L~ /2 y - .-A 1 I \ • ■■ / Omitholojiscties Jahrbuch /3^ ORGAN für das palaearhtisehe gauiiengebiet. Herausgegeben und redigiert von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, fiüheror Präsident d. „Kom. f. oruith Beob.-Stat. in OestciT.-Uncarn,“ Ehrenmitgl. d. „Ungar ornith Zentrale“ in Budapest, ecie sull’ „Alcn torda“ dclla Dalmazia e della Croazia e sulle pretese invasioni del „Idiahtc/ocorfU'“ 147 — I^’Allante ornitologico del Prof. E. Arrigoni degli Oddi. Uccelli eutofiei 151 L. Bureau: Contc E. Anigoni degli »Oddi, Atlante ornitologico uccelli europei 238 G. V. Burg: Magenuntersuchungen an Eichelhehern 71 — Unsere Raubvögel 74 — Der Tannenheher im Solothurn’schen Jura .... 74 — Ornithologische Beobachtungen aus dem Jahre 1900 74 S. A Buturlin: Die Wildgänse des russischen Reiches .... 67 — 68 — Synoptische Tabellen der jagdbaren Vögel des russischen Reiches 68 St. Cherncl v. Chernelhäza; Zum Schutze der Tiere, insbe- sondere der nützlichen Vögel 71 S. Clodius, vergleiche Wüstnei. T. Csörgey: Spalato’s Winterornis 79 — Zur Biologie des Fedeo suhhuteo ; Übersiedelung und Verbreitung 80 G. Eschcrich: Adlerjagden in Bosnien 75 (j Falconieri & Conte E. Arrigoni degli Oddi: Cattura di due „Coamonettae histrio- nicae“ per la prima volta in Italia 73 O. l<’i lisch: Zur Versöhnung zweier toten Meister 152 H. P' i sc h e r - S i g w a r t: Ornithologische Beobachtungen von 1901 an unseren Wildhühnern, Sumpf- und Wasservögeln 149 — Ornithologisch-biologische Studien am -Sempachersee und anderen Orten im Jahre 1901 149 — Der Buchfink und Grünling 1901 ... 149 — Aus dem Starenleben 1901 149 — Die Invasion der Bergfinken 1901 ... 149 — Über unsere Wildtauben 1901 .... 149 — Vom Alpensegler (Ci/pselas iiivlha) . . . 150 Die Blaudrosscl 150 — Die Waldschnepfe und ihr Zug bei Zofingen 150 — Aus dem Leben des Habichtes, des Sper- bers und des Baumlalken 1901 . , . 150 VI. Pag. H. Fi sc h er-S ig \v a r t: Ornithologische Beobachtungen vom Jahre 1901 l.'iO K. Gf. Forgach: Ornithologische Erinnerungen eines alten Jägers 180 E m r. P' r i V a 1 d s z k y : Auszug aus einem mitgeteilten Berichte . 79 J. Gaal de Gyula: Der P'rühjahrszug der Rauchschwalbe 1899 78 Gabriel: Ein Beitrag zur Frage; Mauserung junger Hühnervögel 150 A. Girtanner: Eine zerstörte Kolonie des Alpenseglers . , . 153 A. Ghidini: Note suH’ Avifauna della Svizzera italiana .... 155 L. Greppin: Beitrag zur Kenntnis der Avifauna im Kanton Solothurn 73 — Ornithologische Beobachtungen 236 H. Härms, vergleiche Zarudny. M. B. Hagendefeldt; Die Vogelvvclt iler Insel Sylt 158 E. Harten; Aus den VVanderjahren eines Naturforschers . . . 66 — 67 J. Hegyfoky: Die Witterung zur Zeit der Ankunft der Rauch- schwalbe ... 78 — Das Erscheinen des Kuckucks in Österreich- Ungarn 1897 — 1898 79 O. Helms: Ornithologische Beobachtungen aus Huslev .... 79 C. R. Hennicke: Naumann's Naturgeschichte der Vögel Mittel- Europa’s IX. Band 73 — Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Mittel- Europa’s VIII. Band 148 — Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Miltel- Europa’s XII. Band 239 — 240 — Bestimmung der mitteleuropäischen Raubvögel nach den Fängen 147 Die Raubvögel Mitlel-Europa’s 236—237 O. Her man: Die Bedeutung der Anatomie der Vögel .... 77 — Stefan v. Neesey 80 — Nutzen und Schaden der Vögel 238—239 K. Knezourek: O spoluziti ptaetva naseho s clovekem . . . 238 P'. Koske; Ornithologischcr Jahresbericht über Pommern 1901 . 76 — „ „ „ „ 1902 . 237 O. Leege: Die Juister Vogelkolonie 157 — Ornithologisches von der ostfriesischen Nordseeküste 157 — Telegraphendrähte eine Gefahr für die Vogelwelt . . 157 J. C. Lindner: Eine Pilgerfahrt nach dem Mekka deutscher Orni.thologe'n 154 C. Loos; Zur Ernährung unserer Vögel 71 — Ist der Kuckuck nützlich.? 72 — Der Eichelheher als Vertilger von Vögeln und Faltern, sowie deren Brut 150—151 — Etwas über die Vertilgung von Engerlingen durch Krähen 158 VII. Pag. C, Loos: Über die Ernährung der Elster 159 — Zur Frage über die Beurteilung der Geschwindigkeit und der Entfernung fliegender Vögel 235 — Beobachtungen über der Grauspecht bei der Nisthöhlen- bereitung, beim Brutgeschäft und bei der Aufzucht der Jungen 236 Fr. V. Lucanus: Schutzfärbungen und Nutztrachten 152 J. V. Madaräsz; Ein neues Blaukehlchen 74 Vorläufiges über einen neuen Rohrsänger (Lks- ci}iiola mimic(t) 156 — Magyarorszäg Madarai 156 M. Marek: Ornithologisches aus Zengg 1900 — 1901 75 G. Martorclli: Ulteriori osservazioni sull’ Athene clnnradiae . . 147 Ad. Nehrkorn: Katalog der Eiersammlung nebst Beschreibung der außereuropäischen Eier 146 H. Nitsche: Einige Bemerkungen über das Nest der Beutelmeise 77 Alfr. Newton: Ootheka Wolleyana, Part. II 146 Der Ornithologische Beobachter (I. Jahrgang) 149 C. Parrot: Die Schneegans in Bayern 154 C. Picchi: Nota sopra alcuni Rapazi della mia collezione ornito- logica italiana 238 E. Rößler: Popis ptica hrvatske faunae ■ . . 154 — Hrvatska ornitoloska Centrala II 235—236 E. C. W. Sand re: Schußbuch 155 J. Schenk: Die Frage des Vogelzuges 157 \V. Sciilüter: Naturwissenschaftliches Institut Halle a. S. . . . 156 It Schmitz: As aves da Madeira 72 W. Schuster: Schutzfärbung und Instinkt 152—153 R. Baron Snouckaert van Schauburg: Ornithologie van Nederland . . 72 Elm. L. V. Szalay: Komparative Osteologie der Brust- und Schulterapparate von Anser fabnlis und negUctua, Larus ridibundus und rantis . . 78 A. Szielasko: Die Bildungsgesetze der Vogeleier bezüglich ihrer Gestalt 147 J. Thienemann: Vogelwarte Rossitten (Zug von 70 — Zum Vogelschutz 70 — 71 — Das häufige Vorkommen von Filarien in Lanins collurio 71 — 72 — Vorkommen von Siiniia ulula 148 — Genauere Beobachtungen über das Brutgeschäft einiger Vogelarten 148 — Vogelwarte Rossitten 153 — Einiges über unsere Krähen 153 — II. Jahresbericht (1902) der Vogelwarte Rossitten 235 VIII. Pag. U. O. C. Nestgeschichten 80 G. Vallon: Fauna ornitologica Friulana 151 — Note ornitologiche per la Provinzia del Friuli durante l’anno 1902 151 A. Vezdnyi: Der Vogelzug in Ungarn 79 A. Voigt: Eixkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen . . 153 H. Winge: Fuglene ved de danske Fyr i 1901 148 C. Wüstnei: Der Vogelzug in Mecklenburg 75 — und S. Clodius; Der weiße Storch (Ciconia alba) in Mecklenburg 74 —75 N. Zarudny und M. Harms: Neue Vogelarten 71 Nachrichten. t Dr. Gustav Radde 160 Alexander v. Homeyer 240 All den Herausgeber eiiigesandte Druckschriften. 158—160, 240. Corrigenda. Pag. 145, Zeile 19 von oben steht Bodjani, statt Brdjani. „ 154, ,, 8 ,, unten ,, Brdani, „ Brdjani. * Ausgegeben am 11. Februar 1903. ORGAN ■für das palaearhtisehe f’aunengebiel;. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d. „Kom. f. ornith. Beob -Stat. in Oesterr -Ungarn,“ Ehrenmitsl. d. „Ungar, ornith. Zentrale“ in Budapest, des ornith, Ver. in München, des Ver f., Vogelk. in Innsbruck, des Ver. f. Vogelk, & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u. korrespond. Mitgl. d „Deutsch Ver. z. Schutze d. Vogelw “ in Halle ajS., der „Naturf.- (resellsch. d. Osterlandes,“ des Siebenb, Ver. f Naturw in Hermannstadt, Korresp. Memb. of the „Amer. Ornithol, Union“ in New-York, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith. Geseliscb.“ in Berlin, etc. XIV. Jahrgang-. Heft 1, 2. — Januar-April 1903. Das „Ornithologische Jahrbuch“ bez-weckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 ‘4 Druck- bogen, Lex. 8, Eine Yermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt hei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frks. = 10 sh. = 4.50 Rhl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inseraten- Bereehnung nach Yereinharung. Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements,-Annonzen und Beilagen bitten -wir an den Herausgeber, Yilla Tanne n- hof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1903. Druck von Ignaz Hartwig in Preudenthal (Schles.), Kirehenplatz 13. Verlag des Herausgebers. Da mit diesem Hefte dei* neue Jehngeng beginnt, so ersuchen wir, die Abonnements zu erneuern und die noch mehrfach ausständigen Beträge ehestens begleichen zu wollen. Subskriptions-Einladung auf das in ungarischer vSprache erscheinende Werk von Dr. Julius von Madarasz. (Die Vögel Ungarns), Leitfaden zur Keniitjiis der heimischeji Vo^eiwelt. Das Werk erscheint in vornehmer Ausstattung in Quart- P'ormat, mit Original-Zeichnungen und kolorierten Tafeln vom Verfasser, in 10—12 Lieferungen mit einer deutschen Revue. Die bisher zur Ausgabe gelangten zehn Hefte umfa.ssen auf 412 Seiten die Passeriformes, Coraciaeformes, Cuculiformes, Piciformes. Strigiformes, Accipitriformes, Pelecaniformes, Anseri- formes, Ardeiforme.s, Gruiformes, Charadriiformes, Lariformes, Alciformes und Procellariiformes mit zahlreichen Original-Abbil- dungen in Holzschnitt, 3 in Autotypie und IX. Tafeln zum Teil in Handkolorit. Subskfiptions-Preis : Pro Heft 3 Kronen ö. W., für das g'anze Werk 30 Kronen. Subskriptionen sind an den Verfasser: Budapest, Ungar. Nation. -Museunn, zoolog. Abteilung, zu richten. Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. die ihre Sammlungen durch Kauf oder Tausch bereichern oder die selbstge- sammeltcs Material verkaufen wollen, empfiehlt sich als einziges seit 11 Jah- ren erscheinendes Fachorgan die Zeitschrift für Oologie, herausgegeben von H. Hocke, Berlin C,, Münz Strasse, 8, welche seit April 1901 in einem vermehrten Umfange erscheint. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung 3 Mark, nach den Ländern des Weltpostvereines 4-25 Franks pränumerando. Die Zeitschrift bringt aus Fachkreisen belehrende und einschlägige Artikel, Brut- und Sammelnotizen, Merkmale schwer zu unterscheidender Eier, Literatur, sowie eine große Anzahl Kauf-, Verkaufs- und Tausch-Anzeigen. Probenammern werden anf Wunsch frei zugesendet. Verlag von Mahlau & Waldschmidt, Frankfurt a. M. Der Zoologisebe ^arteo. (Zoologischer Beobachter.) Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tiere. Organ der Zoologischen Gärten Deutschlands. Redigiert von Prof. Dr. 0. Boettger. Jährlich 12 Hefte Mk. 8.—. Jahrgang — XXX nebst Sachregister für Band I — XX zusammen Mk. 100. — . Inserate pr. Zeile ao Pfg. ORGAN für das palaearktische Paunengebiet. JahrganyXiy. Januar — April 1903. Heft 1, 2. i'ber palaearktische Formen. Von Vict Ritter v. Tschusi zu Sclmiidhoffen. Der Weidensperling (Passer hispa.-iolensis Temm.) und seine Formen. Trotz seiner ausgedehnten Verbreitung-, die von den Kap- X'erden und den Kanaren beginnt, über die Länder zu beiden Seiten des Mittelmeeres sich erstreckt und bis Zentral- Asien reicht, war der Weidensperling- niemals Gegenstand eingehender Studien und wurde wohl für überall das gleiche Kleid tragend angesehen. Wer sich aber auf Grund eines grölScren Vergleichs- materials aus dem ganzen Verbrcitung'sgebiete der Art mit die- ser genau beschäftigt, dem konnte es, falls er ein für Ünter- schiede einigermaßen empfängliches Auge besitzt, nicht ent- gehen, daß auch diese Art ii-i leicht zu unterscheidende g-eo- graphischc Formen zerfällt, die als solche auch unterschieden*) **) werden müssen. *) cfr. Om. Jahrb. XIII p. 234—235. **) Für jene Kritiker, die auch heute noch die .Subspezies negieren, weil sie konservativ auf ihrem alten morschen Standpunkte verharren, möchte ich — teilweise pro domo — hier beifügen, daß eine einfache Negierung von Tatsachen, von deren Vorhandensein sich jeder zu überzeugen vermag, der sehen kann und will, nichts beweist und billige Witze selbe nicht zu ent- kräftigen vermögen. Um die Berechtigung zu einem Urteile zu haben, muß man vorher prüfen; ohne Prüfung ist ein Urteil leichtfertig und muß als solches zurückgewiesen werden. Der Wert der Unterscheidung von Formen ist für die Systematik, wie für die Biologie von größter Bedeutung, da sie uns Aufschluß über das Vari- ieren der Art gibt, wie auch allgemeine Andeutungen über das sogenannte klimatische Abändern; für die Biologie und zwar ganz besonders für die Fr- forschung des Vogelzuges ist die Kenntnis der Vogelformen von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, da sich dadurch auch Richtung und Zugzeit derselben fixieren lassen und die breite Zugfront der Art sich in schmälere, wohl auch öfters einander kreuzende Linien auftösen dürfte. 1 2 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Für die Beurteilung' und Kenntnis der Formen ist es nötig", jene Kleider zur Vergleichung" heranzuziehen, welche die Färbungs-Charaktere derselben am deutlichsten zum Ausdrucke bringen, und das sind bei den Fringilliden im weitesten Sinne die F'rühüngskleider, ehe sie in die abg'enützten des Sommers überg'egangen sind. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß Passer domesticus und italiae einander recht nahe stehen, so ist dies doch bei P. h ispamoh-nsis nicht in gleichem Maße der Fall, und ich sehe nicht nur in letzterem, sondern auch in beiden ersteren einan- der zwar nahestehende, aber g'esonderte Arten, die in ver- schiedene Formen zerfallen. Ich kann mich daher durchaus nicht mit der von Baron C. Erlanger (J. f. O. 1899, p. 479) ver- tretenen Ansicht befreunden, der zufolge P. hispnniolensis als Subspezies von P. ifaline aufzufassen wäre, denn selbe findet ihren einzigen Stützpunkt in der Rotköpfigkeit beider, während die übrigen Färbungs- und Zeichnungsverhältnisse wesentlich verscliiedene sind, welche die P. italiae weit mehr dem P. do- viesticus als dem P. hispaniolensis nähern. Die weiters in’s Treffen geführte große Ähnlichkeit mancher tunesischer hispa- niolensis mit italiae gründet sich wohl hauptsächlich auf die nur schwach vorhandene Strichelung der Seiten mancher jün- gerer, wohl aus Spätbruten hervorgegangene Individuen, wo- durch sich diese dem italienischen Sperling'e zu nähern scheinen; aber diese „Ähnlichkeit“, welche doch nur eine „Ausnahme“ darstellt, kann als solche wohl nicht als verwandtschaftliches Moment aufg'efaßt -werden und scheint mir den Zweck, zu wel- chem sie als beweisend herangezogen wurde, nicht zu erfüllen. Es darf hier nicht verg-essen werden, daß doch die Ober- seite beider in Färbung und Zeichnung so verschieden ist, daß es bei ausgefärbten . s wohl niemandem eine vSchwderig- keit bereiten wird, beide auseinander zu halten; außerdem dürfen zur Entscheidung derartiger Frag'en nur ausgefärbte Kleider herangezogen werden. Jüng'eren Individuen sehr nahe- stehender Arten und Formen fehlt zumeist das für die einzelne Art oder Form Charakteristische, und im weiblichen Geschlechte verwischen sich die Sonderungsmerkmale zumeist zu gemeinsamen. Ich vermöchte mich auch nicht, selbst wenn Baron Erlan- ger’s Annahme berechtigt wäre, für eine Unterordnung von V. Tschusi: Über palaearktischc Formen. S hispiuiiolemis als subsp. von ifaliae zu erwärmen; die Seiten- streifung scheint mir eher darauf hinzudeuten, dali Jiispamolen- sis eine weit ältere Form darstellt als ifaliae, dieser daher ieinun untergef)rdnet werden müßte. I('h glaube, daß das Vorstehende genügt, die Annahme von der Unterstellung des l\ hispanioleiisis als eine Subspezies von ifaliae. zu negieren. Zu systematischen Zwecken sind in erster Linie (ausge- färbte) adulte Kleider zur Beurteilung heranzuziehen, und in diesen ist der Unterschied zwi.schen dem italienischen und dem Weidensperling' ein so gewaltiger, daß eine artliche Trenii'ung*) beider wohl nicht zu umg'ehen ist. Als weiteres Moment, das für das Artenrecht des Weidcnsperlings spricht, ist der Umstand anzLisehcTi, daß stdber in mehrere geographische Formen zer- fällt, die nur der Art Iiispaniofcnsis, nicht aber tler ifaliae untergeordnet w^erden können. Am Schlüße meiner .Studie gebe ich einen Bestimmungs- schlüssel für adulte fp. Die Resultate meiner Untensuchungen stützen sich auf ein reiches Material fast aus dem ganzen Verbreitungsgebiete der Art, und dasselbe umfaßt in seiner Gänze 15ti Exemplare und zwar von : P. hispaniolensis hispaniolc/i.sis . 56 Stück ,, ai'rigonii . 27 77 ,, „ luashingtoni . 18 77 „ trnnscaspicus . 21 77 „ ,, palaestinae . . 8 7? „ maltae 22 , 7 ,, „ brufius . . 4 7) 156 Stück. Meine Studie der Weidensperlinge betrachte ich abschließende, sondern vielmehr für eine Grund da noch manches darin der Klärung bedarf, wozu auch das mir vorgelegene beträchtliche Material nicht ausreichte. Für Überlassung von Vergleichsmaterial bin ich zu Dank *) E. Hartert hat neuestens (Nov. Zool. IX. (1902j p. 332 und »Aus d. Wanderjahren eines Naturf.« p. 314— 31,5) denselben Standpunkt vertreten. 1* 4 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. verpflichtet den Herren Dr. L. Lorenz Ritter v. Libnrnau, Kustos am k. k. naturli. Hof-Museum in Wien, Prof. E. Conte Arrio'oni deafli Oddi in Monselice, O. Rei.ser. Kustos am hosn.-herregov. Landes-Museum in Sarajevo, Paron TT. Tfou- don in lüsden, Baron C. Ttrlang-er in Neu-Tng-elheim, Ti)r. J. V. Madaräsz, Ivustos am Ungar. National-Museum in ITuda- pest und E. Hartert, Direktor des zool. Museums in.Tring, für literarische Aufschlüße außerdem Honte Arrigoni degli Oddi und K. E. Hellma.yr in Wien. Passer hsspaniolensis (Temm.) 1820. — Weidensperling. (Passer salicicola (Vieill.) 1828.) 1. Passer hispaniolensis hispaniolensis (Temm.) Allgemeiner Charakter; Schwarze Rückenpartien mehr mit Weiß untermischt; Kopffärbung lebhaft rotbraun; Flügel- und Schwanzfärbung braun; Weichenfleckung ziemlich fein. 0 ad. Oberkopf und Ilinterhals lebhaft rotbraun; ein feiner weißer Streif von der Stirne über bis hinter das Auge; Zügel und ein Streif unter dem Auge bis zur Schläfengegend schwarz; Rücken, Bürzel und Schultern schwarz, ersterer mehr weiß, beziehungsweise weißlich oder rostgelbiichvveiß gefleckt, letztere fahl gesäumt; obere Schwanzdecken gelblicligr,’'u ; Backen, Ohrpartie und Flalsseiten weiß; Kinn, Kehle, Kropf bis an die unteren Hals- seiten schwarz; übrige Unterseite und die unteren Schwanzdecken fahlweiß; Seiten schwarz gefleckt, jedoch ziemlich fein und minder dicht; Schwingen dunkelbraun, mattbraun gesäumt; Flügelbugdecken lebhaft rostbraun, darunter eine weiße Flügelbinde; große Flügeldecken bräunlichschwarz mit rostbräun- lichen Außenfahnen; Schwanzfedern braun, fein heller gesäumt. Schnabel länger und stärker als beim Haussperling. Flügel 76 — 80 mm. Verbreitung:*) Spanien (Pantellaria?), (Corsica?), Bulgarien, Türkei, Griechenland, Nord-Afrika mit Ausschluß des nordöstlichen Teile.s, Kanaren und Kap-Verden. Material: 56 Stück (44 0, 12 9)- ^ 0 Spanien (Malaga), 1 0 Bulgarien, 1 Q Griechenland, 10 0, 3 Q Tunis, 2 (^, 3 Q Algerien (Wien. Hof-Museum.) — 4 1 Q Bulgarien, 8 (), 3 Q Griechenland (Museum *) Sardinien, Sicilien und Malta bewohnen nicht diese, sondern andere F'ormen. Das Vorkommen des typischen Weidensperlings auf der italienischen Halbinsel ist, soweit es sich nicht um , zugeflogene Individuen handelt, zu negieren, da bisher kein sicherer Fundort bekannt wmrde. Auch P. Savi’s Angabe (Orn. tose, II. p. 107), laut welcher die Art in einigen südlichen Teilen Calabriens Vorkommen soll, wird, falls kein Irrtum herrscht, wohl auf einzelne von Sicilien hinübergeflogene Stücke zurückzuführen sein. V. Tschusi: Über i^alaearktische l'orraen. 5 Saiajevo.) ~ 2 ^ Spanien, 1 ^ Griechenland, 3 (5, 1 Q Tunis (Coli. v. Tschusi.) — 4 (5 Tunis (Coli. Bar. Erlanger) Mauchen offenbar jüngeren Männchen im Winterkleide, wohl solchen, die aus einer verspäteten B'rut hervorgegang'en sind und nicht ihr reguläres Saisonkleid erlangt haben, fehlen — auch bei den anderen Formen — die schwarzen Seitenflecke oder es sind selbe nur in Andeutung'en vorhanden. Solche Individuen scheinen auch später nicht und hauptsächlich, was die Seitenfleckung- anbelangt, ein für die Art typisches .Kleid anzulegen. Man lullt solche Stücke, die in Folge fleckenloser oder nur schwach gestreifter Seiten P. italiae ziemlich ähnlich sehen, für Bastarde, teils mit dem italienischen, teils mit dem Haussperling. Ich komme auf selbe noch später zurück und verweise auch auf das bei P. italiae Gesag'te. Spanien. Ein sehr altes 5 Malaga, 30. V., des Wiener Hof-Museums ist in Folge seines fast schwarzen Rückens, dessen Färbung sogar bis auf den Hinterhals hinauf reicht, des dunkler rotbraunen Kopfes und der sehr dunklen Arm- schwingen nicht von P. hispaniolensis washingtovi zu unter- scheiden. Derartigen Fällen, daß räumlich oft weit getrennte Formen in einzelnen Individuen einander nahezu gleichen, so daß man sie ohne Kenntnis der Örtlichkeit nicht oder kaum zu unterscheiden vermöchte, begegnet man bei den meisten Formen. Bulgarien und Griechenland. Die vorliegenden 16 Stücke stammen bis auf zwei vom Ende Alai (Griechenland) und Juni (Bulgarien) und tragen den Hispa/nolensis-C\Yd.rdik\.er in der Form der Rücken- und Seitenfleckung, scheinen aber eine Neigung zu tieferem Schwarz und zu einer felderartigen Ausbreitung desselben auf dem Rücken zu besitzen, was be- sonders bei einem Exemplar aus Bulgarien auffällt, indem die- sem die weiße Rückenfleckung nahezu ganz fehlt. Auch die Flügel- und Schwanzfedern besitzen trotz der vorgerückten Jahreszeit eine dunklere Färbung als bei spanischen. Von den bulgarischen Stücken sind noch zwei dadurch bemerkenswert, daß bei einem (cfr. O. Reiser. Orn. balc. II. Taf. III.), dessen schwarze Halspartie vom Kinn bis auf den Kropf rostfarbig gefleckt ist und das andere einige rostfarbige Federn an der Gurgel besitzt. 6 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Interesse verdienen weiters 3 9, 2 davon aus Griechenland, 1 aus Bulgarien, die an der Kehle mehr oder weniger deut- liche Andeutungen des männlichen schwarzen Kehlfleckes in Form von rußgrauen Fleckchen besitzen und daher als hahnen- fedrig zu bezeichnen sein dürften. Tunesien. 17 ö, welche ich vergleichen konnte, schei- nen mir, soweit es sich um ausgefärbte Vögel handelt, gegen- über den spanischen ein etwas matteres Schwarz zu besitzen, das auch selbst im abgetragenen Sommerkleide das Weiß auf dem Rücken sichtbar werden läßt. Es kommen aber auch sehr inten- siv gefärbte Stücke vor, wie ein von Baron C. Erlanger am 27. III. 1897 erlegtes Ö beweist, welches sich durch tief schwarze Rückenfleckung', rostgelbliche, an den Außenfahnen der äußeren Rückenfedern auch rostbräunlichc Säumung-, die an den äußeren Schulterfedern als rostfai’bige Außensäumung auftritt, auszeichnet. Ganz ungewöhnlich dicht sind die Sei- ten, vorwiegend in ihrem oberen Teile und hier besonders g'rob gefleckt ; aber auch an den unteren Partien weisen die Flecke neben der größeren x\nhäufung derselben auch eine merklichere Größe gegenüber den mir vorliegenden normalen hispaniolensis auf und stimmen in dieser Beziehung am meisten mit alten transcaspicus überein. Ein von Blanc bezogenes ö, Tunis, V. 1898, meiner Sammlung, zeigt eine unregelmäßige Fleckung der Weichen, hat aber eine mehr an P. italiae erinnernde Rückenfärbung', d. h. mit rostgelblichem Grundtone, und auch die Außenfahnen der äußeren Rückenfedern sind deutlich rostfarben. Dieses Exemplar könnte als Hybrid angesehen werden; ich möchte aber darauf aufmerksam machen, daß auch die schwarze Kehl- partie mit Rostbraun untermischt ist. Ein weiteres ö meiner .Sammlung, welches das Winter- kleid trägt, erinnert in der Gesamtfärbung ungemein an den lebhaft gefärbten Maltavogel; ganz besonders fällt die deut- liche Rostfärbung' der Außenränder der großen Decken und die breite rostbräunliche Säumung der Sekundarien auf. Algerien. Nur 2 ö lagen mir vor, die in der Rücken- färbung im allgemeinen den tunesischen entsprechen; das eine hat aber gar keine, das andere nur ganz vereinzelte, schwache Weichenfleckung. V. Tschusi: Über palaearktische Formen. 7 Die W eidensperlinge Nord-Afrika’s sind dadurch sehr bemerkenswert, dal.i bei ihnen anscheinend — vielleicht aber auch deslialb nur, weil sich einige Ornithologen eingehen- der mit ihnen beschäftigten — wie eingangs erwähnt, Indi- \’iduen Vorkommen, deren Kleid vorwiegend wegen der nur teilweise vorhandenen oder sogar ganz fehlenden Weichen- fleckung zur Annahme einer Bastardierung zwischen hispa- niolensis und dornest iciis und auch zwischen italiae führte, ob- gleich das Vorkommen letzterer, trotz der Behauptung dessel- ben (Catal. B. Brit. Mus. VLI. p M16) mir durchaus nicht erwiesen zu sein scheint, es sich vielmehr in allen P'ällen, die ein Vor- kommen des italienischen Sperlings jenseits des Mittelmeeres behaupten, um unten un gefleckte VVeidensperlinge handeln dürfte. Eine Bastardierung' mit dem in Tunis häufigen und in neuerer Zeit auch über Algerien sich ausbreitenden Haussper- ling ist sehr nahe liegend, aber damit das häufige Auftreten von angeblichen Hybriden oder dem Passer italiae sehr nahe stehenden Individuen nicht erklärt, da Bastardierungen in der J^'reiheit denn doch iVusnahm.sfälle bilden. Ich möchte hier noch ganz speziell darauf aufmerksam machen, daß ähn- liche Individuen, d. h. solche, denen die AVeichenfleckung fast zu fehlen scheint, auch bei den anderen Formen — wie ich dies an betreffender Stelle bemerken werde — Vorkommen. Sow’eit es sich um Nord-Afrika handelt, haben verschie- dene Forscher sich eing'ehender mit den frag'lichen Sperlingen beschäfeigt, und es scheint mir von Interesse, hier kurz darauf zurückzukommen. J. T. S. W hi tack er (Ibis. 1898. p.- lo2) bemerkt, daß die Sperlinge in einigen Teilen Tunesiens offen- bar Hybriden sind. P. hispaniolensis ist der gewöhnliche Sper- ling in ganz Tunesien, während domesticus mehr in den west- lichen Distrikten der Regentschaft vorkommt, wohin er sich wahrscheinlich von Algerien aus verbreitet hat und zwar dem Bahngeleise folgend. Wo diese beiden Sperlinge Zusammen- kommen, scheinen .sie .sich freiwillig' zu vermischen und zwar so sehr, daß sich in einigen Dörfern des westlichen Tunesien eine Bastardrasse gebildet zu haben scheint, welche die Cha- raktere beider trägt. In Bezug auf Passer italiae vermag Whitacker nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob er in Tune- sien vorkommt. Whitacker besitzt in seiner Sammlung 8 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Stücke, welche sicherlich dieser Form mehr gleichen, als einer der beiden anderen, aber er vermag nicht zu behaupten, einen typischen italienischen Sperling in der Regentschaft gesehen zu haben. — Auch aus Marokko erhielt genannter Forscher (1. c. 1898. p. GOl) neben typischen P. domesticus einige Hybri- den von P. domesticus und hispanioleusis und ein typisches Exem- plar des letzteren. — Baron C. v. Erlanger (J. f. O. 1899. p. 478 — 480) fand den hispanioleusis unter allen Sperlingen in Tunesien am weitesten verbreitet und hält 3 von dort herrührende Stücke der italienischen Form für so nahestehend, daß er fast g'eneigt wäre, sie zu selber zu ziehen. Der genannte Forscher sieht da- rin einen Beweis, daß diese beiden Arten verwandt sind und einem Formenkreise angehören und nicht P. italiae und dorne, siieus, welche sofort unterscheidbar sind. Durch die Güte ihres Besitzers hatte ich Gelegenheit, die vorerwähnten 3 Stücke — alle im Mai erlegü — untersuchen zu können. Sie entsprechen so ziemlich den beiden von mir unter „Algerien“ erwähnten .Stücken, besitzen rudimentäre Weichenfleckung und eines hat rötliche Schultern. Nach mei- ner Anschauung handelt es sich weder um italiae nahestehende .Stücke, noch um Flybriden, sondern vermutlich um aus Spät- bruten hervorg-egang'ene Individuen des Weidensperlings, die in Folge dessen ein nicht zur vollständigen Ausbildung' ge- langtes Kleid tragen. 2. Passer hispanioleusis arrigonii*) subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Dunkle Form, zwischen liispaniolcnsis und irasliingtoni stehend, aber letzterem ähnliclier. (5 ad. Oberkopf und Hinterhals rotbraun; schwarze Rückenfleckung grob und breit; Schwingen so dunkel wie bei iraxJiingtoiii, aber deutlich rostbraun gesäumt, F'lügelbugdecken wie bei hispanioleusis; große Flügel- decken mit breitem schwarzen Mittelfleck wie bei icashingtnui, gewöhnlich etwas lebhafter rostfarben gesäumt als bei vorgenannter Form; Weichen- fleckung in der Regel mehr wie bei hispanioleusis, doch aber auch öfters merklich verbreitet. F'lügel 75—77 mm. *) Man findet öfters die Benennung Friitgilla und Passer srnrloa Savi zitiert. Savi gebrauchte aber nie diesen Namen, wohl aber die italienische Bezeichnung »Passe ra sarda«, und diese mag wohl von anderen Autoren mißverstanden worden sein und zu jener Veranlassung gegeben haben. Als nomen nudum fehlt ihr jede Berechtigung, aut die von mir unterschiedene Form angewendet zu werden. Verbreitung: Sardinien (wahrscheinlich auch Corsica). Type: 5 Maddalena, 25. II. 1901 (Coli. Conte E. Arriaoni ) Material: 27 Stück. 20 von Cagliaii, La Maddalena, Sassu, Sassan, Alghcro, Osilio, Oristano (Coli. Conte E. Arri^oni). — 4 q Sardinien, Januar, 1 5 "Sardinien, Sommer 1902 (Coli. v. Tschusi). — 2 (5 Sardinien (Wien. Hof-Museum). Auch im Herb.stkleide, selbst bei jüngeren Ö, macht sich die g-robe Rückenfleckung- trotz der breiten lehmbraunen Außen- säumung der hedern sehr bemerkbar. Ein ö von Sassari, ö. X. 1890, wohl vom selben Jahre, iällt dadurch auf, daß seine ganze Unterseite mit Ausnahme der unteren Brust- und Bauch- partie, welche lirliter ist, eine düstere graug-elbliche Färbung aufweist, welclie auch die unteren Schwanzdecken besitzen. Das schon betonte nahe Verhältnis zu washingtuui doku- mentiert sich so recht bei einem sehr alten Ö, Cagliari, V. 1899, das bis auf den lebhafter rotbraunen ()ber-ivopf nahezu vollstän iig jenem gleicht. Bei einem anderen Ö, Cagliari, V. 1899. dringt die schwarze Färlvang bis über den Nacken vor. Wahrscheinlich gehören auch die \V"eidensperlinge Cor- sica’s zu dieser Form; leider konnte ich keine Exemplare von dort untersuchen. Ich benenne diese Form zu Ehren Conte E. Arrigoni’s deg'li Oddi in Monselice, dem die Ornithologie viele wertvolle Arbeiten, insbesondere über die Vogelwelt Italien’s verdankt. 8. Passer hispaniolcnsis washingtoni subsp, nov. Allgemeiner Charakter: Du.ikelste Form. Schwarze Rücken- partien mit wenig Weiß; Flügel- und Schwanzfedern dunkel; Weichen- fleckung grob. 0 ad. Oberkopf und Hinterhals kastanien-rotbraun ; Rücken, Bürzel und Schultern fast schwarz, am Oberrücken nur wenige sichtbare weiße oder gelblichweiße Außenränder; Schwungfedern, besonders Sekundarien, schwärz- lichbraun, lelziere blaß bräunlich gesäumt; Flügelhugdecken rostbraun ; große Decken außen ziemlich rostbräunlich; Schwanzfedern dunkelbraun, lehmgelb gesäumt; Weichenlieckung grob und dicht. Flügel 75 — 80 mm. Verbreitung: Ägypten (Damiette), Sinai-Halbinsel, Klein-Asien. Typen: 00 Damiette, 28. und 29. IV. 1887, 0 Smyrna, 5. V. 1871, 0 Sinai-Halbinsel X. 1891 (Wien, Hof-Museum). — 0 Damiette, 24. IV. 1889 (Nr. 4878. Coli. v. Tschusi.) Material: 18 Stück. 12 0 Damiette, 4 0 Sinai-Halbinsel, 1 0 Smyrna (Wien. Hof-Museum), 1 0 Damiette, (Kolk v. Tschusi.) 10 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Von den 18 untersuchten Exemplaren tragen 12 das aus- g'efärbte Früblingskleid, 6 das Herbstkleid. .Sämtliche Stücke zeigen eine grobe Ausgeglichenheit, Ein ,5 weist im Schwar- zen von Kinn und Kehle ziemlich viel Kastanienrofrbraun auf, ein weiteres trägt Andeutungen davon. Uie schwarze Rückentärbung tritt auch im Winterkleide deutlich hervor, ungeachtet der breiten lehmgelben Berandung. Ich benenne diese Form zur Erinnerung an den früh ver- schiedenen Ornithologen Baron .Stefan Washington, dessen große .Sperlings-Collektion in den Besitz des k. k. natur- histor. Hot-Museums in Wien übergieng und der auch die' hier angeführten Exemplare entstammen. 4. Passer hispaniolensis transca-spicus Tsch. (cfr. »Orn. Monatsber. X. 1902. Nr. 6. p. 96.) Allgemeiner Charakter: Hellste Form. Weiß, bezw. Rostgelblich- weiß auf dem Rücken stark hervortretend; Saumung der Flügel- und Schwanz- federn sehr liclit; Weichenfleckung grob. (5 ad. Oberkopf und Hinterhals ziemlich !el.)haft rotbraun; Rücken und Schultern stark mit Weiß oder Rostgelblich-weiß gemischt; Unterseite hell, reiner weiß.; Flügelfedern wie bei Sekundarien breit und heller, am Rande und Ende fast weiß gesäumt; Flügelbugdecken lebhaft rostfarlüg; große Decken rostbräunlich, am Ende gelblichweiß; Schwanz- federn graubraun, fast weißlich gesäumt; Weichenfleckung dicht und grob. Flügel 77 — 80 mm. Das Q unterscheidet sich von den QQ der übrigen Formen durch die weißere Saumung der Rückenfedern, sowie der blügel- und Schwanz- federn immerhin kenntlich. Verbreitung: Von Transkaukasien (Gouv. Baku), Transkaspien, ost- wärts bis Punjab. Typen: ^ Jelotan, 20. III. 1901 (Nr. 4705, Coli, v Tschusi). — ^ Bai- ram-Ali, 13. III. 1901 (Coli. Bar. H. Loudon). Material: 21 Stück. 4 2 Q Jelotan, Artyk, Bairam-Ali (Coli. Bar. H. Loudon). — 1 ^ Askhabat, 2 2 Q Jelotan (Coli. v. Tschusi). — 3 (5 Merw. 2 (5, 1 Q Askhabat, 3 (5, 1 Q Lenkoran (Wien. Hof-Museum.) Im abgeriebenen Sommerkleide nähert sich diese Form — wenigstens bei transkaukasischen Exemplaren — sehr //is- paniolensis, da die für .sie so charakteristische lichte, breite Berandung der schwarzen Rückenfedern fehlt oder auf ein Minimum g'eschwunden ist. Die Lenkoraner Vögel scheinen aber noch nicht das ganz typische Kleid der transkaspischen zu besitzen. Auch bei dieser Form zeigen manche Individuen ähnliche Abweichungen von der für die Art typischen Zeich- V. Tschusi: Über palaearktische Formen. 11 nung" der Unterseite wie die Vögel von Malta, Sicilien und Nord- Afrika, nämlich mangelhafte oder keine .Seitenflecku ng bei vollständig normaler Rückenfleckung. Beim Herbst-Wintergefieder treten nur die dunklen Rü- ckenpartien mehr hervor, während die ganze Oberseite ein nur auf dem Oberrücken etwas lichter nuanciertes Lehmg'elb auf- weist, so daß diese Partie große Ähnlichkeit mit dem Rücken- gefieder des weiblichen Haussperlings hat. Ein Q (Jelotan, 20. 3. 1901) der Bar. Loudon’schen Samm- lung zeigt an der Kehle, die sich schwärzlich zu färben beginnt, Anfäng'e von Hahnenfedrigkeit. ü. Passer hispaniolensis palaestinae subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Der vorhergehenden Form ähnlich, aber im ganzen fahler. Rückenfleckung weit gröber; Weichenfleckung spar- samer und feiner. 0 ad. Koyiffärbung wie bei vorhergehendem; weiiSer Streif von der Stirne sehr deutlich; Rücken ziemlich gleichmäßig und grob schwarz und gelblichweiß gefleckt, die äußeren Federn gelblichbraun am Außenrande, Bürzel und Schwanzdecken gelblichgrau; Unterseite so licht wie bei trons- caspicus; Flügclbugdecken matter; Säumung der großen Flügeldecken breit und bleichrötlichbraun, ebenso die der Sekundarien, am Rande in’s Weißliche übergehend; Steuerfedern mattbraun, weißlich gesäumt; Unterseite weiß, Weichen sparsam und besonders oben weit feiner gefleckt. Flügel 76—80 mm. Das Q gleicht dem der transkaspischen Form, doch sind bei ihm die weißlichen Rückenstreifen mehr grau getrübt, und auch auf der Unterseite — den Seiten und der Kropfpartie — herrschen graue Töne vor. Das mir vorliegende Q hat einen dunkelgrauen Kehlfleck. Verbreitung: Palästina. Typen: 0 Meßrä, 16. III. 1804 (Nr. 4879, Coli. v. Tschusi) — ^ Safje^ 1. III. 1897 (Museum Budapest). Material: 8 Stück. 3 OU 9 M 1 9 M ,, ,, (Mus. Budaf)est). Bei manchen ,5 überwiegen am Rücken bald mehr weiß- liche, bald mehr lehmg'elbliche Töne. Ein 5 — offenbar ein jüngerer Vog'el — hat die Weichen äußer.st sparsam gefleckt, zumeist ist die Fleckung nur durch kommaartige schwärzliche Schaftstriche markiert. Im allgemeinen zeigten die mir vorlieg'enden Stücke eine große Ausgeglichenheit und erleichtert selbe das Er- kennen der Form sehr. Mein 9 o,n der Kehle einen grauen Fleck und das 9 12 V. Tschusi: Über palacarktische Formen. des Budapester Museums hat die Kehlpartie in ähnlicher Weise, gefärbt. 6. Passer hispaiiiolensis maltae Hartert*) Allgemeiner Charakter: llispaniolentsis ähnlich, aber mit spar- samerer und feinerer oder auch ohne Weichenfleckung; Flügelsäumung leb- hafter rostbräunlich. (5 ad. Oberkopf und Flinterhals dunkler rotbraun 3.\s hc'i hisiuuiiulensis ; Rückcntleckung kaum gröber, die weitsen Partien mit lehmgelbem Anfluge; Schwingen dunkler mit lebhaft hasclnußbr.nuner Säumung tler Sekundarien ; Flügelbugdecken wie bei hispanioleiisis ; gr ße Flügeldecken mit breiter rost- bräunlicher Außensäunumg; Weichenfleckung vorhanden oder fehlend, im ersteren Falle gewöhnlich schmäler, sparsamer und ungleichmäßig verteilt, seltener bei sehr alten (ob immer?) dicht wie bei hispaniohnsis stehend. Flügel 73 — 78 mm. Verbreitung: Malta, Sicilien (Pantellaria.?). Material: 22 Stück. 14 im Frühlingskleide aus Malta (Mus. Roth- schild-Tring). — 8 Ö' * 9 Malta, 1 (5 Sicilien (Wien. Hof-Museum). — 2 Sicilien (Coil. Conte Arrigoni). — 1 ^ Sicilien (Coli. v. Tschusi.) Malta. Trotzdem ich, wie früher angeg'cbeii, eine sehr bedeutende Zahl von Weidensperlingen zu untersuchen Gelegen- heit hatte, so variiert doch keine dieser Formern nur annähernd in dem Maße, wie dies bei den malteser Sperlingen der Fall ist, deren mir vorlieg'ende Suite ebenso Individuen mit stark und schwach g'estreiften Seiten, wie solche — und diese vorwiegend ■ — ohne Seitenstreifung aufweist. Die malteser Weidensperlinge besitzen, wie wir das bei den Tunesiern, w’enn auch in g'eringerem Grade gesehen, eine ausge- sprochene Neigung zu streifenlosen Seiten; denn von den mir vor- liegenden 14 vStücken des Museums in Tring besitzen nicht weniger als 10 ungestreifte Seiten oder nur unregelmäßige Andeutungen von Streifen, und es handelt sich hier — ich betone dies speziell — um g-anz adulte Vögel. Sie sind von Wright, Adams und Jardin gesammelt und w'ohl jene Stücke, die schon einmal in der Literatur (cfr. Passer italiae) eine Rolle gespielt hatten, in- dem sie teils als Bastarde, teils als Passer italiae angesehen *) Meine Speilingstudie war bereits abgcschloßen, als E. Harten ’s Beschreibung des Malta-Sperlings (Nov. zool. IX. 1902. p. 332) erfolgte. Dank der Liebenswürdigkeit des Autor’s hatte ich Gelegenheit, 14 Exemplare seiner neuen P'orm untersuchen zu können und war dadurch in den Stand gesetzt, selbe hier noch autnehmen zu können und einiges, was ich nur als Vermutung hätte hinstellen müssen, aufzuklären. V. Tschusi; Über palaearktische Formen, 13 wurden, welch’ letzterer aber der Insel doch zu fehlen scheint. Wenn man die Färbung und Zeichnung' des Rückens außer Acht läßt, der gerade das für die Art Charakteristische birg't. so lassen sich aus der vorliegenden Reihe allmähliche Über- gänge von P. hispa/nole-jisis zu P. italiae konstruieren, und tatsächlich sind auch zwei Stücke (Nr. 6301, 2. IV. 1858. W. Jardine und Nr. 6309, 5. IV. 1861. Adams) als letztere Art bezeichnet, die ich, ungeachtet der ganz ung'efleckten Seiten, nur ihres Rückens wegen für hispaniolensis ansehen muß. Neben dieser Neigung zur P'leckenlosigkeit gibt es auch Individuen, bei denen die Fleckung der Seiten, abgesehen von feinerer Streifung, kaum minder dicht auftritt als bei typischen hispaniolensis ; doch scheint dies auf sehr alte ö beschränkt zu sein, da mir nur ein derartig'es Stück vorliegt, das auch den Rücken größtenteils schwarz hat, welche Färbung sich auch auf den Bürzel in matten Tönen fortsetzt. Bei ihm tritt auch ein mit Rostfarbe gemischtes Braun als Säumung der F'lügelfedern besonders merklich hervor, weit mehr als bei den anderen Weidensperlings-F'ormen. Eine weitere Eigentümlichkeit dieser Form ist es, daß sich bei ihr — soweit die vorlieg'cnden Exemplare einen Schluß gestatten — rostgelbliche bis rostfarbige Töne im Rückenge- fieder bemerkbar machen und bei einigen Stücken die Außen- fahnen der äußeren Mantelfedern cinnehmen, was als eine An- näherung an P. italiae aufg'efaßt werden könnte, jedenfalls aber als eine solche zu P. bnitius betrachtet werden kann, die mit Ausnahme der Rückenfärbung jener (italiae) ganz gleicht. Das von mir früher erwähnte, von Adams gesammelte Ö ad. steht der Form brutius außerordentlich nahe. Ehe ich die Exemplare des Rothschild-Museums unter- suchte, und ehe ich Kenntnis von Hartert’s Sonderung des Malta-Sperlings hatte, zog ich 3 mir vorliegende Stücke zu hispaniole^isis, obgleich sie sich recht merklich von diesen unterschieden; aber da ich nur Wintervögel vor mir hatte, so war eine Entscheidung, ob es sich hier um diese oder eine andere Form handelte, nicht zu fällen. Ich schrieb damals: Ein Ö jun. (La Valette, 21. II.) fällt dadurch sehr auf, daß bei selbem die großen Flügeldecken lebhaft rostbraun, die Sekundarien ro.stbraun gerandet sind und die Oberseite eine 14 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. lebhafte lehm- bis graugelbliche Berandung aufweist. Ein zweites Stück (La Valette, 25, II.), offenbar älter, trägt auf dem Rücken und den Flügeln weniger lebhafte Färbung-, aber auf ersterem drängt sich die sehw-arze Farbe stark hervor, was ver- muten läbt, daß das ganz ausgefärbte adulte Ö eine sehr dunkle Oberseite besitzt. Beide Stücke tragen deutliche, jedoch verdeckte Seitenfleckung, die auch bei dem dritten (2-1. II.), einem offenbar aus später Brut hervorgegangenen ö, in feine- ren Streifen vorhanden ist. Nach all’ dem hier Gesagten stellen die malteser Sperlinge eine noch nicht ausgeglichene Form dar, deren Charaktere noch vielfachen Schwankungen ausg'esetzt sind und die ihre weitere P'ortsetzung- im Süden der italienischen Halbinsel finden und dort eine weitere Form (cfr. P. h. bnitius), die sich zu befesti- g'en scheint, in’s I.eben riefen, -welche wohl am nächsten italiac steht, aber infolge Zeichnung- und Färbung- des Rückens die Zu- g-ehörig-keit zu htspaniolotsis gebührt. Sicilien. Sicherlich gehören auch die sicilianischen Wei- densperling-e zu rnoHac, obgleich ich mich von dieser Annahme nicht vollkommen überzeugen konnte, da mir außer einem von Heckei 1820 aus Ikilermo mitgebrachten 6 im annähernden, aber offenbar verblaßten Frühlingskleide, nur noch drei jüngere 6 im Herbstgefieder Vorlagen. Ein Stück der Coli. Arrigoni (Trapani, 15. X.) hat auf dem Rücken ziemlich grobe Flockung, ebenso eines meiner Sammlung-, welches in der Färbung der Oberseite sehr an die IMalteser erinnert; doch weist dieses noch lebhafter rostfarbig gesäumte große Decken und lebhaft rötlich- braune Säumung- der Sekundarien auf und ist die ganze Fär- bung des Flügels beinahe so lebhaft wie bei P. italuie. Den beiden anderen Exemplaren fehlt die grobe Rückenfleckung. Bei zwei Stück<>n ist die Weichenfleckung wie bei hispaniolensis^ bei meinem sehr sparsam und schmal und bei dem von Heckei noch sparsamer, feiner und niatter. 7. Passer hispaniolensis brutius (Fiore.*) Allgemeiner Charakter: Rücken hispaniolensis-^.i-t\g\ Unterkörper grau; Seiten ungeHeckt oder mit vereinzelten Schaftstrichen versehen. *) Nur auf die Erklärung Fiorc’s (vgl. dessen Angaben weiter unten), daß die Sperlinge Calabrien’s eine eigene und zwar die vorwiegende Form repräsentieren, habe ich den von ihm vorgeschlagenen Namen acceptiert. 15 V. Tschusi: Über palaearktisclie Formen. (5 ad. Obcrkonf und Hinlerhals stark rostbraun; Rücken und innere Schulterfedcrn schwarz-weiß, bezw. gelblich weiß gefleckt; äußere Rücken- und Schulterfedern an den Außenfahnen wie der Mügelbug rostfarben; grol.se Decken recht lebhaft rostfarbig, Säumung der Sekundarien heller; l'lügel- und Steuerfedern schwärzlichbraun; Unterrücken und Bürzel bräunlichgrau; Unterkörper grau; keine oder nur rudimentäre Seitenfleckung. Flügel 75 -78 mm. Verbreitung: Süd-Italien; Catanzaro (Calabricn), Tarent (Puglie). Typen: (5 Catanzaro, 7. V. 1890, ^ Tarent, 13. IV. 1897 (Nr 3228 und 418, Coli. V. Tschusi.) Material; 4 Stück. 2 (5 Catanzaro, 2 ^ Tarent (Coli. v. Tschusi). Auch auf der italienischen Halbinsel, welcher der typische Weidensperling als Standvogel fehlt, wo er aber in einzelnen zuge- flogenen Jixemplaren erbeutet worden sein soll, sollen sich, so namentlich in Calabrien, angebliche Bastarde zwischen F.Jris- paniole7isis und italiae finden. So kommt nach Prof. A. Fiori (cfr. E. H. Giglioli, Avifauna Ital., p. 25) der Weidensperling in der Umgebung i'on Catanzaro vor und kreuzt sich dort mit dem italienischen. T. Salvadori (Rlenco Uccelli ital. p. 87) spricht sich dahin aus, daß einzelne hispaniolensis die Meerenge von Messina überfliegen und in Calabrien sich mit den dort ansäßigen italiae paaren. Salvadori sah Individuen, welche Hybriden zwischen beiden zu sein schienen. — In seinen „Ucc. Reggio Calabria“, p. (13, nennt G. Mosch ella den hispanio- lensis sehr selten und erwähnt nur ein Exemplar, das in der Sammlung des Lyceums aufbewahrt wird. — Sehr eingehend äußert sich C. de P'iore (Mater. Avif. Calabra, pp. 28 — 29). Er bemerkt, daß Prof. Fiori es war, der zuerst konstatierte, daß die Sperlinge der Region Calabrien weder zu P. italiae, noch zu hispaniolensis g'ehören, und da selbe beiden Arten ge- meinsame Charaktere tragen, so betrachtet er sie als eine inter- mediäre Form und nicht beziehbar auf eine der beiden Arten. Fiore kann in diesen Sperlingen keine Hybriden er- blicken, weil es ihm nicht gelang, daselbst die typischen For- men von P. italiae und hispaniolensis aufzufinden. Die Sperlinge Calabriens zeigen nach ihm viele Beziehungen zu den beiden vorgenannten Arten, indem sie deren Charaktere zur Hälfte besitzen. Fiore gibt dann eine Charakteristik jener Exem- plare, welche sich den beiden Arten am meisten nähern, die ich in der Übersetzung reproduziere: 16 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. ,,a) Exemplare, ähnlich P. hispa/iiolrnsis. Kehle, Vorder- hals und Oberbrust schwarz; Seiten mit gut markierten Strei- fen; Scheitel und Hinterkopf kastanienbraun; Rückenfedern und größere Decken dunkel kastanienbraun gerändert. b) Exemplare, ähnlich P. itnliae. Das Schwarz der Kehle ist auf den oberen Teil der Oberbrust beschränkt; Seiten ein- farbig grau mit undeutlichen schwarzen Streifen langes der schwarzen Federschäfte ; Scheitel kastanienbraun; Rückenfedern und größere Decken grau gerundet, gelblich überflogen.“ Die vorhernschende Form scheint nach dem Genannten die letztere zu sein, die erstere ist minder häufig. „Ich bemerke noch- mals,“ sagt Fiore, „daß ich bis jetzt die typische hispaniolensis nicht gefunden habe. Wir müssen nun zu der Entscheidung- kommen, daß die beiden Arten zusammentrafen und zwar in einer nicht weit zu- rückliegenden Zeit und vielleicht sich fortwährend durch Zuzug- ergänzen Auf diese Art mag diese sich nicht scharf unter- scheidende A'^arietät entstanden sein, von der ich glaube, daß sie mit der Zeit sich befestigen wird, da sie jetzt in überwie- gender Zahl in Calabj-ien auftritt “ Nach Prof, de Romita (Aggiunte all’ Ornit. pugliese, p. 11) wurde den 15. Aug-ust 1895 ein 6 ad. von P. hispanio- lensis bei Bari auf dem Neste gefangen. A. Eucifero (Avifauna Calabra, 1901, p. 6) ist der An- sicht, daß P. hispaniolensis in Catanzaro fehlt und daher auch die Hybriden; er fügt bei, daß ihn Prof. El. Giglioli versicherte, die sogenannten Hybriden seien einfache P. italiae. E^ür den Fernstehenden ist es nicht leicht, darüber in’s Reine zu kommen, ob wir es hier mit häufiger auftretenden Hybriden oder mit einer aus früheren Kreuzungen hervorge- gangenen E'orm, welche an Stelle des indigenen P. ifaliac trat und jetzt dessen Stelle als herrschende Form einnimmt, zu tun haben. Nach den hochinteressanten Mitteilungen des leider allzu früh verstorbenen de E'iore fehlt Calabrien die typische E'orm von P. italiae und hispaniolensis^ und nur die intermediäre ist die herrschende. Wenn sich dies bewahrheitet, so verdient sie jedenfalls als Form fixiert und benannt zu werden; aber de Fiore führt zwei verschiedene Formen an, deren eine mehr hispaniolensis, die andere mehr italiae sich nähert. Dies würde V. Tschusi: Über palaearktische Formen. 17 jedoch weniger für eine konstante Form, als vielmehr für P>astardicrungen sprechen, deren Verschiedenheiten vielleicht darin ihren Grund haben könnten, je nachdem sich ein zugeflo- genes 6 oder ein 9 von P. hi.KpanioIrnsis mit italiac kreuzte. Wenn aber in Calabrien nach de Fiore nur diese Formen und zwar letztere vorherrschend, erstere minder häufig Vor- kommen und die Stammformen im tvpischen Kleide fehlen, so kann es sich doch nur um eine noch nicht vollständig abge- schlossene Form handeln, die sich zwar als solche foitpflanzt, aber noch mehrfach Rückschläge zu den Stammformen auf- weist. Meine Exemplare aus Catanzaro und Tarent weisen auch merkliche Unterschiede auf. Erstere stehen Jitspaniolensis näher, ein Exemplar hat auch einige unregelmäßige und mehr verwischte Seitenficeke, während letztere wieder sich mehr italiac nähern und die ganz fleckenlosen grauen Seiten mit denen dieser übereinstimmen. Wenngdeich es geg'enwärtig unmöglich mit vSicherheit zu ent- scheiden ist, als was die Sperlinge von Calabrien und Puglie aufzu- fassen sind, so glaubte ich doch auf die Ang'abc de Fiore ’s hin, daß die von ihm charakterisierte Uoiipelform die herrschende in Calabrien ist, den von ihm vorgeschlag'cnen Namen in An- wendung bringen zu sollen. Daß die Malta-Sperlinge sich in manchen Exemplaren der Fiore’schen Form nähern, habe ich bei jenen bereits bemerkt. Eine ebenso interessante als dank- bare Aufgabe italienischer Ornitholog'en wird es sein, diese Frag'e ihrer endgültig'en Lösung zuzuführen. Zur Untersuchung einschlägig'en Materials erkläre ich mich gerne bereit. Passer italiae (VieilL) *817. - Italienischer Sperling. (Passer cisalpinus (Temm.) 1820.) 1 . Passer italiae italiae (Vieill.) Allgemeiner Charakter: Rücken rostgelblich und rostbraun, sparsam fein schwarz gestreift; Weichen graulich, ungefleckt. (5 ad. Oberkopf bis Hinterhals rostbraun; Rücken rostgelblich und rostbraun, sparsam und ziemlich fein schwarz gestreift; Schulterfedern außen rostfarben mit verdecktem schwarzen Streif auf der Innenfahne; Unterrücken Bürzel und besonders die oberen Schwanzdecken gelblichgrau; ein feiner weißer Streif von der Stirne über bis hinter das Auge; Zügel, Augensaum 2 18 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. und Mundvvinkelpartie, sowie Kinn, Kehle und Kropfpartie schwarz; Backen_ Ohrpartic und Halsseiten weiß; übriger Unterkörper schmutzigweiß, Seiten graulicli; Flügelbugfcdcrn rostrot, darunter eine weiße Flügelbinde; große Decken rostbräunlich, ebenso die Sekundarien, jedoch in blässerem Ton; Flügelfedern schwarzbraun; Schwanzfedern schwärzlichbraun, gelblichbraun gesäumt. Schnabel wie beim Haussperling. Flügel 75 — 78 mm. Verbreitung: Ganz Italien, ausgenommen Sardinien; auf Sizilien nur in einer Kolonie in der Citadelle in Messina, Catania; ferner auf Corsica, den Balearen*), Süd-Frankreich (Lyon, Nizza); in Österreich nur im südwestlichen Teile, so in Süd-Tirol von Meran, clem Sarntal und Bozen südwärts allein, im Eisacktal mit domes/iciis zusammen; nördlichster Punkt Mareith im Ridnaun- tal (v. Dalla-Torre und Anzinger (Schwalbe, XXL Nr. 2. p. 34); uiu Monfal- cone (Gradiska) nicht selten neben domesticus ; einmal ein ö bei Triest und einmal ö9 bi Pontafel (Kärnten) erlegt. Den östlich von Italien gelegenen Ländern**) fehlt der italienische Sperling vollständig und beruhen alle dies- bezüglichen Angaben auf Irrtümern. Nach Sharpe***) bewohnt er auch Malta****) und soll nach einem von Verreaux aus Nord-Afrika erhaltenen *) vgl. A. v. Ilomeyer, J. f O. 1862, p. 260. — H. Saunders (Dresser’s B. Eur. ill p. 586) fand den italienischen .Sperling auf IMajorca nicht. **) Demnach ist auch die Angabe in der neuen Ausgabe von Naumann’s Werk (III. p. 361) »Palästina, Smyrna« eine irrtümliche. ***) Catal. B. Brit. Mus. XII. p. 316 ****) Die Angaben in der Literatur über das Vorkommen des italieni- schen Sperlings auf Malta sind so widersprechender Art, daß es ohne Ver- gleichung von Exemplaren nicht möglich ist, mit Sicherheit zu sagen, ob dort wirklich ifaliue vorkommt oder ob dafür solche Exemplare von hispanioleiisis maltae gehalten wurden, welche diese Form mit ungestreiften Seiten zeigt. C. A. W right (Ibis 1864. p. 51) konstatiert das Vorkommen beider und von Übergängen von einer zur anderen, was W. Jardine (1. c. 1864, p. 52) nach sorgfältigen Vergleichen des umfangreichen Materials von Leith Adams und Wright's bestätigt. Später bemerkt jedoch W right (1. c. 1869. p. 250), daß der malteser .Sperling der Weidensperling sei mit etwas einer Bei- mischung von italiae. R. B. Sharpe (Cat. B. Brit. Museum. XII. p. 316) da- gegen findet in Wright’s Sammlung aus Malta sowohl P. italiae als liispanio- Iciisis in vollem Hochzeitskleid. Nach Tomaso Salvadori (Fauna Ital. p. 148) existiert auf Malta nur tler Weidensperling, und auch E. II. Giglioli (Fauna Ital. p. 26) spricht sich im gleichen Sinne aus. R. Blasius (Ornis VIII p. 178) erwähnt den italienischen Sperling gar nicht, wogegen Conte Arrigoni (Atlante ornitol. p. 270) ihn auf Malta Vorkommen läßt. Dresser (B. Eur. III. p. 594) bezeichnet die von ihm untersuchten Exemplare Wright’s alle als hispaniolensit:, und das dürtte auch das Richtige sein. Ich habe es für nötig gehalten, die sich so widersprechenden Ansichten englischer und italie- nischer Forscher hier in Kürze anzuführen, um zu zeigen, daß die Frage be- züglich des Vorkommens von Pasfier italiae auf Malta noch nicht zum voll- ständigen Abschlüsse gelangt ist. (cfr, auch P. h. maltae.) V. Tschusi: Über palaearktische Formen, 19 Exemplar auch dort Vorkommen; ja A, Könio-*) liezeichnet ihn für Tunis als eine alltägliche Erscheinung, während Bar. Erlanger-) und Whitakcr“) ihn nirgends in Tunesien in typischen Exemplaren fanden und die italine nahe- stehenden Stücke sich als schwach gestreifte hispuniulensia erwiesen. Material: 76 Stück. (63 5, 13 Q.) Venetien (Verona) 21, Piemont 2, Toskana (Siena) 2, Umbrien (Perugia) 1, Puglie (Foggia) 3, Campagna (Neapel, La Sila) 2, Calabrien (Catanzaro) 1, Emilia (Bologna) 2, Elba (Porto ferrajo) 1, Isola di Gorgona 2, Sicilien (Catania) 1 (Coli. Conte Arrigoni). -- 8 (5, 9 Q Toskana (Florenz, Siena), 10 ^ Nizza (Wien. Hof-Museum ) — 2 (5, 2 Q Toskana (Siena, Pisa), 2 (5 Venetien (Verona, Udine), 3 2 Q Süd-Tirol (Riva, Rovereto, Terlago), (Coli. v. Tschusi.) Der italienische Sperling scheint wenig zu variieren. Wenn jedoch ein Urteil nach den mir vorg'eleg’cnen 10 Exemplaren aus Nizza, welche sich im Winterkleide befanden und daher mit Frühling-skleidern nicht gut zu vergleichen sind, zulässig ist, so besteht zwischen den Sperlingen Italiens und Süd-Frankreichs immerhin ein deutlicher Unterschied, der sich in der Rücken- fleckung äußert. Bei den italienischen ist diese fein, bei den französischen, wozu auch die von Corsica, Elba und den Bale- aren zu zählen sein dürften, ist sie grob. Sollte sich meine Annahme bestätigen, so wäre die westliche Form zu sondern, und schlage ich dann für selbe den Namen ifaliae gajUjjc vor. Das einzige Exemplar aus Elba, welches mir vorlag, zeigt eine grobe Rückenstreifung und dürfte wahrscheinlich zur fran- zösischen Form zu ziehen sein ; doch das muß erst die Unter- suchung weiterer Stücke feststellen Da auch von den Balea- ren und Corsica keine Exemplare Vorlagen, wurden sie vorläu- fig zur typischen Form gestellt, werden sich aber wahrschein- lich als zu galliae gehörig erweisen. 2 weitere Exemplare aus der Conte Arrigoni’schen Samm- lung' (Siena, 13. VIII. 1898 und La Sila, 22. VIII. 1895) sind dadurch interessant, daß bei ersterem die sonst schwarze Kropf- partie dunkel rostfarben gefärbt ist und diese Färbung sich auch bis auf die Kehle erstreckt, während das letztere Kehle und Kropf mit Braun gemischt hat. 9 J. f. O. 1888. p. 240; Ibid. 1893. p. 61. 9 Ibid. 1899. p. 478. 3) Ibis. 1898. p. 132. 2* Bestimmungs-Schlüssel lür adulte Männchen im Frühlingskleide. Oberkopf und Hinterhals rostbraun. 20 Tschusi: Über palaearktische Formen. u D <ü :n> (U bJ3 "O ns cö JS 3 u ns o o £ r 3 Ss e:- OJ (/) '-S X 3 O 0X1 “ .Q CÄ CU fc c u d u< 4-.> O P s: C G 6 x: d) g: u U.3 o 5 d> (/} G :G dl T3 .s u ai E S g ;rt -S .3 O C ö ÖÄ £ c Ul S ■“ C CJ bX 3 cS S S (ü -;i öÄ £ 53 u« 12J0 djO S 2 C <^2 ^ G s u J= ■- 'S "O ~ s c £ -£ ^ w G .£ ^ 3 S -g cg c/^ O tue c '£ ^ N 03 ^ «4-1 Cg c J ^ s :G d) G TD £ o Ul ü G d> CG (ü tue ‘5 d) o cn C/) c:2 d) X3 Ä C G J= O Uh G X) c G d) dl > tj) ^ G P G a G :o3 (/) :G ^ tuO ^ Ul Ul S tx 3 iS iH o rS o o CR w cn C lU ox tx jb S S E ü JG d) O 0= :s g t>/3 JA ^ :g ;S Oi E ^ 'S o C/3 :G U Tschusi: Über palaearktische Formen. 21 'S x: — 1) !=; (jj ^ '53 e i •t; tUO ^ X3 -r Öi r-o C ^ 3 e -t X (U o cn ’S = — V 6£ jai _ U £ C ^ 5 n ^ u< o (/) u 0) «n rP bjO — x: £ 0.) P »! S U o; csi :P (U 3 'O Ä <:Aj P j3 cA2 P < flj p:5 o 6 o ^ ti Q) «) 0) <9 Q. u ox ^ *- p (ü 4. bx *7 u 4) bx p P I p <ü -p V V nj ÖX) ^ ^ <ü ^ V V ^ O ;p CiiJ bx bx p p x: u (ü an p o :P :P cd Cd ^ ? jp x: u u c/5 C/) Bestimmungs-Schlüssel iür adulte Männchen im Frühlingskleide. Oberkopf und Hinterhals rostbraun. Rücken rostgelblich-weiß b. weiß, schwarz gefleckt. Schulterfedern schwärzlich bis schwarz, die äußeren mit rostfarbigem Saum oder solcher Außenfahne. Große b'lügeldecken gelblich-braun bis rostbräunlich, Unterseite trüb- oder weißlichgrau bis weißlich. Weichen gefleckt oder fleckenlos. Passer hispanlotensism Rücken ziemlich gleichmäßig gefleckt; lichte Färbung deutlich hervortretend. Schwarze Rückendeckung mäßig breit. Außenfahnen der äußeren Mantelfedern ohne Rostfarbe. Schulterfedern außen fein rostfarben gesäumt. Säumung der Schwung- und Steuerfedern lichtbräunlich. Große Flügeldecken gelblich-braun. Unterseite trübweiß. Weichenfleckung ziemlich schmal p. n. hUpanioltnsis. Schwarze Rückenfleckung grob (dunklere Form) p. h. arrigonii. Rücken fast schwarz, weiß nur wenig hervortretend. Schwarze Rückenfleckung grob und dicht. Weichenfleckung grcb und dicht (dunkelste Form) P. washinytoni. Rücken ipit ziemlich viel Weiß, bezw. Rostgelblich-Weiß, Schwarz nur gedämpft hervortretend. Säumung der Schwung- und Steuerfedern weißlich. Unterseite weißlich (hellste Form) p. h. iramcaapicus. Rücken ziemlich gleichmäßig schwarz und gelblich-weiß gefleckt. Schwarze Rückenfleckung sehr grob. Weichenfleckung sparsam und fein (fahle Form) P. h. palaeatinav. i'l udtue. Rücken ziemlich gleichmäßig schwarz und weißlich bis gelblich-wciß gefleckt. Schwarze Rückenfleckung mäßig breit Außenfahnen der äußeren Mantelfedern meist rostfarbig. Säumung der Sekundarien frisch braun. , Große Flügeldecken lebhaft rostbräunlich. Unterseite grau-weiß. Weichenfleckung fein und sparsam, auch fehlend Rücken weißlich, gelblich und rostfarben, stark und ziemlich gleichmäßig schwarz gefleckt. Schwarze Rückenfleckung wie bei hiapanhhnaia oder etwas stärker. Außenfahnen der äußeren Manielledern rostfarbig. Äußere Schultertedern außen rostbraun, innen schwarz, innere braungrau bis grau, schwärzlich gefleckt. Große Flügeldecken rostbräunlich. Unterseite weißlich-grau. Weichen ohne oder mit rudimentärer Fleckung bnUiua. Rücken rostgelblich gefleckt. Schulterfedern rostfarbig mit schwarzen Schaftstreife Große Flügeldecken deutlich rostbraun. Unterseite grauweiß. Weichen ungefleckt. Passer itatiaOm rostbraun, sparsam schwarz Schwarze Rückenfleckung fein Schwarze Rückenfleckung grob P. i. italiae. P. i yallkie. ^ Tschusi: Über palaearktische Formen. 22 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. Von Rechtsanwalt Kollibay, Neisse. A. Allgemeiner Teil. Für eine im Frühjahr dieses Jahres nötig g'ewordene Erholung'sreise wählte ich .Süddalmatien, in der Hoffnung, bei dieser Gelegenheit g'emeinsam mit dem mir bereits brieflich bekannten . Herrn G r oßm a n n in Cattaro auf ornithologischem Felde einige Ergebnisse zu erzielen. Herr von Tsc hu si hatte mich darauf aufmerksam gemacht, daß über die Vogelwelt des festländischen Dalmatien bereits eine Reihe von Arbeiten, so namentlich des Herrn Profe,ssors Kolombatovic in Spalato, vorlägen, während die süddalmatinischen Inseln weniger bekannt seien. Ich entschloß mich daher, nach Möglichkeit eine oder mehrere dieser Inseln zu besuchen. Am 12. April 1902 trat ich mit meiner Erau die Reise an und nahm zunächst Aufenthalt in Budapest, um einen Ein- blick in die Schätze des National Museums zu gewinnen. Dank der Liebenswürdig'keit des Herrn Dr. Julius von Madaräsz konnte ich in der kurzen, mir zur Verfügung' stehenden Zeit doch recht interessante und lehrreiche Studien an dem reich- haltigen Materiale des Museums machen. Dasselbe besaß damals 50 — 60000 Vogelbälg'e, w-ovon zur Zeit etwa 20000 Stück, die Passeriformes, geordnet w^aren. Von hohem Interesse waren mir die Sammlung'en Glaszner’s auf Cypern, die eine Reihe überraschender Neuheiten bargen (z. B. Scops cypria Mad. Parus aphrodite Mad.) Im Museum lernte ich auch Herrn Ludwig von Eührer kennen, der eben mit einer Sammlung' Bälge und Eier aus Montenegro angelangt war. Nach 19stündiger Fahrt, bei Tage meist durch einförmige Pußtengegend, trafen wir am 16. April morgens in .Sarajewo ein, auf dem Bahnhofe bereits' erw'artet von Freund Reiser, auf dessen Einladung- ich die Eahrt nach Dalmatien auf dem Landwege unternahm, um von Bosnien und der Herzeg'owina wenigstens eine kleine Anschauung zu gewinnen. Ich darf es mir versag'en, über das I.andesmuseum irgend welche Mittei- lungen zu machen, nachdem in den letzten Jahren sein Lob in so reichem Maße mit Recht g'esungen worden. Hier will ich nur Herrn Reiser und seiner Frau Gemahlin meinen besten Dank zollen, für die so überaus liebenswürdige Aufnahme, die sie mir r. R. Küllibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt nalrnaticns. 23 und meiner Frau gewährten. Reiser gdaubte auch, mir nicht die Gelegenheit vorenthalten zu sollen, mit der Vogelwelt der Umgegend Sarajewos ein wenig bekannt zu werden, und so unternahmen wir zusammen am 17. April eine kleine Streife durch das Sarajewsko Polje, die weite, von Pdußläufen und Gräben durchzogene Ebene im Westen von Sarajewo. Leider war der Vogelzug noch wenig im Gange, und so waren unsere Beobachtung'en nur dürftig. Zu Gesicht kamen uns und wurden zum Teil erlegt Falco vcspertiniis, Ardca cino'ea und purpitrca, Calaiidrclla brachydactyla, Totaniis glarcola, Bndytes ßavus und borealis und einige g-ewöhnlichere Arten. Am folg'enden Tage verabschiedeten wir uns von unseren Gastfreunden und traten die wundervolle Bahnfahrt nach Mostar an. Auch dort waren wir, dank der liebenswürdigen Fürsorge Reiser’s, nicht ohne Berater, indem wir bei meinem Spezialkollegen Herrn Advokaten Dr. Marinkovic und den Gebrüdern Hawelka freundliche Unter- stützung fanden. Kein Ornithologe wird Mostar betreten, ohne alsbald nach Tindiir tiudur decaoeto Friv. und Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) zu spähen und sie zu finden. Denn sehr bald konnten wir uns an dem eigentümlichen Balzfluge jener Turtel- taube erfreuen und die von den Gletschern der Schweiz und Tirols wohlbekannten Gelbschnäbel mit fröhlichem Gekicher an dem Gemäuer der ehrwürdigen Narenta-Brücke ihr Wesen treiben sehen. Der 19. April wurde zu einer P'ahrt nach der Buna-Quelle benützt, jener bekannten Schlundciuelle, die als breiter filuß am ]<'uße einer mächtig'cn Felswand aus einer Grotte hervorströmt. Zahllose Felsentaubcn, Columba livia L. und Hal.sbanddohlen, Colaeus moncdida coUans (Drum.)'^), belebten die graue Felswand. Abgegebene Schüsse, die leider nur eine Dohle in den Pluß warfen, ließen Hunderte von Tauben und Dohlen aus der Tiefe der Ouellengrotte herausstürmen. Ein Paar Clivicola- mpestris (,Scop.; schien mit dem Nestbau beschäftigt *) Reiser (Ornis balcanica, II. S. 88) zieht die Berechtigung der Subspezies collan's in Zweifel wegen der grol.*>en Variabilität in Farbenton und Ausdehnung des weißen Halsringos. Wenn er aber zum Beweise dessen zwei bulgarische Stücke anführt, von denen das eine, am 20, Mai 1890 erlegt, einen breiten weißen Blalsring zeigt, während das andere vom 20. Oktober 1891 kaum eine Spur davon aufweist, so berücksichtigt er nicht das Erlegungs- datum. Der zweite Vogel braucht kein einheimischer Brutvogel zu sein, er kann sich auf der Wanderung befunden haben. 24 P. R. Kolli bay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelvvelt Dalmatiens. ZU sein, und oben am Rande der Felswand zogen 2 Aasgeier, Neoplirofi percnopterus (L.), ihre Kreise. Nachdem wir uns vor dem türkischen „Han“ von Blagay mit einem Schluck herze- gowinischen Roten gestärkt, wwircle die Rückfahrt nach Mostar angetreten, welche mir für meine Sammlung noch einige Hauben- lerchen, Sperlinge und Steinschmätzer abwarf. Die Schilderungen, welche verschiedene Ornithologen von dem Vogelleben des Utovo-Blato entworfen (vgl. R Blasius in der Ornith. Monatsschrift, IhOO, p. 353 und folg.), hatten in mir be- greiflicherweise den Wunsch rege gemacht, gleichfalls einen Aus- flug nach jenem mächtigen Karstsee, der im Sommer zum Teil aus- trocknet, zu unternehmen. Am 20. April fuhren wir mit Herrn Albin Hawelka mittelst Bahn bis Gabela, der letzten Bahnstation vor dem Hafen Metkovich, wanderten zu Fuß bis zum Dorfe Kruppa, an dem den Blato durchströmenden Kruppa-Flusse gelegen, und mieteten dort drei Kähne. In diesen flachgehenden Dingern ließen wir uns nun 6 Stunden lang, zunächst den Kruppa-Fluß aufwärts, auf dem Blato in glühender Sonnenhitze herumrudern. Wie groß die Glut g'ew?escn. ergibt sich daraus, daß die Läufe des auf meinen Knieen liegenden Gewehres so heiß wurden, daß ich sie kaum anfassen konnte, wohl auch daraus, daß sowohl meine Frau als ich den „Sonnenbrand“ bekamen und in den nächsten Tagen unsere Gesichter sich gehörig schälten. Und doch war es wundervoll, umgeben von den nackten Karst- hängen in dem klaren, mit blühenden gelben und weißen See- rosen, mit einer Galanthiis ähnlichen Blume und riesigen Euphorbien bedeckten Wasser dahin zu fahren und sich ganz dem Zauber der uns fremden Umgebung' hinzugeben. Freilich das erwartete reiche Vog'elleben fanden wir nicht. Auch hier war bemerkbar, daß der Frühjahrszug noch nicht recht einge- setzt hatte. Nur der Charaktervogel des Blato, die Zwerg- scharbe, Phalacrocorax pygniaeus (Pall ), war in Menge vorhan- den und wurde von mir in einigen Exemplaren erlegt. Wer wie ich in der Nähe einer sehr starken Saatkrähenkolonie wohnt, wird am Utovo-Blato unwillkürlich insofern daran erinnert, als wohl kein Augenblick vergeht, wo man nicht hier wie dort irgendwo ein oder mehrere .Stück schwarzer Vögel die Luft durcheilen sieht, nur daß natürlich der F'lug ein ganz anderer ist. Zur Beobachtung und teilweise zur Erlegung gelangten P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der VogeKvelt Dalmatiens. 25 sodann noch folgende Arten : Pica pica (L.), Nyroca nyroca (Güld.), Anas boscas L., Anas qiierqitedula L.. Fulica afra L., Grus grus (L.), Ilerodias garzetta (L.), JGne//?/s vanellus (L.), Corvus cornix L., Sylvia sylvia (L.) Bei Kruppa sah ich zum ersten Male eine Schar von etwa 100 Apus indba (L.) — Noch einen Tag' opferte ich dem Aufenthalte in Mostar. Galt es doch einen Horst des Steinadlers zu ersteigen, der nach Herrn Albin Hawelka’s Versicherung- unschwer zu erreichen sei. Auch hier begleitete mich meine Trau. Nach einer einstündigen Wagenfahrt trafen wdr auf den engagierten T'ührer, einen alten, mohamedanischen Herzegoveen, welcher am Tage vorher festge- stellt liatte, daß der Horst besetzt sei. Die Sonne meinte es wiederum zu gut mit uns und ließ uns den Anstieg an einer kahlen, die heißen Sonnenstrahlen zurückwerfenden Karstwand und auf einem steilen, für uns „zivilisierte Mitteleuropäer“ übrigens kaum erkennbaren „Wege“ durchaus nicht so bequem erscheinen, als wir nach Herrn Hawelka’s Bericht angenommen hatten. Aber es sollte noch ganz anders kommen. Als wir an den Eing-ang' derjenigen Schlucht des Vrabcici (1154 m) gelangten, welche den Horst bergen sollte, blieb Herr Hawelka mit meiner Frau zurück, und ich wurde — nicht etwa in die Schlucht g'eschickt, nein, das wäre ja ganz nett g'ewesen, sondern beordert, mit dem nur slavisch sprechenden Führer den Gipfel des Berges zu überwinden und den Florst von oben zu nehmen. Nun ich will mich kurz fassen. Es g-elang mir, aber fragt mich nur nicht wie, bis in Schußnähe des Horstes zu kommen, ich gab einen Alarmschuß ab, aber weder Herr noch Frau Aquila waren zu Hause. Also alle Liebesmüh’ vergebens. Lind nun der Rückweg! Ich verstieg' mich nach allen Regeln der Kunst, und da ich mich mit dem Führer nicht verständigen konnte, dieser anch nicht von selbst eingriff, so kam ein Moment, in welchem ich glaubte, daß ich in der nächsten Minute loslassen und in den Abgrund stürzen müßte. Nur das Zusammenfassen aller Willenskraft ermöglichte mir mit meinen bereits zerrissenen und blutenden Händen mich weiter zu arbeiten und endlich einen Ziegenpfad zu gewinnen, der mich dann abwärts auf den Boden der Schlucht, das wilde Bett eines jetzt trockenen Gebirgsbaches führte. Es bedurfte geraumer Zeit, bis meine alterierten Nerven sich wieder beruhigten ; nichts galt mir 26 P. R. Kollibay: P)Citrä_f'e zur Kenntnis der Vogehvclt Dalmatiens. momentan der zum ersten Male gehörte Gesang der Blaudrossel, Aloitiicola cyanus (L.), nichts das Aufgehen eines Paares Stein- hühner, Caccabis saxatilis (Meyer), wäh.rend des Abstieges vor meinen Füssen. Nachdem ich endlich wieder bei meiner Frau und Flerrn Hawelka angelangt war und mit letzterem eine kleine angeregte Unterhaltung' über den Beg'rilf „einer unschweren Frsteigung eines Adlerhorstes“ gepflog'en hatte, tauchten die ornithologischcn Gefühle wieder an die Oberfläche. Denn an dem Rastorte gab es ja mediterrane Formen, die ich nocli nie geschaut! Da war der herrliche Ohrensteinschmätzer, dort trillerte Emberiza cirlus L. ihre kleine Strophe herunter, und in dem dichten .Strauche am Eingang'e der Schlucht erscholl ein grasmückenartiges Liedchen, das aber keiner bekannten Art angehörte. Also schnell die Flinte zur Hand. Der .Stein- schmätzer hielt nicht aus, aber der kleine unruhige Punkt im dichten Gesträuch ließ .sich aufs Korn nehmen. Ein .Schuß und Herr Hawelka brachte meine erste Bartgrasmücke, Sylvia sub- alpina (Bonn), herbei, die mit ihrer roten Brust und dem weißen Bärtchen einen entzückenden Anblick bot. Und was ist dort? Emberiza cirlus jagt sein Weibchen. Sie duckt sich auf einen Zweig', er beflieg't sie — seltene Gelegenheit! Ein Fing'erdruck und der nächste Aug'enblick sieht mich im Besitze eines g'epaarten Paares des Zaunammers. Freilich die Sentimentalität macht sich bemerkbar, aber sie wird verscheucht durch die Tatsache, daß beide Vög'elchen nicht einen Augenblick des Todeskampfes durchzumachen gehabt : schmerzlos waren sie im Genüsse des Glücks dahingegangen. Nun hieß es aber eilen, endlich nach Cattaro zu kommen, wo Herr Großmann uns längst erwartete. Leider verhinderte ein Fußübel mich selbst zunächst an eigener .Sammelarbeit ; immerhin ermöglichten eine Wag'enfahrt über die hohen Grenzgebirge nach Cettinje, der Flauptstadt Montenegros, eine zweite, Jagdzwecken gewidmete Fahrt auf den unteren Serpentinen der g'roßartigen Kunststraße und einige .Spaziergänge am Meeresufer und in den Eichenwald bei Dobrota, mir ein Bild der Avifauna der Bocche zu bilden. Die Einzelheiten ergeben sich aus dem speziellen Teile dieser Arbeit. — Auf Grund einer uns in Cattaro zuteil gewordenen Empfehlung, zugleich auch in der stillen Hoffnung, mit dem Schakal bekannt zu werden, wählte ich unter den zu besuchen- P. R. Kollibay: Beiträf^e zur Kenntnis der Vogclwelt Dalmatiens. 27 den süddalmatinischen Inseln die Insel Curzola aus. Dieselbe, slavisch Korcula, im Altertum Coreyra nigra benannt, ist durch den Kanal von Curzola von der Insel Lesina und der Halbinsel Sabbioncello getrennt. Sie wird von Höhen durchzogen, die sich nicht mehr als 573 m über dem Meeresspiegel erheben und vielfach bewaldet, vielfach, namentlich im Westen, aber von Oliven- und Weing-ärten bedeckt sind. Der Flächeninhalt der Insel beträgt 2599 km, die Einwohnerzahl etwa 15000, welche durchwegs südslavisch sprechen und sich von Wein- und Olivenbau, Steingewinnung', Scliiflbau, Fischerei und Schiff- fahrt nähren. Eine eigene Landestracht haben die Curzolaner nicht, wie etwa die Dalmatiner des Festlandes. Männer wie Frauen tragen dieselbe Kleidung wie unsere unteren Volks- schichten, nur ist diese Kleidung durchwegs blau. Ich vermute, dah dies damit zusammenhängt, daß die Weinbauer ungemein viel zu tun haben mit der Behandlung der WeinpÜanzungen mittels Blaustein (Kupfervitriol), dessen Flecken auf blauem Stoff weniger bemerkbar sein mögen. Die Hauptstadt der Insel, ebenfalls Curzola heißend, ist Sitz eines Bezirkshauptmanns; die beiden anderen größeren Orte sind \Mllegrande im AVesten und 7 km davon entfernt, im Innern der größte Ort Blatta oder Blato, so genannt, weil er in unmittelbarer Nähe eines Sumpfsees (Blato) lieg't. Die Vegetation bietet geg'enüber der- jenigen des dalmatinischen Festlandes nichts besonderes, ln die noch vorhandenen Reste der alten Eichenbestände sind wir leider nicht gekommen. Im Übrigen bedeckt den Boden der aus allerhand immergrünen Gewächsen bestehende Niederwald, soweit die Erdoberfläche nicht von Olbaum- und Weinpflan- zungen eingenommen wird. Nackter Karstfelsen liegt wenig zu Tage, und die Höhen sind nicht so zerklüftet, wie wir dies von Cattaro her gewöhnt waren. Am 4. Alai trafen wir in Begleitung des Herrn Großmann in der Stadt Curzola ein und fuhren am 9. Mai nach Vallegrande, von wo wir am folgenden Tage nach Blatta w eite rg'in gen. Dort blieben wir fünf Tage und hielten uns schließlich noch vom 14. bis zum 16. Mai in Vallegrande auf. Die V’’ogelwelt der von uns besuchten Teile der Insel muß als armselig' bezeichnet werden. Es gibt nur wenig A'^ogelarten dort, und auch diese sind bis auf einzelne Ausnahmen nicht individuenreich. Das Nähere ergibt der spezielle Teil. 28 P, R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der VogeKvelt Dalmatiens. B. Spezieller Teil. Larus argentatiis michahellesi (Bruch.) Bei der südlichen Silbermöve ist mir geradezu ihre Seltenheit aufgefallen. Sowohl bei Cattaro, wie bei Curzola und Vallegrande zeig'ten sich stets nur I oder 2 Exemplare, und auch auf dem Meere waren 4 bis 5 Stück höchstens die Begdeiter unserer Dampfer. Phalacrocorax gracnhis (L.).*) Im Besitze eines Kaufmanns in X'alleg'rande befindet sich ein miserabel ausgestopftes Exem- plar, das sich im März 1902 allein am Hafen herumtrieb und dort erlegt wurde. Turtiir fiirtiir (L.) Bei Blatta auf Curzola wurde die Turtel- taube sehr vereinzelt gehört und einmal gesehen. Columba livia (L.). Häufiger Brutvogel bei Cattaro, von wo ich ein am 24, IV. 1902 erlegtes ö besitze. Caccabis saxatilis (Meyer). Mit dem Steinhuhn war ich bei Mostar bekannt geworden. Bei Cattaro beobachteten wir cs am 25. April an den höheren Serpentinen. Auf Curzola ist es ebenfalls Brutvogel und zwar nach Angabe des (xutsbesitzers Kalog'era in Blatta ziemlich häufig. Wir hörten es wiederholt in den höher gelegenen Weinbergen, fanden auch einen Balz- platz mit Federn und erhielten am 11. Mai ein Gelegne von 10 frischen Eiern. Herr Großmann kam einmal zu Schüsse, verlor jedoch leider das krank geschossene Huhn. Die Maße der Eier sind folgende : 39 39,5 39 40 39,5 40 41 40 39,5 39 29 2if5 29 29 30 2iC5 BÖ 29 29^5 3Ö^ Aus Cattaro besitze ich ein Dunenjunges vom 30. VI. 1898. Auf dasselbe paßt wenig'er die Girtanner’sche als die Stöiker- sche Beschreibung (vgl. Naumann, VI., p. 152), nur ist letzterer hinzuzufügen, daß jede Feder des Rückens eine schwärzliche Spitze hat, so daß die Oberseite undeutlich gewellt erscheint. Falco snbbuteo L. Den Lerchenfalk bemerkten wir am 25. April 1902 in 5 Stücken auf dem Zuge bei Fort Trinita bei Cattaro. Cerchneis vespertina (L.). Der 28. und 29. April 1902 brachte Cattaro bei heftigem Scirocco einen starken Zug des Abendfalken Was einen Schießprügel hatte, zog los, um .sich einen — Braten zu schießen. Eine Menge Fälkchen wurden uns gebracht, unter denen ich eine kleine Auswahl für meine *) Wohl V'n. gr. desmarmi Peyr., was ich momentan nicht feststellen konnte, P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. 29 Sammlung traf. E.s .sind dies 2 6 und 3 9. Das eine ö ist ein g-anz ausg'cfärbter Vogel im reinsten Kleide, das andere ein jüngeres Stück, denn es hat noch weililit'hes Kinn und auf Hals und Oberbrust liegt eine schöne leichte Wölbung von Rot. Sollte der Vogel dieses Kleid unverändert bis zur nächsten Mauser tragen? Mir will das nicht scheinen, viel nahe liegender ist mir die Annahme, daß der Vog-el sich bis zum reinen Aschgrau ohne Alauser umfärbt. Bitho bubo (L.). Daß der Uhu Brutvog'el auf Curzola ist, beweisen 2 mir am 13. Mai in Blatta zugetragenc lebende Dunenjunge. Bei denselben brachen die Schwungfedern aus den Kielen, im übrigen glichen sie noch völlig einem umfangreichen, zart gewellten Dunenklumpen. Das eine war erheblich größer als das andere. Wir erhielten die Tierchen zunächst lebend und fütterten sie mit den abgebalg'ten Leibern von Kleinvögeln, die sie auf einen Ruck hinunterwarfen. In Vallegrande ging' der größere Uhu ein und wurde präpariert. Da es während dieser von Herrn Großmann mit g'roßer Akkuratesse besorgten Arbeit an abgebalgten \"ögeln fehlte, wurden dem kleinen Uhu h leischstücke seines älteren Bruders gereicht, die er mit gleicher Gier verschlang-, wie vor- dem die Kleinvögel. Cucnlus canonis L. Das Vorkommen des Kuckucks auf Curzola konnten wir lediglich durch seinen am 13. V. 1902 bei Blatta gehörten Ruf feststellen. Alcedo ispida L. Brusina führt den Eisvogel für die Bocche nicht auf. Er muß aber dort wohl Brutvog'el sein, weil ich von da ein in der Mauser befindliches Stück vom 13. IX. 1901 besitze. Apus apus koUibayi Tschusi. In Cattaro und Pobrota habe ich den Mauersegler nicht gesehen, und Herr Großmann bestätigte mir, daß er an diesen beiden Orten der Bocche nicht vorkommc, während er z. B. in Castelnuovo sehr häufig s'.ü. In der Stadt Curzola konnte man die raschen Elieger häufig beobachten, nähere Bekanntschaft machte ich mit ihnen erst bei Vallegrande. Uber den Oliven- und Weingärten vor diesem Orte trieben sich die Vögel in großen Schwärmen herum und zwar bemerkens- werter Weise lautlos und nicht mit dem sonst üblichen lebhaften Geschrei. Die erbeuteten Stücke fielen mir alsbald durch die Zeichnung der Unterseite auf, wo jede Feder einen feinen. 30 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. reinweißen Saum trägt. Bei mitteleuropäischen »Stücken findet .siclr eine Säumung nur in der Jugend, aucli sind die Säume nicht so schmal und auch nicht reinweiß, sondern weißlich (vgl. Hartert im Tierreich, Aves, p. 85). Gleichwohl vermutete ich keine neue Form. Allerdings lag auch nicht Apiis apus vivrmus (Brehm) vor, den mir Herr von Madarä.sz unterwegs als vermutlichen süddalmatinischen Brutvogel bezeichnet hatte, weil das National-Museum in Budapest die blasse Form aus der Gegend von Flume besitzt, denn die auf Curzola erlegten Vögel hatten dunkle Gesamtfärbung. So unterließ ich es auch, mehr als 5 Stück mitzubringen, zu meinem größten Bedauern ; denn zu Hause angelangt, belehrte mich ein Blick in meine Sammlung, daß der curzolanische Vog'el unmöglich mit dem mitteleuropäischen identisch sein könne. Die tiefdunkle Körper- färbung' und di-e davon so sehr abstechende breit reinweiße Kehle unterscheiden ihn von heimischen Vögeln so enorm, daß mir verschiedentlich sog'ar ornithologische Laien erklärten, das sei ein anderer Vogel. Im Übrigen verweise ich auf Herrn von Tschusi’s Diagnose (Orn. Jahrb. XIII. 1902, p. 234). ö und Q sind nicht zu unterscheiden. Die g'esammelten Exemplare waren nach der inneren Untersuchung geschlechtsreife Indivi- duen, wie ja auch die Zeit der Erlegung (9. — 14. V.) ergibt. Die Auffindung einer neuen Form dieses schnellen Fliegers ist an sich überraschend, noch mehr aber muß auffallen, daß an den bei Fiume auftretenden blassen Segler sich nach Süden hin wieder eine dunkle Form anschließt und zwar noch dunkler, als sie nördlich davon auftritt. Chelidon itrbica (L). Der 28. April 1902 brachte für die Bocche strömenden Regen mit Scirocco. An diesem Tage zogen unaufhörlich Züg'e von 100 bis 200 Stück Hausschwalben .südwärts. — Auf Curzola ist diese Schwalbe häufiger Brutvogel. Das eine gesammelte Stück bot nichts besonderes. Hirmido rustica L. ln allen von uns besuchten Ortschaften der Insel Curzola häufig'. Die Unterseite ist stets etwas rötlicher als bei schlesischen Stücken. Ein 5 vom 12. Mai aber ist stark rostrot und gleicht ganz g'enau dem von Kleinschmidt (J. f. O. 1896, Tafel XVI) abgebildeten Exemplare. Auf Curzola herrscht ein für unsere Schwalben grausamer Aberglaube. Gegen Atembeschwerden hilft das Verschlucken P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. 31 eines Schwalbenherzens, das aber dem Vog-cl lebend aus dem Leibe »rerissen sein nm(3. Chvicola rupestnx (Scop,). Brusina erwähnt die Felsen- schwalbe von dem Eingänge in die Bocche. .Sie brütet aber auch in den höheren Gebirgslag'cn bei Cattaro, von wo ich ein Exemplar besitze und wo ich am I . Mai ein Stück bei einem engen Wasscreinschnitt beobachtete. Muscicapa collar'is Bchst. Nach Grofirnann bei Cattaro stets auf dem Zuge, aber weniger häufig als fl/, atricapilla. Ich besitze von dort ein 6 vom 24. IV. 1902. Muscicapa atricapilla L. Bei Cattaro auf dem Zuge ge- mein. Ich traf die Vögel in der Zeit vom 23. IV. bis zum 2. V. 1902 daselbst in Menge an. Meist waren e.s Weibchen und graue Männchen. Ansgefärbte schwarze .5 kamen nicht vor. Am 23. IV. erhielt ich ein interessantes Übergang'skleid, indem nämlich nur noch Unterrücken und Bürzel grau, im übrigen aber das Gefieder in das Prachtkleid au.sgefärbt war. Muscicapa grisola L. Ob der graue F'liegenfänger Brut- vogel in der Bocche und auf Curzola ist, kann ich nicht an- g'eben, da die an beiden Örtlichkeiten von uns erlegten, mit mitteleuropäischen ganz übereinstimmenden Stücke sich noch auf dem Zuge befunden haben können. Laniiis minor Gm. Am 15. V. 1902 erlegte ich bei Valle- grande ein prachtvolles Q. Bei Cattaro ist der Vog'el auch Brutvogel, wie ein in meiner Sammlung' befindliches Junges vom 30. VIII. 1901 im unentwickelten Jugendkleide beweist. Lanius collurio L. Dieser Vogel kaip nur einmal zur Beobachtung und zwar am 11. Alai bei Blatta, wo ich ein welches .sich im niedrigen Gestrüpp am See herumtrieb, erlegte. Mit 15 mitteleuropäischen Ö meiner Sammlung verglichen, zeichnet sich der Vogel durch die Schmalheit des Braun auf dem Rücken aus, das g'ewissermaßen nur als Brücke über die licht blaugraue Oberseite die braunen Flügel verbindet. — Bei Cattaro ist der Neuntöter Brutvogel. Ein Gelege von dort vom 10. Juni 1902 (4 Stück) hat folgende Maße: 22,5 22,5 22,5 23 18 TtJj 18 F8 Laniiis Senator L. Am 8. Mai zuerst bei Curzola in ein- zelnen Exemplaren liemerkt, auch später auf der Insel nur ver- 32 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogel weit Dalmatiens. einzelt beobachtet. Gesammelt wurde ein ö am 18. Mai bei Blatta. In der Bocche, insbesondere bei Teodo, nach Groß- mann nicht seltener Brutvog'el. Ich be.sitze von dort 2 Junge in verschiedener Entwicklung' des ersten Gefieders. Corviis corax L. In der Bocche ist der Rabe g'emein, er wird von Großmann sehr häufig vor dem Uhu geschossen. Auf Curzola haben wir bei Blatta einige vereinzelte Individuen beobachtet. Zwei Stück aus Cattaro vom 15. Dezember 1901 haben folgende Maße; Ö long. 567 a. 424 c. 245 r. 75'/o t. 68. 9 „ 550 „ 425 „ 246 „ 77j/., „ 70. Corvus cornix L. Am 9. Mai beobachteten wir am See bei Blatta etwa 10 Nebelkrähen, die sich aber wegen mangeln- der Deckung nicht schußg'erecht angehen ließen. Am 13. Mai wurde mir ein Nest mit Gelege gebracht. Das Nest hatte im Wipfel einer Olive gestanden, also in einer Höhe, in der sich bei uns kein Krähennest findet. Es war zum größten Teile aus dem Baste des Ölbaumes gebaut und mit Ziegenhaaren ausgepolstert. Von den 6 Eiern war das eine, wie so häufig' bei C, cornix^ sehr schwach pigmentirt. Die Eier waren ver- schieden stark angebrütet, das hellste am wenigsten; ein neuer Beweis dafür, daß die Bebrütung vor vollendetem Legen begonnen wird. Die in den Größenverhältnissen unter einander stark diffe- rierenden Eier zeigen folgende Maße; 44 42 41,5 41 39 39 30 .^0,5 30 29,5 29 28 Garrulus ghindarins (L.) Am 13. Mai beobachteten wir bei Blatta einen einzelnen Eichelheher. Das Vorkommen des- selben erschien uns bei dem Mangel an Eichen- und Buchen- waldung'en bemerkenswert. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) Bekanntlich im dalmatinischen Gebirge überall Brutvogel, so auch bei Cattaro, woher ich ö und 9 besitze. Auf Curzola dürfte die Alpendohle nicht Vor- kommen, weil die Erhebungen für sie zu niedrig und zuwenig zerklüftet sind. Sturmis vulgaris L. Weder in der Bocche, noch auf Cur- zola ist der Star Brutvog'el. Die Veg'etation bietet ihm kaum Brutstätten, und Nistkästen werden nicht angebracht. P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogel weit Dalmatiens. 33 Oriolus oriohis (L.). Am 24. IV. 1902 erhielt ich bei Cattaro ein 6 von hervorragendster Schönheit. Das leuch- tende Gelb ist in ein deutliches Orangegelb übergegangen. Passer domesticus (L.). Der Hausspatz ist natürlich an allen, seinen Bedürfnissen entsprechenden C.trtlichkeiten in der Bocche und auf Curzola gemein. Fringilla coelebs L. Nur einmal, als ich bei Curzola am Uhu ansaß, kam mir der Vogel zu Gesicht. Es war ein 9. welches in meiner Nähe im Gesträuch umherhüpfte. Da es der 7. Mai, für den Buchfinken sonach die Zugzeit schon vorüber war, darf man wohl vermuten, daß es sich um einen Brut- vogel handelte. Nach Kolombatovic brüten auf dem Festlande die Buch- finken in den Berg'en und steigen den Winter über in die Ebene herab. Chloris chloris (L.). Brutvogel bei Cattaro, wo ich am 1. V. 1902 ein sehr stark bebrütetes Gelege von 4 Eiern er- hielt. Ein ö von da vom 24. V. 1902 bietet zu Bemerkungen keine Veranlassung. Auf Curzola haben wir den Grünhänfling' nicht beobachtet. Acanthis cantiabina (L.). Der Hänfling scheint auf Cur- zola gemein zu sein; er kam sehr oft zur Beobachtung. Als wir einmal den Versuch machten, den mechanischen Uhu aus- zusetzen, quittirte nur ein einziges Hänflingspärchen unsere Bemühungen. Gesammelt: 9 vom 7. V. 1902 (Curzola) und ö vom 31. V. 1902 (Cattaro). Chrysomitris spinus (L.). Der Zeisig wird auf Curzola als Käfigvogel gehalten, was freilich nicht ausschließt, daß er importiert wird. Carduelis cardiielis (L.). Auf Curzola häufiger Vogel, der auch viel im Käfige gehalten wird. Ein am 10. V. 1902 bei Blatta erlegtes 5 kleiner als Mitteleuropäer und etwas dunkler. Serinus seriniis (L.). Von ihm g'ilt dasselbe wie von Chr. spinus (L.). Emberiza melanocephala Scop. xAm 8. Mai früh herrschte um die Stadt Curzola ein reges Vogelleben, wenig.stens im Ver- gleich zu den vorangegang'enen Tag'en. Anscheinend hatte der Scirocco der letzten Nacht Zug gebracht, denn wir bemerkten verschiedene Vogelarten zun' ersten male und in größerer Indi- 3 34 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens, viduenzahl. So wurde ich damals auch zuerst mit dem herrli- chen Kappenammer bekannt, von welchem bald ein prächtiges ]\Iännchen in tler Jagdtasche verschwinden konnte. Von die- sem Tage an fanden wir den Vogel überall auf der Insel Cur- zola, namentlich in den Weingärten um Blatta. Es wurden mehrere Männchen erlegt, schließlich am 16. Mai bei Valle- grande auch das soviel seltener zu beobachtende Weibchen. Die erbeuteten Männchen zeigten auf Kopf und Rücken noch mehr oder minder die hellen Federsäume. Diese verlieren sich erst etwa einen Monat später, wie ein ö aus Cattaro vom 19. Juni 1901 zeig't. Daß die Färbung der Unterseite bei den Weibchen sehr variiert, hebt Kleinschmidt (Naumann, III. p. 178) zutreffend hervor. Ich besitze ein 9 vom 19. Mai 1900 aus Cattaro, dessen Unterseite auffallend gelb ist, während das oben erwähnte Stück vom 16. Mai d. J., von den citronengelben Unterschwanzdecken abgesehen, unterseits ein trübes, kaum gelblich überhauchtes Weiß zeigt, sodaß es dem 9 von Embe- riza cinerea Strickl. ähnelt. Der 12. Mai brachte mir eine ganz besondere Beute. Als wir in einer Niederung bei Blatta gerade damit beschäftigt waren, einige der uns umschwärmenden rostbäuchigen Rauch- schwalben zu erlegen, bemerkte ich plötzlich in einiger Ent- fernung auf einem Baumwipfel ein Kappenammermännchen, das seine melancholische Strophe abklingelte, der ich, nebenbei bemerkt, im Gegensätze zu Radde, Reiser und Brusina an sich nichts abgewdnnen kann und die mich stets nur deshalb ansprach, weil sie häufig der einzige Laut war, der die Toten- stille der umgebenden Natur unterbrach. Da wir damals mit E. vielanocephala noch nicht sehr versehen waren, nahm ich den Vogel aufs Korn, schoß ihn aber nur krank. Er nahm ein kleines Getreidcdeld an und mußte vom Hunde gesucht w'erden. Der brave „Treff“ Großmann’s stand ihn zw^ar vor- züglich, schnappte aber zu, als der Vogel, bevor wir heran- kamen, ihm vor der Nase aufflatterte, und riß ihm dabei den Schwanz aus, ihn auch sonst böse zurichtend. Natürlich sollte der Ammer w'eggeworfen werden, Großmann’s scharfes Auge entdeckte aber in dem mißstaltigen, nassen Klumpen eine Be- sonderheit, eine schwarze Kehlzeichnung. Und nun liegt der Balg vor mir, bis auf den fehlenden Schw^anz, ein prächtiges P. R, Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelvvelt Dalmatiens. 35 Stück imd ein hervorragender Beweis der Kunstfertigkeit Großmann’s. Es ist ein wunderschöner und meines Wissens noch niemals beobachteter Melanismus. Die ganze Unterseite des Halses bis zur Brust wird von einem von Gelb unterbrochenen schwarzen Flecke eingenommen. Dieser Fleck ist unregelmäßig' gestaltet, indem das Schwarz unterhalb des Schnabels dic‘ linke Seite von Kinn und Kehle freiläßt, dafür aber tiefer unten sich auf dieser Seite bis zur Vereinigung mit der schwarzen Kopfseite hinzieht; der unterste Teil des Fleckes liegt ziemlich genau über dem Kropf, hat aber auch eine unregelmäßige Gestalt. Linksseitig dehnt sich das Schwarz der Kopfseite auch oberhalb der Vereinigung mit dem Halsflecke bis unter den Unterschnabel aus. Am besten läßt sich die Halszeichnung noch durch einen Vergleich mit dem schwarzen Brustlatz des Haussperlings veranschaulichen. Naumann gibt an (und dies ist in der neuen Ausgabe unberichtig't geblieben), daß die Mauser im September statt- finde. Das scheint wenigstens nicht stets zn sein, denn mir liegt ein am 28. VII. 1902 bei Cattaro erlegtes 6 vor, dessen Kleingefieder völlig' vermausert ist und der Naumatm’schen Beschreibung des Herbstkleides entspricht. Die Federn stecken teilweise noch in Blutkielen. Der Schwanz hat noch die alten abgenützten Federn, während die Flügel schon einige neue zeigen. Vielleicht zieht .sich bei diesem Vogel die Mauser recht lange hin. Der unvermauserte junge Vogel bedarf einer eingehenden Beschreibung. Ich gebe sie nach einem am 10. Juli 1902 bei Cattaro erlegten Stücke: Die g'anze Oberseite, vom Schnabel bis zu den Schwanz- decken, hat einen gleichmäßigen, hell graurötlichen Ton. Jede Feder besitzt einen schwarzen .Schaftfleck, der bei den Kopf- federn am breitesten, bei den Schwanzdecken am schmälsten ist, sodaß der stark gestrichelte Kopf am dunkelsten, der unterste Teil der Oberseite am hellsten erscheint. Die Unter- seite ähnelt einigermaßen der der Weibchen, doch fehlt, von den blaßgelben Unterschwanzdecken abgesehen, jeder gelbliche Ton. Die Färbung ist im allgemeinen blaß rostbräunlich, die Kehle weißlicher, die Bauchmitte und der Steiß ganz weiß. An der Gurgel ist die Färbung am dunkelsten und gestaltet sich durch das Hinzutreten feiner schwarzer .Schaftflecken zu 3* 36 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens einem die Kehle einschließenden Halsbande. Die Schwingen, sowie die mittleren und großen Flügeldecken sind braunschwarz, die Handschwingen und Handdecken fein rostgelblich gesäumt, die Armschwingen und die großen und mittleren Flüg'eldecken aber mit sehr breiten äußeren Rändchen von derselben Farbe versehen. Je die äußerste Schwanzfeder ist hell braungelblich, alle übrigen braunschwarz mit feinen rostgelblichen Säumen. Schnabel und Füße sind lichter wie beim alten Vogel. Ein Gelege von 4 Eiern vom 24. Juni 1902 aus Cattaro hat folgende Maße: 23.5 24 25 23 Tt ^ TT 17 17 Emberiza cirliis L. Bei Cattaro ist dieser Ammer häutig'. Das einzig'e von mir geschossene ö fiel in unzugängliches P'els- getrümmer und wurde von dem apportierenden Hunde zerdrückt. So besitze ich von dort nur ein vom 20. Oktober 1900 und ein 9 vom 24. Januar 1902. Auf der Insel, Curzola ist der Zaunammer seltener als in der Bocche, aber angesichts der dortigen Vogelarmut immer noch als eine der häutigsten Er- scheinung'en zu bezeichnen, der den Wanderer namentlich auch in die höheren Regionen begleitet. Meine Männchen au.s Cur- zola unterscheiden .sich von dem eben erwähnten aus Cattaro und einem am 21. April 1902 von mir bei Mostar (Herzeg'owina) erlegten durch intensiveres Gelb der Gurgel und dadurch, daß das über Kropf und Halsseite gehende Band rein olivgrün ist, d. h. des bläulichen Puders entbehrt. Mit meinen Festlands- vögeln stimmt die K leinschmidt’sch e Abbildung im neuen Naumann (Band HL, Tafel 21), die ja ebenfalls nach einem Herzegowina- Vogel gefertigt ist. W^iedcrholt wurden uns Nester mit Eiern zug'etragen und zwar auch solche mit 5 Eiern, während im Naumann die Ge- legezahl auf .3 — 4 angegeben ist. Dieselben wmren indessen zumeist so stark bebrütet, daß sie nicht präpariert wer- den konnten. Die Maße der beiden präparierten Gelege sind folofcnde : a) Gelege von vier Stück, schw'ach angebrütet (Cattaro, den 2. V. 1902): 20.5 20,5 20,5 20 16,5 16 16 16 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der VogeKvelt Dalmatiens. 37 b) Gelege von fünf Stück, halb bebrütet (Blatta, den 8. V. 1902): 21 20,5 21 21 21 16 17 16 16^5 TT Diese Daten ergeben eine Abweichung' von den im Nau- 22 mann (Bd. HI. p. 190) angeführten Größenverhältnissen (—). Ich besitze in meiner Sammlung ein Gelege unbekannter Her- 26 kuntt, das durchwegs — zeigt. — Am 11. V. entdeckte meine Frau bei Blatta in einem AVachholderstrauche in etwa Meter- höhe ein Nest mit 5 noch blinden Jungen. — Was die im Naumann auch anderen Ortes besprochene verschiedene Auf- fassung des Gesanges anbelangt, so habe ich gar keinen Zwei- fel, daß Dr. Voigt Recht hat; denn das quellende oder gur- gelnde „Irl“ in öfterer Wiederholung ist unverkennbar der Name cirlus bildet ein durchaus zutreffendes des Gesanges. Klangbild Ev2beriza hortulana L, Brutvogel bei Cattaro nach Groß- mann. Ich beobachtete ein Stück am 25. IV. 1902 an den oberen Serpentinen und erhielt ein am 6. VI. 1902 erlegtes Emberiza eia L. Brutvogel bei Cattaro. Bevorzugt im Vergleich zu E. cirlus die höheren Gebirgslagen. Auf der Fahrt nach Cettinje sahen wir mehrere Paare und beobachteten, daß sie nach Art unserer E. citrincUn im Pferdedünger nach Nahrung suchten. Motacilla alba L. Am 8. Mai erhielt ich bei Curzola ein Nest mit 5 frischen Eiern. Die Maße .sind: 20,5 21 20 19,5 20 15 14^5 15 Ts f5~ Budytes flavits (L.). Der große Vogelzug vom 28. April führte auch die Schafstelze in die Bocche; ich erlangte davon 2 Q. Auf Curzola hielt sich am 13. Mai ein .Schwarm von einigen 20 Stück in den Weingärten bei Blatta auf, die ihre Nahrung anscheinend hauptsächlich in dem frisch geharkten Boden fanden. Erlegt wurden 2 6 und 1 9. Die g'esammel- ten Stücke bieten zu Bemerkungen keinen Anlaß. Anthus trivialis (L.). Herr Großmann erlegte am 13. V. bei Blatta ein 9- 38 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens, Anth'us campestris (L.). Aus den mir von Cattaro zuge- gangenen Stücken aus der Brutzeit lälJt sich das Brutvorkom- men des Brachpiepers daselbst an nehmen. Weiteres ist mir nicht bekannt geworden. Galerida crisiata (L.). Ich besitze eine Haubenlerche (6) vom 16. VI. 1902 aus der Bocche. Sie unterscheidet sich nicht von mitteleuropäischen Stücken, während 2 von mir bei Mo- Star erlegte Vögel eine viel rötere Oberseite haben. Sitta neumayeri Michah. Auf Curzola nicht beobachtet. Bekanntlich ist diese Spechtmeise im Karstgebirge des südlichen Dalmatien keine Seltenheit. Ich beobachtete sie an den Ser- pentinen bei Cattaro und erhielt von dort Exemplare. Sifta caesia Wolf. Es war mir von großem Interesse, aus dem Brutgebiete der S. neumayeri auch das V^orkommen der gemeinen Spechtmeise feststellen zu können; Herr Großmann sandte mir zwei am 15. VI. und 18. VI. 1902 bei Cattaro er- leg'te Vög'el, die als 6 und 9 bestimmt waren. Dieselben sind außerordentlich kleinwüchsig, namentlich der Schnabel nur 16 mm lang. Auch sonst zeigen sich Unter- schiede von allen bekannten Ä//a-Formen, doch bedarf es zum Abschlüsse der Untersuchung noch der Beschaffung weiteren Materials. Parus lugubris Natt. Nach Großmann Brutvog'el in den Eichenwäldern bei Cattaro und Dobrota, dessen Mauser schon im Mai beginnen soll. Ich besitze von dort ein juv. vom 16. September 1901. Cinclus cinclus (L.). Herr Großmann hat den Vogel bei Cattaro nur im Winter erlegt. Ich besitze von da ein ö vom 7. I. 1902 und ein 9 vom 18. I. 1902. Beides sind typische Stücke, wie sie bei uns in Ostdeutschland auftreten, also etwas dunkler als die westlichen. Das weiße Hals- und Brustfeld ist merkwürdiger Weise bei beiden gleichmäßig gelblich überlaufen. Accentor collaris reiseri Tsch. Bei Cattaro kommt, wie sonst auf der Balkanhalbinsel, die graurückige Form vor; ich besitze mehrere Stücke von dort. Es ist interessant zu be- merken, daß die Kaukasusvögel in der braunen Rückenfärbung sich wieder den west- und zentraleuropäischen nähern. Sylvia simplex (Lath.). Die Gartengrasmücke wurde eini- gemale auf Curzola beobachtet. Erlegt wurde am 8. V. 1902 P. R, Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens. 39 ein 5 Umgegend der Stadt Curzola und am II. V. ein Ö bei Blatta. Herr Kleinschmidt hat die Gartengrasmücke aus Tunesien als neu beschrieben, und zwar binär. (Ornith. Monatsber. 1899, p. 167). Als einziges Unterscheidungsmerk- mal i.st angeg'eben, daß der tunesische Vogel längere Flüg'el habe, nämlich: „8,1 — 8,4 mm. statt 7,4 — 8,1 mm.“ (soll heißen cm.). Hierzu bemerke ich, daß nicht tittr die beiden oben er- wähnten 6 aus Curzola, sondern auch ein drittes meiner Samm- lung aus Schlesien je 8,4 cm. Flügellänge aufweisen. Sylvia, subalpina (Bon.). Wo der saftgrüne Erdbeer- baum (Arbiix unedo) sich mit einer großblättrig'en Myrthe mischt, wo Lorbeer und hohe Wachholdersträuche ihre Zweige ineinanderschieben, wo die lieblichen rosa und weißen Cis- tenrosen ihre Blumenfülle zur Schau tragen und die rote Blüte des Granatstrauches aus dem Dunklen leuchtet, aber auch wo der tückische Judendorn {Palitirus aculeafits) mit sei- nen kreuzweise gestellten Dornen lauert, dort wo eine schim- mernde Glutwelle auf dem duftaushauchenden, immergrünen Zwergwalde liegt, dort ist unsere zarte, so wunderschön ge- zeichnete Grasmücke daheim. Und wo könnte sie solche Ört- lichkeit schöner finden, als auf Curzola! Wo nicht Weingärten, durchsetzt mit Oliven die Erdoberfläche einnehmen, dort be- deckt den Boden jener Niederwald in weitem Umkreise. Und deshalb finden wir die Bartgrasinücke gemein auf Curzola, nur noch mit dem Sammtköpfchen an Individuenzahl sich messend. — Ich besitze von Cattaro und Curzola 6 S,: 2 9 1 Nicht bei allen Ö Ut das Dunkelziegelrot unterseits auf den ganzen Körper (mit x\usnahme der Bauchmitte) ausgedehnt. Ein 5 vom 13. V. 1902 von Blatta zeigt diese Earbe vielmehr außer am Halse nur noch ein wenig an den Brustseiten herab- gehend, während schon die Brustmitte weiß ist und die Bauchseiten nur einen rötlichgrauen Anflug- haben. Das Q im neuen Naumann (Bd. II, Tafel 11a) ist viel zu grell koloriert und der Ton der Unterseite überhaupt nicht getroffen. Nach den vielen Stücken, die ich in den Händen hatte, zeigt die Unterseite nie einen klaren, gelben Ton, sondern ist höchstens trüb rötlichgrau verwaschen. Zuweilen präsentierten sich Kehle und Hals als nahezu weiß, wie dies bei einem mir vorliegenden 9 vom 4. V. 1902 der Fall ist. 40 P. K. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelvvek Dalmatiens. Am 13. Mai 1902 hatte diese Grasmücke eben aus- geschlüpfte Junge. Pyrophthalma melarwcephala (Gm.). Was von S. subalpina bezüglich des Vorkommens auf Curzola gesagt wurde, g'ilt auch für das Sammetkopfchen. Beide lieblichen Vögel sind gleich häufig, ihren Gesang hört man gleich oft und sie teilen mit- einander das oben beschriebene Brutgebiet. Nur bekommt man P. melanocephala häufiger zu Gesicht, weil sie sich öfter als S. subalpina auf den Spitzen der Gebüsche zeigt. Die Brutzeit scheint früher zu beginnen als bei letzterer, denn am 6. und 7. Mai trafen wir bei Curzola schon ausgeflogene Gehecke nnd fingen je ein Jung-es. Die von A. v. Homeyer gegebene Schilderung des Betragens der die Jungen führenden Vögel (J. f. O. 1862, p. 279) ist ebenso zutreffend, wie seine Beschrei- bung des ersten Jugcndkleides. — Schon am 5. Mai konsta- tierte Herr Großmann beim Präparieren alter Vögel den Be- ginn der Mauser. Sylvia nisoria (Bchst.). Nach Großmann Brutvogel bei Cattaro, woher ich ein Ö vom 23. VI. 1901 und ein juv. vom 15. VII. 1902 besitze. Sylvia orphea Temm. Im würzigen Strauchwald, wo Sammetköpfchen und Weißbärtchen sich heimisch fühlen, sucht man die stattliche Sängergrasmücke vergebens. Sie verlangt höhere Bäume, in deren Krone sie ihr nimmer ruhendes Wesen treibt. Wo sie nicht, wie bei Cattaro, dicht belaubten Eichen- wald haben kann, da muß sie sich freilich mit dem sperrigen Geäst der Oliven begnügen, von wo sie mit Vorliebe Ausflüge nach etwa in der Nähe stehenden Cypressen macht. Dies trifft auf der ganzen Insel Curzola zu, wo ich überall der vollen Strophe des Vogels lauschen konnte. Es liegen mir vor 2 ö, 3 9 und 1 juv., darunter ein am 8. V. 1902 bei Curzola erleg- tes gepaartes Paar. Wenn Naumann (siehe neue Ausg'abe, Bd. II. p. 145) an- gibt, das 9 habe itur auf der zweiten Schwanzfeder von außen einen weißen Spitzenfleck, so trifft das auf meine Stücke nicht zu, denn bei einem 9 haben .sämtliche Schwanzfedern diesen Fleck, bei den beiden anderen die 2. und 4. Schwanzfeder. Ein frisches Gelege (4 Stück) vom 8. Mai 1902 von Cur- zola hat folgende Maße ; P. R. Kollibay: Beiii'äge zur Kenntnis der Vogclvvell Dalniuliens, 41 20 2Ü 19,5 20 15 fÖ Ts” 15 Die milchweilJen Eier haben nur große graue und ölbrauiie Flecke und unterscheiden sich von einem von Schlüter bezo- genen Gelege aus Spanien, dessen Eierzeichnung am meisten derjenigen von S. cnrruca gleicht, durch die Größe der Flecken und durch das Fehlen der scharf umrandeten, schwarzen Punkte und Klexe. i\uch Flerr Kuschel bestätigt mir, daß das vor- liegende Geleg'e eine ung-ewöhnliche Zeichnung' habe. Ceftia cetti (Marm.). Ich besitze ein 6 vom 17. IV. 1901 aus Cattaro. Acrocephalux arundinaceus (L.). Am 11. Mai trieb am Teiche bei Blatta ein Pärchen sein verstecktes Wesen. Es ge- lang Herrn Großmann, das 9 und mir das ö zu erlegen. Sonst ist uns der Vog'cl nicht aufg'estoßen. Die erlegten Stücke zeigen unterseits ein solch’ sattes Rost- gelb, wie es mir bei schlesischen Vögeln nie vorgekommen ist. Hypolais olivetorum (Strick!.). Im_ Naumann sind von der Balkanhalbinsel nur Giiechenland und die griechischen Inseln als Verbreitung.sgebiet des Olivenspötters angegeben. Auch Reiser (Ornis balcanica, Bd. IV) führt den Vogel nicht für Montenegro auf. Andererseits bemerkt Brusin a (Ornith. Jahrb. 1891, p. 13) daß er in der Bocche und in Montenegro überall zu finden sei, und führt Belegexemplare an. — Ich selbst habe auf Curzola diesen großen Spötter nicht beobachtet und vorher bei Cattaro, da es noch zu früh w'ar, nicht beobachten können. Dagegen wurde mir die Brusin a’ sehe Angabe für die Bocche von Cattaro durch Herrn Großmann bestätigt, welchem meine Sammlung 2 alte Vög'el vom 16. VII. 1901 und ein Junges vom 10. VII. 1902 verdankt. Hypolais pallida (Hempr. u. Ehrenb.). Dem Blaßspötter begegneten wir bei dem diesmal verspäteten Frühjahrszuge zum ersten Male am 11. Mai bei Blatta. Es warexi 2 6, welche sich zwischen den Häusern des Ortes zumeist auf den Mandel- bäumen herumtrieben und durch ihre leiernde Strophe bemerk- bar machten. Nach der Rückkehr nach Vallegrande fanden wir den Vogel auch dort ang'ekommen. Ein Stück äffte mich in einer Gruppe Mandelbäume w’ohl über eine halbe Stunde lang, ohne daß ich es zum Schüsse bekommen konnte. x\uch 42 P, R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogdwelt Dalmatiens. Herr Großmann Itatte die ersten Tage keinen Erfolg; erst am 16. Mai gelang ihm die Erben tung eines ö. Da nach der Ang'abe im neuen Naumann (Bd. IL p. 89) das Jugendkleid noch unbekannt ist, gebe ich die Beschrei- bung- eines am 2. VIL 1902 in Cattaro erlegten und mir nach- gesandten Vog'els; Die Oberseite ist gleichmäßig grünlichgrau, die Unter- seite mit Ausnahme der weißen Kehle rostgelblichweiß, an den -Seiten g-rau überflogen. Dieselbe Farbe zeigt die Ohrgegend. Die .Schwanz- und Elügelfedern sind schwarzbraun mit helleren Säumen; der Oberschnabel ist horngrau, der Unterschnabel weißlich, die Füße horngrau. PhvlIoscop7is trochilus (L.) Am 11. V. 1902 bei Blatta (Curzola) ein 9 erlegt. Phylloscopus sibilator flavescens Erl. iVm 30. April 1902 erleg-te Herr Großmann bei Dobrota (Bocche) einen Waldlaub- sänger, der mir, als er noch am Boden lag, sofort durch sein klares, helles Kolorit auffiel. Es war ein ö, das sich als zur -Subspezies ßavescens g'ehörig erwies. Die Erlanger’sche Dia- gnose (J. f. O. 1899. p. 255) paßte g'enau auf meinen Vogel, nur möchte ich noch hervorheben, daß das an den Seiten bis zur -Schwanzwurzel heruntergehende Gelb sich am -Steiß wieder zu- sammenschließt, und daß auch die unteren Schwanzdecken gelb überflogen sind. Da Herr von Erlanger ebenfalls von der Bal- kanhalbinsel ein Exemplar erhaben hat, so dürfte es sich em- pfehlen, die aus den Mittelmeerländern stammenden Exemplare des Ph. sibilaior in den Sammlungen auf ihre Zugehörigkeit zu der Er langer’schen Subspezies zu untersuchen. Turdus merula L. Die Amsel, welche bei Cattaro gemein ist, wurde auf Curzola nur einmal und zwar bei Blatta am 13. Mai gehört. Zum Beweise ihres Brutvorkommens auf der Insel dient ein mir am 11. Mai daselbst zugetragenes faules Ei; das- selbe mißt nur 28 n' gleich seltener als Monticola saxatiUs (EJ. Nach Großmann bei Cattaro un- I/. cyaniis. Auf der P'ahrt nach Cettinje konnten wir zweimal das herrliche Flugspiel des schönen Vogels bewundern. Ich besitze ein 9 vom 5. Juni 1902 aus Cattaro. P. R. Kollihay: Pieiträge zur Kenntnis der Vogelvvelt Dalmatiens. 43 Monticola cynmis (L.). Ziemlich häufiger Brutvogel in den Felsgebirgen bei Cattaro, wo ich ihn am 25. Mai auf der Fahrt nach Cettinje beobachtete. — Auf Curzola haben wir zwar keinen zu Gesichte bekommen, doch zweifle ich nicht, daß er auch dort Brutvogel ist, da die ganze Örtlichkeit ihm Zusagen muß, einige ortsangesessene Flerrcn uns sein Vorkommen be- stätigten und dafür auch der Umstand spricht, daß er einer der häufigsten Käfigvögel ist. Aus Cattaro besitze ich ein 6 und Z- Saxicola oenanthe (L.). Auf Curzola ist uns nur ein Paar aufgestoßen, wovon das 9 erlegt wurde. Saxicola aurita amphileuca (Flempr. u. Ebr.) und Saxicola stapazina melaiiolenca (Güld.). Die weißen .Steinschmätzer, so- wohl der schwarzohrige, als der schwarzkeblige, sind Charakter- vögel des Karstes. In der Bocche sind beide sehr zahlreich, doch schien mir der schwarzkehlige mehr die tieferen, der schwarzohrige mehr die höheren Gebirg'slagen zu bevorzug'en. Auf Curzola kam eine Art in wenigen Exemplaren zu Gesicht, hielt aber keine nähere Beobachtung, geschweige denn einen Schuß aus, sodaß ich über ihre Spezieszug'chörig'keit nichts sagen kann. Über die systematische Stellung der weißen Steinschmät- zer aus der Bocche, von denen mir 8 Stück des schwarzohri- gen und 7 Stück des schwarzkchligen in allen Kleidern vor- liegen, habe ich bis jetzt nicht schlüssig' -werden können. Ich habe das Material des Berliner Museums, der Kleinschmidt’- schen Sammlung- und der Schlüter’schen Vorräte durchgesehen, darin aber zu wenig' westliche Stücke gefunden, um genaue Vergleiche anstellen zu können. Zur Zeit neige ich der Erlan- ger'.sehen An.sicht zu, wonach die östlichen Formen subspezi- fisch zu aurita^ bezw. stapazina zu ziehen sind, und meine, daß die dalmatinischen Vögel mehr den östlichen, als den westli- chen Subspezies zuneigen. Es scheint mir, daß Dalmatien die Berührungsgrenze der beiden Formen darstellt. Ich behalte mir vor, auf diese Frage zurück zu kommen. Pratincola rubetra dalmatica Kolk subsp. nov. Das Braun- kehlchen ist Brutvogel in der Bocche und auf Curzola. Auf letzterer Insel traf ich es in Weingärten und in dem von der Bartgrasmücke und dem Sammetköpfchen bevölkerten immer- grünen niedrigen Gestrüpp, wo letzteres nicht zu üppig ent- 44 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogel weit Dalmatiens. wickelt ist. Leider brachte ich nur 4 Vögel mit, weil ich ohne Vergleichsmaterial die große Verschiedenheit von mitteleuropä- ischen Stücken nicht erkannte. Neben letztere gehalten erg'iebt sich für 5 '-^nd Q aut den ersten Blick eine ungemein hellere Oberseite, auch ist beim unterseits das Rostrot bei weitem nicht so intensiv und dehnt sich nicht auf die Brust aus. Ob diese nach Meinung des Herrn von Tschusi noch unbe- schriebene Form auch sonst in Südeuropa oder Nordafrika vorkommt, ist mir unbekannt; da meine Typen aus Dalmatien stammen, nenne ich sie dalmatica. .Diagmose: Ähnlich der Pratincola ruhet ra riibetra (L.) jedoch die schwarzgefleckte Oberseite bei ö und 9 nicht rost- braun, sondern hellrostg'elblich, leicht grau überflogen, letzteres namentlich im Nacken; das 5 uur an Kehle und FIropf, nicht aber auch an der Brust rostrot, welche Farbe außerdem nur in bleichem Tone auftritt. Hab. Süd-Dalmatien. Der Beschreibung liegen zu Grunde 1 Ö vom 28. IV. 1902 aus Cattaro, 1 9 vom 6. V. 1902 und 2 9 vom 8. V. 1902 von Curzola. Als Vergleichsmaterial dienten 13 Stücke aus Schlesien. Salzburg, England, Helgoland und dem Kaukasus. Es freut mich, daß ich durch Übersendung- meiner Dal- matiner an Herrn von Tschusi die Veranlassung g'ewesen bin, daß dieser auch die kaukasischen Vögel als v.'ohl unter- schiedene Form*') erkannte. Nachschrift: Auf der Jahresversammlung der Deut- schen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin im Oktober d. J., wo ich meine dalmatinische Ausbeute vorlegte und besprach, kündig'te ich die Neubenennung des dalmatinischen Braun- kehlchens an. Herr Carlo von Erlanger machte mich da- rauf aufmerksam, daß er in einem Nachtrage zu seinen „Bei- trägen zur Avifauna Tune.siens“ das tunesische Braunkehlchen subspezifisch abg-ezweigt und P. r. spatzi benannt habe. Er sprach die Wrmutung aus, daß beide Braunkehlchen identisch sein könnten. Nach Vergleichung- der Erl anger’schen Dia- gnose (J. f. O. 1900. p. 191) und seiner mir freundlichst zur Verfügung gestellten Suite von 8 Stück P. r. spatzi finde ich, *) cfr. Orn. Jahrb. XIII. 1902. p. 234-235. Baron London: Ergebnisse einer urnithologischen Sammelreise. 45 daß eine Identität nicht vorlieg-t. Allerdings sind auch die tunesischen Braunkehlchen heller als die mitteleuropäischen. Aber, wie schon die Erl an ger’sche Diagnose besagt, der Ton der Oberseite ist immer noch ein vorherrschend brauner, wäh- rend bei dalmatinischen Vögeln die Rostfarbe nur eine Bei- mischung darstellt und das Gelbliche prävaliert. P. r. dalmatica macht einen viel fahleren, sandfarbeneren Eindruck als spahi\ und sie schließt sich mehr der Form noskae aus dem Kaukasus an, während spafzi der typischen näher steht. Es ist interessant, auch bei dieser Vogelart, wie bei so mancher anderen (z. B. Saxicflla aurita, S. sfapazina, Sylvia snbalpina) die Verschie- denheit der Erscheinungen des östlichen und des westlichen Beckens des Mittelmeeres zu beobachten. Ergebnisse einer ornitlioJogiselnTi Saniinejreise nach ZentraJ -Asien (IhO!). Von Harald Baron London. (Schluß von Jahrgang XIII, 1902 p. 190 — 233.) Auf dem Rückwege kam ich an ein steiles Lehm-Ufer, an welchem unzählige Alcrops apiastcr und Passer montaniis dilufus und Inspanioleiisis transcaspiens nisteten. Auch hier hielt sich ein Pärchen Coracias garntla semcnoivi auf. iJer Nachmittag galt einem Besuche des persisch-turkme- nischen Bazars des vStädtchens. Liier hiengen fast vor jedem l^aden Vog'elkäfige mit halbzahmen Caeeabis saxalilis chucar und Cofaniix coturnix. Die Asiaten haben eine große Lieb- haberei für zahmgehaltene Vögel, sodaß man wohl auf jedem Bazar vorwiegend obengenannte Arten zahlreich antreffen kann. Hier wurde eine Arba (zweirädriger Wagen), deren Räder einen Durchmesser von 7 L'uß hatten, angew(.>rben, denn am Abend sollte eine Fahrt zum russisch-persischen Grenzposten nach Cheiw-Abad angetreten werden, bis wohin zirka 20 Kilo- meter zurückzulegen waren. Reiten wollte ich nicht, da die in Aussicht stehende große Beute schwer zu transportieren ge- wesen wäre, und außerdem führte bis zu meinem Bestimmungs- orte eine passable Natur Straße. In Begleitung eines armeni- schen Kaufmannes, der sich als guter Jäger erwies, fuhren wir 46 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. um 5 Uhr ab. Mein Konservator, der mehr als zu viel Arbeit hatte, blieb jetzt allein im Waggon zurück. Der federlose Wagen drohte bei rascherem Tempo eine sichere Darmverschlingung zu veranlassen, doch der Gaul da- vor blieb oft stehen und gieng' bei schlechter Behandlung' rück- wärts, sodaß wir um ein Haar einen steilen Abhang hinunter- g-estürzt wären. Da ein Sitzen im AVagen unmöglich war, mußte man bald auf der einen, bald auf der anderen Seite liegen, wobei ich mich bald am ganzen Körper wie zerschlagen fühlte. Kleine P'lüsse wurden passiert und über beträchtliche Steinblöcke ge- fahren. Oft war die Straße so geneigt, daß nicht viel fehlte, daß der Wagen umfiel. Um den Widerstandsgeist des Gauls nicht allzu sehr zu erregen, wurde auch nur sehr langsam und viel im Schritt gefahren. In den höheren Vorbergen des Chasar-Meschhid sahen wir auf der P'ahrt nur Passer monfanus dilutus und hispaniolensis transcaspicus, Galerida magna, Saxicola isabelltna, hie und da auch ein Motacilla personata und Columba fusca. Auf der Höhe eines steilen Berges hockte bei untergehender Sonne eine pracht- volle Aqjiila nobilis. Für einen Büchsenschuß war es zu weit, und so beschränkte ich mich, den Vogel durch das Fernrohr eing'ehend zu betrachten. Bald erhob er sich und schwebte einen kurzen Augenblick über mir. Im Duidveln erreichten wir erst den Grenzposten Chiw- Abad, nachdem vorher noch verschiedene halsbrecherische Flußübergänge genommen waren. Wir fanden überaus freund- liche, ga.stfreie Aufnahme bei den russischen Grenzoffizieren und schliefen wie tot bis zum anbrechenden Tage. 9. IV. Es war bereits hell, als wir erwachten und nach kurzer Toilette das Flaus verließen. Unheimlich pfiff der Wind von den Bergen herab, und ungewohnte Kälte beschleunigte unsere Schritte. Ich fror so fürchterlich in meinem leichten Rocke, als ob die Temperatur auf dem Gefrierpunkte ange- langt wäre, und doch hatten wir +10« R.; bald aber erquickte uns warmer Sonnenschein. Für’s erste wandten wir uns nun dem russischen Gebiete zu und schritten dem brausenden Ge- birgsbache folgend, den Ruinen der alten Perserstadt Cheir- Abad zu. Trotzdem wir unsere Schritte nach Möglichkeit be- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, 47 schleunig'ten, wollte .sich doch keine Wärme einstellen, und eisig blies es vom nahen Chasar-Mcschhid, wo, wie wir ums bald von einer Höhe aus überzeugen konnten, nachts Schnee gefallen war. Die Ruinen von Cheir-Abad sind von einer hohen Lehm mauer eingefabt und dürfte ihr Innenraum wohl fast einen □ Kilometer betragen, Die WLinde sind \ oller Löcher und Höhlen. Im Innern der Stadt gibt es zahlreiche Minarets, Mauern und Reste von Gebäuden, und man kann noch deutlich die Richtung der engen StraÜen erkennen. Am Kadav'er eines Esels hockt eine Schar von einem halbeif Dutzend Neophron percnopterus, 4 mächtige Gyps fiilvus und 5 Corvus corax. Da- zu kam noch eine Menge AIilviis korschun., die in der Luft kreisten oder in respektvoller Entfernung abseits saßen. Auf einem Eckturmc der Stadtmauer hatte sich ein prachtvoller Vitlfur monachus niedergelassen. Einige Corvus corax sah ich hoch in der Luft fliegen. In den Höhlung'cn der Umfassungs- mauer lebten zahlreiche Falco ccncJiris und Falco tinnunculus.i ferner Culurnbn livia fera und Columha fusca. Mein Begleiter machte auf die hier zahlreichen Caccabis saxatilis chucitr eifrig, doch vergeblich Jagd, während ich den Falken und Corvus nwnedula collaris nachstellte, von denen letztere an einer Stelle eine große Kolonie gegründet hatten. Saxicola picata wurde mehrfach gesehen und erbeutet. — Im dichten Dorngebüsch am Gebirgsbache war Emberiza luteola überall massenhaft ver- treten und sang eifrig. Daselbst fand sich auch häufig Ofo- viela phoenicnroides romanovi und Daitlias hafzi. Auf der Step- IDenfläche wurden mehrere Anthiis campestris beobachtet. Gale- rida magna hält sich auch hier mehr auf den kahlen, steinigen Stellen auf. Einige Exemplare von Totaniis ochropus., die sich am Bachufer herumtrieben, schienen noch auf dem Durchzuge zu sein. Actitis hypoleucus wurde in 2 oder 3 vereinzelten Exemplaren daselbst angetroffen. Um 8 Uhr morgens traf die erste Schar Pastor roscus ein, ihnen folgten stündlich weitere und größere wolkenartige Schwärme. Das persische Gebirge schien sie gleichsam auszuspeien; rauschenden Fluges ström- ten sie aus den engen, geheimnisvollen, wilden Schluchten her- vor und strebten der turanischen Tiefebene zu. An manchen Stellen war das Gebüsch am Flußufer so dicht und von Dor- nen durchsetzt; daß ein Eindringen geradezu unmöglich war. 48 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. So kam es, daß ich manchen geschossenen Vogel nicht erlan- gen konnte, den ich fallen sah, da an ein Suchen hier über- haupt nicht zu denken war. Hier schien auch ein Pärchen Riihcilla nißventris zu lirüten. Sylvia mystacea schien auch hier ganz gewöhnlich zu sein. Ein Exemplar Parns transcas- picits wurde erlegt. Mit Beute schwer beladen und reichen Beobachtungen langten wir um 9 Uhr hungrig und durstig in unserem Ab- steigequartier an; wie wdr die Masse Vögel bewältigen würden, war mir schon jetzf zweifelhaft, und noch stand eine Exkursion in’s Gebirge bevor, die wir auch nach einer Stunde antraten. Otomda romanoiüi war hier sehr häufig. Vom Grenzpfahl schoß ich eine Saxicola ßicala, die überhaupt in der g-anzen Umge- gend eine sehr g-ewöhnliche Erscheinung war. Süia tephronota nistete auch in mehreren Paaren in den steinigen Wänden der Berge; 6 Exemplare von Ideophron kreisten gleich riesigen Möven in der Luft umher und ließen sich allmählich am Bachufer nieder. Da ich nicht nahe genug herankommen konnte und sie alle aufflogen, sandte ich ihnen doch einen Schuß nach, der aber scheinbar ganz wirkungslos blieb. — Unterdessen hatten wir uns dem persischen Grenzposten soweit genähert, daß das ganze Dorf durch meine Schüsse in Bewe- gung geriet. Ein hoher persischer Würdenträger (Kargusa), der sich zufällig hier aufhielt, war von meiner Anwesenheit benachrichtigt worden und sandte mir einen Boten, der mich in sein Zelt geleiten sollte. Mit außerordentlicher Liebenswür- digkeit wurden wir empfangen. Meine Verwunderung erreichte aber den höchsten Grad, als er mich in reinem Französisch begrüßte und uns aufforderte, Platz zu nehmen. Mit fast mär- chenhafter Pracht wmr das äußerlich mehr als schmutzig schwarze Zelt im Innern ausgestattet. Abgesehen von den vielen herrlichen Teppichen aus ■ Schiras und Ispahan gab es prachtvolle Bronze-Gefäße und sonstige Gegenstände. Eine lebhafte Unterhaltung war bald im Gange, während sein Sekretär (Mirsa) mir einen Empfeh- lungsbriet an den persischen Chan der Stadt Ljutfabad aus- fertigte, da ich mich in den nächsten Tagen dorthin zu bege- ben gedachte. Während der Tee serviert wurde, erschienen mehrere Perser, die triumphierend meinen vorhin beschossenen Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise, 49 Geier brachten; er war über einen Kilometer weit in eine Schlucht gefallen. Dann wurden prachtvolle Teppiche herbei- geholt, über die sich ein lebhafter Handel entwickelte und von denen ich zum Schluß zwei südpersische erstand. Beim Ab- schiede mußte ich dem < ’han durchaus versprechen, ihn auf seinem Wohnsitze Mahmedabad autzusuchen. So schieden wir denn, ich mit tiefer Dankbarkeit für meinen hochgestell- ten russischen Protektor in Petersburg, der mir meine Wege in so außerordentlicher Weise ebnete. Mein eigentlicher Plan war, die ganze Provinz Chorasan zu bereisen, doch hatte ich schon schweren Herzens diesen Plan seit einiger Zeit auf- geben müssen, da mich dringende Geschäfte in die Heimat riefen und die Zeit schon jetzt drängte. Auf dem Rückwege nach Kaachka flog'en bereits zahllose Scharen von Pastor roseus überall umher und schienen an den vielen Heuschrecken ein willkommenes Mahl gefunden zu haben. Apus melba wurde jetzt auch in mehreren Exemplaren eilig' nach NO. Hie- gend, notiert, auch Apns apus war in den Vorbergen und Schluchten sehr zahlreich zu bemerken. 10. IV. Jetzt gab es Arbeit in schwerer Menge. Meine Gebirgsausbeute vom vorherg'ehenden Tage mußte so schnell als möglich präpariert werden, da sie bis zum Nachmittage verdorben wäre. Als Helfer in der Not erschien ein Mann, den der Kreis-Chef von Tedschen mir zukommandiert hatte. Auf meine Anregung hin sollte er das Airsstopfen erlernen, da ich damit den vielen russischen Beamten, die sich im Ent- gegenkommen mir gegenüber überboten hatten, einen kleinen Dienst zu erweisen hoffte. Er stellte sich bald als recht geleh- riger Schüler heraus und half meinem Konservator nicht uner- heblich bei seiner Arbeit, Nachdem ich den ganzen Vormittag hindurch beim Abbalgcn mitgeholfen hatte, machte ich am Nachmittage noch ein paar Besuche bei meinen hiesigen Gön- nern und fuhr dann gegen Abend weiter nach Artyk, mich so allmählich immer mehr dem Ivaspi nähernd. Auf der Fahrt sahen wir mehrere L'arine noctiia bactriaJia auf den Telegraphensäulen und -Drähten sitzen. Dann flog eine Wolke von Pastor roseus in der Richtung von O. nach W. Hier war es das erste Mal, wo ich die umgekehrte Zug- richtung beobachten konnte. Kurz vor der Ankunft in Artyk 4 50 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. sah ich bei tiefer Dämmerung- einen Bubo turcomaims in der Nähe der ehemaligen Tekinzenfestung Küren-Kala von einer Teleg-raphensäule abstreichen. Artyk. 11. I\b Wie war ich erstaunt, die Umgegend verändert zu finden! 1896 gab es hier noch ausgedehnte Moorflächen und Rohrwälder, jetzt an ihrer Stelle Felder und fruchtbare Steppe. A"on Rohr zeigte sich keine Spur mehr, ebensowenig vom herrlichen Romarowfasan, der damals noch häufig vor- handen, jetzt vollständig fehlte. Die ganze Umgegend ist eben wie ein Brett. Nördlich grenzt die Wüste mit niederen Rand- dünen, kaum 3 Kilometer von der Station; hier ist auch das einzig-e spärliche Tamarixgebüsch der Umgegend zu finden. Die Kulturfläche selbst ist von einigen Aryks durchzog-en, die ihr Wasser aus kleinen Gebirgsbächen erhalten und mög'lichst zur Bewässerung der Felder ausgenützt werden. In südlicher Richtung läuft parallel der Bahn, hier kaum einen Kilometer entfernt, die persische Grenze auf der ebenen Steppe. Etwa lÜ Kilometer südlich erheben sich die Vorberge des Chasar- Meschhid-Gebirges, dessen greise Fläupter deutlich zu uns her- überschimmern. Im SO., kaum 3 Kilometer entfernt, befindet sich die nächste Perserstadt Ljutfabad mit ihren ausg'edehnten Weingärten. — Die ganze Umgegend ist ein wahres Eldorado verschiedener Repräsentanten der Lerchen-Familie. Galerida magna ist auch hier häufig, bewohnt aber im Vereine mit Calandrella brachydactyla und pispoletta mehr die wüstenähnlichen öderen Takyrflächen. Erstere Form wurde nur in zwei Exem- plaren erbeutet und schienen sich dieselben noch auf dem Durchzug'e zu befinden. Ein Exemplar von Calandrella pis- poletta wurde erlegt. Melanocorypha calandra war gemein auf den fruchtbaren Grasflächen, nach ihr am zahlreich- sten Alauda gulgula. — Melanocorypha bimaculata wurde nur in einem Exemplar erbeutet, und läßt sich daher über dieselbe weiter nichts sagen. Ernberiza luteola ist überall gemein und sitzt am liebsten auf der Spitze irgend eines klei- nen Tamarixbusches, der über die Grasfläche hervorragt. Nach ihr ist Ernberiza calandra am häufigsten; Ernberiza hortulana wurde nur in wenigen Exemplaren g-esehen und erbeutet. Hier erlegte ich auch gleich am ersten Morgen ein Praüncola maura, Baron London; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 51 das einzige Excmjilar, da.s mir auf dieser Reise begegnete. Um die Station herum gab es viele Passer, von denen hier monla- dilutus jedenfalls das gröl.itc Kontingent bildete; aiieh Passer dom. imiicHs war sehr zahlreieh in den Anlag'cn. Da.s Präparieren gieng mmnK'hr fabriksmätlig- \ on stattem, da vier Hände damit besehäftigt waren; trotzdem gab es doch noch immer so \iel zu tun, dal.! ich, von den Itxkursionen zu- rückkehrend, jedestnal mit eingnäfen mul.ite. AVenn man lie- denkt, daß ich bei einer fast täglich herrschenden, 30" R. übersteigenden Hitze sicher 20 Kilometer zurücklegte, dann noch eine Menge Arbeiten, worunter besonders die P'üh- rung des Tag'ebuches zu besorgen hatte, so wird man wohl begreifen, daß mir keine freie Stunde zur Erholung übrig blieb. Trotzdem erfreute ich mich bei dieser anstrengenden Tätig'keit bisher immer der besten Gesundheit. In den folgenden Tagen sollte aber meiner bisherigen Tätigkeit ein entscheidender Ein- halt geboten werden. Der Nachmittag galt einem weiteren Ausflug'e auf der Steppenfläche in nord-westlicher Richtung, hier waren durch künstliche Bewä.sserung' einiger Eeldparzcllen größere und klei- nere Sümpfe, auch teichartige AA^asserflächen entstanden, und gab es da noch viele durchziehende Budvtes beema, während B. melanoccphalas schon mit dem Brüten beschäftigt, überall im Grase zerstreut anzutreffen war. Auf den sumpfigen Stellen fanden sich noch einige durchziehende Toiarins glareola, ochropus und stagnatilis. — Kleine Flüge von Pfcrocles arcnariiis sah ich mehrmals zur Tränke fliegen. Circus cyanciis und acrugi- nosus wurden häufig bemerkt. Einen Lauius erlegte ich am Abende von einem Baume bei Küren-Kala, wo sich meh- rere Exemplare aufhielten und wohl brüteten. Um dieselbe Zeit sammelten sich hier Scharen von Pastor roseus an, deren Zahl nur nach lO.OOOden zu schätzen war; sie fielen auf dem Erdboden ein und bedeckten ihn förmlich auf eine große P'läche hin; doch nach kurzer Zeit flogen sie wieder in westlicher Richtung' davon, nachdem sie sämtliche Heuschrecken, deren es vorhin hier unzählige gab, vertilgt hatten. Merops apiasfer zog noch immer zahlreich und besetzte die Telegraphendrähte in endlosen Reihen; zu ihnen gesellte sich noch eine erheb- liche Anzahl Hirundo riistica. 4* 52 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 12. IV. Am Tage vorher machte ich in Begleitung der örtlichen ru.ssischen Beamten, die viel Interesse für meine Unternehnmngen zeigten, eine Visite heim Chan von Ljut- fabad. Ich hatte mich um 4 Uhr nachmittags anmelden lassen, da aber jede Minute ausgenützt werden sollte, brachen wir schon zeitiger auf und begaben uns auf Umwegen durch die Steppe dorthin, wobei manche Beobachtung und Beute- ge- macht wurde. Kurz vor dem Stadttore begegneten uns meh- rere Reiter, die gesattelte Pferde mit sich führten, deren Be- stimmung- es war, mich abzuholen. Da ich es vorzog, die Strecke zu Fuß zurückzulegen, wobei es viel mehr zu sehen gab und das Reiten ohnehin nicht zu meinen Verg-nügungen gehört, so schickte ich 'sie zurück. Inzwischen hatten sich die Stadtbewohner an der zu passierenden Straße versammelt, doch schienen sie enttäuscht, anstatt eines schön uniformierten russi- schen Beamten, mich in Wasserstiefeln und mehr oder weniger verdorbenem Anzuge zu sehen. Das Einzige, was vielleicht ihre ^Aufmerksamkeit erregte, mag mein Tropenhelm gewesen sein, der hier nicht getragen wird und dank dem man mich für einen Engländer hielt. Wie unsauber es in diesen engen verbauten Straßen bei Regenwetter sein mag, ließ sich an den dicken Staubwolken beobachten, die aufwirbclten, als noch in aller Eile die Stra- ßen g-efegt wurden. Vor der Wohnung des Chan waren Tep- piche ausgebreitet, auf denen wir in seinen Empfangssalon emporstiegen und dann auf eine nach dem Garten geleg-ene Galerie geführt wurden, der eine einzige riesige Platane Schat- ten spendete. Hier empfing- uns der Chan; man setzte sich in die Mitte des Raumes auf einen schönen Teppich, und es entspann sich zwischem dem Chan und mir eine lebhafte Unterhaltung, die, weil durch den Dolmetsch geführt, sich lästig in die Länge zog. Es erschienen auch noch mehrere persische KauL leute, die wohl zu den Honoratioren zählen mochten und sich zu uns gesellten. Darauf wurde Tee gereicht, wobei ich fol- g-ende merkwürdige Beobachtung machte. Der Diener erschien zuerst nur mit einer Tasse Tee, die er dem Chan übergab, der sie w'iederum vor mich stellte, wobei er die Hand auf’s Herz legte und sich zu mir verbeugte. Verwundert zögerte ich und trank nicht, da außer mir niemand Tee erhielt, trotzdem ich Baron Loudon; Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 53 den Diener im Nebenzimmer wartend erblicken konnte. Doch j;)lötzlich verstand ich, trank schnell aus, worauf auch sofort die Tasse entfernt wurde und neu gefüllt mit den anderen zu- gleich wiedergebracht wurde. Dann folg'te der „Kaljan“, die AVasserpfeife, aus der ich der HöHichkeit halber ein paar Züge tat, dann aber dem Chan eine meiner Papiros anbot, die er mit AA^ohlg-efallen zu rauchen schien AA-^ir hatten beschlossen, eine Exkursion nach dem zirka 35 Kilometer entfernten Mahmedabad, der Hauptstadt der reichen Provinz Dereges, zu unternehmen und versprach uns der Chan den näch.sten Morgen alle erforderlichen Reitpferde zu stellen. Mit vielen neuen und interessanten Eindrücken wanderten wir heimwärts, nachdem noch die ganze Gesellschaft mehrfach von mir photographiert worden war. Den 12. April frühmor- gens waren die Pferde in Artyk bereits angelangt, begleitet von zwei Führern, die der Chan uns als Diener zur A/Rrfügung stellte. Außer 2 russischen Zollbeamten begleiteten uns noch zwei persische Kaufleute, von denen der eine bei Mahmedabad eine prachtvolle Aulla besaß und uns dort durchaus als seine Gäste aufnehmen wollte. Es wurde meistenteils Galopp oder .Schritt geritten. AATe unglücklich ich mich dabei auf dem Paßgänger fühlte, möchte ich lieber verschweigen. Nach zirka 8 Kilometern erreichten wir Mir-Kala, ein größeres Perserdorf am Anfänge der A^orberge g'elegen, in dessen Mitte man viele verfallene Ruinen sah. A^on hier aus verfolgten wir dann eine Schlucht, die erst in .südlicher, dann in östlicher Richtung' führt, zu beiden Seiten von immer höher werdenden Vorber- gen begrenzt. Es folgen nun Cheir-Abad und Safar-Kala, beide reizend gelegene Dörfer in großen AA^ein- und Gartenanlag'en mit vielen Obstbäumen. Oft führt uns uirser Weg durch schat- tige Alleen von Populus sp.'p dann wieder durch ausgedehnte weißblühende Mohnfelder, die zur Opiumgewinnung bestimmt, hier viel anzutrefl'en sind. Steile Abhänge waren zu passieren, Aryks zu überschreiten, über die nur ein Baumstamm gelegt war, doch giengen die Pferde alle, ohne zu zögern oder zu straucheln, ruhig über diese primitiven Brücken. Beim letzten Orte begegnete uns Mechti IRk, der russische Agent für per- sische Grenzangelegenheiten, der auf dem Wege nach Ascha- 54 Baron Loudoii: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelrcisc. bad war, aber sofort umkehrte und bis zu unserer Rückkehr bei uns verblieb. Links am Wege erhoben sich nun steile Abhäng'e, deren Höhen eigentümlich rötlich-rosa in der Sonne schimmerten. Sie wurden mir von den Persern als „Giül-Chan- dan“ Felsen bezeichnet. Im Schatten eines Aprikosengartens wurde Halt gemacht und Pferden und Menschen eine Stunde Ruhe gegönnt; es war etwa 10 Uhr morgens, doch die Hitze schon kaum mehr zu ertragen. Hier hatte ich auch die Mög- lichkeit, das bisher Gesehene zu notieren. Pastor roseus war allenthalben in g'roßen und kleinen Schwärmen, teils fliegend, teils auf den einzelnen Bäumen in den Gärten vorhergenanntcr Ortschaften zu sehen, wobei sic ihre eifrige, schwatzende Stimme ertönen ließen. Merops ap 'iastcr zog auch hier immer noch recht zahlreich. Daulias hafizi sang überall ihr kurzes Liedchen und gehörte wohl dort mit zu den g-ewöhnlichsten Vögeln, wo dich- teres Gebüsch oder Kuraga (eine Art Aprikosenbaum) reich- licher vorhanden war; oft hörte man sie auch aus ansehnlicher Höhe schlagen. Emberiza cnlandra war hier ganz gewöhnlich und sang eifrig-, Emberiza hortiilana dagegen weniger zahlreich als die vorhergehenden. Mela7rocorypha calandra flog nicht selten vor unseren Pferden auf, um bald wieder seitwärts ein- zufallen. Hin und wieder kreisten einige Milvus korschun, Ev.spiza. luteola gab es überall massenhaft, d. h. bis auf die Orte, wo die Vegetation fast vollständig fehlte, wie z. B. auf den welligen, wüstenähnlichen Vorbergen und Abhängen. Hier kamen wenige Saxicola isabellina vor, Pratincola caprata wurde auch mehrmals gesehen, scheint aber lange nicht so häufig zu sein, wie am Murgab. Der Ruf von Cuculus canorus ertönte während des Rittes von mehreren verschiedenen Individuen aus den Gärten von Cheir-Abad und Safar-Kala. Phylloscopus niti- dus, tristis und trochilus waren noch immer, wie es schien, in erklecklicher Anzahl auf dem Zuge begriffen, was ich aus den mitunter größeren Ansammlungen schloß. Sehr viel entgieng hier meiner Beobachtung, da es oft an Zeit mangelte, die not- wendigsten Notizen- zu machen, und noch häufig'er war es in der Eile nicht möglich, vieles zu erkennen. Unsere Erholungspause hatte bald ihr Eirde erreicht, die Pferde wurden wieder bestiegen, 'und im munteren Galopp gieng es vorwärts dem nicht mehr fernen Mahmedabad zu. Zu bei- Baron London: Ergebnisse einer ornithologischcn Sanimelreise. 55 den Seiten des Weges begleiteten uns Alleen, deren kühler Schatten wohl kaum jemandem so erwünscht war wie speziell mir. Hussein Beks Villa war bald erreicht. Sie befand sich in einem abgesonderten Vororte von Mahmedabad, knappe zwei Kilometer entfernt, in einem g‘ro(.icn Obstgarten, rings von einer Menge derartiger Garteng'üter umgeben. Von der Ein- g'angspforte aus sah man die Provinzstadt, resp. deren Mauern und Tore frei liegen. Die dazwischen befindliche Fläche war mehr oder wenig'er eben und mit Gerste und Mohn bebaut. Rings umher erhoben sich die Gebirg-s- Ketten, von denen der Chasar-Meschhid in südöstlicher Richtung silbern herüberleuch- tete. Schon unterwegs verlieh uns Hussein-Bek, um in Kar- riere vorauszureiten und sein Haus zu unserem Empfange her- zurichten. Der fetteste Plammel war bereits geschlachtet, als wir anlangten und ich muß wohl sag-en, keinem liebenswürdi- geren Hausherrn als diesem je begegnet zu sein. Das beste Zimmer stand uns zur Verfügung, alles mit kostbaren Teppi- chen au-sgelegt, und was noch allem die Krone aufsetzte, war, daß speziell für mich ein europäisches Bett hergerichtet war. Beim Eintritte in die Villa wehte uns eine herrliche Kühle entgegen, gleich wurde frisches Quellwasser gebracht und uns der Staub von den Füßen gewischt. Dann kam das Mittags- mahl, echt persisch, aber schmackhaft, so daß ich meinem lie- benswürdigen Wirte den größten Gefallen tun konnte, indem ich tüchtig den dargebrachten Speisen zusprach, hinter ande- rem gab es „Dolma“, Hammelfleisch in kleine Würfel ge- schnitten, in Weinblätter gewickelt und so gebraten; Salat wurde in besonders erfrischendem Zitronenessig gereicht etc. In Begleitung des einen Zollbeamten, der die ganze Tour über nicht von meiner Seite gewichen war, unternahmen wir eine Exkursion durch die Gärten dieses Vorortes. Eine balzende Carine noctun bactriana hatte schon während der Mahlzeit unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Es waren gerade die heißesten Stunden um die Mittagszeit, und doch balzte sie ohne auszusetzen. Lanius phoenicuroides romat/owi sah und erbeutete ich in mehreren Exemplaren. Gleich zu Anfang be- merkte ich mehrere Pams und erlegte einen, der sich als Panis transcaspicHS erwies; da ich späterhin noch solche zu erhalten hoffte, schenkte ich ihnen weiters keine Aufmerksamkeit und 56 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Saminelreisc. verlor sie in der Folge aus den Augen. Anthus campestris wurde in einem Exemplar erbeutet, ebenso Anthiis trivialis aus einem Flug'e von etwa 5 Stück; natürlich waren letztere noch Durch- zugsvögel. Pica pica huconota ^ von denen es nicht allzuviel Individuen gab, wurde in einem Stück geschossen. Pica pica pica schoß ich in einem ganz typischen Exemplare. An einem Aryk hatte sich ein Sumpf gebildet, der dicht mit Rohr be- standen war. Hier wurden erbeutet; Acroceplialiis stentoreiis und dumetorum ; Cyanexula caenilecula in einem Pärchen beob- achtet; Pdirundo rustica war allenthalben gemein, ebenso Passer vionfnnus dilutiis^ dann hispaniolensis transcaspiciis und indicus. Falco tinminculus wurde mehrmals kreisend gesehen. Sehr erhitzt, durstig und müde gelangten wir wieder zu unserem ikbsteigequarlier, wo die ansehnliche Beute sofort ver- packt und einer unserer Diener gleich mit derselben nach Artyk zurückg'esandt wurde. Er schien sehr erfreut darüber zu sein, wieder nach Hause zu kommen und beeilte sich fort- zureiten. Anstatt aber direkt sich zu meinem Konservator zu begeben, hatte er es vorgezogen, in Ljutfabad zu übernachten und erst am folgenden Morgen die Sendung abzuliefern; zum Glück war noch nichts verdorben. Der persische General (Kargusar), den ich von Cheiw-Abad aus kannte, hatte bereits Nachricht geschickt und mich um 5 Uhr zu sich bitten lassen. Zur Zeit machten wir uns auch auf den Weg'; schon in einig'er Entfernung von der Stadt, wehte uns eine eklige, verdorbene Luft entgegen. Vor dem Haupttore machte ich verstohlen eine photographische Auf- nahme, um den Arg'wohn des Pöbels nicht zu erregten, der sich hier schon angesammelt hatte. Außer dem ersten Riesentore mußte man noch ein zweites passieren, dann noch viele enge Kreuz- und Quergassen, endlich gelangten wir so bei der Woh- nung des Generals an, wo nur eine kurze Visite gemacht wurde, worauf wir uns gemeinsam zum Gouverneur, Ali-Chan, dem obersten Statthalter der Provinz, begaben. Seine Woh- nung schien das größte Gebäude der Stadt zu sein und hatte das Plans zwei Stockwerke. Durch ein Tor begaben wdr uns in den Garten, wo überall persische Soldaten — für mich nur an dem silbernen Löwen an der Mütze zu erkennen — an den Mauern standen. Im Garten unter einer Platane war ein Maha- Baron Loudon; Ergebnisse einer ornithologischen Sammdreisc. 57 gonikartentisch mit grünem Tuch ausgeschlagen, auf einen Teppich gestellt. Hier empfieng uns der Statthalter in liebens- würdigster Weise. Auf europäischen Stühlen nahm man Platz, und nun begann die Unterhaltung mit Hilfe des Dolmetsch. Leider war heute ein hoher persischer Feiertag, und so konnte ich meinen Besuch nicht allzusehr au-sdehnen, erbat mir da- her nun einen Führer, der mir die .Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen sollte. .Tn Interessantem gab es hier genug zu sehen, aber noch mehr an Schmutz und ekelerrcg'endcn Ausdünstungen. Zum ersten Male sah ich hier mehrere Rej^räsentanten arabischer Stämme von fast schwarzer Farbe. Vor dem Stadttore begeg-- neten uns x\li-Chan’s Söhne auf prachtvollen Pferden, die von einer Jagd oder Vergnügungstour zurückkehrten. Bei tiefer Dämmerung erreichten wir erst wieder unsere Somtiiervilla. Über der Stadt lag ein dichter übelriechender Dunst, der .sich fast bis zu uns erstreckte; die Nacht war prachtvoll. Daulias hafizi^ Cyanecitla caenilecula^ Acroccphalus und Carine noctiia bactriana^ alle lieüen reichlich ihre .Stimme vernehmen, und da- zwischen hörte man das Zirpen der zahlreichen Cicaden. Die Luft war prachtvoll kühl, sodaß wir das Fenster, trotz energi- scher Opposition des Hausherrn, nicht schlossen, was ich später hart büßen mußte. 13. IV. Es war früh am Morgen, die Sonne lag noch hinter den Bergen, als ich schon gerüstet mit dem oben er- wähnten Zollbeamten vor dem Tore stand. Die Pferde sollten auf dem gestrigen Wege von den übrig'en Exkursionsgenossen bis Mir-Kala gebracht werden, wo wir Zusammentreffen sollten; wir beide wollten zu Euß einen geraderen Weg über die hier recht hohen Vorberge machen. Zuerst wurde noch ein Gang' durch die Gärten von Mahmedabad unternommen. Hier er- beuteten wir: Alelanocorypha bimaciilata, Saxicola picata^ meh- rere Pastor roseiis, Emberiza calandra etc. Am Rande der Ortschaft befand sich eine herrlich kalte Quelle, an der absichtlich mehr getrunken wurde, als die Kehle verlangte, dann wurde die Wasserflasche gefüllt, und nun gieng- es vor- wärts. Es hieß jetzt, einen W eg von zirka 20 Kilometern durch die Berge bei glühender Hitze, ohne .Schatten und ohne Wasser zurückzulegen. Diese Straße soll die kürzere nach Artyk sein, wird aber der steilen Berge und des noch steileren Passes 58 Baron London: Ergebnisse einer ornilhologischen Sammdreise. wegen nur ausnahmsweise benützt. So stiegen wir nun berg- an, Jüald lag Malimedabad und das g'anze große Tal mit sei- nen üppigen (Tirten wie ein Teppich zu unseren Füßen; es bot einen herrlichen Blick, begrenzt ringsumher von mehr oder weniger hohen Bergen Während der g'anzen Strecke durch die Berge waren überall Passer pefrotntis intennedius in ziemli- cher Menge zu sehen, die schon flügg-e Jung'e hatten. Snxi- cola picata war nicht selten, allenthalben hörte man Caccabis chukar locken, und ein Aquija fn/va kreiste einige Zeit über den höchsten Zinnen. SiPa tephrouofa wurde mehrfach gesehen, und ‘Milvits korschun fehlte auch hier nicht. Die Berge waren wohl fast ohne jeg-liche Vegetation, die wenigen Millimeter lang'en Gräser waren au.sgedörrt und von den ITeuschrecken abgefressen; in Unmengen llogen tnTzdem noch diese Tiere bei jedem Schritte auf. Nur hin und wdeder sahen wir pracht- voll rote Mohnblüten, w'ohl die einzig-e Pflanze, die verschmäht worden war. Um 10 Uhr begann es recht empfindlich heiß zu werden. Wir erreichten den Paß und konnten von hier aus den noch steileren Abstieg' nach Norden übersehen, doch nur eine kurze Strecke, da er sich bald um einen Berg wand.- Da die Sonne sich noch hinter dem höchsten Berggipfel versteckt hielt, gab es hier noch Schatten; eine kurze Rast wurde ge- halten, das kahle ffestein fühlte sich g'eradezu kalt an. Cacca- bis chukar lockte hier von allen Seiten und ließ uns keine Ruhe. Es begann eine vergebliche Jagd, wobei ich die höchsten Berggipfel erkletterte und nur eine prachtvolle Aussicht ge- noß. Nördlich fielen die Berge nach kaum 10 Kilometer ab, dann sah man den ebenen Steppenstreifen, darin liegend gleich einer Oase die Station Artyk und östlich davon Ljut fabad, im Westen die Ortschaften Safar-Kala, Cheir-Abad und Mir-Kala. in derselben Richtung, fast unter mir, erhob sich der rosa Felsen Gjyl-Chandan, jetzt verschwindend klein. Im .Süden erkannte man noch zum Abschied das gastfreundliche Dereges- tal mit seiner Haip^tstadt Mahmedabacl und der dahinter glän- zenden Chasar Meschhid-Bergkette. Es schwindelte mir fast vor den iAugen, als ich jetzt den Abstieg' betrachtete, denn er er- schien fast senkrecht, und mein Gefährte, der unterhalb stand, glich einer Stecknadel. Beim Herabklettern geriet das Geröll in Bewegung, und ich war froh, den A¥eg ohne Schaden Baron London: Ergebnisse einer ornithologisclien Sammelreise, 50 zurückgelegt zu liaben. Auf der weiteren Wanderung hörte bald jegliche Vegetation auf und damit auch das Vorliandcn- sein fast aller Tiere. Es gab hier nur eine schöne rotfiügclige Heuschrecke, die jedes Mal bei meiner Annäherung (hn grohes Stück durch die Luft zurücklegtc. Die einzig'en Repräsentanten der V^ogelwclt waren einige wenige Ilinnido rupesfns und Apus melba. Glücklich erreicliten wir bald die ebene vSteppe. H ier winkte ein Lehmturm, ein Denkmal cdter Zeit. In seinem Inneren beabsichtigten wir wieder etwas zu rasten, wurden aber bald von großen termitenartigen Ameisen verjagt und gezwungen, uns mit dem Schatten außerhalb zu begmügen. Hier g'ab es eine Unmasse Käfer verschiedener Färbung und Größe und eine große Alenge wurde davon gesammelt. Apus apus ßog hier* mehrmals immer in wenigen Exemplaren in der Richtung' nach Norden. Nach einer kleinen halben Stunde war der Schatten soweit g'eschwunden, daß wir uns entschließen mußten, weiter zu wandern. Vor uns war Mir- Kala bereits in 5 — 6 Kilometer Entfernung sichtbar; bis dahin gab es nur ausgebrannte, wmstenähnliche Steppe. Das Wasser war läng'st zu Ende, und wir litten sehr unter Durst und Llitze; allein unser Ziel tvar ja nicht mehr fern, und dort winkte uns wieder frisches Wasser, dort gab es ein Frühstück und Erho- lung- im kühlen Schatten. Liier sah ich abermals ein Exemplar Lantus ininor. Spät nachmittags langten wir in Artvk an. Un- geachtet scharfer Arbeit bis zum späten Abend gelang- es uns doch nicht, alles Material zu bew'ältigen. Erst am 14. IV spät nachmittags wurde eine Exkursion nach dem mir lange schon interessanten Küren-Kala unternommen. Dort lag ein großes Areal, das eigentlich am richtigsten als „Wald“ bezeichnet werden mußte, außerdem ausgedehnte Obst- und Weingärten. Auf dem Wege dorthin traf ich mehrere Paare Etnberiza hortu- lana\ wie mir schien, bevorzugte dieser Vogel in der Steppe solche Plätze, wo mehr Tamarixgebüsch voi-kam. Eine Schlange von reichlich ü Fuß Länge erschreckte mich, da ich fast auf sie getreten wäre und sie mir dabei im ersten Moment end- los lang erschien. Eiii Schuß streckte sie nieder. Alauda pis- poletta wurde jetzt vielfach angetroffen; sie führte flügge Jung-e. In den Gärten von Küren-Kala war Coracins ^arruhis seine- nowl sehr zahlreich vertreten, Carine noctua baefriana balzte im 60 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise hellen Sonnenschein von einer Ruine herab. Tiiytiir aiiritus wurde in mehreren Exemplaren gesehen. Phylloscopus nitidus war g'emein auf allen größeren Bäumen, Faico funiunculus g'ab cs in einem I’ärchen bei den turkmemischen Wohnung-en ; sie nisteten wahrscheinlich in den anliegenden Lehmruinen. Ein Neophron perenopterus kreiste lang-e Zeit hoch in der Luft. Pastor rosfiis zog' an diesem Tage bedeutend schwächer, sehr häufig- war d.ag'egen Daitlias hapizi. An einem Aryk schoß ich eine Tringa alpina, wo sicli mehrere dieser Art aufhicltcn; auch einen Totanus ochropus erlegte ich, der also immer noch zog. Bei meinen Schüßen flogen weiterhin noch eine ganze Menge auf, doch war es bereits so dunkel, daß ich nichts mehr erkennen konnte. Chettusia leuenra hörte ich mehrmals spät abends locken. 15. IV. An diesem Tag'e drängte sich so viel Llnangc- nehmes zusammen, daß ich meine Reise bald zum Abschlüße bringen mußte. Mein Konservator erklärte, daß Arsenik, Draht etc. gleich zu Ende seien, auch trafen Briefe aus der Heimat ein, die mir keine Ruhe ließen. Daher benachrichtigte ich den Stationschef, mich mit dem Abendzuge nach Aschabad zu ex- pedieren, wo noch einige Besorg-ungen zu machen waren; außer- dem sollte noch dem historisch so interessanten Geok-Tepe, wo die Macht der Tekke-Turkmenen endgiltig- gebrochen wurde, ein kurzer Besuch abgestattet werden. Der Vormittag wurde noch dazu benützt, um einen Gang bis zum Wüstenrand zu unternehmen, da es -doch die einzige Gegend war, die ich noch nicht durchstöbert hatte. /An Zugvög'eln waren in der Nacht A 'edon faniiliaris in großer Zahl erschienen und sangen bereits. Melanocorypha calandra fand ich häufig'er als sonst, Emberiza. lutcola geradezu massenhaft. Auf einem überschwemmten Felde tummelten .sich mehrere kleine Gesellschaften von Glareola pra- tmcola, 2'ota?ius stagnatilis, glottis und glareola, ochropus in ein- zelnen Exemplaren umher. Aus einem Schwarme von Tringa alpina, ininuta und subarcuata erlegte ich von letzteren beiden auf einen Schuß je einen Vogel. Ein einzelner Grus virgo spa- zierte gravitätisch auf dem aufgeweichten Lehmboden, und meine auf ihn abg'esandte Kugel verfehlte diesmal ihr Ziel, trotz- dem die Entfernung' nicht mehr als hundert Schritte betrug. Ein Eanius uiinor wurde bei der Station gefangen und mir überbracht, Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. 61 Es wurde noch eine- große Anzahl Budyfes mela7iocephahts g-esehen. Ich fühlte mich heute sehr angeg'riffcn und erreichte mit allen Vorboten einer hereinbrechenden Krankheit meinen Wag'gon, wo ich mich auch sofort zu Bett liegab. Starkes Fieber stellte sich ein, das bald mit Flitze und Kälte wechselte, dazu kam noch ein Magenleiden, welches mich fast zur Ver- zweiflung brachte. Opium und Chinin in bedeutenden Quanti- täten genommen, half nichts. Der Arzt, der mit dem Postzuge passierte, konstatierte „Makiria“ mit hohem Fieber; er riet mir zu sofortigem Verlassen des Ortes. Vor Aschabad standen wir einen halben Tag. Die letzten 2-1 vStunden hatten mich schon so geschwächt, daß ich nur mit Mühe auf dem Stuhle sitzen konnte, während meine beiden Präparatoren in die Stadt gien- g‘en. Um 5 Uhr nachmittags trafen wir in Geok-Tepe ein. 16. IV. Da ich an ein Ausgehen nicht denken konnte, wurden die Konservatoren ausgesandt, während ich in dicke Mäntel gehüllt, trotz der Hitze mit klappernden Zähnen am Fenster saß, um doch wenigstens epvas zu beobachten. Bei Sonnenuntergang .sammelten sich zahllose Merops api- aster und verschwanden plötzlich in westlicher Richtung. Noch mehr Pastor rosen s folgten ihnen bald darauf. Car ine noctua haefnnna balzte von der Ringmauer der Turkmenenburg. Cora- cias garrulus semcuowi und Upupa epops loudoni sind beide sehr zahlreich zu sehen. Vor allen gemein war Passer Indiens, montanus diliitus, w-eniger hispaniolensis transcaspiciis. Die zurückkehrenden Jäger brachten unter anderem eine Circus cineraceits und Ardea purpurca, welche sie an den Aryks mehr- fach gesehen hatten. Auf einen Neophroii pereuopferus hatten sie vergeblich geschossen und einen F'asan, wohl Ph. pri^ici- palis?, gesehen. 17. IV. Die Krankheit scheint zwar überwunden, doch hindert mich eine große Schwäche am Gehen, weshalb ich mich auf die nächste Umgebung- der Turkmenenfestung- beschränken mußte. Hier waren eine Menge Alleen und kleine Haine, wo die Grabdenkmäler der gefallenen Russen a-us der letzten Schlacht standen. In diesen Alleen hielten sich noch zahlreiche durchziehende Kleinvögel auf, von denen ich folgende konsta- tierte: Phylloscopits trochilus, Phyll. f Astis, Phyll. ruf ns, Acan- ' thopnciistc nitida, Daiiltas hafizi, Sylvia mystacea, Sylvia minus- 62 Baron London: Ergebnisse einer ornithologischen Sammelreise. cula^ Idiuia pallida etc. An einem mit Rohr bewachsenen Aryk g-ab e.s folg'endc Rohrsänger: Acr. sievforeiis^ agricola lind dmnetorum ; eine Lusciniola melanopogo^i wurde erbeutet. Im Laufe des Tages sah iidi mehrere Turfitr auniiis und er- leg'te ein Exemplar. Pastor roseus zog in \ermehrten Scharen nach Westen. Falco suhlmteo jagte in den Anlagen nach vSper- ling'en, die in großen Mengen vorhanden waren. Es wurden davon nur Passer nunrtanus dtlntns und Passer ifidiais beob- achtet. Coracins garnihis semenowi traf immer noch auf dem Zuge ein, während andere schon nach Brutlöchern suchten. So fand ich ein Pärchen in der offenen Steppe, welches sich eine Erdgrube auserkoren hatte, an deren Innenseite sich eine Höh- lung befand, die ihnen als Brutort sehr zuzusagen schien, da sie trotz mehrfacher vStörung meinerseits nach kurzer Zeit immer wieder dorthin zurückkehrten. Bis auf ein paar geladene Patronen war mir das feine Schrot auch ganz ausgegangen. Der Abendzug sollte uns nach Krasnowodsk bringen. Heute überstieg mein Nummerbuch für Vogelbälge schon die Zahl 500. Jeder wird mir wohl zugeben, daß ich mit einem der- artigen Ergebnisse höchst zufrieden sein konnte, besonders in Anbetracht der beschränkten Zeit, von der doch noch so und soviele Tag'c auf Fahrten abgerechnet werden mußten. Das Museum wurde noch besehen, welches, kürzlich errich- tet, alle Sehenswürdigkeiten, Andenken und viele große Ölge- mälde aus den Turkmenenschlachten barg'. Hervorhebenswert er- scheinen mir besonders mehrere Gemälde des berühmten Schlach- tenmalers Wereschtschag'in, welche die Scenen greifbar natürlich darstellten und mich besonders interessierten, da ich vielfach dieselben Punkte betreten, wo sich selbe ereignet hatten. Bis hierher hätte mich nun der freundliche Leser mit viel Geduld beg'leitet; der LIeimweg brachte nichts Nennenswertes, und besonders die Fahrt bis Krasnowodsk erfolgte fast nur in der Nacht. Wenn meine Beobachtung'en bei weitem nicht das Vorhandene erschöpfen — wir brauchen nur einen Blick in Zaroudnoi’s Werk zu werfen, das uns fast die drei- fache Zahl von Vog'elarten vorführt — so hoffe ich mich damit zu entschuldigen, daß einfach die Zeit nicht au.sreichte, nicht einmal dazu langte, einen großen Teil der gesammelten Bälge genau zu bestimmen, was die ganze Beobachtung nicht uner- Fercl, Schulz: Ein Adlerbussard in Krain erlegt. 63 heblich er.scbwcrte und besonders bei Arten, die mir vollständig' unbekannt waren, [st die beobachtete Anzahl dennoch eine recht große, so schreibe ich dieses der glücklichen Fügung zu. daß ich bis auf den letzten Malaria-Anfall nicht das geringste Unwohlsein verspürte und alles aufbot, um nur keine ko.stl;>are .Stunde zu versäumen. Mit Vergnügen denke icli an die schö nen vergangenen Tage zurück und auch an manches .Schwere, das sic mit sich brachten: doch für alle Entbehrungen bin ich reichlich ('utschadigt worden. Mit diesen Zeilen hioffe ich, wc-i- terc Anregung zur Erforschung- dieses und der noch interessan- teren Nachbarländer gegeben zu haben, die noch eine reiche Ausbeute dem Forscher bieten. Sollte mir dies g'elungen sein, dann wäre mein Zweck erreicht. Ein Adierlnissard in Kraiii erlegt. Am 31. Juli 1902 wurde bei Präwald, unter Nanos, auf einer Karst-Hutweide ein schöner Adlerbussard, Buteo ferox Q, von Herrn Leonhard Del Linz aus Präwald erlegt. Ich bekam den A^ogel zum Ausstopfen und erwarb ihn auch später für das hiesige Landesmuseum. Der Adlcrbussard ist für die jetzig'e Jahreszeit recht gut erhalten. Die allg'emeine Färbung des Vogels ist rostbraun. Die Schei- telfedern sind bis zum Halse weiß mit schwärzlichbraunen Längs- flecken, nach dem Rücken hin dunkler rostbraun An den 5 ersten großen Schwingen .sind die .Spitzen auf der Unterseite zu ’/j der Länge dunkelbraun, dann rein weiß. Die 3. und 4-. .Schwinge sind am längsten und gleich lang'. Die 1., 2., 3. und 4. sind an der Innen- fahne deutlich verengt. Obere Schwanzfedern bräunlich; .Schwanz oberseits lichtbraun mit merklichen Querbinden, untere Seite lichtgrau, gegen das Ende lichtbraun mit 4 deutlichen grauen Querbinden. Der Krojjf rostbraun; P>rust w'eißlich mit etlichen rostbraunen .Schaftstrichen; Hinterleib und Hose dunkler rost- braun als der Kropf; der untere .Stoß reinweiß mit schwa- chem g'clblichen Anfluge. Die Totallänge des Vogels beträgt 66 cm., davon entfallen auf den .Schwanz 25'5 cm.; Fdugweite 152 cm., davon der Flügel 68 cm. Das Auge ist ockergelb. Der Kropf war leer, im Magen befanden sich Überreste von 64 Wilhelm Schuster: Die Waldohreule brütet vier Wochen. kleinen Käfern. In der Größe und Gestalt erinnert der Vogel sehr an den Schlangenbussard. Der Adlerbussard muß sich in der Gegend nicht lange Zeit aufg'ehalten haben, da er vorher gar nicht gesehen wurde. Der Flug war langsam, gleich dem des Mäusebussardes. Ferd. Schulz. Laibach, am 16. August 1902. Lasiirmeisen in Böhmen. Wie mir Herr F. Wessely, Inhaber der zool. Export- handlung „Ornis“ in Prag, mitteilt, kaufte derselbe von einem Vogelfänger drei Lasurmeisen (Parus cyamis)^ welcher clie.se am 9. November vorig. J. in Zätisi bei Prag gefangen hatte. Nach Angabe des Fängers befanden sie sich in Gesell- schaft mehrerer Blaumeisen, machten sich aber durch ihren verschiedenen Lockruf gleich bemerkbar. Es sind 2 ö und 1 9. Obgleich eine große Seltenheit, ist doch die Lasurmeise bereits mehrfach in Böhmen erlegt worden. So fand nach Palliar di (Syst. Übers. Vög. Böhm. p. 29) 1839 Häring ein Exemplar unter einem Bündel Meisen auf dem Prager Markte und ebenso v. Woborzil. — Nach Fritsch (J. f. O. 1876, p. 78) wurde am 3. November 1873 ein altes 6 im Nusle-Tale bei Prag' lebend gefangen und für das Prag'er Museum acquiriert. Außerdem schoß Dr. Hriewkovsky 2 Exemplare in der Nähe Prags und 2 weitere wurden am 10. November bei dem Jagdschlösse Wohrad bei Frauenberg vom Förster Spatny erlegt, die im türstl. Schwarzenberg’schen Museum aufgestellt sind. Außer den hier angegebenen Fällen verzeichnet die Literatur noch anderweitige Angaben über das Vorkommen dieses schönen Vogels in Böhmen, die hier aber übergangen wurden, da es meist zweifelhaft ist, ob es sich tatsächlich um die Lasurmeise handelt, v. Tschusi zu Schmidhoffen. Die Waldohreule brütet yier Woclieu. Von Wilhelm Schuster. Im „neuen Naumann“ ist sich Otto von Riesenthal nicht klar darüber, ob die Waldohreule (Asio otns (L.) vier oder drei Wilhelm Schuster; Die Waldohreule brütet vier Wochen. 65 Wochen brütet. Naumann — und darnach Friderich und andere Autoren - - geben drei Wochen als Brutzeit an (A. u. K. Müller 21 Tage, Brehm 8—4 Wochen, siehe „Tiere der Heimat“ und „Tiere des Waldes“.). Otto von Riesenthal be- zweifelt die Richtigkeit der ikngabe Naumanns (in einer Ful3- note zum Text), da auch der etwa gleich große A¥aldkauz (Syrnium aluco (L.) vier Wochen brüte, stellt aber die end- gültige Beantwortung der Frage der Zukunftsfonschung anheim. Die Waldohreule brütet 4 Wochen. Das Mainzer Tertiärbecken ist stark von AValdohreulen bevölkert, und ich hatte im Frühjahr 1902 Gelegenheit, meh- rere Nester dauernd zu überwachen. Während alle übrigen auf hohen Kiefern standen, befand sich eins merkwürdiger Weise auf dem niedrigen, noch kahlen Eichbaum eines jungen Waldschlags in 7‘20 m Höhe. Es war ein altes Rabennest, inwendig' allem Anschein nach neu belegt mit etlichem Genist und Maushäuten, worunter sich einige ausgefallene Eulenfeder- chen gemischt hatten Am Abend des 19. .April — einem verhältnismäßig recht späten Termin — lagen 2 Eier im Nest. Da die Waldohreule, wenn sie einmal zu legen angefangen hat, einen Tag' um den andern ein Ei legt, so war das Nest am 20. April mit 3, am 21. mit 4 Eiern belegt. Mit dem Fegen des dritten Eies beginnen die Eulen zu brüten, was auch schon dadurch geg'eben ist, daß sie so wie so den ganzen Tag und einen großen Teil — die zweite Hälfte — der Nacht auf dem Nest gehalten werden. Am Abend des 18. Mai kam ich wie- der zu dem Nest: 3 Junge lagen in der Nestmulde und 1 Ei, das von dem darin entwickelten Jungen schon angepickt war. Die 3 Jungen waren höchstens 6 Stunden alt. Sie waren also am selben Tage ausgefallen. Der Zeitraum vom 20. April (von welchem Tage an die 3 ersten Eier regelrecht bebrütet wurden) bis zum 18. Mai beträgt genau vier AA^ochen oder 28 Tag'e. xAm 19. Mai war auch das vierte Junge ausgekrochen; die Zeit vom 21. April — dem Leg'etag des Eies — bis zum 19. Mai beträgt auch genau vier AA^ochen. Die Jungen waren mit ganz weißem Flaum bedeckt; schon nach wmnigen Tagen zeigten sich auf dem Flaum die bekannten grauen AVellenstreifen. Die AA^aldohreulen legen in der Regel 4 Eier, selten 5, wohl kaum 6, wie auch einige Naturforscher angeben. .Solange 5 66 Literatur. die Eule brütet oder die noch kleinen Jungen deckt, fliegt sie. wenn man sie vom Nest stört, still und geräuschlos fort, ohne in den nächsten Zeitmomenten zurückzukehren; aber auch, wenn .sie große Junge hat, naht sie nicht immer mit ängst- lichem Gekreisch und Geberdenspiel dem Feind, der bei ihrem Horste weilt, wie ich es bei einem Waldohreulennest am Kah- lenberg im Wiener Wald zu beobachten Gelegenheit hatte. Gießen, 1. Juni 1902. Literatur. Berichte und Anzeigen. E. Martert. Aus den Wanderjahren eines Naturforschers. Reisen und Forschungen in Afrika, Asien und Amerika, nebst daran anknüpfenden meist ornitholog, Studien. — London, 1901 — 1902. 4. XV und 329 pp. m. 13 Taf. Preis gebunden 25 Mk. Vorstehendes Werk setzt sich aus einer Reihe von Arbeiten zusammen, die des Verf. Reisen in Afrika (1885 — 86), in Asien (1887 — 89), nach Cura^ao u. s. w. (1891) und einen Frühlingsausflug nach Marokko und Tenerife (1901) behandeln und welche vorher in den »Novitates Zoologiae« 1901—02) erschie- nen sind. Es zerfällt in fünf Abschnitte, deren jeder mehrere Kapitel enthält. I. Abschnitt; Reise nach Sokoto und Kano im westlichen Sudan. 1. Kap. Seereise von Hamburg bis zur Nigermündung; Flußfahrten auf dem Niger und Benue. 2. Von Loko bis Kano und zurück zum Benue. 3. Loko am Benue; Rückkehr nach Europa. 4. Rückblick und Ausblick. 5. Die Fauna der Canarischen Inseln; Literatur. 6. Die Ornis der Los-Inseln. 7. Zoogeographische Notiz. 8. Verzeichnis der bisher bekannten Vögel des eigentlichen Haussalandes. 9. Übersicht der im eigentlichen Haussalande beob- achteten Nutzpflanzen. 10. Die wichtigste Literatur über Niger und Haussaland. II. Abschnitt; Reise nach Sumatra, Malakka und Indien. 1. Kap. Seereise, die Insel Penang, Überfahrt nach Sumatra und Aufenthalt daselbst. 2. Naturgeschichtliches aus Sumatra. 3. Die Insel Salanga. 4. Der britische Schutzstaat Perak. 5. Indien. III. Abschnitt; Reise nach den Inseln des Caribischen Meeres. 1. Kap. Reise nach Westindien und Venezuela. 2. Die Vögel der Inseln Aruba, Curagao, Aruba und Bonaire. IV. Ab s c h n i 1 1; Frühl ingsausfl ug nach Marokko und Tenerife. 1. Kap. Reise nach Marokko und den Canaren. Notizen über die Vögel der Gegend um Mazagan im mittleren Marokko. Literatur. 67 Über sein Werk äußert sich der Autor in der Vorrede: »Da ich als ISIaturforschcr reiste, sah und urteilte, ist das Huch in erster Linie für Natur- forscher geschrieben. Die Kapitel, welche den Reiseverlauf beschreiben, Land und Leute schildern, geographische, politische und koloniale Fragen streifen, geschichtliche Überblicke u. a. in. geben, dürften aber auch für wei- tere Kreise von Interesse sein, während tlie in sich allgeschlossenen Anhangs- kapitel, welche zoologische und botanische Ergebnisse meiner Forschungen behandeln, für Spezialisten bestimmt sind.« Durch Vorstehendes ist der Inhalt und die Hestimmung des Buches gekennzeichnet. Wenn wir noch beifügen, daß des Autors ansprechende Schilderungen, die den Stempel scharfer Beobachtungsgabe tragen, den Leser voll zu fesseln verstehen und der Ornithologe in den kritischen Arbeiten des Fachmannes wertvolles Material findet, so glauben wir mit flüchtigen Strichen das Wichtigste hervorgehoben zu haben. Prächtige phototypische Tafeln, sowie Karten-Skizzen sind beigefügt. T. S. A. Buturlin. Die Wildgänse des russischen Reiches. Tula 1901. 8“. p. 1 — 47 (in russischer Sprache). In einer äußerst sachlich gehaltenen Arbeit faßt Verf. das Wesentliche zusammen, was über die Wildgänse Russlands bekannt ist. Kapitel 1 des Werkchens soll die Jäger Russlands darauf aufmerksam machen, daß Russ- land innerhalb seiner Grenzen nicht weniger als 2.5 Spezies (und Subspezies Refer.) Wildgänse aufweist. In den Jagdblättern findet man häufig die ver- schiedensten Beobachtungen verzeichnet, doch sind diese Notizen für die Wissenschaft wertlos, da die erbeuteten Wildgänsc nicht bestimmt werden. Der Verf. kommt mit diesem Werkchen den Wünschen vieler intelligenter Jäger entgegen, indem er die erste Übersicht über sämtliche Wildgänse Russlands bietet und Anweisungen giebt, wie das Material zu konservieren ist. Das 2. Kapitel enthält die Beschreibungen der einzelnen Spezies, gibt Maßangaben, Brutgebiete, Zugstraßen und Winteraufenthaltsorte. Was in der Kenntnis der Formen in dieser oder jener Hinsicht lückenhaft ist, wird her- vorgehoben. Die I. Gruppe der Wildgänse (subgenus Branta Scopoli) umfaßt 6 russische F'ormen: Ansn- riificollis Pal!., hufchinsi Richards., leucopsis Bechst., hrenta Tunst., glmicogasler Ch. L. Brehm und nigricans Lawr. Die II. Gruppe zerfällt in folgende Subgenera: A. Subgen. Chen Boie mit den Formen: Ans. hgperhoreus Pall, und nimlis Forst. B. Subgen. Philacte Baumeister mit der Spezies Ans. canagiens Seyast. C. Subgen. Anser Brisson mit den Arten: A)iser rincren? Mever, riihri- rostris Hodgs., alhifrons Scop., gamhali Hartlaub, minntus Naumann und rhodorhynclnis Buturlin (Spec. nova!) Die III. Gruppe enthält die Subgenera: A. Kulaheia Reichenbach mit Anser indicus Lath. B. Cggnopsis Brandt mit Anser eggnoides L, 5* 68 Literatur. C. Melanomjx Buturlin (subgenus novum) mit den Arten: Anser mentalis Gates, hrachyrhjinchus Bail!., neglectus Ssuschkin, carneimstris Buturlin (Species nova!), middenclorjfl Ssevertz, serrirostris Swinh., arvensis Ch. L. Brehm und segetnni Gmelin. Den Schluß des interessanten Werkchens, dem wir die weiteste Verbreitung in Jäger- und Ornithologenkreisen wünschen, bildet eine Tabelle zum Bestimmen adulter Wildgänse, die jedem gewiß willkommen sein wird. H. Johansen. S. A. Buturlin. Synoptische Tabellen der jagdbaren Vögel des russi- schen Reiches. St. Petersburg, 1901. 4<>. p. 1 — 126 (in russischer Sprache). Vor uns liegt ein Werk, das in höchstem Grade die Aufmerksamkeit der Orniihologen Rußlands, besonders der in der Provinz ohne genügende literarische Hilfsmittel Arbeitenden auf sich lenken muß. Wenn bezüglich des Determinierens die Ornithologen des europäischen Rußlands in relativ günsti- gerer Lage sich befinden, als die in Sibirien Arbeitenden, da den ersteren diverse umfassende Werke zur Verfügung stehen, so erwachsen allen denen, die die Vogelwelt Sibiriens und der übrigen asiatischen Besitzungen Rußlands zum Gegenstand ihrer Studien erwählt, bedeutende Schwierigkeiten, da es kein einziges Werk gibt, das sämtliche innerhalb der Grenzen des großen Reiches aufgefundene Formen berücksichtigt. Wie mühsam das Auffinden der Diagnosen, die Beschaffung der literarischen Hilfsmittel ist, hat der Ref. zur Genüge erfahren. Unier dem obengenannten Titel gibt der Verf. ein Werk, durch wel- ches die Arbeit des Determinierens bedeutend erleichtert wird. Zu den jagd- baren Vögeln werden sämtliche Ordnungen der Klasse der Vögel gezählt mit Ausnahme der Raptores, Passeres, Picariae, Longipennes und Tubinares. Die Freunde der Vogelwelt verdanken dem Verf nunmehr synoptische Tabellen der Limicolae, Lamellirostres, Gallinae, Pterocletes, Hemipodii, Alec- troides, Columbae, Pygopodes, Herodiones und Steganopodes. Dabei finden wir auch sämtliche Subspecies berücksichtigt. In die Tabellen sind nicht bloß diejenigen P'ormen aufgenommen, die innerhalb der Grenzen Rußlands bereits konstatiert sind, sondern auch eine Reihe Formen der benachbarten Gebiete, deren Auffinden in Rußland immerhin möglich ist. Wir beglückwünschen den Verf zur Beendigung seines im Laufe von 3 Jahren ausgeführten, sicherlich sehr anregenden und Nutzen bringenden Werkes und werden Gelegenheit haben, auf den Inhalt mehrfach bei unseren Arbeiten zurückzukommen, umsomehr, da der Verf nicht bloß die unterschei- den^len Charaktere giebt, sondern in sehr vielen Fällen recht detaillierte Angaben über die geographische Verbreitung der P'ormen macht. H. Johansen. W. P. Anikin. Bericht über eine Reise in das Narymer Gebiet im Sommer 1900, — Tomsk, 1902. p. 1—121 (in russischer Sprache). Literatur. 69 Der Verf., Konservator des zoolog. Museums der Tomsker TTniversität, war im Sommer 1900 zum Zwecke der Erforschung der Wirbeltierfauna des nördlichsten Kreises des Tomsker Gouvernements auf Kosten der Universität in dieses hochinteressante Gebiet abkommandiert worden und legt nun seine Beobachtungen und die Resultate seiner Sammeltätigkeit vor. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste, allgemeine (p. 1 — 39) charakterisiert das bereiste Gebiet, das durch seinen Wasserreichtum ausgezeichnet ist, und gibt in allgemeinen Zügen eine Schilderung der Fauna von Narym. Der zweite, spezielle Teil der Arbeit gibt auf p. 43 — 67 eine Bearbeitung der Säugetiere des Gebietes in systematischer Beziehung auf Grund von an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen und Untersuchungen des heimgebrachten Materials, Diesem Abschnitte folgt (p. 68 — 99) eine Reihe ornithologischer Beobachtun- gen, denen sich (p. 100 — 101, 102—10,5 und 106 — 121) die Abschnitte über die Reptilien, Amphibien und Fische anreihen. Der uns hier nun interessierende ornithologische Teil der Arbeit ent- hält Mitteilungen über 98 Spezies. Die Beobachtungen sind meist biologischer Natur, und der Verfasser hat das Talent und die Ausdauer, sehr vieles zu sehen und zu bemerken, was sonst von Sammlern gewöhnlich nicht beachtet wird. Da er ohne Präparator reiste, w'ar die Zahl der heimgebrachten orni- thologischen Objekte keine große; im ganzen sind blos 35 Bälge gesammelt worden. Als neu für das Gouvernement Tomsk erweist sich Picus major L., wenn bei der Determinierung kein Fehler unterlaufen. Diese Form wurde in einem Exemplar (Q) gesammelt. Von den Spechten kommt vorwiegend im Narym’schen Gebiet aber Picus inujor cissa Pall, nach den Beobachtungen des Verf vor. Neu wäre ferner für das Gouvernement Lurus ußinis Reinh,, wenn der Verf. Belegstücke mitgebracht hätte. So aber hat diese Species nicht das Recht ohne ?, aber mit einer Nummer versehen, in der Arbeit an- geführt zu werden. Falco pereyrimts fehlt unter den Raubvögeln, wird aber als Feind von Anas crecca angeführt. Von besonderem Interesse sind die Angaben über Calamodus pliragmitis Bechst., Acroccpliulm dumeSonim Blyth., Iduna caligala Licht, und LocustcUa ceiihiola Pall., von welchen ßelegmaterial konserviert wurde. Nach der Meinung des Ref müßten bei jeder Art die Namen früherer Beobachter derselben in dem Gebiet unbedingt erwähnt werden. So sind von den 98 vom Verf im Narym’schen Kreise beobachteten Species wenigstens 25 schon von Pallas in dessen Zoographie ausdrücklich für Narym genannt, und nach Pallas hat es auch noch Reisende in diesem Gebiet gegeben, die zur Erforschung der F'auna desselben beigetragen haben. H. Johansen. K. Andersen. Sysselmand Fl. C. Müller’s haandskrevne Optegnelser om Faeroernes Fugle, (Sep. a, : !>Vidensk. Medd. naturh. Foren.« Kbhvn. 1901. p. 217—252.) Verf unternahm es, die von H. C. Müller — verstorben den 1. Juli 1897 • in Törshaen auf den Faeröern — hinterlassenen und von den Söhnen dessel- ben dem Museum in Kopenhagen übergebenen ornithologischen Aufzeich- 70 Literatur, nungen, die mit dem Jahre 1863 beginnen, zu bearbeiten. 123 Arten werden behandelt, darunter auch Lnriis roseus (1. II. 1863). Syrrhnptes paradoxiis erschien 1863 und 1888. T. K. Andersen. Meddelelser om Faeroernes Fugle. 4 de Raeke. Efter skriftlige Oplysninger fra P. F. Petersen, Nolso, og S. Niclassen, Myggenaes. (Vidensk. Medd. naturh. Foren. Kbhvn. 1901. p. 253 — 294.) Die gleiche Einteilung wie der vorangegangene Bericht (cfr. Orn. Jahrb. XII. p. 38) einhaltend, ist dieser (1900) durch einen neuen Beobachter aut Myggenaes vermehrt. 10 für das Gebiet neue Arten sind angeführt. Der mit der uns fremden Sprache vertraute Leser w-ird gewiß viele interessante Beob- achtungen dem Berichte entnehmen. T. Bericht (26. Jahresbericht) des Vereines für Vogelschutz und Vogel- kunde in Salzburg über seine 25jährige Tätigkeit (1876 — 1901). — Salzburg, 1901. gr. 8. 71 pp. Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung und Tätigkeit des Ver- eines, dessen verdienstvolles Wirken für die gute Sache den Zeitraum von einem Vierteljahrhundert überschritten hat. Der alle Seiten der Vereins- tätigkeit umfassende vom Fachlehrer Fr. Kulstrunk verfaßte eingehende Be- richt gibt ein gutes Bild der Leistungen des strebsamen Vereines, dem wir auch ferneres Gedeihen w'ünschen. T. A. Bonomi. II quinto Congresso zoologico internationale di Berlino e l'escursione dei congressisti sul mar des nord. (Estr.: »Atti Acad. Sc. Leit, et Arti.« Rovereto (1901) 1902. 8. 14 pp.) Verf, welcher als Delegierter der »Accademia di Scienze lettere et Arti in Rovereto« an dem 5. internationalen zoolog. Kongresse in Berlin teilnahm, berichtet über diesen, sowie über die nach Helgoland unter- nommene Exkursion. T. J. Thienemann. Vogelwarte Rossitten. (Zug von Scolopux rusticula) (Sep. a.: »Orn. Monatsber.« 1902. l p.) Am 15. /III. die ersten beobachtet, bereits am 27. /II. frische Schnepfen- federn unter dem Telegraphendrahte gefunden. Herbstzug besser und ergie- biger als der im P'rühjahr. T. J. Thienemann. Zum Vogelschutz. (Sep. a.; »Koenigsberger Land- und forstw. Zeitung.« 13. 1902. 8. 4 pp.) Literatur. 71 Tritt für die Verwendung von Bcrlepsch’schen Nistkästen ein, deren Konstruktion eine den natürlichen Nisthöhlen abgelauschte ist und den wirk- samsten Ersatz für diese bietet. T. N. Zarudny und M. Härms. Neue Vogelarten. (Sep. a.: »Orn. Monats- ber.« 1902. p. 49—52.) Beschrieben werden; Scops semcnoivi aus persisch Beludshistan ; Neo- phron percnopterus ruhripersonatus aus dem südlichen Beludshistan; Passer ammodendfi Icorejewi aus dem östlichen Transkaspien ; Otoconjs penicillata iranica aus dem nördlichen Persien; Purus cotnmanis korejeiri aus Turkestan; Lullula arborm pallida aus Transkaspien. T. G. V. Burg. Magenuntersuchungen an Eichelhehern. fOrnith. Beob. I. 1902. p. 30—31, 38—39.) Genaue Aufzählung der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Nahrungsbestandteile von 72 in der Zeit vom 13. /I. bis 28. /TX. 1900 unter- suchten Eichelhehermägen. T. C. Loos. Zur Ernährung unserer Vögel. (Sep. a. : »Vereinsschr. böhm. Forst-Ver..s 1901—1902. H. 4. 1902. 8. 23 pp.) Verf. setzt seine Untersuchungen (cfr. Orn. Jahrb. XII. p. 235) über den Mageninhalt verschiedener Vögel fort, behandelt 11 Arten, besonders eingehend die Nebelkrähe, über welche 82 Untersuchungen, vorwiegend aus den Frühlingsmonaten vorliegen. T. St. V. Chernel. Vom Schutze der Tiere, insbesondere der nützlichen Vögel. — Köszeg (1902). 8. 14 pp. Ein Vortrag, den Verf. gelegentlich der konstituierenden Generalver- sammlung der Günser Filiale des Landes-Tierschutzvereines am 2. /II. 1. J. hielt und der die Zwecke und Ziele des Vogelschutzes beleuchtet, nachdem vor- her der diesbezüglichen Bestrebungen in Ungarn gedacht worden. Es ist interessant zu erfahren, daß in Ungarn bereits 1820 die Idee des Tierschutzes angeregt wurde, also 4 Jahre früher, als der erste Tierschutz-Verein (in London) in’s Leben trat. T. J. Thienemann. Das häufige Vorkommen von Filarien in Lantus col- Inrio. (Sep. a.: »Orn. Monatsber.« 1902. 2 pp.) Vogelwarte Rossitten. (Sep. a. ; »Georgine«, 1902. Nr. 21.) 72 Literatur. Erstere Publikation behandelt das häufige Vorkommen von Filarien — von 19 L. collurio waren 13 damit behaftet. Letztere befaßt sich mit Tier-, im besonderen mit Vogelschutz. T. G. Falconieri & Conte E. Arrigoni degli Oddi. Cattura di due „Cosmo- nettae histrionicae“ , per la prima volta in Italia. (Estr. d.: »Boll. soc. zool. ital* XI. 1902. 8. 2 pp.) Berichten über die Erlegung von 2 jungen Individuen von liistrionicus hisf7'ionicus am 2. III. 1902 im Kanal von Piove, die als die ersten aus Italien bekannten Stücke in die Sammlung Conte Arrigoni’s gelangten. Zum Schlüße werden die Kennzeichen und die Beschreibung beider Geschlechter gegeben. T. E. Schmitz. As aves da Madeira. (Sep. a.: »Ann. sc Naturaes.« VII. 1900. Porto, p. 125—135.) Verf. giebt eine bis 1901 ergänzte Liste der I. einheimischen und II. der Zugvögel Madeira’s mit Beifügung der örtlichen Benennungen. Von erstc- ren sind 38, von letzteren 123 Arten und Formen angeführt. Daran schließen sich nomenklatorische Bemerkungen, sowie die literarischen Nachweise der neu beschriebenen Iformen und Angaben über die neu hinzukommenden Zug- vögel und Irrgäste. T. R. Bar. Snouckaert van Schauburg. Ornithologie van Nederland. Waar- nemingen van 1. Mei 1901 tot en met 30. April 1902. (Sep. a. : »Tijdschr. Ned. Dierk. Vereen (2) Dl. VII. Afl. 3 en 4. p. 254 — 275). Schließt sich eng an des Verf. vorausgegangene Publikationen (cfr. Orn. Jahrb. Xlll. p. 77) an, die sich vorwiegend mit selteneren oder interessanteren Vorkommnissen in der Niederlande beschäftigen und sich durch Genauigkeit in den Angaben auszeichnen, denen zum Teil auch Beschreibungen angefügt sind. Von den SeltenTieiten seien hervorgehoben: Carpodacus eri/tJirinus Q, Emberiza pusilla, Saxicola sinpazina, Muscicapa parva, talco vespert inus, Buteo zimrnermannae, Charadrius dominicus fnlvus, Bra)Ua canadensis und yiaas hoscas ^XA. penelope. T. C. Loos. Ist der Kuckuck nützlich? (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« 1902. 8. 6 pp.) Fortsetzung der zwischen dem' Verf. und Herrn A. Bau geführten Pole- mik (cfr. Orn. Jahrb. XII. p. 20, 221; XIII. p. 61.) T. Literatur. 73 L. Frhr. v. Besserer. Vom Wanderflug der Vogel. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« 1902. 24 pp.) In fesselnder Weise behandelt Verfasser das Flugphaenomen der Vögel auf Grund der vorhandenen Literatur und eigener Erfahrungen nach verschiedenen Richtungen. T. Conte E. Arrigoni degli Oddi Remarks on Audouin’s Gull (Lariis audo- tiini) (From »The Ibis.« 1902. p. 491 — 499.) Der bekannte ital. Ornithologe gibt eine erschöpfende Übersicht der Verbreitung dieser seltensten europäischen Möve, eine Liste der in italie- nischen Sammlungen befindlichen Stücke und eine vergleichende, von 2 Holzschnitten (Kopfabbildungen) begleitete genaue vergleichende Beschrei- bung von L. audouini und cachinncais im ersten Kleide. Schließlich folgt eine Liste der in des Vert. großen Sammlung befindlichen 16 Exemplare mit genauen Daten und Bemerkungen über die einzelnen Individuen. T. L. Greppin. Beitrag zur Kenntnis der Avifauna im Kanton Solothurn. — Mitth. nat. Gesellsch. Solothurn. XIII. 1899 — 1902. Solothurn. 1902. 8. 135 pp. Unter dem bescheidenen Titel eines »Beitrages« liefert Verf ein um- fangreiches Material, das auf eigene reiche und fremde Beobachtungen ge- stützt, den dermaligen Stand der ornithologischen Kenntnis des Kantons dar- stellt. 264 Arten werden verzeichnet und bei jeder allgemeine und spezielle Bemerkungen, zuweilen in sehr eingehender Weise, gegeben, die großen- teils Zugdaten, aber auch biologische Aufzeichnungen enthalten. Wir wünsch- ten, daß die schweizer Ornithologen, die ein so überaus reges Interesse der Vogelkunde entgegenbringen, auch der feineren Unterscheidung der Formen ihr Augenmerk zuvvenden möchten. T. C. R Hennicke. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropa's. — Gera-Untermhaus (Verl. Fr. Eug. Köhler) 1902. IX. Bd. 408 pp. m. 34 Chromotaf. Der vorliegende IX. Bd., der VIII. bisher erschienene (cfr. Orn. Jahrb. XIII. p. 238) der ganzen Reihe, enthält die Wasserläufer, Schnepfen^ Schwäne und Gänse. In die Bearbeitung der einzelnen Arten teilten sich O. V. Lowis, F. Helm, J. v. Wangelin, J. Rohweder, R. Blasius, C. Hen- nicke. Die Tafeln rühren von B. Geisler, J. G. Keulemans und de Maes her und sind wie auch die A. Reichert’schen Eiertafeln ganz vorzüglich und des Beifalles jedes sicher. T. 74 Literatur. J. V. Madaräsz. Ein neues Blaukehlchen, (Sep. a.: »Termeszetr. füzet.« XXV. 1902. p. 489). Ctjanecula ch'ncessa aus Transkaspien. Kleiner als siiecica mit flachs- blauer Kehle und Kropf. Diese Form fällt mit der von N. Zarudny (Mat. Kenntn. Faun, u. Flora russ. Reich, zool. Th. Bd. III. 1897) beschriebenen C. G. ■pnUidognlans zusammen. T. G. V. Burg. Unsere Raubvögel. (Sep. a. : »Orn. Beob.« 1902. 4, 15 pp.) Behandelt die Raubvögel des Kantons Solothurn faunistisch und bio- logisch und zeugt von des Verf genauer und fleissiger Beobachtung. T. G. V. Burg. Der Tannenheher im solothurnischen Jura, (Sep. a.: >Tierw.« 1902. 8. 21 pp.) Enthält eine übersichtliche, auf reiche Erfahrung basierte Lokal-Bio- logie des Tannenhehers. T. G. V. Burg. Ornithologische Beobachtungen aus dem Jahre 1900. (Sep. a.: ? Aarau. 1902. kl, 8. 92 pp.) Ergänzt durch frühere Beobachtungen, auch anderer, gibt vorgenannte Zusammenstellung einen Überblick über den Stand der Vogelfauna im Kan- ton Solothurn, als deren erster Erforscher Verfasser zu bezeichnen ist, indem sich bis 1899 niemand daselbst eingehend mit Vogelkunde beschäftigte. Gegen 253 Arten und Formen werden angeführt und faunistische und biolo- gische Daten beigefügt, die manches Interessante enthalten und Zeugnis geben, welch' lebhaftes Interesse man in einigen schweizer Kantonen der Ornithologie neuerer Zeit wieder widmet. Es werden verschiedene Selten- heiten mit genauen Nachweisen angeführt, so z. B. Sylvia orphea, Motacilla lugiibrits Melanocorgpha. geltoniensis, Eniberiza »lelanocephala , Nunienius tcnii- irostris, Tadonur cornuta, Alca torda. Von den Sumpf- und Schwanzmeisen verzeichnet Verf. auch die Subspezies, doch scheinen uns bei ersteren noch genaue Vergleiche nötig zu sein. Das Vorkommen von Aegithalus caud. irbyi dürfte wohl irrtümlich sein. Bei Turdus tonpuatiis fehlt die Angabe der For- men. Neben der Brutform alpestris, dürfte auf dem Durchzuge wohl auch der nordische tonpiatiis Vorkommen. T. C. Wüstnei und S. Clodius. Der weiße Storch, Ciconia alha Bechst., in Mecklenburg. Eine Statistik seiner Niststätten im Jahre 1901. (Sep, a. ; Arch. Ver. Fr. Naturg. Mecklenburg. LVI. 1902. kl. 8. 57 pp.) Die beiden Verfasser haben auf Grund von in beiden Großherzogtümern versendeten Fragekarten eine Statistik der Storchhorste geliefert, wie sie Literatur. 75 wohl in ähnlicher Weise noch niemals in solcher Ausdehnung versucht wurde und nicht leicht bei einer anderen Art ausführbar ist. Nach den einleitenden Worten, die sich mit der Genesis des Unternehmens, mit faunistischen und biologischen Daten befassen und für den Schutz des Storches aus ethischen Momenten eintreten, folgen die nach Präposituren und Pfarrämtern geord- neten Tabellen, als deren Ergebnis 4578 besetzte und 322 unbesetzte, im Ganzen 4900 Horste verzeichnet werden. T. C. Wüstnei. Der Vogelzug in Mecklenburg. (Sep. a.: »J. f. O.« 1902. p. 238—253, 265—283.) Gliedert sich in zwei Teile, deren ersterer die allgemeinen, der zweite die speziellen Zugverhältnisse Mecklenburg’s bespricht. Beide enthalten eine Fülle reicher selbständiger Beobachtungen, die eine solide Basis für die wei- tere Erforschung des Vogelzuges im Lande bilden und von großem Interesse für jeden sind, der sich mit dem Zuge der Vögel beschäftigt. Verf konsta- tiert, daß der Frühjahrszug verschiedener Vögel von NO nach SW oder nach W erfolgt und bringt dafür Belege. T. M. Marek. Ornithologisches aus Zengg. 1900—1901. (Sep. a.; >Soc. hist.-nat. croat.« XIII. 1902. 8. 24 pp.) Im Anschlüsse an seine früheren Beobachtungen (cfr Orn. Jahrb. XII. p. 236) behandelt Verf die Zugverhältnisse von Zengg in der Zeit vom 14. Juli 1900 bis 18. Juli 1901 in Verbindung mit meteorologischen Angaben. Wir freuen uns immer, diesen sorgfältigen Aufzeichnungen zu begegnen. Ganz auffallend ist, wie wir schon gelegentlich der Besprechung des I. kroa- tischen Jahresberichtes erwähnten, das so frühzeitige Erscheinen der Mehl- schwalbe in den ersten Märztagen. T. R. Berge Ornithologische Beobachtungen aus dem westlichen Sachsen. (Sep. a. ; »Jahresber. Ver. Naturk.« Zwickau. 1902. 8. 4 pp.) Bringt Ergänzungen zu des Verf. an gleichem Orte 1896 veröffentlich- ten »Vögel der Umgebung von Zwickau.« Die für das Gebiet neuen Er- scheinungen sind durch fetten Druck hervorgehoben. T. G. Escherich. Adlerjagden in Bosnien. (Sep. a : Beil. Allgem. Zeit. Nr. 88 und 95. 1902. 8. 22 pp.) Stimmungsvoll geschriebene Schilderung eines auf Stein- und See- adler nach Bosnien unternommenen Jagdausfluges in Begleitung des Sarajevoer Collektors Santarius. T. 76 Literatur. F. Koske. Ornithologischer Jahresbericht über Pommern für 1901. (Sep. a. ; »Zeitschr. Orn. und prakt. Geflügelz.« 1902 8. 29 pp ) Der jährlich erscheinende Bericht (cfr. Orn. Jahrb. XllI p. 76) bringt wie stets eine große Zahl ornithologischer Beobachtungen nebst meteorolo- gischer Beobachtungen und wird seinerzeit ein wichtiges Material zur kriti- schen Bearbeitung der Zugverhältnisse Pommerns liefern. T. Aquila. Journal für Ornithologie. Redigiert von O. Herman. Jahrg. IX. 1902. — Budapest, 1902. Lex. 8. 272 und 4 pp, mit 7 Tabellen und 4 Tafeln. Ungarisch — deutsch. Enthält: O. Herman: Die Bedeutung der Anatomie der Vogel; El. L. Szalay: Komparative Osteologie der Brust- und Schulterapparate von /hiser fabalis und iie(jlectns, Lanis ridibumlus und crnuis; G. Gaal: Der Frühjahrszug der Rauchschwalbe in Ungarn 1899; K. Hegyfoky: Die Witterung zur Zeit der Ankunft der Rauchschwalbe; Das erste Erscheinen des Kuckucks in Österreich-Ungarn im Jahre 1897 und 1898; A. Vezünyi: Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahre 1900; T. Csörgey: Spalato’s Win- terornis; S p. Brusina: Zur Ornis Serbiens; M. Marek: Zum Schwal- benzug im Jahre 1899; Bar. Snouckaert: Aviphänologische Beobachtun- gen in Holland; Gy. Pungur: Frühjahrsdaten von 14 Jahren (Holland); H. Ekama: Zugdaten aus Holland; O. Helms: Ornithologische Beob- achtungen in Dänemark; U. O. C. Auszug aus einem von Dr. Emr. Fri- valdszky mitgeteilten Berichte; K. Gf Forgäch: Ornithologische Erinne- rungen eines alten Jägers. Außerdem kleinere Mitteilungen, Institutsangele- genheiten, Nekrologe und Supplement: La protection des Oiseaux utiles en Hongrie. T. Sp. Brusina. Obedska Bara. — Agramer Tagbl. vom 30. /VII. 1902. Nr. 174. p. 2—4. Schilderung jenes slavonischen Vogel-Dorados in räumlicher und orni- thologischer Beziehung und Erwähnung der P'orscher, welche es besuchten. Verf. plädiert für aie Errichtung einer biologischen Station daselbst zur Er- forschung der Vogelfauna, der höchst interessanten Süßwasserfauna des Sum- pfes und der Landesfauna der Umgebung. Die Obedska Bara schien uns wie geschaffen zu einem Reservat der Tierwelt, wie solche die Vereinigten Staaten im großen Maßstabe in rich- tiger Erkennung und Würdigung der Notwendigkeit der Erhaltung von Natur-Denkmalen besitzen. Man wird sich auch im alten Europa bald dazu entschließen müssen, solche Reservate von Seite des Staates oder des Lan- des zu begründen, in welchen Tier und Pflanze uneingeschränkte, ursprüng- liche Lebensbedingungen erhalten bleiben, ehe es dazu zu spät wird, und so lange man noch dazu die Macht und Wahl hat und ehe die unhaltsarn fort- Literatur. 77 schreitende, alles nivellierende Kultur das ursprüngliche typische Gepräge verwischt.- Das Beispiel Amerika’s sollte auch hüben die verdiente Nach- ahmung finden — künftigen Geschlechtern zur Belehrung. T. H. Kitsche. Einige Bemerkungen über das Nest der Beutelmelse. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.« 1902. 15 pp. m. Tat. XII.) Ein Pfingstaufenthalt am Drauesk veranlaßte den inzwischen verstorbenen Verfasser zu eingehenden Studien über den Nestbau der Beutelmeise. Alle gefun- denen Nester waren an herabhängenden Weidenzweigen befestigt und hiengen mit dem geschlossenen Ende frei in der Luft. Verf. erörtert eingehend die zum äußeren Bau und zur inneren Auspolsterung der Nester benützten Baustoffe, die Form der Nester in ihren verschiedenen Stadien, welche die beigegebene Tafel nach photographischen Aufnahmen illustriert und daher allen bisherigen Ab- bildungen gegenüber den Wert der Nalurtreue auch in der Hängevveise hat. Es werden dann die in einigen Werken befindlichen Abbildungen von Beu- telmeisennestern einer sachlichen Kritik unterzogen, wobei sich herausstellt, daß der Keuleman’schen Tafel 17 im neuen Naumann als Original ein Nest von Aegithalns ca2K‘nsi>> zu Grunde lag. Von den von manchen Autoren er- wähnten Dofipelnestern fand Verf. zwei im Dresdener Museum, die aber von P. castaneus herrührten. T. Sp. Brusina. Zur Ürnis Serbiens. (Sep, a. : »Aquila.« 1902. 6 pp.) Gibt einen Überblick über die Anfänge serbischer Ornithologie und führt auf Grund der im Agramer Museum befindlichen serbischen Vögel 83 Arten mit sicheren Nachweisen an, T. Sp. Brusina. Ilerbstzug der Schw-alben in der Umgebung von Zagreb. (Sep. a.; »Aquila« 1902. p. 22.5—226.) Herbstzugbeobachtungen an Chelidoiiari'i urhicu und Hinnido rustica in Agram 1900. T. 0. Herman. Die Bedeutung der Anatomie der Vögel. (Sep. a.: »Aquila.« 1902. p. 1—12.) In der Einleitung zum IX. Bande der »Aquila«, die auch als »Einlei- tung« zu der folgenden Szalay 'sehen Arbeit dient, erläutert Herman an der Hand von Citaten aus dem von M. Fürbringer für den IL intern, ornith. Kongreß in Budapest (1891) ausgearbeiteten Referate über die Anatomie der Vögel die Wichtigkeit und Bedeutung derselben für die Syste- matik, die niemand bestreiten wird. Verf streift dann die dermalige biolo- 78 Literatur. logische und faunistische Tätigkeit im allgemeinen und kommt zum Schlüße auf Kleinschmi dt’s »Formenkreise« und Hartert's in seiner Entgeg- nung ausgesprochene Ansichr darüber ausführlich und in kritischer Weise zu sprechen. T. Elm. L. V. Szalay. Komparative Osteologie der Brust- und Schulter- apparate von Änser fohalis und neglecttis, Lants ridibnndus und canus. (Sep. a.: »Aquila.« 1902. p. 13 — 29 m. 3 Taf.) Drei im Winter 1899 an die U. O. C. gelangte Wildgänse, welche sich als Sushkin’s >1. neglectiis und für die Ornis Ungarn’s neu erwiesen, gaben v. Szalay Veranlassung, zu eingehenden, vergleichenden osteologischen Studien zwischen dieser und A. fabalis, deren Zweck es war, auf diesem Wege nach- zuweisen, ob die äußeren Merkmale, welche für eine Subspezies von A. faba- lis sprachen, Bestätigung finden würden. Zu diesem Behufe wurde auch die osteologische Untersuchung zweier einander nahestehender Möven-Anen — L. ridibundus und canus — vorgenommen, um das Verhältnis der Abweichun- gen zwischen verw'andten Arten kennen zu lernen. Das Ergebnis war, wie zu erwarten, daß A. »cgiccfiis nur subspezifischer Rang einzuräumen ist, w'äh- rend bei den beiden Laras die osteolegischen Abweichungen artliche Son- derung begründen. 3 beigegebene Tafeln erläutern den Text. T. G. Gaal de Gyula. Der Frühjahrszug ber Rauchschw'albe im Jahre 1899. (Sep. a. : »Aquila.« 1902. p. 30—42 m. 1 Karte und 1 gr. Tab.) Es w'erden diesmal bloß die aus den eingegangenen Daten sich erge- benden Resultate veröffentlicht, während jene selbsc im Archiv der »U. O. C.« deponiert sind. Die Ankunft der Rauchwalben in Ungarn erfolgte diesmal später und die Besiedelung des Landes langsamer. Die Landesformel pro 1899 stellt sich auf Grund von 3811 Ankunftsdaten wie folgt: FTüheste An- kunft 1. III., späteste 12. V., Unterschied 73 Tage, Durchschnitts-Ankunftstag 6. 9. IV. Der Durchschnitt der Daten ergibt gegen die von 1898 eine Ver- spätung von 59 Tagen. Eine Karte und eine graphische Tafel geben ein sehr gutes Bild des Zuges. T. J. Hegyfoky. Die Witterung zur Zeit der Ankunft der Rauchschwalbe. (Sep. a.: »Aquila.« 1902. p 42 — 72 m. 1 gr. Tafel.) Höchst sorgfältige Vergleichungen der täglichen Witterung während der Ankunftszeit der Schwalbe ergaben, daß das Wetter beschleunigend oder verzögernd auf ihr Erscheinen einwirkt. T. Literatur. 79 J. Hegyfoky. Das Erscheinen des Kuckucks in Österreich und Ungarn im Jahre 1897 und 1898. (Seyr. a. : »Aquila.« 1902. yr. 72 — 80.) Unterzieht die Ursache des früheren Erscheinens des Kuckucks 1898 gegenüber 1897 auf Grund 146 österr. und 31 Ungar Daten in Verbindung mit den herrschenden meteorolog. Verhältnissen einer genauen Prüfung, aus der sich ergibt, daß der Grund der früheren Ankunft in der günstigeren Witterung zu suchen ist. T. A. Vezenyi. Der Vogelzug in Ungarn im Frühjahr 1900. (Sep. a. : >Aquila.« 1902. p. 81—155.) Der vorliegende VII. Jahresbericht der »Ung. orn. Centrale« schließt sich in der Bearbeitungsweise den früheren an, nur ist diesmal der Zug der Rauchschwalbe, welcher früher separat bearbeitet erschien, in den Bericht eingefügt. Der Charakter des diesjährigen Zuges erwies sich dem vorher- gehenden gegenüber als ein etwas später. T. T. Csörgey. Spalato’s Winterornis. (Sep. a,: »Aquila.« 1902. p. 155 — 158.) Neben einer kurzen topogr. Schilderung der Umgebung Spalato’s wird ein Bild der ziemlich belanglosen Winterornis gegeben. T. Aviphaenologische Beobachtungen in Holland. (Seyj. a.: »Aquila.« 1902. y>. 171-195.) Bar. R. Snouckaert v. Schauburg bringt Vogelzugdaten und interessante Tagebuchaufzeichnungen und Notizen aus Doorn über 1890 — 1892. J. Pungur stellt von Bar. R. Snouckaert erhaltene Frühlingsdaten aus Holland, die einen Zeitraum von 14 Jahren umfassen, zusammen. H. Ekama bringt Zugdaten aus Holland von 1899 und 1901. T. 0. Helms. Ornithologische Beobachtungen aus Haslcv (Dänemark). (Sep. a. ; »Aquila.« 1902. p. 195 — 205). Zugbeobachtungen über 1899 und 1900. T. Emr. Frivaldszky. Auszug aus einem (in den Jahrb. kgl. ung. naturw. Gesellsch. I. Bd. p. 163—184) mitgeteilten Berichte. (Sefj. a. : »Aquila.« 1902. p. 206—208), Deutscher Auszug des ornitholog. Teiles der in den Jahren 1833 — 1836 und 1841 — 1845 von Ungar. Seite unternommenen naturhistor. Durch- forschung des osmanischen Reiches. T. 80 Literatur. Forgäch Gf K- Ornithologische Erinnerungen eines alten Jägers iSep. a. : »Aquila.^c 1902. p. 209—217.) Rückblick auf die im Laufe der Jahre vor sich gegangenen Verände- rungen in dem Vogelbestande der Majoratsherrschaft Ghymes im Neutraer Comitate. Verf. konstatiert bei den meisten der Stand-, Sommer- und Durch- üugsvögel eine oft sehr bedeutende Abnahme. T. U. 0, C. Nestgeschichten. (Sep. a.: »Aquila.« 1902. p. 217 — 222 m. Textillustrat.) Behandelt Schwalbennester auf ungewöhnlichen Standorten. Ganz be- sonderes Interesse verdient ein Schv/albennest, welches auf einen belaub- ten Zweig gebaut und von dem gleichen Paare durch 2 Jahre benützt wurde. Das Nest, welches eine Illustration darstellt, befindet sich in der Sammlung der U. O. C. Alle Fälle betreffen Ungarn. T. T. Csörgey. Zur l^iologie des Falco subbuteo; Übersiedelung und Ver- breitung. (Sep. a.: »Aquila.« 1902. p. 222—224.) Beobachtung über Insekten- (Netzflügler) -Fang des Lerchenfalken. Daß derselbe auf Libellen Jagd macht, hat Pfarrer Bl. Hanf bereits 1856 beobachtet. Die auffallende Vermehrung der Si/lvia nisoria im letzten Decennium an mehreren Punkten Ungarn's — eines Vogels, der ehemals eher zu den Seltenheiten gehörte — und die damit im Zusammenhänge scheinende Ver- drängung der S. Sylvia veranlaßt Verf., über den Umfang dieser Erscheinung und über die sie begleitenden Umstände seine Eachgenossen in Ungarn um nähere Aufschlüße darüber zu ersuchen. T. 0. Herman. Stef. v. Necsey (1870—1902). Seine Tätigkeit an der »U. O. C.« (Sep. a. : »Aquila.« 1902. p. 245 — 254 m. 2 kol. Taf.) Ein Nachruf an den begabten ungar. Künstler, der durch Selbstmord endete. Verf. Nachruf ist objektiv-kritisch gehalten und beleuchtet ebenso des Künstlers Vorzüge wie die Mängel in seinen Darstellungen. Zwei kol. Tafeln Nöcsey’s, die dem Nachrufe angefügt sind, geben dafür den Beweis. T. Yerantw, Reclacte'ir, Herausgeber und Verleger : Victor Eittervon Tschusi zu Schniidhoffeii, Hallein. Druck von Ignaz Hartwig, Freudenthalt Kirchenplatz 13. Der ^ Ornithologische Beobachter. Wochenichrift für Vogelliebhaber und Vogelfdiuh. Herausgegeben von Carl Daut, Bern (Schweiz). Redaktion: C. Baut, Bern und G. von Burg, Olten, Abonnementspreise: Jahr Fr. 1.50 '/a r -•''5 1 „ 5. - Man abonniert auf den 1 Postämtern mit üblichem Postzuschlag oder direkt beim Verlag- (Postzuschlag pro Heft 5 Cts.) Inserate: Die o-gespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Cts. (Ausland 15 Pfg.) AViederholungen 30 — öO"/;, Rabatt. Probenummern gratis. A'erlag des ,,^0rnithologischen Beobachters“ C. Daut, Bern. Kein Entomoloi?p, kein Natiiralienliäiuller, Sammler und Liebhaber, kein Sammlungs- und Museumvorstand kann heutzutage Das Naturalieakaliinet mit Naturalien- und Lehrmittelmarkt (XIV. Jahrgang) entbehren, denn es ist jet/.t unbestritten die billigste, gediegenste, zuverlässigste und reich- haltigste aller naturwissenschaftliehen Fachzeitseliriften, welche besonders den Handel, Kauf, -Verkauf und Tausch in bester Weise unterstützt und vermittelt. Inserate kahen denl^bar besten Erfolg. Monatlich 2 Nummern je 16 — '24 Seiten stark. Leser in allen Erdteilen ; nach Brasilien allein gehen 18 Exemplare. Vereinsblatt zweier Welt- und vieler LokaWereine. Jeder sollte sich die bezüg- lichen Drucksachen senden lassen, und versenden wir zur Orientierung franko für 70 Pf. in Briefmarken eine starke Sendung von 250 Gr., enthaltend ein starkes Vereinsheft, Probenuinmern obiger Zeitung, Inhaltsverzeichnisse, div. Beilagen, Prospekte Preiskataloge, kunstvolle, höchst naturgetreu dargestellto farbenprächtige Probetafeln, Mitgliederverzeichuisse u. s. w. Pro Quartal bei jeder Postanstalt nur 80 Pf Mitglieder haben jährlich 100 Zeilen Freiinserate jede Zeile mehr 5 Pf.)^ sowie zahlreiche andere Veigünstigungen laut Prospekt. Alle Zuschriften erbittet Reinhold Ed. Hoflinann, Grimberg, pr. Sehl. VOGELBALQE von Tenerife und Madeira hat in guten Präparaten abzugeben, desgl. im kom- menden Frühling Gelege von Fringilla teydea: Rud. V. Thanner*, Vilaflor. casa inglesa, Tenerife. Inhalt des 1. iiiid 2. Heftes. Seite Victor Ritter v. Tschusi zu Schmid hoffen: Über palaeark- tische Formen . . . : . . . . . . , . . 1 P. R. Kollibay: Beiträge zur Kenntnis der Vogelwelt Dalmatiens . , 22' Harald Baron Loudon: Ergebnisse einer ornithologischen Sammel- reise nach Zentral-Asien (1901) Schluß 45 Ferd. Schulz: Ein Adlerbus.sard in Krvin erlegt 63 Victor Ritter v. Tschusi zuSchmid hoffen: Lasurmeisen in Böhmen 64 ■ Wilhelm Schuster: Die Waldohreule brütet vier Wochen .... 64 Literatur ’ 66 An den Heransgeher eingelangte Drnc.kschriften. H. F i s c h e r - S i g w a r t : Ornithologische Beobachtungen 1901 an Wild- hühnern, Sumpf- und Wasservögeln. (Sep. a. : Tierwelt. 1902.) — Ornithologisch-biologische Studien am Sempacher- see 1901. (Sen. a.: Tierwelt. 1902.) — Ornithologische Beobachtungen vom Jahre 1901. (Sep. a.: »Schweiz. Bl. Orn.« 1902.) — Der Buch- und Grünfink nach Beobachtungen im Jahre 1901. (Sep. a. : Tierwelt. 1902.) — Aus dem Staarenleben 1901. (Sep. a. : Tier- welt. 1902.) — Die Waldschnepfe ' und ihr Zug bei Zofingen 1901. (Sep. a : Diana. 1902.) Aus dem Leben des Habichtes, des Sperbers und des Baumfalken 1901. (Ibid. 1902.) — Die Invasion der Bergfinken in der Schweiz 1901. (Sep. a. : »Orn. Beob.« 1902.) — Über unsere Wildtauben im Jahre 1901. (Ibid. 1902.) -— Vom Alpensegler. (Ibid. 1902.) — Die Blaudrossel. (Ibid. 1901.) A. Newton: Ootheca Wolleyana. Part. II. — ■ London. 1902. Parrot: Die Schneegans in Bayern. (Sep. a.: Orn. Monatsschr. 1902.) S. Brusina: Die Obedska Bara. Agram. 1902. kl. 8. J. Thienemann: Einiges über unsere Krähen. (Königsberger Land- und torstw. Zeit. 1902.) — Vogelwarte Rossitten. (Orn. Monatsber. 1902.) A. Girtanner: Eine zerstörte Kolonie des Alpenseglers. (Orn. Monats- schr. 1902.) O. Finßch: Zur Versöhnung zweier toter Meister (Hartlaub — Petenyi.) (J. f. O. 1902.) C. Lindner: Eine Pilgerfahrt nacjji dem Mekka deutscher Ornithologen. (Orn. Monatsschr. 1902.) A. Nehrkorn: Katalog der Eiersamm.lung. — Braunschweig. 1899. E. Rüßler: Popis ptika hrvatske famie. (Soc. Hist. Nat. Croat. 1902.) Gabriel: Ein Beitrag zu der Frage.: Mauserung junger Hühnervögel, (Zeitschr. Forst- und Jagdw. 1902.) 1 ■ä ''til Ai I V g:. t Ttrantw. Redakteur, Herausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tscliusi zu Scbmidholien, Hallein. Druck von Ignaz» Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien) Kirchenplatz 13. Ausgegeben am 15. Juni 1903. ((i trf ORGAN für das pakearktisehe gaimengebiet. Herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, früherer Präsident d. „Kom, f ornith. Beob -Stat. in Oesterr, -Ungarn,“ Ehrenmitgl. d. „Ungar, ornith. Zentrale“ in Budapest, des ornith. Ver. in München, des Ver f Vogelk. in Innsbruck, des Ver, f. Vogelk. & Vogelsch. in Salzburg, ausserord. u. korrespond. Mitgl. d „Deutsch Ver. z. Schutze <3, Vogelw “ in Halle a]S., der „Naturf.-Oesellsch. d. .Osterlandes,“ des. Siebenb. Ver. f, Naturw in Hermannstadt, Korresp. Memb. of the „Ainer. Ornithol. Union“ in New-York, Mitgl. d. „Allgem. deutsch, ornith. Gesellsch*“ in Berlin, etc. XIV. Jahrgang. Heft 3, 4. — Mai-August 1903. Das „Ornithologische Jahrbuch“ bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 2 ‘/j Druck- hogen, Lex, 8. Eine Termehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12.50 Frks. = 10 sh. = 4.50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem er mässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem ' Baume auf dem Umschläge Aufnahme. Beilagen- und Inserateu- Berechnung nach Tereinharung. Alle Zusendungen, als Manuskripte, Druckschriften zur Besprechung, Abon- nements, Annonzen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Tilla Tännen- hof bei Hai lein, Salzburg, zu adressieren. Hallein 1903. Druck von Ignaz Hartwig in Preudenthal (Scbles.), Kirchenplatz 13. Verlaß (h-s Herausgebers. T f I ' K I.; ■ ► ► V SnsT' Wir ersuchen, die noch mehrfach ansständigen Abonnements ehestens begleichen zu wollen. Eben erschien : (Die Vögel Ungarns), A Hazai Madarviläg Megismeresenek Vezerfonala. (Leitfaden zur Kenntnis der heimischen Yogelwelt.) 170 Eredeti Szövegrajzzal Ees 9 Mümelleklettel. Irta IDr. Lvla.cia.ras2: Oynla M. N. Muzeum Igazgätö-ör. Anhang: Die VÖgcl Ungarns. Auszug in deutscher Sprache. Budapest, 1899 — 1903. 4. XXXIII und 666 pp. Preis Kronen 40. — Bestellungen sind an den Verfasser; Budapest, Ungar. Nation. -Museum, zoolog. Abteilung, zu richten. ■' "■ '• Auf Verlangen wird das erste Heft zur Ansicht gesendet. r=^^=== SammlfPh mi Litttabtra ¥@i die ihre Sammlungen durch Kauf oder Tausch bereichern oder die selbstge- sammeltes Material verkaufen wollen, empfiehlt sich als einziges seit 11 Jah- ren erscheinendes Fachorgan die Zeitschrift für Oologie, herausgegeben von H. Hocke, Berlin C , Münz-Strasse, 8, welche seit April 1901 in einem vermehrten Umfange erscheint. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung 3 Mark, nach den Ländern des Weltpostvereines 4‘25 Franks pränumerando. Die Zeitschrift bringt aus Fachkreisen belehrende und einschlägige Artikel, Brut- und Sammelnotizen, Merkmale schwer zu unterscheidender Eier, Literatur, sowie eine große Anzahl Kauf-, Verkaufs- und Tausch-Anzeigen. Probenutumern werden anf Wunsch frei zugesendet. ORGAN für das palaearktische Paunengebiet. JahrgangXIV. Mai— August 1903. Heft 3, 4. Etwas über den Einfluss, den die Nalirnug und Tempe- ratnrverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. Von H. Goebel. Die Oologie gehört darum schon mit zu den schwierigsten Studien, weil sie es mit einem Gegenstände, dem Ei, zu tun hat, das in jüngerer Zeit, wie mir so scheint, unter den Gegenstän- den ernster Forschung fast das Bürgerrecht zu verlieren beginnt. Ich habe mich in diesem Winter, nachdem ich mich fast wäh- rend 20 Jahren gar nicht näher mit Ornithologie und Oologie beschäftigen konnte, neben ang'estrcngten Arbeiten in den Museen, natürlich wieder mit der neueren Literatur bekannt gemacht und da nun freilich eine radikale Veränderung in den Anschauungen über Systematik, Artenwert, Nomenklatur etc. der Vögel gefunden, die größtenteils mich sympiithisch berührt haben. Ich habe aber nichts gefunden, was darauf hinweist, daß auch die Oologie vorwärts geschritten sei, auch bloß um einen halben Schritt, wenn ich von den Arbeiten von Kutter und den so hochwichtigen von Nathusius absehe, die doch den Beweis geliefert haben, daß die Beihilfe der Oologie dem Orni- thologen, sowohl bei Neuaufstellung von .Spezies oder Sub- spezies, wie auch wieder bei Verwerfung' derselben, unschätzbare Dienste leisten kann. Nach wie vor findet man in den meisten Arbeiten das Ei so nebenbei behandelt, man scheint zu glauben, eine Abbildung genüge im besten Falle schon vollständig. Eiermaße werden so gelegentlich auch noch gegeben, aber das, ich möchte sagen, nebst Korn, wuchtigste Kriterium, das Ge- wicht, findet man bloß ausnahmsweise berührt. — Für meine 6 82 H. Goebel: Über den Einfluß, den die Nahrung und Eiertabellen habe ich, abgesehen von den vielen tausenden, von mir in diesem Winter selbst genommenen Maßen, in der bisher durchgesehenen Literatur herzlich wenig Zuwachs ge- funden. Nur die Publikation König’s, dem ich mir hiebei erlaube, meine höchste Anerkennung auszusprechen, hat viele Lücken ausgefüllt; sonst habe ich meist bloß die ohne Beigabe des Gewichtes ziemlich wertlosen Maße mir eintragen können. Wenn unser alter Thienemann herabsehen könnte, würde er wohl traurig das Haupt schütteln über seine Jünger, welche die Wissenschaft, für die er eigentlich begonnen hatte, das richtig-e Lundament zu legen, nicht weiter auszubauen im Stande waren. Ls ist so, als ob man sich der Arbeiten des Mannes, der vor 60 Jahren schon mit richtigem Blicke erkannte, worin die Plauptunterscheidungsmerkmale der Eier zu suchen sind, nicht einmal erinnern wollte; kein Ornithologe hat sie, so- weit mir bekannt, bei Beschreibung der Eier in speziell ornitho- logischen Handbüchern benützt. Während unseres vorjährigen Naturforscher-Kongresses in St. Petersburg hatte ich Gelegenheit mit einigen der weni- gen Ornitliologen bekannt zu werden, welche Rußland besitzt und meine Ideen auszutauschen. Ich hielt auch einen Vortrag über die Bedeutung von Ei-Maßen in Verbindung mit dem Gewichte nnd bin erfreut gewesen, bei vielen ein regeres Inter- esse für die Oologie wachgerufen zu haben. Ich bin ersucht worden, meine Tabellen zu publizieren, einen synoptischen Eier- Bestimmer auszuarbeiten und was dergleichen mehr ist. Leider erlauben es mir die Verhältnisse nicht, mehr als sporadisch publizistisch tätig zu sein, da ich aus leidigen Nah- rungsgründen nicht in der glücklichen Lage bin, mich ganz meinem Lieblingsstudium widmen zu können. — Deshalb ist auch die Arbeit, welche ich hier der Öffentlichkeit übergebe, unvoll- ständig genug, aber wohl genügend, um anregend in dieser Richtung wirken zu können. Sie verdankt ihren Ursprung eigentlich der näheren Betrachtung der Maß- und Gewichts- tabellen, die ich speziell für die Eier einiger Vogelarten zu- sammenstellte, die mit solchen in Verwandtschaft stehen, welche auf Spitzbergen und im Innern Asiens von Bürge, Birula und Beresowsky gesammelt wurden. Die Bearbeitung der von diesen Herren mitg'ebrachten Eier überließ mir freundlichst 83 Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. Herr Bianchi; sie wird in seinen Arbeiten über die von den He rren g'esammelten Vog'elspezies erscheinen. — Durch einig'es mir in den Tabellen Auffallende angeregt, untersuchte ich auch noch größere Reihen von Eiern anderer Vögel und erlaube mir die Resultate dieser Untersuchung'en hiemit vorzulegen. Wie man daraus ersehen wird, lassen sich bei vielen Vögeln sehr auffallende Verschiedenheiten der Eier, insbesondere im Gewichte, nachweisen, je nach der Kost, auf welche der Vogel angewiesen war und welche Witterungsverhältnisse herrschten. Daß die Eier von Vögeln derselben Art aus verschiedenen Gegenden in den Größen variieren, auch in kalten Frühlingen kleiner, leichter zu sein pflegen, ist freilich schon früher von mir und anderen bemerkt worden; inwieweit aber diese Beobach- tungen sich wirklich auf größere Suiten und nicht bloß auf einzelne zufällig größere oder kleinere Eier gründeten, läßt sich schwer sagen. Ich lege nun hier bloß die Maße einiger jener Vogelarten vor, von denen ich größere Suiten gemessen habe und werde mich bemühen, daran die nötigen Erklärungen zu knüpfen, so- weit sie mir plausibel erscheinen. Bei Somateria mollissima tritt der Einfluß der Witterung, sowie auch der Örtlichkeit, aus welcher die Eier stammen, sehr schroff in der Tabelle*) hervor. Die scheinbare Abweichung an den Eiern von Zip Nawolok, 1901, aus der Gegend der Murman- küste (Nordküste der Fischerhalbinsel), woher nach Mitteilung der norwegischen Kolonisten, die fleißige Sammler von Eiderenten- eiern sind, die größten Eiderenteneier zu stammen pflegen, erklärt sich leicht durch den Umstand, daß ich dort erst anlangte, nachdem mit wenigen Ausnahmen den Eiderenten der Umge- gend schon wenigstens einmal die Eier genommen worden waren. Der Zeit nach mußte ich ausschließlich stark bebrütete Eier antreffen, fand aber bloß ein Nest, das zugleich das größte Ei barg, das ich je gesehen habe, mit 4 über halb bebrüteten 86 Eiern. Alle anderen waren frisch. — — mm. 1146 cg, o6 81 79 76 — mm. 1092 cg, mm. 1050 cg, — mm. 888 cg. Die Fundtage illustrieren das zur Genüge; 19./6. ä 4, 20. /6. ä 1, 21./6. ä 2, ä 4, ä 1, 22./6. ä 1, 25./6. ä 1, ä 4, 26./6. ä 1 und 9 *J Die Maß-Tabellen befinden sich auf p. 93 — 97. 6* 84 H. Goebel; Über den Einfluß, den die Nahrung und zugetrag'ene Eier. — Von den gefundenen war das vom 25. /6. ä 4 das stärkst bebrütete große Gelege, und die Einzeleier vom 26. und 25. /6 waren an Ufern kleiner Wassertümpel im Schlamm verlegt, oben gut mit Binsengras zugedeckt, wie ich ein ähn- lich verlegtes Ei auch schon einmal im Jahre 1900 in Jeretiki zufällig fand, weshalb ich auch die Ufer der kleinen Tümpel in Zip Nawolok, die mit ausgefallenen Eiderdunen wie leicht umsäumt erschienen, beim Eiersuchen berücksichtigend, um- ging, trotzdem ein Blick von den sie umgebenden Anhöhen hinab genügte, um an ihnen kein Nest zu vermuten. Die schwersten Eier stammen wie die Tabelle lehrt, von Jeretiki, 1901, dann folgen: Alexandrowsk, 1901, Subowinseln, 1900 (unfern von Zip Nawolok an der Nordküste der Eischer- halbinsel), Zip Nawolok, 1901, Jeretiki, 1900, Spitzbergen, bS99 und 1900, Jeretiki, 1899, Weißes Meer, Golez, 1896, [die drei letzten haben gleiches Durchschnittsgewicht; ich lasse sie aber in dieser Reihe folgen, weil die Spitzbergischen die kleinsten, daher verhältnismäßig schwersten, die aus dem Weißen Meer die größten, also verhältnismäßig' leichtesten sind] Ssolowezk, Weißes Meer, 1879, Kriwoje Scheja, Nowaja Semlja, 1899, Duneninsel, Nowaja Semlja. 1900, Matotschkin Scharr, Nowaja Semlja, 1889. Die 3 Einzeleier sind unberücksichtigt geblieben. Soweit es Spitzbergen und die Murmanküste anbelangt, ent- sprechen auch die Maße der Eier fast der durch das Gewicht bedingten Reihenfolge. Der Größe nach steht obenan Jeretiki, 1901, dann folgen: Alexandrowsk, 1901, Zip Nawolok, 1901, Subowinseln, 1900, Jeretiki, 1900, Jeretiki, 1899, Spitzbergen, 1899 und 1900. Sie bilden eine geschlossene Gruppe von Ufern, die der Golfstrom umspült, der der Meerestierwelt den atlantischen Charakter gibt. Eine zweite ebenso charakteristische Gruppe bilden die Eier von Nowaja Semlja und dem Weißen Meere, deren Meere.sfauna wenig'stens zum großen Teile eine arktische ist. Die Eier sind im Durchschnitt groß und schwer. Atlantische Gruppe aus 2 kalten und 1 warmen Jahre 254 Eier . Breite 52^ mm., Länge 78 mm , Gewicht 892g cg. Arktische Gruppe aus 2 warmen und 2 kalten Jahren Breite 53 mm.. Länge 78g mm., Gewicht 830 cg. 121 Eier . Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. 85 Somit sind die Eier der atlantischen Gruppe um Oy mm. schmäler, um 0„ mm. kürzer, dabei aber um 62g cg" schwerer, als die Eier der arktischen Gruppe, von denen dazu noch 51 Stück, also fast die Hälfte, in warmen Jahren gesammelt wurden, während von den atlantischen bloß 93, also kaum * mehr als f/g aus warmen Jahren stammen. — Auffallend klein sind die Eier von West-Grönland, deren Gewicht leider nicht angegeben war ; über die Baltischen Eier läßt sich kein Urteil fällen, weil ihrer zu wenige vorliegen, doch scheinen sie jeden- falls zu den kleinen und leichten zu gehören. — Sehr möglich ist es aber, daß sie nicht einer ersten Brut entstammen und sich daher aus ihren Maßen und Gewichten keine Schlüße ziehen lassen, da in Gothland sowohl, wie in Estland es genug Lieb- haber für die großen, wohlschmeckenden Eiderenteneier geben wird, die ihnen fleißig nachstellen dürften Sollte es sich aber erwei.sen, daß durch eine größere Reihe baltischer Eiderenteneier aus erster Brut der Nachweis geliefert würde, daß sie sich im Gewichte trotzdem den Eiern von Nowaja Semlja und denen des Weißen Meeres anschließen, wie das nach dem Vor- liegenden scheint, so muß ein Zusammenhang existieren zwischen dem Eigewichte und der Kost des Vogels, je nachdem sie aus einem mehr oder weniger salzhaltigen oder aus süßem Wasser stammt. Denn wenn ich nicht irre, ist der Salzgehalt des Meeres an den Küsten von Nowaja Semlja, des Weißen und Baltischen Meeres ein niedri- gerer, als speziell der der Murman-Küsten-Gewässer. Zudem hat ja noch einst ein Zusammenhang zwischen dem Baltischen und Weißen Meere bestanden, die Ostsee ist eine Zeitlang ein Busen des Eismeeres gewesen. Entsprechend dem verschie- denen Salzgehalte des Wassers ist auch die Eauna eine ver- schiedene, wenn auch noch teilweise verwandte. Ein weit größerer Unterschied macht sich aber schon bemerkbar zwi- schen der Salz- und Süßwasserfauna. Da finden wir nicht nur sehr wenige Arten, welche in beiden Wässern leben können, sondern wir wissen, daß es ganze Gattungen und Eamilien gibt, die bloß dem süßen oder salzigen Wasser eigentümlich sind. Und es scheint mir nun so, als ob die vSüßwasserkost günstiger, die Salzwasserkost ungünstiger auf das Eigewicht einwirkt, jene eine größere, diese eine geringere Menge Kalkabsonde- 86 H. Goebel: Uber den Einfluß, den die Nahrung und rung- zur Bildung- der Schale jeden Eies bei gcAvissen Vogel- arten erlaubt. Ob aber bei allen, ist eine Frage, die ich nicht mit „ja“ beantworten kann; denn ich habe auch Beispiele da- für, daß man nach der mutmaßlichen Kost allein nicht auf die Schwere der Eier schließen kann. Bei der Eiderente aber fällt der günstige Einfluß der Süßwassernahrung sehr g-rell in die Augen. * Wie aus dem oben x\ng-eführten zu ersehen ist, stammen die schwersten Eier von der Murmanküste, wo die Eiderente auf den Inseln, selten auf dem Festlande brütet, immer in der Nähe von Süßwasserteichen und flachen Seen, die überreich an allen möglichem Gewürm, vorherrschend Insektenlarven und krebsartigen Tierchen sind. Da die Ente sehr fest auf den Eiern sitzt und nur aufgescheucht dem Meere zufliegt, den größten Teil der Zeit kurz vor und während der Lege- und Brutperiode am Lande, an den Ufern dieser Seen zubringt, wohin ihr auch das sonst so sehr landscheue Männchen folgt, so ist es natürlich, daß sie sich während dieser Zeit fast aus- schließlich von Süßwasserkost nährt. In warmen, frühen P'rüh- lingen wird sie wohl nur ausnahmsweise einmal Seegewürm verspeisen, in kalten dagegen w’ahrscheinlich häufiger, da in der Brutperiode das Tierleben in den eben erst von der Eis- decke befreiten Süßwasserteichen noch wenig entwickelt ist. Diese Beimischung- drückt sich sofort auch in den Eiern aus. vSie sind in kalten, späten Frühlingen leichter. Daß hiebei nicht die Lufttemperatur eine Rolle spielen kann, wird leicht ver- ständlich sein, wenn man bedenkt, daß die Eiderente ein Vogel ist, der bloß zum kleinen Teile (meist junge Q) in den ge- schützteren P'jorden, zum größten Teile auf offenem Meere, an den Rändern des Treibeises überwintert. Der kälteste Früh- ling muß der Eiderente behaglich warm erscheinen. Auf die Meeresfauna hat zudem ein kaltes oder warmes Jahr gar keinen Einfluß, meistens sind sogar in kalten Jahren die Ufer reicher an den verschiedenen niederen Tieren, von denen sich sowohl Fische, wie Eiderenten nähren, als in warmen. Nahrungsman- g-el kann somit ebenfalls nicht ungünstig auf die Menge der sich absondernden Kalkmasse einwirken. Auf Nowaja Semlja, im Weißen und Baltischen Meere sind die Eiderenten ausschließlich auf Salzwasserkost angewie- sen, da es am ersteren Orte so gut wie gar keine niedere Tier- Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. 87 fauna in den Süßwasserteichen gibt, diese auch noch dazu zur Brutzeit eisbedeckt sind, während in den beiden anderen Meeren die Eiderente ausschließlich auf küstenfernen kleinen Fels- oder Sandholmen brütet, welche keine Süßwassertümpel besitzen. Das hier eben Gesagte findet voll seine Bestätigung durch das Eigewicht der folgenden beiden Arten. Colymbus septentrionalis gehört zu den Vögeln, an deren Eiern man mit am besten den Einfluß sowohl der Örtlichkeit, aus der sie stammen, als auch der Kost und der Witterungs- verhältnisse des Jahres bemerken kann. Wir können die in die Tabelle aufg'enommenen Eier in zwei Elauptgruppen teilen, ln die erste gehören solche, welche über, in die zweite solche, welche unter 700 cg wiegen, wenigstens im Mittel von min- destens zwei Eiern. Die zur ersten Gruppe gehörenden stam- men aus Wäldern und ausschließlich von den Ufern von Süß- wasserseen, aus der Regio sylvatica, die zur zweiten Gruppe gehörenden dagegen wieder alle entweder von der öden Meeresküste oder, wie die vom Taymyr und wahrschein- lich auch von Anderson River aus einer hart an die glaciale Region grenzenden baumlosen Gegend des Innern. Innerhalb dieser Gruppen, wenigstens der zweiten, da für die erste direktes Vergleichsmaterial fehlt, macht sich wieder für die Eier von der Küste Lappland’s deutlich der Einfluß warmer und kalter, frü- her und später J^rühlinge und Sommer bemerkbar. Die schwer- sten Eier stammen aus dem tiefsten Innern des Kontinentes, aus Sibirien und vom Ural. Ihnen schließen sich die Eier an von Ssolowezk, Cholmogory und Alexandrowsk. Erstere beide Plätze liegen noch in ausgesprochener Regio sylvatica inferior, der letztere oder besser gesagt statt Alexandrowsk der ihm gegenüber gelegene Fundplatz am Ssrednyfluße, an den äußer- sten Grenzen der Regio sylvatica superior und von der Mün- dung der Wytschegda aus in der Regio sylvatica inferior. Ihnen folgen als zur zweiten Gruppe gehörig die Eier aus günstigeren Jahren von der Nordküste Lapplands; von Zip Nawolok, Pasafjord, Jeretiki, dann die Eier von den Küsten borealer Süßwasser Sibiriens und Nordamerika^, von Spitzbergen und aus ungünstigeren Jahren von Lappland, Nordküste Jeretikis, Pasafjord, Tiriberka, von der Petschoramündung und schließlich Eier aus den Küstengegenden mit schon direkt arktischem H. Goebel; Über den Einfluß, den die Nahrung und Klima: Matotchkin Scharr, Grönland, Lenamündung. Den Schluß bildet nun freilich wieder ein Gelege aus sehr ungün- stigem Jahre von Lappland’s Küsten, dessen ganz besondere Kleinheit und Leichtigkeit aber von dem Umstande abhängt, daß es entschieden einer zweiten, wenn nicht dritten Brut an- gehört, worauf auch schon das sehr späte Datum des Fund- tages hinweist (1. Woche im Aug'ust). In den Jahren 1899 und 1900 traten infolge sehr starker Regengüsse die Gewässer in den Bergkesseln sehr häufig über die Ufer, vernichteten die Bruten vieler Uferbrüter und zwangen die Vög'el zu wieder- holten Brutversuchen. So fand ich 1900 noch am 19. /IX. ein erst halb erwachsenes Junges von C. septentrionalis auf einem kleinen Bergtümpel und am 19. /VII. ein Nest mit 1 frischen Ki an einem ähnlichen kleinen Gewässer nach mehrtägigem starken Regen, cirka 1' unter dem Wasserspiegel auf Jeretiki. In dem Jahre kamen fast alle auf und an dem Bergsumpfe auf Jeretiki ausgebrüteten Jungen der Sterna macrura um, und der faulen Eier gab es so viele hier, daß man bei einigem Nach- suchen hunderte sammeln konnte, da merkwürdiger Weise die Raubmöven, die so gerne Eier rauben, gleichviel, ob frische oder bebrütete, diese faulen unberührt ließen, trotzdem sie ganz schutzlos da lagen, noch wochenlang nach Abzug der Sterna macrura^ welche meine Insel gewöhnlich drei Wochen vor der Lestris richardsoni verläßt. Wenn auch aus den 24 angeführten Gebieten, resp. Jahren, verhältnismäßig wenig Eier aus jedem vorliegen, so kann un- möglich hier der Zufall mitspielen, der den verschiedenen Samm- lern immer gerade bloß die Eier in die Hände spielte, in der Waldregion die schwersten, in der Küstenregion die leichtesten, in kalten Jahren leichte, in warmen schwere, welche vermuten lassen, daß Süßwasserfischkost, resp. warme Jahre günstig, Salzwasserfischkost, resp. kalte Jahre ungünstig auf die Ent- wicklung' des Eies in Bezug auf die Schwere einwirken. Wenn weiters auch die Anzahl der Eier die gemessen wur- den, 53 Stück, keine absolut große ist, so gewinnt sie sehr an Be- deutung durch den Umstand, daß sie wenigstens 42 Gelegen entstammen. 53 Enten- oder Hühnereier würden bloß eine ge- ringe Bedeutung besitzen, da sie ja schon aus 3-5 Nestern stammen könnten; das Mittel aus dieser Anzahl hätte daher Temperaturverhältnissc auf die Eier der Voird ausüben 89 nur wenig' Wert. Das Mittel aus 53 Colymbus-YJx^xw aber be- sitzt schon einen sehr bedeutenden Wert, da es aus 2 Eiern schon unter Umständen dem Mittel aus 20 und sogar mehr Hühnereiern eines Geleges gleich an Wert ist. Wenn ich auch davon überzeugt bin, daß man in der-Zukunft Eier von Küsten- brütern finden wird, oder solche sich schon in Kollektionen finden, die schwerer, von Waldbrütern dagegen solche, die leich- ter als 700 cg wiegen werden, so glaube ich nicht, daß sich dadurch die Durchschnittsgewichte so stark ändern können, daß es sich bei noch so großer Anzahl schließlich erweisen sollte, daß kein Unterschied zwischen den beiden Kateg'orien besteht, oder daß gar die Waldbrüter im Mittel leichtere Eier als die Küstenbrüter legen. Es wird sich eben bloß um vereinzelte Ausnahmen handeln, welche kaum das von mir hier Behauptete zu erschüttern im Stande sein werden. Deshalb will ich, darauf fest bauend, weiter schließen und auf folgendes aufmerksam machen: Die Zugvögel, welche an einem gewissen Orte ausge- brütet wurden, kehren gewöhnlich später zu demselben Platze zurück und suchen, sich in der Nähe desselben ihr Heim zu gründen. Ich meine nun, daß sich sehr leicht 2 Rassen heraus- gebildet haben können : Küstenbrüter, welche sich von Meeres- fischen nähren, an Gewässern brüten, welche eine weite Aus- sicht erlauben; Waldbrüter, die ihr Nest an waldumsäumten Seen anlegen, sich mit der Aussicht bloß auf den Spiegel des Sees begnügen und von Süßwasserfischen sich nähren. Es liegt der Gedanke nahe, daß .sich bei so verschiedener Eebensweise und Kost auch kleine generelle Abweichungen im Körper und im Gefieder allmählich entwickelt haben können, und des- halb empfehle ich C. septentrionalis dem genaueren Studium der Systematiker. Das von C. septentrionalis Gesagte gilt auch für Mergiis serrator. Die Eier der Küstenbrüter, der auf Salzwasserfisch kost angewiesenen Säger sind leichter als die derer, welche an Waldseen brüten und von Süßwasserfischen sich nähren. Wenn auch nur 15 Eier vorliegen, welche an süßen Wässern bei Kola, in Estland und am Kontschosero aufgefunden wurden, so stammen sie doch aus 5 Gelegen, da die 13 vom letzten Platze stammenden von mir 3 Nestern entnommen wurden. Es ist natürlich, daß auf Grund dieser verhältnismäßig g-eringen Anzahl 90 H. Goebel: Über den Einfluß, den die Nahrung und von Eiermaßen es vorläufig nicht ang'eht, sichere Schlüsse zu ziehen ; sie können nur vorläufig als Bestätigung des von S. viollissDua und C. septentrionalis Gesagten dienen. Bei Lesiris richardsoni , der kurzschwänzigen Schmarotzer- raubmöve, die ich so benenne, weil ich meine, daß der Name L. crepidata, unter welchem man sie nach 1885 meist angeführt findet, in Zukunft zu Konfusionen Veranlassung geben wird, scheint ein warmer Sommer günstig auf die Entwicklung der Eier einzuwirken, soweit ich nach den in den letzten 6 Zeilen der Tabelle angeführten Daten urteilen kann. Die vorhergehenden haben keine Bedeutung', da die Jahreszahl meist nicht bekannt ist. Doch war 1883 ein warmes, 1884 kein besonders kaltes Jahr. 1901 war der Frühling sehr warm, 1900 ziemlich und 1899 sehr kalt. Bei Rissa fridactyla läßt sich kein Unterschied bemerken nach den Jahren. Das Gewicht der Eier aus den Jahren 1884' und 1901, einem ziemlich kühlen und einem recht warmen, ist so ziemlich dasselbe. Von den anderen Plätzen liegen zu wenig IDaten vor, um sie in Betracht ziehen zu können. Bei der nächstfolgenden circumpolaren Harelda glacialis lassen sich ebenfalls der Lage nach keine Unterschiede nach- vveisen. Die schwersten und die leichtesten Eier stammen aus den wärmsten Geg'enden ihres Brutbezirkes, aus Jeretiki und vom Pasafjord, nur läßt sich an den Eiern in der Farbe ein gewisser Unterschied bemerken, indem die Eier von den Küsten des Barenzmeeres heller und auch glänzender sind, als die Nordsibiriens und Amerika’s. Bei Anthus pratensis und cervinus macht sich der Einfluß des Jahres auf das Ei wohl bemerkbar, doch weniger in Bezug auf das Eigewicht, sondern merkwürdigerweise in Bezug auf die Eiform. Bei den ersteren lassen sich zudem noch Unterschiede in der P'leckenform nach weisen, je nachdem diese Eier aus der Wald- oder Küstenregion stammen. Ich habe hier bloß spe- ciell Lappland im Auge, weil ich aus anderen Ländern bloß 10 Eiermaße von A. pratensis aus Petersburg besitze und ich die Singvog'eleier der Akademischen Sammlung noch nicht durchgemessen habe. Zip Nawolok und Jeretiki gehören in die letztere, Pasafluß in die erstere Region. Wir sehen nun, daß die Form der Eier aus dem Waldgebiete eine kürzere ist, als aus dem Küstengebiete, und daß wieder in diesem die Eier Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. 91 aus dem warmen Jahre 1901 länger, als die aus den kalten Jahren 1890 und 1900 sind, Ähnliches beobachtet man auch an den Eiern aus dem Waldgebiete; in warmen Jahren sind die Eier länger, in kalten kürzer. Im Eigewichte stehen sich alle recht nahe. — Der besseren Übersicht halber gebe ich hier den Unterschied zwischen Eängen- und Breiten-Durchmesser und füge gleich den für A. cervi/ms-KAr hinzu, die ich später in den Betrachtungskreis ziehen will. Der mittlere Längendurchschnitt ist größer als der Rreitendurchschnitt um: Mm, 6^ bei Anthiis cervimis 1900, offene Küste, Zip Navvolok. ,, 6„ ,, ,, 1899, ,, Jeretiki. ,, 5ß ,, ,, 1901, ,, Zip Nawolok ,, 5^ ,, ,, 1901, Kolafjord, Ale.xandrovvsk. „ 5,| ,, ,, 1901, Pasafjord, Kirkenäs. ,, 4g ,, Autlnis pratensis 1901, offene Küste, Zip Navvolok. ,, 4, ,, ,, 1899, ,, Jeretiki. ,, 4g ,, ,, 1900, ,, Zip Navvolok. ,, ,, ,, 1901, Waldregion, Pasalluß. ,, 4g ,, ,, 1900, ,, Pasafluß. Wir sehen hiebei nun 1., daß die Eier von A. cervinus im Gegensätze zu A. pratensis in kalten Jahren eine gestreck- tere, in warmen eine kürzere Form besitzen, während umge- kehrt die Eier von A. pratensis in warmen Jahren bauchiger als in kalten sind und 2.. daß sowohl in kalten, wie in warmen Jahren die Eier von A. pratensis aus der Waldregion in Eapp- land um gleichviel kürzer sind als solche von demselben Jahre aus der Küstenregion. Diese nähern sich den kürzesten Eiern der A. cervinus bis auf 0^ mm. in warmen Jahren, während sie .sich in kalten bis auf lg mm. entfernen. In Bezug auf die Färbung will ich noch bemerken, daß die Eier von A. pratensis aus der Küstenregion sich in der Form der Fleckung den Eiern der A. cervinus zuweilen nähern, d. h. in der grauen Färbungsnuance, während die aus der Waldregion stammenden entweder fast einfarbig oder mit rundlichen Flecken dicht übersät sind, häufig einen schwarz- braunen Federzug zeigend. Grau gefleckte A. cervinusAAetr habe ich bisher nicht gefunden, während A. pratensis^ genau so wie A. arboreus, in allen Farbennuancen variiert. A. cer- vinus variiert überhaupt nicht viel und ähnelt darin A. rupes- tris^ dessen Färbung auch keine großen Abweichungen zeigt. 92 H. Goebel: Über den Üinflaß, den die Nahrung und Es wäre interessant zu erfahren, wie in südlicheren Gegen- den das Verhältnis der Eiform von A. pratensis aus waldleeren Küstengegenden und von AVald und Busch umschlossenen Wiesen- oder Heideflächen sich zu einander stellt, und ob dort auch die kürzere, bauchigere Form an Eiern aus waldreichen, die gestrecktere Form an Eiern aus waldarmen Gegenden sich bemerkliCh macht. Hiemit will ich schließen. Falls ich gelegentlich wieder Zeit haben sollte, werde ich weiter meine Tabellen durchmustern; es werden sich ja wohl noch bei mancher anderen Vogelart Eigentümlichkeiten am Ei nachweisen lassen, die es bloß be- sitzt, wenn es aus gewisser Gegend oder aus gewissen Jahren, die sich durch große Wärme oder Rauheit ausgezeichnet, stammt, und darüber werde ich weitere Publikationen folgen lassen. ! Somateria mollissima. Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. 93 o u o C c/) V 'Ci > s •s G ^ Z! ^ ^ o -C ■c 2 — cC ^ \ Cu ‘ ^ < M CU - > £^''E (/) cn > T3 > ■o ^ < rf. ^ ■c u X3 -C O X3 •G V) cq LT O M 'S > ^ ^ CL, O . (U ^ H d> u ^ o o • w; • w-a 5 -C CJi vu ■/■ ■' - [> I> l'* o o oc X cö |a oc \0 'Cf 'O rf QS lO rj* «g- 0 0 0 — 0 O G =5 O (O O CC CO O t-i o 00 CO O O O CO CO 00 CO CO CO CO CO 00 0*5 VO CO vO lO G M cd ^ B CM CO 00 lO o o lO lO lO H ei o Q ;^; D m^z O O-' o o o o -10 CO a^ 00 OS 20 o • 'S o Ul .-S S ^ £ aj (1) o ■§ V E 5^ a X p 3 O- n O P o •1 O: 3^ pT 3 Cu r 0> P Cu o c- 3 Cu CD 2. 5^ C/) CD ?r ^ c/2 . n rr 3: 3 a 3 3 crq N H §' p^ :n> ^ C hL “ n r» ' *T1 . CD jy ■ 5; 5: O 2. ^ 3 a ^ ^ ^5 o 3 . . Cl -I > ?r p 3 er 3 H 3 H 3 3 crq 3 Zahl C 2 a o H CO vO to CO o OE O o^ o 4^ CO o CO 00 00 00 00 vO -P CO 00 00 VO o^ o o o 00 a^ VO cn 4:^ Ji. 4k ^ 4i. -P •vj CO C71 cn ^ X cn cn cn 0^ 0^ 0^ •vjOOOOOO^- On 00 O CO so to ON Os cn lO CO CO Os Os O' -{ 3 (/) •-: -•orq p: " E 3 0> TO '-d CI- (T) D, ro CL — Id 2 f» w o 2- ci- Cu . fT> d> ? ^ rr . er ! 5.crq o» - a ■ p- - «' E « n. cr 2 -! 01 3 t/3 H— 03 CT E- ^ 3^ >-t ■ (Kl o_ p-1 >; ?r p Cu Cu r •*0 : CD ' 2- ^ — c 71 C >-0 — CD CD -{ CD o CO CD 2* ^ CL < §! &- 1 >E rTTc p - Cu • C/5 CUB ^ r C- M tn > 71 er ?^2-g a § 71 ?r o p — a ' o ■ o 5 ö- 5 CD 7171 2. 2- 71 • • .0 ac 71 2, ’tc w, W O. „ _ b^r-E.B.fT^E E p 3-: 3. 3. L o o o 2. o“ C'. n> 2 E Eto E TI nb 3* CT 3 { CU < o : CD CL ^ ' “ tn >3 TT i-t p aq CL-* n CU * CD < ^ < p w‘ ^ t/3 O t/3 -H ^ C 3 3 ? 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CO ^ .PH S 0^, 0.! . _o o O tn •5. - - i 96 H. Goebel: Über den Einfluß, den die Nahrung CO 00 O < P C!> (/} W P ^ T'.rr? 3 o- cc o crq P 3 cl P > in ^ Q > 3? p ^ o ■ ^ “O 3 ^ '0^2. ^ a: 3 CL C 3 p p 3 Cl r - n> :. I “r^ ! 3J W 2 (Xi ^ 3 g g P O 3 • ' 2- o :^ . . . P 'O O: -t 00 3* ® i-ö- O 00 00 O O I O 00 --1 O O I O CO vO K- —* CO CO CO 00 00 00 CO W CO 00 ,,9® 00 .p CO CO CO CO .'«O vO O ^ 00 CO CO ^ •^1 TO S" a in ■ 3 P- r^'i >-d o, -0 rt — o ■ r*> o w CC O" O' c= ■ C!^ ^ 2 X- ^ CL O: S C. 353 3 3 ^ a o CD C, 05 F. 2- ^ T) ■ p a I > 3 ; w : P CT 1 p S I CTQ o >a- 3 p *-t ■ P p‘C'-i CL < CL < CL C/) (t C/3 3 s ^ ^ §, O. CO — er * c Oc/q O '* B) O a P= a : (/) ( c/) er I rD 05 ' 3 — : ‘ I>T\ rr ^ t - 3 OQ a> ch •-J O S: 0> 3. r& p ^ o • C CO pu 3: er P C CL 'TO CL C-'TO “ s CD 1^ . 3 er p < W3 m O ^ CO o> • c ® c ^ oa Cfq O- CT M — 3 Zahl a z o o PC H B ^ B r B g C2 B B r 1=^ M B r- B g E= B B V- B ^ § M B V- B S B B r- c 3 Cl cc o er CL n> ft » W B o o — er ft rr r-* CL ÜT Ot 00 — ^ B -1 X3 B ft -t pr — ■ 3 Ä 2^ 3 N CL 1 ^ n, er O 5 o: :c" TO M 3 ft . 3 . (rt « O “t p n P er CL er ^ o C3 a :r.^_ O 00 vO O 00 o -* 4i r-i I ff T Q. ff CQ_ ff O cö' W CL CO CL to .CO 00 vO P vO enen'^c;' o O O -p „•*=*• o CjxCJ^CTiCn m CJiCJiCTi o.p EO^p n: n: CO on N3 NO NO NO NO 4!k <1 00 00 vO O 00 4^ 00 4k CO CO CO •P 4k NO 00 NO 4k NO NO NO CO 4k cn 4k CN NO B B CO CO s C PT pr 2 p ^ o> >-s pip-* pl Pi , c B- 5-TO zn CO tu P td o « 5 t3- t3- 3 • • QTQ hd hd 05 ® ® CO 03 P' o* . Xi rr o o ■ B — -- p- • • M ra O O >r- • o o S et ft B. ^ er er BC ft tf] — ft o 3- B Zahl G 52 ö O 23 H B ^ B r B ^ B “ B M B g Pi B B r !?• B ^ ^ tu B r d 3 CL S n» ^ er CL (X 2 ^ 2- r> — 3* I Rissa tridactyla. Anthus pratensis. Temperaturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben. 97 Wo befindlich und Name des Kollektors Koll, Goebel Koll Liliestierna Koll. Goebel Koll. Liliestierna Koll. Goebel Koll. Ssolsky Wo befindlich und Name des Kollektors Koll. Goebel Koll. Goebel Koll. Goebel Koll. Liliestierna Koll. Goebel Gewicht in cg '.B i CO O Q' 1 Gewicht in cg 1 Mini- mum ^ 1 o^ 1-t * Maxi- mum 00 C-l CO CO T-I Maxi- mum CO (n 1 Mittel cT cT cT o o Mittel rT rT o’ o" 1 Länge in mm. Mini- mum i> i> r- 1% i> c/5 ^ ^ ^ ^ ^ 3 C Länge in mm. .a i a a ^ 00^ r- 1— » 1-^ Maxi- mum 1 ’> t-h'*’ O O O^" O cÖ' ^ (M (M (M M ^ r-l T-I rH 1 FUNDORT Zip Nawolok Pasafluß Jeretiki Pasafluß Zip Nawolok Petersburg FUNDORT Zip 'Nawolok . Zip Nawolok Alexandrowsk . Pasafjord . Jeretiki 1 m^z ^ lO CQ O lO O ^ kO CO OC mz ^ 5 T-i OC ■O 7 98 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland, Ein Ausflug nach Nord- Russland. Von Prof. 6. Janda, Brünn. Die Gegend, welche ich zuerst bei meinem heurigen Ausfluge nach Nord-Rußland eingehender untersucht habe, liegt ca. 3 Stun- den östlich von der Eisenbahnstation Siwerskaja (einige Stati- onen südlich von St. Petersburg) und bildet die Domäne des Fürsten W'ittg'enstein, wo mir der hohe Jagdherr volle Freiheit zu meinen Zwecken gestattete und einen Uhu und ein Reit- pferd zur Verfügung stellte. Das Terrain ist zum Teil eine äußerst flache, wellenförmige Ebene, wo Felder, kleinere Wäld- chen und Gestrüppe mit feuchten Wiesen abwechseln, teils eine tiefe, wie eine Tischplatte gerade Ebene mit einem ca. 16000 h umfassenden, teils altem, teils jüngerem, ununterbrochenen Wald. Den Bestand machen Birken, Erlen, Tannen, Fichten, Espen und Weiden aus, und nur kleinere morastige Wiesen oder tiefe Moorstücke unterbrechen den ziemlich schlecht wachsen- den und nicht sehr dichten Wald. Der Unterwuchs macht sich nur auf den trockeneren Teilen bemerkbar; sonst ist der Boden meistens nur mit Riedgras und Moos bedeckt. Einzelne trocke- nere Partien nehmen sich parkartig aus, sumpfige machen je- doch den Eindruck eines charakteristischen Urwaldes. Mitten im Walde liegt ein flachufriger, trauriger See, mit ca. 4-6 m tiefer Torfschicht an den Ufern. Kein Schilf, keine breit- blättrige Wasserpflanze ziert seinen Spiegel, nur kurze Erio- phorme und Riedgräser bedecken seine seichten Stellen. Zwischen lehmigen und torfig-en Ufern windet sich ein kleiner Fluß, welcher den geschlossenen Wald und die Wiesen und P'eldpartie von einander teilt. Dicht am Ufer dieses P'lüß- chens, am Rande der tiefen Wälder nahm ich in einem ein- samen P'orsthause mein Standquartier. Infolge der na.ssen Witterung standen alle Wälder stel- lenweise unter Wasser, wenigstens war der moorige Boden vollständig naß. Gleich den nächsten Morgen — am 8. VII. — weckte mich um 3 Uhr in der Früh ein einförmiger, an den Hänfling- etwas erinnernder Gesang, welcher mir ganz unbekannt war. Auf dem Gipfel einer Staude im Garten saß der blutrote Bursche — ein Carpodacus erythrinus — verschwand jedoch bei meinem Versuch, das Fenster aufzumachen auf Nimmerwiedersehen für G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 99 diesen Tag. Jeden Morgen zwischen 3 und 4 Uhr er- schien er regelmäßig durch die ganze Woche, sang vergnügt sein kurzes J^iedchen bis zum Überdruß, flog dann in den Gemüsegarten und suchte hüpfend nach Nahrung. Da ich keinem anderen Exemplare in der ganzen Umgebung mehr begegnete, entschloß ich mich mit schwerem Herzen, den lieb- lichen Gast am 7. Tage vom Fenster aus abzuschießen; je- doch der Vogel stellte sich nicht mehr ein und war von dieser Zeit an verschwunden. Vielleicht hat unsere Hauskatze meine Sentimentalität aus speziell ornithologischen Gründen ausgenützt. Ein anderer Vogel, der sich auffallend ganz nahe um meine Wohnung herumtummelte, war der braunkehlige Wiesenschmätzer. In der oben erwähnten Wiesen- und Eelderpartie saß er auf jedem Zaun und auf höheren Gras- halmen, manchmal zwei bis drei Pärchen auf einer Wiese von 200 Schritt im Geviert. Sogar in der Waldpartie erschien er auf größeren Waldwiesen. x\m 15. Juli flügge Junge, am 18. August, wo ich von der weiteren Reise nach Norden zu- rückgekehrt war, waren alle verschwunden. Unmittelbar um das Haus herum notierte ich noch wei- ter: Motacüla alba, Budytes ßaviis, Emheriza citrinella, Acan- this canytahina und Passer montanus, durchwegs schon mit flüg- gen Jungen. In einem Starkasten im Garten fütterte noch ein Paar Junge, die übrigen waren schon verlassen. Zwei Paar Rauchschwalben nisteten im Dachgiebel. Meine Hauptaufmerksamkeit war jedoch dem geschlosse- nen Walde gewidmet. Gleich beim ersten Ausfluge fiel mir das massenhafte Vorkommen von Phylloscopus rufiis und trochiliis auf ; aber trotz aller Mühe g'elang' es mir auch später nicht, darunter borealis zu finden. Gemein war auch der Buch- fink. Von schwarzköpfigen Meisen, die sehr zahlreich vertreten waren, ging mir leider mein ganzes, separat einge- packtes Material, ca. 40 Stück, verloren, so daß ich nur aus oberflächlicher Erinnerung' .sagen kann, daß unter ihnen auch einige typische P. borealis waren. Ferner notierte ich ; Aegithalus caiidatus, Sylvia curruca, Sylvia, simplex, atricapilla, Aluscicapa grisola, alle gemein, zweimal auch Muscicapa atricapilla, ausgefärbte Männchen, am Waldrande unweit der Försterei. Inmitten des geschlossenen <2* 100 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. Waldes auf einer kleinen WaldblÖße wohnte ein Paar Rauch- schwalben im Dachgiebel einer halbverfallenen Hegerhütte. Von Zeit zu Zeit bemerkte ich kleine Kolonien oder einzelne Paare von Apus apus über den Baumkronen kreisen und spa- ter gelang es mir einige zu beobachten, welche sich wiederholt in den struppigen Kronen der alten Fichten an Baumstämme anhängten und dort längere Zeit verblieben, so daß ich anneh- men muß, daß in den Rindenrissen auch ihre Nester standen. Stundenweit ringsherum befindet sich keine Ansiedelung, ge- schweige denn höhere Bauten. Im Unterwuchse huschten zahl- reiche Zaunkönigfamilien und im Laubwald lockten ein- zelne Ruticilla phoenicurus. Von den Wipfeln der Bäume klaug stellenweise auch der volle Schlag der Singdrossel. Wenn man tiefer in die Dickichte eindrang, standen mit Geprassel zahlreiche Familien Birkhühner mit eben flüggen Jungen auf, und sogar eine Auerhenne mit halbwüch- siger Nachkommenschaft stöberte unser Hund gleich beim ersten Ausfluge auf Altere Schläge, dicht mit Gestrüpp und meterhohem Gras überwuchert, von sumpfig-en Lachen und moderigen Baumstrünken durchgesetzt, bilden kleine Paradiese für allerhand Kleingeflügel. Ringsherum stehen die schweigsamen Riesen des Urw^aldes mit ihren Meisen, Buchfinken und Fliegenfängern, im Gestrüpp aber jubeln hunderte von Sylviiden mit ihren besten Vorsäng'ern, den Schwarzplattein, ihre lustigen Strophen in die balsamische, feuchte Waldesluft. Sogar ein Kuckuck ließ sich hören und später auch ein Weibchen von ihm auf der Nestersuche sehen. Was mir aber in diesem so geeigneten Terrain fehlte, das waren die Spechte. Fast 14 Tage lang sah und hörte ich, trotz alles sorgfältigen Nachsuchens keinen Specht, obzwar ich nicht selten verlassene Nisthöhlen fand. Der erste Specht, welchen ich im Walde sah, war ein 5 von Dendrocopus major. In der Wiesenpartie ist derselbe und der Picus viridis ziemlich g'emein. Die sehnlichst gesuchten nordischen Arten ließen auf sich vergeblich warten. Hoch in den Lüften kreisten zahlreiche Bussarde, welche sofort in mir den Wunsch näherer Bekanntschaft w^achriefen. Gleich am zweiten Tage meiner Anwesenheit brachte mir ein Waldhüter zwei halbwüchsige Buteo von dunkelbrauner Färbung, G. Janda: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 101 von welchen ich einen tötete, den anderen in eine schnell ge- zimmerte Voliere setzte. Am 15. Juli unternahm ich den ersten Ritt zum Waldsee. l^ing'sumher von Wald umschlossen, liegt der ruhige Spiegel, von einem krüppelhaften, halb verwesten Fichtenstande um- geben. Nur spärlich umsäumt die flachen Ufer niedriges Ried- gras und Tyfa. Kein Schilf vermag im 4 — 6 m tiefen Torflager Wurzel zu fassen, nur kriechende Birke, grüne Büschel im feuchten Torfmoos bildend, vermittelt den Übergang zum festen Ufer. Am Rande des Wasserspiegels sind einige Enten- schirme angelegt, zu welchen bretterne Pfahlwege führen. Nur zwei Vertreter der kleineren Vögel traf ich dort an : Ein altes und ein junges Exemplar von Saxicola oenanthe und eine weibliche Budytes ßavus. Mitten auf dem Wasserspiegel lagen zwei Gesellschaften Enten, von welchen ich die nähere mittelst Glases als 3 ad. 5 Fuligula clangula erkannte, während die andere, vielleicht aus Weibchen und jungen Stücken bestehend, sofort Reißaus nahm und über den Baumwipfeln verschwand. Die (56 rückten nur mehr gegen die Mitte zu und blieben ruliig liegen. Befremdend für mich war die Erscheinung der Steinschmätzer, die jedoch nach den Losungen zu urteilen hier gewiß die Brutperiode durchgemacht hatten. Uer alte Vogel wählte sich einige aus dem nassen Moorboden emporragende trockene Astspitzen als Standquartier, von weldiem aus er der Insektenjagd oblag, der junge trieb sich auf den steilen Torf- wänden eines künstlichen Kanals herum. Die Viehstelze flog unter ängstlichem Locken von einer Spitze der verkrüppelten Fichten zur anderen, und schien noch unselbständig-e Junge zu haben. Gegen Abend stellte sich ein Flug von Turdus visci- vorits ein, welche jedoch kein Anschleichcn erlaubten. Am 16. VII. traf ich eine singende Locustclla ßuviafilis in der Wiesenregion. Am 18. VII. Zeisige massenhaft da- selbst, junge und alte. Hinindo rustica zweite Brut (Eier). 2 Actitis hypoleucus am Flusse. 19. VII. Ein Paar Turdus ihacus mit halbflüggen Jungen, sehr .scheu. Einige Paare von Lantus collurio am Waldrande. Ein ad. .5 und juv. schoß ich auf einen .Schuß, während der Alte sein Junges mit einer gan- zen Zootoca vivipara fütterte. Das eine Junge von T. iliacus, welches mein Flund er- 102 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. griff, flatterte schon ziemlich behend. Der rostrote Anflug auf den Seiten war schon ausgeprägt, Augenbrauenstrich stark, oben schwarz und gelb getüpfelt. Drei von collurio weisen keine Spur von weißem Spiegel an der Wurzel der Arm- schwingen auf. Bei zweien ist der Schnabel sehr gestreckt mit scharfem hervorstehenden Zahn, beim dritten, sehr starkem Exem- plare, hoch und stark. Die ziemlich lichten, in frischem Zu- stand in’s Grünliche spielenden Füße sehr scharfkrallig. Flü- gellänge 9'2, 9'3, 9'4 cm. 1 Q normal mit schwachem Anflug von Spiegel. Flügellänge 9'2 cm. 21. VII. Dendi'ocopus inajor juv. im Eeldholz g'eschossen, desgleichen lurdus musictis juv. 23. VII. 1 Fischreiher außer vSchußweite nach Norden. 2 Picus zd-ndis (juv. ge- schossen). Columba oenas in kleinen Flügen, palumbus paarweise (in der Wiesenregion). Ruticilla phoenicurus scheint in Bewe- gung zu sein. Vom 24.-29. VII.: Tetrao tedrix rücken in die Wiesenregion mit rebhuhngroßen Jungen; im Magen Säme- reien mit ganzen Fruchtähren. Auf einer Waldwiese 9 Grus grus, die sich schreiend herumjag'en, Anschleichen vergeblich. Im hohen Riedgras beim Flusse ein Paar von Acrocephalus schoe- nobaenus. 4 Turmfalken ziehen halb jagend über die Wiesen nach Osten. Die g'ewöhnlichste Staffage der Wiesen- und Feld- region, Corvus cornix und Pica pica^ massenhaft mit ganz aus- gewachsenen Jungen, die Alten im Federwechsel. Die Tauben der benachbarten Dörfer weisen stark den Typus von livia auf. In Siwerskaja einige Paare nistender Chelidonaria urbica. Einige Tage, nachdem ich die oben erwähnten Bussarde bekommen hatte, berichtete ein Waldheger, er wisse wieder von einem Horste, welcher jedoch auf dem Boden stehe. Ich begab mich auf den fraglichen Platz, der sich inmitten des ge- schlossenen Waldes auf einer durch Windbruch entstandenen Lichtung befand, die unter Wasser stand und nur einige trockenere Stellen aufwies. Sofort bemerkte ich das kreisende alte Paar, jedoch nicht das der Bussarde, sondern von Korn- weihen! Vier Junge, welchen eben die Schwung-, Schulter- und Steuerfedern sproßten, saßen in einem unordentlichen Neste ganz frei auf einer etwas trockeneren Stelle. Die Alten hakten auf ca. 200 Schritt entfernten trockenen Bäumen auf und schrieen unaufhörlich. Zwei Stunden lang wartete ich G, Jan da; Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 103 in geduckter Stellung im halbmetertiefen nassen Torfmoos, von elenden Fichten gedeckt, von Mücken gepeinigt; es half je- doch nichts, die Alten machten keine Anstalten sich zu nähern. Ab und zu verschwanden sie zwar auf eine halbe Stunde, blockten aber wieder auf denselben Bäumen auf. Ich hob also die Brut aus und gesellte zwei von ihnen zu dem früher erwähnten Bussard. Die anderen tötete ich und ver- fütterte das Fleisch sofort an die Zurückgebliebenen, welche sich ohne Zögern mit diesem stopfen ließen. Der Flaum der Jungen ist reichlich, weiß mit einem leichten rötlichbraunen Anfluge. Augenstern weißbräunlich, Füße weißlich — schwefelgelb, Krallen und Schnabel schwarz. Zwei waren rebhuhngroß, eines etwas kleiner und eines sehr verkümmert. Um das Nest herum lagen Überreste von jungem Birkwild. In 14 Tagen lernten sie selber fressen und zeigten eine unersättliche Freß- gier. Mit dem inzwischen auch herangewachsenen Bussard vertrugen sie sich ganz gut; nur bei der Fütterung suchten sie möglichst viel unter ihre ausg'ebreiteten Flügel zu bekommen und verbissen und verkrallten sich manchmal untereinander so fest, daß Blut floß. Der bedächtige, ruhige Bussard be- trachtete alles von seinem erhabenen Thron aus, fiel dann plötzlich unter die Streitenden, nahm seinen Bissen und ent- fernte sich. Die Weihen verschlangen unglaubliche Stücke und hörten nicht früher zu fressen auf, als bis ihnen der letzte Bissen zum Schlunde heraussah; sie konnten aber ohne Scha- den auch 5 — (i Tage fasten. Später, nach meiner Abfahrt erwürgte jedoch der ruhige Geselle die eine zurückg'ebliebene Weilie und fraß sie in zwei Tagen gänzlich auf Gegen Hunde und Katzen fuhren die Weihen immer wütend auf, und ein zahmes Kaninchen erwürgten sie gemeinschaftlich sofort. Den 2i). VII. begab ich mich auf einen längeren Ausflug nach Norden. Die Fahrt über Petersburg, Bologojc bis Jaros- lawl bot nichts Bemerkenswertes dar. Ungeheuere Schwärme von Saatkrähen, nie fehlende Mantelkrähen, in Städten Dohlen und unzählige halbwilde Tauben waren die gewöhnliche Staf- fage. Im Gebiete des Wolgaflusses bei Rybinsk bis Jaroslawl erschienen Lachmöven, Milane, welch’ letztere sogar ganz nied- rig über der bunten Menschenschar bei der Wolg'aüberfahrt nach weggeworfenen Fischen umherspähten. Die Tauben in Jaroslawl sind durchwegs fast typische livia. 104 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. Die zweitägige Fahrt von Jaroslawl bis Archangelsk, wo das Bahngeleise auf dem verräterischen Torfboden manchmal fast bemerklich wackelt, durch ununterbrochene schlecht be- standene sumpfige Walddistrikte, brachte nur wenig Neues. Hie und da langsam jagende Bussarde, einige nicht näher be- stimmbare Totaniden, Steinschmätzer, braune Wiesenschmätzer, Bauiupieper und weiße Bachstelzen waren die gewöhnlichsti n Erscheinungen. Auf der Station Bondisch erregte meine Auf- merksamkeit eine Schar domestizierter Wil Igänse (A. segetmn) durch ihre Trompetentöne. Je nördlicher ivir kamen, desto häu- figer erschienen die niedlichen Rotfußfalken, im Fluge Insekten erhaschend. Fast zum Ergreifen nur entfernt vom Waggon- fenster verzehrten sie rüttelnd gefangene Beute, so daß man jede Feder unterscheiden konnte. Es waren fast durchweg'S Weibchen und junge Vög'el, nur einigemal bemerkte ich blau- schwarze und rotbauchige Männchen. Zu Mittag am 1. August blieb endlich der Zug diesseits der mächtigen Dwina stehen. Auf dem gegenüberliegenden Ufer lag im Sonnenschein die äußerst malerische Metropole des russischen Nordens, Archangelsk. Die ersten Silbermöven begrüßten mich mit ihrem wehmütigen „Klie“ ! Eilends be- merkte ich die Unmassen von halbwilden Tauben, die typischen livia, wie sie im Buche stehen, darstellen, dreiste Mantelkrähen, die unbesorgt am Marktplatze herumstolzierten und Dohlen, dann ging es sofort dem Hafen zu, wo der Parochod „Lomo- nosow“ schon ungeduldig qualmte. Ein Schwarm von Silbermöven (afinis?) gab uns das Geleite in die helle nordische Sommernacht mit ihrer so ungern unter dem Horizonte verschwindenden Sonne. Um 1 Uhr in der Nacht flog ein enormer Schwarm von dunklen Enten ca. 400 Schritte vor uns auf und fiel wieder, einen schwarzen Streifen bildend, auf der weißlichen Wasserfläche ein. Das Schiff nahm eine nördliche Richtung, und vor 9 Uhr vormittags standen wir vor der ersten murmanischen Station Ponoj. Das dunkelgraugrüne Eismeer rollte flache, breite Wellen gegen die schwarzen Granitblöcke des Ufers und die kleinen Inselchen, zwischen denen und auf denselben ein reges Vogelleben herrschte. Die ersten Häringsmöven erschienen unter zahllosen Silber- möven, unter welch’ letzteren schon einige graue diesjährige G. Janda; Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 105 Exemplare eingesprengt waren. Man konnte gut die einzelnen dunkelgrauen (affmis) von den blaßgrauen unterscheiden. Zufälligerweise bekam ich später nur ein blasses Exemplar, wel- ches gar nicht von meinem von Elclgoland mitgebrachten ver- schieden war. Einig-e Kormoranc saßen auf dem von Gischt bespülten Felsen, und einig-e Uria froile schossen dicht über den Wasserspiegel, um sich in einiger Entfernung- ruhig- von den Wellen schaukeln zu lassen. Zwischen Felsen und grünen Bänken von Moos und krie- chenden Birken glitzerten reine Schneefelder, welche uns auf der ganzen Fahrt am Murrnanufer nicht mehr verließen. Die Temperatur war im Schatten 8 — 4« C, die Sonne brannte jedoch in den Mittagsstunden ganz empfindlich. Bis Ei ca, wo wir am 3. VIIL in der Früh ang-ekommen waren, notierte ich nur wenig. Hie und da eine schnell dahin- seg-elnde Sterna viacrnra und sehr selten einige nicht zu be- stimmende Enten. Dasselbe Bild wie bei Ponoj, nur in größe- ren Umrissen, entwickelte sich bei Lica. Die ersten schneeigen Rissa tridactyla in Schwärmen, die ersten Stercorarius parnsiti- cus, welche beide Arten ich zum erstenmale in der freien Natur zu beobachten das Glück hatte, brachten das Blut zum Wallen. In Paaren schwammen und flogen die Seetaucher und die ersten Uria grylle in ihren samtschwarzen Röckchen mit weit leuchtenden weißen Elügelflecken. Ein Schwarm von kleinen grauen Schnepfenvögeln schießt im Zickzack schreiend um die Felsen herum. Gegen Abend zeigte sich bei R i n d a der erste Larns marinus, bedächtig seine schwarzen Fittiche ausbreitend, in dem tausendköp-figen Gewimmel von Härings- und Dreizehermöven. Der elegante Stercorarius cephus verfolgt die langbeschwing- ten Küstenseeschwalben, welche heiser schreiend, mit eine.n Fische im Schnabel ihre Niststätte zu erreichen versuchen. Als „Ptitschij bazar“, Vogelberg, wurde mir ein Felsen bezeichnet, doch trieben sich die meisten Bewohner munter über der Meeres- fläche umher oder ruhten auf den kleinen Felsenklippen aus. Zwei Weibchen von Somateria flogen so dicht am Dampfer vor- über, daß man die Schnabelform deutlich unterscheiden konnte. In den Nachmittagsstunden am 4. VIII. pa.ssierte endlich das Schiff die vogelarme Mündung des Kola-Flusses und warf 106 G. Janda: Ein Ausdu^f nacli Novd-Rußland. bei dem vor 3 Jahren künstlich errichteten Städtchen Alexan-- drowsk die Anker. Fünf Tage — ich könnte sagen auch fünf Nächte, denn zum Schlafen war für mich in dieser interessanten Gegend keine Zeit, besonders da der Unterschied in der Beleuch- tung kein bedeutender war -- verbrachte ich hier im fröhlichen Jag'en und Beobachten, unvergeßliche fünf Tage für einen mitteleuropäischen Buschmann. Die freundliche Aufnahme in den beiden hiesigen wissen- schaftlichen Stationen — der Versuchsstation der Murmanschen Gesellschaft und der biologischen Station — wo ich viel Schö- nes sah und viel Nützliches für mein Unternehmen erfuhr, trug nur dazu bei, daß ich den nach fünf Tagen zurückkehrenden „Lo- monosow‘‘ schweren Herzens begwüßte. Vergeblich frug ich nach Herrn Go e bei, dessen interessante Arbeiten mich von jeher angezogen; sein Haus war geschlossen, und auch später in Petersburg war er nicht aufzufinden. Der erste Vogel, der mir am k'estlande wie ein Gruß aus ferner Ideimat entgegen kam, war eine weiße Bach- stelze, ein das sein einziges Junges vor meinen Fenstern herumführte und fütterte. Die erste Beute war unser wohlbe- kannter Wiesenpieper, der der häufigste Landvogel dieser trostlosen Steinwüste s^in dürfte. Unvergeßlich blieb mir auch der erste Ausflug in die nächste Umgebung. Das Städtchen Alexandrowsk, bestehend aus einem Häufchen hübscher hölzerner Häuschen, einer Kirche, einem Gasthaus und — 3 Läden, lag wie von der Künstlcrhand gezaubert, unter meinen Füßen. Schroffe Granitwände fielen steil zum ruhigen WasseivstDiegel der Bucht hinab, in den Rissen und Schluchten mit saftigem Grün der verkrüppelten Birken und Moose geschmückt, in höherer Region durch schimmernde Schneefelder gxv.iert. ln weiter Ferne einerseits schlief die grauüberhauchte hohe See, andererseits verlor sich der Hori- zont in wellenförmigen schwarzen Granitmassen. Kleine .Süß- wasserseen mit krystallencm Wasser funkelten wie Edelsteine aus dem schwarzgrauen Gestein, und kleine torfige Bäche ver- banden wde Perlenschnüre die krystallenen Behälter. Wie ausgestorben lag die Gegend unter voller Beleuch- tung der etwas matten Sonne — doch ein bekannter Laut, das Zirpen des Wiesenpiepers, das „Tsche-tschek!“ des G. Ja 11 da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 107 Leinzeisig's erweckte sofort meine Aufmerksamkeit. Auf den Felsblöcken machte der Steinschmätzer seine Bücklinge, und von der gegenüberliegenden Felsenwand tönte ein selt- sames Piepen herüber. Schnell das Glas zum Auge und sieh, zwei halbbefiederte Seeadler mit weißlichen Flaumköpfen hocken in einem riesenhaften Horste auf einem Felsen vorsprunge. Später stellten sich auch die Alten ein, kreisten mißtrauisch hoch in den Lüften und verschwanden wieder am Florizont. Von einer kleinen Lache erhoben sich zwei Seetaucher und flogen eiligst dem Aleere zu. Zwei Küstenseeschwalben segelten eiligen Fluges über meinen Kopf; die eine fiel durch den Schuß ereilt, tot zu Boden, die andere blieb kreisend und rüt- telnd unter klägdichem Geschrei, jedoch außer Schußweite über ihrer toten Gefährtin. Bald entdeckte ich auch zwei fast flügge Junge aut einem flachen Stein beim Wasser hockend und nach einer läng'eren Jag'd waren auch beide lebend in meiner Macht. Das war dem armen Mutterherzen doch ein zu großer Schlag. Blind vor Liebe zu ihren Kindern schoß die Unglück- liche fast meinen Kopf streifend herunter, und ein mitleidiger Schuß befreite auch sie von ihrer Qual. Fun Herbstjunges, welches ich später in Petersburg' bekam und ein Ei von Herrn Semen ow als Geschenk erhalten, vervollständigten diese interessante Suite. Die Jungen, welche schon stark flatterten und ungewöhn- lich feist waren, zeigten dieselbe F^'arbenverteilung wie die Alten; nur war das ganze Kleingefieder mit bräunlichen Kan- ten gerändert, am Hals und Kopf haftete noch eine Schicht von bräunlichen Dunen. Die I-'üße waren lebhaft gelb, des- gleichen der Schnabel, dieser mit schwarzer Spitze. Das Ei mißt 40x29 mm und hat ungefähr die I^'ärbung' des Kiebitzeies. Denselben Tag schoß ich an demselben Platze noch ein ad. 9 und ein juv. von Tringa teminincki und ein ad. Q von Totanus pugnax, welche im seichten Wasser ihrer Jagd oblagen. Fön paar Schritte weiter, wo ein schwer passierbares Geröll dicht von Aloosen durchdrungen den Abhang' herunter sich zog, huschte etwas — wie eine große Maus — schnell über einen Block. Der hingesandte Schuß streckte zu meinem nicht geringen Erstaunen ein junges A 1 p e n s c h n e eh u h n ! Der Vogel war stark wachtelgroß und nur noch an den Kopfseiten, Kehle und Vorderhals mit schwach grünlichgelben Dunen be- 108 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. deckt. Die Handschwingen waren alle noch grau, nur die erste wuchs schon weiß nach. Das übrige Kleid war dem bekannten Sommerkleide ähnlich, nur im Vergleich zu dem der Alten in’s Grünliche schimmernd. Trotz alles eifrigen Nachsuchens kamen weder die Alten, noch die übrig'en Jungen zum Vorscheine. Die einheimischen Nimrode wunderten sich sehr über meine letzte Beute, denn nach ihrer Versicherung' ist das Schneehuhn in der Umg'ebung von Alexandrowsk fast ausgerottet. Es war auch mein erstes und letztes Zusammentreffen mit ihm in dieser Gegend. Nicht jeder Tag war so beutereich. Was jedoch an Beute fehlte, ersetzten reichlich die für mich neuen Beobach- tungen, welche nur die unsagbare Plage der Gelsen zu verbittern vermochte. Man konnte auch stundenlang herumstreifen, ohne einen Vogel zu Gesicht zu bekommen, und dann häuften sich wieder die interessantesten Vorkommnisse in kürzester Zeit. So z. B. durch Geröll am Meeresufer einigen See- vögeln nachschleichend, hörte ich auf einmal den aufge- regten, schrillen Ruf der langschwänzigen Raubmöve. In voller Hast strich ein großer Falke, von drei Raubmöven verfolgt, einige Schritte an mir vorbei. Der erste Schuß ging in der Überraschung fehl, der zweite — leider mit schwachem Schrot geladene — hatte ihn zwar getroffen, und immer niedriger und niedriger, trotz allem .Kraftaufwande, senkte sich der edle Räuber — leider aber auf die Meeresfläche. Deut- lich sah ich noch das schwere Aufschlagen aufs Wasser, und verloren war die schöne Beute. Die erschreckten Raubmöven, die nach dem Schüsse auseinanderstoben, zogen schreiend ihre Kreise über der Leiche, unsicher ob des seltsamen Ereignisses. So nahe befand sich der Falke beim Vorüberfliegen, daß ich die gesprenkelten Backen und den gestrichelten Hinterkopf bestimmt unterscheiden und ihn als Falco rusficulus ansprechen konnte. Ein Sammelplatz für schnepfenartige Vögel war ein Hoch- moor, von steilen Felsen umg'eben, von welchen der schmelzende Schnee immer von neuem den Wasserbehälter tränkte. Schwärme von Totmius pugnax, T. fusci/s^ die besonders durch dunkle Färbung abstachen und fast schwarz erschienen, von T. totanus, von dem ich auch zwei flügge Junge schoß, Liniosa lapponica, N umenms arcuatus, Charadrius viorinellus und phivialis, und noch vielen anderen, die ich teils nicht erlegen konnte oder G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 109 nicht mit Bestimmtheit ei'kannte, trieben sich dort besonders in den hellen Nachtstunden umher. Da wenig Deckung war, blieben die Jagdresultate jedoch höchst bescheidene. Desto intei- essanter waren die Beobachtungen aus einer erhabenen Felsen- spalte mittels Glases, soweit es selbstverständlich die höllischen Gelsen zuließen. Das Benehmen, Nahrungssuchen und andere biologische Kleinigkeiten, die ich hier Gelegenheit hatte zu be- obachten, bereicherten in manchem meine Erfahrungen. Den letzten Tag vor meiner Abfahrt traf ein russischer Student, Herr S e m e n o w, ein eifriger Ornithologe, von einer längeren Reise aus dem Inlande ein und brachte mancherlei inter- essante Beute, jedoch nichts, was ich nicht schon beobachtet hätte. Mit ihm unternahm ich einige Ausflüge, besonders eine Kahnfahrt nach den benachbarten Inseln, die jedoch ein plötz- licher Wetterumschlag beinahe lebensgefährlich gemacht hätte und der die Ergebnisse stark reduzierte. Dessenungeachtet brachten wir doch hübsche Sachen mit, so unter anderen einen xAustern - fischer undSandregenpfeifer. Merkwürdig war das Benehmen des Austernfischers. Der scheue Geselle, mir von Sylt und Halligen gut bekannt, benahm sich hier ganz anders. Schon auf 3-— 400 Schritte flog er uns niedrig über der Wasserfläche entg'egen. umkreiste uns mit Geschrei und zog wieder auf seine Warte, einen flachen Stein, zurück. Dieses Manöver wie- derholte er 2 —3 Mal und ging dann ruhig seinen Geschäften nach, von unserer weiteren Anwesenheit keine Notiz mehr neh- mend. Gerade so benahmen sich alle drei Stücke, die zu be- obachten ich hier Gelegenheit hatte. Wenn es sich um bloße Abwehr im Nistbezirke handeln sollte, stimmt wieder das wei- tere Benehmen nicht gut überein. Das erbeutete Exemplar war ein altes Weibchen. Bezeichnend ist der russische Name für ihn: Morskaja soroka = See-Elster. Wie wenn mir der Abschied leichter gemacht werden sollte, bezog sich am letzten Tage der Himmel und bei Regen- guß und stürmischem Wind betrat ich das bekannte Deck des „Lomonosow“. xAm 30. VIII. dufteten mir wieder die smaragdgrünen Wiesen und niedriges Buschwerk des Dwinaufers entgegen und Nachmittag musterte ich schon die bescheidenen, jedoch für Aus- länder hochinteressanten Schätze im Museum von Archangelsk. 110 G. Jan da: Ein Ausflag nach Nord-Rußland. Die Vogelsammlung stellt ein ziemlich vollständiges Bild der Vogelwelt des russischen Nordens dar; die Exemplare sind hübsch gestopft, jedoch fast ohne Angabe der Lokalität, und die Zettel zeigten sich vielfach verwechselt. Eine unglückliche Idee ist es, den Präparaten die Bezeichnungstafeln um den Hals zu hängen! Sehr belehrend sind die Dunen- und Erst- lingskleidcr, welche man bei uns so selten sieht. Ich fragte nach dem Schöpfer dieser Sammlung und erfuhr, daß selbe auf Anregung des früheren Gouverneurs Engelhardt vom hiesigen Präparator Panomorow errichtet ward. Den armen Wasilij Orefiewitsch Panomorow fand ich dem Sterben näher wie dem Leben, ohne Bewußtsein in seiner Stube. Einig'e Gruppen (Adler und Uhu) standen noch in der Küche und waren zum wohlfeilsten Preise zu bekommen. Mit Panomorow wird der einzige Präparator aus Archangelsk verschwinden und manch’ seltenes Stück verloren gehen. Schwalben fehlen gänzlich; 300 Werst südlicher bei Nan- doma habe ich die letzten H. rustica und Ch. urhica notiert. Passer montanus und dornesticus sind ziemlich gleich häufig. Auf dem Markte sah ich massenhaft junge, noch nicht flüg'ge Knäckenten in großen Körben, desgleichen junges Auerwild und volle Kisten von Auerhennen!*). Bei einem Wildbrethändler fand ich einen fast weißen Falco rusticulus, dann Nyctea 7iivea, Siirnia uhda und Syniiinn lapponiciim^ alle in höchst kläglichem Zustande ausgestopft. In den Hausgärten bemerkte ich häufig Acanthis linana, welchen auch die Knaben mit ihren Schlag- käfigen eifrig nachstellten. Eine richtige Jiolbd'Ui sah ich bei einem solchen Vogelsteller, jedoch war der Vogel nicht ver- käuflich, da er angeblich ein sehr guter Lockvogel sein sollte. „Die großschnäbligen“ belehrte mich der Junge, „locken immer besser wie die kleinschnäbligen“. Sehr gern hätte ich einige halbwilde Tauben bekommen, es wagte sich jedoch Niemand, öffentlich eine zu fangen, da sie für Russen heilige Vögel sind. Am 18. VIII. war ich wieder in mein Waldtuskulum zu- rückgekehrt. Inzwischen hatte der Förster einen Falco sub- buteo, eine halbwüchsige Scolopax riisticula und — einen Gar- *) Eine Knäckente kostet 10—20 Kop. = 26 — 52 Heller, eine Auer- henne 40—50 Kop. = 1'04— 1'30 Kronen. G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland. 111 rulus ivfaiistus geschossen, deren klägliche Überreste er mir mit nicht kleinem vStolze als schön abgebalgt präsentierte! So sehr ich mich nach dem letztgenannten Vogel sehnte, wurde es mir doch nicht zuteil, ihn in freier Natur zu beobachten oder zu erlegen. Inzwischen wurde mir aus Druznoselje der ver- sprochene Uhu zugeschickt, und da machte ich die erste nähere Bekanntschaft mit den hiesigen Bussarden. Gleich in den ersten Tagen schoß ich zwei Exemplare, die mich freudig überraschten. Es waren typische zimmerninnnae und zwar zwei adulte Weibchen.*) Beide Stücke stimmen mit den im neuen Naumann abgebildeten ziemlich überein, nur sind die Kopf- und Halsseiten nicht gestreift, sondern nur die Eederränder fahl ausgebleicht. Die Hosen sind einfärbig dunkelbraun und nur bei ganz naher Betrachtung entdeckt man ein wenig hellere roströtliche Ränderung*. Die Schwanzunterdecken sind weißlich, bei einem Stücke braun quergestreift, nur einige neuere Eedern mit rötlichem Anflug. Bei dem andern Stück sind die Federn lehmgelbrötlich, hellbraun, spärlich quergebändert. Die Ruder- federn sind schmal 6 — Smal deutlich schwarzbraun gebändert, mit einigen unregelmäßigen Querflecken an der weißen Wurzel. Nach dem breiten schwarzbraunen Schlußband ist die Spitze rötlichbraun, nur sehr schmal lichter umgerandet. Sonst stimmt die P'ärbung dieser Feder mit den einzelnen von Kleinschmidt abgebildeten überein. Die Brust ist weißlich, dicht quergebändert, die Kropfgegend einfärbig fähibraunrötlich. Die Kehle ist weiß mit dunklen Schaftstrichen. Wo eine neue Feder sprießt, kommt immer eine intensiv rötliche Färbung zum Vorschein. 1. I.änge 50 cm, Flügellänge 36 cm, Schwanzlänge 19'4 cm, Lauf T’4 cm. 2. Länge 48'3 cm, Flüg'ellänge 35'5 cm, Schwanzlänge 19'8 cm, Lauf ? cm. Augenstern hell graubraun, Schnabel g'estreckt, schmal, stark gebogen, spitzig. Eine briefliche Bemerkung des Herrn Ritter von Tschusi, „daß es nicht ausgeschlossen sei, daß auch die zwei jungen Stücke (von welchen auf p. 100 die Rede ist), das Jugendstadium *) Der Herr Redakteur dieser Zeitschrift hatte die Güte, die Bälge zu besichtigen und hatte sich übereinstimmend mit mir ausgesprochen. 112 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland, des zimmermannae bilden dürften — “ führt mich zur Über- zeugung, daß es sich tatsächlich so verhält. Das eine Stück tötete ich sofort und sein Balg liegt mir vor. Es hat g'enau dieselbe gewöhnliche braungraue Fleckenfärbung auf gelblichweißlichem Grunde wie unsere gewöhnlichen Exemplare, weicht jedoch durch die rötliche Färbung der Schwanzober- decken auffallend ab. Von seinem Bruder, den ich erst vor meiner Abfahrt tötete, aber leider nicht näher untersuchte, lie- gen mir der Schwanz und die Flügel vor. Die zwei mittleren Federn sind mit 8 dunklen Bändern (ohne Endbinde) auf rost- rotem Boden geziert und die anderen haben rostrote End- kanten. Die UnterscViwanzdeckfedern zeigen denselben Grund- ton wie beim 9 2., die älteren sind fast ohne Flecken, die jüngeren jedoch reich gebändert. Schade, daß ich die drei später noch erbeuteten Vögel im Jugendkleide nicht der Prüfung unterwarf, da sie mir damals nicht abweichend vorkamen! Auf den Uhu stießen diese Bussarde sehr heftig, sich nicht langsam durch Kreisen nähernd, sondern auf einmal von der Seite niedrig kommend und dann aufbäumend. Seine J-Craft und Kampflust zeigte der g'efangene, wie schon oben erwähnt, durch Töten der Kornweihe. Die Stimme, ein weitschallendes „Gi-äh“! weicht nicht ab. Beide Exemplare verbreiteten, frisch geschossen, einen penetranten Mäusegeruch, welcher dem Balge lange noch anhaftete. Im Magen fanden sich nur Mäusehaare und Knochen. Am 19. VIII. zeigten sich einige Familien von Garrulus zlandarius im Walde und ein Falco aesalon im Feldreviere. Am 20. VIII. schoß ich eine ad. Scolopax rustictila und ein flügges Jung'es. Junge Birkhähne fangen an umzufärben. 21. VIII. Junge Gallinago gallinago mitten im Wald (!) geschossen. 22. VIII. Fast ausgefärbtes Tetrao urogallus Ü geschossen. Bis zum 30. eine schreckliche Witterung-, ununterbrochener Gußregen. Junge Sylvia atricafilla in Gesellschaften. Es fängt schon an herbstlich zu werden. Prunus fadus verliert alle Blätter. Nachdem ich die nasse Witterung durch gründliches Stu- dieren in Petersburger Museen, wo unermeßliche Schätze ange- häuft sind, ausgenützt hatte, band ich mein Bündel und von den schönen Tage träumend drückte ich mich in ein Eckchen des Eisenbahncoupes. 0. Reiser: Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens. 113 Neue mul seltene Arten der Vogelwelt Bosniens niid der Hercegovina. II.*) (Gesammelt in den Jahren 1895 — 1902.) Von 0. Reiser. Hypolais olivetormn (Strickl.) — Großer Ölbaumspötter. Im Juni 1902 wurde von M. Racic in Neum am Meer (Kiek) ein Nest mit vier frischen Eiern, welche unzweifelhaft dieser Hypolais-hxX. angehören, gefunden und dem Museum eingeliefert. Ein Besuch dieser Örtlichkeit in einem der nächsten Jahre dürfte wohl diesen leicht aufzufindenden Vogel, den stets zur Brutzeit der laute Gesang verrät, in den Besitz des Eandesmuseums bringen. Aedon ( /Igrobatcs) familiaris (Menetr.) — Baumnachtigall. Das karstige Gehänge in der Sutorina, in nächster Nähe des Sutorina-Baches, ist derjenige Ort, wo Santarius am 16. Juni 1896 den ersten Vogel, ein Männchen, erlegte. Zwei Tage darauf gelang es mir, etwas weiter landeinwärts vom Meeres- ufer noch drei Männchen und ein Weibchen, letzteres mit lege- reifem Ei zu erbeuten. Ich bin der Ansicht, daß in der dor- tigen Gegend damals eine ziemliche Anzahl des schönen Vogels angesiedelt war; ob aber das auch jetzt noch nach dem Baue der neuen Bahnstrecke bis Zelenika der Eall ist, vermag ich nicht zu sagen. Pyrophthalma melanocephala (Gm.). — Schwarzköpfiger Sänger. Als echten Küstenbewohner der Adria stellte ich. zunächst sein Vorkommen in den mediterranen Sträuchern der Kobila genannten Halbinsel in der Sutorina fest. Auch bei dem arm- seligen Dorfe Njivice daselbst gab es ziemlich viele Paare. Erst nach längeren Bemühungen g'elang es mir, dort am 17. Juni 1896 ein singendes Männchen zu schießen. In ziemlich bedeutender Anzahl traf ich dann P. melanocephala in ähnlicher Lage in der ganzen Umgebung' von Neum am Meer (Kiek) und im Buschwerk der steinigten Halbinsel daselbst, die noch zum Gebiete der Hercegovina gehört. Kollektor Santarius und ich brachten daselbst in der Zeit vom 18. bis 21. März 1899 8 Männchen und 3 Weibchen zusammen. *) dr. »Ürn. Jahrbuch,« VI. 1895. p. 249 — 261. 8 114 O. Reiser: Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens, Calcarius lafponicits (L ). — I.erchenspornaminer. Nach längerem scharfen Frostwetter trieb sich am 2. Fe- bruar 1895 ein einzelnes Weibchen bei Bad Ilid^e nächst Sara- jevo in Gesellschaft von Sperlingen und Goldammern auf der Landeshauptstraße umher. Ich erlegte diesen Vog'el, den ich anfäng- lich für einen Rohrammer hielt. Erst viel später stellte sich hcratis, daß es sich um diesen selten erkannten nordischen Gast handelte. Acanfhis linaria (L.). — Nordischer Leinzeisig. Zu Anfang des Jahres 1896 kam mir aus verschiedenen Gegenden Nord-Bosniens die Nachricht von dem Erscheinen von Leinzeisig-Schwärmen zu. Ich legte diesen Nachrichten aber erst dann eine Bedeutung bei, als Herr M. Hilf ein schö- nes, am 26. Januar des genannten Jahres aus einem größeren Schwarme bei Dervent erlegtes Männchen mir übersandte. Demselben Samnder gelang es, am 19. Dezember 1902 zwischen Crkvina und Milosevac an der Bosna nächst Samac abermals die Anwesenheit von 4 Stück A. linaria festzustellen und davon ein Paar zu erlegen. Aluscicapa parva Bechst. — Zwergfliegenfänger. Das einzige bisher im Lande bekannte Beleg'exemplar, ein jüngeres Männchen, erlegte O. J. Luzecki am 10. Mai 1895 auf dem Zuge an der Bosna bei Ilid;^e, wo es sich durch seinen Lockruf verriet. Luzecki veröffentlichte dieses Vorkommen zuerst im „Glasnik zem. muz. etc.“) 1895, p. 308, später (deutsch) in Tschusi’s Jahrbuch. Der Vogel wurde auch besprochen von Prof. Dr. Rud. Blasius in der Ornith. Monatsschrift zum Schutze der Vogelwelt, Jahrgang 1900. Pandion haliaetus (L.), — F'ischadler. Bereits in meiner ersten Zusammenstellung habe ich erwähnt, daß an Stelle des durchaus noch nicht nachgewiesenen Bonelli- Adlers im Verzeichnis der Vögel unseres Gebietes der oft beobachtete Fischadler einzusetzen wäre. Nunmehr kann ich auf zwei hier im Mnseum befindliche Exemplare von Pandion hinweisen. Das erste, ein juv. (5> wurde ganz zufällig beim Schnepfen-Buschieren am 3. November 1897 von Herrn Oberst CI. von Pilat erlegt, das zweite, ein ad. 9) fing Herr Forstver- walter Karop am IS. April 1898 in einem Sumpfe unweit Bug'ojno im Eisen. Beobachtet habe ich selbst seither wieder einige am Zuge befindliche Fischadler. O, Reiser; Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens. 115 Tetrao tefrix^urogallus. — Rackeihuhn. Das sclion vom verstorbenen Oberförster Andr. Geschwind vermutete Vorkommen wurde zur Gewißheit, als am 15. April 1S94 die Waldhüter Aleksiö und Pecha am Matrag in der Ilrbljina einen schönen Hahn erlegten und ein Jahr später das halbwegs brauchbare Präparat desselben dem Museum überließen. Am 25. Alai 189G traf ich nicht weit von Pribelj in der Hrbljina vier Rackeihähne, welche sich stumm mitten zwischen balzenden Birkhähnen aufhielten. Es gelang mir, einen auf einer niedrigen Kiefer aufgebaumten Hahn zu erlegen, und am 28. Mai trat Santarius unweit von dort wieder zwei solche Hähne auf, von welchen er einen erbeutete. Ein Jahr später schoß Direktor L. Karaman einen vierten Rackeihahn, der sich noch in seinem Besitze befindet, und ich habe in Erfalirung gebracht, daß schon früher einige Exem- plare außer Land gesendet worden sind. Alle, die ich sah, hatten Birkhahn-Typus und zwei am Halse deutlich hervortre- tende weiße Fleckenzeichnung. PJiasianus colchicus L. — Fasan. Einen alten Hahn, welcher offenbar von weither verstri- chen war, erlegte der Bauer Ibro Topalovid eine halbe Stunde östlich vom Kloster Sutjeska. Der Fasan soll, von einem Habicht verfolgt, Zuflucht in dichtem Gestrüpp gesucht haben. Er steht jetzt hier im Landesmuseum. Tritiga teinmincki Leisl. — Kleinster Strandläufer. Das einzige Exemplar dieser Art, ein Weibchen, schoß am 3. Mai 1897 M. Hilf auf einer Sandbank in der Ukrina bei Dervent und übersandte es dem Museum. Zur selben Zeit beob- achtete und schoß ich diesen Strandläufer mehrfach auf Korfu Aegialitis alexandrinus (L.). — Seeregenpfeifer. Auch dieser schöne Regenpfeifer ist mit Sicherheit nur einmal beobachtet und auch erbeutet worden und zwar am 14. April 1900 im toten Arm der Bosna im Sarajevsko polje bei Osjek von Vlad. Geschwind. Herrn Zelebor gelang es mit Mühe, ein ganz brauchbares Präparat aus dem arg zug'erich- teten Balge herzustellen. Anser albifrons (Scop.). — Bläßgans. Nach einer ungemein heftigen Bora mit folgendem Un- wetter, welches sogar die Umgebung von Mostar in eine 8* 116 O. Reiser: Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens. Winterlandschaft verwandelte, erschienen am 14. Dezember 1899 Bläßgänse zusammen mit Saatgänsen in nächster Nähe der genannten Stadt, und ein altes Weibchen wurde bei der Pla- tanen- (Stefanie-) Allee von Professor Pichler erlegt. Er über- gab mir persönlich das schöne Stück für das Landesmuseum. Am selben Tage zeigten sich diese Gänse auch im Sarajevsko polje, wie ein sehr altes, nächst Osjek von J. Grgic erlegtes und eingeliefertes Männchen beweist. In der Itbene von Sara- jevo verblieben sie, teils einzeln sich den zahlreichen Flügen der Saatgans anschließend, teils gesondert bleibend bis in die zweite Hälfte des Januars 1900. Ich selbst habe sie öfters beobachtet, und mehrfach wurden sie auch geschossen, da sie sich etwas weniger scheu zeigten als die anderen Gänse. So erlegten am 24. Dezember 1899 Maschinenmeister ßaier ein Paar, Santarius eine einzelne männliche bei Doglodi, endlich am 18. Januar 1900 Direktor Karaman ein junges Männchen in interessantem Gefieder. Ungefähr zu dieser Zeit soll auch ein Stück im Gebirge bei Ledici von Agan Durmo und angeblich schon im Win- ter von 1890 auf 1891 2 von 5 anwesenden vom Zoll-Oberein- nehmer Nowotny bei Vardiste (Bezirk Visegrad) erbeutet worden sein. Ergänzend sei noch beigefügt, daß damals auch von Trilj in Dalmatien Anser albifrons durch Prof. Kolombatoviö fest- gestellt und eingesendet wurde. Seither ist nur noch einmal diese nordische Gans in Bos- nien vorgekommen und zwar nahe bei Bugojno, wo es dem eifrigen Forst Verwalter und wackeren Weidmanne Karop ge- lang, am 10. Januar 1901 ein Paar alte Vögel, sowie eine junge Gans zur Strecke zu bringen. Pelecanus onocrotalus L. — Gemeiner Pelikan. Aus seiner politischen Heimat erscheint er gewiß nur selten und zufällig im Westen der Balkan-Halbinsel. Ein solcher Fall ereignete sich im November 1898, wo ein lebender P. ono- crotaliis im Jugendkleide an das Museum gelangte, der am 1 1. Dezember getötet und vom Präparator Zelebor konserviert wurde. Es war ein etwa ^/Jähriges Männchen. Über die Art und Weise der Ergreifung des seltenen Gastes verdanke ich Herrn Bezirksvorsteher v. Marczell fol- O. Reiser: Neue und seltene Arten der Vogelwelt Bosniens. 117 gende Mitteilung: „Der dem Landesmuseum übersendete Pelikan wurde auf dem Hügel „Ruda glavica“ zwischen der Gen- darmerie-Kaserne in Miode und der Ortschaft Ustibar vom Insassen Hamid Bahtoviö am 23. November 1898 um 1 Uhr nachmittags g'efangen. Der Pelikan war in Gesellschaft von noch zwei Stücken, welche, als sich ihnen Bahtovic, durch Hirtenknaben aufmerk- sam gemacht, bis auf 10 Schritte genähert hatte, nach mehreren Sprüngen sich erhoben und abzogen, während der dritte von Bahtovic rasch verfolgt, eingeholt, mit einem Stocke zu Boden gedrückt und so gefangen wurde. Dies wurde nur dadurch ermöglicht, daß der Vogel am linken oberen Schulterblatt verletzt war und zwar wahrscheinlich durch irgend einen größeren Raubvogel. An jenem Tage hat es ziemlich stark geregnet und es gab am 19., 20. und 21. November in Mioöe heftigen Sturm aus Süd-Osten, begleitet von häufigen Regenschauern. Ein Flug von angeblich 7 Pelikanen wurde auch in Banja (Sand^ak Novibazar) nächst Priboj beobachtet und dieselben hielten die Zugrichtung von Süd-0.st nach Nord-West längs des Lim-Flusses ein.“ Wahrscheinlich über denselben Trupp hatte Herr Ober- lieutenant Haller de Hilib die Liebenswürdigkeit, mir zu be- richten, indem er dem Museum*) einen zweiten, vollständig gleichgefärbten Pelikan, der sich leider nicht mehr konser- vieren ließ, übersandte: „Der Pelikan wurde Mitte November 1898 von einem Serben mit der Kugel geschossen und zwar in der Nähe der Ortschaft Kratova, 3’/2 Stunden von Priboj. Es waren im Ganzen 6 Stück, alle gleich groß, wmlche ganz gemütlich am Kratova-Bache saßen. Der Doktor und ich wollten am nächsten Tage hinaus- gehen, da aber jenes Terrain von uns nicht mehr betreten wer- den darf, (es liegt nämlich bereits gegen Nova Varos) mußten wir von unserer Absicht abstehen.“ Hydrochelidon hybrida (Pall.). — Weißbärtige Seeschwalbe. Von einem regelmäßigen Erscheinen derselben im Lande, wie solches z. B. v. Kadich annahm, kann durchaus keine Rede sein, obwohl diese Seeschwalbe im nahen Ungarn brütet. Ver- *) Durch Herrn Auditor Juristowski. 118 O. Reiser: Neue und seltene Arten der Vogelvvelt Bosniens. geblich spähte ich seit Jahren nach ihr unter den vielen Tausenden von durchziehenden scliwarzen und weißflügeligen Seeschwalben, Erst am 2. Juni 1902, als ich dicht neben dem primitiven Boote, welches Mr. H. E. Dresser trug', der Reiherkolonie im Utovo gornji blato (Deransko jezero) entgegenruderte, bemerkte ich unter einem ziemlich dicht zusammenhaltenden Seeschwalben- Schwarm, der größtenteils aus H. nigra bestand, einige schvvarz- scheitelige Köpfe. Dieselben gehörten etwa 4 — 5 H. hybrida an, von denen ich rasch nacheinander ein Männchen und ein W eib- chen herabholte, worauf die Vögel insgesamt davonschwenkten. Larus fuscus E. — Heringsmöve. Über die Erbeutung eines weiblichen Exemplares im Alters- kleide am 24. Juli 1896 bei Ilid^e berichtete der Erleger, J. O. Lu^ecki, seinerzeit in dieser Zeitschrift. Ein zweites Exemplar, und zwar ein Männchen im ersten Kleide, schoß Herr Jaksch am 29. Oktober 1902 an der Spreda bei Puradiö (Bez. Doln.- Tuzla) nach vorhergegangenem mehrtägigen Unwetter mit Schnee- fall und sandte den interessanten Vogel unserem Institute nach Sarajev^o ein. Die früher veröffentlichten Beobachtungen über diese Möve in .Bosnien sind sehr zweifelhaft. Stercorariiis pomatorhinus (Temm.) — Mittlere Raubmöve. Als Herr Ingenieur Oskar Grüner am 22. Oktober 1895 nach Kljuc heimritt, fand er auf dem Geländer der Kozijak- Brücke einen Vogel sitzen, welchen er mit einem wohlgezielten Hiebe seiner Reitpeitsche zu Boden streckte. Dem Museum ge- schenkt und überantwortet, zeig'te es sich, daß der Vogel, ein Männ- chen im jugendlichen Gefieder, das einzige bisher im Gebiete lest- gestellte Exemplar der oben angegebenen Raubmöve war. Nach Einbeziehung- dieser Vogelarten erhöht sich die Zahl O ö der für Bosnien und die Hercegovina unzweifelhaft nachgewie- senen Vögel auf genau 300 Arten. Beobachtet und eingeliefert wurden in den letzten Jahren nochmals: Acrocephahis aqiiaticits, Budytes inelanocephalus^ Mon- tifringilla nivalis (1 mal), Strix flammea, Nmnenius phaeopus, (1 mal), Limosa limosa (1 mal), Totanus stagnatilis (1 mal), Fuligula rufina (jährlich), Fuligula marila^ Frisinadura leticocephala, Larus melanocephalus und Podiceps auritus (-cornutus) (1 mal). Sarajevo, im Dezember 1902. P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo, 119 Aus dem Vogellebeii der Insel Porto 8aiito (Madeira). (Aus dem Tagebuche des Herrn Adolpho de Noronha ) Übersetzt von P. Ernesto Schmitz.*) II, (i9on. (1901.) 3. I. Auf einer Tamariske hüpft ein Phylloscopus tro- chilus umlier. 9. I. Es wird eine Ardea cinerea beobachtet, die von Porto Santo nach der Cima-Insel fliegt. 16. und 17. I. ln einem kleinen Tamariskengehölz fliegt ein Ph. trochilus hin und her. 19. I. Eine große Zahl Nunienius phaeopus durchstreift eine felsige Partie östlich vom .Städtchen. Aus einem Dorn- strauche heraus läßt sich ein Ph. trochilus vernehmen. j?2. I. Auf dem sandigen Gestade werden zahlreiche tote Stummelmöven und Vögel anderer Art, wie Felstauben, Castro- Sturmschwalben u. s. w. von den Fluten hin und hergerollt. Eine Folge des orkanartigen Sturmes in der Nacht des 20. I. Unzählige Vögel gingen zu Grunde, besonders solche, die die Nacht an den Uferlelswänden zubringen. 2.'). 1. Auf dem Sande am Meere erscheinen noch immer tote Vögel: Sturmschwalben, Steinsperlinge, Turmfalken u. s. w. 20, und 21. 1. Eine Chelidon urbica. 24. I. Ein Phylloscopus trochilus. 25. und 26. I. Eine kleine Zahl Hausschwalben läßt sich blicken, während der Wind sich zwischen O. und SO. hält. 27. I. Ein Flug eben dieser Schwalben treibt sich auf dem Unterfelde umher. 29. I. Ich höre einen Ph. trochilus aus einem Dornstrauche hervor seine Stimme erheben. 30. 1. Im Mittelpunkte der Insel beobachte ich 2 Feld- lerchen und in einem Tamariskengehölz nahe bei einem .Sumpfe 2 Phylloscopus trochilus und einen superciliosus. 5. II. Eine Gavina (Stummelmöve) fliegt das Gestade entlang dem Städtchen gegenüber. 8. II. Auf den Weizenfeldern sind verschiedene Feld- lerchen zu sehen. ') cfr. Orn. Jahrb. XIII, 1902. p 130—135. 120 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 11. II. Auf der Baixo-Insel werden verschiedene Puf. assimilis-^\^x gesammelt. 16. II. Noch gegen Abend zeigen sich in einem Tama- riskengebüsch mehrere Sylvia atricapüla und 1 Ph. trochilus. 19. II. In einem Garten treibt sich eine Schwarzdrossel herum. Ein Schwarzdrosselnest soll vor einigen Jahren nahe beim Meere auf einem Maulbeerbaum gestanden haben, und als es noch Dunenjunge enthielt, von rohen Burschen zerstört worden sein. 20. II. In der Bucht nahe beim Lande zeigt sich ein Paar Mergulhadores (? Phalacrocorax carbo). — Auf den Flü- geln einer Windmühle haben sich einige Staare niedergelassen. — Einige Fischer versichern, auf der Untiefe Feste zwei Sterco- rarius gesehen zu haben und zwar mitten unter Stummelmöven. 22. II. Ein Phylloscoptis tfochilus und eine Merula meriüa 9 beobachtet. 25. II. Nahe bei der Untiefe Feste soll sich ein Löffel- reiher gezeigt haben. Fischer von Porto Santo sahen dort heute einen Puffinus kuhli, und solche von Machico (Madeira), die ebenso dort fischten, versicherten, einen solchen schon am Tage vorher beobachtet zu haben. Die Stummelmöven zeigen sich dort noch fortwährend. 27. II. Auf den Weizenfeldern höre ich noch einige Feldlerchen, und auf der Untiefe Feste wurden mehrere Puff, kuhli gesehen. 28. II. Fischer versichern, 2 Mergulhadores, einen Ster- corarius und viele Puffinus kuhli in derselben Gegend ge- sehen zu haben. 1. III. Noch immer höre ich Feldlerchen in der Nach- barschaft der Stadt. 7. III. Über die Stadt hinaus ziehen 2 Staare und 1 Wiedehopf. Sylvia atricapüla läßt sich nur in geringer Zahl blicken. Ist dieser Vogel schon weggezogen zum Brutgeschäft? 8. III. Im Alagoas-Gebiet, im Norden der Insel, hält sich eine Schar von Guimchoes (Vanellus vanellus) auf. Im Oberfelde (Campo de cima) treibt sich ein spatzartiger Vogel umher, ähnlich dem im Vorjahre dem Seminar übersandten. Vergl. 14. XI. 1900. Im Stadtflüßchen lassen sich einige Motacilla alba blicken. P. E. Schmitz, A. de Noronha; Vo^clleben von Porto Santo. 121 10. III. Die Meeresküste entlang zieht eine Ardea cinerea. Ich höre, daß ein neuer weißer Spatz sein Nest in einem Hause der Unterfeldstraße baut. Ein Phyll. trochilus flattert in den Tamarisken umher. Zwei Feldlerchen ziehen über die Stadt hin. Die Motacilla alba halten sich noch immer im Bette des Stadtflüßchens auf. 13. III Gegen Abend kommt ein Paar Rotkehlchen und läßt sich in einer Pappel des Vorplatzes der Kirche nieder; es scheint sich da nicht sicher zu fühlen und fliegt in die nicht weit davon entfernten Olbäume. Ich vermute, daß sic heute von Madeira kamen. Den ganzen Morgen wehte ein starker Südwestwind, während mehrere l äge vorher Windstille herrschte, nur bisweilen von einem gelinden Nordwinde unterbrochen. 14. III. Die Rotkehlchen kommen gegen Abend wieder in die Pappel und übernachteten daselbst. 15. III. In den Dentro-Bergen beobachtete ich einen U. vanellus und eine Ardea cinerea. Ein anderer Fischreiher wurde gegen Abend an den Lombas-Tümpeln gesehen. 16. III. Im Tanque-Flüßchen, mitten unter den am Wasser stehenden Tamarisken, wurde ein Rallus Ö erwischt, den ich für R. aquaticus halten möchte. Im Mag'en fanden .sich nur viele kleine Steinchen. Wie ist es nur möglich, daß zum Flie- gen so schlecht ausgerüstete Vögel auf einer hunderte von Meilen vom Festlande entfernten Insel auftauchen können?! 1 8. III. Ich beobachte 1 P'ischreiher in der Farrobo-Gegend und 2 andere im Zimbral-Flüßchen. 21. III. Gegen Abend kommen die 2 Rotkehlchen wie- der zur Pappel. 22. III. Ich sehe viele Macaricos {Niivi. phacopus) und erlege einige auf der Baixo-Insel. In einiger Entfernung auf dem Meere tummeln sich viele Puff, kuhli. Auf der Untiefe Feste werden noch Mergulhadores und Föffelrciher beobachtet, aber schon keine Stummelmöven mehr. — Auf der Baixo-Insel zeigte sich eine Sterna hirimdo., die erste, von der ich dieses Jahr Kunde erhalte. 23. III. JSInrn. phaeopns fliegen in großen Scharen in der Nähe des Penedo am Meeresufer und an den ihn überragen- den Felsen. Eine Sylvia airicapilla Ö auf “Ainer Tamariske macht Singübungen. 122 P. E. Schmitz, A. de-Noronha: Voi^dleben von F'orto Santo. 2(3. III. Nach der Untiefe Leste fahrend, um Vög'el zu beobachten, sali ich in der .Buclit einige anglonim zwi- schen der Untiefe und der Cima-J.andspitzc. Keine Stummel- mövcn, noch Sterna Iiirundo, aber viele Puif. knhli und eine A. anser. Fischer sahen einige St. hirundo. 3. und 1. IV. Auf den Felsklippen Nordtste beobachtete ich selber auch einige Exemplare derselben Art. 6. IV. Fischer, die zum Puftinenfange nach den Nordeste- Felsklippcn fuliren, brachten von dort 2 Duneniunge Bulwen'a bnkven\ die ersten, die ich dieses Jahr zu Gesichte bekam. 7. IV. Bei fast windstillem Wetter, bisweilen wehte ein ganz gelinder Nordwestwind, erschienen Durchzugsschwalben (Chel. urbica und Ihrnndo rustica) am Spätnachmittage, und suchten Ruheplätze an den Dachrändern, was sie am Tage der Ankunft zu tun phegen und zwar bloß an diesem Tage. In den folgenden suchen sie Bäume auf, als wenn sie sich auf den Häusern nicht sicher fühlten. Jemand, der sich in der Nähe von Pedras Altas und Penedo befand, d. h. im äußersten Osten der Bucht, sah eine Schar, die von Südosten herkommend und über die Cima-Insel hinlliegend, sicln auf Porto Santo nie- derließ. Nach Sonnenuntergang beobachtete ich auf einem Maulbeerbaume etwa 20, und durch’s Fenster eines Hauses mitten in der Stadt llog‘ eine Hirnndo rustica herein, der ich ein Zettelchen anheTete. S. IV. Auf der Cima-Insel sehe ich einige Niim. phacopns. Ein Nest von Larus cactiinnans dort zu finden, vermochte ich nicht. Im Unterfelde wurden einige I^hylloscopus beobachtet, und gegen Abend suchten einig'e Hausschwalben ein Unterkommen. 10. IV. Mitten in den Tamarisken des Tanque-Flüß- chens wurde eine Fiilica atra Q gesammelt. Es wehte ein sanfter ONO. -Wind an diesem Tage, tagsvorher ein schwacher NO. -Wind, am zweiten Tag-e vorher ein ebenso schw'acher .SO.-Wind. Nach 8 Tagen ging- der Vogel ein, obwohl es anderen gelung'en ist, diese Vögel jahrelang gezähmt zugleich mit Hühnern am Eeben zu erhalten. — Ich beobachte viele Phyll. .'^ibilator in der Stadt, bei Pedras Pretas und am Tanque. 2, ö und 9 wurden erlegt. — Geg-en iVbend erwischte ein Knabe beim Tanque, oberhalb von Fontinha eine Porzana bailloni 9, deren Magen Reste von Käfern und kleine Körner P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 123 aufwies, .loeim Einbiechen der Dunkelheit sehe icli über der Stadt viele Haus- und Rauchschwalben. 11. IV. Am 'l'anque große Zahl Hir. riistica und inmitten derselben einige Apus. Zwischen den Tamarisken flattern viele Phyll. sibilator. 12. IV. Haus- und Rauchschwalben, sowie viele Phyl- loscopus sibilator. 16. IV. Ein Fischreiher ließ sich blicken in der Nähe der Stadt. Noch immer Phyll. sibilator. Zahlreiche Schwalben fallen heute in Porto Santo ein, g'roße Scharen werden in und fern von der Stadt beobachtet. Bei zweien wurde festgestellt, daß sie von vSüdost her zur Insel kamen. Erwähnenswert er- scheint mir ein besonders zahlreicher Flug, der g'egen Mitte des Nachmittags sich über die Stadt niederließ In 2 Häusern, bei Fontinha und beim Fort, flogen sie durch die Fenster ein, wurden mir g'ebracht, um sofort, mit einem Zettelchen ver- sehen, wieder entlassen zu werden; es waren Rauchschwalben. 17. IV. Ein Fischreiher fliegt über die Stadt hin. In den Cxemüsegärten zeigen sich einige Phyll. sibilator. Auf der Cima-lnsel wurden bereits 3 Lariis cachinnaus-Px^x in einem Neste gefunden. A^on einigen sandigen Ackerfeldern in der Mitte der Insel wurden mir 2 Dunenjunge von Charadrins alexandrinus gebracht. — Schwalben lassen sich wieder gegen Abend zahlreich auf die Stadt nieder, von den Saatfeldern her- kommend, und diesmal bemerke ich, daß die beiden Arten immer in g'etrennten Scharen fliegen 18. IV. Ich sehe nur wenige Schwalben und zwar nur flausschwalben. 19. IV. Noch weniger Schwalben. Ich beobachte zwei AViedehopfe. 20. IV. In einem Bache bei Weingärten, am Ufer des Stadtflüßchens wird eine Porzana bailloni 9 gefangen. — Am Nordabhangc der Anna Ferreira-Spitze erwischt ein Schafhirt eine Pisorhina scops ; er behauptet, mehrere gesehen zu haben. 21. IV. Von den Fora-Bergen bringt man mir eine zweite Eule dieser Art, ein 9, deren Magen Reste von Käfern, Pup- pen u. drgl. enthielt. — Einige Reiher und Wiedehopfe lassen sich blicken. Bei Fontinha wurde ein Sylvia hortensis ö von einem Knaben gefangen, aber von einer Katze so zerbissen. 124 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vugelleben von Porto Santo daß ich nur Kopf, Flügel und Tarsen als Belegstücke für diese Art behielt. Wenig Schwalben und wiederum nur Hausschwalben. 22. IV. Frühmorgens singt eine Mönchsgrasmücke auf einer Tamariske. Da ziemlich starker Westwind herrschte, wird sie wohl aber von Madeira herübergekommen sein, da ich sonst seit vielen Tagen keine Mönchsgrasmücken mehr sah. Im Innern der Insel 3 Wiedehopfe und 1 Fischreiher. Mit einigen Hausschwalben fliegen auch 3 Rauchschwalben. 23. IV. Gegen Abend zieht über die Stadt nach den Lombas-Tümpeln hin ein Reiher, der kleiner ist als ein Fisch- reiher und der schon einige Tage diese Gegend besuchte. Ich sah ihn am Abend des 20. auf einem Maulbeerbaume am Bache ausruhen. Er schien mir Ardea purpurea zu sein. Von den zahlreichen P/iyll. sibilator, die mit ONO. -Wind am 9. und 10. hier erschienen, sehe ich nichts mehr. Werden wohl mit dem seit 0 Tagen günstigen Winde abgezogen sein. Am 20. wurde mir die letzte lebend gebracht, die bei Cosinhas gefan- gen worden war. — Am Tanque-Flüßchen lassen sich vier Fischreiher blicken. 24. IV. Auf dem Unterfeld beobachte ich einen kleinen Flug' Hausschwalben mit 2 Rauchschwalben. 25. IV. Am Tanquc-Flüßchen wird eine Ardea purpurea 9 erlegt. Im Magen finden sich Reste von Körnern und Tamariskenlaub. 2(i. IV. Über die Stadt hin zieht ein Fischreiher. Ich beobachte 1 Haus- und 1 Rauchschwalbe, letztere in Gesell- schaft von 3 Seglern. Bei den Lombas-Tümpeln finde ich eine Ardea purpurea. 2. und 3. V. Ich höre eine Mönchsgrasmücke. 4. V. Bei Maltas über den Saatfeldern beobachte ich viele Segler, die gewiß heute angekommen sind, da bis gestern nur äußerst selten irgendwo welche zu sehen waren, sowohl im Winter, wie in dieser Zeit des Frühjahrs. Für Porto Santo scheinen darum die Apus durchgängig keine Standvögel zu sein. Ich sehe in Gesellschaft derselben einige Rauchschwal- ben, gewiß Neuankömmlinge, da in den vorherg'ehenden Tagen das völlige Verschwinden derselben festgestellt werden konnte. 5. V. Mit einem gelinden Nordwinde läßt sich ein Oriolus galhula Ö auf der Brustwehr der Frachtbarke „Merces“ nieder P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 125 Diese segelte gerade von Madeira nach hier und befand sich etwa 6 Meilen südwärts der Raixo-Insel. Nach kurzer Rast auf der Brustwehr und den Raen, bei einer plötzlichen Schwen- kung des Schiffes und dem damit erfolgten starken Schwan- ken, fiel der Vogel in’s Meer. Aber kaum berührte er das Wasser, als er wie neu gekräftigt aufflog und einige Zeit auf dem Hinterdecke dem Steuermann um den Kopf kreiste, bis er ermattet durch eine .Schiffsluke in’s Innere flog, wo ihn die Besatzung fieng'. 6. V. Wiederum beobachte ich 1 Purpurreiher am Tanque. 7. V. 3 .Hausschwalben flieg'en über die Stadt hin. 10. V. Ich höre eine Mönchsgrasmücke singen. Unter einem Maulbeerbaum nahe bei Fontinha wurde ein toter Orio- lus galbula Ö gefunden, bei welchem ich nicht die geringste äußere Verletzung wahrnehmen konnte, und dessen Magen leer war. — Auf einem Feigenbäume in den Gemüsegärten außer- halb der Stadt wurde eine Rola (Tiirtur turtar) beobachtet. 11. V. Nachmittags erscheint auf den Häusern eine große Zahl von Apus tmicolor, hier Audorinha preta = Schwarzschwalbe genannt. Am Meeresufer sehe ich noch 4 Hausschwalben. IG. Herbarisierend auf der Facho-Spitze beobachte ich unzählige Segler zwischen dieser .Spitze und Julianna. 21. V. Auf einigen Weizenfeldern sehe ich 1 Niimenins phaeopus und 1 Hirxindo j-ustica. 26. V. Ich höre in meinem Garten eine S. atricapilla 6 auf einem Granatapfelbaum singen. 3 1 . V. Auf der Cima-Insel finde ich ein Bulweria bulweri- Ei, das erste in diesem Jahre. In den Gärten höre ich wieder eine S. atricapilla ö singen. 4 und 5. VI. Wiederum in der Nähe meines Hauses das- selbe Singen. Eine kleine Schar Hir. tirbica ließ sich gegen Sonnenuntergang über dem Städtchen blicken. 6. VI. Die Mönchsgrasmücke singt in der Früh auf den Bäumen des Gartens. Ich vermute in der Nähe ein Brutpaar, konnte aber nur das 9 zu Gesicht bekommen. 8. VI. Am Gestade beim Städtchen höre ich den so häufigen Gast Nnmenius phaeopus schreien. — Um Uhr abends, wmhrend aUe anderen Vögel schweigen, singt eine 126 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. Mcinchsgra.smücke zwischen Maulbccr- und Feigenbäumen um- herfliegend bei meinem Hause. 9. VI. Höre wieder beim Städtchen den Numeniiis schreien. 11. und 12. VI, Die Mönch, sgrasmücke hält sich immer nahe bei meiner Wohnung' auf. 16. VI. Am Spätnachmittage wurde in den Lüften ober- halb der Mündung des Stadtflüßchens eine Hirundo tirhica- Schar beobachtet. 17. VI. AViederum eine Stadtschwalbenschar in der Nähe der Stadt. 18. VI. Gegen Abend wie gestern, aber kleiner. 20. YI. Zum erstenmale sehe ich einen Segler (Apus) auf einem Baume aufsitzen, auf der SjDitze eines Tamarisken- zweiges bei starkem Nordwinde, der die Blattkronen der Pal- men schüttelte. Es war Abend und der Vogel verblieb dort die Nacht, obwohl diese Segler sonst ihre Nachtruhe hier in den unnahbaren Felsspalten zu nehmen pflegen, gewöhnlich an den zum Meere senkrecht herabfallenden Felsen der Inseln Cima, Baixo, Ferro u. s. w. 21. VI. Beobachte mitten im Städtchen eine Hir. urbica. 5. VII. Eine Acanthis cannabina legt ihr drittes Ei in ihr Nest auf einem Maulbeerbaume. 11. VII. Heute verlasse ich Porto Santo und schiffe nach Madeira. Auf Madeira. 31. VII. A^om Gipfel des Areciro über Poiso nach Chou- pana niedersteigend, sehe ich etwas unterhalb des Poiso in einer Meereshöhe von 1400 m etwa 2 Dutzend Larus cachin- nans, teils ausruhend, teils kreuz und quer fliegend mit einer Schar Rüttelfalken. 8. VIII. Nach Porto Santo zurückgekehrt, höre ich, daß im Laufe des Juni und in den ersten Tagen dieses Monates einige Stadtschwalben gesehen wurden. 10. bis 24, VIII. Längs der .Südwestküste werden Num. phaeopus bald einzeln, bald in kleinen Scharen gesehen. 24. A^III. Ein Beamter des Cima-Leuchtturmes versichert, den Puifinns assiviilis gehört zu haben. 26., 28. und 30. VIII. zeigt sich auf dieser Insel und am P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelieben von Porto Santo. 127 (lestade beim Städtchen der Nttm. phncopiis. Obwohl nicht als Brutvogel betrachtet, zeigt er sich in Porto Santo das ganze Jahr hindurch, wenn auch nur im Winter in größeren Scliaren und dann mitunter von N. arcitatus' begleitet. 3!. VI II. Einige Numenius phaeopus auf der Cima-fnsel beobachtet. 1. IX. Desgleichen am Gestade beim Städtchen. 2. IX. Große Schar denselben treibt sich auf der hohen See, sowie bei der Meerenge zwischen Porto Santo und der Baixo-lnsel herum — Ich beobachte nur 3 Seeschwalben an der .Südwestküste. — Treffe auf der Baixo-lnsel einen Jäger, der im östlichen Teil derselben eine Sfrepsilas interpres erlegte. 4. IX. Wieder beobachte ich einige Num. phaeopus in der Serra de Fora, sowohl im Innern Porto Santo’s, wüe an der dortigen Küste. G. IX. Dieselbe Art zieht dem Städtchen gegenüber vorüber. 8. IX. Heute da.sselbe auf der Cima-Insel. 9. IX. Im Tal der Serra de Fora lliegen einige derselben Art, während sich andere weit vom Meere hoch an den Gebirgs- rücken zeigen. — In der Nähe der Nordeste-Inseln fliegen unzäh- lige Puff, kuhli; unter denselben sehe ich 2 Seeschwalben. 1 1 . IX. In der Serra de Fora beobachte ich mehrere Num. phaeopus in Gesellschaft von Larus cachinnans. 5. X. Morgens wird im Städtchen 1 Hirundo rustica beobachtet und nachmittags ein Flug Ch. urbica. 6. X. xAn diesem Tage wurden von vielen Personen und von verschiedenen Orten aus die ersten Schw'alben des Herbst- zuges gemehlet, sowohl H. rustica wie Ch. urbica. An den 4 vorhergehenden Tag'en wehte starker Wind aus ONO. und NO., besonders aus der ersteren Richtung. 7., 8. und 9. X. Einige Chelidonaria urbica. in den Straßen des Städtchens. 10. X. Ich höre eine Sylvia atricapilla in den Tamarisken. Sollte sie von Madeira sein? Wenn ja, dann müßte sie einige xAugenblicke Windstille benützt haben, da der Wind seit Tagen aus NO. wmht. Apus unicolor ist bereits selten geworden. In der ganzen Gegend beobachte ich nur einen Flug' von 7 Stück am Dünenstrand in der Abenddämmerung. x\n der Ponta, Südwestkap Porto Santo’s, werden viele 128 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. Serinus canarius beobachtet. Gewiß kommen sie vom Baixo- Eiland als Strichvögel herüber. Über dem Städtchen erscheinen einige Ch. urbica. Ein Phalacrocorax carbo läßt sich auf einer Art Rai, Salinas genannt, nieder und wird geschossen. Obwohl schwer verletzt, erreicht er die See, taucht einige Zeit unter, um bald regungslos an der Oberfläche zu erscheinen. xAuf dem Cima-Eiland haben die an einer Wasserleitung arbeitenden Maurer allnächtlich den Puffinus assimilis in stets wachsender Zahl schreien geffört, seit dem Tage ihrer Ankunft auf dem Eilande, am 30. September. Heute bei nächtlicher Jagd erleg'ten sie 21 Stück an den Felsklüften im Osten. 11. X. Beobachte frühmorgens einige Ch. urbica. Die Leute, vom Cima-Eiland erlegen weitere 10 P. assmiilis. Im Jahre 1900 sollen schon anfangs September einige in der Nähe des Leuchtturmes gehört worden sein. Aus diesem und anderen Gründen glaube ich, daß P. assimilis nicht oder nur zum Teile aus wandert. 12. X. Ein Phalacrocorax carbo zeigt sich in Schußweite vom Meeresufer. 13. X. Den ganzen Nachmittag kreist ein kleiner Flug Ch. urbica um ein altes hohes Gebäude mitten im Städtchen auf der Jagd nach Insekten, die dort besonders zahlreich zu sein scheinen. Unter denselben flog immer 1 Apus unicolor bis zum Abend. — Am Gestade beobachte ich ein Exemplar von Char. hiaticula. — Die Ac. cannabina singen schon, aber noch nicht mit Sicherheit. — Al. arvensis und Sturnus vulgaris zeigen sich schon in mehreren Exemplaren im Campo de baixo. 14. X. Den g'anzen Tag sieht man wieder einen kleinen Flug Ch. urbica das erwähnte Gebäude umkreisen. — Am Ge- stade ein Nuni. phaeopus. Auf dem Cima-Eilande läßt sich, wie ich höre, diese Art fast täglich in größerer Zahl beobachten. 15. X. Wieder beobachte ich den ganzen Tag den Flug Ch. urbica; hielt er sich vorher mehr südlich, dann heute mehr östlich, was wohl mit dem Winde zusammenhängt, der in den letzten Tagen von Norden und heute von Westen wehte und die Insekten zwingt, sich an der geschützten Seite aufzuhalten. 16. X. Nochmals derselbe Flug; heute wieder im Süden bei Nordwind. 17. X. Ich sehe eine Alotacilla sp. und Sylvia sp. über P. E. Schmitz, A. de Noronha; Vogelleben von Porto Santo. 129 das Städtchen hinfliegen. — Auf meinem nachmittägigem Spa- ziergange von mehreren Stunden kommen mir nur 4 Apiis unicolor zu Gesicht. — In Campo de baixo beobachte ich auf einem Maisfelde einige Stare mit Steinsperlingen. Einer der Sperlinge ist hellfarbig mit vorwiegendem Weiß; ich sah schon andere derartige Exemplare. — Man versichert mir, daß der Ninn. phaeopiis sich in großer Zahl in der Serra de Fora im Norden der Insel zeigt. 18. X. Als ich in der Nacht in der Nähe des Baixo- Eilandes zum Fischen ausgegangen war, beobachtete ich, wie gegen 10 Uhr, gleich nach Untergang des Mondes, Oceano- dronia Castro, Pwffiniis assimilis und P. kzihli den Felsklüften jener Insel entlang ihr Geschrei begannen. Es scheint in der Tat ausgemacht, daß diese halbnächtigen Vögel sich in mond- hellen Nächten immer ruhig verhalten. Ebenso hört man nur wenige in windstillen Nächten schreien. Ich bin aber im Zwei- fel, ob sie sich dann nur ruhig in ihren P'elslochern verhalten, oder ob sie sich auf hoher See befinden. — In meinem Garten zeigt sich ein Paar T. turhir und sucht Futter in der frisch umgegrabenen Erde; es zeigt wenig' Scheu vor Menschen. 19. X. In Campo de baixo zeigt sich wieder ein hellfar- biger Sperling, sowie eine Motacilla alba. — Morgens zeigten sich in meinem Garten wiederum die Turteltauben, nachrnittag's nur noch eine; die andere war mit einem Steinwurfe ge- tötet worden. 20. X. Morgens sehe ich die einzige Turteltaube. 22. X. Einige Burschen töten mit einem Steinwurf eine Wachtel in Campo de baixo. Da diese Art sich in der Winterszeit so selten blicken läßt, frage ich mich, ob sie wohl auswandert? 23. X. Einige Fischer beobachten eine St. hinindo an der Westküste von Porto Santo. Die große Masse derselben ist längst fortgezogen. 24. X. Ein Phylloscopus sp. sucht gegen Abend Unter- kunft in einem Paradiesbaum (Elaeagnits angnstifolia) . Bei Tage sehe ich diese Art fast ausschließlich auf Tamarisken und Dornbäumen (Lycaeum europaeuin) . Wenn diesmal der Vogel den Paradiesbaum wählt, so schreibe ich es dem Umstande zu. 9 130 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo, daß die anderen in dieser Jahreszeit ziemlich entblättert sind und so wenig Schutz bieten. 25. X. Ich sehe 3 Ph. trochilus auf einer Tamariske. — Stare zeigen sich in den Gärten. 27. X. Stare in Campo de baixo. — Am Gestade arbeitet ein Ck. Inaticula in den Kuhfladen und anderen tierischen Abfällen. Dasselbe habe ich oft bei diesen an anderen Chara- driiis sowie bei Strepsilas interpres beobachtet. — Die Stare in und außerhalb des Städtchens sind zahllos. 28. X. Auf einem Maulbeerbaume zeigt sich eine Schwarz- amsel. Kann wohl nicht von Madeira gekommen sein, da seit dem 21. der Wind zwischen Norden und Osten steht. — Einige Ch. urhica. — Gegen Abend treibt sich über dem Städtchen ein Flug von etwa 100 Staren herum, gewiß auf der Suche nach passendem Nachtquartier. — Die überlebende Turtel- taube zeigt sich noch einmal, wird aber heute auch getötet von derselben Person, die die erste getötet hatte. — Die Arbeiter auf dem Cima Eilande sahen von Osten einen Flug Stare herankommen und über das Eiland hin der Hauptinsel zufliegen. 29. X. Die A. cannabina sing'en kräftig darauf los. Einige Ser. canarius zeigen sich am Stadtbache. 30. X. Ein Phyll. sibilator mit 1 Ö und 2 9 Sylvia atri- capilla in den Dornbäumen. — Eine Schwarzamsel im Städt- chen. — Gegen 8 Uhr abends vor Mondaufgang gehen die Cima-Leute auf die Puff. assimilisfd^^iS. und töten 1 1 Stück in den Felslöchern. Zur Hochebene des Eilandes zurückgekehrt, hören sie noch einige Vögel dieser Art schreien; kurz nach Mondaufgang hört man keinen einzigen mehr. 31. X. Man hört einige Sylvia atricapilla. — Jäger erle- gen einen Olits brachyotus an den Felsklüften der Westküste. — Von P'ischern werden die ersten Rissa tridacfyla an der Nordost-Inselgruppe gesehen, sowie einige junge Puff- kuhli zwischen jener und dem Cima-Eiland, auch eine Sterna hirundo. 1. XI. Im Eaub einer Tamariske flattern 4 S. atricapilla. — Auf dem Cima-Eiland wird ein Oceanodroma castro-üA g'e- funden; es zeigt sich auch eine Alaitda arvcnsis und viele Pupfin us assimilis. 2. XI. Die Stare zerstreuen sich über Tag auf den Feldern, P. E, Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo, 131 g-egcn Abend nähern sie sich den Wohnungen. Ein Flug von 12 Stück läßt sich auf der Krone einer Dattelpalme im Städt- chen nieder, nachdem er verschiedenen dieser Bäume einen Besuch abgestattet hat; aber auch diesen verlassen sie, um sich auf den Dächern Ruheplätze für die Nacht zu suchen Am Cochinho-Bach werden b Anas crecca erlegt; an der Nordwestküstc zeigten sich andere. — Auf dem Cima Eiland einige Al. arv'nisis. — Als Bootsleute eine in der Bucht an- kernde P'rachtbarke auf den Strand ziehen wollten, fanden sie zwischen den Seg'eltüchern am Bug einen jungen Piifj . kn/ili, als hätte er sich diese Stelle zum Nachtquartier gewählt, viel- leicht mit 2 anderen, die sich in unmittelbarer Nähe auf dem Meere befanden. Auch flog ein anderer Vogel aus der Barke weg, man glaubt eine Turteltaube. 3. XI. S. atricapilla Ö- — Einige Anas crecca östlich vom Städtchen, am Strande. 5. XI. Am Strande spaziert eine Rissa tn'dactyla in Be- gleitung von vielen Larus cachinnans. — Über das Städtchen fliegt eine Ch. tirbica. — S. atricapilla . 6. XI. Ein Flug von 10 Staren besucht gegen Abend die Wipfel der höchsten Bäume und ruht aus, bald auf der zu einem Büschel zusammengebundenen Palmenkrone, bald auf einer Araitcaria exce/sa in deren Nähe. Da aber die Zweige beider zu sehr schwanken, begeben sie sich zur Ruhe auf eine andere hohe Palme, indem sie sich zwischen den Palmzweigen in der Nähe des Stammes niederlasscn. — Über dem Städtchen 2 Ch. urbica. — Als ich nächtlicher Weile auf den P'ischfang ( Sphyrae7ia vulgaris) ging, hörte ich nur zweimal den Ruf des Puif. assiinilis in den Klüften des Cima-Eilandes in der Zeit vom Abend bis 2 Uhr. Den Oceanodroina Castro hörte ich be- ständig, aber keinen einzigen Puff, kuhli; derselbe muß gewiß schon fortgezogen sein. — 1 S. atricapilla. 7. XI. 1 S. atricapilla. 8. XI. Ich beobachte viele Al. arvensis und unter ihnen einige Sperlinge in Campo de baixo auf den zur Saat bereit gemachten Feldern. Hier beobachte ich diesen Vogel immer in größter Zahl; es ist die größte bebaute Ebene der Insel. — In den Dorngebüschen neben dem Stadtbache tummeln sich einige S. atricapilla mit Ph. sibilator. — Einzelne Kanarien- 9* 132 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. Wildlinge treiben sich in der Nähe der Häuser herum. — Auf der Baixo-Insel werden 2 Puff, assunilis erlegt und 1 Oceano- droma Castro pullusj letzteres bewahre ich in Alkohol auf. — Bereits nach Sonnenuntergang höre ich am Strande im äußer- sten Südwesten der Insel einen N. phaeopus. 9. XI. Ich beobachte einige Sylvia atricapilln und Phyll. sibilatoTy sowie 1 1 Apus (unicolor?) Gegen Mittag erscheinen im Städtchen einige Rauchschwalben und schwärmen an dem Gebäude, das hier immer die Schwalbenvögel besonders anzieht. Da heute starker SSW.-Wind weht, sind die Schwalben etwa von dem bereits erreichten Madeira wieder zurückg'ekommen ? Trotz starkem Regen flieg'en sie bis zum Abend durch die Straßen. 10. XI. Eine einzige Rauchschwalbe läßt sich blicken. Gegen Abend ein Staar auf der Suche nach einem Nacht- quartier. Dieser Zugvogel scheint hier seinen Durchzug schon vollendet zu haben, so selten ist er g'eworden. - Die Bewoh- ner der Cima-Insel haben in den letzten Tagen keinen einzigen Pujf. assi-milis gehört. 11. XI. Gegen Abend 2 Staare und 1 Rauchschwalbe in der Nähe des Städtchens. 12. XI. Zur selben Zeit nehmen 3 Stare ihren Ruhe- platz auf dem Wipfel einer Araucaria excelsa. — Mitten unter einer Schar von I.arus cachinnans fliegt 1 Rissa tridactyla und 1 junger Pnffmus Jxnihli. 13. XI. Ich beobachte im Städtchen noch immer Sylvia atricapilla, Phyll. sthilator und einige Kanarien Wildlinge. Soviel ich weiß, brüten letztere niemals auf der Hauptinsel Porto Santo, aber im Herbst kommen sie von den umliegenden Cima- und Baixo-Inseln nach Porto Santo, um im Februar wieder zu verschwinden, kurz vor dem Brutgeschäft. Im letzten Winter beobachtete ich sie in großer Zahl zugleich mit Steinsperling'en und Hänflingen, wie sie sich in den Weingärten umhertreiben, und besonders den Samen von Chenopopodimn mitrale und Ch. album aufsuchen. Im Februar konnte ich nur ein einziges Paar zu Gesichte bekommen, das bis in die erste Hälfte des März sich mitten im Städtchen in einem Olbaum- und Tamarisken- \A"äldchen aufhielt. Ich hoffte ein Nest zu entdecken, aber ver- geblich. Ende März und Anfang April ließ sich nur noch ein einziger Serinus canarius blicken. Am 22. Mai sah ich ein 6, r. E. Schmilz, A. de Noronha; Voaelleben Von Porto Santo. 1 33 wohl ein verschlagenes. In der P'olge bis zum 10. Oktober fand ich nicht die geringste Spur von Kanarienwildlingen, wo’ sie plötzlich in großer Schar im Südwesten der Insel, an der sogenannten Ponta, erschienen. Es scheint, daß die Kanarien der Baixo-Insel sich auf Porto Santo in der Nähe der Küste von Calheta bis Cabe90 und Campo de Baixo niederlassen, während die der Cima-Insel entweder das Tal der Serra de Fora aufsuchen oder die Küstengegend bis zum Städtchen- So bilden die Kanarien als Wintergäste auf Porto Santo zwei Strömungen entgegengesetzter Richtung, die sich fast in der Nähe des Städtchens berühren. — Im Schilf des Tanque-Flüß- •chens wurde eine Fulica atra erlegt. Der Vogel muß wohl schon seit einigen Tagen in Porto Santo gewesen sein, da die letzten 6 Tage scharfer W. und SW. -Wind wehte. — Einige Alauda arvensis auf der Cima-Insel. Auffallender Weise ist das Geschrei des Puff, assimilis von den Bewohnern nicht mehr gehört wor- den. Schon verflossenes Jahr, wo ich mich selber dort aufhielt vom 15. bis 17. November, hörte ich keinen einzigen, während ich bei meiner Rückkehr am 22. November eine große Zahl in der Nacht konzertieren hörte. Sollte etwa der Puff, assimilis., wenn er anfangs des Herbstes in Scharen eintrifft, vorerst nur den Nistplatz wählen und „reinigen“, wie die Schiffer behaup- ten, um sich dann wieder auf kurze Zeit zu entfernen? Aber wohin sollte er sich in diesem Falle zurückziehen? — 2 Stare wurden von einigen Burschen auf Palmenkronen in der Nähe des Städtchens erwischt. II. XI. Diesen Morgen sehe ich vielmehr Mönchsgras- mücken und auch Laubsänger wie an den Tag'en vorher. Soll- ten beide von dem benachbarten Madeira herüberg'ekommen sein, da in der letzten Nacht starker Westwind war! — Am Tanque-Flüßchen sehe ich unter anderen Exemplaren derselben Gattung 3 AlotaciUa boarula-, die übrigen konnte ich nicht der Art nach erkennen. Bei demselben Flüßchen tummeln sich 2 Rauchschwalben. Eine derselben läßt sich mitunter auf dem Rande der Umfassungsmauer nieder. Nach einiger Zeit kommen 2 Apus unicolor herangefiogen und die Rauchschwalben ziehen nach einigem Gezwitscher von Paar zu Paar, hoch in den Lüften mit denselben nach Osten davon Wiederum kurze Zeit nachher treffen sie wieder beim P'lüßchen ein und bringen 134 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogellcben von Porto Santo. einen dritten Apus unicolor mit. — Beim Tanque wird eine Al. arvcnsis gesehen. 15. XI. Frühmorg-ens fliegfen 4 Rauchschwalben um das bekannte Gebäude; trotz starken Windes und Regen suchen sie kein Unterkommen. Erst als Platzregen eintritt, fliegt eine o-egen die Scheiben eines Fensters und eine andere gegen die Brettchen eines Fensterladens. — Eine einjährige Sula bassana wurde von einigen Hirten am Abhang des Facho-Berges erleg't, mitten in der Insel; sie war von Osten her dorthin geflogen, dem Fora-Tal und Formoso-Bach entlang'. Sie war sehr er- mattet ; nach einem Steinwurf erhob sie sich schon nicht mehr. Sie wog" nur 1 Kilo 430 g und maß 86 cm. Der Geruch ist ähnlich dem von Bulweria bulweri und Oceanodroma Castro. Ich bot ihr eine eingesalzene Sardine, aber sie nahm dieselbe nur in den Schnabel, um sie fortzuschleudern. Auch andere Ver- suche, ihrer Erschöpfung abzuhelfen, bleiben erfolglos. Sie richtet sich mitunter auf und schlägt mit den klügeln, um so- gleich wieder niederzusinken. 16. XI. Wiederum kreisen beim mehrerwähnten Gebäude einige Rauchschwalben. — I)er Tölpel wird morgens tot auf- gefunden. Die Spannweite beträgt 172 cm. ln der letzten Woche des Oktobers hatten nach Aussage einer zuverlässigen Person Fischer aus Madeira (Camara de Lobos) auf hoher Sec ebenfalls eine jung'e Sula bassana erbeutet. 17. XL Im Campo de Cima, dem Innern von Porto Santo, wird ein Otus brachyotus Q geschossen, der sich dort am hellen Tage auf freiem Felde herumtrieb. Der dunkelschwarze Augen- ring, die scharfen Krallen, die frische Fußsohle deuten auf ein junges Tier. Im Geg'ensatz zu dem im vorigen Jahr erlegten, war dieser ganz abgemagert und der Magen leer. 18. XL Einige Rauchschwalben im Städtchen. — Um 5 Uhr morgens in völliger Dunkelheit flieg't über das Städtchen ein Puff, assimilis hin. P). XL Eine Rauchschwalbe. — Auf der Cima-Insel wird 1 Puff', assimilis frühmorgens gehört. 20. XL Östlich vom Städtchen beim Meere läßt sich eine Ardea cinerea blicken. 22. XL Ich beobachte zwei Rissa tridaciyla am Meeres- ufer. — In der Früh wird auf Cima wieder Pujf- assimilis ge- P E. Schmitz, A, de Noronha: Vogelleben von Porto Santo, 135 hört. Ebenda fliegen die Felswände entlang von Osten kom- mend drei Chel. urbica der Hauptinsel zu. — Auch sind auf Cima die Feldlerchen zahlreich und fliegen zusammen mit Stein- sperlingen. — Im Städtchen zeigt sich Sylvia atricapilla und Phyll. sibilator. 2B. XI. Abends höre ich zwischen Städtchen und Meeres- ufer einen Nnm. phaeopus vorüberfliegen. — Scharen von Feld- lerchen auf dem Campo de Baixo. -- Nach Sonnenuntergang läßt sich auf Cima Puff, asshnilis vernehmen. 24. XI. Auch vor Sonnenaufgang hört man auf Cima einige Pintainhos, wie das Volk hier die Puff, nsximilis bezeich- net. Ebenso sieht man dort am Meeresufer viele Num. phaeopus. 26. XI. Eine Ch. urbica in der Nähe des Tanque. 27. XI. Ch. urbica und eine Mot. alba an der Mündung des Stadtbaches. 28. XI. Trotz starken Ostwindes erscheinen am Gestade einige Ch. urbica. 21). XI. Ein Junge findet am Gestade eine lebendige Tringa alpina, 9. Das vordere Drittel des Unterkiefers und die Mitte des linken Tibia-Knochens waren gebrochen. Vermutlich ist der Vogel von dem heftigen Sturm gegen einen Felsen ge- schleudert worden. Er maß 20 cm. und wog 30 gr. Im Magen fand ich zwei Helix und Stücke anderer mit Sand und Stein- chen. — Im Campo de Baixo, auf Brachfeldern am Fuße des Anna Ferreira-Berges wird eine Eule von Vögeln verfolgt. Ich vermute, es ist Otus brachyotus. 30 XI. Nach einem starken Winde zeigen sich die Mönchs- grasmücken wieder zahlreicher und bisweilen macht sich ein Phyll. sibilator hörbar. — Abends ebenso auf Cima einige Pintainhos. 1. XII. Im Städtchen, Campo de Baixo u. s, w. erschei- nen mehr Sylvien und Laubsänger wie gestern. — Hänflinge schlafen mit Kanarien auf den Bäumen der Gärten. 2. XII. Wiederum viele Sylvien und Laubsänger, letztere besonders in den Tamarisken bei der Mündung des Stadtbaches. Es scheint, daß die Zahl zugenommen hat, seitdem der Wind sich etwas gelegt, obwohl derselbe noch zwischen O. und NO. steht. Sind etwa die weniger heftigen Winde den Zugvögeln günstiger? Kanarien in immer größerer Zahl. — Eine Ch. urbica fliegt über das Städtchen. 136 P. E. Schmitz, A de Noronha: Yogelleben von Porto Santo, 3. XII. Kanarien und Hänflinge tun .sich gütlich am Chenopodiuvi und nähern sich gegen Abend den Wohnungen. — Beim Städtchen eine Feldlerche. — Westlich von demselben in einer Pfütze eine Fulica atra 9, die 2 Stunden nach dem Einfangen vor Schwäche oder aus einem sonstigen Grunde ver- endete. Sie wog 3.50 g und maß 38 cm., also ein sehr kleines Exemplar. Im Mag'en Seemuschelschalen zu grobkörnigem Sand zerkleinert. 5. XII. Von einem Freunde erhielt ich eine Chlor is chloris 9, die in dessen Garten sich mit einer Schar Stein- sperling^n herumtrieb. Im Magen waren Samenkörner einer mir unbekannten Pflanze. 6. XII. Sylvien und Laubsäng-er sind weniger zahlreich, wenigstens im Städtchen. — In Camacha, dem Norden der Insel, sind ebenfalls letztere beobachtet worden. — Eine Eeld- lerche flieg't über das Städtchen. 7. XII. Sylvien und Eaubsänger verschwinden merklich. — Mitten im Städtchen bei den Cancellas wird ein Elug Eeldlerchen beobachtet. 8. XII. Im Laufe der verflossenen Woche wurden auf Cima nur wenige Puf. assmiilis gehört, sowohl nach Sonnenuntergang als vor Sonnenaufgang'. Gestern wurde kein einziger lautbar. 9. XII. Die Untiefe Feste wird von einigen Stereo- rarius (sp.?) besucht. 10. XII. Mönchsgrasmücken und Laubsäng'er, die sich in den letzten Tagen kaum blicken ließen und von denen nur die ersteren sangen, erscheinen zahlreich im Städtchen und Untcr- feld. Der häufig'ere unter den Laubsängern ist der P. trochilus. — Eine S. atricapilla 9, erlegt bei der Mündung' des Stadt- baches im Tamariskengesträuch, führt im Mag'en Pflanzenstoffe, Käfer und Landschneckenstückchen, — Kanarien Wildlinge zei- gen sich zahlreich im Städtchen und der Umgegend. — In den Weingärten fliegen Mönchsgrasmücken zusammen mit Stein- sperlingen und Hänflingen. — Im Unterfeld erlege ich aus einem großen Flug Feldlcrchen ein 9 normaler Färbung. Mag'eninhalt: Pflanzenreste, Körner und Steinchen. — Im Bette des Cochimba-Baches, nahe beim Meere, einige Motacilla alha. 1 1 . XI 1 . Bei Cabego da Ponta fängt ein Bursche in einem Mau- erloche einen Kanarienwildling Ö- Länge 014 m., Gewicht 15 gr. V. Tschusi: Über palaearktische Formen. 137 12. XII. 1 )rei Bachstelzen Rieg'en über das Städtchen hin. — Mönchsgrasmücken .selten, Laubsänger keine. — Auf der Cima-Insel werden abends einig'e Pitff. assiinilis beobachtet. 13. XII. Beobachte Mönch.sgrasmücken, 1 Bachstelze und 1 Laubsänger. Eben diese 3 Arten auch am l(i., 17. und lO. 2.5. XII. Einig'e Phyll. frocJiilus am Tanque und im Städt- chen. Eine Mönchsgrasmücke in einem Weing'arten. 26. XII. Am Meeresufer bei Salinas, Mündung des Fon- tinha-Baches, nehmen 5 Phalacrocorax carbo ihre Rast. 28. XII. Einer meiner Leute, der am Ufer der Cima- Insel während der Nacht fischte, hörte unzählige Puff- assi- ■milis. Gegen Abend ließ sich ein Nun/, phaeopus vernehmen, bald darauf einige Sturmschwalben und dann eine solche Menge Pujf. assimilis, wie er sie nie zuvor g'ehört hatte. Um 9 Uhr ging der Mond auf, und von da an hörte man in den P'elsklüften keinen einzigen I.aut mehr. Anmerkung. Unter dem 23. XII. 1901 schrieb Herr Noronha: Der /'«//«i'-älinliche Vogel, den ich zum Bestimmen einsenden wollte, ist leider ganz verloren gegangen; jedenfalls war es nicht P. aquaticus, wie ich anfangs glaubte. Numeuius phaeopus ist den ganzen .Sommer in Porto Santo anzutreffen. Wie ist das zu erklären, wenn der Vogel nur im Norden Europa’s brütet! liier palaearktische Foriiieii. Von Viel. Ritter v. Tschnsi zu Schmidhoffeu. IV.*) Pallas beschrieb 1771 in seiner „Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches“, I. p. 456, Nr. 8, die Zwerg- ohreule als Strix pidchella und bemerkt bezüglich ihres Vor- kommens: „Copiosius in australioribus ad Volgam, Samaram, laicum, circa habitacula vel in syluis“. In der „Zoographia Rosso-Asiatica“ (183 i), I. p. 310 — 312 wird Sf/'ix pulchella als Synonym zu Strix scops gezogen, woraus erhellt, daß Pallas seinen Vogel nicht für verschieden hielt. Seine Angaben über *) cfr. Orn. Jahrb. XIV. 1903. H. 1, 2. p. 1 — 21. 138 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. das Vorkommen im russischen Reiche lauten 1. c.: „in tempe- ratoribus Rossiae et citerioris Sibiriae satis frequens. Amat praesertim Saliceta ad Volgam et Rhymnum, versus mare Caspium et Gurjevi, aprico loco copiose datur.“ Seitdem haben alle Autoren die südrussischen Zwergohr- eulcn zu Scops scops gezogen, und auch M. v. Menzbier (Orn. Türkest, 18Ü4. p. 3(36 — 8681, der doch ein für Unterschiede empfängliches Auge besitzt, schließt sich diesem Vorgänge an. Zwei Exemplare meiner Sammlung, das eine von Oren- burg, 3. V. 1891, das andere von Sarepta, 10. V. ? , weichen von einander und von typischen Stücken aus Krain, Steier- mark und Kärnten so wesentlich ab, und weiteres Vcrgleichs- material au ; den beiden ersten Gebieten bestätigen dies, daß ich eine Sonderung beider vornehmen muß. Pallas hat nun allerdings seine piilchelln wieder eing'ezogcn und mit Scops vereinigt, und auch seine allgemein gehaltene Diagnose läßt keine der beiden For- men mit Sicherheit erkennen, da sie nur die Art-Kennzeichen gibt; aber die Verbreitungsangaben gestatten doch mit großer Wahrscheinlichkeit die x\nnahme, daß aus den angegebenen Gebieten stammende Exemplare ihm Vorlagen, und darauf hin restituiere ich für die nördlichere russische Form den Pallas’- schen Namen, wTihrend ich die südliche dem hochverdienten russischen Ornithologen Nikol. Zarudny widme. Pisorhina scops pulchella (^Pall.) noni. restit. Allgemeiner Charakter: Gegenüber typischen acops durchgängig dunkler und frischer im Kolorit. Schwarze Strichelung der Oberseite gröber, Wässerung deutlich. 0 ad. Das Braun tritt auf dem Oberkopfe und Nacken deutlicher her- vor; die Untcrarmdccken, der innere Rand der Schulterfedern, wie die oberen Schwanzdecken haben eine recht lebhafte rostbräunliche Färbung; das Kolorit des übrigen Kleingefieders, der Oberseite, sowie der Flügeldeck- und Schul- terfedern, der Schwung- und Steuerfedern ist ein düsteres, durch etwas Braun getrübtes Grau mit deutlicher dunklerer Wässerung und Punktierung und gröberer Strichelung und Bänderung; Unterseite wenig verschieden, aber dich- ter und markierter gezeichnet. Flügellänge 151 mm Typus: 0, Orenburg, 3. V. 1891 (Coli. v. Tschusi. Nr. 4930.) Verbreitung: Nördlicher Teil des süd-östlichen Rußlands.*) Terra typ.: Orenburg. '■) Früh. Czarenreich Astrachan. V, Tschusi: Über palaearktische Formen. 139 Pisorhina scops zarudnyi subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Gegenüber der vorhergehenden in allen Teilen verblaßt; licht graue Töne vorherrschend; schwarze Strichelung der Oberseite feiner, Wässerung verschwommen. Q ad Das Braun auf dem Oberkopfe und Nacken hat deutliche Rostfärbung; die Unterarmdecken, der innere Rand der Schulterfedern, wie auch die oberen Scluvanzdecken weisen eine lichtere und blässere rostbräun- liche Färbung auf; das Kolorit des übrigen Kleingefieders, der Oberseite, der Schulter- und Flügeldecken ist ein ausgesprochenes Aschgrau mit dunklerer undeutlicher Wässerung und Punktierung und feiner Strichelung; Sclnvung- und Steuerfedern tragen ein bleiches Braungrau mit wenig sich abhebender dunklerer Zeichnung; Unterseite etwas lichter als bei vorhergehender Form. Flügellänge 157 mm. Typus: Q Sarepta, 10. V. ? . (Coli. v. Tschusi. Nr. 4625). Verbreitung: Südlicher Teil des süd-östlichen Rußlands. Terra typ.: Sarepta. Acanthis cannabina mediterranea subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Kleiner; Rücken, Schultern und Flügel- decken dunkler zimmtbraun; Brustmitte und Bauch trübweiß; Seitenanflug gelblichbraun und weiter ausgedehnt. (^. Eine die kleinen Maße der cannahina nicht überschreitende süd- liche Form, die sich von der vorgenannten durch dunkleres Braun der Ober- seite und durch das die ganzen Seiten überziehende Gelblichbraun, welches nur in der Mitte einem getrübten Weiß Raum gewährt, kenntlich macht. Alte ausgefärbte Männchen weisen ein Karminrot auf, das an Feuer mit dem des Karmingimpels wetteifern kann Der Unterschnabel ist bei manchen Exem- plaren an der Wurzel merklich breiter als bei canvabina. Flügell. 77 — 79 mm Typus: ^ Cattaro, 21. VL 1901. (Coli. v. Tschusi. Nr. 4842.) Dalmatien. Garrulu.s glandarius sardtis subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Schwarze Kopfzeichnung dicht und grob, Rücken mehr graulich. (5. Scheitel beinahe schwarz, an der Stirne der hier feineren, nach hinten zu in sehr grobe Fleckung übergehenden Zeichnung wegen mit deutlicher, aber schmaler grauweißer Säinnung, die nach hinten zu durch eine feine weinrötliche ersetzt ward, während die hintersten Schaftflecke gegen die Ränder zu eine bläulich graue Bänderung zeigen. Die weinrötliche Färbung, aber in matterer Abtönung, findet sich nur auf dem Hinterkopfe, Hinterhals, Kopf- und Halsseiten und geht nach dem Rücken zu in ein fahles, durch weinrötlich getrübtes Grau über. Flügeldecken nur gegen das Ende zu rost- bräunlich und fein schwärzlich gebändert, sonst von Rückenfarbe. Hinterste Sekundärschwdnge mit dunklerem Rostbraun. Unterseite kaum grauer im Ton als bei österr. Exemplaren. Die beiden mittleren Schwanzfedern in ihrer 140 G. Schiebel: Wann bekommt der Laiiias iniiwr sein AUerskleid? ersten Hälfte aut bläulich-grauem Grunde mehr oder minder deutlich schwärz- lich gebändert. Flügellänge 167 mm. Q. Scheitel minder dicht und grob gefleckt, we.shalb besonders an der Stirne die trüb gelblichvveiße Grundfärbung cleutlich hervortritt. Alles andere wie beim (5. Flügellänge 167 mm, Typen: ^ Barbugia di Behr (Sardinien), Febr. 1903. (Coli. v. Tschusi, Nr. 5032). — Q Barbugia di Behr (Sardinien), Febr. 1903. (Coli. v. Tschusi, Nr. 5031). Sardinien. in welcliem Monat bekommt der scliwarzstirnige Würger (Laiiins miiior Gm.) sein Alterskleid? Von stud. phil. Guido Schiebel, Innsbruck. Da es in der ornithologischen Literatur noch nicht be- kannt zu sein .scheint, zu welcher Zeit der scliwarzstirnige Grauwürg-er Europa’s (Lanitis minor Gm.) sein Altcrskleid er- hält, da er während dieser Zeit nicht bei uns weilt, so möchte ich hier einen Fall von Vermatiserung eines solchen jungen Vogels mitteilen, den ich im Käfige hielt. Der Vogel, ein A'Veibchen, stammt aus der Geg'end von Laibach in Krain. Seine vSchwester starb am 3. Oktober 1902 im Käfig, ohne noch gemausert zu haben. Dieses Exemplar besaß am 3. Okto- ber noch die typische Zeiclinung' des jungen Vogels: Grund- farbe oben gelblichgrau, unten fahlgelblichweiß. Zeichnung oben: Am Kopf ein subterminaler, ziemlich breiter „Bogen“, Rücken ebenso, nur ist der Bogen nicht so breit. Am Bürzel kommen mitunter zwei Bogen vor, aber beide sind sehr verschwommen, d. h. schwach zu erkennen. Es gibt aber auch schon am Oberrücken Federn, bei denen der Bogen entv'eder sehr nahe an die .Spitze der Federn gerückt ist, oder sogar ganz verschwindet. Doch .sind solche Federn sehr vereinzelt. Die Schulterfedern haben zwei Bogen oder auch nur einen. Unterseite: Kinn, Kehle, mittlere Brustpartie, sowie mittlere Partie des Bauches ohne Zeichnung. Seitliche Brust und Flanken zeigen eine sehr feine „Bogenzeichnung“. Das zweite Exemplar überlebte dagegen seine Schwester ziemlich lange. Es starb nämlich am 17. Jänner 1903 in voller G. Schiebel: Wann bekommt der Lanius minor sein Allerskleid? I4l Mauser. Es ist nun intere.ssant zu sehen, was für ein Kleid es am 17. Jänner besaß. Die Mauser begann mit dem Ausfall einzelner Federn anfangs Dezember. Am 12. Dezember, als ich von Innsbruck abreiste, waren schon mehrere Federn ausge- fallen, doch konnte man dies noch immer einen sehr mäßigen Federverlust nennen. Es begannen schon einige wenige schwarze Federchen an der Stirn hervorzusprossen. Immerhin konnte man es nur als den Anfang" der Mauser betrachten. In der Zeit vom 12. Dezember bis zum 12. Jänner war ich von Inns- bruck abwesend. Als ich am 12. Jänner zurückkehrte, traf ich meinen Lnniiis minor in voller Mauser an. Er hatte bereits die schwarze Stirn, der Scheitel war jedoch noch gelblichgrau mit stark ausgepräg'ter Bog'enzeichnung (wie früher), Nacken eben- falls noch mit Zeichnung, doch die Mehrzahl der Rückenfedern war schon neu pschön aschgrau wie beim alten Vogel), Unter- rücken völlig neu, ebenso Bürzel. Unterseite: Kinn und Ivehle noch wie früher schmutziggelblichwciß, Brust und Bauch zum größten Teil schon neu mit schönem rosarotem Anflug. Ein- zelne Federn des Jugendkleides dazwischen lassen deutlich den Farbenunterschied erkennen. In den Flanken ganz sporadisch noch eine oder die andere Feder des Jugendkleides mit Zeich- nung. Schultern zum größten Teile mit neuen aschgrauen Federn, die sich von mehreren noch vorhandenen Jugendkleid- federn (gelbgrau mit Bog'enzeichnimg) gut abheben. Doch nicht alle neuen Schulterfedern sind einfärbig aschgrau, sondern einige davon zeigen ganz an der Spitze eine feine Bog'enzeichnung (auf der Jugendkleidfeder war dieser Bogen subterminal, hier ist er ganz terminal); doch sind solche Federn mit terminalem Bogen sehr selten. Etwas genauer wollen wir uns die Zeichnungs- und Färbungsverhältnisse am Kopf betrachten. Der Scheitel hat die früheren alten Federn mit der ziemlich breiten subter- minalen Bogenzeichnung, g'eg'en die Stirn zu sehen wir neue P'edern, deren Grundfarbe hell aschg'rau ist und bei denen der Bog'en um das 2 — 3fache breiter geworden ist, so daß man bei oberflächlicher Betrachtung meinen könnte, die Grund- farbe sei schwarz und das Grau sei bloß eine Einsäumung. Es ist am Grunde der p'eder mitunter noch ein weiteres schwarzes Ausbreitungszentrum vorhanden. Bei den darauf- 142 G. Schiebel: Wann bekommt der Laniiis iiiiiior sein Alterskleid? folgenden Federn bemerken wir, daß der schwarze Bogen immer breiter wird und immer mehr gegen die Spitze vordringt, so daß die graue Spitze allmählich schmäler wird, aber nie .voll- ständig verschwindet; denn selbst bei den am weitesten vorn an der Stirn gelegenen Federn ist noch ein ganz feiner grauer Saum sichtbar, wenn auch an einigen Federn nur noch wie gleichsam eine mathematische Linie erkennbar. Der alte Vogel hat bekanntlich an der Stirnfeder keinen grauen Saum mehr. Wir sehen also bei dem geschilderten Exemplare, daß die schwarze Einfärbigkeit auf der Stirn durch Ausbreitung einer Zeichnung- („Bogen“) entstand und daher die graue Farbe als Grundfarbe (primär) und das Schwarze als Zeichnung (sekundär) anzusehen ist. Dieser jetzige breite Bogen ist aber nicht dem früheren Bogen des Jugendkleides g-leichwertig-, sondern ist die- sem gegenüber sekundär, denn die Entfernung des neuen Bog-ens von der Spitze der Eeder ist eine viel größere, als sie im Jugendkleide war, woraus wir also schließen müssen, daß der ursprüngliche Bogen des Jugendkleides ganz über die Spitze der Feder hinausgedrängt wurde, um dem breiten neuen Bogen Platz zu machen. Die Vorderschwingen sind noch nicht vermausert, dagegen ist eine einzige Hinterschwinge auf dem linken Flügel neu. Der Schwanz ist g-anz abgestoßen. Einige Federn, die daher abnormerweisc schon im Spätsommer ausfielen (vom Vogel selbst au.sgerissen ?), wurden damals erneuert. Interessant ist es auch, daß der eben g-eschilderte Vogel schon vor der Mauser allmählich die Zeichnung- auf der seitli- chen Brust zum Teile verlor. Diese Verfärbung oder Änderung der Zeichnung ohne Mauser ist übrig-ens eine Erscheinung, die bei vielen Vögeln zu beobachten ist und für’s Jugendkleid leicht erklärt werden kann. Wir können sie auch an dem Jugend- kleide von Laniiis coUurio zum Teile verfolgen. Ich will noch bemerken, daß ich in meiner Balgsammlung ein Exemplar von Laniiis ei'ythronotiis „aus Ostindien“ besitze (dieser Würger gehört nach meinen Untersuchungen, die ich noch nicht veröffentlicht habe, in dieselbe phylogenetische Entwdeklungsreihe wie Lanius minor)^ das sich in ungefähr dem gleichen Stadium befindet, wie der am 17. Jänner einge- gangene Lanius minor juv. : Stirn schwarz, Scheitel mit Bogen- Alex. Schaffer: Ornithologisches aus Mariahof. 143 Zeichnung, Rücken zum Teil mit Bogenzeichnung. Unterseite: zum ganz geringen 'Feile noch (seitl. lUust) mit Bogenzeichnung-, die übrig-e Unterseite hat bereits die h'edern des Alterskleides. Ich will es unterla.ssen, diese Fälle hier weiter auszuführen, da ich ohnehin g'egenwärtig mit einer Arbeit über die Zeich- nung'sentwicklung und der darauf begründeten Artenabstam- mung der Würger (Lanws, wozu auch Conunella und Urolcstcs gehören) beschäftigt bin und dieselbe bald zum Abschluß zu bringen hoffe. Das Interessanteste für uns ist diesmal die Beobachtung, daß Lnnins minor Gm. juv. Mitte Dezember in die Mauser trat und Mitte Jänner noch in voller Mauser war. Wie lange diese noch gedauert hätte, ist allerdings schwer zu sagen, da er vor Abschluß der Mauser starb. Oniitliologisclies aus Marialiof. Von Pfarrer Alex. Schaffer. Nachstehend erlaube ich mir einig-e kurze Notizen aus dem vorigen Jahre (1902) m.itzuteilen, die eine Fortsetzung der von meinem Amtsvorgänger P. Blasius Hanf publizierten Beobachtungen bilden sollen. Auf dem F'rühjahrszuge wurden folgende für unser Gebiet seltene Arten erlegd: Anser anser am 30. März vormittags. Biidytes flavus borealis 6 am 6. April vormittags. Lar US minutus ö, 9 am 28. April vormittags. Ciconia nigra am 1. Juli. Der Herbstzug brachte: Phalacrocorax carbo am 18. September. Dieses Exem- plar, welches meine Sammlung' schmückt, hatte sich durch fast 8 Tage auf dem Furtteiche aufgehalten, bis es von mir erkannt wurde. Nach den Aufzeichnung'en P. Bl. Hanf wurde diese Art auf dem Furtteiche nur am 19. X. 1851 und 9. VI. 1875 beobachtet. Der Hauptzug im Herbste erfolgte den 17. und 18. November. An diesen Tagen waren laut erhaltenem Berichte — leider war ich zu dieser Zeit verhindert und kam erst zum Schlüsse' — auf dem Furtteiche sehr viele Anas boscas^ 18 Fuligula clan- 144 Dr. Janko Ponebsek: Ein in Slavonien erlegter Adler-Bussard. giila, 20 Fuligula fuligula, 3 Oedemia fusca und 60 Mergus serrator anwesend. Eine Oedeviin fusca wurde verschossen, und bis auf eine F. clangula entkamen alle übrigen. Seit dem Ableben P. Blas. Hanfs wurde die Ornis Maria- hofs um folgende Arten bereichert: Tringa ca?iuii*) (7. IX. 1892.) Sirepsilas interpres. Lusciniola melanopogon. Von Herrn O. Reiser wurde in meiner Sammlung ein Stück als zu dieser für Steiermark neuen Art angehörig erkannt, das ich bisher liir Cala-inodus schoeno- bae^ius gehalten hatte. Ein in Slavonien erlegter Adler-Bnssard. Von Dr. JaBko Ponebsek Auf Seite 49 des von „Hrvatsko naravoslovno drustvo (Societas Scientiarum Naturalium Croatica)“ in Agram heraus- gegebenen Glasnik, Jahrgang XI V., erste Hälfte, enthaltend das „Verzeichnis der Vög'el der kroatischen Fauna, welche bis zum Schlüsse des Jahres 1900 an das zoologische National- museum in Agram eingesendet wurden“, ist ein in Bodjani** ***)) in der Nähe von Naäice, Komitat Virovitica (Veröcze) im Monate September 1898 erlegter Buteo ferox (Gmel.) angeführt. Das Geschlecht**=^) dieses von F. Gröger dem Museum gespendeten (und wahrscheinlich auch geschossenen) Adlerbussards ist im genannten Verzeichnis nicht angegeben. Das in Rede stehende, meines Wissens noch nirgends veröffentlichte Exemplar ist für Österreich-Ungarn, einschließlich Bosnien und die Hercegovina das 23. nachgewiesene Stück (vgl. Naumann, V., p. 195 f, Orn. Jahrb. 1902, p. 235 und 1903, p. 63 f, bezw. Deutsche Jäger- Zeitung, 40, Nr. 6, p. 103 ff.). Rudolfswert, 16. März 1903. *) cfr. Orn. Jahrb. IV. p. 157. **) Herrn Prof. Dr. Erwin Rößler in Agram sage ich für die ge- fällige Mitteilung - von näheren Daten bezüglich dieses Ortes hiemit meinen ergebenen Dank. Der Verf. ***) Jedenfalls handelt es sich um das von Oberlehrer H. Jammernegg präparierte Stück, welches ihm vom Forstverwalter Gröger in Nasice zuge- schickt wurde (vgl. Graz, Tagesp. v. 29. X, 1898) und das sich als ^ ad. erwies und eine Länge von 73 cm. und eine Flugweite von 146 cm. hatte. Der Herausg. I. Knotek. Ornithologische Seltenheiten aus Mähren. ■’ _ ® _ _ • . _ 145 Bartmeisen (Paimrus Biarmiciis) iu iVlähren.*) Von Fr. Jäobuicky. Am 7. Februar d. J. wurden von Vogelfängern nördlich von Lundenburg a. d. March, angeblich aus einem großen Schwarme, 12 Bartmeisen — . a. ; »Schweiz. Bl. Orn.« 1902. 8. 35 pp.) Fortsetzung der vom Verf jährlich veröffentlichten sorgfältigen Beob- achtungen (cfr. »Orn. Jahrb.« XIII. p. 76), die stets von großem Interesse sind. Als Anhang sind beigegeben: Die Familie der Bachstelzen und von unseren Sperlingen, T. Alex. Bau. Biologisches von der Rabenkrähe. (Zeitschr. Ool. XII. 1902. Nr. 6. p. 81—86.) Eingehende Beobachtungen biolog. Natur über die Rabenkrähe und Maße und Gewichte mehrerer Gelege. T. Gabriel. Ein Beitrag zu der Frage; Mauserung junger Hühnervögel. (Sep. a. : »Zeitschr. Forst- und Jagdw.« XXXIV. 1902. p. 650 — 659.) Eine höchst sorgfältige, auf ein großes frisches Material sich stützende Arbeit, welche Altum’s Angaben über einen mehrmaligen Schwungfederwechsel junger Fasanen vor Anlegung des ersten Herbstkleides widerlegt und nach- weist, daß junge Hühnervögel im Geburtsjahre nur einmal mausern, was die frühere Heinroth’sche Beobachtung, von der Verf. vorher keine Kennt- nis hatte, voll bestätigt. T. C. Loos. Der Eichelheher als Vertilger von Vögeln und Faltern, sowie deren Brut. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.« 1902. 8. 8 pp.) Verf gelangt auf Grund seiner beim Eichelheher vorgenommenen Magen- untersuchungen vorläufig dahin, daß die diesem zur Last gelegten Vogelräube- reien für des Verf. Beobachtungsgebiet verschwindend kleine sind, wogegen Literatur} 151 sich der Vogel als eitriger Vertilger des Kiefernspanners und der Nonne, bezw. deren Raupen und Puppen erwies, In unseren Augen gehört der Eichelheher zu den den Vogelbruten schädlichen Arten, und wir vermögen auf Magenuntersuchungcn allein begründete Abschätzungen nicht als absolut sichere anzuerkennen. T. S. Brusina. L’Atlante ornitologico del Prof. E. Arrigoni degli Oddi. Ilccelli europei. (Sep. a. : »Avicula.« VE 1902. 8. 14 pp.) — — E. Arrigoni degli Oddi. Atlante ornitologico. Uccelli europei. (Sep a.: J. f. O. L. 1902. p. 458—472.) Eine sehr eingehende Besprechung des Arrigoni’schen Werkes, über welches wir in diesem Journale, XIIE p. 236 -237 referierten und woran Brusina interessante Bemerkungen über im Agramer Museum befindliche Arten knüpft. T. G. Vallon. Note ornitologiche per la Provinzia del Friuli durante l’anno 1902 (1. L— 1. VllI ). (Sep. a,: »Avicula.^ VI. 1902. 16 pp.) Verf. gibt einen chronologisch verfaßten Bericht über seine ornithol. Beobachtungen in E'riaul vom 1. L— 1. VlIL 1902. Daran werden verschiedene Bemerkungen geknüpft und durch Beobachtungen ergänzt. Verf beschäftigt sich auch mit der sogenannten luilicillu cain'i und bringt detaillierte Beschrei- bungen ad. (5 und Q der Athene chiaradiae, von der es ihm im heurigen Jahre geglückt war, zw'ei Exemplare zu erbeuten. T. 0. Vallon. Fauna ornitologica Friulana. Catalogo degli uccelli osser- vati nel Friuli. (Sej). a. : »Bollett. Soc. adr. sc. nat.« Trieste. XXI. 1902. 8 p. 65—187.) Vor elf Jahren hat Verf in seiner Arbeit »Note sul l’avifauna del F'riuli« 240 Arten für die Provinz angeführt, in der uns hier vorliegenden werden deren 289 aufgezählt. Verf, der beste Kenner der Friauler Vogel- weit, läßt in den Schriften der »Soc. adr. sc. nat.« in Triest eine Fauna Friaul’s erscheinen, deren erster Teil, der 94 Arten umfaßt, erschienen ist. Nach einführenden Worten wird eine kurze topographische Übersicht der Provinz, der systematische Index der angeführten Arten und eine Liste der citierten Autoren und Werke gegeben. Bei jeder Art finden wir die Kenn- zeichen angegeben, daran schließen sich die wichtigsten Synonyma und die Benennungen in der italienischen, französischen, englischen und deutschen Schriftsprache und die Angaben über das Vorkommen in der Provinz, in Italien und im übrigen VerbreitungsgL'biete. Bei interessanteren Arten gibt Verf mehrfach nähere Details und tritt auch der Subspecies näher, der gegenüber sich noch ein großer Teil der italienischen Ornithologen recht kühl verhält. Es wäre zu wünschen, daß Vallon’s sehr verdienstliche Arbeit bald zum Abschlüsse käme. T. 152 Literatur. Fr. V. Lucanus. Schutzfärbungen und Nulztrachten. (Sep. a : »J. f. O « 1902. p. 356—361.) Eine kurze, aber gedankenvolle Arbeit, die des Autor’s scharfen Blick verrät und zur weiteren Verfolgung des angeregten Themas auffordert. Verf weist an verschiedenen Arten, die ein bunt gefärbtes Kleid tragen, die also ohne eine der Örtlichkeit angepaßte »Schutzfärbung« den Kampf um’s Dasein gegenüber ihren zahlreichen Feinden siegreich bestehen, nach, daß diese Klei- der, welche er »Nutztrachten« nennt und für»die er die Bezeichnung Somalyse vorschlägt, soweit ihren Trägern Schutz und Nutzen gewähren, als sich das ruhig verhaltende Tier trotz seiner bunten Tracht nicht nur nicht, wie man glauben sollte, von dem Boden, auf welchem es sich befindet, abhebt und deutlich kenntlich macht, sondern dem Auge sich verbirgt und es zumeist nur die Bewegung ist, welche es verrät. Verfasser erläutert dies am Buntspechte, Wiedehopf und anderen grell gezeichneten Arten durch den Umstand, daß bei den Arten, die scharf abgesetzte Farben besitzen, man schon aus verhält- nismäßig geringen Entfernungen wohl die einzelnen Teile derselben erlrlickt, doch die das Tier umschreibenden Konturen sich verwischen und es geradezu unkenntlich machen. Als© auch die grelle Streifen-Färbung scheint dem Tiere einen ähnlichen Schutz zu gewähren wie die unscheinbare, der Umge- bung sich anschmiegende. T. 0. Finsch. Zur Versöhnung zweier toten Meister (Hartlaub und Petdnyi). (J f. O. 1902. p. 349—356). Die Benützung und Publicierung von Privatbriefen, soweit sich diese auf Urteile über Personen oder persönliche Verhältnisse anderer beziehen, ist eine außerordentlich delikate Sache; denn, wde nicht vereinzelte Fälle beweisen, haben oft Bemerkungen, die nicht einmal so scharf gemeint waren, als sie in Worte gekleidet wurden, nach Decennien noch nichts von ihrer Schärfe eingebüßt und vergiften wie ein rostiger Nagel die Wunde, die sie geschlagen. Im gegenwärtigen Falle handelt es sich um das Andenken zweier gefeierten toten Meister der Ornithologie, deren einer in Deutschland, der andere als Begründer der Ornith.ologie in Ungarn hohes Ansehen genossen. Das von Hartlaub in einem Briefe an Dr. Leverkühn geäußerte Urteil über Petenyi kann, da einmal gedruckt, nicht mehr aus der Welt geschafft werden. Der Biograph Petenyi’s, O. Hermann, hat bereits in der »Aquila«, VIII. 1901, p. 311 — 316, die Grundlosigkeit des Hartlaub’schen Urteiles durch Belege entkräftigt, und nun unternimmt es Otto Finsch, der beste P'reund und Kenner Harllaub's, in pietätvoller Weise, der odiosen Bemerkung des letzten die Spitze abzubrechen, was ihm wohl auch gelungen ist, und frei von jeder Schlacke tritt das Bild der beiden gefeierten P'orscher vor unser geistiges Auge wie vorher. T. W. Schuster. Schutzfärbung und Instinkt der Vögel. (J. f. O. 1902. p. 70—86.) Schutzfärbung ist die einer großen Zahl von Tierformen zukommende Eigentümlichkeit, deren Nutzen für den Fortbestand derselben nicht geläugnet Literatur. 153 werden kann und die darin besteht, daß das Kleid des Trägers mit der Fär- bung der Örtlichkeit, welche ihm zum Aufenthalte dient, harmoniert, das Tier daher den großen Vorteil besitzt, durch die der Umgebung sich accommodie- rende Färbung, vielen Gefahren zu entgehen. Verf. erläutert, daß die Tiere der schützenden Eigenschaft ihres Kleides nicht bewußt sind und nur instinktiv — unbewußt zweckmäßig — handeln. Verf. führt zum Beweise viele das illustrierende Beispiele auch aus der Insektenwelt an. An vor- stehendes schließt Verf noch Bemerkungen über jene Arten schützende Eigentümlichkeiten und Gewohnheiten an, deren Kleid ihnen nicht die Bene- fizien der Schutzfärbung gewährt, die aber aus jenen doch Vorteil ziehen. T. A. Girtanner. Eine zerstörte Kolonie des Alpenseglers (Apus »lelba (L.) m. Schwarzbild-Taf und Textabbildung. (Orn. Monatsschr. 1902. 13 pp.) Der bekannte Schweizer Forscher bietet uns in vorstehender Schrift ein Gedenkblatt an die durch den Auf- und Ausbau des Berner Münsterturmes (1891 — 1896) verdrängte Kolonie der Alpensegler, woran sich eine von L. Zehnter verfaßte, eingehende biologische Schilderung der Art und speciell der Berner Alpensegler reiht. Verf tritt dann dafür ein, diesen Charakter- vogel des Berner Münsters dort durch ihm zu gewährende Nistgelegenheiten wieder zurück zu gewinnen und macht auch Vorschläge zur Neuansiedelung an anderen geeigneten Orten. Eine Chronik der Münsterturm-Kolonie schließt diese Arbeit ab, die durch ein schönes Schwarzbild — Alpensegler am Neste — geziert ist. T. J. Thienemann. Vogelwarte Rossitten. (Sep. a. : Ornith. Monatsber. 1902. p. 152—157.) Verf berichtet über die Erbeutung eines weiteren Krähenbastards (C. cornixXeorone) auf der kurischen Nehrung und gibt eine Maßtabelle von 11 Exemplaren aus verschiedenen Gegenden Deutschlands. Verf bemerkt, daß die auf der kurischen Nehrung erscheinenden Bastardkrähen besonderes Interesse beanspruchen, da sie nur aus dem fernen Osten stammen können, wahrscheinlich aus dem Jenisei-Gebiete, wo ein zusammenhängendes Brut- gebiet von C. co 'one sich findet, und es wäre hiebei auch die Frage aufzu- werfen, ob bei diesen Bastarden nicht etwa auch der asiatische C. onciitulis im Spiele sei. Gleichzeitig wird eine frühere Angabe über die Erlegung einer Ihuligula islandica bei Nemonien dahin berichtigt, daß es nicht eine sulche, sondern F. clangula Q war. T. J. Thienemann. Einiges über unsere Krähen. (Sep. a. : Königsberger Land- und Forstw. Zeit. 39. 1902. 8.) Verf charakterisiert in für weitere Kreise berechneter Weise die deut- schen Krähenformen und zieht- auch die Bastardkrähen in den Kreis der Erörterungen. T. 164 Literatur. Parrot. Die Schneegans in Bayern. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr. XXVII. 1902. Nr. 12. 8. 3 pp.) Berichtigt die Angaben über angebliches Vorkommen der Schneegans (Chen hijyerhoi-eus) in Bayern, die auch in den neuen Naumann Eingang fanden. Unter der Bezeichnung Schneegans wird im allgemeinen die Wild- gans überhaupt ohne Unterscheidung der Art, verstanden. T. P. C. Lindner. Eine Pilgerfahrt nach dem Mekka deutscher Ornithologen. (Sep. a.; »Orn. Monatsschr.« XXVII. 1902. Nr. 12. 8. 9 pp) Schildert einen Besuch in Kothen und in Ziebigk. Ersterer galt der Naumann'schen Sammlung im herzoglichen Schlosse, letzterer dem Stamm- gute Naumann’s. Die Sammlung zählt an 1200 Exemi)lare, darunter auch eine prächtige Aleu impennis. Verf., der eine Liste der selteneren Arten und der Zahl, in welcher sie vertreten sind, angibt, bedauert mit Recht das Fehlen aller näheren Daten über die aufgestellten Objekte. Verschiedene Einzel- heiten über die Naumann's, die zur Kenntnis des Verf. gelangten, werden mitgeteilt. T. E Rössler. Popis ptica hrvatske faune. (Sep. a.: »Soc. Hist.-Nat. Croat.« God XIV. 1902. Broj. I — 6. 98 pp) Genaue Sammlungs-Kataloge haben immer Wert, nicht nur für den die betreffende Kollektion Besuchenden, sondern auch für den* arbeitenden Orni- thologen und zwar ebenso für den Systematiker, als für den Faunisten; sie geben außerdem auch jenen, die sich für die Kompletierung einer Samm- lung interessieren, Aufschluß, welche Arten derselben noch fehlen. Vorliegende höchst dankenswerte Zusammenstellung gibt uns eine Liste der Vögel der kroatischen Fauna, welche bis Ende 1900 an das zoo- logische National-Museum in Agram eingeliefert wurden, bei jedem Exemplar mit Angaben über das Geschlecht, den P'undort, die Zeit und den Geber. Wie uns allen bekannt, gebührt dem früheren Direktor genannten Institutes, Herrn S p. Brusina, das Hauptverdienst, mit Hilfe und Unterstützung zahl- reicher Freunde und Förderer, unter denen Herr M. Barac wohl als der bedeutendste Gönner genannt werden muß, der ornithologischen Sammlung die bedeutende Ausdehnung gegeben zu haben, die sie zu einer der bedeutend- sten Landes-Sammlungen stempelt und deren besonderer Wert mit in den reichen Suiten liegt, durch welche fast die meisten* Arten vertreten sind. Als hervorragende Seltenheiten seien hervorgehoben: ProceUenia haesitata Q, Hvar (Jelsa), 12. VIII. 1895, Bideo fero.r, Brdani, IX. 1898, Falco barbanis (5 juv., Stako Korovec, VIII. 1882, Cucepstes ylanchirlnv Poijica, 8. V. 1889 und 5 Älauda sibirica. Unter Cannabiiin hornemanni ist eine ganze Reihe von Leinfinken angeführt. Es ist ganz zweifellos, daß hier ein Irrtum passierte und es sich nicht um diese, sondern um Jinaria oder vielleicht holboelU handelt. Durch die Veröffentlichung dieses dem »Nomencl. av. regni Hung.« folgenden Kataloges hat Veif. die Kenntnis der reichhaltigen Sammlung des Agramer Museums auch fernstehenden vermittelt. T. Literatur. 155 E. C. W. Sandre. Schußbuch. — München. (Verlag von J. Schön.) Elegant und dauerhaft gebunden Mk. 5, Porto Pfg. 50. Wenn auch nicht streng in den Rahmen dieses Journals gehörig, wollen wir doch die zahlreichen Jagdfreunde, die wir zu unseren Lesern zählen, auf dieses praktische, den individuellen Bedürfnissen und Neigungen Rechnung tragende Merkbuch aufmerksam machen, das auch die Eintragung ornitho- logisch interessanter Fakta gestattet, zu welchen sich ja dem Jäger oftmals Gelegenheit bietet und die sie so der Vergessenheit entreißen werden. T. A. Ghidini. Note sull’ Avifauna della Svizzera italiana. (Estr.; »Avi- cula.« VI. 8. 8 pp.) Bringt sorgfältige Angaben über interessantere Erscheinungen des Tessins und berichtigt manche Angaben in dem Kataloge der Schweizer Vögel von Fatio und Studer. Der letzte Bartgeier wurde im Mai 1869 in Val Maggia erbeutet. Als Seltenheiten figurieren: Buteo ferox (cfr. Fischer, Orn. Jahrb. 1902. p. 235), Anthus ricliardi, Platalea leticerodia, Soinatvrki moll/'s- sima, Felecamis onocroicdus. Acredula rosea ist die herrschende Form, während caudata zu fehlen scheint, hingegen finden sich intermediäre Exemplare, die mehr oder weniger irhyi sich nähern. Sehr interessant sind die Sumpfmeisen des Tessins. Durch die Güte des Verf. konnte ich 3 Exemplare untersuchen. Die zwei Glanzköpfe haben viel Ähnlichkeit mit dresseri, w'ährend der Matt- kopf der nordischen horealis ähnlicher zu sein scheint als nwiifauus. Die wenigen nicht ganz tadellosen Stücke ließen ein definitives Urteil nicht zu, und wäre die Prüfung weiterer sehr erwünscht. T. M. Braess. Das heimische Vogelleben. I. T. aus: Das heimische Tier- und Pflanzenleben im Kreisläufe des Jahres. — Dresden (Verlag von PI. Schultze) 1903. 48. Lief. 8 mit Taf. und Textillustr. ä 50 Pfg. Der wohlbekannte Schilderer des Vogellebens, Dr. Mart. Braeß, unternimmt es in vorliegendem Lieferungswerke, die heimische Vogehvelt im Kreisläufe des Jahres vorzuführen. Soweit wir aus den uns vorliegenden 4 Lieferungen ersehen, ist Braeß seiner Aufgabe in ganz vorzüglicher Weise gerecht geworden, und wir zweifeln nicht daran, daß in den Kreisen, für welche das Buch bestimmt ist, selbes freudigen Anklang finden und zur Verbreitung der Kenntnis und des Interesses an der Vogelwelt, sowie ihres Schutzes und ihrer Hege beitragen wird. 24 Textbilder, sowie einzelne kolorierte und schwarze Tafeln führen die wichtigsten Arten vor. Von den 11 Abschnitten, w’elche der ornithologische Band enthält, werden in den erschienenen Lieferungen 1. Das Vogelleben im Winter, 2. P'utterplätze für Vögel im Winter, 3. Die ersten Lenzes- boten, 4. Die Nachzügler, 5. Das Liebeswerben und der Nestbau abgehandelt, T. 156 Literatur. J. V. Madaräsz. Mayyarorszäg Madarai (Die Vögel Ungarn’s). A hazai madärviläg megismercsenek vezerfonala. — Budapest, 1899 — 1903. 4. XV. Lief. XXXIII und 666 p. mit IX. zum Teil kolorierten Tafeln mit Anhang: Die Vögel Ungarn’s. Auszug in deutsclier Sprache. (Lief.- XII^XIV.) Preis K 40. Beim Beginne des Erscheinens dieses Werkes hat Herr J. v. Csatö über selbes (O. J. XI. 1900. p. 36 — 37) referiert und verweisen wir diesbezüglich darauf. Wir freuen uns, den Autor zum Abschlüsse seines Werkes beglück- wünschen zu können, welches ein ganz trefHiches Hand- und Bestimmungs- buch der Vögel Ungarn’s darstellt und kurze, verläfMiche Daten über Vor- kommen und Verbreitung der einzelnen Arten bietet Im ganzen werden 364 Arten und Formen angeführt. Ein sehr glücklicher Gedanke war es, dem in ungarischer Sprache edierten Werke, welches zuerst im Selbstverläge des Autors, dann in dem des »Ungar. National-Museums« erschien, einen deutschen Auszug beizugeben und es so auch dem Auslande zugänglich zu machen, was wohl allseits Anklang finden und dem Werke auch außerhalb Verbreitung sichern wird. Verf. ist entgegen unserer Anschauung kein P'reund der ternären Nomenklatur und führt auch die Formen binär an. Da die Schreibweise Galerida Boie sich hinlänglich von GahrUn Fahr, unterscheidet, sehen wir keine Veranlassung, für die Haubenlerchen einen neuen Genus- namen: Ptiloconjs zu kreieren. Die beigegebenen Tafeln und Text-Illustra- tionen geben einen neuerlichen Beweis des künstlerischen Talentes des Verfassers. T. J. V. Madaräsz. Vorläufiges über einen neuen Rohrsänger (Lusciniola mimica). — Budapest. 1903. 8. 4 pp. Aus der Sammlung M. Härms, die das ungarische National-Museum in Budapest erwarb, beschreibt v. Madaräsz eine von der europäischen abwei- chende asiatische Form (Verf. tagt »Art«, welchen Standpunkt wir nicht zu teilen vermögen) der Lusciniola mela)ioj]ogon. T. W. Schlüter. Naturwissenschaftliches Institut Halle a. Saale. 1853—1903. Jubiläurns-Ausgabe. gr. 8. 78 pp. Nr. 228, Preis-Verzeichnis naturwissenschaftlicher Lehrmittel aus dem Gesamtgebiete der Naturwissenschaften, erscheint vor uns im Festgewande als Jubiläurns-Ausgabe. Auf einen 50jährigen Bestand zurückblickend, kann es genanntes Institut mit Stolz und Befriedigung erfüllen, daß die streng soliden Traditionen des Hauses jenes aus bescheidenen Anfängen zu der Höhe em- porhoben, anf der es heute steht. Unzählige I.ehranstalten hat das Institut, das allen Fortschritten Rechnung trägt und öffentliche und Privatsammlungen aus seinen reichen Vorräten versorgt und so zur P'ürderung der Wissenschaft beigetragen. Nur die Fortführung auf der vom Vater begründeten streng reellen Basis hat dem Geschäfte einen Wirkungskreis geschaffen, wie sich eines solchen wohl kein zweites ähnliches Geschäft rühmen kann. Mit Ver- gnügen entbieten wir dem jetzigen Chef des Institutes unsere herzlichsten Glück- wünsche zum Jubiläum, wie für das fernere Gedeihen des Geschäftes. T, Literatur. 157 L. Frhr v. Besserer. Beobachtungen über den Baumfalken. (Sep a. : »Orn. Monatsschr.« 1903. 3 pp.) Eigene Beobachtungen über Aufnahme der Beute vom Boden, über das Stoßen auf kleine Vögel und gemeinschaftliches Jagen des Lerchenfalkcn als berichtigende Ergänzungen der Angaben im neuen Naumann. T. L. Frhr. v. Besserer. Ein Osterausliug in die Allgäuer Berge. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« 1903. 11 pp.) Anziehende Schilderung der auf dem Osterausfluge gemachten ornitho- logischen Beobachtungen. Daß der Zug von Anthus splpoleltn und Sco’ojxix rnsticida sich »vom Flachlande aufwärts in das Gebirge zu bewegen scheint«, wie Verfasser ausführt, habe ich hier (Hallein) alljährlich zu beobachten Gelegenheit und halte es für die Regel. Auch die Ringamsel rückt in glei- cher Weise den Höhen zu, da ihre Brutstätten sie weit später zu ernähren vermögen, als das bereits von den Winterfesseln befreite Tal. T. J. Schenk. Die Frage des Vogelzuges. Suppl. ad Aquila. IX. 1902. — Budapest. 1903. 25 pp. ungarisch und deutsch. Behandelt das Phaenomen auf Grund der diesbezüglichen Literatur (mit Quellenangaben) historisch-kritisch und am Schlüsse die Wege, welche von der »Ung. Orn. Centrale« zur Lösung der Frage eingeschlagen wurden. T. 0. Leege. Die Juister Vogelkolonie. Sep. a.; »Orn. Monatsschr.« XXVIII. 8. 16 pp.) Gibt ein anschauliches Bild der Vogelwelt genannter Kolonie, ihrer Ausdehnung und biologische Daten über die einzelnen Arten. T. 0. Leege. Ornithologisches von der ostfriesischen Nordseeküste (Sep. a.; »Orn. Monatsschr.« XXVII. 8. 2 pp.) — — Dezemberliches von den ostfriesischen Inseln. (Ibid. XXVII. 8. 2 pp.) Erstere Publikation berichtet über für die Inseln seltenes Erscheinen von Festlandsformen — häufiges Auftreten des Eichelhehers; die Trauerbach- stelze scheint sich auf den Inseln einbürgern zu wollen — , letzteres über Wintererscheinungen, worunter auch 2 Pmtincola riibicola am 18. XII. kon- statiert wurden, welche Art bereits mehrere Male daselbst überwinterte. T. 0. Leege. Telegraphendrähte eine Gefahr für die Vogelwelt. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« XXVIII. 8. 2 pp.) Verzeichnet der Häufigkeit nach die durch die Telegraphenleitungen auf den ostfriesischen Inseln verunglückten Vogelarten, deren Zahl während der beiden Zugperioden eine recht ansehnliche ist. T. 158 An den Herausgeber eingegangene Journale und Druckschriften. C Loos. Etwas über die Vertilgung von Engerlingen durch Krähen. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.« XXVIII. 8. 2 pp.) Berichtet über die erfolgreiche Tätigkeit der Saat- und Nebelkrähe aut einem von Engerlingen befallenen Rübenfelde in Böhmen. T. C. Loos, Über die Ernährung der Elster. (Sep. a.; > Forst- und Jagdz. « 1903, 4. 11 pp-I Verf, der mit großem hleiße der Nahrungsfrage jener Vogelarten, die als nützlich oder schädlich für die Land- und Forstwirtschaft angesehen werden, seit Jahren nachforscht, behandelt hier die Ernährung der Elster und zwar aut Grund von Fütterungsversuchen und Magenuniersuchungen, welch’ letztere sich auf 73 Exemplare erstrecken. T. M. B. Hagendefeldt. Die Vogelwelt der Insel Sylt. (Sep. a. : »Orn. Monatsschr.« XXVII. 1902. 32 pp.) Nach einer kurzen Beschieiliung der Insel und Anführung ihrer bishe- rigen ornithologischen Literatur folgt die Aufzählung der Vogelarten, deren 213 verzeichnet werden. Verf schildert die Vogelwelt nach eigenen Beob- achtungen und der einschlägigen Arbeiten und gibt über verschiedene Arten nähere Details. Für jeden Sylt besuchenden Ornithologen wird vorliegende fleißige Zusammenstellung, die ein gutes Bild der Vogelw’elt der Insel bietet, wiilkommen sein. T. A. Voigt. Exkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen. Praktische Anleitung zum Bestimmen der Vögel nach ihrem Gesänge. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. — Dresden, 1902. 255 pp. In biegsamen Leinenband gebunden. Preis Mk. 3. Es war vorauszusehen, daß Voigt’s Buch, welches sich als erstes in seiner Art in eingehender Weise mit der Wiedergabe der Vogelstimmen in Worten und in Noten beschäftigt, allseits Beachtung und Anklang finden werde. Bei seinem Erscheinen (1894) haben wir es in diesem Journal (1894. p. 157 — 158) eingehender besprochen und wärmstens empfohlen. Heute liegt uns die 2. Auflage vor. Verf. war redlich bemüht, durch fortgesetzte eigene Beobachtungen, sowie durch Mitteilungen anderer, insbesonders Lehrer Heine- mann’s, den Inhalt seines Werkchens zu erweitern und die Lücken der ersten Auflage nach Möglichkeit auszufüllen. Wir sind versichert, daß die vorlie- gende 2. Auflage, welche ansehnliche Ergänzungen und Erweiterungen erfuhr, nicht minder freudig begrüßt werden und anderen Veranlassung geben wird, auf dem von Voigt gelegten Fundamente weiterzubauen. T. Au deu Herausgeber eiugegaugeue Journale und Sclirifteii. Aquila. Journal für Ornithologie. — Budapest, 1902. IX. Heft 1 — 4. O r n i t h o 1 Ogi s c h e Monatsschrift. — Gera, 1902. XXVII. Nr. 1 — 12. Zeitschrift für Ornithologie und praktische Geflügelzucht. — Stettin, 1902. XXVI. Nr. 1 — 12. An den Herausgeber eingegangene Journale und Druckschriften. 159 La Fe ui 1 1 c d c s j c u n cs N a t ur al i s t es. — Paris, 1901 . XXXIII. Nr. 375 — 386. The Naturalist. — J.oiv.lon. 1901. Nr. 529 — 551. Annalen des k. k naturhistorischen Hofmuseums. — Wien, 1901. XVI. Nr. 3, 4; 1902. XVII. Nr. 1, 2, 3, 4. Vesmir. Obraäzkovy casopis pro sifenj ved pfivodnich. — Prag, 1902. XXXI. Nr. 6—24, XXXII. Nr. 1-5. Mitteilungen der Sektion für Naturkunde d. ö. T o u r i s t e n - K I u b — Wien, 1902. XIV. Nr. 1 — 12. Bulletin o f t h e American Museum o f N a t u r a 1 H i s t o i' y. — Nc w- York, 1902. XVI Art. I-XXXIV; XVII. Part. I, II; XVIIl. Part. I. XIX Part. I-lII. Verhandlungen und Mitteilungen des s i e b e n b ü r g i s c h e n Vereines für Naturwissenschaften. LI. 1901. — Hermannstadt, 1902. Bulletin de la Sociüte imperiale des Natur allstes de Moscou, — Moskau, 1902 (1901) Nr. 3 — 4; 1902 (1902). Nr. 1, 2; 1903 (1902). Nr. .3. Aus der Heimat. — Stuttgart, 1902 XV. Nr. 1 — 6 60. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum. — Linz, 1902. Mitteilungen des nordböhmischen Exkursions - Klubs. — Leipa 1902. XXV. H. 1—4. Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, 1901. — Graz, 1902. Der Weidmann. — Braunschweig, 1902. XXXIII. Nr. 14 — 52; XXXIV. Nr. 1 — 13. Der deutsche Jäger. — München, 1902. XXIV. Nr. 1 — 36. The Condor. Bulletin of tlie Cooper Ornithological Club of California. — Santa Clara, 1902. IV. Nr. 1 — 6. Bird Lore. — Harrisburg, 1902. IV. Nr. 1—6. Jäger-Zeitung. — Saaz, 1902. XVIII Nr 1—24. Diana. — Genf, 1902. XX. Nr. 1-12. Weidmannsheil. — Klagenfurt, 1902. XXII. Nr. 1 — 24. H u g o ’ s J a g d z e i t u n g. — Wien, 1902. XLV. Nr. 1—24. Illustriertes österreichisches Jagd b lat t. — Brünn, 1902. XVIII. Nr. 1—12. Wild und Hund. — Berlin, 1902. VIII. Nr. 1 — 52. Tidskrift för Jägare och Fiskare. — Helsingsfors, 1902. X. H. 1 — 6. Proceedings of the U. S. N a t i on al - M usc u m s. — Washington, 1901. XXIII; 1902. XXIV. Annual Report ot the Smithsonian Institution 1900. Washington, 1902. Ornis. Bulletin du Co mite ornithologique international. X. (1890/91), Nr. 4. — Paris, 1902. Proceedings of the Indiana Academy of Science. 1901 . Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines in Troppau. VI. Nr. 11 — 14. Mitteilungen aus dem Osterlande. N. Flge. X. Bd. — Altenburg, 1902. Der ornithologische Beobachter. — Bern, 1902. I, H. 1 — 52. A. Tenneszet — Budapest, 1902. VI. Nr. 1—24. 160 An den Herausgeber eingegangene Journale und Druckschriften. Weid werk und Hundesport. — Wien, 1902. VII. Nr. 155—178. »Fauna.« Verein Luxemburger Naturfreunde. — Luxemburg, 1901. XI; 1902. XII. Zeitschrift tür Oologie. — Berlin, 1902 — 1903. XII. Nr. 1—12. Jägaren. — Stockholm, 1903. Naturalien-Kabinet. — Grünberg, 1902. XIV. Nr. 1—24. Atti della Societä italiana di scienze naturali. — Milano, 1902. Vol. XLI (1902) Fase. 1—4; XLII (1903) Fase. 1. D er J agd f re u n d — Wien, 1902. II. Baltische Waidmannsblätter. — Riga, 1902. II. H. Kümmery. Schulkarte der Schweiz (Sauerländ. Sortim.) 80 cts. J. Grinnell. Pacific Coast Avifauna. Nr. 3. Check-Li.st of California Birds. Santa Clara, 1902. 98 pp. w. 2 Karts. S. P. Langley. The greatest Hying creature. (Sep. a. : »Smithson. Rep.« f. 1901. p. 649—659 w. VII. PI.) Annual Report ot the Board of Regents of the Smithsonian Institution for the Year ending Juni 30, 1901. — Washington, 1902. J. Sturm ’s Flora von Deutschland. Bd. VII — Stuttgart, 1902. North American P'auna Nr. 22. — U. S. Dep. Agric. Washington, 1902. W. K. Fisher. A new Procelsterna from the Leeward Islands, Hawaiüm. — — P'rom: Group (Proc. U. S. Nat.-Mus. XXVI. p. 559 — 593). J. Grinnel und F. S. Daggett. An orniihologica! visit to los Coronados Islands, Lower California (From: »The Auk.« XX Nr. 1. p. 27—37. G. Radde. Museum Caucasicum. Bd. V. Archaeologie. — Tiflis. 1902. 4. 231 pp. m. 3 Portr., 18 Photot. und 22 Textfig. J. L. Bonhote. P'ielt Notes on some Bahama-Birds (From »Avicult. Mag.« VIII. und IX.) Brighton, 1903. 8. 33 pp. with 6 Phot. — — Bird Migrations at some ol the Bahama Lighthouses (From »The Auk« 1903. p. 169-179.) L. V. Lorenz-Liburnau. Zur Ornis Neuseelands. (A.: »Ann. k. k. nat. Hof-Mus.« XVII. 1902. p. 301-322 m. Taf. XII.) L. V. Lorenz-Liburnau und C. E. Hellmayr. Ein Beitrag zur Ornis Süd-Arabiens. (A.: »Denkschr. math.-nat. CI. kais. Akad. Wissensch.« LXXI. 1902. 4. 19. m. 1 kol. Taf.) A. Bau. Der Käfersammler. 2. Aufl. — Stuttgart, Berlin, Leipzig (1903) kl. 8. 112 pp. m. 188 Abb. Nachrichten. t Br. Gnstav Radde, kais. russ. Geh. Staatsrat, Direktor des kaukas. Museums in Tiflis, ebenda- selbst am 15. III. d. J., im 72 Lebensjahre. Verantw Redaete'ir, Herausgeber und Verleger : Victor Rittervon Tschusi zu SchmidhoSen, Halleir, Druck von Ign^^z Ha,rtwig, Freudenthah Kirohenplatz 13. Der Ornithologische ^^(2) Beobachter. Wochenfchrift für Vogelliebhaber und Vogelfchuf3. Herausgegeben von Carl Daut, Bern (Schweiz). Redaktion: C. Daut, Bern und G. von Burg, Olten. Abonnementspreise: Y4 Jahr Fr. 1.50 V2 2.75 1 J? J? Man abonniert auf den Postämtern mit üblichem Postzu- schlag oder direkt beim Verlag (Postzuschlag pr. Heft 5 Cts.) Inserate: Die 3-gespaltenePetitzeileod. deren Raum 15 Cts. (Ausland 15 Pfg.) Wiederholungen 30 — 50“/o Rabatt. Probenummern gratis. Verlag des ,0rnithologischen Beobachters C. Daut, Bern. Verlag von Mahlau & Waldschmidt, Frankfurt a. M. Der Zoologische harten. (Zoologischer Beobachter.) Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tiere. Organ der Zoologiscbeii Gärten Deutschlands. Redigiert von Prof. Dr. 0. Boettger. Jährlich 12 Hefte Mk. 8.—. Jahrgang I— XXX nebst Sachregister für Band I— XX zusammen Mk. 100. — . Inserate pr. Zeile 20 Pfg. Einzelne J ahrgänge von „The Ibis“ und Bände des „Catalogue of the Birds in the British Museum“ werden zu kaufen gesucht, Angebote an die Re- daktion dieses Journals. aii des palaearktischen Faunengebie- tes, besonders aus Süd-Frankreich, Spanien, England, Nordafrika, Pa- lästina und Russland iverden zu kaufen, bezw. zu tauschen gesucht. Offerten an die Redaktion dieses Journals. Inhalt des 3. nnd 4. Heftes. Seite H. Goebel: Etwas über den Einfluß, den die Nahrung und Tempe- raturverhältnisse auf die Eier der Vögel ausüben 81 G. Jan da: Ein Ausflug nach Nord-Rußland 98 O. Reiser: Neue, und seltene Arten' der Vogelwelt Bosniens und der Hercegovina ( il3 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Aus dem Vogelleben, der Insel , Porto Santo (Madeira) 119 Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: Über palaeark- tische Formen IV 137 Guido Schiebel: In welchem Monat bekommt der schwarzstirnige Würger (Lanius 7ninor Gm.) sein Alterskleid? 140 Alex. Schaffer: Ornithblogisclies aus Mariahof .■ ,. 143 D. Janko Ponebsek: Ein in Slavonien erlegter Adler-Bussard . . 144 Fr. Jäobnicky: 'Bartmeisen (Panui'us hiarmicns) in Mähren .... 145 J. Knotek: Ornithologische Seltenheiten aus Mähren ....... 145 Literatur 146 An den Herausgeber eingegängene Journale und Schriften 158 An den Herausgeber eingelangte Hrnckschriften. J. Thienemajin. Vogelwarte Rossitten (Vorkommen von Surnia ulula (L.). (Orn. Monatsber. 1902.) . — Genauere Beobachtungen über das Brutgeschäft einiger Vogelarten. (Orn. Monatsschr. 1902.) . — Zeitgemäße Aufforderung zum Aufhängen von Nistkästen. (Königsb. Land- und Forstvv. Zeit. 1902.) C. Loos. Etwas über die Vertilgung von Engerlingen durch Krähen, (Orn. Monatsschr. 1903'.) — Über die Ernährung der Elster. (Forst- und jagdz. Böhm. ,1903.) O. Leege. Die Juister Vogelkolonie. (Orn. Monatsschr. 1903.) — Ornithologisches von der ostfriesischen Nordseeküste. (Ibid. 1902.) — Dezemberliches von den ostfriesischen Inseln. (Ibid. 1902.) E. Rey. Die Eier der Vögel Mitteleuropa’s. Lief 12 — 16. Aquila. Supplementum ad Tom. IX. 1902. — Budapest 1903.) L. Frhr. v. Besserer. Beobachtungen über den Baumfalken. (Sep. a.: »Orn. Monatsschr.« 1903.) ■■ — Ein Osterausflug in die Allgäuer Berge. (Ibid. 1903.) W. Schlüter. Naturwissenschaftliches Institut Wilh. Schlüter, Halle a. Saale. Naturalien- und Lehrmittel-Handlung. Jubiläums-Ausgabe. 1S53 — 1903. — Halle a./S. 1903. J. y. M ad aräsz. Vorläufiges über, einen, neuen Rohrsänger yL?(sc/«/ci/a mimica). — Budapest. 1903. J. , Thienemann. II.., Jahresbericht- (19Ö2) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornith. Gesellsch. (J. f O. 1903.): P. Bonomi. Sfogliando l’Atlante örnitologico del prof Arrigoni degli Oddi. (Avicula, VH.) Ag. Bon Omi. Arrigoni degli Oddi, Dr, Ettore. Atlante ornitologico. (Atti Accad. Sc. etc. Rovereto, 1902.) K. Knözourek. O Spoluzite ptactva nascho s clovckem. (Vermir. XXXII.) E. Rößler. Hrvatsko ornitoloska Centrala. (Soc. Histpr. Natur. Croat, XIV.) C: L o OS. Zur Frage über die Beurteilung der Geschwindigkeit und der Ent- fernung fliegender Vögel. (Orn. Monatsber. 1903.) F. Hel m. Über den Zug des Stares mit besonderer Berücksichtigung der Gätke’schen Ansicht über den Zug der Vögel nach Alter und Ge- schlecht. (J. f O. 1903.) ' L. Greppin. Ornith. Beobachtungen. (»D. orn. Beob.« 1903.) C. Loos. Beobachtungen über den Grauspecht bei der Nisthöhlenbereitung, beim Brutgeschäfte und bei der Aufzucht der Jungen. (Orn. Monatsschr. 1903.) VeraiMw. Üedafeteur, H-erausgeber und Verleger: Victor Ritter von Tschusi zu SchmidboÖen, Hallein. Druck von Ignaz H^wig in FreudenthaJ (östeiT. Schlesien) Kirchenplatz 13. Ausgegeben am 23. Oktober 1903. ORGAN Herausgegeben Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen früherer Präsident d. „Korn, f ornith. "Reob -Stat. in Oesterr -Ungarn,“ Ehrenmitsl. d, „Ungar- ornith. Zentrale“ iuBudapest, des ornith. ¥er. in München, des Ver f Vog'elk, in Innsbruck» des Ver f» Vogelk. & Vogelseh. in Salzburg, ausserord. u. korrespond. Mitgl. d „Deutsch Ver. z. Schutze M 19.1V. „ ,, ,, „ „ 5250.) Verbreitung: (Terra typ.): Rumänien. Über ein Dutzend die.ser interessanten, von Herrn Rob. Rttter V. Dombrowski g'esammelten Form, die ich nach ihm benenne, konnte ich untersuchen. Die Variabilität derselben ist, was die Kopffärbting" anbelangt, ebenso groß wie bei borealis ; aber auch im minder tiefen Grau unterscheiden sie von dieser der deutliche weiße Superciliarstreif, von flavus die schwärz- lichen Ohrdecken, wie *man sic bei einer cocapilla findet. Unter den vielen hundertch”“vön Budytes, die durch meine Hände ge- gangen, habe ich noch nie Individuen g'ctrcffen, die eine so tiefe, in’s Orangegplbe ziehende Färbung der Unterseite gezeigt hätten, wie es bei 2 Individuen dieser Form der Fall ist, die offenbar nur bei sehr alten Stücken zu finden ist. Jüngere Vögel haben ein blasses Gelb. *) cfr. Orn. Jahib. XIV. 1903. H. 3, 4. p. 137—140. 11 162 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Alauda arvensis scotica subsp. nov. Schon seit langer Zeit besitzt meine Sammlung drei schottische Feldlerchen, deren „rostige‘‘ Färbung mir gleich nach Empfang derselben durch Mr. Rob. Service — Maxwelltovvn aufgefallen war, die zu benennen ich aberlange zögerte, da vorher doch ein großes Material verglichen werden mußte, um bei der beträchtlichen Variabilität der Lerchen sicher zu gehen. Seit- dem hat sich mein Feldlerchen-Material sehr bedeutend ver- mehrt und zählt, abgesehen von einer weit größeren Zahl verglichener, mehr als ein halb Hundert Exemplare zo ziem- lich aus dem ganzen Verbreitungsgebiete. Auch jetzt noch heben sich die drei schottischen Feldlerchen so auffallend aus der Reihe der übrigen Lerchen hervor, daß es wohl vollkommen berechtigt ist, sie zu sondern. In seinen Angaben über das Variieren der Feldlerchen bemerkt H. E. Dresser (Birds Eur. IV. p. 310): „Scotch specimens seem to be a trifle more dingy“, ohne jedoch der rostbraunen Färbung Erwähnung zu tun, die gerade für diese Eorm so charakteristisch ist, daß sie kaum mit einer anderen verwechselt werden kann. (5 ad. Bei sonst gleichen Zeichnung.sverhältnissen weisen alle oberen Körperteile, desgleichen auch die Schwingensäume, sowie die Berandung der zwei mittleren Schwanzfedern ein recht lebhaftes Rostbraun auf In etwas matteren Tönen zeigt sich diese Färbung auf der Kropfpartie und setzt sich von hier beiderseits längs der Seilen bis hinunter fort. Verschieden von dem vorbeschriebenen Herbst-Winterkleide erweist sich das Brutgefieder, welches in Folge der abgenützten Federsäume oben ein mehr dunkles Aussehen hat; immerhin ist auch in diesem Kleide der rostfarbige, bezw. jetzt rostgelbliche Ton der Oberseite genügend auffallend, um über die Form nicht in Zweifel zu sein, wenn auch der rostige Seiten- anflug sich fast ganz verloren hat. Typen: Barnclengh, Kirkendbrightshire, 24. X. 1883. (Koll. v. Tschusi, Nr. 2908.) — Q Barnclengh, Kirkendbrightshire, 12. XII. 1883. (Koll. v. Tschusi, Nr. 2907.) Schottland. Feldlerchen aus England (Bath) sind oben dunkler als kontinentale, doch fehlt ihnen der rostige Ton der Schottischen. Emheriza calandra thanneri subsp. nov. Allgemeiner Charakter: Gröbere und dunklere Fleckung auf Ober- und Unterseite. V. Tschusi: Über palaearktische Formen. 163 ad. Oberseite graubräunlich ; im Herbst-Winter herrscht der bräun- liche Ton vor, der zur Frühlingszeit einem mehr durch Grau getrübten^ malten erdbraunen Platz macht Die Schaftflecke auf dem Oberkopfe sind länger, breiter und schwärzer und treten der schmäleren Federränder wegen deutlicher hervor, so daß es den Anschein hat, als wäre die Fleckung eine dichtere. Letzteres macht sich besonders bei Frühjahrskleidern bemerkbar, wo der Oberkopf bei einzelnen Individuen vorwiegend eine fast geschlossene Striche- lung zeigt, welche, wie auch die Rückendeckung, dann matter und wie ein- gebrannt erscheint. Die Berandung der Sekundarien und großen Decken ist im Herbstkleide schmäler, ihre Färbung ist gelblichbraun, ohne den matt rostfar- bigen Ton der gewöhnlichen Grauammer. Unterseite mit ziemlich lebhaftem gelblichen Anfluge im Herbst- Winter, am lebhaftesten an der Kehle, der selbst noch im Mai sich nicht ganz verloren hat und besonders an der Kehle zuweilen recht deutlich sicht- bar ist. Die Kropf- und Seitenfleckung zeigt sich als eine gröbere, meist auch dichtere, und von tiefem Schwarz, wie sie kein Exemplar meiner aus 20 Exemplaren bestehenden Suite verschiedener Provenienz aufweist. Maße: (5 Teneriffa, XII. 1901 , Tot. 18g, Figl. 9j, Entf.d.F'lgl.-Schwanzsp.45,Schw.6gCm Ö Ö 9 V. 1903, 17„ 9s. 93. 9„ ' 9> „ „ 18, 18, „ .0- Emheriza calcmilra calandra (L.). 5Hallein,l6.XII.1887, „ 18, „ 9„ „ „ „ „ 4, 5 ,, 27. III. 1878, „ 18g, „ 10, „ „ „ ,, 4g, 5 „ 26. IV. 1893, „ 19^, „ lOg, „ „ „ ,, 5g, (5 Böhm. V. ,, ,, 19g, ,, lOg, ,, ,, ,, „ 4g, Wie aus den angeführten Maßen erhellt, bieten selbe keine Handhabe zur Unterscheidung. Typen; ^ Teneriffa, XII. 1901 und V. 1903. (Koll. v. Tschusi. Nr. 5070, 5201.) Verbreitung; Kanaren (Teneriffa.) Diese Form ist nach Herrn R. v. Thanner, der sie gesammelt, benannt. 65 ? I3 II 6ß ,, Loxia leucopterä’^) elegans (E. F. Homeyer.) Schon Pallas erwähnt (Zoogr. Ross. -Asiat. II. 1811. p. .'")) bezüglich der sibirischen ciirvirostra: „Pulchriores, intense cinnabareo colore non vidi quam in larycetis Dauriae.“ — Auch V. Schrenck (Vög. Amurl. p. 302) bemerkt, daß sich die Kreuzschnäbel des Amurlandes durch sehr lebhafte rote *) Für den Binden-Kreuzschnabel gebührt dem Gmelin’schen Spezies- namen, der subspez. sich auch auf die amerikanische P'orm bezieht, die Prio- rität. Der europäische Binden-Kreuzschnabel, der von dem vorhergehenden artlich nicht zu trennen ist, muß demnach L. leucoptera bifasciata (Br) heißen; jener L leucoptera leucoptera (Gm.). 11* 164 V. Tschusi; Über palaearktische Formen. und gelbe Farben von denen des Westens unterscheiden. — Ich finde diese Angaben auch bei Vergleichung west-sibirischer mit europäischen Kreuzschnäbeln bestätigt, halte aber diese Unterschiede doch für zu gering, um darauf hin eine subspezi- fische Trennung vorzunehmen. Bemerken möchte ich noch, daß auch die Schnäbel der West-Sibirier von denen Europa’s abweichen, indem sie sich als schwächer erweisen, gleichsam zwischen diesen und den Amerikanern die Mitte halten. Weit abweichender als die Fichtenkreuzschnäbel Sibiriens erscheinen mir die dortigen Bindenkreuzschnäbel. Von den Sibirien-Reisenden hat nur v. Schrenck (1. c. p. 303) sich ein- gehender mit diesem Vogel beschäftigt und erwähnt, daß ein im Amurlande gesammeltes 5 „neben einer ansehnlichen, die Angaben von Bonaparte und Schlegel (Monogr. Lox. p. 7) für die gröfDere Form, L. bifasciata^ sogar übertreffenden Größe, doch die Farbe*) trägt, welche die amerikanische L. leucoftera charakterisieren soll.“ Ferners gedenkt v. Schrenck eines ganz ebenso gefärbten 5 ini St. Petersburg'er Museum aus der Um- gebung dieser Stadt. E. F. V. Flomeyer, der stets ein gutes Auge für Unter- schiede hatte, findet (J. f. O. 1879, p. 180), daß die alten Männ- chen vom Amur ein weit prächtigeres Rot als alle anderen aufweisen, so daß man sie als Loxia elegans bezeichnen könnte- Ich besitze in meiner Sammlung neben 26 europäischen bifasciata 5 Exemplare aus West-Sibirien, die ich Herrn Prof. H. Johansen in Tomsk verdanke. Alle diese Stücke weichen durch ihr lebhaftes Kolorit so wesentlich von europäischen Exemplaren und — ich betone es speziell — von zu gleicher Jahreszeit erlegten Vögeln ab, daß ich eine Sonderung für nötig erachte. Für die allgemeine Kennzeichnung der Form genügt es, das lebhaftere und reinere Kolorit aller Kleider derselben gegenüber der europäischen Form hervorzuheben. Das o trägt ein leuchtendes Karminrot. Beim jüngeren (5 sind die entsprechenden Teile citronengelb. Das Q ad. hat den Bürzel etwas blasser citronengelb, die Brust von gleicher, aber durch Grau getrübter P'arbe. *) Die Färbung der amerikanischen Form ist johannisbeerrot; das stimmt nicht auf unsere Form. 165 V. Tschusi: Über palaearktische Formen. Die Flügelmaße -- nur solche stehen mir von den Sibiriern zur Ver- fügung — weichen von denen der Europäer nicht ab und bewegen sich wie bei diesen in engen Variationsgrenzen, Verbreitung: Sibirien. Für die sibirische Form muß der v. Flomey er'sche Name elega?is in Anwendung kommen, da, obgleich eine nähere Cha- rakterisierung der Form fehlt, doch die Hervorhebung der „p r ä ch t ig e n .F är b u n g“ selbe genügend kenntlich macht. Cuculus canorus johmtseni subsp. nov.*) Allgemeiner Charakter: Unterseite weiß mit sparsamer, feinerer und matterer Wellung; untere Fleckung der Stoßdecken wie die der Unter- seite, jedoch meist fast ganz gedeckt, so daß diese Partie fast einfärbig weiß mit oben gelblichem Hauch aussieht. (5 ad. Die ganzen Partien des Oberkörpers, die Flügel- und Schwanz- federn wie beim typ, cnnorus, allenfalls mit etwas bräunlicherem Tone. Recht auffallend für ein einigermaßen für Unterschiede empfängliches Auge präsen- tiert sich die Unterseite. Schon das Grau der Kehl- und Kropfpartien ent- behrt der bläulichen Beimischung und sehen selbe daher matter aus. Die ganze übrige Unterseite weist eine feine, gut um die Plälfte schmälere, matt-schwärzliche Wellung auf, die sich nur an den Seiten etwas verbreitet, dabei aber die matte Färbung beibehält. Die ganzen unteren Schwanzdecken erscheinen un gefleckt weiß mit gelblichem Anfluge; die oberen sind auch ganz ungefieckt, die langen unteren an ihrem freien Teile ebenso und nur so- weit gedeckt, gebändert. Auch die Unterseite des Flügels weist wegen schmälerer dunkler Bänderung mehr Weiß auf Flügellänge 234. Q ad. Dieses unterscheidet sich von dem des adulten canorus O durch eine diesem gegenüber viel schmälere und mattere Wellung der Unterseite, die aber doch nicht so fein ist wie beim Die unteren Schwanzdecken sind zwar gleichfalls lichter als beim Q der europäischen Form, lassen aber durch die oberen P'edern die Bänderung der unten liegenden durchscheinen und die längsten zeigen auch an dem freien Teile zwei kleinere Binden ver- schiedener Länge. Flügellänge 217 mm. Bei hiesigen Cucnlus canorus canorus variiert die Flügellänge bei ^ zwischen 208—227, bei Q zwischen 200 — 222 mm. Typen; ^ Tomsk, 29. V. 1894 (Koll. v. Tschusi, Nr. 716.) 9 ,, 18. V. 1900 ( „ „ „ „ 4817.) Verbreitung: West-Sibirien (Terra typ. Tomsk.) Ich benenne diese Form, die ich meinem Freunde Prof H. Johansen *) Der Pallas’sche Name Cuculus borealis (Zoogr. Rosso-Asiat. I. p. 442) kann auf diese Form keine Anwendung finden, da er — abgesehen davon, daß Pallas als Verbreitungsgebiet ganz Rußland, Sibirien und Kamtschatka angibt — ein nomen nudum ist. 166 V. Tschusi: Über palaearktische Formen in Tomsk danke, nach diesem um die ornithologische Erforschung West-Sibi- riens sehr verdienten Forscher. Syrnmni uralense sibiricum subsp. nov. Die Habichtseulen Europa’s und Asien’s weisen innbeson- dere in der Färbung solche Unterschiede auf, die merkwürdi- gerweise, obgleich selbe als solche von verschiedenen Forschern, welche sich mit der sibirischen Ornis näher beschäftigten, er- kannt wurden, bis heute aber niemanden zu einer Sonderung- derselben veranlaßten. Middendorff (Sibir. Reise II. T. 2. p. 129 — 130) bemerkt, daß bei den von ihm in Uds’koj-OstrcSg erhaltenen zwei Exem- plaren „das AVeiß ihres Gefieders reiner weiß ist und die dunk- len Pfeilflecke entschiedener schwarzbraun sind. Geg'en die sibirischen Exemplare erschienen die europäisch-russischen wie verblichen, jedoch eher dunkler als heller. Die sibirischen fallen aber auch durch ihren kleinen Wuchs auf, indem sie nicht mehr als 19 "5 engl. Gesamtlänge messen. Der Tarsus mißt 47 mm.“ Die weiße Längsbinde des Flügels ist bei den sibiri- schen Stücken deutlicher sichtbar als bei den europäischen. Schrenck (Vög. Amtirl. p. 245 — 24(5) bestätigt die An- gaben V. M i d d e n d o r f f ’ s bezüglich der Färbung der sibiri- schen Uraleule auch für die Exemplare des unteren Amur und fügt bei, daß auch das Braun der Oberseite lebhafter und dunk- ler und auf den kleinen oberen Flügeldeckfedern stärker vor- herrschend sei als bei Exemplaren von St. Petersburg. In der Größe stimmt der Amur-Vogel sehr mit den von Pallas (Zoogr. Rosso-Asiat. I. p. 320) verzeichneten Maßen überein, übertrifft daher die Middendorff’schen Zahlen recht ansehnlich. Das von Schrenck gemessene 9 besitzt ungefähr 21“ 2‘“ Gesamtlänge, der Flügel 13" 4'". Radde (Festlandsorn. südöstl. Sibir. p. 121 — 122) sammelte am Amur 5 Stücke und fand gleichfalls die Ang-aben der bei- den letztgenannten Forscher bezüglich der größeren Reinheit der weißen und schwarzbräunlichen Gefiederfärbung sibirischer Uraleulen mit seinen Beobachtungen übereinstimmend. Ein altes 9, am 18./30. V. 1857 erlegt, weist neben der auffallendsten Klein- heit auch die hellste Färbung- auf Das fast reine Weiß der Unterseite ist kaum etwas getrübt, und die langen dunklen V. Tschusi; über palaearktische Formen. 167 Schaftflecke verschwinden auf einigen Federn ganz, auf anderen sind sie zu schmalen Schaftstreifen reduziert. Auch Taczanowski (J. f. O. 1872, p. 350) konsta- tiert die geringere G-röße und lichtere Färbung der ost- sibirischen Exemplare. In seiner „Faune Siberie Orient.“ pp, 140 — 141, bemerkt derselbe Autor, daß alle ca. 20 Exemplare, welche er vom Baikal und von Daurien gesehen, in der Eärbung mit solchen aus dem Ural, aus der Umgebung von Petersburg und aus Lithauen übereinstimmen, wogegen Stücke vom mittleren Amur und von Us:mri verschiedene Ubergangsstufen zur japanischen Form fuscescens darstellen, jedoch immerhin mehr den .sibiri- schen sich zuneigen. Die österreichischen Habichtseulen — Taczanowski kennt ihr Vorkommen nur in den Bergen Galiziens und Steiermarks — betrachtet er als eine lokale Rasse, welche es verdient, unterschieden zu werden, da sie im ganzen viel dunkler ist und viel breitere Zentralflecke aufweist. Menzbier (Orn. Türkest, et pays adjacents. IV. Livr. p. 384) gibt eine Beschreibung des adulten Vogels, welche auch auf unsere österreichischen Exemplare paßt und bemerkt schließ- lich, daß, obgleich der Earbenton im allgemeinen variiere und sich bald der weißlichen, bald der mehr oder weniger braunen Färbung nähere, der allgemeine Charakter der Zeichnung' der Färbung doch unveränderlich bleibe. Th. Lorenz schreibt mir über die Färbung dieser Art in Rußland folgendes : „Exemplare aus dem Ural sind heller als solche aus dem Gouvernement Moskau. Aus dem Gouvernement Ufa sind die Stücke zuweilen ebenso hell und haben schon so viel Weiß, wie solche aus dem Gouvernement Tomsk, die unter allen die hellsten sind. Im nördlichen Ural (Gouvernement Perm) sind sie mit Exemplaren aus ersterem Gouvernement beinahe gleich gefärbt.“ Soweit die Daten, als sie das russische Reich betreffen. Pallas beschrieb diese Eule 1776 in „Reise russ. Reiches“, I. p. 445 und später (1811) in der „Zoogr. Rosso- Asiat.“ I. p. 319 aus dem Ural. Wenn sich da auch schon hellere Stücke finden, so ist das durchaus nicht Regel wie in West- 168 V, Tschusi: Über palaearkti'^che Formen, Sibirien, wo nur helle Exemplare Vorkommen und zwar in einer Helle, wie sie sich im Ural nicht finden und wo die Färbung- verschiedenen Schwankungen ausgesetzt ist. Die sibirische Habichtseule, welche stets von der des Urals zu unterscheiden ist, muß daher von dieser gesondert werden. Die Bezeichnung iiralense Pall, verbleibt vorläufig der westlichen Form; sollten sich jedoch, was sogar wahrscheinlich, die westlichsten Vertreter auch als verschieden erweisen, dann müßten selbe entweder den Namen liturata Tengm. (Ved. Akad. Handl. p. 264 (1793) oder macroura Wolf. (Taschenb. deutsch. Vögelk. I. p. 84 (1810) erhalten, und zw^ar ersteren, wenn sich — wie ich aus einer brieflichen Mitteilung Herrn Rob. Collett’s in Christiania entnehme — die skandinavischen Stücke mit westeuropäischen als übereinstimmend erweisen; ist dies nicht der Fall, dann müßten die westlichsten Vertreter den Wolf sehen Namen erhalten. Hier möchte ich noch eine nomenklatorische Bemer- kung beifügen. Sowohl R. Bowdler Sharpe im „Cat. Birds. Brit Mus.“ II. p. 34 , als H. E. Dress er, „Birds of Für.“ V. p. 277 und M. V. Menzbier*) „Orn. Türkest.“ IV. Fivr. p. 382, zie- hen, letztere mit einem „?“ Strix macrocephala Meisn., Meisner und Schinz Vög*. Schweiz**) (1815) p. 34, zu Syrnium uralense. Abgesehen davon, daß die Habichtseule noch niemals in der Schweiz vorgekommen ist, sprechen schon die der Beschreibung beigefügten Maße geg'en eine solche Annahme. Wie mir Herr Prof. Dr. Th. S t u d e r-Bern***) schreibt, handelt es sich um ein jüngeres Exemplar von Syrnium aluco. *) Selber verweist auf Chr. L. Brehm’s »Handb. Naturj,’. Vög. Deutschi.« 1831, p. 115, wo wohl die Meisner’sche Eule beschrieben ist, doch erhellt daraus, daß sie Brehm als zu a}vco gehörig betrachtete. **) Flier wird auf die erste Beschreibung im »Museum der Naturg. Helvetiens«, Nr. 8, verwiesen. ***) Der Genannte hatte die Freundlichkeit, mir mitzuteilen, daß in dem zitierten Werke, welches in Bern in Lieferungen, welche in Zwischenräumen von 1 — 2 Jahren verausgabt wurden und erst nach der 12. Lieferung mit dem Titel und der Jahreszahl 1820 erschien, neben der Beschreibung auf zwei Tafeln, 1. der ganze Vogel und 2. Schnabel, Füße und Nasenloch im Ver- gleiche mit aluco abgebildet sind. V. Tschusi; Über palaearktische Formen. 169 Unterscheidende Merkmale. Syrnhun urahnse iirahnse Syrnhun urahnse sihiriciim Allgemeine Kennzeichen Trüberes Weiß, mattere, mehr verschvvommene Zeiclmung. Reineres Weiß, dunklere, schärfere Zeichnung. Gesicht Grau. Grau-w e i ß. Schleier Weiß, dicht schwarzbraun gefleckt. Weiß, minder dicht, schwarzbraun gefleckt. Unterseite Weißlich, nach unten zu gelb- lich überflogen, m.oben bräun- lichen, nach unten zu schwarz- braunen Längsflecken. R e i n w e i ß mit oben schwärz- lichbraunen, nach unten zu schwarzen Längsflecken. Lauf- und Zehen- Befiederung Gelblich-weiß, bräunlich meliert. Gelblich-weiß, ohne braune Melierung. Kopf-, Mals- partien, Rücken Auf etwas gelblich überflo- genem Weiß mit ziemlich breiten, schwärzlich-braunen, nach unten zu mehr braunen Längsflecken. Weiß mit schmäleren schwarzbraunen, nach unten zu mehr dunkelbraunen Längsflecken. Bürzel und obere Schwanzdecken Grau-braun, letztere minder weißlich gebändert. Grau-braun, stärker weiß- lich gebändert. Schwungfedern Breit dunkel gebändert, Außenfahnen grau gebändert. Schmäler dunkel gebändert, Außenfahnen grau-w'eiß gebändert. Flügeldecken u. Schulterfedern Weniger reines Weiß und grö- bere, mehr verschwommene schwärzlichbraune Fleckung. Mehr und reineres Weiß, sparsamere, schärfere, dunklere Fleckung. Untere Flügel- decken Trüb-weiß, vielfach schwarz- braun längsgefleckt. Fast w e i ß, n i c h t oder nur schwach durchscheinend längsgefleckt. Schwanzfedern Binden mehr braun und breiter. Binden mehrgrau-braun und schmäler. Was die Maße anbelangt, zeigen sibiri.sche Vögel im all- gemeinen kleinere Verhältnisse, doch wird auch hier wohl wie bei der westlichen Form eine merkliche Schwankung sich bei Vergleichung einer größeren Reihe von Messungen ergeben.^ Ein von Prof. H. Johansen-Tomsk gemessenes Paar mißt (5 Totall. 560, Flügell. 355, Schwanzl. 285 mm 9 „ 600, „ 370, „ 285 „ und zwei Stücke meiner Sammlung; 9 Totall. ? Flügell. 363, Schwanzl. 253 mm 9 .. ? .. 355. .. 245 170 Bar. London: Zur Kenntnis der west-turkestan, Gattung Galerida. Skandinavische Exemplare weisen nach R. Collett:*) ö Totall. 560, F'lügell. 345, Schwanzl. 265 mm 6 ., 560, „ 356, „ 268 „ 9 „ 582, „ 362, „ 275 „ 9 ,, 595, „ 362, „ 278 ,, 9 „ 590, „ 362, „ 271 „ Ein ostpreussisches Stück: 9 Totall. 580, F'lügell. 374, Schwanzl. 238 mm Unter den 14 bosnischen Exemplaren des Museums in Sarajevo, welche Herr O. Reiser für mich gemessen, variieren die (5 zwischen 640 — 730 mm Totall., 360—380 mm Flügell., 300 — 365 mm Schwanzl., die 9 Q zwischen 660 — 750 mm Totall., 370 — 390 mm Flügell., 290—320 mm Schwanzl. Wenn man von den großen Schwankungen absieht, die unvermeidbar sind, wenn nicht alle Messungen von einer Per- son ausgeführt wurden, so ergibt sich doch immerhin mit Ge- wißheit, daß die sibirischen Stücke die kleinsten sind und ihnen die skandinavischen zunächst stehen, während die bosnischen beide an Größe bedeutend übertrelfen. Wie ich schon früher bemerkt, gehören die skandinavischen Habichtseulen der Fär- bung nach aber zur westlichen Form. Die dunkle (Jug'end-?) Phase, die man in Österreich-Ungarn und dem Okkupations- gebiete oft findet, scheint den nördlichen und östlichen Ver- tretern dieser Form ganz zu fehlen. Type: Q Tomsk, 20. X. 1900 (Koll. v. Tschusi, Nr 4827.) Verbreitung: Sibirien. Berichtigung: Mein Artikel »Über palaearktische Formen« V. (Om. Jahrb. 1903. Hett 3, 4) mit der Beschreibung von Garrulns glandarius sardus war bereits gedruckt, als O. Kleinschmidt’s »Neue Formen von Sardinien« im Juni-Heft der »Orn. Monatsber.« erschienen, worin gleichfalls der sardinische Heher und zwar als Garrulus ichnusae beschrieben wird. Nachdem dieser Name die Priorität hat, ist der meine nur ein Synonym desselben. Zur Kenntnis der west-tiirkestanischen Repräsentanten der Gattung Galerida. Von Harald Baron London. Die Gebiete Transkaspien, Buchara, Sarafschan, Ferg- hana und Syr-Darja .sind von drei Formen Galerida bewohnt, von denen die eine schon lange unter der Bezeichnung Gale- ^ida magna (Hume) bekannt ist. Die zweite Form bezeichnete N. Sarudny*) **) in seinem *) Mindre Meddelelser vedr. Norges F'uglefauna (1893 — 94) p. 191. **) Entsprechend der Aussprache des russischen Namens schlage ich vor, den Namen mit S y zu schreiben und das S weich auszusprechen, was der russi- schen Aussprache am nächsten kommt und nicht mehr Zarudnoi oder Zarudiiy. Bar. London: Zur Kenntnis der west-turkestan. Gattung Galerida 171 Werke „Ornith. Fauna des transkaspischen Gebietes, Nord- Persiens etc.“ Moskau, 1896, p. 304 — 305 (in russischer Sprache) als Galerida cristata L. Damals (1885) fand er und A. M. Ni- kolsky diese Flaubenlerche recht häufig am kaspischen Ufer bei Tschikischljar. Das mitgebrachte Exemplar wurde von B. L. Bianki als typische Galerida cristata bestimmt. Sarudny drückt in obiger Arbeit sein Bedenken darüber aus, daß die Haubenlerchen vom unteren Atrek und Sumbar und aus der Wüste zwischen diesen Flüssen und dem Kaspimeere, welche er 1886 beobachtete, der Form Galerida cristata cristata- an- gehören. Im Hinblicke darauf, daii er an obigen Orten auch die typische Galerida magna fand, war er geneigt, die dort beobachteten Plaubenlerchen als eine Übergang'sform von Galerida cristata zu magna anzunehmen. Soweit Sarudny in seinem Werke. Die dritte Form ist bisher unbeschrieben geblieben, ob- gleich sie vielfach unter den Bezeichnung-en Galerida cristata oder G. magna von verschiedenen Autoren angeführt wird. Sie bewohnt das Gebiet der Syr-Darja — Ferghana — Sarafschan und wohl einen Teil der östlichen Buchara. Galerida cristata iwanowi Loudon und Sarudny subsp. nov. Der Galerida niagtm nahestehend, aber in der Färbung zu Galerida cristata hinneigend. Die Unterseite samt den unteren Schwanzdecken erscheint rein weiß, bis auf die Seiten und die Partie unter den Flügeln, wo sich ein schwacher rostgelblicher Anflug zeigt, der gegen den Rücken zu in Grau übergeht, wäh- rend bei G. magna die ganze Unterseite den rostgelblichen Anflug zeigt, wel- cher an den Seiten und unter den Flügeln an Intensivität noch zunimmt. Die Flecke auf der Kehle und Oberbrust stehen ziemlich isoliert. Die ganze Ooerseite hat einen grauen Ton und dieselbe Schaftfleckenform wie G magna, bei welcher diese Partien durchaus braun sind. In der Gestalt ist G. hvanoivi gedrungener und erscheint fast größer als magna. Die Maße betragen nach 14 Exemplaren und zwar 8 0 und 6 Q: 0 Schnabel vom Mundw.; 22 — 24, Flügcll.: 104J — 112, Schwanz!. 69 — 75 mm. 9 ,> ,, „ 21—23, „ 100—108, „ 66-76 ,, Die von mir von meiner heurigen Exkursion aus Ttirke- stan mitgebrachten Stücke wurden irn Syr-Darja-Gebiet, Ferg'- hana- und Sarafschan-Gebiet erbeutet. Leider bin ich nicht in der Lage, die Verbreitungsgrenze nach Westen hin anzugeben, da ich cs leider unterließ, auf bucharischem Territorium, mit Ausnahme von Farab am Amu-Darja, Haubenlerchen zu sam- meln. Die Exemplare von P^arab gehören der typischen Gale~ 172 Bar. Loudon: Zur Kenntnis der west-turkestan. Gattung Galerida. rida magna an. Erst in der Hungersteppe (Gebiet des Syr- Darja) schoß ich wieder eine Galerida, welche mir sofort durch den im allgemeinen grauen Charakter ihres Gefieders auffiel. Galerida ixvanowi ist in den oben genannten Gebieten ein ein ganz gewöhnlicher Vogel, speziell im Rayon der Eisenbahn auf dem Bahnkörper, bei den Stationen und in den Städten, und da sie beständig mit den Menschen in Berührung kommt, ein recht zutraulicher Vogel. Wir benennen diese neue Form nach seiner Exzellenz dem derzeitigen Generalg'ouvernetir von Turkestan, der mir in jeglicher Hinsicht auf die liebenswürdigste Weise entgegen- gekommen ist. Aus der großen Suite von Galerida magna, die ich von meiner diesjährigen Reise aus Transkaspien mitgebracht, gebe ich hier ebenfalls die Maße von 14 Exemplaren, um die Varia- tion.sgrenze zu zeigen ; ich möchte hierbei jedoch bemerken, daß das Gefieder bei allen Haubenlerchen um diese Zeit (Mitte Februar — Mitte April) schon recht abgestoßen ist. woraus sich die Schwankungen in den Maßen der Flügel und des Schwan- zes teilweise ergeben. (5 Schnab. v. Mundw. 22 — 24, Flügell. 107 — 110, Schwanz]. 73 — 74 mm. 9 ,, ,, ,, 22—24, „ 102—110, „ 67 — 74 ,, Die dritte Form, welche von Sarudny am Südost-Ufer des kaspischen Meeres beobachtet und gesammelt wurde, ist iden- tisch mit den von mir im Januar und Februar dieses Jahres beiDerbent, Baku und Lenkoran gesammelten Exemplare. Wir benennen diese Form nach meiner (Foudon’s) Frau, Magda Baronin Foudon, geb. von Zur-Mühlen: Galerida cristata magdae, Loudon u. Sarudny subsp. nov. Diese Haubenlerche läßt sich durch folgende Merkmale charakterisieren : Oberseite sehr dunkel, unbestimmt grau-braun mit dichten Flecken, die relativ breit sind; doch ist der allgemeine Ton der Oberseite grauer, als bei Galerida cristata aus Dalmatien — welche mir gerade zum Vergleich vorliegt. Die Federn der Haube sind an den Enden abgerundet und sehr dunkel, nach der Stirn zu heller, während die beiden anderen Formen West-Turkestans recht spitze, längliche Haubenfedern tragen. Die Unterseite schmutzig grau- weiß mit einem schwachen isabellfarbenen Stich, der an den Seilen und unter den Flügeln in ein intensives, aber schwaches Grau übergeht. Nur sehr spärliche bräunliche Schaftstriche sind an den Seiten zu erkennen. Fleckung auf der Brust recht grob mit w’eniger braunem Tone als bei Galerida cristata Bar. Loudon: Zur Kenntnis der vvest-turkestan. Gattung Galerida. 173 aus Dalmatien, also grau-schwarz, auf fast rein giau-weißem Grunde, Bei Galerida magna ist diese Fleckung sehr fein rostfarbig, relativ spärlich und konzentriert sich mehr auf die Seiten der Brust, wählend dieselben bei Gale- rida maqdae ziemlich gleichmäßig über die ganze Brust verteilt sind. In der Statur steht diese Form nahe der magna, in der Schnabelbildung näher der Galerida macrorhgncha Ich brachte 15 Exernjilare dieser Form mit. Von diesen sind 10 Stück mehr oder weniger schwarz — zwei Exemplare sogar absolut schwarz. Diese wurden bei Baku, in der näch- sten Umgebung der Naphtha-Stadt Bibi-Eibad, zum Teil sogar auf den Straßen desselben Ortes erbeutet und setzten mich an- fangs durch ihr schwarzes Aussehen nicht wenig in Erstaunen, so daß ich im ersten Moment eine lokale Form vor mir zu haben glaubte, bald aber alle Übergänge bis zur reinen Fär- bung erbeutete, je weiter ich von obengenanntem Orte abkam. In der Folge erwies sich auch noch, daß die in nächster Um- gebung Baku’s lebenden Passer domesticus, montanlis , Petronict und Saxicola finschi turcomana den gleichen Schmutz mit der Haubenlerche teilen. Eine g-ründliche Behandlung mit Benzin hatte den Erfolg, die Vögel um einiges heller, aber lange nicht rein zu machen. Der dicke rußige Rauch, Trinken und Baden in dem hier spärlichen süßen, verunreinigten Wasser, zudem sogar die Vögel aus weiterer Nachbarschaft angeflogen kom- men, verleihen ihnen bald das schornsteinfegerartige Aussehen. Längs dem ganzen Westufer des Kaspi, soweit ich dasselbe bereiste, also von Petrowsk bis Baku und Um- gegend und bei Lenkoran ist diese Haubenlerche allent- halben ganz gewöhnlich. Schon Dr. Gustav Radde in seiner ,,Ornis Caucasica“ p. 209 — 210 gibt zu, den Haubenlerchen des Kaukasus zu wenig Beachtung geschenkt zu haben und meint, daß die Vögel von Derbent und Lenkoran zu G. macrorhyncha zu zie- hen seien. Von macrorhyncha unterscheidet sich aber Galerida magdae sofort durch bedeutend dunkleren Ton des ganzen Oberrückens und speziell des Schwanzes, Oberkopfes und der tiefdunklen, langen Schopffedern. Der Schnabel ist bei Galerida magdae um 1—2 mm kürzer und dünkler als bei macrorhyncha. Die Unterseite ist mehr grau-weiß mit wenigen gelblichen Schaftstreifen, und besonders die von den Flügeln bedeckten Seiten sind tief grau, bei Gale- 174 V. Tschusi: Zur Ornis der Kanaren. rida macrorhyncha aus Tunis dag'egen stark rostfarbig, bei magdae überwiegend intensiv aschgrau mit wenig Rostfarbe. Die Maße von 15 Exemplaren zeigten folgendes Variieren : (5 Schnabell. 20j— 22, Totall. 185 — 200, Flügell. 98 — 108, Schwanzl. 63 — 7! mm 9 „ 2O5— 22j, „ 173-190, „ 98 — 107, „ 63^—70 „ Cettia cetti semeiiovi Sanidiiy a. Loadou siibsp. aov. Von N. Sarudny und H. Bar. Loudon. In der Färbung des Gefieders ähnlich der Cettia orimtalis- (Tristram), also nicht so bleich wie C. stoliczkae (Hume) Stray Feath., II. p. 520, 1874. — Die Oberseite ist hell braun mit grauem Schimmer; Unterseite des Kopfes, Hals, Brust und Bauch sind weiß; Seiten der Brust und des Bauches grau; untere Schwanzdeckfedern grau mit braunem Anfluge, welcher jedoch auf der grauen Färbung der Bauchseiten weniger bemerkbar ist. Was die Maße anbelangt, so entsprechen selbe sehr denen der Cettia minuta Swinh. (Ibis 1860), doch unterscheidet sich diese F'orm von ihr durch bedeutend hellere Färbung des Gefieders und die schmale Schnabelform. Maße: Schnabel vom Mundwinkel an 15, Flügel 56,3 Schwanz 60 mm. Flügelformel: 4=5? 3.' 6, 7? 8/ 9? 10=2? ... Die erste Schwungfeder überragt die Deckfedern um die Hälfteihrer Länge. Ich fand (Loudon) diesen Vogel (ö) in einem Exemplare auf meiner Forschungsreise am Tedschen in Transkaspien am 19. Februar 1903. Wir benennen diese Form zu Ehren seiner Exzellenz P. P. Seraenow, Vizepräsident der kaiserlichen russischen geographischen Gesellschaft. Pleskau, am 28. Juni 1903. Zur Ornis der Kanareu. Von Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. Zwei mir von Herrn R. v. Thanner aus Teneriffa zu- g'ekommene Vogelsendungen geben mir Veranlassung zu eini- gen kurzen Bemerkungen. Motacüla ho.arula canariensis Hartert. 3 ö und 1 9 vom PTbruar— März liegen vor. Die 6Ö haben bereits die schwarze Kehle, aber bis auf eines noch ziemlich dicht fein weiß geschuppt. Gegenüber der Madeira- Gebirgsstelze (schmitzi) ist die der Kanaren viel lichter, sowohl was die Kopfseiten, als auch die oberen Partien anbelangt, V. Tschusi: Zur Ornis der Kanaren 175 und ich muß gestehen, daß mein für Unterschiede reclit em- pfängliches Auge solche nicht in dem Maße zu finden vermag, wie Mr. Hartert. Die Oberseite vom Kopfe an weist ein lich- teres Grau auf, als es Exemplare aus den Alpen und Karpathen zeigen und auch die Ohrpartien meiner 3 Ö6 besitzen keine dunklere Färbung als diese. Der Superciliarstreif scheint bei den meisten Gebirgsbachstelzen reduziert zu sein, doch findet man das auch bei unseren Gebirgsvögeln zuweilen. Der Wangenstreif ist dagegen bei meinen Stücken zum mindesten nicht weniger entwickelt als bei unseren. Die drei Männchen haben nach am frischen Vogel genommenen Maßen folgende Dimensionen: Totall. Flügell. Entfern, d. Flügel- v. d. Schwanzspitze 181 79 66 mm 187 81 69 „ 189 83 68 „ 16 österreichische, zumeist Salzburger Exemplare, variieren zwischen: Totallänge 180 — 200, P'lügellänge 77 — 85, Entfernung der Flügel- von der Schwanzspitze 63—75 mm. Es resultiert daraus, daß der kanarischen Gebirgsstelze durchaus nicht größere Maße eigen sind als der mitteleuropäi- schen. Ich vermag mich überhaupt für die Unterscheidung jener nicht zu erwärmen und glaube kaum, daß man diese P'orm wird aufrecht erhalten können. Sylvia atricapilla L. Das einzige Stück, ein 6, im März erlegt, zeigt gar keine Anklänge an die madeirensische obsciira, sondern ist in der Gesamtfärbung dem europäischen typischen Vogel gleich. Ob es sich hier um einen indigenen oder einen Durchzugsvog'el handelt, bleibt unentschieden. Seine Flüg-ellänge beträgt 69 mm, ist also unbedeutend geringer als die niedrigsten Maße bei unseren. Aca7ithis cannahina meadc7oaldoi Hartert. 3 Ö und 2 9 vom Februar. Ein Vergdeich mit 7iana von Madeira ergibt für den Kanaren-Hänfling ein dunkleres Braun des Rückens und einen weit schwächeren gelblichbräunlichen Seitenanflug; beides unterscheidet die genannten Formen ge- nügend. Bei den 9 ist außerdem die Fleckung auf der Unter- seite feiner und minder dunkel. Beide Formen gehören zu den kleinen und sind die Größendifferenzen beider verschwindend. 176 Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. Auch in den Schnabelverhältnissen vermag' ich keinen merk- lichen Unterschied zu finden. Flügellänge 74 — 76 mm. Carduelis carduelis parva Tsch Vier Stück, (2 6, 2 Ö) ivelche mir vorliegen, gehören in Färbung und Größe zu der Madeiraform. Flügell.: 9 73, ö 72 mm. Flerr R. v. Thann er teilte mir gleichzeitig mit, daß er im September 1902 eine Hypolais pallida (wohl opaca (Licht.), am 21. Februar 1903 eine Saxicola aurita (albicollis Vieill.) Ö, am 24. desselben Monates Ö und 9 von Saxicola stapazina und am 25. drei Ö erlegte. Die genannten Arten sind für die Kanaren neu. Gleichfalls am 25. Februar erlegte der Genannte ö und 9 von Lanius Senator, welche Art nach E. Martert, Fauna der kanarischen Inseln (A. d. Wanderj. eines Naturf. p. 86) bisher nur einmal nachg'ewiesen wurde. Beobachtet wurde aus näch- ster Nähe im Februar 1 Falco subhuteo und 1 Circus pygargus. Unter dem 30. Juni meldete mir der Genannte die Erlegung von Biidytes ßavus 5> Mai, gleichfalls neu als Durchzügler. Weiters bemerkt derselbe; „Es dürfte Sie interessieren, zu er- fahren, daß Lanius algeriensis Koenigi, der an der Küste bis zu einer Höhe von ca. 4 — 500 m vorkommt, von mir auch in der Höhe von ca. 2000 m und darüber in den Retaina- Sträuchern erlegt wurde, während er im Zwischenterrain (500 — 2000 m) nicht vorkommt. Ich habe noch nicht genügen- des Vergleichsmaterial, doch scheinen die Stücke vom Gebirge dunkler gefärbt zu sein.“ Ornithologisches und biologisches ans Vorarlberg. Von Alexander Bau. In diesem Journal habe ich (Jahrg. XI, p. 121 — 131) einige ornithologische Beobachtungen aufgezeichnet, die ich in den Jahren 1897 — 1899 auf dem (1. c) gekennzeichneten und beschriebenen Gebiet gemacht habe. Nachstehend gebe ich nun die seitdem gesammelten Notizen, zu denen, da ich inzwischen genügend Gelegenheit hatte, den Talebenen und dem Bodensee mehr Aufmerksamkeit widmen zu können, auch die in meinen früheren Notizen nicht enthaltenen Sumpf- und Wasservögel hinzu kommen. Die bereits früher genannten Vogelarten, welche Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. 177 wegen Zusatznotizen und biologischer Bemerkung'en nochmals genannt wurden, sind mit einem * versehen. Unter „Rheintal“ ist stets der Vorarlberger Teil desselben gemeint. Eriihacits riibecuhts (L.) „Rotkröpfchen“. — Sehr häufiger Sommerbrutvogel, der als solcher hoch ins Gebirge hinaufg'eht. Die erste Brut mit fast durchgängdg 7 Eiern findet anfang'S Mai, die zweite mit 6 Eiern Ende Juni oder anfangs Juli statt. Die hier nicht überwinternden kommen anfangs März an und verweilen bis Ende November. Am 1. August 1900 suchte ein Pärchen für einen eben ausgeflogenen jungen Kuckuck auf einem frisch umgepflügten Ackerstück nach Futter, welches die beiden ihrem 200 Schritte davon auf einem Elag .sitzenden Pflegling unermüdlich zutrug'en. (Siehe auch beim Kuckuck.) '^■Erithacus sueciciis cyanecnlus (Wolf.) — Mitte Oktober auch im Rheintal beobachtet. ‘^Erithacus titis (L.) „Hausrötel“. — Der in meinem ersten Bericht vergessene llausrotschwanz ist häufiger Sommerbrut- vogel in den Ortschaften der Talebene, in den Städten, beson- ders in Bregenz ist er Stadtvogel, dessen Lied man von allen Dächern herab hört. Er kommt Mitte März und läOt sofort am Tage seiner Ankunft sein Liedchen hören. Sein Abzug fällt auf Ende Oktober. Die erste Brut beginnt Ende xApril, die zweite Mitte bis Ende Juni. Die bedeutend wenig'er zahlreich im Gebirge wohnenden nisten 14 Tage später und scheinen nur eine Brut zu machen. Zweimal konnte ich bisher auch die graue Form des Männchens (cairci Gerbe) beobachten. Ich habe da- rüber (Ornith. Monatsberichte 1901, p. 101 und 1903, p. 113) berichtet. In letzterem Berichte habe ich meine Beobachtungen über die Verfärbung eines sich durch individuellen Gesang, Aufenthalt und Betragen gmt kennzeichnenden grauen Männchens (cairei) in die schwarze (titis-) Färbung berichtet. Pratmcola rubicola (L.) — Ist im Rheintal seltener Som- merbrutvogel. Turdus pilaris L. „Zierling“. Sie kommt nicht in allen Wintern hier durch. Meist sind nur kleine Gesellschaften im Walde anzutreffen, wo sie in den Wipfeln der Fichten und Tannen im Herbste nach den Raupen des Fichtenspanners suchen, die ich wiederholt in ihrem Magen fand. Diese Wald- drosseln bleiben gewöhnlich bis Mitte Jänner hier und ernähren 12 178 Alex. Bau; Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. sich, wenn sich die Raupen verpuppt haben, von Ebereschen und Mistelbeeren. Im Magen einer geschossenen fand ich auch 2 Kerne der wilden Birne. An Wacholderbüschen, die bei mir viel wachsen und reich mit Beeten besetzt sind, sah ich sie niemals. Im November 1900 hielt sich ein Schwarm von etwa 200 vStück auf kahlen, 900 — 1000 m hoch gelegenen Wiesen Wochen hindurch auf, wo sie eifrig nach Futter suchten. Diese setzten sich, aufgescheucht, stets nur auf die Spitzen der Rand- bäume eines nahen Wäldchens, flogen aber nie in den Wald hinein. Ich vermute, daß dies hochnordische Vögel waren, die den Hochwald nicht kennen, während erstere kleine Gesell- schaften, die nur im AValde nach Futter suchten, solche sind, die in deutschen Wäldern ausgebrütet wurden. Beachtenswert ist ihre Furcht vorder Misteldrossel. Sobald eine solche irgend- wo erschien, zogen sich die Wacholderdrosseln zurück, während sie mit Amseln zusammen im Walde umherstreiften. An einem großen, mit Beeren überladenen Ebereschenbaume habe ich das täglich beobachten können. W^acholderdrosseln und Amseln schmausten zu Dutzenden die Beeren, bis das Schnarren einer Misteldrossel ertönte. Sofort waren alle in den nahe stehenden Fichten verschwunden und erschienen erst wieder, wenn die Misteldrossel fortgeflogen war. '^Turdiis viertda F. — Die im Walde lebenden sind außer- ordentlich scheu, die in den Ortschaften wohnenden in gleichem Maße dreist, sodaß sie sich fast treten lassen. In der Stadt Bregenz ist die Amsel Stadtvogel, die zahlreich von den Dächern herab ihren Gesang erschallen läßt. Unter dem Dache einer Kegelbahn nistete eine Amsel kaum 2 m über dem Boden und brachte trotz des steten Färmens auf derselben glücklich die Jungen groß. Die Waldamseln bleiben auch bei stärkstem Schneefall im Walde, da .sie an den zahlreichen beerentrag'en- den Sträuchern genügend Nahrung finden. Die Talamseln streichen im Winter bis zu 40 Stück vereint in den Obstgärten und Wiesen umher. Ich hielt vom Flerbst 1900 bis Sommer 1901 in einem kleinen, reichlich mit Tannenbäumchen bestellten Zimmer 2 Amselpaare und 1 AVacholderdrosselpaar nebst 4 Kohl- meisen, ohne unter den Vögeln jemals Streit und Hader zu be- merken. Interessant dürfte es aber sein, daß bei jedesmaliger Fütterung die Drosseln stets zuerst sä m tli ch e für die Meisen Alex, Bau: Ornilhologisches und biologisches aus Vorarlberg. 179 bestimmten, g'anzen HanfkÖrner*) verschluckten, bis ich letztere in einem durch enge Stäbchen geschützten Kasten nur den Meisen zugänglich machte. *'Sv/via atricapilla (L.) — Die Art hat sich entschieden seit einigen Jahren bedeutend vermehrt, besonders in meiner Um- gebung. Ich führe dies darauf zurück, daß ich alle wildernden Katzen und besonders die Häher abgeschossen habe. Überall erschallt jetzt ihr lieblicher Gesang. Rotköpfige Männchen sind hier nicht selten. Sie kommt anfangs April und verweilt bis Mitte Oktober. Brütend fand ich sie noch in 1 000 m Höhe. Sylvia sirnplex (Lath ) — Bedeutend seltener als vorig'e ist die Gartengrasmücke, die sich nur in den untersten Bergpartien und dann in den Talebenen an geeigneten Plätzen findet. Sie macht nur eine Brut anfangs Juni und verweilt hier von Mitte April bis Mitte September. Sylvia ciirruca (L ) — Das Müllerchen ist seltener Som- tnerbrutvogel in den Talebenen. Ich habe es als solchen bis- her nur dreimal beobachten können. Hypolais hypolais (L.) — Der Gartenspötter verweilt hier als seltener, nur an wenig Stellen anzutreifender Sommerbrut- vogel von Anfang- Mai bis Ende August. Er brütet Mitte Juni. *Phylloscopits nifus (Bechst.) — xAuch dieser ist hier, eben- so wie das Schwarzplättchen in den letzten Jahren bedeutend häufiger geworden. .Sein „Zilp zalp“ läßt er sofort beim Ein- treffen hören und singt fast den g'anzen Sommer, nach der Mauser wieder fleißig an schönen Tagen bis zum Abzüge. Er kommt Mitte März und bleibt bis Anfang November. Zwei Bruten, Ende April oder Anfang Mai und Mitte Juni. Phylloscopns sibilafor (Bechst.) — In den das Rheintal nach Osten begrenzenden unteren Berg-partien, besonders in Buchen- beständen und in lichten, mit Buchen durchsetzten WaldjDartien ist er neben dem .Berglaubvogel anzutreffen. Ich sah am 10. Juni ein Nest mit 6 fast flüggen Jungen. Acrocephalits palustris (Bechst.) — Der häufigste Rohr- sänger im Rheintale, wo er an passenden Stellen, die ihm mit *) Ganz die gleiche Wahrnehmung machte ich vor Jahren bei einer nebst vielen anderen Vögeln in einer Voliere gehaltenen Amsel und jetzt alljährlich bei Freilebenden, die im Winter meinen auf dem Balkon gelegenen Futterplatz besuchen. D. Herausgeb. 12* 180 Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. Rohrwuchs Nistplätze bieten, nicht selten ist. Das Männchen singt stets in der Nähe des Nestes, welches auch häufig an Krautstengeln befestigt ist. Die Eier werden in der zweiten Elälfte des Juni gelegt. Acrocefhalus streperus (Vieill.) — Der Teichrohrsänger ist viel seltener als der Sumpfsänger und findet sich nur in dich- teren Rohrbeständen am ßodenseeufer und im Rheintale. • Er brütet etwas früher als der vorige, meist anfangs Juni. Am 2. Juli sah ich schon ausgeflogene Junge. Im Juni 1901 fand ich ein Nest am Bodenseeufer dicht über dem Wasser. Es ent- hielt 4 Eier. Da plötzliches Elochwasser eintrat, besuchte ich den Platz am 17. Juni wieder und konnte das etwa 40 cm unter Wasser stehende Nest kaum finden. Es waren nur noch 2 Eier darin, die andern wurden vermutlich durch den Wellenschlag herausgeworfen. Der Vogel baute sofort ein neues Nest zwischen den Ruten eines Weidenbusches und zwar, trotzdem das Wasser schnell wieder auf den Normalstand zurückging, etwa D/j no höher, als das alte Nest stand. Die gleiche Beobachtung, daß Rohrsänger durch steigendes Wasser ihrer Brut beraubt werden und das zweite Nest dann bedeutend höher anlegen, habe ich bereits vor 35 Jahren in der Mark Brandenburg an dem nach- folgenden Rohrsänger g'emacht. Die Erfahrung spielt also im Vogelleben auch eine Rolle. Acrocephalus arundinaceus (L.) — Noch seltener als der vorige ist der Drosselrohrsänger, den ich sowohl an dem Bo- denseeufer, als im Rheintale nur in größeren Rohrbeständen antraf. An anderen Orten (z. B. in der Mark) nistet er schon in ganz kleinen, mit wenig Rohr bestandenen Tümpeln. Elier sah ich ihn zuerst am 29. April, zuletzt am 26. August. Calarnodus schoenobae^ius (L.) — Auf den Rheinwiesen sah ich in diesem Sommer mehrere Pärchen, doch ist er seltener, als die anderen Rohrsänger. '^Accentor modularis (.L.) — Zu meiner früheren Notiz kann ich hinzufügen, daß die Braunelle nach den Mitteilungen eines Zollbeamten bei Eeldkirch nicht selten sein soll. Wie ich durch Tragen feststellte, kannte derselbe den Vogel gut. Aegithalus caudatus (L.) — Die Jungen der ersten Brut und die Alten mit den Jungen der zweiten Brut halten bis zur Paarungszeit im kommenden Erühjahr zusammen, oft vereinigen Alex Bau; Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. 181 sich auch zwei oder drei Familien miteinander, welche den Winter hindurch täg-lich dasselbe Gelände durchstreifen, sodaß man sie zu bestimmten Tag'eszeiten an dem gleichen Orte an- trifft. Sie sind hier im Gebirge vollkommen Standvögel, die auch bei starkem Schnee nicht fortgehen. *Pariis cristatus L. — Seit meinem ersten Bericht ist die Haubenmeise als Brutvogel etwas häufiger geworden. Sie nistet in selbst ausgehöhlten Löchern alter Baumstumpfen und abge- storbener, morscher Äste. Im Winter und Frühjahr lebt sie fast ausschließlich von Erlen- und Kiefernsamen, und am 15. Juli dieses Jahres sah ich sie eifrig an den Lärchenzapfen hämmern und die Samen hervorziehen, die sie dann auf einem Zweige verzehrten. Eine zur sicheren Feststellung geschossene hatte den Magen vollkommen gefüllt mit diesen Samen und nicht ein einziges Insekt darin. Panis major L. — Im Gefieder derselben fand ich Orni- fhomyia tenella, Schiner. *Parus communis subpalustris Br. — Die im ersten Bericht als ,, fruticefP aufgeführte Graumeise ist von Herrn von Tschusi als die Form ,.subpal/istris'-‘‘ Br. festgestellt worden. Sie tritt hier stets in Paaren auf, welche das ganze Jahr treu Zusam- menhalten und ihren Standort nicht verlassen. Ihre Winter- nahrung' besteht fast ausschließlich aus den Samen der Grünerle (Ainus viridis). Das erste Gelegne (anfangs Mai) hat gewöhn- lich hier 7 Eier, einmal fand ich ein solches mit 1 1 Eiern. '^Sitta curopaea caesia (Wolf.j — Die Spechtmeise fand ich bisher dreimal in einer Schwarzspechthöhle und einmal in einer von mir in einem Ahornbaum künstlich hergestellten großen Nisthöhle mit 9 cm weitem Flug'loch nistend vor. In allen vier Fällen befand sich das Eingangsloch im unteren Drittel des mit Lehm zugeklebten großen Loches. Wie ich schon in der Zeitsch. f. Oolog'ie (1901, p. 106) ausführte, fand ich bei allen von mir überhaupt untersuchten Spechtmeisen-Nisthöhlen (bis- her 26), daß der untere Rand des Einflugloches immer auf den inneren, unteren Rand des ursprünglichen Loches der Nisthöhle ausmündete, vermutlich, weil nur das FIolz dem Vogel beim Verlassen der Höhle einen genügend festen Stützpunkt gewährt. Beim Anflug von außen her kann der Vogel auch auf dem Lehm selbst ruhen, weil das Einflugloch nach außen stets er- 182 Alex. Bau: Ornithologi'ches und hiolcoisches aus Vorarlbern. weitert ist. Auch bei mehreren kleinen Baumlöchern fand ich das Einfiugdoch im unteren Teile, sodaß die Böinerk.ung- in vielen Naturgeschichten, „daß das Eing-ang-sloch stets in der Mitte der Lehmwand sitzt“, nicht zutrilft. Wenn schon bei kleinen Baumlöchern die EinBugöffnung gerade einmal in der Mitte sich befindet, so mündet sie nach innen doch stets auf den Holzrand aus. Damit nun kein .Regen wasser in die Bruthöhle fließt, ist, wie oben bemerkt, das Einflugloch nach außen erweitert und zwar besonders im unteren Teile nach außen abfallend. '^'Cerfhia familiaris L. — Inzwischen habe ich den gelb- rückigen Baumläufer auch im Cfebirge nistend gefunden. *Tichodroma niiiraria (L.) — Ein zweites Stück wurde im Dezember 1901 von dem früher erwähnten Jagdpächter ge- schossen; ferner sah ic'h ein solches bei mir am 8. November 1902. Mofacilla alba L. — In einem an meinem Ökonomiege- bäude zur Verzierung angebrachten blechernen Drachenkopf, der seit Jahren einem Waldrotschwanzpaar als Nistplatz diente, brütete in diesem Jahre eine wmiße Bachstelze, deren Junge am 19. Juni ausflogen. Ende Juli sah ich die Bachstelzen, welche sich nach dem Fortfliegen der Jungen stets bei den Gebäuden aufhielten, wieder mit Futter nach dem Drachenkopf fliegen, und eine Untersuchung de.sselben zeigte mir, daß sie in beide n Fällen auf dem alten, von ihnen überbauten Rotschwanzneste genistet haben, also zweimal hintereinander in dem- selben Neste. In beiden Fällen setzten sich die ausgeflogenen Jungen in einen Birnbaum, der dicht beim Hause steht und verblieben dort, bis sie selbständig' geworden waren. Sie be- wegten sich mit großer Sicherheit auf fingerdicken und dün- neren Zweigen. Auch die Alten sitzen sonst stets auf den Bäumen und kommen nur zum Futtersuchen auf den Boden herab. Das Männchen setzt sich auch auf die Ziegen und fängt hier die anfliegenden Bremen (namentlich Haematopata pluvia- lis (L.) Die fünf Junge der zweiten Brut flogen am 1. August aus. Einzelne überwintern am Bodenseeufer, die anderen ver- weilen hier von Mitte März bis Ende November. '^Motacilla boarula L. — Auch die Bergstelze sah ich wie- derholt in den Wintermonaten am Bodenseeufer. Anthus irivialis (L.) — Der Baumpieper ist im Gebirge Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. 183 bis zu 1000 m Sommerbrutvogel, der Mitte April ankommt und bis Ende September hier verweilt. Aiithns pratensis (L.) — Sehr häufiger Sommerbrutvogel im Rheintal und aul den Wiesen am Bodensce. An den Ufern ■ desselben überwintern ailjähidich viele. *AntJ/us spipoletta (L.) — • Auch vom Wasserpieper habe ich in jedem Winter einige am Bodenseeufer gesehen. Alnuda nrvetisis L. — Da im Tale hauptsächlich Wiesen- wirtschaft betrieben wird, sind Lerchen sehr selten. Im Rhein- tale fand ich die Feldlerche öfters, am häufigsten bei Lustenau. LiiUitla arborca. (I. ) Am 8. April dieses Jahres sah ich eine Heidelerche bei heftigem Schneegestöber auf dem Vog'el- futterplatz bei meiner Villa, sonst habe ich die Art vorher nie- mals hier bemerkt. Eniberiza citrinella L. — Der Goldammer macht hier regelmäßig drei Bruten, die Gelege der einzelnen sind um den 25. April, 10. Juni und 25. Juli herum vollzählig. xAuf dem AVinterfutterplatz, der -im letzten Winter von 53 Goldammern besucht wurde, sind sie gegenüber den Finken und Meisen die bescheidensten Vögel. Während letztere, namentlich die Kohl- meisen, den Futterplatz überhaupt nicht verlas.sen, erscheinen die Ammern stets nur bei Schneefall und verschwinden sofort wieder, sobald die auch im Winter hier sehr stark wirkende ■Sonne die steil nach Süden abfallenden Wiesen vom Schnee entblößt hat. Nur 2 bis 8 Pärchen, die seit Jahren dicht bei meiner Villa nisten, sind immer in der Nähe derselben und suchen ihr Futter zwischen den Haustauben. Einem Männchen dieser Ammern, welches anfangs Juli Junge fütterte, warf ich Puppen von Erdeulen (Agrotis) zu, die es sofort verzehrte und darauf den Jungen Brotkrumen zutrug. Am 2. August sah ich ein Ammerweibchen, welches eine große grüne Pleuschrecke (Locusta viridissijiia L.) verzehrte. Emberiza cirlus L. — Ich besitze ein am Bodenseeufer gefundenes Gelege dieser Ammer. Am 25. Juli 1902 saß ein singendes Männchen auf einem kleinen Fichtenbäumchen unfern des Bodensees. Emberiza schoenicliis L. — Der Rohrammer ist am Boden- seeufer und im Rheintale an geeigneten Stellen Brutvogel. 184 Alex. Bau; Ornitliologisches und biologisches aus Vorarlberg. *ChrysoJiiitris spinus (L.) — Den Zeisig" konnte ich in- zwischen auch als Brutvogel in den Bergwälclern feststellen. Chloris chloris (L.) — Der Grünling ist seltener Standvogel im Gebiet, der aber im Winter sich ins Tal hinab begibt. FringiUa inontifrmgilla L. — Einige Bergfinken waren auf dem AVinterfutterplatz in den beiden letzten Wintern. Zu- letzt bemerkte ich sie am ^4. Februar. Pyrrhocorax fyrrhocorax (L.) — Am ol. Oktober 11)02 sah ich zwei Alpendohlen unweit meiner Wohnung eine Nagelfluh- wand umfliegen. Der Gastwirt Grüner in Bregenz hat junge, ausgestopfte Alpendohlen, die ihm vor Jahren von Kennelbach bei Bregenz gebracht wurden Niicifraga caryocatactes (L.) „NuBjäk^u — Alljährlich im September, wenn die hier zahlreichen Haselnüsse reifen, stellen sich auch die Nußhäher ein, und zwar habe ich bisher nur die Dickschnäbel beobachtet. Sie brechen die Haselnüsse mit dem Zweig'e ab, fliegen damit auf eine bevorzugte Fraßstelle und hämmern die Nüsse, die von 1 bis ß Stück zusammen^itzen, nacheinander auf. Auch die noch nicht reifen, mehr oder we- niger weichschaligen Nüsse w'erden au fg e h äm m e r t ; ich habe niemals beobachten können, daß eine solche Nuß mit dem Schnabel aufgeknackt wurde, wie man oft in Naturg'eschichtcn liest. Die Untersuchung der Fraßstellen, unter denen oft hun- derte von Schalen liegen, zeigte mir stets, daß auch die noch unreifen Nüsse aufgehämmert wurden, und zwar w'ird der Schna- belhieb, wie aus den Spuren ersichtlich, zumeist gegen die Nuß- basis, oft aber auch gegen die Seite der Nuß gerichtet. Wenn der Nußhäher die am Boden liegenden Nüsse aufliest, so sam- melt er sie zunächst in seinem Kropf, um sie dann an geeig'- netem Platze, g'ewöhnlich einem dicken, wag'rechten Ast, oder auch einem Baumstumpf oder großen Stein aufzuhämmern. Dieses Hämmern kling't in der Entfernung ähnlich wde das Hämmern des Spechtes, ist aber, wenn man die Ursache kennt und es einmal gehört hat, leicht zu unterscheiden. — Einzelne Nußhäher bleiben auch im Frühjahr und Sommer hier. Im Juni 1901 schoß der Vorbesitzer des mir benachbarten Hofener Schloßwaldes einen ausgeflog'enen jungen Häher; Ende April 1902 sah ich ein Pärchen, Futter suchend, auf einer Waldwiese, konnte aber trotz längerer Beobachtung und Suchens das Nest Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. 185 mit den Jungen nicht finden. Auch in diesem Frühjahre sah ich ein Pärchen bei mir, sodaß die Art mithin hier als verein- zelter Brutvogel zu finden ist. *Garriilus glandarius (L.) „Jäk oder Jäker“. — Seitdem ein benachbarter Gutsbesitzer auf meine Bitte den Eichelhähern eifrig nachstellt und ich selbst diese Eierräuber überall vertilge (wir schossen in zwei Jahren etwa 200 Stück ab), haben sich Singdrossel, Schwarzplättchen und andere Sänger entschieden hier vermehrt, und man findet jetzt auch oft Singdrossel- und -Amselnester mit Jungen, was früher selten der Fall war. In der Zeitschrift für Oologie (1903, p. 50 u. s. f.) habe ich die Eierfresserei des Hähers gekennzeichnet und angegeben, wie man mit einem Tellereisen, welches mit einem Drosselei ge- ködert ist, die Häher leicht fangen kann. *Pica pica (L.) — Die Elster habe , ich im Rheintale in diesem Sommer als Zerstörer der Nester des Sumpfrohrsängers beobachtet. *Corviis corone L. — Über das Nistgeschäft der Raben- krähe, sowie über Lebensweise habe ich in der Zeitschrift für Oologie (1902, p. 81 u. s. f.) ausführlich berichtet und wieder- hole daraus folgende Punkte: 1. Sie nistet wiederholt in dem- selben oder in anderen alten Krähennestern. 2. Die Nester stehen hier stets im Gipfel sehr hoher Fichten und haben eine tiefe, am oberen Rand 19 — 20 cm weite und 14 cm, also etwa Üi des Durchmessers, tiefe Nestmulde. 3. Der Vogel bleibt stets auf dem ersten Ei sitzen, sodaß die Eier eines Geleges stets verschiedene Bebrütungsstadien zeigen. 4. Das brütende Weibchen vertreibt sich die Zeit durch ein oft ausgestoßenes, leises „Kräh kräh". Es wird von dem Männchen auf dem Nest gefüttert und begrüßt seine xAnkunft mit Elügelschlagen und lautem Geschrei. 5. Ein Gelege mit 3 Eiern, 40x29, 39,5X29 und 38x27,4 mm groß, vom 7. Mai 1901 ist hochinteressant. Es stammt von einem jungen, zum erstenmal legenden Vogel, was das kleinste Ei beweist, welches Blutflecke hatte, wie solche die von jungen Hennen zum erstenmal gelegten Eier zeigen. Dieses Ei ist ganz hell mit wenig starken Flecken am spitzen Pol. Das zweitgrößte ist dunkler und das größte Ei ist sehr dunkel und sehr stark gefleckt. Die Annahme, daß das zuerst gelegte Ei immer am stärksten gefleckt ist, trifft also nicht in 186 Alex Bau: Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. allen Fällen zu, /\uch bei Amseln, deren Gelegne gewöhnlich ein helleres Ei zeigen, fand ich oft dieses nebst einem oder zwei dunkleren im Neste vor, die dann später nachgelegten waren stets dunkler und stärker getieckt. Laniiis miiior Gmel. — Der Schwarzstirnwürger nistet in einzelnen Pärchen im Rheintale. Laniits cxcubitor I.. — Im Oktober 1902 sah ich einen Raubwürger im Rheintale. Laniiis senaior L. — Er ist Brutvogel in den großen Baumg'ärten der Talebenen, wo er sein Nest in den .Spitzen der Obstbäume anlegt. Muscicapa collaris Bechst. — Als seltener Brutvogel fin- det sich der Halsbandfliegenfänger in g'rößeren Obstbauman- lagen der Talebenen. Ich fand ihn bisher dreimal nistend in einem alten Grünspechtloche in einem Kirschbaume 2 m hoch, in dem Astloche einer Eiche 8 m hoch und in einem Staren- nistkasten 6 m hoch. (Über die Eier siehe Zeitsch. f. Oologie 1903, p. 156). Ein singendes Männchen sah ich am M. Mai 1902 in einem Biergarten mitten in der .Stadt Bregenz. *Hirundo nistica I.. -- Die Rauchschwalbe ist seit einigen Jahren häufiger geworden. Ich fand sic auch im Gebirge bis 900 m Flöhe nistend vor. *Chelidonaria iirbica (L ) — Auch diese Schwalbe ist häu- figer geworden. Im Dorfe Lochau unter dem eisernen Dache einer Zentesimalwage befinden sich mehrere Nester mit großen breiten Einfluglöchern, welche die Flälfte der Nestbreite ein- n eh men. Biblis riipestris (.Scopoli.) — Im Juli 1901 sah ich einige F'elsenschwalben bei Bhidenz im oberen Rheintale. *Apus apus (L.) — Der Turmsegler nistet auf den Kirch- türmen mehrerer Ortschaften. Upupa epops L. — Nur einmal im Herbste 1900 sah ich einen Wiedehopf auf den Wiesen bei Laiblach. Alcedo ispida L. — Am Bodenseeufer habe ich ihn zweimal gesehen, am Laiblachufer und an der Bregenzer Ach hat er genistet. *Cucnlus canorus L. — Nicht jeder Kuckuck ruft „kukuk“, ich habe, besonders beim Anstand auf Rehböcke, wo der Kuckuck unmittelbar über mir saß und rief, wiederholt von Alex. Bau: Ornithologisches und biologisches ruis Vorarlberg. 187 verschiedenen Kuckucken: „kukuht“ gehört, mit einem deut- lichen „t“ am Schlüße, ln diesem Sommer ließ sich bei mir bis zum 7. Juli ein k'uckuck mit einem abnormen Ruf hören, welcher: ,,hututu“ lautete. Die erste Silbe hoch, die beiden anderen tiefer in dem gleichen Tonfall des g'ewöhnlichen Kuckucksrufes, doch klang' der ganze Ruf durchaus melan- cholisch. Der beim Rotkehlchen erwähnte junge Kuckuck hatte 8 kleine Regenwürmer, ß IJarpaliis, 1 ^{mara und 1 kleinen Eng'erling' im Magen. In seinem Gefieder fand ich '2 Oniitho- myia avicitlaria L., was beachtenswert ist, da — nach der neuen Ausgabe des Naumann — Lausfliegen bisher beim Kuckuck nicht gefunden wurden. Piens vindicaniis Wolf. — Den Grauspecht sah ich bis- her zweimal zur Winterszeit. Dendrocopus viedius (L.) Im Juni 1902 sah ich von dieser Art ein Pärchen, welches Junge fütterte. Die Bruthöhle befand sich in dem abgestorbenen Gipfel eines Kirschbaumes. Dendrocopus mmor (L.) — Den kleinen Buntspecht habe ich nur einmal g'esehen im März 1901. ^Dendrocopus major (L ) — Je einen g'roßen Buntspecht sah ich im Oktober 1901 und im April 1903. '’^Jynx toiquilla L. — Am 16. April 1902 hörte ich zum dritten Male hier den Ruf des Wendehalses. '^Sfrix flammea L. — Die Schleiereule habe ich seit früher noch öfters beobachten können, jedoch ist sie sehr vereinzelt und selten. Im Frühjahr 1900 hielt sich ein Pärchen am Schloßberge der Ruggburg auf, verschwand aber sjiäter wieder. Syrnnmi altico (L.) — Vom AValdkauz, den ich selbst nur einmal im Hofener Schloßwalde antraf, habe ich wiederholt ausgehobene Junge gesehen. *Asio otus (L.) — Den Ruf der Waldohreule höre ich von meiner Villa aus nicht nur im Frühjahr, sondern fast das g'anze Jahr hindurch, besonders auch in hellen, kalten Winternächten. Ihr gezogener Ruf „huuh“, nicht „huug“, wie man immer liest, hat die erste Silbe hoch, die zweite fällt! Im Naumann und an anderen Orten lese ich stets, daß die zweite Silbe am Fnde um einen halben Ton steigt. Vielleicht beruht diese An- gabe auf falscher Beobachtung, da die Eule oft auch dreisilbig „huuuh“ ruft, wobei dann der höchste Ton in der Mitte liegt. Alex Bau; Ornithologisches und biologisches aus Vorarlberg. Wird hier die dritte, fallende Silbe überhört, so wäre die Er- klärung' dafür gefunden, „daß die zweite Silbe steigt“. Sehr h auf i g läßt die Ohreule ein angenehmes, trillerndes „huuuuuu huuh“ hören, die ersten sieben Silben gleichlautend hoch, mit kurzer Pause zwischen der 6. und 7., die letzte einen halben Ton herabgezogen. Falco pcregnniis Tunst. — Er ist ein seltener Besucher des Gebietes, den ich bisher nur dreimal beobachten konnte. 1 90 1 nistete ein Pärchen an den P'luhwänden südöstlich von Breg'enz. Falco aesalo7t Tunst. — In jedem Herbste halten sich einige Merlinfalken Ende Oktober und Anfang November tagelang über einer bewaldeten Nagelfluhwand in meiner Nähe auf. Archibuteo lagopus (Brünn.) — Im Dezember 1902 sah ich einen Rauhfußbussard auf den Lochauerwiesen, einen zweiten, ausgestopften, der im Winter 1900 ebenda geschossen wurde, bei einem Jagdinhaber. Pernis apivorus (L.) — Der Wespenbussard ist im Gebiet Brutvogel. (Siehe Zeitsch. f Oologie, 1901, p. 66). Die Flug- künste des Männchens, wenn es in hoher Luft die Flügel über den Rücken nach oben stellt, habe ich an schönen Tagen auch im September und Oktober gesehen, sodaß diese nicht als ein Liebesspiel zu gelten haben, welches „nur während der Brutzeit“ ausgeführt wird. Viele solcher und ähnlicher Flugkünste dürften vielmehr als frohe Lebenslust und überschäumende Lebenskraft aufzufassen sein. Älilvus korschun (Gmel) — Der schwarzbraune Milan ist im benachbarten Baiern seltener Brutvogel. Einmal sah ich einen solchen über den Hörbranzer Wiesen schweben. '^■Columba palumbus L. — Die Ringeltaube fand ich in- zwischen auch in den höheren Bergwäldern als Brutvogel, doch ist sie als solcher selten. Den Kropf von zwei jungen, fast flüggen Tauben fand ich fast ganz angefüllt mit kleinen Ge- häusschnecken bis zu 16 mm Durchmesser und bis zu 12 mm Höhe. Es w’aren Flelix hortensis (Müll ), priiticmn (Müll.), eri- cetoriim (Müll.) und hispida (Müll.) Jktrao iirosallus L. — Im Mai 1901 sah ich zwei Hennen und am 2. I. Im Röhricht der Sandstrecken der Ponta wurde von 2 Kiebitzen ein 6 erlegt. Mag'cninhalt ; Pujjpen, Ohrwürmer, Käfer, Tausendfüße, Schneckengehäuse, Körner und Sand. 9. I. Im Strauchwerke gleich unterhalb der Eacho-Spitze treiben sich Eeldlerchen umher. 10. I. 2 Phylloscopus trochilus im Städtchen. — Einige weiße Bachstelzen beim Teiche. II. I. Auf einem Pfirsichbaume meines Gartens beobachte ich eine Sylvia atricapilla, Q. 12. I. 2 Phylloscopus fsp.?) im Städtchen. — Im Unter- ^elde beobachte ich 5 Stare in einem großen Eluge von Stein- sperlingen, die sich in den Zäunen der Weingärten niederließen. Zw’ei w'urden erlegt. Mageninhalt: Tausendfüße und Käfer. — Ebenda ein kleiner Elug F'eldlerchen ; eine derselben wurde erlegt und hatte nur Pflanzenstoffe als Mageninhalt. — Ich hörte im Unterfelde auch eine Mönchsgrasmücke. *) cfr. Orn. Jahrb. 1903. p. 119 — 137. 13 194 P, E, Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 15. I. Im Oberfelde eine Ofus hrachyotus. 16. I. Frühmorgens beobachte ich 2 Rauchschwalben, wie sie sich an der Oberfläche des Teiches in meinem Garten tummeln. Diese ungewöhnliche Erscheinung' hängt wohl mit dem starken Südwestwinde zusammen, der die ganze Nacht wehte. Eben diese Art wurde am selben Tag'e auch auf der Cima-Insel und wahrscheinlich im Oberfeld gesehen. Sollte .sie von der afrikanischen Küste gekommen sein mit dem aus der Sahara stammenden Wirbelwinde, der auf den kanarischen Inseln große Verwüstung anrichtete, zumal am 16. ? Dann müßten die Vögel zuerst weit westlich verschlagen worden sein, um später mit wechselndem Winde von Südwesten zu kommen. Nach dem 16. erfolgte ein Niederschlag sehr feinen rötlichen Sandes auf Pflanzen und alle anderen Gegenstände im Freien, der schwerlich anders erklärt werden kann, als ein aufgewirbelter Saharasand, zuerst weit nach Westen getrieben und dann durch südwestlichen Gegenwind zum Fallen gebracht. — Einige weiße Bachstelzen am Farrobo-Bach. 18. I. Ein Flug Feldlerchen beim Städtchen und 1 Syl- via atricapilla ö- 19. I. Einige Sylvia atricapilla und Phylloscopus trochilus. 26. I. 3 Stare fliegen über das Städtchen hin und nörd- lich von demselben auf Saatfeldern einige Feldlerchen. 27. I. Durch den Regen hindurch fliegt über die Häu- ser eine Feldlerche. — Eine Mönchsgrasmücke (Ö) in einem Granatapfelbaume, 28. I. 2 weiße Bachstelzen am Bache beim Teiche. 29. I. Ein Sylvia atricapilla-VsLrch.en im Granatapfelbaume. — Zwischen Cima und den Nordeste-Inseln beobachten Schiffer 5 Sula bassana. — In der Bucht 2 Rissa fridactyla. 30. I. 2 Stare fliegen über das Städtchen hin. 31. I. 2 Phylloscopus trochilus in den Tamarisken des» Tanque-Baches. 1. II. Die Fischer beobachten eine g'roße Zahl Sula bassana, junge und alte durcheinander, von der Südspitze der Cima-Insel bis zur Untiefe Teste. 2. II. Die Zahl der Laubsänger und Mönchsgrasmücken hat sichtlich zugenommen, trotz scharfen Südwestwindes. Soll- ten sie von Madeira gekommen sein? P. E Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 195 7. II. Ich beobachte beide obige Arten im Städtchen, aber viel seltener als am 2. — Einige N/u/ienius phaeopus am Meeresufer bei der Serra de Fora und das Tal entlang. 8. II. Die Kanarien schlagen kräftig. — Im Gesträuch der Mattas 1 F'eldlerche. — Auf der Baixo-Insel wurden Puf- ßniis assimilis-Yx^r gefunden. 14. II. Gegen Abend höre ich in den Ölbäumen eine Schwarzdrossel. 15. II. Noch immer werden Phyll. trochüus und Mönchs- grasmücken beobachtet. — Der Schlag der Kanarien wird immer schöner, aber ihre Zahl nimmt ab im Städtchen und Umgegend. — Auf der ßaixo-Insel werden noch Eier von Puffinus assimilis gefunden. — Abends höre ich wiederum 1 Schwarzdrossel. 17. II. Einer meiner Angestellten beobachtet Num. phae- opus im Westen der Cima-Insel. 18. II. Zum ersten Male in dieser Jahreszeit höre ich den Gesang einer Sylvia ah icapilla. — Beobachte einige Kanarien in den Gärten des Städtchens und 1 Schwarzdrossel. — Sula bassana bei Teste, — Bei Salinas am Meere 5 Kormorane. 20. II. Zum ersten Male dieses Jahres höre ich den W achtelschlag. 21. II. Wiederum Wachtelschlag in den Saaten bei Mattas und ebenda ein Elug Feldlerchen. — Noch gibt es Kanarien im Städtchen. — l .Schwarzdrossel, 1 Mönchsgrasmücke und 1 Laubsänger. — Feldlerchen beobachtet am Abhange bei Postelia. 22. II. Wenige Laubsänger und Mönchsgrasmücken. 23. II. Ich reise nach Madeira. 26. II. 2 alte Sula bassana wurden in Pedregal, Nord- küste Porto Santo’s, beobachtet. 27. II. Fischer fangen ein Sula bassana Q auf dem Meere zwischen den Cima- und Nordeste-Inseln, .Serra de Fora gegenüber. Mageninhalt: 2 eben verschlungene .Sardinen. — Herr Dr. Agniar beobachtete 1 Laubsänger (sp.?) bis zu diesem Tage. — In dieser letzten Februarwoche ließen sich die ersten Puffinus kiihli blicken. 6. III. Die Bemannung einer großen Frachtbarke beob- achtete auf der Fahrt nach Madeira einige Pufff. kuhli südlich der Baixo-Insel. 13* 196 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 7. III. An Bord einer zweiten Barke mit gleicher Fahrt wurden unzählige Puff, kuhli auf der ganzen Strecke gesehen, besonders bei der Ostspitze Madeira’s, wo sie mit Puff- asst- milis zusammen waren. — Auf der Fahrt wurde auch 1 Sterna hirundo beobachtet. 8. III. Viele Cogarras (Puff, kuhli) und junge wie alte Siila bassana bei Feste. — Nirgendswo mehr läßt sich Rissa tridactyla blicken. — Nach eigenen und anderen Beobachtun- gen bezüglich Puff, kuhli scheint es unzweifelhaft, daß der Zug oder die Züge, die früh kommen, viel größer sind, als die Ge- samtzahl der Vögel, die in und um Porto Santo bleiben. Nach altem Brauche suchen Fischer und andere arme Leute Oster- Samstag nachts die Schlupfwinkel der Cogarras auf den Inseln ab und finden innen oder außerhalb derselben viel mehr Vögel als im Hochsommer, wenn sie auf den Fang der Alten oder Jungen ausgehen, obwohl sie zu einer Zeit der Nacht die Felsen absuchen, wo diese Vögel sich am wenigsten auf dem Meere aufhalten. Da also die wenigsten, die hier erscheinen, auch hier zum Brutgeschäft bleiben, wohin ziehen jene, die hier nur einen Halt machen? 9. in. Ich komme zurück von Madeira. — Auf dem Maul- beerbaum im Pfarrgarten eine Schwarzdrossel. 10. IH. Im Unterfelde noch ein Kanarienwildling 0- — Beim Durchwandern des Unter- und Oberfeldes treffe ich keine Feldlerche mehr, wie ich auch anderwärts deren Verschwinden bemerkt hatte. 11. III. Im Städtchen 1 Serinus canarius ö und 1 Sylvia atricapilla 9. — Eine Sterna hirundo wurde in den Felswänden der Baixo-Insel von den dort vorbeifahrenden Leuten einer Frachtbarke gehört. 15. III. Am Cabejo das Laranjas der Cima-Insel wurde 1 Sterna hirundo von Fischern vernommen. 16. III. Im Städtchen höre ich 2 Mönchsgrasmücken. 17. III. Höre ebenda eine Mönchsgrasmücke und einen Kanarienwildling 6. 18. III. Beobachte eine Sylvia atricapilla 9 auf einem Granatbaume. 23. III. Ich reise nach Madeira. P. E. Schmitz, A. de Noronha; Vogelleben von Porto Santo. 197 29. III. Einige Rauch- und Stadt-Schwalben werden im Städtchen beobachtet. Sie lassen sich auf Tamarisken und Weizenfeldern nieder oder klammern sich an die Wände der Häuser — In Serra de Dentro 2 Upupa epops. .Starker ONO.- Wind. 30. III. Im Städtchen eine kleinere Zahl Rauchschwalben und 1 oder 2 Stadtschwalben, sowie 2 Upupa epops. Von den letzteren wurde 1 6 erlegt. Mageninhalt; Insekten, besonders Hymenopteren. — Eine große Schar Bienenfresser hat sich über ganz Porto Santo niedergelassen. Die im Städtchen beob- achteten Elüge kamen von Osten und nahmen Rast auf den Maulbeer- und Paradiesbäumen (Elaeagnus hortensis) am Ge- stade. Schon gleich nach der Morgendämmerung wurden sie g'esehen und über Nacht war starker Ost gewesen. Gegen Abend ließ .sich ein Flug auf eine Gruppe Olbäume mitten im Städtchen nieder und übernachtete dort. 31. III. Bienenfresser überall auf der Insel wie gestern. Einige derselben wurden erlegt. Bei zweien wurde der Magen- inhalt untersucht: Insekten, besonders Wespen. 7. IV. In Serra de Dentro 1 Wiedehopf auf einem Saatfelde. 22. IV. Bootsleute, die auf der Baixo-lnsel Fracht holten, fingen im Laufe des Tages einige wenig'e Bulweria bulweri und versichern, daß sich erst wenige in den FelsRchern befinden. 24. IV. Ich komme von Madeira zurück. 25. IV. Ich höre eine Mönchsgrasmücke 6. In meiner Abwesenheit wurde dieser Vogel wiederholt, wenngleich in wenigen Exemplaren, beobachtet. — Kanarien sind im Städt- chen und in der Umgegend völlig verschwunden. 27 IV. Auf der Höhe der Pedras Pretas spaziert ein Nunieniiis phaeopus. 23. IV. Boot.sleute erlegen einige Sturmtauben an der Küste der Baixo-lnsel. 29. IV. Dieselben beobachten diese Vögel auch bei der Überfahrt nach Madeira. 8. V. In den Felsen der Ostküste der Cima-lnsel sammelt ein Bootsmann 3 pulli von Larus cachin>ians unter mehreren anderen, die er fand. Merkwürdig ist, daß dieser Vogel früher kolonienweise ebendort auf der Hochebene am Rande derselben brütete, zwischen dem dort häufigen niedrig'en Gestrüpp. Dieses 198 P, E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. Jahr hat er sich ganz in die Felsabhänge zurückgezogen. Kein einziges Paar brütet mehr oben. Voriges Jahr hatten schon weniger auf der Hochebene gebrütet. Dies muß wohl der Zer- störung vieler Gelege und dem Einfangen von vielen Jungen durch die Maurer, die im vorigen Jahre beim Baue des Leucht- turmes beschäftigt wurden, zugeschrieben werden Auch trifft die Schuld die beim Leuchtturm Angestellten. Aus gleicher Ur- sache brüten die Lariis cachinnans kaum mehr auf der Hoch- ebene der Baixo-Insel, wo viele Leute sich mit Sprengen des Kalk.steines beschäftigen, während doch diese Vög'el zahlreich auf den anderen Inseln und an einigen Stellen dei Hauptinsel brüten. — Auf der Cima-Insel 1 pulli des Puffinus assimilis gesammelt. 10. V. Ich beobachte über dem Städtchen 2 Apus. Seit vielen Tagen hatte ich diese Art nicht mehr gesehen, obwohl ich mich an den verschiedensten Punkten der Insel aufhielt. — Dr. Aguiar beobachtete einige Rauchschwalben längs des Farrobo-Baches. 13. V. Gegen Abend fliegen zwei Rauchschwalben quer über das Städtchen. 14 V. 3 Apus bei Cancellas. — Ein Bienenfresser zeigt sich abends bei Fontinha. 15. V. Viele Apus kommen von dem Gipfel Anka Fer- reira herab und fliegen nach Ponta. Sie flogen hoch unter Geschrei und zerstreuten sich über die Weinberge der Ponta. Es wehte ein etwas starker NNO. -Wind. Man kann nicht be- haupten, daß die Apus gerade bei dieser Gelegenheit in Porto Santo einfielen. Ich beobachtete oft, daß sie sich in Flügen vereinten, in große Höhe erhoben und nach läng'erem oder kürzerem Umherfliegen unter Geschrei niederkamen und, über dem Boden fliegend, zum Ausgangspunkte zurückkehrten, um später einen neuen größeren Aus- und Aufflug zu beginnen. — Längs der Ponta-Straße tummeln sich einige Rauchschwalben. 16. V. Charadrius alexmidrinus nistet nicht nur am san- digen Meeresufer, sondern auch im Innern der Insel auf steini- gem Grunde. Einer dieser Plätze befindet sich jenseits des Oberfeldes, links von der Straße; ein anderer auf der Höhe von Pedras Pretas. Auf der Suche nach einem Neste an letz- terem Orte beobachtete ich auch daselbst 5 Apus und 2 Num. phaeopus^ die gegen das Meer hinflogen. Während ich w^artend P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. ‘ 199 einigen Char. alexandriniis-Vadiren auflauerte, flog vom Co- chimbo- bis zum Fontinha-Bache eine Ardea, die ich glaube, als pnrpurea ansprechen zu müssen. — Gegen Mittag' 3 Niim. phacopus vom Meere her über die Häuser hinflieg'end. 17. V. Im Oberfeld 9 Niivi. phaeopus in sandiger Gegend. — Wenige Apus dort und in Cancellas. 18. V. Nördlich von Eiras treffe ich einig'e Char. alexan- drinus anscheinend auf der Suche nach Nistplätzen. 19. V. Auf der Cima-lnsel werden pulli von Piiffinus assimi/is angetroffen, 20. V. Ein Num. phaeopus am Meeresufer. — Ein Elug von 6 Stadtschwalben kommt g'egen Abend von Osten her zum Städtchen. 21. V. 3 Stadtschwalben treiben sich den ganzen Nach- mittag im Städtchen umher. 23. V. Num. phaeopus im Oberfelde. 24. V. Derselbe über das Städtchen fliegend. 25. V. In den Maulbeerbäumen eines Gartens im Städt- chen vdrd eine Goldamsel beobachtet. 28. V. ln der Früh flattern 3 Chelidonaria urbica über die Dünen beim Städtchen hin und her — Ebenda lassen sich 5 Charadriiis hiaticula sehen. — An der Ostküste der Cima- lnsel, in halber Flöhe der F'elswände, tummeln sich einige tau- send Sceschwalben in voller Bruttätigkeit. Die Nester sind ohne Zahl, aber keines zählt 3 Eier, nur 1 oder 2 in jedem, oder 1 Ei neben einem pullus. Da wenige Tage vorher ein sehr starker Wind herrschte, wurden die ersten Eier von den Eelsen hinabgeweht und zerschmettert, oder sie wurden tief in die Felsspalten hineingetrieben und verlassen, auch wenn sie ganz blieben. Obwohl dieser Vogel auf einem jeden der Porto Santo-Eilande brütet, so wird doch in jedem Jahre eines der- selben bevorzugt. Dieses Jahr ist es die Cima-lnsel, doch auch auf der Ferro-, Fora- und Baixo do Meio-Insel haben .sich Scharen desselben niederg'elassen. -- Im vSüden der Cima-lnsel sehe ich 2 Is/iunemus phaeopus. — ln den Felslöchern finde ich einige Bukoeria buhoeri ; ein ö unter anderen auf dem Ei brü- tend. — An der Südspitze wird ein ausgewachsener Pupfmus assimilis gesammelt. 200 ‘P. E. Schmitz. A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 2. V^r. In den Weinbergen der Mitte der Insel tummeln sich einige Apus inurinns und unicolor. 4. VI. Einige Numenius phaeopus beim Städtchen am Meeresufer. 8. VI In der ersten Woche dieses Monates wurden keine Pupfinus assiinilis gehört, weder auf der Cima-, noch auf der Baixo-Insel. 15. VI. Auf der Cima Insel werden einige Oceanodroma castro-YS-^r gesammelt. 16. VI. 4 Hausschwalben streichen gegen Abend über das Städtchen, AVindrichtung über Tag ONO. 17. VI. Wiederum 4 Chel. urbica über die Gärten streichend. 19. VI. 2 Hausschwalben lassen sich blicken. 22. VI. 2 noch frische Char. alexandrinus-Yier werden in Lombas, einer Anhöhe westlich vom Städtchen, gesammelt. 23. VI. Auf der Baixo-Insel beobachte 3 Num. phaeopus am Rande der Hochebene und 1 unten am Gestade. 27. VI. Die Pupf. assimilis werden noch immer nicht laut- bar auf der Baixo-Insel. 28. VI. Einige Strepsilas interpres in Serra de Fora. 4. VII. Der Pilot einer E'rachtbarke versichert, zwischen Porto Santo und Madeira einige Puf. assimilis gesehen zu haben. 5. VII. In der Früh wurden bei der Mündung des Stadt- flüßchens beobachtet: 2 Hausschwalben, 1 Rauchschwalbe und 2 Calidris aretiaria. 1 3., 16. VII. Regenbrachvog'elam sandigen Gestade bei Ponta. 17. VII. Reg'enbrachvogel auf Cima. 21. VII. Apus murinus und unicolor zeigen sich in großer Zahl nachmittags über den Weingärten am Meeresufer; unter denselben einige kleine, die ich für Junge halte. Bei Auflösung des Schwarmes gegen Abend hin sah ich einige über das Meer nach Cima streichen. 29. VII. 2 Regenbrachvögel auf Cima. — 1 Fischreiher beim Zimbral- Bache. 7. VIII. Einig'e Regenbrachvögef in Serra de Fora. 9. VIII. An den Abhäng'en des Ma9aricos- und Baixo- Berges nach Serra de Fora hin beobachte ich einen Schwarm Brachvögel (20), meistens arcuatus, einige phaeopus. — Ein P. E. Schmitz, A. de Noronha; Vocjelleben von Porto Santo. 201 Fischreiher wurde beobachtet, wie er von der Cima- nach der Haupt-Insel flog. 12. VIII. Ein Steinwälzer auf Baixo beobachtet. 15. VIII. Eine Tringa alpina wurde im Schlamme des \'oltas-Baches lebend gefangen, um sie schon 3 Tage lang be- obachtet wurde. Dieser Vogel muß mit dem schwachen Ost- nordost-Wind gekommen sein, der seit einigen Tagen weht. 16. VIII. Unter vielen Seglern sehe 1 Rauchschwalbe. 17. VIII. Im äußersten Osten der Sandküste ist ein Schwarm von 12 Regenbrachvögeln zu sehen. 18. VIII. Aus den Weingärten beim Meere fliegt früh mor- gens ein Fischreiher auf und läßt sich beim Cochinho-Bache nieder, 20. VIII. Beim Städtchen fliegen 2 Apits muriniis über dem Meeresspiegel auf und ab. Ihr Flug gleicht dem des Puf- finus kuhli. Es hat stark geregnet, und sie scheinen Jagd auf die Insekten zu machen, die der Regen aufgebracht und der Wind nach dem Meere zu getrieben hat. 21. VIII. Einige Regenbrachvögel am «vSerra de P'ora- Gestade. — Ein Angestellter beim Leuchtturme sieht in einem Schwarm Apus murinns und unicolor auch eine Hausschwalbe. 22. VIII. Eine Turteltaube hält sich im Maulbeerge- sträuch am Meeresufer auf. 25. VIII. Bei Ponta hat sich ein Schwarm von etwa 40 Regenbrachvögeln mit wenigen arcuatus am Sandufer gelagert. 26. VIII. Im Salemas-Hafen, Nordufer, werden 6 Regen- brachvögel beobachtet. 27. VIII. Bei CalheLa zähle ich .37 Num. phaeopiis und arcuatus, die die Meerenge dort in einer Wellenlinie über- fliegen, Außer diesem Schwarm kleinere Gruppen beider Ar- ten an verschiedenen Stellen. --- Bei Ponta beobachte viele Segler beider Arten. — Ein Angestellter am Leuchtturme hörte abends auf Cima den Puffinus assimilis. Von Eischern wurde derselbe ebenfalls auf der Cenoura-Insel vernommen. — Kana- rienwildlinge im Unterfeld. 29. VIII. Beide Brachvogelarten am F'uß und an den Abhängen des Baixo-Berges. — Am Meeresufer beim Städt- chen töten einige Burschen mit einem Steinwurfe eine Cal. arenaria 5> die sich dort mit anderen aufhielt. Im Magen fan- den .sich Insektenreste unter Sand und Steinchen. 202 P. E. Schmitz, A de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 30. VIfl. Auch ein Sanderling 9 wird von Burschen beim Salinas-Gestade erlegt. Mageninhalt: ein Juliis, Flügel und andere Reste von Fliegen, sowie ganze Käfer und Larven. — Ein Reg'enbrachvogel am Meeresufer beim Städtchen. Schwärme desselben mit einigen arcuaius werden auf der Macaricos- und Baixo-Bergsi)itzc sichtbar. Im Laufe des Monates, besonders der letzten Hälfte, nimmt die Zahl beider N lunenius- A.rten auf- fallend zu, gewiß durch Zuströmen von außen. Der Zuwachs ist schwerlich hiesigen Bruten zuzuschreiben, obwohl diese Vög'el .sich hier in größerer oder kleinerer Zahl das ganze Jahr hindurch aufhalten. I. IX. x'kus einem Kanarienschwarm im Maulbeerbaum eines Weingartens von Pedras Pretas wird 1 Exemplar erlegt. 9. IX. Am Meeresufer diesseits Calheta spaziert ein Fischreiher. — Gegen Abend zeigen sich viele Apus murniiis und itnicolor, die auf Insekten über den Weingärten am Meere Jagd machen. Einig'e fliegen mit einbrechender größerer Dun- kelheit nach Cima. — In der Bucht zeigen sich einige wenige .Seeschwalben. II. IX. 13 Regenbrachvögel fliegen in Bogenlinien unter Geschrei schon frühmorgens das Gestade entlang. 13. IX. Auf der Baixo -Insel werden 2 Puffinus assimilis gesammelt. Auch auf Cima werden solche von Fischern gehört, die sich dort nachts in der Nähe aufhielten. Auch ein Angestellter am Leuchtturme hörte diesen Vogel schon seit einigen Tagen. 15. IX. Eine Clivicola riparia fliegt beständig auf und ab die Meere.sflutlinie entlang bei der Mündung des Stadtflüßchens. Sie streift ganz nahe über die Sandstrecken, die regelmäßig von der F'lutwelle bedeckt und bloßgelegt werden. — Wieder- holt streichen Regenbrachvögel über das Städtchen hin, bald einzeln, bald in Paaren. 16. IX. Eine Uferschwalbe treibt sich noch immer an der erwähnten Stelle in den kühleren Tagesstunden herum, mor- gens früh und abends bis zu völliger Dunkelheit 17. IX. Die Seeschwalben werden immer seltener, nur wenige sind in der Bucht zu sehen. 19. IX. Vor Aufgang des Mondes ist Puppinus assimilis auf Cima vernehmbar. 21. IX. Bei Calheta ein Schwarm beider Brachvögel. — P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 203 Über den Stadtweingärten und dem Gestade zahlreiche Segler bei der Abenddämmerung'. Seit einer AVoche kommen sie dort allabendlich zusammen, um sjoäter westwärts abzufliegen, einig'e das Gestade entlang, andere über das Meer nach Cima. Heute, Tag- und Nacht-Gleiche, beginnen sie um 6 Uhr 20 Minuten sich zu zerstreuen: um 6 Uhr .'52 Minuten verschwindet der letzte. In demselben Augenblicke kommt aus dem Innern Porto Santo’s ein Num. phaeopiis und fliegt nach Cima hin, wahrscheinlich zum Nachtlager. Ähnliches wurde schon vor- gestern beobachtet. — 2 Kanarienwildlinge im Städtchen. 23. IX. Einer Tringa subarciiata wurde, als sie durch die AA^assertümpel des Cochinho-Baches lief, mit einem Stein der linke Flügel zerschmettert. — Die Segler jagen nicht mehr an derselben Stelle, wohl wegen AVindveränderung'. Jetzt fliegen sie längs des .Stadtflüßchens zwischen den Tamarisken. — Bei der Mündung am Meeresufer fliegt eine Uferschwalbe hin und her. 24. IX. z\uf Cima werden Puffinus assimilis vernommen, aber nur wenige. 25., 26. und 27. IX. Gegen Abend eine Uferschwalbe. 28. IX. Bei Fontinha und anderwärts nahe beim Städt- chen zeigen sich Kanarien in großer Zahl Einige lassen sich auf Nicotiana glauca nieder, um in den trockenen Samenkap- seln Futter zu suchen. 30. IX. Die Bemannung einer Frachtbarke vernahm den Puif. assimilis auf der mittleren Desertas-Insel 1. X. Bei der Mündung des Stadtflüßchens beobachte ich einen Sanderling in dem dortigen Steing'eröll. — xAut Cima werden Pui}. assimilis immer häufiger. — xAuf dem leicht ansteigenden Bergrücken Corinhas lassen sich zwei Saxicola oenanthe blicken. 5. X. Regenbrachvogel bei Ponta am Gestade. — Ein Fischreiher beim Tanque-Bach. — Einige Stein wälzer auf der Ferro-Insel. — Eine weiße Bachstelze in der Nähe des Städt- chens. — Im .Städtchen eine Sylvia atricapilla. 6. X. Ein Fischreiher in .Serra de Dentro, ein zweiter beim St. x\ntonio-Bache. — Im Städtchen eine S. atricapilla. — Bei Corinhas eine Saxicola oenanthe mit einig'en Anthus berthetoti über Steingeröll hüpfend oder in den Zäunen der be- nachbarten AVeinberge rastend. 204 P. E. Schmitz, A. de Noronha: Vogelleben von Porto Santo. 7. X. Seeschwalben werden noch auf der Baixo-Insel ge- sehen. — 2 Fischreiher unweit des Städtchens. 9. X. Bei Areias 2 Mönchsgrasmücken. — Ein kleiner Seglerschwarm bei Mattas. — 2 graue Steinschmätzer bei Co- rinhas. — Ich höre noch Segler in sehr großer Höhe. 12. X. Vereinzelte Apus niiirinus. 22. X. Fcldlerchen und Kiebitze im Unterfeld. 24. X. Einige Stare streichen über das Städtchen hin. — Etwa 12 Hausschw^alben lassen sich im Städtchen blicken, von ONO. einfallend. 25. X. Ein Steinschmätzer zeigt sich wieder inmitten von Anthus bertheloti. 29. X. Einige Stare. 30. X, Feldlerchenschwarm läßt sich bei Corinhas nieder, von NO. einfallend. — Wenige Stare bei Areias. 4. XI. 3 I'ulica atra werden beim Tanque-Bach gefangen. 6. XI. Auf Cima werden 2 Eeldlerchen beobachtet. 7. XI. Eier von der Sturmschwalbe werden auf Baixo gefunden. — cissimilis sind dort häufig. 8. XI. Asio accipitrinus wird auf Cima von einem Ange- stellten des Leuchtturmes beobachtet. — Über das Städtchen streicht ein großer .Schwarm Stare, auch eine Schwarzamsel wird gesehen. 9. XI. .Südwestlich der Baixo-Insel, nach Madeira hin, sehe ich noch viele Puff kuhli. — Ein kleiner Schwarm Apus muriuus zeig't sich im Städtchen. 10. XI. Eine Schwarzamsel im .Städtchen. — Auf Baixo noch Puff', kuhli. — Frische Reste von Oceanodroma Castro zer- streut über die Hochebene auf Cima, die gewiß von einer Hi'/h-Mahlzeit herrühren. 1 1 . XI. Eine Mönchsgrasmücke im Städtchen und ein Steinschmätzer bei Corinhas. 14. XI. Eine Sylvia atricapilla und- ein Phyll. sibilatrix in den Dornsträuchern des Tanque-Baches. — 4 weiße Bach- stelzen auf einem frisch umgegrabenen Grundstücke ebenda- selbst. — Trotz Durchquerung der ganzen Insel sehe ich heute nur 1 Apus unicolor. — In Areias 2 Wachteln Ich glaube, daß diese Art zum Teil auswandert. Im Winter vergeht manch- mal geraume Zeit, ohne daß ein einziges Exemplar sich zeigt. P. E. Schmitz, A. de Noronha; Vogelleben von Porto Santo. 205 Und dennoch entschlüpft mitunter ans irgend einem Zaun oder Weinberg- eine vereinzelte Wachtel, auch in den Wintermo- naten. — In der Bucht zeigen sich Pu-tf. kuhli. — Im Städt- chen eine Mönchsgrasmücke. 15. XI. Im Untcrfelde sehe 1 Apiis unicolor. — In den Tamarisken des Salgado-Baches 2 Mönchsgrasmücken und einige Waldlaubsänger. — Auch im Städtchen 2 Mönchsgrasmücken. 16. XI. Am Gestade beim Salgado-Bach wird ein Sanderling 9 in vollem Winterkleid erlegt. Es waren 4 Stück beisammen. 17. XI. 4 Stare rasten auf der Spitze einer Araucaria excelsa. 18. XI. Einige Stare im Städtchen. — ln der Bucht zeigt sich noch Puff, kuhli. 19. XI. Am Gestade wird ein Tringn canutus 5 Winterkleide erlegt. Größe: 22 cm, Gewicht: 75 g. 27. XI. Ich höre eine Mönchsgrasmücke und sehe einige Puff, kuhli in der Nähe der Baixo-Insel. 13. XII. IGnige Kiebitze beim Städtchen. 19. XII. 3 Sula bassana zwischen Cima und den Nord- este-Inseln. — Auf ersteren lassen sich 9 Fischreiher nieder. 20. XII. 2 weiße Tölpel bei der Leste-Untiefe. 22. XII. Regenbrachvogel in Serra de Fora. 24. XII. Viele Kanarienwdldlinge in den Zäunen und Bäumen der Stadtgärten. 26. XII. Eine weiße Bach.stelze beim Tanque-Bach. 27. XII. Mönchsgrasmücke im Städtchen. — Auf Cima werden viele Puff, assimilis gehört. - Auf der Fora-Insel ein Phalacfocorax carbo. 28. XII. Weißer Tölpel zwischen Nordeste-Inseln und Cima. 29. XII. Einige Mönchsgrasmücken im Städtchen. -- Bei den Nordeste-Inseln ein weißer Tölpel, bei der Fonte-Insel einen Kormoran beobachtet. 30. XII. Ein Schwarm Feldlerchen in Areias. 31. XII. Viele Feldlerchen in Areias. — Im Städtchen 1 Mönchsgrasmücke, in den Stadtgärten viele Kanarienwildlinge. Berichtigung: Die auf p. 122 unter 6. IV. enthaltene Angabe ist als irrtümliche zu streichen. 206 P. Ernesto Schmitz; Tagebuch-Notizen aus Madeira. Tagebueh-Notizen aus Madeira. Von P, Ernesto Schmitz. Nach vierjährig'em Aufenthalte in Belgien wurde ich Sep- tember 1902 wiederum mit der Leitung des Seminars in Fun- chal beauftrag't ; sofort wandte ich meine Aufmerksamkeit auch wieder der Vogelwelt zu und nahm Notiz von gelegentlichen Beobachtungen, die ich selber machen konnte und von solchen zuverlässiger Freunde. Mögen sie etwas beitragen zur besseren Kenntnis der so interessanten Madeira-Ornis. 1902. 8. IX. Erhalte aus S. Goncalo, wo die Zugvögel oft ein- fallen, eine Calidris arenaria und eine Arenaria interpres. Er- stere Art war noch nie so früh erschienen. 12. IX. Aus Porto Santo erhalte ich mehrere lebende kleine Sturmtaucher (Puffinns assimilis), 2 kleine Sturmschwal- ben (Oceanodroma Castro) und 2 Dunenjunge der Taubensturm- schwalbe (Buhveria buhveri Jard.). Alle waren nächtlicher Weile mit Fackellicht in ihren Felslöchern aufgesucht, heraus- gezerrt und in einen Sack gesteckt worden. Aber im Notfälle weiß sich der Felsenkletterer auch ohne Sack zu helfen. Nur mit Hemd und Hose bekleidet, steckt er bald rechts bald links die Gefangenen zwischen Hemd und Oberkörper, wo sie trotz Krallen und scharfem Schnabel so in der Enge sind, daß sie sich ruhig verhalten, um später wie aus einem unerschöpflichen Zaubersacke hervorgeholt zu werden. 29. IX. Aus Funchal selber erhalte ich ein Ö des grö- ßeren Madeira-Seg'lers (Apits miirimis Brehm). 6. X. Ebenso aus Eunchal ein 9 der Strix flammea schmitzi Hart. — Einen wie geräumigen Schlund und Magen die Schleiereule hat, bewies die in demselben vorg'elundene, mit Flaut und Haar verschlungene große Hausratte. 8. X. Aus Camacha erhalte einen dort erlegten Mäuse- bussard, 9, und aus Serra d’Agua, ganz im Innern Madeira’s, eine Brillengrasmücke, 9, die halbtot im Hühnerhofe nach einem großen Unwetter gefunden wurde. 9. X. Es werden die ersten Oceanodroma castro-K\^r ge- sammelt. Die späteren aus dem November waren alle mehr oder weniger bebrütet. 17. X. Aus Porto Santo werden mir 2 Dunenjunge des P. Ernesto Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Madeira. 207 mittelländischen Sturmtauchers (Pu ft. knJtJi Boie) g-ebracht die von Fett strotzen. Bekanntlich bildet dieser Vogel den Blauptnutzen der zu Madeira gehörenden unbewohnten In el- gruppen Desertas und Selvagens. Die diesjährige Ausbeute der letzteren betrug T7Ü00 Stück, die ander einigen Fässern Ol 30 Fässer Pökelfleisch und 16 Ballen Federn lieferten. Das Segelschiff Frederico brachte die Jäger, oder besser Einsamm- ler, am 6. September hin und holte sie am 22. November wieder zurück. 4. XI. Aus Jardim do Mar erhalte 2 interessante Stücke: Falco cannriensis Kg. 9 und Alotacilla boarula scliinitzi Tsch. Ö, und schon am 5. XI. einen Accipitey granti 9 aus Ponta do Sol, dem am 15. XI. auch ein 6 folgte, das in Canico erlegt wurde. 18. XI. In unmittelbarer Nähe des Seminars wurde ein Ruticilla AVA-Pärchen, neu für Madeira, in einem Garten spie- lend beobachtet und das 9 erlegt. — An demselben Glückstage erwarb ich käuflich von einem Wildbrethändler ein schönes Rothuhn und eine Waldschnepfe, beide 9 und aus Paul da Serra stammend, dem einzigen Flachland Madeira’s. 25. XI. Wiederum ein Glückstag! Larus marinits, der wohl schon von Godmann und von Hartwig in der Nähe Madeira’s beobachtet, aber nie g'esammelt wurde, zeigt sich am Meeresufer bei Jardim do Mar, wurde erleg't und für das Seminarmuseum gestopft. Ein herrliches Tier, obwohl noch im Jugendkleide! 18. XII. In Viktoria, an der Mündung eines der größten Gebirgswässer Madeira’s, wird Linwsa melanura erlegt. 1903. 15. I. Aus Ribeira Brava erhalte ich einige schöne Exem- plare im Winterkleide der mehr oder weniger von europäischen Formen abweichenden A'lofacilla boarula schmifzi Tsch., Acan- this cannabina nana Tsch., Sylvia atricapilla obscura Tsch., so- wie solche von FrinoiUa niadeirensis, Anthiis bertheloti, Serinus canarius, Erithacus riibecula und Turdus vierula. 1. II. Einer meiner P'reunde besucht zoologischer .Studien wegen die größte der 3 Desertas-Inseln, etwa 50 km von Fun- chal entfernt, und beobachtete auf derselben folgende Arten: Kanarien Wildlinge in großen Schwärmen; mehr oder weniger 208 P. Ernesto Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Madeira, \vkvAv Acanthis c annab in a nana, Petronia petronia madeirensis Erl., Cardaielis carduedis parva Tsch. und Motacilla boarula schmifzi, außerdem 2 Wachteln, die erlegt wurden, Apns murinus und iinicolor, Buteo biiteo, Falco canariensis und Larus cachinnans. Ich selber habe als dortige Brutvög*el in früheren Jahren nach- weisen können : PiA^inns knhli, Pnffinus anglorum, Bukveria hnlweri, Oceanodronia Castro, A^ithus berthedoti und Oes t re lata feae (früher mollis) letztere Art freilich nur auf ein einziges Ei hin, das ein zum Entschlüpfen entwickeltes Junges enthielt. Columba livia belebt in großer Zahl die steilen Felsufer; Strix flammea wurde oft gehört, und ein einziger Corvus sp. wird seit 7 Jahren regel- mäßig dort beobachtet. 15. II. Ein Vogelliebhaber in S. Vicente, Nordküste, er- legt 2 Anas crecca in einem Wassertümpel. 17. II. Aus Ribeira Brava erhalte ich auch noch in schönem Winterkleide Petronia madeirensis und Carduelis carduelis parva. 19. II. Sammle die ersten Antlins berthcloti und Petronia madeirensisPÄQX . 20. II. Mr. W. Og. Grant, auf seiner Durchreise nach den Azoren, macht einige Ausflüge in das Innere Madeira’s und beobachtete und anderen zahlreiche Alauda arvensis und einige Corvus corax. — Dieser Monat ist der günstigste zum Auf- suchen der Puffinus ■assimüis-CÄo.r . Das Glück war mir hold. Ich konnte über eine schöne Serie g'anz frischer Ifier verfügen. Ich beschloß deshalb, sie auch auf ihren Geschmack hin zu prüfen. Ein aus denselben bereiteter Eierkuchen — vielleicht der erste seiner Art — hat mir und meinen Kollegen vortreff- lich gemundet. Keine Spur von Tran- oder Eisch-Geschmack, der sonst den Eiern der Seevögel zugeschrieben wird. Auch bei Buhveria bulweri- und Pu-ffinus kuhliPA&rn machte ich spä- ter eine ähnliche Erfahrung. 21. II. Der Pfarrer von Canico sendet mir einen dort er- beuteten Phylloscopus Tiifus. 24. II. Professor H. Hempel sendet mir ein auflFallend helles Alachetes pugnax 5; auch in Paul do Mar wurde ein Exemplar gesehen. — Ende Februar wurden an der Küste zwischen Jardim und Paul do Mar von Pfarrer Martinho Upupa epops., Tringa alpina und Lanius Senator beobachtet. P. Ernesto Schmitz; Tagebuch-Notizen aus Madeira. 209 1. III. Der hier zur Erholung weilende Dr. Heydrich aus Liegnitz kauft für cinig'c Reis von einem zufällig angetroffenen Burschen eine eben gefangene Gallinago gallinago, eine sehr seltene Erscheinung für Madeira. 5. II. Himantopus cajtdidiis läßt sich im Kohlenhafen Funchal’s in nächster Nähe beobachten; durchaus nicht scheu. G. III. Aus Ribeira Brava erhalte eine Limosa mclamira. 8. III. In Viktoria wird ein Himantopus candidus Q er- legt und für das Seminarmuseum gestopft. An demselben Tag" wird dem Museum ein Botaiiriis stellaris Q aus Ponta do Sol zum Geschenke gemacht. lü. III. Eine Woche hindurch werden in Ribeira Brava täglich 2 Upupa. epops beobachtet. 16. III. Dieser Tag bringt eine zweite Rohrdommel, 9, und eine zweite mittlere Bekassine. 25. III. Im baumreichen Prazeres, Südkü.ste Madeira’s, eine Sylvia orphaea*) erbeutet, die für Madeira neu ist 29. III. Pandion haliacfns ö, dessen Vorkommen in Ma- deira gar nicht geahnt wurde, wird in Logar de Baixo, Süd- küste, erlegt, gerade als er mit zwei Meeräschen in den Fängen aus einer Lagune auftauchte. Schon seit einigen Tagen hatte er hier dem Fischraub obgelegen. Gewicht 2 kg. 30. III. Gallinitla chloropus 9 aus Porto Santo. Eben- daher ein eben dem Ei entschlüpfter pullus von Puffmus assi- inilis mit Korn auf dem Schnabel. 1. IV. Ein dritter Botaurus stellaris^ Ö, kommt aus Machico. 4. IV. Erhalte das erste diesjährige Gelege (4) von Sco- lopax rusticula ; alle späteren zeigen weniger dunkle Grund- farbe. In der Größe schwanken die Eier der verschiedenen Gelege zwischen 45^ und SOj mm. Obwohl ich nach und nach 8 verschiedene Gelege erhielt, sind dieselben von einander so abweichend in Grundton, Zeichnung, Größe und P'orm, daß man die einzelnen Gelege leicht wieder herausfinden könnte, selbst wenn man alle Eier zusammenlegte. Innerhalb des Geleges sind die Abweichungen g'ering. *) Der von Ratten zerbissene Vogel lag mir in Resten vor, die die Zuge- hörigkeit zu orphaea ganz außer Zweifel lassen. D. Herausg. 14 210 P. Ernesto Schmitz; Tagebuch-Notizen aus Madeira. 11. IV. Ein viertes und letztes Exemplar von Botaurus stellaris 9 a,us Porto Santo, wo es lebendig gefangen wurde. 15. IV. Aus Porta da Cruz erhalte ich einige Regulus madeiretisis im Übergangskleid. — Die Durchzügler werden immer seltener. Im obigen wurden nicht besonders erwähnt, weil alljährlich wiederholt erscheinend: Fulica atra, Vanellus vanellus, Ardea cinerea, Sturnus vulgaris, Hirundo rustica und Chelidonaria urbica. G. V. Aus Ribeira Brava eine eben dem Ei entschlüpfte Coturnix coturnix. 10. V. Eine Madeiraschleiereule, 9; der Eierstock zeigte hoch entwickelte Eier. 13. V. Aus Porto Santo erhalte ich außer 3 etwas bebrü- teten Eiern des Charadrius alexandrinus einen pullus desselben Vogels, der etwa 14 Tage alt sein mag. — Ebendaher ein Anthus berthelofi-GAo^ge von 5 Eiern; eine große Seltenheit. 30. V. Bis zu diesem Datum finden sich noch frische Eier von Lariis cachinnans. 8. VI. Aus Ribeira Brava eine eben aus dem Ei gekom- mene Perdix rufa. — Mai- und Juni-Anfang zeigen sich am -günstigsten zum Aufsuchen der Bulweria bulweri-'Excr, Mitte Juni für Puifinus kuhli-Yx^r. 20. VI. Aus Porto da Cruz kommen zwei seltene Gelege, nämlich zwei Regulus madeirensis-'^&?>\.^v mit je 7 Eiern; die gewöhnliche Zahl ist 6 oder 5. — Alle meine Bemühungen um neue Coluvd)a trocazPAer sind trotz der schönsten Versprechun- gen bis heute erfolglos geblieben. — Columba palumbus, in Madeira ein seltener Brutvogel, wird außer in früher bezeich- neten Orten auch in den Wäldern von S. Vicente getroffen. Der im ersten Hefte des Ornithologischen Jahrbuches, X. 1899 gegebenen Liste der nicht brütenden Vögel Madeira’s müssen nach den seit dieser Zeit gemachten Beobachtungen noch folgende 15 neue Arten hinzugefügt werden; Pandion haliaetus (L.) Corvus frugilegus L vergl. O. J. 1902, p. 235, Lanius Senator badius (Hartl.) . „ „ „ 1900, „ 218, Luscinia luscinia (L.) .... „ „ „ 1900, „ 218, Ruticilla litis (L.) R. V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienwäldern Tenerife’s. 21] Sylvia deserti (Loche) . . . . vergl. 0. J. 1901, P- 226, „ orphaea Temm. Phylloscopus superciliosus (Gm ) 77 1991, 77 227, Budytes flava s flavus (L.) . . 77 1900, 7? 224 Pyromelana flammiceps . . . r 7? 77 1900, 77 219, Cursorius gallicus (Gm.). Tolan US glareola (L.) . . . . 77 7? 77 1900, 77 90 1 Herodias gularis (Bose.) . . . 77 7? 77 1902, 77 235, Ciconia ciconia (L.'> 77 77 77 1899, 77 66, Sterna nilotica Hass 77 77 77 1900, 77 218. Der oben erwähnte Cursorius gallicus 9, Brutvogel auf den Kanaren, wurde am 13. März 1902 von Pfarrer Martinho in Porto da Cruz gesammelt und dem Seminarmuseum einverleibt. Funchal, 30, Juni 1903. Beobaclitiiiigen aus den Pinien Wäldern Teiierife’s. Von Rud. von Tliauner. Vieles hatte ich von der Schönheit dieser Pinie und ihrer Bewohner gehört und gelesen. Speziell eine Vervollständigung in der Kenntnis der Lebensweise der Fringilla teydea be- wog mich, ihr mehr oder weniger abgelegenes Heim zu durch- streifen und diesen Vogel während zweier Jahre unausgesetzt zu beobachten. Sein einziger Aufenthaltsort sind die Pinienbestände Tene- rife’s, die im Süden ca. 2 Stunden ober Esperanza beginnen und sich in einer Höhe von ca. 1200 m bis hinauf zur Cumbre (d. i. Kamme) über den ganzen Süden und Südwesten der Insel erstrecken. Auch im N^orden findet sich Pinienwald und zwar in der Gegend von Icod. Dieser Teil ist aus den Beobachtun- gen Dr. A. Koenig’s bekannt und bildet einen kleinen Bruch- teil der auch jetzt noch \orhandenen Bestände. Vor allem möchte ich bemerken, daß man sich hierunter nicht einen ge- schlossenen Waldkomplex vorstellen darf. Hiefür hat die spa- nische Forstwirtschaft gesorgt, die sich wohl auf das Ausbeuten versteht, jedoch für keinen Nachwuchs sorgt. Stundenlange Strecken sind zu durchwandern, die noch im abgelaufenen Jahr- hunderte gut mit Pinien bestanden waren. Heutzutage ist es ein Steinmeer, aus dem einzelne Gräser und Sträucher hervor- 14* 212 R. V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienwäldern Tenerifes. sehen. Nur wenige Paare von Anthus bertheloti Bolle und die im Sommer hier vorkommenden Apiis- Arten eilen, gewandten Fluges nach Insekten haschend, über oder neben uns dahin. Auch die noch erhaltenen Waldkomplexe, speziell des Südens, darf man nicht Wald in unserem Sinne nennen. Die Pinien stehen fast ausnahmslos sehr schütter, und dies tritt um- so stärker hervor, da Unterholz im Süden nicht vorhanden ist oder doch nur an sehr wenigen Stellen in Gestalt von Exobon, einem strauchartigen Gewächse mit lanzettförmigen Blättern. Gewöhnlich ist dann auch eine Quelle vorhanden und infolge dessen reicheres Vogelleben. Neben dem häufigen Phyllos- copus ruf US canariensis (Hartwig), dem Parus cqeruleus teneripfae findet man dort auch einzelne Paare von Erithacus rubecula superbus (Koenig-). An die obere Waldgrenze tritt auch mit- unter der Retama heran, und hier ist der an der Südküste häu- fige, aber dort oben seltene Lanius alger iensis koenigi Hart, zu finden. Eingestreut trifft man den unserem heimischen Bunt- spechte so ähnlichen Dendrocopus ?najor canariejisis (Koenig). Wo ältere Bäume vorhanden sind, wird man auch bald seine Spuren bemerken und die Brutlöchcr wahrnehmen können. Wo man diesen Vog'el antrifft, dort findet man auch Fringilla teydea häufiger. Den ganzen Winter über, der in diesen hohen Lagen auch vorübergehend große Massen Schnee bringt, hört man den Schlag dieses Finken. Immer häufiger vernimmt man ihn mit dem Nahen des Frühjahres, bis mit den erhöhten Futtersorgen für die Jungen ein auffälliges Abnehmen bemerkbar wird. Ganz hört der Schlag jedoch nie auf, und wo Finken Vorkom- men, wird man ihn auch täglich vernehmen können. Die älteren Männchen beginnen sich im April zu paaren, und im Mai besorgen die Weibchen allein den Nestbau, der sehr langsam vor sich geht. Nach ca. 3 Wochen ist das Nest vollendet, und das Weibchen legt gegen Anfang Juni 1 Ei, dem gew'öhnlich nach 4 — 6 Tagen ein zweites folgt. Von die- ser Zeit an brütet das Weibchen allein durch 14 Tage und ent- fernt sich nur ab und zu, um Wasser zu nehmen, während das F'utter größtenteils vom Männchen zugetragen wird. Während dieser Zeit läßt das Männchen häufig oben in den Zweigen seinen Schlag ertönen. Das aus Piniennadeln, Maultierhaaren, R, V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienvväldern Tenerife’s. 213 Federn, Pflanzen und Schafwolle zusammengesetzte Nest und die Eier sind von der Feder Dr. A. Koenigs so naturgetreu geschildert, daß ich nichts hinzuzufügen habe. Nach dem Ausschlüpfen der Jungen (nach 14 Tagten) wer- den diese von beiden Alten gefüttert und bleiben bis zum Spätherbste beisammen. Zwei Bruten machen die Vögel nicht, außer die erste wurde zerstört. Die Jungen des Vorjahres brüten bedeutend später, und die Männchen erhalten ihr blaues Kleid erst im folgenden Frühjahre (April, Mai, Juni, Juli), was das späte Auftreten vie- ler Bruten rechtfertigt. Die alten Vögel schreien teilweise schon zur Herbstmauser, wenn die Brut vom Vorjahre erst ihr Alterskleid erhält. So erklärt sich auch die große Spanne Zeit vom ersten bis zum letzten der 8 Gelege, die ich abnahm. Das erste fand ich am 13. Juni, das letzte am 25. August, welches aber auch nicht g-erade das letztvorhandene gewesen sein muß, da ich noch später Junge sah, die von den Alten gefüttert wurden. Das Nest findet man an den verschiedensten Standorten, so auf hohen Bäumen, daneben wieder auf einem niederen in Manne.shöhe, am Hauptstamme oder in Seitenästen, wo sich eben eine gute Deckung dafür bietet. Die beiden höchsien Nester standen 14 m hoch. Meine Vermutung ging vorerst dahin, daß die Nester alle hoch stünden, und so zog ich naturgemäß die uralten Pinien in meinen Beobachtungskreis, konnte aber nur die beiden oben zitierten Nester finden. Fines Tages wurde ich jedoch eines anderen belehrt. Ich sah ein Weibchen wiederholt Nestmate- rial vom Boden aufnehmen und in der Richtung einer starken Pinie abfliegen, auf welcher ich naturgemäß die künftige Brut- .stelle vermutete, jedoch nicht fand. Nach langem Suchen ver- droß mich das Aufwärtssehen, und wie ein Blitz kam mir der für den Vogel so unheilvolle Gedanke, an der Stelle, wo er das Nestmaterial vorher aufnahm, ein kleines Wattestückchen niederzulegen und durch eine Pinien nadel zu ziehen. Darauf ging ich nach Hause und kehrte nachmittags wieder und mein Stückchen Watte war verschwunden. Diesen Vorgang wieder- holte ich an derselben Stelle und sah das Weibchen mit der Watte wieder auf den großen Baum zufliegen, ohne jedoch, 214 R. V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienwäldern Tenerife’s. trotz der angestrengtesten Halsverrenkungen, den Standort zu entdecken. Da das Weibchen jedesmal nur kurze Zeit (4— 5 mal) zum Neste trägt, um dann wieder eine längere Ruhepause eintreten zu lassen, beschloß ich am nächsten Tage, das Manö- ver zu wiederholen — doch klüger vorzugehen. In der Rich- tung, wohin das Weibchen mit dem Material abflog, hing ich morgens an einzelne Bäume Watte und plazierte mich so, daß ich auch den großen Baum übersehen konnte. Nach kur- zer Zeit kam der Vogel, entdeckte sogleich das gute Material und flog mit einem Stückchen richtig wieder dem großen Baume zu, ohne sich jedoch zu diesem zu erheben. Er verschwand in 2 jungen Pinien unter der alten und siehe da, das Nest stand an einer kleinen Pinie P40 m hoch. Von der nächsten kleinen Pinie reichte ein Ast herüber, sodalJ es eine Art Ballen von den langen Nadeln beider abgab, und darin befand sich zu meiner großen Freude wohl geborgen das Nest. Nach 14 Tagen fand ich erst das erste Ei. Ich wollte das zweite abwarten, als ich aber 5 Tage vergeblich gewartet hatte und das Weib- chen konstant saß, nahm ich es ab, wobei das T sich nicht besonders aufgeregt zeigte, sondern nur seinen Lockruf wieder- holt vernehmen ließ, auf den das ^ durch seinen Schlag von der hohen Pinie antwortete. Auf dem Rückwege entdeckte ich ein zweites Nest, das ebenfalls wieder nur ein Ei enthielt. Nach 2 Tagen fand ich das zweite Ei vor, und nun saß das 9 volle 14 Tage. Am 15. Tage nachmittags fand ich die beiden Jungen, die von beiden Alten gefüttert wurden. Auf diese Art fand ich weitere 5 Nester mit 2, bezw. einem Ei. Vier von ihnen standen ebenfalls sehr tief. Die Jung'en werden mit im Kropfe aufgeweichtem Pinien- samen und mit zahlreichen Insekten, welche die Alten an den Pinien absuchen und teilweise nach oben hin im Fluge erhaschen, gefüttert, wobei sie (die Jungen) einen dem Kernbeißer ähnlichen Ruf ausstoßen. Ihr Benehmen bei der Fütterung ist echt fin- kenartig, besonders das Seitwärtsbewegen des Kopfes. Häufig sträuben sie auch die Kopffedern. Im Vorjahre nahm ich am 30. August 2 ca. 6 Tage alte Junge aus, welche meine Frau mit Milchbrot und Eiern auf- fütterte, wobei uns diese charakteristische Kopfbewegung, zu R. V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienwäldern Tenerife’s. 215 welcher sie sich auch recht nieder machten, viel Spaß bereitete, da es zu allerliebst aussah, wenn sie einen, den Schnabel schief nach oben gestellt, aus ihren treuherzigen, glänzend schwarzen Äuglein erwartungsvoll ansahen. Sie ließen sich gerne füttern, und wenn meine Frau ihnen nahe kam, ließen sie sofort ihren Ruf ertönen, den jeder als dem Kernbeißer angehörig ansprechen würde. Sie ließen sich lange (10 Wochen) füttern, bis sie selbst Nahrung nahmen, wurden sehr zu- traulich, und wenn meine Frau heute Miene macht, sie zu atzen, kommen sie, wackeln mit dem Kopfe, wippen nach seit- und abw'ärts mit dem vSchwanze und sperren regelrecht den Schnabel auf. Der Vogel liebt wie alle Finken das Baden und kommt täglich, öfters sehr weit — speziell im Sommer — zur Tränke. Zur rauhen Jahreszeit verhält er sich am ruhigsten, verläßt aber nie den Pinienwald. Nur im Frühjahre kommt er ab und zu in das dem Pinienwalde nahe liegende Dorf Vilaflor (Chasna). So sah ich eines Morgens vom Schlafzimmer aus auf einem Orangenbaume meines Gartens 5 prächtig'c Männchen. Dies war im Vorjahre — in diesem Jahre kamen keine herab. Die Nachricht, die Dr. A. König von Ramon Gomez er- hielt (pag. 426, Zeile 20 — 32), hat Ramon Gomez einfach erfun- den, da ich mich in Vilaflor (Chasna) nach seinem damaligen Wohnorte erkundigte und man mir mitteilte, daß im Orte seit 80 Jahren keine Pinien mehr existieren und die nächsten ca. 1000 m entfernt sind. Da die Beobachtung von Dendrocopus major canariensis König mit obiger Hand in Hand ging, bemerke ich nur, daß ich ein Gelege von 2 Eiern sammelte, zu dem kein drittes hin- zu kam. In weiteren 5 Fällen sah ich in der Bruthöhle 3 mal je 2 Junge und 2 mal je 3 Stücke. Dies meine eigenen Beob- achtungen hierüber. Da der Specht hier gerne gegessen wird und alle Gelege, die angetroffen werden, zu diesem Zwecke zer- stört werden, erkundigte ich mich auch bei einigen besonders bekannten Dendrocopus-^kMho.x'ix über die Anzahl der Jungen. Mit großem Bedauern teilten sie mir stets mit, daß er gewöhn- lich nur 2, ausnahmsweise aber auch 3 habe. Andere Spechtarten kommen auf Tenerife nicht vor — ebenso keine Spech^meise. 216 R. V. Thanner: Beobachtungen aus den Pinienvväldein Tenerife’s. Der Zug' ist im allgemeinen ein geringer — doch regelmäßiger. Am stärksten treten die verschiedenen Strandvögel (Iringa, Tütanus, Charadrius u. s. w.) auf. Anthus irivialis erlegte ich einige Exemplare, ebenso 2 Laiiitis Senator. Vilaflor, casa inglesa, September 1903. Nachtrag. Madeira. Bezüg'lich Sylvia, heinekeni, welche ich in einigen Exemplaren ö und 9 erlegte, bemerke ich, daß ich während meines 18 monatlichen Aufenthaltes auf Madeira auch diesen Vogel genau beobachtete. In Gefangenschaft sah ich immer nur Alännchen, welche um 10 Mark das Stück ver- kauft wurden. Junge sah ich nie — auch nicht auf dem Lande. Ich wüßte auch nicht, an welchem Kennzeichen der Laie den Vogel erkennen sollte, da er meiner Meinung- nach erst das dunkle Kleid, so wie atricapilla, nach dem Jugendkleide erhält. Ich erlegte ein solches Exemplar wählend des Überganges und sah auch solche bei den Händlern in Käfigen, welche mit der Zeit das typische dunkle Heinekeni-YASA erhalten haben. Weibchen werden natürlich nicht verkauft, da sie für den Händler keinen Wert haben und infolge ihrer Eärbung nicht so auffallend sind wie die Männchen. Der Unterschied ist je- doch für den Eorscher, wenn man sie mit anderen vergleicht, in die Augen spring-end. Da es, wie aus obigem hervorgeht, Männchen und Weib- chen gibt, so könnten selbe sich ja auch direkt fortpflanzen ! Ich habe es nicht beobachtet. Andere Leute befragte ich zwar darum, erhielt jedoch von jedem dieser guten Menschen dieje- nig'e Au.skunft, mit der er glaubte, mir eine größere Freude zu machen. Da ich bei diesen Leuten wiederholt fragte und die Antwort sich immer in obiger Weise ergab, und ich jetzt auch die Art und Weise der Canarier kenne, mit welcher sie dem Fremden Fragen bejahen, führe ich solche höfliche Aus- sagen ohne wissenschaftlichen Wert gar nicht an. Frmgilla madeirensis kommt auf der ganzen Insel häufig vor, speziell dort, wo Laubwald existiert. Auf dem einer Stunde oberhalb Funchal gelegenen Monte, einem Hauptsom- meraufenthalte der Einwohner genannter Stadt, ist er in den dortigen alten Gärten (Eiche, Lorbeer) der,,häufigste Bewohner. Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. 217 In den reinen Pinienvvaldung-en kommt er verhältnismäßig spär- lich vor. Reine Lorbecrwaldungen existieren wenige. Die einzige geschlossene Lorbeenvaldung ohne Unterholz befindet sich 3 Standen ober J^unchal, rechter Hand, auf dem Wege zum Poizo-Hause (Unterkunftshaus für Wanderer), 4558 engl. Fuß. Dort oben kommt er so häufig vor, daß man diesen Platz als seine Urheimat ansehen kann. Auch Regulus rnadeirensis ist dort häufig zu finden. Wo Eichen existieren, zieht er diese allen anderen Baumarten vor. Ein Besuch auf Juist. Von Wiilielm Schsster. Am 6. und 7. Juni streifte ich mit Otto Leege, welcher mich freundlichst dazu eingeladen hatte, die iNordsee-Insel Juist ab. Juist ist eine der langgestreckten und dabei recht schma- len friesischen Inseln, welche zumeist aus trübweißem Flug'sand bestehen, in ihrer Mitte aber eine feste hohe Dünenkette ent- wickelt haben. Dieser länglich gestreckte Zug von Hügeln und dazwischen eingeschlossenen runden Kesscltälchen ist da und dort auf Juist tatsächlich recht wild zerri.ssen; an verschiedenen Stellen haben in früheren Jahren einmal vom offenen Meer — von Norden — herkommende Wasserfluten die im übrigen durchaus und überall kompakte Nordflanke der Dünen-Kette durchbrochen, was sich noch jetzt sehr hübsch konstatieren läßt. Die Strandnelke (Statice liijionium) , der wohlriechende Seewermut (Artemisia maritima) , die Keilmelde (Obioiie pedun- C2ilata)^ die Kriechweide (Salix repens vai. argentata) , der Sand- dorn (Hippopha'e rhamnoides) ^ die Dünendistel oder Seemanns- treu ( Eryngium maritimuvi) , das liebliche „Inselmaiglöckchen“ (Pirola rohmdifolia) , das wie AValdmeister duftende Heiligen- gras (Hierochlua odorafa) sind einige besonders auffallende Kin- der der Inselflora; sehr wichtig sind für die Dünen vor allem die verschiedenen Gräser — Sandgras ( Ammophila arenaria) , Sandsegge (Carex arenaria), Sandlischgras (Fleum arenarium) — weil sie mit ihren Wurzeln den Boden binden und also bei starken Winden — und solche wehen sehr oft — den Sand- boden festhalten, während dagegen das interessante sodahaltige Glasschmalz (Salicornia maritima), ein Pflänzchen, welches, 218 Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. wenn ich mich so ausdrücken darf, in derselben Weise die Ver- dichtung des Seewassers in pflanzliche Substanz zeigt, wie die Quallen die Verdichtung jenes in tierische, immer zuerst dem Wasser den Boden abgewinnt und so pflanzlose Schlick- und Wattgründe in nicht langer Zeit in grüne Eilande verwandelt. Den Mittag des 0. Juni widmeten wir der Bill, der West- strecke der Insel. In der Nähe des Dorfes zeigten sich bei einem Teichloch der F 1 u ß uf e r 1 ä uf e r, der S e e reg e n p f e i - fer, der Rotschenkel und der Austernfischer. Der Flußufcrläufer {Actitis hypolencus) flog mit „Hit-dit-dit-dit-dit“ ab. Er nistet nicht auf Juist, treibt sich aber in den Sommer- monaten auf der Insel herum. Es sind dies also solche Exem- plare, welche nicht zur Brut schreiten. Am Rande der Außen- weide, also da, wo der Graswuchs schon sehr spärlich gewor- den ist und das Gelände bald in die Sandfläche des Strandes übergeht, fand sich ein Kiebitznest mit 4 Eiern. Diese waren nicht wie sonst in der Regel mit der Spitze einander zentri- pedal zugekehrt, sondern eines lag seitlich neben den anderen drei. Das Nest war dem offenen Sandwatt näher — auf noch vielleicht 15 Schritt Entfernung — angelegt, als es sonst der Fall ist. Die alten Vögel zeigten sich nicht sehr unruhig. Zahlreiche leere Austernfischernester fanden sich hier noch vor; die Jungen waren jedenfalls schon aus den Eiern gefallen und davongelaufen. Die Dünenwiesen schimmerten im röt- lichen Lichte — — so zahlreich blühten die hübschen Gras- nelken (Armeria maritima) . Beim Hinüberqueren nach dem „Dünengebirge“ stürzte ein Rotschenkel (Totnnus calidris) vor uns hastig vom Nest. Er hatte dabei, wie wir nach dem Auffinden des Nestes so- gleich bemerkten, das eine der 4 Eier an seiner hohlen Stumpf- seite kräftig eingedrückt. Das darin befindliche Junge war schon g'ut entwickelt. Der Rotschenkel legt beim Fliegen seine verhältnismäßig langen Füße nach hinten, und man sieht ihr Rot nur dann, wenn der Vogel in günstigem Lichte, also z. B. auf der sonnabgewandten Seite fliegt. Ein Wiesenpieper- Nest an einem Dünenhügelchen hatte 6 Eier, ein Braunkehl- chen-Nest 6 Junge. Beide Vögel sind häufig auf Juist, insbe- sondere der Wiesenpieper. Hier oben im Norden sind die Brutstätten von all’ den tausenden von Wiesenpiepern, welche Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. 219 im April als charakteristische Zugvögel durch das Mainzer Tertiärbecken kommen. Der Wiesenpieper hat einen hübschen Gesang, welchen er in einem verhältnismäßig- recht hohen x\uf- flug zum besten gibt; der langsame Abflug gleicht dem Her- abschweben eines Falterschmetterlings. Sein Gesang ist nicht höher zu werten, als der des Baumpiepers. Wir kamen zur Hauptasylstätte der Brandgans (Ta- dorna tadorna). Es sind dies verschiedene Dünentälchen, welche über und über mit fast undurchdringlichem Sanddorn bewachsen sind. Wir fanden zuerst ein Nest mit 16 Eiern; diese haben eine elfenbeinweiße Farbe. Das Nest war unter dichtem Sanddorngestrüpp angebracht. Es ist nämlich das Auffälligste und Interessanteste an den Juister Brandgans-Nes- tern dies, daß keines derselben in einer Höhle angebracht ist, sondern ein jedes steht auf dem bloßen Erdboden. In den meisten Fällen ersetzt ja gewissermaßen das dichte Gestrüpp über dem Neste die Höhle; aber es fanden sich auch solche Nester vor, welche tatsächlich kaum einiges Gestrüpp über sich, dagegen viel um sich hatten, sodaß sie nach oben sozusagen ganz frei und offen waren. Die nahen Borkumer Brandgänsc bauen in Kaninchenhöhlen; aber hier auf Juist sind alle Kanin- chen vor längerer Zeit absichtlich ausgerottet worden, und so mußten denn — es ist dies entwicklungsgeschichtlich sehr wichtig und interessant — die ßrandgänse aus Höhlen- brütern zu Offenbrütern werden. So sehr wissen sich die Tiere den Verhältnissen anzupassen!*) Wir fanden noch je ein Nest mit 2, mit 4, mit 13, mit 9, mit 6, mit 7, mit 5, mit 17, mit 16, mit 14, mit 12, mit 6, mit 11, mit 12, mit 18, mit 20 Eiern. Das Nest mit 20 Eiern mag von zwei Entenweibchen belegt worden sein. Die Nester hatten dann, wenn die Gelege mehr oder minder vollzählig w^aren, eine volle Einlage von zar- tem, weichen Federflaum; waren erst wenige Eier gelegt, so lagen sie ohne weiteres auf dem bloßen schwarzen Humusbo- den. Zwei, drei Gelege waren mit Flaum völlig zugedeckt; wir öffneten nicht, um die Vögel nicht zu verscheuchen. Bei einem gänzlich zugedeckten Nest lag ein Ei 15 cm vom Gelege *) Im baumleeren Ostfriesland sollen manchmal Raben und Elstern auf dem bloßen Erdboden bauen; ich fand schon Waldohreulennester auf dem Boden. 220 Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. entfernt auf dem Boden bloß da; die Enten hatten es aus irgend einem Grunde bei Seite geschafft ; cs erwies sich als ganz frisch, als ich es atrsblies Ein vom Staate angestellter Wärter, welcher des Tages einen Lohn von 3 Mark erhält, beaufsichtigt die Enten-,, Kolonie“ (wenn man den Namen schon einmal gebrauchen will). Ohne Beaufsichtigung würden gewiß die Nester alle ausgeraubt werden, denn die Eierräuberei von Seite der Dorfjugend und vor allem der benachbarten Eestlands- bewohner ist leider dermaßen groß, daß nichts unverschont bleibt, -was nur zu erreichen ist-O Wenn ein Pärchen der wun- derbar hübschen Brandgänse fortfliegt, fliegt immer das Weib- chen voran, das etwas größere Männchen hintennach. Da und dort auf den Elügelchen sieht man öfters ein Pärchen halten und vertraulich in die Runde schauen. Beim Balzfluo- eilt das O Männchen mitunter schief von untmi und hinten auf das Weib- chen los. Gegen Abend sammelten sich alle Pärchen auf der Wattensee. Der W^ärter hat auf dem Hüg'el neben seinem Häuschen eine Leiter stf>hcn, von wo aus er das ganze Gebiet übersehen kann. Ein Dorngrasmücken-Nest mit 6, ein anderes mit 5 Ei- ern; letztere sehr gleichmäßig hellgrau gefleckt und ohne Kranz. Sehr viele Kuckucke gibt es hier. Der Wärter zählte in seinem Revier 11 Stück, darunter ein rotbraunes Eederkleid. Der Kuckuck ist hier vollständig' zum Gebüschvogel ge- worden; Bäume existieren hier ja nicht, und so muß er auf dem kinderhohen Sanddorn der Hügelchen Stand fassen. Ab- wechselung bieten ihm nur die Telephondrähte, welche er frei- lich auch sehr ausgiebig benützt. Mein lieber Ereund Leege erlegte ein Exemplar für mich. Sie leben hier im allgemeinen in gutem Erieden; öfters sah man zwei Männchen einem Weib- chen nachgaukcln. Auch hier sieht man wieder, daß ein Vogel sich sofort einstellt, wenn die Eortpflanzungsbedingungen gege- ben sind. — Ein Kornweih-Pärchen trieb drüben an einem anderen Dünenhang' seine Balzspiele. Insbesondere das blau- graue Männchen wmr munter im Schaukelflug'e auf und nieder; dann setzten sich beide Tierchen wieder einmal und hielten *) Diese Leute legen gewissermaßen den eiablegenden Vögeln die Hand unter. 221 Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. Umschau um die Ecken. Wir fanden das Nest nicht, so sehr wir auch darnach suchten; ebensowenig' cntdeckte-n wir das Nest der Sumpfohreule, welche allabendlich durch dieses Revier streicht. Um i/., 7 Uhr meckerte über den Dünentälern eine Bekassine (Gallinago gallinago) .*) Sie ist sicher hier Brutvogel. Auf dem Wege nach der See zu ein A u s t e r n f i s c h e r - Nest mit 3 Eiern; meist legt der Vogel aber auf Juist 4 Eier. Es ist ein gar hübscher Anblick, so ein Vogelnestchen mit seinen länglichen, hübsch gefleckten Eierchen. Das ist noch immer das Schönste, was der Vogelfreund sehen kann! Das Nest, wie alle Wasservögelnestef eine flache Mulde, war recht stark mit weißgebleichten Elerzmuscheln (Cnrdiitm ediile) von mittlerer und Viertels Größe ausgefüttert. Einen praktischen Zweck dürften diese Muschelschälchen wohl kaum haben. Der schwarz-weiß-rote Austernfischcr ist einer unserer schönsten und anmutigsten Vögel. An der Pdutgrenze lagen zwei tote, aber gut erhaltene junge Stockenten; sie trugen noch den schwarz-gelben Flaum. Eine Trau erbachstelze flog vorüber. Graugelbe Bachstel- zen (Alotacilla sulphiirea) erscheinen hier nie, goldgelbe (Alof. flava) brüten hier, ebenso die grau-weißen (Mot. alba). Auf dem Sand fanden sich zwei Nester des Seeregen- pfeifers (Charadrius- cantiannsj . Das eine enthielt zwei, das andere ein Ei. Diese sind gar hübsch regelmäßig gezeichnet, vielleicht am schönsten von allen Vog'eleiern, die wir fanden. ln der tiefen Wasserrinne zwischen Juist und dem Mem- mert, einer südwestlich der Insel vorgelagerten und sich stetig' vergröbernden Sandbank, schwamm ein Seehund. Den Mem- mert konnten wir leider nicht aufsuchen; kurz vorher .war Leege dort gewesen und hatte, obwohl 24 Stunden früher die Eier sämtlicher Wasservögel vom Festland aus geräubert wor- den waren, 150 Eier gefunden, zumeist Zwerg-, Flußseeschwal- ben- und Silbermöven-Eier. Die Silbermöve (Larus argenfatus) zeigte sich in einigen Exemplaren, in alten erwachsenen und jüngeren noch nicht fortpflanzungsfähigen, ständig auf Juist; *) Im Vogelsberg hörte ich sie schon um 4 Uhr nachmittags meckern. 222 Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist. sie nistet hier aber nicht, dagegen immer auf dem Memmert, obwohl ihr dort regelmäßig alle Eier weggenommen werden. So fest halten diese Möven (wie analog ja auch Störche, Schwalben, Raben) an den alten Niststätten fest! — iVuf dem Heimweg erlegte O. Leege zwei hübsche Sanderlinge (Cali- dris arenaria)-, es waren wohl sechs Stück (2 Trupps) zu sehen; sie brüten auf keiner der ostfriesischen Inseln. Desgleichen zeigten sich der Sandregenpfeifer ( Charadrius hiaticula) , der auch Brutvogel ist, und der K i eb i t zr e g e n p f eif e r radrius squatarola). Zwei Männchen des rotrückigen Wür- gers wurden erlegt; der Vogel brütet hier nicht. Am Morgen des 7. Juni sah ich eine große Mantel- m ö V e in jugendlichem Gefieder an der Nordlinie der Insel vorbeifliegen. Die Mantelmöve brütet an der ganzen norddeut- schen Küste nicht, doch treibt sie sich das ganze Jahr hier herum. Das blaue Meer mit seinen weißen Wellenkämmen, die tosend heranbrausen an das Nordgestade der Insel, sah unbeschreiblich schön aus. Am Mittag besichtigten wir ein Hänfling' -Nest, welches an einem Hügel im Gras auf der Erde angelegt war. Nist- gelegenheit im Gebüsch wmr genug vorhanden. Am Strand- sand sammelten wir außer Sandrüsselkäfern und der Cicindella maritima den Käfer Phaleria cava leegi (Schn.), der nur hier und zwar an Sandhaufen zwischen ßlasentanz etc. vorkommt. Überall am Strand lagen Krabben, Quallen, Borstenwürmer, Muscheln, Schnecken, Sepiaschalen, Bambusrohre, wohlgefüllte Schnupftabakbüchsen u. s. w. Auf dem Kalsamer, dem Nord- ostarme der Insel, sind vor allem die Secschwalben zu Hause. Man unterscheidet sie am besten an ihrem Rufe. Die Brand- meerschwalbe (Sterna cantiaca) flog vorüber; sie nistet hier nicht, wohl aber auf Rottum, wo ein Nest am andern steht. Wir fanden ein Nest der Flußseeschwalbe (Sterna hirundo) mit 2 Eiern. Sie lagen auf dem losen Flugsand in einem klei- nen Grübchen. Nester der Z w e r gs e e s c h wal b e (Sterna minuta) fanden wir n-icht, obwohl die Vögel fortwährend über uns schrieen. Ein Seeregenpfeifer-Nest enthielt 3 Eier. Es stand zwischen spärlichem Sandgras. Die 3 Eier waren mit den spitzen Enden in den Sand gewühlt. — Ein junges Lang- ohr lief uns in die Arme. Sie sind hier sehr zahlreich, da sie Prof. Knotek: Ornithologische Notizen aus Obersteier. 900 keine Feinde auf der Insel liaben. Zuletzt noch Alpen- strandläufer ( Tringu alpuia). An dieser Stelle noch besten Dank Herrn Otto Leege und seiner sorgsamen Frau Gemahlin! Oruithologische Notizen aus Obersteier. Von Prof. Knotek-Bruck a. M. Nach einem lO'/j jährigen Aufenthalte in Bosnien als Lehrer der angewandten Naturwissenschaften an die neu errichtete hö- here Forstlehranstalt £ d. österr. Alpenländer zu Bruck a. M. mit Anfang August 1901 übersiedelt, konnte ich bis heute nur im beschränkten Maße der Ornis der Umgebung meines lOomizils meine Aufmerksamkeit schenken, will aber trotzdem die we- nigen Beobachtungen währenddes Frühjahrzuges 1902, die ich, unterstützt durch meinen Bruder Fritz und den Studierenden Hans Fuschlberger, machen konnte, der Vergessenheit ent- reißen und einige seltene Vogelarten für Obersteiermark, die als Geschenke für die zoologische Sammlung' unserer Anstalt einliefen, nicht unerwähnt lassen. Eine Zusammenstellung der Ornis von Bruck und seiner näheren Umgebung will ich mir für einen späteren Zeitpunkt, bis ich die Gegend erschöpfend kennen gelernt habe, Vorbehalten. Die folgenden Angaben sind also nur als vorläufige Notizen aufzufassen; ebenso will ich nur einige Vogelarten vom Furtteiche, des Ortes der Tätigkeit P. Blasius Hanfs, wohin ich einige Ausflüge zur Zugzeit im vorigen Frühjahre unternehmen konnte, als besonders erwäh- nenswert herausgreifen. Es sind dies; Erithacus cyaneculus (Wolf) — Ein 5 in dem als imolfi benannten Alterskleide erlegte ich am 0. IV. 1903 in dem Ge- büsch der Pfarrerlacke. Budytes flavus horealis (Sund.) — In der Frühe des 6. IV. 1901 trippelten in dem aus dem Ufer der Hungerlacke bei der Bahn- station St. Lambrecht sprießenden Grün 255 ’^nd 2QQ von gelben Stelzen, von denen ich das eine 5 durch mein Glas schon als horealis ansprechen konnte. Mein Bruder erlegte mit einem Schuß beide 55 1 war richtig das eine B. borealis, das andere eine typische B. flavus. Welcher Art die beiden ^59 angehörten, konnte nicht festgestellt werden, da sie die Hungerlacke verließen. 224 Prof. Knotek: Ornithologische Notizen aus Obersteier. Arenaria interpres (L ) — Einen jungen Vogel entdeckte ich in der Sammlung des Herrn Richard Stadlober in Mariahof, den er vor mehreren Jahren im Herbste im Weggraben vor seinem Hause erlegt hatte. Neben anderen vSeltenheiten enthält die Sammlung des Genannten noch Tringa canutus L. vom Furtteiche. Im Oktober v. J. wurde unsere ornithologische Sammlung durch 3 seltene Arten als Geschenke des gräfl. Bardeau’schen Forstamtes Gstatt im oberen Ennstal bereichert und zwar: Circaefus galliciis (Gm.) F im prachtvollen Alterskleide. Derselbe wurde im Eisen gefangen und langte am 5. Okt. 1902 ein. Kommt der Schlangenadler in Süd-Steiermark häufiger vor, so muß er für das Oberland als recht selten bezeichnet werden. Aqiiila chrysaetus An Vogel des /z/Zz/ff-Typus, der im Revier ,, Grüner See“ in einem Pfahleisen am 13. Okt. gefangen wurde. Am 19. Okt. langte eine junge mittlere Raubmöve, Stcr- corarius pomatorhinus (Tem.), ein, die verhungert aufgefunden wurde. Leider konnte infolge der schon stark vorgeschrittenen Verwesung das Geschlecht nicht mehr bestimmt werden, doch gelang es nochmeinem Bruder, ein tadelloses Präparat herzustellen. Pandion haliaetus (L.) — Der Fischadler scheint im Enns- tal nicht allzu selten zu sein, wenigstens wurde mir sein Vor- kommen von verschiedenen Seiten mitgeteilt. Ein ausgestopftes Exemplar, 5) erlegt am 20. Sept. 1897 in den Hohen Tauern, befindet .sich in der Sammlung- des Stiftes Admont. Falco peregrinus Tunst. — Am 19. IV. 1902 sah ich zwei Wanderfalken über unseren Forstgarten in das Mürztal streichen. Im Jagdrevier Winkel bei Kapfenberg wurden im selben Früh- jahre vom Jäger ein Paar Wanderfalken erlegt, das in der Röthelwand gehorstet hat; auch sah ich im Herbst desselben Jahres drei weitere Stücke bei Bruck streichen. . Erythfopns vespertinus (L.) erschien zahlreich am Frühjahrs- zuge bei Bruck ; den ersten, ein 9) schoß am 29. IV. abends Jäger Schober von einer Lärche bei der Murinselneben dem Brücker E.xerzierplatze mit der Kugel herab. Die mit einzelnen höheren Bäumen bewachsene Ebene am linken Murufer zwischen Bruck Prof. Knotek: Ornithologische Notizen aus Obersteier. 225 und Oberdorf war der tägliche Rastplatz der zwischen dem 1. und S. Mai erschienenen Abcndfalken, die sich dort in größerer Zahl zeigten und auch in mehreren Exemplaren erlegt wurden. Die Anstalt besitzt von diesem Zuge je l einjähriges (j und 9> mein Bruder 1 ad. 9 und 2 ad. 6Ö, der Studierende Fuschl- berger 1 einjähr. Ö und 2 ad. 99. Am l. V. waren 11 Stück anwesend und am 8. V. noch 2. Falco subbitteo L. brütet in mehreren Paaren im Lehrforste am Tanzberg und Dürnberg, speziell der letztere Waldort wird von ihm bevorzugt, wo Fuschlberger 4 Florste ausfindig machen konnte. Der erste Lerchenfalke wurde am 12. V. 1902 von einem Apfelbaum beim Porstschulgebäude von meinem Bruder erlegt. Pernis apivonis (L.) muß entschieden häufig in der Gegend horsten, denn überall, wo man an den Scheunen der Bauern- gehöfte nach der ortsüblichen Weise Raubvögel aufgenagelt findet, kann man sicher Wespen bussarde darunter finden, die aus Unkenntnis von den Jägern, weil sie auch „P'änge“ be- sitzen, erlegt werden. Auch in der Admonter Stiftssammlung befindet sich ein am 9. VI. 1886 erlegter Vogel. Glaucidiuni passeriniim (L.) — Viel häufiger, als man an- nehmen möchte, ist diese zierliche Eule in den Beständen von Obersteiermark heimisch, und doch konnte es mir bis heute nicht gelingen, das so kostbare Gelege zu erhalten, obwohl ich hohe Prämien aussetzte und wo ich nur konnte, die Jäger da^ für zu interessieren wußte. Zu Ausgang des vorigen Winters wurden mir in kurzer Aufeinanderfolge 2 Stück, 6 und 9, vom Bürgerschullehrer Herrn N.eugebauer in Bruck übergeben, die er aus Wartberg im oberen Mürztale erhielt; ein 5 erhielt ich vom Herrn Diamant, dessen Jäger dasselbe am 19. IV. 1902 beim Kröpfen einer Goldammer in Parschlug' erlegte ; ein weiteres 6 sandte mir Herr Forstmeister Strobl am 18. XII. 1902 aus Vordernberg. Auch aus Kraig in Kärnten erhielt ich ein besonders starkes 9- Acanthis rufescens (Vieill.) — Gelegentlich einer forstlichen Exkursion konnte ich auf dem Wege von Trieben nach Ad- mont beim Kalblinggatterl am 12. VI. 1902 kleinere Flüge des südlichen Leinfinken, Alte mit der flüggen Brut, zum erstenmal beobachten. Wie mir mitgeteilt wurde, sollen sie in Trieben im Winter massenhaft verkommen. 226 M. Marek: Über die Ankunft der Mehlschwalbe in Kroatien. Im nachstehenden lasse ich die ersten Ankunfts-, resp. Durchzug'sdaten einiger Vogelarten bei Bruck für das Brüh- jahr 1902 folgen. Tmdus musicus 5. /III. Sylvia atricapüla 30. /IV. „ curruca erste 30./IV, am 8./V. zahlreich. Alotacilla alba 28./I. Oriolus galbula 8./V. Sturnus vulgaris 22./II. Corvus frugilegus. Noch am 15./V. fielen aus hoher Luft 7 Saatkrähen auf das Feld neben unserem Forstgarten ein. Lanius collurio 7 .jV. der erste, 8 /V. massenhaft überall längs der Mur. Aluscicapa atricapüla 30. /IV. ein Stück u. am 8./V. zahlreich. „ collaris 8./V. nur 1 Exemplar. Hifundo rustica 24./III. Apus apus l./V. und 6./V. einzeln am Brutplatz erschienen. Upupa epops 8./V. Jynx torquilla 4,/V. Ouculus canorus 19. /IV. Turtur turtur 8./V. Columba palumbus 2./III. Ortygometra porzana 8./V. Scolopax rusticula, erste 2. /IV. in der Ebene ; vom 3./IV. auf den Brutplätzen. Die Waldschnepfe brütet überall zahlreich! Vanellus vanellus 24. /II. Fuligula clangula 24. /III. und 30./III. in Thörl Ein ganz besonderer Zugtag war der 8. Mai. Bruck a. M., April 1903. Über die Aiikiiiift der Melilschwalbe (Clielidonaria urbica (L.) in Kroatien. Von Prof. M. Marek. Nachdem ich erst am 19. April dieses Jahres die ersten Mehlschwalben beobachtet habe, erlaube ich mir — meinem Versprechen*) gemäß — auf die frühe Ankunft der Mehlschwalben *) Ich ersuchte den Verf. um nähere Details bezüglich der so außer- ordentlich frühen Ankunft /l. März 1901) der Fensterschwalbe in Kroatien. Der Herausgeber. M. Marek; Über die Ankunft der Mehlschwalbe in Kroatien. 227 im Frühling- 1901 (Zengg, 1. März ; Ivanska, Kom. Bjelovar-Kri- ^evci, 14. März) etwas näher einzugehen. Zuerst folgt eine kurze Übersicht meiner fünfjährigen Beobachtungen über den Früh- lingszug der Mehlschwalbe. Im Frühling 1899 beobachtete ich die ersten Mehlschwalben (2 kl. Scharen) am 5. Mai. (.Stürmische Bora.) Im Frühling 1900 sah ich die ersten (eine kleine Schar) am 21. März um 9 Uhr morgens An der Adria herrschte meist trübes Wetter bei leichten E- und SE-Bri.sen und Kalmen. In Zengg zumeist heiter und ruhig. Die nächsten Mehlschwalben beobachtete ich erst am 9. April um 6 Uhr 20 abends (2 Exemplare), dann am 10. und 11. April je ein Exemplar. Erst am 27. April um 4 Uhr nachmittags eine Schar. — Den Beginn des eigentlichen Zuges setze ich auf den 27. April fest. Im Frühling 1901 wurde die erste Mehlschwalbe schon am 1. März gegen Abend von einigen Herren beobachtet. An der Adria herrschte unausgesprochenes trübes, mildes Wetter bei vorherrschend .südlichen Winden, ln Zengg mild und reg- nerisch bei starkem Südwest. Dieselbe Mehlschwalbe sah ich selbst am 2. März um 4 Uhr p. m. und am 3. März um 10 Uhr a. m., dann verschwand sie. Schon seit 27. Februar herrschte an der Adria sciroccales — also günstiges — Wetter. Die nächsten Mehlschwalben sind am 19. März beobachtet worden. Einzelne sind dann am 21. und 29. Mäi'z, am 12. und 23. April u. s. w. gesehen worden. Die erste Schar beobachtete ich am 24. April Usw. Den Beginn des eigentlichen Zuges setze ich also auf den 24. April fest. Im Frühling 1902 sind die ersten Mehlschwalben am 26. März beobachtet worden; um 3*ü Uhr p. m. zog eine kleine .Schar südwärts. Es herrschte regnerisches W etter bei leichtem Südost. ln der Nacht sehr düster, starker Regen, im Gebirge Schneefall, darauf heftige Bora ! Einzelne beobachtete ich dar- nach am 5., 12. und 14, April. Am 20. April um 1/2^ Uhr p. m. zog eine kleine Schar in die Senjska draga u. s. w. Den Beginn des eigentlichen Zuges setze ich auf den 20. April fest. Im Frühling 1903 beobachtete ich die ersten erst am 19. April; um 3 Uhr p. m. strichen 2 Exemplare über der Zengger Allee, und um 4 Uhr p. m. sah ich 2 Exemplare an der Straße unter dem Nehaj-Hügel. Vormittags Borin und recht kühl, 15* 228 M. Marek: Über die Ankunft der Mehlschwalbe in Kroatien. nachmittags Ausheiterung und ruhig-, seit 3'/2 Uhr p. m. leichter Nordwind, Im März habe ich heuer also keine Mehlschvvalben beobachtet, denn es herrschte trockenes, warmes, fast sommer- liches Wetter, im April dagegen Nachw’inter! Die nächsten beobachtete ich am 23. April; um 8 Uhr a. m. trafen mehrere Exemplare ein und um 2/46 Uhr p. eine große aufgelöste Schar, die infolge des um 6 Uhr einbrechenden Unwetters (Regenböe) im Zuge aufgehalten worden ist. — Seit 20. April herrschte ein frischer bis stürmischer Südost — der beste Zugwind — und zwar an der ganzen Ostküste der Adria infolge eines Gebietes niedrigen Luftdruckes, welches im Nordwesten der Adria lagerte. Es ist diese Wetterlage (die ausgesprochen am 22. und 23. April herrschte) die denkbar günstigste für den Vogelzug, an der Ostküste der Adria. — Den Beginn des eigentlichen Zuges setze ich auf den 23. April fest. Der eigentliche Zug- der Mehlschwalbe beg-innt also im fünfjährigen Mittel am 26. April. Wird das zufällig späte Datum vom Jahre 1899 weggelassen, so ergibtsich der 23. /24. April als Beginn des eigentlichen Zuges, was wohl mit den allge- meinen Beobachtungen sehr gut übereinstimmen dürfte. Wie aus den oben mitgeteilten Beobachtungsdaten her- vorgeht, sind hier dreimal auch schon im März Mehlschwalben beobachtet worden. Es sind dies eigentlich nur einzelne Exem- plare gewesen, die als Vorläufer des Zuges zu betrachten sind, was übrigens auch bei den anderen Zugvögeln beobachtet wird. Auch das bekannte Sprichwort : „Eine Schwalbe macht keinen Sommer“ darf wohl seine Berechtigung haben. Um nun auf die frühen Ankunftsdaten vom März 1901 zurückzukommen, erlaube ich mir zunächst auf folgendes auf- merksam zu machen. Eine solche Wetterlage, wie sie an der Adria seit dem 20. April herrschte, gestaltet sich hier sehr oft auch im März, mitunter schon Ende P'ebruar; selbstverständlich hat sie aber in diesem Ealle noch keine so günstigen meteorologischen etc. Erscheinungeii im Gefolge, wenn sie der Mehlschwalbe speziell Zusagen würden ; stets werden jedoch bei einer solchen Wetter- lag'e Ende P'ebruar und im März verschiedene andere Zugvögel beobachtet. Im März 1901 kehrte eine solche Wetterlage sehr oft M. Marek: Über die Ankunft der Mehlschwalbe in Kroatien. 229 wieder, so z. B. gleich am 1. März, an welchem Datum hier die erste Mehlschwalbe beobachtet worden ist und blieb ähnlich bis einschl. 4. März. Dann herrschte günstiges Zugwetter am 7., Vesmir.« XXXII. 8. 18 pp.) Der Autor führt eine ganze Reihe eigener und anderer Beobachter bio- logische Skizzen an, die sich insbesonders auf das Nisten der Vögel in der Nähe menschlicher Wohnungen und die Benützung von diesen herrührenden, als Baumaterial verwendeten Stoffe beziehen und liefert damit einen interes- santen Beitrag zu diesem Thema. T. 0. Herman. Nutzen und Schaden der Vögel. Ins Deutsche übersetzt von J. C. Rösler. Herausgegeben mit Unterstützung des kgl. ungar. Acker- bau-Ministeriums. — Gera-Untermhaus. 1903, gr. 8., XVI und 332 pp., mit 100 Abbildungen von Titus Csörgey. Preis geb. 3 Mark. Der beispiellose Erfolg dieses vorerst in ungarischer Sprache 1901 er- schienenen Buches, dessen erste Auflage — 20.000 Exemplare — rasch ver- griffen war, ließ nach den in deutscher Übersetzung erschienenen Proben, welche die »Aquila« brachte (cfr. O. J. 1902, p. 154), den Wunsch berechtigt Literatur. 239 erscheinen, eine deutsche Edition zu veranlassen. Dank dem Zusammenwirken günstiger Umstände, indem sich in [. K. Rösler, Gymnasial-Professor in Szäszregen, ein geeigneter, den Geist des Autors erfassender Übersetzer, und in der bekannten Verlagsfirma Fr. E. Köhler in Gera-TTntermhaus ein Ver- leger fand, außerdem die gesamten Cliches von Sr. Exzellenz, dem ungarischen Ackerbau-Minister Dr. v. Daränyi kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, liegt uns jetzt die deutsche Ausgabe vor, Ihr Inhalt setzt sich aus folgen- den Kapiteln zusammen: Der Mensch und der Vogel. — Vom Nutzen und Schaden der Vögel. — Der Vogel in seinem Familienleben. — Der Vögel Wanderung. — Schützet die Vögel! — Füttert die Vögel! — Vom Körperbau der Vögel. — Der Leib des Vogels und dessen Außenseite. — Die Beschreibungen. — Schluß- betrachtungen über die Gesetzmäßigkeit im Tun und Lassen der Vögel. — Sprichwörter. — Die wichtigsten Vögel Mitteleuropas nebst Angabe der Zug- zeiten. — Alphabetisches Namens- und Nachverzeichnis. — Literatur-Über- sicht zur deutschen Ausgabe. — Was das Buch enthält, ist durch die voran- gehende Inhaltsangabe gekennzeichnet, und was es will.? Zum Volke sprechen und ihm die Bedeutung des Vogels im Naturhaushalte vor Augen führen; denn »es gibt«, wie Verfasser richtig sagt, »keine an sich nützlichen und keine an sich schädlichen Vögel, es gibt nur nötige Vögel im Haushalte der Natur«. Um aber zum Volke mit Erfolg reden und ihm die ihm mangelnden Kenntnisse vermitteln zu können, muß man das Volk in erster Linie kennen ; man muß zu ihm kommen und ihm durch Beispiele, deren Richtigkeit sich seiner Prüfung nicht entzieht, das ihm abgängige Wissen zugänglich machen, damit er daraus nicht nur Belehrung ziehe, sondern auch Nutzen. Der zum Volke spricht, muß aber auch die Fähigkeit besitzen, jenen gemeinverständlichen, volkstümlichen Ton — wir möchten Plauderton sagen — anzuschlagen, dessen Schlichtheit einnimmt und fesselt. Nur auf solcher Basis fällt das ausgestreute Korn auf fruchtbaren Boden und trägt reichliche Frucht. Was wir hier als wichtigste Punkte für ein derartiges Buch bezeichnet haben, finden wir in Herman’s Schrift in treff- licher Weise ausgeführt. Es ist ein Volksbuch im vollsten Sinne des Wortes, wie wir kein ähnliches kennen, ein Buch, das jeder mit Vergnügen lesen, aus dem viele Belehrung schöpfen können. Auch dem Künstler, der zur Ausschmückung des Buches beigetragen, sei für seine verdienstvollen Leistungen Lob gespendet. T. C. R. Hennicke. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. — Gera-Untermhaus (Verl. Fr. E. Köhler) (1903), XII. Bd , gr. Fol., 274 pp., 27 Chromo- und 3 Schwarztafeln. Der vorliegende XII. Bd. — derX. erschienene — behandelt die Sturm- vögel, Steißfüße, Seetaucher und Flügeltaucher. Die Bearbeitung des Textes lag in den Händen von E. Harlert und W. Rothschild (Longipennes) und C. Hennicke und R. u. W. Blasius (Urinatores). Mit Ausnahme der von Reichert herrührenden Eiertafeln stammen alle anderen von Keule- mans. Daß die Numerierung auf Taf. 14 beim Polar- und Nordseetaucher 240 An den Herausgeber eingesandte Druckschriften. verwechselt ist, wurde bereits von anderer Seite erwähnt. Jedenfalls müßen derartige Fehler richtiggestellt werden, um den Laien nicht irre zu führen: Wir freuen uns des guten Fortganges dieses Prachtwerkes, das mit Ostern 1904 vollständig vorliegen soll. T. All den lleransgelier eingesandte Druckschriften. J. Sturm’s Flora von Deutschland. 10. Bd. — Stuttgart 1903. 12. 240 pp. mit 64 Tafeln in P'arbendruck und 27 Textabbildungen. »Ürszägos Ällatvddö Egyesület« Köszegi fiökegyesületenek. I. evkonyve (1902). — Köszegen, 1903. 8. 64 pp. C. E. Hellmayr. Über neue und wenig bekannte südamerikanische Vögel. (Sep. a. : »Verh. k. k. zool.-bot. Ges. 1903. p. 199—223.) — ■ Einige weitere Bemerkungen über Puliopiila. (Sep. a. : »Verh. k. k. zool.-bot. Ges.« Wien. 1903. p. 223 — 226. E. Harter! und C. Hellmayr. Über die Pipriden-Gattung Mnsues Bp. (Sep. a.: »Orn. Monatsber. 1903. 3 pp. W Rothschild und E. Harter!. P'urther Notes on the Fauna of the Galapagos Islands. (Sep. a.: »Novit. Zool.« IX. 1902 p. 373— 418. w. PI. X.) J. Ziegler. Über Peter Meermann’s Lufttemperatur-Beobachtungen. II. (Sep.a.: »Jahresb. phys. Ver.« in Frankfurt für 1897/98.) Frankfurt 1899. gr. 8. 33 pp. H. Aubel. Ein Wald- und Vogelherd, oder: »Hängen« und »Hauen« (auch ein Sportbild). — Leipzig (Th. Schröter), 1903 kl, 8. 33 pp.) J., Lew. Bonhote. On a Collection of Birds from the Northern Islands of the Bahama Group (Sep. a. : »Ibis.« 1903. p. 273 — 315.) H. C. Oberholser. A Synopsis of the Genus commonly called Anorthura. (Auk. 1902.) ■ . — Some notes from Western Texas. (Ibid, 1902). , — . A review of the- Genus Catherpes. (Ibid. 1903.) — A Synopsis of the Genus Psaltriparus. (Ibid. 1903.) — Some new south american Birds. (Proc. U. S. N. M. 1902.) . — List of Birds collected by William T. P'oster in Para- guay. (Ibid. 1902.) — A new Cliff Swallow from Texas. (Proc. biol. Soc. Washington 1903.) — Description of a new Vireo. (Ibid. 1903.) — Note on the generic name Hylophilus. (Ibid. 1903.) Nachricliteu. t Alexander von Homeyer, Major i. P., zu Greifswald am 14. Juli im 70, Lebensjahre. Verantw. Re5. „ fmticeti 181. ,, lugubris 38. ,, major 181 . ,, montanus 155, 237. ,, transcaspicus 48, 55. Passer ammodendri korejewi 71. ,, cisalpinus 17. ,, domesticus 2, 7, 8, 18, 33, 110, 173. ,, ,, indicus 51, 56. ,, hispaniolensis 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18. ,, „ arrigonü3, 8,20. ,, ,, brutius 3, 13, 14, 21. ,, ,, hispaniolensis 3, 4, 20. ,, „ maltae 3, 12, 18, 21. ,, ,, palaestinae 3, 11, 20. ,, ,, transcaspicus 3, 6, 10, 20, 45, 46, 56, 61. ,, ,, washingtoni 3, 5, 8, 9, 20. ,, indicus 61, 62. „ italiae 2, 3, 5, 6, 7, 8, 12, 13, 15, 16, 17, 18. ,, ,, italiae 17, 21. ,, ,, galliae 19, 21. ,, montanus 99, 110, 173. ,, ,, dilutus 45, 46, 51, 56, 61, 62. ,, petronius intermedius 58. ,, salicicola 4. Pastor roseus 47, 49, 51, 57, 60, 61, 62. Pelecanus onocrotalus 116, 155. Perdix perdix 189. ,, rufa 210. Pcrnis apivorus 188, 225. Petronia petronia madeirensis 208. Phalacrocorax carbo 120, 128, 137, 143, 191, 205. ,, croaticus 147. ,, desmaresti 147. ,, graculus 28, 147. ,, pygmaeus 24. Phasianus colchicus 115. Phylloscopus borealis 99. ,, nitidus 54, 60. „ rufus 61, 99, 179, 208. ,, ,, canarien'^is 2 '2. Phylloscopus sibilator 42, 122, 123, 124, 130, 131, 132, 135, 179, 204. ,, ,, flavescens 42. ,, superciliosus 119, 211. *,, tristis 54, 61. ,, trochilus 42, 54, 61,99, 119, 120, 121, 130, 136, 137, 193, 194, 195. Pica pica 25, 102, 185. ,, ,, bactriana 56. ,, ,, leuconota 56. ,, ,, pica 56. Picus major 69. ,, ,, cissa 69. ,, viridis 100, 102, ,, viridicanus 187. Pisorhina scops 123. ,, ,, pulchella 138. ,, ,, zarudnyi 139. Platalea leucerodia 155. Podiceps auritus 118. ,, cornutus 118. Porzana bailloni 122, 123. Pratincola caprata 54. ,, maura 50, ,, rubetra dalmatica 43, 44, 45, 233. ,, ,, margaretae 232. ,, ,, noskae 233. ,, ,, rubetra 44, 233. ,, ,, spatzi 44, 233. ,, rubicola 157, 177. Procellaria haesitata 154. Pterocles arenarius 51. Puffinus assimilis 120, 126, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 208, 209. ,, anglorum 122, 208, kuhli 120, 121, 122, 127, 129, 130, 131, 132, 195, 196, 201, 204, 205, 207, 208, 210. Pyromelana flammiceps 211. Pyrrhocorax pyrrhocorax 23, 32, 184. Pyrophthalma melanocephala 40, 113. Rallus aquaticus 121, 137, 189, Regulus madeirensis 210, 217. 246 Index. Rissa tridactyla 90, 96, 105, 130, 132, 134, 194, 196. Ruticilla cairii 151. ,, phoenicura 100, 102. ,, titis 207, 210. S. Saxicola aurita 45, 176. ,, „ amphileuca 43. ,, ,, albicollis 176. ,, finschi turcomana 173. ,, isabellina 46, 54. ,, oenanthe 43, 101, 203. ,, stapazina 45, 72, 176. ,, ,, melanoleuca 43. „ picata 47, 48, 57, 58. Scolopax rusticula 70, 110, 112, 150, 157, 189, 209, 226. Scops cypria 22. ,, semenowi 71. Serinus serinus 33. ,, canarius 128, 130, 132, 207. Sitta caesia 37, 181, 196. ,, neumayeri 38. ,, tephronota 44, 58. Somateria mollissima 83, 90, 93, 155. Stercorarius cephus 105. ,, parasiticus 105. ,, pomatorhinus 118, 224. Sterna canliaca 222. ,, hirundo 121, 122, 129, 130, 191, 196, 222. ,, macrura 58, 105. ,, minuta 222. ,, nilotica 211. Strepsilas interpres 127, 130, 144, 200. Strix flammea 118, 187, 208. ,, ,, schmitzi 206, ,, pulchella 137. ,, scops 137. Sturnus vulgaris 32, 128, 148, 210, 226. Sula bassana 134, 194, 195, 196, 205. Surnia ulula 110, 148. Sylvia atricapilla 99, 112, 120, 121, 125, 127, 130, 131, 132, 135, 136, 175, 179, 193, 194, 195, 196, 203, 204, 216, 226. „ „ obscura 207. - „ curruca 41, 99, 179, 226. ,, deserti 211. ,, heinekeni 216. ,, hortensis 123. ,, minuscula 61. ,, mystacea 48, 61. Sylvia nisoria 40. „ orphaea 40, 74, 209, 211. ,, Simplex 99, 179. „ subalpina 39, 40, 45. ,, Sylvia 25, 99. Syrnium aluco 168, 187. ,, lapponicum 100. „ macrocephalum 168. ,, uralense 168, 169. ,, „ fuscescens 167. ,, ,, liturata 168. „ , ,, macroura 168. ,, ,, sibiricum 166, 169. Syrrhaptes paradoxus 70. T. Tadorna cornuta 74. ,, tadorna 219. Tetrao tetrix 102. ,, ,, Xurogallus 115. ,, urogallus 112, 188. Tichodroma muraria 182, 232. Totanus calidris 218. ,, fuscus 108, 190. „ glareola 23, 51, 60, 211. „ glottis 60. ,, hypoleucus 190. ,, littoreus 190. ,, ochropus 47, 51, 60. „ pugnax 107, 108, 190. ,, stagnatilis 51, 60. ,, totanus 108, 190. Tringaalpina 60, 135, 190,201,208, 222. ,, canutus 144, 205, 224. ,, minuta 60. ,, subarcuata 60, 145, 203. ,, temmincki 107, 115. Turdus iliacus 101. „ merula 42, 178, 207. ,, musicus 102, 148, 226. „ pilaris 177. ,, torquatus 74. ,, viscivorus 101. Turtur auritus 60, 62. ,. turtur 28, 125, 129, 226. „ ,, decaocto 23. U. Upupa epops 186, 197, 208, 209,226. ,, ,, loudoni 61. Uria grylle 105. ,, troile 105. Urinator septentrionalis 193. V. Vanellus vanellus 25, 120, 121, 190, 210, 226. Beilage zum »Orn. Jahrb.« XIV. 1903. Heft 1, 2. Eine oniitrioiogisclie Fälsclmiig. „In den „M i 1 1 e i 1 u n g- e n des österreichischen Reichsbundes für Vogelkunde und Vogelschutz in Wien“, II. Jahrg. 1ÜU2, Nr. 5, p. 65, erschien unter der Über- schrift „Ornithologisches aus Dalmatien“ ein von A. Pich- ler’s Witwe & Sohn g-ezeichneter Bericht, welcher an das g-e- nannte naturhistorische Institut gelangte Vog-elsendungen aus der Umgegend von Cattaro, „die sich durch besonders schöne Präparation auszeichnen“, kurz bespricht. Unter den als von dort erhaltenen Vogelbälgen befand sich auch ein Exemplar von Accentor inonta)ieUus' verzeichnet. Da dieses Exemplar für mich als Belegstück von großem Werte war, indem nur das k. k. naturhistorische Hof-Museum in Wien ein Exemplar aus Österreich, ohne nähere Angabe des Eundortes besitzt, so wandte ich mich an den damaligen Leiter g'enannten Instituts, Herrn Dr. C. Eloericke, mir das seltene Objekt zu senden. Wie mir nun Herr Dr. C. Eloericke mitteilte, war der Accen- tor bereits vergeben; „doch ist der Käufer“, wie er schreibt, „ein Ausländer, dem an der österreichischen Provenienz des Stückes w^enig hegen dürfte. Wir haben ihm dieserhalb heute bereits um Umtausch des Stückes gegen ein anderes gebeten und werden Ihnen den Vogel sofort zusenden, sobald derselbe wieder in unseren Besitz gelangt.“ Kurze Zeit darauf erhielt ich zwar einen Accentor inontaneUus^ dessen Präpariermethode jedoch sofort mein Befremden erregte, da ich die prächtigen Präparate Herrn Großmann's in Cattaro, von dem ich viel- fach Vogelbälge bezog und der auch an das Institut Pichler nach Wien lieferte, genau kenne und meines Wissens dort auch niemand anderer sammelte. Unter diesen Umständen war eine Nachforschung' bezüglich der Provenienz meines Stückes, welches mir als das in der Umgebung von Cattaro gesammelte zugi. ng', dring'end geboten. Das Ergebnis derselben war in der Tat ein überraschendes, indem mit voller Sicherheit nachgewiesen wurde: 1. daß das naturhistorische Institut A. Pichler’s Witwe & Sohn nur von Herrn Großmann in Cat- taro Vogelbälge aus Dalmatien bezog'en; 2. daß Herr Groß- Eine urnitholoaische Fälschung. mann in Cattaro noch nie die Art aus Dalmatien in Händen hatte, sie daher auch nicht liefern konnte; 3. daß Herr Dr. C. P'loericke den mir gesandten Balg vom naturhistorischen Institut W. Schlüter in Halle a. S. bezog und selber aus Wladiwostok in Ostsibirien stammt. Vergdeiche mit weiteren Accentor inonta7tellus-Wä.\gtn des gleichen Sammlers aus Wladi- wostok verscheuchten jeden Zweifel über die Herkunft und dem Verfertiger des angeblichen Cattaro’er Balges; 4. gab mir das naturhistorische Institut A. Pichler’s Witwe & Sohn, Wien, V. Margarethenplatz 2, folgende Erklärung ab: „Wir erklären hiemit, daß die in den „Mitteilungen des Reichsbundes für Wg-elkunde und Vogelschutz“ enthaltenen, mit unserer Firma Unterzeichneten Nachrichten von Herrn Dr. C. P' 1 o e - ricke herrühren, daß dieser für den Inhalt allein verantwort- lich ist und die Beifügung unserer Firma ohne unser Wissen und unsere Genehmigung geschah.“ Einem solchen auf wis- sentliche P^älschung der Wissenschaft abzielenden Schwindel muß man entgegentreten ; denn wie im Leben überhaupt, so galt auch in der Wissenschaft als er.ster und wichtigster Grundsatz die Wahrheit. Für das hier Vorgebrachte befinden sich sämtliche Beweisstücke in meinen Händen, und hat Herr Rechtsanwalt P. R. Kollibay, Neiße, Ring 12/1 Einsicht in selbe genommen und sich von der Wahrheit des hier Gesagten überzeugt. Villa Tännenhof b. Hallein, 30. Juli 1 !)02. Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. Ich habe Vorstehendem hinzuzufügen, daß ich im April d. J. in Sarajevo von Herrn Dr. Othmar Reiser auf den frag- lichen Accentor montanellus aufmerksam gemacht und zu Nach- forschungen bei meiner Anwesenheit in Cattaro veranlaßt wurde, daß mir dort Herr Groß mann erklärte, er habe nie einen Accentor mo^itanellns in den Händen gehabt, wohl aber sei er von der Firma Pichler um einen solchen dringend ersucht wor- den, endlich, daß die bezügliche, in meinen Händen befindliche Karte vom 17. März 1902 datiert ist und die Handschrift des Dr. Floe ricke trägt. Neiße, den 2. August 1902. Ivollibay, Rechtsanwalt.“ (Abdr. a.: „Mitteil, österr. Reichsb. f. Vogelk. ti. Vogelsch.“ II. 1902. Nr. 11 — 12. p. 144—145.) Eine ornithologische Fälschung, 3 „Erklärung. Mit Bezug'nahme auf die p. 144 des II. Jahrganges dieser „Mitteilungen“ veröffentlichte Zuschrift des Herrn Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen erkläre ich hierdurch, dah es sich dabei nicht um eine „ornithologische“ Fälschung handelt, wie der Verfertiger dieses gehässigen Machwerkes vorgiebt, sondern um eine „ornithologische- A4 e r - läumdung.“ Diese Verläumdung ist eine feige, weil sie sich geg'en einen Mann richtet, der, wie Verfa,sser sehr genau wußte, aug'enblicklich wehrlos ist und sich nicht verteidigen kann, und außerdem gewissenlos, weil Verfasser den wichtigsten und Ausschlag gebenden Punkt dabei wissentlich vcrschwieg'en h.at, nämlich den Umstand, daß ich selbst ihm mitgeteilt hatte, der Accciitor luontanellus stamme nicht von Herrn Grofomann, sondern von einem anderen .Sammler der dortigen Geg'end. Die ganze Beweisführung des Herrn v. Tschusi und seiner Bunde.sgenossen klammert sich aber krank- haft daran, daß der Vogel partout von Herrn Groß mann herrühren müsse, was doch kein Mensch behauptet hat. Da- durch verliert auch der Zusatz des Herrn Kollibay jeden Wert. Ferner hätte es schon die allergewöhnlichste litterarische Anstandspflicht erfordert, daß Herr v. Tschusi, wenn er im Zweifel war, zunächst bei mir um Aufklärung nachgesucht hätte, die ihm gerne und im vollen Maße zuteil geworden wäre, statt einem Wehrlosen sofort hinterrücks diesen meuchlerischen Dolchstoß zu versetzen. Herr v. Tschusi hat sich dadurch wohl in den xAugen jedes objektiv denkenden Menschen selbst ge- richtet, zumal in den Augen derer, die bezüglich der eigent- lichen Beweg'gründe dieses gehässigen A^org-ehens zu den „Wissenden“ gehören. Selbstverständlich werde ich später, sb- bald ich wieder über meine Notizen, Briefschaften, Bälge etc. verfügen kann, den Fall in allen seinen Einzelnheiten vollkom- men klar legen; bis dahin muß ich meine Freunde um Geduld bitten, und was meine Feinde darüber denken, läßt mich ohne- hin kalt. Diese und andere gegen mich mit kaum glaublicher Gehässig'keit eingefädelten Intriguen wmrde ich in einer beson- deren Brochüre dem Urteile der Öffentlichkeit unterbreiten und wird dabei auch ein Schreiben des Herrn Großmann verviel- fältigt wmrden, worin derselbe Bälge von Acce'ntor montanellus offeriert und hinzufügt, daß dieser A^ogel nur in rauhen Win- tern vom montenegrinischen Hochgebirge in die Bocche von Cattaro herunterkäme. Herr Großmann hat also entweder die Herren v. Tschusi und Kollibay oder aber die Firma 4 Eine ornithologische Fälschung. Pichler resp. mich belog'en, wahrscheinlich aber jedesmal dem- jenigen zu Gefallen g-eredet, der ihm gerade Bälg'e abkaufte. Wenn Herr v. Tschusi die lächerliche Behauptung aufstellt, daß kein anderer Mensch im verflossenen Winter bei Cattaro gesammelt habe, da dies sonst Herrn Großmann bekannt g'eworden sein müßte, so begnüge ich mich darauf hinzuweisen, daß ich selbst vor wenigen Jahren wochenlang bei Cattaro g'esammelt habe, ohne eine Ahnung von der Existenz des Herrn Großmann zu haben, ebensowenig wie er von der meinigen. Was endlich die von der Firma Pichler, in welcher sich übri- gens niemand befindet, der die fragliclie Vogelart kennt, abge- gebene Erklärung- anbelangt, so ist es richtig, daß der Chef der Firma den in dieser Zeitschrift gelegentlich veröffentlichten Notizen persönlich ferne steht und daß ich allein für dieselben verantwortlich bin, dagegen ist es eine grobe Unwahrheit, wenn behauptet wird, diese Notizen seien ohne Wissen und Genehmigung des Chefs der Firma entstanden. Sollte Herr v. Tschusi sich durch die Erwerbung des Balges benachteiligt fühlen, so verweise ich ihn auf den Rechtsweg, durch wmlchen der Fall ja wohl zur Genüge aufgeklärt werden wird. Mich vor seinem persönlichen Richterstuhle zu verantworten, wie er sich einzubilden scheint, habe ich durchaus keine Veranlassung, da ich Flerrn v. Tschusi zwar als einen ausgezeichneten Kenner europäischer Vogelbälge schätze, in ihm aber keinen Richter in rebus ornithologicis zu sehen vermag-. Neu-Ruppin, den 6. November 1902. D r. C u r t F 1 o e r i c k e. “ (Abdr. a. : „Mitteil, österr. Reichsb. f. Vog-elk. u. Vogelsch.“ III. 1902. Nr. 1. p. 7.) Ich bemerke hier nur kurz, daß ich geg-en den weg-en wiederholter schwerer Urkundenfälschung zu Neu-Ruppin in Untersuchungshaft befindlichen Dr. Curt Floericke wegen Be- trugs und Ehrenbeleidigung Strafantrag- bei der königlichen Staatsanwaltschaft zu Neu-Ruppin gestellt habe, damit durch gerichtliche Entscheidung- die Fälschung für jeden noch etwa Zweifelnden festgestellt werde. Villa Tännenhof b. Flallein, Ende Dezember 1902. Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. 'Vera:Pw Rf'tlncte’tr, Ilerniisgebpr un'l Vrrlegor : Victor iDtrervoii Tschusi zu sjchmivUioneu, flallein Druck v'oii {a.'Az HarrwiiT, VreinleiBhal. Kirclieup] uz 13. Alexander Bau: Antwort an Herrn Dr. Kurt Flöricke. Jkiitroord; an Ifemi ,|i’. |(urt l^lönickö. Eine kleine Arbeit von mir über den Kuckuck (Orn. Jahrb. 1901, p. 20 und 21) unterzog EMrr Dr. Flöricke (Mitt. d. öst. Reichsb. 1902, p. 105)' einer Kritik und verband mit derselben den Versuch, meine Ausführungen zu widerlegen. Letzteres veranlaßte mich zu einer „Erwiderung“ (1. c. p. 147), auf w'^elche Herr P'löricke mit einem Pamphlet (1. c. p. 2 und sf.) ant- wortete. Dieses hätte ich wegen Schreib- und Ausdrucksweise unbeachtet gelassen, wenn nicht die Möglichkeit vorläge, daß mein Schweigen eine andere Ausleg'ung erfahren könnte. In- dem ich nachstehend auf die unrichtigen Darstellungen, die Herr Flöricke sowohl von der Sache selbst, als von seiner Person gibt, hinweise, überlasse ich es Jedem, sich selbst ein Urteil über Herrn Flöricke zu bilden. Herr Flöricke fühlt sich in seiner „Rechtlichkeit als Kritiker“ gekränkt und durch meinen Zweifel an seinen „gründ- lichen Fachkenntnissen“*) verletzt. Dieser Zwmifel stieg in mir gerade durch seine Besprechung der Loos 'sehen Kritik auf, da er die darin enthaltenen Unrichtigkeiten über das Raupen- leben, besonders aber den auffallenden Fehler über das Leben gewisser Schmarotzerinsekten (den Herr Loos selbst als „geradezu niederschmetternd“ bezeichnet) gar nicht erkannt hat. Wenn LIerr Flöricke nun neuerdings nochmals diese Loos 'sehe Kritik eine „schöne Arbeit“ nennt, über die er „eingehend“ referiert habe, wmnn er sich ferner das Zeugnis *) Um einen Irrtum Dritter auszuschließen, bemerke ich, daß sich die- ser Vorwurf nur auf seine ento mologischen Kenntnisse bezog, was auch aus seinen Worten hervorgeht: »Da dieselbe (Erwiderung) ganz vom einseitig e n t o m o 1 o g i s c h e n Standpunkte geschrieben ist.« Bau. 2 Alexander Bau; Antwort an Herrn Dr. Kurt Flöricke. ausstellt, daß er „niemals gedankenlosen Lobhudeleien gehul- digt, sondern stets nach bestem Wissen (!) und Gewissen tatsächlich strenge fachliche Kritik geübt habe“, so hat er dadurch meinen Zweifel an seinen „g-ründlichen“ Fachkennt- nissen zur unumstößlichen Tatsache g'emacht. — Herr Flö- ricke nennt p. 4 meine Rechnung über die Vermehrung-sfähig- keit der Fliegen eine „kindische Spielerei. Diese Rechnung habe ich der von ihm so gelobten Loos’schen Kritik ent- nommen, um meine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlag'en 1 Da nun Herr Flöricke „niemals gedankenlos“ lobt, kann er diese ausführlich dargestellte Rechnung' nicht übersehen haben, da er „stets nach bestem Gewissen“ kriti- siert und letzteres ihm dieselbe Rechnung einmal als „schöne Arbeit“, das andere Mal als „kindische Spielerei“ er- scheinen läßt, je nachdem er loben oder tadeln will, so kann über den Wert seiner „Rechtlichkeit als Kritiker“ wohl keine falsche Auffassung platzgreifen. — Herr Flöricke bezeichnet meinen Flinweis, er habe Flerrn Loos nachgeschrieben, als „völlig" unwmhr.“ Ich stelle dazu anheim, den Sinn seines Satzes: „Bei alledem u. s. w. (p. 106)“ mit den Ausführungen des Herrn Loos (Orn. Jahrb. 1901, p. 225) zu vergleichen. — Unwahr dagegen ist die Behauptung des Herrn Flöricke, ich hätte g'esagt, „daß Nachschreiben etc. noch lange nicht zum Kritisieren in einem Fachblatte berechtige.“ Der Herr Doktor verwechselt da augenscheinlich „Berechtigung“ und „Befähigung“ und nur letztere habe ich angezwmifelt. Ein „Recht zum Kritisieren“ kann Niemandem abge,sprochen wer- den, wird diese Berechtigung- aber nicht durch Befähigung unterstützt, äo muß sich der Herr Kritikus eben eine Abwei- sung gefallen lassen. — Unwahr ist die fernere Behauptung, daß ich eine ..vermehrte Freßtätig'keit gestochener Raupen zugegeben“ hätte. Ich habe (Orn. Monatsschr. 1902, p. 468) zwar gesagt, daß ich sie nicht in Abrede gestellt habe, mei- nen Zweifel daran aber in den folgenden Worten ausge- clrückt: „Die übrigens bis jetzt keineswegs durch glaubwür- dige Beobachtungen oder Experimente nachgewiesene Behaup- tung'.“ Was man aus Mangel noch fehlender Beobachtungen nicht in Abrede stellen kann, hat man deswegen noch lange nicht als bestehend zugegeben! Alexander Bau: Antwort an Merrn Dr. Kurt Flüricke. 3 Herr Flöricke kehrt ostenthis den „studierten Fachzoo- logen“ gegen den ehemaligen Naturalienhändler heraus. Damit stellt er sich auf die Seite einer gewissen Gattung von Ge- lehrten. die ein Universitätsstudium als unumgängliche Vorbe- ding'ung' betrachten, sich mit Zoologie überhaupt beschäftigen zu dürfen. Daß die Kenntnisse der Zoologie aber nicht zum g'ering'sten Teile durch „Nichtstudierte“ ebenfalls gefördert werden, beweist jedes zoologische Journal. Sollte aber Herr Flöricke diese Gegenüberstellung nur gemacht haben, um mich g'egen sich herabzusetzen, so ist dabei sein kurzes Ge- dächtnis (oder seine Rechtlichkeit) zu bewundern, da er selbst Naturalienhändler ist. Während ich eine rein entomologische Handlung besaß, hat Herr Flöricke mit Vogelbälg'en und Eiern gehandelt. A^ögel für sich von seinen Lieferanten morden und Eier ausrauben lassen und diese g-el d b r i n g e n d e Tätig'- Keit auf seinen Reisen selbst ausgeübt, da er teils g-eg'en Be- zahlung- g-esammelt, teils selbstg'esammelte Bälge und Eier verkauft hat. Einem solchen Manne, der des Geldes wegen ungezählte A^ogelleben vernichtete und vernichten ließ, steht es prächtig-, sich als Mitredakteur einer Zeitschrift für Vogel- schutz zu gefallen, sich als Vogelschützer par excellence hin- zustellen und über „ungerechtfertigte A^erfolgungen der Vögel durch rohe Menschen“ zu wettern! Da wird es auch nicht überraschen, wenn Herr Flöricke sich wundert, daß jemand aus ästhetischen Gründen Vögel schützt, denn einem, dem die A^ögel nur das Mittel sind, seinen Geldbeutel zu füllen, dem werden freilich ästhetische Gefühle fremd sein. Ein Eingehen auf die entomologischen Ausführungen des Herrn Flöricke halte ich für überflüssig-, weil jeder Entomo- loge ihren wahren Wert selbst beurteilen kann und ich den Wert seiner Kenntnisse oben gezeigft habe. Ich kann es auch deshalb vermeiden, weil Herr Flöricke sein g-anzes AVissen und das Resultat seiner Naturanschauung in dem Satze zu- sammenfaßt: „Bleiben wir bei dieser -weisen (! 1) Selbstbeschrän- kung etc. . . •. Damit Punktum und Basta.“ Und dieser, nach uralter, einseitigster Naturanschauung- urteilende Mann will mir „Einseitigkeit“ zum A^orwurf machen, gerade, weil ich be- müht bin. diese Einseitigkeit zu beseitigen! Das wird ihm vermutlich seine „Rechtlichkeit“ in die Feder diktiert haben, 4 Alexander Bau: Antwort an Herrn Dr. Kurt Flöricke. aber trotz dieser, trotz seiner „gründlichen Fachkenntnisse“ und trotz seines „Punktum und Basta“ wird sich die von ihm bekämpfte „neumodische Weisheit“ zu einem h'aktor gestalten, den jeder zur Erlangung eines unbestrittenen Endresul- tates über den wirklichen Wert der Nahrung eines Vogels berücksichtigen muß. Auf der Ruggburg bei Bregenz, den 10. Januar 1903. Alexander Bau. Nachschrift. — Der Grund, weshalb meine Antwort als Flug'blatt erscheint, ist folgender. Um dieselbe in den „Mitteilungen“ zu veröffentlichen, fragte ich zunächst bei dem Schriftleiter Flerrn Boy er an. Derselbe stellte mir den nötigen Raum zur Verfügung- „geg-en Zahlung- von 10 Kronen pro Spalte.“ Obschon durch dieses wohl einzig dastehende Ver- langen, sich von einem widerrechtlich Angeg-riffenen den Raum für seine Verteidigung- bezahlen zu lassen, überrascht, bewilligte ich dennoch die Forderung und sandte obige Ant- wort ein. Diese erhielt ich mit Brief vom 18. Januar zurück, und Herr Boy er verweigerte die Aufnahme: „da selbe zu- nächst subjektiv verfaßt ist. Charakterbeurteilungen sind in einer Erwiderung- nicht zulässig-. Außerdem richtet .sich eine Stelle indirekter xA.rt geg-en unsern Bund.“ Diese Gründe sind nicht stichhaltig-, denn „gegen den Bund“ ist keine Stelle gerichtet und nicht ich habe zuerst eine Charakterbeurteilung des Herrn F. gegeben, sondern ich habe nur dessen in den „Mitteilung-en“ bereits veröffent- lichte SeJ bst- Charakteristik und Selbstverherrlichung- in ihrem wahren Lichte gezeigt. Wenn aber Herr Boyer „subjektiv“ verfaßte Artikel nicht aufnimmt, dann muß er das Fl ö r icke 'sehe Pamphlet notwendig-er Weise für „völlig- objektiv“ angesehen haben, und ich überlasse es der ornithologischen Welt, dieses Verfahren des Herrn Boyer mit dem zutreffenden xAusdruck zu kennzeichnen. Den 30. Januar 1903. Alexander Bau. Druck von Ignaz Hartwig, Vreuclentlial, Kircbenplatz 13. Tni Verlage von Alexander Bau, auf der lluggburg bei Bregenz. ^ Der Ornithologische Beobachter. Wochenfdirih für VogelÜebhaber und VogeI[chu(3. Herausgegeben von Carl Daut, Bern (Schweiz). Redaktion: C. Daut, Bern und G. von Burg, Olten. Abonnementspreise: Jahr Fr. 1.50 >7 n 2.75 ^ 77 7» • Man abonniert auf den Postämtern mit üblichem Postzu- schlag oder direkt beim V erlag (Postzuschlag pr. Heft 5 Cts.) Inserate: Die 3-gespaltene Petitzeile od. deren Raum 15 Cts. (Ausland 15 Pfg.) Wiederholungen 30 — 50% Rabatt. Probenummern gratis. - '• Verlag des „Örnithologischen Beobachters^^ C. Daut, Bern. — ^».1 , Fortsetzung von p. 4. H. Fischer-Sigwart. Unsere Raubvögel im Jahre 1902. (Tierwelt 1903.) — Die Wasservögel. 1902. (Ibid. 1903.) — Segler, und Schwalben im Jahre 1902, (Bl. f. Orn. 1903.) — Spechte und spechtähnliche Vögel 1902. (Ibid. 1903.) — Ornithologische Beobachtungen 1902. (Ibid. 1903.) — Das Storchennest auf dem Chordache in Zofingen. • — Zofingen, 1903. kl, 8. 15 pp.) O. Helms. Fortsatte ornithologiske Meddelelser (1903) fra Grönland. (Vid. Meddel. nat. Foren. Kbhvn. 1904.) E. Rößler. Noch einige Bemerkungen zu dem Artikel von Sp. Brusina im IV. Hefte des L. Jahrganges dieser Zeitschrift. (J. f. O. 1903.) C. Parrot. Ornithologische Wahrnehmungen auf einer Fahrt nach Ägypten. (III. Jahresb, Orn. Ver. München.) — Über den Gesang der Vögel (Referat). (Ibid.) — Albinismus bei Vögeln. (Ibid.) A. Ries. Die Verbreitung der Uferschwalbe (CUoicola riparia (L ) im süd- lichen Bayern. (Ibid.) Bur Stert. Das gefleckte Rohrhuhn (Oytjjgomelra porzana (L.) aut der Wan- derung. (Ibid.) J. Gengier. Über den Wechsel des Drosselbestandes in Erlangen und Umgebung in den letzten 20 Jahren. (Ibid.) Jak. Spies. Eine Reiherkolonie in Unterfranken. (Ibid.) C. Wüstnei. Die Adler Mecklenburgs. (Arch. Ver. Fr. Naturg. 1903.) C. Loos. Anhaltspunkte zur Bestimmung der Nahrung. (Österr. Forst- und Jagdz. 1903.) Inhalt des 5. nnd 6. Heftes. Seife Victor Ritter v. Tschusi zu Schrnidhoffen: Über palaeark- tische Formen V 161 Harald Baron London: Zur Kenntnis der vvest-turkestanischen Repräsentanten der Gattung Galen'da ' ..... 170 N, Sarudny und Harald Baron Loudon: Cettid cetti semenovi Sarudny und Loudon subsp. nov. ' 174 Victor Ritter v. Tschusi zu Schrnidhoffen: Zur Ornis der Kanaren ..:... . 174 Alexander Bau: Ornithologisches und Biologisches aus Vorarlberg 176 P. E. Schmitz, A. de NorOnha: Aus dem Vogelleben der Insel Porto Santo 193 P. Ernesto Schmitz: Tagebuch-Notizen aus Madeira 206 Rud. von Thanner: Beobachtungen aus den Pinienwäldern Tenerife’s 211 Wilhelm Schuster: Ein Besuch auf Juist 217 Professor Knotek: Oxnithologische Notizen aus Obersteier . . . 223 Professor M. Marek: Über die Ankunft der Mehlschwalbe (Cheli- donaria itrhica (L.) in Kroatien . . 226 J. Stroinigg: Brünn, bei Judenburg in Steiermark erlegt ■ 231 Herrn. Johansen: Über das Vorkommen des, braunkehligen Wiesen- schmätzers in Sibirien und seine sibirische Form Pratinkola- ruh&tra margaretae Johansen subsp. nova 232 Literatur 235 An den Herausgeber eingesandte Druckschriften . 240 Nachrichten 240 Index . 241 Titelblatt und Inhalt. All den Herausgeber eingelangte üriicksciüiften. G. Schiebel. .Die Phylogenese der L(vwtn-krte.n. (»J. f. O.« 1903.) R. Eder. Der Storch im Glauben der Völker. (»Deutsche Arbeit,« II) G. V. Burg. Vom Berglaubvogel (Phglloscopus bonellii (Vieill ) — (III. Jah- resb. Orn. Ver. München.) — Die Störche im Kanton Solothurn. (»Orn. Monatsschr.« 1903.) F. V. Lucanus. Die Höhe des Vogelzuges und seine Richtung zum Winde. (»Orn. Monatsb.« 1903.) E. Harter!. Eine logisch unabweisbare Änderung in der ornithologischen Nomenklatur. (»V. intern, Zool. Köngr.«) — Einige Worte der Wahrheit über den Vogelschutz. — Neu- damm, 1900. — Observations and Queries. (»Ibis.« 1996.) ■ — Guide to the hon. Walter Rothschilds Zoological Museum at Tring. — Tring, 1890. H. Winge. Fuglene ved de danskc Fyr i 1902. ,^»Vidensk. Meddel. naturh. Foren.« Kbhvn. 1903.) P. Bonomi. Dalla Sardegna. Appunti dEscursioni, (Ayicula. V.J W. Blasius. Der Riesenalk, Alca impennis L. (Sep. a, : »Naumann, Nat.«) H. Fischer-Sigwart. Kuckuck, Eisvogel, Goldamsel und Star im Jahre 1902. (Orn. Beob. 1903.) - — Die Würger, die Fliegenschnäpper und einige Ver- wandte nach Notizen von 1902. (Orn. Beob. 1903.) — Die Blauracke in der Schweiz. (Orn. Beob. 1903.) — Die rabenartigen Vogel. (Orn. Beob. 1903) — Natürliche Besiedlung des Bannwaldes bei Zofingen in der Schweiz mit Auerwild (Zeitschr. Ool. 1903.) Fortsetzung auf p. 3. Veraiitw Hedakte’ir, Herausgeber und Verleger : Victor Ritter von Tschusi zu Schrnidhoffen, Hallein Druck von Ign^^artw^'g/.Freudenthal, Kii;oh.enplatz 13. 1 ■■'1