bad genommen und der Sausbach durchwatet. Am Fuss eines langen Felsenbandes zog ich dann thalauswärts, bis eine offene Gratnie- derung mir das Aufsteigen in die höheren Alpen wieder erlaubte. Auf dieser Stelle fand ich das von Christener in seinen Hieracien der Schweiz neu aufgestellte Hieracium Trachselianum. In felsicht- waldiger Region, die ich nach Umgehung der Bergecke betrat, dabei mein Fortkommen nach der Pletscher Alpe suchend, traf ich Astrantia minor als gemeinste Pflanze; auf offenen freien Stellen Phytheuma betonicaefolium und sehr schöne Campanula rhomboi- dalis. Hier im Bezirk der Alpen Pletschen und Wintereck kam ich auf Stellen, die eine Ansicht auf die gerade gegenüberliegende Jungfrau- gruppe gewähren, so gross, so prachtvoll und erhaben wie man an- derswo in der Welt vergeblich etwas Gleiches suchen wird. Nachdem ich mich auf der Alpe Pletschen mit Milch erfrischt, ging's über die Alp Wintereck auf Mürren los. 1 St. von Mürren, am Weg in die grosse Alp Sevinen kommt man in’sSchiltthäle, dessen Hintergrund das Schilthorn in seiner ganzen Grösse sich zeigt und aus seinen Firnen den Schiltbach herabsendet, der das Thälchen bewässert. Auf sauern Wiesen gegen den Bach hin, standen eine Menge gewöhnlicher Seggen; dem Ufer des Bachs entlang in zahlreichen Gruppen Salix arbuscula und hastata. Ueberrascht wurde ich von einer Masse in schönster Blüthe stehendem Hieracium aurantiacum. Nicht weit davon am Bach auf steinichtem nassen Grund bemerkte ich zwischen Hieracium villosum ein anderes, mir noch unbekanntes Fieracium, das sich dann später als das Hie- racium valde pilosum Vill. entpuppte. Da die Wiesen auf Gimmelwang zum grössten Theil schon gemäht waren, so machten sich nur noch Hieracium scorzonerifolium Christener und Phaca astragalina be- 22 merklich. Oben am Fuss vom Brünlihorn den Felswänden entlang blühten Cacalia alpina, Achillea atrata und macrophylla, Phaca fri- gida, Gentiana bavarica, Chrysanthemum Halleri, Sazxifraga stellaris, Veratrum album, Veronica alpina , Saxif. andr osacea, Aconiten und Delphinium elatum. Auf meinem Rückweg nach Mürren, den ich über Schilt nahm, fand ich nochmals Hieracium aurantiacum, Aconitum paniculatum, Hypochoeris helvetica, Pedicularis tuberosa. Donnerstag, den 23. August. In der Morgendämmerung verliess ich mein Quartier, um mit dem Dampfschiff um 114 Uhr von Neuhaus nach Thun zurückzukehren. Montag den 27. August. Weil es an der Zeit war, Peucedanum austriacum zu besuchen, so ging ich !/, nach 6 diesen Morgen aus. 5 Stunden sind’s bis Weissenburg im Simmenthal, von da !/, Stunde in's Bad und von dort noch einmal '/, St. bis zur Felswand, wo die Pflanze steht und von der ich nur 10 schöne Fruchtexemplare in die Büchse spazieren liess. Nachmittags war ich schon wieder zu Haus, um 5 Uhr war eingelegt und der Tag verging ganz ohne Regen. Mittwoch, den 29. August. Ich führ mit den beiden Dampfbooten heute über den Thuner und Brienzer See hinauf ,„ um eine Exkursion auf die Grimsel auszuführen. Um 1%1 Uhr in Brienz gelandet, setzte ich meinen Weg unaufhaltsam fort und erreichte um 147 Uhr die 8 Stunden von Brienz am Grimselweg gelegene Handek. Donnerstag, den 30. August. Von der Handek bis auf die Grimsel war nichts häufiger wie Astrantia minor. Zwischen den umherliegenden Granitbrocken am Eingang vom Räderichsboden blühte Hieracium al- bidum; im Kies der Aar Chr ysanthemum alpinum, Achillea moschata, Sempervicum montanum, Saxifraga aspera. Auf dem Hügel vor dem Grimsel-Haus, wo sie die Wäsche trocknen, stand Gnaphalium norve- gieum, Hieracium Auricula, furcatum Hoppe, glanduliferum, Carex foetida und Laggeri Wimmer, Nachdem ich gefrühstückt, setzte ich meine Reise über die Grimsel fort hauptsächlich in der Absicht Hie- racium pieroides Vill. zu suchen. Indem ich mich von der Passhöhe weg immer höher hielt als der Weg, der nach Ober-Gestelen im Wallis führt, kam ich über die ganze obere Hälfte. der Grimsel hin bis in ein Hochthälchen, das westlich am Fuss des Sidelhorns beginnt und sich gerade bei Ober-Gestelen in's Rhonethal ausmündet. Allein mein Suchen nach dem Hieracium war umsonst, ich konnte nichts voh ihm verspüren. An anderen Pflanzen ergaben sich hingegen: Azalea procumbens, Soldanella Clusü, Carex foetida, curvula uud irrigua, Hieracium alpinum , pumilum, albidum, glanduliferum, prenanthoides, Crepis grandiflora, Erigeron uniflorus, Arenaria biflora, Stellaria cerastoides, Cardamine alpina und resedifolia, Hypochoeris helvetica, Eriophorum Scheuchzeri, Salic herbacea. Im Rückweg kletterte ich eine Zeitlang in den Felsen bei der Maienwand umher und fand da Aronicum glaciale, Pedieularis rostrata und Salic helvetica. Beim „Toden See“ ist der Boden mit Sibbaldia procumbens , Alchemilla pentaphyllea, Salix herbacea und Eriophorum Scheuchzeri bedeckt. Beim Grimselhaus wieder angelangt blieb mir gerade noch Zeit an den Kes- sithurm zu gehen. Diess ist eine Lokalität steil abfallender Granitwände und Blöcke, untermischt mit einzelnen grünen Bändern und Halden, be- wässert von einer Menge kleiner Bächlein schmelzenden Schnees. Hier fand ich nun wieder Soldanella Clusäü, Pediceularis recutita, Tossia alpina, schöne Oxyria digyna, Carex atrata, aterrima, frigida, Per- sonü, fuliginosa, lagopina, Luzula nigrieans. Dabei wurde es Abend. Die Grimsel fand ich reichlich besetzt mit Fremden. Freitag, den 31. August. Diesen Morgen ging ich zuerst hinten an den See” beim Haus und durchstöberte die Carices. Es stehen dort Carex caespitosa, foetida, irrigua, stellulata. Rumex alpinus steht heute noch gleich hinter den Grimselhäusern in Massen im schönsten Stand; dann. wurde eingelegt, gefrühstückt und abmarschirt wieder der Heimath zu. Bei Guttannen nahm ich im Hinabgehen Allosorus erispus, der zwischen hier und der Grimsel in alten Mauern und zwi- schen den Granitblöcken einheimisch ist. Ziemlich müde erreichte ich Abends mein Nachtquartier in Brienz. Samstag, den 1. September. Den Frühdampfer, der um 1/8 Uhr von Interlachen abfährt, um 3/, auf 9 nach Brienz kommt und gleich wieder zurückkehrt, benutzte ich. Um 11 Uhr bestieg ich am Neuhaus das Thuner Boot und um !/, über 12 war ich in Thun. Samstag den 8. September. Ich benutzte den hübschen Nach- mittag zu einem Gang in das waldichte Ufer der Kander und ent- nahm daraus Aconitum Stoerkeanum Rehb. und das schönste Asple- nium viride. Montag, den 10. Septbr. Obenher Hilterfingen holte ich mir heute Nachmittag ‚Spiranthes autumnalis. Beim Trocknen machte ich die Erfahrung mit ihr wie vor einigen Wochen mit der Neottia repens. Die ganze Pflanze mit Haut und Haar muss in’s siedende Wasser ge- worfen und eine Minute lang abgekocht werden, wenn sie schnell trocknen und ihre Farbe behalten soll. Nachdem wir die erste Hälfte des September über mit Ausnahme nur weniger schöner Tage immer schlechtes Wetter gehabt, hellte sich der Himmel am Sonntag den 16. allgemach, so dass ich beschloss morgen wieder einmal nach meiner alten lieben Latreyen zu wandern, denn jetzt musste Aconitum rostratum Bernh. zum Nehmen recht sein. Gleich meiner vorjährigen letzten Exkursion dahin am 10. Sepir. sollte nun auch diese ausgeführt werden, nämlich von dort weg über’s Renggle in's Saxetenthal, hinaus nach Wilder swyl und Interlachen und um 4 Uhr Nachmittags an Neuhaus aufs Dampfschiff, das um !/, über 5 in hun ankommt. Montag, den 17. Septbr. Früh vor Tag, da liess es dem Vulp keine Ruh, hinaus treibt’s ihn mit Kampfeslust und heiterm Sinn in seiner Brust, jeizt auf! der Latreyen zu! Schlag 6 Uhr ging ich schon durch Aeschi, wo mich die im Hintergrunde über die” Mittelgebirge emportauchenden Zinnen der Eispaläste der Blümbisalp und des Dol- denhorns purpurroth übergossen, mit Wonne erfüllten. Das Sigriswyl- Rothhorn , die Gemmenalp mit dem Jüstisthal dazwischen und die Scheibe im Hintergrund schauten gewaltig herüber über den See, auf 24 dem eine Nebeldecke ruhte. So marschirte ich fröhlich durch das schöne, wildromantische Suldthal hinein. Hinter der Säge im Wald stand Calamagrostis Halleriana, und gleich wo die Felswände anfangen, stand auch das erste Aconitum rostratum und blühte. Nun war ch sicher es hinten im Thal wo der Hauptplatz ist, nach Wunsch zu be- kommen. Und so war es denn auch. Dort stand es in der schönsten Blüthe. Nachdem ich 20 Exemplare davon sowie auch emige Napellus und Gentiana aselepiadea in die Büchse hatte spazieren lassen, ging ich weiter. In den Latreyenhütten war nur noch der Gustehirt. Gelabt und geweidel auf dem nun bald erreichten Grat des Renggli an der herr- lichen mich umgebenden Alpenwelt, ‘dem Brienzer See und Bödeli unter mir, stieg ich nun in’s Saxetenthal hinab, wobei ich mir einige Apargia alpina mitnahm. Auf dem Inner Bergli traf ich die Hütten geschlossen. Ich ging also weiter, doch nicht ohne mich nach meinem Senecio Iyratifolius umzuschauen und diessmal zu meiner grossen Freude nicht umsonst. Da stand er wieder wie 1851 als ich ihn zum erstenmal fand; dass ich ihn seither nicht mehr finden konnte, kommt daher weil er so spät erst blüht. Mit ihm bereichert und mit Festuca Scheuchzeri machte ich bald darauf, wo der Weg über ein Bächlein geht, die angenehme Bemerkung, dass da einige schöne Stöcke von Salix arbuseula on Vorwärts durch Saxeten, Wilderswyl und Interlachen mochte es 2 Uhr sein, als ich beim Neuhaus am Thuner See anlangte. Zwei Stunden hier warten, um mit dem Dampf zu gehen, das wäre mir zu langweilig gewesen, wesshalb ich mich ent- schloss nun auch den Thuner See noch zu Land abzulaufen. € yclamen europaeum bei der Beatenhöhle, beschloss für heute die Botanik und um 6 Uhr Abends kam ich nach meinem 15 Stunden betragenden Weg zu Haus an. Dienstag, den 18. Septbr. war schon wieder Regen, so auch am Mittwoch Früh. Doch besserte es sich Nachmittags und weil mir das grosse, schöne aber unbekannte Hieracium, das ich am 22. August im Sehiltthäli gefunden nicht aus dem Kopf wollte, so beschloss ich morgen nochmals eine Exkursion dahin zu machen, 11 Stunden von Thun. Damals war es gerade im Beginn der Blüthe; jetzt hoffte ich doch noch reife Samenexemplare zu bekommen, um vermittelst ihrer der Gewissheit näher zu kommen. So trat ich dann Donnerstag, den 20. Septbr. Früh 3 Uhr bei finsterer Nacht die Reise an. Der Himmel hatte keine Sterne, doch waren Niesen und Siockhorn sichtbar, was mich wenigstens einen passablen Tag hoffen liess. Beim Stammbach fing’s allgemach an zu tagen; in Merlingen, 2!/, St. von Thun war’s schon ein wenig heiterer, doch dauerte es bis zur Beatenhöhle, bis es völlig Tag war und zu- gleich mit der aufgehenden Sonne fing ein feiner "Regen an sich nie- derzulassen. Ich hielt es für den feinen Niederschlag von Nebel und hoffte Besseres für später, daher schritt ich unentwegt vorwärts. Als ich nach Interlachen kam, um 7 Uhr war aber mittlerweile der feine Staubregen in einen scharf ausgeprägten, ordonanzmässigen überge- gangen. Regen und Schweiss reichten sich die Hände; nass also durch 23 und durch mochte ich nicht das Dampfschiff abwarten und nach Thun zurückkehren, sondern allem Wetter zum Trotz musste das Ziel er- reicht werden. Also nur immer vorwärts über Wilderswyl und Zwey- lütschenen und Lauterbrunnen nach Mürren und von da gleich weiter nach dem Schiltthäli, um dann, falls es die Zeit noch erlaubte, heute einen Theil meines Rückwegs wieder hinter mich zu bringen. Auf einem Inselehen im Se hiltbach, reichlich überwachsen mit allerlei Alpenkräutern, hatte ich bald mein Hieracium ausgekundschafltet, theils verblüht mit reifen Samen wie ich’s gewollt, theils auch schon mit ganz leerem Fruchtboden — aber freilich ganz nass vom Regen. Ich iraf es da so häufig, dass der Gedanke an emen Bastart "sogleich durfte fallen gelassen werden. Wie in der Natur, so muss es aber auch im System dem villosum zunächst stehen. Das hauptsächlichste Unterscheidungszeichen zwischen diesen beiden bildet der ganz ver- schiedenartige Kelch. Zwischen diesem Hieracium, aber seltener fand ich auch noch H. cydoniaefolium Schl. Mit diesen beiden H. in der Büchse, stieg ich jetzt noch an Gimmelwäng bis zu den Felswänden hinauf, um unter den dort stehenden Aconiten nachzusehen, ob sich nicht das rosiratum aus der Latreyen auch da aufhalte; allein es war Alles, nur Napellus und auch sonst gab's nichts mehr, es war dahin und fertig für diess Jahr. Um 1453 Uhr war ich wieder in Mürren. In meinen noch ganz frischen Fussstapfen ward nun der Rückweg angetreten und ya Stunde nach Sonnenuntergang erreichte ich das mir für heute gesteckte Ziel — das Neuhaus am obern Ende des Thuner Sees; aber auch müde genug, denn seit heute Früh 3 Uhr hatte ich in Allem kaum 1, Stunde geruht und 17 Stunden Wegs hin- ter mich geschafft. Freitag, den 21. Septbr. Mit Tagesanbruch war ich wieder im Freien, um auch diessmal zu Land am See hinab zu gehen. Schlag 1/10 Uhr diesen Vormittag war ich in Thun. Nachdem ich mich umgekleidet, ging's sogleich an’s Untersuchen meines Hieraciums und nun weiss ich so viel "wenigstens, dass es ganz gut zu Gaudin's Be- schreibung vom Hier. valde pilosum \ ill. passt. Sonntag, den 23. Septr. Heute unterwarf ich abermals mein Hieracium einer einlässlicheren Betrachtung. Die Achenen, vollkommen reif und im Ausfallen begriffen, fand ich “durchgehends taub. Dieser Umstand rief meine frühere Vermuthung, dass die Pflanze ein Bastart sei, neuerdings wach und zwar ein Bastart von villosum und auran- tiacum; denn es steht mitten unter villosum und ganz in der Nähe hält sich ein starker Haufen des schönsten aurantiacum. Ich nahm nun auranliacum von eben diesem Standort herstammend zur Ver- gleichung. Den dicken, hohlen, rauhborstigen Stengel haben beide ganz gleich, die W urzelblätter sind lanzettförmig, ganz "oder kaum sezähnt, am Rande und hinten auf der Rippe mit langen weissen Haaren dicht besetzt und verschmälern sich in einen langen geflügelten Blattstiel, im Ganzen wohl 6“ lang; die untern Stengelblätter ebenso lang und gefranst, aber sitzend und fast stengelumfassend. Bis dahin ist Alles in bester Uebereinstimmung mit aurantiac., wozu auch die Substanz 26 und grüne Farbe der Blätter zu rechnen sind. Jetzt aber, von der Mitte des Stengels an aufwärts prägt sich mehr der Typus des vxl- losum aus. Die zahlreichen stengelumfassenden Blätter nehmen je höher hinauf um so mehr die eiherzförmige Gestalt des villosum an, wobei jedes folgende an Grüsse abnimmt. Der Blüthestand nimmt einen grossen Theil des Stengels ein, indem die ein- manchmal auch zweiblüthigen Blumenstengel aus den Winkeln der obern Blätter ent- springen; die Grösse der Blumenköpfe ist ebenso die des villosum; hingegen entfernt sich von diesem wieder das Involucrum, dessen Blättchen lineallanzeitförmig, aufrecht, anliegend, zweireihig, bei weitem nicht so villos und die äussere Reihe nicht so schlapp, krautig und eilanzetllich wie die des villosum sind; in der Mitte sind sie schwarz, die Ränder grün. Der obere Theil des Stengels ist grau bepudert, welcher Ueberzug aber gegen Ende der Vegetation der Pllanze sich wieder einigermassen verliert. Das Ganze bildet eine schöne, 2° hohe Pflanze mit intensiv gelben Blumen. Ein, wie mich meine Beobach- tungen lehren, ziemlich sicheres Merkmal, dass ein verdächtiges Hierae. ein Bastart sei, ist das, dass wenn man eine Anzahl beisammen trifft, gerade nicht alle Individuen aber doch immer einzelne davon mit einem 2—3 langen, beblätterten schräg aufwärts in die Höhe sich streckenden Ausläufer versehen sind und dieses Merkmal trägt mein hier besprochenes Hieracium. Darüber waltet kein Zweifel, dass es das in Gaudin beschriebene H. valde pilosum Vi. ist; aber dennoch lastet meinerseits der Verdacht auf en dass es ein Bastart sei. Montag, den 24 Septbr. Früh 4 Uhr ging ich aus auf eine Farn- exkursion in den Wald, der sich vom Sigriswylgrat auf dem Weg herunterstreckt, der von Sigriswyl in’s Jüstisthal führt, und mit Bäch- lein und Felsen wohl versehen ist, bekam aber doch weiter nichts als Aspidium dilatatum und Cystopteris fragilis. Freitag, den 28. Septbr. Weil ich auf meiner Exkursion am 4. Juli in’s Lindenthal einen noch nicht fruktifizirenden mir unbekannten Farn beobachtet hatte, er hingegen jetzt im guten Stand sich befinden musste, so verliess ich heute Früh 4 Uhr meine Behausung und machte mich dahin auf den Weg, den der Mond mir freundlich be- leuchtete. Im Farnrevier angelangt, hatte ich bald gefunden, was=ich wollte. Es ist Cystopteris montana in schönen grossen Exemplaren. Und damit haben nun meine mühe- und freudenreichen bot. Ex- kursionen für diess Jahr wieder einmal ihre endliche Erledigung ge- funden. In Bezug auf Mürren will ich nachträglich noch bemerken, dass dieses 5055 par. Fuss ü. M. gelegene Bergdorf, gerade der Jungfrau gegenüber, nur durch die Felsenspalte des Lauterbrunnen-Thals von ihr getrennt, zu denjenigen Slandpunkten gehört, die von den Freunden der Alpenwelt vorzugsweise verdienten Besucht zu werden. Seiner Vorzüge und seiner nur 2 Stunden von Lauterbrunnen betragenden Entfernung ungeachtet war es aber bis vor 10—15 Jahren ziemlich unbekannt. Nur die Touristen, die die Bergreise von Lauterbrunnen nach Kandersteg über die Furgge und dem Hochthürligrat machten, [5 ID 7; führte ihr Weg dahin. Weil es nun aber doch in neuerer Zeit nach und nach bekannter wurde und der Zufluss der Fremden sich steigerte, so erschien die Erstellung eines förmlichen Wirthshauses, das bis dahin noch gefehlt hatte, als ein Gebot der Nothwendigkeit. Seit un- gefähr 10 Jahren ist nun ein solches dort in Wirksamkeit und thut seine Dienste. Damit ging aber dann auch die Aufnahme und Be- wirthung mit kräftiger Alpenkost bei Vonallmen und Gertsch zu Ende. — Ze CT an Correspondenzen. Triest, den 24. Novemb. 1870. Die von dem verstorb. Fräul. Elise Braig hinterlassenen bota- nischen Sammlungen bestehen 1. aus dem Herbar, welches in beiläufig 45 Faszikeln, in kleinem Folioformat und schönem weissen Maschi- nenpapiere, wohl über 2000 Arten enthält, darunter die Flora der Umgebungen von Triest und Istrien beinahe vollzählig vertreten ist, nebstdem viele Arten aus den übrigen österreichischen Provinzen, aus Deutschland, der Schweiz u.s.w., durch Tausch erworben, vorkommen. Der grösste Theil davon, namentlich die küstenländischen Exemplare sind durch die Verstorbene eigenhändig mit der grössten Sorgfalt und Eleganz präparirt worden. Diese Sammlung, welche unbedingt jedem Liebhaber anempfohlen werden darf, wird um einen billigen Preis von der Schwester der Verstorbenen, welcher die Verfügung darüber zu- stehet, überlassen werden. 2. Der Garten, in welchem Frl. El. Braig viele seltene Gewächse der küstenländischen und dalmatischen Flora mit Liebe pflegte, und in bestem Vegetationszustande zu erhalten wusste. Der Katalog, welchen die Wiener botan. Zeitschrift 1866, S. 238 u. ff. darüber brachte, hat zwar seitdem manche Einbusse er- litten, dagegen aber auch bedeutenden Ersatz erhalten. Die Acquisi- tion dieser Spezialitäten könnte freilich nur einem botanischen Garten anstehen; vielleicht fände sich die Leitung des .der österreichischen Flora gewidmeten Gartens am Belvedere in Wien dazu berufen. Tommasini. Prag, den 25. Novemb. 1870. Herr Güterinspektor A. C. Mayer, der auch Ihrem Leserkreise bekannt ist, sendete mir vor Kurzem eine schöne Kollektion von ihm gesammelter Leitmeritzer Pflanzen, darunter auch eine Silene, die ich zu meinem grössten Erstaunen als Silene longiflora Ehrh. erkannte. Bekanntlich ist diese Art in der österreichischen Monarchie nur in Ungarn und Siebenbürgen zu Hause; sie ist also nicht nur für Böh- men, sondern auch für das ganze Gebiet der Koch'schen Flora neu. Herr Mayer fand sie sicherlich wildwachsend an zwei Stellen, auf einem Ackerraine zwischen Leitmeritz und dem Berge Radobyl und dann an einem Raine bei Sebusein am Wege nach Flutzen, obwohl 28 nicht sehr zahlreich. — Kaum minder interessant ist die Entdeckung des Thesium rostratum Mert. et Koch, welche bisher nur in meh- reren Ländern am Nordabhange der Alpen gefunden wurde, im süd- licheren Böhmen. Bei Lukavice, zwischen Pilsen und Klattau sammelte es zufälliger Weise ein mit der Botanik sonst nicht vertrauter Forst- adjunkt; die Pflanze gelangte zuerst in Prof. v. Purkyne's und durch diesen in meine Hände. Ich habe nun heuer bei meiner Bereisung Südböhmens die angegebene Lokalität, Zliner Revier genannt, unter- sucht, und die fragliche Art sehr zahlreich vorgefunden; ferner fand ich unter der auch sonst nicht uninteressanten Flora die Festuca va- ginata Waldst. Kit., eine schöne für Böhmen ebenfalls neue Race der Festuca ovina, die merkwürdiger Weise in den isarauen bei Mün- chen ebenfalls mit Thesium rostratum in Gesellschaft wächst. Ob das von C. B. Presl im Caslauer Kreise, unbestimmt wo, angegebene Thesium macranthum Presl, welches allerdings von Thes. rostratum nicht verschieden ist, sich dort noch finden wird, ist noch eine andere Frage, aber nach dem Ziiner Funde nicht mehr so sehr unwahr- scheinlich, wie früher. — Mit Befremden las ich in einem Berichte Hrn. M. Winkler’s über seine Reise in das südöstliche Ungarn und Siebenbürgen, im Jahrg. 1866 ihrer Zeitschrift, die Behauptung, die böhmische Potentilla Bouquoyana Heuf. sei „ganz sicher“ ein Ba- start von P. argentea (durch einen Druck- oder Schreibfehler steht dort sogar anserina) oder verna mit einer anderen- Art. Hätte Herr Winkler die Pflanze an ihrem böhmischen Standorte gesehen, so würde er sich leicht überzeugt haben, dass an eine Hybride nicht im entferntesten zu denken ist. Sie gehört vielmehr mit P. thuringiaca zu einer und derselben Art, der P. heptophylla Mill., ist aber eine eigenthümliche Race. Daher der lange Streit um ihren Artenwerth. Dr. Lad. Celakovsky. Ns. Pedhragy in Ungarn, am 27. Nov. 1870. Dieser Tage erhielt ich von Herrn C. v. Bränik aus Sobotyst im Neutraer Comitat zwei Foliobände Abbildungen von wildwachsen- senden und einigen kultivirten Pflanzen, die Herr von Bränik sehr genau und naturgetreu kolorirt, selbst angefertigt hat. Es sind da über 700 Arten, darunter Astragalus hypoglottis und Limodorum abortivum, beide nach Exemplaren, die bei Sobotyst gesammelt wur- den, abgebildet. Diese zwei letzteren erhielt ich auch wirklich in je einem gut getrockneten Exemplare von dem erwähnten Standorte, durch die Güte Herrn v. Bränik’s. Jetzt hat sich dieser treffliche Zeichner der Mühe unterzogen, alle durch mich in der Nähe von N. Podhragy gesammelten Rubus-Formen, in kolorirten Abbildungen für mich zu verferligen. Es freut mich herzlich, in der Nähe des in bo- tanischer Beziehung nach Herrn Dr. Krzisch’s Forschungen so sehr interessanten Hauran, einen Botaniker kennen gelernt zu haben, der es gewiss nicht versäumen wird, uns in Ihrem geschätzten Blatte über seine weiteren Funde zu berichten. Nach einer kleinen Sendung von Moosen, die ich durch Herrn v. Bränik erhielt, zu schliessen, dürfte 2J die Umgebung von Sobotyst eine interessante Moosflora aufweisen können. — Diese Tage sammelte ich hier abermals Hylocomium tri- quetrum, Hypnum purum,, Madotheca platyphylla, alle drei mit Früchten. Auf Brachen kann man noch immer Lamium amplexicaule L. var. elandestinum Rb. haben. Leptotrichum flexicaule land ich dieses Jahr an mehreren Stellen auf den kahlen Hügeln Chüumy an der Erde ziemlich reichlich fruchtend. Auf Felsen kommt dieses Moos in grossen Polstern vor, aber immer steril. Jos. L. Holuby. Linz, am 8. Dezember 1870. Der Verein für Naturkunde zu Linz führt in seinem ersten Jahresbericht an, dass während dem ersten Jahre auch mehrere Vor- träge botanischen Inhalts in seinen Versammlungen gehalten wurden. So sprach Prof. Kukula über die Befruchtung von Pflanzen nach Unger's Theorie, derselbe” gab auch eine Anleitung zu phänologi- schen Beobachtungen nach der Methode der k. k. meteorologischen Reichsanstalt, und Vizebürgermeister Saxinger sprach über die Flora von Linz. Von Herrn Baron Handel erhielt der Verein ein Phane- rogamen-Herbarium zum Geschenk , ebenso von Herrn Bischof Rü- digier eine Kryptogamen-Sammlung aus dem Nachlasse des Herrn Domscholastikus Schropp, Moose und Flechten enthaltend. Bis jetzt zählt der Verein 175 wirkliche Mitglieder. Dr. Robert Rauscher. Graz, am 10. Dezember 1870. Die Baron Fürstenwärther'sche Sammlung, bestehend aus 44 Faszikeln ist zu verkaufen. Sie enthält vorzüglich schön getrocknete Exemplare aus den Alpeniändern Oesterreichs, und ist überhaupt sehr schön ausgestattet. v. Pittoni. Hamburg, am 30. Novemb. 1870. In dem Juliheft Ihrer botanischen Zeitschrift, so wie in einem anderen Blatte lese ich mit Erstaunen die Notiz, dass Herr Dr. Fer- dinand v. Müller in Melbourne, seine Stelle als Direktor des bota- nischen Gartens aufgegeben haben und durch einen Herrn Fergusson ersetzt sein soll. Da Herr Dr. v. Müller in keinem seiner diessjäh- rigen Briefe mir eine Mittheilung davon gemacht, derselbe bei Abgang seines letzten Briefes vom 10. September auch noch in seinem Amte war und für den Melbourner botan. Garten Pflanzen requirirte , so fühle ich mich veranlasst, die obige Nachricht als unwahr zu bezeichnen. Dr. W. Sonder. Athen, den 10. Dez. 1870. Das endliche Erscheinen meiner Flora Cretica — die Früchte meines siebenmonatlichen Aufenthaltes auf der Insel Creta im J. 1846, — veranlasste mich diesen Sommer, nach 24 Jahren einen zweiten Ausflug nach der schönen Insel zu machen. Ich verweilte zwei volle Monate daselbst, Juli und August. Obgleich diese Jahreszeit für bo- tanische Untersuchungen nicht sehr günstig war, und der Ausflug 30 mehr zur Erholung diente, machte ich dennoch eine recht gute Aus- beute an interessanten Pflanzen, namentlich auf dem 7693 Fuss hohen Ida, den ich von 12.—17. August besuchte, dessen höchsten Gipfel am 15. August besteigend. Ich sammelte unter andern Blüthenexem- plare von der seltenen Scabiosa Sphakiotica R. et Sch., die ich auf meiner ersten Reise nicht gefunden halte, ausserdem Origanum Di- ctamnus L., Dianthus arboreus L. in schönster Blüthe an Felsen bei Candia u. s. m. Selbst zwei neue Arten war ich so glücklich noch zu finden, nämlich eine schöne Centaurea in der Nähe von Candia, die der Sektion Acrolophus Enacrocentron DC. Pr. angehört, und die ich Centaurea Minoa nenne; ferner eine Carlina vom Ida, mit Ü. in- volucrata Poir. verwandt, jedoch sehr verschieden, der Typus einer ausgezeichneten reinen Art: C. Curetum Heldr. Noch verschiedene an- dere Arten hatte ich Gelegenheit zu sammeln und zu beobachten, die ich im Jahre 1846 nicht fand, und die zwar an sich nicht neu, aber in meiner Flora Cretica nicht enthalten sind. Ich kann somit einen kleinen Nachtrag liefern. — Meine Flora Cretica erst so spät (im vorigen Jahre) herausgekommen, erschien wieder nicht als selbststän- diges Werk, sondern in V. Raulins Histoire physique de lile de Crete, 2 vol. et Atlas, Paris 1869, 8., mit 15 Abbildungen neuer von mir 1846 entdeckter und gezeichneter Pflanzenarten. Th. v. Heldreich. Athen, im Dezember 1870. Die Staphiden-Ernte ist vorüber und hat einen Ertrag von 30 Mil- lionen Liter geliefert, für welche wohl 7—8 Millionen Drachmen ge- löst werden. Oliven sind nicht sehr glücklich ausgefallen, besonders sparsam auf den jonischen Inseln und auch auf Mitylene und Creta, von wo das meiste Oel ausgeführt wird. — Die Ausstellung „Olympia“ ist eine prachtvolle und liefert den anschaulichsten Beweis, welche gewaltigen Fortschritte die Industrie seit einigen Jahren in Griechen- land gemacht hat. In dieser Ausstellung befinden sich auch Samm- lungen von lebenden Pflanzen, so 36 bis 40 Fuss hohe Bananen, Or- chideen aus Brasilien, Ananas, die schönsten Veilchen und Rosch, auch alle möglichen Früchte, z. B. Cedern im Gewichte von 8—10 Pfd. u. a. — Zu den grössten Naturereignissen in geologischer Beziehung gehört das Auftauchen von 4 neuen Inseln in Santorin. Nachdem die vulkani- schen Ausbrüche auf Santorin bis zum 12. September d. J. gänzlich aufgehört haben, regt sich der Vulkan wieder in letzter Zeit. Er sieht übrigens düster genug aus, ihn deckt kein Grün, kein Pflanzenwuchs ist auf ihm zu finden, nur eine Arenaria? und Hedisarum Alhagi keimt kümmerlich zwischen dem vulkanischen Gestein empor. Das Auf- tauchen vulkanischer Inseln sagte ich schon vor”25 Jahren in einer kleinen Schrift, „Die Heilquellen Griechenlands,“ voraus und zwar mit folgen- den Worten: „Die vulkanischen Ergüsse sind noch nicht beendet und ich bin der Ueberzeugung, dass neue Inseln auftauchen werden, und ich wünsche, dass selbe ohne Furcht und Schrecken zu erregen, aul- tauchen mögen.“ Landerer. —äs 31 Personalnotizen. — Ludwig Freiherr von Hohenbühel-Heufler, unser Mit- arbeiter und bisherige Ministerialrath im Ministerium für Kultus und Unterricht, ist zum Präsidenten der statistischen CGentralkommission mit dem Titel und Range eines Sektionschefs befördert worden. Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften am 13. Oktober trug Dr. J. Peyritsch seine weiteren Beobachtungen „über Pelorienbildungen bei Labiaten* vor. Wie in den beiden "Vorjahren hat er auch diessmal zahlreiche Pelorien an Galeobdolon luteum und ausserdem an Lamium maculatum, Ballotanigra, Calamintha Nepeta und zweien Varietäten dieser Art, der €. subnuda und €. obliqua, Clinopodium vulgare , Micromeria rupestris, Nepeta Mussini, Nepeta Cataria und Prunella vulgaris aufgefunden. In der Mehrzahl der Fälle war der viergliederige Typus (der ersten drei Blüthenblätterwirtel) vertreten, in manchen liess sich ungezwungen der scheinbar fünf- und sechsgliederige Blüthenblätterwirtel auf den viergliedrigen Typus zurückführen, in einem Falle waren sämmtliche Blüthenblätterwirtel zweigliederig. Während bei den unregelmässigen Blüthen die Blüthenwirtel aus verschieden geformten Blattgebilden zU- sammengesetzt werden, kommen in den Wirteln der Pelorien einerlei, seltener zweierlei Blatigebilde vor. Jene Gebilde, die in der unre >gel- mässigen Blüthe die geringere Differenzirung zeigen, erscheinen bei den Pelorienbildungen wieder. Von der unregelmässigen Blüthe lässt sich leicht die regelmässige Blüthe ableiten. Die Pelorienbildungen können wegen der strengen Regelmässigkeit in ihrem Aufbaue nicht als zufällige abnorme Gebilde betrachtet werden, sie stellen Formen dimorpher Blüthen dar, welche am natürlichsten als Rückschläge zu älteren Typen zu deuten wären, die heut zu Tage normal durch Mentha aquatica und Teuerium campanulatum vepräsentirt werden. Letztere Pflanzen tragen zweierlei Blüthen, nämlich seitenständige, unregelmässige und gipfelständige regelmässige Blüthen. Dass bei La- biaten achselständige Blüthen regelmässig sich ausbilden, gehört zu den grössten Seltenheiten. Solche regelmässige Bildungen können als Rückschläge zu noch älteren Typen angesehen werden. Der Verfasser meint, dass der ursprüngliche Typus der Labiatenblüthe ein vielglie- driger gewesen sei, aus diesem habe sich ein fünfgliedriger Kelch- blattwirtel und durch Vergrösserung oder Spaltung eines Gliedes der Uebergang zum fünfgliederigen Korollenwirtel herausgebildet , der Staubblätterwirtel habe je edoch den ursprünglichen Typus bewahrt. Er 32 fand bei Lycopus europaeus ziemlich regelmässige Blüthen mit vier- gliedrigem Kelche und zahlreiche Uebergänge von vier- zum fünf- gliederigen Kelchblattwirtel. Die Aetiologie der Pelorienbildungen betreffend, bemerkt er, dass er pelorientragende Exemplare von Galeob- dolon luteum, Lamium maculatum und Ballota nigra in grösserer Zahl an Stellen beobachtet habe, wo durch Abholzung veränderte physikalische Verhältnisse im Grossen hervorgerufen worden waren; auch macht er auf das häufige Vorkommen der Pelorienbildungen in botanischen Gärten aufmerksam. ——n Herne — Literarisches. — Von H. Brockmüller ist in Schwerin erschienen: „Die Laubmoose Mecklenburgs.“ — Ein 1. Heft von Beiträgen zur Biologie der Pflanzen hat Prof. Cohn in Breslau herausgegeben. ————esoan a — Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Basson mit Pflanzen aus Frankreich. — Von Herrn Plosel mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn Doms mit Pf. aus Pommern. — Von Herrn Br. Thümen mit diversen Pfl, — Von Herrn Winter mit Pfl. aus Baiern. — Von Herrn Matz mit Pl. aus Nieder- österreich. — Von Herrn Kristof mit Pfl. aus Kärnthen. Sendungen sind abgegangen an die Herren Heidenreich und Dr, Tauscher. Inserat. Bei Wilh. Hans in Herrnhut (Sachsen) sind folgende Sammlungen frisch gesammelter Himalaya-Pflanzen käuflich zu haben und durch Ein- sendung des Betrages zu beziehen. Die Exemplare sind sämmtlich sehr schön präparirt und in genügender Zalıl aufgelegt. 4. Sammlung 447 Spec. — 13 Thlr. 5 Sgr. — 19 fl. 75 kr. Silber. 0 5 N ri? 2. » a A a en Bro » : B ! y% } 1 3. ” DATEI 25 ” 3, ID» » 4. s 2 a ernre MN kellakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck uud Papier der ©, Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemnlare botanische Zeitschrift J - die frei durelı die Postbe- Pen erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sin! den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion (Wieden, Neumang. Nr. 7) re w. härlner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, zer mit 5 fl. (3 Thir. 10 Ngr.) L Im Wege des ganzjährig, oder ! op a 7 Buchhandels übernimmt mit 2 fi. 62 kr. öst. W. Apotheker und Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N° 2 so wie alle übrigen 10 kr. öst. W. = ‘ Buchhaudlunge::, XXI. Jahrgang. WIEN, Februar 1871. INHALT: Können aus Bastarten Arten werden? Von Dr. Kerner. — Besteisung des Rumer- iochs. Von Gsaller. -— Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Correspondenz. Von Janka, "Dr Kerner, Dr. Magnus, Hans, Dr. Landerer. — Personalnotizen. — Correspondenz der Re daktion. — Inserate. Wien, am 1. Februar 1871. Schon seit Monaten wirken die leidigen politischen Verhältnisse Mitteleuropas deprimirend auf alle Bestrebungen wissenschaftlicher Thätigkeit. Im Kampfe um das Dasein in der Gegenw art, in der Sorge um die Heimsuchungen der nächsten Zukunft sinkt das Interesse für die Wissenschaft immer mehr und mehr, und mit diesem die noth- wendige Basis ihr gewidmeter Unternehmungen. Auch die „Oesterreichische botanische Zeitschrift" konnte sich dem nachtheiligen Einflusse solcher Zustände nicht entziehen, um so weniger, als dieselben den Jahreswechsel, die Zeit der Pränumeration überdauert haben. In Wirklichkeit haben sich bis jetzt von allen den seit Jahren der Zeitschrift treu anhängenden Pränumeranten gar viele noch nicht eingefunden. So aus Frankreich kein Einziger, aus Belgien, Holland, der Schw eiz und aus England nur Wenige, ebenso aus Deutsch- land und selbst viele österreichische Botaniker scheinen sich vorläuüig abwartend verhalten zu wollen. Eine solche Zurückhaltung trifft aber die österr. botan. Zeitschrift um so schwerer, als sie jeglicher unter- stützenden Subvention entbehrend, seit dem Beginne ihres Erscheinens, also seit 2i Jahren, ausschliesslich auf den Umfang ihres Pränume- rantenkreises angewiesen ist. In dem Grade als sich derselbe verengeit, in dem Grade wird auch ihr Bestand bedroht. In der Voraussetzung, dass nur die ausserordentlichen Verhält- nisse an dieser ausserordentlichen Abnahme der Pränumeranten schul- Oesterr, botan. Zeitschrift. 2. Heft 1871. 3 34 den und dass diese, wohl vorübergehende Krise eben überstanden werden muss, wird die Zeitschrift auch ferner noch erscheinen, allein sie muss den Zeitstürmen Rechnung iragen und sich bescheiden, ihren Umfang entsprechend zu reduziren, um überhaupt möglich bleiben zu können, sie muss es um so mehr, als durch die Arbeiterbewegung der letzten Jahre sich die Auflagskosten erheblich gesteigert haben. Hoffentlich wird dieser Ausnahmszustand nicht allzulang währen und der Eintritt günsli- gerer Zeiten es dem Journale recht bald gestatten, das wieder einzuholen, was es aus Rücksicht auf seine Fortdauer ephemer zu opfern sich genöthigt sieht. Hat es doch ähnliche Krisen, wenn auch nicht so akute schon manche glücklich überstanden, so in den Kriegsjahren 1855, 1859, 1864 und 1866, in denen doch Oesterreich direkte in Mitleidenschaft gezogen war. Auch diesmal hofft die Reda'tion ein Unternehmen nicht sinken zu sehen, dem sie in uneigennützigster Weise durch 20 Jahre ihre besten Kräfte gewidmet hat. Die Redaktion. Können aus Bastarten Arten werden ? Von A. Kerner. Es galt noch vor verhältnissmässig kurzer Zeit für eine aus- gemachte Sache, dass die durch hybride Befruchtung entstandenen Bastarte im Thier- und Pflanzenreiche nicht zeugungsfähig seien und — wie Kant sich ausdrückt — „in mehr oder weniger Gliedern der Zeugung erlöschen“ *). Wenn von Bastarten die Rede war, so dachte man zunächst gewöhnlich an das Maulthier und den Maulesel und nahm keinen Anstand, die an diesen sich darbietenden Erscheinungen der Fortpflanzungsunfähigkeit auch auf alle anderen Lebewesen unbe- denklich zu übertragen. Nägeli glaubte noch in den „Cirsien der Schweiz“ sich dahin aussprechen zu müssen: die Bastarte seien „frucht- lose Versuche der Natur, sich mit ihren jetzigen Kräften zu neuen spezifischen Typen zu erheben“ und diese Ansicht blieb denn auch bis in die jüngste Zeit diejenige, welcher ziemlich allgemein gehul- digt wurde. Kölreuter hatte zwar schon vor mehr als hundert Jahren auf experimentellem Wege gefunden, dass es auch Bastarte gebe, welche keimfähige Samen erzeugen; dieser Ausspruch passte aber nicht in den doktrinären Kram der damaligen Zeit und war den Systematikern, welche die Sache nun einmal anders im Kopfe hatten, *) Schon das Wort deutet darauf hin, dass man sich damit ein illegi- times Erzeugniss, eine nichtsnutz'ge Art, eine Bast-Art vorstellte. „Bast* drückt hier eben etwas haltloses, werthloses aus. Die Bedeutung des Wortes Bastart ist also analog dem Worte: Bankert (Bank-Art), worüber in Grimm nach- Zen. Man ‘schreibt darum auch mit Grimm richtiger Bastart und nicht 3astard. 35 sehr unbequem. Man half sich daher mit der Verdächtigung Köl- reuter's, dass seine Angaben auf ungenauen Beobachtungen beruhen, und im besten Falle suchte man mit der Phrase „die Lösung der Frage müsse der Zukunft vorbehalten bleiben* über die Angelegen- heit hinwegzugleiten. — Nach und nach wurden aber die Versuche Kölreuter’s immer häufiger wiederholt. Gärtner, der die Arbeit eines ganzen Lebens der Baslartfrage gewidmet, und der nicht weniger als 10.000 Bestäubungen vorgenommen hatte, war schliesslich zu demselben Resultate wie Kölreuter gekommen und erzeugte Pflan- zenbastarte, welche selbst bei strenger Innzucht reichlichst keimfähige Samen hervorbrachten *). — Nun glaubte man sich damit helfen zu können, dass man sagte: diese Fälle seien eben nur Ausnalımsfälle, und bei der Mehrzahl habe die Selbstbestäubung eines Bastartes keine keimfähigen Samen im Gefolge. Freilich hatte Sprengel schon am Ende des vorigen Jahrhunderts das „Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ entdeckt, wornach auch bei der Mehrzahl der reinen Arten die Selbstbestäubung keine keimfühigen Samen im Gefolge hat. Sprengel’s Beobachtungen konnten ja aber auch ungenau sein! Jedenfalls waren sie nicht bequem; denn ein einfaches Zusammenhalten mit den Ergebnissen der Bastartzüchter hätte ja eine Reform der herkömmlichen Vorstellungen nothwendig gemacht. Für Aenderungen derlei hergebrachter Ansichten sind aber mitunter auch Männer der Wissenschaft, die auf politischem Gebiete sich für Reformen unschwer begeistern lassen, nicht immer sehr empfänglich. Wir können aber doch nicht fort und fort über die Frage zur Tagesordnung übergehen, und es scheint mir einmal an der Zeit, die Ergebnisse der Bastartzüchter mit den Ergebnissen Sprengel's, Hil- debrand’'s und anderer zusammenzuhalten. Als die wichtigsten Sätze haben sich aus den Experimenten über ni Fortpflanzung der Bastarte folgende ergeben: Die Bastarte, welche aus je zwei Arten erzeugt wurden, haben one ganz unfruchtbare Fortpflanzungsorgane, und zwar trifft man diese vollständige Unfruchtbarkeit vorzüglich bei denjenigen Bastarten, welche aus Arten hervorgegangen sind, die in systemati- scher Beziehung verhältnissmässig die geringste Verwandtschaft zeigen. 2. In der Mehrzahl der Fälle aber sind die Bastarte nicht absolut unfruchtbar. 3. Bald sind es die ersten Blüthen einer Infloreszenz, bald die mittleren, bald die letzten, aus welchen Bastarte keimfahige Samen entwickeln. 4. Wenn man Bastarte mit ihrem eigenen Pollen bestäubt, so er- scheint in der Regel die Zahl der in Folge dieser Befruchtung erhal- *) Z. B. der Bastart aus Datura Stramonium L. und D. Tatula L., aus Dianthus barbatus L. und D. superbus L., aus Dianthus Armeria L. und D. deltoides L., aus Geum rivale L. und 8. urbanum L., aus Lobelia cardinalis L. und L. Julgens L., aus Lychnis diurna Sibth. und L. vesper- tina Sibth. u. m. a. BE 36 tenen Samen vermindert. Bei reiner Innzucht (steliger Selbstbefruch- tung) nimmt die Fruchtbarkeit von Generation zu Generation ab und der Bastart stirbt schliesslich aus. 5. Es gibt aber auch Bastarte, deren Fruchtbarkeit bei reiner Innzucht anfänglich abzunehmen scheint, aber schon in der zweiten und dritten und in den folgenden Generationen wieder zunimmt. *)_ 6. Der Bastart wird durch den Pollen einer der Stammarten leichter befruchtet, als durch den eigenen Blüthenstaub, und es eni- stehen durch eine derartige Bestäubung goneiklinische Formen, welche durch ihre Merkmale der befruchtenden Stammart in systematischer Beziehung näher stehen als der primäre Bastart. 7. Individuen eines durch hybride Verbindung zweier Arten erzeugten Bastartes sind in ihren systemalischen Merkmalen in der Regel unter einander übereinstimmend, doch unterliegen sie der Varia- bilität geradeso wie reine Arten, und es können sich schon in der ersten Generation einzelne Varietäten bilden. Ein Zurückschlagen der Art-Bastarte in die Stammarten findet nicht statt. Die Individuen, die man für Rückschläge angesehen, sind ntweder goneiklinische Bastarte oder Varietäten. Vergleichen wir nun mit diesen Ergebnissen die Ergebnisse, welche man in jüngster Zeit durch Verfoleung des von Sprengel airehahnten Weges gewonnen hat, so stellt sich heraus, dass die Fruchtbarkeit der reinen Arten nicht anders ist als bei den meisten Bastarten. Zunächst wäre daran zu erinnern, dass es reine Arten, ja ganze Genera gibt, welchen gegenwärtig die Fähigkeit, sich auf geschlecht- lichem We ege zu vervielfälligen ganz abhanden gekommen zu sein scheint, wie namentlich mehreren Laubmoosen und den Lycopodia- ceen**). Die Parallelisirung dieser Pflanzen mit jenen oben (1) er- wähnten Fällen vollständig unfruchtbarer Bastarte ist zwar nicht gerade ganz treffend, aber immerhin ist es hier am Platze, hervorzuheben, dass nicht nur einige Bastarte es sind, denen es unmöglich ist, sich auf geschlechtlichem Wege zu vermehren. — Jene vollständig sterilen Bastarte haben übrigens für die Frage, ob aus Bastarten Arten werden können, überhaupt keine Bedeutung. Wenn ein Ehepaar keine Nach- kommenschaft erhält, so beweist das noch durchaus nicht, dass auch andere Ehepaare keine Nachkommenschaft bekommen können. Wir haben uns also bei der Behandlung der oben aufgeworfenen Frage natür- lich nur um jene Bastarte zu kümmern, welche erwiesenermassen nicht unfruchtbar sind. — An diesen letzteren fand nun Gärtner, wie oben (3) bemerkt wurde, dass es bald die ersten Blüthen, bald die mittleren, bald die letzten Blüthen sind, welche Samen ansetzen. Da geschieht nun aber auch bei reiner Innzucht reiner Arten, wenn Mose protandrische oder protogynische Dichogamen sind. Ich erinnere hier beispielsweise nur an die protandrischen Umbelliferen und Saxifragen, =) Z. B. der Bastart aus Dianthus barbatus L. und D. chinen sis. **) Vergl. hiermit meine Mittheilung in österr. bot. Zeitschr. XX., 380. 37 bei welchen eine ältere Blüthe immer eine jüngere nölhig hat, um von dieser den Blüthenstaub zu erhalten, so dass die letzten Blüthen an dem Stocke nicht mehr bestäubt werden, weil eben darauffolgende Blüthen, die Pollen liefern könnten, fehlen, und weiterhin an die protogynischen Helleborus- und Euphorbia-Arten, deren Narben zu einer Zeit kon- zeptionsfähig sind, wenn die Antheren noch nicht verstäuben und deren zuerst geöffnete Blüthen daher bei reiner Innzucht immer steril bleiben müssen. — Wie sehr überdiess auf die mehr oder weniger reichliche Samenbildung bei dichogamischen Pflanzen — wenn sie auch reine Arten sind — die zur Zeit der Blüthe herrschenden Witte- rungsverhältnisse Einfluss nehmen, brauche ich wohl kaum des Näheren auszuführen. Von besonderer Wichtigkeit scheint die Angabe der Bastart- züchter, dass die Bastarte mit ihrem eigenen Pollen "bestäubt vermin- derte Fruchtbarkeit zeigen, und dass bei reiner Innzucht die Frucht- barkeit immer mehr abnimmt, bis endlich der Bastart wieder ausstirbt (4). Das trifft aber genau auch bei den reinen Arten zu. Würde man reine Arten in Töpfe gepilanzt im Zimmer halten, wie es Gärtner zur Vermeidung der Fremdbestäubung mit seinen Pflanzenbastarten ge- tıan hat, und würde man die Blüthen der so gehaltenen Arten dure h 5, 6 und mehr Generationen nur mit dem eigenen Pollen bestäuben, so würden sie früher oder später gerade so aussterben, wie die Bastarte ausgestorben sind. Wenn in dieser Beziehung etwas merk- würdig ist, so ist es nur der Umstand, dass man sich nicht längst an den alten Erfahrungssatz der Thier- und Pflanzenzüchter erinnerte: dass bei reiner Innzucht sich bei allen Lebewesen früher oder später die Fähigkeit geschlechtlicher Fortpflanzung vermindert. Die Jüngste Zeit hat eine solche Fülle von experimentell erwiesenen Thatsachen der vermiedenen und unvortheilhaften stetigen Selbstbefruchtung im Pflanzenreiche zu Tage gefördert, dass Hildebr and mit gutem Grunde diese Erscheinung als ein Gesetz bezeichnen konnte, und. dass es mir daher völlig überflü ssig erscheint, hier aus der Masse der bekannt gewordenen Fälle Beispiele als Belege herauszugreifen. Einige Arten mögen allerdings ausnahmsweise diesem Gesetze nicht unterliegen und zeigen keine Verminderung der Samen, wenn bei ihnen nur Selbstbestäubung stattfindet, aber e es gibt, wie oben (5) erwähnt wurde, auch Bastarte, deren Fruchtbarkeit bei reiner Innzucht in den späteren Generationen durchaus keine Schwächung zeigte, und es findet sich also in Beziehung auf die Fruchtbarkeit zwise hen Bastarten und reinen Arten kein Unterschied, der zu der landläufigen Annahme berech- tigen würde, dass die Arten bestehen, die Bastarte vergehen. Auch dass die Bastarte durch den Pollen einer der Stamm- arten leichter befruchtet werden als durch den eigenen Blüthenstaub (6), erklärt sich ohne Schwierigkeit aus dem Gesetze der unvortheil- haften und vermiedenen Selbstbefr uchtung. Es gibt ja auch reine Arten, die sich ganz analog verhalten, und es mag hier nur auf jene Arten verwiesen werden, an welchen man die Erscheinung beobac lei, dass der Pollen einer Blüthe, auf die Narbe derselben Blüthe gebracht, auf 38 diese destruirend wirkt, während eine Bestäubung mit dem Blüthen- staub anderer Individuen reichliche Fruchtbildung zur Folge hat. Aus allem dem geht aber ungezwungen hervor, dass die An- nahme eines nothwendigen Erlöschens aller Bastarte in Folge ver- minderter Fruchtbarkeit jedes haltbaren Grundes entbehrt. Die Bastarte verhalten sich in Betreff ihrer Fruchtbarkeit nicht anders als die reinen Arten, und was man früher als eine Eigenthümlichkeit der Baslarte ansehen zu können glaubte, ist bei den meisten derselben nur die Folge der auch bei reinen Arten beobachteten vermiedenen oder unvortheilhaften stetigen Selbsitbefruchtung. Aber auch die von Wichura aufgestellte Hypothese, welche das Erlöschen der Bastarte erklären sollte, halte ich für nicht richtig. Wichura spricht sich nämlich dahin aus, dass die Bastarte geradeso wie deren Stammeltern in ihren Merkmalen den äusseren Verhält- nissen adaptirt sein müssen, Der Bastart halte in seinen Merkmalen die Mitte zwischen den Stammarten und er werde daher weder den Existenzbedingungen der einen, noch jenen der andern Stamm- art ganz angepasst sein, daher kümmerlich gedeihen und früher oder später von den besser akkommodirten Stammarten wieder verdrängt werden. Das mag nun vielleicht bei dem einen oder andern Bastart zutreffen, auf die Mehrzahl der Fälle aber passt diese Erklärung gewiss nicht. Die Existenzbedingungen der in unmittelbarster Nähe in gleicher Gartenerde herangezogenen und gleich kräftig gedeihenden Stammarten sind denn doch gewiss dieselben, und auch die Existenz- bedingungen von in freier Natur vorkommenden Stammarten, die in nächster Nachbarschaft wuchern, müssen häufig ganz die gleichen sein. Wäre aber auch eine geringe Verschiedenheit derselben vor- handen, so gibt es doch gewiss zwischen ihren Standorten mittlere Existenzbedingungen, und der Bastart würde an solchen mittleren Stellen gerade nach Wichura’s Hypothese besser gedeihen müssen als es dort die beiden Stammarten vermöchten. Die Erörterung anderer ganz unhaltbarer Muthmassungen über den Grund des so häufigen Erlöschens der Bastarte übergehend komme ich hier schliesslich zu der Anschauungsweise, welche Nägeli m einem am 16. Febr. 1866 in der Münchener Akademie gehaltenen Vor- irege über „die Zwischenformen zwischen den Pflanzenarten“ ent- wickelt hat. Nach Nägeli erfolgt das Erlöschen fruchtbarer Bastarte in der freien Natur in Folge des Umstandes, dass die primären Bastarte in der Regel nur einzeln oder doch in geringer Individuenzahl in Gesellschaft einer verhältnissmässig grossen Individuenzahl der Stamm- arten vorkommen. Sie werden leichter durch die in grosser Indivi- duenzahl vorhandenen Stammarten als durch den eigenen Pollen be- [ruchtet und es bildet sich so eine Reihe soneiklinischer Bastarte, deren letztes Glied schliesslich von der ins Spiel getretenen Stammart nicht mehr zu unterscheiden is. — Ich theile die Auffassung Nägelis und glaube, dass sie die Erscheinung des Erlöschens so vieler in der freien Natur entstandener Bastarte am einfachsten und richligsten erklärt. Nägeli fügt aber seiner Auseinandersetzung am 39 angeführten Orte $. 310 auch noch die Bemerkung bei: „Nach den jetzt besannten Thatsachen der künstlichen Bastarlirung ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass ein Bastart unter “den Eltern zu einer sich konstant fortpflanzenden Form werden könne.“ Mit diesem Zu- satze kann ich mich nun nicht einverstanden erklären. Ich habe bereits an einem anderen Orte *) darauf hingewiesen, dass man gewisse Weidenbastarte an Orten, wo beide Stammeltern sehr häufig "vorkommen, nur selten antrifft, während dieselben Bastarte dort, wo eine ihrer Stammeltern seltener geworden ist, viel häufiger gefunden werden. An dem Orte, wo beide Stammarlen massenhaft unter und nebeneinander auftreten, ist eben die geringste Wahrschein- lichkeit vorhanden, dass ein nur durch wenige Individuen vertretener Bastart zur Selbstbefruchtung gelangen wird; dort aber, wo eine der Stammarten nur in spärlicher Individuenzahl auftritt, ist diese Wahr- scheinlichkeit eine viel grössere. Ja es ist möglich und kommt auch gewiss vor, dass gerade jene andere Stammart, welche mit dem Bastarte häufig am gleichen Standorte wächst, zu diesem letzteren eine geringere sexuelle Affinität zeigt, und in solchen Fällen wird bei dem Vorhandensein von wenigstens zwei Individuen des Bastartes die Erzeugung keimfähiger Samen und die Vervielfältigung durch eben diese Samen nicht ausgeschlossen werden können. — In der Umge- bung von Sterzing, in den tirolischen Zentralalpen stossen Salix alba und Salix pentandra zusammen. Letztere ist dort selten und nur auf einige Stellen beschränkt, erstere dagegen durch viel zahlreichere Individuen vertreten und über die ganze Gegend verstreut. Ebenso höufig und fast noch häufiger als S. alba ist aber dort auch Salix Ehrhartiana Sm., welche ein unzweifelhafter, auch schon künstlich erzeugter, der Kombination (alba>x 3 3 Buchhandlunge;, XXI. Jahrgang. WIEN, März 1871. INHALT: Noch ein Wort über Pulsatilla Hackelü. Von Mayer. — Zweimal auf der Javorina. Von Holuby. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Correspondenz. Von Dr. Schüz, Dr, Berggren. — Personalnotize n. — Vereine. Anstalten, Unternehmungen. — Correspondenz der Re- daktion. — Inserate, Noch einWort über Peelsatilla HacketiiP ohl. Von A. C. Mayer. Bei aufmerksamer Vergleichung floristischer Werke der letzten vierzig Jahre und des in Herbarien angesammelten Materiales lässt sich unschwer zu der Ueberzeugung g elangen : dass die echte Pul- satilla Hackelü Pohl. eine vielfach erkannte, nur von Wenigen richtig erkannte und gekannte Pilanze der Flora Deutschlands sei, -— über welche die Akten noch nicht als geschlossen betrachtet werden können. Aus diesem Grunde und obschon Professor Tausch in Nr. 5 der Flora Jahrg. 18542 durch Mittheilung seiner botanischen Beob- achtungen über die Anemonen, so wie Dr. L. Celakovsky ‚durch seinen in der naturwissenschaftlichen Zeitschrift Lotos Jahrg. 1865, pag. 8. erschienenen Aufsatz: „Ist Pulsatilla Hackeli Pohl. ein Bastart?* zur richtigen Erikenntniss und Stellung dieser Pilanze in der Reihe ihrer nächsten Anverwandien sehr Wesentliches beige- tragen haben. so dürfte es doch kein ganz wertuloses Unter nehmen sein, zur endlichen Beseitigung aller irrigen Ansichten und Zweilel noch Einiges beizutragen, und dieses umsomehr , als mehrfältige Beobachtunge En, welche ich während meines nun schon zweijährigen Aufenthaltes in der Nähe des klassischen Standortes der Pulsatilla Hackelii Pohl. machen zu können Gelegenheit fand, mich hierzu gewissermassen verpflichten. Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1871. 4 Im Jahre 1510 hat Dr. J. Em. Pohl in seinem zu Prag erschie- nenen, leider unvollendet gebliebenen Tentamen Florae Bohemiae pag. 213 eine Puisatilla, welche dessen Freund Josef Hackel, ein für ng Botaniis des nördlichen Böhmens unermädlicher junger Geistlicher schon anno 1508 am Hradischkenberge bei Leitmeritz fand, als eigene a unter dem Namen Puisatilla Hackelü aufgestellt und folgendermassen ciagnosirt: „pedunculo involucrato villosissimo, foliis 2-; pinnatis, pinnis multipartilis, foliolis confluentibus latis, petalis ovatis semi-patentlibus.” Als Anmerkung hat Dr. Pohl wörilich noch beige- fügt: „Diese Art entstand aus der Vermischung der Ane- mone pratensis mil der Anemone patens. Sie behielt die Blumenkrone der patens, «die Blätter aber gingen in jene der pra- tensis über, welche ein Mittelding dieser ‘beiden Arten bilden und sehr veränderliche Gestalten annehmen, so zwar, dass sich die Blätter bald mehr der A. pratensis, bald mehr der A. patens nähern, Stets aber sind sie geliedert, die Fiedern aber eingerissen, etwas breit, zusammenfliessend, vieltheilie, der Stengel ist zottig, aufrecht, die Blu- menblätter weit abstehend, und das Vehrige s stimmt mit An. pratensis überein.“ Obgleich nun diese Beschreibungen einer nothwendigen wissen- schaftlichen Schärfe entbehren und theilweise geradezu unrichtig sind, worauf ich später noch zurückkommen werde, so - geht daraus den- noch mit Bestimmtheit hervor: dass Dr. Pohl schon die von ihm mit dem Namen Pulsatilla Hackelii benannte Küchen- schelle für einen Bastart der Puls. patens und pratensis hielt, welche Ansicht auch von Professor Tausch getheilt und von Dr. L. Celakovsky in seinem obbezogenen Aufsaize so zu sagen zur Gewissheit erhoben wurde, u. zw. nach Beobachtungen, welche grössten- theis an Exemplaren der Pulsatilla Hackelii Pohl. von oder auf ihrem natürlichen Standorte gemacht worden sind. Die bohmischen Botaniker Dr. Swatopluk und Dr. Bosiwaj Presel führen in ihrer anno 1819 zu Prag erschienenen Flora cechica pag. 112 die Pulsatilla Hackelii Pohl. — nur als ein Synonym der Puls. Halleri All. auf — mit dem Standorte Hradischken, wahrschein- lich ohne dass ihnen die echte Pohl’sche Pflanze vorlag, oder, ohne dass sie letztere einer eingehenderen Würdigung unterzogen, denn eine solche muss unbedingt die Identifizirung mit der Pulsatilla Halleri All. ausschliessen. Bei L. Reichenbach nur finde ich in dessen Flora germanica excursoria sub Nr. 4658 die Pulsatilla Hackelii Pohl. als eigene Art aufgeführt. Da Reichenbach seiner Diagnose die Bemerkung beifügte: „olim pro patenti-pratensi habuit cl. Pohl. quod ulterius explorandum,* so scheint dieser eminente Pflanzenforscher über die Hybridität dieser Pulsatilla noch im Zweifel gewesen zu sein. Rei- chenbach fil. aber hat dieselbe vollständig anerkannt und erscheint auch unsere Puls. Hack. Pohl. in Dr. A. Garke’s Flora Nord- und Mitteldeutschlands pag 5 sub Nr. 15 und 13 als Bastart mit der Be- zeichnung Pulsatilla patenti>x hirta) Huter in Oest. bot. Zeitschr. XIH. 137. — Auf trockenen sonnigen Hügeln bei Erlau im mittelung. Bergl. im Sommer 1870 von Vrabelyi entdeckt und mir gütigst mitgetheilt. — Mit Original-Exemplaren aus Huter's Hand so wie mit Porta’schen Exemplaren aus dem Val Vestino vollkommen übereinstimmend. 852. Inula hirta L. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen, im Grunde und am Saume lichter Wälder, an steinigen Orten zwischen Buschwerk am Rande der Weinberge. Im mittelung. Berglande auf dem kleinen Aegydiusberge bei Erlau; in der Matra auf der Veron- karet und dem Särhegy bei Gyöngyös: auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Gran, Maroth, Visegrad, Set. Andrae (hier insbesonders häufig), auf dem Dobogokö bei P. Szt. Kereszt, auf dem Kishegy und Piliserberg, auf dem Schwabenberg und im Wolfsthale bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor. In der Tiefebene bei Kömlö. Auf der Debreeziner Land- höhe zwischen Hugyai und Nyiregyhäza, bei Bököny, Vasväri und Kä- räsz. Am Rande des Bihariageb. auf dem tertiüären Vorlande und den niederen Kalkkuppen von Grosswardein bis Belenyes und im Thale der weissen Körös bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kali, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—570 Met. 853. Inula Conysa DC. — Am Rande und im Grunde lichter Gehölze, zwischen niederem Buschwerk an den Böschungen der Hohl- wege und felsigen Bergabhänge, in Holzschlägen. Im Gebiete selten und an den wenigen Standorten meist nur in spärlichen Exemplaren. Im mittelung. Berglande bei Waitzen, Gross Maros, Visegräd und Szt. Kereszt, auf dem Kukuksberge zwischen Kleinzell und dem Leo- poldifelde bei Ofen. Auf dem Lössrücken des Viniszni vreh bei Gomba. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb. in der Plesiugruppe bei den kalten % 68 Quellen ober dem Bade Mondsa und auf den Cerithienkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehmboden. 220— 400 Meter. 854. Imula Oculus Christi L. — Auf grasigen trockenen Plätzen. Im mittelung. Berglande sehr verbreitet. Auf dem grossen Aegydius- berg bei Erlau, am Fusse des Nagyszäl bei P. Csörög nächst Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegräd und Set. Andrae, sehr häufig auf dem Ketagohegy nächst Csev bei Gran und auf der Süd- und Ostseite des Piliserberges, auf dem Dreihotterberg, grossen und kleinen Schwaben- berg, Adlersberg und Spissberg bei Ofen, im Wolfsthale und bei Budaörs, auf der grossen Haide ober Teteny; in der Vertesgruppe bei Csäkvär. Auf der Csepelinsel bei Tököl. Auf der Kees!emeter Land- höhe auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren bei R. Palota und Pest. Im Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. — Trachyt, Kali, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95-570 Meter. 855. Inula Britanica L. — Auf feuchtem Erdreich in der Nähe fliessender und stehender Gewässer, auf überschwemmten Wiesen, feuchten Aeckern, in Strassengräben und den Gräben längs den Eisen- bahndämmen. In den Thälern und Thalweitungen so wie am Saume des mittelung. Bergl. auf dem Hajduhegy, Töthegy und Sikhegy bei Erlau, bei Csenke, Muszla und Gyarmat in der Nähe der Granmündung, bei Gross Maros und Waitzen, bei Gran, Set. Andrae, Altofen, Ofen und Pro- montor, am Velenezer See, bei Stuhlweissenburg und Keer. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest, Soroksar, Säri und Alberti. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin. In der Tiefebene bei Jäsz Apati, Posroszlö, Tisza Füred und längs der Zagyva und Theiss abwärts nach Szolnok und Szegedin, jenseits der Theiss bei Kisujszälläs, in der Berettyö-Särret; auf der Puszta Hortobagy. Im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, im Becken von Bele- nyes bei Campeni, Vaskoh, Savocni, Rieni und einwärts bis Rezbänya, im Thale der weissen Körös von Buteni über Halmadiu einwärts bis Körösbänya. — Trachyt, tert., diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 75—460 Meter. 856. Pulicaria vulgaris Gärtn. — Auf ausgetrocknetem Schlamme und im Gerölle am Ufer fliessender und stehender Gewässer, am Rande von Sümpfen, in Strassengräben und auf Schuttplätzen in den Dörfern. In den Thälern und Thalweitungen, so wie am Saume des mittelung. Berglandes bei Paräd, Waitzen, Näna, Gran, Set. Andrae, Altofen. In grosser Menge im Inundationsgebiete der Zagyva und Theiss bei Atany, Poroszlö und T. Füred über Szolnok abwärts nach Szegedin. Bei Debreezin und Grosswardein. Häufig in den Thälern des Bihariagebirges bei Belenyes, Vasköh, Carpinetu, Buteni und überhaupt auf den Schuttplätzen fast aller Dörfer, im Gebiete der schwarzen Körös einwärts bis Fenatia und im Gebiete der weissen Körös ein- wärls bis Körösbanya. — Trachyt, tert., diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 70—380 Met, 857. Pulicaria dysenterica (L) — An feuchten Plätzen an Fluss- und Bachufern, in Strassengräben, auf sumpfigen Wiesen. Im 69 Gebiete weit seltener als die vorhergehende Art. Im Donauthale bei Näna, Set. Andrae und nächst der Pulvermühle ober Altofen; auf der kecskem. Landhöhe bei Soroksar unterhalb Pest. Häufiger im östli- chen Theile des Gebietes im Bereiche des Bihariagebirges auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein, Lasuri, Robagani, Belenyes, dann auf dem Timpul balchului bei Pötrosa und im Thale der weissen Körös bei Boros Sebes, Buteni und Monesa. — Kali, tert. diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 95—475 Meter. 858. Galinsoga parviflora Cav. — Wurde von mir im Gebiete zum ersten Male im Jahre 1858 als Unkraut in den grossen mil Nerium Oleander bepflanzten Kübeln vor dem Kafleehause auf dem Bombenplatz in Ofen und im Jahre 1859 in einem Gemüsegarlen in der Wasserstadt in Ofen beobachtet, und dürfte dort seither noch häu- figer geworden sein. Im letzten Jahre (1579) erhielt ich auch Exem- plare dieser Pflanze von Tauscher mit der Angabe: „subsponlanea in insula Danubiali prope Ercsin.“ — Es scheint, dass sich diese Pflanze sehr rasch in Europa verbreitet. Im Augarten in Pressburg, so wie auf Aeckern bei Tentschach nächst Klagenfurt ist sie schon völlig eingebürgert und längs der oberschlesischen Eisenbahn überzieht sie bereits ganze Felder, und ist dort zu einem unausrottbaren Unkraule geworden. 859. Bidens tripartita L. — Am Rande austrocknender Pfützen, an Fluss- und Bachufern, in Strassengräben. Im Inundationsgebiete der Donau bei Gran, Waitzen, Set. Andrae, Ofen, Pest, auf der Mar- garethen- und Csepelinsel; im Inundationsgebiete der Theiss von T. Füred über Szolnok bis Szegedin; bei Debre sczin; im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, auf dem tert. Vorlande bei Lasuri und Robagany; an der schwarzen Körös bei Belenyes, Rieni und Vasköh; im Gebiete der weissen Körös bei Monesa und Valia. Der höchst- gelegene im Gebiete beobachtete Standort bei Negra im Aranyosthale. _ Schiefer , Tr achyt, tert:, diluv. und alluv. lehmiger Sandboden. 5—850 Met. 860. Bidens cernua L. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art, aber im Gebiete seltener als jene. An der Mün- dung bei Gran, bei Sct. Andrae und Ofen, an der schnellen Körös bei Grosswardein, an der schwarzen Körös bei Belenyes, Rieni und Vasköh, im Aranyosthale bei Negra. An dem letztgenannten Standorte mit und ohne Strahlenblüthen, in üppigen hohen und ganz zwergigen armköpfigen Exemplaren; auch in Vasköh mit und ohne Strahlen- blüthen an demselben Standorte. — Schiefer, tert., diluv. und alluv. lehmiger Sandboden. 75—850 Met. : Helianthus annuus L. — Häufig kultivirt am Rande der Felder, in Weinbergen und Gärten im Tieflande und in den Thälern des Berglandes. 2 Auf der Kecskemeter Landhöhe sah ich diese Pflanze mit Erfolg benützt, um im Schutze ihrer grossen schattengebenden Blälter junge Sämlinge von Ge- hölzen auf sonnigem Sandboden heranzuziehen. — In einzelnen Dörfern, su namentlich in Farmos im Tapiothale beobachtete ich auf Schuttstellen auch verwilderte Exemplare. — Die höchstgelegenen beobachteten Kulturstätten: bei Halmadiu und Vasköh. 260 Met. Helianthus tuberosus L. — Wird im Gebiete nur sehr selten kultivirt. 861. Carpesium cernuum L. — Im Gestäude der Bachufer und Waldränder. Selten. Im mittelung. Berglande nach Feichtinger auf dem Piliserberge. — Im Bereiche des Bihariagebirges von mir bei dem Bade Monesa und zwischen Desna und dem Dorfe Monesa im Gebiete der weissen Körös und von Janka bei Felixbad nächt Gross- wardein im Gebiete der schnellen Körös beobachtet. — Kalk. 180 bis -600 Met. 862. Filago germanica L. part. (F. canescens Jordan.) — Auf entblösstem Boden, im Gerölle der Bachufer, an Erdabrissen, in Holz- schlägen, auf trockenen Plätzen im Grunde lichter Eichenwälder, auf bebautem Lande. — Im mittelung. Berglande in der Pilisgruppe bei Maria Einsiedel, im Wolfsthale und auf dem Plateau des Schwaben- berges bei Ofen; auf den Ausläufern bei Kerepes. Im Bereiche des Bihariageb. im Thale der schnellen Körös bei Grosswardein, im Thale der schwarzen Körös bei Vasköh und Fenätia und im Gebiete der weissen Körös ober Chisindia gegen die Chieiora zu. — Trachyt, Sandstein, Kalk, tert. und alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—380 Met. (Ob die von Kit. bei Gyula in der Tiefebene als häufig vorkommend angegebene „F. germanica,* so wie die von Kanitz bei Nagy Körös auf der Kecskem. Landh. angegebene Pflanze gleichen Namens hieher oder zur folgenden Art gehört, vermag ich, da mir Exemplare von diesen im Tieflande liegenden Standorten nicht vor- liegen, nicht zu entscheiden.) 863. Filago apiculata Sm. E. B. (1829.) — F. lutescens Jordan. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Berglanae in der Matra im Thale Köszörüpalak bei Paräd und auf dem Nagy Lipöt bei Bodony. — Trachyt und tert. sandiger Lehm- boden. 95—300 Met. 864. Filago arvensis L. — Auf wüstem Sandboden, an dürren Bergabhängen, im Gerölle der Flussufer, in Holzschlägen und auf bebautem Lande. Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd und auf dem Nagy Lipöt bei Bodony: am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe auf dem Visegrader Schlossberge, bei Gran, P. Csaba, Vörösvar, Ofen, Ercsin. Ungemein häufig und oft zu tausenden von Exemplaren gesellig mit Trifolium arvense und ir nuellen Bromusarten auf der Kecskem. Landhöhe bei P. Csörög, R Palota, Hatvan, Nagy Käta, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Körös, Czegled. Auf der Debrecziner Landh. - bei Debreez'n. Seltener im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Petrosa und Fenatia. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. und alluv. Sand- und lehmiger Sandboden. 95—450 Met. 865. Filago montana L. — Auf trockenen Grasplätzen im Grunde der Eichenwälder, in Holzschlägen, seltener auf bebautem Lande. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Söstölgyes bei Paräd und auf dem Nagy’ Lipöt bei Bodony; in der Pilisgruppe bei Budaörs, M. Einsiedel und im Kammerwalde bei Ofen. Auf dem Meleghesy und auf den Ausläufern des Berglandes bei Kerepes. Im Tieflande nicht beobachtet. Im Bihariageb. bei Vaskoh, Petrosa, Kisköh, Sedescelu und al Fenatia bei Rezbänya; in der Hegyesgruppe bei Slatina und bei Chisindia südöstlich von Buteni gegen die Chiciora zu. — Mit Vorliebe auf sandigem durch Verwitterung aus Sienit, Schiefer und Sandstein hervorgegangenen Boden. 220—500 Met. 866. Gnaphalium silvaticum L. — Auf grasigen Plätzen im Grunde und am Rande lichter Hoch- und Niederwälder, in Holzschlä- gen, an Erdabrissen und auf den Kiesbänken der Gebirgsbäche. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlo, Pomäsz, Maria Einsiedel nächst Ofen; bei Kerepes und Csenke. Fehlt im Tief- lande. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge auf der Margine, im Valea mare und We »rksthal; im Petrosaerzuge im Poienathal; auf dem Ba- trinaplateau im Valea Isbucu und am Rande des Plateaus auf den Wiesen ober der Pietra lunga bei Rezbänya und im Thalboden bei Fenatia; in der Plesiugruppe auf der Kuppe des Plesiu; in der Vul- cangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Porphyrit, Sienit, Trachyt, Schiefer, seltener auf Kalk und tert. Sandboden. 150— 1420 Met. ei — Standorte zur Kryptogamen-Flora Nieder- Ossterreichs,. Von Josef Wallner. Ophioglosseae. Botrychium Lunaria Sw. auf Felsen im Atlitzgraben. Polypodiaceae Polypodium vulgare L. auf der Hinterleiten bei Reichenau. — Phegopteris L. Am Gebirgsbach zwischen Pressbaum-und Rappol- tenkirchen, am Fuss des Sattelberg bei Pressbaum am Eingange nach Brentenmais. — Dryopteris L. « glabrum ebendaselbst und bei Rekawinkel. Aspidium spinulosum Schk. « genuinum bei Mauerbach, Rekawinkel, Pressbaum in Wäldern gegen Tulnerbach. — ÖOreopteris Sw. Pressbaum gegen Tulnerbach und Rekawinkel. Hepaticae. Metzgeria pubescens Raddi. auf Felsen bei Schottwien und am Semmering. Aneura pinguis Dum — palmata Nees Blasia pusilla L. bei Wartenstein nächst Schottwien. Alicularia scalaris Corda Scapania compacta Lindb. Chiloscyphus polyanthus Nees | in Wäldern bei Wartenstein nächst Ptilidium ciliare Nees Schottwien. lin Wäldern bei Schottwien. \in Waldhohlwegen bei Schottwien. ka | [I] Algae. Palmella cruenta Ag. 1870 in Grinzing beobachtet. Nostoc commune L. auf den grasigen Felsen um Schottwien häufig. Chroolepus aureus Sprg. an schattigen Rainen um Schottwien häufig. Characeae. Chara foetida A. Braun. & subhispida im Teiche am Himmel bei Grinzing. ß brevibracteata übergehend in y longibracteata in stehendem Wasser der Abzugsgräben der Semmeringstrasse. — fragilis Desc. Prater im Donauarm beim Rondeau. Museci frondosi. Barbula ruralis Hdw. auf Felsen um Schottwien, mit Früchten. Trichostomum rigidulum Sm. am Semmering und im Atlitzgraben. Leucobryum vulgare Hampe. an einem Waldabhange oberhalb Baier- bach nächst Boleros. Rhabdoweissia fugax Br. an einem schattigen Felsen zwischen Schott- wien und Aue. Dieranum Schreberi Hdw. im Atlitzgraben. Hedwigia ciliata H. am Eichberg bei Schottwien. Encalypta streptocarpa H. im Atlitzgraben, — vulgaris H. im Schönbrunnergarten von der Gloriette gegen Hietzing in Hohlwegen. Orthotrichum speciosum Nees. Wälder gegen Semmering. — patens Bruch —upallens Aulacomnion palustre Schwgr. Am Fusse des Göstritz bei Maria- Schutz. Georgia pellucida Rabh. in Wäldern bei Wartenstein. Polytı 'ychum aloides H. oberhalb Boleros nächst Baierbach. — urnigerum L. in Waldhohlwegen bei Wartenstein, bei Klamm und Reichenau. Hypnum ruscifolium Neck. in einem Quellenwasser am Anfange des Atlitzgraben bei Schottwien, mit Früchten. Leskea complanata H. Neckera crispa H. um Schottwien. im Atlitzgraben. Lichenes. Variolaria communis Ach. auf Bäumen bei Pressbaum, Dornbach. Pertusaria communis „ auf Buchen bei Pressbaum. Urceolaria calcarea „ um Grinzing. “ Lecanora vittellina 5 s2 s und Schottwien. — pallida Schrb. > 5 — Parella Ach. n % — atra „ auf Bäumen und Steinen. Schottwien. Collema atrocaeruleum Hall. bei Schottwien auf Felsen zwischen Hypnum“ rugosum. Parmelia tiliacea Ach. auf Bäumen bei Grinzing und Pressbaum. Auf Steinen bei Schottwien. 73 Solorina saccata Ach. in Hohlwegen bei Schottwien. Peltigera aphthosa „ in Wäldern oberhalb Station Klamm. Biatora sphaeroides Diks. bei Pressbaum. Ramalina calicaris Ach. im Eichwäldchen von Schönbrunn. Fungi. Uredo Carieis Pers. auf Carex humilis. Türkenschanze. — Tulipae ? auf Tulipa Gesneriana in Wiener Hausgärten. — Rumicum DC. auf Rumex scutatus. Schottwien. — Vitellina „ auf Salix ‘grandifolia. = — gyrosa Rbh. auf Rubus Idaeus » Aecidium Verbasci? auf Verbasc. phlom. beim Dorfe Klamm. Cronartium asclepiadeum Fries. auf kultiv. Paeonia. Schottwien. Puceinia Caricis DC. auf Carex hirta. Schottwien. — Luszulae Lib. auf Luzula pilosa. Hainbach. — (Compositarum Schl. mit — Balsamitae Rabh. auf kultiv. Tanacetum Balsamita. Schottwien. — Dioscoidearum Lk. auf Artemisia Absinth. R — Pimpinellae „ auf Pimpin. magna — Lychnidearum „ auf Dianth. plum. Mödling. Phragmidium asperum Wallr. auf Rubus fruticosus. Schottwien. Torula fructigena Pers. auf abgefallenen Aepfeln. = Heliocomyces roseus Link. auf einem an der Erde liegenden Baum- stamm. Schottwien. Tubercularia confluens Pers. auf kult. Ficus carica in Wiener Haus- gärten. Periola dura Rbh. auf über Winter am Stamme gebliebenen Früchten von Ficus carica. Wien. Hypha elongata Pers. auf einem morschen Holzstücke in Pötzleinsdorf. — flabellata „ auf morschem Holze in Wiener Hausgärten. — sulphurea Nees. auf Buchenholz im Keller. Ozonium stuposum Pers. auf alten Spalierhölzern in Wiener Haus- gärten. Rhizomorpha verticillata Rbh. auf Bergwerkshölzern in Gypsgruben bei Schottwien. Erineum Osxyacanthae Pers. auf Blättern von Crataegus. Schottwien. Sporotrichum bombycinum Rbh. auf einem im feuchten Grase liegen- den Stengel von Helianthus annuus. Schottwien. — fungorum Lk. auf ausgedorrten Pilzen in Wäldern bei Klamm. Cladosporium herbarum Lk. auf Holz im Keller. Mucor rufus Pers. (M. ramosus Bull.) auf Agaricus, beim Trocknen gewachsen. Depazea castanaecola DC. auf Blättern von Sorbus ari@. Schottwien. — cruenta Fries. auf Blättern von Conv. polygon. ” . 2. Cytispora grisea Pers. auf dürrem Cornus sang. : — carphosperma Fries. auf Rinde von Tilia. 5 Excipula_Heraclei Rbh. auf Heracleum Sphond. ” Hysterium herbarum Fries. auf Conv. majalıs. : 74 Sphaeria maculaeformis Pers. auf Blättern von Hieracium silvat. in Schottwien, Lysimachia vulg. Weidlingau. — punctiformis Pers. auf Blättern von Ribes rub. Schottwien. — sanguinea Sibth., auf Weinreben in Wiener Gärten. — cinnabarina Tode. auf diversen Bäumen. Wien, Grinzing. — conigena Duby. auf Pinus-Zapfen, Schottwien. — macrostoma Tode. auf Cornus sang. Aesten. Schottwien. — disciformis Hffm. auf Aesten diverser Bäume. 5 Erysibe depressa Link. « Bardanae auf Lappa = — bicornis „ auf Acer Pseudop!l. Aethalium septicum Fries « flavum auf moderndem Aesculus-Stamm in Wiener Gärten. Arcyria umbrina Schum. auf morschem Holze einer Hütte zur Wasser- leitung in Schottwien. Stemonitis ferruginea Ehrh. auf morschem Aesculus-Holze in Wiener Hausgärten. Didymium herbarum Fries. auf an der Erde liegenden Zweigen von Corylus Av. in Wäldern bei Schottwien. Polysaccum tuberosum Fries. in Wäldern um Schottwien. Geaster rufescens Fries. in Wäldern um Schöttwien. — mamosus n Thelebolus sudans „ auf an der Erde liegenden Zweigen in Wäl- dern gegen Breitenstein. Tremella foliosa Pers. auf abgefallenen Aestchen in Wäldern bei Schottwien. Clavaria aurea Schff. — palmata L. in Wäldern gegen Semmering. — cinerea Bull. Peziza striata Nees. | auf an der Erde liegenden Aesten, Schott- — fructigena Bull. | wien. — epiphylla Pers. auf faulendem Laube bei Boleros. — hemisphaerica Hffm. in Wäldern bei Klamm. — venosa Pers. in = im Atlitzgraben. Helvella elastica Bull. in x bei Schottwien. Thelephora lactea Fries. | 5 hri in Wien. bull: auf einer morschen Dachrinne i — calcea Pers. bei Grinzing. — isabellina Fries. auf an der Erde liegenden Aesten, Schottwien. — cinerea Pers. auf Baumstumpfen, Atlitzgraben. — coralloides Fries. bei Grinzing. — cinnamomea Pers. auf morschem Buchenholze, Pressbaum. — cerustacea Schum. bei Grinzing. — terrestris Ehrh. im kurzen Grase bei Klamm. Odontia Barba Jovis Fries. | auf Bergwerkshölzern in den Gyps- Grandinia crustosa Sl gruben bei Schottwien. Hydnum rufescens Pers. Wälder um Schottwien. — aurantiacum Alb et Sch. Wälder gegen Semmering. Hydnum compactum Pers. sonatum Bull. cyathiforme „ laevigatum S w. spadiceum Pers. Trametes suaveolens Fries Polyporus ferrugineus — Radula velutinus radiatus rufopallidus Tro pinicola Wallr. alutaceus Fries. albidus n — fulvus 5 — salicinus » — Schweinigü „ Boletus lividus Bull. — glutinosus Kbh. — badius Fries. — elegans ” — trabea Rupula furcata Per 5. — fragilis Panus Saisonii ” 25 Wälder gegen Semmering. bei Wartenstein. bei Schottwien. am Semmering. „ bei Wartenstein. an einer Weide, Göstritzgraben. an sehr alten Spalierhölzern in gärten, Wien. im Atlitzgraben. Wälder bei Wartenstein. „. gegen Boleros. auf gefälltem Holze Atlitzgraben. auf Holz im Göstritzgraben. in Wäldern bei Schottwien. auf alten Rosenstöcken in Gärten, auf Weiden, Schottwien, Wälder oberhalb Klamm. ” bz] - 4 Haus- N br) ©, Wien. um Schottwien. n „ am Göstritz, zwischen Moos am Semmering. Lenzites abietina Fries auf Holz um Schottwien. ” | InaWälgernibe: in Wäldern bei Grinzing und Schottwien. Rhymovis panoides Rbh. Agaricus fibrillosus Pers. bei h am Semmering. ” ah — obtusatus ” > bei Schottwien. — silaceus = 2 5 — applanatus a = am Göstritz. — centunculus Fries. = bei Schottwien. — pediades Hohlweg bei Klamm. — lateritius (nicht Batsch.) Wälder bei Schottwien. badipus Pers. janthinus Fries. bei 5 Wälder bei Sehottwien. picreus Pers. auf morschem Holzstrunk bei Wartenstein. flavidus Schff. bei Klamm. corrugis Pers. im Grase um Schottwien. repandus Bull. m Wäldern bei „ spectabilis Fries. in einem morschen Baume bei Klamm. castaneus Bull ä S ring. Chalybaeus Pers. Wälder am Semmering — decoloratus Fries. nam A — griseo-rubellus Lasch. „ um Schottwien. -— pulvinatus Pers. um x cochleatus „ auf Holz am Semmering. plexipes Fries. Wälder bei Schottwien. 76 Agaricus atratus Fries. Wälder am Semmering. — capillaris Schum. — gracillimus Weim. — alcalinus Fries. Wälder bei Schottwien. — rosellus n — plancus 4 — tuberosus Bull. auf verwesenden Pilzen in Wäldern bei Schottwien. — lancipes Fries. — laccatus Scop. Wälder bei Schottwien. — astragalinus Fries. — bellus Pers. „ am Semmering. — angustissimus Lasch. — decastes Fries. » bei Schottwien — fumosus Pers. _ — nebularis Batsch. Hausgärten in Wien. — luscinus Fries. im Atlitzgraben. — clavipes Pers. am Semmering. -— zonarius Bull. — cameus , — ‚jonides nr — luridus Schff. — vaccinus Pers. am Göstritz. — albobrunneus „ — flavobrunneus „ — ustalis Fries. — strobilinus Pers. Wälder bei Schottwien. am Semmering. — melaleucus , on 2 — murinus Batsch. — murinaceus Bull. Wälder bei Schottwien. — Chlorophanus Fries. . am Semmering. — ovinus Bull. — fucatus Fries. in 4 — stramineus Rhh. | ” um Schottwien. — vernus Fries. Wien, im Jänner 1871. Zur Flora von Karlstadt. Von Ludwig Rossi. Bekanntlich hat der verstorbene Prof. Josef Sapetza in dem Programme der k. k. Ober-Realschule zu Rakovac vom Jahre 1867 ein Verzeichniss der in der Umgegend von Karlstadt vorkommenden Pflanzen veröffentlicht. In dem Vorworte des Verzeichnisses sagt er: „Ich hatte nun ursprünglich allerdings die Absicht, zur Veröffentlichung meiner Beobachtungen erst nach einer Reihe von Jahren zu schreiten, um dann sogleich etwas vollständiges bieten zu künnen. Eine Krank- : 00 heit, an welcher ich fast 6 Monate darniederlag, erinnerte mich jedoch daran, dass die Parzen oft die Pläne der Sterblichen durchkreuzen und den Lebensladen zerschneiden, bevor wir unser Ziel erreichen, unsere Pläne ausführen konnten. Ich habe mich deshalb entschlossen, das Verzeichniss der von mir in jedem Jahre gesammelten Pflanzen sofort zu veröffentlichen, um wenigstens den Trost zu geniessen, Zeit und Mühe nicht umsonst angewendet zu haben.“ Da er von schwacher und kränklicher Natur war und ausserdem sich viel anstrengte, musste er jederzeit bereit sein, dass ihn der Tod bald dahinraffen werde, und diess war der eigentliche Grund, warum er so früh zur Veröffentlichung seines Verzeichnisses geschritten ist. Hätte er diess nur auf ein Jahr hinausgeschoben, so hätten wir keine, wenn auch so unvollständige Flora- von Karlstadt, und daher gebührt ihm alles Lob und volle Anerkennung für seine floristischen Vor- arbeiten. In demselben Vorworte bedauert er, dass, wegen neuerdings eingetretener Krankheit die Flora des Hochsommers schwach ver- treten sei, „ein Mangel, welchen bei hergestellter Gesundheit die nächsten Jahre beseitigen werden,“ wie er sich ausdrückte. Aber leider, der Mensch denkt, Gott aber lenkt, heisst das Sprichwort, und so traf ihn auch das bittere Loos. Den Abschluss des s künftigen Jahres 1868 konnte er nicht erwarten, denn den 12. Juni 1568 endete der Tod sein wissenschaftliches Leben, und sein sehnlichster Wunsch — die Vervollständigung des Verzeichnisses — fiel dadurch in den Abgrund. Was ihm nicht glückte, ist Anderen vorbehalten geblieben seine Mängel zu verbessern und zu vervollkommnen, unter denen ich auch Einiges, insbesondere aus der Flora des Hochsommers, beitragen zu können im Stande bin, da es mir durch zwei Jahre nach Veröffentli- chung des Verzeichnisses gegönnt wurde die Ferien in Karlstadt zu- bringen zu können. In den Monaten August und September der Jahre 1867 und 1868 benützte ich die mir übriggebliebene Zeit zu botanischen Zwecken und botanisirte meistens in der Gegend von Rakovac, so dass ich einen Nachtrag von nahezu 30 Arten veröffent- lichen kann. Die Blüthezeit der unten angegebenen Pflanzen fällt in die zwei vorerwähnten Monate. Schliesslich bin ich dem Herrn Dr.: Schlosser in Agram, der mir einige ihm übersandte Pflanzen be- reitwilligst bestimmte, zum grössten Dank verpflichtet. Bei einem Ausfluge wurde auf dem rechten Ufer der Kulpa in der Nähe von Vodostaj Chrysanthemum corymbosum L. und im Fluss- bette im Sande wachsend Cyperus flavescens L., ©. fuscus L. und Polycarpon tetraphyllium L. gesammelt. Cyperus flavescens L. beob- achtete ich ausserdem auf den sumpfigen Wiesen vor dem Walde Luseie. Stachys arvensis L., Hieracium sabaudum L., Tragopogon major Jeq., Euphorbia Peplis L., Heliotropium europaeum L., Le- ontodon autumnale L. wuchern auf Aeckern und Wegen in der Nähe von Rakovac. Hinter dem Walde LuS£&i@C unter Gebüsch und auf sonnigen Hügeln wachsen: Verbascum phoeniceum L., Centaurea amara L., Solidago virga aurea var. alpestris W. K., Erigeron 75 serotinus Whl., Linum aureum WK., Hypericum Schlosseri Heuffl. und Seutellaria galerieulata L. Die letztgenannte Pflanze habe ich auch in Maljevac, einem Orte in dem k. k. Sluiner Regimente, an der türkischen Grenze, sehr häufig an Gartenzäunen gefunden. Potamogeton crispus L., der sich in Gesellschaft mit P. per- foliatus L. aber etwas seltener vorfindei, habe ich aus der Korana bei der Schwimmschule herausgefischt. — In einem trockenen Graben längs der Strasse von Rakovac nach LusetiC fand ich Sagina apetala L. und Polyenemum arvense L. beide aber sehr selten. Inula ger- manica L., Senecio viscosus L. und Polygonum Persicaria L. bewohnen die dortigen Wassergräben. Dagegen wird P. Fagopyrum L., obwohl in kleinem Masse, kultivirt. — Cirsium arvense Scop. var. vestitum ist sehr häufig unter dem Mais zu finden und eine der seltensten Pflanzen der hiesigen Flora ist Linum perenne L. Ich fand sie nur in wenigen Exemplaren auf dem „Richel* in Rakovac. Hiemit wäre meine nachträgliche Aufzählung der Hochsommer- flora erschöpft, und es wäre sehr wünschenswerth, wenn sich Jemand finden möchte, der auch die übrigen Jahreszeiten hindurch die Gegend eingehender durchforschen könnte. Fiume, am 23. Jänner 1871. Correspondenz. Szobotist in Ungarn, am 21. Februar 1871. Limodorum abortivum Sw., diese seltene Orchidee wurde in einem Walde nahe bei Szobotist von drei Damen, den Baronessen Neustädter, welche sich für die Botanik lebhaft interessiren, im verflossenen Sommer aufgefunden. Ich selbst fand auf dem mir bezeich- neten Standorte mehrere Exemplare in schönster Blüthe. Ueberhaupt ist die Umgebung meines Wohnortes reich an schönen und interes- santen Pflanzen, namentlich das nahe Weingebirge. Da wachsen unter anderen Daphne Mezereum, Asarum europaeum, Aristolochia Clema- titis, Valeriana officinalis, Aster Amellus, Inula ensifolia, Vinceto- zicum offieinale Mönch., Galeobdolon luteum Huds. etc. Der bewal- dete Ofcinetz bietet: Symphytum tuberosum, Verbascum nigrum, V. Blattaria, Digitalis ambigua Murr., Pyrola rotundifolia, Hacquetia Epipaetis DC. (schon im März), Anemone silvestris, Aquilegia vul- garis, Corydalis cava Schw., C. solida Sw., Listera ovata R. Br., Neottia Nidus avis, Cephalanthera pallens Rich., Plantanthera bi- folia Rch., Convallaria majalis, Majanthemum bifolium Dec., Paris quadrifolia, Lilium Martagon. Auf dem Havran blühen Orchis mili- taris, O. Morio, O. pallens, Epipactis latifolia Sw. Karl von Branik. Pest, am 13. März 1871. Die türkische Reise wird Mitte oder Ende April angetreten werden. — Ich’ wollte noch eher eine weitere Folge meiner Adno- 79 taliones in plantas europaeas fertig machen, muss es aber aufschieben. Auch Ergebnisse meiner 1868, 1869 und 1870 Reisen habe ich noch nicht vollends niedergeschrieben. Auch für Siebenbürgen habe ich noch manches Neue aufzudecken. — Mein Freund Prof. Kerner spricht in einer Korrespondenz pag. 186—7 des vorigen Jahrganges von einer Luzula Sieberi Rehb. sagt aber kein Wort dabei, wo und wann eine solche Art beschrieben ward. Auch ich habe von Kerner Exem- plare erhalten. Von L. maxima DC. möchte ich sie allerdings für verschieden halten; das sonderbarste aber ist, dass die Tiroler Pflanze in gar nichts verschieden ist von einer Art, die bisher blos als Eigenthümlichkeit Siziliens galt, nämlich gar nicht verschieden von: Luzula sicula Parlatore in „nuove generi e nuove specie di piante monocotyledoni* (1854) pag. 59—60, „Flora italica* vol. I. p. 303— 304, von welcher Spezies ich ebenfalls Originalexemplare besitze. — Ich habe jetzt einige Tage die Gattung Nasturtium (mit Roripa) vor- genommen; aber es ist ein verdammt kritisches Genus! Janka. Raho in Ungarn, am 12. März 1871. Da das Huszter k. Domainen-Verwaltungs-Amt eingegangen ist, so wurde ich in meiner bisherigen Eigenschaft, nämlich als Ein- nehmer des Rahoer ung. k. Forst- und Domainen-Amtes übersetzt. — Eine Gegend unter den Alpen, wo ich mich dem Lieblingsstudium Botanik mehr als zu Huszt widmen kann. Ludwig Vaäagner. Kirchheim u. T., Würtemberg März 1871. Gegen frankirte Einsendung des Betrages können folgende Pflan- zensammlungen von mir bezogen werden, deren Preise in Gulden und Kreuzern rheinisch und in Thalern und Silbergroschen preuss. Kourant angegeben sind: — Blytt, Lange aliorumque pl. Scandinaviae. Sp. 40 — 270. fl. 1.36—13.30, Thlr. 0.28—8.3. — Kühlewein, Herder, Besser aliorumque pl. Rossiae europaeae, praesert. borealis. Sp. 30—575. fl. 3.36— 68.50, Thlr. 2.3— 40.8. — Don Pedro del Campo pl. Hispaniae pr. Granaltam et in Sierra Nevada collect. Sp. 70—88. fl. 8.24 — 10.34, Thir. 4.27—6.5. — Bourgeau aliorumque pl. Hispaniae. Sp. 25—55. fl. 2.30—5.30, Th. 1.13— 3.5. — Bordere pl. m. Pyrenaeorum altior. Sp. 25—200. fl. 2.30—20.0, Thlr. 1.13—11.14. — Endress pl. m. Pyrenaeorum central. Sp. 285. fl. 19.57, Thlr. 11.12. — Huet du Pavillon pl. m. Pyrenaeorum or. et centr. et Pedemonti. Sp. 200— 220. fl. 23.20—25.54 Thlr. 13.10—14.24. Cauvet pl. Tolosanae et m. Pyrenaeorum vicinorum. Sp. 410. fl. 28.42, Thlr. 16.14. — Jordan, Kralik, Grenier aliorumque pl. Galliae, impr. australis. Sp. 20—1800. fl. 1.12—108.0, Thlr. 0.21—61.24. — Billot Flora Galliae et Germa- niae exsiccata. Sp. 1175. fl. 41.0, Thlr. 23—15. — Fachini, Haus- mann alior. plantae alpium Tirolens. Styriae. Sp. 50—960. fl. 3.30 — 67.12, Thlr. 2.0—38.12. — Janka, Heuffel alior. pl. rariores Hunga- riae, Transsilvaniae, Croat,, Slavon. Sp. 20—525. fl. 1.24—36.45, Thlr. 0.24— 21.0 — Tommasini, Petter, Noö alior. pl. Dalmatiae, Istriae, Carinthiae, Carnioliae. S. 50—635. fl. 3.30— 44.27, Thlr. 2.0— 25.0. — s0 Pl. mont. Cenisii et m. Simplon. Sp. 100. fl. 7, Thlr. 4. — Cesati, Caruel, Savi pl. Italiae borealis. Sect. I—-IX. Sp. 50—300. fl. 5.0— 30.0, Thlr. 2.26 — 17.6. — Rabenhorst alior. pl. Italiae praes. australis et mediae. Sp. 25—250. fl. 2.30—25.0, Thlr. 1.13—14.10. — Huet du Pavillon pl. Sieiliae, Calabriae, mont. Abrutior. Sp. 217—551. fl. 25.19—64.17, Thlr. 14.14.—36.22. — Todaro Flora sicula exsic- cata Sp. 1200. fl. 112, Thlr. 64.0. — Boissier, Heldreich alior. pl. Graeciae. Sp. 20—96. fl. 2.24,—11.31, Thlr. 1.12—6.22. — Orpha- nides Flora graeca exsiccata. Cent. I—IM. fl. 57.48, Thlr. 33.0 — Spruner Fraas pl. Graeciae. Sp. 312. fl. 31.12, Thlr. 17.27. — Sie- ber pl. ins. Cretae. Sp. 150. fl. 22.30, Thlr. 12.25. — Huet du P. aliorumque pl. orientales. (Graeciae, Asiae min., Cretae) Sp. 101. fl. 18.51, Thlr. 10.23. — Buchhandlungen, die Bestellungen zu ver- mitteln die Güte haben, werden höflichst ersucht, sich Kosten für Trans- port und Geldzusendung, sowie Provision von den Abnehmern ver- güten zu lassen. Briefe und Geldsend. erbittet man sich frankirt. Dr. R. F. Hohenacker. Breslau, am 6. März 1871. Die Behauptung Prof. Kerner's, dass der Bastart zwischen Inula hirta und I]. salicina, den er als /. spuria bezeichnet, noch nicht beschrieben sei, ist nicht richtig. Ich bitte Herrn Kerner, die Seite 1365 des dritten Bandes der Flora von Baden vergleichen zu wollen, wo Döll die Pflanze ausführlich (als /. rigida) beschreibt. Auch Klinggräff und Ritschl erwähnen bereits dieses Bastartes aus W.-Preussen und Posen, und ich selbst habe ihn in einem der früheren Jahrgange der bot. Zeitschrift aus Schlesien bekannt ge- macht. Er scheint überhaupt weit verbreitet, denn ich habe ihn auch aus Baiern von Schmiebus und aus Thüringen (Eisartsberg von Fritze) mehrfach gesehen. Uebrigens ist er oft sehr schwer, von der in östlichen Ländern nicht seltenen, beileideten Variet«t der Inula salicina, die C. A. Meyer (in den Beiträgen zur Pflanzenkunde des russ. Reiches, 9 Lieferung. Florula provinc. Wiatka) als I. salicina ß subhirta bezeichnete, zu unterscheiden, die letztere auch in Schlesien vorkommt, (Schieganer Berg, Sakraner Berg bei Gogolin, an letzterem Standorte ohne /. hirta). Ich hätte Ihnen schon früher einmal einen Aufsatz über diese Pflanze gesandt, aber meine langjährige Krankheit, die nun etwas nachzulassen anfängt, hat mich daran verhindert. — Dass Potentilla collina, Asplenium germanicum, Corydalis pumila ete. „constant gewordene“ Baslarte sind, wie Herr Prof. Kerner will, ist eine Ansicht, deren Richtigkeit mit mir gewiss viele bezweifeln werden! Das Veilchen aus dem Rabengebirge bei Liebek an der schle- sisch-böhmischen Grenze, welches ich ehedem als V. sciaphila bekannt gemacht habe, halte ich jetzt, nach wiederholter genauer Prüfung, nachdem ich gute Kapselexemplare gesehen, für eine eigene Art, die ich (nach dem Substrat) als V. porphyrea bezeichne. Sie hält die Mitte zwischen Y. sciaphila und V. collina; von ersterer, der sie in 81 der Tracht sehr nahe kommt, ist sie hauptsächlich durch die kugeligen, kurzhaarigen Kapseln verschieden, von letzterer weicht sie durch die Blüthenfarbe, die schon in der Jugend ganz kahlen, im Alter sehr derben, pergamentartigen, nur am Rande schwach gewimperten Blätter, durch die schwach kurzhaarigen, nicht rückwärts zottigen Blattstiele etc. ab. Die sehr wohlriechenden Frühlingsblumen dieser Art scheinen sämmtlich unfruchtbar, denn ich habe Ende April 1862, als ich, um jugendliche Kapseln dieser Pflanze zu holen, einen Ausflug in's Raben- gebirge machte, nicht eine einzige angetroffen, obschon dieselbe reichlich geblüht hatte. Die ausführliche Beschreibung werde ich spä- ter geben. R. von Vechtritz. XXV. Jahresbericht des botanischen Tauschvereines in Wien, im Jahre 1570. Bis zum Schlusse des Jahres 1870 sind 466 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 30 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es wur- den im Ganzen von ihnen über 13.000 Pflanzen-Exemplare eingelie- fert. Insbesondere haben die Herren: Andorfer, Josef, Mag. Pharm. in Langenlois. — Eingesendet 240 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Andree, Ad., Apotheker in Münder in Hannover. — Eing. 204 Expl. aus der Fl. v. Hannover und des Riesengebirges. Basson, )J. H., in St. Etienne in Frankreich. — Eing. 267 Expl. aus der Flora von Frankreich. Boller, Adolf v., in Krems. — Eing. 147 Expl. aus der Flora von Niederösterreich. Csato, Johann v., Gutsbesitzer in Koneza in Siebenbürgen. — Eing. 306 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Doms, F.A., Seminarlehrer in Bartin in Preussen. — Eing. 710 Expl. aus der Flora von Hinterpommern. Falck, Dr. A., in Lund in Schweden. — Eing. 420 Expl. aus der Fl. von Schweden und Siebenbürgen. Halacsy, Dr. Eugen v., prakt. Arzt in Wien. — Eing. 138 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Hans, Wilhelm, in Herrnhut in Sachsen. — Eing. 200 Expl. aus der Fl. von Amerika. Haussknecht, C., Professor in Weimar. — Eing. 312 Expl. aus der Fl. von Weimar und der Schweiz. Haynald, Dr. Ludwig, Erzbischof von Kalocsa. — Eing. 262 Expl. aus der Fl. des Banats. Holuby, J L., Pfarrer in Ns. Podhragy in Ungarn. — Eing. 560 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Janka, Viktor v., k. k. Oberlieutenant und Kustos am Nationalmuseum in Pest. — Eing. 238 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen. Oesterr. botan. Zeitschrift. 4 Heft. 1371. 6 82 Krenberger, J., Weltpriester in Raabs. — Eing. 652 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich, Steiermark und Kärnthen. Kristof, Lorenz, Assistent am botan. Garten in Wien. — Eing. 911 Expl. aus der’ Fl. von Kärnthen. Lagger, Dr. Franz, in Freiburg. — Eing. 515 Expl. aus der Fl. der Schweiz. Leresche, Louis, in Rolle in der Schweiz. — Eing. 255 Expl. aus der Fl. von Frankreich, Spanien und der Schweiz. Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing. 255 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Mayer, A. C. Güterinspektor in Leitmeritz. — Eing. 137 Expl. aus der Fl. von Böhmen. Niessl, Gustav von, Professor in Brünn. — Eing. 207 Expl. aus der Fl. von Mähren, Steiermark und Istrien. Oertel, A., in Nauheim. — Eing. 400 Expl. aus der Fl. der Wet- terau und von Spanien. Patze, C. A., in Königsberg. — Eing. 150 Expl. aus der Fl. von Ostpreussen. Plosel, J., in Falkenberg in Schlesien. — Eing. 319 Expl. aus der Fl. von Schlesien. | Prichoda, Moritz, Beamter in Wien. — Eing. 100 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath in Linz. — Eing. 120 Expl. aus der Fl. von Niederösterreich. Strobl, P. Gabriel, Benediktiner in Admont. — Eing. 507 Expl. aus der Fl. von Steiermark. Tauscher, Dr. Julius, prakt. Arzt in Eresin. — Eing. 1561 Expl. aus der Fl. von Ungarn. Thümen, Freiherr v., in Krems. — Eing. 1006 Expl. aus verschie- denen Floren. Tommasini, Mutius Ritter v., k. k. Hofrath in Triest. — Eing. 876 Expl. aus der Fl. von Istrien. Winter, Georg, in Man — Eing. 413 Expl. aus der Fl. von Baiern. ZXIV. Continuatio Elenchi duplicatorum Avena compressa Heuff. Rubus dumetorum N. W. Biscutella intricata Jord. — nemorosus Hayn. Centaurea arenaria M.B. Senecio adonidifolius Lois. Crataegus intermedia Schur. Sesleria filifolia Hopp. Cytisus australis Kern. en ternatus Cav. Algae. teraeium gothieum Fr. Melica Magnolii Gr. Gdr. Cystoseira barbata. Melissa Pulegium Roch. Liayora versicolor. Nardurus Lachenalii Godr. Sargassum Boryamum. Potentilla argentata Jord. Ulva latissima. 83 Mnium affine. Musci. — hymenophylloides. Anoectangium compactum. — hymenophyllum. Grimmia elatior. — orthorrhynchum. — elongata. — subglobosum. — funalis. Myurella apieulata. — unicolor. Orthothecium chryseum. Hypnum alpestre. Polytrichum sexangulare. — Bambergeri. Racomitrium protensum. — ochraceum. Timmia bavariea. — pratense. — norvegica. Leskea nervosa. I Webera longicolla. Wien (Wieden, Neumanngasse 7). Skofitz. — Personalnotizen. — Dr. Eugene Coemans, Professor an der Universität zu Gent, einer der hervorragendsten Botaniker Belgiens, starb am 9. Jänner in Gent. — Wilhelm Ritter von Haidinger, k. k. Hofrath und pens. Direktor der k. k. geolog. Reichsanstalt starb in Wien am 19. März in einem Alter von 77 Jahren. Unter seiner Führung vereinigten sich im Jahre 1846 die Naturforscher Wiens zu einer Gesellschaft und gaben in den Jahren 1847 bis 1850 vier Bände „Naturwissenschaft- liche Abhandlungen“ und 7 Bände „Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien“ heraus. — A. Janowitsch, Prof. der Botanik an der Universität Odessa ist am 3. Februar in St. Petersburg gestorben. — Sergius Rosanoff, Direktor des Museums am botanischen Garten in St. Petersburg, ist am 3. Dezember, von Neapel nach Pa- lermo reisend, auf einem Schiffe plötzlich gestorben. — Nikolaus Kaufmann, Prof. der Botanik an der Univer- sität Moskau, ist 76 Jahre alt, am 27. Dezember gestorben. — Federico Delpino, Assistent am botanischen Museum in Florenz, ist als Proiessor der Botanik an der Forstakademie Valam- brosa angestellt worden. Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am 3. Februar übersandte Vicedirektor Karl Fritsch eine Abhandlung: „Vergleichung der Blüthezeit der Pflanzen von Nord-Amerika und Europa.“ Zu dieser Vergleichung dienten die mehrjährigen Mittel- werthe der Blüthezeit mehrerer sehr verbreiteten Pflanzenarten, welche zu Wien im April zur Blüthe gelangen. Solche Mittelwerthe sind be- rechnet für 106 Stationen in den nordamerikanischen Freistaaten, für 285 Stationen in Europa und eine in Asien. In einer Hauptübersicht 6* S4 sind sämmtliche Stationen nach dem Unterschied der Blüthezeit gegen Wien geordnet. Alle Stationen zusammen repr.sentiren eine lange Reihe von Abstufungen der Blüthezeit zwischen den äussersten Grenzen von + 66 und —53 Tagen, also eine Verschiedenheit von nicht weniger als 119 Tagen. Für jede Gruppe wurde sodann die mittlere geographische Breite und Länge, so wie die Seehöhe gerechnet einer- seits für die amerikanischen, andererseits für die europäischen Sta- tionen. Aus der Vergleichung dieser beiden Mittelwerthe in jeder Gruppe ergibt sich für alle amerikanischen Stationen bei gleicher Blüthezeit eine um 5—10° südlichere Breite als bei den europäischen Stationen, ja in ein paar Gruppen steigt dieser Unterschied sogar auf 13—14°. Die Höhenlage der Stationen ist hierauf bei Weitem nicht von dem Einflusse als man erwarten sollte, indem bei Höhkenunter- schieden von — 100 bis —500 Meter die Breitendifferenz innerhalb ziemlich enger Grenzen dieselbe bleibt. Die erwähnte Breitendifferenz ist bei den im Inneren von Nord-Amerika gelegenen Stationen kaum verschieden von jener an den Stationen in den Ländern der Ostsüste Nord-Amerikas. Demnach stellt sich ganz entschieden ein Einfluss des Seeklimas heraus. Vergleicht man nämlich die Stationen in den Küsten- ländern von Europa mit den amerikanischen, so erhält man Breiten- differenzen von —8 bis — 14°, in den verschiedenen Gruppen, wäh- rend eine Vergleichung ohne diese Sonderung nur —5—10° ergab. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 27. Oktober hielt Prof. Dr. Göppert einen Vortrag über Einwirkung der Kälte auf die Pflanze. 1. Bei anhaltender Temperatur unter Null gefrieren nach und nach alle im Freien befind- liche Gewächsen früher oder später je nach Umfang der Masse oder weniger flüssigem Inhalt der Zellen, parenchymatöse Zellen daher früher als Gefässe und Holzzellen, krautartige Stengel und Bl.tter oft unter auffallenden Bewegungserscheinungen. Das Protoplasma kommt dabei besonders in Betracht, wie die Versuche von Nägeli und Sachs erwiesen. Die Wandungen der Zellen und Gefisse selbst werden dabei ebensowenig wie nach dem Aufthauen zerrissen, selbst nicht bei den durch Frost getödteten Gewächsen,, bei denen sie nur er- schlafft und für den während des Lebens der Pflanze so selbstständig agirenden Diffusionsprozess nicht mehr befähigt erscheinen. Daher unter anderen auch das freiwillige Austreten des Wassers auf der Oberfläche erfrorener Gewächse. Der Chemismus übt nun überall seine Wirkung aus; Cellulose und Chlorophyll werden zersetzt; daher die Bräunung und endlich Schwürzung der Blätter, Anfang der Humili- kation. Letztere Veränderung tritt auch ein in den Markstrahlenzellen der Stämme, welche bei höheren Kältegraden wegen ungleicher Zu- sammenziehung der Holzlagen in ihrer Drehungsrichtung oft bis über den Markeylinder hinaus gespalten werden. In Folge der wagerechten fächerförmigen Verbreitung der Markstrahlen entstehen anfänglich oft eigenthümlich gestaltete Figuren im Inneren der Stämme, später auch, da Risse nie verwachsen, sondern nur äusserlich überwallt werden, Zersetzung der‘ Holzfasern und Gefässe, und Umwandlung in wahren 85 Humus, weswegen ich den ganzen durch tödtende Einwirkung des Frostes veranlasste Veränderung der Pflanze von jener Bräunung der Blätter an bis zu diesem eben geschilderten letzten Ausgange als Humificationsprozess auffasse und als solchen bezeichne. Dass auch alle anderen organischen Bestandtheile des Zelleninhaltes hierbei Veränderungen erleiden, wie z. B. Amylum bei erfrorenen Kartoffeln in Zucker verwandelt wird, gilt als selbstverständlich. 2. Die ver- schiedene Empfänglichkeit der Gewächse für den nachtheiligen Ein- fluss der Kälte beherrscht lediglich die Individualität, für die uns freilich jede Erklärung fehlt, daher allein nur die Wirkung verschie- dener Grade des Frostes, die sich für einzelne Pflanzen durch Ver- suche und Erfahrungen sogar feststellen lässt. Eine Art Gewöhnung an absolut höhere Grade findet sicher nicht statt, wie wir auch niemals Pflanzen, die in ihrem Vaterlande keinen Frost erfahren, bei uns an die Ertragung desselben gewöhnen oder sie im wahren Sinne des Wortes akklimatisiren können, worauf man bei unseren diesfalsigen Versuchen nur zu oft keine Rücksicht nimmt. Blätter und Stengel der Georgine erfrieren stets bei —1 bis —2°, obschon sie schon seit fast 60 Jahren unsere Gärten zieren; ebenso die aus Indien stammenden Bohnen stets noch in Ober-Italien, obschon sie dort schon seit dem Anfange unserer Zeitrechnung und wohl noch darüber hinaus dort kultivirt werden. Nur von einer Akkommodation der zeitlichen Tem- peraturverhältnisse der Heimath an die unsrigen darf man sich Erfolge versprechen. Welche Schwierigkeiten sich hier aber auch entgegen- stellen, davon liefert die gewöhnliche weisse, aus Süd-Pensylvanien stammende Akazie (Robinia Pseudacacia) einen Beweis, welche dort bei späterem Frühjahr und Winter als bei uns vegetirt. Sie schlögt deswegen bei uns auch trotz vorangegangener Frühlingswärme später aus als unsere Laubbäume, vegetirt aber auch länger als diese und verliert nur erst durch Frost ihre Blätter, bevor sie ihren Vegeta- tionscyclus beendigt hat. In Folge dessen erfriert sie häufig, während sie in ihrem Vaterlande stets höhere Grade ohne Nachtheil erträgt. Man kann also auch von diesem bei uns nun schon seit fast 200 Jahren in Deutschland kultivirten Baume nicht sagen, dass er voll- ständig akklimatisirt sei. 3. Es gibt viele Gelegenheitsursachen, welche auf die Empfanglichkeit der Pflanzen für Kälte von Einflues sind, wie a) verschiedener Feuchtigkeitsgehalt, b) Winde, c) Abwech- selung von Kälte und Wärme, d) Höhe der Kältegrade, und e) Standort-Verhältnisse. a) Verschiedene Beobachtungen über die besonders in Betracht kommende Einwirkung der Frühlingsfröste bei unseren Nutzbiumen wurden angeführt, von krautartigen, also wasserreichsten Gewächsen bemerkt, dass es in der deutschen Flora nur 2 Pflanzen gibt, die in gewöhnlichen nicht über 20° kalten Wintern mit ihren krautartigen Stengeln über Boden und Schnee sich erhalten, nämlich Helleborus foetidus und Brassica oleracea, der gemeine Kohl, vielleicht auch der Seekohl (Crambe maritima). b) Winde schaden notorisch durch Herbeiführung kaälterer Luft, aber auch, wie weniger bekannt, durch Austrocknung, Verdunstung des Eises oder der 86 gefrorenen Zellenflüssigkeit, die natürlich bei dem erstarrten Zustande aller Säfte nicht ersetzt werden kann. c) Oefterer Wechsel von Frost und Wärme (Gefrieren und Aufthauen) wirken endlich tödt- lich. Wenig empfindliche Pflanzen, wie Lamium purpureum, Senecio vulgaris etc. ertrugen 5—6mal schnellen Wechsel von Gefrieren (bei — 4°) und Aufthauen, aber nicht öfter. d) Die Grade der Kälte, welche die Vegetation zu ertragen vermag, wurden bisher noch nicht gehörig festgestellt wegen Nichtberücksichtigung modifizirender Mo- mente. Middendorff schätzt sie für das Taimyrland auf 40—50° R., die höchste wirklich gemessene, so viel mir bekannt, von Robert Kane unter 78°370 n. Br. —43'5° R. und M’Clure gar —47°R. Ueber diesen Breitegrad hinaus fand Kane sogar bis zum 82.0 noch üppige Vege- tation, freilich nur krautartiger Gewächse. Die Baum- und Waldgrenze liegt in viel niedrigeren Breiten, der nördlichste Wald der Erde aus der sibirischen (Larix Sibirica Ledeb). Lerche in Sibirien im Taimyrlande unter 72'/, n. Br., in Europa im 70.°, in Nordamerika zwischen 68—69°. Nur die auf den über den Schnee hervorragenden Stämmen der Bäume der Baumgrenze vegelirenden Kryptogamen, einige Arten von Pilzen, Laub- und Leber-Moosen, dagegen eine grössere Zahl von Flechten, an 68 Arten, und die Blätter der Koni- feren haben die ganze Strenge jener winterlichen Temperatur zu er- fahren, nicht aber der untere Theil der Stämme mit ihren im Boden haftenden Wurzeln. Diese befinden sich unter dem Schutze der Schnee- decke, der für die Erhaltung der Vegetation in jenen hohen Breiten nicht hoch genug anzuschlagen ist. R. Kane fand unter 78° 50‘ n. Br. bei 27° Temperatur im Schnee in einer Tiefe von 2 Fuss — 17 am 4 Fuss Tiefe — 13°3°, und von 8 Fuss gar nur — 26°; im Boden war sie wahrscheinlich nur — 1°. Die ersten zusammenhängenden Beob- achtungen über Temperatur des Schnees habe ich in dem kältesten Winter unseres Jahrhunderts, 1829/30, im hiesigen botanischen Garten angestellt und dergleichen im Februar d. J. wiederholt. Unter der überaus gleichförmig gelagerten Schneedecke von 4 Zoll war die Temperatur erst nach 3 der kältesten Tage — 20 bis 21° Temperatur, — 5 bis 6%, der Boden in 4 Z. Tiefe 2°, in 12 Z. = 09. Aus allen diesen Beobachtungen geht hervor, dass in jenen hohen Breiten und sicher auch auf unseren Hochalpen die gesammte auf das Wurzelleben beschränkte Vegetation nur einem sehr geringen Kältegrad ausgesetzt ist, denn der bald nach der Beendigung der Vegetation fallende Schnee schützt den Boden vor zu grosser Erkaltung durch Verhinderung der Strahlung , sowie vor dem Eindringen allzu niedriger und abwech- selnder Temperatur. Es dürfte also eben nicht wunderbar erscheinen, wenn selbst unter dem Nordpole noch eine üppige Vege- tation angetroffen würde. In unseren Kulturen befinden sich arktische und Alpenpflanzen bei ‚unbeständigen schneearmen Wintern in einer viel ungünstigeren Lage, und gehen daher auch häufig bei mangelndem Schneeschutze zu Grunde. In praktischer Hinsicht ist zu bemerken, dass Schneebedeckung fast allen anderen Schutz- mitteln vorzuziehen ist. Inzwischen verhindert die Schneedecke 87 nicht das Gefrieren der Wurzeln. Monate lang, wie ich z. B. 1829/30 beobachtete, (vom 28. November 1829 bis zum 6. Februar 1830), können Wurzeln gefroren sein oder in.einem scheintodtarligen Zu- stande so zu sagen verharren, ohne dadurch getödtet zu werden. Wachsthum im Winter erfolgt nur bei anhaltend frostfreier Temperatur und nur in sehr geringem Grade. Das rasche Blühen der Frühlings- pflanzen kommt von der fast vollendeten vorzeitigen Ausbildung ihrer Blüthen im Herbst, der grüne Rasen von der grossen Menge der Winterblätter sehr vieler krautartiger, also immergrüner Gewächse, wie ich bereits im Jahre 1831 zuerst nachgewiesen habe. Nicht bloss die arktische und alpine Flora wie Richardson und Kerner meinen, sondern auch die unsrige ist an solchen Vegetationsverhältnissen, über- reich, wie winterliche Exkursionen lehren. Wahre Winterblumen bei uns, ausser einigen einjährigen mehr zufälligen Vorkommens sind nur Bellis perennis und Helleborus niger, die mehrmals im Winter ge- frieren, aufthauen und wieder frieren, ohne Schaden zu leiden, trotzdem oft noch die in der Erde befindlichen Wurzeln gefroren sind. Aus- gleichung der Temperatur erfolgt hier nicht in Folge geringer Leitungs- fähigkeit der vegetabilischen Substanz. Wachsthum der Pflanzen in der Ebene ist abhängig von der Temperatur der Atmosphäre und der im Boden von der Besonnung noch zurückgebliebenen Wärme, auf felsigem Grunde, im Eisboden des arktischen Nordens nur Produkt der Wirkung der Sonne oder Insolation. Merkwürdige Fälle von dem Einfluss der letz- teren beobachtete Middendorff im Taimyrlande, dem nördlichsten Theile Sibiriens: unter anderen bei — 16° m. Temperatur im April über den Schnee hervorragende Spitzen blühender Waiden, deren unterer Theil gefroren war. Ebenfalls, meiner Meinung nach, ist Folge der Insolation die oft bewunderte Existenz der rothen Schneealge (Protococeus nivalis), welche im hohen Norden und auf den Alpen den Schnee roth färbt, die sicher nicht dem raschen Stoffwechsel ihre Existenz verdankt. Sie erfährt nur einen geringen Grad niederer Temperatur; denn im Winter ist sie, wie die übrige Vegetation, mit Schnee bedeckt. Dass es bei einmal 'gefrorenen Pflanzen nicht darauf ankäme, welchen Kältegrad sie erfahren, wie Nä geli behauptet, wider- legen Beobachtung und Erfahrung. e) Verhältnisse des Standortes von grösster Bedeutung. Nichtberücksichtigung derselben, insbesondere in physikalischer Hinsicht, ist Ursache der in dieser Hinsicht so sehr widersprechenden Erfahrungen, daher nothwendige Korrektion. sa 9 a — Literarisches. „Franz von Mygind, der Freund Jacquin's. Ein Bei- trag zur Geschichte der Botanik von Ludwig Freiherrn von Hohen- bühel-Heufler. Wien 1870. (Sep. Abdr. a. d. V.d. z. b. G. Bd. XX.) Comm. Verlag von C. Gerold’s Sohn. 46 Seiten in Gr. Okt. — In Folge einer Anregung von Seite Tommasinis in Triest, dem wohl die Anwesenheit Mygind’s im Küstenlande vor dem J. 1760, nichts Näheres aber über dessen Persönlichkeit bekannt war, unterzog sich 88 der Autor einer Nachforschung über die Lebensverhältnisse des frag- lichen Autors und legte die Ergebnisse derselben in obiger Schrift uieder, wobei er noch feststellt, dass vor Mygind Istrien schon von Zanni- chelli in den Jahren 1722 und 1725 bereist wurde, ferner, dass Dr. Vit. Donati vor 1745 die Küsten von Istrien untersucht hat, endlich dass auch Jos. Agosti vor Mygind im österr. Küstenlande botani- sirte; während Tommasini annalım, dass zwischen Matthioli, der in der ersten Hälfte des 16 Jahrhunderts zuerst der Flora von Görz und Triest gedachte, und Mygind die botanische Durchforschung des Littorales brach lag. Die interessevolle Arbeit Hohenbü hel-Heufler's zerfällt in nachfolgende Abschnitte: 1. Mygind in der Literatur; 2. Mygind’s Herkunft, Jugend und Wanderjahre; 3. Mygind’s Amts- leben; 4. Mygind zu Hause; 5. Mygind in den eigenen Briefen; 6. Mygind in den Briefen Hohenwart’s; 7. Mygind in den Briefen Wulfen’s; 8. Mygind’s Testament und Tod; 9. Mygind’s kurze Regesten. Ein Anhang „Wulfen’s Bericht über seine auf Kosten Mygind's im August 1778 in die Möllthaler Alpen gemachte natur- historische Reise,“ schliesst die mustergiltige Abhandlung. Wer da weiss, welche Mühe, Ausdauer und Zeit es kostet, um die Quellen für eine solche Arbeit ausfindig und benutzbar zu machen, aber auch welcher Literaturkenntniss es bedarf, um sie überhaupt ausfindig machen zu können, der wird dem Autor für das Gegebene wohl seine Anerkennung zollen müssen und um so mehr, wenn er beachtet, mit welcher Gründlichkeit die zusammengelesenen Theilchen zu einem anschaulichen Ganzen verbunden worden sind. Berichtigung. In dem Artikel: „Ueber dıee Campanula Welandii Heuff.* von Dr. Celakovsky, haben sich nachfolgende zwei sinnstörende Fehler einge- schlichen: Seite 7, Zeile 9 von oben soll statt „C. Welandii gekerbt,“ stehen „C. patula gekerbt;“ Seite 9, Zeile 43 von unten statt „spezifische Vollstän- digkeit“ soll stehen „spezifische Selbstständigkeit.* — Ausser diesen soll noch Seite 28, Zeile 21 von oben statt „Heuf.“ stehen „Knaf.“ Inserat. In Unterzeichneter erschien soeben und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Die Flora von Oberösterreich. Von Dr, Johann Düftschmidk Herausgegeben vom oberösterreichischen Museum Francisco-Carolinum. I. Band, 1. Heft. Das Werk erscheint in 2 Bänden ä& 10 Lieferungen. Preis jeder Lie- ferung — 80 kr. Oesterr. Währ. Linz, 45. März 1871. Franz Ignaz Ebenhöch’sche Buchhandlung. (M. Quirein.) Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische E F Ezemplare botanische Zeitschrift die frei durcli die Postbe- erscheint Botanik und Botaniker, zogen denne sind den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) a ew. Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, mr @ Thir. 10 aa A Im Wege des ganzjährig, oder ! ap > ap Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. ww. Apotheker und Teı hnikeı “ Pränumeration h n bjä BE ig. €. Gerold’s Sohn nserate in Wien, die ganze Petitzeile N°® 5 so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. = . Buchhandlungen, XXI Jahrgang. WIEN. Mai 1871. INHALT: Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Brombeeren. Von Gremli. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Vegetationsverhältuisse. Von Dr.Kerner. "Correspondenz. Von Barth, May er, Vechtritz, Dr. Berggren. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Oeffentliche Aufforderung von Dr. Garcke und Dr. Ascherson. — Inserate. Beiträge zur Kenntiss der schweizerischen Brombeeren. Fortsetzung der „Vorarbeiten zu einer Monographie der schweize- ischen Brombeeren.“ (Siehe: Beiträge zur Flora der Schweiz. Ein Nach- trag zur Exkursionsflora dess. Verf. Aarau bei J. J. Christen. 1870). Von A. Gremli. I. Einleitung. In Nachfolgendem eine kurze Uebersicht der von mir bisher lebend beobachteten Brombeerformen. Die eigentlich kritischen schwarzfrüchtigen Arten (nach Aus- schluss von R. caesius und tomentosus) lassen sich in zwei ziemlich scharf geschiedene Hauptabtheilungen bringen: 1. ungleichstachlige, stieldrüsenreiche (Gruppen 5—9) und 2. gleichstachliche, stieldrüsen- lose (Gr. 14—16). Die dazwischen liegenden Gr. 10—-13 bilden aber verschiedenartige Uebergangsstufen. Wahrscheinlich, dass auch unter den unten aufgeführten Arten noch einzelne Hybride stecken, welche nothwendig jeder natürlichen Eintheilung in den Weg treten müssen. Dass die ganze Anordnung übrigens mehr eine künstliche ist, wird jeder begreifen, der etwas von der Sache versteht. Auch muss ich hier ausdrücklich bemerken, dass dieser Versuch keineswegs etwa Sn dienen soll, damit Jeder die in seiner Umge- ÖOesterr, botan, Zeitschrift. 5. Heft 1871. 7 90 bung gefundenen Brombeeren darnach bestimmen kann. Es ist über- haupt das „Bestimmen“ dieser Gewächse nach blossen Beschreibungen in den meisten Fällen zur Zeit ganz und gar unmöglich. Wohl sind schon eine grosse Menge von .„Brombeerarten* beschrieben, aber diese Beschreibungen sind, wenigstens die früheren, mit sehr geringen Ausnahmen ohne Werth, und zwar aus verschiedenen Gründen. Ein- mal sind zur Unterscheidung nur Merkmale von untergeordneter Be- deutung angewandt worden, wie z. B. Krümmung und Zahl der Stacheln, Zahl, Form und Behaarung der Blättchen u. s. w. Dann wird bier die ausführlichste und genaueste Beschreibung einen ge- ringen Werth haben, wenn sich dieselbe nicht auf Vergleichung stützt. Leider ist zur Zeit eine solche hier sehr erschwert, weil die einer Form zunächst stehenden, welche eben in Vergleich zu ziehen wären, in andern, vielleicht weit entfernten Gegenden wachsen. Dann ist ferner an die zahlreichen Hybriden zu erinnern. Die Gattung Salixc hat gezeigt, dass es ganz unmöeglie h gewesen ist, die Stammarten herauszufinden und durch exakte differentielle Diagnosen abzugrenzen, bevor die Bastarte ausgeschieden waren. Bevor aber dies hier ge- schehen kann, müssen doch wohl erst die echten Arten festgestellt werden. Um diess zu erreichen, muss einmal aller-Orten das Studium dieser Pflanzen ernsthaft an die Hand genommen werden. Es müssen also die vereinzelt und zerstreut vorkommenden Mischlinge, die nur die Erkennung der reinen Arten erschweren, ausgeschieden werden. Dann muss man die reinen Formen genau beobachten und beschreiben. Diese entsprechen aber noch keineswegs den „guten Arten.“ Erst die Vergleichung derselben mit denen verschiedener an- derer Gegenden wird dann zeigen, was von diesen „For- men“ zu halten ist. Man muss eben hier immer berücksichtigen, dass das, was wir mit selbsteigenen Augen beobachten können, nur ein kleiner Bruchtheil des Ganzen ist, der uns allein unver- ständlich bleiben wird. Worauf es also hier zur Zeit ankommt, das sind nicht kurze oder lange Beschreibungen, sondern eine Anleitung, wornach Jeder die in seiner Umgebung wachsenden Rubi zu unter- suchen und zu beschreiben im Stande sein wird. Es ist also vorerst nothwendig, dass man seine ganze Umgebung wiederholt nach allen Richtungen durchstreift. Man wird dann nach unserer Anleitung ziemlich leicht eine ganze Reihe von Formen als Bastarte von R. tomentosus und caesius mit verschiedenen Arten erkennen. Damit ist ein guter Anfang gemacht. Nach meinen Erfahrungen sind es beson- ders diese Formen, welche den Anfänger in dieser Gattung zumeist verwirren und ihn namentlich glauben machen, fast jeder Strauch sei hier verschieden vom andern. Nach Ausscheidung dieser Hybriden, die sich als solche leicht durch subsessile Seitenblättchen oder Stern- haare, dann durch unvollständige Ausbildung der Früchte ete. kennt- lich machen, bleiben noch eine grosse Anzahl von meist kleineren stieldrüsenreichen Formen (Glandulosen); was ausserdem bei uns noch 91 vorkommt, ist im Ganzen weniger bedeutend: einige grössere, gleich- stachlige, stieldrüsenlose Arten (wie bifrons, discolor, candicans, fruticosus) und mehrere aus den Uebergangsgruppen der Radulae und Subglandulosi (z. B. rudis, radula, vestitus, foliosus), welche ziemlich bald erkannt werden. Aber das grosse Heer der sogenannten Glandu- losen macht uns am meisten zu schaffen, Von den in seiner nächsten Umgebung vorkommenden Formen dieser Abtheilung wird man zwar bald die wichtigsten herausfinden; allein es wachsen eben in jeder anderen Gegend wieder andere Formen. Jede einzelne dieser Formen muss da aufgesucht, beobachtet und beschrieben werden. Hierauf muss man suchen dieselben in ein System zu bringen, damit die zunächst verwandten nebeneinander zu stehen kommen und in Bezug auf ihre Verschiedenheit geprüft werden können. Ich hoffe, dieser weitere Beitrag werde in Verbindung mit meiner früheren Arbeit für den Einen oder Andern, der den Muth hat, sich an diese schwierige Pflanzengruppe zu wagen, von eiwelchem Nutzen sein. Man dürfie zum wenigsten aus demselben ersehen, woranl es bei Unter- scheidung dieser Pflanzen ankommt und da und dort Anhaltspunkte finden. Es versteht sich von selbst, dass man die Bastartformen von den reinen streng sondern muss. Dass es in der freien Natur Bastarte gibt, welche sich durch Samen und zwar konstant fort- pflanzen, ist wohl nicht mehr zu bezweifeln. Ein köchst eklatantes Beispiel dieser Art wäre R. suberectus; aber der strikte Beweis der Hybridität muss hier noch geleistet werden. Was meine. in den Beitr. S. 52 gegebenen Anschauungen betrifft, so muss ich jetzt ge- stehen, dass das häufige und konstante Vorkommen dieser Pflanze mich denn doch etwas stutzig gemacht hat. Dagegen hat Hr. Dr. Focke Früchte von R. fomentosus-vestitus, die ich ihm übersandte, keim- fähig gefunden. Allein man muss hier doch wohl zwischen Zucht im Garten und in freier Natur unterscheiden. Es gehören eben doch günstige Bedingungen dazu, wenn solche zufällige Formen — angenommen auch sie seien fruchtbar, was ja bekanntermassen in den meisten Fällen nicht statt hat — sich konstant fortpflanzen sollen. Ich habe schon in meinen Beitr. gesagt, dass sich die bisher einigermassen sicher nachgewiesenen Bastarte hier gerade so ver- halten wie in anderen Gattungen. Ob die von Glandulosen in dieser Hinsicht abweichen, weiss ich auch heute noch nicht! Ii. Vebersicht der Arten. Zunächst eine Uebersicht der einzelnen Gruppen. l. Krautartige. Stengel einjährig. Fruchtboden fach Herbacei. il. Gruppe. II. Strauchähnliche. Stengel zweijährig. Fruchtboden gewölbt. A. Früchtchen frei vom Fruchtboden sich ablösend, roth, filzig. B. 3—7zählig-gefiedert. Idaei. 2. Gruppe. B. Früchtchen mit dem obern Theil des Fruchtbodens verbunden abfallend, schwarz, zuletzt kahl. 3 —5zählig-gefingert 7% d 2 1. Blätter auf der Oberfläche zwischen den Nerven mit mikroskopi- schen Sternhaaren, bisweilen ausserdem noch mit grösseren Büschelhaaren und vereinzelten einfachen, fast wie ganz kalıl. Tomentosi. 3. Gruppe. 2. Blätter auf der Oberfläche zwischen den Nerven ohne Sternhaare, aber fast stets mit einfachen Haaren, wenigstens auf den B. der Blüthenzweige, a) Früchtchen bereift oder doch matt, nicht oder kaum etwas glänzend, meist etwas aufgetrieben (gross) und ge- wöhnlich wenig zahlreich. Seitenblättchen fast sitzend (bei 5zähligen auch "die mittleren?). Corylifolii. 4. Gruppe. b) Früchtehen glänzend, unbereift. Seitenblättchen meist deutlich gestielt, seltener fast sitzend (bei 5zähligen die mittleren aber immer gestielt ?) aa) | Stieldrüsen vorhan den, meist zahlreich, selten spar- sam. Stacheln meist mehr oder weniger ungleich, d.h. es sind neben den grösseren noch kleinere vorhanden, bisweilen letztere jedoch ziemlich sparsam und dann auch die Stieldrüsen wenig zahlreich. Schössling meist niedrig- bogig. Blätter 3 Szählig, bei 5zähligen die unteren Seitenblättchen (immer?) lateral. + Stieldrüsen zahlreich, auch wenn die Stacheln wenig ungleich sind, selten sind sie sparsam. $ Schössling rundlich oder stumpfkantig. Kelchzipfel nach - dem Verblühen meist aufrecht oder angedrückt (selten zurückgeschlagen). Blätter vorherrschend 3zählig, wenigstens solche fast immer vorhanden, selten lauter 5zählige, unter- seits meist ohne Filz. Stacheln gewöhnlich mehr oder weniger zahlreich, häufiger ungleich, seltener die grösseren ziemlich gleichförmig, aber dann meist schwach. (Schössling häufig bereift. Griffel oft theilweise rolh gefärbt). Glandulosi. * Stacheln sehr ungleich, d. i. von sehr verschiedener Grösse, zwischen den grösseren und kleineren finden sich mittlere und zwar in allen Zwischenstufen. Gewöhn- lich sind die Stacheln sehr zahlreich (50—100 und mehr zwischen 2 Blättern), aber dabei schwach nadelförmig oder nur die grösseren etwas robuster. Bisweilen aber ragen die grösseren Stacheln aus den andern vor (vergl. foled. Abth.). A Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht oder angedrückt *). [_) Seitenblättchen fast sitzend oder sehr kurz gestielt, Stiel 1/; bis höchsten '/, so lang als der Stiel des Endblättchens. 5. Gruppe. *) Bei manchen Arten schlagen sich die Kelchzipfel gleich nach dem Verblüthen abwärts oder stehen doch wagrecht ab, biegen sich aber später wieder aufwärts; so z. B. bei R. brachyandrus. Man untersuche also die Kelche bei etwas herangewachsenen Früchtchen. 93 [JE] Seitenblättehen deutlich gestielt, Stiel gewöhnlich etwa '/, so lang als der Stiel des Endblättchens oder etwas darüber oder darunter, selten '/3 bis fast 1/, so lang — oder umge- kehrt, kaum über 1/, so lang. 6. Gruppe. AA Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. 7. Gruppe. ** Stacheln weniger ungleich, d. i. die grösseren merklich vortretend, ziemlich gleichförmig, die übrigen vielmahl kleiner und wenig von den Stieldrüsen ver- schieden; es fehlen also anscheinend die mittleren Sta- cheln *). Stacheln in der Regel auch weniger zahlreich. A Stieldrüsen zahlreich. 8. Gruppe. AA Stieldrüsen sehr sparsam. 9. Gruppe. $$ Schössling kantig, mit ebenen oder gegen die Spitze des Sten- gels vertieften Seitenflächen (flachseitig oder kantig-gefurcht). Kelchzipfel nach dem Verblühen meist zurückgeschlagen, selten aufrecht. Blätter unterseits meist filzig. Stacheln seltener ungleich, meist wenig ungleich und die grösseren gewöhnlich mehr oder minder vortretend und gleichförmig, bisweilen ziem- lich kräftig. (Reif am Schössling selten, ebenso roth gefärbte Gr. sparsam). Radulae. * Stacheln ungleich (Siehe $ *). 10. Gruppe. ** Stacheln wenig ungleich (Siehe $ **). A Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht. 11. Gruppe. AA Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. 12. Gruppe. ++ Stieldrüsen sparsam, bisweilen vereinzelt, seltener etwas zahl- reicher. Stacheln die grösseren ziemlich gleichförmig, etwas robust oder fast kräftig, die übrigen viel kleiner und in die Stieldrüsen übergehend. Je sparsamer die Stieldrüsen, desto gleichförmiger die Stacheln. Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. Subglandulosi. 13. Gruppe. bb) Stieldrüsen fehlen oder finden sich nur sehr vereinzelt. Stacheln völlig gleichförmig, d. i. alle von gleicher Grösse, meist wenig zahlreich (etwa 5—10—20 zwischen zwei Blättern) und gewöhnlich mehr oder minder kräftig, d. h. von grösseren Dimensionen und mit breiterem, meist zusammengedrücktem Grunde aufsitzend. Schössling meist kantig oder kantig-gefurcht, seltener fast rundlich, öfter hochbogig, bis fast aufrecht. Blätter vorherrschend 5zählig mit meist zentralen Blättchen. Homoeacanthi. ‘r Seitenblättchen deutlich gestielt. Schössling meist mehr oder weniger behaart, seltener kahl und dann die Blätter meist filzig. *) Ob eine Glandulose in diese oder die vorige Abth. gehört, zeigt in der Regel der erste Blick, doch ist diese Unterscheidung keineswegs eine scharfe. Auch ist wohl zu berücksichtigen, dass zur Fruchtzeit, im August und September geschnittene Schösslinge oft nicht wenig von den zur Blüthezeit eingelegten abwcichen: die grösseren Stacheln trıten später mehr hervor, werden breiter und ein Theil der Stieldrüsen wirft die Köpfchen ab etc. 94 $ Stieldrüsen sehr sparsam. Blätter meist grün. 14. Gruppe sg Stieldrüsen fehlen oder nur ausnahmsweise vorhanden. Blätter meist unterseits grau- oder weissfilzig. 15. Gruppe. “++ Seitenblättchen fast sitzend. Schössling ganz kahl, hochbogig oder fast aufrecht. 16. Gruppe. Folgen nun die einzelnen Arten. 1.'Gruppe: Enthält nur eine Art. 1. R. saxatilis L. 2. Gruppe. Auch diese besteht nur aus 1 Spezies. 2. R. Idaeus L. 3. Gruppe. R. tumidus und einige andere Formen müssen, falls sie wirklich keine Bastarte sind, in die Gruppe 15 gestellt werden. Hieher gehört einzig 3. R. tomentosus Borkh. 4. Gruppe. Auch aus dieser Gruppe kenne ich nur eine einzige Art; wenig- stens ist alles, was ausserdem in meiner Umgebung vorkommt, ganz sicher nur hybriden Ursprunges. Vergl. die Uebersicht der Bastarte. 4. R. caesius L. 5. Gruppe. Besitzen eigentlich von R. caesius nur die subsessilen Seiten- blättchen und stimmen sonst in der Tracht ganz mit denen der folg. Gruppe überein. Scheinen alle früh zu blühen. Fruchtknoten behaart, wenigstens theilweise. — Schössling dicht- behaart. Stieldrüsen blass. Blättchen ziemlich gross, breit. Kelch- zipfel nach dem Verbl. aufrecht. Griffel gleichfarbig. $ Fruchtknoten nur auf dem Rücken oder an der Spitze behaart aber bald kahl werdend. Staubblätter niedriger oder kaum so hoch als die Griffel. Stieldrüsen, wenige der längsten ausgenommen, von den Haaren überragt. Blättchen unterseits blasser, fast graulich und fast nur auf den stärkern Nerven behaart. * Staubblätter wenig zahlreich, stark ausgebreitet, nur halb so hoch als die Griffel. Kronblätter weiss, länglichver- kehrteiförmig. Schössling bereift. Blättehen seicht ge- zähnt. — Schaffhausen, Wilchingen an einer Stelle neben R. brachyandrus, Bellardi, brevicaulis ete. Blüht spät, erst in der 2. Hälfte Juli. 5. R. firmulus m. ** Staubblätter zahlreich, so hoch als die Griffel oder kaum etwas niedriger. Kronblätter weiss, breit, verkehrtei- föormig oder oval. Schössling unbereift. Blättehen fast lappig-eingeschnitten-gezähnt. — Neben vor., aber viel früher, gleichzeitig mit R. brachyandrus blühend. 6. R. brevicaulis m. SS Fruchtknoten ganz behaart. Staubblätter die Griffel weit überragend. Stieldrüsen sehr ungleich, die längeren die Haare weit überragend. Bättchen ünterseits dichthaarig-schimmernd, rauh-sammtig anzu- fühlen. — Zürichbereg. 7. R. lamprophyllus m. 95 ++ Fruchtinoten kahl. — Staubblätter reichlich so hoch als die Griffel. Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht. 8. R. prasinus Grml. Beitr.*) 9. R. chlorophyllus m.**) 10. R. Villarsianus Focke. 11. R. nodiflorus m.***) 6. Gruppe. Es ist bemerkenswerth, dass bei uns so viele niedrige Glandu- losen mit rundlichem oder sehr stumpfkantigem Schössling und aul- rechten Fruchtkelchen vorkommen, während z. B. Wirtgen in seiner Fl der preuss. Rheinprov. unter 30 stieldrüsenführenden Arten nur 5 mit aufrechtem, dagegen 25 mit zurückgeschlagenem Frucht- kelche hat. Dafür scheinen in der Schweiz die grösseren Glandulosen mit mehrkantigem Stengel, häufig filzigen Blättern und an der Frucht abstehenden Kelchen (Gruppe 1. und 10) weniger vertreten. + Staubblätter meist wenig zahlreich, oft fast einreihig, zuletzt deut- lich niedriger als die Griffel. — Unser Gebiet scheint beson- ders reich an brachyandrischen Glandulosen. Auffallend ist, dass nicht nur die unsrigen, sondern auch die von Genevier (Essai sur les Rubus du bassin de la Loire 1869) aufgeführten Glan- dulosen mit kurzen Staubblättern — wie R. Deseglisei, cine- rascens, emersistylus, calliphyllus ete. — fast alle filzige Carpellen führen ****). $ Blättehen unterseits nicht filzig. Schössling rundlich. * Fruchtknoten filzig. A Staubkolben röthlichgelb. 12. R. leptopetalus Grml. AA Staubkolben grünlich oder weiss. I) Stieldrüsen gefärbt, d. i. purpur- oder violettroth, wenigstens im Blüthenstande. Schössling sparsam behaart. . Staubblätter ausgebreitet. Griffel unterwärts roth. Fruchtknoten bald kahl werdend. Blüthenstand lockerrispig, vielblüthig, bis oben mit allmälig abnehmenden (einfachen) Laubblättern besetzt, Rispenäste und Stiele fein, reichstachlich. Blaätichen unterseits fast aschgrau. — Luzern. 13. R. polyacanthus m. .. Staubblätter aufrecht? Griffel gleichfarbig. Fruchtkoten dau- ernder behaart. Blüthenstand etwas armblüthig, kurzäslig, ziemlich gedrängt. Blättchen gleichfarbig, höchstens etwas blasser. *) Ob in diese Gruppe gehörig? Jedenfalls muss die Pflanze einen an- deren Namen erhalten, da die Bremer-Art verschieden ist! #*) Ist R. caesius-rudis? Beitr. Hr. Dr. Focke in Bremen erzog die Pflanze aus Früchten, die ich ihm mittheilte, und ein überschickter steriler Zweig der kultivirten Pflanze wies die Blättchenform unverändert, aber die Stacheln waren geneigt und sogar krumm geworden. ”=®<) Wird später ‘beschrieben. =) Villars R. hybridus mit seinen „fructibus hirsutis* ist wohl auch auf eine solche Aıt zu beziehen. 96 „ Kronblätter reinweiss, sehr schmal. Grössere Stacheln fein, gerade. Blätter dreizählig, Endblättchen mit breiter vor- gezogener Spitze. — Zürichberg. " R. attenuatus m. » „ Kronblätter weisslich, gleichbreit-länglich. Grössere Sta- cheln am Grunde verbreitert, etwas gekrümmt. Blätter 3—5zählig, Endblättchen kurz zugespitzt. — Zürichberg. 15. R. brachypetalus m. or Stieldrüsen blass, gelblich oder gelbgrün oder nur die Köpfchen dunkler gefärbt. — Griffel gleichfarbig. Schössling dicht- behaart. . Blättchen beiderseits gleichfarbig-grün, mit zahlreichen, etwas starren Haaren. Kronblätter kurz, breit. Staub- blätter wenig niedriger als die Griffel. — Schössling bereift. Blättchen gross, hellgrün, ungleich- und tief- gezähnt. — Luzern. 16. R. scabrifolius m. ..„ Blättchen unterseits blasser, fast graulich und fast kahl. Kronblätter schmal, länglichverkehrteiförmig oder keilig. Staubblätter nur halb so hoch als die Griffel. [_} Schössling bereift. Staubblätter stark ausgebreitet. Fruchtknoten besond. auf dem Rücken behaart, bald kahl werdend. — Siehe R. firmulus Nr. 5. L’[) Schössling unbereift. Staubblätter aufrecht. Fruchtknoten ganz und dauernder filzig. —- Auch bei Zürich und Augsburg. 17. R. brachyandrus Grml. ** Fruchtknoten kahl. A Griffel gleichfarbig. Blättchen unterseits dichthaarig, bisweilen etwas schimmernd. 18. R. tardiflorus Focke. AA Griffel roth. Blättchen oberseits reichlicher behaart als unter- seits, am Grunde mit tiefem schmalem Herzausschnitte. — Kronblätter weiss, sehr schmal. Blüthenstand schmal, fast traubig. — Luzern. 19. R. brevipes m. $$ Blättchen unterseits, wenigstens die jüngern (d. i. die an der Spitze des Schösslings und die oberen der blüthentragenden Zweige) grau- oder weissfilzig. Schössling stumpfkantig. — Frucht- knoten behaart. * Staubblätter höchstens halb so hoch als die Griffel, diese gleich- farbig. Kronblätter weiss, ziemlich breit. Blüthenstand rispig, aber kurz oder bei grösserer Entwicklung mit blattwinkel- ständigen Seitenzweigen; Aeste meist über der Mitte ver- zweigt. Stieldrüsen zum Theile sehr lang (den Durchmesser der Achse fast 2mal erreichend!). — Zürichberg. 20. R. paucistamineus m. ** Staubblätter wenig oder kaum niedriger als die Griffel, diese unterwärts roth”*). Kronblätter schmal (vorn spitz oder stumpf *) Ich habe die Griffel an Hunderten von Exemplaren und in verschie- denen Gegenden immer roth gefunden, wenn auch an schatwtenständigen Indi- viduen etwas blasser. Doch möchte ich desswegen kein so grosses Gewicht 97 und in letzterem Falle ausgerandet!). Blüthenstand siehe Beitr.! Stieldrüsen kurz. 21. R. saltuum Focke. ++ Staubblätter zahlreich, mehr- bis vielreihig, so hoch oder höher als die Griffel. $ Stieldrüsen (wenigstens im Blüthenstande) purpur- oder violett- roth. * Fruchtknoten behaart. A Staubblätter griffelhoch oder kaum höher. [_} Griffel unterwärts roth. . Schössling rundlich. Stacheln, auch die grösseren, fein nadelig. Blättehen unterseits fast grau, aber nicht filzig. Kronblätter weiss, fast elliptisch. Stieldrüsen zum Theile sehr fein und lang. — Zürichberg. 22. R. tenuiglandulosus m. .. Schössling wenigstens oberwärts kantig. Stacheln die grösseren etwas robust, aber schlank. Blättchen die jüngeren unter- seits filzig. Siehe R. spinulifolius Nr. 51. [I5E) Griffel gleichfarbig. Siehe R. brachypetalus Nr. 15. AA Staubblätter die Griffel weit überragend. — Kronblätter schmutzig-weisslich, länglich-keilförmig. Griffel unter- wärts rothe Fruchtknoten, besonders auf dem Rücken zottig behaart. — Zürichberg an einer Stelle massenhaft und fast nur rhizomblütlig. 23. R. pulchellus m. *#* Fruchthnoten kahl oder höchstens anfänglich mit zerstreuten län- geren bald verschwindenden Haaren. A Fruchtboden zottig, die Haare büschlig zwischen den Frücht- chen mehr oder weniger vorragend. er [_) Staubblätter die Griffel weit überragend. — Schössling dichtbehaart (öfter etwas dunkelgefärbt). Kronblätter weiss oder schwach rosenroth, verkehrteiförmig. Griffel unter- wärts röthlich. — Konstanz oberhalb Kreuzlingen. 24. R. umbraticolus m. [1] Staubblätter so hoch als die Griffel oder kaum höher — Zürichberg, bisher nur die rhizomblüthige Form. 25. R. tristis m. AA Fruchtboden ohne vorragende Haare. [_) Stacheln alle sehr fein, nadelig, gerade. Blättchen (gleichfarbig) öfter unregelmässig eingeschnitten-gezähnt, meist mit län- gerer aufgesetzter Spitze. . Blüthen gross. Griffel unterwärts roth. Schössling bereift. 26. R. celtidifolius Focke. .. Blüthen klein, Griffel gleichfarbig, Schössling unbereift. — Zürichberg. 27. R. breviflorus m. [J[] Stacheln wenigstens die grösseren etwas robuster und oft am Grunde mehr oder weniger verdickt. Blättchen seichter und auf die Griffelfarbe legen, aber ich habe für nöthig gehalten, die Pflanzen genau so zu beschreiben, wie ich sie in der Natur gefunden habe. 98 regelmässiger gezähnt. Schössling bereift oder reifähnlich violett angelaufen. . Blüthenstand kurz, breit. Stiele des Endblättchens etwa _!/, so lang als der (gemeinschaftliche) Blatstiel. Nebenblätter meist vom Stengel entfernt. 28. R. Bellardi W. und N. *) ..„ Blüthenstand verlängert. Stiele des Endblättchens fast halb so lang als der Blattstiel. Nebenblätter meist nahe am Blattstielgrund. 29. R. Weiheanus Focke. $$ Stieldrüsen blass, gelbgrün oder höchstens blass rostgelblich. **) — Griffel gleichfarbig. * Fruchtknoten behaart. — Schössling dicht verworrenhaarig. Sta- cheln, auch die grösseren sehr fein nadelig. A Kronblätter weiss, ganz. Blättehen unterseits blasser, fast graulich aber nicht filzig. Fruchtknoten langhaarig. — Luzern. 30. R. mitis m. AA Kronblätter weiss in’s Grünliche, an der Spitze ausge- randet-2spaltig. Blättchen unterseits, wenigstens die jün- geren, graufilzig. Fruchtknoten filzighaarig. — Blüthen- stand verlängert, vielblüthig, mit hin- und hergebogener Achse und im Aufblühen oft fast geknäuelten Aesten. — Zürichberg unter R. Villarsianus u. a. 31. R. glomeriflorus m. **® Fruchtknoten kahl. A Schössling rundlich, behaart, bereift. Blättchen unterseits nicht filzig. Kronblätter weiss, sehr schmal. — Luzern. 32. R. sordidus m. AA Schössling stumpfkantig, gänzlich kahl, unbereift. Blättchen unterseits bald graufilzig, bald gleichfarbig. Kronblätter weiss oder schwach rosa, länglichverkehrteiförmig. Siehe: R. rigidatus Nr. 53. 7. Gruppe. + Fruchtknoten behaart. Blättchen unterseits dünn, graulichfilzig. 33. R. brevis Grml. ++ Fruchtknoten kahl. Blättchen unterseits dicht weissfilzig. 34. R. suavifolius Grml. (Schluss folgt.) *) Blüht frühzeitig, schon Mitte Juni; folgende erscheint, neben ihr wachsend, später (nicht früher, wie in den Beitr. irrig angegeben wurde). #*) Es ist möglich, dass die Schattenformen einiger Arten, wie ZB. Bel- lardi ete., bisweilen blasser gefärbte Stieldrüsen führen. 99 Phytographische Fragmente, Von Dr. Ferd. Schur. CXXXIV. Cerastium holosteoides Fries. — (. triviale Lk. var. holosteoi- des Koch. syn. p. 134. Unsere Pflanze weicht in Hinsicht der Behaarung von der An- gabe der Autoren ab, indem nur die unteren Internodien des Stengels einzeilig, die oberen aber und die Blüthenstiele rundherum behaart sind. Früchte doppelt so lang als der Kelch. Es bildet bedeutende polsterartige Rasen mit unzähligen Stengelchen von 4—8 Zoll Höhe, welche nur an der Spitze wenige kurzgestielte Blumen in undeutlich gabelförmigem Blüthenstande tragen. Die Farbe der Pflanze ist blass- grün und die länglichen schwach zugespitzten Blätter sind nur am Rande schwach behaart. Früchte länglich, doppelt so lang als der Kelch. Auf Moorwiesen bei Moosbrunn. Juni 1869. CXXXV. Cerastium viscosum DC. prodr. 1, p. 416 = (. Pseudo-viscosum Schur. ined. Der vorigen sub n. 134 beschriebenen etwas ähnlich, aber auf folgende Weise zu unterscheiden: Bienne. Rigidius. Radice tenue oligocephala. Caudiculis cur- vato adscendentibus, 6—8& poll., inferne purpureis glabris, internodia medio linea pilosum decurrente notatis, superne pedunculisque undique glanduloso-pilosis. Folüs caulinis arcte sessilibus, radicalibus in petiolum attenuatis elliptico spathulatis obtusis vel oblongis acutiusculis, margine longepilosis. Floribus in paniculam dichotomam pedunculatam dispositis; petalis calycem glanduloso-pi- losum aequantibus. Bracteis omnibus scariosis. Fructibus elongato- oblongis, tenuissime curvatis, calycem 1'/, superantibus. Seminibus pallide fuscis, subangulato-globosis, tenue complanatis, Zona serru- lata ceircumdatis. Auf Felsen an kräuterreichen -Abhängen, auf dem Semmering oberhalb der Station am alten Wege zum Gasthause einzeln. Juli 1869. — Auf jeden Fall ist diese hier erörterte Pflanze von dem (. triviale glandulosum verschieden und könnte höchstens als eine Ab- änderung von (. holosteoides behandelt werden. CXXXVI. Cerastium murale Schur. en. p. 119. Diese Benennung ist von mir nicht gut gewählt, weil dieselbe schon vor mir von mehreren Autoren, z. B. von MBieb. Fl. taur. ec. I. p. 317 einem russischen Cerastium gegeben, welches von 100 meinem Cerastium murale weit verschieden ist, sowie Despartes, welcher nach Spreng. syst. II. p. 419, eine zu ©. brachypetalum Pers. gehörende Pflanze so benannt hat. Mein Cerastium gehört zum Typus von ©. triviale und €. pumilum und kann zwischen beiden in die Mitte gestellt werden. Es ist fünfmännig wie das letztere, drüsig behaart, aber weicher als C. viscosum DC. Die Brakteen sind sämmt- lich krautartig, die Blumenblätter um '/ kürzer als der Kelch, die Früchte schmal kegelförmig, nicht gekrümmt, mehr als doppelt so lang als der Kelch. Die Samen etwas abgeflacht, lichtbraun, auf den Seiten glatt, mit einem sägezähnigen Gürtel umzogen. — Da meine Bezeichnung: „C. murale also bereits vergriffen ist, so muss dieselbe umgetauscht werden, und da es auf Felsen und steinigen Orten über- haupt, wie z. B. bei Kronstadt vorkommt, so nenne ich selbiges jetzt: „Cerastium saxigenum,“ so dass mithin C. murale Schur und C. saxigenum Schur eine und dieselbe Pflanze bezeichnen. — Ausser bei Kronstadt und Hermannstadt auf Mauern und felsigen Orten habe ich dieses Cerastium im Mai 1854 und 1855 auch in Wien an den Mauern der Basteien, im Stadtgraben und auf der Augustiner- rampe gefunden. Beide Standorte sind verschwunden und mit ihnen diese Pflanze; aber ich zweifle nicht, dass dieselbe an geeigneten Plätzen zu finden sein dürfte. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XL. 867. Gnaphalium norvegieum Gunn. — Auf den mit Nardus strieta bestockten Grasmatten in der alpinen Region des Bihariage- birges. Im Rezbänyaerzuge von der Stäna la Scieve und dem Vervul Biharii bis zur Cucurbeta. — Schiefer. 1250—1770 Met. 868. Gnaphalium uliginosum L. — Auf austrocknendem Schlamme an Flussufern, am Rande von Pfützen und Strassengräben, in den Furchen feuchter Aecker. Im mittelung. Bergl. in der Matra in dem Sumpfe Jözsi Jänos laposa bei Bodony, in der Pilisgruppe bei Pomäsz und M. Einsiedel. Im Tieflande im Inundationsgebiete der Donau bei Näna, Set. Andrae, Ofen; auf der Margarethen- und Csepelinsel; im Inundationsgebiete der Theiss bei Atäny, Töszeg unterhalb Szolnok und bei Szegedin. Im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Vasköh , Criscioru und Fenatia nächst Rezbänya. — Trachyt, tert., diluv. und alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 75—380 Met. 869. Gnaphalium Leontopodium L. — Auf den Terrassen felsi- ger Abstürze. Im Bihariagebirge in der Vulcangruppe auf dem Supra- 101 piötra poicnile bei Vidra. — Kalk. 1100 Met. — Die Pflanze findet sich an dem genannten Standorte in verhältnissmässig geringer See- höhe ziemlich häufig, fehlt dagegen den höheren Schiefer- und Por- phyritrücken des R6 zbänvaer- und Petrosaerzuges. 870. Gnaphalium dioicum L. — Auf grasigen Plätzen im Grunde lichter Wälder, auf Bergwiesen, in Holzschlägen. Im mittelung. Berg- lande im Szepasszonyvölgy bei Erlau; auf der Veronkaret bei Gyön- gyös in der Mat’a: auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö und auf dem Dobogokö zwischen Dömös und Set. An- drae, bei Pomäsz, auf dem Sandberg bei P. Csaba, häufig auf den Bergwiesen im Auwinkel und auf dem Plateau des Schwabenberges bei Ofen. Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb. auf den mit Nardus strieta bestockten Wiesen im Rezbänyaerzuge auf der Margine, Sta- ncsa und Ruginosa; auf dem Batrinaplateau auf der Pietra Batrina und Galinesa und am Rande des Plateaus auf der Tataroda und auf allen Berg- wiesen zwischen Pötrosa und Rezbänya bis hinab in die Thalsohle in den Eichenwald bei Sedescelu; in der Plesiugruppe auf dem Rücken des Plesiu; in der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapietra poienile; im Vorlande bei dem Bischofsbade nächst Grosswardein. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein , tert. Sand, und auf lehmiger Bodenkrume, welche sich durch Verwitterung thonreicher Kalksteine herausgebildet hat. 220—1450 Met. 871. Gnaphalium luteoalbum L. — Auf sandigen Hügeln, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. auf dem Söcsere bei Paräd in der Matra und am Saume des Ber glandes bei Veleneze. Auf der Kecskem. Landhöhe bei Pest und Nagy Körös und in grosser Menge auf den mit Stipa bewachsenen Sandflächen bei Tapio Szelle. Nach Feich- tinger auch bei Csenke und Muszla in der Nähe der Granmündung. — Im Bereiche des Bihariagebirges nicht beobachtet. — Sandboden. 90—300 Met. 872. Gnaphalium arenarium L. — Auf trockenen sonnigen Hü- geln, vorzüglich aber auf Sandflächen der Niederung. Im mittelung. Berglande in dem Sandreviere in der Umgebung des Hohensteins bei P. Csaba und auf der felsigen Kuppe des Spissberges bei Ofen. Im Vorlande und in den Niederungen am Saume des Berglandes bei Gran, Näna, Waitzen, P. Csörög, Poc el, Isaszeg, Bagh und in der Stuhl- weissenburger Bucht bei Keer. Sehr häufig auf der Keeskem. Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, P. Peszer nächst Also Dabas und Nagy Körös. Auf der Debrecziner Landh. bei Nyir Bator, Debreezin, Bököny, Böszörmeny und zwischen Teglas und Ujväros. Im Bereiche des Bihariagebirges nicht beobachtet. — Vorherr- genen auf lockerem sandigen Boden aber ähnlich dem Dianthus arenarius, Ephedra monostacht ya, Stipa pennata und anderen den Sandboden des ungar. Tieflandes bevölkernden Pflanzen auch auf den niedrigen felsigen Dolomit- und Kalkkuppen des Berglandes. 95— 250 Met. 873. Artemisia Absinthium L. — Im Gerölle der Schutthalden, an felsigen Stellen an Waldrändern, in Holzschlägen, an Flussufern, 102 5 auf Schuttplätzen in den Dörfern. Im mittelung. Berglande bei Felsö Tarkäny; bei Debrö im Vorlande der Matra; bei dem Steinbruche und am Gipfel des Nagyszäl nächst Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Set. Andrae, am Kis- hegy bei Csev, am Abfalle des Piliserberges ober P. Szänto; in der Tiefebene bei Arokszälläs, T. Füred und Ujväros; auf der Debreeziner Landh. bei Teglas und Debreezin; im Bihariag. bei Grosswardein, am Bontoskö bei Petrani, bei Buteni, Chisindia und auf der Chieiöora. — — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 90 —650 Met. — Wird in Weinbergen und Gärten im Gebiete auch ziemlich häufig kultivirt angetroffen und findet sich dann in der Nähe solcher bebauten Stellen wohl verwildert; an den meisten der oben aufgezählten Standorte kommt die Pflanze aber zuverlässig spontan vor. 874. Artemisia camphorata Vill. — Auf trockenen felsigen Gehängen. Im mittelung. Berglande auf dem Agärdi bei Erlau und auf dem Csökahegy in der Vertesgruppe. — Kalk. 100—400 Met. — In der Stuhlweissenburger Niederung nach Hillebrand bei Vajta auch auf Sandboden. — Die Berge bei Erlau scheinen den nördlichsten Punkt im Verbreitungsbezirke der A. camphorata zu bilden. Im nord- westlichen Ungarn, wenigstens im Com. Trenesin, wird sie, wie aus der Etiquette zu der von Rochel in seinen Exsicc. unter Nr. 29 ausge- gebenen Pflanze hervorgeht, nur in Gärten kultivirt. Ob sie weiter- hin auch im nordöstlichen Ungarn noch vorkommt, muss weiteren Beobachtungen vorbehalten bleiben. Ich besitze Exemplare der A. camphorata (mit der unrichtigen Bezeichnung „Artemisia erithmifolia“), welche L. Richter 1854 angeblich bei Huszt in der Marmaros mit Artemisia annua gesammelt hat. Möglicherweise wird sie aber dort ebenso wie im Com. Trenesin nur in Gärten kultivirt. In einem Wein- berge auf der Franzenshöhe bei Ofen sah ich Art. camphorata gleich- falls kultivirt; auf dem Agärdi bei Erlau und auf dem Csökahegy ist sie jedoch sicherlich spontan. — (Nach Jordan und Grenier et Godron sollen an der echten A. camphorata Vill. sämmtliche Blätt- chen des Hüllkelches eiförmig und trockenhäutig berandet sein. An der im mittelung. Berglande vorkommenden Pflanze sind dagegen nur die inneren Blättchen des Hüllkelches eiförmig und trockenhäutig be- randet, dagegen die äussersten Blättchen des Hüllkelches lineal, krau- tig grün, wie sie Koch in der Syn. beschreibt. Diese A. campho- rata Koch hält Jordan und mit ihm Grenier et Godron für eine von A. camphorata Vill. verschiedene Art und bezeichnet selbe mit dem Namen A. incanescens. — Exemplare der echten A. camphorata Vill. (A. corymbosa Lam.) von Grenoble und Gap, welche ich von Huguenin mitgetheilt besitze, unterscheiden sich aber in nichts von A. camphorata von den verschiedensten Standorten aus dem Floren- gebiete der Koch’schen Synopsis und auch Exemplare aus Parma, Dalmatien und Kroatien, so wie aus der Neusiedlerseegegend u. s. f. weichen wohl [wie fast alle Artemisien] durch etwas reichlichere oder spärlichere Bekleidung von einander ab, stimmen aber im übrigen vollkommen miteinander überein.) 103 Correspondenz. Langenthal in Siebenbürgen am 20. März 1871. Herr Dr. A. Kerner hat im 3. Heft, Jahrg. 1871, der öst. botan. Zeitschr., Seite 59, Nr. 848, eine neue Inula-Art von den Erlauer Bergen aufgeführt und beschrieben, deren Beschreibung auf einen von mir an einer sonnigen Berglehne bei Langenthal in Siebenbürgen am 10. Juli 1867 entdeckten Inula-Bastart vollkommen passt. Aus der genauen Uebereinstimmung obiger Diagnose mit meiner vorliegenden Pflanze und aus der Bemerkung dl. ce.) des Herrn Dr. A. Kerner: „Derselbe Inula-Bastart liegt mir auch von Barth bei Langenthal in Siebenbürgen gesammelt vor“, gelangte ich zur Gewissheit, dass Inula Vrabelyiana Kerner von den Erlauer Bergen mit meiner bei Langen- thal gesammelten Inula-Art identisch sei. Was nun die obige Benen- nung dieser neuen Spezies anbelangt, muss ich als erster Entdecker dieser schönen Pflanze Einsprache dagegen erheben, indem mir sehr viel daran gelegen ist, das Prioritätsrecht eines sich um die sieben- bürgische Flora sehr verdient gemachten Mannes zu wahren. Ich übersandte nämlich im Jahre 1869 einige Exemplare des in Rede stehenden /mula-Bastarts an den damals in Wien lebenden Herrn Prof, Dr. Ferdinand Schur mit der Bitte, denselben bestimmen zu wollen. Herr Schur erkannte in der Pflanze alsbald eine neue Spezies und nannte dieselbe — laut brieflicher Mittheilung vom 4. März 1869 — Inula Barthiana Schur. Weder Herr Schur noch ich haben bis heute etwas von diesem neuen Täufling und seiner Entdeckung in irgend einer Zeitschrift laut werden lassen. Die Pflanze jedoch ist unter diesem Namen unter die Korrespondenten bereits vertheilt worden. Es fragt sich nun, soll dieser Inula-Bastart I. Vrabelyiana oder 1. Barthiana heissen?; mir ist es ganz einerlei, ob der erste oder zweite Name das Artenrecht erlangen und tragen soll. Ich hätte nur den Wunsch und die Bitte noch übrig, die Herren Dr. A. Kerner und Dr. F. Schur möchten ihr diesbezügliches endgiltiges Urtheil in dieser Zeitschrift baldigst bekannt geben! J. Barth, Pfarrer A. B. Leitmeritz, am 24. März 1871. Früher und schneller als gewöhnlich ist auch hier der Frühling einem strengen Winter gefolgt. Der 21. dieses war wie im Kalen- der so im Freien der Natur der erste — schöne Lenztag, seit dem uns bis heute ununterbrochen ein heiterer Himmel und eine mild- belebende Temperatur erfreuet. Schon feiert hin und wieder ein Töch- terchen Florens sein Wiegenfest, bei dem die emsige Biene musizirt und die frohliche Lerche ihre Lieder trillert. — "Seit 8 Tagen steht Leucojum vernum, hier Schneeglöckchen genannt, und als erste Früh- lingsblume zu Markte gebracht, in voller Blüthe auf den Allavial- Wiesen und in den Auhainen an der Eger, um Pist, Hostemitz, Budin und weiter hin in unglaublicher Menge! Im Elbegebiet selbst habe ich diese Pflanze noch nicht bemerkt, dagegen kommt sie auf Wald- wiesen des Mittelgebirges, ober Neuhof, Welbine, bei Rübendörfel, 104 Triebsch ete. vor, aber weniger zahlreich. Deren Stelle vertritt an der Elbe das eigentliche Schneeglöckchen Galanthus nivalis in den Auhainen und Fasanerien der Gegend um Raudnitz, wo etwas später die Gagea minima Schlt. ebenfalls sehr zahlreich auftritt. Eine un- mittelbare, eben auch in sehr grosser Anzahl vorkommende Nachfol- gerin des Leucojum vernum ist die Seilla bifolia; sie erscheint stellen- weise so massenhaft, dass sie den Boden Stern an Stern azurblau überkleidet! Ein prachtvoller Anblick! Zu dem ungewöhnlich zahl- reichen und üppigen Vorkommen dieser Zwiebelgewächse trägt ihr Standort in einem öfters überschwemmten, stets feuchten, nahrungs- reichen Alluvialboden wohl das meiste bei. — Gestern habe ich die nur eine halbe Stunde von hier entfernte, durch ihren Pflanzenreich- thum ausgezeichnete „weisse Lehne“ besucht. Es ist dieses die südwestliche Abdachung des dem Dorfe Pokratitz, gegen Skalitz hin- aufstreichenden, der Pläner Kalkformation angehörigen Thales. Hier sammelte ich auf freien hin und wieder mit Gebüsch bewachsenen Rasenplätzen die eben dort nicht selten vorkommende Viola collina Bess. Dieses Veilchen, bald als eine Abart der Viola hirta L. betrachtet, bald mit dieser und mit V. odorata L. unter Viola Martii Schimp. vereinigt, ist von Dr. Lorinser in Böhmen zuerst am Rollberge bei Niemes entdeckt, seit der Zeit aber im nördl. und nordöstl. Böhmen im Erz- und Mittelgebirge an mehreren Stellen aufgefunden worden. Da sich im Gebiete der Leitmeritzer Flora hierzu Gelegenheit bietet, will ich der Viola collina besondere Aufmerksamkeit schenken, und würde es mich freuen, seinerzeit Etwas berichten zu können, was geeignet wäre, dessen Artenberechtigung oder die Nothwendigkeit seiner Unterordnung fester zu begründen. A.'C. Mayer. Breslau, am 3. April 1871. In meine Mittheilung über Inula hirtaxufsteigend. + Früchtchen matt oder kaum etwas glänzend, meist wenig zahlreich und oft aufgetrieben (gross). — Bastarte von R. caesius mit verschiedenen Arten ****). Siehe Beitr. $. *) Hierher auch R. undulatus v. cinereus Merc. nach Dr. Focke i. Br. **) Hierher R. albidus Merc. nach Dr. Focke. **%*) Das 3zählig-gefingerte Blatt lässt sich strenggenommen hier vom 3zählig- oder einpaarig-gefiederten nicht unterscheiden. Aus dem 3zähligen Blatte entsteht das 5zählig-gefingerte dadurch, dass sich die beiden Seiten- blättichen spalten; das 5zählig-gefiederte hingegen bildet sich, wenn das Endblättchen in 3 Theile sich theilt. Bei den eigentiichen schwarz- und glanz- früchtigen Brombeeren kommen nur gefingerte Blätter; das Endblättchen theilt sich bei diesen nur in sehr seltenen Ausnahmen. Aber auch in diesem Falle ist kein eigentliches gefiedertes Blatt vorhanden, da sich die 4 unteren Blätt- chen kreuzen und gestielt sind. Bei $. caesius scheinen beide Arten der Ver- mehrung der Theilblättchen vorzukommen. Spaltet sich bei dieser Art das Endblättchen vollständig in 3 einzelne, so haben wir genau ein 5zählig-gefie- dertes Blatt, da hier die Seitenblättehen sitzend sind. Bis auf den Grund voll- ständig getheilte Seitenblättchen, also wirklich 5zählig-gefingerte Blätter, sah ich bislang bei Z&. caesius nicht. In diesem Falle scheinen auch die mittleren Blättchen stets sitzend zu sein. ###**, Bisher sind mir jedoch nur solche mit den gleichstachligen, stieldrü- senlosen und stieldrüsenarmen vorgekommen, Siehe unten. 11. R. caesius-vestitus. 12. R. caesius-bifrons*). 13. R. eaesius-discolor ? ' 14. R. caesius-argenteus. 15. R. caesius-fruticosus. ++ Früchtehen schwarz, glänzend, meist zahlreich und normal ent- wickelt (?). $ Stacheln gleichförmig. Stieldrüsen fehlend oder sehr sparsam. (Schössling kantig?) — Bisher fand ich nur einmal eine hierher gehörige Form; sie glich am meisten der unter R. caesius-discolor beschriebenen Form. $$ Stacheln sehr ungleich. Stieldrüsen zahlreich (Schössling rund- lich?). — Es ist möglich, dass hierher die Bastarte von AR. caesius mit den Glandulosen zu stehen kommen. Bisher habe ich jedoch Bastarte von caesius mit den stieldrüsenreichen Arten nicht gefunden. Es ist indess möglich, dass dieselben sich ganz anders verhalten als die mit den gleichstachligen stieldrüsenlosen, welche in so grosser Zahl und Mannig- faltigkeit vorkommen; nämlich, dass in denselben die andere Stammart mehr vor- und R. eaesius mehr zurücktritt; dass also solche Formen glänzende Früchtchen und ungleiche Stacheln mit vielen Stieldrüsen führen und der R. caesius in denselben fast nur noch durch subsessile Seitenblättchen (und etwa Reif am Schössling, aufrechten Fruchtkelch ete.) zu erkennen wäre. Diese Formen würden somit in die Gruppe 5 fallen. Was jedoch z.B. R. Villarsianus und pra- sinus betrifft, so sind das jedenfalls keine Bastarte. Es ist übrigens auffallend, dass auch R. tomentosus sich so wenig mit den stieldrüsenreichen Arten zu kreuzen scheint. — Vielleicht gehört hierher 16. R. serpens Grml. Beitr. II. Seitenblättchen deutlich gestielt. Blätter nie eigentlich gefiedert. a) Stacheln sehr ungleie h (meist zahlreich und schwach, nadelig). Stieldrüsen zahlreich. Fruchtkelche aufrecht. Schössling rund- lich oder stumpfkantig. Blätter unterseits grün. + Staubblätter zuletzt deutlich. niedriger als die Griffel. $ Fruchtknoten behaart. 17, R. brachyandrus-Bellardi? $$ Fruchtknoten kahl. 18. R. brachyandrus-celtidifolius ? ++ Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel. — Fruchtknoten dichtbehaart. Stieldrüsen blass. 19. R. Weiheanus-brachyandrus? b) Stacheln wenig ungleich, nämlich die grösseren ziemlich gleichförmig und aus den übrigen vortretend — oder die Stacheln sind zwar ziemlich ungleich, aber die grösseren dabei etwas robust oder kräftig. Stieldrüsen zahlreich, selt- ner sparsam. + Staubblätter zuletzt deutlich niedriger als die Griffel. *) Hierher R. dumetorum Merc. nach Dr. Focke. 10 * ’ (3 132 $ Schössling rundlich oder stumpfkantig. Blätter 3zählig, unter- seits blasser und spärlich behaart, nicht filzig. Kronblätter (breitelliplisch) an der Spitze 2spaltig. — Fruchtknoten an der Spitze behaart. Die sterilen Stengel gleichen denen von R. curvistylus, aber die Stieldrüsen sind blass, etwas länger. 20. R. piletostachys-brachyandrus. $$ Schössling kantig. Blätter 3—Ö5zählig, unterseits — wenigstens die jüngeren — sternfilzig-graulich. Kronblätter ganz. * Kronblätter verkehrteiförmig, blass rosa. Fruchtknoten kahl. 21. R. rudis-brachyandrus? ** Kronblätter weiss, länglich-keilförmig. Fruchtknoten mit zerstreuten Haaren. 22. R. rudis-tardiflorus? ++ Staubblätter so hoch oder höher als die Griffel. $ Blätter unterseits nicht filzig, höchstens etwas sammlig. * Stieldrüsen mehr oder weniger zahlreich. A Stacheln ungleich. Schössling kahl, Blätter 3zählig. 23. R. rudis-piletostachys. AA Stacheln die grösseren gleichförmig. Schössling dichtbehaart. Blätter 3--5zählig. [_] Schössling stumpfkantig. Blättchen am Grunde seicht herz- förmig, unterseits reichlich behaart. Kronblätter meist röthlich. » Kronblätter verkehrteiförmig-keilig (blass rosa). 24. R. vestitus-rudis z. Th. ». Kronblätter ziemlich breit, fast eiförmig. Stieldrüsen blass, von den Haaren überragt. „ Fruchtkoten behaart. Kronblätter einfarbig, weiss oder sehr blass rosa. Staubblätter genau griffelhoch. 25. R. foliosus hybr. 1. »ı„ Fruchtknoten kahl. Kronblätter zweifarbig, sehr blass pfirsich- blüthfarben, am Grunde dunkler. Staubblätter reichlich so hoch als die Griffel, unterwärts rosa. 26. R. foliosus hybr. II. [I] Schössling kantig, mit ebenen oder gegen die Spitze etwas gerinnten Seitenflächen. Blättchen (gleichfarbig- grün) breit, am Grunde tief herzförmig, unterseits schwach behaart. Kronblätter reinweiss, breit, verkehrteiförmig. — Haare die blassen Stieldrüsen überragend. . Staubblätter zuletzt trichterig-abstehend und fast etwas niedriger als die Griffel. Blüthenstand armblüthig. 27. R. foliosus hybr. III. .. Staubblätter fast griffelhoch. Blüthenstand reichblüthig, breiter. 28. R. foliosus hybr. IV. Stieldrüsen sparsam. — Siehe R. vestitus-rudis Nr. 24. $$ Blätter unterseits filzig, bisweilen jedoch schwach oder nur in der Jugend. * Kelchzipfel nach dem Verblühen aufrecht. — Fruchtknoten behaart. Staubblätter genau griffelhoch. en “E93 A Griffel unterwärts roth. Kronblätter längliehverkehrteiförmig- keilig, weiss. Schössling (rund) unbereift. Stacheln wenig ungleich, mittlere fast fehlend. 29. R. hybridus 1. AA Griffel gleichfarbig. Kronblätter verkehrteiförmig, rosa. Schöss- ling bereift. Stacheln sehr ungleich. 30. R. pilocarpus Grml. ** Kelchzipfel nach dem Verblühen zurückgeschlagen. A Stacheln ungleich, die grösseren von verschiedener Grösse. [_] Kronblätter weiss, breit, fast eiförmig, am Grunde breit abgesetzt. Staubblätter die Griffel überragend. — Schöss- ling kantig-gefurcht, ganz kahl. Blätter 3zählig. 31. R. rudis hybr.? [J[] Kronblätter rosa, länglichverkehrteiförmig. Staubblätter die Griffel weit überragend.. — Schössling rundlich. Blüthenstand verlängert, schmal, steif. 32. R. hybridus 11. [JLJL) Kronblätter weiss, länglichverkehrteiförmig. Staubblätter griffelhoch. 33. R. rudis-myriacanthus. AA Stacheln die grösseren fast gleichgross. [_} Schössling kahl, besonders getrocknet grauviolett ange- laufen. Stieldrüsen sehr zahlreich. 34. R. rudis-saltuum!*) [}L_) Sehössling behaart. Stieldrüsen sparsamer. . Schössling stumpfkanlig. Stieldrüsen sehr sparsam. 35. R. bifrons-vestitus. .. Schössling kantig-gefurcht, Stieldrüsen bald sehr sparsam, bald zahl- reicher. — Kronblätter fast wie bei rudis. Staubblätter stark ausgebreitet, griffelhoch. Bläter 3zählig. Blüthenstand pyramidal. 36. R. bifrons-rudis? c) Stacheln gleichförmig. Stieldrüsen fehlend. 37. R. discolor-candicans? 38. R. argenteus-fruticosus? IV. Anhang. Zu obigen kommen nun noch folgende mir bisher nur aus ge- trockneten Exemplaren bekannte Formen: 1. R. amoenus Portenschl. 2. R. sabaudus Focke. 3. R. sphenoideus Focke. R. cuneifolius Merc. stimmt nach Dr. Focke i. Br. nicht ganz überein. 4. R. collinus DC. 5. R. Mercierü Genev. R. spectabilis Merc. mit Ausschluss der var. frondosus, welche nach Focke dem macrophyllus ver- wandt ist. Was in meinen Beitr. $S. 54 von dieser Art steht, bezieht sich wohl auf diese Varietät. *) Ist rudis-saltuum? Beitr. Blüht ebenfalls sehr spät! Bestachlung erinnert sehr an wudis. 134. 6. R. Reuteri Merc. 7. R. tomentosus-amoenus Focke. Dazu R. thyrsoideus de- gener Merc. 8. R. caesius-amoenus Focke. R. patens Merc. Ich erhielt diese Pflanze durch Hrn. Favrat von Stalden aus dem Wall. Nach Focke ist dieser Bastart in den K. Waadt, Genf und Wallis ziem- lich häufig. 9. R. caesius-candicans Focke. Es sind somit in der Schweiz bisher nachgewiesen worden 76 Arten und 41 Bastarte. Davon wachsen 40 Arten und 32 Bastarte in meiner Umgebung. Ausserdem besitze ich noch gegen 20 unbe- schriebene Formen, welche ich aber noch genauer beobachten möchte. Ueber alles das hoffe ich nächsten Winter ausführlicher berichten zu können. Für einmal genug! Unterhallau (Schweiz), am 15. März 1871. —i — Botanische Verhältnisse in Istrien. Von Mutius Ritter von Tommasini. Vielleicht ist es Ihnen nicht unangenehm wieder einmal etwas über die botanischen Zustände in der Terra illyrico-litoralis zu ver- nehmen; sie gestaltet sich nach und nach in erfreulicher Art. Das Herbar des Frin. Elise Braig, dessen Tod betrauert wird, ist von ihrem Erben, dem Freiherrn von Lutteroth, Generalkonsul Deutschlands, dem hiesigen städtischen Ferdinand Maximilians-Museum zum Geschenk gemacht worden, es enthält über 3000 meistens der Landesflora angehörige und von der Besitzerin Hand mit der bekannten Meisterschaft eingelegte Arten, nebstdem viele durch Tausch erwor- bene der europäischen Flora. Es wird mit den früher im Museum vorhanden gewesenen Sammlungen vereiniget ein recht stattliches Ganzes bilden, zumal wenn das von Dr. Biasoletto dem jüngeren ebenfalls dem Museum zugedachte Herbar seines Vaters dazu kömmt, mit dessen Ordnung eben der Besitzer beschäftiget ist. Ferner sind die von E. Braig in ihrem Gärtchen kultivirt ge- wesenen selteneren Pflanzen der Litoral- und dalmatinischen Flora von dem Freiherrn v. Lutteroth zur Verfügung des Karstbewaldungs- Komites gestellt, und von diesem in ein zu ihrer Aufnahme geeig- netes Grundstück übertragen worden, wo sie bereits im schönsten Flor stehen. Es wird hiermit der Anfang zur Anlage eines botanischen Gartens für die Landesflora gemacht als Ersatz für jenen, der durch Dr. Biasoletto des älteren vor Jahren angelegt uud erhalten wurde, nach seinem Tode aber einging. et Die Botanik zählt in unseren Gegenden schon mehrere Pfleger: namentlich sind es in Görz: Gymnasial-Professor J. Krasan, der 135 bereits mehrere interessante Aufsätze über die dortige Flora in pflanzen- geographischer oder phänologischer Beziehung veröffentlie hte, gegen- wärtig zwar bei dem Gymnasium in Krainburg angestellt ist, die Ferienzeit aber in dem Vaterlande zubringt und seine "Beobac htungen dort fortsetzt. Ferner Hr. Rittmeister Alb. Löhr, Hr. Breindl, Sta- tionschef der Südbahn, Hr. Gfovacki, Supplent an der Realschule, der auch bereits einen Theil der in der Bereisung im J. 1869 bezüg- lich auf Lichenen gemachten Beobachtungen zur Oecffentlichkeit ge- bracht hat, — ‘In Triest haben wir nebst verschiedenen älteren an jüngeren Kräften Hrn. Ant. Loser, durch das Verzeichniss der Flora von Capo d’Istria bekannt, den wackeren und fleissigen v. Marche- setti, Med. Stud. — In Miramare weilt als Veteran der Wissenschaft der viel bewanderte H. Bilimek, — der Hofeärtner €. Nopl. Auch in Istrien rühren sich allmälig einige Liebhaber der Sceientia amabilis. Es geht also, wie Sie sehen, wenn auch nach dem bekannten etwas langsam voran. Im Fache der Algenkunde kann man von wirklich namhaften Fortschritten sprechen. Es befassen sich damit zwei tüchlige Kenner und Forscher. Gymnasial-Professor Accurti hat seit längerer Zeit seine Studien vorzugsweise den Diatomeen zugewendet und darüber gründliche Forschungen angestellt, deren Resultate nach mühsamen mikroskopischen Untersuchungen in einer Reihe von Zeichnungen niedergelegt sind, von denen es sehr zu wünschen wäre, dass ihm die Mittel zur Veröffentlichung derselben geboten würden. — H. Ferd. Hauk, Beamter des hiesigen Telegraphen-Amtes, widmet seine Frei- stunden dem Studium der Meer- und Süsswasser-Algen, und hat die umfassendsten Sammlungen davon angelegt. Ein volleiltiges Zeugniss über seine Verdienste in diesem Fache eibt Zanardini von Venedig, einer der ersten Algologen Italiens, in der Vorrede zu dem in der Ausgabe begriffenen zweiten Bande seines Werkes über die seltenen Algen des adrialischen Meeres; er räumt hierin dem Hrn. Hauk den Vorrang unter allen Algen-Sammlern der italienischen Küsten ein — denn so wie er über die geringe Unterstützung, die ihm von Seite dieser zu Theil wurde, klagt, spricht er sich über Hauk in der rüh- mendsten Weise aus. Ich kann mir das Vergnügen nicht versagen, seine betreffenden Anschauungen wörtlich wieder zu geben. Er sagt nämlich in obgedachter Vorrede: $ „Es ist mir erfreulich, anzuzeigen, dass hinsichtlich des adria- tischen Meeres Hr. Hauk zu Triest die anerkennendste Erwähnung verdient. Er hat in der neuesten Zeit mit Vorliebe und lobenswerther Thätigkeit die eingehendsten Untersuchungen an den Küsten Istriens angestellt, die einen wahrhaft bewunderungswürdigen Reichihum an den seltensten Arten besitzen. Er hat bewiesen, dass zu Miramare, an der Landspitze von Grignano, die unterseeische Vegetation die grösste Analogie mit jener der dalmatinischen Küsten hat, und selbst in Be- zug auf die seltensten Arten des adriatischen Meeres dieser gleich- kommt. In der That hat er daselbst zu meinem grossen Erstaunen sehr schöne Exemplare meiner Galosaura adriatica und der Naccaria Vido- 136 vichü Menegh. angetroffen, welche Arten kaum an den Korallenfelsen der entlegensten Inseln Dalmatiens gefunden werden. Ferner fand er mehrere nicht gemeine Arten, wie: Nereia filiformis Zan., Nitophyllum Vidovichii und Nit. confervaceum Meneghini, Delesseria pennicillata Zan., Chrysimenia Chiajeana Menegh. (Chrys. dichotoma Agh.) Halodyetion mirabile Zan., Polysiphonia flexella J. Aghd., Darya plana u. D. spinella C. Aghd., Gloiocladia furcata J. Aghd., Griffith- sia Schousbei Mengh., Chilocladia mediterranea Zan. Chil. acicu- laris J. Aghd., Agloozonia parvula Zan. Ueberdiess hat er mittelst seiner emsigen Untersuchungen mehrere Arten aus jenen Gewässern erlangt, die bisher im adriatischen Meere nicht gefunden worden waren und die, nachdem er die Freundschaft gehabt hat, sie mir mit- zutheilen, im gegenwärtigen Bande erscheinen werden. Ich ergreife daher mit Freude diese Gelegenheit, ihm öffentlich meine Erkenntlich- keit zu bezeugen, und zu ersuchen, mit gleicher Beharrlichkeit seine Untersuchungen, die bereits von so günstigen Erfolgen begleitet waren, fortzusetzen.“ Soweit Herr Zanardini. Gewiss eine sehr anregende An- erkennung! Was mich betrifft, kann ich nur berichten, dass ich fortan mit der Durchsicht meines Herbars der Landesflora und mit der Ausscheidung aus demselben dreier vollständiger Sammlungen für die zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien und für die Museen zu Laibach und Triest voll- auf beschäftigt bin, einer Arbeit, die bei der Masse des vorhandenen zu untersuchenden Materials viele Zeit erfordert und nur langsam vorschreitet. Ein in den ersten Tagen des 1. Monats in Gesellschaft des Hrn. Präsidenten Ritt. v. Josch, eines alten Freundes, und des Admonter Benediktiners P. Gabr. Strobel, welchem sich auch Hr. Kriech- baumer, Entomolog aus München, anschloss, unternommener Ausflug nach Fiume und den Quarnerischen Inseln war von meiner Seile vor- züglich dem Aufsuchen des in der Flora croatica in der Umgegend von Piket angegebenen Bulbocodium vernum als pflanzengeographi- scher Rarität gewidmet, doch hatte ich nicht das Glück, es anzu- treffen. Vielleicht war es schon zu spät im Jahre! Triest, am 19. Mai 1871. ——essaa — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLIM. 875. Artemisia pontica L. Auf trockenen Plätzen an Wald- rändern, am Saume der Weinberge, zwischen niederem Buschwerk auf 137 felsigen Bergrücken und Bergabhängen, auf Viehweiden und wüsten Sandflächen in der Nähe der Dörfer und Städte. Im mittelung. Bergl. auf dem Czigled bei Erlau, bei Gyarmat in der Nähe der Granmün- dung, am Fusse des Nagyszäl bei P. Csörög nächst Waitzen, in der Pilisgruppe, zwischen dem Kalvarienberg und Schlossberg bei Visegräd, im Weingebir ge bei Sct. Andrae, massenhaft bei den Ziegelöfen zwi- schen dem Stadtmaierhofe und dem Leopoldifelde bei Ofen und auf dem Rücken, welcher den Schwabenberg mit dem Adlersberge ver- bindet (hier einige aufgelassene Weingärten von der sich rasch aus- breitenden Pflanze völlig überwuchert), im Kammerwalde bei Promontor. Auf der Csepelinsel bei Tököl. Auf der Kecskem. Landhöhe in grosser Menge bei Ecser, Üllö, Monor, Pilis; in der Tiefebene bei Kömlö, Ts Füred, Ujväros; auf der Debreeziner Landhöhe bei Teglas und Erdöd. Im Vorlande des Bihariag. bei Grosswardein nächst der Ka- valleriekaserne und in den Eichenniederwäldern an der Südseite des Köbänyaberges bei Felixbad. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90—410 Met. 876. Artemisia austriaca Jacq. — An gleichen Standorten wie die vorhergehende Art, aber seltener als jene. Im mittelung. Bergl. auf dem Szamärhegy bei Gran, auf dem Blocksberge bei Öfen, im Weingebirge bei Eresin, auf dem Meleghegy bei Sukor6 am Velenezer See und auf dem Csökahegy in der Vertesgruppe — Nach Reuss auch in der Matra und nach Hillebrand auf Sandboden bei Vajta in der Stuhlweissenburger Niederung. — Kalk, diluv. Lehmboden. 95—260 Met. 877. Artemisia campestris L. — An felsigen Bergabhängen, auf wüsten Sandflächen, an den Böschungen der Eisenbahndämme und an den Seiten der Hohlwege zwischen den Weinbergen. Im mittelung. Bergl. sehr häufig und sehr verbreitet, bei Erlau, Gyöngyös, Waitzen, Gödöllo, Gomba, Gran, Sct. Andrae, P. Csaba, Ofen, Promontor, Eresin, Stuhlweissenbure. Auf der Csepelinsel. Massenhaft auf der Kecskem. Landhöhe bei pe Csörög, R. Palota, Pest, Soroksär, Monor, Pilis, P. Sallosar bei Tatär, Szt. György, Nagy Körös, Arokszällas; auf der Debreeziner Landh. bei Bököny und Karäsz; im Bereiche des Biharia- geb. auf dem Köbänyaberg bei Grosswardein und auf dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes. Fehlt weiter einwärts in den Thälern des Bihariagebirges. — Kalk, Trachyt, sandiger Lehm, vorzüglich aber auf Sandboden. 90—330 Met. — (Exemplare mit kahlen Blü- thenköpfchen, deren Blätter aber auch noch im Alter mehr weniger anliegend behaart bleiben [A. campestris var. sericea Fries) sind im Gebiete vorherrschend. Auf dem Tihamer bei Erlau, auf dem Särhegy in der Matra, auf dem Adlersberg bei Ofen so wie bei Tököl auf der Csepelinsel finden sich auch Exemplare, an welchen die Hüll- schuppen der Köpfchen grauflaumig, ja selbst dicht weissseidig er- scheinen [A. lednicensis Rochel Exsice. Nr. 30]. — Mit Rücksicht auf diese A. campestris var. lednicensis [Rochel] ist daher auch die von Koch in der Syn. versuchte Gruppirung der Artemisien in eine Gruppe 138 mit behaarten und in eine Gruppe mit kahlen Köpfchen fin welche letztere von ihm A. campestris gestellt wird] nicht zweckmässig.) 878. Artemesia scoparia W. K. — Im sandigen Ufergelände der Donau und auf wüsten Plätzen in der Nähe der Städte und Dörfer, seltener auf bebautem Lande. — In den Thälern des mittelung. Bergl. bei Gran, Solmar nächst Vörösväar und auf der Kuppe des Blocks- berges bei Ofen. An der Donau an der Granmündung, auf der Csepel- insel bei Ujfälu und bei Eresin. Auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, auf dem Herminenfeld bei Pest, massenhaft auf den Sandhü- geln an der Strasse bei Soroksar, bei Bagh und Peczel; auf der De- breez. Landhöhe zwischen Ujväros und Teglas, bei Böszörmeny und Nyir Bätor. — Tert., diluv. und alluv. Sandboden. 8S0—230 Met. 879. Artemisia vulgaris L — In dem Gestäude an den Ufern der Bäche und Flüsse, auf zeitweilig überschwemmten Wiesen, in Auen, am Rande der Weinberge, an den Seiten der Hohlwege und an den Böschungen der Eisenbahndämme, im Tieflande auch an Wald- rändern und in Holzschlägen. Gyöngyös, Waitzen, Näna, Gran, Kro- tendorf, Altofen, Ofen, Budaörs, Promontor, Margaretheninsel, Pest, Monor, Pilis, P. Peszer, Czegled, Szolnok, Debreezin, Szäkoly, Gross- wardein, Vasköh, Coleseci, Criscioru, Rezbänya, Vatia, Halmadiu, Körös- banya. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 90—460 Met. 880. Artemisia monogyna W.K. — Auf lehmigem im Frühling inundirtem oder von Grundwasser durchfeuchtetem, später austrock- nendem erhärtendem und Natronsalze auswitterndem Boden. In den Thal- weitungen und am Saume des mittelung. Berglandes bei Köhid Gyarmat in der Nähe der Granmündung, auf der Puszta Dinyes am Velenezer See, bei Ret Szilas und bei Szt. Iväny zwischen Aba und Stuhlweis- senburg; im Tapiogebiete bei T6 Almas, P. Egres, Tapio Szelle; sehr häufig in der Tiefebene bei Czegled und Abony längs der Zagyva bei Szolnok, bei Kömlö, Poroszlö, Egyek, Kemeneze und jenseits der Theiss bei Kisujszälläs und auf der Puszta Hortobagy. Nach Kit. auch in den ebenen Theilen des Biharer, Bekeser und Arader Comitates. — Salz- auswitternder Lehmboden. 75—100 Met. (Wechselt wie die meisten Artemisia-Arten in der Dichte des Ueberzuges. Am Velenezer See sammelte ich Exemplare mit dicht weissfilzigen , bei Abony solche mit grünen nur sehr schwach behaarten Blättern und Stengeln und mit diesen alle erdenklichen Zwischenstufen. Die Spitzen der Zweiglein und die Blüthenköpfchen sind kurz vor dem Aufblühen manchmal nickend und richten sich dann zur Zeit der Blüthe auf; mitunter bleiben selbe aber auch nach dem Aufblühen nickend. Artemisia salina Kit. begreift solche Exemplare mit überhängenden Köpfchen. — Artemisia maritima L. wurde im Gebiete von mir nicht beobachtet. Die Angaben, dass A. maritima L. in Ungarn vorkomme, beruhen auf Verwechslung dieser Pflanze mit A. monogyna W. K.) Artemisia Dracuneulus L. — In Weinbergen bei Ofen und Grosswar- dein und ziemlich häufig in den Gärten der Mozzengehöfte im Bihariagebirge kultivirt. Die höchst gelegene Kulturstätte im Gebiete bei den obersten Häu- sern von Vidra im Aranyosthale bei 1160 Met. 139 881. Achillea Ptarmica L. — Am Nordostrande unseres Ge- bietes bei Erdöd im Bereiche des an die Ecseder Sümpfe östlich sich anschliessenden niederen Hügellandes (Kit. Itin. der Marmar. Reise 69). 852. Achillea ochroleuca Ehrh., non Willd. — A. pectinata Willd. — Auf den mit Stipa-Rasen bestockten Hügeln und Sand- flächen. Im mittelung. Berglande in den Sandrevieren zwischen Gran und Vörösvär bei Dorogh und Leänyvär, auf dem Sandberg bei P. Csaba und bei Solmär; auf den Ausläufern und in den Thalweitungen am Saume des Berglandes bei Csenke, Waitzen, Gödöllö, Steinbruch, Hatvan; bei Szt. Märton Käta im Tapiogebiete, auf dem Rücken zwi- schen Promontor und dem Kammerwalde und bei Vajta in der Stulhl- weissenburger Niederung. Auf der Csepelinsel. In grosser Menge auf der Keeskemeter Landhöhe von P. Csörög über R. Palota, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, P. Sallosar bei Tatar Szt. György und P. Peszer bei Also Dabas bis Czegled. — Fehlt in der Tiefebene. Auch im Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. Die Angabe, dass „A. ochroleuca* auf dem Somlyö bei Grosswardein vorkomme, (Kit. Itin. der Biharer Reise 86) möchte ich sehr in Zweifel ziehen. — Tert. diluv. und alluv. Sand, sehr selten auch über Kalkstein-Substrat. 909—250 Met. — (Der älteste Name dieser Pflanze ist Achillea ochroleuca Ehr'h. Beitr. 7, p. 166 [1792] Pl. sel. Nr. 69. — Ehrhart hatte die A. ochroleuca von Prof. Winterl aus Pest erhalten und Winterl dieselbe in seinem Index horti bot. Pest. t. 19 bereits im Jahre 1788 mit dem Namen A. nova fl. ochroleuca belegt, wie aus Reichenb. Fl. exc. 228, Ka- nitz Gesch. d. ung. Bot. 53 und Kit. Add. 79 hervorgeht. Im Gebiete der Pester Flora kommen nur zwei Achillea-Arten mit weisslichgelben Blüthen vor, nämlich die A. ochroleuca W. K. Pl. rar. p. 33 t. 34 und die mit A. nobilis L. zunächst verwandte nachfolgend beschrie- bene A. Neilreichü. Die Ehrhart’sche Diagnose, welche Kit. unver- ändert in die Pl. rar. vol. I. p. 33 aufgenommen hat, passt aber nur auf die erstere von diesen beiden Arten, und nur diese konnte Ehr- hart von Winterl als „A. nova fl. ochroleuca“ erhalten haben. Wie alle Achillea-Arten zeigt dieselbe einige geringe Variationen im Zu- schnitt des Blattes und darin, dass die Blattzipfel bald vollständig ganz- randig, bald mit einem oder zwei Zähnen versehen, ja manchmal in zwei fast spreizende, gleichgrosse Zipfel gespalten sind, dass weiterhin die Blattzipfel von der geflügelten Blattspindel bald in einer ununterbro- chenen des Blattes reichenden Reihe bis zur Basis abstehen, bald wieder segen die Basis zu verschwindend klein werden oder im unteren Drittel auch ganz fehlen, so dass dort die geflügelte Blattspindel ganz- randig erscheint u. s. f. Derlei Modifikationen kann man aber, wie sich jeder leicht überzeugt, in demselben Rasen, ja selbst an einem und demselben Stämmchen finden, und es wäre ganz unstatthaft, hierauf zwei Arten gründen zu wollen. Wenn daher Kit. m Addit. p- 79 gewisse Merkmale, durch welche sich die von Winterl an Ehrhart gesendeten Exemplare auszeichneten, erwähnt, so soll 140 diese Bemerkung *) doch wohl nur so viel sagen, dass Winterl eine Form der A. ochroleuca an Ehrhart gesendet hatte, welche von der in den Pl. rar. abgebildeten Form derselben Art in unbedeu- tenden Dingen abwich, nicht aber, dass die Ehrhart'sche A. ochro- leuca von der gleichnamigen Pflanze Kitaibel’s spezifisch verschieden ist. Gerade Kitaibel’s Angaben in den Addit. p. 79 bezeichnen sehr gut die bei Pest am häufigsten vorkommende Form der Achillea ochroleuca, während man Exemplare, welche der Abbildung der A. ochroleuca in den Pl. rar. vol. I. t. 34 genau entsprechen, im Pester Florengebiete weit seltener findet**). Jeder Zweifel über die Zusam- mengehörigkeit der A. ochroleuca Ehrhart’s und Kitaibel’s behebt sich übrigens schon dadurch, dass die von Ehrh. in den Pl. sel. unter Nr. 69 ausgegebene A. ochroleuca thatsächlich mit A. ochroleuca W.K. identisch ist. Willdenow hat die Ehrhart’sche Pflanze offenbar nicht ge- kannt und die Diagnose Ehrhart's irrig gedeutet. Der Umstand, dass Ehrhart seine Pflanze „pinnis subincisis* beschreibt, scheint Will- denow verleitet zu haben, selbe für verschieden von A. ochroleuca W. K. zu halten; denn er schreibt der A. ochroleuca W. K (peecti- nata W.) in den Sp. pl. p. 2197 wiederholt „foliorum laciniae inte- gerrimae“ zu, während er die „A. ochroleuca Ehrh.“* p. 2210 „pinnis pinnatifidis, laciniis lineari-lanceolatis* definirt. — Welche Pflanze Willd. als A. ochroleuca genommen, geht übrigens am besten aus dessen Herbar hervor. Nach Tausch (Flora, Jahrg. 1832 II. S. 434) liegt nämlich im Willdenow’schen Herbar unter dem Namen A. ochroleuca eine A. Millefolium, deren Blüthen wahrschemlich durch das Alter gelblich geworden sind! — Dieses Verkennen der A. ochroleuca Ehrh. war aber die Ursache, dass Willdenow die A. ochroleuca W.K. in den Sp. pl. in A. pectinata umtaufen zu müssen glaubte. Nach allem dem hat aber der Willdenow’sche Name A. pecti- nata zu entfallen, und ist der älteste Name Ehrhart's „A. ochro- leuca“ für diese Pflanze wieder einzuführen. — Der Name Winter!'s vom Jahre 1788 kann seiner antiquirten Form wegen füglich nicht angewendet werden.) *) „A ochroleuca Ehrhart. Haec Ehrharto a Prof. Winterl missa ab aliis A. ochroleueis nostratibus diversa est: foliis caulinis circumferentia lanceolatis pinnatis: pinnis brevibus distantibus, baseos indivisis sensim mino- ribus, ac deficientibus, reliquis pinnatifidis: laciniis linearibus acutis, integer- rimis, rachi nuda, calycibus cylindricis.* **) Die Kitaibel’sche Abbildung in den Pl. rar. I. t. 34 und die dar- nach gefertigte Abbildung in Reichenb. Ic. kann überhaupt nicht als gelun- gen bezeichnet werden. Die Strahlenblüthen sind dort im Gegensatze zu dem Namen und der Beschreibung weiss, die Blattabschnitte sind so genähert dargestellt, wie sie nur sehr selten vorkommen. Auch ist die eigenthümliche Behaarung des: Stengels der A. ochroleuca ganz fehlerhaft dargestellt, indem der Stengel und die Blätter in der Abbildung gewimpert erscheinen, während in Wirklichkeit der Stengel mit einem weissen, fast spinnwebigen anliegenden Filze bekleidet ist. 141 883. Achillea Neilreichü. — (Ausdauernd. Unterirdischer Theil der Stämmchen holzig, kriechend, verzweigt. Stengel steif, aufrecht, etwas kantig, mit locker em, wolligem Flaume bekleidet, reich beblät- tert. Die Blätter graugrün, be iderseils flaumig, die mittleren stengel- ständigen im Umrisse länglich, die unteren stengelständigen, sowie die Blätter der sterilen Sprossen länglich-verkehrteiförmig, zweifach fiedertheilig, die Zipfel Imeal, kurz, die Zipfel der benachbarten Fie- dern durch deutliche Zwischenräume von einander getrennt, gesägt, die Sägezähne eilanzeitlich, klein, angedrückt; die obersten Stengelblä itter einfach fiedertheilig, die Fiederabschnitte kammför mig gestellt, gesägt, mit kurzen, eilanzettlichen angedrückten Sägezähnen; die schmale Spindel aller Blätter der ganzen Länge nach gezähnt, oder richtiger gesagt, mit ungleichlangen, blattigen, sanzrandigen oder 1—3zähnigen Anhängseln besetzt, welche vielmal kürzer als die Fiederabschnitte sind, an den obersten Blättern sehr klein und zahnförmig werden und deren in der Regel drei zwischen je zwei Fieder abschnitte zu stehen kommen. Die Köpfchen klein, 2—3 Mm. im Durchmesser, in einer dichtgedrungenen llachgewölbten Doldentraube. Die Aeste der Infloreszenz so wie die Hüllkelche mit schmutzig gelblich-grauem, dichtem, wolligem Flaum bekleidet. Die Scheibenblüthen im frischen so wie im getrockneten Zustande blassgelb, die Strahlenblüthen rund- lich-viereckig, dreizähnig, zweifarbig, unterseits weisslich, oberseits im frischen so wie im getrockneten Zustande blassgelb. Die zunächst verwandte A. nobilis L. unterscheidet sich durch grüne feiner getheilte Blätter, deren Fiederabschnitte doppelt breiter sind und daher mehr genähert erscheinen, und deren Zipfel viel länger und mit 3—4 linealen spitzen Zähnen besetzt sind, ferner durch rein weisse Scheiben- und Strahlenblüthen, endlich durch eine schwächere Bekleidung aller vegetativen Theile. Die hier beschriebene Pflanze bildet eine dem östlichen Europa angehörende Parallelform der A. nobilis L. und ist als solche bereits von Neilreich in der Fl. Nied.-Oest. S. 343 erkannt worden. Auch andere Botaniker scheinen dieselbe bereits von A. nobilis unterschie- den zu haben. Von Rochel wurde dieselbe in seinen Exsicc. unter Nr. 204 mit der Bezeichnung „A. pubescens Schultes Obs. bot. 1809, p. 185* ausgegeben. Im “Herb. der Innsbrucker Universität finde ich unter den Trattinik’schen Pflanzen ein mit „Achillea paradoxa Swarz“ bezeichneies Exemplar und weiterhin auch südrussische von der Petersburger Akademie unter dem unrichtigen Namen „Achillea micrantha DC.“ ausgegebene Exemplare, welche « genau dieselbe Pflanze darstellen. Reichenbach, welcher mit Willdenow die Identität der A. ochroleuea Ehrh. mit der gleichnamigen Pflanze Waldstein’s und Kitaibel’s bezweifelt, scheint in der hier beschriebenen Pflanze die „A. ochroleuca Ehrh.“ gesucht zu haben, und A. ochroleuca Reichb. Excurs. 230 exclus. syn. scheint die "hier genannte Pflanze und zugleich die dem südl. Europa angehörige A. eridania Bert. zu begreifen. Ich vermag jedoch mit Sicherheit keinen der Namen, welche dieser Pflanze von ander en Botanikern bereits beigelegt wurden, in 142 Anwendung zu bringen; denn A. pubescens L., A. micrantha M. B., A. paradoxa Bernh., A. ochroleuca Ehrh. bezeichnen ganz andere Arten als die hier beschriebene Pflanze, und ich glaube daher für diese Achillea, als deren westlichste Standpunkte mir der Zöbinger Berg in Nied.-Oesterr. und das Mittelgebirge bei Leitmeritz in Böh- men bekannt geworden sind, den Namen A. Neilreichü in Vorschlag bringen zu sollen.) — An grasigen Berglehnen zwischen niederem Buschwerk, auf Blössen in den Niederwäldern, am Saume der Wein- berge, an wüsten Plätzen in der Nähe der Dörfer, mit Vorliebe auch auf sandigen, bei hohem Grundwasserstande feuchten Wiesen in den Niederungen. — Im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd und auf dem Särhegy bei Gyöngyös; auf dem Nagyszäl und den niederen Hügeln bei Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros und Zebegeny; in der Pilisgruppe auf dem Visegrader Schlossberg, bei Szt. Läszlo und Pomäsz, in grosser Menge bei Sct. Andrae, am Ketä- gohegy bei Csev, am Piliserberg, auf den Hügeln bei Krotendorf und Altofen, auf dem Blocksberge bei Ofen, bei Nadap und auf den Quar- zitporphyrhügeln längs dem Velenezersee und bei Stuhlweissenburg ; auf der Csepelinsel bei Tököl und Schilling. Auf der Kecskem. Landh. auf der P. Csörög, bei R. Palota, Pest, P&ezel, Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Egyek und Ujvaros, auf der Debrecziner Landh. bei Nagy Käroly und in den Ecseder Sümpfen. Im Bihariagebirge in der Plesiugruppe bei Desna und im Thale der weissen Körös von Chisindia bei Buteni über Plescutia einwärts bis nach Valea Liesa bei Halmadiu. Im Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbänyaberg, Somlyo und allen niederen Höhen bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 80—755 Met. esse — Der Radstädter- Tauern als Repräsentant der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgskette. Von P. Gabriel Strobl. Im Osten Salzburgs nahe der steirischen Grenze erhebt sich der Radstädter-Tauern, ein gewaltiges Gebirge, auf dessen Höhen die zwei wichtigsten Flüsse von Obersteier, die Enns und Mur, ihren Ursprung haben. Westlich und östlich von ihm bestehen die Gebirge aus Gneiss und Schiefergestein, der Tauern selber aber zeigt auf seinen Höhen grösstentheils reinen Kalk oder Dolomit, und nur die Unterlage bildet Schiefer oder Kalkschiefer. Diese eigenthümlichen Verhältnisse, besonders aber sein allbewährter botanischer Ruf bewogen mich, ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken und Ende Juli des verflossenen Jahres ihn zu besuchen. In den folgenden Zeilen will ich zuerst seine Voralpenflora von Untertauern bis auf die Passhöhe (3219—5500°), dann zwei in entgegengeselzter Richtung auf ein Schiefer- und ein Kalkgebirge unternommene Ausflüge schildern, und 143 endlich daran anknüpfend, den Florenunterschied des Kalk- und Ur- gebirges, wie er im Enns- und Paltengebiet von 5000‘ aufwärts bisher konstatirt wurde, genauer erörtern. I. Von Radstadt auf die Passhöhe Am Morgen des 28. Juli verliess ich das kleine Radstadt, be- stieg den schon bereitstehenden Postwagen, und fröhlich ging es quer durch das grünende Thal, in welchem die Enns ihre stillen Fluthen wälzte, dem Tauern zu. Ein frisches Lüftchen wehte mir von dorther entgegen, und die Nebel an dem Thalgelände begannen sich allmäli zu heben, während die Sonne am hohen Himmel mit den Wolken um die Herrschaft kämpfte. Bald war das weite Thal durchflogen, und nun ging es langsamer aufwärts, bis wir nach beinahe zweistündiger Fahrt das Dörflein Untertauern (3219) erreichten. Hier im äussersten Winkel des Seitenthales, welches von der Tauernache durchflossen ist, stand das alte massive Postgebäude, umgeben von einer Gruppe hölzerner Häuschen; links eine von Zirben überschattete Kapelle, ringsum grünbewaldete Höhen , im Hintergrunde die weissen, thurmhohen Tauernberge. Hier stieg ich ab, übergab dem Kutscher mein Gepäck zur Weiterbeförderung, mich selber aber vertraute ich meinen Füssen an, und beschloss rüstie emporzusteigen. Doch bald begannen die Kalkwände, und die mit ihnen reichlich erscheinenden Alpenblumen verstanden es, meine Schritte zu hemmen. So zog ich denn langsam längs den Wegrainen dahin, und notirte Thesium alpinum, Polygonum viviparum, Phyteuma or biculare, Sesleria coerulea, Valeriana saxa- tilis, Polypodium calcareum, Pinguicula alpina, Campanula pusilla, Hnk., Sazxifraga aizoides, Dryas octopetala, Rhododendron hirsutum, Carex capillaris, Mochringia muscosa, Selaginella helvetica, Tofieldia calyculata, Helianthemum vulgare, grandiflorum Keh., nebst zahl- reichen, grünenden Moosen: Grimmia apocarpa, Leptotrichum flexi- caule, Barbula tortuosa, Bryum caespiticium, pseudotriquetrum, En- calypta streptocarpa, Hypnum commutatum; von Flechten sah ich besonders Peltigera aphtosa und Solorina saccata. — Dazwischen gewöhnliche Thalpflanzen, wie Galium silvestre Poll., Gentiana verna, Gnaphalium dioicum, Listera ovata, Melica nutans, Asplenium Tri- chomanes und andere. Weiter hinauf verschwanden die Bürger des Tieflandes noch mehr und zu den erwähnten Kalkpflanzen trat noch hinzu Salix nigricans und grandifolia, Crepis paludosa, Silene qua- drifida, Valeriana montana, tripteris, Carduus defloratus, Personata, Veronica urticaefolia, Adenostyles alpina, auf deren Blättern die glänzende Chrysomela speciosissima sich wiegte, an alten Ahorn- bäumen (Acer Pseudoplatanus) Orthotrichum obtusifolium und spe- ciosum, an einer Quelle die lichtgrünen Rasen der Bartramia calcarea. Nun rücken plötzlich die Bergwände ganz nahe zusammen, und durch eine enge Klamm, die „Tauernklamm“, knapp neben der schäumenden Ache, windet sich die Strasse, links überragt von der dunklen „Kesselwand“. Schwarze Kalkschieferwände, die mit ihren düsteren Schatten die ganze Schlucht erfüllen, starren uns überall entgegen, Bäche tosen von den Zinnen nieder, und das Rauschen des 144 Giessbachs bricht sich zehnfach an den Felsenmauern. Aber die solid gebaute, mit Quaderwehren geschützte Strasse gibt uns ein behagli- ches Gefühl der Sicherheit, und ruhig sammeln wir an den nassen Felsvorsprüngen schwammige Moose und liebliche Alpengewächse. Da traf ich Hypnum filicinum, Bryum pallens, Webera nutans, Saxi- fraga Burseriana, caesia, rotundifolia, Arabis pumila und eiliata, Bellidiastrum Micheli, Hieracium villosum, Erica carnea, Cardamine impatiens, Carex firma, glauca, mucronata, Cineraria cerispa und Cystopteris fragilis. Weiter hinauf, wo die Kalkwände mit grasigen und waldigen Abhängen wechselten, zogen sich die Alpenkinder mehr zurück und an ihre Stelle treten die schattenliebenden Hain- und Waldpflanzen, besonders Melampyrum silvaticum, Senecio nemorensis, Gymnadenia odoratissima, conopsea, Spiraea Aruncus, Myosotis pa- lustris, Hylocomium splendens, triquetrum, Hypnum crista castrensis, stellatum, molluscum, rugosum, purum, Thuidium delicatulum, Diera- num scoparium, auf Kalkblöcken Collema multifidum und Gymnosto- mum curvirostrum, an Ahornbäumen besonders Leucodon sciuroides; den Eremodon Rudolphianus, der von seinem Entdecker Rudolphi hier angegeben ist, konnte ich leider nirgends erblicken, so viele alte, moosbewachsene Ahornbäume ich auch untersuchte. Hie und da waren die Abhänge weithin mit den dunkelirothen Blüthen der Alpen- rose (Rhod. hirs.) überkleidet. Allmälig verlor die Szenerie ihren romantischen Charakter beinahe gänzlich, und an einem schönen Wasserfalle, dem „Poscha- cherfalle* vorüber, treten wir in rings umwaldetes Gebiet, durch welches sich die Strasse hoch ob dem ruhigen Wasser ziemlich eben dahinzieht. Da schauen wir Orchis maculata, Poa alpina und var. vivipara, Lonicera alpigena, coerulea und nigra, Epilobium montanum und var. verticillatum, Galeobdolon luteum, Leontodon hastilis, Salix reticulata unter Nadelbäumen, Pyrola secunda, Moehringia polygonoides Alnus incana, Luzula albida DC v. cuprea, Phyteuma spicatum, Festuca rubra, Aira fleruosa, Agrostis stolonifera, Geranium phaeum, silvaticum, Triticum caninum, Lychnis vespertina, diurna, Conval- laria verticillata, Aconitum Lycoctonum und Cammarum, Atragene alpina, Geum rivale, Rumex alpinus, Knautia silvatica, Calamintha alpina, Cynanchum Vincetoxicum, Lilium Martagon, Asplenium Filix femina, Polypodium Phegopteris und an den Quader-Schutzmauern sehr häufig Rhacomitrium canescens Brid, Grimmia apocarpa mit schwarzgrünen Blättern, und alpestris, Barbula fallax und Bryum caespiticium. Endlich nach längerem Gange zwischen Wald- und Ahorn- bäumen drängen sich die Felswände wieder zusammen und der Bach bildet tausend malerische Stürze, indem er von Abgrund zu Abgrund schäumend hinabrollt und unten klare, grüne Becken bildet. Zur Linken stehen hier die dunklen Kalkmauern senkrecht, ja sogar meist überhärigend, daher auch ihr Name; „die Hohlwand.* — Noch eine kurze Strecke weiter, — und ein herrlicher Katarakt, der pracht- volle „Schaumfall“ tost uns entgegen. Von bedeutender Höhe stürzt 145 sich die Ache, zwischen Felsbänke eingeengt, hinab auf den Felsen- vorsprung, von da auf einen zweiten Querriegel und nun endlich wirft sie sich tief hinunter in den dritten Kessel, wo sie ein grosses, weites Becken bildet. Rechts und links davon schauen wir grüne Gehänge, mit Weiden, Fichten und Lärchen überwachsen. Diesseits und jenseits der Brücke, welche wir jetzt überschreiten und dabei geduldig den reichlichen Wasserstaub uns’ vom Gesichte wischen, sowie über den steilen „Wasserfallbühel“ hinauf, finden wir Carex flava, ferruginea Scep., das auf Kalkfelsen gemeine Hieracium murorum v., glaucescens Nir., praealtum b. obscurum Rehb., Crepis alpestris, Salix glabra, Primula farinosa, Pinus Pumilio, Juncus alpinus und triglumis. Von der Tauernklamm bis hieher sind wir stets in einer engen, meist von hohen Wänden überragten Schlucht gewandert, nun aber endigt dieselbe und wir treten hinaus in ein weites, grünendes Ge- filde, „das Nassfeld.* Herrlich liegt es da vor unseren Blicken, be- leuchtet von den freundlichen Strahlen der Sonne; im Hintergrunde von hohen, malerischen Bergen umgeben, die mit ihren anfangs be- waldeten, dann bematteten, endlich kahlen, weissgrauen Wänden und abentheuerlichen Hörnern in der Brust des kühnen Alpenwanderers Furcht und Hoffnung zu erregen wissen. — Nun wendet sich der Weg nach links über die „Gnadenbrücke*, und zieht sich längs eines Waldsaumes dem Höhenrande der grünen Wiesen entlang. Kehren wir uns nochmals um, bevor wir um eine windige Ecke nach Osten biegen. Gerade unter uns schauen wir die Sennhütten der „Gnadenalm“, nach Salzburger Sitte auf den ziemlich flachen Dächern mit zahlreichen Steinen belastet, ringsum grüne Triften, auf denen braune, weissge- fleckte Rinder weiden und in deren Mitte ruhig die Ache gleitet. An die Stelle der tosenden Wasserstürze ist das Geläute der Heerden und das Jodeln der Hirten getreten, — doch auch die Flora hat sich verändert, denn die Kinder des Tieflandes haben bedeutend an Ter- rain gewonnen, und nur allmälig gelingt es den Alpenbürgern sie zu verdrängen. Ausser den schon erwähnten Pflanzen sammelte ich die seltene Malaxis monophyllos, Carex digitata, Calamagrostis mon- tana, Halleriana, Rhinanthus alpinus Bmg. und die var. angusti- folius Gmel., welche vielfach in die Hauptform übergeht, Laserpitium latifolium, Heracleum asperum — wahrscheinlich bloss Alpenvarietät von Spondylium, Veronica aphylla, sawatilis, Hippocrepis comosa, Kernera sawatilis, Epipactis rubiginosa, Gypsophila repens, Rumex scutatus, Campanula Scheuchzeri, Distichium capillaceum und Fissi- dens tazifolius — beinahe durchgehends Pflanzen, die ausschliesslich oder beinahe ausschliesslich der Kalkkrume angehören. Jetzt ertönt wieder, Anfangs schwach, dann immer stärker, das Rauschen der Ache, und verkündet uns nochmals einen Wasserfall. Ein Wegweiser mit der Aufschrift: „Nach dem Johannesfall“ zeigt uns die Richtung, und nach einigen Kreuz- und Quergängen zwischen kurzem Gestrüpp erblicken wir den höchsten aller Tauernfälle. Das felsige Bett der Ache bricht hier plötzlich ab, und die Gewässer stürzen, einen weiten Bogen bildend; wohl über 100 Fuss tief, in den Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1871, 11 146 Abgrund. Die weissen, einem ausgebreiteten Schleier gleich majestätisch niederwallenden Wogen bieten einen herrlichen Anblick, und heben sich prächtig ab von den dunklen, ınit Fichten umränderten Fels- mauern des Hintergrundes. Beim Rückwege von dieser erhabenen Stätte, dem unser vielgefeierter Erzherzog Johann den Namen ge- liehen, sammeln wir Coeloglossum viride, Campanula barbata, Arnica montana und der wiedergewonnenen Strasse entlang die kalkliebenden Juniperus nana, Crepis aurea, Gentiana verna, Senecio abrotanifolius, Erigeron alpinus v. glabratus, Hieracium villosum, Phleum Michelii, Sedum atratum, Biscutella laevigata, Daphne Mezereum, Helianthe- mum oelandicum, Myosotis silv. v. alpestris und die eben blühende, pomeranzengelbe Saxifraga mutata. Jeizt sind wir im Tauernkahr, einem muldenförmigen Thale, welches auf der Passhöhe zwischen den ringsum amphitheatralisch aufsteigenden Bergen sich ausbreitet und bald allmälig, bald jäh sich zu ihnen erhebt; nur im Südosten ist der Felsengürtel durch die „Tauernscharte,“ den Ueber gangspunkt in das Lungau, unterbrochen. In diesem öden Kahre auf einer Seehöhe von 5250° liegt das Tauern- haus Wiesenegg nebst einem Kirchlein und der Wohnung eines Priesters. Gleich den Ländern des hohen Norden dauert auch hier der Winter 7—8 Monate und selbst zur Sommerszeit geschieht es nicht gar selten, dass sich die Triften bis ins Thal herab mit Schnee bekleiden. Hier wollen wir also einige Tage zubringen, und einige der um- liegenden Höhen besuchen. — Bevor ich das Tauernhaus betrat, be- schaute ich noch einen isolirten Schieferfelsen und fand Arabis alpina nebst Silene acaulis v. excapa All. Sodann setzte ich mich mit dem Wirthe ins Einvernehmen, liess die vom Postillon unterdessen abge- gebenen Effekten auf mein Zimmer bringen, begab mich nach kurzem Imbiss hinüber zum Vikar, stellte mich als Kräutersammler aus Steier- mark vor, und erfreute mich der herzlichsten Aufnahme. Bald waren wir in ein eifriges Gespräch verwickelt; der freundliche, etwas ältliche Herr war froh, wieder einen Bewohner des Tieflandes zu schauen, ich hinwiederum freute mich einen höhenkundigen Freund und Ge- sellschafter gewonnen zu haben, und so verflossen die Stunden gar schnell, bis wir gegen Abend uns aufmachten um die etwa 20 Minuten entfernte Passhöhe zu erreichen. Hier auf dem höchsten Punkte des Ueberganges (500°) liegt der Gottesacker, die stille Wohnstätte der Tauernbewohner und der durch Schnee oder Lavinen verunglückten Wanderer. Hier auf diesem windumsausten Rücken ist die Grenzscheide zwischen Enns und Mur, zwischen den grossartigen, prachtvollen Landschaftsbildern des Pongau und den ernsten eintönigen Fluren des Lungau, von hier aus erblickt der Geognost westlich die Tauern im Kalkgewande, östlich aber im Schieferkleide, hier sammelt der Botaniker über den Moderstätten der Todten die farbenreichen Blüthen der lebensvollen Alpengewächse, hier erwarmt auch der Geschichtsforscher, denn auf dieser Kante soll ein römisches Gebäude die mansio in alpe gestanden sein. Treten wir ein durch das Gitterthor in den ummauerten Friedhof und betrachten 147 wir die heilige Stätte! In der Mitte steht eine Kapelle, wo der erste Erbauer des gegenwärtigen Tauernhauses — Wolfgang Wiesenegger m begraben liegt; daneben auf den Grabsteinen die zwei tiefsten Symbole des christlichen Lebens: Chr istus, der Gekreuzigte und Christus, der Erstandene. Dazwischen aber auf den Grabeshügeln schauen wir mannigfaltige, theils lieblich blühende, theils mit Früchten gezierle, meistens zwergige Pllänzchen, besonders Dryas octopetala, Erigeron alpinus v. glabratus, Azalea procumbens, Campanula pusilla, pulla, barbata, Gentiana bavarica, Aconitum Napellus, Hieracium villosum (bes. gemein), Myosotis alpestris, Coeloglossum viride, Silene acaulıs, Polygonum viviparum, Gnaphalium dioicum , Pinguicula alpına, Pri- mula minima, Phyteuma orbieulare, Pulsatilla Burseriana, Homogyne alpina, Bartsia alpina, Tofieldia calyculata, Trifolium pratense \. nivale, Vaccinium uliginosum, Salix reticulata, arbuscula «. Wald- steiniana, Juniperus nana, Carex capillaris, ferruginea, atrata, firma, Poa alpina und vivipara, Botrychium Lunaria. — Doch schon hat die Sonne uns verlassen, die Tauern werfen riesige Schatten zu uns herunter, und die Nebel beginnen herabzuwallen. Verlassen wir also die schwermüthige Stätte und kehren wir heim in die Wohnung der Lebendigen! (Fortsetzung folgt.) —— AO — Correspondenz. Pest, am 4. Mai 1871. Es freut mich herzlich, dass sich mein Freund Uechtritz wieder rührt. — Die diversen Angaben über Längenverhältniss der Perigon- blätter zur Kapsel bei Luzula Sieberi Tausch und L. sicula Parl., machen mir keine Skrupeln. Ich habe freilich nur die sicilische Pflanze mit reifen Kapseln vorliegen, die anderen in Blüthe. Aber ich sehe an meinen sehr zahlreichen Exemplaren von Luzula Forsteri DC. von verschiedenen Gegenden im reifen Stadium, dass die Kapsel bald so lang als die Perigonblätter ist, bald auffallend kürzer auch bei anderen Luzula-Arten. — Milium vernale M. aB. befindet sich in Friwaldsky'’s Herbarium turcicum des hiesigen Herbars auch aus der Gegend von Philippopel vor, wo es nach "der Bemerkung des Sammlers in den Weingärten gemein ist. Es finden sich überhaupt auch etliche sehr interessante Vorkommnisse aus der Türkei vor, die noch nirgend be- kannt sind, so z. B. Lophosciadium meifolium DC., das ebenfalls bei Karlova am Südabhange des Balkan unweit Philippopel gemein ist. — Achillea clypeolata Sibt. u. Sm. ward auch von den Sammlern Fri- waldsky's im Balkan gefunden (diese Pflanze kann ee noch im Banater-Donauthale vorkommen, da sie Pan&i& am Stol, Meilen von der Südspitze der Banater Militärgrenze häufig sah); eine prachtvolle Celsia aus der Gegend von Varra, ebenfalls von Fri- waldsky gesammelt, noch unbestimmt ; Ornithogalum olygophyllum Clarke mit 2 Blättern ganz denen von Gagea lutea ähnlich, von den Sammlern im Balkan beobachtet. — Bei dieser Gelegenheit füge ke 148 ich bei, dass Achillea grandifolia Friw. — A. peucedanifolia Griseb. — A. pallescens DC. ist. — Uebermorgen trete ich die Türkenreise an. Den Montag verbringe ich bei Prof. Pan&i@ in Belgrad, Dienstag komme ich in Orsova an. Am 13. Früh geht's dann donauabwärts bis Rustschuk, von da an direkt über den Balkan nach Kalofir, wo eine Station gemacht wird. Hier beginnt mein Suchen nach der Haberlea. Von da ziehe ich dann nach Philippopel, meine Haupt- station, von wo aus ich Radial-Ausflüge, besonders in die Rhodope mache. Anfangs Juli will ich über Salonich auf den Athos, dann wieder nach Philippopel zurück, auf die Alpenspitzen. Mitte August endlich über Konstantinopel (oder wenn's geheuer ist durch Albanien) hieher retour. Ausgedehnte Reisedokumente, ein grossherrlicher Fer- man etc. etc. schützen mich nach jeder Seite. Janka. Innsbruck, am 43. Mai 1871. Mit Bezug auf die Korrespondenz in dem letzten Hefte Ihrer geschätzten Zeitschrift S. 103 erlaube ich mir die Bemerkung: Wenn Schur die von Barth in Siebenbürgen gefundene Inula erst am 4. März 1869 in litt. Inula Barthiana getauft hat, so kann die Prio- rität des Namens Inula Vrabelyiana nicht zweifelhaft sein, da dieser letztere Name bereits im Julihefte des Jahrg. 1868 der Oest. bot. Zeitsch. p. 297 publizirt erscheint. Kerner. Losice, bei Siedlec in Polen, am A. Mai 1871. In diesem Jahre beabsichtige ich 5—6 Centur. aus der Flora von Polen zu sammeln und eine Centurie zu 2 Rth. pr. Cour. abzu- geben. Da ich schon einige Bestellungen von Freunden erhielt, hoffe ich, dass noch mancher Botaniker sich für unsere Flora interresirt. Damit aber allen Wünschen Genüge gethan werde, ersuche ich um zeitige Bestellung. Der Betrag wird nach Empfang der Pflanzen ge- wünscht. Ferdinand Karo, Apotheker. a— Personalnotizen. — Dr. A. Engler wurde als Kustos der botanischen Anstalten an der Universität München angestellt. — Dr. N. W. P. Rauwenhoff, Lektor an der medizinischen Schule in Rotterdam ist zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Utrecht ernannt worden. — Hilse, Lehrer in Breslau, ein um die Erforschung der schle- sischen Algenflora sehr verdienter Botaniker, der auch eine Anzahl von Arten selbstständig unterschieden hat, ist Ende März in Breslau gestorben. u — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 21. Februar wurde aus einem Schreiben des Barons A. de Zigno 149 an Direktor v. Hauer Nachfolgendes mitgetheilt: Sie erinnern sich wohl, dass schon vor mehreren Jahren Herr C. v. Ettingshausen die Güte hatte, die mikroskopische Untersuchung des Gewebes einiger Stücke einer höchst eigenthümlichen fossilen Pflanze, die ich ihm zu- gesendet hatte, vorzunehmen. Der gestreifte Stamm hat einige Analogie mit jenem von Calamites, die Anordnung der Blätter zu einem End- büschel erinnert einigermassen an Cordaites, und die Längsstreifung der Blätter ohne Mittelnerv lässt sich mit jener von Noeggerathia ver- gleichen, aber die Struktur des holzigen Zylinders, welcher den Stamm bildet, nähert unsere Vorkommen nach Ettingshausen entschieden den Cycadeen. Ich kann hinzufügen, dass ich isolirte Blätter fand mit den Stamm umfassender Basis und einer Form ähnlich jenen der Yucca, welche ähnliche Streifen zeigen, doch habe ich nicht genügende Anhaltspunkte, um mit Sicherheit zu sagen, ob sie derselben Pflanze wie die erst erwähnten Stücke angehören. Seither konnte ich er- mitteln, dass die mächtigen Bänke von grauem, weissgeadertem Marmor, welche unter den Schichten mit der Flora von Rotzo liegen, von diesen Pflanzen erfüllt sind und dass die weissen Adern derselben durch die in Kalkspath umgewandelten Stämme und Blätter hervor- gebracht werden. Ich habe die Schichte allerorts im Vicentinischen und Veronesischen verfolgt und überall die Ueberzeugung gewonnen, dass die weissen Kalkspathadern von einem vegetabilischen Organismus herrühren, der sich überall dort deutlich erkennen lässt, wo das Ge- stein durch atmosphärische Einwirkungen verwittert ist. An einigen Orten sind diese Pflanzen in so grosser Menge übereinandergehäuft, dass sie Schichten fossiler Kohle bilden, welche man namentlich im Val d’Assa bei Tanzerloch in den Sette communi auszubeuten ver- suchte. Ich habe Musterstücke und Zeichnungen dieser Pflanzen an verschiedene Gelehrte gesendet, doch keiner derselben wagte es, sich über die Natur dieser seltsamen Pflanzen auszusprechen. Bei meinem letzten Aufenthalt in Wien, im Jahre 1869, sah ich Stücke davon in den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt und nun, eben beschäftigt den 2. Band meiner Flora zu beendigen, möchte ich mir erlauben die Aufmerksamkeit der Geologen des Institutes auf diese vegetabilischen Reste zu lenken. Ich kann hinzufügen, dass dieselben bereits von einigen älteren Autoren erwähnt wurden. In dem alten Werke von Spada Cat. Lapid. Veronen. Edit. 1739 p. 28 et Mant. Edit. 1740, Tab. 3, pag. 11, finden sich rohe Figuren, welche sie ganz gut darstellen und der Verfasser spricht sich, wie folgt, über sie aus: „Lapides monstruosi, folia cujusdem plantae repraesentantes, subcinerei plerumque latitud. unc. 4, Longitud. unc. 6, crass. unc. semis. Abunde hi lapides occurrunt in valle vulgo dell’anguilla agri Veronensis.“ Ich bin geneigt eben hierher die Formen zu ziehen, die man in grosser Zahl in einem jurrassischen Kalkstein bei Altdorf findet und die Schlotheim in seinen Nachträgen z. Petref.-Kunde p. 49—51, I. Tab. VII, Fig 1—2, Tab. V, Fig. 3. abbildet. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 24. November 1870 berichtete G. Lim- 150 pricht über eine botanische Exkursion an den Schlawa-See. — Der Schlawa-See, der grösste schlesische See, umfasst 4600 Morgen. Seine Länge beträgt 1'/, Meile, die grösste Breite '/, Meile und die bedeu- tendste Tiefe 6 Klftr. — Er besitzt nur einen Zufluss, die Scharnitz, doch kommunizirt er südlich durch den Hammer-See mit dem Tarnauer-, dem Ogglische- und dem Ogglisch-Mühlen-See. Nordwestlich von letzteren liegt isolirt der Katternsee, der ebenfalls mit dem Schlawa- See in Verbindung steht. Diese Seengruppe zeigt die grösste Ueber- einstimmung sowohl in dem thonig-schlammigen Grunde als in den Uferbildungen, die meist von schwammigen, oft schaukelnden Sümpfen eingenommen und südlich von Kieferhaiden begrenzt werden; nur am Ogelisch-Mühlen-See und am Nordufer des Schlawa-See’s fallen sandige Hügelwellen steil zum Wasserspiegel ab. — Zahlreiche Schilf- und Binsengebüsche schieben sich gegen die Mitte der Seen hin und be- reiten neue Landbildungen vor, an denen Diatomeen wesentlichen An- theil nehmen. Nur der östliche Theil des Schlawa-See’s hat kiesigen Grund, dessen Rollstücke dem Kiese des Ostseestrandes entsprechen. Eigenthümlich sind hier die den See durchziehenden Kalkbänke (See- kreide) und das Vorkommen kleiner Iserine, Korunde, Hyazinthe bei Schlawa und von Goldstaub bei Rädchen. Die Umgegend des Städtchens Schlawa trägt das Gepräge der breiten, nur von niedrigen, sandigen Hügelwellen und tief eingerissenen Schluchten früherer Wasserläufe unterbrochenen Ebene, die zu den weiten Seenbecken entweder all- mälig oder steil abfällt. Bemerkenswerth ist das Fehlen erratischer Blöcke und grösserer Feldsteine, ein Mangel, welcher auch den Bau der Chaussee noch immer verzögert. Die Flora passt in das Vege- tationsbild, welches wir von der rechten Oderseite unterhalb Breslau besitzen; sie repräsenlirt, entsprechend den vorherrschenden Boden- formen, vorwiegend Sand-, Sumpf- und Wasserpflanzen in grosser Gleichförmigkeit. Die Letzteren stimmen mit der Vegetation unserer Oderlachen überein durch Unmassen von Stratiotes, Nymphaea, Nuphar, Potamien, Batrachien, Ceratophyllum, Chara hispida etc. Von seltneren Pflanzen wurden bemerkt am sandigen Ufer: Hierochloa odorata und Seirpus Tabernaemontani; in Sümpfen und Torfstichen: Carex limosa, dioeca, paradoxa und disticha, Limnochloa pauciflora, Calla, Vale- riana dioeca, Cineraria palustris, Menyanthes, Cicuta , Oenanthe fistulosa, Berula, Comarum, Polygala amara, Calamus und Triglo- chin maritimum ; in Kieferhaiden : Chondrilla, Teesdalia , Sarothamnus, Alsine viscosa, Potentilla opaca und P. silesiaca Uechtritz, in Haidesümpfen: Andromeda, Oxycoccos, Ledum, Drosera longifolia etc. In der unmittelbaren Umgebung von Schlawa sind zu erwähnen: Equi- setum hiemale, Poa bulbosa, Senecio vernalis, Anthrisceus vulgaris, Lepidium ruderale; ferner wurden bei Pirschgau gesammelt: Oro- banche ramosa (auf Hanf), Gladiolus imbricatus, Crepis praemorsa, Trollius, Pinguieula, Vincetoxieum, Galeobdolon montanum etc. Eine besonders reiche Fundgrube botanischer Seltenheiten ist die Umgebung von Bienemil. Hier gedeihen auf sterilen Sandhügeln: Dianthus are- narius, Pulsatilla pratensis und vernalis, Scorzonera humilis, auf 151 nassen Wiesen: Blysmus compressus und Sedum villosum, in Gräben: Potamogeton rufescens; in Haidetümpeln: Eriophorum gracile und Scheuchzeria; in tiefen Sümpfen: Liparis Loeselü, Orchis incarnata, Seirpus Tabernaemontani; an bewaldeten Diluvialhügeln: Anthericum ramosum und Liliago, Orchis militaris, Astrantia, Dianthus superbus, Scorzonera purpurea, Geranium sanguineum, Potentilla alba ete. Aus der Mooswelt ist vor allem das Wiederauffinden der für Schlesien verschollen geglaubten Meesia Albertini von Interesse, die in Gesell- schaft von Meesia tristicha und uliginosa, Paludella, Hypnum ver- niecosum etc. auf tiefen schaukelnden Sümpfen bei Bienemil vorkommt. F. Cohn, Sekret. d. S. it —— Literarisches. — J. Sachs hat in Leipzig ein 1. Heft der Arbeiten des bota- nischen Instituts in Würzburg herausgegeben. — Von W. v. Fricken ist in Arnsberg erschienen: „Exkur- sionsflora zur leichteren und sicheren Bestimmung der höheren Ge- wächse Westphalens.“ — Von Langmann’s Flora von Mecklenburg ist eine 3. Auf- lage erschienen. — Von P. Magnus sind in Berlin „Beiträge zur Kenntniss der Gattung Najas“ erschienen. — Eine „Zusammenstellung der Lichenen der Provinz Preussen“ ist von A. Ohlert in Danzig erschienen. — J. Schultes hat ein „Vollständiges Register zu J. A. Schul- tes Grundriss einer Geschichte und Literatur der Botanik“ in München herausgegeben. — Von Fischer's Flora in Bern ist eine dritte Auflage er- schienen. Eine neue Garten- und Obstbauzeitschrift erscheint unter dem Titel „Flora“ in polnischer Sprache in Lemberg und wird redigirt von Prof. Tiniecki. — Von 0. Brefeld ist in Halle erschienen: „Untersuchungen über die Entwickelung der Empusa muscae und Empusa radicans.“ — VonL. Pfeiffer ist in Cassel erschienen: „Synonymia bo- tanica locupletissima generum, sectionum vel subgenerum ad finem anni 1858 promulgat.“ — Dem mit Schluss des Jahres 1870 ausgegebenen Verlags- Kataloge des um die österreichische namentlich "botanische Literalur so hochverdienten Buchhändlers Wilhelm Braumüller in Wien ent- nehmen wir, dass derselbe an Herstellungskosten für den innerhalb der letzten 22 Jahre geschaffenen wissenschaftlichen Verlag die Summe von 1.600.000 fl. (davon 562.000 fl. für Honorare) ver -ausgabte. Die kais. Akademie der Wissenschaften in Wien hat während des gleichen Zeitraumes auf ihre Publikationen (jährlich 20.000 fl.) 440.000 fl. auf- gewendet, in welcher Ziffer jedoch die Honorare nicht inbegriffen sind, 152 welche in letzter Zeıt mdessen in der math.-naturwiss. Klasse nur mehr an die Akademiker selbst ausbezahlt werden. — Dr. Ascherson hat im 8. Bande der Zeitschrift der Ge- sellschaft für Erdkunde in Berlin einen Bericht über die in den letzten Jahren angestellten Forschungen und bekannt gewordenen Ergebnisse botanischer Reisenden veröffentlicht. us m— Sammlungen. — Die Orchideensammlung des verst. Konsuls Schiller in Ham- burg hat Linden in Brüssel erworben. Linden besitzt jetzt die grösste aller bestehenden Orchideensammlungen. — Das Herbarium des verst. J. Bayer, welches besonders reich an Rubus- und Tiliaformen ist, hat Med. Cand. Pantocsek in Press- burg käuflich an sich gebracht. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Czech, Wallner, Dr. Tauscher, Mayer, Leresche, Dr. Lerch, P. Strobl. RO — Correspondenz der Redaktion. Herrn Dr. H. in T.: „Wird mit Dank benützt. Das Gewünschte folgt.“ — Herrn Dr. S. in A: „Wird mit Dank benützt.“ Inserat. Aus dem Nachlass des + Hrn. Garteninspektors Hartweg in Schwetzingen ist ein Herbarium zentralamerikanischer , kolumbischer und kalifornischer Pflanzen, von ihm selbst gesammelt und geordnet in 2042 Nummern, nach der Reihenfolge des Werkes: Plantas Hartwegianas imprimis mexicanas enumerat novasque describit Georg. Bentham. Lond. 1840 —50 nebst einer Anzahl Doubletten zu verkaufen. Das Handexemplar gedachten Buches mit Notizen des Sammlers kann beigegeben werden. Ferner ein Herbarium cereale aus den 20ger Jahren und eine kleine Sammlung „mousses de la Suisse.* Liebhaber wollen sich wenden an dessen Witwe Frau Sophie Hartweg in Karlsruhe, (Karlsstrasse 22). Wir erlauben uns hiemit die geehrten Leser dieses Blattes auf den der heutigen Nummer beiliegenien Prospekt der Flora Oberösterreichs von Johann Duftschmid, ergebenst aufmerksam zu machen. Fr. Ignaz Ebenhöch’sche Buchhandlung in Linz. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, Druck und Papier der ©. Ueberreuter'sclen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische i Exsmnlare ? 7. schrif‘ u; & S di el ı die - en Botanik und Botaniker, zzerwerdensolten ana den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion ; ä ‚rirt auf selbe Fa } h | REES s x N (Wieden, Neumang. Nr. Man pränumerirt at Se Gärtner, Ockonomen, Forsimänner, Aerzte, men 9 @ Thir. 10 Ngr.) £ Im Wege des ranzjährig, oder | ‚np | Yı rap Buchhandels übernimmt mit 2 fi. 63 kr. öst. W. Apolhekeı und Techniker. Pränumeration halbjährig. ©. Gerold’s Schn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N® 7 so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. = ‘ Buchhandlungen, XXI. Jahrgang. WIEN. Juli 1871. INHALT: Ueber Sarcosphaera maecrocalye. Von Hohenbühel. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Botanische Beobachtungen. Von Prof. Dedecek. — Silene parviflora und Po- tentilla digitato-flabellata. VonH. Heidenreich — Der Radstädter- Tauern. Von P. Strobl. (Fort- setzung). — Die Walderubeeren. Von Dr. Abl.— Correspondenz. VonDr. Rauscher, Holuby, Kren- berger. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Berichtigung. Veber Sercosphaera macrocalye Awd. Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel-Heufler. Deschmann hat mir mit einem Briefe ddo. Laibach 16. Mai 1871 mehrere lebende Exemplare eines Pilzes mit folgenden Bemer- kungen geschickt: „Derselbe zog schon vor mehreren Jahren meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich ihn in einem Wäldchen (Eichen mit Fichten) auf dem Laibacher Felde zwischen Kaltenbrunn und Hrasije in der Nähe der von der Artillerie zu Schiessübungen aufgeworfenen Erdwerke, nicht weit vom Kaltenbrunner Exerzierplatze antraf, woselbst er ein sehr beschränktes Plätzchen einnimmt. Durch mehrere Jahre hindurch machte ich auf ihn vergebens Jagd, heuer erst gelang es mir ihn wieder in grösserer Menge auf besagter Stelle zu finden. Er scheint mir identisch zu sein mit der Jacquin'schen Peziza coronaria Taf. 10, der Miscellanea austriaca Tom. ]. Die Beschreibung auf S. 140 des Werkes. Rabenhorst zog die Jacquin’sche Spezies zur P. repanda des Wahlenberg, p. 373 seiner Kryptogamenilora Deutschlands, I. Bd. Seine Beschreibung passt jedoch nicht zu den vorliegenden Exemplaren. Uebrigens reiht er die P. repanda unter Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft 1871. 12 154 eine Unterabtheilung, die immer offen und in der Jugend zusammen- geneigt ist. Diese Art jedoch ist im ersten Entwicklungsstadium ganz ge- schlossen, sie wächst unter Mocs an schattigen Stellen, beim Grösser- werden der Pflanze zerberstet die Moosdecke und es gucket der Pilz, einer Kartoffelknolle ähnlich, zwischen der Berstung hervor. Ich habe Stücke von Faustgrüösse gesammelt. In der weiteren Entwicklung zer- springt der Pilz in mehrere mehr oder minder tief reichende Lappen und könnte füglich als eine prächtige Erdtulpe bezeichnet werden. Wenn man ihn in die Hand nimmt, so beginnt eine sehr lebhafte Schleuderung der Sporen, d. i. es dringen selbe in dichten Staub- wolken heraus.“ Dieser Pilz ist in der That sehr interessant. Riess hat ihn zu- erst in den Beiträgen zur Mykologie von Fresenius, 1. Heft, Frank- furt 1852, S. 75 unter dem Namen Peziza macrocalyz beschrieben und auf Tafel IX dieses Werkes abgebildet. Auerswald stellte hie- für (Hedwigia 1869, 82) ein neues Genus unter dem Namen Sarco- sphaera auf, nannte den Pilz Sarcosphaera macrocalyx und zog dazu Rabenhorst's Pezisa Geaster (Sitzungsber. der „Isis“ in Dresden 1867. 22. Tafel 1. und m Gonnermann’s und Rabenhorst’s Mycol. eur. Il. 6. Taf. 3. Fig. 5). Fuckel nahm dieses Genus in seinen Symbolae mycologicae, Wiesbaden 1869, Seile 329 an. Deschmanns Exemplare stimmen vollkommen mit den Diagnosen, Beschreibungen, sonstigen Observationen, Abbildungen und den Exemplaren der Exsic- catensammlungen Rabenhorst's und Fuckel’s überein. Er ist bisher bekannt von der Gegend von Kassel (Riess a. a. O.), von Arn- stadt in Thüringen (Dr. Fleischhack laut „Isis“ und Gonn. und Rabh. Mye. eur. an den angeführten Orten, sowie Auerswalda.a.0.), von Budenheim im Grossherzogthum Hessen (Fuckel Fung. rhen. exs. Nr. 2196), von Neustadt unweit Koburg (Dr. Gonnermann laut Rabenhorst in „Isis“ a. a. O.), aus dem Jura (Morthier laut Fuckel Symb. mycol. S. 329), endlich aus der Zips bei Wallendorf (Kalchbrenner in Rabenhorst Fung. europ. exsice. Nr. 806, wobei auch eine Habitusabbildung), dort bisher nur in dem Forste Malucska (Kalchbrenner in den naturw. Mitth. der ung. Akad. Ill. 235). Die Grössenangaben in den zitirten Stellen Auerswald’s und Fuckel’s zeigen wesentliche Unterschiede. Z. B. Auerswald gibt die Sporen- länge mit 4'/, Mikromillimeter, Fuckel hingegen mit 16! Mikromilli- meter an. Fuckel’'s Angaben werden durch meine Beobachtungen bestätiget. Ich habe mit dem Mikrometer von Gundlach (Optikus in Berlin, Genthinerstrasse 8; sehr gut und sehr billig; Preisverzeichnisse werden auf Verlangen gratis zugeschickt) und einem seiniger Mikro- skope nachgemessen. Nach der bisher bekannten Verbreitung ist diese riesige und prächtige, leicht kenntliche Pezizee wahrscheinlich zer- streut in ganz Mitteleuropa anzutreffen, allein, besonders weil sie ein Frühlingspilz ist, meist übersehen. Was die von Auerswald ange- nommene Identität von Sarcosphaera macrocalyx und Peziza Geaster betrifft, habe ich zwar Exemplare von Pezisa Geaster nicht gesehen; 155 allein die Abbildungen und Beschreibungen bestätigen Auerwald's Behauptung. Dass der von Riess angegebene Stiel nur sehr uneigent- lich so genannt werden könne, indem er nur etwas kompakteres My- celium sei, hat schon Auerswald auseinandergesetzt. Manchmal fehlt auch dieser unechte Stiel, wie ich an den sehr zahlreichen Exem- plaren aus Laibach, woran sich alle Uebergänge fanden, beobachten konnte. Ein weiterer Unterschied soll in der Farbe des Hymeniums liegen. Allen ich sah bei dem halben Hundert frischer Stücke aus krain eine wahre Musterkarte von Farbennuancen, vom lichtesten, weisslichen Braun angefangen bis ins schönste Veilchenblau. Der in der „Isis“ angegebene Unterschied, dass die Paraphysen bei P. @e- aster einfach, bei Sarcosphaera macrocalye aber gegliedert seien, behebt sich durch die Bemerkung, dass die Gliederung dort stattfinde, wo eim Ast sich abzweigt, was bei beiden Pilzen der Fall ist, und auch in der „Isis“ so abgebildet wird. Nach Rabenhorst soll auch die Gestalt und Grösse der Sporen verschieden sein. Die ovale Ge- stalt ist jedoch in den Abbildungen und Beschreibungen beider Pilze nicht verschieden und damit stimmt die Gestalt der krainischen Exem- plare überein. Was die Grösse betrifft, ist zwischen der relativen und absoluten zu unterscheiden. Die relative Grösse wird von Raben- horst, Auerswald und Fuckel gleich angegeben, nämlich noch einmal so lang als breit, was richtig ist. Die absolute Grösse wird von Rabenhorst (Myeol. eur. a. a. 0) mit 9—10 Mikromillimeter angegeben, hält also die Mitte zwischen Fuckel's und Auerswald's Angaben. Die Rabenhorst'schen Habitusbilder unterscheiden sich von Sareosphaera gar nicht. In der „Isis“ ist ein grosses, ausge- wachsenes Exemplar abgebildet, in ihrer „Myco! ogia europaea“ sind kleine, junge Exemplare gegeben. Was Rabenhorst im Vorworte der Mycol. eur. Il über die Mangelhaftigkeil ihrer mikroskopischen Bilder sagte, gilt in vollem Maasse von den bezüglichen Figuren der Pezisa Ge- aster. Ferner ist zu bemerken, dass Pezisa macrocalyx nicht, wie in der „Isis“ steht, im 1, sondern im Il. Hefte der Beiträge von Fre- senius, also nicht im Jahre 1850, sondern im Jahre 1852 zuerst veröffentlicht wurde. Schliesslich sei erwähnt, dass allerdings meist zwei Oeltropfen in den einzelnen Sporen sind, dass seltener ein ein- ziger Oeltropfen vorkömmt, dass es aber auch Fälle gibt, in welchen ein grösserer und zwei gleich grosse, kleinere Oeltropfen zu sehen. sowie wieder andere Fälle, in welchen zu beiden Seiten des einzigen grossen Oeliropfens zahlreiche winzige Oeltröpfchen verschiedener Grösse beobachtet werden. [er {ke yt 150 Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Yon A. Kerner. XLIV. 854. Ackillea tanacetifolia All. — Auf grasigen Plätzen zwi- schen Krummholz und mit anderen hochwüchsigen Stauden und Grä- sern in felsigen Schluchten des Bihariagebirges sehr verbreitet. Im Rezbänyaerzuge von der Margine angefangen über den Vervul Biharii und Cucurbela bis auf den Tomnatecu; im Petrosaerzuge vom Cornul muntilor über den Bohodei bis zum Vervul Britiei beobachtet. — Schiefer, Porphyrit. 1310—1770 Met. 885. Achillea dentifera DC. — Im Grunde und am Rande lichter Laubwälder, in Holzschlägen. Im mittelung. Bergl. auf dem Kiralyüt und Kecskeor bei Felsö Tärkäny; bei Paräd und Bodony in der Maira; auf dem Nagyszäl bei Waitzen und auf den vom Nagy- szäl östlich auslaufenden niederen Höhenzügen; in der Magusta- gruppe auf dem pitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe auf dem Visegrader Schlossberg, bei Dömös, Szt. Läszlö und Sct. Andrae, auf dem Ketägohegy bei Usev nächst Gran, auf dem Piliserberg, auf dem Lindenberg und im Auwinkel bei Ofen. Im Bihariageb. im Ara- nyosthale bei Negra, Distidiul und Scarisiöra und im Valea Odincutia gegen den Vertopu zu. — Trachyt, Kalk. 150—1180 Meter. — Im Tieflande nicht beobachtet. (Wird in Sadler’s Fl. Com. Pest. als „A. tanacetifolia All.“ aufgeführt und wurde auch von mir, bevor ich die echte A. tanacetifolia All. gesehen hatte, auf die Autorität anderer Autoren hin, in den Verh. d. z. b. Ges. VII. 267 und in Oest. bot. Zeitsch. Vil. 399 als A. tanacetifolia aufgezählt.) 856. Achillea erithmifolia W. K. — An grasigen Plätzen steiniger Bergablänge, an den Lelnen lehmiger Hügel und an den Böschungen der Eisenbahndämme. Im mittelung. Berglande auf den Vorbergen der Matra sehr häufig; auf den niederen Hügeln am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen, in grosser Menge im Donauthale zwischen Gran und Visegrad bei Dömös und am Eisenbahndamme zwischen Zebegeny und Gross Maros. Im Bereiche des Bihariageb. auf den Trachytfelsen unter der Ruine Desna in der Plesiugruppe, im Thale der weissen Körös bei Chisindia, auf den Trachytfelsen bei Plescutia und im Valea Liesa bei Halmadiu. — Trachyt, tert. und diluv. Lehm. 95—300 Met. — (Die an den zuletzt genannten Standorten im Bereiche des Bihariage- birges gesammelten Exemplare haben etwas schmälere Blattzipfel als jene aus dem miltelung. Bergl.: A. banatica Kit.) 837. Achillea setacea W. K. — Auf grasigen Plätzen an den Böschungen niederer Hügel und auf trockenen Wiesen in der Ebene. Am Saume des mittelung. Bergl. am Fusse des Särhegy bei Gyöngyös, bei Ösenke in der Nähe der Granmündung; bei Dorogh nächst Gran 157 und auf dem Cerithienkalkplateau zwischen dem Kammerwalde und Promontor. Auf der Kecskem. Landh. nächst dem Lagerspitale, dann auf dem Herminenfelde und den sandigen Hügeln längs dem Rakos- bache bei Pest, bei Soroksar, Alberti "und P. Peszer bei Also Dabas. In der Tiefebene bei Kisujszälläs. Nach Kit. Itin. der Beregher Reise auch auf der Debreeziner Landh. — Kalk, diluv. und alluv. Sand und sandiger Lehm. 75—250 Met. 888. Achällen lanata Sprengl. — An grasigen sonnigen Plätzen. Im mittelung. Bergl. auf dem kleinen Aegydiusberg bei” Erlau; bei Csenke und auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe auf dem Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. Auf der Keeskem Landh. auf der P. Csörög bei Waitzen, bei Soroksar und Alberti. — Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95— 220 Met. 889. Achillea Millefolium L. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen im Grunde und am Rande der Wälder, an den Böse hungen der Dämme, an Feldrainen und Flussufern durch das ganze Gebiet vom Tieflande bis zu den Gebirgshöhen verbreitet. Erlau, Paräd, Gyüngyös, Waitzen, Gran, P. Csaba, Set. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Alberli, Nagy-Käla, Tapio Szelle, Egyek, Kisujszälläs, Debreczin, Grosswardein, Belenyes, Rezbänya, Monesa, Halmadiu, Körösbänya. Der höchstgele- gene im Gebiete beobachtete Standort: die trockenen grasigen Ge- hänge am südlichen Abfalle der Cucurbeta des Rezbänyaerzuges im Bihariagebirge. — Auf allen im Gebiete vorkommenden geognost. Substraten. 75—1770 Met. 890. Achillea asplenifolia Vent. — (A. rosea Desf., A. erustata Rochel var., A. scabra Host.) — Auf feuchten Wiesen und an grasigen Plätzen in den Gräben längs den Eisenbahndämmen, vor- züglich aber in den Mulden des sandigen welligen Hügellandes, deren Boden bei hohem Stande des Grundwassers durchfeuchtet wird, im Sommer aber gewöhnlich austrocknet und dann regelmässig Salze auswittert. Am Saume und in den Thalweitungen des mittelung. Bergl. auf den Wiesen lings dem Flüsschen Eger bei Erlau; bei Gyüngyös am Fusse der Matra; bei Sct. Andrae und nächst der Pulvermühle bei Altofen; auf der Csepelinsel; auf der Kecskem. Landh. sehr häuäg und verbreitet von R. Palota über Pest, Soroksar, Sari, Alberti, Also- Dabas bis Czegled. Diluv. Sandboden. 90—200 Mel. -— (er älteste Name dieser durch die breite, geflügelte, dreinervige Blatispindel, die breiten, starren, knorpelig verdickten weisslichen Zähne der eilanzelt- lichen, ganz kalılen Fiederabschnitte der Blätter sehr ausgezeichneten Pflanze ist A. asplenifolia Ventenant Descript. des pl. nouv. cult. dans le jardin de Cels. Paris 1800. —- Das Vaterland der beschrie- benen Achillea war Ventenant nicht en bekannt. Dieselbe wurde aus Samen gezogen, welche Bosc. aus Nordamerika mitgebracht hatte. De Candolle bemerkt aber im Prodromus Vi. 26 „ex Amer. bor. semina retulit cl. Bose., sed longe ante Boscium in hortis europaeis eulta et verosim. ex iis ad Americanos translata.“ — Was ich in älteren Herbarien und in botanischen Gärten als A. asplenifolia Vent. bezeichnet sah, ist genau die an feuchten halbsalzigen Stellen 158 der ungarischen Niederung so ungemein häufige Achillea erustata Rochel var. (1828), A. scabra Host (1831), und auch Vent. Be- schreibung und Abbildung stellen diese Pllanze dar. Wahrscheinlich ist daher diese Pflanze ursprünglich aus en in die botanischen Gärten des westlichen Europas geiomnen. Auch A. rosea Desf. hort. Paris. und A. rosea Kit. in Addit. 78 bezeichnen zuverlässig dieselbe Pflanze. An der zuletzt zitirten Stelle bezweifelt zwar Kitaibel, dass seine A. rosea mit A. rosea Desf, identisch sei, indem er bemerkt „A. rosea h. paris., A. asplenifolia Venten. est diversa, utpote in America cres>ens.“ Kitaibel hat sich aber offenbar nur durch die Angabe, dass A. asplenifolia aus amerikanischen Samen gezogen wurde, zu dieser Muthmassung verleiten lassen und die Achillea der Pariser Gärten nicht verglichen; denn diese Vergleichung würde ihn von der Identität der ungarischen Pflanze mit der A. rosea Destf. und A. asplenifolia Vent. überzeugt haben. — A. cristata in Kit, Itiner. der Marmar. Reise bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls auf A. asplenifoia Vent. — A. crustata Rochel var. Ich gründe diese Muthmassung darauf, dass zu Kitaibel’s Zeit diese Pflanze mehrfach mit „A. eristata Retz“* verwechselt wurde. Im Herb. Trattinik’s finde ich z. B. dieselbe auf zwei Folien mit der Bezeichnung „A. cristata Retz.* — Retziuss A. cristata ist aber eine andere Pflanze aus der Verwandtschaft der A. Ptarmica und A. impatiens.) 891. Tanacetum vulgare L. — In dem Gestäude der Flussufer und Waldränder, auf zeitweilig überschwemmten sumpfigen Wiesen, in den Gräben längs der Strassen und Eisenbahndämme. Im Inun- dationsgebiete der Donau bei Csenke, Nana, Gran, Sct. Andrae, Ofen, Pest, auf der Csepelinsel und bei Siuhlweissenburg. Im Inundations- gebiete der Theiss bei Poroszlö und Szolnok. Auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreczin und Maäjteny. In der Tiefebene in grosser sonst nirgends von mir gesehener Menge als tonangebende Pflanze einer eigenen Massenvegetalion auf sumpfigen Wiesen in der Bereityö Särret bei P. Ecseg nächst Kisujszälläs. Im Bereiche des Bihariageh. am Ufer der schnellen Körös bei Grosswardein und auf dem tert. Vorlande bei Lasuri, Hollodu und Belenyes. Im Thale der weissen Körös bei Monesa, Jöszäsz und insbesondere häufig in der Umgebung von Körösbänya. — Tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lelm- boden. 75—500 Meter. — Wird im Bihariagebirge von den Romanen auch häufig in Gärten gepflanzt und findet sich noch bei den höchst- gelegenen Häusern von Vidra unter dem Dealul boului bei 1160 Met. im kultivirten Zustande. Tanacetum Balsamita L. — Mit Tanacetum vulgare gepflanzt in den Gärten bei den Gehöften der Moczen im Bihariagebirge. Die höchstgelegene beobachtete Kulturstätte im Gebiete 1150 Meter. 892. Tanacetum corymbosum (L.) — Im Grunde und am Rande lichter Hoch- und Niederwälder, auf staudenreichen Bergwiesen und in Holzschlägen. Im mittelung. Ber glande in der Matra auf dem Gälya und dem Särhegy bei Gyöngyös; in der Magustagruppe bei Gross 159 Maros und Csenke; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö, Set. Andrae und Csobanka, auf dem Piliserberg und auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Lindenberg, im Auwinkel, auf dem grossen und kleinen Schwabenberg und im Wolfsthale bei Ofen, auf dem Meleghegy bei Nadäap. Im Tieflande selten, auf der Kecskemeter Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. Im Bihariagebirge auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein, Lasuri, Hollodu und Belenyes und auf den Cerithienkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—650 Met. 893. Tanacetum Clusü (Fisch.) — Auf staudenreichen Berg- wiesen im Bihariagebirge. Am Rande des Batrinaplateaus auf dem Rücken der Tataro&a zwischen Petrosa und Rezbänya häufig. — Kalk. 900— 1000 Meter. 894. Tanacetum Parthenium (L.) — Nach Janka in Oest. bot. Zeitsch. XII. 114 zwischen Elesd und dem Schwarzwalde bei Gross- wardein am Saume des Bihariagebirges. 150 Met. 895. Tanacetum serotinum (L.) — Zwischen Röhricht und Wei- dengebüsch mit anderen hohen Stauden im Ufergelände der Theiss von T. Füred bis Szegedin an zerstreuten häufig wechselnden Stand- orten, aber wo dasselbe auftritt, gewöhnlich in grosser Menge. — Alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75—100 Met. 896. Tanacetum Waldsteinü Schultz Bip. — (Chrysanthemum rotundifolium W. K.) — Im moosigen Grunde schattiger Nadelholz- wälder. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau in den Gräben und Schluchten unterhalb der Stäna Oncesa, im Valea Gropili und Valea Isbucu westlich von der Batrina im Quellengebiete der Szamos, dann in den Fichtenurwäldern in der Umgebung des Kessels Ponora im Quellengebiete des zur schwarzen Körös abfliessenden Galbinabaches. — Kalk, Sandstein. 835 —1330 Met. 897. Tanacetum Leucanihemum (L.) — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen im Grunde lichter Wälder vom Tieflande bis zu den höchsten im Gebiete sich erhebenden Bergrücken sehr verbreitet. Paräd, Waitzen, Gran, Sct. Andrae, Szt. Läszlö, P. Csaba, Ofen, Stuhlweissen- burg, Csepelinsel, R. Palota, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pilis, Nagy Körös, Grosswardein, Belenyes, Petrani, Savoicni, Petrosa, Rez- bänya, Halmadiu, Körösbänya, Plescutia, Monesa, Vidra, Negra. Die höchstgelegenen im Gebiete beobachteten Standorte auf den mit Nar- dus strieta bestockten Grasmatten des Petrosaer und Rezbänyaerzuges auf dem Bohodei und der Cucurbeta. Im Tieflande nur auf feuchten Wiesenflächen und auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren, dagegen dort niemals in der Pflanzenformation, in welcher Stipa als tonan- gebende Pflanze erscheint. — Trachyt, Porphyrit, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 90 — 1770 Meter. k 898. Anthemis montana L. — (A. montana var. minor Guss., A. montana « Linnaeana Gren. et Godr., A. saratilis DC., Kit.) — An felsigen Stellen auf der Kuppe des Vilägos in der Hegyesgruppe des Bihariagebirges. — Schiefer. 300 Meter. 169 899. Anthemis tinctoria L. An grasigen Plätzen in Niederwäl- dern, im Steinschutte felsiger Bergabhänge und am Saume der Wein- berge, auf Brachäckern und an den Böschungen der Dämme. Im mittel- ung. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau, auf dem Särhegy bei Gyöngyös und bei Paräd in der Matra; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Sct. Andrae, auf dem Kishegy bei Csev; auf dem Plateau des Schwabenberges, auf dem Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Auf dem Lössrücken des Viniszni vrch bei Gomba. Auf der Kecskemeter Landh. bei P. Csörög, Monor und Pilis. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Käräsz und Bököny. Am Saume des Bihariagebirges auf dem tert. Vorlande bei Gross- wardein, Katonaväros, Hollodu, Belenyes und auf dem Bontoskö bei Petrani. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—560 Met. 900. Anthemis rigescens Willd. — (A. macrantha Heuffe)). — Am Rande und im Grunde der Hochwälder, in Holzschlägen und vorzüglich auf den mit hohen Stauden bewachsenen in die Buchen- wälder eingeschalteten Bergwiesen im Bihariagebirge. Im Petrosaer- zuge hinter der Schmelz im Poienathale bei Petrosa; im Rezbänyaer- zuge bei Negra und Distidiul und im Poienathale bei Rezbänya; in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus häufig auf der Ta- taroea, im Valea seca, auf dem Vertopu, Pietra muncelului und Dealul vetrilor und auf siebenbürgischer Seite im Valea Odincutia gegen die Eishöhle bei Scarisiora; auf dem Vasköher Plateau auf dem Vervul ceresilor; in der Plesiugruppe auf der Bratcoca und Dinesa am Nord- fusse des Plesiu; in der Vulcangruppe auf dem Rücken des Supra- pietra poienile bei Vidra. — Vorherrschend auf Kalk, seltener auch auf Porphyrit, Sienit, Schiefer und Sandstein. 490—1330 Meter. — (Anthemis macrantha Heuffel vermag ich von A. rigescens Willd. nicht zu unterscheiden. Ich habe A. rigescens W. aus Samen, die ich in Istrien gesammelt, und A. macrantha Heuffel aus Samen, die ich aus dem Bihariagebirge mitgebracht, im Innsbrucker botan. Garten gezogen und neben einander kultivirt und die kultivirten Pflanzen in allen Stücken übereinstimmend gefunden. Exemplare, wie sie in schat- tigen Wäldern des höheren Berglandes aufwachsen, und Exemplare, wie man sie in den Weinbergen Istriens antrifft, weichen allerdings habituell von einander ab, die Abweichung ist aber dieselbe, welche alle Pflanzenarten zeigen, je nachdem deren Individuen an schattigen oder sonnigen Standorten vorkommen. Zudem fand ich auch im Biha- riagebirge an sonnigen melır trockenen Abhängen Exemplare, welche mit schweizerischen, oberitalienischen, istrischen, serbischen und kau- kasischen Exemplaren auch habituell ganz übereinstimmen. — Die Strahlenblüthen sind nur selten 1'Y,mal, höchst selten zweimal so lang, in der Regel kaum länger als der Querdurchmesser der Scheibe; an der Mehrzalil der aus Samen gezogenen Exemplare der A. macrantha Heuffel zeigten sie sich auch nur so lang als der Querdurchmesser der Scheibe, und zwischen Exemplaren, deren Strahlenblüthen so lang, und solchen, an denen sie 2mal so lang sind als der Querdurchmesser der 161 Scheibe, lässt sich eine Grenze nicht ziehen, ja Exemplare, an wel- chen man die verschiedensten Längenverhältnisse zwischen den eben angegebenen Grenzwerthen findet, sind eine sehr gewöhnliche Er- scheinung. — Die Angabe in Reichenb. Icon. XVI. p. 63, dass den Achenien der A. macrantha Heuffel der häutige, kurze, krönchen- artige Pappus fehle, ist unrichtig; ich finde auch in dieser Beziehung keinen Unterschied. — Die Pflanze ist zuverlässig ausdauernd, hat aber so wie viele andere Synantheren nur eine kurze Lebensdauer und stirbt gewöhnlich im 3. oder 4. Jahre ab.) 901. Anthemis Triumfetti All. — Im mittelung. Berglande auf Brachäckern und grasigen, unkultivirten steinigen Plätzen auf dem Plateau des Schwabenberges bei Ofen gegen M. Eichel zu mit An- themis austriaca und A. tinctoria in grosser Menge, vereinzelte Exem- plare einmal auch auf dem Blocksberge bei Ofen. Tert. und diluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 180—380 Met. — (Ich kann Koch nicht beistimmen, welcher A. Triumfetti All. und A. rigescens W illd. für identisch erklärt. — So viel ist gewiss, dass zwei Anthemis- Arten mit weissen Strahlenblüthen existiren, welche sich naturgemäss zwischen A. tinctoria L. und A. austriaca Jacq. einreihen, und von welchen die eine ein ausdauerndes Wachsthum, sehr steife, verlän- gerte, aufrechte Aeste, lanzettliche allmälig in eine starre Spitze ver- schmälerte Spreublättchen besitzt und sich in der Tracht mehr der A. tinctoria nähert, während die zweite ein- oder zweijährig ist, nach dem Abreifen der Früchte abstirbt, ohne an der Basis des Stengels Sprossen entwickelt zu haben, aufrecht-abstehende nicht verlängerte Aeste und lanzettliche, plötzlich in eine starre Stachelspitze zusammen- gezogene Spreublättchen besitzt und sich in der Tracht mehr der Anthemis austriaca Jacgq. nähert. — Da nun Allioni seine A. Trium- fetti ausdrücklich und wiederholt einjährig nennt, und da derselbe überdiess in der Fl. pedem. I. 187 die Abbildung der A. austriaca Jacgq. in Fl. austr. tab. 444 citirt*), so lässt sich hieraus entnehmen, dass Allioni mit seiner A. Triumfetti jedenfalls eine in der Tracht der A. austriaca Jacq. sehr nahe stehende Pflanze gemeint haben müsse. Ich glaube daher jene monocarpische Anthemis, welche ich auch in dem hier behandelten Gebiete auf dem Schwabenberge bei Ofen fand, und die in der Tracht und durch die plötzlich in eine starre Spitze zusammengezogenen Spreublättchen mit A. austriaca Jacg. übereinstimmt, sich aber von dieser durch die grössere Zahl der Fie- derabschnitte (6—8), durch die fast doppelt so grossen Köpfchen, 12—15 Mm. lange Strahlenblüthen schon auf den ersten Blick als *) In der Fl. pedem., in welcher die Pflanze als Chamaemelum Trium- fetti aufgeführt wird, bemerkt Allioni S. 188 am Schlusse nochmals „Annuum. Ab Anthemi tinetoria distinxi (Misc. Taur.), Cl. Jacquin Anthemim austriacam dixit.“ — Wenn run diese letzte Bemerkung Allioni’s, dass nämlich seine A. Triumfetti mit A. austriaca Jacq. identisch sei, sich auch nachträglich als nicht richtig herausgestellt hat, so geht doch die grosse Aehnlichkeit beider Arten aus dieser Bemerkung hervor. 162 verschieden darstellt, unbedingt für A. Triumfetti All. "halten zu müssen. Auffallend ist allerdings, dass Allioni die von den östlichen Pyrenäen durch das ganze südliche Europa bis in die Krim und weiter- hin in den Kaukasus weit verbreitete A. rigescens Willd. sollte über- sehen haben, und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass Allioni beide Arten überhaupt nicht sorgfältig geschieden hat. Bei der Be- schreibung der A. Triumfetti aber hatte er jedenfalls nur die der A. austriaca Jacg. näherstehende Art vorliegen, und da wir uns doch vor allem an seine Beschreibung halten müssen, so ist jedenfalls auch der von ihm vorangesetzte Name: A. Triumfetti auf diese mono- carpische der A. austriaca Jacg. näher stehende Anthemis zu be- ziehen. — Das Vorkommen der A. Triumfetti All. in Gesellschaft der A. finctoria L. und A. austriaca Jacq. liess mich auf einen hybriden Ursprung aus diesen beiden eben genannten Arten denken; dagegen spricht aber der Umstand, dass die Strahlenblüthen der A. Triumfetti in ihrer Grösse sowohl jene der A. tinctoria als auch der A. austriaca übertreffen und in dieser Beziehung also nicht die Mitte halten, was doch der Fall sein sollte, wenn die Pflanze ein Bastart der erwähnten Arten wäre.) 902. Anthemis austriaca Jacq. — Auf bebautem Lande, an den Böschungen der Dämme, in aufgelassenen Weingärten und an steinigen Plätzen am Rande der Weinberge, auf trockenen Bergab- hängen und auf Sandflächen und Sandhügeln der Niederung. Im mittel- ung. Berglande auf dem Hajduhegy und Nagy Egedhegy bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe bei Gran, Sct. Andrae, P. Csaba, Vörösvär, Ofen, Budaörs, Promontor, Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, R. Palota, Pest, Steinbruch. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Bököny, Hugyai, Nyiregyhäza, Hajdu Böszörmeny, Teglas, Debreezin. Am Saume des Bihariageb. bei Grosswardein. In der Tiefebene bei T. Füred. — Tra- chyt, Kalk, tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 80—420 Meter. Botanische Beobachtungen, Von Professor Josef Dedecek. E. Ueber den Abortus des Androeceum von Brassica Napus oleifera DE. Der Weg führte mich am 9. Mai d. J. an einem in voller Blüthe stehenden Rapsfeld bei Dobesic, wo ich einige Anomalien, die Stauborgane der Brassica betreffend, wahrgenommen habe. Um meine Bemerkungen darüber verständlicher zu machen, muss ich da ein kurzes Schema der Cruciferen-Blüthen rezitiren. Bekanntlich 163 haben sie gewöhnlich abortirte Brakteen und Brakteolen, 4 Kelchblätter, 4 Blumenblätter, 6 tetradynamische Stauborgane — Androecea — und ein bicarpellares Pistill. Gegen die Analogie mit Calix und Corolla haben sie also 2 Stamina mehr, welche Mehrzahl man aus der bereits in der Knospen- periode stattfindenden Verzweigung zweier längerer Stauborgane erklärt. Ferner ist bekannt, dass die zweigliedrigen Wirtel eine, die Cruciferen eben charakterisirende Kreuzstellung annehmen, so zwar, dass 2 untere Kelchblätter eine mediane (in den Blüthenstiel und sein fehlschlagendes Deckblatt fallende) — und 2 obere eine um 90° verschobene oder laterale Lage behalten. Jedes der 4 Corollen- blättchen liegt zwischen 2 Kelchblättern oder diagonal. Die 2 kür- zeren unteren Androecea stehen lateral und die 2—+-2 längeren oberen median. — Die beiden Carpellen liegen lateral. j Dieser Voraussendung habe ich Folgendes zuzufügen: An beinahe 100 betrachteten Blüthen der Brassica erwies sich eine gute Hälfte abnorm. Die meiste Abweichung erlitten die längeren also medianen Androecea, und das wieder in verschiedener Hinsicht und zwar: a) in den meisten Fällen waren nur 2 mediane Stamina, (also in [ursprünglich] regelrechter Anzahl), wobei noch anzugeben ist, dass es die linken von jedem Paar zu sein schienen, wenn mich nicht die Neigung ihrer reifen Antheren, links vom Pistill ab- zustehen, betrogen hat. — Wenigstens hatten sie in tedradyna- mischen Blüthen jene Lage. Man kann also sagen, dass die tetradynamischen Bl. der Brassica N. oleifera durch Abortus der rechten medianen Androecea didynamisch werden. b) weniger häufig fand man nur ein vornstehendes, das rechte (mediane) Androeceum, gänzlien abortirt, ohne dass man an- nehmen könnte, es wären beide in Eins verwachsen. Oder c) beide Paare kamen mit verwachsenen Filamenten und zur Hälfte oder ®?/, verwachsenen Antheren vor, so dass also diese oben durch einen mehr oder weniger tiefen Einschnitt ge- trennt blieben, und jede durch eine Furche deutlich halbiert er- schien, so wie auch die verschmolzenen Filamente durch eine deutliche Längsfurche sich als verwachsen darstellten. Zuweilen waren nur Filamente verwachsen, oder d) die Stamina nur eines Paares, die des vorderen (wobei manch- mal hinten eines abortirte), oder die hinteren. e) Die lateralen oder kürzeren Stamina waren gewöhnlich in ge- höriger Zahl und Länge. Einstweilen abortirten ihre Filamente, oder es fehlte das ganze, oft das rechte, oder aber, es fehlten beide kürzeren Androecea (nur zweimal). Auch bei tetradynamischen fehlten zuweilen den medianen die Filamente, oder sie waren oft nur kurz entwickelt, sowohl bei tetra- als bei di-dynamischen Blüthen fehlte manchmal auch der Griffel. 164 Die Brassica Napus oleifera DC. gibt uns also ein Bei- spiel, wie die durch Duplikation entstandene Tetradynamie durch einen Aborlus wieder zur Didynamie werden kann. An zur selben Zeit besichtigten Blüthen anderer gewöhnlichen Cruciferen so der Cardamine pratensis, Capsella B. pastoris, Arabis arenosa et hirsuta Scop. fanden sich sehr seltene Abortus. Bei Car- damine war einmal das rechte, hintere mediane Stauborgan abortirt, und bei Arabis hirsuta fehlten die beiden lateralen. ll. Eine Alternative in den Asarum-Blüthen. Am Pfingstfest" des Jahres 1868 machte ich aus Prag einen Ausflug nach Habr bei Schwarz-Kosteletz, wo ich in den dortigen gemischten Wäldern an Asarum europaeum L. sehr konsequente Blü- then-Gliederverhältnisse vorgefunden halte. Bekanntlich hat Asarum, das zu den Monochlamydeen oder Pflanzen mit einem Hüllkreis gereiht wird, ein röhriges dreitheiliges Perigon mit später einwärts gebogenen Zipfeln, 12 Stamina am schei- benförmigen Ovarium, von den 6 untere kürzer, 6 obere länger sind, eine 6strahlige Narbe und einen 6fächrigen vielsamigen Fruchtknoten. Unter solchen blühenden Exemplaren fand ich ebenso häufig andere mit folgender Abnormität: Sobald zwei Perigonzipfel der ganzen oder fast ganzen Länge verwachsen vorkamen, fanden sich nur 5 untere und 5 obere also 10 Stamina. Die Narbe war 5strahlig und der Fruchtknoten 5fächerig. — Andere Merkmale waren bei beiderlei Formen vollkommen identisch. Seit der Zeit ist es mir nicht geglückt, — auch nicht heuer, wo ich deswegen einige hundert Blüthen der hiesigen Asarum-Flora beobachtet hatte, — die erwähnte Abweichung wiederholt vorzufinden. Pisek, am 30 Mai 1871. Silene parviflora (Ehrh.) Pers. und Potenfilla digitato-flabellata A. Braun et Bouche im Memelgebiet. Von Dr. Heidenreich. Nachdem ich in Folge anderweiliger Abhaltung mehrere Jahre nichts von mir hatte hören lassen, hoffte ich mit Meldung zweier bisher nicht beobachteter Bewohnerinnen der Flora Deutschlands wieder ein Lebenszeichen von mir geben zu können. Obwohl nun diese Hoff- nung nicht in Erfüllung gegangen ist, kann ich es mir doch nicht 165 versagen, von den beiden Pflanzen, um welche es sich handelte, Mittheilung zu machen, da diese wohl auch für weitere botanische kreise Interesse haben dürfte. 1. Silene parviflora Pers. (Cucubalus parviflorus Ehrh; Si- !ene Otites Sm. Pf. panicula pedunculis calycibusque pubescenti- scabris Ledebour. Fl. ross. I. p. 310), wurde mir im Juli 1869 durch Dr. Reidemeister gebracht vom „Sandkruge* auf der Nord- spitze der kurischen Nehrung der Stadt Memel gegenüber. Die Pflanze wäre neu für die Flora Deutschlands, da sie soviel ich weiss daselbst noch nicht beobachtet ist. Sie findet sich nach Ledebour (Il. ec.) im mittleren und südlichen Russland (Kaukasus, Gouv. Pensa, Gouv. Cherson, Podolien) und nach Neilreich (Aufzählung der Pfl. in Ungarn und Slavonien p. 290) in Ungarn (westl. Banat., Milit.-Gr., Com. Szaboles, Com. Borsod, Jazygien, Com. Pest). Die Fundorte der Pflanze liegen wie man sicht weit auseinander und wenn dies auch zum grossen Theil an mangelnder Durchforschung des betreffenden Floren- gebiets liegen mag, so könnte doch eben diese mangelnde Durchfor- schung der dazwischenliegenden Länderstrecken wohl den weiten Sprung ihres Vorkommens nach Ostpreussen in das Memelgebiet er- Ilären. Es hätte also ihr Auftreten in unseren Gegenden gerade nichts Befremdendes; dennoch ist mir zweifelhaft geworden ob sie hier wirklich autochthon sich findet, weil an eben derselben Lokalität Gypsophila paniculata L. gemeldet wird und dieses Consortium einer gleichfalls aus dem Osten Europas, aus Russland und Ungarn stam- menden Pflanze, welche ohne Zweifel bei uns nicht zu Hause ist, den Verdacht der Einschleppung erregl. Das Indigenat der Silene parvi- flora (Ehrh.), Pers. in der Flora Deutschlands bedarf also noch der Bestätigung durch genauere Beachtung der Verhältnisse am Fund- orte selbst. Die preussische Pflanze ist bedeutend kräftiger und höher als Silene Otites Sm., nicht niedriger wie M.K. Dtschlds. Fl. IH. p. 228 angeben. Aus der spindelförmigen Wurzel erheben sich etwa 4 ver- hältnissmässig dicke Stengel, deren mittlere 50—66 Ctim. hoch sind; bei Sil. Otites Sm. beobachtete ich meist nur einen seltner, zwei oder höchstens drei viel dünnere Stengel von 30—40 Cim. Länge. Bei der hiesigen Sil. parviflora (Ehrh.) Pers. ist fast die ganze untere Hälfte der Stengel blattreich, indem die 5—6 untern Gelenke verhältnissmässig nahe stehen, die Blätter länger sind, nach oben an Grösse nicht abnehmen und in den Blattwinkeln sich noch Büschel kleinerer Blätter entwickeln. Die obern Gelenke des Stengels stehen nicht weniger entfernt wie M.K. (l. c.) angeben, sondern auf den untern blattreichen Theil des Stengels folgen bis zur Rispe zwei bis drei entfernter stehende Gelenke mit nur wenigen kürzeren Blättern auch wohl einzelnen kurzen Seitenästen, welche eine quirlige Traube tragen. Nur dieser mittlere Theil des Stengels, welcher etwa 1/, des ganzen misst, erscheint dadurch fast nackt. Bei Sil. Otites Sm. zähle ich am Stengel bis zur Rispe überhaupt nur drei, seltener vier Ge- lenke, welche meist nur zwei gegenübergestellte Blättchen tragen, 166 so dass der ganze Stengel bis zur Rispe. fast nackt erschient. Bei unserer Si. parviflora (Ehrh.) Pers. sind die Blüthen augenfällig kleiner als bei S. Otites Sm.; die ganze Rispe, die Blüthenstiele und Kelche schärflich-flaumig. Ob man Sl. parviflora (Ehrh.) Pers. für eine eigene Spezies oder nur für Varietät halten will, bleibt Geschmacksache, so lange wenig- stens, bis wiederholte sorgfältige Prüfung ihres Verhaltens in freier Natur darüber entschieden hat. Auf mich macht die Pflanze einen so befremdenden Eindruck, dass ich mich schwer überreden kann, sie für eine Form der Sl. Otites Sm. zu halten, obwohl ich ausser der Be- kleidung, ausser dem abweichenden Habitus und den kleineren Blüthen keinen spezifischen Unterschied nachweisen kann. Doch sollten diese Unterschiede, falls sie nämlich keine Uebergänge zeigen und namentlich bei der Aussaat unverändert bleiben, nicht hinreichend sein um eine eigene Art zu begründen. Ledebour (. c.) gibt keine Gründe für die Einziehung der Art und Neilreich folgt ihm ohne weiteres auf seine Autorität hin. Wollten nicht vielleicht Ungarns Botaniker, welche Gelegenheit haben, die Pflanze in loco natali zu beobachten, ihre dabei in Betreff des Artrechtes gewonnene Ueberzeugung in dieser Zeitschrift mittheilen. 2 Potentilla digitato-flabellata A. Braun et Bouche. Spec. novae et minus cognitae hort. bot. Berol. in Add. ad Ind. sem. hort. bot. Berol. 1851 collect. p. 3. Der Schuhmacher Schönfeld, welcher seinen Leisten bei Seite geworfen hat und eifriger und erfolgreicher als mancher durch seine Stellung dazu berufene Gelehrte wie Apotheker und Lehrer der Na- turwissenschaften mit Botanik sich beschäftigt, fand im Juni 1870 hier am Memelufer eine Potentilla, welche ich nicht zu enträthseln wusste. Nach den Bücherdiagnosen und den wenigen dürftigen Exem- plaren, durch welche die Gattung überhaupt in meinem Herbarium vertreten ist, war mir nur soviel zweifellos, dass die Pflanze der Pot. inclinata Vill. nahe stehe. Zu derselben verhält sie sich in Bezug auf Bekleidung, in welcher der Unterschied beider zunächst in die Augen fällt, ungefähr so wie Pot. vernaL. zu Pot. cineria Chaix *). Meine Pflanze ist keineswegs eine Pot. canescens, wie Besser *) Ascherson Fl. d. Pr. Brandenburg p. 4194 nennt diese Pilanze Pot. incana Mönch, weil nach Mittheilung des Herrn E. Perrier in Sa- voyen die brandenburgische Pflanze von der dort (in Savoyen) vorkommenden Pot. einerea Chaix verschieden sei. Fr. Körnicke („zweiter Bericht zur Flora der Prov. Preussen“ in den Schriften der physik.-ökon. Ges. zu Königsberg 1864 p. 82 und 83) konnte nach einem Exemplar der Pot. cinerea Chaix, vom Öriginalstandort Chaix’s einen spezifischen Unterschied nicht herausfinden. Sollte aber dennoch die von Ascherson — wohl gemerkt — nicht selbst beobachtete, sondern nur auf Perrier's Autorität gemeldete Verschiedenheit der Pflanze Norddeutschlands von P. einerea Chaix sich bestätigen, so müsste für erstere doch wohl ein anderer Name als P. incana Mönch ge- wählt werden, denn Lehmann {Revisio Potentill. p. 414), welcher bei P. einerea unter den Synonymen P. incana Mch. anführt, sagt dabei „im Herb. Mönch. sub hoc nomine P. argent. variet. asservalur.* 167 (Primit. Fl. Galie. austriac. utr. 1809) dee Pot. inclinata Vill. — mit Rücksicht auf die Bekleidung wohl treffend — genannt hat, wenn nicht anders beide Autoren verschiedene Pflanzen meinen sollten, wie Grisebach Linnaea 1852 und Garke Fl. von Nord- und Mittel- dtschld. 3. Aufl. 1854 p. 111 behaupten, wovon jedoch Lehmann (Revis. Pot. 1856) schweigt *). Nichts desto weniger konnte meine Pflanze eine — vielleicht durch den feuchten Standort bedingte, so weit mir die Literatur zugänglich war bisher nicht beobachtete aber höchst bemerkenswerthe — Varietät der Pot. inclinata sein. Die bis- herige Kenntniss der geographischen Verbreitung dieser Art hätte nicht gerade gegen ihr Vorkommen bei Tilsit gesprochen, da sie fast rings um Ostpreussen wenn auch in grösserer Entfernung beobachtet ist, nämlich bei Petersburg, in Liefland und Kurland, in Volhynien und Ungarn, bei Bromberg (an der Weichsel), in Schlesien, Böhmen, Thüringen, vereinzelt in Schweden. Gerade der Standort am Memel- ufer konnte das Erscheinen von Pot. inclinata V ill. (variet.) in unserer Gegend nicht befremden lassen. Auch andere Pflanzen, welche sonst nur in weiterer Entfernung von Tilsit beobachtet werden, wie Plan- tago arenaria W.K., Salsola Kali L., Gratiola officinalis L., Cheno- podium Botrys L., Sisymbrium pannonicum Jcg., Coenolophium Fischeri Koch u. a. kommen bei uns am Memelufer vor und ist ihr Auftreten daselbst wohl von dem Strome abhängig, da sie auf das Memelufer oder wenigstens auf das Memelthal beschränkt bleiben und die einjährigen unter ihnen nur als vorübergehende Gäste das vom Hochwasser bestaute Terrain in einzelnen Jahren besuchen, in anderen dort gänzlich vermisst werden. So wäre auch das Auftreten der Pot. inclinata Vill. am Memelufer nicht gerade auffallend gewesen, beson- ders wenn man den spezielleren Standort der dafür zu haltenden Pflanze näher in das Auge fasste, wie wir sogleich thun wollen. Das Flüsschen Tülszele ergiesst sich zwischen der eigentlichen Stadt Tilsit und der Vorstadt „Freiheit“ in die Memel. Der letzte Theil des Flüsschens ist durch künstliche Erweiterung und Vertiefung zu einem Winterhafen für die Memelkähne eingerichtet und von der Memel selbst bis auf die Einfahrt durch einen Damm getrennt. Bei hohem Wasserstande wie im Herbste und namentlich im Frühjahr vor und nach dem Memeleisgange befindet sich dieser Damm, wie ein grosser Theil der Dossirung des Hafens unter Wasser. Die fragliche Potentille fand sich nur auf der gegen die Strömung der Memel ge- richteten Seite der Hafendossirung an einer begrasten, bei hohem Wasser unter demselben befindlichen Stelle nicht weit von der Mün- dung des Hafens in die Memel, wo also leicht von oberhalb herge- schwemmte Pflanzen, Samen etc. haften bleiben konnten, auf welche Weise wohl auch unsere Pflanze dorthin gekommen sein mochte. *) Nach M.K. (Dischlds. Fl. II. p. 523), welche gleichfalls der Ansicht sind, dass die Pflanzen beider Autoren sich nicht wesentlich unterscheiden, wird übrigens der angebliche Unterschied auf den aufrechten oder aufstrebenden Stengel begründet, also nicht etwa auf Verschiedenheit der Bekleidung. 165 - Andererseits waren aber auch Verhältnisse vorhanden, welche ein etwa durch den Strom vermitteltes Auftreten der Pflanze am bezeich- neten Standorte zweifelhaft machen konnten. Die erwähnte Dossirung, welche obwohl ziemlich steil nur theilweise durch Weidenpflanzung gegen die Schälung geschützt ist, macht häufige Reparaturen erfor- derlich; so konnte die Pflanze mit Schutt, Gartenerde etc. dorthinge- kommen, also auch wohl ein Gartenflüchtling sein. Zur Gewissheit wäre dies geworden, sofern sie sich als eine Spezies herausgestellt hätte, welche in fernen Erdtheilen zu Hause ist. Dies waren meine anfänglichen Reflexionen in Betreff der mir kritisch bleibenden Potentille. Nachdem ich namentlich durch die Güte des Herrn Pfarrers Holuby zu N. Podraghy mehrfache vollständigere Exemplare von Pot. inclinata Vill. erhalten hatte, wurde mir die spezifische Ver- schiedenheit meiner Pflanze von dieser Art zur Gewissheit und schon war ich im Begriff dieselbe als nova species zu veröffentlichen. Um jedoch nicht die botanische Literatur mit einem überflüssigen Namen zu bereichern, deren sie schon genug hat, liess ich mir Lehmann’s Monographia und Revisio Potentillarum senden. In letzterem Werke finde ich nun meine Pflanze als Pot. digitato-flabellata A. Braun et Bouch&, welche Lehmann gleich hinter Pot. inclinata aufführt, deren Vaterland aber — — — Nordamerika ist. Somit wäre denn auch in Betreff dieser Pflanze die Hoffnung vernichtet, sie als bisher nicht beobachtete Bewohnerin der Flora Deutschlands verkünden zu können. Da wohl nur wenige Ihrer Leser Lehmann'’s Revisio Potent. zur Hand haben, so erlaube ich mir für den Fall, dass sie später meine Potentille erhalten und meine Diagnose prüfen wollen, Leh- mann’s meisterhafte Charakteristik der Pot. digitato-flabellata hıer wiederzugeben. Durch dieselbe wird auch meine Pflanze so treffend gezeichnet, dass ich nur wenige Bemerkungen hinzufüge. Zur beque- meren Vergleichung stelle ich die Merkmale der Pot. inclinata Vill. gegenüber. Pot. digitato-flabellata A.Br. et Bouche. caulibus adscendentibus elatis fo- liosis molliter piloso-tomentel- Potentilla inclhnata Vill. caulibus erectis vel e basi decum- bente adscendentibus molliter vil- losis et simul tomentosis apice corymbosis, pedicellis defloratis erectis; foliis inferioribus quinatis superiori- bus ternatis supra viridiusculis incumbenti-pilosis, subtus ca- nescentibus tomentotenuivil- j'sque longioribus mollibus; basin ineiso- oblongo - lanceolatis attenuatis eircum foliolis versus lis supra ramosissimis laxe co- rymbosis, pedicellis in fructu elongatis erectis; foliis inferioribus quinatis longe petiolatis superioribus ternaltis sessilibus summis simplicibus bracteiformibus supra pillosellis subtus subcanescentibus to- mentellisque; foliolis in folis inferioribus cu- ‚neato-flabelliformibus trifi- 169 serralis segmenlis subaequa-|disvelinciso-lobalis segmen- libus (lanceolatis?) aculiusculis tis inaequalibus acutis margine margine planis; stipulis caulinis lanceolalis acumi- nalis integerrimis rarius pauciden- talis; R e : : er] sepalis subaequilongis acutiusculis planis, in foliis superioribus oblongo- lanceolatis grosse inciso-serralis; stipulis caulinis late ovatis oblique aculis grosse paucidentalis incisisve; sepalis aequilongis aculis externis linearibus reliquis ovalis; externis oblongis reliquis ovatis; | petalis obovato - subeuneiformibus petalis obovalis leviter emarginatis subretusis calycem b>si villosum calyceem tomentosum villosumque aequanlibus v. paullo superantibus. paullo superantibus. Die Exemplare meiner Pot. digitato-flabellata unterscheiden sich von mir vorliegenden der Pot. inclinata durch Schlaniheit sämmtlicher Theile. Der Stengel ist dünner, schlaffer, höher, reichblüthiger. Die höchsten Stengel der P. inclinata bei Fruchtreife messen J5—55 Ulim., die der P. digitato-flabellata bei beginnender Blüthe durehschnittlich 65 Ctm. und die Höhe würde noch viel bedeutender sein bei voll- ständigen Fruchtexemplaren, welche ich aber leider nicht erhalten konnte, da die Pflanze im vorigen Sommer zweimal, im Juli und Sep- tember der Sense verfiel. Der Stengel ist nicht blattreicher, vielmehr stehen die untern langgestielten Blätter entfernter von einander als bei P. inclinata. Die Blätter sind dünner, die etwas ungleichen Säge- zähne länglich, wie bei P. inclinata, wo Lehmann wohl aus Ver- sehen sie lanzettlich angibt. Die obersten Stengelblätter und selbst die unteren der Doldentraube sind dreizählig, erst die obersten der Doldentraube brakteenfürmig. Die Wurzelblätter sowie die unteren Stengelblätter waren bei Beginn der Blüthezeit schon dahin. Die unteren Nebenblätter sind lineal-lanzettlich ganzrandig, die mittleren breit- eiföürmig mit 3—4 eingeschnittenen Sägezähnen, die oberen länglich- lanzetilich ganzrandig. Die reichblüthige Doldentraube ist zur Blüthe- zeil schlaf, ihre Aeste mehr abstehend, die dünneren Blüthenstiele erst bei der Fruchtreife straff, etwas abstehend einen breiten Corymbus bildend, in welchem die kleineren Blüthen entlernter stehen. Die dicken straffen Blüthenstiele der P. inelinata stehen fast gerade auf- recht, die Blüthen grösser, gedrängter. Ich habe von meiner Pflanze reifen Samen runzelt, unmerklich berandet) erlangt, ausgesäel, jetzt zahlreiche Pflänzchen entwickelt, ich hoffe sie im Garten gross zu ziehen für den Fall, dass der Standort am Memel- ufer eingehen sollte. Mein Freund €. J. v. Klinggräff, dem allein ich bisher Mit- theilung von meiner Pflanze machte, ist vorbehaltlich eines positiven Urtheils bei vollständigeren Hilfsmitteln geneigt dieselbe für Varietät (fein zierlich ge- welcher vor etwa drei Wochen der P inclinata, w elche spontan am Memelufer aufgetreten wäre zu halten. Oesterr. botan. Zeitschrift. 7.-Heft. 1871. 13 170 Stellt nun auch, erlaube ich mir zu bemerken, Pot. digitato- flabellata wohl eine Parallelform der P. inelinata Europas und (des altaischen) Sibiriens dar, dieselbe in Nordamerika vertretend, so ist doch durch die von Lehmann (l. c.) aus nordamerikanischen Samen erhaltenen Pflanzen ausser Zweifel gestellt, und ich hoffe es durch meine Aussaat zu bekräftigen, dass die Charaktere der Pot. digitato-flabel- lata bei der Aussaat konstant bleiben, dass sie also keine etwa durch den Standort bedingte Varietät der P. inclinata ist und es wird letztere nie unter welchen Verhältnissen es immer sei die Form der P. digi- tato-flabellata annehmen, auch nicht auf dem bezeichneten, zeitweise so ungemein feuchten Standorte am Memelufer, wo die Pflanze im Frühjahr und Herbst unter Wasser steht. Andererseits scheint es mir höchst unwahrscheinlich, dass P. digitato-flabellata spontan in Europa oder Nordasien vorkomme, da sie bisher daselbst nicht beobachtet wurde. Davon “aber, dass meine Pflanze P. digitato- flabellata ist, überzeuge ich mich immer mehr, je öfter und sorgfältiger ich die Charaktere in Lehmann’s Revisio Potent. vergleiche. Tilsit, im Mai 1871. Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgskette. Von P. Gabriel Strobl. (Fortsetzung.) I. Auf den Seekahrspitz. Der nächste Tag war einem grösseren Ausfluge auf einen der ostwärls liegenden Schieferberge bestimmt, und der Sohn des Tauern- wirthes, ein absolvirter Sextaner, war so gefällig, sich als Führer an- zubieten. Ich beschloss, den höchsten dieser Gipfel, den Seekahrspitz (7840) zu besteigen, zumal die Aussicht von demselben ausserordent- lich erhoben wurde. Wohl lagerten am Morgen rings um die Thal- wände dichte, festaufliegende Nebelmassen, allein, wie der Mensch schon ist, man hofft stets auf besseres, so lang uns noch ein Herz zum Hoffen bleibt, und so brachen wir denn getrost auf, von langen Blicken und reichlichen Segenswünschen der Eltern begleitet. Beim sogenannten Aubrückel verliessen wir die gebahnte Strasse und folgten einem Kühwege, welchen nasse Wiesen umränderten. Auf ihnen standen die gewöhnlichen Bewohner solcher Flächen, nämlich zahl- reiche Riedgräser: Carex stellulata, vulgaris, flava, Davalliana, pa- nicea und die in Steiermark noch nie gefundene dioica, Seirpus caespi- tosus, Eriophorum latifolium, Juncus alpinus, triglumis, Nardus strieta und Willemetia apargioides; als zur Linken trockene, mit häufigen Schiefersteinen überdeckte Abhänge begannen, kam dazu Potentilla aurea, Saxifraga aizoides, Azalea procumbens, Gnaphalium supinum, Gymnadenia albida, Trifolium badium, Cerastium arvense ß. strietum Hnk., Gentiana excisa, Crepis aurea und andere gewöhnliche Ur- gebirgspflanzen. — Nach etwa halbstündigem Stiege sah ich in einem Sumpfe zahlreiche Exemplare des rosenrothen Sedum villosum nebst Gentiana bavarica, Cardamine amara und Epilobium alpinum. — Nun zogen wir uns links vom Hundsfeldsee über grasreiche, herrlich grünende Abhänge rasch in die Höhe, wobei wir bald dem einen, bald dem andern der vielen Bäche folgten, welche in ihrer Vereinigung die Ache bilden. Die Flora bot für mich wenig neues, denn sie war fast durchgehends identisch mit der Pflanzendecke der steirischen Zentralkette, zu welcher auch der Berg mit seinem östlichen Abhange gehört, und deren Reigen er gewissermassen eröffnet. Die Bäche waren dicht umringt von Cirsium spinosissimum, Aconitum tauricum, Carex frigida, Rhododendron ferrugineum, Rhodiola rosea, Saxifraga rotundifolia, stellaris, Imperatoria Ostruthium, Viola biflora, die grünen Abhänge bestanden aus Poa alpina und v. vivipara, Geum montanum , Chrysanthemum alpinum, Meum mutellina, Luzula su- detica, L. spadicea, Juncus trifidus, Carex curvula, Leontodon pyrenaicus, Gnaphalium norvegieum — @. silvat. v. subalpinum Nlr., Avena versicolor, Festuca nigrescens, Phyteuma hemisphaericum, das nach Kerner *) von uns Steirern bisher stets für graminifolium Sieber gehalten wurde, Soldanella pusilla, Cardamine resedifolia; dürre, haideartige Flächen aber beherbergien Calluna vulgaris, Vac- cinium uliginosum, Myrtillus, Vitis Idaea, Nardus striecta, Homogyne alpina, Agrostis rupestris, Sibbaldia procumbens, Primula minima, auch var. albiflora, Empetrum nigrum, Lycopodium Selago v. imbri- catum, L. alpinum, Polytrichum alpinum, piliferum und Oligotrichum hercynium nebst zahlreichen, weissgrauen Flechten: Cladonia rangi- ferina, digitata, gracilis y. macroceras, Cetraria islandica; auf den zerstreuten Felsblöcken wurzelte: Sempervivum montanum, Sedum repens, Sazifraga Aizoon, Silene rupestris, Weisia erispula und die erwähnten Flechten. An den drei hornartig gebogenen „Krumpschnabelseen“ vorüber, gelangten wir zum Südfusse der schroffen, von hier aus unersieig- lichen Spitze; welche blockreiche Halden umlagerten. Bis hieher halte das Wetter sich weder merklich zum besseren, noch auch zum schlim- meren gewendet, nun aber begann es anfangs sparsam, allmälig aber immer reichlicher zu regnen; auch der Nebel ward immer dichter, und hüllte uns, bald hiehin, bald dorthin wogend, oftmals völlig in seinen nassen, frostigen Schleier. Dessungeachtet wollten wir nicht zurückkehren, sondern spannten unsere vorsorglich mitgenommenen Regenschirme auf, umgingen die Felsmauer und klimmten von Osten her über schlüpfrige Steinplatten, und reichlich benetzte grasige Lehnen der Spitze zu, hier traf ich mehrere kalkige W ände, die auch in ihrer Flora diesen Charakter deutlich ausdrückten, da sie theils Kalk- *) Novae plantarum species. Decas I. 1870. 13° theils Glimmerschieferpflanzen mir boten; so fand ich auf einer der- selben Gypsophila repens, Aspidium Lonchitis, Hieracium_ villosum, Sedum atratum neben den ganz indifferenten oder schieferliebenden: Ranunculus montanus, Thesium alpinum, Silene excapa, Campanula pusilla, Scheuchzeri; etwa 500‘ unter der Spitze traf ich auf einer andern, mehr gneissartigen Felswand Sarifraga oppositifolia, Salix herbacea, Cherleria sedoides, Cerastium latifolium, Poa laxa, Phy- teuma paueiflorum, Arenaria multicaulis, Draba fladnitzensis, Pedi- eularis asplenifolia, Carex fuliginosa, Senecio carniolicus, Solorina erocea, von denen ich die meisten weiterhin nur spärlich, oder wie Draba, Pedicul., Arenar. gar nicht mehr zu finden vermochte. Die ununterbrochene Pflanzendecke war überhaupt schon lange zurückge- blieben und nur zerstreut zwischen den Blöcken standen die mehr kalkliebenden: Myosotis alpestris, Phyteuma orbiculare, Bellidiastrum Michelii neben den entschieden schiefer holden: Aronicum Clusü, Ajuga pyramidalis, Gentiana punctata, Cardamine alpina, Saxifraga bryoi- des, Sesleria disticha; gegen die letzte Erhebung hin sah ich unter den Felsmauern, besonders auf dem feinen Gries sehr häufig Oxyria digyna und Hutchinsia brevicaulis. Unter der Spitze waren die steilen Gehänge häufig mit Grasbüscheln bewachsen, durch deren Hilfe allein es mir möglich wurde, die Höhe zu erreichen; doch möchte ich es nicht jedem rathen, hier zu folgen, da unten. hohe, senkrechte Wände lauern, vielleicht wäre auch ich nicht hinaufgekommen, hätte nicht mein ra der als Knabe in diesem Gebirge oft genug herumge- kleitert war, durch sein kühnes, rücksichtsloses Vordringen mich an- gespornt. Aut der Spitze sah ich Achillea moschata, Gaya simplex, Poa alpina, Aconitum Koelleanum, Sempervivum montanum, Saxifraga bryoides, Cardamine alpina und resedifolia, Avena versicolor nebst Haematoma ventosum, Lecidea albocoerulescens ß. alpina, Rhizocarpon geographicum und anderen Krustenflechten, die sich aber auch schon tief unten fanden. Mit Ausnahme dieser botanischen konnte ich mich leider keiner Genüsse mehr erfreuen, denn Wind und Regen stürmte auf uns ein, und der dichte Nebel hatte schon längst alle Hoffnung auf Aussicht vernichtet, ich fand es daher als das klügste, schnellstens wieder umzukehren und auf dem kürzesten W ege der provisorischen Heimath zuzusteuern. Ueber endloses Geröll, dann am Grünwaldsee vorbei durch kniehohe Alpentriften und zuletzt zwischen durchnässten Grünerlen (Alnus veiridus) hindurch erreichten wir den heissersehnten, warmen Ofen, wechselten unsere Kleider, und verplauderten den Rest des Tages in Gesellschaft des freundlichen Kuraten. II. Auf das Windfeld. Als sich spät Abends der Himmel etwas lichtete, fassten wir wieder Muth und beschlossen, nochmals einen der Tauernberge zu besuchen; diessmal galt es aber dem Kalkgebirge, und zwar wie- derum einer der höchsten Spitzen, dem Windfelde (8277°). Wirklich zeigte sich am ‚nächsten Tage das Wetter bedeutend günstiger, und 173 mit den besten Hoffnungen erfüllt durchschritten wir das Wirthsfeld, um die von Osten winkende, kahle „Hochwand* zu erreichen. Dieses Feld hatte schon vorwiegend den Charakter einer Kalkalpenwiese und bot mit seinen hohen, saftigen Kräutern und häufigen Blüthen einen prächtigen Anblick, wie ihn die mattgefärbten Blumen des Tieflandes wohl nimmer erzielen dürften; ich notirte im Vorübergehen Ranun- culus platanifolius , Campanula pulla, Soldanella alpina,, Crepis aurea, Senecio subalpinus, Biscutella laevigata, Bartsia alpina, Tri- folium badium, Pedieularis recutita, Arabis bellidifolia, Scirpus pau- eiflorus, Juncus triglumis, Carex brachystachys und dann ging es über einen Zaun an der Stöckelalm vorbei allmälig aufwärts. Häulige Alpenblumen, welche die Seiten des Weges rings umstanden, ver- zügerten oft den Schritt und zwangen uns, bald da, bald dort zu verweilen; es waren fast lauter Kalkpflanzen, besonders Gentiana verna, nivalis, bavarica, Veronica aphylla, sawatilis, Achillea atrata, Poa alpina, Phleum alpinum, Carex atrata, Moehringia pol ygonoides, Sagina saxatilis, Carduus defloratus, } Sarifraga rotundifolia, Arabis ciliata, Peristylus viridis, Homogyne ee Erigeron alpinus var. glabratus, Ajuga pyramidalis, Crepis alpestris, Sedum atratum, Viola biflora, Polygonum viviparum, Selaginella spinulosa und Botrychium Lunaria. Bei der hohen, weissen Felswand aber überraschte uns ein wahrer Teppich der herrlichsten Blumen: denn so weit das Auge reichte, glühte die Alpenrose (Rhod. hirs.) und erfüllte die Luft mil ihrem balsamischen Dufte; daneben aber, und von ihr geschützt, prangte eine Menge der zierlichsten Gebilde, deren wunderbar frisches, lebhaftes Kolorit“ von dem saftiggrünen Blätterwerke sich reizend abhob und uns einen unvergleichlichen Anblick gewährte. Da klimmte Dryas octopetala, da duftete Nigritella augustifolia, da öffnete Gen- tiana acaulis ihre gewaltigen Blüthen, da kroch die rosablüthige Sa- zifraga oppositifolia, da winkte die himmelblaue Polygala amara y. alpestris, da wurzelte im feinen Kalkgerölle die zarte Silene quadrifida, deren weisse Blüthenkrone eine vielumzackte Scheibe bildet, da klam- merte sich an das Gestein Sarifraga Aizoon und caesia, "da wuchs Hutchinsia alpina, Ranunculus montanus, Silene acaulis, Rhodiola rosea, da sprosste in den Felsritzen Rhododendron Chamaeeistus, da grünten und blühten noch zahlreiche andere, theils unscheinbare, theils intensiv gefärbte Alpenkräuter, lagerten sich dicht nebeneinander und erhöhten "gegenseitig ihre Reize. So ging ich längs den Felswänden dahin, umwogt und bezaubert von den schönsten " Alpenblumen, wie ich sie wohl selten in solcher Menge und Pracht beisammen gesehen; ausser den schon erwähnten nenne ich noch Sarifraga aizoides , an- drosacea, Valeriana montana, saxatilis, Asalea procumbens, Ranun- culus alpestris, Biscutella laevigata, Arabis pumila, alpina, Kernera saxatilis, Gypsophila repens, Helianthemum vulgare v. grandiflorum, Chrysanthemum coronopifolium, Aconitum Lycoctonum, Napellus, Pin- guieula alpina, Veratrum album, Bartsia alpina, Adenostyles albifrons, Crepis Jacquini, Hieracium villosum, Meum Mutellina, Chaerophyllum 174 hirsutum ß. roseum, Cirsium spinosissimum, Juncus Hostü, Luzula glabrata, Carex firma, ferruginea, tenuis, Poa minor , Festuca Scheuchzeri, varia, Pedicularis rosea, Jaequinü, Rumex scutatus, Potentilla aurea, Thalictrum aquilegifolium, Geranium silvaticum, Geum rivale, Leontodon hastilis L. v. opimus Kch., Salix glabra, hastata, Waldsteiniana, reticulata, retusa, Galium baldense Spreng, Moehringia polygonoides, Campanula Scheuchzeri und Sorbus Cha- maemespilus. — Unter den Felsmauern stand auch Epilobium an- gustifolium , Urtica dioica und Chenopodium bonus Henricus , die sich neben den Kindern des Hochgebirges seltsam ausnahmen; — wahrscheinlich waren ihre Samen von weidenden Schafen heraufge- schleppt worden, und hatten sich, von ihrem Dünger genährt, zu üppigen Formen entwickelt. — Gegen das Ende der Hochwand und der ihr folgenden Hirschwand senkte sich der Weg tief hinab, um die Kalkmauern am Fusse umgehen zu können; hier sammelte ich häufig die schon verblühte Sarifraga Burseriana, dann ging es wieder in langsamer Hebung durch einen dünnen Fichtenwald, bis die Bäume immer mehr verkrüppelten und endlich verschwanden. — Wir stehen jetzt auf einer weiten grünen Fläche, an deren Vorderrande einige ärmliche Hütten liegen, indess im Hintergrunde, durch ein tiefes Thal getrennt, die „Lungauerberge“ sich hoch emporheben und dräuend zu uns herüberschauen. Nach kurzer Stärkung in einer Sennhütte geht es wieder steil aufwärts durch eine mit zahllosen Blüthen des Alpen- ranunkels (R. alpestris) und der Primula minima übersiete Schlucht, bis wir endlich auf der ersten Höhe des sogenannten Windfeldes anlangen und uns orientiren können. Im Umkreise hohe, kahle, oft senkrechte Felswände, in der Nähe grüne Triften, auf denen zahl- reiche Kühe grasen. — Gerade vor uns, durch einen Kessel geschieden, lag eine der höchsten Zinnen, und bald hatten wir uns geeinigt, sie zu umgehen, um ihr vom Rücken beizukommen. Wir sprangen also in den Kessel hinab, kletterten jenseits hinauf und zogen uns seit- wärts hinan über öde Schutthalden, wo das Gestein bei jedem Schritte sich lockerte und uns unter den Füssen entrollte. Hier traf ich zahl- reich Tofieldia borealis, Sesleria microcephala, seltener coerulea, Poa minor, Carex nigra, capillaris, Gaya simplex, Pedicularis incarnata, Sarifraga stenopetala, Helianthemum oelandicum, an den Kalkmauern Cherleria sedoides und Siebera cherlerioides. So bewegten wir uns wohl eine Stunde lang mühsam weiter, bis endlich wieder ein grüner Plan uns winkte und wir festen Boden gewannen. Gar lieblich war der Rasen durchwirkt von den Blüthen der Dryas, des Kohlröschens, der Alpenanemone: des zottigen Habichtskrautes (Hier. vill.), der Gaya und vieler anderer schon genannter, so dass wir der Einladung nicht widerstehen konnten, uns hier niederzulassen und die mitgenommenen Vorräthe zu beherzigen. Jetzt aber galt es, das Werk zu krönen und die letzte Höhe zu erstürmen. Doch dazu liess ich mir noch Zeit, denn das Gebiet, wel- ches ich jetzt betrat, bot eine gar zu seltsame Erscheinung. Während wir bisher uns ununterbrochen durch Kalkgebiet bewegt, Kalksteine über- 175 stiegen und Kalkpflanzen gesammelt hatten, sahen wir uns jetzt überall von Quarzblöcken und quarzreichem Schiefergestein umgeben, dem nur selten vereinzelte Kalktrümmer sich beigesellten. Es war wirklich reiner Quarz und die zahlreichen Funken, welche wir ihm entlockten, liessen uns keinen Zweifel darüber. Mit dem Wechsel des Gesteines war aber auch die Flora eine ganz andere geworden, und die bisher ge- sehenen Kalkpflanzen bildeten einen nur kleinen Bruchtheil der jetzigen Decke; auch die Schieferflora der gestrigen Partie stiess uns nur in geringer Menge auf. — Das meiste war völlig neu und wurde in keiner der beiden Floren gefunden. Ich sah zuerst in einer tiefer lie- genden Lache Eriophorum Scheuchzeri, dann aufsteigend Hieracium angustifolium, Erigeron uniflorus, Androsace obtusifolia, Hutchinsia brevicaulis, Aronicum Clusi, Statice alpina, hier „Gamsröserl* ge- nannt, Alchemilla fissa, Oxytropis campestris v. sordida Gd., Hedy- sarum obscurum, Tofieldia borealis, Gaya simplex, Juncus Jaequint, Phaca australis, frigida, Arabis bellidifolia, Saxifraga oppositifolia, Aizoon, androsacea, muscoides, bryoides, Sempervivum montanum, Sesleria disticha, Veronica aphylla, Gnaphalium carpathicum, Senecio carniolieus, Phyteuma paueiflorum, Ranunculus alpestris, Pulsatilla alba, Festuca Halleri, Arenaria multicaulis, Alsine Gerardi, — fast alle in grüsserer Anzahl. Hocherfreut über dieses herrliche Plätzchen durchzog ich es nach allen Richtungen, durchforschte seine felsigen und grasigen Stellen, und stieg sodann den Bergrücken hinan, der vor mir sich ziemlich steil erhob, und ebenfalls mit Quarzblöcken überlagert war, welch letztere von der ungemein zahlreichen Land- kartenflechte (Rhizocarpon geographicum) eine völlig grüne Farbe erhalten hatten. Ausser den schon genannten, welche be inahe simmi- lich bis zur Spitze mich begleiteten, traf ich noch manche Seltenheit, und darunter sogar zwei Pflinzchen, die ich bisher noch nie vefunden hatte, nämlich den wunderlichen Himmelsherold (Eritrichium nanum), dessen freudigblaue Blumen von den diehtweissbehaarten Polstern gar herzig abstachen, und Gentiana nana Wulf., deren winzige, oft kaum 3—4 Linien hohe Stämmehen mir ungeachtet aller Aufmerksamkeit bald entgangen wären. Die Uebrigen waren Salix retusa, serpyllifolia, Poa laxa, Pedicularis rosea, Avena subspicata , Festuca pumila, Arabis alpina, Rhacomitrium heterostichum, endlich die häufige Draba frigida Sauter, welche ganz deutlich mittelst zahlreicher Mittelformen in die hier ebenfalls typisch vertretene fomentosa Whlg. überging. Nach” meiner Ansicht ist frigida nur eine unbedeutende Lokalabän- derung, die auf tiefer gelegenen Kalkglimmerschieferfelsen sich ver- breitet, während fomentosa am liebsten in höheren Regionen auf reinem Kalke erscheint. wie z. B. am Dachstein von 5500—9450‘, in der Tuchma bei Kleinsölk 7400‘ und hier gegen die Höhenkante des Rückens, wo ebenfalls er Kalk herübersteigt. — Endlich hatte ich dieses botanische Goldland, das weit und breit nicht seines Glei- chen hat, genugsam durchforscht, meine Büchse zugeklappt und stieg nun den Quarzberg vollends hinan, während tief unten einige Hirten- buben laut auflachten und wahrscheinlich über den wunderlichen „Kräuterbrocker* ihre Glossen machten. Nun steh ich auf der Schneide des sich lang hinziehenden Rückens, wohl 8000‘ hoch über dem Meere, und rings um mich erhoben sich die kahlen, vielgezackten Wände, deren weisse Farbe und abentheuer- liche Form an die himmelhohen Wogen eines empürten Meeres malınte. Da lagen sie vor mir, die Riesenberge Salzburgs und der Steiermark! Fern im Westen die eisstarrenien Höhen von Gastein und Rauris, auf deren Gipfeln leider dichte Wolken sassen, im Osten die grünen "oder schiefergrauen Höhen der steirischen Zentr alkette, i im Süden die dunklen Lungauerberge, nordwärts aber die schroffen, kühngeformten eh steinmauern, und links von ihnen, durch ein tiefes, weites Thal trennt, die glönzenden Schneegefilde der übergossenen Alm, der höch- sten unter den Kalkwänden von Berchtesgaden. Zu meinen Füssen sah ich Felsen oder kurzgrasige Triften, unter denen das Krummholz und noch weiter unten die ersten Fichten sich zeigten; im Thalge- lände zogen sich dunkle Wälder von einem Ende zum andern, aus der Tiefe des Thales aber leuchtete das lichte Grün der Wiesen. Während wir so standen und des Schöpfers Macht bewunderten, da lagerten sich plötzlich auf den umliegenden Bergen gewaltige Nebelmassen , die, vom Sturmwinde getrieben, sich mit rasender Schnelligkeit verbreiteten und uns zur jähen Flucht bestimmten. Wir verliessen demnach diese gefährliche Stätte und zogen auf der Nord- seite des Berges eiligst hinunter; doch konnte ich es mir nicht ver- sagen, die auf rothem Thone häufig erscheinende, von mir bis jetzt noch nie gefundene Arabis coerulea in mi öglichst "vielen Exemplaren zu sammeln. So schnell wir aber auch gehen mochten, dem Regen, welcher gleichzeitig mit dem Nebel sich heranwälzte, konnten wir doch nicht entgehen. Bald aber kam die freundliche Sonne wieder hervor, der Himmel bläute sich und unbehelligt gelangten wir auf dem kürzeren Heimwege zum Windsee, einem ausserordentlich an- ziehenden dunkelgrünen, rings von hohen Felsmauern umstandenen Alpenauge; nur im Vordergrunde prangten üppige Weiden, deren wollige Bewohner uns verwundert anslarrten. Von hier bis zum Tauernhause kostete es wohl noch ein gutes Stück Arbeit, zumal auch die Nacht hereinbrach und dichte Nebel uns rings umwogten; aber wir überwanden alles und erreichten glücklich um 10 Uhr das gastliche Tauernhaus. — Am nächsten Tag verliess ich die glücklichen Höhen und fuhr wieder hinab in das Tiefland und in mein Heimaths- land, die grüne Steiermark. (Fortsetzung folgt.) 177 Die Wald-Erdbeeren. Ein Vortrag, gehalten in Folge gestellter Fragen, in einer Sitzung des Vegeta- rianischen Vereines in Graz am 10. Mai 1871. Von Dr. Friedrich Abl. Die Wald-Erdbeeren *) sind nicht allein ein sehr beliebtes, son- dern auch ein kühlendes, erfrischendes und würzhaft schmeckendes Beeren-Obst. Die Wald-Erdbeere hat ihren „Gattungsnamen* Fragaria vom lateinischen „fragrare“ duften; und den „Artennamen*: vesca vom lateinischen „vescor“ essbar (digammirt aus „esca“). Die Wald-Erdbeeren haben, — regelmässig angewendet, — auch bedeutende Heilkräfte. Schon der Arzt Nicolai Myrepsi Alexan- drini in Basel, der die Wald-Erdbeeren unter dem griechischen Namen „gpe«yovAr“ aufführt, hat anno 1549 (in Folio) eine schätzens- werthe Abhandlung in 48 Abschnitten in lateinischer Sprache über die arzneilichen Kräfte der Wald-Erdbeeren verfasst. Ferner: Joannes Benedictus Grudelius; Thomas Bartholinus; 8. F. Frenzel („Dissertatio de suavissimo fragariae fructu, frago* anno 1662 in 4. Wittembergae); Du Hammel du Monceau, dessen Abhandiung aus dem Französischen in’s Deutsche übertragen, anno 1775 in 4. zu Nürnberg erschien. Josephus Quercetanus, bekannt unter dem Namen: du Chesne; „Histoire naturelle des Fraisiers“, Paris 1766 in 8. „Hedin, unter dem Praesidio Linne“*, des Schöpfers der Blüthenerkenntniss: u. m. A. schreiben über Wald-Erdbeeren in natur- geschichtlich Gesundheit förderlicher Hinsicht. - Die Wurzel**) der „Walderdbeeren“ ist als ein zusammenziehendes Arzneimittel noch jetzt in Frankreich offizinell. Die Blätter der Wald- Erdbeeren sind noch heute ein vortrefflicher Thee, worüber Professor Dr. Kletzinsky in Wien anno 1855 eine begründete Abhandlung: „Der Wald-Erdbeerenblätter-Aufguss in medizinisch-diätetischer Hin- sicht“ schrieb. Die ersten chemischen Untersuchungen der Wald-Erdbeeren waren von den Apothekern: Sigmund Friedr. Hermbstädt in Berlin und von Karl Wilh. Scheele zu Köpring in Preussen. Die neuesten chemischen Analysen der Wald-Erdbeeren sind anno 1851 von E. Schweitzer; anno 1854 von H. Stöss, anno 1855 von V. Martini und E. Lenn- sen, anno 1856 von Richardson. Nach den im Laboratorium des berühmten Prof. Dr. Karl Remigius Fresenius in Wiesbaden vollzo- genen fleissigen Analysen enthalten die Walderdbeeren eine eigenthüm- liche freie Säure, als Apfelsäurehydrat ausgedrückt, eirca 1332 bis 165°0 Zucker “ Ri „ 3247 bis 455°0 *) Die Wald-Erdbeeren wurden schon von Ovid, Virgil, Plinius ob ihres wohlthuenden Geschmackes gerühmt. A. **) Siehe: Codex, Pharmacopee francaise, redigee par ordre du gouver- nement etc. Paris 1845. pag. 124 — „Fraisier.“ A. Eiweiss ausgedrückt, circa 56'7 bis 61'9 Pektose *) 3 5 20. ad Pektin **) “ a u; 49 bis 145 Kerne, Schalen n 2 „ .558'0 bis 603'2 Wasser F " „8702 bis 8727 Lösliche Asche „ 603 bis 737 ” ” Während fast alle Obstarten unter der Hand des Menschen ver- edelt worden sind, kann man diess von den meisten unserer Garten- Erdbeeren hinsichtlich der Heilwirkung und des Wohlgeschmackes nicht sagen, da wenige so gewürzhaft schmecken wie die Wald- Erdbeeren. Die Garten-Erdbeeren***) im Allgemeinen charakterisiren sich besonders dadurch, dass sie weniger freie Säure, circa 113°3, weniger Eiweiss, weniger Kerne und Schalen, weniger lösliche Asche, dagegen mehr Pektose und auffallend mehr Zucker, circa 757°5 enthalten. Das eigenthümliche Aroma der Wald-Erdbeeren ist noch viel zu wenig studirt, obschon die beiden Prof. Viale und Latini anno 1855 und der Apotheker Zeller anno 1855 sehr schätzenswerthe Unter- suchungen über die Natur der Aromas im Pflanzenreiche angestellt haben, woraus sich ergibt: dass das Aroma und überhaupt alle Ge- rüche der Pflanzen als Salze oder als flüssige Ammoniakseifen betrachtet werden müssen. Die Erzeugung der Fruchtessenzen besteht kaum 20 Jahre und wird von der Industrie kolossal ausgebeutet. Bis heute kennt man über 15 verschiedene Fruchtessenzen. Die Laien wissen nicht, dass die vielgepriesene rothe Erdbeeren-Pomade keinen Gran Walderd- beeren enthalte; sondern künstliche Erdbeeren-Fruchtessenz. Die künstlich erzeugte Fruchtessenz des Walderdbeeren-Aroma besteht aus: 1 Theil ameisensaures Aethyloxyd, 1 Theil salicylsaures Aethyloxyd, 1 Theil Salpeteräther, 2 Theilen Giyzerin, 2 Theilen butter- saurem Amyloxyd, 3 Theilen essigsaurem Amyloxyd, 5 Theilen essig- saurem Aethyloxyd und 5 Theilen buttersaurem Aethyloxyd in Cub.-Ctm., welche auf je 100 Cub.-Cim. Alkohol von 0'830 spez. Gewicht zuge- setzt werden. Nach Vorführung der geschichtlichen Thatsachen und nach Auf- zählung der chemischen Analysen wäre nachgewiesen, dass die Wald- Erdbeeren auch schätzenswerthe Heilkräfte enthalten, und die Aerzte, *) Pektose, nach Prof. Fremy anno 1850, der Ausgang der verschie- denen pektinartigen Substanzen, findet sich stets in Begleitung von Cellulose in fıst allen Pflanzengeweben; — Zusammensetzung unbekannt. **) Pektin mzexzıs, mnaros, „geronnen“, „Pllanzengallert“; anno 1824 zu- erst von Braconnot untersucht und so benannt. A *=*) Von denen ich nur der vorzüglichsten erwähne, als: die Ananas- Erdbeeren, die in Surinam wild wachsen und durch die Niederländer aus Südamerika nach Europa verpflanzt wurden; degeneriren in unseren Gärten; ebenso die wildwachsenden Riesen-Erdbeeren und Zimmt-Erdbeeren aus Chili. Die indischen Erdbeeren aus Indien, welche in Europa in Mistbeete gepflanzt fast das ganze Jahr Blüthen und Früchte tragen, degeneriren eben so leicht, wenn sie nicht sehr oft versetzt werden. A. 179 welche sich mit dieser „Obstkur“ befassten, haben die Erfahrungen gemacht, dass die Wald-Erdbeeren insbesondere heilsam sind und nützen: gegen Gicht, Unterleibsstockungen, Nieren- und Blasensteine und auch gegen Eingeweidewürmer. Jedoch die Wald-Erdbeerenkur muss mit der vegetarianischen Lebensweise genau im Einklange stehen und soll durch die ganze Zeit, in welcher dieses Obst zu Markte ge- bracht wird, fortgesetzt werden. —— Correspondenz. Linz, am 21. Mai 1871. Ende des verflossenen Monates folgte ich einer Einladung meines Freundes Dr. Schiedermayer in Kirchdorf und benützte die Eisen- bahn bis Wels und von da bis Kirchdorf den Poststellwagen. Am 28. April fuhren wir nach Leonstein. Da meinem Begleiter die Stand- orte der Pflanzen seiner Gegend genau bekannt sind, so hatten wir nur zeitweise anzuhalten, um uns hie und da einer interessanten Pflanze zu versichern. Auf diese Weise sammeite ich auf Felsen an der Strasse Möhringia muscosa, an torfigen Stellen Pinguieula alpina und Schoenus ferrugineus, an buschigen Bergabhängen Cineraria al- pestris Hopp., an grasigen Abhängen Bellidiastrum Michel, im Ge- sträuche am Bächlein Valeriana tripteris, an Waldrändern Globularia nudicaulis und verspätete Helleborus niger. Des Nachmittags unter- nahmen wir eine Exkursion in den Klausgraben. So heisst ein von der Steyr durchflossenes Thal, welches in die Stodergegend am Fusse der beiden Priel führt. Hier sammelten wir auf einem Felsenabhange kanunculus anemonoides, R. alpestris und R. montanus; am Ufer der Steyr im Wellsande Hutchinsia alpina und Arabis pumila; an felsigen Uferstellen Primula Clusiana, Soldanella alpina, Arabis bel- lidifolia und Carex firma; im Gesträuche Vinca minor und Carex humilis, auch Daphne Mezereum und Petasites albus; auf einem Waldabhange Erica carnea und Pulmonaria azurea. Am 29. April fuhren wir über Michelsdorf zu dem Kremsursprunge, einer sehr pit- toresken Gegend, welche von mehreren Gebirgsbächen durchrieselt wird. Hier fanden wir auf Felsblöcken Carex alba und an deren Fusse Polygala Chamaebuxus; an Bachrändern Petasites niveus und Cardamine trifolia, an Waldrändern Arabis alpina und Luzula ma- zima. Noch muss ich eines Fundes bei Leonstein erwähnen, nämlich der Viola lutea Sm., welche wir abseits der Strasse unter Bäumen, in vielstengligen und reichblüthigen Exemplaren sammelten. Dr. Robert Rauscher. Hluk, in Mähren am 4. Juni 1871. Den durch Herrn v. Janka im Jahre 1866 unweit Myjava auf- gefundenen Astragalus hypoglottis sammelte auch ich heute ober 180 Strany auf Bergwiesen. In Wäldern bei Strany und Ober-Nemei sah ich Lonicera Xylosteum, Dentaria bulbiflora, Orchis maculata, Pyrola rotundifolia und Cephalantera ensifolia. J. L. Holuby. Schloss Tentschach bei Klagenfurt am 18. Juni 1871. Was die botanische Ausbeute betrifft, so sind die Aussichten für das laufende Jahr durch die fast unerhört schlechten Witterungs- verhältnisse des Mai, der heuer eher alles Andere nur kein Wonne- monat war, und durch die Kälte des Juni, der in seiner ersten Hälfte nicht besser als sein Vorgänger war, ziemlich trübe. Erst seit einigen Tagen ist Hoffnung vorhanden, dass wenigstens der grösste Theil des Schnees, der bisher noch immer Gipfel und Rücken der Alpen be- deckt, an schattigen Stellen und in Schluchten tief herabgeht und schuhhoch liegt, endlich doch weggehen werde. Noch vor wenigen Tagen stand zu befürchten, dass die Alpen ihr winterliches Kleid gar nicht abzulegen gesonnen seien. Glücklicher Weise ist es jetzt, wenn auch erst spät, anders geworden, und die zierlichen Alpenblumen, die mit wunderbarer Schnelligkeit wachsen, gehen uns wenigstens nicht ganz verloren. Da ich “in der zweiten Hälfte des Mai einige freie Tage hatte, so benützte ich selbe zu einem Ausflug in mein Lieblingsthal, das Raiblthal bei Tarvis. Ich besuche es so gern, weil man dort bei einem Spaziergange von einer Stunde von Raibl bis auf das Geröll und die Gräben hinter dem See Wiesenblumen der Ebene mit subalpiner und alpiner Flora in schöner Vereinigung findet. Ohne die Beschwerden des Bergsteigens kann man hier Anfangs Juni Cy- tisus purpureus und radiatus, Dianthus Sternbergii und silvestris, Rhododendron hirsutum und Chamaeecistus, Gentiana acaulis und utriculosa, Dryas octopetala, Paederota Ageria, Hutchinsia alpina, Aethionema gracile, Moehringia polygonoides, Papaver alpinum albi- florum, Asperula longiflora, Astrantia carniolica, Achilles Clavennae und atrata, Crepis incarnata, Scrophularia Hoppü, Linaria alpina, Arabis pumila, Gypsophila repens, Betonica Alopecurus, Rumex scu- tatus, Gymmadenia odoratissima, Polygonum viviparum, Luzula nivea, Linum alpinum und so manche andere schöne Pflanze sammeln. Einige Pflanzen, wie Thlapsi cepaefolium, Salic myrsinites, Alyssum Rochelianum Andrz. sind um diese Zeit schon in Samen, andere, wie Campanula Zoysü, Peucedanum rablense, Armeria alpina, Hie- racium villosum etc. blühen etwas später. Rechnet man dazu noch den Naturgenuss, dass man dabei immer an einem schönen Gebirgs- see, umgeben von herrlichen Bergen, fortwandelt, so stellt sich dieser Ausflug gewiss als ein sehr lohnender dar. — Heuer sollte das frei- lich anders sein! Kurz vor meiner Ankunft, nämlich am i8. Mai, war eine grosse Masse Schnee gefallen und das Thal bot noch immer das Bild einer Winterlandschaft. Der Schnee war von den Wiesen des Thales wieder wohl schon weggeschmolzen, die Berge aber waren bis tief herab von demselben bedeckt, die Gräben hinter dem See unzugäng- lich und selbst bei einem Spaziergange auf den Predil hatte man an seiner Seite den Schnee zum steten um diese Zeit unliebsamen Be- 181 gleiter. Es ist begreiflich, dass unter solchen Umständen die bota- nische Ausheule nu” eine geringe sein konnte. Und doch war es wieder nicht ohne Interesse, neben Pflanzen der allerersten Frühlings- zeit, wie Helleborus niger, Crocus vernus, Primula Auricula und acaulis, Erica carnea etc. auch Pflanzen zu finden, die schon grüs- serer Wärme zu ihrem Gedeihen bedürfen, wie Thlapsi cepaefolium, Gentiana verna und acaulis, Arabis alpina und Halleri, Primula elatior und offieinalis, Trollius europaeus, Dryas octopetala, Belli- diastrum Micheli, Valeriana tripteris, Anemone trifolia, Saxifraga Burseriana, Alyssum Rochelü Andrz., Rhododendron Chamaeecistus, Ranunculus alpestris, Pinguieula alpina, Sesleria caerulea, Draba aizoides var. montana Koch (elongata Host.), ja selbst Pflanzen zu finden, die auf den Alpen viel später blühen, w H Hutchinsia alpina, Paederota Ageria, Arabis pumila und vochinensis, Ranunculus hy- bridus etc. Es war auf diese Art Vorfrühling, Frühling und selbst ein kleines Stückchen Sommer vereinigt. Jeder Tag, ja jede warme Stunde lockte neue Blümchen aus dem Schoosse der Erde hervor. Der später am 3. Juni abermals gefallene Schnee, der auch in Tentschach einen ganzen Tag lang liegen blieb, wird im Raiblthale wohl viel von der aufkeimenden Veget ation zerstört haben! J. A. Krenberger Personalnotizen. “ir -— Dr. August Neilreich ist am 1. Juni seiner vieljährigen Krankheit, der Lungentuberkulose erlegen, nachdem er ein Alter von 67 Jahren erreicht hatte. Die Oesterr. botanische Zeitschrift brachte im J. 1859 das Porträt nebst einer biographischen Skizze dieses her- vorragenden Botanikers. Seit jener Zeit bereicherte N. die botanische Literatur mit mehrfachen trefflichen Arbeiten, die theils selbstständig, theils in verschiedenen Fachschriften, mehrere auch im dieser Zeit- schrift erschienen sind. Aber auch so manche ehrenvolle Anerkennung seiner ungewöhnlichen Leistungen wurde ihm inzwischen von mass- gebender Seite zu Theil. Alle diese Phasen in den letzten Lebens- jahren Neilreich’s verzeichnete die botanische Zeitschrift seiner Zeit in ihren Heften und vermied es nur zu bemerken, unter welchen Leiden einer verhängnissvollen Krankheit, über deren unvermeidlichen Verlauf sich Neilreich nie einer Täuschung hingab, er seine Arbeiten zu für- dern wusste, indem jeder karge Augenblick temporärer Erleichterung seines Siechthums von ihm benutzt w urde, das Angefangene der Vollen- dung zuzuführen oder Neues zu beginnen. An Lichtpunkten in diesen düstern ausschliesslich zwischen der Arbeit und zwischen der Sorge nach einer Abwehr des verheerenden Uebels getheilten Jahren, blieben ihm nur jene zahlreichen Auszeichnungen für seine w issenschaftliche Thätigkeit. Lieferten sie ihm doch den Beweis, dass er nicht vergebens gestrebt, sich nicht zwecklos gemühet hatte den reichen Fond seines 182 Wissens auch Anderen erreichbar zu machen, und dass ihm dafür der Dank der Mitwelt gezollt werde. Mit Neilreich ist den botanischen Genossen nicht allein ihr bedeutendster Florist, sondern auch ihr lie- benswürdigster mittheilsamster Freund, dem jede Missgunst fremd war, verloren gegangen. Seine Bibliothek testirte Neilreich der zoologisch botanischen Gesellschaft, sein Herbarium dem kais. botanischen Mu- seum; warum nicht auch letzteres der z. b. Gesellschaft, wer weiss es, im Willen hatte er es wenigstens gehabt nach seinen Aeusserungen in früherer Zeit. — — Charles Darwin wurde von der Akademie der Wissen- schaften in Wien zu ihrem auswärt. korresp. Mitgliede gewählt. Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 8. Dezember 1870 legte Professor Dr. Goeppert ein bei Landeck gefundenes monströses Exemplar von Carlina acaulis vor, welches drei Blüthenköpfe, zwei seitliche klei- nere fast normal gebildete, und einen terminalen, sattelförmig in die Länge gezogenen, ähnlich der bandförmigen Stengelbildung, entwickelt hatte. Hierauf ferner eine pflanzengeographische Karte Norwegens von Professor Dr. Schübeler. Sie ist nicht weniger als 8 Fuss hoch und 7 Fuss breit, und liefert nach den besten vorhandenen Messungen die Umrisse des ganzen Landes mit seinen Binnengewässern und bekanntlich#so ausserordentlich zerrissenen Küsten und Fjords, die in ihrer ganzen Erstreckung von der Südspitze vom 58° bis zum Nord- kap überall von einem wahren Heere von grossen und kleinen Inseln eingefasst werden. Die grosse Fläche der Karte gestattet nun dem Herrn Verfasser, in das genaueste Detail des Vorkommens und der Verbreitungsgrenzen der einzelnen Arten einzugehen, deren Namen, an 340, an den betreffenden Punkten überall eingetragen sind. Beim Vergleiche der Flora der Küstengegenden mit der in gleicher Breite liegenden Flora des Innern des Landes oder des benachbarten Schwe- dens erstaunt man über das unerwartete Vorkommen und Gedeihen sämmtlicher Kulturpflanzen, wenn man sich nicht alsogleich des an diesen Küsten dahinströmenden Golfstromes erinnerte, welcher sie von der äussersten Härte des nordischen Winters bewahrt. Unsere Karte veranschaulicht unter andern die Zusammensetzung der Wälder, welche hier aus Kiefern, Fichten und Birken bestehen und ihre äusserste nördlichste Grenze, die Verbreitung der Kulturpflanzen (Borstorfer Aepfel reifen noch unter dem 68°, Mandeln unter 599 7°, selbst echte Kasta- nien unter 590 54‘, Wallnüsse 63° 5’ etc.), die sich auf die zahlrei- chen, von Schübeler schon früher veröffentlichten höchst werthvollen Beobachtungen beziehen, die Nordgrenzen der zahlreichen deutschen Pflanzen der Ebene und der Alpen, welche letzteren sich hier mit den arktischen vermischen und den grössten Theil der Polarflora beider Hemisphären bilden. Von den 500 Phanerogamen, welche die Polarflora enthält, können bekanntlich nur etwa 200 als ihr eigenthümlich zuge- sprochen werden. — Dr. W. G. Schneider beschreibt zwei neue in 183 Schlesien gefundene Arten aus der Familie der Uredineen und zwar: 1. Uromyces Prunellae n. sp. auf Prunella vulgaris mit seinen drei Generalionsformen (Uromyces, Aecidium, Uredo). 2. Puccinia caulin- cola n. sp. auf Thymus Serpyllum von Dr. Schröter bei Sibyllenort und von Lehrer Gerhardt bei Liegnitz gefunden. Ferner, legte der- selbe eine Anzahl für Schlesien neuer Arten und Formen aus der Familie der Peronosporeen vor, welche im J. 1870 gefunden worden sind. — Um das Andenken ihres langjährigen Sekretärs, des am 12. März 1868 verstorbenen Schulrath Professor Dr. Wimmer, dessen Flora von Schlesien für die botanische Erforschung der Provinz Grund legend gewesen ist, dankbar zu ehren, beschliesst die Sektion, die Errichtung eines Denkmals auf seinem Grabe in die Hand zu nehmen und für diesen Zweck die Freunde und Schüler Wimmer's, so wie insbeson- dere die Botaniker Schlesiens zu Beiträgen aufzufordern. F. Cohn, Sekretär der botan. Sektion. — Die 9. Jahresversammlung des preussischen botanischen Vereins fand am 30. Mai in Königsberg statt. Im Auditorium des königl. botanischen Gartens eröffnete der Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Caspary die Sitzung mit einem Rückblick auf das letzte Vereinsjahr, welchem die Debatte über den im v. J. gefassten Be- schluss: „die Mittel zur botanischen Durchforschung der Provinz zu gewähren“, folgte. Es wurde beschlossen: 1. mit dem Kreise Heilsberg zu beginnen; 2. dem Konrektor Seydler-Brauns- berg die Durchforschung des gedachten Kreises zu übertragen; 3. ein Exemplar der gesammelten Pflanzen dem Herbar des hiesigen botani- schen Gartens und ein zweites dem Herbar der naturforschenden Gesell- schaft in Danzig zu überweisen, und 4. jedem Mitgliede gegen Zahlung von 3 Thlrn. eine Centurie zu überlassen. — Caspary rief sodann dem verstorbenen Dr. Ohlert ehrende Worte der Anerkennung nach. — Apotheker Hildebrand regt die Frage an: „Wie schützt man Herbarien gegen Insekten?“ Caspari theilt mit, dass Pilze und Weiden durch Quecksilbersublimatlösung nicht genügend geschützt werden; Apotheker Helm empfiehlt Blechkasten, in welche Benzin oder Aether zu tröpfeln sei, — Dr. Böttcher das Naphthalin und Dr. Baenitz die streng riechende Archangelica als Anziehungsmittel frei in die Pflanzenschränke zu legen und, nachdem die Larven des Anobium sich in denselben zahlreich entwickelt haben, zu vernichten. — Apotheker Wais hat eine Arbeit eingesandt, nach welcher die Frosi- risse der Bäume mit Steinkohlentheer zu bestreichen wären. Caspary und Richter empfehlen dagegen schwedischen Theer. — Seydler spricht über neue Fundorte der Oryza clandestina Al. Br., — welche auch Prof. Caspary bei Gumbinnen oft und zahlreich beobachtet hat, — und legt eine Form des Chrysanthemum Leucanthemum L. mit verkürztem Strahl und zwei für die Provinz neue Flechten vor (Um- bilicaria eylindrica L.: Liebstadt und Platysma nivale L.: Rossen). — Richter zeigt einen Pilz (Physoderma Pini) welcher die Weymuths- kiefer befällt. — Nach der Pause erfolgt die Rechnungslegung durch Apotheker Naumann. Das Vermögen des Vereins beträgt 1000 Thlr. 184 — Da das Pfingstfest so viele thätige Mitglieder des Vereins hindert, die Versammlungen zu besuchen, so wird einstimmig der erste Sonn- tag im Oktober als Versammlungstag angenommen; der nächste fällt auf den 1. Oktober d. J.; der Verein tagt in Insterburg. — Hierauf spricht Dr. Baenitz über seltene und kritische Pflanzen der Provinz und legt Aspidium Thelypteris Sw. v. Rogaetzianum Bolle, Lamium intermedium Fr., Pulsatilla patens>< Jacobaea Uechtr. ined. ergeben, die im Ganzen die Tracht und die Köpfchenbildung des S. erraticus mit der Blattform des S. Jacobaea vereinigt; ich habe nur zweimal vereinzelte Exemplare unter zahl- reichen der Stammeltern beobachtet. Nachlesenswerth ist hinsichtlich dieser Arten ein auch in anderer Hinsicht vortrefflicher Aufsatz Kör- nicke's (2. Beitrag zur Flora der Provinz Preussen in den Abhandl. der Königsberger phys.-ökon. Gesellschaft). Filago germanica L. Mit Recht trennt Kerner in seiner Flora des mittleren und östlichen Ungarns F. apiculata G. E. Smith (F. Iu- tescens Jordan) von F. canescens Jordan*). Ausser durch die abweichende Färbung des Blatt- und Stengelfilzes und die Blattform, die bei F. canescens wie der Filz mehr an F. arvensis erinnert, unterscheiden sich auch beide noch dadurch, dass bei F. canescens die Hüllblättchen zwar mit leicht löslichem spinnwebigem Filze umgeben, aber selbst kahl sind, während sie bei F. apiculata mit bleibendem schwachem Filze bekleidet sind. Die Granne der Hüllblättchen ist bei F. canescens stets ungefärbt, bei F. apiculata gewöhnlich röthlich überlaufen, was zumal in der Jugend stark hervortritt. Ich habe zahl- reiche Exemplare beider Pflanzen, die schon Wahlenberg (Fl. car- pat.), wie viele seiner Zeitgenossen richtig getrennt, aus den ver- schiedensten Gegenden verglichen, und sie durchaus konstant gefunden. Jordan’s Abbildungen (in den Observat. Fragm. 3.) sind wenig naturgetreu, namentlich gibt das Bild des F. canescens den Habitus der Art recht herzlich schlecht wieder, dagegen sind seine freilich gewaltig schwülstigen Beschreibungen im Ganzen gut. In Ungarn scheint, wie auch aus Kerner’s Angaben hervorgeht, die F. apiculata weit seltener; wenigstens gehörten noch alle von mir gesehenen Exemplare zu F. canescens, die auch im Westen Europas die herr- schende ist, wesshalb die Engländer für diese die alte Bezeichnung F. germanica beibehielten. In Schlesien ist umgekehrt F. apiculata bei weitem die gemeinere; ich habe sie ausser aus vielen Gegenden Deutschlands noch aus Schonen, Mähren, Südtirol, Böhmen, Belgien, Frankreich, der südl. Schweiz und aus Savoyen, also vorzüglich aus Mitteleuropa, gesehen. F. canescens lag mir in zahlreichen Exem- plaren vor aus Schonen, Dänemark (Jüttland), Schottland, Belgien, Frank- reich, der Schweiz, äus den meisten Gegenden Deutschlands und Oester- reichs, aus Savoyen, Italien, Istrien, Griechenland und von Konstantinopel. In Europa scheint somit diese die verbreiletere; aus dem westlichen Asien (Syrien, Grusien) und aus Nordamerika (Virginien, Pennsylvanien etc.) habe ich sie ausschliesslich gesehen. — Von beiden wohl ver- schieden ist die vielleicht noch im südlichen Ungarn mit Erfolg zu *) Der vonKerner vorangestellte Name F. germanica L. ist aber besser ganz zu beseitigen; aus Linne’s Diagnose ıst nicht zu ersehen, welche von beiden Pflanzen er gemeint und überhaupt auch nicht, ob er beide Formen gekannt hat. 191 suchende F. spathulata Presl. (F. Jussiaei Coss. et Germ.; Gna- phalium pyramidatum W. herb.!), eine namentlich im Süden verbrei- tete Pflanze, von der ich Exemplare aus England, Frankreich, Süd- spanien, Sizilien, Rumelien, Kleinasien und Persien verglichen. Im Gebiete der deutschen Flora ist diese weit seltener als die beiden übrigen; beobachtet wurde sie im Rheingebiet (hier, namentlich in der Pfalz nicht selten), in Thüringen (Kösen! Merseburg!), in Südtirol (am Gardasee häufig!!) und bei Triest!! (Forisetzung folgt.) 0b Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceeu-Formen der Flora Tridentina. Von A. Val de Lievre. 4. Thalictrum aquilegifolium L. Diese durch ihre Früchte und Stipellen sogleich auffallende Art ist in der kurzen Koch’schen Diagnose so scharf begrenzt, dass eine Verwechslung mit ihren ein- heimischen Geschlechtsverwandten nicht möglich ist. Neben der Bestän- digkeit dieser charakteristischen Merkmale ist das Blattorgan den meisten Veränderungen unterworfen. Besonders ist es die Gestalt der Blättchen, die von der eilörmigen durch die rundliche zur verkehrt-eiförmigen wird, an der Basis herzförmig, abgerundet, keilig, am Rande selten sanzrandig, gewöhnlich am oberen Rande gekerbt, gezähnt, gelappt. Mehrere oder alle diese Abänderungen finden sich bisweilen an der- selben Pflanze, an demselben Blatte. Unter dem unverkennbaren Ein- flusse des Standortes entwickeln sich 3 habituell verschiedene Formen. Im Allgemeinen findet sich die Pflanze in der Voralpen- und Alpen- Region, und sie steigt nur seltener in das mitllere Gebirge herab (Monte Roen, Bondon auf Kalk, 3—5000°), blüht im Juni, frucht- reife im August. In ihrer üppigsten Entwichlung traf ich diese Pflanze in einer gegen Norden offenen muldenförmigen Vertiefung hart unter der gegen Süden aufstrebenden Felsenkuppe des 4660‘ hohen Col de Castion, eines bei Sct. Anna abdachenden nordwestlichen Auslüufers des Bondon, wo sie in grosser Anzahl in dicht geschlossener Gruppe in Gesellschaft von Convallaria verticillata fast jeden anderen Pflanzenwuchs ver- drängte. Der gerade aufrechte, dicke, schwachgerillte, grüne Stengel, die genäherten, weitabstehenden, nach oben an Grösse abnehmenden 51%—3”/, lang, 81%, —5'/g“ breit); 3zählig 3—4lach gefiederten Blätter mit breiten flachen (4° —4‘langen), weissen Blattstielen und den oben hellgrünen, unten bläulichen (12—10‘“ langen, 10—6“‘ breiten) Blättchen, endlich der gedrängte gross und reichblüthige, hell- lilafarbige flache Doldentraubenformirende Blüthenstrauss, also im All- gemeinen, ein Vorherrschen der Breitendimensionen, verkündet den 192 Einfluss der Alpenregion, und da sie sich hier ungestört von äusseren Hindernissen entfallen konnte und dadurch zur Alleinherrscherin ihres kleinen Reiches wurde, so kann diese Form, (forma alpina) zugleich als ihre normale gelten. (Nach Fruchtexemplaren im Herb. Loss auch auf dem M. Peller in Val di Non (Kalk, 5000‘). Eines derselben zeigt eine merkwürdige Auflösung der 3spaltigen Fiederblättchen in vollkommen 3zählige mit elliptischlanzettlichen ganzrandigen Blättchen. Im Gegensatze dazu steht ihr Auftreten in der subalpinen Strauch- region. Hier ist ihre Existenz keine so ruhige. In Konkurrenz mit den kräftigeren Sträuchern kann sie sich nicht zu geschlossenen Gruppen bilden. Nur vereinzelt, zerstreut vermag sie den Kampf siegreich zu bestehen, wo es ihr gelang im raschen Wuchse durch das Astgewirre ihrer Gegner durchzudringen und sich zur freien Entfaltung ihrer Blüthen- und Fruchtorgane zu erheben; daher der schlanke, bogige, hohe, armblättrige Stengel, die kleineren. weniger abstehenden Blätter mit mehr in die Länge gezogenen, um die Hälfte kleineren (6‘ lan- gen, 4° breiten) Blättchen, mit stärker hervortretenden Nerven, endlich der Blüthenstrauss, dessen unterste Aesten oft schon aus der Achsel der obersten Stengelblätter entspringen, und von den oberenAesten ziemlich entfernt sind, wodurch er eine unregelmässig längliche Gestalt bekommt. Im Allgemeinen ist also hier die Längendimension vorherrschend. Dort, wo die Pflanze das Niveau der sie umgebenden Strauchvegetation überschreitet, erhält der obere Theil des Stengels, die obere Seite der Blattstiele nebst den Kelchblättchen, in Folge ungestörter Einwir- kung der Sonne einen violetten oder purpurnen Anflug, welcher sich auch den Fiederblättchen mittheilt, die dadurch eine eigenthümlich dunkelgrüne, mit dem Elfenbeinweiss der Unterseite der Blatt- und Blättchenstiele und der Nerven grell kontrastirende Färbung erlangen. Dies mag jene Form sein, welche in Hausmann’s Flora (II. Ba. S. 1394) als var. ß atropurpureum, auf dem Bondon vorkommend, nach Leybold angegeben wird. Zwar findet sich an unserer Pflanze keine Spur von schwarz-purpurner Färbung, wie ich solche von Apenninen- Exemplaren, wo die ganze Pflanze damit überzogen war, in ausge- zeichneter Weise gesehen habe. Indessen mag dies Wirkung der intensiveren italienischen Sonne sein. Im Uebrigen fand ich zwischen diesen und den Bondon-Exemplaren keinen wesentlichen Unterschied, und Bertoloni selbst führt das T. atropurpureum Jacq. nicht einmal als Varietät, sondern einfach als Synonym des T. aquilegifolium auf. Und in der That ein Mehr oder Weniger in der Ausdehnung oler Intensität eines purpurnen Anfluges kann wohl kaum einen Formen- unterschied begründen. Dieser liegt hier auch viel mehr in der habituellen Verschiedenheit, und da diese durch die Existenzbedingungen in der subalpinen Strauchvegetation hervorgerufen ist, möchte ich sie lieber forma subalpina nennen. Kommt auch bei Pozze di Stenico (Kalk, 4000‘) vor. (Herb. Loss.) Noch liegen mir ein Paar von meinem Freunde Loss mitgetheilte Frucht-Exemplare vor, welche deutlich den Einfluss eines schattigen Standortes auf magerem steinigen Boden bekunden. Sie wurden im August 1867 in der Felsenschlucht von 193 J. Romedio (Val di Non, Kalk, über 2000‘) gefunden und zeichnen sich durch einen dünnen schlanken Stengel, sehr lange und dünne Blattstiele, fast haardünne Blättchen- und Blüthenstiele, ziemlich breite, im Umrisse rundliche, 3lappige und mehrfach rundlich gekerbte Blätt- chen, und mit Ausnahme der bläulichen Unterseite der Blättchen, blassgrüne Färbung der ganzen Pflanze, endlich durch eine arm- blüthige Rispe aus. Sollte es sich hier nicht um eine bloss zufällige Abänderung einiger vom Monte Roen herabgeschwemmten Exem- plare, sondern um eine typische Standortsform handeln, so würde ich sie forma umbrosa nennen. Durch die Einsicht in das Loss’sche Herbar fand ich letztere Ansicht bestätigt, indem sich in demselben noch mehrere Blüthen- und Fruchtexemplare von demselben Standorte vorfinden, die im Wesentlichen ganz übereinstimmen, nur zeigt die Oberfläche der Blättchen ein helleres Grün, und einen Uebergang der rundlichen Blättchenform in die verkehrt-eiförmige. In demselben Herbar liegen von dem erwähnten Standorte alle Pozze di Stenico neben der forma subalpina, welche jener vom Bondon ganz gleicht, auch noch Exemplare, deren Tracht auf einen freieren und feuchteren Standort deutet. Sie bilden einen Uebergang zwischen der forma subalpina und alpina, unterscheiden sich von ersterer durch die doppelte Grösse aller Theile, den gerade aufrechten Stengel, und den grösstentheils fehlenden Purpuranflug. Besonders auffallend sind die langen Staubfäden, nochmal so lang als bei anderen Formen. Der Blüthenstrauss ist unr egelmässig und armblüthie, hat übri- gens die langen haardünnen Blüthenstiele der forma umbrosa. Die geringe Anzahl der Exemplare lässt keinen Schluss auf die Bestän- digkeit dieser Form zu und schliesst die Möglichkeit einer vorüber- gehenden zufälligen Abänderung nicht aus. 5. Thalictrum foetidum L. Exemplare im Loss’schen Herbar von Valcava, von Felsen bei Fondo und von feuchten Plätzen im Tovo bei Stenico (auf Kalk, 3—4000°) entsprechen der Koch’schen Diagnose. Die Blättchenform ist zwar an derselben Pflanze sehr veränderlich, im Ganzen ist aber die verkehrt-eiförmige, 3spaltige und stumpfge- zähnte, richtiger gekerbte Form vorherrschend, ihre Grösse ist ebenso veränderlich, sie varüirt von 11%, —5' Länge und 11/,—4‘‘ Breite. Die Exemplare von den erstgenannten mageren Standorten gehören zu den kleinblättrigen, während sich von dem auf der Etiquette als feucht bezeichneten Standorte bei Stenico kräftigere und grossblättri- gere Exemplare finden. Im Allgemeinen weichen die hiesigen von den Peggauer Exemplaren aus Steiermark durch weniger ausgebreitete Blätter mit näher aneinandergerückten Fiedern und Fiederchen, eine dunklere Färbung der Blattoberfläche, dichtere abstehend flaumige Behaarung fast aller Theile, weniger schlanke Stä ngel, dickere Blait-, Blättchen- und Blüthenstiele ab. Ich ersuche nachstehende in Nr. 6 beim Abdrucke des ersten Theiles meiner Beiträge wahrgenommene Fehler berichtigen zu wollen: 194 Ss. 115 Z. 26 v. oben statt: und lies: mit ALL Fa 2 EA EB „ letzterer ‘„ letzteren „aan: SIR, „ auch srieraiß ae az „ Pietropiana „ Pietrapiana HE Ay „ Margaeid „ Margreid „417 „ 2, unten „ Chiagna „ Chiogna „4118 „11 „oben „ Nonsperger „ Nonsberger SPD - Chegal „ Chegul. Trient, am 4. Juni 1871. Altdeutsche mythische Pflanzennamen. Von Dr. Fr. W. Lorinser. Nicht nur die hauptsächliehsten altgermanischen Feste haben sich, in christliche Formen eingehüllt, bis in unsere Tage erhalten, nicht nur die Nameu unserer Wochentage erinnern uns an die Gottheiten unserer heidnischen Stammväter, sondern insbesondere die Namen vieler deutschen Pflanzen sind es, welche in Verbindung mit dem noch hie und da bestehenden altherkömmlichen Gebrauche derselben und dem an sie geknüpften Aberglauben deutlich Zeugniss abgeben für die alt- germanische Götterlehre. Es ist nicht zu verkennen, dass man es bei der Verbreitung des Christenthums als eine Hauptaufgabe betrachtete, alle Spuren des alten heidnischen Götterdienstes zu vernichten, und so wurden denn auch viele Pflanzennamen, die an die alten Gottheiten erinnerten, durch neue christliche Namen ersetzt, oder es wurden neue Namen dafür erfunden, welche die den Göttern geweihten Pflanzen mit dem Begriffe des Bösen, Gemeinen oder Thörichten umgeben sollten. Wir finden daher oft die Namen der alten Götter oder Göttinnen einerseits auf christliche Heilige, insbesondere die h. Maria übertragen, anderer- seits aber in die Namen: Teufel, Hund, Wolf, Narr verwandelt. Doch haben sich trotzdem hie und da die alten Namen, wenn auch oft verderbt und verunstaltet, sammt den uralten heidnischen Gebräuchen erhalten, oder es hat sich der alte Aberglaube an die Zauberkräfte der den Göttern geweihten Pflanzen fortgepflanzt und diese Kräuter bei allmäligem Erblassen der alten Göttersage wenigstens noch im Allgemeinen als dämonische bezeichnet. Eine grosse Anzahl von Pflanzen trug früher oder trägt noch heute den Namen altgermanischer Gottheiten. An Odin (Wodan) den Gott des Himmels erinnern: Odinskopf, Inula, Alant, wegen seiner der Sonne ähnlichen Blüthen so genannt, verscheucht den Alp, \verhütet Zauber und Behe- xung und schützt vor Gewittern. Wodanshart oder Godesbarl, Sempervirum tectorum, die 195 Hauswurz ; diese Pflanze war eigentlich dem Donnergotte Donar ge- weiht und hiess auch Donnerbart; dem Hause, auf welchem sie wuchs, konnte weder Blitz noch Donner schaden. Wodanskraut, Heliotropium, Sonnenwende, dem Wodan ge- weiht, weil sie sich immer nach der Sonne wende (am Unterrhein heisst sie noch immer Godeskraut). Sie macht unsichtbar und bildet einen Bestandtheil der Hexensalben. Wuotansbeere, Vaccinium oxyecoccos, die Moosbeere, führt in der Schweiz noch gegenwärtig diesen Namen. Von Frigga, der weisen Gemahlin Odins, welche die Sprache der Thiere und Pflanzen verstand, erhielten die folgenden Pflanzen den Namen: Die Hagrose, Rosa canina, welche am Niederrhein noch immer Friggadorn heisst. Die von Insektenstichen entstehenden moosar- tigen Auswüchse derselben nannte man Schlafkunze, einen solchen legte Odin unter das Haupt der Brunhilde, damit sie entschlief. Diese Rose heisst auch Schlafdorn. Der lateinische Name Rosa canina (Hunds- rose) scheint absichtlich von den Verbreitern des Christenthums er- funden zu sein, um die Hagrose verächtlich zu machen, im Volke hat das Wort „Hundsrose“ niemals Anklang gefunden. Eine Orchideengattung — Gymnadenia — führte nach Grimm's Mythologie den Namen Friggagras, ebenso hiess das niedliche Pflänz- chen Sonnenthau (Drosera) (weil es die Thautropfen länger als andere Pflanzen hält) Friggathau, und wenn ein Jüger diese Pflanze bei sich trug, so verfehlte er nie sein Ziel. Dem gewaltigen und gefürchteten Donnergotte Thor (Donar) verdankten sehr viele Pflanzen ihren Namen. Der Eisen- oder Sturmhut, Aconitum hiess Thorshut, von den Hexen zu ihrer Salbe benützt. Die Mistel Viscum hiess Donarbesen, sie war früher ein be- rühmtes Zauberkraut, welches selbst auf dem entlaubten Baume im grössten Froste grün bleibt und daher allen Einflüssen Trotz bietet. Alle Pflanzen, Thiere und Steine hatten dem Odin einen Eid leisten müssen, dem geliebten Gotte Balder nicht zu schaden, nur die Mistel war im Laubwerk verborgen übersehen worden. Der tückische Loki wusste diess, und als sich die Götter damit belustigten, auf den un- verwundbaren Balder Pfeile und Speere zu werfen, nahm Loki den Mistelzweig, gab ihn dem blinden Hödur, richtete dessen Hand, und als dieser warf, fiel Balder todt zu Boden. Die Mistel hat übrigens ihren poetischen Nimbus heutzutage ganz eingebüsst, man gebraucht sie jetzt nur noch zu Fliegen- und Vogelleim. Die stachelige Mannsstreu (Eryngium), welche in älteren Zeiten von den Frauen unter das Leintuch ihrer Männer gestreut worden sein soll, damit sich diese nicht allzusehr — dem Schlafe ergeben — kiess Donardistel, der zeitig im Frühlinge blühende Lerchensporn (Corydalis) hiess Donarfluch oder Donnerflug; diese Pflanze soll vor dem Donner so erschrecken, dass sie ihre Blüthen fallen lässt. Der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) hiess Donarkraul, 196 welcher Name später in Alpkraut (von Elfen) Drachenkraut und end- lich in Kunigundkraut verwandelt wurde. Die dem Donar geweihte Gundelrebe (Glechoma) führte auch den Namen Donnerrebe oder Gundram, sie schützte vor allem Zauber ; wenn man am Walpurgistiag einen Kranz von Gundram aufsetzt, er- kennt man alle Hexen. Der Stechapfel (Datura Stramonium), dessen Samen zu Räu- cherungen, um Hexen zu verscheuchen, benützt wurde, hiess auch Donnerkugel — gegenwärtig Dorrenapfel, Teufelsapfel. Die wildwachsende Wald- und Karthäusernelie wurde Donner- nelke, die Alpenrose, welche den Blitz anziehen soll, wurde Donner- rose genannt. Die Osterluzei (Aristolochia Clematitis) hiess Donnerwurz oder Fobwurz, der dem Donar geweihte Tragant (Astragalus) hiess Wirbelkraut, vielleicht wegen des dem Donner vorhergehenden Wir- belwindes; es war eine jener geheiligten Kräuter, die in die festliche Flamme der Osterfeuer geworfen wurden. Von dem milden, sanftmüthigen Gotte Balder, dem liebenswür- digen Sohne Odins — hatte eine Kamillenart (Anthemis Cotula) den Namen Balder's Augenbraue bekommen, ebenso scheint der Name Baldrian, der von den Kräutlern später als Valeriana latinisirt wurde, auf Gott Balder zu deuten; die Göttin Hertha trug, wenn sie auf ihrem mit Hopfenranken gezäumten Edelhirsche ritt, einen Baldrian- stengel als Gerte, und da diese Pflanze auch von dem mythischen Schmiede Wieland zu Heilungen benützt wurde, führte sie auch den Namen Wielandswurz. An die schönste und tugendhafteste Liebesgöltin Freya erinnert das bekannte Farrenkraut Freyashaar — jeizi Frauenhaar genannt. Dieses Kraut konnte jeden Zauber zerstören, wesshalb es auch Wider- tan (Entgegenthun) geheissen wurde; weil es auch die Kraft der Verjüngung und der Bewahrung der Jugend besass, flocht man es in den Brautkranz. Das Knabenkraut (Orchis) führte nach derselben Göttin, die um den entfernten Gemahl goldene Thränen vergoss, den Namen Freyas- ihräne und deutete auf trauernde Liebe; mit der Verbreitung des Christenthums wurde diese Benennung auf die h. Maria übertragen, man nannte die Pflanze: Marienthräne oder Unserfrauenthräne. Zu Ehren des Schlachtengottes Tyr wurde der Sturmhut (Aco- nıtum) Tyrshelm — genannt, ein Name, der später in Mönchs- kappen oder Narrenkappen verwandelt wurde. Auch das wohlriechende Veilchen (Viola odorata) war dem Tyr geweiht und hiess Tyrsviole; da der Schlachtengott Tyr als römischer Mars aufgefasst wurde, übersetzte man es in’s Lateinische mit Viola Martis, woraus dann wieder die naive deutsche Ueber- selzung Märzenveilchen hervorging. Ob der Tyrlizbaum (Cornus mas), der in Oesterreich Dirndl- baum genannt wird, auf Gott Tyr zu beziehen ist, bleibt zweifelhaft. Nach dem tückischen und boshaften Gotte Loki wurde früher 197 der betäubende Taumellolch (Lolium temulentum) Loke's Hafer ge- nannt; viel länger hat sich der Name Gauchhafer erhalten. Der Göttin des Lichtes Ostara war der Steinklee (Melilotus) ge- weiht, und desshalb heisst es noch gegenwärtig Frauenschüchlein. Krünze aus dessen Blüthen gewunden wurden in die Osterfeuer geworfen. An den dümonischen Riesen Forniot erinnert die in dem angel- sächsischen Medizinalbuche vorkommende Forniotes folme — d. i. Forniot’s Hand, welches wahrscheinlich das gefleckte Knabenkraut (Orchis maculata) sein dürfte, das einen kandför mig getheilten Wur- zelknollen besitzt und später den Namen Christushand (Palma Christi) erhalten hat. | Auch die gelbe Trollblume (Trollius europaeus) und die weisse Trollblume (Ranunculus aconitifolius) erinnert durch ihren Namen (Troll bedeutet einen Riesen oder Zauberer) an die altger- manische Göttersage. Die genannten Pflanzen galten als Zauberkr äuter, die letztere wurde im Angelsächsise hen Sator läde (d. i. Saturni tae- dium) genannt. Die Wielandswurz (Baldrian, Valeriana) und die Wielands- beere (Seidelbast, Daphne) erhalten das Andenken an den nordischen Helden Wieland, den wnübertrefflichen Meister aller Schmiede, den sein Vater auf der Schulter durch das Meer zu kunstreich schmie- denden Zwergen in die Lehre getragen hatte, und der, — mit einer Schwanenjungfrau vermäblt, seine Kunst so vortrefflich verstand, dass er, an den Fusssehnen gelähmt, sich ein Flügelkeid schmiedete und durch die Lüfte entfloh. Beide genannten Kräuter haben schon im grauen Alterthume eine Rolle in der Heilkunde gespielt und scheinen von dem heilkun- digen Schmiede angewendet worden zu sein. Der Seidelbast hiess auch Ziolant Getzt "noch Zielant) und scheint dem Gotte Zio (Tyr) gewidmet gewesen zu sein; auch die blasenziehende Kraft der innern Rinde dieses Strauches ist sicher schon bekannt gewesen, denn das Wort lant (von linta) deutet auf Bast. Die Tollkirsche (Atropa Belladonna) führte den Namen Wal- kyrenbeere (am Niederrhein jetzt noch Walkerbeere) zur Erinne- rung an die Wallkyren, jene göttlichen Jungfrauen, welche auf der W alstatt die eefallenen Helden auswählen (küren) um sie nach Walhalla zu geleiten und ihnen dort den Becher zu kredenzen; die Pflanze heisst auch Schlafbeere und Teufelsbeere. Sehr zahlreich sind die Pflanzen, welche durch ihre Namen an die verschiedenen dämonischen Wesen, (Elben, Elfen, Alben. Bitze, Hexen, Gauche, Truden) der alten Germanen erinnern, und in der Regel als Zauberkräuter gebäuchlich waren. Beispiele davon sind: Das Alpkraut (Eupatorium cannabinum, Wasserdost) war ein Schutzmittel gegen den Blitz. Die Alpranke (Bittersüss, Solanum dulcamara) wurde den Kin- dern als Mittel gegen Verzauberung in die Wiege gelegt. 198 Der Alpstrauch oder Elfenstrauch (Prunus Padus, Elexen) vertreibt ebenfalls die Hexen und Unholden; wer unsichtbar werden will, muss ein Kreuz von Elfenholz besitzen, um die Anfechtungen des Teufels abzuhalten. Der Strauch heisst auch Trudenbaum. Die Alpruthe (Yiscum, Mistel) galt als Werkzeug des Bösen und wurde zu geheimen Künsten und Zauberreien gebraucht; mit der Mistel konnte man Schlösser sprengen, aber auch Diebe fest- bannen; weil sie auf Bäumen nistet, nannte man sie den Mahr (Alp) der Bäume und glaubte, sie wüchse nur auf jenen Aesten, auf denen die Nachtmahr geritten sei. Der Elfenhandschuh (Aguilegia Aglei) hilft gegen das Nestel- knüpfen und gegen die Unfruchtbarkeit der Frauen. Der Elfenhut (Digetalis, Fingerhut). Die Blüthen, welche von den Elfen statt des Hutes getragen wurden, stehen mit der Geister- welt in Verbindung und grüssen jedes vorüberkommende überirdische Wesen, so dass sich dann der ganze Stengel beugt. Der Elfenrauch (Fumaria, Erdrauch) wurde von Hexen und Zauberern benützt, um sich unsichtbar zu machen oder um die Geister der Verstorbenen herbeizurufen; wenn ihn ein Mädchen beim Jäten findet und in's Mieder steckt, begegnet ihr auf dem Heimwege der künftige Bräutigam. Die Else (Erle, Alnus) ein Gespensterbaum, in dessen Zweigen der Erlkönig und seine Töchter sitzen. Die Götter hauchten der- Erle Leben ein und daraus entstand das Weib, sowie aus der Esche der Mann. Der Elsebeerbaum (Sorbus torminalis) hatte die Kraft den Wellenzauber zu brechen und die Stürme zu mildern; mit seinen Blättern wurde der verwundete Bock des Donnergottes geheilt. Der Wermuth (Artemisia Absynthium) führt auch den Namen Elsen oder Eltz, hilft gegen das Beschreien der Kinder, gegen den Alp und gehört zu den neunerlei Zauberkräutern, welche noch heut zu Tage hier und da in ein Büschel gebunden am Tage Maria Him- melfahrt (15. August) in der Kirche geweiht zu werden pflegen. Eine Art von Gänsefuss (Chenopodium) heisst guter Heinrich, weil dessen Blätter den Gänsefüssen ähnlich sind, und weil mehrere der Kobolde, die sich gern Heinrich oder Heinz nannten, ebenfalls Gänsefässe hatten. Die Pflanze ist ein Hexenkraut, welches den Aus- satz vertreibt. Es gibt übrigens auch einen bösen Heinrich (Orobanche, Sommerwurz), einen grossen Heinrich (Inula Helenium, Alant) und einen. stolzen Heinrich (Echium vulgare gem. Natterkopf). Der Gauchheil (Anagallis) vertreibt, im Vorhofe aufgehängt, Gauch und Gespenster und stillt das aus der Ader fliessende Blut. Der Gauchklee (Oxalis, Sauerklee) schützt gegen Liebesiränke und wurde zum Feien der Waffen benützt. Das Gauchbrod (Tragopogon, Bocksbart) und die Gauchblume (Cardamine pratensis, Wiesenschaumkraut) haben ihren Namen von dem weissen Schaume, der biswelen an ihren Stengeln klebt, und der von einem Gäuche herrührt. % 199 Die Rauschbeere (Empetrum nigrum) heisst auch Hexenbeere, das Bilsenkraut (Hyosciamus niger) Hexenkraut. Letzteres war ein berühmtes Zaubermittel; die Hexen tranken den Absud dieser Gilt- pflanze und bekamen dann jene Träume, für die sie gefoltert und hingerichtet wurden; auch zur Hexensalbe, zum Wettermachen und Geisterbeschwören wurde der Bilsen verwendet. Der Name Bilsen soll von dem celtischen Sonnengotte Biel herstammen. Die Pflanze heisst auch Teufelsauge. Das Frühlingsfeuerröschen (Adonis vernalis) führt den Namen Bitzwurz, der Bärlapp (Lycopodium clavatum) heisst auch Truden- fuss. Beide waren wohl ohne Zweifel auch als Zauberkräuter im Gebrauche. Der Kreuzenzian (Gentiana eruciata) wurde allgemein mit dem Namen Madelgar bezeichnet und erinnert dadurch an den mit drei Händen und vier Ellbogen begabten Helden Heimo, dessen Vater Ma- delger geheissen hat. Madelger heisst auch der Sohn einer Meer minne, welche im Berge Elsab& über Zwerge herrscht. Er war selbst Zwerg und seines Zeichens ein (vielleicht heilkundiger) Schmied. Die Pflanze spielte eine grosse Rolle als Heilmittel und Zauber insbesondere bei Liebestränken., Madelger ist aller Wurzel ein Eer.“ Die Binse (Seirpus) führte im Norden den Namen Juelhalm, weil bei dem mitten im Winter gefallenen Juelfeste, wobei dem Son- nengotte ein Eber geopfert werden musste, die Gemächer mit Binsen bestreut wurden. Die Elfen reiten auf Binsenstengeln, die durch die Berührung ihrer Hand in kleine, muntere Pferde verwandelt werden, sowohl auf der Erde äls in der Luft. Auf die Binsenspitze ist bis- weilen ein Teufel gebannt. Das mit goldgelben Blüthen sich schmückende Hartheu (Hype- ricum) wurde bei dem grossen Feste der Sommersonnenwende, auf welches jetzt der Johannistag verlegt ist, zum Schmuck der Götter- bilder, Altäre und Opferthiere verwendet. Die Verehrung der Sonne wurde hauptsächlich durch angezündete Feuer zum Ausdrucke ge- bracht, und darin haben auch die in späterer Zeit gebräuchlichen Jo- hannisfeuer ihren Grund. Die Pflanze aber heisst desshalb auch Johan- niskraut. Der um die Johannisfeuer tanzte, musste einen Kranz von Hartheu — die s. g. Jokanniskrone tragen. Das Kraut galt als ein treffliches Mittel gegen Zauberei und den Teufel, daher es auch Jage- teufel genannt wird. Der Saft dieser Pflanze wurde den Hexen ein- gegeben, damit sie bei der Tortur die Wahrheit sagen und die Gewalt des Teufels in den Gefolterten vernichtet werde. ———— — 200 Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLV. 903. Anthemis ruthenica M.B. — (A. Neilreichü Ortm.) — Auf den mit Stipa bestockten Sandhügeln und Sandflächen, insbesondere aber in Gesellschaft annueller Bromus-Arten auf wüstem und bebau- tem Boden bei Gran und Ofen, auf der Csepelinsel und sehr häufig auf der Kecskemeter Landhöhe von Waitzen über R. Palota, Pest, Soroksar, Steinbruch, Monor, Pilis nach Also Dabas. Gemein in den Sand- gegenden des Heveser Komitates. Am Saume des Bihariagebirges bei dem Felixbade bei Grosswardein. — Tert. diluv. und alluv. Sandboden. 90—120 Meter. 904. Anthemis arvensis L. — Auf bebautem Lande. Im Gebiete seltener als die vorhergehende Art. Näna, Gran, Waitzen, Pest, Ofen, Grosswardein, Belenyes. — Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90—500 Meter. 905. Anthemis Cotula L. — Auf bebautem Lande, an Wegen und auf Schuttplätzen in den Dörfern. Gyöngyös, Paräd, Csäny, Muszla, Gyärmat, Pomäsz, Ofen, Pest, Nyir Bätor, Balkäny, Majieny, Debreezin, Grosswardein. — Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90—500 Met. 906. Matricaria inodora L. — Auf bebautem Lande, in Strassen- gräben; auf Schuttplätzen in der Nähe bewohnter Orte und an Fluss- ufern im Niederlande und in den tiefer gelegenen Thälern des Berg- landes sehr verbreitet und oft massenhaft auftretend. Gyüngyös, Al- mäs, Csäny, Näna, Gran, S. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Waitzen, Pest, Csepelinsel, Cinkota, Szt. Märton Käta, Jasz Apäti, Heves, Egyek, T. Ujlak, Szolnok, Szegedin, Ujvaros, Teglas, Debreezin, Majteny, Grosswardein, Buteni. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—380 Meter. 907. Matricaria Chamomilla L. — Auf austrocknendem Schlamme an Flussufern und vorzüglich auf den im Frühlinge inundirten oder durch Grundwasser durchfeuchteten Geländen, welche später austrocknen und dann Salze auswittern; hier oft in grosser Menge und gesellig mit Lepidium-Arten weite Strecken als Massenvegetation bedeckend; seltener auch auf bebautem Lande, an Wegen und auf Schutthaufen in den Dörfern. Gran, Waitzen, Sct. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Ret Szilas, Csepelinsel, Pest, Monor, Pilis, Abony, Czegled, Tapio Szelle, Szolnok, Török Szt. Miklos, Kisujszälläs, Hortobägy, Grosswar- dein, Buteny. Diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75— 300 Meter. 908. Doronicum cordatum (W ulf.) — (D. cordifolium Sternb. — D. Pardalianches Kit. Itin. der Biharer Reise, nicht L.) — In Buchen- wäldern, auf,den Terrassen schattiger feuchter Felsenabstürze und auf 201 berieselten Geröllhalden. Im Bihariagebirge in der zerrissenen Rand- zone des Batrinaplateaus zwischen Rezbänya und Petrosa häufig, zu- mal auf der Sirbina und Pietra muncelului, im Valea seca, auf dem Carligata und auf siebenbürgischer Seite im Valea Odincutia und an den feuchten Wänden der Doline, durch welche man in die Eishöhle bei Scarisiöra gelangt. — Im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 820—1265 Met. 909. Doronicum austriacum Jacq. — In dem Gestäude der Waldränder, Bachufer und felsigen Schluchten, seltener im Grunde schatliger Hochwälder. Im Bihariagebirge im Petrosaerzuge in den Schluchten unter dem Gipfel des Bohodei; im Rezbänyaerzuge auf der Cucurbeta, Gaina, Tomnatecu, Vervul Biharii, Margine, Scirbina und abwärts in die Gräben und Thäler dieses Bergzuges auf siebenbürgi- scher Seite bis Distidiul und Vidra und auf ungarischer Seite bis in das Poienathal, Werksthal und Valea mare bei Rezbanya; auf dem Batrinaplateau im Valea Isbucu im Quellengebiete der Szamos und in den Fichtenurwäldern in der Umgebung des Kessels Ponora im Quellen- gebiete des Galbinabaches und diesem Bache entlang bis Petrosa. Auf dem Vasköher Plateau auf dem Veryul ceresilor, und in der Plesiugruppe auf der Bratcoea ober Monesa. — Sienit, Porphyrit, Schiefer, Sand- stein, seltener auf -Kalk. 330—1770 Meter. 910. Doronicum hungaricum Reichb. fill. — (D. plantagineum Kit., Sadler und der anderen älteren ungar. Floristen, nicht L.) — Auf Bergwiesen und an grasigen Plätzen im Grunde lichter Hoch- und Niederwälder. Im mittelung. Berglande auf dem Agärdi bei Erlau; in der Matra nächst dem Sästö bei Solymos und bei Gyöngyös; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlö und Set. Andrae; auf dem Dobogokö zwischen Dömös und P. Szt. Kereszt, bei Dorogh, M. Ein- siedel, nächst dem Leopoldifelde und auf dem Schwabenbergplateau bei Ofen und insbesondere häufig im Kamerwalde bei Promontor; in der Vertesgruppe auf dem Rücken des Gerecse zwischen Gran und Totis, auf dem Meleghegy bei Nadäp. In der Stuhlweissenburger Nie- derung bei Vajta. Fehlt ebenso wie die beiden früher aufgezählten Doronicum-Arten auf der Kecskemeter und Debrecziner Landhöhe und in der Tiefebene, ist dagegen wieder häufig am Saume des Biharia- gebirges nächst dem Felixbade und Bischofbade, am Köbänyaberg und im Wolfswalde bei Grosswardein und bei Szekelhid im “Nord- Biharer Komitate. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150 — 6320 Meter. 911. Arnica montana L: — Auf Wiesen, insbesondere auf den mit Nardus bestockten Bergwiesen im Bihariagebirge. Im Petrosaer- zuge auf dem Rücken des Vervul britiei, Cornul muntilor und Bohodei; im Rezbänyaerzuge auf dem Kamme, welcher die Cucurbeta mit dem Vervul Biharii verbindet, namentlich in der Umgebung des Sattels La Jocu und im Valea Cepilor, in grosser Menge auf dem Vöertopu an der Nordseite des Rezbänyaerzuges an dem Saumwege, welcher von Valea seca nach Negra führt; auf dem Batrinaplateau in der Umge- bung der Eishöhle bei Scarisiöra, auf der Varasoea, auf den Höhen Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1871. 15 202 ober dem Valea Isbucu und häufig auf der Tataro&ea zwischen Petrosa und Rezbänya. — Auf Porphyrit, Schiefer, Sandstein und auf der lelı- migen Bodenkrume, welche sich über thonreichen Kalksteinen durch Verwitterung herausgebildet hat. 820 —1770 Meter. 912. Senecio crispus (Jacq.) — (S. rivularis [W. KPD — Am Rande kalter Bächlein im mittelung. Berglande. In der Matra im Kallo- völgy oberhalb Bene bei Gyöngyös, bei Kisküt und Pata. — Trachyt. 380—700 Met. — Wurde im Gebiete ausserhalb der Matra weder in den südlicher gelegenen Gruppen des mittelung. Berglandes noch im Bihariageb. noch im Tieflande beobachtet. — (Kit. hat diese Pflanze der Matra als Art von C. crispa Jacg. geschieden und in den Pl. rar. II. 265, t. 293 als ©. rivularis beschrieben und abgebildet. Er gründete diese Trennung vorzüglich darauf, dass C. erispa Jacg. mehr gezähnte und mitunter gekrauste Blattstiele, C. rivularis aus der Matra dagegen ganzrandige oder doch nur wenig gezähnte Stiele der unteren Stengelblätter besitzen soll. Die unteren Stengelblätter der von Vrabelyi in der Matra gesammelten und mir freundlichst mitgetheilten Exemplare zeigen aber zum grössten Theile breitgeflü- gelte, grobgezähnte und theilweise auch gekrauste Blattstiele, und Exem- plare, welche zugleich breiter und schmäler geflügelte, ganzrandige, weniggezähnte, reichlich gezähnte und gekrauste Blattstiele zeigen, sind sowohl in der Matra wie in den nordöstlichen Alpen und auf dem Plateau des böhmisch-mährischen Gebirges keine Seltenheit. ©. ri- vularis W. K. ist daher jedenfalls als Syn. zu (€. crispa Jacg. zu ziehen. Kit. bemerkte auch nachträglich selbst in den Add. S. 85 bei C. rivularis: „An est ©. crispa.“) 913. Senecio alpester [Hoppe (1806)], $S. crassifolius [Kit. (1814)] nicht Willd., S. ovirensis [Koch (1823)], S. alpester DC. Prodr. VI. (1837). — An steinigen Plätzen im Grunde lichter Wälder. Im Bihariageb. in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus auf den Bergen zwischen Rezbänya, Valea seca und Petrosa, namentlich auf der. Stanesa, Pietra muncelului und Tataroea häufig. — Im Ge- biete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 950-1300 Meter. — (Dass die von Kit. in Add. 85 auf dem Vilägos in der Matra angegebene „C. integrifolia* hierher gehöre, wie Neilr. in Aufz. 116 annimmt, halte ich für unrichtig, und ich glaube vielmehr, dass C. integrifolia Kit. Add. 85 auf im Schatten ausgewachsene üppige Exemplare der folgenden Art zu beziehen sei, welche habituell der C. alpestris nicht unähnlich schen und auf den Bergen der Matra an den Rändern der Wälder nicht selten vorkommen. Dass Kitaibel unter „EC. integri- folia* die C. campestris Retz. verstanden habe, wird auch aus dessen Bemerkungen in dem Itin. der Croat. Reise S. 99 sehr wahrscheinlich. Mit ©. integrifolia Kit, Itin. d. Marmar. Reise, die „in pratis fertilibus ad Poroszlö“ angegeben wird, kann wohl auch nur die folgende Art, nämlich C, integrifolia L. var. — Ü. campestris Retz. gemeint sein.) 914. Senecio integrifolius [L. Sp. pl. ed. I. 1243 (1763) als var.] — S. integrifolius pratensis [Jacgq. Fl. austr. U, t. 171 (1774)] — S. campester ‚[Retz. (1779)] — Auf Wiesen und auf grasigen sonni- 203 gen Plätzen in lichten Wäldern, seltener auch an schattigen Wald- rändern. Im mittelung. Berglande auf dem Värhegy bei Szarvaskö nächst Erlau; in der Matra auf dem Vilägos, auf der Veronkaret bei Gyöngyös und auf dem Nagy Gälya bei Solymos; in der Pilisgruppe auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf dem Kopäszhegy und auf dem Plateau des Schwabenberges. In der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer; auf der Csepelinsel bei Kodäny. Auf der Kecskemeter Land- höhe häufig auf den mit Pollinia und Stipa bestockten Grasfluren bei R. Palota, P. Szt. Mihäly, längs dem Rakosbache bei Pest und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. In der Tiefebene bei Poroszlö. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 90— 700 Meter. 915. Senecio paludosus L. — Auf sumpfigen staudenreichen Wiesen, zwischen Röhricht und Weidengebüsch und im sumpfigen Grunde der Eschenwälder in der Niederung. Im Inundationsgebiete der Donau in der Nähe der Granmündung bei Parkäny und auf der Cse- pelinsel bei Ujfälu; auf der Kecskemeter Landh. bei Waitzen, R. Pa- lota, Pest, Säri und Also Nemethi. In der Stuhlweissenburger Niede- rung bei Stuhlweissenburg; in der Tiefebene bei Szegedin. Am Rande der Debrecziner Landh. in den Eeseder Sümpfen. Nach Kit. auch in Jazygien und auf den Ebenen des Heveser, Bekeser und Biharer Komitates. — Diluv. und alluv. Sandboden. 75—300 Met. 916. Senecio Sadleri Lang. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art im Inundationsgebiete der Theiss bei Szolnok. — Alluv. sandiger Lehmboden. 75—95 Met. 917. Senecio Doria L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen zwischen niederem Gebüsch in Auen. In den Thalweitungen des mittel- ungar. Berglandes und im Stromgelände der Donau bei Csenke, Gran, Waitzen, Sct. Andrae, Krotendorf, nächst der Pulvermühle bei Alt- ofen, bei Budaörs, auf der Schiffswerftinsel, Margaretheninsel und Csepelinsel. In der Stuhlweissenburger Niederung bei Nagy Läng und zwischen Alap und Szt. Ivany. Auf der Kecskem. Landh. bei Pest und Eeser; im Tagiogebiete bei Szt. Märton Käta und bei Jäszbereny. — Diluv. und alluv. Sandboden. 95—250 Meter. 918. Senecio fluviatilis Wallr. in Linnaea XIV. 646 (1840) — [S. salicetorum Godr. Fl. Lor. II. 11 (1843)] S. saracenicus Koch, Reichenb. et pl. auct. — Im Gestäude der Auen im Inundations- gebiete der Donau; auf der Csepelinsel bei Ujfälu. — Alluv. Sand- boden. 95 Meter. ed 22 — Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgskette. Von P. Gabriel Strobl, (Fortsetzung.) IV. Florenunterschied der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgskette von 5000° aufwärts. Nach Stur *) besteht der Boden aus Kalk-, Kiesel- und Thon- erde, welche in der unteren Region des Zertrümmerten, gleichmässig miteinander vermischt, in der oberen Region des Felsigen aber von- einander gesondert sind. Betrachten wir nun unsere zwei Partien, welche offenbar in der Region des Felsigen gemacht wurden, so müssen wir erkennen, dass der Anflug auf der Seekahrspilz fast nur auf Glimmerschiefer, also auf Thon- und Kieselerde, die auf das Windfeld aber auf Kalk, also auf Kalkerde vor sich ging, dass aber der letzte Theil der Partie, welcher grösstentheils aus Quarz oder quarzreichem Glimmerschiefer bestand, vorzüglich in das Gebiet der Kieselerde, weniger in das der Thon- oder Kalkerde zu rechnen ist. Demgemäss war aber auch die Flora bedeutend verschieden, und wir brauchen nur obige Daten aufmerksam durchzugehen, um zur Ueberzeu- gung zu gelangen, dass auch die Pflanzen sich in drei Gruppen sonderten, welche den drei Gesteinsarten entsprachen. Allerdings mochten durch die jährlichen Schneeabrutschungen durch Lavinen, Stürme und Ge- wässer die Erden und dem zu Folge die Pflanzen etwas durcheinander gebracht worden sein, wesshalb besonders die tiefer liegenden Alpen- triften eine mehr gemischte Flora besassen, im Ganzen stimmte aber doch der Charakter auch der Triften mit dem des Steingebirges überein, welches sich über ihnen erhob, wie in der That selbst die Wirths- wiese und noch viel tiefer liegende Abhänge vorwiegend mit Kalk- pflanzen sich bekleidet hatten, während die Triften links ob dem Tauernhause grösstentheils mit der geschilderten Seekahr-Flora iden- tisch waren. Wenn man daher auf Kalkalpentriften- auch Schiefer-, auf Schieferalpentriften aber auch Kalkpflanzen findet, so darf man desshalb nicht gleich die Pflanze für eine bodenvage erklären, sondern man wird bei genauerer Untersuchung oft finden, dass das Terrain einen Anflug der betreffenden Erde besitzt, oder dass eine fremd- arlige Einlagerung vorliegt, durch welche Umstände die Unterlage eine völlig gemischte wurde, oder geradezu der gegentheiligen Ge- steinsart angehört; so erklärt sich z. B. das Vorkommen der Arabis coerulea Hnk. auf dem Kalkplateau des steinernen Meeres nach Kerner durch ein Substrat von gelblich rothem Thone und Quarz- körnern — also Kiesel und Thonerde, — ähnlich das von Sibbadia *) Sitzungsberichte der math.-naturwissenschaftlichen Klasse der k. Aka- demie der Wissenschaft. 4856 und 1857. 205 procumbens L. im sogenannten Tegel des Hochkahr (Kerner), so das von Alchemilla fissa und Juncus Jaequinü im Kreuzkahr des Kalbling. Man darf also nicht wie Decandolle in seiner „Pflanzen— geographie“, die Verschiedenartigkeit der geognostischen "Unterlage für ein unter geordnetes Moment ansehen, sonder n muss mit Sendtner, Stur und Kerner sie ausserordentlich betonen und als gewisser- massen in Kausalnexus mit der Verschiedenartigkeit der Pflanzen stehend, oder besser, wie Bedingendes zum Bedingtem betrachten. Untersuchen wir nun näher, welche Pflanzen auf Kalk, und welche auf Schiefer sich finden, so werden wir eine grossartige Ueberein- stimmung der aus gleichem Felsen bestehenden Gebirge finden; ich sehe hier vom Radstädter-Tauern speziell ab, ebenso auch von der dritten Gruppe der quarzreichen Gesteine, da sie doch nur eine Modi- fikation des Schiefercharakters ist, und betrachte in Parallele mitein- ander die beiden Höhenzüge der Kalk- und Tauernberge, soweit sie dem Flussgebiete der Enns in Steiermark angehören. In der ersten Rubrik sind die Pflanzen verzeichnet, welche bloss auf Kalk, also auf den nördlichen Kalkgebir gen: *Dachstein (9490‘) *Kamspitze (6570) Gross-Tragel (6833) Grimming (7432), Hochwölbling (7300‘), Thor- stein (7631°), Bosruck (5943) *Pyrgas (7088‘), Scheiblstein (6932), Natterriegl (65429), *Kalbline (7083), Buchstein (7020), *Hochthom (7200°), *Hund (ca 6000), Damischbachthurm (6425), sowie auf den Kalkeinlagerungen der Zentralkette: am *Windfeld, Gumpeneck, im *Sunk etc. cefunden wurden. — Die zweite Rubrik enthält die Pflanzen, welche bloss auf Urgestein, also auf den ee *Seekahr- spitz (7840), *Hochgolling (9047%), Hochwildstelle (8676°), Plimitz- zinken (6662‘), “Kessel (ca. 7500°), Knallstein (8207), "S hafkahrl- spitz (ca. 7500‘), *Tuchmakegel (ca. 7400°), *Hochhorn (7611 )» *Hohen- wart (7455‘), ®Hochschwung” (6550°), *Steinamandl (6454°), *Hochhaide (ca. 7300‘), *Bösenstein (7731), Griesstein (7378), *Kettenthalalm (6000), sowie auf den Schiefereinlagerungen der Kalkkette gefunden wurden ; die dritte Rubrik endlich ‘enthält die beiden Gesteinsarten gemeinsamen und zwar die mit K bezeichneten solche, die häufig auf Kalk, selten aber auf Urfels, natürlich mit Ausnahme von Urkalk, die mit U bezeichneten solche, die häufig auf Urgestein, selten aber auf Kalk, und die zeichenlosen endlich solche, die auf beiden gleich häufig, oder gleich selten gefunden wurden. Der Buchstabe N gibt dass die Pflanze fast ausnahmslos nur von 5000‘ aufwärts oder Ran höher sich findet, die aber, welchen er fehlt, wurden auch tiefer herab häufig gesammelt oder haben dort ihren gewöhnlichen Standort. Die mit * bezeichneten Berge wurden auch von mir, die übri- gen vorzüglich von M. Ange lis und Stur bestiegen, welche auch nebst Hatzi, Gassner, "Sommerauer, Simoni, meinem mir gleichnamigen Onkel und andere viele der mit * bezeichneten besucht hatten. 206 Kalk. Urfals excl. Urkalk.| Kalk und Urfels. Thalictrum alpinum A\Thalict. aquilegifol. L. Anemone narcissifl. A T: minus L. Pulsatilla Burseriana Scp. Pulsatilla alba Lob el.| Anemone baldensis L. A Ranunc. rutaefolius A R. glacialis A Ranunculus alpestr.L. K Ranune. hybrid. Bir. AIR. crenatus WK. A |R. aconitifolius L. R. montanus L. Trollius europaeus L. K Aconitum NapellusD od. Lob. Aconitumtauricum WIf.| Aconit. Lycoctonum L. A. Cammarum Jcq. |A. Koelleanum Rchb. A Papaver pyrenaicum v.|Papaver aurantiacum albiflorum A Lois. A P. Burseri Crantz. Arabis alpina L. Arabis ciliata A Br. A. Halleri L. A. pumila Jcq. A Arabis bellidifolia Jcq. A. coerulea Hnk. A Cardamine alpina Wild. A Cardamine pratensis L. Dentaria enneaphyllos|C. resedifolia L. Petrocallis pyrenaicaR.|Erysimum strietum Fl. Br. 4 d.W.A Draba aizoides A Draba Zahlbruckneri Hst. A D. stellata Jeq. A |D. Johannis Hst. A D.tomentosa Whlg. AD. frigida Saut. A KernerasaswatilisRchb.|D. fladnitzensis WIf. A Thlaspi alpinum Jcegq. T. rotundifolium Gd. A Biscutella laevigata Hutchinsia alpina R.|Hutchinsia brevicaulis Helianthemum oelandi- Br. A Hpp. A cum Whlg. AK Aethionema sazxatile Parnassia palustris L. R. Br. Helianthemum vulgare Grtn.ö. grandiflorum Kch. Viola luteaSm y. gran-\Viola biflora L. Polygala amara Jeq.| diflora Vill. A y. alpestris Koch. |Dianthus glacialis Gypsophila repensL. R Dianthus alpinus L. A Hnk. A Silene inflata Sm. y.\Silene Pumilio WIf. A Silene inflata Sm. v. alpına Kceh. genuina (= vesicaria Schrad.) Kalk. S. acaulis L. A S. quadrifida L. Siebera cherlerioides Schrd. A Alsine austriaca MK. A Moehringia polygonoi- des MK. A Cerastium ovatum Hpp. Linum alpinum L. Anthyllis ulneraria L. Trifolium caespitosum Rch. A Urfels excl. Urkalk. S. excapa All. A S. rupestris L. Arenaria biflera L. A \Cherleria sedoides L. A 207 Kalk und Urfels. Saginasazxatilis Wimm. Alsine Gerardi Wlld. Ay, Stellaria cerastoides |Arenaria multicaulis L. 4 WIE. AK Cerastium alpinum L. A |Cerast. latifolium L. K Ü. arvense L. £. stric- tum Hnk. Geranium silvaticum L. Trifolium pratense L. v. nivale Sieb. T. badium Schrb. U C. lanatum Lam. A Trifolium pallescens Schrb. A Phaca australis L. A|Phaca frigida L. U A Ph. astragalina DC. A Oxytropis campestris DE. Oxytropıs montana 0. triflora Hpp. A DC. A Hippocrepis comosa L. Hedysarum obscurum L. A Dryas octopetala L. Geum rivale L. G. montanum L. Potentilla aurea L. (Potent. frig. Vill. AJ?|P. alpestris Hall. fil. AU Geum reptans L. A Rubus sacatilis L. Pot. minima Klb. A SibbaldiaprocumbensL.\P. Clusiana Jeq. K A Alchemilla pubescens |Alchemilla vulgaris L. MB. A v. subsericea. Alchemilla alpina L. AA. fissa Schum. Cotoneaster tomentosa Cotoneaster vulgaris Indl. Enel 4 Sorbus Chamaemespi- Epilobium trigonum lus Crtz. Schk. K E. origanifolium Lam. E. alpinum L. A. U Montia rivularis Gmel. |Calkitriche vern. Kützg. Sedum villosum L. A|Rhodiola rosea L. A S. annuum L. Sedum atratumL. AK S. repens L. A Sempervivum Wulfenü Hpp. A S. Funkü Braun A S. montanum L. A Herniaria alpina Vill. A 208 Kalk. Urfels excel. Urkalk.| Kalk und Urfels. S. arachnoideum L. Sazifraga mutata L. Sazifr. Aizoon Jacq. AK S. Burseriana L. S. caesia L. A Saxifraga Rudolphiana H. A S. biflora All. A S. oppositifolia L. A U S. Kochü Horng. A S. aspera L. S. bryoides L. A S. aizoides L. S. stellaris L. S. stenopetala God. A|S. muscoid. v. moschata wi. 4A S. muscoides WIf. A S. androsaceaL. A S. Hieracifolia W.K. A|S. rotundifolia L. S. sedoides L. A Athamanta cretensis L. Meum athamanticum Jegq. A Heracleum austriac. L. Laserpitium latifo- kium L. Chaerophyllum hirsut. L. f. roseum. Lonicera alpigena L. Galium lucidum All. A G. baldense Spreng. A G. helveticum W eig. A Valeriana montana L. V. Saxatilis L. V. supina L. A V. elongata Jeq. A Adenostyles alpina Bl. und F Petasites niveus Bmg. Erigeron alpinus L. v. glabratus. Meum Mutell.Grt. AU Gaya simplex Gd. AU Imperator. Ostruthium L..0 Heracleum asper. Kch. Caeroph.Villar. Kch. A Pleurosp. austr. Hffm. Lonicera coerulea L. Galium silvestre Poll. v. alpestre K Scabiosa lucida Vill. K Valeriana tripteris L. V. celtica L. A Adenostyles albifr. Rech. Homogyne alpina Cass. H.discolor Cass. K Aster alpinus L. A Erigeron Villarsii Bll. A|Bellidiastrum Michelü Cass. K Erigeron alpinus L. v. hirsutus. E. uniflorusL. A U Sohdago V.a.v. alpe- | stris W.K Kalk. Achillea Clavenae L. A A. atrata Kch. A A. Clusiana Tsch. A Chrysanthemum coro- nopifolium V ill. und var. ceratophylloides All. Aronicum Clusü Keh. s. glabrescens A A. scorpioides Kch. A Senecio abrotanifolius L. A S. Doronicum L. A Cirsium carmiolicum Scp. A Carduus defloratus L. Saussurea discolor DC. A S. pygmaea Spr. A Centaurea montana L. Aposeris foetida Less. Leontodon Taraxaci Lois. A L. hastilis L. v. mus Kch. A L. hast. v. lucidus Hpp. L. incanus Schrank. opi- Crepis alpestr. Tsch. A ©. Jaquini Tsch. A. C.succisaefoliaTsch. A C. blattarioides Vill. A 209 Urfels exel. Urkalk.| Kalk und Urfels. Gnaphal. norvegieum Gun. U G. Hoppeanum Keh. A G. supinum L. A G. Leontopod L. A U G. dioicum L. G. carpath. Whlg. AU Artemisia Mutellina vill. A A. spicata WIf. A Achillea moschata Wit. :A Chrysanthem. Leucan-| Arnica montanaL. U them. ß. atrat. Kch. AlDoronicum austr. Jeq. C. alpinum L. A Cineraria erispa Jeq. Aronicum Clusü Kch. A|C. alpestris Hpp. Senecio rupestr.W.K. K S. subalpinus Keh. Senecio carniolicus WIb. A Cirsium paueiflorum Spr. C. heterophyllum All.\Cirsium spinosissimum C. CerviniKch. = spi-| Scop. A U nossissimo-hetero- \Carduus Person. Jeq. phyllum Näg. A. Saussurea alpinaDC. A Leontod. pyren. Gon. A L. hastilis L. v. alpinus. Hypochoeris uniflora Vill. A Willemetia apargioi- des Lss. Tarazxacum off. v. alpi- num (Hpp.) A Mulgedium alpin. Lss. |Crepis aurea (ss. A C. paludosa Mnch. (Crepis grandiflora Tsch 472 210 Kalk. Urfels excel. Urkalk.]| Kalk und Urfels. Soyeria hyoseridifolia \Hieracium angustifol. |Hieracium Auricula L. Keh. A Hpp. A Hierac. porrifolium 1. H. aurantiacum L. H. bupleuroides Gmel. A H. glabratum Hpp. AH. dentatum Hpp. A |H. villosum L. K A H. bifidum Kit. (Alpen-|H. albidum Vill. A |H. amplexicaule L. form von murorum H. alpinum L. UA L.) A H. prenanthoides \ill. Phyteuma pauciflorum L. A P. confusum Kerner A|Phyteuma orbieul.L. K P. hemisphaericumL. A|Ph. spicatum L. P. Michelii Bert.ß.scor- zonerif. Vill. Campanula pulla L. A Campanula pusilla Hnk. Campanula alpina L. A\C. Scheuchzeri \Vill. C. barbatal. U 'Vaccinium Myrtill.L. U V. uliginosum L. U V. Vitis IdaeaL. U_ Arctostachylos uva Arctostaphylos alp.L. A ursi L. Erica carnea L. Calluna vulgar. Sal. U Rhododendron hirs. L.|Rhododendron ferrugi- Azalea procumbens L. neum L. UA R. Chamaecistus L. Pyrola minor L. Swertia perennis L. |Gentiana pannonica Scp. A Gentiana frigida Hk. A|@. punctataL. U A Gentiana acaulis L. |@. excisa Prsl. G. bavarica L. A G. verna L. u. ß. alata NIr. G. brachyphylla Will. A G. pumila Jeq. A (@. prostata Hnk. A?),@. nivalisL. AK G. nana WIE. A G. obtusifolia Wlld. Myosotis variabilis Ang.|Myos. alpestr. Schm. A Eritrichium nanum Schrd. A Linaria alpina Mill. K | Veronic. ChamaedrysL. Veronica bellidioides |V. aphyllaL. A K 274 IV. sawatilisL. K Tozzia alpina ‘L. V. alpinaL. U Kalk. Pedicularis Jacquini Kch. A P. foliosa L. A Euphrasia salisbur- gensis Fh. Calamintha alpina Lam. Betonica Alopecuros L. Androsacea helvetica Gd. A A. Hausmannii Levyb. A A. ChamaejasmeHst. A A. lactea L. A Primula elatior Jcq. P. Auricula L. P. Clusiana Tsch. Cortusa Matthioli L. Soldanella minima Hpp. A GlobularianudicaulisL. G. cordifolia L. Euphorbia pilosa L. y. trichocarpa. Salıx glabra Scp. S. Jacquiniana Wlld. A Orchis ustulata L. Urfels exel. Urkalk. Pedieularis asplenifo- lia H. A P. versicolor Whl. Androsacea glacialis Hpp. A Prim. glutinosa WIf. A Oxyria digyna Cmp. A Empetrum nigrum L. A 211 Kalk und Urfels. P. Portenschlagü St. A\Pedic. incarnataL. K P.recutitaL. A. A P.rosea WI. AK P. verticillataL. A Rhinanth.alpin.Bmg. K Bartsia alpinaL. A Euphrasia offieinalis L. E. v.minima Schleich A Thymus Serpyllum L. Stachys alpinaL. K Ajuga pyramidal. L. U Pinguicula alpina L. K Andros. obtusif. All. A P. Flörkeana Schr. A\Primula minima L. A Soldanella alpinaL. KA S. pusilla Bmg. U A Statice alpina Hpp. UA Rumex alpinus L. R. scutatus L. R. arifolius All. R. Acetosella L. Polygon. viviparum L. Chenop.bonus Henric.K Daphne Mezereum L. K Thesium alpinum L. K Salix hastata L. A S. Waldsteiniana Wlld. AK S. reticulata L. A S. retusaL. A. S. herbacea L. UA Alnus viridis DC. U Juniperus nana W. A Pinus Cembra L. P. Pumilio Hnk. K Kalk. Gymmadenia odoratis- sima Kch. Ophrys muscifera Hd s. Cypripedium Cal- ceolus L. Urfels exel. Urkalk. Nigritella suaveolens Kch. A Kalk und Urfels. Orchis globosa L. K O. maculata L. K Gymnad. conopseaK.Br G. albida Rich. Coelogloss. viride Hrtm. Nigritella angustifolia Kceh. A Chamaeorch.alp.Kch. A Convallaria verticill. L. Anthericum ramosumL.|Lloydia serotina Sal. A| Lilium Martagon L. Gagea lutea L. Gagea minima Schult. Allium Vietorialis L. A| Allium Schoenoprasum|Veratrum album L. A. fallax Schult. Juncus Hostü Tsch. A Luzula glabrata Hpp. A Carex mucronata All. Ü. ornithopodioides Hom. A. Ü. glauca Scp. v. cla- vaeformis € firma Hst. A ©. ferruginea Sep. Ü. tenuis Hst. L. ß. alpinum DC. A Juncus Jacg. Tsch. A J. castaneus Sm. A J. triglumis L. ıP. trifidus L. A Luzula spadicea DC. A IL. spicata DC. A Seirp. caespitosus L. A Eriophorum vaginat.L. E. Scheuchzeri Hpp. A Carex dioica L. A C. curvula All. A C. stellulata Good. C. leporina L. C. lagopina Whlg. A C. Persoonü Sieber. A C. vulgaris Fr. C. atrata L. v. aterri- ma Hpp. A C. irrigua Sm. A C. panicea L. ©. fuliginosa Schk. A ©. frigida All. A C. ampulacea Good. Tofieldia calyculata Whlg. K T. borealisL. KA Juncus filiformis L. U \J. alpinus Vill. ‚Luzula maxima DC. K ‚L. albidaDC.y cuprea U L. campestris DC. ö ni- gricans u. e congesta Lej. U Carex Davalliana L. U C. nigra All. A C.atratalL. AK C. capillarisL. K C. sempervirens Vill. A. C. flava L. U Anthoxanthum odora- tum L. U 'Phleum Michelü All. | + An ‚Ph. alpinum L. Kalk. Calamagrostis Halle- riana DC. v. mutica. C. montana DC, Avena sempervirens Vill. A A. alpestris Hst. A.distichophylla Vill. A A. argentea Willd. A Poa minor Gd. A P. distichophylla Gd. A Festuca ovina L. ß. al- pina — violacea Gd. A Equisetum variegatum Schl. Polystichum rigidum DC. a glandulosum A Cystopteris alpina L. K Asplenium fissumKit.A Urfels excel. Urkalk. 'Calamagrostis Halle- riana DC. Ü. tenella Hst. A 213 Kalk und Urfels. Agrostis rupestr. All. U A. alpina Sep. A Milium effusum L. Sesleria coerul. Ard. K S. mierocephala DC. A S. disticha Prs. A U Aira caespitosa L. U A. flexuosa v. montana L. U Avena versicolor Will. AU. Avena subspicata Cl. AiPoa annua L. v. supina Poa laxa Hnk. A Festuca ovina L. y. du- riuscula (Halleri All. nach Rehb. Ic.) A Schrd. P. alpina L. P. hybrida Gd. K F. nigrescens Lam. A Festuca pumilaVill. AK F. pillosa Hall. A F. varia Hnk. AU F. Scheuchzeri Gd. AK Lycopodium Selago L.|Nardus strieta L. U L. alpinum L. A Selaginella spinulosa A.B. K Botrychiumrutaefolium' Botrychium Lunaria A Br. Polystichum rigidum Sw. U ‚Ophioglossum vulgat. L.\ Aspidium Lonchitis Sw. K DC. £. eglandulos. A ‚Asplenium septentrio- nale L. ‚Allosurus erispus Brh. (Schluss folgt.) 214 Literaturberichte. „Enumeratio Cryptogamarum Italiae venetae auctore Ludo- vico Libero Barone de Hohenbühel-Heufler.*“ Viennae 1871. (Separatabdruck aus den Verhandlungen der zoolog.-botanischen Gesellschaft). Unter genauer Angabe der bezüglichen Quellen, dann der Syno- nyme, wo die besonderen Fälle es erheischten, werden angeführt an: Gefässkryptogamen 53 Arten in 22 Gattungen. Laubmoosen 2BEN®S „8 = Lebermoosen Er one > Flechten 507. m 3 - Pilzen 2A a 1 Characeen und Algen 652 „ ,„ 195 5 zusammen 1750 on 537 Mit dem Verfasser stimmen wir in dem Bedauern überein, dass, obschon das Land in allen massgebenden Verhältnissen die grüsste Mannigfaltigkeit darbietet, seine kryptogamische Flora so wenig be- kannt ist: selbstverständlich gilt diess am wenigsten von den Gefäss- kryptogamen, für welche sich im Allgemeinen auch jene interessiren, die sich nur mit Phanerogamen beschäftigen. Hierauf folgen die (Meeres-) Algen mit Ausnahme der Diatomaceen, dann die Flechten, Characeen und Lebermoose. Den letzten Platz nehmen wie gewöhnlich die Pilze ein. Oeberösterreich, welches seinem Gebietsumfange nach viel kleiner (21790 gegen 456°68 geogr. Quadratmeilen) nach der Verschieden- heit des Vorkommens viel ungünstiger bedacht ist, besitzt nach Pötsch’s Angaben an: Gefässkryptogamen 44 Arten in 15 Gattungen. Laubmoosen Brain „1008 - Lebermoosen IERTSAENTE n Flechten 521: ya Pilzen 1auR WRITE = Characeen und Algen 543 „ „ 137 5 Zuammen 2853 „692 n Nach der systematischen Aufzählung folgt eine mit dem Jahre 1566 beginnende Zusammenstellung der Bereicherungen, welche die Flora durch jeden einzelnen Forscher sowie in jedem einzelnen Jahre erfuhr: ein Index der Gattungen bildet den Schluss. Für diese Leistung ist die Wissenschaft dem Verfasser, der dazu wie wenige geeignet erscheint, da er auf dem gesammten Gebiete der Iiryptogamenkunde gleich heimisch ist, zu tiefem Danke verpflichtet. Die Wichtigkeit solcher Arbeiten, welche die nothwendige Grundlage jeder das ganze Gebiet umfassenden Flora bildet, ist zu allgemein anerkannt, als dass es nothwendig wäre, des weiteren darauf zurück- zukehren: ihr_Werth ist aber auch nach einer anderen Richtung be- gründet: der Verfasser hat sich nämlich nicht darauf beschränkt, die in der Literatur vorkommenden Namen aneinanderzureihen, sondern hat jede einzelne Angabe auch hinsichtlich ihres Werthes kritisch 215 geprüft und nur jene Arten, welche diese Prüfung mit Erfolg be- standen, aufgeführt. Bartsch. „Botanisches Exkursionsbuch für die deutsch-österreichi- schen Länder und das angrenzende Gebiet. Nach der analytischen Methode bearbeitet von Dr. Gustav Lorinser.“ 3. Auflage, durchge- sehen und ergänzt von Dr. Friedrich Wilhelm Lorinser. Wien 1871. Verlag von Karl Gerold’s Sohn. (Seiten 100 und 540). Der Vorläufer dieses Exkursionsbuches war ein von den Brü- dern Fr. und G. Lorinser verfasstes und im Jahre 1847 in Wien erschienenes „Taschenbuch der Flora Deutschlands und der Schweiz.“ Diesem folgte im Jahre 1854 das von G. Lorinser bearbeitete „Bo- tanisches Exkursionsbuch für die deutsch-österreichischen Kronländer und das angrenzende Gebiet“, und im J. 1860 dessen zweite Auflage, vermehrt durch die Flora der Grenzkomitate Ungarns. Als in jüngster Zeit sich die Nothwendigkeit einer 3. Auflage ergab, so übernahm Dr. Friedr. Lorinser, da dessen Bruder inzwischen verstorben war, die Redaktion derselben. Diese neueste Auflage blieb unverändert in der Anordnung des Inhaltes, in dem Umfange der Pflanzenformen und deren Analysen und Charakteristik; dagegen wurde sie durch Zusätze nach zwei Richtungen hin vermehrt. So findet man den analytischen Tabellen vorgedruckt einen „Versuch einer Eintheilung der Gefäss- pflanzen nach den Fruchiknoten und Eichen.“ Zu Folge dieser Ein- theilung grenzen sich die einzelnen Klassen der Mono- und Diko- Iyledonen ab, je nachdem sie einen unterständigen, einen oberständigen oder mehrere Fruchtknoten in einer Blüthe besitzen, dann je nachdem ein Fruchtknoten ein-, zwei- oder mehrfächerig erscheint, weiters je nachdem die Fächer ein- oder mehreiig sind, endlich je nachdem die Eichen mittel- oder seitenständig sich befinden. Weitere Zusätze be- treffen die deutschen Pflanzennamen, welche Lorinser einer sorg- fältigen Prüfung unterwarf und insbesondere solche ältere Namen be- rücksichtigte, die einen mythologischen Ursprung besitzen oder min- destens Beziehungen zum Götterkultus der alten Germanen andeuten. Für die Ausstattung des Werkes hat die Verlagsbuchhandlung das Möglichste gethan und ein handsames elegantes Taschenbuch zu einem verhältnissmässig sehr billigen Preise geschaffen. — — Correspondenz. Philippopel, am 5. Juli 1871. Endlich bin ich einmal im Innern der Türkei in jener Stadt, wo eine ordentliche Post, nämlich die unseres hiesigen Konsulates ist, und ich benütze ein paar freie Augenblicke, um Ihnen von meinem bis- herigen Leben und Treiben in der Türkei zu erzählen. Am 16. Mai d.J. betrat ich in Rusischuk zuerst den türkischen Boden. Ein Ausflug, den ich am selben Nachmittag mit unserem Generalkonsul an den Lomfluss machte, ergab nichts Besonderes; nur war mir interessant, 216 dass hier nicht Vesicaria microcarpa, sondern das wirkliche echte Alyssum petraeum auftritt; dem Ceratocephalus orthoceras beliebte es hier auf steilen Felsen, in Ritzen vorzukommen. Beim Hrn. Ge- neralkonsul erblickte ich zwischen anderen ausländischen Blumen zwi- schen den Fenstern ein hochaufgeschossenes, liebliches Trifolium, in dem ich sogleich das schon lange gesuchte Trifol. procerum Roch. erkannte. Ich fragte nach der Herkunft und erfuhr, dass dies Trifo- lium der Erde entsprossen sei, die man aus der Umgegend von Rust- schuk gebracht habe. Mein Suchen nach demselben war aber ver- gebens. — In der Nähe der Eisenbahn fand ich eine Stachys, die C. Koch aus der Dobrudscha beschrieben hat, deren Name mir aber jetzt nicht um ein Schloss einfiele. — Schon 2 Stunden südlich von Rust- schuk ändert sich plötzlich die Vegetation. Es beginnt Cirsium bulga- ricum aufzutreten, eine noch nicht blühende weissfilzige Centaurea mit keilförmigem Blätterschnitt ist Vertreterin der €. Scabiosa, dann kommt C. orientalis mehrere Formen, wie Salvia nutans, Linum nervosum, Ajuga Laxmanni ete., erinnern an Siebenbürgen, mit dessen Centrum die Terrainformation in Bulgarien ungemein viele Aehnlichkeit hat. Nur sind hier die Hügel mehr abgeflacht. Thesium elegans war soeben in bester Blüthe, Lophosciadium mfolium an den Blättern leicht zu erkennen. Schöne Hügelwiesen von grosser Ausdehnung wurden durchkreuzt: Mattia umbellata, Asperula debilis, Pastinaca graveo- lens, Leontodon crispus, Avena compressa, Rosa pimpineliifolia, eine feine schlanke Jurinea, Hieracium virosum, Cephalaria uralensis etc. wechselten allenthalben miteinander ab. — Endlich bekam ich ein paar Sunden vor Biela am ersten Tage noch ein Gehölz zu Gesicht, das zwei mir bisher ganz fremde Typen barg: ein Orobus, mit O0. trans- silvanicus verwandt, aber viel stärker, und durch gute Merkmale verschieden, auch viel schöner, dürfte — 0. aureus Stev. sein; die andere Pflanze ein Convolvulus noch nicht in Blüthe wird wahrschein- lich C. Scammonia sein. Sonst represenlirte das Gehölz mir Doro- nicum hungaric., Genista nervata, Helleborus odorus etc., eine ge- wöhnliche ungarische Flora. Melica pieta C. Koch sah ich darunter auch vorkommen. Einen prächtigen Eindruck hatte ich noch kurz vor Biela am Abend des 18. Mai, indem ich von Rustschuk landeinwärts aufbrach, als Kalkmergelhügel auftraten. Hier erschien auf einmal Seutellaria orientalis var., Haplophyllum Biebersteinii, ein herrliches Onosma mit orangefarbenen Blüthen; dann Achilles clypeolata, eine Genista-Art, die noch nicht blühte und mir ganz fremd ist. Bei Trnowa waren Kalkfelsformationen, wie im unteren Donauthale des Banales zu sehen. Hier war Arum italicum sehr gemein, 2 Species Oynoglossum, eine mit lichtrothen, die andere mit lichtblauen Blüthen, Symphytum ottomanum, Sesleria Heufleriana, Alyssum montanum, Cerastium moesiacum, eine Inula aus der Verwandtschaft der J. candida, eine Pflanze aus der Gruppe der Rumices, aber noch nicht blühend; viel- leicht ein Emex. — Weiter südlicher gegen Gabrowa zu trat in den Waldungen schon Orobus hirsutus tonangebend auf, vermischt mit Nasturtium lippizense thracicum Gris. Ein Crocus in Frucht, mag 217 C. dalmaticus sein. — Am 22. Mai überschritt ich den Balkan zwi- . schen Gabrowa und Schipka. Es war zwar miserables Wetter; ich sammelte aber trotzdem herrliche Dinge. Ich sah hier nahe der höchsten Erhebung Ranunculus millefoliatus in masse auftreten, fand auf einer Kalkfelslehne mit vieler Sesleria Heufleriana ver- mischt eine Iberis, die der I. serrulata nahe steht; stiess endlich auf das blos nur von mir erkannte Ornithogalum oligophyllum Clarke, dass die Blätter von Gagea lutea oder Seilla bifolia hat und dessen Blüthen nach dem Verblühen an den ganz schlaffen Stielen senkrecht herabhängen und nicht mit der Spitze nach oben gerichtet sind, wie bei allen anderen Ornithogalis. Nahe der Spitze machte sich noch Chamoepeuce afra einzeln bemerkbar. Sie wurde am Südabhange bis Schippka immer häufiger. Auch Genista lepto- philla Spach war am Südabhange unten haufig, ebenso eine Scrophu- laria. Nach Schipka begab ich mich am 23. Mai nach Kalofer, wo das Ausspähen der Haberlea eigentlich beginnen sollte. Am Wege dahin sah ich noch in der Ebene Achillea clypeolata Ranunculus psilostachys, Chamaepeuce afra, die erwähnte starre Scrophularia. Aber alle letzteren Pflanzen reichen lange nicht bis Kalofer, sondern haben noch gegen 2 Meilen früher ihre Westgrenze. Denn im ganzen Balkan vom Ka- lofer findet sich keine Spur davon und auch in der sonstigen Umge- bung von Kolofer nicht, die ich doch kreuz und quer durchstreift habe. In Kalofer hatte ich die ersten Tage immerwährenden Regen. Am 27. Mai war der erste schöne Tag und dann war es auch, wann ich die erste Haberlea antraf. Ich fand sie dann allerseits im Ka- loferer Gebirge. Frivaldszky’s Abbildung ist total falsch. Ob jene End- licher’s zutrifft, werde ich erst nach Zuhausekunft beurtheilen können. Die Blumenkrone ist 2lippig, der Kelch ebenfalls, aber minder deut- lich. Die Blume ähnelt am meisten mit gewissen Digitalis- Arten. Ich habe ein Rudiment eines 5. Staubfadens entdeckt. Die Pflanze aber habe ich in genügender Anzahl schöner Exemplare und freue mich schon, sie unter meine Freunde zu vertheilen. Auch lebend führe ich sie mit. Ich hoffe, dass sie die Reise aushält; sie scheint mir von sehr zäher Natur zu sein. In Kolofer's Umgebung fand ich auf Schritt und Tritt so viel des Interessanten, dass ich von dort kaum loskommen konnte. Ich entdeckte mehrere prachtvolle Sachen, sozusagen incom- parabiles, weil ich in Europa nicht einmal verwandte Species zum Vergleiche weiss. So z. B. eine Saxifraga, deren Rasenpölster mit denen von S. Vandelli die grösste Aehnlichkeit haben; jedoch sind die Blüthen zitronengelb, die Blumenblätter klein, von den Staubfäden um das Doppelte überragt, aufrecht. Der erste Rasen, den ich, mit meinem Säbel auf dem Rücken eines Pferdes stehend, von einer Fels- wand herabstoch, zerkratzte mein Gesicht. — Die Primula, die Gri- sebach als Varietät von P. farinosa betrachtet, und die schon von Frivaldszky ausgegeben wurde, halte ich für von P. farinosa total ver- schieden und eher für P. algida Ad. oder P. olympica. — Bei Ka- lofer fängt anch eine schöne gelbblühende Achillea, ganz die A. pecti- nata nachahmend vorzukommen an. Sie ist dann hieherzu viel häufiger 16 215 und hier geradezu gemein. Die dritte gelbblühende Achillea (die erste war A. clypeolata) meiner Reise endlich sehe ich erst von hier an auf- treten: es ist die mir aus dem Banate bekannte A. compacta. Achill. Millefolium sah ich hier nirgends. Sie wird überall durch A. erithmi- folia ersetzt. Auch A. odorata und A. nobilis treten stellenweise auf, oft alle 3 untereinander vermischt, aber stets in grosser Anzahl. In einer Balkianschlucht zwischen Kalofer und Schipka, aber viel näher zu letzterem Orte entdeckte ich ein neues wundervolles Hieracium, ebenso eine eigenthümliche Cephalaria. Beide Pflanzen blühten aber nicht, wesswegen ich in 4 Wochen zurückkehren muss. Seit 29. Mai Abends bin ich nun hier in Philippopel, das theils auf, theils zwischen ein paar Hügeln liegt, die ringsum weit und breit von einer einzigen Ebene umgeben sind. Den westlich gelegenen, von der Stadt !/, Stunde weiter fand ich über und über mit lauter interessanten und seltenen Pflanzen bedeckt. Auch ist es ein günstiger Zufall, dass kein Vieh darauf weidet. So findet man Alles im natürlichen Zustande. Daselbst sammelte ich z. B. Heliotropium turcicum Friw., dessen Unterschiede von H. Bocconi ich noch suchen muss, Anchusa stylosa, Trifolium purpureum, constantinopolitanum, (T. procerum Ro che), diffusum, hirtum, eine Genista vom Habitus eines Spartium, Gypso- phila cretica, Crucianella graeca, Onosma angustifolium, Silene com- pacta, mit S. Armeria und S. flavescens auf Felsen, aber sehr ver- einzelt vorkommend, Asparagus scaber, Opoponax hispidum, Dianthus diffusus, Osyris alba, Scabiosa triniaefolia, Centaurea salonitana, pallida, Achillea pseudopectinosa (an A. chrysocoma Friw.?), com- pacta, Onobrychis gracilis, Delphinium halteratum, Bupleurum apicu- latum, Silene exaltata, Paliurus aculeatus, Ficus Carica. Anchusa primuliflora konnte ich nur mehr in Wurzelblättern erkennen; Astra- galus physocalyx fand ich trotz mehrtägigen Suchens darnach am ganzen Hügel immer blos auf ein und denselben winzigen Fleck beschränkt und konnte im Ganzen 10 Exemplare (Stücke) zählen. Er hatte längst verblüht und auch die meist (vermuthlich vom Frost) tauben Früchte in den kirschengrossen kugelrunden Kelchen waren vertrocknet und lagen zwischen den Blättern lose umher. Ich nahm sie mit und fand auch einige samentragende Früchte, die ich auf Kultur verwenden will. — Südlich von Philippopel in der Ebene sind viele Natronstellen, die sehr an die Theissebene erinnern. Auf meinen Herumstreifungen fand ich auch mehrere specifisch ungarische Salzpflanzen; so z. B. Pholiurus pannonicus, Plantago tenuiflora, Lotus gracilis W. K.. Camphorosma ovata (stellenweise mit ©. perennis Mass., einer der €. monspeliaca nahestehenden Form. In den Sümpfen und Wassergräben, welche diese Natronstellen umgeben, waren präch- tige Exemplare von Beckmannia erucaeformis zu sehen: dazwischen Oenanthe media. In der Rhodope war ich gestern zum 1. Mal. Ich fand bei Staniwalk ebenfalls die Haberlea, dann Centaurea orientalis in bester Blüthe. Lophosciadium meifolium, in Blüthe nicht von L. Barrelieri (Ferula silvatica) zu unterscheiden, hat total andere prachtvolle Früchte, die mich ganz entzückten. Silaus carvifolius A. 219 Mey. hier den S. virescens vertretend, halte ich für verschieden von Letzteren, von dem er sich schon durch stielrunden Stengel aus- zeichnet. Nächster Tage breche ich weiter südlich an die ägäische Meeresküste auf, um von Lagos auf den Athos zu gelangen. Dann trete ich die Rückreise an. Janka. Kirchheim u. T.. Württemberg Juni 4871. Gegen frankirte Einsendung des Betrages können folgende Pflanzensammlungen von mir bezogen werden, deren Preise in Gulden und Kreuzern rheinisch und in Thalern und Silbergroschen preuss. Courant angegeben sind: Pl. Germaniae, praes. borealis, et Helvetiae Sp. et formae 200—5000. fl. 3.30—87.30 rh., Thlr. 2.0—50. pr. Ct.— Pl. alpinae Helvetiae. Sp. et f. 100—1600. fl. 3.30 — 98.0, Thlr. 2.0—56.0. — Pl. alpinae Germaniae Sp. et f. 50—580. fl. 1.45— 40.36, Thlr. 1.0—23.6. — Pl. Asiae mediae. (Mont. Ajanensium, Songariae.) Sp. 30-60. fl. 4.48—9.36, Thlr. 2.22—5.15. — C. Koch, Meyer, Sablotzky aliorumque pl. caucasicae. Sp. 20—300. fl. 2.24— 36.0, Thlr. 1.12—21.0. — Reliquiae Scovitsianae. : (Pl. Armeniae, Persiae bor., Iberiae.) Sp. 20—75. fl. 2.24—9.0, Thir. 1.12—5.8. — Balansa pl. Lasistaniae. Sp. 130. fl. 23.24, Thlr. 13.13. — Kotschy pl. Persiae borealis. Sp. 20 fl. 3.0, Thlr. 1.22. — Kotschy pl. Persiae anstralis rariores. Sp. 100—345. fl. 16.0—55.12, Thlr. 9.4—31.15. — Kotschy pl. Persiae australii vulgatiores. Sp. 20— 100. fl.2.0—10.0, Thlr. 1.5—5.22. — Balansa, Boissier alior. pl. Asiae minoris. Sp. 20—100, fl. 2—10, Thir. 1.4—5.22. — Kotschy pl. m. Tauri Ciliciae. Sp. 20—70. fl. 2.48—9.48, Thlr. 1.18—5.18. — Heldreich pl. Pamphyliae. Pisidiae, Isauriae, Sp. 189. fl. 26.0. — Thlr. 14. 26. — Kotschy pl. Aleppicae, Kurdicae, Mossulenses. Sp. 20-—-50 fl. 2.48—7—30, Thlr. 1.18—49 — No& pl. Kurdistan. Mesopotamiae, Pers. austr. Sp. 20—58. fl. 3.12—9.17, Thlr. 1.25—5.9. — Blanche et Gaillardot pl. Syriae. Sp. 20—275. fl. 2.28—32.50, Thlr. 1.12—19.8. — Blanche pl. Pa- lastinae. Sp. 15—40 fl. 1.3—2.48, Thlr. 0.18—1.18. — Schimper pl. Arabiae Petraeae (m. Sinai). Sp. 55. fl. 6.36, Thlr. 3.26. — Schimper pl. Arabiae felicis (prov. Hedschas.) Sp. 20—73 fl. 2.24— 9.22, Thlr. 1.12—5,14. — Metz pl. Indiae orientalis. (Prov. Canara, Mahratt austr., Malabar.) Sp. 50 — 550. fl. 5.0— 77.0, Thlr. 2.26 — 44.0. — Metz) pl. montium Nilagiri. Sp. 50—630. fl. 6.0—94.30, Thlr. 3.15— 53.29. — Schmid pl. m. Nilagiri. Sp. 50, fl. 6.0, Thlr. 3.15. — Perottet pl. Pondicerianae. Sp. 20—40. fl. 2.24—4.48, Thlr. 1.12 — 2,24. — Thwaites pl. zeylanicae. Sp. 20—1200,. fl. 3,36— 216.0, Thlr. 2.2—124.0. — Pl. Indicae (Assam, Javae, m. Himelaya, al. reg.) Sp. 20—170. fl. 2.24— 20.24, Thlr. 1.12—11.27. — Cuming pl. ins. Philippinarum. Die meisten bestimmt, die übrigen, mit wenigen Aus- nahmen, mit Nummern versehen. Sp. 50—640. fl. 5.0—102.24, Thlr. 2.26—58.13. — Choulette aliorumque pl. Algeriae. Sp. 20—200. fl. 2.0— 20.0, Thlr. 1.5—11.14. — Paris, aliorumque pl. boreali — afri- canae e prov. Sahel, Kabylia et e deserto Sahara, Sp. 100—400. fl. 12.0—48, Thlr. 7.0—28, — Cosson, aliorumque pl. deserti Sahara. 220 Sp. 20—45. fl. 3.0—6.45, Thlr. 1.22-—3.26. — Kralik pl. Tunetana. Sp. 25—60. fl. 3.0— 7.12, Thlr. 1,23—4.6. — Kralik et Schimper pl. Aegypti. Sp. 20—175. fl. 2.0--21.36, Thlr. 1.5—12.15. — Kotschy pl. Nubiae. Sp. 20 —40. fl. 2.0—3.36, Thlr. 1.5—2.2. — Kotschy pl. aethiopicae. Sp. 20—80. fl. 2.24—9.36, Thlr. 1.12—5.18. — Schim- per pl. Abyssinicae. Sp. 50— 1000. fl. 6—120, Thlr. 3,15—70.0. — Schimper pl. prov. abyssinicae Agow. Sp. 30—175. fl. 4.48— 28.0. Thlr. 2.22—16.0. — Cerealia abyssinica. Sp. et formae 10—45. fl. 1.10— 4.30, Thlr. 0.17—2.17. — Bourgeau et de la Perraudierre pl. ins. Canariens. Sp. 25—90. fl. 3.0 — 10.48, Thlr. 1.23—6.9. — Husnot pl. ins. 'Canariens. "Sp. '20—60.'f. 2.24 —7.92,"Thlr. A192 a0 Perrottet et Brunner pl. Senegamb. Sp. 10—50. fl. 1.24—- 7.0, Thlr. 0.24—4.0. — Ecklon, Zeyher,, Drege Krauss aliorumgne pl. capen- ses. Sp. 20—1265. fl. 2.0— 151.48, Thlr. 1.5—88.16. Ein Verzeich- niss von Sammlungen europäischer Pflanzen findet sich p. 79. Dr. R. F. Hohenacker. Personalnotizen. — Dr. Julius Milde, Professor in Breslau, welcher sich seit Mitte April aus Rücksichten für seine zerrüttete Gesundheit in Meran befand, ist daselbst am 3. Juli gestorben. — Josef Pantocsek hat eine mehrwöchentitche Bereisung des Karpathengebietes unternommen und beabsichtigt namentlich die min- der bekannten Lokalitäten desselben botanisch zu durchforschen. — Czerniaew, Professor an der Universität Charkow, ist am 5. März, 78 Jahre alt, gestorben. — Dr. W. Pfeffer hat sich als Privatdozent der Botanik an der Universität Marburg habillitirt. — William Wilson ist am 3. April in einem Alter von 72 Jah- ren zu Warrington gestorben. — Dr. Heinrich Wawra, Linienschiffsarzt, wurde von Seiner Majestät dem Kaiser in Würdigung „seiner wissenschaftlichen Lei- stungen im Fache der Botanik“ durch Verleihung des Ordens der eisernen Krone 3. Klasse ausgezeichnet, nachdem er erst unlängst für weiterwärtige wissenschaftliche Bestrebungen während der ostasiati- schen Expedition die grosse goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst erhalten hat. — ns Vereine, Anstalten, Unternehmungen. In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am 10. April übergab Dr. Const. v. Ettingshausen eine Abhand- lung über die fossile Flora von Sagor. Die Abhandlung enthält den 221 ersten Theil der Arbeit über diese reichhaltige Flora, und zwar die 'Thallophyten,, kryptogamischen Gefässpflanzen, Gymnospermen, Mono- kotyledonen und Apetalen. Von den Thallophyten ist eine Sphaeria- Art hervorzuheben, welche zur Sph. annulifera aus der fossilen Flora von Grönland in nächster Verwandtschaft steht, ferner eine Alge, welche als zur Ordnung der Florideen gehörig, und Laurentia-Arlen analog das salzige Wasser anzeigt. Sie ist die einzige Meerespflanze der fossilen Flora von Sagor. Von Gymnospermen liegen 15 Arten vor. Besonders bemerkenswerth ist das Vorkommen einer Actino- strobus-Art, welche dem australischen Elemente der Tertiärflora zufällt. Zu den häufigsten Coniferen gehört nebst dem weit verbrei- teten G/yptostrobus europeus noch die Sequoia Couttsiae, von welcher ausser Zweigbruchstücken und Zapfen auch die männ- lichen und weiblichen Blüthen fast in allen Localitäten gefunden wurden. Das genannte Geschlecht von Riesenbäumen war in der Flora von Sagor noch durch die Arten S. Langsdorfi, S. Tournalit, uud S. Sternbergü vertreten. Neu für die Flora der Tertiärperiode ist das Vorkommen von Cunninghamia. Pinus-Arten zählt Sagor sechs, von welchen fünf zur Abtheilung der Föhren und eine zu den Fichten gehört. Die Zahl der Gräser ist hier, sowie in Häring und Sotzka sehr gering. Von den übrigen Monokotyledonen sind die Na- jadeen sowohl ihrer Zahl als der merkwürdigen Formen wegen her- vorzuheben. Es finden sich zwei Potamogeton-Arten, eine Zostera-, eine Najadopsis- und eine Najadonium-Art, sämmtlich Bewohner des Süsswassers. Die Reihe der Monokotyledonen schliessen eine Pan- danus- und eine Palmen-Art. Von den Apetalen ist das Vorkommen von Casuarina-Arten zu erwähnen, von welchen eine mit der in tongrischen und aquitanischen Floren verbreiteten C. sotzkiana voll- kommen übereinstimmt, eine andere aber neu und mit der jetzt le- benden ©. guadrivalvis nahe verwandt ist. Myriaceen zählt Sagor 3 Arten, Betulaceen 6, Cupuliferen 15, Ulmaceen 4, Celtideen 2, Arto- carpeen 3, Salicineen 2, Nyagineen 1, Monimiaceen 1, Santalaceen 4, Daphnoideen 2; die Mehrzahl der Arten aber fällt den Proteaceen (21). Moreen (19). und Laurineen (18) zu. Die beiden letztgenannten Ordnungen enthalten vorwiegend tropische Formen“. — In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, am 2. Februar, sprach Geh.-Rath Göp- pert über die Frage: „wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze, zur Zeit des Gefrierens oder im Momente des Aul- thauens? Sie ist bis jetzt noch keineswegs mit Bestimmtheit entschieden. Meine zahlreichen bereits 1829/30 sowie in diesem Winter wiederholten Versuche sprechen für die Zeit des Gefrierens und Gefrorenseins, die Anderer für den Moment des Aufthauens. Gärtner fürchten bei Früh- jahrsfrösten vor allem das schnelle Aufthauen und meinen durch Ver- hinderung desselben selbst die Gefahr des vorangegangenen Erstarrens verhindern zu können. Das Verhalten der Natur, welches doch in solchen Fällen immer in Betracht zu ziehen ist, spricht nicht dafür. Was würde nur, da ja jähe Temperaturwechsel so oft vorkommen, 222 nicht schon längst aus unserer Baum- und Strauchvegetation geworden sein, wenn sie auf einen so engen Kreis der Widerstandsthäligkeit be- schränkt wäre. Um aber einen entscheidenden Beweis zu liefern, bedurfte es Pflanzen, welche schon im gefrornen Zustande die Zeichen des erfolgten Todes erkennen lassen, dergleichen man aber bisher nicht kannte, da man es ihnen in der Regel nicht ansieht, ob sie nach dem Aufthauen noch lebend sein werden oder nicht. Endlich glückte es dergleichen nachzuweisen. Nach Clamor Marquart, bestätigt von Lö wig, enthalten mehrere subtropische und tropische keinen Frost ertragende Orchideen (Calanthe veratrifolia und Phajus-Arten), Indigo, der aber bekanntlich in der lebenden Pflanze nicht als solcher, sondern nur in ungefärbtem Zustande (als Indigweiss, Indican nach Schunk) vorkommt und erst in der getödteten und dem ausgepressten Safte durch Oxydation gebildet wird. Als ich die milchweiss gefärbten Blüthen der erstgenannten gefrieren liess, wurden sieblau,und ebenso alle anderen Theile der Pflanze mit alleiniger Ausnahme der zarten Pollenmassen, und ebenso verhielten sich die grossen weiss, braun und rosenroth gefärbten Blüthen von Phajus grandifolius und die weiss, braun, und orangefarbnen Blüthen von Phajus Wallichi, eben- falls mit Ausschluss der Pollenmassen. Das Leben oder die Lebens- kraft wurde also hier schon während des Erstarrens vernichtet, in Folge dessen alsbald die chemische Wirkung, die Bildung des Indigos eintrat, folglich also der Beweis geliefert, dass die durch Frost getödteten Pflanzen schon während des Gefrierens und nicht erst während des Aufthauens sterben, also somit zur Rettung gefrorener Pfanzen durch Verlangsamung des Aufthauungsprozesses keine Hilfe zu erwarten ist. Die Un- veränderlichkeit der Pollenmasse zeigt, dass sie keinen Indigostoff enthält. Im Anschluss an obige Untersuchungen berichtete der Sekretär, Professor Cohn, über Beobachtungen, welche er mit Unterstützung des Herrn stud. phil. David im pflanzenphysiologischen Institut über das Gefrieren der Zellen von Nitella syncarpa in dem unge- wöhnlich kalten Februar 1870 angestellt. Kleine Zweige dieser Was- serpflanze wurden in einem glatten Glasschälchen unter einer Wasser- schicht von ein Paar Millimeter auf den Tisch eines im Freien aul- gestellten grossen Ploessl'schen Mikroskops gelegt, und bei einer Temperatur von — 20% C. beobachtet, während durch ein in die Wasserschicht tauchendes feines Thermometer die Temperatur des- selben bestimmt wurde. In wenigen Minuten kühlte das Wasser des Glasschälchens sich auf 0°, blieb aber auf dieser Höhe noch eine Stunde, worauf es rasch (in 24 Minuten unter — 5°) sank. Beim Beginn des Gefrierens bildeten sich am Rande und der Oberfläche der Wasserschicht durchsichtige, sägeartig gezackte Eisnadeln, die unab- Jässig wuchsen und sich durcheinanderschoben, während unter und zwischen ihnen sich das Wasser lange flüssig hielt; gleichzeitig schieden sich auch zahlreiche Luftblasen aus, erst kuglig, durch den Druck der Eiskrystalle aber allmälig in die Länge gepresst und strahlig zwischen den Eiszacken geordnet, so dass die an der Oberfläche 223 wellig gehobene Wasserschicht schliesslich völlig undurchsichtig wurde. Hierdurch wurde natürlich auch die Beobachtung der Nitellazellen während des Gefrierens äusserst erschwert, doch wurde ermittelt, dass bei 0° die im Kreis rotirende bekannte Bewegung des Proto- plasma noch sehr lebhaft ist, und dass sie bei — 2° noch, wenn auch langsam, zu erkennen war. Bei noch niederer Temperatur wurden die Nitellazellen anscheinend von den durcheinandergeschobenen Eisnadeln zusammengedrückt, zerquetscht und getödtet. Zweimal wurden jedoch Nitellen aus dem Eise von 3° aufgethaut, noch lebend und bewegt gefunden. Um den Druck der Eisnadeln zu beseitigen und zugleich das Gefrieren genauer zu beobachten, wurde am 12. Februar ein Nitellazweig ohne Wasser in ein Glasfläschchen von 5 Millim. Dicke mit parallel geschliffenen Wänden eingeführt, dessen Oeffnung durch ein feines Thermometer und einen Baumwollenpfropf sorgfältig ver- stopft, wiederum das Glasfläschcehen im Freien bei einer Temperatur von — 16° C. dergestalt auf den Mikroskoptisch gelegt, dass die Zellen durch die Wände des Fläschchens hindurch beobachtet werden konnten. Hierbei liess sich die Bewegung in der Zelle verfolgen, bis das in das Fläschchen eingeführte Thermometer — 2° zeigie; als es tiefer (zwischen — 3 und 4°) sank, gefror offenbar ein Theil des Zellinhalts, während gleichzeitig der Primordialschlauch schrumpfte und sich zu einem faltigen grünen Sack in Mitten der entblössten Zellhaut zusammenzog. In’s Zimmer gebracht, stieg die Temperatur des Fläschehens bald auf 0%, wobei der gefrorene Inhalt der Nitellazellen schmolz, der kontrahirte Primordial- schlauch sich wieder ausdehnte und die Zellhaut bedeckte; doch war derselbe nunmehr zerstört und nicht mehr lebensfähig. Hieraus ergibt sich, dass die Lebensthätigkeiten der Nitellazellen bis 0° anscheinend uuverändert, bis — 30 zwar herabgestimmt, aber noch nicht aufge- hoben sind; unter 3° aber tritt eine Zersetzung des Zellin- haltes ein, indem der Primordialschlauch durch Abgabe von einem Theile seines Wassers sich zusammenzieht, worauf das ausgetretene Wasser zwischen Zellhaut und Protoplasmaschicht gefriert. Das verdichtete Protoplasma wird hierbei gleichzeitig, jedoch nicht in allen Fällen desorganisirt und ge- tödtet. Das Protoplasma der Nitellazellen verhält sich hiernach ganz so wie Hühnereiweiss, Milch ete., insofern das Wasser aus den Eiweiss- stoffen ausfriert. Herr Dr. Stenzel hielt einen Vortrag über die fos- silen Palmenstämme, welche derselbe monographisch bearbeitet und nach ihrer durch Dünnschliffe ermittelten mikroskopischen Struktur in etwa 30 Arten, darunter 6 neue, vertheilt hat. Die ausführliche Be- arbeitung, von zahlreichen Abbildungen begleitet, wird in nächster Zeit im Druck erscheinen. F. Cohn, Sekret. d. Sekt. Literarisches. — „Kvetna Javoriny nadLubinou, “(Flora der Javorina ober- halb Lubina) Unter diesem Titel veröffentlichte J.L. Holuby im 8. Bande 224 der „Matica Slovenska“ in slavischer Sprache eine Aufzählung aller von ihm seit dem J. 1554 auf der 3100‘ hohen Javorina im Neutraer Kom. in Ungarn beobachteten Pflanzenformen. Es sind 288 Kryptogamen und 836 Phanerogamen, welchen auch die slavischen Benennungen beigesetzt sich befinden. In der Einleitung gibt der Autor eine all- gemeine Beschreibung der Javorina, deren Hauptgestein aus Karpaten- sandstein besteht. — ni Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pfl. aus Ungarn. — Von Herrn Erzbischof Dr. Haynald mit Pfl. aus Ungarn. — Von Herrn Dr. Godra, mit Pfl. aus der Militärgrenze. — Von Herrn Pantocsek mit Pf. aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren Prichoda, Plosel, Doms, Dr. Schmidt, Karo, Gr. Bentzel-Sternau, Bochkoltz, und Czato. Inserate. Verkäufiiches Herbarium. Allen Freunden der Botanik wird ein Herbarium zum Kaufe ange- boten, dass in 33 starken Faszikeln und einem Supplementhefte (die Genera: Cirsium, Carduus, Carlina, Lappa und Onopordon enthaltend) über 5000 Pflanzenspezies — meist Phanerogamen, bloss circa 500 Kryptogamen — mit zahlreichen Exemplaren und Standorten zälilt. Das Herbar ist geordnet nach dem System von De Gandolle und die Pflanzenspezies insbesondere an einander gereiht nach Löhr’s Enumeratio der Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Die Pflanzen sind auf feinem Schreibpapier grossen Formats mit feinen Papierstreifen nett angeheftet. — Die Etiquetten, damit sie nicht verloren gehen oder verwechselt werden können, an den vier Ecken leicht anzeklebt. Die Deckel der einzelnen Faszikel sind mit grüner Leinwand überzogen und auf der Oberseite befindet sich die Aufschrift im Golddruck: Herbariuın, Heft 1 etc. Unter den Pilanzen sind ausser deutschen, schweizer- und dalmatini- schen, viele aus Südfrankreich, Spanien, Korsika, Belgien, Schweden, Süd- deutschland. Auf demselben Blalte, auf dem die Pflanzenspezies liegt, sind neben der Etiquette auch die Synonyma aufgeschrieben, so dass man beim Anblick der Pflanze auch all’ die Namen vor sich hat, die ihr die verschiedenen Autoren gegeben — wodurch vieles Nachschlagen in Büchern erspart wird. Der Preis für das Herbar ist auf 600 fl. ö. W. oder circa 340 Thlr. pr. Cour. gestellt, welcher Preis, wenn man die Ausstattung des Herbars be- rücksichtigt, ein mässiger genannt. werden kann. Eben durch seine äussere Ausstattung und den mässigen Preis würde das Herbar für irgend ein Museum, eine Lehranstalt ‚etc. eine gute Acqui- sition sein. Alle darauf Reflektirenden wollen sich an den Herausgeber dieser Zeit- schrifi wenden, der mit dem Abschlusse des Verzaufes betraut ist. Dem Herbar liegt ein wollgeordneter Katalog bei. Ein Lieferant alljährlicher medizinischer Kräuter in kleinen Quantitäten wird gesucht vom homöopathischen, geprüften Apotheker G. Doerre, in Greussen (Thüringen). Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von €. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Veberrsuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Desterreichisehe Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift J - die frei dureiı die Postbe- Een Botanik und Botaniker, rn se den Ersten jeden Monats, “ blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) 28 er. ont w. Qärlner, Ökonomen, Forsimänner, Aerzte, "zrGränumeren (3 Thir. 10 Ngr.) { Im Wege des ganzjährig. oder h } j 1 op Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. W. Apotheker uni Teı hniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 9) so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. = ° Buchhandlungeı:, { « »ars or 7 & . XXI. Jahrgang. WIEN, September 1871. INHALT: Ueber Tris Cengialti. Von Dr. Kerner. — Botanische Beobachtungen. Von Prof. Dedecek. — Zur Flora von Ungarn. Von Uechtritz. — Der Radstädter- Tauern. (Schluss.) Von Strobl. — Berichtigung. Von Wallner. — Zur Flora von Polen. Von Karo. — Correspondenz. Von Janka, Murmann, Holuby, Dr. Kerner, Uechtritz. — Personalnotizen. — Vereine, Au- stalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Correspondenz der Redaktion. — Inserat. Ueber Zris Cengialii Ambrosi. Von A. Kerner. In der ersten Zeit seiner botanischen Studien fand der um die Erforschung der südtirolischen Flora hochverdiente Facchini auf dem Cengio alto, einem Kalkberge in der Gegend von Roveredo eine Iris, welche er des niederen Wuchses wegen für Iris pumila L. hielt, und auf Facchinis Angabe wurde seither die Iris pumila L. als eine in Südtirol einheimische Pflanze in den meisten floristischen Werken, welche Südtirol mit_ in ihren Bereich einbeziehen, aufgeführt. — Nach- träglich musste aber Facchini von der Ansicht, dass diese von ihm aufgefundene niedere Iris die Iris pumila L. sei, abgekommen sein; denn in seiner letzten Arbeit, nämlich in der erst nach seinem Tode veröffentlichten Flora des südlichen Tirols, wird die Iris pumila ganz mit Stillschweigen übergangen und auf den Bergen östlich von Ro- veredo nur Iris pallida Lamk. aufgeführt. Ambrosi, welcher bei seiner Bearbeitung der südtirolischen Flora das Facchinische Herbar benützte, führt unter den südtirolischen Irideen zwar die Iris pumila L. auf, sagt aber in einer Note (tom. I. p. 643), dass ihm die „Iris pumila“* vom Cengio alto von der Iris pumila L. der Wiener Flora verschieden scheine. Er beschreibt die Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1871. 17 226 südtirolische Pflanze dann in der ceilirten Note mit den Worten: „caule tereti, bifloro, foliis ensiformibus caule brevioribus,, spathis membranaceo - scariosis, perigonii tubo longioribus , laciniis exte- rioribus oblongo-obovatis, apice rotundato-subemarginalis, interioribus subaequalibus, antheris filamento brevioribus,* und nennt diese Iris nach dem Berge Cengio alto, auf welchem sie Facchini zuerst ent- deckt hatte, Iris Cengialti. — Später zieht Ambrosi seine Iris Cen- gialti wieder ein und erklärt in den Nachträgen zu dem ersten Bande seiner südtirol. Flora dieselbe für identisch mit der von Parlatore aufgestellten Iris italica. — Parlatore erwähnt in seiner Flora ita- liana dieser Angabe Ambrosi's bei Jris italica, lässt es aber dahin gestellt, ob Ambrosi mit der Identifizirung der Iris vom Cengio alto mit Iris italica auch das Richtige getroffen habe. Da nach meiner Meinung die Schwertlilien nur an lebenden Exemplaren studiert werden können, so bemühte ich mich seit Jahren alle im Gebiete der europäischen und insbesondere der österreichisch- ungarischen Flora spontan und verwildert vorkommenden Iris-Arten im Innsbrucker botanischen Garten neben einander zu kultiviren und in allen Stadien zu beobachten. Um nun auch die zweifelhafte Iris des Cengio alto in lebenden Exemplaren zu acquiriren, unternahm ich vor drei Jahren einen Ausflug auf jenen Berg, welcher auf der geo- gnostischen Karte, so wie auf den meisten anderen Karten Tirols süd- östlich von Roveredo als „Cengio alto“ bezeichnet erscheint. Dieser Berg liegt im Hintergrunde von Vallarsa, zwischen dem hart an der tirolischen Grenze befindlichen Weiler Piano di Fugazza und dem schon auf venetianischem Boden liegenden Orte Recoaro, zwischen dem Monte Passubio und Monte Cherle und bildet gewissermassen den Schluss des eben genannten bei Roveredo in das Etschthal mündenden pflanzenreichen Hochthales. Der Fuss dieses Cengio alto liegt bereits nahezu 4000 Fuss über dem Meere und trägt eine ganz subalpine Vegetation, was mich schon bei Beginn der Besteigung desselben sehr daran zweifeln liess, dass seine Gehänge eine Iris beherbergen sollten. Sorgfältige Untersuchung dieser Gehänge belehrte mich denn auch alsbald, dass hier keine Iris vorkomme, und dass dieser Berg unmög- lich derselbe Cengio alto sein könne, auf welchem Facchini seine „Iris pumila“ entdeckt hatte. — Nach langem Nachfragen wurde mir endlich durch den in der Erforschung der südtirolischen Flora uner- müdlich thätigen Pietro Porta in Lecco der Aufschluss zu Theil, dass auch ganz nahe von Roveredo am Eingange nach Vallarsa ein Felsen- rücken den Namen Cengio alto führe und dass dieser Rücken un- zweifelhaft der Facchinische Standort der fraglichen Jris sei. — Noch im letzten Sommer erhielt ich hierauf durch den Supplenten am Gymnasium zu Roveredo P. Kammerer, welchen ich ersuchte auf dem durch Porta bezeichneten Berge nach der Iris Cengialti zu fahnden Stöcke dieser Pflanze für den botanischen Garten, die freilich längst abgeblüht waren, an denen aber doch alsogleich so viel zu ersehen war, dass diese Iris weder mit Iris pumila L. noch mit Iris italica Parl. identisch sei. 227 Im Mai dieses Jahres besuchte ich nun bei einem botanischen Streifzuge durch Vallarsa selbst diesen zweiten lange gesuchten Cengio alto, dessen Namen ich von einem Winzer am Fusse des Berges bestätigen hörte, der aber in Roveredo selbst ganz und gar unbe- kannt ist. Es ist der Bergrücken, welcher sich südöstlich von Rove- redo ober der Villa Tacchi und Madonna del Monte steil zu einer Höhe von 2000 Fuss emporböscht, gegen das Etschthal (hier Val Lagarina geheissen) mit fast senkrechten Wänden steil abstürzt und von dessen eben bezeichnetem Absturze sich als eine riesige Halde jenes schon in Dante’s Gesängen erwähnte, stundenweit ausgebreitete trostlose Gewirre von Blöcken und Felstrümmern herabzieht, das unter dem Namen Slavini di San Marco bekannt ist und gegenwärtig von der Eisenbahn zwischen Roveredo und Mori durchschnitten wird. Schon in diesen Slavini di S. Marco fand ich, und zwar an einer Stelle gesellig mit Iris sambueina L. die lange gesuchte Iris im letzten Stadium der Blüthe, ebenso auf Felsterrassen in der Nähe der kleinen an den Fuss des Cengio alto sich anlehnenden Dörfer Piove und Lizzana und in der kleinen Felsschlucht in der halben Höhe des Berges, welche mir als Val Scutella bezeichnet wurde, hier in Gesell- schaft der eben in voller Blüthe stehenden Daphne alpina, Coronilla minima, Plantago serpentina, Leontodon crispus und eines meines Wissens noch nicht bekannten Bastartes aus Leontodon erispus und dem hier überall häufigen Leontodon incanus. Ein unvergleichlicher Anblick bot sich mir dar, als ich den Rücken des Cengio alto er- stiegen hatte, der sich als ein breites mit niederen Wäldchen aus Manna-Eschen, Zürgelbaum und (Quercus pubescens und grasigen von Orchideen durchspicktem Wasen bedecktes Plateau ausbreitet. Hier stand nämlich die prächtige Iris eben in vollster Blüthe und ihre unzähligen bellblauvioletten Perigone bildeten einen wunderbaren Contrast zu den goldgelben Trauben des gleichfalls vollüber blühenden Cytisus sessilifolius, dessen dicht geschlossene Massen zwischen den niederen Gehölzgruppen und den Rasenflächen gleichsam als Zwischen- lagen sich einschalteten. Die Lieblingsplätze, welche Iris Cengialti hier bewohnt, sind die kleinen felsigen Stufen, welche die Fläche des Plateaus unterbrechen. Diese Stufen überwuchert sie in so dichtem Schlusse, dass oft nur noch ein paar Sedum- und Sempervivum-Arten oder einige Exemplare der Plantago sericeas neben ihr Platz finden und auf diesen niederen sonnigen Terrassen und Gesimsen erreicht ihr Schaft in der Regel nur 15 Centim. An mehr schattigen Stellen dagegen fand ich auch Exemplare mit 25 Centim. Schafthöhe nicht selten, ja einzelne Stöcke auf tiefgründigem schwarzem Boden im Schutze des Buschwerkes erreichten selbst die Höhe von 30 Centimeter. Der Schaft überragt stets die schwertförmigen kaum säbelförmig gekrümmten und auch nur schwach seegrünen 1—1°5 Centim. breiten Blätter und ist in der Regel in der Mittelhöhe oder im oberen Drittel gabelig getheilt und zweiblüthig, seltener einblüthig oder dreiblüthig und nur aus- nahmsweise auch vierblüthig. Wenn der Schaft nur einen Seitenast entwickelt, was, wie schon bemerkt, der gewöhnliche Fall ist, so 14:8 225 erscheint dieser Seitenast immer sehr verlängert, der Schaft daher fast gabelförmig und die beiden Blülhen desselben nahezu in derselben Höhe. Die Hüllblätier, welche die Basis der Blüthen umgeben und den Fruchtknoten so wie die Perigonröhre vollständig bedecken, sind zur Zeit der Blüthe ganz trockenhäntig, etwas zerknittert-faltig und von schmutzig weisslich-gelber Farbe. “Die Blüthen sitzen auf einem sehr kurzen nur 1-—-2""- Jangen Stielehen. Der stumpf dreikantige Fruchtknoten ist 7—10"". lang und die Perigonröhre zeigt genau dieselbe Länge wie der Fruchtknoten. Das Perigon ist hellblauviolett. Am besten lässt sich die Farbe desselben mit der Farbe der Blumen- kronen von Viola hirta vergleichen; nur selten erscheint dieselbe etwas dunkler und erreicht dann manchmal nahezu die Tiefe der Blü- thenfarbe von Viola odorata. Der Farbenton der oberen und unteren Perigonzipfel ist kaum merklich verschieden, nur sind die unteren Perigonzipfel in der Farbe etwas weniges gesittigter als die oberen Perigonzipfel. Die gelb gebärteten nach abwärts geschlagenen drei äusseren ae sind 5—6 Centim. lang und an der breitesten Stelle 3—3°5 Centim. breit, verkehrteiförmig und gleichmässig und ganz allmälig in den purpurn seaderten Nagel verlaufend. Die drei nach aufwärts gebogenen inneren Perigonzi ipfel sind 5—5'5 Centim. lang und an der breitesten Stelle 3 Centim. breit; sie sind breit- elliptisch und ganz plötzlich in einen nahezu 1°5 Centim. langen, tief rinnigen purpurn gestrichelten Nagel zusammengezogen. Die Narben. besitzen denselben Farbenton wie die Perigonzipfel, nur sind die seitlichen Ränder etwas verblasst; sie sind 3°5 Centim. lang und 15 Centim. breit, nach obenhin etwas verbreitert. Die Zipfel der oberen Lippe der Narben sind gerade vorgestreckt, halbeiförmig, spitz. Die Staub- fäden sind weisslich, 1°5 Centim. lang, die Antheren gelblich-weiss, 1 Centim. lang, also um ein Drittel kürzer als die Staubfäden. Die Blüthen haben einen nicht sehr starken Geruch, welcher mit jenem der Iris germanica L. übereinstimmt. Wenn man nun diese Beschreibung mit der Beschreibung der Iris italica Parl. vergleicht, so erscheint es geradezu unbegreiflich, wie Ambrosi die von ihm aufgestellte Iris "Cengialti nachträglich wieder einziehen und mit Iris italica Parl. identifiziren konnte. Würde Ambrosi Parlatore’s Beschreibung auch nur flüchtig gelesen haben, so hätte er sehen müssen, dass diese sich durch einen normal einblüthigen Schaft, durch die nur theilweise trockenhäutigen Blüthen- scheiden, durch eine den Fruchtinoten um mehr als das doppelte überragende verlängerte Perigonröhre, spatelförmige purpurviolette (pavonazzo) äussere Perigonzipfel und hellviolette Antheren aus- zeichnet. — Ich verdanke der Güte meines verehrten Freundes und Kollegen Parlatore sämmtliche in seiner Flora italiana beschrie- bene /ris-Arten in lebenden Exemplaren und kann nun auf Grund der lebend beobachteten Iris italica Parl., so wie auf Grund der mir von dem Autor mitgetheilten getrockneten Exemplare von dem Originalstandorte versichern, dass Iris Cengialti Ambr. und Iris italica Par. nicht nur zwei verschiedene Arten bilden, sondern sogar 22) in zwei verschiedene Gruppen der Gattung Iris gereiht werden müssen. Während nämlich I. iötalica der Gruppe der Pumilae angehört, stellt sich die /. Cengialti in eine Gruppe, für welche ich den Namen Pallidae vorschlage *). Ja ich zweifle keinen Augenblick, dass Fac- chini, der die I. Cengialti in der ersten Zeit seines Botanisirens irrthümlich für 7. pumila hielt, dieselbe nachträglich mit der Iris pallida der Autoren zusammenwarf; denn nur so lässt sich erklären, dass er in seiner Flora des südl. Tirols die „I. pumila* des Cengio alto ganz übergeht, dagegen aber auf den Bergen östlich von Roveredo die 1. pallida angibt! In der That besitzt auch die Iris Cengialti Ambr. eine sehr grosse Aehnlichkeit mit einer Iris aus der Gruppe der Pallidae, welche in den Küstengegenden des adriatischen Meeres weit verbreitet zu sein scheint, die auch von Parlatore, Visiani und Anderen für I. pallida Lamark gehalten wird und auf die ich hier mit ein paar Worten einzugehen genöthiget bin. — Ich wurde auf diese küsten- ländische Iris zuerst durch Frau Smith-Glenie aufmerksam gemacht, als sie mich auf ihrer letzten Reise nach London in Innsbruck be- suchte. Die rühmlichst bekannte Botanikerin „hatte nämlich im vor- liergegangenen Sommer die Terrassen des Scoglio San Marco, eines Felsenriffes zwischen Porto Re und der Insel Veglia im Quarnero stellenweise mit ganzen Beständen einer Iris bedeckt gefunden, über deren Bezeichnung sie zweifelhaft geblieben war, und die sich mir nach den getrockneten Exemplaren mit Iris Cengialti Ambr. zunächst verwandt herausstellte. Wenigstens zeigte sie wie diese ein einfar- biges, hellblauviolettes Perigon, trockenhäutige Hüllblätter, eine kurze Perigonröhre und einen kaum spannhohen armblüthigen Schaft. Es bleibt aber immer misslich, sich aus getrockneten Exemplaren über die Arten der Gattung /ris ein endgiltiges Urtheil zu bilden, und ich war daher hoch erfreut, im abgelaufenen Frühling durch die zuvorkom- mende Freundlichkeit unseres allverehrten Tommasini diese küsten- ländische Iris in lebenden blühenden Exemplaren vom Monte spaccato bei Triest, ebenso lebende blühende Exemplare derselben Pflanze, welche von dem Monte spaccato vor mehreren Jahren auf den tiel- gründigen Mergelboden des Kommunalgrundes Chiadino bei Triest ver- planzt worden waren, endlich auch lebende Stöcke von Scoglio San Marco zu erhalten. Diese Sendung Tommasini’s war um so wichtiger, als sie deutlich zeigte, wie sehr sich die fragliche /ris-Art nach der Bodendecke, in welche sie ihre Wurzeln senkt, zu strecken wisse. Während nämlich der Schaft der auf dem sterilen felsigen Kalksub- strale des Karstes gewachsenen Exemplare kaum 15 Cim. erreichte und meist nur 1—3 Blüthen entwickelte, zeigten die auf den guten Mergelboden im Kommunalgarten zu Chiadino überpflanzten und dort emporgesprossten Exemplare einen 60 Cim. hohen Schaft und an dem- selben 3—5 traubig angeordnete Blüthen, und diese hochgewachsenen *) Diese Gruppe charakterisirt sich durch die ganz trockenhäuligen Hüllblätter, kurze Perigonröhre und einfarbiges Perigon. 230 Exemplare waren von der /Iris-Art, welche ich lebend von Parla- tore als „Iris pallida“ erhalten habe, so wie von jener, welche bei dem Schlosse Krahkofel nächst Brixen in Tirol verwildert vorkommt und von dort aus durch den verstorbenen Hoffmann als „Iris pal- lida* in zahlreichen Exemplaren in die Welt geschickt wurde, nicht im geringsten verschieden. Ob diese im mediterranen Gebiete, insbesondere in den Küsten- gegenden des adriatischen Meeres zuverlässig wildwachsende und auf dem Triestiner Karste häufige Iris *) die wahre Iris pallida Lamark sei, scheint mir mehr als zweifelhaft; es würde mich aber hier zu weit führen, wollte ich alle die Gründe, welche dafür sprechen, dass diese Pflanze nicht die Iris pallida Lamark ist, darlegen und ich beschränke mich daher darauf, kier kurz zu erwähnen, dass nach meiner Ansicht Lamark unter Iris pallida jene im Oriente spontan heimische /ris gemeint habe, welche Jacquin später unter dem Na- men Iris odoratissima”**) beschrieben, und dass die im Küstengebiete der Adria heimische Iris aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe Art ist, welche Tausch unter Jris Clusiana verstanden hat***). Mag nun die küstenländische Iris diesen oder jenen Namen zu führen haben, jedenfalls ist sie die nächste Verwandte der Iris Cen- gialti Ambr. und bildet mit dieser so wie mit Iris odoratissima Jacg. eine natürliche Gruppe, welche sich durch die zur Blüthezeit ganz trockenhäutigen Hüllblätter, kurze Perigonröhre und einfarbige Peri- gone charakterisirt und welche, wie schon früher bemerkt, am zweck- ®) In Reichenbach’s Flora germ. exsicc. norm. wurde diese auf dem Triestiner Karste häufige /rös aus der Gruppe der Pallidae sub Nr. 1612 unter dem irrigen Namen „/ris germanica“ ausgegeben. ==) Die durch ihren sehr intensiven köstlichen Akaziengeruch ausgezeich- nete Iris odoratissima Jacq. unterscheidet sich von der küstenländischen Jris durch nahezu 1 Meter hohen mit gebüschelten Blüthen besetzten Schaft, eine Perigonröhre, welche etwas länger ist als der Fruchtknoten, eine andere Zeich- nung des Nagels der äusseren Perigonzipfel und durch die auffallend kurzen Zipfel der oberen Lippe der Narben. (Die Spreite eines Narbenlappens ist nämlich an J. odoratissima 5 mal so lang, an der küstenländischen Zris nur dreimal so lang als die Zipfel dieser Oberlippe). — Diese prächtige Iris wird seit ältester Zeit in den europäischen Gärten kultivirt und ich zweifle nicht daran, dass sie dieselbe Art ist, welche Bauhin als Jris asiatica coerulea polyanthos und CGlusius als J. major latifolia II. sive asiatica coerulea auf- führen. — In Curtis Botanical Magazine werden nicht weniger als vier Iris- Arten, welche die Väter der Botanik unterschieden haben, unter dem Namen „Jris pallida“ zusammengefasst und die Iris pallida Curt. Bot. Mag., so wie der meisten späteren Autoren begreift nicht nur die 2. odoratissima Jacq., sondern überhaupt alle Zris-Arten mit hellblauviolettem einfarbigem Perigon und ganz trockenhäutigen Hüllblättern und jedenfalls auch die oben bespro- chene küstenländische Jris, welche Parlatore unter Iris pallida versteht. =) Zur endgiltigen Lösung dieser Frage wären mir lebende Exemplare der Iris Clusiana, welche Tausch selbst als solche bestimmt hat, von grösster Wichtigkeit. Sollten sich vielleicht noch Tausch’sche Exemplare dieser Iris Clusiana in irgend einem botanischen Garten finden, so würden mich die betreffenden Gartenvorstände durch Zusendung lebender Stöcke zu dem leb- haftesten Danke verpflichten. 231 mässigsten als die Gruppe Pallidae bezeichnet zu werden verdient. — Die Unterschiede aber, wodurch sich die Iris Cengialti von der küsten- ländischen /ris unterscheidet, sind folgende: Während die Aeste des Schaftes der küstenländischen Jris stets verkürzt bleiben und so die ganze Inflorescenz ein traubenförmiges, ja manchmal fast ährenför- miges Ansehen erhält, erscheint der Schaft der Iris Cengialti normal in der Mittelhöhe oder im oberen Drittel gegabelt und die beiden Blüthen, deren eine von der geraden Verlängerung des Schaftes, deren andere von dem verlängerten Aste desselben getragen wird, stehen nahezu in derselben Höhe. Die äusseren, gebärteten, herabge- schlagenen Perigonzipfel der küstenländischen Iris sind spatelförmig oder fast geigenförmig. Die bartlose Platte dieser Zipfel ist nämlich im Um- riss fast kreisrund; nahe jener Stelle aber, wo die Zipfel knieförmig nach abwärts gekrümmt erscheinen, sind die seitlichen Ränder derselben plötzlich genähert, so dass der Kontour der Perigonzipfel hier nahe dem Ende’ des gelben Bartes beiderseits eine deutliche Einbuchtung zeigt; von dieser Einbuchtung verlaufen dann die beiden seitlichen Ränder noch nicht geradelinig gegen den Nagel zu, sondern zeigen beiläufig in der Mitte des Bartes nochmals eine Verbreiterung, so dass die beiden seitlichen Kontouren als wellenförmig gekrümmte Linien in den Nagel auslaufen und der Umriss der Zipfel nahezu geigenförmig wird. Die äusseren Perigonzipfel der Iris Cengialti sind dagegen ver- kehrteiförmig, gleichmässig in den Nagel verschmälert, und die seitlichen Kontouren derselben verlaufen ganz geradlinig in den Nagel. Die in- neren Perigonzipfel der küstenländischen /ris erscheinen rundlich ver- kehrteiförmig und in einen kurzen Nagel plötzlich zusammengezogen, während jene der Iris Cengialti einen elliptischen Zuschnitt zeigen und in einen verhältnissmässig viel längeren Nagel zusammengezogen sind. Auch sind sowohl die inneren wie die äusseren Perigonzipfel der küstenländischen Iris bei gleicher Länge stets breiter als jene der Iris Cengialti. Die Staubfäden der küstenländischen Iris sind so lang als die Antheren, jene der Iris Cengialti immer 1'/, mal so lang als die Antheren. Endlich wäre vielleicht noch zu bemerken, dass die Blätter der küstenländischen Iris verhältnissmässig breiter und weit mehr bereift erscheinen, als jene der Iris Cengqalti. Zum Schlusse möchte ich hier noch erwähnen, dass eine Iris, wie sie Reichenbach in den Icones XIX t. 328 Fig. 754 abbildet und in demselben Bande Seite 3 als Iris tristis beschreibt, auf dem Cengio alto bei Roveredo nicht wächst, und dass die Angabe, dass diese Jris tristis „in der Nähe von Roveredo auf dem Berge Congio- alto“ vorkomme, ganz bestimmt unrichtig ist. Die Iris des Cengio alto bei Roveredo ist von der an der eben zitirten Stelle von Reichen- bach abgebildeten als Jris tristis bei Zara und „auf den Kallkfelsen bei Ofen“ angegebenen in die Gruppe der Pumilae gehörigen Schwerdt- lilie ebenso verschieden, wie von der gleichfalls als Iris tristis an der zitirten Stelle auf der „Höhe des Domuglet an den Herkulesbädern im Banal“ von Reichenbach aufgeführten /ris, welche später von Heuffel unter dem Namen Iris Reichenbachü beschrieben worden ist. — ıD eS) en Botanische Beobachtungen. Von Prof. Dedecek. IM. Ueber abnorme Blüthen des Verbascum Lychnitis L. Diese Scrophularineen-Form, wohl gerne die 5gliedrigen Blüthen- kreise ihrer Anverwandten und Labiaten beibehaltend, versucht es auch von diesem Typus abzuweichen. Das von Payer für Labiaten ausgedrückte typische Blüthenver- hältniss lässt sich auch bei Verbascum, so lange es der Fünfzahl der Quirlglieder treu bleibt, in Anwendung bringen. Jenes Verhältniss lautet: 2 Kelchblätter vorn, 2 seitlich, 1 hinten; 1 Korollenblatt „ 2 BR B 2 Stamina BR: r 1 3 1 Karpell ) 1 n N Der Analogie mit der Korolle gemäss fehlt also 1 Karpel hinten und 2 fehlen seitlich. Ebenso finden wir's an den Blüthen des V. Lychnitis, dessen zitrongelbe schwach angenehm duftende Korollen das erste und zwar das grösste Blättchen vorn, 2 etwas kleinere seitlich und die 2 kleinsten hinten postirt haben. Die typische Lage behalten auch die Stamina, von denen man gewöhnlich anführt, dass 2 länger und 3 kürzer sind — obwohl man eigentlich sagen sollte: 2 längste (vorn), 2 mittellange (seitlich) und 1 kurzes hinteres Staub- gefäss. Jedes Korollenblatt steht im Winkel zweier Kelchblätter und diesen sind die Stamina opponirt. Alles Angeführte findet man aber an einem blühenden V. Lych- nitis nicht immer, und über diese Mängel muss ich eben kurzen Bericht abstatten. Der Zufall brachte mir ein reichlich verästeltes im Schuttgraben der Piseker Schanzen wachsendes Exemplar in die Hand, das der Beschreibung einer Koch’schen Flora gänzlich entsprach, nur mit dem Unterschied, dass die Wolle der Filamente nicht weiss, sondern gelblich- oder kokonweiss gefärbt war. Sie bedeckte die 2 längsten Stamina nicht ganz. An den entwickelten Blüthen — es war je eine in jedem Knäuel — fand sich die Fünfzahl der Quirlglieder nur zur Hälfte vor, so dass immer eine typische mit einer abnormen Blüthe wechselte. Die Abnormität bestand darin, dass nur Agliedrige Quirle auftraten, sowohl im Kelch als in der Korolle und den Stamins. Dem Kelche fehlte das hintere, der Korolle das linke vom hinteren Paar, und von den Staminis das hintere, kurze. Das obige Schema fand sich also folgendermassen reduzirt: 2 Kelchblätter vorn, 2 seitlich O hinten; 1 Korollenblatt en. 2 2 längste Stamina Be 2 z 0 , ” Ein ähnliches Bild bieten die Veronica-Blüthen dar, in denen die 4. Zahl der Kelch- und Korollenglieder als Regel, bei Verbascum 25 33 dagegen als interessante Ausnahme vorkommt. (Eine ötheilige Korolle fand “ich an Veronica Buxbaumi anno 1869 bei Prag). Die geschilderte abnorme Blüthenform trat aber nicht ohne deul- liche Uebergänge auf; denn an vielen Blüthen kam es vor, dass vom hinteren Korollenblatipaar das linke vor dem rechten Blättchen zu- rücktrat, indem es entweder nur ein wenig kürzer, oder nur halb so gross, oder auch nur als Rudiment — zwischen beide Nachbar- blättchen eingekeilt — erschien. Dasselbe befiel auch das hintere Staub- organ, indem es bald sehr kurz, bald antherenlos oder gänzlich abortirt vorgekommen war. Man fand also auch Blüthen mit 5blättri igen Korollen und nur 4 Stauborganen. An anderen Exemplaren dieser Art, die da auf sonnigen Gneiss- und Granitanhöhen genug zahlreich vorkommen, muss man sehr fleissig suchen, um an einem Individuum auch nur eine solche abnorme Blüthe unter den reichblüthigen Sträussen ausfindig zu machen. Zum obigen erörterten Casus gesellt ‘sich ein wohl noch selte- nerer, der mich an einem anderen Exemplar (bei der „hinteren Mühle“ ) hoch erfreut hatte. Dieser Fall bietet einen Gegensatz zum vorigen. Dort Mangel, da Ueberfluss. — Das betreffende Exemplar hatte von den zahlreichen kurzen Blüthentrauben, die sich am oberen Axenende in Blüthenknäuel auflösen, nur 4 entwickelte Blüthen. Die zwei un- teren hatten eine sechsblättrige üppige Korolle, 6 gedehnte Stamina, und die oberen einen sechs- die unteren sogar Tblätterigen Kelch. Die Korollenblättchen hatten fast gleiche Di- mensionen. — Von den zwei anderen Blüthen war eine typisch ent- wickelt; die andere hatte 5blättrigen Kelch, 4 blättrige Korolle, an deren hinterem Blättchen aber eine Verwachsung aus 2 Blätichen durch mässig tiefen Einschnitt angedeutet war, und 4 Stamina. — So viel glaubte ich unterdessen zu berichten, wohl gespannt, ob ähnliche Abnormitäten auch andere Verbascum-Arten betreffen. Pisek, am 10. Juli 1871. —eg Zur Flora Ungarns, Von R. von Uechtritz. (Fortsetzung.) Hieracium Tatrae Gris. von Ilse und Fritze (Karpathenreise p. 57) am Klakberg der Fatra angegeben, ist nach Exemplaren von Fritze wohl richtiger als eine Form des vielgestaltigen H. bupleu- roides Gmel. zu betrachten und scheint von dem echten H. Tatrae Gris.*) (mit nackten Hüllen, stumpfen Hüllbättchen und dünnhäutigen Blättern) noch verschieden, denn die dortige Pflanze zeigt deutlich *) Im Herbar besitze ich dieses nur von der Petrosa in der Marmaros (Adier), doch auch dieses Exemplar besitzt derbe Blätter. 234 flockige, mehr zugespitzte Hüllblättchen und mässig derbe Blätter. Wahlenberg führt den Klakberg allerdings neben der Nesselblösse als Standort seines H. glaucum (H. Tatrae Gris.) an, doch scheinen die Pfanzen von beiden Standorten**) verschieden, wie diess auch aus Fries’ Epierisis (p. 72) hervorgeht, der Exemplare von beiden Wahlenberg'schen Standorten verglichen. Vermuthlich sind H. bu- pleuroides und H. Tatrae überhaupt zwei nicht wesentlich von ein- ander verschiedene Arten, trotzdem das letztere angeblich in der kultur einen verschiedenen Habitus bewahrt. Es gibt nicht leicht eine wunderlichere, in Grösse, Beblätterung und Tracht variirendere Pflanze, als das H. bupleuroides der nördlichen Karpathen, wie mir gewiss jeder zugeben wird, der es lebend öfter gesehen hat. Einköpfige nie- drige Individuen mit fast unbeblättertem oder sehr armblättrigem Sten- gel und ganzrandigen Blättern wachsen nicht selten neben vielköp- figen, 1—1'/, Fuss hohen, dicht und reichbeblätterten mit gezähnelten Blättern. Gentiana pyramidalis W. Die von mir im Wagthale des Komi- tates Trenesin bei Strecsno gefundene Pflanze gehört, wie ich schon früher vermuthete (Oest. bot. Zeitschr. XVI. 1. p. 285), entschieden zu obiger Art; ich habe nachträglich das von Kitaibel herrührende Original aus dem nördlichen Ungarn im Herbar Willdenow’s selbst verglichen und halte sie für eine echte Art, deren Unterschiede von Gent. Amarella sich leicht aus nachstehender vergleichender Beschrei- bung ergeben. G. pyramidalis W. herb. Nr. 5540!|@. Amarella L. (@. uliginosa W ) (@. Amarella v. pyramidalis Gri-| seb. Monogr.) Stengel steif und derb, meist fast Stengel [von der Sichel unver- vom Grunde an mit zahlreichen,| sehrt] gewöhnlich einfach, !/,— gegenständigen, verlängerten,| /,‘ hoch. reichblüthigen Aesten, 1%—177,' hoch. Blätter aus breit-eiförmigem Blätter lanzeltlich bis lineal-lan- Grunde lanzettlich. | zeitlich. Kelchzipfel ungleich, aus breiter Kelehzipfel ungleich, meist flach, Basis lanzettlich, doppelt so lang als die Kelchröhre, aber kaum halb so lang als dieBlumen- krone und die Basis der Saumlappen der letzteren) nicht erreichend; Röhre der Krone oberwärts wenig erweitert. mehr als doppelt so lang als die Kelchröhre, die längeren die Basis der Saumlappen der Blumenkrone durchschnitt- lich erreichend oder etwas überragend, Röhre der Krone gegen die Spitze wenig erwei- tert, (bei G. germanica und ob- tusifolia dagegen ist die Röhre nach oben deutlich erweitert). **) Von dem H. glaucum der Nesselblösse habe ich selbst leider noch keine Exemplare gesehen. Saumlappen derBlumenkrone stels5. Blumenkrone blass, röthlich-lila, in der Grösse die Mitte zw. @. ger- manica und G. Amarella haltend. Kapsel ungestielt. 235 Saumlappen der Blumenkrone 4 und 5. Blumenkrone röthlich-lila, mehr als doppelt kleiner als bei @. ger- manica. Kapsel ungestielt (bei @. germa- nica und @. obtusifolia sitzend). Was die Verbreitung beider Gewächse anbetrifft, so ist @. Ama- rella eine Pflanze des nördlichen, namentlich des nordöstlichen Europa's, die im Allgemeinen ihre Südgrenze am Nordfusse der Sudeten und Karpathen findet, aber wie ich bereits früher gezeigt habe, in unver- änderter Form als lokale Seltenheit im Gebiete der Zentralalpen (Unter- engadin; westliches Tirol) wieder auftritt. G. pyramidalis W. kenne ich mit Sicherheit dagegen nur aus den Vorbergen der Karpathen Öberungarns und der westlichen Sudetenhälfte (Zobtenberg, Bolken- hain, Kitzelberg bei Kauffung, Landskrone bei Görlitz, in Höhen von 1000—2500 Fuss). Allem Anscheine nach beziehen sich indessen auch die Angaben der @. Amarella am Rothstein bei Sohland in der sächsi- schen Oberlausitz, ferner die in Hessen bei Schönfeld mit G@. germa- nica und die mährische bei Slaup, vielleicht auch die in Böhmen bei Karlsbad und Teplitz der Lokalität nach eher auf @G. pyramidalis als auf @. Amarella. Eine unglücklichere Anordnung dieser und der ver- wandten Gewächse kann kaum gedacht werden, als die in Garcke's Flora von Nord- und Mitteldeutschland (8. Aufl. p. 271, eine neuere steht mir augenblicklich nicht zum Vergleich zu Gebote). Dort wird G. germanica zu G. Amarella als Varietät gebracht, G@. pyramidalis aber als Synonym zu @. obtusifolia gezogen, einer Pflanze, welche im zeitligen Sommer blüht und einen gestielten Fruchtknoten besitzt, während @. pyramidalis gerade wie @. Amarella sitzende Kapseln zeigt, und im Spätherbst (September, Oktober) blüht. Da ist denn doch die Zusammenziehung aller dieser Pflanzen in eine Art, wie sie Neil- reich andeutet, noch naturgemässer. Meiner Ansicht nach muss man indessen entweder die @. obtusifolia mit G. germanica und die G. py- ramidalis mit @. Amarella verbinden, wie es Grisebach thut, oder aber, wie ich diess für meine Person der Natur dieser Gewächse für am meisten angemessen halte, alle als Arten trennen. Der Systema- tiker hat solchen Pflanzen gegenüber einen schweren Stand; hält man sich an die Wandelbarkeit und die im Ganzen nicht sehr beträchtliche Verschiedenheit der einzelnen Merkmale, so muss man sie vereinigen, aber dadurch stellt man sich mit der Natur in Widerspruch, die durch eine verschiedene Tracht gewöhnlich verschiedene Arten angedeutet haben will; der Habitus muss als ein Ergebniss der Gesammtsumme aller einzelnen Merkmale, namentlich der architektonischen *), bei der Beschreibung des Artenwerihes doch gewiss in Betracht gezogen werden *) Diese lassen sich durch Worte oft schwer wiedergeben, trotzdem sind sie es hauptsächlich, durch welche das Bild der Pflanze dem Auge und Gedächtniss eingeprägt wird. und zwar mehr als es von vielen Beobachtern geschieht. Auch be- weist das Schwanken der einzelnen Merkmale nicht gerade direkt die Zugehörigkeit einer Pflanze zu anderen, und nicht immer ist das, was uns auf den ersten Blick ein Uebergang scheint, auch in Wirklichkeit ein solcher; die scheimbaren Uebergänge sind in der Natur im Ganzen häufiger als die wirklichen. Freilich ist's oft gar schwierig zu ent- scheiden, wo die Grenze zwischen beiden beginnt und es kommt dann das Meiste auf den glücklichen Takt des Beobachters an. Aber dieser ist ja nicht allein beim Auseinanderhalten der Arten, sodern ebensogut bei der vereinigenden Methode erforderlich; solche unverständige, dabei inkonsequente Zusammenziehungen, wie sie z. B der Autor einer vor mehreren Jahren erschienenen kleineren deutschen Lokalflora in Menge vornimmt, stehen etwa auf einer und derselben Stufe mit der unbegrenzten, der Eitelkeit noch mehr freien Spielraum gestattenden Speziesspalterei vieler Neueren, welche das Wiedererkennen des Unter- schiedenen, namentlich bei getrockneten Exemplaren, nicht selten nicht nur anderen, sondern auch dem betreffenden Autor selbst grenzenlos erschwert, ja unmöglich macht. Neilreich geht im Gegensatz zu diesen bei seinen Vereinigungen durchaus in echt wissenschaftlichem Geiste zu Werke; aus seinen Schriften ist überall das anerkennenswerthe Be- streben ersichtlich, seine Spezies möglichst gleichwerthig zu machen. Er richtet dabei mit unerbittlicher Strenge und Urtheilsschärfe über den Werth der einzelnen Charaktere und verführt überall konsequent, nur hält er sich im Ganzen etwas zu streng an das begrenzte ihm zugäng- liche getrocknete Material, und an diesem lässt es sich sehr häufig nicht definitiv entscheiden, ob etwaige Uebergänge zu den wirklichen oder scheinbaren gehören. Auch sind die in der heutigen Zeit in der Natur vorhandenen Arten ihrer vermuthlich verschiedenen Entstehung gemäss *) entschieden nicht gleichwerthig; „gute* und „schlechte* Spe- zies finden sich, trotz Kerner’s geistreich motivirter Verwerfung dieser im Ganzen für Jeden verständlichen Bezeichnung, allenthalben neben- einander und man darf in einer Beziehung über die Autoren, deren Spezies nach dem allgemeinen, schliesslich doch die letzte Instanz bildenden Urtheile nichts taugen, nicht immer zu streng den Stab brechen, denn die Natur, die in einem gewissen Sinne selbst „schlechte“ Arten®) hervorgebracht hat, leitet den Beobachter in vielen Fällen selbst auf das Glatteis. Mit einem alles nach gleichen, unbeugsamen Prinzipien beurtheilenden Schema richtet man der Natur gegenüber auf die Dauer wenig aus; sie l‘sst sich willie nur von dem beherr- schen, der sich daran gewöhnt, in allen Stücken einzig ihren Winken zu folgen. Desshalb sind grosse Philosophen gewöhnlich nur ausnahms- *) Ohne gerade ein unbedingter Anhänger der Lehren Darwin's zu sein, möchte ich es doch auch für wahrscheinlich halten, dass wenigstens ein Theil unserer Arten, speziell der undeutlicher markirten, dem von ihm ange- deuteten Wege ihre Entstehung verdankt. **) Die Erfindung des Begriffs „Subspezies* für diese ist nur eine Noth- brücke für Unentschiedene, doch trägt sie wenigstens der Ungleichweithigkeit der Arten Rechnung. weise auch gute descriptive Naturforscher, und der einfache, aber mit Scharfblick begabte Naturfreund trifft oft ohne weiteres das Richtige in Fällen, wo der Gelehrte von Fach sich keinen rechten Rath weiss. Gentiana obtusifolia W. Als eine auffallende Varietät dieser ihre Verschiedenheit von @. germanica schon durch die frühere Blüthezeit im Juni und Juli dokumentirenden Art betrachte ich jetzt auch die an den Nordgehängen der Tatra bei Zaliopana und Koscielisko von mir gefundene und ehedem fr agweise mit G. livonica Eschscholtz ver- glic hene Pflanze. Von der letzteren habe ich erst neuerlich sehr in- struktive Exemplare aus Sibirien erhalten, die mir ihre von ar der russischen Botaniker angenommene Artverschiedenheit von 6. Ama- rella sehr wahrscheinlich machen. k (Fortsetzung folgt.) —— —— = Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Ennsthaler Kalk- und Urgebirgske tte Von P. Gabriel Strobl. (Schluss). Betrachten wir nun die vorliegenden Reihen etwas näher, und summiren wir die einzelnen Kategorien, so finden wir, dass 477 Pflanzenarten (wobei auch die wenigen, hervorragenden Varietäten mitgezählt sind) von 5000’ aufwärts gefunden wurden, und zwar 145 bloss auf Kalk, 135 bloss auf Urgestein, 197 aber sowohl auf Kalk-, als auch auf Urgebirgen; von diesen letzteren wurden ferner 47 häufig auf Kalk und selten auf Urfels, 42 häufig auf Urfels und selten auf Kalk, die übrigen 108 endlich auf beiden” Unterlagen ziem- lich in gleicher Menge gefunden. Zählen wir die kalkholden zu den kalksteten, so bekommen wir 14547 —=192 Pflanzen, welche vor- züglich der Kalkflora, und zählen wir die schieferholden zu den schie- fersteten, so bekommen wir 135 — 42 = 177 Pflanzen, welche vor- züglich der Urgebirgsflora angehören, wozu wir aber noch die 108 indifferenten zählen müssen, also 300 und 285; berechnen wir aber die auf unseren Kalk- und Urgebirgen ob 5000° überhaupt gefundenen Pflanzen, so haben wir 1454 167 — 392 auf Kalk, und 135 + 197 — 332 auf Schiefer gefundene. Man sieht also, dass die Kalkflora unseres Gebietes, trotzdem die Zahl und Höhe der zum Vergleich herbeigezogenen Kalkberge jener der Tauernberge bedeutend nach- steht, dennoch in der Artenzahl um etwas voraus ist. Von den 145 kalksteten wurden 72, von den 135 schiefer- steten 99, von den 197 auf Kalk und Schiefer vorkommenden aber 72 (nämlich 16 kalkholde, 19 schieferholde und 37 indifferente), im Ganzen also 243 fast ausschliesslich nur in der Hochalpenregion über 5000‘, die übrigen 234 aber auch in der Voralpen- und Bergregion 238 häufig gefunden, oder haben dort ihren gewöhnlichen Verbreitungs- bezirk. Die Ursache, warum verhältnissmässig so wenig Kalkalpen- pflanzen (von 145 bloss 72, während von 135 Sch.-Pil. 99) aus- schliesslich der Hochalpenregion angehören, liegt darin, weil sie bei dem jähen, unmittelbaren Aulsteigen der Gebirge aus der Ebene, beim Mangel an zusammenhängenden Rasenteppichen, und bei der grossen Ausdehnung der Geröllfelder dem Herabgeschwemmtwerden viel mehr ausgesetzt sind als die Schieferpflanzen. Gehen wir nun etwas weiter und untersuchen wir, welche Fa- milien in der Hochalpenregion vertreten sind, und wie sich diese Familien auf die zwei Gebirgsarten vertheilen. Da sehen wir, dass absolut EORCHIpeN, die Kompositen weitaus die zahlreichsten Arten aufweisen. nänllich 81, also verhältnissmässig weit mehr als in der Ebene, da sie hier beinahe 1/., im Allgemeinen aber bloss 1/; der Pflanzennamen bilden, dann kommen die Gramineen mit 30, die Cy- peraceen mit 28, die Cruciferen mit 26, die Scrophulariaceen mit 21, die Ranunculaceen mit 20, die Saxilrageen mit 19, die Primulaceen mit 16, die Alsineen mit 14, die Papilionaceen, Gentianeen und Jun- caceen mit 13, die Orchideen mit 12, die Campanulaceen, Umbelli- feren und Rosaceen mit 11, die Sileneen und Farren mit 10, die Grassulaceen mit 9, die Ericaceen und Liliaceen mit 8, die Salices mit 7, die Valerianeen und Polygoneen mit 6, die Labiaten mit 5, die Galien, Sanguisorbeen mit 4, die Papaveraceen, Pomaceen, Epi- lobien, Vaccinien, Asperifolien, Coniferen, Colchicaceen, Bärlappe mit 3, die Cistineae, Violaceen, Caprifoliaceen, Globularieen mit 2, und endlich eine Reihe von Familien (Droseraceen, Geraniaceen, Lineen, Callitricheen, Portulaceen, Paronychieen, Seabiosen, Utrieularieen. Che- nopodieen, Thymelaeen; Santalaceen, Empetreen, Euphorbiaceen, Be- tulineen, Asparageen und Equiseteen) mit je einer Art. Viele, selbst umfangsreichere Familien sehen wir dabei fast gar nicht, wie die Euphorbiaceen und Geranieen, oder wirklich gar nicht vertreten, wie die Solaneen, Orobancheen, Cupuliferen, Malvaceen, Najadeen, Hy- pericineen ete.; es sind meist baumarlige, einjährige Schmarotzer-, Wasser-, Knollen- oder Zwiebelgewächse. — Würden wir aber die hier gegebene Artenzahl der Familien in Relation zur Artenzall der in Deutschland überhaupt wachsenden Familienglieder betrachten, so würde die obige Reihenfolge freilich ganz verändert werden, denn dann müsste man die Saxifrageen, Crassulaceen, Gentianeen, Primu- laceen, Ericaceen, Campanulaceen, Valerianeen, Rhinanthaceen ete. allen anderen voranstellen, da diese Familien grösstentheils oder fast nur aus Alpenbürgern bestehen. Fassen wir nun den zweiten Theil unserer Aufgabe ins Auge, so sehen wir die stetigen Arten der einzelnen Familien im Allge- meinen ziemlich in gleicher Anzahl auf die beiden Gesteinsarten vertheilt, aber einige bedeutende Unterschiede werden uns doch be- gegnen; wir werden finden, dass einige Familien in Kalk-, andere wieder im Urgebirge artenreicher sind, ja dass einige Familien auf dem einen Gesteine gänzlich fehlen, während sie auf dem andern 239 häufig vorkommen. So finden wir von den Kompositen bedeutend mehr stetige Arten auf Kalk, als auf Urgestein, nämlich 29:17, ebenso bei den Primeln (9:3), Orchideen (4:1), Cruciferen (13:10), noch viel auffallender aber bei den Umbelliferen (5:0), Valerianeen (4:0), Galien (3:0), Globularieen (2:0). Hingegen treffen wir auch auf Schiefer manche Familien viel stärker vertreten, als auf Kalk, nämlich die Glockenblüthler (5:1), Crassulaceen (7:0), Bärlappe (2:0), Farren (5:3), besonders aber die Halb- und Simsengräser (16:6 und 6:2). N.B. Hieher gehören auch die Moose und Flechten, welche ich wegen zu geringer Vertrautheit in meinen Kalkül nicht einzubeziehen wagte; gewiss ist aber, dass die Centralflora ob 5000‘ deren viel mehr Indi- viduen und Arten besitzt als die Kalkflora, denn dort sind die Weiden und Steinblöcke mit einer dichten Lage von Moosen und Flechten bekleidet, hier aber haben die zusammenhängenden Decken meist geendet, und die Felsen sind kahl, hier ist also die Moos- und Flech- tenflora arm an Individuen, aber auch arm an Arten. Achten wir wohl auf dieses Hervor- oder Zurücktreten der Familien! denn es hängt mit einer Erscheinung zusammen, welche gewiss keinem der Alpenwanderer entgehen dürfte, dass nämlich die Pflanzendecke des Urgebirges viel zusammenhängender, individuen- reicher, aber blüthenärmer sich darstellt, als die des Kalkgebirges. Der Grund ist aus dem Vorhergehenden leicht zu entnehmen, weil ja die meisten der auf Schiefer prävalirenden Familien rasenbildende Phanerogamen mit unscheinbaren, oder rasenbildende Kryptogamen ohne Blüthen sind: Ried-, Simsengräser , Bärlappe, Farren , Moose, Flechten. — Damit hängt wieder eine andere Erscheinung zusammen, welche ich schon in den verflossenen Jahren bei Beschreibung des Hochschwung und Bösenstein erwähnte, dass nämlich, soweit die zu- sammenhängenden Triften reichen, auch eine mehr oder minder grosse Zahl von Thalpflanzen mit hinaufsteigt, so dass man oft in einer Höhe von 6000° eine Menge von Thal- und Voralpenpflanzen bemerken kann; auf der bis zur Spitze übergrünten Plösch bei Admont (5412‘, Werfner-Schiefer) kunnte ich sogar trotz des angestrengtesten Suchens ausser Carex Persooni keine einzige Alpenpflanze entdecken. Zur Bildung dieser üppigen, ununterbrochenen,, oft wie z. B. am Hoch- schwung, Hochwart, Kessel, bis 7500‘ sich erstreckenden Teppiche trägt aber besonders der für atmosphärische Niederschläge sehr em- pfängliche und der Verwitterung leicht zugängliche Charakter des Schiefers bei, sowie sein sanftes, allmäliges Aufsteigen, welches auch die Ursache ist, dass die Gewässer alle an seiner Oberfläche verlaufen und bei den häufig vorkommenden Eindämmungen zahlreiche Alpenseen bilden. — Trotzdem ist aber, wie wir gesehen haben, die Artenzahl im Urgebirge eine etwas geringere, ja wir werden bei genauer Besichtigung verschiedener Tauernberge finden, dass selbst diese geringere Artenzahl bei weitem nicht allen zukommt; und der Grund dafür liegt darin, dass diese Berge keineswegs alle aus glei- chem Gesteine bestehen, sondern der Eine auf seinen Höhen theilweise oder ganz aus Gneiss besteht, wie Bösenstein und Hochhaide, der Andere grossentheils oder ganz aus Glimmerschieler, wie Hochgolling und Knallstein, der Dritte wieder vorherrschend aus Quarz, wie der von uns erklommene Rücken, und dass endlich am Vierten mehr oder minder grosse Partien von Kalk sich zeigen, welche, insoweit die Pflanzen auf reinem Kalke leben, allerdings in die Kategorie der Kalkgebirge, insofern aber Kalk und Schiefer sich mannigfaltig über- lagern und gewissermassen durchdringen, so dass ein neues Gestein, der sogenannte Kalkglimmerschiefer entsteht, doch auch in das Ge- biet der Schieferberge gehören. Diese letzteren Orte, an denen be- sonders der Hochwart, Hochschwung und die Tuchmakegel reich sind, sind die ergiebigsten, und auf diesen könnte man wohl beinahe alle Pflanzen der Schiefer-Rubrik auffinden; minder reich sind die Gneiss- gebirge, noch ärmer der reine Glimmerschiefer. — Bei der Pflanzen- decke des Kalkgebirges hingegen ist der zusammenhängende Rasen seltener, hört früher auf, die Thalbewohner bleiben tiefer unten zurück, das Gebirge ist ärmer an Individuen, aber reicher an Blüthen und Arten. Der grössere Reichthum an Arten (145 kalkstete + 47 kalk- holde — 135 schieferstete 4 42 schieferholde) wird aber noch mehr hervorgehoben durch den Umstand, dass die Kalikette nur aus einem einzigen, wenig variirenden Gesteine, nämlich aus Kalk und dessen Dolomite besteht, dass man also bei Ersteigung eines nicht gar zu zerrissenen Kalkberges die weitaus grösste Zahl der dem Kalke eigen- thümlichen Pflanzen antrifft, während wie wir gezeigt, das Urgebirge in verschiedene Gesteinsarten, und demnach auch seine Flora in ver- schiedene Gruppen zerfällt. — Der grössere Blüthenreichthum hängt zusammen mit der Beschaffenheit der prävalirenden Familien, da diese fast durchgehends schönblumige Arten besitzen: Compositen, Primeln, Orchideen, Cruciferen, Umbelliferen, Valerianeen, Galien, Globularien. — Das schnelle Zurückbleiben der Thalbewohner, das frühere Aufhören und seltenere Vorkommen des zusammenhängenden Rasens aber hängt vorzüglich zusammen mit der geologischen Ent- stehung der Kalkkette, weil sie wahrscheinlich gewaltsam und plötz- lich emporgetrieben wurde, und so das Gebirge viel steiler, ja oft senkrecht aufsteigt, weil ferner nach Stur der lockere. aus Kalk-, Thon- und Kieselerde bestehende Alpenschotter auf der Kalkzone nicht so hoch erhoben wurde, als auf der Schieferzone, weil die Höhen meist wasserarm sind, indem die Gewässer oft in unterirdische Klüfte versinken und erst am Fuss der Gebirge in oft sehr mächtigen, eiskalten Quellen wieder hervorbrechen, wie die Piessling bei Win- dischgarsten, der Hirschbrunnen bei Hallstadt, der Gosaubach bei Gosau — oder daselbst grosse, wunderbar herrliche, von hohen Felsen umschlossene Seen bilden, z. B. die Gosau- und Ausseeerseeen, der Hallstädtersee, der Gleinkersee bei W. Garsien, — und weil endlich der Kalk, besonders der dolomilische, gegen die atmosphärischen Ein- flüsse ziemlich unempfindlich ist und weniger verwiltert, als vielmehr zertrümmert wird. — Werfen wir nun noch einen Blick auf das Kalk- und Urgebirge in seiner Gesammterscheinung, so LIreffen wir auch hier einen hie und da sich zwar elwas verwischenden, im Ganzen 241 aber sehr charakteristischen Unterschied. Das Schiefergebirge bietet sich dem Auge dar als sanftaufsteigende, weit hinauf übergrünte, pyramidenförmige Höhen, von dunkler Farbe, mit welligen, abger undeten Formen und fortlaufende 'n, nur durch geringe Einbuchtungen getrennten Rückenkanten; nur wenn es eine Höhe von 7000‘ und darüber er- reicht, da treten auch schroffe, steilabfallende Wände mit zackigen Spitzen und öden Steinablagerungen auf. Das Kalkgebirge aber erhebt sich in schroffen, weissgrauen, ja meist senkrechten Mauern aus grosser Tiefe, ja of! beinahe unmittelbar aus der Thalsohle, so dass die grünen Trilten. an semem Fusse wie abgeschnitten erscheinen; am Fusse der- selben lagern sich meist ge\ ‚allige Schuttfelder und Steintrümmer, in bedeutenderen Höhen aber verliert es beinahe ginzlich seinen Pflanzen- wuchs, so dass man oft weithin nichts, als öde; unwirthbare Felsen erblickt; die Verbindungslinien der Höhen sind meist durch tiefe Scharten und groteske Zacken unterbrochen, seine Gipfelformen aber sind oft grossarlig und abenteuerlich — kühne Hörner oder nadelfür- mige Zinken. Wir kommen jetzt zum Schlusse: Es ist also wirklich, wie Stur begründete, und an einigen Beispielen durchführte, bei gleic her Höhe, gleicher geographischer Länge und Breite, und "gleicher Ab- dachung in der Kalk- und Tauernkelte die Flora der oberen, felsigen Region grösstentheils verschieden, was man bei gleicher Beschaffen- heit der übrigen Faktoren nur auf Rechnung der petrographischen Eigenschaften der. Unterlage schreiben kann, und diese muss man daher in einen mehr als zufälligen Zusammenhang damit bringen. Den Satz aber, in welchen Stur diese Wahrheit einkleidete: „Das Gestein erzeugt die Formen der Pflanzen“ kann ich in dieser Fassung nicht acceptliren, da es gleichsam herauskäme, als sei das Gestein die mater parens der Pflanzenformen, was doch nur der allweisen und allmächligen Vorsehung zugeschrieben werden kann; aber jedenfalis erhellt, dass das jeweilige Gestein der Pflanze so convenirte und so bestimmend auf sie einwirkte, dass zur Zeit als die Welt noch in der Bildung begriffen war, nur sie und zwar nur in dieser Form nach der Idee der Se höpfung aus dem Samen sich entwickeln und behaupten konnte. — Gegen diese petrographische Deduktion liesse sich zwar wegen der grossen Zahl der indifferenten Arten eine nicht verachtenswerthe Einwendung erheben, allein diese Pflanzen sind weilaus überwiegend (nämlich circa 150 von 197) Bewohner der Alpentriften also eines Substrates bei welchem man keine so genaue Sonderung der Bodenarten vornehmen kann; zudem sind viele davon, nämlich 47 — 42—89, der einen Bodenart viel geneigter als der anderen, so dass ınan wenigstens einen mässigen Einfluss des Ge- steins annehmen darf, und einige von diesen sind wirklich nach der Bodenart etwas modilizirt; so ist z. B. Rumex scutatus auf Kalk meer- grün, auf Schiefer grasgrün, Nigritella angustifolia auf Kalk purpurn, auf der Centralkette schwarzpurpurlärbig ete. Endlich kann man das Vorhandensein bodenvager, d. h. solcher Pflanzen, die sowohl auf ge- mischtem,, als auch blossem Kalk- oder blossem Thon- und Kiesel- Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1871, IS 242 boden sich fortbringen, nicht gänzlich läugnen, man muss daher die ganze Menge der Pflanzen in 3 Gruppen theilen. I. Solche, für die eine einzige Bodenart zur nothwendigen Lebensbedingung gehört — bodenstete. II. Solche, auf die eine hestimmte Bodenart einen so be- deutsamen Einfluss übt, dass sie auf ihr sich am liebsten ansiedeln und am besten gedeihen — bodenholde, endlich II. solche, die mit mehreren Bodenarten gleich gern vorliebnehmen — bodenvage. Admont, den 31. Jänner 1871. — — Berichtigung zur Kryptogamen-Flora. Heft 4. Seite 72 Zeile 4 statt Rainen lies: Steinen. zu Lichenes: Verrucaria nitida Ach. Biatora rosella Fries. „. anomala Rbh. „ 73 „7 statt Uredo Tulipae: Puccinia Prostii Moug. „ 10 einzuschalten: Uredo candida Pers. b. Compositar. aulChrysanth. Parthenium in Wiener Gärten. „ 12 statt asclepiadeum: Paeoniae Cast. „ 24 einzuschalten: Mysxosporium crocceum Lk. Pressbaum, Schottwien. a aurantiacum Rbh. Wiener Gärten. 39 Cladosporium zu streichen. 19 statt Polysaccum: Rhizopogon rubescens Tul. 39 statt cöinerea: mesenterica Pers. 44 und 45 zu streichen. statt radiatus: Schweinizü Fries. 15 statt fulvus: Ribis Fr. 17 statt Schweinizü: Boletus cavipes Op. 24 statt Rupula lies Russula. 26 lies Sainsonü Lev. 33 statt Hohlweg bei Klamm soll stehen in Wiener Hausgärten. 2 vorletzte Zeile statt cochleatus: lepideus Fr. Seite 76 Zeile 6 plancus zu streichen. Durch die Güte des Herrn Baron Hohenbühel-Heufler bin ich im Stande, die meisten dieser Aenderungen geben zu können. Josef Wallner. auf Buchen. Pressbaum. $ N} Qu ER ER EI EN ER WETTER TER ER rS =) —esss 243 Einiges zur Flora von Polen, insbesondere des Städtchens #osice, Von Ferdinand Karo. Im Jahre 1867 veröffentlichte ich in dieser Zeitschrift ein Ver- zeichniss von Pflanzen, die ich durch zwei Sommer in der Umgegend von Warschau gesammelt habe und versprach in Zukunft dieses Ver- zeichniss fortzuführen. Der Umstand jedoch, dass ich in einem 16 Meilen von Warschau entfernten Städtehen eine Apotheke kaufte und diese Stadt daher verlassen musste, machte es mir unmöglich, meinem Versprechen nach- zukommen. Da jedoch für unsere heimatliche Pflanzenwelt noch viel zu thun ist, übergebe ich hiermit ein Verzeichniss von Pflanzen, welche ich um Eosice im Jahre 1869 und 1870 gesammelt habe mil genauer Ortsbestimmung. Da ich hier in diesem Städtchen auf längere Zeit ansässig ge worden, hoffe ich mit der Zeit die Flora Podlaska genauer zu er forschen. Losice liegt 4 Meilen von der Gubernialstadt Siedlee entfernt, zum Bug, der lithauischen Grenze haben wir auch nur 3 Meilen. Die Gegend ist eben, ungemein waldreich, theils Laub- Kheils Nadelhölzer, bei Eosice etwas torfreich, bei Siedlee dagegen mehr sumpfig. Von Pflanzen sammelte oder notirte ich folgende: Achillea cartilaginea Ldbg. Am Ufer des kleinen Flüsschens Toczna, an zwei Stellen gleich bei Bosice, jedoch nur sparsam. — Millefolium L. Auf Wiesen an Wegen. Acorus Calamus L. An der Toczna, an Teichen. Adenophora lilüfolia Ledebg. In dem Laubwalde bei dem Dorfe Szawty bei Bosice ungemein zahlreich, sonst in keinem Laub- walde bemerkt. Agrimonia Eupatoria L. An einem Damme gleich bei Eosice, auch bei Zabuce, aber sehr sparsam. Agrostemma Githago L. Im Getreide. Ajuga replans L. Laubwald bei Dorf Chotyeze. — genevensis L. “ bei Dorf Chotycze, Majöwka. Alysma Plantago L. An faulen Wiesen, Teichen. Anagallis arvensis L. Auf Aeckern. Anchusa officinalis. Brachfelder, Raine. — arvensis. Im Getreide, Bosice, Artych, Zakrze. Anemone nemorosa L. Zahlreich bei Dorf Stok, bei Siedlee, Chotyeze, Patkow. — ramunculoides L. In einem Erlengebüsch bei Polinöw bei Eosice, sparsam. Anthemis tinctoria L. In Getreidefeldern Artych, Jözeföw bei Bosice. — arvensis L. An allen wüsten Orten um Eosice ungemein häulig. Aquilegia vulgaris L. im Laubwalde, Dorf Chotyeze, zahlreicher in Gebüschen an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. 18 * 244 Arabis hirsuta Scop. Auf einer Wiese, Dorf Patköw. Arenaria serpylifolia L. Im Getreide häufig, Patköw, Eosice, Dorf Artych. Artemisia Absinthium L. An wüsten Orten häufig. — vulgaris L. Dämme, Wege. Asarum europaeum L. Auf Corylus, Dorf Patköw. Asperugo procumbens L. An Zäunen, EBosice. Atriplex roseum L. Auf dem Kirchhof und um die Kirche herum in dem Städichen Eosice selbst zahlreich. — patulum L. An Gräben, Dämmen, Starostwo. Ballota nigra L. An Dämmen, Gebüsch Starostwo. Bidens cernuus var. radiatus L. An feuchten Gräben bei dem Sta- rostwo bei Losice häufig. Briza media L. Auf Wiesen. Calluna vulgaris Salisb. An Waldrändern, Dorf Stok bei Siedlec an der Chaussde sehr häufig. Caltha palustris L. Sümpfe, Starostwo, Rudniki. Campanula patula L. Laubwald zwischen Dorf Chotyeze, Szawly. — persicifolia L. Laubwälder, vereinzelt bei Dorf Chotyeze, zahl- reicher Dorf Stok bei Siedlec. — glomerata L. Auf Wiesen, im Gebüsch an der Chaussee nach Siedlece bei dem Dorfe Stok. Carex paludosa Good. Wiesen bei EKosice. — pallescens L. Auf Waldboden, Dorf Zakrze. — ericetorum Poll. Waldstellen, an sandigen Hügeln Dorf Zakrze. — praecox Schreb. Auf Wiesen um &osice. Carlina vulgaris L. var. longifolia. An der Chaussee nach Siedlee hinter der Osada Mordy auf Sandboden, sparsam. — acaulis L. Im Walde auf sonnigen Stellen bei dem Dorfe Szawly vereinzelt. Centaurea maculosa Lmk. An Dümmen. Zakrze, Polinöw, Chotyeze, Artych, gemein. — Cyanus L. Im Getreide. — Scabiosa L. Hin und wieder im Getreide. Chotyeze, Gtuchow. — austriaca L. Auf einer sumpfigen, gebüschreichen Wiese bei dem Dorfe Stok bei Siedlec an der Chaussee. Exemplare zu 3 Ellen Höhe häufig. j Cerastium arvense L. Am Rande des Waldes, Dorf Chotyeze im Getreide. — semidecandrum L. An Dämmen, Starostwo, zahlreich. Chelidonium majus L. An Zäunen, Clinopodium vulgare L. Auf einer Wiese wie auch im Gebüsch beim Dorf Wycezolki, Chotyeze, zahlreich bei Dorf Stok bei Siedlec. Chenopodium album L. Getreidefelder an Dämmen. — urbieum L. An wüsten Plätzen in Bosice häufig. Chrysanthemum Leucanthemum L. Wiesen, gemein. Chrysosplenium alternifolium L. In einem sumpfigen Erlengebüsch hinter Polinow bei ‚Bosice. 245 Cichorium Intybus L. An Dämmen. Cimicifuga foetida L. Laubwald, Dorf Chotyeze, sparsam, zahlreicher im Walde bei dem Dorfe Szawty. Cirsium rivulare Lk. Auf sumpfigen Wiesen bei Bosice zu Tausenden, ebenso bei Dorf Patköw. — oleraceum Sep. Auf sumpfigen Wiesen bei Dorf Patkow. — arvense Scp. In Getreidefeldern. — palustre Sep. Auf sumpfigen Wiesen, Dorf Wojnow, häufig. Clematis recta L. Soll für Polen selten sein. An der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Wyezolki in einem Gebüsch gegen 6 Sträu- cher, ungemein reichblüthig. Convallarıa majalis L. Laubwald, Chotyeze, Majöwka. Convolvulus arvensis L. Sonnige Dämme. Coronilla varia L. An Dämmen. Crepis teetorum L. Brachfelder, Dorf Artych, Zakrze. Datura Stramonium L. An Zäunen in Eosice. Dactylis glomerata L. An Wegrändern. Delphinium Consolida L. Im Getreide um Eosice. Dianthus deltoides L. An Dämmen, Zakrze. — carthusianorum L. Waldwiesen, Szawly, Artych, Stok. — superbus L. flor. alb. In Gebüschen an der Chaussee nach Siedlec bei der Osada Mordy. Draba verna L. Brachfelder, Chotycze, gemein, Echium vulgeare L. Auf Brachfeldern. Epilobium hirsutum L. In Weidengebüschen an der Toczna. — palustre L. An Gräben an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. Epipactis latifolia All. In einem Walde bei dem Dorfe Zakrze sehr sparsam. Erigeron acris L. Auf sandigen Dämmen, Artych. — canadensis L. Wüste Orte. Eriophorum angustifolium Rth. Sumpfige Wiesen um Bosice häufig. Starostwo. Erodium cicutarium LHerit An Dämmen. Erythraea Centaurium Pers. An Waldrändern, Chotyeze, Szawly. — ramosissima Pers. An Rändern von Getreidefeldern an der Strasse nach Dorf Szawly sehr häufig. Eupatorium cannabinum L. Im Weidengebüsch an der Toczna bei Losice. Euphorbia angulata Jceq. Für Polen neu, fand ich ungemein häufig in dem Laubwalde bei Dorf Chotyeze. Euphrasia offieinalis L. Wiesen. — Odontites L. Feuchte Wiesen bei Dorf Zakrze. Evonymus verrucosus Scp. Laubwald Dorf Chotycze. Equisetum palustre L. Feuchte Wiesen, Starostwo. — arvense L. Aecker. — hiemale L. Auf Waldboden bei Dorf Nemöjki, sparsam. Farsetia incana R. Br. An Dämmen. 246 Filago arvensis Fr. Auf Getreidefeldern sehr häufig. — minima Fr. Auf Getreidefeldern ungemein zahlreich. Fragaria vesca L. Laubwälder. Fumaria offieinalis L. An Zäunen auf Feldern. Gaga lutea Schult. Auf Brachfeldern, gemein. Starostwo, Polinow, Chotyeze. Galeopsis pubescens Bess. An einem Damme, Starostwo. — Ladanum L. Im Getreide, Nowo Siedlee. Genista tinctoria. L. Laubwald, Chotyceze, Szawtly. — germanica L. Laubwald, Chotycze, gemein. Gentiana Pneumonanthe L. Auf Wiesen an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok zahlreich; im Walde bei Szawiy. — Amarella L. Auf kleinen Anhöhen auf Wiesen vor Polinöw bei Bosice. Geranium pusillum L. Auf wüsten Orten, Dämmen. —- sylvaticum L. Laubwald bei Dorf Chotycze. — pratense L. Auf einer Wiese bei Dorf Patkow. — sanguineum L. Laubwald bei Dorf Chotyeze. Geum urbanum L. Sumpfige Wiesen, Starostiwo, Patköw. Gladiolus imbricatus L. Auf einer buschigen, sumpfigen Wiese an der Chaussede nach Siedlec bei dem Dorfe Stok ziemlich zahlreich. Glechoma hederacea L. An Dämmen, Gebüsch. Gnaphalium dioicum L. Laubwald, Chotycze. — uliginosum L. Auf lehmigen Aeckern, Polinöw. — sylvaticum L. Waldstellen, Chotyeze, Zakrze. Gypsophila muralis L. Auf Aeckern. Heleocharis palustris R.B. In einem ausgetrockneten kleinen Teiche in Zosice, Starostwo. Helianthemum vulgare Gärtn. Auf sonnigen Waldstellen, Zakrze, Artych, Szawiy, Chotycze. Herniaria glabra L. Auf Feldern häufig. Hieracium Pilosella L. An Dämmen, Starostwo. — /floribundum Wmr. et Grab. Auf einem Hügel im Walde bei Dorf Artych. — murorum L. Laubwald bei Chotycze. — stoloniflorum W.K. Auf sonnigen Wiesen, Dorf Artych, nicht häufig. — praealtum Will. Auf kleinen Waldhügeln im Walde bei Dorf Chotyeze. — umbellatum L. Auf Rainen bei EZosice und längs der Chaussee gegen Siedleec. Humulus Lupulus. Wald, Majöwka, Hyoscyamus niger L. Wüste Orte. Hypericum perforatum L. An der Chaussee nach Siedlec häufig. Inula Brittanica LI. An Wegen an der Chaussee Siedlec, Dorf nach Szawly. Iris Pseudo-Acorus L. An Teichen, Artych, Siedlec, Stok. — sibirica L. Auf einer sumpfigen Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok zahlreich. 247 Juncus bufonus L. var. ranarius. In dem Chausseegraben auf sandigem Boden gleich bei Siedlec. Knautia arvensis Coult Im Getreide, Chotyeze. Lamium maculatum L. An einem Graben, Dorf Patkow. — album L. Gebüsch. — purpureum L. Auf Getreidefeldern. — amplexicaule L. Auf ir Lappa tomentosa Lmk. An wüsten Orten. Lathyrus vernus Brnh. In dem Laubwalde bei Chotycze. — pratensis L. Wiesen. Leontodon hastilis. L. Am Rande des Waldes bei Chotycze, gemein. Leonurus Cardiaca L. An Dämmen, Starostwo. Linaria vulgaris Mill., Auf sandigen Orten. — minor Duf. Auf lehmigen Getreidefeldern, Dorf Artych, sehr häufig. Lithospermum arvense L. Auf Getreidefeldern, Polinow. Lonicera Xylosteum L. Laubwald, Chotycze, selten. Lotus cornieulatus L. An Wegen. Luzula pilosa Willd. Im Laubwald, Dorf Chotyeze. — campestris DC. Auf Wiesen. Lychnis flos Cueuli L. Wiesen, gemein. — viscaria L. Am Rande des Laubwaldes bei dem Dorfe Chotyeze. Lysimachia vulgaris L. Auf einer Wiese an der Chaussee nach Siedlec bei dem Dorfe Stok im Gebüsch. Lycopus europaeus L. Im Chausseegraben bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. Lycopodium complanatum L. Im Walde, Dorf Zakrze. — annotinum L. Laubwald, Chotyceze. — clavatum L. Laubwald, Chotyceze, Stok. Lythrum Salicaria L. An Gräben, an der Toczna. Majanthemum bifolium DC. Laubwälder, Chotyeze, Majöowka. Malva Alcea L. Ein Strauch an einem Damme, Starostwo. Matricaria Chamomilla L. Ungemein häufig in der ganzen Gegend Lipiny, Biernaty. Medicago falcata L. In Gebüschen. — lupulina L. An Dämmen der Toczna. Melampyrum nemorosum L. Laubwald, Dorf Chotyeze, Szawly, Stok. Melica nutans L. Laubwald, Chotyeze, häufig. Mellitis Melissophyllum L. Laubwald, Dorf Chotyeze, sparsam. Mentha aquatica L. Im Gebüsch am Ufer der Toczna. — — var. subspicata. An Gräben an der Chaussee bei dem Dorfe Stok bei Siedlec. — — var. sativa. An Gräben, Starostwo. — arvensis L. Feuchtes Gebüsch, Starostwo. Menyanthes trifoliata L. An Gräben auf sumpfigen Wiesen, Patköw, Artych. Monotropa Hypopytis L. Fichtenwälder, Zakrze. Myosotis palustris L. Wiesen, Sümpfe. — arenaria Schrad. An Dämmen auf Feldern, Polinow bei Eosice. 248 Myosurus minimus L. Felder, Aecker. Nuphar luteum Lm. Teiche, Artych. Ononis spinosa L. An Dümmen sehr häufig. Orchis incarnata L. Sumpfige Wiesen, Artych. — MorioL. Am Rande des Waldes bei Chotyeze auf Wiesen. Origanum vulgare L. Auf Waldstellen, Stok bei Siedlee. Orobus niger L. Laubwälder an der Chaussee nach Siedlee bei Osada Mordy, nicht häufig. Oxalis Acetosella. Feuchte, schattige Wälder. Papaver Rhoeas L. Im Getreide häufig. Parnassia palustris L. Sumpflige Wiesen, Zakrze, häufiger bei Helenka bei Siedlee. Pedicularis Sceptrum Carolinum L. Auf einer sumpfigen Wiese hin- ter Osada Mordy an der Chaussee nach Siedlee, aber äusserst sparsam. | Phyteuma spieatum L. Auf einer buschigen sumpfigen Wiese an der Chaussde nach Siedlee bei Dorf Stok zahlreich, selten im Walde bei Chotyeze. Pimpinella Saxifraga L. An Dämmen, Polinow. Phalaris arundinacea L. Am Ufer der Toczna. (Schluss folgt.) I, Correspondenz. Cawalla (am ägäischen Meere), am 49. Juli 4871. Soeben habe ich eine türkische Barke ausgehandelt, die mich heute Abends 7 Uhr aufnimmt und während der Nacht bis an den Fuss des Athos hinüberbringt. Ich brenne vor Begierde, auf der Spitze des Athos die Sazxifraga sancta Gris. einzusammeln, eine Pflanze, nach der ich mich viele Jahre vergeblich sehnte, da sie mir Niemand mittheilen konnte, deren Besitzer gewiss ebenso wenige sind, als die z. B. von Orchis Comperiana. — lch glaube, dass ich der fünfte Bo- taniker bin, der den Athos besteigt; denn ausser Sibthorp, Aucher- Eloy, Grisebach und Friedrichsthal wüsste ich keinen andern. Doch, ich darf’s nicht verschreien; ich bin noch lange nicht oben und habe noch eine Sstündige Meeresfahrt zu überstehen. Das Wasser ist mir hier entschieden das Unangenelimste. Auf der Fahrt gestern von Lagos hieher ward ich unwohl. Ich wollte, das Meer bestände hier aus lauter Bier. — Doch, es ist wahrlich ein Wunder, dass ich noch so gut aufgelegt bin bei all’ den Strapazen, die ich ausstehe. Ich bin in 5 Tagen von Philippopel über’s Rhodopegebirge an die Küste des äg-ischen Meeres, grössentheils zu Fuss gelangt. Ich hatte Maulthiere mit, die mein Papier und die gesammelten Pflanzen trugen. Trotz zweitägigem Regen während dieser Zeit habe ich doch die Pflanzen mit unsäglicher Mühe gut getrocknet; ich führe von Stanimak, vom Antriltstage meiner Athos-Reise an, Pflanzen mit. Dort sammelte ich 249 unter anderm Marrubium Friwaldsskyanum Boiss., eine schöne Gypso- phila, die noch nicht blühte, vielleicht @. globulosa MaB. dann den prächtigen Astragalus gladiatus Boiss., den Grisebach in der Flora rumelica als Varietät von A. nebulosus MaB. behandelt. Ich fand ihn ganz in reifem Zustande. — Haberlea rhodopensis fand ich auch wirk- lich in der Rhodope bei Stanimak und eine Tagreise tiefer im Gebirge; bei Stanimak häufiger, aber an letztgenannter Station nur sehr verein- zelt. Sehr gefrent hat mich das wunderschöne Geum coceineum mit rothen, grossen Blumen. Eine Cephalaria, die ich vor einem Monat im Balkan in ganz jugendlichem Zustande, jetzt in der südlichen Rhodope zwar auch noch nicht in Blüthe, aber häufiger und viel entwickelter antraf, wird wahrscheinlich ©. graeca R. et Sch. sein, die bisher nur am Athos angegeben ist. Sonst wüsste ich nicht sie unterzubringen; denn sie hat durchaus abgerundet-stumpfe paleas und (©. leucantha oder Ü. radiata ist sie ganz gewiss nicht. Chamaepeuce afra und Cirsium candelabrum sind in der Rhodope ziemlich verbreitet; letzteres ist aber noch nicht recht im Aufblühen. Auch Silene Sendtneri oder eine dieser zum Verwechseln ähnliche sammelte ich vorvorgestern. — Um den Hafen Lagos herum botanisirte ich gestern auf den Salinen. Halimo- cnemis strobilaceum ist sehr häufig, dann Halimocnemis glauca, Sali- cornia fruticosa, eine Schoberia und eine desgleichen behaartblättrige Pflanze, vielleicht eine Kochia, die aber noch unentwickelt ist. Auch war mir hier die Statice collina Gris. interessant, die ich in reifem Zustande antraf, während ich sie bei Philippopel in Blüthe sammelte. Es ist rein unbegreiflich, wie Boissier in Pan&id's letzter Dekade über das Goniolimon serbicum Vis. et Pan. sagen kann, dass dieses identisch mit @. collinum sei. Statice collina ist schon durch den Mangel der rothen Korollen augenblicklich auffallend ; im Fruchtzustand durch die zurückgebogenen Brakteen. Statice virgata ist sehr häufig, St. Li- monium blühte noch nicht. Sideritis remota sammelte ich im Sande am Meeresufer. Zwischen Juncus acutus einem Cynanchum und mit Sta- tice collina sah ich auch ein mir unbekanntes Hypericum mit langge- fransten Kelchblättern und rosmarinähnlichen Blättern. Leider habe ich das einzige und unentbehrlichste Werk: Grisebach's Spieilegium florae rumelicae durch ein Malheur nicht auf der Reise mit. Ich packte es natür- lich in Pest zusammen, um es mitzunehmen. Als ich in Kalofer das vermeintliche Packet öffnete, um nachzusehen, was Grisebach an der Friwaldszky’schen Abbildung der Haberlea rügt, finde ich — hor- ribile dietu — Putsche’s lateinische Grammatik !! Bald wäre ich auf dieses hin vom Schlag getroffen worden. Hat mir mein Famulus statt Grisebach’s Flora rumelica also Putsche’s lateinische Grammatik eingewickelt! Nun schliesse ich. Nach dem Athos ein Mehreres. Janka. Salonich, am ägäischen Meere am 8. August 1871. Am Abend desselben Tages, an welchem ich Ihnen von Cavalla aus schrieb, segelte ich nach dem Athos ab. Nach 1löstündiger Fahrt auf einer kleinen Barke landete ich beim Kloster Pandokratoros am 250 20. Juli Nachmittags. Während der ganzen Fahrt war das Meer ziem- lich stürmisch, und mir erbärmlich katzenjämmerlich zu Muthe. Doch als ich bei Pandokratoros den Fuss ans Land setzte und auf den Mauern und Felsen Silene Fabaria S. et Sm. und Trifolium ery- ptoscias Gris. erblickte, da war alle Seekrankheit verschwunden. Aber beinahe wäre ich wieder rezidiv geworden, als ich mich auf Dr. Rohrbach’s Artikel erinnerte, in welchem Silene Cserei Baumg. mit S. Fabaria S. und Sm. als Formen Einer Art vereinigt werden. Ich habe nun beide Silene-Arten lebend gesehen und kann versichern, dass das zwei in der Tracht sehr ähnliche, aber sonsten himmelweit verschiedene gute Arten sind! die Blätter sind von starker fleischiger, dicker Konsistenz und brechen sehr leicht. Diess Merkmal würde, da Seestrandformen meist fleischigere Konsistenz haben, nicht in die Waagschale fallen, wenn nicht gleich neben und unter S. Fabaria die gewöhnliche S. inflata vorkäme, und zwar ganz unverändert wie bei uns zu Hause. Aber von allmälig nach oben verdickten, gleichsam in den Kelch verlaufenden Blüthenstielen findet sich bei S. Fabaria keine Spur; da ist also S. Cserei schon einmal bedeutend verschieden. Dann ist die griechische Pflanze entschieden ausdauernd. Die jungen Triebe könnte man, wenn sie nicht so auffallend gewimpert wären, leicht mit Euphorbia Myrsinites halten. Ich habe Samen mitgebracht und werde die Pflanze kultiviren. Bei Pandokratoros sah ich auch zum erstenmale lebend: Heliotropium macrocarpon Guss.! von H. europaeum ausgezeichnet verschieden. Ich fand es übrigens dann auf ganz Hagiosoros verbreitet, nicht nur am Meeresufer, sondern auch tiefer landeinwärts in Ortschaften, hie und da mit H. europaeum vermischt. Von Pandokratoros marschirte ich noch am selben Tag bis Karaes, wo ich im russischen Kloster auf Anempfehlung des russi- schen Vizekonsuls in Cavalla ausgezeichnet aufgenommen wurde. Am andern Tag Abends traf ich im Kloster Lavra, am Fuss des Athos ein. Für den folgenden 22. Juli war die erste Besteigung bestimmt. Was ich nun besonders aufnotirte, habe ich Alles gesammelt. Es ist manche Art darunter, die seit Sibthorp nicht gefunden wurde. Ich fand: Stachys leucoglossa Gris. schon im Verblühen, Erysimum ca- Iycinum Gris. in Frucht, Hypericum vesiculosum Gris. in Frucht, Unidium athoum Gris., Arenaria filicaulis Fenzl, Aubrietia eru- bescens Gris., Podospermum loreum Gris. nur in etlichen Exemplaren, Sideritis perfoliota, wegen der Verwendung zum Theetrinken von den zahlreich auf den Athos pilgernden Russen der Ausrottung nahe; Arenaria rotundifoliaMaB. Saxifraga sancta Gris., Eunomia rotun- difolia Gris., Arabis drabiformis Gris., die spassige Viola delphi- nantha, die von Friwaldszkys Sammler hier zuerst entdeckt und von Friwaldszky Delphinium nanum genannt ward!! endlich He- lichrysum virgineum, eine äusserst zierliche Art, von den Anwohnern für heilig gehalten. Sonst traf ich noch an Senecio Athonvae S. und Sm., Crataegus tanacetifolia, eine prachtvolle neue Festuca, die ich F. sancta nenne. Ich habe noch keine ähnliche gesehen. Sie kommt auf der höchsten Erhebung ober der Baumregion vor. Zuerst 251 sah ich bloss sterile Rasen, und hielt das Gras für eine sehr starke Form von Sesleria tenuifolia, da die verwelkten Blattscheiden ebenso auffallend netzaderig zerfetzt sind, und die Blätter auch zusammengerollt und starr, glatt. — Am merkwürdigsten kam ich mit Saxifraga sancta Gris. an, ich sah die ungeheuren, polsterförmigen Rasen, die Felsblöcke am Nordabsturze des Athosgipfels bekleiden, hielt die Pflanze für einerlei mit der gewissen Sawifraga, die ich auf den Alpen von Kalofer entdeckte, von der ich Ihnen schrieb, dass sie neu und so verschieden ist, dass ich sie nicht einmal mit einer andern Art zu vergleichen wüsste, — und nahm bloss des Originalstand- ortes von Grisebach halber ein paar Exemplare mit. Beim Um- legen am anderen Morgen sah ich alles genau an und siehe da: mir kam S. sancta doch anders vor als meine Kaloferer Pflanze. Ich hatte zufällig in meinem Notizbuche einige Stengel von der letzteren, ver- glich sie mit der Athospflanze und fand wirklich ausgezeichnete Ver- schiedenheiten, so, dass meine Saxifraga Pseudo-saneta von $. sancta ganz gut verschieden ist. S. saneta war bereits verblüht. Ich weiss also nicht wie die Blüthen aussehen, auf Grisebach’s Beschreibung kann ich mich nicht genau erinnern, ob die Blüthen ansehnlich sind oder nicht Bei S. Pseudo-sancta sind sie unansehnlich, die Petala viel kürzer als die Stamina und stets aufrecht, nie abstehend. Soviel ist aber gewiss, dass durch meine Entdeckung die Stellung der $. sancta Gris. bei $. Aizoides erschüttert wird und die Pflanze eine neue Eintheilung erfahren muss. Meine Pflanze glaube ich irgendwo in der Nähe von S. Vandellii unterbringen zu können. — Noch kann ich erwähnen, dass die Blätter von S. sancta weich zu nennen sind im Verhältniss zu denen von S. Pseudo-sancta, deren Blätter so starr und verletzend sind, dass man sie nicht anfassen kann. Der erste Rasen, den ich auf dem Rücken meines Pferdes stehend, mit dem Sübel meiner Saptiehs von der Felswand herunterstach, fiel mir ins Gesicht und zerkratzte mich so, dass ich die Pflanze aus Rache bei- nahe S. furiens genannt hätte! Auch sind die Ciliae am Rande der Blätter von S. sancta auffallender, bei S. Pseudo-sancta undeutlich, die Stengelblätter von $. sancta viel mehr breiter spatelig, die In- florescenz bei ihr eine Cyma, nei $. Pseudo-sancta ein Racemus. — Der Umstand also, dass ich Sawifraga sancta am 22. Juli so ver- kannte, veranlasste mich, am 24. Juli den Athos zum zweitenmale zu besteigen, um von S. sancta eine grössere Anzahl von Exemplaren mitzunehmen. Ausser bereits erwähnter Sachen fand ich da eine neue Deschampsia mit fadenförmigen sehr zarten Blättern, und Phytheuma rumelicum Gris. in schönster Blüthe. Cephalaria graeca R. et Sch. war erst im ersten Aufblüben begriffen, und ist sehr häufig, ebenso wie die herrliche riesige ©. macrophylla Gris., die im besten Blühen stand. Ich sah manches Exemplar, das über 2 Klafter Höhe hatte. Die gewöhnliche Höhe ist 1'/, Klafter. Von Athos kam ich auf Maul- thieren in 6 Tagen hieher. Das Unterbringen der Pflanzen auf den Thieren war sehr beschwerlich. Mit Entsetzen denke ich an den Rück- marsch nach Philippopel, der übermorgen oder Freitag angetreten 252 werden muss. Von Strassen ist hier keine Rede, ja man kann das nicht einmal Wege nennen, dabei manchmal so schmale Felsenengen, dass die Pllanzenpackete ganz verrissen werden können. Der sonstigen Unannehmlichkeiten will ich gar nicht gedenien, wie z. B. der Ent- behrungen, Bivouakirenmüssen auf den Strassen türkischer Ortschaften, da die Türken Fremde, wegen Besorgniss für ihre Weiber nicht in ihre Hiuser aufnehmen. — Heute und Morgen bleibe ich noch hier. Ich wollte gestern Phacelurus digitatus Gris. aufsuchen gehen; aber das Meer war stürmisch und es regnete obendrein. Zur Ueber- fahrt zu den Salinen brauche ich 3 Stunden. Phacelurus und Alopecurus erypsoides möchte ich noch gerne finden; auch der thessalische Olymp lockt mich stark an. Man sieht den Koloss hier ganz nahe. Die Haberlea Heldreichii zieht mich ganz besonders dahin, aber ich muss mir doch einmal eine Grenze setzen, denn vom Olymp könnte ich vielleicht mich auf den Ossa verlangen etc. und zuletzt komme ich gar nicht mehr zurück. Janka. Stift Melk, am 8. August 1871. Das Viertel O©. W. W. und speziell die Flora von Melk haben einen neuen floristischen Bürger erhalten, es ist die in Nied.-Oesterr. überhaupt seltene, bisher nur im V. 0. M. B. gefundene Pyrola um- bellata L. M. Seeland, Schüler am hiesigen Gymnasium brachte sie als unbekannte Pflanze dem hochw. Herrn Prof. Vinzenz Staufer, der sie mir mittheilte. Hr. Prof. Staufer besuchte sofort den einige Stunden entfernten Standort im sogenannten „Albrechtsberger Hölzel, Pfarre Gerolding, traf aber nur einige wenige Exemplare, von denen nur circa 10 eingelegt wurden, um den kaum gefundenen Standort nicht sofort wieder zu verlieren. Trotz sorgfältiger Behandlung beim Wechseln der Zwischenlagen etc. schwärzten sich die meisten voll- kommen; bei einigen blieben die Blätter bis auf wenige Flecken ganz grün, eine Erscheinung, die öfter vorkommt, aber, wie manche andere, noch ihrer Erklärung harrt. — Am Standorte der Jurinea mollis, dem trockenen, schotterigen Abhange der sogen. Sallitereihügel bei Melk fand ich die Medicago lupulina ß. glandulosa Neilr. in sehr schö- nen Exemplaren. Auch sammelte ich Exemplare von Poa bulbosa var. vivipara, die sich dadurch auszeichnen, dass die Rispenäste ent- gegen der. Angabe fast aller Autoren nicht zu zweien oder einzeln, sondern quirlförmig zu fünfen stehen. Die Bulbi sind stark, bis 10” im Durchmesser, auch die blattarligen Auswüchse, die bis 4blättrig vor- kommen, zeichnen sich durch besondere Länge aus. Unter 100 Exem- plaren, die sorgfältig in dieser Hinsicht gemessen, traf ich 34 mit Iinospen von 24”® Länge. — Der Standort ist nach der Angabe des Hrn. Prof. Staufer schon seit vielen Jahren konstant. — Im Sep- tember werde ich das Bachergebirge besuchen, um dort namentlich reile Früchte zu sammeln. Olto Murmann. Ns. Podhragy, am 9. August 1871. Fräulein Ludvine von Warczewska fand bei Storlek auf bu- schigen Weinbergtriften Himantoglossum hircinum, das ich in dieser Gegend bisher vergebens gesucht hatte. Ich selbst fand dann an der- selben Lokalität nur 1 Exe mplar, das aber grund- und stengelstän- dige Blätter hatte, welche sonst während der Blüthezeit zu verwelken pflegen. J. L. Holuby. Schloss Schneeberg im Gschnitzthale, am 42. August 1871. Angeregt durch eine von mir im Jahrgange 1869 der Oesterr. botanischen Zeitschrift ausgesprochene Bemerkung, dass das auf dem Haglersberge bei Winden am Neusiedlersee vorkommende Semper- vivum das S. assimile Schott sein dürfte, unternahm Hr. Spreitzen- hofer Ende des letzten Monats eine Exkursion an den Standort der fraglichen Pflanze und war so freundlich, lebende Exemplare des dort von ihm eben in voller Blüthe angetroffenen Sempervivums an den botanischen Garten in Innsbruck einzusenden. Der botanische Gärtner übermittelte mir einige Rosetten und blühende Exemplare dieser Sen- dung auch hieher, und so viel ich hier ohne litt. Hilfsmittel zu ent- scheiden vermag, ist dieses Sempervivum nicht S. assimile Schott, sondern das wahre S. tectorum L. — Im verflossenen Jahre habe ich an meine Korrespondenten unter dem Namen Erigeron neglectus ein Erigeron vertheilt, welches ähnlich dem E. alpinus einen mehrfachen Kreis fädlicher weiblicher äusserer Scheibenblüthen besitzt, aber durch den stets einköpfigen Stengel und die lang und dicht zottigen äusseren Hüllblätter mit E. uniflorus übereinstimmt, sich so zwischen diese beiden Arten zwar einreiht, aber von beiden durch die dieklichen, kurzen, grundständigen Blätter, den schlanken Stengel und eine an- dere Anordnung der Hüllblätter unterscheidet. Dieses auf den Kalk- bergen der Centra alalpen sehr häufige Erigeron steht gegenwärtig auf den Alpenwiesen oberhalb meines derzeitigen Wohnortes in unzäh- ligen Exemplaren gerade in voller Blüthe. Diese Alpenwiesen, welche mit Orchideen stellenweise förmlich bedeckt erscheinen, sind auch eine reiche Fundgrube für hybride Orchideen, und ich sammelte dort dieser Tage neben Gymnadenia intermedia von den Bastarten, welche Nigritella” angustifolia mit den drei Gymnadenia-Arten unserer Flora bildet: Nigr. mierantha, Nigr. Heufleri und Nigr. suaveolens. Auch fand ich dort unter der Höhe des sogenannten Blaser an einer felsigen Stelle, zum ersten Male in Tirol, die im vorjährigen Sommer von Engler am Baldo entdeckte und mir von dort güligst mitgetheilte Saxifraga patens und zwar eben in schönster Blüthe. Am meisten aber erfreute mich die bisher von mir noch nicht lebend gesehene Pedicularis atrorubens und ein der Kombination Jacquini>x: habitu et inflorescenlia sumptae.“ +) „ 845. Rosaceae. — „ab auctoribus permultis species 1500 ad- numeranlur.” -7F) . 847. Hirtella Linn. — „in Brasilia media et aliter +7) in Ame- rica tropica..... rarae.“ 847. Prunus Linn. — „Sectiones sequentes, pro generibus ab auctoribus variis desumptae (sie!).....* *) Sub soll wohl „während“ heissen? **) Ein verunglückter Ausdruck für: „wie auch“ oder „dessgleichen.“ »**) „Ad“ in der hier gemeinten Bedeutung ist nicht lateinisch. +) Charaktere oder Diagnosen können „ex habitu etc. sumi“, aber die „Formen“ schuf die Natur „Formae sumptae“ ist Unsinn. ++) „Adnumerare“ heisst bloss hinzuzählen. Hier wird „aufzählen“ gemeint. +rr) „Aliter“ statt alibi oder alio loco, ist unstatthaft. Aliter bedeutet mitunter, sonst. Aber „umgekehrt“ ist hier nicht „gefahren.“ 284 Seite 848. A. Stocksiana. — „Sectio Chamaemygdalus *). 848. — „lcones addenda.*“ 850. — „Ieones addenda.,, 851. Sp. chamaedrifolia L. — „Spiraeam flexuosam prorsus eandem esse specimina Herbarii Fischeriani docent, quod sub nomine S. flexuosae var. latifoliae formam vulgarem grandifoliam et sub nomine $. flexuosae var. angustifoliae formam foliis minoribus instructum a cl. Cambessedes de- pietam conservavit.“ (Das konstruire wer es kann). 852. S. Nobleana — „planta hybrida..... primum errona dicta.“ „ 853. Rubus L. — (in) **) „regionibus temperalis. >... copiose vigent,.....in America borealis, India occidentalis et australi sat numerosae.. ..in Africa. ..rariores evadunt* ***). „ 854. Rubi Gallo-Germaniei. — „Auctor illius +) monographia l.c non minus quam 239 species diagnosi in lingua ger- manica semper adhibita hie profert. Liceat mihi species illas secundum ordinem. quem ab autore persequutus est hie nomine tantum enumerem.“ Dieses Kauderwälsch mag die vorgelegte Distellese der Sprach- fehler würdig abschliessen; ich wiederhole dabei, dass die beträcht- liche Anzahl der reinen Druckfehler ausser Acht gelassen wurde. Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, wie eng in einem wis- senschaftlichen Werke Stoff und Form zusammenhängen. Unrichtigkeit der Sprache erschwert das Verständniss, verwirrt oder verwischt gar den Sinn der betreffenden Stelle und erzeugt mitunter Missverständ- nisse. Was werden die Botaniker des Auslandes, — wo Sprachfehler sogar in einem unbedeutenden Romane, ja in einem Kinderbuch scharf gerügt werden +}), — dazu sagen, wenn sie im Lande 'der klassi- schen Philologie ein sprachlich so verunstaltetes litterarisches Er- zeugniss erscheinen sehen? Wir dürfen diese grammatischen Sünden nicht dem verdienten Verfasser der Walper’s-Fortsetzung zur Last legen; aber wenn sein bedauernswürdiger Gesundheitszustand eine Beihilfe nothwendig machte, so hälte der Verleger doch dafür sorgen sollen, dass dieses Geschäft nicht einem etwa unkundigen Anfänger anvertraut werde +7). Der *) Dass man das sprachwidrige „Chamorchis“ hat hingehen ‚lassen, ist kein Grund dafür, dass wir das viel schlechtere „Ohamaemygdalus adoptiren. **) Die nothwendige Präposition fehlt a. a. O. ===) Soll wohl heissen: kommen immer seltener vor. y) Statt: huius. — Bemerken wir noch die triple-emploi: „Haec mo- nographia,* „I. c.* und „hic.* 7) Diese nützliche Aufsicht der Kritik erstreckt sich bis auf die von NEE und -stellerinnen gebrauchten lateinischen oder anderen fremden ‘loskeln. ir) Indem ich bei dieser Veranlassung die nächst vorhergehenden Hefte durchblickte, glaubte ich hie und da das Schalten und Walten der nämlichen Hand darin zu erblicken. Z. B. S. 600 Stenodiseus. — „ob..... faucem tubi angustantem.“ (In der Erklärung des Namens: „Stenodiscus“ heisst es: 285 Preis von 11/, Thlr. für ein Heft von 160 Seiten ist beträchtlich genug um ein geringes Opfer für die gehörige Korrektheit m zu können. . Brassai. Klausenburg, am 27. August 1871. —o Correspondenz. Philippopel, am 30. August 1871. Am 15. August d. J. brach ich von Salonich auf und gelangte nach vielen Strapazen über Seres, Nevrekop und Batak in 11 Tagen, meist per pedes apostolorum hieher nach Philippopel. Ich hätte eigent- lich bloss 8 Marschtage gebraucht, aber einen Tag hielt ich mich wegen Phacelurus in der Stadt Seres auf und von Nevrekop hatte ich wiederum einen so prächtigen Anblick des Perim-Daglı mit seinen zahlreichen zackigen, noch viel Schnee bergenden Gipfeln, dass ich unmöglich der dadurch bewirkten Verlockung zu einer Besteigung dieses Gebirges und umsoweniger widerstehen konnte, als ja diese Alpen ohnehin von keinem Naturforscher noch betreten wurden. Dazu verwendete ich nun den 20. und 21. Juli. — Phacelurus digitatus Gris. habe ich bald nach meinem Wehklagen in meiner letzten Korrespon- denz wegen Nichtauffindung dieses Grases bei Salonich, dennoch bald darauf gefunden und zwar an den zwei Tagen der Route Salonich- Seres. Ich stellte mir aber in der Pflanze lange nicht ein so kolos- sales Gras vor, wie es sich mir präsentirte: ein Gras, das in Bezug auf Höhe mit dem Mais wetteifert!!!, während ich an den Gestaden des ägäischen Meeres höchstens nach Pholiurus-ähnlichem Gewächse fahndete. Auch fr appirte mich der Standort, als ich es gegen Abend des 15. August hoch oben auf Gebirgen zwischen Andr opogon Ischoe- mum und Seirpus Holoschoenus sah. Hier waren aber verhältnissmässig wenig Exemplare. In kolossalen Massen traf ich durchweg klafter hohe Exemplare am folgenden Tage jenseits des Karasuflusses (Strymon der Alten), schon nahe bei Seres längs der Strasse in den Gräben und auf den Wiesen der Ebene, wo auch @/ycyrrhiza glabra häufig wucherte. — Am selben Tage sah ich auch zum erstenmal Knautia macedonica Gris. mit ihren schönen schwarzpurpurnen Blüthen und den von Astragalus Onobrychis L. gut verschiedenen A. mesopterus „srtevog — angustia.“ Ein paar Zeilen darunter bei Stenanthemum, heisst es: „stevoS = angustus.“ Nun ist aber letzteres Wort, als adjectiv, ein oxytonon. — 5. 613. (Vitis angustissima): — „utrinque generi aeque Jura adnumeranda.“ — 8. 616. (Pterisanthes.) — „Secundum Mig. quam sectio vitis habenda.* — 5 625. (Cupania lucens,) — „Species fructu defecto dubia.“ — S. 697. (Trifolium limonium.) — „Habitum Tr. repentis ostendit, a quo tamen facili negotio stipulis recedit.* (Eine beruhigende Angabe!) — Ebendas. (Trifolium Meneghianum. Ein „Meneghi* ist mir unbekannt). — „Collibus eirca Byzantium.* = S. 780. (@lyeine). — „Leptolobium in Leptocyaneo postea mutatum.“* SW. 286 Gris. — Wie schon erwähnt, bestieg ich von Nevrekop aus eine über 7500 Fuss hohe Spitze des Perim-Dagh vom Dorfe Kornitza aus. Ich spekulirte stark auf das Auffinden des von Friedrichsthal am Kilogebirg, etwa 10 Meilen nördlicher angegebenen Ranunculus cere- natus. Ich konnte nie recht daran glauben, dass am Kilo der echte Ranunculus erenatus wachse. Die im Wiener bot. Hofkabinet vor- handenen Kilo-Exemplare besah ich mir öfter, zweifelte wohl, konnte aber nichts herausbringen, da sie schlecht getrocknet sind. Ich meinte stets, dass so weit südlich eher der Ranunculus magellensis der Abruzzen vorkommen müsse. Nun hatte ich wirklich das Glück, am Perim-Dagh einen Ranunculus zu finden, der von R. crenatus W. und K. verschieden ist und ohne Zweifel eine üppige Form des R. ma- gellensis darstellt. Vielleicht aber wird diese Form Ursache sein, dass ich R. Traunfellneriü, R. alpestris, R. magellensis und R. cerenatus in Eine Art zusammenziehe. Die Blattform der Orbelus-Pflanze ist höchst auffallend und neigt sich stark jener von R. magellensis und R. alpestris hin; aber die Petala schliessen dicht halbkugelförmig zu- sammen und sind breit und ganzrandig. Am Gipfel selbst sah ich nebst diesem Ranunculus noch Sazxifraga pedemontana, Achillea abrotanoides, Primula minima. Dianthus microlepis Boiss. und Ses- leria coerulans. Dianthus microlepis ist wohl die gemeinste Pflanze, aber ich traf sonsten noch manche rare Art: eime prächtige Poten- tilla, verwandt mit P. Valderia, Hieracium sparsum Friwaldszky! (H. Schultzianum Vis. et Pan£.), Pedicularis orthantha in grossen Exemplaren, die für mein Herbar neue herrliche Lychnis atropur- purea, eine Aquilegia mit gelben Blüthen ete. Ueberrascht hat mich auf einer Felswand meine Sarifraga Pseudo-sancta, die also nebst dem Balkan bei Kalofer hier gleich einen zweiten Standort hat. Ferner gibt es am Perim-Dagh grossarlige reine Bestände von Pinus Peuce Gris.; über denen gleich das Krummholz anfängt. Ich sah hier Pinus Peuce nirgends strauchartig, sondern durchweg lauter Waldungen davon von kolossalen Stämmen, so dass ich die Zapfen bloss von der Erde auflesen konnte. Tiefer unten, wo dann Abies und Picea Wald bildeten, wuchs an den Bächen ein wunderbares, riesiges Heracleum, dessen Wuchs vielmehr an Pleurospermum erinnerte und dessen Seiten- äste alle vertrocknet oder verwelkt herabhingen. Nach Silene Asterias habe ich mich vergebens umgesehen, obwohl viele Standorte für sie gepasst hätten. Bei Nevrekop sah ich noch eine Umbellifere vom Ha- bitus des Peucedanum arenarium und P. Neumayeri, aber von beiden gewiss verschieden. Es wird wahrscheinlich Caroselinum distans Gris. oder Johrenia graeca Boiss. sein. Auch zwei Silenen waren häufig: S. tineta Friw. und eine der S. Sendtneri Boiss. sehr ähnliche oder damit identische Art, die ich schon früher im der Rhodope und auf einem dritten Standort bei Batak vor ein paar Tagen beobachtete. Diese hat petala bifida. Nun weiss ich nicht, ob dessgleichen bei S. Sendtneri der Fall ist. — Uebermorgen breche ich von hier auf und beginne meine Rückreise. In Kalofer werde ich mich noch aufhalten und die Alpe noch einmal ein paar Tage durchsuchen, denn Dian- 287 thus pumilus Friw. war bei meinem letzten Aufenthalte daselbst noch lange nicht in Blüthe. Ebenso ein neues Seselö nicht. Von Hieracium pilosissimum Friw. traf ich Ende Juni auch bloss Blätter. Ich fand es aber jetzt auf dem Herwege; es dürfte nichts Anderes als eine Form von H. sabaudum sein. Doch nähern sich manche Exemplare wieder ganz dem H. silvaticum. Haberlea rhodopensis bringe ich in zahlreichen lebenden Fxemplaren mit. Janka. Burgas (am schwarzen Meere) am 9. September 1871. Am 31. August d. J. machte ich mich von Philippopel nach Kalofer auf, um jene Pflanzen, die ich während meines ersten Auf- enthaltes daselbst im Gebirge noch lange nicht entwickelt antraf, ein- zusammeln. Diess war z. B. der Fall mit Arenaria Saxifraga Friw., Silene Lerchenfeldiana, Centaurea derventana Vis. et Pane., Dian- thus pumilus Friw., einem Seseli, das ich schon blos nach Ansicht der Wurzelblätter für neu halten konnte, welche ‚sonsten jenen des S. rigdum W. K. ähnlich waren etc. Auch 4 Meilen östlich von Kalofer traf ich am 17. Juni bei dem türkischen Dorfe Imitli am Fusse des Schipka-Balkan’s zwei weisswollige Hieracien in ganz jugend- lichem Zustande an, von welchen ich Eines ganz bestimmt für neu halten konnte. Um dann nicht wieder nach Philippopel zurückzukehren und Zeit zu verlieren, entschloss ich mich die Rückreise ostwärts nach Burgas am schwarzen Meere fortzusetzen und mich dann nach den Donaumündungen einzuschiffen. So gelangte ich nun am 1. Sept. Vormittags nach Kalofer und traf sogleich Anstalten, dass ich noch um 1 Uhr Mittags die Alpenexkursion antreten konnte, um bis zur Albanesen-Nandra zu gelangen, wo ich die Nacht zubringen wollte. Gleich oberhalb des Albanesen-Lagers war auf dem Felsen Arenaria Sawifraga in Menge in schönen Exemplaren, auch Silene Waldsteinüi Gris. und S. Lerchenfeldiana, letztere aber schon ganz verdorrt. Am andern Tage brach ich zeitlich gegen die Spitze auf. Hieracium rhodopeum Gris. blühte in Masse; ich traf auch H. sparsum Friw. an. Als ich nach Dianthus pumilus weiter suchte, machte ich eine Entdeckung, die mich auf’s höchste erfreute: ich stiess nämlich auf Androsace hedracantha Gris., die bisher nur am Rilo bekannt war, auf die einzige Androsace der europäischen Flora, die meiner Samm- lung noch abging! — Sonderbar; am Perim-Dagh, wo ich wegen der Nähe des Rilo und gleicher Unterlage diese Androsace-Art mit Recht gleichwie den Ranunculus magellensis anzutreffen erwartete und sehr darnach spähte, fand ich keine Spur davon. — Auf der Alpe bei Kalofer traf ich sie auf der östlichen Abdachung des Gipfels ganz unerwartet. — Dianthus pumilus Friw., den ich am Originalstandort sammelte, vermag ich von D. microlepis Boiss. des Rilo nicht zu trennen. Silene Lerchenfeldiana traf ich nahe dem Gipfel noch in einigen schönen, blühenden Exemplaren. Bis auf Campanula lanata Friw., die nach Originalexemplaren mit C. velutina Desf. aus Spa- nien sehr nahe verwandt ist, hätte ich nun Alles gefunden, was mir interessant schien. Ich bin allerseits um Kalofer herumgestiegen, aber 288 Campanula lanata bemerkte ich nirgends. Wahrscheinlich fand sie Friwaldszky Sammler in der Schlucht vom Kloster aufwärts, wo ich nicht nachsah, weil diess mir zu nahe war. — Am 1. September begab ich mich auf bereits erwähnten Standort der beiden Hieracien bei Imitli und traf sie blühend an; das Eine derselben, gerade das Interessantere, war von den Ziegen stark verstümmelt. Es ist eine 2—3 Fuss hohe Pflanze mit Beblätterung eines Hieracium umbellatum oder tridentatum; aber die ganze Pflanze weisswollig, die oberen Blätter einander sehr genähert, die andere Pflanze ist Hieracium ver- satum Friw. oder verbascifolium. — Die Weiterreise hieher führte mich dann durch herrliche Gegenden, die botanisch ganz unerforscht sind, und deren Begehung zu fr üherer Jahreszeit sehr anzuempfehlen ist, wie z. B. die Gegend” von Sliwno. Kurz vor Sliwno entdeckte ich einen vermuthlich neuen weissblühenden Dianthus, wenn er nicht etwa identisch mit D. Knappit Ascherson ist. — Von Karnabad herwärts gibt es ausserordentlich interessante Gegenden, unermess- liche, grossartige Hochsteppen, wo ich auf eine neue Pflanze stiess: eine Sideritis-arlige Stachys, eine Bunium-ähnliche ganz neue Um- bellifere, die ich leider nur in einem Exemplar antraf, welches gerade blühte, und eine neue Serratula, verwandt mit der spanischen S. pin- natifida Kehl. oder 8. Alcalae Coss., da bei meiner Pflanze die Blätter ungetheilt sind. Leider war diese niedrige, 1—3 köpfige Serra- tula ganz verdorrt, so dass ich bloss nach den bei Entrindung schön gelben Wurzelfasern und der Achnlichkeit des Involucrums auf eine Serratula schliessen konnte. Seilla autumnalis war auf den Steppen massenhaft in Blüthe; Crocus Pollasii erst nur einzeln blühend anzu- treffen. Leider mangelte es mir an Zeit, hierherum weitere Ausflüge zu machen; auch war mir hier bereits alles Papier oskupirt; sonst hätte ich einen Standort der Azalea pontica besucht, die mir von 3 Meilen Entfernung gezeigt ward. Auch die Salzsteppen nördlich von hier am Gestade des Meeres müssten interessante Aufschlüsse ergeben. Cir- sium bulgaricum DC., das hier auf den Steppen gemein ist, scheint mir von C. eriophorum L. nicht hinlänglich verschieden. Hier sind die Schuppen stark gefranst, im Despot-Dagh ganzrandig, an beiden Standorten übrigens die Involucralschuppen linealspatelig, bedeutend breiter und hohler als die der deutschen Pflanzen. Morgen Früh fahre ich mittelst Lioyddampfer nach den Sulinamündungen und Galalz; hier will ich zu eruiren suchen, was Julius Edel unter Mesembry- anthemum auf den Salzstellen nördlich von Galatz verstand. Janka. Tilsit, am 22. August 1871. Der Standort der Potentilla digitato-flabellata Bouche et A Br. am Memelufer ist, wie ich fürchtete, eingegangen wohl in Folge des hohen Wasserstandes im Frühjahr, wo Flusskähne Monate lang auf ihm stationirt waren. Ueppig gedeihen dagegen die Sämlinge im Garten. Der charakteristische Unterschied von Pot. inelinata Vill., welchen 289 die Mutterpflanze in Bezug auf Bekleidung zeigte, wird bei den Säm- lingen vollständig wlödereefunde n. Dr. Heidenreich. Athen, im September 1871. Bekanntlich werden die Staphiden in Griechenland in 3 Epochen (Cheri) eingesammelt. Während nun die ersten zwei Lesen sehr glück- lich ausfielen und ein ungewöhnlich schönes und süsses Produkt lie- ferten, da man die Staphiden heuer besser reifen liess, so wurde doch die dritte Ernte durch eingetretenen Regen theilweise verdorben. Ebenso wurden die bereits auf der Trockentenne sich befindlichen Feigen durch den Regen zu Grunde gerichtet. — Zu unseren schön- sten Zierbäumen gehört der Ailanthus glandulosa, der in Griechen- land binnen 15 bis 20 Jahren zu einer Höhe von 60 bis 80 Fuss heranwächst. Die Rinde dieses Baumes soll anthelmintische und Band- wurm abtreibende Eigenschaften besitzen. Wirklich liegen einige Beispiele vor, dass Leute, welche am Bandwurm litten und stark gesättigte Absude solcher Rinde nahmen, von ihrem Uebel befreit wurden. — Der gelbe Saft der frischen Früchte von Momordica Elaterium wird im ganzen Öriente als Mittel gegen die Gelbsucht angewendet. Zu diesem Zwecke wird der ausgepresste Saft in die Nase geschlürft und so ein Ausfluss gelben bitter schmeckenden Schleimes erzielt, der die Krankheit heben soll. X. Landerer. ee Personalnotizen. - Prof. Dr. Jessen und Dr. Magnus begleiten als Botaniker die von der deutschen Marine abgeschickte Expedition zur Erforschung der deutschen Meere. — Rudolf Hinterhuber, Apotheker in Mondsee, wurde von Sr. Majestät dem Kaiser durch Verleihung des gold. Ver dienstkreuzes mit der Krone ausgezeichnet. — Dr. Siegfried Reissek, Kustos am kaiserl. botanischen Museum in Wien, trat andauernder Kränklichkeit wegen in den Ruhestand. Dr. Johann Peyritsch wurde als Kustos am kais. botan. Museum in Wien angestellt. — Dr. Konstantin Freiherr v. Ettingshausen, bisher Pro- fessor an der Josefs-Akademie in Wien, wurde zum ord. Professor der Botanik an der Universität Graz ernannt. 290 Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Oesterreichischer Verein der Freunde der Natur- wissenschaften. — Die Konstituirung dieses Vereines, dessen Zweck die thätigste Förderung der Naturwissenschaften überhaupt, und die Beobachtungen der Naturerscheinungen in Bezug auf Elektrizität und Erdmagnetismus insbesondere ist, erhielt zu Folge eines an den Gründer und provis. Vorstand des Vereines, Ingenieur und Elektriker C. A Mayrhofer, herabgelangten hohen Erlasses die behördliche Be- stätigung. Es hat sich bereits eine grosse Zahl wissenschaftlich ge- bildeter Männer aus allen Theilen der Monarchie als Korrespondenten gemeldet, welche auch seit ein paar Monaten fleissig die Tabellen ausfüllen und an Herrn Mayrhofer einsenden. Die Einsendungen werden zusammengestellt, in Druck gegeben, und unentgeltlich ver- sendet werden. Die Anmeldungen erfolgen beim provis. Vorstand des Vereines, Ingenieur C. A. Mayrhofer, Wien, Praterstern Nr. 78, wo auch die Statuten verlangt werden wollen. — Versammlung der schlesischen Botaniker auf Ul- brichshöhe bei Reichenbach am 21. Mai 1871. — Nachdem in der Ver- sammlung zu Königszelt vom 26. Mai 1870 zur Förderung eines inni- geren Verkehrs unter den Freunden der schlesischen Pflanzenwelt die alljährliche Wiederkehr einer ausserordentlichen Sitzung der botanischen Sektion der schles. Gesellschaft für vaterländische Kultur beschlossen worden, wurde durch die Herren Geh. Rath Prof. Goeppert, als Präses der schles. Gesellschaft, und Prof. Cohn, als Sekretär der botanischen Sektion, die zweite Wanderversammlung schlesischer Botaniker auf Sonntag, den 21. Mai, nach der Ulbrichshöhe bei Reichenbach einbe- rufen. 57 Herren versammelten sich in Folge dessen zu der bezeich- neten Stunde in dem schönen Saale der Ulbrichshöhe. Die Sitzung wurde um 10 Uhr von Dr. Goeppert mit einer Ansprache eröffnet, in welcher er Ursprung und Zweck der gegenwärtigen Versammlung auseinandersetzte und Herrn Forstmeister Tramnitz (Breslau), sowie Herrn Kreisgerichtsdirektor Peck (Schweidnitz) zu Vorsitzenden vor- schlug. Herr Dr. Stenzel (Breslau) übernahm das Amt des Schrift- führers. Prof. Cohn (Breslau) begrüsste die Anwesenden im Namen der botanischen Sektion und berichtete sodann über die eingegan- genen Schreiben. Die Verhandlungen selbst wurden von Apotheker Fick (Reichenbach) durch einen Vortrag über die geognostischen und botanischen Verhältnisse des Eulengebirges eingeleitet. Der Pflanzen- wuchs ist im Allgemeinen der des übrigen Vorgebirges. Als eigen- thümliche Pflanzen werden im Thal von Langenbielau Viola .biflora und die auf Petasites schmarotzende Orobanche flava hervorgehoben. Kreisgerichtsdirektor Peck (Schweidnitz) führte noch Hypericum Ve- ronense aus dem Weistritzthal, 1500 Fuss hoch, an. v. Thielau (Lampersdorf) hatte sehr interessante Wachsthumstücke aus seinen herrlichen Waldrevieren ausgestellt. Prof. Goeppert hielt einen durch zahlreiche Demonstrationen erläuterten Vortrag über pflanzliche Ver- wachsungen. Er zeigte, dass eine einmal entblösste Holzoberfläche sich 291 nie mehr wirklich mit einer anderen vereinige, wie durch Beobaclh- tung überwallter Inschriften, ferner an Pfropi- und Kopulationsstellen von Obstbäumen bewiesen wird, noch selbst mit Rindenflächen, wie sie beim ÖOkuliren auf die enthlösste Holzfläche gebracht werden. Er wies schliesslich auf das merkwürdige Verwachsen ganzer Stämme oder Aeste mit einander hin. Diese findet nur statt, wenn beide be- rindet sind und an einander gedrückt werden. Dabei schwindet die zwischen ihnen liegende Rinde auf eine noch nicht ganz erklärte Weise, die Holzschichten berühren sic h, die neu entstehenden gehen vollständig in einander über. Frostrisse wachsen nur bei Gegenwart von Rinde zu. Lehrer Rupp (Schweidnitz) bemerkt, dass ein Frost- riss in einer Linde in Ober-Weistritz durch wiederholtes Fortschneiden der Rinde zum Verwachsen gebracht worden sei. Forstmeister Tram- nitz (Breslau) demonstrirte den von dem Hofrath Pressler in Tha- rand konstruirten Zuwachsbohrer, ‘durch welchen die Dicke der auf einander folgenden Jahrringe eines Baumes ohne erhebliche Verletzung desselben festgestellt w erden kann und daher umfangreiche Beobach- tungen über den jährlichen Holzzuwachs, die Stärke der einzelnen Jahresringe und die fördernden oder hemmenden Ursachen (Maikäfer- und Raupenfrass, Witterungsverhältnisse u. s. w.) möglich gemacht werden. Schliesslich legt derselbe ein ebenfalls von Pressler erfun- denes, zu höchst mannigfaltigen Messoperationen geeignetes kleines Instrument vor, das den Namen „botanisches Aschenbrödel oder Inge- nieurmessknecht* führt. Prof. Cohn theilte mit, dass das königliche Ober-Bergamt zu Breslau an 6 Volksschulen Mikroskope vertheilt habe, für welche er selbst eine Sammlung von 40 der wichtigsten Präparate aus dem Thier- und Pflanzenreich ausgewählt und eine kurze Anleitung zum Gebrauch des Mikroskopes und der Pr äparate geschrieben habe. Derselbe zeigte eine Anzahl von Präparaten vor, welche beweisen, dass die Fäulniss nicht auf einer freiwilligen che- mischen Zersetzung der organischen Substanz beruht, sondern durch die Thätigkeit von "mikroskopischen Organismen (Bakter ien) hervorge- rufen wird. Obwohl noch mehrere Vorträge angemeldet waren, musste die Sitzung gegen 12 Uhr geschlossen“ werden, um unter Führung des eräflichen Förster Sauer, sowie der Herren Oberlehrer Pinzger und Apotheker Fick aus Reic henbach eine Exkursion anzutreten in die Anlagen von Ulbrichshöhe und durch den zur Majoratsherrschaft Peiskersdorf gehörigen Forst. Stenzel. Cohn. Literarisches. — „Der Einfluss der Winde auf die Verbreitung der Samen im Hochgebirge.“ Von A. Kerner. München 1871. (172 Seiten in Okt. Sep. Abdr. a. d. Zeitsch. d. deutschen Alpenvereins). — Indem Dr. Kerner seine gemachten Beobachtungen über oben bemerkten Gegenstand mittheilt, zieht er aus denselben folgende Schlüsse: Nur 292 staubarlig kleine Gebilde können durch Luftströmungen über entfernte Strecken verbreitet werden. Früchte und Samen der Phanerogamen mit gespinns- und fallschirmartigen Flugapparaten, werden zwar an sonnigen Tagen emporgeführt, sinken aber nach Sonnenuntergang in geringer Horizontaldistanz wieder zu Boden. Häutige Einfassungen und Flügel der Früchte und Samen begünstigen den horizontalen Transport derselben durch Winde, doch nur in geringere Entfer- nungen. Früchte und Samen ohne alle den Flug begünstigende An- hängsel werden durch Luftströmungen kaum influenzirt, ausser wenn sie sehr klein und gering sind. Der Inhalt von Kerner’s Abhandlung, hier mit den wenigsten Worten nur angedeutet, gewinnt an hohem Interesse durch die Darlegımg des Autors seiner "vielen Beobachtungen und der geistreichen Se hlüsse, die er denselben entnimmt. — Von Th. M. Fries ist in Upsala erschienen: Lichenographia Scandinavica, sive dispositio lichenum in Dania, Suecia, Norvegia, Fennia, Lapponia Rossica hactenus colleetorum. — Unter dem Titel „Der Führer in die Pilzkunde,“ hat P. Kummer eine Anleitung zum methodischen, leichten und sicheren Bestimmen der in Deutschland vorkommenden Pilze mit Ausnahme der Schimmel- und allzu winzigen Schleim- und Kernpilzchen, mit 80 lith. Abbildungen her ausgegeben. — „Botanischer Tasc henbegleiter der Alpenklubbisten. Eine Hochalpenflora der Schweiz und des alpinen Deutschlands, ein Hilfsmittel für Anfänger und Liebhaber in leichtfasslicher Weise und in kürzester Zeit den botanischen Namen einer Hochalpenpflanze auf- zufinden.* Von Dr. R. T. Simler. Zürich 1871. Verlag von Scha- belitz, (164 Seiten in Okt. mit 4 lith. Tafeln). — Weniger für Bo- taniker von Fach als für jene Touristen berechnet, welche die Alpen besuchen und von den schönen Pflanzen derselben entzückt, das Ver- langen haben, sich in der wundervollen und formenreichen Vege- tation jener Höhen zu orientiren, bietet das nettausgestattete Büchel- chen die Möglichkeit nach einer analytischen, oder wie sie der Autor hier nennt „physiognomischen*“ Methode, die verschiedenen Arten zu bestimmen, auch wenn man keine besonderen botanischen Vorkennt- nisse sich eigen gemacht hat. Im Ganzen werden 256 Formen an- geführt. ——! Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Rossi mit Pflanzen von Fiume. — Von Herrn Dr. Halacsy mit Pflanzen aus Niederösterreich und Steiermark. — Von Herrn Dr. Godra mit Pflanzen aus der Militärgrenze. — Von Herrn Holuby mit Pflanzen aus Ungarn. Sendungen sind abgegangen an die Herren Hinterhuber, Matz, Dr. Halacsy, Val de Lievre, Rossi. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ i für F Die UMERESIeHieh® 8 t r Exemplare otanische Zeitschrift diefrei dureh die Postbe- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe sr an w. Gärtner, Dekonomen, Forsimänner, Aerzte, men 9 @ 2 J Im Wege des ganzjährig, oder 5 x Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. W. Apotheker und Techniker. Pränumeration era €. Gerold’s Sohn nserate in Wien, die ganze Petitzeile N° 11 so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. Zu ‘ Buchhandlungen, XXI. Jahrgang. WIEN. November 1871. INHALT: Ein neues Zieracium. Von Uechtritz. — Phytograplische Beiträge. Von Dr. Cela- kovsky. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Zur Flora von Ungarn. Von Uechtritz (Fortsetzung.) — Ein deutscher Urwald. Von Dr. Focke. — Kryptogamen von Schottwien. Von Wallner. — Correspondenz. Von Dr. Celakovsky, Janka, Dr. Landerer, — Personalnotizen. — Literarisches. — — Botanischer Tauschverein. — Correspondenz der Redaktion. — Inserate. Ein neues Zöieracium der schlesischen Hochgebirge. Von Rudolf v. Uechtritz. Hieracium Engleri (Pulmonareum e sectione Alpestrium) Syn, H. albinum Uechtr, (In Verh. des bot. Ver. für die Prov. Branden- burg 1868 p. 160) nec Fries; H. dovrense Engler (Jahresber. der schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur 1869 [p- 36--38] und Verh. des bot. Ver. für die Prov. Brandenb. 1870, p. 60—63), nec Fries. Hypophyllopodum. Caulis erectus, simplex, vix pedalis, re- mote foliosus, basi plerumque rufescens, sparsim pelosus, oligocephalus, apice in pedunculos paucos (2—4) erectos, cano-pubescentes, eglandu- loso-pilosos, divisus. Folia laete viridia, subtus pallidiora, admo- dum rigida, superne subglabra, inferne sparsim, sed in margine et in nervo medio densius molliter pilosa, lanceolata, apiculata, subin- tegra vel remote colorato-denticulata, basilaria pauca (2—3) in anthesi saepe emarcida, ut caulina inferiora in petiolum mediocrem pilosum sensim attenuata; caulina superiora e basi plerumque ovata semiamplexicaulia. Involucra nigricantia, eglanduloso-pilosa, squa- mis numerosis, (eirciter 20), nigricantibus, margine pallide viridibus, Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1871. 22 294 elongatis, setaceo-cuspidatis, flores virgineos adhue vi- rides longo superantibus, more H. bifidi Köt., extimis mino- ribus laxis. Ligulae parce ciliatae vel subglabrae, intense aureae. Stylus fuligineus. Achaenia matura non vidi, sec. cl. Engler badio-fusca. Habitu, foliorum figura et colore alüsque notis accedit ad H. dovrense Fries, sed involueri fabrica omnino diversa, majore squamarım numero, pedunculis eglandulosis certe distinctum. Habitat in rupestribus praeruptis faucis alpinae herbidae „Kessel“ in Sudetis orientalibus, substr. micaschist. alt. 2000 ped. Detexit Augusto anni 1867 amicissimus Engler, meritissimus Saxi- fragarum monographus. Das vorstehend besprochene mit keinem der übrigen deutschen Arten recht verwandte Hieracium wurde von mir bald nach der Ent- deckung an Fries mitgetheilt, der es für sein H. albinum erklärte, wesshalb ich in den Verh. des botan. Vereins für die Prov. Branden- burg 1868 (p. 160) diese Pflanze ohne Bedenken unter diesem Namen bekannt gemacht habe. Engler hat jedoch später *) die Richtigkeit dieser Bestimmung, trotzdem dieselbe, wie gesagt, vom Autor selbst ausgegangen, angezweilelt; nach ihm wäre die von Knaf im Riesen- gebirge entdeckte Pilanze, auf welche Fries sein H. albinum gegründet, von der von ihm im Gesenke gefundenen verschieden und vielmehr, wenigstens die von Knaf selbst herrührenden in Besitz des Museum Pragense befindlichen Exemplare zu H. bohemicum Fries [H. cy- doniaefolium Koch syn. nec Vill. et Fr.; H. carpathicum Griseb., Wimm. nee Besser; H. sudeticum Sternbg. Icon. (deser. ex p.)] gehörig. — In der That ist Knaf’s Pflanze, wie ich mich selbst später durch die Ansicht seiner Exemplare überzeugt habe, von der von Engler gefundenen vollständig verschieden, aber letzterer irrt, wenn er die Riesengebirgsart für identisch mit H. bohemicum erklärt, wie diess bereits der verdienstvolle Reformator der böhmischen Flora, Uelakovsky, in den Verhandl. des botan. Vereins für die Prov. Bran- denb. 1870 (p. 885—92) zur Genüge dargethan hat. Den Auseinander- setzungen des Letzteren schliesse ich mich nach wiederholter Prüfung der Pflanze des Riesengebirges vollkommen an; nach meiner Ansicht ist diese eine nahe Verwandte des H. juranum Fries, einer den westlichen Alpen eigenthümlichen, übrigens nach der Höhe und der Beschaffenheit des Standortes sehr polymorphen Art, und zwar kommt sie dessen Form b. in Fries’s Epierise (H. elatum Grenier, Reuter ete. nec Fries) am nächsten. Wie dieses und das verwandte H. car- pathicum Besser ist H. albinum Fr. **) ein Mittelglied zwischen H. *) Jahresbericht der botanischen Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterl. Kultur 1869 und Verh. des botan. Vereins für die Provinz Branden- diese Art noch in der Melzergrube und bei der alten schlesischen Baude, aber nicht „ad fontes Albis“, wie Fries angibt. ne prenanthoides und H. vulgatum, während die Pllanze des Kessels mit diesen beiden wenig Aehnlichkeit besitzt. Sie steht vielmehr, wie schon erwähnt, dem H. dovrense Kries sowohl habituell als auch den Cha- rakteren nach so nahe, dass sie von Engler sogar für entschieden identisch mit ihm erklärt worden ist, da sich indessen mehrere durch- greilende Differenzen zwischen beiden zeigen, so habe ich die schle- sische Pflanze als besondere Art abgezweigt. Die Flora des Gesenkes zeigt im Gegensalze zu der des "Riesengebirges überdiess auch so geringe Analogien mit der der skandinavischen Hochgebirge, dass es wunderlic h wäre, wenn eine in den lelzteren so weil verbreitete Art wie H. dovrense in jenem Gebirge vereinzelt wieder auftreten sollte, während sie doch dem Riese ngebirge und dem Karpathenzuge fehlt. H. Engleri ist bisher ebenso wie das gleich ausgezeichnete H. silesia- cum nur im Kessel des Gesenkes beobachtet worden; beide leicht kenntliche Arten scheinen auffällig genug auf diese einzige Lokalitit beschränkt, deren Pflanzenreichthum das ihm so oft gespendete Lob in jeder Hinsicht in hohem Grade verdient. — Wein Engler endlich die Vermuthung ausspricht, dass das H. silesiacum Krause eine höchst seltene, von Wenigen gekannte Pflanze vielleicht eine Hybride zu der von ihm für H. dovrense gehaltenen Art und dem H. prenan- thoides sein möchte, so kann ich ihm auch hierin nicht beipflichten. Einmal sprechen die Merkmale des H. silesiacum gegen eine solche Annahme; diese Art zeigt ausser einer abweic henden Tracht nament- lich so breite und stumpfe Hüllschuppen, wie kaum eine andere der verwandten Formen. Auch müsste es sonderbar zugegangen sein, wenn Krause, der Entdecker der letzteren, nur diese in circa 60 Exemplaren, aber nicht das H. Engleri gefunden haben sollte, welches letztere notorisch bis zum Jahre 1567, wo es Engler auffand, aus dem Kessel unbekannt gewesen ist. Breslau, am 5. Oktober 1871. m — Phytographische Beiträge. Von Dr. Lad. Celakovsky. I. Potentilla heptaphylla Miller. Die Potentilla Bouquoiana Knaf wird jetzt allgemein und mit Recht mit der P. thuringiaca Bernh., intermedia Nestler, parvi- flora Gaud. u.a. zu dem Formenkreise einer Art gezogen, für welche der Name P. heptaphylla Mill. als der älteste bezeichnendste und auf keine bestimmte Form zu beziehende den Vorzug verdient. Nach- dem aber der Monograph der Gattung, Lehmann, die Knaf’sche Art als einfaches Synonym mit P. thuringiaca und parviflora unter seine ganz oberflächlich abstrahirte var. parviflora der P. heptaphylla verwiesen hat, ist sie in der Meinung der Botaniker (s. z. B. Garcke's Flora von Nor: I- und Mitteldeutschland 1869) zu einem blossen Sy- 28° 296 nonym herabgesunken, trotzdem Knaf sich (im Oesterr. Bot. Wochen- blatt 1855 Nr. 8, 9, 10) gegen eine direkte Indentifizirung seiner Pflanze mit der P. thuringiaca und Verwandten mit Gründen gewehrt und verlangt hat, dass man sie wenigstens „des Namens einer von der Thüringer Originalpflanze abweichenden Form würdige“ (l. c. p. 68). Da diess bisher von keiner Seite geschehen ist, so habe ich im Fol- genden die Rehabilitirung der Potentilla Bouquoiana, wenn auch nicht als selbstständiger Art, so doch als einer besonderen ausge- zeichneten Race und eine eingehendere Besprechung der P. hepta- phylla überhaupt mir zur Aufgabe gestellt. Ich kultivire seit vorigem Jahre mehrfach sowohl die P. Bou- quoiana vom Originalstandorte, als auch eine andere auffällig ver- schiedene böhmische Form der P. heptaphylla, die mit P. intermedia Nestler, aus der Schweiz und aus Russland, und auch mit der eigent- lichen P. thuringiaca weit mehr übereinkommt als mit der Knaf'- schen Pflanze. Durch vergleichende Untersuchung der lebenden Pflanzen und nach Einsicht des durch Lehmann’s monographische Sammlung der Potentillen bereicherten Museumsherbars habe ich die Ueberzeu- gung erlangt, dass P. Bouquoiana alle anderen Formen der ziemlich vielgestaltigen P. heptaphylla an Bedeutung übertrifft. Zuvor muss ich mich aber noch über die erwähnte zweite böhmische Race des näheren auslassen. Dieselbe wurde schon im J. 1857 von dem Studiosus, jetzigen J. U. Dr. Gietl zwischen Lana und Pürglitz (Krivoklät), etwa 6 Stunden westlich von Prag im Klitavathale aufgefunden, allein erst im verflossenen Jahre habe ich sie in freundlichst gewährter Begleitung ihres ersten Finders daselbst konstatiren können. Der Bach Klitava (Klietschawa) fliesst durch ein anmuthiges, schmales Gebirgsthal, welches sich bei Zbe@no in das Beraunthal öffnet; die Abhänge sind grösstentheils, besonders in seinem mittleren Theile mit Laubwald be- deckt, die enge Thalsohle meist mit frischem Wiesengrün geziert. Den Gebirgscharakter dieses Thales, wie überhaupt des ganzen waldigen Laner Plateaus bezeichnen unter anderen folgende Arten: Ranunculus nemorosus, Arabis Halleri, Lunaria rediviva, Dentaria eneaphylios, bulbifera, Geranium silvaticum, Trifolium spadiceum, Spiraea aruncus, Ohaerophyllum hirsutum, Crepis praemorsa, succisaefolia (nebst ©. paludosa). In diesem Thale ist die Potentilla heptaphylla an mehreren gesonderten Stellen (ich zählte deren 5) wohl verbreitet. Ohne we- sentlich zu variiren, ist sie doch dem äusseren Ansehen nach sehr mannigfaltig, da sie je nach dem Standorte und Boden verschieden wächst. An grasigen, fruchtbaren Waldstellen, wie in der Schlucht unterhalb des Forsthauses Zakopany sind die Stengel mehr aufrecht, ziemlich einfach, manchmal (im Grase) sehr verlängert, oft nur einzeln aus ihrem Rhizome, und solche Formen stellen dann etwa die russi- sche Form elongata Ser. dar. Zwischen Steingerölle am Fusse des lichten Abhanges wird sie weit stärker, oft vielköpfig, mit zahlreichen kreisförmig ausgebreiteten und niederliegenden, nur mit der Spitze aufsteigenden Stengeln, mit Blättern derselben Grösse, wie die echte P. thuringiaca aufweist. Die Serratur der Blätter ist etwas veränder- 297 lich, gewöhnlich sind zwar die Sägezähne mehr eiförmig mit bogigem Innenrande und dabei „gerade vorgestreckt,“ wie sie Koch für P. thuringiaca fordert; allein dieselbe Potentilla findet sich daselbst auch in magerer, zarterer, kleinblättriger Form, deren Blattzähne schmäler, mit geradlinigem inneren und oft ausgeschweiften äusseren Rande und also „abstehend,* und wegen der Kleinheit der Blätter auch in geringerer Zahl vorhanden sind, so dass diese Form der Schweizer P. intermedia nach Koch’s Unterscheidung durchaus entspricht. Die Pflanzen der genannten böhmischen Lokalität, die sämmtlich nur einer Race angehören, zeigen hiermit deutlich, dass die Zahl und Richtung der Blattzähne nicht einmal konstantere Varietäten, ‚viel weniger echte Arten begründen kann, und dass daher Lehmann gut daran gethan hat, die P. intermedia Koch und die P. thuringiaca zu vereinigen. Des von Koch so unglücklich gewählten Merkmals der abstehenden Sägezähne thut übrigens Nestler (in der Monographia de Potentilla 1816) nicht einmal eine Erwähnung. Die Petala der Laner Pflanze sind klein, nur so lang oder wenig länger als der Kelch, sie erhalten sich auch so in der Kultur, während die ganze Pflanze grösser und robuster wird. Hierin, wie in allem nachfolgend zu erläuterndem Detail ist diese böhmische Potentilla vollkommen identisch mit Pot. intermedia Nestler sowohl nach der klaren und exakten Beschreibung als nach der guten Abbildung Nestler's. Da jedoch die Linn&’sche Pot. intermedia eine ganz andere, mit P. norvegica verwandte Art ist, so werde ich die Pflanze Nestler’s mit Trattinick als P. Nestleriana bezeichnen. Ich über- gehe nun zur Vergleichung der böhmischen Potentilla Nestleriana mit der P. Bouquoiana. Das Laub der Potentilla Nestleriana ist hellgrün, nur matt- glänzend, weich, beiderseits weichhaarig, die Grundblätter meist 7-, bisweilen aber auch einzeln 5zählig, die Blättchen verkehrteiläng- lich bis verkehrteiförmig, stumpf oder gestutzt, grob „oder einge- schnitten“ gesägt, die Sägezähne bald vorgestreckt, bald abstehend, betragen etwa !/; der halben Blattbreite oder wenig darüber; der Endzahn ist auffallend verkürzt und verkleinert zwischen den beiden letzten Sägezähnen. Auch die Blättchen der Stengelblätter sind noch verkehrteilänglich, vorn beträchtlich breiter. Diese Race ist sehr armdrüsig, es finden sich nur vereinzelte drüsentragende Haare unter der übrigen Behaarung am unteren Theile des Stengels, wie auch an den Kelchen; an den Blüthenstielen aber gar keine. Die inneren Kelchblätter sind der Korolle angedrückt, mit den Spitzen nach aufwärts gebogen, von den äusseren nach abwärts abstehenden in der Richtung folglich stark divergirend, was davon herrührt, dass diese inneren Kelchblätter am Grunde in der Mittel- linie etwas ausgebaucht sind. Die Kronblätter sind ein wenig breiter als lang, am Grunde stark keilförmig zugeschweift, am Ende einfach herzförmig ausgeschnitten, zitronengelb, so lang oder wenig länger als der Kelch. 298 Das Laub der Potentilla Bouquoiana fällt gegen das der vorigen sofort auf durch das dunkle Grün, und bei spärlicherer Behaarung durch grösseren Glanz der Oberseite, gegen welche die bleiche Unterseite weit mehr abstieht. Die Grundblätter sind 7zählig, manchmals auch 9zählig und nur sehr selten auch einzeln 5zählig, “die Blättchen läng- lich, länglichkeilförmig oder länglichlanzettlich, in der Mitte am brei- testen, meist zugespitzt, Sägezähne vorgestreckt mit oft ausgehöhltem Innenrande, ihre Länge beträgt fast die Hälfte der halben Blattbreite, der Endzahn, wenn auch kleiner, überragt die seitlichen. Die oberen Stengelblätter sind schmal lineal-lanzettlich. Die ganze Pflanze ist reichdrüsig, nicht nur am Stengel, auch auf den Blüthenstielen und Kelchen sind zwischen den kurzen angedrückten und langen abste- henden einfachen Haaren zahlreiche Drüsenhaare sichtbar. Die inneren Kelchblätter sind flach, stehen fast horizontal, mit den Spitzen etwas abwärts gebogen, sie weichen also in der Richtung nur wenig von den äusseren ab. Der langgezogene Zuschnitt der Blätter wiederholt sich in den Blumenblättern, die länger als breit, nach unten allmälig keilförmig verschmälert sind und im Ausschnitt eine freilich oft sehr schwache Andeutung eines Endzahnes besitzen. Sie sind um mehr als 1/, länger als der Kelch und ihr Gelb geht etwas in’s Orange. Nach vorstehender getreuer Auseinandersetzung gehen diese beiden Racen ziemlich weit auseinander, und würden, genau gekannt, von manchen Forschern, die gute konstante Racen von echten Arten nicht unterscheiden, wieder als oesonderte Arten. behandelt werden. Manche untergeordnete, später unterschiedene Formen gruppiren sich um diese beiden. So unterscheidet sich die Potentilla thuringiaca Bernh. sowohl nach getrockneten Exemplaren Wallroth's, als nach einem kultivirten Stocke des Prager botanischen Gartens nur durch die Form und Grösse der Biumenblätter; diese sind nämlich, wie schon Knaf ganz richtig bemerkt hat, an der Basis breit gerundet, nicht keilförmig verschmälert und auch merklich grösser. Dagegen ist die Potentilla Mathoneti Jordan nach einem kultivirten Stocke des bo- tanischen Gartens hierselbst im ganzen Habitus und fast in allen ein- zelnen Merkmalen mit der Potent. a identisch, was aller- dings der Beschreibung Jordan’s (in Walper’s Annales T. II. p. 484) nicht zu entnehmen wäre. Sie ist 1849, also 2 Jahre nach der Knaf’- schen Art edirt worden. Unter den mitteleuropäischen Potentillen steht der P. heptaphylla keine so nahe, als P. opaca, obwohl beide bei Koch z.B. weit aus- einander gestellt sind; doch hat meines Wissens noch Niemand die richtigen Grenzen beider Arten angegeben, so dass es sogar schwer ist, nach den vorhandenen Hilfsbüchern beide in allen Fällen sicher zu bestimmen. Koch gibt z. B. kein einziges durchgreifendes Merkmal an; die „gesireckten Stämmehen* der P. opaca werden war für pP: ‚heptaphylia nicht angegeben, man kann daraus aber nicht ersehen, ob sie bei dieser etwa fehlen oder bloss nicht erwähnt werden und welche morphologische Bedeutung ihnen überhaupt zukommt. Eigent- lich ist die P. heptaphylla so wie P. opaca zweiachsig; die erste Achse ist das Rhizom mit terminaler Blattrosette, die zweiten Achsen die lateralen jährlich absterbenden Blüthenstengel aus den Achseln vorjähriger Laubblätter. Nun treiben bei P. opaca gewöhnlich oder doch häufig unterhalb der lateralen Stengel im selben Jahre verlän- gerte Verzweigungssprosse des Rhizoms mit mehr weniger verlän- gerten Internodien, die sich zuletzt niederlegen und ein neues von der alten Achse entferntes Wae hsthumscentrum des Stockes begründen. Das Rhizom der P. heptaphylla verzweigt sich überhaupt nur selten, und dann sind die Zweigsprosse kurzgliedrig, aufrecht und sich fort- bildend, wachsen sie in ziemlich paralleler Richtung mit der Mutter- achse. Leider aber bildet P. opaca nicht immer in der angegebenen Weise „gestreckte Stämmchen,“ sondern es ist deren Ausbildung von gewissen äusseren Einflüssen bedingt, so dass manchmal eben auch nur kurze, aufrechte Aeste da sind und dann ein solches Rhizom nicht mit Sicherheit von dem der P. hkeptaphylla unterschieden wer- den kann *). Auch der Zuschnitt und die Bezahnung der Grundblätter bietet kein zuverlässiges Merkmal dar, der stark keilför mige Zuschnitt der Blättehen mit weniger groben Zähnen im vorderen "Theile derselben lässt allerdings sofort die P. opaca erkennen, denn bei der P. hep- tophylia sind sie ringsum bis zum Grunde gezähnt und nie so keil- förmig; allein es gibt auch Formen der ersteren mit mehr verkehrt- eilänglic hen und fast am ganzen Rande gezühnten Blältchen, welche Form ohne Blüthenstengel leicht mit P. heptaphylla verwechselt werden kann. Eine solche von mir bei der Geiers sburg am böhm. Erzgebirge bei Teplitz im Herbste, also ohne Blüthen, gefundene Form, die auch keine liegenden Stämmchen besass, hat nicht nur mich, son- dern auch den erfahreren Knaf derart getäuscht, dass wir sie für die P. Bouquoiana hielten, obwohl ich sie jetzt für P. opaca erkenne. Die irrige Angabe ist bereits in die botanische Skizze von A. Reuss übergegangen. Ebenso ist Malinsky’s P. hetaphylla von Tetschen nichts als P. opaca, daher der von mir herrührende Standort in Garcke's Flora zu streichen. Ebenso wenig bietet die Behaarung der Pflanzen brauchbare Merkmale. Dagegen bemerken wir an den Blüthenstengeln mannigfache Unterschiede, zunächst schon in der Phyllomorphose. . Bei P. opaca tragen die schw achen, schlappen dünnen Stengel nur am un- teren Theile noch 1—2 5zählige Blätter, nach oben in den Blüthenstand werden die Blätter rasch kleiner und einfacher, 3theilig und ganz einfach, keilföürmig, nur vorn wenigzähnig. Bei P. heptaphylla, auch wenn sie klein gewachsen ist, nehmen die Blätter noch im Blüthen- stande nur wenig und nur allmälig an Grösse und an Blättchenzahl ab, noch die obersten pflegen 3zählig zu sein. Ueberhaupt überragen *) Die Phrasen der Koch’schen Flora: „Stämmchen niederliegend* bei P. opaca und anderen, und „Stengel aufstrebend* bei P. heptaphylla u. a. sind einander nicht entgegengesetzt, können an derselben Pflanze zugleich sich vorfinden, daher die Eintheilung der Potentillen bei Garcke (Fl. v. N. u. MD.) sehr verfehlt. 300 die Stengel bedeutend ihre Grundblätter; bei P. opaca sind sie häufig kürzer und bisweilen nur wenig länger als dieselben. Ferner krümmen sich die Fruchtstiele der P. opaca im Bogen nach abwärts oder wenigstens seitwärts, was auch Grenier hervorhebt, wogegen sie bei P. heptaphylla straff aufrecht bleiben, höchstens an der Spitze mit der Blüthe nicken. Das Fruchtköpfchen der letzteren ist etwas kegelförmig, mehrere Früchtchen hoch, daher auch der Fruchtkelch über ihm mit geraden Blättchen kegelförmig zusammenschliesst; bei P. opaca ist das Köpfchen niedrig, halbkugelig, nur 2 Früchtchen- längen hoch, und die Kelchblättchen bedecken es kugelig zusammen- schliessend. Die Früchtchen der P. heptaphylla sind am Rücken etwas zusammengedrückt mit deutlichen Kielnerven und auf den Flächen mit leistenförmigen erhabenen Runzeln bei P. opaca am Rücken abge- rundet ohne merklichen Kiel, auf den Flächen nur schwach gerunzelt *). Obzwar P. opaca und heptaphylla in allen ihren Gestalten wohl verschiedene Arten sind, so stehen sie doch einander zunächst im Systeme und ist daher Ledebour zu loben, welcher beide nebst P. chrysantha unmittelbar neben einander stellt. — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. XLV: 939. Cirsium brachycephalum Juratzka. — Auf feuchten Wiesen. In den Thalweitungen und am Saume des mittelung. Berg- Jandes an der Granmündung bei Csenke, bei Sct. Andrae, Krotendorf und nächst der Pulvermühle bei Altofen. Auf der Csepelinsel bei Ujfälu. Im Särret bei Stuhlweissenburg. Ungemein häufig auf der Kecskemeter Landhöhe von R. Palota über Pest, Soroksar, Sari, Al- berti, Monor bis Czegled, zumal entlang dem Rakosbache bei Pest in zahlloser Menge, so dass dort weite Strecken der feuchten Wiesen zur Blüthezeit dieses Cirsiums schon von Ferne röthlich gefärbt er- scheinen. — Diluv. und alluv. Sandboden. 95—130 Met. 940. Cirsium arvense (L.) — Auf feuchten Wiesen, an Dämmen, Strassen, Flus®fern, in Holzschlägen, vorzüglich aber auf Aeckern, wo sie stellenweise, so namentlich auf der Kecskemeter Landhöhe und auf dem Lössboden in den Thälern des mittelung. Berglandes und *) Die Früchtchen der P. verna habe ich von denen der P. opaca nicht wesentlich verschieden gefunden, und kann daher die Angaben Grenier's nicht bestätigen, welcher der P. verna „carpelles lisses,* der P. heptaphylla „earpelles rides-ruguleux,“ der P. opaca „rides-rugeux“ zuschreibt. 301 Bihariagebirges ein äusserst lästiges Unkraut bildet. Erlau, Paräd, Gyöngyös, Waitzen, Gran, P. Csaba, P. Szanto, Vörösvär, Sct. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Soroksar, Pilis, Monor, Nagy Körös, Czegled, Mezö Kevesd, Szolnok, Bököny, Nagy Majteny, Grosswardein, Belenyes, Rezbänya, Negra. Die höchstgelegenen im Gebiete beobach- teten Standorte im mittelung. Berglande auf dem Plateau des Schwa- benberges bei Ofen und im Bihariagebirge auf den Feldern in der Umgebung der Moczengehöfte nächst der Eishöhle bei Scarisiora. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Sandboden, vorzüglich aber auf tert. diluv. und alluv. Lehmboden. 75—1200 Met. 941. Cirsium oleraceum (L.) — In dem Gestäude der Bachufer und Grabenränder und auf versumpften Wiesen. — In dem ausser- halb unseres Gebietes liegenden Abschnitte des mittelung. Berglandes in der Bakonygruppe bei Zircz ziemlich häufig; im Bereiche der nörd- licher liegenden Gruppen aber äusserst selten und nur am Saume dieses Berglandes nordöstlich von Pest bei R. Keresztur und Bagh beobachtet. Fehlt in der Tiefebene. Im Bihariagebirge auf der unga- rischen Seite gleichfalls selten und von mir nur im Poiena- und Gal- binathale bei Petrosa, namentlich an der Einmündung des Pulsa- in das Galbinathal beobachtet; dagegen häufig auf der siebenbürgischen Seite längs den Zuflüssen des Aranyos und im Aranyosthale selbst von Distidiul und Negra aufwärts bis gegen den Sattel Vertopu. — Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk, diluv. Lehmboden. — Am Saume des mittel- ung. Bergl. in der Seehöhe von 150 Meter, im Bihariageb. dagegen nicht unter 500 Meter. Obere Grenze 850 Meter. 942. Cirsium Erisithales (L) — In dem Gestäude der Wald- ränder und Waldwiesen, in felsigen und geröllreichen feuchten Schluch- ten, vorzüglich in der Nähe von Bächen. Im Bihariagebirge im Rezbä- nyaer Zuge am südlichen Abfall des Vervul Biharii und in den Gräben, welche gegen das Aranyosthal hinabziehen bis Distidiul. Sehr ver- breitet auf dem Batrinaplateau in der Umgebung der Eishöhle von Scarisiora, an der Pietra Batrina, bei der Oncesa, auf der Pietra Boghi, Pietra Galbina und Pietra pulsului, auf der Tataroca und Pietra muncelului und im Valea seca. In der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile und bei dem Wasserfalle nächst Vidra. — Vor- herrschend auf Kalk, seltener auf Schiefer. 500—1580 Met. — Fehlt im mittelung. Berglande. Cirsium pauciflorum. — Die Angabe in Kit. Add. 93, dass diese Pflanze auch „in uliginosis paludosis Ecsedi Läp prope N. Käroly* vorkomme, ist offenbar unrichtig. 943. Carduus acanthoides L., Koch. — An Strassenrändern, Dämmen, wüsten Plätzen in der Nähe bewohnter Orte, auf Viehweiden und in Holzschlägen. Keresztür, Csäny, Gyüngyös, Peczel, Koka, Szt. Märton Käta, Tisza Füred, Näna, Gran, Ofen, Promontor, Stuhlweissen- burg, Waitzen, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Tatär Szt. György, P. Peszer, Abony, Szolnok, Kisujszälläs, P. Hortobagy, Debreczin, Nagy Käroly, Grosswardein, Buteni, Halmadiu, Körösbanya. — Insbesonders im Tieflande sehr häufig, von wo aus die Pflanze längs den Strassen- 302 zügen in die Thäler der Berggelände und über die niederen Vorge- birge sich verbreitet; doch scheinen einige Thalgebiete bisher nicht von dieser Distelart erreicht worden zu sein, so z. B. beobachtete ich dieselbe nirgends im Thale der schwarzen Körös und ebensowenig im Aranyosthale. Die höchsten im Gebiete beobachteten Standorte im mittelungarischen Berglande auf den Bergen bei Ofen. — Tert. diluv. und lv. Sand- und Lehmboden. 75—320 Met. 944. Carduus hamulosus Ehrh. — In lichten buschigen Nie- derwäldern und in Holzschlägen, an Strassenrändern und an den Bö- schungen der Eisenbahndämme, an den Säumen der Weinberge, an Flussufern, auf Feldern und Viehweiden. Im mittelung. Berglande bei Sct. Andrae, Gran, Csev, Ofen, Promontor, insbesonders häufig im Wolfsthale hinter dem Schwabenberg. Auf der Keceskem. Landhöhe bei Soroksar, Cinkota, Monor und Pilis; auf der Debreeziner Landh. bei Teglas, Debreczin und Nagy Käroly. Sehr verbreitet in der Tief- ebene bei Czegled, Abony, Jäszbereny, Fenyszaru, Kömlö, Ujväros, Szolnok, Török Szt. Miklos, Kisujszalläs, P. Hortobagy. — Tert. diluv. und alluv. Sand- und Lehmboden. 75—400 Met. 945. Carduus Personata (L.) — In dem Gestäude der Wald- ränder, Bachufer, schattigen Schutthalden und felsigen Schluchten im Bihariagebirge. Auf dem Batrinaplateau bei der Geisterhöhle nächst der Stäna One6sa, im Valea pulsului am Fusse der Pietra Boghi, auf dem Cärligatu östlich von Valea secca, auf der Tataroea bei Petrosa und im Valea mare bei Rezbänya. In der Plesiugruppe auf der Bratcoea bei Monesa. Im Thale des Aranyos häufig in der Umgebung von Negra. — Nach Sadler’s Fl. Com. Pest. 383 auch im mittelung. Bergl., sehr selten bei Waitzen und in der Pilisgruppe bei Visegrad. — Vorherr- schend auf Kalk, seltener auf Schiefer. 560—1265 Meter. 946. Carduus erispus. L. — In Auen, an Flussufern, in Holz- schlägen. Nach Kit. im mittelung. Berglande in der Matra bei Paräd und nach Sadler im Gebiete der Pest-Ofener Flora „rarior in gra- minosis insulanis et fruticetis eirculi pilisiensis.* — Am Rande des Bihariageb. am Körösufer bei Grosswardein, auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes bei Lasuri und im Thalgelände der weissen Körös bei Chisindia nächst Buteni. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 90 — 630 Met. 947. Carduus collinus W. K. — An trockenen grasigen Stellen und felsigen Plätzen in Niederwäldern, in Hecken und Gehölzen am Saume der Weinberge. Im mittelung. Berglande auf dem Kis Eged bei Erlau; bei Recsk und Gyöngyös in der Matra; bei Zebegeny und auf dem Spitzkopf ober Gross Maros in der Magustagruppe; auf dem Nagyszäl bei Waitzen und auf den vom Berglande gegen das Tiefland abflachenden Hügeln bei P. Csörög und Gödöllö. Insbesonders häufig in der Pilisgruppe bei Dömös, Maroth, Visegrad, Szt. Läszlö, Csobanka und P. Szäntö, auf der Südseite des Piliserberges bei, Az, Csaba, auf dem Ketägohegy und Kishegy bei Csev und auf dem Szamärhegy nächst Gran, bei Maria Einsiedel nächst Ofen. — Trachyt, Kalk. 180—500 Met. 303 948. Carduus candicans W. K. — An felsigen Bergabhängen. Im Bihariagebirge auf dem Bontoskö bei Belenyes und in der Plesin- gruppe bei der Ruine Desna zwischen Buteni und Monesa. — Trachyt, Kalk. 150—250 Met. 949. Carduus glaucus Baumg. — Auf grasigen Waldblössen und an felsigen Bergabhängen. Im Gebiete selten. Im mittelung. Bergl. am Abfalle des Nagyszäl bei Waitzen und in der Pilisgruppe auf der Slanitzka bei P. Csaba. Im Bihariageb. am Rande des Batrinaplateaus auf der Höhe der Tataroda bei Pötrosa und in der Vulcangruppe am Nordabfalle der Suprapistra poienile bei Vidra. — Von mir im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 315—1100 Met. — (Carduus de- floratus Sadler, von L. — Was ich aus dem hier behandelten Flo- rengebiete aus der Verwandtschaft des C. defloratus L. gesehen habe, gehörte nicht zu der Linne&’schen Pflanze, sondern durchwegs zu Carduus glaucus Baumg., dessen Verbreitungsbezirk sich an den südöstlichen Rand des Verbreitungsbezirkes von €. defloratus L. an- schliesst und als dessen nordwestlichster Standpunkt mir der Berg Maleniza im Com. Trencsin, als dessen westlichster Standort mir der Bergabhang unter der Ruine Gösting bei Graz bekannt geworden ist. Der in den östlichen Südalpen verbreitete ©. summanus P oll., habituell dem ©. glaucus Baumg. sehr ähnlich und mit diesem auch oft ver- wechselt, unterscheidet sich von diesem letzteren durch die länglichen gegen die Basis sehr verschmälerten unteren Blätter, kleinere Köpf- chen und die allmälig in ein längeres Dörnchen zugespitzten Antho- dialschuppen). 950. Carduus nutans L. — Auf bebautem Lande, an Dämmen und Strassen, auf Viehtriften, an Flussufern und in Holzschlägen. Im Tieflande sehr häufig und von da längs den Strassenzügen in die Thäler und über die niederen Höhen des mittelung. Bergl. verbreitet. Waitzen, Gran, Ofen, Promontor, Stuhlweissenburg, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Als6 Dabas, Tatär Szt. György, Nagy Körös, Tapio Bicske, Mezö Kevesd, Szolnok, Kisujszälläs, P. Hortobagy, Keresztüt, Büszörmeny, Grosswardein, Belöenyes, Vas!söh, Monesa. Die höchst- gelegenen im Gebiete beobachteten Standorte bei den Dörfern Cam- peni und Colesci und bei den Eisensteingruben auf dem Vasköher Kalkplateau im Bihariagebirge. — Kalk, tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—800 Met. Carduuıs pyenocephalus Jacq. wird von Steffek am Wege gegen die Fasanerie bei Grosswardein angegeben; eine Angabe, welche ich für unrich- tig halte. Silybum marianum (L.). In Gärten bei den Bauernhöfen in Körösbanya als Volksheilmittel gepflanzt und dort in vereinzelten Exemplaren auf den Schutthaufen in der Nähe der Gärten verwildert. 951. Onopordon Acanthium L. — An gleichen Plätzen wie Car- dus nutans und mit diesem so wie mit ©. acanthoides und anderen bochwüchsigen distelartigen Gewächsen, so wie mit mannshohen Ver- bascum-Arten an wüsten Plätzen in der Nähe bewohnter Orte zumal in der Umgebung der Brunnen und der Gehöfte auf den Puszten im Tieflande zu einer ungemein mächtigen und üppigen Staudenformation 304 verbunden. Exemplare von Onopordon Acanthium von 1'5—2 Meter sind keine Seltenheit, ja bei Monor, Pilis und bei Puszta Sällosär sah ich selbst Exemplare, die 2:5 Meter Höhe erreichten. — Erlau, Gyün- gyös, Waitzen, Gran, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Soroksar, Monor, Pilis, P. Peszer bei Also Dabas, P. Sällosär bei Tatär Szt. Gyürgy, Nagy Körös, Abony, Tapio Bicske, T. Füred, Szolnok, Török Szt. Miklos, P. Hortobagy, Grosswardein, Buteni, und in sonst nirgends gesehener Menge auf den mit Lehm bedeckten Basalthügeln längs der Strasse von Buteni nach Boros Sebes. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—200 Met. 952. Lappa offieinalis All. (1785) — (L. major Gärtn. 1791) — In Wäldern, Auen und Holzschlägen, auf Schuttplätzen in der Nähe bewohnter Orte, an Zäunen und Wegen und insbesonders auf zeitweilig überschwemmten und beschlämmten Wiesen in der Nähe fliessender oder stehender Gewässer. Gran, Ofen, Promontor , Pest, Alberti, Monor, Pilis, P. Peszer, Nagy Körös, Szolnok, Kisujszälläs, Grosswardein, Belenyes, Rieni, Vasköh, Buteni. Monesa. — Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—330 Met. 953. Lappa minor. (Schk.) — An gleichen Standorten wie die vorhergehende Art, aber weit seltener als diese. Erlau, Gran, Ofen, Monor, Nagy Körös, Szolnok, Vasköh, Rieni. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—330 Met. 954. Lappa tomentosa Lam. Auf Schuitplätzen, in Obstgärten und an den Gartenzäunen in den Dörfern, insbesonders häufig aber in der Umgebung der Heuscheuern im Gebirge. Während Lappa officinalis vorzüglich im Tieflande verbreitet ist, findet sich Lappa tomentosa im Gebirge oder doch in der Nähe des Berglandes vorherrschend und dort stellenweise als die einzige Art dieser Gattung. Im mittelung. Berglande bei Paräd in der Matra und bei Ofen in der Pilisgruppe. Nach Kanitz bei Nagy Körös auf der Kecskem. Landhöhe. Sehr häufig im Bihariagebirge auf dem tertiären Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes; im Gebiete der schwarzen Körös in der Umgebung von Rezbanya zumal über der Pietra lunga und dem Dealul vetrilor, im Gebiete der weissen Körös bei Körösbänya und im Gebiete des Aranyos bei den Moczengehöften nächst der Eishöhle ober Scarisiöra. — Tra- chyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 109—1100 Met. 955. Carlina acaulis L. Auf Wiesen und an grasigen Plätzen, in lichten Wäldern. Im mittelung. Berglande in der Matra auf dem Nagy Gälya bei Solymos. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge am Süd- abfalle des Vervul Biharii und auf der Margine, in der zerspaltenen Randzone des Batrinaplateaus auf der Tataroca und Pietra lunga und bis herab auf die Wiesen ober der Höhle bei Fenatia und zu dem Thaleingang bei Petrosa; auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci; in der Plesiugruppe auf dem Gipfel des Plesiu und auf der Bratcoea bei Monesa; in der Hegyesgruppe auf der Chiciora süd- östlich von Buteni und in der Vulcangruppe auf dem Plateau des Suprapietra poienile bei Vidra. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein. 330—1200 Met. Fehlt im Tieflande und auf den 305 zwischen die Bakonygruppe und Matra eingeschalteten Gruppen des mittelungar. Berglandes. — Im Bihariageb., wo diese Art sehr ver- breitet ist, finden sich Exemplare, deren Stengel sehr verkürzt und nicht einmal so lang als der Querdurchmesser des Köpfchens ist und solche, deren Stengelhöhe diesen Querdurchmesser erreicht oder um das 2—4fache übertrifft, in allen Abstufungen vor. (Es scheint mir nicht gerechtfertigt, den Namen Carlina simplex W. K. so ganz unbedingt nur auf die Exemplare der €. acaulis, deren Köpfchen einen mehr we- niger verlängerten Stengel abschliessen, zu beziehen. Den von Kitaibel in den Pl. rar. angegebenen Standorten nach zu schliessen, hat Kitaibel zwei Arten unter ©. simplex zusammengefasst. In den ober- ungarischen Comitaten Beregh und Marmaros, die er a. a. 0. S. 165 zu- nächst als Standorte der €. simplex aufführt, findet sich genau dieselbe Carlina, welche ich auch im Bihariagebirge, in Niederösterreich, Kraın, (Laibach) und Tirol und nirgends häufiger als in der Umgegend des Bodensees in Vorarlberg, Baiern, Würtemberg, und weiterhin durch ganz Oberbaden verbreitet fand, die ich in getrockneten Exemplaren auch aus der Schweiz und aus der Dauphin& vorliegen habe und die nichts anders als eine Carlina acaulis L. mit mehr gestreckten Inter- nodien ist und in den genannten Landstrichen in allen möglichen Uebergängen von Exemplaren mit !/, Meter hohem Stengel bis zu solchen, deren Stengel so verkürzt ist, dass die Köpfchen sich dicht über dem Boden öffnen (C. acaulis: „caule unifloro, flore breviore“ Linne) angetroffen wird. — An den weiterhin in W. K Pl. rar. 5. 165 angegebenen Standorten in Kroatien, so wie bei Veldes in Krain findet sich aber eine, wie es scheint, weniger weit verbreitete und auch wenig gekannte Carlina, welche zwar habituell den Exemplaren Carlina acaulis L. mit verlängertem Stengel sehr ähnlich ist, aber durch den anderen Zuschnitt der inneren strahlenden Anthodialschuppen, so wie durch den anderen Zuschnitt der Blätter sich gut unterscheidet. Die Ver- schiedenheit in der Form der Anthodialschuppen hat Koch in der Syn. richtig angegeben und es könnte nur noch zur schärferen Ab- grenzung beigesetzt werden , dass diese Anthodialschuppen an €. acaulis im oberen Drittel kaum breiter als an der Basis, dagegen an der kroatischen Pflanze im oberen Drittel doppelt so breit als an der Basis erscheinen, wodurch eben bei der ersteren der lineale, bei der leiz- teren der lanzettliche Zuschnitt bedingt wird. Der Unterschied in der Form der Blätter wird von Koch nicht erwähnt, wohl aber von Willdenow in Sp. pl. III. richtig hervorgehoben, wo €. acaulis („eaule fere nullo, unciali et pedali* *) S. 1693 „foliorum lacinüis inciso-dentatis, spinosis“ dagegen C. adgregata **) S. 1693 „foliorum *) Ich schälte hier diese Stelle aus Willdenow’s Beschreibung der €. acaulis ein, weil aus derselben hervorgeht, dass Willd. die Exemplare dieser Pflanze mit verlängertem Stengel nicht etwa als Art geschieden hat und dass es daher auch unrichtig ist Carlina aggregeta Willd. zu Carlina acaulis var. alpina Jacgq. oder caulescens Lam. als Syn. zu zitiren. **) Willd. schreibt a. a. O. wiederholt „adgregata,* ein Name, der von späteren Autoren durch das korrekte „aggregata* ersetzt wurde. 306 laeiniis pinnatifidis, divaricatis, spinosis“ definirt wird. Dass aber diese zuletzt genannte „Carlina adgregata“ dieselbe Pflanze ist, welche Kit. in Kroatien auffand und unter €. simplex in Pl. rar. Hung. mit- begriffen hat, geht daraus hervor, dass Kit. selbst nachträglich in den Addit. p.90 C. "simplex Pl: rar: Hung. als Syn. zu ©. aggregata Willd. zitirt. Ohne Zweifel hat Kitaibel kroatische Exemplare mit der Be- zeichnung „C. adgregata“ an Willdenow gesendet, welch’ letzterer voraussetzte, dass die gesendele Pflanze unter diesem Namen auch in den Pl. rar. Hung. abgebildet werden wird und daher auch S. 1694 „Carlina adgregata Waldst. et Kitaib. pl. rar. Hung.“ zitirt. — Kitaibel selbst war offenbar der Unterschied zwischen der von ihm im nordöstlichen Ungarn gefundenen C©. acaulis mit verlängertem Stengel und der in Kroatien enideckten habituell sehr ähnlichen €. aggregata entgangen, da er desselben nirgends gedenkt und auch in der Abbildung gerade jene Merkmale, wodurch sich die beiden Arten unterscheiden, so wenig markirt, dass man im Zweifel bleibt, welche Art auf t. 152 dargestellt sein soll. — Aus dem allen ergibt sich, dass C©. simplee W. K. sowohl die stengeltreibenden Exemplare der Carlina acaulis als auch die C.aggregata begreift und ausschliesslich weder zu der einen noch zu der anderen zitirt werden darf. Die kroatische Pflanze (Carlina simplex Koch, W.K. part.) hat den aus dem Jahre 1800 datirenden,, also um 5 Jahre vor dem Erscheinen des 2. Bandes der Pl. rar. Hung. publizirten Namen C. aggregata W.K. in Willd. Sp. pl. IH. 1694 zu führen, während man die Exemplare der C. acaulis mit verlängertem Stengel am richtigsten als C. acaulis var. alpina Jacgq. Enum. (1762) rc. caulescens Lam. Pl: 10246177835 C. grandiflora Mönch Method. (1794); C. simplex W. K. part. (1805)] bezeichnet). 956. Carlina vulgaris L. — Auf Wiesen und an trockenen Grasplätzen im Grunde und am Rande lichter Wälder, in Holzschlägen und auf den Geschieben der Flussufer. — Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd; im Walde bei Csenke in der Nähe der Granmün- dung und bei Gross Maros in der Magustagruppe; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Set. Andrae, im Auwinkel und auf dem Schwaben- berge bei Ofen. Im Bihariageb. auf dem Somlyö bei Grosswardein, auf dem Vervul ferice bei Petrosa, im Thalboden zwischen Fenatia und Rözbänya, auf dem Plateau westlich von Vasköh und bei Chisindia südöstlich von Buteni. — Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, alluv. Schotter. 150—650 Met. 2,20, u — Zur Flora Ungarns, Von R. von Uechtritz. (Fortsetzung.) Viola pratensis M. et K. Bei Szemlak (Wolfner exsicc. als V. stagnina). Diese und V. stagnina Kit. scheinen in Ungarn beständig >07 verwechselt oder wenigstens nicht für verschiedene Arten gehalten zu werden, denn selbst ‘der scharf auseinanderhaltende Kerner trennt sie nicht. Gleichwohl ist V. pratensis leicht an der derben, etwas fleischigen Blattsubstanz, an den nach oben breit geflügelten Blatt- stielen und an den fast immer weit grösseren oberen Nebenblättern zu erkennen, die an manchen Exemplaren fast ungetheilt oder unre- gelmässig grob-gezähnt sind. V. pratensis beginnt Zeiliger zu blühen, in günstigen Jahren selbst schon in den le Izien Tagen "des April, ist zuerst meist niedrig (daher der Name Y. pumila, der auf die mit V. stagnina gleichzeitig blühenden späteren Individuen schlecht passt, die oft fusshoch werden) und kann dann, da die ersten Blüthen fast immer dunkler gefärbt sind, bei oberflächlicher Betrac htung leicht für eine Form der Y. canina angesehen werden. In der Blattform ist dagegen, wie auch andere richtig angeben, die V. pratensis variabel; es existiren in dieser Hinsicht scheinbare, sonst aber im Wesentlichen in keinem Stücke von V. pratensis verschiedene Uebergänge zu V. stagnina mit am Grunde gestutzten oder selbst undeutlich herzfür- migen Blättern (V, pratensis var. fallacina m.), die vielleicht ebenso wie die Formen der V. stagnina mit grossen Nebenblättern (V. Bil- lotüä F. Schultz) einer Vermischung beider Arten ihre Entstehung verdanken, was indessen noch genauer zu prüfen sein wird ®). Jeden- falls werden durch diese Mittelform die Grenzen zwischen V. stagnina und YV. pratensis in der Hauptsache nicht verschoben, wesshalb ich sie nicht, wie manche Schriftsteller es wollen, für einfache Ueber- gänge halte. — V. lactea Sadler Fl. pesth. (i12) gehört übrigens der Beschreibung nach (folis e basi ovata lanceolatis, stipulis ... . folio brevioribus) allem Anscheine nach zu A. stagnina;: 5 persicifolia Sadler (l. c. 113), die Kerner unklar ist, dagegen zu V. elatior, wenigstens nach dem Text („puberula, stipulis ineiso-serratis petiolo longioribus, ar pallide violaceis ... Altit. 6—18 pollic. Praece- denti [i. e. laciea] robustior. Corollae speciosae.) Mit dieser Be- schreibung Ru sich die ungewöhnlich erscheinende Standorisangabe (in pralis monlanis et nemorosis, ad vias, vineas et sepes montanas) um so schlechter vereinigen, als darnach die Pflanze in der Pester Gegend offenbar häufiger sein müsste. Kerner gibt aber V. elatior nur als sehr selten an einem einzigen mit den in anderen Gegenden harmonirenden Standorte zwischen Gebüsch auf Sumpfwiesen am Rakos an. Viola stricta autor. In Deutschland werden unter diesem Namen gewöhnlich die Bastarte der V. canina mit den Persicifolis verstanden, die daher nur an Orten vorkommen, wo sich Spezies der letzteren finden, also vorzugsweise im Alluvialgebiete der Ebnenflüsse, nament- lich längs des Mittellaufes der grossen deutschen Ströme. Kerner's Angabe der V. stricta im mittelungarischen Berglande (Oesterr. bot. *) Von Fuckel werden diese geradezu für Bastarte gehalten, und auch ich selbst glaubte ehedem mich seiner Ansicht anschliessen zu müssen. (cfr. Verh. des märk. bot. Ver. 1867, p. 122.) 308 Zeitschr. XVII.) liess mich daher vermuthen, dass seine Pflanze eine andere als die hiesige sein müsse, um so mehr, als er auch einen Bastart derselben mit V. silvestris als V. mixta beschreibt. Meine Anfrage wegen dieser Pflanzen beantwortete Kerner in gefälligster Weise durch Mittheilung von Exemplaren seiner Sammlung zugleich mit dem Bemerken, dass die ungarische Pflanze, die er für die Hor- nemann's halte, kein Bastart, sondern eine von Lappland bis in's südlichere Mitteleuropa verbreitete eigene Art sei. Ich muss Kerner nach Ansicht seiner Pflanzen Recht geben; die Exemplare von vier verschiedenen Standorten *), die, geringe Modifikationen abgerechnet, recht gut übereinstimmen, stellen ein von allen Bastarten der V. per- sicifoliae verschiedenes, viel näher mit V. canina, namentlich mit deren Varietät /ucorum verwandtes Gewächs dar. Uebrigens war mir dieses Veilchen schon früher aus Schlesien (Althof bei Breslau!! Gna- denfeld (Heuser), dann aus Posen: Annaberg (Ritschl**) und von Leipzig: Leutzsch (Petermann) bekannt, aber ich glaubte es mit V. canina vereinigen zu müssen, von der sich die Pflanze mehr durch den Habitus als durch bestimmte feste Merkmale unterscheidet. V. ne- moralis Jordan (nicht Kützing, dessen Pflanze eine V. elatior< canina ist) scheint mir ganz die nämliche; V. montana L., die der Autor in Lappland, Oesterreich und auf dem Baldo zu Hause sein lässt, gehört wohl gleichfalls hierher; aus Linne’s Diagnose und (i- taten ist freilich wenig Sicheres zu entnehmen, doch sind die Pflanzen, die man aus Skandinavien unter der Bezeichnung V. montana zu erhalten pflegt, mit den Kerner’schen identisch. Ich besitze Exem- plare aus Lulea-Lappland, gesammelt von Laestadius und Ceder- strähle. Was Reichenbach in den Icones (XCVIN als V. montana abbildet, ist nicht diese, sondern V. stagnina, vergl. auch Koch syn. 1. 99. Dagegen würde das Bild der V. Ruppü in Rehb. Icones (XCVID, namentlich das grössere Exemplar rechts, die V. stricta Hornem.: Kerner eher richtig wiedergeben, wenn nicht die Basis des Blattes undeutlich herzförmig dargestellt wäre, wie diess mehr bei den Bast- arten der V. stagnina mit V. canina der Fall zu sein pflegt. Vielleicht gehört auch wirklich V. Ruppi All. pedem tab. XXVI hierher; das Bild ist freilich äusserst unvollständig, aber der Text weist mit Aus- nahme der Worte: Caulibus procumbit angulatis, qui se erigunt, im Ganzen auf ein mit V. stricta Hornem. verwandtes Veilchen hin. Ueber diese und die verwandten Formen existirt schon eine ganze Literatur; trotzdem ist noch lange nicht alles erledigt und die im Ganzen den Gegenstand recht gut behandelnden Auseinandersetzungen von Kützing, Koch, F. Schultz etc. scheinen, wenn man sie mit manchen der neueren, selbst der besseren Floren vergleicht, geradezu *) 4. Lulea-Lappland: Njemats (Anderson), 2. Böhmen: Nixdorf (N eu- mann), 3. Nied.-Oesterr.: Sendelbachgraben bei Mautern (Kerner), 4. Ungarn: Paräd (Vrabelyi). “*) Ritschl, der wie Petermann die Pflanze als V. canina var. mon- Bars Beuel hat sie in seiner Flora von Posen (p. 27) sehr gut be- schrieben, 309 umsonst niedergeschrieben. — Bastarle der V. canina mit den Persi- eifolüs scheinen übrigens in Ungarn bisher noch nicht gefunden, doch werden sie dem Flachlande, namentlich der Donauniederung nicht fehlen, Zu diesen kann V. strieta Hornem.*) nicht gehören, wie F. Schultz (Grundzüge zur Phytostatik der Pfalz p. 18.) meint, da in Dänemark nach Lange (Haandbog i den Danske Flora ed. 1.) die Persicifoliae fehlen; die Beschreibung der V. strieta bei Lange (p. 157) passt übrigens recht gut auf die Pflanze Kerner’s, die man daher, wofern man nicht den Namen V. montana L. vorziehen will, getrost als V. strieta Hornem. bezeichnen darf. Zu V. canina kann man sie nicht füglich als Varietät bringen, wie es von der Mehrzahl der deutschen Floristen, die sie gekannt, geschehen, ohne den Formenkreis dieser Art unnatürlich zu erweitern. Durch die V. strieta wird eine wichtige Lücke in der Formenreihe der mitteleuropäischen zweiaxigen Veilchen mit gestreckter Hauptaxe ausgefüllt, die sich ihrer Verwandtschaft nach in folgender Weise gruppiren lassen: Caninae. Formae hybridae. 1. Viola caninaL.Chier-(V. stricta autor. plur. zu scheint nach den nec Hornem.) Exemplaren des Herb.)5. V. canina>) (Schluss folgt.) Correspondenz. Prag, am 6. Oktober 1871. Herr von Uechtritz hat in der Septembernummer Ihrer Zeit- schrift auf die bisher vernachlässigte Verschiedenheit der Carex seca- lina und C. hordeiformis Wahlenb. aufmerksam gemacht und zu weiteren Mittheilungen über das Vorkommen derselben aufgefordert. Erlauben Sie mir daher einige Bemerkungen in dieser Angelegenheit. Die böhmische Pflanze, die ich in meinem Prodromus als Carex hor- deiformis aufgeführt habe, und die Dr. Reuss fil. unweit Budin im 325 nördlichen Böhmen gesammelt hatte, ist nicht die echte Form dieses Namens, sondern die, wie es scheint, seltenere €. secalina. Als ich sie bestimmte und beschrieb, war mir allerdings die Kleinheit der Früchte im Vergleich mit den meisten anderen Exemplaren der Mu- seumssammlung auffüllig, doch hielt ich selbe damals bei der grossen sonstigen Uebereinstimmung für nieht wesentlich, da auch bei anderen Arten und Racen, z. B. der ©. vulgaris Fries die Grösse der Früchte und Fruchtschläuche variirt. Von dem durch Hrn. v. Uechtritz neu eröffneten Gesichtspunkte untersuchte ich beide Formen nochmals und bin jetzt auch geneigt sie für zwei freilich nahe verwandte Arten anzuerkennen. Die Nüsschen besonders sind sehr verschieden. Auffällig ist die Neigung der €Ü. secalina von allen meinen Standorten zur Bildung zusammengesetzter Aehren, so dass sehr oft 2—3 Aehrchen aus einer Blaltscheide herauskommen, was bei Ü. hordeiformis gar nicht vorzukommen scheint. Die Blattfasern der letzteren sind viel derber und bleiben länger als Faserschopf zurück, während sie bei C. secalina leichter zerstört werden. — Das Museumsherbar besitzt die C. secalina noch vom Grafen Waldstein aus Ungarn mil der Etiquette: „bei Ofen und von dem Balatoner (? ist sehr unleserlich) See.“ Der Name ist dazu richtig ©. secalina gesetzt mit dem Citat C. hordeiformis Host. Gram. t. 76, die Abbildung Host's, obwohl nicht fein, gehört wohl zu ihr. Wallroth besass die C. secalina kultivirt aus dem bot. Garten zu Halle unter dem Namen €. Michel Host. Für die echte C. hordeiformis kann ich zu den Standorten Hrn v. Uechtritz’s noch hinzufügen: Neusiedler See („ad lacum Poson.* Schenk), Angern in Niederösterreich (Matz). — Wenn Herr v. Uechtritz ferner den Senecio aquaticus Hudson für Nieder- österreich läugnet und für Ungarn in Frage stellt, so kann ich ilm nur beipflichten; auch ich habe mir schon längere Zeit dieselbe Veber- zeugung gebildet. Der echte Senecio aquatieus scheint eine durchaus wesllichere Pflanze zu sein. Auch in Böhmen, welches Hr. v. Uech- tritz noch in ihren Verbreitungsbezirk zieht, wächst sie nicht. Was sonst unter diesem Namen in Böhmen verstanden w urde, ist überall nur S. erraticus oder, wie ich ihn lieber nenne, S. barbareaefolius Krocker. — Als interessante Novität ber böhmischen Flora habe ich Ihnen heuer mitzutheilen, dass Anthemis montana L. in einer mit der alpinen Varietät A. styriaca bis auf geringe durch den nicht alpinen Standort erklärliche Abweichungen übereinstimmende Form im mitt- leren Böhmen bei Dobris auf emer von Pribramer Schiefern (Thon- schiefer) gebildeten höchstens 1200 Fuss hohen Abhang in grosser Menge vorkommt. Zuerst fand sie Prof. Em. Purkyn& auf einer Ex- kursion der Forstschule von Weisswasser in etlichen Exemplaren. Ich habe später die Lokalität genauer botanisch untersucht und von der völlig ursprünglichen und wmassenhaften Verbreitung der Art auf jenem Abhang mich überzeugt. Sollte Jemand Exemplare von daher wünschen, so kann ich mit einer Anzahl zu Diensten sein. Dr. ie Celakovsky. Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heit 1871. 24 326 St. Gotthärd in Siebenbürgen, am 14. Oktober A871. Ich halte mich gegenwärtig zur Erholung hier auf, mich von den türkischen Reisestrapazen erholend. In meinem Garten traf ich hier noch Ueberreste der Centaurea alpina, die ich vor drei Jahren aus Samen anbaute, die ich von Hrn. v. Tommasini erhalten. Sie verträgt die hiesigen strengen Winter recht gut und pflanzt sich nun von selber fort. Ich habe sie zwischen einer Masse von Centaurea ruthenica stehen, die ich ebenfalls 1868, aber in Rhizomen herver- pflanzte. Kitaibelia stand in prächtigen Exemplaren da. — Hepatica transsilvanica versetzte ich in mehrere Gehölze der Umgebung; ich sah sie überall noch vorhanden. Geum rivale wuchert hier recht üppig. Meinen Freund Kerner wird es interessiren, dass ich im Rhodope- gebirge 1 Tag weit südlich von Philippopel einen Bastart von Geum rivale und @. coccineum in zwei Exemplaren auffand.. — Ueber- morgen kehre ich nach Pest zurück und mache mich sogleich an die Vertheilung der türkischen Ausbeute, die ich im November beendigt haben will. Meine Herren Korrespondenten hoffe ich mit den heurigen Sachen freudig zu überraschen. — Vorgestern sammelte ich hier reife Früchte der Iris humilis M.aB., die heuer zahlreich geblüht haben muss. Doch ist das Aufsuchen recht ermüdend, da die fast stengellosen Kapseln ganz in der Erde drinnen stecken und obendrein zwischen Cratae ‚gus-Gestrüpp von abgefallenem Laub bedeckt sind. Janka. Athen, im Oktober 1871. Die Insel Naxos ist reich an allen Arten von Hesperidenfrüchten, namentlich auch an den sogenannten Cederfrüchten, Citrus decumana, welche massenweise ausgeführt und sehr gut gezahlt werden, da die Juden solche bei ihren Laubhüttenfesten benöthigen. Man nennt sie auch Paradies- oder Adamsäpfel, da sie ähnliche Eindrücke haben, gleich als hätte man in die Frucht gebissen. Die Juden halten die Cedern auch für ein Heilmittel gegen die Cholera und bereiten aus denselben mit Zusatz von Mastix eine Tinktur, die sie in Form von Umschlägen auf den Unterleib gebrauchen. Leider sind in diesem Jahre sehr viele Citronenbäume in Folge einer eigenthümlichen Krank- heit zu Grunde gegangen. Vielleicht liegt die Ursache der Krankheit in der Anwendung von animalischem Dünger bei der Kultur der Bäume, gewiss ist es wenigstens, dass jene Bäume gesund blieben, welche mit vegetabilischen Abfällen gedüngt wurden. — Die reifen Früchte von Elaeagnus angustifolia sind nicht unschmackhaft und man sieht solche auf unseren Märkten häufig als „Tsilsifa* feilbieten. — Eine hässliche Pflanzenkrankheit ist die Psoriasis, von welcher sehr viele Feigenbäume, besonders die der Gärten befallen werden. Es bilden sich auf den Feigen unzählige braunrothe Knöllchen, welche einen schleimigen Saft enthalten, in dem sich Eier eines Insektes vorfinden; die Feigen bleiben dabei klein und fallen unreif ab, manchmal ver- dorrt auch selbst der Baum. Als Mittel gegen dieses Uebel wird in jüngster Zeit empfohlen eine Auflösung von Seife in einem Absude 327 von Quassiaholz, womit die Fruchtbäume zu bespritzen und zu waschen sind. Landerer. Personalnotizen. Dr. Ladislav Celakov sky, bisher Dozent am böhm. poly- technischen Institute in Prag, wurde zum ausserordentlichen Professor der Botanik an der Universität Prag ernannt. — Dr. Ilse wurde als kais. Oberförster in Lemberg in Lothringen angestellt. ee ri ah Literarisches. — Von R. Kiessler ist in Standal eine Flora der Umgegend von Standal erschienen. — R. Rohrbach hat in Halle Beiträge zur Kenntniss einiger Hydrocharideen herausgegeben. ——essos — Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Hervier-Basson mi. Pflanzen aus Frankreich. — Von Hrn. Pollak mit Pfl. aus Böhment — Von Hrn. Dr. Rauscher mit Pfl. aus Oberösterreich. — Von Hrn. Dr. Halacsy mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Hrn. Andorfer mit Pfl. aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Sekera, Dr. Ha- lacsy. Eingesendete Pflanzen, Aus Niederösterreich: Crypsis alopecuroides, Juncus sphae- rocarpus, Senecio Doria, Kochia scoparia, Suceisa australis, Allium suaveolens, Adenophora lilifolia, Campanula alpina, Heracleum austria- cum, Dianthus alpinus, Achillea Clavennae, A. Clusiana, Pedicu- laris Jacquinü, Senecio abrotanifolius, Armeria alpina, Hieracium glabratum, Sazxifraga stellaris, 8. caesia, S. rotundifolia, Potentilla Clusiana, Avena distichophylla, A. alpestris, Galatella cana, Arte- misia Scoparia, A. maritima, Gypsophila paniculata, Cnidium veno- sum. Peucedanum offieinale u. a. eing. von Dr. Halacsy. Aus Oberungarn: Alyssum saxatile, Draba aizoides. Filago apiculata, F. canescens, F. mixta, Hieracium racemosum, Valeriana tripteris, Meesia Albertini u. a. eing. von Holuby. Aus der Militärgrenze: Echium italicum, Glyeirrhiza echi- nata, Verbascum floccosum, Veronica anagallioides, Rumex pulcher, Anchusa italica, A. Barrelieri, Anthriscus trichosperma, Cyperus pa- 328 tulus, Euclidium syriacum, Hesperis runcinata, Oenanthe banatica, Ornithogalum stachyoides, Vicia pannonica, V. serratifolia u. a eing. von Dr. Godra. Aus Frankreich: Salvia offic., Capsella rubella, Pterotheca nemauensis, Melica nebrodensis, Phleum asperum, Senecio adonidi- folius, Seirpus supinus. Lepidium graminifolium, Poa megastachia. Eing. von Hervier-Basson. Aus Oberösterreich: Impatiens parviflora, Omphalodes scor- pioides, Omonis repens, Senecio alpestris, Typha minima u. a. eing. von Dr. Rauscher. Correspondenz der Redaktion. Herrn C. in K.: „Kann vorläufig nicht dienen.“ — Herrn H. in E.: „Alles erhalten.“ Inserate. Veffentliche Frage an Herrn F. €. Ducommun, Professor in Solothurn in der Schweiz. Ich habe Ihnen in Folge ihrer brieflichen Einwilligung, im Tausche gegen schweizerische Pflanzen, im Jahre 1869 am 20. August und 1870 am 2. Februar je zwei, somit zusammen vier Genturien getrocknete siebenbürgische Pflanzen frankirt gesendet. Indem ich aber bis zu heutigem Tage weder Pflanzen noch eine Antwort auf mein mehrmaliges Schreiben von Ihnen erhielt, bin ich genöthigt, mein Herr, Sie öffentlich zu fragen: was ist die Ursache der Nichtbeantwortung meiner Sendungen und Briefe? und auf welche Art glauben Sie ein solches Benehmen entschuldigen zu können. Koncza in Siebenbürgen, den 27. September 1871. Johann v. Csato. nn Im Selbstverlage des Dr. €. Baenitz in Königsberg in Pr. und im Kommissionsverlage der Remer'schen Buchhandlung in Görlitz ist er- schienen: Herbarium meist seltener und kritischer Pflanzen Deutschlands und der angrenzenden Länder. Lief. XI und XIl. 266 Nummern. Da jede Pflanze auch einzeln — direkt vom Selbsiverleger zum Preise von 4'/, Sgr.im Buchhandel 2 Sgr. abgegeben wird, so findet jeder Botaniker hier Gelegenheit sein Herbar durch die seltensten Pflanzen Deutsch- lands, Ungarns, Siebenbürgens, Schwedens etc. zu vervollständigen. — In- haltsverzeichnisse durch jede Buchhandlung und den Selbstverleger. Im Selbstverlage des Gefertigten ist soeben erschienen: Herbarium transsilvanicum, Lieferung 1, enthaltend in 50 Nummern die Laubmoose Siebenbürgens. In Mappe in eleganter Ausstattung 1871. Preis 5 fl. öst. W. Demnächst werden weitere Lieferungen enthaltend die Lebermoose und Flechten Siebenbürgens erscheinen. Josef Barth, ev. Pfarrer A. B. in Langenthal bei Blasendorf in Siebenbürgen. Ein Botaniker, zugleich tüchtiger Oekonom sucht eine dauernde Stelle entweder als Verwalter oder Rentmeister: nähere Auskünfte ertheilt be- reitwilligst die Redaktion dieses Blattes. kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von €. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare an Botanik und Botaniker, die frei durcli die Postbe- zogen werdensollen, sind den Ersten jeden an blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe ;„ Well N EEE e (Wieden, Neumang. Nr. 7 er one w. Gärlner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, men ar © (3 Thir. 10 Ngr.) Im Were des ganzjährig, oder | ‚n rehnıl Buchhandels übernimmt mit 2 fl. 63 kr. öst. W, Apotheker und Techniker. ee halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N°® 12 so wie alle übrigen 10 kr. öst, W. = ‘ Buchhandlungen, XXI. Jahrgang. WIEN. December 1871. INHALT: Einladung zur Pränumeration. — Phytographische Beiträge. Von Dr. Celakovsky. — Chronik der Pflanzenwanderung. Von Dr. Kerner. — Zur Flora von Ungarn. Von Uechtritz. (Schluss.) — Beiträge zur Kenntniss der Ranuneculaceen. Von Val de Lievre. — Erigeron Huelsonü. Von Vatke. — Von Püchov bis Löwenstein. Von Holuby. — Skizzen von der Erdumseglung. Von Dr. Wawra. — Kryptosamen von Schottwien. Von Wallner. — Literaturberichte. Von Kanitz. — Gorrespondenz. Von Pittoni, Brotherus, Dr. Heidenreich, Radde, Dr. Hohenacker. — Per- sonalnotizen. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. Einladung zur Pränumeration auf den XXI. Jahrgang (1872) der Desterreichischen Botanischen Zeitschrift. (Oesterr. bolan. Wochenblatt.) Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von den hohen österreichisch-ungarischen Ministerien für Kultus und Unterricht den Mittelschulen empfohlen wurde, pränumerirt man mit 5 fl. 25 kr. ö. W. (3 Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 2 fl. 63 kr. ö. W. auf einen Semester und zwar auf Exem- plare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, Neumanngasse. Nr. 7. Bei der Zusendung des Pränumerations-Betrages ersuchen wir um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der letzten Post. Oesterr. botan. Zeitschrift. 12, Heft 1871. 23 330 Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Ngr.) — 8. bis 19. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 20. und 21. Jahr- gang zu d N. (3 Thlr. 10 Nor.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. Dr. Alexander Skofitz, Wieden, Neumanngasse Nr. 7. Phytographische Beiträge. Von Dr. Lad. Öelakovskf. II. Hieracium setigerum Tausch. Eine sehr wenig gekannte und vielfach unrichtig aufgefasste Pflanzenforin ist das in der Ueberschrift genannte Hieracium. Tausch hat es zuerst 1828 in der Regensburger Flora (Il. Ergänzungsblatt p. 61) unter einer nicht geringen Anzahl sogenannter neuer Arten veröffent- licht, von denen nur H. pratense allgemeine Anerkennung erwarb. Man muss gestehen, dass Tausch sein H. setigerum sehr ungenügend aufgelasst und beschrieben hat. Koch zog es als einfache Varietät zu IH. echioides. Noch weiter ging Fries (in den Symbolae und der Epierisis), indem er es für ein blosses Synonym von H. echioides erklärte und daneben ein eigenes hievon verschiedenes H. setigerum aufsiellte. Eine ganz abweichende Deutung gab der Tausch’schen Form Ascherson (in Flora v. Brandenburg S. 393), der sie für einen Bastart von H. echioides und H. pilosella betrachtet. Ich habe die Ueberzeugung erlangt, dass die in Rede stehende Pflanze eine eigenthümliche, von H. echioides verschiedene Form dar- stellt, der 'man nach den geltenden Prinzipien in der Artbegrenzung innerhalb der Gattung Hieracium, das Artrecht nicht wohl verweigern darf, da sie um nichts schlechter ist als H. echioides, cymosum, praeal- tum u. S. w. Ich gebe zunächst die unterscheidenden Merkmale, welche Koch, Fries und A. grösstentheils übersehen haben. H. echioides. H. setigerum. Stengel hart, holzig, reich, nach |Stengel schaftartig, unten meist oben abnehmend beblättert (1Obis) 3blätterig (seltener bis Sblätterig), 20Oblätterig). oberwärts nackt. Grundständige Blätter und selbst |Grundständige Blätter gross, zur die untersten Stengelblälter zur) Blüthezeit frisch. Blüthezeil schon vertrocknet. 331 Borsthaare auf Stengel und Blättern |Borsthaare auf Stengel, Blättern sehr zahlreich und die ht, steif | und Köpfen zer -streuf, abstehend. angedrückt oder aufwärts ge-| nur auf der Oberseite der Blätter krümmt. angedrückt, daselbst dicker und steifer, in Vertiefungen stehend. Blüthenstand gipfelständig , meist |Blüthenstand meist armköpfig, ga- gedrungen, oder die Hauptäste | belrispig, mit entfernteren ver- verlängert; Köpfe mittelgross. längerten Kopfstielen, selten et- was kurzäslig; Köpfe grösser, bauchiger, als bei H. echioides. H. echioides erscheint wieder in 2 charakteristichen Formen: a) albocinereum, Köpfe und ihre Stiele wegen der sehr spär- lichen, kaum bemerkbaren, kurzen, und bleichen Borsthaare glatt anlieg end sraufilzig Bd) selosum, Köpfe und ihre Stiele zwischen dem Filze borst- haarig zotlig. Diese Varietäten verhalten sich zu einander ungefähr wie H. pilosella genuinum zu H. Pelleterianum Merat; die var. £. nähert sich mehr dem H. setigerum, dessen Köpfe steis langzottig sind. Hieracium echioides und setigerum unterscheiden sich vorzüglich durch ein verschiedenes Wachsthum, in welchem letzteres mil H. praealtum, ceymosum u. S. w. übereinstimmt. Wollte Jemand diesen Unterschied auf kräftigere und kümmerlichere Entwickelung zurück- führen (was auch schon geschehen ist), so ist dagegen zu bemerken, dass dann am Standorte unter H. echioides einzelne Exemplare H. seligerum sein müssten und umgekehrt, während in Wirklichkeit beide Formen besondere Standorte bewohnen; dass H. setigerum ebenso oft kräftig und bis 1?/,° hoch gefunden wird, als H. echioides niedrig und schwächlich, dass endlich H. setigerum aus der var. sefosum entstanden sein müsste, während von «. albocinereum eine dem H. setigerum entsprechende Form vermisst wird. Die Wachsthumsunterschiede sind folglich für spezifisch anzusehen. Der nächste Verwandte des H. se- tigerum unter den übrigen Arten von gleichem Wachsthum ist H. praealtum, und zwar jene eigenthümliche borstige Form desselben, die Tausch 1828 und vor dem Hi Gochnat H. collinum ge- nannt hat und Koch später als var. e. hirsutum und £ setosum unter H. praealtum aufstelle.e Wenn man auf die Farbe des Blattes grosses Gewicht legen darf, (Wimmer theili darnach die Arten ab) so dürfte H. collinum selbst für eine eigene Art anzusehen sein, wegen der grasgrünen Blätter, da bei dem typischen H. praealtum die Blätter bekanntlich eine graugrüne Färbung zeigen. Dieses H. collinum steht nun dem H. setigerum sehr nahe, seine Köpfe sind jedoch mehrmals kleiner, nicht so langzottig, minder sternfilzig, der Blüthen- stand kurzäslig, reichköpfig, Stengel und Blattunterseite minder dicht sternhaarig, die Borsthaare auch feiner, milder, kürzer. Wie zu sehen, sind die Unterschiede ziemlich relativ, '‘ohwohl der Habitus beider be- sonders wegen der Grösse der Köpfe doch eigenthümlich ist. H. se- 230= 332 tigerum steht demnach ziemlich in der Mitte zwischen H. collinum und H. echioides, dem ersteren sogar näher; ja es gibt eine Form des H. collinum, die ich in meinem Prodr omus als y. setosissimum bezeichnet habe, bei der die Köpfe etwas grösser sind, als gewöhnlich, die Borsten starrer und länger. H. praealtum genuinum, H. collinum, H. setigerum, H. echioides a. setosum, ß. albocinereum bilden eine fast kontinuirliche Reihe, deren Endglieder sich allerdings weit von einander entfernen. Die Anwendung eines strengen Speciesbegriffes wird hier schwierig. Wären nur 2 Glieder dieser Kette gegeben, so würde man sie getrost in eine Art vereinigen; thäte man es jelzt wirklich, so zieht jedes Glied der Reihe bei konsequeniem Vorgehen die anderen nach sich und man erhält eine ganz monströse Species. Ausserdem ist die Keite noch nicht zu Ende, indem H. praealtum durch H. floribundum Wimmer ebenfalls enge mit H. auricula zusammenhängt. H. cymosum, pratense, aurantiacum sind Seitengänge der Hauptreihe, ersteres grenzt nahe an H. collinum, die letzteren beiden an H. floribundum. Ich übergehe zur Beurtheilung der Ansichten, die man bei den botanischen Schriftstellern über Hier. setigerum Tausch findet. Tausch selbst hob als einzigen wesentlichen Unterschied dieser Art von H. echioides das anthodium canescenti-villosum hervor, und schrieb dem H. echioides ein anthodium tomentosum zu. Nach der Diagnose würde er meine var. sefosum zu echioides gerechnet haben, indessen hat er diese Varietät kaum gekannt, da sein H. echioides im Herb. bohem. die var. albocinereum und sein H. echioides die oben beschriebene Art darstellt. Das Hier. cinereum Tausch, be- reits 1819 in der Flora veröffentlicht, ist von H. setigerum spezilisch nicht verschieden, eine Form mit blühenden Läufern und noch grös- seren Köpfen. Nach strengster Priorität müsste der Name H. cinereum vorgezogen werden, ich glaube aber, dass der Name der Normalform wenn auch jünger, beizubehalten und der der abnormen Form ihm unterzuordnen ist. Koch beachtete die abstehenden Haare des H. setigerum und die angedrückten des H. echioides ganz richlig, übersah aber ganz die Wachsthumsverhältnisse, was um so sonderbarer ist, da er doch von H. collinum, seinem H. praealtum e. hirsutum be- merkt: „ab H. echioide haec varietas differt foliis caulinis paucis, non sensim deerescentibus.“ Ob Fries im Rechte ist, wenn er das H. setigerum Tausch als Synonym zu H. echioides setz, mag der Leser aus meiner obigen Auseinandersetzung beider Arten beurtheilen. Mir ist das um so un- begreillicher, da der berühmte Verfasser der Epierisis die Taus ch’schen Originalpflanzen gesehen hat und da er das H. cinereum Tausch als eine besondere ausgezeichnete Form aus der Verwandischalt des H. echioides anerkannt. Die Stelle lautet: H. cinereum Tausch! est forma valde insignis, pumila, stalura fere H. dubii, foliis radicalibus mullis persistenlibus, caulinis paucis (2—3), caule subfurcato oligo- cephalo, at rami inferiores folio fulerati ad Echioidea ducunt. — Alles das (bis auf den niedrigen Wuchs, der durchaus nicht wesentlich ist) 333 gilt vollständig von H. setigerum, weil eben diese Form und H. ei- nereum gar nicht wesentlich verschieden sind. Als sein H. echioides hat Fries eine Anzahl Exemplare des böhmischen Museums bestimmt, von denen die meisten dem Wall- roth’schen Herbar entstammen und von Wallroth als H. echioides bezeichnet sind. Auch sah ich ein übereinstimmendes schwedisches Exemplar der Fries’schen Pflanze von Dr. Peterson an Knaf mil- getheilt. Danach ist diese wohl Wenigen bekannte Pflanze eine stark zu H. setigerum Tausch hinneigende Form des H. collinum mit merklich grösseren Köpfen, die aber doch die von manchen Formen des echten H. praealtum (H. radiocaule filiferum Tausch erreichte Grösse nicht überschreiten, und mit einer lockeren, mehr verlängerten Doldentraube. Fries konnte von dieser Form mit Recht sagen: inter H. cymosum et echioides omnino medium, priori meo sensu proprius. Für H. echioides ist aber besser H. seliger um Tausch zu setzen und unter H. cymosum genuinum versteht Fries das H. collinum, wie ich weiterhin zeigen werde. Wie nahe andererseits das H. se- tigerum des Fries dem des Tausch steht, beweisen 2 (jedenfalls böhmische) Exemplare von H. setigerum Tausch der Opiz’schen Sammlung, welche Fries ebenfalls für sein H. setigerum bestimmt hat. Ich habe in meinem Prodromus desshalb die Fries’sche Pflanze mit der Tausch'schen indentifizirt, glaube aber jeizt, dass letztere Bestimmung als blosser Irrihum nicht in die Wagschale gelegt werden darf. Ebenfalls eine Irrung ist es, wenn Fries das H. echioides Wallr. in der Epierisis für die echte Pflanze Lumnitzer’s erklärt, nachdem er es in dem böhm. Museumsherbar für sein H. setigerum bestimmt hat. Ein H. echioides findet sich im Herbar Wallroth's gar nicht vor, ist also nie von Wallroth in Thüringen gesammelt worden, nicht einmal H. setigerum Tausch, wohl aber die besprochene Form von H. collinum, die Wallroth für H. echioides hielt. Hiemit klärt sich auch ein pflanzengeographischer Zweifel auf. Die Angaben über H. echioides in Thüringen sind den deutschen Botanikern zweifelhaft (siehe z. B. Garcke's "Flora), d a es neuerdings nicht mehr gefunden wird. Sofern die Angaben auf obiger Bestimmung Wallroth’s und ähnlichen Bestimmungen beruhen, ist H. echioides aus der Flora Thü- ringens einfach zu streichen. Zu H. setigerum Tausch wird von Meyer, Koch und Anderen auch das H. Rothianum Wallr. zitirt, von Fries hingegen letzteres nach Ansicht der Originalpflanze für eine Spielart des H. eymosum L. (genuinum) mit sehr starren Borsten erklärt. Fries sagt in der Epieris. p. 37: das H. Rothianum liege im Wailroth' schen Herbar zwischen echtem H. cymosum als N: cymosum Rothianum W allr.“ Im Wallroth’schen Herbar gibt es aber keine solche Etikette, viel- mehr findet sich daselbst das H. Rothianum mit folgenden 2 Zetteln. Auf dem einen steht von Wallroth’s Hand: „kann weder zu H. flo- renlinum noch zu H. cymosum gerechnet werden. Sogar von H. echioides weicht die Infloreszenz, die in Hinsicht der Dichotomie sehr 334 eigenthümlich ist, sehr ab.“ Mit Bleistift zugeschrieben steht H. Ro- thianum mihi, darunter eine Anmerkung von Koch’s Hand: non differt ab H. echioides etc. Die zweite Scheda von Wallroth’s Hand lautet: „H. echioide Lumn. var. ramosa. H. Rothianum Wallr. sched. ex agro hallensi.“ — Die Deutung dieser Pflanze verursachte mir anfangs viel Kopfzerbrechen, ich vermuthete einen Bastart (das gewöhnliche Aus- kunftsmittel in zweifelhaften Fällen), habe mich aber schliesslich über- zeugt, dass die Pflanze allerdings zu H. echioides Wallr., d. h. H. collinum gehört. Die beiden vorliegenden Exemplare sind nur untere Stengeltheile, aus deren Blattachseln dünne Aeste hervorkommen, die in einen gabelig-langästigen, wenigköpfigen (4—7köpfigen) Blüthen- stand endigen. "Durch einen äusseren Eingriff, wahrscheinlich durch Absicheln der Hauptstengel, wurden die unteren zahlreichen Aeste erzeugt und hat sich der Blüthenstand ärmer und gabelig gestaltet. Im Uebrigen stimmt das H. Rothianum ganz mit dem H. echioides Wallr. = setigerum Fries = H. collinum var. überein. Dieses Resultat harmonirt sehr wohl mit der Deutung, die Fries dem H. Rothianum gab, bis er sie für eine Form seines H. cymosum genuinum erklärte. Fries unterscheidet nämlich von H. cymosum zwei Formen: genuinum und pubescens Lindbl., welche er gesondert als wie besondere Arten beschreibt, aber ausdrücklich als nicht spe- zifisch verschieden anerkennt. Das H. cymosum pubescens der Synopsis ist das H. cymosum des Villars und nach der Beschreibung wohl auch Linn&’s, oder das H. Nestleri Koch; *) das H. cymosum genuinum ist dagegen nach Fries’ Bestimmungen im böhm. Herbar und nach dem Texte der Epicrisis dieselbe Pflanze wie das H. collinum Gochn. (Mit Unrecht zitirt Koch und Fries das H. collinum Tausch zu H. praealtum var. decipiens Koch). Die Fries’sche Auffassung des H. cymosum, beziehungsweise die Vereinigung des H. collinum mit demselben kann ich durchaus nicht billigen. "Das echte H. cymosum treibt nie Läufer, sondern hat einen kurzeli iedrigen, sogenannten abgebissenen Wurzelstock („Radix praemorsa“ der Spee. plantar. ), eollinum treibt sehr häufig Läufer. Ausser durch die charakteristische Behaarung des Krautes unterscheiden sich die beiden Pflanzen: H. eymosum hat kleine, sehr weich behaarte Köpfchen in doldenartiger Rispe, indem die Hauptäste zahlreich fast aus einem Punkte entspringen; H. collinum (wie auch das eigentliche H. praealtum) hat grössere Köpfe mit steifen Borsthaaren und die nicht sehr zahlreichen Aeste des Blüthenstandes sind ungleich, mehr we- niger auseinander gerückt. Diese beiden sicher spezifisch verschiedenen Pflanzen werden übrigens oft zusammengeworfen, auch in Wallroth’s Herbar. Vielleicht gehört auch H. poliotrichum Wimmer nicht zu cymosum, sondern zu H. collinum. Noch bleibt die Annahme, dass H. setigerum Tausch ein Bastart von H. echioides und pelosella sei, zu besprechen. Das H. cinereum *) Das IT. Nestleri \ill. ist nur eine besondere, reicher beblätterte Form des I. eymosum. hat schon Tausch für hybrid erklärt und viele Autoren sind über- zeugt von der Richtigkeit dieser Ansicht. Die Pfllanze, welche Ascherson als H. pilosella X echioides aufführt, ist nach einem Exemplar aus des Autors Hand von den Dielower Bergen allerdings H. setigerum Tausch. Das Vorkommen dieser Pflanze in Böhmen widerspricht entschieden einem hybriden Ursprung derselben; sie findet sich im Moldauthale bei Prag und im unteren Elbthale nicht seltener als H. echioides, in der Regel in Menge beisammen, sehr häufig von letzterem örtlich ganz getrennt. So z. B. ist es häufig auf dem Hluboteper Felsenkamme bei Prag und auch auf dem Lobosch bei Lobositz, während an beiden Orten H. echioides gänzlich fehlt. Ob das H. setigerum auch der Bil- dung ganz entspric ht, die man a priori aus einer Vermischung von H. echioides und pilosella erwarten könne, lasse ich dahingestellt. Nur möge noch auf die grosse Konstanz des H. setigerum in Ge stalt und Behaarung hingewiesen werden. Da von H. echioides die genannten 2 Varietälen bestehen, und da H. pülosella in der Regel keine langen Borsthaare auf dem Hüllkelche ausbildet (H. Peleterianum ist bei uns sehr selten), so müsste man nach der Behaarung der Köpfe 2 Va- rietäten des H. setigerum erwarten; und da die var. albocinereum bei uns bei weitem häufiger vorkommt, so sollte der Bastarl eher glatte borstenlose Köpfe besitzen, während doch die Köpfe des H. setigerum stets borsthaarig sind. Uebrigens ist die Annahme hybriden Ursprunges auch ganz über- flüssig, nachdem H. setigerum in der besprochenen Speziesreihe ein natürliches Bindeglied zwischen H. collinum und echioides bildet. Chronik der Pflanzenwanderungen. Von A. Kerner. Zu öfteren Malen wurden mir aus den verschiedensten Gegenden Oesterreichs, Ungarns, Deutschlands und Frankreichs Pilanzen zuge- sendet, welche an den Fundorten, wo sie gesammelt worden waren, erst vor ganz kurzer Zeit sich eingebürgert hatten. Die diesen Pflanzen beigefügten Notizen waren mitunter von "hohem Interesse, wurden aber von den betreffenden Findern in der Regel nicht für wichtig genug erachtet, um sie besonders zu publiziren. — Aus einigen dieser No- tizen entnahm ich auch, dass den Schreibern derselbe n noch ganze Reihen einschlägiger Erfahrungen bekannt sein müssen, über welche bisher keinerlei Mittheilungen in Fachschriften gemacht "wurden. Wie schade um so viele derlei Beobachtungen, die mit dem Scheiden desjenigen, der sie gemacht hat, verloren gehen! So lange die Beobachtungen vereinzelt daste hen, mögen selbe allerdings fast werthlos scheinen ; wie anders aber, wenn sie mil gleicharligen oder verwandten Beobachtungen zusammengehalten, an- 336 einandergereiht und von einem übersichtlichen Standpunkte aus aul- gefasst werden. Wir sehen dann einzelne Pflanzen und ganze Pflanzen- gruppen von Stelle zu Stelle wandern und sich ein neues Feld erobern, wir sehen diese Pflanzenarten auf ihren Wanderungen an klimati- schen Schranken anlangen, welche sie nicht zu bewältigen im Stande sind, und so neue Vegetationslinien entstehen und neue Höhengrenzen sich bilden; wir bemerken weiterhin, dass gewisse Gewächse an jener Bewegung wenigstens zeitweilig nicht theilnehmen, obschon sie ihrer Organisation nach nicht weniger zur Wanderung geeignet sein würden, als” jene anderen gegenwärtig auf der Wanderschaft begriffenen Pflan- zenarten; wir finden endlich viele dieser stabilen Arten durch die Eindringlinge mehr und mehr zurückgedrängt und manche derselben in allmäligem Aussterben begriffen. Ja noch mehr: es ergibt sich, dass ganze Floren sich analog verhalten, wie die einzelnen Pflanzen- arten; dass nämlich die eine Flora gerade gegenwärtig im lebhaf- testen Umgestaltungsprozess begriffen sein kann, während eine benach- barte Flora von dieser Bewegung gleichzeitig unberührt bleibt, obschon zahlreiche Erscheinungen dafür "sprechen, dass diese jetzt zeitweilig stabil gewordene Flora einst gleichfalls einen sehr lebhaften Gestal- tungsprozess durchgemacht hat. So werden unscheinbare Einzelbeobachtungen in ihrer Gesammt- heit wichtige Beiträge zur Geschichte der Pflanzenwelt und insoferne auch unschätzbare Beiträge zur Lösung der wichtigsten Probleme der Naturforschung. Diese een aber veranlassen mich hiermit, meinem wer- then Freunde Skofitz, dem Redakteur dieser Blätter, den Vorschlag zu machen, in der , ‚Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“ eine eigene Rubrik mit der Ueberschrift „Chronik der Pflanzenwanderungen*“ zu eröffnen und die Botaniker, welche sich für die Sache interessiren, dringendst zu bitten, alle einschlägigen Entdeckungen, Beobachtungen und Notizen, so unbedeutend dieselben auch scheinen mögen, in dieser Chronik zu verzeichnen. Die Gegenwart, in welcher sich die meisten Fachmänner ein- seitig einer Richtung botanischer Forschung zugewendet haben, welcher loristische Beiträge” und Notizen über die’ Acnderungen der Pflanzen- decke werthlos sind, mag dieselben wohl wenig beachten und dürfte sie auch kaum schon verwerthen. Auch in der Wissenschaft wechselt aber die Mode, indem bald diese bald jene Reihe von Untersuchungen mit Vorliebe kultivirt wird, und so kommt gewiss auch wieder eine Zeit, welche die in der „Chronik der Pllanzenwanderungen* verzeich- neten Beobachtungen mehr zu schätzen weiss, als die von der „Schei- telzelle* beherrschte Jetztzeit, und die uns für die Aufspeicherung von Daten, an deren Hand die allmäligen Aenderungen der Pflanzen- decke verfolgt werden können, zum grössten Danke verpflichtet sein wird. Es sei mir nun gestattet, die Reihe der Beiträge zur „Chronik der Pflanzenwanderungen* mit einigen Notizen über die Einbürge- rung der Rudbeckia laciniata \. in Europa zu eröffnen. 337 Im re: Sommer erhielt ich von dem Gutsbesitzer auf Schloss Fridegg i in Oberösterreich, Herrn €. Keck, Exemplare der Rudbeckia Täinlita mit der Bemerkung zugesendet, dass er diese Pflanze heuer im Inundationsgebiete der Wald- "Aist, eines kleinen, den Südrand des oberösterreichise hen Granilmassivs durchziehenden Flusses, sowohl auf dem Gerölle des Flussbettes selbst, als auch im Ufergelände von Schwertbere stromaufwärts bis Reichenstein in stundenweiter Erstreckung eingebürgert oefunden habe. Die genannte Pflanze finde sich dort in so grosser Menge, dass durch sie zur Zeit der Blüthe die canze Landsc haft ein eieenthümliches Gepräge erhalten habe. — Auf “welche Weise dieselbe an die erwähnten Standorte oelangte, sei unschwer zu erkennen; längs der Wald-Aist exisliren nämlich eine Unzahl von Mühlen und Eisenwerken, die fast alle in den Gärten die Rudbeckia laciniata als Zierpflanze kultiviren, und aus diesen Gärten müsse sie auf das benachbarte Ufergelände ausgewandert sein. Durch diese Mittheilung Keck’s angeregt, habe ich versucht, die Geschichte der Einaw anderung der in "Rede stehenden Pflanze in Europa weiter zu verfolgen und bin nun zu folgenden Resultaten gelangt. Rudbeckia laciniata L. entstammt dem nördlichen Amerika, wo sie in Virginien und Canada im Ufergelände der Flüsse und Seen heimisch ist. Sie wurde von dort im ersten Viertel des 17. Jahrhun- derts nach Europa und zwar zunächst nach Paris in den Pri- vatgarten Vespasian Robin’s gebracht, der nach damaliger Sitte seine Pflanzenschätze in mehreren Werken theils selbst beschrieb, theiis von anderen Botanikern aufzählen und beschreiben liess. Wie aus den Katalogen dieses Gartens hervorgeht, wurden daselbst im zweiten Dezennium des 17. Jahrhunderts eine ganze Reihe nordamerikanischer Pflanzen eingeführt und kultivirt, und in diese Zeit fällt auch die erste Vebersiedlung der Rudbeckia laci- niata auf europäischen Boden. Kaspar Bauhin hat diese Pflanze aus Robin’s Garten durch Dr. Spörlin und zwar, da er derselben erst im Anhange zu seinem Pinax gedenkt, offenbar "erst während des Druckes dieses Buches zwischen 1622 und 1623 nach Basel zuge- sendet erhalten und beschreibt dieselbe a. a. O. S. 520 (nicht 516 wie Linne zitirt) als Doronicum americanum laciniato folio. — Cor- nuti beschreibt dieselbe Pflanze im Jahre 1635 in seiner in Paris erschienenen „Canadensium plantarum historia* und Morison in seinem 1680—1699 erschienenen Werke über die in Oxford kultivirten Ge- wächse. Ob Rudbeckia laciniata nach England von Paris aus oder direkt wieder aus Nordamerika gebracht wurde, ist schwierig zu er- mitteln und im Grunde auch gleichgiltig. Zu Ende des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Pflanze, wie aus Garten- katalogen zu ersehen ist, nicht nur in Frankreich und England, son- bereits auch in Amsterdam, Leyden und Upsala kultivirt. Dagegen ist sie allem Anscheine nach in den Gärten Deutschlands damals noch unbekannt gewesen. In Schwertius’s Florilegium (1612) in dem berühmten grossen Hortus eystadtensis von Besler (1640) und in 338 „Des schlesischen Gärtners lustigem Spaziergang“ (1692) und in zahl- reichen anderen von mir durchgesehenen Werken aus dem 17. und dem Anfange des 18. Jahrhunderts, in welchen alle damals in den deutschen Gärten kultivirten Pflanzen beschrieben und vielfach auch abgebildet erscheinen, finden sich zwar schon ziemlich viele aus Nord- amerika eingeführte Zierpflanzen, aber der Rudbeckia wird noch nir- gends erwähnt. Erst im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts wurde diese Pflanze allmälig auch in Deutsch- lands Gärten als Zierpflanze verbreitet und gelangte wohl kaum vor Anfang des 19. Jahrhunderts auch in die kleinen Gärten der einsam in den Gebirgsthälern liegenden Hammerschmieden, Mühlen und Bauerngehöfte, in denen sie (wenigstens in den österreichischen Ländern) gegenwärlig nicht selten angetroffen wird. Von den Gärten der Städte, Dörfer und einzelnen Gehöfte wan- derte sie nun an die Ufer und auf die angrenzenden Alluvionen der Bäche und Flüsse, an welchen Plätzen sie einen sehr zusagenden Standort fand, da sie, wie schon bemerkt, auch in Canada und Vir- ginien an den Ufern der Flüsse und Seen, an Wassergräben und in feuchten Auen vorkommt. Wo sie in Europa zuerst die Zäune der Gärten überschritten hat, dürfte schwer zu ermitteln sein; wahrscheinlich fand die Flucht an mehreren Orten nahezu gleichzeitig statt. — In den Floren aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts finde ich noch nirgends eine ausdrückliche Bemerkung, dass diese Pflanze in Europa verwildert vorkomme. Burkhardt aber erwähnt bereits in seiner Abhandlung über eingewanderte und einheimisch gewordene Pflanzen in der Flora Jahrg. 1551 p. 165 der Rudbeckia laciniata als „an Ufern aus Gärten verwildert* und seit der Mitte unseres Jahrhunderts häufen sich die Angaben über die Einbürgerung dieser Rudbeckia im mittleren Europa in ganz merkwürdiger Weise — In Norddeutschland findet sie sich jetzt an der Wanse hinter Wandsbeck bei Hamburg, an der Trave bei Lübeck; bei Berlin; bei Lützschena und Leulitz nächst Leipzig; in Schlesien bei Obernik nächst Breslau, an der Neisse bei Görlitz, im Schlesierthale am Queis, an der Iser, in Thüringen (Garke Fl. N. u. M. Deutschl. 10. Auflage 205; Wimmer Fl. Schles. 3. Aufl. 255; O. Kunize FI. Leipz.. 137;'Uechtritz in sched.); in Böhmen im Bunzlauer Kreise (Lotos 1853 $. 48; 1859 S. 122.); in Ober-Ungarn bei Betler nächst Rosenau (Geyer Güm. 27), an der Waag im Com. Neutra (Neilr. Ung. 105); in Siebenbürgen bei Gyergyo-Szt. Miklos, Paraid und zwischen Freck und Girlsau (Fuss Siebenb. 320); in Slavonien am Bache bei Vu@in im Com. Ve- rovitic (Schulz, Kan. und Knapp. Slav. 99); in Untersteiermark am Ufer des Seggaubaches bei Eibiswald (Maly Steierm. 2. Aufl. 86); an der steirisch-niederöst. Grenze unterhalb Gschaid und längs dem Schlattenbache von Scheiblingkirchen, bis weit über Bromberg hinaus; an der niederöst.-ungarischen Grenze bei Eisenstadt; im Gelände der Donau im Prater bei Wien (Neilr. Nacht. zur Fl. N. Oest. 46); in Oberösterreich in dem oben erwähnten Thalgebiete im Mühlviertel 339 (Keck briefl. Mitth.) Auch in der Schweiz wurde sie an Ufern ver- wildert angetroffen (Gremli Nacht. 77). — Gewiss ist sie auch noch an manchen anderen Punkten bereits in Deutschland, Oesterreich und Ungarn eingebürgert und obiges Verzeichniss der Lokalitäten macht durchaus keinen "Anspruc h auf eine erschöpfende Aufzählung aller Orte, welche sich die Pflanze in Europa bereits erobert hat. Immerhin zeigt aber dieses Verzeichniss, dass sich die Einbürgerung bisher auf einen bestimmten Theil des centralen Europas beschränkte, welcher durch eine Linie umgrenzt werden kann, die von Hamburg über Breslau nach Rosenau in Oberungarn, Gyergyo-Szt. Miklos in Sieben- bürgen, von da durch Slavonien nach Eibiswald in Untersteiermark und’ in die Schweiz und dann in nördlicher Richtung durch Thüringen wieder nach Hamburg zieht. — Die höchsten gerenwärlig von der Pflanze besiedelten Standorte liegen in einer Seehi ;he von 630 Met. Sehr beachtenswerth ist, dass aus dem westlichen Europa keine Angaben über die Einbürgerung der in Rede stehenden Rudbeckia vorliegen, obschon wie oben "gezeigt wurde, gerade der Westen Europas es war, in dessen Gärten die Pflanze zuerst aus Canada ge- langte. Ebenso scheint mir sehr bemerkenswerth, dass diese Pflanze sich im Bereiche der Kalkalpenthäler nicht über die Grenzpfähle der Gärten verbreitete, obschon sie auch dort nicht seltener als Zierpflanze angetroffen wird, als in den Thälern der Schiefer- und Granitgebirge. In den Thälern der östlichen Kalkalpen in Obersteiermark und Nieder- österreich, wie z. B. im Erlafthale uud Traisenthale, sah ich sie wie- derholt in den zahlreichen, dort mit besonderer Sorgfalt gepflegten Blumengärten, aber niemals beobachtete ich sie in jenen Gegenden auf dem Kalkgerölle und den Böschungen arı Ufer der Bäche und Flüsse, in deren Nähe jene Gärten und Gärtehen sich finden, im ver- wilderten Zustande. Wo sie im Ufergelände eines Baches oder Flusses in einem Gebirgsthale ausgewandert ist und sich naturalisirt hat, wie bei Eibiswald in Untersteiermark, am Gschaid an der österr. steirischen und im Bereiche des Wechsels an der österreichisch-un- garischen Grenze, im Waldaistthale im oberösterreichischen Mühl- viertel, sowie bei Rosenau in Oberungarn u. s. f. ist die geognostische Unterlage des ganzen Geländes und "somit auch der von der Pflanze besiedelten Plätze anstehender Granit oder Schiefer, Granit- und Schie- fergerölle und Quarzsand. Es kann nicht bezweifelt werden, dass die Früchtchen der Rudbeckia in den Kalkalpenthälern ebenso gut auf die Alluvionen der an den Gärten vorüberfliessenden Gewässer gelangen, wie im Bereiche der Schiefer- und Granitgebirge; während aber die aufkeimenden Rudbeckia-Pllänzchen auf dem ihnen zusagenden kalk- losen oder doch kalkarmen sandigen Boden üppig gedeihen, und die Konkurrenz der anderen dort schon seit längerer Zeit heimischen Pflanzenarten mit Erfolg aufnehmen und bestehen, muss auf dem we- niger zusagenden Kalksand und Kalkgerölle ihr Aufkommen durch die dort herrschenden mehr bey orzugten Mitbewerber unmöglich oder doch sehr schwierig gemacht w erden. 340 Rudbeckia laciniata ist demnach ein sehr interessantes Beispiel einer Pflanze, die bereits vor 250 Jahren in die Gärten Europas eingeführt wurde, aber erst seit 20 bis 30 Jahren aus den Gärten ausgewandert ist, sich in diesem kurzen Zeitraum von höchstens drei Dezennien nicht nur vollständig einge- bürgert und einen bestimmten Verbreitungsbezirk. im cen- tralen Europa geschaffen hat, sondern innerhalb dieses Verbreitungsbezirkes ähnlich vielen indigenen Pflanzen bestimmte Standorte und auch ein bestimmtes Substrat be- vorzugt. — ss ee Zur Flora Ungarns. Von R. von Uechtritz. (Schluss.) Scleranthus annuus L. var. biennis Fries (ex eo ipso in litt.) (— 8. biennis Reuter). Bei Rima-Szombat im Kom. Gömör (Fäbry exsicc. als S. annuus) und sicher auf sandigem Boden durch das ganze ungarische Tiefland verbreitet. Lebend leicht durch die brei- teren und kürzeren Kelchzipfel von S. annuus zu unterscheiden, die kaum so lang oder höchstens so lang als die Röhre sind, aber in getrocknetem Zustande ist dieses Merkmal weniger deutlich wahrzu- nehmen, da die Kelchzipfel einschrumpfen. Dann kann man aber diese Form immer noch an dem dichter geknäuelten Blüthenstande, an dem deutlicher feinflaumigen Stengel und den kurzen Blättern erkennen, die die Internodien an Länge nicht erreichen. Magere Exemplare, bei denen die untersten Blüthenstiele sehr verkürzt sind, bilden einen scheinbaren Uebergang zu dem von Kerner in der Pester Gegend entdeckten S. vertieillatus Tausch (S. pseudopolycarpus Delacroix, Bullet. soc. bot. 1859), der aber durch die Kleinheit der Kelche einen viel zierlicheren Bau ete. von allen Formen des S. annuus bedeutender abweicht. Potentilla pilosa W. in dieser in der Mehrzahl ihrer Merkmale zwischen P. recta und P. canescens Besser in der Mitte stehenden Pflanze vermuthet Kerner einen Bastart von P. recta var. obscur@ und P. canescens (inclinata aut.) und gibt zugleich an, dass er sie in seinem Gebiete nur sehr selten und vereinzelt beobachtet habe. Desshalb vermuthet Neilreich, dass die im südl. Trencsiner Komi- tate häufige Pflanze eine andere sein müsste; dazu muss ich bemerken, dass die Bestimmung der letzteren von mir herrührt und jedenfalls richtig ist, denn die zahlreichen mir von Freund Holuby als P. in- clinata mitgetheilten Exemplare gleichen vollkommen denen von Arn- stadt, Erfurt und Hamburg. Die deutsche Pflanze kann aber unmöglich eine "Hybride sein, denn sie findet sich nıgends in Gesellschaft von P. recta und P. canescens; bei Hamburg fehlen beide letztere Arten gänzlich und P. pilosa ist in Thüringen (cf. Ise Flora von Mittel- 341 thüringen) viel häufiger als jene. Die Pflanze ist überdiess gewöhnlich slämmiger und robuster als selbst P. reeta, von welcher sie durch die verkehrteiförmig-länglichen unteren Blätter und eine etwas ab- weichende Tracht leicht zu unterscheiden ist, dessenungeachtet ist mir noch zweifelhaft, ob sie eine eigene Art oder nur, wie Manche wollen, eine Varietät der vielgestaltigen P. recta ist. Wenn Kerner’s P. pilosa von der Trenesiner verschieden wäre, zu welcher Annahme kein Grund vorhanden ist, so müsste eher seine Pflanze verschieden sein. Bei den Potentillen sind übrigens nach meinen langjährigen Beob- achtungen trotz der oft grossen Verwandtschaft der Arten Bastarte im Ganzen schr selten und M. Winkler irrt ganz gewiss, wenn er in dieser Gattung der Bastartbildung eine besonders wichtige Rolle zuschreibt. Seine Behauptung, dass Pot. Bouquoiana Knaf eine Hy- bride sei, hat bereits der treffliche Cela kovsky gebührend zurück- gewiesen. „P. collina.“ Nicht nur die millelungarische Pflanze gehört, wie Kerner, der schlesische Exemplare verglichen, dargethan hat, zu P. Wiemanniana Günth. et Schumm. Cent. siles (P. Güntheri Pohl) sondern auch die von Holuby bei Mnesice im Kom. Trenesin gefun- dene, wie ein von demselben gesammeltes durch den schlesischen Tauschverein erhaltenes Exemplar zeigt. Ich besitze diese Art ferner aus dem Kom. Gömör (Rima-Szombat, von Fähry als P. recta*) (sie!) bezeichnet. — P. Wiemanniana, welche von manchen Autoren ohne genügende Gründe für Hybride der Pot. argentea und der Pot. verna gehalten wird, findet sich ausser in Ungarn noch sicher in Ga- lizien!, Böhmen, bei Görlitz!, in Niederschlesien (in der Ebene, na- mentlich im Alluvialgebiete der Oder verbreitet, doch mehr am linken Oderufer!!), in der Mark Brandenburg (hin und wieder !) in Posen! (selten) und vielleicht auch in Preussen (die Pflanze des Weichsel- gebietes sah ich noch nicht, wohl aber ein vollständiges von Sanio bei Lyck **) gesammeltes Exemplar, welches hierher zu gehören scheint). Aus Polen (Gegend von £osice) erhielt ich von Karo eine verwandte, doch durch den Ueberzug etc, erheblicher abweichende Form, welche ich im Herbar als P. Wiemanniana ß. canescens bezeichnet habe; sie verhält sich zur Grundart etwa wie die P. argentea var. tomen- tosa zur Hauptform und scheint auch in Oberschlesien (bei Gleiwitz) vorzukommen. — P. Güntheri Döll Fl. von Baden (ill. p. 1101), zu der der Autor selbst P. praecox F. Schultz in Pollichia 1858 und 1859) zitirt, ist nach den von Schultz mitgetheilten Originalen eine von unserer P. Wiemanniana vollständig verschiedene Pflanze, die *) Indessen nur das eine Individuum, das andere ist P. canescens Bess. — Neilreich hat sehr wohl daran gethan, wenn er den Fäbry’schen An- gaben wenig Glauben schenkt, denn seine Bestimmungen sind den von ihm yeresgilten Exsiccaten nach oft wunderlich falsch. ‘*) Bei Lyck findet sich übrigens auch die von mir in dem Jahresber. der hen: Gesellschaft von 1866 als P. silesiaca beschriebene, mir ausserdem nur aus Niederschlesien und der Gegend von Schwiebus bekannt gewordene von P. Güntheri sehr verschiedene Pflanze. 342 man eher wie jede andere der unter dem Kollektivnamen P. collina aut. verstandenen Arten (P. Schultzü P.F. Müller, P. leucopolitana ejusd.*) etc. für eine Hybride der P. verna mit einer andern Art, etwa mit P. argentea halten könnte, wenn sie nieht nach brieflichen Mittheilungen des Autors an ihren Standorten stets ohne andere Arten vorkäme und im Garten stets reifen und keimfähigen Samen brächte. „P. collina* von Oeland, von Fries brieflich für identisch mit meiner P. silesiaca erklärt, ist nach Originalen aus der Hand des berühmten nordischen Floristen entschieden die nämliche Pflanze wie P. Schultzii P. J. Müller, die übrigens auch in Polen gefunden wurde. Im südlichen Tirol finden sich zwei verschiedene Arten der P. collinae; die eine, die selten scheint, habe ich in wenigen Exem- plaren an sonnigen Lehnen des Kiechlber ges bei Meran selbst gesam- melt; diese steht der P. Wiemanniana Gth. et Schumm. nahe und ist vielleicht nicht als Art verschieden. Die andere, von welcher Hausmann zahlreiche Exemplare aus der Gegend von Bozen mittheilte, verhält sich zu den übrigen Collinis ähnlich wie P. tenuiloba Jordan zu der übrigens nicht wesentlich verschiedenen P. argentea. Diese Bozner Pflanze dürfte sich wahrscheinlich bei genauerer Prüfung (in der Kultur habe ich sie nicht beobachtet) als eine eigene Art er- weisen, für die ich alsdann den Namen Pot. Hausmanni vorschlagen möchte. — Pot. collina Wibel ist wie F. Schultz und Döll dar- gethan haben, von allen diesen verschieden und schliesst sich durch Tracht, s: äte Blüthezeit etc. näher an P. argentea L. an, mit welcher sie Döll vielleicht mit Recht vereinigt. — Aus Ungarn habe ich von allen besprochenen Arten bisher nur P. Wiemanniana geschen. Trifolium procerum Rochel. Freund Janka hat in der Oest. bot. Zeitchr. XVII, p. 69 die Vermuthung ausgesprochen, dass diese von dem Autor selbst später für identisch mit T. pallidum W. K. erklärte Art mit T. reclinatum W.K. (T. supinum Savi) zusammen- fallen dürfte. Diese Vermuthung wird durch ein von dem Original- standorte Alt-Moldowa herrührendes Exemplar meiner Sammlung voll- kommen bestätigt, welches Rochel im Jahre 1819 meinem Vater mit der Bezeichnung Trifolium pratense microph yllum mitgetheilt hat. Da mir diese Bezeichnung sonderbar vorkam, ebenso wie bereits meinem Vater, der die Pflanze handschriftlich als T. Rochelianum bezeichnet **) Zu dieser sonst nur auf Diluvium der Rheinebene bei Weissenberg im Elsass beobachteten, durch die Form der Blättchen sehr ausgezeichneten Art gehört nach F. Schultz, dem ich so wie Andern Exemplare unter der interimistischen Bezeichnung P. Körnickei mittheilte, auch eine von Körnicke bei Waldau unweit Königsberg gefundene Pflanze, die ich kultivirt beständig gefunden habe. Eine andere als „P. collina* von Fuchshöfen bei Königsberg von K. gesendete Form mit meist aufrechten Fruchtstielen, die sonst in man- cher Hinsicht an P. Scehultzii erinnert, ist mir, obschon ich auch diese kulti- virt habe, noch nicht genügend klar. Körnicke hat übrigens über beide Pflanzen bereits selbst Mittheilungen gegeben (2 Beitr. zur Flora von Preussen) und ist überhaupt der erste, der in Ostdeutschland das Vorkommen mehrerer Formen aus der Gruppe der P. collinae nachgewiesen hat. 343 hatte, so theilte ich einen Ast meinem kundigen Freunde Ascherson mit, der, sogleich das Richtige treffend, mich auf den erwähnten von mir während meiner Krankheit übersehenen Aufsatz Janka’s auf- merksam machte, der die Lösung des Räthsels in vollkommen befrie- digender Weise brachte. Diese Pllanze hat somit offenbar dem braven Rochel arg mitgespielt, da er sie zu verschiedenen Zeiten so ver- schieden gedeutet hat. — 0 ne u Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen der Flora Tridentina. » Von A. Val de Lievre. 6. Thalictrum vulgatum Schultz. (T. vulgare Kitt.) Wenn man einen Blick auf die Geschichte dieser Art wirft, auf die verschiedenen Spaltungen und Zusammen- ziehungen, die ihrer Aufstellung vorangingen, auf die vielen Synonyme, die hier unteı ‚gebracht wurden, auf die gleichnamigen Synonyme ver- schiedener Auloren, denen sicher verschiedene Pflanzen vorgelegen sein mussten, SO geräth man fast in die Versuchung, anzunehmen, dass man es hier mit einer bequemen Sammelspecies zu thun habe, ganz geeignet, um mit dem Bestimmen der heterogensten Formen bald fertig zu werden. Diese Annahme wird noch verstärkt, wenn man sich anschickt, nach und nach Exkursionen nach verschiedenen Rich- tungen unseres schönen Gebirgslandes zu unternehmen. Obwohl mit dem Namen der „gemeinen“ getauft, sind doch die hieher gehörigen Pflanzenformen keineswegs so allgemein verbreitet, wie etwa Löwen- zahn oder Täschelkraut. Man kann oft weite Strecken durchschreiten, bis man solche trifft. Ihr Auftreten ist nach meinen Beobachtungen ein rasenarliges, oft ganz vereinzelt, oft an passenden Standorten in grösserer Zahl zerstreut, oder zu kleineren Gruppen vereinigt, nie Massenvegetalionen bildend. An jedem einzelnen Standort ist gewöhnlich Eine Form vertreten, bisweilen mit Andeutungen von Uebergängen in andere Formen. Bei genauerer Beobachiung wird man bald verleitet, an jedem neuen Standorte eine neue abweichende Form (vielleicht gar Art?) zu vermuthen. Noch auffallender treten diese scheinbar zahllosen Verschiedenheiten in Herbarien hervor, wo beinahe jeder Bogen dif- ferirende Formen birgt, die man weder mit den Bezeichnungen auf den Etiquetten, noch mit den im Freien gemachten Beobac htungen in Einklang zu bringen vermag. Der Schlüssel zur Lösung dieser sich aufdrängenden Zweifel liegt in den verschiedenen Vegelationsstadien, welche die Charaktere der nämlichen Pflanzenform wesentlich modi- fiziren. In der jugendlichen Periode sind es die Wurzelblätter, welche die Fülle ihrer Entwickelung zeigen. Die zarten Organe der 'Stipellen 344 und der Blattscheidenährchen sind oft nur in diesem Stadium deutlich wahrnehmbar. Im Stadium der Blülhe entwickelt sich der Stengel mit seinen Blättern, die hier ihre normale Stellung und Form zeigen. Die Rispe mit ihren an zarten Stielen herabhängenden Blüthen hat noch die Gestalt eines mehr verflachten Strausses, da sich die oberen Blüthen und Blüthenäste erst später allmälig entwickeln, die Ver- zweigungen des Blüthenstandes noch weich und biegsam sind. Dagegen fangen die \Wurzelblätter, Stipellen und Blattährchen an zu welken und endlich abzufallen. Nach vollendeter Blüthe werden die Blüthen- stielehen steifer und gewöhnlich auch länger; diess gilt überhaupt von dem ganzen Astwerk des Blüthenstandes, dessen Architektonik in diesem Stadium sich in höchster Vollendung darstellt. Der Unter- schied zwischen gross- und kleinfrüchtigen Formen ist nun deutlich erkennbar. Dagegen sind die Wurzelblätter ganz verschwunden, nur Schuppen an der Stengelbasis, die zurückgebliebenen Blattscheiden- reste, lassen noch ihre vormalige Stellung erkennen. Bei uns gehören diese Pflanzen zu den ersten Sommergewächsen. Wenn daher ihr Hauptstengel auch nicht schon früher der Sense erliegi, — (was bei dem gewöhnlichen Vorkommen auf Wiesen sehr häulig der Fall ist und die im Verhältniss zur grossen Samenzahl geringe Ausbreitung erklärt) — sondern seinen Lebensprozess bis zum gänzlichen Ab- sterben durchmacht, so ist doch unter unseren klimatischen Verhält- nissen die Jahreszeit noch lange günstig genug, um der perennirenden Pflanze neue Reproduzirungsversuche zu ermöglichen. Es kommen neue Wurzelblätter, beblätterte Seitenstengel, auch oft seitliche Blüthen- stände, die es noch bis zur Samenreife bringen, zum Vorschein. Allein alle diese sekundären Organisationen weichen in der Regel von den normalen Entwickelungsformen der Pflanze mehr oder weniger be- deutend ab. Ganz besonders gilt diess von dem Bau des Blüthenstandes, der gewöhnlich nicht wieder zu erkennen ist. Im Allgemeinen werden die Stengel, Blatt- und Blättchenstiele dünner, gestreckter, die Blätt- chen selbst zarter, weniger getheilt, häufig ganzrandig. Kurz der späte Nachwuchs nimmt oft eine so veränderte Gestalt an, dass es bisweilen ohne genaue Bekanntschaft mit der Pflanze sehr schwer wird zu erkennen, welcher normalen Form sie angehört. Kehren wir nun von dieser Abschweilung zurück, so wird es begreiflich, dass, wenn wir auf unseren Exkursionen derselben Form an verschiedenen Standorten in verschiedenen Entwicklungsstadien begegnen, wir anfänglich verschiedene Formen oder Arten vor uns zu haben meinen. Noch mehr ist diess in Herbarien der Fall, wo ge- wöhnlich unter einer Eliquetie nur einem einzigen Entwicklungssta- dium angehörige Exemplare und besonders bei grösseren Pflanzen gar nur Bruchstücke erliegen. Nimmt man aber auf die Modifikationen der Entwickelungsstadien gehörig Bedacht, so wird sich die Anzahl der vermeintlichen verschiedenen Formen oder Arten bald merklich vermindern. Indessen bleibt unser T. vulgatum immer eine formen- reiche Art und unser Gebiet scheint zur Beobachtung besonders ge- eignet zu sein und eine ziemliche Anzahl von Formen zu beherbergen. 345 Manche derselben weichen wohl voneinander viel weiter ab, als gar viele „gute Arten,“ und die Beständigkeit und Wichtigkeit der Unter- scheidungsmerkmale ist sicher nicht geringer als bei mancher jener Arten (ich erinnere z. B. an die Draben). Gleichwohl würde ich es nicht wagen, mich jetzt schon auf eine Beantwortung der Frage, ob Art oder Form, einzulassen, nicht bloss wegen des Mangels wissen- schaftlicher Hilfsmittel, sondern vorzugsweise wegen des Abganges hinreichender Beobachtungen. Dazu halte ich es nämlich für uner- lässlich, jede Form in allen ihren vier Entwickelungsstadien wiederholt genau zu beobachten. Diess ist nun für einen einzelnen Botaniker, der zudem nicht Herr seiner Zeit ist, bei Pflanzen, die sich nicht in nächster Nähe seines Standortes befinden, eine sehr schwere Aufgabe, die ich bisher noch bezüglich keiner Form vollständig zu lösen ver- mochte, aber als Gegenstand fortgesetzter Beobachtung für die Zu- kunft im Auge behalten werde. Was ich daher in dem Folgenden über die hiesigen Formen auf Grund meiner bisherigen Beobachtungen anführen werde, soll nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit anderer Botaniker auf die nähere Erforschung und Prüfung derselben zu lenken. Im Allgemeinen neige ich mich jedoch den von Bar. Hausmann schon im 1. Binde seiner Flora von Tirol bei T. vulgatum ausge- sprochenen Ansicht auch speziell für unser Gebiet hin, nämlich dass alle hiesigen Formen, die ich übrigens trotz ihrer habituellen Ver- schiedenheit der unverkennbaren Uebergänge wegen als Formen Einer Art ansehe, zu dem T. collinum, (T. vulgare Kitt. ß. viride in Neilreich Wiener Flora S. 451) gehören und dass das echte T. minus L. (T. vulgare «. glaucum, ebenda) hier gar nicht vorkommt. Wenn ältere italienische Botaniker, deren Werke sich auch auf das Trienter Gebiet erstrecken, wie Pollini (Flora Veronensis 1822) und Ber- toloni (Flora Italica 1842) das T. swwinus L. ohne weiteres in unserm Gebiete und zwar ersterer am Monte Baldo, Val delle Ossa und Scanuceia, letzterer (nach Facchini) in Fleims und Fassa vorkom- mend anführen, so zeigt wohl die Allgemeinheit ihrer Diagnosen, dass sie ihr T. minus in einem ganz anderen Sinne aufgestellt haben, als diess bei den neueren Autoren (namentlich an der angeführten Stelle bei Neilreich) der Fall ist. Bertoloni insbesondere führt das T. collinum Koch und T. flexuosum Reich, als Synonyme seines T. minus L. auf. Bei Durchgehung der hier vorkommenden Formen sollte wohl vorerst untersucht und ermittelt werden, ob und mit welchen von früheren Autoren als Arten aufgestellten, jetzt unter T. vulgatum vereinigten Formen dieselben identisch seien. Da mir jedoch Original- exemplare zur Vergleichung nicht zu Gebote stehen, erübriget nichts Anderes, als dieselben unter provisorischen, dem Standorte oder einem hervorstehenden Merkmale entlehnten Benennungen, mit möglichst ge- nauen Beschreibungen vorzuführen. Um einige Ordnung in die Reihung zu bringen, schien mir der Bau des Blüthenstandes den passendsten Anhaltspunkt zu bieten. Das Blattorgan ist allzuveränderlich, die Sti- pellen, die hier nur selten deutlich ausgeprägt vorkommen, sind bei Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1871. 26 346 dieser Art von viel zu untergeordnetem Belange. Die Früchte könn- ten vielleicht, wenigstens sekundär zur Eintheilung benützt werden. Allein da mir nicht von allen Formen Früchte im Zustande vollkom- mener Reife vorliegen, musste ich auf die Benützung eines darauf gegründeten Unter scheidungsmer kmales verzichten. Unter gleichzeitiger Benützung der Blattform ergibt sich für die hiesigen, mir bisher bekannt sewordenen Formen folgendes Schema: * Rundblättrige: = mit sedrungenen Rispen, geraden aufrechten Rispenästen: T. bressimense. *#= mit etwas lockeren, länglichen Rispen; ”## mit aufrecht abstehenden, nach aufwärts bogigen Rispenästen: T. subalpinum. mit aufrecht abstehenden bogigen Rispenästen und aufwärtsbo- gigen Blattslielen: T .Bondonii. mit weitschweifigen, lockeren unregelmässigen Rispen und weit- abstehenden Aeslen ; *** Stengel und Unterseite der Blättchen bläulich angelaufen: T. Vaceinense. **# Stengel und Blättchen grün: T. Meanense. * Gemischtblättr ige (rundliche und keilförmige Blättchen) läng- liche Rispen mil abstehenden Aesten: T. Tridentinum. Keilblättrige: mit länglichen Rispen, abstehenden Aesten: T. Silleanum. mit länglichen gedrängten traubenförmigen Rispen: T. Lumacense. mit lockeren pyramidalen Rispen, abstehenden geraden Aesten. kleinblättrige: T. Athesianum. Bi erossblältrige: T. Banchianum. Trient, am 1. November 1871. Erigeron Huelsenii \atke. Ein neuer Bastart aus der Posener Flora. Von Vaitke. Caule strielo superne ramoso involuerisque hispido, folüs linea- ribus aculis margine ciliatis, ommibus subinlegerrimis, paniculae larae ramis elongatis oligocephalis, capitulis inaequalibus, involueri squamis laxis, exterioribus subreflexis fere omnibus margine sca- riosis hirsutis, ligulis discum superantibus pulchre lilacinis. Diesen interessanten, anderwärts, so viel ich weiss, noch nicht beobachteten Bastart erhielt ich von dem Herrn Prediger R. Hülsen zu Staykowo in der preussischen Provinz Posen, im getrockneten Zu- stande und auf meine Bilte später auch in frischen Exemplaren, wo 347 r denselben im Kruczer und Staykower Walde im verflossenen Sommer in ziemlicher Anzahl auflfand. Die mir mitgetheilten Exemplare stehen in der Tracht dem E. acris näher, doch sind die Blätter sämmtlich spitz und mit zerstreuten rauhen Haaren (nicht auf der ganzen Fläche) besetzt. Die Grösse der Köpfe ist auffallend ungleich; an einzelnen fand ich sie (in der Blüthe) nicht grösser wie beim gewöhnlichen E. cana- densis; Messungen scheinen mir bei dieser Veränderlichkeit überllüssig Die Hüllblätter liegen dem Köpfchen nur locker an, die äusseren zeigen theilweise eine zurückgekrümmte Spitze und sind fast ohne Ausnahme am Rande trockenhäulig. Nach dem Gesagten scheint es mir keinem Zweifel zu unter- liegen, dass die in Rede stehende Pflanze einen Bastart des ameri- kanischen, bei uns seit nun schon mehr als zwei Jahrhunderten ein- gebürgerten, E. canadensis mit unserem einheimischen E. acris dar- stellt, welcher durch die Blattform, die ungleichen Köpfchen und die Farbe der Randblüthen im Leben leicht zu erkennen ist. Die Pilanze scheint nach Hrn. Hülsen’s mündlicher Mittheilung zu perenniren und bringt anscheinend vollkommene Samen hervor, welche ich aus- säen werde. Vorläufig schien es mir wohl der Mühe werth, die neue intdeckung des als feinen Beobachter rühmlichst bekannten Herrn Hülsen durch seinen Namen zu verewigen. Erigeron droebachiensis ©. F. Müller wird von Hrn. Hülsen für eine eigene von E. acris durch den kahlen Stengel, die schmä- leren und nur am Rande gewimperten Blätter und kleineren Köpfe unterschiedene Art angesehen, wozu auch andere Floristen, wie Sauter (Fl. von Salzburg U. p. 74) geneigt sind. Auch diese Art geht nach Hrn. Hülsen hybride Verbindungen mit E. cana- densis ein, welche sich von der unsrigen durch die fehlende Behaa- rung des Stengels unterscheiden lassen, doch ist der mitgetheilte Ast der ebenfalls im Kruczer Walde gefundenen Pflanze zu unvollständig, als dass ich mir darnach ein Urtheil bilden könnte. Berlin, am 10. November 1871. ————esun a — Von Puüchov bis Löwenstein. Von Jos. L. Holuby. Die Gegend um Puchov im Trencesiner Komitate darf man wohl, ohne Jemandem Unrecht zu thun, arm nennen; denn arın sind grössten- theils ihre Bewohner und in vieler Beziehung. sehr vernachlässigt, arın ist um diese Zeit die hiesige Flora, arın sind die fast durchgehends auf Hügeln gelegenen Felder, und Wiesen bekommt man in der Nähe Püchovs fast" gar nicht zu Gesicht. Doch da ich heuer zweimal nach Püchov kam und meine freie Zeit dem genauen Besichtigen seiner Umgebung in der Richtung Püchov-Lazy, dann Püchov-Löwenstein 20.2 348 gewidmet habe, will ich sie den geehrten Lesern dieses Blattes im Frühlingskleide vorführen. Mein erster Besuch dauerte vom 19.—22. Mai, wo ich von Püchov über Lednic, Rothenstein bis Löwenstein-Pruskau vordrang, mein zweiter währte vom 14.—19. Juni, bei welcher Ge- legenheit ich zwar über Zärjec bis Lazy an der mährischen Grenze vorgehen, aber wegen Mangel an freier Zeit nur in der unmittelbaren Nähe von Püchov und Veska Einiges sammeln konnte. Mein Vorhaben, die Lednicer, Rothensteiner und Löwenstein-Pruskauer Felsen auch bei diesem zweiten Besuche zu begehen, konnte leider wegen Zeit- mangel nicht ausgeführt werden. Doch hat es mir Herr Lehrer On- dr&öka, der sich auch für die Botanik lebhaft interessirt, versprochen, dorthin exkursiren und für mich Pflanzen sammeln zu wollen. Bei der ersten im Mai ausgeführten Exkursion konnte ich mir keine reiche Ausbeute versprechen, da sich die Vegetation im Vergleich zur vorjährigen um volle mindestens zwei Wochen verspätete und man an den Trencsin-Turöczer Bergen die höheren Spitzen und Grate noch tief mit Schnee bedeckt sah, was einen Anblick gewährte, als hätte man den Horizont nordostwärts von einer Kette von Hochalpen um- säumt, da doch der kleine Krivan nur 5274 Fuss ü. d. M. erhaben, die Berge Krizny Vrceh, Mintov und Poloma aber bedeutend nie- driger sind. Wenn ich in diesem Aufsatze meist nur solche Pflanzen anführe, die auch im südlichen Theile unseres Komitates käufig vorkommen und auch von den felsigen und bewaldeten Lokalitäten nur Weniges aufweisen kann, was der Umgebung meines Wohnortes (N. Podhragy) fehlt, so ist diess nicht etwa meiner Unachtsamkeit, sondern dem Um- stande zuzuschreiben, dass ich im Mai noch viel zu früh gekommen war, im Juni aber zu wenig Zeit hatte, um Vieles sammeln und beobachten zu können, sodann auch überhaupt der Armuth der von allenthalben weidenden Viehheerden kahlgeschorenen niedrigeren Hügel. Was ich am Wege vom Hause bis Trenesin gegenüber aus dem Wagen bemerkte, sind Pflanzen die man um diese Zeit fast überall an Sirassenrändern zu sehen gewohnt ist, so dass ich sie füglich unerwähnt lassen kann. Nur das Vorkommen des Anihriscus cere- folium (ob die kahl-oder behaartfrüchtige Varietät? konnte ich vom Wagen aus nicht unterscheiden) an Zäunen bei Veltice, dann Prunus Chamaecerasus, Papaver Argemone, Veronica prostrata und Massen von Fragaria collina bei Velka Chocholna sind hervorzuheben. In Zamardez am Fusse des botanisch interessanten Kalkhügels Skala, Trenesin gegenüber, wurden die Obstgärten, Grasplätze und das Waagufer besichtigt. Hier hatte ich das Vergnügen, den Guls- besitzer, Herrn Joh. von Zamaröczy kennen zu lernen, der die Freundlichkeit hatte, mich in seinem grossen an den Gasthof anstos- senden Obstgarten umherzuführen Ich erkannte in ihm einen passio- nirten Pomologen und Bienenfreund. Die Obstbäume waren den 19. Mai bereits halbverblüht und versprachen eine ausserordentlich reiche Obst- ernte. Doch war im Juni, als ich von meiner zweiten Reise (19. Juni) bei der Heimkehr Zamaröcz passirte, der grösste Theil der ange- 349 setzten Früchte abgefallen, die Pflaumen aber trugen massenhaft miss- gebildete Früchte, die hülsenartig flachgedrückt und bis 2“ lang an Aesten hängend, diesen ein eigenthümliches Aussehen verliehen. Später werden diese missgebildeten Pflaumen von aussen ganz mit einer dun- kelgrauen Pilzbildung bewachsen; Volke genannten „bosrmäny oder grmance* Gewöhnlich bezahlen die Kinder ihre auch von Kindern gegessen. diess sind die vom slovakischen und werden manchmal Naschhaftigkeit mit dem Wechselfieber. Hier notirte ich an Laub- und Lebermoosen: Phascum cuspidatum Schreb. — bryoides Dicks. Pottia cavifolia Ehrh. Anacalypta lanceolata Dicks. Barbula muralis Hdw. — ruralis Hdw. — unguiculata Hdw. Bryum caespiticium L. — argenteum L. An Gefässpflanzen aber: Cerastium arvense L. — triviale Rb, — glutinosum Fr. Veronica agrestis Fr. — polita Fr — arvensis L. — prostrata L. Ranunculus bulbosus L. — polyanthemos L. Mnium cuspidatum Hdw. Funaria hygrometrica Hdw. Anomodon viticulosus Hrtm. Leucodon sciuroides Schw. Amblystegium serpens Schp. Camptothecium lutescens Br. Schp. Radula complanata Dum. Madotheca platyphylla N. E. Lophocolea minor N. E. Capsella Bursa pastoris ß. ape- tala Op. Salix amygdalina L. — Lambertiana Sm. Polygala comosa Schk. — uliginosa Rb. Arabis hirsuta DC. Scleranthus annuus L. Plantago major L. ß. eruenta Hol. hin und wieder. Nach einem einstündigen Aufenthalte in Zamardez wurde die Reise um den Kalkhügel Skala fortgesetzt. Der Wagen wurde voraus- geschickt, ich aber machte den Weg bis an die Kirchenruine zu Fuss. Die am südöstlichen Abhange gelegenen Triften haben eine Vege- tation, die mich stark an die Styrteker aufgelassenen Weingärten im unteren Waagthale erinnert haben. Ich gebe nachstehend ein kurzes Verzeichniss jener Gewächse, die ich hier im Mai und Juni im Vor- beigehen gesehen und Einiges davon auch gesammelt habe. Orchis variegata All. — militaris L. Polygala comosa Schk. — major Jeq. Plantago lanceol. ß. pumila NIr. Viburnum Lantana L, Sedum album L. — maximum Sult. berberis vulgaris L. Lithospermum _purpureo - caeru- leum L. Potentilla opaca L. Carex hirta L. Michelii Host. — praecox Jcq. Convallaria majalis L. Medicago minima Desv. Erysimum Alliaria L. 350 Erysimum odoratum Ehrh. Caucalis daucoides L. Glechoma hirsutum WK. Diplotaxis muralis DC. Cerastium brachypetalum Desp. |Salix incana Schrk Arabis arenosa Scop. Artemisia scoparia WK. ß. multiceps Nr. Rosa canina L. Sorbus ‚Aria Cr. ß. pubescens Nr. Ulmus campestris L. — gallica L. Fraxinus excelsior L. Tragopogon orientalis L. Crataegus Oxyacantha L. Trifolium montanum L. — monogyna Jeq. — alpestre L. Asperula galioides MB. Nonea pulla DC. — arvensis L. Campanula patula L. Euphorbia amygdaloides L. — urticaefolia Schm. Viola odorata L. Vieia viellosa Rth. — hirta L. Clematis Vitalba L. — silvestris Kit. Poa compressa 1.. Ajuga genevensis L. Hedera Helix L. Mächtige Stöcke Fragaria elatior Ehrh. mit vielen alten Früchten, auf — collina Ehrh. Mauern und Felsen. Geranium columbinum L. Silene nutans L. Chaerophyllum temulum L. An Felsen der kleineren Ruine kommt Hymenostomum tortile Turnr. massenhaft und fruchtend vor. Ist man an der Nordseite dieses Hügels angelangt und fährt über das erweiterte Waagthal aufwärts, so sieht man hie und dä hübsche herrschaftliche Häuser, die von den ärmlichen Hütten der Dorfbe- wohner sehr abstechen, aber Pflanzen, die die Mühe des Absteigens lohnen würden, sieht man von Skala bis Püchov nicht. Gegen Mittag des 19. Mai in Horöcz angelangt, machte ich einen Sprung in den nahen Birkenwald. Bald kehrte ich aber zurück, denn wo sich eine Heerde Hornvieh umhertreibt, ist das Botanisiren "weder ratısam noch lohnend. Das Ergebniss dieses Abstechers war: Hypnum commutatum Hdw. Lonicera Xylosteum L. — Schreberi Wild. Potentilla verna L. — cupressiforme L. — opacaL. ß. filiforme Veronica Chamaedrys L. Ein Exem- Leskea polycarpa Ehrh. p'ar reinweiss blühend. Anomodon attenuatus Hartm. Draba Krockeri Andrz. Thuidium delicatulum Schp. Pulmonaria mollis WoW. Barbula subulata Brid. Ranunculus Ficaria L. Atrichum undulatum PB. forma bulbifera. Viola Riviniana Rb. Diese Form des Ranunculus Ficaria erhielt ich durch Herrn Dr. Thielens aus der Vendee (den Namen des Sammlers kann ich an der Eliquelte nicht entziffern), und sehen meine Exeiplare diesen vollkommen gleich. Uebrigens kommt R. Ficaria auch um N. Podhragy -- gewiss auch anderwärts — ziemlich häufig mit Knollen in den 351 Blattachseln vor, zwar nicht während der Entwickelung der ersten Blüthen, aber später, wenn die Pflanze fast gänzlich verblüht ist. Bei Rovne bemerkte ich auf einer Sumpfwi iese massenhaft Egqui- selum limosum L. und Cardamine pratensis L.; an trockenen Stellen das unvermeidliche Carum Carvi L. Auf den von Rovne westlich ge- legenen Hügeln und Bergen botanisirte einsi Rochel; vor einigen Jahren beging diese Gegend der geistreiche Drabenmonogr aph, Herr Bergrath Dr. Stür. Den kühn emporragenden kolossalen Klippen- kalkrug von Pruskau-Löwenstein, den ich schon längst begehen zu können wünschte, sollte ich schon den nächsten Tag besuchen! Also schnell nach Püchov, denn von dort aus soll der Zug über Lednie, Rothenstein nach Löwenstein unternommen werden! Um 4 Uhr Nachmittag kam ich in Püchov an. Mit Ausnahme eines kleinen Haines von Pappel- und Weidenbäumen am Waaguler unterhalb Sirezenice sind die Ufer hier ohne jedes Gebüsch und bis knapp an’s Wasser bebaut. Noch an selbem Tage besichtigte ich, be- gleitet von meinen werthen Freunden H. Roy und OÖndröka die Püchover Kalkhügel. Aber wie enttäuscht wurde ich, als wir die ersten Höhen erstiegen und nur eine höchst kümmerliche Veget talion angetroffen haben! Bei meinem zweiten Besuche, im Juni, fand ich schon mehr des Mitnehmens werthes. Besonders interessant ist der Puchow-Veskaer Fels, der von der Spitze bis zur Basis gespalten, von der Westseite gesehen, einer riesigen Gansleber ähnlich sieht. Auch die nächste Umgebung des Felsen Podväpennä lohnt einen Besuch, weil man hier in den Holzschlägen nicht zwischen Ochsen- und Kuhhörnern herumbalanciren muss und ein hübsches Stück lichten Waldes hat, wo man nach Herzenslust eine Schau über die Vegetation halten kann. Hier gebe ich nun das Verzeichniss der um Püchov im Mai und Juni beobachteten Pflanzen, wobei ich nur zu bemerken habe, dass die seltener vorkommenden mit der Standorlisangabe, jene aber, die ich in Hrn. Ondröka’s kleiner Sammlung Püchover Pflanzen sah, mit den Anfangsbuchstaben seines Namens (On.) versehen sind, die übrigen sind der Kürze wegen ohne jede Bemerkung aufgezählt. Anaptychia eiliaris Krb. Cetraria islandica Ach. Cladonia pyszidata Hffm. — rangiferina Hffm. Evernia prunastri Ach. Peltigera canina Hffm. Amblystegium serpens Schpr. Barbula muralis Hdw. — unguieulata Hdw. — subulata Brid. Camptothecium lutescens Br. Schpr. Ceratodon purpureus Schpr. Encalypta streptocarpa Hdw. — vulgaris Hdw. Grimmia apocarpa Hdw. Homalothecium sericeum Br. Schpr. Hylocomium triquetrum Schpr. Hypnum cuspidatum L. — cupressiforme L. — molluscum Hdw. Leptotrichum flexicaule Schwgr. Mnium cuspidatum Hdw. Neckera crispa Hdw. Orthotrichum anomalum Hdw. Pylaisia polyantha Schpr. Rhacomitrium canescens Brid. Systegium erispum Schpr. Thuidium delicatulum Schpr. Weisia viridula Brid. Equisetum Telmateia Ehrh. beiLazy. 352 Botrychium Lunaria Lv. auf der Nordseite des Puchov-Veskaer Felsens! Phleum Boehmeri Wib. (P-V.)*) Koeleria cristata Pers. nicht häufig. ß. major Nlr. selten. y. vivipara fand ich in einigen Exemplaren am Ostabhange der P-V. Avena flavescens L. Dactylis glomerata L. Poa dura Scop. selten. — compressaL. Cynosurus cristatus L. Lazy. Briza media L. Festuca ovina L. ß. hirta Nr. y. glauca Nr. (P-V.) — rubra L. — elatior L. Bromus commutatus Schrad. Brachypodium pinnatum PB. (P-V.) Lolium italicum AB. im Garten des Püchover ev. Pfarrers hin und wieder, gewiss nur einge- schleppt. Carex muricata L. Püchov Lazy. paniculata L. Lazy. vulgaris Fr. Zärjet. praecox Jecq. glauca Scop. — Hichelii Hord. — distans L. Mestecko. — montana L. tomentosa L. Colchicum vernale Hoff. (On.) Lilium Martagon L. Strezenice. Allium Scorodoprasum L. Lazy. Muscari comosum Tausch. Paris quadrifolia L. Wälder. Convallaria multiflora L. — majalis L. Majanthemum bifolium DC. Wälder, häufig. Orchis Morio L. — incarnata L. (On.) — militaris L. (On.) Platanthera bifolia Rb. # und — CephalantherapallensRich. W .lder. Listera ovata R. Br. Arum maculatum L. Strezenice. Atriplex hortensis L. in Gärten ge- duldet. Chenopodium Bonus Henricus L. — opulifolium Schrad. Strezenice. Plantago major L. ß. eruenta Hol. Zärjec. Valerianella dentata Poll. Aecker. Valeriana tripteris L. Podväpenna, selten. Knautia arvensis Coult. &. diversi- folia Nir., $. indivisa, Blitter sämmllich ungetheilt. Bellis perennis L. überall. Erigeron aecris Curt. Anthemis tinctoria L. (P-V.) Cirsium lanceolatum Scop. — rivulare Lk. Leontodon hastilis Koch. «. ganz kahl, ß. hispidus Nir. häufiger. Tragopogon orientalis L. häufig im Thale Puchov-Lazy. Taraxacum palustre DC. Streze- nice. Lactuca muralis Gärtn. — Scariola L. Hieracium Pilosella L. — brachiatum Bert. nicht selten. — Auricula L. — Bauhini Schult. — pellucidum Wahl. (P-V.) Campanula urticaefolia Schm. Wälder. — patula L. «. hirta, ß. glabra, Stengel und Blätter ganz kalıl ; selten. — persicifolia L. (P-V.) Galium eruciata Scop. — vernum Scop. — tricorne With. — verum L. — Mollugo L. (P-V.) Asperula arvensis L. — odorata L. Wälder. Lonicera xzylosteum L. Wälder. ) (P-V.) = Püchov-Veskaer Felsen. Vincetoxicum offieinale Mnch. (P=V.) Gentiana crueiata L. bei Podvä- penna. Mentha undulata W. häufig in Gärten. Salvia glutinosa L. Strezenice. — verticillata L. Melittis Melissophyllum L. Streze- nice. Lamium amplexicaule L. häufig. ß. clandestinum Rb. Galeobdolon luteum Hds. nice. Galeopsis pubescensBess. auf Schutt. Stachys recta L. (P-V.) Ajuga genevensis L. Teucrium Botrys L. (P-V.) Echinospermum Lappula Lehm. Nonea pulla DC. selten. Symphytum tuberosum L. Cerinthe minor L. Strezenice. Pulmonaria mollis Wolff. Myosotis silvatica Schult. — intermedia Lk. Verbascum thapsiforme Schrd. Scrophularia Scopolü Hoppe (8. glandulosa Wk.) in dieser Gegend bis Pruskau, dann über Zärje& bis Lazy verbreitet. Veronica officinalis L. Wälder. — latifolia L. Strezenice. — serpyliifolia L. (On.) — agrestis L. — Buxbaumi Ten. seltener. Rhinanthus minor Ehrh. — Alectorolophus Poll. Aecker. Melampyrum arvense L. — nemorosum L. Wälder. Lathraea Squamaria L. Podvä- pennä. Primula offieinalis Scop. Hacquetia Epipactis DC. Wälder. Sanicula europaea L. Aegopodium Podagraria L. Seseli glaucum L. (P-V.) Peucedanum Cervaria Cuss. Stre- zenice. StreZe- 353 Caucalis daucoides L. Scandix pecten Veneris L. Chaerophyllum temulum L. — aromaticum L. Strezenice. Sedum album L. Felsen. — serangulare L. selten. — acre L. gemein. Saxifraga Aizoon Jeq. massenhaft an der Nordseite des P.-V. Felsen. — tridactylites L. Anemone nemorosa L. Wäldern. Ranunculus auricomus L. Wälder. ß. fallae W. Gr. einzeln. acris L. a. angustisectus, ge- mein, ß. latisectus selten. nemorosus DC. selten. repens L. höchst gemein. arvensis L. Aquilegia vulgaris L. Corydalis solida Sw. StreZenice. Fumaria media Lois. Turritis glabra L. Lazy, sehr selten. Arabis hirsuta DC. — Thaliana L. selten. — arenosa Scop. Felsen. Sisymbrium Sophia L. Schutt. Alliaria officinalis Andrz. Stre- zenice. Erysimum odoratum Host. — canescens Roth. (P-V.) häufig ! — repandum L. Barbarea arcuata Rb. einzeln. Conringia orientalis Rb. selten. Brassica campestris L. Zärjet. Diplotaxis muralis DC. (P-V.) Draba Krockeri Andrz. Nasturtium silvestre L. Camelina sativa Ür. Neslia paniculata Desv. zerstreut. Lepidium campestre RBr. — Draba L. — ruderale L. Raphanus Raphanistrum L. Zärjet, selten. Reseda lutea L. Viola odorata L. überall in — 354 Viola hirta L. Rubus caesius L. — mirabilis L. Strezenice, selten.| — caesius> — mutabilis Schff. nicht selten. — bombyeinus Schff. in hohlem Frazxinus bei Klamm. — castaneus Bull, am Semmering. — subferrugineus Batsch. einzeln. — violaceo-cinereus Pers. in Wäldern. — violaceus L. selten auf Waldwiesen. — decoloratus Frs. am Bau selten. — elegantior Fr. am Semmering. — turbinatus Bull. Wälder im Göstritzgraben. — griseo-rubellus Lasch. auf Wiesen. — pascuus Scop. -in Wäldern einzeln. —- chalybaeus Pers. „ * 5 — perpusillus Lumm. selten. — pulvinatus Pers. am Semmering. — lepideus Frs. auf Bäumen und den Holzschranken, Semmering. — graeillimus W einm. in Wäldern. — umbilicatus Schff. am Weg nach Klamm; häufig. — capillaris Schm. nur einzeln. — eitrinellus Pers. in Wäldern selten. — galopus Pers. nicht häufig. — janthinus Fries. am Semmering. — alcalinus Fries. auf Wiesen in Wäldern selten. — rosellus Fr. einzeln, Himmelreich-Wald. — strobilinus Pers. Wälder am Semmering einzeln. — epiphyllus Pers. auf Taraxacum-Wurzel. — ramealis Bull., auf Graswurzeln. — androsaceus L. und A. Rotula Scop. häufig. — atratus Frs. mit — murinus Batsch. und Ag. pleripes Fries. auf Wiesen, bei Maria-Schutz. — oreades Bolt. bei Wartenstein, Semmering etc. 368 Agaricus tuberosus Bull. auf faulenden Pilzen. — confluens Pers. am Bau sehr häufig. — fusipes Bull. auf morschem Holze bei Küb. — lancipes Fries. einzeln in Wäldern. — laccatus Scop. bei klamm. — bellus Pers. einzeln am Semmering. — argustissimus Lasch. einzeln. — cyathiformis Bull. sehr gemein. — flaccidus Sow. = — gibbus Pers. in Wäldern häufig. — candicans Pers. etwas seltener. — decastes Fries. Wälder am Göstritz. — luseinus Frs. im Atlitzgraben einzeln. — fumosus Pers. (nicht Rab.) am Semmering einzeln. — clavipes Pers. Wälder am Göstritz. — volemus Frs. bei Klamm selten. — delieiosus L. massenhaft. — piperatus L. einzeln. — pergamenus Frs. häufig. — zonarius Bull. am Semmering selten. — cilieioides Frs. Semmering und bei Klamm. — torminosus Schff. sehr häufig. — scrobiculatus Scop. seltener Göstritzgraben. — melaleueus Pers. m Wäldern. — albellus Fries. im Atlitzgraben. — earneus Bull. in Wäldern nicht häufig. — yjonides = sich . 5 ” — terreus Schff. im Grase am Semmering. — vaecinus Pers. Walder am Göstritz. — /uridus Schff. (nicht Pers.) bei Klamm. — albo-brunneus Pers. Wiesen am Semmering. — flavo-brunneus Pers. „ „ — ustalis Fries. Wälder am Semmering. — fueatus Fr. im Göstritzgraben. — murinaceus Bull. sehr gemein. — psittacinus Schff.’ im Göstritzgraben. — chlorophanus Fries. am Semmering — conicus Scop. einzeln bei Klamm, etc. — miniatus Fries. am Semmering. — eeraceus Wulf. überall häufig. — frageilis Pers. am Semmering einzeln. — ovinus Bull. einzeln. — pratensis Pers. einzeln. — siramineus Rbh. einzeln im Göstritzgraben. — procerus Scop. in Wäldern gegenüber dem Posthause, — vaginatus Bull. in Wäldern nicht häufig. — rubescens Frs. einzeln gegen Boleros. — mauscarius L. gegen Küb. — vernus Frs. einzeln in Wäldern. 7 369 Nachtrag. Zum Schlusse einige Bemerkungen über die Lage der minder bekannten Fundorte. Am Bau heisst der Gebirgszug, welcher am oberen Ende des Marktes rechts beginnt und sich bis auf die Höhe der Semmering- strasse fortzieht. Er bildet die Scheide zwischen dem Allitzgraben und dem Semmerinathal. Auf seiner Höhe findet man im Steingerölle Archangelica officinalis Hoffm.; von aieser Stelle aus eine Viertel- stunde Weges kommt ein abgetriebener Wald, von wo man den Schneeberg und die Raxalpe sieht. Hier kommt Ribes Grossularia L. vor, und eine solche Masse von Rubus saxatilis L., dass zur Frucht- zeit alles roth Von «„iesem Platze kommt man gerade zur Gypsstampfe im Atlitzgraben hinab. Das sogenannte Himmelreich befindet sich auf der gegen- überliegenden, sich nach Osten ziehenden Höhe, welche schon hinter dem Posthause beginnt, wo sich der Himmelreichwald bis zur Höhe der Häuser hinzieht; von hier geht der Weg auf der Höhe des Göstritzgrabens fort, bis er sich auf dem Uebergangssattel in's Schlag], mit dem kleinen Olter vereinigt. In diesen Wäldern gibt es auch sehr viele Pilze und dort be- finden sich auch die Gypsgruben. Im schwarzen Berge heissen die Berge in dem ganz rückwärtigen Theile des Göstritzgr abens links, welche den Uebergang nach Trattenbach bilden, der Weg rechts geht auf den Göstritz. In dieser Gegend fand ich Circaea alpina L. in einer Schlucht und auf einer sehr abhängigen nassen Wiese Arnica montana L. mit Cirsium Erisithales Sc. Wenn man von der Station Klamm, jenseits der Bahn, den Hohlweg verfolgt, so kommt man auf die Höhe, auf welcher sich die Kapelle befindet, hinter welcher links der Weg nach Boleros (einem Gasthause an der Bahn) und nach Küb geht. Rechts von der Kapelle kommt man auf die Höhe über die Eichberge nach Glogemnitz. Hier fand ich Filago montana L. und Gnaphalium luteo-album L.; bei Boleros mit Leucobryum vulgare, Spergularia rubra P. an nassen Stellen. Sonst fanden sich noch an interessanten Phanerogamen vor: Carex hirta L. ß. hirtaeformis an der Semmeringstrasse. Scirpus Holoschoenus L. ebenda an sumpfigen Stellen Goodyera repens RB. gegenüber dem Posthause auf den Wiesen am Felsen mit Agaricus procerus im Walde. Adenostyles alpina Döll. a. veridis im Walde hinter dem Posthause. Cirsium eriophorum Se. an der alten Semmeringstrasse in einem Wäldchen. Mulgedium alpinum Less. auf dem Wege vom Semmering auf den Göstritz. Crepis virens L. im Allitzgraben. Stachys alpina L. nicht häufig in Wäldern. 370 Echium deflexum Sch. Atlitzgraben. Monotropa Hypopitis L. Semmering häufig. Pimpinella magna L. £. laciniata beim Posthause. Angelica silvestris L. angustisecta Atlitzgraben. Alsine faseiculata MK. Felsen im Atlitzgraben. Sorbus Aria-torminalis R. an mehreren Orten. Galega officinalis L. am Wasser neben der Brücke am Eingang in den Atlitzgraben. Ononis repens L. an der Semmeringstrasse auf Grasplätzen bei einem Stadel am Ende des Marktes. Berichtigung zur Kryptogamen-Flora Heft Nr. 4 und 11. Seite 319 bei Jungerm. incisa die Worte „sehr gemein“ zu streichen- „ 73 u.321 einzuschalten; Uredo Polygonorum DC. am Fuss des Eichbergs. bei Aecidium Verbasci beizusetzen Cesati, die Worte „vielleicht zu Aec. elong. gehörig,“ zu streichen. 322 bei Rhisomorpha statt Atlitz- lies Göstritzgraben. 5 „ bei Erineum alneum, die Worte „am sog. Bau* gehören zu fagineum, „bei der St. Klamm“ gilt nur für al- neum allein. „ 713u.322 nach Sporotrichum einzuschalten: Peronospora ganglioniformis Tuln, auf Sonchusblättern in sehr dichten Getreidefeldern bei Aue. „ri „ statt Depazea castanaecola lies Roestelia penicillata Fs. 74u.322 „ Sphaeria punctiformis lies Gloeosporium Ribis. Mont. et Desm. (Leptothyrium Ribis Libert.) „ 74u.323 einzuschalten: Clavaria abielina Pers. an Baum- stumpfen nicht häufig. ” N 2] BT Thelephora isabellina zu streichen. 26) statt Polyporus ferrugineus lies ferruginosus. 5 „ Agaricus spectabilis lies bombycinus Schff. Re nach » picreus einzuschalten: sapineus Fs. b. hybridus, in Wäldern bei Schbimien: Josef Wallner. esse —— Literaturberichte. Schulflora von Deutschland. Nach der analytischen Methode be- arbeitet von Otto Wünsche, Oberlehrer am Gymnasium zu Zwickau. Die Phanerogamen. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. XLVI. u. .326.8.78, Als wir das Vorwort durchgelesen und in diesem nachfol- senden Passus antrafen: „Was den Umfang des in Betracht gezogenen 371 Gebietes anbelangt, so umfasst dasselbe Deutschland von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen (ausser dem neuen deutschen Reich also auch Böhmen, Mähren, und den grösseren Theil des Erzherzog- thums Oesterreich). Alle in diesem Gebiete nur in einiger Verbreitung vorkommenden wildwachsenden und häufiger angebauten Phanerogamen sind erwähnt, und nur seltene, auf nur wenige Standorte besc hränkte Arten, sowie die selteneren Abarten und Bastarte wurden ausge- schlossen, was bei einem lediglich für Anfänger bestimmten Buche wohl keinen Tadel finden dürfte. Denn abgesehen davon, dass durch Aufnahme der letzteren der Umfang des Buches nicht unbedeutend erweitert worden wäre, würde auch die scharfe Unterscheidung der Arten dadurch vollständig beeinträchtigt worden sein.“ Als wir also dies lasen, fiel uns unwillkürlich ein Gespräch ein, welches wir vor einigen Tagen mit einem jungen aber gediegenen Philologen führten. Derselbe bemerkte nicht mit Unrecht, Oesterreich habe seinerzeit viel zur Ver- stümmelung der lateinischen und griechischen Klassiker in den sog. Schulausgaben beigetragen, und er bedauere, dass in Deutschlani neuerer Zeit auch diese vollständig zu verdammende Richtung gepflegt werde. Wenn ein Autor für den Schulgebrauch verstümmelt. wird, ist diess zwar eine fatale Geschichte, aber kein ganz zu verdammender Vorgang, wenn man bedenkt, dass man nie einen Autor @ ganz in der Schule lesen kann; wenn man aber die Flora eines Landes verstüm- melt zum Schulgebr auche, so begeht man ein Attentat an der Landes- kunde und an der Naturwissenschaft, welches wir nicht besser als mit dem Ausdruck eines an der Natur begangenen Hochverrathes be- zeichnen können. Hier wird nicht etwas "ausgelassen, weil es gegen die gute Sitte anstössig, sondern weil es wegen Unkenntniss des Autors schwieriger scheint wie das übrige, weil vieles in den Sammel- werken nicht zusammengestellt und der Autor auf die Originalquellen nicht zurückgehen kann. Floren können nicht ausschliesslich bei dem Schreibtische abgefasst werden und man darf nicht den Muud als Lehrer vollnehmen, wenn man nicht die ganze Materie beherrscht und mit der Sicherheit eines Kenners imponiren kann. Ein Florenwerk soll einen doch in die Möglichkeit versetzen, jede Pflanze, welche im Lande vorkommt, bestimmen zu können, es steht keiner Pflanze „auf der Stirne geschrieben“, dass sie selten ist und in des Verfassers Werk darum nicht angeführt ist. Wie vielen Ausreden, Zweifeln und Unehrlichkeiten bietet nicht diese Methode Gelegenheit und wie wird nieht eben durch diesen Vorgang das Entgegengesetzte einer ehr- lichen naturwissenschaftlichen Richtung einer gesunden Naturanschauung erreicht. Der Verf. hat auch sonst in der Vorrede manche Probe seiner eigenthümlichen Auffassung geliefert, z. B. als er sich äusserte: „Ebenso war aber auch die Anwendung der analytischen Methode schon durch ihre besondere pädagogische Wichtigkeit geboten. Denn wie das Gefühl für Sicherheit und Schärfe leidet, wenn sich der Lernende durch eine Menge nahezu gleichlautender Beschreibungen durcharbeiten muss, um endlich auf diejenige Diagnose zu kommen, 372 die auf die von ihm gefundene Pflanze passt, so wird nach jener Methode, welche den Lernenden fortwährend zur genauen Beobach- tung bestimmter Pflanzentheile nöthigt, ihn von einem Gegensatz zum andern und zuletzt mit Nothwendigkeit zum gewissen Ziele führt, das Auge für scharfe Auffassung des Sichtbaren, der Verstand für strenges, logisches Denken, klare Unterscheidung der Dinge und Sicherheit es Unterscheidens auch auf anderen Gebieten des Lebens und Wissens herangebildet.“ Die analytische Methode hat ihre Vorzüge, und wenn die analytischen Uebersichten kompletten Diagnosen vorangehen, so sind sie, wenn gut gemacht, ein wahrer Schatz, wenn aber Sparsam- keitsrücksichten diess nicht möglich machen, dann ist viel besser Diagnosen zu geben, und damit man sich nicht immer durch eine Reihe von untergeordneten Merkmalen durcharbeiten müsse, jene Merk- male, welche die Differentialcharaktere in sich schliessen, mit auffallen- deren Leitern setzen zu lassen. So kann man dann sich analytisch und synthetisch von der Richtigkeit der Bestimmung überzeugen. Er- innern wir uns recht, so haben nur zwei Autoren aus ihren grösseren floristischen Handbüchern selbst Auszüge angefertigt resp. geleitet bei Bearbeitungen zum Schulgebrauch, Koch und Ascherson, und doch haben diese keine analylise 'hen Tabellen angefertigt, doch haben sie keine für das Florengebiet unzweifelhafte Pflanze ausgelassen. Fragen wir daher, ob Herr Wünsche einem längstgefühlten” Bedürfnisse mit seiner originellen Idee einer Schulflora Deutschlands entsprochen, so müssen wir mit Bedauern sagen: Nein! Die Teubner’sche Verlags- buchhandlung möge, wenn sie es gut finden sollte, zugestutzte Autoren für Schulen ediren, sie können ihre Berechtigung haben, aber sie möge uns nicht mit Floren beschenken, — welche in Wirklich- keit nicht existiren. Wir hätten vielleicht nicht so viel über dieses Buch geschrieben, aber der Verfasser hat vor nicht zu langer Zeit eine im Grossen und Ganzen brauchbare Exkursionsflora von Sachsen herausgegeben; die Verlagshandlung ist eine der angesehensten in Deutschland, wenn also von solchen literarischen und buchhändlerischen Kreisen ein Werk wie das vorliegende dem Publikum geboten wird, da bleibt nichts anderes übrig, als ener gisch dagegen zu protestiren. Es wird eben nöthig, dass die reinen Fachblätter sich etwas mehr um den naturwissenschaftlichen Unterricht kümmern, da speziell jener in der Naturgeschichte einer Auffrischung bedarf. Die Ausstattung des Buches ist eine wirklich praktische, was wir in diesem Falle mit Be- dauern bemerken, da diese nette Hülle zum Ankaufe des Inhalts bewegen wird. A. K—tz. ee Correspondenz. Graz, am 41. November 1871. Unser wackere Thomas Pichler beabsichtiget im Jahre 1872 abermals eine Reise in noch undurchforschte Gebiete Dalmatiens zu machen; vorzüglich beabsichtigt er den in botanischer Beziehung inter- 373 essanten Scoglio Fomo zu besuchen. Jene Herren Botaniker, die an der Ausbeute dieser Reise Theil nehmen wollen, belieben sich direkte an Thomas Pichler, Naturalisten zu Lienz in Tirol, zu wenden und an ihn Gulden zehn ö. W. pr. Aktie, wofür sie 150 Spezies seiner Ausbeute erhalten, einzusenden. Pichler gebraucht keiner weiteren Empfehlung, er hat noch jederzeit seine Aktionaire zufrieden gestellt. Ritter von Tommasini in Triest hat die Zusage gemacht, unseren Pichler auch bei dieser Reise mit Rath und That zu unterstützen. J. C. Ritter v. Pittoni. Kajana in Finland. am 22. Oktober 1871. Im nächsten Sommer beabsichtige ich eine speziell bryologische Reise in die fernen Gegenden des Russisch-Lappland zu unternehmen. Da die Kosten zum Theile durch Aktien gedeckt werden so lade ich hiermit ein, meine Reise durch Aktienzeichnung möglich zu machen, wofür ich den entsprechenden Antheil an der Ausbeute verspreche. Meine grösste Aufmerksamkeit wird vorzüglich den Moosen zuge- wendet sein, doch werde ich die Phanerogamen nicht ausser Acht lassen und von ihnen ebenfalls grosse Aufsammlungen machen. — Die Aktien kosten: 1. für eine sender Moossammlung (150 bis 200 Arten) die Centurie a 3 Th. für 75 Moose und 50 Phanero- samen 5 Th.; 3. für 50 der elercten Phanerogamen, speziell asia- tische und arktische Formen, wobei der Subskribent mit Sicherheit auf Arten, wie: Aster sibiricus, Chrysanthemum arcticum, Pyrethrum bipinnatum, Valeriana capitata, Polemon pulchellum, Castilleja pal- lida, Paeonia anomala, Sanguisorba polygama, Colpodium latifolium etc. rechnen kann, 3 Th.; 4. für 75 der seltensten Moose 3 Th. Herr J. Juratzka (Wien, I. Salvatorgasse Nr. 12, 3. Stock) hat ge- fälligst versprochen, die Beiträge der Herren Subskribenten zu über- nehmen, welche sonach gebeten werden, sich spätestens bis Ende Februar k. J. zu melden. Die Sammlungen werden spätestens im Frühjahre 1873 vertheilt werden. N. F. Brotherus, Cand. Phil. Tilsit, am 25. Oktober 1871. Bidens radiatus Thuill habe ich seither zahlreich gefunden am Tilsiter Mühlenteich. Da dieser nur als Erweiterung des Flüsschens Tilszeln zu betrachten ist, welches bei Tilsit in die Memel sich er- giesst, so beziehen sich sämmtliche bisherige Fundorte auf Flussufer. Ob die Pflanze hier auch in Torfbrüchen vorkommt, wo Bidens tri- partitus L. gemein ist, habe ich zu untersuchen noch keine Musse gefunden. Ich bin jetzt so reichlich mit Exemplaren versehen, dass ich sie zum Tausche anbieten kann. Dr. Heidenreich. Pless in Pr. Schlesien, am 7. November 1871. Da ich meine Stellung in Tiflis aufgegeben habe, kehre ich auf einige Zeit nach Deutschland zurück und verkaufe 5 Centurien kauka- sischer und süduralischer Pflanzen zum Preise von 4 Rthlr. oder 8 fl. österr. W. ä Centurie. Ebenso nehme ich Pränumerationen für eine beabsichtigte im Monate Jänner anzufangende Reise nach Spanien an, 374 Preis für 2 Genturien 10 Rthlr. = 20 fl. ö. W. Bestellungen erbitte bis zum 20. Dezember poste rest. Pless O./Schl. Gegen Nachnahme kann ich nicht versenden, da ich am 25. Pless verlasse, ich bitte daher der Bestellung den Preis beizufügen. Gustav Radde. Kirchheim u. T. November 1871. Gegen frankirte Einsendung des Betrages können folgende Pflan- zensammlungen von mir bezogen werden, deren Preise in Gulden und Kreuzern rhemisch und in Thalern und Silbergroschen preussisch Courant angegeben sind: Plantae Germaniae, praes. borealis et Hel- vetiae. Sp. et formae 200—5200. fl. 3.30—104.0, Thlr. 2.0—59.13. — Plantae alpinae Helvetiae. Sp. et formae 100— 1600. fl. 3.30—112.0, Thlr. 2.0—64.0. — Breutel pl. Groenlandiae et terr. Labrador. Sp. 220. fl. 23.6, Thlr. 13.6. — A. Gray, Torrey alior. pl. Americae borealis. Sp. 20—315. fl. 2.0—31.30, Thlr. 1.4—18.10. — Kumlien pl. eivit. Amer. bor. Wisconsin. Sect. I. I. Sp. 20—200. fl. 2.24— 24.0, Thlr. 1.12—14.0. — Frank, Moser aliorumque pl. Americae borealis. Sp. 20—75. fl. 2.0—7.30, Thlr. 1.5—4.9. — Geubel pl. Americae borealis e civit. New-York et New-Jersey. Sp. 40—200. fl. 4—20, Thir. 2.9—11.14. — Durand aliorumque pl. Louisianae. Sp. 20--250. fl. 2—25, Thlr. 1.5—14.10. — Schaffner pl. Mexi- canae. Sp. 20—65. fl. 2.24—7.48, Thlr. 1.12—4.17. — Sartorius pl. mexicanae pr. Mirador. prov. Veracruz coll. Sp. 10—185. fl. 1.30 — 27.45, Thlr. 0.26—15.17. — Sieber pl. ins. Martinicens. Sp. 115. fl. 13.48, Thlr. 8.2. — L. Hahn pl. ins. Martinicens. Sp. 100—200. fl. 14—28, Thlr. 8-16. — Pl. Indiae oceidentalis. Sp. 112. fl. 11.12, Thlr. 6—13. — Ramon de la Sagra pl. ins. Cubae. Sp. 20—100. fl. 2.48— 14.0, Thlr. 1.18—8.0. — E. Otto pl. ins. Cubae, Columbiae, Venezuelae. Sp. 460. fl. 59.48, Thlr. 34.6. — Fraser pl. territ. rei publ. Ecuador. Sp. 20—35. fl. 3.12— 5.36, Thlr. 1.25—3.6. — Kapp- ler pl. surinamens. Sp. 20—185. fl. 3.12— 27.45, Thlr. 1.25—15.25. Clausen, Riedel pl. Brasiliae, Sp. 20— 200. fl. 2.24—32.0, Thlr. 1.12 — 18.8: — Clausen pl. Brasiliae. Sp. 125. fl. 20.0, Thlr. 11.13. — Lechler pl. peruvianae. Sp. 10—30. fl. 2.0—6.0, Thlr, 1.4—3.13. — Philippi pl. chilens. Sp. 25— 70. fl. 1.30— 10.30, Thlr. 0.26—6.0. — Lechler pl. chilens. Sp. 25—120. fl. 3.45—18.0, Thlr. 2.4— 10.9 — Germain pl. chilenses Sp. 28—96. fl. 5.14—17.55, Thlr. 3.0—9.20. — Lechler aliorumque pl. antarcticae (Ins. Maclovian. et Freti Ma- gellan.). Sp. 20—100. fl. 4.0—20.0, Thlr. 2.9—11.13. — Verrieux aliorumque pl. Novae Hollandiae. Sp. 18—50. fl. 3.15—9.0, Thlr. 1.26— 5.5. — Preiss. pl. Novae Hollandiae austro-occid. Sp. 85. fl. 12.45, Thlr. 7.0. — Müller et Lenormand. Algae marinae Australiae felicis. Sp. 33—50. fl. 5.27—8.10, Thl. 3.4—4.20. — Pl. cult. in hort. bot. Germaniae. Sp. 100—5000. fl. 3.30—175.0, Thlr. 2—100.0. — Compositae cultae e herbariis C. H. Schultzii, Bip., €. G. Neesii ab E. et G. W. Bischoffii. Sp. 50—200. fl. 1.45—7.0, Thlr. 1.0— 4.0. — Herbarium normale pl. officnalium et mercatoriarum. Mit kurzen Erläuterungen von Prof. Dr. Bischoff und von Prof. Dr. von 375 chlechtendal. Sect. I—IV. Sp. 674. fl. 105, Thlr. 60. Die V. Lie- ne wird gegenwärtig zurecht gemacht und _ Bestellungen auf dieselbe angenommen. — Schultz, Bipontini Cichoriaceothecz e suppl. I. et I. Sp. 165. fl. 14.0, Thlr. 7 — Schultz, Bipont. Cichoriaceoth. Suppl. II. Determ. auctor. et Dr. Klatt. Sp. 25—50. fl. 3.45—7.30, Thlr. 2.4—4.9. Verzeichnisse von Sammlungen, die aus Pflanzen Europas, Asiens und Afrikas bestehen, sind mitgetheilt Seite 79 und 219. Dr. R. F. Hohenacker. Personalnotizen. — Dr. Siegfried Reissek, Kustos am kaisl. botanischen Hof- kabinet in Wien, ist am 9. November nach einem längeren Leiden im 52. Jahre seines Lebens gestorben. Eine biographische Skizze des Verewigten werden wir nächstens bringen. — Sammlungen. — Eine Sammlung der mitteleuropäischen Laubmoose (Deutsch- lands, Elsass und Lothringens, Oesterreichs und der Schweiz) beab- sichtigt P. Reinsch, Professor in Zweibrücken in Rheinbaiern- faszi- kelweise herauszugeben und soll die erste Abtheilung, enthaltend die Andreaeaceen, Phascaceen, Sphagnaceen, Funarioideen und Gymno- stomeen noch im Laufe dieses Jahres ausgegeben werden. Ausser den vom Herausgeber selbst und von Anderen (Lorenz, Molendo, Zwanziger etc. ) gesammelten Arten in Exemplaren mil durchgehends ausgebilde eten Früchten wird die Sammlung auch fast alle Bruch’schen Arten in von letzterem selbst gesammelten und präparirten, also in Originalexemplaren enthalten. Vebrigens wird diese Sammlung in systematischer Reihenfolge erscheinen, die Species wie die Varietäten werden auf einzelne Kartontäfelchen befestigt, kleine Formen auch in einzelnen Pflänzchen präparirt und den kleinsten oder schwer zu unterscheidenden Formen gute Abbildungen beigegeben werden. Subskribiren kann man sowohl bei dem Herausgeber, als auch in den Verlagsbuchhandlungen von W. Engelmann in Leipzig und E. Be- sold in Erlangen. -—— Unter dem Titel „fungi austriaci exsiccati* beginnt Baron Thümen in Teplitz in Böhmen eine Sammlung getrockneter Pilze herauszugeben, welche in möglichst schneller Folge erscheinen und sich durch die Reichhaltigkeit "der Exemplare und durch ihre prakti- sche Einrichtung auszeichnen soll. Der Preis der Centurie (5 fl. ö. W.) ist ein mässiger. Sammler, welche Beiträge liefern wollen, erhalten Freiexemplare. 376 Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Oertel mit Pflanzen aus Thüringen. — Von Hrn. Dr. Halacsy mit Pfl. aus Niederöster- reich und Ungarn. — Von Hrn. Plosel mit Pfl. aus Schlesien. — Von Hrn. Dr. Schlosser mit Pf. aus Croatien. — Von Hrn. Grem- blich mit Pfl. aus Tirol. — Von Hrn. Dr. Godra mit Pfl. aus der Militärgrenze. — Von Hrn. Csato mit Pfl. aus Siebenbürgen. Sendungen sind abgegangen an die Herren Dr. Godra und Studnicka. Aus Niederösterreich: Ajuga Chamaepitys, Leontodon lae- vigatus, Myosotis sparsiflora, Orlaya grandiflora, Tragus racemosus, Tulipa sylvestris u. a. eing. von Andorfer. Inserate. Vorräthig bei Simmel & Co. in Leipzig, Rossstr. 7b. Annales Musei Botanici Lugduno-Bat. ed. Miquel. vol. 3—3 complet, und vol. 4. Lief. 1—5. Mit 35 Tafeln (Ladenpreis 68Y, Rthlr.) für 34 Thlr. (60 fl. ö. W.) Bulletin de la Societe Botanique de France. 1857—1868. 10 Hjucht- bände und 10 Hefte. Für 30 Thlr. (53 fl. ö. W.) Fries, icones selectae Hymenomycetum nondum delineatarum Fasc. 1—3. (sow. ersch.) 1867. Fol. m. 60 kol. Tafeln. Für 8Y, Thlr. (15 fl.) Jacguin, icones plantarum rariorum. 3 voll. Vindob. 1771—93. Fol. mit 649 kol. Tfln. Lederbde. Schönes Exempl. (Ladenpreis 270 Thlr.) für 50 Thlr. (90 Al.) — plantae rariores horti Schoenbrunnensis. 4 voll. Vindob. 1797—1804. Fol. m. 500 kol. Taf. Hjuchtbde. Schönes Exemplar aus Martius’ Bibliothek. (La- denpreis 381%, Thlr.) Für 55 Thlr. (98 fl.) Linnaea, herausg. von Schlechtendal. Band 1.—30. Berlin. 1826—56. Halb- franzbde. (Ladenpr. 180 Rthlr.) Für 45 Thlr. (80 fl.) Rabenhorst, lichenes europaei exsiccati. Fasc. 1—32. Dresd. 1855—70. Wie neu. (Ladenpreis 96 Thlr.) für 65 Thlr. (116 fl.) Regelmässige portofreie Zusendung unserer Lagerkataloge auf gefäll. Verlangen. Ein Botaniker, zugleich tüchtiger Oekonom sucht eine dauernde Stelle entweder als Verwalter oder Rentmeister: nähere Auskünfte ertheilt bereitwilligst die Redaktion dieses Blattes. Die verbreilelste landwirthschaftliche Zeitung ! Deutsche Landeszeitung. Organ der landwirthschaftl. politischen Interessen. Von den bedeutendsten Grundbesitzern gegründet und gefördert, Expedition: Berlin, Königgrätzerstrasse 19. Inserate pro Zeile 2 Sgr. — Erscheint täglich! Aeusserst wirksam für Inserate! kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Inhalt. —H@s— I. Gallerie österreichischer Botaniker. Seite 15. Ladislav Celakovsky (mit einem lithogr. Porträt) » 2... . a II. Original- Aufsätze. BB, Dr. Briedrich. — Die Walderdbeeren . „=, 0... 2. 2.18 eye veyane Add Bartsch, J. — Literaturberichtte .-. © 2. 2» 202 .2.. eur nt ee ee Brassai, Dr. S. — Literaturberichte. . . . . . REN N ae Celakovsky, Dr. Lad. — Phytographische Bee en el — — Ueber Campanula Welandü Heuff.. -.....: 202 .20...6 Dedecek, Josef. — Botanische Beobachtungen . . ... . 2... ..162, 232 Focke, Dr. W. O0. — Ein Stück deutschen Urw der u A a Be! Gremli, A. — Beiträge zur Kenntniss der schweizerischen Brombeeren 89, 124 Gsaller, Karl. — Eine Besteigung des Rumerjochs . » » 2.2.2.2... 41 Heidenreich, Dr. — Bidens radiatus Thuil. am Memelufer bei Tilsit . 271 — — Silene parviflora Pers. und Potentilla digitato-flabellata A. Br. im Memelsebiete ns kngenyerzl br -UTE u . 164 Hohenbühel-Heufler, Ludwig Freiherr v. — Ueber Puceinia Pr ostiü Bahr... As 2a Eee ER 1; — — Weber Sareosphaera macrocalya And. . «Uuhele, il eu. anal » 153 Holuby, J. L.-— Eine.neue Filago. -. . - - - aprtemditeeh eier ankiet - 264 (Non Püchov: bis: Löwenstein .. ul... ll lasikn ee ar ler ar — — Zweimal auf der Javorina. .. . ans. air Janka, Victor v. — Drei für Dalmatiens Flora neue eh le Aut HAB Kanitz, A. — Literaturberichte. . . . . En || Karo, Ferd. — Einiges zur Flora von Polen, inahedhindere ieh Städtchens Eosies 243, 273 Kerner, Dr. Anton. — Chronik der Pflanzenwanderungen 4 sul 335 — — Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens 12, 56, 67, 100, 136, 156, 200, 265, 300 378 Seite Kerner, Dr. A. — Können aus Bastarten Arten werden? „... 2... 34 — — Ueber Iris Cengialti Ambr. ...:..:.. ae A ee Lorinser, Dr. Fr. W. — Altdeutsche mythische Pflanzennamen . . . . 194 Mayer, A. C. — Noch ein Wort über Pulsatilla Hackelü Pohl. ... 49 Rossi, Ludwig. — Zur Flora von Karlstadt... 2. 2.2020. A) Schur, Dr. Ferd. — Phytographische Fragmente . ...... 29 Sonklar, Karl v. — Exkursion von Innsbruck nach Südtirol . . . . . . 276 Strobl, P. Gabriel. — Der Radstädter-Tauern als Repräsentant der Enns- thaler Kalk- und Urgebirgskette. .. ... 142, 170, 204, 237 Tommasini, Mutius Ritter v. — Botanische Verhältnisse in Istrien . . . 134 Uechtritz, Rudolf v. — Ein neues Hieracium der schles. Hochgebirge . 293 Zur. Flora Ungarns i.05, 0 2.» > 0. 0 2a 186, 233, 262, 306, 340 —.— Zur Flora von Schlesien +» „... . . 0.02 0.02 ur in 2 ae 120 Val de Lievre, A. — Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen derHlera "tridentina «4. 1.%.- 1.0 Sour 114, A91, 343 Vatke, — Erigeron Huelseniä Vatk....».. 2.2... a Vulpius. — Exkursionen in die Berner Alpen ..». 2... 2.2.2.2... 18 Wallner, Josef, — Kryptogamen aus der Flora von Schottwien in Nieder- österreich EIERN NEST RER N ge 316, 366 — — Standorte zur Be pl amentlomm Niedert-ferreiehs Er 71, 242 Wawra, Dr. Heinrich. — Skizzen von der Erdumseglung Sr. M. Fregatte EDamausse 8 2200: a bs an mai Het Mal Pe ee RL nun . .358 III. Besondere Artikel. 25. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien ».. .... EEE) Oeffentliche Aufforderung von Dr. Garcke und Dr. Ascherson. ... .44 IV. Correspondenzen. Aus. Athen von Dr. v. Heldreich. » . . .» N To 29 „ : Athen von Dr. Landerer I. MIR REINE EIER I 3 ».. Berlin von Dr.:-Magnus . x» » DIA ANisREEEEEEE 7. >: Breslau von Vechtritz .': « » ..» DRAN ZRErDEgE 80, 104, 253 „ Burgas am schwarzen Meere von Ta ED IE RE 287 „ (Calw in Württemberg von. Dr. Schütz ..........% ... 61 „ Cawalla am ägäischen Meere von Janka . ... 2... + Ser „' Grazwon B. von PILLE 29, 37% „Hamburg von Dr. Sonder "Wi... »..18 0 WARTODR 29 „. .Herrnhut in Sachsen von Hans „ .. » . 2...» RE „ ' Hluk in Mähren von Holuby..'. 25 Pu. URS SE AT 179 „.Annsbruck: von; Dr. Kerner... „Manta ie BES RE Es Seite Aus Kajuna in Finnland von Brotherus ........ ee N ee „ Kirchheim in Württemberg von Dr. Hohenacker. . . . .79, 219, 374 Langenthal in Siebenbürgen von Barth... 2... ce. 0... 103 Leitmeritz in Böhmen von Mayer .....». er Le nz von Dri Rayarcher.n ..: SNsmerertstatellche) äe ana. 0 AI A ec weenlen,von-Barn, Worth ee naar 5 0le 148 „ Lund in Schweden von Dr. Berggren . ».. 2... 2.2... 61, 106 „ Melk in Niederösterreich von Murmann .. „2.2.0200. . 252 SEN. -Podhraey in Ungarn von Holuby . ..- 2... 0%» 28, 252 Brest yondankn u 2a en le ae 46, 78,147 Sebhümpopel vondanka .. su. ven. neh nun 215, 285 » Pless in Schlesien von Radde .. . . . er A 373 Bas von Dr. Velakovsky =". -1....2 san a sr 27, 32% „ Raho in Ungarn von Vagner......... 2 a 719 Pessalanieh map dankar..... u.oH ser e ee ne 249 » Schneeberg in Tirol von Dr. Kerner. . 2... .:. 2... 2.0000 253 „ St. Gotthard in Siebenbürgen von Janka ......- ee 326 „ Szobotist in Ungarn von Branik ...... Eee 78 » Tentschach in Kärnthen von Krenberger ...... 2.20... 180 Tilsit in Ostpreussen von Dr. Heidenreich ........ . 288, 373 Triest von R. v. Tommasini. . ».....0...- rate saıpn,von.danka „.. ....u7. RL 22 make Ne Leslie e 046 V, Stehende Rubriken. Personalnotizen . . . . 31, 48, 61, 83, 106, 148, 181, 220, 255, 289, 327, 375 Vereine, Anstalten, Unternehmungen 31, 62, 83, 107, 148, 182, 220, 255, 290 rischen 2% 2 00... 32, 87, 110, 451, 184, 223, 260, 291, 3%7 SEE ENSIGN: 152, 375 Botanischer Tauschverein in Wien . . . . . 32, 110, 152, 224, 292, 327, 376 —IETFT um |