L~ia »jTislon Of B|jP§S O^nitholoaisches Jahrbuch. ij O R GAN für das palaearktisehe Jaunengebiet. Herausgegeben und redigiert von Victor Ritter von Tschusi zu SchmidhofTen, früherer Präsident d „Cora. f. ornith. Beob.-Stat. in Oesterr. -Ungarn“, Ehremnitgl. d, „Ungar, ornith. Centrale“ in Budapest, des ornith. Ver. in München, des Ver. f. Vogelk. in Innsbruck, des Ver. f. Vogelk & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u. correspond. Mitgl. d. „Deutsch. Ver. z. Schutze d. Vogel w.“ in Halle a |S., der „Naturf.-Gosell. d. Osterlandcs“, Corresp Memb of the „Arner. Ornithol. Union“ in New-York, Mitgl. d „Allgem. deutsch, ornith. Gesellsch,“ in Berlin, etc. —3 XI. Jahrgang. 1900. Eallein 1900. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Schles.), Kirehenplatz 13. Verlag des Herausgebers. 5n,z i tjlm, mo ßird-h . in. Inhalt des XI. Jahrganges. Aufsätze und Notizen. Seite Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg 121 — 131 E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels (Carpodacus erythririus) 153 — 160 J. v. Csatö: Über das Vorkommen des Steinhuhnes (Caccabis saxatdis Mey.) in Ungarn 63 — 65 Robert Eder: Nachtrag »Zur Vogelfauna von Gastein« . . . 161 — 165 Ludw. von Führer: Der Prächtadler (Aquila fulvescens Gray) in Nord-Albanien erlegt 25 — 28 Beiträge zur ürnis Montenegro^ und des angrenzenden Gebietes von Nordalbanien 165 — 189 R- Hänisch: Wanderschrullen einer Waldschnepfe im April 1896 160—161 Michael Idärms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna des Archangelsker Gouvernements . 81—106 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über Graumeisen . . . 201 — 217 G. Jan da: Der Röthelfalke (Tinnunculus nctuninnni (Fleisch.) in Süd-Mähren 189 — 195 Hermann Johansen: Zur Fortpflanzung des Lanius excubitor homeyeri (Cab ) 28 — 34 Curt Loos: Einige Notizen über das Auerwild auf der Herrschaft Liboch a. E. (Böhmen) 66—68 — Einige Magenuntersuchungen bei rabenartigen Vögeln 68 — 70 H. Bar. Loudon: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna von Liv-, Esth-, und Kurland . . 229 — 233 Jul. v. Madaräsz: Bemerkungen zu Prof. M. Marek’s Artikel »Ornithologisches aus Zengg« 70 — 73 P. Alexander Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof in Steiermark vom Jahre 1840—1899 132—152 IV. Seite P. E. Schmitz: Zur Ornis der Insel Madeira 218—221 A. Szielasko: Der Herbstzug 1S99 bei Pillau in Ostpreussen . 233—235 Josef Talsky: Die ornithologische Versammlung in Sarajevo 1 — 24, 47—60 — Über den Röthelfalken (Ttnnunoulus cenchris) in Mähren 235 — 236 Rud. Ritt. v. Tschusi zu Schmid hoffen: Kurze Notizen aus dem Unterinn- und Zille rlhale . 60—62 Vict. Ritt. v. Tschusi zu Schmid hoffen- Zur Erinnerung an E. v. Czynk 41 — 47 — NuciJ'raga car/jocat. macrorhyncha (Br.) in Österreich 73—74 — Albinotische Loxin currirostra .... 74 — Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s 221—225 — Neuere Nachrichten über den Bartgeier (Gi/paetus barbatus (L.) in Tirol . . 225 — 227 — Ornithologische Notizen 227 — 228 — Sibirische Tannenheher auf der Wanderung 236 Literatur. Berichte und Anzeigen. »Aquila.« VII. 1900. Nr. 1 — 4 238 Bericht des Vereines für Vogelkunde und Vogelschutz in Salz- burg 1899 196 V. Bianchi: Übersicht der Arten der Gattung Tetraogallus Gray 39 R. Blasius: Heinrich Gätke. Nachruf 39 — Joh. E. W. Pietsch. Nachruf 39 — Eine neue Einwanderung des Steppenhuhnes . . 39 — »-Vogelschutz« 198 J. L. Bonhote: On the Moult and Colour-Changes of the Corncracke 78 A. Bonomi: Regole per la Nomenclatura ornitologica .... 196 Sp. Brusina: Megalestris skua nova ptica za hrvatsku faunu . . 77 Novc i rijetke ptice nar. zool. muzeja 78 G. v. Burg: Ornithologische Beobachtungen der letzten 8 Jahre 239 St. Chernel v. Chernelhäza: Magyarorszäg Madarai .... 106—118 — Vogelschutz 196 — Edelreiher 197 G. Clodius vgl. C. Wüstnei. R. Collett: On a Hybried Thrush found in Norway 119 R. Collett und F. Nansen: The Norvvegian N orth-Pol ar-Expe- dition 1893—1896 120 G. Damiani: Cenni sugli Uccelli dell’Elba della collezione Toscanelli 76 — Note ornitologiche dell’Elba 1896, 1897, 1898 . . 77 — 11 Larus audouini Payr. all’Elba ....... 77 V. Seite A Proposito della Frequenza in Itaiia della Riesa tridactyla 77 — Sul Phalaropus lujperboreus all’ Isola d’Elba . . . 239 O. Frhr. v. Erlanger: Eine ornithologische Forschungsreise durch Tunesien 37 — 38 H. Gätke: Die Vogelwarte Helgoland 75 A. Girtanner: Der Lämmergeier in der Schweiz 198 O. Heinroth: Mauser und Verfärbung des Federkleides der Vögel 38 — Die Entstehung des Prachtkleides von Larus ridi- bundus und Arclea bubulcus 38 — Verlauf der Schwingen- und Schwanzmauser der Vögel 38 G. Janda: Kalendär jarniho tahu ptaeiho v okoli Val.-Mezifici . 119 — 120 N. Th. Kastschenko: Ergebnisse der zool. Expedition des Jahres 1898 in den Altai. Wirbelthiere 36 F. R. Kollibay: Pralincola rubicola in Oberschlesien 237 — Nycticorax gr'seus als Brutvogel in Schlesien . 237 F. Koske: Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1899 237 C. Loos: Ein Beitrag zur forstlichen Bedeutung des grossen Bunt- spechtes 197 J. v, Madaräsz: Magyarorszäg Madarai 36 — 37 — Offener Brief an den Redacteur ...... 119 — Anser neglectus in der ungarischen Ornis . . . 119 — Über die kaukasischen Acreduhc-Arlen . . . 198 Sk Medreczky: F'arbenveränderungen der Singvögel im Freien und in der Gefangenschaft 197 — 198 G. Rad de: Die Sammlungen des kaukasischen Museums . . . 75 — 76 O. Reiser: L’ activitö deployde dans le domaine ornithologique sur le territoire de la peninsule des Balcans par le Musdum de Bosnie-Herzegovine a Sarajevo .... 238 H. Schalov: B. Altum. Nachruf . . . 197 K. A. Ssatunin: Über die Verbreitung einiger Vögel in Transe kaukasien 35 A. J. Ssenizckij: Der Kuttengeier in der Krim 35 — Die Vögel von Tarchan-Ssunak 35 U. O. C. Die Ornithologen-Versammlung in Sarajevo 1899 . . . 197 H. Winge: Fuglene ved de danske Fyr i 1898 76 C. Wüstnei und G. Clodius: Die Vögel der Grossherzogthümer Mecklenburg 236 — 237 Todtenliste. O. v. Löwis of Menar 40 J. Ch. L. Baron Tardifd’Hamonville 40 P. Stef. Faszl 40 Dr. B. Altum 40 VI. Seile Nachrichten. III. internationaler ornithologischer Congress 80 22. Versammlung »Deutscher Naturforscher und Ärzte« .... 200 Jahres-Versammlung (Feier des 50jährigen Bestehens) der »Deut- schen Ornithologischen Gesellschaft« 200 Aii den Herausgeber eingegangene Druckschriften. 39—40, 78—80, 199—200, 240. Corrigenda. p. 40, Zeile 5 von unten steht Fassl, statt Faszl. „ 120, » J 2 „ ,, eine, ,, einer. „ 99, >) 9 „ ,, aureole, ,, avreola. „ 116, >> 15 „ ,, ruf er eens, ,, rufescens. „ 132, >) 16 ,, oben „ 1884, 1887. „ 199, )> 22 ,, unten ,, Spiziapterye x statt Spi B ORGAN für das palaearktische Faunen^ebiet. Jahrgang XI. Januar- Februar 1900. Heft I. Die ornithologische Yersammlung in Sarajevo. Reise- und Versammlungsbericht. Von Josef Talsky. Die Gründung der „Ornith. Centrale“ in Budapest, die nun bereits 6 Jahre besteht, hatte die Folge, dass das „Comite für ornithol. Beobachtungsstationen in Österreich“ mit dem Sitze in Wien seine seit einigen Jahren unterbrochene Thä- tigkeit wieder erneuerte und dass durch Förderung der hohen Landesregierung- von Bosnien und der Hereego wina auch in diesen hochinteressanten Ländern die Beobachtung des Vo- gelzuges eingeleitet wurde. Damit nun in allen drei genannten Ländercomplexen sowohl im Beobachten selbst, als auch in der Bearbeitung des gewonnenen Materiales eine gleiche Methode festgestellt, angenommen und befolgt werde, wurde von Seite des Chefs der „Ung. Orn. Centrale“, Herrn Otto Herman, sowie von dem Obmanne des „Comites für ornithol. BeobaChtungsstätionen in Österreich“, Herrn Dr. Ludwig Lorenz v. Liburnau, Custos am k. k. naturhistorischen Flofmuseum in Wien, Schritte unternommen, um eine Zusammenkunft der betreffenden Functionäre und anderer Ornithologen zu Stande zu bringen. Hiebei wurde Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens und der Hercegowina, ins Auge gefasst und zwar aus dem Grunde, weil das dortige Landesmuseum sich zum „locus credibilis“ für die Balkan-Ornis entwickelt hat und der Gebietscomplex ornithologisch und aviphänologisch von höch- stem Interesse ist. Die Bemühungen der rührigen Herren wurden von dem gewünschten Erfolge begleitet, indem die hohe bosnisch-her- cegowinische Landesregierung der für den 25. bis 29. Septem l Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. ber 1899 in Aussicht genommenen Versammlung- die weit- gehendsten Zusicherungen des Entgegenkommens und der Bei- hilfe gab und überdies es noch aussprach, dass alle Anfragen und Informationen durch das ! .andesmuseurn in Sarajevo bereit- willigst erledigt werden, — mithin der administrative Theil in Sarajevo concentriert wurde. Angesichts solch’ umfassender Vorbereitungen und höchst dankenswerter Entschliessungen musste das Herz eines jeden Ornithologen, dem von Seite des Comites das Programm und die Einladung zur I heil nähme an dieser Versammlung zuge- kommen war, höher schlagen, umsomehr, wenn er so wie ich erwarten konnte, bei dieser Gelegenheit mit einigen alten lieben Freunden und Fachgenossen von den beiden in früherer Zeit in Wien und Budapest abgehaltenen Ornithologen-Con- gressen wieder zusammen zu kommen. Es brauchte darum keiner grossen Überlegung- und der Entschluss: „Auf nach Sarajevo!“ war bei mir bald gefasst. I. f^eise von Olmütz über Budapest und Bosniseh-Brod nach Sarajevo. Versehen mit der jedem Thciln linier an der Versammlung im voraus zugeschickten Legitimationskarte nebst Anweisungen behufs einer ermässigten Fahrt auf den künigL -ungarischen Staatseisenbahnen, als auch auf sämmtlichen Linien der bosnisch- hercegowinischen Staatsbahn, verliess ich am 23. September v. J. mittags Olmütz, meinen dermaligen Wohnort, um die Reise nach Sarajevo anzutreten. Ich war nicht allein. Ein befreundeter geistlicher Herr, P. Franz Ocäsek, zwar kein Ornitholog'e, aber Naturfreund und guter Gesellschafter, reiste über meine Aufforderung mit mir, um derVersammlung als Gast beizuwohnen, was mir recht erwünscht war. Wir fuhren an diesem Tage bis Budapest, wo wir mit den ungarischen Ornithologen Zusammentreffen und die Weiterfahrt gemeinschaft- lich fortsetzen wollten. Iin Hotel „Pannonia“ eingekehrt, fan- den wir einen Landsmann, den bekannten mähr. Ornithologen Herrn Wenzel Capek aus Oslavan, welcher gleich mir, von einem geistlichen Herrn. P. Ignaz Hruby, begleitet, schon früher hier eingetroffen war. Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 3 Am nächsten Tag'e, es war Sonntag-, begaben wir uns \ ier Mährer in das ungarische National-Museum, um uns dem hochverdienten Chef der „Ornithol. Centrale“, Herrn Otto Herrn an. vorzustellen und das weitere Reiseprogramm zu erfahren. Auf das herzlichste empfangen, sahen wir uns bald von einer Anzahl Herren, zumeist jungen angehenden Ornitho- logen umgeben, welche gleich uns zur Abfahrt nach Sarajevo sich bereit machten. Mitten unter diesem hoffnungsvollen Nach- wuclise entdeckte ich zu meiner grössten Überraschung und Freude auch einen bekannten Herrn von der „alten Garde“ nämlich den berühmten Ornithologen Siebenbürgens, kgl. Rath Joh. von Csatö, Vicegespan in Nagy-Enyd, welcher aber infolge plötzlicher Erkrankung leider verhindert war, an der Versammlung theilzunehmen. Die bis Mittag noch übrige Zeit brachten wir im Museum zu, wo uns unter der bereitwilligsten Führung des Directors, Herrn Dr von H orv ä th, Gelegenheit geboten wurde, die Schätze der ornithol. Abtheilung- bewundern zu können. Seit meinem letzten Besuche daselbst im Jahre 1891 wurde Manches neu g-eordnet und angeschafft, so für die Ornis Ungarns eine reichhaltige Eiersammlung, ferner eine Sammlung- von exotischen Vogelbälgen in ganz neuen, ausserordentlich zweckmässig eingerichteten Kästen. Nicht zu vergessen sind auch noch die prachtvollen ausländischen Schmetterlinge, welche das Museum gleichfalls in letzterer Zeit erworben hat. Wir verliessen das herrliche Institut mit der grössten Befriedigung. Die gemeinschaftliche Abfahrt von Budapest erfolgte nach 2 Uhr nachmittags. Unsere Gesellschaft, mit den Herren Otto He rman und Dr. v. Lorenz, der auf dem Bahnhofe, directe von Wien kommend, zu uns gestossen war, an der Spitze, bestand aus mehr als zwanzig Personen und vertheilte sich in zwei für uns reservierten sehr bequemen Waggons II. Classe. Wir hatten einen langen Weg vor uns, zogen aber zunächst nur die Strecke über Maria-Theresiopel (Szabatka) bis an die Grenze, also Bos- nisch-Brod, wo wir um Mitternacht eintreffen sollten, in Betracht. Ein ungarischer Reisegenosse gestand mir g-egenüber ganz offen, dass der von uns befahrene Theil seines schönen Vater- landes in landschaftlicher Hinsicht einer der schwächsten sei, was ich ohne weiters zugebe; allein auf mich hat die zum l* 4 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. grössten Theile unabsehbare Ebene, trotz all der schein- baren Einförmigkeit einen solchen Reiz geübt, dass ich es wünschen würde, wenigstens einen Theil derselben in Ruhe und Bequemlichkeit etwas genauer kennen zu lernen. Während der schnellen Fahrt flog, so zu sagen, das Land sammt allem darauf Befindlichen an meinen Augen vorüber, und doch will ich es versuchen, mit Benützung der flüchtig gemachten No- tizen meine Wahrnehmungen in Kürze aufzuzählen. Was das Aussehen der Boden fläche im allgemeinen anbelangt, so glaube ich alle Abstufungen zwischen dem saftigen Grün des Wiesenlandes und dem sonnverbrannten Fahlgelb der Puszta bemerkt zu haben. Weite abgeräumte Acker mit weissen Fahrwegen und hohen Strohtristen wechselten mit Mais- feldern ab, zwischen deren schütter stehenden hohen Stauden nicht selten dunkelgelbe Kürbisköpfe lagen oder einzelne mächtige Sonnenblumen hervorleuchteten. BaumgTuppen oder wohl gar P'eldgehölze waren, zumal im unteren Theile des Landes, äusserst selten zu sehen ; der Baum, der noch am häufigsten anzutreffen ist, scheint hier die Robinie zu sein. Wasserflächen u. z. theils Regenlachen, theils mit Rohr verwachsene Sümpfe und teichähnliche Gewässer, schimmerten uns öfter entgegen. Feldbrunnen mit langen Zugstangen und Windmühlen erinnerten an die Gegenwart von Menschen, von denen aber, ausgenommen auf den Bahnstationen, auf der ganzen Strecke verhältnismässig wenig zu sehen war. Je weiter sich unser Zug von der Hauptstadt entfernte, destj spärlicher wur- den die Ortschaften und Ansiedelungen, desto seltener auch ihre Bewohner. Oft brauchte es längere Zeit, bevor eine ein- zeln stehende, mit Rohr gedeckte Hütte vor unseren Blicken auftauchte. In der Nähe mancher Stationen, die in fruchtbarer Gegend liegen, änderte sich allerdings das Bild, und es kam mir vor. so lang'e sich nämlich kein Eingeborner mit der landes- üblichen weiten weissen Hose blicken liess, als wäre ich in einer der belebtesten ebenen Gegenden meines Heimatlandes. In der Nähe von Ortschaften, oftmals selbst in be- trächtlicher Entfernung, konnte man Haushühner, Scharen von weissen Truthühnern, Gänsen, — weiters g-anze Herden von weidenden Rindern, Schafen, Schweinen, — aber auffallend wenig Pferde bemerken. Während das Geflügel grösstentheils Josef Talsk;: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 5 sich selbst überlassen blieb, wurden die vierfüssig'en Hausthiere von abenteuerlich aussehenden Hirten und ihren zottigen Hunden überwacht. Überdies wurde die Landschaft, den obwaltenden Verhältnissen entsprechend, durch verschiedene Arten aus der Vogel weit mehr oder weniger belebt. Am zahlreichsten traten Krähen und Elstern, die Culturflächen in gewohnter Weise absuchend, auf; hie und da, so namentlich in den Bahnhöfen und in manchen Maisfeldern wurde eine Gesellschaft vpn Haussperlingen sichtbar, ein Beweis, dass dieser befiederte Landstreicher auch hier sein Fortkommen findet. Wieder- holt erblickte ich einzelne Rauchschwalben, die als Nach- zügler im raschen Fluge dahinschiessend, uns nach dem Süden voraneilten. Kiebitze, Brachvögel, ja selbst einen kleinen Trupp von Triels ( OecUcnemus crepitans) , sowie ab und zu kleine Raub- vögel, Falco tinnunculns oder vespertinus (?), hin und her fliegend, konnte man ebenfalls beobachten. Von Wasservögeln waren einzelne Möwen, wahrscheinlich Larus ndibundus und einmal grössere Flüge von kleinen Wildenten zu notieren. Meine letzte Beobachtung, besser gesagt Bewunderung, galt an diesem Tage der untergehenden Sonne. Es war zum ersten Male, dass mir das Glück zutheil geworden, den Sonnen- untergang in einer so weiten unabsehbaren Fläche, wie es die eben befahrene ungarische Tiefebene ist, verfolg'en zu können. Dazu gesellte sich noch der günstige Umstand, dass unser Zug die Landschaft in vorherrschend südlicher Richtung- durchzog und wir gegen Ost und West freien Ausblick gemessen konnten. Die grossartige Naturerscheinung hatte ihren Höhepunkt er- reicht, als die Sonne am tiefsten stand. Ihre Strahlen verbrei- teten sich nunmehr nach oben und trafen die am blauen Horizonte über einander gelagerten Wolken von unterschied- licher Grösse und Gestalt, was einen überwältigenden Anblick gewährte. Der ganze Westen prangte noch im grellsten Gelb und Roth, während der ferne Osten schon lang'e in Dämmerung und finsterer Nacht begraben lag. Das war ein Naturschauspiel, das sich nur mit jenem vergleichen liesse, welches uns zwölf Tage später während der Fahrt auf dem adriatischen Meere geboten wurde ! Über unsere nächtliche Weiterfahrt bis Bosnisch-Brod ist nicht viel zu berichten. Sehr bemerkenswert war die Übersetzung- 6 Josef Talskj: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. des ganzen Eisenbahnzuges mittelst Dampffähre über die Donau, unweit von Dalya, zwischen den Stationen Gombos und Erdöd. Leider ausser Stande, darüber etwas Näheres mittheilen zu können, will ich nur erwähnen, dass es uns in der halb- dunk ln Nacht doch möglich war, die Fluten des mächtigen Stromes und seine Breite zu unterscheiden, sowie die zwar langsame, doch sichere Arbeit des uns übersetzenden Trajectes wrahrzunehmen. Je weiter wir kamen, desto stiller wurde es im Zuge, und als wir um die Mitternachtsstunde Bosniscli-Brod erreicht hatten und die Waggons wechseln mussten, da konnte man bemerken, dass unsere Gesellschaft während der Fahrt an Zahl erheblich zugenommen hatte. Nach unserer Ankunft wurde es in den Räumen des Bahnhofes ziemlich lebhaft. Jeder von uns suchte vor allem eine Karte nach Sarajevo zu lösen und hatte dabei das Vergnügen, den ersten „echten“ Bosnier zu sehen, nämlich einen baumlangen, anständig aussehenden jungen Mann in der Landestracht, der eine Art Aufsicht bei der Cassa zu führen hatte. Sodann beeilte man sich, irgend eine Erfrischung zu erlangten, und nachdem noch an die Theilnelimer Wohnungsanweisungen für den Aufenthalt in Sarajevo vertheilt worden waren, bezog die ganze Reisegesellschaft den bereit stehenden bosnischen Eisen- bahnzug. So wie in Budapest war auch hier von Seite der löblichen Eisenbahndirection für eine überaus bequeme Fahrt auf das beste gesorgt, was allseits dankbar anerkannt wurde. Nach einer so langen Fahrt, welche wir bereits zurückgelegt hatten, wäre es gewiss ang'ezeigt gewesen, sich dem nützlichen Schlafe zu überlassen, wie es denn meine jüngeren Wagen- genossen unter allerhand erheiternden Versuchen auch wirklich thaten ; allein, gespannt auf die Eindrücke, die das neue, viel- besprochene Land und seine Bewohner auf mich hervorbringen würden, wurde ich von einer gelinden Aufregung- erfasst und blieb ganz munter. Trotz des herrschenden Halbdunkels blickte ich unausgesetzt zum Fenster hinaus, gewann aber bald die Überzeugung, dass das Grenzgebiet Bosniens kein besonderes Interesse darbietet, sondern eine Fortsetzung der kurz zuvor verlassenen Tiefebene, ohne allen Reiz, bildet. Erst später stellte sich Hügelland mit mehr Baumwuchs ein, das nach und nach den Charakter eines ausgesprochenen Gebirgslandes, was JosefTalskv: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 7 Bosnien auch thatsächlich ist, an nahm. Im Grauen des neuen Tages rollte unser Zug an der Stadt und Burgruine Doboj, mehrere Kilometer weiter an dem am rechten Ufer des Bosnaflusses herrlich gelegenen Maglaj mit seinem schlanken Minaret, an Zepde und anderen aus dem Occupationsjahre 1878 wohlbekannten, hervorragenden Gefechtsorten vorbei. Das grösste Interesse erweckte bei uns jedoch das in einer wild- romantischen Thalenge, hoch über der Bosna am Felsen erbaute Dorf Vranduk, das noch von den altersgrauen Resten einer Burgruine überragt wird und dessen Holzhäuser gleich Schwal- bennestern an den Felsen kleben. Überhaupt gestaltete sich die Fahrt, je weiter wir vordrangen, desto herrlicher. Die uns umgebenden, steil aufragenden Berglehnen sind zum grossen Theile mit Laubholz, worunter zahlreiche wilde Wallnussbäume Vorkommen, und von einem üppig wuchernden Farrenkraute von herbstlich rother Farbe dicht bedeckt. In den tieferen Lagen, nahe an Ortschaften, zeigten sich nicht selten ansehnliche Obst- baumpflanzungen, zumeist Pflaumen, aber auch Apfelbäume, mit Frucht beladen. Wir begegneten auch Eingebornen, anfangs wohl nur ein- zelnen Mä nnern in der bekannten Landestracht, die ihrer Be- schäftigung als Bahnarbeiter nachgiengen. In der Station Zenica aber, wo unser Zug um 8 Uhr anlangte, namentlich in der Stadt selbst, die wir beim Verlassen genannter Station durch- schnitten, herrschte gar ein reges Leben. Männer und Weiber unterschiedlichen Alters, Christen und Mohamedaner, Schulkinder mit ihren Requisiten, beladene Pferde mit den Führern, Bauern und Bäuerinnen zu Pferd, — alles beweg'te sich durcheinander und bot durch die malerischen Costume ein von den meisten von uns noch niemals gesehenes, überraschendes Bild. Auch während der Weiterfahrt hielten die Reisenden alle Wagenfenster be- setzt und begrüssten jede neue Scenerie mit Worten der freudigsten Erregung. Bei all’ diesem Treiben liess ich die gefiederte Welt doch nicht ganz aus den Augen. Insbesondere wandte ich meine Aufmerksamkeit den von der Morgensonne hell beleuchteten Berg'en zu, in der Erwartung, einen grösseren Raubvogel, möglicherweise sogar einen weissköpfigen Geier, zu erblicken. Doch umsonst, meine Anstrengung war vergebens! Ausser Nebelkrähen, Elstern in grösserer Anzahl und einigen 8 J o s e f T n 1 s k y: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. kleineren gewöhnlichen Vogelarten liess sich im Bereiche des dahinbrausenden Zuges nichts blicken. Unter mannigfachen Anregungen vergieng rasch die Zeit, und ehe wir uns versahen, war die Hauptstadt Sarajevo mit ihrer unvergleichlich schönen Umgebung im besten Wohlsein und bei der herrlichsten Witterung erreicht. Der Zeiger meiner Uhr wies eine halbe Stunde nach der zehnten Vormittagsstunde. Auf dem Bahnhofe wurde uns von dem Sarajevoer Comitö ein freund- schaftlicher Empfang- zutheil, und wir begaben uns hierauf unter Begleitung der Herren Gustos Othmar Reiser und Professor Joh. Knotek in die Stadt, wo jeder die ihm ange- wiesene Wohnung bezog. Schreiber dieser Zeilen fand im Hause seines Landsmannes, Herrn Prof. Knotek, die liebens- würdigste gastliche Aufnahme. Der erste Nachmittag wurde der Besichtigung der Stadt und des bosnisch - h e r c e g o w i n i s c h e n Landesmuseums gewidmet. Dieses, unter der umsichtigen Leitung des Hof- rathes Herrn C. Hörmann stehende Institut, wurde erst im Jahre 1887 ins Leben g'erufen. Mit Staunen durchschritten wir seine Räume, überrascht von den reichhaltigen Sammlungen unterschiedlichen Inhaltes, welche in musterhafter Weise binnen so kurzer Zeit hier zusammengetragen worden waren. In der besten Stimmung" und erfüllt von den freudigsten Lloffnungen für die künftigen Tage verliessen wir nach zwei Stunden das Museum, um des Abends im „Vereinshause“ wieder zusammen zu treffen. II. Die Versammlungstage in Sarajevo. Ohne mich in eine Beschreibung der bosnischen Haupt- stadt einzulassen, will ich nur kurz erwähnen, dass Sarajevo auf jeden Reisenden, der aus dem Norden oder Westen Europas kommend, sein Weichbild betritt, einen überraschenden Eindruck ausüben wird. Schon die g'rosse Menge von hohen weissen Minarets, die über die Häusermassen emporragen und sich von dem dunkelgrünen Hintergründe der Berglehnen scharf ab- heben, bietet dem Fremden ein ungewöhnliches, noch nie gesehenes Bild, dem sich jedoch noch gar viele andere anreihen, wenn er sich in das Innere der’ Stadt begibt und im Gewühle der eim 9 J o s e f T a 1 s k y?f Ornithologische Versammlung in Sarajevo. heimischen Bevölkerung- einherschreitet. Wenn dann noch ab und zu von der Höhe des schlanken Thurmes die Stimme des Muezzin als Mahnung- für die Rechtgläubigen zum Gebet erschallt, dann wird es ihm erst recht klar, dass er sich bereits im Orient befindet. Neben den ang-edeuteten rein orientalischen Einrich- tungen und Erscheinungen bestehen in Sarajevo seit der im Jahre 1878 erfolgten Occupation Bosniens durch Österreich auch moderne abendländische Culturverhältnisse. Und diese sind es vornehmlich, welche dem Fremden den Aufenthalt in der schönen Stadt so angenehm machen. Der Österreicher ins- besondere, dem seine in unterschiedlichen Stellungen hier lebenden Landsleute aus allen Ländern des Reiches freund- lich entgegen kommen, dürfte sich in Sarajevo bald zurecht finden und heimisch fühlen. Der bedeutende Fortschritt, den das Land infolge des zielbewussten Vorgehens der hohen Landesregierung- überhaupt aufzuweisen vermag, macht feich begreiflicherweise auch in dem Äussern der Hauptstadt auf das vortheilhafteste bemerkbar. Die in der Ebene, d. h. zu beiden Seiten der Miljacka-Ufer gelegenen Stadttlieile, prä- sentieren sich mit Ausnahme des türkischen Marktes (Carsija) ganz modern und weisen eine stattliche Anzahl grosser öffentlicher Gebäude, sowie nicht minder ganze Reihen von fertigen oder noch im Baue begriffenen Privatbauten auf. Für uns Ornithologen war unter allen den mituntef sehr ansehnlichen Gebäuden von grösstem Interesse das erst vor wenigen Jahren im maurischen Style aufgebaute Rathhaus, dessen prachtvolle Räume uns geöffnet und zur Abhaltung der Versammlung-en überlassen wurden. Die erste derselben fand Dienstag, den 26. September statt und wies im ganzen die Zahl von 64 Theilnehmern auf, worunter nachstehende bekannte Ornithologen erschienen : Aus Deutschland: Hans Graf von Berlepsch, Baron L. Besserer, D r. Rudolf Blasius, D r. H. N i t s c h e, Dr. O. Niisslin, A. Schoepf. Aus Italien: Dr. Conte E. Arrigoni degli Oddi. Aus Ungarn: .Stefan Chernel v. Chernelhäza, G. Gaston v. Gaal, Jakob Hegyfoky, Otto Herrn an, Prof. Krammer, Dr. Alex. v. Lovassy, Prof. Pungur, Jakob 10 Josef T als ky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo Schenk, Emerich v. Szalay, Graf Eugen und Graf Paul v. Teleki. Aus C r o a t i e n : Prof. Sp. ß r u s i n a und I) i r e c t o r Barac. Aus Niederösterreich: D r. L. Lorenz v. Libur- n a u. Aus Mähren: WenzelCapek, Fr iedr. K notek, Josef T a 1 s k y. Aus Dalmatien: Prof. Kolombatoviö. Aus Steiermark: Anton Godez. Aus Bosnien: Prof. Erich B r a n d i s, Hofrath C. Hörmann. Director Luk. Karaman, Custos V. Apfelbeck, Dr. Justyn Karlinski, Prof. Joh. Knotek, Custos Othmar Reiser, Joh. Santarius, Edm. Z e 1 eb o r. Zum Vorsitzenden der Versammlung wurde Herr Dr. Rudolf Blasius. Professor in Braunschweig, gewählt. Als Ehrenpräsident fungierte Hofrath C. Hör mann, als Vicepräsidenten .die Herren : Otto Herman, Chef der Ung. Ornithol. Centrale (Budapest), Conte Arrigoni degli Oddi, Universitätsprofessor (Padua), Spiridion Brusina, Universitäts- professor (Ag'ram), Dr. L. Lorenz Ritter von Liburnau (Wien), Othmar Reiser (Sarajevo) Das Amt der Schriftführer versahen die Herren : Wenzel Capek, Lehrer (Oslavan in Mähren), Prof. Julius Pungur und J. Scheide (Budapest), Prof. Joh. Knotek (Sarajevo), Anton Godez, Lehrer (Lembach bei Marburg). Am Stenographentische wären beschäftig: die Plerren : Dr. Klein und Dr. Lewitus aus Sarajevo. Nach Anhörung der üblichen Begrüssungs- und Eröffnungs- reden verliess die Versammlung den Sitzungssaal und begab sich in den gegenüberliegenden grossen Rathhaussaal, allwo die ausschliesslich in den verschiedenen Ländern der Balkan- Halbinsel aufgesammelten Vogelbälge zur Schau ausgestellt waren. Nun ergriff Custos Reiser das Wort, um die Thätigkeit des bosnisch-hercego winischen Landesmuseums in Sarajevo be- züglich der ornithologischen Erschliessung der Balkan-Halb- insel zu besprechen Das beste Zeugnis dieser Thätigkeit lie- ferte allerdings die Menge der vor unseren Blicken befindlichen Präparate, die auf ein ausserordentlich fleissiges und ausdauern- Josef Talsky: Ornithologisehe Versammlung fn Sarajevo 11 des Sammeln schliessen Hess. Wie wir vernommen, wurde seit dem Jahre 1887 ununterbrochen und planmässig, zum grössten Theile unter der Leitung des Redners, durch das Personale des Museums gesammelt, zunächst und am stärksten wohl in Bosnien und der Hereego wina. Sodann wurde 1890, 1891 und 1893 Bulgarien und Ost-Rumelien — , 1894. 1897 und 1898 Griechenland — , 1895 Montenegro — , 1899 Serbien (erste Hälfte) gleichfalls von Abord- nungen des bosn.-herc. Landesmuseums, sammelnd durch- zogen und zwar in reichlicher Abwechslung die Niederung* und das Gebirge zu den verschiedensten Jahreszeiten. Die Zahl der in dem erwähnten Saale sowohl, als auch in zwei kleineren Nebensälen auf eigens hergerichteten Tischen ausgestellten, systematisch geordneten Vogelbälge betrug 6000 Stücke und bedeckten dieselben eine Fläche von 164 Quadratmetern. Ver- hältnismässig schwach vertreten erschien das Gebiet der euro- päischen Türkei, u. z. aus dem Grunde, weil von Sarajevo aus in dieses Land bisher noch keine Expedition ausgesendet worden war. Was die Beschreibung der vorhandenen Präparate anbe- lang't, so ist die Nomenclatur, mit Ausnahme der ersten Auf- sammlungen in Bosnien, den Anforderungen der strengen Priorität vollkommen entsprechend und zur leichteren Übersicht, aus welchem Balkanstaate die einzelnen Exemplare herstammen, tragen die Etiquetten verschiedene Farben. Schliesslich erbat Herr Reiser in seiner bekannten Bescheidenheit die Nach- sicht der anwesenden Fachgenossen bei Beurtheilung des manchmal nicht ganz tadellosen Aussehens der Bälge, welche durch den Transport in den oft unglaublich vernachlässigten Theilen des Balkans ungemein zu leiden hatten. Hier mög*e, wie er meinte, dieselbe milde Beurtheilung Platz greifen, welche man dem Sammler in den Tropen angedeihen lässt. Voll Bewunderung ob der Mannigfaltigkeit und Schönheit der ausgestellten Präparate schritten die Anwesenden die langgedehnten Tischreihen ab und folgten den Ausführungen des Vortragenden mit dem grössten Interesse. Und als darauf Präsident Herr Dr. Blasius dem in der ornithologischen Welt bestbekannten und um diese sehenswerte Collection hochver- dienten Custos, Herrn Othmar Reiser, im Namen der Ver- 12 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. Sammlung Dank und Anerkennung ausgesprochen hatte, durchbrauste ein Beifallssturm die weiten Hallen des schönen Rathhausgebäudes. Die weiteren Programmpunkte, nämlich die Vorträge der Referenten von Seite der Vertreter der drei o mit hol. Beobachtungsnetze, wurden hierauf in dem Sitzungs- saale, wohin die Versammelten wieder zurückkehrten, erledigt. Verhandelt wurde am ersten Tage Vor- und Nachmittag, am zweiten, nämlich Mittwoch, den 27. September, Vormittag. Im Nachstehenden folgt nun der kurze Inhalt der während dieser Zeit abgehaltenen Vorträge. Herr Otto Herma n, Chef der Ung\ Ornithol. Centrale,“ wirft als erster Redner in seinem einleitenden Vortrag'e über den Stand der Aviphänologie einen Blick auf den Stand der Erforschung des Vogelzuges u. z. an der Hand der Hemis- phaeren-Karte der Ung. Ornithol. Centrale, welche alle durch die Autoren kartographisch ausgewiesenen Zugstrassen vereinigt und kommt zu dem Schlüsse, dass alle Autoren neue Thatsachen fordern, viele in der Erscheinung des Vogel- zuges ein Räthsel erblicken. Die Aufgabe der forschenden Ornithologen kann aber nach dem Stande der Wissenschaft nur darin bestehen, die regellose Beobachtung in eine syste- matische umzuändern, d. h., sie in wirkliche A viphaen o- logie umzugestalten, daher den rein ornithologischen Theil mit der Meteorologie zu verknüpfen, was Ungarn schon bewerkstelligt hat. Der Vortragende weist dann an der Hand einer herrlichen platinotypischen Höhenkarte Ungarns nach, dass es ihm schon im Jahre 1895 g'elang, Ungarn in vier Zugsterritorien zu zerlegen und dass diese auch aus der auf mathematischer Grundlage durchgeführten Bearbeitung der grossen Schwalben- beobachtung- vom Jahre 1898 sich als richtig erwiesen hat. Er weist weiters auch auf die dunklen Punkte hin, deren Er- scheinungen wegen Mangel an Beobachtungen nicht erklärt werden können. Vortragender deutet auf die auffallend späten Ankunftsdaten der Zugvögel in Italien und im Litorale hin, auf den grossen Mangel von Beobachtungen, an denen Sicilien und Spanien leiden, endlich noch auf die Noth Wendigkeit der Ausbreitung" der Beobachtungsnetze und einer einheitlichen Beobachtungsmethode. Er stellt hierauf den Antrag, ein Josef Tals ky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 13 Special-Comite zu bilden, welches die einheitliche Methode für die drei Beobachtungsnetze testzustellen hat. Das Specialcomite einigte sich hinsichtlich der Methode betreffs der zu beobach- tenden Arten, der Verbreitungsgebiete, der Massenbeobachtung, der Zonen, des Meridians (Greenwich), des Mittels, der Reihen- folge und des organischen Zusammenhanges mit der Meteoro- logie, für welch’ letztere die Anträge des Meteorologen Herrn Jakob Hegyfoky von der Ung. Ornithol. Centrale angenom- men wurden. Der Vortrag des Herrn Stefan Chernel v. C-her- nelhäza „Über Nutzen und Schaden der Vögel auf positiver Grundlage“ behandelte mit Hinweis auf die ausgestellte Krop f- und Mageninhaltsammlung den N utzen , resp. Schaden der Vögel der Landwirtschaft gegenüber und schilderte die bisherigen Vogelschutzbestrebungen, welche nicht dem positiven Wissen, sondern grösstentheils dem Ge- fühle entsprangen. Die biologischen Studien in den Ver- einigten Staaten Nordamerikas waren die ersten, welche zur Erfoi schung dieser Frage eine reale Basis geschaffen, indem dieselben den Nutzen und Schaden der Vögel auf Grund des Kropf- und Mageninhaltes der verschiedenen Arten bestimmten. In der „Ung-. Ornithol. Centrale“ fand dieser Vorgang gleich nach seiner Einführung Anklang' und die gebührende Würdi- gung, so dass dieses vaterländische Institut derzeit schon eine in die Tausende zählende Sammlung von Kropf- und Magen- inhalten verschiedenartiger Vögel besitzt, welche zum grössten Theile auch schon analysiert sind. Der Redner schildert als- dann die Methode. Es ist bekannt, dass die Vögel in den verschiedenen Jahreszeiten auf verschiedene Nahrung angewiesen sind : es müssen daher die Mageninhalte aus ver- schiedenen Jahreszeiten, womöglich Tag für Tag gesammelt werden, um ein richtig'es Bild über den Nutzen, resp. Schaden der betreffenden Art zu erhalten. Herr Jakob Hegyfoky, Dechant und Meteorologe aus Turkava, behandelt in seinem „Referat über aviphae no- logische Beobachtungen und Bearbeitung der Date n“ die Frage vom meteorologischen Standpunkte. Redner empfiehlt die Errichtung von Stationen I. und II, Ord- nung, ähnlich wie in den meteorologischen Beobachtungsnetzen, 14 Josef Tal sky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. weiters die Berechnung der arithmetischen Mittel und der Culmination u. s. w. und zwar in derselben Weise, wie es bei den meteorologischen Beobachtungsnetzen geschieht, damit die aviphaenologischen Erscheinungen mit den meteorologischen leichter in Vergleich gezogen werden können. Herr Gas ton von Gaal zu G y u 1 a (Csasta), referiert über die Resultate der auf circa 6000 Beobachtungsd iten ba- sierenden Bearbeitung des !898-er F r ü h j a h r s z u g e s der R auchsc h w albe (Hirundo rustica ) in Ungarn. Die dabei befolgte Methode beruht auf dem erweiterten Zonensysteme, u. zw. wurden die Mittel des von einem halben Breitengrade und einem Längengrade gebildeten Quadrates berechnet. Auf Grund der sorgfältig ausgearbeiteten Tageskarten gelangt der Vortragende zu dem Schlüsse, dass man keine Isepiptesen, d. i. regelmässige Fortschrittslinien bilden könne, indem diese eine allmählige Füllung des Gebietes zeigen. Der hypsometrische Einfluss ist entscheidend; eine Karte, auf welcher die Quadrate mit März- und mit Aprilmittel verschieden gefärbt waren, deckte sich beinahe vollständig mit der orographischen Karte Ungarns. Es ist dies dasselbe Resultat, welches Otto Herman schon 1 895 auf Grund eines viel geringeren Materiales mit Hilfe der sogenann- ten ornithologischen Mittel Herman’s erreicht hatte, welches Re- sultat es ermöglichte, Ungarn in vier migratorische Regionen zu zerlegten. Trotzdem der hypsometrische Einfluss bedeutende Verspätung hervorruft, so ist derselbe doch nicht genau in Zahlen bestimmbar. Ein Versuch, die 100 Metern entsprechende Verspätung zu berechnen, scheiterte vollständig. Der Vortra- gende gibt dann seiner Überzeugung Ausdruck, dass schon eine einzige, sich über den ganzen Verbreitungskreis erstreckende Massenbeobachtung die F'rage ihrer Lösung- sehr nahe bringen könnte. Herr Jakob Schenk, Assistent der o mit hol. Centrale (Budapest), sprach über den Stand einer Bearbeitung des Kuckuckszuges, welche sich über den g-anzen V er- breitungskreis dieser Vogelart erstreckt. Nach einer kurzen Besprechung des Zweckes und der Methode schildert der Vor- tragende die Vertheilung der ihm bekannt gewordenen Daten in den einzelnen Ländern. Von den 13.000 Daten entfallen auf Deutschland 5000, auf Finnland und Österreich Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 15 je 1800, auf England 1200, auf Frankreich 1000, auf Ungarn und die Schweiz je 600 u. s. w. Sehr schwach besetzt sind die drei südlichen Halbinseln, die österrei- chisch e n K ii s t e n und die A 1 p e n 1 ä n d er, R u s s 1 a n d, Norwegen, zum Theile auch Schweden und einige Ge- genden der S c h w e i z. Hierauf erstattete H er r Dr. L u d w i g Lore n z v o n Liburnau, Gustos am k, k. naturhistorischen Hofmuseum zu Wien, in einem einstündigen Vortrage ein Referat über die Organisation und bisherige Thätigkeit des „Comites für ornithol. Beobachtungs-Stationen in Österreich.“ Redner legte zunächst die Umstünde dar, unter welchen das gegenwärtige Comite aus dem ehemaligen ornithologischen Vereine hervorgieng und dieser letztere sich mit der k. k. zoolog. botan. Gesellschaft fusionierte. Die Leitung der Stationen be- sprechend, hob er den Eifer der Beobachter hervor, deren über -100 thätig sind; auch durch die in den Provinzen lebenden Ornithologien findet das Comite thatkräftige Unterstützung, weniger ist dies von Seite der in Wien ansässigen Mitgdieder des ehemaligen ornithologischen Vereines der Fall, so dass Re- ferent bei der Führung der umfangreichen Geschäfte, welche die Leitung der Stationen, die Aufsammlung' und Sichtung der Daten u. s. w. verursacht, auf sich selbst und einen Assistenten ang'ewiesen ist, der zeitweise zu dem Zwecke angestellt werden muss. Dies erschwere und verzögere die wissenschaftliche Ver- wertung des einlaufenden Datenmateriales und möge bei kri- tischer Beurtheilung der unter dem Titel „Die Schwalbe“ erscheinenden „Berichte“ des Comites für ornithol. Beobach- tungsstationen in Betracht gezogen werden. Den ersten dieser Berichte (Schwalbe, Neue Folge I, 1898/99) vorlegend, gelangten die einzelnen Arbeiten, welche den Inhalt desselben bilden, zu kurzer Besprechung, über welche grösstentheils auch bereits im „Ornithologischen Jahrbuche“*) von Seite des Herausgebers dieses referiert wurde. Der nächste Bericht des Comites (S c h w a 1 b e, Neue Folge II) werde bereits einige der wissenschaftlichen Ergebnisse, welche aus den rohen Daten resultieren, ent- halten. Dieselben lagen für einig'e Vogelarten im Manu- *) X. 1899. p. 233—237. 16 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung- in Sarajevo. scripte vor, und die Bearbeitung der Kuckucksdaten von den Frühjahren 1897 und 1898 durch Herrn Lehrer W. Capek ist bereits gedruckt, und Separata derselben stehen den Theilnehmern der Versammlung zur Verfügung-. Lieber diese, sowie über die druckfertige Arbeit, betreffend die An- kunft der Rauchschwalbe in denselben Jahren macht nun Dr. von Lorenz ausführlichere vorläufige Mittheilungen, unter Vorführung mehrerer Karten, auf denen der Frühjahrszug der genannten beiden Arten durch Capek und Lorenz gra- phisch dargestellt wurde. Capek hat die ersten An- kunftszeiten des Kuckucks der Methode der „Ungarischen Ornithologischen Centrale“ folgend, zuerst zonenweise ver- glichen, für jede einem halben Breitengrad entsprechende Zone die Mittel und Durchschnitte berechnet, mit jeweiliger Aus- schliessung einzelner ungewöhnlich früh oder auffallend spät erscheinender Angaben. Aus einer tabellarischen Zusammen- stellung- derselben ergäbt sich: 1. Ein zonenweise gleichmässig- verspätetes Eintreffen von Süd gegen Nord bis in die Zonen der Alpenregion — Z. 47 a — das ist bis in die Zone zwischen 47° 30 und 48 n. Br. oder clie Zone von Salzburg — Mariazell. 2. Ein Abbrechen dieser fortschreitenden Verspätung- und ein Wiederbeginn früherer Daten in Z. 48 (Zone des Donau- thaies oder Zone Linz— Wien) mit neuerlicher, zunehmender Retardierung weiter gegen Norden zu. Capek vergleicht diese Erscheinung treffend mit zwei Wellen, von denen die südliche mit etwas früheren Daten be- ginnt als die nördliche. Die beiden Jahre, untereinander verglichen, zeig-en, dass in den südlichen Zonen 1897 der Zug- früher beg'ann und ver- lief als im Jahre 1898, während umgekehrt in den nördlich der Alpen gelegenen Zonen im Frühlinge von 1897 das Eintreffen des Kuckucks im ganzen später erfolgte als 1898. Capek vergleicht auch die Kuckucksdaten, welche aus Ungarn bereits für das Jahr 1897 vorlieg'en und findet im allgemeinen einen Parallelismus; nur sind in Ungarn in den Zonen 46a und 47 die Daten durchschnittlich früher, was durch den Mangel an Gebirgen in diesem Gebiete erklärlich erscheint. Manche Beobachter haben auch das Eintreffen der Haupt- Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 17. masse, den Hauptzug, notiert; derselbe fiel 1897 in die Tage vom 22. bis 28. April, 1898 zwischen den 20. und 29. April und zwar je nördlicher, desto früher nach der ersten Ankunft. Das Netz unserer Stationen weist im westl. Galizien eine grosse Lücke auf. Wenn man die Durchschnitte für den öst- lich und westlich vorn dieser Unterbrechung gelegenen Theil jeder Zone berechnet, so ergeben sich zwischen O. u. W. einige Unterschiede ; im ganzen bleiben aber die beiden Bewegungs- wellen dieselben. Lorenz demonstriert dies an zwei von ihm entworfenen Karten, auf welchen die durchschnittlichen An- kunftszeiten in sinnreicher Weise mit farbigen Zeichen dar- gestellt sind. Eine tabellarische Zusammenstellung in Capek’s Bear- beitung führt die Mittelund Durchschnitte nach den Kronländern vor, die im wesentlichen dasselbe Ergebnis wie die Berechnung für die Zonen liefert. Eine weitere Tabelle enthält die Mittel und Durchschnitte von Stationsgruppen, welche nahe beisammen und unter an- nähernd ähnlichen geographischen und physikalischen Verhält- nissen liegen und ergibt die Thatsache, dass die Zonendurch- schnitte kein genaues Bild des Erscheinens des Vogels bieten, da ja oft sehr verschiedene Lebensbeding'ungen in einzelnen grösseren und kleineren Längenabschnitten jeder Zone bestehen. Das Eintreffen des Kuckucks im einzelnen veranschau- lichten 2 Karten, in welchen durch Capek nach dem Vor- schläge von Lorenz die Tage der ersten Ankunft nach fol- gender Methode mit Farben markiert waren: Es wurden die •6 Tage, auf welche die meisten Ankünften fielen, ermittelt und mit einer bestimmten Farbe bei den betreffenden Stationen auf der Karte bezeichnet, und zwar je 2 Tage wieder mit je einem besonderen Zeichen derselben Farbe; von dieser Hexade der zahlreichsten Ankömmlinge ausgehend, wurden dann nach vorne und rückwärts wieder je 6 und 6 Tage mit einer anderen Farbe aufgetragen und zwar abermals wieder innerhalb der Hexaden je zwei Tage durch die Form der Zeichen unter- schieden. Auf diese Weise traten die sechs- und zweitägigen Abschnitte der ersten Ankunftszeiten deutlich hervor, und es war auf den Detailkarten der Verlauf des Eintreffens in zwei Wellen nicht nur nach den Zonen erkennbar, wie dies die Be- 18 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. rechnung und graphische Darstellung der Durchschnitte nach Zonen ergeben hatte, sondern es zeigte s ch auch, dass in ein- zelnen Zonen im W. meist spätere Daten fallen als im O., dass neben der Verspätung der Ankunft gegen Norden auch eine solche gegen W. besteht, so dass daraus eine Zugsrichtung von SO. nach NW. resultiert, was auch mit den in Ungarn ge- machten Beobachtungen übereinstimmt, wo gleichfalls eine Verspätung des Auftretens in diagonaler gegen NW. gehender Richtung' durch O. Herma n constatiert wurde. Nebstbei zeigen diese Detailkarten an den westlichen Stationen, dass da einzelne derselben auch mit sehr frühen Daten, zwischen allgemeinen späten Ankunftstagen markiert sind, und das scheint darauf hinzudeuten, dass diese die rechten Flügelmänner eines zweiten Contingentes sind, dessen Fronten im Westen der Alpen aus SW. kommend, geg'en NO. einrücken. Es ist ja bekannt, dass durch Deutschland der Frühjahrszug vorwiegend in dieser Richtung erfolgt. Ganz Ähnliches ergaben, wenn auch weniger deutlich, die Karten, welche Dr. v. Lorenz über das Auftreten der Rauchschwalbe angefertigt hatte und im Anschlüsse an die Karten über den Kuckuckszug demonstrierte. Für jedes der beiden Jahre war das Eintreffen der Hirundo rustica durch 3 Tafeln dargestellt, die eine mit den einzelnen Ankunftstagen, von denen in diesem Falle je ö mit einer Farbe bezeichnet waren, von einer Pentade mit den meisten Daten ausgehend. Eine zweite Karte brachte die Durchschnitte für die ganzen Zonen zur Darstellung und eine dritte zeigte für jedes der beiden Jahre die Durchschnitte von Zonentheilen, welche je einer Länge von 2° entsprachen. Es ergab sich auch da, dass es nur von theilweisem W erte ist, die Durchschnitte aus den Daten der ganzen Zonen zu ziehen, und dass es jeden- falls zu empfehlen sei, nebstbei Durchschnitte aus Längenab- schnitten der Zonen und aus Stationsgruppen zu berechnen, ja selbst einzelne Ankunftstage im Verlaufe des Zuges einer Saison zu berücksichtigen, um ein richtiges Bild von demselben zu bekommen. Denn die Durchschnitte aus den ganzen Zonen allein ergeben nur das ziemlich selbstverständliche Resultat, dass der Zug nach Norden zu immer später beginnt und dass Gebirge darin Störungen verursachen. Aus der vorgelegten von Lterrn Norbert Lorenz Josef Tals ky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 19 durchgeführten Bearbeitung der Rauchschwalbe sei hier nur folgende Übersicht über die Zahl der Ankünften in den bei- gesetzten Zeitabschnitten wiedergegeben. 1897 aus im ganzen 238 Daten. V orläufer : 39 Daten vom 20. Februer bis 4. April Stärkster Zug 62 11 n 5, April ?*» 9. „ Abnahme 38 n ii 10. „ 11 14. „ , Daten =125 41 n ii 15. „ n 19. „ vom 23 ii ii 20. „ ii 24. „ 10./IV. — 29./IV. 23 ii ii 25 uO . ii 29 60. „ Nachzügler : 12 ii ii 30. „ ii 13. Juni. 1898 aus im ganzen 218 Daten. Vorläufer: 36 Daten vom 3. März Dis 1. April Zunahme : 25 11 ii 2. April 11 6. „ Stärkster Zug: 49 11 ii n 11 1t „ Abnahme 1 31 11 ii 12. „ 11 16. „ Daten = 83 vom 3! 11 ii 17. „ 11 21. „ 12./IV.— 26./IV. 21 11 ii 22 £4. „ 11 26. „ Nachzügler : 25 11 ii 27 j i . „ 11 4. Mai. Es lagen von Norbert Lorenz auch noch Tabellen vor, welche das Erscheinen der nachstehend genannten Arten während des Frühlings 1897 behandelten: Columba palumbus mit im ganzen 209 Daten, wovon 50 als die meisten auf die Tage vom 27./2. — 3./3 fielen. Turdus musicus mit im ganzen 166 Daten, wovon 45 als die meisten vom 27./2. — 3./3. Scolopax rusticula mit im ganzen 177 Daten, wovon 44 als die meisten vom 16./3. — 20. /3. Chelidon urbica mit im ganzen 70 Daten, wovon 18 als die meisten vom 24./4. — 28./4. Coturnix coturnix mit im ganzen 62 Daten, wovon 17 als die meisten vom 27./4. — 1./5. Oriolus oriolus mit im ganzen 92 Daten, wovon 2X21 als die meisten vom 27. /4. — 1./5. und vom 2./5. — 6./5. Lanius collurio mit im ganzen 77 Daten, wovon 13 als die meisten vom 29./4. — 3./5. Die Zeit gestattete nicht, auf diese Bearbeitungen näher einzugehen, auch musste aus demselben Grunde von einer Be- 2* 20 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. sprecliung der Bearbeitung der Ankunft des weissen Storches, welche für die Jahre 1897 und 1898 durch Capek ausge- führt und nebst zwei colorierten Karten vorgelegt worden war, abgesehen werden. Während der Versammlung langte auch noch ein Manuscript von R. Lit schauer ein, welches die Ankunft der weissen Bachstelze zum Gegenstände hat. Herr Professor Joh. Knotek (Sarajevo) berichtet über die Thätigkeit des bosnisch-hercegowinischen Comites für ornithologische Beobachtungen in nachstehender Weise: Die Thätigkeit des genannten Comites begann mit der Beobachtung des Vogelzuges im Herbste 1897 und beschränkt sich vorderhand auf jene Vogelarten, welche für die Beobach- tung ausdrücklich empfohlen wurden. Als Arbeitsprogramm wurde das der „Ungarischen ornithol. Centrale“ und des „Öster- reichischen Comites“ in Wien acceptiert, jedoch bisher noch Abstand genommen, die Beobachtungsstationen in ein Zonen- system zu bringen, u. zw. aus dem Grunde, weil sich in der Auffindung von verlässlichen Beobachtern grosse Schwierig- keiten entgegenstellen. Es wurden hauptsächlich die im Laufe der Jahre bekannt gewordenen Zugstrassen, an denen zufällig grössere Ansiedelungen mit einzelnen Beobachtern liegen, besetzt. Die oro- und hydrographischen Verhältnisse des Landes — nach Nord und Süd gerichtete Llussläufe und dieselben trennende hohe Gebirge — zwingen zu der Annahme, dass die Vögel bei ihrem Zuge, soweit derselbe wahrnehmbar ist, diese natür- lichen, bequemen Wege nehmen müssen. Das Beobachtungsgebiet ist kein einheitliches. Bosnien ist Durchzugsgebiet, die Hercegowina theils Durchzugs- gebiet, theils Winterstation. Der Zug vollzieht sich auch längs der Llussläufe bis in die Hercegowina, verflacht sich hier und geht längs der Küste nach Süden. Als Hauptzug- st r a s s e gilt die Bosna und Narenta u. zw. die Bosna bis zu ihrem Ursprung, von da über die niedrig-en Höhen zu den Pässen der Wasserscheide in das Narenta-Thal selbst und in die Thäler ihrer Nebenflüsse. Eine andere .Strasse ist die längs des Vrbas-Thales, welche sich in der Mitte des Landes mit der Bosnastrasse verbindet, dann aber über den Maklensattel in das Rama- und durch dieses bei Ja- blanica ins Narentathal einmündet. An diese Linie schliesst sich Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 2t die Strasse der Una und Save an. Im Osten von der Haupt- linie ist von untergeordneter Bedeutung die Drina mit den Uebergängen ins Zepathal, zwischen Vlasenica und Srebrenica. Der Zug" geht dann längs der Drina oder aber längs des Lim weiter. Von den 35 Beobachtungsstationen liegen die meisten an der Bosna-Narentastrasse. Als richtige Berg- stat i o ne n gelten : B. Petrovac, Rogatica, Vares und das Ob- servatorium auf der Bjelasnica (2067 m). Endstationen bilden: Bihac, 33° 42’ und Srebrenica, 56° 58' östliche Länge und Bosn. Gradiska, 45° 9’ und Trebinje, 42° 12’ nördl. Breite. Auf Bos- nien entfallen 25, auf die Herceg"owina 10 Beobachtungsstationen. Die tiefsten Stationen sind im Norden Gradiska = 90 m und im Süden Mostar = 59 m. Die höchste Station ist die schon erwähnte „Bjelasnica mit 2067 m. Der Vogelzug u. zw. der Herbstzug vom Jahre 1897 und der Frühjahrs- und Herbstzug" vom Jahre 1898 wurden zu- sammengestellt und lieg'en im Manuscripte vor. Alle diese Vorträge und Referate wurden mit lebhaftem, allseitigem Beifalle, jedoch ohne Debatte aufgenommen. Weiters sprach: Herr Dr. H. N i t s c h e, Professor der Forstakademie Tharandt, über die Verbreitung des grauen Reihers (Ardea cinerea) im Königreiche Sachsen, u. zw. auf Grund au- thentischer Daten, welche sich durch mehrjährige Einsendung von erlegten Exemplaren behufs Einhebung der für dieselben ausg'esetzten Prämien ergaben. Aus einer graphischen Skizze, welche auf der Basis besagter Daten die grössere oder geringere Häufigkeit des Auftretens durch dichte oder schüttere Straf- fierung ersichtlich machte, konnte rasch und sicher ein g'uter Überblick gewonnen werden, in welchem Landestheile die meisten und in welchem die wenig" sten dieser Fischräuber vorzukommen pflegen. Herr Dr. Just. Karli n ski, Districtsarzt in Maglaj, be- richtet über die Verbreitung" des weissen Storches ( Ciconia ciconia) als Brutvog'el in Bosnien. Anlässlich seiner häufigen Dienstreisen im Lande fand der Redner Gelegenheit zu be- obachten und festzustellen, dass als Brutzone des weissen Storches hier zu Lande bloss ein schmaler Streifen südlich der 22 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. Save zu bezeichnen ist. Im südlichen Theile Bosniens und der Herceg'owina ist der Vogel, mit Ausnahme einiger weniger Brutpaare — nachReiser's ergänzenden Bemerkung — nächst dem 900 m hoch gelegenen Gaüko (Hercegowina) nur als Durch- zügler zu betrachten. Der schwarze Storch (Cicoitia nigra) dagegen findet sich von der Save südwärts, selbst in den entlegensten Gebirgsthälern Central-Bosniens als Brutvogel, doch behauptet jedes Paar für sich ein grosses Revier. Zum Schlüsse erbat sich noch Schreiber dieser Zeilen das Wort, um seine in den letzten zwei Jahren gemachten Er- fahrungen über die Lachmöve ( Larus ridibundus) in Mähren mitzutlieilen. Dieser bekannte Zugvogel erscheint an seinem grössten Brutplatze im Lande, nämlich am Chropiner Teiche, welcher unweit der allbekannten Eisenbahnstadt Pr e rau liegt, in der zweiten Hälfte des Monates März. Ende Juni ist das Brutgeschäft vollendet, und die nach Hunderten, wenn nicht gar nach Tausenden zu zählende Nachkommen- schaft vollkommen entwickelt — flugfähig. In den ersten Tagen des Juli verlässt die g-anze Gesellschaft fast unbemerkt den Teich und ist den ganzen Sommer über nicht mehr zu sehen. Während dieser Zeit gehört eine Lachmöve in ganz Mähren überhaupt zu den Seltenheiten. Der Vortragende ver- sichert, sich alle Mühe gegeben zu haben, um zu erfahren, welche Richtung die aus Mähren ausgewanderten Lachmöwen eingeschlagen haben mögen, insbesondere aber, in welchem Lande sie den Rest des Sommers bis zum Eintritte des Herbstes, also der eigentlichen Zugzeit, zu verleben pflegen. Nicht in der Lage, trotz des wiederholten Besuches der Brutkolonie, eigene diesbezügliche Beobachtungen zu machen, stellte Redner an den fürsterzbischöfl. Revier- förster in Chropin, unter dessen Augen so zu sagten die Möven nisten, das Ansuchen, diesen besondere Aufmerksam- keit zu schenken. Seinen Beobachtungen gemäss wandern die Lachmöven nach vollzogenem Brutgeschäfte gegen Norden. Nachdem der Redner seine Ausführungen zu Ende ge- bracht, stellte er an die anwesenden Ornithologen, welche doch aus verschiedenen Ländern Europas erschienen waren, die Frage, was ihnen in Betreff des sommerlichen Aufenthaltes der Lachmöve bekannt sei, namentlich aber, ob sie erfahren J o s e f T a 1 s k y : Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 23 hätten, dass dieser Vogel am adriatischen Meere schon anfangs Juli eintreffe, oder aber, ob um dieselbe Zeit an der Nordsee oder an einer anderen Stelle des Nordens ein Zuwachs dieser Art wahrzunehmen sei. Sollte die Vermuthung, dass die Lachmöve Anfangs Juli gegen Norden weiter zieht*), also die durch das Brutgeschäft eigentlich nur unterbrochene grosse Frühjahrs Wanderung fort- setzt zur Wahrheit werden, dann hätten wir einen interes- santen Fall zu verzeichnen, in welchem eine Vogelart, wie man sagen könnte, einen „Doppelzug“ durchzumachen hätte. Dieser beifällig aufgenommene Vortrag rief eine äusserst lebhafte Debatte hervor, welche jedoch zu keinem bestimmten Resultate führte. Es wurde demnach beschlossen, alle ornithol. Beobachter aufzufordern, der Lachmöve in der besprochenen Richtung die vollste Aufmerksamkeit zu schenken und die gemachten Erfahrungen seinerzeit der Öffentlichkeit zu übe rgeben. Der Nachmittag des zweiten Sitzungstages gestaltete sich für die Theilnehmer überaus angenehm, der Abend fest- lich. Die ganze Gesellschaft unternahm eine Ausfahrt nach dem reizenden Badeorte Ilidze und zu den Bosnaquellen. Nach der Ankunft in Ilidze wurde einer Abordnung von 20 Orni- thologen, die besondere Ehre und Auszeichnung zutheil, in Ab- wesenheit Sr. Excellenz des Rei chs - F in an z mi nis t er s von K a 1 1 a y, von dessen Frau G e m a h 1 i n in deren Appar- tements empfangen zu werden. Abends 7 Uhr fand ein von der hohen Landesregierung zu Ehren der ornithologischen Versammlung veranstaltetes Festbankett statt. Das Schwefelbad Ilidze, etwa 7 Km von Sarajevo ent- fernt, ist mittelst Eisenbahn in wenigen Minuten zu erreichen. Seine Lage in der weiten Ebene des Sarajevsko polje ist herr- lich. Neue, auf das modernste eingerichtete Hotels, ein ele- gantes Restaurationsgebäude, mitten in ausgedehnten Parkan- *) Daran vermag ich nicht zu glauben. Meines Wissens zieht kein Vogel, wenn die ßrütezeit vorbei, nach Norden, ausser es handelt sich um einzelne Verflogene. Offenbar wendet sich auch die Lachmöve, wenn sie den Brutplatz verlässt, dem Süden zu. Im Salzburg’schen brütet die Art nicht, aber schon im Juli kann man an geeigneten Plätzen für kürzere Zeit ganze Flüge — Alte und Junge — sehen. So beobachtete ich hier bei Hallein vom 5. bis 7. Juli 1895 einen Flug von ca. 20 Individuen auf den inundierten Wiesen, der dann weiter zog. D. Herausg. 24 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. lagen, verschiedene Bäder und andere Einrichtungen sorgen für die Bequemlichkeit und Unterhaltung' der Gäste. Hier war es auch, wo uns Gelegenheit geboten wurde, einige characte- ristische Repräsentanten der bosnischen Thierwelt zu sehen, näm- lich Geier, Stei n adler und braune Bären, die im Parke in einer geräumigen Voliere, beziehungsweise in einem festgebauten Zwinger entsprechend untergebracht, von jedermann frei be- sichtigt werden können. Ein Promenadeweg' führt in etwa 3/4 Stunden von hier zu den Bosnaquellen, weichein zahlreichen Wasseradern dem Fusse des gewaltigen Bergriesen lg man entströmen und durch Gebüsch und Steingeröll ihren Weg nehmend, in einem Becken sich vereinen. Ihr klares, bewegtes Wasser mit kiesigem Grunde ist für die Forellen wie geschaffen. Dies wurde auch an mass- gebender Stelle erkannt und zur Zucht dieses Edelfisches seit einigen Jahren daselbst geschritten. Das Unternehmen ge- deiht vortrefflich, wie wir uns unter Führung des amtlichen Leiters dieser Anstalt, Herrn Inspector Jul. Pojman, eines Mährers, dem wir übrigens noch andere Liebesdienste, nament- lich während der Rückreise in die Heimat zu verdanken hatten, überzeugen konnten. Das Festbankett, welches im Speisesaale des vor- erwähnten Restaurationsgebäudes abgehalten wurde, verlief in der gehobensten Stimmung. Es betheiligten sich daran ausser den Theilnehmern der ornithol. Versammlung zahlreiche ein- heimische hervorragende Gäste, so der Bürgermeister und andere Herren aus Sarajevo. Von den Trinksprüchen will ich nur jenen hervorheben, der von dem P. T. Regierungsvertreter Herrn Baron Kutscher a auf Se. Majestät Kaiser Franz Josef I. ausgebracht und von einem dreimalig'en begeisterten „Hoch“! der Festgesellschaft erwidert wurde. Nach dem Festbankette wurden die Ornitholog'en von der Frau Gemahlin Sr. Excellenz des Herrn Reichs-Fi- nanzministers von Kallay nochmals ausgezeichnet und zum „Thee“ geladen. (Fortsetzung folgt.) Ludw. v. Führer: Prachtadler in Nord-Albanien erlegt. 25 Der Prachtadler (Aquila Mvescens Gray*) in Nord- Albanien erlegt. Von Ludw. von Führer. Am 9. November d. J. gelang es mir, ein 6 dieses schönen Adlers am Humsko blato in Nord- Albanien zu erlegen. Der Vogel kreiste anfangs und hakte später auf einer Weide auf. Verg-ebens versuchte ich, oft bis über den Hüften im Sumpfe watend, heranzukommen ; der Adler war sehr vorsichtig und wechselte mehrmals, stets von mir verfolgt, seinen Platz, bis ein Hazard-Schuss endlich den abstreichenden Vogel zu Falle brachte. Da meines Wissens aus Europa**) bis nun kein typisches Exemplar dieser wahrscheinlich in Indien heimischen Art be- kannt ist, glaube ich, dass es von Interesse sein dürfte, eine genaue Beschreibung, sowie auch einige Beobachtungen dies- bezüglich hier wiederzug-eben. Masse des in Rede stehenden männlichen eines im brit. Museum be- findlichen Weibchens aus Stückes Indien (von E. Hartert beschrieben: »Naumann, neue Ausgabe.«) Ganze Länge 68 cm 70 — 75 cm. Spannweite 166 n — Tarsus 10 n 10 „ Durch die Freundlichkeit des Erlegers hatte ich Gelegenheit, den Vogel — in der That ein prächtiges Exemplar und mit der in der neuen Ausgabe Naumann's gegebenen Abbildung gut übereinstimmend — eingehend besich- tigen zu können. Den Eindruck, den der Prachtadler macht, ist der einer Aberration, und er wird von manchen auch für eine solche der Aquila poma- rina gehalten, obgleich er andere, grössere Massverhältnisse aufweist. Die Seltenheit dieses Vogels in den Museen, unsere dürttige Kenntnis seiner Verbreitung lassen augenblicklich eine definitive Entscheidung, als was er zu betrachten sei, nicht zu. Wenn die hochinteressante Aberration des Schrei- adlers des Königsberger Museums (Erinnerungsschr. VII. Jahresvers. deutsch. Orn.-Gesellsch. Halberstadt, 1853 (Cassel, 1854) p. 69 — 72, Taf. IV), die ja dem Prachtadler ziemlich ähnelt, zu A. pomarina gezogen wird, so waren dafür vorwiegend die mit dieser übereinstimmenden Dimensionen massgebend. Bei grösseren Massverhältnissen müsste man ihn gegenwärtig wahrscheinlich zu fulvescens ziehen. Der Herausgeb. **) Aus der Literatur sind das von E. F\ v. Homeyer in seiner Samm- lung befindliche, bei Thorn im October 1862 erlegte Exemplar und ein weiteres im Mus. Heine aus S.:Russl. stammendes Stück (A. Böckii E F. v. Hom., J. f. O. 1874 p. 105), wie auch das von A. B. Meyer aus Sarepta (Isis, 1892, Abh. p. 67) bekannt geworden. Der Herausgeb. 26 Ludvv. v. Führer: Prachtadler in Nord- Albanien erlegt. Masse des in Rede stehenden männlichen Stückes eines im brit. Museum be- findlichen Weibchens aus Indien (von E. Hartert beschrieben : »Naumann, neue Ausgabe«) Mundspalte Stoss Schnabel über der 5’5 cm 29 cm Wachshaut Schnabel vor der Wachshaut Mittelzehe Innenzehe Aus diesen Massen ist zu ersehen, dass das im Brit. Mu- seum befindliche 9 etwas grössere Dimensionen aufweist als das albanesische was bekanntlich bei allen Raubvögeln der Fall ist. Beschreibung': Dieselbe stimmt beinahe vollkommen mit dem indischen Exemplare überein, welches auch von Keule- mans in der neuen Ausgabe des Naumann vortrefflich ab- gebildet ist; nur ist da der Kopf im Verhältnis zu klein aus- gefallen. Kopf, Hals, die ganze Unterseite, sammt Hosen und Unter- schwanzdeckfedern sind licht rostgelb, stellenweise mit inten- siverem rostfarbenen Anfluge, so auf der Oberbrust und dem Halse — an diesen Stellen haben die Federn braune Schäfte. Diese Rostfarbe gleicht vollkommen jener, wie sie der alte Bartgeier häufig auf der Unterseite besitzt. Scheitel und Nacken haben ausser dieser Tinte noch einen perlg'rauen Schimmer. Dieser Ton zieht sich mit Unterbrechung des Mittelrückens, der weiss- lich-ockerfarben ist, bis zum Bürzel hin. Der letztere wird da- gegen aus weissen und rostfarbenen Federn gebildet. Die Hosen werden gegen unten lichter und bei den Zehen beinahe weiss. Ober- und unterhalb des Auges befindet sich ein deut licher schmaler brauner Supercilarstreif. Ein ebensolcher Streifen zieht sich knapp unter dem Schnabel bis zu den Mund- winkeln. Handschwingen und die längeren Federn des Fittichs schwarzbraun, Schultern, Alulae sowie die Flügeldeckfedern gelblich bis graugelb. Die längsten Handschwingen haben eine Lud w. v. Führer: Prachtadler in Nord- Albanien erlegt. 27 weisse Wurzel, wodurch auf der Unterseite des Flügels ein handflächengrosser weisser Fleck gebildet wird, der bei dem in der Luft kreisenden Vogel — ähnlich wie beim Bussard — deutlich sichtbar ist. Der Stoss ist einfärbig braunschwarz und weisst einen kaum 1 cm breiten hellrostfarbigen Saum auf. Die Nasenlöcher sind gross und rundlich, schief stehend. Der Schnabel blaugrau mit schwarzer Spitze, Wachshaut ci- tronengelb, ebenso die Fänge. Die Iris ist licht bräunlichgrau. Aus verschiedenen, hauptsächlich anatomischen Anzeichen^ halte ich dieses Exemplar für einen alten Vogel. Der Schädel- knochen ist sehr hart, die Kopfhaut sass sehr straff mit starkem Unterhautbindegewebe an der Schädeldecke befestigt, was ich nur bei alten Adlern in dieser Weise fand. Im Kropfe befanden sich Reste eines Blässhuhnes. Ich halte die Aquila fulvescens unbedingt für eine gute Art und absolut nicht für eine V arietät von Aquila maculata (Gm.), wogegen schon einig'es vom anatomischen Befund sprechen dürfte. So ist das Muskelfleisch dieses Adlers sehr licht — wie Kanin- chenfleisch — das von Aquila maculata und Aquila pomarina dagegen -- ich schoss bis nun über zwanzig Stücke dieser Adler in allen Kleidern — stets dunkelroth von der Farbe des Pferdefleisches. Die Schleimhaut des Rachens ist bei Aquila fulvescens gelblichgrau, bei den beiden anderen Arten aber röthlich - violettg'rau. Die Unterschwanzdeckfedern sind bei ersterer Art bedeutend länger. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen Aquila pomarina und maculata aufmerksam machen: ,, Aquila maculata hat die Flaumfedern auf Brust, Hals, Bauch und Rücken blendend weiss, sehr dicht und lang. Bei der anderen Art sind diese Federn kurz, weniger dicht und meist gelblichweiss. Vier Tage nach der Erlegung dieses Adlers weilte ich abermals im Humsko blato — - nebenbei bemerkt die gefähr- lichste Gegend Albaniens — und sah dort noch zwei Pracht- adler mit derselben Färbung wie das in Rede stehende Stück. Die Vögel, wahrscheinlich ein Paar, da einer etwas grösser zu sein schien, kreisten längere Zeit, wobei sie öfters Laute hören liessen, die mit jenen des Bussardes Ähnlichkeit hatten, keines- wegs aber dem mir gutbekannten „Jaf-Jaf“ des Schrei- und 28 H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lau ins excubitor homeycri. Schelladlers nahe kamen. Die Adler verschwanden alsdann gegen den Hum zu, wohin ich ihnen nicht mehr zu folgen wagte. Vielleicht bringt mir Diana doch noch ein 9 dieses wahrhaft prächtigen Adlers einmal günstig zum Schüsse. Mit diesem Stück habe ich eine neue Art für den Balkan festgestellt und übergab dasselbe — wo es hingehört — dem Landesmuseum in Sarajevo. Podgorica, 13. November 1899. Zur Fortpflanzung des Lun ins excubitor homeyeri (Cab.). Von Hermann Johansen. Während das Brutgeschäft des westlichen Lanius excubitor excubitor (L.) in allen Einzelheiten genügend erforscht ist, liegen über diese Verhältnisse bei der östlichen Subspecies des grauen Raubwürgers meines Wissens bloss sehr wenige, fast gar keine Angaben vor. Das Brutgebiet des typischen weissflügeligen Raubwürgers umfasst West-Sibirien, Turkestan und den süd- östlichen Tlieil des europäischen Russlands. Prof Dr. M. v. Menzbier, dessen Werk „Die Vögel Russlands“ ich diese Angaben entnehme, führt als Ostgrenze des Verbreitungsgebietes in Sibirien den Jenissei an. Als westlichste Fundorte gibt Prof. Menzbier das Gouv. Moskau, ferner Preussen und Österreich an, doch hält er das Vorkommen in jenen Gebieten für selten und zufällig. Bevor ich zur Besprechung des bei Tomsk ge- machten Fundes übergehe, sei es mir gx-stattet, die Literatur- angaben in chronologischer Reihenfolge anzuführen. Im Jahre 1873 ist diese Raubwürgerform von den übrigen unterschieden worden und zwar gleichzeitig in ihrem syste- matischen Werte von J. Cabanis und N. A. Ssewerzow erkannt. Doch finden sich weder bei Ssewerzow, noch bei Cabanis (bei letzterem nach freundlicher Mittheilung des Herausgebers dieser Zeitschrift) Angaben über das Brutgeschäft dieses Würgers. Auch die Werke der älteren Autoren, die diese Form nicht unterschieden hatten, enthalten keine Angaben über das Fortpflanzungsgeschäft eines grossen Raubwürgers im Verbreitungsgebiete des Lanius excubitor homeycri. H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lanius excubitor homeyeri. 29 Das 1881 erschienene wertvolle Werk Modest Bog- danow’s über die Würger der Fauna Russlands enthält bezüg- lich des Brutgeschäfts unseres Vogels nur die Angabe, dass Cabanis Eier desselben von der Wolga (wahrscheinlich aus der Umgegend von Sarepta) erhalten habe. Im Jahre 1888 theilt N. A. Z a r u d n y in der ornitholo- gischen Fauna des Orenburger Gebietes auf pag. 83 mit, dass er bloss einmal im Jahre 1883 in der Umgegend von Orenburg das Nest des Lanius homeyeri Cab. gefunden habe, doch konnte es nicht erlangt werden. Leider fehlt die Angabe über die Zeit des Fundes. Über die Höhe des Nestes über dem Erdboden wird auch nichts mitgetheilt, doch ist anzunehmen, dass das Nest sich in beträchtlicher Höhe befand, da „das Fehlen von Asten am untern Theile des Baumes“ das Erreichen des Nestes verhinderte. Auf der vorhergehenden Seite desselben Werkes beschreibt Zarudny ausführlich ein am 24. Mai 1882 (alt. St.) bei Orenburg in einer Höhe von 11 m über dem Boden gefun- denes Nest des Lanius excubitor L. mit fünf Eiern. Uns in- teressiert hier besonders die Beschreibung des Nestes, aus welcher hervorgeht, dass kein weiches Material in Gestalt von Federn oder Wolle beim Bau des Nestes Verwendung gefunden hat. Leider ist versäumt worden, die Masse des Nestes zu veröffentlichen . Die gleichfalls im Jahre 1888 erschienene „Revision der Turkestanischen Ornis“ von Th. Pleske brachte keine Mit- theilung über das Brutgeschäft unseres Vogels, der von Valerian Russow in Turkestan übrigens bloss im November gesammelt wurde. Im Jahre 1890 erschien im Ornith. Jahrb. (pag. 163) die Arbeit von Joh. von Csatö, in wmlcher das Nest eines iMnius homeyeri mit 6 erst aus den Eiern herausgeschlüpften Jungen beschrieben wird. Nach Ansicht des Herausgebers dieser Zeitschrift, der Gelegenheit hatte, das Csatö’sche Exemplar mit Sareptavögeln zu vergleichen, ist letzteres kein typischer ho- meyeri, sondern ein Bindeg'lied zwischen diesem und dem excu- bitor L. Das Nest wurde am 22. April (n. St.) 1889 in den Obstgärten von Nagy-Enyed (Siebenbürgen) in der Verästelung eines Pflaumenbaumes gefunden. Bevor ich auf die mir sehr wichtig erscheinenden Ergebnisse des v. C s a t ö’schen Fundes 30 H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lanius excubitor homeyeri. eingehe, ist zu notieren, dass die Jahreszahl 1853 in dieser Arbeit als Jahr der Aufstellung des Lanius homeyeri falsch ist und durch 1873 zu verbessern wäre. v. Csatö findet, dass das Nest seines homeyeri sich von dem des Lanius excubitor dadurch unterscheidet, dass es 1.) grösser ist; Querdurchmesser der Nestmulde oben 10 cm, Tiefe 7 cm gegenüber den Werten 9 und 6 bei Lanius excubitor. 2.) Die innere Fütterung eine weiche ist im Gegensatz zu Lanius excubitor , dessen innere Auskleidung rauh ist. In dem 1895 erschienenen Werke M. v. Menzbier's „Die Vögel Russlands“ finden wir bloss eine ausführliche Dar- stellung des Brutgeschäftes des Lanius excubitor L., während die übrigen grossen Raubwürger der Fauna Russlands in dieser Hinsicht stiefmütterlich behandelt werden. Für Lanius excubitor wird angeführt, dass die innere Auskleidung des Nestes „aus zarterem pflanzlichen Material, Wolle, Dunen und Feder chen“ bestehe. Hier finden wir ausser Angaben über die Höhe des Nestes vom Erdboden, Zahl find Färbung, sowie Grösse der Eier die uns besonders bemerkenswert erscheinende Mittheilung, dass der graue Würger sehr spät niste, nicht vor Ende Mai oder Anfang Juni (alt. St.) in Central-Russland und im Laufe des Juni im nördlichen Russland. Im Jahre 1897 erschienen die Resultate von N. N. Sso- mow’s ornithologischen Forschungen im Gouvernement Char- kow. Unser Vogel wird angeführt und pag. 130 gibt die Masse von 2 Eiern, die für zu dieser Art gehörig betrachtet werden und aus verschiedenen Gelegen stammen. Die Masse sind 28-7X19-5 und 28'0xl9'0 mm. Die Färbung gleicht der- jenigen der Eier des Lanius minor. doch ist die Grundfarbe etwas gelbler. In der Literatur finden sich sonst keine Angaben über das Brutgeschäft des Lanius excubitor homeyeri, und Beobach- tungen aus West-Sibirien, dem eigentlichen Brutgebiet dieses Raubwürgers, dürften daher das Interesse der Fachgenossen beanspruchen. Eigene Beobachtungen. Am 24. Ajziril (6. Mai) 1899 während einer ornithologischen Excursion in die Umgegend meines Lieblingsbeobachtungsortes in der Umgegend bei Tomsk, des Dorfes Ivruglychina, be- H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lantus exrubitor home/jeri. 31 merkte ich einen Raubwürger, der auf der Spitze einer noch unbeblätterten Birke sitzend Umschau hielt. Die Localbenennung dieses Würgers in dem genannten Dorfe ist ,, Kustowäja sso rotschka", was sich mit „Buseheisterchen“ übertragen lässt. Von Zeit zu Zeit verschwand der Würger von der Spitze des Baumes, indem er sich bald zur Erde niederliess, bald in eine benachbarte etwa 200 Schritt entfernte Schlucht fliegend, sich unseren Blicken entzog. In der Schlucht fliesst ein kleines Bächlein, ein Zufluss der Uschaika, von Fichten und Birken beschattet. Doch immer wieder kehrte der Würger auf seinen Sitzplatz zurück, um nach einiger Zeit wiederum von seinem Wipfel zu verschwinden. Nachdem sein Gebaren zur Genüge beobachtet war, wurde das Exemplar erlegt. Ich wandte mich nun zur Schlucht und fand hier eine Brutcolonie des Turdus pilaris. In einigen Nestern, die so niedrig ange- bracht waren, dass man ohne grosse Mühe hineinsehen konnte, zählte ich schon 6 Eier, also volle oder fast volle Gelege der Wachholderdrossel. Hier am Bächlein wurde nun auf einer Sibirischen Fichte (. Pinus obovata Ledb.) in der Höhe von vier Metern über dem Boden, das Nest des Raubwürgers gefunden, in welchem sich 7 Eier befanden, die schon mittelstark be- brütet waren. Während mein Begleiter, ein Bauer des genannten Dorfes, mit dem Herunterreichen der Eier und dem behutsamen Abschneiden der ganzen Spitze der Fichte sammt dem Neste beschäftigt war, kam ein zweiter Raubwürger heran und setzte sich ohne jede Scheu auf den Wipfel einer nahen Birke, von wo er unserem Treiben zusah. Ein Schuss holte auch ihn herunter. Er hatte einen grossen Brutfleck. Ich glaube nun nicht fehl zu gehen, wenn ich behaupte, dass die beiden er- beuteten Würger ein gepaartes Paar sind und das Nest das zu diesem Paare gehörige ist. In der ganzen Umgegend dieses Bächleins wurde weder an diesem Tage, noch an den folgen- den ein Raubwürger wahrgenommen. Die anatomische Unter- suchung der beiden Exemplare erg'ab, dass der zuerst ge- schossene Würger das F ad, der zweite das Q ad waren. Das 6 war äusserst mager und im Vollbesitz seines Bauchgefieders im Gegensatz zum colossal fetten 9, das namentlich am Bauche besonders starke Fettschichten abgelagert hatte. Der Schluss dürfte berechtigt sein, dass das Ö das brütende 9 mit Nahrung 32 H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lanius excubitor liomeyeri. zu versorgen hat. Das ö ist ein schönes typisches altes Exemplar, das 9 dagegen nicht ganz typisch, indem zwischen der weissen Spiegelfärbung und der weissen Färbung der Enden fler Secundärschwingen kein Zusammenhang besteht, das Weiss also unterbrochen ist. Das Weiss der Stirne des 6 sowohl, als auch des 9 lässt einiges zu wünschen übrig und ist lange nicht so blendend, wie bei anderen Exemplaren meiner Sammlung. Der Umfang des Fichtenstammes in der Höhe des Nest- randes ist 14 cm. Als Fundament des Nestes dienen zwei starke, am Stamme nahe übereinander inserierende Aste, von welchen der obere sich etwas neigt und dicht an den unteren sich an- schmiegt. Weiterhin verlaufen beide Aste in gleicher horizon- taler Ebene in einer Entfernung von 1 — 2 cm von einander. Über diese beiden Äste legt sich unter einem Winkel von 40° ein verstärkter Nebenast eines dritten, vom Stamme aus- gehenden Astes, der in seinem Verlauf verkümmert, dem Nebenaste aber wesentlich zur Stütze des Nestes beiträgt. Seitlich wird das Nest durch einen starken Ast auf der einen Seite und mehrfache Verästelungen eines kleinen verkümmerten Astes auf der anderen Seite gestützt und gefestigt. Der Querdurchmesser der kreisrunden Nestmulde oben ist 10 cm, die Tiefe des Nestes 7 cm; die Entfernung des Nest- randes vom Stamm beträgt 8 cm und 33 cm. Die Dicke der dem Stamm der Fichte zugekehrten Wand des Nestes beträgst 4-6 cm, die Dicke der diametral gegenüberliegenden, also nach aussen gekehrten Nestwand, ist bedeutend grösser (12 cm) in- folge vorgelagerter Äste. Die Länge des Nestes beträgt 25 cm die Breite 23 cm, die Höhe 14 cm. Die Dicke der eigentlichen, festen Nestwand ist aber nur etwa 3-5 cm. Innen ist das Nest weich gefüttert. Feine Pflanzenstengel und -Fasern, Haare, Federn, von denen ein Theil offenbar von der Brust und dem Bauche des 9 stammt, weisse Hasenwolle, auch graue und braune Wolle, alles fest, aber weich durchein- ander und miteinander verwebt, bildet die innere, weiche und warme Auskleidung der Nistmulde. Nach aussen hin wird das Material gröber; es besteht wesentlich aus Pflanzenstengeln, dürren, feineren Ästen und Reisern, Halmen und Moos mit ein- zelnen gröberen Federn; die breite, vom Stamme nach aussen H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lantus excubitor homeyeri. 33 gekehrte Wand besteht aus Birkenzweigen und dünnen Ästen der Lärche, von denen einer drei Zapfen trägt. Ein Streifen Baumrinde und ein geknickter Hahn hängen vom Neste herab. Das Äussere des Nestes ist somit ein struppiges. Betrachtet man das Nest von unten, so erblickt man Pflanzenfasern, Halme und Stengel und grosse Ballen Wolle. Reiser haben beim Bau der Nestunterlage wenig Verwendung gefunden, da die vom Baume ausgehenden Äste genügend Festigkeit darbieten. Die Polsterung nach unten ist eine so starke, um die Eier und Jungen gegen Kälte zu schützen. Dürre Reiser werden ver- wendet, um dem Neste nach aussen hin, wo es nicht von den natürlichen Ästen der Fichte geschützt ist, grössere Wider- standsfähigkeit zu g'eben ; hier sind die stärksten Reiser quer vorgelagert und durch schwächere mit einander verbunden. Der obere Nestrand ist überall mehr oder weniger eben, nur nach aussen, wo der Zutritt zum Nest ist, sind zwei Äste ins Kreuz gestellt in Gestalt eines x und erheben sich über den Rand des Nestes auf 5,5 cm; die Kreuzungsstelle befindet sich 3 cm über der Ebene des oberen Nestrandes. Diese beiden Reiser stehen sehr fest und stellen eine Art Geländer dar. Die Grösse der Eier ist im Durchschnitt 28,3x19,8 mm. Die Masse der Eier sind : 28.0 x 19,6 mm 28,2 x 19,8 „ 28,8 x 19,5 „ 29,5 x 20,0 „ 28,2 x 20,2 „ 28.1 X 20,0 „ 27,3X19,5 „ ■Das eine Ei das g'rösste, ist elliptisch, indem der spitze Pol abgestumpft ist, sonst ist die gewöhnliche Eiform vor- herrschend. Die Grundfarbe der Eier ist blass grünlichweiss. Auf dieser Grundfarbe stehen matte, g'raublassviolette und olivenbraune Flecken verschiedener Grösse. Die Farben - töne beider Fleckensorten sind von verschiedener Intensität ; die Grösse der Flecken ist bedeutenden Schwankungen unter- worfen, von 5 mm Durchmesser bis zur Grösse eines Punktes. Die braunen Flecke scheinen häufig den blassvioletten aufge- lagert. Aus mehreren Flecken zusammengesetzte können eine 34 H. Johansen: Zur Fortpflanzung des Lanias excubitor homeyeri. Grösse bis zu 1 0 mm erreichen. Die Vertheilung der Flecken ist auf beiden Enden verschieden, indem die Fleckung zum stumpfen Pole eine dichtere ist. Unter einander weichen jedoch die Eier ab. Indem der stumpfe Pol mehr oder weniger frei von Flecken ist, entsteht bei drei Eiern eine Art Kranzbildung um den stumpfen Pol. Der spitze Pol ist nur in einem Falle fast ganz ohne Fleckenzeichnung. Fast alle Eier haben noch kleine, schwarzbraune, glänzende Punkte und Spritzer, die sowohl direct auf der grünlich-weissen Grundfarbe, als auch auf beiden Sorten Flecken stehen können. Diese Punkte sind spärlich über das ganze Ei vertheilt, werden aber häufiger am stumpfen Pol angetroffen. In dem Umstande, dass das Würgerpaar sein Nest inner- halb einer Brutcolonie des Turdus pilaris erbaut hatte, glaube ich einen Hinweis darauf erblicken zu dürfen, dass dieser Würger beabsichtigte, sich und seine Nachkommenschaft mit den Nestlingen der Drosseln aus nächster Nähe zu versorgen. Auf die Literaturangaben und die eigenen Beobachtungen gestützt, meine ich : 1 . Dass der sibirische Lanius excubitor homeyeri früher brütet, als der Lanius excubitor excubitor des europäischen Russlands. 2. Dass Lanius excubitor homeyeri sich wesentlich von Lanius excubitor excubitor durch die Grösse und Bauart des Nestes, vielleicht auch durch grössere Dimensionen der Eier unterscheidet. 3. Dass die weiche und dabei warme Auskleidung des Nestes eine Anpassung an den rauhen, wechselvollen, starken Temperaturcontrasten ausgesetzten sibirischen Frühling ist. 4. Dass die weit nach Westen vorgedrungenen Individuen des Lanius excubitor homeyeri, der Gewohnheit, ein warmes Nest zu bauen, auch unter veränderten klimatischen Bedin- gungen treu geblieben sind. Tomsk, den 2./14. November 1899. Literatur. 35 Literatur. Berichte und Anzeigen. A. J. Ssenizkij. Der Kuttengeier in der Krim. — Sewastopol. 1898. p. 1 — 6 (russisch). Vultur monaclius erweist sich demnach als Brutvogel der Halbinsel. Verf. erhielt im October einen jungen lebenden Geier dieser Art, der Ende April dem Horste entnommen war. H. Johansen. A. J. Ssmitzkij. Die Vögel von Tarchan-Ssunak. — Simferopol. 1898. p. 1 — 99 (russisch). Enthält vierjährige Beobachtungen, die wertvolles Material zur Orni- thologie der Krim darstellen. Besprochen werden 158 Species, die der Ver- fasser, ein eifriger Jäger und Naturfreund, während seiner Jagden beobachtet und erbeutet hat. Der Reichthum an biologischen Beobachtungen macht die Lectiire des Büchleins zu einer angenehmen und anregenden Der Verfasser irrt, wenn er meint, sein Werk solle nicht als »gelehrte Arbeit eines Natur- forschers und Fachmannes, sondern als ein schwacher Versuch eines Jägers und Liebhabers« angesehen werden. Meiner Ansicht nach werden auch Natur- forscher von Fach in dem Büchlein vieles finden, besonders in der so ver- nachlässigten biologischen Hinsicht. Wir beglückwünschen den Verfasser zu seinen reichhaltigen Beobachtungen und sprechen das Bedauern aus, dass nur selten an die Öffentlichkeit dringt, was von Liebhabern und Jägern in Russland beobachtet wird. H. Johansen. K. A. Ssatunin. Über die Verbreitung einiger Vögel in Transkaukasien. 1. 1899. p. 1 — 4 (russisch). Verfasser, ein genauer Kenner des östlichen Transkaukasien und Da- gestans, gibt in einer kleinen Schrift den I. Theil seiner Beobachtungen an einigen Vögeln, die die Angaben Prof. M. v. Menzbiers (»Vögel Russlands«) ergänzen. Über 14 Species liegen interessante Beobachtungen vor. Saxicola deserti ist Brutvogel bei Tiflis; als winternd werden angeführt: Saxicola mela- noleuca, aurita und finschi\ letztere Art ist an der persischen Grenze Brutvogel. Saxicola isabellina wird als Bewohner heisser Thäler bezeichnet. In höheren Regionen wird diese Art durch Saxicola oenanthe ersetzt. Ausser den häufigen Luscinia philomela und hafizi wird auch Luscinia luscinia als einmal auf dem Durchzug am 20. IV. 1895 (alt St.) im Elisawetpolschen Kreise erbeutet er- wähnt. Die Bestimmung des Exemplars ist von Prof. v. Menzbier ausgeführt worden. Sylvia familiaris ist im Gegensatz zu früheren Beobachtungen häufig, sowie auch das Verbreitungsgebiet der Sylvia mystacea grösser ist, als bisher an- genommen wurde. Als durchziehend ist bei Lenkoran am 19. IV. 1897 Sylvia nisuria constatiert. Als früher von Niemand beobachtet wird Hypolais icterina angeführt und die Häufigkeit des Vorkommens der Hypolais pallida constatiert In den Wäldern am Talysch kommt von den Schwanzmeisen nur Acredula tephronota vor. H. Johansen. 3* 36 Literatur. IV. Th. KastschenJco. Ergebnisse der zoologischen Expedition des Jahres 1898 in den Altai. Wirbelthiere. — Tomsk, p. 1 — 158. Taf. I. — IV. (russisch.) Der uns hier interessierende ornithologische Theil der wissenschaftlictien Ergebnisse umfasst die Seiten 68 bis 100 und enthält Angaben über 144 Formen, d. h. Species und Subspecies, die während der Reise gesammelt oder über welche Erkundigungen eingezogen, auch Belegstücke erhalten wurden. Einige Arten sind auch bloss als beobachtet angeführt, ohne dass Belegmaterial ge- sammelt werden konnte. Als neu für das Gouvernement werden constatiert: Buteo vulpimis fuliginosus Menzbier (Bestimmung von Prof. v. Menzbier selbst ausgeführt j, Motacilla alba duklnmensis Gould (bestimmt vom Ref.), Lusciniola fuscatu Blyth (bestimmt vom Ref.), Accentor collaris erytropygius Sw. (bestimmt vom Conservator W. P. ' Anikinj, Cinchts cinclus caslimiriensis Gould (bestimmt von Prof. M. v. Menzbier), Columba Heia domestica ad mtermediam (bestimmt vom Ref.) und Charadrius geoffroyi Wagl. (bestimmt vom Ref.) Diese Arten sind im Altai gesammelt worden, mit Ausnahme der Lus- ciniola fuscata, deren Exemplar Anfang Juni in der Umgegend der Stadt Kolywan am Obj erbeutet wurde. Wenn Verfasser bei dieser Art aber mit- theilt, dass sie bisher in Westsibirien nicht gefunden wurde, so ist das ein Irrthum, denn Referent schoss am 22. Juni 1896 bei Tomsk ein Exemplar dieser ost-sibirischen Art. (cf. Ornithologisches Jahrbuch X Pleft 4, pag. 123.) Als interessanteste Arten der reichen aus dem Altai mit- gebrachten Sammlung seien noch erwähnt: Cuculus intermedius, Cypselus paci- ficus, Poecile obtecta (bestimmt vom Prof. v. Menzbier), Motacilla citreoloides, Acröcephalus dumetorum, Calliope Icamtschatkensis, Ruticilla erythronata, Accentor altaicus, Lanins phoenicurus, Lanius rnollis (bestimmt vom Prof M. v. Menz- bier), Lagopus nmtvs rupestris, Gallinago solitär ia , Gallinago stenura. Bezüglich des selteneren Vorkommens von Parus major und Emberiza aureola im Altai im Vergleich mit Tomsk kann sich Referent auf Grund eigener Beobachtungen an beiden Localitäten mit dem Verfasser nicht ein- verstanden erklären. Sehr gewagt erscheint dem Referenten die Behauptung, dass Pratincola rubetra L. zwischen Barnaul und dem Kirchdorfe Smolenskoje dreimal beobachtet sei. Was endlich Fuligula fusca L. betrifft, so sei erwähnt, dass Ref. gerade diese Art als von ihm im Jahre 1895 im Altai beobachtet anführt (cf. »O. J.« VIII. H. 4, p. 131), sich aber, da kein Exemplar nach Tomsk von ihm gebracht wurde, natürlicherweise auch nur reserviert darüber äussern konnte. H Johansen. J. v. Madaräsz. Magyarorszäg Madarai. [Die Vögel Ungarns.] A hazai madärviläg megismeresenek vezörfonala. — Budapest 1899/1900. 4. Mit Original- zeichnungen und colorierten Tafeln in 10 — 12 Lieferungen zu je 3 K oder 30 K für das ganze Werk. Unter obigem Titel beginnt von dem Custos der ornithol. Abtheilung des ungar. National-Museums in Budapest ein Werk zu erscheinen, dessen Zweck es ist, die bisher in Ungarn mit voller Sicherheit beobachteten Vögel aufzuzählen und zu beschreiben. Literatur. 37 Die uns vorliegenden zwei Hefte behandeln die Passeriformes und zwar die Familien Corvidae, Oriolidae, Sturnrdae, Fringillidae, Alnudidae , Mota- cillidae und Sylviidae. Zur rascheren Determinierung dienen bei den Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten Bestimmungsschlüssel. Die angewandte Nomenclatur entspricht dem Prioritätsprincipe. Jeder Species ist eine ausführliche Syno- nymie beigefügt, worauf die Beschreibung der Art, dann die Masse, Verbreitung im allgemeinen und speciell in Ungarn folgen. Charakteristische Abbildungen, meist Köpfe, Flügel, Schwänze, Beine, begleiten erläuternd den Text. Auch eine Anzahl vom Verfasser gezeichneter colorierter Tafeln ist in Aussicht genommen, wovon die zweite Lieferung deren zwei bringt. Die erste stellt die vom Verfasser für das ungarische Küstengebiet zuerst nachgewiesene Ptiloconjs , Galerida) senegalensis (P. L. S. Müll.) dar, die zweite aber bringt die Köpfe der verschiedenen Budytes- Formen. Die Ausstattung des lieferungs- weise erscheinenden, daher für weite Verbreitung sich sehr eignenden Werkes ist textlich und bildlich eine vorzügliche. Wir begriissen das Erscheinen dieses Werkes, welches für Ungarn ein Bedürfnis war, mit Freuden, da dadurch jedem die Möglichkeit geboten ist, die ihm in die Hände kommenden Vögel zu bestimmen und, was von be- sonderem Werte, auch die Subspecies, welche der Herausgeber allerdings dem gegenwärtig herrschenden Gebrauche entgegen, binär benennt. Auch die reichhaltige Synonymie, welche jeder Art vorgesetzt ist, wird bei der gegenwärtig dem Prioritätsgesetze entsprechenden Nomenclatur dem Laien über manche Schwierigkeiten hinweghelfen. Wir zweifeln nicht, dass v. Madaräsz Werk vielen erwünscht kommen wird; aber auch ausserhalb Ungarns wird es den Ornithologen eine verläss- liche Übersicht der bei uns vorkommenden Formen gewähren. J. v. Csatö. C. Frlir. v. Erlanger. Eine ornithologische Forschungsreise durch Tu- nesien (Sep. a: »J. f. O.« 1898. 1 Th. Beiträge zur Avifauna Tunesiens, p 377 — 479 ; 1899 p. 213—286, 309—374, 449—532 (1—105). II. Th. Kurzer Reisebericht 1 — 65 m. 15 färb, und 2 schw. Taf, 1 Textb., 1 nach photogr. Aufnahmen gefertigten Schwarzdruckb., 1 Karte und 2 Verbreitungslist. Vorliegendes Werk, welches wir als die bedeutendste Leistung ornith. Forschungen in Tunesien begrüssen, ist das Ergebnis zweier dahin 1893 und 1896 unternommener Reisen, deren letztere die bedeutendste war. Das Werk zerfällt in zwei Theile, wovon ersterer die wissenschaftlichen Resultate, letz- terer den Reisebericht bringt. Durch das Sammeln von Suiten, hauptsächlich zur Variation geneigter Arten, gelangte Verfasser zu der Überzeugung, dass die von P. Matschie vertretene Theorie, dass die Wasserscheidender ein- zelnen Gebiete auch Grenzen verschiedener Faunengebiete sind, sich für Tunesien vollständig bewahrheitet. Verf. nimmt für Tunesien vier Faunen- gebie.te an, die eingehend besprochen werden. Im ganzen weist Verf. 233 Arten, bezw. Formen nach, deren jede, je nach dem Interesse, welches sie bietet, mehr oder weniger ausführlich besprochen, bezw. ihre Verbreitung und Variation erörtert ward, woran sich Beschreibungen einzelner Arten und deren 38 Literatur. Eier, sowie biologische Daten anschliessen. Der Umstand, dass Verfasser bestrebt war, grosse Suiten zu sammeln und den Vergleich damit auch auf anderes palearktisches Material ausdehnte, brachte es mit sich, dass Verf. nicht nur eine ganze Anzahl neuer Formen feststellen konnte, sondern auch manchen schon früher beschriebenen, aber fallen gelassenen Formen die An- erkennung erwarb. Der Autor ist ein strenger Anhänger der trinären Nomen- clatur und wendet selbe, wie wir es auch thun, logischerweise auch bei der sogenannten »Stammart«, recte der erst beschriebenen Form der Art an. Von ganz besonderem Interesse war uns der die Lerchen, spec. der die Formen der Haubenlerchen behandelnde Theil. Jeder, der sich für palaearktische Or- nithologie, besonders für das Variieren einzelner Arten interessiert, wird in dem Buche nicht nur viel Neues, sondern auch zu weiteren diesbezüglichen Beobachtungen Anregendes finden. Die beigegebenen XVII colorierten Tafeln stammen zum grössten Theile von O. Kleinschmidt, zum kleineren von E. de Maes und zeigen sehr schöne Leistungen beider Künstler. Der II. Theil schildert in anschaulicher Weise die Reise mit ihren Freuden und Leiden. Ein Schwarzdruckbild nach photographischer Aufnahme zeigt uns den Lagerplatz des Reisenden mit seinem Gefolge bei der Oase Gabes. Eine zoogeographische Karte der Atlasländer Tunesien und Algerien mit eingetragener Reiseroute ist beigegeben. T. 0. Heinroth. Mauser und Verfärbung des Federkleides der Vögel. — Sitzungsb Ges. naturf. Freunde Berlin. 1898. Nr. 1. p. 9 — 15. Verf. erörtert die Frage, ob eine Umfärbung des Federkleides der Vögel ohne Mauser möglich sei, auf Grund seiner eingehenden Beobachtungen im zoolog. Garten in Berlin. Die auf eine Anzahl von Arten verschiedener Ordnungen sich erstreckenden Untersuchungen sprechen gegen obige Annahme, bezw. konnte selbe nicht festgestellt werden, wogegen Abnutzung, Abfall der Federsäume selten, Mauser aber vorwiegend beim Übergange vom Jugend- in das Alterskleid, des Winterkleides in das Sommerkleid und umgekehrt nachgewiesen wurde. T. 0. Heinroth. Die Entstehung des Prachtkleides von Larus ridibnndus und Ardea bubulctis — Ibid. 1898. Nr. 6. p. 68 — 70. Erstere erhält ihr Prachtkleid durch Mauser, letztere jedoch, wie die vom Verfasser an einem Exemplar des Berliner zool. Gartens angeschnittenen Winterfedern deutlich beweisen, durch Umfärbung. T. 0. Heinroth. . Verlauf der Schwingen- und Schwanzmauser der Vögel. — Ibid. 1898. Nr. 8. p. 95—118. Die fühlbare Lücke, welche unsere Kenntnis über die Art des Verlaufes des Federwechsels bietet, veranlasste Verf., das gesammte Material des Karls- ruher Museums, sowie einen grossen Theil des Berliners einer Prüfung in dieser Richtung zu unterziehen, deren interessante Resultate uns in vorlie- gender Studie geboten und durch schematische Zeichnungen erläutert werden. An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. 39 11. Blasius. Heinrich Gätke. Nachruf. (Sep. a : »Orn. Monatsschr.« XXIII. 1898. p. 49 — 56 mit Schwarztaf. Johannes Ernst Wilhelm Pietsch. Nachruf. (Sep. a: — »Orn. Monatsschr.« XXIII. 1898. p. 61 — 101. Verf., welcher mit Gätke und Pietsch enge befreundet gewesen, widmet beiden warm empfundene Nachrufe, in welche Erinnerungen aus dem persönlichen Verkehre mit selben eingeflochten sind. T. B. Blasius. Eine neue Einwanderung des Steppenhuhnes? (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.« XXIV. 1899. p. 158 — 159. Behandelt das Aufreten des Steppenhuhnes 1899 in Lincolnshire und regt die Beobachtung desselben, wie auch dessen Schonung in Deutschland bei seinem etwaigen Vorkommen an. T. V. Bianchi. Übersicht der Arten der Gattung Tetraogallus Gray. Aus dem Russ. übersetzt von M. Härms. (Sep. a.: »J. f. O.« 1899. p. 421 — 434. In dieser uns durch die Üebersetzung Herrn M. Härms zugänglich gemachten Arbeit Hrn. Bianchi’s werden die Koenigshühner einer ein- gehenden kritischen Untersuchung unterzogen und ihre Kennzeichen in einer synoptischen Tabelle verzeichnet. Verf. unterscheidet zwei Gruppen unter den Koenigshühnern, die er, wie folgt, charakterisiert: a) Brust- und Bauchdecken einfarbig weiss oder mit schwarzen läng- lichen Randstreifen, ohne feine yuerfleckung. b) Deckfedern de? Unterkörpers vom Kopf an zu mindest von ihrem mittleren Schafttheile an mit zickzackartiger oder gewässerter Zeichnung und mit isabell- bis kastanienfarbigen Randsäumen auf den Federn der Brust- und Bauchseiten. Aus letzterer Gruppe werden T. himalaymsis grombozewskii aus dem westl. Kuen-Lun und T. li. lcosloivi aus Nan-Shan als neu beschrieben. T. An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. Heinroth, O. Entstehung des Prachtkleides von Larus ridibundus und Ardea bubulcus , — (Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde, Berlin, 1898. Nr. 6. p. 68—70.) — Verlauf der Schwingen- und Schwanzmauser der Vögel. — (Ibid. 1898, Nr. 8. p. 95 — 118.) J. v. Madaräsz, Magyarorszäg Madarai. A hazai madärviläg megismeresnek vezerfonala. — Budapesten 1899/1900. Lief. 1, 2. — Offener Brief an den Redacteur der »Termeszetr. Füzet.« (Sep. a. : Termeszetr. Füzet. XXII. 1899. ung. p. 495—497, deutsch p. 497 — 499.) 40 An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. A. W. Butler. Some additions to the Indiana B.ird List, with other Notes. — (Sep. a.: „Proceed. Ind. Acad. Sc.“ 1896. 3 pp.) — Some Indiana Crovv. Roosts. — (Ibid. 1897. p. 175 — 178.) Notes on Indiana Heronries. — (Ibid. 1897. p. 198—201.) The recent occurrenze of the Raven in Indiana. — (Ibid. 1897. p. 201—202.) L. Erdinger. Haben die Fische ein Gedächtnis? (Sep. a.: , Beil . ,Allgem. Zeit.1 Nr. 241, 242, vom 21. u. 23. X. 1899. 8. 30 pp.) R. Blasius. Heinrich Gätke. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« XXIII. 1898 p. 49—56. m. Schwarztab) — Johannes Ernst Wilh.Pietsc h. — (Ibid.XXIlI. 1898 p. 96—101.) Eine neue Einwanderung des Steppenhuhnes. — (Sep. a. : Ibid. XXIV. 1899. p. 158—159.) E. Arrigoni Degli Oddi. Relatione sul IV. Congresso internationale di Zoologica tenutosi in Cambridge nell’ Agosto 1898. — (Sep.a. : » Atti R. Ist. Ven. sc. lett. et. arti« 1899. p. 723 — 765.) V. Bianchi. Übersicht der Arten der Gattung Tetraogallus Gray. Übersetzt von M. Harms. — (Sep.a.: »I. f. O.« 1899. p. 421 — 434.) L. v. Loren z -Lib urnau. Die Wildziegen der griechischen Inseln und ihre Be- ziehungen zu anderen Ziegenformen. — (Sep. a. : Wiss. Mitth. Bosn. u. Herceg. VI. 1899. 36 pp. m. Taf. XXVI— XXVIII.) C. Freiherr von Erlanger. Eine ornithologische Forschungsreise durch Tunesien— (Sep.a.: »J. f- O.« 1898 — 99. I. Th. p. 497, 1899. p. 213—286, 309—474, 449—532; 1900. p. 1 — 105. II. Th. Reisebericht u. Anhg. p. 1 — 65. m. 15 färb, und 2 schw. Taf., 1 Textb., 1 Schwarzdruckbild, 1 Karte und 2 Verbrei- tungsl.) J. V. Carus. Register zum »Zoologischen Anzeiger«. — Jahrg. XVI — XX. — Leipzig. 1899. gr. 8. IV. und 515 pp. Nachrichten. t 0 von Löwis of Menar, auf Gut Kudling in Livland, am 18. August 1899, im 62. Lebensjahre. J. Ch. L. Baron Tardif d’Hamonville, auf Schloss Boucg (Frankreich), am 1 7. November 1899, im 69. Lebensjahre. P. Stef. Fassl, Kgl. Prof. i. P., zu Oedenburg am 27. Januar d. J„ im 62. Lebensjahre. Geheimrath Dr. B. Altnm, Prof. d. Zool. a. d. Forstakademie in Eberswalde, den 1. Februar d. J., im Alter von 76 Jahren. Verantw. Redacteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tschusi zu Schmidholfen, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. ORGAN für das paiaearktische Faunengebiet. Jahrgang XI. März-April 1900. Heft 2. Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. Ein Nachruf.*) Von Vict. Ritter v. Tschnsi zu Schmidhoffen. Wenn ein alter Mensch, den die Last der Jahre gebro- chen, der nichts mehr zu hoffen, za erwarten hat, die müden Augen schliesst zur ewigen Ruhe : so ist das ein Process, dem naturgemäss alles Leben unterliegt, weil es die Grenze über- schritten, welche dem Individuum gezogen ist. Mögen wir dann in dem Hing'eschiedenen auch das Theuerste beklagen : das Leid wird durch den Umstand gemildert, dass der Tod in einem solchen Falle nur in seine natürlichen Rechte trat, wenn er Besitz ergriff von der sterblichen Hülle, die ihm verfallen war. Wenn aber ein frisches, kräftiges Leben vom schleichen- den Todeskeime befallen, ringt um das Dasein, auf welches es ein Anrecht hat und dennoch unterliegen muss: so ist die Klage berechtigt, besonders wenn es sich um einen handelt, dessen Gedenken nicht auf den Freundeskreis allein beschränkt ist, der sich vielmehr in seinen Werken selbst ein bleibendes Denkmal g'esetzt soweit die Wälder rauschen und die Berge rag'en . Eduard v. Czynk, den ich mit Stolz meinen Freund genannt, dessen Hinscheiden wir betrauern, ihm, dem Jäger und Ornithologen, seien nachfolg-ende Zeilen gewidmet. E. v. Czynk wurde den 29. September 1851 zu Kron- *) Weitere eingehendere Nachrufe an v. Czynk lieferten: St. v. Cher- nel in »Aquila«, VI. 1899, pp. 70 — 79;» F. C. Keller in » Waidmannsheil«, XIX. 1899. pp. 54 — 55; F. Val entinitsch in »Hundespori und Weidwerk«, IV. 1899, pp. 1105—1106. 42 v. Tschusi: Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. Stadt in Siebenbürgen geboren, wo sein Vater Zollbeamter war. Er besuchte und absolvierte das dortig-e Gymnasium und trat 1871 ebendaselbst als Postbeamter in den Staatsdienst. 1878 vermählte er sich mit Fräulein Elise Meid, wurde im selben Jahre nach Budapest und 1883 nach Fogaras versetzt, da den 18. Mg.i 1896 zum kgl. Ober-Official — und den 18. Tanuar 1899 zum Post- und Telegraphen-Inspector in seiner Heimat- stadt Kronstadt ernannt. Den 13. Juni 1898 infolge einer star- ken Erkältung an einem Nierenleiden erkrankt, verschied er an den Folgen desselben am 20. Januar 1899 zu Fogaras nachdem er vergeblich in Karlsbad Heilung- seines Leidens gesucht hatte. Ich stand mit v. Czynk seit 1876 in brieflichem Ver- kehr. Gleich anfangs durch seine Schreibweise und Schilde- rungsgabe, die von einer genauen Beobachtung und Erfassung des Charakteristischen Zeugnis gab, sowie durch sein Interesse insbesonders für die Vogelwelt angezogen, entwickelte sich zwischen uns rasch ein anreg-ender und freundschaftlicher Brief- verkehr, der durch die auf dem II. „Internationalen Ornitholo- gischen Congresse“ in Budapest lierbeig-eführte persönliche Be- kanntschaft noch weiter gefestigt wurde und nur durch das Ableben des Freundes für immer seinen Abschluss fand. In einem Briefe vom 19. November 1883 theilte mir v. Czynk einige biographische Daten mit, die ich für geeignet halte, hier wiederzugeben. Derselbe schreibt : „Ich bin hierher (Fogaras) zum Postamts-Vorstand ernannt worden und bin mit meiner gegenwärtigen Stellung umso zu- friedener, als ich hinlänglich Zeit habe, meinem einzigen Ver- gnügen, der Jagd und den Naturwissenschaften, zu obliegen. Schon als Official kultivierte ich letztere — die Jagd schon als Knabe — leidenschaftlich, und verdanke ich meinem Eifer manch’ wertvollen Fund. Dazu kommt noch, dass ich Maler, bez. Zeichner bin, viel im Belvedere und im ungarischen National- Museum gemalt — und mich speciell den Thierstudien und der Landschafterei gewidmet habe. Das Ausstopfen, für welches ich schon als Kind eine seltene Vorliebe hatte, erlernte ich vom ver- storbenen Regimentsarzte Dr. Pitt er. Als Ambulance-Official durchreiste ich, oft auch die Jagd ausübend, den grössten Theil der Monarchie und kam bis Rumänien und Serbien, wobei ich voll- 43 v. Tschusi: Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. auf Gelegenheit hatte z\ sehen, zu studieren, zu sammeln und Skizzen zu machen. Von meinem Vater, welcher noch heute ungebeugt von der Last seiner 83 Jahre jagt, lernte ich das edle Weidwerk und einen’Hund gut führen. Die wundervollen Berge, welche meinen schönen Geburts- ort umgeben, die wildschöne Natur, welche ihre kolossalen Felsen bis in den väterlichen Garten stellte, begeisterte mich schon frühzeitig für ihre Schönheiten. Auch jetzt habe ich kaum drei Stunden von mir die schneebedeckten Karpathen, den scharf gezackten Sur ul, den breiten Negoi, auf welchem ein ungeahnter Gemsenstand sich befindet. Es ist aber auch ausser dem ritterlichen Schwarz- wilde unser einziges Hochwild und zugleich unser zahlreichstes vierläufiges Wild überhaupt, da wir nicht soviel Hasen als Gemsen haben. Auer- und Haselwild, Schnepfen und am Alt- flusse jegliches Sumpf- und Wasserwild gibt es in Abundanz, leider auch zu viel Raubzeug: Bären, Wölfe und besonders Füchse, Fischottern an der Alt, dann Marder, Iltis, Luchs, Ad- ler und Habicht, die nebst den unzähligen Krähen und Elstern- scharen das ihrige zur Verminderung des Wildes thun.“ Wie wir gesehen, war v. Czynk ’s Vater ein eifriger Jäger und bis in sein hohes Alter dem Weidwerk zugethan. Das Jägerblut rollte auch in den Adern des Sohnes. Von Jugend an in den streng weidmann’schen Jagdbetrieb auf Hoeh- und Niederwild eingeführt, hat v. Czynk des Vaters Lehren, die ihn zum Jäger, nicht zum Schiesser bildeten, zeitlebens be- folgt und in Ehren gehalten. Der wahre Jäger ist aber auch ein guter Beobachter seines Wildes, weil bei ihm nicht die Zahl der Stücke, sondern wie sie erlangt wurden, den Aus- schlag gibt; und wenn wie bei v. Czynk das Interesse wei- ter reicht, auch ein Beobachter alles dessen, was ihm in den Weg kommt. Mit erlangter Kenntnis der gewöhnlichen Arten wächst auch das Interesse an den anderen, und so vollzieht sich zuweilen bei dem beobachtenden Jäger der Übergang zum Forscher, nur mit dem Unterschiede, dass sein Lehrbuch die lebendige Natur ist, dessen Verständnis aber auch ein richtiges Sehen, Hören und Erfassen desselben voraussetzt. WTer in die- sem Buche zu lesen versteht und auch die glückliche Gab^ 44 v. Tschusi: Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. besitzt, des Gelesene auf weitere Kreise zu übertragen und es so zum Gemeingute aller zu machen, der wirkt verdienstvoll. Als Ornithologe galt v. Czynk' s Thätigkeit vorwiegend der Vogelwelt des Fogaraser Comitats, deren genauer Kenner er war und die er in zahlreichen Arbeiten schilderte. Mit grossem Eifer betheiligte er sich auch an den von weiland Sr. k. u. k. Hoheit Kronprinz Rudolf in’s Leben gerufenen „Ornithologischen Beobachtungs-Stationen in Österreich-Ungarn“ und dann an denen der „Ungar. Ornithol. Centrale“ deren cor- respondierendes Mitglied er war. v. Czynk’s Hauptfeld war die Biologie. Ich möchte hier nur auf seinen trefflich geschriebenen Aufsatz: „Der Bart- oder Lämmergeier“. Naturgeschichtliche Skizze aus den Kar- pathen“ (Orn. Jahrbuch 1890. p. 45 — 55) hinweisen. Auch als Taxidermist verdient v. Czynk genannt zu werden. Er besass eine Sammlung von gegen 600 von ihm selbst ausgestopfter Vögel. Auf meine Anregung hin fertigte er auch Bälge an, die durchaus als tadellose Präparate anzu- sprechen sind. v. Czynk lieferte viele Objecte dem „Ungar. National-Museum“ in Budapest und stand mit vielen Ornitholo- gen in Tausch Verbindung. Den grössten Theil seiner Sammlung erwarb das Fogaraser Staatsgymnasium, ungefähr 100 Stücke das „Ung. National-Museum“: kleinere Sammlungen gelangten an einige Schulen und in die Collectionen v. Cliernels und des Schreibers dieser Zeilen. Auch mit Amerika (A. Koch und B. H. Warren in Pennsydvanien) stand v. Czynk eine zeitlang in lebhaftem Tauschverkehr. Als Schriftsteller war der Verstorbene ausserordentlich fruchtbar, und besonders auf jagdlichem Gebiete hatte sein Name einen vorzüglichen Klang, weit über Deutschlands Gren- zen hinaus. Er war ständiger Mitarbeiter der Journale: „Weidmann“, „Neue Deutsche Jagdzeitung“, „AVaid- mansheil“, „Wild und Hund“, „Hugo'schen Jagd- Zeitung“ und besonders der Neuxlammer „Deutschen Jäger-Zeitung".“ Auch in anderen Jagdjournalen erschienen einzelne Artikel von ihm. Schon vor Jahren gab ich dem Freunde die Anregung, ein Werk über „Wild und Jagd in Siebenbürgen“ zu schreiben und zu illustrieren. Er erfasste wohl den Gedanken mit F'reude, aber die Ausführung unter- v. Tschusi: Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. 45 blieb, weil eben die nöthige Zeit dazu fehlte. Ausser zahlrei- chen Artikeln in den vorgenannten Jag'dzeitungen, die v Czynk’s Namen zu einem der bekanntesten und beliebtesten in Jägerkreisen machten, erschienen als selbständige Schriften von ihm : Der Bär. — Klagenfurt, 1892. Kl. 8. 48 pp. Die Waldschnepfe und ihre Jagd. — Berlin. (Verl, von P. Parey) 1896. Kl. 8. 85 pp. mit Textabbild. Das Auerwild, seine Jagd, Hege und Pflege. — Neudamm, 1897. 8. 162 pp. m. 41 Abbild, im Text und 3 doppelseitigen Kunstdr. Das Sumpf- und Wasserwild und seine Jagd. — Berlin, 1898. 8. 116 pp. m. Textabbild. Für das von P. Parey — Berlin verlegte Prachtwerk „Die hohe Jagd“ lieferte er die Abschnitte: Wildschwein, Gemse und Bär. v. Czynk schrieb wie gesagt sehr viel, ohne jedoch das zu sein, was man einen Vielschreiber nennt, und sein Hin- scheiden bedeutet einen schmerzlichen und fühlbaren Verlust für die Jägerwelt, deren besten einer er war. Wenn mein verehrter Freund, Stet. v. Chernel in seinem warm geschrie- benen Nachrufe*) an unseren gemeinsamen Freund sagte.' „Dass all’ diese Bücher deutsch erschienen, können wir vom Standpunkte unserer Nationalcultur aus nur mit Bedauern be- merken“, so vermag ich dem nicht beizustimmen. Eben weil v. Czynk sich der deutschen Sprache bediente, hatte er sich nicht nur um die Sache, in deren Dienst er seine Feder ge- stellt, sondern auch um sein engeres Vaterland verdient ge- macht, weil er durch seine trefflichen Schilderungen von Wild und Jagd in Ungarn wesentlich zur genaueren Kenntnis bei- der im Auslande beitrug. Ornithologische Beiträge**) lieferte v. Czynk in der „Schwalbe“, im „Ornitliol. Jahrbuche“ und in der „Aquila.“ v. Czynk verfügte über eine den Leser fesselnde Schreib- weise. Alle seine Schilderungen waren das naturtreue Spiegel- bild des Geschauten, geradezu ein Ausschnitt aus der Natur selbst. Darin liegt ihr bleibender Wert, darin der Reiz, den *) »Aquila« VI. 1899. pp. 70—79. **) Eine Liste derselben folgt später. 46 v. Tschusi: Zur Erinnerung an Eduard von Czynk. sie auf jeden ausübten Auch als Maler und Zeichner hörte ich den ^Verstorbenen loben, hatte aber leider nie Gelegenheit, mich von seinen diesbezüglichen Leistungen zu überzeugen. Freund! Du hast Dir durch unsere nüchterne, im Zeichen des Hastens und Ringens nach Geld und Gewinn stehende Zeit Deine ideale Lebensauffassung nicht rauben lassen und bist dem klaren Borne treu geblieben, der alle, die zu ihm flüchten, labt und stärkt: Gottes freie, unentweihte Natur. Mitten heraus aus Deiner schaffensfreudigen Thätigkeit, fort von den Deinen wurdest Du gerissen : des Todes eisiger Kuss hat Deine Stirne berührt — Du bist nicht mehr ! Deine Frau, eine Tochter und zwei hoffnungsvolle Söhne standen an Deiner Bahre, und mit Ihnen trauern wir Alle, die Dich ge- kannt und geschätzt. Seitdem sind Monate vergangen. Wieder kam der Lenz in’s Land gezogen, die erstarrte Natur zu neuem Leben erwe- ckend. Auch die Vogelscharen folgten seinem Rufe und hiel- ten Einzug in ihre Heimat. Auch sie kam wieder — Dein Lieblingsvogel — die Schnepfe, die Du so genau gekannt, — deren Jagd Du so liebtest und so prächtig zu schildern verstandest, — sie fand dich nicht mehr. Und der Urhahn sang hoch oben im Gebirgswalde wie- der sein Liebeslied im Morgengrauen wie ehemals. Wie oft bist Du hinaufgestiegen in den dunklen Forst, um Dir die stolze Beute heim zu holen ! Aber nicht allein gefällt hast Du so manchen Urhahn, auch mit dem Forscherauge hast Du seine Geheimnisse belauscht und wiedererzählt in Deiner so anspre- chenden Weise. Wenn im Spätherbste das Hochgebirge ruhig ge- worden und die Herden thalwärts gezogen, dann lenktest Du Deine Schritte hinauf in Dein Revier, um die Gemse zu jagen. Wie oft hieng da bei einsamen Birschgängen, wenn Du dem Gratthiere nachgefolgt, oder wenn Du plötzlich von ein- fallendem Nebel an gefährlicher Stelle überrascht wurdest, Dein Leben an einem Haare ! Aber St. Hubertus war stets mit Dir und führte Dich immer wieder zurück zu den Deinen. Ein Körper, durch von Jugend an geübte Strapazen im 47 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. Hochgebirge und Sumpfe gestählt, der unverwüstlich schien, er wurde gebrochen und das Opfer einer tückischen Krankheit! Ein Jahr ist nun vorüber, dass man dich zur ewigen Ruhe g'cbettet. Wir, die wir Dir im Leben nahe gestanden, geden- ken Dein auch ferner. Schlicht wie ein Bruch, der so oft Deinen Hut geziert, wenn Du heimgekehrt aus Deinen gelieb- ten Bergen mit reicher Beute, sei dieses Blatt der Erinnerung Dir von Freundeshand gereicht. Ruhe sanft, lieber Freund! Villa Tännenhof b. Hallein, im Januar 1900. Die ornithologische Versammlung in Sarajevo. Reise- und Versammlungsbericht. Von Josef Talsky. (Fortsetzung und Schluss von Seite 24.) III. Äusflug zum Skakavae-Wasserfalle mit dem Brut- platze des Gypactos barbatus. — Schluss der ornithol. Versammlung. Der 28. September war programmgemäss einem grösseren Ausflüge in die weitere Umgebung von Sarajevo gewidmet, was den meisten Theilnehmern an der ornithol. Versammlung umso angenehmer war, als ihnen dadurch Gelegenheit geboten wurde, einen kleinen Einblick in die bosnischen Berge zu machen. Das Ziel des Ausfluges, ein Wasserfall, der den Namen „Skakavac“ trägt, ist von der Hauptstadt etwa drei Reitstunden entfernt. Als ich das Wort „ Reitstunden “ ver- nommen, überlief mich ein kleiner Schauer; denn, obwohl ich in meinem Leben so manches gelerrtt hatte, die Reitkunst blieb mir fremd. Für eine Fusstour war die Partie denn doch etwas beschwerlich — eine Wagenfahrt dahin ist derzeit noch unmöglich — und so wäre es zu meinem Bedauern bald dazu gekommen, dass diese hochinteressante Partie ohne mich durch- geführt worden wäre. Nachdem ich aber versichert wurde, dass bei einem derartigen „Ritte“ das Pferd immer mehr zu leisten hat als der Reiter selbst und die bosnischen Pferde überdies ganz verlässlich seien, entschloss ich mich doch dazu. Nach der achten Vormittagsstunde am Versammlungs- platze erschienen, fand ich daselbst eine lange Reihe von be- 48 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. reitstehenden gesattelten Pferden und einen Führer nebst meh- reren anderen Eingeborenen, welchen die Aufsicht über die Pferde während der g'anzen Tour oblag. Dem Beispiele der übrigen Theilnehmer, welche sich nach und nach eing-efunden hatten, folgend, bestieg auch ich endlich ein Pferd — und siehe da, ich fühlte mich auf seinem Rücken nicht gar so un- sicher, als ich befürchtet hatte. Zwar blieb ich anfangs der letzte in dem langen Zuge von 40 Herren und Damen, die, Herrn O. Hermann an der Spitze, vor mir dahintrabten ; aber es gieng doch, und zwar je höher in das Gebirge hinauf, desto besser. Die uns umgebende Landschaft war herrlich. Die tiefer gelegenen Partien bestanden zum grossen Theile aus bereits abgeräumten Feldern, die hohen Berge aber waren mehr oder wenig'er bewaldet. Wir kamen auch an einzelnen Gehöf- ten mit Obstgärten vorbei und begegneten zu wiederholten Malen Eingeborenen, die zwar die Reitercolonne musterten, uns Fremdlinge aber keiner besonderen Aufmerksamkeit zu würdigen schienen. Der Weg war wohl im ganzen gut, ' doch auf den stark beschatteten Bergabhängen mit tiefem Koth und anderwärts wieder mit kopfgrossen Steinen bedeckt. An solchen Stellen konnte ich mein frommes Pferdchen nicht genug bewundern, als ich beobachtete, mit welcher Bedachtsamkeit es diesen Hin- dernissen auszuweichen sich bestrebte. In den höheren Lagen mussten einzelne steile Berglehnen auf schmalen Saumwegen überquert werden, wobei sich die Verlässlichkeit der bosnischen Pferde auf das beste bewährte. Abgesehen von der Bewegung, welche unsere Gesellschaft momentan hervorbrachte, herrschte um uns herum volle Ruhe. Selbst die sonst muntere Vogelwelt machte sich nicht viel bemerkbar. Mit Ausnahme einer Spatzenschar in der Nähe eines Bauernhauses, einiger von Busch zu Busch streichenden Mei- sen, einer Elster oder eines dem Holze zufliegenden Eichel- hehers war auf dem ganzen Wege nichts Befiedertes zu sehen. Mehrere mit Gewehren versehene Herren legten einzelne Strecken zu Fuss zurück. Ihre Bemühungen, etwas zu erbeu- ten, wurden mit einem schönen, auffallend lichten Accentor alpinus und einem Grünspechte belohnt. Jede neue Krümmung- des Weges, und deren gab es recht Josef Tal sky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 49 viele, brachte ein neues Landsehaftsbild ; aber unser Wasser- fall war nach einem fast dreistündigen Ritte noch immer nicht in Sicht. Die g'eringe Breite des Weges liess ein Nebenein- anderreiten nicht zu, was zur Folge hatte, dass unsere Reit- linie sich sehr in die Länge zog. Als aber die Führer an der Spitze des Zuges weiter vorgerückt, das Brausen der herab stürzenden Wassermassen endlich vernommen und die Nähe des ersehnten Zieles verkündet hatten, da durchlief die freudige Meldung wie ein Lauffeuer den lang’en Zug bis zum letzten Reiter, der ich aber schon lange nicht mehr war. Es brauchte nur noch wenige Minuten, um die letzte Wegkrümmung nach rechts zu überwinden, und unser Ziel war erreicht. Eine merkliche Kühle mahnte die Ankömmlinge, ein Überkleid anzulegen, was auch, nachdem die Pferde verlassen und den Führern übergeben worden waren, geschehen musste. Um dahin zu gelangen, wo unser Rastplatz aufgeschlagen werden sollte, war es nöthig-, eine Stelle unterhalb des Wasserfalles, nämlich da, wo seine zerschellten Tropfen in Form eines .Staubregens zu Boden fielen, zu passieren, was unter allgemeiner Heiterkeit der Be- theiligten ausgeführt wurde. Im ersten Augenblicke herrschte in der Gesellschaft ein Durcheinander, das sich nicht so leicht beschreiben lässt. Da la- gen Mäntel, Tücher, Ueberzieher und andere Kleidungsstücke, welche die Theilnehmer unterwegs den Führern zur Verwahrung übergaben, in einem Haufen auf dem Boden übereinander und wurden nun nach vielem Hin- und Herwerfen von den Eigen- thümern hervorgeholt; dort sucht ein Herr seine in Verlust gerathene Pistole; mehrere andere umstanden und betrach- teten eine malerische Gruppe von Bosniern, welche etwas tie- fer zwei Lämmer auf dem Spiesse brieten; die meisten aber machten sich bei einem langen Brettertische, auf welchem Er- frischungen, die schon lange vor uns aus der Stadt herbeige- schafft, jetzt unter Aufsicht mehrerer Damen aus der Gesell- schaft ausgepackt wurden, viel zu schaffen. Nachdem die erste Aufregung vorüber war, fasste ich unser Lager und seine Umgebung etwas näher in’s Auge und fand, dass der von uns besetzte Platz am Fusse von steil empor ragenden Felsen, in einer beengten, wildromantischen Geg'end lag. Unterhalb des Platzes gähnte* uns ein verwachsener Ab- 4 50 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. grund entgegen, aus welchem die uns vorstehenden bewalde- ten Berge aufzusteigen scheinen. Das ganze Stück wilder Natur wird nur von einem unbedeutenden Stückchen des blauen Himmels überwölbt. Von einem der seitwärts des Lagers auf- ragenden Felsen stürzen aus einer Höhe von 86 m mächtige Wasserfluthen in die Tiefe und bilden den oft genannten Was- serfall, dem infolge seines sprungweisen Niederganges von einem Felsen Vorsprunge zum andern der bezeichnende slavi- sche Name „Skakavac“, d. h. „Springer“, beigelegt wurde. In dem oberen Drittel des Felsens, in einer entsprechen- den Entfernung von dem Wasserfalle nach links, befindet sich eine selbst mit dem freien Auge von unten sichtbare Spalte, in welcher nach den Erfahrungen des Herrn Gustos Reiser, vor mehreren Jahren ein Paar des Bartgeiers (Gypaetus barba- tus) gehorstet hatte. Der verdienstvolle Forscher erklärte uns nicht nur die Lage und Beschaffenheit des Florstes, welchen er seinerzeit mit Hilfe einiger kühner Begleiter bestiegen und untersucht, sondern er theilte uns auch- mit, unter welchen schwierigen Verhältnissen die Erwerbung des Gelegnes dieses mächtigen Raubvogels stattgefunden hatte. Um seiner orni- thologischen Pflicht zu genügen, suchte nun jeder von uns von dem seltenen Horste so viel als möglich zu Gesicht zu bekom- men, was jedoch mit Zuhilfenahme des Glases leider nur in einzelnen aus der Felsspalte herausragenden Stücken des Horst- materiales bestand. Seit der Wegnahme des Geleges blieb der Horst unbewohnt. Einige der eifrigsten Betrachter des Felsens glaubten in der Nähe des verlassenen Geierhorstes noch einen zweiten, aus neuerer Zeit stammenden, entdeckt zu haben, was mir jedoch, selbst unter Benützung des besten Glases, das zu haben war, durchaus nicht gelingen wollte. Ich konnte höchsten zugeben, dass das, was gesehen wurde, möglicherweise der Horst irgend eines anderen Raubvogels, nicht aber der eines Gypa- etus barbatus sei. Wenn nach den von mir eing'ezogenen Er- kundigungen über die „grossen“ Raubvögel Bosniens derzeit schon die Reihen des Vultur fulvus stark gelichtet sein sollen, wie mag es da erst mit dem Vorkommen des Bartgeiers aussehen! Doch kehren wir nach diesen Betrachtungen zu der übri- gen Gesellschaft zurück! Dank der unsichtbaren Hand, welche Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 51 alle unsere Unternehmung'en, seitdem wir die Grenze dieses wunderbaren Landes überschritten, in der wohlwollendsten Weise förderte, trafen wir alle die lieben Damen und Herren in der besten Stimmung. Für den Augenblick bildete der vor- erwähnte Brettertisch den Mittelpunkt, um welchen jung und alt sich scharte. Seine Fläche reichte kaum hin, um alle die schmackhaften Aufschnitte und erquickenden Getränke, welche zu unserer Erfrischung gereicht wurden, unterzubringen. Der lange Ritt und die Bewegung in der kräftigen Bergesluft ver- mehrten den Appetit; was Wunder also, wenn jeder der Aus- flügler sich beeilte, seinen Lieblingsbissen zu erlangen und ihn mit einem „guten Tropfen“ zu befeuchten. Auch der nachträglich fertiggestellte und von den Bosniern nach landesüblicher Sitte zum beliebigen Abschnitte in grösseren Stücken umhergereichte Lammbraten fand seine Verehrer. Es gewährte grosses Vergnügen zu sehen, wie die gut gelaunte, zahlreichen Ländern und Nationalitäten angehörende Reisegesellschaft, alle die Ornithologen und Nichtornithologen. Reichsdeutsche, Ungarn, Oesterreicher, Mährer, Slovenen, Kroa- ten, Dalmatiner, Italiener und Bosnier in der besten Eintracht und Freundschaft mit einander verkehrten, ja sogar heitere Trinksprüche ausbrachten und einander „Hoch!“ leben Hessen ! Leider musste auch dieses schöne Beisammensein ein Ende finden. Ein Gewehrschuss krachte durch die Berge und gab das Zeichen zum Aufbruche. Nicht lange darnach sass schon wieder alles „hoch zu Ross“ und trabte auf dem nicht mehr unbekannten Wege wie- der der Hauptstadt zu. Mein Braun, der mir wieder vorg'eführt wurde und dessen ich denn doch noch erwähnen möchte, hielt sich wacker. Nicht nur, dass das kluge Thier mit lobenswertem Eifer dem Ziele zueilte, es überholte sogar, nachdem wir das Gebirge verlassen und besseren Weg erreicht hatten, alle ande- ren Reiter und brachte mich an der Spitze des Zuges wohlbe- halten in die Stadt zurück. Da unsere Rückkehr nach Sarajevo frühzeitig erfolgte und der nächste Tag' zur Abreise von hier bestimmt war, so wurde die ornithologische Versammlung noch an diesem Tage geschlossen. Zu diesem Zwecke kamen alle Theilnehmer abends 7 Uhr im Vereinshause noch einmal zusammen. 4* Josef Tals ky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. Der Präsident, Herr D r. Rud. Blasius, besprach in sei- ner Schlussrede mit kurzen Worten die Thätig'keit der abge- haltenen Versammlung und dankte sowohl den Vertretern der drei Comite’s für ornith. Beobachtung-en für ihre gfelieferten Referate, als auch jenen Herren, welche die Verhandlungen ausserdem mit anderen ornith. Vorträgen bereichert hatten. Redner erwähnte auch des III. internationalen Ornithologen- Congresses, welcher im Jahre 1900 in Paris tagen wird. Wei- ters erinnerte derselbe an die freundliche Aufnahme, welche uns in Sarajevo überhaupt zutheil geworden und erstattete der Stadtvertretung den verbindlichsten Dank für die Ueberlassung der prachtvollen Verhandlungsräume im Rathhause. Als nach- her der Herr Vorsitzende die ausserordentlichen Verdienste der bosnisch -liercegovinischen Landesregierung um das Zustandekommen und den gdänzenden Verlauf der ornithol. Versammlung gebärend hervorgehoben und dieser hohen Be- hörde den tiefgefühlten Dank in besonders warmen Worten ausgedrückt hatte, da brach in der Versammlung ein stürmi- scher, nicht enden wollender Beifall aus. Zur Ueberrasclnmg der Anwesenden kam schliesslich noch ein photographisches Gruppenbild aller Theilnehmer an der Versammlung zur Vertheilung. Das wohlgelungene, künstle- risch ausgeführte Bild wurde an einem der Sitzungstage vor dem Eing'ange in das Rathhaus von Herrn Franz Topic, Official des bosn.-herc. Landesmuseums, aufgenommen und wird als bleibende Erinnerung an die schönen Tage von Sarajevo von jedem Betheilig'ten gewiss in Ehren gehalten werden. IV. Reise naeh der fiereegovina , Dalmatien und in die Heimat. Nachdem die ornithol. Versammlung ihren Abschluss ge- funden, löste sich die Gesellschaft nach und nach auf. Viele Theilnehmer, worunter auch Herr Graf Berlepsch, welcher der in den nächsten Tagen in Berlin tagenden Jahresversamm- lung der „Deutschen Ornithol. Gesellschaft“ beiwohnen wollte, kehrten auf demselben Wege, auf dem sie hierher gekommen, wieder in ihre Heimat zurück. Doch gab es auch andere, die der Anregung des Comitö’s folgend, es vorgezogen hatten, die Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 53 Heimreise über die Hereego vi na und das adriatische Meer zurückzulegen. Für diese war der Vormittag des 2h. September als der Tag der Abreise von Sarajevo festgestellt. Die neue Reisegesellschaft, bestehend aus mehreren Her- ren und Damen aus Ungarn mit Herrn Otto Hermann, den Herren Dr. Rud. Blasius, Dr. Nitsche, Dr. Nüsslin, Dr, von Lorenz, sowie dem Schreiber dieser Zeilen mit seinen anfangs schon genannten drei Landsleuten aus Mähren, hatte sich bei 20 Personen stark zur bestimmten Stunde am Bahnhofe eingefunden und wurde hier durch die Gegenwart des Herrn Hofrathes C. Hör mann und der Herren Custos Reiser und Professor Knotek auf das angenehmste über- rascht. Ersterer erschien, um von den scheidenden Gästen nochmals Abschied zu nehmen, die beiden letzteren, um uns als Führer in der Hercegovina zu begleiten. Ueberdies wurde uns noch bekannt gemacht, dass der früher erwähnte Inspector, Herr Jul. Pojman, sich der Gesellschaft in Ilidze anschliessen und für deren Bequemlichkeit und weiteres Fortkommen bis über die Grenze des Landes sorgen werde, was auch mit der grössten Umsicht und Bereitwilligkeit geschah. Erfreut über diese neuerliche Aufmerksamkeit trat sodann die aus guten Bekannten bestehende Gesellschaft frohen Muthes die weitere Reise an. Das nächste Ziel derselben war die zweite Hauptstadt des Occupationsgebietes, Mostar, 125 km. von Sarajevo entfernt. Eine Beschreibung dieser Tour zu bringen, wäre keine geringe Aufg-abe und würde den Rahmen meines Berichtes weit über- schreiten. Darum sei nur in aller Kürze bemerkt, dass die Strecke selbst, — die sog. bosnisch-hercegovinische südwest- liche Staatsbahn, — eine Schmalspur- und theilweise Zahn- stangenbahn ist und mit Rücksicht auf ihre Anlage und Durchführung' unter die anerkannten Meisterwerke des Bahnbaues gerechnet wird. Die kühnen, auf- und absteigen- den Windungen dieser merkwürdigen Strecke längs der Fels- abhänge, ihre zahlreichen Tunnels, Viaducte, Brücken, kühn gebauten Dämme und anderen auffallenden Objecte werden selbst das Interesse des für technische Leistungen mit weniger Ver- ständnis ausgestatteten Reisenden erwecken und seine Aufmerk- samkeit in Anspruch nehmen. Und der Genuss, welcher wäh- 54 Josef Talsky: Ornithologiscbe Versammlung in Sarajevo. rencl der Fahrt dem Naturfreunde geboten wird! — Wie in dem herrlichsten Panorama sieht er die schönsten Landschafts- bilder der ihn umgebenden grossartigen Gebirgsnatur an seinen Blicken vorüberziehen, so dass er von mächtigen Eindrücken überwältigt, alle die wildromantischen Thäler. tiefen Schluchten, unzählbaren Quellen. Flussläufe und Wasserfälle, die unter- schiedlich geformten, bald mit herrlichen Wäldern bestockten, bald als kahle, schroff zum Himmel emporragenden Berge und Berggruppen, die über alles Andere hoch aufragenden Berg- riesen u. s. w. anstaunen und mit Bewunderung verfolgen wird. Nachmittags 2 Uhr erreichte unser Zug den höchsten Punkt der Strecke (876 6 m ü. M.) auf dem 1012 m hohen Rücken des Ivan-Berges, worauf sich der Lauf der Bahn in südwestlicher Richtung senkte. Nach Passierung einiger weite- ren Stationen gelangten wir nach Konjica und bald darauf in das Narenta-Thal, um in demselben bis Mostar herabzu- steigen. Nach Uebersetzung dieses zwischen dem Bosnaflusse und der Narenta gelegenen Gebirgszuges wird der aufmerk- same Reisende sofort wahrnehmen, dass sich den oben angedeu- teten Naturschönheiten auf den geg'en die Adria abfallenden Berghängen ein neuer, sehr vortheilhafter Faktor beigesellt hat. Es ist dies das bekannte hercegovinische milde Klima, infolge dessen überall, wo sich nur eine Handvoll Erde ange- sammelt hat, Pflanzen aller Art in ungewöhnlicher Ueppigkeit entwickeln und dem Landschaftsbilde durch den Contrast zwi- schen dem grauen Gestein und dem hervorwuchernden Grün einen ausserordentlichen Reiz verleihen. Dies wurde auch von uns am meisten in dem berühmten, meilenlangen Narenta. D etile wahrgenommen. Je weiter wir in demselben vordran- gen, desto interessanter gestaltete sich unsere Umgebung, desto häufiger tauchten edle Kastanien, Granatäpfelsträucher, Apri- kosen, Feigen und andere Repräsentanten einer südlicheren Vegetation vor unseren Augen auf. Unsere Ankunft in Mostar erfolgte erst gegen den Abend, so dass wir wegen der bereits herrschenden Dämmerung kein rechtes Bild von der Stadt gewinnen konnten. Dank den von unse- rem „Reise-Marschall“, Herrn Pojmann, getroffenen Vorkehrungen war in dem überfüllten „Hotel Narenta“ sowohl für unsere Unter- kunft, als auch für ein gemeinsames Mahl im voraus gesorg*t. Alles Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 55 war in der besten Laune ob des schönen Verlaufes der eben beendeten Tagesreise. Man gedachte auch in freundlicher Er- innerung der abwesenden Freunde und E'achgenossen, worunter insbesondere des Herausgebers dieses Journals, des früheren Präsidenten des Comite’s für ornithologische Beobachtungs- Stationen in Oesterreich — Ungarn, des hochverdienten und rühm- lichst bekannten österr. Ornithologen, Herrn Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen Um ihren Gefühlen Aus- druck zu verleihen, wurde von seinen zahlreichen Freunden die schönste Ansichtskarte Mostar's mit den Unterschriften aller Anwesenden*) versehen, nach der Villa Tännenhof bei Hal- lein abgesandt. An diesem Abende war es auch, wo ich von unserem verehrten Versammlungs-Präsidenten, Plerrn Dr. Rudolf Bla- sius, und einigen anderen Herren, welche in Mostar zurück- blieben, um in den folgenden Tagen in Begleitung der Herren Reiser und Knotek in der Umgebung der Stadt einige Jagd- touren zu machen, Abschied nehmen musste. Wie mir später brieflich bekannt wurde, g'elang es denselben, einige interessante Vögel, so : Columba hvia, Sitta neumeyeri , Ccttia ccttu , Cacca- bis saxatilis, Micropus mclba , Turtur risorius decaocto und Pha- lacrocorax pygmaeus zu erbeuten. Unsere nunmehr etwas kleiner gewordene, doch immerhin noch genug zahlreiche und muntere Gesellschaft verlies in der fünften Morgenstunde des nächsten Tages Mostar, um die unterbrochene Bahnfahrt fortzusetzen und die Endstation, M et- kovic, zu erreichen. Die 4M km betragende Entfernung' war bei dem herrlichsten Wetter bald zurückgelegt, so dass wir, das Festland hinter uns zurücklassend, bereits um 7 Uhr mor- gens das in der Nähe des Bahnhofes am Landungsplätze har- rende Dampfschiff, welches uns auf der regulierten Narenta in das Meer und sodann an unser weitestes Ziel, Ragusa, brin- gen sollte, besteig'en konnten. Das adriatische Meer und die Eahrt längs der dal- matinischen Küste sind mit allen ihren Naturschönheiten und sonstigen Merkwürdigkeiten so oft und gründlich beschrieben worden, dass es wohl ganz überflüssig wäre, diesen Bericht *) Für welche Aufmerksamkeit ich allen meinen besten Dank hier sage. Der Heraasgeb. 56 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. mit irgend etwas Aehnlichem in die Länge ziehen zu wollen. Aus diesem Grunde soll auch unsere allerdings hochinteressante Weiterreise nur mit Angabe der wichtigsten Vorkommnisse einfach besprochen werden. Trotz der in den letzten Jahren durchgeführten kost- spieligen, von den besten Erfolgen begleiteten Regulie- rung der Narenta nehmen in ihren weit ausgedehnten Niede- rungen noch immer einen grossen Th eil den Terrains Küsten- seen oder Sümpfe ein, in deren Röhrichten nach Mittheilungen des mitreißenden Herrn Dr. von Lorenz, dem diese Partie schon länger bekannt war, Rohrhühner, Moosschnepfen, Reiher, Pelikane, Wildenten, Möven und andere Vögel Vorkommen sollen. Wir hatten auch thatsächlich das Vergnü- gen, kaum dass unser Schiff ,Metkovic‘ verlassen hatte, meh- rere grosse Möven, Larus argentatus michahelesi, einen Flug einer kleineren Wildentenart und später wäh- rend der Einfahrt in das Meer sogar zwei Exemplare von Pelecanus crispus zu beobachten. Die seltenen Wasser- vögel, welche wegen ihrer bedeutenden Grösse unsere Auf- merksamkeit schon aus der Ferne auf sich gelenkt, standen unter einer Schar von Möven auf einer etwas erhöhten, mit Rohr spärlich bewachsenen Sumpfstelle und Hessen sich, selbst durch das Herannahen des Schiffes in ihrer Ruhe nicht stören, während ihre beweglichen Genossen sich bald erhoben und unseren Blicken entschwanden. Auf dem Meere angelangt, näherte sich unser Schiff der langgestreckten, mit der Festlandsküste fast parallel laufenden, sehr gebirgigen Halbinsel Sabbioncello, welche an ihrem südöstlichen Ende — bei Stagno — durch einen kaum 2 Kilo- meter breiten Landstreifen mit dem Festlande verbunden ist. Diese Landenge nun sollte zunächst erreicht werden; zu diesem Zwecke benützte unser Dampfer die zwischen den bei- derseitigen Küsten liegende Wasserstrasse. Nach einer mehr- stündigen genussreichen Fahrt lief unser Schiff während der grössten Mittagshitze in .Stagno piccolo ein. Hier wurde uns bedeutet auszusteigen, das schmale Stückchen Land zu Fuss zu übersetzen und am jenseitigen Ende desselben, in Stagno grau de, ein anderes bereit stehendes Schiff zu be- steigen. Der sogleich unternommene, leider nur etwas über Josef Ta Isky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. 57 eine halbe Stunde dauernde Spaziergang wird mir, trotz der ausgestandenen Hitze, in der angenehmsten Erinnerung bleiben. Zur Rechten des betretenen Fahrweges erhebt sich ein grauer felsiger Berg, auf dessen Kuppe eine Burgruine steht, von welcher eine lange, bis nach Stagno grande reichende Mauer sich hinzieht. Die Abhänge des Berges sind wohl kahl, doch an seinem Fusse, sowie zur Linken der Strasse wuchert eine Strauch- Vegetation, wie ich eine solche bisher noch niemals gesehen hatte. Die Mehrzahl der hier vorkommenden, wahre Dickichte bildenden Sträucher mit lederartigen, dunkelgrünen Blättern und rothen, oder blauen Beeren waren mir ganz fremd; aber ich kam auch an Quitten-, Oliven- und Feigenbäumen, Cypres- sen- und Meerstrandkiefern vorüber, welche ich früher nur wäh- rend der Fahrt aus der Ferne beobachten konnte. In der Er- wartung, neben derlei seltenen Erscheinungen aus dem Pflan- zenreiche möglicherweise auch irgend welchen gefiederten Be- wohner dieses hochinteressanten Stückchens dalmatinischen Bodens zu begegnen, schritt ich nur lang'sam vorwärts. Mein Wunsch wurde aber diesmal leider nicht erfüllt. „Barone de Chlumetzky“, so nannte sich unser neuer Dampfer, verliess bald darauf den schmalen Canal von Stagno, um in den Canal von Calamotta, welcher zwischen der Küste und mehreren durch ihr helles Grün auffallenden Inseln liegt, einzulenken und uns nach Ragusa zu bringen. Nach 5 Uhr lief das Schiff in die Bucht von Gravosa, dem sog. Nord- hafen Ragmsa’s ein, und in einer halben Stunde später war unsere Gesellschaft bereits in dem neuen, allen modernen An- sprüchen entsprechenden „Hotel Imperial“ untergebracht. Die Stunden, welche wir in Ragusa verlebten, gehören unstreitig zu den schönsten unserer Reise. Nicht allein, dass wir die reizende Stadt selbst mit ihren historischen und ander- weitigen Merkwürdigkeiten, so weit als möglich besichtigten und ihre malerische, geradezu entzückende Lage am Meere bewun- derten, — hatten wir auch noch das Vergnügen, eine nahe gele- gene interessante Insel zu besuchen und kennen zu lernen. Es ist dies die Insel Lacroma, der einstige Besitz Sr. kais. Hoheit des Kronprinzen Erzherzog Rudolf. Als Ornithologen und Mitglieder des ehemaligen „Ornithol. Vereines“ zu Wien, hielten wir es sogar für unsere Pflicht, das Eiland, auf welchem 58 Josef Talsky: Ornithologische Versammlung in Sarajevo. der leider so frühzeitig dahingeschiedene hohe Protector genann- ten Vereines zu wiederholten Malen geweilt, in dankbarer Erinnerung zu betreten. Lacroma ist eine grüne, kleine Insel mit einem Domini- kanerkloster. Ihre Sehenswürdigkeit besteht ausser in den inte- ressanten Strandscenerien an den steilen Felsenküsten, haupt- sächlich in der grossen Zahl von unterschiedlichen, der medi- terranen Vegetation angehörigen Pflanzenformen, welche jeden aus dem Norden kommenden Wanderer in hohem Masse er- freuen werden. Ihr reiches Grün hat die Insel wrohl zumeist der Meerstrandkiefer (Pinus maritima.) zu verdanken; doch gibt es hier noch eine Menge anderer Gewächse, wie z. B. immergrüne Eichen (Quercus Hex), Erica arborea , Cypressen, Erdbeer-, Oliven-, Mandel-, Feigen-, Granatäpfel-, Lorbeer-, Orangen-, Citronen- und andere Bäume und Sträucher, ferner die Myrthe, verschiedenfärbig blühende Oleander, riesige Aga- ven, Palmen, Cacteen u. s. w., welche der Insel einen be- sonderen Reiz verleihen. Viele der genannten Arten gedeihen in den parkähnlichen Anlagen des Klosters, wo ausserdem ansehnliche Pflanzenbeete, eingefasst mit hochgewachsenen, noch blühenden und stark duftenden Rosmarin zu sehen waren. Vögel scheint die Insel Lacroma im Herbste nicht allzu zahl- reich zu beherbergen. Wir trafen hier nur zwei Arten an, nämlich eine Blaudrossel ( Monticola cyanus) und einen \lpensegler ( Cypselus melba). Erstere machte sich gleich anfangs bei unserer Annäherung zur Insel auf einem zer- klüfteten Uferfelsen bemerkbar; der letzere aber erweckte ob seines wunderbaren Fluges, mit welchem er das Kloster um- schwebte, allgemeine Bewunderung. Von unserem kurzen Ausfluge wieder in Ragusa ange- langt, fanden wir, da es zufällig Sonntag war, überall ein reges, bewegtes Leben. In der wogenden Menschenmasse waren es vor allem die zahlreichen Landbewohner, Dalmatiner, Her- cegoviner u. a , welche unsere Aufmerksamkeit fesselten. Die durchwegs hohen, kräftigen Gestalten in ihrer malerischen Nationaltracht trugen durch ihre Erscheinung und das selbst- bewusste Auftreten zur Verschönerung des eigenartigen, unge- wohnten Strassenbildes viel bei. Von den anderweitigen Sehenswürdigkeiten der Stadt sei Josef Talsky: Örnithologische Versammlung in Sarajevo. 59 noch des „Domovni muzej“, des vaterländischen Muse- ums, gedacht, dessen ornithol. Sammlung sehr wertvolle Prä- parate, zum Theile von seltener Farbenpracht und Reinheit des Gefieders, enthält Nebst den dalmatinischen Vogelarten werden hier auch solche aufbewahrt, welche von einheimischen Matrosen, See- und Handelsleuten auf ihren Reisen in "der weiten Welt gesammelt und dem Museum zum Geschenke gemacht worden sind. Die Leitung der Anstalt ruht in den bewährten Händen des Herrn Prof. Kosiü, welcher uns freundlichst aufnahm und mit dem Wünschenswerten bekannt machte. Wie schon bemerkt, war mit Ragusa das äusserste Ziel unserer Reise erreicht. Nun hies es, die Heimreise anzutreten, die auch noch an demselben Tage nachmittags erfolgte. Wir begaben uns, von der herrlich gelegenen Stadt scheidend, in den alten Südhafen und fanden auf dem bereitstehenden Dam- pfer der ungarisch-kroatischen Schiffahrtsgesellschaft „Zagreb“ die gewünschte Aufnahme und bequeme Unterkunft. /Abgesehen von jeder weiteren Beschreibung der volle drei Tage und Nächte dauernden, unvergleichlich schönen und von dem günstigsten Wetter begleiteten Seefahrt nach Fiume sei nur kurz berich- tet, dass wir die oben erwähnte Landenge von Stagno nicht mehr berühren sollten. Die langgestreckte Halbinsel Sabbion cello musste zwar wieder umschifft werden, doch diesmal auf der anderen, der südwestlichen Seite, der sogenannten Sonnen- küste. Infolge des weiteren Umstandes, dass unser Schiff, um seinen anderweitigen Verpflichtungen nachzukommen, während der Fahrt nicht allein die bekannten Küstenstädte Spalato, Sebenico und Zara, sondern auch mehrere Inseln anlief und entsprechenden Aufenthalt nahm, wrurde uns die Gele- genheit geboten, ausser den genannten Städten noch andere Orte, als: Curzola, Lesina, Citta vecchia, Bol, Milnä, Trau, u. s. w. kennen zu lernen. In Fiume endlich trennte sich die Gesellschaft. Selbst meine bisher treuen Landsleute verliessen mich, um mir nach Mähren voran zu eilen. Ich blieb zurück, um die im Aufblühen begriffene Hafenstadt und ihre Umgebung kennen zu lernen. Selbsverständlich suchte ich auch den vielgenannten klima- tischen Curort Abbazia auf, bewunderte seine prachtvollen 60 R. v. Tschusi: Kurze Notizen aus dem Unterinn- und Zillerthale. Parkanlagen und Strandwege und auch seinen dicht bestande- nen Lorbeerwald. Nach eintägigem Aufenthalte am Quarnero nahm ich Abschied vom Meere. Mit Unterbrechungen in Graz und Wien langte ich am Abende des 8. October wieder in der Heimat an. Olmütz, im December 1899. Kurze Notizen aus dem Uuterinn- und Zillerttiale. Von Oberlieutenant Rudolf Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. Eine hier nur auf dem Zuge vorkommende Erscheinung ist Sturnus vulgaris. Trotz wiederholter Versuche, ihn durch An- bringung von Nistkästen an die nächste Umgebung' von Schwaz als Brutvogel zu gewöhnen, ist dies bis jetzt absolut nicht ge- lungen. Auch natürliche Brutplätze, wie einige alte Pappeln, sowie in der Umgebung des Schlosses Tratzberg stehende hohle Laubbäume wären zur Genüge vorhanden. Diese Abneigung für die hiesige Gegend ist um so auffallender, als er in dem bei Strass in das Innthal mündenden Zillerthale zahl- reich brütet, sowie auch von dort abwärts im Inntliale selbst. Die Entfernung' von Schwaz bis zum Zillerthale beträgt unge- fähr zwei Wegstunden. Am 5. Juli wurde bei Wörg'l ein semmelgelbes Exemplar erlegt, welches ich beim Präparator Strasscr sah. Am 11. Juni beobachtete ich am sogenannten Wischpel- raine bei Stano (ca. 30 m von Schwaz) ein Pärchen von Sylvia nisoria, welches dort dem Brutgeschäfte oblag. Es ist dies das erstemal, dass ich diesen Vogel liier sah, und ich glaube ihn mit Recht zu den seltensten ßrutvögeln unserer localen Avi- fauna zählen zu können. Ende Juli erhielt Präparator Strasser aus der Umgebung von Innsbruck eine semmelgelb gefärbte Pica pica. Als ich am 16. November mit dem Hunde die Felder ab- suchte, flog auf ca. 3 Schritte von mir eine Hiruudo rustica vorbei, welche die Richtung gegen N. einhielt. Es war ein sehr schöner Herbsttag. Tagsvorher hatte es — 5° R und nachts war Schneefall bis in’s Thal herab. Ein nicht häufiger Gast ist die im Herbste so spät durch- ziehende Pratincola rubicola. Ich konnte sie trotz ileissiger R. v. Tschusi: Kurze Notizen aus dem Unterinn- und Zillerthale. 61 Beobachtung erst viermal constatieren und zwar am 16. März 1S9S eine bei Schwaz, am 28. März 1898 eine bei Kematen und am 22. und 29. October 1898 je eine bei Schwaz. Eine merkwürdige Erscheinung des heurigen Winters bildete das scharenweise Auftreten und Verweilen von Corvus frugilegus. Wohl ziehen selbe auch sonst durch, jedoch meist sehr hoch und halten sich nie in unserer Gegend auf. Meinem Vater und mir war schon das zahlreiche Erscheinen dieser Art in der Umgebung von Hallein — wo sie sonst nur vereinzelt verweilen, — besonders aufgefallen. Umsomehr war ich er- staunt, als ich vom Urlaube retour kam und auch hier überall diese wenig beliebten Gäste vorfand und mir ausserdem von glaubwürdiger Seite erzählt wurde, dass in allen Orten bis Kufstein einzelne mehr oder weniger starke Flüge dieser Art ihr Unwesen treiben. Hier machten sie sich im Dorfe Schwaz, wo die Bauern die Maiskolben aussen an den Häusern hängen haben, zuerst an diese, so dass die Bewohner, um den Samen zu retten, jene unter Dach bringen mussten. Mit der Zeit scheinen sie abgezogen zu sein oder sich verstrichen zu haben, da man sie nicht mehr in grösserer Anzahl beisammen, sondern nur einzeln sehen konnte. Hoffentlich verschwinden auch diese, denn ich glaube, es würde sich niemand über eine derartige Aquisition freuen. Am 3. September 1899 wurde ein nicht nur für unsere nächste Umgebung, sondern für Tirol überhaupt seltener Vogel, nämlich ein sehr schönes Exemplar von einem Austernfischer (Haematopus ostrilegus), am Inn bei Strass erlegt und dem Präpa- rator Strasser zur Präparation übermittelt, wo ich ihn sehen konnte. Am 9. September erhielt obgenannter Präparator einen Totanus glottis, welcher bei Weer erlegt wurde. Es ist dies das erste Exemplar, welches ich während meiner fast dreijährigen Beobachtung hier zu Gesicht bekam. Am 29. December erhielt gleichfalls Obgenannter ein bei Innsbruck erlegtes 6 von Circus cyaneus. Während der sehr kalten Weihnachtstag-e wurden bei Fügen im Zillerthale zwei Anser segetum und bei Zell am Ziller im gleichen Thale ein Colymbus — angeblich glacialis — erlegt, welche ebenfalls bei dem mehrfach erwähnten Präpa- rator einliefen. 62 R. v. Tschusi: Kurze Notizen aus dem Unterinn- und Zillerthale. Mitte Juli wurde am Piliberge, ca. l’/2 Stunden von hier, eine Pisorhina scops erlegt. Präparator Strasser, welcher die- selbe erhielt, theilte mir mit, dass diese Art früher häufiger als jetzt eingeliefert vvurde und ihm vor einigen Jahren 4 lebendige Junge gebracht wurden, welche er durch längere Zeit pflegte. Am 3. Jänner 1 900 wurde bei Wörgl ein prachtvolles Exemplar von Milvus regalis erlegt und dem Präparator Strasser eingesandt. Über den vergangenen Herbstzug möchte ich nur bemer- ken, dass die einzelnen Arten ausserordentlich rasch durchzo- g-en und ein Aufenthalt und stärkeres Auftreten einzelner Species im allgemeinen nicht stattfand. Nur Ruticilla phoeni- cura und titis waren die einzigen Arten, welche mir infolge ihres starken Auftretens auffielen. Die Witterung war im ganzen für den Zug sehr gün- stig zu nennen, da grösstentheils freies, offenes, sonniges Wet- ter vorwTiegend war. Fringilla coelebs Ö überwintern in ziemlich grosser Anzahl, ferners auch Merula merula 6 und Q, letzere jedoch in der Minderzahl. Am Tage halten sich die Amseln in den Sträu- chern entlang des Innufers auf, sammeln sich abends auf einem der höheren Bäume und fliegen dann dem Walde zu, um dort zu nächtigen. Infolge der im December und jetzt Mitte Jän- ner aufgetretenen stärkeren Kälte scheinen einzelne Merula , welche ich fand, — speciell 9 — und wahrscheinlich auch andere überwinternde Vogelarten, sehr gelitten zu haben. Ich glaube, dass auch viele durch die letzten Winter, welche so milde waren, zum Bleiben in unseren Gegenden verleitet wur- den und so ihr Leben bei uns einbüssten, ohne nach dem für die Vogel weit theihveise mit Recht gefürchteten Süden gelangt zu sein. Für die Fütterung überwinternder Vögel geschieht hier sehr wenig, obwohl seinerzeit ein Wanderorgan des bekannten „Oesterr. Bundes der Vogelfreunde“ in Graz durch Aufforde- rung zahlreiche Mitglieder anwarb, deren Beiträge jedoch zur Hälfte nach Graz abgeführt werden müssen. Der Rest kann hier verwendet werden, und dies geschieht durch Herrn Dr. Schumacher in eifrigster Weise. Schwaz, am 16. Jänner 1900. J. v. Csatö: Über das Vorkommen des Steinhuhnes in Ungarn. 63 Über das Vorkommen des Steinluihnes (Caccabis saxatilis Mey.) in Ungarn. Von J. v. Csatö. Über das Vorkommen dieses Huhnes in Ung'arn sind bis zur neuesten Zeit in der heimischen Literatur nur unsichere Angaben zu finden. Die erste Erwähnung desselben machte E. A. Bielz in seinem Werke „Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens“ (Her- mannstadt, 1856), in welchem er p. 106 Folgendes schreibt: „Das Steinfeldhuhn, P. saxatilis Meyer seu P. graeca ßriss. soll nach einigen Angaben in Siebenbürgen Vorkommen, und es ist mir auch aus glaubwürdiger Quelle versichert wor- den, dass wir in Siebenbürgen ein zweites Feldhuhn haben (das erste ist PercLix cinerea .) Ob es aber gerade diese Art oder das Rothhuhn, P. rufa L. ist, kann ich nicht bestim- men und muss mich daher auch nur auf diese Bemerkung beschränken“. Obige Arbeit Bielz’ erschien mit vielen Ergänzungen ver- sehen, zum zweitenmale in den „Verhandl. u. Mittheil, des Siebenbürg. Vor. f. Naturwissensch.“ in Hermannstadt, 1888. Hier schreibt der Verfasser auf p. 80 über dieses Huhn: „Auf Kalkgebirgen unserer südlichen und östlichen Kar- pathen, selten auf dem Königstein im Burzenländer Gebirge und dem Nagy llagymäs im Csiker Gebirge (Ha.)— [Hausmann.] Es müssen diese Angaben aber noch sicher gestellt werden.“ Dr. Julius v. Madaräsz führt dieses Huhn in seiner Aufzählung der „Vögel Ungarns“ „Rendszeres Nevsora a Magya- rorszägi Madaraknak“ — Budapest, 1881, nicht auf. Johann v. Frivaldszki beruft sich in seinem bei Ge- legenheit des im Jahre 1891 in Budapest abgehaltenen zweiten internationalen ornithologischen Congresses herausgegebenen Werke „ Aves Hungariae“ im Appendix, wo die nach seiner Meinung unsicheren Angaben verzeichnet sind, dieses Stein- huhn betreffend auf die erste Bielz’sche Arbeit. In dem von der „Ornithologischen Centrale“ in Budapest, (1898) zusammen- gestellten und herausgegebenen „Nomenclator Avium Regni Hungariae“ ist p. 38 auch dieses Huhn aufgeführt, — es sind aber in diesem Werke keine Fundorte angegeben. Erst in dem schönen, grossen, im Jahre 1899 erschienenen 64 J. v. Csatö: Über das Vorkommen des Steinhuhnes in Ungarn. illustrierten Werke Stefan v. Cb e r n e l’s„ Magyarorszäg Ma- darai különös tekintettel gazdasägi jelentösegökre“ (Die Vögel Ungarns) finden wir sichere Angaben, wo Folgendes mitge- theilt wird : „Dieser Vogel kommt bei uns auf dem ungarischen Mee- resstrand-Gebiete bei Fiume und auf den kroatischen Strand- gebirgen vor und bewohnt hier das schütter bebüschte, mit armseliger Vegetation versehene steinige Karst-Gebiet. Graf Wodzicki schreibt zwar 1853, dass dieses Huhn auf den höchsten Punkten des Tatra-Hochgebirges im Gebiete der Krummholz-Region in einzelnen Individuen zu finden sei; diese iVngabe aber kann keinen Glauben beanspruchen, sowie auch die Ang'abe Bielz’s und nach ihm die Angaben Danford’s und Brown ’s, welche über diesen Vogel aus Siebenbürgen veröffentlicht wurden.“ Ich habe alle siebenbürgischen Hochgebirge im Interesse der Ornithologie und Botanik wiederholt durchforscht und stimme dieser Meinung vollkommen bei. In der Krummholzregion unserer Hochgebirge kommt das gemeine Rebhuhn, Perdix perdix (L ), vor, und wir erlegten dasselbe in dieser Region auf dem Retyezät; ein Stück von dort befindet sich in der Sammlung des Adam v. Buda. „In neuerer Zeit, nämlich im Frühjahre des Jahres 1882, hat zwar Dr. Nicolaus v. Szontagh in der Tatra Acclimati- sierungs- Versuche mit dem Steinhuhn unternommen und zwei Hennen und einen Hahn zur Brutzeit auf den Ssepes Belaer Kalk- gebirgen freigelassen. Diese brüteten und überwinterten auch dort. Im Herbste liess er wieder zwei Hennen und einen Hahn bei der Tropfsteinhöhle dieses Gebirges frei; diese giengen aber zugrunde, wie wahrscheinlich auch die ersteren, da man von ihnen nichts mehr sah und hörte. Im Winter des Jahres 1893 wurde ein Stück bei Zimony erlegt, im Jahre 1S97 und 1898 wurden laut Bericht des Forst- amtes in Lugos im Jänner im Krassö-Szörenyer Comitate auf dem Gebiete der Gemeinde Koronini einige geschossen, und in- folge des Ansuchens der „Ungarischen ornithologischen Cen- trale“ wurde vom Forstamte in Fehertemplom ein im Jänner des Jahres 1898 im Gebiete der Gemeinde Koronini erlegtes Stück in frischem Zustande auch eingesendet.“ v. Csatö: Über das Vorkommen des Steinhuhnes in Ungarn. 65 Das von Freund v. Chernel angeführte Exemplar ist folglich das erste unzweifelhafte Belegstück aus Ungarn ; denn das im ungarischen National-Museum befindliche Exem- plar, ein Weibchen, wurde am 16. August vorigen Jahres von J ulius von Madaräsz, wie er mir selbst freu ndlichst mittheilte, in Novi, — also im kroatischen Modrus-Fiumer Comitate — erlegt. Ende des vergangenen Sommers hörte ich vom Herrn Obergespan Karl von Pogäny, dass in seinem Comitate, Krasso-Szöreny, auch Steinhühner Vorkommen sollen und er- suchte ihn, er möge die Güte haben, mir bei Eintritt der käl- teren Jahreszeit ein Stück zusenden zu lassen. Zu meiner grossen Freude wurde meine Bitte nicht ver- gessen, denn infolge der Verfügung des Herrn Obergespans sandte mir der Oberstuhlrichter des Bezirkes Moldova des oben benannten Comitates am 4. December zwei schöne Stein- hühner im Fleische zu, welche, wie mir mitgetheilt wurde, auf dem Gebiete der Gemeinde Koronini noch mit drei ande- ren Stücken erlegt wurden und die schönsten Stücke die- ser Ausbeute waren. Beide Exemplare, 6 und 9, wurden in meiner Sammlung- aufgestellt, und auf mein Ansuchen erhielt ich von Herrn Obergespan K. von Pogäny folgende Aus- künfte über das V orkommen dieser Hühner, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank abstatte: Die Steinhühner bewohnen ein zum Gebiete der Gemein- den Svineka und Koronini gehöriges, kalkfelsiges Terrain, das sich in ersterer bis zu einer Höhe von 100, in letzterer bis 200 m über den Donauspiegel erhebt und an manchen Stellen mit dichtem Gebüsch bewachsen ist. In der Nähe befinden sich Eichen und Buchenwälder. Der Bestand der Steinhühner scheint da ein geringer zu sein ; doch müssten genauere Nachforschungen diesbezüglich erst ge- pflogen werden, da dieses vom Verkehre weit abgelegene Gebiet nur selten von Jägern besucht wird und die wenig'en jährlich er- legten Stücke von Bauern und Raubschützen geschossen werden. Das von St. v. Chernel angeführte Stück rührt aus der gleichen Localität her, und so bestätigen diese drei Exemplare unzweifelhaft das Vorkommen des Steinhuhnes in Ungarn. Nagy-Enyed, im Jänner 1900. 5 66 Cui't Loos: Einige Notizen über das Auerwild etc. Einige Notizen über das Auerwild auf der Herrschaft Liboch a. K. (Böhmen.) Zusammengestellt nach den Berichten der herrschaftlichen Revierförster Wolf, Richter und Berger, so.vie auf Grund der Abschusslisten und eigener Erfahrungen. Von Gurt Loos. Das Auerwild hat sich auf der Herrschaft Liboch seitens des Forstpersonales von jeher besonderer Aufmerksamkeit zu erfreuen gehabt, so dass die folgende Zusammenstellung der hierüber gemachten Beobachtungen und aufgezeichneten Notizen ein ziemlich genaues- Bild der ersten Einwanderung, sowie der weiteren Verbreitung dieses Vogels auf hiesigem Herrschafts- gebiete ergibt. Die erste Nachricht über das Auftreten von Auerwild auf dem nordöstlich gelegenen Waldgebiete der Blerrschaft Liboch entstammt dem Jahre 1857, in welchem gelegentlich einer Hasenjagd auf dem Medonoster Revier ein Auerhahn auf- gejagt wurde, ohne dass derselbe vom Personale je wieder beobachtet worden wäre. Einig-e Jahre später wanderten da- selbst von den angrenzenden gräflich Ernst Waldstein’schen Revieren einige Auerhennen ein. Ein Jahrzehnt später und zwar im Jahre 1869 tauchten merkwürdigerweise, weit von Auerwildrevieren entfernt, in dem südwestlichen zur Herrschaft Liboch gehörigen Waldtheile an der Stratschener Grenze des Jeschowitzer Revieres plötzlich o Auerhennen auf, die ihren Stand durch volle 6 Jahre beibe- hielten. Hievon wurden im Jahre 1875 zwei Stück durch die Stratschener Grenznachbarn abg'eschossen. Die dritte Henne wurde im Frühjahre desselben Jahres, — wahrscheinlich von einem Birkhahn betreten, da kein Auerhahn in der Umgebung zu bemerken war — auf dem Neste mit 2 Eiern beobachtet. Kurze Zeit nach der Bestätigung dieses sonderbaren Geleges waren Henne und Eier für immer verschwunden . Während also die erste Auerwildansiedelung auf dem Jeschowitzer Reviere elend zugrunde gieng, erhielt sich dieses Wild zwar in dem entfernten Medonoster Revier, es war indess etwa während eines Vierteljahrhundertes von einer Vermehrung dieser Wildart daselbst nichts zu bemerken. Erst im Jahre 1 88-L zeitigte die Ansiedelung mit dem Auskommen des ersten Gele- ges daselbst die ersten Früchte, 67 Gurt Loos: Einige Notizen über das Auerwild etc. Im folgenden Jahre nahm die Vermehrung einen erfreu- lichen Aufschwung, dagegen fand während der grossen Trocken- heit zur Brutzeit im Monat Mai 188(1 eine empfindliche Ver- minderung dieses Wildes statt. Mehrere Bruthennen wurden verendet und einig-e Gelege verlassen im Medonoster Reviere aufgefunden. Von dem Medonoster Revier aus verbreitete sich dieses Wild weiter über das angrenzende Tupadler Revier, woselbst im Jahre 1887 die erste Henne beobachtet wurde. Ihr dürfte sich im Jahre 1890 ein Hahn zugesellt haben. Im selben Jahre wurde auf der Libocher Herrschaft das erste Auerwild und zwar 3 Hähne im Medonoster Reviere abgeschossen. Im fol- genden Jahre betrug der Gesammtabschuss 5 Hähne, wovon 3 Stück auf das Medonoster und 2 auf das Tupadler Revier entfielen. Im Jahre 1892 gelangte ein einziger Hahn im Me- donoster Revier zum Abschuss. Nach Verlauf eines Zeitraumes von 17 Jahren fand sich auch im Jeschowitzer Revier wiederum Auerwild ein und liess sich beim „Mordloche“ ein Hahn, welcher wahrscheinlich vom Tupadler Reviere gekommen war, nieder. Derselhe balzte 3 Jahre daselbst während der Balzzeit, ohne dass sich dem- selben eine Henne bcigesellt hätte. Wie im Jahre 1891 wurden auch im Jahre 1895 5 Hähne erlegt, wovon 4 auf dem Medonoster und einer auf dem Tupadler Revier entfallen. Hiermit hat der Abschuss bisher sein Maximum erreicht. Trotz eines ziemlich starken Abschusses hätte sich das Auerwild stark vermehren können, wenn nicht ungünstige Witterungsverhältnisse, sowie das Raubzeug wesentlich zu dessen Verminderung' beigetragen hätten; auch scheint das Wild in hiesiger Gegend verschiedenen Krankheiten ausgesetzt gewesen zu sein. So wurde fast alljährlich im Medonoster Revier ein verendeter Hahn oder Henne aufgefunden. Während des Winters 1893/94 wurden zwei verendete Hähne bestätigt, der eine von ihnen mit abgefressenem Kopfe, der andere mit stark angeschwollenem Kropfe. Im Jahre 1834 kam kein Stück dieses Wildes zum Abschüsse. Während des strengen Winters 1894/95 ist viel Auerwild zugrunde gegangen. Im Medonoster Reviere allein wurden fünf 5* 68 Curt Loos: Einige Magenuntersuchungen hei rabenartigen Vögeln. verendete Hähne aufgefunden. Infolge dessen wurde im Jahre 1895 weder im Tupadler, noch im Medonoster Revier dieses Wild zur Strecke gebracht. Dagegen kam im Jeschowitzer Revier der 1892 eingewanderte Hahn in diesem Jahre während der Balz zur Strecke. Im selben Revier zeigte sich 1895 ein zweiter, junger Hahn, der aber nicht balzte. Letzterer wurde von den Statschen’er Jagdnachbarn angeschossen und gieng wahrscheinlich infolge dessen zugrunde. Seit diesem Jahre ist im Teschowitzer Reviere nie wieder Auerwild angetroffen worden. Die Scharten, welche der Winter 1894/95 dem Auerwild- stande auf der Libocher Herrschaft zugefügt, sind bis heute noch nicht wieder ausgewetzt, und es wTar demzufolge der Ab- schuss in den folgenden Jahren gering. Im Jahre 1896 kam kein Stück Auerwild zum Abschuss; 1897 wurden 2, 1898 und 1899 je 1 Hahn erlegt. Im heurigen Jahre haben in den beiden Revieren Medonost und Tupadl 3 Hähne gebalzt ; ferner sind daselbst 3 Gelege bestätiget worden und auch ausgekommen. Von der einen Familie im Tupadler Reviere giengen beim Holzschleppen 3 Junge zugrunde. Vor einigen Tagen fand icli im Tupadler Revier einen alten Auerhahn, der etwa 10 bis 12 Tage daselbst gelegen haben mochte, verholzt, und heute, während ich diese Zeilen schreibe, wird eine verendete, sehr abgekommene Auer- henne vom Medonoster Reviere eingeliefert. Libocli a. d. Elbe, am 13. August 1899. Einige Magenimtersncliungen bei raben artigen Vögeln. Von Curt Loos. I. H®belkpähe. (April 1899.) 1. Zumeist Getreidekörner und Spelzen solcher; Kopf eines Rüsselkäfers; sehr viele kleine Schneckengehäuse und Theile solcher ersetzen den gänzlich mangelnden Sand. (Mai und Juni 1 899) 2. Zumeist Maikäferreste, ferner Knochen, Federtheile, Gedärme und Magen eines kleinen Vogels, 1 Haferkorn, 1 kleines Schneckenhaus, kein Sand. Curt Loos: Einige Magenuntersuchungen hei rabenartigen Vögeln. 69 3. Hauptsächlich Maikäferroste, sowie einig-e Reste von Geotrupes, keine Sandkörner. 4. 70 Gerstenkörner, viele Knochen- und Federtheile eines Vogels, Maikäferreste, kein Sand. 5. Magen voller Maikäfertheile, 4 Weizenkörner, kein Sand. 6. Neben Resten von mindestens 1 9 Maikäfern ein kleines Knochenbr liehst ück. 7. 8. 9. Ausschliesslich Maikäferreste. 10. Viele Eierschalenstücke, der Farbe nach vom Reb- huhn, sowie einige Häute, wahrscheinlich Eihäute; wenige Käferreste, worunter solche vom Maikäfer; kein Sand. 1 i. Zumeist Reste von Maikäfern, sowie einige dergleichen von Geotrupes ; mehrere grosse und kleine Quarzkörner. 19. Einige Maikäferreste, sowie ein kopfloser Leib eines Rüsselkäfers. 13. Hauptsächlich Maikäfertheile, graue Eierschalen vom Rebhuhn, sanft geschwungene Knochen, wahrscheinlich von einem jungen Frosch. 1 4. Maikäferreste und wenige Eischalen. 15. Maikäferreste, sowie einige Kalksteinchen. 16. .Maikäferreste und 4 Kirschkerne. (Juli 1899.) 17. Ausschliesslich Maikäferreste. 18. 4 Kirschkerne, sowie häutige Theile von Kirschen, Maikäferreste und zwei Kalksteinbrocken. 19. Meist Käferreste, hauptsächlich von Maikäfern, auch ganze Flügeldecken von diesen, dann viele Theile von Geotrupes. solche von 2 Caralmsarton, Getreidereste und einige grössere »Sternchen. 20. Neben vielen Maikäferresten 4 Kirschkerne und viele Heidelbeerkernc. 21. Hauptsächlich Maikäferreste und nur wenige solche von Geotrupes. (September 1899.) 22. Neben zahlreichen Raupenhäuten und einig'en Käfer- resten viele Getreidekörner und ein kleines Schneckengehäuse. (December 1899.) 23. Hauptsächlich Reste eines kleinen Nagers (Maus), viele Getreidekörner und einige grössere Steinchen. 70 v. Madaräsz: Bemerkungen zu Prof. M. Marek’s Artikel etc. (Jänner 1900.) 24. Meist Reste von Hafer und Weizen herrührend. 2 Apfelkerne, mehrere Insectenlarvenhäute, Theile eines Rüssel- käfers und 2 Kalksteine von Erbsengrösse. II. Elster. (Juni 1899.) 1 . Lediglich Maikäferreste. 2. Fast ausschliesslich Reste von Geotrupes. (December 1899.) 3. Hauptsächlich Getreidereste, sowie einige wenige kleinere und grössere Steinchen. 4. Ausschliesslich Getreidereste. (Jänner 1900.) Hauptsächlich Getreidereste, 1 Apfelkern, einige Käfer- reste, ein kleines Schneckengehäuse und zwei Unterkiefer eines kleinen Nagers (Maus.) III. Eiehelheher. (November 1899.) 12 Cocons eines Insectes, einige Käferreste und viele kleinere und grössere Quarzkörner. IV. Tannenhehep (Sehlanksehnäblep.*) '12. October 1899.) Meist Reste von Geotrupes sylvaticus , sowie, einige wenige einer Carabus art ; eine grössere Anzahl von Kernen (Wein- beerkerne ?) und mehrere Heidelbeerkerne. Magenhaut durch Heidelbeeren blauviolett gefärbt. Liboch a. d. Elbe, im Januar 1900. Bemerkungen zu Prof. M. Marek’s Artikel „Ornitliologisches aus Zeugg.“ Von Jul. v. Madaräsa. Ich glaube, dass wir uns nur freuen können, wenn wir in den Fachzeitschriften immer neuen Autoren begegnen, welche ebenfalls dem Gesammtziele zustreben, dessen Aufgabe in der entgiltigen Bestimmung' der Vogelwelt des Landes besteht. Und eben, weil es sich um ernste Bestrebungen handelt, fühle *) Auch in Schluckenau in Nordböhmen wurde im heurigen Herbst ein Tannenheher erlegt und bei Liboch ein zweites Exemplar beobachtet. v Madardsz: Bemerkungen zu Prof. M. Marek’s Artikel etc. 71 ich mich genöthigt, dem Artikel des obengenannten Autors einige Bemerkungen beizufügen, die er mir hoffentlich nicht verübeln wird. Ich fühle mich zu diesen Bemerkungen umso mehr berechtigt, da ich ebenso im Frühling des Jahres 1898, als auch im Sommer 1899 in der Umgebung von Zengg, d. h. von Novi und Povile bis zur unmittelbaren Grenze von Zengg Beobachtungen machte, deren Erfolg ich in den „Terme- szctrajzi Füzetek*) veröffentlicht habe. Übrigens war es ja meine Absicht, mich im „Ornithol. Jahrb“. mit den in dem ungarisch-kroatischen Litorale vorkommenden einzelnen Formen zu beschäftigen. Es scheint, dass meine diesbezüglichen Ar- beiten der Aufmerksamkeit des Verfassers vollkommen entgangen sind, sowie mehrere sich auf das Litorale beziehende Mitthei- lungen des Directors des Agramer Museums, Prof. Spiridion Brusina, welche ausser Betracht zu lassen, gewiss ein Fehler war. Der Verfasser zählt 53 Species aus der Ordnung der Singvögel auf, von denen einige auf Irrthum beruhen, wogegen solche, welche die Gegend characterisieren und denen man auf Schritt und Tritt in der ganzen Ausdehnung des Karstes, ja sogar des Strandes begegnet, keine Erwähnung' finden, z. B. Hypolais hypolais, Hypolais polyglott, a, Saxicola melanoleuca , Budytes borealis, Anthus campestris , Emberiza cirlus, Emberiza cia , Emberiza m elano ceph a la etc. 1 . Mer ula torquata (L.) oder dem Autor gemäss Turdus torquatus torquatus. Es ist ganz unwahrscheinlich, dass dieser nördliche Vogel in so südlicher Gegend am Strande des Adriatischen Meeres vorkommt. Ich glaube, dass hier nur von Merula alpestris (Br.) oder M. orientalis Seeb. die Rede sein kann. 2. Sitta europaea L. beruht entschieden auf einem Irrthum und kann nichts anderes sein als Sitta caesia W. & M. Ich habe mich in den Jahren 1898 und 1899 besonders mit der Spechtmeise befasst und bin stets der mitteleuropäischen Form, Sitta cacsia W. & M., begegnet. Wenn aber der Autor trotz- dem in den Besitz einer weissbäuebigen Sitta gekommen ist, so war dies gewiss nicht Sitta europaea , sondern wahrscheinlich Sitta neumayeri Michach. *) XXII. p. 344 (1399 / 72 v. Madaräsz: Bemerkungen zu Prof. M. Marek’s Artikel etc. 3. Ptilocorys *) cristata (L.) Die typische Pt. cristata kommt im ungvkroat. Litorale nirgends vor, dagegen jene mediterra- nische Form, welche unter dem Namen Pt. senegalensis**) bekannt ist. Die am Litorale vorkommende Pt. senegalensis weicht sogar auch von den griechischen und italienischen Exemplaren wesentlich ab. insofern sie der algierischen Pt. ma - crorhyncha näher steht als der typischen Pt. enstata (vgl. Ter meszetrajzi Füzetek“, XXII. p. 346, 1899 und „Magvaror-.zäg Madarai“, p 49, 1899). 4. Mi er op us apus ***) (L.) Der gemeine Segler kommt nur vereinzelt am kahlen Karstgebirge vor und zwar vor oder nach grösseren Stürmen, findet sich aber gewöhnlich nur in dem mit reicher und üppiger Vegetation bewachsenen „Vino- dol“-Thale. Dageg'en finden wir am felsigen Strande den Micropus murinus (B. )****) (= pallidus , Shelley), welcher sogleich durch seine mindere Grösse auffällt. Auch in seinem Fluge weicht er von ersterem bedeutend ab. Er lliegt nicht so rasch wie der gemeine Segler, der gewöhnlich ohne jeden Flügel- schlag leicht die Luft durchschneidet, sondern ein wenig schwer- fälliger. Er schlägt öfter mit den Flügeln, und sein Flug erinnert eher an den der Flausschwalbe ( Ch . nrbica). Er hält *) Diesen neuen Genusnamen stellte ich in meinem Werke »Magyaror- szäg Madarai« p. 48, 1899, zur Benennung der Haubenlerchen mit folgender Begründung auf: Die älteste generische Benennung der Haubenlerchen lautet Galerida (Boie, Isis, 1829, p. 321), recte Galerita, die aus dem lateinischen Worte galerus (= Helm) stammt. Diesen Namen hat jedoch Fabricius (Syst. El. 1. p. 214) in Jahre 1801 bereits zur Benennung eines Genus der Käfer benutzt; somit kann dieser Name nach den Regeln der Nomenclatur in der Ornithologie nicht weiter bestehen. Nach der Benennung Galerita folgt in der Ornithologie im Sinne der »lex prioritatis« der Hodgson’sche Name Heterops (S. Gray’s Zool. Mise. p. 84, 1844); aber nachdem dieser Name ebenfalls in der Entomologie schon früher Verwendung gefunden, (Blanch., Ann. Soc. Ent. Tr. 1842 p. 52) und in der Literatur ausser den Namen Galerita und tleterops kein anderer vorkommt, war es nothwendig, zur Benennung des Genus der Haubenlerchen den neuen Namen Ptilocorys zu schaffen; rizü.ov — Feder, Koqv $ == Helm. D. Verf. **) Ich erhielt diese Form durch Herrn Prof. Marek aus )Zengg und der Gegend von Essegg. D. Herausg. ***) Ein mir von Prof. Marek geschicktes Stück gehört zu apus. D. Herausg. ****) Siehe R. B. Sharpe & M ada räsz, Bull. Br. Orn. C. Nr. LXV, p. VI. 1899. D. Verf. v. Tschusi: Nueifraga caryocat. macrorhyncha (Br.) in Oesterreich. 73 sich an den felsigen Ufern des Meeres auf, wo er in grösseren Colonien nistet. Ich habe in diesem Jahre in der Höhle neben Porto-Teplo eine grosse Colonie entdeckt, von der ich unge- fähr 20 Stück zur Strecke brachte. In dieser Höhle, welche voll von Rhinolöphen ist, lebt er in Gemeinschaft mit der Columba livia. Gewöhnlich pflegen sie, bevor sie sich zur Nacht- ruhe begeben, in Scharen den nahen Strand zu durchstreifen. Zuweilen . — - was, wie es scheint, mit der Insectenwelt im Zu- sammenhänge steht — schweifen auch einzelne herum, wenn die Luft von einer besonderen Ameisen-Gattung ( Cremasto - gaster) erfüllt ist, die ihnen zur beliebten Nahrung- dient, vor oder nach der Veränderung des Wetters. Ich habe am 22. Juli auf der Promenade des Badeortes Novi zwei Exemplare ge- schossen, deren Rachen ganz mit Cremastogaster scutellaris ) an- gefüllt war. Bei einem der Segler fand ich 1 1 1 Stück geflügelte 9 von Cr. scutellaris, im Magen 120 Stück. In den Rachen des andern Exemplares waren ebenfalls Cr. scutellaris- Weibchen, aber auch ein Paar geflügelte Männchen zu finden. Budapest, 7. December 1899. Nueifraga caryoeat. macrorliyucha ( Br.) in Oesterreich. (Herbst 1899.) Die wenigen Daten über das Vorkommen sibirischer Tan- nenheher in Oesterreich im Herbste 1899 beschränken sich auf fol- gende Fälle. Ungarische Daten brachte die „ Aquila.“ 1899, p. 407. Böhmen. Den 12. October wurde gelegentlich einer Jagd auf der Herrschaft Liboch a d. Elbe ein Tannenheher erlegt und mir die zur Bestimmung ausreichenden Reste des zerschossenen Vogels — Kopf und Stoss — von Herrn Forst- meister C. Loos eingesandt. Es war ein ganz typischer Schlank- schnabel. Ein zweiter wurde in Schluckenau g-eschossen. Nach der Untersuchung des Genannten fanden sich im Magen des ersteren Reste von Geotrupes sylvaticus, eine grössere Anzahl von an der Spitze abgeschliffenen Weinbeerkernen und eine kleinere von Heidelbeerkernen, durch welche die Magen- wand eine blauviolette Färbung erhielt. Neustadtl b. Friedland. Herr R. Eder benachrichtigt mich, dass in einem dortig'en Parke am 12. October 3 Tannen- lieher erschienen und einer davon erlegt und ausgestopft wurde. 74 Albinotische Loxia curvirostra. Das Stück befindet sicli im Besitze des Gärtners ]äger. Alle drei waren g_ar nicht scheu. Den 28. d. M. erschien wieder ein Exemplar im Parke und suchte in nächster Nähe der Arbeiter Futter auf dem Boden. Bodenbach a. d. E. Herr Lehrer Michel erhielt aus der Um gebung Anfang und Ende September je einen Schlankschnäbler. Mähren. Nach Herrn Lehrer V. Cap ek in Oslawan wurde dort am 19. October ein schlankschnäbliger Tannenheher erlegt. Masse desselben : Totall. 32 cm., Figl. 17 8, Schwanz 12 5, Lauf 3'8, Schnabel 4 5, Höhe (i. d. Mitte) I, Ober- über den Unterkiefer 0 2, weisse Binde auf der 1. Steuerfeder 2' 5 cm. Im Magen Reste von Grillen. Schlesien. In der zweiten Octoberhälfte erlegte Herr Revierförster A 1 f r. Pohl in Wischkowitz ein Exemplar, welches mir derselbe zusandte. Ausserdem wurden noch 5 wei- tere Stücke ebenda geschossen. Deutschland wurde vom Zuge dieser Vögel stärker ge- troffen, doch gehörte derselbe auch dort keineswegs zu den grossen Zügen. In Livland trat der sibirische Tannenheher im September ziemlich häufig auf. So berichtet mir Herr Bar. Har. Loudon über das Vorkommen in Lisden, das sich dort auf ca. 14 Tasre o beschränkte. Für Samhof notierte Plerr M. Härms die 8/20, IX. 1 St., 10/22 IX. 6' St.. 19. (I. X.) IX. 1 St. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Albinotische Loxia curvirostra. Im Besitze Herrn Vict. Kastner’s in Tetschen an der Elbe befindet sich eine interessante Aberration eines Fichten- Kreuzschnabels, der im Mai 1899 in Biela b. Tetschen gefan- gen wurde, vom Obengenannten lebend gehalten wird und verkäuflich ist. Das Exemplar ist weiss, nur am Oberkopf, Rücken und Bürzel und an der Brust licht schmutzig graubraun, welche Färbung jetzt in Limoniengelb übergieng. Schnabel und Füsse sind röthlichgrau, die Augen lichter als bei normalen Stücken. Wie Herr Kästner weiters mittheilt, wurden im gleichen Jahre dort 5 weissbindige Kreuzschnäbel {Loxia leucoptera bifasaiata ) gefangen. v. Tschusi zu Schmidhoffen: Literatur. 75 Literatur. Berichte und Anzeigen. II. Gätke. Die Vogelwarte Helgoland. Herausgegeben von R. Bla- sius 2. vermehrte Auflage. — Braunschweig (J. H. Müller.) 1899 — 1900. gr. 8. vollst. in 16 Liefer. Preis Mk. 16 Mit der kürzlich ausgegebenen 16. Lieferung hat die zweite Auflage des Gätke’schen Werkes ihren Abschluss gefunden. Es scheint uns über- flüssig, den Wert dieses Buches weiters hervorheben zu sollen, zumal wir uns bei dem Erscheinen der ersten Auflage (Orn. Jahrb. II. 1891. p. 172— 177) sehr ausführlich darüber geäussert und bei Ausgabe der ersten Liefe- rungen der zweiten Auflage auf die vorgenommenen Ergänzungen dieser (Ibid, X. 1899. p. 194 — 195) hingewiesen haben. Dass das Werk bald nach seinem Erscheinen vergriffen war und das Bedürfnis nach einer neuen Auflage sich geltend machte, sind wohl ein sprechender Beweis, dass der Inhalt des- selben ausser den Fachgenossen auch weitere Kreise interessierte. Der Herausgeber, Prof. Dr. R, Blasius, hat bei vollständiger Wah- rung der Integrität des Textes eine nicht unbedeutende Zahl von Zusätzen in [ ] oder als Fussnoten, mit Bl. unterfertigt, beigefügt und durch selbe das Werk bis auf die neueste Zeit ergänzt. Die anderen Beifügungen betreffen die Ergänzung der Synonymie nach dem Cat. Bird. Brit. Mus. und der neuen Ausgabe von Naumanns Naturgeschichte. Gegenüber der ersten Auflage, welche 396 Arten aufzählt, weist die zweite deren 399 auf. Eine Kürzung erfuhr das Inhaltsverzeichnis, wogegen ein wissenschaftliches Sachregisier der lateinischen und deutschen Namen die leichtere Benützung des Buches er- möglicht. Ausser dem der ersten Auflage entlehnten Bilde H. Gätke’s ist dieser noch ein aus dem Jahre 1893 stammendes, Gätke in ganzer Figur, im Jagdcostüme darstellendes, beigefügt, desgleichen einige Federskizzen dessel- ben, welche der englischen Edition entnommen wurden Druck und Papier sind beide des Werkes würdige. Die Verlagshandlung hat zu dem Werke eine prächtige Einbanddecke herstellen lassen, die zum Preise von Mk. 1.50 zu beziehen ist. Und so möge das Werk Gätke’s wieder hinausziehen und Zeugnis ge- ben von der erfolgreichen Thätigkeit auf dem Gebiete der Vogelkunde, wel- che derselbe während eines fünfzig Jahre umfassenden Zeitraumes aut Hel- goland entfaltete; möge es der Wissenschaft neue Freunde und Förderer gewinnen! T. G. Uaäde Die Sammlungen des kaukasischen Museums. Band I. Zoo- logie. — Tiflis, 1899. 4. 520 pp. m. 5 Portr., 24 Taf. Phototyp. u. Lithogr. u. 2 Kart. (Russ. u. deutsch. Text.) Durch die Herausgabe dieses grossartigen, auf sechs Bände berechneten Werkes, dessen 1. Band — Zoologie — jetzt vorliegt, ist uns das kauka- sische Museum näher gerückt; sie ermöglicht uns, Kenntnis von den reichen Schätzen zu nehmen, welche Staatsrath Rad de, der Schöpfer dieses Insti- tutes, in einem 32 Jahre umfassenden Zeiträume in diesem vereinigte. 76 Literatur. Wir müssen uns hier nur auf Erwähnung des der Ornithologie gewid- meten Theiles beschränken und die auch für die anderen Gebiete sich Inte- ressierenden auf das Werk selbst verweisen. Dieser umfasst die Seiten 127 — 270. Es werden hier die im Museum befindlichen Vögel — gestopfte und Bälge, — Nester und Eier in der von Zarudny in seiner »Ornith. Fauna Transkasp.« befolgten Reihenfolge mit genauer Angabe des Fundortes und des Datums aufgezählt. Die Sammlung zählt mit 1. Januar 1899 508 Arten Vögel in 4206 Exemplaren, 259 Nester und 1738 Eier. Ausser der Zahl der hier angeführten Vögel gelangten im Laufe der Jahre ca. 2500 kaukas. Vogel- bälge an Institute und Ornithologen zur Versendung, worüber eine Liste der Empfänger angefügt ist. Eine prächtige phototyp. Taf, XVIII, zeigt uns die schöne biologische Gruppe von Wasservögeln in den Niederungen Lenkoran’s mit landschaftlichem Hintergründe. Kurze Bemerkungen über die angeführten Arten (p. 256 — 270) kritischen Inhaltes schliessen die Arbeit ab. Aus diesen, wie auch aus den dem ornithologischen Theile Vorgesetzten Citaten und der Liste selbst werden jene, welche dem Autor zu weit gehende Vereinigung, bez. Negierung vorhandener Unterschiede bei Formen, vorgeworfen, ersehen, dass derselbe nichts weniger als dieser ihm zugeschriebenen Neigung huldigt, sondern für die Unterscheidung der Formen und ihre trinäre Bezeichnung eintritt. T. IJ. Winge. Fuglene ved de danske Fyr i 1898. 16 Aarsberetning om danske Fugle. (Saertr. af: »Vidensk. Meddel. naturh. Foren« Kbhvn. 1899. p. 337 — 406 m. 1 Karte.) In seiner Eintheilung den vorhergehenden Jahresberichten (cf. >'Orn. |ahrb.« 1899. p. 76 — 77) gleichend, referiert Verf. über die an 33 dänischen Leuchtfeuern angestellten ornitholog. Beobachtungen im Jahre 1898. Von den zum Opfer gefallenen 1300 Stücken wurden 940, die 60 Arten umfassen, dem Kopenhagener Museum übersendet. Die am zahlreichsten angeflogenen Arten waren: Äldud.a arvensis, Sturmis vulgaris , Turäus merula. Twr das pila- ris und mnsicus. 3 Arten, Loxia curvirostra, Corvus frügilegus und Totarms ochropus, wrelche in den Listen der vorangegangenen 12 Jahre fehlten, fanden sich diesmal unter den Opfern. Zu den ungewöhnlichen Vorkommnissen des Beobachtungsjahres zählen: Somatefia speciabilis, Porzana minuta, Phalaropus fulicarius, Lestris pomator- hina , Mergulus alle, Milvus migrans, Aquila naevia, Circus cineraceus und palli- dus, Tnrtur auritus, Upupa epops, Coracias garrulus, Fants cristatus und Pratin- cola rubicola. Ruticilla titis ist seit 1894 Brutvogel bei den Ruinen von Koldinghus. Einige Aufzeichnungen von den Färöern schliessen den Bericht. T. G Dcuniani Cenni sugli Uccelli del I ’ Elba della collezione Tosca- nelli. (Sep. a. : »Avicula« III. 1899. 17 pp.) Verf. constatiert die Vernachlässigung der Kenntnis der Ornithologie Elba’s und liefert einen auf die Sammlung Cav. Toscanelli’s basierenden Überblick der Vogelwelt genannter Insel. Die Collection enthält 91 Exem- Literatur. 77 plare in 56 Arten, — etwa */4 der nachgewiesenen Species — welche mit den Daten ihrer Erbeutung angeführt werden, und denen dann weitere über ihr Vor- kommen auf der Insel beigefügt sind. Chelidon urbica fehlt auffallenderweise, Ticho- droma ist Brutvogel, ebenso soll es Procellaria pelagica auf den Scoglien sein. V tamnnia torda war bis 1884 im tyrrhenischen Meere eine Seltenheit, zeigt sich seitdem jedoch mit einer gewissen Regelmässigkeit in manchen Wintern ziem- lich häufig. Beachtenswert ist die Erbeutung je eines Exemplares von Fratercula arctica im April 1882 und im Juli 1896. T. G Damiani. Note ornithoJogiche dell’ Elba (1896, 1897 und 1898.) (Sep. a.: »Avicula.« II. 5 pp. und III. 9 pp.) Der Autor, Prof, in Portoferraio auf Elba, berichtet unter obigem Titel über seine auf genannter Insel angestellten, die Jahre 1886 — 1898 umfassenden ornitholog. Beobachtungen, die bei weiterer Fortsetzung derselben zu einer genauen Kenntnis der dortigen Ornis führen werden. Interessant, wenn auch schon mehrfach in Italien constatiert, ist hier das späte Vorkommen nordischer Arten in vollendetem Hochzeitskleide, so von Squatarola helvetica ö> 8. V., Pelidna subarquata am 14., 18., 21. V., Actodrornas minuta am 17., 18: und 21, V., Totanus fuscus am 29. V,, Eudro- mias morinellus am 28. V. T. G. Damiani II Larus audonini Payr, all’ Elba. (Sep a. : »Avicula« II. 4 pp.) G. Damiani. A Proposito della Frequenza in Italia della Risset tridac- tißa L. — (Sep. a. : »Avicula« III. 4 pp.) In ersterem Artikel wird über die Erbeutung eines Larus audonini Q ad., am 23. V. 1898 nahe dem Strande von Enfola. im Norden von Elba, berichtet, das die elbaner Sammlung Cav. Tonietti’s ziert. Drei weitere Fälle von Elba, deren letzter 15 Jahre zurück datiert, werden mitgetheilt und eine übersichtliche Zusammenstellung der auf diese seltene Möve bezüglichen italienischen Daten gegeben. Der zweite behandelt die Frequenz der Dreizehen-Möve in Italien nach den einzelnen Provinzen auf Grund der einschlägigen Literatur. T. Sp. Brusina. Megalestris skua nova ptica za hrvatsku faunu (M. skua neu für die kroatische Fauna.) — Lovacko ribarski viestnik. IX. 1900. p. 3 — 8. Verf. bespricht und kritisiert die auf Österreich-Ungarn bezüglichen An- gaben des Vorkommens obiger Art und berichtet über ein Exemplar, das sich im kroat. Museum in Agram befindet und — wie eine mir vom Verf. zuge- kommene spätere briefliche Mittheilung besagt — Mitte November 1894 auf der alten Werfte, südl. der Stadl Curzola (Dalmat.) erbeutet wurde. Weiters werden die anderen Raubmöven mit ihren Synonymen und den Daten ihres Vorkommens im Gebiete der »dreinig. Königreiche« Dalmatien, Kroatien und Slavonien angeführt. T. 78 An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. Sp. Brusina. No ve i rijetke ptice nar. zool. muzeja (Neue und seltene Vögel aus der Sammlung des zool. Nation. -Museums in Agram.) — lbid. IX. 1900. p. 11—12 Von der von O. Reiser in der Sutorina (Bocche von Cattaro) entdeck- ten Ac/robates famiUaris erhielt das Museum 2 am 19. IV. 1899 in der glei- chen Örtlichkeit erlegte Ö und aus Salona (Dalmat.) Anser unser Q vom 15. XII, desselben Jahres. T. .7. L lionhote. On the Moult and Colour-Changes of the Corncrake (Crex pratensis) — (Sep. a. : »Zoologist« 1900. p. 29—31.) Auf Grund genauer Untersuchung gefangen gehaltener, sowie zur Früh- jahrszeit erhaltener Wiesenrallen gelangt Verf. zu dem Resultate, dass das <5 sein Hochzeitskleid nicht durch die Frühjahrsmauser direct, sondern durch Umfärbung erhält. Das durch den Federwechsel des Kleingefieders im Frühling erlangte frische Kleid gleicht in beiden Geschlechtern dem ab- gelegten Herbstkleide. Sobald aber die Federn jenes vollkommen ausgewach- sen sind, vollzieht sich beim ö auf Brust und Kopf eine Umfärbung der- selben in Bläulichgrau, welche das Hochzeitskleid darstellt. Ein ähnlicher Vorgang findet sich bei Cohjmbus c/lacialis. Nachdem Verf. noch über die mikroskopische Untersuchung der grauen Federn der Wiesenralle berichtet, gibt er eine Übersicht der Reihenfolge, in welcher der Nestling erwähnter Art die Federn erhält. T. An den Herausgeber ei »gegangene Druckschriften. The Auk. A quarterly Journal of Ornithology. — New-York, 1899.. Vol. XVI. Nr. 1—4. Aquila. Zeitschrift für Ornithologie — Budapest, 1899, VI. Nr. 1 — 4. Avicula. Giornale ornitologico italiano. — Siena, 1899. III. Nr. 12—22. Die gefiederte Welt. — Berlin, 1899 XXVI11. Nr. 1—52. Der zoologische Garten. — Frankfurt a. M., 1899. XL. Nr. 1—12. Ornithologische Monatsschrift. — Gera, 1899. Nr. 1 12. Zeitschrift für Ornithologie und praktische Geflügelzucht. — Stettin, 1899, XXIII. Nr. 1—12. The Osprey. An illustrated monthly Magazine of Ornithology. — Washing- ton, 1898/99. III. Nr. 1, 4 und 5. La Feuille des jeunes Naturalistes. — Paris, 1899. XXX. Nr. 339 — 350. The Naturalist. — London, 1899. Nr. 504 — 515. Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums. — Wien, 1899, XIII. H. 1 — 4. Vesmir. Obräzkovy casopis pro sireni ved privodnich — Prag, 1899, XXVIII. Nr. 6—24; XXIX Nr. 1—5. Mittheilungen der Section für Naturkunde d. ö. Touristen -Club. — Wien 1899, XI. Nr. 1—12. Bulletin of the American Museum of Natural History. — New- York, 1899. XII. Verhandlungen und Mittheilungen des si e b en bür gi sc hen Ver- An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. 79 eines für Naturwissenschaften. 1898. — Hermannstadt, 1899. XL VIII. Bulletin de la Socicte imperiale des Naturalistes de Moscou. Moskau, 1898, Nr, 2 — 4, 1899 Nr. 1, Proceedings of the Indiana Academv of Science. Year, 1897, - Indianopolis, 1898. Aus der Heimat. — • Stuttgart, 1899. XII Nr. 1—6. 57. Bericht über das Museum Francisco- Carolinum. — Linz, 1899. Mittheilungen des nordbömischen Exc u rsi ons-C 1 u bs. — Leipa, 1899. XXII. H. 1 4. Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steier- mark 1898. — Graz, 1899. Der Waidmann. — Blasewitz-Dresden, 1899. XXX. Nr. 14 — 52; XXXI. Nr. 1 — 13. Der deutsche Jäger. — München, 1899. XXI. Nr 1 — 36. Bulletin of the Cooper Ornithological Club of California. — - Santa Clara, 1899. I. Nr. 1 — 6. Bird-Lore. — Englewood, 1899. Nr. 5, 6. Proceedings of the New England zoological Club, — Cambridge, 1898. pp. 1—37. Jäger-Zeitung. — Saaz, 1899. XV. Nr. 1—24. Diana. — Genf, 1899. XVII. Nr. 1 — 12 Waid mannsheil. — Klagenfurt, 1899. XVIV. Nr. 1—24. H ugo ’s J a gd ze i tu n g. — Wien, 1899. XXXXII Nr. 1 — 24. Illustriertes österreichisches Jagdblatt. — - Brünn, 1899. XV. Nr. 1 — 12. Deutsche Jäger-Zeitung. — Neudamm, 1899. XXXIII. Nr. 26 — 52; XXXIV. 1899. Nr. 1—26. Das Waidwerk in Wort und Bild. — Neudamm, IX. 1899. Nr. 1—6. Wild und Hund. — Berlin, 1899. V Nr. 1 — 52. Tidskrift för Jägare och Fiskare. — Helsingsfors, 1899. VII. H. 1 — 6. Jägaren. — Stockholm, 1899. V. Naturalien-Cabine t. — Grünberg, 1899. XII. Nr. 1 — 24. Yearbook of the U. S. Departement of Agriculture. — Washington, 1898. Proceedings of the U. S. N a t i o n a 1 - M us e u m s. — Washington, 1897 1899 XIX., XXI. Smithsoni an Report U. S. Nat. -Museum. — Washington, 1895. „ ,, — Washington, 1895. Annual Report of the Smithsonian Institution 1896. U. S. Nat. -Museum „ „ „ 1896, 1897. Ornis. Bulletin du Comitö o rn i t h o 1 og i q u e international. IX. 1897— 189S. Nr. 3, 4. und X. 1899 Nr. 1,2— Paris, 1898/99. Nor t h - A mc ri c a n Fauna. Nr 14, 15. Indiana Department Geology und Natural Resources. — India- napolis, 1897. J. v. Madaräsz. Über einige neue und seltene Vögel von Neuguinea. (Orn, Monatsber. VIII. 1900, p. 1— 6) 80 Nachrichten Spir. Brusina. Megnlestris skua nova ptika za hrvatsku faunu. (Lovacko- Ribarski Viestnik. IX. 1900. p. 3—8.) — Nove i rijetke ptice nar. zool. muzeja. (Ibid, IX. 1900. p. 11—12.) G Radde. Museum Caucasicum. I. Zoologie. — Tiflis, 1899. 4. 520 pp. m. Porti., 24 Taf. u. 2 Karten. Stef. Chernel v. Chernelhäza. Magyarorszäg Madarai Különös tekintettel gazdasägi jelentösegökre. — Budapest, 1899. 2 Bd. 4. 187 und 830 pp. m. 40 Chromo-, 16 Schvvarztaf. u. 59 Textfig. G. Damiani. Su i „Puffinus“ dell’ Elba (Sep. a.: »Avicula« II. 1898. 4 pp.) — 11 Larus audouini all’ Elba ( ,, ,, ,, II. 1898. 4 pp.) — Note ornitologiche dell' Elba (1896/97.): (Sep. a. ■ »Avicula* II. 1898. 5 pp.) — Cenni sugli uccelli dell’ Elba della collezione Toscanelli (Sep. a. : »Avicula« III. 1899. 17 pp.) Note ornitologiche dell’ Elba (1898.) (Sep. a. : »Avicula« III. 1899. 9 pp.) — A proposito della frequenza in Italia della Rissa tridactyla. (Sep. a. : »Avicula« III. 1899. 4 pp.) J. L. Bonhote. A List of Birds collected on the Island of New Providence, Bahamas. (From: »Ibis« 1899. p. 505— 520.) — On the moult und colour changes of the Corncrake (Cr ex pratensis) (From the »Zoologist« 1900. p. 29—31.) Stef. Chernel v. Chernelhäza: Vogelschutz. Edelreiher. — (Sep. a.: »Aquila« 1899. 47 pp.) Antwort aut den an den Redacteur der »Termeszetr. Füzetek« gerichteten »Offenen Brief« des Herrn Dr. J. v. Madaräsz. (Sep. a.: »Aquila« 1899. 6 pp.) Nachrichten. III. internatioualer oriiithologischer Congress. Selber wird in Paris vom 26. — 30. Juni 1. J. tagen und sind alle Orni- thologen zur Betheiligung eingeladen. Die fünf Sectionen umfassen: I. Systematische Ornithologie, Anatomie und Palaeontologie. — II. Geo- graphische Verbreitung und Wanderung. — III. Lebensweise, Nistweise und Eierkunde. — IV. Nutzen und Schaden der Vögel, Vogelschutz, Pflege, Ein- bürgerung. — V. Besprechung der Mitglieder des ständigen internationalen ornitholog. Ausschusses. Wahl neuer Mitglieder. [eder Theilnehmer hat 20 Fcs. zu erlegen, ist zur Betheiligung an den Sitzungen berechtigt und hat Anspruch auf die Publicationen des Congresses. Anmeldungen nimmt Mons. | ean de Claybroocke, Secrötaire de la Commision d’organisation du Congres ornithologique international, Paris 5., rue de Sonntay, entgegen. Yeramw. Redacteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhotten, Hullern. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien) Kircheuplatz 13. ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. Jahrgang XI. ji Mai- Juni 1900. Heft 3. Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna des Archangelsker Gouvernements. Von Michael Härms. Während eines kurzen, flüchtig'en Aufenthaltes im Gou- vernement Archangelsk glückte es mir, eine kleine Collection von Vogelbälgen zu sammeln, sowie einige biologische Beobach- tungen zu machen. Da die ornithologischen Verhältnisse dieses un- geheueren Gouvernements — mit Ausnahme der Kola-Halbinsel — noch lange nicht als aufgeklärte betrachtet werden können, so wird vielleicht für den zukünftigen Ornithographen Russlands, sowie den Ornithologen überhaupt auch dieser bescheidenste Beitrag zur Kenntnis der Ornis eines stiefmütterlich behandel- ten Gebietes willkommen sein. Den 6. Juli landete ich bei dem Kirchdorfe Sijskoe, wel- ches ich als Standquartier ausgewählt hatte. In diesem Dorfe, dessen nächste Umgebung ich durchstreifen wollte, verbrachte ich 13 Tage, die Zeit vom 6. bis 18. Juli 1899. Das Dorf liegt fast unmittelbar an dem linken, nicht hohen Dwina-Ufer und wird von dem kleinen Sija-Flusse, wel- cher seinen Ursprung in dem nördlich gelegenen Sig-osero nimmt, sich in die Dwina ergiesst und während seines Laufes eine stattliche Anzahl — wie die Einwohner behaupten 70 — Seen berührt, durchflossen. Die Ufer dieses Flusses sind ober- halb des Dorfes meist nur mit Wald bestanden. Überhaupt sind urbar gemachte Flächen recht spärlich vorhanden, und wo- 6 82 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. bin das x\uge auch blickt, begegnet es fast ausschliesslich nur Waldungen In südöstlicher Richtung vom Dorfe, unmittelbar längs des Üwina-Ufers, dehnt sich eine mit üppigem Graswuchs be- standene Wiesenfläche aus. Dieser Wiesenstreifen ist ca. 2 — 3 Werst breit und grenzt an die Waldregion. Auf dieser Wiese finden sich sehr zahlreich kleine Seen, natürliche Teiche und Wasserpfützen verstreut. Die Ufer dieser Gewässer sind mit Weiden, Erlen und anderen Laubhölzern bestanden; desglei- chen finden sich auch allenthalben einzelnstehende Gruppen derselben Baumarten, wodurch dieser Wiesenfläche das Aussehen eines Parkes verliehen wird. Hier ist das Heim der wunder- schönen Weidenammern, nur hier begegmet man diesen herr- lichen Vögeln beinahe auf Schritt und Tritt. Von den Spitzen oder einem freistehenden Aste der Weidenbüsche, Erlen oder auch von dem Gipfel einer Staude singen sie begeistert ihr eintöniges, aber sehr wohlklingendes Liedchen. Der Wald, welcher unmittelbar an diesen Wiesenstreifen grenzt, ist feucht, mit Grähnen, Birken, P'aulbeer- und Eber- eschbäumchen bestanden und weist einen sehr üppigen Unter- wuchs auf, welcher von verschiedenen Stauden und saftigen Grasarten gebildet wird. In diesem Walde traf ich das leb- hafteste Vogelleben: Turdus pilaris , Phylloscopus trochilus und Ph. borealis , Fringilla coelebs, Fringilla montifringilla , Emberiza rustica, Tetrao bonasia u, a. waren hier sehr zahlreich zu finden ; daselbst wohnte auch Garrulus infaustus. Leider wurde hier der Aufenthalt durch eine Legion von Mücken verleidet. Diese blutgierigen Insekten überfielen einen der- massen, dass man geradezu in Verzweiflung gerathen konnte. Fand man einen begehrenswerten Vogel und wollte ihn schies- sen, so setzten sich auf den Flintenlauf in der Ziellinie eine Anzahl Mücken, und hatte man dieselben vertrieben, so war auch schon der Vogel fort. Von den Qualen, die man selbst auszustehen hat, will ich gar nicht reden, nur bemerke ich, dass diese infamen Geschöpfe auch durch die kleinste Öffnung einzudringen verstehen. Den Wald, welcher in ornithologischer Hinsicht äusserst interessant war, lernte ich leider erst kurz vor meiner Ab- reise genauer kennen und würdigen, was ich jetzt noch bedau- Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 83 ere, da gerade hier das Interessanteste zu finden gewesen wäre. Gewöhnlich durchstreifte ich die Wälder am Ufer des Sija- Flusses, aber diese konnten keinen Vergleich mit dem erwähnten feuchten Walde aushalte n. Noch bedauere ich die allzukurz bemessene Zeit meines Aufenthaltes in dieser Gegend, aus welchem Grunde ich dem Wassergeflügel keine allzu grosse Aufmerksamkeit widmen konnte, was auch das fragmentarische dieses Beitrages er- klären wird. Die geographische Position des Ortes ist: 63° 37' n. Br. Alle Daten sind nach dem neuen Stil. Turdus viscivocus L. Die Misteldrossel bewohnte in geringer Anzahl die gros- sen Waldungen. Turdus musicus L. Von der Singdrossel konnte ich nur ein Paar beobachten. Turdus iliacus L. Recht oft begegnete man der Weindrossel in den sump- figen feuchten Waldungen. Turdus pilaris L. Von den Repräsentanten der Unterfamilie der Turdinae kam diese Art am häufigsten vor. Man traf sie zahlreich brü- tend an den Waldrändern, sowie auch in den Gebüschgruppen der Wiesen. Immer waren es nur einzelne Paare, die einen bestimmten Brutbezirk innehatten; ein colonienweises Nisten konnte ich nicht beobachten. Die Nester enthielten zur Zeit meines Verweilens in dieser Gegend Junge. Das mitgebrachte Stück vom 15. Juli trägt ein recht ab- genutztes Gefieder, aber Anzeichen von Mauser sind noch nicht wahrzunehmen. Im Vergleiche mit livländischen Exemplaren ist die schwarze Fleckung der Kehle, des Kropfes, sowie der Oberbrust eine viel intensivere, ebenso sind auch die schwärz- lichen Flecke der Federcentren der Brust- und Bauchseiten be- deutend breiter und ausgeprägter. Belegexemplar: ö ad. 15. VIF a. sm. 14.5; c. 10.2; r. 2.5: t. 3.1. Saxicola oenanthe (L.) Wie vorauszusetzen, bewohnt der Steinschmätzer sehr spärlich die Geg'end. Nur einmal, am 13. VII. sah ich flüchtig ein Männchen auf einem Scheunendache nahe beim Friedhof. 6* 84 Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna ctc. Wahrscheinlich nistete der Vogel in der Nachbarschaft unter den Steinhaufen. Pratincola rubetra (L.) Die in Rede stehende Art bewohnte recht sparsam die Umgebung des Dorfes. Sonderbarerweise traf ich auf der längs dem Dwina-Ufer sich hinziehenden Wiese, welche wie geschaffen zum Wohnorte für das Braunkehlchen schien, über- haupt nur das erlegte junge 6 an. Am 17. VII. beobachtete ich ein Pärchen dieser Vögel, welches an der Moskauer Post- strasse in einem ganz jungen Grähnenbestande die Nestjungen fütterte. Das Kleid des alten 6 ist sehr abgetragen, die Mauser hat aber nicht begonnen. Der junge Vogel trägt noch das Nestkleid, aber die Kropffedern werden schon gewechselt. In diesem Kleide ähnelt der junge Vogel in der Färbung des Kopfes, sowie des Oberkörpers dem 6 im Sommerkleide ; von der roströthlichen Färbung des Herbstgefieders ist sehr wenig zu verspüren, desgleichen ist die quergesprenkelte Oberbrust nur schwach ockergelb angeflogen. Belegexemplare : Ö ad. 11. VII., Ö juv. 17. VII. Ruticilla fthoemcitrus (L.) Das Rothschwänzchen war überall anzutreffen, sowohl in dem Innern der grossen Waldungen, als auch bei dem Dorfe und an den Waldrändern. Den 15. VII. führten die Alten die vor kurzem ausg'eflogenen Jungen. Der junge Vog'el vom 15. VII., sowie das alte 6 vom selben Datum stammen aus einer Familie. Das Kleid der alten Exemplare ist sehr abgerieben, der junge Vogel trägt das Nestkleid. Belegexemplare : ö ad. 12. VII. a. sm. 8.1 ; c. 6.2; r. 1.6 ; t. 2.1 . 6 ad. 15. VII. a. sm. 8.3; c. 6.4; r. def. ; t. 2.2. juv. 15. VII. a. sm. 7.2; c. 5.1 ; r. 1.6; t. 2.1. Erithacus rubecula (L.) Vom Rothkehlchen konnte ich am 9. VII. ein junges, erst vor kurzem ausgeflogenes Individuum in einem Grähnen- dickichte observieren; sonst kam mir das Rothkehlchen nicht zu Gesicht. Sylvia Sylvia (L.) Von dieser Art brachte ich kein Exemplar heim. Sie bewohnt ebenso wie bei uns Hecken und Sträucher auf Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 85 Wiesen, Waldblössen und an Feldrändern und ivar keine seltene Erscheinung. Sylvia curruca (L.) Dieses nette Vögelchen traf ich sowohl an den Waldrän- dern, als auch in den mit Gestrüpp bewachsenen, lichten Wal- dungen recht häufig an. Den 14. VII. beobachtete ich eine ganze Familie dieser niedlichen Vögelchen; dieselben hielten sich an einem Wald- rande, unmittelbar an der Archangelsker Poststrasse auf. Die 4 Jungen schienen erst vor kurzem das Nest verlassen zu haben, zwei derselben konnten nur von einem Zweige zum anderen hüpfen, die anderen flogen schon über kurze Strecken mit recht grosser Sicherheit. Aus dieser Gesellschaft stammt auch ein Männchen meiner Collection. Eine andere Familie, in welcher aber die Jungen schon weit gewandter flogen, sah ich am 15. VII. am .See „Ploskoe“. An diesem Tage beobachtete ich noch ein Pärchen, dessen Männchen das Weibchen unter sehr eifrigem Gesänge andauernd verfolgte. Vielleicht war die erste Brut zu- grunde gegangen und die Vögel wollten zu einer zweiten schreiten' In Betreff der Schwingen sagt Th. Pleske*), dass bei westli- chen Exemplaren vorherrschend die 2te Schwinge zwischen der 5ten und 6ten steht; diese Schwingenformel besitzt das 6 vom 14. VII; bei dem Männchen vom 15. VII. scheint das Schwin- genverhältnis ein abnormales zu sein, nämlich die 2te Schwinge ist länger als die fünfte. Th. Pleske (1. c.) scheint solche Exemplare nicht gefunden zu haben. Die beiden Exemplare stehen noch nicht in der Mauser. Belegexemplare : Ö ad. 14. VII. a. sm. 6.6 ; c. 5.6 ; r. 1.3 ; 1. 1 . 9. 6 ad. 15. VII. a. sm. 6.8; c. 6.0; r. 1.3; t. 1.9. Sylvia simplex (Lath.) An allen feuchten, mit Gebüsch bewachsenen Waldrän- dern war die Gartengrasmücke einer der häufigsten Vögel. Die Männchen sangen die ganze Zeit über sehr eifrig. Regulus reguhis (L.) Familien des Goldhähnchens konnte ich jeden Tag' ihr Wesen in den Gipfeln der Grähnen an dem Waldrande, welcher an den Wiesenstreifen grenzt, sowie auch in einem Grähnen- wäldchen unmittelbar am Dwina-Ufer, treiben sehen. Über- *) Ornithographia rossica. II., p. 76 (1889.) 86 Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. haupt war dieses Vögelchen keine seltene Erscheinung, und allenthalben wurden die ausgeflogenen Jungen von den Alten geführt. Liljeborg*) führt in seinem „Beitrag zur Ornitho- logie des nördlichen Russland und Norwegen“ diesen Vogel nicht an. Das mitgebrachte Exemplar ist ein junger Vogel mit voll- kommen olivengrauem Kopf; eine Zeichnung ist auf demsel- ben nicht vorhanden. Belegexemplar: juv., 17. VII. Phylloscopus rufus (Bchst.) Den Weidenlaubvogel traf ich nicht allzuhäufig in den Waldungen an ; nur sparsam vernahm ich in den Morgen- stunden sein monotones „Zilp zalp.“ Von den drei Laubvogel- arten, welche die Gegend bewohnten, war diese Art die am wenigsten verbreitete. Das Kleid des mitgebrachten Stückes ist abgetragen, die Oberseite sehr blass. Die 2te Schwinge ist länger als die 7te. Belegexemplar: 6 ad. 15. VII. a. sm. 6.1 ; c. 5.0; r. 1.2; t. 2.0. Phylloscopus trochilus (L.) Diese Art der Laubvögel war eine sehr häufige Erschei- nung, deren Gesang man den ganzen Tag vernahm. Sie be- wohnte sowohl die Wälder, als auch gesonderte Baumgruppen. Das eine Männchen vom 10. VII. (Nr. 379) besitzt einen sonderbare n Schnabel ; der Unterschnabel ist besonders an der Basalhälfte breiter, als bei anderen mir vorliegenden Exem- plaren; die Färbung desselben ist gelb. Bei den übrigen Stücken ist nur die Basis des Unterschnabels gelb, der übrige Theil dunkelbraun; auch ist die Unterseite gelber. Das Schwin- genverhältnis ist normal. Wenn Th. Pleske**) bei Beschreibung des Sommerklei- des von Phylloscopus trochilus (L.) schreibt, dass das ö in die- sem von dem Ö im Frühlingskleide sich dadurch unterscheidet, dass der grünliche Ton der Färbung der Oberseite verschwindet und dieselbe einfarbig bräunlichgrau wird, so ist das auf meine zwei mitgebrachten Stücke nicht anwendbar, da bei ihnen die Färbung der Oberseite einen recht starken grünlichen Ton auf- weist. Bei mehreren livländischen Exemplaren ist der grün- *) Naumannia. II. 2. p. 87 (1852.) **) Ornithographia rossica. II. p. 221 (1889). Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 87 liehe Ton der Färbung der Oberseite des Frühlingskleides viel weniger ausgeprägt als bei den zwei Archangelsk er Stücken im Sommerkleide. Der Bürzel ist grüner als bei livländischen Exemplaren. Belegexemplare: 6 ad. 10. VIL (Nr. 377.) a. sm. 7.4; c. 6.1 ; r. 1.3; t. 1.9. 6 ad. 10. VII. (Nr. 379.) a. sm. 7.0; c. 5.8; r. 1.3; t. 1.9. Phylloscopus borealis (Blas.) Vom nordischen Laubvogel brachte ich 7 Stück heim und zwar 6 66 und 1 9; alle sind alte Vögel. Dieses Laubvögelchen bewohnte die ganze Umgegend und war keine seltene Erscheinung. Am zahlreichsten traf ich es in dem feuchten Walde, welcher an den Wiesenstreifen grenzt und sich in südöstlicher Richtung vom Dorfe hinzieht. Dieser Wald wird von Grähnen, Birken, Eberesch- und Faul- beerbäumchen gebildet und besitzt einen wunderbar üppigen Unterwuchs der verschiedensten kniehohen Gras- und Stauden- arten. Obgleich sich die Laubvögel in solchen feuchten Wal- dungen am liebsten aufhielten, so traf ich sie auch in ausge- dehnten lichten Wäldern und einzelstehenden kleinen Wäldchen; in diesen aber schienen sie sich nur vorübergehend aufzuhalten, denn an solchen Örtlichkeiten verweilten sie nie längere Zeit, sondern schienen es sehr eilig zu haben. Wahrscheinlich be- suchten sie derartige Localitäten nur der Nahrungssuche halber. Hochgelegene, trockene, nur mit Kiefern bestandene Waldflä- chen schienen sie vollkommen zu meiden; wenigstens konnte ich an solchen keinen Vogel dieser Art beobachten. Des- gleichen hielten sie sich niemals in den Gebüschen an den Waldrändern oder auf Wiesen auf, auch für abgesonderte ein" zeln stehende Bäume schienen sie keine Vorliebe zu hegen- Für das nordische Laubvögelchen scheint ein zusammenhängen- der Wald Bedürfnis zu sein. In den Waldungen am erhöhten Ufer des Sija-Flusses begegnete ich dem Vogel nicht, wahr- scheinlich aus dem Grunde, weil diese Wälder keine üppige Vegetation aufzuweisen hatten. Ich stimme der Beobachtung R. Collett’s*) vollkommen bei, dass man nach dem Aussehen der Gegend zu bestimmen vermag, ob die Art dieselbe be- *) Proc. Zool. Soc. of London, p. 43 (1877). 88 Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. wohnt oder nicht. Am liebsten hielten die Vögel sich in dem Geäste der Birken auf ; aber auch auf Grähnen beobach- tete ich sie, so z. B. sah ich ein singendes Männchen auf der höchsten Spitze der genannten Baumart. Der nordische Laubvogel scheint ein sehr fleissig'er Sän- ger zu sein. Den Gesang konnte man zu dieser Jahreszeit fast den ganzen Tag ununterbrochen hören, trotzdem die Vögel in voller Mauser standen; besonders lebhaft concertierten die Männchen in den frühen Morgenstunden; da beherrschte ihr Gesang vollkommen den Wald. Sobald ein Männchen sein Liedchen beendet hatte, stimmte das in der Nachbarschaft wohnende seine Strophen an u. s. w.. so dass fast ein ununter- brochenes Trillern zu hören war. Hatte das Männchen sein Liedchen beendet, so antwortete nach einiger Zeit das in der Nähe sitzende Weibchen mit einem „Dzit“, worauf das Männ- chen gleich wieder mit dem Triller einfiel. Trotzdem der Gesang des nordischen Laubvogels von den verschiedenen Beobachtern verschiedenartig angegeben wird, so stimmen doch alle bis auf S e e b o h m darin überein, dass derselbe aus schnell vorgetragenen Silben besteht und einen heiteren Charakter trägt. Seebohm*) hat direct widerspre- chende Angaben gegeben, indem nach seinen Wahrnehmungen der Gesang" demjenigen des Rothkelchens ähneln soll, doch weniger rasch und melodischer sei, demnach der Gesang einen melancholischen Charakter besitzen soll. Trotzdem Seebohm eine Autorität auf dem Gebiete der Ornithologie ist, sind seine Mittheilungen über den Gesang des nordischen Laubvogels nicht zutreffend. Der Gesang sämmtlicher von mir beobachte- ten nordischen Laubvögel bestand aus einem sehr schnell und munter vorgetrag-enen Triller, welcher sich ungefähr durch die Silben „Tir tir “ wiedergeben lässt. In ihren Bewegungen waren die Vögel sehr unruhig und flink, weshalb sie auch schwieriger als andere Laubvogelarten zu erlegen waren. Hatte man sie beunruhigt, so waren sie nicht mehr zu finden; der Gesang verstummte, und sie hielten sich gut versteckt. Die Jungen waren noch nicht ausgeflogen und wurden von den Alten gefüttert, denn einige der erlegten Männ- *) Siberia in Asia, p. 130 (1882), Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 89 eben hatten den Schnabel voll von kleinen zarten grünen Räupchen. Bei sämmtlichen erlegten Ö6 steht das Kleingefieder des Oberkörpers in voller Mauser und überall treiben unter dem alten Gefieder die neuen Federn hervor, auch auf der Unterseite hat die Mauserung begonnen, wogegen die Steuer- und Schwungfedern einen verhältnismässig intacten Anblick gewähren. Beim Weibchen ist sowohl der ganze Oberkörper, als auch die Unterseite in voller Mauser begriffen, die Schwung- und Steuerfedern sind dagegen noch intact. Die von W. Me wes*) zwischen dem 8. und 11. August erlegten jungen Vög'el hatten schon ausg'emausert. Das Schwingenverhältnis ist bei allen 7 Exemplaren ganz normal, d. h. die zweite Schwinge ist kürzer als die fünfte und länger als die sechste. Die Flügelbinden sind recht abgerieben und treten deshalb nicht sehr hervor. Die Fussohlen waren gelb. Uber den Zug dieses Vögelchens berichtet M. Men z- b i e r**) folgendes: „Der Ph. borealis zieht vom nördlichen Norwegen, sich nicht stark nach S.-O. wendend, bis zum Altai und wahrscheinlich zum Ala-Schan nach China. Aus dem östlichen Sibirien zieht dieser Vogel nach S. W.“ Er über- wintert im Süden Asiens und auf den benachbarten Inseln (Ost-Indien bis Birma, Malakka, Sunda- und Andamanen- Inseln.) Ausserhalb des Brutrayons hat man im europäischen Russland zur Zugzeit diese Laubvogelart nur sehr selten be- obachtet. Zarudny***) berichtet, dass am 14. X. 1887 bei Orenburg ein Exemplar erlegt wurde; jedenfalls ein seltenes Vorkommnis, da man trotz eifrigstem Suchen kein zweites Stück zu finden vermochte. Im neuen Naumann****) findet sich folgende zweifelhafte Notiz: „Der abgebildete Vogel ist ein Weibchen aus Askabad vom 18. September 1889.“ Es wäre höchst interessant, nähere Daten über diesen Fund des *) Omis. II. p. 223 (1886). **) Bull. Mose. 1886. II. p. 338. ***) Materialien z. Kenntn. d. Fauna u. Flora d. russ. Reichs. Zool. Theil 111. p. 192. (1897). (Russisch!) ****) Naturgesch. Vögel Mitteleurop. II. p. 135 (1897). 90 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. nordischen Laubvogels ln Transkaspien zu erfahren, denn Z a r u d n y*) erwähnt dieses Vogels in seiner fundamentalen Arbeit über die ornithologische Fauna Transkaspiens nicht, und auch in den Arbeiten anderer Forscher sind über ihn keine Daten aus Transkaspien zu finden. Phylloscopus sibilator (Bchst.) konnte ich trotz allen Eifers nicht finden, und scheint dieses Laubvögelchen die Ge- gend nicht zu bewohnen. Ich bin vollkommen der Überzeu- gung und theile die Ansicht P 1 e s k e ’ s**), dass die Angaben W alneff’s und G o e b e 1 ’ s über den Zug und das Brut- geschäft dieses Vogels bei Archangelsk ohne jeglichen Zweifel auf Phylloscopus borealis sich beziehen. M. Menzbie r***) führt als nördliche Verbreitungsgrenze des Waldlaubvogels Archangelsk auf; aber schwerlich dürfte sich diese Aussage durch Belege erhärten lassen, und jedenfalls ist das Vorkom- men des Waldlaub vogels bei Archangelsk als ein höchst irre- guläres zu bezeichnen. Hier möchte ich noch auf eine Unrichtigkeit, welche sich in der neuen Ausgabe Nau m a n n s (1. c.) findet, aufmerk- sam machen. R. Blasius schreibt dort Folgendes: „Über die Mauser von Phylloscopus borealis gibt M e w e s (Ofr. K. Vet. Ak. Föch. 187!) an, dass die zwischen dem 14. und 17. Juli erlegten jungen Vögel bereits ausgemausert waren.“ Ich möchte dazu bemerken, dass zu dieser Jahreszeit die jungen Vögel höchstens das Nest verlassen haben dürften, aber noch lange nicht ausgemausert sein konnten. Die von mir erlegten Vögel sind ohne Ausnahme alte Individuen und waren bei den Männchen die Testikel noch sehr entwickelt. Übrigens fällt die citierte Ungenauigkeit nicht M e w e s zur Last. Die schwe- dische Originalabhandlung ist mir nicht zugänglich, wohl aber die deutsche Übersetzung in der von Blasius herausgege- benen Zeitschrift „Ornis.“ Hier gibt M e w e s****) als Datum der zuerst erlegten jungen Vögel den 8. August an, und schreibt, dass er bis zur Station Plesselskaja diesen Laubvogel verfolgen konnte, aber weiterhin keine mehr antraf. Mit die- *) Ornith. Fauna Transkasp. (1896). (Russisch!) **) Ornithographia rossica. II. p. 205 (1889). ***) Vögel Russlands. II. p. 923. (1895.) (Russisch!) ****) Ornis. II. p. 223 (1886.) Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithol'pgischen Fauna etc. 91 sen Angaben decken sich auch- diejenigen, welche P lesk e*) aus den Arbeiten von M e w e s citirt. Belegexemplare: 6 ab. (Nr. 376.) 10. VII. a. sm. 7.1; c. 5.4; r. 1.45; t. 1.85. 5 ad. (Nr. 396.) 15. VII. a. sm. 7.25; c. 5. 1 ; r. 1.5; t. 1 .9. 6 ad. (Nr. 397.) 15. VII. a. sm. 7.0; c. 5.2; r. 1.5; t. 1.9. 6 ad. (Nr. 413.) 17. VII. a. sm. 6.9; c. 4.9; r. 1.4; t. 1.9. Ö ad. (Nr. 414.) 17. VII. a. sm. 7.1; c. 5.4; r. 1.5; t. 1.9. 9 ad. (Nr. 421.) 18. VII. a. sm. 7.1; c. 5.0; r. 1.5; t. 1.85. 6 ad. (Nr. 422.) 18. VII. a. sm. 7.2; c. 5.2; r. 1.45; t. 1.9. Acrocephalus phragmitis (Bchst.) In dem Weidengestrüpp, sowie in dem Gebüsch, welches die Seen und Teiche auf den Wiesen emsäumte, war der Schilfsänger ein ständig anzutreffender Bewohner; hier trug er seinen herrlichen Gesang, den besten, den man in dieser Ge- gend hört, sehr eifrig vor. Das 6 vom 9. VII. besitzt ein recht abgenutztes Gefieder; der röthliche Farbenton der Oberseite hat einem bräunlich- grauen weichen müssen, nur auf den Oberschwanzdecken findet sich noch ein schwacher, röthlicher Anflug. Die Säume der Schwungfedern sind sehr schmal. Das andere Ö vom 7. VII. hat ein weit weniger abgeriebenes Kleid, auch tritt der röthliche P'arbenton der Oberseite überall deutlich hervor. Belegexemplare: 6 ad. 7. VII. a. sm. 7.1 ; c. 5.3; r. 1.6; t. 2.1 . Ö ad. 9. VII. a. sm. 6.9; c. 5.4; r. 1 .6; t. 2.2. Poecile borealis baicalensis (Swinh.) Die Sumpfmeise war keine seltene Erscheinung. Am liebsten schien sie sich in den gemischten, feuch- ten Wäldern aufzuhalten, trockene Bestände schien sie nur vorübergehend zu berühren. Man traf recht oft Fami- lienverbände dieser Vogelart an, wo die Jungen von den Alten geführt wurden; aber auch schon selbststän- *) Ornithographia rossica. p. 166. (1889.) 92 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. dig umhertreibenden jungen Individuen begegnete man nicht allzu selten. Nach genauem Vergleiche mit livländischen Poecile bore- alis borealis (Selys) kann ich die Archangelsker Exemplare nicht für identisch mit livländischen erklären; zur Illustrierung- möge folgende Gegenüberstellung dienen : Livland. Der Rucken bräunlichgrau oder schmutziggrau. Die Steuerfedern weisslichgrau gerandet. Die Säumung der Hand- und Armschwingen graulichweiss. Der Übergang der Halsseiten in die Rückenfarbe ist ein schroffe- rer und die letzten Federn der weissen Halsseiten sind an den Spitzen schwach rostgelblich ange- flogen. Die Unterseite schmutzigweiss oder graulichweiss, die Flanken deutlich rostgelblich angeflogen.*) Der Schwanz kürzer. Archangelsk. Der Rücken fast reingrau. Die Steuerfedern reiner ge- randet. Die Säumung der Hand- und Armschwingen reiner. Der Übergang der Halsseiten in die Rückenfarbe ist ein mehr allmählicher und sind die letzten F'edern der Halsseiten an den Spitzen nicht rostgelblich ange- flogen. Die Unterseite beinahe rein weiss, die Flanken kaum rostgelb- lich angeflogen. Der Schwanz länger. Meiner Ansicht nach sind die Sumpfmeisen aus Archan- gelsk identisch mit P. baicalensis Swinhoe (- macrura Tacz.) Zum Vergleiche lagen mir zwei Exemplare aus Tomsk, welche ich der grossen Liebenswürdigkeit des Herrn H. Johansen verdanke, vor. Eines von diesen Stücken repräsentiert offen- bar den herrlichsten baicalensis- Typus, denn der Schwanz hat die stattliche Länge von 7 cm. Als ein recht brauchbares *) Herr Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen gibt im Ornith. Jahrbuche, 1898 p. 175 einen sehr schönen Bestim- mungsschlüssel der europ. Graumeisen. Als ein Merkmal der Borealis-Gruppe gibt der sehr geehrte Herr Verfasser an, dass die Flanken ohne rostfarbigen Anflug seien; dieses passt auf die livländischen Stücke — von welchen ich eine sehr grosse Anzahl untersucht habe — nicht; denn bei allen Exempla- ren aus Livland ist der rostgelbliche Anflug recht deutlich wahrzunehmen. Poecile baicalensis (Svvinh.) besitzt diesen Anflug kaum. Der Verf. Im Herbstkleide haben beide Formen einen der Montanus-Gruppe ge- genüber aber nur sehr schwachen rostfarbigen Seitenanflug. Ich besitze mehrere Stücke von borealis aus Livland, doch zeigt keines den erwähnten Anflug so deutlich, wie ein von Hrn. M. Härms aus Samhof erhaltenes Exemplar. Der Herausg. Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 93 Unterscheidungsmerkmal der P. borealis von P. baicalensis halte ich unter anderem auch die reinere Färbung des Rückens und die viel reinere Unterseite der letzteren Form. Das erlegte Männchen vom 17. VII. steht in voller Mau- ser; sowohl unter dem Gefieder der Ober-, als auch der Unter- seite sind überall die neuen Sprösslinge schon recht entwickelt. Die Kopffedern sind sehr abgerieben, aber die neuen Federn noch nicht sichtbar. Die fünf ersten Schwungfedern sind alt, die 6te bis 1 lte werden gewechselt und die 6te ist ganz klein, die 7te länger, die Ste und 9te sind auch noch nicht voll ent- wickelt, aber die lOte und llte haben bereits die volle Länge erreicht. Die übrigen Schwungfedern harren des Wechselns; die Flügeldeckfedern befinden sich auch in der Mauser. Sämmtliche Steuerfedern bis auf die vier äussersten sind aus- gefallen, die beiden mittleren schon neu gewachsen und haben beinahe die halbe Länge erreicht. Die darauffolgenden sind um die Hälfte kürzer als ihre Vorgänger, die übrigen erst im Anfangsstadium der Entwickelung. Das Männchen vom 7. Juli besitzt ein abgeriebenes Federkleid, aber die Mauser hat noch nicht begonnen. Das junge Männchen, welches wahrscheinlich erst vor kurzem selbstständig geworden ist, besitzt keinen so reinen Farbenton der Oberseite wie die beiden alten Exemplare; die Bordüren der Schwungfedern sind nicht so rein und die Kopf- platte ist kurz, aber die Halsseiten sind rein weiss und die Unterseite fast blendend weiss, die Flanken kaum rostgelblich angeflogen. Belegexemplare: Ö ad. 7. VII. a. sm. 6.75 ; c. 6.45 ; r. 1.25 ; t. 1.7. 6 ad. 17. VII. a. sm. 6.5; c. — ; r. 1.25 ; t. 1 .8. Ö juv.12. VII. a. sm. 6.3 ; c. 5.9. (unausgewach- sen !) Cyanistes coeruletts (L.) Die Blaumeise ist für dieses Gebiet eine sehr seltene Erscheinung; nur einmal und zwar am 7. VII. sah ich ein Exemplar, das sich nur kurze Zeit am Waldsaume bei dem Wiesenstreifen auf hielt. Lophophanes cristatus (L.) In einem trockenen Nadelwalde traf ich am 12. VII. ein junges Männchen, welches auch erlegt wurde; sonst bin ich 94 Michael Häims: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. dieser Meisenart nicht begegnet. Dr. L i 1 j e b o r g*) scheint diese Meise bei Archangelsk nicht gefunden zu haben; Herr W. M e w e s**) schreibt, dass sie bei Cholmogori selten ist. Der erlegte junge Vogel muss vor nicht lang-er Zeit das Nest verlassen haben, denn das Gefieder ist sehr strahlig- und die Haube kaum entwickelt. Belegexemplar: 0 juv. 12. VII. a. sm. 6.9; c. 5.0 ; r. 1.1 ; t. 1.7. Motacilla alba (L.) Die weisse Bachstelze war an ihr zusagenden Localitäten eine ständig unzutreffende Erscheinung. Das Kleid des erleg- ten £, ist recht abgetragen, aber unterscheidet sich in nichts von livländischen Stücken. Hier möchte ich noch auf das vollkommene Fehlen der Motacilla borcalis Sund v. aufmerksam machen; wenigstens ge- lang es mir, trotz eifrigen Suchens nicht, ein Exemplar dieser Form zu erblicken. Belegexemplar: 6 ad. 12. VII. a. sm. 9. 1 ; c. 9.4; r. 1.7; t. 2.45. Anthus trivialis (L.) Die einzige Pieperart, die ich antraf, war der Baumpieper und an günstigen Orten keine seltene Erscheinung. Der Ge- sang- der Männchen schien besser zu sein, als derjenige, wel- chen man in Livland hört, oder man wird, da es hier überhaupt an guten Sängern fast fehlt, getäuscht! Da das Kleid der heimgebrachten Stücke sehr abgenutzt ist, so treten die schwärzlichbraunen Centralflecke der Federn stark hervor. Das Männchen vom 7. VII. besitzt keinen grün- lichbraungrauen Farbenton der Oberseite, sondern dieser Kör- perteil weist einen grauen Ton auf. Beim Weibchen vom 10. VII. ist der grünlichbraungraue Farbenton sehr prononciert, auch ist die Kropfgegend und die Brust sehr ausgesprochen ockerfarbig, bei dem Männchen dagegen mehr weiss. Belegexemplare: 6 ad. 7. VII. a. sm. 8.5; c. 6.8; r. 1.5; t. 2.0 9 ad. 10. VII. a. sm. 8.8; c. 5.7 ; r. 1.5; t. 2.1. Lanius collurio L. Den 15. VII. fand ich ein Pärchen des rothrückigen Wür- gers in dem Gebüsch am Ufer des Sija-Flusses; sonst ist mir *) Naumannia. II, 2, p. 87 u. f. (1852.) **) Ornis. II. p. 233. (1886.) Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 95 selber nicht zu Gesicht gekommen. Herr M e w e s*) schreibt : „Bei Schlüsselburg und Novaja-Ladoga selten.“ Wahrscheinlich hat der Genannte diesen Vogel nördlicher nicht gefunden, wel- cher eine seltene Erscheinung der Ornis dieser Gegend dar- stellen dürfte. Lanius excubitor L. Den Raubwürger traf ich in dieser Gegend nicht, wohl aber konnte ich den 20. VII. unweit der Station „Tundra“ ein Exemplar beobachten, welches fleissig rüttelte. Muscicapa grisola L. Der graue Fliegenschnäpper war keine seltene Erschei- nung; ein Pärchen, welches seine 1 Jungen in der edlen Kunst des Fliegenschnappens unterrichtete, konnte ich am 13. VII. am Waldsaume bei dem Wiesenstreifen beobachten. Die Jungen flogen schon recht gewandt und räumten gehörig unter den höchst lästigen Insecten auf. Muscicapa atricapilla L. Seltener als die vorhergehende Art. Ein Pärchen obser- vierte ich den 9. VII. in dem feuchten Walde an der Wiese. Die Vögel schienen das Nest in nächster Nähe zu haben, denn sie flogen sehr besorgt und aufgeregt hin und her. Da beide Vögel nach dem blossen Anblick nicht zu unterscheiden ivaren, so erlegte ich den einen, welcher sich als Männchen mit sehr entwickelten Testikeln erwies. Die Färbung der Oberseite ist bei diesem Exemplare grau mit einem Stich ins Bräunliche, der weisse Stirnfleck ist sehr klein, der weisse Flügelspiegel von geringer Ausdehnung und die Unterseite schmutzig weiss. Aus allen diesen Merkmalen geht hervor, dass wir es mit einem jährigen Männchen zu thun haben. Ohne jeglichen Zweifel sind die Männchen in diesem Kleide schon fortpflanzungsfähig. Ich theile vollkommen die Meinung Gloger’s**), dass die von Bechstein aufgestellte Muscicapa muscipeta keinerlei Anrecht auf eine selbstständige Form erheben darf, sie stellt eben nur ein jüngeres Altersstadium von Muscicapa atricapilla dar; denn man kann am Männchen alle Übergänge vom grauen bis zum fast schwarzen, mit blendendweisser Unterseite ausgezeichneten Alterskleide nachweisen. Um so sonderbarer ist es, wie bei *) Omis II. p. 234 (1886.) **) Naturgesch. Vögel Europas I. p. 404. (1834.) 96 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. manchen Ornithologen bezüglich dieses g-rauen Kleides noch Zweifel in Betreff der Zugehörigkeit bestehen können. Belegexemplar: 5 9- VII. a. sm. 7.8; c. 5.6; r. 1.4; t. 1.7. Ampelis garrulus L. Der Seidenschwanz war keine häufige Erscheinung; nur zweimal begegnete ich ihm: den 7. VII. hörte ich einen pfei- fenden Vogel und am 16. VII. traf ich in einem Walde ein Paar an, das sich im Gipfel einer hohen Grähne niedergelassen hatte. Ein Individuum wurde erlegt, das andere flog fort, kam aber wiederholt zurück und lockte sehr eifrig. Das erbeutete Stück war ein altes Männchen, der andere Vogel wird offen- bar sein Weibchen gewesen sein. Das Kleid des erlegten Exemplares ist recht abgenutzt, der Farbenton der Oberseite ein mehr fahler, die Elaube ist sehr hell sandfarben und abgerieben, die gelben Endsäume auf den Fahnen der Schwungfedern erster Ordnung sind sehr verbraucht und sehen verwaschen aus, der Farbenton der Unter- seite hat auch einen sandgelblichen Anflug. Belegexemplar: 5 ad. 16. VII. a. sm. 11.7; c. 7.4; r. 1.6; t. 2.0 Hirundo rustica L. Die Rauchschwalbe war eine seltene Erscheinung. Chelidonaria zirbica (L.) Die Hausschwalbe sah man sehr oft. Clivicola riparia (L.) Der Uferschwalbe begegnete man recht oft. Chrysomitris spinus (L.) Der Zeisig war eine gewöhnliche Erscheinung. Selb- ständige junge Individuen traf ich am 16. VII. in einem ge- mischten Nadelwalde. Sonst flogen die alten Vögel immer zu zweien; offenbar machten sie noch eine zweite Brut. Der erlegte junge Vogel besitzt einen röthlichgelben Far- benton auf der ganzen Oberseite; desgleichen sind auch die breiten Flügelbinden rötlich lehmg'elb, weniger lebhaft die Säume der Schwungfedern. Die Unterseite ist stark längsge- fleckt und citronengrünlich angehaucht. Belegexemplar: Q juv. 16. VII. a.sm. 7.25; c. 4.7; r. 1.2; t. 1.4. Passer doniesticus (L.) Der Haussperling war bei dem Dorfe sehr häufig und brandschatzte in gerade nicht angenehmer Weise die Gemüse- Michael Härrns: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 97 gärten der Einwohner; besonders räumte er unter der eben erst gesäeten Hanfsaat auf. Passer montanus (L.) Der Feldsperling stand hinsichtlich der Anzahl des Indi- viduenreichthums dem Haussperlinge nicht nach und machte sich ebenso unliebsam wie dieser. Fringillcl coelebs L. Der Edelfink war eine sehr häufige Erscheinung, wenn- gleich er auch nicht so zahlreich wie der Bergfink auftrat. Die Brut hatte das Nest verlassen, denn ich erlegte den 14. VII. schon ausgeflogene junge Vögel dieser Art. Das mitgebrachte alte 5 mausert noch nicht, aber das Kleid ist sehr abgetragen ; so ist der gelbliche Farbenton der Schwungfedersäume verschwunden, und sehen diese Säume weiss aus. Belegexemplar: ö ad. 13. VII. a. sm. 8.7; c. 6.6; r. 1.6; t. 1.9. Fringilla montifringilla L. Die häufigste Finkenart; überall, sowohl in feuchten, als auch recht trockenen Waldungen begegnete man dem Berg-- finken. Die ersteren schien er zu bevorzugen, denn an trocke- nen Localitäten kam er viel sparsamer vor. Die Männchen sangen noch recht fleissig, einzelne derselben schienen eine be- sondere Vorliebe für die Gipfel einzelnstehender Grähnen zu haben. Auf den höchsten Spitzen sah ich oft singende Männchen. 'Wahrscheinlich wurden die Eier zum Th eil noch bebrütet, da man selten ein Weibchen sah; auch schienen diese dann sehr grosse Eile zu haben, um Nahrung zu suchen. Die Männchen hingegen schienen genug Müsse zum Singen zu finden. Das Männchen vom 9. VII. ist ein prachtvoll gefärbtes altes Individuum. Die Oberseite ist vollkommen glänzend schwarz, der Nackenfleck nur angedeutet, die Schulterfedern orangeröthlich, die Säume der Schwungfedern gelbgrünlich, der Bürzel gelblich angehaucht, die Kehle, der Kropf und die Brust sind intensiv orangeröthlich. Bei dem Männchen vom 8. VIL, welches ohne allen Zweifel jünger ist, sind die Farben- töne nicht so prononciert, sondern mehr verwaschen, die oran- geröthlichen Töne sehr blass und neigen sich mehr zu Gelb; 7 98 Michael Hä rms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc- der Bürzel ist rein weiss, ohne den gelblichen Anflug, der Nackenfleck sehr entwickelt Das Kleid des Weibchens ist recht abgerieben. Belegexemplare: 6 ad. 8. VII. a. sm. 9.1; c. 6.5; r. 1.6; t. 1.9. 6 ad. 9. VII. a. sm. 8.9; c. 6.5; r. 1 .6; t. 1 9 9 ad. 17. VII. a. sm. 8-7 ; c. 6.4; r. 1 .5 ; t. 1 .9. Cannabina linaria (L.) Welcher Form die Leinfinken — offenbar werden es typische Cannabina linaria (L.)*) gewesen sein — dieser Gegend angehören, kann ich nicht mittheilen, da es mir nicht gelang, einen zu erlegen. Der Leinfink war eine recht häufige Er- scheinung, aber grösseren Trupps begegnete ich nicht, sondern sah nur immer Verbände von wenigen Individuen oder ein- zelne Stücke. Den 4. VII. trieben sich sehr viele Leinzeisige mit ihren ausgeflogenen Jungen in den Gärten und Anlagen der Stadt Archangelsk umher. Carpodacus erythrinus (Pall.) In dem Gebüsche am Sija-Flusse hörte ich am 15. VII. den allbekannten und schönen Pfiff des Karmingimpels, sonst traf ich keinen. Wahrscheinlich ist er für die Gegend selten. Loxia curvirostra L. Der Kreuzschnabel war eine sehr häufig'e Erscheinung und in Mengen anzutreffen. Er hielt sich sowohl an Grähnen-, als auch an Kiefernzapfen. Den 8. VII. erlegte ich ein Pär- chen, welches sich an Kiefernzapfen gütlich that ; dasselbe er- wies sich als zu L. curvirostra L. gehörig. Das Männchen be- sitzt eine sehr schöne johannisbeerrothe Färbung, sowohl auf der Ober-, als auch auf der Unterseite. Die Flügellänge ist auffallend gross; vielleicht stellt es einen Übergang zu Loxia pytiopsittacus (Bchst.) dar! Das Kleid der beiden ÖÖ vom 11. VII. ist oben roth mit Gelblichgrün untermischt, ebenso findet sich auch auf der Unterseite recht viel grünlichgelbe Färbung; offenbar sind es zweijährige Männchen. Belegexemplare: I Ö ad. 8. VII. a. sm. 10.2; c. 6.3; r. J 2.5; t. 1.7. Schnabelhöhe 1.2. | 9 ad. 8. VII. a. sm. 9.7; c. 6.3; r. 2.5; | t. 1.7. Schnabelhöhe 1.15. *) Wir glauben, dass es sich da eher um e.rilipes handeln dürfte. D. Herausg, Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 99 Belegexemplare 4, (Nr. 383.) 11. VII. a. sm. 9.4; c. 5.6; r. 2.5; t. 1.6. Schnabelhöhe 1.1. 5 (Nr. 384.) 11. VII. a. sm. 9.4; c. 6.1; r. 2.4; t. 1.6. Schnabelhöhe 1.1. .6. ad. 14. VII. a. sm. .9.9; c. 6.5; r. . - . . 2.5; t.. 1.7. Schnabelhöhe 1.2. ■ 9 ad. 14. VII. a. sm. 9.7; c. 5.7; r. 2.5; t. 1.7. Schnabelhöhe 1.2. Loxia curvirostra rubrifasciata Ch. L. Brehm. Den 15. VII. beobachtete ich im Gipfel einer hohen Grähne unweit des Ploskoe-Sees eine aus 5 Individuen bestehende, 2 Alte und 3 Junge umfassende Familie des rothbindigen Kreuz- schnabels. Ein hingesandter Schuss brachte einen jungen Vogel herunter. Es ist ein junges Männchen (die Testikeln waren von der Grösse des Kopfes einer kleinen Stecknadel). Der Rücken ist gelblichgrüngrau und die dunklen Schaftflecke der Federn tre- ten sehr hervor. Der Kopf besitzt einige grünlichgraue Flecken, der Bürzel ist gelblichgrün, die Kehle, die Kropfgeg'end und die Brust lehmgelblich die übrige Unterseite schwach lehm- gelblich angeflogen und sehr stark mit schwärzlichen Längs- flecken ausgestattet. Die Flügel sind schwarz, die zwei Flügel- binden sehr regelmässig und von lehmgelblichgrauer Färbung und die Schwungfedern lehmgrau gesäumt. Die Unterschwanz- decken sind rein weiss mit sehr grossen, dreieckigen Central- flecken. Der Schnabel ist kurz und verhältnismässig hoch. Belegexemplar: Ö juv. 15. VIJ. a. sm. 9.9; c. 6.6; r. 2.0; t. 1.7; Schnabelhöhe 1.2. Emberiza citrinella L. Die Goldammer traf ich nicht zahlreich an, aber an ihr günstigen T.ocalitäten war sie eine ständige Erscheinung. Emberiza aureole Pall. Von dieser schönen Ammer brachte ich 21 Exemplare heim, von welchen mir 15 Stücke vorliegen. Selbe bewohnte sehr zahlreich den längs dem Dwinaufer sich hinziehenden Wiesenstreifen. Dieser Vogel ist ein charak- teristischer Bewohner der Wiesen, welche sich an den Fluss- thälern hinziehen. .Seinen Lieblingsaufenthalt bildeten die Weiden- und Ellernbestände am Dwinaufer, sowie an den Ufern der Seen und Teiche auf der Wiese. Zum Singen wählt das 7* 100 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. Männchen den hervorstehenden Zweig- oder den Gipfel eines Strauches. Hier trägt es seinen kurzen aber wohlklingenden Gesang sehr anhaltend vor; sehr oft sah ich auch singende Männchen, welche auf einer Spitze der ca. 2 Fuss hohen Stau- den auf der Wiese Posto gefasst hatten und sich allerliebst ausnahmen. Der Gesang ist kurz, aber sehr melodisch und von Herrn M. D. Russki*) sehr glücklich durch die Silben „tiu-li, tiu-li-, tiu-li-ti, liu-l!i, li-liu-li“ wiedergegeben. Zur Zeit meines Aufenthaltes sangen die Männchen noch sehr eifrig; ja selbst in den freilich taghellen Nächten vernahm man den Gesang derselben. Den 6. VII. fand ich ein Nest dieser Ammerart und er- legte auch das dazu gehörige Weibchen. Im Nest fanden sich 5 noch nicht lange bebrütete Eier. Das Nest war auf einem Tümpel unter einem verkrüppelten Weidenstrauche im feuchten Terrain erbaut. Es war nur aus Grasstengeln zusammenge- woben und inwTendig mit sehr feinen Gräsern ausgefüttert. Um diese Zeit schienen alle Weibchen zu brüten, denn es ge- hörte zu einer Ausnahmserscheinung, wenn man eines dersel- ben zu Gesicht bekam. Zur Zeit meiner Abreise waren aber schon — nach dem Benehmen der alten Vögel zu urtheilen — die Nester mit ausgekrochenen Jungen besetzt, da ich jetzt sehr oft Pärchen begegnete, welche Nahrung im Schnabel trugen. Wälder, kleine Wiesenflächen, sowie bebautes Land schie- nen die Weidenammern vollkommen zu meiden; auch am Sija- Elusse traf ich diese Ammer nicht. Ein Hauptbedürfnis scheint zu sein, dass die Wiesenfläche gross, mit kleinen Gebüschpar- tien und einzelnen Bäumen bestanden ist und sich in der Nähe grösserer Gewässer befindet. Über die Kleider dieser Ammer ist schon oft und sehr ausführlich geschrieben worden, besonders eingehend hat G. Rad de**) diesen Vogel behandelt; aber auch Me wes***) gibt schöne Daten. Ich gestatte mir, einige kurze Bemerkungen zu der mir vorliegenden prächtigen Reihe zu machen. Beim jährigen Männchen ist der Kehlfleck weisslichgelb *) Menzbier, Vögel Russlands. II. p. 572 (1895). **) Reisen Ost-Sibir. II. p. 157 (1863). Tab. IV. ***) Ornis. II. p. 198 (1886.) Michael Härms: Beiträgezur Kenntnis der ornitholcgischen B'auna etc. 101 mit wenigen schwärzlichen Flecken untermischt, das Halsband unrein und das Brustband schmal, von roströthlicher Färbung. Bei Nr. 371 ist das Halsband unzusammenhängend, und es finden sich auf der Oberbrust nur Spuren desselben. Die Unterseite ist nicht so prononciert wie bei älteren Individuen; die Längs- flecken der Körperseiten sind verwaschen schwärzlichbraun; die Ohrfedern sind bräunlichgrau und der Superciliarstreifen sehr ent- wickelt und deutlich sichtbar. Der braune Farbenton des Ko- pfes ist heller, der Nacken gräulichbraun und der Rücken sehr stark mit schwarzen Längsflecken ausgezeichnet. Der Bürzel ist hell roströthlich, die Flügelbinde, welche von den grossen Deckfedern gebildet wird, graulichweiss, die mittleren Flügel- decken schwärzlich mit schmalen weissen Endsäumen, welche eine schmale Flügelbinde bilden. In diesem Kleide liegen mir zwei Männchen vor (Nr. 371 und 373). Das zweijährige Männchen (Nr. 372 und 375) unter- scheidet sich vom jährigen dadurch, dass der Kehlfleck fast schwarz ist, und nur wenige weissliche Federspitzen zu finden sind. Das Brustband ist auch schmal, hat aber eine intensivere Färbung; die Ohrdecken sind schwärzlich, und der Streifen über dem Auge ist nur schwach angedeutet, am sichtbarsten noch hinter dem Auge; der Kopf und Bürzel sind dunkler, die Unterseite gelber, die g'rossen Deckfedern breiter gesäumt und die Flügelbinde, welche von den mittleren Flügeldeckfedern gebildet wird, ist breit; diese Federn sind auf beiden Fahnen breit wAss gesäumt, so dass nur ein schwärzlicher Centralfleck sichtbar ist. Die Federn der Körperseiten weisen reinere, schwärz- liche Längsflecken auf. Bei dem dreijährigen Männchen (Nr. 346 und 372) ist der Kehlfleck rein schwarz, das Brustband kastanienfarben, die Unterseite rein gelb, der Kopf kastanienbräunlich, einige Federn mit hellen Spitzen, die Wangen fast schwarz, desgleichen die Ohrdecken. Uber dem Auge befinden sich einige helle Federn. Der Rücken ist schwarzgefleckt, der Bürzel und die Schulter- federn sind kastanienbraun, die mittleren Flügeldecken fast weiss. Das vier- und mehrjährige Männchen (Nr. 344, 345, 362, 364, 369 und 391) besitzt einen recht grossen reinschwar- zen Kehlfleck, und ein rein schwarzes Gesicht. Der Kopf, der Nacken und Rücken sind intensiv kastanienbraun, letzterer nur 102 Michael Härms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen 4auna etc. mit spärlichen schwarzen Schaftflecken besetzt, welche bei ganz alten Individuen kaum wahrnehmbar sind. Der Bürzel ist intensiv kastanienfarbig; die grossen Deckfedern sind kastanienbräunlich mit schwarzen Schaftflecken, die Flügelbinde, welche von den End- säumen dieser Federn gebildet wird, weiss mit rostgelblichem Hauche. Die mittleren Flügeldecken sind reinweiss, das Brust- band sehr intensiv kastanienbraun und das Halsband, sowie die Unterseite, prononciert hochgelb. Von einem hellen Strei- fen hinter dem Auge sind nur Spuren wahrnehmbar oder nicht einmal diese. Beim Weibchen (Nr 347, 352 und 367) ist der Kehlfleck weisslichgclb, das Brustband fehlt vollkommen oder ist schwach entwickelt, das Halsband schmutziggelb, die Ohrdecken bräun- lichgrau, der Superciliarstreifen sehr entwickelt und breit, weiss- lichgelb bis fast reinweiss; die Scheitelmitte heller als die Um- gebung, welche kastanienbräunlich ist; auch tragen die Federn scharf gezeichnete schwarze Längsflecken in ihrem Centrum. Der Nacken ist bräunlichgrau, der Rücken stark schwärzlich längsgefleckt, der Bürzel roströthlich, die mittleren Flügeldeck- federn nur weiss gesäumt, niemals ganz weiss; die Unterseite trüb gelb. Belegexemplare: ö 6- VII. (Nr. 344.) a. sm. 7.7 ; c. 6.5; r. 1.4; t. 2.0 Ö 6. VII. (Nr. 345.)a.sm. 7.7 ; c.6.35; r. 1.5 ; t. def. Ö 6.VII. (Nr. 346.) a. sm. 7.8; c. 6.2 ; r. 1.45 ; t. 2.0. Ö 9. VII. (Nr. 362.) a. sm. 8.0; c. 6.2; r. 1.4; t. 2.0. Ö 9. VII. (Nr. 364.) a. sm. 7.8 ; c. 6.3 ;r. 1 35; t. 2.0. 6 9. VII. (Nr. 366.) a. sm. 7.9 ; c. 6.2 ; r. 1.3 ; t. 2. 1 . 6 9. VII. (Nr. 369.) a. sm. 7.9; c. 6.4; r. 1.4; t. 2.0. 6 9. VII. (Nr. 371.) a.sm. 7.15; c.6.4;r.l.45;t.2.0. Ö 9. VII. (Nr. 372.) a.sm. 7.5; c. 6.3; r. 1.4 ; t. 2.0- Ö 9. VLI. (Nr. 373.) a. sm. 7.7 ; c. 6.0 ; r. 1.4 ; t. 2 0. 6 9. VII. (Nr. 375.) a.sm. 7.5;c.6.0;r. 1 .4 ; t. 2.0. 6 13. VII. (Nr. 391.) a.sm. 7.7; c. 6.0; r. 1.35; t. 2.0. Q 7. VII. (Nr. 347.) a. sm. 7.4 ; c. 6.4 ; r. 1 .3 ; t. 2.0. 9 7. VII. (Nr. 352.) a. sm. 7.6 ; c. 6.3 ; r. 1 .4 ; t. 2.0. 9 9. VII (Nr. 367.) a.sm. 7.3 ;c. 6.1 ; r. 1.3 ; t. 2.0- Emberha rustica Pall. Die Waldammer war keine seltene Erscheinung und be- wohnte vorzugsweise nur die feuchten Nadelwaldungen; ausser- Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 103 halb derselben traf ich sie nicht, auch an Waldrändern begeg- nete ich ihr niemals. Die Bruten hatten schon vor einiger Zeit das Nest verlassen, da ich sehr oft Familien dieser Ammer traf, welche aus 2 Alten und 3 — 4 jungen Vögeln bestanden. Den 15. VII. beobachtete ich zwei verschiedene Familien; in einer hatten die Jungen das Nest eben erst verlassen und flogen noch sehr unbeholfen, in der anderen aber hatten dieselben die Grösse der alten Vögel bereits erreicht. Es liegen mir 4 alte 66 und ein altes 9, sowie zwei junge Vögel verschiedenen Alters vor. Das am 15. VII. er- legte Junge ist ausgewachsen, das andere vom 17. VII. ist noch recht klein und hat das Nest erst kürzlich verlassen. Die vier alten Männchen unterscheiden sich nur wenig von einander. Die Stücke Nr. 350 und 403 scheinen recht alte Exemplare zu sein ; denn der Kopf ist tiefschwarz und der helle Augenstreifen, sowie der Nackenfleck ist schneeweiss, die zimmtröthlichen Farbentöne sind intensiv. Die beiden ande- ren Männchen besitzen keine reinschwarze Kopfplatte; der Scheitelstreifen ist deutlich wahrnehmbar, der Augenstreifen und der Nackenfleck sind bräunlichgelb angehaucht, die zimmt- röthlichen Töne nicht so ausgesprochen. Beim Weibchen ist die Kopfplatte graulichschwarz mit bräunlichen Federspitzen, der Augenstreifen und der Nacken- fleck verwaschen weiss, die zimmtröthlichen Farbentöne der Männchen durch rostgrauliche ersetzt. Das junge Männchen hat eine roströthliche, schwarz längs- gefleckte Oberseite. Überhaupt sind alle Farbentöne derselben stark rostgelblich, desgleichen die der Flügel; Kehle, Kropf und Oberbrust sind stark schwärzlichbraun gefleckt, der Augen - streifen stark roströthlich angeflogen. Der eben ausgeflogene junge V ogel unterscheidet sich durch die sehr rostrothe Oberseite und viel stärkere Fleckung der Unterseite. Belegexemplare: 6 ach 8. VII. (Nr. 350.) a. sm. 7.8; c. 6.0; r. 1.35; t. 1.7. Ö ad. 11. VII. (Nr. 382.) a. sm. 7.9; c. 6.2; r. 1.4; t. 1.8. Ö ad. 15. VII. (Nr. 102.) a. sm. 7.8; c. 6.0; r. 1.4; t 1.8. 104 Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. Belegexemplare: Ö ad. 15. VII. (Nr. 103.) a. sm. 7.75; c. 6.3; r. 1.3; t. 1.8. 9 ad. 8. VII. (Nr. 351.) a. sm. 7.3; c. 5.9; r. 1.3; t. 1.8. Ö juv. 15. VII. £i. sm. 7.9; c. 6.6; r. 1.3; t. 1.8. Ö juv. 17. VII. Emberiza finsilla Pall. Diese niedliche Ammer bewohnte recht sparsam die Ge- gend, nur ein Stück konnte ich sammeln und zwei weitere Exemplare beobachten. Sie schien sich in feuchten Wäldern aufzuhalten und sehr versteckt zu leben. Das am 8. Juli erlegte Männchen hatte den Schnabel voll kleiner Raupen; offenbar wollte es dieselben den Jungen bringen. Das heimgebrachte Exemplar ist ein prächtiges, altes Individuum. Belegexemplar; Ö ad. 8. VII. a. sm. 7.2; c. 6.1; r. 1.2; t. 1.7. Emberiza schoeniclus L. Die Rohrammer bewohnte sehr zahlreich die Ufer der Seen und Wasserpfützen auf der Wiese am Dwinaufer. Da das Kleid der beiden mitgebrachten Stücke sehr abgerieben ist, so tritt überall die schwarze Färbung sehr hervor. Belegexemplare : ö ad. 6. VII. a. sm. 8.3; c. 7.3 ; r. 1 .45 ; t. 1.9. Ö ach 9. VII. a. sm. 7.7; c. 7.2; r. 1.3; t. 1.9. Alauda arvensis L. Infolge des Mangels an ausgedehnten Flächen unter Cul- tur stehenden Landes bewohnt die Feldlerche recht sparsam die Gegend; nur einige Paare hatte ich Gelegenheit zu beobachten. Perisoreus infaustus (L.) Diesem Bewohner der feuchten, finsteren Wälder begeg- nete ich nur einmal. Am 17. VII. erlegte ich in dem feuchten Walde an dem Wiesenstreifen ein altes, mauserndes Männchen. Bei genauer Durchforschung wird sich der Ungdücksheher wahr- scheinlich als keine seltene Erscheinung erweisen. Das gesammelte Stück ist ein altes Männchen (die Testikeln waren sehr ausgebildet) und befindet sich in voller Mauser. Das Kopfgefieder ist sehr abgerieben und strahlig, die neuen Spröss- linge stehen erst im Anfang'e ihrer Entwicklung'; das Rücken- g'efieder ist sehr abgenutzt, und die neuen IRdern unter dem- selben sind noch sehr im Wachsthume zurück. Die Schwanzfedern Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna etc. 105 sind schon alle gewechselt; die mittleren haben bereits die volle Länge erreicht, aber die übrigen sind noch unentwickelt und die beiden äussersten sehr kurz. Die Kehlfedern sind abge- nutzt, aber die neuen Sprösslinge noch nicht sichtbar; die Fe- dern der Brustgegend sind in voller Mauserung und die neuen schon recht lang, aber noch in Minderzahl. Auch unter den Federn der übrigen Unterseite sind die neuen Sprössling'e deut- lich wahrzunehmen. Die erste und zweite Schwungfeder ist alt, die 3te gewechselt, aber erst 5 cm. lang; die 4te bis lOte sind erneuert und schon vollkommen ausgebildet; die llte ist im Wachsen begriffen und hat die halbe Länge der lOten er- reicht; die übrigen Schwungfedern sind sehr abgenutzt und noch nicht gewechselt. Die neuer. Sprösslinge der Schulter- federn sind bereits sehr lang. Belegexemplar: 6 ad. 17. VII. Garrulus glandarius (L.) Der gewöhnliche Heher war nicht selten. Den 10. VII. beobachtete ich eine Familie von 5 Stück. Pica pica (L.) Die Elster bewohnte in mehreren Paaren die nächste Umgebung des Dorfes. Colaeus monedula (L.) Die Dohle bevölkert sehr zahlreich den Kirchtliurm des Dorfes. Corvus cornix L. Die graue Krähe bildete eine gewöhnliche Erscheinung. Corvus corax L. Hin und wieder beobachtet. Dryocopus martius (L.) Einigemale beobachtet. Picus major L. Eine gewöhnliche Erscheinung. Bubo bubo (L.) Nur einmal sah ich einen ubstreichenden Uhu. Falco subbutco L. Den Baumfalken konnte ich fast jeden Tag beobachten. Pandion haliaetus (L.) Einmal gesehen, 106 Literatur. Anas crecca L.*) Eine häufige Erscheinung. Tetrao bonasia L. Bewohnte in Massen die Geg'end; die Jungen flog'en schon. Aegialitis curonica (Gmel.) Mehrere Paare am Dwinaufer gesehen. Haematopus ostralegus L. Ein Paar trieb sich jeden Tag am Dwinaufer und auf den Sandbänken umher. Totanus hypoleucus (L.) Einigemale gesehen. Totanus ochropus (L.) Eine alltägliche Erscheinung. Belegexemplar: ö ad. 7. VII. Larits canus L. Eine sehr grosse Schar hielt sich jeden Tag auf einer Sandbank in der Dwina auf. Colymbus septentrionalis L. Wiederholt auf der Dwina beobachtet. Colymbus arcticus L. Mehreremale gesehen. Literatur. Berichte und Anzeigen. Cherndhäsi Chernel Istvän. Magyarorszäg Madarai. Bülönös tekin- tettel gazdasägi jelentösegrickre. (Die Vögel Ungarn 's mit besonderer Berücksichtigung ihrer öko- nomischen Bedeutung. Im Aufträge des kgl. ung. Ackerbauministers verfasst von St. Chernel v. Chernelhäza, illustriert von St. von Necsey und Julius von Hary.) II. Bd. Gr. Okt. — Bd. I. 187 pp, XI Tb., 49 Text- illustrationen. Bd. II. 830 pp., 40 farbige, 5 Schvvarzdruck-Taf., 9 Textillustra- tionen. — Budapest 1899. Verlag des kgl. Ungar. Ackerbauministeriums. Preis 40 Kronen. IJas im Laufe des Winters im Verlage des kgl. ungar. Ackerbaumini- steriums erschienene umfangreiche Werk gliedert sich in zwei Bände. Der erste Band (187 pp. XI Tf., 49 Textillustrationen) enthält den kurzgefassten allgemeinen Theil, der zweite, bei weitem umfangreichere, (830 pp. 40 farbige, *) Ausserdem kamen noch mehrere Entenarten vor, welche ich aber nicht genau beobachten konnte. Literatur. 107 5 Schwarzdrucktafeln, 9 Textillustrationen) den speciellen, systematischen Theil über die Vögel Ungarn’s, ihre Verbreitung und ihre Lebensweise. Ganz eigenthümliche, bestimmte Ziele und Zwecke verfolgende Momente gaben den Anlass zur Entstehung des Werkes und beeinflussten dessen Inhalt; über dieselben berichtet in einer längeren, »Die Geschichte des Buches« be- titelten Einleitung O. Herman, der Chef der Ungar. Ornith. Centrale, der in dieser seiner Eigenschaft die ganze administrative und materielle Leitung der Arbeit übernommen und durchgeführt hat und nunmehr das fertige Opus als ureigenstes Kind der Ungar. Ornith. Centrale dem Publikum vorlegt. Charakteristisch für die Richtung und die Aufgabe ries Buches ist es, dass die principielle Entscheidung über dessen Verlag erfolgte, als durch den Gesetzartikel XXII vom Jahre 1894 Zusätze zu dem ungarischen Jagdgesetze geschaffen wurden: »Da wurde es offenkundig, dass, wenn ein Gesetz Schutz oder Vernichtung dekretiert* Schonung zuerkennt oder Verfolgung gestattet, es den Betheiligten auch ermöglicht sein muss, zu wissen, was zu schonen und was auszurotten sei, wo und warum und in welcher Richtung ein Ein- griff gestattet oder zu unterlassen sei .... «; so Otto Herman. Also die umfassendste Rücksichtnahme auf die ökonomische Bedeutung der Vogel- welt war es in erster Linie, welche im Sinne des Auftrages des kgl. ungar. Ackerbauministeriums dem zu verfassenden Werke zu Grunde zu legen war, und wie sehr dieser Gesichtspunkt für den ganzen Arbeitsplan massgebend geblieben ist, erhellt am Besten aus der Inhaltsangabe des ersten Bandes, welche die folgenden Abschnitte aufweist: Die Thierwelt und der Mensch ...... pp. 3 Die Begriffe »Nutzen und Schaden« bei den Vögeln . . 8 Der Vogelorganismus als Werkzeug ..... ,,20 I. Die äusseren Theile des Vogelkörpers ... ,, 22 II. Die Anpassung und Function des Vogelorganismus ,, 27 Die Bedeutung der Vogelthätigkeit im Haushalte der Natur ,, 94 Der Wert der Vogelthätigkeit in der menschlichen Ökonomie ,, 111 Gruppierung unserer Vögel nach ihrer Bedeutung . . „ 124 Der Vogelschutz ......... ,, 128 Geographische Verbreitung der Vögel u. die Zugserscheinung „ 160 Literaturverzeichnis ........ ,, 170 Wenn nun auch seitens des kgl. ungar. Ackerbauministeriums der öko- nomischen Frage das Hauptgewicht beigelegt wurde, so mussten doch der Verfasser sowohl, als auch der administrative Leiter der Buchangelegenheit, O. Herman, darauf bedacht sein, die gebotene günstige Gelegenheit auch dazu zu benützen, durch das fertigzustellende Werk einem der fühlbarsten und schwerwiegendsten Mängel der ungar. ornitholog. Literatur ein Ende zu bereiten und ein zusammenfassendes, grundlegendes Werk über die ungarische Ornis, wie ein solches bisher vollständig fehlte, zu schaffen. Es ist einleuchtend, dass hiebei auf die Eigenthümlichkeiten des Publikums, für welches das Werk in erster Linie bestimmt war, in hohem Masse Rück- sicht genommen werden musste; eine entsprechende Vorbildung — um diesen Ausdruck zu gebrauchen — wie sie den grossen Culturvölkern Euro- pas durch ihre alte, populäre ornithologische Literatur anerzogen worden war, 108 Literatur. fehlte dem grossen ungarischen Publikum so gut wie ganz — aber auch in dieser Richtung sollte das Werk bahnbrechend wirken. Die stetig steigen- den Culturbedingungen greifen mehr uud mehr ändernd in das Bild der ungar. Vogelwelt ein — die Beziehungen dieser zu der Bevölkerung verschieben sich mehr und mehr; die primitiven Erwerbsclassen der Nation — Fischer, Hir- ten, Jäger — sind durch die intensivere Cultur (Entwässerungen, Rodungen) in ihrer avitischen Ursprünglichkeit auf das Aussterbeetat gesetzt, und mit ihnen sind die befiederten Genossen ihrer Sumpf-, Wald- und Steppenwild- nisse in ihren Existenzbedingungen bedroht, und es verschwinden damit zahl- reiche primitive Beziehungen ethnischen Interesses zwischen Thier und Mensch — auch da sollte gerettet werden, was noch zu retten war! Auch das rein nationale Moment war zu berücksichtigen — das Buch sollte ungarisch sein, nicht nur der Sprache, sondern auch dem innersten Wesen nach; es sollte ein Bild davon geben, wieweit die Vogel weit mit dem Denken und Fühlen des Volkes verwoben sei, und welcher Antheil derselben im Volksliede und dei Dichtung gebüre. Und in dem Rahmen dieser allgemeineren, populären Ge- sichtspunkte sollte das Buch auch den Anforderungen moderner Wissenschaf t- lichtkeit entsprechen und auch streng sachlich von Wert sein. Dies war die Aufgabe des Buches, wie die Einleitung von O. Hermann und das Vorwort des Verfassers besagen; wenden wir uns nun der Ausführung zu und prüfen wir, in welcher Weise die gestellte Aufgabe vom Verfasser in verhältnismässig kurzer Zeit (der definitive Auftrag zur Abfassung wurde am 30. XII. 1896 von Sr. Excellenz dem Herrn Ackerbauminister J. von Daränyi ertheilt) gelöst worden ist. — Es empfiehlt sich hiebei zuerst den speciellen systematischen Theil zu besprechen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Arbeit als solche auch auf diesem Wege zur Vollendung gelangte, indem aus der Fülle des durch eigene Beobachtungen und Untersuchungen des Autors gewonnenen Materiales die zusammenfassenden Ergebnisse des allge- meinen Theiles gewonnen worden sind. Die Systematik betreffend legte Verfasser seiner Arbeit das Reiche- now’sche »Systematische Verzeichnis der Vögel Europa’s und des angrenzen- den Mitteleuropa^« zugrunde, jedoch mit einigen Modificationen, die ins- besondere in der durchgängigen Anwendung der trinären Nomenclatur, in einigen, durch neuere Arbeiten bedingten Abänderungen bezüglich Genus- Namen u. dgl., endlich in der einer muthmasslichen phyletischen Stellung entsprechenden Reihenfolge der einzelnen Gruppen (das Werk beginnt mit den Urinatores) ihren Ausdruck finden. In diesem systematischen Rahmen bespricht nun Verfasser die Arten der ungar. Ornis unter Benützung eines einheitlichen, überall streng einge- haltenen Arbeitsplanes oder Schemas; an den entsprechenden Stellen wer- den vorerst die dem Reichenow’schen Systeme entsprechenden Gruppen (Ordines, Familiae, Subfamiliae, Genera) in kurzen, concisen Abschnitten charakterisiert, und zwar nicht nur in Bezug auf Morphologie, sondern auch charakteristische Züge der Lebensweise, des Aufenthaltes u. dgl. werden als Gruppenkennzeichen angeführt. Die Behandlung der einzelnen Species erfolgt in der nachstehenden Weise: Dem ungar. Trivialnamen folgt der dem Prioritätsprincipe gemäss gütige wissenschaftliche (binäre) Namen, Literatur. 109 wobei dem Autornamen die Jahreszahl der Beschreibung beigefügt ist. Hie- rauf folgt eine kurze Angabe der wichtigsten Synonyme, und in eigenem Abschnitte die volksthümlichen Benennungen der betreffenden Art, in der Regel unter Angabe der Gegend, in welcher die Benennung gebräuch- lich ist. Dem schliessen sich an die Kennzeichen der Art, die Be- schreibung derselben, die wohl bei den bekannteren Arten sehr kurzgefasst ist aber doch bei eien meisten Species auf die Beschreibung des Kleides beider Geschlechter, der Jungen und auch der Saisonkleider sich erstreckt — endlich die Masse, enthaltend Angaben über Totale, Flügel- und Schwanz- lange, Tarsus und Culmen. Diese Masse sind in Maximal- und Minimal - werten gegeben und stützen sich auf eigene, ausschliesslich an ungari- schem Materiale ausgeführte Messungen des Verfassers. Wo für die Landesornis bei einer Art eine subspeci fische Glie- derung in Betracht kommt, wird die Besprechung derselben hiereingeschal- tet, wobei die einzelnen Formen trinär bezeichnet, zur Bestimmung dersel- ben hinreichende Kennzeichen gegeben, eine die allerwichtigsten Namen der betreffenden Form umfassende Synonymie beigefüge und das Verbreitungsge- biet der einzelnen Formen charakterisiert wird. Gelegentlich verweist Ver- fasser auch an dieser Stelle auf Arten und Formen, die in unmittelbar an- grenzenden Gebieten verbreitet sind, bisher im Lande zwar nicht ge- funden wurden, muthmasslich aber doch gelegentlich zur Beobachtung gelangen könnten. Auch hier sind Namen und Kennzeichen in der eben er- wähnten Weise angegeben. Auf die Massangaben folgt ein längerer Abschnitt, der die allge- meine Verbreitung der Art, dann die specielle Verbreitung im Lande*), die Beschreibung der Lebensweise, biologische Notizen, Angaben über die Stimme, über die Migration (unter Anführung des bisher festgestell- ten »Landesmittels«), dann folkloristische und sprachliche, die Volksbeobach- tungsweise und das Volksleben berührende Hinweise ethnischen und literari- schen (Poesie und Volkslied) Inhaltes, endlich die Beschreibung des Nestes und der Eier enthält. Nach Angabe der Eimasse — ebenfalls in Maximal- und Minimalwerten — schliesst die Besprechung der Art mit einem letzten längeren Abschnitte, welcher das Brutgeschäft, die Pflege und Lebensweise der Jungen, die Nahrung der Art, ihre ökonomische Würdig an g und im Anschlüsse daran Daten über Hege und Schutz oder eventuelle Jagd und Fang enthält. Wie aus dieser Inhaltsangabe ersichtlich ist, war der Arbeitsplan, den sich der Verfasser gesteckt hatte, weiter bemessen, als er sonst bei ornitho- logischen Werken der Fall zu sein pflegt. Bei der reichen ornithologischen Literatur des Auslandes dürfte es keine besondere Schwierigkeiten geboten haben, ein sachlich ganz correktes und brauchbares Werk compilatorisch am Schreibtische, in der Studierstube zusammenzustellen, durch die vorhan- dene Literatur des Landes zu ergänzen und mit eigenen Beobachtungen aus- *) Diese in der Regel ausführlich und zwar nicht nur in localgeo- graphischer, sondern auch in topographischer Hinsicht, unter genauem Hin weise auf die der Art homogenste Bodenbeschaffenheit. 110 Literatur. zuschmücken. Verfasser gieng aber anders vor, denn als Basis seiner Ar- beit dienten ihm grundsätzlich nur eigene Erfahrungen und Beobach- tungen, die er vor allem im Lande, zur Ergänzung seiner Kenntnis aber in Bezug auf unsere nordischen Gäste auch seinerzeit in deren nördlichen Heimat, in Norwegen, in freier Natur gesammelt und erworben hatte. Dementsprechend weht denn auch ein frischer, lebendiger Zug treuer Naturwahrheit durch alle seine Angaben, den keine Bücherweisheit jemals 'zu ersetzen vermöchte. Keine der behandelten Arten ist ihm fremd — nur einige wenige sind es, die er ausreichend unmittelbar zu beobachten nicht in der Lage war, (einige Arten der mediterranen Zone um Fiume, wie Sylvia orphea, Emb. melanocephala u. dgl .) ; während seiner jahrelangen, unausgesetzten Be- schäftigung mit der Vogel« eit in den Besitz einer geradezu unfehlbaren Formenkenntnis im Freileben gelangt, ist es ihm ein Leichtes, die feinsten Be- obachtungen über die Lebensweise da anzustellen, wo andere im Constatieren der Form allein schon eine Meisterleistung erblicken würden. Und dieses reiche Wissen, diese liebevolle Kenntnis spricht aus jeder Zeile des speciel- len Tbeiles. Chernel führt dem Leser nicht so und so viel hundert Arten von Vögeln in öder Enumeration auf, den statistischen Angaben den trockenen Text doktrinärer Gelehrsamkeit hinzufügend, — nein, bildlich gesprochen, er nimmt den Leser bei der Hand uud führt ihn hinaus zu seinen Lieblingen in die freie, schöne Natur, deren begeisterter und zugleich vortrefflicher Schul- derer er ist; dort lässt er ihn Einblick nehmen in ihr Leben und Treiben, in ihre Leiden und Freuden, und so wie er selbst sie kennen und beurtheilen lernte aus der eigenen FYeilebenbeobachtung, so leitet er den Leser zur eige- nen Beobachtung, zur Bildung des eigenen Urtheiles an, ihm dabei die Ergeb- nisse jahrelanger, mühevoller Arbeit in fast spielender, überraschend kurzge- fasster Form übermittelnd. Selbstredend wurden hiebei die speciell Ungarn betreffenden Literatur- angaben keineswegs übergangen, und auch mancherlei Daten aus verlässlicher, wenn auch fremder Quelle (mündliche, briefliche Mittheilungen), fanden ihre Berücksichtigung, jedoch immer unter speciellem Hinweise und nur zur etwa nothwendig erscheinenden Ergänzung. In dieser Unmittelbarkeit, in dieser echten Originalität des Buches, scheint mir die grösste Bedeutung desselben zu liegen. Ziehen wir die Verhältnisse der deutschen Ornithologie in Betracht, so ist es wohl keinem Zweifel unterworfen, dass C. L. Brehm’s, besonders aber Nau- mann’s Schriften mit ihrer für die damalige Zeit farbenreichen und lebendi- gen Darstellungsweise das Feld vorbereitet haben, aus welchem später gera- dezu eine Saat von Fachornithologen emporgeschossen ist. Ich erinnere nur an Meister Gätke’s ornitholog. Selbstbiographie in seiner »Vogelwarte.« Heute liegen freilich neuere und neueste Arbeiten ganz ausgezeichneten In- haltes vor — aber wenn es einerseits fraglich ist, ob dieselben ohne jene Grundlagen verfasst worden wären, so scheint mir die Frage noch offener zu sein, ob sie ohne diese alten Grundlagen, ohne das durch die genannten Werke geweckte und verbreitete allgemeine Interesse einen Verleger fän- den — bekanntlich denjenigen Faktor, in dem die Kauf- und Leselust des Publikums zum Ausdrucke gelangt. Literatur. 111 In diesem Sinne ein anregendes Werk, weiches bestgeeignet ist, um die Liebe zur Ornithologie und das Verständnis zu derselben in weiten Krei- sen, der Bevölkerung zu wecken, als erstes und grundlegendes in der ungar. ornithol Literatur geschaffen zu haben, ist das unbestreitbare, der wärmsten Anerkennung würdige Verdienst Chernel’s. Es giebt zweierlei Wege der wissenschaftlichen Bethätigung — nämlich die Wissenschaft zu erweitern und zu fördern und dieselbe zu verbreiten. Auf erste- res werde ich noch zurück zu kommen haben — dass aber Chernel’s Arbeit die rolle Qualification in sich trägt, letzterer Richtung gerecht zu werden, dürfte eben infolge der frischen, quellenden Ursprünglichkeit und Unmittel- barkeit der Darstellungsweise, die den Leser ohne weiteres kaptiviert und mit sich reisst, keinem Zweifel unterliegen. Ich möchte das Buch in dieser Beziehung mit Alfred Brehm’s »Thierleben« vergleichen, dessen erzieh- licher Wert v.ohl über jedem Zweite! erhaben dasteht, wenn auch von ge- wisser Seite immer wieder Anwürfe gegen dessen »Wissenschaftlichkeit« er- hoben werden — aber ich denke, es giebt kaum einen jüngeren Zoologen der Gegenwart, in dessen Knabenseele nicht Brehm's Schilderungen, irgend einer der zahlreichen Auflagen und Übersetzungen entnommen, den ersten Keim zur Liebe und Beobachtung der Natur niedergelegt haben! Auf dieser, im zweiten, speciellen Theile dargebotenen Grundlage nun, das heisst auf der Basis einer die gesammte Localornis umfassenden und nahezu erschöpfenden Kenntnis der ungarischen Vogel weit baut sich der Inhalt des ersten, allgemeinen Theiles auf, der weniger in einführenden, allgemein zoo- logischen Erörterungen, als in der Zusammenfassung der Beobachtungsergeb- n:sse in Bezug auf die wirtschaftliche Bedeutung gipfelt. Diese Abschnitte seien denn auch an erster Stelle besprochen. Vor allem versucht Verfasser die Werte Nutzen und Schaden begreiflich zu präcisieren, wobei auch, wie in den folgenden Abschnitten, die gesammte internationale Vogelschutzüteratur zur Bearbeitung herbeigezogen wurde. Ein Verzeichnis dieser Literatur — und zwar Ungarn betreffend voll- ständig, in Bezug auf das Ausland alle Quellenwerke umfassend — • bil- det den Anhang des I. Theiles. Verfasser kommt zu dem Schlüsse, dass die Begriffe »Nutzen und Schaden« durchaus relativer Natur, und durch Ort, Zeit und Witterung, sowie durch Alter, Geschlecht ja sogar durch individuelle Eigenschaften der Vögel bedingt seien, und überdies immer noch speciell in in erster Linie vom gerade in Betracht kommenden, menschlichen Interessen- standpunkte aus zu beurtheilen wären, wobei gewisse engere Verhältnisse, Landesverhältnisse, in der Mehrzahl der Fälle praktisch allein massgebend sind. Wenn abei auch die Begriffe »Nutzen und Schaden« nicht absolut und unverrückbar festzustellen sind, so ist es doch sehr wohl angän- gig, von Fall zu Fall bei genauer Kenntnis der Arten, ihrer Lebensweise und der in Betracht kommenden äusseren Um- stände ausreichende Anhaltspunkte zur praktischen Stel- lungnahme ihnen gegenüber mit voller Giltigkeit auch für längere Zeiträume hin zu gewinnen. In welcher Weise diese Anhaltspunkte gewonnen werden können, er- 112 Literatur. läutert Verfasser an der Hand einiger Beispiele. Als wichtigster Moment dient die Untersuchung der Nahrung der Vögel — reiches und ganz recentes Materiale hat Verfasser in dieser Richtung unter dem Beistände der kgl. ungar. staatlichen entomoiogischen Station und der köngl. ung. staatlichen Samenkontroll-Anstalt untersucht, denn cs genügt nicht nur allein das Sam- meln von Magen- und Kropfinhalten oder Gewöllen in grossen Suiten, zu allen Jahreszeiten und aus verschiedenen Gegenden — sondern es müssen diese Ingluvialien auch genauestens auf ihre specifische Zusammensetzung un- tersucht werden; ausserdem und im Einklänge damit ist die Lebensweise der betreffenden Vögel zu beobachten und sind alle äusseren Nebenumstände, die praktische Bedeutung besitzen mögen, in eifrige Erwägung zu ziehen. So verzehrt das Rebhuhn — • berichtet der Verfasser — zur Zeit der Brutpflege gross tentheils, und die Jungen anfangs ausschliesslich, animalische Nahrung — Nacktschnecken, Ameisen, Heuschrecken, Grillen, Käfer — und zwar zum grösseren Theile Species, die wirtschaftlich eher schädlich als in- different sind. Später nährt es sich von Sämereien — die Untersuchung er- gab wieder ein Überwiegen lästiger, zum Theile giftiger Unkrautsamen, — dann aber auch von Getreide, nur ergab die genauere Beobachtung, dass die Getreidekörner nicht aus den Ähren gezupft seien, sondern stets nach der Ernte vom Boden aufgepic.kt wurden, dass es sich also um wirtschaft- lich ohnehin verlorene Körner handle. Im Allgemeinen sei also das Rebhuhn, da es ja nebstbei auch ein jagdliches Nutzthier ist, nützlich ~ local könne es zwar speciell in Weingärten durch Abpicken einzelner Beeren lästig werden, schädlich werde es aber auch da niemals. — Recht interessant ist das vom Verfasser über Corvus cornix gegebene Beispiel, weil diese Art allerlei Interessensphären berührt, was Chernel anschaulich unter den Rubriken Forstwesen, Jagd, Fischerei, Landwirtschaft und Obstcultur« bespricht. Wie einschneidend äussere Bedingungen die Lebensweise der Vögel beein- flussen und damit ihre wirtschaftliche Bedeutung in ein ganz ungeahntes Licht rücken können, zeigt Verfasser an einem hübschen Beispiele bei Larvx ridibundus, welcher Vogel am Neusiedlersee heute noch in Kolonien brütet, obschon die Fische seit Jahren aus demselben verschwunden sind. Die Lachmöve ist dort ein reiner Insectenfresser geworden, . der seine Nahrung aus den Schädlingen der umliegenden Felder bezieht. Auf Grund dieser Daten, und in erster Linie auf das, wenn auch noch nicht erschöpfende, aber doch schon reichhaltige Materiale gestützt, welches seine im Vereine mit den beiden genannten Anstalten gepflogenen Untersm chungen ergeben haben, beleuchtet Verfasser in einem eigenen Capitel die Rolle der Vögel im Haushalte der Natur, und zwar speciell nach der Richtung hin, in welchem Ausmasse die Vögel an der Verbreitung oder Einschränkung der Pflanzenwelt und an der Verbreitung oder Einschränkung der übrigen Thier- welt betheiligt seien. Er kommt hiebei zu dem Schlüsse, dass die Thätig- keit der Vögel in dieser Richtung eher nur eine regulative oder präventive sei, dass aber das Bezwingen auf tretender Calamitäten ihre Kräfte meist übersteige. So z. B. seien sie einer Insektenplage (den einzigen Kuckuck ausgenommen) gegenüber machtlos, wohl aber in normalen Zeiten und Ver- hältnissen in der Lage, dem Entstehen einer solchen vorzubeugen. Diese Thatsachen stellt Verfasser in dem darauffolgenden Capitel den Literatur 113 wirtschaftlichen Interessen des Menschen gegenüber und kommt zu folgenden Conclusionen : I. Die Pflanzenwelt betreffend: 1. ) Die ungarische Ornis weist keinen Vogel auf, der in dieser Rich- tung als ausschliesslich schädlich bezeichnet werden könnte. 2. ) Die Mehrzahl der Vögel ist indifferent; zu gewissen Zeiten und bei bestimmten Verhältnissen können einige Arten Schaden verursachen; der Sperling ist bei zu grosser Vermehrung eher als schädlich zu bezeichnen. 3. ) Die Bedeutung der Vögel in Bezug auf Einschränkung der Unkraut- verbreitung ist nicht zu unterschätzen. II. Die Thierwelt betreffend: 1. ) Durch Verbreitung von Thierarten nützen sie den wirtschaftlichen Interessen des Menschen wenig: mittelbar nützen eventuell die Spechte in dieser Richtung (mechanische Thätigkeit). 2. ) Infolge ihrer animalischen Nahrung sind einige Arten dem Menschen unmittelbar ausschliesslich schädlich; die Mehrzahl ist indifferent; sehr viele sind zu Gelegenheiten und zeitweilig bald nützlich, bald schädlich, je nach den Interessen, welche dabei in Frage kommen; eine grosse Zahl von Arten ist dem Menschen — besonders durch Vertilgung schädlicher Insecten — unbe- dingt nützlich, wobei die gelegentlich nützlichen Arten — was nicht ohne Bedeutung ist — dieselben unterstützen. 3. ) Die Übervermehrung schädlicher Tniere (Insecten, Mäuse) vermö- gen sie nicht niederzuwerfen; ihre präventive Thätigkeit aber kann der öfteren Wiederholung solcher Plagen entgegenarbeiten. Beim Auftreten solcher Plagen unterstützen sie die Abwehr derselben seitens des Menschen in ausgiebiger Weise. — Diese allgemeinen Ergebnisse resümiert Verfasser in Bezug auf die Arten der ungarischen Ornis, indem er dieselben hinsichtlich ihrer ökonomi- schen Bedeutung der kritischen Würdigung von verschiedenen Interessen- standpunkten aus unterzieht, was unter den Spitzmarken »Viehzucht, Forst- wesen, Obstbau, Fischerei, Gartenbau, Landwirtschaft. Weinbau, Jagd« er- folgt, und im Anhänge betreffs einiger allgemeiner Gesichtspunkte, wie Aas- vertilgung, Vertilgung lästiger, wenn auch nicht gerade schädlicher Insecten, mittelbar nützliche mechanische Thätigkeit (Anfertigung geeigneter Bruthöhlen für nützliche Arten durch Spechte) u. dgl. mehr zu Ende geführt wird. Zum Schlüsse wendet sich Verfasser dem V o ge 1 s c h u tze zu, dessen Bethätigung er aus ästhetischen Gründen, vom Standpunkte der ökonomischen Interessen und endlich aus Gründen rein menschlichen Empfindens postuliert. Den Grund der Verminderung der Vögel erblickt Verfasser hauptsächlic h in der zunehmenden Cultur, die den Vögeln manche Existenzbedingung raubt; doch wenn auch nur secundär, so sei die directe Einflussnahme seitens des Menschen doch keineswegs unwesentlich. Als Beispiel verweist er auf die Wachtel, deren Existenzbedingungen durch die Ausbreitung der Feld- und Wiesencultur nur gefördert wurden — deren sichtliche Verminde- rung also zweifellos auf den Massenfang in Südeuropa zurückgeführt werden müsse. Die Grundlage für alle Schutzbestrebungen müsse vor allem eine ausgiebige, die weitesten Kreise umfassende Verbreitung einer ge- 114 Literatur. nauen und entsprechenden Kenntnis unserer Vögel sein — ein Ziel, zu dessen Erreichung er mehrere Mittel, insbesondere aber die Ein- führung eines »Bird-day« in den Schulen nach amerikanischem Muster vorschlägt. Nur auf Grund einer genauen Kenntnis der Arten und ihrer Lebensweise sei es möglich, wirklich ausreichende Mittel und Wege zu ihrem Schutze zu finden; in ausführlicher Weise werden diese Schutzmass- regeln besprochen, als deren wichtigste Verfasser die folgenden aufzählt: l ) Sicherung der Aufenthaltsorte. 2. ) Begünstigung der Brutplätze (Nistkästchen, Anlage von Vogelschutz- gehölzen). *) 3. ) Einrichtung von Futterplätzen. 4 ) Vertilgung der Feinde der Vogelwelt, insbesondere Vertilgung der schädlichen Vögel. (Fangapparate.) Wie aus der eingangs gegebenen Inhaltsangabe ersichtlich ist, bilden diese, die wirtschaftliche Bedeutung der Vogelwelt behandelnden Abschnitte weitaus den grösseren Theil des I., allgemeinen Bandes, weshalb ich diesel- ben auch, ohne Rücksicht auf die Reihenfolge, in ihrem logischen Zusammen- hänge vorgeführt habe. Diese Ausführlichkeit entspricht den Intentionen des Auftrages seitens des Ackerbauministeriums, denn in den besprochenen Abschnitten ist zweifellos die Basis zu jenen Massnahmen niedergelegt, welche ■ — weit über das Niveau der gewöhnlichen, theoretischen Erörterungen hinaus- reichend — wirklich concrete und praktisch durchführbare Ergebnisse für die immer mehr und mehr actuell werdende Vogelschutzfrage in. Aussicht stellen. Auch in dieser Beziehung kann ich das Werk Chernel’s durchaus als grundlegende Arbeit begrüsscn, und zwar hier wohl über den Rahmen streng ungarischer Verhältnisse hinausgehend, denn die auf allgemeine Untersuchung der ganzen Localornis und auf Berücksichtigung sämmt- licher in Frage kommender Factoren gestützte und durch dieselbebegrün- dete Initiative scheint mir die einzige, auch für weitere Gebiete gütige Vor- gangsweise zu sein, welche zu wirklich praktischen Ergebnissen führen kann. Kein zweites Werk der ornithol. Literatur ist mir bekannt, welches die hin- sichtlich der Vogelschutzfrage gestellten Ziele in so umfassender Weise be- handelt, wie die vorliegende Arbeit — welche die Interessentenkreise nicht nur in die Lage versetzt, genau mit den vorhandenen Arten der Landesornis bekannt zu werden, sondern ihnen zugleich auch, und soweit das bisher bei der neuen und wirklich gründlichen Art der Forschungsweise überhaupt mög- lich war, in specialisierter Weise die Gründe zur Stellungnahme den ein- zelnen Arten gegenüber entwickelt und die Mittel und Wege in breiter Aus- führung angibt, wie diese Stellungnahme pro oder contra durchzuführen sei. Es ist nur zu wünschen, dass die vom Verfasser gemachten Anregun- gen auf fruchtbaren Boden fallen, und dass dem von der ungar. Regierung durch die Schaffung des Buches unternommenen ersten Schritte bald die wei- teren, im Interesse des volkswirtschaftlichen Vogelschutzes geplanten prak- tischen Schritte folgen mögen! *) Die einschlägigen Bestrebungen Baron Berlepsch’ konnten vom Ver- fasser leider nicht mehr verwertet werden, weil der I. Theil des Buches bereits fertiggedruckt vprlag, als die betreffende Publikation Baron Berlepsch' erschien. Literatur. 115 Die bisher besprochenen Theile des neu erschienenen Werkes berühren, wie ersichtlich, theils allgemeinere Interessen, theils nur solche, die speciell Ungarn und ungarische Verhältnisse betreffen; es erübrigt mir nun auf jene Abschnitte und Gesichtspunkte zurückzukommen, welche vom engeren Stand- punkte des Faches und von der fachwissenschaftlichen Seite zu beleuchten sind. Ich beginne mit den drei eigentlich zoologischen Capiteln des allge- meinen Theiles, den Abschnitten über Anatomie, geographische Ver- breitung und über die Migration. Den anatomischen Theil behandelt Verfasser in zwei Abschnitten: I. Die äusseren Theile des Vogelkörpers, II. Die Anpassung und Function des Vogelorganismus. ' Verfasser legt der Behandlung dieser Abschnitte die Anschauung*) zu- grunde, dass der Nahrungserwerb und die damit verbundene Bewegung in erster Linie massgebend tür die morphologische Bildung des Vogelkörpers sei, und da den Grundplan der ganzen Arbeit a priori weniger das rein fach- wissenschaftliche Moment, als vielmehr ökonomische und bis zu einem ge- wissen Grade erziehliche Erwägungen dictirten, so beschränkt er sich in morphologischer und anatomischer Beziehung auf eine äusserst kurz gefasste, generalisierte Darstellung, welche zum grossen Theile immer wieder in Hin- weisen auf actuelle und praktische Funktionen der einzelnen Organe gipfelt. Ohne nun den eingehenden, rein fachwissenschaftlichen Abhandlungen in popularisierenden Werken — und ein solches ist das vorliegende Buch seiner ganzen Tendenz und seinem ganzen Inhalte nach — das Wort reden zu wollen, hätte ich es doch gewünscht, dass der anatomische Theil einge- hender ausgeführt, vor Allem aber auf einer anderen Grundlage aufgebaut worden wäre. Mit ein Hauptzweck des Buches — der auch in allen übrigen Theilen vortrefflich erreicht zu sein scheint — ist ja unbedingt, ein in naturwissenschaftlichen Dingen wenig vorgebildetes Publikum in leicht fassli- cher Weise zu schulen und für eingehenderes Studium vorzubereiten. Diesem Zwecke hätte es meiner Auffassung nach besser entsprochen, wenn Verfasser mehr in die Detailfragen der Anatomie eingegangen wäre — das Gebotene ist in dieser Richtung vollkommen ausreichend und eine ge- suchte Gelehrsamkeit, die im Anhäufen von ausschliesslich sachlichem Klein- kram zu prunken sucht, halte ich in allgemeinen, popularisierenden Werken für recht unangebracht — und wenn er dem ganzen Abschnitte eine noch allgemeinere, dafür aber einen weiteren Horizont umspannende Fassung ge- geben hätte. Die einseitig differenzierte Stellung der Classe, die Fragen ihrer Abstammung, endlich die Grundlagen und taxonomischen Werte der herrschenden allgemein-systematischen Auffassungen sind es vor Allem, die in der vom Verfasser so geläufigen leichten und fasslichen Darstellungsweise dem Buche eingepasst, dem Leserkreise ein gewiss nicht unbedeutendes Ge- sichtsfeld geöffnet haben würden. Die Auffassung, dass Nahrungserwerb und Bewegung unmittelbar mit der Morphologie verbunden seien, ist meiner Ansicht nach deshalb schon keine glücklich gewählte Grundlage für diesen allgemein gehaltenen anato- *) In ähnlicher Weise, wie Fritz Braun in den Ornitholog. Monats- berichten angedeutet hat. 8’ Literatur. 116 misch-morphologischen Theil, weil sie auf eines der heikelsten und contro- versesten Themen der modernen Biologie zurückgreift — und damit weit über den Rahmen eines Buches hinauslangt, dessen sonst überall gut durch- geführte Aufgabe es ist, auf der festen Basis sicheren Wissens die Pforten zu zeigen, die sich auf die noch wenig gewandelten Pfade der weiteren For- schung öffnen. Gerade in diesem Sinne sehr glücklich gelöst ist dagegen wieder die Aufgabe des Capitels über die geographische Verbreitung. Dieses leider selbst in Fachkreisen noch immer recht wenig gepflegte Thema ist in dem betreffen- den Abschnitte in seiner ganzen Allgemeinheit kurz, aber sehr instructiv be- handelt, und ich halte es für eine sehr gute Wahl des Verfassers, dass er — wenn auch in kurzen Zügen — doch die verschiedenen vorhandenen Systeme alle anführt und bespricht. Im Anschlüsse an diese allgemeine Eintheilung versucht Verfasser die ungar. Localornis entsprechend ihrer Verbreitung im Lande nach Regionen zu gruppieren, und — obschon er ausdrücklich betont, dass die eingehenden Studien über die locale Verbreitung der Arten noch keineswegs abgeschlossen seien — gelangt er doch zu dem Ergebnisse, dass in Ungarn avigeographisch fünf Regionen zu unterscheiden seien (und zwar nicht nur nach horizontaler und vertikaler Richtung) welche in interessanter Weise durch das Dominieren gewisser Arten einerseits und durch das Fehlen von solchen andererseits charakterisiert sind. Der letzte grössere Abschnitt des I. Bandes behandelt die Zugser- scheinung, welche im grossen und ganzen übereinstimmend mit den be- kannten Untersuchungsweisen und daraus resultierenden Ergebnissen der Ungar. Ornithol. Centrale besprochen wird. Durchaus originell erscheint der Hinweis des Verfassers auf die Wichtigkeit, welche der Nahrung der Vögel in Bezug auf die Zugserscheinung zugesprochen werden muss. Unter Berufung auf die »specifische Nahrung« der Arten, auf die durch die Möglichkeit des Nahrungserwerbes beeinflusste Lebensweise, w'dche die Arten unter gewissen Umständen bald zu Strichvögeln, bald zu Zugvögeln, bald aber zu Wanderern oder zu Vagabunden macht (z. B. Linaria, die in Nordeuropa Zugvogel, bei uns fallweiser Wintergast, in ihrer alpinen Form rufercens jedoch Strich- vogel ist) kommt Verfasser zu dem Schlüsse, dass die Nahrung der Vögel auch deshalb eingehend studiert werden müsse, weil sie — was bisher kaum Beachtung gefunden hat — wichtige Anhaltspunkte zur Lösung der Zugfrage biete, einer Frage, die mit den specifischeti Nahrungsmitteln und deren Phänologie auf dem Wege der Anpassung in unmittelbarer Verbindung stehe. Es erübrigt mir nur noch auf die den Fachornithologen speciell inte- ressierende Systematik und auf die Reihe der im zweiten, speciellen Theile aufgezählten Arten und Formen zurückzukommen. Dass Verfasser das Reiche- now’sche System mit kleinen Modificationen in Anwendung gebracht hat, wurde schon erwähnt. Mir scheint diese Wahl aus zwei Gründen eine glückliche zu sein. Erstens entspricht das Reichenows’che System besser als jedes andere, auf allgemein-systematischer Basis aufgebaute System den Anforderungen eines popularisierenden Werkes über eine Localornis, Da nirgends in Chernels Werk Hinweise auf die allgemeine Verbreitung einer Gruppe, auf die Zahl Literatur. 117 der bekannten Arten etc. gemacht sind, dürfte es entschieden vollständig gerechtfertigt sein, die vielen Unterabtheilungen, besonders die vielen Genera, unberücksichtigt zu lassen, die in der neueren ornitholog. Literatur so viel- fach in Anwendung gekommen sind. Zweck des Verfassers war es in erster Linie, seine Leser mit einer kleinen territorialen Gruppe der Klasse Aves bekannt zu machen, und dieser Zweck ist durch das einheitliche, übersicht- liche System Reichenow’s zweifellos besser und in praktischerer Weise erreicht, als durch ein für den Laien geradezu unverständlich zersplittertes, in zahllose Genera aufgelöstes System. Aber auch vom rein wissenschaftlichen Standpunkte halte ich ein zusammenfassendes System fürrichtiger, als die gegenwärtig besonders in England beliebte Systematik, die starr an der binären Nomenclatur fest- hält — weniger auf die Thatsachen der Morphologie gestützt, als einem philosophischen Principe zuliebe, das heute mehr denn je heftigen Angriffen ausgesetzt ist und zum mindesten als controvers bezeichnet werden muss. Es ist eine natürliche Folge dieser Vorgangsweise, dass dem Speciesbegriffe vielfach der Genusbegriff substituirt werden muss — ob dies aber gerade zum Vortheile derstrengen Wissenschaftlichkeit geschieht, möge dahingestellt bleiben. Chernel verwendet denn auch bei subspecifischen Formen ganz logisch die trinäre Nomenclatur — und gibt in den einleitenden Bemerkungen zu seinem System Angaben hierüber, welche selbst für den Laien ausreichend genug sein dürften, um ihn über diese in der Fachornithologie leider noch immer nicht zur endgiltigen Entscheidung gebrachte Frage entsprechend aufzuklären. Was endlich die Arten und Formen anbelangt, welche im speciellen Theile vorgeführt werden, so ist durch dieselben zum erstenmale und in grundlegender Weise für Ungarn dasjenige Materiale niedergelegt, welches laut Angaben der Literatur und auf Grund der ganz eminenten Kenntnis des Verfassers für den Stand der ungarischen Localornis bis heute massge- bend ist. Abgeschlossen, ein- für allemal durchgearbeitet kann eine derartige faunistische Arbeit a priori niemals sein — aber sie gibt ein umfassendes, treues Bild der ungar. Ornis, welches seine grundlegende Bedeutung für alle Zeiten behalten wird. Ergänzungen, Erweiterungen des faunistischen Materiales werden nicht ausbleiben — und es kann nur gewünscht werden, dass die eingeschlagene Bahn recht bald und ausgibig auch von anderer Seite betreten werde — aber um wesentliche Dinge wird es sich da kaum mehr handeln können, die sind in Chernel's Arbeit fest und sicher niedergelegt, und nur Glück und Zufall, die bei faunistischen Arbeiten eine so grosse Rolle spielen, nicht aber Wissen und Kennen werden den einmal gelegten Grundstein zum fertigen Gebäude entwickeln. Es ist zu bedauern, dass Verfasser die Zahl der Arten und Formen nicht durch Druck und Numerierung soweit hervorgehoben hat, dass auch der Sprache Unkundige sich leicht und sicher über das Verzeichnis der ungar. Ornis, das gewiss auch in weiteren Kreisen Interesse gefunden hätte, orien- tieren könnten.*) *) Die Zahl der Arten ist nur im Capitel »Geogr. Verbreitung« mit 3 31 angegeben, und die Subspecies im Text, theilweise auch hervorstechend und immer in cursiver Schrift erwähnt, 118 Literatur. Noch mehr aber bedauere ich es ganz speciell, dass das gelegentlich ventilierte Project, die Chernel’sche Arbeit auch in einer deutschen Ausgabe erscheinen zu lassen, wenigstens vorläufig fallen gelassen worden ist. Ausstattung und Bilderschmuck des Werkes zu kritisieren, halte ich für überflüssig — diese sprechen für sich selbst, und es genügt darauf zu ver- weisen, dass Meister Necsey’s Tafeln in der vorzüglichen Reproduktion der Budapester Firma ihresgleichen im Bereiche der ornithol. Literatur suchen. Nur die Lilford’schen Tafeln unter den mir Bekannten halten den Vergleich aus oder übertreffen sogar einzelne der Nöcsey’schen Bilder. Bemerkt sei, dass an vielen Tafeln der Hintergrund etwas störend wirkt — was damit Zu- sammenhängen dürfte, dass derselbe später und eigens zu Reproductions- zwecken koloriert wurde und so an mancher Stelle nicht ganz mit der sub- jektiven Farbenharmonierung des Künstlers in Einklang steht. Doch dies nur beiläufig, denn Tafeln und Illustrationen sprechen für sich — und nur den Text betreffend trat die Aufgabe an mich heran, denselben den sachli- chen Kreisen des Auslandes näher zu bringen. Es ist dies immerhin ein missliches Ding, denn so wenig wichtig das Erscheinen einer derartigen Arbeit im Bereiche einer alten, weitverzweigten Literatur auch sein mag, so einschneidend und, ich möchte sagen, epoche- machend ist es dort, wo sie als erste, als fundamentale Arbeit auf tritt. Und der nationale Stolz, der sich an dem in Wort und Bild, in Wesen und Kern, in Form und Ausstattung nationalen Opus erfreut, mag den Glauben an Voreingenommenheit, an nationales Lob pro domo eru'ecken. — — Enge verwachsen mit Chernel’s ornithologischer Thätigkeit, oftmals Begleiter und Theilnehmer seiner Excursionen in Wald und Feld, in Sumpf und Rohr, so wie seiner Arbeiten in der Studierstube und am Schreibtische, tauchten mir beim Lesen seiner Schilderungen oft längst vergessene, ver- schwommene Episoden aus der freien Natur in lebendiger Frische im Ge- dächtnisse auf — und nicht nur die erquickende Lebenswahrheit fand ich da, sondern echte, sachliche Wahrheit, denn auch mir ist die ungarische Ornis längst zur lieben, vertrauten Freundin geworden. Sollte auch dieser Umstand den Glauben an meine sachliche Kritik und Beurtheilung erschüttern können?' Ich versuchte es, über den Inhalt des Werkes so gut als möglich zu refe- rieren, und erst an das Referat knüpfte ich meine kritischen Bemerkungen. Wenn dies in allzu breiter Darstellung geschah, so möge es durch das Bestreben entschuldigt sein, ein Werk, das meinem geliebten Vaterlande zum gerechten Stolze gereichen kann, auch weiteren Kreisen inhaltlich näher zu bringen. Wenn mir dies gelungen ist, so bedarf es meiner Kritik überhaupt nicht mehr, die ich in unserer Zeit, wo wissenschaftliche Kritiken leider nur zu oft aus persönlichen, materiellen Gründen dictiert werden und ruhige sachliche Erörterungen nahezu zu den Seltenheiten gehören, in dem Wunsche gipfeln lassen möchte, dass Chernel’s Arbeit bald auch in einer fremdsprachigen Ausgabe erscheinen möge, damit eine berufenere Feder als die meine darüber urtheilen könne, ob meine Kritik sachlich, gerecht und unparteiisch war. Graz, 13. März 1900. Dr. G. V. von Almäsy. Literatur. 119 R. Collet. On a Hybrid Thrnsh fonnd in Norway (Turdus iliaeus x T, pi- laris.) (From „The Ibis11 1898. p. 317 - 319. w. PI. VII.) Verf. gibt die ausführliche Beschreibung und Diagnose einer den 11. XII. 1897 in Faaberg in Norwegen gefangenen Drossel, die ein Kreuzungsproduct zwischen Klein- und Wachholderdrossel darstellt und mit der von Mewes zu T üiuminius Löbenstein gezogenen, im Museum zu Stockholm aufbewahrten Drossel überein- stimmt, welche in Haga in Schweden den 12 Februar1 1859 erbeutet wurde Es scheinen von dieser Kreuzung ausser dem in der Lausitz gefangenen und Löben-' stein’sehen Exemplare nur die hier genannten Stücke bekannt zu sein A. Suche- tet in seinem „Les oiseaux hybrides“ erwähnt kein Exemplar. Eine Keulemans’sche Tafel führt uns das erst erwähnte Stück in ■% nat. Gr. vor. T. J. v. Madardsz. Offener Brief au den Bedacteur (der „■Termeze.tr. Füzet“. ) (Sep. a. • „Termezetr. Füzet.11 XXII. 1899. ung. 495 — 497, deutsch p. 497—499.) Antwort auf die Kritik Stef. v. Ohernels und der „U. 0. C.“ im August- Heft der „Aqnila “ Wir heben nur hervor, dass nach der von v. Madaräsz hier gege- benen Mittheilung Phylloscopus bonellii thatsächlich noch nicht in Ungarn nach- gewiesen wurde, indem die von v. Czynk herrührenden Stücke irrthümLeh als aus Siebenbürgen stammend bezeichnet wurden und thatsächlich aus dem Salzburg’schen herrühren, wie dies ein späterer Brief v. Ozynk’s beweist und richtig stellt. T. J. v. Madardsz. Anser neglectus Suschk, in der ungarischen Ornis (Sep. a : „Termeszetr füzet “ XXH1. 1900. p. 75 79 (ung. -deutsch.) Berichtet über diese für Osten- -Ung. neue Art, welche speciell der Saatgans (Anser fabalis) nahe steht und sich von dieser hauptsächlich durch weit schlankeren, mit gekrümmten Nagel versehenen Schnabel, dessen lichte Partien, wie auch die fleischfarbene’ Färbung der Füsse aufweisen, unterscheidet. Diese von Suschkin im Gouvernement Ufa aufgefundene Art wurde in einem angeblich bei Pancsova am 2. Jänner d. J erlegten, in die Budapester Markthalle ge- langten Exemplare für das Budapester Museum erworben. Schon im Deeember vorher sollen gleiche Gänse in der genannten Markthalle zu sehen gewesen sein. Wir zweifeln nicht, dass man diese Art auch anderweitig auf dem Zuge bei uns finden werde. T. J. Janda. Kalendäi- jarniho tabu ptaciho v okoli Val. Mezmcl 1899 (Kalen- der über den Frühjahrszug der Vögel in der Umgebung von Wall.-Meseritseh — Mähren — im Jahre 1899.) Sep. a : Jahresb. d. k k. Ober-Gymnas, Wall-Mese- ritsch 1899. 8 30 pp. Verfasser hat seine im Jahre 1899 gemachten Beobachtungen über die An- kunft der Vögel in seiner Umgebung in Form eines Kalenders zusammengestellt. Er fängt mit dem 10. Februar, also zu einer Zeit an, wo eine Vermehrung der Buchfinken (fring. coelebs) und das Eintreffen der Feldlerche (Alauda arven- sis), oder kurz gesagt, die erste Bewegung in unserer Vogelwelt zu verzeichnen ist. Von da an folgen die täglichen Aufzeichnungen bis zum 15. Mai, an welchem Tage der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris Bechst.), als der letzte bo- 120 Literatur. flederte Wanderer im Gebiete eingetroffen ist. Die Zahl der Ankömmlinge, wo- runter auch ein Alpensegler (Micropus melba), erreicht die Höhe von 62 Arten. Genannter Segler, ein Vogel, welcher meines Wissens für Mähren noch neu ist, wurde am II. Mai, um die siebente Morgenstunde von Schülern bemerkt, als er in Gesellschaft von unseren gewöhnlichen Mauerseglern das Gymnasialgebäude um- kreiste. Um 10 Uhr war der seltene Gast noch da und wurde dann, in derselben Gesellschaft, jedoch in einer unerreichbaren Höhe über dem Gebäude, von Prof. Janda bis Mittag beobachtet und genau bestimmt Es ist sehr zu bedauern, dass es nicht möglich war, dieses für unser Land so seltene Exemplar erbeuten und als Belegstück in irgend einem vaterländischen Museum aufbewahren zu können! — In Anerkennung des Witterungseinflusses auf den Zug der Vögel führt der Verfasser in eigenen Rubriken die bezüglichen meteorologischen Beobachtungen an, u. z die tägliche Temperatur der Luft, nebst Angabe der Bewölkung, des Niederschlages und der Windrichtung. Janda’s „Kalender“ enthält überdies zahl- reiche locale Notizen und biologische Mittheilungen und bildet somit einen be- achtenswerten Beitrag zur Kenntnis des Früblingslebens uuserer Vögel. Jos. Talsky. R. Collett und F. Nansen. The Norwegian North-Polar Expedition 1893 - 1896 — Scientific Results IV. An Account of the ßirds. Published by the Fr. Nansen Fund for the Advaneement of Science. — Christiania, London, Leipzig, 1899. 4 53 pp. m. 2 Taf. Schildert in vier Abschnitten die ornithologischen Beobaehtungsergebnisse während der Polarreise der „Fram.“ Der erste verzeichnet die Arten (25), welche auf der Fahrt Jängs der nord- sibir Küste (29. VII. 1893) bis zur Einschliessung des Schiffes im N -W. der neusibirischen Inseln (25. IX.) wahrgenommen wurden und vornehmlich aus südwärts ziehenden Species bestanden Während der Einschliessungsperiode des Schiffes gelangte kein Vogel mehr zur Beobachtung. — Der zweite umfasst die wählend des Treibens des Schiffes mit dem Eise (Sommer 1894-14. III. 1895) ungefähr unter dem 84° n Br. beobachteten Arten (9). Als erster Vogel im Fiüh- linge zeigte sieh Pagophila eburnea am 13. V. Nach dem 23. VIII., wo alle offe- nen Stellen um das Schiff zuzufrieren begannen, wurden keine Vögel mehr gesehen — Der dritte bringt die Beobachtungen Nansen's und Johansen’s über 15 Arten während ihrer Schlittenreise vom Frühling 1895 bis August 1896, Bei der Annä- herung an die Nordseite des Franz- Josef-Landes am 29. V. wurde als erster Vogel ein Fulmarus glacialis gesehen, als letzter auf der Frederick-Jackson-Insel Larus glaucus in jungen Exemplaren. Hier erschienen als Erstlinge am 26. II 1896 Mergulus alle. — Der vierte gibt die auf der „Fram“ gemachten Beobachtungen vom März 1895 bis August 1896 über 18 Arten. Die am nördlichsten constatierte Art war Fulmarus glacialis unter dem 85° 5' n. Br. Die Gesammtzahl der beob- achteten Species beträgt 33. Sehr eingehend wird über die Roseninöve (Rhodostethia rosea) berichtet, von welcher 8 junge Exemplare mitgebraeht wurden. Eine Phototypie zeigt uns 2 Junge und eine colorierte Tafel, von Häry prächtig ausgeführt, eine Rosenmöve im Jugendkleide. T. Veraiicw. Redacteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tscliusi zu Schm id hotten, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. ■ ORGAN für das palaearktisclie Faunengebiet. Jahrgang XI. Juli-August 1900. Heft 4. Örmthologisclies aus Vorarlberg. Von Alexander Bau. Am Nordwestabhange des Pfändergebirges in einer Höhe von 670 m (270 m über dem Spiegel des Bodensees), g'egen Norden und Osten durch höhere Berge vollkommen geschützt, liegt das mir gehörige Schlossg'ut Ruggburg, sogenannt nach den darauf befindlichen Ruinen eines alten Raubschlosses. Die Entfernung von der Ostgrenze des Bodensees beträgt etwa 4 Kilometer. Der ganze Besitz ist bergig und besteht wie die weitere Umgebung aus stets wechselnden Parcellen von Laub- und Tannenwald, Buschwald, Weiden und üppigen Wiesen, welche oft mit alten Obstbäumen besetzt sind. Auch öde Bergschroffen, magere Abhänge und Felspartien sind vorhanden, Wildbäche und kleine Wasserläufe fehlen fast nirgends. Der Insektenreichthum ist gross, besonders Dipteren sind in Unzahl vorhanden; auch im Winter schwärmen sie, sobald nur ein Sonnenstrahl hervorbricht, in grosser Zahl umher. Nach diesen günstigen Vorbedingungen müsste die Besitzung ein Vogeleldorado sein, und ich war über- rascht, eine sowohl an Arten, als auch an Individuen sehr dürftige Ornis anzutreffen, ln den 4 Jahren meines Hierseins fand ich folgende Ursachen für die hiesige Vogelarmut heraus. Für Höhlenbrüter sind, da die Laubbäume sich einer ausseror- dentlichen Gesundheit erfreuen, fast gar keine Nistgelegenheiten vorhanden. Die frei nistenden Vögel, welche kaum irgendwo günstigere Lebens- und Nistbedingungen finden könnten, haben hingegen ungemein von Feinden zu leiden. Die Höfe liegen 12? Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg. meist einzeln, sehr zerstreut, in der Mitte des jeweiligen Besitzes, und die auf jedem Hof vorhandenen 2—3 Katzen sorgten nun ausg-iebig dafür, dass in der ganzen Umgebung- keine Vogel- brut aufkommt. Ihnen helfen dabei die sehr zahlreichen Eich- hörnchen, Eichelhäher, Haselmäuse und Füchse. Ich gdaube annehmen zu dürfen, dass ausser den Staren kaum 5°/0 aller Bruten jährlich aufkommen. Es fehlt somit an einem Bestände hier ausgebrüteter Vögel, und neue Zuzügler werden bald durch fortgesetzte Zerstörung der Bruten wieder vertrieben. Diese grosse Anzahl an Vogelfeinden bedingen allein die Vögelarmut, denn die geschützten Stare sind ungemein häufig. Ihre an dünnen Stangen hoch über den Spitzen der Obstbäume ange- brachten Nistkästen schützen sie eben vollkommen vor den erwähnten Räubern, und deshalb sind sie die häufigste Vogel- art. Was der Schutz vermag, geht auch daraus hervor, dass dicht bei meiner Villa auf einer Fläche von 250 m Länge und 50 m Breite im vergangenen Frühlinge theils frei, theils an den Oekonomiegebäuden oder in den ang-ebrachten Nistkästen der Obstbäume genistet haben: 2 Paare Kohlmeisen, 2 Paare Blau- meisen, 1 Paar Sumpfmeisen, 1 Paar Tannenmeisen, 2 Paare Rothschwänzchen, 2 Paare Buchfinken, 1 Paar Stieglitze, 1 Paar Goldammern und 1 Paar Fliegenschnäpper. Für eine so kleine Fläche ist dies gewiss eine genügende Anzahl und beweist, dass auch an anderen Plätzen nur der Schutz vor Feinden fehlt. Selbst die Finken, Stieglitze und ein Meisenpaar wurden auch hier durch eine Katze gestört, die dies aber dafür mit dem Tode büssen musste. Diese Ausführungen hielt ich für nöthig-, um die dürftige Anzahl der nachstehend besprochenen Vögel begründen zu können, und gehe nun zu den beobachteten Arten über. Erithacus cyaneculus (Wolf.) Blaukehlchen. — Nur zweimal auf dem Herbstzuge beobachtet. E. rubeculus (L.) Rothkehlchen. — Ist auf dem Herbst- und Frühjahrszuge sehr häufig, im Sommer durchaus nicht selten; dennoch habe ich bisher nur einmal flügge Jung-e gesehen. In milden Wintern bleiben viele hier. E. phoenicurus (L.) Waldrothschwanz. — Als Brutvogel fast bei jedem Hause anzutreffen, im Walde fehlt er weg-en mangelnder Nistgelegenheit. Alexander Bau: Örnithologisches aus Vorarlberg. 123 Pratincola rubetra (L.) Braunkehlchen. — - In der Ebene auf den Wiesen zwischen Bodensee und Gebirge im Sommer nicht selten. CincUts cinclus (L.) Bachamsel. — Findet sich als Stand- vogel an allen Wildbächen, welche reich an Insektenlarven sind. Turdus musicus L. Singdrossel. — Sie ist Sommervogel und nistet hier nicht selten. Bisher habe ich jedoch nur Nester mit ausgefressenen Eiern gefunden. Turdus viscivorus L. Misteldrossel. — Die überaus- häufi- gen Mistelbüsche, die auf den alten Obst- und Waldbäumen wuchern, geben dieser Drossel im Winter genügende Nahrung, sodass sie nicht selten ist. Sie nistet auch ziemlich häufig" im Tannenwalde, doch werden ihre Bruten durch die Eichhörnchen und Elüher zerstört. Ich sah nur einmal flügge Junge. Turdus merula L. Amsel. — Häufiger Standvogel, der überall geschützt und im Wrinter gefüttert wird. Leider wurden die Jungen nur zu oft von den Katzen gefressen. Regulus regulus (L.) et ignicapillus (Br). Goldhähnchen. — Beide Arten sind häufige Standvögel und halten selbst bei den stärksten Schneefällen im Gebirge aus. Ich habe sie dann oft auf schneefreien Plätzen an der Erde, wo der Schnee durch warmes Quellwasser fortthaute, nach Nahrung- suchen gesehen. Phylloscopus ruf us (Bch.) Weidenlaubsänger. Für diesen ist das Gelände wie geschaffen, und er ist denn auch nicht selten. Seine Bruten werden aber stets eine Beute der zahl- reichen Haselmäuse. Phylloscopus bonellii (Vieill.) Berglaubsänger. — Kommt neben vorigem als Brutvogel vor, aber nicht so häufig als dieser. Seine Bruten verfallen demselben Schicksal. Sylvia atricapilla (L.) Mönchsgrasmücke. — In Anbetracht des günstigen und geeig-neten Geländes ist sie als Brutvog-el selten. Im Thale kommen g-ar keine Grasmückenbruten auf, wegen der vielen Katzen; im Gebirge ist der Procentsatz der ausfliegenden Jungen auch nur gering. Sylvia sylvia (L.) Dorngrasmücke. — ■ Sie ist seltener, auf meinem Besitze nur einmal beobachtet. Andere Grasmücken- arten habe ich bisher nicht g'esehen. Accentor modularis (L.) Heckenbraun eile. — Nur einmal im Herbst beobachtet, doch glaube ich, dass sie hier auch 124 Alexander Bau: Örnithologisches aus Vorarlberg. Brutvogel ist, denn ich fand ein altes Nest, welches nur dieser Art angehören konnte. Troglodytes troglodytes (L.) Zaunkönig. — Der liebe, kleine Kerl ist häufiger Standvogel. Seine Nester legt er mit Vorliebe im Moose der grossen, übermoosten Nagelfluhblöcke an, welche überall umherliegen. Die von mir vor fast 3 Decennien meines Wissens zuerst mitgethedte Beobachtung, dass das Männchen „Spielnester“, in denen es auch schläft, erbaut, und dass diese stets aussen und innen von Moos gebaut sind, während die Brutnester aussen aus Blättern bestehen und innen dicht mit Federn und Haaren ausgekleidet sind, fand ich auch hier wie- der bestätigt. Ich fand ein solches Laubnest mitten in dem grünen Moose eines Nagelfluhblockes. Nur ausnahmsweise, vermuthlich wenn das Brutnest zerstört wurde, findet man die Eier in einem durch einige wenige Federn schnell hergerich- teten „Spielneste.“ Acredula caudata (L.) Schwanzmeise. — Eine der häufig- sten Meisen, von denen ich oft ausgeflogene Junge sah. Ein bereits am 1. April 1899 fertig gebautes Nest fand ich Tags darauf, vermuthlich von einer Katze, zerstört vort Die var. rosea Blyth. findet sich häufig' unter den andern. Par us cristatus L. Haubenmeise. — Nicht selten vom Herbste bis Frühjahr. Nistend habe ich sie hier noch nicht gefunden, wahrscheinlich, weil Baumlöcher fehlen. Letztere sind zwar, obschon immer selten genug, in den alten Obstbäumen vor- handen, doch nistet die Haubenmeise am liebsten im Nadelwalde. Parus caeruleus L. Blaumeise. — Nicht seltener Stand- vogel. Sie nimmt mit den kleinsten Astlöchern vorlieb, um nur ihre Nester bauen zu können, doch werden letztere gewöhnlich von den Eichhörnchen zerstört. Ich fand 1899 vier Nester mit ausgefressenen Eiern. Parus fruticeti Wallgr. Nonnenmeise. — Sie ist hier häufiger als vorige Art, ihren Bruten erg'eht es ebenso. Parus ater L. Tannenmeise. — Sie brütet häufig in der Erde, was ich auch früher bei Berlin beobachtet habe. Hier nistete sie 1899 in einem Nistkasten auf einem Birnbäume, dicht beim Stallgebäude, was nicht häufig' vorkommt, da diese Meise nach meinen bisherigen Beobachtungen die Nähe von Gebäu- den meidet. Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg. 125 Parus major'L. Kohlmeise. — Diese in den meisten Gegenden gemeinste Art scheint hier nicht häufiger vorzukommen als die Schwanzmeise. Sie benützt jede sich darbietende Nistgelegenheit. Sitia caesia W olf. Kleiber. — Er findet sich besonders in Baumgärten, weil die alten Obstbäume ihm öfters eine Nist- gelegenheit bieten. Das verklebte, kleine Einflugsloch sichert seine Brut vor den Katzen. Im Winter besucht er die für die Amseln hergerichteten Futterplätze und erfreut durch sein munteres Wesen. Tichodroma viuraria (L.) Mauerspecht. — An den Felsen meines Schlossberges kletterte am 5. December 1899 ein Mauer- specht umher, den ich in den folgenden Tagen vergeblich suchte. Später erfuhr ich, dass er bereits am 6. December an einem, von obiger Stelle 3 Kilometer entfernten, alten Gemäuer her- umkletternd, von einem Jagdpächter geschossen wurde, der ihn ausgestopft hat. Certhia familiär is L. Baumläufer. — Im Winter ist er im Gebirge nicht selten, zur Brutzeit habe ich ihn jedoch häufig'er gegen das Thal zu angetroffen. Die charakteristischen Nester, welche durch die Reiserunterlage einem Raubvogelhorst im kleinen gdeichen, habe ich hier noch nicht gefunden. Alauda. Lerchen sollen, nach den Aussagen der Anwoh- ner früher im Thale, als noch viel Getreide gebaut wurde, häufig gewesen sein. Seitdem aber an der bayerischen Grenze eine Fabrik für condensierte Milch errichtet wurde, hat sich die Bevölkerung ganz auf die Viehwirtschaft geworfen und alles zu Wiesen gemacht. Galerida cristata (L.) Haubenlerche. — Anfanges März sah ich ein Stück dieser Art am Bodensee-Ufer in einem bejam- mernswerten Zustande mit erfrorenen Beinen. Vordem habe ich nichts von Lerchen bemerkt. Budytrs flavus (L.) Gelbe Kuhstelze. — Sie ist im Thale nicht seltener Sommervogel. Motacilla melanope Pall. Bergstelze. — Je ein Pärchen nistet alljährlich an den Wasserfällen, welche von 2 meinen Besitz säumenden Wildbächen gebildet werden. Motacilla alba L. Weisse Bachstelze. — Ueberall an ge- eigneten Plätzen als Brutvogel vorhanden. Anthus spipoletta (L.) Wasserpieper. Ist Sommervogel 126 Alexander Bau: Ornitholocnsches aus Vorarlberg, auf den höher gelegenen Alpen und .Bergwiesen. Im April 1S9!) waren mehrere einige Tage hindurch auf einer Wiese, unmit- telbar bei meiner Villa, wo sie ohne Scheu Futter suchten. Die Männchen führten dabei häufig ihren bekannten Gesangsflug- aus. Emberiza citrinella L. Goldammer. — Die einzige hier vor- kommende Ammerart; ich glaube zwar im verg-angenen 1 1 erbst an den Burgfelsen einmal einen Zaunammer ( cirlus L.) gesehen zu haben, konnte aber der zu weiten Entfernung- wegen den Vogel nicht genau erkennen. Der Goldammer ist Stand- vogel und ist überall, mit Ausnahme der Städte und grösseren Dörfer, häufiger als der Sperling-, Auf meinem Futterplatze, dicht am Hause, waren im vergangenen Winter 18 Stück. Loxia curvirastra L. Fichtenkreuzschnabel. — Im Herbste 1897 und im Frühjahre 1898 sah ich diese Art häufig in meinen Tannenwäldern. Ich glaube auch, dass Ende März 1899 ein Pärchen bei mir genistet hat, konnte aber, durch einen plötz- lichen Todesfall in der Familie behindert, nicht weiter beobachten. Pyrrhula europaea Vieill. Dompfaff. — Nicht häufiger Standvogel, aber sehr häufiger Wintergast, der im Thale ohne Scheu zu zeigen, in den Gärten der Dörfer häufig anzutreffen ist. In dem vergangenen, schneereichen Winter hielt sich eine Gesellschaft von 5 Ö, und 1 C monatelang- auf den alten, mit 30-jälirigen Lärchen umstandenen Schlosshofe auf. Sie lebten ausschliesslich von den Lärchenknospen. Ich liess sie jedoch unbehelligt und machte täglich einen Spaziergang hinauf, um die hübschen Vögel zu beobachten. Pyrrhula pyrrhula (L.) Grosser Dompfaff. — Ende Januar, an einem sonnenhellen Mittage, flog eine Schar von etwa 120 Stück über den Schlosshof und fiel, angelockt durch meine vor- erwähnten 6 Stammgäste, ein. Neben den anderen waren sie leicht als die grössere Form zu erkennen. Als ich am Nach- mittage noch einmal hinauf gieng, fand ich nur noch meine Bekannten vor. Carduelis carduelis (L.) Stieglitz. — Er nistet gern in der Nähe der Häuser auf den äussersten Zweigspitzen der Obst- bäume. Im Herbste streicht er in grösseren Scharen umher. Chrysomitris spinus (L.) Erlenzeisig. — Bisher habe ich den Zeisig immer nur im Herbste in Scharen beobachtet, wenn er in meine Erlenbestände einfällt. Jedenfalls wird er auch Brutvogel sein. 127 Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg. Acanthis cannabina (L.) Grauer Hänfling'. — Im Herbste 1899 sah ich 4 Stück am Fusse des Pfändergebirges, sonst habe ich Hänflinge nicht gesehen. Fringilla coclcbs L. Buchfink. — Der häufigste Körner- fresser. Er nistet überall in Gärten und im Walde, da sein Nest aber gewöhnlich auf dickeren Aesten steht, so wird es gewöhn- lich von den Hauskatzen geplündert. In jedem Winter bleiben viele hier, auch Weibchen. Passer domesticus (L.) et montanus (L.) — Beide Sperlings- arten leben auf dem Lande friedlich neben einander und zwar meist in gleicher Zahl. In den Städten Lindau und Breg'enz ist der Feldsperling dagegen äusserst selten. Da die Getreide- felder fehlen und die Strassen im Winter nur wenig befahren werden, ausserdem die Pferde, welche nicht schwer arbeiten müssen, vorwiegend nur mit geschnittenem LIeu gefüttert wer- den, so finden die Sperlinge, namentlich im Winter, wenig Nahrung- und sind deshalb nicht häufig. Auf den Bergen, wo verhältnismässig mehr Korn und Hafer als im Thale gebaut wird, sind keine Sperlinge. Bei mir sass einer im Sommer 1898 einmal eine halbe Stunde lang- auf einem Stallgebäude, schimpfte und raisonierte nach Sperlingsart und flog dann wie- der in ’s Thal. Sturnus vulgaris L. Star. — Der Star ist der häufigste Vogel, welcher gewöhnlich Mitte Februar hier ankommt. Er darf in den Thalgemeinden nicht g-eschossen werden, weil er die Wiesen von Ungeziefer säubert. Es sind ihm deshalb auch überall zahlreiche Nistgelegenheiten bereitet. Auf den Bergen ist er seltener, wohl aus dem Grunde, weil hier im April noch oft Schneefälle eintreten. Es scheint so, dass nur die Stare, welche im Thale keine Nistgelegenheit finden, weiter hinauf in’s Gebirge gehen, wo sie auch bedeutend später als unten brüten. Im Herbste übernachten viele Tausende in einem Rohrdickichte bei Lindau. Oriolus oriolus (L.) Pirol. — Einmal, im Frühjahre 1898, liess ein Pirol seinen melodischen Ruf bei mir erschallen. Es war aber leider nur ein kurzer Besuch. In einem kleinen Wäld- chen am Bodensee hält sich alljährlich ein Pärchen auf. Nucifraga caryocatactes (L.) Nusshäher. — 3 Stück sah ich im Herbste 1897 im Walde, 128 Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg Garruhis glaudßrius (L.) Holzschreier. — Dieser böse Nesterzerstörer ist leider nur zu häufig. Der schon oben er- wähnte Jagdpächter schoss im vergangenen Herbste 63 Stück in 4 Tagen. Er stellte sich, durch kleine Tannenbäume gedeckt, unter eine grosse, freistehende, mit Früchten beladene Eiche und schoss nun die herankommenden Eichelhäher herunter. Die jüngeren Vögel gaben eine gute Suppe, ähnlich der Tauben- suppe, besonders da sie von der Eichelmast sehr fett werden. Pica pica (L.) Elster. — Im Thale sieht man sie nicht selten. Nester habe ich noch nicht gesehen, da die von ihnen bevorzugten Feldgehölze fehlen. Auf den niedrigen Obstbäumen nisten sie nicht. Corvus coro ne L Rabenkrähe. — Nur diese eine Art kommt hier vor und nistet nicht selten einzeln auf hohen Tannen. Da sie nirgends verfolgt wird, ist sie nicht scheu. Ein Pärchen, welches gerade gegenüber meiner Villa (etwa 130 Meter ab) an einem Bergabhange im vorig'en Jahre brütete, geht ohne Scheu zwischen meinen Hühnern umher. Trotzdem zeigten sie g'rosse Vorsicht beim Nestbaue. Obschon sie das Material, tro- ckenes Gras u. drgl., dicht bei den Häusern holten, flogen sie damit nacheinander auf 5 bis 6 verschiedene Bäume, bevor sie sich auf den Nistbaum begaben. Der Abflug geschah stets mit Schnelligkeit weit hinweg. Dann kamen sie in grossen Bogen nach der Wiese, um neues Nistmaterial zu holen. Colaeus monedula (L.) Dohle. — Im Winter habe ich sie wiederholt auf den Thalwiesen gesehen. Vielleicht nisten sie auf den Kdrchthürmen der Städte, obschon ich im Sommer dort noch keine bemerkte. Lanius collurio L. Rothriickiger Würger. — Einmal war ein 0 zu Gast bei mir, sonst nistet er nicht häufig im Thale an bewachsenen Bachufern. Muscicapa grisola L. Grauer Fliegenschnäpper. — Bei ein- zeln am Walde stehenden Gebäuden ist er nicht seltener Brut- vogel, auch bei mir nistet er alljährlich, obschon meine Gebäude ziemlich frei stehen. Das eine davon, ein älteres Haus mit Stall, ist von dem Vorbesitzer an der Giebelseite mit alten Waffen u. s. w. g'eschmückt worden. In einem Visierkorbe nun hat ein Fliegenschnäpperpaar bereits 3mal genistet. Eine zweite Brut machte es im vorigen Jahre in einem Nistkasten. Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg. 129 Hirundo rustica L. Rauchschwalbe. — Bisher habe ich auf den Bergen noch keine Schwalben gesehen, auch im Thale sind sie recht selten, was bei dem Reichthum an Fliegen und Mücken zu verwundern ist. In Bregenz ist sie nicht so selten und nistet oft ganz niedrig auf Thürgesimsen. Chclidonaria urbica (L.) Hausschwalbe — Ich habe nur einmal an einem Mühlengebäude nicht weit vom Bodensee 2 Nester dieser Art gesehen. Apus apus (L.) Thurmsegler. — Mehrere Paare trieben ihr Wesen im Sommer 1S98 über meinem Besitze und nisteten in den Spalten einer Nagelfluhwand; seitdem habe ich keine wie- der bemerkt. Picus viridis L. Grünspecht. - lm Herbst bis zum Früh- jahr treibt er sich zahlreich überall umher. An einer grossen Halle sah ich ihn direct an den Brettern herumklettern, auch einmal an den Giebelbrettern eines Bauernhauses. Nistlöcher habe ich noch nicht gesehen, da kernfaule Laubbäume hier kaum Vorkommen. Sobald dieselben etwa 30 — 40 Centimeter dick sind, werden sie gewöhnlich gefällt. Buchen, Erlen und Eschen bilden den Hauptbestand; Pappeln, die sonst den Spech- ten oft Nistgelegenheit bieten, fehlen fast ganz. Dendrocopus major (L.) Grosser Buntspecht — Diese Art habe ich nur zweimal beobachtet. Dryocopus martius ' L ) Schwarzspecht. — In dem schon erwähnten Tannenwalde gegenüber meinen Häusern hält sich auf ziemlich kleinem Gebiete schon seit 4 Jahren ein Schwarz- spechtpaar auf. Dasselbe ist an einen dort stehenden Nistbaum, eine uralte Buche, gebunden, und hält den Platz wohl desshalb fest. Die Nisthöhle befindet sich etwa 8 Meter über dem Boden und ist in die Basis eines ausgefaulten Astes hineing-emeiselt. Im April 1899 balgten sich hier drei Männchen um das Weib- chen und die begehrenswerte Nisthöhle. Jynx torquilla L. Wendehals. — Den Frühjahrsruf dieser Art habe ich nur einmal im Thale gehört. Cuculus canorus L. Kuckuck. — Ich habe oft von meiner Wohnung aus 4 verschiedene Kuckucke gleichzeitig rufen gehört, ein Beweis, dass Nahrung genug vorhanden ist und also auch für andere Insektenfresser vorhanden wäre. Was die Weibchen bei dem Mangel an passenden Nestern mit den Eiern anfangen, 9 130 Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg. weiss ich nicht. Ich sah ein solches, 2 Tag-e lang hier in der Nähe jeden Busch absuchen. Strix flammea L. Schleiereule. — Eulen sind merkwürdiger Weise hier äusserst selten, was umsomehr auffällt, als Mäuse im Überflüsse vorhanden sind und stellenweise, wie ich noch beim Bussard erwähnen werde, als Plage auftreten. Da Eulen in Felsspalten, Ohreulen in alten Krähennestern hinlänglich Nist- gelegenheiten finden und Nahrung genügend vorhanden ist, kann ich mir die Seltenheit derselben nicht erklären. Ein Pär- chen Schleiereulen nistete vor Jahren im Taubenboden eines Bauernhofes, wurde aber von dort vertrieben. Carine noctua (Retz.) Steinkauz. — Nur einmal, als ich abends vor dem Hause sass, hörte ich in der Nähe den Ruf dieser Eule. Asio otus (L.) Waldohreule. — Ein Pärchen hält sich in der Nähe auf und machte sich mir seit drei Jahren durch sein Geschrei bemerkbar. Vor zwei Jahren fand mein Vetter auf einem Vorsprung der Seitenwand einer grossen, vom Ruggbach ausgewaschenen, durch eine riesengrosse Nagelfluhwölbung überspannten Höhle ein Nest mit einem alten, faulen Ei dieser Eulenart. Fälco tinnnnculus L. Thurmfalk. — Einem Gastwirt in Bregenz, der als Thierfreund bekannt ist und von den Bauern alles mögliche erhält, wurden im vorigen Jahre zwei junge Thurmfalken, die in einem Gehölz am Bodensee ausgehoben waren, gebracht. Buteo buteo (L.) Mäusebussard. — Er ist als Brutvogel sehr selten. Alljährlich sehe ich ein Pärchen mit den ausge- flog-enen Jungen über mir, welches also irgend wo in der Nähe nistet. Im Rheinthal sah ich gelegentlich einer Wag'cnfahrt Mitte März d. J. auf kurzem Gebiet 6 Bussarde, 1 Habicht und 1 Sperber. Die betreffende Gegend ist gegenwärtig von einer Mäuseplage heimgesucht. Astnr palumbarius (L.) Hühnerhabicht. — Der „Henne- haak“ ist zur Freude aller Hühnerbesitzer hier nicht vertreten. Nur im Herbst kommt hin und wieder einmal ein durchreisen- der vor. Accipiter nisus (L.) Sperber. — Er nistet, wiewohl sehr selten, in den Wäldern. Einmal stürzte sich ein kleines Männ- chen auf ein junges Huhn, welches von der Glucke noch ge- 131 Alexander Bau: Ornithologisches aus Voiarlberg. führt wurde, aber schon zu schwer war, um fortgetragen werden zu können. Trotz der Angriffe der Glucke hackte der Sperber wüthend auf das Hühnchen los, bis mein Hund auf ihn ein- sprang. Erst da g-ab er Fersengeld. Dem Hühnchen, welches ich sofort tödtetc, war der ganze Rücken und der linke Flügel aufgerissen. Tetrao bonasia L. Haselhuhn. — Das Gelände ist günstig und Haselhühner sind auch vorhanden, haben aber sehr von den Füchsen zu leiden. Am 15. Mai 1896 fand ich ein Ei frei im Walde liegend. Ein Nest war in der g'anzen Umgebung, nicht zu finden. Tetrao tetrix L. Birkhuhn. — Ich habe die Art hier noch nicht beobachtet, fand aber in einer Handlung in Bregenz unter Hühnereiern ein Ei dieser Art, welches ein Bauer ver- muthlich gefunden und unter die Hühnereier gemischt hatte. Ich erstand es, „weil es so klein sei,-1 um 3 kr. Feldhühner habe ich im Thal noch nicht bemerkt, obschon mir ein Jag'dpächter versicherte, dass sie vorkämen. Den Paarungsruf des Männchens kann man aber unmöglich überhören. Columba falumbus L, Ring'eltaube. — Ist sehr seltener Brutvogel in den unteren Bergwäldern. Ciconia ciconia (L.) Weisser Storch. — Der Storch nistet in weiter Umgebung nicht und ist den Anwohnern ganz un- bekannt. Ende November 1899 wurden zwei eben ,aus- geflogene Störche bei Hörbranz gesehen, von denen einer gefan- gen und dem oben schon erwähnten Gastwirt, Herrn Grüner in Bre- genz, gebracht wurde. Derselbe fütterte ihn in einem Pferdestall mit kleinen Fischen und Fleisch, und der gut durchwinterte Vog'el steht jetzt am Tage stolz auf dem Dach eines Schuppens. Am 24. März d. J. kreisten etwa 80 Störche über meinem Gebiet. Es war das erste Mal, dass ich Zugvögel über der Ruggburg sah. Gallinago gallinago (L.) Bekassine. Hier „Habergais“ ge- nannt. Sie nistet selten auf Waldwiesen. Andere Sumpf- und Wasservög’el kommen auf dem beob- achteten Gebiet nicht vor. Ueber die auf und am Bodensee gesehenen werde ich ein anderes Mal berichten. 9* 132 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof in Steiermark vom Jahre 1840 — 1899. Zusammcngestellt von P. Alexander Schaffer, Benedictiner des Stiftes St. Lambrecht, derzeit Pfarrer in Mariahof. Indem meine erste Zusammenstellung- der Daten über die ertse Ankunft der Zugvög-el in Mariahof, wovon ein Theil im „Orni- thologischen Jahrbuche“, X. 1899, Heft 5 bereits erschienen ist, als für den Druck zu platzraubend erachtet wurde, da bei vielen Vög'eln nur wenige Zugsdaten ang-eg;eben werden konn- ten, so trete ich nun nach einer vollständigen Umarbeitung derselben von neuem in die Oeffentlichkeit und erlaube mir dazu folgende Bemerkungen : Nachfolgende Zugsdaten sind bis zum Jahre 1882 dem Notizenbuche des verstorbenen, eifrigen ornithologischen For- schers P. Blasius Hanf entnommen. Die Daten vom Jahre 1 883 — 1884 mussten den Jahresberichten des „Comites für ornitho- logische Beobachtungsstationen in Oesterreich-Ungarn“ entlehnt werden, welche mir von Herrn Victor Ritter v. Tschusi zu Schrnid- hoffen freundlichst zur Verfügung gestellt wurden, wofiirichan die- ser Stelle meinen aufrichtigsten Dank aussprechen zumüssenglaube. Die letzten Daten stammen aus meinen eigenen Aufzeichnungen. In Bezug auf die Nomenklatur sowohl, als auch auf die Reihenfolge der Vögel, wurde der „Nomenclator Avium Regni Hung'ariae“ zur Grundlag'e genommen, von welchem ein Exem- plar von der „Ungarischen ornithologischen Centrale“ bereit- willigst zur Verfügung- gestellt wurde, wofür ich ebenfalls meinen herzlichsten Dank ausspreche. Auch insoweit trat eine Aenderung der Zusammenstellung ein, als auch die Abzugsdaten, soweit sie vorlieg'en, aufgenom- men wurden. Von den Ankunftsdaten wurde reg-elmässig das erste Datum der Beobachtung, bei den Abzugsdaten das letzte berücksichtigt. Bezüglich einiger Vögel, welche zwar nicht in Mariahof selbst beobachtet, sondern von anderen Orten eingesendet und auch in dieses Verzeichnis aufgenommen wurden, möge folgende Er- klärung des f P. Blasius Hanf Aufnahme finden: „Ich glaube, diese Seltenheiten in die Liste der Vögel der Umgebung des Furt- teiches aufnehmen zu dürfen, da die Entfernung in der Luftlinie für P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 133 den ziehenden Vog-eJ eine unbedeutende ist und daher die Mög- lichkeit, dass derselbe auch einmal nach Mariahof sich verirren könnte, nicht ausgeschlossen ist.“ Zur Erklärung, warum besonders von kleineren Vögeln so wenig Zugsdaten angegeben sind, gesteht P. Blasius Ha n f selbst Folgendes: „Leider habe ich in den ersten Jahren meiner ornithologischen Thätigkeit mehr den grösseren und auffallen- den Vögeln meine Aufmerksamkeit geschenkt und das „kleine Zeug“ vernachlässigt. — — Wohl kommt man auch nicht immer an den Platz, wo sich zufällig ein so seltenes kleines Vöglein auf dem Zuge aufhält, daher solche Seltenheiten leider häufig g'enug übersehen werden — — .“ Mögen also nachfolgende Zugdaten etwas beitragen zur Förderung der Ornithologie und besonders der ornithologischen Zugsbeobachtungen. 1 . Gavia arcticus. 30. V. 42; 22. IV. 46; 15. V. 50; 10. V. 51; 11. IV. 52; 29. IV. 53; 10. V. 59; 6. V. 60; 10. IV. 61; 16. IV. 62; 29. IV. 63; 10. V. 66; 3. V. 67; 25. IV. 70: 28. IV. 79; 13. IV. 81; 1. V. 86; 25. V. 97. - 5. X. 40; 20. XI. 50; 6. XII. 52; 16. XL 55; 21. IX. 62; 11. XI. 63; 28. X. 68; 10. XI. 71; 10. XI. 75; 20. X. 76; 9. XI. 81; 9. X. 82; 9. XI. 83; 21. XI. 95. — 2. Gavia septentrionalis. 5. V. 99. 21. XI. 61; 28. X. 62; 11. XI. 63; 6. XI. 67; 9. XI. 71; 1. XI. 75; 13. X. 87. — 3. Colymbus cristatus. 1. IV. 41; 24. IV. 49; 10. IV. 55; 3. V. 57; 27. V. 65; 21. IV. 66; 23. IV. 67; 5. V. 69; 1. V. 75; 25. V. 77; — 1. XI. 40; 14. IX. 44; 10. XI. 51; 28. X. 62; 11. XT. 63; 5. XI. 76; 4, VIII. 78; 28. X. 87; 16. X. 99. 4. Colymbus griseigena. 18. V. 40; 16. IV. 81; 21. IV. 94. — 20. IX. 44; 30. X. 50; 13. VIIL 55; 17. IX. 57; 15. X. 72; 2. IX. 93. — 5. Colymbus auritus. 16. V. 54; 7. V. 60; 24. IV. 62; 5. V. 85. — 15. XI. 55; 8. XI. 71; 14. IX. 82; 5. XI. 85; 24. IX. 87. - 134 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 6. Colymbus nigricollis. 16. Y. 54; 7. V. 60; 25. IV. 70; 14. V. 79; 22. III. 97; 20. IV 99; 29. VIII. 41; HO. XI. 50; 5 IX. 56; 10. IX. 57; 27. IX, 60; 27. IX. 68; 19. TX. 67; 2. IX. 69; 14. IX. 82. 7. Colymbus ßuviatilis. 20. IV. 58 halbbebrütete Eier; 18. IV. 75; 2. IV. 82; 6. IV. 83; 7. IV. 84; 11. IV. 85; 13. - 18. IV. 87; — 15. V. 99. — 13. XI. 83; 15. XI. 84; 10. XI. 85; 19. XI. 86; 28. IX. 93; 17. X. 98; 18. X. 99. — 8. Puffinus pujfinus. 17. V. 58 aus Bruck a./d. Mur. — 9. Stercorarius parasiticus. 12. V. 64. — 10. Larus fuscus. 1 Exemplar, Datum nicht ang'egeben. 1 1 . Larus canus. 3. XI. 79; 5. XI. 80. — 12. Larus ridibundus. 30. VI. 40; 25. VI. 41; 16. III. 42; 1. VI. 44; 8. V. 45; 4. IV. 46; 1. VT. 48; 7. IV. 50; 12. VI. 51; 9. IV. 52; 7. III. 53; 4. IV. 54; 21. IV. 55; 4. V. 70; 14. VI. 74; 8. V. 77; 14, V. 79; 15. V. SO; 16. III. 82; 6. IV. 83; 17. IV. 84; 21. VI. 85; 10. V. 86; 15. IV. 87; 19 III. 97; 24. IV. 98; 1. IV. 99. — 24. IX. 56; 26. X. 69; 22. X. 83; 14. X. 84; 11. XI. 86; 13. X. 97; 10. XI. 98; 25. X. 99. — * 1 3. Larus minutus. 10. IX. 52. — 14. Sterna 7iilotica. 20. VI. 82. 15. Sterna hirundo. 6. IX. 56. — 16. Sterna minuta. 25. VI. 60. — 17. Sterna leucoptera. 10. V. 53; 30. V. 54; 30. IV. 58; 24. V. 70; 24. V. 79; 18. V. 80; 25. V. 81; 14. V. 82; 30. V. 84; 3. VI. 87. — 18. Sterna nigra. 22. IV. 54; 28. IV. 55; 1. V. 58; 28. IV. 62; 29. IV. 65; 30. IV. 69; 4. V. 70; 10. V. 72; 8. V 74; 12. V. 75; 12. V. 76; P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 135 0. V. 77; 23. IV 7S; 30. V. 79; 16. IV. SO; 24. IV. 81; 2. V. 82: 2f>. V. 83; 23. IV. 84; 13. V 85; 29. IV. 86; 2. V. 87; 10. V. 99. — 3. X. 63; 10. IX. 77; 13. X. 80; 10. IX. 81; 27. IX. 82; iS. VIII. 83; 29. IX. 84; 4. IX. 85; 14. IX. 87; 22. IX. 93; 10. IX. 97; 26. VIII. 98; 4. IX. 99. 19. Phalacrocorax carbo. 9. VI. 75; 19. X. 54. 20. Mergus merganser. 28. IV. 76; 14. IV. 79; 12. IV 84, — 9. XI. 71; l. X. 77; — 2 1 . Mergus serrator. 23. IV. 40; 6. IV. 41; 6. IV. 42; 15. IV. 44; 16. IV. 45; 22. IV 46; 4. IV. 49; 6. IV. 50; 7. V. 53; 28. IV. 54; 12. IV. 55; 28. IV. 57; 6. IV. 58; 25. III. 59; 26. IV. 61; 13. IV. 62; 23. IV. 63; 21. IV. 66; 26. IV. 69; 16. IV. 70; 14, IV. 71; 28. IV. 74; 25. IV. 76; 19. IV. 77; 2. V. 79; 21. IV. 82; 2. V. 83; 12. IV. 84; 14. IV. 86; 14. V. 87; 15. IV. 97; 21. IV. 99 — 30. X. 40; 10. X. 63; 17. XI. 71; 28. X. 75; 24, X. 76; 17. XI. 80; 15. XI. 82; 5. XI. 85; 12. XI 86; 18. XI. 92. - . 22. Mergus albellus. II. 59 aus Obdach in Steiermark; 1. II 81 aus Kappel in Kärnten. 23. Somateria mollissima. 13. X. 79. - 24. Oedemia fusca. 4. XI. 39; 15 XI. 40; 10. XI. 63; 8. XI. 71; 4. XI. 74; 4. XI. 76; 21. X. 81; 18. XI. 82. - 25. Fuligula marila. 17. IV. 45. — 20. XI. 76; 1. XI. 81. - 26. Fuligula fuligula. 25. IV. 40; 8. IV. 41; 19. III. 42; 25. III. 43; 16. IV. 44; 2. IV. 45; 9. IV. 46; 29. III. 48; 14. III. 49; 30. IV. 51; 9. IV. 53; 11. IV. 55; 25. III. 59; 29. V. 60; 23. III. 61; 13. IV. 62; 29. IV. 63; 12. IV. 64; 26. III. 66; 5. IV. 69; 10. IV. 70; 3. V. 71; 10. IV. 72; 18. IV. 75; 14. IV. 76; 1. IV. 77; 10. IV. 79; 9. V. 80; 12. IV. 81; 22. III. 85; 23. IV. 86; 14. III. 97; 14. IV. 98. — 18. X. 40; 15. XI. 55; 10. XI. 63; 25. XI. 64; 6. XI. 05; 11. XI. 67; 9. XL 71; 13. XI. 74; 3. XI. 75; 23. X. 76; 20. X. 81; 15. XI. 82; 7. XI. 86; 16. XI. 87; 15. XI. 93. — 136 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 27. Fuligulci jeriiifh. 10. IV. 53; 6. VIL 56; 10. V. 59; 23. IV. 60; 23. III. 61; 12. IV. 64; 27. III. 66; 9. V. 70; 23. III. 73; 22. IV. 81; 28. II. 85; 23. IV. 86. — 4. XI. 38; 13. VIII. 39; 15. X. 40; 23. X. 56; 15. X. 57; I. XI. 64; 25. X. 69; 5. XI. 71; 13. XI. 74; 1. XI. 75; 17. X. 82; 14. XI. S4; 3. XI. 85; 27. X. 86. — 28. Fuligula nyroca. 28. III. 41; 9. IV. 42; 27. III. 45; 1. IV. 46; 1. IV. 48; II. IV. 52; 7. IV. 54; 25. III. 55; 25. IV. 58; 20. III. 59; 6. IV. 62; 9. IV. 74; 12. V. 76; 13. IV. 79; 13. V. 82; 7. IV. 84; 6. IV. 85; 19. V. 98; — 13. IX. 63 juv, 30. X. 71; 19. XI. 85. — 29. Fuligula clangula. 25. III 41; 5. IV. 43; 15. IV. 44; 17. IV. 45; 16. III. 46; 5. VI. 47; 17. III. 50; 4. IV. 54; 8. IV. 55; 2. V. 57; 8. IV. 58; 28. III. 61; 6. IV. 63; 12. IV. 64; 5. IV. 69; 14. IV. 70; 23. IV. 71; 11. IV. 72; 10. IV. 79; — 23. XI. 40; 3. XI. 43; 10. X. 52; 13. XI. 56; 15. XI. 57; 20. XI. 61; 10. XI. 63; 27. XI. 64; 13. XI. 65; 11. XI. 67; 13. XI. 71 ; l. XI. 75; 24. XI. 76; 4. XI. 80; 13. XI. 87; 26. XI. 98. — 30. Fuligula hye?nalis. 2. XI. 56. — 31. Anas boschas. 30. III. 42; 28. II. 43; 12. III. 46; 27. III. 47; 15. III. 48; 27. II. 49; 6. III. 50; 16. I. 54; 21. III. 55; 6. III. 56; 5. III 59; 1. IV. 60; 1. III. 61; 6. IV. 62; 20. III. 63; 11. III. 64; 3. III. 66; 5. IV. 69; 23. IV. 71; 13. III. 72; 29. III. 74; 8. IV 75; 29. II. 76; 9. III. 81; 5. IV. 83; 30. III. 84; 22. III. 85; 30 III. 86; 6. IV. 92; 27. IV. 93; 13. III. 99; — 15. XI. 41; 25. XI. 55; 2. XI. 60; 21. XI. 61; 7. XI. 63; 13. XI. 64; 14. XI. 65; 24. X. 69; 19. XI. 71; 12. XI. 74; 10. XII. 76; 5. XI. 80; 1. X. 81; 23. X. 83; 8. XI. 84; 17. XI- 85; 12. XI. 86; 25. X. 95; 8. XII. 99. — 32. Anas strepera. 21. III. 42; 5. IV. 43; 8. IV. 45; 28. III. 46; 28. III. 48: 4. IV. 49; 13. IV. 50; 4. IV. 54; 23. III. 56; 9. IV. 59; 25. III. 62; 13. IV. 64; 7. V. 80. — 15. XI. 40; 14. XI. 41; 16 XI. 55. — P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 137 33. Anas penelope. 11. IV. 40; 20. III. 46; 28. III. 48; 4. V. 50; 9. IV. 53; 29. III. 54; 26. III. 55; 28. III. 56; 28. IV. 57; 30. III. 58; 19. III. 59; 12. IV. 60; 20. III. 61; 8. IV. 62; 31. III. 63; 14. III. 64; 29. III 66; 5. V. 67; 26. III. 69; 1. IV. 70; 3. IV. 71; 18. IV. 72; 9. IV. 74; 8. IV. 75; 19. IV. 76; 15. IV. 77; 6. IV. 78; 18. IV. 79; 7. IV. SO; 9. III. 81; 25. III. 82; 7. IV. 84; 9. IV 87; 25. III. 97; 4. IV. 98; 4. IV. 99. 18. X. 40; 15. XI. 55; 14. X. 57; 13. XI. 65; 10. XI. 67; 24. X. 69; 17. IX. 79; 4. XI. 80; 20. XI. 81; 9. XI. 83; 19. X. 84; 3. XI. 85; 9. XI. 86; 14. IX. 87; 22. X. 95; 24. X. 99. — 34. Anas querquedula. 25. V. 41; 10. VI. 45; 23. III. 47; 25. III. 48; 8. III. 49; 15. III. 50; 23. IV. 53; 19. III. 54; 26. III. 55; 17 III. 56; 5. IV. 57; 5. IV. 58; 15. III. 59; 26. IV. 60; 4. IV. 61; 22. III. 62; 23. III. 63; 20. III. 64; 29. III. 66; 28. III. 69; 16. IV. 70; 4. IV. 71; 11. IV. 72; 12. IV. 73; 29. III. 74; 8. IV. 75; 26. IV. 76; 23. V. 77; 11. IV. 78; 13. IV. 79; 13. III. 80; 20. III. 81; 14. III. 82; 3. IV. 83; 30. III. 84; 26. III. 85; 3. IV. 86; 30. III. 87; 3. IV. 92; 29. III. 93; 19. IV. 94; 22. III. 97; 1. IV. 98; 4. IV. 99. — 24. X. 76; 5. VIII. 83; 14. XI. 86; 27. IX. 87. — 35. Anas crecca. 8. IV. 53; 24. III. 55; 15. III. 56; 5. IV. 58; 25. III. 59; 30. III. 60; 22. III. 61; 25. III. 62; 27. III. 63; 24. III. 64; 29. III. 66; 1. IV. 69; 5. IV. 70; 5. IV. 71; 1. IV. 74; 9. IV. 75; 13. IV. 76; 3. III. 79; 12. III. 81; 2. III. 82; 5. IV. 83; 9. V. 84; 3. IV. 85; 22. IV. 86; 9. IV. 87; 4. IV. 92; 13. III. 97; 8. III. 98; 13. III. 99. — 2. XI. 60; 19. XI. 61; 10. XI. 63; 12. XI. 64; 26. IX. 65; 10. XI. 67; 24. X. 69; 10. XI. 70; 7. XI. 71; 1. XI. 75; 7. XII. 76; 4. XI. 80; 31. X. 81; 15. XI. 82; 29. X. 83; 5. XI. 84; 31. X. 85; 14. XI. 86; 16. XI. 87; 13. X. 92; 16. X. 93. — 36. Spatula clypeata. 11. IV. 40; 17. III. 41; 30. IV. 42; 31. III. 43; 17. IV. 45; 7. IV. 46; 28. III. 48; 4. IV. 54; 10. IV. 55; 15. IV. 56; 14. IV. 57; 3. IV. 58; 25. III. 59; 19. IV. 61; 27. III. 62; 12. IV. 63; 6. IV. 64; 4. IV. 66; 26. III. 69; 23. IV. 71; 7. IV. 74; 138 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 13. IV. 77; 6. IV. 78; 13. IV. 79; 10. IV. 81; 19. IV. 82; 2. IV. 85; 12. IV. 93; 13 III. 97; 19. IV. 98. - 16. XI. 87. — 37. Dafila acuta. 21. III. 42; 5. IV. 43; 8. IV. 45; 28. III. 46; 28, III. 48; 6. IV. 49; 13. IV. 50; 4. IV. 54; 11. IV. 55; 23. III. 56; 6. V. 57; 6. IV. 58; 28. III. 59; 1. III. 61; 22. III. 62; 24. IV. 63; 12. IV. 64; 28. III. 66; 22. III. 69; 13. IV. 76; 6. IV. 78; 15. III. 80; 11. IV. 81; 10. III. 82; 24. IV. 83; 8. IV. 84; 22. III. 85; 22. III. 97; 4. IV. 99. — 15. XI. 40; 14. XI. 41; 13. XL 56; 5. XI. 60; 10. XI. 63; 14. XI. 65; 6. X. 69; 5. XI. 71; 30. X. 81; 14. X. 83; 5. XI. 99. - 38. Ans er fabalis. 10. III. 41; 2. III. 43; 11. III. 46; 18. III. 50; 5. IV. 64; 10. V. 65; 8. V. 69; 9. III. 82; 2. III. 83; 25. II. 98. — 39. Ans er ans er. 25. III. 52; 13. IV. 67. — 40. Glareola pratincola. 16. V. 70. — 41. Charadrius squatarola. 18. V. 49; — 9. V. 58. — 23. IX. 67; — 42. Charadrius pluvialis. 26. III. 44; 30. III. 47; 26. III. 52; 4. IV. 54; 20. III. 55; 30. III. 58; 20. III. 79; 7. III. 80; 12. III. 81; 11. IV. 84; — 29. X. 75; 8. XI. 80. — 43. Charadrius inorinellus . 18. IV. 87; — 12. VIII. 52; 4. IX. 71. — 44. Charadrius hiaticola. 16. V. 56; — 17. IX. 86; 20. IX. 98. — 45. Charadrius dubius. 17. IV. 43; 12. IV. 54; 7. IV. 55; 29. IV. 76; 11. IV. 81; 14. IV. 83; 9. V. 84; 24. IV. 93. — 46. Vanellus vanellus. 5. 111. 42; 14. III. 43; 1. IV. 44; 16. III. 46; 31. III. 47; 13. III. 48; 20. III. 49; 10. III. 62; 4. III. 63; 1. 111. 64; 1. III. 66; 17. 111. 70; 19. II. 72; 31. III. 75; 5. III. 76; 10. IV. 77; 5. III. 78; 27. III. 79; 2. III. 80; 12. III. 81; 8. III. 82; 18. III. P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 139 83: 7. III. 84; 26. II. 85; 10. III. 87; 15. III. 97; 4. III. 98; 13. III. 99. — 8. XII. 60; 13. XI. 64; 29. X. 73; 21. XI. 78; 25. IX. 80; 31. XI. 81; 23. X. 97. — 15. IX. 99. 47. Oedicnemus oedienemus. 3. IV. 41; 5. IV. 47; 1. l'V. 50; 6. V. 51; 19. IV. 52; 8. IV. 53; 12. IV. 55; 17. IV. 60; 13. IV. 64; 28. IV. 65; 13. IV. 66; 5. IV. 70; 25. IV. 72: 9. IV. 75; 18. IV. 76; 10. IV. 79; 9. IV. 81; 14. IV. 83; 11. IV. 84; 10. IV. 86; 21. IV. 87. - 6. TV. 98; 10. IV. 99. — 4. XI. 64; 30. IX. 85. — 48. Himantopus himantopus. 9. IV. 58; 14. V. 71; 22. IV. 72; 29. V. 87. - 49. Limicola plathyrhyncha. 15. V. 76. — 20. IX. 98. — 50. Tringa canuta. 7. IX. 92, 6- 51. Tringa alpina alpina. 12. XI. 74; 14. IX. 83; 12. X. 86. - 52. Tringa alpina schmzi. 7. IV. 47; 30. IV. 57. 53. Tringa subarcuata. 11. V. 53; 8. V. 57; 1. V. 60. 54. Tringa temmincki. 16. V. 49; 15. V. 73. — 55. Tringa minuta. 26. V. 47; 31. V. SO. - 56. Pavonella pugnax. 24. V. 40; 5. V. 41; 30. V. 42; 3. IV. 43; 4. V. 45; 14. V. 46; 24. IV. 47; 14. V. 48; 18. V. 49; 22. IV. 50; 17. IV. 51; 2. V. 53; 14. V. 54; 20. V. 55; 22. III. 56; 30. IV. 57; 28. IV. 60; 26. IV. 62; 6. III. 63; 30. IV. 65; 25. IV. 69; 27. IV. 70; 3. V. 71; 11. V. 74; 25. IV. 75; 4. V. 77; 24. IV. 78; 24. V. 79; 1. V. 80; 12. V. 81; 28. V. 82; 17. V. 84; 8. V. 85; 30. III. 86; 15. V. 93. — 57. Totanus hypoleucus. 12. IV. 40; 12. IV. 44; 12. IV. 54; 13. IV. 55; 4. IV. 56; 21. IV. 76; 14. IV. 79; 25. IV. 80; 14. IV. 81; 2. V. 82: 14. IV. 84; 2. IV. 85; 27. IV. 86; 12. IV. 92; 16. V. 93; 25. IV. 87. — 58. Totanus ochropus. 11. IV. 40; 7. VIII. 41; 1. IV. 42; 11. IV. 44;8. IV. 45; 31. III. 46; 140 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 29. III. 54; 7. IV. 55; 28. III. 56; 10. VII. 57; 24. IV. 66; 13. IV. 69; 15. VI. 77; 4. IV. 78; 19. IV. SO; 28. 111. 81; 8. IV. 82; 4. IV. 83; 27. III. 84; 30. III. 85; 5. IV. 80; 5. IV. 87; 22. III. 97; 6 IV. 98; 21. IV. 99. — 59. Totanus glareola. 5. V. 41; 10. IV. 43; 8. IV. 45; 18. IV. 46; 16. IV. 47; 27. VII. 54; 20. V. 55; 30. IV. 57; 1. V. 60; 30. IV. 62; 4. V. 70; 30. IV. 74: 7. V. 75: 25. IV. 76; 25. IV. 77; 22. IV. 78; 14. IV. 79; 24. IV. SO; 14. IV. 81; 29. IV.. 82: 30. IV. 83; 16. IV. 84; 27. IV. 85; 12. IV. 86; 21. IV. 87; 26. IV. 93; 17. IV. 97; 26. IV. 99. — 60. Totanus totanus. I. IV. 42; 1. VI. 44; 5. V. 45; 1. IV. 52; 12. IV. 55; 26. VII. 56; 27. IV. 61; 24. IV. 66; 6. IV. 69; 19. IV. 72; 15. V. 73; 18. VII. 75; 15. VI. 77; 21. IV. 80; 9. VI. 82; 21. IV. 99. - 61. Totanus f uscus. 6. VI. 40; 10. V. 44; 30. IV. 46; 29. IV. 54; 1. V. 55; 29. IV. 63; 26. IV. 64; 8. V. 70; 7. V. 77; 29. IV. 79; 14. V. 81; 20. IV. 83; 6. V. 84; 13. V. 93. - 3. X. 76. - 62. Totanus stagnatihs . 22. VI. 54; 29. IV. 63. 63. Totanus nebularius. II. V. 40: 3. V. 41; 29. IV. 42; 10. IV. 43; 4. V. 45; 2. V. 46: 7. V. 48; 22. IV. 50; 25. IV. 54; 13. V. 55; 16. V. 60; 18. IV. 61; 2. V. 64; 30. IV. 70; 6. V. 73; 13. IV. 77; 28. IV. 78; 5. V. 79; 27. IV. 80; 19. V. 82; 21. IV. 83; 27. IV. 85; 2. V. S6; 14. IV. 87; 14. X. 65; 26. VIII. 98. ~ 64. Limosa limosa. 4. V. 40; 24. IV. 46; 9. IV. 53; 12. IV. 64; 21. V. 85; 29. IV. 94. — 65. Numenius arcuatus. 30. VI. 40; 30. VII. 41; 9. IV. 52; 7. IV. 53; 17. VIII 72; 18. IV. 74; 3. IV. 80; 20. VIII. 86; 23. IV. 97; 12. VIII. 98; 3. IV. 99. — 66. Numenius phaeopus. 11. IV. 58; 15. IV. 67; 1. IV. 74; 4. IV. 99. - 67. Gallinago rnajor. 5. V. 45; 18. IV. 46; 20. IV. 50, 18. IV. 54; 9. V. 57; 30. P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 141 IV. 74; 20. IV. 75; 15. IV. 77; 12. V. 78; 7. V. 82; 8. V 85; 12. IV. 86; 5. V. 87. — 68. Gallinago gallinago. 9. 111. 40; 25. 11. 46; 22. III. 48; 25. IV. 54; 12. 1. 58; 30. IV. 62; 4. V. 63; 21. IV. 65; 22. IV. 70; 20. IV. 75; 28. 111. 78; 27. III. 79; 28. III. 81; 17. III. 82; 20. IV. 83; 27. III. 84; l. IV. 85; 2. IV. 86; 4. IV. 87. - 16. IX. 74; 11. XI. 83; 11. XL 84; 9. XI. 85; 13. XL 86; 19. X. 87; 13. X. 98; 26. X. 99. 69. Gallinago gaUinula. 27. II. 46; 29. !. 51; 20. II. 52; 15. IV. 54; 4. III. 63; 28. II. 64; 20. IV. 75; 7. III. 76; 9. IV. 83. — 4. XL 64; 11. XL 70; 16. XL 75; 23. XI. 77; 26. XL 80; 14. XII. 81; 25. X. 86; 7. X. 87. — 70. Scolopax rusticula. 10. V. 57; 1. IV. 71; 31. 111. 87. — 24. IX. 41; 25. IX. 45; 8. X. 56; 27. IX. 60; 8. X. 61; 19. XL 62; 4. XII. 63; 13. X. 65; 2. X. 67; 16. X. 69; 23. XL 70; 4. XI. 72; 4, XL 73; 11. XL 74; 25. X. 75; 30. X. 77; 31. X. 79; 18. XI. 83; 2. X. 84; 2. X. 86; 29. X. 87; 3. XL 99. — 71. Otis tarda. 11. XII. 62. — aus Feldkirchen in Kärnten. 72. Grus grus. 22. III. 42; 2. IV. 49; 19. IV. 53; 18. III. 55; 29 III. 57; 30. III. 60; 17. III. 61; 11. III. 71; 19. IV. 84; 2. III. 85. 73. Rallus aquaticus . 30. III. 80; 10. XI. 51; 17. X. 52; 6. XI. 54; 16. IX. 56; 22. IX. 67; 8. XL 69; 15. XI. 73; 16. XI. 75; 2 VII. 77; 31. X. 81. — 74. Cr ex er ex. 30. V. 83; 8. V. 84; 17. V. 86; 31. V. 98; 9. VI. 99. 14. IX. 98; 11. X. 99. — 75. Ortygometra porzana. 22. III. 41; 25. III. 45; 11. IV. 55; .14. IV. 56; 1. IV. 61; 13. IV. 62; 14. IV. 78; 28. III. 81; 20. IV. 82; 9. V. 83; 7. IV. 84; 8. IV. 85; 11. IV. 86; 16. III. 87; 14. IV. 97; 6. IV. 98. - 8. IX. 55; 1. VIII. 75; 7. X. 78; 20. X. 82; 13. XI. 83; 21. X. 84; 25. VIII. 85; 16. IX. 86; 28. X. 87; 1. X. 92; 5. IX. 93; 15. IX. 97; 31. VIII. 99. — 145 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. i 6. Ortygometra parva. 7. V. 4.0: 13. V. 42; 30. IV. 45; 6. IV. 48; 1 1. IV. 50 : 10. IV. 51; 18. IV. 51; 4. IV. 55; 23. IV 60; 1. IV. 6! ; 19. IV. 72; 16. IV. 77; 13. IV. 80; 2. IV. 81; 13. V. 82; 21. IV. 84; 4. IV. 86. __ 77. Ortygometra pusitla 13. V, • 44; 6. 'S I. 51; 24, V. 58; 8. V. 60; 13. VI. 71; 26 V. 80; 31. VII. 85. — 15. X . 43, juv. . ; 20. VIII. 67. juv. — 78. Galhnula chloropus. 16. IV. 41; 27. IV. 42; 16. IV. 46; 5. VI. 47; 2. VI. 48; 9. V; 54; 10. IV. 55; 13. IV. 62; 17. IV. 75; 24. IV. 78; 25. V. 80; 22. V. 81; 13. V. 82; 10. V. 83; 17. IV. 84; 22. IV. 86; 20. IV. 87; 24. IV. 94; 17. IV. 99. - 14. IX. 83; 10. XI. 85; 13. IX. 93; 4. IX. 99; 13. VIII 94. 79. Fülle a atra. 2. IV. 41; 13. IV. 46; 10. IV. 48; 13. IV. 51: 25. III. 59; 28. IV. 61; I. V. SO; 7. V. 82; 18. IV. 86; 21. IV. 93; 14. IV. 98. — 12. X. 81; 5. XI. 83; 15. XI. 84; 10. XI. 85; 28. X. 86; 10. IX. 87; 24. X. 97; 3. X. 98. 80. Ciconia nigra. 28. III. 66; 14. VIII. 76. - 81. Ciconia ciconia. 15. IV. 40; 20. IV. 42; 25. IV. 45; 4. IV. 48; 12. VI. 50; 21. IV. 54; 28. IV. 55; 4. V. 57; 19. V. 70; 22. IV. 75; 2. V. 79; 24, IV. 81; 8. IV. 83; 20. IV. 84; 1. V. 86; 25. IV. 97; 19. V. 98; 19. V. 99. - 82. Nycticorax nycticorax. 14. IV. 40; 17. V. 47; 25. IV. 51; 12. V. 53; 20. IV. 54; 17. V. 55; 6. VI. 56; 14, IV. 57; 26. V. 82; I. V. 87; — 19. X. 92. — 83. Botaurus stcllaris. 20. IX. 41; 13. IX. 56; 27. IX. 63; 26. IX. 65. — 84. Ardetta minuta. 25. V. 40; 30. V. 41; 29. IV. 42; 31. V. 45; 26. V. 47; 3. IV. 48; 10. VI. 54; 1. VI. 57; 7. V. 58; 22. V. 60; 2. V. 63; 14. V. 64; 20. V. 66; 29. V. 72; 15. V. 73; 9. V. 74; 21. V. 75; 25. V. 78; 23 V. 79; 22. V. 81; 7. V. 82; 7. V. 85; 21. P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 143 V. S7; 28. V. 97; 11. V. 99. - 1. IX. 55; 25. IX. 84, juv. - 16. VII 1. 94. — 85. Ardea rnlloides. 17. V. 40; 6. V. 41; 17. V. 47; 6. V. 54; 29. V. 55; 28. IV. 62; 1. VI. 74; 16. V. 75; 20. V. 79; 7. V. 81; 20. V. 86. - 86. Ardea cinerea. 21 . I\ J | 0; 29. IV. 41; 19. . III. 42; 10. IV. 44; 15. IV. 45 ; 17. IV. . 46 ; 30 . III. 47 ; 8. III. 50; 2. IV. 51 ; 12. V. 53 ; 20. III. 54; 7. IV. 55; 16. IV. 56; 10. IV. 57 ; 9. 1\ T. 58 ;; 5. III. 59 ; 12. IV. 60 ; 15. IV. 61 ; 10. IV. 62; 25. 111. 63; 11. 111. 64 ; 26 IV. 65; 26. 111. 66; 17. III. ( 19; 4. V. 70; 28. III. 71 ; 13. III ■ 72; 14. V. 73; 6. IV. 74; 21 . IV. 75; 8 . 111 . 76 ; 6. IV. 77; 8. IV. ' 78; 1 6. IV. ' 79; 5. III. 80; ; 20. 111. 81 ; 21 . III . 82; 7. IV. 83 ; 22. IV . 84 ; 23 . III. 85 »; 22. IV. 86; 19. IV. 87; 5. IV. 93; ')<) III. 97 ; 17 . IV . 98; 3 i [. III. 99. — 15 i. V III. 83. — 16. IX. 84; 29. VIII. 86; 15. X. 92; 17. X. 98. — 87. Ardea purpurea. 21 . IV r. 4; 1; 5 . V. 49; 8. IV. 50; 25. IV. 51; 12. V. 53 ; t . V. 5; 3; i; 3. IV. 56; 24. IV. 57 ; 24. V. 58 ; 4. V. 60; 5 . V. 62; 1. V. 6i 1; 28. \ T. 67 ; 25. H I. 69; 1. VI. 74; 2. V. 75; 11 . V. 76; 22. IV. 79; 5. III. 80; 18. IV. 81; 15. IV. 83; 19. IV. 84 ; 23. IV . 85. — 14. IX. 44, juv. — 88. . Ardea garzetta. 4. VI. 56 ; 5. V. 66; 13. V . 67; 21. \ r. 72 ; 20 . V. 74; 26. VI. . 79; 27. IV . 80 ; 4. VI. 85. - 89. Ardea alba. 27. IX. 75. 90. Columba livia. 15. II. 55. — 91. Columba oenas. 18. III. 70; 20. III. 81; 7. III. 82; 11. IV. 84. - 18. XI. 75; 24. X. 83; 8. X. 84. — 92. Columba palumbus . 16. III. 42; 23. II. 49; 18. 111. 70; 26. II. 78; 10. III. 81; 18. III. 82; 8. III. 83; 11. 111. 84; 28. II. 85; 22. III. 86 ; 7. III. 87; 24. II. 97; 5. 111. 98; 2. 111. 99. - 19. X. 83; 5. IX. 84; 13. X. 85; 29. X. 86; 23. X. 99. — 93. Turtur turtur. 10. V. 45; 17. V. 77; 29. V. 79; 16. V. 83; 24. IV. 86; 6. V. 97; 18. V. 98. 144 P. A. Schalfer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 94. Coturnix coturnix. 27. IV. 66; 28. IV. 70; 1. V. 82; 15, V. 83; 13. V. 84; 23. IV. 85; 10. V. 86; 8. V. 87; 5. V. 97; 13. V. 98; 12. V. 99. — 20. X 69; 3. X. 71. — 95. Circus pygargus. 26. III, 50; 19. IV. 59; 4. V. 66; 26.111.79. - 22. XI. 76. 96. Circus macrurus. 15, IV. 44; 26. IV. 84; 14. IV. 85. — 97. Circus aeruginosus. 15. IV. 44; 5. IV. 48; 5. IV. 50; 26. IV. 51; 7. IV. 55; 9. 1. 56; 23. IV. 61; 11. V. 76; 24. IV. 83. — 3. X. 74; 5. X. 78; 2. IX. 87. — *98. Astur palumbarius. 7. IV. 58; 25. 111. 61; 5. IV. 70; 22. II. 83; 6. IV. 84; 23. II. 85; 23. IV. 94. - 27. XII. 85; 2. XI. 86; 17. XI. 87 — *99. Accipiter nisus. 6, 111. 55; 10. II. 78; 22. 11. 83; 25. 11. 85; 12. I. 86. — 28. XI. 86; 23. XII. 87. — 100. Milvus milvus. 11. X. 43. — 101. Pernis apivorus. 6. VI. 56; 23. VI. 84; 24. VII. 85; ? IX. 58; 7. VIII. 93; 5. VIII. 99. — 102. Pandion haliaetus. 6. IV. 43; 4. IV. 48; 19. IV. 50; 15. V. 54; 5. IV. 55; 7. IV. 64; 30. IV. 67; 14. IV. 69; 10. IV. 72; 18. IV. 76; 22. V. 77; 11. V. 78; 5. IV. 79; 14. IV. 82; 9. V. 84; 9. V. 85; 19. IV. 87. — 20. VIII. 80, juv. 103. Buteo buteo. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft 5, Post-Nr. 8; dazu noch: 20. IV. 82; 6. XII. 83. 104. Archibuteo lagopus. Cf. ebendaselbst: Nr. 9: Dazu: 6. III. 82. — ? IX. 58; 7. XI. 80; 6. XIJ. 83; 23. X. 99. — 105. Cerchneis tinnunculus. Cf. ebendort, Nr. 7; Dazu: 3. XI. 83; 15. X. 84; 13. X. 85; 21. XI. 86; 23. XII. 87; 20. XI. 99. — * Astur palumbarius bleibt auch im Winter in einzelnen Exemplaren bei uns, ebenso Accipiter nisus. — P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 145 106. Cerchneis cenchris. ? V. 52; 13. IV. 78. — 107. Cerchneis vespertinus. 14. V. 42; 1. V. 45; 22. IV. 50; 26. IV. 52; 20. IV. 54; 6. V. 59; 18. IV. 60; 20. IV. 66; 30. IV. 72; 15. IV. 77; 6. V. 78; 28. IV. 79; 9. V, 80; 6. V. 84; 11. V. 85; 29. IV. 86; 28. IV. 98. — ? IX. 58. - 108. Falco peregrinus, 29. III 54; 1. IV. 54; 10. IV. 56. - 109. Falco merillus . 19. II. 72; 5. 111. 83; 27. III. 87. — 110. ' Falco subbuteo. 22. IV. 49; 15. VII. 57; 16. IV 83; 22. IV. 84; 27. IV. 85; 30. IV. 86; 20. IV. 87. — 5. IX. 73; 20. IX. 77. — 111. Asio otus. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 6; dazu: 28. III. 92. — 16. XII. 78. — 112. Asio accipitrinus. 16. V. 54; 7. V. 59; 20. II. 65; 9. V. 77; 7. IV. 78; 4, III. 86. — 10. IX. 78; 20. X. 79; 8. IX. 82. — 1 13. Syrmum uralense. 12. I. 64; 24. XI. 64. — 114. Cuculus canorns. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 14; dazu: 22. IV. 70; 18. IV. 74; 2. V. 75; 20. IV. 76; 1. V. 82; 17. IV. 83; 16. IV. 84; 10. IV. 85; 21. IV. 86; 23. IV. 87; 22. IV. 97; 19. IV. 98; 19. IV. 99. — 5. IX. 97; 15. IX. 99. — 115. Jynx torquilla. Cf. wie oben, Nr. 13; dazu: 13. IV. 77; 21. IV. 78; 1. V. 82; 28. IV. 85; 23. IV. 92; 12. IV. 93; 13. IV. 97; 10. IV. 98; 8. V. 99. — 17. IV. 83; 16. IV. 84; 29. IV. 86; 17. IV. 87. — 116. Alcedo ispida. 8. IV. 40; 13. III. 83. — 7. XI. 52; 5. X. 57; 20. IX. 63; 7. IX. 69; 15. IX. 74; 16. XI. 83; 29. X. 84; 7. XI. 87; 17. X. 98; 16. IX. 99. — 117. Upupa epops. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 15; dazu: 11. IV. 80; 20. IV. 82; 4. IV. 83; 2. IV. 84; 1L IV. 85; 20. IV. 86; 30, 111. 87; 29. IV. 97; 8. IV. 98. — 7. VII. 99. Brut ausgeflogen. io 146 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 118. Coracias starrula. o Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 12; dazu: 19. V. 76; 8. V. 81; 6. V. 82; 17. V. 83; 2. V. 84; 28. IV. 97. - 26. VIII. 86. — 119. Caprimulgus europaeus. Cf. wie oben, Nr. 5.; dazu: 16. V. 50 statt 16, IV. 50; 7. V, 62. — 3. X. 55; 26. IX. 99. — 120. Apus apus. Cf. wie oben Nr. I; dazu: 13. VIII. 80; 22. VIII. 85; 2. IX. 86; 8. VIII. 87; 3. VIII, 97; 2. VIII. 98; 30. VII. 99. - 121. Clivicola riparia. Cf. wie oben, Nr. 4. 7. V. 62 ist zu streichen; dazu: 29. VII. 84; 22. X. 87. — 122. Chelidonaria urbica. Cf. wie oben, Nr. 3; dazu: 30. IX. 83; 3. X. 84; 18. IX. 85; 4. X. 86; 1. X. 87; 23. IX. 97; 7. IX. 98; 9. X. 99. — 123. Hirundo rustica. Cf. wie oben, Nr. 2; dazu: 30. IX. 63; 3. X. 71; 11. X. 77; 5. X. 82; 14. X. 84; 2. X. 85; 13. IX. 8-6; 15. X. 87; 6. X. .97; 12. X. 98; 21. IX. 99. — 1 24. Ampclis garrula. ? XII. 47; ? I. 48; 9. XII. 66; 26. XII. 72. — 125. Ä Puscicapa grisola. 28. IV. 55; 13. V. 83; 8. V. 85; 22. IV. 86; 29. IV. 87. 126. Muscicapa, atricapilla. 22. IV. 50; 7. V. 51; 20. IV. 53; 27. IV. 55; 25. IV. 57; 29. IV. 70; 17. IV. 83; 17. IV. 84; 8. V. 85; 22. IV. 86; 7. V. 87; 24. IV. 98. — 127. Muscicapa collaris. 16. IV. 84. — 128. Muscicapa parva. 7. V. 51. — 129. Lanius excubitor. 20. I. 58; 18. I. 81; 27. II. 84; 25. II. 85; 2. 1. 86; 9. III. 87.— 9. XI. 70; 24. XI. 77; 11. XI. 80; 12. XI. 81; 16. XII. 84; 3. XII. 85; 28. XI. 86; 29. XI. 87; 19. XI. 99. — 130. Lanius excubitor major. 1. 111. 78; 5. 1. 81; 8. III. 83; 22. III. 98. — 18. XI. 83; 22. III. 98; 20; X. 98. — P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof, 147 131. Lanius minor. 3. V. 77; 6. V. 78; 1. V. 79; 7. V. 80; 10. V. 83; 10. V. 84; 25. IV. 85; 8. V. 80; 11. V. 87. — 132. Lanius Senator. 17. V. 53; 4. V. 57; 4. V. 59; 15. IV. 04; 8. V. 80; 2. V. 87. 133. Lanius collmio. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 10; dazu: 29. IX. 83 juv.; 29. IX. 1885 juv.; 21. IX. 97; 14. IX. 98; 20. IX. 99. — 134. Corvus frugilegus . 10. I. 87. — 2. XI. 83; 29. X. 84; 31. X. 85; 25. X. 80. — 135. Colaeus monedula. 9. III. 83; 19. III. 84; 1. II. 85; 15. I. 80; 1. II. 87; 4. III. 98; 18. 1. 99. — 1. XI. 98; 1. XI. 99. — 130. Onolus oriolus. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 10; dazu: 30. IV. 72; 3. V. 70; 29. IV. 77; 13. V. 79; 11. V. 82; 25. V. 83; 17. V. 84; 30. IV. 80; 7. V. 87; 12. IV. 93; 28. IV. 97; 1 I, V. 98; 1. V. 99. — 5. IX. 78; 17. VIII. 83; 17. VIII. 80. - 137. Pastor roseus. 9. VI. 1835. — 138. Sturnus vulgaris. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 11; dazu: 0. XI. 81; 31. X. 83; 31. X. 84; 30. X 80; 5. XI. 87; 14. IX. 98; 20. IX. 99. — 139. Coccothraustes coccothraustes. 27. II. 84; 5. X. 83. — 140. Fringilla nivalis. 2. 1. 58. — 141. Fringilla montifringilla. 15. III. 83; 12. X. 83; 9. IV. 84; 13. IV. 85; 22. III. 80; 17. IV. 87. 8. IV. 99. — 21. X. 84; 27. X. 85; 27. X. 80; 20. X. 87; 18. X. 97; 11. X. 99. — NB. Bei den „Wintergästen“ musste als Ankunftsdatum das erste Herbstdatum und als Abzugsdatum das letzte Frühlingsdatum genommen werden. — 142. Fringilla coelebs. 24. II. 87; 28. II. 97; 4. III. 98; 17. II. 99. — 23. IX. 98; 10. X. 99. — 143. Chlor is chlor is. 9. IV. 83; 1. III. 84; 28. III. 98; 24. I. 99; 1. XII. 98. — 144. Sennus serinus. 4. IV. 70; 8. IV. 80; 1 9s IV. 83; 30. III. 84; 5. IV. 85; 12. io* 148 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. IV. 87; 3. IV. 97; 11. IV. 98; 5. IV. 99. 16. X. 83; 15. X. 97; 5. X. 99. — 145. Emberiza hortulana. 18. V. 61; 25. IV. 97; 25. VIII. 86 juv. — 146. Emberiza eia. 6. IV. 63. — 147. Emberiza schoeniclus. 27. III. 55; 23. III. 58; 20. III. 59; 5. IV. 70; 20. I. 83; 4. UI. 84; 12. III. 85; 21. III. 86; 2. Ul. 87; 15. III. 92; 6. IV. 98. — 13. X. 76; 6. XI. 81. — 12. XI. 83; 23. X. 84; 31. X. 85; 19. XI. 86; 20. XI. 87; 20. X. 99. — 148. Alauda cristata. Wurde nur in 3 Exemplaren beobachtet, nähere Daten nicht angegeben. — 149. Alauda arborea. 23. III. 70; 14. III. 83; 5. III. 84. - 150. Alauda arvensis. 27. II. 43; 8. III. 54; 27. II. 55; 10. II. 56; 3. III. 58; 26. 11. 59; 4. II. 62; 27. II. 63; 4. III. 64; 3. III. 65; 10. II. 66; 23. UI. 70; 1. III. 75; 22. II. 76; 12. II. 77; 20. II. 78; 23. 11. 79; 17. II. 81; 20. II. 82. 4. II. 83; 7. II. 84; 23. II. 85; 20. III. 86; 10. II. 87; 17. 111. 92; 8. III. 93; 25. II. 97; 23. II. 98; 9. III. 99. — 27. XI. 78; 17. X. 83; 22. XI. 84; 17. XII. 85; 19. X. 86; 7. XI. 87; 20. X. 99. — 151. Calandrella brachydactyla. 19. IV. 79; 30. X. 80; 6. V. 84. — 152. Anthus spipoletta. 16. II. 53; 3. IV. 54; 26. III. 55; 27. III. 56; 28. III. 57; 12. III. 64; 24. IV. 71; 2. IV. 75; 27. III. 77; 20. III. 79; 8. IV. 80; 10. IV. 82; 14. III. 83; 27. II. 84; 11. III. 85; 17. III. 87. — 19. IX. 44; 8. X. 74; 3. XII. 82; 13 XI. 83; 12. X. 84; 9. XI. 85; 4. XI. 87; 17. X. 92; 17. X. 98; 2. XI. 99. - 153. Anthus campestris. 6. V. 52; 25. V. 55; 26. IV. 77; 2. V. 83; 19. IV. 85; 18. V. 86. — 5. V. 87; 9. IX. 85; 5. IX. 84; 2. IX. 86. — 154. Anthus trivialis. 22. IV. 54; 19. IV. 83; 18. IV. 84; 20. IV. 85; 18. IV. 86; 13. IV. 87; 17. IV. 93; 29. IV. 97; 13. IV. 98; 20. IV. 99. — 15. IX. 70. — ci ci P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 149 155. Anthus pratensis. 24. III. 47; 26. IV. 54; 12. IV. 55; 13. 111. 59; 29. III. 60; 17. III. 62; I. V. 65; 25. IV. 70; 17. III. 71; 2. IV. 75; 27. III. 77; 26 II. 78; 1. IV. 80; 28. II. 82; 16. III. 83; 12. III. 84; 21. III. 86; 11. I. 87; 16. III. 98. — 9. X 82; 16. X. 83; 2. XI. 86; 18. XI. 87; 7. X. 98; 5. X. 99. — 156. Anthus richardi. 30. IV. 71; 31. III. 86. - 157. Anthus cervinus. 28. IV. 47; 14. V. 55; 4. V. 57; 1. V. 65; 6. V. 71; 6. V. 76; 9. V. 77; 5. V. 78; 20. III. 79. — 6. X. 57; 27. IX. 75. — 158. Motacilla alba. 10. 111. 53; 27. II. 55; 8. 111. 56; 18. 111. 57; 10. III. 58; 3. III. 59; 28. II. 62; 27. II. 63; 7. III. 64; 13. III. 65; 8. III. 66; . III. 70; 26. II. 72; 22. II. 73; 8. III. 75; 28. II. 76; 17. III. 77; 2. II. 78; 2. III. 79; 1. III. 80; 27. II. 81; 20. II. 82; 23. 11. 83; 29. II. 84; 27. II. 85; 5. III. 86; 2. III. 87; 24. II. 97; 23. 11. 98; 16. II 99. — 18. X. 81; 1. XI. 82; 4. XI. 84; 3. XI. 85; 22. X. 86; 5. XI. 87'; 20. X. 98; 20. X. 99. — 159. Motacilla flava. 10. V. 73; 7. V. 78; 18. IV. 82; 20. IV. 83; 21. IV. 84; 1 I. IV. 85; 11. IV. 86; 14. IV. 87. 160. Remiza pendulina. 8. XI. 1876; 8. VIII. 78; 12. X. 83. — 161. Ac cento r modularis. 15. IV. 54; 2. III. 55; 4. IV. 83; 29. 111. 84; 18. IV. 86. 12. XII. 81. — 162. Sylvia simplex . 17. V. 55. 163. Sylvia Sylvia. 3. V. 54; 7. V. 55; 6. V. 56; 3. V. 57; 25. IV. 76; 22. IV. 80; 12. IV. 81; 28. IV. 84; 16. IV. 85; 30. IV. 86; 24. IV. 87- — 23. X. 99. — 164. Sylvia curruca. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V. Nr. 18; dazu: 16- IV. 78; 24. IV. 83; 17. IV. 84; 14. IV. 85; 24. IV. 87; 4, V. 98 i 26. IV. 99. — 16. X. 83. — 165. Sylvia atricapilla. 19. IV. 81; 29. IV. 99. — 150 P. A Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof 166. Acrocephalus arundmaceus . 23. IV. 40; 31. V. 54; 20. V 70; 28. IV. 74; 7. V. 75; 24, V. 77; 5. V. 80; 24. IV. 81; 9. V. 85; 19. X. 52; 1. IX. 63; 15. VlII. 85. — 167. Acrocephalus streperus. 19. V. 47; 14. V. 53; 31. V. 54; 29. VII. 57; 29. V. 77. - 15. X. 52; 9. IX. 77; 25. IX. 84. — 168. Acrocephalus palustris. 23. IV. 74; 15. V. 83; 16. V. 84; 26. V. 87. - 169. Calamodus schoenobaenus . 29. IV. 53; 2. III. 57; 6. V. 76; 20. IV. 78; 14. V. 79; 21. IV. 80; 28. IV. 81; 23. IV. 82; 23. IV. 83; 16. IV. 84; 10. IV. 85; 24. IV. 86; 26. IV. 87; 12. IV. 97; 21. IV. 99. — 24. XI. 77; 5. VIII. 79; 10. VIII. 80; 12. X. 81; 7. X. 83; 8. X. 84; 15. X. 85; 19. VIII. 86; 22. VIII. 87; 31. VIII. 99. - 170. Calamodus aquatic-us. 28. IV. 54; 2. V. 57; 2. V. 71; 21. IV. 84: 4, V. 85; 18. V. 86; 2. V. 87. — 20. X. 52; 12. X. 77; 11. X. 84; 22. X. 85; 28. X. 87. - 171. Calamodus aquaticus c arte et i. 21. IV. 55; 29. IV 70; 4. V. 71; 22. IV. 74: 25. IV. 76; 15. IV. 78; 24, IV. 81; 21. IV. 82. — 8. VIII. 81. — 1 72. Locustella naevia. 3. IX. 66; 30. VIII. 67; 1. IX. 73; 10. IX. 74; 12. X. 81. 173. Locustella luscinoides. 23. IV. 1874. - 1 74. Hypolais hypolais. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X., 1899, Heft V, Nr. 17; dazu: 17. V. 55; 25. V. 70; 9. IV. 75; 28. III. 81; 25. III. 82; 6. IV. 83; 1. IV. 84; 26. III. 85; 16. IV. 86; 28. III. 87; 14. IV. 97; 1. IV. 99. — 15. IX. 83; 14. X. 85; 17. IX. 86. — 175. Phylloscopus sibilator. 4. V. 55; 26. IV. 85. 176. Phylloscopus trochilus. 19. IV. 53; 15. IV. 54; 30. III. 55; 16. III. 62; 2. IV. 83; 9. IV. 84; 3. IV. 85; 29. III. 87; — 28. VIII. 85; 8. VIII. 87. P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 151 177. Phylloscopus bonellii. (j. Y. 54 ; 6. Y. 81 ; 28. 1Y. 85. — 178. Turdus pilaris; 1. XI. 82; 8. X. 83; 5. XI. 84; 24. X. 85; 29. X. 86; 17. X. 87; 23. IX. 97; — 13. II. 56; 25. I. 75; 10. II. 79; II. III. 80; 12. III. 81; 19. 111.82; 19. IV. 83; 27. 111. 84; 23. IV. 85; 18. III. 87. — NB. Bei diesem Wintergaste gelten die ersten Herbst- daten als Ankunfts- und die letzten Frühlingsdaten als Abzugs- Daten. ? 179. Turdus viscivorus. 12. II. 83; 14. II. 84; 25. II. 85; 22. III. 86; I. III. 87; 9. X. 85. 180. Turdus iliacus. 12. 111. 79. — 10. XI. 66; 2. XI. 81. 181. Turdus musicus. 8. III. 69; 24. III. 80; 10. III. 81; 7. III 82 80. III. 83; 14. III. 84; 14. III. 80; 22. III. 86; 2. III. 87; 15. III. 97; 29. III. 98; 2. IV. 99. — 5. X. 83; 27. X. 87; 10. X. 98; 17. X. 99. 182. Saxicola oenanthe. Cf. „Ornith. Jahrb.“ X. 1899, Heft V, Nr. 22; dazu: 1. IV. 53; 20. III. 55; 27. III. 56; 17. III. 71; 1. IV. 75; 24. III. 79; 29. III. 80; 4. IV. 81; 2. IV. 83; 29. III. 84; 23. III. 85; 28. III. 86; 27. III. 87; 22. IV. 92; 15. IV. 93; 80. III. 97; 4. IV. 98. - 23. IX. 69; 17. X. 84; 1. X. 85; 31. VIII. 86. — 14. IX. 98. 183. Pratincola rubclra. 22, IV. 74; 21. IV. 76; 9. IV. 77; 20. IV. 78; 20. IV. 82; 19. IV. 83; 22. IV. 84; 15 IV. 85; II. IV. 86; 20. IV. 87; 29* IV. 97; 16. IV. 98; 22. IV. 99. — 184. Pratincola rubicola. 20. III. 62; 23. III. 77; 25. III. 79; 25. III. 80; 30. III. 83; II. III. 85; 2. III. 87. — 20. X. 83; 8. X. 84; 28. X. 86. 185. Rulicilla titis. Cf. „Ornith. Jahrb..“ X., 1899, Heft V, Nr. 20; dazu: 24, III. 71; 16. III. 72; 21. III. 73; 18. III. 75; 28. III. 76; 17. III. 77; 4. IV. 78; 25. III. 80; 14. III. 81; 11. III. 82; 18. III. 83; 16. III. 84; 18. III. 85; 21. III. 86; 9. III. 87; 28. III. 92; 19. 111. 97; 16. III. 98; 18. III. 99. — 1. XI. 82; 7. X. 83; 21. X. 84; 29. X. 85; 30. X. 86: 2. XI. 87; 24. X. 98; 22. X. 97; 23. X. 99. — 152 P. A. Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Mariahof. 186. Ruticilla phoenicura. Cf. ,,Ornith Jahrb.“ X, 1899, Heft V, Nr. 22; dazu: 1. IV. 53; 20. III. 55; 27. III 56; 17. III. 71; 1. IV. 75; 24. III. 79; 29. III. SO; 4. IV. 81 ; 2. IV. 83; 29. III. 84; 23. 111. 85; 28. III. SO; 27. II I. 37; 22. IV. 92; 15. IV. 93; 30. III. 97; 4, IV. 98; 20. III 99. - 23 IX. 69; 22. X. 84; 1. X. 85; 21. VIII. 86. — v 187. Erithacus rubecula. Cf. „Ornith. Jahrbuch“ X. 1899, Heft, V, Nr. 19; dazu: 31. III. 52; 6. IV. 53; 429. III 54; 30. III. 55; 24. III. 56; 20. III. 5.7; 24. III. 60; 16. III. 72; 20. III. 76; 23. III. 77; IS. 411. 78; 25 III. 79; 25. III. 80; 10. III. 81; 13. III. 82; 31. III. 83; 14. III 84; II. III. 85; 27. TU. 86; 28. III. 87; 27. III. 92; 4. IV. 98; 22. III. 97; 23. III. 98; 20. III. 99. — 20. X. 76; 7. X. 84; 27. X. 85; 8. X. 87; 18. X. 97; 27. X. 98; 23. X. 99. — 188. Gyanecula suecica .*) 7. IV. 40; 9. IV. 41; 11. IV. 42; 8. IV. 44; 23. IV. 49; 8. IV. 50; 7. IV. 53; 7. IV. 55; 7. IV. 58; 7. IV. 61; 5. IV. 64; 29. III. 69; 15. IV. 70; 5. IV. 71; 4. IV. 74; 11. IV. 75; 6. IV. 76; 2. IV. 77. — 21. IX. 43. — 189. Cyanecula suecica suecica. 6. V. 81; 1. IV. 82. — 190. Cyanecula suecica leucocyana. 4. IV. 59; 12. IV. 64; 3. IV. 78; 5. IV. 79; 14. IV. 80; 6. IV. 83; 9. IV. 84: 3. IV. 85; 1. V. 86; 27. III. 87; 8. IV. 96; 14. IV. 98; 21. IV. 99. — 14, IX. 83; 4. IX. 85; 28. VIII. 86; 30. IX. 99. — 191. Cyanecula suecica wolfi. 4. IV. 78. — 192. Luscinia luscinia. 30. IV. 83; 16. IV. 84. — Mariahof, 13. XI. 1899. *) Pfarrer Bl. Hanf fasste früher unter dieser Bezeichnung alle hei uns vorkommenden Blaukehlchenformen zusammen. E. Christoleit: Ober die Stimme des Karmingimpels. 153 Über die Stimme des Karmingimpel s (Carpodacus erytlirinus.) Von E. Christoleit. Nicht nur im System und in Bezug auf Aufenthalt und Lebensgewohnheiten, sondern ebenso und noch mehr hinsicht- lich der Stimme nimmt der Karmingimpel, dies Kleinod unse- rer ostpreussischen Ornis, eine in mehrfacher Hinsicht eigen- thümliche, entschieden isolierte Stellung unter den deutschen Vögeln ein, und es ist daher, wenn er auch neuerdings bereits in mehreren Ornithologen von Fach eingehende Beobachter gefunden hat, vielleicht nicht ganz ohne Interesse, wenn ich hier die mir in mehrjähriger Beobachtung an verschiedenen Stellen unserer Provinz bekannt gewordenen Stimmlaute des- selben kurz beschreibe, zumal wenigstens den Lesern des „Orni- thologischen Jahrbuches“ die wenigen gelegentlichen Bemer- kungen, die sich bisher über diesen Gegenstand darin gefunden haben, nur ein sehr unvollständiges und nach meinen Wahr- nehmungen zum Theil sogar unrichtiges Bild zu geben im Stande sein können. Derjenige Laut, den man von dem Karmingimpel am häufigsten hört, in Bezug auf seine Verwendung' ganz dem „pink“ des Buchfinken gleichkommend, also nicht nur als Lock- ton, sondern auch als Unterhaltungslaut, Warnruf u. s. w. ge- braucht, kann allerdings, obwohl so bezeichnend, dass ihn der Kundige niemals verkennen kann, eine entschiedene Finkenähn- lichkeit nicht verleugnen, und ich wenigstens habe mich durch ihn nicht eher an einen Laubvogel erinnert gefühlt, als bis Herr Dr. Flöricke diesen Vergleich gebraucht hatte. Es ist ein nicht ganz leicht zu beschreibender, mittellanger und mittelstarker Ton, nicht nur an den charakteristischen gezogenen rauhen Ruf des Grünlings, sondern vielleicht noch mehr an den von A. Brehm im „Thierleben“ nicht sehr treffend mit „main“ wie- dergegebenen des Birkenzeisigs ( Acanthis linaria ) erinnernd, entschieden kürzer, leiser und tiefer als der erstgenannte und vor allem durch die noch rauhere, mehr unrein metallisch vibrie- rende (sozusagen schütternde) Klangfarbe von ihm abweichend, also durchaus nicht so langgezogen und noch weniger so weich wie man nach den Angaben des Herrn Dr. Flöricke in Jahrg. 1893 des „Ornith. Jahrbuches“ (p. 4) annehmen könnte, dabei 154 E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. nur wenig oder zuweilen wohl auch gar nicht aufsteigend, also auch hierin nicht laubvogelähnlich. Etwms anders und zwar den angeführten Angaben entsprechender wird der Ruf, sobald sich der Vogel einer bedrohlichen oder wenigstens auffallenden Erscheinung, also namentlich einem ihm nach seinem Dafür- halten allzu nahe kommenden Menschen gegenüber sieht, in welchem Falle er ihn, ganz wie der Buchfink sein ,,pink“ oder die Laubvogelarten ihren Lockpfiff, besonders häufig und leb- haft hören lässt, dabei meist unentschlossen und misstrauisch von einem Zweige auf den andern hüpfend und fliegend, besonders am Brutplatze auch noch näher kommend und den Eindring- ling fortwährend musternd, bis er sich endlich zur Flucht ent- schliesst; dann ist er erheblich stärker, etwas länger gezogen, nicht ganz so rauh und mehr aufsteigend, sodass er einige Ähnlichkeit mit dem fragend klingenden Rufe erhält, mit dem der zahme Kanarienvogel jeden an seinen Käfig Tretenden zu empfangen pflegt; doch bleibt auch in diesem Falle die be- schriebene Klangfarbe noch immer bezeichnend genug. Dagegen hört man zuweilen auch eine Modification des beschriebenen Lautes, die bei sonst gleicher Beschaffenheit eine ziemlich weiche und sanfte Klangfarbe zeigt, dabei aber noch immer finken- nicht laubvogelähnlich klingend (zumal der Accent hier nicht wie bei den Laubvogelrufen gewöhnlich auf dem Ende, sondern auf dem Anfänge der Silbe liegt) z. B. ebenfalls manchen Lau- ten des Kanarienvogels ziemlich nahe kommend, dabei stets viel leiser als der gewöhnliche Ruf; dieser Laut wird fast immer mehrmals wiederholt; welche besondere Bedeutung er hat, habe ich nicht feststellen können. Jedenfalls tritt er neben dem erstbeschriebenen so zurück, dass die Angaben des Herrn Dr. Flöricke sich nicht etwa auf ihn beziehen können, abgesehen davon, dass hier der Ruf ausdrücklich „laut und weit vernehm- bar“ genannt wird, was höchstens von jenem einigermassen g-elten kann. Endlich habe ich in einem Falle auch ein wenig bezeichnendes sehr leises „zie“ gehört, das vielleicht Ausdruck der Zuneigung der Gatten untereinander ist. Einen kurzen, namentlich im Fliegen ausgestossenen Unterhaltungs- und Lock- ton, wie ihn, wenngleich mannigfaltig differenziert, sonst sämmt- liche deutschen l inken vögel im weitesten Sinne (selbst Haus- und Feldsperling, bei denen er allerdings zurücktritt) haben E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. 155 und wie er für diese ebenso charakteristisch genannt werden muss wie das entsprechende „sit“ für die Meisen, scheint somit der Karmingimpel nicht zu besitzen. Noch abweichender erscheint er in seinem (von den Be- obachtern ja auch keineswegs übereinstimmend aufgefassten) Gesänge. Schon hinsichtlich des Betragens bei demselben ist •er durchaus nicht mit seinen näheren Verwandten und am wenigsten mit Roth- oder Hakengimpel, sondern unter unseren deutschen Vögeln einzig und allein mit den Ammern zu ver- gleichen; wie diese singt er fast nie anders als lange Zeit stillsitzend und in regelmässig eingehaltenen längeren Zwischen- räumen immer dieselbe kurze Weise zum Besten gebend. Nur bei besonderer Erregung verkürzt und bei leichten, ihn miss- trauisch machenden Störungen verlängert er die Zwischenräume ungleichmässig ; bringt ihn die Störung aber zum Abfliegen, so lässt er nicht etwa auch während des darauf folgenden öfteren Platzwechsels und allmählichen Sichwiederfestsetzens seinen Gesang hören, sondern schweigt völlig, bis er wieder eine sichere Warte erreicht hat, von der aus er längere Zeit sein Lied in vorschriftsmässiger Zeiteintheilung vorzutragen hof- fen kann und Willens ist. Es gehört zu den Ausnahmen, wenn ein Männchen auch beim Nahrungsuchen zwischendurch singt; aber auch dann unterbricht es stets sein bekanntlich sonst sehr gewandtes und rastloses, grasmückenartiges Durchhüpfen und Durchflattern des Gesträuches, um in gewöhnlicher Ruhe und gewöhnlicher Zeiteintheilung zwei- oder dreimal seine kurze Strophe hören zu lassen und dann sofort wieder zu der vori- gen Beweglichkeit überzugehen. Wohnt der Karmingimpel im Hochwalde, namentlich im dichten, am Boden von Nesseln, Himbeergesträuch und Hopfengeranke erfüllten Erlenbruch, so wählt er zum Singen gewöhnlich nicht die Spitzen der Bäume, sondern die mittleren oder unteren Zweig'e der Krone, so dass er den Blick nach dem Boden frei hat; wo er aber, wie et es bei uns sehr gerne thut, in dem die Ufer von Flüssen und Was- serläufen umsäumenden Weidengebüsch oder, wie es sonder- barerweise — wenigstens auf der Kurischen Nehrung- — auch vorkommt, in Kiefernschonungen lebt, da sucht er meist die höchsten Zweigspitzen auf; hier sitzt dann das prächtig roth übergossene Vögelchen etwas aufgerichtet, aber sonst amraer- 156 E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. artig still und gemächlich (nur dass es zuweilen, namentlich wenn das Weibchen in unmittelbarer Nähe ist, sowohl während des Gesanges wie zu anderen Zeiten den Schwanz auffallend weit ausbreitet und wieder schliesst, wie ich das in dieser Art von keinem anderen Vogel kenne) und sendet von Zeit zu Zeit unter kaum merklichem Erheben des Kopfes seinen Gesang in die Welt hinaus, dessen eigenthümliche schneidige Accentuirt- heit und Prägnanz zu dieser Haltung in einem gewissen Gegen- sätze steht. Es ist nicht eine in längere, aus im Ganzen den- selben, im Einzelnen aber mannigfach variierten, theils sehr we- nig, theils ziemlich strophenartig prägnanten Grundelementen frei zusammengesetzte Abschnitte zerfallende Tonfolge, wie beim Stieg'litz, Erlenzeisig, Grünling, Hänfling, und noch weni- niger ein gänzlich regelloses, nur hin und wieder einige wie- derkehrende bestimmtere Einzellaute oder Lautzusammensetzun- gen hervortretenlassendes Tongemisch wie beim Rcthgimpel, sondern es sind sehr kurze, fast völlig stereotype Motive, wiederum nur dem Ammergesange vergleichbar, von diesem aber doch völlig verschieden, einerseits durch die dort höchstens am Ende etwas hervortretende, hier die ganze Strophe erfüllende und beherrschende lebensvolle Accentuation, so kräftig- und präg- nant, wie sie in unserer deutschen Vogelwelt nur noch bei Schwarz- und Singdrossel und zum Theil bei dem Gartensänger und den Meisenarten zu finden ist, und andrerseits durch die Klangfarbe, die durchwegs laut, rein und voll pfeifend, aber ohne jeden wärmeren flötenden Beiklang-, weder bei den Am- mern, noch sonst unter den deutschen Vogelgesängen ein Ana- logon haben dürfte. Die einzelne, in mittlerem Tempo vorge- tragene Strophe ist ein völlig zusammenhängendes Ganzes ohne jede Pause wie etwa ein Pirolruf; den Schluss bildet fast stets eine besonders stark betonte, höher als alle anderen liegende, am Ende aber lebhaft, fast schneidend heruntergezogene Silbe, wobei indessen das Herunterziehen nicht immer gleich stark erfolgt und bisweilen auch ganz unterbleibt. Diejenige Strophe, die man weitaus am häufigsten hört und die wohl als Grundform gelten kann, ist vier-, resp. (wenn man den beschriebenen Schluss- laut zweisilbig- auffasst) fünfsilbig, in Buchstaben ausgedrückt etwa wie „didlie diwieju“ lautend; sie ist es, die man nach Angabe des „Thierlebens“ auf Kamtschatka mit den russischen Worten E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. 157 „Tschewitscha widäl“ wiedergibt und die Herr J. Michel im Jahrg. 1890 des. „Ornith. Jahrbuches“ p. 27, freilich seltsam genug', die reinen Pfiffe in gehäuften Consonanten erstickend, mit „tschieitschafia“ bezeichnet. Viel seltener ist eine Modifi- cation dieser Strophe, bei der die zweite Silbe viel tiefer liegt alsdie übrigen, die alsoetwamit „didlee diwieju“ auszudrücken wäre. Auch recht häufig, vielleicht, wie Dr. Flöricke meint, von jüngeren Vögeln, hört man eine drei-, resp. viersilbige, etwa wie „die de- wieu bei dieser überhaupt flüchtiger ausgesprochenen Strophe unterbleibt das auch regelmässig schon, wie in der Wiedergabe anzudeuten versucht ist, schwächere Herunterziehen der letzten Silbe besonders häufig ; dagegen wird nicht selten noch eine etwas abweichend, unreiner klingende, der gewöhnlich mit „bier“ bezeichn eten Schlussilbe vieler* Buchfinkenschläge ähnliche ab- sinkende Silbe angehängt (also „die dewieu wiere.“) Eine an- dere Abweichung wird dadurch hervorgebracht, dass der Stro- phenanfang, während sonst wie angegeben, stets jambischer oder trochäisclier Rhythmus herrscht, dacty lisch wird, also etwa „dliede dewieu;“ diese Strophe habe ich nur von einem Männ- chen gehört. Dasselbe gilt von den beiden folgenden etwas zusammengesetzteren, von denen die eine, in Buchstaben etwa mit „dlieh diweedi diwieju“ wiederzug'eben, sich durch ihre be- sonders energische Betonung sowie dadurch auszeichnet, dass die (von dem Vorhergehenden zwar nicht durch eine eigent- liche Pause, aber durch einen ganz kleinen Anstoss getrennte) Schlussfigur „diwieju“ oft ganz fortgelassen wurde; die andere ist die vielsilbigste, die ich gehört habe, in Buchstaben etwa „dlieh di dewi diwiehju lautend (also mit einem langen absinken- den und dadurch fast zweisilbigen Pfiffe beginnend) ; hier war, wiewohl es zu eigentlichen Pausen auch noch nicht kam, jeder der durch Worttrennung angedeuteten Bestandtheile von den übrigen durch einen kleinen Anstoss getrennt, wodurch das Ganze etwas Stammelndes erhielt; dafür aber wurde die Schluss- figur ganz besonders hoch und laut herausgeschleudert. Am abweichendsten und zugleich am kürzesten endlich lautet eine Stro- phe, die ich von einem ziemlich sicher jung'en Männchen hörte, nämlich „dlie dewih,“ wobei, was in der Wiedergabe nicht zu verdeutlichen ist, auch die dritte Silbe tiefer lag als die erste; in diesem Falle war ich, da ich den Sänger anfangs nicht zu sehen bekam, längere Zeit zweifelhaft, ob ich wirklich einen 158 E Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. Karmingimpel oder etwa einen sich eigensinnig auf immer das- selbe Motiv versteifenden Rohrammer vor mir hatte. Jedes Männchen hat in der Regel nur ein Motiv*), das es, von ganz unerheblichen, durch individuelle Stimmung, Störungen, Witte- rung oder wohl auch Ende der Sangeszeit veranlassten Undeut- lichkeiten und Weglassungen abgesehen, g'anz stereotyp beibe- hält; doch kann auch (worüber ich Genaueres anzumerken leider unterlassen habe) ein Wechsel zwischen zweien stattfinden, wie ja z. ß. auch manches Buchfinkenmännchen zwei verschiedene Schläge hat. Die Verschiedenheit der Gegend scheint, wenig- stens innerhalb unserer Provinz, auf den Gesang keinen Ein- fluss zu üben ; man hört dicht nebeneinander ganz verschiedene und im Ganzen genommen überall dieselben Motive. Mit Vor- stehendem die kurzen Angaben des Herrn Dr. Flöricke (a. a. O.) von dem zusammenhängenden lauten drosselartigen Gesänge in Einklang zu bringen will mir nun freilich nicht recht gelingen, weniger hinsichtlich des Tones, der ja innerhalb der angege- benen Grenzen wirklich sehr voll und rein ist und namentlich im engen Raume der Vogelstube sich immerhin einigermassen drosselartig ausnehmen könnte, als bezüglich des Zusammen- hängenden; denn die Pausen zwischen den einzelnen Wieder- holungen des stereotyp eingehaltenen Motivs etwa mit denen zwischen den einzelnen Strophen der Sing- oder auch Schwarz- drossel, denen man ja einen „zusammenhängenden“ Gesang nicht absprechen kann, auf die gleiche Stufe zu stellen geht beim Karmingimpel ebensowenig an wie etwa beim Gold- oder Gar- tenammer. Dass allerdings der Karmingimpel unter besonde- ren PImständen auch etwas abweichend und weniger stereotyp singen kann, bewies mir noch im Juli dieses Jahres ein Männ- chen, das neben einem der gewöhnlichen, in der üblichen Art vorgetragenen Motive, wie es schien, bei besonderer Erregung auch zwar nicht längere, aber erheblich unregelmässigere und flüchtigere Strophen in rascherer Aufeinanderfolge und viel weniger bezeichnender Klangfarbe hören liess, in denen manche langen herabgezogenen Silben und besonders ganz abweichend klingende Reihen von kurzen, gleichmässig betonten, verbundenen *) Ich bemerke hierbei ausdrücklich, dass ich keineswegs der Ansicht bin, dass die von mir angeführten die einzigen vorkommenden sind; doch werden sie vielleicht genügen, um ein im Ganzen entsprechendes Bild des Gesanges zu geben. 159 E. Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels. Lauten (also fast rollenartig) entschieden an den Hänfling erin- nerten; das war aber jedenfalls eine ausnahmsweise Deprava- tion des normalen Gesanges, wie sie bei vielen unserer Sing- vögel einerseits bei Beginn der Sangeszeit (namentlich wenn ungünstige Witterung hinzukommt), andererseits in der Paa- rungserregung vorkommt. Auf A. Brehms Angaben im „Thierleben“ aber, nach denen es ja auch scheinen könnte, als wäre z. B. das „tschewitscha widäl“ nur ein Bestandtheil eines längeren Gesangesabschnittes, ist unbedingt nichts zu geben, da sie auch im Uebrigen deutlich genug zeigen, dass sie nicht aus eigener Anschauung hervorgegangen sein können. Hin- sichtlich der Zeit des Gesanges hat der Karmingimpel nichts Eig'enthümliches; er singt bei günstiger Witterung ziemlich fleissig vom Erwachen des Tages bis etwa 1 0 Uhr vormittags und von etwa 4 Uhr nachmittags bis zürn Beginne der Däm- merung, das einzelne Männchen natürlich innerhalb dieser Zeit mit öfteren, durchaus nicht kurzen, dem Nahrungsuchen und aller sonstigen Thätigkeit, zu der ein Finkenvogel in der schönen Frühlingszeit Pflicht oder Neigung hat, gewidmeten Pausen. Um Johannis, zur Zeit, da in den meisten unserer gefiederten Sänger die Sangeslust zu ersterben beginnt, pflegt sie auch bei ihm allmählich nachzulassen; doch habe ich ihn namentlich in diesem Jahre (1899), in dem freilich auch bei den mei- sten anderen Singvögeln eine auffallende Verlängerung der Sangeszeit zu beobachten war, noch bis gegen Ende Juli mor- gens und abends lebhaft singen gehört. Der Hochsommer lässt ihn ganz verstummen, und erst wenn der nächste Mai Baum und Strauch wieder mit frischem Grün bekleidet hat, erklingt unter den mannigfachen Liedern der zurückgekehrten Vogel- schar auch seine kurze Weise wieder an den alten Orten. Kann somit auch, dem Gesammteindrucke nach genommen, der Gesang des Karmingimpels mit dem unserer begabteren Einkenvögel nicht wetteifern und — trotz seiner Eigentümlich- keit — in dem grossen Concert unserer deutschen Singvögel immerhin keine besonders ausgezeichnete Stelle einnehmen, so vervollständigt er doch in sehr geeigneter Weise das Bild, das uns der Karmingimpel überhaupt bietet, das eines schmucken, scharf charakterisierten, in mehrfacher Hinsicht eigenthiimlichen und inte- ressanten, in jeder Weise anziehenden Vögelchens, einer Zierde 160 R. Hänisch: Wanderschrullen einer Waldschnepfe im April 1896. unserer deutschen Ornis. Möge — das ist der Wunsch, mit dem ich schliessen möchte — Carpodqcus erythrinus sich noch lange in den stillen Bruchwäldern und Weidendickichten unserer nord- östlichen Grenzprovinz eines von beutelustigen „Forschern“ und Sammlern möglichst wenig- gestörten und gefährdeten Daseins erfreuen können ! Wanderschrullen einer Waldschnepfe im April 1896.*) Von R. Hänisch. Als der in der zweiten Aprilhälfte 1896 von Alexandrien nach Triest zurückfahrende Lloyddampfer „Scmiramide“ am letzten Morgen seiner damalig-en Reise die dalmatinische Insel Lissa in der Entfernung von einigen Seemeilen westseits pas- siert hatte, wurde von den auf Deck befindlichen Reisenden (darunter Herr Jeroniti), ausser den gewöhnlichen Satelliten der Hochseeschiffe — den Möven — ein von diesen wesentlich ver- schiedener, dunkelfarbiger, mittelgrosser Vogel wahrgenommen, der, sobald er genügend nahe herangeflogen war, mit voller Sicherheit als Waldschnepfe (Scolopax rusticula L.) angesprochen werden konnte. Diese Schnepfe blieb während der weiteren Fahrt vorwie- gend in der Nähe des bei 16 Seemeilen per Stunde zurück- legenden Dampfers — ■ denselben manchmal umkreisend; zwei- mal aber auch auf Deck sich niederlassend, wo dann Matrosen nach ihr warfen, ohne jedoch zu treffen. Über Fürsprache thierfreundlicher Reisender blieb die seltene Begleiterin ferner- hin unbehelligt. Wiederholt machte sie auch seitliche Abschwenkungen gegen das Land hin, kehrte aber nach längstens einer Stunde immer wieder zum Statanten zurück. Erst in der Nähe vom Triester Hafen (u. zw. vor der See- bucht von Muggia) verschwand sie nach einem Fluge in’s nahe istrianer Küstengebiet auf Nimmerwiedersehen. Das Wetter war so wie am vorhergegangenen Reisetage, bei leichtem N.- W.-Winde, ganz schön und die zurückgelegte Route des Damp- fers während der beobachteten Dauerflugleistung der Lang- schnäblerin, betrug* ca. 200 Seemeilen. *) Beobachtet und dem Gefertigten mitgetheilt vom Triester Jagdgesell- schafts-Secretär Herrn v. Norbert Jeroniti. Robert Eder: Nachtrag' »Zur Vogelfauna von Gastein.« 161 Dass Schiffe „langer Fahrt“ gar nicht selten auf hoher See von Schaaren ermüdeter Zugvögel als willkommene Raststationen benützt werden, ist eine bekannte Thatsache. Warum aber jene Schnepfe so beharrlich einem, mit dem „Course nach N.-W.“, fast in Mitte der Adria steuernden Dampf- schiffe folgte, anstatt von Lissa weg, direct nordwärts über’s nahe Festland zu fliegen u. z. während der Nacht? — Diese Frage dürfte meiner Ansicht nach wohl nur durch die Annahme sich beantworten lassen, dass in dem kleinen Scolopaciden-Ge- hirne ein energischer Wandertrieb, beeinflusst von zeitweiliger Sinnestäuschung, dominierte. Übrigens wäre auch der Fall möglich, dass schon von dem, südlich von Lissa situierten, eine erstklassige Hochseeleuchte tragenden Gefelseilande „Pelagosa“ aus — wo namentlich in dunkeln, stürmischen Nächten, allerlei Zugvögel einfallen*) — dem vorüberfahrenden, gut beleuchteten Dampfer, die Schnepfe nachgeflog'en war. Triest, im October 1899. Nachtrag „Zur Vogelfauna von Gastein." Von Robert Eder. Indem ich mich auf meine Arbeit „Zur Vogelfauna von Gastein“ (a. d. O. IX. Jahrg. 1898, p. 7) beziehe, bringe ich noch einige ornithologische Beobachtungen, welche ich mir gelegentlich meines diesjährigen Aufenthaltes vom 27. Juni bis 18. Juli in Wildbad Gastein notierte. Astur palumbarius (L.) In der Nähe des Gamskar Cafe beobachtet, wo er seinen Horst zu haben schien, da ich ihn wiederholt in derselben Richtung im Walde einfallen sah. Accipiter nisus (L.) In der Nähe der Restauration „zum grünen Baum“ gesehen. Buteo buteo (L.) In der Prossau, im Anlaufthale und im Nassfeldthale Bussarde beobachtet. Apus melba (L.) Victor Ritter von Tschusi („Die Vögel *) Während des Leuchtthurmbaues (1874 — Herbst 1876) habe ich (als leitender Ingenieur) dort ofc geweilt; Raubvögel, Wachteln und zwei Störche erlegt, sowie die Bedeutung dieser centraladriatischen Warte für »Ornitholo- gische Beobachtungen in den Zugszeiten« erkannt. 11 162 Robert Eder: Nachtrag »Zur Vogelfauna von Gastein. » Salzburgs.“ Salzburg 1877 p. 21) schreibt über diesen Vogel Folgendes- „Ein einziges Exemplar steht in der Sammlung zu St. Peter. — Nach Hinterberger soll der Alpensegler nicht selten in den Alpen Salzburgs gefunden werden. Trotz zahl- reicher Nachforschungen, die ich dieses Vogels wegen anstellte, gelang es mir bisher nicht, einen sicheren Fundort dieser Seg- ler kennen zu lernen. Kürzlich erst erfuhr ich durch Herrn v. Kürzer jun. in Salzburg, dass der Alpensegler reg'elmässig im Stubbach-Thale (Pinzgau) vorkommt. — Nach Mittheilung des k. k. Försters Pen sch in Stuhlfelden wurde Mitte Mai am Schlo: sberge in Mittersill ein Exemplar erlegt und Sr. kais. Hoheit dem Kronprinzen Rudolf übersandt.“ Am 10. Juli d. J. habe auch ich einen Alpensegler bei Wildbad Gastein beobachtet. Ich gieng- an diesem Tage gegen 10 Ehr vormittags auf der Kötschachstrasse zur „schwarzen Liesel“ und bemerkte einen Segler, welcher in der Richtung vom Gamskarkogel kommend, dem Thale zuflog. Derselbe er- schien aus der Ferne gesehen, grösser als der gewöhnliche Segler und als der Vogel meinem Standorte näher geflogen kam, sah ich ganz deutlich die weisse Brust und den weissen Bauch. Tch glaube, es dürfte wohl kein anderer Vogel, den man das erstemal im schnellen Fluge zu sehen bekommt, siche- rer z.u bestimmen sein, als eben der Alpensegler, da einerseits die typische Gestalt des Seglers ihn als solchen sogdeich erken- nen lässt, anderseits die Grösse und insbesondere die Färbung, nämlich das, von dem sonstigen schwarzen Gefieder sich scharf abhebende Weiss der unteren Partien, ihn von der anderen Art drastisch unterscheidet. Der von mir beobachtete Alpen- segler flog nicht wie der Mauersegfler in grösserem oder klei- nerem Kreise, sondern nahm seine Flugrichtung über das Thal, hinüber zu den Bergen, wo er bald meinem Blicke entschwand. Cuculus canorus L. Am 5. Juli den Ruf gehört. Dryocopus martius (L.) Den Ruf des Schwarzspechtes wiederholt im Walde in der Nähe der „schwarzen Liesel“ gehört. Lamus colluno (L.) Einen rothrückigen Würger habe ich aul der Rückfahrt nach Lend bei Dorf Gastein gesehen. Muscicapa parva Bechst. Obwohl ich speciell auf das Vor- kommen des Zwergfliegenfängers meine Aufmerksamkeit rich- tete, konnte ich diesesmal einen solchen nicht auffinden. Robert Eder: Nachtrag »Zur Vogelfauna von Gastein.« 163 Phylloscopus bonellii (Vieill.) Den Berglaubvogel habe ich diesesmal in einigen Paaren angetroffen. Sylvia simplex Lath. Die Gartengrasmücke, deren Gesang man in den Anlagen des Curortes oft vernimmt, zieht sich auch höher ins Gebirge hinauf; so hörte ich deren Gesang im Nassfelde oberhalb des Schleierfalles. Jurdus viscivorus L. Wie man mir mittheilte, brüteten diesen Sommer die Misteldrosseln in grösserer Anzahl in den Gasteiner Wäldern als sonst und sollen sich daselbst während des verflossenen Winters bis tief in das Frühjahr hinein, grös- sere Scharen aufgehalten haben. Ich habe diese Drossel wie- derholt beobachtet. Ruticilla phoenicura (L.) Da ich den Gartenrothschwanz vor zwei Jahren bei Gastein nur zweimal flüchtig sah, war ich er- staunt, ihn diesesmal verhältnismässig oft anzutreffen. Auch den Gasteinern fiel der neue Rothschwanz auf und hörte ich die Aeusserung, dass er das „Brontrötel“ vertrieben habe. Al- lerdings scheint der Hausrothschwanz hie und da die Oertlich- keit, wo sich nun der Gartenrothschwanz angesiedelt hat, ver- lassen und seinen Wohnsitz in die freier gelegenen Heutriften verlegt zu haben. Pratincola rubetra (L.) Indes ich den braunkehligen Wie- senschmätzer vor zwei Jahren nur auf einer Wiese an der Fahrstrasse nach Böckstein angetroffen habe, fand ich ihn die- sesmal in grösserer Anzahl vor; sichtlich hat er bei Gastein an Zahl zugenommen. Motacilla alba L. Vor zwei Jahren habe ich die weisse Bachstelze nur bei Hofgastein und Dorfgastein beobachtet, diesesmal traf ich einige Paare bei Böckstein an. Carduelis carduelis (L.) Ein bei Gastein gefangener Stieg- litz wurde daselbst im Käfige gehalten. Acanthis rufescens (Vieill.) Am 27. Juni vormittags, als ich zur „schwarzen Liesel‘! gieng, sah ich ein Vögelchen in eini- ger Entfernung vor mir auf einem Wiesenzaume sitzen, das, da es mir fremdartig erschien, meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte; eben kamen jedoch von entgegengesetzter Seite Leute des Weges und der Vogel flog weg, ohne dass es mir mög- lich war, ihn genauer zu besichtigen; aber ich vernahm den mir wohlbekannten Lockruf „tschätt, tschätt“ des Leinfinken, 11* 164 Robert Eder. Nachtrag >Zur Vogelfauna von Gastein den er im Fluge hören liess, und so war ich überzeugt, dass ich einen solchen vor mir hatte und zwar der Örtlichkeit ent- sprechend, Acnnthis rufescens. — Am 30. Juni gieng ich auf der Elisabeth-Promenade und hörte plötzlich wieder von seitwärts einer AViese den Leinfinken-Lockruf. Ich sah nun drei Lein- finken, welche auf Pflanzenstengeln, ich glaube, die Pflanze war der gemeine Sauerampfer, sassen und Samen frassen. Oft- mals flogen sie von dieser auf jene Pflanze, stets während des Fluges ihren Lockruf hören lassend; schliesslich flogen sie fort, den nahen Bergen zu. Mein Spaziergang führte mich nun einige Tage an derselben Stelle vorüber, hoffend vielleicht die Arögel- chen nochmals anzutreffen und in der That fand ich am 4. Juli nachmittags daselbst fünf Stück vor, welche auf den Wiesen- pflanzen Nahrung- suchten. Ich verbarg mich hinter einem den Weg von der Wiese trennenden Buschwerke und bald kam die kleine Schar auf eine mir nahe stehende Birke geflogen, sodass es mir möglich war, die Vögel genauer zu betrachten. Obwohl ihnen die rothe Kopfplatte fehlte, so konnte ich sie doch nach den sonstigen allgemeinen Merkmalen, da ich die nördliche Art zur Genüge kenne, als Leinfinken ansprechen. Ueber den Flügeln bemerkte ich eine schmutzigweisse Binde. Nach der mir vorliegenden Beschreibung von Ritter von Tschüs i (a. a. O. p. 59) hatte ich junge, unvermauserte südliche Leinfinken vor mir. Ich erkläre mir das Vorkommen der zu dieser Zeit sich sonst wohl nur auf dem Gebirge aufhaltenden Leinfinken , im Tha.le, durch den einen Tag vor meiner Beobachtung in den höheren Regdonen des Gebirges stattgehabten Schneefall Die Schneedecke zog sich tief ins Thal herab und blieb einige Tage auf den Höhen liegen. Im Gegensätze zu den nordischen Leinfinken, welche ich, so oft ich solche zu beobachten Gele- genheit hatte, dem Menschen gegenüber sehr zutraulich fand, waren die von mir beobachteten südlichen Leinfinken scheu. Zur Erhärtung des Gesagten in ersterer Hinsicht will ich nur mittheilen, dass ich als Knabe manches „Meerzeisel“ oder „Gra- sei,“ wie dieser Vogel bei Wien zu meiner Zeit genannt wurde, mit der Leimruthe „getupft“ habe; auch auf dem Vogelherd fieng ich ihn und da war es einmal, dass mehrere aus der Ge- sellschaft, welche ausserhalb des Wgelnetzes geblieben waren, das ihre Kameraden überdeckte, zu diesen geflogen kamen, Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. 165 obwohl ich mit dem Herausnehmen der Gefangenen beschäf- tiget war, ja, sobald ich das Netz wieder geöffnet hatte, kamen sie zu dem Lockvogel geflogen, so dass ich das Netz, - noch dabei stehend, wieder zuziehen konnte. — Dag'egen flog'en die Leinenzeisige in Gastein, sobald ich in ihre Nähe kam, oder als. ich unter der Birke stand und sie mich infolge einer Bewe- gung bemerkten, sogleich fort. Pyrrhula europaea Vieill. Ein Gimpelnest mit drei Jun- gen fand ich auf der Windischgrätzhöhe auf einer kleinen Fichte. Die Jungen waren am 12. Juli, wie es mir schien, schon ziemlich flügge. Loxia curvirostra L. Einen bei Gastein gefangenen Kreuz- schnabel sah ich im Käfige daselbst. Noch möchte ich erwähnen, dass sich die Hampel’sche Vogelsammlung noch immer im Jägerhause im Kötschachtliale befindet und dass sie zu Ostern d. J. wohl bald ein Raub der Flam- men geworden wäre, da im Gebäude ein Zimmerfeuer ausbrach, das aber durch die herbeigeeilte Feuerwehr noch rechtzeitig o-elöscht werden konnte. Hoffentlich findet die Sammlung- nun bald ihr Heim im Schulhause von Wildbad (fastein. Neustadtl, bei Friedland i. Böhm., September 1899, Beiträge zur Ornis Montenegro’s und des angrenzenden Gebietes von Nordalbanien. Von Ludwig von Führer. Nachstehende Schilderungen sollen einestheils zur Com- pletierung des Bandes IV7". der „Materialien zu einer Ornis balkanika“, d. i. der „Ornis Montenegro’s“, die ich auf Grund meines mehrjährigen Aufenthaltes in diesem Lande und einer einmonatlichen .Schlussreise mit Firn. O. Reiser gemein- schaftlich mit letzterem im Jahre 1896 veröffentlichte, beitragen, sowie auch den in jeder Hinsicht beinahe gänzlich unbekannten Theil Nordalbaniens beleuchten und dies besonders in ornitho- logischer Beziehung. Meine hier veröffentlichten Beobachtungen basieren auf einer nahezu einjährigen Thätigkeit, während welcher Zeit ich 166 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. von meinem bewährten Standorte Podgorica fortwährend, sowohl innerhalb der Landesgrenzen, als auch in Albanien Excursionen zu Sammel- und Beobachtungszwecken unternahm. Während der Zeit des Herbst- und Frühjahrszuges weilte ich mit kurzen Unterbrechungen hauptsächlich in dem neutralen Terrain der „Crna zemlja“, ein Territorium, das ich als Zug Strasse ersten Ranges erkannte und dessen Beschreibung ich an passender Stelle folgen lassen werde. Bald nach Ankunft in Podgorica im August 1899 rüstete ich mich zu einer längeren Tour in das montenegrinische Grenz- gebirge und nach Norbalbanien aus und trat am 17. genannten Monates mit einem Tragthiere und dem hiezu gehörigen Führer meine Reise an. Bei herrlichem Wetter verliess ich Podgorica, um den nach der alten türkischen Festung Medun führenden Saum weg zu benützen. Wir durchkreuzten die Ebene von Doljane, welche zum grössten Theile aus gut cultivierten Weingärten besteht; sie bildet die Fortsetzung der Heide Cemosko und ist von die- ser durch das Flüsschen Ribnica getrennt. Gegen Westen ver- schmilzt Doljane mit der Grassteppe von Zagorica, welche von der Moraca und dem Hügel Gorica begrenzt wird. Im Norden und Osten erheben sich terrassenförmig aufsteigende Karstge- birge, deren höchste Terrasse die nordalbanesische Prokletia dar- stellt. Zwischen dieser und dem vorletzten Zuge, der von Süd nach Nord betrachtet, sich aus dem Djelcic, Bukovica, Zatrije- bac, Kazenik, Hum, Sokol, Vila und Kom zusammensetzt, bil- det jedoch der Zem einen tiefen Einschnitt, der sich an mehre- ren Stellen zu einem Canon mit oft mehreren hundert Meter tiefen, beinahe senkrechten Abstürzen verengt. Allem Anscheine nach, dürften vorgenannte Ebenen einst einen grossen See gebildet haben, der mit dem Skutari-See im Zusammenhänge stand. Nach zweistündigem Marsche beginnt bei dem Dorfe Zla- tica, in dessen nächster Nähe noch die Pfeiler einer von Dio- cletian über die Morada erbauten Brücke sichtbar sind, der Aufstieg. Der gute Saumweg weicht nun einem schlecht er- haltenen türkischen „Kalderma“, der in steilen Serpentinen aufwärts führt. In weiteren zwei Stunden ist Medun erreicht. Nun windet sich der Weg zwischen, in einem unabsehbaren Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc 167 Karstmeere, zerstreut liegenden kolossalen Felsblöcken, an tie- fen, jäh abstürzenden Wänden vorbei gegen Orahovo. Schon hier auf der ersten Terrasse nehmen Flora mul Fauna einen anderen Charakter an: Zwischen den mediterranen Gestrüppen von Judendorn und dem Salbei dominieren Cereiche und Esche, deren Laub das einzige Nahrungsmittel der vielen Ziegenherden darstellt, infolge dessen diese Bäume meist ein verkrüppeltes, krumholzartiges Aussehen haben. — Die subalpine Region be- ginnt. Hypolais pallida, (Hemper et Ehrenb.) Euspiza melanoce- phala (Scop.) und Agrodoma campestris (L.) werden stets seltener, ebenso Saxicola albicollis (Vieill.) und Saxicola melanoleuca (Güld.). Dafür hört man den Gesang von Sylvia orphaea Temm. und Fyrophtalma subalpina (Bon.) und an Stelle des Kappenammers tritt Emberiza hortulana L. Die südlichen Steinschmätzer werden spärlicher, um Saxicola oenanthe L. Platz zu machen. Neophron percnopterus (L ) und Gyps fulvus (Gm.) warfen beim Vorbei- streichen grosse .Schatten auf die hellbeleuchteten weissgrauen Felstrümmer und trugen zur Belebung der öden Landschaft bei, in der während der drückenden Mittagshitze bloss das Gezirpe der unzähligen Cikaden hörbar war. Ab und zu konnte man auch einen der edelsten Räuber unter der Vogelwelt, nämlich Falco feldeggi sehen, der hier unter den massenhaften Felsen- tauben und Steinhühnern stets gute Beute macht. Nach fer- neren zwei Stunden erreichte ich Orahovo, ein Dorf, in einer fruchtbaren Ebene gelegen, welche gegen Norden und Osten von dem schon theilweise mit Hochwald bestockten, 1800 m hohen Orahovski Hum begrenzt wird, dessen Abdachung gegen Süden die „planina Korito“ bildet, welche im Juni als erste und im September als letzte Station der auf die Alpe ziehenden Hirten benützt wird. Nach ‘21/2 Stunden sanften Aufsteigens ist Korito erreicht — wie in einem Wandeldiorama wechselt das Bild und wir befanden uns plötzlich in einem schönen Buchenwalde. Die mediterranen und subalpinen Arten sind alle verschwunden und mit ihnen auch das wilde Heer der Cika- den. Lanius collurio L., Galerida arborea (L.), Anthus trivialis (L.) Fringilla coelebs E., Merula merula (L.) und Turdus musicus L., Garr ulus glandarius (L.), Sitta caesia Wolf., Parus major L. und caerulcus L., Sylvia curruca (L.) und hortensis Bechst., sowie Dendrocopus major (L.), medius (L.) und minor (L.) gehören neben 168 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro's etc. der Elster und Nebelkrähe, welch’ letztere bis beinahe zur Baumgrenze aufsteigen, zu den gewöhnlichsten Typen. Korito dürfte bei 1500 m hoch lienen und hat demzufolge ein rauhes Klima. Es bildet ein wellenförmiges Hochland, in dem Karstblöcke umherliegen, die wahrscheinlich von den die Ebene einschliessenden, mehr oder weniger kegelförmigen, bis über 1800 m hohen Erhebungen zu Thal giengen. Die Ebene erstreckt sich in -süd-nördlicher Richtung in einer Ausdehnung von etwa 8 Kilometern. Gegen Osten und N.-Osten steigt sie an, um mit dem Darman (Ka^enik) einer- seits und dem Sokol andererseits den Kamm dieser Berge zu bilden, die gegen den Zem (Cievna) in beinahe senkrechten Wänden jäh abstürzen. In N.-W. fällt Korito gegen die tiefe, bewaldete Schlucht Fusbarla ab, welche die Thalsohle der alba- nesischen Alpe Grec bildet, die gegen obgenannten Flusse zu mit stufenartigen Mauern endet. Im Westen erhebt sich der schon früher erwähnte Orahovski- oder Hotski Hum. Es war schon Abend, als wir die ersten Alpenhütten er- blickten, und über dem Sokol zog ein schweres Gewitter heran. Viel Mühe machte es, Unterstand zu finden, da die bewohnten Hütten überfüllt waren und die leeren der Dächer entbehrten. Endlich traf ich einen mir von früheren Reisen im Lande be- kannten Mann, der mich dem auf der Alpe weilenden Kapitän aus Orahovo vorstellte und mit Hilfe des letzteren war dann bald eine halbzerfallene „Koliba“ „wohnlich“ hergerichtet wor- den. Kaum hatten wir den Raum betreten, als ein heftiger Hagelschauer niedergieng, welcher die Temperatur bedeutend zum Sinken brachte. Bis nach Mitternacht hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, die ganzen Älpler in der engen Behausung um mich versam- melt zu sehen. Sie überstürmten mich mit den ungdaublichsten Fragen, worauf sie von mir und meinem Tragthierführer, den ich diesbezügliche Weisung-en g'ab, ebensolche Antworten er- hielten. Da die Gegend dort sehr gefährlich ist, weil in näch- ster Nähe des „Katuns“ ein albanesischer Stamm aus Hoti seine Alpe hat, schliefen mehrere Älpler für alle Fälle mit mir unter einem — „halben Dache“, — dieser sonst als Schafstall benützte „Keusche“ hatte nämlich keine ganze Decke. Noch im ersten Schlummer würde ich durch eine eigen- Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Mpntenegro's etc. 169 thümliche Melodie und dem Geräusche, welches beim Laden von Repetiergewehren hörbar ist, geweckt. — Der Gesang war eine Art „Kriegsgeheul“ einiger Albanesen vom Stamme der Hoti, die angeblich — in stockfinsterer Nacht — vom Sokol zur Koliba kamen, um ein verlorenes Schaf zu suchen. Als Antwort hierauf luden meine Beschützer rasch ihre Gewehre und giengen vor die Hütte, um die Störer, welche sicherlich nichts gutes im Schilde führten, zu erkennen — natürlich schloss ich mich alsdann auch ersteren an; letztere aber, 6 — 8 Mann, zogen es vor, unter dem Schutze der Dunkelheit das Weite zu suchen, um nach einigen Minuten aus dem Walde vom Sokol herüber, Drohungen laut werden zu lassen. Von einem Weiters.chla.fen war natürlich keine Rede mehr, und mir that es jetzt leid, die g'uten Älpler, die mich auch nach bestem Können bewirtet haben, früher so schroff behandelt zu haben, deshalb, liess ich von meinem Diener Kaffee und Punsch brauen, wobei wir in frohester Stimmung der kommenden Dinge harrend, schliesslich den Morgen grauen sahen. Bei Sonnenaufgang brach ich mit meinem stichelhaarigen Vorstehhunde auf, um den Darman (Ka2enik). zu ersteigern Nach halbstündigem Marsche in der abgekühlten Morgengebirgsluft, über üppige Weidegründe und zwischen Hafer- und Kartoffel- feldern, erreichte ich den Fuss des Berges, der im unteren Theile spärlich mit Buchen und Kiefern besteckt ist. — Zu den Charaktervögeln der Ebene von Korito gehören : Alauda arven- sis L., Saxicola oenanthe (L.), Coturnix coturnix (L.), Lanius collurio L. und Pratincola rubetra (L.) ab und zu hörte man auch Acccntor modularis (L.) sowie Cr ex crex (L.). Der Aufstieg gestaltete sich stellen weise etwas schwierig und dies hauptsächlich wegen der vielen Kesseln, die mit dich- tem Gestrüppe ausgefüllt sind. Vom Gipfel hat man eine herr- liche Fernsicht: „Gegen Norden den doppelköpfigen Bergrie- sen Kom und im fernen Westen den noch gewaltigeren Dur- mitor mit der ganzen vorgelagerten schönen Gebirgslandschaft. Im Südwesten erhebt sich das Hügelland der Ljeäanska Nahia, stets aufsteig'end, um mit dem imposanten Lovcen abzuschliessen. An diesen schliesst sich scheinbar die Rutnia in östlicher Rich- tung an um mit den nordalbanesisclien Alpen einen rechten Winkel zu bilden. — Zu meinen Füssen im Südosten gähnt 170 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. eine mehrere hundert Meter tiefe Schlucht in der die hellgrünen Fluten des Zem die der grossen Entfernung halber kaum einige Fuss breit erscheinen — schäumende Kaskaden bilden. Längs des linken Ufers des Flusses erheben sich steile Felsmauern, die beinahe in gleicher Höhe mit dem Korito eine Terrasse bil- den, welche das Vorgebirge zu den nordalbanesischen Alpen darstellt. Die Luftlinie vom Darman bis zu diesem noch gänz- lich unerforschten Gebirge, welches sich in Südwest-nordöstli- cher Richtung von Skutari bis Gusinje erstreckt, von den Mon- tenegrinern Prokletia und von den x\lbanesen BjeSknabuna ge- nannt wird, dürfte kaum mehr als 7 — 8 Kilometer betragen, da ich dort mit freiem Auge und mit dem Glase natürlich noch deutlicher Krumholz ausnehmen konnte, das bis unter die höch- sten Zinken zwischen Schneeflecken sich ausbreitet. — Die ganze Nordseite der Prokletia stellt ein äusterst steiles, mit Ausnahme einiger kleiner Waldpartien, vollkommen kahles Karstkoloss dar, welches nach meiner aproximativen Schätzung — von Darman, sowie auch von Trojan bei Gusinje und vom Velicik in Hoti — kaum höher als der montenegrinische Korn, d. i. bei 2400 Meter, sein dürfte. Betrachtet man nämlich von Darman aus den Kom, der kaum weiter entfernt scheint als die Prokletia, und letztere gleichzeitig, so würde eine gedachte horizontale Luftlinie, welche die höchsten Spitzen der Prokle- tia tangiert, unter dem äussersten Horne des Kuöki Kom, bei- läufig ober der kraterartigen Einsattelung, die die drei Hörner theilt, also in einer Höhe von ca. 2300 Meter enden. Einen weiteren Anhaltspunkt für meine Annahme gibt mir der Um- stand, dass auf genanntem Gebirge beinahe bis zu den höch- sten Zinken das Krumholz steigt — in diesen Breiten beginnt die „Latschen-Region“ bei 1900 Meter und reicht bis ca. 2300 Meter hinauf. Eine Ersteigung- dieses Gebirges wäre mit grossen Gefah- ren verbunden, und dies hauptsächlich aus folgenden Gründen: Um auf die Prokletia zu g-elangen, müsste man mehrere Ge- biete durchqueren, welche von verschiedenen Albanesenstämmen bewohnt werden, die stets in Fehde untereinander sind, infolge- dessen könnte es leicht geschehen, dass man von Mitgliedern eines feindlichen Stammes auch als Feind betrachtet, erschossen würde. Um dem Gesagten zu entgehen, müsste man stets bei Ludwig v. Führer: Beiträge zur Omis Montenegro’s etc 171 Betretung- eines neuen Gebietes von dem dort ansässigen Stamme einen Mann als Begleiter haben, der zu den angesehenen Per- sonen gehört und dessen „Besä“ nach albanesischer Sitte auch wirklich einen Treubruch nicht gestattet. Möchte man dage- gen von der türkischen Behörde Assistenz zur Begleitung neh- men, so würde man sicherlich von den Montagniolen als ein Spion der Regierung etc. betrachtet und aus dem Hinterhalte in die „ewigen Jagdgründe“ befördert werden. Ich versuchte des öfteren, von verschiedenen Seiten die Prokletia zu erreichen musste aber stets wieder aus erstgenannten Gründen mein Vor- haben aufgeben; trotzdem halte ich meinen Plan noch immer im Auge und hoffe, im heurigen Jahre nochmals einen energi- schen Versuch zu wagen. Ein wilderes, zerrisseneres, unersteiglicher erscheinendes, kahleres Gebirge als die Prokletia, deren Name schon bezeich- nend für dessen Charakter — die verfluchten Berge — ist, dürfte am Balkan nicht zu finden sein. Nach Aussage kundi- ger Albanesen werden nur die Vorgebirge von den Klimenti, Hoti und Kastreoti als Tklpe benützt, denn der eigentliche Zug der Prokletia ist wegen seines öden, unzugänglichen Charakters, der namentlich auf der Nordseite beinahe gänzlich des Graswuchses entbehrt, immer menschenleer. In ornithologischer Hinsicht glaube ich, dass die nordalbanesischen Alpen kaum andere Arten beherbergen, als die diesseits der Cievna gelegenen montenegrinischen Gebirge, von denen namentlich der Ivom, beinahe auf demselben Meridian liegend, annähernd die gleiche Höhe aufweistz Nach meiner Rückkehr erwarteten mich schon mit Sehn- sucht die Älpler und fragten unter anderem, ob ich vom Ka2e- nik aus mit dem Glase auch Belgrad gesehen habe, was ich der Wahrheit gemäss verneinte, um nicht wieder die kommende Nacht mit Punschtrinken zubringen zu müssen. — Nachmittage machte ich noch eine Tour auf den albanesischen Sokol, der nicht so hoch als der Darman, dafür aber von einem breiten Hochwaldgürtel umgeben ist. Der Gefährlichkeit halber Hessen es sich drei meiner neuen Freunde nicht nehmen, mich mit ihren russischen Repetiergewehren zu begleiten, was ich natür- lich dankend annahm. Des dichten gemischten Waldes halber, ist der Sokol reicher an Individuen, die sich jedoch wie anzu- 172 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Omis Montenegro’s etc. nehmen ist, aus denselben Arten recrutieren, die in Korito und am Darman Vorkommen. Ich verzeichnete: Garrulus glanda- nu r (L.), Loxia curvirostra L., Merula merula (L.,) Turdus musi- cus L., Monticola saxahlis (L.), Acanthis cannabina (L.), Serinus sennus (L.), Fringilla coelebs L., Sylvia atricapilla (L.), Dendro- copus major (L.), medius (L.) und minor (L.), Tinnunculus tin- nunculus (L.), Erithacus rubeculus (L.), Buteo buteo (L.), Columba oenas L. und palumbus L., Sitta caesia Wolf., Parus major L. und caeruleus L., Troglodytes troglodytes (L.), Sylvia curruca (L.) und Accentor modular is (L.) sowie auch Emberiza cia L. Da viel Schiessen in diesen Gegenden stets Aufsehen erregt, erlegte ich bloss einen Eichelhäher und ein Steinröthel und zwar letzteres im Fluge, was bei meinen Begleitern Staunen hervor- rief, weshalb ich beim Abstiege noch eine vorbeifliegende Blau- meise herabschoss, welches „Kunststück“ den Leuten eine ganz bedeutende Achtung vor mir einflösste. Vormittags am folgenden Tage setzte ich meine Reise fort und zwar auf einem stellenweise sehr unkenntlichen Pfade, der am Rande der bewaldeten Radeöa-Schlucht, oft an gefähr- lichen Abstürzen vorbei, stets aufsteigend, auf die Kostica führt. Nachmittags erreichten wir den Sattel dieses Gebirgsstockes, welcher sich durch seinen öden, bäum- und grasarmen Charak- ter auszeichnet. Nun führt der Weg in einer Thalsohle weiter, die sich zwischen bedeutenden Erhebungen in der Richtung" von S.-W. nach N.-O. erstreckt. Gegen Westen steigt ein mächti- ges Gebirge an; es ist dies der Torac mit dem Kukulj ober- halb dem Thale von Mokro in Zezera, wo auch ein , Meerauge“, der bukomirski jezero, sich befindet. — Die Bevölkerung hier nennt die einst am Balkan vorgekommene Secte der Bogumilen, „Bukomiren“, und es existiert auch eine diesbezügliche Sage vom genannten See. — Accentor collaris (Scop.) war hier sehr häufig, alte und junge Vögel trieben familienweise ihr possier- liches Wesen, ebenso sah ich eine Familie der Balkanlerche (Otocorys penicillata (Gould.); sonst wären noch erwähnens- wert Aquila chrysaetiA (L.), Gyps fulvus (Gm.), der nirgends fehlende Thurmfalke, sowie eine Schar Alpendohlen und Fel- sentauben. Nachmittags erreichten wir den gegen Norden zu endenden Kamm dieser Alpe, von wo aus das Thal von Rika- vac zu unseren Füssen lieg't; ebenso sieht man die von Bergen. Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Monte negro’s etc. 173 eingeschlossene Mulde, in deren Centrum der Wegen seiner un- ergründlichen Tiefe schwarz-blau erscheinende Rikavac-See — unser vorläufiges Endziel — gleich einem Türkis dem grau- grünen Landschaftsbilde einen neuen Ton verleiht. Nach sehr steilem D/jStündigem Abstiege befanden wir uns am Rand des Sees, wo ein ungefähr zwanzig Hütten zählender Katun sich befindet. Der See hat einen Umfang von einer Wegstunde und ist ringsum von hohen Bergen eingeschlossen. Im Norden stürzt der Sirokar steil zum See ab, im Osten bildet die montenegri- nisch-albanesische Skala den Saum; zwischen diesen beiden Gebirgen jedoch dehnt sich die Waldschlucht von Skrobatus, deren Bäume bis knapp an den aufsteigenden Rand des Sees reichen, in nördlicher Richtung aus. Die Skala schliesst im Süden mit dem steilen Kegel Vila ab, welcher gegen die Thal- sohle der KoStica abfällt. Nachdem wir uns den Alplern „vorgestellt“ und eine leere Koliba für uns eingerichtet worden, machte ich noch am sel- ben Tage einen Spaziergang um den See herum, wobei ich, da sich das felsige Ufer oft als unpassierbar erwieS, stellen- weise ziemlich hoch an den Hängen hinan musste. In Osten, Nord-Osten und Norden reichen die Felsen bis zum Wasser- spiegel; das nordwestliche und westliche Ufer dagegen bildet einen flachen, sandigen Saum. Im Süden, wo sich auch eine Que-He befindet, ist das Ufer etwas sumpfig, stellenweise mit Binsen bewachsen und steigt mit Grasmatten gegen den Fuss der Kostica, wo sich die Alpenhütten befinden, sanft an. Während dieses Marsches fand ich mehrfach, ott in einer Höhe von über 50 Metern, zwischen Felsblöcken eingeklemmt, bis zu einem halben Meter und darüber lange Fischskelette, einer Forellenart angehörend. Nach meiner Rückkehr zum Katun erzählte ich dies den Älplern und erkundigte mich, ob der See zeitweise bis zu dieser Höhe austrete, erhielt aber einstimmig zur Antwort, dass bloss unbedeutende Schwankungen im Niveau, namentlich im Frühjahre, stattfinden und dass die Skelett- funde mit folgender Episode im Zusammenhänge stehen: „Im Juni desselben Jahres soll des Nachts eine dem halben See an Grösse gleichkommende feurige Kugel — wahrscheinlich ein Meteor — mit fürchterlichem Getöse in den See gefallen sein, 174 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. was zur Folge hatte, dass das Wasser sammt einer Masse Fische bis hoch in die Lehnen hinausgeschlcudert wurde. Tags- darauf sammelten die Leute unzählige todte Forellen, worunter einige über fünfzig Kilogramm Gewicht gehabt haben sollen. — Die in diesem See lebenden Forellen gehören zu Salmo Jario var. obtusirostris Heck.; eine andere Fischart kommt darin nicht vor. Der See muss unendlich tief sein und dürfte unterirdisch mit einem anderen Gewässer — vielleicht mit dem See von Plav oder mit irgend einem Ponor — in Verbindung stehen. Diese Annahme erscheint auch dadurch bekräftigt, dass die Leute erzählten, dass oft im Hochsommer bei anhaltender Dürre in der Umgebung plötzlich der See von der Tiefe herauf trü- ber wird, bis er einer grossen schmutzigen Regenlache gleicht, um sich dann allmählich wieder zu klären. — Ausser einigen Motacilla melanope Pall, und alba L., sowie einem Flug alter und junger Actitis hypoleucus (L.) war an den Ufern nichts zu sehen. An den Hängen verzeichnete ich auch nur gewöhnliche Arten wie Merula merula (L.), Acanthis cannabina (L.) , Cardu- clis carduelis (L.), Pratincola rubetra (L.), Accentor modular is (L.) und Troglodytes troglodytes (L.); endlich kreiste auch ein Paar Falco subbuteo L., und von Skrobatus hörte ich den Ruf eines Schwarzspechtes. Nach einem erfrischenden Bade bei 14° C Wassertempe- ratur — wobei ich zum grössten Entsetzen der Älpler den See quer durchschwamm — füllte ich den Rest des Tages und den Abend mit Angeln und Fledermäuseschiessen aus; hatte auch besonders bei ersterem den besten Erfolg und musste mich, um dem Vergnügen die Krone aufzusetzen, die kommende halbe Nacht von den Älplern, die aus Montenegrinern (Tvuüi) und Albanesen (Klimenti) bestehen, als „Zauberer“ anstaunen lassen. Zeitlich des Morgens am folgenden Tage machte ich einen Ausflug auf die Vila, wobei ich, um den Weg abzukürzen, über den albanesischen Katun von Skala gieng. Der Aufstieg auf die Vila erwies sich schwierig und bloss von einer Seite, nämlich von Osten, ausführbar. Sie bildet einen kahlen Kalk- kegel, besser gesagt ein Tetraeder, und ist spärlich mit krum- holzartigen Kiefern bestockt. Vom Gipfel geniesst man eine weite Fernsicht, und dies namentlich gegen Südosten und Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro's etc. 175 Norden; so sieht man die ganze Prokletia, die Ebene von Gusinje und auch einen Theil der Stadt selbst, ferner liegt der mächtige Kom scheinbar in nächster Nähe in nördlicher Richtung, bloss von der schon erwähnten Schlucht von Skrobatus getrennt, die bis zur Ebene von Gusinje einen zusammenhängenden Urwald dar- stellt. Die Vila dürfte ca. 1900 Meter hoch sein, denn am Gipfel ist stellenweise schon Krumholz und alpine Flora vor- handen. Mit Ausnahme eines Paares Caccabis saxatilis (Meyer), welches mein Hund hoch oben in der Nähe der Latschen auf- stöberte, und das von mir auch erlegt wurde, verzeichnete ich dieselben Arten als am Darman. Es ist dies der höchste Punkt, auf dem ich Steinhühner in Montenegro fand. — Die erbeuteten Vögel unterscheiden sich von aus tiefer gelegenen Gegenden stammenden nicht. Gegen Mittag kam ich zum Katun von Rikavac zurück, um mich alsbald zur Weiterreise zu rüsten. Ich nahm nun Abschied von den Älplern, sandte meinen Tragthierführer sammt Gepäck durch die Schlucht von SkrobatuS mit der Weisung voraus, mich in der Mulde von Vuüi potok beim türkischen Grenzblockhause, welches ich von der Vila aus bemerkte, zu erwarten. Ich dagegen stieg in einem Wildbache den steilen Hang des Sirokar hinan, gieng über dessen herrliche Alpen- matten bis zum BuSat, wandte mich von dort östlich auf den Kozjel und stieg in die Schlucht von SkrobatuS ab, woselbst ich am Abend mit meinem Tragthierführer zusammentraf. Der Sirokar ist ein mächtiger Gebirgsstock, der zum Theile aus paläozooischem Gestein besteht; sein dachförmiges Plateau bildet eine unabsehbare wellenförmige Alpenwiese, die durch viele Wasserrisse und umherliegende Kalktrümmer ausgezeich- net ist. Während dieses Marsches verzeichnete ich : Alanda arvensis L. als sehr häufig, ebenso Anthus spipoletta (L ), ab und zu rüttelte auch ein Thurmfalke. Ober .Skrobatus — im türkischen Äther — kreisten Vultur monachus L., Gyps fulvus (Gm.), sowie auch ein Gypa'etus barbatus (L.) und ein Circaetus gallicus (Gm.). Hie und da konnte man auch Accentor collaris (L.) und einzelne Otocorys penicillata (Gould.) bemerken; merk- würdiger Weise tritt die Alpenlerche hier sehr sporadisch auf, obwohl das Terrain für diese Art sehr geeignet erscheint. Die Gegend gehört zu den gefährlichsten im Lande, eines- 176 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegrö’s etc. theils weil sich die Grenze in nächster Nähe befindet, ebenso auch, weil durch Skrobatus der Weg — über Velje polje, Vrmosa, Vjeternik und längs des Grcar — nach Gusinje führt; letzteres ist von Rikavac in 6 Stunden erreichbar. Es kommen alljährlich Reibereien zwischen den montene- grinischen Älplern, die den „schneidigen“ Stämmen der Rudi und Bratanodici angehören und den albanesischen, sicher ebenso hitzigen Klimenti, welche die angrenzenden Alpen benützen, vor. Auch können die Montenegriner die seinerzeitige Nieder- lage von Novcic bei Gusinje nicht verschmerzen und rächen sich zeitweise noch immer an von dort nach Montenegro zu Markte gehenden Türken. — Das Gespenst der Vendetta fordert jährlich viele Opfer, und für Weg-elagerer, die aus dem Hinter- halte ihre Opfer meuchlings erschiessen, bildet besonders der Wald von Skrobatus mit dem Vuci potok ein sehr geeignetes Terrain. — Jede AVeile bemerkt man einen aufrecht gestellten Denkstein, wo irgend jemand seine Seele ausgehaucht hat und dies stets an solcher Stelle, wo in nächster Nähe ein starker Baum oder eine Felspartie ein geeignetes Versteck bildet. — Die Bevölkerung nennt diese Denkmäler „Mrmor“, was eine Verdrehung von Marmor oder von Memoria sein dürfte, ebenso wie die Leute als Fundament „pulament“ und aus Influenza „Sutorencia“ oder auch „Kukurencia“ gemacht haben. Der Wald von Skrobatus und Vuci potok besteht aus gemischten Hölzern und ist ziemlich vogelreich. In meinem Tagebuche finde ich nachstehende Arten verzeichnet: Buteo buteo (L.), Dryocopus martius (L.), Dcndrocopus major (L.) , medius (L.) und minor (L.), Sitta caesia Wolf., Parus ater L., majori^., caeruleus L., montanus Baldenst. und cristatus L., Phylloscopus rufus Bechst., trochilus (L.) und sibilator Bechst., Sylvia atrica- pilla (L.), Muscicapa grisola L., atricapilla L. und collaris Bechst., Erithacus rubeculus (L.). Pyrrhula europaea Vieill., Loxia curvi- rostra L., Serinus serinus L., Coccöthraustes coccothraustes (L.), Chloris chloris (L .), Fringilla coelebs L., ferner Columba oenas L. und palumbus L., Merula merula (L.), Tiifdus musicus L., Garrulus glandarim (L.) und Nucifraga caryocaiact.es (L.) Um nicht Aufsehen zu erregen, vermied ich das Schiessen, sammelte dafür reichlich entomologisches Materiale. Erst in nächster Nähe des Blockhauses erlegte ich einen Schwarzspecht, 177 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Omis Montenegro^ etc. worauf die gesammte Bemannung, bestehend aus 15 Infante1 risten und einem Unterofficier, die auf einer vor der „Kula“ befindlichen Plattform um meinen Tragthierführer herumlager- ten, wie von Federn geschnellt, aufsprangen. Glücklicherweise sprachen mehrere dieser Soldaten albanesisch, und ich konnte mich — wenn auch schwierig, doch mit ihnen verständigen. Der Commandant, ein Anatolier und Mestize, erlaubte mir, die Nacht in einer Holzbaracke nächst dem Wachhause zubringen zu dürfen, und bewirtete mich auch nach Möglichkeit. — Gegen Abend pürschte ich noch im angrenzenden Walde umher, wo: bei ich einen starken Kreuzbock erlegte, welcher uns nachher einen vorzüglichen Spiessbraten lieferte; nur bedauerte ich hie- bei, von meinem Speckvorrathe keinen Gebrauch machen zu können, da die g'anze Bemannung aus Muselmännern bestand. Den folgenden Morgen, am 22. August, zogen wir von hier weiter und erreichten nach ziemlich beschwerlichem Auf- stiege die im ganzen Lande berühmte eiskalte Quelle Bijela voda, bereits im Komgebiete. Nach weiterem zweistündigen Marsche über die prächtigen Alpenwiesen von Bilo od Carina, neben der gerade im Baue befindlichen, höchst gelegenen Kapelle im Lande am Passrande von Prevlaka, der den Über- gang des Bilo zum Thal von Konjuhe bildet, gelangten wir nach dem unterhalb der Schutthalde des äussersten Gipfels des Kucki Kom höchst gelegenen montenegrinischen Katun „Carina“, wo wir schleunigst in einer unbewohnten Koliba Schutz suchen mussten, da ein Gewitter seine Schleussen öffnete und wir schon stark durchnässt waren. — Bis nach Mitternacht rollte der Donner mit schauerlichem Wiederhalle in den umliegenden Bergen. — Carina liegt in einem Kessel, welcher im Norden vom höchsten Zacken des Kom, im Süden vom Hochplateau Bilo od Carine, das die Scheidewand der unterhalb des Vorge- birges „Crna planina“ gelegenen Waldschlucht und dem Kessel von Carina bildet, begrenzt wird; geg'en Osten übergeht dieser Kessel in die Schlucht Terpetlis, die bei. der Quelle der Peru- sica mit dem steilen Abhang der albanesischen Mojana ab- schliesst. — Am anderen Morgen erstieg ich den KuCki Kom bis zur Triangulierungspyramide (2488 m), was ohne bedeutende Schwierigkeiten leicht ausführbar war. Leider hatten sich die gestrigen Gewitterwolken noch nicht verzogen und lagerten 12 178 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. gleich einem dichten Schleier um die Berge in der Weise, dass die Gipfel der letzteren gleich Eilanden aus dem welligen Nebel- meere hervorragten. Es war ein herrlich schöner Anblick, und ich verzichtete gerne auf die „schöne Aussicht“, die mir übri- gens von früheren Ersteigungen des Korn zur Genüge bekannt war. In der kraterartigen Mulde „Koljat“, welche die drei auf das Massiv aufsitzenden Hörner — den Ivucki-, Vaseovidki Kom und den Suhi vrh — theilt, war immerwährender Schnee in Menge vorhanden; bis zum letzten sehr steilen Drittel reicht das Krumholz hinan und die ganzen übrigen Pflanzen gehören natürlich auch der alpinen Flora an. — Ausser der sehr häufigen Merula torquata alpestns (Brehm.) beobachtete ich noch Anthus spipoletta (L.), Ruticilla titis (L.), Accentor collaris (Scop.), eine Familie Montifrmgilla nivalis (L.) und schliesslich ein Paar Tichodroma muraria (L.), welch’ letztere ich auch als einzige Beute zu Thal brachte. Mein Vorsatz, auch die beiden anderen Hörner zu ersteigen, wurde durch plötzliches Schneetreiben und Hagelschauer zunichte — ich konnte keine Deckung finden und musste hinab, wobei ich im Koljat noch ein Rudel Gem- sen von sieben Stücken auf 200 Gänge vergebens mit Rund- kugeln aus der Schrotflinte beschoss. Carina liegt bei 2000 m hoch, demzufolge hat es ein sehr rauhes Klima, und die Hirten verlassen schon Mitte August diesen Katun, um tiefer gelege- nere zu beziehen, und deshalb waren auch alle Hütten unbewohnt. Noch am selben Tage verliess ich Carina, um durch die bewal- dete Thalenge von Terpetlis bis zur Perusica-Schlucht und von hier längs dem ebenfalls bewaldeten Ostabhang des Vaseoviöki Kom in das Thal von Konjuhe zum gleichnamigen Dorfe zu gelangen. Diese Wälder bestehen aus gemischten Beständen von Kiefern, Fichten, Tannen, Espen und Buchen; hie und da dominiert die Blumenesche, Erle, türkische Hasel (Corylus colurna), sowie auch die grossblättrige Linde zwischen dichtem Unterholze vom P'auelbaum, Brom- und Himbeergestrüppen. Blumenreiche Waklwiesen wechseln mit undurchdringlichem Dickicht ab. Stellenweise ragen malerische Felspartien steil empor und bringen Abwechslung in das grüne Landschaftsbild. Schwarz- und Rehwild, sowie auch Wölfe und Bären gehören hier zu den häufigen Wildarten ; ebenso sind die gewöhnlichen mitteleuropäischen Waldbewohner wie Spechte, Meisen, Finken , Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro^ etc. 179 Amseln, Sing- und Misteldrossel, Eichel- und Tannenhäher häufig vertreten. Zweimal stöberte mein Hund auch Tetrao bonasia L. auf; — einige Versuche, Haselhühner mit Hilfe des Rufes zu erlegen, blieben aber ohne Erfolg. Ab und zu kreiste ein Steinadler über der tief unten im Thale rauschenden Peru- äica, und von der albanesischen Alpe Mojana drangen eigen- thüm liehe Hirtenmelodien herüber. Konjuhe ist ein grösseres Dorf mit Schule und Kirche; die Bauart der Häuser, die ausnahmslos von Pflaumengärten umgeben sind, sowie auch die ganze Landschaft erinnert sehr an jene des bosnischen Mittelgebirges, etwa an die Gegend bei Tarüin. Die Ebene von Konjuhe ist sehr fruchtbar und beher- bergt eine Menge Wachteln und Feldhühner, von welchen ich mir auch einige zum Verspeisen holte. Wir hielten hier nur kurze Rast und setzten unsere Wanderung gegen Andrijevica, fortwährend an- und absteigend auf dem am linken Ufer der PeruSica führenden Weg fort. Bald erreichten wir den Verei- nigungspunkt der Perusica und der von Albanien kommenden, im Thale von Kuti fliessenden Kutzka rijeka — der Zusammen- fluss heisst nun Zloreöica und mündet nächst Andrijevica in den Lim. Im gleichnamigen Dorfe Kuti machten wir Station und erhielten bei einem Bauern leidliche Unterkunft. Den folgenden Tag, d. i. am 25. August, machte ich einen Ausflug bis in die Nähe der einen Quelle der Kutzka rijeka, welche vom Ostabhange der Mojana kommt. Die Gegend ist interessant, indem Kalk und palaeozooisches Gestein mit schön bewaldeten Erhebungen, Wiesen und Feldern ab wechseln. Die Mojana bildet mit einem gemischten Hochwald, in dem die sel- tene Balkankiefer, Pinus peuce Grieseb. und Taxus bacata stark vertreten sind, den Abschluss des Thaies von Kuti. Während dieses Ausfluges notierte ich folgende Arten, von denen ich auch mehrere auf albanesischem Boden erlegte: Falco subbuteo L., Buteo buleo (L.), Tinnunculus tinnunculus (L.), Pernis api- vorus (LT Circa'etus gallicus (Gm.), Aquila chrysaetus (L.), Acci- piter nisus (L.), Astur palumbarius (L.), Cinclus cinclus (L.), Pyrrhula europaea Vieill., Emberiza citrinella L., Alauda arven- sis L., Galerida cristata (L.) , Parus montanus Baldenst., major L., ater L. und caeruleus L., Sitta caesia Wolf., Fnngilla coelebs L., Carduelis carduelis (L.), Merula merula (L.), Turdus musicus 12* 180 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. L., Lantus collunö L., Gecinus viridis (L.), canus (L.), Dendroco- pus medius (L.), majör (L.) und minor (L.), sowie endlich Oriolus oriolus (L.) und ein Ciconia nigra, (L.). Nachmittags sandte ich meinen Diener sammt Tragthier längs des Flusses nach Andri- jevica, und ich schlug in Begleitung eines Führers den Weg über den Zeletin ein, auf dessen Kamm die ajbanesische Grenze in einem dichten Bestände von der erwähnten Pinus peuce und einzelnen eing'estreuten, sehr starken Eiben liegt. Ich nahm viele Zweige mit reifen Zapfen dieser seltenen Balkankiefer mit und erreichte am Abend Andrijevica. — Ornithologisch beob- achtete ich mit Ausnahme des Waldstorches dieselben Arten als im Walde von Kuti am Fusse der Mojana. Andrijevica ist ein netter Ort, der auf einem vom linken Ufer des Lim aufsteigenden Hügel, ringsum von bewaldeten Anhöhen umgeben, liegt. Es macht einen freundlichen Eindruck und erinnert sehr, namentlich wegen der Umgebung, an kleine Orte in Steiermark. Ich hielt hier zweitägige Rast und machte während dieser Zeit einige Jag-dausilüge auf Hasen, Hühner und Rehe in der Umgebung, die auch von Erfolg begleitet waren. Um Wiederholung'en zu vermeiden, erwähne ach, dass hier dieselben Arten, welche in Korito und am Sokol Vorkom- men, vertreten sind; ausserdem ist Passer montanus (L.) und Chelidon urbica (L.) hier häufig-, sie verdrängen Hirundo rustica L. und den Haussperling. Bei einem Kaufmanne, woselbst ich im Jahre 1894 einen jungen Wespenbussard erstand, bemerkte ich neben anderen Vögeln auch eine junge Nyctala tengmalmi (Gmel.) im bekannten rauhbraunen Kleide. Ich kaufte den Vogel, welcher von der albanesischen Murina stammen soll, tödtete und präparierte ihn. Am 28. machte ich Bekanntschaft mit einem aus Gusinje hier weilenden Türken, der ein Bruder meines seinerzeitigen dortigen Gewährsmannes Avdul Starov ist und beschloss, mit diesem Manne, ohne andere Begleitung, nach Gusinje zu gehen und von dort auf dem Wege läng-s des Zem nach Podgorica zurückzukehren. Mit dieser Meldung sandte ich meinen Trag- thierführer über Kolasin nach Podgorica retour, und ich trat nachmittags in Gemeinschaft mit Alia Saban Starov, trotz Abrathens einiger Andrijevicaner meine Reise an. — Der Lim schläng'elt sich in der Thalsohle, welche zwischen dem Gebirg's- Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro's etc. 181 terrain von Sekular und Velika mit den höchsten Erhebungen des Cakor der Vaganica und des neutralen Gebietes von Mokro einerseits und der Polimja mit der Previa Zeletin, Murina und dem Visitor andererseits gebildet wird. — Der gute Reitweg führt am linken Ufer stets an- und absteigend bis Ivanpolje-, des Hügellandes, welches sich zwischen Velika und. Sekular gegen Osten ausdehnt und mit der Ebene von Plav und Gusinje ver- schmilzt. Plier befindet sich auch eine Grenzkula mit türkischer Besatzung, deren Commandant ein nahezu einstündiges Verhör mit mir vornahm. Glücklicherweise liess ich vom ottomani- schen Consulen in Podgorica meinen Reisepass vidieren — ohne diese Vorsicht hätte ich unbedingt umkehren müssen. Eine halbe Stunde von hier entfernt lieg't ein grosser türkischer Be- sitz, Ciflik — • Serment kula, wo ich wieder angehalten wurde — - dies passierte mir bis Plav noch mehrere Male. Die Grenz- soldaten benahmen sich aber stets artig und waren oft auch besorgt um mich, da die Gegend immer gefährlicher wird. Die Grenzlinie bildet hier eine Schlinge und wir befanden uns dem- nach wieder in nächster Nähe von Velika. Die Ebene wird stets breiter und fruchtbarer und dies namentlich heim Dorfe Ivanpolje mit griechischer Kirche. Eine schwache Stunde von hier liegt der Weiler Brezovica, wo wir die über den Lim — der ein Kilometer vom Orte entfernt aus dem See- von . PJLav kommt — führende hölzerne Brücke überschritten und den Marktflecken Plav vor uns hatten. Südlich von Brezovica mün- det ein kleiner Fluss, die Gjuricka rijeka, welche aus der Kosu- tica kommt, in den Lim. Um den vielen Fragen und ähnlichen „Vergnügungen“ auszmveichen, hielten wir uns hier nicht auf und schlugen nach Überschreiten der Vruja einen Feldweg ein, der längs des Sees zum Grcar führt. — Der Hauptweg nach Gusinje geht zwischen Wiesen und Feldern nahe an der Vruja, welche bei Plav in den Lim mündet. Am Abend erreichten wir Gusinje, wo ich im Hause meines Begleiters, das etwas ausserhalb der eigentlichen Stadt gegen den Fuss des Trojan liegt, freundlichste Aufnahme fand. Die ganze Gegend von Andrijevica bis Gusinje hat viel Ähnlichkeit mit dem Sarajevsko polje und dessen Umgebung in Bosnien. Die Häuser weisen auch dieselbe Bauart mit den steilen Stroh- oder Schindeldächern auf und sind von Pflaumen- 182 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro^ etc. gärten, in denen auch Äpfel- und Birnbäume stehen, umgeben. Der See von Plav stellt einen Sumpfsee dar, dessen Ufer von Wiesen, die sich stellenweise an Rohrbrüche anschliessen, ge- bildet werden. Hie und da stehen auch Weidengestrüppe mit einzelnen hochstämmigen Kopfweiden, so namentlich in der Nähe des Grdar am Südwestende des Sees. Im Sommer könnte man den See in drei Stunden umgehen; im Frühjahre und Herbste dagegen sind auf mehr als Kilometerbreite die angren- zenden Felder und Wiesen inundiert. — Die gut cultivierten Felder der Ebene sind meist mit Gerste, Korn und Hafer be- stellt, namentlich wird aber Buchweizen als Nachfrucht viel gebaut. Gusinje liegt in einem gegen Norden offenen, gegen Süden, Osten und Westen von bewaldeten Gebirgen — Godila, Stojca, Brada vezira, Bor und Trojan — eingeschlossenen Ebene am Zusammenflüsse der mit mehreren starken Bächen in der nahen Vujana entspringenden Vruja und dem von den montenegrinisch- albanesischen Grenzgebirgen bei Kurlai und Rikavac kommen- den Grcar, zu welchen beiden sich noch in nächster Nähe der Stadt der Bach Dolja aus der Popadia hinzugesellt. Die Stadt macht einen echt orientalischen Eindruck. Die Häuser sind alle nach türkischer Art entweder aus Holz oder aus, in der Sonne getrockneten Backsteinen, sogn. Cerpic, gebaut, haben sehr steile Schindel- oder Strohdächer und sind mit mehreren Meter hohen Holzplanken, welche mit ca. ein Meter breiten Strohdächern versehen sind, eingeschlossen. Alle Häuser liegen in schönen Obstgärten, mehr oder weniger versteckt. Gusinje dürfte bei 400 Häuser haben. Die Einwohner sind sehr fanatische Türken und die wenigen griechischen und katho- lischen Familien mussten sich die Sitten und Gebräuche der Muselmänner so aneignen, dass sie sich weder in der Tracht, noch sonst äusserlich unterscheiden lassen. Während des Marsches von Andrijevica bis zur Grenze verzeichnete ich folgende Arten : Cinclus cinclus (L.), Lamus collurio L., Actitis hypoleucus (L.), Totanus ochropus (L.), Perms apivorus (L.), Buteo buteo (L.), Sylvia simplex Lath., S. m- soria (Bechst.), S. sylvia (L .), Coccothraustes coccothraustes (L.), Cuculus canorus L., Chloris chloris (L.), Saxicola oenanthe (L ), Monticola saxatilis (L.), Pratincola rubetra (L.), Columba livia L., Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. 183 Turtur turtur (L.), Oriolus galbula L. — Im türkischen Gebiete war Nachstehendes zu sehen: Alauda arvensis L., Lanius minor Gm. und L, collurio L., Pratincola rubetra (L.), Ruticilla phocnicura (L.), Sylvin nisoria Bechst., S. Sylvia (L.), Coturnix coturnix (L.), Perdix fierdix (L.), Turtur turtur (L.), Columba palumbus L, C. oenas L., Oriolus oriolus (L.), Pica pica (L.), Corvus cornix L., Colaeus monedula (L.), Passer domesticus (L.) und montanus (L.), sowie Sturnus vulgaris L., welcher hier Brutvogel ist — im nahen Montenegro brütet der Star nirgends! Einige Neophron percnopterus (L.), Gyps fulvus (Gm.) und Cor- vus corax L. thaten sich bei einem Pferdecadaver einige Schritte von der Strasse nächst Brczovica gütlich; ein Beweis, dass diese Vögel hier ebenso wie in Montenegro nicht verfolgt wer- den. — Am Plav-See und den Ufern waren viele Anas boschas L. und crecca L., sowie auch ein Flug Fuligula nyroca (Güld.) zu sehen. Ausserdem verzeichnete ich hier: Ardea cinerea L., Vanellus vanellus (L.), Totanus ochropus (L.) und calidris (L.), Actitis hypoleucus (L.), Numenius arcuatus (L.), Alcedo ispida L., Radius aquaticus L., Cr ex crex (L.), Acrocephalus arundina- ceus (L.) und palustris (Bechst.), Cuculus canorus L., Haliaetus albicilla (L.), Astur palumbarius (L.), Circus aeruginosus (L.) und pygargus (L.), schliesslich beobachtete ich schon in der Nähe von Gusinje gegen Abend Caprimulgus europaeus L., Hirundo rustica L., Chelidon urbica. Bei Tagesanbruch am 30. August brach ich mit meinem Gewährsmanne und noch zwei jungen Leuten aus dessen Ver- wandtschaft auf, um den Trojan zu ersteigen. Unser Weg führte über Kopane auf das Vorgebirge von Zasuma, wo zerstreut einzelne Bauernhöfe zwischen bewaldeten Hängen, Wiesen und Feldern liegen. Stets ansteigend erreichten wir das Plateau von Kodra bajroviö, welches ein ausgedehntes Wiesen- und Laubwaldgebiet darstellt. Fringilla coelebs L., Garrulus glan- danus (L.), Emberiza citrinella L., -Pyrrhula europaea Vieill., Merula merula (L.), Turdus musicus L., Dendrocopus major (L.), medius (L.) und minor (I..), sowie auch Upupa epops I.., Sitta caesia Wolf., Gecinus canus (Gm.) und viridis (L.) belebten die schöne Gegend, welche den Namen nach ihrem einstigen Be- sitzer, einem reichen Gusinier führt. Von hier beginnt ein brei- ter Hochwaldgürtel mit Tannen, Fichten, Kiefern, Pinus peuce} 184 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. Buchen, Espen und Linden bestockt. — Hier hörte ich öfters den Ruf von Dryocopus martius (L.) und Nucifraga caryocatac- tes (L.).: Natürlich fehlte es auch nicht an den anderen Wald- vögeln wie Columba palumbus L., oenas L., Erithacus rubeculus (LJ, Parus major L., ater L. und caeruleus L., Phylloscopus rufus (Bechst.), sibilator Bechst. und trochilus (L.), sowie Falco subbuteo (L.) und Buteo buteo (L.) — Oberhalb dieses Waldes begann ein ziemlich steiler Aufstieg zum Gipfel des Berges, der aus Kalk gebildet ist ; die tieferen Schichten weisen theilweise palaeozooisches Gestein auf. In der Nähe des Grates, ist ein natürliches Felsthor von seltener Schönheit. Die Lag'e und Höhe des Trojan bedingt eine schöne Fern- sicht. Im Norden der Kom mit der dazwischen liegen- den Mojana. Im Süden lieg'en Gebirge von bedeutender Höhe, über deren Namen meine Beg'leiter in Meinungsdifferen- zen geriethen. Dort liegt auch die Ebene von Peö (Ipek); die Stadt selbst ist nicht sichtbar, da sie durch den hohen Dio gedeckt wird. Im Osten erheben sich ebenfalls hohe bewaldete Gebirge, die sich an das Gebiet von Velika und Sekular an- schliessen. Im Westen sieht man den ganzen Zatrijebacki Hudut, sowie den Darman, die Kostica und Vila. In südwest- licher Richtung dagegen ist die Aussicht theilweise durch den weit höheren Vukalski Trojan verstellt. Zwischen diesen beiden liegt eine ausgedehnte Mulde, welche als Alpe benützt wird — die hier befindlichen Hütten gehören theils den Gusinjern und Klimenti, sowie auch einigen Familien, die ihre Domicile in Les und Bregmet bei Skutari haben. Der Trojan stellt den nordöstlichsten Eckpfeiler der nordal- banesischen Alpen dar. Er dürfte bei 1900 Meter hoch sein, da auf dem Grat die Leg'föhre vertreten ist. — Hier fand ich Merula torquata alpestris Brehrn., Anthns spipoletta (L.) und Accentor collaris (Scop.), auch kreisten ein Gypaetus barbatus (L.) und zwei Circaetus gallicus (Gm.). — Der Vukalski dürfte bedeutend — etwa 400 Meter — höher sein, sein Gipfel steht scheinbar in einer Horizontalen, welche man sich als Tangente längs des ganzen Grates der Prokletia gezogen denkt. Diese Beobachtung be- kräftigt neuerdings meine früher erwähnte Annahme, dass die nordalbanesischen Alpen nicht viel höher sein dürften als der Kom. Gegen Mittag erreichten wir den Ivatun,- wo wir bei den Ludwig v. Führer: Beiträge zur Omis Montenegro^ etc. 185 Hirten gastliche Aufnahme fanden. Meine Begleiter mussten unermüdlich Auskunft über meine Person geben. Meine Klei- dung, Gewehr, Glas, Revolver und namentlich mein stichel- haariger Vorstehhund erregte bei den Leuten eine grenzenlose Wissbegierde und Staunen. Mir zu Ehren wurde ein Lamm am Spiesse gebraten, und bis spät in die Nacht lagen die ganzen Älpler um unser Feuer, wobei öfters Schüsse abgege- ben wurden, um angeblich Wölfe von den Schafhürden fern zu halten, sowie auch, um den stets feindlich gesinnten Kli- menti, welche die auf Büchsenschussweite entfernte Vukalska alpa benützen, zu „imponieren.“ Trotz allem waren die Leute, meine Begleiter inbegriffen, sehr zurückhaltend in ihren Äusserungen, namentlich wenn ich nach Namen von Bergen oder ähnlichem fragte; ja ich bemerkte sogar, dass mir absichtlich falsche Angaben gemacht wurden. Ich verheimlichte nämlich, etwas albanesisch zu verstehen; die Leute sprachen infolgedessen ganz ungeniert und sangen weder mir noch meinen Begleitern Loblieder. Namentlich waren es jene aus LeS und Bregmet, ein fürchterlich wild und roh aus- sehendes Volk, die unter anderen „weisen“ Reden auch mein- ten, ich sei einer von jenen, die Albanien „verkaufen“ wollen und zu diesem Zwecke der Beschreibung bedürfe. — ■ Ich möge nur auf der Hut sein, damit es mir nicht ebenso ergehe als zweien unbekannten Fremden mit ihren Begdeitern vom Stamme der Dibra, welche vor einigen Jahren am Trojan ihr Leben Hessen. — Folgenden Tag fragte ich meine Begleiter bezüglich dieses Falles, erhielt aber von ihnen ausweichende Antworten. — Auf diese „Höflichkeiten“ hin blieben wir der grösseren Sicherheit wegen die ganze Nacht im Freien, schlaflos beim Feuer, wobei es noch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen meinen Begleitern und einigen Bregmetern kam. Ich lehnte während der ganzen Nacht in halb liegender Stellung' an einem Baumklotze, mit meinem Wettermantel bis zum Halse bedeckt, und hielt den geladenen Revolver in der Hand. Meine Beglei- ter und die Älpler dagegen spielten fortwährend mit ihren ge- ladenen Henry Martini, albanesisch „Fluta“, wobei oft mehrere Mündungen auf einmal gegen mich gerichtet waren. Um nicht Anlass zu noch ernsteren Auftritten zu geben, machte ich gute Miene zum bösen Spiele und stellte mich schlafend. Endlich 186 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. brach auch der Morgen an, und die Erhabenheit des herrlichen Sonnenaufganges schien auch die erregten Gemüther auf fried- liche Gedanken gebracht zu haben ; denn gerade jene, welche sich des Nachts am wildesten geberdeten, kochten jetzt Kaffee und schleppten Milch in allen denkbaren Auflagen mas- senhaft herbei. — Nun verabschiedete ich mich von den „lie- benswürdigen“ Leuten und wollte den Vukalski Theil des Tro- jan ersteigen, musste aber mein Vorhaben aufgeben, weil meine Begleiter meinten, dass dies ebensoviel als Selbstmord bedeu- ten würde, da die dort weilenden Klimenti noch wilder als die Bregmeter seien, und ausserdem schulden die Gusinjer dort Blut, daher sie mich dahin auch absolut nicht begleiten könnten. — - Nun blieb nichts übrig, als den Rückweg anzutreten. Ich schoss einige Ringamseln und Wasserpieper, sammelte reichlich ento- mologisches Materiale — namentlich Orthopteren und beobach- tete noch Folgendes: Anthus trivialis (L.), Aquila chrysaetus- fulva (L.l, Emberiza citrinella L., E. cia L., Jynx totquilla L., Sylvia atricapilla (L.), Apus melba (L.), Muscicapa atricapilla L., grisola L. und collaris Bechst., Parus ater L., und communis Baldenst. Nachmittags kamen wir in der Behausung meiner Begleiter an und ich rüstete mich zur Heimreise längs des Zem. Meine Freunde fanden einen Mann, der nach Tuze in Albanien gieng, nahmen demselben die „Besä“ mich zu beschützen ab, und am anderen Morgen empfahl ich mich von den wackeren Leuten, um mit meinem neuen Freunde, Redjo Bajrov, den Marsch anzutreten. — Der Weg führt über den etwa vier Kilometer breiten westlichen Theil des polje von Gusinje zwischen Feldern, Wiesen und Hecken längs des Grcar zum Fusse des mit schönen Buchen und Waldwiesen gezierten Godil. Hier beginnt der Aufstieg auf die erste Terrasse, an welche sich der schon mit gemischtem Hochwalde bestockte Budaö anscliliesst, der das Vorgebirge zum hohen Perdelec bildet. Stets bergan auf g'utem Waldwege, im Schatten hoher Buchen, Fichten und Tannen, erreichten wir den Kamm des letztgenannten Berges, welcher mit dem Trojan zusammenhängt und eine Wasserscheide darstellt. Des dichten, hohen Waldes wiegen hat man von hier bloss in nordöstlicher Richtung einen Ausblick und zwar in eine Schlucht, welche am Südhange des Perdelec beiderseits des Ursprunges vom Vani beginnt und Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’* etc. 1 87 hierauf im Bogen bei der Skala od Grope - wo der steile Serpentinenweg zum Ufer des Vani führt — als solche zu enden. Zu unseren Füssen liegt die mit sehr starken Laub- und Nadel- hölzern bestockte Mulde von Grop zeza — schwarze Mulde — wo sich in einiger Entfernung zwei Han befinden. Diese Wäl- der hängen mit jenen vom Grcar, Greben, Vrmoä zusammen und schliessen im Norden mit denen von SkrobatuS und Vuci- potok am Fusse des Grcar ab. Nun begann ein steiler Abstieg zu Grop zeza, wo wir längere Zeit des dichten Bestandes wegen nichts als Himmel und Erde sahen und über unzählige, den Weg verstellende Windbrüche klettern mussten. Von hier be- ginnt wieder ein Abstieg; der Wald wird immer lichter und Felspartien werden häufiger. Nun stiegen wir die letzten stei- len Serpentinen der Skala od Gropa hinab und befanden uns am linken Ufer des Vani, dessen Schlucht nun einer Thalsohle gleicht, die von spärlich bewaldeten Karsterhebungen gebildet wird. — Dieses Thal wird aber stets tiefer, indem auch die beiderseitigen Erhebungen immer höher werden; stellenweise bildet es einen Canon, so nächst Zatrijebae, Darman und Sokol. — Der Vani bildet die Hauptquelle des Zem und fliesst nun in südwestlicher Richtung weiter. Während des Marsches von Godil bis zur Skala beobach- tete ich mit Ausnahme der Ringamsel, des Wasserpiepers und der Alpenbraunelle dieselben Arten, welche ich für den Trojan ver- zeichnet habe. Für Grop zeza notierte ich ausserdem Cer- thia familiaris L., Tctrao bonasia L. und fand daselbst auch Federn einer Henne von Tetrao urogallus L. Das Terrain wird immer baumärmer, die abfallende Thal- mulde des Vani, an dessen linken Ufer der Weg führt, wird nun Drenovo genannt und endet mit einer Dohne an deren Rand das Klimenten-Dorf Selce liegt. In Drenovo erscheint plötzlich Saxicola oenanthe L., ja hie und da war auch schon Saxicola albicollis (Vieill.) und unweit von Selce die ersten Saxi- cola melanoleuca Güld. zu sehen. Sylvia orphaea Temm., Pyroph- thalma subalpina (Bon.), Emberiza cirlus L. und hortulana L., sowie Sitta neumeyeri Michaile!., Monticola saxatilis L., Pyrr- hocoyax pyrrhocorax (L.), Columba livia L., Caccabis saxatilis (Meyer), und INeophron percnopterus (L.) gehören zu den Charak- tervögeln der Gegend. — Bei Selce erschien Lanius minor L. 188 Ludwig v. Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s etc. und Euspiza melanocephala (Scop.) in einzelnen Exemplaren, ebenso beobachtete ich dort ein Paar Falco feldeggi Schl., fer- ner Hirundo rustica L., Clivicola rupestris (Scop.), Apus apus (L.) und meldet, (L.), Athene noctua (Retz.). Natürlich fehlten auch hier die Elster, Nebelkrähe und der Haussperling- nicht. Am Ufer des unteren Van sah ich auch mehrmals Cinclus cinc- lus albicollis (Vieill.). Wir erreichten erst gegen Mittag Selce, da ich mit Forel- lenfischen viel Zeit verbrauchte. Das Dorf hat eine römisch- katholische Kirche und einen jungen Franciscaner aus Genua zum Pfarrer. Es ist ringsum von Karstgebirgen eingeschlossen, welche im Osten das Vorgebirge der Prokletia bilden. Hier münden auch mehrere von den Osthängen kommende Bäche in den Vani, der nun Zem genannt wird. Wir hielten hier bloss sehr kurze Rast, überschritten die über den Zem führende steinerne Brücke, gelangten in das untere Dorf, woselbst uns eine zweite Brücke wieder auf das linke Ufer des Zem brachte. Der Weg führt nun am Rande der Schlucht, in der der Fluss braust. Nach guten zwei Stunden erreichten wir die Mündung der zweiten Quelle des Zem, der Tamara, welche in der Vukalska Prokletia entspringt, und in einer Schlucht dem Zem zufliesst. Hier überschritten wir beim Han Sokol luci die über die Tamara führende Brücke und gelangten bald zum Han Grabon des Nikol Gilm. In nächster Nähe des Hauses mündet der von der Nikaüka Prokletia kommende Grabon in den Zem und bil- det somit die dritte Quelle desselben. — Es war 4 Uhr nach- mittags, und wir überlegten, ob wir hier übernachten oder weiter gehen sollen, entschlossen’ uns aber zum letzteren und setzten unsere Reise auf den stets schlechter werdenden, oft kaum einen halben Meter breiten, knapp am Rande des tiefen Canons führenden Weg fort. Nahe bei Grabon zweigt ein Weg nach Skutari ab. Derselbe führt über das Plateau von Vrabüa der Hoti und durch das Gebiet von Zagora der Kastreoti in den Suhi potok, der nächst der Ebene von Skutari endet. — Von hier sahen wir den Darman und Sokol — alte Bekannte, sowie den ganzen Zatrijebaeki Hudut. Nun „überbalancierten“ wir über wackelnde Holzstege noch zweimal den Zem und mar- schierten am rechten Ufer desselben mit unmerklichem An- und Absteigen immer im Canon des Flusses fort und g-elangten gegen acht Uhr abends in die Ebene von DinoS, welche von der cemosko- G. Janda: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. 189 Heide durch den Zem, der hier Cievna heisst, getrennt ist. Hier sang in Feigengärten noch Hypolais pallida (Hempr. & Ehrenb.). Mein Hund stöberte einige Calandrella brachydactyla (Leisl.) und Melanocorypha calandra (L.) auf, ebenso beobachtete ich noch Tinnunculus naumanni (Fleisch.), sowie Astur brevipes (Severz.) und Caprimulgus europaeus L. Nun verabschiedete ich mich von meinem Begleiter und auch vom — Zem. Ersterer gieng nach Tuze, letzterer fliesst in südwestlicher Richtung der Moraüa zu. Tch dagegen schlug den Weg in nördlicher Richtung gegen Omer BoZoviü am Fusse der Kakaricka gora ein, gelangte zur Quelle der Rib nica und längs dieser nach 10 Uhr abends nach Podgorica, wo mich meine Angehörigen schon in banger Angst erwarteten. Fortsetzung folgt. Der Röthelfalke (Tinnimcnliis nainnanni Fleisch.) in Süd-Mähren. Von Prof. G. Janda in Brünn. Im Winter 1. J. erhielt ich von Herrn Jos. Dostäl, Lehrer in Rampersdorf (Laustorf) bei Kostei im südlichen Mähren, unter anderem die Nachricht, er habe drei im vorigen Früh- jahre in der Umgebung geschossene Abendfalken zum Aus- stopfen bekommen. Es stellte sich jedoch bei meinem Besuche, den ich dort am 4. und 5. Juni d. J. gemacht, heraus, dass die vermeintlichen Abendfalken Röthelfalken waren, und zwar zwei sehr schön ausgefärbte Männchen nebst einem Weibchen. Eines befindet .sich im Eigenthume des dortigen Gemeindevorstandes, das Weibchen hat sich Herr Dostäl behalten und ein Männchen hat er in liebenswürdigster Weise mir verehrt. Die Masse der trockenen Exemplare sind folgende : 1. 9 Gesammtlänge ca. 30 cm., Flügel 23'2 cm., Schwanz 14 cm., Lauf 3-5 cm., mittlere Zehe mit Kralle 2’7 cm., Schnabel im Bogen L8 cm. 2. 6 Gesammtlänge ca. 29 cm., Flügel 23'5 cm., Schwanz 15 cm., Lauf 3 3 cm., mittlere Zehe mit Kralle 2 5 cm., Schnabel im Bogen L7 cm. 3. 6 Gesammtlänge ca. 28 cm., Flügel 23'5 cm., Schwanz 1 4 ’5 cm., Lauf 3’2 cm., mittlere Zehe mit Kralle 2’24 cm., Schnabel im Bogen L75 cm. 190 G. Jan da: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. Der fürstlich Liechtenstein'sche Heger Uher, ein glaub- würdiger Mann und eifriger Sammler, führte uns zur Stelle, wo die zwei Männchen erbeutet worden waren, und erzählte, es kämen jedes Jahr im Frühjahre ganze Schwärme von diesen niedlichen Insectenvertilgern dort vor. Es dehnt sich nämlich unweit vom Dorfe Zifkov eine flache, schwach wellenförmige Landschaft aus, wo weit und breit ausser einigen niedrigen Akazien-Alleen fast gar kein Gebüsch und Baum zu sehen ist. Inmitten eines g-rossen, niedrig bewachsenen Gerstenfeldes be- finden sich einige alte Nussbäume, welche von Falken zu Ruhe- plätzen erwählt werden.*) Gegen Abend sollen von allen Sei- ten und ziemlich von weitem zahlreiche Röthelfalken herein- strömen, um hier der Nachtruhe zu pflegen. Die Heger, welche dieses Sammelplätzchen kannten, hätten hier in einig-en Wochen jedes Jahr im April Dutzende dieser harmlosen Kerbthierfresser erbeutet, um ihre Fänge gegen Schussgeld einzulösen. Gegen Sommer sollen die Falken nach und nach gänzlich verschwinden. Die Heger unterscheiden diese Falkenart von der gemeinen ganz richtig, indem sie auf die weissen Krallen derselben hinweisen. Das Weibchen war zufällig auf einem Felde vom Heger Uher angeschossen und nach einigen Tagen fast verhungert im Kleefeld bei Landstorf von einem Bauer gefunden und Herrn Lehrer Dostäl überbracht. Meines Wissens sind es die ersten**) Röthclfalken, die für Mähren sicher nachgewiesen wurden. Am 13. Juni bekam ich vom Herrn Lehrer Dostäl aus derselben Umgebung (Meierhof Prechhof bei Zizkov***) drei frisch auf dem Anstande unter oben erwähnten Nussbäumen geschossene Röthelfalken****), und zwar ein Männchen und zwei Weibchen. An demselben Abende wurden im ganzen fünf Stück, drei Männchen und zwei Weibchen, erbeutet. Die mir eingesandten Stücke weisen folgende Verhältnisse aus: *) Der nächste Wald ist über eine Stunde entfernt. Siehe auch p. 195 Fussnote *.) **) Wie uns Herr Prof. J. Talsky mittheilt, wurde ihm am 28. August 1884 ein Stück, bei Kosteletz b. Prossnitz erlegt, eingeschickt. Näheres da- rüber in einer späteren Notiz. Der Herausg. ***) Ort Zizkov liegt 16° 55' ö. L., 48° 50' n. Br. ****) Nach Aussage des dortigen Hegers waren die Falken schon gegen Ende April (?) am Platze. 191 G. Janda: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. 1. 6 Gewicht 145 g, Länge 32 cm., Flügel 23 cm., Schwanz 15 cm., Flugbreite 66 cm., Lauf 3'2 cm., mittlere Zehe mit Kralle 2'9 cm. Mageninhalt: Maulwurfsgrillen und Feld- grillen. Querbinden auf der Innenseite der Handschwingen angedeutet, also ein mittelaltes Exemplar. 2. Q Gewicht 142 g, Länge 3L5 cm., Flügel 23 cm., Schwanz 14'8 cm., Flugbreite 68 cm., Lauf 3 cm., mittlere Zehe mit Kralle 2'9 cm. Mageninhalt: Feldgrillen. Steuerfedem alle ziemlich erhalten, oben licht röthlich mit 9 — 10 sehr schma- len braunschwarzen Querbinden, die vier äussersten mit brei- terer dunkelbrauner Endbinde (bei den zwei äussersten ist sie schmal), deren weisslicher Rand vollständig abgerieben ist, so dass die Kiele hervorstehen. Das weitere Paar ist gegen die Mitte zu der Farbe nach viel frischer, gewiss von der Frühjahrs- mauser stammend, mit breiter dunkler Endbinde und mit nicht abgenutztem weisslichen Rand. Die mittelsten sind abgerieben, gleichen Alters wie die seitlichen. Das ganze Kleingefieder ist auf der Oberseite, ebenso die Flügeldeckfedern dicht und schmal g'ebändert; Grundfarbe lebhaft röthlich. Alle Federn sind weich, fein schliessend und dicht. Zahnung des Schnabels nicht auf- fallend spitz. Eierstock ziemlich entwickelt, jedoch ohne reifere Eier also alles Kennzeichen eines alten Vogels. 3. Q Gewicht 162 g, (übermässig angefüllter Magen!), Länge 31 ’8 cm., Flügel 23 cm., (also kein heuriger Vogel!), Schwanz 14 cm., Flugbreite 67 cm., Lauf 3'5 cm., mittlere Zehe mit Kralle 3 cm. Mageninhalt: Feldgrillen. Steuer- federn alle sehr abgenützt, Grundfarbe sehr licht (viel lichter als bei den vorigen), die mittelste Feder (eine fehlt) am dun- kelsten, 9 — 10 breite dunkle Querbinden, alle Federn gleichen Alters, weisslicher Rand bei sümmtlichen abgerieben. Das ganze Gefieder oben viel lichter, als bei den vorigen mit sichtlich breiterer Querbänderung in weiteren Distanzen. Die Befiede- rung des Kopfes und Halses mangelhaft, fast wie bei einem jungen Vogel. Zahnung- des Schnabels auffallend spitzeckig. Eierstock sehr schwach entwickelt mit ganz kleinen gleich- mässigen Eierchen, daher ein bestimmt vorjähriger und g'ewiss nicht geschlechtsreifer Vogel. Durch diese interessante Sendung angeregt, besuchte ich am 17. Juni in Gesellschaft des Herrn Lehrers Dostäl und 192 G. Janda: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. einiger Schützen das Nachtlager der Falken.*) Einige Minuten nach 7 Uhr abends erschienen zwei männliche (mittelst Fern- glas festgestellt) Röthelfalken hastigen Fluges, niedrig über den Feldern von Süd-Osten, um nach einigem Umkreisen wie- der in derselben Richtung- zu verschwinden. Gegen 1/i8 Uhr kamen wieder einige Stücke, welche sogleich in einer nie- drigen Akazien-Allee sich niederliessen. Bis 3/48 Uhr vermehr- ten sie sich allmählig zu einem Schwarme von ca. 50 Stück, die fast alle von Süd-Osten kamen und in den Akazien ein- fielen. Durch einen vorüberfahrenden Wagen verscheucht, Hessen sich alle nach kurzem, zierlichem Schweben und Kreisen — jedoch ganz lautlos, wie schon von Anfang her — auf einen der Nussbäume herunter, wo aber kein Schütze stand. Bei meinem Versuche, sich anzubirschen, zerstoben sie schon auf 150 Schritte nach allen Seiten. Da leider schon die Zeit der Ab- fahrt herannahte, musste ich den Wagen besteigen, um nicht den letzten Zug zu versäumen. Die auffallende Scheu der Vögel und der Umstand, dass sie anfänglich ihre gewöhnlichen Ruheplätze vermieden — bei dem ersten Bescliiessen am 12. d. M. waren sie, laut einstimmiger Mittheilung der Schützen, fast täppisch zahm — lässt sich darauf zurückführen, dass einer der Heger — gegen Verbot — den Abend vorher fünf männliche Falken auf dem Anstande geschossen hatte, deren mit grobem Schrot völlig unbrauchbar zerschossene Leichen — die Fänge abgeschnitten! — wir unter den Bäumen fanden. Alle hatten nur Feld- und Maulwurfsgrillen im Magen! Uber den weiteren Verlauf des Anstandes berichtet mir Lehrer Dostal: „Gegen 3/49 Uhr stellten sich neue Schwärme, ca. 150 Stück zusammen, ein, die bei eintretender Dunkelheit sich ohne Umstände alle auf die genannten Nussbäume ver- theilten und von denen 8 Stück geschossen wurden und zwar 7 Männchen und 1 Weibchen, das letztere in demselben jungen Kleide wie Nr. 3“ (siehe oben). Da es mir sehr daran gelegen war, junge, heurige Vögel zu bekommen, besuchte ich noch einmal die Schlafstelle der Fal- *) Von Früh bis Abend streiften wir am genannten Tage in mannig- fachsten Richtungen in der Umgebung umher, ohne einen einzigen dieser Falken in Sicht zu bekommen. G. Jan da: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. 193 ken und zwar am 7. Juli. Da wir bereits etwas spät ankamen (um 1/i 9 Uhr), waren alle Vögel schon am Platze, und sobald der Wagen die Akazien- Allee passierte, erhoben sich von allen Nussbäumen ganze Schwärme Vögel — niedrig geschätzt gegen 300 Stück. Sobald die Schützen postiert waren, kehrten die Falken zurück, kreisten jedoch behutsam in schönen Spiralen noch über den Bäumen, und erst, nachdem es ziemlich dunkel geworden war, fiengen sie an einzufallen. Mit Geräusch und Gepolter fielen fünf bis zehn Stück immer auf einmal ein, um sich sofort geräuschlos im dichtesten Laub zu bergen. Nach einigen Schüssen, die jedoch wegen der herrschenden Dun- kelheit sehr unsicher waren, zerstoben sie nach allen Seiten, um nicht wieder zurückzukommen. Mir gelang es, ein alces Weib- chen und ein interessantes junges Männchen zu schiessen. Auf den letzten Vogel komme ich noch zurück. Die Ausbeute der übrigen Schützen waren zwei Männchen und ein Weibchen. Mein heissester Wunsch ward erfüllt! Ich hatte ein jun- ges, umfärbendes Stück, und da ein Weibchen nur sehr leicht an einem Flügel gespitzelt war, auch ein lebendes Exemplar zu weiteren Studien ! Masse der vier erbeuteten Stück (das verwundete Weib- chen wollte ich nicht durch Abmessen maltraitieren) sind: 1. Ö ad. Gesammtlänge 31 cm, Flügel 23'5 cm., Breite 69 cm., Schwanz 1F8 cm., Lauf 34 cm. Mageninhalt: Lichte Raupen und diverse zerkleinerte Insecten.*) Abgenutztes Gefieder, schön ausgefärbtes, an der Brust auffallend dunkles Stück mit keiner Spur von der Mauser. 2. 6 ad. Gesammtlänge 30’5 cm., Flüg*el 24 cm., Breite 68 cm., Schwanz (zwei Mittelfedern fehlen) 14 5 cm., Lauf 3'5 cm. Mag-eninhalt wie beim vorigen. Auffallend lichtes Stück, einige Schwungfedern neu, im Kleingefieder An- satz zum Federwechsel. 3. 9 ach Gesammtlänge 32 2 cm., Flügel 23.2 cm., Breite 67 cm., Schwanz (zwei Mittelfedern fehlen) 14.5 cm., Lauf 3 3 cm. Mageninhalt wie bei den vorigen. Sehr schön und dunkel ausgefärbt, an der Haut Ansatz zum Federwechsel. *) Allen Mageninhalt lasse ich durch Fachentomologen, so weit es geht, später bestimmen; kann jedoch schon jetzt bestimmt behaupten, dass sich in allen Mägen kein Härchen und keine Feder befindet. 13 194 G. Janda: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. 4. Ö semiad. Gesammtlänge 29 cm., Flügel 215 cm., Breite 63 cm., Schwanz (die mittleren Ruderfedern neu, noch nicht ganz erwachsen) 13 cm., Lauf 3'2 cm. Mageninhalt: Fast lauter glatte Raupen, sonst wie oben. Die Testikeln wenig* ausg'ebildet. Das letztgenannte Exemplar verdient näher besprochen zu werden. Der kurze (21 5 cm.!) auffallend spitzfedrige Flügel, in welchem schon einig'e Handschwingen*) neugewachsen sind und in der Färbung denen der alten Männchen entsprechen, ist so wie bei Weibchen gefärbt, Der Schwanz enthält drei neue, in der Färbung ganz den männlichen gleiche Ruderfedern, von welchen eine, die zweite rechte, schon völlig ausgebildet ist, während die zwei mittleren (mit der vorigen und den übri- gen gleich lang) noch nicht ganz entwickelt sind. Die übrigen gleichen in Gestalt und Färbung" denen des jungen Weibchens (Nr. 2, Seite 191). Der Rücken ist blassröthlich, einige Federn dunkler und einige mit kleinen Schaftflecken, die grossen Decken noch alt, gebändert. Kehle, Brust, der ganze Unterleib und die Hosen fast wie beim alten Männchen. Der Kopf ist oben und auf den Seiten grau, jede Feder mit feinen Schaftstrichen, welche sich am Hinterkopf zu breiteren Längsflecken verwandeln. Oberkopf leicht bräunlich angeflogen, Backenstreifen deutlich. Schnabel normal gezähnt, Wachshaut, Unterschnabel und Füsse lebhaft gelb. Für welches Stadium soll man vorliegendes Exemplar halten? Den ersten Moment, als ich den Vogel in die Iland bekam, war ich geneig't, ihn als einen heurigen Nestling anzucprechen. Wenn man jedoch erwägt, dass die Steuerfedern genau dasselbe Bild der Abnutzung darbieten, und dass der rothe Mantel sehr abgebleicht ist und nur am Rande eine Partie bestimmt neuer Federn zeigt, da ferner die Augen- lider, Wachshaut, Schnabel und P'üsse sehr lebhaft gelb waren — muss das Exemplar als vorjähriges, eben zum definitiven Kleid schreitendes Männchen betrachtet werden.**) Über die eigentliche Brutstätte der Falken habe ich schon ein dunkles Ahnen — will jedoch noch vorzeitig" nichts behaup- ten, bis ich mich vollständig überzeuge, was leider schwer vor künftigem Frühjahre geschehen dürfte. Wir haben nämlich bei *) Die 4. 5. und 6. zu beiden Seiten. **) Siehe: Naumann, neue Aufl. B. V, Lf. 4, S. 123. G. Jan da: Der Röthelfalke in Süd-Mähren. 195 Tage ringsherum auf Feldern nach den jagenden Falken g'esucht, jedoch vergebens. Die am Rande des Waldes*) hie und da auftauchenden Falken sprach ich von weitem für die gewöhnliche Art an, da ich, durch mir bekannte Literatur irre geführt, den Röthelfalken für ausschliesslichen Felsen- brüter hielt — habe jedoch am anderen Tage eine andere Überzeugung- gewonnen ! Da ich mir das Flugbild des nied- lichen Röthelfalken so ziemlich eing'epräg't habe, schien mir die Sache etwas verdächtig zu sein und siehe, alle Falken, die wir am nächsten Tage am Waldesrande und mitten im Walde auf Waldwiesen jagend antrafen — und es waren einige 20 Stücke — entpuppten sich mittelst des Ferngdases als Röthelfalken! Besonders die Männchen habe ich bestimmt erkannt. Es sticht nämlich der rothe Mantel besonders auffallend von dem licht- grauen Vermittlungsfelde der Decken und schwarzen Schwung- federnspitzen ab, dass jede Verwechselung ausgeschlossen ist. Sonst — den schlankeren Körper und kleinere Figur ausge- nommen — wüsste ich nicht so leicht einen Unterschied im Fluge. Es sollte aber noch besser kommen! Ein bekanntes Zirpen, ganz dem des jungen Thurmfalken ähnlich, berührte auf einmal mein Ohr. Denselben Augenblick strich aus der Krone einer alten Eiche ein Männchen — das ich als solches sicher er- kannte — weg, um in kurzer Weile wieder zurück zu kommen und lautlos hoch über der Eiche zu kreisen. Das Zirpen ver- stummte. Nach wenigen Augenblicken gesellte sich dem Vogel ein anderes Stück, vermuthlich das Weibchen, hinzu, und beide kreisten hoch über dem Baume so lange sie mich bemerkten. Leider war das Besteigen der genannten Eiche für den Moment für uns unmöglich. Ich glaube aber, dass allem Anscheine nach auch die Frage des Nistens des Röthelfalken bei uns halb gelöst sein dürfte. Das nächste Frühjahr wird mir hoffent- lich volles Licht in diese Frage bringen. Zugleich erhalte ich vom Herrn Dostäl die Nachricht, dass die Falken jetzt nach der theilweisen Ernte über den Stoppelfeldern jagen. *) Ein fast zusammenhängender alter/ mit Waldwiesen und Schonungen durchsetzter Wald auf beiden Seiten der Thaya von Lundenburg bis Eisgrub, mit zahlreichen grossen Eichen, auf welchen Unmassen von Dohlen, Staren, zahlreiche Tauben und ziemlich viele Blauracken nisten. 13* 196 Literatur. Literatur. Berichte und Anzeigen. Bericht des Vereines für Vogelkunde und Vogelschutz in Salzburg über das 24. Vereinsjahr. 1899. — Salzburg (1900.) Kl. 8. 52. Die Wirksamkeit des Vereines dient dem Vogelschutze. Als ein Erfolg in dieser Richtung muss die auf Vorschläge des Vereines erzielte Abänderung des Salzburger Vogelschutz-Gesetzes betrachtet werden, die folgende Ände- rungen betrifft: Unbedingtes Verbot des Fangens und Haltens von Meisen. Verlängerung der Schonzeit für die nicht absolut zu schützenden Vögel vom 3], August auf den 14. October. Erweiterung der Liste der absolut zu schützenden Vögel. Zur Versorgung der von den Filialen und von Privaten errichteten Futterplätzen hat der Verein im abgelaufenen Jahre 1487 kg. Hanf, ausserdem Futtertische, Nistkästen unentgeltlich abgegeben, desgleichen 11 Schulen mit ausgestopften Vögeln (eingelieferte Schädlinge) und 10 der vom »Deutsch. Ver. z. Schutze der Vogel weit« herausgegebenen Vogel wandtafeln bedacht. In einem kurzen Berichte referiert Prof. C. Kästner über die Magen- untersuchung von 12 in den Monaten October— Januar erlegten Bachamseln. Von Fischchen oder Laich fand Genannter keine Spur. H. End res tritt in einem, .Zwei Geächtete1 überschriebenen kurzen Artikel für die Schonung der Bachamsel ein und möchte auch den Eisvogel vor gänzlicher Vernichtung bewahrt sehen. Der Verein begeht heuer die Feier seines 25jährigen Bestehens. Gerne erkennen wir es an, dass der Verein jederzeit bemüht war, für den Schutz und die Hege der nützlichen Vogelwelt einzutreten und seinen erfolgreichen Wirkungskreis über das ganze Land ausgedehnt hat, was aus der Zahl seiner Mitglieder, die über 1000 beträgt, erhellt. T. A. Bonomi. Regole per la Nomenclatura ornitologica. (Estr. a. : »Avi- cula.« IV. 1900. gr. 8. 5 pp.) Verf. tritt für die von A. Reichenow dem II Internat, orn. Con- gresse in Budapest, 1895, vorgelegten Regeln für die zoolog. Nomenclatur ein, gibt eine Übersetzung derselben und empfiehlt sie der Annahme seiner Lands- leute. T. St. Chernel von Chernelliäzn. Vogelschutz. Abdr. a. d.' Verf. »Vögel Ungarns.« — (Sep. a. : »Aquüa.« VI. 1899. 41 pp. mit Textabb.) Ungar, vom Verf., deutsch von F. Kramer. Behandelt den Vogelschutz in seiner ganzen Ausdehnung unter Begrün- dung desselben, wie auch die Verminderung der Vögel und gibt die zum Schutze und zur Hege der nützlichen und indifferenten Arten, welch’ letztere Verf. gleichfalls geschützt wissen will, wünschenswerten Massnahmen an. Jenen, welche in dieser Studie die Berücksichtigung der hervorragenden Berlepsch’en Schrift vermissen, diene zur Nachricht, dass die Chernel’sche Arbeit vor dem Erscheinen jener vollendet war. T. Literatur. 197 St. Chernel v Chernelhäza. Edelreiher. Abdr. a. d. Verf. »Vögel Ung.« (Sep. a. : »Aquila.« VI. 1899. 6 pp. m. 1 Taf.) Ung. vorn Verf., deutsch von E. Kramer. Gibt uns eine Probe aus des Verf. in Ungar. Sprache erschienenem grossen Prachtwerke »Die Vögel Ungarns.« Neben der wissenschaftlichen Behandlung des Stoffes ist auch der ungar. Poesie, die sich viel mit diesem edelsten der Reiher beschäftigt, dessen Federschmuck zu tragen, einst ein ausschliessliches Privileg der Fürsten war, Rechnung getragen. Wenn wir nach der vorliegenden Probe auf das v. Chernel’sche Werk schliessen dürfen und die anziehende Schilderungsweise des Verf. in Betracht ziehen, so glauben wir sicher zu gehen, dass selbes rasch zu den verbreitetsten im Lande zählen wird. T. C. Loos. Ein Beitrag zur forstlichen Bedeutung des grossen Buntspech- tes (Ficus major.) (Sep. a.: »Vereinsschr. Forst-, Jagd- und Naturk.« 1900.) Verf. weist auf Grund seiner in Schluckenau und Liboch a./E. (Böhm.) angestellten Untersuchungen nach, dass der grosse Buntspecht in Kiefernwal- dungen indifferent ist, während er in den Fichten- und Tannenwaldungen als vorwiegend nützlich betrachtet werden muss. T. H. Schalow. B. Al tum. Nachruf. (Sep. a.: »Orn. Monatsber.« 1900. p. 49—54.) Auf den Lebensgang des Verstorbenen näher eingehend, würdigt Verf. die grossen Verdienste Altum’s insbesondere als Biologe. T. U. 0. C. Die Ornithologen-Versammlung in Sarajevo von 25. bis 29. September 1899. — (Sep. a.: »Aquila.« VI. 1899. 22 pp.) Nach einleitenden Worten über Zweck und Genesis der zu Sarajevo abgehaltenen Ornithologen-Versammlung folgt eine mit charakteristischen Strichen gezeichnete Skizze des den Besuchern Gebotenen und da die Zu- sicherung eines Compte renda von Seite der bosn.-herzegow. Landesregie- rung wegen' Mangels an Bedeckung nicht eingelöst werden konnte, wird das Protokoll über die stattgehabten Sitzungen gegeben. T. Stef. Medrecsky. Farbenveränderungen der Singvögel im Freien und in der Gefangenschaft. — (Sep. a.: »Aquila«. VI. 1899. p. 374 — 379.) Verf. bemerkt, dass bei den Singvögeln nur mit geringen Ausnahmen das 5 die für die Art charakteristische Färbung trägt, während die Q selbe im minderen Grade entwickelt besitzen und die Jungen grösstentheils eine noch unbestimmte Färbung aufvveisen und führt die Färbungsänderungen an, welche die im ausgefärbten Kleide grellen Farben im Verlaufe ihrer Entwicke- lung erfahren. Im allgemeinen tragen die Jungen, wenn das Alterskleid blass und einfärbig ist, ein bunteres Kleid, wogegen dieses viel blasser ist, wenn 198 Literatur. jenes lebhafte Farben aufweist Schliesslich werden die retrograden Verän- derungen besprochen, welche die verschiedenen Färbungen in der Gefangen- schaft erleiden. T. J v. Madardsz Über die kaukasischen Acredula- Arten. (Sep. a. »Term, füzet« XXIII. 1900 p. 197 — 204 (ung. und deutsch Text) mit Taf. VII. Die Erwerbung einer kleinen Collection kaukasischer Acredula durch das »Ung. National-Museum« veranlasste Verf. zu einer eingehenden Prüfung derselben mit dem aus genanntem Gebiete bekannten Species. Das Ergebnis war die Auffindung zweier neuer Arten, bez. Formen. Acredula dorsalis Madar. Der A. caucasica sehr nahe stehend, sich jedoch von dieser durch den schwarzen Rücken und die grauweissen Schulterfedern unterscheidend. Acredula senex Madar. An A. caudata erinnernd, aber Stirn, Gesicht und Hinterhaupt schwach fahl angehaucht; der Rücken grau; Schulterfedern grauweiss. Da die Beschreibung vorstehender Formen nur auf je einem Stück beruht und A. caudata und caucasica im selben Gebiete Vorkommen, so scheint es uns durchaus nicht ausgeschlossen, dass die beschriebenen Stücke verschiedene Kreuzungsproducte zwischen den vorgenannten darstellen. Weitere Forschungen werden die Berechtigung dieser oder jener Ansicht ergeben. Verf. zählt, in seiner Studie die kaukasischen Schwanzmeisen mit Beifügung ihrer Synonymie auf und knüpft an die einzelnen kritische Bemerkungen. Ein Bestimmungsschlüssel ist beigefügt. Eine colorierte Tafel (VII.) zeigt uns die beiden beschriebenen Meisen. T. A. Girtanner. Der Lämmergeier in der Schweiz. (Sep. a. »Diana« 1900, 8, 3 pp.) Verf. stellt den angeblichen Fang eines Lämmergeiers im Februar 1. J. am Mont-Chemin in den Walliseralpen dahin richtig, dass es sich auch hier um einen Steinadler handelte und bemerkt, dass er ersteren nur als der- zeitigen Standvogel in den Schweizeralpen für ausgerottet erklärte, sein Erscheinen als seltener Gast aber durchaus nicht für unmöglich hält. Für letzteres spricht eine Mittheilung Mr. P. Freke’s (»Ibis.« 1899. p. 658), laut welcher derselbe am 13. X. 1898 bei Finhaut (Wallis) ein Exemplar beobachtete. T. R. Blasius. »Vogelschutz.« Vortrag, gehalten in der Generalversamm- lung des Braunschweiger Thierschutz -Vereins am 26. März 1900 zu Braun- schweig. (Sep. a. : »18. Jahresber. Braunschw. Thiersch.-Ver.« für 1899. 8. 16 pp.) »Abgesehen von dem allgemeinen menschlichen Gefühl werden wir durch materielle Interessen zum Vogelschutz geführt.« Verf. erörtert dann an Beispielen die mit Zunahme der Cultur erfolgte Vertilgung und Ausrottung An den Herausgeber eingegangene Druckschriften. 199 verschiedener Vogelarten und kommt besonders ausführlich auf das Zurück- weichen und Verdrängen vieler namhaft gemachter Arten im Braunschweig’schen zu sprechen, die ein deutliches Bild der Veränderungen bieten, die sich in wenigen Decennien dort vollzogen haben. Neben der fortschreitenden Cultur als indirectem Eingriff, werden auch die directen des Näheren beleuchtet und erörtert und Mittel und Wege angegeben, um einen vernünftigen Vogelschutz, der nur auf Basis einer verständnisvollen Hege Erfolg verspricht, daher Kenntnis der Biologie des Vogels erfordert anzubahnen. T. Aii den Herausgeber eingegangene Druckschriften. J. v. Madaräsz. I. Antwort auf den »combinierten Feldzug«, welchen Stefan v. Chernel begann, die »Ornithologische Centrale« fortsetzte und von Otto Herman »dirigier!.« — s 1. et a. 8. 7 pp. Ad. Podwyszynski. Führer durch das gräflich Dzieduszyckische Museum in Lemberg. Im Aufträge des Verf. Gf. W. Dzieduszycki aus dem Polnischen übersetzt. — Lemberg, 1896. 233 pp. m. 1 Plan. G. Radde. Bericht über das kaukasische Museum und die öffentliche Biblio- thek in Tiflis für das Jahr 1899. — Tiflis, 1900. 8. 87 pp. Mittheilungen des kaukasischen Museums. I. Lief. III. — Tiflis, 1899. 8. 80 pp. (russ. und deutsch.) Die Cypriniden des Kaukasus. Bearbeitet von S. Kamensky. I. Lief. — Tiflis, 1899. 8. 157 pp. m. VI Taf. T. B. Bailiiere & fils. Le Mois scientifique. — Paris, 1900. II. Nr. 1 — 7. G. Martonelli. Nota ornitologica sullo Spiziapterye x circumcinctus (Kaup.) (Estr. d. : »Atti soc. ligust. sc. Natur, e geogr.« Genova, 1900. X. 11 pp. m. Taf. VI. U. O. C. Die Ornithologische Versammlung in Sarajevo. (Sep. a. : »Aquila.« VI. 1899. 22 pp.) — Den Manen J. v. Frivaldsky’s. (Sep. a. : »Aquila.« VI. 1899. 4 pp.) — Rem i za. — Ibid. St. Medreczky. Die F'arbenveränderungen der Singvögel im Freien und in der Gefangenschaft. — (Sep. a.: »Aquila.« VI. 1899. p. 374 — 379.) R. Collett. On a second Collection of Birds from Tongoa. New Hebrides. (Sep. a.: »Christiania Vid.-Selsk. Forh.« 1898. Nr. 6. 5 pp.) H. Gätke. Die Vogelwarte Helgoland. Herausgegeben von Prof. Dr. R. Blasius. II. vermehrte Aufl. — Braunschweig, 1899 — 1900. Lief. 11 — 16. C. Loos. Ein Beitrag zur forstlichen Bedeutung des grossen Bunlspechtes (Picus major). (Sep. a : »Vereinsschr. Forst-, Jagd- und Naturk. 1890. 8. 6. pp.) Annual Report of the Smithsonian Institution. 1897. U. S. National- Museum. I. Washington, 1899. II. Schalow. Bernard Altum. Nachruf. ^Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« 1900. p. 49—54.) G. Damiani. Per una Societä ornitologica italiana. (Sep. a.: »Avicula.« III. 1900. gr. 8. 3 pp.) Nachrichten. 200 J. v. Madaräsz. Über die kaukasischen AcreduJa- Arten. (Sep. a.: »Term. füzet.« XXIII 1900. p. 197—200 (ung.) p. 200 —204 (deutsch) m. Taf. VII ) A Bonomi. Regole per la Nomenclatura ornitologica. (Estr, d. »Avicula«. IV. 1900. gr. 8. 5 pp.) K. Andersen. Meddelserom Faeroernes Fugle med saerligt Hensyn til Nolso. 3dje Raekke. (Saetr. af: »Vidensk. Meddel naturh. Foren.« Kbhvn. 1900. 8. p 113-132.) R. Blasius. Vogelschutz. Vortrag. (Sep. a.: »18. Jahresber. Braunschw. Thiersch.-Ver.« 1899. 8. 16 pp.) A. Girtanner. Der Lämmergeier in der Schweiz. (Sep. a.: »Diana.« 1900. 8. 3 pp.) Fr. K. Knauer. Verzeichnis meiner bis 1 Februar 1896 publicierten litera- rischen Arbeiten. Für meine Freunde zusammengestellt. — Wien, 1896. 8. 25 pp C. Wüstnei & G. Clodius. Die Vögel der Grossherzogthümer Mecklenburg mit kurzen Beschreibungen. — Güstrow. 1900. 8. 363 pp. North American Fauna Nr. 17. U. S. Departm. Agricult. Divis. Biol. Survey 1900. Bulletin Nr. 12. U. S Departm. Agricult. Divis. Biol. Survey. 1900. G. Gaal de Gyula. Beiträge zur Erforschung des Vogelzuges auf Grund der grossen Frühjahrs-Beobachtung der Rauchschwalbe in Ungarn. (Sep. a. : »Aquila« VII. 1900. 4. 391 pp. m. XXXVII Taf.) deutsch- ung. Text. P. Leverkühn. Der philosophische Bauer oder Anleitung, die Natur durch Beobachtung und Versuche zu erforschen. Von joh. Andr.Naumann. Neudruck. — Gera. 1900. gr. 8. IX. 88 pp. F. Koske. Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1899. (Sep. a.: Zeitschr. f. Orn. etc. 8. 36 pp.) P. R. Kollibay. Pratincola rnbicola (L.) in Oberschlesien. (Orn. Monatsber. VIII. 1900. p. 81.) Ni/cticorax griseus Strickl. als Brutvogel in Schlesien. (Sep. a.: »J. f. O.« 1900. p. 152—155.) »Fauna.« Verein Luxemburger Naturfreunde. IX. 1899. G. Kolombatoviö. Druge Zoologiske Vijesti iz Dalmacije. — Spljetu (Spalato) 1900. gr. 8. XXXIV. pp. Aves. p. XXVII-XXXIV. Nachrichten. Die 22. Versammlung »Deutscher Naturforscher und Aerzte« tagt in der- zeit vom 17. bis 22. September d. J. in Aachen. Die Jahresversammlung der »Deutschen Ornithologischen Gesellschaft«, zugleich Feier des 50jährigen Bestehens der Gesellschaft, findet in Leipzig vom 5. bis 8. October d. J. statt. Die Theilnehmer an der Versammlung werden gebeten, sich recht frühzeitig bei einem der Unterzeichneten zu mel- den. Als Gasthof wird in Leipzig Hotel Stadt Nürnberg, wo auch die Sitzungen stattfinden, empfohlen. Bestellungen sind rechtzeitig an die Hötel- vervvaltung zu richten. 0. Giebelhausen, Prof. Dr. A. Reichenow, Leipzig, Turnerstrasse, 19. Berlin N. 4, Invalidenstrasse, 43. Veraniw. Redacteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tscliusi zu Schmidhoöen, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. fi ORGAN für das palaearktische Faunengebiet. Jahrgang XS. November-December 1900. Heft 5, 6. Einige Bemerkungen über die Graumeisen. Von C. E. Hellmayr. Bei der Bearbeitung der Paridpn für das „Thier reich“, die nun ziemlich druckfertig vorliegt, habe ich natürlich besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt auf die schwierige Gruppe der Graumeisen verwandt und möchte hier einige, wie ich hoffe, nicht ganz uninteressante Bemerkungen machen. Bezüglich der übrigen Meisen verweise ich auf meinen demnächst im Journal für Ornithologie erscheinenden Artikel. Um Wiederholungen zu vermeiden, beschränke ich mich auf einige g'anz kurze Notizen und setze die einschlägigen Publicationen Ivleinschmidt’s und des Herausgebers dieses Journals (Ornith. Jahrb. 1897, 1898) als bekannt voraus. Mir lag ein ziemlich umfangreiches Material vor; denn ausser der prächtigen Reihe des Herrn v. Tschusi standen mir noch die Exemplare des Berliner, Wiener und Tringmuseums, sowie meine eigene kleine Collection zur Verfügung'. Die Zahl der untersuchten Exemplare beläuft sich auf nahezu 800.*) Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle den Herren v. Tschusi, Dr. v. Lorenz, von Rothschild und Director Hartert, sowie Herrn Prof. Reichenow für die freundliche Überlassung O des Materials, als auch für so manchen nützlichen Rath meinen ergebensten Dank auszudrücken. Wie es schon Herr v. Tschusi in seiner Arbeit an- deutete, bin ich geneigt, drei Sumpfmeisenspecies anzunehmen, Ausser P. communis hensoni und P. mont. bianchii konnte ich alle For- men untersuchen, Hellm, 202 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen die ja allerdings den strengen Anforderungen, die ein Heinrich Blasius, Naumann und andere Ornithologen der älteren Schule an den Begriff der Art stellten, kaum genügen dürften ; da es aber meines Erachtens völlig gleichgiltig ist. ob wir sie als Species oder Subspecies betrachten und es im wesentlichen bloss darauf ankommt, mehr oder weniger constant auftretende Charaktere zu fixieren, wird es sich hier mit Rücksicht auf die Übersichtlichkeit der zahlreichen Formen empfehlen, den Linne’- schen P. palustris in drei Arten aufzulösen (abgesehen von P. kamtschatkensis) . Die Grenze zwischen glanz- und mattköpfigen Meisen ist ja ziemlich deutlich, aber keineswegs so scharf, wie es Kleinschmidt a. a. O. hervorhebt, und manchmal war ich wirklich im Zweifel, ob das vorliegende Exemplar zu diesen oder zu jenen zu stellen sei. In den meisten dieser zweifelhaften Fällen kann man ja schliesslich die Zugehörigkeit eruieren ; es ist aber immerhin interessant, dass „Übergänge“ Vorkommen, ein neuer Beweis dafür, dass es eigentliche Arten in unserem Sinne in der Natur nicht gibt, was ja dem Darwinschen Prin- cip nur entspricht. Die Sumpfmeisen bieten eben ein vorzüg- liches Beispiel für die geographische und klimatische Variabi- lität und Anpassungsfähigkeit der 'filiere ; und wir schulden Kleinschmidt umsomehr Dank, dass er sich der Mühe unter- zogen hat, in dieses Wirrsal von Namen und Begriffen Ordnung zu bringen, als uns dadurch manch- neuer Gesichtspunkt eröffnet wurde. Nach diesen einleitenden Worten gehe ich nunmehr zur Besprechung der einzelnen Arten über. Parus communis Baldenst. Diese Art zerfällt nach meinen Untersuchungen in 10 wohlunterscheidbare Subspecies, wozu vielleicht noch die nord- chinesische Form kommt, von der aber nur der Balg eines jungen Vogels (Tringmuseum) vorliegt, der natürlich nicht entscheiden lässt, ob es sich um eine eigene Form oder etwa um P. communis hensoni handelt, den ich übrigens ebenfalls bloss nach der Beschreibung Stejneger’s kenne. Herr v. Tschusi hat im Orn. Jahrb. IX., p. 169 den von Kleinschmidt als besondere Form abgetrennten P. com. longi- rostris zu dresseri gezogen. Kleinschmidt gibt an a. O. die unterscheidenden Masse folg'endermassen an : C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 203 drcssen Maximum 6,55 longirostris 5,9 0,7 6,16 5,65 52 6,05 Von den westdeutschen Vögeln liegt mir allerdings nur geringes Material vor, doch erlaube ich mir, auf einige Punkte hinzuweisen. Kleinschmidt’s Angabe, dass der rostfarbige Seitenanflug bei den rheinischen Sumpfmeisen blasser ist, kann ich nach den mir zur Verfügung stehenden Stücken nur be- stätigen, anders aber ist es mit der Grösse und Schnabellänge. Auch unter englischen Bälgen findet man Individuen, welche sich in dieser Beziehung' von longirostris gar nicht unterschei- den ; diese Charaktere bilden also ein nichts weniger als ver- lässliches Criterium. Ebenso verhält es sich mit der Flügel- und Schwanzlänge. Als Beispiele führe ich nur die Masse zweier Exemplare aus dem Tringmuseum an : 9 (Rhein.): a. 61, c. 56 ; 9 (Ivnoblochsau) : a. 63, c. 52! mm. Also selbst unter den westdeutschen Exemplaren schwankt die Schwanzlänge ganz beträchtlich und sinkt sogar bis zum Minimum der insularen Form herab! Zum Vergleich noch die Masse von 23 englischen Surapf- meisen : Jedenfalls sind die Differenzen sehr gering und nur einem durch Untersuchung grosser Serien auf’s äusserste geschärften Aug'e erkennbar. Ein Exemplar von Neustadt (Wied.) trägt von Kleinschmidt’s eigener Hand die Bezeichnung- : „longirostris“ , daneben aber noch den Vermerk: .gnbpalustris ?-Ubergang ?“ Nun, ich meine, der Vogel gehört gewiss zur westlichen Form, wofür der braun- graue Anflug der Halsseiten und auch die düstere Rücken- färbung' sprechen. Kleinschmidt nimmt ferner an, dass der Schnabel stark abgenutzt sei, dies will mir nicht so sehr scheinen, jedenfalls spricht aber diese Annahme dafür, dass Kleinschmidt, der ja für die Charakterisierung seines longirostris das Haupt- gewicht auf die Schnabellänge legt, fühlte, der Vogel könnte auf Grund dieses Merkmals nicht zu der genannten Form gezogen werden. Nach all’ dem, meine ich, ist es richtiger, wie es auch a. 60—66, c. 51 — 59 mm. 204 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen Herr v. Tschusi gethan hat, longirostris mit dresseri zu ver- einigen. P. com. dresseri (im weiteren Sinne) und P. com. subpalustris , sind zwei sehr gut unterschiedene Subspecies. Zu den Aus- führungen Kleinschmidt’s und von Tschusi’s habe ich nichts hinzuzufügen. Von grossem Interesse waren mir zwei glanz- köpfige Meisen aus Siena (Italien), die sich in der wunderbaren Sumpfmeisencollection des Herausgebers dieses Journals befinden Dieselben unterscheiden sich auf den ersten Blick von allen anderen communis- Formen, stehen aber P. com. dresseri in mancher Hinsicht noch am nächsten. Diese zweifellos neue Form scheint etwas kleiner als P. communis communis zu sein, unterscheidet sich aber sofort von allen anderen durch den rostbraunen Ton der Oberseite, wie man ihn bei keiner anderen Form wiederfindet. Der Anflug der Halsseiten erinnert an P. com. dresseri , ist aber mehr mit Rostfarbe vermischt und so intensiv aufgetragen, wie bei keiner der verwandten Subspecies, so dass die weisse Grundfarbe g'ar nicht zum Vorschein kommt. Auch die Unterseite ist ganz charakteristisch, etwa wie der Seitenanflug von P. mont. saMcarius , und doch wieder anders, viel heller und mehr gelblich. Der Schnabel ist ähnlich dem von Parus com. communis , aber merklich höher, an den Schnei- den auffallend hell. Herr v. Tschusi, der mich auf diese beiden Exemplare aufmerksam machte, sowie Herr Prof. Reichenow, dem ich sie zur Prüfung' vorlegte, stimmen mit mir darin überein, dass es sich um eine neue, „ausgezeichnete“ Unterart handelt, und der erstgenannte Herr machte mir den Vorschlag, sie gemeinsam mit ihm als P. communis Italiens zu beschreiben. Nachstehend die Diagnose : Parus communis italicus Tschusi u. Hellm. subsp. nov. ad. 0 Kopfplatte glänzend blauschwarz und bis auf den Vordertiacken reichend. Wangen und Ohrgegend weiss, leicht getrübt. Halsseiten und die hellen Partien zu beiden Seiten der Kopfplatte intensiv rostbräunlich über- tüncht. Rücken braun mit lebhaftem, rostfarbigem Tone. Schwingen aut der Aussenfahne rostfarbig, auf den innersten Armschwingen am lebhaftesten, nur die ersten Handschwingen gegen die Spitze hin mehr weisslich gesäumt. Unterseite rostgelbbch, Brustmitte am hellsten, Seiten am intensivsten gefärbt. Hab. Siena (Toskana). Typus: Nr. 4409, 4410 der Collection von Tschusi. C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen 205 Die Masse der beiden ÖÖ sind: Nr. 4409: a. 65, c. 55; Nr. 4410: a. 61, c. 51 mm. t. 15, r. 10 mm. Weiteren Forschungen bleibt es Vorbehalten festzustellen, ob diese auffallende Unterart über ganz Italien verbreitet ist, oder ob auch die italienischen Graumeisen in mehrere Formen zerfallen. Es würde mich übrigens gar nicht wundern, wenn man auf der Halbinsel auch einen besonderen Vertreter der Montanus-Grwpipe fände. Panis covimunis stagnatilis Brm. Zu dieser Form will ich bloss bemerken, dass zwei von Wodzicki gesammelte Exemplare (Nr. 1699, 1700 des Wiener Hofmuseums) aufs genaueste mit Kleinschmidt’s Zeichnung des Schnabels nach den Brehm’schen Typen übereinstimmen. Der Schnabel zeigt dem ostpreussischen meridionalis gegenüber die Eigenthümlichkeit, dass er an der Spitze deutlich platt gedrückt ist, was mir ein specielles Diagnosticon für diese Form zu bilden scheint; denn wenn auch manchmal Graumeisen aus anderen Gegenden eine ähnliche Schnabelform aufweisen, tritt sie doch niemals so deutlich prononciert auf. Ebenso übereinstimmend verhält sich ein von Reiser g-esammeltes Paar (10625 und 10626 des Wiener Museums). Ein Vogel aus den Karpathen — leider ohne nähere Fundortsangabe — (Berliner Museum: B. 22025) zeigt ebenfalls diesen Charakter sehr deutlich, und ich möchte ihn auf Grund dessen hieher stellen ; leider ist das Gefieder so stark abgenutzt, dass man von den ursprünglichen Farben nicht mehr viel erkennen kann. Ö (3. I. 53) Ostgalizien (Wodzicki): 69, 70 60 mm. Q (3. I. 53) Ostgalizien (Wodzicki): 67, 67 58 mm. ad. (26. III, 90) Karpathen (Berliner Mus.) : — mm. 0 0 6 7 5 (6. III. 91) Bosnien (Wiener Mus.) : — mm. Do 65 9 (6. III. 91) Bosnien (Wiener Mus.): — mm. 54 Neuerding's war Herr v. Tschusi so liebenswürdig, mir eine Sumpfmeise aus dem Kaukasus zur Ansicht zu senden. Dieselbe zeigt die Abflachung des Schnabels sehr deutlich. 206 C. E Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. Kopfplatte wie bei den anderen untersuchten Exemplaren ziem- lich weit nach hinten reichend, Seitenanflug schwach. Ich sehe diesen Vogel unbedingt als stagnatilis an. Masse: a. 63, c. 54 (Kislowodsk, Kaukasus). Bezüglich P: communis lueridionalis verweise ich auf die vorzüglichen Ausführungen in den beiden genannten Arbeiten. P. communis brevirostris Tacz. und P. communis crassirostris (Tac-z). Von der ersteren Form standen mir 3 Originalexemplare Dybowskis zur Verfügung. Wie schon Kleinschmidt hervorhebt, zeichnet sich der von ihm untersuchte Vogel (eines der auch mir vorliegenden Exemplare des Berliner Museums) durch den relativ kurzen Tarsus und Schnabel aus (Masstabelle Nr. I) ; in dieser Beziehung stimmen auch die beiden anderen überein. An der Schnabelform kann man diese Subspecies sofort von crassirostris unterscheiden und mit stagnatilis kann sie schon wegen des bedeutend läng'eren Schwanzes nicht verwechselt werden. Überhaupt ist es eine ■ interessante Thatsache, dass nach Osten zu die Länge des Schwanzes zunimmt, wenn auch die übrig'en Dimensionen nicht besonders grösser und gleich- zeitig die Schnäbel kürzer und kräftigter werden Analogen Erscheinungen begegnen wir bei P. borealis und P. borealis baica- lensis , sowie bei Aegithalus caudatus und dem sogenannten A. caudatus macrurus, der übrigens nicht einmal als Subspecies haltbar ist (vg'l. darüber meinen Aufsatz im Journ. f. Orn.) Die Unterseite lässt bei keinem der drei Exemplaren einen auf die Seiten beschränkten trüberen Ton erkennen, sondern ist gleich- massig von einem mit Worten schwer wiederzugebenden An- fluge überhaucht, während stagnatilis die Mitte der Unterseite mehr oder weniger weisslich hat, wovon der fahle Seitenanflug' doch noch merkbar absticht. Am deutlichsten aber unter- scheidet sich diese Form von der ebengenannten durch die weisslichen Säume der Armschwingen, welche wesentlich reiner und breiter sind, sich auch in einem deutlichen, verhältnismässig' breiten Rande bis auf die Spitze der Innenfahne fortsetzen. Auch die Säume der Schwanzfedern sind breiter, besonders am äussersten Paare, wo sie die g'anze Aussenfahne einnehmen. Schliesslich fällt noch die Hinterzehe durch ihre geringe Länge auf. 207 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. Masse der drei Berliner Exemplare : a. c. t. r. I. 5 ad. IV, 1869 Kultuk (Baikalsee) 69, 70, 15. 8 mm. II. 9 21. III. 1870 Kultuk 66, 67, 14,8, 8,3 mm. III. ad. 20. I. 1869 Kultuk 68, 70+ x (abgerieben), 15,6, 8,8 mm. Ein Exemplar von der Suiffunmündung (Ostsibirien) des Berliner Museums, das als P. brevirostris etiquettiert war, aber offenbar zu crassirostris gehört, stimmt in allen wesentlichen Punkten mit den von Ussuri stammenden Vögeln der letzteren Form überein. Auch bezüglich des Seitenanfluges kann ich keinen durchgreifenden Unterschied finden, wenn er auch vielleicht etwas blasser ist. Deshalb wäre ich auch geneigt, die Graumeisen Koreas, die sich ständig durch blässere Färbung der Flanken auszeichnen sollen, hieher zu beziehen. Masse des ostsibir. Exemplars: 6 27. II. 85 (Dörries ges.) 66, 68, 16, 8,5 mm. Im allgemeinen ist die Rückenfärbung des P. c. crassi- rostris etwas mehr bräunlich als bei der vorigen Unterart, jedenfalls aber kein verlässliches Criterium. Als solches sind eher noch der an der Basis deutlich höhere Schnabel, sowie die stärker rostfahl angehauchten Halsseiten und die trüberen und schmäleren Säume der Armschwingen verwendbar. Panis communis seebohmi Stejn. Dank der Liebenswürdigkeit des Herausgebers dieses Journals konnte ich auch zwei zu dieser Form g-ehörige Meisen untersuchen, und es ist vielleicht nicht ohne Interesse, über diese so lang verschollene Form einig-e Worte mitzutheilen. Ich habe sie mit den Originalexemplaren von P. com. brevirostris verglichen und kann im wesentlichen nur Stejneger’s Angaben bestätigen. Bei einem Vogel*) ist die Oberseite viel grauer als bei den verwandten Formen ( brevirostris und crassi- rostris), auch sind die Säume, besonders auf den Flügeldecken, deutlicher und breiter. Das andere Exemplar dagegen zeigt einen ausserordentlich deutlichen, braunen Ton auf den oberen Theilen wie etwa crassirostris , auch sind die Säume bräunlich überwaschen ; in diesem Falle scheint die Herbstfärbung noch besser erhalten zu sein, die aber immer noch merklich heller *) Beide sind im Winter erlegt. Hellm. 208 C. E. lle.llmayr: Einige Bemerkungen über die Graumciscn. ist als bei brevirostris , doch lässt sich die Differenz mit Worten schwer wiedergeben. Die Unterseite ist bei jenem Exemplar ein- farbig trübweiss, während das andere einen deutlichen rost- farbigen Anflug der Seiten aufweist. Die Differenzen zwischen den beiden Vögeln sind nicht unerheblich, und ich hätte sie vielleicht nicht miteinander identificiert. wenn sie nicht von derselben Localität stammten ; man sieht ohne Schwierigkeit ein, dass unsere Gruppe noch lange nicht abgeschlossen ist und trotz meines grossen Materials manche Punkte auch ferner- hin der Aufklärung harren. Das beste Unterscheidungsmerk- mal von den asiatischen Glanzköpfen scheint mir der Schnabel zu sein, welcher ganz verschieden von dem des P. com. brevi- rostris und auch mit dem von crassirostris nicht zu verwechseln ist. Die Spitze des Oberkiefers ragt nämlich um etwa 1.5 mm über den unteren vor, auch ist die Firste viel weniger gebogen als bei der letztgenannten Form. Ferner ist der Schnabel nicht so hoch und nicht so dick, aber läng'er. Interessant ist es zu beobachten, dass die an den äussersten Grenzen des Verbrei- tung'sofebietes lebenden Formen einander viel näher stehen als der im Verbreitungscentrum heimischen und als Stammform zu betrachtenden Race, welche uns als die am meisten differen- zierte erscheint, in Wirklichkeit aber die ursprünglichen Charak- tere bewahrt hat. Während bei den centralasiatischen Formen der Schwanz ansehnlich länger ist als der Flügel, kommen die östlichen Vertreter {seebohmi und hensoni ) in dieser Beziehung den europäischen Formen wieder näher. Auch im allgemeinen Habitus und Färbungscharakter ist P. com. seebohmi und ver- muthlich auch P. com. hensoni diesen ähnlicher als die geo- graphisch ihnen am nächsten stehende, crassirostris benannte Form.*) Nach meinem Dafürhalten hat P. com. seebohmi g-rosse Ähnlichkeit mit P. com. meridionalis, unterscheidet sich aber unschwer von ihm durch die wreisslichen Säume der Arm- schwingen, die bei der europäischen Unterart immer einen mehr bräunlichen Ton zeigen. Auch scheint bei dem Japaner der *) Analoge Verhältnisse finden wir auch bei P. boreal'.s borealtx, hoc. baicaJensis und der japanischen borealis-Yorm, sowie bei Argitb. caudntus rosen* etc. und trivirgatus. Matschie hat schon vor einiger Zeit diese Thatsachen hervorgehoben, ohne dass dieselben (leider!) bisher ihre völlige Würdigung gefunden haben, und es freut mich, seine Angaben auch für die Vögel (was übrigens vor mir schon einige Autoren beobachtet haben) bestätigt zu sehen. Hellm. C E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 209 Schwanz verhältnismässig etwas länger zu sein, wie die unten stehenden Tabellen zeigen mögen. Schade, dass mir P. com. hensoni nicht vorliegt ; es ist nicht unwahrscheinlich, dass der- selbe unserem stagnatilis entspricht, wie es wenigstens aus der Diagnose Stejneger’s entnommen werden kann. Die beiden Exemplare messen : — mm 6 '2 II. 64 — mm. 60 Dagegen die Masse von 59 meridionalis : 63 6 Min. — , Max. 68 62 mm. 0 Min. 60 53’ 63 Max. — mm. 08 Von der Communis- Gruppe möchte ich also folgende For- men unterscheiden : 1. P. communis dresseri : Grossbritannien, Frankreich und W Ostdeutschland. 2. P. c. Italiens : Italien (?) ; bisher nur aus Toscana bekannt. 3. P. c. subpa.lustns : Grösster Theil Deutschlands und Österreich-Ungarns. 4. P. c. communis : Alpen der Schweiz und des westl. und südwestl. Österreich. 5. P. c. meridionalis : Nordöstl. Deutschland, Ostseepro- vinzen und südl. Schweden. 6. P. c. stagnatilis : Terra typica: Galizien; ferner Serbien, Bosnien, Rumänien (Dobrudscha), Siebenbürgen (wahrscheinlich wohl alle nördl. Balkanstaaten) und jedenfalls durch ganz Südrussland bis zum Kaukasus (Westungarn?) 7. P. c. brevirostris : Südl. Centralsibirien (Irkutsk, Baikal- gebiet). 8. P. c. crassirostris: Süclostsibirien (Ussuri, Sidemi), Sa- chalin und Korea. 9. P. c. seebohmi: Nordjapan; Jesso (Sapporo) und Kurilen. 10. P. c. hensoni: Südl. Theile von Nord- Japan : Jesso (Hakodate), wahrscheinlich auch in Süd-Japan ; ge- naue Angaben , sehr wünschenswert. Bezüglich des erwähnten Balges aus der Umgebung von Peking enthalte ich mich jeder Entscheidung. 14 210 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. Panis viontanus Balde nst. Ich werde mir in nachfolgenden Zeilen gestatten, nur einige kurze Worte den erschöpfenden Ausführungen meiner beiden Vorgänger zuzufügen. Diese Art zerfällt in eine Anzahl recht wohl unterscheidbarer Subspecies, für welche Herr von Tschusi einen ganz vorzüglichen Bestimmung'sschlüssel gegeben hat, nach welchem man P. viontanus viontanus an dem deut- lichen braunen Schimmer der Kopfplatte und der ansehnlicheren Grösse von seinen Verwandten unterscheiden kann. Diese Merkmale, sowie die breiten Schwanzfedern können auch für diese Form ein unter allen Umständen sehr gut verwendbares Diagnostikon abgeben. Bei der Durcharbeitung dieser Art machte ich mir folgende Notizen : Ein Exemplar des Wiener Hofmuseums aus N. -Böhmen (Nr. 11449) scheint zu der kleinsten, von Kleinschmidt als P. murinus aufgeführten Form zu gehören, wenigstens stimmen die Masse, sowie das Gesammtgepräge mit der dort gegebenen Diagnose überein. Der Vergleich mit einem Originalexemplar Brehm’s im Berliner Museum ergibt ferner, dass Brehm unter seinem murinus notorische, kleine Sa licariu JSVI eise n verstand, während der Kleinschmidt’sche murinus dem accedens näher steht, was ja der letztgenannte Forscher selbst hervorhebt. Wie Herr v. Tschusi andeutet, ist diese Form vielleicht mit der letztgenannten zu vereinigen ; so lange uns aber nicht mehr Material zur Verfügung steht und uns ausreichende genaue Angaben über die geographische Verbreitung* der einzelnen Formen fehlen, wird es sich doch empfehlen, die Form als solche zu fixieren. Masse des untersuchten Stückes: a. 57, c. 53 mm. Da der Name murinus Klschm. von Brehm vorher schon in anderem Sinne gebracht worden war, kann er für die vor- liegende Form nicht mehr in Betracht kommen, welche dem- nach neu benannt werden müsste. Seit ich diese Bemerkungen niederschrieb, erhielt ich die prächtige Reihe von Montanus- Meisen aus Herrn v. Tschusi’s Collection, und sehe mich nunmehr genöthigt, meine oben erläuterte Ansicht zu modificieren. Wegen des mir damals vor- liegenden ganz unzureichenden Materials hielt ich die geringe Grösse für ein Charakteristikon dieser Form, worin mich noch C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 21 1 Kleinschmidt’s Bemerkung bestärkte, dass es eben nicht gewiss wäre, ob die auf S. 101 (Orn. Jahrb. 1897) angeführten Murinus- Meisen auch wirklich hieher gehörten. Unter den v. Tschusi- ’schen Vög'eln finden sich nun einige, die in der Grösse von accedens gar nicht differieren. Im allgemeinen herrscht ja bei den böhmischen und schlesischen Vögeln die Tendenz vor, eine mehr graue Färbung' anzunehmen ; allein schon ungarische Stücke sind mindestens ebenso braun als wahre accedens. Auch das Weiss der Halsseiten ist bei murinus in der Regel trüber als bei der letztgenannten Form, und so Hessen sich demnach die beiden noch hinlänglich unterscheiden. Aber unter den mährischen Vög'eln befindet sich ein Exemplar aus Budigsdorf, woher sonst nur typische murinus stammen, welches jeder Graumeisen-Kenner zweifellos zu accedens ziehen würde, wenn es eben nicht aus Mähren käme, wo nur murinus sich finden soll. Dieser Vogel veranlasste auch Kleinschmidt zu der Notiz auf der Etiquette : „scheint zu beweisen, dass murinus = accedens und nur individuelle Farbenvariation“ ist. Die Formen lassen sich also auch geographisch nicht streng von einander scheiden, und deshalb ziehe ich es vor, P. murinus Klschm. mit accedens Brm. zu vereinig'en. Bei denjenigen Ornithologen, welche eine Trennung befürworten, möge er auch fernerhin unter dem bis- herigen, wenn auch doppeldeutigen Namen gehen ; jedenfalls vermeide ich es, die an Namen ohnehin überreiche Sumpf- meisenliteratur noch mit einer neuen Bezeichnung zu belasten. P. montanus assimilis Brm. ist eine der am deutlichsten prononcierten Unterarten. Die Kopfplatte ist meist tiefschwarz mit seidenartigem Glanz, der aber mit dem der Communis- Gruppe absolut nicht verwechselt werden kann, und ohne braunen Ton. Die Halsseiten deutlich rostgelblich überflog'en und der Vorderrücken lebhaft rostfarbig vermischt, die Seiten des Unterkörpers lebhaft rostfahl überwaschen. Abgesehen von diesen Kennzeichen charakterisiert sich diese Form durch die Reinheit der Farben aller Körpertheile am besten. Ihr am nächsten steht P. montanus salicarius Brm., den erst Kleinschmidt der unverdienten Vergessenheit entrissen hat; er ist aber bedeutend kleiner und kennzeichnet sich ferner durch die lebhafter rostfarbig- vermischte Oberseite und den bis weit nach vorn ausgedehnten, rahmfarbigen Anflug der Halsseiten. 14* 212 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. Die Rostfarbe ist in einzelnen Fällen so reichlich aufgetragen, dass es auf dem Vorderrücken zur Andeutung eines Querbandes kommt. Kleinschmidt bemerkt (Ornith. Monatsber. 1898, p. 34), dass sich die englischen Salicarius- Meisen wesentlich von den continentalen Exemplaren unterscheiden. Durch die Freund- lichkeit des Herrn Director Martert wurde ich in den St-and gesetzt, einige englische Stücke zu untersuchen und kam zu dem Resultate, dass dieselben als eine wohlausgesprochene, besondere Unterart anzusehen sind. Der Rücken ist viel dunkler, an der Grenze der hellen Halspartien am hellsten Flüg-eldecken und Armschwingen sind mit breiten, rostbraunen Säumen ein- gefasst, ebenso die Schwanzfedern Der rahmfarbige Anflug der Halsseiten erstreckt sich noch weiter nach vorn und zwar, etwas blasser abg'etönt, bis nahe zur Schnabelwurzel. Halsseiten und ein Theil der Schulterfedern sind rahmgelb, Seiten des Unterkörpers intensiv rostgelb, auf der Brust fast isabellrosa, bloss die Bauchmitte weisslich. Ich mache den Vorschlag, diese interessante und schöne Form zu Ehren ihres Entdeckers zu benennen und gebe die nachfolgende Diagnose : Parus montanus kleinschmidti subsp. nov. Am nächsten P. mont snlicnriu.s , Rücken aber intensiver gefärbt, dun- kelrostbraun. Armschwingen mit breiten, rostbraunen Säumen. Der rahmfarbige Anflug der Halsseiten erstreckt sich bis zur Schnabehvurzel und umgibt auch den Kinnfleck von vorn und von den Seiten. Halsseiten rahmgelb. Unterseite intensiv rostgelb. Hab. England (Umgebung von London). Typen: Zwei ad. im Tring- Museum.*) Die Masse derselben sind : i. 5-8, II. 60 mm. o l oo Die Dimensionen scheinen also etwas geringer als bei dem continentalen salicarius , auch ist der Schnabel kürzer. Es bleibt abzuwarten, ob sich etwa noch mehrere vertretende mattköpfige Sumpfmeisen in England finden, und um Missverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, dass ich die mattköpfig'e Graumeise aus der Umgebung von London, deren Typen sich im Tring- Museum befinden, mit dem obigen Namen belege. *) Auf der Jahresversammlung in Leipzig theilt mir Haltert mit, dass er vor kurzem ein Exemplar aus Hastings gesehen habe, welches mit den Typen ganz übereinstimmt, ja eher noch etwas dunkler gefärbt ist. Hellm. C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 213 Schon assimilis zeigt die Kopfplatte meist tiefschwarz, ohne braunen Schimmer, und dasselbe finden wir bei den continentalen sowohl als bei den englischen Salicarius- Meisen fast durchwegs. Erwähnenswert ist, dass in neuester Zeit (Orn. Monatsber. 1900, p. 19) Zarudny &Härms eine besondere Form aus Westrussland be- schreiben, Poecile salicaria bianchii, welche aber die Kopfplatte schwarzbraun und die ganze Unterseite fast gleichmässig rostfarbig übertüncht aufweisen soll. Mit Rücksicht auf den letzteren Punkt scheint diese Form dem englischen Mattkopf nahe zu stehen. Ein Vergleich derselben mit anderen Rassen wäre sehr erwünscht. P. hypermelaenus Berez. & Bianchi, sowie P. dejeani Oust, haben, soweit dies aus der Beschreibung hervorgeht, mit unseren Graumeisen nichts zu thun und stehen offenbar dem amerikani- schen P. sclateri Klschm. näher. Übersicht der bekannten Montanus- Formen : 1. P. montanus montanus: Alpen von Salzburg u. Steiermark bis Frankreich. 2. P. mont. accedens : Gebirgige Gegenden Mitteldeutschlands. Nord-Böhmens, Mährens, Schlesiens und der Tatra, westl. bis in die französische Schweiz. 3. P. mont. assimilis: Gebirge Galiziens und Bosniens, sowie transsylvanische Alpen. 4. P. mont. salicarius : West- und Mitteldeutschland. 5. P. mont. kleinschmidti : England (Umgebung von London). 6. P\ mont. bianchii: Westrussland (Pleskau). Parus borealis Selys. Die Unterschiede zwischen dieser und der vorhergehenden Art hat v. Tschusi so gründlich erörtert, dass ich wirklich nichts hinzuzufügen habe. Am reinsten tritt P. borealis borealis in Skandinavien auf ; bei den von dort stammenden Vögeln ist die hintere Partie der Halsseiten blassrothfahl überhaucht, der Rücken grau mit mehr oder weniger deutlichem, bräunlichem Anfluge und die Säume der Schwanzfedern hellgraulich. Die Färbung der Säume der Armschwingen ist weniger verlässlich, und ich habe sonst typische baicalensis in Händen gehabt, welche sich nach dieser Richtung von skandinavischen borealis nicht unterscheiden lassen. Borealis zeigt, und wie mir scheinen will, besonders aus den Ostseegebieten einen relativ deutlichen rostfahlen Anflug der Seiten (am stärksten das von Herrn v. 214 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen Tschusi erwähnte Exemplar aus Samhof (Ornith. Jahrbuch 1900, p. 92, Anm.), der bei den Vögeln von mehr östlicher Provenienz merkbar schwächer wird und bei P. borealis baicalensis in vielen Fällen ganz verschwindet. Interessant ist das Verhältnis dieser beiden Formen zueinander, zwischen denen eine scharfe Grenze nicht zu ziehen ist; borealis geht vielmehr allmählich in bai- calensis über, indem dabei (wie schon früher bemerkt) die Schwanzlänge erheblich zunimmt ; ich glaube, hier mit Recht von Übergängen sprechen zu dürfen, denn es wird doch nieman- dem einfallen zu behaupten, alle die nordrussischen borealis- Meisen wären Bastardierungsproducte, und anderseits kann man die Extreme der beiden Formen nie und nimmer für ein und dasselbe halten. Wie bei der Communis- Gruppe wird auch hier die Rückenfärbung nach Osten hin immer grauer, ausser- dem geht die Färbung- der Schwingen- und Schwanzfedern- säume mehr in Weiss über, was besonders an den letzteren deutlich zu Tage tritt. Endlich noch eine nomenclatorische Bemerkung! Herr v. Tschusi hat a a. O. nachgewiesen, dass Selys-Longchamps als Autor für den nordischen Mattkopf an- zusehen ist; dem muss ich unbedingt beistimmen, da es mir zum mindesten zweifelhaft erscheint, was Liljeborg- eigentlich mit seinem borealis gemeint hat ; da Herr Härms den baicalensis für Archangelsk nachwies, woher Liljeborg auch seinen ..borealis* erwähnt, unterzog ich die betr. Beschreibung einer genaueren Prüfung und der Passus: „ Armschwingen mit breiten weissen Kanten‘; scheint mir eher auf die östlich-sibirische Form zu passen als auf unseren borealis. Keinesfalls möchte ich also Liljeborg als Autor heranziehen und müsste der nächstfolgende Ornithologe, der unsere Form genügend charakterisierte, zu dieser Würde erhoben werden. Ich meine aber, die Definition Selys lässt keinen Zweifel übrig, und ich möchte mich daher der Ansicht v. Tschusi’s anschliesen. Im fernen Osten der palaearktischen Region treten uns zwei differente mattköpfige Graumeisen entgegen, eine auf Kamtschatka beschränkt, die andere in Japan, deren Verbreitung noch nicht g-enügend klar gestellt ist. Von der letzteren lagen mir 7 Vögel vor, und ich möchte bemerken, dass auch hier wieder die Ähnlichkeit mit borealis grösser ist als mit der benachbarten baicalensis-le orm. Auch die Schwanzlänge stimmt C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 215 mehr mit der des europäischen Vertreters überein, während bei baicalensis dieselbe die Flügellänge immer übertrifft. Sechs der untersuchten Stücke sind ganz übereinstimmend gefärbt und zeigen die nachstehenden Charaktere : Kopfplatte schwarzbraun und sehr lang, bisweilen bis auf die Rückenmitte verlängert. Hals- seiten reinweiss, ohne jede Trübung. Oberseite hellbräunlichgrau, grosse Flügeldecken mit breiten, deutlich blassrostfahlen, Schwin- gen mit schmalen, weisslichen Säumen, die auf den inneren Secundarien einen schwachen, rostfarbigen Anflug erhalten. Schwanzfedern aussen graulich eingefasst. Kinnfleck relativ klein, Unterseite weiss, Flanken und untere Schwanzdecken schwach, aber deutlich wahrnehmbar rostfahl angehaucht. Ausserdem charakterisieren sich die Japaner durch einen so abweichenden, allgemeinen Habitus, dass ich mich anheischig machen möchte, dieselben unter Hunderten herauszufinden. Ein Exemplar von Sagami zeichnet sich vor allen übrigen Exem- plaren durch lebhaft rostfarbige Säume der Armschwingen aus, und auch die kleinen Flügeldecken und Schulterfedern zeigen mehr von dieser Färbung als bei den anderen. Ich glaube, dass dieser lebhafte Ton nur ein Zeichen des frischen Herbstkleides ist; der Vogel ist nämlich am 14. XI (1894) erlegt. Ein Stück von Fuji (Coli. v. Tschusi) fällt durch seine seidenartig glän- zende, schwarzbraune Kopfplatte, sowie durch den lebhafter rostfarbigen Anflug der Seiten auf. Die Differenzen zwischen dem mir zu Gebote stehenden Material sind im ganzen nicht erheblich, und soviel ich aus der bez. Stelle ersehe, scheinen sich auch Stejneger’s Exemplare gut hier anzuschliessen. Alle mattköpfigen japanischen Sumpf- meisen, die bis jetzt bekannt geworden sind, stammen — wenn ich nicht irre — von der Insel ITondo und da ihre Identität und anderseits die Constanz der Charaktere der in Rede stehenden Form erwiesen ist, halte ich es durchaus nicht für übereilt und nur einem Gebote der Zweckmässig'keit entsprechend, sie mit einem bestimmten Namen zu belegten. Da der einzige in Betracht kommende Name „P. japonicus Steph.“ völlig un- cleutbar ist, möchte ich die Bezeichnung restrictus in Vorschlag bringen. Nachstehend die Masse meines Materials: I. Shimotsuke-no-kuni ö (Tring) 63, 58 mm. 216 C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. II. Shimotsuke £ (Tring) 66, 57 mm. III. Sagami (Hondo) ad. (Berlin) 65, 57 mm. TV. Shimotsuke 5 (Coli. v. Tschusi) 63, 58 mm. V. Hondo ad. (Berlin) 62, 53 mm. VI. Fuji (Hondo) 5 (Coli. v. Tschusi) 63, 55 mm. VII. Fuji (Hondo) ad. (Coli. v. Tschusi) 66, 56 mm. Übersicht der drei Unterarten : 1. P. borealis borealis : Nordeuropa (Skandinavien, westl. Nordruss- land), Livland und Ostpreussen. 2. P. borealis baicalensis : Nordostrussland, Sibirien u. Nordchina. 3. P. borealis restrictus : Südjapan (Hondo). Welche Form im nördlichen Japan vorkommt, ob sie mit restrictus oder baicalensis identisch ist oder eine besondere Rasse repräsentiert, muss weiteren Forschungen vorhehalten bleiben. Parus kamtschatkensis Bp. Dies ist die extremste Form der Borealis-Gnippe, welche ich, freilich nicht ganz logisch, als Art bezeichnen möchte ; sonst ist es aber unmöglich, für die Species P. borealis eine allgemeine Charakteristik zu geben. Das Exemplar von Tring nähert sich durch den hell- bräunlichg'rauen Anflug des Rückens einigermassen P. bor. bai- calensis, ist aber an der reinweissen Färbung des Bürzels sofort als echter kamtschatkensis zu erkennen. Ausser diesem Vogel lagen mir noch drei weitere Belegstücke vor. Der Schnabel aller stimmt, wie Kleinschmidt bezüglich des einzigen von ihm untersuchten Exemplars des Rothschild-Museums sehr richtig bemerkt, am ehesten mit dem von P. borealis restrictus nob. überein, zeigt aber doch eine wesentliche Abweichung, die ich hervorheben möchte. Die Spitze der oberen Mandibel rag't bei P. bor. restrictus weiter über den Unterschnabel vor als bei P. kamtschatkensis . Übrigens ist dieses Merkmal bei Nr. III der Masstabelle von restrictus sehr wenig deutlich ausgeprägt, was eigentlich auffallend, da dieses Stück im frischen Herbst- ldeid steht: deshalb wird es sich empfehlen, darauf nicht zu viel Gewicht zu legen. Ferner bemerkt Kleinschmidt a. a. O. ; Falls der Vogel aus Tring wirklich kamtschatkensis ist (was ich unbedingt bejahe), wolle er die vorhergehende Unterart als Subspecies zur Kamtschatka-Form ziehen. Dies ist mir, offen- gestanden, nicht recht verständlich. Abgesehen davon, dass C. E Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen. 217 bei diesem eben nich: sehr typischen Vogel auf dem Rücken die Tendenz zur weissen Färbung unverkennbar ist und auch die glänzend weisse Unterseite ihn von allen anderen unter- scheidet, bilden auch die breiten Säume der Armschwingen, welche bei einzelnen Exemplaren die dunkle Färbung auf den Tertiären fast ganz verdrängen, ein famoses Kennzeichen. Wenn auch ihre weisse Färbung bisweilen getrübt ist, so erreicht sie doch niemals annähernd den Ton derer von restrictus , welche auch an Ausdehnung hinter jenen beträchtlich Zurückbleiben und sich eng an die bez. Verhältnisse der europäischen Formen anschliessen, nämlich trübweiss sind mit mehr oder minder deut- lichem, fahlrostfarbigem Anflug'e. Die Aussenfahne des äusser- sten Schwanzfedernpaares ist bei P. knmtschatkensis zudem reinweiss, was bei keiner anderen Poecile- Art vorkommt. Masstabelle : I,. ,*) Kamtschatka (Berlin) a. 62, c. 56 mm. II. ad. Kamtschatka (Wien) a. 64, c. 61 mm. UI. ad. Kamtschatka (Wien, Stejneger coli.) a. 62, c. 59 mm. IV. ohne Fundangabe (Tring) a. 64, c. 62 mm. Ohne meine Arbeit zu überschätzen, schliesse ich diese Zeilen in der Hoffnung, doch einiges Interessante mitgetheilt zu haben und wünsche nur, recht bald einen besseren Nachfolger auf diesem schwierigen Gebiete der Ornithologie zu erhalten. Die grösste Genugthuung" für die fast ein Jahr hindurch fort- gesetzte Arbeit soll es sein, wenn es mir gelungen ist, durch die vorstehende, aphoristische Abhandlung weiteres Interesse für unsere hochinteressante Gruppe zu erwecken; denn gar Manches ist noch unklar und unsere Kenntnis keineswegs abge- schlossen. Wenn ich vielleicht manchmal zu ausführlich ge- worden bin, so möge mir der geneigte Leser dies zugute halten, denn es ist aus dem redlichen Streben hervorgegangen, meine wenn auch geringen Ergebnisse möglichst übersichtlich der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Bezüglich eines Bestimmungsschlüssels der Sumpf-, wie überhaupt aller Meisen, verweise ich auf meine demnächst erscheinende Lieferung des „Thierreich.“ Berlin, am 5. September 1900. 218 Ernest Schmitz: Zur Ornis der Insel Madeira. Zur Ornis der Insel Madeira. Von P. Ernest Schmitz. 22. II. 1899. Zwei Vanellus vanellus wurden in Ponta do Pargo durch den Seminaristen Carlos Alberto beobachtet. Für den Monat Februar ist dies die 1 Beobachtung dieses Winter- gastes, die mir bekannt geworden. 24. II. 1899. In Porto Santo wurden gesammelt: 3 Exemplare Oceanodroma Castro juv., 2 dsgl. pulli, I Exemplar eben dem Ei entschlüpft. Aus früheren Beobachtungen hatte ich als die 2 Haupt- brutzeiten December und Juni festgestellt; aus obigem erhell!, dass ähnlich der Madeirataube auch O. Castro eine wenig be- stimmte Brutzeit innehält. 27. II. 1899. In Porto Santo wurden gesammelt: 3 Puffi- nus assimilis 6 und 2 dsgl. 9- 2. III. 1899. Im Hofgrund des Seminars in der .Stadt Funchal wird mit einer Gummischleuder in einer Weinlaube eine sog. Sylvia heinekeni 9*) erlegt. Seitdem ich vor drei Jahren die Aufmerksamkeit auf die melanistische Form auch der 9 von S. atricapilla g-elenkt, werden verschiedenen Orts solche festgestellt, wenn auch viel seltener als die ö. In 5 Jahren habe ich 6 Exemplare in den Händen gehabt. Das hier erwähnte Exemplar befindet sich im Tring-Museum. 8. IV. 1899. Eine für Madeira neue Art: Luscinia lus- cinia (L.) 9 (cf. „Orn. Jahrb.“ 1899, p. 186.) 9. IV. 1899. Lamus Senator rutilans 9, für Madeira gleichfalls neu (ebenda). 19. IV. 1899. Tringa alpina L. 9 in Funchal selber beobach- tet. Das späteste Datum früherer Beobachtungen war der 29. IV. 15. IV. 1899. Auf dem höchsten Gipfel Madeiras, dem Pico Ruivc, 1S60 Meter über dem Meeresspiegel, wurden durch Herrn Al. Wood mehrere T. troglodytes beobachtet. Sein Brüten ist für Madeira noch immer nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen. 15. V. 1899. Mitte Mai beobachtete Adolpho de No- ronha auf der Insel Porto Santo .Scharen von Chelidonaria itrbica (L.), ebenso noch im Juni; müssen also sehr verspätete Nachzügler gewesen sein! *) Vrgl. auch »Orn. Jahrb « 1899, p. 186 und »Orn. Monatsber.« 1899, p. 77. Ernest Schmitz: Zur Ornis der Insel Madeira. 219 4. VI. 1899. In Estreito da Calheta wird eine für Madeira neue Seeschwalbe, Sterna nilotica Hass., Ö erlegt. Dieselbe wurde in Madeira, wo kein Vergleichungsmaterial verhanden, anfangs für eine St. cantiaca gehalten, von welcher in 2 ver- schiedenen Jahren ganz junge Thiere zweifellos als solche fest- g'estellt wurden, aber nie ein erwachsenes Exemplar. Die Prü fung durch Herrn von Tschusi ergab, dass es St. nilotica war. 12. VII. 1899. In Ribeiro Erio wurden erlegt 4 Regulus maderensis 6 und 2 dsgl. 9. Es ist der bei Funchal nächst- g'eleg'ene Ort, wo dieses Goldhähnchen in grösserer Zahl ge- funden wird. 18. VII. 1899. Auf dem Arrebentäo, etwa 1000 Meter oberhalb Funchal, wurde ein Pärchen Sylvia conspicillata erlegt. 15. IX. 1899. Wiederum wurde auf dem Pico Ruivo durch Herrn Al. Wood ein Zaunkönig beobachtet. Den zu- nächst wohnenden Leuten ist der A^ogel bekannt, er kann also nicht selten sein. 10. X. 1899. Ardea cinerea juv. aus Arco da Calheta; wurde für das Seminar-Museum präpariert. Mit Ausnahme von April, Juni, Juli und August ist A. cinerea in allen Monaten auf Madeira beobachtet worden. Sollte ausnahmsweise ein Paar dort brüten? 10. XI. 1899. Ein für Madeira neuer Afrikaner, Pyrome- lana flammiceps Ö, wurde in S. Gonfalo durch einen Steinwurf betäubt, lebend eingefangen und befindet sich noch im Besitze des Herrn Joaquim N. am obigen Orte. Die hellen Farben giengen durch Mauser bis zum 15. Januar ganz verloren, ab- gesehen von einigen fast verdeckten rothen Federchen am Halse; auf Bauch und Brust blieben schwarze Streifchen. Eine Untersuchung der Schwingen zeigte, dass er kein etwa ent- flohener Käfig'vogel war. Da sein Habitat sich bis Senegambien erstreckt, ist ein Verschlagen nach Madeira leicht begreiflich. Die Bestimmung verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn v. Madaräsz aus Budapest. 15. XI. 1899. In Porto Santo wurde 1 Oed. oedicnemus (L.) erlegt. Es ist das 2. von mir für Madeira festgestellte Exemplar. 15. XI. 1899. Am Gorgulho, westlich von Funchal, wurde 1 Tringa alp in a beobachtet. Unter den vielen von mir ge- 220 Ernest Schmilz: Zur Ornis der Insel Madeira. machten Beobachtungen dieses Vogels fällt keine in den Januar, Februar und März; sollte etwa für den Spätwinter der Vog'el die südlicheren Gebiete Afrika’« aufsuchen? 15. XI. 1899. In Porto Santo wurden durch A. de Noronha Scharen von Sylvia atricapilla beobachtet, sowie einige Tur'dus rnerula , unter letzteren einer sogar singend. Für die fast baumlose Insel ist dies etwas Unerhörtes. 14. I. 1900. Vorgenannter erlegte in Porto Santo eine Sylvia atricapilla 9 normaler Färbung' und eine S. heinek'eni 9- Nach diesem Tag'e wurden auf der Insel keine Turdus rnerula mehr erblickt. 15. I. 1900. Ebenderselbe erlegte in Porto Santo eine für Madeira neue und höchst interessante Art: Phylloscopus superciliosus , Geschlecht unbestimmt. Herr von Tschusi hatte die. Güte, diesen Laubsäng'er peinlich genau zu untersuchen und mich auf die Bemerkung H. Seebohm’s über dessen Ver- breitung' aufmerksam zu machen. Derselbe sagt in „Cat. Birds Brit. Mus.“ V. 1881, p. 69: „ Ph . s. brütet in Nordsibirien und in den höheren Regionen der Gebirge Südsibiriens; wenige kommen auf der Wanderung durch Europa. Er überwintert in Südchina, Birmanien und Nordindien.“ 17. I. 1900. Zum ersten Male im Jahre werden in Porto Santo die Puffinus assimilis durch A. Noronha beobachtet. Wo mag dieser Winterbrutvogel Madeira’s den Rest des Jah- res zubringen? 17. I. 1900. Vanellas vanellus I.. gesammelt in Porto Santo. 20. I. 1900. Botaurus stellaris 9 erlegt in Machico. Es ist das zweite von mir für Madeira nachgewiesene Exemplar und befindet sich im Seminarmuseum. 27. I. 1900. Auch auf Madeira erlegte Martin ho Fer- n an des eine Sylvia heinekeni 9 und zwar in einer Villa auf dem Monte. Das Exemplar befindet sich im Berliner Museum. 27. I. 1900. A. Noronha beobachtet in Porto Santo mehrere Phylloscopus trochilus. 1. II. 1900. Während dieses Monates werden in Porto Santo noch immer einige S. atricapilla (sonst dort nie gesehene Wintergäste) beobachtet. Woher kommen dieselben? Aus v Tschusi: Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s. 221. Europa oder verschlagen aus der Elauptinsel Madeira, wo sie .Standvögel sind? 15. II. 1900. Wiederum ein Botanrus stellaris 9, erlegt in Canico. Dieses wie das unter dem 20. I. erwähnte Exem- plar hatte Frösche und Eidechsen gekröpft. Um diese Zeit wurde auch auf meine Veranlassung- eine Expedition zu der unbewohnten Kalkinsel bei Porto Santo ge- macht, um Puffinus assimilis-YX&x zu sammeln. Ich erlang'te 17 Stück, fast alle frisch. Mittelgrösse dieser Eier ist wie die früher (Orn. Jahrb. 1899, S. 42) berechnete, annähernd 51x85 mm. Die Längsachse schwankt zwischen den Extremen 53,5 und 46, die Querachse zwischen 38 und 32,5 mm. 10. IV. 1900. Machetes pugnax 9, erlegt in S. Cruz. 13. IV. 1 900. Ebenda wurde ausser einem Totanus calidris ein für Madeira neuer Wasserläufer, Totanus glareola , erlegt. Sowohl Herr von Tschusi, als Herr Dr. von Madaräsz sprechen ihn als solchen an, obwohl ersterem die starke Fleckung' an den Seiten und dem Kopfe eine andere Form vermuthen Hess. So hätte also das Jahr 1899 mit den ersten Monaten von 1900 nicht weniger als 7 neue Arten für die kleine Inselgruppe Madeira g-ebracht und die Gesammtzahl der nachgewiesenen Arten auf 161 erhöht. Eine mannigfaltigere Ornis hat wohl keine andere so kleine und soweit vom Festlande und von anderen Inseln entfernte Insel aufzuweisen. Eine Prüfung des in meinen Händen noch vorhandenen oder des im Seminar- museum zu Funchal gesammelten Materials durch geschulte Ornithologen würde gewiss noch manches Interessante an’s Licht bringen. Collegium Marianum in Theux (Belgien), 10. VII. 1900. Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s. Von Vict. Ritter von Tschusi zu Schmidhotlen. Durch die Güte des um die Erforschung der madeirensi- schen Ornis hochverdienten Herrn P. Ernst Schmitz erhielt ich vor einiger Zeit das seit seiner Übersiedlung nach Belgien noch in seinem Besitze befindliche ornithologische Materiale zur Durchsicht und Überprüfung, das 31 Arten in 158 Exem- plaren, wovon ein grosser Theil auf Regulus maderensis und 222 v. Tschusi: Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s. Fringilla maderensis entfällt, enthielt. Dieses Material gibt mir Veranlassung zu folgenden Bemerkungen, die sich auf ein recht reiches continentales Vergleichungsmaterial stützen. Carduelis carduelis meridiunalis (Br ). Diese durch ihre Kleinheit wohl unterscheidbare Form von Madeira, die nach Bar. v. Erlanger (J. f. O. 1899, p. 466) auch den Atlasländern angehört, muss aufrecht erhalten bleiben. Ob der Brehm’sche Name meridionalis (Vogelf. p. 109) ohne Vaterlandsangabe auf vorerwähnte Form zu beziehen ist, wird eine Vergleichung der Brehm’schen Originalstücke ergeben. Cannabina cannabina minor (Br.) Hartwig (J. f. O. 1886, p. 468) bemerkt, dass der Hänfling Madeira’s mehr und ein lebhafteres Roth als deutsche Exem plare habe, was Koenig (lbid. 1890, p. 270) bestätigt, dem auch die in Tunis erlegten Exemplare kleiner und dunkler vor- kamen, so dass er selbe für eine klimatische Abänderung' hält (lbid. 1888, p. 249.) Mir lagen 7 Madeiravögel — 3 ö, 4 9 — vor, welche vorstehende Annahme voll bestätigen und eine subspecifische Trennung' gerechtfertigt erscheinen lassen, indem sich bei ihnen weit intensivere braune Farbentöne bemerkbar machen, wie sie bei continentalen Exemplaren nie Vorkommen. Beim ö ist der Rücken stark rostbraun, auch die Sei- ten zeigen einen lebhaften Anflug, der sich in schwächerer Ab- tönung über Brust und Bauch zieht und in das Roth der Ober- brust hineinreicht, dieses in ähnliche Weise verändernd, wie wir das bei Männchen des britischen Leinzeisigs (Acanthis rufcscens) sehen. Ich finde daher, dass das Brustroth bei euro- päischen Stücken reiner und feurig'er ist. Beim 9 ist die braune Rückenfärbung gleichfalls pronon- cierter als bei unseren und dehnt sich nicht nur über den Oberkopf aus, sondern auch über die ganze Unterseite als bräunlicher Anflug, der lebhaft an den des Bergleinfinken (Cannabina flavirostris (L.) erinnert. Die Fleckung der Unter- seite ist entschieden dunkler. Ein ö (Machico, 25. IV. 1898), wohl aus einer Spätbrut hervorgegangen, besitzt gar kein Roth auf der Oberbrust, die an dieser Stelle kaum minder intensiv rostbraun gefärbt ist als die Seiten. 223 v. Tschusi: Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s. Petronia petronia madeirensis Erl. Vier Exemplare lagen vor. Bar. v. Erlanger hat den Ma- deira-Steinsperling als Form abgetrennt (J. f. O. 1899 p. 482). Auch hier ist es die rostbräunliche Färbung, die sich über das ganze Gefieder breitet, welche den Steinsperling Madeira’s von allen anderen Formen deutlich unterscheidet. Motacilla boarula schmitzi Tschusi nov. subsp. Zwei Ö und ein 9 ad. im Frühlingskleide dieser auf Ma- deira häufigen Stelze liegen vor, deren Männchen mir sofort durch ihre dunkle Färbung auffielen, die aber merkwürdiger W eise sowohl von Hartwig als Koenig übersehen worden zu sein scheint. Dresser in seinem Birds of Eur. (III. p. 252 — 253) hebt bereits 1875 das Abändern der Exemplare von Madeira und den Azoren, sowie deren intensive Färbung hervor und bemerkt weiters, dass der weisse Augenstrich, wie der der Kehle schmal und zuweilen kaum zu sehen sei, doch vermöge er eine specifische Trennung zwischen continentalen Stücken nicht vorzunehmen. Der Hauptunterschied bei dem Madeiravog'el liegt in der auffälligen Verdunkelung des ganzen Oberkörpers und der Schwingen und des Schwanzes. 0 Oberkopf, Kopf- und Halsseiten, Hinterhals und Rücken sind dunkel a selig- rau, besonders verdüstert sind die Kopfseiten. Das Supercilium fehlt oder ist rudimentär — der weisse Streif zwischen Wang'en und Kehle theilweise vorhanden. Die Flügel- und Schwanzfedern sind nahezu schwarz. Die g’elben Partien der Unter- seite tragen ein feuriges Colorit. 9 ad. gleichfalls in allen Theilen oben viel dunkler, unten weit intensiver treib. Superciliarstreifen fehlt; Streifen zwischen Wangen und Kehle vorhanden; Kehle schwärzer, weiss ge- schuppt; Schwung- und Steuerfedern wie beim ö- Ich bemerke hier, dass es sich bei dieser Stelze nicht etwa um eine melanistische Phase handelt wie z. B. bei S. hei- nekeni , der schwärzlichen Aberration von Sylvia atricapilla ^ sondern um eine gut unterscheidbare Form, die wohl auch den Canaren angehören dürfte. Ich benenne diese Stelze nach dem um die orni thoMgische Erforschung Madeira's hochverdien- ten P. Erneut Schmitz, früheren Seminar-Director in Funchal 224 v. Tschusi: Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s. Budytes flavus flavus (L.) Ein 5 aus Funchal vom 15. III. 1900 und zwar das erste Exemplar aus Madeira liegt vor. Dasselbe ist soweit nicht typisch, als die graue Kopffärbung sehr dunkel und die Ohren- decken schiefergrau sind; das weisse Supercilium ist schmal; die Unterseite ist sehr lebhaft kanariengelb. Der Vogel trägt trotz des frühen Datums das Hochzeitskleid, was zu der Ver- muthung veranlassen möchte, dass die Art auf Madeira brüte. Anthus bcrtheloti Bolle. 7 Exemplare lagen vor. Wie Hartwig sagen konnte (1. c. p. 478): „Dieser Vogel ähnelt so sehr unserem Wiesen- pieper in Farbe und Betrag-en, dass er wohl kaum bei näherer Betrachtung als gute Species wird aufrechterhalten werden können,“ ist mir g-anz unbegreiflich. Sylvia atricapilla L. Bei einem Paare — 5 und 9 — , welches mir vorliegt, herrscht der braune, statt graue Earbenton, namentlich auf dem Rücken und als Trübung- auf der Unterseite und als Säu- mung bei den Schwungfedern vor. Zwei 9 der sogenannten Schleiergrasmücke ('S. hemekem ') aus Porto Santo, 15. /I. und Sta. Cruz, 2S./I. 1900 sind offenbar ungleichaltrig. Im ganzen ist diese erst kürzlich im weiblichen Geschlecht e nachg-ewiesene melanistische Aberration im Ver- gleiche mit normal gefärbten europäischen Stücken dunkler. Die grauen Partien der Kopfseiten fehlen; die ganze Oberseite, inclusive Schwung-- und Steuerfedern und ebenso die Unterseite sind verdüstert, letztere besonders in ihren oberen Theilen vor- wiegend braun. Die Unterschwanzdecken ziehen in’s Schwärzliche. Das ältere 9 weist ein intensiveres Colorit auf, das sich gegenüber dem jungen Q in stärkerem Hervortreten der brau- nen Färbung bei Zurückweichen der grauen, besonders stark auf dem Unterkörper äussert. Die braune Kopfplatte zeig't bei dem alten 9 einen tieferen Ton und ist nach hinten zu weniger abgesetzt. Erithacus rubecula (L.) Die 2 vorliegenden Stücke unterscheiden sich in nichts von mitteleuropäischen Rothkehlchen. v. Tschusi: Neuere Nachrichten über den Bartgeier. 225 Turdus merula L. 3 j ad. Das Schwarz erscheint unseren Exemplaren ge- genüber weit tiefer. Buteo buteo (L.) 3 ziemlich grosswüchsige Stücke, deren 2 die gewöhnliche lichtbriistige Form darstellen. Das 3. (Nr. 45 meiner Samm- lung) hat die lichten Partien der Unterseite vorherrschend rost- gelb überflogen, breit, besonders an den Seiten, gebändert und gefleckt. Hosen und Tibialbefiederung rostroth, erstere breit, letztere ziemlich schmal schwarzbraun gebändert. Untere Stoss- decken rostgelb, in den oberen Theilen intensiver und dichter, in den unteren Theilen lichter und spärlicher g'ewellt. Stoss nach innen, nach oben besonders läng’s des Schaftes und am Ende rostgelb mit ca. 5 mm breiten Rinden. Der Vog'el scheint eine erythristische Phase des Madeira-Bussards darzustellen. Coturnix cotmnix africana (Temm. und Schl.) Ein 5, zwei y. Diese, wie alle anderen Exemplare, welche ich aus Madeira bisher sah, g'ehören der dunklen afrikanischen Form an. Villa Tännenhof bei Hallein, im August 1900. Neuere Nachrichten über den Bartgeier (Gypaetus barbatus ( L.) in Tirol. Von Viel Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen Im Vorjahre hatte mein verehrter Freund, Herr Dr. A. Girtanner in St. Gallen, in der „Diana“ einen Artikel „Der Lämmergeier in den Schweizeralpen und in den Zeitun- gen“ — veröffentlicht, dessen Zweck es hauptsächlich war, „das thatsächliche und das vermeintliche heutzutägige Vor- kommen desselben in der Schweiz zu beleuchten.“ „Als Stand- vogel kann“, nach Girtanner, „der Lämmergeier heute in der Schweiz nicht mehr, durch die nöthigen Belege gestüzt, be- trachtet werden.“ Das letzte Stück auf schweizer’schem Boden wurde 1887 in Wallis erbeutet, und im selben Jahre sah der ausgezeichnete Kenner und Beobachter J. Saratz in Pontre- sina ein Exemplar im Rosegthal (Berner Oberland) fliegen. Alle neueren Angaben über Vorkommen und Erlegung von 15 226 V- Tschusi: Neuere Nachrichten über den Bartgeier. Bart- oder Lämmergeiern in der Schweiz erwiesen sich nach Girtanner’s sorgfältigen Nachforschungen als auf den Stein- adler sich beziehende. Was nun das Vorkommen des Bartgeiers in Tirol und V orarlberg anbelangt, so haben Prof. Dr. K. W. v. Dalla- Torre und Fr. Anzinger in i rer wertvollen Arbeit „Die Vögel von Tirol und Vorarlberg“*) alle erlangbaren Daten mit grossem Fleisse zusammengetragen und selbe, soweit dies mög- lich war, kritisch bearbeitet. Alle sich dafür Interessierenden verweise ich auf selbe und will mich hier nur kurz auf jene Daten beschränken, die sich auf den letzten Fang eines Bart- geiers, sowie auf die seither weiters bekannt gewordenen Nachrichten über sein Vorkommen beziehen. Für den Bartgeier kommt in Tirol und Vorarlberg ge- genwärtig nur deren westlicher Theil — also der an die Schweiz grenzende — in Betracht. Der letzte in Tirol erbeutete Bartgeier wurde im Februar 1881 von dem Bauer Jos. H äugle am hinteren Kobl, Ge- meinde Pfunds, in einer für Marder gestellten Falle gefangen.**) Der nicht stark verletzte, ungefähr 2jährige Vogel, kam in der Besitz des Kaufmannes Reiter in Innsbruck und gieng" dann in den Besitz des Wiener Vivariums im Prater über, wo er noch lebt. Ungefähr um die gleiche Zeit und in der gleichen Örtlichkeit wurde 10 Jahre vorher ein gleichfalls jüngeres Exemplar gefangen, das jetzt im Museum in St. Gallen steht. Seit der Erbeutung dieses letzten Bartgeiers auf tiroler Boden ist nur eine Mittheilung mehr, die sich mit voller Wahr- scheinlichkeit auf unseren Vogel bezieht, in die Öffentlichkeit gelangt. So berichtet der k. k. Forst- und Domänen Verwalter R. Huber***) in Pfunds, dass ein Exemplar 1882 im Verwall- thale erlegt wurde und der k. k. Forstwart G. Rieder ein weiteres am Carteil gletschfr schoss. Waldaufseher Lenz in Ischgl kennt nur Adler, die an der Nordseite des Thaies hor- *) Mitth. Orn. Ver. Wien XXL 1897, p. 133— 137. **) Girtanner bat alle diesbezüglichen Erhebungen unter dem Titel: »Ein Bartgeier (G)///aetiis barbutus) in Tirol gelangen« in den lVlitth. Orn. Ver.« Wien. V. 1881, p. 45 —46 zusammengestellt. ***) Österr. Forstzeit. VI. 1888, p. 3. v. Tschusi: Ornithologische Notizen. 227 sten, doch sollen weiter oben gegen den Cartellgletscher zu zwei bedeutend grössere und viel heller und gelblich gefärbte Geier sich aufhalten. Einen Lämmergeier sah Förster A n d r. Holzer im Sommer 1880 im Finstermünzpasse auf 40 Schritte Entfernung. Im vergangenen Winter stellte mir Herr J. Ritt. v. Koch-Sternfeld, k. k. Forstrath i. P., ein Schreiben des vor- genannten k. k Forst- und Domänenverwalters Herrn R. Hub er zur Verfügung, dem ich einige neuere, auf das Vor- kommen des Bartgeiers bezügliche Daten entnehme. Der selbe schreibt: „Ich zeigte dem Postmeister E. Senn in Pfunds die Ab- bildung' und Beschreibung des Bartgeiers in Brehm’s Thier- leben. Dieser sagte mir nun, dass dieser Vogel ganz zweifel- los mit jenem identisch sei, welchen er im Herbste des ver- flossenen Jahres (1897) ober der Fraction Wand der Gemeinde Pfunds in etwa Baumhöhe über sich habe streichen gesehen. Momentan war aber der Genannte über das Erscheinen eines so grossen Vogels ganz verblüfft und versäumte den richtigen Augenblick, einen Schuss auf diesen abzugeben. — Kurze Zeit darauf sah der Jagdpächter Wächter auf dem Pfundner Ochsenberge zwei solche Geier, schoss auch auf einen, der aber in den W ald fiel und trotz des eifrigen Suchens nicht gefunden werden konnte. Ich habe auch schon öfters von den Bauern der Frac- tionen Kobl und Wand über den „ Weissblattler“, so nennen dieselben den Bartgeier seines weissen Oberkopfes wegen, erzählen gehört.“ Dies das Wenige, aber, weil zweifelsohne sicher, sehr wert- volle, was ich diesmal über den Bartgeier zu berichten vermag'. Immerhin berechtigt uns dieses zu der Hoffnung, dass auch noch jetzt einzelne ihres Stammes in dem erwähnten. Gebiete sich erhalten haben mög'en und wir demnach auch weiteren Nachrichten noch entgegensehen dürfen. Ornith ol ogisc li e Notizen. Von Victor Ritter von Tscliusi zu Schmidlioffen. Ruticilla phoenicitra (F.) Herr Revierförster A. Pohl in Wischlcowitz in Öst.-Scbles, erlegte dieses Frühjahr ein Q 15* 228 v. Tschusi: Ornithologische Notizen des Gartenröthlings mit männlichem Gefieder. Die Brustfär- bung war lehmgelb. Locustella fluviatilis (Wolf.) Herr Revierförster Al fr. Pohl in Wischkowitz bei Wagstadt (Österr.-Schles.) schoss dort am 7. Mai 1. J. ein Ö des Flussrohrsängers. Leider war das Stück, weil g'anz zerschossen, zum Ausstopfen unbrauchbar, was umsomehr zu bedauern ist, da diese Art in Österr.-Schle- sien zu den Seltenheiten zählt. Otocorys alpestris (L.) Wie mir Herr Wessely, Besitzer der Vogelhandlung „Ornis“ in Prag, mittheilt, wurden ihm zwei den 9. F'ebruar 1. J. in Zabchlitz bei Prag" gefangene Männchen der Alpenlerche gebracht. Muscicapa parva Bechst. Das Pärchen Zwergfliegenfänger, welches im Vorjahre in W ischkowitz (Österr.-Schles.) gebrütet*), stellte sich, wie mir Herr Revierförster A. Pohl schrieb, am 20. Mai wieder ein. Vultur monachus (L.) Herrn J. Zelisko, erzherzogl. Waldberei- ter in Dzingelau (Österr.-Schles.) zufolge, wurdeam 1 .Juni 1. J. durch den erzherzogl. Heger Ad. Chowamitz aus einem Fluge von vier Mönchsgeiern ein Stück erlegt. Flugweite desselben 250 cm. Den 19. .Mai 1895 zeigten sich bei Tierlitzko ebenfalls drei dieser Geier und wurde damals gleichfalls ein Exemplar ge- schossen (vgl. Orn. Jahrb. VI. p. 245). Aquila maculata pomarina (Br.) Laut Mittheilung meines Freundes Baron Ludw. Lazarini wurde am 10. Juni 1. J. in der westlich von Innsbruck gelegenen, längs des Inn sich hinziehenden, der Martinswand gegenüber liegenden Kemater- A u ein Schreiadler erlegt, der dem sehr ausgebleichten und zerschliessenen, hellbraunem Gefieder nach zu urtheilen, ein altes Individuum sein dürfte. Ein zweites, frisch präpariertes Stück, gleichfalls mit lich- tem, zerschliessenem Gefieder, sah Bar. Lazarini den 12. VII., aus Schwaz stammend. :) vgl. Orn Jahrb. X. 1899, p. 192 Bar. Loudon: Beitrag zur Kenntnis der ornithologischen Fauna. 229 Beitrag zur Kenntnis der ornitlio] ogischeu Fauna Liv-, Estin und Kurlands. Von H. Bar. Loudon. Seit dem Erscheinen der neuen Auflage des Naumatin’- schen Werkes lässt sich bei uns erfreulicherweise ein bedeutend regeres Interesse für unsere Vogelfauna wahrnehmen. Jeder Ornithologe kann mit Dankbarkeit das hervorragende Werk in seine Bibliothek einreihen, denn nicht allein, dass die Illu- strationen das Bestimmen bedeutend erleichtern, auch der Text und speciell die Bestimmungsschlüssel geben vielen die Mög- lichkeit, ohne Vergleichsmaterial auch Subspecies zu bestimmen. Was nun unsere Ostseeprovinzen anbelangt, so hatte man sich bis zum Erscheinen des neuen Naumann um das Variieren der Art, resp. um die hier hauptsächlich in Betracht kommenden östlichen Formen, wenig oder fast gar nicht gekümmert, da sich diejenigen Werke, welche unsere Avi-Fauna behandeln, ausschliesslich auf die Stammformen beschränken. Mein grosses Interesse für unsere Ornis liess mich jede freie Stunde zu Be- obachtungen benutzen, und ich hoffe durch nachstehende An- gaben das Interesse meiner Mitbeobachter speciell auf diese so dankbare Bahn zu lenken; zugleich benutze ich auch die Gele- genheit, um dem Herausgeber des ornithologischen Jahrbuches, Herrn Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, meinen besten Dank für freundliche Fingerzeige und e"g'änzende Bestimmun- gen von erbeuteten Objecten auszusprechen. Im Herbst 1899 erlegte ich in Balloden, im Iwichspiel Burtneck, einen Schreiadler, über dessen richtige Determinie- rung ich lange im Zweifel war, bis es sich herausstellte, dass der Vogel offenbar zu Aquila fulvescens *) zu ziehen sei. Der ganze Vogel ist merkwürdig hellgelblich und rostfärbig, dabei nicht etwa fleckig gezeichnet, wie solches bei Aquila naevia vorkommt. In der Durchschnittsgrösse steht er einem - . Verlag von Jofj. Heinp. Msgsr iq Braunschwßig. In Unterzeichnetem Verlage ist erschienen: ^d^olarid. Von Heinrich Gätke. Herausgegeben von Professor Dr. Rudolf Blasius. Zweite vermehrte Auflage. — •-* — Gross-Oktav. Mit dem Bildnisse des Verfassers in Lichtdruck. Preis in prächtigem Glanzleinenband Mk. 18. — , Geheftet Mk. 16. — Wie . s. Z. vor dem erstmaligen Erscheinen, so hat die ornithologi- sche Welt — den Nachfragen und bereits ausgeführten Bestellungen nach zu urtheilen — auch jetzt wieder mit Spannung auf das Erscheinen der »Vogel- warte Helgoland« gewartet. Die zweite Auflage ist sorgfältig durchgesehen und dem jetzigen wissenschaftlichen Standpunkte der Ornithologie entspre- chend vermehrt. Braunschweig, Februar 1900. Joh. Heint*. JVIeyeF. Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen. Verlag von Mahlau & Waldschmidt, Frankfurt a. M. Der Zoologische Garten. (Zoologischer Beobachter.) Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Organ der Zoologischen Gärten Deutschlands. Redigiert von Prof. Dr. 0. Boettger. Jährlich 12 Hefte Mk. 8.—. Jahrgang I— XXX nebst Sachregister für Band I— XX zusammen Mk. 100.- (f^s- Inserate pr. Zeile 20 Ptg. Bas f errariu®, seine Bepflanzung und Bevölkerung, von Johann von Fischer. Handbuch für Terrarienbesitzer und Thierhändler 384 S. 8°m. 40 Holzschn. Eleg. geb. M. 12. — Bas Frettchen, Anleitung zur Zucht, Pflege und Abrichtung. Von Johann von Fischer. 61/, Bog. m. Tafel u. Abbild. Mk. 4.- Zu beziehen durch alle Buchhandlnngen. ^ubscriptions-Einladung auf das soeben in ungarischer Sprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madaräsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Kenntnis der heimischen Vogelwelt. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- Format, mit OriginabZeiehnungen und colorierten Tafeln vom Verfasser, in IO—i2 Lieferungen. Subset>iptionswPt»cis : , Pro Heft 3 Kronen ö. W., für das ganze Werk 30 Kronen. Subscriptionen sind an den Verfasser: Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. Verlag von Fr. Eugen Köhler in Gera-Untermhaus. NAUMANN, Naturgeschichte der Vögel Mittel-Europas. Herausgegeben von Dr. Carl R. Hennicke. Juh.- Pracht-Ausgabe in 12 Foliohänden oder 120 Lieferungen. Subskr.- Preis jeder Lieferung i Mk. t^ey, Dt». Eugene, D ie Eier der Vögel Mitteleuropas. Komplett in ca. 25 Lieferungen von je 4 Chromotaf. nebst Text ä 2 M. Lex.-8°- Inhalt des 3. Heftes. ^7T r — Seite Michael Harms: Beiträge zur Kenntnis der ornithologischen Fauna der Archangelsker Gouvernements 81 Literatur . i 106 Preis-Schema für Separat-Abdrücke. 25 Abzüge zu 2 Seiten fl. — '70, m. separ. Titel fl. 1'70 u. separ. Umschlag fl. 3'20 50 ,, 2 „ 1-20, „ „ „ „ 2-20 „ „ „ „3-70 25 „ „4 „ „ 1-70, „ „ „ „ 2-70 „ „ „ „ 4-70 50 „ 4 ,:, „ 2-20, „ „ „ „ 4'20 „ ,, „ „ 5-20 Bei 6 und mehr Seiten erhöht sich der Preis per Seite um je 30 kr. Bei Bestellungen, welche an die Unterzeichnete Buchdruckerei zu richten sind, ersuchen wir, sich eines separaten Blattes zu bedienen und dieses mit genauer Adresse versehen, dem Manuscripte beizufügen. Ignaz Hartwig, Buchdruckerei, Freudenthal (Oest.-Schles.), Kirchen- platz 13. Jene, welche die ihnen fehlenden Jahrgänge des „Ornitholog. Jahrbuches“ zu ergänzen wünschen, können selbe — mit Ausnahme des 1. und der je- weiligen 2 letzten abgeschlossenen, für welche der Abonnementspreis gilt — zum ermässigten Preise von je 7 Mk. pr. Jahrgang beziehen. Bei Abnahme der ganzen Reihenfolge tritt noch eine kleine Preisreduction ein. Einzelne Hefte älterer Jahrgänge werden, soweit sie noch vorhanden sind, zu 0.80 Mk. at>gegeben. Die Redaction des »Ornithol. Jahrbuches«. Kein Entomologe, kein N aturali e n h änder, Sammler und Liebhaber, kein Sarnm- lungs- und Museum Vorstand kann heutzutage (XT. Jahrgang.) entbehren, denn es ist jetzt unbestritten die billieste, gediegenste, zuverlässigste und reiehhaltigste aller naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften, welche besonders den Handel, Kauf, Verkauf und Tausch in bester Weise unterstützt und vermittelt. Inserate haben denkbar besten Erfolg. Monatlich 2 Nummern je 16—24 Seiten stark. Leser in allen Erdtheilen ; nach Brasilien allein geben 18 Exemplare. Vereinsblatt zweier Welf- und vieler Locaivereiue. Jeder sollte sich die bezüglichen Drucksachen senden lassen, und v.erseuden wir zur Orien- tierung franco für 70 Pf. in Briefmarken eine starke Sendung von 250 Gr., enthaltend ein starkes Vereinsheft, Probenummern obiger Zeitung, Inhaltsverzeichnisse, div Beilagen, Prospecte Preiskataloge, kunstvolle, höchst naturgetreu dargestellte farbenprächtige Probe- tafeln, M i tgl ifderver zei ch ni sse u. s. w. Pro Quartal hei jeder Postanstalt nur 80 Pf. Mitglieder haben jährlich 100 Zeien Freiinserate (jede Zeile mehr 5 Pf.), sowie zahlreiche andere Vergünstigungen laut Pro- spekt. Alle Zuschriften erbittet Reinhold Ed. Hofiniann, Grünberg pr. Schl. Verantw. Redacteur, Herausgeber und Verleger : Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein Druck von Ignaz Hartwig, Freudenfchal, Kirchenplatz 13. ORGAN für das palaearktisehe gaunengebiet. Herausgegeben Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d. „Com. f. ornith. Beob.-Stat. in Oesterr -Ungarn,“ Ehrenmitgl. d. „Ungar ornith. Centrale“ in Budapest, des ornith. Yer. in München, des Ver f. Vogelk. in Innsbruck des Yer. f. Yogelk. & Yogelsch. in Salzburg, ausserord. u. correspond. Mitgl. d „Deutsch Yer. z. Schutze d. Yogelw.“ in Halle a|S., der „Naturf.-Gesellsch. d. Osterlandes,“ Corresp Memb. of tlie „Amer. Ornithol. Union“ in New-York, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith Gesellsch.“ in Berlin, etc. XI. Jahrgang. Heft 4, 5. — Juli-October: 1 90.0,: Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 ‘/,2 Druck- bogen, Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei. directem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. — 12.50 Frcs. — 10 sh. == 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen — 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem er mässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Raume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Berechnung nach Vereinbarung. Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- hof bei Hall ein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1900. Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (Sehles.) , Kirchenplatz 13. Yerlag des Herausgebers Die noch mehrfach ausständigen Abonnements ersuchen wir, ehestens begleichen zu wollen. Verlag von Jo|. Heinr. Meger iq Braunsehweig. In Unterzeichnetem Verlage ist erschienen: Die ^o^el^apte ^d^oland. Von Heinrich Gätke. Herausgegeben von Professor Dr. Rudolf Blasius. Zweite vermehrte Auflage. & Gross-Octav. Mit dem Bildnisse des Verfassers in Lichtdruck. Preis in prächtigem Glanzleinenband Mk. 18. — , Geheftet Mk 16.— Wie s. Z. vor dem erstmaligen Erscheinen, so hat die ornithologi- sche Welt — den Nachfragen und bereits ausgef. hrten Bestellungen nach zu urtheilen — auch jetzt wieder mit Spannung auf das Erscheinen der Vogel- warte Helgoland« gewartet. Die zweite Auflage ist sorgfältig durchgesehen und dem jetzigen wissenschaftlichen Standpunkte der Ornithologie entspre- chend vermehrt. Braunschweig, Februar 1900. Job. Hei nr. JVfeyer. Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen. Wer Verbindungen sucht, inseriert am vor- theilhaftesten und mit sicherstem Erfolge in .„Der PrseparaSor“, mit seiner französ. Ausgabe »Le Preparateur« und seiner englischen Ausgabe »The Prepa- rator«. Jedes Inserat erscheint (von der Redaction kostenlos übersetzt) in deutscher, ßrauzftsischer und eug-Bischer Sprache. Die zwei- spaltige Petitzeile kostet nur 25 Pfg. Wiederholungen mit Rabatt. internationale ausländische überseeische Wer Naturfreund, IJehhaher, Fachmann, trete in den »Internationalen Praepara- torenverein« ein, welcher in seinem illu- strierten Vereinsorgane lehrreiche und interessante Abhandlungen über das Sammeln, Praeparieren und Conservie- ren von Naturobjecten bietet. Bibliothek. Witwencasse. Briefkasten für die Mitglieder. — Preisermässigung für Inserate. — Generalversammlung. Viele andere Vortheile. — Jahresbeitrag Fr, 7. — , Einschreibegebür Fr. 1. — . Zur Probe conveniert ein Postabonnement für ein Quartal für nur Fr. 1.50 (Ausland mit Postzuschlag). Alle Zusendungen erbeten an die Redaction des „Der Prseparator“ Ratsch (Schweiz) ßubscriptions-Einladung auf das in ungarischer Sprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madaräsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Kenntnis der heimischen Vogel weit. Das; Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- Format, mit Original-Zeichnungen und chlorierten Tafeln vom Verfasser, in 80 — 12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten vier Hefte umfassen auf 166 Seiten die Singvögel (Ordo Passeriformes) mit 81 Ori- ginal-Abbildungen in Holzschnitt. 3 in Autotypie und 4 Tafeln in Handcolorit. Sufoseriptions-Preis : Pro Heft 3 Kronen ö. W.. für das ganze Werk 30 Kronen. Subscript io nen sind an den Verfasser: Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. Verlag von Fr. Eugen Köhler in Gera-Untermhaus. NAUMANN, Naturgeschichte der Vögel Mittel-Europas. Herausgegeben von Dr. Carl R. Hen nicke. Jiik- Pracht-Ausgabe in 12 Foliobänden oder!20 Lieferungen. Subscr.- Preis jeder Lieferung i Mk. t^ey, Dr. Eugene, Die Eier der Vögel Mitteleuropas. Complet in ca. 25 Lieferungen von je 4 Chromotaf. nebst Text ä 2 M. Lex. -8°. Inhalt des 4. Heftes. Seite Alexander Bau: Ornithologisches aus Vorarlberg 121 P. Alexander Schaffer: Ankunft und Abzug der Zugvögel in Maria- hof in Steiermark vom Jahre 1840 — 1899 132 E.Christoleit: Über die Stimme des Karmingimpels (Carpodacus erythrinus) 153 R. Hänisch: Wanderschrullen einer Waldschnepfe im April 1896 . . 160 Robert Eder: Nachtrag »Zur Vogelfauna von Gastein.« 161 Ludwig von Führer: Beiträge zur Ornis Montenegro’s und des an- grenzenden Gebietes von Nordalbanien . 165 Prof. G. Janda: Der Röthelfalke (Tinnunculus naumanni Fleisch.) in Süd-Mähren 189 Literatur 196 An den Herausgeber eingegangene Druckschriften 199 Nachrichten 200 Preis-Schema für Separat-Abdrücke. 25 Abzüge zu 2 Seiten fl — '70, m. separ. Titel fl. l-70 u. separ. Umschlag fl. 3'20 50 r, ,, 2 „ „ 1'20, „ ,, „ „ 2'20 „ ., „ „3-70 25 „ „ 4 „ 1-70, „ ■„ ,, „ 2-70 „ „ „ ,„4'70 50 „ „ 4 2-20, „ „ „ „ 4-20 „ „ „ ,, 5/20 Bei 6 und mehr Seiten erhöht sich der Preis per Seite um je 30 kr. Bei Bestellungen, welche an die Unterzeichnete Buchdruckerei zu richten sind, ersuchen wir, sich eines separaten Blattes zu bedienen und dieses mit genauer Adresse versehen, dem Manuscripte beizufügen. Ignaz Hartwig, Buchdruckerei, Freudentha! (Oest.-Schles.), Kirchen- platz 13. Hamburg-St. Georg, Bleicherstrasse Nr. 43. I^ager and Bena gsqaLelle von zoologischen Objecten aller Art, speciell Vogeleiern, Vogel- bälgen, ausgestopften Vögeln, Conchylien und Sceletten. Ankauf von Sammelausbeuten pnd ganzen Sammlungen. 1,1 Preisliste auf Wunsch, uz Kein Entomologe, kein Naturalien!. ander, Sammler und Liebhaber, kein Samm- lungs- und Museumvorstand kann heutzutage Das latealicaiet mit iatrieii- und tfinliirkt (XI. Jahrgang) entbehren, denn es ist jetzt unbestritten die billigste, gediegenste, zuverlässigste und reichhaltigste aller naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften, welche besonders den Handel/ Kauf, Verkauf und Tausch in bester Weise unterstützt und vermittelt Inserale haben denkbar besten Erfolg. Monatlich 2 Nuünnem je TC^— 24 Seiten stark. Leser in allen Erdtheilen ; nach Brasilien allein gehen, 18 Exemplare. Vereinsblatt zweier Welt- und vieler Localvereine. Jeder sollte sich die bezüglichen Drucksachen senden lassen, und versenden wir zur Orien- tierung franco für 70 Pf. in Briefpiarken eine starke Sendung von 250 Gr., enthaltend ein starkes Vereinsheft, Probenümmern obiger Zeitung, Inhaltsverzeichnisse, div. Beilagen, Prospecte Preiskataloge, kunstvolle, höchst naturgetreu dargestellte farbenprächtige Probe- tafeln, Mitgliederverzeichnisse u. s. w. Pro Quartal bei jeder Postanstalt hur 80 Pf. Mitglieder haben jährlich 100 Zeilen Freiinseräte (jede Zeile mehr 5 Pf.)r sowie zahlreiche andere Vergünstigungen laut Pro- spect. Alle Zuschriften erbittet Reinhold Ed. Hoffniann, Grünberg, pr. Sehl. Verantw. Redacteur, Herausgeber und Verleger : Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhofien, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig, Freudenthal, Kirchenplatz 13. ( t ORGAN für das palaearkt-ische faunengebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tsehusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d. „Com. f ornith. Beob - ^ tat. in Oesterr. -Ungarn,“ Ehrenmitsl. d. „Ungar ornith. Centrale“ in Budapest, des ornith. Ver. in München, des Ver f. Vogelk. in Innsbruck des Ver. f. Vogelk. & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u. correspond. Mitgl, d „Deutsch Ver. z. Schutze d. Vogelw.“ in Halle a|S., der „Naturf.-Gesellsch. d. OsterJandes,“ Corresp. Memb. of the „Arner. Ornithol. Union11 in New-York, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith Gesellsch.“ in Berlin, etc. Heft 6. NI. Jahrgang. November-December 1900. Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege , der palaearktisehen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 21/., Druck- bogen, Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei directem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frcs. = 10 sh. = 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen — 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und lnseraten- Berechnung nach Vereinbarung. Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Villa Tännen- hof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1900. Druck von Ignaz Hartwig in Ereudenthal.fSchles.), Kirchenplatz 13. Verlag des Herausgebers Die noch mehrfach ausständigen Abonnements ersuchen wir, ehestens begleichen zu wollen. Verlag von Jo|. Heinr. Meger iq Braunschwerg. In Unterzeichnetem Verlage ist erschienen: Die Vogelwarte Helgoland. Von Heinrich Gätke. Herausgegeben von Professor Dr. Rudolf Blasius. Zweite vermehrte Auflage. . , ;; ■ {■■ V ■ " Gross-Octav. Mit dem Bildnisse des Verfassers in Lichtdruck. Preis in prächtigem Glanzleinenband Mk. 18. — , Geheftet Mk. 16. — Wie s. Z. vor dem erstmaligen Erscheinen, so hat die ornithologi- sche Welt — den Nachfragen und bereits ausgeführten Bestellungen nach zu urtheilen - auch jetzt wieder mit Spannung auf das Erscheinen der »Vogel- warte Helgoland« gewartet. Die zweite Auflage ist sorgfältig durchgesehen und dem jetzigen wissenschaftlichen Standpunkte der Ornithologie entspre- chend vermehrt. Braunschweig, Februar 1900. Joh. J-leinF. JVtey et*. Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen. Gesellschaftsreise in die Tropen. Herr Dr. O. Schmiedeknecht beabsichtigt in diesem Winter eine zoologische Gesellschaftsreise, speciell für Ornithologen, in die Tropen zu veranlassen. In Aussicht genommen sind Java oder die südl. Gebiete von Mexico via New-York. Anfragen sind zu richten an Dr. 0. Schmiedeknecht, Blankenburg in Thüringen. 5 ■fl ft ■(J •i 7 3 i ßubscriptions-Einladung auf das in ungarischer Sprache erscheinende Werk von Dp. Julius von Madaräsz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Kenntnis der heimischen Vogelwelt. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- Format, mit Original-Zeichnungen und colorierten Tafeln vom Verfasser, in 10—12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten vier Hefte umfassen auf 166 Seiten die Singvögel (Ordo Passeriformes) mit 81 Ori- ginal-Abbildungen in Holzschnitt. 3 in Autotypie und 4 Tafeln in Handcolorit. Subseriptions-Preis : Pro Heft 3 Kronen ö. W., für das ganze Werk 30 Kronen. Subscriptionen sind an den Verfasse r : Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abtheilung, zu richten. Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. m m m & m § m m m m ■ZTW \ZAV~ kAVA bVhA '-/iVA '-ZuA m Balg-Dubletten. Eine grössere Anzahl von Vogelbälgen, zum Theile seltenere Arten — auch aus Madeira — wünsche ich abzugeben, bezw. auch gegen mir convenierende andere Arten und Formen auszu- tauschen. v. Tsehasi zu Sehmidhoffen. Inhalt des 5. und 6. Heftes. Seite C. E. Hellmayr: Einige Bemerkungen über die Graumeisen .... 201 Ernest Schmitz: Zur Ornis der Insel Madeira 218 v. Tschusi zu S chm i d h offen.: Bemerkungen über einige Vögel Madeira’s 221 v. Tschusi zu Schmidhoffen: Neuere Nachrichten über den Bart- geier Gi/paetus barbat u*s (L.) in Tirol 225 v. Tschusi zu Schmidhoffen: Ornithologische Notizen .... 227 Bar. Loudon: Beitrag zur Kenntnis der ornithologischen Fauna Liv-, Esth- und Kurlands . . 229 A. Szielasko: Der Herbstzug 1899 bei Pillau in Ostpreussen . . . 233 Jos. Talsky: Über den Röthelfalken (Falco naumanni Fleisch.) in Mähren 235 v. TschusizuSchmidhoffen: Sibirische Tannenheher aut derWanderung 236 Literatur 236 An den Herausgeber eingegangene Druckschriften . 240 Index 241 Titelblatt und Inhalt. Corrigenda. Preis-Schema für Separat-Abdrücke 25 Abzüge zu 2 Seiten K T40, m. separ. Titel K 3'40 u. separ. Umschlag ,K 6'40 50 ,, ,, 2 „ 2-40, „ „ „ 4-40 „ ., „ „ 7 40 25 „ ,, 4 ., „ 3-40, ,, „ ,, „ 5' 40 „ „ „ „ 9'40 50 „ „ 4 „ „ 4'40, „ ,, ., ,, 8-40 ,, ,, „10'40 Bei 6 und mehr Seiten erhöht sich der Preis per Seite um je 60 h. Bei Bestellungen, welche an die unterzeichne e Buchdrucker zu richten sind, ersuchen wir, sich eines separaten Blattes zu bedienen und dieses mit genauer Adresse versehen, dem Manuscripte beizufügen, Ignaz Hartwig, Buchdruckerei, Freudenthal (Oest. Schles.), Kirchen- platz 13. Hamburg-St. Georg, Bleicherstrasse Nr. 43. hager und. Bezugsquelle von zoologischen Objecten aller Art, speciell Vogeleiern, Vogel- bälgen, ausgestopften Vögeln, Conchylien und Sceletten. Ankauf von Sammelausbeuten und ganzen Sammlungen, zrzir Preisliste auf Wunsch. Zur gefälligen Benachrichtigung! Jene, welche die ihnen fehlenden Jahrgänge des ^Orniiholog. Jahrbuches“ zu ergänzen wünschen, können selbe — mit Ausnahme des 1. und der je- weiligen 2 letzten abgeschlossenen, für welche der Abonnementspreis gilt — zum ermässigten Preise von je 7 Mk. pr. Jahrgang beziehen. Bei Abnahme der ganzen Reihenfolge tritt noch eine kleine Preisreduction ein. Einzelne Hefte älterer Jahrgänge werden, soweit sie noch vorhanden sind, zu 0.80 Mk. abgegeben. Die Redaction des »Ornithol. Jahrbuches«. Verantw. Redacteur, Herausgeber und Verleger : Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein. Druck vnu Ignaz Hartwig, Freudenthal, Kirchenplatz 13.