FORTHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THEAfAERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Ornithologische lonatsbericMe mit Beitragen von U. B&hrmano, Frbr. H. y. Berlepscb, E. Berticb, F. Braan, L. Dobbrick, J. Gengier, Frbr. H. Geyr T. Scbweppenburg, E. Görnitz, N. Gyldenstolpe, W. Hagen, H. Hammling, A. Hers,E. Hesse, A. Ibartb, 0. Eayser, F. Eoske, A. Laubmann, F. r. Lucanus, H. Rendahl,W. Rüdiger, R. Schlegel, 0. Schnurre, L. Schuster, H. Seilkopf, W. Sunkel,J. Tbienemaan, F. Tischler, V. Ritter t. T s c b u s i zu S ch m i d b o f f en , F. T. Versen, H. Weigold, 0. Graf v. Zedlitz u. Trützscbler and unter Mitwirkung von H. S c b a l o w herausgegeben ▼on Prof. Dr. Ant. Reichenow, G«h. RegierongBrat, zweiter Direktor am Egl. Zoologischen Museum in Berlin, Oeneralsekretär der Deutschen Omithologischen Gesellschaft. 26. Jahrgang. Berlin 1918. Verlag von R. Friedländer & Sohn. INHALT: Seite U. B ä h r m a n n , Die Weidenmeise als Brutvogel an der Schwarzen Elster bei Rubland 22 Frhr. H, v. Berlepsch, Nisten von Gartenammer und Mistel- drossel in Nordfrankreich 89 K. Bertsch, Das Birkhuhn in Oberschwaben H2 F. Braun, Das Verhältnis des Vogels zu seiner Nahrung . . 1 — Einflufs der Tagesdauer auf das Vogelleben 57 L. Dobbrick, (Tannenhäher in der Tuchler Heide] .... SO J. 6 eng 1er, Der serbisch - mazedonische Kolkrabe (C. corax dardaniensis n. sp.) 110 Frhr. H. Geyrv. Schweppenburg, Winterkälte und Vogelwelt 6 — Früher Nestbau der Schwanzmeisen 47 K. G ö r n i t z , Beitrag zur Äyifauna der Pripjet-Sümpfe . . . 129 N. Gyldenstolpe, Berichtigung zur Arbeit über die Vögel Siams 31 W. Hagen, Krabbentaucher in der Ostsee 71 — Fringilla coelebs als Herbstsänger 89 — Es gibt nur ein deutsches Bläfshuhn 184 J. H a m m 1 i n g , Über Tannenhäherzug, Dohle u. a. in Posen . 47 — Ostern 1917 in Tütz in Westpreufsen 77 A. Hefs, Der Rosenstar in der Schweiz 27 E. Hesse, Wieder ein trommelnder Grünspecht 113 — Vorkommen der Schwanzmeilen bei Leipzig im Winter . . . 115 — Frinyilla coelebs als Herbstsänger 117 A. I b a r t b , Alle alle an der pommerscben Küste erlegt . . 29 — Aus der Danziger Umgegend, Wintergäste und Vogelzug . . 92 C. Kayser, Über die Formen des Baumläufers 81 F. K 0 8 k e , WanderdroBsel in Pommern erlegt 15, 17 — [Tannenhäher am Greifswalder Bodden] 30 A. Laubmann, Zur Baumläuferfrage 136 H. £ e n d a b 1 , Rapide Besiedlung des Trauerfliegenschnäppers (M. airicapilla) in Schweden 43 W. R ü d i g e r , Nisten von Hänflingen und Grünlingen in Gebäuden 5 — Ornithologische Beobachtungen aus den Pripjet-Sümpfen . . 139 H. S c h a 1 0 w , Kurt Lampert (Nachruf) 56 — Eugen von Homeyers „Vögel Norddeutschlands". Ein ver- schollenes Werk 94 R. Schlegel, Wie vollziehen die Spechte den Begattungsakt? 42 — Einige bemerkenswerte Winterbeobachtungen aus dem mittel- sächsischen Berg- und Hügellande 67 III Seite 0. Schnurre, Ein Beitrag zur Ornii des Habicbtswaldes und Wilhelmshöher Parks 105 L. Schuster, Verbreitung des Girlitz in Ostfrankreich (Nachtrag) 46 — Der Vogelzug in den Argonnen im Herbst 1916 ... 96, 119 H. S e i 1 k 0 p f , Beobachtungen aus der Umgebung von Frank- furt a. 0 11 W. S u n k e 1 , Ornitbologische Beobachtungen aus Nordostfrankreich 72 J. Tienemann, Tannenbäherzug 25 — Ein Massensterben von Vögeln 110 F. Tischler, [Kiebitz im Dezember in Ostpreufsen] .... 31 — Die Geschlechtsunterecbiede beim Seidonschwanz 85 — Eecurvirostra aveosetta im Binnenlande in Ostpreufsen . . 99 — Aufzeichnungen 99 ^ Vom Frühjahrszuge uud Paarungsruf des dunklen Wasserläufers 117 V. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Bemerkungen zu H. Schalows Lanitis excubiior rapax li-i — Zu E. v. Homeyers Vögel Norddeutschlands 146 F. V. V e r 8 e n , [Vogelzug bei Reims] 30 H. W e i g 0 1 d , [Nachricht aus Kanton] 128 0. GrafZedlitz, Beobachtungen an Rabenvögeln im westlichen Rufsland 83, 68 Kiiiidscliau. Abhandlungen über: Anatomie und Falaeontologie: v. Ammon 125, Gebhardt 55, Greschik 49, 150, Klatt 82, Küenzi 147, Lambrecht 151, v. Lucanus 104, Virchow 102. Federn, Färbung, Spielarten: Heinroth SB, Jacobi 104, Steiner (Diastataxie) 125, Stübler 103. Flug: Lilienthal 82, Stresemann (Flughöhe) 80. Nomenklatur: Kleinscbmidt 101, Reichenow 104. EinzelneArten: Csörgey (Circus macrurus) 151, v. Domanitwski (Sitta) 80, Heinroth (Anatidae) 100, Hellmayr (Corvus soemmeringi) 80, V. Lucanus (Turdus viscivorus) 55, Reichenow (Sycalis) 55, (Sitta) 150, Strohl (Geronticus eremitu) 49, Tischler (Loxia cur- virostra) 54, v. Tschusi {Gypaetus harbatus) 54. Neue Arten: Hellmayr 102, Laubmann 102, Reichenow 52, 55. Deutschland: Bährmann 55, Büsing 103, Gebhardt 80, Helfer (Fauna an Kläranlagen) 55, Hennicke 48, Ibarth 102, Lindner 102, 108, V. Lucanus 55, 104, Ottons 49, 51, 103, 150, Reichenow 104, Rendle 127, Rüdiger 128, Schalow 79, Schlegel 150, Schmidt-Bey 32, Thienemaim 51, Voigt (Exkursionsbuch) 124, Weckmann 148. Österreich-Ungarn: Nagy 151, Schenk 148, 152, Schiebel 58. Polen: Fax 48, Stolz 52. Rufs Und: Reichenow 147, Rüdiger 102, 148, Graf Zedlitz. 54. IV Mazedonien: Schlegel 126, v. Viereck 32. Belgien, Frankreich: Böker 103, Gerland 150. Nordafrika: Frhr. Geyr t. Schweppenburg 60, 126. E 1 e i n a s i e n : EoUibay 51. Afrika: Neumann 52, Schouteden 125, Wettstein 100. Nordpolargebiet: Schalow 53. Vogelzug: Daut und Hefa 48, Gralsmann 55, Mauks 151, Reichenow 52, Bendahl 49, ROlsler 101, v. SzeOts 151, Thienemann 51, 58, 101, V. Tschusi 49. Lebensweise: Ueinrotb 100, (Reflektorische Bewegungen) 104, Hoffmann (Witterungseinflufs) 49, Ottens (Kuckuck) 49, Stresemann 79, Weckmann 148, Werth (Blumeuberacbende Vögel) 48, Zimmermann 102. Gesang: GeOrgej 151, Hoffmann 54, Lüttscbwager 48, Stadler und Schmitt 48, 53, 80, 101, Voigt 31. Nahrung: Hennemann 103, Israel 51, 103, Eayser 51, Uttendörfer 32. Nisten, Braten: Brinkmann 49, Eckstein 55, Granvik 51, Rüdiger 128, Wolff 49. Nutzen, Schaden, Vogelschutz: Bräls 80, Bund für VogeU schütz 101, Haubenreifser 128, Hübner 108, loO, Eayser 103, 104, Eoepert 102, Mauks 151, Müller 150, Steinmetz 104, Tbobias 152, Voigt 102. Gefangenleben, Aufzucht: Braun 150, M. Heinrotb 54, 0. Heinroth 104, NoU-Tobler 48. Todesanzeigen: 0. Finsch 55, H. Mayhoff 49, 0. le Roi 64. Druck Tan Otto DernblUtk in Barnburg. OmitMogisclie lonatsberichte herausgegeben von Prof, Dr. Ant. Reichenow. 26. Jahrgang. Jannar 1918. No. 1. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern und sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 6 Mark. Anzeigen 20 Pfennige für die Zeüe. Zusendungen für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N.4. Invalidenstr. 43 erbeten, alle den Buchhandel betreffenden Mitteilungen an die Verlagshandlung voa E. Friedländer & Sohn in Berlin N.W. 6, Karlstr. 11 zu richten. Über das Verhältnis des Vogels zu seiner Nahrung. Yen Frlti Brann. Vor mir stehen auf einem als Käfigständer dienenden Bücher- regal zwei kleine Käfige. Der eine enthält einen Grauedelsänger {FringiUa musica Yieill.), der andere ein Weifskehlpfäffchen {Coccothraustes alhogularis Spiz). An beiden ist das Drahtgitter über und über mit Grasrispen besteckt. Der Grauedelsänger hat sie schon längst geleert, bei dem Pfäffchen sind sie dagegen noch genau in der gleichen Verfassung, wie in dem Augenblick, da ich sie an dem Käfig anbrachte. Nun wollen wir uns einmal die Futternäpfe der beiden Vögel ansehen, Sie sind mit der nämlichen Futtermischung gefüllt, die hauptsächlich aus Hirsearten und da- neben noch aus anderen kleinen Sämereien besteht. Bei dem Weifskehlpfäffchen sind nur Hirsekörner enthülst; der Grauedel- sänger hat sich zwar auch vorwiegend an diese Nahrung gehalten, aber daneben liegt doch auch eine ganze Menge anderer Samen- hülsen herum. Wollten wir nunmehr beiden Vögeln die Hirsekörner gänzlich entziehen und ihnen nur noch die Grasrispen und das Gemenge anderer Sämereien verabfolgen, so würden wir mit Er- staunen wahrnehmen, dafs, so gleichartig im allgemeinen die Futterbedürfnisse der beiden Vögel sein mögen, das Pfäffchen jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte, während der Grauedel- sänger, unj die fehlende Hirse zu ersetzen, desto eifriger den anderen Stoffen zuspräche und sich damit schlecht und recht durchbrächte. Die schwere Kriegszeit, in der wir leben, steht unter dem Zeichen der Ersatzstoffe. Natürlich strebt auch der Tierpfleger danach, für solche Sämereien, die zur Neige gehen, derlei Ersatz- mittel zu entdecken. Jedoch auf den Nahrungsmittelchemiker allein kommt es dabei nicht an. Immer wieder zeigt es sich, dafs man die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat, denn mögen die Sämereien, auf die wir zurückgreifen wollen, auch annähernd — 2 — dieselben Stoffe enthalten, wie der früher verabfolgte, so nützen sie uns recht oft doch nicht das geringste, weil sie von den Pfleglingen einfach nicht angenommen werden. Mitunter ist in solchen verzweifelten Fällen von einem Schmecken und Prüfen der Vögel, von irgendwelchen Versuchen der Tiere, ihren Hunger nunmehr mit anderen Dingen zu stillen, gar keine Rede. Sie hören eben auf zu fressen, beginnen nach einiger Zeit die Federn zu sträuben und würden still und teil- nahmslos dahin sterben, wenn wir ihnen nicht wieder ihre frühere Nahrung verschafften. Dabei dürfen die Sämereien, um die es sich handelt, garnicht sehr verschieden sein. Ich hielte es für durch- aus glaubhaft, würde mir jemand berichten, irgend ein Pfäffchen sei rettungslos verloren gewesen, weil ihm anstatt der grofskörnigen weifsen Hirse nur kleine, rote und schwärzliche Hirse verabfolgt werden konnte. Damit die Tiere fressen, ist zweierlei erforderlich. Erstens mufs ein innerer Reiz sie zur Nahrungsaufnahme antreiben, ein Reiz, der beispielsweise bei manchen Zugvögeln während der Zeit des stärksten Zugtriebes ganz auffällig zurücktritt, sodafs dann unter Umständen auch ihre Lieblingskost von den Vögeln gar nicht beachtet wird. Zum anderen mufs diesem inneren Reiz auch ein äufserer entsprechen, der von der artgemäfsen Nahrung ver- ursacht wird. Je ungleichmäfsiger und spärlicher die Nahrung, mit der die Vögel ihren Hunger zu stillen pflegen, verteilt ist, um so stärker wird auch der Bewegungsdrang sein, welcher im Falle des Hungergefühls durch den inneren Keiz veranlafst wird. Das Weifskehlpfäffchen, das hier vor uns steht, würde durch das Hunger- gefühl vermutlich nur dazu bewogen werden, an das Futtergefäfs zu hüpfen. Wäre das geleert, so würde es noch den Käfigboden nach verstreuten Körnern absuchen. Hätte auch das nicht zum Ziele geführt, so wäre die Nahrungssuche vermutlich beendet, und das Verhängnis nähme seinen Lauf. Stellen wir uns dagegen eine Meise in der gleichen Lage vor, so könnten wir mit Sicherheit auf eine Zeit sehr gesteigerter Beweglichkeit rechnen, welche der an dem naturwidrigen Ort selbstverständlich erfolglosen Nahrungs- suche dienen sollte. Diese auffällige Verschiedenheit kann sehr leicht auf ihre Gründe zurückgeführt werden. Das scheinbar so stumpfe, in sein Schicksal ergebene Pfäffchen gehört einer Art an, welche sich im Freileben von einigen wenigen Sämereien ernährt, die dort stets in Hülle und Fülle vorhanden sind, die Meise dagegen ist Zeit ihres Lebens daran gewöhnt, ihre zumeist aus winzigen Bröcklein bestehende Nahrung mit unermüdlicher Geschäftigkeit aufzusuchen. Der Kreis von Gegenständen, welche die Vögel zur Nahrungs- aufnahme veranlassen, ist nicht nur örtlich, sondern häufig auch individuell recht verschieden. Von zwei einzeln gehaltenen Erlen- zeisigen (Chrysomitris spinus L.) nimmt im Notfalle der eine — 3 — vielleicht anstandslos eine Futtermischung an, welche der andere keines Blickes würdigt, obgleich er durch solchen Eigensinn elend zu Grunde geht. Dabei vollziehen sich diese Handlungen sehr oft so weit unter der Bewufstseinsschwelle, dafs wir durchaus nicht glauben dürfen, die Vögel seien die klügsten, welche im Notfalle mit der mannigfaltigsten Nahrung vorlieb nehmen. Allerdings pflegen sich die Arten am teilnahmslosesten zu verhalten, welche im Freileben ihr täglich Brot sozusagen nur vom gedeckten Tische fortnehmen, während jene Spezies, deren Nahrungssuche mit der Lösung mechanischer Aufgaben verbunden zu sein pflegt, in der Regel schon mehr Neigung bekunden, die Dinge auf ihre Efsbarkeit hin zu prüfen, wie sie auch in der Natur nicht selten auf dem besten Wege sind, Allesfresser zu werden. Um zu zeigen, von wie geringfügigen Umständen es mit- unter abhängt, ob ein Gegenstand als Nahrung dient oder nicht, möchte ich ein Beispiel aus einer anderen Tierklasse anführen. Unser allbekannter Wasserfrosch (Rana esculenta L.) vermag beinahe als Allesfresser bezeichnet zu werden, denn er ernährt sich von allem, was da kreucht und fleucht. Dieses Kriechen und Fliegen ist aber auch Bedingung. Klugheit spielt bei der Er- beutung seiner Nahrung eine so geringe Rolle, dafs er vielleicht eben nach einem zur Speise untauglichen, durch ä u f s e r e Kräfte bewegten Gegenstande schnappte, dann aber zur Nahrung trefflich geeignete Insekten unbehelligt läfst, weil sie sich grade nicht bewegen wollen. Ähnliches können wir auch bei den Vögeln erleben. Unter Umständen werden wir Zeuge, dafs sie eines elenden Hungertodes sterben, obgleich ihnen reichlich solche Stoffe geboten werden, die ihren Stoffwechsel zweifellos zu erhalten ver- möchten. Sie bleiben aber trotzdem unangerührt, weil von ihnen kein Reiz ausgeht, der die darbenden Geschöpfe zur Futterauf- nahme veranlassen könnte. Wie verschieden die Vögel in der Hinsicht geartet sind, kann uns ein Beispiel lehren. Vor reichlich einem Jahrzehnt, als ich noch in Marienburg wohnte, mufste ich mich einmal rasch zu einer längeren Reise entschliefsen. Unterdessen sollte das Haus- mädchen meine Vögel verpflegen. Es hatte sich jedoch die eilig gegebenen Weisungen nicht genügend eingeprägt oder liefs es später an der nötigen Sorgfalt fehlen. Kurz, als ich von meiner drei bis vier Wochen währenden Reise zurückkehrte, war in einem früher von vier finkenartigen Vögeln bewohnten Flugbauer nur noch ein Erlenzeisig übrig. Als ich sofort das Futtergefäfs musterte, sah ich zu meinem Schreck, dafs darin nur das Weichfutter ent- halten war, das meine Drosseln und Lerchen zu bekommen pflegten. Wie sich später herausstellte, hatten die Vögel während meiner Abwesenheit nur Weichfutter erhalten. Drei von ihnen hatten es vermutlich nicht angerührt, denn sie waren ziemlich gleichzeitig gestorben; nur der vierte, eben der Erlenzeisig, hatte unbedenklich zugelangt und war leben geblieben. Dafs die Weichfuttermischung — 4 — nicht genügt hätte, auch den übrigen während einiger Wochen das Leben zu fristen, halte ich für ausgeschlossen. Ich bin über- zeugt, dafs sie sich um das Weichfutter garnicht gekümmert hatten, weil es nur auf den Erlenzeisig einen äufseren Reiz aus- übte, der den zum Stillen des Hungers erforderlichen Bewegungen den rechten Weg wies. Da sich in anderen Fällen grade Erlen- zeisige recht heikel gegen manche Futterstoffe (z. B. Wegerichsamen u. a. m.) erweisen, möchte ich aber auch hier davor warnen, in irgend einer Weise zu verallgemeinern. E i n Versuchstier ist kein Versuchstier; nur die Erfahrungen langer Jahre berechtigen uns zu allgemeinen Schlüssen, die sich sogar dann noch oft genug als übereilt und versucht erweisen werden. Ebenso wie dieselben Dinge nicht allen Angehörigen der gleichen Art als Nahrung erscheinen, üben sie auch nicht zu allen Jahreszeiten denselben Reiz aus. Eine Drossel, die zur Herbst- zeit auf Beeren ganz erpicht war, betrachtet sie im Mai und Juni vielleicht als ganz gleichgültige Fremdkörper. Im Zusammenhang mit diesen Fragen überdachte ich oft genug auch den Umstand, dafs so viele Vögel im Winter Kost- gänger des Menschen werden und sich auf Strafsen und Hofplätzen einstellen, obgleich sie zur Sommerszeit weit draufsen in Feld und Hain zu treffen waren. Höchstwahrscheinlich gehören diese Dinge aber garnicht in das Kapitel, das wir hier erörterten. Vermutlich gelangen wir bei ihnen viel eher zu einer befriedigenden Erklärung, wenn wir diese Ortsbewegungen mit den zugähnlichen Wande- rungen vergleichen. Die meisten Vogelarten, die sich zur Winters- zeit auf dem Wirtschaftshof des Bauern oder auf der belebten Dorfstrafse zeigen, sind Kulturfolger, das heifst solche Arten, die sich in unserem Vaterlande zuerst bei menschlichen Wohnstätten zeigten und erst von da aus im Gelände ausbreiteten. Wenn sie heutzutage in der schlimmsten Jahreszeit nach den menschlichen Wohnstätten zusammenströmen, handeln sie demgemäfs ganz ähnlich wie jene Vögel, die bei Einbruch schlechten Wetters in einer Richtung abströmen, welche sie ebenfalls zu den Wohnsitzen ihrer Ahnen führen mufs. Es ist der Fluch solcher Betrachtungen, wie wir sie hier an- gestellt haben, dafs sie uns zu keinem bestimmten Ziele führen, und dafs wir dem Leser mit keinen Schlüssen aufwarten können, die den Lohn unserer Tätigkeit darstellten. Aber trotzdem dürften sie auch ihres Segens nicht entraten, der darin besteht, dafs ein neuer Gesichtspunkt zur Betrachtung der Lebewesen gewonnen wird, und dieser Lohn deucht uns nicht gering. — 5 — Pas Nisten toii Hänflingen und Orünlingen in Gebäuden. Yon Wilhelm Rüdiger. I. Beitrag. Als das Frühjahr 1917 und damit das Brutgeschäft der Vögel herannahte, war es natürlich mein Bestreben, nach Möglichkeit die Brutvögel im Pripjet- Sumpfgebiet in Rufsland festzustellen. Dafs hier die Ornis von der deutschen nicht sehr abweicht, will ich nur nebenbei bemerken. Doch der Standort mancher Nester einzelner Vogelarten ist recht bemerkenswert und zeigt deutlich, wie der Vogel sich in der Anlage seines Nestes gut anzupassen vermag. Heute soll hier von zwei Arten die Rede sein, von Acanthis cannahina, dem grauen Hänfling, und Chloris chloris dem Grünhänfling. In den zerstreut liegenden Dörfern in den Pripjet-Sümpfen kennt man nicht solche Gartenanlagen mit allerlei Gebüsch, wie wir solche in Deutschland haben; namentlich fehlen Koniferen- Gewächse. Fehlt nun auch Wacholder im Walde und auf Hutungen, wie es hierorts ist, so haben Frühbrüter, welche ihre Nester in Sträuchern herrichten, wenig oder gar keine Nistgelegenheiten. So fiel es mir auf, dafs hier im Frühjahr 1917 Hänflinge und Grünlinge sich fast ausschliefslich in Dörfern auf den Fanjedächern herumtrieben, auch dann noch, als die Begattungs- bezw. Brut- zeit begonnen hatte. Da in den noch unbelaubten Gebüschen, schlechte Obstsorten mit Stockreisern und Wurzel brutausläufern, Nester nicht vorhanden waren, verfiel ich auf den Gedanken, diese unter den Hausdächern und in den Stallungen zu suchen, zumal letztere eine luftige Bauart aufweisen, den Vögeln der Zugang an vielen Stellen offen steht. Das erste Nest, welches ich fand, war ein solches vom Grünhänfiing, welches in einem offenen Stall auf einem Balken stand, der brütende Vogel safs auf den Eiern. Ein Hänflingsnest befand sich ebenfalls in einem Stall, es stand auf einem Sparren, dort wo dieser von einer Latte überkreuzt wird ; ein zweites Nest dieser Art stand aufsen am Hausgiebel auf einem Balken ; ein anderes ebenfalls auf einem Balken im Innenraum eines von Soldaten bewohnten Panjehauses, und so fand ich an solchen Standorten noch mehrere besetzte Nester dieser beiden Vogelarten. Leider wurden aber auch frische Nester von den Dachdeckern unbeabsichtigt zerstört. Die Stallungen dienten häufig durchziehenden Truppen als Unterkunftsräume; schadhafte Stellen der Dächer wurden ausgebessert, und so konnte es nicht ausbleiben, dafs hierbei Nester zerstört wurden, mir wurden solche mit Inhalt häufig überbracht. Dafs aber diese Vögel nicht an dem geschilderten Frühjahrs- stand festhielten, bewiesen mir die zweiten Brüten. Sie waren in grünen, auch trockenen Büschen (Obstsorten, Hartriegel) an- gelegt, Avenn diese mit Unkrautarten durch- oder umwuchert waren. Ein fernerer beliebter Standort waren die FJechtzäune, welche an Feldbahnen zum Schutze gegen Schneeverwehungen angelegt waren. Die Zäune waren an und für sich recht sperrig und licht, denn solchen aus Nadelholzreisig fehlten die Nadeln, beim Laubholz fehlten die Blätter. Doch hier wucherte allerlei Unkraut und hohes Gras, daher standen die Nester so versteckt, dafs das Nest fast immer nur durch den abstreichenden Vogel auf- gefunden werden konnte. Wir sehen daher wieder, wie grofs das Anpassungsvermögen unsern Vögel sein kann. Nebenbei will ich bemerken, dafs hier auch vielfach die Nester der weifsen Bachstelze an Haus- uud Stallgiebeln auf Sparren und Balkenköpfen standen und vom Kuckuck mit Eiern belegt wurden. Winterkälte und Vogelwelt. Yoa H. Freiherr Geyr Ton Schweppenbarg. Die aufserordentlich strenge und anhaltende Kälte, welche in den ersten Monaten von 1917 ganz Deutschland heimsuchte, wirkte naturgemäfs auch auf unsere Vogelwelt in einer Weise ein, die man in den meist sehr milden Wintern hier im Westen des Keichs nicht zu beobachten gewohnt ist. Ich will mich an dieser Stelle nicht mit jenen seltneren Gästen des Nordens und Ostens befassen, welche stärkere Kältewellen uns in mehr oder weniger grofser Zahl und Reichhaltigkeit zu bringen pflegen, es sollen vielmehr die Verluste gezeigt werden, welche einige unserer ge- wöhnlichsten Arten infolge der andauernden niedrigen Temperatur, der Schneedecke und der damit verbundenen Begleiterscheinungen erlitten. Besonders hart wurden jene Vögel betroffen, die im all- gemeinen Zugvögel sind, die sich aber infolge der in den letzten Jahrzehnten so aufserordentlich milden Winter hier im Rheinland das Ziehen ein wenig abgewöhnt hatten. Es waren von diesen Arten im Laufe der Jahre die Stücke, Welche aus irgend einem Grunde nicht wegzogen, verhältnismäfsig zahlreich geworden. Hier- zu gehörten namentlich das Teichhuhn {Gall. chloropus) und das Rotkehlchen (Erith. ruheciilus). In den ersten Wochen der Kälte gelang es diesen Arten, sich leidlich durchzuschlagen. Als dann aber erneuter Schneefall eintrat und fast sämtliche Gewässer zufroren, da wurden sie matter und matter, fielen zum Teil dem Raubzeug zum Opfer und waren schliefslich ganz verschwunden. Hier in Müddersheim brüteten in jedem Jahre meist vier Paar Teichhühner in unmittelbarer Nähe des Hauses, und 15 bis 20 Stück waren bei Beginn der Kälte vorhanden. Diese gingen sämtlich zu Grunde, und infolgedessen begann in diesem Früh- jahre auch kein Paar an den gewohnten Stellen mit dem Nestbau. — 7 — Erst spät im Mai stellte sich nach und nach e i n offenbar zuge- wandertes Pärchen ein und schritt später zur Brut. Aus dem ganzen Benehmen dieser zwei Teichhühner war zu entnehmen, dafs sie zum ersten Male hier auf dem Teiche brüteten, aber sie haben sich dann erstaunlich schnell an Menschen und Verkehr gewöhnt. Wegen des späten Brutbeginns brüteten sie nur einmal, während hier sonst eine zweite Brut die ßegel bildet. Baron Franz Geyr erzählte mir, dafs er an der Niers am Niederrhein auf einer Strecke, wo sonst gewifs hundert Paare Gull, chloropus brüteten und wo im Herbst mehrere hundert zu sehen war, dafs er dort im Frühjahr nur ein Stück bemerkte. Graf Hoensbroech schreibt mir ähnliches von der ßoer, und Herr Professor Schillings glaubt, dafs bei Weierhof wohl 80% der Rot- blässen zugrunde gegangen sind. Ich glaube übrigens die Beobachtung gemacht zu haben, dafs auf solchen Gewässern, z. B. Feldtümpel mit stehendem Wasser, welche in den meisten Wintern auch hier bei uns zeitweise zu- frieren und dann wenig Schutz und Nahrung bieten, der Bestand der Teichhühner nicht so zurückgegangen ist. Diese Vögel waren eben durch ungünstigere Verhältnisse schon stets zu mehr oder weniger weitem Wandern veranlafst worden. Die Rotkehlchen, welche dem Winter anheimfielen, dürften wohl hiesige Brutvögel gewesen sein, denn der diesjährige Bestand scheint mir gegen sonstige Jahre nicht unerheblich zurückzustehen. Dasselbe mufs ich leider beim Zaunkönige feststellen, dem sonst so leicht keine Kälte etwas anhaben kann. Nach dem Ende des starken Frostes, zu Anfang März, sah ich zunächt überhaupt keinen dieser sonst so häufigen Vögel. Allmählich stellten sich aber wieder einige ein, und wenige Pärchen haben auch gebrütet. Wahrscheinlich ist also ein Teil der hiesigen Zaunkönige mehr oder weniger weit weggezogen und kam erst einige Zeit nach dem Ende des Frostes wieder zurück. Da man jahraus -jahrein stets Zaunkönige hier sieht, weifs ich nicht, ob das in jedem Jahre geschieht — vermutlich aber wohl. Kecht gut hat die sangesfreudige Braunelle (Accentor) die strengen Wintertage überstanden, und im Frühjahre schienen mir die Brutpaare gegen sonst nicht wesentlich vermindert zu sein. Hier in Müddersheim sind die Stare gut zur Hälfte ver- schwunden, wenn ich nach der Anzahl der besetzten Bruthöhlen urteilen soll. Ich habe selbst im Februar einen halberfrorenen aus der Nisthöhle unter meinem Fenster genommen. Auch Frau von Mallinckrodt-Wachendorf erzählte mir, dafs bei ihr die Stare ungemein abgenommen haben , aber Herr Professor Schillings schreibt, dafs in Weierhof bei Düren, also gar nicht weit von hier, in diesem Jahre sehr viele Nisturnen besetzt seien. Wo die überwinternden Stare ihre Nahrung zusammen- suchten, konnte ich nicht beobachten. Es mufs in einiger Ent- fernung von hier gewesen sein, denn nur abends sah ich sie still — 8 — herbeikommen, um sich mit aufgeplustertem Gefieder in Specht- höblen und Nistkästen zur Ruhe zu begeben. Verhältnismäfsig wenig Not litten die Körnerfresser: Grau- und Goldammern, Feldsperlinge und Buchfinken. Die in den letzten Jahren in unserer Gegend sehr zahlreich erbauten Feld- scheunen bilden für diese Vögel gerade so viele Riesenfutterhäuser. Zudem wurde beim hart gefrorenen Boden vielfach Dünger auf die schneebedeckten Felder gefahren, wo Krähen und Kleinvögel ihn eifrig durchstöberten. Auch Feldlerchen sah ich dort in gröfserer Zahl. Vermindert scheint sich entschieden die Zahl der Distelfinken zu haben, aber das mag auch in anderen Ursachen begründet sein. Da der Schnee nicht sehr hoch lag, war es auch den Ringel- tauben möglich, sich durch Plündern der Raps- und Kohlfelder so halbwegs durchzuschlagen, nicht wenige sind allerdings doch zu Grunde gegangen. Den Raubvögeln erleichterten die ermatteten und sterbenden Vögel zweifellos den Kampf mit dem Winter, und so haben hier selbst mehrere Turmfalken i) die schlimmen Monate überstanden. Die Bussarde machten sich über die dem Tode verfallenen Teich- hühner her, und man kann ihnen das nicht als grofse Missetat anrechnen ; sie erleichterten nur den armen Tieren das Ende. Zeit- weise konnten die genannten Arten auch dem Mäusefang auf Kleeäckern obliegen, von denen die aus einem wolkenlosen Himmel niederstrahlenden Sonne den Schnee allmählich weggeleckt hatte. Verderblich war der Schnee und namentlich der scharfe Frost dem Grünspecht, dessen Standorte ich verschiedentlich nach der Kältezeit verwaist fand. Seine fast ausschliefsliche Nahrung bilden ja Ameisen, denen er im steinhart gefrorenen Boden nicht mehr gut beikommen konnte. Die leichter zugänglichen Nester der "Waldameise (Formica rufa) beherbergt der hiesige Wald nur in geringer Anzahl. Ich hatte gehofft, dafs die in den letzten Jahren allzu zahl- reich gewordenen Schwarzdrosseln (T. merula) von der Kälte etwas kräftig angefafst worden seien. Nicht wenige sind wohl auch umgekommen und viele den Sperbern zur Beute geworden, aber als das Frühjahr kam, war doch wieder ein ganz netter Bestand vorhanden, und im nächsten Jahre werden die Lücken wohl wieder ganz ausgefüllt sein, ^) In No. 7/8 dieser Monatsberichte nennt Franz unter den im "Winter anzutreffenden Standvögeln des Aisnegebiets in Frankreich auch den Baumfalken (jP. suhbuteo). Ich halte es für ganz unwahrscheinlich, dafs dieser so ausgesprochene und kälteempfindliche Zugvogel dort regel- mafsig oder auch nur ausnahmsweise überwintert. Ich vermute, dafs eine — sehr wohl mögliche — Verwechselung mit dem Merlinfalken stattgefunden hat, der auch im ebenen Kheinland zu den nicht seltenen Wintergästen und Durchzüglern gehört. — 9 — Ganz aufserordentlich sind die Verluste, welche die Meisen durch die Kälte bezw. durch den Nahrungsmangel erlitten. Ich finde keine andere Ursache, welche mir ihre starke Abnahme er- klären könnte. Es kommen hier vornehmlich Blau- und Kohlmeisen in Be- tracht. Im vergangenen Jahre brüteten in den von mir aufgehängten Berlepschen Nisthöhlen mindestens zwölf Paar Blaumeisen, welche vermutlich nicht weniger als hundert Junge aufzogen. Aufserdem brüteten in Baumlöchern einige wenige Paare. In diesem Jahre brütete in annähernd der gleichen Anzahl von Nisthöhlen nur e i n Paar. Aufserdem war mir sicher nur noch ein Paar bekannt, welches in einem Pflaumenbaume wohnte. Von Parus major brüteten im vergangeneu Jahre etwa vierzehn Pärchen in Nisthöhlen, in diesem Jahre nur etwa sechs. Der stets geringe Bestand an Sumpfmeisen (P. pal. longi- rostris) hat schon seit einigen Jahren immer mehr abgenommen. Im vergangenen Jahre brütete gar kein Paar in den Nistkästen, in diesem Jahre eines. Bezeichnender Weise war dieses Paar jenes, welches während der ganzen Kältezeit mit zwei Paar Kohlmeisen an mein Fenster kam, um Futter zu holen. Blaumeisen kamen überhaupt nicht zum Futter. Es scheint mir nun kaum ein Zweifel daran möglich, dafs die in diesem Frühjahr fehlenden Meisen durch Nahrungsmangel infolge der Kälte eingegangen sind. An eine Seuche ist kaum zu denken, denn dann wären wohl auch jene sechs zum Futterplatz kommenden Vögel davon ergriffen worden. Merkwürdiger Weise habe ich in den Nisthöhlen, welche ich untersuchte, keine Beste toter Vögel gefunden. Von den den Meisen verwandten Vögeln scheint mir auch die Zahl der Schwanzmeisen und der Wintergoldhähnchen {Aegi- thalus caudaius und Hegulus reg.) vermindert zu sein, aber Sicheres konnte ich darüber nicht feststellen. Baumläufer (Cerihia hrachyd.) brüteten anscheinend in unverminderter Anzahl. Hoffentlich sind auch unsere rheinischen Weidenmeisen (Far. atricap. rhenanus) nicht allzu sehr mitgenommen worden ; ich konnte das bisher nicht feststellen, da sie hier bei Müddersheim nur selten auf dem Strich erscheinen. Ich stehe dem Nutzen der Vögel und einem darauf be- gründeten Vogelschutz ein wenig zweifelnd gegenüber und bin auch kein Freund der übertriebenen Winterfütterung, um mir da- durch etwa den Nutzen der Meisen zu sichern. Es kann aber wohl kein Zweifel darüber bestehen, dafs im vergangenen Winter hier in Müddersheim durch eine sachgemäfse Winterfütterung viele Meisen erhalten worden wären. Ich finde nun den Verlust dieser Vögel an sich zwar traurig, im übrigen aber nicht schlimm und betone den Wert der Winter- fütterung namentlich darum, weil Kleinschmidt in No. 1 des Falco 1917 anderer Ansicht ist und Graf Berlepschs Meinung zuneigt. — 10 — welcher in der Winterfütterung lediglich eine Spielerei und ein Wintervergnügen vogelfreundlicher Menschen sieht. Kleinschmidt sagt, dafs er auf Grund gewissenhafter Untersuchungen während der Kälte- und Schneeperiode zu diesem Urteil gekommen sei. Ich bin gewifs, dafs der treffliche Beobachter stichhaltige Gründe für seine Anschauung hat, aber ein einigermafsen klares Bild — für beweisend kann ich auch das nur nach Bestätigung durch Untersuchungen an verschiedenen anderen Orten halten — geben wohl lediglich vergleichende Brutzahlen, und diese kann man leicht und genau bei den in Nisthöhlen brütenden Meisen gewinnen, wenn die Brutzahlen aus dem Jahre vorher feststehen. Auch ist zu bemerken, dafs ein Unterschied vorhanden ist, je nachdem ob die Winterbeobachtungen in einer von Menschen wenig besiedelten Gegend stattfinden oder in einer reichbebauten und bevölkerten Landschaft, wie sie die gesegneten Fluren von Dederstedt darstellen. Hier werden die in der Nähe des Menschen in Dörfern und Baumgärten umherstreifenden Meisen immerhin mancherlei finden, auch wenn sie nicht besonders gefüttert werden. Leider dürfte die schon so sehr verminderte Zahl unserer Eisvögel {Älcedo ispida) durch den fast alle Gewässer schliefsenden Frost schweren Schaden gelitten haben. Ich selbst konnte eine solche Abnahme nicht feststellen, da der Eisvogel hier nicht mehr brütet, aber von Herrn Professor Schillings höre ich, dafs in der wasserreichen Gegend von Gürzenich das bisher geschützte Eis- vogelasyl ganz verwaist sei. In früheren Jahre würden zwar die herrlichen Fischervögel auch nach starken Verlusten allmählich wieder die ihnen zusagenden Bäche und Flüfschen besiedelt haben, aber heutzutage kann man solche Hoffnungen nicht hegen, heute, wo ich von einem Forellenzüchter hörte, der vor einiger Zeit binnen Jahresfrist sechzig dieser herrlichen Vogelleben zerstörte — um einige Pfund Forellenfleisch mehr verkaufen zu können. Es war vor dem Kriege, als noch keine Gründe dringender Lebens- mittelerzeugung ein solches Tun entschuldigen konnten. Den Verlust eines Eisvogelpaares mufs man vom Standpunkte eines Vogelschutzes aus, der mehr auf die Seltenheit des zu schützenden Vogels sieht als auf seinen Nutzen, mehr bedauern, als den Verlust von einigen hundert Paar Meisen. Der Schaden, welchen der Winter unter diesen Vögeln angerichtet hat, ist nicht dauernd und nicht unheilbar, und in wenigen Jahren werden die Lücken wieder gefüllt sein. Bei einzelnen in den letzten Jahren durch ihre allzu grofse Zahl in Gärten und Obstplantagen lästig gewordenen Arten ist die Verminderung sogar nicht unerwünscht gewesen — ich denke an Amsel und Star. Die Todesursache der dem Winter zum Opfer gefallenen Vögel dürfte wohl in keinem Falle unmittelbar und lediglich die Kälte gewesen sein, denn in den ersten Tagen und Wochen, wo das Thermometer nicht weniger tief sank als später, gingen ver- hältnismäfsig wenig Vögel ein. Nach und nach führte jedoch der — 11 — Mangel an auskömmlicher und gewohnter Nahrung und vielleicht auch der Mangel an Trinkwasser Abmagerung und Kräfteverfall herbei, und in diesem Zustande mag die Kälte an sich dann die Tiere früher getötet haben, als der Hunger allein es vermocht hätte. Einen Wegzug der von der Januarkälte betroffenen Vögel habe ich nicht beobachtet, was jedoch durchaus nicht beweist, dafs nicht ein solcher in gewissen Grenzen stattgefunden hat. Am 7. März jedoch sah ich Scharen eilig westwärts zurückziehender Lerchen (Äl. arvensis), welche nach Nachlassen der Kälte gleich ihrem Brutgebiete zugestrebt waren, nun aber vor neuem Schneefall wieder in der Richtung auf ihre Winterquartiere hin zurückwichen. Solche Rückzüge sind ja im Frühjahre auch bei anderen Arten nicht so gar selten zu beobachten. Am 8. März taute der Schnee bei ein wenig milderer Witterung zum Teil wieder weg, und gegen fünf Uhr nachmittags sah ich, wie ein Schwärm von etwa hundert Lerchen sich vom Felde erhob, in dichtem Verbände hoch in die Lüfte stieg, sich dann auf eine breitere Front verteilte und in ziemlich östlicher Richtung von dannen zog. Oriütliologische Beobachtungen aus der Umgebung von Frankfurt (Oder). Yoa Heinrich Sellkopf. Der Osten der Mark ist ornithologisch viel weniger bekannt als ihr Westen. Die folgenden Beobachtungen sollen daher einen Beitrag zur Ornis des östlichen Teils unserer Provinz darstellen; sie sind gröfstenteils in den Jahren 1915—17 bei meinem wieder- holten Aufenthalte in meiner Vaterstadt gemacht worden. — Frankfurt liegt an einem Durchbruchstal, das in südnördlicher Richtung das Warschau-Berliner mit dem Thorn-Eberswalder Ur- stromtal verbindet. In ihm liegt südlich der Stadt auf dem linken Oderufer ein prachtvoller Auenwald, der Eichwald, den ein schmaler Wiesenstreifen vom Höhenrande trennt. Auf dem östlichen Ufer steht ein jüngerer Eichwald, der Pfarrwinkel, dem bis zur Dammvorstadt ebenfalls Wiesen vorgelagert sind. Dann verbreitert sich das Tal auf etwa 6 Ya km und gibt Raum für ein ausgedehntes, eingedeichtes Wiesen- und Feldgelände, in dem das Rote Vorwerk gelegen ist. Vor dem Oderdeich befindet auf dem Ochsenwerder ein gröfserer Eichen- und Pappelbestand, während ihm gegenüber, etwa beim Halbemeilenwerder, sich unterhalb der Stadt ein Streifen sumpfiger Wiesen hinzieht. Das Lebuser Höhenland links der Oder bildet etwa 7 km südlich der Stadt einen hohen Steilabfall das Geschiebemergels, die Steile Wand. Nördlich davon, an der Buschmühle, ist der Höhenrand mit Mischwald bestanden ; die Hochfläche selbst trägt zwischen Frankfurt und den Dörfern Lossow, Tzschetzschnow, Rosengarten, Boofsen und Cliestow Felder — 12 — und Obstgärten, westlich von Rosengarten und Boofsen dagegen das hauptsächlich aus Kiefernwald gebildete Boofsener Gehege. Die Höhen rechts der Oder tragen zwischen den Dörfern Schwetig und Kunersdorf und weiter östlich den gröfsten Teil der Frankfurter Stadtforst und den Kiefernwald am Kleistturm, an den im Tal ein Erlen bruch grenzt. — Mein besonderes Augenmerk richtete ich auf die Flufsufer und Wiesenflächen an der Oder. Während die Vögel dieser Gelände möglichst vollständig angeführt werden, habe ich mich hinsichtlich der übrigen Vogelwelt auf die Aufzeichnungen beschränkt, die mir irgendwie bemerkenswert erschienen, zumal die Beobachtungen nicht ausreichen, eine auch nur annähernd vollständige Übersicht über die dortige Vogelwelt zu geben. Ein- gefügt sind einige Beobachtungen aus der Forst Siehdichum, die nicht mehr zur näheren Umgebung Frankfurts gehört, sondern etwa 25 km südlich liegt. Colymbus nigricans Scoip. Zwergtaucher. Am 20. IV. 1915 und am 6. IV. 1917 ein Zwergtaucher an dem stark verlandeten Buschmühlenteiche trillernd, späterhin im Jahre jedoch dort nicht mehr bemerkt. Am 28. V. 1916 ein Stück im Erlenbruch am Kleistturm rufend. Larus ridibundus L. Lachmöwe. Den ganzen Sommer hindurch an der Oder; am 10. VI. und 24. VI. 1917 1 Paar zwischen Halbemeilen- und Ochsenwerder. Am 28. VIII. 1915 mehr als 100 auf den überschwemmten Eich- waldwiesen. Hydrochelidon nigra L. Trauerseeschwalbe. Seit mehreren Jahren an der Oder oberhalb Frankfurts beob- achtet. Am 27. V. und 11. VI. 1916 ein Paar Schwetig gegen- über auf- und abfliegend. I^yroca fuligula L. Reiherente. Am 23. X. 1915 auf den überschwemmten Wiesen vor dem Pfarrwinkel 4 Stück. Anas hoschas L. Märzente. Gröfsere Scharen auf den unter Wasser stehenden Eichwald- wiesen im Herbst 1915: 11. IX. etwa 50, 7. X. etwa 200. Anas querquedula L. Knäckente. Am 12. VIII. 1916 auf den Eich wald wiesen am Bar daune- graben 2 Stück auffliegend, die ich für Knäckenten ansprach. Anser spec. Während der Zugzeit wiederholt beobachtet, so am 10. III. 1915 mehrere Flüge das Odertal entlang, ebenso am 21. IX. 1915 und 27. IX. 1916. -. 13 — Charadrius duhius Scop. Flufsregenpfeifer. 2 Paare auf Sandbänken an der Oder Schwetig gegenüber am 27. V. 1916; in schnellem Fluge jagten sie dicht über dem Wasserspiegel hin. Am 11. VI. 1916 dort ein eifrig futtersuchender Vogel, am 19. VIII. 1917 wieder 3 Stück. Vanellus vanellus L. Kiebitz. Eichwaldwiesen: 13. V. 1916 6-8 Stück, 11. VI. 1916 und 19. V. 1917 je 2 Paare. Wiesen am Roten Vorwerk: 24. IV. 1916 mehrere Exemplare; vor dem Pfarrwinkel: 9. VI. 1917 ebenfalls mehrere; am Halbemeilenwerder am 10. VI. 1917 eine gröfsere Anzahl. Tringoides hypoleucos L. Flufsuferläufer. An der Oder nördlich der Steilen Wand am 12. VIII. 1916 beobachtet. Totanus littoreus L. GrünschenkeJ. Ein Grünschenkel hielt sich am 5. VIII. 1917 an der Oder vor dem Eichwalde auf. Mit tjü-tjü-Rufen strich er schliefslich ab. Numenius arquatus L. Grofser Brachvogel. Am 10. IV. 1916 auf den z. T. überschwemmten Eichwald- wiesen einige Vögel, die ich für Numenien hielt. Am 23. V. 1916 strich dort ein Brachvogel dicht über uns der Oder zu. Der hohe Wasserstand, der die Wiesen bis in den Mai hinein versumpft erscheinen liefs, hatte ihn vielleicht zum längeren Verweilen auf dem Durchzuge veranlafst. Im Wiesengelände am Halbemeilen- werder am 10. VI. 1917 ein einzelner Vogel. Gallinago gallinago L. Bekassine. Ein Brutpaar auf den sumpfigen Wiesen am Halbemeilen- werder; das cT am 28. V. 1917 vormittags in anhaltenden Flugspieleu. Crex crex L. Wachtelkönig. Auf den Eichwaldwiesen am 11. VI. 1916 und 23. VI. 1917 in mehreren Exemplaren gehört; auf den Wiesen vor der Busch-' mühle schnarrten am 19. V. "1917 auf einer etwa 25 ha grofsen Fläche mindestens 5 Stück. Auf den Wiesen beim Pfarrwinkel am 20. V. 1917, beim Halbemeilenwerder am 28. V. 1917 mehrere. Fulica atra L. Bläfshuhn. Auf den Teichen im Erlenbruch am Elfensteig am 28. V. 1916 und am 20. V. 1917. Gallinula chloropus L. Grünfüfsiges Teichhuhn. Am 28. V. 1916 am Elfensteig beobachtet, 1917 jedoch dort nicht wiedergefunden. — 14 — Cicönia ciconia L. Weifser Storch. Besetzte Horste auf dem alten Schornstein des Karthausbades und auf einer Scheune am Nordausgange der Küstriner Strafse. Am 19. V. 1917 hielten sich 17 Stück auf den Eich wald wiesen auf, die anscheinend dem Brutgeschäft fern geblieben waren, wie das schon wiederholt beobachtet worden ist. Ardea cinerea L. Fischreiher. Am 10. YIII. 1915 2 Exemplare gegenüber der Steilen Wand. Auf den vom Hochwasser überfluteten Eich waldwiesen vom 11. IX. bis 7. X. 1915 13 Stück, immer an einer ganz bestimmten Stelle umherwatend; späterhin durch den zu hohen "Wasserstand von dort vertrieben. Am 29. IV. 1916 dort wieder 3 Stück; am 19. VIII. 1917 Schwetig gegenüber ebenfalls 3. Am 28. V. 1917 am Halbe- weilenwerder ein Reiher. Circus cyaneus L. Kornweihe. Am 10. XIII. 1915 ein junger, unterseits ganz brauner Vogel an der Steilen Wand überhin. Accipiter nisus L. Sperber. Wiederholt in den Tälern und Ostgärten um Tzschetzschnow beobachtet: 8. X. 1915, 23. IV. 1916, 4. I. und 22. IV. 1917. Buteo huteo L. Mäusebussard. Brutvogel im Boofsener Gehege, am 12. VIII. 1915 dort beobachtet; am 17. VI. 1916 ein einzelner auf der östlich davon gelegenen Feldmark von Rosengarten. Im Eichwalde am 26. IX. 1916 und in früheren Jahren mehrfach gesichtet, in der Kuners- dorfer Forst am 25. V. 1915 4 Exemplare, am 26. IX. 1916 ein Stück. Milvus Jcorschun Gm. Schwarzmilan. In der Forst Siehdichum am 24. IX. 1916 ein Schwarzmilan nördlich vom Scherwenzsee. Falco subbiUeo L. Baumfalk. Am 28. V. 1917 über den Wiesen und, Wiesengehölzen am Halbemeilenwerder jagend. Cherneis tinnincula L. Turmfalk. Brutvogel im Kiefernwalde am Kleistturm; am 20. V. 1917 übte das Paar eifrig die bogenförmigen Flugspiele, die es mit an- haltenden wriii .... Reihen begleitete. Am 13. IX. 1915 ein Turmfalk über den Feldern vor Lossow. Syrnium aluco L. Waldkauz. Aus einem durch alten Baumbestand ausgezeichneten Park in der Gubener Strafse rief am 17. und am 25. X. 1915 ein Wald- kauz sein einsilbig gellendes kuit. — 15 — Dryocopus martius L. Schwarzspecht. Am 22. V. 1915 in der Grundheide zwischen Kunersdorf und Schwetig; am 12. YIII. 1915 im Boofsener Gehege. Älcedo ispida L. Eisvogel. In früheren Jahren von mir an Altwässern der Oder beim Eichwald, am Bardaunegraben, an dem von der Tzschetzschnower Mittelmühle kommenden Fliefs und an der Buschmühle beobachtet. Am 10. VIII. 1915 ein Stück an der Steilen Wand, am 19. VIII. 1917 am Eichwalde. Riparia riparia L. Uferschwalbe. Brutkolonien an der Steilen Wand, in Sandgruben nördlich Tzschetzschnow, am Kleistturm und am nördlichen Ende der Lebuser Vorstadt. (Schlufs folgt.) Wanderdrossel in Pommern erlegt. Von F. Koske. Eine Wanderdrossel {Turdus migratorius L.), ein Weibchen, wurde am 23, November 1913 in der Nähe von Üeckermünde in Pommern erlegt. Ein Förster schofs den Vogel, den er einige Tage in den Ebereschen bemerkt hatte, und brachte ihn zu Dr. Krüper in Üeckermünde, der ihn an Dr. Frey in Wiesdorf (Nieder- rhein) gab, in dessen Sammlung er sich jetzt befindet. Herr Geheimrat König -Bonn hatte die Liebenswürdigkeit, mir die Ver- läfslichkeit der Angaben zu bestätigen. Die erste Mitteilung hier- über befindet sich in Wild und Hund 1914, S. 96. Nach R. Blasius im neuen Naumann Bd. I, S. 199, dem auch Hartert folgt, ist die Wanderdrossel bis jetzt dreimal in Deutschland gefunden : einmal auf den Wildpretmarkte in Meiningen (Sammlung Fürst Radziwill), einmal am 14. X. 1874 auf Helgoland, einmal am 31. X. 1876 bei Upjever in Oldenburg (Museum Oldenburg); der am 23. XL 1913 bei üeckermünde erbeutete Vogel ist nun- mehr der vierte dieser Art in Deutschland. Berichtigung. In der Abhandlung „Das Vogelleben im Aisnegebiet" 0. M. 1917 S. 112—119 sind folgende Druckfehler zu berichtigen: S. 113 1. Zeile von oben: Beistrich hinter Lullula arborea fällt weg, 4. Z. v. o. Beistrich hinter L. cornix fällt weg, mufs hinter „Wintergäste" stehen, 20. Z. v. o. ^fiohjmhus cristatus"" statt .^Fuligula cristatcV\ 9. Z. v. u. Beistrich hinter Arten fällt weg; S. 115 17. Z. v. u. „uns" statt „um"; S. 116 17. Z. v. o. „Durchzügler" statt „Brutvogel", 10. Z. v. u. „mir" statt „nur"; S. 117 8. Z. V. 0. „wie gesagt" statt „wie Gesagte", 2. Z. v. u. „nicht" und Beistrich am Ende d. Z. fallen fort; S. 118 7. Z. v. o. hinter „Unterständen" mufs Beistrich stehen, 23. Z. v. o. „masu- rischen" statt „masureische", 15. Z. v. u. „Leboucq" statt „Rebousch"; S. 119 4. Z. V. 0. „ward" statt „war", 20. Z. v. o. „Erdarbeiten" statt „Erdarbeiter", 29/30. Z. v. o. „seine eigne" statt „seiner eignen". — 16 — Anzeigen. Soeben erschien mein neuer Antiquar -Katalog über „Vertebrata". Ein Band von über 500 Seiten mit 14000 Büchertiteln. Dieser Katalog ist der bibliographisch vollständigste, der jemals über dieses Thema erschienen ist. Er wird gratis versandt. Für mein Lager kaufe ich naturwissenschaftliche Literatur. Hauptsächlich suche ich alle Werke von „Brehm" und den beiden „Naumanns", vorzüglich die „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" in allen Auflagen. Ich bitte um Angebot. In meinem Verlage erschienen unter andern : Mayen, W., j,Die Vögel des Freistaates und Fürstentums Lübeck." 1913. (IV u.) 166 Seiten in Gross-Oktav. M. 6.—. Tischler, F., „Die Vögel der Provinz Ostpreussen." 1914. 331 Seiten in Gross-Oktav mit einer Portrait -Tafel. M. 12.—. In Vorbereitung befinden sich und erscheinen, sobald es die Verhältnisse gestatten : SchalOW, ,, Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg. Materialien zu einer Ornithologie der Norddeutschen Tiefebene auf Grund eigener Beobachtungen und darauf gegründeter Studien." Szlelasko, „Die Gestalten der normalen und abnormen Vögel-Eier analytisch bearbeitet." Mit 2 Figuren- tafeln und 39 analytischen Tabellen. Thomsen, P., „Johann Friedrich Naumann. Sein Leben, seine Werke, sein Briefwechsel." Nach neuen zum grössten Teile bisher unveröffentlichten Quellen be- arbeitet. 2 Bde. ca. 1000 pg. mit zahlreichen Tafeln, Portraits und Figuren. Vorausbestellungen werden entgegen genommen. Berlin W. 15. W. Junk Yerlag und Antiquar, für ITaturwiss, Druck TOD Otto DorablUth in Bernburf. Omithologisclie lonatsbericMe herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 26. Jahrgang. Februar 1918. No. 3. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern und sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 6 Mark. — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von E. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Ornithologische Beobachtungen aus der Umgebung von Frankfurt (Oder). Von Heinrich Sellkopf. (Schlufs von S, 15.) Muscicapa atricapiUa L. Trauerfliegenfänger. Im Eichwalde am 14. V. 1916 in den Jagen 14, 16 und 17 mindestens 12 singende cf. In der Buschmühle am 19. V. 1917 gesehen. Im Erlenbruch am Elfensteig, wo sie sicher sonst nur wenige geeignete natürliche Nisthöhlen gefunden hätten, brüteten sie zahlreich in Berlepschschen Nisthöhlen, ebenso am anschliefsenden Notdamm ; am 28. V. 1916, 6. V. und 20. V. 1917 dort beobachtet. Corvus frugilegus L. Saatkrähe. Im Frühjahr 1912 auf der grofsen Pappel im Park inmitten der Gubener Vorstadt eine Kolonie von 17 Nestern, die dann von der Feuerwehr heruntergeholt wurden. 1916 auf demselben Baum wieder eine Kolonie, die auf gleiche Weise zerstört wurde. — Ein Sammelplatz für Saat-, Nebelkrähen und Dohlen ist im Herbst der Wald am Kleistturm, wo sie von allen Himmelsrichtungen herbei- fliegend sich zu vielen Hunderten einfinden. — Selbst in dem strengen Winter 1917 waren ständig Saatkrähen in der Umgebung Frankfurts zu bemerken. Fringilla coelebs L. Buchfink. Ein überwinterndes 9 am 14. I. 1917 bei — 5® C. in der Gubener Strafse angetroffen. Äcanthis linaria L. Leinzeisig. Am 14. I. 1917 vor der Buschmühle ein Flug von 8 Stück, die trotz der Kälte sehr munter waren. Ein cf liefs sogar ein 2 — 18 — kürzeres Lied ertönen, plaudernd aneinandergereihte Locktöne, in die der hoid-Kuf eingeflochten wurde. Ungedeckt konnte man sich ihnen bis auf weniger als 2 m nähern, so dafs deutlich die streifige Oberseite, die rosige Brust und der dunkle Kehlfleck zu erkennen waren. Serinus canarius germanicus Laubm. Girlitz. Überall Brutvogel in den gröfseren Gärten, Parkanlagen und Kirchhöfen. Emberiza schoenidus L. Rohrammer. Brutvogel in den Weidenbüschen an der Oder ; im Vorlande des Eichwaldes am 26. V. 1915, am Halbemeilen werder am 10. VI. 1917 beobachtet. Emheriea hortulana L. Gartenammer. Allverbreiteter Brutvogel in den Feldern und Obstgärten, namentlich dort, wo sich lange Reihen von Pflaumenbäumen zwischen den Feldstreifen hinziehen, so um Tzschetzschnow. Emheriea calandra L. Grauammer. Brutvogel im Feldgelände und besonders auf den Wiesen des Odertals; überall ertönt aus den Kopfweiden ihr einförmiges Lied, so am Roten Vorwerk (24. IV. 1916), am Halbemeilen werder (10. VL 1917). Emheriza citrinella L. Goldammer. Häufiger Brutvogel, auch auf den Werdern und dem Vor- lande an der Oder. Anthus campesiris L. Brachpieper. Am 24. IX. 1916 in der Forst Siehdichum ein Flug von 6 Stück auf Sandbrachen nördlich von Kupferhammer. Anthus pratensis L. Wiesenpieper. In dem moorigen Wiesengelände am Roten Vorwerk führten am 24. IV. und 18. VI. 1916 Wiesenpieper cT an verschiedenen Stellen ihre Balzflüge aus, ebenso am Halbemeilen werder am 28. V. und 10. VL 1917. Budytes flavus L, Wiesenstelze. Brutvogel in den Wiesen : Eichwaldwiesen (14. V. 1916), am Roten Vorwerk (18. VI. 1916), am Halbemeilenwerder (28. V., 10. VL 1917). Am 5. V. 1917, als die Eichwaldwiesen noch über- schwemmt waren, fanden sich verschiedentlich Wiesenstelzen auf den Feldern der benachbarten Höhen bei Tzschetzschnow. Motacilla alba L. Weifse Bachstelze. Häufiger Brutvogel; oft sieht mau sie auf den Steinbuhnen an der Oder jagen. — 19 — Motacilla boarula L. Gebirgsbachstelze. 1 Paar am 22. IV. 1917 an der Tzschetzschnower Mittelmühle beobachtet. Ein zweites Paar brütete 1917 in offenen Hallen des Ausflugsortes Buschmühle, eine bemerkenswerte Anpassung an den Menschen; durch das buntbewegte Treiben in dem Kaffeegarten liefsen sich die Gebirgsbachstelzen nicht stören. Sitta caesia sordida Rchw. Ostdeutscher Kleiber. Alle beobachteten Exemplare mit schmutzig rahmfarbiger Unterseite, nur die Seiten etwas dunkler und rötlich. — Am 28. 1. 1917 ein gröfserer Flug Kleiber an der Buschmühle. Besonders häufig brütet unser Vogel im Eichwalde, am 8. VII. 1917 machten sie sich überall durch ihr lärmendes twit twit bemerkbar. Certhia familiaris L. Waldbaumläufer. Die für diese Form charakteristische längere Trillerstrophe brachte ein Exemplar mit deutlich gelblicher Oberseite am 6. IV. 1917 in den Buscbmühlenbergen. Certhia hrachydactyla Brehm. Gartenbaumläufer. Brutvogel auf dem Alten Kirchhof. Am 7. VII. 1917 einen Baumläufer mit grauer Oberseite im Eichwalde aus nur 1 m Entfernung gesehen. Aegithalus caudatus L. Schwanzmeise. Bisher immer nur die weifsköpfige Form gesichtet. Sylvia nisoria Bebst. Sperbergrasmücke. 19. V. 1917: Ein Paar in Gartenhecken am Talgehänge des Buschmühlenweges. Auch hier waren es die harten errr-ßufe, durch die sie die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sylvia sylvia L. Dorngrasmücke. Häufiger Brutvogel in Hecken und Gebüschen, besonders in den Weidenbüschen an der Oder; so im Vorlande des Eichwaldes und am Halbemeilenwerder. Phylloscopus trochilus L. Fitislaubvogel. Auch der Fitis ist Brutvogel in den Weidenbüschen der Wiesen. Phylloscopus rufus Bebst. Weideolaubvogel. Allverbreiteter Brutvogel. 1911 nistete ein Paar im Garten meiner Eltern ; das tiefmuldige, jedoch nicht überdeckte Nest be- fand sich in einem mit Efeu und Wildem Wein überrankten Zaun, etwa Yi ^ über dem Erdboden. Die Alten waren sehr dreist, oft rannten sie durch eine nahe Gartenlaube, wenn wir uns darin befanden. — Am 24. VI. 1917 auf dem Ochsenwerder eine Familie, deren Junge mit chep chep . . . Rufen um Futter bettelten. — 20 — Locustella naevia Bodd. Heuschreckenschwirl. Auf dem Yorlande zwischen Eichwald und Oder schwirrte am 1. VII. 1916 ein (S von etwa 9 p (Ortszeit) ab; am 23. VI. 1917 in derselben Gegend 3 Stück beim Anbruch der Dämmerung singend. Im Weidendickicht am Halbemeilenwerder liefs sich ein Schwirl am 10. VI. 1917 sogar mittags hören. Calamodus schoenohaenus L. Bruchweifskehlchen. Brutvogel in den Weidenbüschen dicht an der Oder, wo es mit Rohrammer und Blaukehlchen zusammen wohnt ; im Vorlande des Eichwaldes am 27. V. 1916 und am 23. VI. 1917, am Halbe- meilenwerder am 10. VI. 1917 beobachtet. Auch weiter hinein im Wiesengelände, so am Notdamm am 20. V. 1917. Äcrocephalus palustris Bebst. Sumpfrohrsänger. Am Abend des 23. VI. 1917 liefs uns ein Sumpfrohrsänger in einem Weidengebüsch an der Oder beim Eichwalde auf etwa 1 m herankommen, so dafs wir dem herrlichen abwechslungsreichen Gesang aus nächster Nähe lauschen konnten. Äcrocephalus streperus Vieil. Teichrohrsänger. Zwei singende Exemplare am Notdamm am 9. VI. 1917 beobachtet. Äcrocephalus arundinaceus L. Drosselrohrsänger. Am 13. V. 1916 zwei lebhaft singende cf ioi Phragmitetum an der Oder vor dem Eichwalde. Am 10. VI. 1917 ein Stück im Rohrbestande an kleinen Wasserläufen des Wiesengeländes am Halbemeilen werder. Turdus pilaris L. Wachholderdrossel. Am 14. IV. 1915 im Eichwald ein kleiner Flug streichend. Turdus musicus L. Singdrossel. Als Parkvogel, wie sie es beispielsweise in Berlin (Tiergarten) ist, in Frankfurt noch nicht beobachtet, wohl aber im Kiefernwald bei der Grundförsterei am 9. VI. 1917. Saxicola oenanihe L. Steinschmätzer. Auf den moorigen Wiesen am Roten Vorwerk am 24. IV. 1916 ein Paar beobachtet. Pratincola ruhetra L. Braunkehlchen. Auf den Bäumen und Fernsprechleitungen im Wiesengelände zwischen Roten Vorwerk und dem Nachbardorfe Trettin sangen am 28. V. und 10. VI. 1917 verschiedentlich Braunkehlchen ihre schlichten Lieder. ^ 21 — Erithacus cyaneculus Wolf. Weifssterniges Blaukehlchen. Bewohner der Weidendickichte am Oderufer. Bisher nur an den Stellen beobachtet, wo die Steinbuhnen dicht mit Weiden- gebüsch bewachsen sind. An den Buhnen finden sich oft neben Sandbänken auch mehr schlammige Uferstrecken, die dem Blau- kehlchen besonders zusagen mögen. Am 27. V. und 1. VIL 1916 fanden wir an derartigen Stellen am Oderufer Schwetig gegen- über mehrere singende cf, jedoch begannen sie erst nach 9 p (Ortszeit) lebhafter zu singen; vorher liefsen sie nur Bruchstücke von Liedern hören. Am 23. VI. 1917 gelang es uns, dort nur ein einziges Blaukehlchen zu verhören. Mit dem Einbruch der Dämmerung sang es anhaltend aus einem Weidengebüsch. Es erschien auffällig, dafs sich nur ein cf hören liefs, jedoch ist schon wiederholt beobachtet worden, dafs Blaukehlchen in ihrem Bestände schwanken (Schalow, Zur Ornis der Mark Brandenburg, Zeitschr. f. d. gesamte Ornithologie 1885, S.35; Hesse, Blaukehlchen und Sprosser in der Mark Brandenburg, Journ. f. Ornith. 1914, S. 265). Vielleicht wurde im Frühjahr 1917 die Mehrzahl der Blaukehlchen zum Weiterziehen veranlafst durch den hohen Wasserstand, der bedeutend höher war als das Jahr zuvor und bis in den Mai hinein die Ufer überschwemmt hielt. Erithacus luscinia L. Nachtigall. Brutvogel in Gärten, Parkanlagen und Kirchhöfen, auch an gebüschreicheu Stellen der Umgebung. Im Odertal auf dem Halbe- meilenwerder (10. VI. 1917) und im Erlen bruch am Elfensteig. Den Herbstgesang von Singvögeln habe ich an folgenden Tagen notiert: Amsel. 10. X. 1914. Hausrotschwanz. 1915: 21. IX.; 1916: 19., 20., 21., 22., 23., 25. 27. IX. Weidenlaubvogel. 1915: 25., 29. VIIL, 6., 7., 9., 10., 12., 16., 20., 25. IX. ; 1916 : 21., 22., 24., 26. IX. Die Aufzeichnungen aus dem Herbst 1916 beschränken sich auf die Zeit vom 19.— 27. IX. In der Mehrzahl der beobachteten Fälle vom Herbstgesang herrschte allerdings heiteres Wetter oder Sonnenschein, aber bei der geringen Anzahl von Beobachtungen kann das ein reines Zufallsergebnis sein. Angefügt seien einige Aufzeichnungen über das Erwachen der Vogelwelt, wie ich es in Gärten der Gubener Vorstadt beob- achten konnte (Ortszeit, Zeiten auf 5 min. abgerundet). 27. V. 1915: 3"a Pirol, Haussperling; 3" Amsel. 21. V. 1917: 305a Amsel, 3io Pirol, 3^5 Buchfink, Grauer Fliegenschnäpper, Klappergrasmücke, 3**' Mönchsgrasmücke, 3" Haussperling, 3^^ Grünfink, 4°^ ersten Segler gesehen, 4^" erster Seglerruf. Wetter: Wolkenlos, kühl, 6° C. — 22 — 29. V. 1917: S^Oa Pirol, S^^ Amsel, S^^ Mönchsgrasmücke' 3" Hausrotschwanz, 325 Haussperling, S^o Grünfink, 335 Garten- laubvogel, 405 erster Segler erschienen, 4" erster Seglerruf. Wetter: Heiter, warm, 16^ C Eine ganze Anzahl sonst häufiger Mitglieder unserer Wasser- ornis sind mir in Frankfurts Umgebung bisher nicht zu Gesicht gekommen, da gröfsere Seen fehlen. Einen gewissen Ersatz für die Seenflächen bieten wenigstens in manchen Jahren zur Zeit des Zuges die Oderwiesen, wenn sie durch Frühjahrs- oder Herbst- hochwasser oft weithin überschwemmt sind. Aber die Durchzügler, die beobachtet werden konnten, Lachmöwen, März- und Keiher- enten, Keiher, reichen in Individuen- und Artenzahl bei weiten nicht heran an die Scharen, die dann die Seen und Niederungen der grofsen Urstromtäler beleben. Ähnliche Verhältnisse wie in Frankfurt herrschen nach Hammling und Schulz (J. f. 0., S. 384— 433, 529—591) in Posens Umgebung, das ebenfalls an einem Yer- bindungstal zwischen zwei Urstromtälern liegt. Auch die Brut- vögel des Odertals bei Frankfurt stimmen gröfstenteils mit denen des Posener Warthetals überein. Die Weidenmeise als Brutvogel an der Schwarzen Elster bei ßuliland. YoD Udo Bäbrmann. Zu meinen Mitteilungen über die Vögel der Umgebung von Ruhland (vergl. J. f. 0. 1917, S. 468—506) möchte ich nachträglich ergänzend bemerken, dafs die von mir dort ausgesprochenen Ver- mutungen, die Weidenmeise würde hier brüten, sich in der Tat durch ein selbsterbeutetes Gelege mit zugehörigem 9 bestätigt haben. Vor Jahresfrist, als ich jene Notizen niederschrieb, da konnte ich den Brutnachweis nicht allein aus den unregelmäfsigen Sommerbeobachtungen herleiten. Um daher die offene Frage, ob die Weidenmeise hier brütet oder nicht, womöglichst endgiltig entscheidend zu erledigen, widmete ich in diesem Jahre (1917) den Vögeln schon vor Beginn der Brütezeit besondere Aufmerksamkeit. Ich fand sie nach Mitte April gepaart und ging im letzten Viertel desselben Monats einem Pärchen nach, das sich täglich in einem bestimmten Umkreis lockend umhertrieb. Das war nicht das einzige Paar, auch an anderen Stellen des Waldes i) begegneten mir Weidenmeisen oft, die gegenseitig einander ebenfalls lockend aus den noch unbelaubten Eichen in die dichteren Fichten oder Kiefern flüchteten. Ohne Kenntnis der Lockstimme würde man im Walde vergeblich nach ihnen suchen. Ist man mit dieser ') Gemeint ist der iu der Ornith. Monatsschr. XLl, Nr. 5, S. 163 — 167 ausführlich geschilderte Aufenthaltsort, D. Verf. — 23 — vertraut, dann entgehen sie einem nicht, freilich hält es dennoch schwer, den Brutplatz aufzufinden, wenn man sich allein von der Stimme des Vogels leiten läfst. Planloses Suchen danach wäre hier, ohne vom Zufall begünstigt, sicherlich vergebliche Mühe gewesen. Nämlich am 1. Mai überraschte ich den einen Gatten, der damit beschäftigt war, in einer etwa armstarken, über der Erde meterhoch abgebrochenen Kiefer (Pinus sylvestris) 30 cm tiefer eine Bruthöhle einzumeifseln. Da das Holz abgestorben, teils von schmarotzenden Insekten bis an den Kern zerfressen und infolgedessen mürbe und mulmig, viel weicher als die umgebende Baumrinde war, so war am nächsten Tage die Arbeit merklich vorgeschritten. Des Mittags betätigten sich cT und 9 abwechselnd daran, die angefangene Höhle inwendig zu erweitern. Die feinen ausgeworfenen Späne lagen auf der Erde. Das Flugloch hatte eine ungleichmäfsige längliche Form. Die Höhlung schien am 4. V. fertig vollendet; erst am 7. und 8. V. wurden Niststoffe an Wolle und Wildhaaren eingetragen. Davon blieben unwillkürlich Spuren an dem nicht sehr glatten Rand der Eingangsöffnung kleben, ähnlich wie man es häufig bei den Nestern anderer Meisenarten findet. Als ich tagsdarauf, den 9, Mai, den Nistplatz wieder aufsuchte, war ringsumher alles still, nur hin und wieder fuhr ein leichter Windstofs durch den Wald. Diese günstige Gelegenheit wurde benutzt, in der Annahme, ungesehen den Fortschritt des Nestbaues zu verfolgen. Dabei schaute ich durch das Flugloch in die enge Höhle hinein und sah darin die eine Weidenmeise fast regungslos sitzen, nur wurde öfters das mir zugewandte Auge bewegt, was ich deutlich sehen konnte, weil das Innere der Höhle von den Strahlen der Mittagssonne beleuchtet ward. Von der Bewegung meines Schattens zufällig gestreift, wurde sie doch nicht veranlafst, von ihrem Platze zu weichen. Um die nämliche Zeit suchte ich in der Nähe das d* ver- geblich. Durch weitere Beobachtungen bin ich später hinreichend davon überzeugt worden, dafs man das cf, sobald das 9 ^uf den Eiern sitzt, noch selten am Brutplatze gewahr wird. So wird der Standort des Nestes von den Vögeln selber nicht leicht an Menschen und an Raubtiere verraten. Unauffällig entwickelt sich das Brut- geschäft vor unsern Augen. Während des ganzen Jahres behalten cf und 9 i^^re Lock- stimme, erst mit dem Paarungstrieb erwacht der Gesang des cf, das am regelmäfsigsten und eifrigsten von Ende April bis Anfang Juni in den Vormittagsstunden bis gegen Mittag singt. Die ein- zelne Strophe, die pfeifend anhebt, endigt meist in einem kurzen abgehackten Roller. Doch lassen sich, wenngleich seltener, in der Begattungszeit noch andere Lautäufserungen vernehmen, die mich zwar anfangs lebhaft an die Stimmen jüngerer Kohlmeisen erinnerten, jedoch, wenn einmal richtig erfafst, wenn das Gedächtnis — 24 — die Ausdrücke der Stimme aufbewahrt hat, nicht mit jenen zu ver- wechseln sind. Es sind dies oft minutenlange wechselnde Touren, in denen die Töne weich, etwa ähnlich wie schti-schti-schti-schjät- schjät klingen, fast in gleicher Tonhöhe langsam dicht aufeinander folgen, wobei das cf oft lange, zumal an drückend heifsen Tagen, an einer Stelle rerbleibt und sitzend singt, dagegen bei kürzeren Touren hurtig in den Zweigen der Bäume umherhüpft. Wird der singende Yogel gestört, so wird der Gesang unter- brochen, und mit warnendem, heiserem däh däh, zwei bis fünfmal rasch hintereinander folgend, alle Silben gleichmäfsig stark betonend, mitunter, je nach den Ursachen der Störung, zuvor einmal bitt oder pitt rufend, fliegt er unbemerkt davon aus dem Bereich des Ruhestörers. Ist soeben der Platz fliegend gewechselt und nun die Gefahr vorüber, so wird die Lockstimme wiederholt. Übrigens wird fast stets der entscheidende Augenblick zum Platzwechseln durch die Lockstimme angezeigt, wie umgekehrt alsbald die An- kunft an dem Ort, wohin sich der Vogel begeben hat. — Ein unglückliches Ereignis, das den Brutvögeln zum Ver- hängnis wurde, vereitelte bald die weiteren Beobachtungen am Neste, denn am 16. V. war das Flugloch gewaltsam nach unten erweitert. Doch hatte zunächst der auf den Eiern sitzende Vogel das Brutgeschäft nicht aufgegeben ; er safs ganz frei, trug indessen die Flügelspitzen gekreuzt, hatte den Hals eingezogen, die abge- schliffenen Schwanzfedern des engen Raumes wegen sanft nach oben gerichtet und machte keine Miene zum Fortfliegen, als ich meine rechte Hand nach ihm ausstreckte. Ungestört verliefs ich den Ort. Zwei Tage später, den 18. V., war die Höhle gänzlich aufgebrochen und der Vogel der Eier bis auf eins, welches ich mitnahm, beraubt. Die wenigen Niststoffe lagen auf der Erde zerstreut, dazwischen zerbrochene Eierschalen. Die Weidenmeisen waren verschwunden. Wahrscheinlich war ein vierbeiniges Raubtier der Übeltäter gewesen, wenn es nicht die Eichelhäher, welche in der Nachbar- schaft brüteten, auf die Eier abgesehen hatten. Eine zweite Brutstätte fand ich inzwischen am 13. Mai. Sie lag nicht weit von der ersten entfernt, an einem Waidwege, wo die Höhle angelegt war in einem 16 cm starken, kaum fufshoch aus der Erde ragenden, dem Waldboden überlassenem Stammstück einer Birke (B6tula puböscens), die vor Jahren gefällt worden war. Der Stumpf, ebenfalls durch Insektenfrafs zerstört, war innen morsch, und von aufsen hatte ein Specht die Borke durchschlagen und ein Loch gehackt, wodurch die Weidenmeisen in den Stand gesetzt wurden, sich im Innern die Bruthöhle zuzubereiten, was sonst der widerstandsfähigen Borke wegen nicht leicht möglich gewesen wäre. Die innere Aushöhlung, deren Wände ganz glatt gearbeitet waren, hatte die Form einer Retorte, an welcher der Hals fehlt. — 25 — Sie mafs von Mitte Einflugsloch senkrecht bis zum Boden im Lichten gemessen 12 cm, und ihr gröfster Durchmesser betrug 7 cm. In einem angemessenen Verhältnis stehen hierzu die Mafse der eingangs erwähnten Bruthöhle mit 15 cm Tiefe und 6,5 cm Durchmesser. Das 9 safs auch hier während der Morgenstunden sehr fest auf den Eiern, ohne zu entfliehen, obgleich die Höhle zwecks Untersuchung seitlich behutsam aufgebrochen war, ja es liefs sich geduldig mit der Hand lebend ergreifen. Die 7 Stück unbebrüteten Eier lagen unordentlich durcheinander, von Haaren und Wolle zum Teil verdeckt. Ebenso das Nistmaterial, das weder künstlich zusammen gefügt war, noch eine gut geformte Nestmulde bildete. Die Eier ähneln denen im neuen Naumann Band II auf Tafel 28 dargestellten Eiern von Farus salicarius borealis, nur fällt die äufsere Farbe vor dem Präparieren etwas ins Rötliche, was der durchschimmernde Dotter verursacht. Ferner teilte mir Herr Pastor Kleinschmidt, dem ich das Farus salicarius -Gelege nebst Brutvogel zur Ansicht sandte, freundlichst mit, dafs sie gröfser zu sein scheinen als die von Farus salicarius rhenanus. Vogelwarte ßossitten. (Tannenhäherzüge.) In der Dezembernummer 1917 dieser Zeitschrift habe ich über das Beringen von sibirischen Tannenhähern berichtet, die im Oktober 1917 bei ihrem Zuge über die Kurische Nehrung bei Ulmenhorst gefangen waren. Es konnte damals uach schon ein Ergebnis gemeldet werden, dafs nämlich der Häher Nr. 29288, der am 5. Oktober markiert war, nach 5 Tagen 70 km südwestlich wieder erbeutet wurde. Jetzt liegen noch drei weitere Fälle vor: Der Tannenhäher Nr. 29312, gezeichnet am 8. Oktober, fing sich am nächsten Tage auf der Försterei Dammwalde bei Gold- schmiede im Samlande in einer Dohne. Entfernung: 51 km nach SW. Meldung und Ring durch Herrn Hegemeister D r a h e i m. Ferner wurde von den beiden Hähern Nr. 29295 und 29300, beringt am 7. Oktober, der erste am 27. Oktober, also nach 20 Tagen, etwa 19 km von Posen entfernt geschossen; der zweite am 21. Oktober, also nach 14 Tagen, in der Gutsforst S e 1 c h o w, Kreis Ost-Sternberg, Neumark ebenfalls geschossen. Die Entfernungen sind 385 und 480 km nach Südwesten. Beide Erbeutungsorte liegen nur etwa 100 km von einander entfernt. — 26 — Meldungen durch die Staatliche Gutsverwaltung C h 1 u d o w o und durch Herrn Förster Müller in Selchow. Schlufsfolgerungen: 1. Im Ganzen wurden im Laufe des Oktobers 45 Tannenhäher beringt. Der letzte am 25. Von diesen Yersuchsobjekten waren bereits bis zum 27. Oktober vier Stück = 8,8 7o wieder erbeutet, ein hoher Prozentsatz. Es gelangen also viele von den sibirischen "Wanderern in Menschenhände, und viele gehen sicher auf andere Weise zu Grunde; ich möchte an- nehmen durch Nahrungsmangel. Dafs die Häher im Verlauf ihres Zuges scheinbar immer magerer wurden, darauf wies ich schon in der oben angezogenen Notiz hin. Und wenn man die Vögel längere Zeit hindurch zu beobachten Gelegenheit hat, so wird man den Eindruck nicht los, dafs es ihnen nicht leicht wird, ihren Lebensunterhalt zu finden. Ich habe sie bei ihren Zügen über die Nehrung nur immer an zwei Nahrungsquellen beobachten können: an Ebereschen und am Pferdedung. In dem einen Jahre auch an Raupen, die gerade massenhaft auftraten. Wenn nun diese Quellen versiegen ? Werden es dann alle einzelnen Vögel verstehen, sich durch- zuschlagen, um nach ihrer sibirischen Heimat zurückzukehren ? Der höchste Triumpf der Tannenhäherberingung wäre die Rücklieferung eines beringten Stückes aus seiner ursprünglichen Heimat. Ob der Fall eintreten wird?! 2. Der Reiseweg führt von der Nehrung aus nach Südwesten in's Innere Deutschlands oder Österreichs, und zwar sind alle 4 Versuchsvögel und damit wohl die über die Kurische Nehrung wandernden Tannenhäher überhaupt fast ein und dieselbe Strafse gezogen. 3. Was die Schnelligkeit des Zuges anbelangt, so lassen die vor- liegenden 4 Ergebnisse kein bestimmtes Mafs festlegen. Der eine Vogel ist erwiesen ermafsen von einem Tage zum andern 51 km gewandert. Bei den drei andern Fällen betragen die täglichen Wegstrecken, wenn man den Erlegungstag als Ankunftstag nimmt, 14, 20 und 35 km. Nahrungsquellen und individuelle Anlagen werden bei Beschleunigen oder Ver- langsamen des Zuges entscheidend sein. Der letzte (unberingte) Tannenhäher wurde der Vogelwarte am 8. November aus Prüm in der E i f e 1 gemeldet. Also so weit nach Südwesten sind die Vögel vorgedrungen. Sobald wieder einmal Tannenhäherzüge auftreten, soll das Fangen und Beringen in grofsem Mafsstabe betrieben werden, da der vorliegende kleine Anfang gezeigt hat, dafs der Versuch lohnt. J. Thlenemann. — 27 — Der Rosenstar in der Schweiz. Von Albert Hefs, Bern. Der ßosenstar, Pastor roseus (L.), ist für die Schweiz ein Irrgast. Seine Heimat erstreckt sich bekanntlich von den Balkan- ländern hinweg bis über Zentralasien. Über das Vorkommen dieser Vogelart in der Schweiz, wo sie gewöhnlich in der Gesellschaft von gewöhnlichen Staren, Sturnus vulgaris (L.), vereinzelt auftaucht, macht auch der „Neue Naumann" 1) keine näheren Angaben, sondern führt nur an, dafs der Rosen- star nach Stölker innerhalb eines Jahrhunderts (1774—1875) sechzehn mal im Lande festgestellt worden sei. Da der schöne Zigeunervogel erst kürzlich wieder in der Schweiz beobachtet wurde, lohnt es sich, die bekannten Daten alle neu zusammenzufassen. Wie schon erwähnt, hat Stölker in St. Fiden dies erstmals getan. 2) Die ersten zuverlässigen An- gaben über unseren Vogel stammen von Meifsner und Schinz, welche über ihn als der Rosenfarbigen Drossel {Turdus roseus Linn.) berichten. 3) Die neue Zusammenstellung ergibt folgendes Vorkommen : 1. Im Jahre 1774 wurde in der Schadau am Thunersee (Kt. Bern) ein Paar geschossen. 3) 2. Im Mai 1807 wurde bei Winterthur (Kt. Zürich) ein Weibchen geschossen, das ein vollkommen legereifes Ei bei sich hatte. 3) 3. Im Juni 1810 wurde auf einer Wiese bei Erlenbach im Simmental (Kt. Bern) ein Männchen geschossen, das sich unter einer Schar gewöhnlicher Stare befand. Das Stück gelangte in das Berner Museum. 3) 4. Im Jahre 1810 erhielt Schinz ein Männchen vom Hallwyler- see (Kt. Aargau) her. 4) Auffallenderweise ist dieses Stück in der gemeinsamen Arbeit mit Meifsner 3) nicht erwähnt. 5. Am 7. Juli 1814 beobachtete Meifsner in der Enge bei Bern zwei Rosenstare. 3) 6. Im Juni 1833 hat Lusser in Seedorf (Kt. Uri, nicht Bern, wie einzelnenorts unrichtig angegeben wird) ein Männchen lebend gefangen. 5) 7. Im Monat Juni 1838 wurde im Wäldchen von Vengeron bei der Stadt Genf .innerhalb weniger Tage ein Paar Rosenstare geschossen. Sie hielten sich unter gemeinen Staren auf. Es wurde vermutet, dafs sie dort gebrütet haben. Die Stücke kamen in die Sammlung Fatio. 6) 8. Im Frühjahr 1860 wurde bei Rolle (Kt. Waadt) ein altes Männchen erbeutet. Das Stück kam in die Sammlung von A. Vaucher. Das Nest mit Eiern soll ebenfalls gefunden worden sein. 7) 9. Mitte Juni 1870 wurde bei Egnach (Kt. Thurgau) ein Männchen erlegt (Sammlung Stölker). Ende des gleichen Monats wurde ein zweites Stück in der nämlichen Gegend erlegt. 2) — 28 — 10. Am 5. Juni 1875 wurden, Vi Stunde aufserhalb der Stadt Luzern, aus einem Fluge von 15—20 Stück zwei Rosenstare herausgeschossen. Dieselben gelangten in Sammlung Stauffer (im sogen. Gletschergarten). 2) 11. Anfangs Juni 1875 wurde bei Flawyl (Kt. St. Gallen) ein Weibchen lebend gefangen. Dasselbe gelangte in Hände Stoikers. 2) 12. Am 15. Juni 1884 wurde ein altes "Weibchen in Malagnon bei Genf erlegt (Sammlung A. Vaucher). 7) 13. Im April 1887 hat Blanchard in Chäteau-des-Bois (Kt. Genf) ein Weibchen mit Nest und Gelege von 5 Eiern er- beutet. 7) 14. Am 3. Juni 1909 wurde auf dem Gutisberg bei Burgdorf (Kt. Bern) ein Männchen geschossen, das sich unter gewöhnlichen Staren befand. Das prächtige Belegstück befindet sich in der Sammlung von J. U. A e b i in Burgdorf. 8) 15. Laut Mitteilung von H. Mühlemann wurde am 13. — 16. August 1917 unter gewöhnlichen Staren in Kappelen bei Aarberg (Kt. Bern) ein Rosenstar beobachtet. 9) Diese Angaben dürfen als sicher angenommen werden. Bei der unter Ziffer 13 angeführten, bestanden einige Zweifel, doch haben verschiedene Personen V. Fatio die Erbeutung als Tat- sache bestätigt. Trotz Ausdehnung der Zusammenstellung bis auf den heutigen Tag komme ich nur auf 15 Fälle. Dies rührt von der Weglassung einiger unbestimmten Angaben her, die S t ö 1 k e r mitgezählt hat. Es sind dies: Im „Kanton Glarus" von 0. Heer & J. Blumer-Heer, 1846, der Sammlung „Gemälde der Schweiz" wird die Rosenamsel als Seltenheit für diesen Kanton bezeichnet. Irgend eine näher Angabe fehlt. Im „Kanton Waadt" des gleichen Werkes (Gemälde der Schweiz), 1847, schreibt L. V u i 1 1 e m i n , dafs der Rosenstar einmal (ohne irgend eine nähere Angabe) bei Genthod geschossen worden sei. Im Band „Kanton Luzern" von K. Pf y ff er, 1857, ist angeführt, dafs der Rosenstar im Kanton Luzern vorgekommen sei. Ich habe den Eindruck, dafs die Angaben dieser Sammlung etwas programmatisch gemacht wurden. Nachdem L u s s e r im Jahre 1833 den Rosenstar für den Kanton Uri nachweisen konnte, haben andere Verfasser den Yogel ebenfalls erwähnt. Anfangs der 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts sollen mehrere Rosenstare am Albis bei Affoltern (Zürich) gesehen und einer erlegt worden sein. 10) Auch diese Angabe ist derart all- gemein gefafst, dafs sie nicht ohne weiteres angeführt werden darf. Eine mündliche Mitteilung, wonach in den 70 er Jahren 2 Rosenstare bei Bümplitz bei Bern gesehen worden seien 2), wurde meinerseits auch nicht verwertet, indem auch diese Angabe viel zu unbestimmt ist. — 29 - So komme ich auf eine geringere Zahl von Fällen. Es ist aber als gewifs anzunehmen, dafs ein Grofsteil der Besuche des Irrgastes nicht beobachtet wurde, oder allfällige Beobachtungen nicht zur allgemeinen Kenntnis gelangten. Literatur: 1) Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. IV. Band, S. 19—26, Tafel 4. 2) Carl Stölker, Ornithologische Beobachtungen. (III. Reihen- folge.) St. Gallen 1876, S. 10-22. 3) Meifsner und Schinz, Die Vögel der Schweiz. Zürich 1815, S. 94-95. 4) H. R. S c h i n z , Fauna helvetica. Neue Denkschriften der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft. I. 1837. 5) K. F. L u s s e r , Der Kanton Uri (Gemälde der Schweiz). 1834, S. 45—46. 6) Fatio-Beaumont, Verzeichnis der Vögel, welche sich im Tale von Genf und an den Seiten der dasselbe ein- schliefsenden Berge finden. Dessau 1856. „Naumannia" VI. Bd., S. 169. 7) V. F a t i 0 , La Faune des V6rt6brös de la Suisse. Genf und Basel 1899, Vögel Band I, S. 714. 8) „Der Ornithologische Beobachter" VIL Jahrg. (1909), S. 9—11. 9) „Der Ornithologische Beobachter" XV. Jahrg. (1917), S. 30. 10) C). M ö s c h , „Das Tierreich" in „Allgemeine Beschreibung und und Statistik der Schweiz" von M. Wirth, I. Band, 1869. Alle alle an der pommerscheii Küste erlegt. Von Prof. Ibartb, Danzig— Langfuhr. Anfang Dezember 1917 erhielt ich aus Treptow a. d. R. einen Krabbentaucher zugesandt, um ihn zu bestimmen und aus- stopfen zu lassen. Der Vogel war am 3. Dezember gegen Abend auf der Rega, ungefähr 6 km von der See, geschossen worden, als er sich eben, in schwalbenähnlicbem Fluge aus der Richtung von der Küste kommend, auf dem Flusse in der Nähe eines mit 5 Arbeitern besetzten Prahmes niedergelassen hatte. An dem Tage wehte, wie an den vorhergehenden, ein starker Sturm aus NW., der sich in der Nacht zum 4. so steigerte, dafs erhebliche Sturmflutschaden entstanden. Jedenfalls sind diese Witterungs- verhältnisse der Grund, dafs der Vogel sich so weit von der See entfernte, und man geht auch wohl nicht fehl in der Annahme, dafs die Ende November und Anfang Dezember d. J. wochenlang anhaltenden Stürme diesen seltenen Gast aus dem hohen Norden, der ja in der Nordsee häufiger erscheint, so weit in die Ostsee verschlagen haben, wo er bis jetzt nur wenige Male festgestellt werden konnte (Naumann XII 151). Der mir übersandte Vogel — 30 — ist der zweite seiner Art, der mir von der baltischen Küste zu Gesicht gekommen ist. Den ersten erstand ich am 2. Dezember 1914 auf dem Danziger Fischmarkte; er war von Fischern in unserer Bucht erbeutet worden und befindet sich noch in meinem Besitz (Ornith. Monatsschr. 1915, S. 252). — Das hier in Rede stehende Stück geht ausgestopft an den Erleger, Herrn ßeg.-Bau- meister Badke in Treptow a. d. R., zurück. Aufzeichnungen. In der Tuchler Heide zeigten sich dünnschnäblige Tannen- häber in der letzten September- und der ersten Oktoberwoche. Es wurden ziemlich viele im Dohnenstieg gefangen. Am 1. X. beobachtete mein Bruder in Swaroschin, Kr. Dirschau, ca. 15 Stück auf den Chausseebäumen am Dorfeingang. L. Dobbrlck. Am 12. Oktober 1917 sah ich 2 Tannenhäher rufend und wenig scheu in einem Kiefernstan genholz am Greifswalder Bodden bei Ladebow; ich erhielt ein am gleichen Tage im Forstrevier Diedrichshagen bei Greifswald in den Dohnen gefangenes Stück; es ist ein Dünnschnabel. Am 5. November wurde ein Stück bei Neuenkirchen gesehen, das wenig scheu war. Von weiteren Fängen in den Dohnen ist mir nichts bekannt geworden. — Seidenschwänze sind auch in diesem Winter in der Umgebung Greifs walds vorhanden. F. Koske (Greifswald). Nördlich von Reims, wo ich mich jetzt befinde, scheint es auch (wenigstens in diesem Jahre) eine Vogelzugstrafse zu geben. Der Zug erfolgt in ost-westlicher Richtung, die Strafse liegt un- mittelbar nördlich vom Brimont, dem höchsten Punkt in der Gegend. Am 20. September sah ich das letzte Mal Schwalben. Am 21. September beschäftigten sich die Mannschaften einer Reserve- Kompanie mit dem Fangen von Fliegen, um eine flugunfähige Schwalbe zu füttern. Diese hatte sich am Draht einen Flügel beschädigt. Der Vogelzug kam allmählich in Gang. Meistens waren die Flüge 12 — 20 Stück stark. Die Vögel zogen infolge der vielen Störungen hinter der Front ziemlich hoch. "Wahr- scheinlich haben sich auch viele Flüge infolge Beunruhigung ge- teilt. Die vorderste Stellung wurde, soviel ich beobachtet habe, immer in der Nacht überflogen. Nur am 6. Oktober 7*^ V zog ein riesiger Krähenschwarm, wie ich noch nie gesehen habe. Den Anfang konnte ich nicht mehr sehen und das Ende aus Mangel an Zeit nicht abwarten. Um diese Zeit ist es am ruhigsten an der Front. Es fallen nur wenige Gewehrschüsse. Die Krähen flogen in der gewöhnlichen Höhe, drängten sich dort, wo Schüsse fielen, eng zusammen und versuchten nach einer Seite auszuweichen. Ein kurzes Stutzen ~ 31 — entstand, aber der Zug ging weiter. Der Drang des Zuges über- wand die Scheu. Das ist doch bei den Krähen besonders auf- fallend. Die Flughöhe blieb auch dieselbe. Heute morgen gegen 4 übr zogen Gänse. Als sie in die Nähe des vordersten Grabens kamen , schössen die Franzosen Leuchtkugeln ab. Das sieht aus, wie das Hochgehen einer roten Eakete. Dann schwebt oben einige Zeit ein weifses weit leuchtendes Licht. Darauf erhoben die Gänse ein ängstliches Geschnatter und flogen anscheinend 1—2 Minuten im Kreise. Danach ging der Zug weiter. Kleinvögel sah ich immer nur hinter der Front von Deckung zu Deckung ziehend. Ob die Vögel wohl früher die Aisne, welche dicht nördlich fliefst, langzogen? Ich glaube es. An dem Flufs war seit Herbst 1914 Stellungskampf, und jetzt tobt unmittelbar nördlich davon der Kampf am Chemin des Dames. An den Bergen südlich Reims wird auch viel geschossen. F. ?. Versen (im Felde 16. XJ, 17). Am 24. Dezember 1917 sah ich in Losgehnen bei Bartenstein einen einzelnen Kiebitz, der bei — 5^ Kälte und lebhaftem, eisigem Südwinde nach Süden flog. Schon seit einiger Zeit hatten wir in Ostpreufsen Frost bis — 10° und mäfsige Schneedecke. Sichere Beobachtungen aus den Wintermonaten waren für diese Art aus Ostpreufsen bisher nicht bekannt. F. Tischler, Heilsberg. Berichtigung: In meiner Arbeit über die Vögel Slams (Kungl. Svenska Vetenskapsakademiens Handlingar, Band 56, No. 2, 1916, S. 143) habe ich leider irrtümlich ein Gelege von fünf Eiern unter dem Name Metopidius indicus Lath. aufgeführt. Diese Eier wurden mir während einer Exkursion von einem Eingeborenen gegeben, und da ich ihn fragte, zu welchen Vogel dieselben gehörten, zeigte er auf ein Exemplar von Metopidius indicus^ das ich eben ge- schossen hatte. Später habe ich jedoch gefunden, dafs diese Eier Amaurornis phoenicura chinensis Bodd. angehören, was ich hiermit mitteilen möchte. N. Gyldenstolpe. Schriftenschau. um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologischen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende "Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichen ow. A. Voigt, Exkursionsbuch zum Studium der Vogelstimmen. Praktische Anleitung zum Bestimmen der Vögel nach ihrem Gesänge. 7., vermehrte und verbesserte Auflage, geb. 3.80 M. — Das schnell beliebt gewordene Buch ist in weitesten Kreisen genugsam bekannt, so — 32 — dafa ein wiederholtes Eingehen auf dem Inhalt sich erübrigt. Die Zahl der behandelten Arten (255) ist in der neuen Auflage die gleiche geblieben, wie in der vorangegangenen, aber viele neue Beobachtungen sind hinzugekommen. Wer über Vogelstimmen sich unterrichten und die Vögel nach ihrer Stimme, ihrem Gesänge kennen lernen will, möge das Buch zum Begleiter auf seinen Ausflügen wählen; es wird ihm ein zu- verlässiger und bald unentbehrlicher Lehrmeister sein. R c h w. vonViereck, Ornithologische Beobachtungen vom Kriegsschau- platz in Mazedonien; Ornith. Monatsschr. 1917, 233—246. G. Lilienthal, Der Einflufs der Flügelform auf die Flugart der Vögel; Sitzungsber. d. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin 1917, 261—280 mit 20 Abbildungen. — Die Ausführungen des Verf. suchen den Nachweis zu bringen, dafs die meisterhafte Einrichtung des Vogelkörpers für den Flug das Vorbild für die Arbeiten der Flugtechnik sein müsse, wenn wir letztere zu gröfserer Vollkommenheit verhelfen wollen. Die Schwungfedern sind der Propeller des Vogels. Die Bewegung des Flügels ist während des Fluges nicht nur auf und nieder, sondern auch vorwärts gerichtet. Der Vogel kann auch die Federn des Ober- und Unterarmes um ihre Längsachse verdrehen. Um die Verdrehung der Schwungfedern zu er- möglichen, dürfen sich die Fahnen nicht gegenseitig berühren, sondern sie müssen gespreizt stehen. Auf die verschiedenen Erklärungen des Segelfluges, welchen er als die vollendetste Flugart bezeichnet, geht der Verf. eingehend ein. Er findet die Erklärung des Segelfluges in der Form des Flügels und behauptet, dafs diese wesentlich von der Form der Flügel nicht segelnder Vögel abweicht. Vorausgesetzt ist beim Segelflug ein Wind, der zur Überwindung der Schwerkraft und zur Erzeugung des Vortriebs die Kraftquelle gibt. B. Klatt, Transplantation der Haube beim Haubenhuhn; Sitzungs- berichte d. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin 1917, 412 — 415 mit Abbildung. 0. Uttendörfer, Unsere Beute an Raubvogeltaten im Jahre 1916; Ornith. Monatsschr. 1917, 249—253. — Verf. weist auf Grund seiner langjährigen Beobachtungen darauf hin, dafs nur wenige und sehr häufige Vogelarten durch die Raubvögel aahlreich gefangen und dafs alle übrigen Arten ihnen nur in ziemlich vereinzelten Fällen zur Beute werden. W. Schmidt-Bey, Berglaubsänger und Zaunammer im süd- lichen Elsafs; Ornith. Monatsschr. 1917, 274—276. — Beobachtungen über das Vorkommen der genannten Arten im Elsasser Jura und über den Gesang derselben. S c h a 1 o w. Anzeigen. Palaearktisehe Vogelbälge für wissenschaftl. Samml. gibt ab Direktor H. Friedrich, Grofs-Aupa (Böhmen), Villa Wiesenheim. Druck v«a Otto Dorabltth in Beralturg. OmitMogisclie lonatsbericlite herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 26. Jahrgang. März/April 1918. No. 3/4. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern and sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 6 Mark. — Zusendungen jeder Art füi- die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Eeichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von E. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Beobachtungen an RahenTÖgeln im westlichen Bufsland. Von 0. Graf Zedlltx. Die Teilnehmer an der Monatssitzung der D. Ornith. Ges. Anfang September v. J. durften einer freundlichen Einladung von Herrn und Frau Dr. Heinroth folgend das von ihnen aufgezogene Paar Kolkraben, in voller Freiheit vorgeführt, besichtigen, dabei die eleganten Flugspiele der völlig ausgewachsenen Vögel und ihre grofse Zahmheit bewundern. Einer der schwarzen Gesellen hat sich sogar auf dem aufgenommenen Gruppenbilde freundlichst mit verewigen lassen. Bei dieser Vorführung fand ich bei meinen verehrten Fachgenossen ein so lebhaftes Interesse für Wotans Vogel, dafs ich ihren Wünschen entgegenzukommen hoffe, wenn ich es unternommen habe, in den kargen Mufsestunden eines vielgeplagten Beamten der Kriegswirtschaft meine eigenen Beobachtungen und Notizen über russische Raben zusammenzustellen, um sie heute der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Um nicht gar zu spärliche Kost zu bieten, seien im Anschlufs daran auch den anderen Ver- tretern der Kabenfamilie, soweit ich sie dort antraf, einige Worte gewidmet. Der Kolkrabe. Beim russischen Kolkraben wage ich ein Urteil über seine Stellung in der Systematik heute noch nicht zu fällen. Eigentlich liegt die Vermutung nahe bei der grofsen Neigung, anderswo Unterarten zu bilden, dafs wir es auch hier nicht mehr mit dem typischen ^foraa^'- zu tun haben, einen Beweis dafür vermag ich aber aus dem Vergleich der Stücke in meiner Sammlung nicht zu erbringen, hoffe jedoch, dafs nach Schlufs des Krieges die Be- arbeitung gröfseren Materials Klarheit schaffen wird. 3 416 - - 70 - 417 - - 72 - 406 - - 68 - 406 - - 70 - — 34 — Es messen meine Exemplare: 9 Nordkap, VIII, Fl. 405 mm, Sehn. 71 mm. 9 Tromsoe, XII, - 425 - - 72 - (^ Mecklenburg, V, - 420 - - 71 cf Mecklenburg, XII, cf Slonim, XI, 9 Slonim, XI, 9 Slonim, I, Hartert gibt in V. d. p. F. an : Fl. 43—45 cm. Sehn. 70-84 cm. Meine Mafse sind also, obgleich der Flügel fest auf den Zollstock beim Messen aufgedrückt wird, fast durchweg kleiner, aber nicht nur in Rufsland, sondern auch sonst. Um Färbungsunterschiede festzustellen, sind die Serien zu klein, zumal die Vögel verschieden starke Abnutzung des Gefieders zeigen. Also wenden wir uns nun der Biologie zu und zwar zunächst der Verbreitung. Ich gebe hier, wie überhaupt in dieser ganzen Skizze, nur meine eigenen Beobachtungen wieder. Zwar sind mir eine Reihe sehr wichtiger und wertvoller neuester Arbeiten über die westrussisehe Ornis von Reichenow, Bacmeister, Gengier Kleinschmidt u. A. wohl bekannt, aber ich glaube, dafs es mehr Nutzen stiften wird, später einmal an der Hand des möglichst vollständigen im Osten gesammelten Materials auch die Literatur darüber zu sammenfassend zu behandeln. Auf dem linken Weichsel- ufer habe ich während eines vollen Jahres den Raben niemals angetroffen. Anfang August 1915 zeigten sich die ersten drei Exemplare unmittelbar jenseits (östlich) der Weichsel bei unsrer Übergangsstelle nördlich Ivangorod. Es ist dies aber kein Beweis dafür, dafs der Vogel dort schon horstet, denn gerade um diese Jahreszeit pflegen die erwachsenen Jungen unter Führung der Alten weite Ausflüge zu machen, also ist auch ein gelegentlicher Besuch der Schlachtfelder nicht ausgeschlossen. Keinesfalls ist der Rabe zwischen Weichsel und Bug häufig, das Gebiet, wo er eigentlich zu Hause ist, beginnt erst weiter östlich etwa mit dem Walde von Bialowies. Hier ist er ausgesprochener Charaktervogel und brütet verhältnismäfsig recht zahlreich. Dasselbe gilt von dem grofsen Waldgebiet am oberen Njemen, der Schara und dem grofsen Sumpfgebiet der Polesie. In letzterem scheint mir die Besiedelung etwas spärlicher zu sein, am stärksten hingegen bei Slonim an der mittleren Schara, wo die Raben nicht nur in den grofsen Kiefern forsten auf dem leichten Höhenboden, sondern auch in ganz kleinen Feldhölzern gern horsten. An einem November- abend 1915 stellte ich mich an einem „Wechsel" auf, den die Raben gern innehielten, wenn sie von der Stadt zu ihren Schlafbäumen strichen, und zählte innerhalb von 10 Minuten 23 verschiedene Exemplare. Es waren dies aber keineswegs alle Raben, die sich dort herumtrieben, viele suchten auch in anderer Richtung ihre — 35 ^ Schlafplätze auf. Es handelte sich hier auch nicht um eine zufällige besonders starke Ansammlung, denn Frafs gab es damals genug in der ganzen Gegend, und meine Beobachtungen zur Brutzeit bestätigen nur die Winter-Erfahrungen. Es könnten nun leicht Zweifel an meinen Feststellungen ge- äufsert werden in dem Sinne, ich hätte Raben mit Saatkrähen verwechselt. Demgegenüber mufs ich betonen, dafs für einen Kenner beider Arten die Unterscheidung sehr leicht und sicher ist. Ich hatte schon früher viel Gelegenheit, Kolkraben in Skandinavien und Mecklenburg zu studieren, in Rufsland waren sie vom Oktober 1915 an meine täglichen Gefährten, da erkenne ich sie wirklich ganz genau. Charakteristisch ist schon der sehr starke Schnabel, welcher im Verhältnis zum Kopf im Profil viel massiver wirkt als bei irgendeiner Krähe. Ferner ist ein weithin sichtbares Kenn- zeichen der lange keilförmige Schwanz, während er bei den Krähen abgerundet ist. Die allgemeinen Gröfsenunterschiede will ich da- neben gar nicht einmal so sehr betonen, denn die Perspektive wechselt subjektiv je nach der Beleuchtung, man kann sich da in den Entfernungen erheblich vertaxieren und dementsprechend auch in der Bewertung der Gröfse des lebenden Yogels. Fast noch sicherere Kennzeichen als Schnabel und Schwanz sind aber Stimme und Flug. Der sehr weit vernehmbare einsilbige Kehllaut unter- liegt zwar einiger Modulation, ist aber stets ganz charakteristisch und mit keiner andern Stimme zu verwechseln, manchmal erinnert er etwas an das entfernte Bellen eines kleineren Hundes. Im Fluge rechne ich den Raben zu den allerersten Künstlern unsrer Vogelwelt. Er scheint sich aber auch vollbewufst zu sein, wie vortrefflich er alle Luftströmungen meistert, denn zu jeder Jahres- zeit, nicht etwa nur in der Balz, gefällt er sich in den Flugspielen, welche die Gewandtheit des Seglers mit dem stolzen Gleitflug des Adlers vereinigen. Wenn der eisige Ost über die winterlichen Fluren fegt, den Kolkraben ficht es nicht an, er läfst sieh auf seinen Wogen emportragen, ihm folgen 3, 4 Genossen, ein halbes Dutzend, in Spiralen winden sie sich höher und höher, senken sich in jäher Kurve, in schnellen Wendungen und spielendem Jagen überschlagen sie sich fast und sausen dicht am Boden hin, um gleich wieder auf den bewegungslos ausgespannten mächtigen Flügeln sich emportragen zu lassen. So geht es Tag für Tag, bis gegen Wintersende die Paare sich sondern und dann bei jedem einzelnen die Separat- Vorstellungen beginnen, bei denen das Tempo rascher ist und beide Teile fleifsig ihre Stimme ertönen lassen. Wir sind hiermit bei Besprechung der charakteristischen Kennzeichen schon zur Behandlung der Lebensführung gelangt. Bei den sehr grofsen Gegensätzen, welche in Rufsland Sommer und Winter bieten, ist es selbstverständlich, dafs auch die Tier- welt sich diesem Wechsel anpafst. Wenn im Spätherbst scharfer Frost und Schnee eintreten, dann verläfst der Rabe den Wald und sucht die Ortschaften auf. Zuerst unternimmt er nur Ausflüge 3* — se- in die belebteren Gegenden, bald aber siedelt er ganz dorthin über, geht über Tag in oder bei den Städten und grofsen Dörfern der Nahrungssuche nach und wählt sich für die Nacht einen nicht zu entfernten Schlafbaum am Waldrande. Niemals sah ich ihn innerhalb eines Ortes nächtigen, wie es die Krähen mit Vorliebe tun. Am Tage werden besondere Lieblingsplätze immer wieder aufgesucht, wie Schlachthäuser, Kehrichtplätze, Düngerstellen, Abdeckereien. Eine Sandgrube, in welcher abgehäutete Pferde- kadaver lagen und bisweilen frisch ersetzt wurden, bildete den beliebtesten Anziehungspunkt, hingegen wurden nicht abgehäutete Pferde, Ochsen, Kälber und Schafe, wie sie im Herbst 1915 massen- haft herumlagen, so gut wie gar nicht beachtet. Der Überflufs machte wohl wählerisch ! Trafen auch an bevorzugten Stellen oft 10 — 12 Raben zusammen, so bildeten diese doch keinen Schwärm wie Krähen, sondern lösten sich sofort wieder in kleine Gruppen von 2 — 4 Stiick auf, die dann ihrerseits fest zusammenhielten. Nach meiner Überzeugung bildet die Familie hier die Basis, indem teils die Alten noch mit ihren Jungen bis tief in den Winter zusammen bleiben, teils die Jungen allein auf Abenteuer ausgehen, aber unter einander engste Fühlung halten. Nach meinen sorg- fältigen Beobachtungen bin ich zu der festen Überzeugung ge- kommen, dafs die Raben normalerweise in Dauerehe leben, dasselbe Paar, das im Sommer und Herbst einen Walddistrikt bewohnte, kommt im Februar oder März nach seinem Ausflug in die Stadt wieder dorthin zurück, wo es zu Hause ist. Dabei gibt es keine Paarungskämpfe und Rivalitäten, die alten Herrschaften gehören ganz selbstverständlich zusammen, und eines schönen Tages sind sie eben wieder da, „Er" blockt wieder auf der hohen Kiefer und ruft sein „kroh kroh" über die Wipfel, „Sie" untersucht den alten Horst und macht Inventur über die erforderlichen Aus- besserungen. Anders beim jungen Volk aus dem letzten Jahre, da gibt es viel Scharmutzieren und etwas Raufen, ein Jagen und Haschen in der Luft, dafs man weithin das Sausen der starken Schwingen hört, und es dauert oft lange, bis die Paare sich zu- sammenfinden. Daraus entstehen dann sehr späte Brüten, welche durchaus keine Ausnahme bilden. Meine Ansicht, dafs alte Vögel in Einehe dauernd leben, vermag ich natürlich nicht mathematisch genau zu beweisen, aber ich kann nur darauf verweisen, dafs ich ohne jede Voreingenommenheit meine Beobachtungen angestellt habe und in Einzelfällen bei Brutpaaren aus der nächsten Um- gebung meines Standquartiers fest von deren Richtigkeit über- zeugt bin. Da übrigens viele grofsen Raubvögel und wohl auch die Störche und Kraniche in Dauerehe leben, halte ich das Gleiche bei 80 hochentwickelten Tieren wie den Kolkraben für gar nicht auffallend. Die Legezeit beginnt nicht so früh wie bei norddeutschen Raben, da der März in West-Rufsland ja noch vollkommen in den Winter fällt. Alte Vögel legen frühestens Ende März, jüngere — 37 — viel später. Übrigens lasse ich es dahingestellt, ob die vorjährigen Raben schon durchweg zur Brut schreiten, eher möchte ich es bezweifeln. Der früheste Termin, an dem ich junge Raben aufser- halb des Nestes antraf, war um den 20. Mai 1916. Ich hatte Anfang April d. J. in einer kleinen Feldremise einen belegten Horst gefunden, der höchstens 5 m hoch stand, und gleich den Plan gefafst, die Jungen auszunehmen. Den ersten Teil der Auf- zucht wollte ich den Eltern überlassen und hoffte, Ende Mai noch reichlich früh genug zu kommen. Von Mitte April bis Mitte Mai hatte ich ein Kommando an einer andern Stelle der Front und war höchlich erstaunt, nach meiner Rückkehr die jungen Raben, die ich mir nun holen wollte, schon fast üügge auf den Zweigen herumklettern zu sehen, sodafs ein Einfangen ausgeschlossen war. Die meisten verlassen das Nest erst viel später, in der Regel im Juni, oft erst im Juli. Die ganze Familie bleibt den Sommer über im engsten Verbände und hält sich fast ausschliefslich im Hoch- walde auf. Die Alten sorgen dafür, dafs ihre Nachkommenschaft sich dauernd im Fliegen übt, es scheint geradezu, als wenn sie ihr Unterricht erteilten. Immer wieder steigen die einzelnen Vögel nacheinander in die Luft, beschreiben Kurven und stürzen sich wieder hinab in die Baumwipfel, es sieht genau so aus, als wenn Krähen auf eine Eule oder einen Raubvogel stofsen, doch habe ich niemals etwas derart entdecken können und bin überzeugt, dafs es sich um reine Flugübungen handelt, zumal man auch kein „hassendes" Geschrei dabei hört, wohl aber lockenden Zuruf. Auch sonst betreuen die Alten ihre Spröfslinge noch lange auf Schritt und Tritt, besonders leiten sie sie an zur Aufsuchung von Frafs. Dafs der Rabe alles, was für seinen Geschmack pafst, mit fabelhafter Sinnenschärfe schnell und sicher findet, habe ich oft konstatieren können und stelle seine Leistungen auf diesem Gebiet auf die gleich hohe Stufe wie diejenigen der afrikanischen grofsen Geierarten. Ich schofs z. B. im Spätherbst 1916, als alte und junge Raben schon vielfach ihre eigenen Wege gingen, spät Abends einen Rehbock auf einer Blöfse, den ich im ziemlich dichten Bestände hart daneben aufbrach und dann nach Hause transportierte. Es war inzwischen vollkommen dunkel geworden. Als ich am nächsten Morgen gleich nach Hellwerden wieder hinauskam, hörte ich schon von weiten meine beiden „angestammten" alten Raben locken und fand sie mit ihren Jungen schon eifrig beim Frühstück. Also innerhalb der ersten Morgenstunden hatten sie den recht versteckt liegenden Aufbruch nicht nur entdeckt, sondern auch ihre Spröfs- linge noch dazu eingeladen, obgleich sie sonst stets schon wieder allein herumflogen. Natürlich unterscheidet der schlaue Rabe ganz genau, ob ein solcher Aufbruch von Wild unverfänglich ist oder nicht. Im Laufe des Winters habe ich viel mit Abfällen von Reh oder Damwild auch Fuchseisen beködert, niemals hat ein Rabe von diesen Veranstaltungen auch nur die geringste Notiz genommen, nur der Eichelhäher hackte mit Vorliebe daran herum, bis er das — 38 — Eisen zum Einschnappen brachte. Ebenso unterscheidet unser grofser, schwarzer Freund sehr gut gefährliche und ungefährliche Menschen. Im allgemeinen ist er von Natur nicht scheu, da ihm wohl bisher nie ein Mensch in diesen Gegenden nachgestellt hat. Verlegte sich aber irgend ein eifriger Jäger auf die ßabenjagd, so sprach sich das in den beteiligten Kreisen offenbar sehr schnell herum, und alles wich ihm bei Zeiten aus. Vor Wagen und Reitern zeigen die Raben nur sehr wenig Scheu. Zu meiner Freude gelang es mir durch intensive Schonung im Winter 1916/17, die Raben aus meiner Nachbarschaft von meiner üngefährlichkeit zu überzeugen, sodafs sie mich, auch wenn ich mit dem Gewehr ging, fast stets auf 30 — 40 Schritt heranliefsen. Mit einem Paar, das sich im Schlofspark meines Quartiers oder in dessen nächster Umgebung aufhielt, hatte ich geradezu Freundschaft geschlossen. Um Weihnachten folgten auch „meine" Raben dem Zuge nach der Stadt, aber schon Ende Februar begrüfsten sie mich eines schönen Tages wieder mit lauter Stimme, um von da an ihr angestammtes Revier nicht mehr zu verlassen. Hin und wieder schienen sie sich am Horst etwas zu schafien zu machen, aber meist trieben sie sich auf Nahrungssuche herum, denn es war bei einem Meter Schneelage bitter kalt. Sofort hatten sie es heraus, dafs ich an einer offenen Stelle des sonst zugefrorenen Flusses fast jeden Nach- mittag in einer Ansitzhütte auf einfallende Enten fahndete. Manchmal war das Resultat recht gut, und da die Hütte gut verblendet war, fielen auch nach den Schüssen die Enten gern bald wieder ein. Ich hatte mir deshalb angewöhnt, die geschossenen Vögel ruhig mit der Strömung an den Eisrand treiben zu lassen und sie dann am Schlufs mit dem Hund zusammenzusuchen. Dafür zeigten aber die Raben gar kein Verständnis. Mit der gröCsten Frechheit safsen sie auf den Uferbäumen dicht neben mir, und wenn ich eine geschossene Ente auf dem Eise oder im Wasser liegen liefs, dann gingen sie ihr vor meinen Augen ganz einfach zu Leibe. Ich mufste also von nun an meine Beute immer sofort bergen, aber es kam noch wiederholt vor, dafs Enten, welche krank ein Stück weggestrichen waren, mir von den Raben stibitzt wurden, ehe ich selbst sie hatte holen können. Ebenso kriegten diese Malefizkerle es fertig, Enten hervorzuholen und zu verspeisen, welche vom Strome unter überhängendes Eis so abgetrieben waren, dafs ich selbst weder mit einer Stange noch durch den Hund sie heraus- lotsen konnte. Freiliegende Enten schleppten sie bis in die nächste Deckung, solche, die an den Uferböschungen oder im Holz schon etwas verdeckt lagen, verspeisten sie an Ort und Stelle. Es hätte nicht viel gefehlt, dafs durch dieses Gebaren unsre Freundschaft einen Rifs bekommen hätte, aber ich mufste doch immer wieder über die frechen Kerle lachen, wenn sie sich zu dem von meiner Seite gar nicht beabsichtigten Kompagniegeschäft einfanden. Dafs der Knall des Schusses sie nicht stört, sondern anlockt, ist nach dem Gesagten selbstverständlich. Auch draufsen im Feld und Wald — 39 — habe ich oft beobachtet, dafs auf einen Schufs sofort Raben erschienen, die man vorher nicht gesehen hatte. Ein befreundeter Kamerad von mir schofs im Herbst 1915 auf freiem Felde ein Rebhuhn und mit dem linken Rohr einen gleichzeitig herausrutschenden Hasen, der etwas weit hinten getroffen war und klagte. Sofort war ein Rabe da und stiefs auf den Hasen, bezw. den Hund, welcher ihn apportieren wollte. Das war denn doch etwas zu viel der Frechheit und kostete ihm das Leben. Trotz der eben erzählten Beispiele möchte ich aber hervor- heben, dafs ich unter den Verhältnissen, wie sie in West-Rufsland liegen, den Raben nicht für erheblich jagdschädlich halte. Tom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst lebt er ja fast ganz im Walde, wo er keinen grofsen Schaden anrichten kann. Waldhase, Birk- und Haselwild sowie Schnepfen hausen dann in den undurch- dringlichen Brüchern mit mannshohem Unterwuchse, wo selbst das Auge des Raben die Jungen nicht entdecken kann. Im Winter ernährt er sich meist von Aas, Abfällen und geht auch ganz nach Art der Krähen bisweilen hinter dem Pfluge her, um Engerlinge und allerhand Larven sowie vielleicht eine Maus aufzulesen. Krankes und kümmerndes Wild wird er natürlich gern nehmen, wo er es findet, aber ich habe niemals beobachtet, dafs er gesunden Hasen oder Hühnern nachstellte. Beide sind auch in Rufsland viel zu schlau und vorsichtig, um sich so leicht fangen zu lassen, sie leben im Winter über Tag eigentlich nur in unmittelbarer Nähe guter Deckung. Wenn ich eine Jagd in Rufsland besäfse, würde ich also den Raben unbedingt schonen und hoffe, dafs er nach dem Kriege dort ebenso unbehelligt weiterleben wird wie vordem! (SohluTs folgt.) Über Nistweise der Gartenammer {Emherixa cirlus) und Misteldrossel (Turdus viscivorus) in Nordfrankreich. Von Htm Freiherr von Berlepich. Über Beobachtungen der Ammern, speziell der Zaunammer (E. cirlus) in den besetzten Gebieten Frankreichs ist schon mehr- fach berichtet worden, sowohl im „Journal f. 0.", in den „Ornith. Monatsberichten", wie auch in „Ornith. Monatsschrift". Ich habe hier im Felde wohl nur einige Aufsätze davon gelesen, darunter aber die in den Ornith. Monatsberichten von Walther Bacmeister und Ludwig Schuster, und in der Ornith. Monatsschrift von Dr. Hans Böker. Erstere beiden decken sich in allen Punkten völlig mit meinen Beobachtungen, letzterer nicht bez. des Gesanges. „Ein melodisches Klingeln, das ich zuerst Grünfinken zuzuschreiben geneigt war, doch war die Perltour zusammenhängender und wohl- tönender" pafst durchaus nicht auf die Zaunammer. Wenn das Nest nicht in einem Obstbaum 1 Meter über dem Boden gestanden hätte, würde ich nach vorstehender Gesangawiedergabe auf den — 40 — Ottolan {Emleriza hortulana) schliefsen. Jedenfalls für den Gesang der Gartenammer trifft die Schilderung durchaus nicht zu. Schuster sagt: „Der Gesang ist höchst eintönig, leiernd, etwa wie „zirrrt, zirrrt, zirrrt, zirrrt" klingend", und Bacraeister „der Gesang ist eine einfache, etwa 1 Vi Sekunde währende Strophe und klingt nach meinem Ohr ohne Hebung und Senkung wie „zirrirrirr". Ja, so habe auch ich empfunden. Ein selten eintöniges, unmelodisches Geräusch. Man darf wohl sagen : So hübsch der Vogel, so häfslich sein Gesang. Wenn ich nun trotz dieser guten Schilderungen nochmals auf diese Ammer komme, so geschieht es, die in den beiden Auf- sätzen bestehende Lücke auszufüllen, auch noch einiges über ihre Nistweise zu sagen. Meine Beobachtungen sind vom Frühjahr 1916 aus dem Oisegebiet, der leider einzigen Zeit und Gelegenheit zu eingehenderer ornithologischer Betätigung während der nun 3 V, Kriegsjahren. Ich fand 5 Nester, sowohl noch im Bau, als auch mit Eiern und Jungen, alle in Gärten und Parkanlagen. 1. Am 25. Mai. Das Nest stand auf der Erde zwischen jungem Haselausschlag. 2. Am 2. Juni. In einem Buchsbaumbusch, V2 Meter über Boden. 3. Am 3. Juni. In einer dichten Lonizere, 1 Meter über Boden. 4. Am 20. Juni. Wiederum im gleichen Buchsbaum vom 2. Juni, und zweifelsohne von demselben Brutpaar. Erste Brut war durch Elstern zerstört worden. 5. Am 3. August. In der Gabel eines verschnittenen Obstbaumes, 1,70 m über Boden. Wohl eine verspätete zweite Brut. Daraus erhellt, dafs der Standort der Nester sehr wechselnd ist Die Nester selbst waren aber alle ganz gleich, ähnlich dem Neste der Goldammer, jedoch ordentlicher, und dadurch äufserlich bedeutend kleiner. Sie sind aus Würzelchen und dürren runden Grasstengeln — nie sah ich flache Grashalme, wie bei der Gold- ammer — gebaut, und innen mit feinen dürren Pflanzenrispen und -Fasern und einigen weichen Federn ausgekleidet. Alle Bau- stoffe, auch die Federn, sind von gleicher braungrauer Farbe. An keinem Nest waren Moos oder Haare verwandt, wiewohl sich ersteres überall reichlich vorfand, cT und 9 wechseln sich im Brüten ab. Die Eier ähneln denen der Goldammer, sind aber merklich kleiner und feiner geädert, die Punkte dagegen verhältnis- mäfsig gröfser und dunkler, an den Rändern verlaufend. Die Nestjungen sind einfarbig graubraun, ohne jeden Anflug von gelb oder grün, und zeigen auch nach dem Flüggewerden noch diese dem 9 ähnliche Farbe. Die Mauser fiel bei meinen am 2. und 3. Juni dem Nest entnommenen Jungen in die zweite Hälfte des August. Im Freien dementsprechend, je nach dem Alter der Vögel. So sah und schofs ich schon Anfangs August vermauserte Stücke, fand Mitte September aber auch noch unvermauserte. Die Ätzung der Jungen besteht hauptsächlich in Insekten, welche den Alten — 41 — beim Anflug zum Nest vielfach beiderseits des Schnabels heraus- standen. Die jung aufgezogenen Yögel (ein cT und ein 9) wurden sehr zahm, zeigten bei Eintritt der Zugzeit aber grofse Unruhe. Bei Wiederbeginn unserer Zugzeit sandte ich sie durch einen Urlauber nach Berlin an Herrn Dr. Heinroth. Die Misteldrossel (Turdus viscivorus) habe ich hier in den besetzten Gebieten Nordfrankreichs allenthaben gefunden. Sie ist, nach dem Gesang zu schliefsen, entschieden hier häufiger als die Singdrossel. Ihren kurzen fröhlichen Gesang, mich zugleich an den der Schwarzdrossel und den Kuf des Pirols erinnernd, hört man im Frühjahr überall. Sie bewohnt Wälder, Parkanlagen, wie auch kleine Obstgärten. Hier fand ich auch die Nester, doch erst sehr spät im Jahre, das erste am 25. Mai. Jedenfalls eine Folge der voriges Jahr lang anhaltenden Kälte. Sie standen 1. auf einem Apfelbaum in einem kleinen Garten, 3 m über Boden, 2. auf einem Apfelbaum in einer Parkanlage, 4 m über Boden, 3. in der Gabel einer Traueresche eines Parkes, 2 1/2 ^ über Boden, 4. auf einer starken Kiefer im Walde, 5 m über Boden, 5. in einer Spalierbirne eines Gemüsegartens, 1 Vi ^ über Boden, 6. auf einem starken Querast einer Ulme in grofser Parkanlage, 1 V2 ^ über Boden. Hiervon waren 3 Nester ganz frisch mit Eiern und Jungen, 3 schon verlassen und verregnet. Alle Nester waren anscheinend gleicher Bauart, doch konnte ich diese ganz klar nur an 2 erkennen, indem auch von den 3 frischen Nestern eines vor der näheren Untersuchung durch irgend ein Raubzeug stark beschädigt war. Die 2 Nester bestanden äufserlich aus Wurzeln, feinen Pflanzenstengeln und Moos, und machten so den Eindruck eines grofsen Singdrosselnestes. Sie waren auch ganz nach Art dieses Nestes, innen mit Lehm und Holzmull glatt ausgeschmiert, und erst in diesem 1 1 V2 m Durchmesser habenden glatten Napfe befand sich die aus ganz feinen runden Grasrispen bestehende Aus- polsterung. Diese wäre aber in keiner Weise mit dem übrigen Neste verbunden, sondern bildete ein Vs cm starkes, gut verwirktes Nest für sich allein, welches sich unbeschadet aus dem Nestnapfe heraus- heben und wieder hineintun liefs. Diese Nester waren also genau die gröfsere Ausgabe des Singdrosselnestes und dieses Einsatzes. Weder an 2 einst in Deutschland, und 1 im Frühjahr 1915 in Rufsland gefundenen Nestern ist mir dergleichen aufgefallen, noch entsinne ich mich, in der Literatur — mir hier natürlich nicht zur Hand — von solcher Bauweise gelesen zu haben. Leider konnte ich dieses Jahr meine Beobachtungen nicht fortsetzen. Vielleicht findet sich aber im kommenden Frühjahr für mich und andere noch Gelegenheit obiges weiter nachzuprüfen. — 42 — Wie Toüzlehen die Spechte den Begattungsakt? Von Rieh. Schlegel. Über das Liebeswerben unserer Spechte durch eigenartige Balzbewegungen, Trommeln, abweichende Lautäufserungen sowie über Eifersuchtsszenen sind wir in recht eingehender Weise unter- richtet, hinsichtlich der Beantwortung oben gestellter Frage aber finden wir in der ornithologischen Literatur nur aufserordentlich selten eine Angabe verzeichnet. Nach dem Neuen Naumann be- richtet H. Hocke vom Schwarzspecht, dafs der Begattungsakt im verborgenen Kämmerlein vollzogen werde. Hocke scheint noch geneigt zu sein, dem bewufsten Handeln der Spechte Überlegung und Empfinden, in dem Falle vielleicht gar Schamgefühl beizumessen, was indes aufs bestimmteste zurückzuweisen wäre. Aber auch auf Grund räumlicher und technischer Bedenken erscheint mir diese Angabe wenig einleuchtend. Es ist ohne weiteres klar, dafs ein Begattungsakt der Spechte schon aus dem Grunde in einer Kletterstellung nicht ausgeführt werden kann — nach Hockes Angaben aber müfste er schon in dieser Stellung vollzogen werden — da ein intensives Festklammern des Männchens am weiblichen Körper vorausgesetzt werden müfste, was wohl völlig ausgeschlossen erscheint. Zudem ist ja ferner eine Beobachtung über Yorgänge in einem allseitig abgeschlossenen Hohlraum ein Ding der Un- möglichkeit. Da es Hocke, der ja gerade über das Fortpflanzungs- geschäft des Schwarzspechtes infolge seiner sammlerischen Tätigkeit recht gut unterrichtet war, vielleicht nie geglückt ist, den Be- gattungsakt zu beobachten, fühlte er sich zur erwähnten Annahme gedrängt und berechtigt. Obwohl auch mir in einer ziemlich langen Reise von Beobachtungsjahren nur 2 Fälle unterliefen, dafs ich Zeuge des Begattungsaktes der Spechte war, halte ich sie der Beobachtungseltenheit wegen doch für wert, der Vergessenheit entrückt zu werden. Ich hatte am 28. III. 1907, am sonnigen Nachmittage, im Königlichen Forstreviere der Harth bei Leipzig eine ziemliche An- zahl von Arctia anlica Raupen erbeutet, als meine Aufmerksamkeit auf einen Schwarzspecht gelenkt wurde, der am Rande des nahen Stangenholzes an einem Fichtenstamm emporrutschte. Ich näherte mich dem Vogel vorsichtig und konnte in der Nähe bald eines 2. Exemplares ansichtig werden. Beide Tiere waren ihrer sonstigen Gewohnheit gemäfs gar nicht besonders vorsichtig und liefsen sich auf ziemlich nahe Entfernung anpirschen. Nach ge- nügender Beobachtung ging ich an meinen Ausgangspunkt zurück, um auf einem dürren, gut durchwärmten "Waldgrasrasen die Reize des Alleinseins und den Frieden ungestörter Waldeinsamkeit auf mich einwirken zu lassen. Etwa 5 Minuten lang mochte ich mich so meinen stillen Betrachtungen hingegeben haben, als ein Exemplar der beobachteten Spechte wieder erschien und sich ca. 50 Schritte von mir entfernt auf einem etwa 5 cm dicken Ast einer mittelstarken ~ 43 — Eiche der lichten Schonung niederliefs und zwar in Sitzstellung quer zum Aste, nicht in Kletterstellung. Mir fiel die Eigenart solches Verhaltens auf; ich nahm mein Glas zur Hand und wartete in gespannter Aufmerksamkeit der Dinge, die sich weiter abspielen sollten. Schneller, als ich gedacht, kam das Männchen herbei, vollzog bei unverändert gebliebener Stellung des Weibchens die Begattung, wobei das Weibchen die Flügel lässig herabhängen liefs. Hierauf flog zuerst das Männchen, dann das Weibchen dem Stangen- holze wieder zu. Ein 2. Beobachtungsfall betrifft den grofsen Buntspecht. Am 13. V. 1913 ging in im hintern Rosentale am Ufer der Luppe entlang und bemerkte am Stamme einer Büster in ca. 5 m Höhe über mir ein Männchen des grofsen Buntspechtes unbeweglich auf einer Stelle verharren. Ohne von mir irgend welche Notiz zu nehmen, flog der Vogel bald auf den belaubten dünneren Zweig einer Nachbarrüster, wohin sofort ein Weibchen nachgeflogen kam, das ich vorher nicht bemerkt hatte. Fast gleichzeitig erfolgte nun ein Flug beider auf einen stärkeren, wagerechten Ast einer da- nebenstehenden Rüster, auf den sich das Weibchen in der Längs- richtung des Astes drückte, worauf das Männchen die Begattung vollzog. Nachdem dies geschehen, flog das Männchen ab, führte am Nachbarstamm bei stark gesträubtem Kopfgefieder einige Klopf- bewegungen aus, die mir weniger einen bestimmten Zweck zu verraten schienen. Ein Beobachter, der den Vogel seelisch über den Wert einer Reflexmaschine zu erheben vermag, würde diese Tätigkeit vielleicht als Verlegenheitstaktik gedeutet haben. „Ganz aus der Nähe beobachtet und jede Bewegung deutlich gesehen", 80 schliefst meine diesbezügliche Beobachtung. Rapide Besiedlung des Trauerfliegensclinäppers {Musoicapa atricaj^Ula) in Scliweden. YoQ Hiilmar Rendahl. Beim Ordnen der zu dem Naturhistorischen Reichsmuseum in Stockholm eingesandten üaten über den Vogelzug in Schweden (vgl. Orn. Monatsschr. 1916, p. 344) fiel es mir auf, dafs der Trauer- fliegenschnäpper (Muscicapa airicapilla) einen betreffs der Zeit- dauer recht eigenartigen Besiedlungstypus darbietet, im Vergleich mit anderen von mir untersuchten Arten. Obschon meine Unter- suchungen über die Besiedlung dieser Letzteren noch nicht publikationsfertig vorliegen, scheint mir das Verhältnis mit dem Trauerfliegenschnäpper interessant genug, um eine vorläufige Er- wähnung zu verdienen. Zuerst sei daran erinnert, dafs der Trauerfliegenschnäpper in Schweden ein häufiger Brutvogel ist, der sein Verbreitungsgebiet sogar nördlich über den Polarkreis hinaus erstreckt. In unseren - 44 — faunistischen Handbüchern wird von ihm angegeben, dafs er Ende April oder Anfang Mai nach unserem Lande von seinem Winter- quartier zurückkommt. Über die Ankunft dieses Vogels habe ich 78 Daten, nebst ein paar Angaben über das Eintreffen des Weibchens, zur Ver- fügung gehabt. Sie stammen vorzugsweise aus den Jahren 1901 — 1917, die meisten sind aus 1912—16. Wie vorher gesagt, wurden sie gröfstenteils dem Beobachtungsmateriale des Nat.-Hist. Reichs- museums entnommen. Aufserdem habe ich einige Notizen aus der Zeitschrift „Fauna och Flora" benutzt, weiter stellte mir Herr Regimentspfarrer Dr. phil. E. M o s c h i n in Multrä seine viel- jährigen Beobachtungen zu freier Verfügung, wofür ich ihm hier meinen besten Dank ausspreche! Aus den Jahren 1912 — 16 liegen 57 Daten vor. Falls wir diese in üblicher Weise nach Pentaden verteilen, erhalten wir das folgende Schema: April Mai 19—23 24—28 29—3 4—8 9—13 14—18 19—23 1 5 10 27 9 4 1 Hier ist zu bemerken, dafs die gewöhnliche Einteilung der Pentaden [Mai 1 — 5, 6 — 10, u. s. w.] nicht befolgt werden konnte, da solchenfalls die Kulmination an der Grenze zweier Pentaden hätte zu liegen kommen. Der mittlere Ankunftstag wurde aus den Beobachtungen (53) der Jahren 1913 — 16 festgestellt, wie folgt: 1013. Mittlerer Tag 8,4 Mäi. Zeit zwischen erste und letzte Beobachtung 20 Tage. 1914. - - 3,4 20 - 1015. - - 5,8 13 - 1916. - - 4,5 11 - 1913-16. - - 5,4 27 - Die Variation von dem mittleren Tage jedes Jahres im Ver- gleich mit dem vierjährigen Mittel beträgt im Mittel 1,6 — absolut 5,2 Tage. Worin liegt nun das für die Ankunft der Trauerfliegen- schnäppers Charakteristische? Um diese Sache zu beleuchten, will ich zum Vergleich einige ähnliche Berechnungen betreffs eines anderen ungefähr gleichzeitig erscheinenden Vogels anführen. Der mittlere Ankunftstag des Gartenrotschwanzes (Fhoeni- curus phoenicurus) in Schweden ist laut meinen Berechnungen aus zehn Jahren der 10. Mai. Die jährliche Schwankung beträgt im Mittel 2,3 und absolut 9 Tage. In dieser Hinsicht sind also keine besonderen Verschieden- heiten zu entdecken, wir können vielmehr sagen, dafs die Ver- schiebung des jährlichen Ankunftverlaufes, insofern es nur auf Verschiedenheit in den Witterungs Verhältnissen oder anderen Um- ständen, die hier nicht näher erörtert werden brauchen, beruht, sich in den beiden Arten ungefähr gleich verhält. — 15 — Anders aber gestaltet sich die Sache falls wir die Intensität der Kulmination berücksichtigen. Beim Gartenrotschwanz fallen innerhalb der Kulminations- pentade 24,4 Prozent aller Daten, innerhalb der Kulminationspentade nebst den beiden nächstliegenden 63,9 Prozent sämtlicher Daten. Beim Trauerfliegenschnäpper liegen die Verhältnisse derart, dafs in der Kulminationspentade 47,3 Prozent aller Daten fallen und In den drei vorhergenannten Pentaden 80,7 Prozent. Das früheste notierte Ankunftsdatum des Gartenrotschwanzes war in den zehn Jahren 1903—12 der 25. März, das späteste der 28. Mai. In diesen Ziffern finden wir das Charakteristische für die Besiedlungsart des Trauer fliegen Schnäppers. Sie ist im Vergleich mit derjenigen des ungefähr gleichzeitig erscheinenden Gartenrot- schwanzes als eine ungemein rapide zu bezeichnen, und die In- tensität der Kulmination übertrifft sogar alle von mir bei anderen schwedischen Zugvögeln gefundenen Werte. Zum Vergleich will ich in diesem Zusammenhang nur einige Beispiele der Frühlings- ankömmlinge anführen. Die Zahlen in Klammer geben den mittleren Ankunftstag an. Cuculus canorus (13. V.) resp. 34,9 und 72,2 7o- C'**«^ c*"«^ (20. V.) 29 und 61,5 V,,. Cypselus apus (23. V.) 32,7—73,8. Wenn wir bedenken, dafs, wie früher von Ungarn bekannt war und wie ich es jüngst (Fauna och Flora 1917, pag. 97) betreffs Schweden dargetan habe, die Intensität der Ankunft in der Kulmi- nationspentade immer bei den spätest ankommenden Arten die gröfsten Werte erreicht, ist diese intensive Rapidität bei der Be- siedlung des Trauerfliegenschnäppers, die nicht nur diejenige des gleichzeitig ankommenden Gartenrotschwanzes, sondern sogar der später eintreffenden Arten bedeutend übertrifft, sehr bemerkenswert. Wo ist der Grund dieser Erscheinung zu suchen ? Auf diese Frage zur Zeit eine Antwort zu geben, scheint mir unmöglich zu sein, da sie von manchen Faktoren abhängig sein kann. Dafs die Rapidität der spätankommenden Arten überhaupt wohl erster Hand von den im späteren Frühling mehr ausgeglichenen Witterungs- schwankungen abhängig ist, ist ja sehr plausibel ; die verschiedene Besiedlungsschnelligkeit dieser Arten aber kann auf einer Menge für diese eigentümlicher Verhältnisse beruhen, die erst ein genaueres Studium zu entdecken vermag. Zuletzt noch ein paar weitere Ziffern. Vierundsiebzig Ankunfts- daten aus verschiedenen Jahren zeigten im Vergleich mit dem Mittel 5. V. nur eine mittlere Variation von 5 und eine absolute von 27 Tagen. Von der Insel G o 1 1 1 a n d liegt eine einzige Beobachtung vor, Bjärges 1913: cf 27. IV., 9 28. IV. Also ein recht früh- zeitiges Erscheinen. — 46 — Aus den beiden längsten örtlichen Serien erhielt ich: M ultra (Angermanland): mittlerer Tag 12. Y. Schwankung: Mittel 3,8, absolut 16 Tage (12 Jahre). Kärrboda (Gemeinde Bergshammar, Södermanland) : mittlerer Tag 7. V. Schwankung: Mittel 6,6, absolut 21 Tage (7 Jahre). Dafs die Männchen etwas früher als die Weibchen erscheinen, ist eine bekannte Tatsache. Einige der Beobachter haben dies Verhältnis berücksichtigt, und daraus ergibt sich, dafs in sieben notierten Fällen die Weibchen in Mittel 5 (Extreme 9—1) Tage später als die Männchen eintrafen. Nachtrag : über die Verbreitung des Girlitzes In Ostfranlireicli. Von Ladwlg Sehaster. Zu meinen Ausführungen über dieses Thema in No. 12 der Ornithol. Monatsber. 1917, S. 173 f. trage ich noch folgendes nach: Ich habe inzwischen den Girlitz im Herbst 1917 noch im Maastal bei dem Ort Harraumont (ca. 20 km nördlich Verdun) beobachtet, und zwar am 20. X. 1917 2 Stücke, die ich mit einem Schufs er- legte, am 21. X. daselbst noch 1 Stück und ebenso am 14. XI. wiederum 1 Stück (wohl das schon am 21. X. beobachtete), das ich ebenfalls erlegte. Herr Geheimrat Reichenow, dem ich die erlegten Stücke sandte, hält die Vögel auf Grund vorläufiger Untersuchung für durchaus übereinstimmend mit der typischen Form, nicht mit der Form germanicus. Da ich im Sommer 1915 gerade in der Gegend Harraumont- Vilosnes beobachtete und niemals den Girlitz feststellen konnte, so halte ich die im Herbst 1917 erlegten Exemplare für Durchzügler. Weiterhin stellt mir Herr Werner Sunkel seine Beobachtungen über den Girlitz in Ostfrankreich freundlichst zur Verfügung. Herr Sunkel beobachtete am 22. V. 1917 einen Girlitz in Pont Favergez und am 8. VI. ein singendes cT auf der Reinhöhe bei Moronvilliers. Beide Beobachtungsorte liegen ungefähr eine Stunde entfernt von meinem Beobachtungsort am Plateau von Moronvilliers in der Westchampagne (siehe Ornithol. Monatsb. 1917, S. 174). Da Böker den Girlitz auch in Beine bei Reims beobachtet hat, so darf man unseren Vogel wohl als sicheren, wenn auch spärlichen Brutvogel der Westchampagne ansehen. — 47 — Aufzeichnungen. 1. Zum Tannenhäherzug: Am 7. X. 1917 traf ich in Tütz in Westpreufsen am Rande des städtischen Kiefernwaldes ein einzelnes dünnschnäbliges Stück, das sich auf dem am Walde entlang führenden Wege zu schaffen machte. Der Vogel liefs mich bis auf 4 — 5 Schritte heran, flog dann auf den alten Zacken einer Kiefer und liefs sich von hier, kaum 1 Va ni über mir sitzend, durch mein wiederholtes Anschlagen an den Stamm nicht verscheuchen, sondern sah nur manchmal verwundert oder neugierig auf den Störenfried herab. 2. Die Posener Brutdohlen und auch die hier den Winter hindurch verweilenden Schwärme gehören zweifellos zur west- europäischen Form {Lycos monedula spermologus Vieill.). Ein weifser Halsfleck ist bei ihnen entweder überhaupt nicht sichtbar, oder nur leise angedeutet. Nun sah ich aber am 5. XI. 1917 um 7j 12 a. auf unserm Schulhofe unter zahlreichen Nebelkrähen und einigen Dohlen der hier vertretenen Form mehrere Stücke mit einem recht sehr in die Augen fallenden weifsen Fleck am Flügelbug. Es dürfte nicht daran zu zweifeln sein, dafs diese Vögel, zur östlichen Form Lycos monedula coUaris Drum, gehörig, als Winter- gäste aus dem Osten hier auf dem Durchzuge verweilten. In der Folgezeit habe ich diese östliche Form weder auf dem Schulhofe noch unter den Schwärmen in der Nähe der Stadt sich herum- treibender Dohlen wahrgenommen. 3. Während ich bisher die Holztaube in unserm Eichwalde nicht bemerkt hatte, hörte ich am 30. VI. 1917 (und auch schon vorher!) daselbst Paarungsrufe dieser Art. 4. Am 4. VII. 1917 sang im Eichwalde um 6 Uhr p. ein Weidenlaubvogel immer wieder zidit zidlt zill zill zidit ziil u. s. w., manchmal das zidit viermal wiederholend. 5. Am 29. VII. 1917 hörte ich in der Nähe der Ziegelei un- fern der dem Kriege zum Opfer gefallenen Wolfsmühle mehrmals die Strophe des Ortolans. Seine Artgenossen waren schon lange verstummt. Wenn auch unter den andern Ammerarten einzelne cT sich gar nicht selten noch im August hören lassen, so war mir doch beim Ortolan eine so späte gesangliche Betätigung bisher nicht vorgekommen. Prof. J. HammllDg, Posen. Früher Nestbau. Heute am 25. Januar beobachtete ich hier bei Müddersheim (Rheinland) ein Paar Schwanzmeisen — es baut nur ein Vogel — beim Nestbau. Die ungemein milde Witterung der letzten Tage ist die Ursache dieser aufserordentlich frühzeitigen Auslösung des Fortpflanzungstriebes. Das Nest, oder vielmehr der erst sehr spärliche Anfang eines solchen befindet sich in den kleinen herabhängenden Zweigen eines der Hauptäste einer älteren Fichte. Übrigens fand ich in dem gleichen Baume schon seit vielen Jahren sehr oft fast an der gleichen Stelle ein Schwanz- meisennest. H. Frhr. Gejr T. Sohweppeabars. — 48 — Schriftenschau. Um eine möglichst schnelle Berichterstathing in den „Ornithologischen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sonderabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichen ow. H. Noll-Tobler, Beobachtungen an unseren einheimischen Rallen: Jahrb. St. Gallischen Naturwissenscb. Ges. 54. Bd., 1917, S. 209 — 245. — Sehr eingehende und lehrreiche Beobachtungen über die Lebensweise der Rallen in Freiheit und Gefangenschaft, besonders über Nistweise, Aufzucht und Pflege, die viele neue Tatsachen enthalten. Eine gröfsere Anzahl von Autotypien nach Photographien erläutert anschaulich Neststand und Beschaffenheit des Nestes der verschiedenen Arten. C. Hennicke, Schwindende Vogelarten in Deutschland : N"atar- denkmäler Bd. 2, Heft 14/15, 1917. — Bespricht gruppenweise diejenigen einbeimischen Vogelarten, die durch die Kultur oder durch unmittelbare Nachstellung in ihrem Bestände bedroht oder schon zum Teil ausgerottet sind, wobei Schilderungen der Lebensweise eingefiocbten sind. H. Lüttschwager, Einiges vom Buchfinken : D. Ges. f. Kunst und Wissensch. in Posen, Zeitschrift der Naturw. Abteilung, 24. Jahrg., 2. Heft, 1917. — Beobachtung über den Gesang. E. W e r t h , Kurzer Überblick über die Gesamtfrage der Ornitho- philie: Botan. Jahrbücher 58. Bd., Heft 3— 5, Beiblatt No. 116, Leipzig 1915. — Behandelt die Blüten der Pflanzen, bei denen Vögel als Blüten- bestäuber in Betracht kommen, gibt zunächst Beispiele ornitbophiler Blumenformen, sodann eine Liste von 159 ornithopbilen Pflanzenarten, worauf die Ausrüstung und das Benehmen der blumenbesuchenden VOgel besprochen wird. Phylogenetische Hinweise beschliefsen die Arbeit. H. Stadler, Die Rufe und Gesänge des Berglaubsängers {Phyl- loscopus bonelli): Tierwelt, Jahrg. 1917. — Rufe und Gesänge in Silben ausgedrückt und in Noten übertragen. F. P a X , Der Kulturzustand Polens in seiner Bedeutung für die Tierwelt: Die Naturwissenschaften 1917, Heft 37. — Die starke Ent- waldung des Landes bat hauptsächlich zu Veränderungen in der Tierwelt beigetragen, nächstdem ist die Trockenlegung von Sümpfen und Mooren von Einflufs gewesen. Verf. bespricht die Veränderungen an zahlreichen Beispielen auch aus der Vogelwelt. G. D a u t u. A. H e f s , Bericht über die Tätigkeit der schweizerischen Zentralstation für Eingversuche in Bern in den Jahren 1914 — 1916: Der Ornithol. Beobachter Mai 1917. — 813 Vögel in 40 Arten sind beringt worden. Der Bericht bespricht eine Anzahl der erzielten Ergebnisse. H. V i r c h 0 w , Über die Halswirbelsäule von Plotus anhinga : Sitzb. Ges. naturf. Freunde Berlin 1917, No. 7. — Eingehende Beschrei- bung der eigentümlich geformten Halswirbel des Schlangenhaisvogels und der Halsmuskulatur. — 4Ö — J. Strohl, Conrad Gefsner's „Waldrapp": Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Gesellsch. Zürich 62. Jahrg., 1917, S. 501—538. — Neue Nachweise aus dem alten Schrifttum über früheres Vorkommen des Geronticus eremita in der Schweiz, die einen ungemein wertvollen Bei- trag zu der noch immer nicht völlig gelösten Frage liefern. Das Ergebnis des Verfassers gipfelt in dem Satz: „Auf das frühere Vorkommen eines Ibis in den Alpen darf wohl nach dem Vorausgegangenen mit gröfster Wahrscheinlichkeit geschlossen und angenommen werden, dafs die alten Beschreibungen des „Waldrapp" zum guten Teil damit in Beziehung stehen. Daran schliefst Verf. eine Reihe von Richtlinien, nach denen weitere Aufklärung zu suchen sein wird. E. Greschik, Geschmacksknospen auf der Zunge des Amazonen- papageis: Anatom, Anzeiger 50. Bd., 1917, No. 11, S. 257—270. — Verf. fand die Geschmacksknospen im hinteren Teil des Zungenrückens, dort, wo die beiden Zungenflügel sich abzuzweigen beginnen, und gibt durch Abbildungen erläuterte genaue Beschreibung. Die topographische Lage der Knospen erinnert an das Verhalten in den Wallpapillen der Säugetiere ; sie zeigen eine höhere Stufe der Entwicklung und sind als Trägerinnen eines höheren Geschmacksinnes zu bezeichnen. H. Rendahl, Flyttfägelsobservationer vid svenska fyrar: Fauna och Flora 1917, S. 97 — 115. — Beobachtungen über den Vogelzug an den schwedischen Leuchttürmen betreffend Sturnus vulgaris, Alauda arvensis und Phoenicurus phoenicurus. R c h w. B. Hoffmann, Der harte Winter 1916/17 und unsere Vogel- welt; Ornith. Monatsschr. 1917, 254 — 257. — Beobachtungen aus der Umgebung von Dresden. Verf. glaubt seine Wahrnehmungen nach zwei Richtungen zusammenfassen zu können: einmal haben die grofse Kälte und die überreichen Schneemassen auf die Individuenzahl der hier ge- bliebenen Arten herabmindernd eingewirkt; und zweitens bat die lange Dauer des Winters den Zeitpunkt der Rückkehr unserer Wandervögel mehr oder weniger hinausgeschoben. Victor Ritter von Tschusi zu S c h m i d h o f f e n, Anknnfts- und Abzugsdaten bei Hallein (1916); Ornith. Monatsschr. 1917, 257—268. M. Brinkmann, Das zweimalige Brüten der Waldschnepfe ; Ornith. Monatsschr. 1917, 263—265, Taf. 8. G. Wolff, Am Nest; Ornith. Monatsschr. 1917, 265-268, Taf. 9 und 10. — Biologische Beobachtungen am Neste von Fhylloscopus collyhita und Muscicapa grisola. H. W. 0 1 1 e n s , Allerlei vom Kuckuck; Ornith. Monatsschr. 1917, 269—273. B. Hoffmann, [Nachruf für Hugo MayhoffJ ; Ornith. Monats- schr. 1917, 276. H. W. 0 1 1 e n s , [Über Häufigerwenden der Wachtel bei Hannover]; Ornith. Monatsschr. 1917, 276—278. — 50 — Hans Freiherr Geyr von Schweppenburg, Ins Land der Tuareg; Journ. f. Ornith. 1917, 241—312, Tafel 1 (Karte). — Verf. schickt der Bearbeitung der von ihm gesammelten Vögel eine „Allgemeine ßeisebeschreibung" voraus, die a. a. 0. veröffentlicht wird. Diese Keisebeschreibung gibt nicht nur in dürren Worten das Itinerar des Beisenden, sondern sie bringt auch eine Fülle allgemeiner Beobach- tungen, die auf der Route von Alger bis nach Temassinin und von dort bis zum Wendekreis, in das Ahaggar Hochland, gewonnen und später in der Heimat durch eingehendste und sorgfältigste Studien der reichen vor- handenen deutschen und französischen Literatur vertieft wurden. Der Beisende kontrollierte seine eigenen Wahrnehmungen mit denen seiner Vorgänger, mit den VeröfTentlichungen des grofsen französischen Forschers Duveyrier, mit denen von Foureau, Joly und Chudeau. So wächst seine Darstellung weit über den Babmen einer engen, einleitenden Beiseschil- deruDg hinaus und gewinnt dadurch an Wert und allgemeiner Bedeutung. Da die Beise Baron Gejr's in die innere Sahara hauptsächlich zum Zweck ornithologiscber Forschungen, über die später berichtet werden wird, unternommen wurde, so erübrigt es sich, darauf hinzuweisen, dafs auch die vorliegende Einführung bereits eine Menge allgemeiner und wichtiger ornithologiscber Hinweise enthält. Im November 1913 verliefs Baron Geyr in Begleitung von Paul Spatz Deutschland. Die Beise galt der ornitbologiscben Erforschung des bisher in dieser Hinsicht unbekannten Berglandes der Tuareg. In dem Oasenstädtchen von Biskra wurden die wichtigsten Vorbereitungen für die Expedition getroffen. Über Tuggurt, Ouargla erreichten die Beisenden am 20. Januar 1914 Temassinin, von welchem Orte die Beise alsdann südwärts bis Ideles, wo man am 24. März 1914 eintraf, fortgesetzt wurde. Zweifellos, bemerkt Baron Geyr, liegt das von ihm bereiste Tuaregberg- land seiner ganzen Ausdehnung nach in jenen mittleren Teilen der Sahara, welche den regenärmsten Gebieten der Erde zuzurechnen sind. Fast gänzlich regenlose Perioden von sechs bis zehn, ja von zwölf Jahren scheinen stellenweise nicht selten zu sein. Am 25. Februar 1914 wurde die Quelle Tahart erreicht und von dort die Beise in etwas östlicher Abschwenkung bis Ahaggar-n-nderen fortgesetzt. Dann verlief die Beute in südlicher Bichtung bis Ideles, unter 23<> 49 n. Br. u. 3<* 32 östl. L. und in einer Höhe von 1410 m gelegen; der südlichste Punkt, den die Beisenden erreichten. Am 31. März wurde die Bückreise angetreten. Der Weg wurde östlich von dem auf der Hinreise gewanderten eingeschlagen. Etwas südlich von Ahaggar-n-nderen wurde die alte Beute gekreuzt und dann stark westlich abbiegend der Weg nach Tahart eingeschlagen. Von dort ging es bis Tounourt, wo in früheren Jahren noch Straufse, die jetzt im Gebiet der Tuaregberge gänzlich ausgerottet sind, gelebt haben dürften. Ostwärts führte der Weg bis Tanout Meliert und von dort in direkt nördlicher Bichtung nach Temassinin, wo die Beisenden bis Mitte Mai verweilten. Am 13. Juni trafen sie wieder in Tuggurt ein. — Ein Hinweis auf die vielen, in den Anmerkungen aufgeführten Literaturnachweise, die verschiedensten Materien betrefifend, zeugt von der wissenschaftlichen Sorgfalt, welche Baron Geyr der vorliegenden — 51 — Reisebescbreibung gewidmet hat. Mögen andere Forscher diesem Beispiel folgen. Die zahlreich eingestreuten ornitbologischen Mitteilungen erwecken das lebhafteste Interesse für die zu erwartende Bearbeitung der eigent- lichen ornitbologischen Ergebnisse der Reise. K 0 1 1 i b a y , P., Bemerkungen über einige turkestanische Vögel ; Journ. f. Ornith. 1916, 582—604, 1917, 444—458. — Verf. gibt eine Reihe von Mitteilungen über eine Anzahl von Vögeln aus einer gröfseren Sammlung, welche teils in der näheren Umgebung von Taschkent, teils in einem der westlichsten Ausläufer des Tian-schan zusammen gebracht worden war. An Hand der zum Teil sehr reichen Reihen einzelner Arten und Formen werden kritische Mitteilungen über die Verbreitung, Ober die Nomenklatur wie über die Beziehungen zu verwandten Arten, vornehmlich auch im Hinblick auf die Veröffentlichungen von Schalow und Laubmann, gegeben. Die Arbeit bebandelt im ganzen 68 Arten und Formen, darunter einige, wie Carduelis caniceps paropanisi, Acanfhis cannabina fringillirostris, Emheriea luteola und stewarti, Farus bokharensis bohharensis, Lantus cristatus isabellinus und Cinclus cindus leuco- gaster recht eingehend. H. 6 r a n V i k , Die Variationsfäbigkeit beim Nestbau der Dohle (Colaeus monedula), Ornith. Monatsschrift 1917, 281—287, Taf. 11 und Teztbild. — Behandelt das Brüten in Kolonien, beschreibt einen Nistplatz unter der Erde unter den Wurzeln einer Ulme, ferner ein Erdnest in einem Strauch und schliefslich eigene Freibauten der Dohle, K a y 8 e r , [Über Beerennahrung der Vögel] ; Ornith. Monatsscbr. 1917, 287—289. H. W. 0 1 1 e n 8 , [Über das Vorkommen von Milvus regalis bei Hannover sonst und jetzt]; Ornith. Monatsscbr. 1917, 288 — 289. W. Israel, [Die Zaunkönige im Garten] ; Ornith. Monatsscbr. 1917, 291. — Schildert den Fang der in klebrigen Gespinsten lebenden Raupen von Hyponomeuta evonymellus. J. Thienemann, XVI. Jahresbericht (1916) der Vogelwarte Rossitten der Deutschen Ornitbologischen Gesellschaft; Journ. f. Ornith. 1917, 818—367. — Mehr und mehr entwickeln sich die von Thienemann seit 16 Jahren herausgegebenen Berichte der Rossittener Vogelwarte zu einem wichtigen Repertorium aller den Zug, die Wanderungen und den Flug der Vögel behandelnden Fragen. Eine zusammenfassende Darstellung der in dieser Richtung im Laufe der Jahre gewonnenen Ergebnisse wird für die Beurteilung der aufserordentlichen Bedeutung der Beringung ein sicheres und unanfechtbares Urteil bringen. Der vorliegende Bericht für das Jahr 1916 gibt nach kurzer Darstellung der Verwaltung der Vogel- warte zunächst Mitteilungen über den Vogelberingungsversuch für den genannten Zeitraum. Insgesamt wurden für 1916 4980 Ringe ausgegeben. 127 Vögel von 42 Arten wurden zurückgeliefert. Die einzelnen Individuen der zurückgelangten Vögel finden eine eingebende Darstellung. Ein Storch, der in die weitere Umgebung seines heimatlichen Nestes zurückgekehrt ist, bat den Ring 8 Jahro getragen. Thienemann knüpft an die Erlegung — 52 — dieses Vogels eine Bemerkung, die Ref. hierher setzen möchte. Er sagt: „Ich kann mir nicht helfen, wenn ich ein solches Stückchen unscheinbares Metall wieder in die Hände bekomme, das, von meinem Schreibtische ausgegangen, jahrelang von einem Vogel mit herumgetragen ist, das achtmal die Sonne Afrikas geschaut hat, das in Nilwasser getaucht, in der Kalihariwüste getrocknet ist, — dann fühle ich jedesmal wieder etwas von der Poesie, die dem Beringungsversuche anhaftet und die das Interesse für dieses Experiment in weiten Schichten der Bevölkerung auch nach dem Kriege nicht wird einschlafen lassen." Lachmöwen haben die Ringe u. a. 4 7,, 4 und 2 Vi Jahre getragen, Silbermöwen 7 und 6 Jahre, Sterna macrura 4 Jahre. Viele der er- legten Individuen lassen auf ein Zurückkehren an die alte Brutstelle schliefsen. Wertvolle biologische Beobachtungen finden sich bei vielen Arten. Einige interessante Mitteilungen über eine kurze Studienreise Thienemanns nach Kurland schliefsen den diesjährigen Bericht. J. W. Stolz, Ornithologische Ausbeute aus Polen im Sommer 1916; Journ. f. Ornith. 1917, 368—889. — Stolz, ein viel versprechender junger Ornithologe, ist am 26. September einer schweren Verwundung, die er in den Kämpfen im Osten davon getragen, erlegen. Die vorliegende Arbeit, eine der letzten seiner Veröffentlichungen, berichtet über seine Tätigkeit als Assistent von Prof. Pax in der Landeskundl. Kommission beim Generalgouvernement Warschau. Sie bringt Mitteilungen und Beob- achtungen über 85 Arten und Formen, welche die Untersuchungen von Domaniewski, Reichenow und Graf Zedlitz bestätigen und nicht unwesentlich ergänzen. Die von Stolz gesammelten 70 Arten gelangten in den Besitz des Kgl. Zoologischen Museums in Breslau. JJrinator arcticus scheint im Gebiet zu brüten. Der von Stolz Ende Mai gesammelte Bussard wird als Buteo buteo angesprochen. Lantus excubitor bezw. rapax wurde nicht beobachtet. Eingehendere Notizen über Sitta-Formen. Alle polnischen '£hylloscopus collyhita scheinen zur Form abietina Nilss. zu gehören. Die Arbeit berührt viele Fragen östlichen Vorkommens, gibt Verbreitungs-Notizen und vereinzelte biologische Beobachtungen. A. Reichenow, [Afrika und unsere Zugvögel] ; Journ. f. Ornith. 1917, 889—390. A. Reichenow, [Neue Arten] ; Journ. f. Ornith. 1917, 391—892. — Es werden beschrieben: Turdus pondoensis (Pondoland), Dryonastes tsinlingensis (Tsinlin- Gebirge, Ost-China), Bradypterus usamharae (Usambara), Calamocichla palustris (Massailand), Cinnicerthia para- mosa (Anden von Ekuador), Turdinus tanganjicae (Tanganjika), Floceus quilimanensis (Süd-Mossambik), Ploceus epipoUus (Kilwa, D. Ostafrika) und Fl. pondoensis (Pondoland). 0. Neumann, Über die Avifauna des unteren Senegal-Gebietes; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1918, II, 189—214. — Der Verf. hatte die Absicht, selbst ornithologische Forschungen im Senegal-Gebiet vorzu- nehmen, die durch den Krieg nicht zur Ausführung gelangen konnten. Die Vorarbeiten für die geplante Reise wie die Bearbeitung der von Riggenbach für das Museum in Tring im Senegal gesammelten Vögel gaben -^ 53 — Keumann die Anregung zu der oben genannten Veröffentlichung. Verf. weist darauf bin, wie ungemein gering unsere Kenntnis der dortigen Yogelwelt seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts geblieben ist, aus der wir die ersten Mitteilungen über das Senegalgebiet durch Adanson erhielten. Nach einer kurzen Skizze der ornitbologischen Erforschung des Landes bespricht Neumann unsere Kenntnis der Senegal-Ornis und deren Charakter im Hinblick auf Formen-Zusammensetzung und Beziehungen zu anderen äthiopischen Gebieten. Eine kritische Liste bringt eine Übersicht der mit Sicherheit nachgewiesenen Arten und Formen, 293 an der Zahl, mit Angabe der betreffenden Sammler. Dieser Liste, die uns zum ersten Mal in der Literatur ein ungemein sorgfältiges Verzeichnis der Senegal- vOgel gibt, schliefst der Verf. eine Übersicht derjenigen 87 Arten und Formen an, deren Vorkommen am unteren Senegal er als fraglich betrachten mochte. Es folgen dann noch in der Arbeit Listen derjenigen VOgel, welche irrtQmlicb für den Senegal verzeichnet worden sind, ferner von un- bestimmbaren, angeblich vom Senegal stammenden Arten und schlielslich derjenigen Spezies, welche Verreaux angeblich von Galam am oberen Senegal erhielt. H. S c b a 1 0 w , Einige Bemerkungen zur Vogelfauna von Nowaja Semlja; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 215—222. — Nach zoogeographischen Bemerkungen über die vorgenannte arktische Insel und unter Hinweis auf die neueren Arbeiten von Scbaanning und Molt- Bchanow gibt der Verf. eine revidierte Liste seiner 1904 veröffentlichten Übersicht der Vögel Nowaja Semlja's. G. S c h i e b e 1 , Schneeammern {Passerina nivalis) und Zwerg- trappe (Otis tetrax) im Krain 1914/1916; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 121—225. H. Stadler und C. Schmitt, Fragen und Aufgaben der Vogel- sprachkunde; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 236—286. — Die beiden Verf. beabsichtigen in einer Reihe von Einzeldarstellungen allgemeine Fragen der Stimmenkunde der VOgel zu behandeln. In der vorliegenden Arbeit werden die Lieder der Vogelweibchen und das Rätsel des Spottens untersucht. In einer anschlielsenden Veröffentlichung ge- denken die beiden Verf. die ebenso wichtige wie schwierige Frage zu ent- scheiden zu versuchen, ob die Nachahmungen der VOgel als ein Ausdruck ihres Fühlens, ihrer Vorstellung und ihres WoUens anzusehen sind. J. Thienemann, Treffen die Zugvogel Vorbereitungen zu ihren Reisen?; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 237—260. — Die Aufgabe, welche sich Thienemann für die vorstehende Veröffentlichung gestellt hat, ist die Frage zu beantworten, ob die VOgel mit vollem Magen oder Kröpfe, um die nOtige Kraft für die zu leistende Arbeit zu gewinnen, ziehen oder mit leerem Magen, um sich nicht zu belasten. Eine grofse Anzahl verschiedener Arten hat er darauf bin untersucht. Er gelangt zu dem Ergebnis, dafs bei den Zugvögeln das Bestreben vorherrscht, Kropf und Magen nicht zu überladen, und dafs der Zugtrieb im allgemeinen den Hungertrieb beherrscht. „Dem ziehenden Vogel ist das Vorwärtskommen — 54 — die Hauptsache. Alles andere, Nabningsaufnahme, Körperpflege tritt in den Hintergrund." F. Tischler, Die Kleider des Fichtenkreuzschnabels (Loxia curvirostra); Festschr. f. Ant. Keichenow, J. f. 0. 1917, II, 261—268. VictorRitter vonTschusi zuSchmidhoffen, Über das einstige Vorkommen des Bartgeiers {Gypaetus barbatus L.) im österreichischen Alpengebiete; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 269 — 277. — Mitteilungen aus Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol und Vorarlberg. Das letzte Beobachtungsjahr war 1906 (Kärnten), die letzten Horste wurden für das Jahr 1883 (Kärnten und Vorarlberg) nachgewiesen. 6 Exemplare befinden sich in lokalen Sammlungen. 0. Graf von Zedlitz und Trützschler, Liste der im Gebiet der Schara beobachteten Vögel; Festschr. f. Ant. Reichenow, J. f. 0. 1917, II, 278—308, mit einer Kartenskizze. — Ein wertvoller' Beitrag zu unserer Kenntnis der Vögel West -Rufslands. Der Verf. gibt seine Beobachtungen über 156 Arten und Formen. Dieselben beziehen sich Yornehmlich auf Zug und Erscheinen der einzelnen Arten und auf biologische Mitteilungen. Vielfach sind kritische Bemerkungen zu den Arbeiten von Reichenow, Gengier u. a. angefügt. Nach des Verf. Ansicht treffen in dem von ihm in der vorliegenden Arbeit behandelten Gebiet zwei Faunen, die baltische und die pantische zusammen, v. Lucanus und Graf Zedlitz trennen die dortige Brutform der Misteldrossel von dem deutschen Vogel als Turdus viscivorus jubüaeus ab. Der erste der beiden genannten Autoren gibt eine Übersicht der verwandten subspezifiscben Formen. Magdalene Heinroth, [Erfahrungen über Biologie und Technik bei Aufzucht junger Vögel] ; Journ. f. Ornith. 1917, 392 — 395. — Mitteilungen auf Grund langjähriger Beobachtungen mit einer Fülle aus- gezeichneter Ergebnisse, die vielfach neue Gesichtspunkte in das schwierige Problem der Aufzucht nach den individuellen Instinkten der einzelnen Arten hineintragen. H. Frhr. Geyr von Schweppenburg, Otto le Roi zur Erinnerung; Journ. f. Ornith. 1917, 435 — 443 mit Bildnis. — Nachruf mit einem Verzeichnis der Schriften des zu früh der Wissenschaft ent- rissenen Forschers. B. Hoffmann, Der Gesang und Anders von unserem Mauer- segler (Cypselus apus L.); Journ. f. Ornith. 1917, 459—464. — Nach kurzem Hinweis auf die tonlichen Verbältnisse der Mauerseglerrufe wie auf deren lautliche Bestandteile untersucht der Verf. eingehend die einzelnen Rufe selbst, sowohl die einfachen wie die zweitönigen, die er durch Notenwiedergabe kennzeichnet. Er kommt zu dem Resultat, dafs die stimmlichen Tonerzeugnisse unseres Mauerseglers weit mannigfaltiger sind als man im allgemeinen anzunehmen geneigt ist. Eine Anzahl bio- logischer Beobachtungen schliefsen die Arbeit. H.Stadler, Übende Buchfinken ; Journ. f. Ornith. 1917,465—467. — 55 — H. Bährmann, Über die VOgel der Umgebung von Rubland ; Journ. f. Ornith. 1917, 468 — 506. — Nach einer kurzen Charakteristik des Gebietes der Umgebung von Ruhland — an der südlichsten Grenze der Mark Brandenburg in der Provinz Sachsen gelegen — gibt der Verf. eine Aufzählung der im Jahre 1886 von Perrin und später von ihm selbst beobachteten 126 Arten mit Hinweisen auf Verbreitung und Vorkommen. Bei vielen Arten biologische Mitteilungen. Crex crex, Caprimulgus, Coccothraustes, Emheriea hortulana u. a. gewöhnliche Arten sind vom Verf. nicht gefunden worden. Bei vielen Arten fehlt die Angabe der lokalen Formen. Das Vorkommen von Phylloscopus borealis Blas, als Brutvogel des Gebietes dürfte ein Irrtum sein. Die Form Ph. borealis borealis (Blas.) bewohnt Finnmark, Nordrufsland, Sibirien, Korea und Kamtschatka und ist nur sehr vereinzelt als seltener DurchzOgler für Deutschland nachgewiesen worden. J. V. Lucanus, Über die geographischen Formen von Turdus viscivorus L.; Journ. f. Ornith. 1917, 506—512. — Der Verf. unter- scheidet die mitteleuropäische Form T. viscivorus viscivorus L., ferner die südlichen Formen: T. v. deichleri Erl. und T. v. reiseri Schiebel; und schliefslich die östlichen Formen: T. v. bonapartei Gab. und T. v. pseudohodgsoni Kleinschm., T. v. sarudnyi Loud. und T. v. jubilaeus Lucanus et Zedl. H. Helfer, [Über die Fauna der Kläranlagen und ihre Bedeu- tung, mit besonderer Berücksichtigung der Vogelwelt]; Journ. f. Ornith. 1917, 513. A. Reichenow, [Über die Nomenklatur einiger /S^/caZ^s-Arten] ; Journ. f. Ornith. 1917, 513— 5U. A. Reichenow, [Neue Arten aus dem Sepikgebiet in Neu- guinea]; Journ. f. Ornith. 1917, 514. — Neu: Geryyone stictilaema und Chuetura bürgersi. 0. Heinroth, [Ein Ausflug in den Spandauer Forst] ; Journ. f. Ornith. 1917, 515-516. 0. Heinroth, [Beziehung von Alter, Geschlecht und Jahreszeit zum Federwechsel]; Journ. f. Ornith. 1917, 232—233. E. Gebhardt, [Über einen Albino von Micropus apus apus]; Journ. f. Ornith. 1917, 233 — 234. Eckstein, [Über Nisthöhlen von Dendrocopus medius] ; Journ. f. Ornith. 1917, 234. F. V. Lucanus, [Über eine Liste deutscher Vögel von W. Schuster mit Angaben über den Scbuti der einzelnen Arten]; Journ. f. Ornith. 1917, 234-235. H. Schalow, [Otto Finsch f] ; Journ. f. Ornith. 1917, 236. G r a f s m a n n , [Ober Bussardzüge, beobachtet bei Meaux] ; Journ. f. Ornith. 1917, 236. Schalow. — 56 — Nachrichten. Am 21. Jaouar starb in Stuttgart nach Ifingerem Krankenlager Oberstudienrat Prof. Dr. Kurt Lampert Direktor des dortigen KOnigl. Naturalien-Eabinets. Er erreichte nur ein Alter von 59 Jahren. Lampert, der als Sohn des als Schriftsteller und langjähriges liberales Mitglied der Bayerischen Abgeordneten - Kammer bekannten Pfarrers Friedr. Lampert am 30. März 1859 zu Ippesheim in Franken geboren wurde, studierte in Manchen und Erlangen Naturwissenschaften. Im Jahre 1883 promovierte er auf Grund einer Arbeit: Zur Genese der Chorda dorsalis beim Axolotl und war dann längere Zeit Assistent bei seinem Lehrer Selenka in Erlangen. Von diesem wurde er an Krauls in Stuttgart empfohlen, der dann Lamperts Berufung an das Kgl. Naturalien-Kabinet trotz mannigfachen Widerstandes durchzusetzen wuIste. Nach dem Tode von Kraufs wurde er zum Direktor der Stuttgarter Sammlungen ernannt. Bis zu seinem frühen Tode hat Lampert hier eine reiche Tätigkeit entfaltet. Diese kam in erster Reihe und in umfassendem Mafse dem ihm unterstellten Museum, dann aber auch den vielen wissenschaftlichen Bildungsanstalten und Vereinen, die in Stuttgart ihren Sitz haben, zu gut. Nie versagte hier seine reiche Betätigung. Schliefslich mufs Lamperts ausgedehnter schriftstellerischer Tätigkeit gedacht werden, in welcher er sich neben rein wissenschaftlicher Arbeit die Popularisierung der Natur- wissenschaften in grofsem Umfange angelegen sein liefs. Die gewinnende, liebenswardige, sonnige Persönlichkeit Lamperts wird Jedem unvergessen bleiben, der das Gltlck hatte, mit ihm in Be- rührung zu kommen. Der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft hat der Verstorbene während 20 Jahre angehört. VTenngleich seine rege und erfolgreiche wissen- schaftliche Tätigkeit anderen Gebieten der Zoologie zugewandt war, so hat er doch durch sein stets bereitwilliges Entgegenkommen und seine Unter- stützung ornithologischer Studien in der ihm unterstellten Sammlung auch an der Förderung der Ornithologie in anerkennenswerter Weise mitgewirkt. Um für meine paläarktischen Sammlungen weiteren Kaum zu gewinnen, will ich eine kleine Sammlung nearktischer Bälge verkaufen oder gegen paläarktische Bälge vertauschen. Die Nord- amerikaner, rund 400 Stück und überwiegend Kleinvögel, sind her- vorragend zubereitet und mit vollständigen Begleitzetteln versehen. Neisse. Justizrat Eollibay. Die allgemeinen, durch den Krieg bedingten wirtschaftlichen Verhältnisse machen es notwendig, die nächsten Nummern der ,, Monatsberichte" in zwei- monatlichen Doppelnummern erscheinen zu lassen. Druck TOD Oiio DoroblUth ia Bcraburg. OmitMogische Monatsbericlite herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 26. Jahrgang. Mai/Juni 1918. No. 6/6. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nummern und sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 6 Mark . — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgeber, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betreffende Mitteilungen an die Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Über den Elnflufs der Tagesdauer auf das Vogelleben. Von Frlti BraoD. Wieviel Vogelfutter habe ich nicht in Friedenszeiten ver- geudet! Nicht aus bösem Willen, sondern nur deshalb, weil ich mich daran gewöhnt hatte, bei der täglichen Fütterung alle Reste kurzer Hand fortzuwerfen. Ich bin überzeugt, dafs die noch brauchbaren Stoffe, die ich dergestalt im Laufe eines Menschen- alters verschwendete, mir und meinen Gefiederten über den Krieg hinweghelfen könnten, und wenn er noch drei Jahre währen sollte. Jetzt, da bei Mensch und Tier Schmalhans Küchenmeister ist, suche ich mich möglichst genau darüber zu unterrichten, wieviel Futter jeder meiner Pfleglinge unbedingt nötig hat. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, dafs meine Hausgenossen durchaus nicht Tag für Tag gleich viel Futter bedürfen, nicht einmal jetzt in den melancholischen Novemberwochen. Wenn uns dieser trübe Monat ausnahmsweise einen klaren, sonnigen Tag beschert, so merke ich das sofort an der gesegneten Efslust meiner Vögel. Betrete ich an solchen Tagen nach dem Mittagessen die Vogelstube, so kommen die biederen Erlenzeisige {Chrysomüris spinus L.) sicher gleich futterheischend ans Gitter geflogen, obgleich ich ihnen morgens die Futtermenge verabfolgte, mit der sie sich an trüben Tagen wohl oder übel bescheiden müssen. Im Gegensatz dazu habe ich mich nach besonders nebligen, düsteren Tagen schon mitunter darüber gewundert, dafs manche kerngesunde Vögel ihr Futter kaum berührt haben, sodafs ich mich bei diesem oder jenem Käfig stutzend fragte, ob ich ihn mir nicht zum zweiten Male herunter- langte, ob ich seine Reinigung nicht bereits vollzogen hätte. Es versteht sich von selbst, dafs solche Verhältnisse auch das Leben der freilebenden Vögel wesentlich beeinflussen müssen, und dafs die Fragen : wie lange wacht der Vogel am Tage ? wieviel bewegt er sich in dieser Zeit? wieviel Nahrung braucht er täglich, 4 — 58 — um die durch seine Bewegungen verausgabte Kraft wieder zu er- setzen? für solche Erscheinungen wie die Brut, die spielerische Sangesübung, den Strich und den Zug unter Umständen von ausschlaggebender Bedeutung sein können. Trotzdem hat sich noch niemand ernstlich damit beschäftigt. Daher ist es denn auch nicht verwunderlich, dafs wir auf alle diese Fragen keine kurze, bündige Antwort wissen. Dennoch dürften es uns die Biologen danken, dafs wir energisch darauf hinweisen, sind wir doch über- zeugt, dafs es sich verlohnt, über die eben aufgezählten Fragen nachzudenken. Die Tatsache, dafs sich manche Vogelarten im Winter nach den Gehöften und Dörfern ziehen, hat wohl auch darin seinen Grund, dafs diese Geschöpfe zur Zeit der kurzen Tage ihren Be- wegungsaufwand möglichst herabsetzen möchten, weil sich dann ihr Körperhaushalt wesentlich günstiger stellt. Wenn man die Goldammern (Emheriza citrivella L), Haus- und Feldsperlinge {Fasser domesticus L. und Fasser montanus L.) beobachtet, die im Winter vor den Speichern der Proviantämter und auf den Höfen der Güter herumlungern, wird man bald erkennen, dafs sie dort trotz mancher Zänkereien im allgemeinen ein überaus geruh- sames Leben führen. Manche gefiederten Wintergäste suchen die Nähe des Menschen wohl nicht so sehr aus dem Grunde, weil es ihnen schlechthin um mehr Nahrung zu tun ist, als vielmehr deshalb, weil sie grade in dieser Zeit ihr tägliches Brot mit einem möglichst geringen Kraftaufwand erwerben möchten, weil das, wie eben gesagt, ihrem ganzen Körperhaushalt zugute kommt. „Ifs wenig und bewege dich noch weniger" mufs während dieser Wochen wohl oder übel die Losung mancher Vogelarten werden. Nach Winter schläfern suchen wir unter unseren Gefiederten selbst- verständlich vergebens, aber deshalb, weil der Unterschied im Dasein eines Goldammers zur Sommers- und Winterszeit nur gradweise und nicht wesentlich ist, vermag er doch recht grofs zu sein. Daneben dürfen wir allerdings nicht vergessen, dafs der gröfsere Teil der gefiederten Wintergäste des Menschen (als Aus- nahme nennen wir die Amsel [Tnrdus merula L.], die Kohlmeise [Farus maior L], den Kleiber [Sitta caesia WolfJ) aus solchen Arten besteht, die erst im Gefolge des Menschen in unserer Heimat eingezogen sind und anfangs nur in unmittelbarer Nähe seiner Wohnstätten gebrütet haben mögen, da die deutschen Feldfluren damals sicherlich nicht Hunderte von km^ bedeckten. Wenn manche Finken- und Ammernarten im Frühling negativ, im Herbst positiv anthropotropisch sind (warum sollten wir die Sache nicht einmal recht gelehrt ausdrücken? — ), so handelt es sich dabei bis zu einem gewissen Grade auch, so klein der in Frage kommende Raum sein mag, um zugähnliche Bewegungen, um ein Hin und Her zwischen älteren und neueren Siedelungsgebieten. Zur Zeit der Wintersonnenwende sind bei uns in Nordost- deutschlaad Tage nicht selten, an denen es erst um 8 V» Uhr — 59 — morgens so hell geworden ist, dafs Goldammern, Grünfinken {Chloris chloris L.) und ähnliche mehr mit der Nahrungssuche beginnen können, und wo es bereits um 3 Uhr nachmittags wieder so dämmerig wird, dafs sie sich zu ihren Schlafplätzen begeben. Von 24 Stunden bleiben da also ganze 6 7« zur Nahrungssuche, übrig. Man sollte nun glauben, dafs die Tiere dann jede freie Minute nach Kräften dazu ausnützten und diese Tätigkeit nur selten aussetzten. In Wirklichkeit ist aber eher das Gegenteil der Fall; sie scheinen das Gleichgewicht zwischen Lebenstätigkeit und Nahrungsaufnahme viel mehr dadurch zu erreichen, dafs sie sich so wenig wie nur möglich bewegen. Selbstverständlich mufs ihnen unter solchen Umständen daran liegen, dafs der Bewegungsaufwand, den sie zur Nahrungssuche machen, nicht vergeudet wird, und das läfst sich an der Dorfstrafse und auf dem Gutshof viel leichter erreichen als in der winterlichen Natur. Dafs sie mit dem vor- rückenden Jahr wieder mehr und mehr in die offene Feldflur zurückkehren, mag nicht immer so sehr daran liegen, dafs dann fern von den menschlichen Wohnstätten schon viel mehr Futter vorhanden ist, als vielmehr an dem Umstände, dafs ihnen bei der raschen Zunahme der Tageslänge schon viel mehr Zeit zur Ver- fügung steht. Wenn manche Vögel in Gebieten mit mildem See- klima, wo 6-8 Breitengrade hinsichtlich des klimatischen Unter- schiedes nicht allzuviel ausmachen, doch zur Winterszeit südwärts streichen, so dürfte das nicht einzig und allein auf ererbte Ge- wohnheiten zurückzuführen sein, sondern eben so sehr darin seinen Grund haben, dafs sie in Gebieten mit etwas gröfserer Tageslänge mehr Zeit zur Nahrungssuche finden. Es wäre sicherlich der Mühe wert, das winterliche Vogel- leben solcher Gebiete, in denen ein sehr mildes Seeklima aus- nahmsweise weit nach Norden vordringt (z. B. Norwegen, Alaska) unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten, denn es ist klar, dafs alle die Sperlingsvögel, die nicht als Dämmerungstiere bezeichnet werden dürfen, in solchen Breiten nur dann leben können, wenn die Tageslänge noch einen bestimmten Wert behält. Vermutlich ist der aber viel geringer, als wir im ersten Augenblick glauben möchten. Rein theoretisch dürfte eine reichliche Mahlzeit ge- nügen, um einem Ammer, einem Finken das Leben für 24 Stunden zu fristen, doch wird auch bei ziemlichem Nahrungsvorrat die Zeit, welche dazu erforderlich ist, das unbedingt nötige Futter aufzulesen, sehr verschieden sein, zumal da sie auch von den Witterungs- verhältnissen abhängig ist. Ich kann mir wenigstens nicht vor- stellen, wie sich die Vögel in einem Gebiete durchbringen sollten, wo ihnen an den kürzesten Tagen nicht rund drei Stunden zur Nahrungsaufnahme zur Verfügung stehen. Sicherlich ist es kein Zufall, dafs grade die verschiedenen Kostgänger der Fichte besonders weit nach Norden vordringen, sind sie doch hinsichtlich der Nahrung ganz besonders gut gestellt, so dafs sie auch in sehr kurzer Zeit, ohne ihre gewohnten — 60 — Bewegungen irgendwie ändern zu müssen, die erforderliche Futter- menge sammeln können. Ist diese Gunst der Lage doch so grofs, dafs die Kreuzschnäbel (Curvirostridae) mitten im Winter sogar zur Brut schreiten dürfen. Daher fällt es auch den Hauben- und Tannenmeisen {Farns cristatus und Farus ater L.) garnicht ein, zur Winterszeit die ihnen so wohlgesinnten Fichten zu verlassen und in Scharen an Futterplätze überzusiedeln, die ihnea von Menschenhand bereitet wurden. Unter solchen Umständen mufs es uns wundernehmen, dafs von diesen Geschöpfen die skandinavischen Nadelwälder zwischen dem 64 und IQ^ n. B. nicht recht ausgenutzt werden, obgleich das Klima des Saiten Fjords und seiner Nachbarn echt westeuropäisch milde ist und nicht einmal die Kältegrade aufweist, mit denen ich in meinem waldgrünen Dt. Eylau rechnen mufs. Unserer Ansicht nach spielt hier die geringe Tageslänge eine entscheidende Rolle. Noch kurz bevor ich das niederschrieb, stellte ich mir nach dem neuen Naumann die nördlichen Ver- breitungsgrenzen der hier in Frage kommenden Arten zusammen, um dann aufmerksam die klimatische Karte zu studieren. Dabei stellte sich heraus, dafs das Klima allein eine genügende Begründung der tatsächlichen Zustände nicht zu liefern vermag, und dafs dem- nach die geringe Tagesdauer für diese Verhältnisse von ausschlag- gebender Bedeutung sein dürfte. Selbstverständlich bringt unsere logische Erörterung so wenig eine Klarstellung dieser Dinge, dafs ihr eigentlicher Wert höchstens darin bestehen könnte, den einen oder anderen Fachgenossen zur genaueren, methodischen Erörterung der Frage anzuregen, wie sich der Verlauf der nördlichen Grenzen der Verbreitungsgebiete solcher Arten erklären läfst. Um diese Frage zu behandeln, dürfte sich kaum eine bessere örtlichkeit finden lassen als der Norden unseres Erdteils, denn einmal sind wir hier mit den obwaltenden Verhältnissen noch am ehesten vertraut, und zum anderen geht in Nordeuropa von W. nach 0. das See- klima so schnell in das Landklima über (die — 4*' Isotherme des Januars verläuft an der norwegischen Küste unter dem 71*^, in dem Litorale des Schwarzen Meeres unter dem 48° n. B.), dafs der Vergleich der Wahrnehmungen in dem östlichen und westlichen Teile des Gebietes zu mancher erhellenden Erkenntnis führen müfste. Ebenso wenig hat man sich ja bisher ernstlich mit der Frage beschäftigt, welche Durchschnittstemperatur Singvögel von Finken- gröfse unbedingt nötigt, einen bestimmten Landstrich zur Winters- zeit zu verlassen. Ich bin überzeugt, dafs in den kalten Gebieten Sibiriens, die vom Pol schon sehr weit entfernt sind (östlich von Baikalsee reicht die — 30° Isotherme des Januars bis zum 55° und die — 20° Isotherme desselben Monats bis zum 48° n. B.) sehr viele Vögel nicht aus Nahrungsmangel, sondern der Kälte wegen auf das Überwintern verzichten müssen. Es war ja schon fast zum Glaubenssatz geworden, dafs die Kälte beim Überwintern der Vögel so gut wie gar keine Rolle -- 61 — spiele, sondern dafs nur die Frage, ob die erforderliche Nahrung vorhanden sei, über ihr Bleiben oder ihren Fortzug entscheide. Was die Gebiete mit See- und Übergangskiima angeht, wird diese Darstellung imallgemeinen auch wohl zutreffen. Seitdem ich aber im letzten Winter wohlgenährte, offensichtlich erfrorene Buch- finkenmännchen in der Hand gehalten habe, möchte ich hinsichtlich dieser Sache das allgemeine Urteil doch nicht unbedingt unter- schreiben. Äufserdem gilt das, was für das verhältnismäfsig milde Übergangsklima Nordostdeutschlands zutrifft, nicht für das aus- gesprochene Landklima küstenfernster Gebiete. Der Februar 1917, der bei uns seit Menschengedenken der kälteste Wintermonat war, brachte es kaum auf eine Durchschnittstemperatur von — 6,5<*. Selbst wir Ostmärker, die dabei tüchtig gefroren haben, können uns keine auch nur einigermafsen klare Yorstellung von dem Witterungscharakter eines sibirischen Januars machen, der unter gleichen Breiten mit — 2(3" bis — 28<> aufzuwarten pflegt. Demnach würde man bei den genaueren Untersuchungen wohl zu dem Ergebnis kommen, dafs der Verlauf der Nordgrenzen artlicher Verbreitungsgebiete bei Seeklima durch die Tagesdauer, bei Land- klima dagegen durch die Lufttemperatur in erster Linie bestimmt werden dürfte. Jedenfalls wäre es sehr wünschenswert, diesen Dingen im einzelnen nachzugehen, damit wir etwa sagen können, die in Frage kommenden Fartis&rten verhalten sich in dieser Hinsicht unter dem 20° ö. L. (dem Längengrade der norwegischen Westküste) so, während wir unter dem '60^ (dem Längengrade eines charakteristischen Übergangsgebietes) und dem 105° ö. L. (dem Längengrad von Irkutsk, wo sich noch am ehesten Wahr- nehmungen in extremem Landklima gewinnen liefsen) wieder mit den und den Verhältnissen rechnen müssen. Seiner Zeit wollten die Gebrüder Müller den Grund dafür, dafs manche Zugvögel uns verlassen, in der gröfseren Luftfeuchtig- keit und der trüberen Witterung der Herbstmonate suchen und nicht im Nahrungsmangel. Sie waren dabei sicherlich im Irrtum, denn manche Vogelarten vertauschen ihr nördlicheres Brutrevier mit solchen Gebieten der Mittelmeerländer, deren Pflanzendecke zur Winterszeit beinahe einem vollgesogenen Schwämme gleicht, sodafs sie in der Hinsicht aus dem Regen in die Traufe kämen. Aber man darf nicht vergessen, dafs wir nur allzusehr geneigt sind, bei solchen Dingen nur örtlich geltende Wahrnehmungen zu verallgemeinern, und die Gründe, welche einen Girlitz {Serinus hortidanus Koch) dazu veranlassen, zur Herbstzeit aus Holstein nach der beigisch-französischen Grenze zu wandern, werden ver- mutlich recht verschieden von den Ursachen sein, die eine am Baikalsee brütende Ammerart nötigen, sich zur Winterszeit auf den Reisfeldern Südchinas herumzutreiben. Erst, wenn man solchen Erwägungen im einzelnen nachtgeht, wird es einem so recht klar, welch ungeheuren Kreis von Einzelerscheinungen und recht selbständigen Erscheinungsgruppen das Vogelzugsphänomen — 62 — in sich schliefst. Daher darf es uns auch nicht wundern, dafs unser faustischer Drang, auf die Frage nach dem Grunde des Vogelzuges eine befriedigende Antwort zu erbalten, sich noch recht lange wird bescheiden müssen. Von vornherein sollte man glauben, dafs grade eine besonders grofse Zahl von Nacht- und Dämmerungsvögeln den Winter bei uns zubringen müfste, weil die anscheinend am besten geeignet sind, in den dunkelsten Wochen eine verhältnismäfsig lange Zeit zur Nahrungssuche zu benutzen. Merkwürdigerweise ist jedoch das Gegenteil der Fall, und solche Arten, die im Sommer auf ungestörte Nachtruhe wenig Wert zu legen scheinen, gehen grade im Winter schon mit den Hühnern zu Bett. Auch das mag daran liegen, dafs sich im Winter ein besonders grofser Bewegungs- aufwand wohl oder übel nicht bestreiten läfst. Allerdings dürfen wir uns schon von vornherein nicht allzu- viel Hoffnung machen, unsere Dämmerungsvögel am späten Winter- abend auf der Nahrungssuche zu finden, denn deren abendliches Herumgeistern ist auch im Sommer wohl niemals darauf zurück- zuführen. Das gilt sowohl von den Dämmerungsvögeln, welche auch im Winter bei uns zurückbleiben, als auch von jenen, die im Herbst wärmere Winterquartiere aufsuchen. Zu ihnen gehören vor allem unsere Ammernarten, so wenig sich diese zur Winters- zeit als Dämmerungsvögel betätigen mögen. Die grofsen, licht- sammelnden Augen der Erdsänger (Erithacidae) sollen diese Vögel wohl dazu befähigen, ihre Nahrung an den auch tagsüber däm- merigen Standorten aufzufinden, nachts habe ich kaum jemals einen Sprosser (Erithacus phUomela Bebst.) oder ein Rotkehlchen (ErÜhacus rubeculus h.) auf der Nahrungssuche betroffen. Dafs diese Arten auch nachts oft munter sind, ist wohl während der Brütezeit in erster Linie auf den Brunsttrieb zurückzuführen, und späterhin müssen wir nicht den Hunger, sondern den Zugtrieb dafür verantwortlich machen. Im Geschlechtsleben müssen wohl auch die Gründe für das Nachtwachen der Ammerartigen gesucht werden. Diese Eigen- schaft grade der Ammern ist sonst nur wenig bekannt, und doch ist sie auffällig genug. Weil ich grade die Emberizidae mit Vor- liebe in meinen Flugkäfigen hielt, wurde mir ihre nächtliche Sangeslust zuzeiten beinahe lästig. Freilich dürften sie im Käfig zur Nachtzeit noch viel fleifsiger singen als im Freileben, viel- leicht deshalb, weil ihr Geschlechtsleben dort nicht den natur- gemäfsen Verlauf nimmt. Nächtliche Lieder begegneten mir bei Emheriea melanocephala Scopoli und E. luteola Sparmann, obgleich das südliche Vögel sind, die unsere hellen Sommernächte nicht kennen, noch entschiedener als bei Emheriea citrinella L., E. hor- tulana L., E schoeniclus L. und E. calandra L., von denen mir im Freien hauptsächlich der Rohr- und Grauammer als Nacht- sänger auffielen. Bezüglich E. cirlus L. und E. cia L. vermag ich in dieser Hinsicht keine genaueren Angaben zu machen, weil — 63 — ich diese Arten nur im Orient in gröfserer Kopfzahl gehalten habe und damals auf solche Dinge zu wenig achtete. Dagegen ist Fasserina nivalis L. wieder ein ausgesprochener Nachtschwärmer. Dafs grade der Schneeammer sich nächtlicherweile zu schaffen macht, kann uns eigentlich nicht wundern, da er im Norden zu Hause ist, wo der Sommer endlos lange Tage heraufführt. Wer viele nordische Vögel gehalten hat, wird sicher bemerkt haben, dafs sie zur Nachtzeit viel reger sind als unsere Landsleute. Ich habe selbst Bergfinken (Fringilla montifringilla L.) besessen, welche nachts stundenlang auf ihrer Stange hin- und hertrippelten, obgleich sie sich draufsen zu Hunderten von ihren Schlafbäumen mit dem Blaserohr herabschiefsen lassen, und bin es von den Leinfinken {Acanthis Unaria L.) seit jeher gewohnt, dafs sie nachts- über munter sind und mit dem Schnabel an den Käfigwänden herumstochern, wodurch sie oft eine ganz merkwürdige, rhythmische Musik zustande bringen. Aber auch bei den nordischen Vögeln dient die geschilderte Eigenschaft sicherlich nicht zum Nahrungs- erwerb. Vielleicht liefse sich denken, dafs sie ihnen im Schneelicht ein ganz kümmerliche Orientierung an den zur Winterszeit oft wechselnden Schlafplätzen ermöglichen soll. Am besten bescheiden wir uns mit einem non liquet. Doch ich möchte heute mein Garn nicht weiter ausspinnen. Hoffentlich gelingt es mir, den Leser davon zu überzeugen, dafs die wechselnde Tageslänge unserer Breiten auf das Leben der Vögel die mannigfachsten Einflüsse ausüben mufs und dafs auch das Zugphänomen in vielen Gegenden davon mehr beeinflufst sein dürfte, als wir bisher vermeint haben. Mit diesem Ergebnis mufs ich zufrieden sein. Solche Erkenntnis recht zu nutzen, kann erst Sache der Zukunft sein. Beobachtungen an Rabenvögeln im westlichen Rufsland. Von 0. Qraf ZtdUti. (SchluTs von 33-39.) Die Graukrähe. Die im Gebiet der Schara brütende Grau- oder Nebelkrähe ist anscheinend systematisch von der typischen C. cornix cornix L. nicht zu unterscheiden. Das Flügelmafs mit 320—330 mm stimmt fast überein mit dem schlesischer Vögel, dessen Durchschnitt KoUibay mit Hlü mm angibt. Im Herbst und Winter kommen nicht selten auffallend helle Stücke vor, doch dürften das Gäste aus bisher unerforschten Regionen im Nordosten sein. Umgekehrt, aber seltener, sieht man auch recht dunkle Vögel, ich habe aber den Verdacht, dafs bei diesen das Gefieder durch den Winter- aufenthalt in der Stadt verschmutzt ist, denn man sieht sie meist _ 64 ~ im Februar und März. Im übrigen verweise ich auf meine gleich- lautenden Ausführungen J. f. 0. 1917, I. Bd., p. 105 und II. Bd. (Festschrift), p. 295. Die Tönung des Grau ist je nach Abnützung des Gefieders und auch individuell überall einigen Schwankungen unterworfen, bei uns ebenso wie in Rufsland. Den Winter verbringt die Nebelkrähe in und bei gröfseren Ortschaften, schläft auch häufig auf hohen Bäumen mitten in den Dörfern. Diese Wintervögel sind nach meinen Beobachtungen durchweg Gäste, welche im Laufe des Oktober, vereinzelt auch noch später, eintreffen und im März wieder fortziehen. In der zweiten Hälfte des März treffen die Brutkrähen wieder ein und zwar kommen diese direkt in den Wald, halten sich je nach der Witterung noch einige Tage in Gesellschaften, die sich jedoch bei den ersten Anzeichen des Frühlings sofort in einzelne Paare auf- lösen. Am 21. März 1917 kamen die ersten Rückwanderer an, wenige Tage darauf setzte auch Thauwetter ein. Im Jahre 1916 war ich vom 18. bis Ende März abwesend und kann deshalb kein genaues Datum angeben. Das erste volle Gelege wurde durch Herrn A. Marx am 19. April 1916 festgestellt, die ersten flüggen Jungen sah ich am 1. Juni, doch sind kaum flugbare Jungkrähen bis in den Juli hinein nicht selten. Um mich über die Mauser- verhältnisse zu informieren, schofs ich während des Sommers hin und wieder Krähen, an denen ich folgendes feststellte: Am 9. Juli Beginn der Mauser im Grofsgefieder (Schwingen); am 26. Juli Mauser des Grofsgefieders fast beendet, nur 2 Schwanzfedern sind noch etwas kürzer, Mauser des Kleingetieders hat eben begonnen ; am 6. August ist das Grofsgefieder ganz fertig, das Kleingefieder etwa zur Hälfte neu, am weitesten vorgeschritten auf Kropf und Brust. Mitte August waren die meisten Vögel schon fertig mit dem neuen Gefieder, nur wenige sahen noch ruppig aus. Sobald die Jungen ihr fertiges Kleid tragen, gehen sie ihre eigenen Wege. Die Sympathien, welche der Naturfreund und selbst der echte Jäger den Kolkraben entgegenbringen kann, wären bei der Nebel- krähe durchaus nicht am Platze. Auch in Rufsland zeigt sie sich als arger Nesträuber, die grofsen sumpfigen Wiesenflächen werden, sobald das Wasser dort etwas zurücktritt, Tag für Tag abgesucht; das Benehmen von Kiebitz, Wasserläufern und anderen Bodenbrütern zeigt dann deutlich, dafs es sich um ihren Erbfeind handelt. Trotz des erheblichen Schadens in Feld und Wiese wird anscheinend von den einheimischen Jägern die Krähe gar nicht verfolgt, denn sie ist durchaus nicht scheu, so lange ihr nicht von unserer Seite intensiv nachgestellt wird. Die Saatkrähe. Systematische Unterschiede gegenüber der typischen yfrugi- legus^^ sind anscheinend nicht vorhanden. Biologisch war mir auffallend, dafs die Nistkolonien stets in unmittelbarer Nähe der Ortschaften bezw. mitten in denselben angelegt werden. Ich - 65 — erwähnte diese Beobachtung schon aus der Gegend von Kielce im südwestlichen Polen, aber dasselbe trifft auch für Weifs-Rufsland zu. Die Kolonien sind hier im allgemeinen nicht so zahlreich wie in Polen, bevorzugt werden Parks im Anschlufs an Gutshöfe, und darin immer wieder Pappeln, jedenfalls aber Laub-, nicht Nadelholz. Die Jungen schmecken ebenso gut wie bei uns. Im Herbst tun sich die Saatkrähen zu Flügen von 50 bis zu mehreren hundert zusammen, oft gemischt mit Dohlen, seltener mit Nebel- krähen, manchmal sogar mit einigen Raben, und streichen dann weit im Lande umher. Mal sieht man Wochen lang keine einzige, dann sind sie plötzlich zu vielen hunderten da ; ein eigentlicher Zug findet jedoch nicht statt. D i e D 0 h 1 e. Die Dohle des Schara-Gebietes gehört zur östlichen Form Lycos monedula collaris Drumm., wie ich wiederholt schon mit aller Bestimmtheit behauptet habe, vgl. J. f. 0. 1917, I. Bd., p. 105 und II. Bd. (Festschrift), p. 295. Als Kennzeichen betrachte ich ausschliefslich den halbmondförmigen weifsen oder weifslichen Fleck an den Halsseiten, von einem H a 1 s r i n g ist gar nicht die Rede. Eine gröfsere Serie aus den verschiedensten Jahreszeiten zeigt, ganz unabhängig von der starken Veränderung der Gesamtfärbung durch Abnützung des Gefieders, stets den weifsen Seitenfleck am Halse, wenn auch nicht immer in ganz gleicher Ausdehnung. Ich befinde mich hier in voller Überein- stimmung mit Kleinschmidt, der auf der Jahresversammlung 1916 in Cöthen eine Serie Dohlen aus dem Kreise Smorgon vorlegte, welche durchweg den weifsen Fleck, aber ebenfalls etwas variabel, zeigten. Ich besitze Stücke aus Mazedonien, der terra typica, welche gut mit den westrussischen Vögeln harmonieren, hingegen ist anscheinend im Kaukasus und östlich des Ural der Halsfleck stets merklich gröfser, sodafs es sich dort wohl um eine noch nicht beschriebene extrem östliche Form handeln dürfte. Wie ich schon früher erwähnte, zeigt dagegen keine der im westlichen Polen von mir zur Brutzeit gesammelten Dohlen eine Spur von Halsfleck. Es ist bekannt und wiederholt darauf hingewiesen worden, dafs auch in Deutschland Stücke mit weifsem Fleck vor- kommen. Dabei handelt es sich zunächst um Durchzügler und Wintergäste, die aus ihren Brutrevieren ira Nordosten kommen. Das ist z. B. in Rossitten festgestellt worden und durchaus natürlich. Wenn nun von diesen Fremdlingen mal einer oder der andere in einer deutschen Kolonie hängen bleibt, so ist das auch noch kein grofses Wunder und ändert nicht das Geringste an der Tatsache, dafs die westliche Form spernioloyus keinen Halsfleck hat, die östliche collaris dagegen immer. Dabei trifft man wohl in Deutschland gelegentlich Vertreter des Ostens, hingegen nicht mehr jenseits des Bug Vertreter des Westens, weil eben erstere ziehen, letztere aber nicht. — 66 — Die Nester stehen nicht nur auf Kirchtürmen, sondern sehr häufig auch in Beständen alter Eichen, deren dürre Wipfel und morsche Stämme gute Nisthöhlen bieten. Gelege dürften vor April kaum anzutreffen sein, die ersten ausgeflogenen Jungen sah ich am 14. Juni 1916. Die Kolonien werden auch nach der Brutzeit weiter bewohnt bis in den Herbst hinein. Der Termin des Ab- zuges im Herbst ist schwer festzustellen, da immer wieder Zuzug von Nordosten eintrifft. Scharen von Wintergästen sind in jedem Monat von November bis März gelegentlich zu sehen, treiben sich aber sehr unstät herum und nächtigen nicht in den Brutkolonien. Am 20. III. 1917 begann bei schönem Wetter und gelindem Frost der Frühjahrszug. Grofse Scharen strichen in erheblicher Höhe und schnurgerader Richtung SW. — NO. Der Tannenhäher. Die gesammelten Nucifraga caryocatactes caryocatacies L. sind durchweg dickschnäblig und von schwedischen Vögeln meiner Sammlung nicht zu unterscheiden. Als Brutvogel ist diese Art bisher nicht sicher festgestellt, der Tannenhäher wurde nur vom Oktober an im Herbst und Winter beobachtet, er war anscheinend nirgends häufig. Der Eichelhäher. Anfänglich glaubte ich an eine unterscheid bare Subspezies, doch bin ich jetzt in diesem Punkte sehr skeptisch geworden, denn unter einer recht grofsen Serie, die ich gebalgt habe, finde ich alle möglichen Variationen in der Färbung von Stirn und Haube, bald im Grundton hell, bald dunkel, bald stark, bald schwach gefleckt. Auch mit etwaigen Wintergästen läfst sich die Ver- schiedenheit nicht erklären, denn der Häher ist zu allen Jahres- zeiten gleich häufig und scheint nicht zu ziehen. Im Winter lebt er ganz nach Krähenart gern auf grofsen Strafsen und in den Ortschaften, wo er unglaublich vertraut ist. Das erste Gelege wurde am 13. April 1916 gefunden. Zum Schlufs noch eine allgemeine Bemerkung: Bei allen Rabenvögeln fand ich nur wenig Anlage zum Fett- ansatz, höchstens im Spätsommer und Herbst war solcher in ganz bescheidenem Mafse vorhanden, also zu einer Zeit wo z. B. Raub- und Wasservögel vor Fett fast barsten. Sonst waren alle Raben- vögel stets mager und zwar je kleiner, desto magerer, also Raben am feistesten, Häher am magersten. Dabei machen sie aber keinen eigentlich „verhungerten" Eindruck, müssen wohl auch nicht ernste Not leiden, sonst könnten sie ja wegstreichen. Da sie aber sonst munter und beweglich sind, ihr Gefieder in Ordnung halten und bei schönem Wetter auch ihre Stimme fleifsig ertönen lassen, so scheint es sich mehr um eine physiologische Eigentümlichkeit zu handeln, es haftet der ganzen Familie wenig Neigung zur — 67 — FettbilduDg an im Gegensatz zu anderen, welche sie in hohem Mafse auch im Winter besitzen, z. B. Seidenschwänzen. Hiermit hat diese kleine und ganz anspruchslose biologische Studie ihren Abschlufs erreicht. Ich schliefse mit dem Wunsche, dafs sich recht bald Gelegenheit bieten möge, die Ausbeute unsrer vielen vortrefflichen „Feldornithologen" einmal zusammenzufassen, zu ordnen und im Zusammenhange zu bearbeiten, dabei werden sicher sehr bemerkenswerte und interessante neue Gesichtspunkte zu Tage kommen. Einige bemerlienswerte Winterbeobachtungen aus dem mittelsächsischen Berg- und Htigellande. Von Rieb. Schlegel. Wie ich bereits in meiner letzten Arbeit über dieses Gebiet bemerkte, lag mir aufserordentlich viel daran, weitere Vorkommnisse der Weidenmeise {Farus atricapillus salicarius Brehm) im Reviere Hainholz bei Hohenstein-Ernstthal nachweisen zu können, zumal wir über das Vorkommen dieser Graumeise innerhalb des Königreichs Sachsen nur ungemein dürftig unterrichtet sind. In der gesamten Literatur über dieses Gebiet findet die Weidenmeise nirgends Erwähnung, und auch Heyder kann sich nur auf 2 Stücke im Dresdner Museum beziehen, die dieser Art zugehören. Die 14tägigen Weihnachtsferien sowie die nachher einsetzende strenge und anhaltende Kälte mit ihren längeren Urlaubsbewilligungen boten mir hierzu erwünschte Gelegenheit, obwohl die recht stür- mischen Tage nach Weihnachten die Beobachtungen ungemein erschwerten, oftmals ganz unmöglich machten, da alles Leben im Holz, auch an geschützten Stellen, im eisigen Lufthauche wie ver- nichtet erschien. Das konnte mich aber von täglichen Reviergängen nicht abhalten, zumal die Tätigkeit eines Schwarzspechtes Anlafs zu mancherlei interessanten Beobachtungen bot. In den lichteren Dichtungen trieben sich regelmäfsig gröfsere Gesellschaften von Wintergoldhähnchen umher, unter die sich immer Hauben- und Tannenmeisen in gröfserer oder geringerer Zahl zu mischen pflegen. Wohl hörte ich mehrmals den vermeintlichen Lockton der gesuchten Meise, doch er klang mir zu gedämpft und gequetscht, und ich blieb im Zweifel, ob man die vernommenen Anwesenheitsäufserungen vorsichtigerweise besser der Tannenmeise zuschreiben müsse. Trotz aller Mühe glückte es höchst selten, des Vogels selbst ansichtig zu werden, und auch dann wurde eine sichere Bestimmung im Halbdunkel des Bestandes und im Gewirr des Gezweigs und der Nadeln zur Unmöglichkeit. Unverrichteter Sache und mit er- starrten Gliedern mufste ich immer den Heimweg antreten. An- fangs April nun liefs ich in den Laubholzbeständen des Reviers eine Anzahl Nistkästchen für Meisen aufhängen und nahm hin und wieder Gelegenheit zu prüfen, ob sie seitens des verschiedenen — 68 — und zahlreichen Meisenvolkes die gebührende Würdigung finden möchten. Während ich dem vielseitigen Stimmenkonzert der ewig beweglichen Tierchen lausche und mich am Paarungsgewispele und Balzreigen eines Tannenmeisenmännchens ergötze, höre ich in meiner Nähe laut und deutlich den Lockruf eines Mattkopfes. Ja, das war die Gesuchte, und nicht allein, in Begleitung eines 2. Stückes, des Weibchens. Beide hangelten im Gezweig ziemlich hoher Birken an der Grenze ausgedehnter Fichtenbestände flüchtig vorwärts. Nach ca. Vj stündiger Beobachtung konnte ich aber irgend welches Interesse für die ausgehängten Höhlen nicht wahr- nehmen, und lange blieb ich unschlüssig, was ich am vorteil- haftesten beginne. Vielleicht war doch Aussicht vorhanden, dafs das Pärchen einen Nistkasten besetzte, in welchem Falle vielleicht ein authentisches Gelege, das in unseren Sammlungen zu Kostbar- keiten und zu den gröfsten Seltenheiten zu rechnen sein dürfte, in meiner Sammlung ein Ehrenplätzchen gefunden hätte. Anderer- seits rief ich mir ins Gedächtnis zurück, wieviel Mühe und ver- gebliche Wege ich schon auf das Wiederauffinden des Vogels verwendet hatte und wie mein einziges sächsisches Belegstück aus Unvorsichtigkeit „zur Seite des wärmenden Ofens" am Nacken- und ßückengefieder etwas zu Schaden gekommen war. So ent- schlofs ich mich denn nach längerem Zögern, das Pärchen zu „sammeln" und als Beleg der Wissenschaft zuzuführen in der Erwartung, bei sonnigem Frühlings wetter bald weiteres Material auffinden und beobachten zu können. Das nahe Ende der Ferien- tage und die ewig nicht weichen wollenden Unbilden der Witterung zeitigten leider kein weiteres Resultat, obwohl ich der festen Überzeugung bin, dafs das Auftreten der Weidenmeise im Revier gar kein allzuseltenes sein wird. Ein systematisches und fleifsiges Absuchen der Bestände zu geeigneter Jahreszeit und bei günstigen Witterungsverhältnissen werden sicher noch befriedigendere Resul- tate zeitigen, wie ich später festzustellen hoffe. Am 4. und 5. I. 1917 stiefs ich im genannten Reviere auch auf gröfsere Flüge unserer Schwanzmeise {Aegithalos caudaius europaeus [Herm.]). Ich habe dem Tierchen immer gern und unter näher angeführten Gründen meine Aufmerksamkeit gugewendet und für die Leipziger Gegend als Regel gefunden, dafs beide Färbungserscheinungen dieser Form während der Brutzeit vor- kommen, die gestreiftköpfige weniger häufig, und sich unterein- ander paaren. Im Winter kommen nach meinen Beobachtungen und vielfachen Aufzeichnungen lediglich nurweifsköpfige Individuen in Frage. Damit befinde ich mich zu meiner Überraschung mit Dr. Hesse etwas in Widerspruch. Unser verdienstvoller Faunist führt irrtümlicherweise diese Färbungserscheinungen einer Form als selbständige Arten (Formen) auf unter Aecj. caudaius L. und roseus Blyth. und nennt erstere Jahresvogel und selteneren Brut- vogel, letzteren sehr seltenen Jahresvogel. Beide treten nach ihm im Gebiete von Mitte Oktober bis März April häufig auf. — 69 — Meine Beobachtungen scheinen auch für das Altenburger Gebiet zuzutreffen; denn bei einer gemeinsamen Exkursion mit Herrn Forstregistrator Hildebrandt stellten wir unter einem gröfseren Fluge am 6. III. 1916 nur weifsköpfige Individuen fest. 2 Beleg- exemplare, die mir Herr H. in freundlicher Weise abtrat, liegen vor. Die Wintervorkommnisse im mittelsächsischen Berglande beziehen sich nach meinen langjährigen Beobachtungen einzig und allein auf die gestreiftköpfige Färbung. Auch Stücke, die ich bei einem Hermsdorfer und Hohensteiner Ausstopfer sah, gehören hierher. Nur diese Färbung kommt im Winter auch weiter nach Süden, also gebirgswärts vor, wie ich vielfach beobachtete. Dafs sie aber, wie Heyder registriert, nach A. Markert einmal in einem Paare bei Crottendorf im hohen Erzgebirge gebrütet haben soll, halte ich nach eigenen Erfahrungen und denen sicherer Gewährs- männer für völlig ausgeschlossen. Unsere Schwanzmeise meidet ausgedehnte reine Nadelholzbestände, obwohl sie in Laub- und Mischwaldungen — die Höhenlage kommt dabei nicht in Frage — gern ihr Nest in kleinen, jüngeren Fichtedickungen anbringt. Bei avifaunistischen Arbeiten hat man meines Erachtens, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer zu wenig Wert darauf gelegt, die beiden Färbungen auseinanderzuhalten. So ist unsere Kenntnis darüber, wie weit nach Osten die nur gestreiftköpfige als Brut- vogel vorkommt, oder wo beide Färbungen sich berühren und gemischt auftreten; oder endlich wo Aey. caudatus caudatus (L.) einsetzt, noch immer recht unsicher, und eine bestimmte Grenze nicht scharf oder gar nicht gezogen. Bei einer gewissen Sicherheit in dieser Hinsicht liefsen sich dann gewifs auch sichere Schlüsse ziehen, wo unsere winterlichen, scheinbar weit umherschweifenden Schwanzmeisenvagabunden beheimatet sind. Da wir in den südlichen , bergigen Distrikten Sachsens ausschliefslich auf gestreift- köpfige Individuen stofsen, ist mit grofser Sicherheit anzunehmen, dafs wir dort westlichen Zuzug haben, während wir in der Leipziger Pflege auf östlichen Zuzug zu rechnen haben. Nur ein Sammeln von Belegstücken kann ferner Klarheit darüber bringen, ob in den weifsköpfigen Wanderern Aeg. caud. europaeus oder Aeg. caud. caudatus vorliegen. Wo im Winter beide Färbungen auftreten, dürfte dann ein Schlufs auf vielleicht mitteldeutsche Vögel — eine andere Präzisierung ist vorderhand nicht möglich — am Platze sein. Da mir jede diesbezügliche sichere Beobachtung von Wert erscheint, erwähne ich, dafs ich in der Bernburger Gegend im Winter wiederholt nur gestreiftköpfige Exemplare sah. Die Beobachtungen reichen aber für diese Gegend für ein sicheres Urteil nicht aus. Ein Exemplar meiner Sammlung aus dem Ost- harze vom 1. X. gehört der gestreiftköpfigen Form an. Die Misch- und Birken bestände des Rachelgebietes im Böhraerwalde beherbergen, wie ich an anderer Stelle bereits erwähnte, zur Brutzeit beide Färbungen. Möchten meine kurzen Andeutungen faunistisch arbeitenden Ornithologen Veranlassung geben, den Schwanzmeisen ~ 70 - hinsichtlich ihrer Kopfzeichnuog mehr Beachtung zu schenken als dies bisher der Fall gewesen ist. Auch unsere Blaumeise (Fnrus caeruleus caeruleus L.) schien infolge der anhaltend strengen Kälte im Winter 1916/17 in recht grofsen Flügen auf dem Striche resp. Zuge gewesen zu sein. Herr Gutsverwalter Metzler beobachtete am 16. III., nachmittags, einen ungemein starken Zug dieser Meise. Alle Bäume in der Nähe des Gutsgehöftes, der Strafsen und der Nachbargehöfte erschienen wie mit Meisen beschneit. Auf einem Bäumchen waren oftmals bis 30 Stück Vögel zu zählen. Ich selbst beobachtete am 8. IV., während man von dort sefshaften Exemplaren bereits den Paarungsruf vernahm, noch recht starke, mit Kohlmeisen untermischte Zug- kolonnen in den Laubholzbeständen des Reviers Hainholz. Leider unterliefs ich damals, einige Exemplare abzuschiefsen ; vielleicht wäre eine schwache Möglichkeit vorhanden gewesen, auf Grund auch nur kleiner Kennzeichen auf die Beheimatung der Wanderer schliefseu zu können. Zum Schlüsse nur noch einige kurze Bemerkungen über weiteres dortiges Vogelvolk. Während der kalten Tage trieb sich am Hof- und Strafsendung allerlei gefiedert Proletariat umher, aufgepludert und frierend : Haubenlerchen, rauchgeschwärzt wie Leipziger Stadtspatzen, A m m e r n in Menge, alle stumpffarbig und unschön im Kleide, echte dortige Landbewohner von Geburt. In einiger Entfernung von Gebäuden trieben sich auf den Strafsen umher : Elstern in kleiner Anzahl, Dohlen, Häher, Raben-, Nebel- und Saatkrähen. Die Nebelkrähe trat vereinzelter auf; auch ein Bastard war bei einem Ausstopfer eingeliefert worden. Die Umgebung stand weit und breit ornithologisch im Zeichen der Saatkrähe. Während man am frühen Morgen die gewohnten Scharen von den Übernachtungsplätzen nach den Strafsen und Feldern zu streichen und sich verteilen sah, traten von Mitte März an regelmäfsige Wanderzüge in Erscheinung und zwar während aller Tagesstunden und in riesigen Mengen, die sich vom 20. ab am meisten verdichteten, Zugrichtung immer nach West, Südwest einhaltend. Vom 20. III. ab mischten sich unter die Krähenschwärme, dieselbe Zugrichtung einhaltend, auch gröfsere Flüge von Kiebitzen, die Herr Metzler bis auf 80— 100 Stück schätzte. Turmfälkchen hockten auf den höheren Bäumen der Gehöfte und kannten keine Fleischnot. Mehrmals tagsüber kamen sie bis in die Gehöfte herein und nahmen sich vor den Augen des Beobachters ihre Rationen in Gestalt von Sperlingen, unbegrenzt und markenfrei. Am 21. II. schlug nach Beobachtung des Herrn Metzler ein Fälkchen von ö Staren, die von einer Linde abstrichen, ein Exemplar im Fluge. Vom 26. II. an bewegten sich tagsüber grofse Lerchen flüge in der Richtung nach Nordost. Am 27. III. und folgende Tage fanden grofse Rückzüge in entgegengesetzter Richtung statt. Am 12. IIL kamen weifse Bachstelze und Gebirgsstelze ins Gebiet zurück. Grofse Finkenzüge wurden am 15. IIL notiert; — 71 — überwintert hatten sie in ganz leidlicher Zahl. Vom 16. III. an waren an dem Bewässerungsgraben der Voigtschen Gutswiese regelmäfsig Wiesenpieper zu beobachten , die mitunter in gröfseren Schwärmen von 60—70 Stück einfielen. Am Gutsteiche wurde am Tage darauf ein schön verfärbtes Männchen des Rohramme rs von Herrn Metzler beobachtet. Das erste Hausrotschwänzchen traf am 21. III. ein. Anfangs März wurde vom Jagdpächter eine Krick- ente erlegt. Sie hatte ein Jahr vorher auf einem kleinen Weiher in Hermsdorf glücklich ihre Jungen hochgebracht. Am 31, III. sangen Heidelerche und Misteldrossel, während die Wachholderdrosseln erst am 6. IV. am Brutplatze ein- trafen. Am 7. IV. wurde von Herrn Metzler und mir 1 Korn- weihe, auf den Äckern umherstreichend, festgestellt. Am 10. IV. und die folgenden Tage waren Berg- mit Buchfinken gemischt, auf dem Durchzuge anzutreffen. Am 7. IV. sangen erstmalig Weidenlaubvogel und am folgenden Tage B r a u n e 1 1 e. Am 12. und 1 3. IV. trafen auch Waldrotschwänzchen und Steinschmätzer ein. Hiermit schliefsen Metzlers und meine Auf- zeichnungen. Krabbentaucher in der Ostsee, Von Werner H&Ken. Im Februarheft des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift erwähnt Prof. Ibarth zwei Fälle des Auftretens dieses spärlichen Gastes aus dem hohen Norden in der Ostsee, wobei er auf die Seltenheit des Vorkommens in diesem Gebiet mit Recht hinweist. Ich kann zwei neue Fälle mitteilen, die sich auf den west- lichen Teil der Ostsee beziehen, wo der Krabbentaucher auch nur ganz ausnahmsweise auftritt. Wüstnei und Clodius führen ihn von Mecklenburg nur auf Grund einer Angabe von Grävenitz auf. Jedoch erscheint diese Angabe sehr fraglich. Rohweder erwähnt von Schleswig-Holstein ganz oberflächlich, dafs er in der Ostsee im Gegensatz zur Nordsee „viel seltener" sei. In der zweiten Hälfte Dezember 1917 erhielt der hiesige Präparator Röhr ein Exemplar aus Travemünde, das er dem lübeckischen Museum übergeben hat. Es ist das dritte lübeckische Stück. Das erste ist vor 1880 erbeutet und wird von Homeyer in seiner „Reise nach den Nordseeinseln . . . ." als im hiesigen Museum aus Travemünde stehend aufgeführt. Das zweite erwähnte ich in meinem Werk über „die Vögel des Freistaates und Fürst. Lübecks". Es ist am 21. November 1912 auf der Lübecker Bucht erbeutet. Herr Sanitätsrat Dr. Schulz-Flensburg, der sich früher auf ornithologischem Gebiet schriftstellerisch betätigt hat, dem ich sehr wertvolle Beiträge zu einer geplanten „Vogelwelt der Nordmark" verdanke, schrieb mir u. a., dafs am 9. Dezember 1916 ein Stück _ 72 ~ auf der Flensburger Förde erbeutet sei. Das scheint der erste positive Fall für die schleswig-holsteinische Ostküste zu sein. In der Literatur fand ich bisher nur allgemeine Angaben. Ornlthologische Beobachtungen aus Nordfrankreich. Von Werner Sankel. Vom Herbst 1916 bis zum Winter 1917/18 war ich als Frontsoldat in Nordostfrankreich. Das Vorkommen einiger dort beobachteten Vogelarten soll im Folgenden auf Grund eigener Beobachtungen und der Veröffentlichungen über dasselbe Gebiet von Gengier, Schuster, Heyder, Böker und Franz besprochen werden. Mein Beobachtungsgebiet war erstens die Ostchampagne mit Vou- ziers, Monthois, Ripont, zweitens die französischen Ardennen (Le Chesne, Carignan) und die Nordargonnen (Quatre Champs), drittens die Westchampagne („Hochberg", Pont Faverger), viertens das Maasgebiet nördlich Verdun (Cousenvoye). In dem ersten und zweiten Gebiet beobachtete auch Gengier („Journ. f. Orn." 1916, „Kriegsbeobacht. aus Belgien u. Frankreich"), in den drei ersten Böker („Orn. Monatsschr." 1917, „Orn. Beob. in Frankr. u. Belgien"). Schuster beobachtete in allen genannten Gebieten (u. a. „Orn. Monatsber." 1917, „Einige ornith. Beobacht. aus der Champagne"). Heyder berichtet aus der Gegend von Verdun („Orn. Monatsber." 1917, „Einige Gelegenheitsbeob. an der Vogelw. der weit. Umgegend von Verdun"). Franz' Beobachtungsgebiet ist das mittlere Aisnetal (Alsfeld bis Berryau Bac) und schliefst sich westlich an die West- champagne an („Orn. Monatsber." 1917, „Das Vogelleben im Aisne- gebiet"). Aus den noch weiter westlich gelegenen Teilen des besetzten Frankreich (Cambrai, Valenciennes), meinem jetzigen Beobachtungsgebiet, berichtet Gengier in einer weiteren Arbeit („Orn. Monatsber." 1917, „Weitere Kriegsbeobachtungen aus Belgien und Frankreich"). 1. Corvus frugilegus L. — Saatkrähe. — Schuster gibt eine Zusammenstellung der Beobachtungen der Saatkrähen in NO.- Frankreich. Bei Cardignan, wo Gengier sie auch sah, fand ich 1917 eine starke Kolonie in einem parkartigen Garten dicht bei der Stadt. Ich beobachtete sie dort am 5. V. und zusammen mit Dohlen im August. In hohen Buchen, Akazien und Ahornbäumen zahlreiche Nester. Auch bei Foix Terron beobachtete ich im April 1917 Saatkrähen. — Im Winter in grofsen Scharen in Nordfrank- reich, oft zusammen mit Dohlen. Hauptzugzeit: X., XI. und IL, III. Der Herbstzug macht sich besonders bemerkbar, Richtung in der Champagne SW. Sie ziehen bei ruhigem Wetter hoch, bei starkem Wind und trübem Wetter ganz niedrig über die Erde hin, jeder Bodenwelle folgend, in kleineren Trupps oder einzeln hinter- einander (im „Gänsemarsch"). Derartige niedrig ziehende Ketten — 73 — sah ich im Herbst 1917 oft das Aisne-Tal in der Gegend von Vouziers kreuzen. 2. Corvus cornix L. — Nebelkrähe. — Gengier erwähnt in seinem ersten Beobachtungsbericht für das Gebiet nur eine Beob- achtung der Nebelkrähe. — Ich sah 1916 am 23. XL und 7. XII. mehrere bei Monthois, am 9. XII. ca. 15 Stücke auf dem Bahnhof von Amagne und bei Attigny, am 15. XII. ca. 15 Stücke bei Savigny. — 1917 am 25. X. bei Terron sur Aisne sowie im XII. wieder bei Amagne, Monthois, Sechault einzelne und im Januar 1918 einzelne bei Monthois. — Gröfsere Trupps sah ich dagegen im I. und II. 1918 bei Solesmes unweit Le Cateau. In dieser Gegend sah Gengier noch am 2. IV. 1916 zwei Nebelkrähen. 3. Fringilla montifrinqilla L. — Bergfink. — Nur Hey der und Böker erwähnen je 1 Beobachtung dieser Art. Franz sagt: „Arten, die von Deutschland aus als nordische bezeichnet werden, bemerkte ich garnicht wie den Bergfinken " — Nach meinen Beobachtungen ist montifringilla ein zahlreicher Durchzügler, der auch in der Champagne zusammen mit anderen Körnerfressern überwintert, wie ich bereits („Orn. Monatsber." 1917, Heft 12) mit- teilte. Viele ziehen aber noch über die Champagne hinaus nach SW., was ich im Oktober -November 1916 und 17 beobachtete. — 1916: Erste Beobachtung 10. X. bei Savigny, danach den ganzen Winter über bei Ripont, wo sie in der baumlosen Grassteppe leben, letzte am 2. IV. 1917 bei Somme— Py. ~ 1917: Erste am 14. X. (l cT gesammelt), danach besonders Anfang XL lebhafter Zug in den Ardennen und im XII. kleine Trupps bei Monthois, wo ich sie auch im L 1918 in der Steppe beobachtete. 4. Chloris chloris L. — Grünfink. — In seinem ersten Bericht, der besonders Ardennen und Champagne betrifft, sagt Gengier, dafs er im "Winter keine Grünfinken beobachtete. In seinem zweiten, der mehr die Gegend von Valenciennes, Cambrai behandelt, nennt er ihn einen „nicht seltenen Brutvogel". — Böker: „zahlreich in Nordfrankreich In der Gegend von Vouziers .... sah ich 1916 nicht einmal einen Grünfink''. — Ich sah ihn in der Champagne zusammen mit anderen Finken- arten bei Ripont vom 5.— 11. I. 1917 täglich, daselbst am 15. IL und 15. XIL 1917 ; einzelne bei Monthois 14. V., 26., 31. XII. 1917; bei Savigny s. A.. am 19. XII. 1916. - Häufiger als in der Champagne ist er in den Ardennen und dem nördlichen Argonnen- wald: 1917. Sedan 27. VL, Guignicourt (südlich Mezieres) 11. VIII. singend, 12. VIII. flügge Junge fütternd ; Carignan 14., 16. VIII., Bailay und Gds. Armoises im XL In der eigentlichen Champagne brütet er wohl nur ganz vereinzelt, die dort überwinternden Grünlinge sind wohl z. T. aus den Ardennen zugezogen. Die weiten Ünkrautfelder der Champagnesteppe bieten ihnen auch im Winter reichliche Nahrung. — Vor Verdun sah ich 1. X. 1917 1 Stück bei Haumont. — 74 — 5. Ghrysomiiris spinus L. — Erlenzeisig. — Für die Champagne und die französischen Ardennen finde ich keine Beobachtungen bei genannten Autoren. Gengier erwähnt die Art einmal für Rouvroy in Belgien und Heyder für das östliche Maasufer. Ich sah 1917 bei Somme— Py am 2. IV. einen Schwärm von ca. 30 Stücken in einer Baumhecke an einem Wiesenbach ; in der Nähe waren weitausgedehnte niedrige Kiefernwälder. — Bei Liry in einer heckenreichen Mulde, 6. und 8. IV. mehrere singend. — Bei Terron 27. X. ein Trupp, bei Gds. Armoises 7. XI. ein Stück. 6. Sitta caesia Wolf. — Kleiber. — Relativ häufig traf ich den Kleiber im VlIL, IX. 1917 auf dem östlichen Maasufer im „Bois de Cousenvoye", wo sie zutraulich oft an und in unsere Baraken kamen und sich im Walde durch das Aufschlagen der dort häufigen Haselnüsse bemerkbar machten. Sie fielen mir durch ihre lebhaft gefärbte Unterseite auf. Bei Gds. Armoises (Dep. des Ardennes) traf ich sie, wie Gengier „in den Wäldern auf den Kuppen der niedrigen Ardennenberge", wo ich in der Zeit vom 7. — 16. XI. iyl7 auch mehrere sammelte. — In Carignan sah ich ein aus- gestopftes Stück. — In der Ostchampagne beobachtete ich nur 23. Juli 1917 bei Manre 1 Stück in einer baumreichen Mulde. — Nach Franz fehlt er im Aisne-Gebiet, nach Franz' Ansicht, weil es für ihn „dort vielleicht schon zu warm wird". Ich glaube, dafs daran eher das Fehlen geeigneter Nistreviere mit älteren Laubholz- beständen schuld ist. 7. Lantus coUurio L. — Neuntöter. — Für die Champagne nur von Böker erwähnt (31. V. 1916, Savigny). — 1917 beobachtete ich ihn bei Marvaux am 8. YIL, bei St. Morel 25. VII. und eine Familie mit flüggen Jungen, von der ich cf ad. und 1 iuv. sammelte, bei Ripont vom 15. —20. VII. — Bei Velosnes unweit Montmödy am 19. VIII. 8. Anihus campestris L. — Brachpieper. — Der Brachpieper, den Gengier, Heyder, Böker und Franz nicht erwähnen, kommt in der Ostchampagne bei Ripont vor, wo ich ihn bei unserer Infanterie- stellung im Juli und August 1917 beobachten konnte. 9. Motacilla boarula L. — Bergstelze. — Heyder traf sie im V., VI. am westlichen Maasufer selten, im Winter auf dem östlichen häufig. Auch nach Gengier ist sie „im Herbst und Winter nicht selten". Böker erwähnt sie merkwürdigerweise nicht. Franz führt sie unter den Brutvögeln seines Gebietes auf. Nach meinen Beobachtungen ist die Gebirgsstelze spärlicher Brutvogel und als solcher wohl Standvogel in der Ostchampagne bei Ripont im Dormoise-Tal, wo ich einzelne während des ganzen Jahres und flügge Junge fütternde Bergstelzen im VII. 1917 beobachtete. In der Ostchampapne und den französischen Ardennen trifft man im Winter überall einzelne, die wohl z. T. zugezogen sind, so bei Monthois, Savigny, Vouziers, Terron, Quatre Champs (20. X. 1917 4 Stücke), Chatillon sur Bar, Gds. Armoises, Fossö. — — 75 — In der Westchampagne 22. V. 1917 mehrere bei Pont Faverger. — BeiGuignicourt (südlich Mezieres) 11, VIII., Carignan 16,, 17. VIII. — Flügge Junge fütternd bei Velosnes an der Chiers am 17. VIII. 1917. — Im Maasgebiet: Vittarville 21. VIII., Consenvoye 3. IX., Sivry s. M. 23, IX, Clery 7, X. 1917. — Auch bei Solesmes waren einzelne im I., IL 1918. 10. Riparia riparia L. — Uferschwalbe. — Böker fand bei Brieres an der Aisne 10. V. 1916 kleine Kolonie. — Ich sah Ufer- schwalben Mitte VII. 1917 bei Ripont, ohne ihre Kolonie zu finden. 15. und 16. VIII. 1917 bei Carignan am Ufer der Chiers flügge Junge fütternd. Bei Sedan vermifste ich sie Ende Juni 1917. Auch Heyder erwähnt sie nicht für das Maasgebiet nördlich Verdun. 11. Dendrocopos minor L. — Kleinspecht. — Für Corbon (Ostchampagne) erwähnt Böker 1 9 '^om 31. III. 1916, für die belgischen Ardennen Gengier 2 Beobachtungen. Auf Grund 2 cfcT 1 9? ca. 20 Stück, 11" 4 Stück und 4 Stück, IP« 11 Stück, 11«* 1 Stück und 3 Stück, IP' 4 Stück, 1110 2 Stück, IV^ ca. 10 Stück, IP^ ca. 10 Stück, 11«* 7 Stück, 11" 11 Stück, 1129 2 Stück, 11" einige, 11" 8 Stück, 11** 6 Stück, 11*^ ca. 20 Stück und ca. 20 Stück, 11*6 4 Stück, 11*' 8 Stück, 1150 ca. 30 Stück, 11" 6 Stück, 11«» 8 Stück; Nachmittags: 126ß 21 Stück, 12" 5 Stück, 1«! ca. 20 Stück, 1«» ca. 10 Stück, l«» ca. 15 Stück, 1°* 17 Stück, 106 ca. 15 Stück, lo» 29 Stück, 1" 4 Stück, l^« 7 Stück, P» 1 Stück, 1»! 2 Stück, 1«* ca. 10 Stück, 1»! 3 Stück, V^ 20 Stück, 1»8 10 Stück und 7 Stück, 1*« 3 Stück, !*• 7 Stück und 5 Stück, 1*1 3 Stück. Gegen 3 Uhr mittags ziehen noch einzelne vorbei, doch ist der Zug fast zu Ende, um 4*^ sah ich die letzten beiden Stücke vorbeiziehen. — Feldlerche. In denselben Zeiten wie bei Buchfink starker Zug. Ziehen sehr hoch, sodafs sie z. T. hinter den tiefsten Wölkchen verschwinden. Notierungen der Kontrollstunden : 10*^ 12 Stück, 10*» 12 Stück, 10** 3 Stück, 10" 26 Stück, 10" 4 Stück, 10" 14 Stück, lioi 14 Stück und 3 Stück, II02 15 Stück, lios 13 gtück, IP* 3 Stück und ca. 10 Stück und ca. 30 Stück, lio^ 47 Stück, 1107 ca. 50 Stück, ipe 2 Stück, 1110 7 stück, 11" 7 und 31 Stück, 11" ca. 60 Stück und ca. 30 Stück und ca. 100 Stück, 11" 8 Stück und 31 Stück, 11" ca. 35 Stück und ca. 80 Stück, IP' ca. 40 Stück, 11" ca. 30 Stück, ll^o ca. 20 Stück und ca. 40 Stück, 11" 7 Stück, 11" CR. 40 Stück, 112* 24 Stück und 15 Stück und ca. 50 Stück, 11" ca. 80 Stück und ca. 20 Stück, IP^ 18 Stück, IP' einige, 1128 ca. 25 Stück und ca. 30 Stück, IP^ ca. 40 Stück, 11 3« ca. 30 Stück, IPi einige, 11" ca. 15 Stück, 11" ca. 80 Stück, 11" ca. 50 Stück und ca. 15 Stück, Ipe 13 Stück, IP' ca. 70 Stück, 11" ca. 20 Stück, 11»» ca. 15 Stück, 11*2 ca. 30 Stück, 11*« ca. 10 Stück, 11** einige und ca. 10 Stück, 11*« ca. 10 Stück und ca. 50 Stück, 11*« ca. 10 Stück, 11*' ca. 30 Stück, 11" ca. 50 Stück, 11" ca. 60 Stück und ca. 20 Stück, 11" ca. — 122 — 30 Stück, 11«'^ ca. 40 Stück. Nachmittags: V^ einige, !•'' einige, 10« ca. 40 Stück, l^^ ca. 40 Stück, l^i 8 Stück, l^* 10 Stück, 1« ca. 25 Stück, l^^ 10 Stück, 1" 18 Stück, l«« 7 Stück, 12^ ca. 20 Stück, V^ einige und 12 Stück, 1" 31 Stück, 1" ca. 35 Stück, V^ ca. 100 Stück, V^ ca. 10 Stück, 1« 8 Stück und ca. 20 Stück, l*« ca. 40 Stück, 1*^ 13 Stück, Iso einige, 15» ca. 50 Stück, 1^* ca. 100 Stück, 1»« 8 Stück. Gegen 3 Uhr ist auch hier der Zug ziemlich zu Ende, um 4^^ die letzten 30 Stück gesehen. — Saatkrähe: Morgens 2 Scharen; gegen 10 Uhr Zug lebhafter. 10" 21 Stück, lO^o Schar, 10« 59 Stück, 1100 3 Stück, 11" 6 Stück, 11" ca. 80 Stück, 11" ca. 25 Stück, 11*' ca. 30 Stück, 11" ca. 30 Stück. Nachmittags : 12^8 32 Stück, 1«<» 2 Stück, 1«* ca. 30 Stück, Ps 22 Stück. Zugrichtung Ost -West, bezw. Ostnordost — Südwestsüd. — Ringeltaube: 10^2 21 Stück, 10" 4 Stück, 11»^ 3 Stück, 11" 7 Stück, 11" 34 Stück, l«» 12 Stück. — Star: ipe 19 Stück, 11" 8 Stück, 105 8 Stück, 4*^ 30 Stück. — Heidelerche: Im Lauf des Tages mehrere Flüge von 5 — 30 Stück, fliegen bedeutend niedriger als die Feldlerchen. — Rauchschwalbe: ll^o ziehen 2 Stück über die Argonnen. — Um 10*^ zieht ein Sperber über das Gebirge, desgl. um 1*^ ein Habicht (?) in hoher Luft kreisend desgleichen. — Um 1"* überfliegen 4 Kraniche die Argonnen; um 4°^ streicht eine Waldschnepfe in Zugrichtung über die Batteriestellung. XI. Der merkwürdigste Zugtag. Morgens Gewitter, sehr starker Regen. Südwestwind. Gegen 10 Uhr bedeckter Himmel, tief- hängende Wolken, strichweise Regen. Trotzdem starker Vogelzug. Von 10"— 11^° ziehen Buchfinken und Lerchen. Zug hoch, fast in den Wolken und sehr eilig ; er geht zeitweilig direkt durch den Regen hindurch. Um 11*0 starker Regen, der Zug setzt, soweit zu beobachten, momentan aus, um 11*" läfst der Regen nach, um 11" (immer noch während des Regens) starker Trupp von Lerchen und Buchfinken, um 11" (Regen) ca. 50 Stück Lerchen, um 11" (Regen) ca. 10 Buchfinken und 52 Lerchen ; um 11 5* (Regen) ca. 20 Buchfinken, 11 ^s (Regen) 2 Lerchen; der Regen setzt um diese Zeit wieder stärker ein, der Zug stockt; um 12 2* hat der Regen aufgehört, um 12" fängts an aufzuklären; der Zug hört aber ziemlich auf, einzelne Buchfinken- und Lerchentrupps streichen noch vorbei, ebenso nachmittags. Auch die Saatkrähe zog am Morgen trotz Regens; von 10*'' — 11** andauernd Scharen, sehr hoch und sehr eilig; um 11'* bei stärker einsetzendem Regen hört der Zug auf, um 11** setzt er wieder ein, um 11*^ (Regen) ca. 300 Stück. Auch hier hört mittags mit dem Aufklären gegen 12*o der Zug so gut wie auf. — Ringeltaube: um 11^* 8 Stück trotz Regen ziehend. 2 Staren- trupps von 19 und 25 Stück ziehen im Regen über die Argonnen, Eine Rauchschwalbe zieht vormittags, ebenfalls im Regen. — 123 — 3. XI. Sehr schöner Tag mit lebhaftem Südostsüdwind. Warm. Es ziehen Saatkrähen sehr viel, ebenso Lerchen- und Buch- finkentrupps. Rotkehlchen singt, 4. XI. SchönerTag. Südwestwind. Saatkrähen ziehen, ebenso Lerchen und Buchfinken, aber nicht allzuviele. Zwei Rotkehlchen singen. 5. XI. Klares Wetter, lebhafter Südwest, sehr warm, 12<' C im Schatten. Morgens zieht ein Trupp Lerchen, sonst aber an- scheinend gar kein Zug. Bei der Batteriestelluug ein Trupp Buch- und Bergfinken; daselbst 1 Pärchen Tannen meisen ^) und 1 Wintergoldhähnchen. 7. XI. Rotkehlchen singt. 9. XI. Vormittags Regen, Mittags aufklärend. Wind springt nach Nordost um, abends klar. Mittags ziehen ca. 35 Drosseln (wohl Wachholderdrosseln) über den Argonnenwald. Um 2*" ziehen 23 Kraniche in Südwestsüdrichtung über unsere Berge; um 2*^ 33 Lerchen ziehend. 10. XI. Ostluft, klares Wetter. 62 Saatkrähen mittags in hoher Luft ziehend. Weindrosseln in den Hecken an der Aire. 12. XI. Morgens ziehen ca. 10 Saatkrähen. Zuerst klares Wetter, hernach Nebelwolken, Westwind. Dies sind die Beobachtungen, die ich im Herbst 1916 in den Argonnen über den Vogelzug machte; ich bin mir wohl bewufst, dafs sie nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Gesamtzug darstellen, der unsere Gegend passiert; aber man hat schliefslich im Krieg nur nebenbei Zeit, sich um die Ornithologie zu kümmern; welche Qualen und Sehnsucht man aber z. B. an einem schönen Herbst- tag aussteht, wenn man an seinen Dienst gebunden und in seinen Unterstand gebannt ist und draufsen die Vogelwelt vorbeistreichen sieht und hört, das kann nur der recht ermessen, der sich die gleiche Entsagung auferlegen mufste. Wenn ich den Herbstzug in seiner Gesamtheit überblicke, 80 habe ich den Eindruck, als ob das fast ständig schlechte Wetter insbesondere widrig wehende Winde in der ersten Hälfte des Oktobers die Vogelwelt verhältnismäfsig lange zurückgehalten und dafs dann der übermächtige gewordene Zugtrieb die Vögel in der zweiten Hälfte des Oktobers und im Anfang November trotz teil- weise sehr ungünstigem Wetter zum Zug unter jeder Bedingung getrieben habe. Fast an allen Hauptzugtagen, so besonders am 10. und IL Oktober, am 1. und 2. November herrschte Gegenwind, teilweise sogar sehr starker, nicht nur auf der Erde, sondern wie ^) leb habe TanDenmeisen den ganzen Winter über in einzelnen Pärchen im Argonnenwald, einem reinen Laubholzgebiet, beobachtet. Da ganz Ostfrankreich so gut wie keinen Nadelwald hat, so müssen die Vögelchen ziemlich weit hergewandert sein. Im vorigen Winter beob- achtete ich im hiesigen Gebiet ein P&rcben Haubenmeisen. Ich halte Tannen- und Haubenmeise doch für ausgesprochenere Zugvogel, als man das gemeinhin tut. — 124 — man an Wolken, Flugzeugen etc. beobachten konnte, auch in höheren Schichten; trotzdem war der Zug sehr stark, selbst die Regengüsse am 2. XI. hielten den Zug nicht auf; dieser Zugtag erscheint mir umso merkwürdiger, als der folgende Tage guten Zugwind brachte, die Yögel also, die zweifelsohne den Witterungs- umschlag empfinden mufsten, bis zum Eintritt des guten Zug- wetters hätten warten können. Jedenfalls hat mir der Herbstzug 1916 eklatant bewiesen, dafs auch ungünstiges und sehr ungünstiges Wetter, den Zug vielleicht zuerst hinausschieben, dann aber nicht mehr hintan- halten kann. Noch einige Worte über die „Zugstrafsen"; ich bin von jeher ein Gegner dieser Anschauung gewesen und habe dies verschiedentlich ausgesprochen. Der Vogel wandert in breiter Front; es dürfte in Deutschland keinen Ort geben, an dem nicht jedes Kind den wandernden Keilhacken der Kraniche kennt, an dem man nicht Saatkrähen, Raubvögel, Tauben und das ganze Heer der Singvögel wandernd vorbeireisen sieht. Wenn man in Flufstälern und Niederungen eine Anhäufung von Vögeln zur Zugzeit beobachtet, so beweist das nichts mehr und nichts weniger, als dafs die Vogel- welt diese örtlichkeiten zur Rast bevorzugt, noch lange aber nicht, dafs die hier angetroffenen Vogelscharen auch dem Flufstal auf ihrem Zug gefolgt sind und folgen ; indem man das letztere ohne Weiteres annahm und behauptete, kam man zu den durch und durch falschen, unausrottbaren Schlagwörtern, wie: „Der Rhein als Zugstrafse etc." Mittelhohe Gebirgszüge bieten kein Hemmnis für den Zug. Das hat mir in diesem und dem vorjährigen Herbst- zug erneut der Flug über die Argonnen gezeigt. Kein Vogel, weder grofs noch klein, läfst sich durch den Nord — Süd ziehenden Argonnenwald in seinem Zug beirren; er geht quer darüber hin- weg; und dabei stände ihnen ein vortrefflicher Pafs, nämlich das ca. 1 km breite Tal der Aire, die die Argonnenhöhen ungefähr in ihrer Mitte in genau Ost — Westrichtung durchbricht und den Weg zur Champagne eröffnet, zur Verfügung; nichts davon, der Zug geht quer über die Höhen ! Niedrigfliegende Grofsvögel, wie Saatkrähen, Kraniche und Milan, die ich von meinem Beobachtungs- posten von weither anfliegen sah, verhielten vor dem Überfliegen der Argonnen, schraubten sich höher und zogen dann darüber hinweg. Schriftenschau. um eine möglichst schnelle Berichterstattung in den „Ornithologiaohen Monatsberichten" zu erzielen, werden die Herren Verfasser und Verleger gebeten, über neu erscheinende Werke dem Unterzeichneten frühzeitig Mit- teilung zu machen, insbesondere von Aufsätzen in weniger verbreiteten Zeit- schriften Sondorabzüge zu schicken. Bei selbstständig erscheinenden Arbeiten ist Preisangabe erwünscht. Reichenow. ' A. Voigt, Doaticbes Vogelleben. Zugleich als Exkursionibuch fOr Vog«lfreuDde. Zweite Auflage. (Teuboer, Leipzig). — Oeb. M. 1.20 — 125 — (80% Teuerunggzuschlag). — Dem Naturfreund, der die heimatlichen Fluren und Wftlder durchstreift, vor allem dem Anfänger, soll das vor- liegende Bändchen ein Führer durch unsere einheimische Vogelwelt sein. Es lehrt die VOgel an ihren natürlichen Standorten und ihre Lebens- gewohnheiten kennen, namentlich den so mannigfaltigen Gesang, der durch Lautumschreibung, Noten und besondern Zeichen gekennzeichnet wird. Von den einzelnen Kapiteln seien hervorgehoben: Vogelleben im Laufe des Jahres, Ankunft der Zugvögel. Vogelleben der Städte und Dörfer. Vogelleben im Park, in Laub- und Mischwäldern. In Nadelwäldern. In Moor und Heide. Vögel der Felder. Vogelwelt der Wiesengelände. Wasser- und Sumpfvögel. — Das BOchelchen wird als Exkursionsbuch jedem Vogelfreund ein unentbehrlicher Begleiter sein. H. Steiner, Das Problem der Diastataxie des Vogelflügels ; Jenaiiche Zeitschr. f. Naturwissenschaft, 55. Bd. Jena 1917, 2'il— 496, T. 9 — 11. — Verf. behandelt in gründlichsterweise die viel besprochene eigentümliche Diastataxie des Vogelflügels im allgemeinen und bei den einzelnen Vogelgruppen mit Erläuterung durch zahlreiche Tei^ilder und Tabellen, wobei auch Archaeopterjx und die Ichthjornithes in die Bespre- chung eingezogen werden. Auf Qrund einer eingebenden embrjologischen Untersuchung gelangt Verf. zur entgegengesetzten Anschauung der Ansicht Pycrafts, der annahm, dafs die erste Anlage der Federn eutaxisch sei und erst später durch eine Verschiebung diastataxiscb werde. Er weist hingegen die Ableitung der Eutaxie aus der Diastataxie nach. Tafel 9 und 10 geben Bilder des Flügels von Archaeopterjx, Taf. 11 einen Rekonstruktionsvers ucb der „Pro-Avis". L. y. A m m 0 n , Tertiäre Vogelreste von Regensburg und die jung- miocAne Vogelwelt; Abb. naturw, Ver. Regensburg, 12. Heft, 1918. — Veranlassung zur vorliegenden Arbeit haben fossile Vogelreste geliefert, die in die Sammlung des naturwissenschaftlichen Vereins in Regensburg gelangten und aus der Tongrube zwischen Dechbetten und Prüfening itammten. Verf. bespricht zunächst fossile Federn und versteinerte Eier im allgemeinen, bebandelt sodann die aus Bayern bis jetzt bekannten fossilen Vogelreste und gibt daran anschliefsend einen Überblick über die wichtigeren europäischen Funde. Im zweiten Teil sind die Regeosburger Funde eingehend beschrieben : Fhalacrocorax praecarbo, Ärdea brun- huberi, Boiaurites avitus, Anas cf. robusta, Gallus longaevus, l'hasianus augustus. Nach einer Betrachtung der bis jetzt ermittelten Vogelreste aus obermiocänen Schichten einiger bekannteren örtlichkeiten, namentlich der Steinheim-Rieser Vogelfauna, eine Zusammenstellung alles bii jetzt bekannten Arten der europäischen zur jüngeren MiozAnzeit vor- handenen Vogelwelt. H. Schouteden, Contribution ä la faune ornithologique de la T^gion des Lacs de l'Afrique Centrale; Revue zool. Africaine, Vol. 5, fasc. 8, 1918, 209—297. — Führt nach den im Kongo -Museum in Tervueren befindlichen Sammlungen 554 Arten für das Seengebiet auf, darunter zwei neue: Cryptospiza pilettei und Geocichla gurneyi piletiei, ferner ein vermutlich neues Frankolin, ähnlich F. squamatus. — 126 — In der Einleitung sind die Namen der Sammler unter Beifügung der Saromelorte zusammengestellt, die das Kongomuseum bereichert haben. R c h w. H. S c h a 1 0 w , [Notiz über Corvus soemmeringi Fischer] ; Joarn. f. Ornith. 1918, 118. H. Frhr. Geyr ron Schweppenburg, In's Land der Tuareg; Journ. f. Ornith. 1918, 121 — 176. — Auf den einleitenden Teil der vorstehenden Arbeit ist bereits früher (S, 50) hingewiesen worden. In dem zweiten Abschnitt werden die beobachteten Yogelarten abgehandelt. Erwähnt werden nur diejenigen Arten und Formen, die von dem Beisenden im eigentlichen Wüstengebiet, d. h. also südlich von der Oase Biskra, gefunden worden sind, wobei darauf hingewiesen wird, dafs der Verf. Toruebmlich sabarische BrutvOgel sammelte, den Zugvögeln erst in zweiter Reihe sein Interesse zuwandte. 122 Arten und Formen werden besprochen. Genaue Fundortangaben, Mitteilungen über Zugbeobachtungen und viele, zum Teil recht eingebende biologische Ergebnisse werden gegeben. Unter den letzteren bieten die Angaben über die ErnahruugsmOglichkeiten einzelner Arten in den meist vegetations- und wasserlosen Wüstengebieten sehr viel des Interessanten. Relativ geringe Beobachtungen konnten ron Baron Geyr über die Fortpflanzung der gefundenen saharischen Vögel mitgeteilt werden. Verf. führt dies auf den verhältnismäfsig späten Beginn des Brutgeschäftes zurück, das zum Teil noch gar nicht begonnen, als der Reisende die betreffenden Gebiete bereits wieder verlassen hatte. Nach seiner Vermutung setzt übrigens in den besonders ungünstigen Teilen des Tuaregberglandei ein Teil der VOgel jahrweise mit dem Brüten aus. Von besonderem Interesse sind die biologischen Beobachtungen welche von den vom Verf. neu beschriebenen Formen Fterocles Uchten- steini iargius, Columba livia targia, Turiur iurtur hoggara und Cotyle rupestris spatei mitgeteilt werden. Nach Baron Gejr's Ansicht entfallen auf die Brutvögel des Gebietes rund 86 7o paläarktiscbe and 64 °/o äthiopisch-paläotropische Formen. Über das Vorkommen von Struthio camelus, der sich heute nicht mehr in den Tuaregbergen findet, werden erkundete Mitteilungen und Angaben aus der Literatur wieder- gegeben. Im Jahre 1855 wurden noch in der nördlichen algerischen Wüste in acht Jagdtagen 72 Straufse, darunter 80 männliche Vögel, erlegt. Dem Zweifel Baron Geyrs, dafs die von Rothschild und Hartert in der Wüste bei Touggourt, auf der Oberfläche des Sandes gesammelten Eischalenreste, welche von Andrews auf eine neue, von ihm JEsammor- nis rothschildi benannte Straufsen - Art bezogen wurden , die von Rothschild den Straufsformen des Eozäns zugerechnet wird, wirklich dieser untersten Formation des Tertiärsystems angehören sollten, möchte Ref. voll und ganz beipflichten. Auch er glaubt nicht, dafs Eischalen von Heterornithes der Eozän-, Miozän- oder Pliozänperiode heute noch im oberen Sande der Wüste gefunden werden. Rieh. Schlegel, Beiträge zur Ornis Mazedoniens; Jouro. f. Ornith. 1918, 176—190. — In der Ornith. Monatschrift des Jahres 1917 — 127 — wurden Toa Major von Viereck Beobachtungen aus Mazedonien mitgeteilt, welche leider nicht auf die verschiedenen Formen der gefundenen Arten eingeben. Auch in der vorliegenden Arbeit sind diese Formen, die fQr die Beurteilung der faunistiscben Verhältnisse Mazedoniens von grofser Wichtigkeit sind, nur teilweise berücksichtigt worden. Die in der Ver- öffentlichung niedergelegten Beobachtungen über 85 Arten und Formen, nur zum kleinen Teil gesammelt, stammen haupts&chlich aus der Um- gebung von Üsküb. Ausgezeichnet ist die Schilderung des Geländes, welche die kleine Arbeit einleitet. Bei den Angaben über Buteo buteo Mimmermannae dürfte auf die Mitteilungen Domaniewski's (Ornith. Monats- ber. 1917) hinzuweisen sein. M. R e n d 1 e , Die Vögel in der Umgegend des Walddorfes Affaltern (Schwaben); Die Gefiederte Welt 1917, 816—317, 325—327, 331—333, 889—341, 847—349, 35i— 367, 363—365, 370—371, 379—381. — Die vorstehende Arbeit Rendle's bildet einen wertvollen Beitrag zur Kennt- nis der Vogelfauna Bayerns. Das Walddorf Affaltern, das Beobachtungs- gebiet des Verfassers, liegt im Bezirk Schwaben, nordwestlich von Augsburg, im sogenannten Holzwinkel. Die Umgebung des Ortei setzt sich aus Ackerland, Wiesen und ausgedehnten Waldbeständen zusammen. Diese Bodenkonfiguration bedingt das Bild der dortigen Vogelfauna. 114 Arten und Formen, von denen 65 brütende sind, wurden von dem Verfasser festgestellt; eine geringe Zahl, die durch das Fehlen ausgiebiger Gewässer erklärt wird. Rendle kam es in der vorliegenden Arbeit darauf an, den Bestand der von ihm in den Jahren von 1902 — 1917 beobachteten Vögel festzulegen. Zum Teil hat er bereits in den, in den Verhandlungen der Bayerischen Ornithologischen Gesellschaft veröffentlichten Materialien zur bayerischen Ornithologie nach seinen Tagebüchern hierüber berichtet. Wie bei allen Arbeiten Rendle's finden auch in der vorliegenden zwei Momente eingehendste Berücksichtigung : Die Wiedergabe sorgfältiger biologischer Beobachtungen und die kritische Verwertung der vorhandenen Literatur. Auf Einzelheiten einzugehen vorbietet der Raum. Auf Weniges nur sei hingewiesen. Girlitz und Brachpieper scheinen im Gebiet zu fehlen. Galerida ist als Brutvogel noch nicht gefunden worden. Die Formen- zugehörigkeit der im Winter erscheinenden grofsen Raubwürger bleibt offen. Lantus collurio nimmt, wie auch in Norddeutschland, in seinem Bestände rapid ab. Die Bauten der Freinester von Fasser domesticus bezeichnet Rendle für sein Beobachtungsgebiet als Seltenheit. Der Be- deutung der Zerstörung der Obstbaumblütenkuospen durch den Gimpel und der dadurch bedingten Förderung der Fruchtbildung wurde erst vor kurzem von Kayser (siehe oben S. 104) wiedersprochen. Sehr beherzigens- wert ist der Hinweis Rendle's, dafs das wilde Schiefsertum, welches jeden im Gelände auffälligen Vogel erbarmungslos herunterknallt, die Lösung der interessanten Frage hinsichtlich der eventuellen Rückwanderung des sibirischen Tannenbähers unmöglich macht. Da bis heute nur sehr wenige Veröffentlichungen über Schwaben vorliegen, so ist die obige zuverlässige Arbeit Rendle's um so höher einzuschätzen. — 128 — W. Rüdiger, Nisten des grolsen Sägers in kfinstlicher Nist- höhle in meiDem Garten; Blätter für Naturschutz u. Heimatpflege, 1918, No. 5, 5 — 6. — Verf. fand in seinem Garten in Eisenhammer in der Neumark in einem Nistkasten 3 Eier des grofsen Sägers und 28 Eier der Schellente, von denen er annimmt, dafs sie von 5 versohiedenen Weibchen herrühren. W. Rüdiger, Die Vogelwelt von Jüterbog und Umgebung; Mitt über die Vogelwelt, XVII, 1917, 219—224, 265—268. — Für das Gebiet der Mark Brandenburg ist der Ereis Jüterbog-Luckenwalde, dessen südlicher Teil der Provinz Sachsen angrenzt, und der sich nördlich den Ausläufern des aus diluvialen Schichten gebildeten Flemming angliedert, ein ausgesprochenes Flachsandgebiet ohne nennenswerte Wasserläufe, von ornithologischem Interesse. Nur wenige lose, unzusammenhängende Notizen von Constantin, Hiltmann, v. Kleist, F. Müller, v. Schulenburg, Steinhardt, StOckenius u. a. lagen für dieses Gebiet aus den Jahren 1873 — 1911 vor. In der vorliegenden Arbeit falst Rüdiger die Beobachtungen zusammen, welche von ihm im Laufe eines Jahres gesammelt wurden. Er berichtet kurz über 88 Arten ohne Spezialisierung der Formen; 64 derselben führt er als sichere BrntvOgel auf. Verf. ist in seinen Angaben hierüber nicht konsequent. Er nennt z. B. Arten, die er nicht selbst nistend gefunden, als BrutvOgel und bezeichnet andere wieder, unter gleichen Verhältnissen beobachtet, nicht als solche. Von grofsem Interesse ist der Nachweis der Erlegung eines cT von Tetrao honasia bei Jüterbog im Jahre 1911 oder 1912. Das zweite aus der Mark bekannte Stück. Am 1. November 1915 beobachtete der Verf. ein Exemplar der Schneeeule. Der Girlitz wurde zweimal im April und Mai gefunden. W. Haubenreifser, Verein Jordsand zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten; Ornitb. Monatsschr. 1918, 146 — 154. — Bericht für das Jahr 1917. Die Zwergseeschwalbe fand sich auf Norderoog in geringer Individuenmenge. Die Brandente ist auf der Insel Brutvogel geworden. Die Kolonie der Sturmmöwen erreicht auf dem Langenwerder ihren Höcbstbestand mit 500, die der Lachmöwe mit 200 Gelegen. Flufs- und Küstenmeerschwalbe hatten 50, die Zwergsee-' schwalbe 45 Gelege. S c h a 1 o w. Nachrichten. Durch freundliche Vermittelung des Herrn Mortenseu in Viborg sind der Schriftleitung Nachrichten von Dr. W e i g o 1 d vom 8. Mai d. J. zugegangen. Danach ist Dr. W e i g o 1 d an der Deutsch- Chinesischen Schule in Kanton tätig und nebenher mit der Ausarbeitung seines Tagebuchs über die Setschuan-Reise und mit einer Arbeit über die HöhenverbreituDg der Arten in Setscbuan beschäftigt. Persönlich geht es ihm gut, da Chinesen und Japaner, entgegengesetzt den kulturell entarteten Engländern und Franzosen, sieb ihm gegenüber anständig be- nehmen. Hoffentlich gelingt es, seine grofsen Sammlungen zu erhalten. Driisk T*n Otia Dorabltih 1b Beraburg. 2^ Ornithologisclie lonatsberichte herausgegeben von Prof. Dr. Ant. Reichenow. 26. Jahrgang. NoYember/Dezember 1918. No. 11/13. Die Ornithologischen Monatsberichte erscheinen in monatlichen Nammern und sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Preis des Jahrganges 6 Mark . — Zusendungen jeder Art für die Schriftleitung sind an den Herausgebsr, Prof. Dr. Reichenow in Berlin N. 4. Invalidenstr. 43, den Buchhandel betrefiFende Mitteilungen an die Verlagshandlung von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6, Karlstr. 11 zu richten. Beitrag zur ATlfanna der Pripjet'Sttmpfe. Von Karl ilrilti. Durch die Liebenswürdigkeit der Herren Dr. D e n n 1 e r und Rüdiger gelangte ich in den Besitz einer schönen Reihe von „Kriegsvögeln" der Ostfront. Herr Dr. D e n n 1 e r sammelte in der Gegend von M o t o 1 , Herr Rüdiger bei Dolsk, also beide in der Nähe von Pinsk, im Gebiete der Pripjet-Sümpfe. Da ich nunmehr aus dem Osten kein Material mehr zu er- warten habe und kürzlich Gelegenheit hatte, meine Kriegsvögel bei Herrn Pastor Kleinschmidt eingehend zu vergleichen, möchte ich im Folgenden eine Übersicht über die mir vorliegenden Arten geben. Die Vögel wurden mir im Fleisch zugesandt und kamen fast ausnahmslos in brauchbarem Zustande an, obgleich die Sendungen manchmal 3 Wochen unterwegs waren. Während der Winter- monate hielten sich die Vögel ohne jede Konservierung frisch; in der übrigen Zeit wurden sie entweder mit Arseniklösung injiziert, oder ausgenommen und mit Alaun behandelt. Die Arsenik-Kon- servierung wirkte nicht in allen Fällen sicher, während die Stücke bei Anwendung von Alaun stets tatellos frisch, aber etwas aus- getrocknet ankamen. Letzterem Übel liefs sich jedoch durch ein- tägiges Einlegen in feuchte Watte abhelfen. Neuerdings soll eine Behandlung mit schwacher Formalinlösung ganz vorzüglichen Erfolg gehabt haben. In der folgenden Zusammenstellung habe ich von allen mir vorliegenden Exemplaren die Flügelmafse angegeben, die vielleicht für manchen, der in derselben Gegend gesammelt hat, von Interesse sein werden. Bei einigen Arten füge ich zum Vergleich auch die Mafse von Vögeln hinzu, die mir von der Westfront zugegangen sind. 7 130 Fasser domesticus. Mafse: cfcf 8,15; 5 mal 8,1; 8,0; 7,9. 99 2 mal 7,8; 2 mal 7,9. 1 (f hat sehr viel Rotbraun im ßchwarzen Kehlfleck, drei weitere zeigen Spuren davon. Herr Hauptmann Bacmeister sagte mir, dafs er in Polen solche Stücke auffallend häufig beob- achtet hat. Bei einem Bchleslschen cf meiner Sammlung finde ich dasselbe. Doch scheint dieselbe Aberration auch in anderen Gegenden häufig zu sein (vergl. Th. Studer u. G. Burg, Verz. d. 1. d. Schweiz beobachteten Vögel, Bern 1916). Fasser montanus. 1 cf mit 7,2; 1 juv. mit nur 6,6 cm Flügell&nge. Acanthis cannahina. 2 Frtihjahrsvögel aus den Fripjet- Sümpfen: cf 8,2; 9 7,7 (Flügel beschädigt). Die graue Kopf- färbung des cf ist scheinbar etwas heller als bei mitteldeutschen Yögeln derselben Jahresieit. Flandrische Vögel vom Februar messen qT 8,0; 99 2 mal 7,9; 7,7. Fyrrhula pyrrhula. 1 cf gehört natürlich der grofsen Form an (Fl. : 9,6). Acanthis carduelis. 3 Stücke aus dem Osten messen 7,9; 8,2 ; 8,3. 1 Stück aus der Champagne mifst 7,6. östliche und westliche Stücke sind nicht zu unterscheiden. Ein Pripjet-Vogel zeigt einige graue Federchen im weifsen Nackenfleck. Emheriza citrinella. In nebenstehender Tabelle bezeichnet die linke Spalte die ge- messenen Flügellängen, rechts davon ist die Anzahl der gemessenen cf cf durch Punkte dar- gestellt, und zwar in der mittelsten Spalte russische Stücke, in der rechten mitteldeutsche Brutvögel. Man ersieht daraus, dafs die Bussen obwohl an sich nicht gröfser, doch zu gröfserer Flügellänge neigen, während bei der Mehrzahl der Deutschen die Mafszahlen tiefer liegen. 2 russische 99 messen 8,55 und 8,6. Die Goldammern der Pripjet-Sümpfe unterscheiden sich von der Form citrinella auffallend durch die weit schwächere Ausbildung des dunklen Brustbandes ; sie gleichen darin vielmehr der deutschen Form sylvestris. Von dieser Form unterscheiden sich die Russen wieder durch deutlich grauere Färbung der Oberseite, sobald man nur ähnliche Exemplare miteinander vergleicht (also z. B. die hellsten deutschen mit dem hellsten russischen Stücken, braun- brüstige deutsche mit ebensolchen russischen u. s. w.). Jedenfalls sind die oberseits dunkelsten russischen Stücke noch bedeutend heller als die dunkelsten deutschen, während die hellsten deutschen Rauen Deatsch« cfcf cfcf 9,5 • , 9,4 , ^ • • • 9,3 • • 9,2 9,1 • 9,0 • 8,9 • • 8,8 • • • 8,7 e;« 8,5 • — 131 — dunkler als die hellaten russischen sind. Französische Goldammern sind wiederum oberseits dunkler rotbraun als deutsche und russische. Nach den von mir verglichenen Stücken scheint also der Goldammer des Pripjetgebiets zwischen sylvestris und erythro- genys zu stehen. Im Allgemeinen neigen Goldammern mit rot- brauner Färbung der Brustseiten gleichzeitig zu intensiver Gelb- Färbung der Unterseite. Emheriea calandra. 2 cfcf mit 10,4 und 10,2; 2 99 mit je 10,2 cm Flügellänge. Auch die Grauammern der Pripjet- Sümpfe variieren in der Bückenfärbung zwischen einem hellen und dunkeln Extrem. Im frischen Gefieder sind die russischen Vögel oberseits auffallend heller als deutsche Stücke, erstere zu ockergelber, letztere zu mehr brauner Rückenfärbung neigend (Emb. calandra germanica [Brm.] vergl. Kleinschmidt, Falco, Ornis Germanica). Im abgetragenen Gefieder werden auch deutsche Vögel grauer; die Unterschiede sind dann weniger deutlich. 1 cf aus Flandern (FL: 10,5) ist oberseits ganz dunkel. Galerida cristaia. 4 Exemplare messen: cfcf 10,6; 10,8; 10,9; 9 10,3. Motacilla alba. Ein 9 °iit 8,7 Flügellänge ist von deutschen Vögeln nicht unterscheidbar. Motacilla flava. Ein Pripjet -Vogel unterscheidet sich In der Färbung nicht von flava^ ist also nicht (hunbergi! Allerdings überschreitet er mit 8,6 Flügellänge das Maximum von flava. Eirundo rustica. Flügel: 12,0 und 12,5. Riparia riparia forma nova? Ein Vogel im Jugendkleid vom 12. IX. 1917 (Fl.: 10,1) hat nicht wie deutsche Jungvögel braune, sondern weifse Federsäume. Einige frisch vermauserte Schwanzdeckfedern zeigen ebenfalls ganz schwache weifse Säumung. Muscicapa parva. Herr Rüdiger sandte mir am 18. VIII. 1917 ein 9» ^»^ leider unterwegs verloren ging. Lanius excübitor. Ein cT vom 6. XII, 1917 mit kleinem Flügelspiegel, aber 11,7 cm Flügellänge. (Typische excübitor messen gewöhnlich nur bis 11,6.) Lanius collurio. 2 junge cfcf messen 9,4 und 9,5. Saxicola oenanthe. 1 cT, pullus, vom 22. VI. 1917 hat bereits 9,5 Flügellänge, ist also wohl sicher oenanthe. Pratincola rubetra forma nova? Leider liegt mir nur ein Stück im Frühjahrskleide vor (9 vom 13. V. 1917) dieses unter- scheidet sich von deutschen Brutvögeln auf den ersten Blick durch auffallend lichtere Färbung und spärlichere Fleckung der Ober- seite. Der Vogel Ist noch bedeutend heller als die Exemplare von — 132 — Fr. spatei der Coli. t. Erlanger, die mir Herr Hilgert zum Ver- gleich sandte. Es dürfte sich also um einen Übergang zu einer der östlichen Formen noscae oder margaretae handeln. Pripjet- Vögel im Herbstkleid sind von deutschen Stücken in der Färbung nicht zu unterscheiden. Auch in der Gröfse stimmen deutsche und russische Braun- kehlchen nicht ganz überein. Meine russischen Stücke messen: cfd* 7,8; 8,0; 99 7,5; 7,7. Deutsche Vögel, sowohl aus Mittel- deutschland wie vom Rhein, und Vögel von der Westfront erreichen dagegen ein Maximum von nur 7,8 cm. Pr. spatzi ist wieder gröfser: cTcT 7,6-8,1; 99 7,3—7,7. Schwedische Stücke scheinen sowohl in der Gröfse wie auch in der Färbung deutschen Stücken zu gleichen. Phylloscopus abietinus. Herr Denn 1er sandte mir ein cT vom 31. III. 1917 und bezeichnete mir dieses Datum als Ankunfts- datum der Art im Pripjet-Gebiet. Der Vogel kennzeichnet sich durch lichte Rückenfärbung und lange Flügel (6,4) deutlich als abietinus {collyhita mifst 5,5—6,0). Fhyllosopus trochilus. Ein juv. vom 8. IX. 1917 mit lichter Oberseite und schwefelgelber Unterseite mifst nur 6,25. Regulus regulus. Q vom 25. II. 1917 (PL: 5,3) ist von deutschen Vögeln nicht zu unterscheiden. Farus major. In der Färbung kann ich keine sicheren Unterschiede zwischen östlichen und westlichen Vögeln finden. Wenn einzelne westliche Stücke oberseits trüber erscheinen, so mag das an der Beschmutzung des Gefieders durch Staub und Rauch liegen. Mafse der Russen: d'cf 3 mal 7,9; 7,7; 7,6; 7,6. 99 7,6; 7,5; 7,4; 7,3. Deutsche Stücke messen gewöhnlich nur bis 7,8. Doch sagte mir Herr Fastor El ein seh mi dt, dafs er unter einem sehr grofsen Material von Kohlmeisen bei einem rheinischen Stück 7,9 gemessen hat. Ein cf der Coli. Cleinschmidt aus Sarpa mifst sogar 8,0! Wir kommen also zu folgenden Resultat: Rhein: Sehr selten bis 7,9. Pripjet: Häufig bis 7,9. Sarpa: Bis 8,0. Altai: „Scheinen zu gröfserer Flügellänge zu neigen" (Hartert, V. P. F. p. 342). Also ein ganz allmähliches Ansteigen der Fitigellänge von Westen nach Osten. Parus caeruleus. 2 cTcf messen 6,9 und 7,0. Farus halticus. 3 Stücke messen 6,4; 6,45; 6,5. Farus horealis. 1 9 vom 26. II. mifst nur 6,2 cm. Zum Vergleiche füge ich die Fltigelmafse meiner thüringer salicarius — 133 — bei: cTcf 6,2; 6,0. 9 6,0. Ein cf der Form rhenanus, das mir Herr Sunkel aus der Champagne sandte, mifst 6,0. Parus cristatus. Flügel: 6,2; 6,3; 6,3; 6,5. Sämtliche Stücke sind graurückig, also typische cristatus. Sitta sztolcniani. Fünf Exemplare vom März 1917 messen : cfcT 9,1; 8,9; 8,8. 99 8,7; 8,6. Sie variieren in der Färbung der Unterseite vom reinweifsen europaea-Ty"^ bis zum ockergelblich angeflogenen /iowcycn-Typ und bestätigen somit genau die Unter- suchungen Kleinschmidts (Falco 1917, pg. 21—22). Herr Geheimrat Reichenow, dem ich die Kleiber zusandte, bezeichnete ein Stück mit 8. europaea, eines als var. homeyeri, die übrigen 3 als var. sgtolcmani. Da aber alle fünf Vögel an demselben Orte und zur selben Jahreszeit gesammelt wurden, handelt es sich eben nur um eine Variationsreihe von Sitta sgtolcmani.^) Certhia familiaris. Ein oberseits sehr lichtes cT hat 6,7 cm Flügellänge. Siurnus vulgaris. Ein cf vom 10. V. 1917 mifst 13,5. Dryohates major. Drei typische breitschnäbelige major messen cT 14,0; 99 14,1; 14,1. Ficus caniis. Ein cf mit 14,4 cm Flügellänge hat kürzeren, schmaleren Schnabel als deutsche Brutvögel {F. viridicanus). Die gleichen Unterschiede zeigen ein Exemplar aus Livland und von der Wolga der Coli. Kleinschmidt. Upupa epops. Ein Stück vom 7. IX, 1917 mifst 15,0 cm. Accipiter nisus. cf vom 16. XII. 1917 mit 20,4 Flügellänge. Herr Dr. Denn 1er schreibt am Schlüsse seiner Arbelt: „Einige Feststellungen über die Avifauna der Pripjet - Sümpfe." (Falco 1917, p. 2—4): „Interessant ist die Feststellung, dafs alle Arten, die geographisch variieren, die nördlichen Formen zeigen." ') Nach meinen Untersuchungen mufs ich diesen Satz etwas ein- schränken. Allerdings zeigen die meisten von unsern deutschen Brutvögeln abweichenden Formen nordöstlichen Typus; aber wir finden im Pripjet-Gebiet auch Übergänge zu rein östlichen Formen: beim Braunkehlchen zu Fr. noscae oder margareiae, beim Gold- ammer zu erythrogenys , bei der Kohlmeise zu einer vielleicht gröfseren Form im Altai. Ich möchte auch auf die Angabe des ^) Aufserdem sind tjpiiche S. sordida aus dem Qebiet bekannt I Vergl. Orn. Mntsb. 1917, S. 56 und „Bialowies in Dentscher Verwaltung" 8. Heft, 1918, S. 188 — 189. Rchw. ') Vergl. dagegen: Reicbenow, Die Vogelfauna des ürwaldei von Bialowies. (Bialowies in Deutseber Verwaltung Heft 8, 1918, S. 175.) Bcbw. — 134 — Grafen Zedlitz verweisen, wonach im Gebiet der Schara die östliche Form der Dohle, Coloeus soemeringii (= coUaris), brütet (vergl. Orn. Monatsber. 1918, p. 65). Es gibt nur ein deutsches Bläfshuhn. Von Werner Hagen, Lübeok. Im Jahrgang 1914, S. 288—292, der Orn. Monatsschr. wurde der Versuch gemacht, unsere Bläfshühner in „zwei deutsche Fulica- Arten" zu trennen. Ich wies darauf in den Orn. Monatsber. 1917, S. 65 — 72 und 85 — 92, auf Grund meiner genauen Untersuchungen und auf Grund der wissenschaftlichen Literatur nach, dafs nicht nur der neue Name stenoleuca zu unrecht aufgestellt ist, sondern dafs die angeführten Unterschiede nicht konstant, nur individuelh sind. Gleich mir war Dr. Laubmann zu demselben Resultat ge- kommen, wie ich nachträglich erfuhr. Er schreibt (Verb. Orn. Ges. Bayern 1916, S. 260): „An eine zweite etwas kleinere Art, die neben unserm Bläfshuhn vorkommen soll, und die von Peckelhoff unter dem eigenen Namen Fulica stenoleuca abgetrennt worden ist, kann ich nicht glauben. Vermutlich handelt es sich eben hier um individuell verschiedene oder jüngere Exemplare von Fulica atra atra L." Dafs auch andere Ornithologen meiner Kritik Anerkennung zollten, bewies man mir brieflich; u. a. hatte Herr Dr. Gengier die Liebenswürdigkeit, mir eine Abbildung eines in seiner Sammlung befindlichen Bläfshuhns mit ganz enorm ent- wickelter Blässe als Beweis der Variabilität dieser Stirnplatte zu übersenden. Ohne Gegenbeweise zu geben, wird nun vom selben Autor S. 81 der Orn. Monatsschr. 1918 wiederum behauptet: „Es gibt 2 deutsche JFMZica- Arten", ein Gebahren, das wissenschaftlich un- gebräuchlich ist. Ich kann es mir ersparen, nochmals auf alles einzugehen, und möchte nur kurz die 2. Arbeit kritisch beleuchten. Diese „Beobachtungen zur Brutzeit" enttäuschen völlig, da sie nichts Neues bieten, sondern nur Wiederholungen der früheren Angaben in breiterer Form sind. Vor allen Dingen war man doch begierig zu erfahren, ob sich diese angeblichen Arten schon im Dunenkleid unterscheiden lassen, welche Behauptung von einem Jäger aufgenommen war. Doch enthält die 2. Arbeit darüber nichts. Das Verhalten der Bläfshühner am Brutplatz, wie es in der vorliegenden Arbeit geschildert wird, gleicht dem Benehmen der meisten Vögel zur Brutzeit und ist seit langem bekannt. Wer biologische Kenntnisse besitzt, weifs, dafs zur Brutzeit unter den Artgenossen um die Weibchen und um einen abgegrenzten Brut- platz mehr oder minder heftige Kämpfe stattfinden. Ein Beweis zur Aufstellung zweier verschiedener Arten ist das beschriebene Verhalten nicht! — 135 — Zum Schlufs einige "Widersprüche, in die sich der Autor verwickelt: „1914" spricht er von „100 Breitblässenpaaren" — „1918" nur von „100 Exemplaren"! Er schraubt seine Angaben also um die Hälfte zurück und kommt damit der Wahrheit näher. „1914" „stellt er fest, dafs die Schmalblässe viel seltener als das gem. Bläfshuhn ist, 12—15 Paare auf 100 Paare." — „1918" beob- achtet er sie „überall"! „1914" schreibt er: „Wenn von den Bläfshühnern sich auf gröfserer Blanke, gröfserer Wasserfläche viele Familien zusammenfinden, so sind das stets die gemeinen Blässen, die Schmalblässen halten sich gesondert." — „1918" er- wähnt er „Schmalblässen, die sich schon über das seeartige Gebiet zwischen Ziegelei und Spieringshorst ausgebreitet hatten", deren Nester nachher „auf der freien Blanke des seeartigen Gebietes" standen! „1914" heifst es, dafs die Schmalblässe, „wie so viele andere Wasservögel, von den zänkischen gem. Blässen fortgetrieben werden". — „1918" vollführen umgekehrt die Schmalblässen „über- all heftige Kämpfe mit den eingesessenen Tieren" (Breitblässen)! „1914" ist das Nest der Schmalblässe „niedriger, schlampiger gebaut." — „1918" aber ist es „ein grofser, grüner, wüster Haufen". „Auf dem erhöhten dicken Ende . . ."! „1914" sind die Eier „kleiner als die der andern Art". — „1918" zeigen sie keine augenfällige Abweichung gegen die der gem. Blässe". „Ebenso wenig ist der Gröfsenunterschied auffallend!" Auf die Unstimmigkeiten hinsichtlich der Zugangaben wies ich schon in meinem oben genannten Artikel hin. Dieselben finden sich in der zweiten Arbeit wieder. „1914" kommen die Schmalblässen „einen Monat später". — „1918" werden sie schon vom 21. März an aufgeführt! und in der letzten Arbeit heifst es: „Von Mitte August bis Ende September erfolgt die Abwanderung aer Schmalblässen." Acht Reihen tiefer aber „bilden im Winter die Schmalblässen den weitaus überwiegenden Teil" auf den lübek- kischen Gewässern ! Als merkwürdig mutet es auch an, dafs die angeblich früh abziehenden und spät kommenden, demnach am weitesten südwärts verstreichenden und den Gefahren am meisten ausgesetzten Schmalblässen 1917 sich „in der sonst gewohnten Zahl" einstellten, die spät abziehenden und früh kommenden, also nicht so weit ziehenden Breitblässen aber von den vogelmord- lustigen Italienern dezimiert worden sind! Diese Widersprüche charakterisieren am besten den Wert der vorliegenden Arbelt, der durch die Angabe, dafs die „100 Exem- plare" der Wakenitz, also der Vögel, die sich nur durch ganz geringfügige Abweichung in der Stirnplattengröfse unterscheiden sollen, in dem im Frühling völlig kahlen Gelände durch „geduldigen Ansitz" „zu genauer Beobachtung" gebracht wurden, nicht gerade erhöht wird. — 136 — Znr Banmlänferfrage. Von Dr. A. Laabmasi, München. Es ist gerade in der letzten Zeit so viel über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer genauen Unterscheidung von Certhia familiaris macrodactyla Brehm ^) und Certhia hrachydactyla hrachydadyla Brehm ') geschrieben worden, dafs es als voll be- rechtigt erscheinen mag, geradezu von einer „Baumläuferfrage" zu sprechen, die heute die Gemüter der Ornithologen in besonderem Mafse zu bewegen scheint. Und in der Tat gehören ja auch gerade die Eonvergenzerscheinungen, wie wir sie in den beiden Baum- läuferarten, oder auch Im Falle von Sumpf- und Weidenmeise, vor uns haben ^), mit zu dem Interessantesteo, was unsere einbeimische Avifauna aufzuweisen hat. Es soll an dieser Stelle gar nicht weiter auf die tatsächlichen Unterscheidungsmerkmale, die zwischen dem Waldbaumläufer und seinem Vetter, dem Gartenbaumläufer hinsichtlich ihrer morpho- logischen und biologischen Eigentümlichkeiten bestehen, eingegangen werden. Gerade über diese Fragen ist ja in der letzten Zeit sehr Vieles und zum Teil auch sehr Gutes und Zutreffendes geschrieben worden. So sei hier nur kurz auf die ganz vortrefflichen Aus- führungen hingewiesen, die wir C. E. Hellmayr bei Gelegenheit eines Referates über die in der Festschrift zu Reichenow's 70. Geburtstage erschienene Abhandlung W. Hagen's*), „Zur Biologie und Faunistik unserer Cer^Äia- Arten" verdanken. ^) Die trefflichen, auf systematischer Grundlage aufgebauten Auseinandersetzungen Hellmayr's scheinen mir vollauf zu genügen, um die tatsächlich zu Recht bestehende a r 1 1 i c h e Trennung der einheimischen Baumläufer einwandfrei zu beweisen. Wenn daher C. Kayser in der Juli — August-Nummer der Ornith. Monatsberichte 1918 in einer Arbeit „Über die Formen des Baumläufers, Certhia familiaris L." •) auf Grund seiner Beob- achtungen zu dem Ergebnis einer Nichtanerkennung der a r t - liehen Trennung beider Baumläufer gelangt, so mag dies Er- gebnis an dieser Stelle mit einem Hinweis auf die obengenannten Auseinandersetzungen Hellmayr's, die sich ja auch mit den *) Certhia macrodactyla Brehm, Handbuch Naturg. Vögel Deutichlandi p. 208 (1881. — „Bewohnt die Nadelwälder, im Sommer selten im mittleren Deutschland, häufiger im Herbst und Winter"). ') Certhia hrachydactyla Brehm, Beitr. zur Vögelkunde I, p. 570 (1820. — Rodatal, Thüringen). ') Vergl. auch Fitislaubvogel und Weidenlaubvogel oder Winter- goldhähnchen und Sommergoldhähnchen. *) W. Hagen, Journ. f. Ornith. 1917, Band 2, Festschrift für Reichenow, p. 78—80. •) Verh. Ornith. Ges. Bayern, 18, 8, 1918, p. XX— XXII. ') C. Ka;ser, Ornith. Monatsberichte 1918, p. 81—85. — 137 — AnichauuDgen fast allermodernenOrnithologen decken, kurz abgetan werden. Der Zweck der vorliegenden Bemerkungen liegt vielmehr im wesentlichen darin, zu Kayser's nomenklatorisch-systematischen Ausführungen in kritischer Weise Stellung zu nehmen. *) Auf Grund seiner Beobachtungen gelangt C. Kayser am Schlufse seiner Darlegungen zu folgender Zusammenfassung: (1. c. p. 85) „Aus dem Gesagten geht meines Erachtens hervor, dafs die Formen des Baumläufers nur den Wert von Subspezies, nicht aber die Bedeutung von Arten haben. Dieser Ansicht werden sich jedenfalls diejenigen Ornithologen anschliefsen, welche an einem festen, scharfumrissen en Artbegriff festhalten, wie es Naumann, J. H. Blasius, Altum und a. taten. Ich finde z. B. keine Folge- richtigkeit darin, wenn man Girlitz und Kanarienvogel, zwei nach Gröfse, Schnabelform, Gesang und A. grundverschiedene Vogel- arten, lediglich als geographische Formen einer Art ansieht und andrerseits den Baumläufer in zwei Arten spaltet." Wenn der Autor hier den beiden Formen des Baumläufers, also dem Wald- baumläufer und dem Gartenbaumläufer, „nur den Wert von Sub- spezies, nicht aber die Bedeutung von Arten" zubilligen will, so tritt er mit dieser seiner Anschauung in völligen Gegensatz zu der Auffassung, die heute in der modernen Ornithologie über den Begriff der Subspezies herrscht. Ich könnte hier einfach auf meine Auseinandersetzungen hinweisen, die ich über den gleichen Gegenstand gelegentlich der kritischen Beleuchtung einer Arbeit von W. Hagen') in den Ornith. Monatsberichten des vergangenen Jahres veröffentlicht habe. ^) Ich halte es jedoch für notwendig, immer aufs neue gegen die veralteten Anschauungen Stellung zu nehmen, und aus diesem Grunde glaube ich mich selbst gegen- über dem Vorwurf der Wiederholung dazu berechtigt, hier noch- mals auf den Begriff der Subspezies etwas näher einzugehen. ,^t Subspezies bezeichnen wir die geographisch getrennten Formen eines und desselben Typus, die zusammengenommen eine Spezies ausmachen. Es ist also nicht etwa ein geringes Mafs von Unterschieden, das uns bestimmen darf, eine Form als Subspezies aufzufassen, sondern Unterschiede verbunden mit ceographischer Trennung, natürlich bei allgemeiner Übereinstimmung in den Grundzügen", sagt Hartert*) in der Ein- leitung zu seinem prächtigen, grundlegenden Werke über die palaearktische Avifauna und in diesen zwei Sätzen ist das, was 1) Dals Kajser auf d«r ersten Seite seiner Abhandlung immer von Certhiafamiliarismacrodactyla und Certhia familiaris brachydactyla Brebm spricht, darf wohl (•digiich als Druckversehen angesehen werden. «) W. Hagen, Gibt es zwei deutiche Biaf«hOhner ; Ornith. Monats- berichte 1917, p. 65 — 72. •) A. Laubmann, Bemerkungen zu Fulica stenoleuca Peckelhoff; Orn. Monatsberichte 1917, p. 130—133. *) E. Hart«rt, Die Vögel der palaearktischen Fauna I, 1908, p. VI. -. 138 — mit dem Begriff „Subspezies" zum Ausdruck gebracht werden soll, klar und deutlich dargelegt. Das geographische Moment, das sich in den Brutgebieten gegenseitige Ausschliefsen, ist es also vor allem, was in den Vorgergrund gerückt werden mufs, wenn es sich darum handelt, zu entscheiden, ob zwei Formen der Wert von Subspezies oder von Arten zu erteilt werden soll. In unserem speziellen Falle ist es daher nicht möglich, die beiden Baumläufer als Subspezies einer einzigen Art aufzufassen, da sie sich ja, wie Kayser auch selbst dargelegt hat, in ihrem Brutgebieten keineswegs ausschliefsen. Somit bleibt nur^ noch die andere Möglichkeit bestehen, den beiden Formen artlichen Wert zuzuerkennen, d. h. sie eben als Angehörige zweier ver- schiedener Formenkreise zu betrachten ; denn als solche können sie sehr wohl in demselben Brutgebiet neben einander vorkommen, wie dies ja auch an dem Beispiel von Sumpf- und Weidenmeise in eingehender Weise erläutert werden kann. *) Übrigens teilen auch Eeichenow und Hörn 2) in der „Neuen Namenliste der Vögel Deutschlands" diese Ansicht von der Art- lichkeit der beiden Baumläufer und Kleinschmidt s), wohl einer der besten Kenner unserer Baumläuferarten, war es ja, der zuerst auf die Notwendigkeit einer Trennung unserer Baumläufer in zwei Formenkreise hingewiesen hat.*) Was endlich noch die von Kayser als Kronzeugen für seine Auffassung angeführten Auseinandersetzungen von J. H. Blasius in den Nachträgen zu Naumann ^) sowohl als auch in der Nau- mannia**) betrifft, so können diese aus dem gleichen Grunde nicht als vollwertig und einwandfrei betrachtet werden, aus welchem auch die Ergebnisse so mancher Forscher der Gegenwart als nicht stichhaltig verworfen werden müssen. Auch J. H. Blasius .hat bei seinen vergleichenden Untersuchungen in nicht genügender ^) Kayser schreibt p. 85: „leb finde z. B. keine Folgerichtigkeit darin, wenn man Girlitz und Kanarienvogel, zwei nach Gröfse, Schnabel- form, Gesang und A. grundverschiedene Vogelarten, lediglich als geogra- phische Formen einer Art ansieht und anders ich den Baumläufer in zwei Arten spaltet." Eben diese Vereinigung von Girlitz und Kanarien- vogel in einem und demselben Formenkreis, d. h. also ihre Auffassung als Subspezies der gleichen Art Serinus canaria findet in den eben auseinandergesetzten geographischen Prinzip des Subspeziesbegriffes ihre vollgültige Begründung. ») Journ. f. Ornith. 64, 1916, p. 362—363. ') Falco, Beilage 1917, Ornis germanica, p. 5; Falco, Beilage 1918, Ornis germanica, p. 5. *) Hellmayr und Laubmann, Nomenklator der Vögel Bayerns, 1916, p. 6—7. ») Nachträge zum Naumann, Band 13, 1860, p. 202—205. «) Naumannia 6, 1856, p. 440—459. — 139 — Weis© auf die Auseinanderhaltung der beiden Geschlechter bei beiden Formen geachtet und mufste so notwendigerweise zu Schlüssen kommen, die den tatsächlich in der Natur bestehenden Verhältnissen völlig gegensätzlich gegenüberstehen. Leider lassen die gegenwärtigen, traurigen Zeitläufte es un- möglich erscheinen, die geographische Verbreitung und Variation beider Arten in wissenschaftlich einwandfreier Weise darzulegen. Ein eingehendes Studium dieser so interessanten Frage mufs daher einer späteren glücklicheren Zeit vorbehalten bleiben, wenn es wieder möglich sein wird, aus dem ganzen Verbreitungsgebiet der Gruppe einwandfreies Material zu vergleichen. Ornithologlsche Beobachtungen aus den Pripjet-Sttmpfen. YoD Wilhelm Rüdiger. IL Beitrag. In No. 1, Seite 5 lfd. Jahrg. dieser Zeitschrift habe ich über abweichende Nistorte von Hänflingen und Grünhänfliugen berichtet, heute nun will ich über solche des grauen Fliegenfängers, Musci- capa grisola, und der Amsel, Tttrdus merida, schreiben. Mit sehr wenigen Ausnahmen war ich es gewohnt, in Deutsch- land die Nester dieses Fliegenfängers in Dörfern, einzelnen Gehöften, je sogar häufig auf Gebälk einsam, mitten im Walde gelegenen Forsthäusern zu finden. Auffallend war es daher für mich, dafs ich dieses Vögelchen in Dörfern des Pripjet-Gebietes fast garnicht oder nur selten antraf, hingegen aber mitten im Sumpf, auf Sand- dünen, welche mit Kiefern und allerlei Laubholz bestockt waren, hier hörte ich auch den Gesang. Anfänglich wollte ich es garnicht glauben, dalis ich es mit grisola zu tun hatte, die Vögel trieben sich in den Wipfeln umher, bis ich die Sänger deutlich sah. Diese verblieben dort auch in der Paarungszeit, und als der Zeit- punkt herangekommen war, wo es belegte Nester geben mufste, war ich unschlüssig, an welchem Plätzchen ich diese suchen mufste. Eines Sonntags, auf der Suche nach den Nestern der Misteldrossel, wurde ich unterrichtet. Gerade auf diesen Sanddünen, zeigen die dortigen Kiefern recht eigenartige, aber auch in Deutschland nicht unbekannte Wuchsformen. Der eigentliche Höhentrieb ist schon auf 3 — 6 m Höhe abgestorben, verharzt und starrt als Bajonettspitze zum Himmel; unterhalb dieses trockenen Teiles formte ein Neben zweig sich als Höhentrieb um, wuchs anfänglich seitlich, später aufrecht, und diese Neubildung zeigte einen mehr stumpfen als rechten Winkel. Da nunmehr die Saftzirkulation in der Hauptsache durch diesen, zum Höhentrieb umgebildeten Seitenast geschah, so wiesen diese recht stattliche Stärken auf, geeignet zum Neststand von Freibrütern. So geschah es, dafs — 140 — Ich hier allerorten neben frischen Drosselnestern auch vorjährige fand, bei denen Ausbesserungen stattgefunden hatten. Ein mir besonders gut zugängliches Nest, es stand nur 2,5 m hoch, wurde daher untersucht und siehe da, im alten Nest der Singdrossel war ein zweites, kleineres frisches Nest, aber noch ohne Inhalt, enthalten. Wohl dachte ich sofort an das Nest des grauen Fliegenfängers, da die zum Bau gebrauchten, untrüglichen Baustoffe dafür sprachen. Drei Tage später hatte ich volle Gewifa- heit, denn nun enthielt dieses zwei Eier dieser Art. Nunmehr war es für mich nicht mehr schwierig, solche von Muscicapa iiriBola in vorjährigen ausgebauten und belegten Schnarr- und Sing- drosselnestern, der Bauart nach zu urteilen, aufzufinden. Ergänzend mufs ich hinzufügen, dafs es sich hier nicht um kleine Revierteile handelte, die Feststellungen und Funde geschahen auf räumlich grofsen Gebieten, nördlich des Prlpjetflufses In der Gegend der Dörfer Dolsk, Szalapan, Lublazs, Odrischin u. a. Orten, Unwillkürlich mufste Ich mich bei dieser eigenartigen Bau- weise fragen, geschah dies schon in früheren Zeiten oder aber haben die Tiere in den letzten Jahren damit begonnen? Ich möchte diese Fragen bejahen, aber auch ebensogut ver- neinen ; das richtige Urteil hierher zu fällen Ist sicherlich schwer und selbst nach dem Kriege kaum möglich. Das Pripjet-Gebiet ist vor dem Kriege ornithologisch nicht durchforscht worden, auch in späteren Zeiten wird es so bleiben; Ornithologen werden es nicht der Mühe wert halten, diese, mir so lieb gewordenen Gegenden aufzusuchen. Wer russische Verhältnisse und gerade diese Gebiete kennt, weifs, dafs der Panje im Walde gern einsam oder zu einigen Gehöften vereint wohnt. Hier fühlt er sich In seinem Element und daher wohl; neben der Landwirtschaft betreibt er sehr gern Fischerei, befafst sich mit allerlei Korbflechterei und auch nicht UDgern mit verbotener Jagd. Solche Niederlassungen, Kaluppen (Ausdruck des Panje's) sind teils von den flüchtenden Bewohnern, selbst zerstört worden, oder aber sie sind teilweise von unseren Soldaten aus militärischen Gründen niedergebrannt, um einmal dem Gesindel keinen Unterschlupf zu gewähren. Möglich ist es und nicht von der Hand zu weisen, dafs dieses Vögelchen dieselben Lebensgewohnheiten betr. Bauart des Neststandes hatte, wie wir es in Deutschland kennen; solche aus Holz gebauten Kaluppen bieten reichliche Nistgelegenheiten. Mit dem Verschwinden dieser Baulichkeiten, wurden die seit jeher angenommenen Nistgelegenheiten vernichtet, zum teil verringert; die Vögel aber wollten die einmal inne gehabten Brutreviere nicht aufgehen, sie suchten nach neuen und fanden daher in vorjährigen Drosselnestern einen für ihre Zwecke dienenden Ersatz. Ob aber die von mir angedeuteten Annahmen auf Richtigkeit Anspruch machen können, das zu beurteilen, überlasse ich dem geehrten Leserkreis. — — 141 ~ Auch der Nestetand der Schwarzdrossel, Turdus merula L., war hierorts häufig recht eigenartig und den örtlichen Verhältnissen gut angepafst. Hier im Beobachtungsgebiet fehlten Rottannen und Wacholder gänzlich; der Vogel trat noch vollkommen auf als "Waldbewohner. Die Nester waren daher teils in dichten Weiden huschen gebaut, im Geäst von vom Sturm geworfenen Bäume, oder hineingebaut in solchen Stämmen, welche im Sommer gefällt und aus irgend einem Grunde liegen geblieben waren. Rufsland ist ja das Land der Wälder, und da hier ein Holzmangel nicht bestand, so wurden Tielfach nur die guten Stammteile genutzt; Zopfteile mit starken Ästen, gute Nistorte für Sing- und Schwarzdrosseln, verblieben im Walde. Ein anderer äufserst beliebter Nistort waren die Stammflächen abgetriebener Erlen. Diese Holzart, des hohen Wasserstandes wegen hier mit einer besonders guten Stockaus- Bchlagkraft bedacht, bildeten mit ihren Ausschlägen gute Nistorte; das Amselnest stand auf der Haufläche des Stammes, als natürlicher Schutz umgeben von wachsenden Reisern. Aus mir unbekannten Gründen waren häufig solche Erlen- stöcke ohne Ausschläge geblieben, also vertrocknet; Schwarzdrosseln waren auch hier immer anzutrefifen, obwohl es an guten Nist- gelegenheiten fehlte, häufig sogar nur sehr lichtes Weidengestrüpp wuchs. Daher suchte ich an solchen Orten anfänglich nicht nach Nestern dieser Art, denn ich war im Glauben, dafs die hier weilenden Vögel zu solchen Stücken zählten, welche aus irgend einer Veranlassung weitere Flüge machten oder aber ungepaart geblieben waren, bis auch hier der Zufall zu Hilfe kam. Auf der Suche nach recht dunklen Kreuzottern und Ringel- nattern, welche gern an sonnigen Orten auf solchen Erlenstöcken, auch gern daneben lagen, entflog wieder solch einem, ohne Aus- schläge gebliebenen Erlenstock eine Amsel, und siehe da, das mit Eiern belegte Nest war gefunden. Die fehlende Lebensenergie dieser Stöcke hatte diese im Laufe der Jahre ausgehöhlt, das Holzinnere war verfault und vermodert, und nur die Rindenwand war stehen geblieben, also einen kleinen Schornstein darstellend, grofs genug für die Anlage eines Drosseln estes. Diese natürlichen Höhlungen waren von der Amsel als Nistplatz angenommen und so ausgebaut, dafs der obere Rand des Nestes genau mit der oberen Kante der Rindenstücke abschnitt. Solche eingebauten Nester habe ich recht häufig gefunden, zumal die Amsel in meinem Beobachtungsgebiet, und dieses war von beträchtlicher Gröfse, als Brutvogel ungemein zahlreich auftrat. Dagegen sah ich in den Wintermonaten kaum einen Vogel. Erwähnen möchte ich noch, dafs Amsel und Sprosser nach- barlich ohne Streit beieinander nisteten, belegte Nester dieser Vögel ich recht häufig nebeneinander stehend fand. — 142 — Bas Birkhuhn in Oberschwaben. Von Karl Bertach in Kavensbarg. Zu denjenigen Vögeln, welche die höchsten Anforderungen an ihren Aufenthaltsort stellen, gehört das Birkhuhn, Tetrao tetrix. Sein Gebiet ist deshalb von einer Gesetzmäfsigkeit, welche die eingehendere Darstellung herausfordert. Diese wollen wir für Oberschwaben versuchen. Wenn man alle Standquartiere des Vogels und alle ört- lichkeiten, an denen er bis jetzt geschossen worden ist, auf einer Karte einzeichnet, hebt sich ein bogenförmiger Streifen ab, der Oberschwaben von Südosten gegen Westen durchschneidet. Um den Verlauf dieses Bogens besser zu tibersehen, zeichnen wir auch die äufsere und die innere Jung-Endmoräne ein. Dabei ergibt sich ein Bild, das mit dem Verbreitungsgebiet der Bergkiefer, Pinus montanus, vollständig zusammenfällt. Die Übereinstimmung erstreckt sich nicht blofs auf das Gesamtgebiet, sondern auch auf die einzelnen örtlichkeiten. Überall dort, wo das Birkhuhn als Standwild auftritt, finden sich ausgedehnte Bestände der Bergkiefer. Die Birke selbst spielt bei uns eine geringe Rolle. Unsere Moore enthalten nur kleine, zwerghafte Stücke, die ihre Fruchtbarkeit fast gänzlich eingebüfst haben. Hochwüchsige, baumartige Formen entstammen fast durchweg künstlichen Anpflanzungen. / t ooe 000. — 143 — Im eingezeichneten Gebiet findet eich die Bergkiefer an 64 Standorten. Ihre innere Grenzlinie fällt genau mit der inneren Jung-Endmoräne zusammen. Der Baum folgt ihr, und zwar immer in gröfseren, ganz reinen Beständen, in ihre tiefsten Buchten. Die äufsere Grenze bildet im östlichen und westlichen Drittel die äufsere Jung-Endmoräne. Nur im mittleren Drittel überschreitet er das Jung-Endmoränengebiet um 9 km, doch so, dafs ihr ganzer Grenzsaum genau parallel zur äufseren Jung-Endmoräne verläuft. Der Einflufs des Würm-Gletschers auf das Gebiet der Bergkiefer ist also unverkennbar. Sie hat den Gletscherrand während der Höhezeit der Wurm - Vergletscherung besetzt. Mit der Achen- Bchwankung aber war ihre Wanderung bei uns abgeschlossen. Nach derselben hat sie ihr Gebiet nicht mehr erweitert. Die Westgrenze reicht bis zur Bucht im Gletschereis an der badischen Landesgrenze. Wo der Moränenstreifen an die Voralpen sich an- lehnt, tritt die Bergkiefer in den gröfsten und zahlreichsten Be- ständen auf. Je weiter sie sich von den Voralpen entfernt, desto gröfser werden die Lücken in ihrem Gebiet. Es ist dies eine Erscheinung, welche bei einer gröfseren Anzahl von Pflanzen auf- tritt. Am auffallendsten ausgeprägt ist sie bei der kleinen Hoch- moorsegge, Carex pauciflora, die sich in Oberschwaben nur in Gesellschaft der Bergkiefer findet und die deshalb ebenfalls zu einer Lebensgenossin des Birkhuhns geworden *st. In der west- lichen Hälfte des Moränenbogens wird die Pflanze, welche in der südöstlichen Hälfte in vielen Tausenden von Einzelpflanzen an zahlreichen Stellen auftritt, sehr selten. Das Verhältnis von Westhälfte zur Südosthälfte stellt sich auf 1 : 10, wenn man die Zahl der Standorte in Betracht zieht. Wenn man aber die Zahl der Einzelpflanzen vergleicht, so würde selbst das Verhältnis 1 : 1000 hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. In den ausgedehnten Bergkieferwaldungen, in denen dieses Nadelgehölz von niederen, kniehohen Zwergformen bis zu hoch- stämmigen Bäumen von 10 m Höhe vorkommt, je nachdem die Moortiefe die Ernährung der Pflanze hemmt, findet das Birkhuhn nicht blofs den erwünschten freien Platz zu seinen Tänzen während der Balzzeit, sondern auch den ganzen Sommer hindurch die nötige Beerennahrung durch das reichliche Vorkommen von Heidel-, Preisel-, Blau- und Moosbeeren, Vaccinium myrtillus, vitis idaea, uliginosum und oxycoccus. Bis jetzt ist das Birkhuhn von folgenden Standquartieren femeldet: 1. Moosburger Ried, 2. Oggelshauser Ried, 3. Allgemeines Lied, 4. Staatsried Sattenbeuren, 6. Steinhauser Ried, 6. ümmen- dorfer Ried, 7. Pfrunger Ried, 8. Wurzacher Ried, 9. Steinacher Ried, 10. Reichermoos, 11. Oberreuter Moos, 12. Gründienried, 13. Rötseemoos, 14. Burgermoos, 15. Riebgartenmoos, 16. Arrisried- moos, 17. Taufachmoos, 18. Eisenharzer Moos — 19. Füramoos, 20. Booser Ried — 21. Dornachried, 22. Wegenried, 23. Wolperts- wender Ried. — 144 — Einzelne Vögel, die wahrscheinlich auf dem Strich von einem Moor zum andern beg'riffen waren, wurden geschossen : 24. Wald bei Hopfenbach, 25. Wäldchen am Schwaigfurtweiher, 26. Wald zwischen Otterswang und Aulendorf, 27. Spieglerhölzchen beim Aulendorfer Tiergarten, 28. Fleischwangen, 29. Kifslegg, 30. Bürsten- moos. Im Booser Ried Ist der Bergkiefernbestand vollständig ver- nichtet, im Füramooser Ried ist nur noch eine 3—4 Meter breite Randzeile von ganz geringer Länge übrig geblieben. Deshalb ist das Birkhuhn an beiden Stellen verschwunden. Im Dornachried aber wurde es im Jahr 1898 durch Fabrikant Roland Müller in Mochenwangen eingebürgert. Der Vogel hat sich hier rasch ver- mehrt und auch über das Wegenried und Wolpertswender Ried verbreitet. Das Birkhuhn ist also in Oberschwaben ganz auf das Gebiet des Gletscherrandea von der Höhezeit der Wurm- Vergletscherung big zur Achenschwankung beschränkt. Wichtig ist dabei, dafs dieses auffallende Gebiet durchaus nicht dem Birkhuhn eigentümlich ist, sondern dafs es dasselbe mit der Kreuzotter und 30 der merkwürdigsten Pflanzen der oberschwäbischen Flora teilt, mit denen es also eine der eigenartigsten und ältesten Lebensgemein- schaften geschlossen hat. Schon während der Würm-Vergletscherung mufs also der Vogel sein heutiges Gebiet besetzt haben. So stellt also auch die Vogelwelt ein Glazialrelikt im schwäbischen Alpenvorland, und es ist ganz überraschend, wie ein so flug- und wanderfähiges Tier nirgends mehr dieses Eisrandgebiet über- schritten hat, sondern ganz auf den schmalen, bogenförmigen Streifen von nur 10—18 km Breite beschränkt geblieben ist Quellennachweis : 4, 7, 20, 28 L a n d b e c k , Systematisches Verzeichnis der Vögel Württembergs. Württembergische naturwissenschaftliche Jabres- hefte 1846. 3, 4, 5, 6, 8, 9, 12, 17, 18, 19, 24, 25, 26, 27 Fl n ckh , Über das Vorkommen von Tetrao tetrix in Württemberg. Jahres- hefte 1881. 12, 13, 16, 17, 18, 29, 30 Di tt u s , Vorkommen von Tetrao tetrix im Algäu. Jahreshefte 1886. 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 Dittus, Über das Vor- kommen von Birkwild {Tetrao tetrix) im südlichen Oberschwaben. Jahreshefte des Vereins für vaterl. Naturkunde in Württemberg. 1915. 1 Lampert, Vom Federseegebiet und Moosburger Ried. Blätter des schwäbischen Albvereins. 1912. 1, 2, 3, 4, 5 Oberreallehrer Erle wein (mündlich). 21, 22, 23 Fabrikant Müller (brieflich). 10 Oberförster Walz (mündlich). — 145 — Bemerknngen zu H. Schalows Lantus eoccuhitor rapax Br. Yoa Tlotor Ritter ?. Tsehail la Scbnldhoffen. Hr. H. Schalow hat die Wertung des einspiegeligen Würgers (J. f. 0. 66, 1918, No. 3, p. 331 — 335) einer eingehenden Unter- suchung unterzogen und bemerkt : „Ich habe nie ein Exemplar mit rein weifser Brust- und Bauchfärbung (p. 331) gesehen." Weiter erwähnt derselbeTerfasser (p. 3'^i2), dafs seiner Überzeugung nach Exemplare mit rein weifser Brust, welche als L. e. rapax angesprochen worden sind, nicht letztgenannter Form angehören, sondern nur als aberrante Stücke unseres gemeinen grauen Würgers mit oft nur wenig wahrnehmbarer Fleckung auf den Armschwingen be- trachtet werden müssen. Was erstere Bemerkung anbelangt, so mufs ich auf meine Ausführungen (J. f. 0. 65, 1917, Nr. 1, p. 98) hinweisen und selbe in ihrer Gänze aufrecht erhalten. Man wird mir wohl zumuten dürfen, dafs das, was ich dort geschrieben, den Tatsachen ent- spricht, zumal es von jedem Zweifler nachgeprüft werden kann. Wohl kaum ein Museum dürfte so viele palaearktische Würger besitzen, als teils als selbst gesammelt, teils aus grofsen direkten Sendungen stammend, im Laufe der Jahre durch meine Hände gegangen sind. Übrigens erwähnt Geheimrat Reichenow als Anhang zu meiner vorerwähnten Notiz „dafs im Berliner Museum sich ebenfalls alte Vögel des einspiegeligen Raubwürgers mit rein weifser Unterseite befinden", die doch Hrn. Schalow bekannt sein müssen. Dafs der Einspiegelwürger mit dem excuhitor nicht zusammen- geworfen werden darf, steht für mich fest, und es erhält meine Annahme eine nicht wegzuleugnende Stütze durch den Umstand, dafs er bei uns überhaupt nur während des Zuges und da mit unserem excuhitor^ der ja auch zieht und nur in der Art örtlich als Stand- vogel auftritt, vorkommt. Gewellte Exemplare des Einspiegel- würgers finden sich begreiflicher Weise weit häufiger als solche, welche die für diese Form früher als charakteristisch angenommene Wellung bereits abgelegt haben und das Alterskleid, wie ein solches auch Excuhitor trägt, aufweisen. Wer selbst und viel gesammelt, weifs es gar wohl, wie schwer es bei den meisten Arten hält, ein ausgebildetes Alterskleid zu erlangen; das gilt selbst für gewöhnliche Arten. Die Flügel-Mafse von mir hier erlegten L. e. rapax betragen : %- 9M- ms- ■ • m""°l die Flügellänge bei den a. 10. xil: 1I90 : : ; lu : <^=? t.T"'ii8'"mm"''"'"" ▼on «^^nen 20% nicht im mittleren Europa vorkommende Arten und Formen sind. Die kurzen Angaben bei den einzelnen Spezies tehandeln das Vorkommen im Lande und die Verbreitung im Gebiet unter Hinweis auf die in der beigegebenen Karte umgrenzten zoogeographischen Regionen. Die Gesamtheit der auf- geführten Arten ergibt, dafs die ornitbologische Fauna Ungarns beinahe zur Hälfte aus mitteleuropäischen Spezies besteht während sich die andere Hälfte zum grOfseren Teil aus Arten des Mittelmeergebietes, zum kleineren aus arktischen, Ostlichen und westlichen Formen zusammensetzt. Die Fauna ist eine ausgesprochen kontinentale mit geringer Beifügung mari- timer Elemente. Und nun noch ein Wort Ober die Kart«, welche der Arbeit bei- gegeben ist. Auf derselben sind die Regionen eingezeichnet, welche Schenk für die Verbreitung der Vögel in Ungarn annimmt. Wie weit sich eine Aufteilung in Verbreitungszonen für ein so kleines Gebiet, wie es das magyarische Land, zoogeographisch gesprochen, ist, als mOglicb erweist, soll hier nicht erörtert werden. Schenk nimmt für Ungarn acht Gebiete an. Dem zentralen Teil gliedert sich im Westen der pannonische, im Osten der transsjlvanische an. Im Norden wird er durch das westlich- beiw. östliche 8ept«ntrionale Gebiet begrenzt. Den Süden bilden die kroatische und banatische Region; der ersteren schliefst sich im Süd- westen die adriatische an. Von Interesse sind die Abgrenzungen ein- zelner Regionen, wie sie Schenk vornimmt. Ganz im Süden bildet die Save gegen Serbien die politiicbe Abtrennung. In zoogeographischer Richtung nimmt der Verfasser die Donau als scharfe Scheidelinie zwischen dem zentralen Gebiet und dem westlicb-septentrionalen einerseits und dem pannonischen andererseits au. Der Theifs durchfliefst das banatische und zentrale Gebiet ohne eine Greuzscheide der ornithologischen Verbreitung zu sein. Dagegen bildet der Maros in seinem unteren Laufe eine solche zwischen der zentralen und banatischen Region, wie der Theils in seinem oberen Lauf zwischen der östlich-septentrionalen und der transsjlvanischen. Ferner bildet die Drau die scharfe Grenze zwischen der pannonischen und kroatischen Region. Schenk folgt hier völlig den Ansichten, welche Matschie hinsichtlich der Verbreitung der ethiopischen Säugetiere durch — 150 — Annahme von Flufsgrenzen innerhalb kleinerer Erdräume wiederholt ver- treten hat, ohne jedoch dabei allseitige Billigung seiner Fachgenossen zu finden. R. G e r 1 a n d , [Von Zwergtrappe und Triel] ; Ornith. Monats- schr. 1918, 45 — 46. — Feldbeobachtungen aus der Champagne und dem Aisne-Qebiet. Beide Arten sind in den genannten Qegenden nicht selten. H. W. Ott ens, [Charadrius morinellus, M -^1 «3 !0> r>