HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. Neu. Besgit Was. Sag ot: A Pe = EIN Tun N N Zoe Da MR nn I N 1 na HR) IH Ba NR IN PALAEBONTOGRAPHICA. BEIFRAEGE ZUR BER EESCHIEL TE DER VORZELE Herausgegeben von KAREL AIYSZEREEL, Professor in München. Unter Mitwirkung von W. von Branco, Freih. von Fritsch, A. von Koenen, A. Rothpletz una W. Waagen als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Sechsundvierzigster Band. Mit 27 Tafeln und zahlreichen Figuren im Text. Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele). 1899. 1900. En he kit. Erste und zweite Lieferung. März 1899. Kiär, Joh., Die Korallenfaunen der Etage 5 des norwegischen Silursystems. (Mit Taf. I-VIL) Dritte Lieferung. Juli 1899, Broili, Ferd., Ein Beitrag zur Kenntniss von Eryops megacephalus [Cope]. (Mit Taf. VII—NX). Stiekler, Ludw., Über den mieroscopischen Bau der Faltenzähne von Eryops megacephalus Cope. (Mit Taf. XI u. XIL). Vierte Lieferung. October 1399. Schlosser, Max, Über die Bären und bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiärs. (Mit Taf. XII u. XIV.) . Fünfte und sechste Lieferung. Juni 1900, Brown, Campbell, Über das Genus Hybodus und seine systematische Stellung. (Mit Taf. XV u. XVL) Be INNERE Böse, Emil, und Max Schlosser, Über die mittelliasische Brachiopodenfauna von Südtyrol. GSnsspel N LEOD ERBEN H) Vesr u ERNE ER Ee Etate ae Loomis, Fred. B., Die Anatomie und die Verwandtschaft der Ganoid- und Knochen-Fische aus der Kreide-Formation von Kansas. U. S. A. (Mit Taf. XIX—XXVIL) . Seite 1—60 61— 54 s5—94 95—148 149 —174 175—212 215— 284 APR 28 1899 Die Korallenfaunen der Etage 5 des norwegischen Silursystems Johan Kiär. Mit Tafel I— Vl. Vorwort. Die erste Durcharbeitung der Korallen in der Etage 5 des norwegischen Silursystems wurde in München in den Jahren 1594—96 unter der Leitung des Herrn Geheimraths von ZITTEL vor- genommen. Es ist mir eine angenehme Pflicht, meinem verehrten Lehrer den aufrichtigsten Dank für seine freundliche Unterstützung auszusprechen. Ein Theil des in dieser Monographie behandelten Materials wurde mir von Herrn Münzwardein Ta. Monster und Herrn Prof. Dr. W. Ü. BröGsER in zuvorkommendster Weise überlassen. Von Herrn Prof. Dr. W. ©. Brösser, welcher mir diese Arbeit vorgeschlagen und sie mit Interesse verfolgt hat, wurde mir überdies die ganze, reiche Korallensammlung des Universitäts-Museums in Kristiania zur uneingeschränkten Benützung anvertraut. Das meiste Material habe ich dann selbst im Sommer 1894 an Ort und Stelle aufgesammelt. Während meines Studienaufenthaltes in München erfreute ich mich der wohlwollenden Unterstützung des Herrn Prof. Dr. R. Herrwıs und des Herrn Dr. Horer, die es mir ermöglichten, auch den Bau der recenten Korallen zu studiren, sodann des Herrn Dr. ScHhÄrer und des Herrn Prof. Dr. Löwıssox-Lessisg in Dorpat, dem ich die Benützung der Originale zu DyBowskr’s Korallenarbeit zum Vergleich mit den norwegischen Formen verdanke. Allen diesen Herren spreche ich hiermit meinen verbindlichsten Dank aus. Die Korallenarbeit wurde 1896 vorläufig abgeschlossen; da aber meine damaligen Kenntnisse der palaeozoischen Korallen nicht genügten, um eine selbstständige Meinung in vielen einschlägigen Fragen, namentlich in der Beurtheilung der Heliolitiden, die mir besonders interessant erschienen, ein- nehmen zu können, so liess ich die Arbeit vorläufig liegen. Ich besuchte darum im Jahre 1896 mit Unterstützung eines Stipendiums des norwegischen Staates unter der unvergesslichen Führung des Palaeontographiea. Bd. XLVI. 1 ARNO a Herrn Akademiker Fr. Schmmwr das Esthländische Silurgebiet. Diese Reise und die dabei erhaltene Belehrung wurde für meine ganze Arbeit und insbesondere für das Studium der Heliolitiden von ausserordentlicher Bedeutung, indem die genaue mikroskopische Untersuchung des reichen, von mir aufgesammelten Materials vielerlei unerwartete Resulate ergab. In den Jahren 1896 und 1897 habe ich dann weitere Aufsammlungen und Studien im Kri- stiania-Gebiete vorgenommen und endlich im letzten Winter die ganze reiche Sammlung im Universitäts- Museum in Kristiania von norwegischen obersilurischen Heliolitiden mikroskopisch untersucht. Alle diese Studien haben mir eine breitere Basis für meine Untersuchungen und, wie ich hoffe, auch ein sichereres Urtheil über die schwierige Gruppe der Heliolitiden verschafft. Allmählich wuchs freilich die Bearbeitung dieser Familie so an, dass ich mich entschloss, sie als ersten Theil dieser Monographie erscheinen zu lassen; im zweiten Theil sollen dann alle die übrigen Korallen beschrieben werden. Kristiania, 12. Juli 1898. Alle die in dieser Arbeit genannten Lokalnamen, Niveaus etc. sind in einer geologischen Vor- arbeit vom Verfasser erläutert. Dort findet sich auch die stratigraphische Eintheilung und eine genaue Parallelisirung der zwei Zonen der Etage 5 mit anderen Silurgebjeten. Ich verweise darum für alle diese Fragen auf meine Abhandlung „Faunistische Uebersicht der Etage 5 des norwegischen Silursystems“ (Krist. Videnskab. Selsk. Skrifter. M. N. Kl. 1897, Nr. 3.) Poren! Familie Heliolitidae. Ich betrachte diesen alt-palaeozoischen Formenkreis als eine Familie der Zoanthania Madre- poraria. Die Gründe für diese Ansicht sind nach den Artbeschreibungen in einem besonderen Abschnitt auseinandergesetzt. Ich muss hier nur einige der in den Beschreibungen gebrauchten Ausdrücke kurz erläutern. Theka oder Mauer erklärt sich selbst; wie von M. OcınvıE! hervorgehoben wurde, kann eine Mauerbildung an verschiedenen Stellen des Kelches stattfinden, bald weit aussen, bald mehr oder weniger in der Nähe des Centrums. Die ausserhalb der Theka befindlichen Theile des Skeletes sind esshalb durchaus nicht immer gleichartig. Ich bezeichne als Thekalröhren die sogenannten Kelche, welche die inneren Theile der Einzelzellen bilden; die innerhalb der Theka vorkommenden Böden, welche sich zuweilen in kleine Blasen auflösen können, als Endothek, die äussere Dissepimentzone als Exothek®. Diese Bezeichnungen sind sowohl bei den Plasmoporinen als Heliolitinen gleichwerthig, wie später gezeigt werden soll. Bei den letzteren nenne ich die von den exothekalen Skelet- elementen gebildeten prismatischen Röhren Exothekalröhren; solche finden sich auch bei den Pro- heliolitinen, Coccoserinen und Palaeoporitinen. Exothekale Septalelemente nenne ich die in der Exothek als Dornen, Stäbchen oder Lamellen auftretenden Gebilde, die denselben Bau und gleiche Structur zeigen wie die Septen und die Theka. Sie repräsentiren meiner Meinung nach die Fascikel und Trabekeln der typischen Hexakorallen. ' Osıwvıe, Stramberger Korallen, pag. 92. ® Man vergleiche auch Doxcas, Revision of Fam. a. Gen. of Scleroderm. Zoanth. 1884 (Linn. Soc. Journ. Zool. Vol. XVIII, pag. 202). Beschreibung der Arten. Unterfamilie I: Coccoserinae. Diese wahrscheinlich schon im Untersilur aussterbende Gruppe der Heliolitiden zeichnet sich durch das bei den ursprünglichen Formen schwäch poröse Skelet mit unregelmässig röhrenartigem Exothekalgewebe und lamellären Septen der Endothekalröhren aus. Diese Stammformen wurden zu einer neuen Gattung zusammengefasst, für welche ich den M’Coy’schen Namen Palaeopora wieder auf- greife. Unter dieser Bezeichnung hat M’Coy allerdings die ganze Familie der Heliolitiden verstanden; da er jedoch für obige Formen ganz besonders passend erscheint und kaum mehr Veranlassung zu Ver- wechslungen bieten dürfte, so habe ich ihn wieder aufgenommen. Von Palaeopora hat sich dann. eine Formenreihe entwickelt, die durch eine eigenthümliche trabekelartige Verdickung des ganzen Skelets charakterisirt ist. Das Skelet wird hierdurch ganz compakt und fremdartig. Diese Reihe bildet die schon längst bekannte, aber bis jetzt ganz ungenügend studierte Gattung Coceoseris (= Protaraea und Stylaraea). Palaeopora M’Coy emend. Kıär. Palaeopora inordinata Loxsp. Sp. (Taf. I, Fig. 1—6.) 1839. Porites inordinata LonspALe in Murchisons Silurian-Syst., p. 687, Taf. 16bis, Fig. 12 a—c. 1850. Lonsdalia inordinata D’Orsıcny, Prodr. de Paleont. Vol. I, p. 25. ?1851. Palaeopora subtilis M’Coy, Brit. palaeoz. Foss., p. 17. 1851. Heliolites inordinata M. Epwarps & Haıme, Polyp. foss. terr. palaeoz., p. 217. 1554. = e M. Epwarps & Haıne, Brit, foss. Cor., p. 253, Taf. 57, Fig. 7, 7a. 1858. N F. Schuipr, Untersuch. über d. silur. aan v. Esthland ete., p. 228. 21860. TRecte confluens EıcnwAto, Lethaea Rossica I, p. 463, Tab. XXX, Fig. 10. 1861. Heliolites inordinata F. Rormer, Foss. Fauna v. Sadewitz, p. 27. 1880. n inordinatus F. RoEmer, Lethaea Geognostica, p. 504. 1880. 5 asteriscus F. RoEMER, Ibidem, p. 505. 1880. 4 inordinata NıcHoLson, Monogr. of silur. foss. of Girvan, III. p. 253. 21880. „ subtilis NıcHorson, Ibidem, p. 253. ” 1895. Heliolithes inordinatus Wenzer, Zoantharia tabulata, Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss., Bd. 62, p. 505. 189. 5 asteriscus WENZEL, Ibidem, p. 505. 1. Artbeschreibung. Die Form des Stockes ist sehr mannigfaltig und variirt nach Hori- zont und Lokalität; auf Ringerike tritt diese Form in Etage 5a entweder als dünne rindenartige Ausbreitungen auf anderen Korallen (Halysites parallela, F. Schm. und Syringophyllum organum, Lin.) oder als stark ästige Stöcke mit runden, 5—10 mm dicken Zweigen auf; diese beiden Wachsthums- formen sind durch Uebergänge verbunden. In den Korallenriffen der Etage 5b auf Ringerike ist der en Stock gewöhnlich kuchenförmigs oder knollig, ab und zu auch unregelmässig lappig und erreicht viel grössere Dimensionen; ich habe von dieser Stelle runde, kuchenförmige Stöcke mit einem Flächen- durchmesser von 10 cm und einer Höhe von 4 cm. Noch grössere Dimensionen erreicht diese Form im esthnischen Silur. In Zone F. 1 bei Piersal in Esthland ist sie häufig; ich besitze von dort einen flach ausgebreiteten Stock von ca. 15 cm Flächendurchmesser und 1,5 cm Dicke; ein anderer ist kugelig mit 10—12 cm Durchmesser. Die englischen Formen scheinen durchweg dünne, verzweigte Stämme zu bilden. Ein Exemplar aus dem Gastropodenkalk von Ringerike, das als eine ganz dünne Lamelle auf einer Kolonie von Halysites parallela, F. ScHwm. ausgebreitet ist, zeigt die Oberfläche teilweise schön erhalten. Die Endothekalröhren haben ca. 0,5 mm Durchmesser und sind ungefähr ebenso weit von einander entfernt, jedoch häufig etwas dichter gedrängt; sie sind ohne Abgrenzung in das Exothekalgewebe ein- gesenkt und machen einen sehr zierlichen Eindruck. Man zählt durch- gehend 12 Septen, die oft von etwas unregelmässiger Dicke und schwach gebogen sind; sie haben eine Länge von ca. 0,53 mm. Im der Mitte hebt sich eine kleine, gewöhnlich knopfförmige Columella, die an der Oberfläche keine Verbindung mit den Septen erkennen lässt. Die Exo- thekalröhren sind reich entwickelt, aber unregelmässig angeordnet; ge- Fig. 1. Palaeopora inordi- wöhnlich sind sie rundlich, dreieckig oder herzförmig; auf einen Millimeter operkä a zählt man ca. 6; sie stehen zwischen den Endothekalröhren in 1—5, ge- ten Stockes aus d. Etage a, wöhnlich 2—3 unregelmässigen Reihen, Hin und wieder sehen sie stark ver- Stavnaestangen, Ringerike. längert und meistens etwas wurmförmig gebogen aus. Wenn man diesen Aucı en ee) Y EinSeerE, Typus näher untersucht, bemerkt man seichte Querkanäle, die benachbarte EL Exothekalröhren verbinden. Aehnliche Kanäle verbinden oft einzelne der Septalkammern der Endothekalröhren mit benachbarten Exothekalröhren, ja sie können in ziemlich gerader Richtung von einer Endothekalröhre zu der anderen hinüberlaufen. Ich habe die Oberfläche dieses Exemplares desshalb so genau beschrieben, weil es das einzige ıneiner norwegischen Stücke ist, das eine anscheinend vollkommen unzerstörte Oberfläche zeigt. Diese Beschreibung muss aber, um eine allgemein gültige zu sein, in mehreren Beziehungen etwas modi- fizirt werden. Die Entwicklung der Exothekalröhren ist sehr mannigfaltig; selten sind sie so reichlich vorhanden, wie bei dem oben beschriebenen Stock. Ueberhaupt scheint die reichste Entwicklung der Exothekalröhren nur bei den flach ausgebreiteten oder kuchenförmig gewölbten Kolonien in Etage 5a des norwegischen Silurs vorzukommen. Bei den in denselben Schichten vorkommenden ästigen Stöcken sind die Endothekalröhren viel dichter gedrängt, besonders auf den im Wachsthum begriftenen Spitzen; hier berühren sie sich sogar, und Exothekalröhren sind nur in den übrigbleibenden Ecken zwischen den Endothekalröhren entwickelt. Bei den kuchenförmigen oder schwach lappigen Stöcken in den Korallenriffen der Etage 5b auf Ringerike sind sie auch ziemlich spärlich vorhanden. Dasselbe ist bei den esthländlischen Stöcken gewöhnlich der Fall. Hier kommen jedoch auch Stöcke mit reichlich entwickelten Exothekalröhren vor. Eine ähnliche Verschiedenheit wird schon von LoxspAue auch bei den englischen Exemplaren angegeben und ist auch auf Loxspaue’s und EpwArp & Haıme’s Abbil- dungen zu sehen. Die oben beschriebenen Öberflächenkanäle, welche sowohl einzelne der Exothekalröhren unter- einander als auch die Interseptalloeuli und benachbarten Exothekalröhren hier und da miteinander verbinden, sind sehr interessante. Die allgemeine Bedeutung dieser Verhältnisse werde ich an einer anderen Stelle auseinandersetzen. Hier möchte ich nur anführen, dass diese Kanäle bei den anderen Stöcken keineswegs eine konstante Entwicklung zeigen. Es ist nicht leicht, den mikroskopischen Bau des Skeletes genau zu entziffern, und zwar hängen die Schwierigkeiten hauptsächlich von den eigentümlichen Verdickungen ab, die hier fast überall auftreten. Der ursprüngliche Bau ist am besten an den verzweigten Stöcken zu sehen. Hier muss man zwischen einer noch wenig verdickten Markzone und einer stark verdickten Rindenzone unter- scheiden. In der ersten laufen die Röhren mit der Längenachse des Zweiges parallel, biegen dann allmählich nach aussen, verdicken sich und stehen endlich in der äusseren Rindenzone senkrecht zur Oberfläche. Ein ähnliches Verhältniss zeigen, wie bekannt, fast alle mit Skeletverdickungen versehenen Favositiden. In den nicht verzweigten Stöcken, wo eine solche Entwicklung von verschieden gebauten Zonen nicht stattfindet, ist das Skelet von Anfang an mehr oder weniger verdickt. Will man den ursprünglichen Bau der Koralle kennen lernen, so muss man in erster Linie die Markzone der verzweigten Stöcke studiren. Wie die Quer- und Längsschnitte zeigen, (Taf. I, 1—3), sieht man hier ungefähr dasselbe, wie auf der obengeschilderten Oberfläche. Die Endothekalröhren, ca. 0,5 mm im Durchmesser, stehen dicht neben einander, ja berühren sich sogar stellenweise; ihre Septen sind unregelmässig gebogen und hier und da mit eigenthümlichen Vorsprüngen versehen. Sie vereinigen sich in der Mitte zu einer umfangreichen Columella, die hier anscheinend ihren Ursprung den vereinigten Septalenden verdankt. Mit voller Sicherheit konnte dies jedoch nicht constatirt werden. Einzelne Septen erreichen diese Pseudocolumella nicht. Sie ist von deutlichen unregel- mässigen Längskanälen durchzogen, aber auch Querkanäle schlängeln sich durch. Auf Längsschliffen zeigt sie ein netzförmiges Aussehen. Ein gleiches Bild weisen auch einzelne der Septen auf, indem sie ebenfalls von Kanälen durchzogen sein können. (s. Fig. 2). Darin liegt wohl auch der Grund, dass man oft glaubt, mehr als 12 Septen zu sehen. 12 ist gewiss die allgemein gültige Zahl; die Unregelmässigkeit und Porosität der Septen macht es aber häufig schwierig, zu bestimmen, was als Septum betrachtet werden soll. Tabulae sind vorhanden, oft aber schwer zu sehen; sie stehen ungefähr um die Hälfte des Endothekaldurchmessers von einander entfernt. Die Exothekalröhren sind unregelmässig in Form und Grösse, häufig gebogen und an vielen Stellen scheinbar in der Theilung begriffen. Ich bezweifle aber, dass diese Erklärung die richtige ist; ich nehme vielmehr an, dass es entweder Fortsätze sind, wie sie auf den Septen vorkommen oder Löcher, die zwei benachbarte Röhren verbinden. Dass solche Löcher oder Querkanäle wirklich vor- kommen, scheint mir sicher. Sehr interessant sind die Kanäle, die einzelne Interseptalloculi mit Exo- thekalröhren verbinden. Solche sind mehrfach (z. B. auf Fig. 2) deutlich zu sehen, zeigen aber keine Regelmässigkeit in ihrem Auftreten. Sie können sogar, wie oben rechts auf Fig. 2, zwei Endo- thekalröhren direkt verbinden. Betrachtet man den Querschliff, so wird man sofort verstehen, dass es sehr schwierig sein muss, in einem Längsschliff die exothekalen von den endothekalen Partien zu unterscheiden. In Wirklichkeit ist dies auch der Fall; in der Rindenzone heben sich die Endothekalröhren bei auffallendem Licht durch dunklere Färbung hervor; in der eigentlichen Markzone tritt das fast vollständig zurück, und es ist hier fast unmöglich zu unterscheiden, was die verschiedenen Röhren be- deuten. Mit Sicherheit lässt sich nur constatiren, dass hier und da Porositäten vorkommen und dass Tabulae deutlich entwickelt sind; der Abstand zwischen diesen letzteren ist ebenso gross wie in den Exothekalröhren. Bei den nicht verzweigten Stöcken ist das Skelet gewöhnlich von Anfang an stark verdickt. Bei einem esthnischen Stocke aus Piersal F 1 (Taf. I 4—6) ist das weniger der Fall. Die Skelet- theile sind auch hier stärker verdickt, als in der oben geschilderten Markzone, aber alle Interseptal- loculi und die meisten der sparsam vorhandenen Exothekalröhren sind noch im ganzen Skelet als wirkliche Röhren bemerkbar. Die Septen sind vielleicht wegen der immerhin bedeutenden Verdickung regelmässiger; eine Porosität, die auch in der verdiekten Rindenzone der verzweigten Stöcke nicht zu sehen ist, lässt sich nicht nachweisen (Fig. 4—5). Die Böden sind in diesem Stocke besonders gut zu sehen. Diese Form aus Esthland be- trachte ich als eine besondere Varietät. In der Rindenzone wird nun das ganze Skelet nach und nach verdickt, so dass im äusseren Teil fast alle Röhren ausgefüllt sind; hier sieht man in den Längsschliffen nur dicht aneinander ge- lagerte Balken. Wenn die Oberfläche gut erhalten ist (gewöhnlich ist die Koralle abgerollt), sieht man, dass seichte Höhlungen, welche die Röhren andeuten, vorhanden sind. Zwischen diesen ragen die verdickten Wände als kleine Papillen hervor. Die Endothekalröhren sind durchwegs am wenigsten ausgefüllt und können manchmal bis zur Oberfläche leer bleiben. In der Rindenzone entwickelt sich manchmal eine in systematischer Beziehung hochwichtige Erscheinung, nämlich eine trabekuläre Struktur. Auch Längsschliffe durch die Rindenzone machen, wie oben bereits angedeutet, den Ein- druck einer solchen. Bei den esthnischen Exemplaren, die ich bei Piersal in den Lyckholmer Schichten gesammelt habe, ist der Anfang des trabekulären Baues schön zu erkennen. Am ersten und deutlichsten wird die Columella trabekulär, und es zeigt sich hier, dass diese Bildung als eine selbständige und nicht durch die Septen her- vorgerufene Erscheinung betrachtet werden darf. Auch auf einer gut erhaltenen Oberfläche ist dies zu sehen, indem die Columella hier in vielen Kelchen als ein kleiner Haufen von Körnchen entwickelt ist. Bei anderen wieder sieht man eine einzige knopfförmige Erhöhung, was bei den norwegischen, in Etage 5a vorkommenden Kolonien die Regel ist. Die ganze Entwicklung eines trabekulären Baues muss demnach als Folge einer eigenthümlichen tuberkulären Öberflächenseulptur be- trachtet werden. Es ist merkwürdig, wie bei den Heliolitiden, jene Structureigenthümlichkeiten, welche bei jüngeren Korallen Fig. 2. Palaeopora inordinata Lons». var. Oberfläche eines ausgewitterten Stockes aus Piersal, Esthland, F.ı. Nach einer einen so überaus stabilen Charakter haben, sogar innerhalb Zeichnung d. Verfassers. Vergr. 12:1. ein und derselben Species schwanken. Offenbar hat die Ver- erbung noch nicht lange genug gewirkt, um eine volle Stabilität hervorzubringen. In den Septen kann man gewöhnlich keine Trabekeln entdecken; man erkennt meist nur nach aussen gerichtete Kalkfasern. Nur selten bemerkt man in den Längsschliffen eme schwach angedeutete trabekuläre Structur; in diesem Fall laufen die feinen trabekulären Gebilde schräg, oft etwas bogen- förmig nach oben, ungefähr wie die entsprechenden Septaltrabekeln bei den Plasmoporiden (Fig. 6). Bei den esthnischen Stöcken beobachtet man nur selten zwischen den Endothekalröhren scharf be- eg erenzte Trabekulärgebilde; undeutliche habe ich jedoch mehrmals konstatiren können (Fig. 4). Ein Stock aus Piersal (Fig. 2) mit leidlich erhaltener Oberfläche zeigt den Grund dieser Bildung, in- dem sich sowohl die Septen als die Begrenzungen der Exothekalröhren zu unregelmässigen Tuberkeln erheben. Zwischen den Endothekalröhren verlaufen die trabekulären Gebilde, wenn man sie unter- scheiden kann, in vertikaler Richtung. Dieser Bau ist bei den noch stärker verdickten Stöcken im Korallenkalk der Etage 5b auf tingerike ausgeprägt. Hier treten auch auf Querschnitten die trabekulären Gebilde deutlich hervor. Man sieht die länglichen, in die Endothekalröhren hinein sich Ar verjüngenden Septaldurchschnitte und in der Exothek scharf be- USE grenzte, polygonale Durchschnitte von Trabekeln. Zwischen >= N diesen letzteren befinden sich vereinzelte unausgefüllte Röhren. Ne Die durchschnittliche Dicke der Trabekeln ist 0,15 bis 0,2 mm. AN 3 7% Verkalkungscentren konnte ich nicht beobachten, obwohl die für vi a solche Gebilde charakteristische Orientirung der Kalkfaser oft NR deutlich zu sehen war. RS Ku Eine gut erhaltene Oberfläche von Exemplaren aus Etage 5b >= AR | kenne ich nicht. 3 Br Wegen der Feinheit der Röhren ist es schwierig, die Knos- is, nommen Theft ler pung zu studiren. Ich habe jedoch so viel feststellen können laeopora inordinata Lonsn. var. aus (Fig. 3), dass die jungen Kelche zwischen den alten angelegt Esthland. 2—4 ist eine Schlifiseriee. werden, und dass sie wie bei Proheliolites dubius, F. Schu. all- Scnuaen® Mexerössenung: mählig anwachsen. Ein Stadium mit 5 Interseptalloeuli war häufig zu sehen. 2, Synonymik. Loxspares Beschreibung von Porites inordinata ist nicht so eingehend, dass danach eine sichere Identifizirung möglich wäre. Immerhin lässt sich aus seiner und MiLxE- Epwaros & -Haımes Beschreibungen und nach den betreffenden Abbildungen mit grosser Wahrschein- lichkeit schliessen, dass die englische Form mit der hier beschriebenen übereinstimmt oder ihr doch jedenfalls sehr nahe steht. Wichtig ist, dass auch die englische Form nach LonspALE eine papilläre Columella besitzt, was EpwArns & Haıme nicht hervorheben. Die geringe Dicke der Zweige scheint mir kein so wichtiges Merkmal zu bilden, dass sich hierauf eine Unterscheidung von der norwegischen Form rechtfertigen liesse. Dazu ist die Stockform viel zu variabel. Auch das Vorkommen im Ro- beston Wathen Lmst. bei Haverfordwest, einem Niveau also, das dem oberen Theil unserer Trinucleus- abteilung ungefähr gleichaltrig ist, würde für diese Anschauung sprechen. Wie ich schon in meiner geologischen Arbeit gezeigt habe, kommt ein grosser Theil unserer Korallenfauna von Et. 5a im englisch-schottischen Silur in älteren Niveaus vor. Sehr zweifelhaft ist es aber, ob M’Coys Palaeopora subtilis auch hierher zu rechnen wäre. Die sehr kleinen Endothekalröhren, nur 0,35 mm im Durchmesser, müssen, wie von NICHOLSON hervorgehoben worden ist, Zweifel erwecken. Da bei den neueren Aufsammlungen bei Girvan keine derartige Koralle gefunden wurde, so liegt nach der Vermuthung von NıcHorson vielleicht eine Ver- wechslung vor und die Existenz dieser Koralle ist darum ganz fraglich. Dagegen kann ich nach den von mir selbst bei Piersal in Esthland (F. 1) gesammelten Stöcken Heliolites asteriscus ROEMER nur als ein Synonym betrachten. F. RormER sagt, dass sich die Septen bei dieser Form bis zur Mitte erstrecken. Ich glaube aber, dass diese Beobachtung auf eine abgeriebene Oberfläche begründet N ist, wo man ein solches Verhältniss oft zu sehen glaubt; in Wirklichkeit wird aber das Centrum von einer Columella eingenommen. Die in älteren Beschreibungen häufig vorkommende Bemerkung von den wechselnden Abständen der Endothekalröhren hat nach meinen Beobachtungen keine systematische Bedeutung. Als nahestehende, aber nicht übereinstimmende Formen betrachte ich Nıcmonsons Heliolites Grayi und H.(?) parasitica‘; dagegen ist Ercawauos Thecia confluens möglicherweise hierher zu stellen. 3. Geologisches Auftreten. Im englischen Silur ist Palaeopora inordinata, Lonsp. in Ro- beston Wathen Lmst. gefunden; die nahestehende Form Pulaeopora Nicholsoni, nov. nom.? kommt in Craighead Lmst. in der Nähe von Girvan vor, während Palaeopora parasitica, NıcH#. und Ers. aus Mulloch Hill Group angegeben wird. Nach M’Coy soll P. inordinata auch im Obersilur vorkommen. Livpström® giebt sie aus Gotland (c) an. Ob diese obersilurische Form wirklich mit der unter- silurischen identisch ist, scheint sehr zweifelhaft. Die in nächster Zukunft erscheinende Mono- graphie der gotländischen Heliolitiden vom letztgenannten Forscher wird Auskunft hierüber liefern. Im norwegischen Obersilur kommt eine ähnliche Form nicht vor. Bei uns tritt sie dagegen in Etage 5a—b auf und ist besonders in 5b, in den Korallenkalken auf Ringerike, zahlreich. In Esthland ist sie, wie ich selbst gesehen habe, an einzelnen Stellen, z. B. Piersal, häufig in den I,yckholmer Schichten. Coccoseris, EıchwALn 1855. Für die phylogenetische Entwicklung und Verwandtschaft dieser untersilurischen Gattung weise ich auf die allgemeine Uebersicht der Coceoserinen hin. Ich werde hier die Beziehungen dieser Gattung zu einigen Formen, die gewöhnlich in ihre Nähe gestellt werden, besprechen, nämlich Pro- taraea, Evw. & Ham. und Stylaraea von SEER.*. NIcHoLson ist der einzige. der genauere Untersuchungen über diese Form veröffentlicht hat. Vergleicht man die von ihm aufgestellten Genuscharacktere von Stylaraeu mit meiner Beschreibung von Üoceoseris, so scheint bezüglich der inneren Structur allerdings keine Aehnlichkeit zu bestehen. Weder die deutlichen Kelche mit Columella und regelmässigen Tabulae noch das feine Kanalsystem ' NıcHoLsoxn & ETHERIDGE, Girvan, p. 58 u. 259. ® Hiermit bezeichne ich die von Nıcnorson & Erueripee (Girvan Sil. Toss. I, p. 58) als Helolites Grayi beschriebene Form. Für H. Grayi, Evw. & H., mit welchem sie nicht zu verwechseln ist, siehe weiter unten. ® Lispström, Foss. Faun. of Sweden. II. p. 21. * UVeber Protaraea siehe: 1847. J. Haur, Palaeont. of N. York. Vol. I, p. 71, Pl. 25, Fig. 5. 1851. M. Eowaros & Harmue, Polyp. foss. terr. palaeoz., p. 208, Pl. 14, Fig, 6. 1866. v. Seesach, Zoanth. perfor, d. palaeoz. Per. (Z. d. d. @. Ges. Bd. XVIII), p. 306. 1876. Romisser, Michigan Corals, p. 66. 1881. Quessteor, Petrefactenkunde Bd. VI. 1883. F. Röser, Leth. Palaez. p. 455. 1896. Sarpeson, Bezieh. d. foss. Tabulaten z. d. Alcyonarien (N. Jahrb. Beilageb. X), p. 300. Ueber Stylaraea siehe: 1866. v. Sergach, Zoanth. perfor. d. palaeoz. Per. (Z. d. d. G. Ges. Bd. XVII). 1578, NıcuorLson & Eruerioge, „Girvan“, p. 60. 1880. Lisposrrös, Fragm. Silur. p. 31. 1883. F. Röser, Leth. Palaeoz. p. 456. 1893. Saroeson. Bezieh. d. foss. Tabul. z. d. Aleyonarien (N. Jahrb. Beilageb. X), p. 300. Palaeontographica. Bd. XLVI. de sind hier vorhanden. Von Protaraea wird ein Querschnitt, der ganz mit Stylaraea übereinstimmt, abgebildet; bei dieser sollen keine Querböden vorhanden sein, was ich aus der sehr geringen Dicke des incrustirenden Stockes erkläre. Was Protaraea betrifit, so ist das Skelet, wie ich selbst an Präparaten von P. vetusta, Hauu (Unt. Silur, Cineinnati) sehen konnte, aus prismatischen, trabeku- lären Gebilden, die ganz dieselbe Anordnung und Structur wie bei Coccoseris besitzen, aufgebaut (Taf. I, Fig. 7). Die von NıcHouson abgebildeten und beschriebenen Rinnen sind entweder nur ganz oberfläch- liche oder nur die zwischen den Trabekeln sich befindenden Grenzlinien. NıcHorsoxs Abbildungen, beson- ders der Längsschliff von Stylaraea oceidentalis machen dagegen einen so fremdartigen Eindruck, dass ein Vereleich hier schwieriger wird. Man könnte überhaupt daran zweifeln, ob diese Form wirklich zu Sitylaraea gehört, besonders da Linpsrröm für Stylaraeca Römeri, von SEEB. eine innere Structur, wie bei Coccoseris Ungerni Erchw., erwähnt. NıcHorson sagt ausdrücklich, dass gewöhnlich S Septen vorhanden sind, ein Verhalten, das von Coceoseris, Protaraea vetusta, Haıun und Stylarae Römeri, von SEEB. ganz verschieden ist, denn bei diesen gilt die 12-Zahl der Septen überall als Norm. NıcHoLsons Stylaraea oecidentalis stimmt in allen wesentlichen Merkmalen mit einer in der Etage 5 bei uns vorkommenden Koralle überein, die ich nicht als mit Coccoseris nahe verwandt betrachte und auf welche ich an anderer Stelle noch einmal zurückkommen werde. Stylaraea Römeri von Sep. und Protaraea (= Diplastraea Eıcaw. Leth. Ross. I, pag. 445, Taf. XXX, Fig 11) sind dagegen sicher mit Coccoseris nahe verwandt; der Unterschied besteht nur darin, - dass bei Coceoseris die Kelche undeutlicher begrenzt und durch reichlicheres Exothekalgewebe von der- selben Structur, wie die Septen und die Columella, geschieden sind, während bei den ersteren das Exothekalgewebe sehr wenig oder gar nicht entwickelt ist. Es sind z. B. bei Protaraea vetusta, HALL die Kelche so’ gedrängt, dass sie polygonal erscheinen, die Septen sind scharf entwickelt mit rund zackigem Rande und die äusseren Septalenden verschmelzen zu einer soliden Mauer, auf welcher die einzelnen Trabekel als Warzen auftreten. Stylaraea muss mit Protaraea vereinigt werden; eine Colu- mella, die auch bei der letzteren schwach entwickelt sein kann, berechtigt nicht zur Aufstellung einer besonderen Gattung. Wahrscheinlich müssen überhaupt alle die genannten Formen zu einer Gattung vereinigt werden, und Protaraea hat dann die Priorität. Vorläufig führe ich jedoch die hier zu besprechenden Formen noch unter Eıckwarv's altem Namen Coecoseris auf. Aus den Lyckholmer Schichten bei Sutlep in Esthland bekam ich von Herrn Akademiker Fr. ScHmipr den Theil eines Korallenstockes, der in allen Beziehungen eine Uebergangsform zwischen Palaeopora inordinata Lonsp. und Coccoseris Ungerni Eıcuw. darstellt. Wegen ihrer Wichtigkeit in phylogenetischer Beziehung lasse ich hier eine Beschreibung derselben folgen. Coceoseris Schmidtii nov. sp. (Taf. II, Fig. 1—2.) Der Stock ist flach ausgebreitet und über 20 mm dick. Die an meinem Stück nicht sehr gut erhaltene Oberfläche lässt immerhin mancherlei erkennen (Fig. 4). Die Kelche haben 1,5—2 mm im Durchmesser und stehen dieht gedrängt, höchstens circa 0,5 mm von einander entfernt, so dass meistens in den Ecken noch Exothekalgewebe übrig bleiht. Die 12 Septen laufen bis ca. '/; des Kelchdurchmessers in den Kelch hinein: anfangs sehr breit, ver- Jüngen sie sich rasch. Der Septalrand ist mit kleinen Tuberkeln, die nach aussen in zwei Reihen en auftreten, besetzt. Die Columella nimmt den ganzen Raum innerhalb der Septen ein und wird von einem flachen Haufen kleiner Tuberkeln gebildet. Zwischen den Kelchen sieht man ähnliche unregelmässig nebeneinanderstehende Erhöhungen, so dass unregelmässige seichte Räume und Kanäle entstehen; diese stehen meistens mehr oder weniger direkt mit den Interseptal- loculi in Verbindung. Die = mikroskopische Beschaften- heit des ganz verdickten Ske- letes wird nach dieser Ober- b. flächenstructur leicht ver- ständlich. Das Ganze wird von dicht aneinander ge- lagerten Trabekeln gebildet. Diejenigen der Columella sind ca. 0.1 bis 0,15 mm, die exothekalen etwas unregel- inässie, durchschnittlich 0.22 Fig. 4. Coccoseris Schmidtii nov. Sp. a. Oberfläche eines Stockes. Sutlep, Estlı- land F.ı. Nach einer Photographie. Schwache Vergrösserung. b. Ein Theil derselben, stärker vergrössert; nach einer Zeichnung des Verfassers. mm dick. In den Septen kann man im Querschliff noch meistens die zwei Trabekel- reihen unterscheiden. Im Längsschliff sieht man beson- ders schön die allgemeine Orientirung der Trabekeln (Fig. 2). Exothekal und in der Columella stehen sie perpendikulär, in den Septen dagegen ca. 45° gegen das Kelcheentrum geneigt. Sehr deutlich lässt sich die Richtung der Kalkfasern bei dieser Form nicht beobachten. Ab und zu sieht man jedoch ähnliche Strueturbilder wie bei Coccoseris Ungerni Eıchw. Diese schöne und interessante Form habe ich nach dem berühmten Erforscher des esthnischen Silurs, dem Herrn Akademiker F. Schuipr, benannt. Coceoseris Ungerni Eıcıw. (Taf. I, Fig. 3—6.) 1855. Coccoseris Ungerni Eıcaw., Bull. d. 1. Soc. d. Natur. d. Mosc. Heft IV, p. 466. 1860. ni Leth. Rossica, Vol. I, p. 442, Pl. XXV, Fig. 4 a—c. 1880. = = F. Röser, Leth. Palaeozoica, p. 456. ” 1. Artbeschreibung. Die Gestalt der Stöcke variirt beträchtlich; die meisten Exemplare haben sich auf Schneeken, besonders grossen Maclureaformen, andere auf Strophomenen, Orthoceraten oder Stromatoporen angesiedelt und bedecken diese dann vollständig als Ueberzüge von 1—20 mm Dicke, Bei einigen habe ich eine solche Unterlage nicht gefunden. Der grösste Stock misst 8 bis 10 cm im Flächendurchmesser. Die Oberfläche ist auf meinen Exemplaren selten gut erhalten; ist dies der Fall, so zeigt sie die grösste Aehnlichkeit mit €. Ungerni, Eıcuw.; doch sind die Kelche vielleicht noch flacher als auf Eıchwaros Abbildung, die übrigens sicherlich etwas zu schematisch gehalten ist. Die Kelche (die eigentlichen Kelchvertiefungen) sind 2—2,5 mm breit und 1—2 mm von einander entfernt. Die 12 Septen werden von verhältnissmässig grossen Warzen, die etwas in die Länge gezogen sein können, gebildet; nach dem Centrum werden sie allmählich kleiner. Im Centrum befinden sich oft einige etwas grössere Warzen, die nicht auf bestimmte Septen zu beziehen sind, und so die Andeutung einer Co- lumella bilden. Zwischen den Kelchvertiefungen findet man 1-—3 unregelmässige Reihen von ganz ähnlichen, rundlichen Warzen. Studirt man nun etwas näher, wie die Kelchwarzen sich zu den einzelnen Septen verhalten, so zeigt es sich, dass sich die Septen ausserhalb der Kelchvertiefung fort- setzen, hier breiter werden und aus 2, zuletzt wahrscheinlich aus 3 Warzen in der Breite zusammengesetzt sind. In dieser Weise aufgefasst, stossen die Kelche fast direkt aneinander und nur in den Ecken zwischen den Kelchen findet man Warzen, die man nicht auf bestimmte Septen beziehen und die man desshalb als Exothekalgebilde auffassen kann. Das ganze Skelet wird aus parallelen, prismatischen Säulchen, die auf der Oberfläche als die schon besprochenen Warzen hervortreten, aufgebaut. Diese Säulchen sind ge- wöhnlich mehr oder weniger regelmässig 6-eckig, oft aber 4—5-eckig oder mehr unregelmässig in ihrer Form und. 0,15 bis 0,5 mm im Durchmesser; sie sind dicht aneinander Fig. 5. Coccoseris Ungerni EicHw. Oberfläche eines Stockes aus 5a, Vestre Svartö, Ringerike, Norwegen. Nach einer Photographie. Schwache Vergrösserung. gestellt und haben natürlich gerade hierdurch ihre prisma- tische Form bekommen. Ihrer inneren Structur nach müssen sie als Trabekel oder jedenfalls trabekelähnliche Gebilde aufgefasst werden; man sieht nämlich im Längsschliff dunkle Kalkfasern, die von der Längsaxe bogenförmig nach oben und aussen verlaufen und oft büschelförmig angeordnet sind. Im Querschliff befinden sich zahlreiche deutliche Verkalkungs- centren, die leer oder mit einer klaren Kalkmasse ausgefüllt sind. Die Trabekelreihen stehen so dicht gedrängt, dass Traversen etc. vollständig fehlen, sie lagern also direkt neben einander. Diese trabekelähnlichen Gebilde stehen vertical, nur einzelne sind zu sehen, die eine schiefe Stellung einnehmen; es sind dies die inneren Septaltrabekeln. Im Querschliff ist es fast unmöglich zu erkennen, wo die einzelnen Kelche liegen; nur hier und da bemerkt man Stellen mit kleineren Trabekeln, welche die Kelcheentren darstellen. 2. Systematische Bemerkungen. Im Provinzialmuseum zu Reval habe ich mich über- zeugt, dass unsere Form mit Eıchwaups Art, ©. Ungerni, vollkommen übereinstimmt; ich habe Stöcke gesehen, die theils eine Pleurotomaria überzogen, theils mit Epithek versehen waren und aus einer diekeren (17 mm) oder mehreren dünnen Lamellen bestanden. Die Breite der Kelchvertiefungen schwankte zwischen 1,3—3 mm. 3. Geologisches Auftreten. Coccoseris Ungerni, Eıchw. beginnt in Norwegen im untersten Theil der Etage 5a (Frognö, Ringerike) und ist besonders im oberen Theil dieser Zone auf Ringerike häufig; in der Etage 5b auf Ringerike ist sie selten. In Esthland findet sie sich in F. 1—2. Von den nahestehenden Formen kommt Protaraea vetusta Hau im amerikanischen Untersilur in der Trenton- und Cineinnati-Group vor und ist auch aus den Wesenberger Schichten in Esthland beschrieben; P. Verneuilli, Enpw. & H. ist im Untersilur in Ohio, P. Roemeri, von Serr. in den Wesenberger Schichten in Esthland und im Leptaenakalk in Dalarme gefunden. Allgemeine Uebersicht der Üoccoserinen. Coecoseris mit der nahestehenden Profaraea (= Stylaraea) ist mir, solange ich mich mit si- lurischen Korallen beschäftigt habe, stets als eine der eigenthümlichsten und in systematischer Be- ziehung räthselhaftesten Korallen vorgekommen. Die verschiedenen Ansichten über ihre systematische Stellung sind auch im Laufe der Zeit zum Vorschein gekommen. Die am meisten verbreitete Ansicht (von J. Harz, M. Evwarps & HAIE, v. SEEBACH, QUENSTEDT, NICHOLSON und ZITTEL vertreten) ist die, dass sie den recenten Poritiden sehr nahe verwandt seien. Eine ähnliche Auffassung hat auch ÖsıtvIE in neuester Zeit ausgesprochen. Eıchwarn stellte sie zu den Lophoserinen, während RonInGEr, F. ROEMER, NEUMAYR und SARrDEsoN die Theciiden als ihre nächsten Verwandten betrachteten. Bevor ich näher hierauf eingehe, muss ich die phylogenetische Entwicklung der Coccoserinen, die ich gefunden zu haben glaube, näher besprechen. Palaeopora önordinat«, Lonsp. bildet hier die wichtige Ausgangsform. Bei Beschreibung dieser Art habe ich ausführlich gezeigt, wie sich durch eine Skeletverdiekung eine eigenthümliche, trabekuläre Structur nach und nach ausgebildet hat. In der noch wenig verdickten Markzone der zweigförmigen Kolonien, ist eine derartige Structur nicht zu sehen: sie fängt erst in der allmählich sich verdickenden Rindenzone an und zeigt sich noch deutlicher ausgebildet in den kuchenförmigen und stark verdickten Stöcken, die in Esthland und in Etage 5b in Norwegen vorkommen. Noch typischer tritt sie dann in der nahestehenden Coccoseris Schmidtiüi, nov. sp. auf. Bei dieser Form sind die trabekulären Gebilde noch verhältnissmässig dünn und die einzelnen Endothekalröhren, obwohl gewöhnlich ganz ausgefüllt, noch im Querschliff deutlich zu sehen; hin und wieder sind sogar einzelne Interseptalloculi noch unausgefüllt geblieben. Hier ist auch die Orientirung der Trabekeln schön zu sehen. Sie verlaufen zwischen den Endothekalröhren vollkommen perpendikulär, ebenso in der Columella, während sie in den Septen schief nach oben und innen gerichtet sind. Dieselbe Richtung werden wir, wie ich später zeigen werde, bei den Plasmo- porinen wiederfinden. Am stärksten sind endlich diese Gebilde bei Coccoseris Umgerni Eıcuw. und Protaraea ent- wickelt; sie haben hier eine kolossale Mächtigkeit und weitere Differenzirung erlangt. Im Querschliff sucht man hier vergeblich nach den einzelnen Kelchen, man sieht nur gleichförmige, obwohl in der Grösse etwas varürende Trabekeldurchschnitte dicht aneinander gelagert. Kein Zwischenraum bleibt übrig. Im Längsschliff bemerkt man hier und da eine schiefe Richtung im Verlauf der 'Trabekeln, die Andeutung eines in den Kelch hineinlaufenden Septums. Ich habe die ganze Zeit von Trabekeln gesprochen, und in der T’hat scheinen sie mir auch als solche aufgefasst werden zu müssen. Die am schönsten entwickelten (bei Coccoseris) zeigen die typische nach aussen und oben divergirende Strahlung der Kalkfaser, ja oft sogar deutliche Caleifi- cationscentren. Eine andere Frage ist, ob sie direkt mit den bei einzelnen Tetrakorallen und den jüngeren Hexakorallen existirenden verglichen werden können. Die Bildungsart ist jedenfalls dieselbe. Bei den uralten Coceoserinen wurde anfangs der Kalk vollkommen gleichförmig abgelagert; die Rän- der der Septen und der Exothekalröhren waren eben, ein Verhältniss, das sich noch in der Markzone der verzweigten Kolonien von Palaeopora inordinata Lonsp. findet. Hierdurch konnten sich keine Tra- bekeln bilden; diese sind ja dadurch bedingt, dass die Kalkablagerung sich an einzelnen Punkten des Pe Septalrandes concentrirt, oder besser ausgedrückt, dass in den Weichtheilen die Radialfalten der Kelch- wand (Hazcken’s Sternplatten), worin die Septen abgelagert werden, weitere kleine Einstülpungen bekommen, worin die Kalkablagerung besonders rasch vor sich geht. Dies findet dann darin seinen Ausdruck, dass der Oberrand der Septen und anderer Skelettheile gekörnelt erscheinen. Diese Eigen- thümlichkeit bildet sich bei den verdiekten Skeleten von Palaeopora inordinata Loxs». theilweise aus. Bei Coccoseris Schmidtii nov. sp. ist sie schon typisch durchgeführt und hat ihre kräftigste Entwick- lung bei Coccoseris Ungerni EıcanwaLp bekommen. Bei dieser ist eine merkwürdige Gleichförmigkeit der betreffenden Gebilde sowohl endo- als exothekal eingetreten. Die eben geschilderte Entwicklung des trabekulären Baues im Skelet hängt somit innig mit diesen Skulpturverhältnissen der Oberfläche zusammen. Diese Bildung von trabekelähnlichen Gebilden bei dem Coccoserinenstamme steht keines- wegs vereinzelt in der Familie der Heliolitiden da. Bei der von mir beschriebenen Plasmopors ramosa nov. sp- und Pl. Grayi Epw. & H. findet sich eine ähnliche Structur in der verdiekten Rindenzone, obwohl diese Formen in dem centralen Theile des Stockes einen vollkommen typischen Proporentypus haben. Dieser Umstand hat mich erst auf den Gedanken gebracht, dass zwischen diesen und den Cocco- serinen eine nähere Verwandtschaft bestehen müsse, ohne dass ich lange wirkliche Beweise hierfür finden konnte. Erst das genaue Studium von Palaeopora und der esthnischen Form gab mir den Schlüssel zu dieser Frage. Auch bei einer anderen noch unbeschriebenen Plasmopora, die im norwegischen Obersilur vorkommt und von den vorher beschriebenen ganz verschieden ist, habe ich eine ähnliche Tendenz gefunden. ; Ich führe alles dies hier an, um hervorzuheben, dass trabekelähnliche Gebilde mehrmals in dieser Gruppe ganz unabhängig von einander auftreten und immer an einen eigenthümlichen Verdickungs- prozess des Skeletes gebunden sind. Bei den jüngeren Korallen ist gerade der trabekuläre Aufbau für das gewöhnliche, unverdickte Skelet bestimmend. Darin beruht also ein Unterschied. Wichtig ist fernerhin der Umstand, dass bei den Plasmoporinen, wie ich noch näher zeigen werde, in grosser Menge Septalgebilde vorkommen, die ich mit Sicherheit als einfache Trabekeln deute; diese haben genau dieselbe Orientirung wie die grös- seren trabekulärförmigen Gebilde bei den Coccosermen. Wenn aber diese letzteren mit den ordinären, ‚sicher ächten Fascikeln und Trabekeln bei den Plasmoporinen homolog wären, sollte man annehmen, dass solche Gebilde am ehesten bei denjenigen Plasmoporinen sich entwickeln würden, in deren un- verdickter Markzone ordinäre Trabekeln reichlich vorhanden sind. Das ist aber nicht der Fall. Sowohl Pl. ramosa nov. sp., Pl. Grayi Epw. & H. als die neue, obersilurische Form sind so sparsam wie möglich mit solchen versehen; ich konnte überhaupt bei diesen keine beobachten. Ich glaube dess- halb, dass man sie nicht als völlig homologe Bildungen ansehen kann und werde die Coccoserinen- trabekel nur als trabekelähnliche Gebilde bezeichnen. Diese Auseinandersetzung hat also zwei Hauptresultate geliefert, die für die Bestimmung der systematischen Stellung der Coccoserinen von fundamentaler Wichtigkeit sind. Erstens, dass diese Korallen eine schon im Untersilur aussterbende Formenreihe bilden, in welcher die eigenthümliche Trabekelstructur nur bei den am meisten differenzirten Formen typisch entwickelt ist, und dass dess- halb das in dieser Beziehung noch undifferenzirte Markskelet bei der Stammform, Palaeopora inordi- nata LonsD., allein der Ausgangspunkt für die Bestimmung ihrer Entstehung und Verwandtschaft sein muss. Zweitens, dass die trabekelähnlichen Gebilde nicht direkt den ächten Trabekeln bei den jüngeren Hexakorallen homolog sind. Wenn man die verschiedenen Ansichten über ihre systematische Stellung durchgeht, sieht man bald, dass alle diese nur ihre Verbindung mit sehr viel später auftretenden Formen beabsichtigen. Selbst wenn eine von diesen die richtige wäre, wäre hiermit kein Licht über ihre phylogenetische Entstehung verbreitet. Bevor ich desshalb diese früheren Ansichten einer Kritik unterwerfe, werde ich erst versuchen, die letzte Frage zu lösen. Der Bau des Skeletes in der Markzone von Palaeopora inordinata LoNnsp., Wovon man aus- sehen muss, zeigt im Allgemeinen grosse Uebereinstimmung mit den Heliolitinen. Sie beruht auf den erossen Endothekalröhren mit der constanten Zwölfzahl der Septen und dem in deutliche Röhren diffe- renzierten Exothekalgewebe, eine Eigenthümlichkeit, die bei keinen anderen palaeozoischen Korallen bekannt ist. Als hauptsächlicher Unterschied muss die Porosität des Skeletes bei den ursprünglichen Coceoserinen angesehen werden. Ich meine nun, dass diese Eigenthümlichkeit des Baues sich sehr wohl mit einer gemeinsamen Abstammung der Coceoserinen, Heliolitinen und Plasmoporinen in Ueber- einstimmung bringen lässt. Vergleicht man die Oberflächenbeschaffenheit dieser verschiedenen Formen, so gewähren schon die Abbildungen bei Mıuxe Epwarps & Hame in „British fossil Corals“ beson- ders von Plasmopora und Propora, obwohl sie etwas zu schematisch gezeichnet sind, einige Anhalts- punkte über den Bau des Weichkörpers dieser Formen. Sehr instruktiv ist in dieser Beziehung eine Abbildung von Sarpesox ' von Plasmopora tubu- lata Loxsp.. sowie die eines ausgezeichnet erhaltenen Exemplars von Plasmopora seita Enw. & H. aus Gotland®. Bei letzterem verdicken sich die Septen, die endo- thekal aus isolirten Trabekeln bestehen, in der Mauer, setzen sich exothekal direkt fort, und sind hier mit eigenthümlichen Seitenvor- sprüngen versehen. Zwischen den Septalverdickungen der Mauer ist diese tief ausgeschnitten und sehr dünn, so dass man oft glaubt, die Interseptalloeuli setzen direkt ohne Unterbrechung in die exothe- kalen Rinnen fort. In Wirklichkeit ist dies aber nicht der Fall. Ausserhalb der dünnen und niedrigen Theile der Mauer laufen: sehr deutliche radiäre Rinnen, die von den eben besprochenen seitlichen Vorsprüngen der costalen Teile der Septen in kleinere Räume un- vollständig getheilt sein können. Diese Rinnen communieiren mehr oder weniger direkt mit denjenigen der benachbarten Kelche. Öft können in dieser Weise zwei Kelche durch eine gerade Rinne 2 = E e M ; £ R m 6 SMoDor« Sci verbunden sein, während in anderen Fällen die beiden Rinnen mit- up a0 BElsmepor eig Epw. & Haıme, Theil der Oberfläche eines Stockes Zwischen den Kelchen können diese Rinnen sich in unregel- aus Gotland. Nach einer Photo- mässige Räume verzweigen, die in die radiären durch seichtere graphie. Schwache Vergrösserung. Lücken einmünden oder auch abgeschlossen sind. Bei diesen Formen ist der radiäre Verlauf der exothekalen Rinnen besonders deutlich; bei anderen Plasmoporinen, besonders bei denjenigen mit reichlichem Exothekalgewebe ist dies nicht der Fall. Bei einer Uebergangsform zu Heliolites, Nicholsonia megastoma, M’Coy, und einer Varietät von H. interstinetus, Lıs. aus Gotland habe ich ähnliche Verhältnisse gefunden; die Einsenkungen leiten immer in exothekale Räume oder Rinnen aus. einander nicht communieiren. ' Sarpeson, Bezieh. d. foss. Tabulaten p. 279. 2 Dies im hiesigen Museum sich befindende Stück stimmt nicht vollkommen mit der Beschreibung und Abbhil- dung von M. Eowarps & Haınr überein. EN are Alles dies kann wohl nicht anders erklärt werden, als dass in den Weichtheilen von den ecto- coelen Mesentrialtaschen starke Röhren über die Mauer hinausliefen, um dann das Exothekalgewebe in mehr oder weniger regelmässig radiärer Richtung zu durchqueren. Hier haben sich auch allmählich eigenthümliche Caeca' entwickelt, die bei dem typischen Heliolites am vollkommensten ausgebildet sind. Die benachbarten Personen standen dadurch miteinander in Verbindung. Ich stimme hierin mit SARDESON überein, ohne desswegen eine nothwendige Verwandtschaft ınit Heliopora anzuerkennen. WEISSERMEL? hat in einer kürzlich erschienenen Kritik über SARDESON’S Erklärungsversuch der systematischen Stellung der Tabulaten diese Auffassung bekämpft, indem er meint, dass sie mit Linpsrröm’s Gebränscheibetheorie nicht in Einklang gebracht werden kann. Allein es handelt sich hier um eine Art von Coenenchym, ein Gebilde, das wie Ocınvım? gezeigt hat, in verschiedener Weise entstehen kann. In vielen Fällen verschwinden in Korallenkolonien die eigentlichen äusseren Wände, womit die Zellen ursprünglich aneinander grenzten, wobei eine innere Mauer in ver- schiedenem Abstand vom Kelchcentrum, und zwar gewöhnlich an der Grenze zwischen äusserer und innerer Dissepimentzone durch Verbreiterung der Septen entstehen kann. Ausserhalb dieser können sich die Costae in verschiedener Weise reduziren oder modifieiren, und hierdurch entsteht oft ein mehr oder weniger ausgeprägtes Dissepiment-Coenenchym, das sich auch in ein spongiöses oder poröses um- bilden kann. Dieser Vorgang wurde bei den Oyathophylliden nachgewiesen und findet sich bei ihren Nachkommen, den Astraeiden, sehr verbreitet. Eine andere Art der Coenenchymbildung kann durch ein eigenthümliches Hervorsprossen von röhrenförmigen Fortsätzen von den Einzelzellen entstehen. Diese nicht völlig sicher gestellte Bildungs- weise glaubt Ocınvır in dem Turbinolidenstamme entdeckt zu haben und leitet das Coenenchym bei den meisten recenten Perforaten hiervon ab. Auch bei den Heliolitiden kann man meiner Ansicht nach von einem Coenenchym sprechen, das in ähnlicher Weise wie im erstgenannten Falle entstanden ist. Es ist dies geradezu eine noth- wendige Folge .der Lıwpsrtrönm’schen Theorie, die ja auch von WEISSERMEL angenommen wird. Eine Andeutung der ursprünglichen Begrenzung der Personen hat Linpström*) bei einer obersilurischen Plasmopora noch nachweisen können. Die Bildung einer inneren Mauer lässt sich, wie ich zeigen werde, bei den Plasmo- porinen am besten nachweisen; bei diesen sind die innere und äussere Dissepimentzone am schönsten und reisten entwickelt; in der äusseren ist eine radiäre oder den endothekalen Septen entsprechende Richtung der exothekalen Septalemente bei den ältesten Formen nicht zu sehen, und es ist, wie mir scheint, hier unnatürlich anzunehmen, dass die Mesenterien sich ausserhalb der (innern) Mauer fortgesetzt haben. Dies ist den Verhältnissen z. B. bei Galaxia vollkommen homolog; bei dieser Form muss man auch annehmen, dass die Septen sich ursprünglich von Kelch zu Kelch fortgesetzt haben; die äussere Mauer wurde reduzirt, eine innere neu angelegt und die costalen Theile der Septen allmählich zum Schwinden gebracht. Bei den Plasmoporinen trat in einzelnen Reihen der eigenthümliche Fall ein, dass die Septalemente sich exothekal wieder zu ächten Costae sammelten; ' Diese Bezeichnung braucht Bourne in seiner Beschreibung von Heliopora (Philos. Transact. 1895). Ich brauche sie auch von Heliolites, ohne damit eine Verwandtschaft mit dieser aussprechen zu wollen. ° Sind die Tabulaten Vorläufer der Alcyonarier? (Z. d. D. G. G. 1898, p. 58.) ° Microscop. a. systemat. Study of Madreporarian 'Types of Corals, p. 261. * Obersilurische Korallen von Tshau-Tiön (Rıcaruoren, China, Bd. IV, p. 59). en es wäre desshalb möglich, dass bei solchen Formen die Mesenterien sich ausserhalb der Mauer wieder ausbreiteten. Bei den meisten scheint das jedoch nicht der Fall gewesen zu sein. Wie bei vielen anderen Korallen kann man auch bei den Heliolitiden annehmen, dass die Septen nur endocoel an- gelegt wurden. Ich glaube, dass in solchen Fällen die ectocoelen, von Skeletbildungen nicht ein- seensten Räume die Nahrungszufuhr zu den ectothekalen Theilen übernahmen. Durch Einschränkung der Mesenterien auf die endothekalen Röhren und die hierdurch verursachte Unregelmässigkeit des ectothekalen Kanalsystems, ferner durch eine weitere Differenzivung des allmählich entwickelten Coe- nenchym wurde dann ein mehr oder weniger regelmässig angeordnetes und in den verschiedenen Reihen verschieden differenzirtes System von Coenenchymkanälen, die in den ectocoelen Mesenterialräumen ein- mündeten, entwickelt. Bei dem Coccoserinenstamme wurde es mehr und mehr unregelmässig und hat nicht nur oberflächliche, sondern auch innerliche Spuren hinterlassen. Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch Zurbinaria‘), bei welcher die Septen nur entocoel sind und die Verbindungskanäle nach dem Conenchym gewöhnlich von den ectocoelen Mesenterialtaschen ausgehen. Diese Anordnung der Weichtheile kommt nicht überall im Skelethbau zum Ausdruck. Man kann sich wohl denken, dass die Röhren mehr oder weniger oberflächlich verliefen, wobei entweder nur einige oder auch alle Spuren auf der Oberfläche des Skeletes hinterliessen. Bei Helolites sind nur die meist regelmässig entwickelten Caeca im Skelet angedeutet. Alle diese Verhältnisse der Oberfläche werden bei den Plasmoporinen und Heliolitinen durch das Anwachsen des Skelets vollständig verhüllt und sind darum im Dünnschliff nicht zu sehen. Die Koralle baut weiter, ohne dass die Röhren in den Weichtheilen vom Skelet überwachsen und einge- schlossen werden. Die Weichtheile sitzen mit anderen Worten ganz oberflächlich auf dem Skelet. Anders bei den Coccoserinen. Hier kann man sich aus der Oberflächenbeschaffenheit den- selben Bau der Weichtheile rekonstruiren. Die Röhren waren bei den ursprünglichen Formen z. B. in dem Markskelet von Palaeopora inordinata nicht bloss oberflächlich vorhanden, sondern hatten sich auch im Innern länger erhalten. Hierdurch erklärt sich die eigenthümliche Porosität dieser Formen. Bei den mehr und mehr verdickten Skeleten in dieser Formenreihe verschwinden sie voll- kommen. Man kann sich aber nicht vorstellen, dass der Bau der Weichtheile wesentlich anders ge- worden sei. Die Ursache der Verschiedenheit beruht wohl darin, dass im späteren Wachsthum die Weichtheile nur oberflächlich dem Skelet aufruhten. Die Umbildung eines porösen Skeletes in ein dichtes innerhalb der verschiedenen Wachsthumsperioden ein und derselben Form wiederholt sich auch in der phylogenetischen Entwicklung der ganzen Gruppe. In dieser Weise stelle ich mir den Ursprung der Coccoserinen, Plasmoporinen und Heliolitinen vor und vereinige sie desshalb als Unterfamilien in ein und derselben Familie. Ich werde später aus- einandersetzen, wie diese Unterfamilien miteinander verbunden sind. Vorläufig wollte ich nur nach- weisen, dass die Coccoserinen hier ihren natürlichen Platz finden. Die verschiedenen Ansichten über die Verbindung der Coccoserinen mit späteren Formen, speziell mit den Hexakorallen, werden sich am besten an die Erörterung über die systematische Stel- lung der ganzen Heliolitidengruppe anschliessen. ! Fowter, Anatomy of the Madreporaria, III (Quart. Journ. Microsc, Science, Vol. 28, 1888), p. 1, Pl. I, Fig. 1—3. Palaeontographiea. Pd. XLVI, 3 Unterfamilie II: Palaeoporitinae. 1. Artbeschreibung. Palaeoporites nov. gen. Palaeoporites estonicus Krär. (Taf. II, Fig. 1—4.) Korallenstock kugelig oder unregelmässig knollig. Das grösste Exem- plar ist 9 cm hoch und 5 cm breit und dick. Eine gut erhaltene Oberfläche zeigt schwach eingedrückte Thekalröhren mit einem Durch- messer von 1,5—2 mm. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt durchschnittlich etwas weniger als 1 mm Fig. 7. Palaeoporites estonicus nov. gen. und sp. Ausgewitterte Oberfläche eines Stockes aus Karjakörts, Esthland, F. 2. Nach einer Photographie. Schwache Vergrösserung. (0,5—1 mm). Die Thekalwände ragen kaum über die umgebende Exothek vor und sind überhaupt sehr rudimentär entwickelt. Die Exothek ist reichlich vorhanden und macht einen Helöolites-ähnlichen Eindruck, mit 1—3 Reihen von unregelmässigen und oft zusammen- fliessenden Exothekalröhren zwischen den thekalen. Was diese Form besonders charakterisirt, ist der schon auf der Oberfläche zum Vor- schein kommende trabekuläre und poröse Bau des Skeletes. Alle Skelettheile zeigen einen feinhöckerigen Rand, wodurch diese Koralle an Coccoseris Schmidtii Krär erinnert. Wie bei dieser letzteren sind die Septen, die immer in Zwölfzahl entwickelt sind und ungefähr bis in die Hälfte des Kelches fortsetzen, aus mehreren Reihen kleiner Höcker (Trabekelspitzen) zusammengesetzt. An der Thekalwand sieht man 2—3 Tuberkeln oder Höcker und zwar folgen nach innen 1—2 Paare und zuletzt ein einzelner; man kann hier also besser von Quer- als Längsreihen sprechen. In der Mitte des Kelches erhebt sich eine kreisrunde, aber nicht stark erhöhte Columella, die aus 12—15 kleinen Höckerchen zusammen- gesetzt ist. Die Interseptalloeuli sind entweder nach aussen von Thekaltrabekeln abgeschlossen oder setzen direkt ohne Wand- abschliessung in die benachbarten Exothekalröhren fort. Die Ränder dieser letzteren werden alle aus kleinen Höckerchen gebildet, welche die Röhren bald vollständig, bald unvollständig begrenzen. In letzterem Falle com- inuniciren die Exothekalröhren durch grosse Oeffnungen miteinander; in ersterem führen nur die seichten Canäle zwischen den Höckern in die benachbarten hinüber. Alle hier geschilderten Verhältnisse der Oberfläche machen den Eindruck einer stark porösen Koralle, was durch die mikroskopische Untersuchung auch vollständig bestätigt wird. Die Oberfläche hat: Aehnlichkeit mit Heliolites; die Dünnschliffe zeigen aber so eigenartige Verhältnisse im Skeletbau, dass man über die Stellung dieser Form zweifeln kann. Im Querschlif bemerkt man sofort eine scheinbar erosse Verschiedenheit m der Skelet- besehaffenheit der verschiedenen Personen, die aber ihren Grund nicht in einem fundamentalen Unter- schiede des Baues der einzelnen Kelche hat, sondern dadurch zu erklären ist, dass die Porosität nicht sleichmässig, sondern in horizontalen Zonen stärker oder schwächer entwickelt ist. Ich werde von einem Durchschnitt ausgehen. worin die Porosität noch wenig zum Vorschein kommt. Der Septalbau ist hier sehr eigenthümlich. Wie bei Coccoseris Schmidtii und Ungerni sind die Septen aus doppelten oder mehrfach der doppelten Reihen von Trabekeln aufgebaut. Während aber bei diesen die einzelnen Trabekeln lange, regelmässige, massive Gebilde sind, haben sie bei Palaeo- porites einen viel unregelmässigeren Verlauf, der in erster Linie in dem stark porösen Bau des ganzen Skeletes begründet ist. Die Trabekeln des Septums, die als längere und kürzere Dornen entwickelt sind, steigen nahe an der Mauer steiler nach oben als weiter innen, wodurch sie im Grossen und Ganzen einen bogenförmigen Verlauf bekommen; ausserdem divergiren sie auf beiden Seiten des Sep- tums nach aussen. Man kann sagen, dass sie zu bogenförmigen, nach oben und innen (ca. 25° zu der Längenachse der Thekalröhren) aufsteigenden Längsreihen vereinigt sind, die nicht direkt auf den vorhergehenden liegen, sondern vielmehr durch einen Zwischenraum von diesen abgeschieden sind, ungefähr wie bei Pholidophyllum; sie sind ausserdem mit den benachbarten in verticaler Richtung (durch synaptieuläre Gebilde verbunden, die keine gesetzmässige Stellung zeigen. Hiermit dürfen die (Querschnitte der Tabulae, die sich auch zwischen den Septalfascikeln fortsetzen, nicht verwechselt werden. Stellenweise sieht man, dass sie dicht aneinander liegen, und sehr oft, dass sie einen un- regelmässigen und abgebrochenen Verlauf besitzen. In den Querschnitten der Septen tritt der eigenthümliche Bau noch klarer hervor. Besonders lehrreich sind die Längsschnitte, in welchen die Kelcehröhren etwas schief geschnitten sind; hier sind nämlich die medianen Septen unten jedenfalls stellenweise parallel der Längenachse der Trabekeln, oben dagegen quer über diesen getroffen. In Verbindung mit den Bildern der Septen, die man im gewöhnlichen Querschnitt des Kelches sieht, kann man aus diesen folgende Verhältnisse feststellen. Nahe an der Mauer stehen die Trabekeln in mehreren lteihen, die oft sehr unregelmässig angeordnet und durch unregelmässige Querkanäle und Höhlungen durchbrochen sind, so dass die Septen dadurch oft einen sehr verwickelten Bau bekommen. Weiter innen findet man gewöhnlich nur zwei Reihen, stellenweise anscheinend nur eine Reihe, und die Anordnung ist hier eine regelmässigere; in dieser Zone kann man Bilder bekommen, die einem zusammengesetzten Trabekel sehr ähnlich sind, indem anscheinend Fascikel in zusammenhängender Reihe nach oben und aussen ausstrahlen. Die einzelnen Fascikel (?) treten durch diese Stellung aus der Septalfläche hervor, was sich in den Schnitten als Vorsprünge zeigt. Die Septen treten häufig durch synapticuläre Fortsetzungen mit einander in Verbindung, wie sie auch mit der Columella innig verbunden sind; diese wird von vertikalen Trabekeln gebildet» zwischen denen ein unregelmässiges System von Längs- und Quer-Kanälen verläuft. Die Mauer ist sehr porös und scheint aus vertikal gestellten Trabekeln aufgebaut zu sein. Denselben Bau scheint auch das exothekale Gewebe zu besitzen; dasselbe wird aus Längsröhren durchsetzt, die einen in Grösse und Form sehr wechselnden Querschnitt haben und durch Querkanäle miteinander in Verbin- dung stehen, Ich weise hier auf die Abbildungen hin, die alles dies besser als jede Beschreibung zeigen. Die gewöhnliche Form ist eine lappige, und überdies sieht man häufig eigenthümliche Fort- sätze in die Röhren hineinragen, die eine grosse Aehnlichkeit mit den Gebilden bei Heliolites lamel- latus, Weszeu haben. Bei diesen treten sie jedoch hauptsächlich in den Thekalröhren auf, obwohl N sie sich auch in selteneren Fällen in den Exothekalröhren finden'. Durch das ganze Skelet laufen dicht- gestellte, aber unregelmässige Querblätter (Tabulae). Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, ist das ganze Skelet zwar stark porös, aber in ge- wissen Zonen beträchtlich verdickt, so dass die Interseptalloculi und die Löcher des Exothekalgewebes nur als feine, geschlängelte Ritzen auftreten. In anderen Zonen, wo die Verdickung minimal ist und der Schnitt einen sehr porösen Theil des Skeletes getroffen hat, ist das Ganze bis zur Unkenntlich- keit des Kelches in einzelnen isolirte Fascikeldurchschnitte aufgelöst. 2. Geologisches Auftreten. Ich habe diese sehr interessante Form auf meiner Reise in Esthland 1896 bei Röa (zwischen Kois und Herküll), Karjakörts und Borkholm in F.2 gefunden; sie scheint also ziemlich allgemein in dieser obersten Zone des Untersilurs aufzutreten. 3. Allgemeine systematische Bemerkungen. Die systematische Stellung dieser Form war mir anfangs ganz unklar; erst das genaue Studium von Palaeopora inordinata, M’Coy und der Coccoseris-Reihe lieferte die Lösung dieser Frage. Ich muss die Ableitung unserer Art von der ge- nannten Palaeopora als ausserordentlich wahrscheinlich betrachten, und zwar aus folgenden Gründen. Der allgemeine Typus des Stockes ist dem eines Helolites und folglich auch der Palaeopora inordi- nata, M’Coy ganz ähnlich. Die Porosität des Skeletes ist schon bei dieser letzten schwach entwickelt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Eigenthümlichkeit in einer besonderen Reihe sich weiter ausbilden konnte, und dies um so mehr, als die Coccoseris-Reihe, die ja ebenfalls sich von Palaeopora entwickelt hat, mit Ausnahme der Porosität vollkommen denselben Bau des Septum, wie den bei Pa- laeoporites estonicus beschriebenen zeigt. Das geologische Auftreten steht auch hiermit vollkommen in Uebereinstimmung; P. inordinata, M’Coy hat eine weite Verbreitung in älteren Schichten, in Esth- land in F.1, während P. estonicus erst in F. 2 auftritt und nach unserer jetzigen Kenntniss als eine lokale Art betrachtet werden kann. Bei der Artbeschreibung habe ich überall von Trabekeln gesprochen, ohne die Berechtigung dieser Bezeichnung näher bewiesen zu haben. Bei Coccoseröis kam ich zu dem Resultat, dass die hier mächtig entwickelten, balkenförmigen Gebilde nur als trabekelähnliche Bildungen aufgefasst werden können; bei Palaeoporites dagegen sprechen verschiedene Verhältnisse für eine andere Auffassung. In beiden Fällen ist der innere Bau eine Folge der Sculptur der Oberfläche, bei der letzteren Form dagegen keineswegs in einer Skeletverdickung begründet, indem der trabekuläre Bau schärfer in den unverdickten als in den verdickten Zonen des Stockes zu sehen ist. Ich glaube desshalb, dass dieser Bau bei P. estonicus ganz unabhängig von der Coccoseris-Reihe sich entwickelt hat, und dass er mit dem ähnlichen Bau bei anderen Korallen direkt sich vergleichen lässt. Der Erhaltungszustand ist leider nicht günstig genug, um alles, was man wünschen könnte, festzustellen. Nur in Längsschliffen konnte die Strahlung der Kalkfaser konstatirt werden und auch hier nicht mit der erwünschten Klarheit. Die Kalkfasern laufen steil nach oben und aussen; sichere Caleificationscentren habe ich nicht gesehen. Ich habe vorher von den eigenthümlichen Bildern in Längsschliffen gesprochen, wenn eine Thekalröhre schwach schief getroffen ist. Man kann dann im unteren Theil der getroffenen Röhre trabekelähnliche Septaldurchschnitte sehen, in denen die einzelnen sehr deutlichen Fascikel beiderseits nach aussen divergiren und in Seitentuberkeln endigen. Dies entspricht jedoch nicht den wirklichen ‘ In einem Präparat von einer Kolonie aus Kozel, Böhmen, sind diese Gebilde viel stärker entwickelt, als von Wenzeu abgebildet. Verhältnissen. Das Bild kommt dadurch zu Stande, dass mehrere Reihen von Septaltrabekeln, die in der Schnittfläche zufälligerweise in Verbindung standen, schief geschnitten werden; es ist also nicht ein Trabekel mit nach beiden Seiten ausstrahlenden Fascikeln, sondern eine grössere Anzahl von Tra- bekeln, die in 2 Längsreihen geordnet und im Schlif! schief geschnitten sind. Wie aus meiner Beschreibung hervorgeht, besteht das Septum aus mehreren, nach aussen an Zahl zunehmenden Reihen von kurzen einfach gebauten Trabekeln, die schief nach oben und innen laufen und ausserdem nach beiden Seiten divergiren; sie sind unregelmässig aneinander gefügt und bilden ein häufig sehr löcheriges Gewebe. Auf den Seiten laufen die einzelnen Trabekeln als kleine Hervorragungen aus. i Dieser Bau erinnert an denjenigen bei Hupsammia (OsınvıE, Microsc. a. system. Study of Madreporar. Types of Corals, pag. 193—197). Ob eine wirkliche Verwandtschaft mit dieser besteht, werde ich an einer anderen Stelle erörtern. Unterfamilie II: Proheliolitinae. Proheliolites nov. sp. Feinröhrige Heliolitiden mit dichten Mauern; Thekalröhren gewöhnlich so dicht gedrängt, dass sie sich direkt berühren und dadurch polygonal werden. Septen als Verticalreihen von entferntstehen- den, nach unten gewendeten Dornen entwickelt. Exothek sehr redueirt, oft nur in den Ecken zwischen den aneinander stossenden Thekalröhren vorhanden. Exothekallamellen oft entwickelt, aber dann in keinem gesetzmässigen Verhältniss zu den Septaldornenreihen; in den übrigen Beziehungen ist die Exothek Heliolites-ähnlich. Die Knospung geht wie bei Helolites vor sich und ist nur durch die Reduction der Exothek modifieirt. Die neuen Kelche und die Septaldornenreihen legen sich ganz all- mählich an. Obwohl diese Form schon lange bekannt und von mehreren Autoren untersucht ist, war doch ihre systematische Stellung so wenig klar gelegt, dass WEnzeu! noch in jüngster Zeit die Zugehörigkeit zu den Heliolitiden als sehr unwahrscheinlich ansehen konnte. Mit dem sicheren Nachweis einer Knospung, die derjenigen der Heliolitiden gleichwerthig ist, scheint mir ihre Stellung unter diesen gesichert; in anderen Beziehungen zeigt sie jedoch so viele Eigenthümlichkeiten, dass sie einen ziemlich isolirten Platz in der Familie einnimmt. Das hat mich veranlasst, sie nicht nur als besonderes Genus, sondern auch als Vertreter einer eigenen Unterfamilie zu betrachten, deren nähere Begründung ich in der allgemeinen Uebersicht liefern werde. Proheliolites dubius F. ScHmipr. (Taf. III, Fig. 5—6, Taf. VI, Fig. 3—5.) 1858. Heliolites dubia F. Scuaipr, Untersuch. über die Silur-Formation von Esthland ete., p. 226. 1861. = „ F. Röner, Die fossile Fauna der silur. Diluvialgeschiebe von Sadewitz, p. 26, "Taf. IV, Fig. 5—5b. ‘ J. Wexzer, Anthozoa tabulata, p. 30. DORF 1865. Chaetetes ? nov. sp. KyEruLr, Veiviser v. Geolog. -excursioner i. Christiania Omesn. (Universitetspro- gramm), p. 16. 1867. Heliolites dubia Törnausst, Lagerföljden i. Dalarnes undersilur. bildn. (Lunds Universitets ärsskrift) pag. 19. 1873. Heliolithes favosus M’Cox, Lıxosrrön, Förteckn. pä svenska undersilur. korallen (Öfvrs. af. Kong]. Ve- tensk. Akad. Förhandl. 1873. No. 4) p. 23. 1877. Heliolites dubia Dysowskı, „Die Chaetetiden“, p. 113, Taf. 4, Fig. 2—2a. 1880. n »„ Linpsrrön, Fragmente Silurica, p. 32, Tab. I, Fie, I—4. 1880. ep „ NIcHoLson & ETHERIDGE, „Girvan“ III, p. 250. 1883. 4 dubius F. Römer, Lethaea, p. 505. 1889. Heliolithes „ _NıcHoLson & LyDEkker, A Manual of Palaeontology. Vol. I. p. 336, Fig. 217 a—b. 1393. e „ Anpersson, Ueber Blöcke aus dem jüngeren Untersilur, auf der Insel Öland vorkom- i mend. (Öfvers. af. Kongl. Vet. Akad. Förhandl. 1893. No. 8. p. 538.) 1894. Heliolites dubia WuissermeL, Die Korallen der Silurgeschiebe Ostpreussens u. d. östlich. Westpreuss. (Zeitschrift d. Deutsch. Geolog. Ges. p. 666, Taf. 53, Fig. 4.) 1895. Heliolithes dubius Wenzeu, Zur Kenntniss der Zoanth. Tabulata. (Denkschrf. d. Mathem. Naturwiss. Classe d. Kais. Akad. d. Wiss. Bd. LXII, p. 30.) 1896. Heliolites dubius SarDeson, Ueber die Bezieh. d. fossil. Tabulaten z. d. Aleyonarien (N. Jahrk. Beilage- band X), p. 270, Beschreibung. A. Typische Form. (Taf. II, Fig- 5—6, Taf. VI, Fig. 5.) Kommt in kleineren oder grösseren, knollenförmigen Stöcken mit kleiner Anheftungsfläche vor (der grösste S >< 8.5 ><5 cm); doch treten auch dünne, cylindrische Stämmchen auf, wahrscheinlich als Auswüchse auf grösseren Stöcken. Wie man an gut erhaltener Oberfläche sehen kann, haben die Thekalröhren, die normal einen Durchmesser von 0,8—0,9 mm besitzen, einen ebenen, nicht erhabenen Rand. Die Wand nimmt "he bis '/is des Thekaldurchmessers ein und besteht aus hellem Kalk, wie bei den übrigen Heliolitiden; sie ist nicht oder ganz schwach eingekerbt. Den Einkerbungen entsprechen 12 ganz. niedrige und feine Septalleisten (besonders in ausgewitterten Röhren zu sehen); von diesen gehen kurze, schräg nach unten gerichtete Septaldornen aus, von denen wieder eigenthümliche Büschel ausstrahlen; hierdurch scheinen die Dornen in schwacher Vergrösserung kalkig verdickt. Die Septaldornen stehen ca. 0,3 mm von einander entfernt. Die Böden sind horizontal oder schwach concav und treten in regelmässigen Abständen (0,6—1 mm) auf. Die Thekalröhren stehen gewöhnlich so dicht gedrängt, dass sie an einander stossen; die Wände sind alsdann ohne Trennungslinie verschmolzen. Je nach der Entwick- lung der Exothek erhalten die Kelche eine verschiedene Form, die ausserdem durch die eigenthüm- jichen Knospungsverhältnisse beeinflusst wird. In denjenigen Theilen des Stockes, in welchen keine Knospung vor sich geht, sind die Thekalröhren durchgehends regelmässig zwölfeckig, indem ein Kelch an 6 andere direkt angrenzt und die Exothek in den Ecken zwischen je 3 Kelchen als ein dreieckiges Rohr entwickelt ist. Die Exothekalröhren können sich . vergrössern und theilen; hierdurch werden natürlich die Thekalröhren weiter von einander entfernt, frei und verlieren ihre eckige Form. An anderen Stellen, an denen eine reichliche Knospung stattfindet, ist das Aussehen sehr verschieden. Da nämlich die neuen Personen sich nicht plötzlich im vollständiger Grösse anlegen, sondern langsam hervorwachsen, so sieht man hier unregelmässige Röhren von sehr verschiedener Grösse und Form; ‘ Lınpström, Fragmenta silurica, S. 32. Fa 33 a sie stehen dicht nebeneinander, oft ohne zwischenliegende Exothek. Der Querschnitt kann stellenweise geradezu ein Favosites-ähnliches Bild geben. Wie schon hervorgehoben, fehlt die Exothek bald vollständig, bald nimmt sie die Ecken zwischen den Thekalröhren und zwar als eine dreieckige Röhre ein; diese Röhren vergrössern sich, berühren die benachbarten, theilen sich und bilden auf diese Weise oft einen fast vollständigen Gürtel um die Thekalröhren herum. Sie sind dann stets von den angrenzenden durch vollständige Wände zeschieden. Ihre Böden folgen in regelmässigen, ca. 0.25 mm entfernten Abständen auf einander; ihr Durchmesser ist höchstens '/s—"/a von demjenigen der Thekalröhre. B. Mutatio. (Taf. VI, Fig. 3—4.) Unterscheidet sich von der typischen Form durch stark verdickte Wände ('—!/s des Thekal- durchmessers), durch reicher entwickelte Exothekalröhren, durch etwas stärkeres Septalskelet und viel näher gestellte Böden. Die letzteren folgen in den Thekalröhren in Abständen von 0,2 mm, in den Exothekalröhren von 0,1—0.15 mm auf einander. Knospungsvorgänge und Anlage der Septen. Das „Coenenchym“ bei Proheliolites dubius F. Sc#mipr tritt so spärlich auf und ist so eigenthümlich entwickelt, dass es auf Längsschliffen einen Heterotrypa-ähnlichen Eindruck macht. Schon Schmmr war, wie der Name dieser Art aussagt, unsicher über seine wahre Natur, und mehrere Autoren haben in neuester Zeit die Stellung dieser Form unter den Heliolitiden bezweifelt. Nıcmorsox ' betrachtet sie in seiner letzten Ausgabe des Manual of Palaeontology (p. 337) als eine ächte Heliolitide und macht folgende kurze Bemerkung über die Knospungsvorgänge: „In H. dubius ... a single siphonopore may sometimes be observed to be developed vertically and directly into an autopore.“ Da sich aus den Knospungsvorgängen sowohl die richtige Auffassung der Exothek, als auch die systematische Stellung und die Verwandtschaftsbeziehungen zu den Heliolitiden ergiebt, so habe ich diese Verhältnisse sowohl durch Dünnschliffe als durch allmähliches Abschleifen und Zeichnen? genau studirt und daraus folgende Resultate gewonnen: Gewöhnlich geht die Knospung der Thekalröhren so vor sich, dass die feinen, in den Ecken zwischen je 3 Thekalröhren entstehenden Exothekalröhren sich erweitern und mit einer benachbarten zusammenstossen. Die zwei jetzt aneinander grenzenden Röhren vergrössern sich etwas oder theilen sich, bis plötzlich die Zwischenwand verschwindet und der Platz über den zwei oder drei feinen Röhren von einer jungen Thekalröhre eingenommen wird. Diese ist anfangs klein, hat eine ausgezogene oder etwas unregelmässige Form und gestaltet sich allmählich zu einer normalen, polygonalen oder runden Thekalröhre um°. An Längsschliffen gewinnt man oft den Eindruck, dass sich einzelne feine Exothekalröhren * Weıssermet, Die Korallen der Silurgeschiebe Ostpreussens etc., 1894, p. 667. Wenzeu Anthozoa tabulata p- 30: „Die Zugehörigkeit von H. dubius zu den Heliolitiden ist sehr unwahrscheinlich.“ ® Mehrere Exemplare waren so glänzend erhalten, dass ich trotz der feinen Röhren auf geschliffener Ober- fläche alles Wichtige mit Sicherheit erkennen konnte. ’ Das allmähliche Auswachsen ist auch auf Längsschliffen oft deutlich zu sehen; wenn eine junge Thekal- röhre, die fast immer eine ausgezogene Form hat, in ihrer Längsausdehnung geschnitten wird, kommt allerdings dieses Verhalten nicht zum Vorschein, oe selbständig und ganz allmählich zu Thekalröhren erweitern. Immer habe ich jedoch in meinen Schliff- serien gefunden, dass auch in solchen Fällen überall ursprünglich zwei Röhren vorhanden waren, oder besser ausgedrückt, dass die ursprüngliche, ganz feine, dreieckige Exothekalröhre (ohne mit einer der benachbarten zusammenzustossen) sich getheilt und dann erst die allmählich auswacksende Thekalröhre eebildet hat. Dieser Vorgang ist natürlich so zu erklären, dass exothekal in den Weichtheilen eine ı. 35 36 OB NY Wer Ä ra amt » Ka KK. 7X3 22 11/146 25H <-47 73 Fig. 8. Knospenvorgänge bei Piroheliolites dubius F. ScHmipr. (Schliffserie.) I liegt am höchsten; der Abstand zwischen I und II ist 2 mm, zwischen II und III 0,5 mm, III und IV 0,3 mm, IV und V 0,9 mm, V und VI 0,3 mm, VI und VII 0,4 mm, VII und VIII 0,2 mm, VIII und IX 0,7 mm. Knospe sich gebildet und dann im Skelet dieselbe Stelle eingenommen hat, an welcher vorher nur exothekales, nicht in Differenzirung begriffenes Gewebe vorhanden war; allmählich haben sich dann Mesenterialfalten und Septen gebildet. An einem schönen Längsschliff fand ich eine Stelle, welche anscheinend klar zeigte, dass eine Thekalröhre sich auch durch Quertheilung vermehren kann; da ich jedoch in der Schlifiserie etwas ne Aehnliches nicht gefunden habe, will ich darauf nur aufmerksam gemacht haben. ohne dass ich mit Sicherheit sagen kann, ob hier eine Täuschung vorliest oder nicht. Wie man sieht, stimmt die Knospung mit derjenigen bei den übrigen Heliolitiden gut überein, wenn man die sehr sparsame Exothek in Betracht zieht. Am bemerkenswerthesten ist das allmähliche Auswachsen der Thekalröhren, und hiermit hängt auch eine andere Eigenthümlichkeit dieser Form zusammen, nämlich die, dass auch die Septaldornenreihen sich ganz allmählich anlegen. Auf den beigefügten Abbildungen einer Schlifiserie habe ich in mehreren der jüngeren aus- wachsenden Thekalröhren die Septen eingezeichnet. Wie schon mehrmals angeführt, bestehen die Septen aus Reihen von etwas nach unten gewandten Dornen, von denen eigenthümliche Büschel aus- strahlen; der letztere Umstand macht es gewöhnlich leicht, die Anzahl der Septen auch an den hervor- sprossenden Thekalröhren zu constatiren. Sieht man nur 1—2 Septen, so muss man allerdings vor- sichtig sein, um nicht Septen mit Theilungslamellen der Exothek zu verwechseln; gewöhnlich giebt aber das weitere Schleifen sicheren Aufschluss darüber. Studirt man die abgebildete Schlifiserie näher, so sieht man sofort, dass hier wirklich eine allmähliche und gesetzmässige Anlage der Septen stattgefunden hat; Stadien mit 1, 2, 4 und 6 Septen wurden besonders häufig gefunden, 8 Septen mit Sicherheit zweimal. Wie sich die 4 letzten anlegen, konnte ich leider nicht mit Bestimmtheit nachweisen; sie scheinen fast gleichzeitig zu entstehen. Die Septen 3—S werden paarig angelegt; denn wenn auch vereinzelt Stadien mit 3 und 5 gefunden wurden, so glaube ich dies als eine Folge eines schief gerichteten Schliffes erklären zu müssen. Dagegen habe ich so häufig ein einzelnes Septum gefunden, dass ich annehmen muss, die zwei ersten seien gesondert, nicht gleichzeitig angelegt worden. Die Anlage der Septaldornen scheint somit in Uebereinstimmung mit derjenigen der Mesen- terialfalten bei den Hexakorallen zu stehen, ein schwerwiegender Beweis dafür, dass diese Dornen wirk- liche ächte Septen repräsentiren. Die allmähliche Anlage der Septen bei Prohelöolites sehe ich nur als einen primitiven Charakter an, wesshalb diese interessante Form sich zu den übrigen Heliolitiden ver- hält wie nach OsınvıE die jurassischen Amphiasteriden zu den jüngsten Hexakorallen !. Wegen der Ungewissheit über die Reihenfolge, in der die 4 letzten Septen bei Proheliolites sich anlegten, ist es schwierig, etwas Näheres über die Verwandtschaft dieser Form und damit des ganzen Heliolitidenstammes mit den Tetrakorallen zu sagen. Dass eine wirkliche Verwandtschaft exi- stirt, scheint mir aber überaus wahrscheinlich, was ich in der allgemeinen Uebersicht der Heliolitiden auseinandersetzen werde. Systematische Bemerkungen. Proheliolites dubius, F. Schu. ist so leicht kenntlich, dass ich nicht viel über die Synonymik und Abgrenzung der Art zu sagen brauche. Die esthländische Form unterscheidet sich von der typischen nur durch etwas dieckere Wände; dagegen bildet diejenige im krystallinischen Korallenkalk auf Oestre Svartö eine wohl ausgeprägte Mutation, die aber durch einige Exemplare aus dem Gastropodenkalk, bei denen die Böden etwas näher rücken, mit der Stamm- form aufs innigste verbunden ist. Ich werde später zeigen, dass diese Mutation auf biologische Ver- änderungen zurückgeführt werden muss, weil ähnliche Veränderungen in der gleichen Weise bei einer ganzen Reihe von Formen auftreten. Geologische und geographische Verbreitung. Diese Form tritt nur, im baltisch-skan- dinavischen Silurgebiet auf und ist hier eine der ausgezeichnetsten Leitfossilien des obersten Unter- ' Osınvıe, Stramberger Korallen, p. 99. Palaeontographica Bd. XLVI. Aa Silurs. So in Esthland, in den Lyckholmer Sch. (F. Scamipr); in Schweden im Kalkstein mit Zeptaena Schmidti Toavsr., auf Oeland (AnnErsson) und im Leptaenakalk in Dalarne (Lisoström). In Nor- wegen ist sie überall sehr häufig im Gastropodenkalk (Ringerike, Asker, Sandviken, Porsgrund), sowie im Kalksandstein, Etage 5, Kjerulf (Ormöen, Hovedö bei Christiania). Die Mutation findet sich selten im krystallinischen Korallenkalk auf Oestre Svartö. Unterfamilie IV: Plasmoporinae. In einer allgemeinen Uebersicht der Heliolitiden werde ich ausführlich auseinandersetzen, (dass die Gattungen Plasmopora, Epw. & H. und Propora, Epw. & H. aus mehreren Gründen nicht aus- einander gehalten werden können, und dass Plasmopora als der mehr eingebürgerte Name beibehalten ° werden muss; weiter dass die amerikanische Gattung Zyellia, Epw. & H. als mit Propora im alten Sinne vollständig übereinstimmend, und Pinacopora, NıcH. & Ern. als auf minderwerthige Merkmale begründet auch eingezogen werden müssen; ich brauche also hierauf nicht näher einzugehen. Die von mir untersuchten Plasmoporinen habe ich versucht, in Reihen zusammen zu stellen, die der Phy- logenie dieser Formen entsprechen sollen. Meine neue Gattung Plasmoporella steht Plasmopora nahe, unterscheidet sich aber von dieser durch entschieden primitivere Merkmale, wodurch sie sich als eine der Stammform nahestehende Gattung kennzeichnet. Plasmopora Epvw. & Haıme. 1849. _Plasmopora Eow. & Haıme, Compt. rend. Acad. des Se., t. XXIX, p. 262. 1849. Propora Epw. & Haıme, Compt. rend. Acad. des Sc., t. XXIX, p. 262. 1851. Lyellia Epw. & Haınz, Polyp. foss. d. Ter. palaeoz, p. 150. 1878. Pinacopora NicHoLs. & ETHERIDGE, „Girvan“, I. p. 52. 1881. Diploöpora Quexst., Petrefactenkunde Deutschlands, Bd. VI. p. 147, Taf. 149, Fig. 2—4. 1895. # Wexzet, Anthozoa tabulata, p. 27. A. Plasmopora conferta-Reihe. ' 1. Plasmopora primigenia nov. Sp. (Tafel IV, Fig. 1—2.) Beschreibung: Stock etwas unregelmässig knollenförmig (9,5 x 7,5 x 4,5 cm). Die Thekalröhren sind ca. 2 mm breit und so dicht gedrängt, dass sie sich oft berühren; sie können aber auch bis ca. 0,3 mm von einander entfernt bleiben. Die Wand ist stark eingekerbt und mit ziemlich langen Septaldornen versehen. Endothek aus verhältnissmässig dicht gedrängten Böden (ca. 4 auf einem Thekaldurchmesser) bestehend; diese sind gewöhnlich schwach konvex und etwas unregelmässig. Exothek in Gestalt von Janggestreckten, flachen ! Für diese und die anderen unter Plasmopora aufgestellten Reihen siehe pag. 54 ft. ton Traversen; da die Thekalröhren dicht aneinander stehen, sieht man in einem Längsschliff fast nur kurze, flache Dissepimentblasen, die nicht stärker gewölbt sind als die Böden. Exothekale Septal- elemente fehlen. Systematische Bemerkungen. Diese Form steht der später auftretenden Plasmopora con- ferta, Epw. & H. nahe; unterscheidet sich aber von dieser durch ihre dichtgedränsten Thekalröhren und vollständigen Mangel an exothekalen Septalelementen. Die Uebereinstimmung im Wandbau und die Entwicklung der Septen ist jedoch so gross, dass ich sie mit ziemlicher Sicherheit als die Stamm- form auffassen zu dürfen glaube. Auf der anderen Seite zeigt sie so viele Beziehungen zu der ur- sprünglichen Form der Pl. seita-Reihe, dass wir die Spaltung als eine nicht sehr alte ansehen können. Geologische und geographische Verbreitung. Im untern Theil der Etage 5a auf Frognö, Ringerike. 2. Plasmopora conferta M. Enw. & Ham. A. Pypische Eorm. (Taf. IV, Fig. 3—4.) 1518. Madrepora mammillaris WAHLENBERG, Petrificata telluris suecana, p. 98 (nach Lixpswrön). 1851. Propora conferta Mıwn. Eow. & Haıne, Polyp. foss. terr. palaeoz., p. 225. 1858. = 5 F. Scumipr, Untersuch. über die silur. Form. Esthlands ete., p. 228. 1860. = = Mırx. Epw. & Harue, Hist. nat. d. Cor. III. p. 242. 1866. . = Törxguist, Lagerföljden i. Dalarnes undersilur bildninsar. (Lunds Univ. Aarsskrift, IV) p. 19, 1873. Plasmopora conferta Lısosıröm, Förteckn. pa sv. undersilur. Koraller, p. 24. 1580, = n Fragmenta Silurica, p. 33, Tab. I, Fig. 6—7. = 1882. Propora conferta F. Römer, Lethaea Palaeoz., p, 512. 1588. Plasmopora conferta Lisoström, List of the fossil Faunas of Sweden. I. Cambrian. and Lower Silurian, p. 19, 23. = Anperssos, Ueber Blöcke aus dem jüngeren Untersilur, auf der Insel Öland vor- kommend. (Öfvers. af k. Vet. Akad. Förhandl. No. 8), p. 538. 1593. n Plasmopora conferta, Evw. & H. ist eine der häufigsten Korallen im Gastropodenkalk, sowohl auf Stavnästangen als auf Vestre Svartö und varjirt beträchtlich sowohl in der Thekalröhren als dem Abstand zwischen diesen. Die kleinröhrigen Varietäten befinden sich hauptsächlich im unteren Gastro- podenkalk und erst im oberen Theil treten die grossröhrigen auf; die ersteren haben enger gestellte Thekalröhren und nähern sich in dieser Beziehung der Plasmopora primigenia, nov. sp., die in noch älteren Schichten auftritt. Die Stöcke sind regelmässig rund, oval oder keulenförmig,, ab und zu etwas knollig; der grösste misst 12,5 X 13.5 X 9,5 em; jedoch sind halb so grosse und kleinere Stöcke am häufigsten. Die Thekalröhren variiren in der Grösse von 1,8—2 mm bei den im tieferen, bis 2,3—3,2 mm bei den im höheren Gastropodenkalk vorkommenden Stöcken. Die Wände sind regelmässig eingekerbt und innerhalb dieser Einkerbungen mit langen nach oben gerichteten Septaldornen versehen, die oft um mehr als ein Drittel des Rohrdiameters hineinragen. Den feineren Bau der Wand werde ich später beschreiben. Der Abstand zwischen den Thekalröhren variirt von durchschnittlich 1,5 mm bei den tiefer, bis durchschnittlich 0,9 mm bei den höher auftretenden Varietäten. Die Böden sind etwas unregelmässig, durchschnittlich 0,5—0,9 mm (letzteres bei den jüngsten) von einander ag. entfernt. Exothekal sind vertikale Septalelemente reichlich entwickelt; sie treten fast nur als isolirte, etwas unregelmässig verlaufende Stäbchen, selten als ganz kurze Lamellen auf und sind sowohl in einem Längs- als Querschliff deutlich zu sehen. Manchmal setzen diese Gebilde sich an die Theka an und bilden auf diese Weise kurze Fortsätze der Wand; diese können sowohl septal als interseptal entspringen. Die Exothek besteht im übrigen aus verhältnissmässig grossen Blasen, die in der Mitte fast eben oder schwach gewölbt sind. Nicht selten sind die hervorsprossenden Thekalröhren ziemlich klein angelegt; sie haben in diesem Stadium oft nur I—1,2 mm Durchmesser. Zahl der untersuchten Stöcke: 24. Systematische Bemerkungen. Linpsrröm ist der einzige, der eine mit Abbildungen ver- sehene Beschreibung dieser Form gegeben hat. Leider ist sie etwas kurz und unvollständig. Merk- würdiger Weise gibt Lmpström an, dass die Rohrwände des Coenenchyms vertikal und nicht durch- brochen sind‘. Wenn das wirklich der Fall wäre, so würde die norwegische Form in einem sehr wichtigen Merkmal von der schwedisch-esthländischen verschieden sein und müsste als neue Art be- trachtet werden. Obwohl ich schwedische Exemplare nicht gesehen habe, bin ich doch zu der Auf- fassung gekommen, dass diese Angabe nicht stichhaltig ist, denn esthländische Stöcke, die sowohl von Herrn Professor BRöGGER als von mir selbst in Esthland gesammelt wurden, stimmen mit meinen vollkommen überein; sie haben nur enger gestellte Thekalröhren. Es wäre auch merkwürdig, wenn eine für die gleichalterigen Ablagerungen in Esthland und Schweden so charakteristische Form nicht bei uns vorkäme, da die Fauna sonst so überaus ähnlich entwickelt ist, und wenn sie überhaupt bei uns existirt, so muss es diese sein; denn keine andere im Gastropodenkalk auftretende Plasmopora- Art könnte mit conferta verglichen werden. Endlich scheint mir der von Lmpsrtröm abgebildete Längs- schliff, der mit solchen von meiner Form sehr gut übereinstimmt, zu zeigen, dass keine vollständigen vertikalen Exothekallamellen vorhanden sind Hervorgehoben habe ich schon, dass die in dem tieferen Gastropodenkalk vorkommenden Stöcke sich der Pl. Primigenia, nov. sp. nähern. In der allgemeinen Uebersicht werde ich die wahr- scheinliche Abstammung der Pl. petaliformis, Lonsp. von Pl. conferta, Evw. & H. auseinandersetzen. Plasmopora Girvanensis, NıcHh. & Ern. aus obersilurischem Kalk bei Woodland Point, Girvan, steht unserer Form nahe; doch sind die Böden und die Thekalröhren weiter von einander entfernt, und die exothekalen Septalelemente viel schwächer, nur als kurze Dornen entwickelt. Geologische und geographische Verbreitung. Plasmopora conferta, Epw. & H, ist eins der wichtigsten Leitfossilien für das oberste Untersilur im baltisch-skandinavischem Gebiet. In Esthland tritt sie in Lyckholmer und Borkholmer Sch. auf. In Schweden’, besonders häufig im Lep- taenakalk in Dalarme, ferner im Kalk mit Zeptaena Schmidti, Tast. auf Oeland und im Brachiopoden- schiefer in Vestergötland. In Norwegen endlich ist sie überaus häufig im Gastropodenkalk auf Ringerike, auch habe ich sie im entsprechenden Niveau bei Sandviken, südlich von Enger See und an mehreren Stellen in Asker gefunden. ‘ „Omnia exempla autem formis esthonis congruentia conformatione Coenenchymatis, quod tubulis integris com- ponitur, nec texturam Spongiosam ut apud Pl. tubulatum format“ (Fragm. silurica p. 33). ° Ich kann auch anführen, dass ein Stock von dieser Form aus dem Gasteropodenkalk bei Skien von Lmp- ströu als Pl. conferta bestimmt worden ist. Sie befindet sich nämlich unter einer kleinen Korallercollection, die Herr Prof. BrRöGsEr seiner Zeit für seine Arbeit „Die Spaltenverwerfung. Langesünd Skien“ Linpströn zur Bestimmung schickte. Das Exemplar ist jetzt in meinem Besitz. eg. B. Mutation, (Taf. IV, Fig. 5—6.) Beschreibung. Diese Form steht der typischen Form von P!. conferta sehr nahe; unter- scheidet sich aber von dieser durch sehr genäherte Böden (15—20 auf 5 mm Höhe), die sogar oft an einander hängen, so dass die Endothek ein blasiges Aussehen bekommt; weiter sind die Septal- dornen sehr entwickelt und oft so lang, dass sie das Centrum erreichen, die exothekalen Septal- elemente sind noch reichlicher vorhanden, als bei der typischen Form. Bei einem Stock war das Skelet compakter als gewöhnlich. Die Thekalröhren sind 2—22 mm im Durchmesser. Untersuchte Exemplare: 2, Geologische und geographische Verbreitung. Nur im krystallinischen Korallenkalk auf Öestre Svartö, Ringerike, B. Plasmopora seita-Reihe. 3. Plasmopora parvotubulata nov. sp. (Taf. IV, Fie, 8, Taf. V, Fie. 1.) Diese kleinröhrige Plasmopora kommt hauptsächlich in kleinen Stöcken vor (der grösste misst 6.5 =< 6 = 3 cm) von birnförmiger und etwas knolliger runder oder ovaler Gestalt. Epithek fehlt. Die Thekalröhren erheben sich etwas über die Oberfläche des Stockes und sind durchschnitt- lich 14—1,5 mm breit mit gewöhnlich (fast immer bei den höher vorkommenden Stöcken) ganz glatter oder schwach wellig gebogener Wand; jedoch kommen Stöcke vor, bei denen die Theka gekerbt ist, wenn auch lange nicht so stark und regelmässig wie bei Plasmopora stellata nov. sp. oder bei Plas- mopora conferta Evw. & H. Septen sind nicht entwickelt. An manchen Stöcken sieht man ab und zu, dass der Thekalrand in 12 Septalleisten aufgelöst ist, ganz ähnlich wie bei der im krystallinischen Korallenkalk vorkommenden Form, Mit Thekalröhren von 1,4—1,5 mm Breite kommen auch knos- pende Kelche in Gestalt von engeren Röhren von nur 1,1—1,2 mm Durchmesser vor. Fast immer sieht man diese jungen Kelche dieht neben einem alten hervorsprossen. Der Abstand zwischen den Thekalröhren ist gering, durchschnittlich 0,5—0,5 mm (0—1 mm). Die Böden sind gewöhnlich eben oder schwach gebogen und stehen in ziemlich regelmässigen und verhältnissmässig bedeutenden Abständen, nämlich durchschnittlich 0,8—1 mm. Exothekale Septal- elemente fehlen vollständig. Exothek feinblasig in gewöhnlich kurzen und hochgewölbten Lamellen, regelmässiger als bei Plasmopora conferta Evw. & H. Auf 1 [Jmm gehen durchschnittlich 5—7 Blasen (Längsschliff). Untersuchte Exemplare: 15. Systematische Bemerkungen. Diese Form ist durch ihre feinen Thekalröhren mit glatter oder schwach wellig gebogener Wand, den Mangel an Septen und die entferntstehenden Böden gut charakterisirt und leicht von Pl. tubulata Loxso., die später auftritt! und einige Uebereinstimmungen zeigt, zu unterscheiden. Die letztere soll nach den Beschreibungen und Abbildungen von LonsDALe, ’ In Norwegen erst in Etage 6a. — 30 — MiLne Epwarvs & Harz, Linpsrröm, NICHOLSoN und WEISSERMEL! einen Thekaldurchmesser von 1,6 bis 1,5 mm, kräftig eingekerbte Theka, stark entwickelte Septaldornen (NıcHorson erwähnt jedoch Formen mit kurzen Septen) und stark genäherte Böden, 4—8 auf einen Thekaldurchmesser, haben. Hiermit stimmen auch Exemplare aus Gotland, die ich untersuchen konnte, gut überein. Dagegen hat Römer in seiner Sadewitzer Fauna Pl. tubulata vielleicht mit meiner Form vermischt. Die obersilurische Pl. Edwardsi Nıch. & Erue.” aus Woodland Point, Girvan hat wie diese keine Dornen, muss aber ebenfalls als eine besondere Form betrachtet werden. Sie zeichnet sich durch tief concave, zahlreiche (0,3 mm von einander entfernte) Böden, sehr regelmässige, feinblasige Exothek und noch feinere Thekalröhren aus, ist aber mit vorliegender Form unzweifelhaft sehr nahe verwandt. Wie Pl. tubulata Lonsp. und Edwardsi Epw. & H. mit meiner parvotubulata nov. Sp. zu verbinden sind, werde ich gleich zeigen. Von den anderen in den von mir auf Ringerike untersuchten Ablagerungen vorkommenden Plasmoporen steht die für den krystallinischen. Korallenkalk so charak- teristische Pl. stellata nov. sp. der P. parvotubulat« am nächsten, ja ich muss sie, da auch Zwischen- formen auftreten, geradezu als ihre direkten Nachkommen bezeichnen. Zuweilen besitzen nämlich einzelne Thekalröhren eine stellata-ähnliche Form, indem Septalanschwellungen in der sonst immer glatten Wand auftreten. Da auch bei P!. stellata die Entwicklung der Septalleisten in ein und dem- selben Stock oft verschieden stark ist, so liegt die Folgerung nahe, dass dieselbe aus der in Rede stehenden Form hervorgegangen ist. Pl. intercedens nov. sp. ist auch eine sehr nahe Verwandte; sie zeigt jedoch noch nähere Beziehungen zu den obersilurischen Pl. Edwardsi Nicn. & Er#. und Zubu- lata Loxsp. und muss als Uebergangsglied zu diesen aufgefasst werden. Auch die eigenthümlich ditfe- renzirte Pl. ramosa nov. sp. bietet in den centralen Theilen des Stockes so überraschende Ueberein- stimmung mit Pl. parvotubulata nov. sp., dass ich auch für sie und ihre obersilurische Nachfolgerin Pl. Grayi Evw. & H. diese oder eine ältere sehr nahestehende Form als Stammform betrachten muss. Wir begegnen also hier der überaus interessanten Erscheinung, dass von der untersilurischen Pl. parvotubulata, nov. sp. mehrere Formenreihen sich abzweigen, die ins Ober-Silur fortsetzen und sich weiter spezialisiren. Es wird dies nach meinen vorläufigen Untersuchungen die Stellata-Seita- Reihe’, die Ramosa Grayi-Reihe und die Tubulata-Reihe. Diese Abzweigung scheint in ein und dem- selben Gebiete vor sich gegangen zu sein. Ich weiss wohl, dass viele Autoren die Entstehung von neuen Arten ohne Migration und Isolirung in Abrede stellen*; allein ich glaube mit Neumayr’, dass eine Artbildung auch ohne diese vor sich gehen kann. Geologische und geographische Verbreitung. Kommt im Gasteropodenkalk auf Ringe- rike (Stavnästangen, Vestre Svartö, Badstuhagen) sehr häufig vor, auch auf Herö im selben Niveau. Sie ist auch im Kalksandstein (Et. 5, Kjerulf) bei Christiania vorhanden, hier aber nur abgerollt in den Konglomeratbänken, wo sie sicherlich aus einer tieferen Zone stammt. 1 Siehe: Lonsparz, Silur. Syst., p. 687. M. Epw. & H., Brit. Foss. Cor., p. 255. Linpsıröm, Untersilur, Korallen, p. 24. Nıcn., Girvan II, p. 271, und Wersseruer, Geschiebekorallen, p. 668. > Nıcn. & Eru., Girvan III, p. 270, Pl. XVII, Fig. 5—3. ’ Siehe unter Pl. stellata nov. Sp. * Siehe z. B. die interessanten Bemerkungen von OrTMANn, „Grundzüge der marinen Thiergeographie“ (1896), pP. 28—33. ° „Stämme des Thierreiches“ (I. p. 108—109). 4. Plasmopora stellata nov. sp. (Taf. V, Fig. 2—3.) Diese Form tritt nur in den dicken korallenreichen Crinoidenkalkbänken, die ich „krystallinischen Korallenkalk‘“ genannt habe, auf und ist hier sehr häufig in grösseren und kleineren, anscheinend kuchenförmigen Stöcken. Eine Epithek wurde nicht beobachtet. Die Thekalröhren varüren von 1—1;3 mm im Durchmesser; die Wand besteht aus kräftigen Septalleisten, die durch eine feine seitliche Ausbreitung miteinander zu einer Ringmauer verbunden sind. Sowohl nach innen als nach aussen springen die Septalleisten von dieser Mauer vor und er- zeugen besonders auf polirter Oberfläche eine Zeichnung, die einem Stern gleicht, dessen zwölf nach innen zugespitzte Strahlen anscheinend nicht miteinander verbunden sind. Im Dünnschliff sieht man meistens, wenn auch nicht immer, noch die feinen, verbindenden Mauertheile. Es scheint, dass hier eine ähnliche Auflösung der Mauer in einzelne Septalleisten eingeleitet wird, wie wir sie bei Plasmo- porella,. nov. gen. vollständig entwickelt finden. Die Septalleisten sind anscheinend nicht gleichmässig ausgebildet, sondern nach innen in regelmässigen Abständen zu Septaldornen verlängert. Auf Quer- schliffen öfters und immer auf Längsschliffen bemerkt man die deutlichen Trennungslinien zwischen den Septalleisten wie oben angedeutet. Der Abstand zwischen den Thekalröhren beträgt '/;—'/a des Durehmessers (ca. 0),4—0,5 mm). Die Böden stehen verhältnissmässig näher als bei .Plasmopora parvo- tubulata, nov. sp.. durchschnittlich 0,4—0.5 mm von einander entfernt, in gewöhnlich regelmässigen Abständen und sind eben oder schwach konkav. Exothekale Septalelemente fehlen. Die Exothek ist gewöhnlich regelmässig blasig, ungefähr wie bei voriger Form. Untersuchte Exemplare: 12. Systematische Bemerkungen. Von der vorhergehenden Form unterscheidet sich die vor- liegende hauptsächlich durch den eigenthümlichen Bau der Wände und durch die enger gestellten Böden. Die typische. obersilurische Pr. tubulata, Loxsp. hat grössere Thekalröhren, eine andere Wand- bildung und noch mehr genäherte Böden. Es ist möglich, dass gewisse englische Formen, die von M’Cor flüchtig besprochen werden und aus Caradoc stammen mit Pl. stellata, nov. sp. übereinstimmen, doch lässt sich das nach den vorhandenen Beschreibungen nicht mit Sicherheit feststellen. Bei Hvalsbakken, Asker, habe ich in der Etage 5b eine Form gefunden, die einen vollstän- digen Uebergang von Pl. parvotubulata zu stellata bildet; die Thekalröhren zeigen nämlich hier alle Zwischenstufen zwischen der glatten oder schwach eingekerbten Wand der Pl. parvotubulata und der mit starken Septalverlängerungen versehenen bei Pl. stellata. In der Bildung von exothekalen Septallamellen bildet diese Form einen Uebergang zu der obersilurischen Pl. scita, Eow. & H. und verwandten Formen. Geologische und geographische Verbreitung. Im krystallinischen Korallenkalk von Oestre Svartö, wo sie eine der häufigsten und charakteristischen Korallenformen ist. Auch bei Hvals- bakken, in Asker, in 5b. C. Plasmopora tubulata-Reihe. 5. Plasmopora intercedens novy. Sp. (Taf. VI, Fig. 6—7.) Stock kuchenförmig, zuweilen von bedeutender Grösse. Die Thekalröhren haben durchschnittlich einen Durchmesser von 1,35 mm. Neben diesen sieht man aber häufig auch viel kleinere (bis 1,4 mm); es sind dies junge Kelchröhren, die immer dicht an einer älteren hervorsprossen. Die Kelchwand ist dünn und eben oder schwach wellig; deutliche Sep- taldornen sind selten zu sehen. Die Böden sind stark genähert (0,3—0,5 mm oder noch weniger) und gewöhnlich mehr oder weniger blasig; häufig sieht man, dass sie ausserhalb der Wand fortsetzen; eine Blase kann in dieser Weise aus einem endo- und einem exothekalen Theile bestehen. In anderen Theilen der Thekalröhren sind die Böden flach und weiter von einander entfernt. Der Abstand zwischen den Thekalvröhren beträgt durchgehends die Hälfte des Durchmessers derselben. Das Exothekalgewebe wird aus ziemlich flachen, grossen, oft wellig gebogenen Blasen gebildet, die zonenweise kleiner werden können. Exothekale Septalelemente sind nicht vorhanden. Untersuchte Stöcke: 2. Systematische Bemerkungen. Diese Form schliesst sich im Wandbau der Pl. parvo- tubulata, sowie der tiefer vorkommenden Pl. primigenia an; eine Abstammung von diesen scheint überaus wahrscheinlich. Sie leitet auf der andern Seite zu der grossen, obersilurischen Pl. tubulata- Reihe über. Eine direkte Fortsetzung von Pl. intercedens in Etage 6 findet statt; ja sogar eine Form aus der Etage 9 ist hiervon kaum zu trennen. Diese obersilurischen Nachkommen variiren in der Kelchgrösse von 1,5—2,3 mm und die Böden sind selten blasig. Der Wandbau stimmt mit demjenigen der untersilurischen Form überein; das Exothekalgewebe ist durchgehend etwas feinblasiger. Geologische und geographische Verbreitung. In Etage 5a bei Nyborg in Asker ge- funden. In Etage 6 auf \. Svartö, Ringerike und auf Malmö und Ulvö bei Christiania. In Etage 9 auf Langö und Holmestrand. j D. Plasmopora ramosa-Reihe. 6. Plasmopora ramosa nov. SP. (Taf. V, Fig. 5—6.) Stock buschförmig; die einzelnen Zweige rund oder etwas plattgedrückt, in abnehmender Dicke von 20—5 mm gewöhnlich dichotom. getheilt. Der festgewachsene Basaltheil wurde nicht beobachtet. Thekalröhren mit deutlich hervortretender knotiger Wand von ca. 1,5 mm. Durchmesser. Oberfläche zwischen den Thekalöffnungen mit feinen etwas unregelmässigen Vertiefungen versehen. Mauer vollständig, schwach wellenförmig; eigentliche Septen fehlen. Böden gewöhnlich 1,3—0,4 mm von einander entfernt, fast horizontal oder schwach gebogen; zuweilen auch dicht gedrängt, unregel- mässig blasig. In der Achse stehen die Thekalröhren dicht nebeneinander. Die Sprossung geht nur in der centralen Zone und zwar sehr rasch vor sich, dadurch biegen sich die Thekalröhren sehr bald © os nach aussen; in der äusseren Zone bilden sie so einen Winkel von 30—40° mit der Zweigachse. Auf der Oberfläche beträgt ihr Abstand durchschnittlich 0,5—1 mm. Infolge der Sprossung ist die Exothek in der Achse sehr sparsam und auch in der äusseren Zone nicht reichlich vorhanden. Sie ist ziemlich feinblasig, mit durchschnittlich 11—12 Blasen auf einem D)mm. Exothekale Septalelemente fehlen vollständig. Charakteristisch für diese Form ist, dass die äusserste Zone bei einer Dicke von 1,2 mm eine eigenthümliche Structur zeigt: man sieht hier nur eine dichte Kalkmasse in etwas un- regelmässige Säulchen getheilt; Mauer, Böden und Exothek sind vollständig verschwunden. Um diese Verhältnisse richtig zu erklären, ist die Thatsache, dass die Spitzen der dünnen End- zweige ganz normal gebaut sind, von grösster Bedeutung; hier findet man immer Thekalröhren mit Böden und Exothek bis zur Oberfläche. In kurzer Entfernung von der Spitze (5—6 mm) beginnt dann ganz allmählich die fast structurlose Randzone und nimmt ziemlich rasch nach unten zu. Hieraus lässt sich mit Sicherheit schliessen, dass die eigenthümliche Structur der äusseren Zone nicht durch nachträgliche Veränderungen während des Fossilisationsprozesses, sondern vom Thiere selbst gebildet ist. Es ist eine stereo- Lig, 9. Plasmopora ramosa nov. Sp. plasmatische Ablagerung, wahrscheinlich von den 'Pheil eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, allmählich absterbenden Theilen des Weichkörpers Ringerike. Natürliche Grösse. herrührend, Die säulchenartige Anordnung in diesem Stereoplasma hat wohl ihren Grund in den etwas unregelmässigen Vertiefungen und Erhöhungen der Oberfläche. Untersuchte Stöcke: 3, darunter ein sehr grosser mit reicher Verzweigung. Systematische Bemerkungen. Diese niedliche Form ist leicht durch die Form des Stockes und die eigenthümliche Stereoplasmabildung von meinen übrigen Plasmaporen zu unterscheiden. In den sonstigen Merkmalen steht sie Plasmopora parvotubulata nov. sp. nahe. Bei dieser folgen aber die Böden in bedeutend weiteren Abständen aufeinander, auch ist die Exothek gröber. Mit der im Isoteluskalk vorkommenden Pl. primigenia nov. sp. hat sie die dichtstehenden Böden gemein, die Kelche sind jedoch bei Plasmopora ramosa kleiner und an der Oberfläche weiter von einander entfernt, die Böden häufig blasenförmig und die Exothek mehr rundblasig, während Septaldornen fehlen. Die ebenfalls in dünnen Zweigen wachsende Heliolites inordinata Loxsp. hat mit unserer Form nichts zu thun', dagegen ist Heliolites Grayi Evw. & H.' ihre nächste Verwandte und Nachkomme. Ich habe Ge- ! LONsDALE, „Silur. Syst“ p. 687, PI.XVI bis Fig. 12; Eow. & H., „Brit, Foss. Cor.“ p. 253, Pl. LVII, Fig. 7; NicHorLson & ETHERIDGE, „Girvan“ III p. 253. E Palaeontographica. Bd. XLVI. 5} legenheit gehabt, ein Exemplar? aus Gotland, das im Aeussern ganz genau mit der Beschreibung und Abbildung von M. EpwArps & Haımz übereinstimmt, zu untersuchen und konnte mit aller Bestimmt- heit konstatiren (Taf. V, Fig. 7—S), dass der centrale Theil („schaumiges Wesen“ QUENSTEDT) ganz wie bei der hier besprochenen Plasmopora gebaut ist, während die Randzone aus einer stereoplasma- tischen, in feine Säulchen getheilten Bildung besteht. Die fast senkrecht gegen die beiden Ober- flächen verlaufenden Thekalröhren sind noch fast ohne Stereoplasmaausfüllung; auf der Basis einer abgebrochenen Erhöhung, wo wahrscheinlich lebhaftes Wachsthum vorging, konnte ich auch eine ganz dünne Stereoplasmazone beobachten. Der Unterschied von unserer Form beruht in der Gestalt des Stockes, in der noch kräftigeren (bis über 3 mm dicken) Stereoplasmabildung und in dem Umstand, dass die Endothekalröhren nicht ganz ausgefüllt werden. Weiter sind in der Centralzone die Thekalröhren kleiner (1 mm) und mit ganz glatter Mauer versehen. QUENSTEDT ist der erste, der auf diesen centralen Theil aufmerksam gemacht hat, ohne den- selben aber zu erklären; er bemerkt ganz richtig, dass diese Form kein ächter Zelkolites ist und stellt für sie die Gattung Diploöpora auf. Wenxzen hat sie in letzter Zeit wieder aufgefrischt und auf Quenstepr’s Abbildung hinweisend folgende Diagnose? aufgestellt: „Der baumförmig verzweigte Korallenstock besteht aus flach zusammengedrückten Aesten, welche auf beiden Seiten Kelche tragen. Stamm und Aeste bestehen aus zwei Platten (laminae), die in der Mitte durch lockere, undeutlich röhrige, einer Diploi gleichenden Masse getrennt werden. Coenenchym röhrig.“ Nach (der obigen Darstellung des Baues von Plasmopora ramosa nov. sp. und Grayi Eow. & H. ist es klar, dass diese Diagnose falsch ist, und es scheint natürlich, die ganze Gattung fallen zu lassen; denn wenn man bedenkt, dass die ganze innere Zone und auch die äussere, wo das Wachs- thum vor sich geht, vollständig wie bei typischen Plasmoporen gebaut ist, so kann man auf die Er- scheinung, dass die unteren Theile des Weichkörpers als Abschliessung ihrer Skeletausscheidung eine Stereoplasmamasse‘ ablagern, nicht viel Gewicht legen, um so weniger, als diese Form mit mehreren typischen Plasmoporen, welche diese Figenthümlichkeit nicht zeigen, sehr nahe verwandt ist, ja die Uebereinstimmung mit Plasmopora parvotubulata nov. sp. so gross ist, dass ich glaube mit Recht an- nehmen zu können, dass sie sich von dieser oder einer dieser nahestehenden Form abgezweigt hat. Ich muss zum Schlusse bemerken, dass die von NıcHonson* als Helolites Grayi Evw. & H. beschriebene untersilurische Form nichts mit unserer obersilurischen Art zu thun hat. Geologische und geographische Verbreitung. Nicht selten im Gasteropodenkalk 5 a auf Stavnaestangen und auf Frognö, Tyrifjord. Die nahestehende Plasmopora Grayi Epw. & HaımE kommt im Wenlock sowohl in England als auf Gotland vor. Plasmoporella nov. gen. Die Thekalröhren werden gewöhnlich von vollkommen isolirten Septalleisten begrenzt, zwischen welchen sich die Endothek direkt an die Exothek inserirt; zuweilen schalten sich trabekuläre Gebilde " Epwaros & Haıne, „Brit. Foss. Cor.“ p. 252, Pl. LVII, Fig. 1; Quexsreor, Petrefaetenkunde Deutschl., Bd. VI. p. 147, Pl. 149, Fig. 2—4; Wexzet, „Anthozoa tabulata“ p. 30. ° Das Exemplar befindet sich im Münchener Museum. ° Wenzer, ‚‚Anthozoa tabulata“ p. 30. * NıcHorson & ETBERIDGE, „Girvan“ I. p. 58, Pl. IV, Fig. 4—4a, Pl. V, Fie. 1. zwischen den Septalleisten ein, die fast eine geschlossene Wand bilden können, doch bleiben diese Gebilde stets gegen einander abgegrenzt. Die Endothek besteht aus hoch glockenförmigen Böden oder ist blasig und alsdann der Exothek sehr ähnlich. Exothekale Septalelemente sind ziemlich spärlich vorhanden und nur als Stäbchen (Trabekel), nie als Lamellen entwickelt. Der sonstige Bau stimmt sanz mit Plasmopora überein. Nach ihrem ganzen Bau muss diese Gattung entschieden zu den Plasmoporinae gestellt werden. Der Umstand aber, dass die Wand aus einzelnen, nicht aneinander stossenden Septalleisten besteht, bildet ein so eigenthümliches und für die Erklärung der systematischen Stellung der ganzen Gruppe so wichtiges Merkmal, dass die Begründung einer neuen Gattung hierauf wohl als berechtigt gelten muss. Auch erlaubt die ausserordentliche Feinheit der Exothek in Verbindung mit der eigenthümlichen Form der Endothek keine nähere Zusammenstellung mit einer der mir bekannten Plasmoporinen und bestätigt dadurch die mehr gesonderte Stellung der neuen Formen. Schwieriger ist die Frage. ob der Wandbau einen primären oder sekundären Charakter dar- stellt. Ich habe schon gezeigt, dass bei Plasmopora stellata, nov. Sp.. deren wahrscheinliche Vorfahren und Nachkommen sicherlich eine geschlossene Thekalwand gehabt haben, eine Art Auflösung der Wand eintritt, obwohl dieser Vorgang nicht weiter durchgeführt wird. Man könnte desshalb mit gewissem Recht auch für Plasmoporella eine Abstammung von Formen mit vollständiger Mauer annehmen, und in diesem Fall dann in der »ar. vesieulosa einen Rückschlag zum ursprünglichen Typus sehen. Diese Erklärung scheint mir jedoch unwahrscheinlich. Die zwei Fälle sind nämlich nicht ganz homolog; bei der genannten Plasmopora stellata, nov. sp. stossen die einzelnen Septalelemente der Mauer direkt aneinander, ihre Trennungslinien sind aber gewöhnlich deutlich sichtbar, was vielleicht theilweise durch ihren Erhaltungszustand verursacht wird. Bei der Hauptform von Plasmoporella stehen dagegen die einzelnen Septalleisten ganz frei und isolirt, indem die interseptalen Trabekel, die sich bei der (var.) vesieulosa unregelmässig eingeschaltet haben, vollständig fehlen. Wenn man weiter die thatsächliche Entwickelung des exothekalen Septalaparates bei (den Plasmoporinen bedenkt, so glaube ich mit grösserem Rechte die Hauptform, bei welcher der Septalapparat so einfach als möglich gebaut ist, für eine ursprünglichere, die Varietät dagegen für eine mehr spezialisirte Form erklären zu können. 1. Plasmoporella convexotabulata nov. Sp. - Forma typiea. (Taf. V, Fig. 9—11.) Der Stock ist kuchenförmig, mehr oder weniger gewölbt, oft eine sehr beträchtliche Grösse erreichend (der grösste ist ca. 12 cm hoch bei einem Durchmesser von ca. 40 em und ist unten mit kräftigen Anwachswülsten versehen). Die Thekalröhren zeigen sich auf erhaltener Oberfläche als kleine Kreise von 12 Warzen; sie sind ca. 2 mm breit (bei einem Exemplar nur 1,5 mm) und von 12 vollkommen isolirten Septalleisten begrenzt: diese sind radial verlängert, nach dem Kelchinnern zugespitzt, nach aussen mehr abgerundet und in dieser Riehtung ein klein wenig- verlängert; die Länge der Leisten beträgt ca. 0,3 mm, die Breite ca. 0,16 mm und der Abstand zwischen den einzelnen ca. 0,25. Die Thekalröhren stehen 0,5 bis 2, durchschnittlich 1 mm von einander entfernt. Die Böden sind gewöhnlich in ihren centralen Theilen hoch glockenförmig, und erscheinen, da der Abstand zwischen denselben (ca. 0,5 mm) kleiner ist als die Höhe der Wölbung, in einander eingestülpt, so dass in einem (uerschliff ein oder zwei geschnitten werden. Es kommt jedoch häufig vor, dass die einzelnen Böden sich nicht vollständig über die Thekalröhren erstrecken, sondern sich an den vorletzten anheften; hiedurch entwickeln sich längere Strecken von blasenartigen Böden; doch haben sie stets eine entschiedene Tendenz, sich auf- zuwölben. Die Exothek ist ungewöhnlich feinblasig. In einem Längsschliff zählt man durchschnittlich 14 (10—18) Blasen auf einen Jmm; die Blasen sind regelmässig und stark convex. Zwischen den Septalleisten sind sie besonders regelmässig übereinander gestellt, noch höher als anderwärts (man sieht hier oft fast kreisförmige Blasendurchschnitte), und bilden auf diese Weise eine scharfe Begren- zung der Thekalröhren. Exothekale Septalelemente sind ziemlich reichlich vorhanden, besonders bei den im krystallinischen Korallenkalk vorkommenden Exemplaren. Geologische und geographische Verbreitung. Im Gastropodenkalk (5 a) auf Stavnaes- tangen, Ringerike, ist diese Form ziemlich häufig, besonders in einem bestimmten Niveau im mitt- leren Theil der Schichtfolge, wo sie massenhaft und in mächtigen Stöcken auftritt. Im oberen Theil des Gastropodenkalkes auf Vestre Svartö habe ich sie nicht gefunden. Auch ein Fragment dieser Form aus Herö bei Porsgrund liegt vor (BrösgEr). Höher kommt sie im krystallinischen Korallen- kalk (5b) auf Östre Svartö reichlich vor und erscheint hier fast unverändert, nur mit etwas reich- licheren exothekalen Septalelementen. 2. Plasmoporella convexotabulata, var. vesiculosa. (Taf. VI, Fig. 1—2.) Diese Varietät tritt in kleineren Stöcken von flach kuchenförmiger Gestalt auf; der grösste ist 3,3 cm diek und ca 10 >< 12 em im Durchmesser. Eine Epithek wurde mehrmals beobachtet. Die Thekalvöhren sind ca. 1,4—1,7 mm breit, die Septalleisten etwas unregelmässig geformt und zuweilen zu einer geschlossenen Wand zusammengefügt, indem sich kleinere, trabekuläre Gebilde - einschieben. An Kelchen mit diesem Bau findet man alle Uebergänge zu solchen mit vollständig iso- lirten Septalleisten, die jedoch dichter gedrängt stehen als bei der typischen Form. Auch wenn eine geschlossene Thekalröhre vorkommt, sind immer die Grenzen zwischen den einzelnen Theilen der Mauer sehr deutlich. Die Böden sind nie hoch glockenförmig gewölbt; sie stehen enger beisammen als bei der Hauptform. Ab und zu sind sie vollständig und dann concav, sehr selten convex; am häufigsten sind sie jedoch blasig und zwar in dem Maasse, dass sie denselben Eindruck wie die Exothek machen, nur sind sie nicht so dicht gedrängt und so stark convex wie die Exothekalblasen. Auf 1 mm Länge zählt man durchschnittlich S—10 Blasen. Die Exothek ist noch feiner als bei der Hauptform (20—30 Blasen auf 1 mm) und besteht aus etwas unregelmässigeren und weniger convexen Blasen als bei dieser. In den Exemplaren mit blasiger Endothek ist die Grenze zwischen Endothek und Exothek fast verwischt; wenn der Längsschliff dann zwischen die Septalleisten fällt, so sieht man nur da, wo die Thekalröhren getroffen sind, etwas grössere Blasen. Mehrmals habe ich beobachtet, dass die Septalleisten etwas ausserhalb der Grenze zwischen innerer und äusserer Blasenzone stehen. Exothekale Septalelemente sind sehr sparsam entwickelt. Untersuchte Stöcke: 7, os I Systematische Bemerkungen. Diese Form unterscheidet sich von der Hauptform haupt- sächlich durch die andersartige Entwicklung der Endothek, die feinere Exothek und den Anfang zur Bildung einer geschlossenen Mauer. Da sie mit dieser zusammen vorkommt und ich mehrere Zwischen- formen gefunden habe, so kann ich sie nur als Varietät betrachten. Geologische und geographische Verbreitung. Häufig im Gastropodenkalk (5a) auf Stavnaestangen. Nicholsonia nov. gen. Diese neue Gattung habe ich nach Herrn Prof. St. A. Nıcmotson, dem ausgezeichneten For- scher palaeozoischer Korallen, genannt; sie zeichnet sich durch folgende Charactere aus: Die Mauer und die Septen sind wie bei Plasmopora gebaut, indem die erstere sich interseptal in 12 Erhöhungen (Zacken) erhebt und die letzteren aus isolirten Septaldornen aufgebaut sind. Die Exothek ist Heliolites-ähnlich und besteht aus unregelmässigen, jedoch oft unvollständigen Röhren, die n besonders in den Ecken zwischen je 3 Thekalröhren sogar fehlen können. £ Nicholsonia megastoma Me (oy. (Taf. VI, Fig. s—9, Taf. VII, Fig. 1—2.) 1846. Porites megastoma M’Coy, Silur foss. of Irel. p. 62, Pl. IV, Fig. 19. (Nach M. Edw. & H.) 1851. Palaeopora megastoma M’Coy, Brit. Palaeoz. Foss. p. 16, Pl. Ic, Fig. 4—4b. 1854. Heliolites = pars, M. Epwaros & Harue, Brit. foss. Corals, p. 251, Tab. 58, Fig. 2 c—d. 1880. 5 er pars, NıcHotLson & ETHERIDGE, „Girvan“ III, p. 247. 1895. 2 E Wesxzet, Anthozoa tabulata, p. 508. 1896. x 2 Sırpeson, Bezieh. d. foss. Tabul. z. d. Aleyonarien, p. 270. Der Stock ist mehr oder weniger kugelig, oft unregelmässig; der grösste, den ich gesehen habe, befindet sich im Provinzialmuseum in Reyal und war gewölbt mit knolliger Oberfläche, 15 cm breit und 9 cm hoch. Die Thekalröhren haben einen Durchmesser von 1,5—2 mm und ragen deutlich über die Exo- thek hervor. Die Mauer ist auf gut erhaltener Oberfläche mit 12zackigem Rand versehen und erscheint deutlich eingekerbt; die Einkerbungen setzen sich als anscheinend kurze Septen fort. Der Abstand zwischen den Thekalröhren ist klein; einige berühren sich, während andere bis zu der Hälfte des Thekaldurchmessers von einander entfernt sind. Die Exothek ist meistens unregelmässig röhrig ent- wickelt und die Exothekallamellen gehen von der Mauer interseptal aus. Oft sieht man, dass sie un- vollständig sind, besonders wenn der Abstand zwischen den Röhren grösser ist. Im Schliff sieht man die stark, aber nicht ganz regelmässig eingekerbte Mauer; am eigen- thümlichsten und interessantesten verhält sich der Bau der Septen; diese sind nämlich nicht, wie man aus der Exothek vermuthen könnte, lamellär, sondern vollständig wie bei Plasmopor« aus isolirten Septaldornen oder Trabekeln aufgebaut. Im Querschliff sieht man bis zu der Mitte der Thekalröhren eine Menge solcher geschnittener Dornen; diese sind, wie die Längsschliffe schön zeigen, nicht sehr dieht gedrängt und laufen schief nach oben bis zum Centrum. Der Winkel mit der Längenachse der Röhren beträgt ca. 35°, in der Mitte etwas weniger. Die Böden sind gewöhnlich etwas convex, oft vollständig glockenförmig; ihr Abstand schwankt zwischen 0,5 und 0,9 mm. In den Schliffen ist die eigenthümliche Exothek noch besser als auf gut erhaltener Oberfläche zu studiren. Die Exothekal- lamellen heften sich zwischen den Septaldornenreihen an, oft sieht man sogar zwei Lamellen zwischen zwei von diesen inserirt. Sie schliessen unregelmässig geformte Röhren ein, die oft streckenweise in- einanderfliessen, also unvollständig sind. Oefters sieht man auch, dass die Exothekallamellen, selbst wenn die Thekalröhren dicht gedrängt stehen, sehr schnell aufhören, ohne sich mit den Lamellen der benachbarten Röhre zu vereinigen. Wenn der Abstand zwischen den Thekalröhren grösser wird, ist die Exothek im der Ecke zwischen drei Röhren besonders unvollständig; häufig sind hier in der Mitte nur geschnittene Stäbchen oder ganz kurze, isolirte Lamellen zu sehen. Solche isolirte exothekale Septalelemente als die ersten Anfänge zu Wände geschlossener Exothekalmauern kann man auch sonst häufig beobachten. Die Böden der exothekalen Röhren sind etwas dichter gestellt als in den thekalen und stehen ungefähr in gleicher Höhe. Im Längsschliff sieht man desshalb schwache wellig verlaufende Dissepimentlinien von Kelchröhre zu Kelchröhre verlaufen. Untersuchte Stöcke: 4. Systematische Bemerkungen. M’Coy stellte Porites megastoma nach untersilurischen Exemplaren von Coniston limestone im Lake Distrikt und Bala limestone in North Wales auf. Von M. Epwarnps & Haımz wurde dann diese untersilurische Form mit einer obersilurischen zusammen- geworfen und die Beschreibung nach der letzteren abgefasst. Erst NıcHoLson hat hierauf aufmerksam gemacht und auf den grossen Unterschied im Septalbau hingewiesen; er sagt ausdrücklich, dass die untersilurischen Fxemplare von megastoma aus CGoniston limestone, die er untersucht habe, stark ent- wickelte und dornenförmige Septen besitzen. Im Gegensatz hierzu meint Lınpströum!, dass die von Epwarps & Hamız abgebildeten Exemplare aus Coniston und auch M'Coy's Originalexemplare zu Heliolites interstinctus Lins. gehören. Ich halte Nıcmorson's Auffassung für die richtige und werde auch darauf aufmerksam machen, dass man auf M. Epwarp’s & Hamme’s Abbildung, die einen Abdruck (cast) der Oberfläche darstellt, deutliche Spuren von dornenförmigen Septen in den Kelchröhren sehen kann. Wexzer hat dann in Uebereinstimmung mit NıcHorLson einen neuen Namen (bohemicus) für die obersilurische vorgeschlagen und den Namen megastoma der untersilurischen gelassen. Ich stimme damit vollkommen überein. Eine ganz sichere Identifizirung der hier beschriebenen Form mit der ur- sprünglich von 'M’Coy gemeinten ist wohl zur Zeit nicht möglich. Ich glaube jedoch, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach das Richtige getroffen habe. Von grösster Wichtigkeit ist die schon oben eitirte Bemerkung von NicHoLson, wenn man, wie ich glaube, aus seiner Beschreibung herleiten kann, dass die Exothek Helolites-ähnlich, also röhrig ist; denn wenn das nicht der Fall wäre, hätte er es gewiss mitgetheilt. Ferner der Umstand, dass megastoma M’Coy in England aus einem Niveau stammt, das faunistisch sehr übereinstimmend mit F.1 in Esthland entwickelt: ist. Aus meiner Beschreibung dieser Form geht es wohl zur Evidenz hervor, dass sie nicht zum Genus Heliolites gestellt werden kann; ein Hauptmerkmal dieser Gattung ist ja die lamelläre Ent- wicklung der Septen. Auf der anderen Seite verbietet die röhrig entwickelte Exothek eine Vereini- gung mit Plasmopora, mit welcher der Septalbau übereinstimmt. Nach meiner Meinung nimmt sie gerade eine Mittelstellung zwischen diesen beiden Gruppen ein. Es wäre desshalb ziemlich gleich- gültig, ob man diese neue Gattung zu den Plasmoporinen oder den Heliolitinen stellte. Ich halte es jedoch für natürlicher, sie bei den ersteren unterzubringen. Die Plasmoporinen bilden den Grund- stamm, aus welchem sich, wie ich glaube, die Heliolitinen auf verschiedenen Wegen entwickelt haben. Obwohl ich Heliolites in dieser Weise als eine polyphyletische Gattung betrachte, sind doch als End- resultat der verschiedenen Entwicklungsreihen die Merkmale in dieser sehr constant. Gerade das ! RıcHTHoren, China, IV, p. 54 u. 57. Entgegengesetzte ist bei den Plasmoporinen der Fall. Wir finden in dieser Gruppe alle Merkmale in grosser Variation und rascher Entwicklung begriffen. Bald in der einen, bald in einer anderen Entwicklungsreihe sehen wir Heliolites-ähnliche Charactere sich ausbilden, ohne dass es immer möglich ist zu sagen, ob diese Reihen sich wirklich immer zu typisch entwickelten Heliolitinen ausgebildet haben. So auch hier. Ich kenne keine obersilurische ZHeliolites- Art, die ich als Nachkommen von Nicholsonia megastoma M’Coy betrachten kann. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass diese Ent- wieklungsreihe sich nicht weiter fortgesetzt hat. Dagegen ist es leichter, ihre wahrschemliche Ab- stammung zu bestimmen. Meiner Ansicht nach kann man diese Form ganz natürlich von Plasmopora conferta herleiten. Der Wandbau und die Entwickelung der Septen ist bei beiden sehr ähnlich. Durch die reiche Ent- wickelung von exothekalen Septalelementen, die sich oft in der Form von ganz kurzen Lamellen in verschiedener Anordnung an der Mauer inseriren, ist bei P7. conferta die Tendenz zur Bildung einer röhrigen Exothek angegeben. Es ist dies eine frühere und raschere Entwickelung in derselben Rich- tung, aber in etwas anderer Weise als diejenige, welche sich in einer späteren Zeit (im oberen Ober- silur) bei Pl. petaliformis vollzieht. Geologische und geographische Verbreitung. In Esthland scheint diese Form auf die Zone F.1 beschränkt zu sein; sie ist mir aus folgenden Lokalitäten bekannt: Kirna, Piersal, Soida, Hohenholm, Worms. In England wurde sie von M’Coy aus Coniston in Lake Distrikt und Bala in North Wales beschrieben: wahrscheinlich ist sie unter verschiedenen Namen in den neueren Fossilien- listen aus gleichalterigen Niveaus daselbst verborgen. In Norwegen wurde sie bis jetzt nicht gefunden. Unterfamilie V: Heliolitinae. Heliolites Dana. 18346. Heliolites Dasa, Zoophytes, p. 541. 1595. Stelliporella Weszer, Zoantharia tabulata, p. 27. 1. Heliolites parvistella F. Römer. (Taf. VII, Fig. 6—8.) 1861, Heliolites parvistella F. Röm., Die foss. Fauna der silur, Diluv.-Geschiebe von Sadewitz, p. 25, Pl. IV. Fig. 6—6b. 1880. „ , NıcHöLsoNn & ETHERIDGE, „Girvan“ III, p. 247. 1882, zs + F. Rösr., Lethaea palaeoz., p. 506. 1895. Weszer, „Zoantharia tabulata“, p. 29. 1896. % En Sıroeson, Die Bezieh. der foss. Tabulaten zu den Aleyonarien, p. 270. Die norwegischen Stöcke sind alle kuchenförmig, der grösste ist 5 cm hoch und hat 12 X 15 cm im Flächendurchmesser. Eine Epithek wurde nicht beobachtet. Die esthnischen Stöcke bilden kugelige oder knollige Massen und erreichen noch grössere Dimensionen, BE Die Oberfläche ist an meinen norwegischen Exemplaren abgerieben; eines der esthnischen zeiet sie aber ganz gut. Die feinen Thekal- und Exothekal-Röhren sind mit ebenem scharfen Rand versehen. Die Thekalmauern sind schwach erhöht, und da auch die Kelchvertiefungen deutlich ent- wickelt sind, heben sich die Thekalröhren scharf von der Exothek ab. F. Römer’s Beschreibung! der Oberfläche bezieht sich auf verwitterte Exemplare; ich hahe solche auch in Esthland gesammelt. Die Endothekalröhren haben einen Durchmesser von ca. 0,75—0,85 mm mit stark winkelig eingekerbter Wand, die genau dieselbe Dicke wie die feinen ectothekaten Röhren hat, in Folge dessen die Thekalröhren (NB.! im Schliff) sehr wenig von ihrer Umgebung abstechen. Die Einkerbungen setzen sich als ca. 0,15 mm lange Septen fort, die dann theilweise mit der im Centrum befindlichen Columella verschmelzen. Diese ist eine deutliche Pseudocolumella, zeigt aber eine etwas verschiedene Entwickelung in verschiedenen Kelchen. Am einfachsten ist der Fall, dass 2—4 der Septen' sich stark verlängern, eines sogar bis zum entgegengesetzten Septum hinüberläuft. Es scheint, dass diese Septal- verlängerungen sich zu einzelnen Längsbalken auflösen können. Die Böden stehen sehr dicht, 0,08 bis 0,09 mm von einander entfernt und sind ziemlich stark convex. Da die Tabulae natürlich auch zwischen den Columellaleisten entwickelt sind, sieht man in Längsschliffen gewöhnlich mehrere mit Tabulae versehene Röhren; dass diese jedoch nicht geschlossene Röhren repräsentiren, wurde schon oben ausgeführt. Der Abstand zwischen den Thekalröhren schwankt zwischen 0,35—1l mm und ist im Durchschnitt 0,8 mm. Die Exothekalröhren sind sehr regelmässig 5—6eckig, ca. 0,12 mm breit und in Abständen von 0,09 —0,12 mm mit regelmässigen, schwach concaven Böden versehen; sie ver- mehren sich durch Theilung. Untersuchte Stöcke: 8. Systematische Bemerkungen. WENZEL? erwähnt diese Form und sagt, dass neue Unter- suchungen vielleicht zeigen werden, dass eine röhrige Pseudocolumella vorhanden ist; in diesem Fall wäre sie als eine Siellöporella, WExz. anzusehen. Es lässt sich nun nicht leugnen, dass Heliolites parvistella, F. Röm. mit Stelliporella Tamellata, Wxnz. nahe verwandt ist. Das geht deutlich hervor aus den feinen regelmässigen Exothekalröhren, den stark eingekerbten Wänden der Endothekalröhren und dem ungewöhnlich kräftigen Septalapparat, alles Merkmale, die beiden gemein sind. Der Unterschied besteht darin, dass bei dem untersilurischen H. parvistella F. Röm. die Fxothekalröhren noch viel feiner sind, die Thekalröhren sich viel weniger von der Exothek abheben und die Golumella nicht röhrig ausgebildet ist. Man könnte desshalb mit Recht beide in eine gemeinsame Gattung stellen; ich habe sie je- doch unter Heliolites stehen lassen, weil mir WEnzEL’s neue Gattung wenig glücklich characterisirt zu sein scheint. Stelliporella ist nach WENZEL? durch folgende Merkmale ausgezeichnet: 1. Die Septen vereinigen sich im Centrum zu einer röhrigen Pseudocolumella, die den Bau der Coenenchymröhren wiederholt. 2. Die Septen sind mit synaptikulären Gebilden versehen. 3. Die Exothekalröhren vermehren sich durch Zwischenknospung. ! F. Römer, „Sadewitz“, p. 25. ” „Anthozoa tabulata“, p. 29. ” „Anthozoa tabulata“, p 27. BA Die Pseudocolumella ist wichtig für eine richtige Auffassung der Organisation der Helio- liten; grössere systematische Bedeutung können wir ihr dagegen nicht beilegen. Man muss sich er- innern, wie überaus variabel die Columellarbildung bei vielen Korallen ist; bei Heliolites findet man in dieser Beziehung alle Uebergänge von kurzen Septalleisten zu stark entwickelter Columella. Vel. z. B. diejenigen Formen, die Nıc#orson in „Girvan“ III! als Varietäten von Heliolites interstinctus, . Lm. beschreibt: Fig. 2b zeigt hier eine schöne, röhrige Pseudocolumella und repräsentirt sicherlich Wexzen's Stelliporella lamellata, während Fig. 1a und 2 Formen mit fast rudimentären Columellen darstellen. Ich habe Gelegenheit gehabt, mehrere Stöcke von Wexzer's Art aus Kozel zu unter- suchen und konnte bei diesen beobachten, dass die Entwicklung der Columella bedeutenden Schwank- ungen unterworfen ist: bald ist sie verhältnissmässig schwach, wie im Wexzev's Abbildung”, bald so stark, dass die sanze Thekalröhre von einer röhrigen Masse ausgefüllt wird und die äusseren Inter- septalloeuli kleiner als die Exothekalröhren werden. Wie man sieht, schwankt dieses Merkmal sehr bedeutend und lässt sich desshalb nicht als Genusmerkmal benützen. Was die Zwischenknospung der Exothekalröhren betrifft, so konnte ich mehrmals in meinen Präparaten der böhmischen Form mit Sicherheit gewöhnliche Theilung derselben konstatiren, während die Stellen, wo anscheinend Zwischenknospung zu sehen war, sich leicht durch nicht ganz parallel getroffene Röhren erklären lassen. Die „synaptikulären“ Gebilde bleiben noch übrig und machen wirklich einen fremdartigen Eindruck. Wenn man sie etwas näher studirt, so sieht man leicht, dass sie von der Columellarbildung abhängig sind. In Stöcken, wo die (olumella besonders gross ist, treten sie massenhaft auf, während sie in solchen mit schwacher Columella oft schwierig nachzuweisen sind. Es sind wahrscheinlich fasci- kuläre Gebilde und können wegen ihrer grossen Variabilität ebenfalls kaum als Gattungsmerkmal gebraucht werden. Heliolites lamellatus Wexz. hat eine weite Verbreitung. In der Münchener Staatssammlung liegt ein schöner Stock von Dudley; ich selbst habe sie weit verbreitet im norwegischen Obersilur gefunden (Etage 6—9), und ein Exemplar derselben aus einem norddeutschen Diluvialgeschiebe befindet sich im Besitze des Herrn cand. med. WEBERLEIN in Greifswald. Wie ich schon bemerkt habe, ist NıcHorsox’s Heliolites interstinetus var. 3 auch hierzu zu stellen; sie kommt im Wenlock Kalk von Dornington Stoke Edith vor. Von Amerika befindet sich ebenfalls ein Exemplar, aus Louisville Kentucky (Devon), in der Münchener Staatssammlung, dasselbe lässt sich von der europäischen Form nicht unterscheiden; die amerikanische Form dürfte Romıger’s Heliolites pyriformis® vepräsentiren. Geologische und geographische Verbreitung. Im krystallinischen Korallenkalk auf Vestre Svartö ist Heliolites parwistella F. Röm. eine der häufigsten und für diese Schichten eigenthüm- lichsten Versteinerungen; anderswo habe ich sie nicht gefunden. Bis jetzt war sie nur aus Geschieben bei Sadewitz von F. Römer bekannt. Auf meiner Reise in Esthland habe ich sie weit verbreitet in F nachgewiesen, so bei Pattakomeggi, Soida und Hohenholm in Fı und auch in F». In der Münchener Staatssammlung liest ein Stück dieser Art aus Staftord, England, leider ohne nähere Angabe des Niveaus, ! Plate XVI, Fig. 1—2. : Weszet, Anthozoa tabulata, Taf. IV, Fig. 11. > RominGer, „Michigan Corals“, p. 11, Pl. I, 2. Palaeontograpbica. Bd. XLVI. 6 2. Heliolites intrieatus var. lamellosa Lixpste. (Taf. V, Fig. 13, Taf. VII, Fig. 3—5.) 1880. Heholites intricatus var. lamellosa Linpste., Fragmenta silurica, p. 32, Tab. I, Fig. 5. Der Stock hat eine charakteristische, aber variirende Form; er bildet dünne, oft weit aus- gebreitete Lamellen, deren Dicke zwischen 0,5 und 0,7 mm schwankt. Sein Flächendurchmesser kann 20 cm erreichen; gegen die Ränder zu nimmt er allmählich an Dicke ab. Oft findet man mehrere aufeinander gewachsene, lamellenartige Stöcke, die von einander durch Gesteinsmaterial geschieden sind. Selbst ganz dünne Stöcke zeigen sich im (@uerschnitt aus mehreren solchen Lamellen zu- sammengesetzt; so fand ich z. B. in einem 4 cm dicken Stock 3 verschiedene Lamellen von 1,2 bezw. 1,5 und 0,4 mm Dicke. Einer der vorliegenden Stöcke ist auf einer Stromatopora fest- gewachsen, die anderen scheinen sich frei auf dem Meeresboden ausgebreitet zu haben und werden dann natürlich beträchtlich von der Unter- lage in ihrer Form beeinflusst. Sie sind fast alle mehr oder weniger unregelmässig convex, aber mit einer entsprechenden concaven Unterseite, nur ein Exemplar hat eine convexe Unterseite mit unregelmässiger, wellenförmiger Oberseite. Einige haben eine ziemlich regelmässig elliptische Form und sind dann in ihrem äusseren Habitus den von NıcHoLson beschriebenen Pinacoporen sehr ähnlich. Die Unterseite ist immer mit einer con- centrisch gestreiften Epithek versehen. Sehr selten bildet diese Form kuchen- förmige, also nicht lamelläre Stöcke; ich habe einen solchen Stock in 5a in Asker gefunden, der mit einem wahrscheinlichen Flächendurchmesser von 12 cm in der Mitte eine Höhe von 4 cm besitzt. Dieser ist somit wahrscheinlich die “= Hauptform. Fig. 10. Heliotites intricatus var. lamellosa LinpsıR. Die Thekalröhren schwanken in ihrem Durch- Ein Stock aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike. messer zwischen 0,8 und 1,5 und heben sich Ne etwas von ihrer Umgebung ab; man bemerkt oft eine allmähliche Erhöhung der letzteren gegen (die Röhren hin. Die Wand ist schwach eingekerbt, die Septen sind sehr kräftig und vereinigen sich mit der sehr voluminösen Columella, die gewöhnlich die Hälfte des Röhrendurchmessers einnimmt. Auf einer gut erhaltenen Oberfläche zeigt diese sich in den sehr seichten Kelchen als eine ganz schwache Wölbung, während die Septen schärfer hervortreten. Der Abstand zwischen den Kelchröhren beträgt durchschnittlich 1—1,5 mm. Die Exothek ist auf der ÖOberfiäche aus etwas unregelmässigen Röhren gebildet, deren Durchschnitt zwischen 0,2 und 0,5 mm schwankt (das letztere bei den mit 1,5 mm breiten Thekalröhren verselienen Stöcken). ak —ı Ss Die Oberfläche des Stockes stimmt also mit Lınosrröm’s Beschreibung gut überein und hat das normale Aussehen derjenigen von Heliolites; um so mehr wird man überrascht von den Dünn- schliffen. Es ist nämlich eine enorme Verdickung des ganzen Skeletes eingetreten, die oft zur voll- ständigen Verschliessung der Röhren führen kann. Auf einem Längsschliff sieht man dann gewöhnlich sehr regelmässige Säulchen dieht aneinander gelagert, die auf der Oberfläche in feine Spitzen aus- laufen, welche die hier noch dünnen Wände der Exothekalröhren darstellen. Auf dem entsprechenden Querschliff sieht man nur, wenn dieser ganz nahe der Oberfläche gelegt ist, noch offene Röhren und Septalräume zwischen den schon verdichteten Wänden und Septen; weiter nach unten sind alle Hohl- räume vollständig ausgefüllt. In anderen Stöcken ist dieser Prozess nicht so weit vorgeschritten; viele Röhren sind auf lange Strecken offen und noch mit deutlichen, etwas unregelmässigen Böden versehen, ebenso die Interseptalräume. | Ich fasse diese Ausfüllungsbildung als eine Stereoplasmaablagerung auf, die gewöhnlich so voll- ständig ist, dass die Bödenbildung gänzlich ersetzt wird, ohne dass jedoch die ursprüngliche Bauart der Korallen mit Exothekalröhren. Septen ete. aufgehoben wurde. Eine (nachträgliche?) Veränderung kann dadurch eintreten, dass das ganze verdickte Skelet in etwas unregelmässige Kalkprismen zerfällt; man sieht dann in Schliffen sehr wenig von der ursprüng- lichen Struetur. Wenn die Oberfläche gut erhalten ist, wie auf vielen der obersilurischen Exemplare, zeigt die Columella eine fein papilläre Seulptur: im Schliff hat sie dann auch einen ausgesprochen trabekulären Bau mit dichtgedrängten, trabekelähnlichen Gebilden, die gewöhnlich eine vollkommen dichte Masse bilden. Untersuchte Stöcke: 10. Systematische Bemerkungen. Obwohl Lixvsrröm den inneren Bau von Heliolites intri- catus var. lamellosa nicht beschreibt, muss ich doch vorläufig meine Form mit dieser vereinigen, da die Beschreibung des Aeusseren vollkommen übereinstimmt, und da die von Liwpsrröm beschriebene Form in entsprechenden Ablagerungen in Dalarne, im Leptaenakalk, vorkommt. NıcHorson beschreibt in seiner wichtigen Arbeit über Girvan Heliolites foliaceus', der in Stockbildung, Grösse der Thekalröhren und Verdickung der Wände mit unserer Form sehr gut über- einstimmt; nur sind die Septen verhältnissmässig kurz und bilden keine Pseudocolumella, auch ist die Wandverdickung nicht ganz so weit vorgerückt. H. foliaceus ist eine obersilurische Form aus dem Öberen Llandovery von Woodland Point. In seinen „Zoantharia tabulata* stellt Wexzei eine neue Gattung Pachycanalieula für Helio- liten mit verdiekten Wänden auf?. Als Typus wird Hel. Barrandei R. Hoerrnes aus dem Unterdevon der Ostalpen aufgeführt. Bei dieser und der nahestehenden Form Hel. vesiculosa PENNECKE’ sind die Wände beträchtlich verdickt, doch lange nicht so stark wie bei den silurischen Formen; weiter sind die Septen kurze Längsleisten, die an ihren freien Rändern schräg nach oben gerichtete, am distalen Ende schwach kolbig verdiekte Dornen besitzen; die Böden sind sowohl in den 'Thekalröhren als den Exothekalröhren horizontal oder blasenartig entwickelt. Beide Arten bilden massige Stöcke. Wenn wir vom ganzen Bautypus, der mit Heliolites übereinstimmt, absehen, so müssen wir bekennen. (dass die silurischen Formen mit den devonischen ausser der Wandverdickung nichts semein haben. 1 NıcHotson & Ere., „Girvan“, Bd. III, p. 261, Pl. XVI, Fig. 6 und Pl. XVII, Fig. 1—-1b. 2 Wexzer, Zur Kenntniss d. Zoanth. tabulata, p. 27. 3 Ppysecke, Ueber die Fauna und Alter einiger palaeoz. Korallenriffe der Ostalpen (Zeitschr. d. D. Geol. G. 1887 p. 272, Tab. XX, Fig. 4—5.) ON Ag Der ganze Septalapparat ist total verschieden, ebenso die Stockbildung. Wir haben desshalb keinen Grund, anzunehmen, dass diese Formen einen gemeinsamen Ursprung haben, und können die silurischen nicht m Wexzev's Gattung einreihen. Diese ist lediglich auf Grund der Septaldornen auf- recht zu halten; ähnliche treten auch bei Prohel. dubius auf, obwohl beide Arten in gar keiner näheren Verwandtschaftsbeziehung stehen. Geologische und geographische Verbreitung. Kommt im Gastropodenkalk (5 a) sehr häufig vor. In Schweden ist er in dem mit dem Gastropodenkalk gleichalterigen Leptaenakalk gefunden worden und soll nach Linpström auch im Obersilur auf Gotland vorkommen, wird aber nicht in der „List of fossil Faunas of Sweden“ (1888) erwähnt. Nach Anpersson! ist er auch für den Kalkstein mit Zeptaena Schmidtii auf Oeland charakteristisch. Im Provinzialmuseum in Reval lagen Stöcke dieser Art von Hohenholm und Lyckholm, Fı; sie kommt also auch im esthnischen Silur vor. Im norwegischen Obersilur ist Hel. intricatus sehr verbreitet in Asker in der Etage 6, scheint aber nicht höher zu gehen; eigenthümlicherweise ist mir diese Form aus anderen Lokalitäten in der Etage 6 nicht zu Gesicht gekommen. ‘ Anpersson, Ueber Blöcke aus d. jüngeren Untersilur, auf d. Insel Oeland vorkommend (Oefvers. af K. Vet. Akad. Förh. 1893, Nr. 8), p. 538. Allgemeine Sehlussfolgerungen. Die systematische Stellung der Heliolitidae. Die Heliolitiden treten in den von mir untersuchten Ablagerungen in so vielen schön erhal- tenen Formen auf und gewähren so mancherlei Aufschlüsse über ihre Organisation und systematische Stellung, dass wir diesen allgemeinen Fragen etwas näher treten wollen. Es hätte keinen Zweck, eine ausführlichere Erörterung aller hierüber ausgesprochenen Auf- fassungen zu geben‘, Ich will nur die in der Neuzeit vertretenen kurz anführen. Am meisten ver- breitet ist die von NıcHorson wissenschaftlich begründete Auffassung, wonach die Heliolitiden den Helioporen nahe verwandt und wie diese letzteren zu den Octokorallen zu stellen seien. Schon im Jahre 1745 hatte Lıysaeus Heliolites als Millepora® (diese wurde früher allgemein mit Heliopora zusammengestellt), Braımsvitte 1830 als Heliopora beschrieben, und diesen Autoren haben sich später Dana, Harr, M. Enwarnps & Hamme, EıcawauLp, BRONN, ROMINGER, NICHOLSON, MOSELEY, QUENSTEDT und Zırreu angeschlossen. SarDEson® hat diese Anschauung eingehend zu begründen versucht und von Heliolites — Heliopora ausgehend alle Tabulaten als Aleyonarier erklärt; ja damit noch nicht zufrieden, sogar für alle ausgestorbenen Tabulaten Nachkommen in den recenten, meistens skeletlosen oder mit isolirten Kalkspieulis versehenen Alecyonarienfamilien gefunden! Dieser Auffassung stehen zwei andere gegenüber; nach der einen, die von LinDström vertreten ist, bilden die Heliolitiden eine alte Familie der Hexakorallen, die zu den Halysitiden und Theciiden Beziehungen haben und von recenten Formen den Pocilloporen am nächsten stehen; nach der anderen haben sie weder mit den Helioporen noch mit den Hexakorallen Verwandtschaft, sondern bilden in der Gruppe der Tabulaten eine ganz isolirte Familie. Diese letztere Anscnauung wird von F. Römer, NEUMAYR und neuerdings von WEISSERMEL und WENZEL verfochten. Die Nıchorson-Sarpesox’sche Auffassung beruht hauptsächlich auf der grossen äusseren Ueber- einstimmung* von Heliopora und Heliolites und auf der beiden gemeinsamen Coenenchymknospung, lässt sich aber nur schwer auf die besonders in untersilurischen Ablagerungen häufig auftretende Stammgruppe der Plasmoporinen anwenden. Der Dimorphismus des Heliolitenstockes, der von NıcHon- sox sehr bestimmt behauptet wurde, kann jetzt nicht mehr aufrecht erhalten werden; denn dagegen ! Quessteor giebt in der Petrefactenkunde Deutschlands Bd. VI. Korallen p. 125 eine interessante Zusammen- stellung der älteren Ansichten. 2 Lrssaevus, Corallia baltica p. 30, No. XII, F. XXIV. Lisoström, On the „Corallia baltica“ of Lınnawus Oefvers. K. Vet. Akad. Förh. 1895, Nr. 4, p. 636. ® Deb. d. Bezieh. d. foss. Tabulaten zu den Alcyonarien (N. Jahrb. f. Min. Beilageband X, 1896), p. 249. * Die von F. Röuer ausgesprochene Ansicht, dass das Skelet bei Heliopor«a perforirt sei, beruht auf einem vollständigen Missverständniss des Moseurv’schen Textes. Sie ist leider nach F. Römer in mehrere neuere Arbeiten übergegangen, obwohl sie neuerdings von Wexzer corrigirt wurde, N spricht der Bau von Hel. lamellata Wexzen'" und noch mehr derjenige von Plasmoporella con- vexotabulata nov. Sp., bei welcher die Wände nur aus isolirten Septallamellen bestehen, und in Folge dessen die inneren Tabulae zwischen diesen mit dem äusseren Blasengewebe direkt sich verbinden. Diese Frage spielt hier allerdings keine besondere Rolle, da nach den neuen Untersuchungen von Bourne? auch Heliopora keine dimorphen Individuen hervorbringt; Moserey's diesbezügliche Behaup- tung war nur eine Hypothese, für welche er keine beweiskräftigen Gründe anführen konnte. Wenn somit dieser Dimorphismus, über den so viel gestritten wurde, jetzt wohl endgültig aus der Welt geschafft ist, so scheinen mir doch die Heliolitiden in anderen Verhältnissen so viele und tiefgreifende . Eigenthümlichkeiten aufzuweisen, dass eine Verwandtschaft mit Heliopora nicht angenommen werden kann. In einer kleinen Abhandlung hat WeIsserueL°® in klarer und übersichtlicher Weise verschie- dene wichtige Gründe gegen die NICHOLSON-SARDESoN’ sche Theorie geltend gemacht. Ich kann mich in den meisten, wenn auch nicht in allen Punkten an WEIssErMEL anschliessen, dem, wie es scheint, die wichtige Arbeit von Bourye über Heliopora unbekannt war. Folgende Momente scheinen mir von besonderer Bedeutung zu sein: 1. Der mikroskopische Bau des Skeletes. 2. Die Natur der Septen. 3. Die Entwicklung des Stockes. : 4. Die Ergebnisse der phylogenetischen Entwicklung für die Entstehung und die Natur des Coenenchyms. 1. Der mikroskopische Bau des Skeletes. Das Skelet von Heliopora ist ectodermal. Das Verhalten bei den Alcyonarien ist in dieser Beziehung sehr variabel, mdem man bald ectodermale, bald mesodermale Skelete findet, bald einen Wechsel von beiden. Bei den Heliolitiden muss man mit Notwendigkeit auf ein ectodermales Skelet schliessen. In dieser Beziehung stimmen also die Zelio- poridae, Heliolitidae und alle skeletbildenden Zoantharien überein. Wir dürfen desshalb erwarten, dass viele Eigenthümlichkeiten des Zoantharienskelets sich auch bei einem ähnlich entstandenen Aleyonarien- skelet wieder finden können. Man braucht darum auch nicht in allen übereinstimmenden Merkmalen des Skeletes eine wirkliche Verwandtschaft zu sehen. Sehr charakteristisch für die recente Heliopora coerulea ist der trabekelartige Aufbau ihres Skeletes. Moseuey'’s Angaben sind von BoURNE corrigirt worden; es besteht nach diesem letzteren aus dünnen, verticalen Trabekeln oder Gebilden, die denen der Hexakorallen vollkommen ähnlich sind, und nicht, wie Moserey angiebt, aus (im Querschnitt) Y-förmigen „Rods“. Dieser Bau ist besonders in den Wachsthumszonen des Stockes zu sehen; sie wird anderswo durch Skeletver- . dickungen verwischt und verhüllt. Einen solchen Bau sieht man bei Helolites nicht; hier sind gewöhnlich die Wände und Septen nur als einförmige Lamellen entwickelt, in denen selten eine bestimmte krystallinische Streifung zu konstatiren ist. SARDESON und noch mehr WEISSERMEL erwähnen einen dunkeln Primärstreifen, den sie an einzelnen Stellen bei Heliolites porosus Gonpr. und inter- stinctus Lın. gesehen haben wolien. Auf diese offenbar überaus seltene Erscheinung (ich habe sie bei ! Wexzer, „Anthozoa tabulata“, p. 8. ? Bourne, Struct. a. Affın. of Heliopora coerulea (Philos. Trans. R. Soc. London Vol. 186 B,, p. 455—85). Abstr. Journ. R. Micro. Soc. London, 1896, I, p. 73— 75. ° Sind die Tabulaten die Vorläufer der Aleyonarien? (Z. d. D. G. Ges. 1898) p. 54—64. den zahlreichen Formen aus Norwegen, Gotland, Esthland und Böhmen niemals gefunden) möchte ich kein besonderes Gewicht legen. Wie ich in einer phylogenetischen Uebersicht der Heliolitidae zeigen werde, muss Heliolites von den Plasmoporinae abgeleitet werden. Bei diesen findet man nun sehr ver- breitet Gebilde, die ich als Trabekeln ansehe. Am schönsten sind sie bei Formen wie Pl. conferta M. Epw. &H. zu sehen; man kann hier an gut erhaltenen Exemplaren im Schliff beobachten, wie die Mauer aus einzelnen verticalen Stäbchen von hellem Kalk aufgebaut ist, in welchem die Kalkfasern steil nach oben und aussen strahlen: die Septen bestehen aus ähnlichen, meistens isolirten Stäbchen, die schräg nach oben und innen verlaufen, genau so, wie die Trabekeln in den Septen der meisten Rugosen und bei vielen jüngeren Madreporariern. Im exothekalen Gewebe finden sich zahlreiche, fast verticale, gewöhnlich ziemlich kurze Stäbchen von ähnlicher Structur; oft sind sie zu kurzen Lamellen vereinigt. Alle diese Gebilde glaube ich als trabekuläre Gebilde erklären zu können und halte sie für homolog mit den einfachen Trabekeln bei den ächten Zoantharien. Sie ragen wie diese als kleine knopfartige Erhöhungen auf der Oberfläche hervor. Bei mehreren der ältesten Plasmoporinen (Pl. primigenia Kıär, Pl. parvotubulata Kıär) scheinen sie exothekal vollkommen zu fehlen; bei anderen wie Plasmoporella und Pl. Girvanensis Nıc#. & Erm. und mehreren Formen der Pl. tubulata-Reihe sind sie exothekal nur als minimale Dörnchen, die auf den Dissepimentblasen sitzen, entwickelt, und diese sind wohl als einzelne Fascikel anzusehen. In anderen Reihen (Pl. conferta-Reihe und Pi. seita-Reihe) vereinigen sie sich zu grösseren Lamellen und können in dieser Weise ein ähnliches Coe- nenchym wie bei Heliolites bilden. In gleicher Weise muss man sich die Entstehung der Septal- lamellen bei den Heliolitinen denken: sie ist schon bei Pl. petaliformis Los. eingetreten. Ich finde demnach, dass in den zahlreichen Entwicklungsreihen von den Plasmoporinen zu den Heliolitinen ein Schwinden des trabekulären Baues eingetreten ist, also das Gegentheil von dem, was SARDESOv gemeint hat. Durch Hintansetzung der geologischen Reihenfolge dieser Formen und durch gewisse hypothetische Voraussetzungen ist er wohl zu seiner Annahme getrieben worden. Bei einer eigenthümlichen und sehr alten Heliolites-Form, H. intricatus var. lamellosa Im. ist ein gewisser trabekulärer Aufbau besonders der Columella zu sehen. Ob dies primär ist, oder erst secundär durch einen Verdickungsprozess zu Stande kam, lässt sich schwer entscheiden. Eine ähnliche Entwicklung trabekulärer Gebilde findet man besonders schön bei den Cocco- serinae. Ich kam bei der Besprechung dieser (p. 13 ff.) zu dem Resultat, dass man es hier mit Gebilden zu thun hat, die nicht den Trabekeln der ächten Madreporarier vollkommen homolog sind, glaubte aber bei der Palaeoporites-Reihe wirkliche ächte Trabekel gefunden zu haben. Wir sehen also. dass sowohl bei den Helioporiden als bei den Heliolitiden eine trabekuläre Entwicklung des Skeletes vorkommen und bei den letzteren in einzelnen Gruppen wieder verschwinden kann. Es scheint fast, als ob bei dieser alten Familie diese bei jüngeren Formen so constanten Merkmale noch keine Festigkeit erlangt haben und desshalb auch keine sonderlich grosse systematische Bedeutung beanspruchen können. Jedenfalls besitzt der trabekuläre Bau der Heliolitiden eine viel grössere Aehnlichkeit mit demjenigen der Hexakorallen als mit den Helioporiden. Das zeigt sich be- sonders in der Anordnung der Septaltrabekeln, die vollkommen mit denen der ächten Madreporarier übereinstimmen. Während ferner bei den Heliolitiden die Dissepimente, wie Blasen und Böden, in ihrem mikro- skopischen Bau vollkommen mit den entsprechenden Bildungen bei den ächten Madreporariern über- einstimmen, bestehen sie bei den Helioporiden aus demselben hellen Kalk wie die Trabekeln. Sie sind ee dick und stecken hülsenförmig ineinander. Am Rand des Coenenchymrohres biegen sie sich nach oben und gehen direkt in das Skelet über, wodurch dieses einen lamellösen Aufbau erlangen! kann. 2. Die Natur der Septen. Von besonderer Wichtigkeit ist die Auffassung der Septalleisten als Pseudosepten oder ächte Septen. Alle Zoologen, die Heliopora in neuerer Zeit studirt haben, sind darüber einig, dass die „Septen“ bei dieser in keiner Verbindung mit den Mesenterien stehen, dass sie vielmehr nur zurückgebliebene Wände der begrenzenden Coenenchymröhren darstellen. Eine bestimmte Septenzahl existirt desshalb auch nicht. Bei H. coerulea Pauz. giebt Bourne als Mittel 15 an, bei H. macrostoma Reuss finden sich bis 24. Bei den Heliolitiden, bei denen normal 12 Septen auftreten, ist ein derartiger Ursprung der Septen nicht denkbar’. Ich kann den Weısseruer’schen Ausführungen in dieser Hinsicht noch beifügen: Wie kann man bei Proheliolites dubius F. ScHm.. Plasmop. primigenia Kıär und zahlreichen anderen sowohl Plasmoporinen als Heliolitinen, bei denen die Thekalröhren dicht gedrängt stehen, behaupten, dass die Septen zurückgebliebene Wände über- wachsener Coenenchymröhren darstellen, wenn nur eine minimale Anzahl solcher auf dem von der neuen Thekalröhre eingenommenen Platz vorhanden war? Eine natürliche Erklärung hierfür bietet die Sar- peson’sche Theorie in keiner Weise. Wenn ich weiter erwähne, dass die Septen sich bei sehr alter- thümlichen Heliolitiden wie Prohel. dubius F. Schm. in einer Reihenfolge einschalten, die mit der Anlage der Mesenterien bei den Hexakorallen übereinstimmen, so scheint mir kein Grund vorhanden zu sein, dass es sich hier nicht um ächte Septen handle. Die Abhängigkeit der Septen bei Heliolites von den Wänden der begrenzenden Coenenchymröhren, die SARDESoN entdeckt hat, ist ganz interessant. Es ist dies, wie bereits WEISSERMEL bemerkt, die einzige neue Beobachtung, die er überhaupt über Heliolitiden gemacht hat. 3. Die Entwicklung des Stockes. Bourne hat dieselbe in anschaulicher Weise bei Helio- pora geschildert. „The Coenenchymal caeca are the active agents of growth and expansion, and the polyps are only secondarely formed amongst and out of these“ (Op. eit. p. 465). Ganz anders sind, wie auch WEISSERMEL®? hervorhebt, die Verhältnisse bei den Heliolitiden; bei diesen findet man nie grössere Theile des Stockes nur aus Coenenchym bestehend. Seine Aussage: „das Coenenchym habe ich stets in strengster Abhängigkeit von den Kelchen gefunden“, kann ich nur bestätigen. Der Gegensatz tritt besonders in zweigförmigen Stöcken wie bei Pl. ramosa Kıär und Palaeopora inordi- nata Loxsp. scharf hervor. Die Thekalröhren spielen hier überall die wichtigste, das Coenenchym nur eine nebensächliche Rolle. Man vergleiche nur meine Abbildung von Pl. ramosa, Taf. V, Fig. 6, mit Bourne’s Diagram. Bei mehreren Plasmoporinen, wie Pl. parvotubulata Kıär und äntercedens Kıär, - legen sich die neuen Thekalröhren dicht an die älteren an. Darin erkenne ich eine Erbschaft aus früherer Zeit, wo anstatt des Coenenchyms noch gut zu unterscheidende Dissepimentzonen ausserhalb der einzelnen Zellen vorhanden waren. Die Knospung ist ursprünglich wie bei vielen Rugosen in dieser äusseren Dissepimentzone vor sich gegangen, und erst nach und nach hat sich mit der stärkeren Entwicklung und Differenzirung des Coenenchyms dies ursprüngliche Verhalten verwischt. ' Bei Heliopora macrostoma Rzuss aus Gosau-Kreide, die ich mikroskopisch untersucht habe, ist dieser Bau in den verdickten Zonen noch mehr gesteigert; das ganze Skelet besteht aus solchen hülsenförmig ineinander gesteckten Tabulae, die in den „Trabekeln“ in einen conischen Zapfen auslaufen. : Man vergleiche damit Weıissermet, Z. d. D. G. Ges. 1898, p: 55. IE 4. Folgerungen aus der phylogenetischen Entwicklung für die Entstehung und Natur des Coenenchyms. Aus der Phylogenie der Heliotiden, die ich an einer anderen Stelle aus- führlich geschildert habe, geht wohl unzweifelhaft hervor, dass die Heliolitinen von den Plasmeporinen abstammen; sie sind die stark specialisirten Nachkommen der letzteren. Dann muss aber das Ver- halten bei den Plasmoporinen als Grundlage für die richtige Auffassung der Natur des Coenen- chyms angesehen werden. Ich gehe hier von der Auffassung Lmpström’'s aus; er hat schon 1871! die Frage in der Weise gelöst, dass das Coenenchym wie bei Arachnophyllum, Turbinaria und Smithia aus den zusammengewachsenen Rändern („Gebrämen“) der einzelnen Kelche entsteht. „Es fehlt in solchen Korallen wie den Heliolitiden eine Aussenwand, und die Bedeutung des inneren Kelches wird mit der sogenannten inneren Mauer bei Acervularia homolog.“ Diese Anschauung ist wohl vom Ver- halten der Plasmoporinen ausgegangen; bei diesen sind die zwei Dissepimentzonen noch vollkommen wie bei vielen Rugosen und jüngeren Korallen entwickelt. Gerade auf der Grenze zwischen den beiden Zonen hat sich eine secundäre. innere Mauer entwickelt, die bei der ursprünglichen Plasmoporella noch nicht zur Entwicklung gelangte. Das Coenenchym bei den Plasmoporinen repräsentirt somit die äusseren Dissepimentzonen, die durch ein Schwinden der ursprünglich vorhandenen äusseren Mauer und der peripherischen Theile der Septen zu einem einförmigen Blasengewebe umgewandelt sind. Eine analoge Entwicklung zeigen die Reihen der Acervularia — Phillipsastraea — Pachyphyllum?’. Hier zeigt sich eine ähnliche Bildung einer inneren Mauer, ein Schwinden der äusseren Mauer und eine Reduetion der Septen. Eine Zurückbildung der Mauer und Septen lässt sich z. B. auch bei Strom- bodes, Darwinia, Endophyllum, Aulastraea, Thammastraea etc. beobachten. Bei den Plasmoporinen tritt aber der eigenthümliche Fall ein, dass in diesem indifferent gewordenen Dissepiment-Coenenchym wieder Septalbildungen entstanden und zwar zuerst isolirte Faseikel und Trabekel, die sich allmählich zu verticalen Lamellen vereinigten; diese können entweder Fortsetzungen der endothekalen Septen sein oder sich zwischen diesen entwickeln, oder beide Bildunesweisen können sich combiniren (Heliolites), Hiermit wäre möglicherweise die Bildung der Wand und des Coenenchyms bei Turbinaria” zu ver- gleichen. Ist es aber wirklich nothwendig anzunehmen, dass die Stammformen der Plasmporinen eine äussere Mauer mit von dieser entspringenden Septen gehabt haben? Ich habe dies hier angenommen, weil man überall in analogen Fällen bei skeletbildenden Zoantharien findet, dass die Stammformen solche besassen. Es wäre aber durchaus nicht unmöglich, dass das Skelet der Stammformen ähnlich oder noch einfacher als bei Plasmoporella gebaut, also fast nur aus Dissepimenten ohne Septen und Mauer zusammengesetzt war. Die erste Annahme halte ich für die wahrscheinlichere. Auch bei Heliopora muss man jetzt, da die Dimorphismus-Theorie durch Bourne’s Unter- suchung den Todesstoss erhalten hat, ein Coenenchym annehmen; allein es ist in ganz anderer Weise entstanden und hat wesentlich andere Bedeutung als bei den Heliolitiden. Aus den hier angeführten Gründen kann ich eine Abstammung der Alcyonarierfamilie Helio- poridae von den Heliolitinen nicht annehmen; meiner Meinung nach ist die Aehnlichkeit nur als Con- vergenzerscheinung zu erklären. Das von WEıssermen hervorgehobene Beispiel von Oyathophora helio- litiformis, die eine überraschende Uebereinstimmung mit mehreren Heliolitinen zeigt, ohne dass an eine i Obersilur. Korallen von Tshan-Tiön (RıcarHoren, China, TV), p. 59. 2 Freou, Die Korallenfauna des Oberdevons in Deutschland (Z. d. D. g. Ges. Bd. 37, 1885), p. 44. — Wriss- ermer, Korallen der Silurgeschiebe (Z. d. g. Ges. 1894), p. 609. 3 Osınvie, Microscop. a. systemat. Study of Madreporarian, p. 205, Fig. 55. Palaeontographica. Bd. XLVI. — 50° — phylogenetische Verbindung gedacht werden kann, ist sehr lehrreich. „Gerade bei Korallen spielen Umbildungsvorgänge eine grosse Rolle. Gleichsinnig gerichtete Umbildungsvorgänge haben nicht nur in einer Gruppe zu verschiedenen Zeiten stattgefunden und fast gleiche Formen erzeugt, sondern auch aus verschiedenen Gruppen zu verschiedenen Zeiten sehr ähnliche Formen entstehen lassen.“ ' Ich glaube so viele und wichtige Uebereinstimmungen mit den ächten Madreporariern nach- gewiesen zu haben, dass ich sie nicht mit F. Römer, NEuMmAYR, Wenzen und WeısseRMmEL als eine isolirte Gruppe der Tabulaten, diese Rumpelkammer für Formen mit unbekannter Organisation, anzu- sehen brauche, sondern sie mit Bestimmtheit als eine alte Familie der ächten Zoantharien betrachte. Diese Auffassung scheint auch Lıspström zu vertreten. Ihre näheren Verwandtschaftsverhältnisse zu den Rugosen und jüngeren Korallen sind aber sehr schwierig zu entzifftern. Möglicherweise hat eine Reihe, die Palaeoporitinen, sich weiter fortgesetzt (p. 52), sonst scheint diese alte Familie sehr isolirt zu stehen.. Ich betrachte sie als einen uralten, stark specialisirten Seitenzweig der Madreporarier, die schon im Devon ausgestorben ist. Eine Bekämpfung der Sarpeson’schen Hypothesen’, welcher in der recenten skeletlosen Aleyonaria Sarcophyton einen Nachkommen von Plasmopora, in Aleyonium von Heliolites Murchisoni und in Xenia von Proheliolites dubins entdeckt haben will, scheint mir über- flüssig, da diesen Phantasien jede wissenschaftliche Begründung fehlt. Was die Beziehungen der Heliolitiden zu den Favositiden und Monticuliporiden betrifft, so möchte ich mich den Auseinandersetzungen von Wexzen” anschliessen. Die Fistuliporiden werden bekanntlich von Wenzez zu den Heliolitiden gestellt. Die mikroskopische Structur des Skeletes und verschiedene Wachsthumserscheinungen (Maculae, Acanthoporen), die bei den Heliolitiden niemals beobachtet worden sind, machen es indess wahrscheinlich, dass sie, wie NicHoLson’ meint, eine selbst- ständige Familie der Monticuliporiden bilden. Nach allem, was wir zur Zeit über die Halysitiden wissen, finde ich dagegen, dass Wenzen mit Recht der Auffassung von LixDSTRöm, der SARDESoN sich auch angeschlossen hat, widerspricht und gewisse Uebereinstimmungen nur als Convergenzerscheinungen betrachtet. Dass auch die Theciiden — und weiter Calapoecia Biuu (= Houghtonia Rom.) nicht wie Wenzeu® und nach ihın SArDEsoN” meinen, zu den Heliolitiden gehören, werde ich im zweiten Theil dieser Arbeit zeigen. Sarpeson® hält auch Oyrtophyllum densum für eine Plasmoporine. Wie aber Linpström hervorhebt, findet diese Form ihren natürlichen Platz in der Nähe der Acervularien. Die Phylogenie der Heliolitidae. Die Heliolitiden gehören im derjenigen Begrenzung, die icb ihnen in dieser Arbeit gegeben habe, zu den am frühesten auftretenden skeletbildenden Anthozoen. Formen aus der Unterfamilie der Coccoserinen sind in Verbindung mit dem noch früher auftretenden Zaphrentidenstamm sehr charakte- ristische und weit verbreitete T'ypen in der untersilurischen Korallenfauna. In der Trenton Group 1 WEISSERMEL, op. cit. p. 64. 2 Op. eit. p. 282. > Anthoz. tabulata, p. 23. * WaAGEen & Wenxzer, Salt Range fossils, I. 1887, p. 904—910. ° Manual of Palaeontology, Bd. 3, 1889, I, p. 357. ® Anthoz. tabulata, p. 511. “Oi Elan Al 5 Idem p. 276. = ine findet sich Profaraea, bei Craighead in Girvan Pulaeopora und vielleicht eine Coccoseris, in den Wesenberger Schichten in Esthland Protaraea. Von den übrigen Unterfamilien der Heliolitiden ist noch keine Spur vorhanden‘. Erst im oberen Untersilur erscheinen diese, und zwar sämmtliche Unter- familien ungefähr gleichzeitig, doch wahrscheinlich im englischen Silurgebiet etwas früher als im skandinavisch-baltischen. Von diesen Unterfamilien stirbt eine, die Proheliolitinen, schon im Unter- silur aus, eine andere, die Palaeporitinen, sind bis jetzt nur im Untersilur bekannt, haben jedoch möglicherweise spätere Nachkommen hinterlassen; die zwei übrigen sind sowohl unter- als obersilurisch ; während aber von diesen die Plasmoporinen schon im Untersilur in voller Blüthe stehen, erlangen die Heliolitinen erst im Obersilur ihre reichste Entwicklung und sind auch in devonischen Ablagerungen vertreten. In dieser Periode verschwindet die ganze Gruppe°; ich sehe hier von einer möglichen und später zu besprechenden Fortsetzung der Plaeoporitinen ab. Dies ist in grossen Zügen das geologische Auftreten der Heliolitiden. Die erste Frage, welche in phylogenetischer Hinsicht entschieden werden muss, ist die, ob die Coceoserinen, wie ihr geologisches Auftreten vermuthen lässt, den Grundstamm bilden, aus welchem alle übrigen Heliolitiden sich entwickelt haben. Ich habe in einer allgemeinen Uebersicht der Cocco- serinen zu zeigen versucht, wie der Skeletbau dieser Gruppe sich mit demjenigen der früher zu den Heliolitiden gerechneten Formen (der Plasmoporinen und Heliolitinen) in Uebereinstimmung bringen lässt. Die Stammform dieser alten Gruppe, Palaeopora, zeiet im allgemeinen Bau unläugbar die grösste Uebereinstimmung mit den Heliolitinen; diese treten etwas später, im obersten Untersilur, auf und zwar eigenthümlich genug mit Formen, die eine grössere Difterenzirung aufweisen als die meisten obersilurischen. Auf der anderen Seite deuten viele Verhältnisse der Oberfläche auf eine nahe Verwandtschaft mit den Plasmoporinen hin. Es sind hier verschiedene Fälle möglich; leider ist unsere Kenntniss der untersilurischen Korallenfaunen noch so dürftig, dass sich über den tieferen Theil des Stammbaumes der Heliolitiden nichts Bestimmtes sagen lässt. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass die Plasmoporinen und nicht die Coccoserinen den Grundstamm bilden. Die Porosität bei den letzteren ist nämlich eine in dieser Unterfamilie in rascher Entwicklung begriffene Eigenthümlichkeit (Palaeopora — Palaeoporites), und es ist desshalb sehr möglich, dass diese Formenreihe sich aus einem ächten, dichten Heliolites (z. B. Vorfahren des H. parvistella F. Röm.) entwickelt hat. Weiter besteht bei den Plasmoporinen eine starke Tendenz zur Bildung von Formenreihen, deren Endglieder einen typischen Heliolites oder doch eine Heliolites-ähnliche Form bilden, wie dies später im Detail gezeigt werden soll. Wie die Entwicklung der alten ächten Heliolitinen von Plasmopora-ähnlichen Vorfahren vor sich gegangen ist, wird durch diese Entwicklungsreihen angedeutet. Hier möchte ich nur die Cocco- serinen, welche ich von Heliolites-ähnlichen Vorfahren ableite, noch einmal besprechen. Die phylo- genetische Entwicklung in dieser Gruppe habe ich früher ausführlich auseinandergesetzt (p. 13). Die meisten Forscher, welche diese besprochen haben, meinen, dass sie den recenten Poritiden sehr nahe verwandt seien (J. Harz, M. Epwarps & HaımE, v. SEEBACH, (JUENSTEDT, NICHOLSON, ZITTEL und ÖsınvıeE). Eıchwaro stellte sie zu den L,ophoserinen, RominGzr, I. Römer, NEUMAYR und SARDESON t Brösser giebt zwar Proheliolites dubius für den Trinucleuskalk (Et. 4c $) an; das Stück ist mir nicht zu Gesicht gekommen und muss noch als fraglich betrachtet werden; verschiedene Montieuliporen sind dieser Koralle sehr ähnlich. 2 Eıcuwanv’s Stylidium spongiosum (Leth. Ross. Vol. I. p. 456) ist, wie ich am Öriginalstück in St. Peters- burz sehen konnte, kein Heliolitide; es ist eine verwitterte rugose Koralle und gehört zu den Axophylliden, halten die 'Theciiden für ihre nächsten Verwandten. Alle diese Anschauungen beruhen auf einer mangelhaften Kenntniss oder besser auf einer Unkenntniss des mikroskopischen Skeletbaues dieser ur- alten Gruppe. Der Bau von Theeia ist sehr complieirt; wie bei Palaeopora findet auch hier ein eigen- thümlicher Verdiekungsprozess des Skeletes statt; während aber die unverdickte Skeletzone bei Palaeo- pora Heliolites-ähnlich ist, hat dieselbe bei Thecia eine unläugbare Verwandtschaft mit den Favositiden, bei welchen ebenfalls in verschiedener Weise Verdickungen des Skeletes vorkommen. Die Septen bei Thecia sind lamellenförmig, und dies ist wohl das einzige Merkmal, welches ein unverdicktes Thecia- Skelet von dem eines gewöhnlichen Favosites scheidet. Es wäre desshalb möglich, dass Thecia von Nyctopora-ähnlichen Vorfahren abstammt. Eine Verwandtschaft mit den Coccoserinen scheint mir ausserordentlich unwahrscheinlich. Was EıcmwaArp’s Ansicht betrifft, so handelt es sich bei Lophoseris nur um eine gewisse äusserliche Aehnlichkeit; der innere Bau kann gar nicht verglichen werden. Zu- dem ist die Abstammung der Lophoserinen von den Thamnastraeinen und die der letzteren von den Astraeiden jetzt wohl sichergestellt. Es bleibt nunmehr noch die erstgenannte verbreitete Meinung übrig, wonach die mezo- und neozoischen Poritiden von den altpalaeozoischen Coccoserinen abzuleiten wären. OcıtvıE! sagt hierüber: „Ihe palaeozoic family of Thecödae (Thecia, Protaraea, Stylaraea, Coccoseris) seems to be the ancestral types of our recent reef-builders. An interesting transitional genus is Astraeo- morpha, a Triassic genus, whose thick septa and calicinal features show more the character of the palaeozoic types, yet the fine structure proves its affınity with the recent Porites.“ etc. Die Astraeomorphinen sollen also nach dieser Forscherin die triassischen Uebergangsformen zwischen den Coccoserinen und Poritiden darstellen. Eine andere Auffassung vertritt F. Frec#?. Er meint, dass die Astraeomorphinen und die noch viel sonderbareren Spongiomorphinen zu Actinacis und den übrigen mit Turbinaria verwandten Perforaten hinüberleiten, setzt aber deutlich auseinander, dass diese triassischen Formen von den Thamnastraeinen abstammen, ja Vonz? lässt sogar Astraeomorpha nur als eine Untergattung von Thamnastraea gelten. Eine Ableitung von den Coccoserinen ist folglich nach diesen Forschern vollständig ausgeschlossen. Dagegen hat wohl Ocınvır darin Recht, dass die Poritiden und nicht die Madreporiden die Nachkommen der Astraeomorphinen sind. Der Septalbau ist hier massgebend. Existirt aber wirklich keine Verwandtschaft zwischen den Coccoserinen und einigen der recenten Perforaten? Wir haben gesehen, dass die Coccoserinen sich in zwei Reihen spalten, Coccoseris und Palaeoporites. Mit dem sehr compakten Skelete der ersteren Gattung kann wohl keine der jüngeren Perforaten verglichen werden. Sie umfasst stark specialisirte Formen, die sicherlich schon im Silur ausgestorben sind. Palaeoporites dagegen zeigt merkwürdige Aehnlichkeiten mit gewissen jüngeren perforaten Korallen. So ist die Aehnlichkeit besonders zwischen Querschliffen von Palaeoporites esto- nicus und der kretaceischen Gattung Actinacis sehr auffallend‘; doch ist das Skelet bei Palaeoporites noch stärker perforirt, auch sind die Septen anders gebaut. Die Hauptrichtung der Septaltrabekel ist bei beiden dieselbe; während aber die Turbinarinen wie auch die jurassische Gattung Thamnaraea°, der älteste, sichere Repräsentant dieser Unterfamilie, compakte Septen besitzen, ist der Septalbau bei ‘ Microscop. a. systematic Study of Madreporarian Types of Corals, p. 339. * Die Korallen der juvavischen Triasprovinz, p. 64. ° Die Korallen von St. Cassian, p. 57. ‘ Ösınvır, Microsc. a. system. Study of Madrepor. Types of Corals, p. 211, Fig. 58. ° Osıwvır, Die Korallen der Stramberger Schichten, p. 152. u ee Palaeoporites, wie wir gesehen haben, verschieden und zeigt grössere Aehnlichkeit mit Eupsammıa, ohne dass damit eine Verwandtschaft besteht. Noch auffallender ist die Aehnlichkeit mit der alt- tertiären Zitharaea‘, bei welcher die Septen durchlöchert sind. Allein man findet bei dieser 24 dünne, regelmässige Septen, und auch das Coenenchym scheint nicht röhrig zu sein wie bei Palaeoporites. Die carbonische Gattung Palaeaeis wird von den meisten Forschern als eine alte, ächte Perforate angesehen; OsItvıe stellt sie als eine Stammform der Madreporiden auf. Die verschiedenen Formen, die man zu Palaeacis® gestellt hat, scheinen nach Hmpe’s neuen Studien zu zwei heterogenen Formenkreisen zu gehören; Hype betrachtet die Formen vom Typus der Palaeacis cuneiformis, M. Eow. als eine besondere Familie der perforaten Korallen, die in einigen Merkmalen den Favosi- tiden näher als den Madreporiden und Poritiden stehen. Eine andere Gruppe wird von Palaeacıs (Hydnopora) eyelostoma Pruww. gebildet: für diese errichtet Hınpz eine neue Gattung Microcyathus, die er als nahe verwandt mit recenten Perforaten betrachtet. Diese letztere Form besitzt ein gut entwickeltes, lacunäres Coenenchym und könnte möglicherweise mit Palaeoporites verglichen werden. Bei genauerer Betrachtung der Beschreibung und der Abbildungen von Mierocyathus sieht man aber leicht, dass wirkliche Uebereinstimmung, die auf eine phylogenetische Verbindung hindeutet, fehlt. Eine wirklich grosse äusserliche Aehnlichkeit hat dagegen Palaearaea Lopatini Lm.°, die aus einem fast gleichalterigen. aber wahrscheinlich doch etwas jüngeren Niveau als die hier beschriebenen Coceoserinen stammt; leider ist die Beschreibung zu kurz und die Abbildung zu ungenügend, um einen erfolgreichen Vergleich anstellen zu können. Unterscheidend ist jedenfalls die viel grössere Septen- zahl bei Palaearaea (28—32), obwohl dieser Umstand nicht von grosser Bedeutung ist, ferner dass die Septalblätter nicht durchlöchert sind. Eine Verwandtschaft wäre hier möglich, kann aber zur Zeit nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Nach allen bis jetzt bekannten Thatsachen halte ich eine phylogenetische Verbindung zwischen den Coceoserinen und mezozoischen und neozoischen Korallen für unwahrscheinlich. Es sind wohl nur Convergenzerscheinungen, die Aehnlichkeiten hervorgerufen haben. Die sogenannten Perforata sind bereits als eine unnatürliche Gruppe aufgelöst worden, und auch die palaeozoischen perforirten Formen, wovon wir ja jetzt eine ganze Reihe kennen, sind offenbar auf verschiedenen Wegen entstanden. Ich kehre nun zu den Plasmoporinen zurück, welche ich, wie gesagt, als die ursprüngliche Stammgruppe der Heliolitiden ansehe. Man hat hier gewöhnlich zwei Gattungen oder Untergattungen, Plasmopora und Propora, unterschieden, deren Berechtigung von Lixpsrröm und NrcHoLson bestritten wird. Die meisten Forscher, die hierüber arbeiteten, sind theils von falschen Voraussetzungen aus- gegangen, theils haben sie in ihrer Untersuchung ungenügende Methoden angewandt, so dass sie eine Kenntniss des wirklichen Skeletbaues dieser Formen nicht erlangt haben. In der Regel werden Pl. petaliformis Lossv. und seita Eow. & H. als die typischen Repräsentanten dieser Gruppe angesehen; allein gerade sie sind spät auftretende und stark differenzirte Glieder verschiedener Entwicklungsreihen dieser Unterfamilie und können darum nicht als Ausgangspunkt benützt werden. Die meisten Forscher (sogar solche, die mit Dünnschliffen gearbeitet haben, wie Nıcnotsox und Wexzer) haben nicht oder nur sehr ungenügend zwischen geschnittenen Dissepimenten und Theilen des Septalapparats unter- M. Eowaros & Haıme, Brit. foss. Corals, p. 38, Pl. 7, Fig. 1. ® Erserivse & NicHorsos, Ann. a Mag. of Nat. Hist. Ser. V, Bd. I, 1878, p. 206. — F. Römer, Lethaea palaeoz. p. 515. — Hısoe, Quat. Journ. Vol. 52, 1896, p. 40. > Lısoström, Silur. Korallen aus N.-Russland und Sibirien (Bih. K. Sv. Vet. Akad, Handl, Bd. 6, 1882), p. 11, Tab. I, Fig. 8. schieden. In meiner grossen Sammlung von Dünnschliffen dieser Formen ist diese Unterscheidung fast überall sehr leicht durchzuführen, da die Septalelemente aus hellem Kalk bestehen, während die Durchschnitte der Dissepimente dunkel erscheinen. Welche Fehler hierdurch begangen werden können, zeigt die Arbeit von WENZEL, worin z. B. behauptet wird, dass bei Pl. tubulat« Loss. alle Septen sich in das Coenenchym forsetzen unter Bezugnahme auf EpwAres & Hanıe’s Abbildung in „British foss. Corals“, Pl. 59, Fig. 3. In Wirklichkeit setzen sich die Septen bei dieser Art in das Coenen- chym gar nicht fort. Was Wexzeu als Fortsetzungen der Septen aufgefasst hat, sind nur angeschnit- tene Blasen. Denselben Fehler macht er bei der Besprechung von Pl. Girvanensis Niıca. & Era. und exserta NıcH. & Ere. Alle älteren Abbildungen von Plasmoporinen sind desshalb nur mit Vorsicht zu benützen‘. Gerade durch eine minutiöse Unterscheidung der verschiedenen Skeletelemente bei einer grossen Anzahl untersilurischer und obersilurischer Formen, die mir zur Untersuchung vorlagen, und durch eine genaue Feststellung ihres geologischen Auftretens ist es mir gelungen, verschiedene nicht unwichtige Resultate zu gewinnen, zu deren Auseinandersetzung ich jetzt übergehe. Bei meinen Studien über die Plasmopormen im den Etagen 5a-b kam ich sehr bald zu der Ueberzeugung, dass die in den verschiedenen Horizonten auftretenden Formen sich in natürliche Reihen, die eine bestimmte Differenzirungstendenz zeigen, ordnen lassen. Diese Reihen bezeichnen offenbar die phylogenetische Entwicklung. In den tiefsten Schichten der Etage 5a habe ich auf Ringerike Plasmopora primigenia var. ramosa Kıir gefunden, dagegen kommt die höher so überaus häufige Pl. conferta Enpw. & H. hier noch nicht vor; dies hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass sie von Pl. primigenia abstammt und sich noch nicht typisch entwickelt hat. Der Wandbau und die Entwicklung der Septal- dornen sind. bei beiden übereinstimmend; der Unterschied besteht darin, dass die Thekalröhren bei der Stammform kleiner sind und viel dichter stehen, und dass exothekale Septalelemente fehlen. Zwischen- formen stellen die im unteren Theil der Etage 5a vorkommenden Mutationen von Pl. conferta Epw. & Haımz dar, bei welchen die Thekalröhren noch nicht die typische Grösse erlangt haben und etwas enger stehen als bei den späteren. Ich nehme also an, dass exothekale Septalelemente sich in dieser Reihe entwickelt haben; bei den im oberen Theil von 5a auftretenden Formen sind diese reichlich vorhanden und sind als isolirte, etwas unregelmässig verlaufende Stäbchen, selten als ganz kurze La- mellen entwickelt, die als kurze Trabekel aufgefasst werden müssen; sie zeigen denselben Bau wie die endothekalen Septaldornen oder besser Septaltrabekel. Manchmal setzen sich diese Gebilde an die Theka an und bilden auf diese Weise kurze Fortsetzungen der Wand, die sowohl septal als interseptal entspringen können. Bei der Mutatio m 5b auf Ringerike sind die exothekalen Septalelemente noch reichlicher entwickelt. Von diesem Formenkreis leite ich die eigenthümliche Form ab, die ich in dieser Arbeit als Necholsonia megastoma M’Coy ausführlich beschrieben habe. Der Wand- und Septalbau erinnert sehr an Pl. conferta Epw. & H.; exothekal sind die Septalelemente zu unregelmässigen Helio- lites-ähnlichen Röhren geordnet, deren Wände sich meistens, aber nicht immer, interseptal an die Thekalröhren ansetzen. Sehr interessant ist es nun, dass an vielen Stellen, besonders wenn der Raum zwischen den Thekalröhren grösser wird, z. B. in der Ecke zwischen drei solchen, diese Exothekal- röhren verschwinden und nur isolirte Trabekel oder kurze Lamellen vorhanden sind, genau so, wie wir ! Sarpeson (Beziel. der foss. Tabulaten) scheint dieselbe Beobachtung gemacht zu haben, hat aber wegen der Oberflächlichkeit seiner Arbeitsmethode keine sicheren Resultate gewonnen; WEISSERMEL dagegen hat in einer Kritik der Arbeit von SArDeEson, die mir beim Abschluss dieser Arbeit noch in die Hand kam, diesen Unterschied klar auseinander- gesetzt (Sind die Tabulaten die Vorläufer der Aleyonarier? Z. d. D. geol. Ges. 1898, p. 56). es bei Pl. conferta Epw. & H. gefunden haben. Ich betrachte desshalb N. megastoma M’Coy als eine ausgeprägte Uebergangsform zwischen Plasmopora und Heliolites, ohne dass ich vorläufig nachweisen kann, welche Zeliolites-Formen ihre Nachkommen repräsentiren. Im Obersilur finden wir zahlreiche Plasmoporinen, die in diese Entwicklungsreihe gehören, so z. B. Pl. Girvanensis NıcH. & Erı. und Pl. exserta Nıc#. & Erm.; die erstere kommt im norwegi- schen Silur in der Etage 6, die letztere in Sb vor; ähnliche Formen haben eine weite Verbreitung im schottischen, böhmischen und esthnischen Silur und repräsentiren einen noch wenig differenzirten Grundstamm dieser Reihe. Im Obersilur ist dann wahrscheinlich ein neuer Zweig hervorgesprosst, von welchem P/. petaliformis Lossp. ein schon sehr stark differenzirtes Glied bildet. Einen Querschlift dieser Form habe ich abbilden lassen, um die Entwicklung der exothekalen Septalelemente klar zu zeigen. Die Septen sind hier leistenförmig, bilden durch Gabelung die Mauer und setzen sich fast überall interseptal in langen, dünnen Lamellen fort: diese spalten sich weiter, sind aber an vielen Stellen abgebrochen und nur als isolirte, oft dreigabelige Lamellen entwickelt. Hierdurch wird zwi- schen den Thekalröhren ein System von weiten, mit unvollständigen Wänden versehenen Röhren gebildet. Dissepimente sind in Gestalt reichlich entwickelter Blasen, die im Schliff dunkel erscheinen, vorhanden. Die Entwicklung der exothekalen Septallamellen lässt sich sehr leicht von den Verhält- nissen bei Pl. conferta Epw. & H. ableiten. Sie ist eine Parallelform zu Nicholsonia megastoma M’Cor und führt wie diese zu Heliolites über: sie ist aber noch einen Schritt weiter gekommen, indem die Septen lamellär geworden sind. Ich muss freilich bemerken, dass Uebergangsformen zwischen Pi. petaliformis Loxsp. und Pl. conferta Evw. & H. oder Pl. exserta NıcHh. & ErH. noch nicht nach- gewiesen sind; ich bezweifle aber nicht, dass sie sich später noch finden werden. Wir sehen also, dass von dieser Pl, conferta-Reihe zwei Seitenreihen sich abgezweigt haben, eine untersilurische und eine obersilurische; beide führen zu Heliolites über, oder differenziren sich jedenfalls in dieser Richtung so stark, dass eine Fortsetzung der Reihe typische Heliolites-Formen entwickelt haben muss, wenn eine weitere Entwicklung wirklich vor sich gegangen ist. Consequent müsste man eigentlich auch für Pl. petaliformis l.ossp. eine neue Gattung aufstellen. die denselben Rang wie Nicholsonia besässe. Diese ganze Entwicklungsreihe der Plasmoporinen bezeichne ich als die Conferta-Reihe. Die in 5a häufige Pl. parvotubulata Kıir ist in phylogenetischer Beziehung von Wichtigkeit. Sie bildet nämlich den Ausgangspunkt mehrerer Formenreihen. Sie unterscheidet sich leicht von Pi. primigenia Kıär und lässt sich schwer von dieser ableiten, wohl aber von einer gemeinsamen älteren, noch unbekannten Stammform. Von Pl. parvotubulata Krär habe ich einen vollständigen Uebergang zu Pl, stellata Kıik in 5b gefunden. Mit dieser ist eine neue, grosse Form in den Etagen 6—7 nahe verwandt. ebenso eine bei uns in Etage 7 vorkommende Plasmopora, die den Uebergang zu Pl. seita Evw. & H. bildet. In dieser Reihe findet man also, dass die costalen Verlängerungen der Septen, die endothekal als kräftige Dornen auftreten, nach aussen sich mehr und mehr verlängern, bis beim Endglied ein Bau erzielt wird, der demjenigen von Hekolites nicht fern steht. Von dieser Reihe hat sich schon früh eine Seitenreihe abgezweigt, die von grossem Interesse ist, weil sie einen vollkommenen Uebergang zu Heliolites bietet. In der Etage 6 habe ich nämlich eine Form gefunden, die sich leicht von dieser Seita-Reihe entwickelt haben kann. Die eostalen Verlängerungen der Septen sind stark entwickelt und verbinden sich gewöhnlich miteinander zu wirklichen, aber unregelmässigen Röhren; in dieser Beziehung steht sie der schon besprochenen, aber anscheinend später auftretenden Uebergangs- form zu Pl. seita sehr nahe. Unterscheidend ist besonders, dass die endothekalen Septen bei der hier zu besprechenden Form rudimentär sind. Von dieser zu einer in Etage 7 auf Malmökalk gefundenen — 80 — Form, die fast vollkommen mit Heliolites decipiens M’Coy übereinstimmt, ist es nur ein kleiner Schritt. Ich glaube darum, dass Helvolites decipiens M'Coy das Endziel eines Seitenzweiges der Pl. scita-Reihe darstellt. Von Pl. parvotubulata Kıär hat sich ferner eine andere Reihe entwickelt, die sehr leicht zu bestimmen ist; es ist die Ramosa-Reihe. P/. ramosa Kıär zeigt im Innern des Stockes eine über- aus grosse Uebereinstimmung mit Pl. parvotubulata, es hat sich hier aber eine eigenthümlich ent- wickelte Randzone ausgebildet (siehe p. 29); ich habe dort auch näher auseinandergesetzt, wie sich diese untersilurische Form in der obersilurischen Form Pl. Grayi Epw. & H. fortgesetzt hat. Diese wurde früher als ein ächter Heliolites angesehen; ich konnte aber durch Dünnschliffe constatiren, dass sie den Bau einer typischen Plasmopora besitzt. Noch muss ich die Verwandtschaftsverhältnisse und die möglichen Nachkommen von Pl. inter- cedens Kıär besprechen. Diese Form schliesst sich im Wandbau der Pl. parvotubulata Kıir, noch mehr vielleicht der noch tiefer vorkommenden Pl. prömigenia Kıär an; möglicherweise wäre sie von den Uebergangsformen zwischen diesen abzuleiten. Sie leitet auf der anderen Seite zu einer grossen, obersilurischen Formenreihe über, welche ich die Tubulata-Reihe nenne. Eine direkte Fortsetzung der Pl. intercedens habe ich in der Etage 6 constatirt; ja eine Form in der Etage 9 ist hiervon kaum zu unterscheiden. Von dieser Art lassen sich zahlreiche obersilurische Plasmoporen ableiten; ich stelle hierher die schon beschriebenen Pl. tubulata LoxsD., Pl. Edwardsiüi NıcHn. & ErH. und Grayöi NıcH. & Ere.'! Möglicherweise muss jedoch diese letztere als eine eigene, direkt von Pl. parvotubulata Kıär ausgehende Reihe aufgefasst werden. Im norwegischen Obersilur habe ich viele unbeschriebene Formen gefunden, die ebenfalls hierhin zu stellen sind. Sie bilden den am wenigsten differenziirten Theil des Plasmoporinenstammes und scheinen besonders plastisch zu sein. Sichere Reihen sind dess- halb hier besonders schwierig zu finden. Nach der hier geschilderten Pbylogenie der Plasmoporinen wäre die Aufrechterhaltung der Gattungen Plasmopora und Propora ganz umnatürlich, selbst als Subgenera, wie NıcHoLson ?2 vor- geschlagen hat. Der Grund hierfür ist nicht, dass Zwischenformen auftreten und die Grenze ver- wischen; denn- wenn die Plasmopora- und Propora-Formen zwei von einem gemeinsamen Stamm diver- girende Reihen bildeten, hätte man allen Grund, sie als zwei Gattungen aufrecht zu halten, obwohl die älteren Formen in den beiden Reihen sich notwendigerweise einander nähern und „Zwischenformen“ bilden müssten. Allein die Sache liegt anders; Plasmopora ist in ihrer alten Fassuug eine polyphy- letische Gattung. Um die phylogenetische Verbindung dieser Formen folgerichtig auszudrücken, muss desshalb eine dieser Gattungen aufgegeben werden. Ich schlage vor, dass man Plasmopora als den am meisten eingebürgerten Namen für die ganze Gruppe behält. NicHorsox’s Gattung Pina- copora° unterscheidet sich durch so geringfügige Merkmale von Plasmopora (Propora im alten Sinne), dass sie nicht aufrecht zu halten ist. Auch das amerikanische Genus Zyellia stimmt mit Formen der Tubulata-Reihe vollkommen überein und muss ebenfalls eingezogen werden‘. Diploepora QUENST. ist ebenfalls nur ein Synonym’, " Nicht mit Nıc#h. & Erueriner’s Heliolites Grayi zu verwechseln, der eine Palaeopora ist. Da Epwarns & Haıne’s Hel. Grayi eine Plasmopora ist, sollte eigentlich diese Form, Pl. (Pinacopora) Grayi Nıch. & ETHERIDGE einen neuen Namen bekommen; ich schlage Pl. Nicholson: vor. 2 „Girvan“, III, p. 264. > „Girvan‘ T, p. 52. * Ich habe Gelegenheit gehabt, Lyellia parvituba Rom. zu untersuchen (Münchener Staatssammlung). 5 Siehe unter Plasm. ramosa Krär. | | Einen noch ursprünglicheren Bau als bei Plasmopora glaube ich in der neuen Gattung Plasmo- porella zefunden zu haben. Ich fasse die Endothekalröhre als eine innere Wand, die sich secundär gebildet hat, auf. Diese existirt hier noch nicht oder ganz unvollständig. Die Septen sind als ganz schmale, isolirte Septalleisten entwickelt und bilden mit den kurzen, nicht reichlich auftretenden exo- thekalen Trabekeln zusammen die einzigen vorhandenen verticalen Skelettheile; das Skelet wird somit bei diesen Formen hauptsächlich aus horizontalen Dissepimenten gebildet. Plasmoporella muss folglich als eine uralte Entwicklungsreihe betrachtet werden, aus welcher die übrigen Plasmoporinen sich ab- gezweigt haben. Für die schon längst als Heliolites dubius F. Schau. bekannte Form habe ich eine neue Gattung, Proheliolites, und eine neue Unterfamilie, Proheliolitinae, vorgeschlagen. Sie wurde gewöhnlich als ächter Heliolites aufgeführt; in letzter Zeit ist aber ihre systematische Stellung angezweifelt worden, so von Wexzer. Nach der in dieser Arbeit gelieferten Beschreibung ihres Baues und ihrer Knospung kann ihre Stellung unter den Heliolitiden nicht bestritten werden; wohl aber könnte man in Zweifel über ihre Verwandtschaftsbeziehungen kommen. Es lässt sich nicht läugnen, dass sie mit Helolites viel Gemeinsames hat; das exothekale Gewebe ist, wenn es reichlicher auftritt, durch vollständige La- mellen in Röhren getheilt; diese Lamellen zeigen aber kein gesetzmässiges Verhältniss zu den Septen und diese letzteren treten als Längsreihen von entferntstehenden, kurzen Dornen auf, die nicht nach oben, sondern merkwürdigerweise nach unten gewandt sind. Diese Eigenthümlichkeiten stellen sie den Plasmoporinen näher. Die Knospung ist dadurch besonders interessant, dass die neuen Thekalröhren sehr klein angelegt werden und ganz langsam auswachsen, und weiter, dass die Septaldornenreihen sich auch ganz allmählich anlegen und zwar in einer Reihenfolge, die mit der Anlage der Mesentrien bei den Hexakorallen übereinstimmt, ein schwerwiegender Beweis dafür, dass die Heliolitiden ächte Anthozoen sind. Diese Eigenthümlichkeiten ihrer Entwicklung deuten ohne Zweifel auf sehr ursprüng- liche Verhältnisse hin, die in Verbindung mit der eigenthümlichen Richtung der Septaldornen wohl die Aufstellung einer besonderen Unterfamilie rechtfertigen. Proheliolites dubius F. Schm. nimmt in Wirk- liehkeit eine isolirtere Stellung als die meisten übrigen Heliolitiden ein; ich glaube jedoch, dass man diese Form als einen sehr alten Seitenzweig des Plasmoporinenstammes ansehen kann, der eine Helio- lites-ähnliche Richtung eingeschlagen, aber viele ursprüngliche Merkmale behalten und auch einige für sie ganz eigenthümliche Charaktere erworben hat. Zu den letzteren rechne ich die Richtung der Septaldornen. Ich habe nun noch die ächten Heliolitinen zu besprechen. Eine nothwendige Konsequenz der oben ausgeführten Anschauungen ist die Auffassung dieser als einer polyphyletischen Gattung. Wir finden ja in der alten und sehr interessanten Heliotidenfauna im oberen Untersilur sofort typische, ächte Heliolites-Formen. die einen differenziirteren Bau als die gewöhnlichen obersilurischen besitzen. Sind nun alle obersilurischen Heliolitinen Nachkommen dieser untersilurischen? Ich glaube nein. Nach meiner Anschauung haben sich zu verschiedener Zeit von den Plasmoporinen Reihen entwickelt, die sich mehr und mehr in Helolites-ähnlicher Richtung entwickelt und auch mehrmals wirklich ächte Heliolitinen hervorgebracht haben. Eine uralte Reihe sind die Proheliolitinen, die sich wahrscheinlich nicht weiter differenzirt haben. Eine spätere, aber noch untersilurische, wird von Nicholsonia reprä- sentirt; ob sie ächte Heliolites-Formen hervorgebracht hat, weiss man noch nicht. Noch weiter ist die obersilurische Pl. petaliformis gekommen, die von Pl. conferta Evw. & H. abstammt; es ist sehr wahrscheinlich, dass die Entwicklung in dieser Reihe weiter gegangen ist. Sicheres kennt man hier- über noch nicht. Einen thatsächlichen Uebergang glaube ich jedoch in der Pl. scita-Reihe gefunden Palaeontographica Bd. XLVI. 8 zu haben; aus dieser Reihe sind im Öbersilur Heliolites-Formen mit dem Bau von A. decipiens M’Cox hervorgegangen. Die untersilurischen Formen, H. parvistella F. Röm. und intricatus var. lamellosa Im. muss man in ähnlicher Weise von uralten Plasmoporinen ableiten; dieser alte Seitenzweig hat dann sowohl den alten Heliolitinenstamm als auch die Coccoserinen hervorgebracht. Diese älteste Gruppe der ächten Heliolitinen setzt sich im Obersilur direkt fort; H. intricatus ist im Obersilur weit verbreitet, und auch H. parvistella F. Röm. hat sich wahrscheinlich in Formen wie H. lamellatus Wexz. weiter entwickelt. Meine Studien über obersilurische Heliolitinen sind jedoch noch nicht so weit vor- geschritten, dass ich hier weiter ins Detail gehen kann. Ich werde desshalb diese Gattung vorläufig nicht auflösen und brauche sie bis auf Weiteres als einen Sammelnamen; sie umfasst eine grosse Menge von Formen mit fast übereinstimmendem Skeletbau, die auf verschiedenen Wegen und zu ver- schiedener Zeit sich von einem gemeinsamen Grundstamm abgezweigt haben. Diese meine Anschauung von der Verwandtschaft zwischen den Heliolitinen und Plasmoporinen steht im Gegensatz zu der Auffassung von Wenzen! über die Coenenchymbildung bei diesen Unter- familien. Er meint, dass die röhrige Zwischenmasse bei den Heliolitinen eine äussere Mauer reprä- sentirt, während bei den anderen ein Costalcoenenchym vorhanden sein soll, indem die Septen sich als ächte 'Costae direkt ausserhalb der falschen, inneren Mauer fortsetzen und mehr oder weniger mit denjenigen der Nachbarkelche in Verbindung treten. Bei den ersteren soll demnach eine Aussen- knospung, bei den letzteren eine Costalknospung vorhanden sein. Ich halte dies für ganz falsch. Wie bei der Petaliformis-Reihe der Plasmoporinen haben sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch bei dem Urstamm der Heliolitinen die Exothekalröhren entwickelt; die exothekalen Trabekel haben sich weiter und weiter nach aussen zu Lamellen vereinigt, wieder gegabelt ete.e Wir müssen uns bei diesem Vorgang vorstellen, dass die Septalelemente sich exothekal sowohl endo- als exocoel, endothekal da- gegen nur endocoel entwickelt haben. Ich betrachte desshalb nur diejenigen Theile des Septalskeletes, die den Kelch direkt begrenzen, als der Theka bei den Plasmoporinen homolog und fasse auch bei den Heliolitinen die kleinen Traversen in den Exothekalröhren als eine ursprüngliche äussere Blasen- zone auf. Die Knospung wird hiernach bei beiden vollständig gleichwerthig. Meiner Meinung nach ist dieser Entwicklungsvorgang mehrmals zu verschiedener Zeit vor sich gegangen. Wann der älteste Stamm der Heliolitinen sich abgezweigt hat, wissen wir noch nicht; es muss dies jedenfalls tief im Untersilur geschehen sein. Zur besseren Uebersicht lasse ich hier einen Stammbaum der ganzen Familie so, wie dieser sich nach den vorhergehenden Auseinandersetzungen construiren lässt, folgen. ! Anthozoa tabulata, p. 9 und 11—12. ,P 12) "5972.10doanjD.y ———— N '51.1950990,) mr Er "SONOMaIL "Sa7ONaFL rolitinlae. [CH la-Dsoumt 71 a' f f 72 \ . D » Br e) dawn 9 u 5 Ss 0 5 se 3 5 5 a5 5:5: 5 SS 5 2 85 spaAmE A = 2 EHER NER, Be Se En Stammbaum der Heliolitidae. AUG 19 1899 Ein Beitrag zur Kenntniss von Eryops megacephalus. (Cope) Ferdinand Broili. Mit Tafel VIII—X. Einleitung. Das Perm von Texas ist im Laufe der siebziger und achtziger Jahre durch die Veröffent- lichung seiner ungemein reichen Wirbeltierfauna von Seiten Copr’s in paläontologischer Beziehung allgemein bekannt geworden. J. Marcou war der erste, welcher im Jahre 1854 in seiner Publikation: „Report of Exploration for a Railroad Route near the 35th Parallel of Latitude“ auf das Perm von Texas aufmerksam machte, Uebereinstimmend mit diesem Forscher erklärt 1868 Dr. WiıtLıAm on Rye in einem Berichte der „Texas Copper Mining and Manufacturing Company“ die rothen Ablagerungen des Bezirkes Archer als solche permischen Ursprungs. Derselben Ansicht ist Professor J. Borr, welcher in der Abhandlung: „Geological Examinations in Texas. Americ. Naturalist Vol. XIV. pag. 654—686 Sept. 1880“ die rothen Schichten von Texas als zweifellos zum Perm gehörig erklärt. Von eben diesem J. Bott, einem ungemein eifrigen Sammler, erhielt CorE die meisten jener Vertebratenreste, welche er in seinen verschiedenen Werken über die Wirbeltiere des Perms von Texas beschreibt. Was die Invertebraten betrifft, so behandelt dieselben — 32 Species an der Zahl — C. A. Waıme im Amerie. Naturalist 1889 pag. 109—128. Er sammelte sie in den permischen Ablage- rungen der Bezirke Baylor, Archer und Wichita. Ueber die geologischen Verhältnisse endlich giebt uns W. F. Cummins vollkommen Aufschluss im Annual Report of the geological Survey of Texas, Band I, 1889: „The Permian of Texas and its overlying beds“ und im Band II derselben Zeitschrift: „Report on the Geology of Northwestern Texas“. Den südwestlichen Theil der grossen centralen, paläozoischen Ablagerungen in Nordamerika bildet das Perm von Texas, dessen Grenzen jedoch noch nicht genau festgestellt sind. Dieselben sind, soweit sie bis jetzt bekannt sind, ungefähr folgende: Die Südsrenze bildet der Concho River, im Östen zieht sich die Grenze vom Red River durch die Bezirke Clay, Joung, Shackelford, Callahan und Runnels zum Colorado River. Im Westen erstreckt sich die Grenze vom Canadian River zum Concho River durch Hemphill, Wheeler, Douley, Briscoe, Motley, Dickens, Garza und Ho- ward. Im Norden stösst das Perm von Texas an das Indianerterritorium an, wo es sich an die centralen, paläozoischen nordamerikanischen Ablagerungen anschliesst. Die permischen Schichten liegen concordant auf den Coal Measures. Im auffallenden Gegen- satze hiezu steht die Discordanz der Trias über dem Perm. Die Mächtigkeit des letzteren beträgt in Texas ungefähr 5000 Fuss. Die stratigraphischen Verhältnisse sind nach Cummms, welcher die Permablagerungen in a) Wichita Beds, 2) Clear Fork Beds, 3) Double Mountain Beds eintheilt, folgende: a) Die Wichita Beds. Das unterste Glied des texanischen Perm setzt sich aus Sandsteinen, Sandschiefern, 'Thonen und einem Conglomerat zusammen. Kalke fehlen. Die rothen, grauen oder gefleckten Sandsteine, welche bald eine schieferige, wellige, bald eine massive Structur aufweisen, sind reich an ungemein harten Concretionen. Die Thone zeigen blaue und rothe Farben; die rothen führen sehr viel Eisen, in den blauen findet sich stellenweise Kupfer. Das Conglomerat wird von Thonen und Thoneisensteinen gebildet, welche in einem eisenhaltigen Muttergestein eingebettet sind. Ihre Hauptentwicklung erfahren die Wichita Beds am Big Wichita River, wo sie bis 2000 Fuss anschwellen. Aus ihnen stammt die grösste Zahl der von Core beschriebenen Vertebraten. Cummms erwähnt ferner noch in denselben das Vorkommen von Pflanzen. Invertebraten sind ungemein selten. b) Die Clear Fork Beds. Die mittlere Abtheilung besteht aus geschichteten Kalken, Thonen, Schieferlagen und Sand- steinen. Einzelne von den Kalken sind in Folge ihres starken Gehaltes an Bitumen als Stinksteine entwickelt. Die in den geschichteten Kalken enthaltene reiche und charakteristische Fauna ist, wie oben gesagt, der Gegenstand einer. eingehenden Beschreibung von Seiten Wnaıre's. Die rothen Thone sind eisenhaltig, die blauen Thone führen Kupfer. Gegen oben werden die Ablagerungen sandig und es stellen sich Adern von Gyps ein. c) Die Double Mountain Beds. Sandsteine, Sandschiefer, Kalke, rothe und blaue Thone, sowie dicke Lagen von Gyps bilden die oberste Abtheilung des texanischen Perms. Die Kalke sind reich an Fossilien. Die mit Salz im- prägnierten Schiefer enthalten viel Gyps. Die rothen, grauen, fleckigen Sandsteine weisen eine sehr brüchige Struetur auf. Gyps durchsetzt in mehr oder weniger dicken, zahlreichen Adern und Bänken. Thone und Schiefer kreuz und quer. In den obersten Bänken zeigen im westlichen Gebiet diese Ab- lagerungen eine Pressung und Faltung. Es scheint also, dass von Westen her ein Druck diese Faltung hervorgerufen hat. Aus diesen Double Mountain Beds rührt der kleinere Theil der von Core be- schriebenen Wirbeithiere ‚her. Invertebraten-Fauna und Flora dieser Schichten sind bis jetzt noch un- bearbeitet. CopE hat im Ganzen aus dem Perm von Texas nicht weniger als 30 Genera mit 57 Species Vertebraten beschrieben. Das meiner Arbeit zu Grunde liegende Material wurde im Frühjahr 1895 bei Indian Creek, im Thale des Big Wichita in der Nähe der Stadt Seymour (Baylor) von dem bekannten Sammler CHARLES STERNBERG aus Lawrence City im Auftrag des Herrn Geheimrath von ZırreL für das Münchener Museum zusammengebracht. Diese Reste stammen aus den Big Wichita Beds, die am Big Wichita River sehr stark entwickelt sind. Ausser anderen Wirbelthierresten fand STERNBERG von Eryops mega- cephalus 4 Schädel, etliche Unterkiefer, eine Anzahl von Wirbeln, 1 Becken, 1 Scapula mit Coracoid, die nun im Folgenden einer eingehenden Beschreibung unterzogen werden sollen. Herr Geheimrat vox Zırreu hatte die grosse Güte, mir dieses kostbare Material zur Bearbei- tung anzuvertrauen, wofür ihm, ebenso wie für seine-die-Arbeit ungemein fördernden Winke und Rat- schläge auch an dieser Stelle mein bester Dank ausgesprochen sei. Beschreibung der Stücke. Schädel. Vorhanden sind 4 Exemplare, welche der Unterscheidung halber im Folgenden mit A, B, C und D bezeichnet werden sollen. Schädel A. Der Schädel A ist zwar der vollständigste, doch zeigt er den schlechtesten Erhaltungszustand, denn das Muttergestein, ein rother, eisenhaltiger Thon hat sich so fest in die Vertiefungen der Ober- und Unterseite eingefügt, dass allein schon der Versuch des Präparirens eine Zertrümmerung des bereits an mehreren Stellen gekitteten Schädels herbeiführen würde. Trotzdem giebt er uns ein klares Bild über seine allgemeinen Verhältnisse. Der Schädel unterlag auf der rechten Seite einem seitlichen Druck. Dieser äussert sich in einer ziemlich starken Knickung, die sich von der Praefrontalregion einerseits durch die beiden Augenwinkel zur Postorbitalregion andererseits erstreckt. In Folge dieses Bruches erscheint, da die rechts von der Bruchlinie befindliche Schädelpartie sehr stark geneigt ist, die rechte Augenöffnung bedeutend kleiner als die normale linke. Schädel B. Derselbe ist das Fragment des kleinsten Schädels, der von einem jungen Thiere herstammt; er zeigt uns die Unterseite. Das linke, hintere, grössere Viertel von der Region des Quadratojugale bis fast an die über den Choanen stehenden Palatinzähne ist abgebrochen. Parasphenoid und Ptery- goidea sind nicht vorhanden, ebenso fehlt das Hinterhaupt; dadurch liegt die untere Fläche des eigent- lichen Knochendaches in seiner hinteren Hälfte vollkommen frei. Die anderen, die Unterseite des Schädels charakterisirenden Stücke sind erhalten. Die Schädeloberseite ist dicht von Gesteinsmasse umgeben und verbietet wegen der Brüchigkeit des Materials ein Herauspräpariren. Schädel C. Auch dieses Stück ist nicht ganz vollständig, denn jederseits fehlt das hintere Drittel d. h. die von den Augenhöhlen ab rückwärts zu beiden Seiten des Parasphenoids liegenden Theile. Das Parasphenoid selbst, die Condyli occipitales, sowie der Beginn der Pterygoidea dagegen sind vollkommen erhalten. Dieser Schädel unterlag ebenfalls einem Druck auf seiner linken Seite, welche in Folge dessen stark geknickt ist; durch die parallele Druckwirkung auf die gegenüber liegende Seite wurde diese weniger in Mitleidenschaft gezogen, als das Parasphenoid, welches aus seiner horizontalen, normalen u, Lage verschoben und in etwas gegen die rechte Seite geneigter Stellung nach links hinausgepresst wurde. Die linke Seite, sowie andere brüchige Stellen erhielten durch Kitten und Ausfüllen mit Gyps einen grösseren Halt. Schädel D. Dieser Schädel war fast vollständig zertrümmert. Praemaxillare und Vomer waren die einzig zusammenhängenden Theile. Um die übrigen Stücke zusammenzufinden, war geraume Zeit nothwendig, doch gelang es, fast alle die Unterseite des Schädels bildenden Knochen, wenn auch leider nicht voll- ständig erhalten, zusammenzustellen. Von den Deckknochen konnten nur einzelne Stücke miteinander vereiniet werden. Die Schädeldecke. Der Schädel zeigt, was die allgemeine Gestalt betrifft, dieselben Verhältnisse, wie sie von Core (Pal. Bulletin Nr. 26 pag. 188 tl.) bereits gegeben wurden, doch soll derselbe nochmals an der Hand des zur Verfügung stehenden Materials in Betracht gezogen werden. Der Umriss des Schädels ist länglich dreieckig. Von der Seite betrachtet, fällt das Schädel- dach von der Höhe der Augen wenig geneigt zum Schnauzenrand, während an den Seiten eine grössere Neigung eintritt. Der Schnauzenrand ist breit und zeigt eine stumpfe Rundung. Die Hinterhaupts- region, unter welcher die Condyli oceipitales nur wenig hervortreten, zeigt sich nach hinten’ halbmond- förmig ausgebogen. Die Region der Supratemporalia und Quadratojugalia, deren Innenrand flügel- artig geschweift ist, ragt ziemlich bedeutend über die Supraoceipitalregion hervor. Lyra fehlt. Die Augenhöhlen weisen eine annähernd runde Gestalt auf, sind jedoch etwas länger als breit. Sie liegen im vorderen Theile des letzten Drittels des Schädels, gemessen vom Schnauzenrand einschliess- lich der Region der Epiotica. Die Parietalregion ist ziemlich eben, die Frontalregion etwas concav. Die Postfrontalregion steigt zu den Augenhöhlen ziemlich steil an, ebenso auch die Region des Squamosum. Parietal- und Frontalregion liegen also in einer Mulde, deren von der Region des Postfrontale und Squamosum gebildeten Wände ziemlich steil zu den Augenhöhlen und zu der Postorbitalregion ansteigen. Die Nasenlöcher sind gross, rund und sehr weit von einander getrennt. Sie liegen ziemlich weit zurück d. h. mehr in der Maxillarregion als in der Praemaxillarregion. Die Nasalgegend zeigt eine schwache Wölbung und die Praemaxillarregion fällt anfangs schwach geneigt zum Schnauzenrand, um dann nach unten plötzlich stark umzubiegen. Im Vorausgehenden wurde mit Absicht bloss von „Regionen“ gesprochen. Der Grund hiezu liegt in dem gänzlichen Mangel an Nähten. Diese Thatsache soll nun im Folgenden näher in Betracht gezogen werden. Die Oberfläche des Schädels ist am besten an Stück C zu erkennen, die, vollkommen von Gesteinsmasse befreit, eine klare Uebersicht gestattet. Sie ist „rauh“ d. h. die ganze Oberfläche der Schädeldecke ist mit warzenähnlichen, in der Grösse ziemich wechselnden Erhöhungen bedeckt, deren gegenseitige Entfernung eine unregelmässige ist. Diese Erhöhungen sind miteinander durch mehr oder weniger grosse Leistchen verbunden. Die dadurch entstehenden grubenartigen Vertiefungen geben mit den regellos dicht eingelagerten und durchschnittlich ziemlich grossen Warzen ein ganz eigenartiges Bild. das wir auf der ganzen Oberfläche mit Ausnahme der Region des Maxillare und Praemaxillare finden. Hier macht diese höckerige, rauhe Anordnung einer mehr regelmässigen Structur Platz, die Palaeontographica, Bd. XLVI. 9 — 66 — sehr an die von Cochleosaurus bohemicus (Frırsch, Fauna der Gaskohle, Tafel 60) erinnert. Kleine, ziemlich tiefe, bald runde, bald drei- oder viereckige Grübchen, die durch ziemlich scharfkantig hervor- springende Leistchen von einander getrennt sind, verleihen den beiden Regionen ein grobes oder eng- maschiges Aussehen, welches diese Regionen scharf vom übrigen Schädeldach abhebt. Ossifieationspunkte, von denen die Grübchen wie bei Cochleosaurus strahlenförmig auslaufen, sind weder an Maxillare und Praemaxillare noch an anderen Regionen der Oberfläche zu finden. Natürlicherweise sind bei einer so starken Oberflächenverknöcherung absolut keine Nähte zu erkennen. Auf der Oberfläche des soeben besprochenen Schädels C, in der Mitte zwischen den Nasen- öffnungen — also in der Nasalregion — ist ein Theil der rauhen Oberfläche der Schädeldecke heraus- gesprengt und lässt nun eine ziemlich glatte, grosse Fläche erkennen. Da dieser Theil in der Mitte zwischen den Nasenlöchern liegt, so liesse sich hier die Naht, welche die Nasalia trennt, vermuthen, allein es zeigt sich keine Spur einer solchen, obwohl, um ganz sicher zu sein, die Fläche der gänz- lichen Reinigung halber mit verdünnter Salzsäure angeätzt wurde. Der mit B bezeichnete kleinste Schädel bietet in seinem grössten Theile die untere Fläche der Schädeldecke, da, wie oben schon erwähnt, fast alle Belegknochen der Unterseite fehlen. Auch hier wurde mit verdünnter Salzsäure geätzt, um die Flächen gänzlich zu säubern und dann eventuell das Vorhandensein von Nähten zu constatiren. Allein umsonst, auch auf der Unterseite des Schädels dieses noch jungen Thieres ist durchaus nichts von einer Sutur zu erkennen. Auch auf den isolirten Stücken der Schädeldecke von D, die in ziemlicher Menge vorhanden sind, sind Suturen nicht nachzuweisen. Ein über der Mitte des Parasphenoids, also aus der Frontal- region entnommenes Stück, zeigt auf der Oberseite sowohl, als namentlich auf der angeschliffenen Unterseite einen von hinten nach vorn in ziemlich gerader Richtung bald in der Stärke eines Seiden- fadens, bald haarfein verlaufenden Sprung, der in seinem ganzen Verlauf durch eingedrungenes Eisen- oxyd roth gefärbt wohl sichtbar ist. Dieser Sprung, welcher sich in der Mitte der Frontalia befindet, könnte wohl in Beziehung mit der die Frontalia trennenden Sutur gebracht werden. Allein die That- sache, dass der auf der Oberseite befindliche Sprung sich mit demjenigen auf der Unterseite nicht deckt, und ferner, dass solche Sprünge an Stellen, wo keine Nähte zu erwarten sind, auch auftreten, musste jeden Zweifel beseitigen und diese Bildung als eine rein zufällige erklären. Dünnschliffe durch die Deckknochen in horizontaler wie in vertikaler Richtung ergaben ein überraschend schönes Resultat, da die Knochenreste durch und durch mit Eisenoxyd infiltrirt sind. An der Schädelinnenseite verlaufen mehrere Lamellen, die sogenannten generellen oder Grund- lamellen, auch innere umfassende Lamellen genannt, parallel der Oberfläche des Knochens. Die Lamellen sind von einander durch der Basis parallele rothe Streifen eingedrungenen Eisenoxyds getrennt, so dass man auf diese Weise jede einzelne Lamelle von der darauffolgenden unterscheiden kann. Bald treten über diesen generellen Lamellen eine Reihe von Querschnitten roth gefärbter Haversischer Kanäle auf, um die sich nun in concentrischer Anordnung die sogenannten Haversischen (Special-) Lamellen gruppiren. Zwischen diese drängen sich die sogenannten Spaltlamellen ein. In den Lamellen finden sich sehr zahlreich eingestreut die Knochenkörperchen, oder besser Knochenhöhlen, die ebenfalls durch Eisenoxyd eine rothe Färbung erhalten haben. Selbst die Primitiv- röhrchen weisen an manchen Stellen intensive Farbe auf und zeigen sehr genau die netzartig anastomo- sirende Verbindung, welche sie zwischen den einzelnen Knochenhöhlen herstellen. euere Gegen die Oberfläche des Schädels stellen sich wieder die generellen (äusseren, umfassenden) Lamellen ein, welche, da der eben besprochene Schliff durch eine warzenartige Erhöhung gelegt wurde, eine ziemlich wellige Form zeigen. Durch das Eindringen von Eisenoxyd in die Grundlamellen, deren scharfe Trennung dadurch herbeigeführt wurde, ist ferner bewirkt worden, dass sich diese der Innenseite des Schädels parallel liegenden Lamellen sowohl leicht von einander, als auch von der über ihnen liegenden Schicht der Haversischen und Spaltlamellen losblättern, welch letztere regellos aneinander gelagert sind und jetzt den festeren Theil der Schädelknochen bilden. Auf diese Weise lässt sich auch das bei Schädel C erwähnte Lossprengen des oberen Theiles von dem unteren erklären, da hier die äusseren, umfassenden Lamellen sammt den Haversischen und Spaltlamellen weggesprengt sind und nur die eigentlichen Grundlamellen eine so glatte Fläche liefern konnten. Durchschnittliche Höhe des Schädeldaches ohne die warzenartigen Erhöhungen. . 0,5 cm, mit den grössten derselben. . . . . 1 cm, mibsdengkleinstene Sr Ei Natem® Absolute Höhe der letzteren . . 0,5—0,2 cm. Aus dem Vorausgehenden ist also zu ersehen, dass Zryops megacephalus (CopE), wie es auch bei Aecfinodon Frossardi (Gaupry) der Fall ist, ein durchaus verknöchertes Schädeldach besitzt, an dem sich keine Spur von Nähten nachweisen lässt. Da dieselben auch an dem kleinen Schädel sich nicht zeigen, so lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass sie schon in einem frühen Stadium der Entwicklung verloren gegangen sind. An Schädel A, © und D findet sich auf der Oberseite des Schädeldaches kein Foramen parietale. Die Unterseite erlaubt hier kein Nachforschen, da die Schädeldecke an das darunter befindliche Parasphenoid angepresst ist. Dagegen zeigt uns der kleinste Schädel B, bei dem das Parasphenoid fehlt, auf der Unterseite ein vollkommen erhaltenes Foramen parietale, von kreisrunder Form mit einem Durchmesser von 1,1 cm. Gegen oben verjüngt sich dasselbe trichterförmig und scheint auch noch an die Oberfläche zu treten. Da jedoch ein Blosslegen der ganz mit Muttergestein verwachsenen Oberseite unmöglich ist, so kann dies nicht als sicher hingestellt werden. Es scheint also die bei dem jungen Thiere noch ziemlich ausgeprägte Anlage bei &em älteren durch Ueberwachsen und Ueberwucherung von Knochen vollkommen verwischt zu werden. Unterseite des Schädels. (Tafel VIII.) Core erwähnt an keiner Stelle etwas von der Unterseite des Schädels von KEryops megace- phalus, ausgenommen einzelne Zahnmaasse (Pal. Bulletin 26 pag. 190) von Maxillare und Praemaxillare. Gaumengruben, Die Gaumengruben werden durch das Parasphenoid, sowie dessen nach vorne verlaufenden Fortsatz, den processus eultoiformis, von einander getrennt. Sie haben eine länglich herzförmige Gestalt, welches charakteristische Aussehen ihnen durch die eigenthümlich flügelartig geschwungenen Ptery- soidea verliehen wird. Diese letzteren begrenzen die Gaumengruben an ihrem Hinterrand und auch noch auf dem grössten Theile der Flanken. Vorne macht der Vomer den Abschluss. EL Gaumenschläfengruben. Die auf beiden Seiten befindlichen grossen Gaumenschläfengruben werden von der Region des Quadratojugale aussen, hinten und an dem grösseren Theile der Innenseite umrahmt. In der vorderen Hälfte und vorne schliessen sich die Pterygoidea an. Ob sich bei der Begrenzung von aussen noch das Maxillare betheiligt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Zwischenkiefergruben. Zwischen Praemaxillare und Vomer befinden sich zwei Vertiefungen: die sogenannten Zwischen- kiefergruben, Foramina intermaxillaria, welche hier jedoch keine Durchbrüche, sondern bloss Gruben bilden. Ihre Aufgabe ist, bei geschlossenem Rachen die Fangzähne des Unterkiefers aufzunehmen. Parasphenoid. Das Parasphenoid wird von einem starken, die Mitte der Schädelunterseite einnehmenden Knochen gebildet. dessen Länge (processus eultriformis inbegriffen) an dem besterhaltenen Schädel C 26 cm beträgt. Die durchschnittliche Höhe desselben ist im hinteren Theile bei dem grössten Schädel © 3,8 cm, bei Schädel D 3,3 cm; seine dem Schädeldach zugewandte Fläche ist bei C 4 cm, bei D 3,2 cm breit, während die Breite seiner allerdings gerundeten Unterseite in derselben Gegend bei beiden Stücken ungefähr 0,5 cm beträgt. Das hintere Ende des Parasphenoids klemmt sich zu- gespitzt in der Form eines kleinen Dreiecks zwischen die Pterygoidea ein. In seinem Verlaufe von hinten nach vorne ist das Parasphenoid schwach geneigt, mit flacher Oberseite, gerundeter Unterseite und ein- und abwärts geneigten, gleichfalls etwas gerundeten Seitenflächen. In seiner hinteren Hälfte verbreitert und verflacht sich dieser Knochen allmählich nach vorne in allen seinen Theilen. An der Stelle, wo der processus cultriformis einsetzt, sieht es aus, als ob sich das Parasphenoid in zwei Theile spalten wolle, da sich dessen beide Seiten flügelartig nach rechts und links scharf ausbiegen, um nach einer kurzen Rundung wieder in vertikaler Richtung zu seinem ursprünglichen Verlaufe zurück- zukehren. Hiedurch gewinnt das Parasphenoid in seiner ganzen Länge das Aussehen eines Dolches, dessen Griff vom hinteren Theile des Parasphenoids und dessen Parierstange von den soeben besprochenen tlügelartigen Theilen gebildet wird. An diesem Theile sitzt dann der bei Schädel © 15 cm, bei Schädel D 14 cm lange processus cultriformis wie im einem Griffe fest und verläuft von da in gleichmässiger Breite von nicht ganz 2 cm nach vorne zum Vomer, mit welchem er sich vereinigt. Ob er in diesen noch eindringt, kann aus keinem der vorliegenden Exemplare ersehen werden. Die Höhe des processus cultriformis beträgt 2,9 cm (gemessen an Stück D). Auf beiden Seiten desselben verläuft eine rinnenförmige Vertiefung, 0,4 cm breit, welche man bis zum Vomer ver- folgen kann. Sie nimmt ihren Anfang am Ausgangspunkt des processus cultriformis vom Parasphenoid. Ferner sind die beiderseitigen Fortsätze des Parasphenoids von der Umbiegungsstelle an, wo sie in vertikaler Richtung zum Parasphenoid zurückkehren, in sich selbst rinnenförmig eingebuchtet und diese Einbuchtung verbindet sich mit der Rinne des processus ceultriformis, wo dieser vom Parasphenoid ausgeht. Die Bedeutung dieser Einbuchtung und der Rinne lässt sich wohl sicherlich damit erklären, dass der Nervus olfactorius von der Oberseite des Schädels zunächst in der Einbuchtung der Fortsätze und von da in die Rinne des processus cultriformis trat, von wo aus er zu den Nasenöffnungen hin- geleitet wurde. » we‘ en Die Pterygoidea. In die Pterygoidea, welche sich in der Mitte gegenseitig begrenzen, schiebt sich von vorne das Parasphenoid dreieckig zugespitzt ein, während sich von hinten ein schmaler Fortsatz der oceipi- talia lateralia zwischen sie drängt. Die Pterygoidea setzen sich nun seitlich vom Parasphenoid an und verlaufen dann horizontal bis zur Höhe des hinteren Augenwinkels. Dieser Theil, welcher die Gaumen- gruben gegen rückwärts begrenzt. bildet somit auch einen Abschluss des Schädels gegen hinten,” da von den Pterygoideen eine ziemlich starke Knochenleiste nach aufwärts steigt. In der Höhe des hinteren Augenwinkels tritt jetzt eine Theilung ein. Der hintere kürzere Flügel biegt nun in einem stumpfen Winkel nach rückwärts, um zur Gaumenschläfengrube aufzusteigen, die er dann mit der Quadratojugalregion auf der Innenseite einrahmt. Leider lässt kein Schädel durch irgend eine Naht den Ort der Vereinigung dieser beiden Knochenstücke erkennen. Theils durch den Abschluss der Gaumengruben, theils durch die Theilnahme an der Begrenzung der Gaumenschläfen- gruben nimmt das Pterygoid am Abschlusse des Schädels und am Aufbau des Hinterhauptes wesent- lichen Antheil. Der vordere grössere Flügel betheiligt sich mit seiner Aussenseite ebenfalls an der Einfassung der Gaumenschläfengruben, indem er sie vollkommen gegen vorne abschliesst. Der innere d. h. der an die Gaumengruben grenzende Theil wendet sich nun in ziemlich grossem Bogen nach vorne. An der Stelle nun, wo diese Wendung eintritt, ist das Pterygoideum am breitesten. Bei Schädel A, welcher die allgemeinen Verhältnisse am besten zeigt, beträgt die Breite an dieser Stelle 5,5 cm. In dieser Breite verläuft es nun eine kurze Strecke von hinten nach vorn, immer an die Gaumengruben grenzend und aussen vom Maxillare umfasst. Der weitere Verlauf des Pterygoids ist an allen Stücken unklar. ‚Jedenfalls steht die Thatsache fest, dass das Pterygoid bis in die Höhe des Bezinns des processus eultriformis die Gaumengruben einrahmte, wie aus einem Bruchstück von Schädel D ersichtlich ist. Wie freilich die Begrenzungslinien gegen das Palatinım gewesen sein mögen, ist nirgends zu erkennen. Palatinum. Dasselbe ist nur in seinen rückwärtigen Lagebeziehungen am besten zu beurtheilen, indem es bei ÜC und D an seinem äussersten Ende sich als ein ziemlich schmaler Knochen zu erkennen giebt. Das Palatinum legt sich an seiner Aussenseite dicht an das Maxillare an. Sein Hinterrand wird von den Pterygoideen umfasst, ebenso seine Seiten, auf welche Weise und auf welche Erstreckung ist unklar. Das Palatinum trägt sowohl in seiner Mitte als auch direkt über den Choanen je ein paar Zahngruben, die sehr stark von Knochen umwallt sind. Analog allem bisher Bekannten (Mastodonsaurus gig. | JAEGER], Trematosaurus Brauni [Burn.], CUyelotasaurus robustus |H. v. MEYEr]) dürfte sich das Palatinum in seinem weiteren Verlauf verbreitert und das Pterygoid schliesslich bei der Begrenzung der Gaumengruben abgelöst haben, um dann auf einer schmalen Brücke als Begrenzung der Innenseite der Choanen an den Vomer zu stossen und unter allmählicher Verbreiterung an der Praemaxillarregion sein Ende zu finden. Jedoch soll das eben Gesagte nur eine Annahme sein, da durchaus keine Nähte Aufschluss über die Grenzen von Pterygoideen, Palatinum und Vomer geben könnten. Vomer. In Folge der eben besprochenen Verhältnisse sind natürlich auch die Lagebeziehungen des Vomer gegen die Choanen hin unklar. Die Begrenzung gegen rückwärts ist durch die Gaumengruben —.ı UN). = gegeben. Gegen vorne tritt der Vomer als eine, wie es scheint durch eine Mediannaht getrennte, schmale Knochenbrücke, die Foramina intermaxillaria trennend, an ‘das Praemaxillare heran. Maxillare und Praemaxillare. Wie weit das Maxillare, das mit dem Praemaxillare die Aussenseite des Schädels begrenzt, gegen rückwärts reicht, ist an keinem Exemplare zu erkennen, doch lässt es sich mit Ausnahme einer kurzen Strecke bis vor den vorderen Winkel der Gaumenschläfengrube verfolgen. Ebenso ist nirgends der Beeinn des Praemaxillare zu erkennen, das analog dem bisher bekannten in der Gegend der Choanen begonnen haben dürfte. Man kann also auch hier bloss von einer Maxillar- und Praemaxillar- region reden. Beide Regionen weisen eine starke Bezahnung auf. Bezahnung. Ueber die Art der Bezahnung giebt Core im American Naturalist Jan. 1554: The Batrachia of the Permian Period of North America pag. 33 folgende Notiz: In Eryops the teeth are arranged much as in Trimerorhachis, in external series, of nearly uniforme size, with some large ones in the anterior parts of both jaws, a little within the external rows. Und in Bezugnahme auf die Erwähnung von Trimerorhachis charakterisirt Core dessen Bezahnung auf Seite 32 derselben Abhandlung: „The teeth are rather small and of equal size, except a large one or two inside the external series near the anterior part of the mouth.“ Durch diese Notiz sind die allgemeinen Verhältnisse vollkommen klar gelegt. i Unter den in „external series“ sitzenden Zähnen sind die Maxillar- und Praemaxillarzähne zu verstehen, während die „some large ones in the anterior parts of both jaws, a little within the ex- ternal rows“ als die auf dem Palatin stehenden zu betrachten sind. Die Zähne des Maxillare und Praemaxillare sind einerseits pleurodont, d. h. ihr Aussenrand lest sich an die Innenseite des erhöhten Kieferrandes fest an und sie ragen nur mit ihrer oberen Hälfte über denselben empor, andererseits ist jedoch eine seichte Alveolarrinne deutlich zu erkennen. Wir haben also hier eine Zwischenstufe von pleurodonter und thekodonter Zahnform, welche C. Röse! mit protothekodont bezeichnet hat. Zahnlücken sind namentlich bei dem zertrümmerten Schädel des ältesten Thieres häufig (Schädel D), wo sie von der Höhe der hinteren Palatinzähne bis zur Mitte der Praemaxillarregion ver- folgt werden können. Diese Gegend zeigt 16 Zahnreste, die durch mechanische Einwirkung abgebrochen sind, dagegen 24 Zahnlücken, also ein volles Drittel mehr Lücken als Zähne. An einer Stelle sind z. B. 4 Lücken hintereinander. Am Schädel C, dem eines kleineren Exemplares, kann man dieselben Verhältnisse nicht in derselben Ausdehnung, sondern von der Höhe der hinteren Palatinzähne bis zum Foramen intermaxillare verfolgen. Hier finden sich 6 Zahnlücken. 4 Zähne wurden zur Fertigung von Dünnschliffen heraus- gesägt. Vorhanden sind 17 andere Zähne, von denen die über dem Maxillare hervorragenden Spitzen abgebrochen sind: im Ganzen 21 Zähne und 6 Lücken, also das umgekehrte Verhältniss wie oben. Es scheinen hier ähnliche. Verhältnisse zu walten, wie sie Fraas bei Mastodonsaurus annimmt, dass nämlich das Nachrücken der Ersatzzähne nicht gleichmässig durch das ganze Leben der Tiere fortdauert, 1 6. Röse, Das Zahnsystem der Wirbelthiere. Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte von MeErkeL & Boxser. Il. Abtheilung. 1894, pag. 558. sondern im Alter nachlässt. -Ob das Abstossen der Zähne an der Basis des Dentins erfolgt wie bei den Labyrinthodonten der schwäbischen Trias, kann hier nicht gesagt werden, vielmehr scheinen Löcher an der Innenseite von etlichen Zähnen oberhalb des umwallenden Knochenrandes, also an der unge- schütztesten Stelle, darauf hinzudeuten, dass von dieser Stelle aus die Zerstörung des Zahnes ihren Anfang genommen, von da nach abwärts gegriffen und dann das Abstossen des Zahnes zur Folge gehabt habe. Die Zähne des Maxillare können an allen Exemplaren bloss vom Beginn des Palatin ver- folet werden. Die Grösse der Zähne ist ziemlich schwankend. Die kleinsten Zähnchen von annähernd gleichen Grössenverhältnissen befinden sich auf dem Maxillare von der Höhe des hinteren Palatinzahnpaares bis gegen das vordere. An dieser Stelle finden sich nun etliche grössere, welche über den Choanen wieder kleineren weichen, die am Ort der wahrscheinlichen Vereinigung von-Maxillare und Praemaxillare im eigentlichen Mundwinkel wieder sehr starken Fangzähnen Platz machen. Einer dieser Zähne hat an der Stelle, wo er aus der Alveole hervortritt, einen Durchmesser von 1,2 cm. Die folgenden in Praemaxillarregion liegenden Zähne sind wieder kleiner. Wie eben auseinandergesetzt, kann man nun ein zweimaliges Auftreten von grossen und ein drejmaliges von kleinen Zähnen constatiren. Betrachten wir nun die grösseren, innerhalb der Maxillarzahnreihe stehenden, die Palatinzähne. Das hintere Palatinzahnpaar steht ungefähr in der Mitte des Palatins, während das vordere direkt über den Choanen seinen Platz hat. Um jedes dieser Zahnpaare hat sich ein umwallender Knochenrand gebildet. Ferner sitzt noch am vorderen Winkel der Choanenöffnung auf dem Knochen- stück, dessen Zugehörigkeit zum Palatin oder zum Vomer fraglich ist, ein ebensolches Zahnpaar, das aber viel kleinere Dimensionen als die auf dem Palatin stehenden aufweist. Diese drei Zahnpaare sind also acrodont mit beginnender thecodonter Zahnform, was nach C. Röse ]. ec. wieder mit prototheco- dont bezeichnet werden kann. An allen Schädeln, mit Ausnahme von A, bei dem diese Verhältnisse nicht zu erkennen sind, sogar bei dem kleinsten Schädel B ist zu bemerken, dass einer der Zähne ausgefallen ist und dass nur der Zahnsockel eines Zahmes sich in der Knochenumwallung befindet, dass also ein Zahn nur in Funktion war. Die stärksten Zähne befinden sich, wie oben gezeigt wurde, im Mundwinkel und auf dem Palatin. Jedoch ist der Unterschied nicht so bedeutend zwischen den grossen und kleinen Zähnen, wie dies bei den schwäbischen Triassauriern der Fall ist. Während FraAs bei den Fangzähnen von Mastodonsaurus 6—Tfache Länge und 10fache Breite gegenüber den kleineren Zähnen angiebt, ist hier «das Verhältniss im Durchschnitt — gemessen an Stümpfen — ein um vieles geringeres. Die grösseren haben 1,2 cm, die kleineren 0,5 cm im Durchmesser, das Verhältniss ist also gleich 4 : 1. Vomer, Palatinum, Pterygoid sind mit kleinen Körnchenzähnen übersät, auch das Parasphenoid dürfte wenigstens in seinem vorderen Theile damit versehen gewesen sein, was sich jedoch wegen des gerade an dieser Stelle mangelhaften Erhaltungszustandes nicht sicher behaupten lässt. Was die Structurverhältnisse der Zähne von Eryops megacephalus betrifft, so sei hier auf die dieser Arbeit sich anschliessende Abhandlung von L. SrickLer „Ueber den mikroscopischen Bau der Faltenzähne von Kryops megacephalus (CorE)* verwiesen. Hinterhaupt, (Tafel IX, Fig. 12.) Ueber die Beschaffenheit der Schädelbasis giebt uns Schädel C, sowie das zertrüämmerte Stück D Aufschluss. Als kreisförmige Oeffnung von 1,7 cm im Durchmesser bildet das Foramen magnum den Mittelpunkt der Schädelbasis. An seiner Umrahmung sind ausschliesslich die Ocecipitalia lateralia betheiligt und das auf folgende Weise: Die Abgrenzung gegen unten geschieht durch den basalen Theil der Oceipitalia lateralia, die durch eine mediane Naht von einander getrennt sind. Dieser basale Theil der Oceipitalia drängt sich keilförmig zugespitzt zwischen die Pterygoidea, nach hinten tritt eine Verbreiterung der Oceipitalia ein, welche nur sehr wenig, etwa '/. cm, unter der Oeffnung des Foramen magnum hervortreten und welche den Doppecondylus bilden. Wie bei Actinodon (L’Actinodon GAuDrY, Paris 1887, Masson editeur pl. III. Fig. 4) sind bei Eryops diese condylenartigen Vorsprünge concav und standen wohl durch dicke Knorpelparthien mit dem Atlas in Verbindung. Es liegt also, wie Ammon angiebt (Die permischen Amphibien der Rhein- pfalz, von L. v. Ammon, München 1889, Academische Buchdruckerei von E. Straub), der Schluss nahe, „dass, was man für Condyli bei diesen Formen zu halten geglaubt hat, wohl grösstentheils nur auf solche Fortsätze der Hinterhauptbeine zu beziehen ist“; welche Ansicht auch durch das vorliegende Material bestätigt wird. - Der basale Theil der Oceipitalia lateralia hat eine sehr geringe Ausdehnung. Seine Länge beträgt von der gegenseitigen Berührungsstelle der Condyli oder besser condylenartigen Gebilde bis zu der zwischen die Pterygoidea eingeklemmten Spitze 3 cm. Ueber der condylenartigen Verbreiterung erheben sich jederseits die das Foramen auf der Seite begrenzenden Occipitalia ungefähr 1,6 cm nach aufwärts; in dieser Höhe tritt eine Theilung in zwei Aeste ein. Der eine Ast biegt nach innen um und bildet, nachdem er sich mit dem entsprechenden Aste des anderen Occipitale laterale vereinigt, die obere Umrahmung des Foramen oceipitale. Zwischen die sich gegen den Vereinigungspunkt verschmälernden Aeste legt sich die Supraoceipitalregion keil- förmig dazwischen. Es wird also durch diese Thatsache die Ansicht von QUENSTEDT und FrAAs bestätigt, welche den bei Mastodonsaurus und Cyelotosaurus über dem eigentlichen Foramen liegenden Schädeldurchbruch nicht zum Foramen rechneten, sondern als Resultat eines knorpelig ausgebildeten Hinterhauptsknochens betrachteten, dessen Decke die Supraoceipitalia bildeten. Der andere Ast der Occipitalia biegt von der Theilungsstelle an ziemlich stark nach aus- und aufwärts, um sich mit der hinten in einem spitzen Winkel zulaufenden Epioticalregion in Verbindung zu setzen. Nähte sind sowohl hier als bei der kurz vorher erwähnten Verbindung mit der Supraoceipitalregion nicht zu finden, doch kann man einerseits an den mehr glatten Knochentheilen der Oceipitalia, andererseits an der rauhen, höckerigen Oberfläche der Deckknochen mit ziemlicher Sicherheit den Ort der Vereinigung erkennen. Zwischen den beiden Aesten der Oceipitalia lateralia und den darüber liegenden Deckknochen ist eine länglich ovale Oeffnung bemerkbar, die analog Mastodonsaurus theils knorpelig bedeckt gewesen, theils zum Durchtritt von Kanälen gedient haben mag. An der Bildung des Hinterhauptes nimmt ferner das Pterygoid wesentlichen Antheil, welches, wie schon oben erwähnt, durch eine ziemlich starke Knochenleiste die Gaumengruben gegen rückwärts abschliesst. | \ = © Inwiefern sich das Quadratojugale an der Zusammensetzung der Schädelbasis betheiligt, kann wegen des Mangels an Nähten und wegen des schlechten Erhaltungszustandes von Schädel A, an dem allein die Theile, welche die Gaumenschläfengruben begrenzen, vollkommen erhalten sind, nicht ent- schieden werden. Aus demselben Grunde kann ebensowenig über die Artikulationsfläche mit dem Unterkiefer etwas gesagt werden. Unterkiefer. (Tafel VI. Fig. 2 und 3.) Es liegen fünf Stücke vor: Ein vollständig erhaltener linker At . . . A. Zwei durch Druck stark deformirte linke Aestte . . . Bund. Bruchstücke eines rechten Astes, vorderer Theil . . . D. Bruchstück eines rechten Astes, hinterer Thel . . . E. Copz giebt von der Mandibel von Eryops megacephalus nur einige kurze Diagnosen im Pal. Bulletin Nr. 26 pag. 188 und im American Naturalist 1884 pag. 33. Diese sollen nun im Folgenden erweitert werden. Der Unterkiefer besteht aus zwei vorne (durch Symphyse verbundenen Hälften. Er zeigt im Allgemeinen auf seiner Aussen- und Unterseite dieselben Structurverhältnisse, wie sie in der Maxillar- und Praemaxillarregion angetroflen werden, nämlich auf der vorderen Hälfte der Seite längliche vier- eckige und rundliche Grübchen, welche durch scharf hervorspringende Leistchen von einander getrennt sind und die im Ganzen ein engmaschiges Aussehen haben. Auf der hinteren Hälfte stellen sich wieder jene warzenähnlichen Erhöhungen ein, die das charakteristische Aussehen der Oberseite bewirken. Von Nähten ist in Folge dessen auch hier nichts zu sehen und man kann hier wiederum nur von Regionen sprechen. Form. Der Öberrand, welcher zum grössten Theile die Zahnreihe trägt, steigt von der Symphyse ganz allmählich gegen hinten, hier wird er von dem ziemlich steil aufragenden Articulare überragt. Die Unterseite, welche im vorderen Drittel nur eine schwache Rundung zeigt, erhält im zweiten Drittel eine starke Umbiegung nach innen und oben, die bei ganz langsamer Steigung den Oberrand an seinem hintersten Ende erreicht. Die Ausdehnung der Dentalregion auf der Aussenseite gegen die Angularregion ist nicht zu erkennen. Die Begrenzung der Dentalregion auf der Oberseite gegen rückwärts ist durch den Fort- satz der Opereulo-Angularregion dem Processus coronoideus: gegeben. Da auf der glatten Innenseite, die ohnedies bei allen Stücken durch Druck mehr oder weniger entstellt wurde, sich ebenfalls keine Nähte zeigen und so natürlich nicht constatirt werden konnte, ob und wie viele Belegknochen sich betheiligen, so wurde für die unter und hinter dem Dentale liegende Region die Bezeichnung Operculo-Angularregion gewählt. Wo die Artieularregion auf der Innenseite des Kiefers ansetzt, ist unter den genannten: Um- ständen auch nicht erkennbar. Ihre Spitze erhebt sich bei A nach einem ziemlich rasch aufsteigenden Winkel 4 cm über der Fortsetzung der rückwärts von dem Processus coronoideus liegenden Operculo- Angularregion, Palaeontograpbica. Bd. XLVI. 10 Die Bezahnung des Unterkiefers zeigt ähnliche Verhältnisse wie diejenige des Öberkiefers. Sie ist protothecodont (s. oben) d. h. die Zähne lehnen sich an den erhöhten Kieferrand an und stehen ausserdem in einer seichten Alveolarrinne: diese letztere ist jedoch stärker ausgeprägt als auf dem Oberkiefer. Die Zähne, welche direkt vor dem Processus coronoideus beginnen, sind hier sehr klein, um gegen vorne grösser zu werden. Dann folgen wieder kleinere, die etlichen starken Fangzähnen Platz machen, welche etlichen kleineren weichen, um in der Gegend der Symphyse wieder grosse folgen zu lassen. Unterkiefer A möge als Beispiel dienen: die letzten 6 Zähne haben 0,2 cm, dannstoleengs (GE 0A dann 6 De nta Oro In dann De LFD EREe Hann 0 Durchschnitt. dann U yes MA RS die vordersten | = 5 Auf der Innenseite des Unterkiefers zwischen der den Processus coronoideus tragenden Oper- culo-Angularregion und dem aufsteigenden Articulare zeigt sich eine grosse Höhlung, welche sich bei dem Bruchstück des rechten aufgebrochenen Unterkieferastes ziemlich weit im Innern gegen vorne verfolgen lässt, und welche jedenfalls durch den Mecrerv'schen Knorpel ausgefüllt wurde. - Bei dem hier vorliegenden Material von Eryops sind auf der Alveolarrinne des Unterkiefers noch einzelne Körnerzähnchen zu finden, welche wohl auf dieser Rinne eine grössere Verbreitung gehabt haben dürften, jedoch bei der Präparation verloren gingen. Schädelmaasse, Die Schädelmaasse sind genommen von Schädel A; da die rechte Seite des Schädels, weil durch Druck deformirt, nicht in Betracht gezogen werden konnte, wurden bei den Breitemaassen nur die normale linke Hälfte gemessen und dann verdoppelt. Totallänge von der Höhe des Squamosums bis zum Schnauzenrand . . . . . 42 cm Länge des Schädels in der Mittellinie, von der Supraoceipitalregion bis zum Schnauzenrand. . . . Be EIER Tr 3 2 3UR Denn Entfernung vom Hinterrand der Naserlocher bis zum Nor demand der Augenhöhlen 12 r Entfernung der Augenhöhlen vom Hinterrande des Schädels . 22 Gegenseitiee EntfernungsdeuNasenlöcherse per a oe Gegenseitige, Entfernung den Augenhöhlenrse Eee Länge der Nasenlöcher SNOHEeR BreiterderNasenlöchen.. 2. 1 2 Dr or var u > RD Euer Bängender Augenhöhlen a. 02. en Er Breite der Augenhöllen . . . . RN Be NEN EN Read CD, Breite des Schädels in der Höhe des Intemasns ee VENEN DER Breite des Schädels in der Höhe des hinteren Me nnkeis A lo Sci DR. 6 Breite des Schädels. in der ‘Höhe der Nasenlöcher . . . 2... 0.002 ” 1 Höhe des Schädels bei dem Foramen magnum. "un. nn. mn na Die Wirbelsäule. (Tafel IX, Fig. 1—10.) Von der Wirbelsäule von Zryops megacephalus liest ein Stück vor von vier zusammenhängen- den Rückenwirbeln, an denen die Dornfortsätze weggebrochen sind, ferner noch etliche zu diesem Stück gehörige, in ihre einzelne Theile getrennte Wirbelfragmente. Ausserdem ist noch eine Reihe von einzelnen Wirbelkörpern vorhanden, die von einem anderen Exemplare stammen. Atlas fehlt. Core, dem ein allerdings auch nicht ganz vollkommener Atlas bei seinem Materiale zur Ver- fügung steht, spricht sich über diesen Theil der Wirbelsäule folgendermassen aus (Cop, Paleonto- logieal Bulletin No. 32): „Attached to the axis of this specimen are two elements which connected it with the skull, as they are separated from it only by closely fitting fraetures. The elements are lateral, and each presents a semi-spherical artieular face in front, and a long process with acute apex at right angles to it, posteriorly. These processes lie, one on each side of the neural spine of the axis, above the position which would be occupied by its prezygapophysis; they represent the distinet halves of the arch of the atlas, At the superior base of each process near the edge of the articulation is a button like tuberele, which represents a prezygapophysis, the inferior articular faces correspond with those of the oceipital condyles in form but not in position, which is inverted. The inferior elements of the atlas are last.‘ Wie aus dieser Beschreibung ersehen werden kann, zeigt jeder der beiden oberen Theile des Atlas — a semi-spherical articular face — also eine offenbar convexe Fläche, auf der vorderen dem Schädel zugekehrten Seite, was den concaven condylenartigen Gebilden des Hinterhauptes (siehe oben) vollkommen entspräche. Leider giebt die Abbildung, die Core davon veröffentlicht (Proc. Amer. Philos. Soc, Vol. XIX. pl. II), das entgegengesetzte Bild. Hier zeigen nämlich die zwei seitlichen Elemente eine concave Form. Weitere Schlüsse daraus zu ziehen, ist desshalb unmöglich. Die Wirbel zeigen die bereits von Copz Pal. Bulletin Nr. 36 geschilderte rhachitome Beschaffen- heit und bestehen 1) aus dem Hyprocentrum, 2) aus den paarigen Pleurocentren, 3) aus dem oberen Bogen mit dem Dornfortsatz. Das Hypocentrum. Die vorliegenden Stücke von Hypocentren zeigen, sofern sie nicht durch äussere Einflüsse Gestaltveränderung erlitten haben, fast alle die gleiche Grösse und Gestalt, sowohl an den zusammen- hängenden, als auch an den losgetrennten Stücken. Die Länge eines solchen Hypocentrums beträgt an dem Unterrand in der Mittellinie 2,2 bis 2,7 em, die Höhe im Durchschnitt 2,5 cm. Wie aus dem zusammenhängenden Stücke erkenntlich ist, stossen die Hypocentra mit ihren Vorder- und Hinterflächen eng aneinander. An den gleichseitig ausgebildeten halbmondförmigen Hypo- eentren unterscheiden wir eine glatte Aussenseite, welche in der Mitte eingeschnürt ist, und eine rauhe Innenseite, welche in der Mitte oben eine breite Verdickung zeigt. Die glatte Aussenseite, welche bloss von der Beinhaut bedeckt wurde, verläuft auf beiden Seiten nach oben zugespitzt. Jedoch zeigt sich am Hinterrande ziemlich weit oben eine Einbuchtung, welche ebenfalls eine rauhe Oberfläche auf- weist und den Diapophysen des oberen Bogens an der Stelle, wo sie mit den Rippen in Verbindung treten, als Stützpunkt dient. Die rauhe Innenseite zeigt sowohl vorne als hinten an den aufsteigenden Seiten je zwei rinnen- förmige Vertiefungen, welche am Scheitel nicht miteinander vereinigt sind. Die Wände dieser Rinne werden einerseits von der Aussenseite des Wirbelkörpers, andererseits von einer wulstförmigen Er- höhung, die jederseits inmitten des Wirbels durch die in horizontaler Rinne verlaufende Chorda ent- steht, gebildet. Jedes Hypocentrum hat in Folge dessen fünf rinnenförmige Vertiefungen: vier an den Seiten und eine in der Mitte. Auf den Zweck dieser Rinnen soll sofort bei Besprechung der Pleurocentren eingegangen werden. Die Pleurocentren. Bei diesen paarigen Elementen, die sich keilförmig zwischen zwei aufeinander folgende Hypo- centra drängen, kann man ebenfalls eine glatte Aussenseite und Oberfläche, sowie mehrere rauhe Innenflächen erkennen. Direkt über der Chorda stehen die Pleurocentra in enger gegenseitiger Be- rührung, sie waren überdies noch durch Knorpel verbunden, wie die oberste der rauhen Innenflächen beweist. Unter diesen Contaktflächen findet sich jederseits am Pleurocentrum eine rinnenförmige Ver- tiefung, welche sich der wulstförmigen Erhöhung, die von der Chorda am Hypocentrum gebildet wird, eng anschliesst. An dieser Stelle nun ist die Chorda vollkommen eingeschlossen und zwängt sich also zwischen den oben sich berührenden ziemlich breiten Pleurocentren und dem Hypocentrum in einem verhältnissmässig engen Kanale hindurch. Die Unterseite der Pleurocentra fügt sich in die Rinne der Hinterseite der Hypocentra fest ein, während ihr nach rückwärts und unten verlaufender, keilförmig zugeschärfter Fortsatz sich in die rinnenförmigen Vertiefungen des folgenden Hypocentrum anfügt. An die rauhe Vorderseite der Pleurocentren legt sich der eigene obere Bogen an und die ebenfalls rauhe Rückseite des Pleurocentrum dient dem oberen Bogen des folgenden Wirbels als Widerlager. Man sieht also an den rauhen Flächen,. dass die einzelnen Knochentheile durch Knorpel in ziemlich enger Verbindung standen. Die Oberseite der Pleurocentren zeigt mit Ausnahme der Aussenseite allein eine glatte Ober- fläche, da auf ihr das Neuralrohr verläuft. Die oberen Bögen, Die oberen Bögen haben in ihrer äusseren Gestalt grosse Aehnlichkeit mit denen von Kuchiro- saurus Rochei, bloss dass der Dornfortsatz von Eryops an der Spitze nicht jene weite, seitliche Aus- dehnung zeigt wie Kuchirosaurus, sondern im Verhältniss zu diesem viel zierlicher erscheint. Die Bögen sind über dem Neuralrohr verschmolzen und aus dieser Verschmelzung gehen gegen oben die Dornfortsätze hervor. Von diesen sind von Exemplar B 7 erhalten, die eine Durchschnitts- höhe von 5'/, em erreichen. Die Vorderseite derselben ist ziemlich spitzwinklig zugeschärft, während der Hinterrand eine stumpfere Schärfung zeigt. Die grösste Dicke liegt gegen den Hinterrand; in der Mitte beträgt sie im Durchschnitt 1,5 cm, was bei dem an der Spitze sich plötzlich verbreiternden —1 —1 Dornfortsatz sich bemerkbar macht, denn die grösste Ausdehnung und Breite erreicht derselbe in seinem hinteren Drittel. Die Oberfläche des an der Spitze sich verbreiternden Dornfortsatzes, der selbst eine unebene höckerige Beschaffenheit zeigt, ist ebenfalls rauh und höckerig. Die tiefer liegen- den, flügelartig gegen oben und innen gerichteten Praezygapophysen umfassen die höher stehenden, sich gegen unten und aussen ausdehnenden Postzygapophysen des vorausgehenden Bogens. Analog Euchirosaurus findet sich auch hier zwischen den Postzygapophysen eine Vertiefung, welche jedenfalls zur Aufnahme eines Ligamentes diente. Die Articulationsflächen von Post- und Prae- zygapophysen sind glatt. Unterhalb der Verschmelzungsstelle der oberen Bögen mit dem Dormfortsatz verläuft das Neuralrohr in einem von den beiden Bögen gebildeten Kanal, der nach unten bloss einen kleinen Spalt zeist. Da die Seiten dieses Spaltes eine rauhe Oberfläche aufweisen, so bestand hier jedenfalls eine knorpelige Brücke, welche den Kanal gegen unten abschloss. Hieraus folgt nun, dass das Neuralrohr gegen die Chorda vollkommen abgegrenzt war, einer- seits im vorderen Theil des Wirbels durch die am Neuralrohr sich fast berührenden und mit Knorpel verknüpften oberen Bogen, andererseits im hinteren Theil durch die sich gegen die letzteren anlegenden, oben ebenfalls aneinanderstossenden Pleurocentren. Oben und an den Seiten wurde dem Rückenmark durch die oberen Bögen, sowie durch die sich umfassenden Prae- und Postzygapophysen Schutz und Abschluss gegen aussen gewährt. Die am Neuralkanal sich nahezu in einem rechten Winkel auseinanderspreizenden oberen Bögen wenden sich nach unten rückwärts, wobei ihr Hinterrand mit den Postzygapophysen einen Winkel von 45 Grad bildet, bis an jene schon oben erwähnte Ausbuchtung der hinteren Aussenseite der Hypo- centra. Hier legen sich ihre Enden d. h. die Diapophysen mit den Ansatzflächen für die Rippen auf. In ihrem weiteren Verlaufe legen sich die oberen Bögen einerseits mit ihrer Unterseite an die Pleurocentren des eigenen Wirbels, andererseits mit ihrer Vorderseite an die Pleurocentren des vorher- gehenden fest an; die rauhe Oberseite dieser Flächen spricht wiederum für das Auftreten von Knorpel. Dies sind die Verhältnisse der Rückenwirbel, wie sie auch der Abbildung von CorE voll- kommen entsprechen. Bei dieser Gelegenheit sollen noch die Abbildungen, welche LyDEXkkeEr im „Catalogue of the fossil Reptilia and Amphibia in the British Museum“ Part. IV. pag. 192, sowie Gapow in „on the evolution of the vertebral Column of Amphibia and Amniota* pag. 41 geben, besprochen werden. Beide sind nach einem Stück von ..two trunk vertebrae“, welches sich im Besitze des Britischen Museums befindet, abgebildet und geben ein vollkommen falsches Bild von der gegenseitigen Lage- rung der einzelnen Theile des Wirbels. Ferner gehören die „two trunk vertebrae“ in Wirklichkeit drei Wirbeln an, nämlich: Wirbel I: der erste obere Bogen mit dem darunter liegenden Pleurocentrum — Hypocentrum fehlt; Wirbel II: oberer Bogen, Pleurocentrum, Hypocentrum; Wirbel III: bloss das Hypo- centrum vorhanden, Durch Druck von oben und hinten erhielten die Dornfortsätze, die in natürlicher Lage gesen rückwärts gerichtet sind, eine Neigung gegen vorne und selbstverständlich wurden die an die Unterseite der oberen Bogen direkt angrenzenden Pleurocentren ebenfalls in Mitleidenschaft ge- zogen, so dass sie nach abwärts zwischen die ursprünglich an der Basis sich berührenden Hypo- centren gepresst wurden und indem sie diesen Contact dergestalt aufhoben, auf gleicher Basis wie die Hypocentren zu stehen scheinen. Gıpow. dem die nach vorwärts geneigte Stellung der Dornfortsätze wahrscheinlich unnatürlich schien, glaubte wohl, da er kein anderes Vergleichsmaterial besass, die Sache herumdrehen zu müssen, un man le und in Folge dessen entstand die gänzlich unrichtige Darstellung pag. 41 Fig. 41, bei welcher, da die Dornfortsätze nun in anscheinend richtige Stellung gebracht sind, die Postzygapophysen zu Prä- zygapophysen werden. Die Bezeichnung „Hypocentrum“. Bei obiger Besprechung der Wirbel wurde mit Absicht die Bezeichnung ‚„Hypocentrum‘“ ge- wählt. Gaupry' hatte dieselbe für „la Piece inferieure du Centrum‘ angewendet, wie er im Jahre 1578° das Stück, welches die Basis der Wirbelkörper von Actinodon bildet, nannte. In den letzten Jahren haben Gapow°, GörTTE* und Jaekel® in ihren Arbeiten sich für das „‚Hypocentrum“ als das untere Stück des Centrums entschieden, und die Ansicht von Copz und Baur, welche die Pleurocentra als die Repräsentanten der eigentlichen Wirbelkörper und die Intercentra (Hypocentra Gaupry) als untere Bogen betrachten, mit Erfolg widerlegt. HERMANN VON MEYER erklärte anfangs ganz bestimmt das Hypocentrum als Vertreter der Wirbelkörper. Doch hören wir ihn selbst, was er bei Besprechung von drei rhachitomen Wirbeln aus den Thonschiefern von Gaildorf sagt, welche er nicht wie PLIENINGER als zu einem jungen Mastodon- saurus, sondern „zu einem ausgewachsenen, auf embryonischer Stufe gestandenen Labyrinthodonten‘* gehörig hält. (H. v. Meyer, Muschelkalksaurier, Frankfurt Ostern 1855 pag. 145.) „‚Wie in Archego- saurus, so sind auch im kleinen Labyrinthodonten von Gaildorf die Knochentheile, welche die Rücken- saite peripherisch umgaben, dreierlei Art, indem sie in einer unteren Knochenplatte, in einem keil- förmigen Stück an jeder Seite zwischen je zwei Knochenplatten und einem oberen Bogen bestehen. Es sind drei, noch aneinander gereihte, untere Knochenplatten überliefert. Diese Platten können dem unteren Bogen nicht beigelegt werden, sie sind vielmehr Vertreter des Wirbelkörpers, bildeten aber nicht wie in den höher entwickelten Thieren das Centrum der Rückensaite, sondern umgaben den weichen Strang, den die Rückensaite darstellt, unten und aussen hufeisen- und halbringförmig.“ Ferner sagt derselbe Autor in „Reptilien der Steinkohlenformation in Deutschland‘ (1856 —58) pag. 25 bei der Besprechung der Wirbelsäule von Archegosaurus: „Die Entzifferung würde mir schwerer geworden sein, hätte ich nicht bereits in einer scheinbar unbedeutenden Versteinerung den Schlüssel dazu besessen. Diese aus dem an Mastodonsaurus veichen Alaunschiefer der triasischen Lettenkohle von Gaildorf in Württemberg herrührende Versteinerung habe ich anderwärts (Paläontologie Württem- bergs pag. 39, 67, 13, tab. 7 Fig. 5 und 6, Saurier des Muschelkalks pag. 145, tab. 29 Fig. 15) ausführlich dargelegt und es wäre daher überflüssig, wenn ich hier nochmals näher auf sie ein- gehen wollte.‘ Bei der Besprechung des unteren Bogens sagt er dann: „von dieser unteren Platte war ich anfangs der Meinung, dass sie den knöchernen Wirbelkörper vertrete‘“ und kommt dann auf der nächsten Seite zu folgendem Schluss: „Es gehört sonach die untere Platte in Archegosaurus wohl unbezweifelt " A. Gaupry, Les enchainements du monde animal dans les temps geologiques, Fossiles primaires. Paris 1883 pag. 273, und A. Gaupry, L’Actinodon. Me&moire extrait des nouvelles Archives du Museum d’Histoire naturelle. Paris 1887 pag. 13. ? Bull. de la Soc. Geol. de France. 1878—79. pag. 64 ff. > Hans Gapow., Evolution of the vertebral Column of Amphibia and Amniota. Philos. Transactions of the Royal Society of London. 1897. Vol. 187. pag. 1—57. * A. GörtE: „Ueber den Wirbelbau bei den Reptilien und einigen anderen Wirbelthieren.“ Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Vol. 62. pag. 343—394. 1897. 5 Orrto JAEREL: „Die Organisation von Archegosaurus.* Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Vol. 48. 1896. pag. 505—521. = WW = dem unteren Bogen an, was noch dadurch eine Bestätigung erhält, dass je eine solche Platte selbst in der Rückengegend nicht genau unter einem. sondern mehr je zwischen zwei oberen Bogen zu liegen kommt.“ Wie wir also sehen, stehen diese beiden Ansichten in scharfem Gegensatz und es erfolgt nirgends ein eigentlicher Widerruf der früher gegebenen Erklärung über die rhachitome Wirbelsäule aus den Alaunschiefern von Gaildorf. GöTTE hat nun in seiner Arbeit nachgewiesen, dass das, was man bei dem fertig entwickelten Thiere den Wirbelkörper nennt, aus dem primären Wirbelkörper besteht, d. h. aus der ganzen Chorda und der sie in Gestalt eines zelligen Hohleylinders einschliessenden zelligen Perichordalschicht und den Wirbelbogenbasen. welche sich, während sich die Perichordalschicht in die einzelnen primären Wirbel- körper gliedert, an dieselben anlegen, bezw. dieselben umgreifen. Diesen entwickelten Wirbelkörper nennt er zum Unterschied von den primären den secundären. Bei dem Vergleiche des Wirbelbaues der Saurier untereinander und mit anderen Wirbelthieren kommt Görre auf die Stegocephalen und auf den Wirbelbau derselben zu sprechen. Hier widerlest er nun die Meinung von Core und Baur vollkommen, welche die Intercentra in dem Merkmale des kontinuirlichen Zusammenhanges der Gabelknochen mit den perichordalen Wirbeltheilen erkennen und von den unteren Bogen von Hatteria ausgehend, ihre Schlüsse auf Cricotus und Archegosaurus ziehen. GörtE sagt nämlich 1. ec. pag. 375: „Aus demselben Grunde wie die Amphibienwirbel müssen nach Core's Grundsätzen auch die Wirbel von Angwis, Pseudopus, da sie im Schwanz mit den Gabelknochen ein Continuum bilden, als richtige Intercentra bezeichnet werden, deren zugehörige Centra verloren gegangen wären. Mit anderen Worten: „die Schleichen besässen keine Homologa der Wirbel ihrer nächsten Verwandten, der Lacerten, sondern ihr Wirbelkörper sammt Gabelknochen (Intercentrum) wäre nur eine weitere Ausbildung der rahmenförmig verwachsenen Gabelknochen von Lacerta (Intercentra).“ Auf Seite 376 kommt ferner GöTTE zur Schlussfolgerung, welche lautet: „Dieses Dilemma führt uns zu der Frage nach der Berechtigung der grundlegenden Definition Cope’s und Baurs. Die behauptete Homologie aller beschriebenen Intercentren beruht ausschliesslich auf der Annahme, dass die Continuität der Gabelknochen mit den darüber liegenden perichordalen Wirbelstücken ihre genetische Einheit bedeute, so dass die letzteren eine Erweiterung der Basen der Gabelknochen oder umgekehrt die Gabelknochen Auswüchse jener perichordalen Theile darstellen. Irgend eine Begründung dieser Annahme habe ich nirgends gefunden, weder für die Stegocephalen noch für die lebenden Saurier, an denen unsere Forscher doch eigene Untersuchungen vornahmen. Dagegen kann ich auf Grund meiner Beobachtungen über die Entwicklung der Saurierwirbel als That- sache verzeichnen, dass eine genetische Einheit ihrer sogenannten Intercentra, nämlich der Menisci oder der ihnen homologen Gelenkköpfe und der unteren Bogen gar nicht besteht. dass diese Theile vielmehr ebenso deutlich gesondert entstehen wie die oberen Bögen und die Wirbelkörper, und dass zum Ueberflusse die unteren Bögen ursprünglich dem nächstfolgenden Abschnitt angehören, diese ihre normale Lage aber nur bei den Fischen und Amphibien beibehielten, bei den Amnioten erst durch eine Verschiebung und ein Aufgeben ihrer ursprünglichen Lagebeziehungen intervertebral wurden.‘ „Aus dieser Feststellung folgt also, dass der alle Core’schen Deutungen bestimmende Begriff des Intercentrum in seiner Allgemeinheit unhaltbar und daher die darauf gegründeten Schlüsse hinfällig sind. Vor allem ist der anstössige Satz, dass die Wirbelkörper der Amphibien und Amnioten hetero- gene Dinge seien, wieder zu beseitigen. Ferner ist aus demselben Grunde selbstverständlich, dass der Re Name Intercentrum wenigstens in der Anatomie der lebenden Wirbelthiere nicht mehr gebraucht werden kann. Denn wollte man auch das Intercentrum nunmehr in seine beiden Componenten, die unteren Bögen und die mit ihnen verbundenen perichordalen Stücke zerlegen und darauf etwa nur für die letzteren allein den Namen Intercentrum beibehalten, so müsste doch dieses letztere vor allem ana- tomisch so definirt sein, dass daraufhin seine Homologisirung in den verschiedenen Formen möglich wäre. Dies ist aber bisher nicht geschehen, es wurde nicht einmal gefragt, ob die verschiedenen als Centra und Intercentra bezeichneten Stücke der lebenden Thiere, z. B. die Wirbelkörper der Amphi- bien und die Intervertebralringe oder Menisci der Amnioten überhaupt unter sich vergleichbar seien, sondern ihre Homologieen bloss auf Grund äusserer Aehnlichkeit mit gewissen fossilen Skelettheilen behauptet. Wohin ein solches Verfahren führt, haben wir gesehen, dass dies nicht so bleiben kann, liest für den vergleichenden Anatomen auf der Hand.“ In der Entgegnung, welche Baur in „„The American Naturalist‘‘ November 1897 pag. 975—980 auf die Resultate der oben genannten drei Autoren hin giebt, stützt er sich hauptsächlich auf die Continuität der „Chevron bones“. Der kurze Inhalt seiner indirekten Beweisführung ist ungefähr folgender: Bei Archegosaurus sind im Schwanz die Chevron.bones vereinigt mit den Intercentren. Die Pelycosaurier haben neben den Centren Intercentren, welche im Schwanz die Chevron bones tragen. Nach GaDow, GÖTTE und JAEREL ist das Intercentrum der Rhachitomen homolog mit dem Centrum der Amnioten. \ Es besteht kein Zweifel, dass bei den Pelycosauriern Intercentrum — unterer Bogen — Inter- eentrum —- unterer Bogen von Archegosaurus ist. Folglich haben nach JAEKEL, GÖTTE und GADow die Pelycosaurier zwei Centra. Da dies aber unmöglich ist, sind die Intercentra der Rhachitomen nicht Centra, sondern bloss Intercentra, und folglich nicht homolog den Centren der Amnioten. \ Ferner stützt sich Baur auch noch auf die Continuität der Chevron bones trotz der Resultate der drei Autoren und zieht ausserdem hier einen Rückschluss von den Intervertebralringen der Am- nioten auf die Intercentra der Anamnioten, was nicht erlaubt sein dürfte. Weiter behauptet Baur in derselben Entgegnung, dass die Pleurocentren von Eryops homolog den Centren der Amnioten sind, indem er sagt, dass bei alten Exemplaren von Eryops megacephalus die Pleurocentren eng verbunden sind mit der hinteren Basis der oberen Bögen, während die zwischen die Pleurocentren gestellten Hypocentren nicht an die oberen Bögen herantreten. Er meint also offenbar, dass, da die Pleurocentren die oberen Bögen ausschliesslich stützen, das Hypocentrum für den Wirbelkörper schon funktionslos geworden sei. Da bloss Wirbel von zwei Thieren vorhanden sind, so kann hier nicht entschieden werden, ob dieselben von alten Exemplaren herstammen, allein wie oben gezeigt wurde stützen sich bei dem vorliegenden Material die oberen Bögen mit ihrem Unterrand auf die Hypocentra, während sich ihre hintere Basis an die Pleurocentra anlegt, was schon äusserlich an der Einbuchtung der glatten Aussen- seite erkenntlich ist. Diese Einbuchtung an dem Hypocentrum ist auf den Abbildungen, welche Corz von Eryops megacephalus giebt, z. B. Proc. Amerie. Philos. Soc. Vol. XIX. Plate III sowohl an der Seitenansicht, als auch an der Ansicht von unten deutlich zu erkennen, ebenso wie die Thatsache, dass die oberen Bögen an dieser Einbuchtung auf die Hypocentra sich anlegen. Vielleicht können mechanische Einwirkungen bei den alten Exemplaren, die Baur benutzte, die oberen Bögen von den Hypocentren getrennt haben! Dass aber eine so typische Erscheinung, wie das Aufsitzen der oberen Bögen auf dem Hypocentrunm, wie es bei normalen Exemplaren der Fall ist, bei alten Stücken gänzlich verschwinden soll, scheint vollkommen undenkbar. Vielmehr ist mit Sicherheit anzunehmen, dass bei Eryops megacephalus die einzelnen Theile des Wirbels als Hypocentrum, Pleurocentrum und obere Bösen durch dazwischen liegende Knorpel zu einem ringwirbelähnlichen Ganzen sich zusammenfügten, eine Bildung, wie sie bei den schwäbischen Triassauriern eintritt, und dass durch diese ringwirbel- ähnlichen Bildungen die Chorda auf dem Hypocentrum ruhend, an den Seiten und oben von den Pleurocentren umfasst persistirte. Infolgedessen dürfte angesichts dieser 'Thatsache die Annahme GörrE's, welcher die rhachitomen Wirbel als Uebergangsform zwischen den embolomeren und einfachen Wirbeln betrachtet, noch mehr Beweiskraft erhalten. Rippen. (Tafel IX, Fig. 10 u. 11.) Mit Ausnahme einer fast vollständigen zweiköpfigen Sacralrippe sind aus Rumpf und Sacral- region nur wenige Bruchstücke von Rippen vorhanden, welche jedoch eine sehr grosse Difterenzirung aufweisen, wesshalb es unmöglich erscheint, sichere Folgerungen daraus zu ziehen. Der Rippen- kopf der Sacralrippe ist durch eine Querleiste in zwei ungleiche Theile geschieden, von welchen der obere grössere mit der tubercularen Facette der in der Sacralgegend sehr starken Diapophyse artieulirt, während der untere kleinere Theil mit der hinten unter der Spitze sehr verbreiterten Ein- buchtung des Hypocentrums — der capitularen Facette — articulirt. Die Sacralrippe ist horizontal unter einem zur Wirbelsäule sehr spitzen Winkel nach auswärts gerichtet. Direkt unterhalb des sehr starken Rippenkopfes zeigt sich eine sehr starke Einschnürung, welche sich äusserlich durch starke Faltungen bemerkbar macht. Nach dieser Einschnürung verbreitert sich nun die Rippe zu einem kurzen, flachen, blattähnlichen Gebilde. Die Rippen der Rumpfregion sind einköpfig, weitere Schlüsse über den Bau dieser Rippen zu folgern, ist, wie oben gesagt, wegen Mangel an Material unmöglich. Im übrigen sei hier auf Cope: Pal. Bulletin No. 32 pag. 15, Abbildungen Proc. Americ. Philos. Soc. Vol. XIX. pag. 56 Plate I—IV) verwiesen. Becken. (Tafel X, Fig. 1—4.) Das Münchener Museum besitzt ein prachtvoll erhaltenes Becken, an welchem nur der obere Theil des rechten Ileums fehlt. Core giebt von einem solchen eine vollständig erschöpfende Be- schreibung mit vier Abbildungen in der eben erwähnten Publikation, so dass. näher darauf einzugehen unnöthig erscheint. Schultergürtel. (Tafel X, Eig. 5 u.. 6.) Vom Schultergürtel ist ein Theil vorhanden, nämlich die mit dem Coracoid zu einem Ganzen verschmolzene Scapula. Cop beschreibt ein ähnliches Stück schon im Pal. Bulletin Nr. 32 und nach besseren Funden den ganzen Schultergürtel in den Americ. Philos. Transactions, New. Series Vol. 16, 1890, Article VI. pag. 362, I. plate. Palaeontographica. Bd. XLVI. 11 Nach Copz setzt sich der Schultergürtel von Kryops aus folgenden Theilen zusammen; Sca- pula, Coracoid, Epicoracoid, Clavicula und Episternum. Allein aus den mir zur Verfügung stehenden T'heilen des Schultergürtels, sowie aus den genauen Abbildungen, die Cor davon in seiner Arbeit giebt, lässt sich, wenn man die Resultate C. GEGENBAUER’S berücksichtigt (Morphol. Jahrb. Band XXX. Clavicula und Cleithrum), der sichere Schluss ziehen, dass sich am Aufbau des Schultergürtels von Zryops Scapula, Coracoid, Episternum, Clavicula und Cleithrum betheiligen. Cope selbst ist bei der Deutung der einzelnen Stücke im Zweifel, was wohl hauptsächlich dadurch verursacht wurde, dass ihm keine ganze Scapula, sondern bloss Bruchstücke von solchen zur Verfügung Figur 1. Figur 2. Schultergürtel von Eryops megacephalus (CoPE). Schultergürtel von Eryops megacephalus (ÜoPE). Von oben. epist.: Episternum. cl.: Clavicula. clei.: Von unten. epist.: Episternum. c/2.: Clavicula. celei.: Cleithrum. Cor.: Coracoid. Se.: Scapula. Cleithrum. Cor.: Coracoid. - (Verkleinert nach Cope.) (Verkleinert nach Corr.) standen. Schon im Pal. Bull. No. 32 15379 und im Proc. Americ. Philos. Soc. 1882 Vol. XIX. pag. 56 Pl. I. beschreibt er Scapula und Coracoid und giebt uns eine Abbildung davon, die im Wesentlichen — abgesehen vom oberen abgebrochenen Theile der ersteren — mit der von mir gegebenen übereinstimmt. Erst später erhielt der Forscher den prächtigen Skelettheil von Eryops, welchen er in der oben citirten Abhandlung so eingehend beschreibt. Cop betrachtet nun den an die Clavicua an- stossenden Knochen als Scapula, obwohl er keineswegs davon überzeugt ist, ja er ahnt sogar das Richtige, wenn er ausspricht: „What is true homology it is not clear to me, but it is in the position of the epiclavicle of the fishes.‘ Nach den Arbeiten GEGENBAUER's und Baur’s ! entspricht aber dieser Theil des Schultergürtels unzweifelhaft dem „‚Cleithrum‘‘. Cope war daher auch zur Annahme eines Praecoracoids gezwungen, was in Wirklichkeit aber Coracoid ist. Das nach seiner Meinung kleine und unbedeutende Coracoid ist nichts anderes als der untere abgebrochene Theil der Scapula. Wir haben also am Schultergürtel von Eryops folgende Elemente: Episternum, Clavicula, Cleithrum, Coracoid und Scapula. ! Baur, The Stegocephali. Anatomischer Anzeiger XI. Band Nr. 22. Extremitäten. Unter dem mir vorliegenden Material sind keine Extremitätenknochen vorhanden. CopE erwähnt in der oben eitirten Arbeit auch einige Reste von Vorder- und Hinterextremitäten. Figur 3. Figur 4. Linke Vorderextremität v. Eryops megacephalus (CopE) Linke Vorderextremität v. Eryops megacephalus (CoPk) von oben. (Verkleinert nach Core.) von unten. (Verkleinert nach Cop.) Von der Vorderextremität (s. Fig. 3 u. 4) beschreibt er Hu- merus, Ulna, Radius, zwei Reihen Carpalia, bestehend aus 10 oder 11 Elementen, einige Metacarpalia und Phalangen. Nach Cope soll die Vorderextremität 5 Finger besitzen („‚entirely exceptional in the Batrachia‘'). Die Reste, welche ihm von Hinterextremitäten vorliegen (s. Fig. 5), sind weit dürftiger. Er kennt davon im Zusammenhang nur die Enden von Tibia und Fibula, sowie einige Tarsalia. Bei fünf bei- Fig. 5. Theil der rechten hinteren sammenliegenden Metatarsalia, von welchen zwei sehr klein sind, ist en eh er unsicher, ob sie nicht zu beiden Hinterextremitäten gehören. Aus dem Tarsus schliesst Core auf das Vorhandensein von nur 4 Zehen. Beziehungen zu anderen Rhachitomen. Nach den bisherigen Funden ist die Gattung Zryops die auf der höchsten Stufe stehende Form unter den Rhachitomen, was sowohl der Schädel, dessen einzelne Theile zu einem soliden, festen Dach verbunden sind, als insbesondere die Ausbildung der Wirbelsäule zu einem ringwirbelähnlichen Ganzen beweisen. Wenn es erlaubt ist. diese durch ihre Grössenverhältnisse, welche nur von den schwäbischen Triaslabyrinthodonten erreicht werden, über alle Rhachitomen weit hervorragende Form mit anderen Genera dieser Familie zu vergleichen, so ist dies, was den Schädel betrifft, die Gattung Actinodon (Gaupey). Der bei weitem kleinere Schädel dieser Gattung hat in seinen Conturen und in seiner Gestalt eine grosse Aehnlichkeit mit Eryops. Auch ist dies die einzige Form der permischen Ste- gocephalen, welche condylenartige Gebilde zeigt. Ferner wird diese Aehnlichkeit noch erhöht durch das vollkommene Felılen von Nähten, welche Thatsache Gaupry in seinem „ZL’Actinodon“, Paris, G. Masson @diteur 1887 pag. 10 feststellt: „„Les os du cräne semblent s’etre soud6s de bonne heure, car, Er dans des individus, qui ne sont pas adultes, ils sont fortement unis.‘‘ Die Nähte, welche auf der Abbildung der Schädelunterseite angegeben sind, sind bloss eingezeichnet (on a legerement modifie la position des os pour les rendre plus compr£heusibles). Die Wirbel von Eryops haben mit dem nahen Verwandten von Actinodon, der Gattung Puchiro- saurus, grosse Aehnlickeit, was schon bei Besprechung der Wirbelsäule erwähnt wurde, und ich glaube, dass wenn GAuDRY zusammenhängende Stücke zum Vergleiche gehabt hätte, das Bild der Restauration eines Wirbels von Buchirosaurus dem von Eryops sehr ähnlich geworden wäre. (Les enchainements etc. par A. GAUDRY pag. 271.) Von der Gattung Sclerocephalus unterscheidet sich, was den Schädel anlangt, Eryops ausser in der Grösse durch weiter nach hinten gerückte und grössere Nasenlöcher. Leider stehen von den von CorE nur auf wenige Reste hin aufgestellten Gattungen Acheloma, Anisodexis und Zatrachis keine Abbildungen zur Verfügung, jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Gattungen, die CopE’s Eryops sich sehr ähnlich zeigen, wohl mit der Gattung Eryops synonym sind. Kurze Diagnose der Gattung Eryops. Nach den vorausgesangenen Auseinandersetzungen lautet die Charakteristik der Gattung Eryops im Anschluss an die bereits von v. Zırren (Handbuch der Paläontologie I. Band S. 392) gegebene Diagnose folgendermassen: Eryops (CoPpE), grösster bis jetzt in Nordamerika: nachgewiesener Stegocephale. Schädel länglich dreieckig mit abgerundeter Schnauze, 40—60 cm lang, hinten 30 bis 40 cm breit. Augenhöhlen rundlich im hinteren Drittel des Schädels. Nasenlöcher gross, rund, weit von einander getrennt. Schädeldach von rauher Beschaffenheit, ohne jede Naht und ohne Schleim- kanäle. Foramen parietale vorhanden, jedoch von Deckknochen überwuchert. Parasphenoid mit dem processus cultriformis ungemein kräftig entwickelt, dick, von dolchförmiger Gestalt. Pterygoidea flügel- artig geschweift. Auf dem Palatinum in der Mitte und über den grossen Choanen je zwei sehr starke Zähne. Neben den Choanen auf der Vomerregion ein kleineres Zahnpaar. Die übrigen Maxillar- und Praemaxillarzähne von wechselnder Grösse. Form der Zähne kegelförmig, an der Spitze glatt, mit ächtem Schmelz überzogen, an der Basis mehr oder weniger deutlich gerippt. Palatinum, Pterygoid, Vomer und wahrscheinlich auch Parasphenoid mit Körnchenzähnen besetzt. Die condylenartigen Vor- sprünge der Oceipitalia lateralia concav. Wirbel rhachitom mit typisch entwickelten und kräftig ausgebildeten Hypocentren, Pleuro- centren; die oberen Bogen mit ziemlich hohen, distal etwas verbreiterten Dornfortsätzen. Chorda durch die von Hypocentren, Pleurocentren und oberen Bogen gebildeten ringwirbelähnlichen Bildungen ge- schützt. Letzte Schwanzwirbel zu einem kurzen Coccyx verschmolzen. Rippen sehr difterenzirt. Sacralrippen mit sehr starkem Rippenkopf, blattähnlich, horizontal nach rückwärts gerichtet. Sitzbein und Schambein kräftig, letzteres vorne verdickt und V förmig aus- geschnitten. Schultergürtel von Episternum, Clavicula, Cleithrum, Coracoid und Scapula gebildet. Vorderextremität mit 5 Fingern. Carpus aus 10 oder 11 Elementen in zwei Reihen bestehend. Hinterextremität wahrscheinlich mit 4 Zehen. München, April 1598. Ueber den mieroscopischen Bau der Falten- zähne von Eryops megacephalus Cope von L. Stiekler. Mit Tafel XI und XI. Bereits R. Owen hat in seiner Odontography (London 1340—45) den eigenthümlichen mäan- drisch gewundenen Faltenbau der Zähne von Labyrinthodon und Mastodonsaurus, zweier zur Ordnung der Stegocephalen gehörigen Amphibien eingehend dargestellt. In neuerer Zeit hat EBERHARD FraAas | die Structur der Zähne von Mastodonsaurus und insbesondere die Anwesenheit von ächtem Schmelz nachgewiesen. Eine sehr ausführliche Arbeit von H. CREDner” beschäftigt sich in nahezu erschöpfen- der Weise mit dem histologischen Bau der einfacheren Faltenzähne des permischen Stegocephalen Sclerocephalus. In dieser Abhandlung gelangt CrEDner zu dem Schlusse, dass die Faltenzähne durch Verschmelzung vieler kleiner Kegelzähne entstehen. Gegen diese Deutung haben sich sowohl JAEKEL (Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschen- der Freunde zu Berlin 1894) als auch Rös£°, der bisherige eifrigste Verfechter der Verwachsungs- theorie, ausgesprochen. Röse nimmt an, dass das Bildungsmaterial vieler kleiner Kegelzähne aufgebraucht wurde, um einen grossen Faltenzahn zu bilden. Von einer wirklichen Verwachsung einzelner Zahnindividuen könne dagegen keine Rede sein. In der Bezeichnungsweise der verschiedenen Varietäten von bindegewebigen Hartgebilden, welche bei den Wirbelthieren vorkommen, hat sich bis heute noch keine volle Uebereinstimmung her- stellen lassen. Während sich bei den höheren Vertebraten Zahnbein und Knochen scharf von einander unterscheiden, beobachtet man bei den tieferstehenden alle mögliche Uebergangsformen. Owen hat zuerst nach grob histologischen Merkmalen an trockenen Zahnschliffen Vitro- dentin, OÖsteodentin, Vasodentin und Plieidentin unterschieden. Letztere Abart ist den meisten Stegocephalenzähnen eigen. Der Name „Plieidentin“ besagt weiter nichts, als dass der Zahn radiär- faltig gebaut ist. ! Epertaro Fraas, Die Labyrinthodonten der schwäbischen Trias (Palaeontho graphica Bd. 36. 1889. Taf. XVII). ? H. Creoser, Zur Histologie der Faltenzähne palaeozoischer Stegocephalen, Abh. d. K. S. Ges. d. Wissen- schaften. Leipzig 1873. > (©, Röse, Das Zahnsystem der Wirbelthiere. (Anatomische Hefte von Mrrkeu & Bonxer, 1895). * — 86 — Ueber die histogenetische Entstehung der Faltenzähne, ja selbst über die Auffassung der ein- zelnen Gewebsbestandtheile, gehen die bisherigen Ansichten weit auseinander. Nach Owen überzieht eine dünne Schicht von knöchernem Cement die Aussenseite der Labyrinthodontenzähne. Indem Dupli- caturen dieses Cementes ins Innere des sich entwickelnden Zahnes eindringen, entsteht, nach diesem Forscher, der radiärfaltige Bau des Zahnbeines. In ähnlicher Weise sprechen sich L. v. Aumox ', E. Fraas und H. CREDNER aus. A. Frrrsch” schreibt der structurlosen Aussenschicht und der Mittelschicht der Falten sogar eine schmelzähnliche Structur zu, Dagegen haben schon EmBLETon & ATTHEY diese Gewebsbestandtheile sehr richtig als structurloses Zahnbein gedeutet. In gleichem Sinne äussert sich CH. Tomzs*, welcher darlegt, dass Cementgewebe niemals unter dem Schmelz, sondern stets über demselben liegt. Dem gegenüber hebt Crepner hervor, dass „Cement und Dentin der Faltenzähne nichts sind als durch Uebergänge und Verflössungen verbundene Differenzierungen eines entodermalen (?) Knochengewebes und desshalb die Ste llung dieses Cementes zum epithelialen Schmelz die gleiche ist wie diejenige des Dentins“. Man sieht, es fehlte bisher an einer präcisen Bezeichnung für die mesodermalen Hartgebilde. Es ist nun das Verdienst Röse’s®, scharfe Definitionen für die einzelnen Abarten der Zahngewebe gegeben zu haben. Röse unterscheidet: IT. Aechtes Zahnbein —= Dentin oder Orthodentin. Hartgewebe mit glatter Oberfläche, welches von der Innenwand einer Epithelscheide aus einseitig nach der Mitte der einheitlichen Zahnpulpa hin wächst. “a) Röhrchenzahnbein — Normales Dentin. Es enthält die bekannten Zahnbein- kanälchen zur Aufnahme der protoplasmatischen Zahnfasern (Zellenausläufer der Zahn- beinbildner oder Odontoblasten). b) Röhrchenfreies Zahnbein = Vitrodentin. Es enthält keine protoplasmatischen Ein- schlüsse und ist, abgesehen von der Grundmasse der leimgebenden Fibrillen, structurlos. c) Gefässzahnbein — Vasodentin. Es enthält ein Netzwerk von Blutgefässcapillaren und kann im übrigen bald Zahnbeinkanälchen besitzen, bald röhrchenfrei sein. II. Bälkchenzahnbein — Trabeculardentin. Hartgewebe, welches ohne Beziehung zur Epithelscheide in Gestalt von einzelnen Bälkchen frei im Bindegewebe des jugendlichen Zahnmarkraumes oder in seiner nächsten Nähe entsteht, und welches allseitig wachsen kann. Das.Gewebe enthält zahlreiche kurze Zahnbeinkanälchen, welche von protoplasmatischen Zellenausläufern angefüllt sind. ! L. v. Ammon, Die permischen Amphibien der Rheinpfalz, München 1539. 2 A. Frinscn, Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation von Böhmen, 1885. 3 EMmBLEToXn & Arruey, On the skull etc. of Loxomma. Ann. and Mae. of, Nat. Hist. London 1374. : Cm. Tomes, Manuel of Dental Anatomy, 3. Auflage. 1389. 5 Röszt, Ueber die, verschiedenen Abänderungen der Hartgewebe bei niederen Wirbeltieren. Anatomischer Anzeiger XIV. Bd. 1897. — Se III, Knochenzahnbein —= Osteodentin. Uebergangsgewebe zwischen Knochen einerseits, Dentin oder Trabeculardentin andererseits, enthält zugleich Knochenzellen und Zahnbeinkanälchen mit protoplasmatischen Zellenausläufern. Unter Cement versteht man ein ächtes Knochen- oder Knochenzahnbeingewebe, welches nach der Auflösung der Epithelscheide von aussen her dem fertig gebildeten Zahnbeine nachträglich auf- gelagert wird. Ist bei festgewachsenen Zähnen Cement vorhanden, so bildet dasselbe die unmittelbare Fortsetzung vom Knochenzahnbein des Zahnsockels oder vom Knochengewebe des Kiefers. Bei thecodonten Zähnen wächst das knochenartige Cement häufig durch das Wurzelloch hin- durch in’s Innnere der Pulpahöhle und füllt z. B. bei Ichthyosaurus-Zähnen in Gestalt eines spon- eiösen Knochengewebes die ganze untere Hälfte der Pulpahöhle aus. Der Name ‚Cement‘“ bezeichnet demnach nicht eine besondere Gewebsart, sondern nur eine besondere Ablagerung von Knochen oder Knochenzahnbein (Osteodentin) auf den bereits fertig ge- bildeten Zahn. Die Ausdrücke „Plicidentin“ und „Labyrinthodentin‘‘ hält Röse für überflüssig; der faltige oder mäandrisch gewundene Bau kommt nicht im Zahnbein, sondern auch in den übrigen Gewebs- bestandtheilen der Faltenzähne zum Ausdruck. Das sogenannte Plicidentin entsteht in Folge eines merkwürdigen Ineinandergreifens von Röhrchenzahnbein, Dentin und Trabeculardentin. Auf Grundlage dieser von Röse gegebenen Nomenclatur, möchte ich nun versuchen, auch meinerseits einen Beitrag zur Lösung dieser interessanten Frage zu liefern, indem ich in Nachfolgendem eine Darstellung des histologischen Baues der Faltenzähne von Eryops und Selerocephahts, zweier cha- rakteristischer Stegocephalenformen, gebe. Die Faltenzähne der Stegocephalen scheinen sämmtlich nach einem und demselben Bauplane gebildet zu sein. Es handelt sich um grössere oder kleinere kegelfürmige Zähne, die an der Spitze glatt und mit ächtem Schmelze überzogen, an der Basis dagegen mehr oder weniger. deutlich ge- rippt sind. Mittelgrosser Kieferzahn von Kryops megacephalus. Textfigur 1. In natürlicher Grösse. Abgebrochener Zahn, links noch in Verbindung mit einem ausgebrochenen Stücke des Kieferknochens. A. Seitenansicht. 2. Aussenfläche. Abbildung 1 zeigt zwei vom Kieferknochen abgebrochene mittelgrosse Kieferzähne des Kryops in natürlicher Grösse. Die leicht gebogenen Zahnkegel haben an der Spitze eine scharfkantige zwei- schneidige Dolchform, an der Basis dagegen eine nahezu kreisrunde. Die obere Hälfte der Zahnkegel ist vollkommen spiegelglatt und glänzend. In der untern Zahnhälfte treten entsprechend dem innern Faltenbau äusserlich Längsfurchen und dazwischen liegende Längsrippen auf. Der Schmelzüberzug beschränkt sich bei den kleineren Zähnen auf die glatte Spitze des Zahnkegels, bei grösseren Zähnen überzieht der Schmelz auch zum Theil den gerippten Theil der Zahnbasis. Diese AL B Schmelzkappe ist an der Spitze am stärksten und verjüngt sich gegen die Basis, Fig. 1. bis der Schmelz ganz verschwindet. Ab und zu weisen die Faltenzähne eine oder mehrere Ringfurchen auf (Figur 1 5), welche durch Wachsthumshemmungen während der Zahnent- wicklung entstanden sind. Die Zähnchen der kleineren Stegocephalenformen aus der Permformation von Niederhässlich und Nyran haben in ihrer grösseren Mehrzahl eine einfache Pulpahöhle ohne jede Andeutung einer Fältelung. Diese einfachen Kegelzähnchen gleichen vollständig denjenigen einzelner unserer recenten Amphibien. Der Faltenbau dürfte eine Folge der Grössenzunahme der einzelnen Zähne sein. Bei Eryops lässt es sich direkt nachweisen, dass die grösseren Kieferzähne viel complieirter gebaut sind, als die klei- neren aus demselben Kiefer desselben Thieres. Die gleiche Beobachtung hat E. Fraas bei Mastodonsaurus gemacht. Auch hier sind die kleineren Gaumenzähne viel einfacher gebaut wie die grossen Fangzähne. Vergleicht man Zahnquerschnitte von Stegocephalen verschiedenen geologischen Alters, so ergiebt sich die fernere Thatsache, dass bei gleicher Grösse der Zähne die jüngeren Stego- cephalen aus der Trias eine complicirtere Structur besitzen, wie die älteren Formen aus dem Perm. Ganz einfache Kegelzähnchen kommen auf den Gaumenknochen von Eryops ebenfalls vor, konnten aber von mir nicht untersucht werden. Dagegen hat ÜrEDxer diese I—1'/s mm langen Zähnchen auf dem Vomer und Pterygoid des grössten Stegocephalen aus dem Rothliegenden von Niederhässlich, Sclerocephalus, beschrieben und abgebildet. Auf Tafel XI Fig. 1—4 ist die Structur dieser kleinen Gaumenzähnchen nach einem jetzt in Röse’s Besitz befindlichen Präparate CREDNER’s wiedergegeben worden. Tafel XI, Fig. 1: Selerocephalus labyrinthiceus GEINITZ; Längsschliff durch die Spitze eines (Gaumenzähnchens. Abbildung 1 stellt die oberste Spitze eines solchen Zähnchens bei sehr starker Vergrösserung dar. In der Mitte steigen die starken, mit zahlreichen seitlichen Verbindungsästchen versehenen Zahn- beinröhrchen senkrecht in die Höhe, biegen nahe ihrem Ende um und verzweigen sich besenreisähnlich in feinste Ausläufer. Die Endausläufer der Zahnbeinröhrchen erreichen die Oberfläche des Zahnes nicht. Diese Oberfläche wird von einer dünnen Lage structurlosen Vitrodentins gebildet. Die äusserste Spitze des Zahnes ist ausserdem von einer dünnen Schmelzkappe bedeckt. Der Schmelz ist vollkommen structurlos, ausgesprochen doppelbrechend und gleicht vollständig der dünnen Schmelzschicht auf der Spitze der recenten Amphibienzähne. Taf. XI, Fig. 2: Selerocephalus labyrinthicus GEINITZ; Querschliff durch die Basis eines Gaumenzähnchens. Fig. 2 stellt einen Querschliff durch die Basis eines Gaumenzähnchens dar. Von der ein- fachen runden Pulpahöhle P. strahlen kurze Dentinröhrchen in den dünnen Dentinmantel aus, dessen äusserste Schicht wiederum aus Vitrodentin besteht. Schmelz ist hier nicht vorhanden. Im lebenden Zustande war das Vitrodentin wahrscheinlich von einer dünnen unverkalkten Schmelz-Cuticula bedeckt, welche beim Fossilisationsprozess verloren ging. Die Dentinröhrchen zeigen einen sehr primitiven Habitus; sie sind sehr kurz und haben ein sparriges Aussehen. Wirkliche gabelförmige Verästelung kommt selten vor, dagegen sieht man zahl- reiche quere Verbindungsästchen. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen von sogenannten Inter- globularräumen J. Dieselben sehen bei oberflächlicher Betrachtung den Knochenkörperchen sehr ähnlich. CREDNER ist thatsächlich geneigt, beiderlki Bildungen zu identifiziren und demnach das Gewebe der Abbildung 2 als Osteodentin zu bezeichnen. Diese Ansicht dürfte sich jedoch nicht aufrecht erhalten lassen. Röse hat in verschiedenen Arbeiten das Wesen der fraglichen Bildungen eingehend erörtert. Alle Knochen- und Zahnbeingewebe werden von einem Filzwerke leimgebender Fibrillen durch- zogen. Die Zahnbein und Knochen bildenden Bindegewebszellen scheiden zuerst jeweilig eine dünne Schicht unverkalkter Grundsubstanz aus, den sogenanten Zahnbeinknorpel und Rnochenknorpel. Dieses Uebergangsgewebe besteht lediglich aus einem dichten Filzwerke von Fibrillen. Indem sich Kalksalze zwischen den Fibrillen niederschlagen, entsteht das verkalkte Zahnbein und der verkalkte Knochen. Für die Zwecke des Stotfwechsels werden bei dickerer Ablagerung der bindegewebigen Hartgebilde Reste der ursprünglichen unverkalkten Grundsubstanz ausgespart. Dieselben finden sich zunächst als NEu- manysche Scheiden in der Umgebung der protoplasmatischen Zahnfasern und als Vircmow’sche Knochenkapseln in der Umgebung der Knochenzellen. Ferner sind die zahlreichen querlaufenden Ver- bindungsästchen der Zahnbeinröhrchen, sowie die Primitivröhrchen des Knochens lediglich dem Stoff- wechsel dienende Aussparungen der unverkalkten Grundsubstanz. In Folge von Ernährungsstörungen während der Entwicklung können nun auch grössere Hohl- äume im Zahnbeine sowohl wie im Knochen unverkalkt bleiben. Es sind dies die sogenannten Inter- globularräume, unregelmässige von zackigen Linien begrenzte Massen, die im Dentin gewöhnlich mit den Nevmann-Scheiden in unmittelbarer Verbindung stehen, welche aber auch im röhrchenfreien Vitro- dentin vorkommen können. Die von ihren Neumann’schen Scheiden umgebenen protoplasmatischen Zalhnfasern laufen im lebenden Zahnbein häufig unverändert durch die Interglobularräume hindurch und setzen jenseits derselben geradlinig weiter. Liegen die Interglobularräume dagegen nahe der Ober- fläche des Zahnbeines, so endigen die letzten Ausläufer der protoplasmatischen Zahnfasern meistens innerhalb der Interglobularräume. Nicht selten finden sich ganz kleine Interglobularräume, die nur melır oder weniger unregelmässige lokale Verdickungen der Neumann’schen Scheiden darstellen. Bei fossilen Zähnen sind nicht allein die Einschlüsse von Zellen und protoplasmatischen Zellen- ausläufern, sondern auch alle Ueberreste der unverkalkten leimgebenden Knochen- und Zahnbeingrund- substanz zerstört. Die Dentinröhrchen der fossilen Zähne entsprechen dann nicht den von der proto- plasmatischen Zahnfaser durchzogenen Zahnbeinkanälchen des lebenden Zahnbeins, sondern sie sind viel dicker und entsprechen dem äusseren Umfange der Nzumanx’schen Scheiden. Bei fossilen Zähnen stellen darum die Interglobularräume im Bereiche des Röhrchendentins thatsächlich nur unregelmässige Ausbuchtungen der Dentinröhrehen dar. Dieser Umstand hat CREDxer, welcher Rösez’s Abhandlung noch nicht kannte, irrigerweise veranlasst, scharf zwischen den ächten Interglobularräumen des röhrchen- freien Dentins und den sogenannten .„‚Dentinhöhlen‘“ des Röhrchendentins zu unterscheiden. That- sächlich sind CREDxer's „Dentinhöhlen“ ächte Interglobularräume. Ebenso wie von den Neumany’schen Scheiden gehen auch von den Interglobularräumen quere Verbindungsästehen kalkfreier Grundsubstanz aus. Liegen nun die Interglobularräume so nahe der Oberfläche, dass sich nur ganz kurze Endausläufer der Dentinröhrchen durch die Räume hindurch nach (er Zahnbeinoberfläche hin fortsetzen, so sehen die Interglobularräume fossiler Zähne den Hohl- räumen der Knochenkörperchen einigermassen ähnlich. Sind, wie bei Creoxer’s Präparaten, alle Hohlräume bis in ihre feinsten Verzweigungen von Brauneisenstein erfüllt, so wird derjenige, welcher viel Uebung im microscopischen Untersuchen von Zähnen hat, in den meisten Fällen Interglobularräume von ächten Knochenkörperchen unterscheiden können. Taf. XI, Fig. 3: Eryops megacephalus Cops; Längsschliff durch die Spitze eines Kieferzahnes. Bei Betrachtung des Baues der Kieferzähne von Pryops ergiebt ein Längsschliff durch die Spitze ganz dasselbe Bild wie ein Längsschliff durch die Spitze irgend eines einfachen Saurierzahns. Palaeontographica. Bd. XLVIL 12 — 90° — Von einer einfachen Pulpahöhle P. strahlen parallele Zahnbeinröhrchen aus und verlaufen nahezu bis an die Peripherie des Zahnbeines, wo sie sich in zahlreiche feine Aeste gabeln. Die äusserste Schicht des Zahnbeins besteht wiederum aus Vitrodentin. Darüber liegt eine dünne Schicht ächten doppelt- brechenden Schmelzes. ÜREDNER konnte beim Schmelze von Selerocephalus nur einige zarte parallele Schichtungsstreifen, aber keine prismatische Structur fmden. Bei Anwendung von stärkeren Vergrösse- rungen lassen sich jedoch im polarisirten Lichte bei Sclerocephalus b‘e und da vereinzelte Andeu- tungen von Prismenstructur des Schmelzes deutlich nachweisen. Bei Eryops ist diese Prismenstruetur schon viel auffälliger. Besonders beim Uebergange von positiver in negative Doppeltbrechung leuchten an gewissen Stellen die prismatischen Abschnitte des dünnen Schmelzbeleges abwechselnd in verschie- denen Farben auf. Trotzdem wäre es zu weit gegangen, bei Zryops von scharf abgegrenzten Schmelz- prismen zu reden. Dagegen sind bei den triasischen Labyriuthodonten die einzelnen kurzen Schmelz- prismen schon bei gewöhnlichem durchfallendem Lichte und bei mittelstarken Vergrösserungen deutlich abgegrenzt sichtbar. In der Nähe des Pulparaumes besonders finden sich dütenförmig übereinander zahlreiche An- wachsstreifen oder Conturlinien. An den peripherischen Lagen des Dentins sind diese Anwachsstreifen seltener. Im Gegensatze zu Selerocephalus sind bei Eryops die Interglobularräume nicht regelmässig und nicht in so grossen Massen vorhanden. Taf. XI, Fig. 4: Eryops megacephalus Corr; Querschliff durch das obere Dritttheil eines grossen Kieferzahnes. Ein Querschliff durch das obere Dritttheil eines grossen Kieferzahnes von Eryops zeigt immer noch eine. einfache Pulpahöhle ?., von der radial die langen Dentinkanälchen nach allen Seiten hin ausstrahlen. Von besonderem Interesse sind die zahlreichen Schichtungsstreifen (Conturlinien), die in concentrischen Ringen das ganze Dentin durchziehen. Durch Vergleich der Abbildungen 3 und 4 lässt sich das Wesen dieser Linien leicht fest- stellen. Es handelt sich um wirkliche Schichtungs- oder Anwachsstreifen, vergleichbar den Jahres- ringen der Bäume. Das Wachsthum des Zahnbeins erleidet durch jede allgemeine Ernährungsstörung ebenfalls gewisse Störungen. Es werden die Kalksa'ze in geringer Masse abgelagert. In Folge dessen überwiegt in diesen “onen der Wachsthumshemmung die Menge der leimgebenden organischen Massen. Auf diese Weise kommen hellere und dunklere Streifen abwechselnd zur Erscheinung. Sind die Wachs- thumshemmungen hochgradiger, dann finden sich im Verlaufe der Conturlinien grössere und kleinere Interglobularräume eingelagert. Sehr gut ist diese Erscheinung an einer Querschliffe CREDNER'S von einem Selerocephalus-Zahne zu sehen (Tafel XII, Fig. 2). Taf. XT, Fig. 5: Eryops megacephalus Copz; Querschnitt durch einen kleineren Kieferzahn in der unteren Zahnhälfte. Figur 5 giebt das Gesammtbild eines Querschnittes durch einen kleineren Kieferzahn von Eryops. Obgleich der Schliff aus der unteren Zahnhälfte stammt, ist dennoch die Faltenbildung nur geringgradig ausgeprägt. Von Interesse ist die ungleiche Länge der einzelnen Vitrotrabeculardentin- bänder. Schmelz ist nicht vorhanden, dagegen eine verhältnissmässig starke Cementschicht, welche sich scharf vom Vitrodentin abgrenzt. ae Taf. XI. Fig. 6: Eryops megacephalus Cope; Stück eines Querschritts durch das obere Dritttheil eines grossen Kieferzahnes dicht unterhalb des Beginnes der Faltenbildung. Figur 6 zeigt den Anfang der Faltenbildung eines grossen Kieferzahnes von Zryops. Der betreffende Schnitt ist desshalb interessant, weil noch eine dünne Schmelzschicht $. das in Einfaltung begrifiene Zahnbein überzieht. Unter dem Schmelze liest eine schwache Vitrodentinschicht VD. Von ihr aus laufen coulissenartig Streifen einer hyalinen Hartsubstanz YD.ı in’s Röhrendentin hinein, welche nach Röse als Vitrotrabeeulardentin bezeichnet werden müssen. A priori waren für die Entstehung der Faltenbildung zwei Möglichkeiten gegeben. Nach der eimen ist während der Zahnentwicklung die Epithelscheide in Form von faltenartigen Duplicaturen in’s Innere der Pulpahöhle hineingewachsen. In diesem Falle werden sich nach Auflösung der Epithel- scheide dünne Cementlagen im Centrum der Falten abgelagert haben. Diese Art der Faltenbildung findet sich bei den Faltenzähnen mancher Crossopterygier, in geringem Grade z. B. bei Oricodus, in hohem Grade bei Megalichtys. Die andere Möglichkeit der Faltenbildung besteht darin, dass die Epithelscheide sich nur in ganz geringem Masse einstülpt. Frei im Bindegewebe der Pulpa entstehen dann aber structurlose Bänder von Vitrotrabeeulardentin, welche sich einerseits an die älteste Abscheidung des ächten Dentins, an’s Vitrodentin anlehnen, andererseits frei im Pulparaume endisen. Von diesen Vitrotrabeculardentin- bändern aus nehmen die seitlichen Dentinröhren der einzelnen Fächersysteme ihren Ursprung. Letzt- genannte Art der Faltenbildung findet sich vorzugsweise bei den Zähnen der Stegocephalen. ÜREDNER lässt zwar an seinen Abbildungen von Selerocephalus die äussere Cementumhüllung des Zahnes direkt in die Mittelschicht der Faltenbildung eindringen und übergehen. Indessen lässt sich bei geeigneter Abblendung auch an Crepxer's Präparaten überall und so auch an der Einfaltungs- stelle eine scharfe Grenze zwischen der äussersten Dentinschicht, dem Vitrodentin, und dem nachträglich aufgelagerten Cemente nachweisen. Bei Zryops ist diese scharfe Grenze in fast allen Schliffen deutlich erkennbar. Nur an der untersten Basis des Zahnes, wo die Epithelscheide ihre formgebende Thätig- keit eingestellt hatte, verschwindet die Grenze zwischen dem äusseren aufgelagerten Cemente und dem innen gebildeten Östeodentin bezüglich Trabeculardentin. ÜREDNER hat bei Sclerocephalus sehr schön dargestellt, wie durch allmähliche Verlängerung und wurmförmige Schlängelung der Zahnbeinfalten der periphere Theil der Pulpahöhle in taschen- förmige Zipfel zerlegt wird. Von grossem Interesse ist der eigenartige Verlauf der Conturlinien, an denen sich das allmähliche Dickenwachsthum des gefalteten Zahnbeins sehr deutlich verfolgen lässt. Ganz die gleichen Bilder wie sie ÜREDNER giebt, zeigen gewisse Querschnitte von Zryops-Zähnen, nur sind hier die Interglobularräume an der Grenze von Vitrodentin und Röhrchendentin nicht so massen- haft gebildet. Taf. XI, Fig. 7: Eryops megacephalus Corz; Theil des Querschnitts eines mittelgrossen Kieferzahns. In Abbildung 7 ist die ungleiche Länge der Vitroosteodentinbänder noch schärfer ausgeprägt. Während einzelne dieser Bänder bereits wurmförmig gekrümmt sind und innerhalb langer Zahn- beinzipfel liegen, sind andere Bänder sehr kurz und bilden entweder gar keinen oder nur einen ganz kurz abgestutzten Zapfen. Auf diese Weise entstehen die eigenthümlichen Doppelsysteme von Zahnbein- röhrchen, welche in einen gemeinsamen Pulpazipfel ausmünden. Auch die Entstehung der „‚Secundär- fächersysteme‘“ von Dentinröhrchen, wie sie ÜREDNER bei Scelerocephalus beschreibt, zeigt die Ab- bildung 7 von Eryops sehr deutlich. ao Taf. XII, Fig. 1: Eryops megacephalus Core; ein Stück Zahnbein nahe der unteren Schmelzgrenze im Längsschliff bei starker Vergrösserung. Abbildung 1 zeigt an einem Längsschliffe nahe an der unteren Schmelzgrenze die Interglobular- räume 7. als geschlossene Schicht dicht unter dem Vitrodentin VD. Die Endausläufer der Dentin- röhrchen endigen entweder im Innern der Interglobularräume oder setzen als feine Spitzchen noch eine Strecke weit über die Räume hinaus in’s Vitrodentin fort. Im Gegensatze zu den zahlreichen queren Verbindungsästchen der Dentinröhrchen finden sich wirkliche gabelförmige Verästelungen, welche von dem Zusammenwachsen zweier protoplasmatischer Zellenausläufer herrühren dürften, ziemlich selten und erst nahe der Oberfläche, kurz vor Beginn der Interglobularräume (Figur 1 7). Taf. XI, Fig. 2: Sclerocephalus labyrinthieus Geistrz; Theil eines Querschliffs durch das obere Dritttheil eines grossen Fangzahnes. Peripherischer Verlauf der Dentinröhrchen bei starker Vergrösserung. Taf. XII, Fig. 3: Eryops megacephalus Core; Ein Theil des Querschliffes von Taf, XI Fig. 4 bei starker Vergrösserung. Bei meinen Schliffen von Eryops kommen in der Spitze der Zähne Conturlinien mit Inter- globularräumen äusserst spärlich vor. Abbildung 3 giebt bei starker Vergrösserung ein Theilstück des Schliffes der Abbildung 4 auf Taf. XI wieder. In den stark ausgeprägten Conturlinien Co.ı finden sich spärlich kleine Interglobularräume eingestreut. Ferner aber machen sämmtliche Dentinröhrchen im Bereiche der Conturlinien spiralförmige Windungen. Dadurch kommt eine besondere Form von Contur- linien zu Stande, welche Kouzmann' eingehend beschrieben hat. Dieser Autor nahm allerdings an, dass die Entstehung sämmtlicher Conturlinien auf derartige Biegungen, Knickungen und Windungen zurückzuführen seien. Dagegen haben Leipıs® und Herrwıs® bei Schlangen und Haifischen das Vor- kommen von Schichtungsstreifen nachgewiesen, die unabhängig vom Verlaufe der Dentinkanälchen entstanden sind. Röse führte den Beweis, dass die genannten Schichtungsstreifen, welche u. a. auch bei den Stegocephalenzähnen in so ausgeprägter Weise vorkommen, auf stärkerer Anhäufung von Grundmasse beruhen. Taf. XII, Fig. 4: Eryops megacephalus Core; Längsschliff durch die Basis eines Kieferzahnes in Verbindung mit den Knochen. Ein völlig klares Bild über den Zusammenhang der Faltenzähne mit dem Kieferknochen lässt sich erst durch einen Längsschliff gewinnen. In Abbildung 4 ist ein solcher bei schwacher Ver- grösserung dargestellt. Die äussere lamellar geschichtete Rinde des Kieferknochens X. umschliesst ein Netzwerk spongiösen Knochens und Osteodentins OD. Das Cement ©, bildet die unmittelbare Fortsetzung dieses spongiösen Osteodentingewebes. Die theils längs, theils schief durchschnittenen Plieidentinfalten PD. grenzen sich gegen das Cement hin durch eine dünne Schicht structurlosen Vitro- dentins scharf ab. Beide Gewebe gehen dann unmittelbar ineinander über. Während die kleineren Kieferzähne von Eryops nicht complieirter gebaut sind wie die grossen Zähne von Selerocephalus, geben die grösseren Kieferzähne und die grossen Fangzähne von Eryops ! KoLLmAnn, Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 23, Heft 3. ® Leis, Die Zähne einheimischer Schlangen ete. Archiv f. mierose. Anat. Bd. 9. 3 0. Herrwıc, Ueber Bau und Entwicklung der Placoidschuppen und der Zähne der Selachier. 1874, Jenaische Zeitschrift f. Naturwissensch. Bd. 8. ein viel eomplieirteres Bild des Faltenbaues, welcher unmittelbar zu der Labyrinthstruetur der triasischen Labyrinthodonten überleitet. Taf. XH, Fig. 5: Eryops megacephalus Cop: Querschnitt durch die Basis eines kleineren Kieferzahnes. Abbildung 5 stellt einen Querschlifft durch die unterste Basis eines kleineren Kieferzahnes von Eryops dar. Hier hat man einen ganz ähnlichen Grad von Faltenbildung vor sich, wie ihn CREDNER von der Basis der grossen Sclerocephalus-Zähne giebt. Lange dünne, nur wenig geschlängelte Falten wachsen von allen Seiten in den Pulparaum ?. hinein. Der Schliff ist links in einem höheren Niveau gelegen, als rechts. In Folge dessen haben die linksseitigen Dentinröhrchen-Systeme noch ihre deut- liche Grenzschicht von Vitrodentin. Rechts dagegen geht das Zahnbein der Falten ununterbrochen in das umgebende Osteodentin OD. und weiterhin in den ächten Kieferknochen X. über. Einzelne Falten sind auf dem Schnitte durch das Eindringen von Blutgefässkanälen vollständig isolirt. Taf. XII, Fig. 6: Eryops megacephalus Core; Theil eines Querschliffs durch die Basis eines grossen Kieferzahnes. In Abbildung 6 sind die Vitrotrabeculardentinbänder VD.ı vielfach gefaltet und geknickt. Zwischen Falten mit normal abgerundeten Enden finden sich solche, welche abgestutzt sind oder keil- förmig auslaufen. An manchen Stellen kommen die Aussenwände der einzelnen Falten in nahe Berührung: dadurch kommen flaschenhalsförmige Verengungen der einzelnen Pulpazipfel zu Stande, welche mit rundlichen oder länglichen Ausbuchtungen dieser Zipfel abwechseln. Taf. XII, Fig. 7: Eryops megacephalus Core; Theil eines Querschlifis durch die Basis von einem srossen Kieferzahne. In Abbildung 7 sind zwei Dentinfalten an ihren inneren Enden miteinander verwachsen. Dadurch kommt in der Höhe des Schliffes eine völlige Abschnürung des peripheren Pulpazipfels zu Stande, welche sich, körperlich gedacht, als blindsackförmige Ausstülpung eines taschenartigen Pulpa- zipfels darstellen würde. Von besonderem Interesse ist an dem rechtsseitigen Vitrotrabeculardentin- bande rechts ein spornartiger Ausläufer. Körperlich gedacht ist auf das vielfach gefaltete, aber immer noch einheitliche Vitrotrabeculardentinband eine secundäre Vitrotrabeculardentinleiste aufgewachsen. E. Fraas bildet in seinem oben genannten Werke einen kleinen Gaumenzahn von Mastodon- saurus granulosus ab, dessen Zahnstructur weniger complieirt ist wie diejenige von Eryops auf Ab- bildung 6 und 7. Es dürfte nicht schwierig sein, an der Hand des einschlägigen Materials die weitere Complication der Stegocephalenzähne bis zu den grossen Fangzähnen der obertriasischen Mastodonsaurier zu verfolgen. Die Zahnbeinfalten werden immer länger und gewundener, die centrale Pulpahöhle verengt sich immer mehr und mehr. Die einzelnen Falten verwachsen bei Mastodon- saurus an zahlreichen Stellen miteinander, dadurch werden die einzelnen Pulpataschen in zahl- reiche blindsackähnliche Divertikel zerlegt, die auf Querschliffen scheinbar mit der centralen Pulpa- höhle gar nicht mehr zusammenhängen. Thatsächlich aber münden die wurmförmigen, vielfach gewun- denen Pulpakanäle an irgend einer Stelle in den centralen Pulparaum ein. Die untersten dürften wohl auch unmittelbar in die Havers’schen Kanäle des darunterliegenden Kieferknochens übergehen. Fasst man das Ergebniss der vorstehenden Ausführungen zusammen, so zeigt sich auf’s Deut- lichste, dass innerhalb der Familie der Stegocephalen eine zunehmende Complication der Zähne schritt- weise zu verfolgen ist. Von den einfachen Gaumenzähnchen von Selerocephalus bis zu den höchst ent- wickelten Fangzähnen des Mastodonsaurus sind alle möglichen Uebergänge vorhanden. Schon diese Thatsache liesse sich nicht mit der von ÜREDNER gegebenen Anschauung ver- einigen, wonach. die grossen Faltenzähne durch Verwachsung zahlreicher einfacher Einzelzähnchen entstanden sein sollen. Man darf ferner nicht übersehen, dass die von ÜREDNER so schön auf Quer- schnitten dargestellten Systeme und Untersysteme von Dentinröhrchen eben nur auf Querschnitten sich so scharf von einander abheben. Körperlich vorgestellt, handelt es sich doch nur um einfache Taschen- falten einer an und für sich einfachen einspitzigen Zahneinheit. Durch die vorstehende Darstellung lässt sich nun auch die Entstehung selbst der complicir- testen Faltenzähne erklären. Ueberall handelt es sich darum, dass ein an der Spitze einfacher Zahn- beinmantel nach der Basis hin, von aussen her, mehr oder weniger eingefaltet wurde. An diese äussere, durch die Epithelscheide bedingte Einfaltung des ächten Zahnbeines schliesst sich nun die innere Faltenbildung an, indem mehr oder weniger gewundene Bänder von Vitrotrabeculardentin frei im Bindegewebe der Pulpa entstehen. Von diesen Bändern aus wachsen dann Dentinröhrchen, nach beiden Seiten hin, aus. Durch Zusammenfliessen dieser vom Vitrotrabeculardentinbande ausgehenden und der von der Epithelscheide ausgehenden Dentinkanälchen kommen die eigenthümlichen Zahnbein- systeme zn Stande, welche den Faltenzähnen ihr besonderes Gepräge geben. Die Thatsache, dass bei gleichen Gattungen die grösseren Zähne stets complicirter gebaut sind als die kleineren, lässt sich überall nachweisen. So bei Sclerocephalus (REDNER), Mastodonsaurus (Fraas), Archegosaurus und Trematosaurus (Röse, noch nicht veröffentlicht). Jedoch ist dabei noch das geologische Alter der verschiedenen Gattungen massgebend. Im Grossen und Ganzen haben die älteren Gattungen einfachere Zähne wie die jüngeren Formen. In dritter Linie steht die Höhe der allgemeinen Ausbildung mit der Complication der Zähne in einem gewissen Zusammenhange. Uralte Formen wie Loxomma aus dem Carbon haben nach Mittheilungen von EMBLETON & ATTHEY bereits sehr complieirte Faltenzähne. Diese Formen gehören aber auch der höchstentwickelten Stegocephalen-Familie der Vollwirbler (Stereospondyli) an. Und auch alle übrigen jüngeren Formen mit ausgesprochenem labyrinthischem Faltenbaue, wie Zrematosaurus, Capitosaurus, Mastodonsaurus, gehören zu eben diesen Vollwirblern. Auf Grund dieser Erfahrungen darf man nunmehr wohl unbedenklich den Satz aufstellen, dass die geologisch jüngeren Formen bei gleichen Grössenyerhältnissen der Zähne eine complicirtere Zahn- structur besitzen wie die geologisch älteren Formen. NOV 14 1899 Ueber die Bären und bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiärs von Max Schlosser. (Mit Tafel XIII und XIV.) Im vorigen Jahre erhielt das paläontologische Museum aus dem Flinz (Obermiocaen) der Ziegelei Tutzing am Starnberger See ausser einer grösseren Anzahl von Zähnen des Hyotherium Sömmeringi und einigen Geweihen des Dierocerus elegans auch zwei Unterkieferfragmente eines mittelgrossen Carnivoren, die ich anfänglich auf Hyaenarctos brevirhinus Horm. — minutus (Scauoss.) KokEn! zu beziehen geneigt war, welchem sie wenigstens in der Grösse ziemlich genau entsprachen. Dass es sich um eine bären- ähnliche Form handeln dürfte, glaubte ich aus der Höhe des Kiefers, aus der Stumpfheit der Molarhöcker und der Grösse des letzten Molaren entnehmen zu müssen. Indessen wäre ich wohl kaum so bald in die Lage gekommen, mich mit diesen Resten näher zu befassen und deren genauere Bestimmung vorzunehmen, wenn nicht vor Kurzem ULAuUDE GAILLARD ” eine vorläufige Mittheilung über bärenähnliche Zähne aus den gleichalterigen Ablagerungen von La Grive St. Alban (Isere) gebracht und hierauf eine neue Art, Ursus primaevus, begründet hätte, welchem allenfalls auch die mir vorliegenden Reste von Tutzing angehören konnten. Andererseits war auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass jener Ursus primaevus mit dem oben erwähnten „Hyaenarctos brevirhinus“ (minutus)° identisch wäre. Um mir eine ganz sichere Basis zu verschaffen, wandte ich mich an Herrn Professor JÄk£eL in Berlin mit dem Ersuchen, mir die Originalien jenes Hyaenarctos zur Ansicht zu schicken, welchem Ersuchen auch, wie ich hier dankbarst anerkenne, in der liebenswürdigsten Weise entsprochen wurde. Die Ergebnisse dieser Vergleiche werde ich im Folgenden ausführlicher behandeln. Ich erwähne obige Details hier nur desshalb, weil sie den direkten Anstoss zur vorliegenden Arbeit gaben. * Deber die miocaenen Säugethierreste von Kieferstädtl in Oberschlesien und über Hyaenarctos minutus ScHuoss. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 1888. p. 44-50. 2 Fig. ? Apparition des Ours de l’&poque miocöne. Comptes rendus des seances de l’Acad&mie des Sciences. Paris. Tome 127. 1898. ’ ScuLosser, Die Affen, Lemuren, Carnivoren des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Palaeontologie von Oesterreich-Ungarn. Neumayr und Mossısovics. 1888. p. 458. * RO Im Verlaufe meiner Studien merkte ich sehr bald, dass es sich empfehlen würde, die Untersuchungen nicht bloss auf alle bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiärs, sondern überhaupt auf alle Typen auszudehnen, die etwa als Stammväter dieser Gruppe in Betracht kommen könnten. Die Unter- suchung dieses Materials erwies sich auch schon insoferne als sehr notwendig, als selbst in der kurzen Zeit, die seit dem Erscheinen von v. Zrrren’s Handbuch verstrichen ist, eine nicht unbeträchtliche Zahl neuer hieher gehörigen Formen zum Vorschein gekommen ist und überdies auch das schon früher vorhandene Material mancherlei Bereicherung erfahren hat; ausserdem schien aber auch die Revision des schon länger Bekannten viele nicht unwichtige Details zu versprechen. Der Rahmen meiner Arbeit erweiterte sich somit immer mehr und mehr, so dass ich mich darauf beschränken musste, nur die wirklich neuen oder bisher nur ungenügend bekannten Arten zu besprechen, von den besser bekannten aber nur die wichtigsten Typen herauszugreifen. Ich möchte noch bemerken, dass ich mich bei der Benennung der einzelnen Bestandtheile der Zähne — P und M — der von OsBorn und Scorr gegebenen Nomenclatur bedienen werde, denn wenn sich auch vom genetischen Standpunkte aus gegen einzelne dieser Namen zweifellos Manches einwenden lässt, so kann dieser Umstand doch gegenüber den Vortheilen einer einheitlichen Termino- logie nicht weiter in Betracht kommen. Spezieller Theil Ursus. Ich kann mich bei dieser Gattung darauf beschränken, zwei Arten aus dem europäischen Tertiär kurz zu besprechen und einige Bemerkungen über die verwandtschaftlichen Beziehungen der lebenden Subgenera vorauszuschieken. Vorerst möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass die vier Höcker, welche die oberen Molaren zusammensetzen, in folgender Weise mit denen der anderen Carnivoren homoloeisirt werden müssen: Vorderer Aussenhöcker — Paracon Vorderer Innenhöcker — Protocon Hinterer 5 — Metacon Hinterer s — Metaconulus. Die drei ersterwähnten Höcker sind die wesentlichen Bestandtheile der oberen Säugethier- molaren, der vierte ist eine Secundärbildung, die aber hier schon frühzeitig sehr kräftig geworden ist, wie bei den Artiodactylen, während sie sonst bei der grossen Mehrzahl der Carnivoren nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, dafür aber allerdings häufig mit einem weiteren solchen Secundär- höcker vergesellschaftet ist — dem Protoconulus —, zwischen dem Innenhöcker und dem vorderen Aussenhöcker befindlich. Bei den Bären fehlt der Protoconulus gänzlich, wohl aber kommt er bei den Amphieyoniden vor, welche bisher für die Ahnen der Bären galten. Ich lege auf diesen Umstand desshalb grösseres Gewicht, weil er geeignet erscheint, über die wirkliche Herkunft der Bären näheren Aufschluss zu geben. Die Untersuchungen des Gebisses der einzelnen Bärentypen beschränkten sich bisher mehr oder weniger auf die Ermittlung der Praemolarenzahl und der Längenproportion des letzten oberen Molaren — M: gegenüber den beiden vorhergehenden Zähnen, dem oberen ?ı und dem oberen Mı. Hingegen wurde auf die bei den einzelnen Typen so verschiedene Complication der Molaren durch Hinzutreten neuer Höcker und Wülste sehr wenig geachtet, obwohl gerade das Studium dieser Com- plicationen am ehesten Auskunft zu geben verspricht über die wahre Verwandtschaft der einzelnen Typen, denn es ist doch ohne Weiteres klar, dass Formen mit hochdifferenzirtem Gebiss nicht der Ausgangs- punkt für Formen mit relativ einfachen Zähnen sein können; es müssen sich die letzteren vielmehr schon früher vom Hauptstamme abgezweigt haben. Ich versuchte es, in umstehender Tabelle die verschiedenartigen Complications-, resp. Reductionserscheinungen bei den einzelnen Bärentypen zu ver- anschaulichen. Wie diese Tabelle zeigt, besteht zwischen den Formen des europäischen Tertiärs und der Arctos-spelaeus-Gruppe ein direkter Zusammenhang, die Veränderungen äussern sich nur in Zunahme der Körpergrösse, in Reduction der P und in Complication des letzten P und der Molaren, und zwar erfolgt die letztere in einer stetigen Progression, wobei aber der Bauplan durchaus der gleiche bleibt. und nur die Stärke der neu hinzutretenden Gebilde eine Steigerung erfährt. Die genetische Reihe ist Palaeontographica. Bd. XLVI. 13 Euarectos Tremarctos n I Ursus Melunsus Dialer en revihi- en BR . A malaya- nus ‚Böcicht etruscus | asctos spelaeus | tibetanus ornatus kabiatus maritimus nus a 4 normal neo Zanledersp a 4, A —_ 2—1 4 4—3 4 4 4—3 4—38 4 4 43 4—2 1 4 3—2 4 4 2 4—2 rösse und Stelune, des Hakan, klein bis gross, gross, gross, mässig | mässig Behr klein, Selen Innenhöcker art yorne ? mässig, weit weit weit gross, |gross, weit) STOSS, weit in Mitt (Deuterocon) des oberen Pı in Mitte , hinten | hinten | hinten | in Mitte | hinten | in Mitte | hinten re Secundärhöcker vorhan- zwischen Paraconid und fehlt fehlt |sehr klein] gross gross | den, aber|sehr klein, fehlt fehlt fehlt klein Metaconid am unteren Mı » | klein ndeut- fehlt Secundärhögiker fehlt oder ah, su lendais zwischen Metaconid und fehlt fehlt vorhanden |vorhanden sehr klein | fehlt er fehlt ., vorhanden : vorhanden Entoconid Schneide Entoconid am unteren Mı 6 6) verbunden entwickelt [or l Wulst zwischen Protoconid und fehlt oder schwach Hypoconid fehlt |vorhanden| vorhanden vorhanden vorhanden! schwach nur j‚undeutlich'vorhanden) oder \undeutlich am unteren Ma schwach fehlend : : gross Kiee DE ER Be chuienheit klein |(wohlindi- ee gross |sehr gross) mässig me klein klein mens klein des unteren Ms : bis gross bis gross bis gross viduell) mit weni- Kaufläche des oberen Mı und a mässig mässig mässig stark |sehr stark) stark mässig wenig | gen, aber | wenig fast all und des unteren Ma und 3 gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | gerunzelt | grossen | gerunzelt = Höckern Secundärhöcker hinter Metacon fehlt oder er fehlt : mäss “er Toss schwach ross fehlt : des oberen Mı a ö klein Echvachı © SE 5 5 oder klein Talon des oberen Ma kurz ? mässig gross gross gross mässig kurz kurz mässig kurz — N — hier Ursus Böckhi, etruseus, aretos und spelaeus. Sie ist ausgezeichnet durch weitgehende Reduction der mittleren P und die grösste Verstärkung des Pı und der M, durch das Auftreten zahlreicher Neubildungen und ausserdem durch Vergrösserung des unteren Mı und des Talons am oberen M:. Als fübetanus (torquatus) figurirt in dieser Tabelle eine Form, über deren specifische Bestimmung ich nicht vollkommen sicher bin, da mir keine Abbildung des Gebisses dieser Art zur Verfügung steht. Ich stelle nämlich hieher einen Schädel der Münchener osteologischen Sammlung, welcher ganz irriger- weise als malayanus etiquettirt war, aber zweifellos aus Hochasien stammt. Die Veränderungen befolgen, abgesehen von dem konservativen Verhältniss der ?, im Ganzen den nämlichen Weg wie bei der Arc/os-Gruppe, jedoch sind die Complicationen nicht viel weiter vorgeschritten als bei efruscus. Auch americanus erfährt im Allgemeinen ähnliche Differenzirung wie die Arctos-Gruppe, ist aber in der Complication des unteren Mı und » noch nicht einmal so weit gekommen wie eruscus. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass americanus sowohl wie tibetanus aus der Arctos-Reihe hervorgegangen sind, aber etwa schon zwischen Böckhi und efruscus, wenn nicht sogar bereits früher. Die starke Entwicklung des Secundärhöckers hinter dem Metacon des oberen Mı lässt allenfalls auf einen näheren Zusammenhang zwischen americanus und fibetanus schliessen. Bei ornatus ist der untere M» sogar noch wesentlich einfacher als bei Böckhi, namentlich schmäler. Auch zeigt der ganze Habitus der Zähne bedeutende Abweichungen von der Arcios-Gruppe. Die Ableitung von brevirhinus wäre nicht ohne Weiteres ausgeschlossen, allein bei dem vollständigen Fehlen von Zwischengliedern sind wir lediglich auf Vermuthungen angewiesen, in welcher Weise die Entwicklung dieses Typus vor sich gegangen sein könnte. Labiatus erscheint bei der Grösse und geringen Zahl seiner Seceundärhöcker als ein selbst- ständiger Typus, dessen Ursprung ebenfalls schon auf brevirhinus zurückgeführt werden müsste; das Nämliche gilt auch für maritimus, welcher sich durch die schneidende Entwicklung seiner Höcker und durch die Anwesenheit von nur wenigen Runzeln auszeichnet. Die Zuspitzung der Höcker und das Auftreten von Schneiden ist hier offenbar eine Spezialisirung und nicht etwa eine alterthümliche Organi- sation, und sicher nur eine Folge davon, dass dieser Bär ausschliesslich von Fleischkost lebt. Malayanus‘ endlich ist in allen Stücken primitiver als alle lebenden Bären, die Differen- zirungen, welche er mit ihnen gemein hat, befinden sich erst in ihren frühesten Stadien, daneben hat er noch besondere Spezialisirungen aufzuweisen: Dieke und Grösse der Caninen, Verkürzung des Gesichts. Jedenfalls muss dieser Typus mindestens vor brevirhinus, wenn nicht schon früher sich von den übrigen abgezweigt haben. Wenn nun auch der Versuch, die Verwandtschaft der verschiedenen Bärentypen aus der Art der Difierenzirung des Gebisses zu ermitteln, wegen der Dürftigkeit und theilweise sogar Unzuverlässig- keit des Materials, welches mir zu Gebote steht, lediglich als der erste Anfang zur Lösung dieser Fragen bezeichnet werden kann, so ist doch zu hofien, dass dieser Weg zum sichern Ziele führen wird, wenn er von einem Forscher weiter verfolgt würde, welcher reichliches und gut bestimmtes Material zu benützen in der Lage ist. Für jetzt steht aber wenigstens so viel fest, dass zwar die Stammesreihe der Arctos-Gruppe in ziemlicher Vollständigkeit vorliegt, ferner dass fibetanus und americanus wohl auch am Anfang dieser Reihe, zwischen dem im Folgenden näher zu besprechenden Ursavus brevirhinus und Ursus Böckhi * Als Typus dient mir ein Schädel aus Borneo, sowie die unter diesem Namen von oe Bramviuue, Osteo- graphie I, Ursus, pl. XII abgebildeten Zahnreihen. — 10 — anknüpfen, dass dagegen unser Wissen über die Herkunft von labiatus, maritimus und malayanus noch sehr viel zu wünschen übrig lässt. Es ist zwar nach LYDEkkEr höchst wahrscheinlich, dass labiatus von Ursus Theobaldi aus den Siwalikhills abstammt, allein da wir die Zähne dieses letzteren nicht kennen, sind wir auch hier ganz im Unklaren, wie das Gebiss seines Vorläufers beschaffen war. Immerhin erscheint Ursavus brevirhinus als ein so primitiver Typus, dass er recht wohl noch als Ahne von labiatus und maritimus in Betracht kommen könnte. Dagegen möchte ich fast glauben, dass Helarctos malayanus mit brevirhinus nur den Stammvater gemein hat, denn die Zähne des letzteren zeigen viel mehr Rauhigkeiten als jene von malayanus. Der höchst mangelhaft bekannte Ursus namadieus soll nach LYDERKER mit malayanus näher verwandt sein, ich finde jedoch, abgesehen von der Speziali- sirung des Pı und des M» viel mehr Aehnlichkeit zwischen ihm und brevirhinus. Die Ableitung der Gattung Tremarctos (Arctotherium) endlich bietet schon wegen ihres geographischen und geologischen Vorkommens bedeutende Schwierigkeiten, doch darf man jedenfalls für diese Form gleichfalls einen altweltlichen Stammvater annehmen. Vielleicht kommt auch hier Ursavus brevirhinus in Betracht. Jedenfalls haben wir in Ursavus brevirhinus einen Typus, welcher für die Stammgeschichte der Bären von grösster Wichtigkeit ist. Theoretisch macht sich zwar die von Gaupry aufgestellte Stammesreihe Amphieyon, Hyaenarctos, Ursus recht gut, und es ist keineswegs zu verwundern, dass diese Ansicht fast allgemeinen Beifall fand, allein es zeigt sich eben auch hier, dass die Differenzirung des Gebisses — von anderen Organen müssen wir bei der Mangelhaftigkeit des überlieferten Materials überhaupt absehen — viel früher begonnen hat und eine vie] langsamere ist, als man bisher geglaubt hat. Für die Hufthiere freilich liess sich die Langsamkeit dieses Umwandlungsprozesses schon viel eher feststellen, da ja bei ihnen die einzelnen Stammesreihen schärfer aus ihrer Umgebung hervor- treten. Bei den Raubthieren hingegen liegt die Sache viel ungünstiger, insoferne ihre fossilen Reste schon der Zahl nach weit hinter jenen der Hufthiere zurückstehen und ausserdem auch die älteren Formen ein ziemlich indifferentes Gepräge besitzen. Ursus etruscus Cuv. Ueber diese schon lange bekannte, durch ziemlich zahlreiche Ueberreste vertretene Art ist vor Kurzem eine umfangreiche Monographie von G. Rısrorr' erschienen, aus der ich jedoch nur die wich- tigsten Ergebnisse zusammenstellen will. Es ist sehr zu bedauern, dass die Abbildungen über die Zusammensetzung der einzelnen Molaren fast so gut wie gar keinen Aufschluss geben und wir daher auch jetzt noch fast ganz und gar auf die Figuren in DE Brarnviuwe, Östeographie angewiesen sind. Ursus etruscus (hiemit identisch Ursus arvernensis Croız. et JoB.) zeichnet sich durch bedeu- 9 tende Variabilität aus. Die Zahnformel ist normal = J : C e J2 - MT, jedoch können einzelne P fehlen. Der obere Js besitzt einen Talon. Die C haben dicke Wurzeln, die oberen sind mit einem Kiel versehen. Die P sind mit Ausnahme des oberen P: sehr klein und ganz einfach gebaut, jedoch trägt der untere Pı einen mehr oder weniger kräftigen Hinterhöcker — Metaconid. Die Vorderpartie — Trigonid — der unteren Mı ist noch relativ hoch, M» und namentlich Ms zeigen zahlreiche Wülste auf der Kaufläche, ebenso auch die beiden oberen M. Der Schädel besitzt alle wesentlichen Merkmale 2 1’Orso pliocenico di Valdarno e d’Olivola in Val di Magra. Palaeontologia Italica, Vol. III, 1896, p. 14 bis 16. 6 tav. — — von dem des Ursus arckos, ebenso zeigen auch die einzelnen Theile des Skeletts keine nennenswerthen Verschiedenheiten gegenüber dieser letzteren Art. Es wäre höchstens noch zu erwähnen, dass nach Rıstorr Trapezium und Trapezoid miteinander verwachsen und die Metatarsalien, sowie die Phalangen der Hinterextremität kürzer sind als die entsprechenden Knochen der Vorderextremität. Da jedoch nur sehr wenige solche Reste bis jetzt vorliegen, wird man sich wohl hüten müssen, diese Verhältnisse als ein Charakteristikum dieser Species zu betrachten. DEP£ERET! will Anklänge an Ursus malayanus und ornafus erkennen, was Rıstorr jedoch mit Recht bestreitet. Ursus efruscus steht vielmehr lediglich mit Ursus arctos und spelaeus in genetischer Beziehung. Vorkommen: Im Öberpliocaen von Frankreich (Auvergne und Roussillon, und Italien (Val- darno und Val di Magra). Ursus Böckhi ScHLossEr. Mittheilungen a. d. Jahrbuch d. kgl. ungar. geol. Anstalt. Bd. XIII, 1899. Heft II, im Druck. Diese Art basirt auf den isolirten unteren Caninen und Molaren, sowie einem rechten unteren P, aus den Braunkohlen von Baröth in Ungarn und vermittelt sowohl der Zeit nach als auch hin- sichtlich ihrer Dimensionen und ihrem Zahnbau den Uebergang zwischen Ursavus brevirhinus Horm. und Ursus etruscus Cuv. Die C sind im’ Verhältniss auffallend gross, auch unterscheiden sie sich durch ihre starke seitliche Compression von den C' der späteren Bären — nur individuell kommen ähnlich comprimirte € bei Ursus arctos vor —, stimmen aber hierin auffallend mit jenen von Ursavus überein. Der P; scheint etwas complicirter zu sein als bei diesem und nähert sich überhaupt schon sehr jenem von efruscus. An den Molaren fehlen die bei efruscus und arctos auftretenden Zwischenhöcker entweder noch vollständig, wie jener zwischen Paraconid und Metaconid von Mı oder sind doch noch nicht kräftig entwickelt — jener zwischen Metaconid und Entoconid —. Der Ms hat ein grosses Talonid. Die Krone von Mı besitzt ein äusseres Basalband, an Ms» ist es bedeutend schwächer, an Ms fehlt es gänzlich. Die Aussenseite der M zeigt feine Runzelung, die Kaufläche zahlreiche Wülste, deren Verlauf im Wesentlichen der nämliche ist wie bei den Zähnen von Ursus arctos von Taubach bei Weimar, nur ist die Zahl und Stärke dieser Wülste bei Böckhi noch etwas geringer. Was die genetischen Beziehungen dieser Art betrifft, so lässt sie sich ungezwungen auf Ur- savus brevirhinus zurückführen. Sie ist zweifellos der Vorläufer von efruseus, welcher sodann zu Ursus arctos und spelaeus hinüberleitet. Hingegen müssen die übrigen Bärenarten des Pleistocaen und der Gegenwart sich bereits vor Ursus Böckhi abgezweigt haben. Vorkommen: In den Braunkohlen von Baröth in Ungarn. Ursavus n. g. 3 1 22 y — CC Zahnformel 3 J 1 Caninen schlanker und relativ höher und auf Vorder- und besonders Rückseite mit deutlicher Kante, die unteren auch mit innerem Basalband versehen. Pı in beiden Kiefern einwurzelig, die übrigen mit = Je 5: DM. Ineisiven denen der jüngeren Bären sehr ähnlich. £ ! Animaux pliocenes du Roussillon. Memoires de la societe geologique de France. Paris 1897. p. 40. pl. VI, fig. 9. — 192 — Ausnahme vom oberen Pı zweiwurzelig, einfach gebaut mit niedriger Spitze ohne Nebenhöcker, aber vorne und besonders hinten mit einem dicken Wulst und auf Aussen-, sowie namentlich auf Innenseite mit deutlichem Basalbande versehen. Die beiden ersten ? sind von den folgenden ?, sowie von einander durch kleine Zahnlücken getrennt. Oberer Pı mit massivem Hauptzacken, Protocon, dahinter kurze dicke Schneide, Tritocon, und daneben ein ziemlich starker, ziemlich weit zurückgeschobener Innen- höcker — Deuterocon — und ein kräftiges inneres Basalband. Obere M viereckig, etwas länger als breit, aus je zwei Aussen- und zwei Innenhöckern nebst einem massiven inneren Basalwulst und einem wohlentwickelten äusseren Basalband bestehend und auf der Oberfläche mit kräftigen Runzeln versehen; M: ausserdem noch zuweilen mit kurzem Talon ausgestattet. Unterer Mı bestehend aus niedrigem Vorderzacken — Paraconid, stumpfem Hauptzacken — Protoconid, schwachem, etwas nach rückwärts verschobenem Innenzacken — Metaconid und grossem Talonid mit kräftigem, aber niedrigem Aussen- höcker — Hypoconid und kleinem Innenhöcker — Entoconid; Ms in der hinteren Partie ähnlich Mı, in der Vorderpartie — Trigonid — mit sehr niedrigem Protoconid und bedeutend stärkerem Meta- conid, aber ohne jede Spur von Paraconid; Ms einwurzelig, knopfförmig, nur mehr mit rudimentärem Metaconid, die übrigen Höcker zu einem halbkreisförmigen Walle verschmolzen. Ms» und Mz wie die beiden oberen M mit starker Runzelung der Schmelzdecke. Jochbogen erst hinter Mı beginnend; Unterkiefer dem der Bären ähnlich, besonders die Partie gegen den Eckfortsatz, sowie der auf- steigende Kieferast; Vorderrand des aufsteigenden Astes nach innen stark zugeschärft. Schädel bis jetzt nicht näher bekannt. Die lebenden Bären, sowie der pliocäne Ursus etruscus unterscheiden sich sämmtlich durch die Reduction der drei ersten Praemolaren — alle drei stets einwurzelig, soferne sie überhaupt noch sämmt- lich erhalten sind —, durch die Verkürzung der vorderen Kieferpartie und die beträchtliche Complication des oberen und unteren Pı, durch die noch weiter gehende Rückwärtsverlagerung des Innenhöckers des oberen P«, durch die Reduction der Vorderhälfte der unteren M — Trigonid, durch die Bildung secun- därer Höcker an allen Molaren und die Vergrösserung des unteren M; und des Talons des oberen Ms. Die geringe Körpergrösse — das Thier hatte etwa die Grösse eines Hühnerhundes — der primitive Bau der Pı, P» und >, je zweiwurzelig, die Einfachheit des ?ı und der M und die relativ beträchtliche Länge der Kiefer sind zwar genügende Unterschiede, um diese fossile Form von den späteren Ursinen zu trennen, aber gerade zugleich jene Merkmale, welche wir bei den Ahnen dieser Thiere voraussetzen müssen, soferne wir nicht etwa deren Ursprung auf ein blosses Phantasiegebilde zurückführen wollen. Fast etwas näher als die Gattung Ursus selbst (incl. Euaretos, Tremaretos, Thalassarctos) steht der kurzschnauzige Helarctos malayanus von Borneo und Sumatra, wenigstens haben seine M jeden- falls unter denen aller lebenden Ursiden die grösste Aehnlichkeit mit jenen von Ursavus, nur haben sie keine so gerunzelte Oberfläche und erscheinen in dieser Hinsicht vielleicht sogar primitiver als jene der fossilen Gattung. Die bedeutende Länge der C ist ein alterthümliches Merkmal und kommt hierin Helarctos dem Genus Ursavus näher als jeder lebende Urside. Dagegen erscheint die Dicke dieser Zähne und die Kleinheit der P, sowie ihr Aneinanderschliessen jedenfalls als besondere Spezialisirung. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass Helarctos auf Ursarus zurückgeht, es haben vielmehr beide wohl nur die Stammform gemein. Die obige Gattungsdiagnose stützt sich auf die Merkmale einer zuerst als Cephalogale, dann als Hyaenarctos brevirhinus beschriebenen Form. Mit Cephalogale besteht nur bezüglich der Unter- kieferbezahnung einige Aehnlichkeit, an Hyaenaretos erinnert die Zusammensetzung der oberen M, jedoch — 103 — ergeben sich auch hier wesentliche Abweichungen gegenüber den ächten Ayaenarctos und mehrfache Anklänge an Ursus, wie bereits Kokex mit Recht betont hat. Es zeigt sich auch in der That bei näherer Untersuchung, dass der Genusname Hyaenaretos für diese Reste nicht länger beibehalten werden kann, allein es bestehen immerhin auch wieder wesentliche Unterschiede gegenüber der Gattung Ursus, so dass auch dieser Name nicht wohl zulässig erscheint, um so mehr, als es schon an und für sich nicht gut angeht, eine lebende Gattung bereits ins Miocaen zurückzuführen, und überdies auch selbst die recenten Bären wieder in verschiedene Genera — Thalassarctos, Ursus, Helarctos — zer- legt werden. Es erschien mir demnach angezeigt, auch für diese miocaene Form ein besonderes Genus auf- zustellen, das bei weiterer Kenntniss des fossilen Materials wohl kaum auf eine oder höchstens zwei Species beschränkt bleiben dürfte. Ich wählte hiefür den obigen Namen Ursavus. Ursavus brevirhinus Horm. (Taf. XII, Fig. 12. 13.18. 19. 23.) 1337. Cephalogale drevirhina Hormans, Säugethierreste aus der Braunkohle von Voitsberg und Steierege. Jahrbuch, k. k. geol. Reichsanst., p. 208, Taf. X, Fig. 1—5. 1888. Hwyaenarctos _ —_ Beiträge zur miocaenen Fauna der Steiermark. Ibidem p. 64, Taf. II, Fig. 1—3. 1888, — minutus (Sc#ross.) Kokes, Sitzungsberichte der Gesellsch. naturf. Freunde. Berlin. p. 44. Fig- 1. 2. Da die Speciesdiagnose hier mit der Gattungsdiagnose zusammenfällt, kann ich mich darauf beschränken, die wichtigsten Maasszahlen nach Hormann anzuführen: Unterkiefer von Steieregg: Unterkiefer von Voitsberg: B|p|»| 2» m|m | 2 | 2; | m|m |m läne | 6 | |65 | 75 | 16 \ 11,8 Länge. 7 |s Jıs |190| 68 Bea tsalss)ı —|r Breite . | Az | Eee Höhe. .| 2 125135135 | 7! 4 Höhe..!| 4 |5519 43) 2 Höhe des Kiefers unterhalb M: — 29, unter P: = 27 mm. Länge der Zahnreihe hinter C = 61 mm, Länge der Krone des unteren Canin — 22,5 mm, Längsdurchmesser = 14 mm, Quer- durchmesser = 3 mm, Öberkiefer von Voitsberg: Öberkiefer von Kieferstädtl: P|2r2|», 2m! m | mı | m: Länge.. | 55| 58 68| 12 12 [11,5 Tänzer... 1102 [13 Breite.. | 3 |3 3,2 8 [10,5 10 Breiter es EI 316105 Holezas 13 3,2 | 35 6 a Llöher ze 26.5175 | Bei letzterem Exemplare ist der Talon des oberen M» deutlich entwickelt, bei dem ersteren fehlt er fast vollständig. Länge der Krone des oberen © — 19 mm, Längsdurchmesser — 11 mm, Querdurchmesser 23 mm. — 104 — Hormann bildet von Ursavus brevirhinus auch Ulna und Femur ab, von denen das letztere im Ganzen dem von Ursus ziemlich ähnlich ist, während die erstere nach der Beschaffenheit der Sigmoidgrube eher an Hund als an Ursus zu erinnern scheint, doch lässt sich bei der schlechten Erhaltung dieser Extremitätenknochen nichts Bestimmtes aussagen. Auch die von ihm erwähnten Bruchstücke von Scapula, Humerus und Radius sind durchaus ungenügend erhalten. Wie ich schon früher vermuthet hatte und jetzt durch Vergleiche von Originalien und Abgüssen feststellen konnte, gehören die als Cephalogale brevirhina und später als Hyaenarctos brevirkinus beschriebenen Reste aus Voitsberg und Steieregg, sowie der Oberkiefer des „Ayaenarctos minutus“ aus Kieferstädtl in Ober- schlesien ein und derselben Species an, die jedoch auch in Frankreich vorzukommen scheint oder doch durch eine sehr nahestehende vertreten wird. Ich finde nämlich, dass der untere Mı von la Grive St. Alban, welchen Dep#rEr als „Lutra dubia Buamv.“ bestimmt und abgebildet hat, nichts mit Zutra zu thun hat, sondern vielmehr entweder der vorliegenden Art angehört oder der folgenden, dem „Ursus primaevus“ GAILL., welcher von der nämlichen Lokalität stammt. Vorkommen: In den obermiocaenen Braunkohlen von Voitsberg und Steieregg in Steiermark und im Obermicaen von Kieferstädtl in Schlesien. Ursavus primaevus GAILL. Sp. (Taf. XII, Fig. 14, 20.) 1892. Lutra dubia DepErer, La Faune de Mammiferes miocenes de la Grive St. Alban Isere. Archives du Museum d’histoire naturelle de Lyon, p. 22, pl. I, fig. 7. 1898. Ursus primaevus GAILLARD, Apparition des Ours de l’öpoque miocene. Comptes rendus de P’Academie i des Sciences. Paris. Tome 129 (?). 1898. 26 Decembre. 1899. = n 5 Mammiföres miocenes nouveaux ou peu connus de la Grive St. Alban. Arch. du Mus. d’hist. nat. Lyon. T. VII. p. 44. fig. 24. 25. Als „ZLutra dubia“ bildet DEr&GRET einen unteren Mı ab, der jedoch seinem Bau nach un- möglich zu: Zutra gehören kann, sondern sicher von Ursavus herrührt, denn der Talon ist nicht bloss für Zutra zu lang, sondern er zeigt auch auf der Innenseite drei kleine Warzen, welche die Talon- grube vollkommen schliessen, statt dass diese wie bei Zutra neben dem Innenzacken — Metaconid — frei ausmündet. Ein Vergleich dieser Abbildungen mit jenen von „Cephalogale brevirhina“ Horm. ergiebt eine überraschende Aehnlichkeit; dagegen ist dieser Zahn total verschieden von „ZLutra“ dubia BLAINV., dessen Original wirklich ein Mustelide, wenn auch keine Zufra ist, wohl aber zu den Vorläufern von Meles gehört, denn nach Fırnou! ist diese Form mit Trochictis hydrocyon GERv. identisch. Auch ich® hatte bereits auf die Aehnlichkeit von Zutra dubia mit Trochictis hingewiesen. Es kann mir nicht einfallen, DEPERET wegen jener Bestimmung einen Vorwurf machen zu wollen, denn die Möglichkeit, dass die Ursiden als solche so weit zurückdatiren würden, wurde bisher noch kaum in Betracht gezogen, vielmehr galt fast allgemein die miocaene Gattung Amphiceyon als deren Stammvater. Länge dieses Mı — 18 mm, Höhe = 9 mm, Breite (am Talon) = 3 mm. Merkwürdigerweise scheint nun GAILLARD dieses noch dazu in Lyon befindliche Stück nicht ! Fırnor, Mammiferes fossiles de Sansan. Annales scienc. geolog. Tome 21. 1891. p. 85, pl. V, fig. 19—21. 2 ScHLoSSER, Die Affen, Lemuren.. und Carnivoren des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Palaeontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. VII, 1888. p. 125. — 105° — gekannt oder in gutem Glauben an die Richtigkeit der Bestimmung wirklich für Zutra gehalten zu haben, denn er erwähnt es weder in seiner vorläufigen, noch auch in seiner oben eitirten Monographie, welche soeben während des Druckes meiner Arbeit erschienen ist. Was nun Ursus primaevus Gaızu. betrifft, so basirt diese Art auf einem isolirten unteren und zwei isolirten oberen Mı und einem ÖOberkieferfragment mit P«—M:, und zwar stammen diese Reste ebenfalls aus la Grive St. Alban (Isere). Der untere Mı hat mit dem erwähnten Drr£rer'schen Originale auifallende Aehnlichkeit, jedoch scheint letzteres wenigstens der Zeichnung nach etwas kleiner zu sein, denn die Dimensionen sind folgende: Länge des Mı von „ZLutra dubia“ = 18 mm; grösste Breite = 9 mm (nach Figur). a » 9%» Ursus primaevus = 20 mm; Rn „ — 10 mm (nach GAIGLARD). GAILLARD giebt von seinem Originale an, dass es am Talon aussen und innen je zwei Höcker besitze und dass der Talon — recte Talonid — mit Rauhigkeiten versehen sei. Von diesen beiden Aussenhöckern ist der hintere jedoch offenbar sehr klein. Immerhin scheint ein solcher bei brevirhinus zu fehlen und wäre dies vielleicht ein Grund, beide Formen als verschiedene Arten aufzufassen. Der obere Pı, sowie Mı und » dürften den entsprechenden Zähnen von brevirhinus sehr ähnlich sein. Länge des Pı = 13 mm; Breite = S mm. ” . Aal u = IR mm. a een ee IE Aus obigen Maasszahlen, sowie aus der Beschreibung lässt sich nun nicht näher entnehmen, ob Ursavus primaevus GaILL. sp. mit U. brevirhinus Horm. identisch ist oder als besondere Art auf- gefasst werden muss. Die Längen von Pı und Mı würden keineswegs gegen erstere Möglichkeit sprechen, denn angenommen, dass wir es bei den beiden Exemplaren von brevirhinus mit solchen von normaler Durchschnittsgrösse zu thun haben, so wären die Maasszahlen dieser beiden Zähne keines- wegs zu hoch, sondern würden gerade die obere Grenze der Mehrzahl der Individuen von brevirhinus angeben. Das äusserste Maximum und Minimum wäre nach den Messungen, die ich in dieser Be- ziehung an vielen Individuen von wildlebenden recenten Arten angestellt habe, in diesem Falle 13,5, resp. 10.5 mm. Die Maasse von Pı und Mı würden wohl die Annahme gestatten, dass U. primaevus mit bre- virhinus identisch wäre, dagegen ist die Längendimension des M» von ersterem entschieden zu gross, selbst wenn man annehmen wollte, dass die 5,5 mm Differenz zwischen dem Voitsberger Exemplar respective von 4 mm bei dem Kieferstädtler, und dem aus La Grive St. Alban ausschliesslich in der starken Entwicklung des Talons von letzterem begründet wäre, denn selbst bei dem doch viel grösseren Ursus spelaeus beträgt die Differenz zwischen Maximum und Minimum für M» nur 9 mm (50 mm resp. 41 mm), für den Talon selbst nur 7 mm (21 mm resp. 14 mm). Bei Ursus arctos von Taubach ist das Maximum von M» 42 mm, von dessen Talon 16,5 mm, das Minimum 33 mm resp. 11 mm. Es scheint demnach Ursavus primaevus fast doch etwas zu gross zu sein, als dass er mit brevirhinus identifieirt werden dürfte, wesshalb es sich empfiehlt, beide wenigstens vorläufig als besondere Arten anzusehen. Vorkommen: La Grive St. Alban (Isere). Palaeontographica. Bd. XLVI. 14 — 106 — Hyaenarctos. Diese Gattung galt bisher immer als Stammvater von Ursus und es ist ja auch nicht zu läugnen, dass sie bei oberflächlicher Betrachtung für diese Rolle sehr gut geeignet erscheint. Allein schon eine genauere Prüfung ergiebt Spezialisirungen — Reduction der P und Complication des hinter- sten derselben, ferner auch eine schon sehr weitgehende Verkürzung der Kiefer, sowie etwas ab- weichende Stellung der einzelnen Höcker der unteren M, so dass die Ableitung der in dieser Beziehung etwas primitiveren Gattung Ursus unstatthaft erscheint. Zudem tritt Hyaenarctos zum mindesten nicht früher, wenn nicht sogar später als Ursavus brevirhinus auf, welcher, wie ich gezeigt habe, sich viel besser als Ausgangspunkt für jene Gattung eignet und ausserdem unter Anderem auch die durch viel- fache Erfahrung bestätigte Bedingung, dass der Stammvater in der Regel von geringerer Körpergrösse ist als seine Nachkommen, vollkommen erfüllt, während bei HAyaenarctos eher das Gegentheil zu- treffen würde. Von einer näheren Charakterisirung der Gattung Hyaenarctos kann ich ohne Weiteres absehen. Von Ursus unterscheidet sie sich durch die Verkürzung der Kiefer, die Reduction der vorderen P, die dicken © — in diesen drei Stücken stimmt sie jedoch mit Ursus (Helarctos) malayanus überein —, die Complication des oberen Pı durch Hinzutreten eines Vorderhöckers — Protostyl —, durch den zierlicheren unteren Pı, durch die Kürze des Talon — richtiger Talonid — des unteren Mı und >, durch die Höhe des Hauptzacken — Protoconid — und die Rückwärtsverschiebung des Innenzacken — Metaconid — an Mı, ferner durch die relative Kürze und Einfachheit der oberen M und die Kleinheit des unteren Ms, und endlich auch durch die mehr schneidenartige Ausbildung der Innen- höcker — Protocon und Metaconulus — der oberen M. Hyaenarctos erscheint aber auch in einigen Stücken primitiver — Form der oberen M, Kürze des Talonids und Höhe des Protoconid der unteren M — als Ursavus, und kann daher nicht von diesem abstammen, sondern nur die Stammform mit ihm gemein haben, die vielleicht auch zugleich der Ausgangspunkt für Helarctos malayanus war. Wenn nun auch HAyaenarctos in Wirklichkeit nicht jene hohe stammesgeschichtliche Bedeutung hat, die man ihm bisher zuschrieb, so ist er doch wohl nicht gänzlich ohne Nachkommenschaft ge- blieben, denn als solcher kommt aller Wahrscheinlichkeit nach die Gattung Aeluropus melanoleueus' Miıtxe Epw. in Betracht, welche in der Gegenwart Tibet bewohnt und sich von ihm nur durch weiter- gehende Complication der P und M unterscheidet. (Hyaenarctos) arctoideus DrPp&rer. 1895. Der£rer, Cuartes, Fouilles pal&ontol. dans le Miocene sup. de la colline de Montredon (Aude). Assoc. franc. pour l’avancement des sciences. Paris 1895. p. 12. - Autor erwähnt von dieser Art einen Unterkiefer mit P-— Ms» und ein Oberkieferfragment mit Mı und M>. Die oberen M sind hier viel weniger quadratisch als bei den übrigen HAyaenarctos- Arten, sondern viel gestreckter und rechteckig, also im Ganzen denen der Bären sehr ähnlich. Ins- besondere zeichnet sich Ms durch den Besitz eines ächten gerundeten Talons aus, der allerdings noch nicht so lang ist wie etwa bei Ursus etruscus (arvernensis). Immerhin sieht M, doch schon dem ent- sprechenden Zahne dieser letzteren Form sehr ähnlich. Am unteren Ms» ist freilich der Taion noch 1 Broxs, Classen.und Ordnung des Thierreiches. Mammalia p. 180, Taf. XLVIII, Fig. 12. 13, und Gaupry, Enchainements. Mammiferes tertiaires, p. 213, fig. 280. nicht so kräftig entwickelt wie bei den ächten Bären, sondern noch etwas schwächer als die Vorder- partie dieses Zahnes. Ms war vermuthlich noch ziemlich klein und einwurzelig, während er bei den ächten Bären viel stärker entwickelt ist. Der Hyaenarctos von Montredon dürfte nach Ansicht DEPERET'S die Lücke ausfüllen zwischen den eigentlichen Ayaenarctos und den primitivsten Bären, wie Ursus arvernensis (recte etruscus Cuv.). Vorkommen: Im Pliocaen von Montredon (Aude) zusammen mit Hipparion gracile, Trago- cerus amaltheus ete., also mit der Fauna von Eppelsheim und Pikermi. Leider giebt DEPERET von dieser wichtigen Form nicht einmal die Maasszahlen, viel weniger eine Abbildung, so dass mit seiner vorläufigen Mittheilung recht wenig anzufangen ist. Es geht aus der Beschreibung nur so viel hervor, dass es sich nicht mehr um einen ächten Hyaenarctos, son- dern eher um einen Ursavus handelt. Der Umstand, dass der untere Ms noch sehr klein und der Talon — recte Talonid — des M> noch kürzer war als die Vorderpartie — Trigonid — scheint allerdings gegen die Deutung als Ursavus zu sprechen und auf die Zugehörigkeit zu Hyaenarctos schliessen zu lassen, allein die Beschaffenheit der oberen M erinnert doch anscheinend wieder mehr an Ursus als an Hyaenarctos. Bevor wir also über diese jedenfalls sehr interessante Form ein be- stimmtes Urtheil abgeben können, müssen wir eine detailirtere, mit Illustrationen versehene Beschrei- bung abwarten. Möglicherweise handelt es sich um eine Nebenform, welche ohne Nachkommen zu hinterlassen ausgestorben ist. Hemicyon. 3 W204 2 sehr breiter Gaumen. Ineisiven konisch ohne Nebenzacken, aber mit innerem Basalband, Caninen lang, mit Kanten versehen. Untere Praemolaren klein und niedrig, aber vorne und hinten mit Basal- wulst, Pı ein-, die übrigen zweiwurzelig und mit Ausnahme des Pı dicht aneinander stehend. Innen- M. Relativ kurzer, mässig hoher Unterkiefer, kurze Gesichtspartie, wi iv zacken — Metaconid — des Mı weit zurückgeschoben, Hinterpartie dieses Zahnes — Talonid — ziemlich lang, mit wohlentwickeltem Aussen- — Hypoconid — und Innenhöcker — Entoconid —, Ma aus schneidend entwickeltem Protoconid, Metaconid, beide gleich hoch, und ähnlich ausgebildetem Hypo- conid und Entoconid bestehend, Ms ziemlich gross, noch sämmtliche Bestandtheile — Zacken und Höcker — des Mı deutlich erkennen lassend. Obere © sehr schlank, mit hoher, an der Rückseite mit scharfer Schneide versehene Krone, Pı ein-, P» und Ps zweiwurzelig, aber wie dieser sehr einfach und niedrig, allseitig von Basalband umgeben; Pı mit kleinem, aber weit zurückstehendem Innenhöcker — Deuterocon —, aber ohne Vorderhöcker — Protostyl (Scorr) —; Mı und » ausser den beiden Aussenhöckern — Paracon und Metacon — und dem Innenhöcker — Protocon — noch einen fast ebenso grossen zweiten Innenhöcker, scheinbar ein Hypocon — wohl eher der vergrösserte zweite Zwischen- höcker — Metaconulus — aufweisend, nebst einem kräftigen Basalwulst; beide Zähne zwar noch breiter als lang, aber von gerundet oblongem und nicht mehr dreieckigem Querschnitt. Oberfläche aller M glatt. Diese Gattung vermittelt scheinbar den Uebergang zwischen der im Folgenden zu besprechenden Gattung Amphieyon und der Gattung Ursus vesp. Ursavus, indessen sprechen verschiedene Gründe gegen eine wirkliche Verwandtschaft mit Ursus. Mit Ursus hat sie die Zahnformel, sowie den einfachen Bau der P gemein, ferner die Rück- wärtsverlagerung des Innenhöckers — Deuterocon — am oberen P,, die starke Entwicklung eines zweiten Innenhöckers — Hypocon — und das Fehlen des vorderen Zwischenhöckers — Protoconulus — an den oberen M und die Rückwärtsverschiebung des Innenzacken — Metaconid — am unteren Mı — 108 — An Amphicyon vom Typus des lemanensis erinnert die Gestalt des Canin — hohe, etwas comprimirte und mit scharfen Kanten versehene Krone, die schneidenartige Entwicklung des oberen P: und der allgemeine Habitus der Molaren, nämlich die Höhe des Hauptzacken — Protoconid — des unteren Mı, sowie die schneidenartige Entwicklung des kräftigen Aussenhöckers am Talon — Hypo- conid — der beiden ersten Unterkiefermolaren, die schwache Ausbildung des zweiten Innenhöckers — Entoconid — dieser Zähne, die Kleinheit des unteren M3;, ferner das Fehlen von Wülsten und Secundär- höckern auf der Kaufläche der M und endlich die geringe Höhe und beträchtliche Länge des Unter- kiefers. Der Gaumen ist allerdings wesentlich breiter als bei Amphicyon. Morphologisch wäre nun, soweit das Gebiss in Betracht kommt, die Ableitung der Gattung Ursus von Amphicyon mit Hilfe von Hemicyon recht gut denkbar, es wäre nur eine Vereinfachung der P verbunden mit Zurückverlagerung des Innenhöckers — Deuterocon — am oberen Pı, eine Streckung der oberen M, verbunden mit Verlust des ersten Zwischenhöckers — Protoconulus — und Ver- stärkung des zweiten Zwischenhöckers — Metaconulus —, sowie das Verschwinden des oberen Ms nöthig, um Amphicyon in Hemicyon überzuführen, welcher der Beschaffenheit seines Gebisses nach in der T'hat recht wohl eine Mittelform zwischen Amphieyon und Ursus (Ursavus) darstellt, allein dieser Annahme stehen mehrfache wichtige Gründe gegenüber. Vor Allem tritt nämlich gleichzeitig mit Hemicyon eine Form auf, die oben besprochene Gattung Ursavus, welche der Gattung Ursus schon unvergleichlich näher steht als Hemicyon, zweitens auch wegen ihrer Kleinheit sich viel eher als Ausgangspunkt einer später sehr formenreichen Gruppe qualifizirt als die Gattung Hemicyon, welche hierin ihren Nachkommen viel näher käme als Ursavus — formenreiche Gruppen beginnen aber in Wirklichkeit stets mit Typen von kleiner Statur und nicht mit solchen, welche bereits ansehnliche Körper- grösse erreicht haben —; ferner erscheint auch die immer noch beträchtliche Breite, sowie die Glätte der oberen M von Hemicyon als ein Hinderniss, um Ursus hievon abzuleiten. Endlich würden auch im Skelet bedeutende Unterschiede gegenüber Ursus bestehen, insoferne die Angabe Fıraor's'!, dass Hemi- cyon digitigrad gewesen sei und auffallend lange Metapodien besessen hätte, sich bestätigen sollte. Es ist sehr zu bedauern, dass der Autor von diesen Knochen keine Abbildung gegeben hat. Die von ihm betonte Aehnlichkeit mit den Metapodien von Hyaena ist wohl darauf beschränkt, dass die Aus- dehnung der proximalen Gelenkflächen in der Richtung von hinten nach vorne grösser ist als ihre Breite und die Knochen überhaupt ziemlich lang und schlank sind. Viel ähnlicher als denen von Hyaena sind sie voraussichtlich jenen von Cephalogale. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Pha- langen; die Aehnlichkeit mit Ayaena-Phalangen besteht vermuthlich auch hier nur in ihrer beträcht- lichen Länge. Die Angabe, dass die zweiten Phalangen auf der distalen Facette nicht ausgeschnitten sind, erscheint als ganz unwesentlich, denn sie beweist eben nur, dass wir es mit einem Cephalo- galiden zu thun haben. Ich habe die hieher gehörigen Arten bisher als ächte Dinocyon angesprochen, worin mir die meisten Autoren gefolgt sind, allein, wie ich jetzt zugebe, sind die Gründe, welche FınHon für die Aufrechthaltung des Larrer'schen Genus und die Abtrennung von Dinocyon anführt, im der That hin- reichend, um dieser Ansicht Geltung zu verschaffen. | Hemicyon unterscheidet sich nach Fınaon von Dinocyon durch die Länge der Metapodien, die ausgesprochene Digitigradie, die Reduction des Metatarsale V, die Beschaffenheit des Unterkiefers — nur jenem von Gulo vergleichbar — und durch die grössere Breite des oberen M>. Zu diesen Unter- ! Mammiferes de Sansan. Annales de la societe geologique. Tome XXI. 1891. p. 152. — 10 — sehieden käme allenfalls noch hinzu die relativ bedeutendere Länge des „Talon“ — Talonids — des unteren Mı und »2 und die schneidenartige Entwicklung des Innenhöckers — Entoconid — dieser Zähne, während dieser Höcker bei Dinocyon nur einen kleinen Kegel darstellt; ferner die Anwesenheit von Kanten auf den Caninen und das Fehlen von Nebenzacken an den Incisiven. Von Hemicyon existirt bis jetzt eigentlich nur eine Art, Hemieyon göriachensis TouLa Sp., welche mit der von LarTET aufgestellten Hemicyon sansaniensis wohl doch identisch ist. Da aber letztere erst später als die vorige abgebildet worden ist, so gebührt dem ersteren Namen die Priorität. Die Unterschiede, welche FırHoL für sansaniensis gegenüber göriachensis anführt — einfachere und kleinere P und kürzeren Mı, aber längeren Ms bei letzterem — sind schwerlich hinreichend zur Auf- rechthaltung zweier Arten, sie dürften sich viel eher als blosse individuelle Verschiedenheiten heraus- stellen und das Sansaner Exemplar lediglich als ein besonders kräftiges Individuum von göriachensis, im äussersten Falle höchstens als eine besondere Localrasse von göriachensis erweisen. Das Nämliche gilt auch bezüglich der von Roger‘ abgebildeten Reste — unterer Mı, oberer M» und oberer CO — aus dem Dinotherium-Sande von Stätzling bei Augsburg. Dagegen ist es zweifelhaft, ob der von Drr£rer? abgebildete obere Mı aus La Grive St. Alban noch hieher gerechnet werden darf, denn er steht in seinen Dimensionen hinter allen bis jetzt vorliegenden Exemplaren sehr weit zurück. Da von Hemieyon resp. „Dinocyon göriachensis“ Toura sp.” viele gute Abbildungen vorliegen, so kann ich von einer bildlichen Darstellung absehen und mich mit Citaten begnügen, Vorkommen: In den Braunkohlen von Göriach in Steiermark, im Obermiocaen von Sansan (Gers), im Dinotherium-Sande der bayrisch-schwäbischen Hochebene und vielleicht auch in La Grive St. Alban (Isere). Cephalogale. (Taf. XII, Fig. 4. 5.) Cephalogale hat mit den Ursiden die Zahnformel gemein, ferner auch die niedrigen Zahnkronen der Backzähne, die Einfachheit der P, die kräftige Entwicklung und die Stellung des Innenhöckers — Deuterocon — des oberen P,, ausserdem auch die relative Länge der oberen M und die Anwesen- heit eines grossen zweiten Innenhöckers — Metaconulus — auf diesen Zähnen. Auch der Umriss dieser Zähne stimmt viel besser mit jenem der als Ahnen der Bären in Betracht kommenden Formen überein, als mit jenem von Amphieyon. An die letztere Gattung erinnert jedoch der Bau der unteren M, insbesondere die Beschaffenheit des Talonid von Mı. Es wäre also, wenn wir bloss das Gebiss zu berücksichtigen hätten, nicht ausgeschlossen, dass die Ursiden in der That auf Cephalogale zurückgehen. Dieser Annahme widerspricht jedoch die Be- schaffenheit des Skeletes. Alle Extremitätenknochen von Cephalogale sind schlank und zierlich, die Metapodien auffallend lang und Hand und Fuss auffallend digitigrad. Wenn wir nun auch mit grosser Berechtigung annehmen dürfen, dass die plantigrade Extremität der Bären aus einer digitigraden hervorgegangen ist, so bestehen doch erhebliche Zweifel, ob diese radicale Umwandlung in der kurzen 1 1898. Roser, 33. Bericht des naturwiss. Ver. f. Schwaben u. Neuburg in Augsburg, p. 5, Taf. III, Fig. 1.5.8. 2 1887. Dee£eer, Archives du Museum d’hist. nat. Lyon. Tome IV. p. 142. pl. XIII, fie. 8. 3 1884. Tovra, Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, p. 391. Taf. VII, Fig. 12—14. 1884. — Sitzungsber. der k. k. Acad. d. Wiss, Wien. I. Abth. p. 407. Taf. I—II., 1893. Horsans, Abhandl. der k. k. geol. Reichsanst., p. 24. Taf. IV—VI. 1892, Dee£rer, Archives du Museum d’hist. nat. Lyon, Tome 5. p. 28. pl. I, fig. 21. — 10 — Zeit erfolgen konnte, die zwischen Unter- und Obermiocaen verstrichen ist. Ueberdies finden wir auch schon gleichzeitig mit den ältesten Cephalogale-Arten Formen, welche sich auch in dieser Beziehung viel besser als die Ahnen der Ursiden qualifiziren, nämlich die Gattung Pachyceynodon. Ich muss jedoch hier bemerken, dass ich unter Cephalogale nur jene Arten verstehe, für welche folgende Diagnose zutrifft: 3 J - C - Ja - M. Caninen von lang elliptischem Querschnitt, Kanten anscheinend wenig kräftig entwickelt, P klein, niedrig, mit Ausnahme des letzten ohne Nebenhöcker, aber mit kräftigem Basalband, oberer Pı ziemlich kurz, aber massiv, mit etwas zurückstehendem, aber nicht sehr kräftigem Innenhöcker — Deuterocon —, aber ohne äusseren Basalhöcker — Protostyl —; oberer Mı, fast ebenso lang als breit, von nahezu viereckigem Umriss, mit starkem hinterem Zwischenhöcker — Metaconulus —, aber ohne vorderen Zwischenhöcker — Protoconulus — und mit einem starken, aber auf die Hinterseite beschränkten inneren Basalwulst; oberer M» von schräg ovalem Umriss, auf der Rückseite schwach ausgebuchtet, ebenfalls mit grossem, scheinbar zweitem Innenhöcker, zweiter Aussenhöcker — Metacon — bedeutend kleiner als der vordere — Paracon —, beide M allseitig von Basalband umgeben; unterer Mı mit niedriger Vorderpartie — Trigonid — und sehr schwachen Innenzacken — Metaconid —; Talonid hier, sowie an M» grubig, aber lang gestreckt, Aussenhöcker lang und schneidend und bedeutend höher als der Innenhöcker — Entoconid —, Ms mit relativ langem Trigonid, Innenzacken — Metaconid — höher als Hauptzacken — Protoconid —, Ms klein, ein- wurzelig. Krone bisher nicht bekannt, aber wahrscheinlich mit deutlichem Innenhöcker — Metaconid —, alle M mit äusserem Basalbande versehen. Schnauze kurz, Jochbogen weit vom Schädel ab- stehend. Metapodien lang, Extremitäten digitigrad. Metacarpale I und Metarsale I nur halb so lang und halb so dick als das dritte. Diese Diagnose stützt sich in erster Linie auf Oephalogale Geoffroyi JourD., für welche ja auch zuerst dieses Genus errichtet wurde. In den Phosphoriten existiren mehrere Arten, welche jedoch, wie dies bei ihrem etwas höheren geologischen Alter nicht anders zu erwarten ist, noch etwas primi- tivere Merkmale, vor Allem noch Nebenzacken an Pı und Ps aufweisen und augenscheinlich auch bedeutend längere Schnauzen besessen haben. Auch war der Schädel in der Orbitalregion viel stärker eingeschnürt, welche Unterschiede gegenüber Geoffroyi wohl unbedenklich nur als primitivere Organi- sation aufgefasst werden dürfen. Ich meine hier ausser der von FırHouL ebenfalls aus den Phospho- riten eitirten Cephalogale Geoffroyi': Oephalogale minor FıLH.”, (2) (Oynodictis) Gryei FILB.°, (?2) (Oynodictis) Leymeriei Fıra.*, (?2) (Oymodietis) Boriei Fına.°. [3% » ” ” « \ 1879. Fırmot, Mammiferes fossiles de ’Allier. Ann. scienc. geol. Tome X. p. 107. pl. 17. 1883. a Notes sur quelques mammiferes de l’epoque miocene. Archiv du Museum d’hist, nat. Lyon. T. II. p. 22. pl. I, fig. 16. 1884, M6moires sur quelques mammiferes fossiles des Phosphorites du Querey. Annal. scienc. phys. et natur. Toulouse. p. 36. 2 Memoires sur quelques mammiferes fossiles des Phosphorites du Quercy. Ibid. p. 37. pl. V, fig. 1—6. 8. 3 Recherches sur les Phosphorites du Querey. Ann. scienc. g6&ol. Tome VII. p. 74. fie, 58—30. = j Ibidem p. 88. fig. 55—57. n ” n ” ” n» 5 ; p. 66. fig. 33—40, 46—48. ” n ” n ” 2] ” a — 111 — Die drei letztgenannten Arten unterscheiden sich von menor und Geoffroyi durch die Breite und mehr grubige Entwicklung des Talonid am unteren Mı, sowie durch die Stärke des Innenhöckers — Deuterocon — des oberen P;, ferner durch den massiven Bau dieses Zahnes und durch die schwache Ausbildung der Zwischenhöcker und die relativ schwache Ausbildung des inneren Basalwulstes am oberen Mı. Es ist höchst wahrscheinlich, dass „Cynodietis‘‘, Leymeriei und Gryei zusammengehören, da- gegen ist der Fig. 45—4S abgebildete Unterkiefer von Boriei entschieden zu klein und namentlich der € viel zu schwach, als dass er noch zu dieser Art gestellt werden dürfte. Alle drei zuletzt genannten Arten müssen wohl schon von Cephalogale ausgeschlossen werden; sie nehmen eine Mittelstellung ein zwischen dieser Gattung und der folgenden, Pachycynodon, doch darf Boriei, der sich abgesehen von seiner Grösse auch durch die starke Einschnürung des Schädels in der Orbitalregion auszeichnet, wohl eher schon zu Pachyeynodon selbst gerechnet werden. Direkte genetische Beziehungen zu späteren Formen hat wohl keine dieser Arten; als Ahnen der Ursiden können sie schon wegen der starken Bullae osseae nicht in Betracht kommen. Auch ihre relativ be- deutende Körpergrösse macht es viel wahrscheinlicher, dass sie gänzlich erloschene Typen darstellen, die sich vielleicht schon direkt aus der gemeinsamen Stammform von Cephalogale mit Pachycynodon entwickelt haben. Hiegesen könnte Cephalogale minor recht leicht der direkte Ahne von Cephalogale Geoffroyi sein. Gleichzeitig mit Cephalogale Geoffroyi Journ. lebte im Untermiocaen von Le Puy auch noch eine andere Art, Cephalogale brevirostris ‘, sowie Cephalogale minor”, die aber beide leider nur un- vollständig bekannt sind. Von Cephalogale minor beschreibt und bildet Fırkon nur zwei Unterkieferfragmente mit M? resp. mit M: und s ab, doch geht schon aus der beträchtlichen Grösse des M» und aus der raschen Aufwärtskrümmung des Kiefers nach vorne zu, sowie aus der viel schrägeren Stellung des aufsteigenden Kieferastes unzweifelhaft hervor, dass diese Art von dem oben erwähnten Cephalogale minor FınH. aus den Phosphoriten von Quercy durchaus verschieden ist. Bei der Dürftigkeit der vorliegenden Reste erscheint es jedoch geboten, nicht näher auf die etwaige Verwandtschaft dieser Art einzugehen. Etwas günstiger liegt die Sache für Cephalogale brevirostris. Wenn auch hievon nur zwei Unterkiefer und ein Gaumenstück mit beiden Pı — Ms bekannt sind, so zeigt doch schon eine flüchtige Vergleichung mit der Abbildung von Geoffroyi, dass hier ein ganz abweichender Typus vorliegt. Vor Allem inserirt der Jochbogen hier nicht neben Pı und un- mittelbar hinter Mı, wie bei jenem, sondern erst hinter Pı, auch bleibt Mı durch ein ziemlich breites Knochenstück vom Beginn des Jochbogens getrennt, ferner ist der obere P4 viel zierlicher, sein Innenhöcker — Deuterocon — aber vom übrigen Theil dieses Zahnes bedeutend schärfer ab- gesetzt, als bei Geoffroyi; die Länge der oberen M ist bloss um ein Weniges geringer als deren Breite, der scheinbare zweite Innenhöcker, in Wirklichkeit der hintere Zwischenhöcker — Metaconulus — ist fast ebenso gross wie der eigentliche Innenhöcker — Protocon —, der Basalwulst dehnt sich fast über den ganzen Innenrand des Zahnes aus, dessen Umriss ein an der Innenseite convexes Trapez darstellt. Auch M: ist fast ebenso lang als breit und gerundet-oblong im Querschnitt. Von den beiden Aussen- höckern der oberen M ist der hintere — Metacon — bedeutend kleiner als der vordere. Die unteren ! Fıraor, Mammiföres fossiles de l’Allier. Ann. scienc. geol. T. X. p. 119. pl. 18, fig. 7—10. 2 p. 118. pl. 18, fig. 1—3. 6. n n n ” n n n n n BE ne M bieten anscheinend nichts besonders Charakteristisches, doch scheint das Talonid von Mı und a ziemlich lang zu sein und jenes des Mı auf seiner Innenseite ausser einem kleinen Entoconid noch einen Zwischenhöcker aufzuweisen. Die Schnauze muss im Verhältniss viel länger gewesen sein als bei Geoffroyi. Fassen wir diese Merkmale zusammen, so erhalten wir ein höchst überraschendes Ergebniss, nämlich auffallende Anklänge an die im Vorausgehenden beschriebene Gattung Ursavus, den ersten Vertreter der ächten Ursiden! Um „Cephalogale“ brevirostris in Ursavus brevirhinus Horm. zu verwandeln, bedurfte es nur einer mässigen Zunahme der Körpergrösse, einer Verkleinerung der P, welche ja ohnehin eine für die Ursiden charakteristische Modification darstellt, sowie einer Vergrösserung der M, namentlich einer Streckung des Talonids der unteren M und einer Verstärkung der Innenpartie — Talon — der oberen M, verbunden mit Streckung des inneren Basalwulstes am oberen Mı und Entwicklung eines hinteren Talon am oberen Ms. Ich zweifle nicht, dass diese Cephalogale auch bereits Rauhigkeiten auf der Zahnkrone aufzuweisen hatte. Leider wissen wir bis jetzt nicht, wie die Extremitäten dieser Art beschaffen waren. Auch als Stammyvater von Hyaenarctos könnte diese Art recht wohl in Betracht kommen. Cephalogale brevirostris könnte dem Zahnbau nach recht wohl von Cephalogale minor aus den Phosphoriten abstammen, allein gegen diese Annahme erhebt sich ein gewichtiges Bedenken. Von minor kennen wir nämlich die wichtigsten Theile des Skeletes, namentlich kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese Art lange Metapodien und ganz typisch digitigrade Extremitäten besessen hat. Soferne sie also wirklich indirekt den Ausgangspunkt von Ursus darstellt, müssten sich die planti- sraden Extremitäten der Bären aus digitigraden entwickelt haben. Es ist nun freilich nicht wohl zweifelhaft, dass die Plantigradie der Bären in ihrer jetzigen Form nicht als ursprüngliches, sondern als ein erworbenes Merkmal aufgefasst werden muss und auch höchst wahrscheinlich einmal aus einer dieitigraden Extremität hervorgegangen ist, allein es erscheint doch auch wiederum fraglich, ob sich eine so hochbeinige schlanke Form wie COephalogale minor und noch dazu in der relativ so kurzen Zeit zwischen Oberoligocaen bis Obermiocaen so bedeutend verändern konnte. Dass Streckung und Aufrichtung der Extremität nicht bloss vorkommen kann, sondern geradezu eine gesetzmässige Difte- renzirung darstellt, sehen wir zur Genüge an den genetischen Reihen der Paar- und Unpaarhufer, allein für das Gegentheil, die Verkürzung der Extremitäten und die Umwandlung einer ausgesprochenen Digitigradie in einen solchen Grad von Plantigradie, ist bis jetzt kein sicheres Beispiel bekannt. Wir sehen also hier gerade bei dem Studium von Cephalogale brevirostris eine höchst fühlbare Lücke in unserem Wissen, die sich anscheinend nicht so bald ausfüllen lassen dürfte. Dass Cephalo- gale minor aus den Phosphoriten eine in genetischer Hinsicht höchst wichtige Form ist, geht einmal hervor aus der indifferenten Organisation dieser Species, namentlich ihres Gebisses, indem dasselbe genug Anknüpfungspunkte sowohl an das von jüngeren als auch von älteren Formen darbietet, und ferner auch aus der starken Variabilität in den Dimensionen dieser Thiere. Starkes Variiren findet sich aber in der Regel gerade bei solchen Formen am häufigsten, welche in stammesgeschichtlicher Beziehung eine wichtige Rolle spielen. Allein nicht nur für die Ursiden, sondern auch für Hemicyon kommt die Gattung Cephalogale als Stammvater in Betracht, und zwar befinden wir uns bei der Untersuchung in dieser Richtung in einer viel günstigeren Lage, insoferne auch die Beschaffenheit des Extremitätenskeletes der Ableitung der Gattung Hemieyon von Cephalogale keine Schwierigkeiten bietet. Auch ersterer ist nämlich nach Fırmon digitigrad. Seine Metapodien haben, soviel davon bekannt ist, grosse Aehnlichkeit mit jenen von Cephalogale. Was Schädel und Gebiss anlangt, so zeigt schon eine oberflächliche Vergleichung der Abbildung von Cephalogale Geoffroyi und Hemicyon sansaniensis oder „Dinocyon“ gürtächensis, dass hier in allen wesentlichen Punkten volle Uebereinstimmung herrscht, und dass es nur einer Zu- nahme der Körpergrösse und geringer Modificationen im Zahnbau bedurfte, um erstere Form in die letztere zu verwandeln. Mit Hemicyon scheint die Gruppe der Cephalogaliden erloschen zu sein. Ich war früher geneigt, Simocyon für das Endglied dieses Stammes anzusehen. Wie jedoch eine neuer- liche Untersuchung dieser Reste zeigte, erweist sich die Gattung Sömocyon als ein unzweifelhafter An- gehöriger des Canidenstammes, der einen allerdings bald erlöschenden Seitenzweig desselben darstellt. Der Charakter der oberen M schliesst sich so enge an den von Canis Tupus an, dass die Verwandt- "sehaft mit Cephalogale schon aus diesem Grunde unmöglich erscheint. Ich kann daher von weiteren Bemerkungen über diese an und für sich nicht uninteressante Gattung gänzlich absehen. Die Gatttung Cephalogale soll nach GaILLarn ! auch noch in la Grive St. Alban vorkommen. Der von ihm abgebildete Mı weicht jedoch erheblich von jenem der ächten Cephalogale ab, und „möchte ich diese Reste fast lieber auf das im Folgenden zu besprechende Genus Pseudarctos beziehen. Pachycynodon. (Eafı ZI, Fig. 10128. 9) Als Typus dieser Gattung betrachte ich, wie ich bereits früher an anderer Stelle? bemerkt habe, „Oumodictis“ erassirostris Fıra.° aus den Phosphoriten. Sie zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Unterkiefer hoch und plump, mit hinten stark aufwärts gebogenem Unterrande, ? ziemlich klein und mit Ausnahme des unteren Pı ohne Nebenzacken, aber mit deutlichem vorderen und hin- teren Basalwulst; oberer P, sehr kurz, mit kräftisem, etwas nach hinten verschobenem Innenhöcker — Deuterocon —, sehr kurzem, schneidendem Hinterhöcker — Tritocon — und starkem Basal- band; unterer Mı mit ziemlich hohen Hauptzacken — Protoconid —, starkem, dem vorigen opponirtem Innenzacken — Metaconid — und grossem Talonid, dessen Aussenhöcker eine lange niedrige Schneide darstellt, während der Innenhöcker — Entoconid — in Folge der Anwesenheit eines Zwischenhöckers fast ganz auf die hintere Innenecke beschränkt ist; M» lang und breit mit opponirtem Protoconid und Metaconid und einem kräftigen Talonid, ähnlich dem des Mı. Ms unbekannt, aber nicht allzu klein; oberer Mı ausser den beiden Aussenhöckern und dem Innenhöcker auch mit zwei Zwischenhöckern, davon der hintere — Metaconulus — sehr kräftig, und einem auf die hintere Innenecke beschränkten kräftigen Basalwulst versehen. (Querschnitt dieses Zahnes gerundet oblong, der des Ma vermuthlich breit elliptisch. Extremitäten denen von Cephalogale ähnlich, aber kurz und plump. Leider sind die Ueberreste dieser, wie ich jetzt einsehe, so überaus wichtigen Gattung bis jetzt sehr spärlich, wenn auch anscheinend mehrere Arten hievon existiren. Sie hat wohl mit Cepha- logale den Stammyater gemein, welch nahe Verwandtschaft schon daraus hervorgeht, dass sich mehrere Arten, die ich bei Cephalogale erwähnt habe, besser hier unterbringen liessen — nämlich .Boriei und Leymeriei (curvirostris). Die Unterschiede gegenüber Cephalogale bestehen in dem massiven Bau der Kiefer, der starken : 1899. Gaırarn, Mammiferes miocenes nouveaux ou peu connus de la Grive St. Alban. Arch. du Mus. d’hist. nat. Lyon. T. VII. p. 50. fig. 26. 2 1888. ScHLosser, Affen.... Carnivoren. Beiträge zur Palaeontologie. Bd. VII. p. 28. ® Fıruor, Recherches sur les Phosphorites du Quercy. Ann. scienc, geol. T. VII. p. 104. pl. 21. fig. 67—72. Palaeontographica. Bd. XLVI. 15 — 114 — Entwicklung des Talonids und des Innenzacken — Metaconid —, der unteren M, sowie der opponirten Stellung dieses Zacken, in der Anwesenheit eines starken, ziemlich weit zurückstehenden Innenhöckers — Deuterocon — am oberen Pı und in der grösseren Breite des oberen Mı, endlich in der starken Einschnürung des Schädels in der Orbitalregion und der grösseren Länge der Gesichtspartie. Pachyeyno- don erscheint demnach zum Theil mehr specialisirt: plumperer Kiefer, massiver oberer Pı mit kräftigem Innenhöcker — Deuterocon —, Bau und Grösse der unteren Mı — ist aber noch primitiver als Cephalogale hinsichtlich der grösseren Breite des oberen Mı und der Höhe und Stellung des Metaconid am unteren Mı und — wenigstens gegenüber (©. Geoffroyi — hinsichtlich der grösseren Länge der Gesichtspartie, Dass Pachyeynodon näher als Cephalogale mit den Bären verwandt ist, geht zwar aus dem Bau des Gebisses weniger hervor, als vielmehr daraus, dass die Extremitäten von Cephalogale schon zu spezialisirt sind, als dass diese Gattung, wenigstens ihre besser bekannten Arten, als Ahnen von Ursus, resp. Ursavus in Betracht kommen könnten. Immerhin erweist sich Pachycynodon hinsichtlich der Stärke und Stellung des Deuterocon am oberen Pı und ebenso auch hinsichtlich der Form des Unter- kiefers doch als entschieden Ursiden-ähnlicher wie Cephalogale. Pachycymodon ist bis jetzt nur aus den Phosphoriten des Quercy bekannt, aber fast sämmt- liche mir vorliegenden Ueberreste stammen von der Lokalität Mouillac, welche dadurch ausgezeichnet ist, dass ihre Fauna zum grössten Theil jüngere Formen enthält von oligocaenem oder sogar schon untermiocaenem Gepräge, während die typischen Elemente der Fauna des Pariser Gyps hier ganz zurücktreten. Wir dürfen daher auch der Gattung Pachyeynodon mindestens oligocaenes Alter zu- schreiben. Als typische und in stammesgeschichtlicher Hinsicht wichtigste Art betrachte ich, wie schon erwähnt, Pachycynodon erassirostris Fırz. sp. Die grösseren, Boriei, Gryei, curvirostris, Leymeriei scheinen erloschen zu sein, ohne Nachkommen zu hinterlassen; von den Bären unterscheiden sie sich schon durch die stärkere Entwicklung der Bullae osseae. Von einer kleineren, noch nicht beschrie- benen Art liegen mir zwei obere Pı und ein Unterkieferfragment mit Ps — Mı vor. .Diese Art könnte wohl auch in Beziehung stehen zu späteren Formen. Der kleine von mir beschriebene Pachyeynodon Filholi endlich könnte gleichfalls eine nicht unwichtige Rolle spielen, und zwar insoferne, als er dem gemeinsamen Ausgangspunkt von Pachycynodon und Cephalogale sehr nahe stehen dürfte und allen- falls über die Herkunft von Pachycynodon selbst Auskunft zu geben verspricht. Der Kiefer ist lang- gestreckt und etwas schlanker als bei den übrigen Arten und sein Unterrand hinter den M nicht so stark aufwärts gebogen, dagegen steht Ms schon auf dem aufsteigenden Kieferaste und der Innen- höcker des oberen Pı ist noch nicht so stark nach rückwärts verschoben wie bei erassirostris. Diese Art ist trotz ihrer. dürftigen Ueberlieferung doch nicht uninteressant, denn sie leitet gewissermassen hinüber zu Oynodon (Oynodietis) leptorhynchus FILH. Paracynodon (Amphicynodon p. p.) und Oynodon. Die Abgrenzung dieser beiden Gattungen gegen einander ist theoretisch zwar sehr einfach, hält aber nur Stand für die Unterscheidung der typischen Species — Cynodon velaunus und Amphi- cynodon palustris, beide aus dem Oligocaen von Ronzon — Allier —, denn nur für diese trifit das Merkmal Fehlen, resp. Vorhandensein eines Nebenhöckers — Deuteroconid — am unteren Pı regel- mässig zu. Dagegen ist die generische Bestimmung der aus den Phosphoriten vorliegenden Unter- kiefer mit Hilfe dieses Merkmals absolut unmöglich, denn dieser Nebenzacken — Deuteroconid — ist hier sehr häufig vorhanden. Viel bessere Anhaltspunkte liefert, wie ich glaube, ein anderes Unter- — 1157 — scheidungsmittel. Bei Cynodon ist die Zahnreihe relativ kürzer m Folge des dichten Aneinander- schliessens der P, während bei Amphicynodon die P etwas auseinanderrücken und bis zum P, ind. isolirt stehen können. Für unsere Betrachtungen ist jedoch auch dieses Merkmal ganz nebensächlich, da sich beide Gattungen in allen sonstigen Punkten durchaus gleich verhalten, Uns interessiren hier nur einige besser vertretene Typen, nämlich eine etwas grössere Art aus den Bohnerzen von Ulm, die ich früher mit Amphieymodon palustris identifizirt hatte, ferner „Cynodictis“ leptorhynchus und Cynodon graeilis aus den Phosphoriten. Die Arten aus Ronzon sind möglicherweise ohne Hinterlassung von Nachkommen ausgestorben oder etwa nach Nordamerika ausgewandert, jedenfalls entfernen sie sich von Pachyeynodon und Cephalogale viel weiter als die ersterwähnten Formen und stehen daher den Ursiden selbst viel ferner, wesshalb auch von ihrer näheren Besprechung Abstand genommen werden kann. Um Verwechslungen mit Amphieynodon palustris zu vermeiden, schlage ich für die uns beson- ders interessirenden „Amphieynodon palustris“ aus Ulm und „Cynodictis“ Teptorhynchus die Aufstellung eines neuen Genus „Paraeynodon“ vor, welches sich folgendermassen charakterisirt: 1 4 J T C 7 P- D} 3 3 mit kräftigem Basalbande versehen; unterer ?ı mit Nebenzacken — Deuteroconid —, oberer Pı mit hohem kräftigem Hauptzacken — Protocon —.- sehr starkem, ziemlich weit vorne stehendem Innen- höcker — Deuterocon — und kurzer Schneide — Tritocon — hinter dem ersteren, dazu ein all- seitiges Basalband; oberer Mı von gerundet dreiseitigem Querschnitt, aus den drei Haupthöckern, einem sehr kräftigen, scheinbar zweiten Innenhöcker — Metaconulus — und einem kurzen, aber kräf- tigen inneren Basalwulste nebst starkem äusseren Basalbande bestehend; M> von ähnlicher Zusammen- setzung, aber von gerundet rhombischem Querschnitt und mit schwächer entwickelten Basalbildungen. Oberfläche beider Zähne stark gerunzelt; unterer Mı mit mässig hohem Hauptzacken — Protoconid —, nahezu opponirtem Innenzacken — Metaconid — und ziemlich grossem grubigem Talonid, letzteres mit schneidendem Aussenhöcker — Hypoconid —, sehr kleinem Innenhöcker — Entoconid — und ausserdem einem schwachen Secundärhöcker versehen; Ms mit sehr kurzer, aber ein ziemlich hohes Metaconid aufweisender Vorderpartie — Trigonid — und einem wohlentwickelten Talonid; Ms relativ gross mit deutlichem Protoconid und Metaconid und kurzem Talonid. Unterkiefer ziemlich hoch, mit wenig gebogenem Unterrande und breiter Massetergrube und gerundetem Coronoidfortsatz. Schädel eanidenähnlich, langgestreckt, wenig gewölbt, mit tiefer Furche in Mittellinie der Frontalia; Scheitel- kämme bis oberhalb der winzigen Bullae osseae getrennt bleibend. Postorbitalfortsatz kurz, Jochbogen schlank, wenig aufwärts gekrümmt. Infraorbitalforamen zwischen P3 und Pı. Extremitäten kurz und dick. Der Schädel sieht allerdings dem der Bären sehr wenig ähnlich, er gleicht vielmehr, wenn wir die Kleinheit der Bullae osseae nicht weiter berücksichtigen, vollkommen dem Schädel von Canis, der ja in dieser Beziehung, sowie im Gebiss wohl der primitivste aller lebenden Carnivoren ist. Trotzdem trug man bisher doch nicht das geringste Bedenken, die Bären für nahe Verwandte der Caniden zu halten, es wäre daher auch höchst inconsequent, wenn man wegen dieser Abweichungen im Bau des Schädels eine Form, die geologisch noch älter ist als Canis, aus der Verwandtschaft der Bären ausschliessen würde. Bei einiger Ueberlegung ergiebt sich ohnehin, dass die Unterschiede zwischen Ursus und Paraeynodon nur auf Differenzirungen beruhen — Höhe und Wölbung des Cra- nium, Verkürzung des Gesichts, Flachheit der Bullae osseae und Stärke, sowie Rückwärtsverschie- bung des Jochbogens — und folglich kein Hinderniss darstellen, den Schädel von Ursus von dem primi- tiveren der Gattung Paraeynodon abzuleiten, denn aus den kleinen, der Schädelbasis angedrückten Bulla AM; P mit Ausnahme des unteren Pı und des oberen Pı einfach, aber SVEN NS] — 116 — osseae dieser Form konnten sich die grossen, aber flachen Bullae der Ursiden doch jedenfalls viel leichter entwickeln, als aus den hochgewölbten der Caniden. Von der Organisation der Schädelbasis giebt die Fırnor’sche Abbildung des „Oynodietis“ leptorhyn- chus" durchaus befriedigende Aufschlüsse, so dass ich lediglich hierauf zu verweisen brauche, zumal da der mir vorliegende Schädel aus den Bohnerzen von Ulm in dieser Hinsicht keine weitere Ergänzung liefert. Was das Gebiss betrifft, so erweisen sich die Einfachheit der ?, die Grösse des Innenhöckers — Deuterocon — am oberen Pı und die Zweizahl der Innenhöcker, von denen der hintere jedoch eigentlich den zweiten Zwischenhöcker — Metaconulus — repräsentirt, sowie das Fehlen eines vor- deren Zwischenhöckers entschieden als Merkmale der Ursiden und nicht als solche von Caniden; nicht minder auch die starke Runzelung der Molaren. Es bedurfte nur geringer Streckung der oberen M und des Talonid am unteren Mı und 2, um diese Zähne in jene von Cephalogale überzuführen; auch für die Umwandlung in jene von Pachycynodon waren nur geringe Veränderungen nöthig, nämlich Verbreiterung des oberen Pı und der oberen M und des Talonid der unteren M, verbunden mit einer mässigen Verlängerung der Kiefer. Es scheint demnach Paracynodon der Ausgangspunkt sowohl für Oephalogale als auch für Pachycynodon zu sein; die Bären selbst haben sich möglicherweise direkt aus Paracynodon mit den Zwischenstadien von Cephalogale brevirostris- Ursavus entwickelt. Paracynodon geht wohl auf Cynodon graeilis Fıza. in den Phosphoriten zurück, bei welchen ebenfalls schon individuell ein Nebenhöcker — Deuteroconid — am unteren Ps vorkommt. Nennens- werthe Unterschiede zwischen beiden Gattungen bestehen nur darin, dass bei diesem Cynodon die P dicht aneinander gerückt sind und auch das Talonid von Mı und M:» etwas kürzer ist als bei Para- cymodon. Durch Streckung der Kiefer und Auseinanderrücken der P und geringe Verlängerung des Talonid dieser M konnte sich sehr leicht Paracynodon herausbilden, während die in Ronzon vorkommen- den Oynodon velaunus und Amphieynodon palustris auf der ursprünglichen Organisation verharrien und keine Verstärkung des letzten oberen M erfuhren. Paracynodon vulpinus n. sp. (1a 1, Ries 29980 510218) 1888. ScHuosser, Amphicynodon palustris. Die Affen ..... Carnivoren des europ. Tertiärs. Beitr. zur Palaeon- tolosie Oesterr.-Ungarns. Bd. VIl. 1. p. 37. Die eingehendere Untersuchung des mir vorliegenden Materiales, bestehend aus Cranium, der Schnauze und dem rechten Oberkiefer, aus welchem die beigegebene Abbildung reconstruirt wurde, zeiet so erhebliche Unterschiede gegenüber Amphicynodon palustris, dass die Trennung beider Formen nothwendig erscheint, insbesondere sind die oberen M viel complicirter als bei letzterem. Sehr gross ist hingegen die Aehnlichkeit mit Oynodietis leptorhynchus Fıra. Die Unterschiede bestehen nur darin, dass die einzelnen P nicht so stark aneinander gedrängt sind, sowie in geringen Abweichungen in den Dimensionen, so dass also über die generische Uebereinstimmung kein Zweifel aufkommen kann. Cranium. Länge vom Condylus oceipitalis bis zum Processus postorbitalis = 60 mm. Breite an den Condyli = 21 mm. Breite oberhalb der Fossae glenoidales = 32 mm. Breite an den Postorbitalfortsätzen 26 mm. 1 Recherches sur les Phosphorites du Quercy. Ann. science. g60l. Tome VII. 1877. p. 124. pl. 22, fig. 84. — dl Abstand des Basioceipitale vom Scheitelkamm = 24 mm. Länge der Oberkieferzahnreihe (Pı— M:) = 35 mm. „ der oberen ? = 24 mm. „ des oberen ? = S mm. / „ des oberen Mı = 7 mm. Breite des oberen Mı = 8,5 mm. „ des oberen Ma = 4,5 mm. A e Ve I 6Emm. Länge der Unterkieferzahnreihe (Pı — Ms) — 42 mm. „ der unteren ? = 26 mm. „ des unteren Pı = 7,3 mm, Höhe desselben = 6 mm. „ des unteren Mı = 9,5 mm, Breite R — gAahemm: - des unteren M» = 5,5 mm, Breite „ des unteren M3 = 2,5 mm. Mi > pAzmm: Vorkommen: In den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm. Cynodon gracilis Fıra. 1877. Fırzor, Ann. scienc. geol. Tome VII. pl. 120. Tome VIII. pl. 120, Fig. 337. 338. 1888. ScHLosserR, l. c. Bd. VII. p. 34. Die Unterschiede dieser Art, welche hier zugleich als Vertreter der Gattung Cynodon über- haupt fungirt, gegenüber Paracynodon, habe ich schon oben erwähnt und kann ich daher von einer Besprechung derselben gänzlich absehen. Sie bildet wahrscheinlich sowohl den Ausgangspunkt für Para- eumodon, als auch für Amphieynodon palustris und Cynodon velaunus von Ronzon. Ihre oberen M sind bisher noch nicht bekannt, doch wird es durch die Verhältnisse bei Amphicynodon palustris ziemlich wahrscheinlich, dass der obere M» noch kürzer und einfacher gebaut war als bei Paracynodon. Oyno- don selbst stammt vermuthlich von einem Uintacyon (Miacis) des nordamerikanischen Eocaen ab. Pseudarctos n. g. (Faf. SIH, Big: 172 21222:) Zahnformel = J C z s 1% _ DM. Ineisiven und unterer Canin unbekannt. Oberer wo o Canin mit stark gekrümmter, dicker Wurzel und glatter Krone, die in der Nähe des Vorderrandes, sowie am Hinterrande mit je einer Längsleiste versehen ist. Zahl der P nicht bekannt, aber vermuthlich vier, sämmtlich sehr einfach gebaut, selbst Pı ohne Nebenhöcker, aber auf der Rückseite mit einer von der Spitze herabziehenden Leiste und vorne und namentlich hinten mit Basalwulst versehen. Unterer Mı aus niedrigem Vorderzacken — Paraconid —, mässig hohem, etwas rückwärts gebogenem Hauptzacken — Protoconid —, niedrigem, nur wenig zurückgeschobenem Innenzacken — Metaconid — und grubigem, aber flachem Talonid bestehend, der auf der Innenseite drei winzige Höckerchen, auf der Aussenseite dagegen einen mässig hohen, sanft nach innen abfallenden Höcker — Hypoconid — trägt, Ms mit ziemlich stark reduzirter Vorderhälfte — Trigonid —, dessen Vorderhöcker — Para- conid — gerade noch als Basalwarze angedeutet ist, und einem sehr grossen, flachen, am Rande mit mehreren Höckern versehenen Talonid. Alle unteren M ohne Basalband, jedoch die beiden letzten mit sehr feiner Runzelung des Schmelzes; Unterkiefer ziemlich lang und hoch, mit nach vorne zu an- scheinend wenig gebogenem Unterrande, tiefer Massetergrube und vermuthlich ziemlich schräg und — E87 zwar erst hinter Ms aufsteigendem Aste. Oberer P:ı mit massivem kegelförmigem Hauptzacken — Protocon — mit ziemlich starkem Innenhöcker — Deuterocon — und kurzer Schneide — Tritocon —; oberer Mı mit zwei stumpfen conischen Aussenhöckern, davon der vordere — Paracon — etwas höher als der hintere — Metacon — und niedrigem, gerundet dreieckigem Innenhöcker — Protocon —, ausserdem mit kräftigem, halbmondförmigem inneren, sowie mit einem äusseren, namentlich an den Ecken stark verdickten Basalwulst, aber ohne deutliche Zwischenhöcker — Protoconulus und Metaconulus —. Querschnitt des Mı gerundet dreiseitig, viel breiter alslang, Vorderrand convex, Hinterrand concav; Ms» ver- muthlich von ähnlicher Zusammensetzung wie Mı; M3 sehr gross, wohl aus drei undeutlichen Höckern bestehend und allseitig von einem Basalwulst umgeben und im Querschnitt elliptisch, anstatt dreieckig. Bis jetzt liegen allerdings nur wenige Reste vor, doch gestatten sie immerhin die Aufstellung obiger Diagnose. Dass der obere Pı einen sehr kräftigen Innenhöcker — Deuterocon — besessen haben muss, geht einmal daraus hervor, dass sein unmittelbarer Antagonist, der Vorderzacken — Para- conid — des unteren Mı sehr stark abgekaut erscheint, zweitens aber auch daraus, dass alle übrigen P sehr einfachen Bau haben, eine Organisation, die stets mit der Existenz eines sehr starken Innen- höckers — Deuterocon — am oberen Pı verbunden ist, wie die Beispiele von Oynodon, Cephalo- gale etc. zeigen. Dass der obere Mı von Häder wirklich zu dieser Art gehört, dürfen wir daraus folgern, dass er nicht bloss sehr gut mit dem Kaurelief des unteren Mı übereinstimmt, sondern auch daraus, dass der obere Mı in der That relativ kurz, aber breit gewesen sein muss, denn nur bei einer solchen Beschaffenheit ist es möglich, dass das Trigonid — die Vorderpartie — des unteren M» gar nicht abgenützt wurde, weil es eben mit dem oberen Mı in keinerlei Berührung kommen konnte. Bei der Aehnlichkeit des Talonid des unteren Mı mit dem correspondirenden Theile des ersten M von Amphi- cyon erscheint es als ziemlich selbstverständlich, dass auch der obere Mı dem von Amphieyon sehr ähnlich gewesen sein wird, und in der That trifft dies auch für den vorliegenden Zahn von Häder zu. Bei der Aehnlichkeit dieses oberen Mı und des unteren Ms» mit jenen von Amphieyon ist aber auch zu erwarten, dass auch der obere Ms» einen Ähnlichen Bau besessen hat wie der obere M» von Amphi- cyon, so dass man, ohne diesen Zahn selbst zu kennen, doch soviel darüber aussagen kann, dass er zwar etwas kürzer und schmäler gewesen sein dürfte als Mı, aber doch im Ganzen die nämliche Zu- sammensetzung gehabt haben wird, wie dieser. Jedoch wäre der Umstand in Betracht zu ziehen, dass das Abkauungsrelief des unteren Ms» eine schräge Richtung einnimmt, wodurch es sehr wahrscheinlich wird, dass die Innenpartie des oberen M» nicht senkrecht zur Zahnreihe gestellt war, wie bei Amphi- cyon, sondern eine kleine Drehung nach rückwärts aufgewiesen haben dürfte. Aus der starken Ab- nützung des unteren M3 endlich lässt sich der berechtigte Schluss ziehen, dass ein grosser oberer Mz vorhanden gewesen sein muss; da aber selbst bei dem doch viel schwächeren oberen M3 von Amphicyon meist noch die beiden Aussenhöcker, sowie der Innenhöcker noch erhalten sind, so darf eine derartige Zusammensetzung auch ohne Weiteres für den ohnehin viel kräftigeren Ms von Pseu- darctos angenommen werden. Wir können uns von ihm wohl am besten in der Weise ein Bild machen, dass wir den Ms von Cephalogale zu Grunde legen, nur müssen wir uns die drei Haupthöcker, nament- lich Protocon und auch Metacon erheblich niedriger vorstellen, und den zweiten Innenhöcker, den Metaconulus, ganz weg denken, wesshalb auch der Querschnitt des Zahnes ein mehr dreieckiger wird. Was die Zahl und Form der .J betrifit, so kann über den ersteren Punkt ohnehin kein Zweifel be- stehen; ihre Form dürfte conisch gewesen sein, auch hatten wohl wenigstens die äusseren J je eine kleine seitliche Basalspitze. Die Zahl der P ist zwar nicht direkt bekannt, doch lässt die geringe Krümmung des Unterkieferrandes auf eine beträchtliche Kieferlänge und diese wiederum auf die Vier- — 119 — zahl der P schliessen. Diese Zähne hatten sehr einfachen Bau; der vorderste war jedenfalls ein- wurzelig und sowohl vom C als auch von P» durch eine kleine Lücke getrennt. Der lange gerade, erst hinter Ms aufsteigende Kiefer spricht auch für eine ziemlich beträcht- liche Länge der Schnauze. Mit Ursus und Ursavus hat die neue Gattung die Einfacheit der P, ferner die Vergrösserung des Talons der beiden letzten unteren M, sowie den grossen Innenhöcker — Deuterocon — des oberen Pı gemein. Natürlich ist die Aehnlichkeit von Pseudaretos mit Ursavus eine viel grössere als mit Ursus. Beide besitzen ziemlich lange Kiefer und vier P, dagegen sind die letzteren bei Ursavus schon redueirt, auch ist der untere Ms noch nicht so gross geworden; ferner hat die Höhe der Zacken der Vorderpartie — Trigonid — am unteren Mı abgenommen, auch ist an Ms» der Vorderzacken — Paraconid — verschwunden. Endlich beginnt der aufsteigende Unterkieferast schon dicht hinter Ms. Die oberen Molaren lassen sich überhaupt nicht mit denen von Pseudarctos vergleichen, auch ist ihre Zahl nur mehr zwei. Letztere Gattung ist demnach im Bau der P und des unteren Mı und des Thi- gonid des unteren M., sowie in der Zahl und der Zusammensetzung der oberen M und in der Be- schaffenheit des Unterkiefers primitiver, hat aber dagegen in der Complication des Talonid der beiden letzten Unterkiefermolaren Fortschritte aufzuweisen. Von Amphicyon unterscheidet sich die neue Gattung durch den einfacheren Bau des unteren P,, den stärkeren Innenhöcker — Deuterocon — des oberen Pı, die Grösse des Talonid des unteren MM; und die Vergrösserung des unteren Ms, welche jedoch mit einer geringen Reduction der Vorder- partie — Trigonid — dieser Zähne und der Abstumpfung der Höcker des Talonids verbunden ist, ferner durch das flachere Talonid des unteren Mı und die relative Kleinheit dieses Zahnes, ausser- dem auch durch die beträchtliche Grösse des Ms, sowie durch die Höhe des Unterkiefers. Dagegen waren die oberen M, wenigstens die beiden ersten, denen von Amphicyon sehr ähnlich. Wir finden also primitiveres Verhalten hinsichtlich des Baues der P, Fortschritt hinsichtlich der Vergrösserung des Innenhöckers — Deuterocon — des oberen P,, der Reduction des unteren Mı, sowie bezüglich der Complication des unteren M» und s und des oberen M3. Die Kleinheit des unteren Mı und des oberen Mı könnte indess auch darin begründet sein, dass diese Zähne mit der allgemeinen Zunahme der Körpergrösse nicht proportionell Schritt gehalten haben, sondern etwa so klein geblieben sind wie bei dem allerdings noch nicht bekannten Stammvater im Untermiocaen, der wie gewöhnlich kleiner gewesen sein dürfte, als sein Nächkomme im Obermiocaen. Auf keinen Fall kann diese Stammform in einer der bisher bekannten Amphicyon-Arten gesucht werden. An die gleichfalls im Obermiocaen auftretende Gattung Hemicyon erinnert der Bau und die Zahl der P, vielleicht war auch der obere Pı bei beiden sehr ähnlich, dagegen sind die unteren M bei Hemicyon viel ursprünglicher, die oberen M dagegen complieirter, während ihre Zahl auf zwei zurückgegangen ist. Noch etwas geringer ist die Aehnlichkeit mit Dinocyon, wesshalb von einer Ver- gleichung mit ihm Abstand genommen werden kann. Mit Cephalogale hat Pseudarctos insoferne etwas grössere Aehnlichkeit aufzuweisen, als auch hier die Zähne, wenigstens die P und der untere Mı im Verhältniss zum Unterkiefer ziemlich klein sind und der letzte, hier freilich dritte obere, M ovalen Querschnitt besessen haben dürfte. Indessen schliesst der Umstand, dass hier bereits im Untermiocaen, wenn nicht schon früher, Reduction der Zahl der oberen M, die mit einiger Vergrösserung dieser Zähne derselben verbunden war, stattgefunden hat, den Gedanken an eine nähere Verwandtschaft ohne Weiteres aus. Ein Vergleich mit Hyaenarctos bietet noch weniger Anklänge als der mit Ursavus; die P — 120 — sind zwar auch einfach gebaut, aber zugleich viel schlanker, auch hat der untere M3 einige Aehnlich- keit, allein am unteren Mı steht der ausserdem auch viel kleinere Innenzacken — Metaconid — viel weiter zurück, überhaupt sind alle Zacken viel niedriger. Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Gattung lassen sich mit Hilfe des bis jetzt vor- liegenden Materiales auch nicht einmal annähernd ermitteln. Es ist nur soviel sicher, dass drei obere M vorhanden gewesen sein müssen und die beiden ersten derselben gerundet dreieckigen Querschnitt besessen haben. Wir hätten es demnach allenfalls mit einem Amphicyoniden zu thun, während die Zugehörigkeit zu den Ursiden und Cephalogaliden wegen der Dreizahl der oberen M vollständig aus- geschlossen zu sein scheint. An eine Verwandtschaft mit den Caniden ist ohnehin nicht zu denken. Allein auch unter allen bekannten Amphicyoniden giebt es keinen einzigen, bei welchem eine ähnliche Differenzirung, Reduction des Trigonid und Complication des Talonid der unteren M» und 3 statt- gefunden hätte. Auch die Einfachheit des unteren Pı steht ganz beispiellos da, nicht minder die starke Rückwärtskrümmung aller oberen M, sowie der sonderbare Bau des Talonid am un- teren Mı. In der Gestalt der Unterkiefermolaren, wenigstens des Mı und >, schliesst sich Pseudarctos sehr enge an Pachycynodon an, dagegen spricht jedoch die Einfachheit des oberen Mı, sowie die Dreizahl der oberen M gegen eine nähere Verwandtschaft zwischen beiden Gattungen. Eine solche wäre nur mit Hilfe der Annahme zu construiren, dass beide eine gemeinsame Stammform besessen hätten, bei welcher die oberen M noch keinen zweiten Innenhöcker, recte Metaconulus besessen hätten. Die Dreizahl der M von Pseudarctos könnte allenfalls erworben sein, oder aber Pachycymodon hätte den dritten M verloren. Pseudarctos bavaricus n. sp. (Taf. XII, Eig. 17. 21.22.) Von dieser Art liegen vor ein unterer Ü', das Fragment des rechten Unterkiefers mit Pı — Ms, das Fragment des linken Unterkiefers mit Pı und Mı, alle von einem Individuum stammend, und ein linker oberer Mı. Unterkiefer: P. Länge = 9 mm; Breite am Hinterrande = 5,5 mm; in Mitte = 4,5 mm; Höhe = 5,5 mm. Mm ZA, 5 5 a =. 3 N ee Re, „ . des Protoco- nid = 8 mm, des Talonid = 4 mm. VE en ® \ h —7,8 „ vome — 7 mm, Höhe des Protoconid 7 mm. Ms — rg 5 „ Protoconid = 7,8 „ am Talonid = 7,3 mm; Höhe des Proto- conidd = 5 mm. Höhe des Unterkiefers unterhalb Pı = 25,5 mm, unterhalb Mı —= 27 mm, unterhalb Ms — 29 mm, Dicke — 9,5 mm. Länge der Krone des Canin eirca 17 mm, Länge von Krone und Wurzel circa 35 mm. Grösster Durchmesser an Kronenbasis = 9,5 mm, kleinster = 7 mm. Länge des oberen Mı — 9,8 mm; grösste Breite = 13 mm; Höhe des Paracons = 5 mm. bi) » > M: —=8 ” ? bi) ” = 11 » % NUR — 6,5 » 2 2) ” =38 n % — 1211 — Ich halte es für nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Oberkieferreste, welche GaILLARD in seiner soeben erschienenen Arbeit! auf Cephalogale bezieht, in Wirklichkeit zu Pseudarctos gehören, Vorkommen: Im Obermiocaen (Flinz) von Tutzing am Starnberger See und (oberer Mı) von Häder bei Dinkelscherben (Schwaben), vielleicht auch in la Grive St. Alban (Isere). Dinocyon. (Taf. XIV, Fig. 32.) Nachdem die auf diese Gattung bezogenen Reste des göriachensis zu Hemicyon gestellt werden mussten, verbleibt für Dinocyon nur mehr die einzige Species Dinocyon Thenardi JoURDAN, so dass also die Genusdiagnose mit der Speciesdiagnose zusammenfällt. Leider kennt man bisher nur ein Unterkieferbruchstück, isolirte Zähne und Metacarpalien, so dass eine vollständigere Charakterisirung dieser Gattung nicht möglich ist. Ineisiven des Unterkiefers mit seitlicher Nebenspitze, oberer Canin diek, von ovalem Quer- schnitt, ohne Kanten, unterer Mı mit hohem Hauptzacken — Protoconid — und sehr weit zurück- stehendem Innenzacken — Metaconid —, Talonid aus winzigem conischem Entoconid und schneidendem Hypoconid bestehend, M.» mit Andeutung eines Vorderzacken — Paraconid — ziemlich hohem Aussen- zacken — Protoconid —, opponirtem Innenzacken — Metaconid —, Talonid ausser mit Hypoconid und Entoconid noch mit einem zwischen letzterem und dem Metaconid befindlichen Zwischenhöcker versehen; Ms klein, aber noch alle drei Zacken der Vorderpartie — Trigonid — eines typischen M aufweisend und mit becherförmigem Talonid versehen; oberer Pı mit hohem Hauptzacken — Proto- con —, schneidend entwickeltem Hinterzacken — Tritocon —, sehr kleinem, ziemlich weit vorstehen- dem Innenhöcker — Deuterocon — und schwachem vorderen Basalhöcker — Protostyl —; oberer M' aus je zwei conischen Aussenhöckern, einem niedrigen Innenhöcker — Protocon —, sowie zwei Zwischenhöckern bestehend, die sich mit dem Innenhöcker verbinden und von welchen der vordere — Protoconulus — wesentlich kleiner ist als der hintere — Metaconulus —; Ms von ähnlicher Zu- sammensetzung wie Mı, aber mit reduzirtem zweiten Aussenhöcker — Metacon — und sehr kräftigem zweiten Zwischenhöcker; Querschnitt des oberen Mı gerundet dreieckig, Querschnitt des Ma» gerundet trapezoidal; beide M mit kräftigem innerem Basalwulste und ziemlich starkem äusserem Basalband. Anwesenheit eines dritten oberen M nicht ganz ausgeschlossen, da der obere M» noch das ganze Talonid des unteren Ms frei lässt. Metacarpalien denen von Amphicyon ähnlich, relativ kurz und plump. Leider hat man bis jetzt noch keine Praemolaren gefunden, so dass sich über deren Be- schaffenheit nichts Bestimmtes ermitteln lässt. Aus der Aehnlichkeit der oberen M mit jenen von Hemicyon könnte man allerdings den Schluss ziehen, dass die P hier ebenfalls klein und einfach gebaut waren; da aber der im Folgenden noch näher zu beschreibende und höchst wahrscheinlich zu Dinoeyon gehörige obere Pı von Heudorf dem entsprechenden Zahne von Amphicyon im Ganzen sehr ähnlich ist, und sein Innenhöcker — Deuterocon — ebenfalls sehr geringe Dimensionen besitzt und sehr weit vorne steht, anstatt wie bei Hemicyon der Mitte genähert zu sein, so wird es doch wieder nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch die übrigen P denen von Amphieyon ähnlich gewesen sein dürften. : 1899. Cephalogale sp. ? GaıLLarn, Mammiferes mioc. nouyeaux ou peu connus. Arch. du Mus. d’hist. nat. Lyon. T. VII. p. 50. fig. 26. Palaeontographica Bd. XLVI. 16 [S27 oe Auf die Unterschiede zwischen Dinocyon und Hemicyon habe ich schon bei Besprechung der letzteren Gattung hingewiesen und dabei die Gründe, welche FırHor für die Trennung beider Genera geltend macht, als richtig anerkannt. Mit Pseudocyon hat Dinocyon wahrscheinlich die Gestalt des Kiefers, die Beschaffenheit der J, CO und P gemein, sowie die Zusammensetzung des unteren Mı, dagegen sind die unteren M> und 3 bei letzterem viel einfacher und die oberen im Verhältniss viel kürzer. Ueberdies fehlt bei Dinocyon der obere Ms vollständig, auch weist der Canin keine Kante auf. Immerhin sind beide Gattungen doch vielleicht mitemander näher verwandt, und könnte daher Dinocyon allenfalls als ein Nachkomme von Pseudocyon betrachtet werden, welcher eine gewisse Com- plication seiner Molaren erfahren hat. Jedoch bestehen auch wieder im Bau der Molaren so viele Anklänge an Hemicyon, dass man fast immer wieder in Versuchung kommt, Dinocyon für einen nahen Verwandten von Hemicyon zu halten, denn es ist doch nicht recht gut denkbar, dass eine solche Aehnlichkeit nur auf gleichartiger Differenzirung beruhen sollte. Wenn ich also diese Gattung hier vorläufig zusammen mit den Amphicyoniden behandle, so geschieht es nur wegen der Beschaffenheit des oberen Pı und der Metapodien, jedoch bemerke ich ausdrücklich, dass sich bei genauerer Kenntniss dieser Reste gleichwohl eine innigere Verwandtschaft mit Hemicyon und folglich mit Cephalogale und Pachycynodon ergeben könnte. Bis jetzt kannte man von dieser Art nur ein Unterkieferfragment, zwei Incisiven, einen CO und die oberen und unteren Molaren, sowie den Metacarpus. Später beschrieb DEPERET einen wei- teren unteren Ms. Alle diese Reste stammen aus dem Öbermiocaen von La Grive St. Alban (Isere). Letzterer Zahn ist insoferne interessant, als seine Wurzel eine Zweitheilung erkennen lässt. Mir liest ein Fragment eines riesigen Pı des rechten Oberkiefers aus den Bohnerzen von Heudorf in Baden vor, der seinen Dimensionen nach nur auf diese Art bezogen werden kann, da bis jetzt im Miocaen kein anderes Raubthier von solcher Grösse bekannt ist. Da nun auch der Bau dieses Zahnes dem von Amphicyon zwar nicht unähnlich ist, aber doch auch wieder durch das Fehlen des Basalbandes und die eigenthümliche Aufwärtsverschiebung des Innenhöckers — Deuterocon — ziemlich bedeutend abweicht, so ist nicht wohl daran zu zweifeln, dass er wirklich zu Dinoeyon Thenardi gehört. Einen sehr ähnlichen Zahn, den oberen Pı des linken Oberkiefers, hat H. v. Meyer in seinem Manuscript aus den Bohnerzen von Mösskirch abgebildet. Er zeichnet sich durch den auffallend nie- drigen und kurzen, schneidend entwickelten Hinterzacken — Tritocon — und durch die kräftige Ent- wicklung seines äusseren Basalhöckers — Protostyl — aus; bei dem mir vorliegenden Zahn ist letzterer viel schwächer, zeigt aber doch den nämlichen Typus, so dass an der specifischen Ueberein- stimmung dieser Reste nicht wohl gezweifelt werden kann. Beide Stücke ergänzen sich in durchaus befriedigender Weise, denn an dem Heudorfer fehlt der Tritocon, an dem Mösskircher der Deuterocon. Vorkommen: Im Obermiocaen von La Grive St. Alban (Isere) und in den Bohnerzen von Heudorf und Mösskirch in Baden. Pseudocyon. Reste dieser Gattung sind schon seit längerer Zeit und aus verschiedenen Ablagerungen bekannt, aber stets als Amphieyon beschrieben worden. Fırmon hat zwar diese von LARTET auf- gestellte Gattung wieder zur Geltung gebracht, ohne sich jedoch die Mühe zu geben, das aus Sansan stammende Material nach’ solchen Resten, namentlich nach hieher gehörigen Oberkiefern zu unter- —y 1237 — suchen, er begnügte sich vielmehr mit einer weitschweifigen, aber nichts weniger als präcisen Be- schreibung eines Unterkiefers. Diese bisher so stiefmütterlich behandelte, aber, wie ich jetzt gerne anerkenne, durchaus gerechtfertigte Gattung charakterisirt sich in folgender Weise: - J = C - 12 = M. Ineisiven wahrscheinlich ohne Nebenzacken, unterer Canin dick, auf der Rückseite mit hoher gezähnelter Schneide versehen; oberer C auf der Innenseite abgeflacht und mit zwei gezähnelten Kanten versehen; untere P klein, aber sämmtlich zweiwurzelig; oberer Pı ein-, P2— 3 zwei- und P: dreiwurzelig.. Die drei ersten P von einander und vom C durch lange Zahnlücken getrennt, alle P ringsum von Basalband umgeben, der relativ hohe untere Pı ausserdem auch mit Hinterhöcker — Metaconid — versehen, oberer Pı mit bald kleinerem, bald grösserem, stets weit vorn stehendem Innenhöcker — Deuterocon —, unterer Mı mit sehr hohem Hauptzacken — Protoconid —, niedrigem Vorderzacken — Paraconid —, ziemlich weit zurückstehendem Innenzacken — Metaconid — und auffallend kurzem und schwachem Talon — recte Talonid —, nur aus dem schneidenden Aussenhöcker — Hypoconid — und einem sehr kleinen Innenhöcker — Entoconid — bestehend; M.» eigentlich nur aus dem schneidend entwickelten Protoconid, dem Metaconid und dem sehr kurzen Hypoconid nnd einem allseitigen Basalbande gebildet; Ms relativ gross, einwurzelig, aber noch mit deutlichem Protoconid und Hypoconid versehen; oberer Mı und >» tritubereulär, vorderer Aussenhöcker — Paracon — wesentlich grösser als hinterer — Metacon —, Innenhöcker — Protocon — auffallend klein und niedrig, erster Zwischenhöcker — Protoconulus — sehr undeutlich bis fehlend, zweiter — Metaconulus — ganz unkenntlich; Ms mit nur einer, aber an der Spitze gespaltener Wurzel, aus einem deutlichen Aussenhöcker — Paracon — und einem Innenhöcker — Protocon — bestehend, und allseitig von einem dicken Basalwulst umgeben, der an Mı auf die Innenseite be- schränkt, an M» aber auch auf der Vorder- und Rückseite vorhanden ist. Querschnitt von Mı ge- rundet dreieckig, von M» annähernd oval, jedoch vor und hinter dem Metacon etwas eingebuchtet; Querschnitt des oberen Ms elliptisch. Bemerkenswerth erscheint die Länge der Zahnlücke zwischen dem © und Pı des Unterkiefers. Dieser selbst erinnert viel mehr an jenen der Bären als an den von Amphicyon. Pseudocyon vermittelt den Uebergang von Amphieyon zu Dinoeyon. Mit letzterem hat er, wie schon erwähnt, grosse Aehnlichkeit im Kieferbau, in der Zusammensetzung des unteren Mı und in der Gestalt der €, vermuthlich auch in der Form der J und P. An Amphieyon dagegen erinnert die Dreizahl der oberen M und die Gestalt der unteren M: und s und die Form des Umrisses der oberen M. Indessen lässt sich Pseudocyon von keiner der besser bekannten Amphicyon-Arten ableiten, und da er ohnehin schon im Untermiocaen gleichzeitig mit Amphieyon auftritt, so wird es sehr wahrscheinlich, dass beide nur den Stammvater miteinander gemein haben. Die Unterschiede gegenüber Amphicyon bestehen in der Abstumpfung des Vorder- randes der Unterkiefer, in der grösseren Höhe des Protoconid des unteren Mı und in der Kürze des Talonid am unteren Mı und >», ferner in der geringen Höhe des Protocon und in der Stärke des inneren Basalwulstes der oberen M, namentlich des M:, sowie in dem Fehlen von Zwischenhöckern an diesen Zähnen. Pseudocyon wäre nach FırHor bis jetzt nur durch einen Unterkiefer aus Sansan vertreten. In Wirklichkeit sind jedoch seine Reste viel zahlreicher. Sie vertheilen sich auf zwei Arten, nämlich: Pseudocyon sansaniensis LARTET aus dem Obermiocaen von Sansan und Pseudocyon bohemieus n. SP. (Amphiceyon intermedius Suzss) aus dem Untermiocaen von Tuchorice in Böhmen. — 114 — Pseudocyon sansaniensis LARTET. Amphicyon major BLAınvILLe, Osteographie Subursus, pl. XIV, p. p. 1868. " intermedius PETERS, Eibiswald II. Denkschriften der math.-naturw. Cl. Wien, Acad. Bd. 29, p- 190. Taf. III, Fig. 1—7. 1891. Pseudocyon sansaniensis Fırsot, Ann. science. g6ol. Tome 21. p. 153. pl. X, fig. 1—3. Ich rechne hieher ausser dem von FırHmon abgebildeten Unterkiefer auch den Unterkiefer und den oberen Pı aus den Braunkohlen von Eibiswald in Steiermark, welche Prrers als Amphieyon intermedius beschrieben hat, sowie zwei mir vorliegende isolirte M aus Sansan, den unteren und oberen Ms, jedoch habe ich den ersteren vorläufig als zu major gehörig abgebildet. Wie schon aus der Diagnose der Gattung Pseudocyon hervorgeht, unterscheidet sich diese Art in mehrfacher Beziehung von den ältesten Amphicyon, so dass sie nicht gut mehr bei dieser letzteren Gattung belassen werden kann. Am oberen Ms» fällt namentlich die starke Einbuchtung des Hinterrandes neben dem Metacon auf, sowie die Kleinheit dieses Höckers im Vergleich zum Paracon, ferner die geringe Entwicklung des Protocon, an dem unteren Mı die Reduction des Vorderzacken — Paraconid — und die Höhe des Hauptzackens — Protoconid —, sowie die Verkürzung und Verein- fachung des Talonid, auch an Ms» zu beobachten. Länge der oberen M» — 21 mm, Breite = 31 mm, Höhe des Paracon — 13 mm, Höhe des Metacon — 9 mm. Im Ganzen hat jedoch diese Art immer noch mehr Aehnlichkeit mit den typischen Amphi- cyon als die folgende. In ihren Dimensionen steht sie hinter Dinocyon Thenardi und dem allerdings nur mangelhaft bekannten Amphicyon giganteus LAURILLARD zurück, ist aber immerhin grösser als Hemicyon samsamiensis und Amphieyon steinheimensis. BtAamviırte bildet Subursus pl. XV eine Anzahl Knochen aus Sansan ab, die wohl zu Pseu- docyon sansamiensis gehören und gegenüber denen der ächten Amphicyon immerhin einige Unterschiede erkennen lassen. So inserirt die Spange des Epicondylus internus beim ächten Amphicyon viel höher oben am Humerusschaft, ferner hat der Astragalus einen viel längeren Hals und die Metapodien und Phalangen sind verhältnissmässig viel länger. Vorkommen: Im Öbermiocaen von Sansan (Gers) und Eibiswald (Steiermark) und in La Chaux de Fond —, ein unterer Ms in H. v. Meyer’s Manuscript abgebildet —. Pseudocyon bohemicus n. sp. (dar XIV Rio 324.9) 1861. Surss, Amphieyon intermedius, Ueber die grossen Raubthiere der österreich. Tertiärablagerungen. Sitz.- Bericht d. k. k. Acad. Wien. Math.-naturw. Cl. Bd. XLIN. 1. Abth. p. 224. Taf. II. 1888. SCHLOSSER, „, „ Suzss (von H. v. Mey.) Affen.... p. 298. Wie ich schon früher an anderer Stelle gezeigt habe, sind unter der Bezeichnung Amphieyon intermedius H. v. Meyer sehr verschiedene Formen zusammengeworfen worden, so dass es am besten wäre, diesen Namen ganz fallen zu lassen, doch kommen hier die Stücke, auf welche H. v. Meyer diese Art begründete, ohnehin nicht in Betracht, sondern nur jene, welche Suess irrthümlicher Weise damit identifizirt hat. Es sind dies isolirte, aber jedenfalls ein und demselben Individuum angehörige Zähne aus dem untermiocaenen Süsswasserkalk von Tuchorice in Böhmen. Se en ee ee ee BE I Zz BETEN, —_ Suess beschrieb und bildete hievon ab zwei untere und einen oberen J, letzterer sicher Js, den linken oberen und rechten unteren C, die oberen linken Ps und «, ein Fragment des rechten oberen Mı, den linken oberen M3 und die linken unteren Mı und >. Mir liegen von der nämlichen Localität vor zwei Fragmente des oberen Mı, ein Fragment des linken oberen M> und ein gut er- haltener linker oberer Ms. Durch die eigenartige Entwicklung der Molarhöcker unterscheidet sich diese Art ganz fundamental von den ächten Amphieyon-Arten. Die Eigenthümlichkeit besteht darin, dass die Höcker nicht wie bei Amphicyon allmählig in den Basaltheil der Krone verlaufen, sondern sich ganz unvermittelt erheben, so dass es geradezu den Eindruck macht, als ob sie eigentlich gar nicht zu dem betreffenden Zahne gehörten, sondern nur rein zufällig auf die Krone aufgesetzt worden wären. Diese Eigenthümlichkeit macht sich besonders an den Höckern des Talonids des unteren Mı und dem Innen- höcker — Proton — der oberen Mı und M» bemerkbar, doch scheint dieses Verhältniss in der Zeichnung, welche Svess vom unteren Mı gegeben hat, etwas übertrieben zu sein, denn ein mir vorliegender Gypsabzuss eines solchen Zahnes aus Tuchoric hat bei Weitem nicht dieses befremdende Aussehen, welches nach jener Abbildung zu vermuthen wäre. Höchst auffällig ist auch das Aussehen des von Suzss Fig. 12 abgebildeten Zahnes, den dieser Autor nicht näher zu bestimmen wagte, der aber sicher der untere Ms ist. Die Oberfläche scheint stark corrodirt zu sein, was in der Zeichnung überflüssiger Weise sehr stark auf Kosten der viel wichtigeren Details zum Ausdruck gebracht erscheint, doch dürfte immerhin noch auf die Anwesenheit eines hohen Protoconid und eines deutlichen schneidenden Hypoconid, sowie eines kräftigen Basalbandes zu schliessen sein. Die Reduction des Protocon der oberen M ist bei dieser Art viel bedeutender als bei der vorigen, auch fehlen Zwischenhöcker voll- ständig, so dass es nicht recht wahrscheinlich wird, dass zwischen beiden ein genetischer Zusammen- hang besteht, denn diese Unterschiede erweisen sich offenbar als besondere Spezialisirung, und ist also nicht gut anzunehmen, dass die jüngere Art einen ursprünglicheren Typus aufweist, als ihr direkter Vorläufer. Da die abgebildeten Zähne zum Theil nur copirt, zum Theil reconstruirt, die übrigen jedoch ohnehin in natürlicher Grösse gezeichnet sind, kann ich von Maassangaben vollständig absehen. Ausser in Tuchorie scheint diese Art auch in Weisenau vorzukommen, wenigstens bildet H. v. Meyer in seinem Manuscript den hier copirten unteren M» ab, der seiner ganzen Form nach nur bei dieser Species untergebracht werden kann. Gleich einem mir vorliegenden Ma des Pseudo- cyon sansaniensis unterscheidet auch er sich von dem entsprechenden Zahne von Amphicyon durch die . Höhe seines Protoconid und die Kürze seines Talonid. Vorkommen: Im Untermiocaen von Tuchoric in Böhmen und von Weisenau bei Mainz. Amphicyon. Fossile Reste von Amphicyon sind im Miocaen und zwar sowohl im oberen als auch im unteren keineswegs selten. Sie vertheilen sich auf ziemlich viele Arten, deren Grösse zwischen der eines grösseren Hundes, etwa Hühnerhundes, bis zu der eines Bären wechselt. Trotz des nicht seltenen Vorkommens von Amphicyon-Resten sind doch nur wenige vollständige Zahnreihen bekannt, so dass ich * seinerzeit die Zahnformel nicht mit voller Sicherheit anzugeben wagte und auch die Möglichkeit offen liess, dass noch zuweilen ein vierter unterer M vorkommen könnte. Wie ich jedoch jetzt nach * Scatosser, Die Affen.... und Carnivoren des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Palaeontologie Oester- reich-Ungarns von Neumark. Wien 1888. p. 61 (285). — 126 — neueren Studien feststellen kann, darf die Zahnformel unbedenklich zu - J : C : 12 ; M an- genommen werden. Der Grund, wesshalb ich zur Annahme eines etwa zuweilen vorhandenen M« gelangte, ist der, dass O. Fraas‘ in seiner Monographie über Steinheim einen Unterkiefer mit vier M abbildete. In seinem viel später erschienenen Nachtrag” trennt er die betreffende Form von major und stellt hiefür eine besondere Art — steinheimensis auf. Er erwähnt hiebei allerdings, allein ganz versteckt unter einer Menge höchst unwichtiger Bemerkungen, dass dieser Zahn in Wirklichkeit der obere Ms sei, obwohl es doch das Richtigste und Einfachste gewesen wäre, denselben vom Unter- kiefer loszulösen, im Oberkiefer einzufügen und mit letzterem neu abzubilden. Die Dilettantenhaftigkeit jenes Autors also hat mich seinerzeit auch verführt, einen der mir vorliegenden isolirten Zähne aus dem Untermiocaen von Haslach bei Ulm, die unzweifelhaft von einem einzigen Individuum herrühren, irrthümlicher Weise als unteren Mı zu deuten, während er in Wirklichkeit der obere Ms ist. Diese beiden Individuen von Haslach resp. Steinheim sind, was die Molaren anlanst, die vollkommensten, welche bis jetzt vorliegen, wesshalb ich im Folgenden eingehender darauf zu sprechen kommen werde; ausserdem kommen in dieser Beziehung nur mehr der von Gaupry ° abgebildete Oberkiefer des Amphi- cyon major, sowie Ober- und Unterkiefer, ebenfalls von A. major und zwar gleichfalls aus Sansan, von FırHou * beschrieben und abgebildet, in Betracht, indess hat es letzterer Autor versäumt, die- selben in natürlicher Grösse zeichnen zu lassen und von ihnen die doch so unendlich wichtige Ober- ansicht zu geben, so dass also mit dieser Zeichnung recht wenig anzufangen ist. Ueberhaupt eignet sich diese Art schon an und für sich weniger als Typus für die Gattung Amphicyon, denn sie ist geo- logisch eine der jüngsten und erweist sich auch schon durch ihre Grösse als stark spezialisirt. Aus dem Untermiocaen sind den französischen Autoren bisher anscheinend keine vollständigen Zahnreihen bekannt. Es lassen daher unsere Kenntnisse vom Gebiss der Gattung Amphieyon noch Manches zu wünschen übrig. Ich möchte hier auch gleich bemerken, dass auch der Typus der Zähne der einzelnen Amphicyon-Arten keineswegs der nämliche ist, insbesondere gilt dies für die Grösse und Zusammensetzung des oberen Mas, die Reduction der vorderen P, die sogar zum Verlust des ?ı führen kann, doch sind dies Differenzen, die zum Theil als eine nothwendige Folge der morphologischen Ent- wicklung dieses Formenkreises erscheinen. In mehrfacher Beziehung stimmen jedoch alle Amphieyon- Arten vollkommen überein, nämlich in der Anwesenheit von nur einem Innenhöcker, dem Protocon, auf den oberen M, ferner in der Anwesenheit von allerdings meist kleinen Zwischenhöckern — Proto- conulus und Metaconulus — am oberen Mı und >, sodann in dem Besitz eines Nebenhöckers — Meta- conid — am unteren Pı, und endiich in der Form der Metapodien und der übrigen Extremitäten- knochen, namentlich auch darin, dass die Entepicondylusspange des Humerus stets sehr weit oben inserirt. In allen diesen Punkten gleichen sich die einzelnen Arten, soviel wenigstens davon bekannt ist, beinahe vollkommen. Ich werde diese Skeletknochen in einem besonderen Abschnitte behandeln. Von einer Besprechung der einzelnen Amphicyon-Arten glaube ich absehen zu dürfen, ich begnüge mich vielmehr mit der Charakterisirung der wichtigsten und am besten bekannten Typen. Auch halte ich es für überflüssig, eine besondere Diagnose dieser Gattung zu geben, die Unterschiede gegenüber Dinocyon, Pseudocyon habe ich schon bei Besprechung der letzteren Genera angeführt. ! Fraas, O., Fauna von Steinheim, Jahreshefte des Vereins für vaterl. Naturk. in Württemb. 1870. p. 158. Taf. IV, Fig. 11. 12. ® Fraas, O., Beiträge zur Fauna von Steinheim. Ibidem 1885. p. 314. Taf. IV, Fig. 1. > Enchainements du monde animal. Mammiferes tertiaires. Paris 1878. p. 212. fie. 277. * Mammiferes de Sansan. Ann. sciences geolog. 1891. Tome 21. p. 160. pl. XI. — Ta Amphicyon steinheimensis Fraas. Diese Art bietet den unbestreitbar grossen Vorzug, dass hier Ober- und Unterkiefer von dem gleichen Individuum herrühren. Ich gebe daher von ihr eine ausführlichere Beschreibung, um bei den später noch zu besprechenden Formen auf einen besonders charakteristischen Typus verweisen zu können. Die J haben hier eine spitze Krone und ein kräftiges inneres Basalband, aber keinerlei Neben- spitzen. Sie nehmen nach aussen rasch an Grösse zu. Der ebenfalls sehr spitze C hat auf der Rückseite eine scharfgezähnelte Schneide; die Aussenseite ist stark convex, die Innenseite flach. Die Zahl der P beträgt nur = die der M a jedoch bin ich nicht sicher, ob diese Reduction der Ü {2} P-Zahl nicht doch bloss individuell ist. Von den unteren P ist der hinterste — Pı — zweiwurzelig und vorne und hinten mit je einem Nebenhöcker — Paraconid resp. Metaconid — versehen, die beiden vorderen P sind klein und einwurzelig, haben jedoch wie alle anderen Backzähne ein deutlich dickes Basalband. Der kleine obere Pı hat nur eine, P» und 3 dagegen je zwei Wurzeln. Ps besitzt eine Art Innenhöcker — Deuterocon. Letzterer ist auch an Pı nicht besonders stark entwickelt; er steht auch ziemlich weit zurück. Vor dem Hauptzacken — Protocon — befindet sich ein kräftiger Basal- höcker — Protostyl, hinter ihm eine mässig hohe Schneide — Tritocon. Die unteren M zeichnen sich durch relativ einfachen Bau aus. Der Vorderzacken des unteren Mı — Paraconid — ist ziemlich niedrig, ebenso der nur wenig nach rückwärts verschobene Innenzacken — Metaconid —; am Talonid sind beide Höcker — Entoconid und Hypoconid — als Schneiden entwickelt, ebenso am Talonid des 27: und vielleicht auch an dem des Ms. An diesen beiden letzteren Zähnen fehlt jede Spur eines Vorder- zacken — Paraconid —; Aussen- und Innenzacken — Protoconid resp. Metaconid — sind opponirt gestellt. Ms hat bloss eine Wurzel, scheint aber dem M» sonst ziemlich ähnlich zu sein, abgesehen von seiner geringeren Grösse. Der obere Mı hat gerundet dreieckigen, M» gerundet oblongen Quer- schnitt, ebenso auch Ms. Der Innenhöcker — Protocon — des oberen Mı ist dreieckig, der des oberen M: hingegen halbkreisförmig, auch hat an diesem Zahne eine Reduction des hinteren Aussen- höckers — Metacon — stattgefunden, während er an Mı ebenso gross ist wie der vordere — Para- con. An Ms dürfte wohl der erstere ganz verloren gegangen sein. Von den Zwischenhöckern scheint der vordere — Protoconulus an Mı etwas kräftiger gewesen zu sein äls der hintere — Meta- conulus; an M» waren beide ebenfalls schwach. Alle oberen M haben einen starken inneren Basal- wulst, der an M3 mit dem äusseren Basalband verschmolzen sein dürfte; Ms besitzt nur eine Wurzel, von elliptischem Querschnitt, die sich jedoch vermuthlich an der Spitze theilte. Diese Form hat im Ganzen den Typus des später zu besprechenden Amphicyon lemanensis zeigt aber auch immerhin gewisse Anklänge an Pseudocyon bohemicus, namentlich im Bau der beiden letzten oberen M. Vorkommen: Im Obermiocaen von Steinheim. Amphieyon major Larr. (Taf. I, Fig. 27.) 1387. Der£rer, Vertebres miocenes de la vallee du Rhöne. Arch. du Mus. d’hist. nat. Lyon. Tome IV. p. 140. pl. XII, Fig. 5—7. 1891. Fırmor, Mammiferes. Sansan. Ann. scienc. geologiques. Tome 21. 1891. p. 160. pl. XI. 1893. Horsass, Fauna von Göriach. Abhandl. der k. k. geolog. Reichsanst. Wien. p. 23.. Taf. IV, Fig. 5. — 12383 — Fın#on giebt von dieser Art nur eine auf '/s verkleinerte Abbildung, so dass man ausschliess- lich auf den Text angewiesen ist. Auch dieser lässt trotz seiner Weitschweifigkeit doch so gut wie alles zu wünschen übrig, da die ganze Beschreibung hauptsächlich darauf gerichtet ist, die Unter- schiede gegenüber Canis lupus hervortreten zu lassen, was natürlich höchst überflüssig ist. Die obere Zahnreihe misst 150 mm. Die Zahnformel ist die nämliche wie bei steinheimensis, auch scheint der Bau der P ungefähr der nämliche zu sein, dagegen differiren beide Arten sehr stark in den Dimen- sionen, insoferne sie bei steinheimensis nur °/s von denen des major betragen. Trotzdem diese Art nach FırsoL in Sansan gar nicht besonders selten ist, wissen wir doch noch recht wenig über die Form und Zusammensetzung der einzelnen Zähne. Die P bieten anscheinend nichts besonders Auffallendes, nur der obere P; zeichnet sich dadurch aus, dass ein vorderer Basal- höcker — Protostyl — vollständig fehlt und auch der Innenhöcker — Deuterocon — sehr klein ist. Die oberen M zeichnen sich durch die starke Entwicklung des inneren Basalwulstes aus, der sich sogar in Warzen aufzulösen beginnt, sowie durch die kräftige Entwicklung des hinteren Zwischen- höckers — Metaconulus —, wodurch sie sich wohl am leichtesten von den Zähnen des Pseudocyon unterscheiden lassen dürften. Der obere Ms ist nach Fıraos dreiwurzelig. Die unteren M besassen vermuthlich ein ziemlich langes Talonid mit stumpfkantigem Hypoconid; die beiden Höcker der Vorder- partie — Trigonid — des unteren M» waren opponirt gestellt; der untere Ms ist nach Drr£rer allseitig von einem Basalwulst umgeben, welcher sich wie am oberen M» in einzelne Warzen auflöst. Das Protoconid ist noch deutlich erkennbar. Hinsichtlich der Dimensionen scheint diese Art sehr bedeutenden Schwankungen unterworfen zu sein, was ja bei einem so riesigen Thier nicht allzu sehr überraschen kann und auch beim lebenden ungefähr gleich grossen Ursus arctos ein Analogon findet. Der£rer ist desshalb geneigt, sogar Amphi- cyon steinheimensis nur für eine kleinere Rasse zu halten, was jedoch schon an und für sich zu weit geht und auch wegen der Einfachheit der M dieser letzteren Art nicht sehr wahrscheinlich ist. Ein mir vorliegender oberer Mı von Georgensgemünd scheint in seinen Dimensionen sich dem Minimum dieser Art zu nähern. Seine grösste Breite — 29—30 mm (?), Länge = 21—22 mm. Vorkommen: Im Obermiocaen von Sansan (Gers), La Grive St. Alban (Isere), im Unter- pliocaen (?) der Cerdaigne, im Flinz der bayrisch-schwäbischen Hochebene, im Süsswasserkalk von Georgensgemünd und in den Braunkohlen von Göriach in Steiermark. Amphicyon giganteus LAURILLARD. 1884. LypErker, Catalogue of Fossil Mammalia of. the British Museum. Part I. p. 136. Von dieser gewaltigen, dem Amphieyon major an Grösse mindestens gleichkommenden Art liegen bisher immer nur wenige Reste vor, isolirte Zähne und vereinzelte Knochen. Nach LYDERkER wäre die Localität Avaray — Cher et Loire —, von wo der von CuvIER und BLAINVILLE, Subursus pl. XIV, abgebildete obere Mı stammt, untermiocaen, und geht es daher aus geologischen Gründen nicht wohl an, den Amphieyon intermedius, sowie Amphicyon major von Sansan mit dieser Art zu identifiziren; wie ich es früher gethan habe. Der erstere scheidet jedoch von Amphi- cyon aus, da er sich als Pseudocyon erweist, hingegen ist der letztere jedenfalls sehr nahe mit gögan- teus verwandt. Es kommt in der That auch in Gerand-le Puy von PomEn als crassidens angeführt, von Firson ' aber mit major identifizirt, sowie im Süsswasserkalk von Ulm ein riesiger Amphicyon 118749: Fitzor, Mammiferes fossiles de l’Allier. Annal. science. geol. Tome X. p. 75. a) vor, der alsdann, soferne die Localität Avaray wirklich in’s Untermiocaen gerechnet werden muss, wohl unbedenklich als Amphicyon giganteus angesprochen werden könnte. Die mir vorliegenden Reste aus Ulm — Canin, oberer Js und Phalange — sind mindestens ebenso gross wie die von Amphieyon major aus Sansan, aber schlank und ganz vom Typus des lemanensis, was auch allerdings für den oberen Mı von Avaray zutrifit, der ebenfalls in seiner Zusammensetzung den Typus von lema- nensis aufweist, dreieckigen Umriss, schwachen inneren Basalwulst und kleine Zwischenhöcker — Proto- eonulus und Metaconulus. Es wird hiedurch sehr wahrscheinlich, dass alle Reste von grossen Amphi- eyon aus dem Untermiocaen als giganteus Laur. aufzufassen wären. Amphicyon lemanensis Pon. (Taf. XIV, Fig. 1. 6. 7.) 1865. H.v.Mever, Amphicyon (?) aus dem Tertiärkalk v. Flörsheim. Palaeontogr. Bd. XV. p. 253. Taf. XXXIX. 1879. Fiırnor, Mammiferes fossiles de St. Gerand-le Puy. Annal. des scienc. g&ologe. Tome X. p. 77. pl. 10. pl. 11, fig. 3—4. pl. 12, fig. 4—7. pl. 13. 1883, = = e 5 = „ Arch. du Mus. d’hist. nat. Lyon. Tome III. p.2. pl. I. Diese Art scheint unter allen aus dem Untermiocaen beschriebenen die häufigste zu sein, jedoch muss wohl ein Theil der hieher gestellten Ueberreste ausgeschieden werden, wesshalb ich auch nur jene Abbildungen eitirt habe, welche zweifellos zu dieser Species gehören. Auf die übrigen komme ich im Folgenden zu sprechen. Von den .J besitzen einige, wohl die mittleren, je zwei kleine Nebenzacken, der grosse obere Js hingegen zwei vorspringende, von der Spitze herabziehende Kanten, ebenso auch die Caninen. Die P sind sämmtlich relativ niedrig und einfach gebaut und vorne und hinten mit einem kräftigen Basal- wulste versehen, der letzte im Unterkiefer, P,, ausserdem auch mit einem Hinterzacken — Metaconid — der obere Ps; mit einem schwachen Innenhöcker — Deuterocon. Auch am oberen Pı ist dieser Innenhöcker — Deuterocon — nur mässig entwickelt, der äussere Vorderhöcker — Protostyl — sogar auffallend schwach. Am unteren Mı ist der Innenzacken — Metaconid — ziemlich schwach und nur wenig nach rückwärts verschoben, der Innenhöcker — Entoconid — des Talonid sehr niedrig, aber gleich dem Aussenhöcker — Hypoconid — als Schneide entwickelt; Ms» lässt noch eine Andeutung des Vorderzacken — Paraconid — erkennen, dagegen ist der Innenhöcker — Entoconid — des Talo- nid ganz mit dem Basalbande verschmolzen. Der untere Ms ist bis jetzt nicht bekannt. Alle oberen M, selbst Ms zeigen noch sämmtliche drei Haupthöcker, nämlich einen niedrigen V förmigen Innen- höcker — Protocon — und zwei kegelförmige, aber mit Schneiden versehene Aussenhöcker, von denen der vordere — Paracon — ein wenig höher ist als der hintere — Metacon. Von den Zwischen- höckern ist an Mı der hintere — Metaconulus — viel kräftiger als der vordere — Protoconulus —, an NM» hingegen ist der erstere fast ganz unkenntlich. An Ms fehlen Zwischenhöcker vollständig. Sämmtliche oberen M besitzen einen kräftigen halbkreisförmigen Basalwulst auf der Innenseite und ein starkes äusseres Basalband, das auch am oberen P,, sowie am unteren M» sehr gut entwickelt ist. Der Querschnitt des oberen Mı stellt ein langgestrecktes gleichschenkliges Dreieck mit abge- rundeter Spitze dar, jener des Ms ist ein langgestrecktes Parallelogramm, der des Ms ist bohnen- förmig. Merkwürdig erscheint der Umstand, dass auch der obere Ms noch drei Wurzeln besitzt, zwei äussere und eine innere, und somit sowohl in dieser Hinsicht als auch bezüglich seiner Zusammen- setzung und seiner Grösse primitiver ist bei allen anderen bekannten Amphieyon-Arten. Frische Zähne zeigen eine etwas rauhe Oberfläche. Palaeontographica. Bd, XLVI. 17 — 1807 — Diese Angaben basiren auf einem verdrückten Schädel aus dem Untermiocaen von Eckingen bei Ulm, denn die Beschreibung und die Abbildungen, welche FrLzou gegeben hat, sind viel zu wenig präcis, als dass hieraus die charakteristischen Merkmale dieser Art entnommen werden könnten. Nach Fıruor soll der obere Ms in Bezug auf seine Dimensionen sehr stark variiren können. Es ist mir jedoch wahrscheinlicher, dass der von ihm pl. 11 fig. 6. S abgebildete Zahn allenfalls der vorigen Art angehören könnte. Der untere M3 findet sich in H. v. Meyer’s Manuscript dargestellt. Er hat zwar nur eine Wurzel, ist aber gleichwohl stark in die Länge gezogen und besteht aus Proto- conid und Hypoconid, sowie einem ihn allseitig umgebenden Basalwulst. Mit dieser Art ist jedenfalls Amphicyon dominans von Weisenau identisch, denn die Zeichnung des Originals in H. v. Mever’s Manuscript stimmt ausgezeichnet mit den auf Taf. XIV, Fig. 1 abgebil- deten Zähnen von Eckingen. Dass lemanensis hinsichtlich der Grösse beträchtlich variiren und daher der sonst nur durch relative Kleinheit von ihm abweichende A. leptorhynchus Pom. doch hiemit identisch sein kann, ist wohl anzunehmen, ich trage daher auch kein Bedenken, die vorliegenden Zähne aus Ulm trotz ihrer beträchtlichen Grösse noch zu lemamensis zu stellen. Sie haben folgende Dimensionen: Mı inf. Länge = 22, Höhe des Protoconid = 14, Höhe des Talonid = 8, Breite des Talons — 10 mm. rm eh „ Protocoon == 11,5, grösste Breite — 13 mm. Va sup — 116 De, .„ mean = 9 “ a DE M> sup. „ —N ee en En = fe ns ea lalz VS sun a 8a h e — 3, eh eure, Amphieyon lemanensis erscheint als die primitivste der bisher bekannten Amphieyon-Arten, wenigstens geht dies hervor aus dem ziemlich indifferenten Bau der P, noch weniger reducirt als bei den übrigen Amphicyon-Arten, aus der Stärke der Zwischenhöcker der oberen M und aus der Grösse und Zusammensetzung des Ms, sowie aus der Anwesenheit eines Paraconid am unteren M». Er ist wohl der Stammvater von Amphicyon major, sicher aber von sieinheimensis. Die Ver- änderung besteht im letzteren Falle nur in Zunahme der Körpergrösse und in Reduction und Ver- einfachung der P und M. Vorkommen: Im Untermiocaen von St. Gerand-le Puy (Allier), von Ulm und von Weisenau und Flörsheim bei Mainz. Amphicyon rugosidens n. sp. (Taf. XIV, Fig. 5. 10.) 1879. Amphieyon ambiguus FıraoL, Mammiferes fossiles de l’Allier. Annal. scienc. g&ol. Tome X. p. 9. pl. 11, fig. 2. pl. 12, Ale. 3. 1883. a e 5 et in n n Archives du Museum d’hist. nat. Lyon. Tome III. pl. II, fie. 7. Als Amphieyon ambiguus bildet Fırzon einen Schädel in der Unteransicht ab, der wie lema- nensis von St. Gerand-le Puy stammt. Er zeichnet sich gegenüber letzterem, abgesehen von seiner relativen Kleinheit, namentlich durch die Verkürzung der oberen M, die schlankeren P und die be- trächtliche Reduction des oberen Ms aus, dessen beide Wurzeln auch schon im Begriffe sind, mit einander zu verschmelzen. Ich glaube kaum fehlzugehen, wenn ich zu dieser Art eine Anzahl Zähne aus Haslach bei Ulm stelle, die sämmtlich ein und demselben Individuum angehören. Es sind dies EEE ji =. w der linke untere €, der linke untere ?P: und der linke untere Ms, ferner Mı—s des rechten Unter- kiefers, der rechte untere J»2 und Pı«— Ms des rechten Oberkiefers. Ja besitzt links und rechts von der Hauptspitze kleine Nebenzacken. C' zeichnet sich durch seine Länge und Schlankheit aus, auch ist er auf seiner Rückseite mit einer scharfen Kante versehen. Der untere Pı besitzt einen kräftigen hinteren Nebenzacken — Metaconid — und vorne und hinten einen dicken Basalwulst. Der untere Mı bietet nichts Auffallendes, dagegen wäre zu erwähnen, dass die Talongrube des Ms» schon sehr seicht ist und Hypo- und Entoconid durch einen deutlichen Wulst miteinander verbunden sind. Ms zeist nur mehr Proto- und Hypoconid, alle Höcker der Innenseite sind verschwunden und durch einen gerunzelten Innenwulst ersetzt. Der obere Pı zeichnet sich durch die Höhe seines Hauptzackens — Protocon — aus. Der ziemlich weit vorne stehende Innenhöcker — Deuterocon — war nicht sehr kräftig entwickelt. Den Zahn umgiebt auf allen Seiten ein wohlentwickeltes Basalband. Mı gleicht im Ganzen dem von lemanensis, jedoch sind die Zwischenhöcker sehr undeutlich; das Basalband ist dagegen in der vorderen Aussenecke stärker angeschwollen als bei dieser letzteren Species; ausser- dem steht auch der Innenhöcker — Protocon — etwas weiter vorne. An Ms ist der Protocon, sowie der hintere Aussenhöcker — Metacon — auffallend niedrig. Ms unterscheidet sich von dem von lemanensis durch seine Kleinheit, sowie durch den nahezu kreisrunden statt elliptischen Querschnitt. Auch sind die einzelnen Höcker sehr undeutlich geworden. Alle M von rugosidens zeichnen sich end- lich durch die starke Runzelung des Schmelzes aus. Die Maasszahlen der einzelnen Zähne sind bei dem Exemplare aus Haslach folgende: Unterer P, Länge = 13,5 mm, Höhe = 9,3 mm, Breite = 6,5 mm. e NE 2195 a en ei % ee en as En WESER — 80, EA Sen Pa — GH lerererae ,: —105, „ a0: oe „ (am Vorderrand) —= 10 (?) mm. Bee u; , = 75, x —e Ben ds, , —/as, a — 16 R 1 Be ee N Sr Se 4 = 7% x Da diese Art von jener aus den Phosphoriten, für welche Fırsmor. den Namen. ambiguus auf- gestellt hatte, durchaus verschieden ist, so muss sie unbedingt einen neuen Namen erhalten. Ich wähle obigen, rugosidens, weil dieser das Merkmal angiebt, wodurch sich diese Art am leichtesten von den übrigen Amphicyon unterscheiden lässt. Ein Amphieyon von ähnlichen Dimensionen fand sich auch in einer bohnerzartigen Spaltausfüllung in den Solnhofer Lithographiesteinbrüchen. Es liegen mir von ihm vor ein Unterkiefer, allerdings ohne die M, je ein Fragment von Humerus, Radius und Ulna, ein unterer (€, ein Astragalus, ein Metatarsale IV und ein Schwanzwirbel. Nachkommen scheint diese Art nicht hinterlassen zu haben. Vorkommen: Im Untermiocaen von St. Gerand-le Puy (Allier), von Haslach bei Ulm und Weisenau bei Mainz und wohl auch in Spaltausfüllungen im Jura. ? Amphicyon ambiguus Fırı. — (Taf. XIV, Fig. 2. 8.) 1876. Amphicyon ambiguus Fıra., Ann. scienc. g6ol. Tome VII. p.55. pl.12, Fig. 22—26. pl. 17, fig. 41—43. 1888, Pseudamphicyon ambiguus Scuuoss., Beiträge zur Palaeontologie Oesterr.-Ungarns. Bd. VII. p. 78. Dieser Amphicyon unterscheidet sich von dem vorigen sehr wesentlich, wesshalb letzterer einen neuen Namen bekommen musste, da der Name ambiguwus ursprünglich für die vorliegende Art — 132 — aus den Phosphoriten aufgestellt worden ist. Er bringt auch sehr gut zum Ausdruck, dass wir es noch nicht mit einem typischen Amphieyon zu thun haben. Amphicyon ambiguus hat zwar ähnliche Dimensionen wie rugosidens, weicht aber von ihm sehr bedeutend ab hinsichtlich der Kleinheit des Innenhöckers — Entoconid — am Talonid des unteren Mı, der Einfachheit des unteren Me, dessen Talonid als Schneide entwickelt ist und kein Entoconid erkennen lässt, ferner hinsichtlich der Kürze des oberen Mı und der Kleinheit des oberen M», sowie der relativen Stärke des oberen M3, auch stellt der Querschnitt dieser Zähne ein langgestrecktes gleichschenkliges Dreieck dar. An Mı sind die beiden Zwischenhöcker, namentlich der hintere, sehr kräftig entwickelt, an M> jedoch kaum erkennbar. ; Es wäre nicht unmöglich, dass diese Form doch den Ausgangspunkt für die späteren Amphi- cyon bildet, es hätte alsdann nur Verbreiterung und Complication des Talonid der unteren M und Streckung der oberen M in der Längsrichtung erfolgen müssen, verbunden mit Verlängerung der Schnauze. Amphicyon ambiguus steht jedenfalls in einem entfernten verwandtschaftlichen Verhältnisse zu Pseudamphicyon. Wahrscheinlich ist mit dieser Art „Canis“ palaeolycus GERv. — Journal de Zool. Tome IL. 1878. p-. 372. pl. XV, fig. 2. pl. XV], fig. 7. 8. 9. — sehr nahe verwandt, wenn auch nicht direkt identisch. Unter den mir vorliegenden oberen M unterscheidet sich der M>s gegenüber dem Frraor’schen Ori- ginal, sowie gegenüber dem Gervaıs’schen durch die stärkere Entwicklung seiner Höcker. Auf die wenigen von dieser Art vorliegenden Skelettheile komme ich später zu sprechen. Vorkommen: In den Phosphoriten von Quercy. Uebersicht über die verschiedenen Typen von Amphieyon. Wie sich aus dem Vorhergehenden ergiebt, lassen sich die wichtigsten Arten von Amphicyon in vier verschiedene Typen zerlegen: 1) Amphicyon steinheimensis und lemanensis, charakterisirt durch den einfachen Bau der P ‚und M, wobei die Zwischenhöcker der oberen M immer kleiner werden, und durch die all- mählige Reduction des oberen Ms — es handelt sich hier ziemlich sicher um direkte Ver- wandtschaft. 3) Amphicyon major mit beginnender Complication der oberen M — starke Basalwülste und grosser Metaconulus. Auch dieser Typus könnte noch auf lemanensis zurückgehen. 3) Amphieyon rugosidens, mit sehr kleinem oberen Ms und Rauhigkeiten auf den oberen M. Herkunft bis jetzt nicht sicher zu ermitteln, ebensowenig seine Nachkommenschaft. 4) Amphicyon ambiguus, wit kurzen oberen M, kräftigen und dicht aneinander stehenden P und einfachem Talonid der unteren M, sowie mit kurzen Kiefern. Durch Verlängerung der oberen M und Complication des Talonid der unteren M nebst Streckung der Kiefer könnte aus diesem Typus die erste und wohl auch die zweite Artengruppe entstanden sein. Pseudamphicyon. Von dem ächten Amphicyon weicht diese Gattung dadurch ab, dass der Hauptzacken — Proto- conid — des unteren Pi und Mı viel höher ist, ferner durch das Fehlen eines Innenhöckers — Ento- conid — am Talonid des unteren Mı und 2, durch die Kleinheit des unteren M3, die Grösse des — 13302 — Innenhöckers — Deuterocon — am oberen P:, die schwache Entwicklung des inneren Basalwulstes an den oberen M, die Kleinheit des oberen M» und das Fehlen eines oberen Ms, die Länge des oberen Mı, die relativ starke Entwicklung des vorderen Zwischenhöckers — Protoconulus — am oberen Mı, während sonst umgekehrt gerade der hintere — Metaconulus — kräftiger ist, der aber hier fast gänzlich zu fehlen scheint; ausserdem durch die starken Einkerbungen am äusseren Basalband des oberen Mı und endlich durch die Kürze von Ober- und Unterkiefer. Das Fehlen eines oberen Ms schliesse ich daraus, dass an Ma der Innenhöcker — Protocon — sehr weit nach rückwärts verlängert erscheint, so dass er bei geschlossenem Kiefer bereits den un- teren Ms decken musste, wesshalb bei der Kleinheit dieses letzteren natürlich für einen oberen Ms kein Platz mehr übrig wäre. Was die Kürze der Kiefer und des Gesichts betrifft, so verhält sich Amphicyon ambiguwus, der scheinbar den Uebergang zu den ächten Amphieyon bildet, sehr ähnlich, namentlich in Bezug auf die Einfachheit des Talonid des unteren Mı und die Höhe des Protoconid des unteren Mı und Pı. Es wäre daher an und für sich nicht ausgeschlossen, dass letzterer sich aus Pseudamphicyon entwickelt hätte, allein dies wird höchst unwahrscheinlich in Folge des sehr abweichenden Baues der oberen M, sowie der verschiedenartigen Ausbildung des Innenhöckers — Deuterocon — des oberen Pı. Durch die Höhe der Hauptzacken am unteren ?« und Mı und die Kleinheit des unteren Ms und ausserdem auch durch gewisse Anklänge im Bau der oberen M ergiebt sich eine entfernte Aehn- lichkeit mit Cynodietis. Der Hauptunterschied besteht nur in der geringeren Breite der oberen M und in dem Fehlen der Zwischenhöcker auf diesen Zähnen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass Pseudamphicyon einen früh erloschenen Seitenzweig darstellt, der sich allenfalls aus den gemeinsamen Vorfahren von Amphieyon und Cynodicts entwickelt hat, aber der ersteren Gattung doch viel näher steht als der letzteren. Von dieser Gattung sind bis jetzt nur zwei Arten bekannt. Pseudamphieyon lupinus ScHuoss. (Taf. XIII, Fig. 15. 16.) 1588. Scatosser, Die Affen... Lemuren und Carnivoren ‚des europäischen Tertiär. Beiträge zur Palaeonto- logie Oesterr.-Ungarns. Bd. VII. p. 79. Diese Art wurde begründet auf ein Oberkieferstück mit den beiden M und den Alveolen von C—P,, einen isolirten oberen P, und einen Unterkiefer mit Pı—M» nebst den Alveolen von ©, Pı—3 und Ms. Da die Speciesmerkmale zum grössten Theil schon in den obigen Bemerkungen angeführt wurden, kann ich mich hier um so kürzer fassen und mich mit der Angabe der wichtigsten Maasse begnügen. Die vorliegenden Knochen werde ich in einem besonderen Abschnitt zusammen mit jenen von Amphicyon besprechen. Länge der unteren Zahnreihe (Pı—Ms) — 77 mm. Höhe des Kiefers unterhalb Pı — 21 mm. - „ oberen er (Pı—-M3;) = 65 mm, ln; r s Mena 308,, Pı inf. Länge = 10,5 mm. Höhe — 11,5 mm. Breite = 6,5 mm. Man —ı 18 ne „ des Hauptzacken = 15 mm. Breite des Talonid = 8 mm. Ma mia, —.12 as ran n —: ee Sy. ben Ms inf. „ 50), — MM — P: sup. Länge — 18,5 mm. Höhe des Paracon = 14 mm. Grösste Breite = 13 mm. Mı sup. ” = 15 „ ” ” „ = 9 „ „ 5) — 185 „ Ms sup. = 9 % ee, a = dd n an —l .“ Vorkommen: In den oligocaenen Bohnerzen von Ulm zusammen mit Diplobune Quercys, Gelocus sp., Pseudosciurus suevicus etc. und anscheinend auch in den Phosphoriten von Quercy. Pseudamphicyon helveticus Pıcr. sp. 1869. Pıcter et Humsert, Animaux vertebres du terrain siderolithique du Canton de Vaud. Supplement. Materiaux pour la Paleontologie suisse. p. 134. pl. XV, p.p. pl. XVI, p.p. Von dieser Art liegen zwar nur einige isolirte Zähne vor, jedoch vertheilen sich dieselben wie es scheint auf drei Individuen. Die oberen M stimmen in der Grösse und auch in der Zusammen- setzung ziemlich gut mit denen der vorigen Art überein, dürften aber wohl noch einfacheren Bau auf- weisen, insoferne der innere Basalwulst vollständig fehlt. Die von Pıcter abgebildeten Zähne gehören zum Theil anderen, meist nicht näher bestimmbaren Formen an. Sicher sind nur auf pl. XV der obere P, (Fig. 2), die oberen M (Fig. 3—6) und die unteren Mı (Fig. 7. 8), sowie die € (Fig. 11. 12), ferner auf pl. XVI das Calcaneum (Fig. 1), das Metacarpale IV (?) (Fig. 3), das Mc. III (Fig. 4) und die Phalangen (Fig. 5—7). Das Metacarpale Fig. 2 gehört überhaupt keinem Carnivoren, sondern jedenfalls einem Ungulaten, vielleicht Suiden an, Fig. 9 pl. XV stammt wahrscheinlich von Amphieyon ambiguus FILH. Ueber die Abstammung der Gattung Pseudamphicyon geben auch diese Reste keinen näheren Aufschluss, sie erschweren sogar wegen der Einfachheit der oberen M die Lösung dieser Frage, da sie jenen von Oynodictis und ähnlichen alten Carnivoren noch weniger ähnlich sind als die von lupinus. ‘Vorkommen: In den Bohnerzen von Mauremont (Canton Waadt) zusammen mit HAyracothe- rium sideroolithicum, Palaeotherium cerassum, Lophiodon etc., mithin wohl geologisch älter als die vorige Art. ‘Die Extremitäten von Amphicyon, Cephalogale, Pachycynodon und Paracynodon. Amphicyon. (Taf. XIV, Fig. 11—20. 26. 31.) Die langen Röhrenknochen zeigen hier im Ganzen noch einen ziemlich indifferenten Habitus. Sie sind entsprechend dem schlankeren Bau dieser Thiere freilich noch zierlicher als bei den Bären, aber in den wichtigen Details doch nicht allzusehr verschieden und stehen gewissermassen in der Mitte zwischen jenen von Ursus und Cynodictis. Die Hauptunterschiede gegenüber Ursus äussern sich in der relativ viel grösseren Länge von Unterarm und Unterschenkel, während die von Ursus wie bei allen plumpen Thieren mit schwerem Rumpf kürzer, aber dafür massiver geworden sind. Immerhin hat bei Amphicyon major aus Sansan das Skelet entsprechend der bedeutenden Körpergrösse schon vielfache Modification im Sinne der Bären erfahren. Am Humerus reicht die Deltoidrauhigkeit noch nicht so weit herab und ist auch wesentlich schmäler, hingegen zeigt die untere Partie — Trochlea und Epicondyli — nahezu vollkommene Ueber- einstimmung mit der Organisation bei den Bären. Die Spange des Epicondylus internus inserirt sehr hoch oben. Die Länge des Humerus kommt nahezu jener des Radius gleich. Letzterer ist distal noch nicht so stark verbreitert wie beim Bären. Das Olecranon ist noch sehr hoch und der die Fossa sigmoidea tragende Theil noch viel schmäler als bei diesem. Am Femur steht der grosse Trochanter noch in gleicher Höhe mit dem Caput, statt bedeutend tiefer. Die Länge der Tibia ist fast die näm- liche wie die des Femur. Der Astragalus hat bei den kleineren Arten noch einen ziemlich langen Hals und eine tief ausgefurchte Tibialfacette, bei den grösseren, späteren Arten hat sich ersterer schon mehr verkürzt, die letztere mehr verflacht. Das Calcaneum ' hat ein weit abstehendes kreisrundes Sustentaculum und einen ziemlich schlanken Tuber. Im Carpus ist das Scaphoid noch viel zierlicher, auch steht das Trapezoid noch nicht so weit vom Radius ab wie bei den Bären. Hinterextremität Vorderextremität von Amphicyon lemanensis aus Ulm, °/s natürlicher Grösse, Etwas mehr Anklänge an jene der Bären als die eben erwähnten Knochen zeigen jedoch die Metacarpalien, namentlich in der Gestalt der proximalen und distalen Gelenkflächen. Der Haupt- unterschied besteht nur darin, dass die letzteren noch nicht so stark abgestutzt erscheinen und die ersteren etwas breiter und, wenn überhaupt, nicht so tief ausgefurcht sind, als dies bei den Bären der Fall ist. Auch darin weicht Amphicyon von Ursus ab, dass die seitlichen Articulationsflächen der benachbarten Metacarpalien und ebenso auch der Metatarsalien nicht unmittelbar an den Carpus, resp. Tarsus gerückt sind und dem entsprechend auch Metacarpale II resp. Metatarsale II nicht so hoch über Metacarpale III bezw, Metatarsale III emporragt. Auch das Längen- und Dickenverhältniss der einzelnen Metapodien untereinander ist im Gegensatz zur Organisation von Ursus noch ein viel primitiveres, was sich insbesondere in den Proportionen von Metacarpale V zu Metacarpale III aus- prägt. Ersteres ist hier noch ebenso lang wie Metacarpale II, aber noch nicht dicker als Meta- ı Das Calcaneum, welches Bramsvırve — Subursus pl. XVI — aus der Auvergne abbildet, gehört keinem Am- phlcyon, sondern wahrscheinlich einer Hyaena an. — 21360 — carpale III, während bei den Bären in Folge der Anpassung an die Plantigradie gerade die fünften Metapodien die längsten und dicksten geworden sind. Im Metatarsus von Amphicyon ist dieses Ver- hältniss allerdings weniger auffallend als in seinem Metacarpus, aber immerhin doch bedeutend primi- tiver als bei Ursus. Der Metatarsus erscheint dagegen weniger spezialisirt als der Metacarpus, insofern die proximale Gelenkfläche des Metatarsale III noch neben der Vorderseite einen Fortsatz gegen Meta- tarsale II hat, und der gegen die Rückseite gerichtete Theil noch sehr schmal ist, mithin der für die primitiveren Carnivoren charakteristischen Form — ähnlich dem Querschnitt einer Eisenbahnschiene — noch sehr nahe kommt, während die proximale Fläche von Ursus keine auffälligen Ausschnitte auf- weist. Metatarsale IV artikulirt viel weiter unten und viel inniger mit Mt III als bei Ursus, Meta- tarsale II dagegen kommt mit III fast gar nicht in Berührung, während bei Ursus hiefür zwei be- sondere Facetten vorhanden sind. Auch artikulirt Mt II an Cuneiforme III mittelst zweier Gelenk- flächen, bei Ursus hingegen mittelst emer einzigen Facette, die noch dazu schräg anstatt senkrecht gestellt ist. Dass Metacarpale I und V und Metatarsale I und V noch nicht so plump sind wie bei Ursus, wäre an und für sich kein nennenswerther Unterschied. Die Phalangen der ersten und zweiten Reihe haben ziemlich grosse Nahe mit jenen der Bären, nur sind sie verhältnissmässig länger und schlanker. Die Endphalangen von Amphicyor sind bis jetzt anscheinend noch nicht beobachtet worden. Im Ganzen bestehen bezüglich des Extremitätenbaues zwischen Amphieyon und Ursus keine wirklich fundamentalen Unterschiede. Die Organisation von Amphicyon ist zwar eine primitivere, könnte aber gleichwohl ohne besondere Schwierigkeiten sich im jene der Bären umgestaltet haben; bloss der eine Unterschied, dass Ursus resp. Ursavus selbst nur wenig später — Obermiocaen — erscheint, als Amphiceyon — Oligocaen —, macht diese Annahme weniger wahrscheinlich, denn die Arti- kulationsflächen von Hand und Fuss der Carnivoren dürften sich im Allgemeinen ziemlich conservativ verhalten — wenigstens nach der Organisation bei den Feliden zu urtheilen, bei welchen seit dem Eo- caen bis zur Gegenwart hierin so gut wie gar keine Veränderungen stattgefunden haben. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass die Unterschiede zwischen Ursus und Amphieyon zumeist durch den plumpen Bau des Rumpfes und die Umwandlung der digitigraden in die plantigrade Extremität bedingt sind und daher immerhin in relativ kurzer Zeit entstanden sein könnten. Einige Anhaltspunkte dafür, ob sich die Extremität von Ursus aus jener von Amphieyon ent- wickelt haben könnte oder nicht, bietet der Vergleich mit den Extremitäten von Oynodictis, denn diese Gattung ist im Bau ihrer Glieder wohl die primitivste von allen Carnivoren, was schon daraus hervor- geht, dass sie in dieser Beziehung auch den Viverriden und Musteliden sehr ähnlich ist und mithin dem Urtypus aller Carnivoren, mit Ausnahme der Hyaeniden und Feliden, welche überhaupt direkt auf Crodonten zurückgehen, sehr nahe kommen dürfte. Durch den Vergleich mit Cynodictis wird sich wohl am besten ermitteln lassen, welche Merkmale ursprünglich sind und welche als Differenzirungen aufgefasst werden müssen. Im Allgemeinen nun ist der Bau der Metapodien von Amphicyon und Cynodictis ein sehr ähnlicher, namentlich gilt dies für die Beschaffenheit ihrer proximalen Gelenkflächen, es bestehen jedoch einige bemerkenswerthe Unterschiede. So ist die proximale Facette des Metacarpale III bei Cynodictis auf der Rückseite etwas breiter und auch viel tiefer ausgefurcht, die seitliche Ver- bindung zwischen Metacarpale III und II dagegen keine so feste wie bei Amphicyon, bei welchem sich diese Facette fast bis zur Vorderseite herüberzieht, während Metacarpale II bei weitem nicht so hoch in den Carpus hineingreift wie bei Oynodictis. Ursus kommt in beiden Stücken der Gattung Cyno- — nee dietis viel näher als Amphicyon. Ferner sind bei Cynodictis und Ursus die beiden Artikulationsflächen des Metacarpale III für Me. IV getrennt, bei Amphicyon aber miteinander verbunden. Im Bau des Metatarsus hingegen ist die Aehnlichkeit zwischen Cynodietis und Amphicyon grösser als zwischen Cyno- dietis und Ursus. Ein nennenswerther Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass bei Amphieyon die knopfförmige Gelenkfläche des Metatarsale IV, welche in eine Vertiefung von Metatarsale III hineingreift, viel tiefer herabreicht als bei Cynodictis, bei Ursus aber fast an die proximale Facette grenzt. Amphicyon ambiguus nimmt jedoch in fast allen diesen Punkten, namentlich in Bezug auf die Organisation des Metacarpale III, eine Art Mittelstellung ein zwischen Cynodietis und Amphieyon lema- nensis, welch letzterer obigen Angaben zu Grunde liegt, wesshalb es sehr wahrscheinlich wird, dass sich die Extremitäten von Amphicyon aus einer Cynodietis ähnlichen entwickelt haben. Es muss dem- nach die Verschiedenheit zwischen diesen beiden Gattungen, sowie zwischen Cynodietis und Ursus auf besondere Differenzirungen zurückgeführt werden. Als eine besondere Spezialisirung von Ursus ver- dient noch bemerkt zu werden, dass die Facette des Metatarsale II gegen Cuneiforme III nicht getheilt ist und auch nicht senkrecht zur Längsachse des Tarsus steht, wie bei jenen beiden Gattungen, sondern eine schräge Stellung einnimmt. Die entfernte Aehnlichkeit, welche Urs«s in der Artikulation seiner Metacarpalien mit Cynodietis gemein hat, darf wohl als ein Verharren auf ursprünglicher Organisation gedeutet werden. ‚Jedenfalls geht aus diesen Verhältnissen soviel hervor, dass sich Ursus nicht wohl aus Amphicyon entwickelt haben kann. Pseudamphicyon. (Taf. XIV, Fig. 22. 24. 28. 30.) Sehr merkwürdig sind die Metapodien, welche ich auf diese Gattung beziehen möchte. Dass sie wirklich hieher gehören, wird dadurch höchst wahrscheinlich, dass in den Bohnerzen von Ulm, aus denen ein Theil dieser Knochen stammt, kein anderer grösserer Carnivor existirt als eben Pseudam- phacyon. Der grössere Theil stammt allerdings aus den Phosphoriten von Quercy, wo sichere Reste — Kiefer oder Zähne dieser Gattung — zwar bisher noch nicht gefunden worden sind, aber gleich- wohl jederzeit zum Vorschein kommen können, da diese Gattung ja auch schon aus den Bohnerzen des Canton Waadt bekannt ist. Was diesen Knochen ein so merkwürdiges Aussehen verleiht, ist ihre Plumpheit. Sie ver- halten sich zu jenen der späteren Amphicyon genau so wie jene von Dinictis felina Lewy zu denen von Aelurogale (Aeluritis) aus den Phosphoriten. Sie sind beinahe ebenso dick wie jene von Amphi- eyon, aber dabei fast um die Hälfte kürzer. Von der Extremität von Cynodietis und ebenso auch von der von Amphicyon unterscheiden sie sich durch folgende Einzelheiten: Die Facette des Metacarpale IV für Metacarpale V ist viel tiefer eingesenkt und erstreckt sich beinahe bis an die proximale Fläche — bei Amphicyon, weniger bei Cynodictis, ist hier noch ein band- förmiges Stück eingeschaltet, an welches sich der entsprechende Theil des Metacarpale V anlegt — hin- gegen zieht sich die vordere Facette für Metacarpale III tiefer herab; die Facette des Metacarpale III für Metacarpale II verläuft nicht annähernd parallel mit der Achse dieses Knochen, sondern bildet viel- mehr mit ihr einen ziemlich grossen Winkel, jedoch ist die Artikulation dieser beiden Knochen trotz- dem keine sehr innige, Das Metatarsale IV ist abgesehen von seiner Kürze dem von Amphieyon allerdings nicht unähnlich, ragt aber anscheinend etwas höher hinauf. Dagegen ist der Ausschnitt am Palaeontographica. Bd. XLVI. 18 — 133 ° — proximalen Ende des Metatarsale III, in welchen sich das Metatarsale II hineinlegt, hier ausserordentlich seicht, so dass die Verbindung beider Knochen eine sehr lose gewesen sein muss. Die eben geschil- derten Verhältnisse deuten darauf hin, dass die Zehen sehr weit von einander abstanden und stark auseinandergespreizt gewesen sein müssen. Soll man dies als Differenzirung ansehen oder als primi- tive Organisation? Ich möchte mich im Allgemeinen fast für letztere Annahme entscheiden, denn es lässt sich ganz wohl denken, dass die starke Auseinanderspreizung immer mehr abgenommen hat, je länger die Metapodien geworden sind, denn nur durch das Engerzusammenschliessen konnte eine länger gewordene Extremität die erforderliche Festigkeit erlangen. Dass diese Organisation im Allgemeinen die ursprüngliche war, zeigt übrigens auch das Beispiel von Euprotogonia ', dem ältesten bekannten Vertreter des Pferdestammes, bei welcher Gattung ebenfalls die Zehen noch auseinander gespreizt erscheinen. Im vorliegenden Falle freilich ist es wieder wahrscheinlicher, dass auch die Extremitäten von Pseudamphieyon als spezialisirt angesehen werden müssen und sich wohl aus einer Cynodictis ähnlichen entwickelt haben. Die Spreizung würde sich hier als Differenzirung erweisen, veranlasst durch rasche Zunahme der Körpergrösse, welcher jedoch das Längenwachsthum der Metapodien nicht folgen konnte. Cephalogale. Die Arm- und Schenkelknochen zeigen hier sowohl vielfache Aehnlichkeit mit denen von Amphicyon, als auch mit jenen von Oynodictis, jedoch sind sie bedeutend schlanker und im Verhältniss länger, zum Theil — Humerus und Tibia — auch mehr gebogen als bei diesen beiden Gattungen, und die Vorsprünge — Deltoid-Rauhigkeit am Humerus und Cnemialerista an Tibia — viel weniger ausgeprägt, aber mehr in die Länge gezogen. Die Entepicondylarspange inserirt etwas weiter unten als bei Amphieyon. Die Metapodien von Cephalogale habe ich schon früher an anderer Stelle * be- schrieben und abgebildet, ohne jedoch auf nähere Vergleiche einzugehen. Sie sind im Allgemeinen jenen von Oynodictis ähnlicher als denen von Amphieyon, wenn sie auch beim ersten. Anblick in Folge ihrer bedeutenden Streckung und des im unteren Theil mehr elliptischen statt kreisrunden Querschnitts sehr verschieden zu sein scheinen. Im Metacarpus besteht eigentlich nur insoferne eine grössere Ab- weichung, als die proximalen Gelenkflächen von Mc. IH und IV viel mehr convex sind als bei O'yno- dietis und daher viel tiefer in den Carpus hineingreifen als bei dieser Gattung. Ausserdem ist auch die der Vorderseite genäherte Facette des Metacarpale IV, mit welcher dieses an Mc. III befestigt wird, bei Oephalogale knopfförmig, bei Oynodictis aber flach — in einem allerdings viel geringeren Grade finden wir diese Modification auch bei Amphieyon. Diese Abweichungen von der Organisation von Oynodictis erweisen sich offenbar als besondere Differenzirungen, welche eine festere Verbindung der beiden Metacarpalia unter sich und mit dem Carpus bezwecken. Ursus verhält sich hierin primitiver, beziehungsweise wird hier dieser Zweck durch eine andere Spezialisirung, nämlich durch die Ausfurchung der proximalen Facette des Metacarpale IV erreicht. Die beiden seitlichen Metacarpalien von Cephalogale gleichen dagegen fast vollkommen denen von Oynodictis, nur ist an Metacarpale II die Artikulation mit dem Magnum, ähnlich wie bei Amphi- cyon eine viel innigere als bei Oymodictis. Auch im Bau der Metatarsalia besteht im Wesentlichen Uebereinstimmung zwischen Cephalogale und O'ynodictis, doch reicht bei letzterer Gattung Ähnlich wie ! Martuew, A Revision of the Puerco Fauna. Bull. Am. Museum. New-York 1897. p. 305. fie. 12. ? Die Affen.... Carnivoren des europäischen Tertiärs. 1888. p. 91. Taf. VI, Fie. 1. 2. 5. 8. 12. 28. 32. — 139 — bei Amphicyon die knopfförmige Facette des Metatarsale IV gegen Mt. III etwas weiter herab, da- gegen befindet sich bei Cephalogale neben der proximalen Gelenkfläche auf der Rückseite des Metatar- sale IV ein besonderer Fortsatz, der auch bei Amphicyon vorhanden ist, bei Oynodictis aber fehlt. Es bestehen mithin also auch mehrfache Anklänge an Amphieyon, im Ganzen aber ist doch der Bau der Metapodien dem von Cymnodictis recht ähnlich. Die Aehnlichkeit mit jener Gattung beruht also wohl nur auf ähnlicher Differenzirung. Als Stammvater der Bären kann jedoch Cephalogale minor nicht weiter in Betracht kommen, dies verbietet schon die beträchtliche Verlängerung der Metapodien, wohl aber lassen sich nach Fırsor jene von Hemicyon von denen von Cephalogale ableiten. Ich möchte hier noch einen früheren Irrthum berichtigen. Ich habe! angegeben, dass die distale Astragalus-Facette abgestutzt sei. Dies ist jedoch nicht richtig; dieselbe zeigt vielmehr die nämliche Form wie bei Cynodictis und Amphicyon. Pachyceynodon. Diese Gattung schliesst sich hinsichtlich der Beschaffenheit der Metapodien ziemlich enge an Cynodictis an, hat aber auch vielfache Aehnlichkeit mit Cephalogale, was ja bei ihrer nahen Verwandt- schaft auch nicht überraschen kann. Im Verhältniss zur Grösse der einzelnen Arten sind die Meta- podien ziemlich kräftig, aber auch relativ kurz; dabei sind jedoch die seitlichen nur wenig kürzer als die mittleren. Von denen von C'ynodietis unterscheiden sie sich schon dadurch, dass wie bei Ursus und Cephalogale, aber viel mehr noch als bei letzteren die Facette des Metacarpale III für das Magnum sehr kräftig entwickelt ist. Metacarpale III und IV sind im Ganzen denen von Cephalogale nicht un- ähnlich, jedoch sind ihre proximalen Facetten weniger convex als bei letzterer Gattung, auch ist die Verbindung dieser beiden Metacarpalien unter einander eine losere. Pachycynodon nähert sich in dieser Beziehung mehr der Gattung Cynodictis. Mit Cephalogale hat er dagegen die Breite der pro- ximalen Facetten gemein und ebenso auch die Artikulation des Metacarpale III am Uneiforme, die auch bei Amphieyon, nicht aber bei Cynodietis und Ursus vorhanden ist. Im Metatarsus herrscht dagegen nahezu vollständige Uebereinstimmung mit Cynodietis, wenn sich auch Anklänge an Cepha- logale beobachten lassen. Da auch die beiden ebengenannten Gattungen im Bau des Metatarsus un- merklich von einander abweichen, so verlohnt es sich nicht, diese Verhältnisse näher zu schildern, dagegen möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Metatarsale V und Metacarpale V an ihren proxi- malen Enden viel kräftiger entwickelt sind als die hier viel zierlicheren von Cephalogale und Oyno- dietis. Die Dicke aller Metapodien, sowie die relativ beträchtliche Länge der seitlichen verleihen diesen Knochen eine gewisse Aehnlichkeit mit jenen der Bären. Die Unterschiede gegenüber Oynodietis erweisen sich zwar als Differenzirungen, die aber doch noch nicht so weit vorgeschritten sind wie bei Oephalogale und Amphicyon. Der Ableitung der Extremitäten von Ursus aus denen von Pachycynodon scheint kein wesentliches Hinderniss im Wege zu stehen. Die Grundform für die Extremitäten aller bisher genannten Gattungen darf wohl in einem Typus ähnlich jenem von Cynodictis gesucht werden. Paracynodon und Cynodon. (Taf. XIV, Fig. 21. 23. 25. 29.) Paracynodon und Uynodon zeichnen sich durch auffallend grosse und plumpe Metapodien aus. Ich trug desshalb lange Zeit Bedenken, sie auf diese Gattungen zu beziehen, allein es existirt in der ’ Die Affen.... Carnivoren des europäischen Tertiärs. 1888. p. 91 (315). — 740° — Quercy-Fauna kein anderer Carnivor, dem sie sonst etwa noch zugeschrieben werden könnten, und ausserdem steht auch ihre Menge in einem sehr gut übereinstimmenden Verhältniss zur Menge der Kiefer. Bei gleicher Dicke wie die entsprechenden Knochen gewisser Oynodictis-Arten — etwa Oyno- dietis ferox — sind sie fast um ein Drittel kürzer. Der Vorsprung des Metacarpale V legt sich viel tiefer und noch dazu in schräger Richtung in das Gelenk von Metacarpale IV hinein, während bei Cynodictis diese Verbindung nicht so tief geht, aber parallel zur Längsachse der Metapodien verläuft, und die eigentliche Artikulationsfläche beider Metacarpalien viel höher ist. Die Gelenkfläche von Meta- carpale IV gegen Metacarpale III, sowie von diesem gegen Metacarpale II steht viel tiefer und schräger als bei Cynodietis. Auch ist die proximale Fläche des Metacarpale III bei weitem nicht so stark ausgefurcht und die des Metacarpale II etwas kürzer als bei letzterer Gattung. Auch fällt diese Facette des Mc. II nach der Dorsalseite hin viel schräger ab. Im Metatarsus fällt vor Allem die kräftige Entwicklung der proximalen Partie des Metarsale V auf, namentlich die Länge eines seitlichen Fortsatzes. Die Artikulation mit dem benachbarten Metarsale IV ist eine viel innigere, aber einfachere, indem auch hier wie im Metacarpus die Gruben- und die Kantengelenkfläche nicht scharf von ein- ander geschieden sind, wie dies bei Oynodictis der Fall ist. Die knopfförmige Facette des Meta- tarsale IV gegen Metatarsale III steht viel tiefer als bei Oynodietis. Auch fehlt am proximalen Ende des Metatarsale III der Ausschnitt für den schwachen Vorsprung des Metatarsale IL. Dafür legt sich das Letztere jedoch auf der dorsalen Seite etwas über Metatarsale III herüber. Die proximale Facette des Metatarsale II ist breiter als bei Cynodictis. Das lange, stark gebogene Metatarsale I hat eine ausgedehnte Artikulationsfläche für Cuneiforme I. Viel ähnlicher als die Metapodien von Oynodictis sind jene von Pseudamphicyon, doch beruht diese Aehnlichkeit wohl kaum auf wirklicher Verwandtschaft, sondern eher auf gleichartiger Differen- zirung — gespreizte Zehenstellung. Der Ableitung der Extremität von Ursus aus jener von Para- cynodon (O'ynodon) steht eigentlich kein besonderes Hinderniss entgegen, der allgemeine Habitus der Metapodien weicht von dem von Ursus zum Mindesten nicht mehr ab, als der von Amphicyon oder Oynodictis, eher ergiebt sich sogar grössere Aehnlichkeit, wenigstens im Verhältniss der Dicke zur Länge. Auch in gewissen Details, Artikulation zwischen Metacarpale V und IV, zwischen IV und III, sowie zwischen III und I, ferner in dem Grad der Convexität ihrer proximalen Flächen, bestehen beachtenswerthe Analogien zwischen Ursus und Oynodon — Paracynodon. Das Nämliche gilt auch für den Metatarsus. Auch hier ist die seitliche Artikulation von Metatarsale V mit IV, von IV mit III jener von Ursus nicht unähnlich, dagegen macht Metatarsale II von Ursus eine Ausnahme, indem hier eine besondere ausgedehnte schräge Artikulationsfläche gegen Cuneiforme III entwickelt ist statt der beiden getrennten seitlichen von Oynodon und Oynodietis. Von Pachyeynodon unterscheidet sich Paracynodon durch die einfachere, aber dabei tiefer eingreifende seitliche Artikulation von Metacarpale IV und Metatarsale IV an Metacarpale III resp. Metatarsale III, ferner durch die stärkere Abschrägung der proximalen Fläche des vierten Metapodiums gegen die Dorsalseite, durch die schwache Ausfurchung der proximalen Facette des Metacarpale III und durch das Fehlen des seitlichen Ausschnittes auf der proximalen Fläche des Metatarsale II. Die zweiten Metapodien sind dagegen einander bei beiden Gattungen ziemlich ähnlich. Es fragt sich nun, ist die Extremität von Paracynodon (Cynodon) primitiv oder ist es die von Oynodictis? Ich habe oben. bemerkt, dass sich Oynodietis im Bau der Extremitäten enge an die Viverriden und Musteliden anschliesst und daher wohl dem ursprünglichen Typus der Carnivorenextremitäten sehr es u 1 5 Bu au ZU EZ u U y 5 BEER TE WE BE ENDE — 1411 — nahe kommt. An dieser Ansicht glaube ich auch nach den vorhergehenden Vergleichen noch fest- halten zu dürfen, und hätten wir dann in beiden Reihen, sowohl in jener der Ursiden als in der der Amphicyoniden schon frühzeitig zweifache Organisation: SI. ng & Ursidae Amphicyonidae a) primitive Digitigradie . u b) gespreizte Zehenstellung, kurze Paracynodon Pseudamphieyon. dicke Metapodien. Plantigradie ! (Cynodon). \ ! Pachyeynodon Amphicyon (Typus lemanensis) und ambiguus. \ Mit Zunahme der Körpergrösse kommt es anscheinend in beiden Reihen zu ächter Plantigradie, bei den Ursiden Ursus, Hyaenarctos, bei den Amphieyoniden Dinocyon und Amphicyon major (im Plio- caen von Cerdaigne ') und wohl auch Pseudocyon. Gewisse Ursiden erreichen aber auch den höchsten Grad von Digitigradie, nämlich Cephalogale und Hemicyon. Dass die überwiegende Mehrzahl der hier besprochenen Formen, zum Mindesten jene des älteren Tertiärs, eher digitigrad als plantigrad gewesen sein dürften, zeigt die Beschaffenheit ihres Astragalus, welcher stets dem der Viverriden sehr ähnlich ist und demnach ebenfalls eine tief aus- gefurchte proximale und eine sehr ausgedehnte convexe distale Facette aufweist und einen ziemlich langen Hals besitzt. Immerhin muss ich gestehen, dass mich diese Ergebnisse des Extremitätenstudiums keines- . wegs vollkommen befriedigen. Vor allem geht aus ihnen nicht mit absoluter Sicherheit hervor, ob sich Orsus aus Pachycynodon oder aus Paracynodon — Cynodon entwickelt hat, allein man muss eben doch berücksichtigen, dass zwischen beiden letzteren Gattungen einerseits und Ursus resp. Ursavus andererseits auch hinsichtlich der Beschaffenheit des Gebisses noch einige Lücken bestehen, die eine direkte Ableitung dieser Formen von einander verbieten. Auch darf man nicht übersehen, dass die Unterschiede, welche die verschiedenen oben besprochenen Formen im Bau der Metapodien aufweisen, zwar in einer speziellen Darstellung deutlich hervortreten, in der Praxis aber doch recht geringfügig _ erscheinen, wie denn überhaupt die Mehrzahl der Carnivoren in dieser Beziehung im Ganzen doch ein ziemlich einförmiges Gepräge aufweist. Man darf desshalb an diese Organisations-Verhältnisse keine allzu hohen Erwartungen knüpfen, wenn man sie zur Ermittlung verwandtschaftlicher Beziehungen benützen will. Für die Hufthiere liegt die Sache in dieser Hinsicht entschieden viel günstiger, weil hier die Veränderungen schon an und für sich viel einschneidender sind und überdies auch einen viel rascheren Verlauf nehmen als bei den Carnivoren, bei welchen ja gerade das wichtigste Moment, die Reduction der Seitenzehen, so gut wie vollständig ausgeschlossen ist. Verwandtschaft und geologische Verbreitung der Ursiden und ähnlicher Formen. Bis vor Kurzem erfreute sich die Gauprr'’sche Hypothese, wonach die Gattung Ursus sich aus Hyaenarctos und dieser aus Amphieyon entwickelt hätte, des Beifalls fast sämmtlicher Palaeonto- logen. Es lässt sich auch in der That nicht läugnen, dass sie an und für sich sehr bestechend und überzeugend erscheint, um so mehr, als sie sowohl allen morphologischen, als auch allen geologischen Vorbedingungen vollständig Genüge zu leisten schien. ! Der£rer, Bulletin de la societe g&olog. de France. 1884. Tome XII. pl. XVII, fig. 9. Allein jetzt, wo wir namentlich mit Hilfe des nordamerikanischen Materiales in der günstigen Lage sind zu beurtheilen, mit welcher Intensität, beziehungsweise wie langsam sich die Ditferenzirung und Modernisirung innerhalb der besser bekannten genetischen Reihen von einer Formationsstufe zur anderen vollzieht, und wir sehen, dass die einzelnen Typen viel weiter zurückdatiren, als man glaubte, wie wenig im Ganzen der Habitus sich ändert und wie alle Formenreihen stets mit relativ kleinen Typen beginnen, drängt sich uns doch die Ueberzeugung auf, dass auch im vorliegenden Falle die Umgestaltung in Wirklichkeit viel langsamer verlaufen sein dürfte, als dass jene Hypothese hiemit in Einklang gebracht werden könnte. Zu diesen Bedenken gesellt sich nun aber auch noch der Nachweis von ächten Ursiden in Schichten, welche sogar älter sind als das Zwischenglied Ayaenarctos, und im Alter bereits jenen gleichstehen, die den Stammvater der Ursiden, Amphicyon, enthalten. Wir müssen daher unter noch älteren Formen Umschau halten, wenn wir die Geschichte dieses Stammes kennen lernen wollen. Die ältesten Bären finden sich, wie wir gesehen haben, bereits im Obermiocaen. Es wäre daher zu erwarten, dass in den nächsttieferen Schichten, also im Untermiocaen, ihr Stammvater zum Vorschein kommen müsste. Leider kennen wir hier von verwandten Formen nur die Gattungen Amphi- cyon und Cephalogale, von denen die erstere ohnehin, wie bemerkt, nicht weiter in Betracht kommt, die letztere aber wegen des zierlichen Baues der Extremitäten nicht wohl der Vorläufer von Ursus sein kann, wenn auch die Beschaffenheit des Gebisses und Schädels kein Hinderniss wäre für die An- nahme direkter genetischer Beziehungen. Die anscheinend sehr wichtige Art Cephalogale brevirostris ist leider bis jetzt zu unvollständig bekannt, um ein sicheres Urtheil zu erlauben. Erst in den Phos- phoriten des Quercy treffen wir eine Gattung, welche anscheinend auch bezüglich ihrer Extremitäten eher die Vorbedingungen erfüllt, welche wir an den Stammvater der Bären stellen müssen. Es ist dies die Gattung Pachycynodon, deren Gebiss allerdings jenem von Cephalogale sehr ähnlich ist, aber in gewissen Einzelheiten doch dem von Ursus viel näher kommt — weit zurückstehender Deuterocon am oberen Pı, grosses Talonid am unteren Mı mit sehr kleinem Entoconid ‘und Zwischenhöcker zwischen diesem und dem Metaconid, Anwesenheit von zwei schneidenartigen Innenhöckern, sowie von einem vorwiegend auf die Hinterecke beschränkten Innenwulst an den oberen M. Diese Zähne sind auch bedeutend breiter als lang. Pachyeynodon geht wohl auf Oynodon oder Paracynodon zurück, eine Gattung, welche bereits dem Oligocaen angehört, während Pachyceynodon nur an jenen Localitäten des Quercy vorkommt, welche jüngere Formen enthalten und daher vielleicht schon untermiocaenes Alter besitzt. Paracynodon nähert sich schon dem gemeinsamen Ausgangspunkte der Hunde, Bären und Viverren, denn der obere M, hat noch dreieckigen Querschnitt, auch ist er doppelt so breit als lang. Immerhin dokumentirt sich auch diese Gattung noch als Angehöriger der Bärenreihe, insoferne die P, sowie die unteren M schon vollkommen nach dem Typus der entsprechenden Zähne der Bären gebaut sind und ausserdem auch die oberen M die charakteristischen beiden Innenhöcker besitzen, von denen aber der hintere eigentlich ein Zwischenhöcker ist. Paracymodon selbst stammt wohl von Oynodon ab, welcher sich ebenfalls noch durch die Beschaffenheit seiner Metapodien als zur Bärenreihe gehörig erweist. Etwas früher als die ächten Bären erlangt die Gattung Hyaenarctos grössere Bedeutung. Sie hat mit Ursus oder wenigstens mit Ursavus den Stammvater gemein, entfaltet aber schon vor den eigentlichen Bären einen beträchtlicheren Artenreichthum, auch erreichen die meisten Arten mindestens die Grösse der grössten bekannten Bären. Zu Beginn des Pleistocaen stirbt diese Gattung als solche aus, aus einer ihrer Arten jedoch hat sich vermuthlich der recente Aeluropus melanoleucus entwickelt, dessen Gebiss eine ähnliche Differenzirung aufzuweisen hat wie jenes der Bären, freilich mit dem Unterschiede, dass die Complication der Zähne auch an dem hintersten P und nicht bloss an den M einen sehr hohen Grad erreicht, was aber keineswegs überraschen kann, da ja auch schon bei Hyaen- arctos die P viel kräftiger sind als bei Ursus. Neben dieser Stammesreihe, die mit ganz unscheinbaren Formen beginnt, hat es nun schon während der ganzen Tertiärzeit auch eine andere gegeben, deren Glieder ansehnliche, zum Theil sogar riesige Körpergrösse aufweisen und gewissermassen die eigentlichen Bären vertreten, insoferne sie den- selben im Skelet und wohl auch im äusseren Habitus sehr ähnlich waren, während ihr Gebiss und die Länge des Schwanzes mehr an die Caniden erinnert. Es sind dies Amphieyoniden. Schon im Obereocaen oder doch noch im Oligocaen trefien wir die Gattung Pseudamphicyon, welche im Wesentlichen bereits dem Amphicyon sehr nahe kommt, aber sich doch von ihr durch den einfachen Bau der oberen M, sowie die Höhe des unteren ?ı und Mı und die Kürze der Schnauze unterscheidet und überdies auch bedeutend kürzere Extremitäten besessen hat. Es ist jedoch nicht recht wahrscheinlich, dass Pseudamphicyon den Stammvater von Amphieyon darstellt, denn neben ihm existirt schon ein wirklicher Amphicyon, ambiguus, welcher zwar mit ihm die Kürze der Schnauze und die Kleinheit des unteren Ms gemein hat, aber immerhin doch eher der Ausgangspunkt der späteren Amphieyon sein kann als Pseudamphicyon. Im Unter- wie im Obermiocaen entfaltet sodann Amphicyon einen nicht ganz unbeträchtlichen Formenreichthum, einige Arten erreichen auch gewaltige Körper- grösse und erscheinen auch, insoferne sie manche Differenzirung — Vereinfachung der P und einen gewissen Grad der Complication der M aufzuweisen haben als eine Art Stellvertreter der ächten Bären. Eine Amphieyon-Art kommt noch in der Siwalikfauna vor, eine andere hat sich in Europa — (erdaigne — noch bis ins Pliocaen erhalten. Dann aber erlischt diese Gattung vollständig. Etwas früher schon enden Dinocyon — dessen Verwandtschaft mit Amphieyon jedoch keines- wegs vollkommen sicher gestellt erscheint — und Pseudocyon, welche in ihren Dimensionen dem grössten Amphieyon mindestens gleich kamen, in der Anpassung an die omnivore Lebensweise aber kaum einen viel höheren Grad erreicht haben als diese Gattung. In Bezug auf die Differenzirung des Gebisses und der Extremitäten verhalten sich alle eben erwähnten Genera ziemlich konservativ, wenn auch die jüngeren Vertreter der Amphicyoniden gegenüber den ältesten — Amphicyon ambiguus und „Canis“ palaeolycos — immerhin eine geringe Vergrösserung des Talonid der unteren M und der Kaufläche der oberen M aufzuweisen haben, wenigstens im Verhältniss zur Zunahme der Körpergrösse. Am weitesten ist dieser Prozess fortgeschritten bei der Gattung Pseudarctos, deren Zugehörig- keit zu den Amphicyoniden indessen überaus fraglich bleibt, insoferne sie mit ihnen zwar die Dreizahl der oberen M und die Zusammensetzung der oberen Mı und 2 gemein hat, während die unteren P und M viel mehr an jene von Pachycynodon erinnern. Hier hat wenigstens Verbreiterung und Streckung des Talonid der beiden letzten Unterkiefermolaren stattgefunden, dagegen keine nennens- werthe Verstärkung der oberen Molaren. Das Aussterben der Amphieyoniden ist vermuthlich auf die geringe Anpassungsfähigkeit ihres Gebisses zurückzuführen, denn es erwies sich weder als geeignet für omnivore Lebensweise, noch konnte es bei dem Auftreten der grösseren Feliden, welche vom Obermiocaen an die Hauptrolle unter den Fleischfressern übernehmen, seine Besitzer auf die Dauer für die Konkurrenz mit diesen gefähr- lichen Mitbewerbern befähigt erhalten. Es hätte nur dann genügt, wenn, wie dies bei den Caniden der Fall war, wenigstens die Extremitäten zweckmässigere Anpassung erfahren hätten, wodurch die Thiere grössere Beweglichkeit erlangt hätten. Bei den Bären hingegen hat zwar abgesehen von der — 14 — Differenzirung zur Plantigradie auch keine Veränderung der Extremitäten stattgefunden, wohl aber erfuhr das Gebiss eine immer weiter gehende Spezialisirung, die es den Thieren auch ermöglicht, zur Noth mit blosser Pflanzenkost das Leben zu fristen, ja -einer ihrer Vertreter, Ursus labiatus, soll über- haupt nur vegetabilische Nahrung zu sich nehmen, Die Veränderungen im Gebiss äussern sich innerhalb der Ursiden in allmähliger Complication der Molaren, neben welcher eine oft sehr bedeutende Reduction der überflüssig werdenden Praemolaren einhergeht, denn in Folge der Anpassung an die omnivore Lebensweise concentrirt sich die Kauthätig- keit ganz auf die Molaren, was zuletzt sogar die Sprossung und allmählige Vergrösserung eines neuen Gebildes, des hinteren „Talon“ am letzten M zur Folge hat. Dagegen findet niemals Reduction der Molarenzahl statt, wie dies der Fall sein müsste, wenn Amphicyon der Stammvater von Ursus wäre. Schon die auffallenden Schwankungen, die in der Entwicklung des Gebisses erfolgt sein müssten, so- ferne zwischen beiden Gattungen direkt genetische Beziehungen bestehen sollten, machen es höchst unwahrscheinlich, dass Ursus von Amphieyon abstammen könnte. Wir hätten dann nämlich folgenden Prozess: Amphicyon ambiguus: kleiner oberer Ms, kurze Oberkiefermolaren, jedoch mit starken Zwischen- höckern und sehr einfacher, fast schneidender Talon an den unteren M. Amphieyon lemanensis: Vergrösserung und Complication des oberen Ms, Vereinfachung der Zwischenhöcker der oberen M, Streckung und Complication des Talonid der unteren M. Hyaenarctos oder direkt Ursavus: Verlust des oberen Ms, Verschwinden: des vorderen — Protoconulus — und rasche Vergrösserung des hinteren Zwischenhöckers — Metaconulus — der \ oberen M. Wir hätten also hier zuerst allmählige Vergrösserung eines Zahnes — des oberen Ma —., der doch zuletzt verloren geht, und Wechsel von Schwächerwerden und Verstärkung der Zwischen- höcker und dann plötzlichen Verlust des vorderen Zwischenhöckers, verbunden mit einem ganz ge- waltigen Wachsthum des hinteren Zwischenhöckers, und alle diese Prozesse in der relativ so kurzen Zeit zwischen Oligocaen und Obermiocaen! Einen viel ruhigeren Verlauf in der Entwicklung der M nimmt hingegen die genetische Reihe Paracynodon, Pachycynodon resp. Cephalogale und Ursavus. Schon die älteste Form — Paracynodon — hat hier nicht bloss die nämliche Zahnzahl wie die jüngste, sondern die Zähne weisen im Allgemeinen auch schon eine sehr ähnliche Zusammensetzung auf. Der untere Mı hat am Talonid bei allen einen schneidenden Aussenhöcker, Hypoconid, und ein sehr kurzes Entoconid, und zwischen diesem und dem Innenzacken — Metaconid — noch einen be- sonderen Secundärhöcker; die oberen M haben bei allen zwei fast gleich grosse Innenhöcker — der zweite ist allerdings in Wirklichkeit der hintere Zwischenhöcker — Metaconulus — und einen kräf- tigen, aber auf die Hinterecke beschränkten inneren Basalwulst, auch zeigen beide oberen M immer sehr starke Runzelung des Schmelzes. Auch im Schädelbau entspricht die Reihe O'ynodon, Paracyno- don, Ursus allen Anforderungen, die man etwa stellen könnte. Wir kennen zwar nur von wenigen den Schädel, aber man darf wohl annehmen, dass aus dem der Gattung Paracynodon trotz seiner grossen Aehnlichkeit mit jenem der Caniden sich allmählig der typische Bärenschädel entwickeln konnte, mit welchem der von Paracynodon ohnehin schon die Kleinheit der Bullae osseae gemein hat. Auch die Plumpheit und Grösse der Metapodien spricht dafür, dass die genannte Gattung zu den Bären in verwandtschaftlicher Beziehung steht. Paraeynodon selbst lässt sich ungezwungen von den älteren Cynodon-Arten ableiten. Ganz erhebliche Schwierigkeiten bietet die Ermittlung der Abstammung der Amphieyoniden. — 5 — Der Umstand, dass bei dem ältesten derselben, bei Amphicyon ambiguus, der obere Ms noch sehr klein und auch das Talonid der unteren M sehr einfach gebaut ist, und die oberen M im Querschnitt ein viel spitzeres Dreieck bilden, zeigt deutlich, dass auch hier eine Streckung und Complication der M stattgefunden hat, die mit Vereinfachung der im Anfang etwas höheren und kräftigeren ? ver- bunden war. Das Fehlen eines dritten M im Oberkiefer bei der nahestehenden Gattung Pseudamphi- eyon, die doch sicher mit Amphicyon den Stammvater gemein hat, zeigt ausserdem, dass wir uns auch allenfalls mit dem Gedanken vertraut machen müssen, dass dieser obere M3 überhaupt vielleicht eine Neubildung darstellt. Soferne sich dies mit Sicherheit beweisen liesse, würde sich auch ein weiterer Anhaltspunkt für die Annahme darbieten, dass die Amphieyoniden auf eine C'ynodictis-ähnliche Form zurückgehen. Diese Annahme hat jedoch auch ohnehin sehr grosse Berechtigung, denn ein Vergleich der oberen M, sowie des oberen Pı von Amphieyon ambiguus mit den entsprechenden Zähnen von Cyno- dietis lässt in den Details grosse Aehnlichkeit erkennen. Auch bei diesem Amphicyon steht der Deu- terocon des oberen Pı sehr weit vorne, der Hinterrand der oberen M erscheint deutlich ausgebuchtet und die einzelnen Höcker haben ungefähr die gleiche Stärke und die nämliche Stellung wie bei Cyno- dietis. Der Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass bei Cynodictis der Aussenrand der oberen M etwas ausgeschnitten und der Innenwulst auf die hintere Ecke beschränkt ist. Allein eben diese Merkmale finden wir auch bei Pseudamphieyon. Was die unteren M betrifft, so hat der Mı bei Cynodietis zwar noch sehr hohe Zacken im Trigonid, auch zeigt das Talonid grubige Entwicklung, allein die Höhe der Zacken findet sich gleichfalls bei Pseudamphieyon, und ausserdem scheint auch die eigentlich grubige Ausbildung des Talonid auf die kleineren Arten von Oynodictis beschränkt zu sein, während sie bei den grösseren, Cynodictis erassidens und longirostris stark verwischt ist. Diese dürften streng genommen wohl auch von der Gattung Cynodietis zu trennen sein. Ausser diesen Anklängen und der Beschaffenheit des Gebisses besteht auch im Schädel- und Extremitätenbau zwischen Cynodietis und den Amphieyoniden vielfache Aehnlichkeit, so dass die An- nahme einer wirklichen näheren Verwandtschaft kaum von der Hand zu weisen sein dürfte, denn die Abweichungen von Cynodictis — Kürze der Gesichtspartie, Einfachheit des Talonid der unteren M, sowie die kräftigere Entwicklung des inneren Basalbandes der oberen M bei Amphicyon ambiguus und die erwähnten, durch die Spreizung der Zehen bedingten Differenzirungen im Metacarpus von Pseud- amphicyon sind wohl nicht als fundamentale Unterschiede anzusehen, sondern lediglich als besondere Differenzirungen. Die Frage, ob der dritte obere M von Amphicyon eine Neuerwerbung darstellt, wie man aus der Grössenzunahme dieses Zahnes bei einigen untermiocaenen Arten vermuthen könnte, oder ob ein solcher bereits bei den gemeinsamen Stammeltern von Amphicyon, Pseudamphieyon und Oynodictis vorhanden war, bei den beiden letzteren Gattungen jedoch wieder verschwunden ist, lässt sich vorläufig überhaupt nicht lösen, da unsere Kenntnisse von der Gattung Uintacyon aus dem älteren Tertiär von Nordamerika noch recht dürftig sind. Gerade diese Gattung kommt jedoch am ehesten als Stammvater aller Hunde- und Bären-ähnlichen Formen in Betracht. Wenn ich es nun zum Schlusse unternehme, den Zusammenhang der im Vorstehenden behan- delten Formen in graphischer Methode zur Darstellung zu bringen, mit anderen Worten, einen Stamm- baum derselben aufzustellen, so weiss ich sehr wohl, dass ich hiemit bei verschiedenen Leuten gewaltigen Anstoss erregen werde. Es gehört ja förmlich „zum guten Ton“, über die Stammbäume überhaupt zu raisonniren. Palaeontographica. Bd. XLVI. 19 — 146 — Ich möchte hier diesen Kritikern doch immerhin Einiges zu bedenken geben: Ein Stammbaum ist bekanntlich nichts anderes als die graphische Darstellung der Ver- wandtschaft, die den Zweck hat, dem Kundigen mit wenig Worten das zu bieten, was sonst nur mittelst weitläufiger und natürlich schwer übersehbarer Auseinandersetzungen möglich wäre. Es ist mithin lediglich eine andere Form der wissenschaftlichen Behandlung eines Themas. Dass nun wissenschaftliche Abhandlungen in allen Punkten und für alle Zeiten unfehlbar sein müssten, wird gewiss Niemand verlangen wollen, bloss an die graphische Darstellung — den „Stammbaum“ — stellt man ungenirter Weise solche Anforderungen. Vermuthlich nur desshalb, weil es eine andere, noch dazu bequemere Methode ist, legt man hier einen ganz anderen Maassstab an als an die gewöhnliche, aber viel weniger übersichtliche Form. Ich kann mir wirklich keine grössere Inconsequenz denken. Also auch auf die Gefahr hin, gewaltiges Aergerniss zu erregen, möge hier der „Stamm- baum“ der oben behandelten Formen folgen, denn gerade aus einer solchen Art der Darstellung lässt sich am besten ersehen, wie weit unsere Kenntnisse gediehen sind, und welches die Lücken sind, welche wir noch auszufüllen haben. Wie nebenstehende Tabelle zeigt. ist zwar die Herkunft der Euaretos-Gruppe ziemlich sicher ermittelt, hingegen wissen wir nichts Näheres über die Abstammung der übrigen Bären, es ist nur wahrscheinlich, dass auch für sie die Stammform schon ziemlich weit zurückliegen muss. Eine sehr fühlbare Lücke treffen wir im Untermiocaen, weil der in genetischer Hinsicht wahrscheinlich sehr wichtige Cephalogale brevirostris sehr mangelhaft bekannt ist. Endlich lässt auch unsere Kenntniss von der Herkunft von Dinocyon, Pseudocyon und Pseudarctos sehr vieles zu wünschen übrig. Dass die Ursus-Cynodon-Gruppe mit jener der Amphicyoniden doch in einem verwandtschaftlichen Verhältniss steht, kann wohl kaum bezweifelt werden, jedoch muss dieser gemein- same Ausgangspunkt viel weiter zurückverlegt werden, als man bisher für nöthig hielt, nämlich bis zu dem ersten Erscheinen von Caniden-ähnlichen Formen. So lange unsere Kenntnisse der Gattung Uintacyon keine wesentliche Bereicherung erfahren werden, stehen sich beide Gruppen scheinbar unvermittelt gegenüber. re uohaonun - 6 esapouh) & N | Ya symm.ıBb snyauht.iordar - U9BI0N snayaapaıy "ST snohjoannd „rung“ uopouhr) uopouhonınT —— — de | | / / > snudn) snnhıqum | sıgsnppd snunppa snundyna ST.LISO.USSD.AD JONK) ALOE OU :UOWOTNO rohonydumpnasg £ "yduy "ds uohsıyduy wopouisnydıup uopouhy) uopouhonınT uopouhohyanT owboj»yday 2 ıho.lloaH ® zes a eig FE — | | smanuayog snnbiqun "suaumway suapısoßn.t 8180.1103.19 6 „eoumu“ aho.«llood AM e uohsopnasg wohsiyduy nohonyduy L „oBoppyday“ aj»Bopydany Aa neh | N | Ei | | | / / ai SISUDIUDSUDS sesuaumyugs wolmuw Ip.nuay] Smonımang Daun snunpwan.ıg snaapuun.d SISUAYIDLIND SISUAIUDSUDS : = 1sua; ' un mu pur], | \ a di 6 A -UIBIOTULIDAIO) uohsopnas] nohonydıuuy uohooung so.ımpnast & sop.1muanÄl] nam, uohatuar] ‘ | / | R | & | / | | | % snampwanynd .olpın SISUD]DAaIR ‚ds Aıp snonD SNaPIOP.m GE IPJPgOaYL :uowoordaogug] uwoharnydıu V 80J9.1DUaDKÄ]] SOJI.DUADALL sns4/) snstN = | | | | . sıußısun SF. | Be c 6 sop.nuaDÄ]L ns a ul 4 | i NEMEHNENDLE | & | | 1} | / | | | j snanjads sop.n ds "Alp F SNIIPDUNDU SUOWDOISTOLT | & “ds s070.00uaDÄArf ensu/] IDIEREUTOIERIG 3 snsun U | | & an» snonajoumjauu | | | IBAUpBON un) sndo.umy SOPADNST SOADWDAL SNSANPTE SOR.«ADnsspppyz sopanppp N N "UHTLIO,T UEUTEZUTO AEP Sueyuowmwesnz JAOYOSTJoUEH Lee ‘ Pe Se AUG 6 1900 Ueber das Genus Hybodus und seine systematische Stellung von Campbell Brown. Mit Tafel XV, XVI. Dem Palaeichtbyologen sind die Stacheln und Zähne des mesozoischen Selachiers Aybodus ganz bekannte Dinge. Seit Ascassız, dem Begründer dieses Genus, ist die Literatur hierüber beträcht- lich angewachsen, und doch lässt unsere Kenntniss über diesen Gegenstand noch viel zu wünschen übrig. Man hat sich zumeist auf die Beschreibung von isolirten Zähnen und Stachen beschränkt, welche sich sehr häufig in bestimmten Ablagerungen und besonders in denen des Lias finden. Ueber den Skeletbau dieses Haifisches existiren verhältnissmässig wenig Untersuchungen, und diese sind noch so fragmentarisch, dass wir aus ihnen keine Schlüsse ziehen dürfen auf die Details der Organisation von Hybodus und also auch nicht auf seine phylogenetische Stellung. Haifische eignen sich nicht gut für den Versteinerungsprozess. Das zarte, knorpelige Endoskelet wird sehr bald zerstört und man findet in Folge dessen nur selten Reste desselben. Die härteren Theile dagegen (Zähne, Stacheln, Chagrin) lösen sich ab, werden verstreut und ihre Bestimmung bildet für den Palaeontologen eine endlose (Quelle von Schwierigkeiten. So lange unsere Kenntniss der Gattung nicht eine genauere und vollkommenere ist, kann die grösste Anzahl der sogenannten „Hybodus-Spezies“ nur provisorisch als solche gelten. Einzelne Zähne und Stacheln, besonders wenn sie isolirt gefunden sind, bieten recht geringe Anhaltspunkte für dieBestimmung von Unterabtheilungen und einzelnen Gruppen, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich nach und nach eine Menge von „Art“namen als synonym herausstellen. Es ist nun hier zunächst meine Aufgabe, drei höchst wichtige Exemplare zu untersuchen: das eine stammt aus den Solnhofener Schichten und befindet sich in der reichhaltigen Sammlung des Münchener palaeontologischen Museums; die beiden anderen wurden im oberen Lias von Holzmaden in Württemberg gefunden. Eines dieser Stücke gehört dem K. Naturalienkabinet in Stuttgart, das andere dem palaeontologischen Museum in Berlin. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich den Herrn Vorständen der drei Sammlungen — Herrn Geheimrath Professor vox Zırrez, Herrn Professor Ep. Fraas und Herrn Professor von Branco meinen herzlichsten Dank für die Ueberlassung des kost- baren Materials ausspreche. — 150 — Herrn Geheimrath vox ZırTEL schulde ich ausserdem für das grosse Interesse, durch welches er meine Arbeit förderte, aufrichtigsten Dank. Die mir vorliegenden Stücke sind so aussergewöhnlich gut erhalten, dass durch dieselben unsere Kenntniss von Hybodus nunmehr ebenso sicher begründet wird wie die jedes anderen meso- zoischen Haifisches. Ehe wir an die Beschreibung der Fossile gehen, wird es gut sein, in historischer Reihenfolge eine Liste derjenigen Arbeiten vorauszuschicken, welche sich mit demselben Gegenstande beschäftigt haben. 1889, 1891. 1896. 1898. 1898. Literatur. Asgassiz, L., Poissons Fossiles.. Tome III. S. 41 u. 178. — 22 Arten von Hybodus-Stacheln und 20 Arten von Zähnen werden beschrieben. Egerton, P., Description of the Mouth of Hybodus. @uar. Jour. Geol. Soc. Vol. 1 S. 197. Giebel, ©. @., Fauna der Vorwelt. Bd. I. S. 311. — Beschreibung zweier carbonischer Arten. Quenstedt, F. A., Der Jura. Tab. 27 Fig. 1. — Abbildung eines Stückes, welches Fraas 1896 genauer beschreibt. Barkas, W. J., Hybodus a Coal-Measure Fish. Geol. Mag. 1874 S. 163 u. Monthly Review of Dental Surgery, Feb. 1874. — Die Zähne von Hybodus und Cladodus werden als identisch betrachtet. Hasse, C., Das natürliche System der Elasmobranchier. Allgemeiner Teil S. 68. — Die Verwandtschaft von Hybodus zu gleichzeitigen und lebenden Formen wird in allgemeiner Form diskutirt. Barkas, W. J., Pro. Roy. Soc. New South Wales. Okt. 1881. — Die carbonischen Formen werden als Hybodus bezeichnet. Smith Woodward, A., On the Relations of the Mandibular and Hyoid Arches in a Cretaceons Shark (Hybodus dubrisiensis). Pro. Zool. Soc. London, April 20. 1886. — Die Art wird von dem- selben Autor zwei Jahre später von Hybodus abgetrennt. (Pro. Geol. Assoc. Vol. X. S. 288.) Traquair, R. H., Notes on Carboniferous Selachi. Geol. Mag. Feb. 1888. — Die Hybodonten sind mit den Cestraciontiden verwandt und bilden eine von den Cladodonten ganz getrennte Familie. Zittel, K. A. von, Handbuch der Palaeontologie Bd. III S. 66. — Die Hybodontidae werden als ge- sonderte, den Notidanidae und Cestraciontidae gleichwertige Familie erachtet. Smith Woodward, A., Cat. of Fossil Fish. Brit. Museum. Part I S. 250 (Plates VII, VII, IX, XII.) — Hybodus wird in die Familie Cestraciontidae gestellt. Für die Kenntniss von Hybodus - sehr wichtige Mittheilungen. Jaekel, O., Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Abh. zur geol. Spezialkarte von Elsass-Lothringen. Bd. III. Heft IV. S. 294. — Untersuchung der Microstructur der Hybodus- Zähne. Eine neue Gattung und zwei neue Arten werden aufgestellt. Smith Woodward, A., The Hybodont and Cestraciont Sharks of the Cretaceous Period. Pro. York. Geol. Poly. Soc. Vol. XH. pt. 1. — Beschreibung des Rumpfes einer Art aus dem Wealden. Fraas, E., Neue Selachier-Reste aus dem oberen Lias von Holzmaden. Württemb. Jahreshft. 1896 S. 1. — Publication des bis jetzt wichtigsten Materiales von Hybodus. Smith Woodward, A., Vertebrate Palaeontology S. 44. — Kurze Synopsis der Gattung bis 1898. Jaekel, O., Ueber Hybodus Agassiz. Sitzungs-Berichte der Gesellsch. naturforsch. Freunde. Jahrg. 1898 No. S. — Der Name Hybodus soll allein auf Flossenstacheln beschränkt werden; die sogenannten Hybodus-Zähne werden in 5 Gruppen vertheilt. Hybodus Fraasi spec. nov. (Taf. XV, Fig. 1.) Allgemeine Beschreibung. Zwei Stücke, das Fossil selbst, sowie seine Gegenplatte liegen vor. Der Fisch ruht in voll- kommen natürlicher Lage auf seiner linken Seite. Keine postmortalen Störungen haben auf die ein- zelnen Theile eingewirkt, abgesehen von dem Druck von oben. Die Seitenlinie, welche man mehr oder weniger vollständig vom Vorderende des Fisches bis hinten verfolgen kann, zeigt ihre natürliche mediane Lage und beweist deutlich, dass keine Verschiebung irgend welcher Art stattgefunden hat. Die Chagrin-Schuppen sind an manchen Stellen vollkommen intakt erhalten. Ueberhaupt ist die ganze Konservierung so tadellos, dass nichts zu wünschen übrig bleibt. Minutiöse Details, wie das Kalk- mosaik im Knorpelskelet, wie die formschönen zartgebildeten Chagrin-Zähnchen und die feinere Structur der Seitenlinie kann man mit blossem Auge deutlich beobachten. Kopf, Kiefer, Kiemenbogen, Brust- gürtel und Flossen, die beiden Rückenflossen, die Bauchflossen, ein Theil der Afterflosse — alles lässt sich deutlich erkennen und jeder dieser Theile befindet sich in natürlicher Lage. Unglücklicherweise fehlt die Schwanzflosse, eine Unvollständigkeit, welche den Werth des sonst vorzüglich erhaltenen Stückes etwas verringert. Die Umrisse des Fisches werden durch Placoid-Schuppen, welche in keiner Hinsicht laidirt sind, scharf abgegrenzt. Sie geben uns eine genaue Vorstellung von den Körperconturen dieses Selachiers. Besonders auffallende Erscheinungen sind die enorm entwickelten dorsalen Flossen, der verhältnissmässig kleine stumpfe Kopf, das rapide Anschwellen des Körpers vom Rostrum bis zur Brustgegend und das langsame Abschwellen von der Brustgegend bis zum Schwanzende, Die beiden Rückenflossen stehen nur ganz wenig hinter den Brust- resp. Bauchflossen. Der Bau des Fisches ist im Ganzen charakterisirt durch besondere Grazie und lässt auf hervorragende Behendigkeit schliessen. Dieser Schluss wird noch gestützt durch das Vorhandensein der verhältnissmässig grossen Flossen, welche als sehr geschickte Steuer- und Balancirorgane dienten. Maasse: Länge vom Rostrum bis zur Schwanzgegend (da wo das Exemplar durchgebrochen ist) 0,58 m 2 er - „ zum Ansatz des Stachels der ersten Rückenflosse . . . . . 0,23 % E * 2 nn = a „ „ zweiten Rückenflose . . . . 0,44 „ z & E er der Brustllosse"...2. 2 Han a AONL IN E n ne Yon 2 'der. Bauchflosse..; pcs ne RR '4OL,, Grösste Höhe des Fisches (in der Brustgegend). . . . RE RE BENNO]. ., Detail-Beschreibung. Kopfskelet. Der ganze Kopf liegt frei, nicht durch Chagrin verdeckt, Die Details des Skeletbaues liegen also in einer Weise bloss, wie man sie selten bei Elasmobranchiern findet. Durch einen leichten — 152° — Druck ist die Hinterregion des CFanium schräg aufgekippt worden, so dass sie deutlich zu Tage tritt. Der Mund ist geschlossen und die Knorpel des Ober- und Unterkiefers sind deutlich sichtbar. Bei genauerem Hinschauen bemerkt man, dass der ganze Kopf aus Myriaden kleiner polygonaler Kalkplättchen besteht, welche man bei oberflächlicher Betrachtung leicht fälschlich für Chagrin nehmen könnte. Ein einziger Blick auf den Kopf des Fisches überzeugt, dass die Verkalkung der Knorpel des Kopfskeletes sehr viel vollkommener ist, als bei irgend einem bekannten lebenden Hai. Diesem Umstande verdanken wir zweifellos die wunderbar vollendete Erhaltung des ganzen Kopfes. Die Bildung der Kalkplättchen in den Knorpeltheilen beschränkt sich nicht auf eine oberflächliche Schicht, sondern der Prozess scheint sich vielmehr auch auf das Innere der Knorpel ausgedehnt zu haben. Denn da, wo sich Brüche in der Aussenschicht befinden, sieht man eine Masse leicht zusammenhängender Körnchen darunter liegen. Dieser Umstand bot eine Fülle von Schwierigkeiten bei der Herausarbeitung des Kopfes. Denn da, wo die äussere Kruste einmal gebrochen war, musste man die grösste Vorsicht anwenden, um zu ver- hüten, dass der betreffende Theil zerbröckelte. Der ganze Kopf ist mit hellgelbem Eisenoxyd im- prägnirt, das als Bindemittel die körnige Substanz zusammenhält. Kopfmaasse: Von der Spitze des Rostrums bis zum vorderen Ende des Schädeldaches 30 mm mal Pr 2 = ES EHlinterkopkag et date a DIDu05 BR ss 5 5 n» » Beaeorbitalen Fortsatz . . . . 35 „ ENGEL 5 5 5 en apostorbitalenvBlortsatze rn 2.2 20, ae ; ” - zus Mundspaluewer ar a 6 5 Das Schädeldach, obwohl ein wenig eingefallen, ist vollkommen erhalten. Sein Vorderende liegt 30 mm von der Spitze des Rostrums entfernt; auf diese Weise entsteht eine ziemlich weite und tiefe, von zarten Knorpeln begrenzte Fontanelle. Die Nasenkapsel erscheint als eine runde Erhebung, welche noch mit Chagrin bedeckt ist; sie liegt zwischen dem Rostrum und dem Maule. Die Augenhöhle liest ziemlich weit vorn im Kopfe; sie ist tief und suboval. Nach oben zu ist sie begrenzt von einer dicken supraorbitalen Leiste, nach vorn zu durch einen praeorbitalen und nach hinten zu durch einen aus- gedehnten postorbitalen Fortsatz. Die genauen Grenzen des letzteren entziehen sich unserer Beobach- tung, da er und das Palatoquadratum ohne Grenze in einander übergehen. Die postorbitale Articu- lation des Palatoquadratum an dem Schädel ist viel ausgedehnter und vollkommener als bei den lebenden Notidaniden. Der als Quadratum bezeichnete Theil des Oberkiefers legt sich in einer Länge von 20 mm gegen den Schädel. Diese Anordnung entspricht genau derjenigen bei dem lebenden Heptanchus. Alles im allem genommen zeigt die ganze äussere Form des Schädels eine auffallende Aehnlichkeit mit der von Heptanchus. Das am Schädel befestigte Ende des Hyomandibulare liegt in einer in die Periotickapsel eingesenkten Vertiefung und der Knorpel der letzteren setzt sich in einen stumpfen Pteroticfortsatz fort. Die Ohrkapsel ist leicht eingedrückt, aber nichtsdestoweniger intakt. Der Knorpel der Labyrinthregion erscheint viel dünner und zarter als der übrige Schädelknorpel und ist in Folge der schrägen Lage des Schädels etwas zusammengeschoben. Die hintere Schädelwand ist dick und Spuren einer mittleren nicht sehr vortretenden occipitalen Leiste sind noch erkennbar. Die — 155 — genaue Lage der Parietalgrube kann man in Folge der schrägen Lage des Kopfes und der aufwärts gepressten linken Seite des Schädels nicht sehen. Eine posteriore Verlängerung des Schädeldaches, wie die von Fraas‘ bei 4. Hauffianus beschriebene, ist nicht vorhanden. Nach der Untersuchung des Münchener Exemplars ist die Interpretation des von Fraas beschriebenen Stuttgarter Stückes nicht mehr schwierig. Das letztere ist sehr schlecht erhalten. Der grössere Theil des Cranium ist durch Druck von oben plattgedrückt. Die Ohrkapseln fehlen augenscheinlich und die hintere Schädelwand, welche auf diese Weise freigelegt wurde, erscheint aufwärts gepresst, so dass sie in einer Ebene mit dem Schädeldache liegt. Die nach vorne gerückte Stellung der Parietalgrube und. ebenso die schein- bare Verlängerung des Schädeldaches wird so durch secundäre mechanische Vorgänge erklärt. Fig. 1. Rekonstruktion des Skeletes von Hybodus Fraasi. 9. '/ nat. Grösse. Visceral-Skelet. Kieferbogen. Die Kiefer von Hybodus sind bereits mehrmals beschrieben worden, aber ihre nahen Beziehungen zum Cranium werden durch das Exemplar aus dem Solnhofener Schiefer zum ersten Male klargestellt. Die postorbitale Verbindung des Oberkiefers mit: dem Cranium ist eine so feste, dass man die Articulationsnaht nicht mehr erkennen kann. Nach dem Rücken zu breitet sich der Quadrattheil des Knorpels 20 mm aus und bildet so eine ausgedehnte Gelenkfläche für die korrespondirende Pfanne am Cranium. Das Quadratum ist besonders mächtig und massiv entwickelt. In Folge der leichten Einsenkung der Ethmoidalregion scheint der vordere Teil des Palatum etwas höher zu liegen. Vorne, direkt unter dem Praeorbitalfortsatz, liegt ein in einem Winkel von 45° nach vorne gerichteter palatobasaler Fortsatz. Dieser Fortsatz liegt hier viel weiter vorne als bei Hexanchus oder Heptanchus und ist ausserdem nach vorne gerichtet und nicht nach hinten wie bei jenen Gattungen. Der Unterkiefer zeigt bemerkenswerte Eigenschaften. Nach der Symphyse zu verjüngt er sich rapide bis zu einer grössten Höhe von 30 mm. Eine sehr tiefe Muskelgrube nimmt den hinteren breiteren Theil ein. Von der Symphyse 40 mm entfernt liegt ein vorspringender Gelenkkopf, welcher in eine entsprechende Aushöhlung des Palatoquadratrandes passt. Ein anderes Gelenk, welches die Bestimmung hat, die Bewegung der Kiefer zu reguliren, liegt hinten 80 mm von der Symphyse ent- t Loc. cit. Palaeontograpbica, Bd. XLVT. — 154 — fernt; aber in diesem Falle liegt die Pfanne in dem Unterkiefer und der Gelenkkopf in dem Palato- quadratum. Leider ist ein Theil der äusseren Kruste der Knorpel in dieser Region etwas beschädigt, so dass eine detaillirte Beobachtung hier nicht möglich ist. Zähne. Obwohl der Mund geschlossen ist, kann man doch mindestens 12 Zähne zählen. Sie gehören zumeist dem Palatoquadratum an und bilden eine unregelmässige Reihe, die sich in der Aus- dehnung 30 mm an dem Knorpel hinzieht. Sie stehen eng und sind von geringer Grösse. In der Regel ist die Basis der Zähne nicht erhalten; nur die Krone allein ist übrig geblieben. Die Haupt- spitze ist klein und scharf und misst nur 2 mm in der Länge. Die Nebenspitzen sind besonders klein. Die Zähne sind nach innen gebogen und mit schmalen aber tiefen Rinnen versehen, die sich bis in die Spitze hinziehen; die grösste Tiefe und Breite der Rinnen liegt an der Basis der Zähne. Die Zähne unseres offenbar jugendlichen Stückes sind klein, natürlich kleiner als die bekannten gewöhnlichen Hybodus-Zähne. Leider ist nur die äussere Zahnreihe sichtbar, während die Zähne im Inuern des Mundes sämmtlich verdeckt sind. Es unterliegt keinem Zweifel, dass man die vollständige Bezahnung blosslegen könnte, wenn man den Fisch von der Rückseite der Platte aus präparirte, aber bei der grossen Zerbrechlichkeit des Kopfes erscheint ein solches Experiment nicht zulässig. Zungenbeinbogen. Hyomandibulare. Dieser Knorpel ist sanft gebogen mit breiten und flachen Seitenflächen. Seine Länge beträgt 35 mm, seine Breite durchschnittlich 10 mm. Die allgemeine Form desselben ist zu bezeichnen als ein gebogenes unvollkommen vierkantiges Prisma, welches sich an beiden Enden verbreitert und dessen beide Seitenflächen viel breiter sind als die vordere und hintere Fläche. Sein unteres Ende läuft in ein gerundetes Gelenk aus, das in enger Verbindung mit der hinteren Fläche des Kieferbogens steht. Das obere Ende ist noch fest mit dem Cranium verbunden und liest in einer Vertiefung der Ohrkapsel. Der hintere Rand des postorbitalen Fortsatzes ist in Folge seiner Verschiebung durch das obere Ende des Hyomandibulare unnatürlich hoch hinauf gepresst. An der Verbindungsstelle mit dem Cranium wird das Suspensorium dicker und breiter. Es liegt auf der Hand, dass die Artieulation mit dem Cranium eine vollkommene und direkte war und nicht eine solche wie bei den Notidaniden. Bei dieser Familie ist das Hyomandibulare mit Hilfe eines Ligamentes an dem Schädel befestigt und nicht durch ein Gelenk an ihn gebunden '. An der hinteren Seite des Hyomandibulare sind deutlich zu unterscheiden Reste von Kiemenstrahlen, in Form von 5 unregel- mässig begrenzten knorpeligen Fortsätzen, die nach hinten und aussen gerichtet sind. Diese Kiemen- strahlen sind an allen Kiemenbogen zu beobachten, doch am besten erhalten sind sie am Hyomandibulare. Das Hyoidstück ist nur teilweise sichtbar. _Es verschwindet unter dem massiven Knorpel des Unterkiefers und entzieht sich so der Beobachtung. Kiemenbogen. Fünf starke plastisch erhaltene Knorpelbarren, untereinander parallel an- geordnet und von vorne nach hinten allmählig an Grösse abnehmend, repräsentiren den Branchial- apparat. Nur die beiden oberen Theile derselben, nämlich die Pharyngobranchialia und die Epi- branchialia, sind zu sehen. Die unteren Theile sind auf der Gegenplatte erhalten. Die Pharyngo- branchialia sind lang und messerklingenartig geformt, wie bei Mustelus. Das zum ersten Kiemenbogen gehörende Pharyngobranchiale erstreckt sich so weit nach hinten, dass es fast über den fünften Kiemenbogen hinausragt. Die übrigen werden nach hinten zu kleiner. Der fünfte kleinste Bogen trägt kein Pharyngobranchiale. ! Vide Cart GEGENBAUR, Das Kopfskelet der Selachier, S. 157. 3 a u as 2 a a EZ Zu 1 ZZ a 9 dl Du Zu UL DL Lu nm Zu ui; un u u Od Lu 0 1 — 00, — Das Rumpiskelet. Das Notochord ist persistirend. Seine Lage wird bezeichnet durch ein 10 mm breites Band, das in einer Kurve der ganzen Länge nach den Fisch durchzieht und das an der Rückseite von Neurapophysen und an der Bauchseite von den Rippen und Haemapophysen begrenzt wird. Das ganze Notochord zeigt absolut keine Spur von Verkalkung. Die einzelnen Neurapophysen in der Region hinter dem Cranium sind nicht auseinander zu halten. Alles, was man sehen kann, ist eine undeutliche Knorpelmasse, welche auf den ersten Blick ein einheitliches Stück zu bilden scheint. Dieses Aussehen könnte irreführen; vielleicht ist es durch die Verrückung einzelner Neurapophysen verursacht, welche so theilweise übereinander geworfen sind. Möglicherweise aber ist es auch dadurch herbeigeführt, dass die ersten Neurapophysen wie bei der Chimaeriden-Gattung Callorhynchus miteinander verschmolzen sind. Die ersten getrennt erkennbaren Neurapophysen sind kurz und breit. Weiter nach hinten werden sie länger und schmäler und erreichen ihre Maximalgrösse zwischen den beiden Rückenflossen. Noch weiter nach hinten zu nehmen sie wieder an Grösse ab und zwar bis zur zweiten Rückenflosse, von wo ab sie unter dem Chagrin verschwinden. In Verbindung mit der Basis einzelner Neurapophysen und hinter denselben bemerkt man kleine drei- eckige Knorpelstücke, welche offenbar als Intercalaria zu deuten sind. Sie sind sehr klein und, wo erkennbar, immer angeheftet an die verbreiterte Basis der Neurapophysen. Diese Anordnung ist die- selbe wie bei den Stören und in der That erinnert die ganze Form und Ausbildung der Neurapophysen mehr an eine Ganoidform als an Haifische. Die Rippen. Die Pharyngobranchialia verdecken die ventralen Theile des Axialskelets bis zu dem Punkt, wo die Rippen ansetzen. Die letzteren zeigen ebenfalls besondere Eigenthümlichkeiten. In der Gegend des Brustgürtels sind sie von normaler Länge; von da ab nehmen sie nach hinten rapide an Länge zu, bis zu 70 mm. In Anbetracht der Grösse des Hais erscheint diese Länge ganz ungewöhnlich. Bei Haien sind die Rippen in der Regel nur ganz unbedeutend entwickelt und bei keiner recenten oder fossilen Haifischform hat man bisher eine solch eigenartige Entwickelung der Rippen beobachten können. Hierin haben wir wieder einen Charakter, der mehr den Ganoiden als den Haien eigenthümlich ist. Man kann im Ganzen ca. 20 lange Rippen zählen, und die auffallende Länge ist bei jeder einzelnen dieser Rippen deutlich zu konstatiren. Nach hinten zu verkürzen sie sich rapide, bis sie ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Rückenflossen gänzlich verschwinden. In der Hinterregion des Fisches sind in einer Ausdehnung von etwa 11 cm wieder deutliche Haemapo- physen zu erkennen. Die ersten derselben sind durch Zufall aufwärts gebogen und zwar quer über den Chordastrang. Auf den ersten Blick kann man sich leicht täuschen und diese für Spuren einer beginnenden Verkalkung des Notochordes halten; doch bei genauerer Untersuchung und mit Zuhilfe- nahme der Gegenplatte erkennt man sofort die wahre Natur dieser Theile. Die Flossen. Die unpaaren Flossen sind durch zwei vollständige Rückenflossen und Spuren einer Afterflosse vertreten. Die Schwanzflosse ist, wie bereits erwähnt, nicht erhalten, Die Rücken- flossen bestehen im Wesentlichen aus dem bekannten charakteristischen dreieckigen basalen Knorpel, der nach hinten zu in Radien differenzirt ist. Die beiden Stacheln sind ungefähr von gleicher Grösse, nämlich 15 cm lang. Der vordere ist besser erhalten als der hintere, welcher leider durch einen Bruch in der Platte leicht beschädigt ist. Die Wurzel eines jeden ist verhältnissmässig lang, da sie etwas mehr als ein Drittel der ganzen Ausdehnung des Stachels einnimmt. Die Verzierung besteht aus sechs erhabenen und nach der Spitze zu convergirenden Rippen. Der Querschnitt ist dreieckig, die vordere Kante ist kielartig zugeschärft. Die hintere Fläche trägt eine Anzahl unregelmässig an- geordneter Zähne, die auf einer convexen medianen Leiste stehen. — 1562 — Die Anordnung der Zähne ist bei den beiden Stacheln nicht vollkommen übereinstimmend. Die in zwei Reihen angeordneten Zähne des ersten Stachels alternieren, wie das gewöhnlich die Regel ist. Die Zähne des hinteren Stachels bilden eine einzige mehr oder weniger unregelmässige Reihe: nur auf dem unteren Theile sind sie in zwei nicht alternierenden Reihen angeordnet. Es ist mög- lich, dass dies letztere eine Krankheitserscheinung ist. Die Länge der Zahnreihe misst 60 mm und besteht aus ca. 20 Zähnen, welche klein und stark nach unten gebogen sind und gegen das Oberende des Stachels hin an Grösse abnehmen. Die Basalknorpel beider Rückenflossen sind erhalten. Da die vordere Flosse zusammen- gefaltet ist, kann man den Knorpel derselben nicht so gut erkennen als bei der hinteren, welche in ihrer vollen Breite entfaltet ist. Der Knorpel setzt in einer an der hinteren Seite des Stachels be- findlichen Rinne an, welche fast bis zu der Zahnreihe reicht. Er ist dreieckig und nach hinten zu in mindestens 13 Flossenradien differenzirt. Diese sind am breitesten und kürzesten nächst dem Stachel und werden etwas schmäler und länger, je mehr sie sich davon entfernen. Das Kalkmosaik des Knorpels, welches aus einer doppelten Schicht besteht, sieht man hier besonders gut. Ein Theil der oberen Schicht ist weggebrochen und die untere ist so gut erhalten, dass sie durchsichtig erscheint. Löst man einen Theil des Knorpels ab und bettet ihn in Canada-Balsam ein, so erkennt man die minutiösesten Details der Knorpelstructur. Die Flossenstrahlen sind sonderbarer Weise nicht erhalten; nur einige sehr schwache Eindrücke kann man hier und dort noch erkennen. Die Ausdehnung der Flossen ist mit Hilfe der vorhandenen kleinen Chagrin-Schüppchen der Flossen, welche sämtlich parallel angeordnet sind, genau zu verfolgen. Die Flossenmembran reicht bis zur Spitze des Stachels; sie lest sich in einer Zickzacklinie zwischen den Zähnen des Stachels an diesen an. Afterflosse. Nur ein kleines Stück des Basalknorpels der Flosse, welche 17 cm hinter der Bauchflosse liegt, ist sichtbar. Der Rest ist nicht erhalten, da hier ein Bruch durch die Platte im vorderen Theile der Flosse zieht. Den erhaltenen Theil kann man nur mit Hilfe der Lupe erkennen und alsdann erblickt man die charakteristischen winzigen Kalkplättchen des Knorpels. Die paarigen Flossen. Der Brustgürtel ist ein typischer Selachierbrustgürtel; er besteht aus einem einfachen Knorpelbogen. Der dorsale Theil ist dick und kräftig und spitzt sich nach oben hin zu. Ein Bruch, welcher durch den Brustgürtel zieht, könnte den Anschein erwecken, als ob derselbe d. h. hier die rechtsseitige Hälfte des Gürtels aus zwei Stücken zusammengesetzt wäre. Der Gürtel ist am breitesten an der Ansatzstelle für die Brustflosse und zeigt drei gesonderte Facetten, welche für die drei Basalknorpel der Flosse bestimmt sind. Die Brustflosse besteht im Wesentlichen aus drei Stücken, dem Pro-, Meso- und Metaptery- gium. Das Metapterygium ist ein massives, cylindrisches, stachelartiges Knorpelstück von 30 mm Länge. Es greift in eine schmale, doch tiefe concave Facette ein und trägt keine Radien. Das breite und dreieckige Meso- und Propterygium tragen ungefähr je die gleiche Anzahl von Radien. Die Radien des Mesopterygium sind am besten erhalten und bestehen aus langen und schmalen Knorpelstäben, deren jeder einzelne in eine Anzahl kleinerer Segmente zerlegt ist. Gegen die Mitte der Flosse hin sind sie am längsten. Die Radien des Propterygium sind nicht so deutlich zu erkennen, da sie zum grössten Theil durch einen Chagrin-Mantel verdeckt sind. Doch ist ihre Anordnung durch eine Reihe undeut- licher paralleler Linien angedeutet. Ebenso wie bei den Rückenflossen sind auch hier keine Spuren von den Flossenstrahlen erhalten und von dem Reste der Flosse ist nichts ausser den feinen Chagrin- Schuppen übrig geblieben. Umrisse und Grösse der Brustflosse können auf diese Weise leicht bestimmt —_. werden. In Anbetracht der Maasse des Fisches sind die Brustflossen sehr gross, wie bei der lebenden Gattung Cestracion. Die Bauchflosse ist nicht ganz vollkommen erhalten. In Folge eines Bruches in der Platte fehlt der vordere Theil der Flosse. Für die genauere Beschreibung kommt hier hauptsächlich die Gegenplatte des Stückes in Betracht, da der grössere Theil dieser Flosse sich auf ihr befindet. Die Flosse zeigt die für weibliche Haie normale Ausbildung. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Basi- pterygium, welches mindestens 15 Radien trägt. Diese sind vorn am breitesten und kürzesten; weiter hinten werden sie schmäler und länger. Den Umriss der Bauchflosse kann man auch hier mit Hilfe des Chagrins feststellen; sie erweist sich als ebenfalls ziemlich gross. Chagrin (Taf. XV, Fig. 3. 4). Die Chagrin-Schuppen sind sehr grob und ziemlich dicht an- geordnet. Sie sind an den verschiedenen Stellen des Körpers verschieden. Am Rostrum und an den Flossen sind sie sehr fein. An den Bauchtheilen sind sie zumeist feiner als auf den Flanken und dem Rücken; in der Aftergegend werden sie besonders fein. An den Flanken in der Nähe der Schwanz- gegend sind sie am gröbsten und hier findet man sie noch in ganzen zusammenhängenden Stücken. Die Schuppen sind immer einfach und stehen niemals in Gruppen wie bei Aybodus delabechi und ähneln denen von Echinorhynchus spinosus und erinnern auch an manche von den Hautstacheln bei Raja radiata. Die Placoid-Schuppen. obgleich in ihrer Form ein wenig variirend, sind alle in gleicher Weise konstruirt. Der vorwiegende Typus besteht aus einer breiten flachen kreisförmigen Basis mit ausgezacktem Rande, welche in der Mitte eine vorspringende scharfe Crista trägt, die mit einer dünnen Schieht von Schmelz bedeckt ist. Diese Crista selbst ist kräftig nach hinten gebogen. Die kleineren Zähnchen, besonders an den Flossen, sind von mehr conischer Form, doch ihre Spitze ist stets nach rückwärts gebogen und die Verzierungen sind überall dieselben. Wenn man einen Längsschnitt durch eine Placoid-Schuppe macht, so erscheint die Pulpahöhle gross und niedergedrückt; von ihr strahlen Myriaden von verästelten Kanälen in die dichte Dentinschicht aus. Die letztere ist bedeckt mit einer durchsichtigen Substanz, welche gewöhnlich als Schmelz ' bezeichnet wird. Die Cristen der Schuppen sind alle parallel angeordnet, und wenn man mit der Hand von hinten nach vorn über die Flanken fährt. so verletzen sie die Hand ziemlich stark. Kopfstacheln (Sphenonchi) sind nicht vorhanden. Sie waren auch überhaupt nicht aus- gebildet, da man sonst bei dem vorzüglichen Erhaltungszustande unseres Stückes Spuren von ihnen finden müsste. Unser Exemplar repräsentirt ein Weibchen, dieses in Verbindung mit einem später zu erwähnenden Umstande stützt die Theorie, dass Kopfstacheln nur den Männchen allein eigen waren. Die Seitenlinie (Taf. XV, Fig. 3) wird von einem schmalen, 1 mm breiten, aus einer doppelten Reihe sehr kleiner und besonders modifizirter Plättchen zusammengesetzten Bande gebildet. Diese Plättchen sind einfach. ein wenig gewölbt und stehen sehr eng bei einander. Die beiden Reihen bilden gleichsam einen Schutzbogen über der eingesenkten Rinne, in welche die Schleim- kanäle mündeten. Die Anordnung ist nicht unähnlich derjenigen, welche bei Chlamydoselache vor- herrscht, aber die Schutz-Schüppchen sind hier viel modifizirter. Aus einer solchen Seitenlinie ist leicht ‘ In neuerer Zeit sind eine ganze Anzahl von Untersuchungen über diese äussere Schicht bei den Elasmo- branchiern angestellt worden. Röse erklärt dieselbe für blosses Dentin, während Tomes, dessen Studien über diesen Gegenstand erst jüngst erschienen sind, zeigt, dass wir es nicht mit Dentin zu thun haben, sondern dass diese äussere Schicht hier richtiger als Schmelz zu bezeichnen ist. (Structure and Development of the Enamel of Elasmobranch Fishes. Phil. Trans. Roy. Soc. London Series B. Vol. 190. 1898. S. 443 — 464.) A. Fie. 2. Seitenlinie bei Hybodus Fraasi. A. Verlauf der Seitenlinie mit den beiden dorsalen Aesten (a). B. Ein Theil derselben vergrössert, « von oben gesehen, 5 in Querschnitt. der Typus abzuleiten, welchen Surru Woopwarn ' bei Scyllium sahel-almae aus der oberen Kreide des Libanon beschrieben hat. Die Seitenlinie besteht bei Scyllium sahel-almae ähnlich wie bei Ohimaera aus kleinen Halbringen. Die Verschmelzung je zweier gegenüberliegenden Plättchen der Seitenlinie bei Hybodus würde zur Bildung solcher „Halbringe“ führen. Am vorderen Theile des Rumpfes zwi- schen dem Kopfe und der Rückenflosse sind deutliche Schleimkanäle (Fig. 2 A.a.) sichtbar, welche über die Rückenregion laufen. Ein Ast läuft über den Rücken gerade hinter dem Kopf und zweigt nach vorn zu einen schmaleren Ast ab. Ein anderer Ast entspringt 4 cm weiter rückwärts an der Seiten- linie und läuft dem ersten annähernd parallel. Beide Aeste ziehen schräg rückwärts über den Rücken. Der Knorpel (Taf. XV, Fig. 5). Zur Untersuchung der Microstructur der Knorpeltheile wurden Stücke aus der hinteren Rückenflosse genommen. Unter dem Mikroskop sieht man hexagonale Kalk- plättchen, welche sehr dicht bei einander stehen. In den Zwischenräumen, welche sich zwischen den nebeneinander liegenden Plättchen befinden, sehen wir kleine Lücken, welche ursprünglich mit Hyalin- knorpel ausgefüllt waren und jetzt mit Kalkspat infiltrirt sind. Die Plättchen zeigen eine ganz typische Struetur. Der Kalkspat ist in feinen concentrischen Schichten abgelagert. Nach dem Innern zu werden sie undeutlicher und verlieren sich schliesslich ganz. Wenn man die Zelle stark vergrössert, erscheint sie durchsetzt von zahlreichen kleinen Kanälchen, welche mit Kalkspat infiltrirt sind. Diese Kanäle treten entweder einzeln auf oder in Gruppen. Die faserige radiale Structur der Zellen wird sichtbar, wenn man sie unter gekreuzte Nicols bringt, wie schon von FrAAs bemerkt wurde. An verschiedenen Stellen unseres Exemplares sind Spuren der Weichtheile erkennbar. Die Muskelstreifung ist an mehreren Punkten in der Rippengegend sichtbar und kann mit Hilfe einer guten Lupe leicht studirt werden. Diese neue Aybodus-Art ist leicht erkennbar an dem besonders groben Chagrin, durch welches sie von allen anderen Arten ausgezeichnet ist und ferner an der geringen Grösse der Zähne. Die Art wurde Herın Professor Dr. E. Fraas in Stuttgart gewidmet, welchem wir werthvolle Unter- suchungen über HAybodus verdanken und welchem ich persönlich für sein liebenswürdiges Entgegen- kommen verpflichtet bin. ! A. Suste WoopwaArn: On the lateral line of a Cretaceous species of Scyllidae. Pro. Zool. Soc. London. 1888. S. 127. BE ELRTE Hybodus Hauffianus E. Fraas. 18 (Taf. XVI, Fie. 1.) Das zweite Exemplar, dessen Untersuchung mir obliegt, ist eine neuere Erwerbung des Stutt- garter Museums. Es wurde im Posidonomyen-Schiefer des oberen Lias von Württemberg, bei Holz- maden gefunden, jener Zone und Fundstelle, welche seit Alters her durch ihre Schätze und deren prächtige Erhaltung berühmt ist. und von welcher in jüngerer Zeit ganz besonders werthvolle Pracht- stücke stammen. Hybodus-Reste sind auch schon früher bei Holzmaden gefunden worden, und zwar jene schönen, wenn auch fragmentären Stücke, welche E. Fraas beschrieben hat, und welche bis jetzt das beste bekannte //ybodus-Material repräsentirten. Es muss als ein glücklicher Umstand bezeichnet werden, dass dieselbe Schicht und Lokalität uns jetzt ein Exemplar geliefert hat, welches ungleich besser und vollständiger erhalten ist als alle bekannten Reste liasischer Aybodus-Formen. Das jüngst gefundene Stück, welches vorzüglich präparirt ist, zeigt eine Anzahl neuer und interessanter Charak- tere und erweist sich als besonders instruktivv. Obwohl das Exemplar durch Verdrückung stark gelitten hat. so sind doch die meisten Skelettheile deutlich zu beobachten, nur die Schwanzregion ist minder gut erhalten, da sie theilweise zerfallen ist. Der Fisch liegt auf dem Rücken, so dass nur seine Ventralseite sichtbar ist. Dadurch prä- sentiren sich die Flossen, welche alle ausgebreitet daliegen, besonders schön, und ihr einzigartiger Erhaltungszustand giebt dem Stücke einen besonderen Werth. Zum ersten Male können wir hier bei diesem Stücke (es ist ein Männchen) das Pterygopodium, den Copulations-Apparat der Gattung Hy- bodus studieren. Eine weitere interessante und eigenartige Merkwürdigkeit des Stückes besteht darin, dass in der Magenregion eine grosse Menge von Belemnitenrostren ! liegen. Maasse: EEE EN ee a a oe Alan Vom Rostrum bis zur ersten Rückenflosse . . . . 0,40 „ . 5 s„ „ zweiten er JUN Brusttlogser Fer DE & 59 2, Bauchflossen ver 032 5: r er Afterflosse weine mel 30 Beschreibung. Kopf. Wie zu erwarten, können vom Cranium nur kleinere, unwichtigere Partien beobachtet werden. Ein losgelöstes Stück vom Vorderende des Schädeldaches (Taf. XVI, Fig. 2), welches in der Nähe ‚des Kopfes gefunden wurde und frei präparirt ist, besitzt die bereits von E. Fra4s beschrie- benen Merkmale, Das Stück zeigt einen Theil des Hinterrandes der vorderen Fontanelle, ebenso Theile der supraorbitalen Leisten, ferner die mittlere und die beiden seitlichen Gruben. Das Stück ist von dem übrigen Theile des Schädels durch einen schiefen, von rechts nach links laufenden Bruch ab- getrennt worden. ' Nach freundlicher Mittheilung von Heırn Dr. F. Priexıger gehören diese Rostra dem Belemnites tripartitus SCHLOTH. an. e EI ZENT — 60 Mit diesem Schädelfragmente zusammen wurden zwei Knorpelstücke (Taf. XVI, Fig. 3) gefunden und ebenfalls frei aus dem Gesteine herauspräparirt. Sie sind paarig, rechts und links, und zeigen je eine tiefe elliptische Gelenkpfanne. Zweifellos sind diese die abgebrochenen Postorbitalfortsätze der rechten und linken Seite des Schädels. Ihr unregelmässiger und gezackter Oberrand lässt erkennen, dass sie abgerissen worden sind. Der Postorbitalfortsatz der rechten Seite ist etwas mehr zusammen- gedrückt als der linke, die Gelenkpfanne auf seiner Unterseite ist daher nicht so breit wie bei letz- terem. Die Gelenkpfanne misst, wenn man das Mittel aus beiden Stücken nimmt, 32,5 mm : 12,5 mm; die Maasszahlen entsprechen den beiden Hauptaxen der Ellipse. Die beiden Knorpelstücke sind be- sonders interessant, da sie die Grösse und Vollkommenheit des Postorbitalgelenkes zwischen dem Cranium und dem Palatoquadrat-Knorpel bei Hybodus zeigen. Von der Aussenseite gesehen ist die Gelenkpfanne an keinem der beiden Knorpelstücke bemerkbar, da sie durch einen überstehenden Rand verdeckt ist; sie wird erst sichtbar, wenn man die Stücke von der Rückseite oder von unten her betrachtet. Hieraus wird es verständlich, warum bei dem Münchener Exemplare keine Naht zwischen dem Postorbitalfortsatz und dem Palatoquadratum zu erkennen ist. Bei letzterem Stücke ist der Kopf seitlich zusammengedrückt und der überhängende Rand des Postorbitalfortsatzes ist mit dem Quadrat- theil des Oberkiefers verschmolzen; die Naht ist auf diese Weise verwischt. Von den Kopfstacheln sind nur zwei erhalten. Der eine (ein grosser) liegt zum Theil auf dem ersten Kiemenbogen; er ist augenscheinlich vom Kopfe abgerissen und nachträglich in diese un- natürliche Lage geraten. Der zweite, kleine (Taf. XVI, Fig. 4a. b.) ist aus dem Gestein herauspräparirt; er ist noch im Zusammenhang mit seiner dreistrahligen Basis erhalten. Ausserdem liegt noch die Basis eines dritten Stachels vor (Taf. XVI, Fig. 4 c.), aber der zugehörige hakenförmige Stachel fehlt. Hybodus besass paarige Kopfstacheln, zwei grosse und zwei kleine; je ein grosser und ein kleiner Stachel standen auf der rechten und linken Schädelseite über und hinter der Augenhöhle. Bereits seit langer Zeit kannte man solche Kopfstacheln und bezeichnete sie, ehe ihre richtige Deutung gefunden war, mit dem Namen Sphenonchus. Die Kopfstacheln sind Dermalgebilde: sie bestehen aus einem spitzigen, hakenförmigen, öfters gekrümmten Dorn, welcher tief in eine massive, dreistrahlige Basis von Knorpelmasse eingelassen ist. Die Männchen anderer verwandter Gattungen, wie Acrodus, Asteracanthus, trugen auch solche Kopfstacheln. Der eigentliche Zweck dieser Stacheln ist nicht bekannt. Da sie nur von den Männchen allein getragen wurden, so ist es in hohem Maasse wahr- schemlich, dass sie irgend eine Funktion bei dem Begattungsakt zu erfüllen hatten. Wenn bei den Hybodonten der Begattungsakt in ähnlicher Weise vorgenommen wurde, wie ihn Bovau' bei Seyllium catulus beschreibt, dann dienten diese Kopfstacheln ohne Zweifel mit dazu, das Weibchen festzuhalten. ‘Die Kiefer. Beide Aeste des Unterkiefers sind vollkommen sichtbar. Sie zeigen die typische Form mit niedriger Symphyse und starker Verbreiterung gegen hinten für die Insertion der Kiefer- muskeln. Der vordere Gelenkkopf des Unterkiefers ist verdeckt, aber die Gelenkpfanne, in welche der hintere Gelenkkopf des Palatoquadratum hineinpasst, ist noch zu beobachten. In Folge der Lage des Fisches ist das Palatoquadratum nur unyollkommen sichtbar; es ist zum grössten Theil durch den Unterkiefer verdeckt. Die Syınphysenregion mit zahlreichen ausgefallenen Zähnen liest vom Unterkiefer unbedeckt da und ist so der Beobachtung zugänglich. Wenigstens 70 zerstreut umherliegende Zähne können in der Mundregion gezählt werden. Dieselben stimmen mit denjenigen ı Borav, H., Ueber die Paarung und Fortpflanzung der Scylliumarten. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXXV. 1882. — 161 — überein, welche E. Fraas beschrieben hat; ohne Zweifel gehört darum das Stück zu der Art Hybodus Hauffianus. Von dem Zungenbeinbogen ist allein das von einem recht kräftigen Knorpel gebildete Hyoid- stück der linken Seite deutlich sichtbar. Dasselbe liest noch dicht am Hinterrande des linken Unter- kieferastes und ist mit dem Hyoidstück der rechten Seite durch eine grosse dreieckige Copula verbunden. In der Ausdehnung von etwa 7 cm liegen hinter dem Schädel die Kiemenbogen. Fünf Bogen waren vorhanden, aber leider sind dieselben ganz zerbrochen und die Bruchstücke so unter- einander geworfen worden, dass eine detaillirtere Untersuchung unmöglich ist. Gegen hinten, median liegend, ist ein Toe.zcit. % Bull. soc. Nat. Moscou. Vol. XXXVII. 1864. p. 157—170. ” Tragquaır, R. H,, Description of a fossil shark (Otenacanthus costellatus) from the Lower Carboniferous rocks of Eskdale, Dumfriesshire. Geol. Mag. 1884. p. 3. ya mit persistirendem Notochord, mit zwei Rückentlossen, welche beide Flossenstacheln besitzen, und wahrscheinlich auch mit einer Afterflosse. Derselbe Autor! hat ferner einen wichtigen Hai, Cladodus Neilsoni Traa. beschrieben, bei welchem die Structur der Brustflossen im Detail zu beobachten war. Das von Tragvaır beschriebene Exemplar ist dadurch von besonderem Interesse für den Palaeonto- logen. dass es die Entwicklung der Brustflosse bei den Selachiern erklären hilft. Das Kopfskelet zeigt hier, soweit man feststellen kann, bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit dem von Hybodus: die Augen- höhle liegt ziemlich weit vorne am Kopfe. Der Postorbitalfortsatz ist augenscheinlich gross und vor allem ist das Hyomandibulare lang und massiv. Die allgemeine Form des Kopfes im Ganzen genommen erinnert sofort an Hybodus. Traquaır war durch die Aehnlichkeit mit den Notidaniden überrascht; die Charaktere, welche die Aehnlichkeit mit dieser Familie bedingen, sind dieselben, welche nach meinen Beobachtungen auch bei #ybodus vorhanden sind. Der Hauptwerth aber von Cladodus Neil- soni Trag. ist in dem Bau der Flossen begründet, welcher durch jenes sehr bemerkenswerthe ä. B. C. D. Fig. 6. Schematische Darstellung der Brustflossen bei A. Xenacanthus (Pleuracanthus), B. Cladodus, C©. Symmorium, D. Hybodus. Exemplar klar gelegt wird. Beide Brustflossen sind erhalten und die proximalen Basalelemente der- selben bestehen im wesentlichsten aus a) 5 bis 9 stabförmigen Knorpelstücken, welche direkt an den Schultergürtel angeheftet sind und welche dem Pro- und Mesopterygium der gewöhnlichen Haie ent- sprechen, b) einem Metapterygium, welches zusammengesetzt ist aus einem proximalen, länglich trapez- förmigen Stück, das mit dem Schultergürtel artieulirt, und einem distalen segmentirten Theile, der aus 9 abgeflachten rechteckigen Stücken besteht und so einen langen schmalen Stiel bildet. Traquaır hat erwiesen, dass diese Form des Metapterygium dem medianen gegliederten Stiel in der Brustflosse von Xenacanthus (Pleuracanthus) entspricht; er betont dabei die Wichtigkeit dieses Exemplares als eines solchen, welches die GEGEnsaur’sche Theorie über die Entstehung der Flossen bestätigt. Copr? hat den Flossenbau bei einer anderen Üladodontenform aus dem Ober-Carbon, Symmorium reniforme CopE, beschrieben. Diese Form erinnert an Cladodus Neilsoni, zeigt aber eine wichtige Abweichung: ! Tgagvaır, R. H., On Cladodus Neilsoni Trag. from the Carboniferous Limestone of East Kilbride. Trans- Geol. Soc. Glasgow. Vol. XVI. part. I. 1897. 2 Core, E. D., New and little known palaeozoic and mesozoie fishes. Journ. Akad. Nat. Sciences, Philadelphia. Vol. IX. II. series: 1884—95 pag. 427. a u — 12 '— das ganze Metapterygium besteht nur aus einem einzigen langen Knorpelstück und ist an seinem distalen Ende nicht segmentirt. Der bei Symmorium beobachtete Typus der Flosse ist aus dem Cladodus-Typus einfach durch Verschmelzung der einzelnen Stücke des Metapterygium hervor- gegangen zu erklären. Der Hybodus-Typus des Metapterygium kann nun aus dem Symmorium-Typus durch Verkürzung des Metapterygium abgeleitet werden. Wie wir bereits gesehen haben, ist bei Hybodus Fraasi das Metapterygium ein kräftiger cylindrischer Knorpelstab, welcher keine Radien trägt, sondern nur zum Durchschneiden des Wassers dient; die Aufgabe, Radien zu tragen, fälit hier dem Pro- und Mesopterygium zu. Mit anderen Worten: Wir haben hier eine natürliche Reihe, welche mit dem segmentirten Archipterygium bei Pleuracanthus beginnt; daraus entwickelt sich das segmen- tirte Metapterygium bei Cladodus, aus welchem das unsegmentirte Metapterygium bei Symmorium hervorgeht, dem dann als Endglied der Reihe das verkürzte und unsegmentirte Metapterygium bei Hybodus folgt. Am besten lässt sich das in schematischer Weise darstellen wie in Fig. 6. Die Rück- bildung des Metapterygium, als des Hauptbestandtheiles der Flosse, ist begleitet von der Ausbildung und Entwickelung der beiden anderen Basalstücke, d. h. des Pro- und Mesopterygium. Nach GEGEN- BAUR sind dieselben dadurch entstanden, dass die basalen Glieder einer ganzen Anzahl von proximalen Radien zu zwei Stücken zusammenschmelzen. In der Flosse von Hybodus ist die Rückbildung des Metapterygium eine vollständige und ebenso ist die Entwickelung von Pro- und Mesopterygium eine vollkommene. Die Brustflosse bei Hybodus ist von der bei den Cladodonten einfach dadurch abzu- leiten, dass durch Verschmelzung der basalen Knorpelstäbe zwei Knorpelstücke, das Pro- uud Meso- pterygium, entstanden, wie das von GEGENBAUR ausgesprochen wurde, und dass gleichzeitig das Meta- pterygium verkürzt wurde. Unter den höheren Fischen ist eine ähnliche Entwickelung der Brustflosse bei den Crosso- pterygiern bekannt. Bei dieser Ordnung ist die lappenförmige Flosse mit centraler Axe, wie wir sie bei palaeozoischen Formen, z. B. Holoptychius, aus dem Devon, kennen, heute nur noch bei Polypterus vorhanden; sie ist hier aber nicht mehr lang, sondern sehr verkürzt, und besitzt wie die Flosse der lebenden Haie drei Basalstücke. Der positive Beweis für die Entstehung der Brustflosse bei lebenden Haien, wie er durch die Palaeontologie beigebracht wird, ist so vollkommen als möglich. Es erübrigt der Palaeontologie nur noch negative Beweise zu erbringen, um die bis zum letzten Jahre bei den Embryologen so verbreitete Seitenfaltentheorie umzustossen. Die jüngsten Untersuchungen von Semox ! zielen. darauf hin, die Seitenfaltentheorie bedenklich zu erschüttern. Semox hat gezeigt, dass aus der Entwickelung der archipterygialen Flosse von Ceratodus auch nicht die leiseste Andeutung von Beweis für die letz- tere Theorie entnommen werden kann, — im Gegentheil, alles spricht hier für die Theorie GEGEN- BAURS. Die einzige Hoffnung, welche den Anhängern der Seitenfaltentheorie geblieben ist, hängt an einer carbonischen Selachierform, welche Bas#rornp Dean als zur Familie der Pleuropterygier gehörend bezeichnet. Die einleuchtenden Argumente, welche Szmon gegen BAsHrorp Dran ins Feld führt, zwängen uns die Ueberzeugung auf, dass bis zur Entdeckung besseren Materiales viele der sogenann- ten primitiven Charaktere, welche für Cladoselache angegeben werden, mit grösster Reserve aufzu- nehmen sind. Zahlreiche Autoren haben immer an der Richtigkeit der Beobachtung bezüglich Olado- ! R. Smuox: Die Entwickelung der paarigen Flossen des Ceratodus forsteri. Zoolog. Forschungs-Reisen in Australien und dem Malayischen Archipel 1898. en selache gezweifelt, am sichersten von ihnen konnte wohl Prof. Jacken! urtheilen, welcher Gelegenheit hatte, das einschlägige Material zu studieren. Die Untersuchungen Semox’s haben einer schon lange diskutirten Frage neues Interesse verliehen und sollten den Palaeontologen als Sporn dienen, diese Frage endlich einmal vom palaeozoologischen Standpunkte aus aufzuklären, Es ist in der That zu bedauern, dass unsere Kenntniss vom übrigen Skeletbau der Clado- donten noch so unvollkommen ist. Künftige Untersuchungen werden vermuthlich ergeben, dass die Cladodonten noch enger mit den Hybodonten verbunden sind. Die Cladodonten existirten bis in die ersten mesozoischen Zeiten; selbst noch im Keuper finden wir Cladodontenzähne: Phoebodus Brodier (Sutz Woopwarp). Vergesellschaftet mit diesen wurden in denselben Ablagerungen Rückenflossen- stacheln gefunden, z. B. solche von Hybodus (Leiacanthus) keuperinus, welche nur wenig von denen typischer Hybodus-Formen abweichen, gleichzeitig kommen dort Kopfstacheln vor, wie solche nur von den Hybodonten getragen werden. Die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Hybodus und seinen mesozoischen Zeitgenossen ist eine Frage, welche in Folge unserer sehr dürftigen Kenntniss vom Skeletbau der letzteren noch nicht mit Sicherheit diskutirt werden kann. Die Haifische des Mesozoikum scheiden sich auf natürliche Weise in zwei Gruppen: 1) Formen mit glatten, nicht verzierten Rückenflossenstacheln, ohne Zähne auf der Hinterseite der Stacheln. Die Männchen dieser Gruppe besitzen keine Kopfstacheln. Typische Glieder dieser Gruppe sind: Palaeospinax, Synechodus und Cestracion. Auf diese Gruppe, und zwar auf diese Gruppe allein, möchte ich den Namen der Cestraciontidae angewendet wissen. 2) Formen. deren Flossenstacheln gerippt oder sonstwie ornamentirt sind und auf der Rückseite eine doppelte Reihe median gestellter Zähne tragen. Die Männchen dieser Gruppe sind durch Kopfstacheln aus- gezeichnet. Typische Vertreter derselben sind: Hybodus, Acrodus, Asteracanthus. Für diese Gruppe, und zwar nur für diese Gruppe allein, sollte meiner Ansicht nach der Name Hybodontidae Verwen- dung finden. Trotz der Aehnlichkeit in der Form der Zähne ist es sehr zweifelhaft, ob diese beiden natür- lichen Gruppen in nahen genetischen Beziehungen zu einander stehen. Es ist sehr viel wahrschein- licher, dass die erstere Gruppe die mesozoischen Nachkommen der Cochliodonten aus dem Palaeozoikum enthält. Unsere Kenntniss der letzteren Familie ist leider auch nur eine sehr unbefriedigende. Nur von einer Gattung, und zwar Helodus, ist die Rumpfregion beschrieben worden, wenigstens ein dor- saler Flossenstachel ist dort vorhanden, ferner eine Afterflosse. Aus dem Cochliodontenstamm ging, wie schon erwähnt, wahrscheinlich die Gruppe der mesozoischen Haie mit glatten Flossenstacheln hervor, von welchen bereits im Lias ein Seitenast abzweigte, welcher durch cyelospondyle Wirbel (Spinaciden) ausgezeichnet war, während der Hauptstamm asterospondyl war (Cestracionten). Eines der ältesten Glieder der Gruppe — Palaeospinae — aus dem Lias wurde von Hassz und Smirt WoopwArn als asterospondyl beschrieben. Die Studien von E. Fraas”? ergaben, dass wenigstens eine Art, Palaeo- spinaz Smith Woodwardi E. Fraas, zweifellos cyclospondyl war. Palaeospinax wird daher in zwei Theile zerlegt werden müssen, von denen der eine zur Familie der Spinaciden, der andere zu den Cestracionten hinüberleitet. * Jaerer, O., Sitzungsb. d. Gesellsch. Naturforsch, Freunde. Berlin 1892. Nr. 6 p. 9. 2 Loc. eit. — 174 — Schlussfolgerungen. Die mesozoische Gattung Hybodus vepräsentirt einen primitiven Typus mit Uebergangs-Charakteren. Ihr Schädelbau deutet an, dass sie viel näher mit den Notidaniden ver- wandt ist, als mit den Cestracionten. Ihre Verwandtschaft mit den Notidaniden ist keine direkte, sondern auf die gemeinsame Abstammung von einer pleuracanthiden Grundform zurückzuführen. Die Spe- zialisirung der Zähne ging bis zur Jurazeit bei bei- den Familien in ähnlicher Weise vor sich, worauf dann eine energische Divergenz in der weiteren Entwicke- lung einsetzte. Der Schädelbau von Hybodus zeigt sich gegenüber dem der Notidaniden als bemerkens- werth vorgeschritten und weist dieser Gattung eine Stellung zwischen den Notidaniden und den höher stehenden heute lebenden Haifischen an. Die Hybo- donten stammen direkt von den palaeozoischen Clado- donten ab, welche ihrerseits von einer pleuracanthiden Stammform abzuleiten sind. Die Cestracionten diver- giren ziemlich stark von den Hybodonten und stammen wahrscheinlich in direkter Linie von den Cochliodonten des Palaeozoikum ab. Von diesem Hauptstamm wurde wahrscheinlich ein cyclospondyler Seitenast abgezweigt, welcher die benthonische Lebensweise der Ahnen auf- gab und nektonische Lebensweise annahm. In Folge dessen bildete sich bei ihm eine neue einfachere Be- zahnung heraus. Die Zähne der ältesten Hybodonten, Notidaniden, Cestracionten und Spinaciden, d. h. fast aller älteren mesozoischen Haie, entwickelten sich zuerst in ähnlicher Weise; in postjurassischer Zeit trat dann aber in dieser Beziehung ausge- sprochene Divergenz ein. x Die verwandtschaftlichen Beziehungen sind durch das beigefügte Schema Fig. 7 erläutert. 9epI}U0P01490) \ JEPNLOIIRUNSEN Fig. 7. München, den 14. November 1899. Ueber die mittelliasische Brachiopodenfauna. von Südtyrol Emil Böse wd Max Schlosser. Mit Tafel XVII, XVII. Einleitung. Die vorliegende Abhandlung wurde von Dr. Emm Böse im Sommer 1897 begonnen, erlitt aber schon durch dessen anderwärtige wissenschaftliche Thätigkeit eine längere Unterbrechung; durch seine Abreise nach Mexico wurde ihr Abschluss überhaupt gänzlich in Frage gestellt. Da es mir jedoch wünschenswerth erschien, dass die letzte grössere Lücke in der Kenntniss der Brachiopoden- faunen des alpinen Lias ausgefüllt werde, so übernahm ich auf Anregung meines lieben Freundes die Fertigstellung dieser Arbeit. Ich bin mir nun freilich bewusst, dass ich auf diesem mir etwas ferner liegenden Arbeits- gebiete nicht jene Sicherheit besitze, die zur erschöpfenden Lösung eines solchen Themas nöthig ist, allein meine Aufgabe wurde doch immerhin dadurch wesentlich erleichtert, dass Dr. E. Böse nahezu das gesammte Material bereits wenigstens provisorisch bestimmt hatte, und der von ihm noch nicht erledigte Theil auch an und für sich keine besonderen Schwierigkeiten mehr bot, so dass ich es doch wohl wagen darf, vorliegende Abhandlung der Oeffentlichkeit zu übergeben. Was unsere Arbeitstheilung betrifft, so hatte Böse die Gattungen Pseudokingena, Waldheimia mit Ausnahme von ampezzana, Terebratula mit Ausnahme von gozzanensis und Neumayri und von Rhumnchonella die Arten variabilis, Zitteli, Briseis, Greppini bereits erledigt, welchen Theil ich hier ohne jegliche Aenderung veröffentliche; den Rest und die Zusammenstellung der Resultate habe ich übernommen. Das Material findet sich zum weitaus grössten Theil im Münchener palaeontologischen Museum und zwar stammen die Brachiopoden von St. Cassian, richtiger von Lavarella, zumeist aus älteren Aufsammlungen. Der grössere Theil der Brachiopoden von La Stuva bei Cortina d’Ampezzo ist Frau Dr. M. GorpDox-ÖgıtvıE zu verdanken, welche diese Stücke dem Münchener Museum schenkte. Im Herbst 1397 hat auch Böse an letzterer Lokalität gesammelt und das bereits vorhandene Material nicht unwesentlich bereichert, und endlich ist es mir geglückt, trotz meines nur sehr kurzen Aufent- haltes auf La Stuva im Juli 1899, noch verschiedene wichtige Stücke zu finden, welche das bereits vorhandene Material recht gut ergänzen. Auch diese beiden letzten Suiten wurden dem Münchener Museum einverleibt. Herr Prof. Dr. BEnEckE hatte die grosse Liebenswürdigkeit, das in der Strassburger Uni- versitätssammlung befindliche Material nebst den Originalien zur Haas’schen Arbeit — Beiträge zur Kenntniss der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien — zur Benützung überlassen, jedoch konnte ich es nach eingehender Prüfung zurückstellen, da es mit Ausnahme einer einzigen Art nichts enthielt, was nicht auch in der Münchener Sammlung vorhanden wäre. Sehr zu bedauern ist es, dass das Material des Wiener palaeontologischen Institutes, welches Haas seinerzeit benützt hatte, trotz der eifrigen Nachforschungen von Seiten des Herrn Professor Dr. Unrrie und Herrn Dr. v. ARTHABER nicht mehr aufzufinden war, denn es enthielt verschiedene wich- tige Arten, welche in keiner der beiden oben genannten Sammlungen vertreten sind. Wenn unsere Resultate von jenen, welche Haas mit seinem Materiale erzielt hat, nicht un- wesentlich abweichen, so erklärt sich dies aus mehrfachen Gründen. Vor Allem ging dieser Autor von der gänzlich unmotivirten Voraussetzung aus, dass auch die Brachiopodenfauna von Castel Tesino im Val Sugana noch dem Lias angehören müsse, was aber bekanntlich nicht der Fall ist, weshalb sie auch hier überhaupt gar nicht weiter in Betracht kommt. Ferner hat dieser Autor von der wichtigen Lokalität La Stuva anscheinend überhaupt kein Material in Händen gehabt und diesen Fundplatz selbst kaum gekannt. Wenn nun auch die dortige Fauna mit jener der Lokalität Lavarella auf Fanisalpe, welche vorwiegend das Material zu der Haas’schen Arbeit geliefert hat, nicht völlig identisch ist, in- soferne letztere in der That noch etwas mehr geologisch ältere Species aufweist, so bietet Lavarella doch noch genug Arten, welche geeignet gewesen wären, seine vorgefasste Meinung, dass es sich um unteren Lias handle, erheblich zu erschüttern. Endlich muss man auch berücksichtigen, dass die Kenntniss der Brachiopodenfauna des alpinen Lias zu jener Zeit, als Haas seine Monographie verfasste, doch noch viel zu wünschen übrig liess. Allein selbst bei der mildesten Beurtheilung wird man doch zu der Ueberzeugung kommen, dass sich viele, wenn nicht die meisten seiner Irrthümer recht wohl hätten vermeiden lassen, denn eine nicht unerhebliche Zahl der beschriebenen Arten hat er ja selbst mit solchen identifieirt, welche bereits GEMMELLARO für den mittleren Lias Siciliens angegeben hatte. Zum Schluss möchte ich — zugleich auch im Namen meines Freundes Dr. E. Böse Herrn Geheimrat Dr. v. Zınter für die gütige Ueberlassung des Materiales und die freundliche Erlaubniss zur Benützung seiner werthvollen Privatbibliothek den innigsten Dank auszusprechen. Auch Herrn Prof. Dr. BEneEcke in Strassburg, welcher mit grösster Bereitwilligkeit das Material der dortigen Sammlung mit den Haas’schen Originalien zur Verfügung gestellt hat, sei hier unser aufrichtigster Dank gezollt. Spezieller Theil. Pseudokingena nor. gen. Unter dem Namen Pseudokingena fasse ich die bisher als Kingena (Terebratulina) Deslong- champsi Dav. und Kingena Capellinıi Dr-Ster. bezeichneten Arten zusammen. Diese kleinen, zier- lichen Gehäuse gleichen äusserlich vollkommen den zu Kingena gehörigen Formen, insbesondere der Kingena lima. Der Bau des Armgerüstes weicht jedoch stark ab und nähert sich eher dem von Centronella. Davısox vergleicht ihn zwar mit dem von Zerebratulina, doch fehlt bei der hier. zu besprechenden Gattung die hintere Querbrücke vollständig. Zu Terebratula kann man die Formen nicht stellen, weil die Schleife in der Mitte der Brücke eine Verstärkung aufweist, welche an den Brachialapparat der Centronellinen erinnert, auch unterscheiden sich die Formen schon äusserlich durch ihre mit Warzen besetzte Oberfläche. DestoxscHaues (Pal. france. terr. jur. Brach. pag. 55) wollte das Genus Kingena erweitern, aber mir scheint das unmöglich, da das Brachialgerüst unserer Form zu sehr von dem der cretacischen Kingenen abweicht. Auch Davıvson (Mon. Suppl. pag. 117) hat sich dem Vorgehen DrstLoxscHAamers nicht angeschlossen, sondern bezeichnete die von ihm creirte Form als Terebratulina ? Deslongehampsi. Aber auch mit Terebratulina stimmt die Form, wie vorher gezeigt, in wichtigen Merkmalen nicht überein. Ich halte es desshalb für nothwendig, eine neue Gattung auf- zustellen, um so mehr, als jetzt die Form bereits aus England, Frankreich, Sicilien und den Südalpen bekannt geworden ist. Diagnose: Schaale: punctirt. Grosse Klappe: kräftig gewölbt. Kleine Klappe: eben oder schwach gekrümmt, oft ist ein seichter Mediansinus angedeutet. Örnamentirung: Beide Klappen sind mit mehr oder weniger kräftigen Warzen besetzt. Schnabel: aufrecht stehend, wenig gekrümmt. Die Schjosslinie ist gerade oder wenig gekrümmt, mei- stens kaum die Hälfte der Schaalenbreite einnehmend. Eine deutliche, breite, verhältnissmässig hohe, scharf begrenzte Area ist stets vorhanden; sie wird von einem auffallend grossen, runden oder ovalen Foramen durchbrochen, welches auf seiner unteren Seite durch ein aus zwei Theilen bestehendes Deltidum begrenzt wird. Innere Merkmale: In der kleinen Klappe befindet sich ein deutliches Medianseptum, welches von dem kräftigen, viereckigen Schlossfortsatz ausgeht. Seitwärts von diesem und unterhalb der Schloss- sruben gehen zwei Cruren ab, welche convergiren und fast mit der Commissur in einer Ebene liegen; sie gehen nur wenig gegen das Innere des Gehäuses zurück. Etwas oberhalb der Mitte entsendet jede der Cruren gegen die andere hin einen Sporn. An ihrem unteren Theile sind Palaeontographica. Bd. XLVI. 23 — la, — die Cruren verbunden und in der Mitte der verbindenden Leiste zeigt sich eine Verdickung. Eine aufsteigende Schleife wie bei Waldheimia, oder ein vollständiger Ring wie bei Terebra- tulina sind sicherlich nicht vorhanden. Die innere Seite der Schaale zeigt zahlreiche feine radiale Streifen oder Facetten. Die hier gegebene Gattungs-Diagnose muss nothwendiger Weise noch zu viel enthalten, da bisher nur zwei Arten bekannt sind. Nur von einer einzigen Art konnte bisher das Armgerüst studirt werden, denn auch das von mir untersuchte Exemplar gehört zu Pseudokingena Deslongcehampsi Dav., von der andern Art, Ps. Oapellinii Di-STer. liegt mir nur ein einziges Exem- plar vor, doch stimmt dieses im Aussehen so genau mit der andern Art über- ein, dass wohl kaum ein verschiedenes Gerüst zu erwarten ist. Die Haupt- a Zahngrube. 5 Schloss- fortsatz. ce Medianseptum. merkmale für unsere neue Gattung sind: die Area, die mit Warzen besetzte anCrura. FesSporngder Oberfläche, sowie das einfache Armgerüst. Crura. f Verdickung der Brücke Der punktirten Schaale, sowie des Gerüstes wegen ist Pseudokingen« zu den Terebratuliden zu rechnen; äusserlich schliesst sie sich ganz an Kin- gena, dem Gerüst nach jedoch mehr an Centronella an; andererseits ist aber die äussere Aehnlichkeit sowohl mit Centronella selbst wie auch mit den Neocentronellinen oder Juvavellinen (BiTTNErR) eine geringe. Davınson vergleicht das Armgerüst mit dem von Platidia, Terebratula und Terebratulina. Die Aehnlichkeit mit Platidia anomioides Scaccaı ist auffallend, doch fehlt hier der Schlossfortsatz der kleinen Klappe; bei Terebratula andererseits fehlt die Verdickung in der Mitte der Brücke, welche übrigens auch stets anders als bei Pseudokingena gestaltet ist; Terebratulina endlich hat einen ge- schlossenen Ring, der bei Pseudoköngena sicherlich fehlt. Wir dürfen also wohl Pseudokingena dem Genus Kingena als eleichberechtigte Gattung an die Seite stellen. Pseudokingena Deslongchampsi Dav. (Tafel XVII, Fig. 1. 2.) 1850. Terebratula Deslongehampsi Davıpson, Examination of Lamark’s species. Annals and Mag. of Nat. Hist. pag. 450. Taf. XV, Fig. 6, 6a. 1856. > 55 Orrer, Die Juraformation pag. 265 Nr. 81. 1858. Terebratulina ” Destonsc#amps, Memoire sur la couche & Leptaena. Bull. Soc. linn. de Normandie pag. 161, Taf. IV, Fig. 1-5. 1863. Kingena » DestonscHauvs, Paleont. franc.; terr. jur. Brachiopodes, pag. 138, Taf. 35, Fig. 1—12, pag. 55, Taf. 7, Fig. 9—10. 1865—66. Terebratula ? , Mooxz, Proceedines of the Somerset Archaeological and Nat. Hist. Soc. (nach Dav.) 1871. Terebratulina 5 Quzrsstepr, Petrefactenkunde Deutschlands, Die' Brachiopoden. pag. 244, Taf. 44, Fig. 11. 1874. Kingena Josephinia GEMMELLARO, Sopre ale. faune giuresi e liasiche. pag. 72, Taf. XI, Fig. 11. 1874—82. Terebratulina ? Deslongehampsi Davınsox, A Monograph of the British fossil Brachiopoda. Suppl.- Bd. pas. 117. 1891. Kingena ‘Josephinia Di-Srerano, Il lias medio del Mte San Giuliano pag. 146. Diese ausserordentlich interessante Species liegt mir in fünf Exemplaren vor. Da die Art bereits von DavıDson, DESLONGCHAMPS und GEMMELLARO vorzüglich beschrieben worden ist, so begnüge ich mich hier mit einigen ergänzenden Bemerkungen. — 119 — Schon GEMMELGLARO hat gesehen, wie ausserordentlich nahe seine Kingena Josephinia der Kingena ? Deslongehampsi steht, als Unterschied konnte er nur angeben, sie sei etwas länger, hätte einen auf der Seite comprimirten Schnabel und stets eine abgerundete Stirnlinie; ausserdem sei die Sieilianer Art constant kleiner. Diese Unterschiede dürften kaum für die Abtrennung einer Species . genügen. Was vor Allem die Grösse anbelangt, so giebt DrstLoxscHaups auch 10 mm als normal für die Höhe an, GEmMELLARO dagegen nur 5, aber Di-StEFAno, der die nämliche Art am Mte S. Giuliano fand und durch Vergleichung seiner Stücke mit den Originalen GEmMELLARo’s die Identität der Art zu constatiren im Stande war, giebt als Länge seiner Exemplare 9 mm an; an meinen Stücken konnte ich messen: Höhe 2.7. 84mm 6,3 mm 7,£ mm Breiten se. (7882: IHN bias: Dicker 2 2.22,3:9% 5 Some BD Diese Grössenunterschiede kann man also wohl kaum als ausschlaggebend betrachten. Bei den grösseren mir vorliegenden Stücken erscheint die Stirn ganz leicht abgestutzt, sie stimmt durchaus mit derjenigen des französischen Exemplars überein. Einen Unterschied zwischen dem Schnabel der sicilianischen und dem der französischen Form kann ich kaum erkennen: jedenfalls ist er viel zu gering, als dass man daraufhin die sieilianische Form als besondere Species abtrennen könnte. Dagegen konnte ich, ebenso wie Di-Sterano, bei grösseren Exemplaren die Andeutung einer leichten Einbiegung der Stirn gegen die grosse Klappe erkennen; dies könnte man vielleicht als Species- oder Varietät-Unterschied auffassen, doch müssten weitere Funde die Constanz «des Merkmals bestätigen. Dass die innere Seite der Schaale schwache radiale Streifen aufweist, hat bereits Dxs- LONGCHAMPS gefunden und Dı-Srerano bestätigt; auch an den uns vorliegenden Exemplaren ist diese Eigenschaft deutlich zu erkennen. Ueber die Beschaffenheit des Armgerüstes habe ich bereits bei Gelegenheit der Genus-Diagnose berichtet, die dort gegebene Abbildung ist nach einem Schliff‘ durch ein Exemplar der Pseudokingena Deslongchampsi von Alpe La Stuva angefertigt. Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo, Lavarella bei St. Cassian, Horizont: mittlerer Lias. Pseudokingena Capellinii Di-SrErano. (Taf. XVII, Eig. 3.) 1891. Di-Stefano, Il lias medio del Mte San Giuliano etc. pag. 145, Taf. IV, Fig. 24—26. Von dieser hübschen Art liegt mir nur ein einziges Exemplar vor, welches in jeder Hinsicht mit den von Dı-Sterano abgebildeten Formen übereinstimmt. Auffallend ist die breite Gestalt, wo- durch die Form sich von Pseudokingena Deslongchampsi gut unterscheidet; die Neigung zur Sinus- bildung in der Stirnregion lässt sich auch an dem mir vorliegenden Exemplar erkennen. Bisher wurde Pseudokingena Capellinii nur in Gesellschaft von Ps. Deslongehampsi gefunden, was vielleicht dafür spricht, dass man diese Form nur als Varietät aufzufassen hat; doch habe ich keine Uebergänge zwischen beiden beobachten können, was man allerdings durch die geringe Zahl der gesunden Exemplare erklären könnte; jedenfalls ist heute eine Vereinigung der beiden Species noch nicht möglich, Dı-Srerayo behauptet, dass die von ihm beschriebene Art sicher zu Kingena gehört; aber —. 10) — er betrachtet offenbar die von DesnonacHamrs für Kongena aufgestellte Gattungs-Diagnose als die richtige, was sie jedenfalls nicht ist, da wir von der ächten Kingena der Kreide ausgehen müssen. Im Uebrigen verweise ich auf das bei Gelegenheit der Gattungs-Diagnose Gesagte. Fundort: St. Cassian (vermuthlich Lavarella). Horizont: mittlerer Lias. Terebratula. Terebratula chrysilla Unarıc. (Taf. XVII Kie, 4) 1879. Terebratula chrysilla Unutıs, Ueber die liasische Brachiopodenfauna von Sospirolo bei Belluno. Sitz.- Ber. k. k. Ak, d. Wiss. Wien. Bd. 80. pag. 17, Taf. 1, Fie. 6. 1880. ” » Canavarı, I brachiopodi degli strati a Terebratula Aspasia nell’ Appennino cen- trale. R. Acc, dei Lincei. pag. 12. 1884. 5, e Haas, Beiträge zur Kenntniss der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. pag. 22. (e parte.) Non er 5 FiınkeLstein, Ueber ein Vorkommen der Opalinus- (und Murchisonae- ?) Zone im westlichen Südtyrol. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1889. pag. 65. Diese Art ist von UHvıe gut beschrieben worden; später hat Haas die Art mit einer nahe- stehenden aus dem Dogger, welche ich ' später als Ter. vespertilio beschrieben habe, verwechselt. Mir lagen seinerzeit nur die beiden Exemplare der Ter. chrysilla vor, welche Ukuıs beschrieben hat, sie sind aber. schlecht erhalten. Später sammelte Frau Dr. GoRrDoN - ÖsınLvıe bei der Alpe La Stuva 3 weitere Stücke und ich selber fand dort 5 Exemplare. Alle diese Stücke sind mangelhaft erhalten, doch genügen sie, um uns ein vollständiges Bild der Eigenschaft, welche die Species besitzt, zu geben. Der Beschreibung UHrıs’s ist nichts hinzuzufügen, doch möchte ich nochmals kurz auf die Merkmale hinweisen, wodurch sich Zer. chrysilla von Ter. vespertilio unterscheidet. Ter. chrysilla ist eine ziem- lich grosse Form; eines der mir vorliegenden Stücke hat eine Breite von 23 mm und eine Höhe von 20 mm, während die Breite und Höhe der grössten Exemplare von Ter. vespertilio je 13 und 12 mm kaum überschreitet. Ich hatte seiner Zeit (loc. eit. pag. 291) geglaubt, dass der Schnabel der Ter. chrysilla verhältnissmässig schmäler als derjenige von Zer. vespertilio sei, das ist jedoch nicht richtig; der Schnabel ist in den Abbildungen bei Uktig unrichtig wiedergegeben; an mehreren der von mir gesammelten Exemplare ist der Schnabel vollständig erhalten. Seine Grösse scheint etwas zu wechseln, doch ist er im Allgemeinen ziemlich kräftig und gekrümmt, aber bei weitem nicht so stark über- gebogen wie derjenige der Ter. vespertilio. Kanten fehlen bei der liasischen Art gänzlich. Bei den besser erhaltenen Stücken von der Alpe La Stuva zeigt sich auch, dass Wulst und Sinus sich viel schärfer absetzen als bei jener Art, und dass der Sinus erst in der Mitte der kleinen Klappe beginnt. An einzelnen Stücken zeigt der Wulst eine schwache mediane Einsenkung; alle Exemplare haben im Sinus eine mediane Erhöhung. Durch diese Merkmale ist Ter. chrysilla von Ter. vespertilio leicht zu unterscheiden. Wenn 1 Böse und Finketstein, Die mitteljurassischen Brachiopodenschichten bei Castel Tesino im östlichen Südtyrol. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellschaft 1892. pag. 290. Taf. XVII, Fig. 3, Taf. XVIII, Fig. 13. 7 übrigens Borro-Mıcca ' glaubt, Ter. vespertilio mit Ter. ewrviconcha vereinigen zu müssen, so beweist dies, dass er die letztere Form nicht kennt: Ter. curviconcha hat eine viel gedrungenere Gestalt und ist im Allgemeinen auch grösser als Ter. vespertilio. Ferner fehlen der Ter. cwrviconcha vollkommen die Schnabelkanten und die falsche Area. Wenn am Mte Pellar in den Opalinus-Schichten neben Ter. vespertilio auch Formen vorkommen, welche der Ter. cwrviconcha Opr. sehr nahe stehen, so be- weist dies natürlich nichts; man kann diese Formen jederzeit leicht von Zer. vespertilio unterscheiden, weil ihnen stets der zungenartig verlängerte Wulst fehlt, der für die von mir benannte Form cha- rakteristisch ist. Uebrigens hat sich Fucmı* meiner Deutung angeschlossen; es muss ihm aber nicht gelungen sein, die beiden Species zu unterscheiden. Mir persönlich ist bisher vom Mte Grappa keine ächte 7er. vespertilio zu Gesicht gekommen: unter dem Material, welches mir vorlag, fanden sich nur Ter. nepos und an Ter. curvieoncha erinnernde Formen. Was nun das Verhältniss der Ter. chrysilla zu Ter. Aspasia angeht, welche mit ihr zusammen bei La Stuva vorkommt, so hat darüber bereits UruıG gesprochen, dessen Bemerkungen nur noch hinzu- zufügen ist, dass bei Ter. Aspasia der Schnabel viel zierlicher gebaut ist und kurze, deutliche Kanten besitzt; ausserdem ist der Winkel, den die Kanten der kleinen Klappe am Wirbel miteinander bilden, bei Ter. Aspasia beträchtlich stumpfer als bei Ter. chrysilla. Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo und Lavarella. Horizont: mittlerer Lias. Terebratula Aspasia Mrx. 1389. G. Gever, Ueber die liasischen Brachiopoden des Hierlatz bei Hallstatt. Abh. d. k. k. geol. Reichs- anstalt. Wien. pag. 14 c.sqn. Taf. II, Fig. 13—15. Von dieser Art liegen drei Exemplare aus La Stuva vor. Eines fand ich selbst in den Kalk- bänken am Eingang dieser Alpe zusammen mit Terebratula chrysilla Umw. und Rhynchonella palmata Orr. Alle stimmen gut mit typischen Exemplaren der Ter. Aspasia aus den Centralappenninen überein. Den bisherigen Beschreibungen ist nichts hinzuzufügen. Ter. Aspasia ist ja, wie allgemein bekannt, kein Leitfossil, da die Form sich im unteren Lias nicht viel seltener findet als im mittleren. Es wäre desshalb wohl angezeigt, wenn man die Horizontbezeichnung „Schichten mit Ter. Aspasia Men.“ auf- gäbe, um so mehr, als gerade in diesen Schichten die Zer. Aspasia meistens gar nicht oder nicht häufig zu finden ist. Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo. Horizont: mittlerer Lias. Terebratula De Lorenzoi nov. sp. (8 Exempl.) (Taf. XVII, Fig. 7. 8.) Diese merkwürdige Form, welche zu den Coaretaten RoturL. (Dictyothyris Douv.) gehört, findet sich bei La Stuya nicht gerade selten, doch sind die meisten Exemplare zerbrochen. Die gut : Borro-Micca, Fossili degli strati a Lioceras opalinum Rein. e Ludwigia Murchisonae Sow. della Croce di Valpore (M. Grappa) Proy. di Treviso. Boll. d. Soc. geol. ital. 1893 pag. 40. ® Fucmsı, Fossili della oolite inferiore del Monte Grappa nel Treviso. Proc. verb. d. Soc. Tosc. di Sc. Naturali 1893 pag. 5. — 19 — erhaltenen Stücke zeigen eine überraschende Aehnlichkeit mit Ter. Rossüi Can., so dass ich beim Sam- meln glaubte, unteren Dogger vor mir zu haben, bis es mir gelang, in derselben Bank ziemlich zahl- reiche Exemplare von Spiriferina gryphoidea Usu. und Spiriferina rostrata SCHLOTH. zu finden. Daran, dass die Form in den mittleren Lias gehört, ist, nicht zu zweifeln, an einem mir vorliegenden Stücke sitzt neben der Ter. De Lorenzoi eine Spiriferina gryphoidea. Die hier zu besprechende Form lässt sich folgendermassen charakterisiren: Umriss: pentagonal bis subpentagonal, die Höhe ist grösser als die Breite. Commissur: auf der Seite leicht geschweift; an der Stirn zweimal kräftig gefaltet und zwar gegen die grosse Klappe hin. Grosse Klappe: ziemlich stark gewölbt, am stärksten ungefähr in der Mitte. Etwas oberhalb der Mitte beginnen zwei kräftige laterale Falten oder Wülste, zwischen ihnen verläuft, in der Schaalen- mitte beginnend, ein tiefer, sich gegen die Stirn verbreiternder Sinus. Seitlich von den Falten ist auf jeder Seite eine weitere, aber ganz schwache Einsenkung sichtbar. Die Falten bilden die Stirnecken. Kleine Klappe: wenig gewölbt; entsprechend den Wülsten der grossen Klappe ziehen sich von der Mitte oder etwas oberhalb der Mitte der Schaale zwei laterale Einsenkungen radial gegen die Stirnecken und werden durch eine mediane Erhöhung getrennt. Areolen: sind nicht vorhanden; die Klappen stossen an der Stirn und den Seiten unter mehr oder weniger spitzem Winkel zusammen, nur in der Schlossregion ist die Naht häufig etwas eingesenkt. Ornamentirung: die Schaale ist mit ausserordentlich dicht stehenden, mit blossem Auge kaum wahr- zunehmenden radialen Streifen besetzt; auch concentrische Anwachsstreifen sind vorhanden. Schnabel: verhältnissmässig klein, gekrümmt und fast bis auf die kleine Klappe herab gebogen, so dass das breite Deltidium meistens kaum sichtbar ist. Das Foramen ist mittelgross und rund. Innere Merkmale: unbekannt. Wie schon vorher bemerkt, gehört die Form zu den Coarctaten Rotupr. Die nächstverwandte Art ist Ter. Rossii Can.‘ Die einzigen Unterschiede, welche sich herausfinden lassen, bestehen darin, dass bei Ter. Rossii die kleine Klappe etwas stärker gewölbt, die Form etwas weniger hochschulterig, (die Stirneommissur in der Mitte etwas weniger scharf geknickt und vielleicht der Schnabel etwas kräf- tiger ist als bei Ter. De Lorenzoi. Jedenfalls ist es im Felde nicht möglich, sie von Ter. Rossii zu unterscheiden. Darauf, dass Terr. Rossi den Ter. Trigeri Dest. sehr ähnlich ist, hat bereits RorH- PLETZ°? hingewiesen, doch dürfte sich die von ihm vorgeschlagene Zerlegung der Terr. Rossii in zwei Species kaum durchführen lassen, wie bereits FInKELsTEin ® gezeigt hat. Ob Ter. Rossi mit Ter. Trigeri Des. zu vereinigen ist, scheint mir noch zweifelhaft, doch ist die Aehnlichkeit eine überaus grosse; mir liegt übrigens eine weitere nahestehende Form aus dem Dogger von Exmes vor, welche sich hauptsächlich durch den grösseren Schnabel, sowie das Fehlen der radialen Streifen von Ter. Tri- geri unterscheidet. Ferner zeigte mir Herr Professor GEMMELLARO im Museum von Palermo eine Species aus dem mittleren Dogger Sieiliens, welche sich ebenfalls kaum von 7er. Rossii unterschei- den lässt. 2 Pırona e Canavarı, Brachiopodi oolitici di aleune localiti dell’ Italia settentrionale. Atti Soc. Tosc. Sc. Nat. 1882, 2 2 Rorupterz, Geologisch-palaeontologische Monographie der Vilser Alpen. Palaeontographica 1886 pag. 120. — ıkS — Ter. De Lorenzoi hat, wie gezeigt, eine grosse Anzahl sehr nahe verwandter Formen in höheren Ablagerungen, vielleicht sollte man alle diese Arten als eine langlebige Species zusammenfassen, nach Art der 7er. punctata, da ja, wenn man das Lager nicht kennt, kaum eine nähere Bestimmung mög- lich ist. Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo. Horizont: mittlerer Lias. Terebratula sp. ind. (Tafel XVII, Fig. 13. 14.) Unter den nicht sehr zahlreichen Arten der Gattung Terebratula, welche auf La Stuva vor- kommen, zeichnet sich eine durch ihre zierliche Sculptur und die an Waldheimia erinnernde Schnabel- bildung aus. In Bezug auf das letztere Merkmal lässt sie sich nur mit Terebratula juvavica GEYER ! vergleichen, jedoch bestehen wiederum mehrfache Unterschiede, wesshalb ich es nicht für angezeigt halte, sie mit dieser Art zu identificiren. Diese Unterschiede sind folgende: Bei Terebratula juvavica fällt die grösste Breite in die Mitte des Gehäuses, hier aber mehr in die untere Hälfte, auch biegt sich bei juvavica der Schnabel gegen den Wirbel der kleinen Klappe hin um, so dass das Deltidium verdeckt wird, während bei der vorliegenden Form die Krimmüng des Schnabels ganz unbedeutend ist und das Deltidium gut sichtbar bleibt. Ueberhaupt hat die Schnabel- bildung hier noch viel grössere Aehnlichkeit mit der von Waldheimia, insoferne der Schnabel auch hier von scharfen Kanten begrenzt wird. Ich war daher anfangs sehr geneigt, die vorliegenden Stücke zu Waldheimia zu stellen, doch zeigt das Fehlen des Medianseptums, die Kürze der Schleifen und die Verzierung, dass wir es nicht mit Waldheimia, sondern mit Terebratula zu thun haben. Bei Waldheimia kommen zwar auch manchmal radiale Streifen vor, z. B. bei fırlana Zrvr., sarthacensis d’Or»., batillaeformis n. sp. und Meneghinii Par., allein diese Streifen sind bei furlana auf die tiefsten Schaalenschichten beschränkt und vielleicht bloss Eindrücke von inneren Organen, bei sarthacensis treten sie nur am Rande auf. T. batillaeformis stimmt dagegen fast ganz mit dieser neuen Art überein, insoferne die Streifung auch bei ihr über die ganze Schaale verläuft. Der Charakter dieser Verzierung ist jedoch wesentlich verschieden, denn die Streifen sind bei batillaeformis gröber und gleichmässig, während hier stärkere und feinere Linien zu unterscheiden sind. In dieser Be- ziehung weicht auch Terebratula juvavica wesentlich von der hier zu besprechenden Species ab, des- gleichen auch Waldheimia Meneghinii. Grössere Aehnlichkeit als die Verzierung der ebengenannten Arten hat die von Terebratula gracilicostata Böse” aus dem Lias von Kramsach, jedoch unterscheidet sich letztere Art sehr leicht durch ihren plumperen Schnabel. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass jenes Stück, welches Parona ® auf Terebratula jwwavica bezogen hat, von der ächten juwavica GEYER getrennt und mit der vorliegenden Form vereinigt werden muss, mit welcher die Schnabelbildung entschieden viel grössere Aehnlichkeit aufweist. ‘ Gevern, Ueber die liasischen Brachiopoden des Hierlatz bei Hallstadt. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1889. p. 6. Taf. I, Fig. 17—23. ® Böse, Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontographica Bd. 44 p. 167. Taf. XII, Fig. 14. 24. ® Prosa, Revisione della fauna liasica di Gozzano in Piemonte. Memoirie della Academia di Torino 1892, p- 43. tav. II, fig. 18. ee Ausser an Juvavica zeigen die Exemplare von La Stuva auch mehrfache Anklänge an die leider ziemlich mangelhaft bekannte Ter. sphenoidalis MEnEcH. ', so dass ich beinahe versucht wäre, sie mit dieser Art za identificiren. Allein die wenigen Stücke, welche GEMMELLARO abbildet, sind sämmtlich grösser als die mir vorliegenden von La Stuva, auch scheint der Schnabel etwas stärker umgebogen zu sein, und ausserdem wissen wir auch zu wenig über die Beschaffenheit der Verzierung von sphe- noidalis, denn GEMMELLARO und PArona sprechen nur von feinen Radialstreifen. Ob diese Streifen jedoch verschiedene Stärke besitzen, wie bei unseren Stücken, ist aus dieser Angabe nicht zu ent- nehmen, wesshalb ich es auch nicht wage, letztere als Jugendexemplare von sphenoidalis zu deuten. Was Canavarı? als sphenoidalis abbildet, ist von unserer Form jedenfalls ziemlich weit verschieden. Wie die Abbildung erkennen lässt, bemerkt man bei geringer Vergrösserung eine Anzahl stärkerer dunkler Streifen, die an den beiden Seiten des Gehäuses näher aneinanderrücken und bis an den Wirbel der kleinen Klappe zu verfolgen sind — auf der grossen Klappe ist die Sculptur überhaupt viel undeutlicher. Zwischen je zwei solchen Hauptlinien befinden sich wenigstens 4—5 feine Streifen, die aber nicht weiter als bis etwa in die Mitte des Gehäuses reichen. Die mittlere dieser Secundär- linien pflegt häufig etwas kräftiger zu sein als ihre Nachbarn. Im Ganzen lässt sich diese Verzierung am besten mit jener vergleichen, welche für Velopecten — alias Hinnites velates — so charakteri- stisch ist. Ausser diesen Radialstreifen ist auch die Schaalenpunktirung recht gut zu erkennen. Höhe des grössten Exemplares — 12,5 mm Breite ” ” ” — 10 ” Dicke „ n “ aD DE Vorkommen: La Stuva bei Cortina. Zahl der untersuchten Stücke 12. Pygope gozzanensis PArona. (Taf. XVII, Eie. 5. 9. 10.) 1880. Terebratula gozzanensis ParonA, Il calcare liasico di Gozzano. Atti della R. Accad. dei Lincei p. 12. tav. I, fig. 8. 1880. „ Sismondai PAaronxA, Ibidem p. 72. tav. I, fig. 9. 1884. 5 Engeli Haas, Beitr. zur Kenntn. der liasischen Brachiop.-Fauna von Südtyrol u. Venetien. p. 22. Taf. II, Fig. 3—5. 1892. En gozzanensis PARONA, Revisione della fauna liasica di Gozzano. Memorie della R. Accad. di Scienze di Torino. p. 42. 1897. ” Böse, Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeonto- graphica Bd. 44 p. 165. Taf. XI, Fig. 8. 10—12. Während in den Nordalpen diese Art stets nur durch mehr oder weniger kugelige Exemplare vertreten wird, kommt bei Cassian auf Lavarella auch jener langgestreckte, hohe Typus vor, welchen PıronaA ursprünglich als gozzanensis abgebildet hat — ]. c. tav. I, fig. Ss. Dass dieser Typus wirklich noch der nämlichen Art angehört, geht aus dem Verlauf der Stirncommissuren unzweifelhaft hervor. Wie bei dem Originale Parona’s fällt auch bei dem mir vorliegenden Stück von Lavarella die grösste ! GEMMELLARO, Sopra alcune faune giurese e liasiche della Sicilia 1872. p. 62. tav. X, fig. 16-19, und ParoxA 1. 1.,p. Al taye ll, Ne.l13. 2 Alla Conoscenza dei Brachiopoda nell Appennino centrale. Atti Soc. Tosc. Scienze Naturali. 1883. p. S6. Vol. VI. tav. X, fie. 2. — 15 — Breite in die Nähe des Schlossrandes. Auch in den Dimensionen stimmt es mit ersterem ziemlich gut überein. Es unterscheidet sich bloss durch die beträchtlichere Breite des Stirnrandes, sowie dadurch, dass die Seitencommissuren sich nicht wie bei jenem allmählig abwärts biegen, sondern vielmehr gegen die Stirncommissur hin scharfe Ecken bilden. Auch war der Schnabel und das Schnabelloch wahr- scheinlich etwas grösser als bei dem Originale Parona’s. Terebratula Engeli, wie Haas eine Form aus dem Cassianer Lias benannt hat, sieht der Ter, Sismondai Paroxa zum Verwechseln ähnlich. Da nun Parona selbst diese Species wieder eingezogen und mit goszanensis vereinigt hat, so besteht natürlich auch nicht der leiseste Anlass, Ter. ‚Eingeli als selbständige Art fortzuführen, zumal da mir von Lavarella überdies ein Exemplar vorliegt, welches auch bezüglich der stärkeren Wölbung der grossen Klappe den Uebergang zu den typischen Stücken der gozzanensis bildet. Die Einsenkung der kleinen Klappe ist bei gozzanensis sehr variabel und selbst bei grossen Exemplaren, namentlich bei dem „Sismondai“-Typus kaum zu bemerken, so dass also auch das letzte Bedenken gegen die Vereinigung von Engeli mit goszamensis beseitigt wird. (Grozzanensis, Mittelform zwischen Eingeli hohe Varietät: und der niedrigen gozzanensis: Höhe = 35 mm 35? mm Breite = 25,5 mm 3l mm Dicke = 21 mm 19 mm Vorkommen: Lavarella. Horizont: mittlerer Lias. Pygope Neumayri Haas. (Taf. XVII, Fig. 6. 11.) 1854. Haas, H., Beiträge zur Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. p. 22. Taf. III, Fig. 6, Von dieser schönen Form waren bisher erst zwei Stücke bekannt, im Strassburger Institut befindlich. Hiezu kommt nun noch ein jugendliches Exemplar der Münchener palaeontologischen Sammlung. Abgesehen von seiner Kleinheit, unterscheidet sich dieses Stück auch durch die geringe Wölbung der grossen Klappe, wesshalb auch die Einsenkung der kleinen Klappe nicht so tief werden konnte wie bei dem viel grösseren Haas’schen Original. Diese Abweichungen bilden jedoch kein Hinderniss, das erwähnte Stück zu Neumayri zu stellen, denn auch bei P. adnethensis kann die Dicke der einzelnen Exemplare sehr bedeutend wechseln. Höhe = 18 mm. Breite = 16,5 mm. Dicke = 9 mm. Es erscheint überaus zweifelhaft, ob sich diese Art auf die Dauer aufrecht erhalten lassen wird, denn wahrscheinlich ist sie nichts Anderes als eine Varietät der vorigen Art, der Terebratula Yozzamensis, Vorkommen: mittlerer Lias. Lavarella. Palarontographica. Bde XLVI. 24 nn Zu a “u FE NE SEES EEE DE DEE ER EDEN TEE BEE ED ED BEECDZREZUEDER ET, la Wwaldheimia Davıvson. Waldheimia batillaeformis nov. sp. (S Exempl.) (Taf. XVII, Fig. 19.) Von La Stuva stammt eine Reihe von Gehäusen, die der Waldh. batilla GEYER ‘ recht nahe stehen; immerhin sind Unterschiede vorhanden, welche es nicht gestatten, dass man die Formen mit der erwähnten Art vereinige. Die neue Art zeigt folgende Merkmale: Umriss: dreiseitig, bedeutend höher als breit. Bei jugendlichen Individuen tritt der dreiseitige Um- riss nicht so hervor, da die Stirnecken häufig abgerundet sind. Commissur: auf der Seite gerade oder ganz leicht geschweift; an der Stirn gerade oder etwas gegen die grosse Klappe eingekrümmt. Grosse Klappe: mässig gewölbt, am stärksten in der Mitte. Etwas oberhalb der Mitte beginnt eine mediane, fast ebene Fläche, welche sich gegen die Stirn hin verbreitert, deren ganze Breite sie einnimmt. Seitlich von dieser Fläche fällt die Schaale steil gegen die Seitencommissur ab. Kleine Klappe: weniger gewölbt als die grosse, am stärksten etwas oberhalb der Mitte. Aehnlich wie bei der grossen Klappe zeigt sich auch hier eine mediane, fast ebene Fläche, doch ist das steile Abfallen der Schaale zu beiden Seiten dieser Fläche nur in der oberen Klappenhälfte deutlich. Areolen: eigentliche Areolen oder Lateralfelder sind nicht vorhanden, die Schaalen stossen an der Stirn unter spitzem Winkel, auf der Seite im unteren Theil mit spitzem, im oberen mit stumpfem Winkel zusammen; gegen den Wirbel der kleinen Klappe hin sind die Klappennähte etwas ein- gesenkt, ohne dass jedoch Areolen entständen. Ornamentirung: die Schaale ist mit feinen radialen Streifen verziert; diese stehen auf der Seite sehr dicht gedrängt, in der Mitte zeigen sich weitstehende stärkere Rippchen, zwischen denen sich je 2—3 schwächere befinden. Diese Art der Berippung liess sich hauptsächlich an den jugendlichen Individuen beobachten, bei den zwei grösseren Exemplaren fehlt in der Mitte die obere Schaalenpartie, doch sind die seitlichen radialen Streifen gut sichtbar. Diese Streifen sind mit blossem Auge wahrnehmbar. Mehr oder weniger dicht stehende zarte, concentrische Anwachs- streifen sind vorhanden. Schnabel: breit, ziemlich kräftig, wenig gekrümmt, mit scharfen Kanten, deren Länge wechselt, ver- sehen. Deltidium freiliegend, Foramen sehr klein. Innere Merkmale: in der kleinen Klappe ist ein kurzes, ca. '/;—'/s der Schaalenlänge einnehmen- des Medianseptum vorhanden; in der grossen Klappe sind Zahnstützen sichtbar. Schleife un- bekannt. Dimensionen: Höhe 22,5 mm, Breite 18,0 mm, Dicke 11,5 mm, SRAITROL N: SU BLDTS ; Sen, Waldh. batillaeformis nov. sp. steht, wie schon erwähnt, der Waldh. batilla GEYER recht nahe. Der Hauptunterschied liegt darin, dass die hier beschriebene Form radiale Streifung zeigt, ferner ist die kleine Klappe flacher und der Schnabel kräftiger als bei Waldh. batilla. ! Geyer, Lias. Brach. d. Hierlatz. pag. 23. Taf. III, Fig. 16. 19. — 187 — Eine weitere Verwandte unserer Art dürfte die von Unzıe ! beschriebene Waldh. cft. Catha- rinae sein; sie unterscheidet sich hauptsächlich durch den Mangel einer radialen Verzierung und durch die etwas gegen die kleine Klappe eingekrümmte Stirnlinie, auch scheinen Areolen vorhanden zu sein. Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo. Horizont: mittlerer Lias. Waldheimia oxygonia Unuıc. (5 Exempl.) (Taf. XVII, Fig. 16. 18.) 1879. Unis, Lias. Brach.-Fauna von Sospirolo. pag. 23. Taf. II, Fig. 4. 5. Diese Species ist von Unvıs gut beschrieben worden; der Beschreibung ist nichts hinzuzu- fügen, mit Ausnahme dessen, dass ich bei meinen Exemplaren nicht die radiale Sculptur in der Stirn- gegend zu entdecken vermochte, vielleicht fehlt jedoch die obere Schaalenpartie. Die mir vorliegenden Exemplare erreichen zwar nicht die Grösse der von Uauıs abgebildeten Exemplare, weichen aber in anderen Merkmalen kaum ab. Eine mediane Depression in der Stirn- region war bei keinem meiner Exemplare zu beobachten. Wie häufig bei jugendlichen Fxemplaren sind die Lateralfelder bei den mir vorliegenden Stücken im Allgemeinen nicht so tief eingesenkt, wie an dem typischen Exemplare Unris’s, bei zwei Exemplaren zeigen sich ächte Areolen. Auf den ersten Anblick hin möchte man geneigt sein, mit den typischen Exemplaren der Waldh. oxygonia Urt. auch Formen von Lavarella bei St. Cassian zu vereinigen, wie das thatsächlich durch Haas® geschehen ist; bei genauerer Untersuchung zeigt sich jedoch, dass die Lateraleommissur der Stücke von Lavarelle stets ziemlich gerade ist und niemals sanz dicht an die Kante der kleinen Klappe heranrückt. Ich schliesse mich hier vollständig der Anschauung Dı-StErano’s® an, der die von Haas beschriebenen Formen zu Waldh. securiformis Gemm. rechnet (siehe die folgende Species). Fundort: Alpe La Stuva bei Cortina d’Ampezzo. Horizont: mittlerer L.ias. Waldheimia securiformis GrEuM. (Taf. XVII, Eie. 17.) 1874. Waldh. securiformis GesmmeLtaro, Sopra alcune faune giuresi e liasiche della Sicilia. p. 66. Taf. X, Fig. 10. 11. 1884, 5 oxygonia Haas, Beiträge z. Kenntn. d. lias. Brachiopodenfauna v. Südtyrol u. Venetien. p. 24. Taf. IV, Fig. 6. 1891. n securiformis var. pomatoides Di-SterAno, Il Lias medio del Mte San Giuliano (Erice) presso Trapani. p. 121. tav. IV, fig. 6. 7. Diese Form ist bei Lavarella nicht gerade selten; die Exemplare sind, soweit man nach den Abbildungen GEmmeELLARO’s urtheilen kann, durchaus typisch, auch trifit die sehr exacte Beschrei- bung GEMMELLARO's vollkommen zu. Mit Waldh. oxygonia lassen sich die mir vorliegenden Stücke nicht vereinigen, da bei unserer Form der Schnabel robust und die Seitencommissur stets gerade und ' Unrıs, Lias. Brach.-Fauna von Sospirolo. pag. 26. Taf. I, Fig. 9—11. ® Haas, Beiträge zur Kenntniss d. liasischen Brachiopodenfauna v. Südtyrol u. Venetien. p. 24. Taf. IV, Fig. 6. ® Dr-Sterano, Il Lias medio del Mte San Giuliano (Erice) presso Trapani. pag. 123. je = vom Rand der kleinen Klappe entfernt ist. Besonders das letzte Merkmal ist ausserordentlich con- stant, so dass man sogar Bruchstücke von Waldh. oxygonia unterscheiden kann. Dı-Srterano hat eine Varietät pomatoides geschaffen, welche den Abbildungen nach eher zu Waldh. oxygonia gehört, darauf deutet besonders die gebogene Seitencommissur; sollte der Schnabel, was nach den Abbildungen nicht der Fall ist, wirklich so viel kräftiger sein als bei Waldh. oxygonia, so würde ich vorschlagen, die Form vom Mte S. Giuliano zu einer eigenen Species zu erheben. Aller- dings giebt Di-Srrrano an, dass die von ihm abgebildeten Stücke einen extrem schwachen Schnabel haben, ausserdem habe ich selber die ächte Waldh. securiformis sowohl am Mte S. Giuliano wie bei Castellucio (Taormina) gesammelt, so dass es nicht ausgeschlossen wäre, dass beide Species dort neben- einander vorkämen. Allerdings ist auch zu beachten, was Dı-SterAno (loc. cit. pag. 123) über die Gruppirung der beilförmigen Waldheimien sagt. Er theilt sie in eine Gruppe mit schwachem und in eine mit kräftigem Schnabel ein, doch muss ich bemerken, dass dieser Unterschied gerade zwischen Waldh. oxygonia und Waldh. securiformis nicht allzugross ist und dass die Gestalt der Seitencommissur jedenfalls constanter ist. Fundort: Lavarella bei St. Cassian. Horizont: mittlerer Lias. Waldheimia Partschi Orper. (Taf. XVII, Fig. 15.) 1861. Waldh. Partschi Orreu, Ueber die Brachiopoden des unteren Lias. Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. 1861 pag. 538. Taf. X, Fig. 6. 1374. —_ — Borck#, Die geol. Verh. des südl. Theiles des Bakony. II. Theil. Jahrb. d. k. ung. - geol. Anstalt, Bd. III. pag. 6, 15, 25, 25. ; 1879. — — Urıs, Lias. Brachiopodenfauna von Sospirolo. pag. 22. 1889. — — Gever, Lias. Brachiop. des Hierlatz. pag. 25. Taf. III, Fig. 20—26. 1394. = — Fwucıı, Fauna dei calcari bianchi ceroidi con Phylloceras cylindricum Sow. del Mte Pisano. Atti Soc. Tosc. Sc. nat. pag. 74. Taf. VII, Fig. 20. Mir liegt die ächte Waldh. Partschi in 6 zum Theil gut erhaltenen Exemplaren vor. Die Stücke unterscheiden sich von Waldh. securiformis durch die wenig eingesenkten Lateralfelder, von Waldh. oxygonia durch die Lage der Seitencommissur. Die Stücke wurden nicht von mir selbst gesammelt, auf der Etiquette steht als Fundort St. Cassian angegeben, da sie jedoch nach dem Inventar mit den sicherlich von Lavarella stammenden angekauft wurden, so ist anzunehmen, dass auch sie an jenem Punkte gefunden wurden. Auch Uauıe beschreibt ja die Form aus dem Lias von Sospirolo, dessen Fauna mit der unserigen in so auffallen- der Weise übereinstimmt. Fundort: St. Cassian (vermuthlich Lavarella). Horizont: vermuthlich mittlerer Lias. Waldheimia Meneghinii Parona, (Taf. XVII, Fig. 12. 20. 22. 23.) 1580. Terebratula Meneghinii Paronxa, I calcare liasico di Gozzano e i suoi fossili. Mem. Acc. de Lincei. Roma. pag. 10. Taf. I, Fig. 5. 1880. = (Waldh. ?) Meneghinii Casavarı, I Brachiop. d. strati a Ter. Aspasia nell’ Appennino centr. Mem. Acc. d. Lincei. Roma. pag. 20, Taf. II, Fig. 12. — 189 — 1354. Waldheimia linguata var. major Haas, Beitr. z. Kenntn. d. lias. Brachiopodenfauna v. Südtyrol. pag. 26. Taf. IV, Fig. 5. 1886. _ Meneghinii Rorarteız, Geo]. pal. Mon. d. Vilser Alpen. Palaeontographica pag. 85. _ Haasi, ibid. pag. 129. 1591. = Rothpletzi Dı-Sterano, Il lias medio del Mte San Giuliano. pag. 141. Taf. IV, Fig. 20—23. 1892. _ Meneghinii Paroxa, Revisione della fauna liasica di Gozzano in Piemonte. Mem. k. Acc. d. Se. Nat. di Torino. pag. 4. Taf. II, Fig. 20. Diese zierliche Art ist unter mancherlei Namen beschrieben worden, aber es lag nur an den mangelhaften Abbildungen, dass die verschiedenen‘ Autoren die Identität der Formen nicht erkannten. PAroxa bemerkt 1892, dass Waldh. Rothpletzi Di-STEr. vom Mte San Giuliano wohl ziemlich sicher identisch mit seiner Waldh. Menegkinii sei, damit ist aber auch die Zugehörigkeit der Waldh. linguata var. major Hass (non BoECKH) zu unserer Art nachgewiesen, denn diese ist ganz gewiss mit der sici- lianischen Species identisch. Die Namen Waldh. Haasi Roruer. und Waldh. Rothpletzi Di-Ster. wären somit einzuziehen. Waldh. Meneghinii wechselt in der Gestalt ziemlich stark, besonders was das Verhältniss der Breite zur Höhe anbelangt, so z. B. finden wir bei dem mir vorliegenden Exem- plare die Maasse: Höhe . . . 16,0 mm 13.4 mm 16,0 mm Breite me 7 20 He Nr Adern Piicketes Fa 1.67%, 6,408, U) Parona, Haas und Dr-STEFANo geben an: PARoONA Haas DI-STEFANO Höhe 22 20 15 DES EEE Eee eumm Breite. . . 23 31 16 a il EN Dicke 13 32 ? | 10 10 9 T (Dr Im Uebrigen stimmen die mir vorliegenden Exemplare gut mit den Beschreibungen von Dı- StEFANo und Paroxa überein, auch die radialen Streifen auf der Schaalenoberfläche zeigen sich da, wo diese gut erhalten ist. Die Stärke der Faltung an der Stirn wechselt, ebenso die Tiefe, Breite und Deutlichkeit des Sinus der kleinen Klappe. Fundort: La Stuva bei Cortina d’Ampezzo, Lavarella bei St. Cassian. Horizont: mittlerer Lias. Waldheimia ampezzana n. sp. (Taf. XVII, Fig. 21. 24.) Unter dem bei der letzten Aufsammlung gewonnenen Materiale aus dem Lias von La Stuva befinden sich sieben vollständige Exemplare dieser hübschen Art nebst einer Anzahl Bruchstücke, während sie bisher unter dem mir vorliegenden Material lediglich durch ein Stück vertreten war, wess- halb auch der sicheren Bestimmung erhebliche Schwierigkeiten im Wege standen. Sie ist auf La Stuva zwar in einer Bank besonders häufig, dürfte sich aber wohl daselbst auch noch in der einen oder an- dern Schicht wiederfinden. Bei der Wichtigkeit dieser Art erscheint eine genauere Beschreibung nicht überflüssig. Umriss: ausgesprochen pentagonal, ebenso breit als hoch. Commissur: auf der Seite fast geradlinig, aber im unteren Drittel stark gebogen und zwar gegen die grosse Klappe hin. Länge des Schlossrandes fast gleich der Breite des Gehäuses. — 19 — Grosse Klappe: stark gewölbt, besonders in der Mitte, am breitesten in der unteren Hälfte des Ge- häuses, Sinus tief, deutlich gerundet. Kleine Klappe: mässig gewölbt, am Stirnrande tief eingesenkt; Wirbel stark gekrümmt. Schnabel: zierlich, aber hoch, stark umgebogen, vom Wirbel der kleinen Klappe durch ein hohes Deltidium getrennt und seitlich mit scharfen Kanten versehen. Ornamentirung: ziemlich grob punktirt und ausserdem fein faserig gestreift. Die geringe Variabilität der vorliegenden Exemplare spricht dafür, dass wir es mit einer be- sonderen Art zu thun haben. Beim ersten Anblick könnte man versucht sein, an Jugendformen von Terebratula aspasia zu denken, wie sie v. Zırren ! abgebildet hat, allein die Beschaffenheit des Schloss- feldes und des Schnabels, sowie die Anwesenheit eines deutlichen Medianseptums zeigen, dass diese Stücke zu Waldheimia gehören. Als verwandte Typen kommen folgende Arten in Betracht: 1) Waldheimia resupinata Sow., Davınson, British Fossil Brachiopoda. The oolitie and liasie Brachiopoda. p. 31. pl. IX, fig. 1—5. 2) 5 cfr. mutabilis Opr., BOECKH, Mittheil. aus dem Jahrb. d. ungar. geol. Anstalt. Ill. Bd. 1879. p. 145. Taf. I, Fig. 3—9. 3) 5 Ewaldi Opp., GEYER, Liasische Brachiopoden von Hierlatz. Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1889. p. 31. Taf. IV, Fig. 3. 5. 4) n appenninica Zirmt.”, GEYER, Ibidem. p. 33. Taf. IV, Fig. sS—10. 5) “ ‚pedemontana Paronxa, Revisione della Fauna liasica di Gozzano, Piemonte. Mem. R. Accad. di Sc. di Torino. 1892. p.49. tav. II, fig. 26. Von ausseralpinen Arten hat lediglich Waldh. resupinata mit der vorliegenden Art eine gewisse Aehnlichkeit hinsichtlich der tiefen Einsenkung der kleinen Klappe und des pentagonalen Umrisses, jedoch ist der Schnabel viel kürzer und zierlicher. Unter den alpinen Formen steht Waldh. pedemontana unbedingt am nächsten. Sie unter- scheidet sich nur durch den kürzeren Schnabel und den viel weniger ausgesprochen pentagonalen Um- riss. Immerhin wäre es nicht unmöglich, dass sich die Identität von ampezzana mit pedemontan« herausstellen könnte, soferne genügend Zwischenformen zum Vorschein kämen. An die eitirte mutabilis, die übrigens von der ächten wesentlich verschieden ist und wohl nicht einmal mehr als Varietät derselben aufzufassen sein dürfte, erinnert der allgemeine Habitus, insbeson- dere der ebenfalls pentagonale Umriss und die tiefe Einbuchtung des Stirnrandes, jedoch unterscheidet sich unsere Form sehr leicht durch die auffallende kräftige Entwicklung des Schlossfeldes, die starke Einsenkung der kleinen Klappe und das hiedurch veranlasste Vorhandensein eines Wulstes auf der grossen Klappe, während bei mautabilis der Stirnrand geradlinig verläuft. Ueberdies fällt bei letzterer die grösste Breite fast in die Mitte des Gehäuses, bei unserer Form aber in das untere Drittel. Bei Ewaldi ist der Schnabel viel schwächer, auch wird die Einsenkung der kleinen Klappe niemals so bedeutend. An Waldh. appenninica erinnert zwar die Beschaffenheit der Stirnregion, allein der Schnabel und das, Schlossfeld sind ganz abweichend beschaffen, der erstere vor Allem viel schwächer. ! Ich eitire hier nur die von Geyer als appenninica bestimmten und abgebildeten Stücke, denn die v. Zırren’- schen Originale weichen noch mehr von unserer Species ab, als jenz2 vom Hierlatz. ?.Geol. Beobacht. in den Centralappenninen. Palaeontogr. Beiträge. 1876. Taf. 14, Fig, 4. — 191 — Auch ist der Umriss niemals so deutlich pentagonal. Die ächte appenninica zeigt diese Unterschiede noch in viel höherem Grade als die vom Hierlatz. Eine entfernte Aehnlichkeit haben endlich auch gewisse Varietäten der Waldh. Thumwieser:i, nämlich die breiten Formen, doch unterscheiden sie sich leicht durch den geraden Verlauf der Stirn- commissur, den plumperen Schnabel und die viel geringere Entwicklung des von den Schnabelkanten und dem Schlossrande begrenzten Feldes. Vorkommen: La Stuva bei Cortina (häufig) und Lavarella (bei St. Cassian selten). "Rhynchonella Fischer. Rhynchonella variabilis SchLorn. (Taf. XVII, Fig. 7. S.) 1351. Rhynch. variabilis Davıosos, Mon. of the british ool. and lias. Brachiopoda. pag. 78. Taf. XV, Fig. S—10. 1834. — Briseis Haas, Beiträge z. Kenntn. der lias. Brachiopodenfauna von Südtyrol. pag. 4. Taf. I, Fig. 3, 5, 7. Ich habe mich schon an verschiedenen Stellen über das Verhältniss der Rh. variabilis zur Rh. belemnitica und Rh. Briseis ausführlich ausgesprochen; ich habe nachgewiesen, dass Rh. belem- nifica sich leicht von Ah. variabilis unterscheiden lässt . Neuerdings habe ich auch in meiner Arbeit über die mittelliasischen Brachiopoden der Nordostalpen gezeigt, dass einige der von GEMMELLARO als Rh. Briseis beschriebenen Formen zu Rh. variabilis gehören, dass aber unter seinen Stücken eine zweite Art vertreten ist, auf welche man den Namen Rh. Briseis beschränken muss, wenn man ihn überhaupt aufrecht erhalten will. Was nun die Exemplare aus der Umgegend von St. Cassian anbelangt, so liegen mir ver- schiedene typische Individuen vor, von denen ich einen Theil selber gesammelt habe. Sie gleichen so vollkommen der typischen Rh. variabilis von Amberg und Hinterweiler, dass ich unbedenklich auf diese Stücke allein hin eine Schicht für mittelliasisch erklären würde. Die von Haas als Rh. Briseis von Lavarella beschriebenen Stücke gehören zu Rh. variabilis, ebenso ein Stück, welches er als Ah. Zitteli — Taf. II, Fig. 7 — bestimmt hat; diesem fehlen die Areolen, welche sich an den übrigen von demselben Autor als Ah. Zitteli bestimmten Exemplaren finden. Eine Anzahl Stücke, darunter auch das eben erwähnte Haas’sche Original von „Zitteh“ zeichnen sich durch die scharfen Rippen aus, so dass man fast versucht wäre, sie auf peröstera Umuıc zu be- ziehen, welche letzterer Autor auch als im Fanisgebirge vorkommend angibt, allein für diese Art ist die hohe Zahl der Seitenrippen charakteristisch. während deren hier bloss drei vorhanden sind; unsere Stücke jedoch schliessen sich an die von Haas — Taf. I, Fig. 3 — abgebildete Form am engsten an, sind aber zum Theil viel flacher. Abgesehen von ihrer grösseren Rippenzahl gleichen die flacheren Exemplare der Rhynchonella Briseis GEMMELLARO — tav. XI, fig. 21 —, welches Stück ja ebenfalls zu variabilis gehört. Fundort: Lavarella bei St. Cassian. Horizont: mittlerer Lias. * Böse, E., Die Fauna der liasischen Brachiopodenschicht bei Hindelang, Allgäu. Jahresber. d. k. k. geol. Reichs- anstalt. 1892. p. 639. ! 198 Rhynchonella variabilis var. rimata GEYER. (Taf. XVII, Fie. 5.) 1889. Geyer, Liasische Brachiopoden v. Hierlatz. Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. p. 36. Taf. V, Fig. 6—8. Unter obiger Bezeichnung hat dieser Autor einige Rhynchonellen beschrieben und abgebildet, von denen die eine — Fig. 8 — wie ein Exemplar von Lavarella 2 Sinusrippen besitzt. Jede dieser Rippen hat eine tiefe Furche, die aber sowohl gegen den Stirnrand, als auch gegen den Schlossrand hin wieder verschwindet. Mit Fig. 8 stimmt das Stück von Lavarella, abgesehen von der Rippenzahl hinsichtlich seiner Grösse und der Anwesenheit eines wohl entwickelten Schlossfeldes, ziemlich gut überein, es unterscheidet sich bloss durch die Schärfe der Rippen. Vorkommen: Lavarella. Rhynchonella Zitteli Gemu. (Taf. XVII, Fig. 6. 9.) 1884. Haas, H., Beiträge z. Kenntniss d. Brachiopodenfauna v. Südtyrol u. Venetien. p. 6. Taf. II, Fig. 10. 11. 1597. Böse, E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontogr. Bd. 44 p. 185. Taf. XII, Fig. 21. 2. Diese nicht besonders charakteristische Form ist unter dem vorliegenden Material durch zwei gut erhaltene Stücke von Lavarella vertreten, welche mit den beiden citirten Haas’schen Abbildungen sehr grosse Aehnlichkeit besitzen; das eine ist ziemlich hoch gewölbt, das andere dagegen etwas flacher. Auch in der Art der Berippung und der Kleinheit des Schnabels schliessen sie sich sehr enge an die erwähnten Originale an, ebenso auch in ihren Dimensionen. Ausser diesen beiden typischen Exemplaren möchte ich noch zwei weitere anführen — ebenfalls von Lavarella, Fig. 6 —, die sich von der ächten Zittelv durch die geringe Zahl der Rippen — # auf dem Sinus und 2 an den Seiten —, ferner durch den höheren Schnabel, die tieferen Areolen und den rundlichen Schlossrand unterscheiden, aber ihnen im allgemeinen Habitus sehr nahe stehen. Hinsicht- lich der Rippenzahl und der Wölbung des Gehäuses nähern sie sich der ächten Briseis GEMM., weichen aber von ihr doch auch wieder ab in Folge der Anwesenheit von zwei ziemlich tiefen Areolen, welche zwar bei Zitteli, aber nicht bei der ächten Bröseis vorhanden sind. An Zitteli erinnert auch der Ver- lauf der Seitencommissur, welche nahe am Wirbel bogenförmig gegen die kleine Klappe vorspringt. Grosse Aehnlichkeit hat endlich auch Rhynchonella Calderinii Par. ', jedoch besitzt dieselbe keine so tiefen und langen Areolen, und ihre Seitencommissur verläuft ganz geradlinig. PAaronxa ” vereinigte letztere übrigens in seiner späteren Arbeit mit Ah. Briseis. Vorkommen: Lavarella. Rhynchonella Briseis Grm. var. Iphimedia D1-Ster. 1891. Di-Sterano, Il Lias medio del Mte San Giuliano. pag. 99. Taf. III, Fig. 14—17. Mir liegt ausser einigen schlecht erhaltenen Stücken ein ganz vollständiges von Lavarella vor. Die Faltung an der Stirn ist zwar nicht so stark, wie bei den von Dı Sterano abgebildeten Exem- 1 1879—80. Parona, Il Calcare liasico di Gozzano e i suoi fossili. Memorie della R. Accademia dei Lincei. pag. 21. tav. III, fie. 2. ; 2 1892. Paroxa, Revisione della fauna liasica di Gozzano in Piemonte. Memorie della R. Accademia delle Scienze di Torino. p. 29. et plaren, aber doch stärker als bei der typischen Ah. Briseis. Von Rh. variabilis unterscheidet sich die Art durch schärfere und schmälere Rippen und abgeflachte Seiten. Wenn man, wie hier, nur einzelne Exemplare hat, ist man geneigt, darin die Vertretung einer besonderen Species zu sehen, jedoch sind sowohl Uebergänge zu der ächten Briseis als auch zu Zittelö vorhanden. Vorkommen: Lavarella. Rhynchonella Zugmayri Gem. (TaE- XVII, Bis. 223. 4.) 1897. Böse, Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontogr. Bd. 44. p. 186, Von ihren gleichzeitigen Arten unterscheidet sich Rhynchonella Zugmayri am leichtesten durch die stets vorhandene, mehr oder weniger starke Asymmetrie; etwas weniger charakteristisch ist die Höhe und Zuspitzung ihres Schnabels, das Fehlen eines eigentlichen Sinus und seitlicher Areolen, der nahezu geradlinige Verlauf der Seitencommissuren und der gerundete Umriss des Gehäuses. Die sechs von La Stuva vorliegenden Exemplare unterscheiden sich von den Originalen Gru- MELLAROS durch die etwas geringere Zahl der Rippen und stimmen hierin mehr mit den Stücken von Thiersee bei Kufstein überein. Zu diesen sechs typischen Exemplaren kommt nun noch ein weiteres, welches in Folge der hohen Zahl seiner Rippen an Rh. Orsinii Gemm.' erinnert, aber im Gegensatz zu dieser keinen ausgesprochenen Sinus besitzt und auch hinsichtlich der Schnabelform, der Asymmetrie des Gehäuses und dem geraden Verlauf der Seitencommissur doch der Zugmayri sehr nahe steht. Es handelt sich desshalb wohl doch eher nur um eine vielvrippige Varietät dieser letzteren Art, als um eine besondere Species. Vorkommen: La Stuva. Rhynchonella sp. af. Alberti Orr. (Taf. XVII, Eig. 1.) Eine eigenthümliche grosse Form, welche ich jedoch, da mir hievon bloss zwei Stücke vor- liegen. nicht als besondere Species betrachten möchte, kommt auf La Stuva vor. In der Zahl und Anordnung, sowie in Bezug auf die Schärfe der Rippen schliesst sie sich sehr enge an Rhynchonella Alberti Öprp.‘ von Hierlatz an, jedoch weicht sie von ihr ab hinsichtlich ihrer Flachheit und insbeson- dere dadurch, dass ihre grösste Breite nicht in die Mitte des Gehäuses, sondern in die Verlängerung des Stirnrandes fällt, wodurch sie einen ausgesprochen dreieckigen Umriss erhält. Dass diese Form von Alberti abstammt, erscheint freilich nicht im mindesten zweifelhaft. Die Zahl der Sinusrippen ist $, die Zahl der Seitenrippen beträgt vier, jedoch sind nur die drei denn Sinus zunächst befindlichen kräftig entwickelt. Die grösste Breite fällt in die Nähe des Stirnrandes.. Die Dimensionen sind folgende: A. B. Höhe = 19,5 mm 15 mm Bretter — ala AU Dieke=—729°5 s) „ : Geyer, Die liasischen Brachiopoden vom Hierlatz. Abhandlungen d. k. k. geol. Reichsanst. 1889. p. 43. Taf. V, Fig. 14—18. Palaeontographica. Bd. XLVI. 25 ie ET en — 194 — Ausser diesen beiden Exemplaren liegt mir jedoch noch ein weiteres Exemplar vom nämlichen Fundorte vor, welches von der ächten Alberti fast nicht zu unterscheiden ist. Vorkommen: La Stuva. Horizont: mittlerer Lias. Rhynchonella Greppini Orrer. (Taf. XVII, Fig. 12. 14.) 1889. Geyer, Brach. d. Hierlatz. p. 48. Taf. VI, Fig. 1—5, 5—9 (non 4). Mir liegen verschiedene Exemplare vor, welche mit der typischen Rh. Greppini ziemlich gut übereinstimmen. Ich habe selber verschiedene dieser Stücke an der Lavarella aus dem mittleren Lias herausgeklopft, sie kommen dort zusammen mit Ah. variabilis vor. Diese Art ist im Mittellias weit verbreitet, auch aus den Nordalpen liegt sie mir von verschiedenen Fundorten vor. Bei St. Cassian finden sich mehrere Varietäten, hauptsächlich solche, welche den Figuren 2 und 3 auf Taf. VI bei Geyer ähneln. Ein kleines Stück zeichnet sich durch seine zahlreichen Rippen aus und kommt hierin der Rh. polyptycha Orr. sehr nahe, dagegen stimmt die Beschaffenheit des Schnabels und der Areolen sehr gut mit jener der übrigen Exemplare überein. Viel weniger sicher ist die Bestimmung des grossen, Taf. XVII, Fig. 12 abgebildeten Stückes von La Stuva. Schon der Umstand, dass bisher von dieser Lokalität Rhynchonella Greppini nicht bekannt war, lässt es sehr zweifelhaft erscheinen, ob dieses Exemplar wirklich zu Greppini gehört; nicht minder befremdend ist auch die starke Aufblähung des Gehäuses und die geringe Zahl der Rippen, allein es geht doch auch nicht an, hiefür eine besondere Art zu errichten. Vorkommen: Lavarella und La Stuva (?). Horizont: mittlerer Lias. Rhynchonella palmata OPpr. (RAR XVII DR S10 10%) 1889. Geyer, Brach. d. Hierlatz. p.-50. Taf. VI, Fig. 11—14. 1892. Paroxa, Rev. de Fauna lias. di Gozzano. pag. 33. Taf. I, Fig. 23, 24. Diese Art ist bei St. Cassian nicht gerade selten, doch unterscheiden sich manche der mir vorliegenden Exemplare vom Typus durch die ausserordentlich grobe Faltung der Stirnlinie; manche Stücke sind in der Schnabelgegend seitlich so comprimirt, dass man versucht ist, sie von Rh. pal- mata abzutrennen!. Andererseits finden sich wiederum alle Uebergänge zur ächten Rh. palmata, so dass eine Zerlegung der Formen in zwei Arten nicht wohl möglich ist. Ein Exemplar, welches ich jedoch von Rh. palmata nicht trennen möchte, nähert sich der Ah. flabellum, doch reichen die Areolen tiefer, sind auch schärfer ausgeprägt, und die Rippen besitzen noch nicht ganz jene Wellenform, welche sie bei Rh. flabellum zeigen. Fundort: La Stuva bei Cortina d’Ampezzo, Lavarella bei St. Cassian. Horizont: mittlerer Lias. ' Ich möchte hier jedoch bemerken, dass nach meiner Auffassung die Exemplare von La Stuva doch wohl besser als eine constant gewordene Varietät, wenn nicht überhaupt als besondere Art anzusehen wären. Dass dieselbe freilich von palmata abstammt, ist nicht zu läugnen. Die Exemplare von Lavarella sind insoferne sehr werthvoll, als sie den Uebergang zu denen von La Stuva vermitteln. — SCHLOSSER. — 195 — Rhynchonella flabellum \MrxzcnH. (Taf. XVII, Fig. 13.) 1597. Böse, E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontogr. Bd. 44 p. 195. Diese Art kommt sowohl auf La Stuva, als auch an der Lavarella vor, ist aber stets ziemlich selten. Von beiden Fundorten liegen nur je ein kleines vollständiges Exemplar und einige Bruchstücke vor. Der Stirnrand verläuft, abgesehen von der Knickung der Rippen, vollkommen geradlinig. Das eine Stück zeichnet sich durch seinen verhältnissmässig hohen Schnabel aus. Die Originale GEMNEL- raro's haben die doppelte Grösse der Südtyroler Stücke. Rhynchonella fascicostata Unric. (Taf. XVII, Fig. 15.) 1879. Usris, V., Ueber die liasische Brachiopodenfauna von Sospirolo. Sitz.-Ber. d. k. k. Acad. der Wiss. Wien. Bd. LXXX. p. 42. Taf. V, Fig. 1—3. 1884. Haas, Beiträge zur Kenntniss der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol. p. 10. Uxrıg hat diese Art so eingehend und trefflich beschrieben, dass ich nichts weiter hinzufügen brauche, als dass die Stücke von St. Cassian einen etwas tieferen Sinus besitzen, als die typischen von der Lokalität Sospirolo bei Belluno. Dass diese Art bei St. Cassian vorkommt, hat auch bereits Usris angegeben. Auch Haas hat sie unter seinem Materiale erwähnt. An anderen Orten scheint sie bisher noch nicht gefunden worden zu sein. Vorkommen: ziemlich häufig auf La Stuva, seltener, aber grösser an der Lavarella. Rhynchonella Dalmasi Dvm. (Taf. XVII, Eig. 16. 17.) 1884. Rhynchonella Desori Haas, Beiträge zur Kenntniss der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. p. 14. Taf. I, Fig. 1. 5 Dalmasi Di-Sterano, Il Lias medio del Mte San Giuliano. p. 78. tav. II, fig. 8. 12. = er Böse, Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeonto- graphica Bd. 44 p. 208. Taf. XV, Fig. 16. 18. Diese hübsche Form zeichnet sich durch ihren regelmässig dreieckigen Querschnitt, den kurzen, ziemlich stark gekrümmten Schnabel und insbesondere dadurch aus, dass ihre bis an den Stirnrand reichenden seitlichen Areolen ausschliesslich auf der kleinen Klappe liegen, da die Seitencommissur direkt an der Rückseite der grossen Klappe verläuft. Die Rippen beginnen erst ungefähr in Mitte der Klappen. Die Zahl der Sinusrippen ist sehr variabel. Bei den Stücken von Lavarella beträgt sie bis S auf dem Wulst, meist sind aber & Sinusrippen. Seitenrippen sind dagegen sehr wenige vor- handen, meist nur je eine. Die Dicke des Gehäuses bleibt sich an allen Stellen fast gleich. Bemerkenswerth erscheint der Umstand, dass diese Art nicht bloss im ausseralpinen Lias des südlichen Frankreichs, sondern auch in Franken vorkommt. Mir liegen nämlich drei Stücke aus dem Lias y von Illenschwang am Hesselberg vor. Vorkommen: La Stuva und Lavarella. 196 —- Rhynchonella Reynesi Grum. (Taf. XVII, Fig. 26.) 1872—82. Rhynchonella Rewnesi GEMMELLARO, Sopra alcune faune giurese e liasiche di Sicilia. pag. 72. tav. X, fig, 23. 1884. Rhynchonella Mattiroloi Haas, Beitr. zur Kenntn. d. liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol. p, 12. Taf. I, Fig. 8. 1884. 5 cfr. Reynesi Haas, Ibidem p. 16. Zu Reynesi stelle ich vier vollständige Gehäuse und mehrere isolirte Klappen, welche sich zwar von der typischen Reynesi durch die geringere Rippenzahl unterscheiden, sonst aber damit in allen anderen Merkmalen übereinstimmen. Indessen liegt ein weiteres Exemplar ebenfalls von La Stuva vor, welches auch in dieser Beziehung sich als ächte Reynesi erweist. Für die Mehrzahl der Stücke wäre also der Name Mattiroloi Haas anzuwenden, wenn eben nicht die Zahl der Rippen bei ein und derselben Art innerhalb gewisser Grenzen schwanken könnte, und desshalb die Bestimmung als Reynesi, welcher Namen ohnehin die Priorität hat, vorzuziehen wäre. Ueberdies ist selbst für die ächte Reynesi die Rippenzahl noch keineswegs definitiv ermittelt, denn GEMMELLARO gibt an, dass ihm nur zwei Exemplare vorlägen, wesshalb es auch nicht ausgeschlossen erscheint, dass sich auch einmal solche mit 3 statt 4 Sinusrippen finden könnten. In allen übrigen Merkmalen — ziemlich bedeutende, gleich starke Wölbung beider Klappen, Kleinheit und Krümmung des Schnabels, geradliniger Verlauf der Seitencommissur bis zur ersten Rippe, Anwesenheit von je zwei resp. drei Seitenrippen und vollstän- diges Fehlen von seitlichen Areolen — stimmen Mattiroloi und Reynesi durchaus überein. Haas be- merkt zwar, dass bei Mattiroloi im Gegensatz zu Reynesi die Rippen bis zum Wirbel verlaufen, allein auf seiner eigenen Abbildung trifft dies nur für die Sinusrippen zu und bei Reynesi selbst — p. 16 — sollen nach ihm die Rippen schon am Wirbel beginnen. Uebrigens darf auf diese Dinge ohnehin nicht allzuviel Gewicht gelegt werden. RoTHPLETZ * macht darauf aufmerksam, dass bereits Oppen aus dem Dogger von La Voulte Ardeche) eine Rhynchonella Reynesi aufgestellt hätte, ohne jedoch hievon eine Abbildung zu geben. Desshalb kann auch für die von GEMMELLARO gefundene Art der Name ZReynesi verbleiben. Die Art aus La Voulte hat Rorupuerz als erinoidea Rorkpr. * beschrieben und abgebildet. Rhynchonella Reynesi schliesst sich ungemein enge an die Rhynchonella rostellata QUENSTEDT * aus dem mittleren Lias (y) von Hinterweiler in Württemberg und Amberg an. Als Unterschied ist eigentlich nur der Umstand zu erwähnen, dass bei letzterer die grosse Klappe in der Schnabelregion stärker aufgebläht erscheint, auch hat sie schärfere Rippen. Die Zahl der Sinusrippen ist bei der überwiegenden Mehrzahl 3, doch finden sich auch solche mit $ Rippen am Sinus, sowie solche mit nur 2 Sinusrippen, also wie bei der folgenden Species — Rhynchonella pusilla GeEmm. Es ist mir daher auch nicht unwahrscheinlich, dass letztere bloss eine Varietät von Reynesi darstellt, jedoch ziehe ich es vor, beide vorläufig getrennt zu halten, so lange nicht Uebergänge zwischen ihnen be- kannt sind. Vorkommen: La Stuva; nach Haas auch am Piz Stern bei St. Cassian und an der Lavarella. ! Palaentographica Bd. XXXII p. 147. Monographie der Vilser Alpen. ® Ibidem p. 147. Taf. XI, Fig. 15. ® Quexstepr, Petrefactenkunde Deutschlands. 1868—71. Brachiopoden p. 52. Taf. 37, Fig. 92—101. — 191 — Rhynchonella pusilla Gem. (Taf. XVII, Fig. 29.) 1572—82. Gewserraro, G., Sopra alcune faune giurese e liasiche della Sicilia. p. 73. tav. XI, fie. 12. Ausser an der typischen Lokalität Montagnuola di San Elia bei Palermo ist diese zierliche Form bisher noch nirgends gefunden worden. Mir liegen nun S Exemplare von La Stuva vor, die von der ächten pusilla sich nur durch die Anwesenheit eines deutlichen Sinus unterscheiden, indessen zeist auch die Abbildung bei GEMMELLARO, dass die Falten neben der Mittetrippe der grossen Klappe doch viel höher hinaufreichen als die seitlichen und mithin selbst bei dem Original wenigstens die Andeutung eines Sinus vorhanden sein dürfte. Auch scheint GEMMELLARO überhaupt nur wenige Stücke von dieser Art zu besitzen, so dass eine Modification der ursprünglichen Diagnose recht wohl zulässig ist. Wie bereits bemerkt, erscheint es nicht ausgeschlossen, dass wir es hier bloss mit einer Varietät von Rhynch. Reynesi zu thun haben. Das Charakteristische dieser Form besteht in der kugeligen Form des Gehäuses, in dem Fehlen von seitlichen Areolen, in der Kürze des etwas um- gebogenen und an den Kanten etwas zugeschärften Schnabels. Die Zahl der Seitenrippen ist 3. die der Sinusrippen ?. Die Rippen der grossen Klappe verlaufen bis fast in die Nähe des Schnabels, die der kleinen Klappen enden etwa in der halben Entfernung vom Schlossrande. Was GEyeEr ' als cfr. pusilla abgebildet hat, dürfte mit der GEmMELLARO'schen Species schwer- lich etwas zu schaffen haben. Sehr ähnlich ist dagegen Rhynchonella oligoptycha WAAGEN ? aus der Sowerbyi-Zone von Schambelen in der Schweiz. Rhynchonella pillula n. sp. (Taf. XVII, Fig. 30.) Von La Stuva liegen zwei kleine kugelige Gehäuse vor, die jenen der vorigen Art sehr ähnlich sehen, aber viel mehr Rippen besitzen. Der Schnabel ist ebenfalls spitz und gegen die kleine Klappe gebogen. Letztere ist ebenso hoch gewölbt wie die grosse. Die Seitencommissur verläuft geradlinig, die Stirnnaht ist zwar auch im Allgemeinen gerade, aber dabei stark gefältelt. Die Zahl der Rippen beträgt 7. Sie enden erst in der Nähe des Wirbels. Höhe = 6,5 mm, Breite = 6,7 mm, Dicke = 5,7 mm. Sehr nahe steht eine im Lias von Kramsach vorkommende Form, die aber möglicherweise bloss das Jugendstadium einer anderen Art darstellt und daher von Böse” mit keinem besonderen Namen belegt wurde. Sie besitzt etwas mehr Rippen als die Exemplare von La Stuva, was allerdings auch mit ihrer etwas beträchtlicheren Grösse zusammenhängen mag. Die Rippen gehen hier bis an den Wirbel. Das Vorhandensein wohlentwickelter Areolen lässt jedoch darauf schliessen, dass wir es doch mit einer anderen Art zu thun haben. Aehnlich ist auch Rhynchonella pillulaeformis Scumi * ! Liasische Brachiopoden vom Hierlatz. Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. XV. 1889. p.70. Taf. VIII, Fig. 2. 2 Weber die Zone des Ammonites Sowerbyi Bexeore. Palaeontolog. Beiträge. 1867. Bd. I. Heft III. p. 640. Taf. 32, Fig. 7. > Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontographica Bd. 44. p. 212. Taf. XV. Fig. 20. 21. * J. Scusıp, Ueber die Fossilien des Vinicaberges bei Karlstadt in Croatien. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1880. p. 728. Taf. XI, Fig. 11. en ee ne 7 aA an — 198 — aus dem oberen Lias (Bifrons-Zone) von Karlstadt in Croatien, allein diese Art zählt viel mehr — 10 — Rippen. Endlich scheint auch Rhynchonella Kraussi Opr.' aus dem Lias vom Hierlatz bei flüch- tiger Betrachtung sehr nahe verwandt zu sein, jedoch gehört diese in die Gruppe der Inversae und hat daher keine näheren Beziehungen zu pillula. Unsere Art ist sowohl der Vorläufer von Rh. farciens Caxav.? aus dem unteren Dogger von Vils in Tyrol und von Monte Grappa als auch von der erwähnten Ah. pillulaeformis. Vorkommen: La Stuva bei Üortina. Rhynchonella retroplicata Zırr. (Taf. XVII, Fig. 25.) 1876. Zrereß, Geologische Beobachtungen aus den Centralappenninen. Geognost.-palaeontologische Beiträge. Bd. II. p. 128. Taf. 14, Fie. 13. 14. 1881. CanAvarı, Alcuni nuovi Brachiopodi degli Strati & Terebratula aspasia nell’ Appennino centrale. Atti Soc. Toscana. Sc. Nat. Pisa, Vol. V. p. 8. tav. IX, fig. 4. 1882/83. Prrona, Contributo allo studio della fauna liasica dell’ Appennino centrale. Mem. R. Accad. dei Lincei. p. 103. Ausser in den Appenninen wurde diese Art bisher noch nicht beobachtet. Jetzt ist es mir geglückt, auf La Stuva im dortigen Crinoideenkalk zwei sichere Exemplare hievon: aufzufinden und damit den Nachweis zu erbringen, dass diese Art nicht ausschliesslich auf die Appenninen beschränkt, ist und daher auch vielleicht noch an anderen Lokalitäten in den Südalpen erwartet werden darf. Die vorliegenden Stücke sind zwar nur halb so gross als die Zırrer’schen Originale, stimmen aber sonst mit ihnen sehr gut überein, namentlich mit dessem kleineren Exemplare. Als Unterschied wäre höchstens anzuführen, dass der Schnabel vielleicht ein wenig länger ist als bei jenen. Das Original Ca- NAVART'S ist bedeutend flacher als die Zrrrev'schen und die von mir gefundenen Stücke. Da diese seltene Species in den neueren Arbeiten über Liasbrachiopoden nicht mehr behandelt wurde, so dürfte es wohl nicht ganz überflüssig sein, die wichtigsten Merkmale abermals zusammen- zustellen. ; Gehäuse: klein, zum grössten Theil glatt, nur am Rande gefaltet. Wölbung mässig, Umriss dreiseitig gerundet, etwas breiter als lang. Schnabel: kurz und spitz, aber wenig vorragend, beiderseits von je einer kurzen, aber deutlichen Areole begrenzt, Deltidium verdeckt. Commissur: an den Seiten wellig gefaltet, kleine Klappe tief eingesenkt. Zahl der Falten am Stirn- rand 3, an den Seiten 1 oder 2. Alle Falten bei jungen Exemplaren fast bis zur Schalenmitte reichend. Beide Klappen an den Seiten unter einem sehr stumpfen Winkel zusammenstossend. Vorkommen: La Stuva bei Cortina. Horizont: mittlerer Lias. ! Orpev, Ueber die Brachiopoden des unteren Lias. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1861. p. 547. Taf. XIII, Fig. 6. ? Ror#prerz, Monographie der Vilser Alpen. Palaeontograph. Bd. XXXII. p. 148. Taf. IX, Fig. 27. 28 (33). 199 Rhynchonella inversaeformis n. sp. (Taf. XVII, Fig. 27. 28.) ° Diese hübsche Form ist auf La Stuva nicht selten. Es lassen sich zwei Typen hievon unter- scheiden. Bei dem einen ist die kleine Klappe am Stirnrande sehr weit heruntergezogen, die Rippen sind breit, aber nicht sehr scharf, die Zahl der Sinusrippen ist 3. Die grosse Klappe hat nur je eine, die kleine aber zwei Seitenrippen. Bei dem zweiten Typus ist die Abwärtsbiegung der kleinen Klappe viel weniger auffällig, die Rippen sind wesentlich schärfer und das Gehäuse selbst etwas höher als breit. Durch diesen Umstand wird die Täuschung hervorgerufen, als wäre die Zahl der Rippen eine viel beträchtlichere, als dies in Wirklichkeit der Fall ist, denn beide Klappen besitzen nur je eine Rippe mehr als die des ersterwähnten Typus. Charakteristisch für beide Typen ist die starke Wölbung beider Klappen in der Nähe der Wirbel. ferner die Dicke und starke Umbiegung des Schnabels und die Anwesenheit ächter Lateral- felder. Unter den allerdings nicht besonders zahlreichen Exemplaren der inversa aus den Nordalpen finde ich kein einziges, welches den Stücken von La Stuva ähnlich wäre. Am nächsten kommen ihnen noch eine Anzahl kleinerer Exemplare vom Hierlatz, im Münchener Museum befindlich, viel weniger ähnlich sind die Originalien Geyer's von dieser Lokalität, allein auch bei ihnen ist der Schnabel viel zierlicher und Lateralfelder kommen bei ihnen niemals vor. Es dürfte mithin durchaus gerechtfertigt erscheinen, für die Exemplare von La Stuva eine besondere Species aufzustellen. Vorkommen: La Stuva. Rhynchonellina. Rhynchonellina cfr. Blanci Haas. 1884. Haas, H., Beiträge zur Kenntniss der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. p. 31. Taf. IV, Fig. 5. Diese Gattung ist unter dem vorliegenden Materiale bloss durch einige nicht näher bestimm- bare Fragmente, zwei von Lavarella und eines von La Stuva vertreten. Die feine Berippung, sowie das Fehlen einer Mittelfurche lässt allenfalls auf die Zugehörigkeit zu Blanci Haas schliessen, die indess selbst ganz ungenügend bekannt ist. Wenn sich auch die Species nicht ermitteln lässt, so ist doch so viel sicher, dass die Stücke von La Stuva und Lavarella der nämlichen Art angehören. Spiriferina. Spiriferina cfr. angulata Orr. (Taf. XVIII, Fig. 20. 23. 25.) 1372—82. GemuerraRro, Sopra alcune faune giurese e liasiche della Sieilia. p. 56. tav. X, Fig. 7. 1892. Parona, C. F., Revisione della fauna liasica di Gozzano in Piemonte. p. 23. tav. I, fig. 12. 1897. Böse, E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der nördlichen Kalkalpen. Palaeontogr. Bd. 44 p. 222, Unter dem vorliegenden Materiale ist diese sowohl zeitlich als auch räumlich weit verbreitete, aber meistens doch nicht sehr häufige Art durch sechs grosse und vier kleine Klappen von Lavarella vertreten, also in den Südalpen verhältnissmässig eher häufiger als an ihren sonstigen Fundorten. Hiezu kommen noch acht grosse Klappen von La Stuva, die jedoch zum Theil etwas geringere Di- mensionen aufweisen als jene von Lavarella. — 200. — Diese Stücke sind zwar im Allgemeinen dem Gryer'schen Originale von Taf. IX, Fig. 9 ziem- lich ähnlich, jedoch fehlt die dem Sinus entsprechende Vertiefung auf der grossen Klappe vollständig, obwohl der Sinus selbst sehr gut entwickelt ist. Weniger Aehnlichkeit haben sie mit den übrigen Exemplaren von Hierlatz, denn der Sinus ist nicht V-förmig, sondern U-förmig, auch erscheint die Schnabelspitze etwas gebogen. Am meisten erinnern sie an das von GEMMELLARO tav. X, fig. 7 ab- gebildete Exemplar, und abgesehen von der Länge des Schnabels auch etwas an die Abbildung der Spiriferina obtusa Parona tav. 1, fig. 12. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass diese südalpine Form von angulata getrennt und zu einer besonderen Species erhoben werden muss, sobald einmal ganze Exemplare zum Vorschein kommen. Ich habe es versucht, von einem solchen eine reconstruirte Abbildung zu geben. Spiriferina cfr. rostrata SCHLoTH. sp. (Taf. XVII, Eig, 28.30.) 1897. Böse, E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeont. Bd. XLIV p. 218. Hieher stelle ich eine Anzahl isolirter grosser Klappen, die sich von jenen der vorigen Art durch ihre beträchtliche Breite, den weniger gekrümmten Schnabel, öfters auch durch die Anwesenheit eines breiten, dem Sinus der kleinen Klappe entsprechenden Vorsprungs, der von zwei Kanten begrenzt wird, auszeichnen. Die Punktirung der Schale ist die nämliche wie bei der ächten rostrata. Das grösste Exemplar zeigt sehr starke runzelige Anwachsstreifen. Es hat folgende Dimensionen: Höhe — 36 mm, Breite = 38 mm, Dicke = 21 mm. Vorkommen: Lavarella. Spiriferina gryphoidea Unuic. (Taf. XVII, Fig. 26. 27. 29.) 1879. Untie, V., Ueber die liasische Brachiopodenfauna von Sospirolo. Sitz.-Ber. d. k. k. Acad. Wien. Bd. LXXX. p. 15. Taf. I, Fig. 1—3. 1884. Haas, H., Beiträge zur Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. p. 29. 1897. Böse, E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der nördlichen Kalkalpen. Palaeont. Bd. XLIV p. 218. Die grosse Klappe dieser Spiriferinenart wurde von Unze sehr eingehend beschrieben, so dass ich im Allgemeinen nichts weiter beizufügen habe. An der Lavarella ist sie zwar nicht selten, aber nur durch isolirte Klappen vertreten, welche kaum halb so gross werden wie jene von Sospirolo. Sie unterscheiden sich von letzteren auch durch ihre relativ geringe Höhe und kommen auch in dieser Beziehung der typischen rostrata von Amberg sehr nahe, so dass man leicht versucht sein könnte, sie auf diese letztere Species zu beziehen. Bei näherer Untersuchung zeigt sich jedoch, dass der Schnabel viel stärker eingerollt ist als bei rostrata und die Stirn keinen Sinus aufweist. Auch ist die Punktirung viel feiner als bei dieser Art. Die kleine Klappe ist jener von brevirostris sehr ähnlich, aber doch stärker gewölbt, und der Wirbel viel mehr eingerollt. Wulst und Schlossrand, sowie die Seitencommissuren verlaufen fast voll- kommen geradlinig. Der Schlossrand selbst ist sehr kurz. Von La Stuva liegt ein vollkommenes Exemplar vor, das sich jedoch von den Stücken von Lavarella und von dem Untig’schen Original dadurch unterscheidet, dass seine erösste Breite nicht in die untere Hälfte, sondern in die Mitte des Gehäuses fällt, auch erscheint die Seitencommissur sanft wellig gebogen. Es hat folgende Maasse: Höhe —= 2S mm, Breite = 21 mm, Dicke = 17,5 m. Nach Haas wäre diese Art nur eine Varietät von brevrostris; in Wirklichkeit haben wir es mit einer wohlcharakterisirten Art zu thun, die allerdings als Nachkomme von brevirostris aufgefasst werden muss und sich von ihr durch den viel höheren Schnabel unterscheidet. Untersuchte Stücke: Je 1 vollständiges Exemplar von La Stuva und Lavarella, von letz- terer Lokalität ausserdem 12 grosse und 1 isolirte kleine Klappe, von ersterer ebenfalls einige isolirte grosse Klappen. Horizont: mittlerer Lias. Spiriferina decipiens n. sp. (Taf. XVII, Fig. 18. 19. 21. 22. 24.) Diese höchst merkwürdige Art ist unter dem Material von La Stuva durch ein grösseres und zwei kleinere Gehäuse und zwei isolirte grosse und eine kleine Klappe vertreten. Sie zeichnet sich durch den mehr oder weniger kreisförmigen Umriss, den zierlichen, kurzen, nur wenig gebogenen Schnabel, den kurzen, geraden Schlossrand, besonders aber auch durch die Anwesenheit von ziemlich zahlreichen Radialstreifen aus, welche nur bei wenigen Spiriferinen bekannt sind. Mit der sonst nicht seltenen Berippung haben diese Streifen anscheinend nichts zu schaffen, da sie nicht an der Schalen- oberfläche, sondern erst in den tiefsten Schalenschichten auftreten. Ausser dieser Art von Verzierung finden sich besonders am Rande noch concentrische Anwachsstreifen und über die ganze Schale ver- theilt eine ziemlich feine Punktirung. Die erwähnte Radialstreifung und die Kürze des Schnabels machen es bei kleinen Exemplaren nicht ganz leicht, sie sofort als Speriferinen zu erkennen, man wäre fast eher versucht, sie für Wald- heimien zu halten. Nur mit Hilfe der zugleich mit vorkommenden grösseren Exemplare wird es mög- lieh, ihr Genus richtig zu bestimmen. Die am besten erhaltenen Stücke haben folgende Dimensionen: A. B. C. Honemss 2292" mm 13 mm ll mm Bretten 2 20.0.19 Tau 10,5 „ DIGikehacte ee I Kaue 10 A Der In der Art der Schnabelbildung scheint Spiriferina appenninica Can.‘ nahe zu stehen, sie unterscheidet sich jedoch durch die starke Wölbung der kleinen Klappe, sowie durch den mehr oder weniger deutlichen Sinus, während bei unserer Art der Stirnrand geradlinig verläuft. Die Ornamen- tirung scheint wenigstens nach der Zeichnung, welche Cawavarı gegeben hat, bei beiden Arten ziem- lieh ähnlich zu sein. Spiriferina alpina und semieircularis Böse” haben einen viel höheren Schnabel, auch ist ihre kleine Klappe stets gewölbt und das Gehäuse in den meisten Fällen viel breiter als hoch. ! 1878. Caswavarı, Üenni geologiei sul camerinese e particolarmente su di un lembo titonico nel Montagna del Sanyicino. Bolletino de I’ Comitato geologico Italiano. p. 19. tav. I, fig. 2. ® Böse, Die mittelliasischen Brachiopoden der östlichen Nordalpen. Palaeontogr. Bd. 44 p. 219. Taf. XVI, Fig. 15. 16. Palaeontographica, Ed. XLVI. 26 — 202 — Spiriferina afi. rupestris Ü. Dest. 1864—66. Spiriferina rupestris U. DESLONGCHANMPS, Fitudes ceritiques sur des Brachiopodes nouveaux ou peu connus. Bullet. de la Soc. Linn. de Normandie. Tome VII. p. 4. pl. I. fie. 3—7. Zu dieser seltenen, aber wohl charakterisirten Art gehört möglicherweise ein kleines, asymme- trisches Stück von Lavarella, das wie die ächte rupestris durch die Länge des Schnabels ausgezeichnet ist und auch eine Ähnliche Sceulptur aufweist. Die für die typischen Exemplare von Calvados so charakteristischen Stacheln sind allerdings nicht mehr erhalten, auch die Rippen sind zum Theil ab- gerieben, aber immerhin lässt sich wenigstens noch constatiren, dass deren mindestens 7 auf jeder Seite vorhanden waren, bei dem allerdings viel grösseren Originale DestonscHamrs sind dieselben zahlreicher, aber nicht so kräftig. An dem Cassianer Stück ist die linke Hälfte des Gehäuses bedeu- tend kleiner als die rechte, auch zeigt der Schnabel eine ziemlich starke Drehung. Die Stärke und geringe Zahl der Rippen würde allenfalls auch dafür sprechen, dass wir es mit einem krüppelhaften Exemplare von Münster‘ zu thun haben könnten, allein bei letzterer Art wird der Schnabel doch niemals so lang und die Area niemals so hoch. Die Dimensionen sind: Höhe = 13,5 mm, Breite — 15 mm, Dicke — 14 mm. Vorkommen: an der Lavarella. Spiriferina cfr. Münsteri Davıvs. Zwei weitere stark berippte Exemplare von Lavarella schliessen sich sehr enge an owygonia D&sLonscH. und Münsteri Davıns. an, noch mehr aber an die letztere, denn ihr Sinus und Wulst haben ebenfalls beträchtliche Breite, auch stimmt die Zahl der Seitenrippen — 6 — ziemlich genau mit der von typischen Exemplaren der Münsteri überein, nicht minder auch der lange an der Spitze etwas gekrümmte Schnabel und die breite, deutlich dreieckige Deltidialplatte. Etwaige feinere Ver- zierungen sind allerdings nicht mehr erhalten, dagegen bemerkt man bei einiger Vergrösserung deut- lich eoneentrische Anwachsstreifen auf der grossen Klappe. Die kleine Klappe ist im Verhältniss sehr breit, etwa doppelt so breit als hoch, der Schlossrand verläuft vollkommen gerade und nimmt die ganze Breite der Schaale ein. Grosse Klappe: Höhe = S mm, Breite = 14,5 mm, Dicke = Ss mm, Kleine 5 Y Tas h 12 5 e 4.2 Vorkommen: Lavarella. Horizont: mittlerer Lias. l I I Spiriferina af. Davidsoni Desı. 1859. Spiriferina Davidsoni E. DrsLonscuamrs, Memoire sur les couches & Leptaena du Lias. Bulletin de la Societ& Linneenne de Normandie. Tome III. p. 40. pl. II, fig. 1—3. Von Lavarella liegen zwei grosse Klappen einer berippten Spiriferina vor, welche sich durch die Länge und Geradheit ihres Schnabels auszeichnen und in dieser Hinsicht ziemliche Aehnlichkeit mit der von DEsLoNGcHANps aufgestellten Species aufweisen. Die für Davidsoni so charakteristische Körnelung der Rippen lässt sich freilich nicht beobachten; allein die Erhaltung von so feiner Sculptur kann man in einem halbkrystallinischen Crinoideenkalk ohnehin nicht erwarten. Ihr Fehlen beweist somit noch keineswegs, dass diese Stücke nicht zu Davidson? gehören können. Die Zahl der Rippen rm ist die nämliche wie bei Davidsoni, ich zähle ebenfalls etwa 7 deutliche Seitenrippen und. 3 Sinus- — 0 — rippen auf der ganzen Klappe. Einen tiefgreifenden Unterschied gegenüber Davidsoni zeigt jedoch die Beschaffenheit der Area und des Deltidiums. Während bei der ächten Davidson von May (Cal- vados) die eigentliche Area, d. h. der ebene, mit parallel zum Schlossrand verlaufenden Linien ver- sehene Theil der grossen Klappe sehr klein ist, indem die Körnelung sich auf den grössten Theil des Schlossfeldes ausdehnt und somit die typische Area stark reducirt erscheint, finden wir bei den beiden Stücken von St. Cassian eine ganz normale Area, wie etwa bei angulata. Ausserdem ist hier auch das Deltidium ziemlich gross und mit einer deutlich dreieckigen Deltidialspalte versehen, bei der ächten Davidsoni hingegen ist das Deltidium sehr wenig deutlich und die Spalte eigentlich nur als schmaler, aber langer Schlitz entwickelt. Die Abbildung bei DeronscHamrs gibt über diese Verhältnisse aller- dings keine genügende Auskunft, wohl aber zeigen dies die mir vorliegenden Stücke von May (Cal- vados). Wenn nun auch einerseits die Identificirung der Cassianer Stücke mit dieser nordfranzösischen Species nicht ganz gerechtfertigt erscheint, so wäre es andererseits wohl noch mehr gewagt, auf so dürftiges Material hin eine besondere Species zu begründen. Von den übrigen bekannten Spiriferinen- arten sind diese Stücke noch mehr verschieden als von Dawdsoni. Ihre Dimensionen sind: Dicke der grossen Klappe 7 mm bei A, S mm bei B, Breite „ 3 RO FE N Sofern sich die Angabe GEYEr's ' bestätigen sollte, dass auch die glatten Spiriferinenarten in der Jugend Rippen besitzen — und für verschiedene Arten trifit dies auch thatsächlich zu —, so wäre die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass wir es hier nur mit jungen Individuen von angulata zu thun hätten. Koninckodonta. Koninckodonta Fuggeri Brrrn. 1897. Böse, C., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Palaeontogr. Bd. 44 p. 223. Gehäuse von Koninckodonten sind sowohl in La Stuya als auch in Lavarella — 10 Stück — keineswegs selten, allein der ungünstige Erhaltungszustand gestattet nur ausnahmsweise die Abtrennung der späthigen Schaalen von dem ebenfalls mehr oder weniger krystallinischen Kalke. Es ist daher nicht zu verwundern, dass auch das einzige Exemplar, welches isolirt werden konnte, über die Ver- hältnisse des Schlossbaues keine nähere Auskunft gibt; man kann nur soviel daraus ermitteln, dass der Schlossrand geradlinig und ziemlich lang war, so dass für die spezifische Bestimmung nur der äussere Habitus übrig bleibt. Die Exemplare aus den Ampezzaner Alpen stimmen am besten mit Fuggeri überein, sowohl bezüglich der Beschaffenheit des Schlossrandes als auch hinsichtlich der Gestalt des Wirbels und der starken Wölbung der grossen Klappe. Der Wirbel ist wie bei Fuggeri zwar sehr klein, tritt aber gleichwohl recht deutlich hervor. Die kleine Klappe ist stark concav. Beide Klappen zeigen eine nicht besonders feine Faserstructur. Nicht unähnlich scheint auch Koninckina ? aquoniae ParoxA ? zu sein. Sie unterscheidet sich eigentlich nur durch ihre beträchtlicheren Dimensionen. Leider ist diese Art bis jetzt nur ganz un- * Liasische Brachiopoden von Hierlatz. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1889. p. 75. 2 1892. Parosa, Revisione della Fauna liasica di Gozzano in Piemonte. Memorie dell R. Accad. delle Scienze Torino. p. 20. tav. I, fig. 7. aa genügend bekannt, so dass eine direkte Identificirung nicht wohl angeht. Indessen ist auch die Mög- lichkeit, dass K. aquoniae nur besonders grosse Exemplare von Fuggeri sind, keineswegs vollständig ausgeschlossen. Koninckella. Koninckella cfr. gibbulosa Gemn. Sp. 1872—82. Leptaena gibbulosa Gemm., Alcune faune giurese e liasiche di Sicilia. p. 53. tav. X, fig. 1. 2, Aus La Stuva liegen zwei hochgewölbte grosse Klappen eines Koninckiniden vor, welche in ihren Dimensionen zwar hinter den Originalen GEMMELLARO’s ziemlich weit zurückstehen, aber sonst sich an die letzteren, namentlich an das Fig. 2 abgebildete Stück sehr enge anschliessen. Eine Prä- paration erscheint bei der ungünstigen bröckeligen Beschaffenheit des anhaftenden Gesteins gänzlich aussichtslos zu sein, auch sind vermuthlich die kleinen Klappen ohnehin nicht mehr erhalten. Von Koninckella liasina unterscheiden sich die beiden Stücke durch ihre bedeutende Höhe. Die Schaale zeigt feine Faserung. Vorkommen: in La Stuva bei Cortina. Ausser den bereits besprochenen Arten erwähnt Haas noch folgende Arten aus dem Lias der Cassianer Gegend: Rhymchonellina Renevieri n. Sp. W.I. Umgegend von St. Cassian (Piz Stern). p. 30. Taf. II, Fig. 14—16. Rhynchonella Uhligi n. Sp. W.I. Umgegend von St. Cassian (angeblich mit retroplicata ZiTT. verwandt). p. 3. Taf. IL, Fig. 4—6. = hungarica BÜCKH. W.1. R » 5 1% && tens 10, Ines, 11%, = Suetü Haas. St] ayarellasps 9.2 Rafa IT, Bio.9: h peristera Uruıg, St... W.I. Umgebung von St. Cassian. p. 10. A " Matyasowszkyi BöckH#. W.1. S = E PO: r fissicosta MENEGH. W.1. e Re a 8 es I, 1, ls 12, N cfr. retusifrons Orr. W.]. a .; „ (PizStern) p. 11. Taf. IV, Fig. 10. a atla Opp. ? Fanis 5 RATEN, n aptyga CANAY. W.I. Umsegendvon St. Cassian „ „ Dp. 15. ” ‚pisoides ZITT. IWVEaIE " » » (Heiligkreuzkofel). p. 15. . Piceininii ZATT. We C = ei (PizStern) p. 16. Terebratula rudis GEMM. W.I. Umgebung „ ) Me, De), : Taramellii GEMM. W.1. er 3 5 p223: Waldheimia perforata PIETTE WI n B 2 p. 26. Taf. IV, Fig. 9. Spiriferina obtusa SCHLOTH. St.I. Lavarella p. 28. Wie das Zeichen W.]I. ersehen lässt, gehörten die meisten dieser Arten dem Wiener Institut, welches Material jedoch, wie in der Einleitung erwähnt wurde, jetzt nicht mehr aufzufinden war, so dass man bei der kritischen Betrachtung lediglich auf die Abbildungen angewiesen ist. An dem Gesammtresultate, dass die Brachiopodenfauna von St. Cassian dem mittleren und nicht dem unteren Lias angehört, ändern diese Arten jedoch nicht das Geringste, es sind vielmehr im Gegentheil verschiedene Species darunter, die überhaupt nur aus dem mittleren Lias bekannt sind, — ih — nämlich Rh. peristera, aptyga, pisoides und Piceininii; andere wieder schliessen sich aufs Engste an Formen an, die für den mittleren Lias charakteristisch sind, so die angebliche retusifrons an Rh. mar- garitati Böse vom Schafberg; die sogenannte afla ist höchst wahrscheinlich nichts Anderes als die atlaeformis Böse vom Schafberg und mithin ebenfalls liasisch. Die vermeintliche Waldheimia perforata dürfte wohl mit unserer Terebratula sp. ind. und mithin mit 7. sphenoidalis verwandt sein, Rhyncho- nella fissicosta darf wohl als /labellum, Matyasowszkyi als faseicostata und Aungarica allenfalls als Zitteli zu deuten sein. Mit Ahynchonella Sueti lässt sich überhaupt nicht viel anfangen, es handelt sich möglicherweise nur um ein abgeriebenes Exemplar von Zittelö oder variabilis, zum mindesten ist sie jedoch keine typische Form des unteren Lias. Ah. Uhligi scheint auf grossen Exemplaren der retroplicata zu basiren. Spirferina obtusa endlich dürfte, wie ich bereits oben erwähnt habe, als angulata aufzufassen sein, zumal da Haas selbst angulata von der nämlichen Lokalität eitirt, und auf die Verwandtschaft resp. die Uebergänge zwischen beiden Arten aufmerksam gemacht hat. Allgemeiner Theil. Wie die meisten der alpinen liasischen Brachiopodenfaunen, so zeigen auch die hier beschrie- benen Faunen von Lavarella auf Fanis bei St. Cassian und von La Stuva bei Cortina d’Ampezzo einen besonderen Charakter, insoferne die Uebereinstimmung mit den gleichalterigen Faunen anderer Lokali- täten keineswegs allzu gross ist. Auch untereinander sind diese beiden Südtyroler Faunen ihrer Zu- sammensetzung nach nicht unerheblich verschieden, was uns jedoch nicht verwundern darf, daja auch in den Nordalpen die einzelnen Fundstellen z. B. bei Kramsach im Innthal und am Schafberg bei Ischl sehr verschiedene Formen enthalten, ohne dass man desshalb berechtigt wäre, hieraus auf die Anwesenheit mehrerer, im Alter wesentlich verschiedener Horizonte zu schliessen. Noch grösser werden diese Unterschiede zwischen den Faunen zweier, wenn auch nur wenig von einander entfernten Lokali- täten, z. B. zwischen der Fauna von Kramsach und jener von Thiersee bei Kufstein. Wenn wir zunächst die Faunen von La Stuva und Lavarella betrachten, so finden wir folgende Arten, wobei die beiden Lokalitäten gemeinsamer Arten gesperrt gedruckt sind. La Stuva: Lavarella: Pseudokingena Deslongchampsi Pseudokingena Deslongehampsi e Capellindi Terebratula Chrysilla Terebratula Chrysilla n Aspasia De Lorenzoi 4 E gozzanensis Neumayri a sp. ind. (cfr. sphenoidalis Waldheimia batillaeformis e o2yonia — 2061 — La Stuva: Lavarella: Waldheimia securiformis 5 Partschi Waldheimia Meneghinii a Meneghinii “ ampezzana 5 ampezzana Rhynchonella variabilis r 2 var. rimata e, Zitteli 5 Briseis Iphimedia Rhynchonella aff. Alberti N Zugmayri 5; Greppini 5 palmata 5 palmata u Dalmasi 5 Dalmasi 3 flabellum ; flabellum fascicostata 5 fascicostata E retroplicata : Reynesi 3 pusilla pillula e ünversaeformis Rhynchonellina Blanci ? Rhynchonellina Blanci ? Spiriferina cfr. angulata Spiriferina cfr. angulata = rostrata 5 gryphoidea 5 gryphoidea n decipiens a aff. rupestris . cfr. Münsteri = aff. Davidsoni Koninckodonta Fuggeri Koninckodonta Fuggeri Koninckella gibbulosa Fügen wir noch unter Berücksichtigung der oben vorgenommenen Correcturen die in unserem: Materiale nicht vertretenen, von Haas ausserdem beschriebenen Arten hinzu, so vermehrt sich die Fauna von Lavarella um Spiriferina obtusa und Rihynchonella retroplicata (Uhligi) und Sueti, von denen jedoch die letztere vielleicht nur abgeriebene Exemplare von Zitteli oder variabilis darstellt und daher nicht weiter in Betracht kommt, zum mindesten aber am Gesammtresultate sicher nichts ändert. Auch die Spiriferina obtusa dürfte möglicherweise in Wegfall kommen, da Haas selbst auf die Aehnlichkeit zwischen obtusa und angulata aufmerksam macht und das Vorkommen einiger Exemplare auf Fanis- alpe angibt. Jede der beiden Lokalitäten besitzt, wie obige Gegenüberstellung ersehen lässt, 26 Species von Brachiopoden, jedoch erhöht sich die Zahl der auf Lavarella vorkommenden Arten auf 27, wenn wir nämlich noch retroplicata — Uhligi Haas in das Verzeichniss aufnehmen, was aber, da ich mich | I Mittlerer Lias Unterer Lias I 8 = (>) o = | En) 1 S 5 = =1 {= Is 1818 35318/3238 &55|2 22|5|58 & I2lsı8 1512/18 315 a8 8|8 885 IsIisl&ls|i2|2|2 18 Eael8|l=S| 2,5 |2|8 A| < [e7} = =ı2 = v7} zZ = I } I Pseudokingena Deslongchampsi Dav. + | u er an . Capellinii Di-Szer. ee] [el 1 In Terebratula chrysilla Unt. . It I +! +| — | Se lin | „ Aspasia MENEGH. . +| — | + —-— + - | IL || u SL) | — -L + = de Lorenzoi n. Sp. Sr | | = sp. indet . Ir | | | - gozzanensis PAR. — | +|-|1+|-|-| + SL, | 2u8) en Neumayri Haas — | | | Waldheimia batillaeformis n. Sp. . + | | | = oxygonia Uat. . +/1—-|+[| | = securiformis GEMM. —-— I|+|I- | — |—-|-+ | | = Partschi Opr. — | Se il li (a — || — || cu 3 Meneghinii Par. Sr or I +|+| + | “ ampezzana n. Sp- . Ziel | Rhynchonella variabilis ScHLoTA. . .I=|+I1-/ +1 =-|+| + ı+|+5| + = efr. variabilis rimata Gr. | - + | | -ı - | - - | -| — — |. —.|| u 2 Zitteli Gem. RE u er e, er Briseis Iphimedia DS, ı — | +/|—- + —- | + | A Zugmayri Gem. . BE a nn e:, ee ar E, aff. Alderti Ope. . a ae ” Greppini Opp. — |) + | — ia. lit | ” palmata Orr. . Ze a a er — ner | L- Reynesi Gemm. ee Eee | . pusilla Geum. . +|-|i -|-|-|+ | En pilulla n. sp. +| — elle l—l.|.$ | -r flabellum Mexesn. + +|-| + +1 +'J +) — .)— | ® 2 fascicostata Unr. . I+!+!+ | 3 Dalmasi Dos. . ee a ee el = retroplicata Zimt. +i-|-|-|+]| | | Er inversaeformis n. Sp. 7 | | | | 2 Rhynchonellina sp. . ar mr | | | | Spiriferina anqulata Orr. 5 srl el || ar = | +1+9)|- I + + + s rostrata SCHLOTH. . ZEr er ee len | || > gryphoidea Unr. SF | ar |eE Da EEE Se ES) an decipiens n. Sp. . + | a aff. vupestris Dest. -|+|-|-|-|-|\-|-| — | + Zı = cfr. Münsteri Dav.. - i+|-|ı+|-/+|-|-| — + es aff. Davidsoni Desı. . —ı Lielle| || —_—ı+ Koninckodonta Fuggeri Bırm.. ++ | 110 EEE Eee 0) Koninckella gibbulosa Gesm. Sp. . Eee I E—# Kon | | t) Fonsjoch am Achensee, Rofan (Gschöllkopf), °) Thiersee bei Kufstein. Berchtesgadener Alpen. De: „ „ ?) Hagengebirge. ”) Fonsjoch am Achensee. 3) Hohenschwangan. ®) » „ „ und Hohenschwangau. *) Thiersee bei Kufstein, Berchtesgaden. ®) Berchtesgaden. nur auf eigene Beobachtungen verlassen will, wenigstens vorläufig besser unterbleiben dürfte. Die Zahl der beiden benachbarten Lokalitäten gemeinsamer Arten beträgt nicht mehr als 12, also nicht einmal die Hälfte der an den beiden Fundplätzen beobachteten Arten und noch kein vollständiges Drittel der Gesammtfauna von Lavarella und La Stuva. Bei oberflächlichev Betrachtung erscheint dieses Ergebniss allerdings etwas befremdlich, allein es wiederholt sich hier nur eine Erscheinung, welche fast allen Brachiopodenfaunen des Lias eigen ist, keine ist einer anderen völlig gleich, ja selbst an den einzelnen Lokalitäten wechselt die Zusammensetzung der Fauna ausserordentlich, wie ich ! schon früher für den mittleren Lias von Kramsach bei Brixlegg und Böse ? für jenen vom Schafberg nach- weisen konnte. Meistens sind gewisse Arten an bestimmte Bänke gebunden, die auch zuweilen aus- schliesslich aus den Schaalen einer oder nur weniger Species bestehen. Daneben gibt es jedoch auch sehr viele Arten. welche sich in allen Bänken wiederfinden. Wie sich diese Dinge an der wichtigen Lokalität Lavarella im Fanisgebirge verhalten, vermag ich nicht anzugeben, da ich dort keine derartigen Untersuchungen vornehmen konnte, dagegen konnte ich auf La Stuva bei Cortina d’Ampezzo deutlich beobachten, dass hier verschiedene Arten vorwiegend auf gewisse Bänke beschränkt sind. So fand ich in den tiefsten von mir näher untersuchten Schichten fast nur Rhynchonella palmata. Eine zweite etwas höhere und auch härtere Bank enthielt zumeist Spiriferina angulata. Darüber folgte eine weichere Bank, die fast nur Waldheimia ampezzana ent- hielt. Dagegen fand sich Rihynchonella fascicostata Urtis in allen mir zu Gebote stehenden Proben. Die Mächtigkeit der von mir näher untersuchten Bänke ist nun ohnehin gering, etwa 20 Meter, doch gleichen ihnen auch die tieferen, sowie die wenigen noch etwas höheren Schichten in ihrem petro- graphischen Habitus so ausserordentlich, dass es höchst unwahrscheinlich wird, dass auf La Stuva von eigentlichen Horizonten des Lias die Rede sein könnte. Alle Bänke dürfen wohl unbedenklich als mittelliasisch angesprochen werden; die Anwesenheit von unterem Lias erscheint so gut wie vollständig ausgeschlossen. Diese Verhältnisse auf La Stuva gestatten nun auch einige Schlüsse auf die Verhältnisse der Fanisalpe, denn es liegen mir von dort Proben vor, die ausser der reinweissen Farbe keinerlei Ver- schiedenheit gegenüber jenen von La Stuva zeigen und auch sogar die nämlichen Versteinerungen, Brachiopoden, kleine Grypheen und Pecten führen, mithin also sicher das nämliche Alter besitzen. Die übrigen, an der Lavarella vorkommenden und in La Stuva nicht beobachteten Brachiopoden stam- men wohl aus einer oder mehreren besonderen Bänken, dürften aber gleichwohl im Alter auch nicht allzu verschieden sein. Unter ihnen wäre namentlich Waldheimia Partschi zu erwähnen, die allerdings bisher fast nur aus unterem Lias bekannt war und daher Veranlassung geben könnte, unsere Schichten für unseren Lias anzusprechen. Allein die übrigen mit ihr vergesellschafteten Arten sind zweifellos mittelliasisch, wesshalb es höchst wahrscheinlich wird, dass diese Art im südalpinen Gebiete sich länger erhalten hat. zumal da sie ja auch bei Sospirolo vorkommt. Dafür, dass unterliasische Brachiopoden noch in den mittleren Lias hinaufreichen können, haben wir sowohl in den Nordalpen als auch hier auf La Stuva und an der Lavarella zahlreiche Beispiele, es kann daher also diese eine Art für die Altersbestimmung keineswegs massgebend sein, vielmehr darf hiefür lediglich der Gesammtcharakter der Fauna im Betracht kommen. Es erübrigt mir nunmehr, die Brachiopodenfauna von La Stuva und Lavarella mit der von ! Scuuosser, Zur Geologie von Nordtyrol. Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1895. p. 351. 2 Böse, Die mittelliasische Brachiopodenfauna. Palaeont. Bd. XLIV p. 149. A ie Kr EEE EEE Dun anderen Lokalitäten zu vergleichen. Zu diesem Zwecke habe ich es versucht, das sonstige Vorkommen der hier beobachteten Arten auf beistehender Tabelle zu veranschaulichen. Wie wir hieraus ersehen, zeigt der Lias von Sicilien bei weitem die grösste Aehnlichkeit und zwar sind dies die Schichten mit Terebratula Aspasia der Provinz Palermo und Trapani, und zwar hat La Stuva hiemit gemein: Lavarella dagegen: Pseudokingena Deslongchampsi, Pseudokingena Deslongchampsi Terebratula Aspasia | 3 Capellinii ; efr. sphenoidalis ? Waldheimia securiformis Waldheimia Meneghinii ” Meneghiniüi Rhynchonella Zugmayri Rhynchonella variabilis 5 flabellum B: Zitteli = Dalmasi a Briseis var. Iphimedia 5 Reynesi r flabellum R pusilla ee Dalmasi Spiriferina angulata n Reynesi Koninckodonta Fuggeri | Spiriferina angulata Koninckella gibbulosa re efr. Münsteri Koninckodonta Fuggeri. Bei der weiten räumlichen Entfernung dieser Lokalitäten erscheint diese Zahl der gemein- samen Arten höchst beträchtlich, denn man sollte eigentlich doch erwarten, dass die ungleich viel näher gelegene Lokalität Sospirolo bei Belluno einen bei weitem höheren Prozentsatz gemeinsamer Formen aufweisen würde. In Wirklichkeit sind es deren jedoch nur 8, nämlich: Terebratula chrysilla Ithynehonella palmata Aspasia " fascieostata Waldheimia oxygonia Spiriferina angulata Partschi 5 gryphoidea, denen vielleicht noch Rhynchonella Alberti anzureihen wäre. Diese relativ geringe Zahl von gemeinsamen Arten erklärt sich zum Theil wohl daraus, dass bei Sospirolo entschieden unterliasische Formen vorherrschen. Etwas grösser ist die Zahl der Arten, welche auch in Gozzano vorkommen, und zwar fallen diese um so stärker ins Gewicht, als letztere Lokalität ohnehin nicht besonders reich an Arten ist. Es sind dies etwa 12, nämlich: Terebratula sp. ind. (sphenoidalis) Rhynchonella Zitteli Rhynchonella Dalmasi gozzamensis n Briseis var. Iphimedia _Spiriferina angulata Waldheimia Meneghini ck palmata ” rostrata Rhynchonella Greppini ; flabellum is Münsteri. Die Zahl der Arten, welche sich auch im Lias des Centralappenin finden, ist freilich ziemlich gering. allein es muss hiebei doch berücksichtigt werden, dass wenigstens die von dort stammenden Zırzerv'schen Originale einer anderen Facies des Lias angehören. Die Namen der gemeinsamen Arten sind: Terebratula chrysilla Waldheimia Meneghini Rhynechonella flabellum Aspasia Rhynchonella Zitteli retroplieata. Palaeontographica. Bd. XLVI. 27 — 2]0 — Mehr Appenin-Formen als Stuva und Lavarella scheint die Lokalität Piz Stern aufzuweisen, jedoch kann sie hier nicht in Betracht kommen, da ich das von dort stammende Material nicht aus eigener Anschauung kenne. Recht gering dagegen ist die Zahl der Arten, welche La Stuva und La- varella mit dem mittleren Lias der Nordalpen gemein haben. Es ist dies um so auffallender, als letz- terer, besonders die Lokalitäten Kramsach und Schafberg, einen so beträchtlichen Artenreichthum aufweisen und besonders letztere trotz der so grossen räumlichen Entfernung in Bezug auf ihre Brachiopodenfauna doch so sehr an den Lias von Sicilien erinnert. Ich verzichte darauf, die gemein- samen Arten hier mit Namen anzuführen, dagegen muss ich um so stärker hervorheben, dass die Lokalität Thiersee bei Kufstein trotz ihrer grossen Artenarmuth doch verhältnissmässig recht viel Arten mit La Stuva resp. Lavarella gemein hat, nämlich: Rhynchonella Zugmayri Spiriferina angulata 5 Zitteli r rostrata. Die Unterschiede zwischen dem nordalpinen mittleren Lias und dem südalpinen äussern sich theils in dem vollständigen Fehlen gewisser Formen, theils in der Vertretung durch verwandte Typen. Vollständig fehlen im mittleren Lias der Nordalpen: Pseudokingena, die Terebratulae vom Typus der de Lorenzoi, die Waldheimiue vom Typus der batillaeformis, oxygonia, securiformis und Partschi, ferner Rhynchonella Briseis, palmata, fascicostata, Reymesi, pusilla und retroplicata, Spiriferina decipiens, ru- pestris, Davidsoni und Münsteri, sowie Koninckella gibbulosa. Dagegen fehlen im Lias von La Stuva und Lavarella: Terebratula punctata, ascia, ferner die sonst so häufigen Waldheimia subnumis- malis und mutabilis, Waterhousi, sowie W. sarthacensis, furlana und andere, die glatten oder schwach- berippten Rhynchonellen vom Typus der margaritati, Stachei, Paoli, hagaviensis :etc., welche für den Lias vom Schafberg so charakteristisch sind, ferner die grobrippigen, auch in Sieilien vorkommenden Scherina, @lyeinna, sodann Rhynchonella vom Typus der Caroli und retusifrons, und endlich Spöriferina Salomoni und semieircularis und andere. Immerhin darf man der Abwesenheit mancher dieser Typen, so z. B. der mehr oder weniger glatten und der grobrippigen Rhynchonellen vielleicht doch nicht allzu grosses Gewicht beilegen, da dieselben anscheinend mehr an die Facies der bunten Cephalopodenkalke gebunden sind. Als vicariirende Arten kommen in Betracht: Terebratula sp. für gracilicostata, vielleicht auch Neumayri für Adnethensis, Waldheimia ampezzana für appenninica und Ewaldi, Rhynchonella palmata für polyptycha, ünversaeformis und retroplicata für ünversa. Wie bereits vorhin bemerkt wurde, ist diese Verschiedenheit zwischen der mittelliasischen Brachiopodenfauna der Ampezzaner Alpen und der Nordalpen zum Theil wenigstens sicher durch facielle Abweichungen bedingt, wesshalb eigentlich nur nordalpine Schichten von gleicher Ausbildung, also ebenfalls Crinoideenkalke zum Vergleiche benützt werden dürften. Wie berechtigt diese Annahme ist, zeigt die erwähnte Brachiopodenfauna von Thiersee, die trotz ihrer grossen Artenarmuth, aber zugleich auch wohl gerade wegen ihrer überraschenden Faciesähnlichkeit sogar vier Arten mit dem Ampezzaner Lias gemein hat. Im ausseralpinen mittleren Lias finden sich von den hier beschriebenen Arten: Pseudokingena Deslongehampsi Spiriferina rostrata Rhynchonella Dalmasi ni Münsteri N variabilis n Davidsoni 2 rupestris. Auch darf ich nicht vergessen, auf die nahe Verwandtschaft zwischen der ausseralpinen Rhynchonella rostellata QuEnsT. mit Rh. Reynesi und pusilla hinzuweisen. nn. Mu ee ee TE 005205 W001 TUN! — Die Zahl der gemeinsamen Arten ist nun freilich nicht gross, aber dieselben haben um so grössere Bedeutung, insoferne ihr Vorkommen im ausseralpinen Gebiete auf ganz genau fixirte Hori- zonte — mittleren Lias — gebunden und daher für die Altersbestimmung geradezu entscheidend ist. Nachdem wir bisher die Analogien mit den gleichalterigen Faunen anderer Lokalitäten behandelt haben. müssen wir zum Schluss auch noch untersuchen, ob und welche von den beschrie- benen Formen mit solchen aus älteren und jüngeren Schichten in näherer Beziehung stehen. Ausschliesslich gehören dem unteren Lias der Nordalpen an: Waldheimia Partschi, Rhyncho- nella Alberti. palmata, sowie die allerdings höchst unwesentliche variabilis rimata und Spiriferina Mün- steri, dagegen besitzen auch hier schon bedeutende verticale Verbreitung: Terebratula Aspasia, Rhyn- chonella Greppini, sowie Spiriferina angulata und rostrata; letztere Arten können daher an und für sich nicht weiter in Betracht kommen, auch die ersterwähnten Rhynchonellen sind von den auf La Stuya vorkommenden Formen sehr verschieden und daher nur als deren Vorläufer aufzufassen. Da- gegen erscheint es höchst bedeutungsvoll, dass die Waldheimien vom Typus der Partschi incl. oxygonia, sowie Rhynchonellina hier in den Südalpen in jüngeren Schichten auftreten als in den Nordalpen, wo sie zu dieser Zeit anscheinend bereits erloschen sind. Umgekehrt erscheint in diesem Theil der Alpen erst im Mittellias Rhynchonella Zugmayri, welche ebenso wie flabellum ein ursprünglich meridio- nales Glied der Liasbrachiopodenfauna darstellt. Für Ah. pusilla, Reynesi und prlulla finden sich im unteren Lias überhaupt keine sicheren Verwandten, es müsste denn Reynesi etwa zu ramina Suess und pilulla etwa mit Kraussi in genetischen Beziehungen stehen. Unter den Terebratuliden treten Terebratula gozzanensis und de Lorenzoi ganz unvermittelt im mittleren Lias auf. Durchaus räthsel- haft ist auch die Herkunft der Gattung Pseudokingena. Abgesehen von diesen letzteren Ausnahmen lässt sich jedoch die Brachiopodenfauna der Ampezzaner Alpen ziemlich ungezwungen von Formen des unteren Lias ableiten. Ich glaube jedoch von einer ausführlichen Besprechung der genetischen Be- ziehungen zwischen den Brachiopodenfaunen des mittleren und unteren Lias Abstand nehmen zu dürfen, denn eine solche Darstellung würde doch zum grössten Theil nur eine Wiederholung dessen sein, was Böse ' bereits bei einer anderen Gelegenheit vorgebracht hat. Ich ziehe es daher vor, diese Verhält- nisse zum Schluss bloss in der umstehenden Tabelle zu veranschaulichen, vorerst aber noch auf die verwandtschaftlichen Beziehungen verschiedener Formen mit späteren Typen aufmerksam zu machen. Hier ist nun vor Allem höchst merkwürdig das plötzliche Auftreten der Gattung Pseudo- kingena, die wohl für die jurassischen und cretacischen Gattungen Magas und Kingena, vielleicht auch für Terebratella und Terebratulina bedeutungsvoll ist, wenn auch leider bis jetzt keine Zwischenformen im Dogger ermittelt werden konnten. So lange solche nicht zum Vorschein gekommen sind, muss man freilich auch mit der Möglichkeit rechnen, dass wir es nur mit einer blossen Convergenzerscheinung zu thun haben. Günstiger liegt dagegen die Sache für gewisse Terebratula-, Waldheimia- und Rhynchonella- Typen. Die Aspasia-Gruppe setzt direkt in den unteren Dogger fort. De Lorenzoi hat hier ebenfalls dirckte Nachkommen, z. B. Rossi, von gozzanensis stammt allenfalls fylgia ab, auch Waldheimia Meneghinii hat einige Verwandte im unteren Dogger; auf Ampezzana geht wohl die inaudita zurück. Dagegen erlöschen die Waldheimien vom Typus der batilla, Partschi, oxygonia vollständig. Wesentlich unsicherer ist hinwiederum die Ermittlung der näheren Beziehungen zwischen den scharfrippigen mittelgrossen Rhynchonellen des Lias und jenen des Doggers, doch hat es fast den * Die mittelliasische Brachiopodenfauna. Palaeontographica Bd. XLIV p. 155. u Anschein, als ob der grösste Theil der ersteren, wenigstens von den hier besprochenen Arten des alpinen Lias, keine weiteren Nachkommen hinterlassen hätte. Nur Rrhynchonella Zugmayri und varia- bilis kommen allenfalls als Vorläufer von prava und infirma, vesp. Vigilii in Betracht. Eine um so wichtigere Rolle spielen hingegen die kleineren Rhynchonellenarten des Ampezzaner Lias in genetischer Beziehung, denn jede dieser Arten hat im unteren Dogger direkte Nachkommen aufzuweisen, wie die nachstehende Tabelle ersehen lässt. Die Gattungen Rhynchonellina, Spiriferina, Koninckodonta und Koninckella interessiren uns hier nicht weiter, da sie sich nicht über den Lias hinaus fortsetzen. Vorläufer im unteren Lias Nachkommen im Dogger Sippe der Terebratula Aspasia chrysilla de Lorenzoi gozzanensis ” sp. aft. sphenoidalis Waldheimia batillaeformis oXygonia securiformis Partschi Meneghinii ampezzana ERhynchonella variabılis Zitteli Briseis Iphimedia ” ” „ ” ” ” Zugmayri cfr. Alberti palmata Greppini Reynesi pusilla pilula inversaeformis retroplicata Rabellum faseicostat« nimbata ? 22 ? 2 Juvavica batilla stapia Partschi alpina Ewaldi belemnitica „? Zugmayri Alberti palmata Greppini rostellata ”„ Kraussi ? inversa ” latifrons Matyasowskyi nepos, bifida vespertilio Rossi, oenana fylgiaeformis oenana, supinifrons, angustipectus inaudita, Daedalica ? Vigilii infirma, prava aschaviensis, oligoptycha Wähneri ? (pillulaeformis, oberer Lias) far- ciens retrosinuata, supinifrons cymoides, Szainochae cymatophora, fascilla, depressicosta | Nucleatae De Coarctatae Sphenoidea ? Striatae 2 Digona 2 Coarctatae Impressae 2 Variabilis ? 2 Difformis Serrata Oxynoti Inversae Latifrons Ramosa Die Anatomie und die Verwandtschaft der. Ganoid- und Knochen-Fische aus der Kreide-Formation von Kansas. U.S.A. Von Frederic B. Loomis. "Mit Tafel NINX—XXVII. Einleitung. Die Basis der vorliegenden Untersuchung bildete das Teleostiermaterial, das sich in der Samm- lung von Wirbelresten befindet, die von Herrn STERNBERG im Laufe von drei Jahren im Auftrage von Herrn Geheimrath v. Zırrer für das Münchener Museum zusammengebracht wurde. Sie enthält eine Menge isolirter Theile, aber auch eine grosse Anzahl vollständiger Schädel. Aus den folgenden Unter- suchungen geht hervor. dass sich die vorhandenen Fische grösstentheils auf die primitiven Familien der Olupeoidae und Salmonidae und deren Verwandte vertheilen, welche alle der Gruppe der Iso- spondyli angehören. Eine Ausnahme bilden die Reste von Protosphyraena, einer Ganoiden-Gattung. Alle Fischreste kommen in der weichen, gelben Kreide der Niobrara-Group, nahe bei Elkader, Logan County. Kansas, vor. Die Niobrara-Group ist der obere Theil der Coloradostufe und nach Dana ein Aequivalent des Turon, besser aber als Unter-Senon zu betrachten. Das die Fischreste enthaltende Gestein ist ein weicher, gelber oder grauer Kreidemergel. welcher hauptsächlich Wirbelthiere enthält, obwohl auch etwa ein halbes Dutzend Mollusken und eine beträchtliche Zahl von Foraminifera darin vorkommen. Die hier gefundenen Fischgattungen kommen auch in der englischen Kreide und ferner in Belgien vor. Das britische Museum besitzt eine grosse Suite von eng verwandten Formen aus der englischen Kreide, Aufrichtigen Dank möchte ich hier Herrn Dr. A. S, WoopwArD aussprechen, welcher mir das Studium des einschlägigen Materials im britischen Museum in jeder Beziehung er- leichterte, mir kritische Rathschläge für meine Arbeit gab und mir die Einsicht in sein Manuseript über die englischen Formen gestattete, Zu Dank bin ich auch verpflichtet Herrn Professor Dr. Feuıx, der mir das Original zu seiner Untersuchung über Protosphyraena lieh, Herrn Dr. Dorso vom Museum PAUL — 2lA — in Brüssel, Herrn Professor R. Hrerwıg, der mir beim Studium der recenten Fisch-Osteologie behilf- lich war; ferner Herrn StEwARD von der Kansas-Universität, der mir brieflich manche Winke über sein Werk über diese nämliche Gruppe gab, und vor Allem Herrn Geheimrath v. ZırrEn, welcher so liebenswürdig war, mir die Bearbeitung dieses ausgezeichneten Materials zu übertragen und dessen Rath mich täglich leitete. Da die osteologische Nomenclatur bei den Fischen eine sehr verwirrte ist, habe ich für den Schädel die von Parkzr vorgeschlagene und in Zırrzv’s Handbuch und in Herıwıg’s Zoologie an- gewandte gebraucht, für den Schultergürtel GEGEnBAuER’s Terminologie. Ich betrachte die Art der Bezahnung als von grosser Wichtigkeit, noch grösser dünkt mich die Art der Zahnstructur, In der allgemeinen Systematik bin ich der von A. S. WoopwAzp für den Catalogue of fossil Fishes in the British Museum angewendeten meistens gefolst, welche selbst wieder eine Modification von CopeE’s Systematik ist. Ganoidei. Protospondyli. Protosphyraena Lrıpy 1857. Trans. Amer. Phil. Soe., Philad., vol. XII, new series, 1860, S. 95. Xiphias Leiwyr 1857, 1. c. S, 9. Saurocephalus Asassız 1535—43, Pois. Foss., vol. V, pt. 1, S. 102, Erisichthe Core 1872, Proc. Acad. Nat. Sci., Philad., S. 280, Pelecopterus Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terri., vol. I, S. 244 C. Erisichthe Corr 1875, ]. c. S. 217. Erisichthe Cor 1877, Bull. U. S. Geolog. & Geog. Surv. Terri., No. 3. S. 821. Protosphyraena Feuix 1890, Zeitschr. Deutsch. Geol. Gesell., Bd. 42, S. 278, In der Nomenclatur dieses Genus herrschte eine unglückliche Verwirrung. Die ersten her- gehörenden Reste, die erwähnt werden, sind die von Mantert abgebildeten, welcher die Brustflossen als „spines of a fish allied to Balistes“ bezeichnete. Acassız brachte die englische Form mit HArnan’s Saurocephalus in Beziehung, worin ihm unglücklicherweise Dixon, Owen und Kırrisanorr folsten. Leipy legte die Unmöglichkeit dieser Beziehung dar und brachte den Namen Protosphyraena für die englischen Arten in Vorschlag, zweifelte aber, ob das Rostrum zu den Kiefern gehörte und nannte es Xyphias. Core nannte mit Vernachlässigung von Lemy’s Namen einen Theil der amerikanischen Reste Erisichthe und schlug für die Flossen den Namen Pelecopterus vor, indem er gleichzeitig die Frage offen liess, ob sie demselben Fische wie die Kiefer angehörten, Davızrs? und Newrox ? haben diese Verwirrung einer Diskussion unterzogen und gaben Listen von corrigirten Synonymen‘ A. S. Woopwarp ° hat darauf hingewiesen, dass die verschieden benannten Theile einem Genus angehören, dessen Anatomie er erläuterte. Die vollständigste Erörterung dieser Verhältnisse ist die von FrLıx® gegebene, der eine sehr vollständige Beschreibung des nur selten gut erhaltenen Visceral-Skeletts lieferte. Copz” bespricht speziell die Flossen. Das hieher gehörige Material besteht aus 2 Schädeln, die die Cranialanatomie zeigen, ausser- dem liegen mir 5 Rostra und die dazu gehörigen Kiefer vor. Die Schädel sind dorso-ventral ver- drückt, die Knochen aber nicht verschoben, Die ursprüngliche Kopfform muss niedrig und flach 1 Fossils of South Downs, S. 229. ® Geolog. Mag., 1878, dec. 2, vol. 5, S. 260. > Quart. Journ. Geol. Soc. London, 1878, vol. 34, S. 794. * Owes’s Saurocephalus-Zahn gehört Protosphyraena an. ® Proc. Geol. Assoc., 1888, vol. X, S. 321. ° Dr. Ferix hat mir in liebenswürdigster Weise die Originale seiner wichtigen Arbeit zur Vergleichung geliehen. ” Palaeontographica 1892, Bd. 39, S. 110. Bo abgedacht gewesen sein. Die von mir studirten Schädel zusammen mit dem Visceral-Skelett, das FeLıx beschreibt, machen die Protosphyraena zur bestbekannten Form unter den Pachycormidae. Rostrum,. — Das Rostrum (Taf. XIX, Fig. 1) ist durch die Verschmelzung aller vorderen Cranialknochen entstanden. Das Ethmoideum bildet den Hauptbestandtheil und mit ihm sind die paarigen Vomer und die Frontalia verschmolzen. Manchmal ist das vordere Frontale erhalten, aber es ist keine Spur von einer Naht zwischen dem Ethmoid und einem Frontale oder zwischen den beiden Frontalien zu bemerken. Der innere hintere Theil der Frontalia ist ausnahmslos verloren gegangen und ich kann daher nicht feststellen, wie weit die Verschmelzung nach hinten ging. Ein Querschnitt durch das Rostrum zeigt einen in der Mitte etwas schwammigen massiven Knochen, der gegen die Peripherie hin immer dichter wird. Der Schliff ist charakteristisch für dieses Genus, denn das äusserlich ähn- liche Rostrum von Tetrapus zeigt 2 grosse Kanäle wie bei Xiphias und Lepidosteus. Dermal-Cranium. — Die Frontalia (Taf. XIX, Fig. 1 Fr.) sind breit und reichen so weit rückwärts, dass sie das Sphenoticum bedecken. Der Kopf erweitert sich hinter den Augen beträcht- lich. Die Grenze der Frontalia am Squamosum ist nicht ganz klar. Der vordere äussere Rand des Frontale ist einwärts gebogen und an diese Fläche grenzt die Praemaxilla. Ueber die Parietalia kann ich keine Angaben machen. Die äussere Hinterecke des Kopfes verlängert sich zu einem scharfen Dorn (Taf. XIX, Fig. 2), der Rücken desselben ist durch einen Dermal-Knochen bedeckt, dessen Grenze nach vorn nicht deutlich ist, dem aber seine Verzierung eine separate Stellung zuweist. Dieser Knochen ist als Squamosum ! aufzufassen. Die Vomer sind paarig, vorn, wo sie verschmolzen sind, breit, hinten, wo eine mediane Naht zu beobachten ist, schmal. Das hintere Ende verläuft spitzig nach unten und ist von dem Parasphenoid ? umgeben (Taf. XIX, Fig. 1). Vorn an jedem Vomer sitzt ein Fangzahn, der in einem Winkel von 25—30° zu dem Rostrum steht. Bei mehreren Rostren be- obachtete ich, dass nur je ein Zahn gross und mächtig entwickelt ist, während der andere Zahn auf dem andern Vomer klein bleibt oder ganz fehlt. Dies wurde schon von FeLıx und Copz ? bemerkt; der letztere meint: „Only one of these teeth is in functional service at a time.“ Ich beobachtete alle Stadien von zwei gleich entwickelten grossen Zähnen und auch alle Zwischenstadien herab bis zu dem, wo nur ein Zahn vorhanden war. Dieser Mangel an Symmetrie in der Bezahnung des Rostrums ist nicht zufällig, sondern der Ausdruck des gesetzmässigen Alternirens beim Zahnersatz aller Fische. Das Parasphenoid ist ein breiter, kräftiger, flacher Knochen, der nach vorn gabelförmig die Vomer umgibt, worauf er nach hinten läuft und einen freien Interorbitalraum überbrückt, bis er den Orbitosphenoid-Knochen erreicht, mit dem er in einem zapfenartigen Gelenk folgendermassen ver- bunden ist: der vordere Theil des Orbitosphenoids sendet nach unten einen Zapfen, der in eine Tasche des Parasphenoid eingreift. Diese mediane Aushöhlung ist nur kurz und von der Mittellinie erhebt sich nach hinten zu ein Wulst, der in eine entsprechende Aushöhlung hinten am Orbitosphenoid passt. Dieser Wulst läuft noch weiter nach hinten, trennt die Alisphenoidea, verschwindet aber an ihrer hinteren Grenze. Das Parasphenoid ist hier (vor den Prootica) auf beiden Seiten eingeschnürt, erweitert sich jedoch sofort zu seiner ursprünglichen Breite und endist nahe dem Ende des Basioceci- ! Siehe A. S. Woopwarnp, Brit. Mus. Cat. Fossil Fishes, vol. I’. WoopwArp machte mich in liebenswürdiger Weise auf die wirkliche Bedeutung dieses Knochens aufmerksam. ? Ferix sagt, dass die Vomer das Parasphenoid umgeben; aber in vier sehr klaren Fällen finde ich, dass das Parasphenoid die Vomer umgibt. 3 1877. Cope, Bull., No. 3. S. 821. ee pitale. Gerade vor der Einschnürung auf beiden Seiten liegt ein kleines Foramen (Taf. XIX, Fig. 1) für den Durchgang der Carotis. Die mittlere Ventralfläche vor den Foramina ist mit winzigen Zähnen bedeckt. Hinter der Zusammenschnürung an der Ventralseite liegt ein Mediankiel oder eine mediane Anschwellung'. Diese verschwindet nach hinten zu und die untere Fläche wird hinten concav, entsprechend der Unterseite des Basioceipitalee Ein Augenmuskelkanal ist nicht vorhanden. Die srossen, aber nicht hervorragenden Ethmoidea lateralia sind vom Rostrum vollständig getrennt, obwohl sie den Raum zwischen Vomer und Frontalia ausfüllen (Taf. NIX, Fig. 1 Eth. lat.). Sphenoidea. — Das Orbitosphenoid ist ein einziger ovaler Knochen, breiter als lang, mit nur geringer Wölbung gegen die Frontalia stossend. Es sitzt direkt auf dem Parasphenoid, wie oben beschrieben, und zeigt, dass die Höhe des Kopfes hier sehr gering war. Nahe dem Aussenrand liest auf beiden Seiten ein kleines Foramen (Taf. XIX, Fig. 2). Die Alisphenoidea greifen an der hinteren Grenze ein und sind zwei nahezu quadratische Knochen, die in der Mitte durch den Wulst auf dem Parasphenoid getrennt sind. Jedes trägt nahe an seinem Aussenrand ein Foramen, wahr- scheinlich für den ersten Zweig des Trigeminus. Ein Basisphenoid ist nicht vorhanden. ÖOtica. — Das Prootieum ist ein rechteckiger Knochen, breiter als lang; seine vordere Grenze mit dem Alisphenoid liest der Einschnürung des Parasphenoid gegenüber. Die zwei Prootica stossen bei meinem besten Exemplar in der Mitte beinahe zusammen, so dass ich glaube, ‘dass sie ursprünglich durch einen Knorpel verbunden waren. So würden die Prootica den Boden der Gehirnhöhle bilden. Nahe an der inneren Seite des Prooticums liegt ein Foramen für den Gesichtsnerv. Die vordere untere Ecke des Hyomandibular- Gelenks befindet sich an dem Prooticum. Das Opisthotiecum ist ein grösserer, rechteckiger, mehr langer als breiter Knochen; es grenzt nach innen an das Basioceipitale und bildet die Seite der Hirn- höhle. Fast ganz hinten ist ein schmales Foramen entweder für den Glossohyal- oder Vagus-Nerv. Darüber und seiner ganzen Oberseite entlang liegt das Pteroticum, ein primärer Knochen, der den grössten Theil des Hyomandibular-Gelenks trägt. Das lange schmale Pteroticum ist mit dem Squa- mosum eng verschmolzen, mit welchem es den hinteren Sporn bildet. Das breite dreieckige Spheno- ticum bildet den Postorbitalfortsatz, ist aber vollständig durch das Frontale überdeckt. Der restirende obere vordere Winkel des Hyomandibular-Gelenks liegt am Sphenoticum. Spuren eines eigenen Epio- ticums sind nicht vorhanden. Oecipitalia. — Das Basi Oeeipitale ist ein starker, keilförmiger Knochen, der den hinteren Theil des Bodens der Hirnhöhle bildet. Die Unterseite ist hinten tief eingekerbt, wie für ein mäch- tiges Ligament, aber fast die ganze Unterseite ist durch das Parasphenoid bedeckt. Das tief aus- gehöhlte hintere Ende bildet eine conische Grube für die Chorda. Doch ist der hintere Rand dieser Grube nicht eben wie bei Fischen mit verknöcherten Wirbeln, sondern die obere Grenze neigt sich nach vorn, in der Mitte geht aber eine lange, schlanke Zunge nach hinten (Taf. XIX, Fig. 1). Diese Zunge, die ganze innere und die Randfläche hinten am Basioeeipitale sind granulirt, wie die mit Knorpel bedeckten Knochen. Diese sonderbare Structur des Basioceipitale fasse ich als vollgültigen Beweis dafür auf, dass die Wirbel nicht verknöchert waren. Abgesehen von dieser eigenthümlichen Ausbildung des Basioceipitale ist bei über 50 schon bekannten Exemplaren kein einziger Wirbel be- kannt. Die Exoccipitalia scheinen stark nach vorne geneigt gewesen zu sein. Sie sind gross, schliessen ein mässig grosses Foramen magnum ein und treffen darüber in einer langen Mittelnaht ! Der von Ferıx bemerkte Kiel kommt nur bei P. nitida Copr vor. Palaeontographica. Bd. XLVI. 23 — 18T — zusammen. Hinten sieht man Ansatzstellen für starke Muskeln in der Form von rauhen Wülsten, einen in der Mitte und je einen auf jeder Seite über dem Foramen magnum. Zwischen diesen Wülsten verläuft auf jeder Seite eine lange schräge Furche und von der Mitte an zwischen den zwei Wülsten eine zweite kurze Furche, die im Foramen magnum endet (Taf. XIX, Fig. 2). Das Supraoceipi- tale fehlt wie gewöhnlich bei den Ganoiden. Palato-Quadratbogen. — Das Hyomandibulare wird von Fenıx ' als grosser dünner Knochen abgebildet, unglücklicherweise fehlen aber die Gelenkflächen. Das Quadratum ist unbekannt, ebenso das Palatinum und die Meso- und Meta-Pterygoide. Ein langer dünner Knochen mit Granularzähnen stellt wahrscheinlich das Pterygoid dar. Viele von den Opercularknochen sind fragmentarisch erhalten und zeigen, dass sie glatt und dünn waren, eine leichte Unregelmässigkeit nahe am Rand ausgenommen. Das Operculum ist sehr gross. Kiefer. — Die dreieckige Praemaxilla ist nach vorn mehr oder weniger verjüngt, hinten aber breit. Längs des oberen Randes trägt sie eine Rinne, an welche die eingebogene Kante des Frontale stösst. Der hintere Theil ist eine breite Platte, deren Innenseite für die Aufnahme eines langen Dornfortsatzes der Maxilla ausgehöhlt ist. Der Unterrand trägt zahlreiche Zähne, ganz vorn eine Reihe kleiner Granularzähne; hinter diesen kommt im tiefen Alveolen eine Reihe von grossen Fangzähnen. 3—6 Alveolen für Fangzähne sind vorhanden, die indessen nie alle gefüllt sind, da nur die Hälfte der Zähne zu gleicher Zeit funktionirt. Schliesslich stehen hinter einem grossen Zwischen- raum hinten noch 3—4 kleinere Zähne in Alveolen als Fortsetzung der Maxilla-Reihe. Die Maxilla ist ein langer, schlanker Knochen, längs des Zahnrandes verdickt. In der Mitte ist sie schlanker und wird gegen jedes Ende hin breiter. Vorn trägt sie einen langen Dornfortsatz, welcher sich von hinten her in die Aushöhlung auf der Innenseite der Praemaxilla legt. Sie trägt eine einzige Reihe von mehr oder weniger zusammengedrückten kräftigen Zähnen in Alveolen. Bei manchen Species sind die Zähne stark nach vorn geneigt. Der Unterkiefer setzt sich aus einem Dentale, Articulare und zwei Splenialia zusammen. Das Dentale ist gross, vorn recht dick und der Dentalrand krümmt sich vorn in sehr charakteristischer Weise nach unten (Taf. XIX, Fig. 7). Auf jeden Fall sind, soweit ich die Verhältnisse prüfen konnte, drei Alveolen für vordere Fangzähne vorhanden, von denen die erste Alveole fast direkt nach vorwärts zeigt. Hinter diesen Fangzähnen folgt eine grosse Lücke, in welcher nur Granularzähne den Rand bedecken, und zwar dem Spleniale gegenüber. Dahinter trägt das Den- tale eine einzige Reihe grosser Zähne in Alveolen. Der Zahnrand ist innen beträchtlich verdickt und die Fläche mit kleinen Granularzähnen bedeckt. Das vordere Spleniale ist ein annähernd halb- kreisförmiger Knochen, gegenüber der Innenseite des Dentale, gerade hinter den drei Fangzähnen. Auf dem Aussenrand steht eine Reihe kleiner conischer Zähne in Alveolen; nach innen zu stehen zwei grosse Fangzähne, welche vorgeneigt sind. Die Alveolen dieser Zähne nehmen die ganze Tiefe des Spleniale ein. Dahinter und gegenüber dem hinteren Theil des Dentale liegt eine zweite dünne Platte, das hintere Spleniale °, dessen Innenseite mit kleinen Granularzähnen bedeckt ist. Dieser Knochen ist indessen nicht so eng mit dem Dentale verbunden wie das vordere Spleniale und fehlt da, wo das Dentale lose gefunden wird. Er ist nur bei dem eimen von Ferrx untersuchten Exemplar bekannt; ein Hypsocormus des britischen Museums zeigt allerdings dieselbe Structur. Das dicke Articulare ist keilförmig, hinten mit einer seichten ovalen Gelenkpfanne, welche auf ihrer Oberfläche mit Knorpel ! Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. Bd. 42. 5. 278. Fig. 1. Taf. XIII. ? Vgl. Ferıx, Taf, XI, Fig. 1. Spl. p. 219 ausgekleidet gewesen sein muss. Von dem von Ferıx beschriebenen Pracdentale weiss man jetzt, dass es auf einen Bruch zurückzuführen ist. Zähne. — Die Zähne lassen sich am besten in fünf Gruppen betrachten: 1) die Fangzähne, die srössten und mächtigsten, seitlich comprimirt, vorn und hinten mit Schneiderändern. Sie variiren an Grösse zwischen 10—20 mm ausserhalb der Alveolen, wozu noch ebensoviel in den Alveolen kommt. Jeder Vomer trägt einen Fangzahn, jede Praemaxilla 4—6, je nach der Species, das Dentale immer 3, das vordere Spleniale 2, was bei P. penetrans z. B. 22 Fangzähne resp. Alveolen für Fangzähne ausmacht, denn nicht alle Alveolen sind mit gleichzeitig funktionirenden Zähnen besetzt. Die Fang- zähne richten sich alle nach vorn und sind je nach den verschiedenen Knochen in verschiedenem Grade zusammengedrückt. Der innere Theil der massiven Zähne zeigt unregelmässige Falten von Vasodentin und gewährt das Aussehen eines Haifischzahns. Die Structur der Zähne beweist ein ähnliches Wachsen derselben unter dem Einfluss der Entwicklung von Dentin-Lamellen ', welche allmählig die Haversischen Kanäle der Pulpahöhle umschliessen. Ferix ? giebt eine Abbildung eines Fanszahnschlifies. Die zweite Gruppe ist die der Maxilla- und Dentalzähne, die kleiner, aber auch massiver sind und in tiefen Alveolen stehen. Sie sind, je nach der Species, mehr oder weniger zusammengepresst und zwar die Maxillazähne immer mehr als die Dentalzähne. Die Structur ist der obigen ähnlich, aber weniger complicirt. Owen’ gibt eine gute Abbildung unter dem Namen Saurocephalus (aber die Saurocephalus-Zähne sind hohl und mit denen von Profosphyraena nicht im geringsten vergleichbar). 3) haben wir eine Gruppe von eonischen, massiven, längsgestreiften Zähnen in seichten Alveolen, dieselben treten am vorderen Spleniale, vorn an der Praemaxilla und am Dentale gegenüber dem vorderen Speniale auf. 4) mögen die kleinen massiven Granularzähne am hinteren Spleniale und innen am Dentale erwähnt werden. 5) tragen auch die Parasphenoid- und Pterygoidknochen winzige, hohle, conische Zähne *,. Dieser letzte Typus ist bei fast allen Fischen verbreitet, sie treten im Munde und auf der Haut auf und sind nach dem Typus von Herrwıs's® Zähnchen gebaut; sie sollen hier immer „primäre Zähnchen“ genannt werden. Zahn-Ersatz. — Von den Protosphyraena-Zähnen wurde behauptet, dass sie einander von unten nach oben ersetzen. Aber ich finde, dass Protosphyraena in Uebereinstimmung mit allen Fischen, deren Zähne in Alveolen ruhen, ihre neuen Zähne nahe dem oberen Rande der Alveolen bildet und seitlich eine Höhle in die alten Zähne eingräbt und zwar in folgender Weise: Innen an der Al- veole, gerade unter dem Zahnrand. wird der neue Zahn gebildet, dieser oder das ihn umgebende Gewebe gräbt in die Seite des alten Zahns eine Höhlung, die allmählig grösser wird, bis die Spitze des alten Zahnes abbricht und den jungen in der Alveole, aber über einer alten Zahnwurzelmasse übrig lässt. (Dieses Stadium ist Taf. XIX, Fig. 4 abgebildet.) Nachdem die alte Wurzel allmählig resorbiert ist, wächst der junge Zahn zu seiner vollen Grösse aus und wird in der alten Alveole befestigt. Dies ist der Vorgang bei dem classischen Fall der Crocodilia®, der so lange als Beispiel für den Ersatz von unten nach oben eitirt wurde. Eine andere bemerkenswerthe Erscheinung bei Proto- sphyraena ist, dass gewöhnlich bei den verschiedenen Kieferknochen fast jeder zweite Zahn fehlt. Noch auffallender ist, dass man bei Schnitten jeden zweiten Zahn in irgend einem Stadium des Ersatzes findet. ! Vgl. Röse über trabicular. Dentin, Anat. Anzeig., 1897, Bd. XIV, S. 59. 2 Taf. XIV, Fig. 5, S. 289. ® Odentographie, Pl. 55. * Ferıx, Taf. XIV, Fig. 7. ® Morph. Jahrb. Bd. 1876, S. 328. ® Röse, Morpholog. Arbeiten, Bd. III. S. 224 —26. oe Bei den Fangzähnen ist oft beobachtet worden, dass nur einer von den zwei Vomerzähnen funktionirt und dass von den fünf Alveolen an der Praemaxilla nur zwei oder drei funktionirende Zähne besitzen. Selbst wenn der Kiefer voll von Zähnen zu sein scheint, findet man bcı sorgfältiger Präparirung, dass die alternirenden alten Zähne schon etwas ausgehöhlt erscheinen für jüngere Zähne, durch welche sie ersetzt werden sollen. Nicht nur bei diesem Genus habe ich die Erscheinung bemerkt, dass jeder zweite Zahn in irgend einem Ersatzstadium gefunden wird, sondern bei jedem im Folgenden beschrie- benen Genus haben wir die gleiche Erscheinung und die „allgemeine Uebersicht“ wird zeigen, dass dasselbe bei einer ganzen Reihe recenter Fische, Amphibien und Reptilien der Fall ist. Es lässt sich also ein Gesetz, das aus diesem Genus abgeleitet ist und das noch weiter entwickelt werden soll, er- kennen, dass bei allen Fischen, deren Zähne in regelmässigen Reihen stehen, mögen sie pleurodont, theocodont oder acrodont sein, der Zahnersatz durch einen regelmässigen Wechsel von zwei Zahnsätzen stattfindet, deren einer mit dem anderen auf allen Zähne tragenden Knochen abwechselt. Hyoid-Apparat. — Die Hyoid-Knochen sind schwach. Das Interhyale ist klem und drei- eckig, das ebenfalls kleine Epihyale hat ein gerundetes Gelenk am schlanken, langen Ceratohyale Das Urohyale ist ein hoher, dreieckiger Knochen mit einem verdickten vorderen Ende. Die Bran- chiostegi * sind zahlreiche, kurze dünne Platten; die Branchialbogen die normalen muldenartigen Knochen. Wie oben bemerkt, waren die Wirbel, wie bei Hypsocormus, nicht verknöchert, Bei einem Exemplar sind lange schlanke Haemapophysen erhalten, aber sie geben keinen Aufschluss über ihre Basis und dienen nur als Beweis, dass die Wirbelkörper nicht verknöchert waren; denn ich kann nicht einsehen, wie die Haemapophysen erhalten bleiben konnten, während solide Wirbel verloren gegangen sein sollten. Schulter-Gürtel. — Das Cleithron war verknöchert, wie ein Exemplar zeigt, von dem ein beträchtlicher Theil erhalten ist. Die Scapula ist ziemlich häufig gefunden, ist aber ziemlich schwer zu deuten. Sie ist sehr kräftig und scheint mit dem Coracoid verschmolzen zu sein. Es sind Gelenk- flächen für 7 Baseosten vorhanden, 6 in einer Mulde hinter einander, die siebente vordere steht ausser- halb der Linie gegenüber einem abgerundeten Kopf, der direkt mit den Flossen- ® e) strahlen artikulirte, unter denen die Gelenkpfanne 2 sich findet. Der eigenthümliche Bau dieser Scapula veranlasste Copr°, eine eigene Ordnung für diese Flossen auf- zustellen. Vor dem oben genannten Knopf befindet sich ein Foramen, welches ich für das Scapular-Foramen halte; wenn das der Fall wäre, würde daraus hervor- oO = gehen, dass die Baseosten-Reihe ungefähr vertical stand. Was die Baseosten selbst 1 betrifft, so zeigt das nebenstehende Diagramm ihre Anordnung, von der Flossen- jagramm der Anordnung seite aus gesehen (Fig. 1). Der schwarze Fleck ist eine Pfanne in den Flossen- der Baseosten bei strahlen für den Scapula-Kopf. Der einzelne unsymmetrische Baseost ist sehr kurz der Brustflosse und dick, die andern sind längliche flache Stäbchen, die letzten besonders schlank. einer Protosphy- ; : : a 6 5 e en u Die Brustflossen sind jene wunderbaren Waffen, für die man die verschiedensten Namen erfunden hat; Maxtern nannte sie Dornen verwandt mit Balistes, Acassız“ 1 Ferıx, Taf. XII, Fig. 3, R.B.». 2 Diese Pfanne hat mir A. S. Woopwarp auch bei Hypsocormus gezeigt. 3 Rep. U.S. Geol. Surv. Territ. S, 244 a. 4 Poiss. Foss. 1837, vol. III, S. 56. — 21 — Dornen von Pfychodus und CorE Pelecopterus; der letztere erkannte später ‘ ihre Zugehörigkeit zu Protosphyraena. Aber bis heute sind nur für sehr wenige dieser Flossen die ihnen entsprechenden Schädelreste bekannt geworden. Eine Species von Pelecopterus, i. e. P. gladius Copz, halte ich nach Analogie mit Hypsocormus für die Schwanzflosse. Die sehr langen, schmalen Brustflossen von Proto- sphyraena werden von Dermalstrahlen, die in einen soliden Dorn verschmolzen sind, gebildet. Vorn ist die Verschmelzung so vollständig, dass die verschiedenen Strahlen ihre Individualität verlieren, indem sie durch eine dünne Schicht von Knochencement bedeckt sind. Hinten ist die Flosse weniger fest verschmolzen, so dass beim Zerbrechen die verschiedenen Strahlen auseivanderfallen. Der vordere Rand ist scharf, wellenförmig oder gezackt. Die Flosse ist so enorm entwickelt, dass sie nur als eine Waffe betrachtet werden kann. Bauchflosse. — Von dem Beckengürtel wissen wir nichts. Die Bauchflosse kenne ich an einem Individuum, dessen Brustflosse zu der von Corz als P. perniciosa beschriebenen gehört. Sie hat 2 Baseosten und neben dem ersten eine Grube, welche auf einen Kopf an dem Isehiopubis-Knochen (ähnlich wie am Scapulare) hinweist. Die Anordnung ist die im nebenstehenden Diagramm gegebene (Fig. 2). Die Flosse, die demselben @ 9) Typus wie die Brustflosse angehört, hat einen verschmolzenen wellenförmigen Vor- oO derrand, während sie hinten weniger fest als die Brustflosse verschmolzen ist. Sie Fig. 2, ist viel kleiner, mindestens um die Hälfte kürzer, als die Brustflosse desselben In- Diagramm der Anord- dividuums. nung der Baseosten Schwanzflosse. — Die als P. gladius Copr beschriebene Flosse bei der Bauchflosse einer Protosphy- scheint mir eine Schwanzflosse zu sein®, weil sie so stark von der als Brust- ren flosse bekannten abweicht. Wie bei der letzteren wird ihr Rand von zusammen- cementirten Dermalstrahlen gebildet, die aber in einiger Entfernung vollständig frei werden. Wich- tiger jedoch ist der Winkel, unter welchem sich die Strahlen dem Rande nähern; nahe an der Basis beträgt er 50°, in der Mitte i. e. 400 mm von der Basis 30°. Das lässt auf Fulera schliessen, und ebenso der Umstand, dass kein Brustflosse-Strahl sich dem Rande unter einem Winkel von über 15° nähert. Wenn man schliesslich eine P. gladius mit einem Hypsocormus-Schwanz vergleicht, so findet man, dass die Struetur genau übereinstimmt. Unter den Knochen in der von mir untersuchten Samm- lung sind einige flache, ovale, mit einem kurzen Stiel auf einer Seite. A. S. Woopwarn ? betrachtet diese als Hypuralia nach der Analogie mit dem ganz ähnlichen Hypurale bei Hypsocormus. Es wäre das dann ein unpaariger, mittlerer, vollständig verknöcherter Hypural-Knochen. Verwandtschaft. — Die Verwandtschaftsverhältnisse sind schon von Woopwaro ® besprochen worden, der Protosphyraena in die Familie der Pachycormidae mit Hypsocormus als nächstem Ver- wandten und wahrscheinlichen Vorfahren stellt. Dem stimme ich vollständig bei und füge noch hinzu, dass jedes neue Detail den Unterschied noch kleiner macht. Die oben gegebene Anatomie des Schä- dels ist für die Ganoiden charakteristisch und Protosphyraena ist die einzige Gattung aus dieser Fa- milie, deren Schädel-Anatomie in solcher Genauigkeit bekannt ist. Vorkommen. — Nach seiner Bezahnung scheint Protosphyraena eine Tiefwasserform gewesen zu sein und thatsächlich findet sich die Gattung nur in Tiefwasserablagerungen. Sie kommt zuerst in ! Vrgl. A. S. Woopwarn, Proc. Geol. Assoc., vol. X, 1888, S. 521. 2 Die als P. yigas Srewarn beschriebene Flosse ist auch eine Schwanzflosse. ® Ann. a. Mag. Nat. Hist., ser. 6, vol. 13, S. 510. oe der mittleren Kreide der Fort Benton-Group (P. Bentonia Stew.) vor. Hypsocormus ist eine Juraform und das Zeitintervall bis zu Protosphyraena ist beträchtlich, aber wahrscheinlich durch den Mangel an Tief- wasserablagerungen in der späteren Jura- und der frühen Kreidezeit zu erklären. Protosphyraena kommt in Cenoman Turon und Senon vor. Amerika besitzt 7 Species: P. Bentonia‘ Srew., P. penetrans Cops’, P. nitida Copz?, P. tenuis nov. spec.°, P. obliqwidens nov. spec.’, P. recurvirostris STEw. ? und P. sp. Srew. ' England hat 5 Species*, welche alle auf Rostra begründet sind. Russland bietet 2 Species’, wie auch Belgien. Aus Sachsen stammen P. dispar ° Hr. und P. marginatus Reuss °, die auf lose Zähne begründet sind. Die als Pelecopterus ® bekannten Flossen tragen noch spezielle Namen, werden aber bald den entsprechenden Köpfen zugewiesen werden können. Erisichthe wiphiodes Copr ’ ist ein abgeriebenes Rostrum. P. angulatus Cope ” ist auf lose Zähne basirt. Die verschiedenen Arten sind meistens auf Rostra und deren Ornamentirung begründet. Die Praemaxilla ist von allen Schädelknochen am meisten charakteristisch in Bezug auf die spezifische Variabilität. Die Zähne dagegen bilden keine Basis für die Artenunterscheidung, da sie_sogar bei ein und demselben Individuum sehr stark variiren. SOSs \ OCHLEIZDEHLISDE DEE, GG GGG ET, Fig. 3. Protosphyraena. Restaurirt !/ıo natürliche Grösse. Restauration. — In der beigegebenen Abbildung habe ich versucht, die oben erhaltenen Facta übersichtlich darzustellen. Der Kopf ist nach P. nitida Corz, der grössten bekannten Species restaurirt. Mit Bezugnahme auf die enge Verwandtschaft mit Hypsocormus habe ich für Protosphy- raena die gezeichnete Körperform gewählt mit Berücksichtigung der Grösse und Anordnung für STEWARD, Kansas Univ. Quart. vol. 7, S. 27. n 5 n Nolan se tglE Vrgl. unten. Cat. Foss. Fishes Brit. Museum (N.H.) S. 399. ® Kırsisanorr, 1860, Bull. Soc. Imp. Nat., Moscou, vol. 33, pt. 1, S. 666. ® Palaeontographica 20, 2, S. 225, GeınıTz. ” Bull. U.S. Geol. a. Geog. Surv. Terri., 1877, No. 3, S. 822, ° Proc. Amer. Phil. Soc. Philad. 1872, vol. 12, S. 337. 174 Fig. 4. Rostra in natürlicher Grösse, von der Seite angesehen. Querschnitte an den Punkten mit Ziffern angegeben. a. P. tenuis nov. Sp. , b. P. penetrans CoPpE. ce. P. nitida Cope. oe Schwanz und Flossen, wie sie bei Protosphyraena zu beobachten sind. Die Flossen sind die als P. per- miciosus CopzE bezeichneten; alle ‚Verhältnisse weisen aber darauf hin, dass sie zu P. nitida gehören. Der Schwanz ist P. gladius CorE, wie oben besprochen wurde. Alle Flossen sind in den dem Kopfe entsprechenden Verhältnissen wiedergegeben. Die Dorsal- und Ventralflossen sind nach Analogie mit Hypsocormus gezeichnet. Um den Vergleich der amerikanischen und englischen Formen zu erleichtern, habe ich Um- risse und Querschnitte von den an der Figur 4 bezeichneten Stellen der Rostra beigegeben; die Zahlen geben immer die Millimeter an. Die Länge der Rostra ist vom Vorderrand des Vomerzahnes gemessen. Eine Vergleichung der Praemaxillae ist ebenfalls gegeben, Fig. 5, wo alle auf die gleiche Grösse gebracht sind, indem die Länge als das Grundmaass angenommen ist. Die beigegebene Tabelle ent- hält die genauen Maasse der verwendeten Praemaxillae. P. obliqwidens P. nitida P. tenuis P. penetrans Fig. 5. Protosphyraena Praemazxillae in gleicher Länge. Tabelle, um die verschiedenen Praemaxillae nach ihren exacten Maassen mit einander zu vergleichen. | | | Länge vom | No. \ Totallänge | Höhe | ersten Fang-| der Fang- | | ‚zahn bis vorn zähne P. penetrans . . | 90 Sl 2 5 P.tenms. . . . | u | 21 | —_ 4 ID D 5 0 96 | 30 34 4 P. obliquidens . . \ 56 | 19 | 15 5 Protosphyraena penetrans Cork 1877. (Taf. XIX, Fig. 1-5.) Bull. U.S. Geol. and Geog. Surv. Terri., No. 3, S. 822. Protosphyraena penetrans Frrıx, 1890, Zeitschr. Deutsch. Geol. Gesellsch., Bd. 13, S. 297. Taf. 14, Fig. 1. A. S. WoopwaArp, 1895, Cat. Foss. Fishes Brit. Museum pt. 3. S. 409, » 5 Core beschreibt unter dem Gattungsnamen Hrisichthe ein Rostrum, ohne dasselbe abzubilden. Feuix bildet ein Rostrum ab und ich konnte einen fast vollständig erhaltenen Kopf mit dieser Species identifiziren. Dieser Schädel bildet die Basis der obigen Gattungsbeschreibung, ergänzt durch P. tenuis und P. nitida Core. Cope’s spezifische Merkmale sind: „The second species, which I call Erisichthe penetrans, has a snout of uniformly oval section at all points. The long diameter of the section is transverse. The axis is straight and the form acuminate, the contraction being uniform a and gradual to an acute apex..... The surface of the beak is thrown into numerous sharply defined longitudinal ridges, which more or less inosculate with each other.“ Diese Beschreibung passt voll- ständig für das hier auf Taf. NIN und in Textfigur 4 c abgebildete Rostrum. Die äussere Form findet sich aber auch bei anderen Species, nur die Verzierung ist für diese Art charakteristisch. Als beson- deres Kennzeichen unserer Art gilt noch die dreieckige lange Praemaxilla, welche vorn sehr verschmälert ist; sie trägt Alveolen für 5 Fangzähne; der dritte Fangzahn ist 20 mm lang, 8'/a breit und 3"/ dick. Vor den Fangzähnen liegt eine einzige Reihe von 7—8 kleinen ('/a—1 mm hohen) eonischen Zähnen. Hinter den Fangzähnen stehen 3 oder 4 kleine Zähne, die die Fortsetzung der Maxillar-Reihe bilden. Bei gut erhaltenen Excmplaren liegt ausserhalb der Fangzähne eine Reihe von winzigen Granularzähnen. Die flache schlanke Maxilla ist an beiden Seiten erweitert. Vorn trägt sie einen langen runden Dornfortsatz, der von hinten gerade neben der Praemaxilla liest. Der obere Rand der Maxilla ist etwas verdickt, wodurch ihr Querschnitt keilförmig wird. Das hintere Ende fehlt, aber auf 72 mm Zahnrand liegen 26 Alveolen in einer einzigen Reihe. Die Zähne sind kurz, massiv und seitlich zusammengedrückt. Ausserhalb dieser Alveolarzahnreihe befindet sich eine Reihe winziger Granularzähne; das Dentale fehlt. Ein Theil des Pterogoids ist mit kleinen bürstenartigen Zähnchen bedeckt. Das Parasphenoid hat vor seiner Einschnürung eine grosse Fläche mit ähnlichen Zähnchen und dahinter eine mediane Anschwellung, die indessen bald verschwindet. Die totale Länge des Craniums beträgt 398 mm, wobei ein kleiner Theil des Rostrums noch fehlt; die Breite am Post- orbitalfortsatz ist 130 mm. Von der Länge kommen 120 mm auf das Rostrum, d. h. auf den Theil vor den Vomerzähnen. Die Oberseite des Craniums ist granulirt. Die anderen Merkmale der Schädel-Anatomie haben keinen spezifischen Wertli und sind bereits bei der Gattungsbeschreibung berührt. Vergleichung. — P. penetrans lässt sich von den andern amerikanischen Species sofort unterscheiden, wenn Kiefertheile erhalten sind, Das Rostrum von P. temwis und P. obliquidens ist ähnlich verziert und niedergedrückt, aber weit schlanker. P. tenws hat nur 4 Zähne in der Prae- maxilla und diese ist vorn nicht ausgezogen. Wie P. penetrans hat auch P. obliquidens 5 Fangzähne in der Praemaxilla; die Maxillazähne sind aber kürzer und weniger seitlich comprimirt als bei den anderen amerikanischen Arten, Protosphyraena obliquidens nov. spec. (Taf. XX, Fig. 1—4.) Dies ist eine zweite Form mit seitlich comprimirtem Rostrum. Die Knochen des kleinen Fisches sind sehr leicht und zart. Es liegen nur SO mm vom Rostrum, ferner Praemaxilla, Vorder- hälfte des Dentale, eine Brustflosse und viele Fragmente von anderen Knochen vor. Das Rostrum hat an den Vorderzähnen einen nahezu quadratischen Querschnitt, ist oben ein wenig breiter als unten, von ! Ich fand zusammen mit P. penetrans einen winzigen V-förmigen Knochen, Taf. XIX, Fig. 5, der zu P. pene- irans gehören kann, wahrscheinlich aber nur zufällig mit den Resten von P. penetrans vermengt wurde, obwohl sonst nur wenig dafür spricht, dass die Lage der verschiedenen Knochen überhaupt gestört wurde. Es ist ein medianer Knochen von dem Aussehen eines Schildkrötenschnabels, dessen vordere Seite granulirt und augenscheinlich frei ist, während die linteren Partien von irgend welchen anderen Knochen bedeckt waren. Ich kann bei Protosphyraena keinen Platz für ihn finden; er sieht aus wie ein ähnlicher Knochen gerade vor dem Hyoidapparat eines Plethodus, den A. S. WooDwARD beschrieben hat. Palaeontographica. Bd. XLVI. 29 — 226 — wo an es langsam in eine spitzige, schlanke, ovale Form übergeht. Oben ist es nahezu glatt, während es unten mit kurzen, scharfen, länglichen Wülstchen bedeckt ist. Die dreieckige Praemaxilla senkt sich regelmässig gegen das vordere kurze Ende. Vor den Fangzähnen stehen nur 3—3 kleine Zähne, worauf 5 Alveolen für die grossen Fangzähne folgen. Hinten ist nur ein Zahn, der zu der Maxillar- Reihe gehört. Ausserhalb der Fangzähne ist eine Spur von Granularzähnen vorhanden, aber nur 2 oder 3 Kronen sind erhalten. Die Maxilla fehlt. Das Dentale, das, soweit es erhalten, sehr leicht ist, hat vorne die Alveolen für 3 Fangzähne, von denen der erste fast direkt nach vorwärts zeigt. Dahinter ist eine Lücke von etwa 40 mm, bevor die regelmässige Reihe der Dentalzähne beginnt. Diese seitlich stark comprimirten und scharfkantigen Zähne sind nach vorwärts geneigt und bilden mit dem Zahnrand einen Winkel von etwa 60°, eine Erscheinung, auf welche der Artnamen hinweist. Ausserhalb dieser Reihe liegt eine andere von Granularzähnen und innen auf breitem verdicktem Zahn- rand eine Fläche feiner Granularzähne. Das breite vordere Spleniale reicht von dem zweiten Dentale- fangzahn zurück bis zum ersten Alveolarzahn. Ausserhalb der zwei leicht nach vorn geneigten gewöhn- lichen Splenialefangzähne liest ein Band mit kleinen, conischen, longitudinal gestreiften Alveolarzähnen mit etwa 3 Reihen von Zähnen von '/,—2 mm Höhe. Der proximale Theil der Brustflosse, Taf. XX, Fig. 1, bildet eine kräftige Waffe, die sich aus 23 sehr eng am Vorderrand, weniger am Hinterrand verschmolzenen Strahlen zusammensetzt. Vorn ist der Rand gerade, wie zahlreiche Frag- mente zeigen, und mit Cement bedeckt, das senkrecht zum Rand fein gestreift ist. Das proximale Ende ist so in die Scapula und Baseosten hineingepresst, dass sich die Verhältnisse dort nicht klar- legen lassen. Die Grenze der Aussenseite der Dermalstrahlen, wie sie an den Baseosten enden, steht fast vertical, während die Enden der inneren Dermalstrahlen eine sehr schräge Linie bilden. Vergleichung. — Die Reste der Hintertheile des Kopfes zeigen nicht nur einen viel leich- teren Bau als P. penetrans, sondern das Opisthoticum ist verhältnissmässig auch kürzer. Das Para- sphenoid ist sehr schwach und die mediane Anschwellung hinter der Einschnürung des Prooticum sehr niedrig. P. obliqwidens gleicht der P. tenuis sehr, hat aber an der Praemaxilla 5 Zähne, wo letztere nur 4 hat. Das Spleniale hat ein Band von 3 Zahnreihen, wo P. obliguwidens nur eine Reihe hat. Schliesslich ist der Flossenrand von P. tenuis gerade, hingegen bei P. obliquidens ist er wellenförmig. Die englische P. tenwirostris A. S. Woopw. hat das gleiche schlanke, aber weniger zusammengepresste Rostrum. Protosphyraena tenuis nov. spec. (Tafel XX, Fig. 5—7.) Diese Form ist mit der vorigen verwandt, unterscheidet sich aber wie folgt: Sie ist ein kleiner, schlanker Fisch mit einem besonders langen, schlanken Rostrum, von dem ich 3 Exemplare besitze, jedes mehr oder weniger vollständig. Das abgebildete Exemplar ist an der Basis durch Seitendruck zerbrochen, der Querschnitt erscheint, wenn man für diesen Theil ein anderes Individuum heranzieht, höher als breit, die grösste Breite befindet sich gerade über der Mitte. Das Rostrum verläuft all- mählig in eine scharfe Spitze, die sehr bald im Durchschnitt oval wird und breiter als hoch ist. Die Längsaxe ist nahe der Mitte des Rostrums leicht nach aufwärts gebogen. Die Oberfläche ist spärlich mit kurzen Wülsten verziert, während die Unterseite dicht mit kurzen, scharfen, selten anastomosiren- den Wülstchen ähnlich wie bei der vorigen Species bedeckt ist. Das zweite Exemplar, das mit dem obigen in allen Kieferknochen, in Bezahnung und allgemeiner Form übereinstimmt, ist vollständig mit dieser typischen Verzierung bedeckt. Ich halte das jedoch für eine individuelle Variation. Die Vomergegend ist dadurch, dass sie weniger Raum wie gewöhnlich einnimmt, bemerkenswerth; die Vomerfangzähne sind stark comprimirt. Das vordere Ende der leichten, dreieckigen Praemaxilla ist, obgleich abgebrochen, augenscheinlich sehr verjüngt. Es sind 4 Alveolen für Fangzähne vorhanden und dahinter ein Raum von etwa S mm, bevor die Maxilla-Zahnreihe beginnt; 3 Zähne davon sitzen an der Praemaxilla. Längs des äusseren Randes befindet sich eine Reihe von winzigen Granularzähnen. Der mittlere Theil der sehr dünnen flachen Maxilla ist beträchtlich eingeschnürt, der hintere Theil bildet eine breite Platte. Auf 53 mm Zahnrand sitzen 35 Zähne oder vielmehr Alveolen, da die Hälfte der Alveolen leer ist. Die Zähne sind comprimirt und beträchtlich länger als bei P. penetrans. Ausserhalb dieser Alveolarzähne befindet sich auf einem erhöhten Rand eine Reihe von Granularzähnen. Der vordere Theil der ab- gebildeten (Taf. XX. Fig. 7 b) Maxilla ist verloren, aber ein anderes Exemplar zeigt, dass dort ein sehr langer Fortsatz für die Praemaxilla gewesen sein muss, ein Fortsatz, der im Querschnitt oval erscheint. Das Dentale ist zierlich, es trägt vorn die üblichen 3 Fangzähne und nach einem be- trächtlichen Zwischenraum beginnt dahinter die Reihe der stark comprimirten Alveolarzähne, welche lang und nach vorwärts geneigt sind; mit dem Zahnrand bilden sie Winkel bis zu 60°. Aussen ist eine Reihe von Granularzähnen und ebenso innen am verdickten Zahnrand ein Streifen kleiner Gra- nularzähne. Das wie gewöhnlich halbkreisförmige Spleniale hat 2 ziemlich dicke Fangzähne, ausser- halb deren eine einzige Reihe von kleinen conischen Zähnen steht. Der Schultergürtel zeigt das verknöcherte Cleithron und entspricht den in der Gattungsbeschreibung behandelten Verhältnissen. Die linke Brustflosse ist bis zu 360 mm d. h. nahezu vollständig erhalten. Sie ist ziemlich breit und aus nur 18—20 eng verschmolzenen Strahlen zusammengesetzt. Ihr vorderer Rand ist durch eine Cement- schicht besonders bewehrt und leicht wellenförmig. Die Dermalstrahlen sowohl von der Aussen- als auch der Innenseite enden in einer nahezu verticalen Linie. Das Cranium ist ganz ähnlich dem von P. penetrans, nur ist es etwas leichter und schlanker. Auf dem Parasphenoid vor der Einschnürung des Prooticum liegt eine grössere mit winzigen Zähnen bedeckte Fläche. Hinter der Einschnürung folgt keine Anschwellung, wie eine solche bei anderen Arten vorkommt. Das Opisthoticum ist ver- längert wie bei P. penetrans. Vergleichung. — P. tenwis ähnelt am meisten der P. obliquidens, unterscheidet sich aber von jener Species, wie oben auseinandergesetzt wurde. Die Praemaxilla trägt nur 4 Zähne. Das Rostrum ist schlanker als alle sonst bekannten und weniger gekrümmt als bei P. recurvirostris STEw. Die englische P, fenuirostris ist unserer Art ähnlich, wenn auch nicht so schlank, bis jetzt kennen wir aber nur das Rostrum dieser englischen Form. Protosphyraena nitida Core 1872. (Tafel XIX, Fig. 6—7.) Proc. Acad. Nat. Sci., Philad., S. 280. Erisichthe nitida Core 1874, Bull. U.S. Geol. and Geog. Sury. Terri., No. 2, S. 42. E = „ 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terri., vol. II. S. 217. Taf. 48, Fig. 3, 4 u. 6. :s 5 „ 1877, Bull. U.S. Sury., No. 3, S. 822. Protosphyraena nitida Ferıx 1890, Zeitschr. Deutsch. Geol. Gesellsch. Bd. 42. S. 279, Taf. 12 u. 13. = „ 4A.S. Woopw. 1895, Cat. Foss. Fishes Brit. Museum, S. 408. Die erste Notiz über diese Art besteht nur in der Angabe, dass Cop (dieselbe in einer Sitzung der Acad. of Nat. Science erwähnte. Im Jahre 1874 wurde die Praemaxilla, damals Maxilla genannt, oe mit einem vorderen Fragment des Unterkiefers von Core beschrieben. 1575 bildete Core! diese Knochen ab und 1877 konnte derselbe Autor das Rostrum dazufügen. Feuıx, der eine sehr voll- ständige Beschreibung dieser Species gibt, bemerkt zum Rostrum: „Die eine Fläche ist glatter als die gegenüberliegende; einen ‚strong angle‘ bilden freilich diese beiden Contourlinien noch nicht.“ Wenn man aber die Praemaxilla und das Dentale zum Vergleich heranzieht, so ist klar, dass Ferıx, Exem- plar die wahre P. nitida des Originaltypus ist. Fig. 5 und 5a bei CorE? scheinen mir aber nicht zu der oben erwähnten Praemaxilla zu gehören, denn bei drei untersuchten Individuen sind die Zähne gerade und nicht nach vorwärts geneigt wie bei Cope's Fig. 5. Für die Detail-Anatomie vergleiche man Ferıx; ich will hier nur die spezifischen Merkmale geben. Das dicke Rostrum läuft rasch in eine stumpfe, runde Spitze aus. An den Vomerzähnen ist es fast so breit wie hoch, am breitesten nahe dem Unterrande. Die Vomerfläche ist bei dieser Species sehr gross. Das fast runde Rostrum spitzt sich rasch zu. Das mir vorliegende zeigt keinen seitlichen „strong angle“, sondern ist von derselben Form wie das von Feuıx. Die Oberfläche ist mit kurzen, scharfen, länglichen Wülsten bedeckt, welche auf der Oberseite regellos und stark anastomosiren; auf der Unterseite ist das Anastomosiren so stark, dass dadurch ein Netzwerk entsteht. Das Vorderende der dreieckigen Praemaxilla ist ähnlich wie bei P. penetrans zu einer langen starken Spitze ausgezogen, die zahlreiche kleine conische Zähne trägt. Die Praemaxilla wird da tiefer, wo die Fangzähne, deren Zahl nur 4 beträgt, beginnen. Dahinter, aber mit keiner beträchtlichen Lücke, beginnt die Maxilla-Reihe, repräsentirt durch 4 auf der Prae- maxilla stehende Zähne. Die gewöhnliche äussere Reihe feiner Granularzähne findet sich hier eben- falls. Die Maxilla ist ziemlich kräftig, besonders oben verdickt, und hat keilförmigen Querschnitt; in der Mitte ist sie nicht eingeschnürt. Ein langer runder Fortsatz (in einem Falle 35 mm lang) setzt von hinten her neben der Praemaxilla ein. Das sehr kräftige Dentale hat vorn Fangzähne, hinter denen eine Lücke von 45 mm folet, bevor die regelmässige Alveolar-Zahnreihe beginnt. Die Zähne der letzteren sind sehr gross und gerade, nehmen nach hinten an Grösse zu, so dass die hinteren Zähne sehr gross werden, manche 9 mm hoch und alle stark comprimirt. Auf der Innenseite liegt das gewöhnliche Band von Granularzähnen. Das grosse Spleniale trägt auf der Innenseite 2 Fang- zähne und aussen ein Band von kleinen conischen Zähnen. Das Band setzt sich aus 1—2 Zahnreihen von 1—2 mm Höhe zusammen. Ein zweites Spleniale bei dem von Feuıx beschriebenen Exemplar ist eine dünne verlängerte Platte, auf der Innenseite des unteren Theile des Dentale. An seiner Innen- seite ist es ganz mit kleinen Granularzähnen bedeckt, während die Zähne weiter oben grösser sind. Das Parasphenoid trägt vor der Einschnürung die gewöhnlichen villiformen Zähne und dahinter einen kurzen Kiel, der indessen sehr bald verschwindet. Vergleichung. — P. ferox Leıwy in England scheint die nächst verwandte Form zu sein, hat aber ein stärker comprimirtes Rostrum und eine weniger verjüngte Praemaxilla. 1 S. 291. ? Cops 1875, Rep. U.S. Surv., Taf. 48, Fig. 3, 4 u. 6a. A ne Plethodidae A. S. Woopwarn. Thryptodus gen. nov.‘ (Tafel XXI, Figur 1—10.) Nur einmal ist ein Fisch dieses Typus beschrieben worden und zwar ein Ethmoid-Knochen, welcher isolirt gefunden mit Aceipenser* in Beziehung gebracht wurde. Das Stück wurde in der Kreide von Sussex gefunden, wo auch die Plethodus-Formen vorkommen. Der Name Thryptodus soll an- deuten, dass die Formen dieser Gattung sich augenscheinlich von Mollusken nährten, deren Schalen sie zerbrachen. Der Kopf ist von rechteckigem Umriss, vorn so breit wie hinten, die Schädelknochen sind sehr kräftig, die Kiefer dagegen sehr schwach gebaut. Die Basis der folgenden Beschreibung bildet ein mit fast allen Knochen erhaltener Schädel, an welchem nur die Pterygoid- und ein Paar Orbi- talia fehlen. Ethmoidea. — Das Ethmoid lässt die dicke, plumpe Schnauze in einem breiten, geraden Knochen von grosser Dicke enden. Das gerade abgestumpfte vordere Ende ist 12 mm dick, während ein klein wenig weiter zurück der Knochen eine Dicke von 32 mm hat. Oben wird die hintere Grenze von 4 Lappen gebildet; zwischen den zwei mittleren sind die Frontalia eingeschlossen und auf den Seiten sind zwischen je einem äusseren und inneren die Nasalia eingeschlossen. Das obere vordere Ende ist mit einigen Grübchen versehen und von ihnen laufen radiale Strahlen nach hinten. Der abgestumpfte vordere Theil ist glatt. Der untere Theil wölbt sich ein- wärts und bedeckt das vordere Ende des Vomers. Der innere Rand dieses gewölbten Theiles ist auch mit Grübchen versehen. Berücksichtigt man die schmale nahe verwandte Form, die A. S. WoopwArn° als Plethodus. beschreibt, so erscheint es mehr als wahrscheinlich, dass die Praemaxillae mit dem Meso-Ethmoid verschmolzen sind, um diese sonderbare Schnauze zu bilden. Auf jeden Fall gibt es in Woopwarp's Form, bei welcher jeder Knochen in situ erhalten ist, keine freien Praemaxillae, noch einen Platz für solche; dasselbe gilt auch von der hier beschriebenen Form. Die Eth- moidea lateralia sind gross, theilweise unter dem Vomer und dem Parasphenoid liegend; sie reichen bis zur Orbitalgegend zurück. Jedes hat gegen die Mitte hin eine etwas erhöhte Narbe, auf welcher wahrscheinlich das Palatinum ruhte, Dermalknochen. — Die zwei Frontalia sind gross und nehmen an der Bildung des Cra- niumdaches einen hervorragenden Antheil. In der Mitte sind sie getrennt bis in die Nähe der Nasalia, wo die mittlere Naht blind endist. Sie sind sehr dick und bilden ein weites Dach über der Augen- höhle. Die Nasalia sind grosse ovale Knochen, welche zwischen den äusseren Lappen des Ethmoids ! Oovxıo — zerbrechen, odovs — Zalın. A. S. Woopwarn 1890, Proc. Geol. Assoc., vol. XI. S. 31. Taf. 1, Fig. 6 u. 6a, 3 Ann, a. Mag. Nat. Hist. 1899, May-Number. Pr liegen und theilweise auf den Frontalia ruhen. Die Parietalia sind rechteckig, stossen in der Mitte ihrer ganzen Länge nach zusammen und sind mit Strahlenlinien verziert. Ein gesondertes Squamosum ist nicht erkennbar, aber eine Art Schleimkanal läuft vom Frontale quer über das Ptero- ticum. Der Vomer ist ein breiter, unpaariger, theilweise vom Ethmoid überwölbter Knochen. Hinten lest er sich concav um den vorderen Theil des Parasphenoid herum; Verzierungen und Zähne fehlen ihm. Das Parasphenoid ist eine grosse eiförmige, sehr dicke Platte, unten leicht concav und am Rande, besonders aber vorn mit Grübchen besetzt; die Mitte und der hintere Theil bleiben glatt. Die untere Fläche ist mit einer sehr harten Schmelzschicht überzogen, gegen welche die breiten Ento- glossal- und Copula-Knochen beim Zermalmen der Mollusken-Nahrung arbeiten. Dieser stattliche Knochen (Taf. XXI, Fig. 3 p. sph.) wird von einem einzigen medianen Orbitosphenoid und hinten von den Alisphenoiden getragen. Otica. — Alle fünf Otica sind vorhanden. Das Prooticum ist nahezu rechteckig und ist von den üblichen Knochen begrenzt; am vorderen hand lässt ein doppeltes Foramen den Gesichtsnerv durch, während weiter rückwärts ein schmales Foramen für die Carotis liegt. Nahe am hinteren Rand enthielt ein anderes Foramen wahrscheinlich die Jugular-Vene. Das kleine und oben beinahe vom Frontale bedeckte Sphenoticum bildet einen schmalen, schlanken Postorbital-Fortsatz. Das Ptero- ticum ist sehr gross und erstreckt sich beträchtlich unter die Hyomandibularpfanne bis zum Exoceci- pitale. Seine Dorsalseite nimmt einen weiten Raum ein und bildet den hinteren Winkel des Kopfes, wohin auch ein Schleimkanal quer vom Frontale verläuft. Die Hyomandibular-Gelenkpfanne ist unten gerade abgegrenzt, oben dagegen ist sie eingeschnürt, entsprechend einer Mulde auf dem Hyomandi- bulare. So hat die Pfanne einen vorderen und hinteren Theil, die durch einen schwachen Hals ver- bunden sind. Das Opistoticum ist ein winziger kleiner Knochen, der auf der Naht zwischen dem Pteroticum und Exoceipitale ruht. Ein ganz kleiner Knopf nach hinten zeigt, dass hier ein Ligament zum Posttemporal-Knochen befestigt war. Das Epioticum ist ebenfalls klein und dreieckig; es trägt einen kaum erkennbaren Knopf, an den das obere Glied des Posttemporale durch ein Ligament ange- heftet war. Occipitalia. — Das Basioceipitale ist nicht erhalten, die grossen Exoceipitalia sassen mit ihrer breiten Basis auf dem Basioceipitale Sie standen fast vertical und bildeten die hintere Wand der Gehirnhöhle. Ein ziemlich grosses Foramen an der Basis diente als Durchgang für den Vagus. Das Supraoccipitale ist grösstentheils weggebrochen, aber der Rest beweist sein Vorhanden- sein und zeigt, dass es nicht gross war und nur einen ganz geringen Antheil an der Bildung des Schädeldaches hatte. Die Alisphenoidia sind klein, das Orbitosphenoid ist ein unpaariger Knochen, wie die einzige Mediannaht auf der oberen Seite des Parasphenoids zeigt. Die Praemaxillen waren, wie oben bemerkt, mit dem Meso-Ethmoid verschmolzen. Ich könnte mir auf keine andere Weise die mit Grübchen versehene untere Fläche des Ethmoids erklären, denn primäre Knochen werden nicht mit Zahnbein bedeckt. Die Maxilla ist ein kurzer Knochen mit einem dicken concaven unteren Rand, dessen gewölbte un- tere Fläche mit Grübchen übersät ist, welche aussen in Strahlenlinien übergehen. Der obere Theil ist dünn und von beträchtlicher Ausdehnung. Der Zahnrand ist nur mit der gewöhnlichen Schmelzschicht überzogen. Der Unterkiefer ist im Vergleich zu dem grossen Kopf sehr klein, sehr dünn und tief; seine Kleinheit steht in keinem Verhältniss zu der mächtigen Entoglossal- und Parasphenoid-Partie. Er ist kurz und auf seinen Trägern weit vorgestreckt. Der Unterkiefer ist stark einwärts gebogen mit einer ziemlich tiefen Symphyse. Der zahnlose Zahnrand ist eine ziemlich breite gekrümmte Platte, oe die mit Grübchen und der schwachen Zahnbeinschicht bedeckt ist. Der dünne untere Theil des Kiefers ist tief und eingebogen. Das Articulare ist eine hohe dünne Platte, welche nur auf eine kurze Strecke hin vom Dentale bedeckt wird. Die Gelenkpfanne ist eine tiefe Tasche von beträchtlicher Weite, allem Ansehen nach war sie früher mit einer Knorpelschicht bedeckt. Der Mecrkn’sche Knorpel, dessen Kürze aus der Depression für das vordere Ende hervorgeht, hatte eine breite, aber dünne Basis. Eine besondere Eigenschaft dieses Knorpels ist, dass ein beträchtlicher Theil desselben an seiner Basis verknöchert' war. Ein besonderes Angulare war nicht differenzirt. Taf. XXI, Fig. 10 scheint die verknöcherte Basis eines Bartfadens zu sein. Nur eine solche Basis ist erhalten und ist dadurch interessant, dass sie deutlich auf den Meeresboden, als den Lebens- wohnsitz dieses Fisches, hinweist. Sie gleicht vollständig der verknöcherten Basis der Bartfäden bei den Siluriden. Die Schmelzschicht oder die mit dieser Schicht bedeckten Flächen repräsentiren die Be- zahnung dieses Fisches. Im Dünnschliff zeigt eine solche Fläche aussen eine dünne glasige Schicht; darunter erscheinen spindelförmige Knochenzellen, welche sehr bald in die manniefach verzweigten nor- malen Knochenzellen übergehen (Taf. XXII, Fig. S). Eine solche Schicht bedeckt alle Flächen, die sonst in normaler Weise Zähne tragen. Bei genauerer Untersuchung dieser mit Grübchen versehenen Fläche findet man kleine, gerundete, körnelige Zähne, so dass die Vermuthung nicht ferne liegt, dass diese körneligen Zähne Rudimente einer früheren, vollständigeren Bezahnung vorstellen und dass diese dünne Schmelzschicht das letzte Stadium in der Rückbildung der Bezahnung ist. Es ist mir wahrscheinlich, dass eine derartige Bezahnung, wie sie die Gattung Pisodus* zeigt, schrittweise auf diese dünne Schicht reduzirt wurde, und dass die körneligen Zähne allein schon für frühere abgerundete Zähne sprechen. Bei Plethodus liegt der Fall ähnlich, nur dass dort das Zahnbein zum grösseren Theil erhalten blieb, wenn auch die einzelnen Zähne zu einer einheitlichen Masse umgeformt sind. Das Hyomandibulare ist sehr gross und nach vorn geneigt”. Das obere Ende ist auf beiden Seiten verdickt: aussen trägt es eine Mulde, die der Aushöhlung der Gelenkpfanne entspricht. Der Opercular-Fortsatz ist ausserordentlich lang und fast direkt nach unten gerichtet; an ihm beginnt fast am Ende ein starker, hoch emporragender Wulst, welcher erst aufwärts läuft, sich darauf scharf nach unten wendet, dann dem hinteren Rand des Hyomandibulare entlang zieht und schliesslich an dessem unteren Rande verschwindet. Ein Foramen durchsetzt das Hyomandibulare; es beginnt auf der Innen- seite nahe dem vorderen Rande und tritt aussen gerade hinter dem Winkel des Wulstes heraus. Der untere Theil des Hyomandibulare ist verjüngt und umgibt das Metapterygoid. Das Hyomandibulare reicht indessen bis zum Quadratum. Das Quadratum hat die Form eines ziemlich schmalen Dreiecks mit einem dreieckigen runden Gelenkkopf an einem kurzen Halse. Vorn grenzt es an das Metapterygoid, in der Mitte an das Hyomandibulare; hinten hat es einen breiten Vorsprung nach aufwärts. In dem Winkel dieses Fortsatzes liegt innen eine schmale Leiste, auf welcher vermuthlich das Symplecticum ruhte. Die Reste des Metapterygoids sind sehr dünn; die andern Pterygoidea fehlen. Vorn am Palatinum sieht man auf seiner unteren Fläche dieselben Grübchen wie am Kiefer; dadurch ist klar, dass das Pala- tinum beim Zermalmen der Nahrung mithalf. ! Dieses habe ich sonst nur einmal bei einem Karpfen gesehen. ? Ann. a Mag. Nat. Hist.. 1893, Ser. 6, vol. XI, 5. 357. 3 S, Restauration Seite 234. Das Praeoperculum ist eine dünne, breite Lamelle, deren vordere Kurve mit der hinteren des Hyomandibulare parallel läuft. Das Operculum ist eine breite, sehr dünne Lamelle und hat sein Hyomandibular-Gelenk ganz nahe dem vorderen oberen Rande. Das Interoperculum ist als ein rauher, dünner Knochen ausgebildet. Das Suboperculum fehlt. Der Hyoidapparat ist vollständig erhalten und sehr hoch entwickelt. Das Epihyale ist ein kurzer, aber sehr tiefer dreieckiger Knochen mit einem langen vorderen Gelenk am Ceratohyale. Dieser letztere Knochen ist kurz, dick und breit, nur mässig eingeschnürt. Vorn wird er dicker und hat zwei Gelenke; in dem oberen ruht das kreisförmige Hypohyale und in dem unteren das viel dickere Basihyale. Das Urohyale ist vorhanden, es ist ein schmaler horizontaler Balken, auf welchem eine breite, verticale Lamelle ruht, so dass ein Verticalschnitt ein umgekehrtes j zeigt. Die Ursache der Ausbildung so starker unterer Knochen finden wir im Entoglossum und der Copula; diese sind zwei mit einander articulirende Knochen von grossem Gewicht und grosser Breite, deren Lage lange zweifelhaft war !. Der vordere von diesen Knochen, das Entoglossum, Taf.-XXI, Fig. 4, ist dreieckig und oben leicht convex. Die Oberfläche ist mit Grübchen und der Schmelzschicht bedeckt; auf einer kleinen Partie am Hinterrande fehlen die Grübchen. Die Unterseite ist strahlenförmig ausgekehlt und unregelmässig und ungewöhnlich stark ausgehöhlt. Die Copula ist trapezförmig, unten concav und oben leicht convex. Sie ist kräftiger als das Entoglossum, aber weniger verziert. Aussen herum läuft ein ganz mit Grübchen besetzter Streifen, die Mitte dagegen wird von einer weiten, glatten Fläche eingenommen; das Ganze ist mit Schmelz überzogen. Unten zieht längs der Mitte ein breiter Streifen, welcher eine Naht zu sein scheint, an welcher die unterliegenden Phrangealknochen ruhten. . Vier Knochen des Orbitalrings sind erhalten, drei gehören zu den Supraorbitalien, welche mit ihrem oberen Rand am Frontale sitzen, während der untere Rand gerundet ist und die Augen- höhle begrenzt. Der hintere Knochen ist oval und liegt gerade vor dem Sphenoticum; der mittlere ist rechteckig und liegt direkt über dem Auge, während der vordere, der kürzer als tief ist, am Na- sale ruht und den Raum bis zur Maxilla ausfüllt. Der vierte ist ein langer schmaler Knochen, welcher irgendwo in die untere Grenze der Augenhöhle gehört. Die Orbitalöffnung scheint länger zu sein als tief. Branchialia. — Sie scheinen denen des Pseudothryptodus ganz ähnlich gewesen zu sein. Nur ein derartiger keulenförmiger Knochen ist erhalten und zwar ein Ceratobranchiale, augenschemlich der fünfte. Seine Oberfläche trägt die bekannten Grübchen und die Schmelzschicht. Die untere Fläche ist leicht concav, auf beiden Enden rauh für die Aufnahme von Ligamenten. Ausserdem liegen noch einige vereinzelte, diesem ähnliche Knochen in der Sammlung, aber ich vermag sie nicht absolut sicher diesem Genus zuzuweisen. Von den Wirbeln sind S erhalten, alle sehr kurz und scheibenförmig. Der Atlas ist fast rechteckig; sein Centrum liegt weit unter dem Mittelpunkt des Knochens. Die folgenden Wirbel werden aber bald kreisförmig und haben ihr Centrum in der Mitte. Jeder Wirbel trägt oben nahe bei einander zwei Grübchen für die Neuralbogen und unten zwei weiter auseinander liegende für die Haemalbogen. Lateralgrübchen sind nicht vorhanden, ebensowenig sind Andeutungen von Verschmel- zung der Wirbel zu beobachten, die Form ist ganz einfach. ’ An der unteren Seite des Entoglossums war ein Iypohyale und ein Basihyale fest eingepresst und nur das 3asihyale konnte ich wegnehmen. — 28 — Vergleiehung. — Unter den lebenden Fischen gibt es drei Familien, bei welchen das Para- sphenoid als breite Platte entwickelt und wo das Orbitosphenoid unpaarig ist, nämlich die Scope- lidae, Gymnarchidae und Albulidae. Gymnarchus ist besonders in der Ohrgegend modifizirt, Thryp- fodus nicht, Die Scopeliden besitzen weder ein so ausserordentlich entwickeltes Parasphenoid, noch die grossen Entoglossalknochen. Aldula hat ein ähnliches, wenn auch weniger entwickeltes Parasphe- noid mit erbsenförmigen Zähnen und ein ähnliches, wenn auch weniger entwickeltes Entoglossum, ebenfalls mit erbsenförmigen Zähnen; ferner hat Albula kleine, weit nach vorne geschobene Kiefer und die allgemeine Kopfform von Thryptodus. Trotzdem kann Thryptodus nicht in dieselbe Familie ein- gereiht werden, denn wo Albula villiforme Zähne an den Kiefern und am Gaumenbein hat, zeigt Thryp- Fig. 6. Thryptodus Zitteli nov. sp. */a natürliche Grösse. Eth. — Ethmoid, Na. — Nasale, Fr. — Frontale, Pa. = Parietale, Sp.ot. — Sphenotic, et.ot. — Pteroticum, op.ot. — Opishtoticum, E.oc. = Exoceipitale, B.oc. = Basioccipitale, Mx. — Maxilla, S.ord. — Supraorbitalia, 5’.ord, — Suborbitalia, Hy.md. — Hyomandibulare, Dent. — Dentale, Art. — Articulare, Sym. — Symplecticum, P.op. — Praeoperculum, I.op. — Inter- operculum, S.op. — Subopereulum, 09. — Operculum. todus die Zahnbeinschicht. Zhryptodus hat ferner keine freie Praemaxilla und einen vorn viel breiteren Kopf. Desshalb glaube ich, dass Thryptodus in keine der lebenden Familien eingereiht werden kann. Woopwarn ! beschrieb einen kleinen Fisch als Plethodus, der im Wesentlichen mit Thryptodus übereinstimmt. Der Unterschied liegt nur darin, dass die Schnauze bei dieser Form spitzig ist und dass die Maxilla convex statt concav ist, Die von A. S. Woopwarn beschriebene Art wird provisorisch zu Plethodus ? gezählt und zweifellos gehört sie diesem Typus an. Die dicke für Pletho- dus so charakteristische Zahnbeinschicht fehlt bei Thryptodus. Ich würde also Plethodus, Thryptodus und Pseudothryptodus zu einer Familie vereinigen, die Plethodidae, wie sie nach der ältesten und ! Ann. a. Mag. Nat. Hist. 1899, May Number. ® Dıxos, Geol. of Sussex, S. 366. Palaeontograpbica. Bd. XLVI. 30 vollständigsten bekannten Gattung zu nennen ist. Diese Familie charakterisirt sich durch das Fehlen der Zähne, welche durch eine Zahnbeinschicht ersetzt sind, durch die starke Entwicklung der Para- sphenoid-, Entoglossal- und Copulaknochen. Sie ist eng verwandt mit den Albulidae und stammt wahr- scheinlich von den Scopeliden ab. Kein Glied dieser Familie ist ausserhalb der Kreidezeit bekannt. Pseudothryptodus stellt eine Uebergangsform dar, bei welcher die Praemaxillae noch nicht mit dem Ethmoid verschmolzen sind und Spuren der früheren villiformen Bezahnung erhalten sind. Die Restauration des Kopfes von Zhryptodus ergab sich aus einer Zusammenstellung der Knochen ihrer natürlichen Lage nach, welche dann direkt nach der Natur gezeichnet wurden. Die Lücken an Stelle der fehlenden Knochen sind durch punktirte Linien ausgefüllt, der Norm entsprechend, die für die Albulidae als die nächsten Verwandten gilt. Thryptodus Zitteli nov. sp. (Taf. XXI, Fig. 1—10.) Es ist dies die grössere der zwei vorliegenden Arten. Der Kopf ist rechteckig, 198 mm lang, dicht hinter der Schnauze 103 mm, über den Augen 120 mm und hinten 111 mm breit. Der Ethmoid- Knochen hat die erstaunliche Dicke von 27 mm vorn und 32 mm am dicksten Theil. Die detailirte Anatomie findet sich oben, in der Beschreibung der Gattung. Spezifische Merkmale. — Das Ethmoid ist vorn vertical abgestutzt und glatt, oben mit Grübchen versehen, von denen aus nach rückwärts strahlenförmige Linien laufen; der untere innere Rand ist ebenfalls mit Grübchen versehen. Der Vomer hat von vorne an auf jeder Seite einen langen scharfen Fortsatz, der das vordere Ende des Ethmoid laterale umgibt. Das Parasphenoid ist dick, eiförmig, 97 mm lang und 63 mm breit. Das vordere Ende ist mit Grübchen versehen, eine Ver- zierung, welche den Rändern entlang allmählig abnehmend fast bis zur hinteren Seite läuft. Die Maxilla ist 68 mm lang mit concavem unterem Rande, dessen 12 mm dicke Fläche mit Grübchen ver- sehen ist. Die gekrümmte Zahnfläche ist imnen durch eine Furche scharf abgegrenzt. Aussen ist die Maxilla mit Strahlen verziert, die nach dem oberen Rand hin laufen. Der Unterkiefer ist 132 mm lang, an der Symphyse 19, bei dem Coronoid 50 und am Gelenk 33 mm tief. Der mit Grübchen versehene Zahnrand ist an der Symphyse horizontal, krümmt sich allmählig auf seinem Weg nach hinten ein- wärts. Das kommt daher, dass der Kiefer nicht vertical steht, sondern sich, besonders hinten, unter den Kopf neigt. Das Articulare ist gross, stösst ganz unvermittelt an das Dentale und ist nur wenig von diesem Knochen bedeckt. Der Meckkzr’sche Knorpel ist kurz, breit und dünn, seine Basis hat einen kleinen Winkel. Das Entoglossum ist ein gleichseitiges Dreieck mit einer Seite von 65 mm. Die obere Fläche ist vollständig mit Grübchen bedeckt ausser einer kleinen Partie m der Mitte des hinteren Randes, welche glatt und leicht erhöht ist. Die Copula, von deren Hinterende ein kleines Stückchen fehlt, ist von abgestumpft ovaler Form, 11 mm dick, 685 mm breit und 52 mm lang. An den oberen Rändern der Copula finden sich Grübchen und zwar am meisten hinten. Die ganze Mittel- fläche ist glatt. Die Wirbel sind scheibenförmig, 21 mm im Durchmesser; der längste, den ich gesehen, ist 12 mm lang. — 23535 — Thryptodus rotundus nov. sp. (Taf. NXII, Fig. 1—2.) Von dieser Art sind nur das Parasphenoid und die Copula vorhanden. Es sind das aber gerade sehr charakteristische Theile, welche sich von den entsprechenden Knochen der vorigen Art wesentlich unterscheiden. Der Fisch dürfte verhältnissmässig klein und leicht gebaut sen. Das Para- sphenoid ist fast rund, worauf der Name „rotundus“ Bezug nimmt, unten sehr leicht concav, mit einem Diameter von 42 mm. Die untere Fläche ist mit einer dünnen Schicht von zahnbeimähnlicher Masse bedeckt. Der äussere Rand ist mit einem Bande von Grübchen bedeckt, und ganz aussen kann man viele kleine körnige Zähnchen constatiren. Der Knochen ist ziemlich dünn, oben mit einer Längs- naht für das Orbitosphenoid. Die Copula ist annähernd rechteckig, vorn etwas concav und hinten eonvex, 41 mm lang, vorn 25 mm und hinten 30 mm breit. Oben findet sich die Schmelzschicht, die Mitte ist glatt, die Ränder sind mit Grübchen besetzt, vor allem hinten. Auch hier kommen am Rand viele körnige Zähnchen vor. Die Unterseite ist leicht concav mit sanduhrglasförmiger Naht für die darunter liegenden Knochen. Das britische Museum besitzt einige Parasphenoide von diesem Typus; diese sind aber concaver als die, welche mir vorliegen. No. 35585 und 39091 (im British Museum) scheinen mir eine dritte Species von Thryptodus zu repräsentiren, die sich durch dieselbe Grübchenverzierung am Rand, durch dieselbe glatte Mitteltläche und durch den Mangel an den für Plethodus charakteristischen Zahnbeinröhrchen kennzeichnet. Die Form dieser Parasphenoide ist aber wieder dadurch verschieden, dass sie fast rund, dick und sehr concay sind. Ein weiterer verlängerter Knochen No. P. 5626 im British Museum ist Jongitudinal cannellirt, zeigt aber denselben allgemeinen Charakter der Zhryptodus-Parasphenoide und wird vermuthlich eine vierte Species bilden. Pseudothryptodus nov. gen. (Taf. XXII, Fig. 3—8.) Einige Knochen, die einem Fische von dem allgemeinen Typus des Thryptodus, aber in primi- tiverer Ausbildung angehören, repräsentiren eine neue Gattung Pseudothryptodus. Von hierher gehören- den Resten liegen mir vor: 2 Praemaxillae, 2 Entoglossal-Knochen, 1 Quadratum, 3 paarige und ein einzelnes Branchiale, 5 Wirbel und einige Orbitalia neben anderen kleinen Fragmenten. Alle diese Stücke schienen mir zuerst auf eine Thryptodus-Form hinzuweisen, aber die freien Praemaxillae ergeben die Zugehörigkeit zu einer anderen Gattung. Die kurzen Praemaxillae sind trapezförmig mit breitem, starkem Zahnrand, der mit Grübchen bedeckt ist; der Knochen ist mit einer dünnen Lage von Schmelz überzogen. In der Mitte ist eine kleine etwas vertiefte Fläche mit winzigen conischen Zähnen besetzt, die auf erhöhten Ringen sitzen. Diese Zähne sind ungefähr 1 mm lang. Die Aussenseite der Praemaxilla ist mit feinen Wülstchen bedeckt, die von der vorderen Spitze strahlenförmig auslaufen. Die schräge verdickte Symphyse hat eine beträchtliche Ausdehnung. Die anderen Kiefertheile fehlen. Das Quadratum ist schwach und verlängert. Der Gelenkkopf des Quadratum sitzt auf einem kurzen eingeschnürten Hals. Das Ge- lenk ist parallel zur Längsaxe des Fisches abgerundet. Die zwei Entoglossal-Knochen bilden bei natürlicher Lage ein vollkommenes Oval. Der vordere oder das Entoglossum, ungefähr '/s des Ganzen einnehmend, ist ziemlich dünn und seine — 236 — Oberseite mit Grübchen besetzt. Diese sind am Aussenrande am kleinsten und in der Mitte am grössten. Der hintere Theil oder die Copula bildet °/s des Ovals und ist dick und stark. Sie ist auf der con- vexen Oberseite ebenfalls ganz mit Grübchen bedeckt. Die untere concave Seite zeigt jederseits eine gekrümmte Naht; wo die Copula auf dem Hyoidknochen liest, bilden diese Nähte eine &-förmige Zeichnung. Keiner dieser Knochen trägt solche Zähne, wie die Praemaxilla, nur gegen die Ränder hin stehen viele körnelige Dentieuli, die auf rudimentäre Zähne hinweisen. Von den Branchialia sind drei Paare erhalten und ich habe für die Abbildung jene gewählt, die nach meinem Dafürhalten eine zusammenhängende Reihe auf der rechten Seite repräsentiren. Der grösste dieser Knochen ist das fünfte Ceratobranchiale, welcher Kiemenbogen gewöhnlich unvollständig ist. Es ist asymmetrisch, spatelförmig, seine Oberseite mit Grübchen und einer Schmelzschicht bedeckt. Die Unterseite trägt einen Längswulst, der am breiten Ende des Knochens median liest und dann gegen den Vorderrand hin etwas schräge verläuft, ohne das schmale vorderste Ende des Knochens zu erreichen. Das zweit- grösste Ceratobranchiale scheint das vierte zu sein, das ebenfalls mit Ausnahme eines schmalen Streifens längs des Vorderrandes mit Grübchen und Schmelz bedeckt ist; der Vorderrand trägt winzige Zähnchen, wie sie auf der Praemaxilla stehen. Das nächste Ceratohyale hat die Grübchenverzierung nur an der vorderen Grenze und mag den zweiten oder dritten Bogen darstellen. Der erste dünne Wirbel ist nach unten in einen langen Lappen ausgezogen. Die folgenden Wirbel sind scheibenförmig und den Wirbeln von Thryptodus ähnlich. Vergleichende Bemerkungen. — Pseudothryptodus repräsentirt einen primitiveren Typus als Thryptodus und entspricht vielleicht der Uebergangsform von noch unbekannten Ahnen zu Thryp- todus. Der Entoglossal-Apparat ist dem von T’hrypthodus ähnlich, aber seine Praemaxillae sind frei, und das Cranium muss in einem stumpfen Winkel geendet haben. Die Bezahnung zeigt den Ueber- sang zu Thryptodus, denn wir haben die Grübchenflächen und in ihrer Mitte eine Reihe von villiformen Zähnen. Das Osteoglossum gleicht dem von Thryptodus. Pseudothryptodus intermedius nov. sp. (Taf. XXIL, Fig. 3—8.) Die trapezförmigen Praemaxillae treffen in einem Winkel von ungefähr 100 ° zusammen. Die Bezahnung der Praemaxilla bildet eine kleine Fläche bürstenartiger Zähne, umgeben von einer mit Grüb- chen versehenen Kaufläche. _Die zwei Entoglossal-Knochen sind zusammen 73 mm lang, 38 mm breit; der vordere kleine Knochen des Entoglossum nimmt 27 mm dieser Länge ein. Die Grübchen erstrecken sich über die ganze Oberfläche der Knochen. Das fünfte Ceratobranchiale ist 104 mm lang und an der breitesten Stelle 23 mm breit. Chirocentridae., Ichthyodectes CorE 1870. Proc. Amer. Phil. Soc. Philad. vol. XI. S. 556. Hypsodon Acassız 1834—45, zum Theil, Pois. Foss., vol. V. pt. 5. S. 99. Cladocyclas Acassız 1834—45, 1. c. S. 103. Ichthyodectes Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Territ. vol. II. S. 205. Li Newrox 1877, Quart. Journ, Geol, Soc., London, vol. 33, S. 520. — 931 — Chondrosteus Davıs 1883, Trans. Dublin Soc., Ser. 2. vol. 3, S. 501. Ichthoydectes A. S. Woopwarn 1888, Proc. Geol. Assoc. vol. X, 8. 311. Cladoeyclas A. S. Woopwarn 18S8, 1. c., S. 325. Ichthyodectes Croox 1892, Palaeontographica vol. 39. S. 111. Gillieus* O. P. Hay 1898, Amer. Journ. Sci. Ser. 4, vol. V, S. 230. CopE begründete diese Gattung auf amerikanisches Material und trennte dieselbe von Portheus auf Grund seiner gleichmässigeren Bezalnung. NEWToN zeigte, dass Acassız’s Gattung Hypsodon auch Ichthyodectes-Reste enthält und beschrieb zugleich die englischen Arten von Ichthyodectes. Croox be- handelte dann die Osteologie des Craniums; seine Abbildungen geben ein klares Bild der Oberseite des Craniums; die Unterseite des Craniums wurde dabei nur wenig berücksichtigt. Unter den Schuppen von Ichthyodeetes fand ich viele, die sehr an Cladocyelas erinnern, welche Gattung nur durch Schuppen bekannt ist. Acassız definirt Cladoeyelas: „J’ai nomme ce nouveau genre Oladocyclas A cause du tube des ecailles de la ligne laterale, qui est branchu.“ Diese Diagnose stimmt mit derjenigen der Ichthyodectes-Schuppen überein. Form, Grösse und Verzierung sind dieselben wie bei Ichthyodectes, und bei der Prüfung des Originals von Cladocyclas Leiensis und von Cladoeyclas Gardneri” (des zweiten Typus der Gattung) findet man, dass die bei- liegenden Wirbel Ichthyodectes-Wirbel sind. Kurz, die Schuppen gehörten jenem Theil der Gattung Hypsodon° an, der jetzt als Ichthyodectes bekannt ist‘. Srewarn 5 schlägt vor, die Familie der Ichthyo- dectidae in zwei Aeste zu theilen: a) mit Praedentale — Saurocephalus, Saurodon, b) ohne Praedentale — Portheus, Ichthyodectes. Aus den auf Seite 241 angegebenen Gründen scheint mir diese Theilung unzweckmässig. Dermal-Cranium. — Die Frontalia sind sehr gross und reichen bis zum Supraoccipitale, welches die zwei ziemlich kleinen Parietalia vollständig trennt. Der Vomer ist zahnlos, nach vorn etwas verdickt, um einen Theil des vorderen Maxilla-Gelenkes zu tragen. Das Parasphenoid ist ein schlanker, flacher, mehr oder weniger gekrümmter, zwischen den Orbitalia frei liegender Knochen; hinter den Flügeln des Prooticums ist es gegabelt und begrenzt seitwärts die zwei Seiten des Augen- muskel-Kanals. Hinter dem Prooticum sendet es nach jeder Seite einen langen Flügel, welcher je zwei Foramina trägt. Primordial-Cranium. — Das Dermoethmoid ist eine breite mittlere Platte, mit welcher das Primordial-Mesoethmoid verschmolzen ist °. Es vervollständigt die Gelenkpfanne für die vordere Maxilla-Verlängerung und hat seitlich einen pufferähnlichen Fortsatz für den Palatinkopf. Das Eth- moideum laterale bildet eine hohe gekrümmte Praeorbitalgrenze. Das Orbitalsphenoid ist eine ein- * Dieser auf Ichthyodectes occidentalis begründeten Gattung kommen keine concreten Merkmale zu, welche die- selbe von Ichthyodectes unterscheiden. Meiner Ansicht nach sind der leichtere Bau und die geringere Zahnentwicklung bloss spezifische Merkmale. 2 Niemals abgebildet. 3 Cladocyclas ist eine erst nachträglich eingeführte Bezeichnung für die Schuppen, welche erst als Hypsodon bezeichnet waren. * Es ist leicht begreiflich, dass lose Schuppen mit Vorsicht behandelt werden müssen; denn die andern Glieder dieser Familie können haben und haben wahrscheinlich-auch Schuppen mit einer verzweigten Seitenlinie. ® Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 21 und vol. 8, S. 110. % Das Mesoethmoid scheint paarig zu sein wie bei den Clupeiden. zelne mittlere Platte, die einen seichten Becher unter den Frontalia bildet, es hatte wahrscheinlich einen vorderen Fortsatz, weil der vordere Rand immer zerbrochen ist, wie bei den Clupeiden. Die Alisphenoidea treffen in der Mitte vor dem vorderen Foramen der Gehirnhöhle zusammen. Ein kleines, mittleres, hantelförmiges Basisphenoid bildet die Brücke zwischen einem vorderen und hin- teren Foramen in den vorderen Theil der Hirnschale. All’ dieses ist typisch clupeoid. Das Pro- oticum ! ist breit, ein seitlicher Flügel nach unten bildet die Seitenwand des Augenmuskel-Kanals, ein innerer Flügel den Boden der Gehirnhöhle. Es nimmt an der Bildung des Hyomandibular-Gelenks und der Schläfengrube Theil. Das Sphenoticum bildet einen starken Postorbitalfortsatz und ist von einem Kanal durchbohrt, welcher nur bei wenigen Gattungen vorkommt. Dieser Kanal bietet einen abgekürzten Weg von der Orbital- in die Temporalgegend. Denselben Kanal finden wir auch bei den Clupeiden. Das Pteroticum betheiligt sich wesentlich an dem Aufbau der oberen Schädelfläche, reicht abwärts bis zur Schläfengrube und bildet eine abgeschrägte Fläche längs des hinteren Schädel- randes (wie gewöhnlich bei den Clupeiden). Eine tiefe Grube über der Hyomandibularpfanne com- plizirt die Gestalt dieses Knochens noch mehr. Das sehr breite Epioticum hindert das Parietale, den hinteren Theil des Craniums zu erreichen, und bildet auch den starken hinteren Winkel für den Ansatz des Posttemporale. Ein kleines dreieckiges Opisthoticum sitzt gerade über der Naht des Ptero- ticums und Exocecipitale. Die tiefe Schläfengrube, welche sich direkt nach unten öffnet, ist von dem Pteroticum, Exoccipitale und Prooticum umgeben. Die Hyomandibularpfanne ist meistens in das Ptero- ticum eingesenkt, vorn nehmen auch noch das Sphenoticum und Prooticum an der Bildung derselben Theil. Das Exoccipitale begrenzt seitwärts das Foramen magnum und bildet die Rückseite der Hirnschale. Das Supraoccipitale ist gross, trennt die Parietalia und bildet einen hohen Kamm. Die ovale Praemaxilla liegt meistens über dem vorderen Theil der Maxilla und trägt 5—12 in Alveolen stehende Zähne. Core hat diesen Zähnen ein besonderes Gewicht für die Species-Unter- scheidung beigelegt. Aber hier ist grosse Vorsicht geboten, da die Zahl der Zähne selbst bei einem Individuum sehr variabel ist. Ein Exemplar von /. ctenodon z. B. (Taf. XXI, Fig. 7) zeigt 4 Al- veolen in der rechten und 6 in der linken Praemaxilla und ein Exemplar von /. hamatus hat 6 rechts und 7 links. Im Uebrigen sind die Schädelknochen bei diesem Individuum vollständig symmetrisch angeordnet. Core? und auch StewArp ° haben ähnliche Beobachtungen gemacht. Die säbelförmigen Maxilla haben 2 Gelenkfortsätze, einen für den Vomer, den andern für das Palatinum neben dem schuppigen vorderen Gelenk für die Praemaxilla. Die Maxilla trägt 40—50 Zähne. Der Unterkiefer ist sehr tief und vorn abgestumpft wie bei Chörocentrus, aber ohne Praedentale. 24—35 Zähne stehen jederseits im Unterkiefer; dieselben sollen einander an Grösse gleichen, aber bei einigen Species kommen beträchtliche Verschiedenheiten vor, z. B. bei I. ctenodon und I. hamatus. Die Grenze zwischen Portheus und Ichthyodectes ist also eine willkürliche. Bezahnung. — Die Zähne sind alle von einem Typus, grosse, mehr oder minder conische Zähne in tiefen Alveolen. Doch in den verschiedenen Theilen des Mundes eines einzigen Indivi- duums kann grosse Variabilität herrschen. Alle sind hohl, aus einer dünnen Lage Schmelz und einer dieken Schicht reinen Dentins gebildet. Gewöhnlich sind sie glatt, doch kann auch die ganze Reihe gestreift sein, wie z. B. bei Z. multidentatus Copz, oder es sind nur die Zähne der Maxilla und nicht ! ÖRoor’s Opisthoticum ist ein Theil des Prooticums, 2 Rep. U.S. Geol. Surv. Territ. vol. II. S. 201. 3 Kansas Univ. Quart. vol. 7. S. 21. die des Dentale gestreift, wie bei I. hamatus. Die Zähne des Dentale von I. ctenodon sind schräg zusammengepresst, kurz und dick, während der Oberkiefer lange, schmale, runde Zähne trägt. Die Grösse kann unregelmässig sein wie bei I. cfenodon oder I. hamatus, oder alle Zähne können gleich gross sein wie bei /. multödentatus. Die Zahl in einem Kiefer ist sehr constant. Zahnersatz. — Bezüglich des Zahnersatzes wurden wiederholt Fehler gemacht, indem be- hauptet wurde, dass die jungen Zähne in der Pulpahöhle der alten wachsen und dann die alten Zähne ausstossen ‘‘ Um hier Klarheit zu schaffen, will ich den Zahnersatz im Detail besprechen, wie ich ihn in Schliffen gefunden habe“. Niemals habe ich einen jungen Zahn an der Basis der Alveole gefunden. Gerade innen unter dem Kieferrand erscheinen sie zuerst, und in ihrer Umgebung wird der alte Zahn auf der inneren Seite zuerst durch eine Aushöhlung angekerbt, die allmählig wächst und die innere Wand des alten Zahnes durchbohrt. Die Aushöhlung wächst noch bis zur äusseren Wand, worauf der alte Zahn natürlich abbricht. Der junge Zahn steht dann über der langen Wurzel des alten, wobei die innere Wand des alten Zahns stärker ausgehöhlt ist als die äussere. Dieses Stadium habe ich von 7. multidentatus abgebildet (Taf. XXI, Fig. 9). Manchmal wird der junge Zahn in der Pulpahöhle selbst gefunden, er ist in diese Lage aber nur zufällig durch die durchbohrte Seitenwand gelangt. Das ist aber kein Wachsthum aus der Basis der Pulpahöhle. Wie der junge Zahn an Grösse zunimmt, absorbirt er von oben nach unten die alte Wurzel, wird aber nicht, bevor er vollständig ausgewachsen ist, an die Alveolarwand cementirt. Derselbe Prozess spielt sich bei Suurocephalus und Saurodon ab, ebenso bei den Zacertilia und Crocodilia und soweit ich entscheiden kann auch bei allen höheren Fischen und Reptilien. Bemerkenswerth an den abgebildeten Stücken ist es, dass junge und alte Zähne mit einander abwechseln. Im Dünnschliff gibt es kaum einen Kieferknochen, der nicht diese Ausbildung zeigt. Gelegentlich scheint ein Kiefer ganz voll von Zähnen zu sein, wenn nämlich die jungen Zähne gerade ausgewachsen sind und der Ersatz der alten noch nicht so weit vorgeschritten ist, um am Fossil bemerkbar zu sein. Hier wie bei allen andern Gliedern der Familie, besonders aber bei Saurocephalus und Saurodon, gilt die Regel, dass ein Satz junger Zähne mit einem solchen alter Zähne abwechselt und dass jene selbst wieder ersetzt werden durch noch jüngere, immer aber in abwechselnden Reihen. Die Knochen des Palatinbogens, die sehr dünn gewesen zu sein scheinen, sind nur in Frag- menten erhalten, so dass die Form der Pterygoidea unbekannt ist. Das Palatinum hat einen dicken Kopf, der als Puffer zwischen dem Ethmoideum laterale und der Maxilla dient. Das Quadratum ist dreieckig mit einem starken Kopf an kurzem Halse. Der Symplectical-Einschnitt ist tief. Das Oper- eulum ist sehr dünn und hat hoch oben eine grosse Pfanne für den Hyomandibular-Fortsatz. Das Ceratohyale hat die innere longitudinale Grube. Die Branchialia haben die übliche Form von mul- denartigen Knochen; sie tragen innen jeder eine Reihe von langen „Gill-rakers“. Diese schmalen dünnen Platten sind an Gestalt und ungeheurer Entwicklung denen von Clupea ähnlich. Wirbel. — In einem Falle sind 49 Wirbel vorhanden; nach meinem Dafürhalten mögen noch 4—5 an der ganzen Summe der Wirbel fehlen. Die vorderen sind ziemlich kurz, aber normalerweise ! Stewarp gebraucht das als Hauptgrund, um die Ichthyodectidae in zwei Familien zu theilen. ? Um die Entwicklung zu studieren, habe ich Kiefer genommen und sie zuerst innen abgeschliften, bis ich auf die jungen Zähne oder die Aushöhlung der alten kam; darauf drehte ich um und schliff aussen, bis die Aushöhlung auch auf dieser Seite erschien. Das gibt ein Bild von beiden Seiten des Zahnes und von der verhältnissmässigen Ge- schwindigkeit der Aushöhlung der inneren und äusseren Wände des alten Zahnes. 3 Röse, Morph. Arbeiten, Bd. II, Heft 2, S. 195. — 240 — ist ein Wirbel so lang wie hoch und fast so breit wie hoch. Bei den ersten zwei Wirbeln liegt das Centrum über der Mitte, bei den andern in der Mitte selbst. Die Neurapophysen sitzen in zwei Gruben dicht bei einander. Die Haemapophysen liegen ebenfalls in zwei Gruben, bei den ersten zehn Wirbeln weit auseinander gerückt, bei den folgenden nähern sie sich aber mehr. und mehr. Seitlich treten auf den Wirbeln zwei longitudinale Kerben auf; die ersten zehn Wirbel haben nur obere Kerben, die letzten neun weder obere noch untere Kerben. Der Schwanz ist stark heterocerk. Vom 12. hintern Wirbel an schwellen die Neur- und Haemapophysen zu starken breiten Platten an. Das drittletzte Hypurale ist eine dreieckige, nicht sehr breite Platte und die letzten 2 Hypuralia sind mässig breite Lamellen. Eine Eigenthümlichkeit dieser Gattung ist es, dass die Hypuralia leicht geschweift erscheinen. Die Dermal-Strahlen greifen auf die Basis der Hypuralia und Epuralia über und sind die Ursachen dieser Schweifung. Schulter-Gürtel. — CopE'! gibt nach seinem unvollständigen Material eine in der Haupt- sache richtige Beschreibung des Schulter-Gürtels.. Crook? polemisirt gegen Corz, da Copr’s Orien- tirung falsch sei. CRroox selbst hat indessen immer die rechte und linke Flosse verwechselt und sie dann umgekehrt, wie ich in meiner Beschreibung zu zeigen versuchen werde. Die Nomenclatur der Theile des Schulter-Gürtels ist so verwirrt, dass ich GesengAaur’s Terminologie? anwenden will. Die Ligamentnarben am Epioticum und Opisthoticum sind der einzige aber genügende Beweis für die Exi- stenz eines Supracleithron (Posttemporale). Das Cleithron ist eine breite, dünne, oben convexe Platte, ähnlich wie bei den Clupeiden. Die Scapula (Taf. XXI, Fig. 2) ist ein starker Knochen mit 3 Ge- lenkflächen und einem Scapularforamen*. Dieses Foramen liegt immer vor und nicht hinter den Gelenken, wohin es Crook verweist. Dadurch rücken die Gelenke, wie CopE sagt, fast in eine verticale Linie. Ein langer flacher Knochen? ist an das Cleithron angelegt und lässt an seinem unteren Theil einen Durchgang zwischen Scapula und Cleithron offen. Nur ein Knochen bei den Teleostiern liegt dem Cleithron in gleicher Weise an, das „Spangelstück“, in Form einer verticalen, nicht „hori- zontalen“ Platte. Das Coracoid liegt vor der Scapula, ist aber gewöhnlich verloren °. Der hier be- schriebene Schulter-Gürtel entspricht dem allgemeinen Typus des Schulter-Gürtels der Clupeoid-Fische. Der erste Strahl der grossen Brustflosse ruht direkt an der Scapula, die andern werden von Baseosten getragen. Der vordere Rand des sehr breiten, starken ersten Strahls ist mit einer Cement- schicht bedeckt. Gerade wie bei Copr’s Restauration ist dies der vordere und zugleich unterste Strahl; das geht auch aus den obigen Bemerkungen” über den Schulter-Gürtel hervor und ergibt sich ferner aus 2 Exemplaren im Britischen Museum, einem Portheus und einem Ichthyodectes (ähnlich dem I. oceidentalis Ley). Bei diesen beiden Stücken ist nähmlich die Flosse und die Verbindung mit dem Gürtel mit ihrem vergrösserten Strahl nach unten erhalten. Im ganzen kommen zwischen 15 und 20 Strahlen vor, die an Grösse regelmässig abnehmen. Die grosse Eigenthümlichkeit dieser Familie besteht darin, dass, während die Dermalstrahlen dichotom verzweigt sind, sie selbst an den Spitzen ! 1875, Rep, U. S. Survey, S. 186. ? Palaeontographica Bd. 39, S. 117. ® Vergleichende Anatomie, 1898. +8, Croor, T. XVI, Fig. 4. 5 8. Croox, T. XVII, Fig. 1 und T. XV, Fig. 2. © Bei Chirocentrus sind die zwei Coracoide in der Mitte verschmolzen. ” Zool. Bull. (Whit & Wheeler) Boston, vol. 2, 8. 25. ® Crook möchte glauben machen, dass alle Teleostier den vorderen kräftigen Strahl oben haben; das gilt aber nur von den Formen, deren Pectoralflossen mehr oder weniger hoch an der Seite des Körpers liegen. Viele Formen sind wie Ichthyodectes (Isox, Clupeiden u. Ss. w.). nicht segmentirt sind. Chirocentrus nähert sich dem durch eine ganz ähnliche Flosse, aber die Flossen- strahlen sind hier an den Spitzen segmentirt. Jeder Strahl ist deutlich aus zwei, einem inneren und einem äusseren verschmolzen. Die Bauchflosse ist auf ein keulenförmiges Ischiopubis gestützt, das sich hinten und innen stark verdickt und eine breite, kreisförmige Gelenkpfanne für den Gegenknochen trägst. Aussen sind 3 Gelenkflächen vorhanden, eine für den vorderen Strahl, die andern für die Baseosten. Im Wesentlichen ist diese Flosse der Brustflosse ähnlich, aber etwas kleiner. Reste der Ventral- und Dorsalflossen sind nicht erhalten !. Die Schuppen, Taf. XXIII, Fig. 3 u. 4, sind gross, von rundem bis etwas ovalem Umriss. Für unsere Beschreibung können wir 4 Regionen auf der Schuppenoberfläche unterscheiden: 1) ein mittleres, hinteres, freiliegendes Segment von ungefähr 130°, dessen ganze Oberfläche mit unregel- mässigen, feinen Körnchen besetzt ist. 2) Zu beiden Seiten dieses Segments befindet sich je ein voll- ständig glattes Segment von einigen 50° und 4) das vordere Segment, das durch unterbrochene Strahlen ausgezeichnet ist. Unten an diesem vorderen Segment treten sehr feine (nur mit der Lupe wahr- nehmbare) wellenförmige Linien auf. Ueber alle Segmente verlaufen die concentrischen Wachsthums- streifen. Diese Beschreibung von J. occidentalis passt auch für die meisten Cladocyelas-Species. Den Schuppen von I. cfenodon® fehlt die Granulirung. Die Seitenlinie ist aber in allen Fällen ähnlich. Am Vordertheil der Schuppen bildet sie einen ziemlich breiten Kanal, in der Mitte beginnt sie sich dichotom zu verzweigen; an einem Exemplar zählte ich 13 Hauptzweige neben einer ganzen Reihe feinerer Abzweigungen. Das Ganze gibt ein geradezu baumartiges Bild. Der Aufbau der Schuppen zeigt einfach geschichtetes Ganoin; Knochenzellen wurden nicht beobachtet. Die Schuppen in der Nähe des Schwanzes sind mehr oyal. Cope stellte zuerst eine eigene Familie für die /chthyodeetes-ähnlichen Formen auf, und Portheus, Saurocephalus und Saurodon wurden dieser Familie (Ichthyodectidae Copz) zugezählt. Als Copz dann später? die Tiefseeform Chirocentrus studirte, betrachtete er alle jene Formen als Glieder seiner Fa- milie der Ohirocentridae. Dieser Vergleich ist, nachdem auch ich Chirocentrus untersuchte, vollständig gerechtfertigt. Ich würde diese Formen mit Spathodactylus als Glieder der Familie der Chirocentridae aus der Kreidezeit betrachten. Als übereinstimmende Merkmale lassen sich aufzählen: Die durch das Supra- occipitale geschiedenen Parietalia; die grossen Epiotica, welche die Parietalia von dem hinteren Schädelrand ausschliessen; die tiefe Grube über dem Hyomandibulargelenk; die Schläfengrube, das Palatinum als Puffer zwischen Maxilla und Ethmoideum laterale; die Fortsätze an der Maxilla, das becken- förmige Örbitosphenoid. Die zahlreichen „Gill-rakers“ sind allgemeine Clupeiden-Merkmale; aber Ichthyodectes gleicht der Gattung Chirocentrus ganz besonders in der Tiefe des Unterkiefers, den in tiefen Alveolen stehenden Zähnen und der oberen Mundgrenze, nur dass bei Chirocentrus die Praemaxilla länger als bei Ichthyodectes ist. Schliesslich sind die Flossen von Ohörocentrus verzweigt, bis zu den Spitzen segmentirt, während die von Ichthyodectes durchaus unsegmentirt sind. Im Allgemeinen unter- scheidet sich Ichthyodeetes durch seinen innerlich heterocerken Schwanz, weniger Wirbel?, geringere seitliche Kopfcompression und engeren Zahnsatz. ! Bei dem ausserordentlich nahe verwandten Spathodactylus (Pıcter, Descript. Pois. Terrain neocom. Voirons pt. 3. Sec. 2, Taf. 1.) liegt die Rückenflosse weit vorn, vor der schmalen Bauchflosse. Hier sind die unpaarigen Schwanz- flossen segmentirt. ; ? Der Unterschied zwischen I. oecidentalis und I. ctenodon ist grösser als zwischen zwei beliebigen Clado- eyclas-Species oder Ichthyodectes occidentalis und Cladocyclas. 3 Bull. U.S. Geol. and Geog. Sury. Terr. vol. 3. S. 588. * Chirocentrus hat circa 80 Wirbel. Palaeontographica, Pd. XLVI. 31 m Verbreitung. — Die Gattung Ichthyodectes tritt nur in der mittleren und jüngeren Kreide auf und zwar am häufigsten in Amerika, wo 8 Species vorkommen: I. anaides' Copz, I. ctenodon Cope!, I. hamatus CopeE!, I. multidentatus Copr', I. oceidentalis Lzıwy', I. Goodeanus CopE? und T. acanthicus Core. In der englischen Kreide kommen 4 Species vor: I. minor EGERTON?, I. elegans Newrox® und zwei noch nicht beschriebene Species. Dazu kommen auch die Schuppen Oladocyclas Lewesensis, welche zu einer der obigen Arten gehören. Aus Sachsen muss GEinıtz’s Hypsodon Lewe- sensis* zu Ichthyodectes gerechnet werden. Die COladocyclas genannten Schuppen stammen aus ver- schiedenen, geographisch getrennten Gebieten: I. (C.) Gardeneri As.’ aus Brasilien, I. (C.) Streplensis Geintrz aus Sachsen®, I. (C.) Sweeti WoopwArp’ aus Australien. Die Verbreitung gleicht sehr der- jenigen von Portheus. Ichthyodectes oceidentalis Leıwy 1856. (Taf. XXII, Fig. 1—6.) Cladocyclas occidentalis Leıpy 1856, Proc. Acad. Nat. Sci., Philad. vol. I, S. 256. ° 5 Mn rn Akt 1b ok 9, DE 3; „ 1873, Rep. U.S. Geol. Surv. Terri., vol. I, S. 288. Portheus ah > Chan 1875, 1. c. vol. II, S. 204 (nicht Taf. 47). Ichthyodectes arcuatus Corz 1877, Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., S. 177. > polymicrodus Crook 1892, Palaeontographica Bd. 39, S. 112, Taf. 16. „ arcuatus Core 1892, Amer. Nat. vol. 26, S. 941. Gillicus polymicrodus Hay 1898, Mon Journ. Sci. ser. 4, vol. 5, S. 2308. Die Species wurde von Ley auf Grund einiger Schuppen begründet aber, wie oben erwähnt, ist der Gattungsname Oladocyclas nicht zulässig“. Diese Schuppen wurden beschrieben, aber erst 1873 abgebildet. Core bestimmte sehr kurz eine Species ohne Abbildung als P. arcuatus. Croox gab später unter I. polymicrodus eine eingehende Beschreibung und Abbildungen nach ausgezeichnetem Material. Cop aber stellte Croor’s Art zu seinem I. arcuatus. Der Priorität folgend wende ich den Artnamen oceidentalis an. Die vorliegende Art ist leicht an den fast zahnlosen Kiefern zu erkennen; die Zähne sind vollständig rudimentär. Die Praemaxilla ist unbekannt. Die Maxilla ist breit säbelförmig. Unter dem Palatingelenk wird sie stark eingeschnürt, biegt sich dann in einer langen Kurve nach oben und endigt hinten in einen schmalen nach aufwärts gerichteten Fortsatz. Das sehr dünne Dentale ist aussergewöhnlich tief und hat nur gegen vorn hin Zähne. Die Schuppen sind an dem vorderen Segment durch Strahlenlinien, an den 2 Seitensegmenten von je 50° durch glatte Flächen und auf ! Vel. unten. 2 Proc. Amer. Phil. Soc. Philad. 1877, S. 176. 3 S, Newron oben. 3 Palaeontoeraphica Bd. 20, 2, S. 222. 5 Pois. Foss. vol. V, pt. 1, S. 103. 6 Geimıtz oben, S. 224. ? Ann. and Mag. Nat. Hist., ser. 6, vol. 14, 1895, S. 445. Taf. X, Fig. 2—6. 8 Croor’s Bestimmung der Knochen der Oberseite des Craniums stützt sich auf 12 Exemplare und ist richtig, die Knochen der Unterseite sind von Croox falsch bestimmt worden. ° Zwar ist Cladocyclas ein älterer Name als Ichthyodectes; aber er ist für Schuppen angewendet worden, die zu einem Theil der Gattung Hypsodon gehören. Neben diesem Genus könnte Cladocyclas beibehalten werden, aber Ichthyodectes ist ein in der Literatur längst eingebürgerter und nicht zu Verwechslungen führender Name und also bei- zubehalten. = dem hinteren Segment von-140° durch vereinzelte Granulationen ausgezeichnet. Die Form der Schuppen schwankt zwischen rund und oval (s. die Fig. 3 u. 4, Taf. XXIN). Das Cranium ist sehr leicht mit einer niedrigen Supraoceipital-Crista. Die hier behandelte Art lässt sich nur mit der unbeschriebenen Form No. P. 8633 im britischen Museum vergleichen. VAR VL, SIR; 4 / / / / // Mi ED | $ LT. FL Fr IN KNIE FT FETT FF 5 GT, TE SEE - i z ER GEM Fe NÜÄN TIER N I N RR NIIN Fig. 7. Ichthyodectes occidentalis Leıpy. Restaurirt '/s natürlicher Grösse. Ichthyodectes hamatus Coprz 1372. (Taf. XXIII, Fig. 9a u. b.) Proc. Amer. Phil. Soc. Philad., vol. XII, S. 340. Ichthyodectes hamatus Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 209. Dies ist die breiteste und stattlichste Form der Ichthyodecten. Die Praemaxilla meines Exem- plares hat links 6, diejenige rechts 7 Zähne. Die Praemaxillae sind ovale Platten, °/s ihrer unteren Fläche bilden ein Schuppengelenk gegen die Maxilla. Die Maxilla unterscheidet sich von allen anderen durch stark concaven Zahnrand mit 48 Zähnen. Das rechteckige, sehr tiefe und kräftige Dentale besitzt einen wellenförmigen Zahnrand mit 25 Zähnen. Das Dentale ist äusserst scharf charakterisirt durch zwei hackenförmige Zähne an dem dicken Vorderende des Zahnrandes innerhalb der gewöhn- lichen Zahnreihe. Die Zähne der Maxilla haben longitudinale Furchen, die anderen sind glatt. Ichthyodectes multidentatus CorE 1872. Proc. Amer. Phil. Soc. Philad., vol. XII, S. 342. Ichthyodectes multidentatus Core 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. I, S. 202, T. 50, Fig. 6, 7. Die Praemaxilla lässt sich leicht an dem tiefen Einschnitt am inneren oberen Rand erkennen, Sie trägt 12 Zähne, von allen Ichthyodectes-Arten die grösste Zahl und ragt beträchtlich unter der — 2144 — Maxilla hervor. Die starke säbelförmige Maxilla trägt 44 Zähne und hinten einen hohen Sporn. Das nicht sehr tiefe, rechteckige Dentale trägt 32 Zähne. Der Winkel der Symphysen mit dem wellen- förmigen Zahnrand beträgt nur 72°. Alle Zähne sind mit länglichen Furchen und Rinnen verziert. Ichthyodectes ctenodon CorE 1870. (Taf. XXIII, Fig. 7. u. 8.) Proc. Amer. Phil. Soc. Philad., vol. XI, S. 536. Ichthyodectes ctenodon CopE 1872, 1. c. vol. XII, S. 340. n en „ 1875, Rep. U. S. Geol. Terr., vol. II, S. 207, T. 46. ? Portheus arcuatus CorzE 1375, l. ec. T. 47, Fig. 7—9. Die Praemaxilla ist oval, lang und hat einen kleinen Einschnitt oben auf dem inneren Rand, der dem tiefen Einschnitt bei I. multidentatus homolog ist. Die normale Zahnzahl ist wahrscheinlich 5; mein Exemplar hat 4 Zähne an der rechten und 6 an der linken Praemaxilla. Die Maxilla ist gerade, hinten trägt sie einen kleinen Sporn, die vordere obere Seite ist aussergewöhnlich massiv und ziemlich kurz. Der Zahnrand hat 44 Zähne. Das Dentale ist rechteckig, kurz und schwer, der Symphysenwinkel nur 70°, der Zahnrand wellenförmig mit 26 Zähnen. Die Oberkieferzähne sind cylindrisch und glatt, die Zähne des Unterkiefers schräg gepresst, kurz und kräftig. Das Cranium ist sehr kurz und massiv mit einem hohen Oceipitalkamm. Die Schuppen zeigen dieselbe Gestalt wie bei /. occidentalis, sie sind rund bis oval mit einer verzweigten Seitenlinie.e An Stelle der Körnelung an der hinteren un- bedeckten Fläche finden sich hier bloss Punkte. Das Cranium ist fast wie bei J. anaides, der Unter- kiefer aber unterscheidet sich deutlich durch seine weit grössere, verlängerte Gestalt. Ichthyodectes anaides Cork 1870. Proc. Amer. Phil. Soc. Philad., vol. XII, S. 339. Ichthyodectes anaides Copz 1575, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr. vol. II, S. 206, T. 44, Fig. 1, 4, und 15 und Taf. 45, 1-8. Ichthyodectes anaides Crook 1892, Palaeontographica vol. 39, S. 111, T. XV. Die ovale Praemaxilla hat 5 Zähne. Die fast gerade Maxilla mit 44 Zähnen hat hinten einen schräg nach rückwärts verlängerten Sporn, auch ist sie hinter dem Zahnrand, anstatt abgerundet zu sein, plötzlich abgestumpft. Der Umriss des Dentale ist ein Parallelogramm mit dem kleinen Symphysen-Winkel von 68°. Wir finden hier den verhältnissmässig verlängerten Unterkiefer aller Ichthyodectes-Arten mit 30 Zähnen und wellenförmigem Zahnrand. Das kurze starke Cranium trägt einen hohen Supraoccipitalkamm, der von demjenigen des I. ctenodon nicht zu unterscheiden ist. Die Kiefer sind aber leichter gebaut als bei den anderen Species (ausgenommen ]. oceidentalis). Die beigegebenen Abbildungen veranschaulichen die Variation in Gestalt und Verhältnissen der verschiedenen Kiefer-Elemente bei der Annahme gleicher Höhe. Die Tabellen geben die absoluten Maasse der Abbildungen und Umrisse. restaurirt ee \ I. multidentatus ——— N | = ——a== T.anıides ——-—— £ T. oeeidentalis —_.—-— I. hamatus neh I. ctenodon — Fig. 9. Natürliche Grösse. Maxillae in gleicher Höhe projicirt. Siehe Verzeichniss oben. ” Tabellen der genauen Maasse für die Kiefertheile der verschiedenen Species. Die Maasse sind Basis der obigen Diagramme. — = - | Unterkiefer | Maxilla Praemaxilla I | Syn \ Länge Länge! Höhe | Höhe | Bang nz Höhe pay- | | No. .ma- | Total- Zähne | sen- JEB der er ger! 3 | 3 Er xila |_. am (Zähne Höhe |Breite | Win- | Zahn- Basis | Sym- | Coro- Zähne | Zahn- | "pe. |Länge| Coro- | kei |randes physe | noid | randes | deckt noid I multidentatus . . | 32 |15°| 96 1321 38 ar ı a |ıs 1) solıalar 3 Ehomaı. ... 25 | nelımı 54 1 |as 1260| 22 |10| 35 | 7 | a | Ecendm. . . . | 26 |70° | 102| ı28| 44 | 51 | I. oeeidentalis . . I. anaides . 120 | — | — | 34 45 | 31 _ | g9 — 1 — | 45 \ 64 30 | 68° | 111 | 144 | 42 | 48 » co 44 | 108.| — | 135 | 34 | A Portheus Cops 1871. Pröc. Amer. Phil. Soc. Philad., vol. XIII, S. 175 und 331. Hypsodon Acassız, zum Theil, 1834—45, Pois. Foss., vol. V, pt. 1, Taf. 25b, Fig. 1, 2, 3. ? Xiphactinus Leıwy 1870, Proc. Acad. Nat. Sci., Philad., S. 12. i Portheus Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 190. Newrox 1877, Quart. Journ. Geol. Soc. London, vol. 33, S. 505. H) A. S. WoopwArnp 1888, Proc. Geol. Assoc. London, vol. X, S. 310. Xiphactinus STEwARD 1898, Kansas Univ. Quart., vol, 7, S. 110. ” Dieses von CopE creirte Genus wurde auf einen Kopf und einige Flossenreste begründet, die Cops im Jahre 1871! erwähnte und später genauer beschrieb und abbildete. Leıpy hatte schon 1870? als Xiphactinus einen Flossenstrahl beschrieben, der wahrscheinlich hieher oder möglicherweise zu einem grossen Saurocephalus gehört; aber der Name Portheus ist als besser begründet und länger gebräuchlich dem von Leıpy gegebenen Namen vorzuziehen. STEwArD allerdings, der eine sehr in- structive Reihe von Zeichnungen von Kiefern giebt, welche die Variation in und zwischen den ver- schiedenen Arten illustriren, erkennt dem Namen Xyphactinus die Priorität zu und benützt ihn für alle Portheus-Arten. Portheus ist ein mehr aus Convenienz als aus Nothwendigkeit gebrauchtes Genus, welches dem Ende einer Entwicklungsreihe entspricht. Der Uebergang von Portheus zu Ichthyodectes ist so vollständig, dass die Scheidung der zwei Gattungen jetzt als eine sehr willkürliche erscheint. Cop sah die grössere Unregelmässigkeit und die Grösse der Zähne als ein unterscheidendes Merkmal an; das ist indessen nur relativ, denn Ichthyodectes hat auch unregelmässige Zähne®. Die Unterschiede lassen sich etwa folgendermassen ausdrücken: Zu Portheus gehören grössere, kräftiger gebaute Fische mit grösserer Unregelmässigkeit in der Grösse der Zähne. Die Praemaxilla trägt gewöhnlich weniger Zähne, das Cranium wird hinter den Orbitalia ganz bedeutend breiter als bei Ichthyodectes und das Parasphenoid ist verhältnissmässig gerade, während es bei Ichthyodectes mehr oder weniger gekrümmt ist‘. Man sieht, alle diese Merk- male sind relativ und zwischen den jetzt bekannten zahlreichen Arten von Portheus und Ichthyodectes lässt sich in jedem Fall ein mehr oder weniger vollkommener Uebergang feststellen. Das Cranium gleicht in allen anatomischen Einzelheiten dem von Ichthyodectes. Die Basi- sphenoidresion, die tiefen Schläfengruben, der hohe Supraoccipitalkamm, die Ethmoidalgelenke, die allgemeine Form der Kiefer, Bau und Stellung der Zähne, all das ist wie bei Ichthyodectes. Die Prae- maxillarzähne sind ausserordentlich entwickelt und die grössten sind in den Praemaxillaknochen ihrer ganzen Höhe nach eingelassen. An der Maxilla, unter dem Palatin-Condylus ist gewöhnlich eine An- schwellung des Zahnrandes vorhanden mit einigen kräftigeren Zähnen. In ähnlicher Weise kommt am Unterkiefer nahe dem vorderen Ende eine Reihe grösserer Zähne auf einer Anschwellung des Zahn- randes ver und manchmal sind auch auf der angeschwollenen Symphyse ein oder zwei grössere Zähne vorhanden. Der Zahnersatz ist wie der für Ichthyodectes beschriebene. Portheus kommt fast überall da vor, wo auch Ichthyodectes beobachtet ist. Von Kansas sind ! Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., vol. 2, S. 39 und oben 1875. ®-Oben 1870 und Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. I, S. 290. 3 z. B. I. hamatus Cop. * I. occidentalis Leıpy bietet einen excessiven Fall. 5 recht häufige und gut erhaltene Species! bekannt. In England sollen 3 vorkommen?, in Belgien*® 2, den englischen ähnliche. Farrsch, A.,* gibt unter dem Namen Hypsodon lewesensis' eine Abbildung eines Unterkiefers, welcher Newrox’s P. gaultinus ganz ähnlich ist. Von Australien® beschreibt Woopwarn ejnen Unterkiefer unter dem Namen ?. Australis. Die Arten dieser Gattung sind wie die von Ichthyodeetes fast über die ganze Erde verbreitet. Saurodon Hays 1830. (Tafel NXIV.) Trans. Amer. Phil. Soc. Philad., new ser., vol. 3, S. 471. Saurocephalus Leipy, zum Theil, 1856, ]. c., vol. XI (1860), S. 91. Saurodon Core 1875, Rep. U,S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 275. Daptinus Core 1875, 1. c., S. 213. Saurodon Core 1877, Bull. U.S. Geol. and Geog. Surv. Terr., vol. 3, S. 588. Saurocephalus .Davies, zum Theil, 1878, Geol. Mag. dec. 2, vol. 5, S. 254. Den Newros, zum Theil, 1878, Quart. Journ. Geol. Soc. London, vol. 34, S. 786 und 440. Saurodon StewArp 1898, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 177. Der Name der Gattung wurde von Hays für S. Leanus gegeben. Hays sah darin ein von Saurocephalus Harzav verschiedenes Reptil. Später betrachtete Hays Saurodon und Saurocephalus als eine Gattung, behielt aber den selbstgeschaffenen Namen bei. Als Ley die Saurocephalus-Formen genauer studirte, schloss er Saurodon in diese Gattung ein, worin ihm Davızs und NEwTon folgten. Core trennte Saurodon wieder ab, führte aber für einige von seinen Funden die Gattung Daptinus ein. Als CopE aber später erkannte, dass Daptinus identisch sei mit Sawrodon, liess er die Gattung Daptinus wieder fallen‘. Später kam Stewarn ganz unabhängig davon zum selben Schluss, als er den prächtigen Kopf des S. ziphirostris fand. Das mit Saurocephalus verwandte und nur eine spezialisirte Entwicklungsstufe desselben darstellende Genus unterscheidet sich indessen von Saurocephalus durch ein dolchähnliches Praedentale und einen nicht sehr tiefen aber rechteckigen Unterkiefer, der weit über die Praemaxilla hervorragt, während Saurocephalus nur ein kleines dreieckiges Praedentale und einen tiefen Unterkiefer hat. Die zwei wundervoll erhaltenen Köpfe, S. intermedius NEwTon und $. ziphirostris STEWARD, geben ein vollständiges Bild der Cranialanatomie. Die Praemaxillae sind rechteckig und äusserst hoch mit 10 oder mehr Zähnen. Die Maxilla ist eine breite, dünne, säbelförmige Platte, die den Unter- kiefer theilweise überdeckt, Der Unterkiefer ist lang und rechteckig, das Artieulare ein sehr schmaler, dünner Keil. Ein langes, dolchähnliches, unpaariges, zahnloses Praedentale”? ist vorhanden. Alle zalıntragenden Elemente haben tiefe Alveolen und auf der Innenseite eine Kerbe, wo die Zahnleiste eingelassen war. Das Alternieren junger und alter Zähne ist besonders charakteristisch. Das Hyomandibulare ist oben breit, verjüngt sich aber sehr stark gegen die Basis hin. Was die Lage ! Vgl. Srewaro oben. 2 S. Newrox oben. ® Dorıo, Bull. Soc. Geol. Belge, 1892, S. 5. * Rept. und Fische, Böhm, Kreidef., S. 32. ® Ann. and Mag. Nat. Hist. 1894, ser. 6, vol. 14, S. 444. Fig. 1, 7, 10. ° Herr A. Suımm Woopwarp hat mich auf diese nachträgliche Correcetur aufmerksam gemacht. ” Erst von Stewarp gefunden. — 248 | — der sehr dünnen Pterygoidea, der Orbitalia und Visceralknochen angeht, so siehe die Beschreibung von Ichthyodectes, wo die Verhältnisse dieser Knochen ganz gleiche sind. Verbreitung. — Aus Amerika kennen wir 5 Species: $. Leanus Hays von New-Jersey, S. ziphi- rostris STEWARD, S. ferox STEwARD, S. phlebotomus Copz und $, pygmaeus nov. spec. von Kansas. England besitzt nur eine Form: $. öintermedius NEWTON', Saurodon phlebotomus CorE 1870. (Taf. XXIV, Fig. 1-5). Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. XI, S. 530. Saurocephalus phlebotomus CopE 1872, ]. c. vol. XI, S. 343. Daptinus er Cops 1874, Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., vol. I, S. 41. 5 5 Corz 1875, Rep. U. S. Geol. Sury. Terr., vo]. II, S. 213, Taf. 49. Saurodon » Corz 1877, Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., vol. 3, S. 588. Diese Species wurde auf Fragmente sämmtlicher Kieferknochen begründet. Nachdem mir diese Knochen jetzt alle vollständig vorliegen, ist eine neue Beschreibung wohl am Platze. Die Praemaxilla ist annähernd rechteckig, 51 mm hoch und 31 mm breit mit 12 Zähnen und liegt mit ungefähr ?/s ihrer unteren Fläche auf dem vorderen Theil der Maxilla; diese letztere ist dünn, für Saurodon ziemlich niedrig und lang. Der Ethmoidal-Condylus® ist lang, der Palatin-Condylus niedrig, aber sehr lang und schmal. Der Knochen ist 123 mm lang, hinter dem Palatin-Condylus 42 mm hoch und der Zahnrand trägt bei einer erhaltenen Länge von 71 mm 25 Alveolen. Der Unterkiefer ist viereckig, ziemlich tief und wird an der Symphyse dicker. Innen ist eine lange, enge Mulde für den Mecxezr’schen Knorpel vorhanden, dieselbe endet gerade hinter der Symphyse in einer auffallend tiefen Tasche. Aussen tritt eine schräge Grübchenreihe auf, die vom Zahnrand schräg abwärts zieht. Die Grübchen stellen keine Foramina dar, sondern jedes derselben ist eine kleine Tasche mit einer verticalen Furche, so besonders bei den vorderen Grübchen. Diese Grübchen auf dem Dentale liegen so weit auseinan- der wie die Spitzen der Maxillarzähne und die ganze Grübchenreihe dient zur Aufnahme der Maxillarzähne. Man kann das leicht nachweisen, indem man die Maxilla und Praemaxilla auf das Dentale legt; je ein Zahn der Maxilla kommt in je ein Grübchen des Dentale. Man sieht daraus, wie genau die Kiefer scheerenförmig zusammenarbeiteten. Der Unterkiefer ist bei einer Gesammtlänge von 177 mm, am Coronoid 45 mm tief, an der Symphyse 25 mm; 144 mm Zahnrand tragen 47 Alveolen. Der Unter- kiefer ragt über Maxilla und Praemaxilla um fast ein Drittel seiner Länge hervor. Das Articulare ist ein dünner, 69 mm langer Keil, hinter dessen Gelenk ein beträchtlicher Fortsatz für eine Muskel- verbindung vorhanden ist. Die Pfanne ist tief und aussen durch diesen Fortsatz geschützt. Alle Zähne sind ziemlich lang (5—6 mm über dem Rand). Jedem Zahne entspricht im Zahnrand eine Kerbe. Die Art ist durch die schräge Grübchenreihe aussen am Kiefer scharf charakterisirt. Saurodon pygmaeus nov. Sp. (Taf. XXI, Fig. 10). Diese Species ist auf einen vollständigen Unterkiefer begründet. Derselbe ist rechteckig, vorn fast ebenso tief wie hinten und sehr klein. Am Coronoid misst er 22 mm, an der Symphyse 18 mm ! Siehe besonders Nrwron’s Figuren. ® Hier abgebrochen. — 24195 — in der Tiefe; die Länge beträgt 65 mm. Der Zahnrand ist concav, nur 44 mm des 56 mm langen oberen Randes sind mit Zähnen besetzt. Die 31 Alveolen tragen sehr lange (4 mm), schlanke, nur wenig zusammengepresste Zähne. Das Articulare ist nur mässig lang und trägt einen direkt nach hinten gerichteten Sporn für einen Muskel. Der Zahnersatz ist genau abwechselnd. Bemerkenswert an dieser Species ist, dass hier keine Kerben längs der Innenseite gegenüber den Zähnen vorhanden sind, wie sonst bei allen anderen Species dieser Gattung. Saurocephalus Harrıy 1824. Journ. Acad. Nat. Sci., Philad., vol. III, S. 331. Saurocephalus Leipy 1857. zum Theil, Trans. Amer. Phil. Soc. XI (new series), S. 91. Core 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 215. 2 Davızs 1878, zum Theil, Geol. Mag., dec. 2, vol. 5, S. 254. n Newros 1878, zum Theil, Quart. Journ. Geol. Soc., London, vol. 34, S. 215. = Stewarp 1398, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 177. Das Genus wurde von Harran auf einige Kieferfragmente basirt, die er als einem Reptil an- gehörig betrachtete, Hays! wollte den Namen in Saurodon abgeändert wissen, da er seine Gattung für identisch mit Saurocephalus Harran hielt. Grosse Verwirrung wurde ausserdem durch die euro- päischen Protosphyraena-Formen hervorgerufen; Asassız zählte nämlich die europäischen Protosphyraena- Arten zu Saurocephalus, obwohl nur eine geringe Aehnlichkeit zwischen beiden Gattungen vorhanden ist. Drxos, OwEs, KiPRIJANOFF, GEISITZ und andere folgten dem von Acassız eingeschlagenen Wege. Leipr brachte Licht in diese Verwirrung, vereinigte aber Saurodon mit Saurocephalus, wofür er in Davıes und Newrox Nachahmer fand. Core und Stewarn haben dagegen die ursprüngliche Fassung der Gattung Saurocephalus festgehalten und nur im Lichte des reichen Materials des letzteren Autors werden die Grenzen dieses Genus klar. Cranium. — Der Kopf von Saurocephalus ist in anatomischer Beziehung dem von Ichthyo- dectes ähnlich, unterscheidet sich aber durch seine Verlängerung nach vorn, durch den Praedental- knochen und die Form der Praemaxilla, des Palatinums und des Unterkiefers. Wie Fig. 1, Taf. XXV zeigt, haben wir dieselben Ethmoidgelenke, dasselbe Loch an der Schläfe, denselben Oceipitalkamm und die gleiche Basisphenoidregion. Sofort in die Augen fällt aber der Unterschied in der bedeutenden Länge des Kopfes vor dem Postorbitalfortsatz. Kiefer. — Die trapezförmigen Praemaxillae besitzen eine beträchtliche Zahl von Zähnen (7—10) und liegen mit 2 ihrer Unterfläche auf der Maxilla. Die Maxillae sind ungewöhnlich hoch, sie besitzen sowohl Palatinum- als auch Ethmoid-Condylus und tragen 27—35 Zähne. Der Unter- kiefer läuft fast in eine Spitze aus, ist hinten tief und vorn flach, was ihn von Saurodon unter- scheidet, welchem Genus er sich in anderen Details nähert. Der Zahnrand hat 30—45 ziemlich niedrige Zähne. Das ziemlich kurze Artieulare ist weit vom Dentale überdeckt. Das Praedentale ist ein schmaler, dreieckiger, medianer Knochen ohne Zähne. Es gleicht demjenigen von Suurodon, ist aber weit kürzer. Eine Erscheinung, die zahlreiche Erörterungen verursacht hat, ist die, dass bei manchen Arten Foramina in einiger Entfernung unter dem Zahnrand auftreten und zwar für jede Alveole je eins, Bei S. dentatus Stew. sind dies nur tiefe Kerben wie bei Saurodon, aber bei $. lanciformis liegen diese Foramina volle 5 mm unter dem Zahnrand in einer ihm parallel gerichteten Rinne. HARLAN ! Trans. Amer. Phil. Soc. Philad., new series, vol. 3, S. 471, 1830. Palaeontographica. Bd. XLVI. 32 _ a meinte, dieser Rinne entlang liefe der untere Maxillarnerv und es mündeten durch diese Foramina Nerven und Blutgefässe in die Zahn-Alveolen, statt dass diese wie gewöhnlich im Unterkiefer selbst liegen. Hays wiederholt diese Erklärung. Cor beobachtete, dass der untere Maxilla-Nervenkanal, wie ge- wöhnlich, im Dentale liegt und erklärte, die Foramina dienten zur Zuleitung von Nerven und Blut- gefässen für die Ernährung der jungen, gerade unter den Foramina liegenden Zähne, da diese keine Nahrung von der Basis der Alveole erhalten konnten. Die jungen Zähne stehen gerade unter dem inneren Ende der Foramina, aber die Oeffnungen sind viel zu gross, um als Blutgefäss-Foramina er- klärt zu werden, abgesehen von der Schwierigkeit, die Herausbildung eines neuen Systems von Nerven und Blutgefässen zu begreifen. Im Gegentheil, der Gedanke liegt nahe, dass diese Foramina den Zu- tritt der Zahnleiste vermitteln, denn diese muss dahin kommen, wo der junge Zahn gebildet wird und bleibt bei Fischen immer mit dem Mundepithel verbunden. Ich zeigte die Exemplare Herrn Dr. Röse und er erklärte die Foramina ohne Zögern als Kanäle für die Zulassung der Zahnleiste an die Alveolen. Wir haben bei den nachstehenden Formen eine klare interessante Entwicklungsrichtung in auf- und dann wieder absteigender Reihe. Bei Ichthyodectes fehlen die Foramina, d. h. die Zahnleiste muss oben an der Alveole eingetreten sein. Bei $. dentatus haben wir Kerben, welche zeigen, dass der junge Zahn tiefer liegt; die Leiste hat einen Kanal eingegraben. Bei $. laneiformis ist das Foramen oben geschlossen und 5 mm unter den Rand zurückverlegt. Unter den Saurodon-Formen hat S. ferox die Kerben und die besonders spezialisirte Form S. pygmaeus ist zu der ursprünglichen kanal- und kerbelosen Anlage zurückgekehrt. Zähne. — Die kurzen zusammengepressten, mit einem vorderen und hinteren Schneiderand versehenen Zähne sitzen tief in den Alveolen (3—4mal so tief als ihre frei hervorragenden Theile) und sind hohl, was sie sofort fundamental von den Protosphyraena-Zähnen unterscheidet!. Der Zahnersatz ist genau wie der für Ichthyodectes beschriebene, nur ging er augenscheinlich etwas rascher vor sich und ist deshalb deutlicher wahrnehmbar. Hartan, Hays und Leipy sprechen von den jungen Zähnen, als ob sie sich in der Pulpahöhle entwickelten. Cork corrigirt dies und zeigt, dass die jungen Zähne gerade unter den Foramina auf der inneren Seite der Alveole entstehen, ein Loch in die Seite des alten Zahnes höhlen, so dass dieser allmählich abbricht und seine Wurzel unter dem jungen Zahn lässt (Fig. 5, Taf. XXV). Diese Wurzel wird von dem jungen Zahn resorbirt, wenn er heranwächst und später wird er an die Aveole cementirt. Das Alterniren der einander ersetzenden Zahnsätze ist bei diesen Species besonders auffällig, Die Wurzeln der Zähne sind mehr oder weniger gefurcht, aber dieses Merkmal variirt bei den Arten sowohl nach dem Mundtheile, in welchem der Zahn steht, als auch mit dem Alter des Zahnes; es ist dieses also allein kein Artmerkmal. Die Kieferträger und das Visceralskelett gleichen dem von Ichthyodectes, mit Ausnahme des Hyomandibulare, das oben breit ist, sich aber unten zu einem Dorn verengert. Das Palatinum hat einen langen, flachen Kopf anstatt des kurzen, kreisförmigen Puffers bei Ichthyodectes. Ein Exemplar zeigt dieselbe Ausbildung der „Gill-rakers“ wie Ichthyodectes. Die Wirbel und Flossen bieten, soweit sie bekannt sind, kein neues Merkmal. Einige der Fische sind sehr gross, an Grösse zwischen Portheus und dem grossen Ichthyodectes stehend. In Amerika kommen zwei Species vor: S. lanciformis HaRLaN und $. Broadheadi SrrwAarn, England besitzt nur eine Art: $. Woodwardi Davızs. ı Owsx’s Figur von S. laneiformis Harvan in Odontography T. 55 ist ein Protosphyraena-Zahn, trotz der Thatsache, dass Owex ihn von Hartax erhielt, was wahrscheinlich die Grundlage der bei den europäischen Fachgenossen herrschenden Verwirrung wurde. Saurocephalus lanciformis Hırran 1824. (Taf. RXV, Ries 25). Journ. Acad. Nat. Sci., Philad., vol. 3, S. 331, Taf. 14. Saurodon lanciformis Hays 1830, Trans. Amer. Phil. Soc., Philad, new series, vol. 3, S. 476, Taf. 16. Saurocephalus lanciformis Harran 1834, Trans. Geol. Soc. Penn., vol. 1, S. 87, und Med. and Phys. Resear., S. 362. = = Leıpy 1857, Trans. Amer. Phil. Soc., new series, vol. XI, S. 91, Tat. 6. = 3 Cope 1870, Proc. Amer. Phil. Soc., vol. XI, S. 530. 1874.. Bull. U. S. Geo]. and Geog. Surv. Terr., No. 2, S. 41. 1875. Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 275. arapalovius Core 1872, Proc. Amer. Phil. Soc., vol. XII, S. 343. 1874, oben eit. S. 41; 1875, oben cit. S. 275, Taf. 49, L dentatus STEwarp 1898, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 21. Die auf eine fragmentarische Maxilla basirte Species wurde von Harvan beschrieben und ab- gebildet und später von Lerpy noch einmal beschrieben und abgebildet. Die Vereinigung von Copk's S. arapalovius und STEwARD'S S. dentatus mit unserem S. lanciformis werde ich unten begründen. Die rechteckige Praemaxilla ist 485 mm hoch und 37 mm breit und trägt an dem vorderen Rand 9 Zähne. Aussen besitzt sie eine Verzierung von feinen Linien, die von der Spitze ausstrahlen. Nahezu 3 der Innenseite werden von einem Schuppengelenk gegen die Maxilla eingenommen. Die Maxilla ist sehr hoch (47 mm hinten am Palatin-Condylus) und lang (124 mm). Der Zahnrand bildet eine sanfte, convexe 104 mm lange Kurve und trägt 37 Alveolen. Dieser untere Rand ist beträchtlich verdickt. Das obere Ethmoidalgelenk scheint zweitheilig zu sein, aber da es etwas zerbrochen ist, kann ich dies nicht ganz sicher beurtheilen‘. Der Palatin-Condylus ist lang und schmal. Der Unterkiefer mit gerader, verticaler Symphyse ist vorne niedrig, 22 mm hoch’; er wird aber nach hinten zu höher und ist am Coronoid 59 mm hoch. Der Zahnrand ist 125 mm lang (einige mm sind verdeckt) und trägt auf dieser Strecke 36 Alveolen. Die Zähne nehmen nach hinten an Grösse zu, die erössten sind 5 mm hoch. Das Praedentale bildet ein schmales, medianes Rostrum; es ist hinten 22 mm hoch und läuft in eine abgerundete Spitze zusammen. An allen Kieferelementen liest 5—6 mm jenseits des Zahn- randes eine Reihe von Foramina, eines für jede Alveole. Sie liegen in einer engen Rinne, welche gerade weit genug für den Zutritt der Zahnleiste ist. Die Zähne sind seitlich comprimirt und kurz, vorn und hinten mit Schneiden versehen, die etwas crenulirt sein können oder nicht (beides kann bei einem Individuum an verschiedenen Stellen des Kiefers vorkommen). Die Oberfläche ist glatt, obwohl unter dem Mikroskop (bei guter Erhaltung sogar unter der Lupe) eine leichte Streifung wahrnehmbar ist. Eine Streifung kann in manchen Fällen beobachtet werden: helle und dunkle Bänder abwechselnd, offenbar in Folge der Einwirkung der Dentinstructur. Der in der Alveole liegende Theil des Zahnes ist mehr oder minder eckig, mit einem winzigen vorderen und hinteren Kiel, der gegen die Basis hin verschwindet. Die innere Seite des Zahnes kann kannellirt sein, wie von Leıpy wiederholt hervor- gehoben wurde, aber das variirt sogar bei verschiedenen Theilen ein und desselben Kiefers. Copk stellte einen S. arapalovwius nach einem kleinen Maxillafragment auf und zeigte, dass er dem S$, lanci- formis sehr ähnlich war, dass aber die von Leıpy angegebenen Kanten an den Wurzeln der Zähne nicht vorhanden und die Zähne tiefer in den Alveolen eingesenkt seien. Der erste Unterschied ist kaum ein spezifischer, da das Fehlen der Kanten selbst bei jüngeren Zähnen, welche schon ihre definitive ! Stewarn gibt ein solches Merkmal für die Maxilla von S. dentatus an. 2 Gemessen am inneren Rand des Praedentale. oe Grösse erreicht haben, sehr variabel ist, ebenso wie die Tiefe der Einschnürung. SS. dentatus STE- WARD zeigt keinen merkbaren Unterschied und stimmt sogar in den mikroskopischen Merkmalen überein; es ist dieses aber die erste Art, von welcher uns eine vollständige Maxilla, Praemaxilla und ein eben- solcher Unterkiefer erhalten sind. „The long thin element“ an der Basis des Dentale fehlt bei meinen Exemplaren, vermuthlich ist die Abtrennung dieses „element“ nur auf einen Bruch im Unterkiefer zurückzuführen. Saurocephalus Broadheadi SrzwArn 1898. (Taf. XXIV, Fig. 6 u. Taf. XXV, Fig. 1.) Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 24, Taf. 1. Von dieser Species untersuchte ich Schädel, Maxilla und Dentale. Das Cranium zeigt enge anatomische Verwandtschaft mit Ichthyodectes, wie schon bei der Gattungsbeschreibung hervor- gehoben wurde. Die Maxilla ist schwächer als die der vorhergehenden Art und hat einen winzigen, langen, ovalen Ethmoid-Condylus und einen Palatin-Condylus von normaler Länge. Hinter diesem ist sie 48 mm hoch. Auf 76 mm Zahnrand stehen 25 Zähne. Das Dentale ist wie das der vorhergehenden Art, vorne flach (16 + x mm), am Coronoid zu 54 mm erweitert. Der Zahnrand trägt bei einer Länge von 158 mm 45 Alveolen. Die Basis des Unterkiefers ist 193 mm lang. Das Articulare ist kurz mit einer sehr flachen Gelenkpfanne, die gegen aussen durch einen breiten, rückwärtigen Fortsatz für die Anheftung eines Muskels geschützt ist. Die Foramina liegen nicht in einer Rinne, sondern sind ein- fache Kerben an der Basis jedes Zahnes. Die Zähne gleichen denen der vorhergehenden Species. Bei dem von mir untersuchten Exemplar fand ich eine grosse Variabilität in Bezug auf die Tiefe der Einsenkung und die Stärke der Kanten an der Wurzel. Im Ganzen ist der Unterkiefer verhältniss- mässig schwächer und länger als bei S. lanciformis. Albulidae. Syntegmodus’ nov. gen. (Taf. XXII, Fig, 9.) Es ist dieses ein hoch spezialisirtes Genus. Das Parasphenoid trägt unten eine Masse von Zahnbein, eine Eigenthümlichkeit, welche sonst bei keinem anderen Genus beobachtet wird. Das Orbitosphenoid ist ebenso stark entwickelt. Die allgemeine Gestalt spricht für einen seitlich stark zusammengedrückten Fisch. Die Frontalia sind von mässiger Grösse, bilden über der Augenhöhle ein Dach und bedecken alles ausser der Spitze des Sphenoticums. Die fast quadrati- schen Parietalia sind gross und treffen in einer langen Mittelnaht zusammen. Das Pteroticum ist sehr gross und bildet den rückwärtigen Winkel des Craniums, es ist oben sehr breit (ein eigenes Squamosum ist nicht aufzufinden) und trifft auf dem breiten glatten Schädeldach mit den Parie- talia zusammen; auf der Seite reicht es beträchtlich unter das Hyomandibular-Gelenk herab. Ueber ı Cope’s Ichthyodectes prognathus mag hieher gehören, es lässt sich dies jedoch nur mit Hilfe grösseren Ma- terials entscheiden. ? ovvınyua Verschmelzung; odovg Zahn. — dieser Gelenkpfanne liegt eine tiefe Grube, grösstentheils im Pteroticum, aber ihr vorderes Ende reicht in das Sphenoticum herein, welch letzteres einen mässigen Postorbitalfortsatz bildet. Das quadratische Prooticum scheint an seinem unteren Rand den Rest eines breiten Flügels zu besitzen, der den Augenmuskelkanal seitlich begrenzte. Die Alisphenoidea sind hoch, aber eng, und bilden die Seiten- wände des vorderen Durchgangs in den Hirnschädel. Das wegen seiner enormen Grösse besonders merkwürdige Orbitosphenoid ist ein unpaariger Knochen, ebenso hoch als lang, hinten durch eine kreisförmige Interorbitalöffnung ausgehöhlt. Es erscheint vollständig mit dem Parasphenoid verschmolzen, welch letzteres sehr stark und im Durchschnitt dreieckig ist. Unter der Orbitalgesend ist der Knochen auf seiner Unterseite tief ausgehöhlt und diese Aushöhlung mit einer Masse kräftigen Dentins aus- gekleidet. Dieses Dentin ist durch ein schmales Knochenband gegen die bei den früheren Gattungen erwähnte Grubenoberfläche begrenzt. Das Zahnbein ist ganz voll von verticalen Kanälen (Haversische Kanäle), die durch die ganze Dicke hindurchsetzen, und zwischen ihnen treten die mit den grösseren Kanälen parallel laufenden canalieuli auf. Diese Dentinmasse scheint eine Bezalınung vorzustellen: einzelne Zähne verschmolzen zu solcher einheitlichen Masse. Die Dentinlage kann nur zum Zermalmen von harten Gegenständen, wie Molluskenschalen, gedient haben. Das Parasphenoid hatte bei Syn- tegmodus dieselben Funktionen wie bei den Plethodiden; aber statt sich in die Breite zu entwickeln, wuchs es nur an Dicke und Höhe. Die Ethmoidea lateralia sind sehr hoch mit gekrümmter Orbitalgrenze, Verwandtschaft. — Das grosse Orbitosphenoid lässt zunächst auf eine Verwandtschaft mit der Gattung Albula‘ schliessen. Diese stimmt im Schädeldach und in allen Details, das Parasphenoid ausgenommen, mit unserer Gattung überein. Die Gattung Pisodus? A. S. WooDwaArD zeigt ein mit erbsenförmigen Zähnen bedecktes Parasphenoid und lässt auf eine Zahnform schliessen, aus d@r sich die solide Dentinmasse bei Syntegmodus entwickeln konnte. Pisodus unterscheidet sich von Albula nur durch seine Bezahnung. Ich betrachte die Gattung Synfegmodus als ein drittes Glied der Albuliden-Familie. Syntegmodus altus nov. sp. (Taf. XXII, Fig. 9.) Alle Merkmale der Art sind in der Beschreibung der Gattung bereits gegeben. Kiefer sind keine erhalten und nur das Parasphenoid kann für spezifische Charakteristik angewendet werden. Der Schädel ist von hinten bis zum Ethmoidum-laterale 62 mm lang und über den Orbitalia 52 mm breit. Das Orbitosphenoid ist 39 mm hoch und lang, das Parasphenoid in der Mitte dreieckig, 13 mm hoch und 20 mm breit. Das eingeschlossene Zahnbein bildet hier $ der ganzen Masse, nimmt weiter nach vorn ab und verschwindet unter der hinteren Seite des Ethmoidum-laterale ganz, Anhang. (Tafel XXIL, Fig. 10 u. 11.) Ein lanzettförmiges, die allgemeinen Merkmale der Gattung Syntegmodus zeigendes Parasphe- noid scheint mir einer zwischen Syntegmodus und Tihryptodus stehenden Form anzugehören. Das- ! Abbildungen dieses Fisches s. SaureLpr, U. S. Commission of Fish ard Fisheries, Report for 1883, S. 808. ® Ann. and Mag. Nat. Hist,, ser. 6, vol. XI, 1893, S. 357, — 2a selbe war oben mit einem sehr langen Orbitosphenoid verschmolzen, während es unten mit Grübchen und einer Schmelzschicht bedeckt ist. Im Durchschnitt bildet es ein niedriges Dreieck. Gerade vor dem Prooticum ist es stark eingeschnürt und der verengte Theil von einem Foramen schräg durchbohrt. Es ist 68 mm lang, 22 mm breit und hat eine weidenblattähnliche Form. Ein zweites, etwas grösseres Parasphenoid weist alle wesentlichen Merkmale des vorhergehenden auf, doch ist die Grübchenverzierung gröber und der Knochen flacher, d. h. sein Durchschnitt stellt ein niedrigeres Dreieck dar, auch ist derselbe breiter und hinten unvermittelter eingeschnürt. Es misst bei 99 mm Länge 34 mm im der Breite. In Anbetracht der Schmelzschicht und der Grübchenverzierung wäre man geneigt, diese Parasphenoide den Plethodidae Zuzutheilen, wenn gleich sich dieselben in keiner der bekannten Gattungen unterbringen lassen. Form und Verschmelzung mit einem langen Orbitosphenoid zeigen jedoch eine grössere Aehnlichkeit mit Syntegmodus, welch letztere Gattung ebenfalls etwas Schmelz und Grübchenverzierung um den Aussenrand des Parasphenoids herum aufweist. Die zwei Knochen scheinen mir zwei spezifisch unterschiedene Parasphenoide einer sonst unbekannten Gattung darzustellen, doch habe ich dieselben ohne Namensbezeichnung abgebildet, in der Hoffnung, dass sich in Zukunft mehr von den übrigen Theilen finden wird, um darauf ein Genus sicher begründen zu können. Blopidae. Osmeroides Acassız 1843. Poiss. Foss. vol. V, pt. II, S. 103. Agnomius Core 1871, Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., S. 170. & Cops 1877, ]. ec. S. 177. Osmeroides A. S. WoopwArnp 1888, Proc. Geol. Assoc., vol. X, S. 322. s A. S. Woopwarp 1894, Proc. Zool. Soc., London, S. 655. Beryxz StewArp 1898, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 195. Agnomius STEwWARD 1899, ]. c. vol. 8. Acassız stellte dieses Genus für emige westphälische und englische Arten auf, wobei er freilich bemerkte, die letzteren möchten der Gattung nach verschieden sein. Als von DER MArck ! die west- phälischen Formen untersuchte, erachtete er sie als mit den Clupeiden verwandt und schied sie unter dem Namen Sardinoides aus. Die englischen Exemplare waren zuerst von MAntern? als Salmo lewesensis bestimmt worden. Woopwarn studirte im Jahre 1894 die Gattung Osmeroides und stellte ihre Ver- wandtschaft mit den Elopiden fest. Für einige Wirbel wendete Core ursprünglich den Namen Agnomius an, während er sie später als der Gattung Pachyrhizodus angehörend betrachtete, um wieder später ®, im Jahre 1877, nach Auffindung reichhaltigeren Materials den Namen Agnomius von neuem in An- wendung zu bringen. Bei zwei Species folgte Srewarp in der Nomenclatur dem Beispiele Copk's. Ich kann indessen keinen Gattungsunterschied zwischen dem amerikanischen Agnomius und den eng- lischen Osmeroiden finden. Der Hauptunterschied liegt in der höheren und verhältnissmässig etwas breiteren Praemaxilla. 1 Palaeontographica, vol. XI, 1863, S. 41—45. ® Fossils of South Downs, 1822, S. 235. 3 Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 240, — 355 — Dermal-Cranium. — Die Frontalia sind mässig gross, bilden ein breites Dach über den Augenhöhlen und reichen gerade bis hinter das Sphenoticum zurück. Die grossen Parietalia treffen ihrer ganzen Länge nach in der Mitte zusammen. Das lange, schmale Parasphenoid ist gerade vor dem Prooticum stark eingeschnürt und bildet von da an rückwärts den Boden des hohen Augenmuskel- kanals. Die Unterseite des Parasphenoid unter der Orbitalgegend zeigt eine rauhe, mit kleinen Grübchen versehene Fläche, die als Widerlager beim Zermalmen der Nahrung gebraucht wurde. Gerade vor den Prootica ist oben ein n-förmiger erhöhter Rand, durch welchen auf beiden Seiten ein Foramen. für die Carotiden geht. Primordial-Cranium. — Der Augenmuskelkanal ist sehr hoch, seitlich durch Flügel begrenzt, die vom Prooticum herunterkommen:; dieser letztere Knochen ist sehr gross und bildet den grössten Theil der Seite der Hirnschale; innere Fortsätze nehmen an der Zusammensetzung des Bodens der Hirnhöhle Theil. In der Mitte ist das Prooticum durch mehrere Foramina für Trigeminus-Zweige, andere Nerven und Blutgefässe durchbohrt. Das Sphenoticum bildet einen sehr unbedeutenden Post- orbitalfortsatz. Das kleine Epioticum liegt ziemlich nahe der Aussenseite des Schädels; hinten trägt es einen runden Knopf für das Posttemporale. Das oben lange und schmale Pteroticum ist an der Seite ziemlich breit und bildet den grössten Theil der Hyomandibularpfanne. Das Opisthoticum ist sehr klein und sitzt an der Naht zwischen Pteroticam und Exoceipitale. Es trägt einen runden Knopf für den Ansatz des unteren Armes des Posttemporale. Das Orbitosphenoid ist ein unpaariger hoher Knochen, welcher stark an den Clupeiden- Typus erinnert. Die Alisphenoidea sind ziemlich gross. Eine kleine, ungestielte Platte mag, wie bei den Clupeiden, dem Basisphenoid entsprechen. Das Basioceipitale ist seitlich stark zusammengedrückt, mit einer tiefen Rinne für den Augenmuskelkanal. Das hintere Gelenk für die Wirbel ist fast recht- eckig. Die kleinen Exoceipitalia scheinen in der Mitte über dem Foramen magnum zusammenzutreffen. Das Supraoceipitale ist zerbrochen, scheint aber nur klein gewesen zu sein. Kiefer. — Die Praemaxilla ist ein niedriges Dreieck, das an der Rückseite am breitesten ist; die zwei Praemaxillae stossen mit ungefähr 4 der Länge ihres oberen Randes in einem Winkel von 70° zusammen und bilden so eine scharfe, spitzige Schnauze. Der vordere Winkel der Praemaxilla ist mit Papillen bedeckt, die nach hinten zu in radiale Strahlen übergehen. Der Zahnrand ist eine breite convexe Platte, die auf einer verticalen Platte sitzt und mit feinen Zähnen „en brosse* bedeckt ist. Die Maxilla ist lang, schlank und unten concav mit einem scharfen, einwärts gebogenen Fortsatz hinter der Praemaxilla. Der Knochen wird nach hinten dünner und höher. Der Zahnrand ist vorn breit, wird aber gegen hinten schmäler und verschwindet kurz vor dem Hinterende der Maxilla. Die sehr zahlreichen Zähne sind bürstenartig. Gerade hinter dem anderen Fortsatz auf der oberen Grenze ist ein runder, leicht vorspringender Gelenkfortsatz für das Palatinum. Der Unterkiefer ist ein langes, niedriges Dreieck mit kurzem Gelenkfortsatz. Die vordere Symphyse ist verdickt, niedrig und tief ausgekerbt. Der Zahnrand ist eine gerundete Platte, die horizontal auf dem dünnen, verticalen Dentale sitzt. Er krümmt sich nach innen gegen den hinteren Rand zu und ist ganz mit feinen bürstenartigen Zähnen besetzt. Das kurze Articulare greift nur wenig in das Dentale ein; sein Gelenk ist ganz flach und ganz ohne erhöhte Ränder, so dass es sehr lose erscheint, wahrscheinlich war eine Seitenbewegung möglich. it Vgl. Copz, 1877, 1. c. — 256 — Visceralskelett. — Das Quadratum ist gross, dünn und breit; ein dicker äusserer Wulst läuft von dem Kopf aufwärts, der hinteren Grenze entlang, Der Symplectieum-Ausschnitt ist ganz klein. Die obere Grenze wird grossentheils durch das lange, dünne Metapterygoid gebildet. Hinter dem Gelenk liegt ein kleiner, halbmondförmiger, fremdartiger Knochen. Das Hyomandibulare ist oben breit, mit einem nach unten gerichteten Opercularfortsatz. Das lange Mesopterygoid ist trapez- förmig; ein beträchtlicher Theil desselben grenzt an das Quadratum. Seine Innenseite ist mit bürsten- artigen Zähnen besetzt, wie auch das schlankere, gekrümmte Pterygoid. Das oben schlanke Praeo- perculum erweitert sich unten, sobald es hinten um das Quadratum herumbiegt. Das ungefähr dreieckige Operculum hat sein Hyomandibulargelenk an der oberen, vorderen Ecke. Es ist sehr dünn und mit tiefen, radialen Rinnen verziert. Von den zwei erhaltenen Supraorbitalknochen ist der eine rechteckig, der andere fast viereckig, wozu, wie bei Thryptodus, augenscheinlich noch ein dritter kam. Andere Orbitalknochen sind in die Knochenmasse um die Maxilla hineingepresst. Der vollständige Hyoidapparat umfasst ein grosses, dünnes, dreieckiges Epihyale und an seinem vorderen Ende liegen auf jeder Seite zwei kreisförmige Knochen, ein Basi- und ein Hypohyale. Die Branchialia sind zahlreiche, kurze, runde Knochen, wie eine Franse um das Ceratohyale angeordnet. Wirbel. Von den scheibenförmigen Wirbeln sind die vorderen kürzer als die mittleren und hinteren. Die drei bis vier ersten haben ihr Centrum unter der Mitte und sind seitlich stark zusammen- gedrückt, so dass sie höher als breit werden. Die mittleren Wirbel sind ungefähr so breit wie hoch. Der Raum zwischen den Vorder- und Hinterflächen ist vollkommen ausgefüllt; die Wirbelkörper sind ringsum nicht verengert. Bei einem Exemplar sind 39 Wirbel: ohne die Schwanzwirbel erhalten, so dass über 50 Wirbel da gewesen sein müssen. Das Genus wurde von A. S. WoopwArp 1894 in die Verwandtschaft der Elopidae gestellt. Bei meinen Exemplaren findet sich keine Gularplatte, aber die anderen Charaktere sind die der Os- meriden. Zu den von WoopwArD für die Verwandtschaft mit den Zlopidae angeführten Gründen, nämlich: Zusammenstossen der Parietalia, zwei Supramaxillae auf gewölbter Maxilla, die Existenz einer Gularplatte, würde ich noch die Bezahnung von Mesopterygoid, Pterygoid und Palatinum und das Vorhandensein von Supraorbitalia fügen. Der Kopf ist an der Unterseite des Schädels durchaus clupeoid. Vorkommen. — In Amerika kommen drei Arten vor: O. favirostris CopE !, O, evolutus Copz ? und O. polymicrodus STEWARD?. England besitzt zwei Species: O. lewesensis Acassız? und O. crassus Dıxon*. Aus Böhmen stammt eine Species®. Dies ist die bei verschiedenen Gattungen be- kannte Verbreitung in den Tiefseegewässern. Osmeroides polymicrodus StEwARD 1898. (Taf. XXVI, Fig. 1—4.) Agnomius polymicrodus S’rEWARD, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 195. N 5 5 1899, 1. c. vol. 8. Diese Art ist durch einen nahezu vollständigen Kopf und Bruchstücke von drei anderen Indi- viduen vertreten. Der Kopf ist lang (225 mm), schmal und hoch (165 mm). Die Kieferträger sind 1 Siehe oben, 1877. .? Vgl. unten. ° Vgl. A. S. WoopwArp 1894. * Geol. of Sussex, S. 376. 5 Fritsch, A., Rept. u. Fische a. Böhm. Kreidef. S. 32, — 37 — etwas nach vorn geneigt. Die Species-Merkmale sind am besten an den Kiefern und am Parasphenoid aus- geprägt. Die dreieckige Praemaxilla ist 65 mm lang und hinten 32 mm hoch. Vorn ist die Aussen- seite mit Papillen bedeckt, von welchen bis zum Hinterrande radiale Streifen laufen. Die gewölbte Zahn- randplatte sitzt auf dem niederen Rand und trägt ungefähr 10 unregelmässige Reihen von Zähnen „en brosse“. Die winzigen bürstenartigen Zähne haben einwärts gekrümmte Spitzen " (1—1'), mm lang). Die lange schlanke Maxilla ist unten concay °. Der vordere Theil ist ein breiter nach aufwärts gerichteter Fortsatz, etwa 25 mm lang, und passt sich hinten der Praemaxilla an. An der oberen Grenze ist der gerundete Palatinumfortsatz ungefähr 5 mm breit. Der untere Rand ist ziemlich dick, wird nach hinten aber dünner (die ganze Länge einschliesslich des Praemaxillafortsatzes beträgt 116 mm) und ist mit denselben winzigen Zähnen bedeckt. Der Unterkiefer ist sehr dünn, an der Symphyse flach am Hinterrand dagegen hoch. Die Symphyse trägt eine tiefe horizontale Kerbe. Die gewölbte Zahn- randplatte liest horizontal und trägt etwa 12 unregelmässige Zahnreihen, die ihre ganze Fläche be- decken. Für den Mecxer'schen Knorpel ist keine eigene Aushöhlung vorhanden. Die ganze Länge des Unterkiefers beträgt 153 mm, die des Zahnrandes 121, die Symphysen-Höhe ist 14, die Coronoid- Höhe 51 mm. Das kurze Articulare ist wenig vom Dentale bedeckt und hoch. Der Oberrand neigt sich vom Zahnrand gerade nach unten. Das Gelenk ist sehr flach und gar nicht verbreitert. Die Abdachung vom Zahnrand bis zu dem hinteren Ende des Gelenkes beträgt 55 mm. Das Parasphe- noid ist an der unteren Seite mit feinen Grübchen in fiederartiger Anordnung verziert; es setzt gerade vor den Prootica ein und endigt etwa 55 mm vor denselben. Osmeroides evolutus Core ? 1877. (Taf. XXVI, Fig. 5, 6.) Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., S. 195. Beryz (?) multidentatus StewArn 1898, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 195. Agnomius evolutus STEwARD 1899, ]. c. vol. 8. Von dieser Art liegen mir zwei Praemaxillae, ein vollständiger Unterkiefer (soweit der Zahnrand in Betracht kommt) und ein Stück der Symphysenregion vor. Ich habe diese Reste der Species evo- lutus zugezählt, obwohl ich hierin nicht ganz sicher bin; denn der Unterkiefer ist so zusammengefaltet, dass die wichtigen Proportionen sehr schwer zu schätzen sind. Die Praemaxilla gleicht jener der vorhergehenden Art, ist aber ein wenig höher. Ihre Länge beträgt 79 mm, die Höhe 32; sie trägt 15 Zahnreihen, wenn man quer auf dem breiten Theil des Zahnrandes zählt. Der Unterkiefer ist, soweit er erhalten, durch Verdrückung der Länge nach gegen innen umgebogen, der Unterrand ver- loren gegangen. Er misst 225 mm in der Länge und hat einen in der Mitte 22 mm breiten und 147 mm langen Zahnrand. Ungefähr 28 Zahnreihen finden sich am breitesten Theil desselben, alle Zähne sind sehr klein und haben meistens schwarze Spitzen. Der Zahnrand verengst sich nach hinten. Die Artieularpfanne ist oval, etwas ausgehöhlt und der sie umgebende Theil des Articulare stark ver- dickt. Die 16 mm tiefe Symphyse zeigt die gewöhnliche horizontale Rinne. 2 Anf beträchtlichen Theilen des Zahnrandes sind die Spitzen der Zähne schwarz, während die Basis hellbraun ist. Das kommt, wie ich glaube, nur vom Zersetzungsprozess her. Cork legte allerdings bei Stratodus einiges Gewicht darauf und A. S. Woopwarn erwähnt dasselbe bei der Beschreibung eines englischen Stratodus. 2 Die englischen Osmeroiden haben unten einen convexen Zahnrand. Palaeontographica. Bd. XLVI. 33 9 Salmonidae. Pachyrhizodus Dixon 1350. Geol. of Sussex, S. 374. Hypsodon Asassız 1834—45, zum Theil, Pois. Foss. vol. V, pt. 1. Taf. 25a, Fig. 1. 2. 4, 25 b Fig. 4—7. Acrodontosaurus Masan 1869, Quart. Journ. Geol. Soc. London, vol. 25, S. 442. Pachyrhizodus Core 1872, Proc. Amer. Philos. Soc., Philad., vol. 12, S. 344. A) Copz 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 220. e A. S. WoopwArp 1888, Proc. Geol. Assoc., London, vol. X, S. 313. Acassız bildete zuerst verschiedene diesem Genus zugehörige Reste ab, welche er aber seiner unglücklichen Gattung Hypsodon zuzählte. WoopwArn erkannte das zuerst und schlug gleichzeitig vor, da die fraglichen Reste die letzten waren, die noch als Hypsodon bezeichnet wurden (Portheus und Jchthyodectes waren schon früher abgetrennt worden), den Namen überhaupt fallen zu lassen, da Hypsodon in Acassız’s Fassung ganz heterogene Formen enthielt. Ein als Acrodontosaurus bezeich- netes Kieferfragment hielt Masox für ein Reptil; es gehört aber zu Pachyrhizodus. Diesen Namen wen- dete zuerst Dixon für einige Knochenfragmente an, nannte dabei aber Acassız als Autor; letzterer hat, indessen nie etwas hierauf Bezügliches veröffentlicht. Alle bisherigen Studien über die hier zu betrachtenden Formen beruhten auf ganz fragmentarischem Material, was naturgemäss zu den ver- schiedensten Auffassungen über die Verwandtschaftsverhältnisse dieser Formen führte. Cork stellte Pachyrhizodus zu seinen Stratodontidae, einer Familie, welche aus den heterogensten Elementen zu- sammengesetzt ist, die jetzt alle in verschiedene Familien eingereiht sind, mit Ausnahme von Stratodus selbst, welche Gattung nur nach einigen Kieferfragmenten bekannt ist. A. S. Woopwarn ! vermuthet verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Pachyrhizodus und den Salmonidae. Diese Annahme dürfte wohl richtig sein, und hier soll die Homologie der verschiedenen Knochen nachgewiesen werden. Cranium. — Die Knochen der Crania werden gewöhnlich isolirt gefunden, was wahrschein- lich auf schnellen Zerfall der Schädel durch Maceration zurückzuführen ist. Eine Prüfung der Naht- flächen führt zu der Vermuthung, dass hier eine Knorpelschicht zwischen den Knochen lag wie bei Salmo, welche den totalen Zerfall wie bei den recenten Salmonidae sehr beschleunigte. Die sehr grossen Frontalia reichen so weit zurück, dass sie die Parietalia fast ganz bedecken, die durch ein niedriges Supraoceipitale getrennt sind. Zwischen den grossen Epiotica und dem Pteroticum ist eine tiefe Mulde. Die Pterotica bilden einen scharfen Winkel hinten am Kopf und hängen an der Seite beträchtlich über. Das Opisthoticum ist klein, das Prooticum gross mit mehreren Foramima für Nerven und Blutgefässe. Die Alisphenoidea sind klein. Das schwache Parasphenoid sendet nach jeder Seite einen Flügel zu dem Prooticum, das durch ein Foramen für die Carotis durchbohrt ist. Der hohe Augenmuskelkanal ist unten durch das muldenförmige Parasphenoid begrenzt. Das Cra- nium von Salmo ist soweit sehr ähnlich, aber gerade vor den Parasphenoid-Flügeln ist bei Pachy- rhizodus auf der unteren Fläche ein paariges erhöhtes, dreieckiges Feld, augenscheinlich eine Reibfläche (Taf. XXVI, Fig. 10) zu beobachten. Kiefer. — Die Praemaxilla° ist der variabelste Knochen am Schädel, obwohl sie in den * Palaeontology of Vertebrates, 1898, S. 118. ? Ein sehr vollkommener Schädel im britischen Museum, dessen Kiefer in jeder Beziehung wie die von ?. fero@ Stew. beschaften sind, zeigt, dass diese Formen einen flachen niedrigen, dreieckigen Kopf hatten, der in dem Mediantheil nahe dem Hinterrande eine dreieckige Depression im Schädeldach zeigt, gerade wie bei P. dasalis. Die Wangen sind mit drei grossen Infraorbitalia bedeckt. — 259 — Hauptzügen constant bleibt. Bei P. caninus CopE und P. basalis Dixox ist sie ein starker dorso- ventral zusammengedrückter Knochen, bei allen anderen Formen eine schwache verticale Platte. In allen Fällen jedoch bildet die verdickte innere, vordere Fläche eine Plattform, auf der bei P. caninus und P. basalis zwei grosse Zähne, bei allen anderen Arten nur ein Zahn sitzt. Längs des äussern Randes befindet sich eine Reihe von 12—15 Zähnen. Die verschiedene Gestaltung der Praemaxilla ruft indessen keinen grossen Unterschied in der Schädelform hervor, wie aus vorstehender Note hervorgeht; in beiden Fällen haben wir niedrige, oben abgeflachte Schädel. P. caninus und P. basalis sind wahr- scheinlich noch etwas niedriger und breiter als die übrigen Arten. Unsere Renntniss dieser Formen scheint mir indessen nicht genügend, um dieselben generisch von den andern Pachyrhizodus-Arten zu trennen, und da diese zwei sehr nahe verwandten Arten sehr viel Uebereinstimmendes mit den übrigen P.-Arten besitzen, so betrachte ich alle diese Formen als zu einer Gattung gehörig. Die Praemaxilla von Salmo ist wie bei Pachyrhizodus eine verticale Platte, aber ohne inneren Zahn. Die gekrümmte, im Quer- schnitt dreieckige Maxilla' ist am Zahnrand am schmälsten. Sie trägt eine einzige Reihe von 24—50 Alveolen, von denen ungefähr die Hälfte mit Zähnen besetzt ist. Sie sendet einen starken Dornfortsatz nach vorn, der von hinten her in die Praemaxilla eingreift und bis zur Einschnürung der letzteren reicht. Der Öberrand trägt eine ovale rauhe Fläche, an welcher die Maxilla gegen das Ethmoideum laterale stösst. Das gar nicht tiefe Dentale hat dieselbe Form wie bei Salmo. Die Symphyse ist zu einem Knopf angeschwollen, der an seinem vorderen Ende horizontal ausgeschnitten ist. Der Zahn- rand krümmt sich vorn in charakteristischer Weise nach unten. In einer einzigen Reihe standen 25 bis 45 Zähne. Es scheint ein gesondertes Angulare existirt zu haben, das durch eine Nahtfläche, von der es wegmacerirt ist, angedeutet wird. Das nicht sehr lange Articulare hat ein breites, ein- wärts gekrümmtes, sattelartiges Gelenk, was sowohl seitliche als verticale Bewegung der Kiefer erlaubte. Alle Kiefer haben dünne erhöhte Aussenränder, gegen welche die Zähne in ächtem Pleurodonten-Typus cementirt sind. Zähne. — Diese sind conisch, kräftig, glatt und mehr oder weniger einwärts gebogen. Die Structur ist die eines normalen Fischzahnes, eine Schicht Schmelz über einer dicken Lage Dentin mit einer grossen centralen Pulpahöhle . Der Zahn sitzt auf einer grossen Basis reinen Cements, voll von Knochenzellen, welche allmählig gegen oben verschwinden; die Knochenzellen sind zuerst spindel- förmig und verschwinden dann, ohne dass die Grenze zwischen Cement und Dentin klar ist. Was den Ersatz betrifft, so finden wir innen nahe der Basis häufig eine Aushöhlung von variirender Grösse, Aus der Analogie mit anderen Fischen geht hervor, dass der junge Zahn innen neben dem alten ent- steht, die Basis so weit aushöhlt, bis die Spitze abbricht, worauf die ganze Cementbasis absorbirt wird und die Alveole als leere Tasche mit einem Loche unten zurücklässt, durch welches Loch das nutri- tive Gewebe in die Pulpahöhle eintrat. Wenn der junge Zahn ausgewachsen ist, wird er an die Alveole cementirt; niemals ist ein halb ausgewachsener Zahn schon befestigt. Der regelmässige Wechsel im Zahnersatz ist hier sehr streng durchgeführt, indem jede zweite Alveole entweder leer ist oder einen theilweise zerstörten alten Zahn besitzt. Die vorausgehende Beschreibung würde genau auch für Salmo-Zähne passen, die pleurodonte Befestigung ist keineswegs weit unter den Fischen verbreitet. Ausser diesen grossen Zähnen sitzen am Pterygoid und Mesopterygoid Flächen von dünnen, conischen i Core’s Maxilla ist ein Palatinum. ?2 Röse muss einen Zahn von einem anderen Genus gehabt haben, als er Vasodentin fand. Anat. Anzeiger Bd. 14, 1897, S. 34. — 260 — Zähnen; ferner auch an den Branchialia, und da ich grosse Fetzen mit dichtstehenden Zähnchen lose im Gestein finde, war wohl auch die Zunge wie bei Salmo mit Zähnchen bewehrt. Kieferträger. — Das Hyomandibulare' ist gross und dünn wie eine Zimmeraxt geformt mit einem sehr kurzen, hinten hoch gelegenen Opercularfortsatz. Nach dem Einschnitt hinten am Quadratum zu urteilen, war das Symplecticum gross. Das dreieckige Quadratum hat einen grossen Kopf mit einer Genlenkfläche, die dem Articulare entsprechend, wie ein umgekehrter Sattel geformt ist. Das dünne Metapterygoid liegt unter der oberen Verbreiterung und auf dem hinteren Theil des Hyomandibulare und begrenzt mit diesem Knochen ein breites, ovales Foramen. Das Mesoptery- goid ist innen mit winzigen, bürstenartigen Zähnen bedeckt; das Pterygoid ist ein mit feinen Zähnen bedeckter, gekrümmter, flacher Stab. Die Form der obigen Knochen entspricht derjenigen der Salmonidae, aber unter diesen hat nur Osmerus am Mesopterygoid Zähne und zwar nur eine Reihe. Das Palatinum? ist ein langer, leicht gekrümmter Knochen von keilförmigem Querschnitt mit dem brei- teren Ende nach oben. An seinem Unterrand trägt es eine einzige Reihe von etwa 35 Alveolen mit ebensolchen Zähnen, wie auf den Kiefern. Nahe der Vorderseite liegt oben eine grosse ovale Narbe, die Articulationsstelle des Palatinum gegen das Ethmoid laterale. Innen bildet es ein Schuppengelenk gegen das Pterygoid. Dieses gleicht ebenfalls dem Pterygoid von Salmo. Das Operculum ist gross und dünn, bei P. leptognathus ist es mit dem Interoperculum er- halten. Ein Infraorbitalring von dünnen Knochen bedeckte die ganzen Wangen. Die Sclerotica war in zwei getrennten Stücken verknöchert. Der Hyoidapparat zeigte den normalen Typus mit einer longitudinalen Kerbe innen am Ceratohyale®. Die Branchialia sind die gewöhnlichen canellirten Knochen mit einer Lage feiner Zähne. Jeder winzige Zahn ruht auf einem Knochenring auf kleiner Basis und diese Basen sind zu breiten Platten verschmolzen; die Verwachsung aber ist nicht so fest, dass nicht die einzelnen Stücke erkennbar wären. Sie gleichen Herrwıg's* typischen Primärzähnchen. Neben diesen Zähnchen, die auch auf der Zunge vorhanden waren, stehen auf den Branchialia „Gill- rakers“. Diese (Fig. 11, Taf. XXVI) sind abgeflachte, dornartige Knochen mit einem Basalgelenk wie eine Ulna. Die Länge variirt. Der obere Theil wird immer von einer in der Längsrichtung zusammen- gefalteten Lamelle gebildet. Vorn auf den Rändern der Lamelle stehen rechts und links neben der von der Lamelle gebildeten Rinne gewöhnlich 2—3 Reihen winziger Zähne. In die Base (vel. Fig. 11) der „Gill-rakers“ tritt ein Haversicher Kanal ein, der gegen oben ausserordentlich häufig anastomosirt. Die Branehiostegi haben verschiedene Grösse und die Form von ungleich grossen Sensenklingen. Die beiden lezten Details sind ganz salmonoid. | Die scheibenförigen Wirbel sind etwas breiter als hoch und ihr Centrum liegt gerade über der.Mitte. Sie sind durchweg kurz, da ihre Länge nur wenig mehr als die Hälfte der Höhe beträgt. Zwischen der Vorder- und Hinterfläche sind die Wirbel vollständig ausgefüllt. Die Wirbel sind zahl- reich; bei einem Individuum habe ich deren 40 gezählt und da noch einige Schwanzwirbel fehlen, so mag die Gesammtzahl nicht weniger als 50 gewesen sein. In der Thorax- und Bauchregion sind die Neur- und Haemapophysen nicht mit den Wirbelkörpern verschmolzen; aber bei mindestens den letzten 8 Wirbeln sind sie vollständig mit den Wirbelcentren verschmolzen. Die letzten drei Wirbel biegen * Corr’s „supposed Hyomandibulare“ ist wahrscheinlich das Epihyale. Taf. 51, Fig. 4. ? Cope’s Maxilla. ° Cope's „supposed interoperculum“, Taf. 5l, Fig 5. * Morphologisches Jahrbuch, Bd. 2, 5 und 7. — al — sich leicht nach oben. Der letzte fehlt, der vorletzte und einige vorausgehende zeigen die Träger der Schwanztlosse (Fig 9, Taf. XXVI). Das vorletzte Hypurale ist eine breite, dreieckige Platte. Die 6 bis 7 vorausgehenden sind kräftige Stäbe, deren grosser Durchmesser in der Querrichtung liegt. All diese Hypuralia sind mit ihren Centren verschmolzen. Die Gestalt und Zahl der Wirbel, die innere Heterocerkie des Schwanzes sind Salmonidenmerkmale, die Hypuralia der letzteren Gattung sind freilich nieht in derselben Ausdehnung mit den Centren verschmolzen. Das Cleithron ist eine breite, dünne Platte, oben convex wie bei Salmo. Scapula und Coracoid fehlen, das „Spangelstück“ ist eine dünne, breite Platte, deren äusserer Rand eine lange und deren innerer eine sehr kurze Curve beschreibt. Vier erhaltene Baseosten gehören zu einer Flosse. Der erste ist ein kurzer, kräftiger, cylindrischer Stab, die anderen sind schlank und abgeflacht. Von einer Brustflosse sind 18 Strahlen erhalten, deren erster direkt an der Scapula mit einem ulnaähnlichen Ge- lenk artikulirt. Dieser Strahl ist ungespalten und sehr kräftig, gegen das äussere Ende in sehr kurze Segmente gegliedert; die andern Strahlen sind dichotom verzweigt und unregelmässig in grössere Seg- mente gegliedert. Jeder Strahl entsteht durch Verwachsung eines inneren und äusseren Dermalstrahles, die nur an der Basis getrennt sind. Die kurze Bauchflosse liegt weit gegen den Schwanz hin zurück. In dieser Gegend ist der Körper plump, von fast rundem Querschnitt. Der erhaltene Theil der Schwanz- flosse zeigt hinlänglich, dass sie aussen homocerk mit segmentirten Strahlen war. Schuppen. — Die Schuppen sind für die Grösse des Fisches sehr klein. Sie sind oval, zum grösseren Theile verdeckt, ihr Centrum liegt vor der Mitte. Ein Segment von etwa 100° (mittlere Vorderregion) trägt bei einigen Species einige unterbrochene, radiale Linien; bei P. latimentum Copz ist jedoch ein gekörnelter Fleck die einzige Verzierung. Der Rest der Schuppe ist vollkommen glatt. Eine der englischen Species! und P. lepfognathus Stzw. zeigen die radialen Linien. Alle Schuppen sind sehr diek, besonders in der Mitte, und zeigen in Dünnschliffen eine Masse von Knochenzellen hauptsächlich im centralen Theil. Die vorausgehende Beschreibung zeigt, dass Pachyrhizodus den Salmonidae in allen wichtigen und in einer auffallend grossen Menge geringerer Merkmale gleicht. Die Trennung der Parietalia, Mundgrenze, Palatinzähne, die pleurodonte Bezahnung und die Struktur der Zähne, Form der Wirbel, der hemiheterocerke Schwanz, die Struktur der Schuppen, nicht zu sprechen von der Ausbildung der „Gill-rakers“, Branchiostegi. des Hyomandibulare, alles das weist auf Verwandschaft mit den Salmonidae. Pachyrhizodus unterscheidet sich nur durch seine Zähne am Mesopterogoid und Pterygoid und durch seinen inneren Zahn an der Praemaxilla. Eine nahe verwandte Form ist Zhrissopater Günther. Thrisso- pater unterscheidet sich indessen dadurch sehr von unserer Gattung, dass die Wirbel auf den Seiten tief eingekerbt, die Kiefer niedrig sind und der Kopf recht lang ist. Cops vermuthet, dass Cono- saurus Gıpes® mit Pachyrhizodus übereinstimmt, aber Gısgs beschreibt die Zähne als massiv und in diesem Punkt ist ein Zweifel ausgeschlossen, da ihn Leıpy° bestätigt. Es ist also sicher, dass Cono- saurus kein Pachyrhizodus ist, dagegen fällt Conosaurus wahrscheinlich mit Cimolichthys zusammen. Conosaurus wurde auf lose Zähne begründet, es bedarf daher weiterer Funde oder mikroskopischer Untersuchungen zur Feststellung der Verwandtschaftsverhältnisse. ı A, S. Woopwarp, Proc. Geol. Assoc., London, vol. X, S. 313, T. 1, Fig. 8. ? Smithsonian Contrib. 1851, vol 11; S. 9. 3 Proc, Acad. Nat. Sci., Philad., 1868, S. 202. — 262 — Vorkommen. — Aus Amerika sind 4 Species aus Kansas unterschieden worden, die unten behandelt werden. England lieferte 4: P. basalis' Mason, P. Gardeneri' Mason, P. gracilis Owen, P. magnus A. S. W. In Sachsen kommt mindestens eine°, unter dem Namen Hypsodon lewesensis Ac. beschriebene Art vor. Die geographische Vertheilung würde auf Tiefsee-Salmoniden schliessen lassen. Pachyrhizodus ceaninus Copz 1872. (Taf. XXVII, Fig. 10—12). Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12,.S. 344. Pachyrhizodus caninus Cor 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 221, Taf. 50, Fig. 1—4. Von dieser Species sind alle Kiefer, Palatinum, Theile des Visceralskelets und Wirbel erhalten. Es ist der grösste und am stärksten gebaute Pachyrhizodus. Die Praemaxilla® ist oval, dorsoventral comprimirt, mit einer tiefen Einschnürung nahe der Mitte der Innenseite. Ihre Länge beträgt 75 mm, die grösste Breite 32 mm. Die Oberseite ist convex und glatt, ausser an zwei grossen, ovalen, rauhen Stellen an der Innenseite, einer vor, der anderen hinter der Einschnürung. Diese dienen vermuthlich zur Befestigung der Muskeln oder der Ligamente, die die 2 Praemaxillae zusammen- halten. Die Unterseite hat um den äusseren Rand herum 10 Alveolen und auf einer Plattform, die den Platz vor der Einschnürung einnimmt, sitzen zwei grosse Zähne innerhalb der regelmässigen Reihe. Der Maxillafortsatz reicht bis zur mittleren Einschnürung der Praemaxilla. Die Maxilla* ist ein starker, gekrümmter Knochen, dessen Unterrand schmal, dessen Oberrand sehr dick ist. Die vorderen 35 mm liegen seitlich innerhalb der Praemaxilla und bilden ein Schuppengelenk. 132 mm Zahnrand sind erhalten und tragen 24 Alveolen; 12 davon enthalten Zähne. An der Oberseite der Maxilla liegt eine ovale Narbe, wo sie am Ethmoideum laterale ruhte. Das Dentale ist dick und ziemlich kurz. Die Sym- physe schwillt zu dem gewöhnlichen Knopf an, der durch den horizontalen Einschnitt getheilt wird; Höhe 20 mm. Der Unterkiefer erweitert sich zu 56 mm am Coronoid. Der Zahnrand ist vorn ein- wärts und nach unten gekrümmt; diese Krümmung nach unten ist hier aber viel geringer als bei irgend einer der anderen Pachyrhizodus-Arten. Der 196 mm lange Zahnrand hat 36 Alveolen. Die kurzen, kräftigen Zähne stehen so dicht bei einander, dass sie in der Richtung von vorn nach hinten ziemlich stark zusammengedrückt sind. Charakteristisch für die Species ist, dass die vorderen 2 Zähne im rechten Winkel mit der langen Reihe auf der inneren Seite der verdickten Symphyse stehen. Gerade hinter der dicken Symphyse ist der untere Theil des Kiefers stark ausgehöhlt und während der Zahn- rand dick ist, ist der untere Theil sehr dünn. Das Palatinum ist ein langer, schlanker, seitlich ab- geflachter Stab, der eine einzige Reihe von 27 Alveolen trägt, die mit Zähnen wie die Maxilla versehen sind. Das hintere Ende ist zahnlos und dort ist die Innenseite längs gefurcht, wo es gegen das Ptery- goid lag. Das Palatinum ist leicht gekrümmt und oben verdickt, so dass der Querschnitt schmal keil- förmig wird. Nahe der vorderen Seite liegt oben eine Narbe, wo es an dem Ethmoideum laterale ruhte. Höhe am Gelenk 22 mm, Länge 162 mm. Das Pterygoid und Mesopterygoid sind mit feinen, spitzigen oder körneligen Zähnchen bedeckt. Ein Wirbel hat eine Länge von 14 mm, bei einer Höhe 1 Proc. Geol. Assoc., London, vol. X, S. 313. ® Palaeontographica, Bd. 20, 2, Taf. 43, Fig. 1. ® Cops scheint in seiner Beschreibung vorn und hinten zu verwechseln und die rauhen Stellen für das Ethmoid- Gelenk zu halten, was mir unmöglich scheint. * Copr’s Maxilla ist das Palatinum. ea, von 28 und einer Breite von 31 mm. Die nächst verwandte Species ist P, basalis Dıxon, die eine ähnliche Praemaxilla mit zwei inneren Zähnen hat, aber leichter gebaut ist. Alle andern Spezies haben nur einen inneren Zahn und eine verticale Platte als Praemaxilla. Pachyrhizodus latimentum Üopr 1872. (Taf. XXVI, Fig 7. u. S). Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12, S. 346. Pachyrhizodus Kingü Cope 1872, ]. c. S. 346. = latimentum Core 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 223, Taf. 51, Fig. 1—7. = Kingiüi Core 1875, 1. c. S. 223, Taf. 46, Fig. 11. Pachyrhizodus latimentum und P. Kingii möchte ich zu einer Art vereinigen, welche ich als P. latimentum bezeichne, da dieser Name ursprünglich einer grösseren Anzahl von typischen Stücken gegeben wurde. Der Name P. Kingii wurde für eine Maxilla oder vielmehr nur für ein Fragment einer solchen mit 12 Zähnen geschaffen. P. latimentum dagegen ist auf zwei nahezu vollständige Unterkiefer begründet. 1575 wurden einige neue Stücke von P, latimentum bekannt, aber keine Maxilla. P. Kingii erfuhr keine Bereicherung durch neue Funde. Es scheint, dass die als P. King bezeichnete Maxilla zu den P. latimentum genannten Unterkiefern gehört, wie aus der Beschreibung hervorgeht. Die schmale, verticale Praemaxilla geht hinten in einen Flügel über, welcher sich auf die Maxilla lest. Vorn ist die Innenseite verdickt und bildet die Basis für einen inneren Zahn, während eine einzige Reihe von 13 Alveolen den Aussenrand einnimmt. Charakteristisch für die Art ist der Oberrand der Praemaxilla. der da, wo die dünne Platte breiter wird, leicht eingekerbt ist. Die leicht wellenförmig gebogene Maxilla ist ziemlich schlank mit dreieckigem Querschnitt. Die vorderen 15 mm legen sich von hinten her gegen die Praemaxilla und tragen natürlich keine Zähne. Nahe dem Vorderende der ziemlich breiten Oberseite ist eine Narbe, deren Innenseite etwas einge- buchtet ist, und dadurch eine fast halbmondartige Form erhält. Das ist das Gelenk gegen das Eth- moideum laterale, unter dem direkt an der Innenseite eine längliche Grube liegt, die gegen oben durch einen Wulst begrenzt wird. Der Wulst verschwindet bald gegen hinten zu. Die ganze Länge der Maxilla beträgt 162 mm, die des Zahnrandes 123, die Höhe am Gelenk ist 21 mm. 46 Zahnalveolen stehen in einer Reihe. Von P, Kingii sagt Core: „Established on a portion of maxillary bone with articulatory surface, bases of 12 teeth!. It is a species of nearly the same size as last but the bone eontraets more rapidly than in that one and presents a strong interior longitudinal ridge.* Die Höhe am Gelenk beträgt 22 mm, am 10. Zahn 15,5 mm. (Es ist nicht nothwendig, den Vergleich auf die angebliche Maxilla von P. caninus auszudehnen; diese ist jezt als Palatinum erkannt). Die vorhandene Maxilla hat das „suberescent“ Gelenk und ganz die gleichen Maasse. Auf 31 mm desselben Theiles der Maxilla wie auf der Abbildung Core’s stehen 12 Zähne. Deshalb halte ich meine Identifizirung der beiden Arten für gerechtfertigt. Das Dentale von P, latimentum ist dünn und ziemlich hoch. die Symphyse verdickt und horizontal ausgekerbt und der vordere Theij des Zahnrandes stark nach abwärts gebogen. Der Rand ist mässig dick und 142 mm lang mit 39 Alveolen: ausserhalb der Hauptreihe stehen keine Zähne. Die schlanken konischen Zähne zeigen keine Compression. Das dünne, breite, keilfürmige Articeulare erstreckt sich bis ungefähr in die Mitte des Unterkiefers. Aussen ist es weithin vom Dentale bedekt. Das sattelförmige Gelenk krümmt sich stark ! Seine Figur zeigt 12 Zähne auf 31 mm Zahnrand. — 264 — nach innen. Der Mecezr’sche Knorpel lag in einer breiten undeutlich begrenzten Mulde und endete ungefähr bei 4 der Länge vom Vorderende in einer scharfen, spitzigen Grube im Dentale. Der Unter- kiefer erhöht sich von 20 mm an der Symphyse zu 56 an dem Coronoid. Pterygoid, Mesopterygoid, Bran- chialia und Zunge sind mit winzigen, konischen Zähnchen bedeckt. Von dem vorderen Flossenapparat sind 4 Baseosten und 18 Flossenstrahlen erhalten. Der erste Strahl ist kräftig, nicht verzweigt, nahe dem äusseren Ende in 2—3 mm lange Segmente zerlest und articulirt direkt an der Scapula in einem ulna- ähnlichen Gelenk. Von dem zweiten Strahl sind 252 mm erhalten, der vierte misst 275 mm. Alle Strahlen ausser dem ersten sind dichotom verzweigt und in 5—6 mm lange Segmente zerlegt. Die scheibenförmigen Wirbel messen im Durchschnitt: Länge 13 mm, Höhe 18 mm, Breite! 17 mm. Die Schuppen sind oval, ihre Längsachse liegt parallel zur Längsachse des Fisches. Das Wachsthumcentrum liegt hinter dem mathematischen Mittelpunkt, die Stelle gerade davor ist granulirt. Sonst ist die Schuppe glatt, sowohl innen als aussen, die concentrischen Anwachslinien ausgenommen. Die Schuppen sind durchschnittlich 17 mm lang und 12 breit. . : Pachyrhizodus Sheari Core 1372. Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12, S. 347. Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 255. Diese Species wurde aufgestellt für ein Knochenfragment von 41 mm Länge und 7 mm Höhe mit 22 Alveolen ohne Zähne und zwar soll dasselbe eine Maxilla sein. Würde nur eine kleine Pachy- rhigodus-Art existiren, so könnte dieser Knochen mit anderen bekannten Theilen in Beziehung gebracht werden, aber nach dem jetzt bekannten Pachyrhizodus-Material kann er sowohl ein Maxilla- als auch ein Palatinum-Fragment von irgend einer der 3 Species: P. leptognathus STEw., P. ferox STEw., oder P, recurvatus nov. Sp. sein. Pachyrhizodus lepitopsis CopE. 1574. Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., No. 2, S. 42. Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 225, Taf, 51, Fig. 8. Nur ein fragmentärer Unterkiefer ist bekannt, dessen Hauptmerkmal das Fehlen der sehr charakteristischen Verdickung an der Symphyse ist. Pachyrhizodus leptognathus Srew. 1898. (Taf. XXVI, Fig.. 10—16). Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 195. Diese Art wurde auf einen vollständigen Unterkiefer mit seinen Trägern begründet. Die sehr charakteristische, kleine Praemaxilla ist ein verticaler, flacher Knochen mit einem breiten an die Form eines Pecten erinnernden Flügel an seinem Oberrande. Der vorn verdickte Unterrand bildet eine Plattform für einen inneren Zahn, hinter dem eine tiefe Rinne liegt. Der Aussenrand trägt 13 Alveolen und ist 23 mm lang. Die Höhe bis zur Spitze des Flügels ist 14 mm. Von der Maxilla sind nur die hinteren 55 mm mit 35 Alveolen erhalten, von denen 18 funktionirende Zähne haben, die mit den leeren Alveolen abwechseln. Dieser im Querschnitt ovale Knochen ist 10 mm hoch, die Zahnreihe reicht fast bis zum Hinterende. Der Unterkiefer ist der längste der uns bekannten, sein 1 Cope’s Wirbel, Fig. 5, gehört einer Ichthyodectes-Art an. U LU UT UT U LLUUUTTTTÖÖGTÖUU U UN El nn nu LU ie Mei ee Zalnrand ist concav, vorn nicht, wie gewöhnlich, nach unten gebogen. Die Symphyse ist mässig ver- diekt, vorn horizontal ausgekerbt und 9 mm hoch. Von hier an wird der Unterkiefer höher bis zu 22 mm am Coronoid. Der Zahnrand hat auf 90 mm Länge 2S Alveolen. Das Articulare ist lang und dolehförmig, die Gelenkpfanne biest sich nach innen, bis die innere Fläche ungefähr vertical steht. Das Angulare ist klein. Der Unterkiefer als Ganzes ist 1283 mm lang und sehr schlank. Das Hyo- mandibulare ist zimmeraxtförmig, 72 mm hoch, 33 breit, mit kurzem, hoch nach oben gerichtetem Opereularfortsatz. Pterygoid und Mesopterygoid haben an der Innenseite bürstenartige Zähne. Das Parasphenoid ist unter den ÖOrbiten schlanker, von dreieckigem Querschnitt; unter dem Augen- muskelkanal wird es oben tief und eng muldenförmig ausgehöhlt. Es entsendet zu dem Prooticum einen Flügel, durch den das Carotis-Foramen hindurchgeht. Unterhalb und gerade vor den Flügeln liest auf jeder Seite eine abgerundete erhöhte Fläche, augenscheinlich eine Reibfläche. Die zwei erhöhten Flächen stossen in der Medianlinie zusammen. Die „Gill-rakers“ und Branchiostegi, die in der Gattungsbeschreibung erörtert wurden, gehören dieser Art an. Von dem Vorderflossen-Apparat sind ein Baseost und 14 Dermalstrahlen erhalten. Es sind das die normalen, segmentirten und ge- gabelten Strahlen, deren grösster 115 mm lang ist. Die scheibenförmigen Wirbel sind durchschnittlich 4°’; mm lang, 11 hoch und 12 mm breit. Die Schuppen sind dick und oval, mit dem Wachsthums- centrum vor der Mitte. Das vordere mittlere Segment der Schuppe von ungefähr 100° hat auf seiner Oberseite unterbrochene radiale Linien. Sonst sind die Schuppen sowohl innen als aussen glatt. Eine mittelgrosse Schuppe misst 9 mm in der Länge und S'/» in der Breite. Diese Schuppen gleichen denen, die Woopwarn (vgl. die Gattungsbeschreibung) von einer englischen Species beschrieben hat. Die Praemaxilla ist genau übereinstimmend mit der von P. magnus A. S. WoopwAr», der Unterkiefer ist aber beträchtlich länger. Pachyrhizodus ferox Stew. 1898. Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 193. Von dieser Art ist nur der Unterkiefer bekannt. Derselbe ist dem der vorausgehenden Art ähnlich, aber verhältnissmässig höher und kürzer, während die Zahl der Zähne auf dem thatsächlich kürzeren Kiefer eine grössere ist. Die 9 mm hohe Symphyse ist verdickt und horizontal eingekerbt. Der fast gerade, 71 mm lange Zahnrand trägt 45 sehr eng bei einander stehende Alveolen und Zähne. Das lange dreieckige Articulare ist nicht so schlank wie bei der vorausgehenden Species. Die stark einwärts gebogene Gelenkpfanne ist von einem erhöhten Rand umgeben, dessen Vorderseite in sehr charakteristischer Weise ausgezackt ist. Der Unterkiefer wächst zu einer Höhe von 12 mm am Coro- noid an und hat im Ganzen eine Länge von 112 mm. Pachyrhizodus curvatus nov. sp. (Taf. XXV, Fig. 6—8.) Es ist dies die dritte Species aus der Gruppe des P. leptognathus. Von ihr liegen vor: eine Maxilla, zwei nahezu vollständig erhaltene Unterkiefer, Mesopterygoid, Pterygoid und andere Frag- mente. Der Unterkiefer ist am äusseren Ende sehr stark nach unten gekrümmt. Die angeschwol- lene Symphyse ist horizontal eingekerbt und 9 mm hoch. Auf dem in der Länge von 50 mm erhal- tenen Zahnrande stehen 33 eng zusammengedrängte Alveolen. Der Kiefer, der ähnlich wie bei P. latimentum gegen hinten beträchtlich höher wird, stand nach der Symphyse zu urtheilen schräg unter Palaeontographica. Pd. XLVI, 34 dem Cranium. Die Maxilla, die der von P. caninus gleicht, ist unten schmal und oben sehr dick. Ein 9 mm langer Fortsatz legt sich von hinten her gegen die Praemaxilla. 41 sehr eng stehende Alveolen liegen auf 48 mm Zahnrand. Vorn auf der Oberseite liegt eine halbmondförmige Narbe, an welcher die Maxilla gegen das Ethmoid laterale stosst. Das ovale Mesopterygoid ist mit Cranalars zähnen bedeckt, die an Grösse gegen die untere Grenze hin abnehmen. Auch das Pterygoid hat innen Granularzähne. Ein oberes Pharyngeale ist mit feinen conischen Zähnen besetzt, die an Grösse nach der Innenseite hin zunehmen, so dass die letzten zwei Reihen zwei- oder dreimal so gross sind wie die anderen Zähne. P. curvatus erinnert etwas an einen kleinen P. caninus, aber die weit grössere Zähnezahl und die Krümmung des Unterkiefers erlauben es nicht, ihn als ein junges Exemplar dieser letzteren Art anzusehen. P. curvatus Fig. 10. Pachyrhizodus, Unterkiefer, auf gleiche Höhe projicirt. Natürliche Grösse. P. Caninus P. leptognathus P. latimentum Tabelle der genauen Maasse, welche als Basis der Diagramme benutzt wurden. Unstzeurkulentgent; N ———— | Den- | Höhe | Höhe | tal- |Total-| am ander |,. I ‚Zähne | rand, | länge | Coro- Sym- Länge ı noid | physe | P. latimentum . | 142 | 250 | 56 | 20 39 P curvatus. .. | 71 | 112. 242797725 | | P. leptognathus. | 90 | 128 | 22 | 92023 Biel) Bock P caninus .... | 175| 250 | 70 | 21 | 35 maxillae verglichen dadurch, dass | | | alle in gleicher Länge dar- Praemaxilla gestellt sind. a hu ee : = a von unten gesehen, | | | Breite D von der Seite. | bei | S : En G E Tänge| Höhe | Ein- | Zähne atürliche Grösse, | | ante rung P. latimentum . | AO Eh ls (1) P. leptognathus . il 5 | 2% 13 (A) I, GRWORS. o 6° 64 23 111 (2) Enchodidae. Cimolichthys Leidy 1857. Trans. Amer. Phil. Soc., vol. XI (1860), S. 9. Saurodon Asassız 1843, Poiss. Foss., vol. V, pt. II, S. 120, T. 25c. Fig. 30 u. 31. Empo Core 1872, Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12, S. 374. 1574, Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terri. No. II, S. 45. s » 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 228. Cimolichthys Newron 1878, Quart. Journ. Geol. Soc., vol. 34, S. 789. Saurodon Dames 1887, Sitzungsb. Ges. Naturf. Fr., Berlin, S. 72. Cimolichthys A. S. Woopwarp 1888, Proc. Geol. Assoc. London, vol. X, S. 316. Eu) n Die ersten dieser Gattung zugehörenden Reste wurden von Acassız beschrieben, der einen Theil eines Pterygoid mit Hays’ Saurodon in Beziehung brachte. Ley sah die Unmöglichkeit irgend einer engeren Verwandtschaft zwischen den beiden ein und schlug für die englische Species den Namen Cimolichthys vor. Dieser Name blieb seitdem für Empo-ähnliche Formen mit Widerhakenzähnen in Anwendung. Vollständigere Exemplare von Empo nepaeolica CorE zeigen indessen, dass die Wider- hakenzähne hinten am Pterygoid stehen und die einfachen Zähne vorn am Palatinum. Ein Stück des britischen Museums, P. 1810a, zeigt dasselbe für die typische Species von Cimolichthys, nämlich: Widerhakenzähne und das Empo-Palatinum, Die beiden Genera sind in Wirklichkeit eins und der Name Cimolichthys besitzt nicht nur die Priorität, sondern war für die englische Species auch immer in Gebrauch. Ascassız's Bezeichnung als Saurodon beruht auf einem Missverständniss von Hays’ Be- schreibung. Saurodon hat hohle comprimirte Zähne in Alveolen, Cimolichthys hat runde massive Zähne auf Cementbasen. Der schmale, seitlich zusammengedrückte Kopf hat ein ungewöhnlich grosses Maul. Die Hyomandibularia zeigen stark abwärts und geben dem Kopf das ungefähre Aussehen eines Schlangenkopfes. Cranium. — Das Dermo-Ethmoid ist eine breite, mediane Platte, mit der das Meso-Ethmoid verwachsen ist. Das Ethmoid laterale sendet seitlich einen starken Fortsatz nach unten, der das Palatinum nahe seiner hintern Grenze, gerade vor dem breiten Pterogoidflügel trifft. Die ziemlich schmalen aber sehr langen Frontalia reichen fast bis zum Hinterende des Kopfes und bedecken bei- nahe die Parietalia, die in der Mitte durch das Supraoccipitale getrennt sind. Die Frontalia sind mit radialen Wülsten verziert, die von den Verknöcherungscentren, nahe dem hinteren Ende ausstrahlen. Das kleine Supraoccipitale bildet keinen Kamm. Obwohl die Sphenotica fast durch die Frontalia bedeckt sind, bilden sie doch einen schmalen Postorbitalfortsatz und nehmen einen beträchtlichen Theil an der Seite des Craniums ein. Das lange, schmale Pteroticum läuft hinten in einen starken Fort- satz aus. Das Hyomandibulargelenk ist eine sehr kurze, vorn nach unten geneigte Mulde; es liegt vollständig auf dem Pteroticum, obwohl ein Wulst von ihm zum Prooticum läuft. Das breite Epioticum trifft das Frontale vorn und bildet hinten einen stumpfen Winkel, an den das Posttemporale angeheftet war. Die Prootica bilden sowohl die Basis als die Seitenwand der Gehirnhöhle. Zwischen den Prootica liegt ein grosses, dreieckiges Foramen, das aus der Gehirnhöhle in den Augenmuskelkanal führt. Der Augenmuskelkanal ist vorn hoch und endet im Basioccipitale. Dieses ist kräftig und bildet den hinteren Theil der Hirnschale. Die es umgebenden Exoccipitalia stossen in der Mittellinie vor ihm zusammen und bilden die Hirnschale zwischen dem Basioceipitale und den Prootica. Das Para- sphenoid hat zwischen den Orbitalia die Form eines dreieckigen Balkens, unter dem Augenmuskel- kanal die einer flachen, dünnen Platte. — , 20 — Kiefer. — Die obere Mundgrenze bildet eine lange, mit Zähnen besetzte Praemaxilla und eine zahnlose Maxilla. Die dünne, verticale, selten erhaltene Praemaxillarplatte reicht etwas über die Hälfte der Länge des Unterkiefers. Der untere Rand trägt eine einzige Reihe kleiner, conischer Zähne von acrodonter Befestigung. Vorn stösst die Praemaxilla gegen das Ethmoid, seitlich ist sie frei, durch einen Zwischenraum vom Cranium getrennt. Die Praemaxilla ist nur selten erhalten!. Die ebenfalls selten erhaltene Maxilla liegt hier schräg hinter der Praemaxilla und ist ein langer, abgeplatteter, balkenförmiger Knochen, der über dem Unterkiefer liegt und so die hintere Mundgrenze bildet. Sie scheint sich bei dem abgebildeten Exemplar in normaler Lage zu befinden. An ihrem proximalen Ende liegt eine einzelne, schmale, halbovale Supramaxilla. Der sehr grosse Unterkiefer erstreckt sich bis direkt unter das Pteroticum. Er ist lang und ziemlich schlank, von einer ziemlich breiten Basis allmählich in ein schmales Vorderende sich verjüngend. Der Unterrand ist ist verdickt, ebenso auch der Zahnrand, die beide eine tiefe, lange Mulde für den Mecrer’schen Knorpel offen lassen. Der Zahn- rand trägt auf der Innenseite eine Reihe von 40—50 grossen Alveolen, von denen nur die Hälfte Zähne hat; aussen stehen 1—2 Reihen winziger Zähne. Die Bezahnung ist durchaus acrodont. Vom Articulare ist nur der hintere Theil mit dem Gelenk erhalten. Die Gelenkfaune ist quer verlängert und nahe der Mitte eingeschnürt, so dass es aus einem grösseren inneren und einem kleinen äusseren Flächennapfe besteht, die durch einen kurzen Hals verbunden sind. Das Angulare ist ein freier, langer, schmaler Knochen. Zähne. — Wirhaben hier 3 Gruppen von Zähnen: 1) die grossen conischen Zähne am Palatinum, Dentale und Pterygoid; 2) die schmalen Zähne der äusseren Reihen des Dentale, der inneren Reihen des Palatinum und der Praemaxilla; 3) die bürstenartigen Zähne des Pterygoid, Mesopterygoid und der Pha- ryngealia. Die der ersten Gruppe sind an der Basis rund, mehr oder weniger conisch und sitzen auf dicken Cementbasen. Der obere Theil des Zahnes ist etwas zusammengedrückt, so dass eine Schneide an der Oberfläche entsteht. Am Pterygoid und einem Theil des Palatinums verläuft diese erhöhte Schneide bis zur Spitze und ein kurzes Stück an der hinteren Seite und bildet so die Widerhakenzähne» die man früher als Cimolichthys bezeichnete. Die Struktur zeigt aussen eine Schmelzschicht, dann eine Lage von wirklichem Dentin, innen eine dickere oder dünnere Schicht Vasodentin und schliesslich eine enge Pulpahöhle®. Die Masse des Vasodentin, dessen Struktur sehr charakteristisch ist, hängt von der Zahngrösse ab. Die Haversischen Kanäle laufen fast senkrecht zu der inneren Zahnfläche bis zum Dentin, machen dann eine Wendung und laufen parallel zum eintretenden Kanal zurück, Fig. 9, Taf. XXV. Sie anastomosiren während ihres Laufes gewöhnlich mehr oder weniger, besonders in der Nähe des Dentins. Zwischen diesen Kanälen und parallel zu ihnen laufen zahlreiche Dentinröhrchen. Diese Struktur ist verursacht dadurch, dass die Capillaren von dem einwärts wachsenden Dentin eingeschlossen sind. Es kann die Urform, von welcher die #sox-Struktur entwickelt ist, sein, unter- scheidet sich aber dadurch, dass die Capillarkanäle zurückkehren und nicht wie bei #sox sich in Dentin- kanäle vertheilen. Eine noch primitivere Entwicklung habe ich bei Salmo hucho gesehen; eitirt wird die- selbe für Gadöus aeglefinus®. Diese grossen Zähne der ersten Gruppe sind 6—12 mm hoch, oft an der Innenseite gestreift, die grössten sogar mit Falten um die Basis. Die Zähne der zweiten Gruppe sind ! Cope’s Praemaxilla ist das Palatinum. ? Die Zähne sind nicht, wie Corz (1875, Rep. Geol. Surv. S. 229) angab, massiv. 3 Röse, Anat. Anzeig. Bd. 14, 1897, S. 34 u. Fig. 2, S. 29. Röse bemerkt hier diese Structur bei „Zmpo*. — 269 — nur 1—5 mm hoch, sehr schlank und leicht gekrümmt. Die dritte Gruppe hat die weit verbreiteten, hohlen, conischen Zähnchen. Visceralskelett. — Das Hyomandibulare hat nur am Pteroticum ein kurzes dickes Gelenk. Es verengt sich dann zu einem dornähnlichen Knochen. Der Opercularfortsatz liest tief unten und ist kurz. Das sehr niedrige und breite Quadratum hat einen tiefen Ausschnitt für das Sympleeticum. Der Gelenkkopf ist hantelförmig eiugeschnürt, so dass seine beiden Theile den zwei Pfannen am Arti- eulare entsprechen. Das Metapterygoid ist ein grosser, vierseitiger, dünner Knochen. Die Innenseite des rechteckigen Mesopterygoids ist mit bürstenartigen Zähnen besetzt. Das Pterygoid ist nach hinten verbreitert, es articulirt am Quadratum und Mesopterygoid: in der Mitte verdickt es sich zu einem dreieckigen, balkenähnlichen Knochen und sendet vorn einen Flügel nach aufwärts, an dessen Hinter- seite das Mesopterygoid und an dessen Vorderseite das Ethmoideum laterale articuliren. Ueber dem Palatinum endist es in einem Schuppengelenk. Eine einzige Zahnreihe läuft von dem Palatinum aus nach hinten und auf das Pterygoid', auf dessen dreiseitigem Theile es verschwindet. Das Palatinum ist ein breiter Knochen, dessen Querschnitt ein halbes Oval ist; an dem oberen hinteren Ende ruht es auf dem Ethmoideum laterale. Unten ist es flach und rundet sich vorn zu einer Spitze ab. Dem äusseren Rand entlang zieht eine Reihe von 15—24 grossen Zähnen, dem inneren entlang nahe der Vorderseite eine Reihe von 3—5 grossen Zähnen, dann folgt eine Lücke, hinter der 1 oder 2 Reihen kleiner Zähne stehen, die gerade vor zwei sehr grossen Zähnen hinten am Palatinum enden. Das Palatinum ist der für die Unterscheidung der einzelnen Arten wichtigste Knochen. Von dem Infraorbitalring sind nur 2 Knochen erhalten. Das Praeoperculum ist eine gekrümmte, breite Platte; das Operculum ist D-förmig mit geradem Vorderrand, in dessen Mitte das Hyomandibular-Gelenk liest, von wo aus nach innen ähnlich wie bei Enchodus ein Wulst läuft. Branchialia sind erhalten und ferner ein Knochen, den ich für das obere Pharyngeale halte. Dieser Knochen ist lang, niedrig und dreieckig, mit bürsten- artigen Zähnen besetzt, von denen einige innere Reihen grösser sind als das Durchschnittsmaass der übrigen; die letzte Reihe ist 5—6 mal grösser. Diesen Knochen fand ich lose zwischen den Bran- chialia. Das Ceratohyale ist lang und schmal, die Branchiostegi sind kurze runde Stäbe. Wirbel. — An einem Exemplar sind 45 Wirbel erhalten, was der Gesammtzahl sehr nahe kommt. Die vorderen Wirbel sind rund und ebenso lang als hoch und tief biconcav. Die Neur- und Haemapophysen liegen in tiefen Gruben, sind aber nicht verwachsen. Die Rumpf- und Schwanzwirbel sind dagegen vollständig mit ihren Neur- und Haemapophysen verschmolzen. Auf den Seiten der Wirbel können 1—2 tiefe, längs gestellte Gruben auftreten; der dazwischen liegende Theil des Wirbel- körpers ist aus radial stehenden Lamellen mit vielen Intersepten zusammengesetzt. Die Wirbel der Bauchhöhle tragen nur eine obere seitliche Grube. An den Schwanzwirbeln liest sowohl oben als unten eine Grube, die in der Mitte durch je einen verticalen Rücken getheilt sind, der in die Neural- und Haemaldornen ausläuft und so auf jeder Seite 4 Taschen erzeugt, 2 über und 2 unter der lamellaren Medianmasse. Die Basen der Neur- und Haemapophysen verbreitern sich zu dünnen Platten, welche auf beiden Seiten eine Schutzwand für die Neural- und Haemalkanäle bilden. Der Schwanz ist rein homocerk. Ungefähr beim siebenten Wirbel von hinten verdicken sich die Neural- und Hämaldornen zu kräftigen Trägern, 2 mittlere, dreieckige Platten vervollständigen das Schwanzende. 2 Extra-Epu- ralia zeigen, wo die Epistyle lag. Mit dem letzten Centrum sind augenscheinlich 2 rückgebildete Wirbel verschmolzen. ! Das Pterygoid ist Cope’s Maxilla, das Palatinum seine Praemaxilla. — 270° — Bei den Flossen, von denen ich nur einen Theil der Schwanzflossen habe, beginnen die Dermal- strahlen sich sehr bald dichotom zu gabeln. Sie sind vollständig segmentirt. Eine von Copr’s ab- gebildeten Brustflossen ' erweist sich als weiche Flosse derselben Art. Schuppen. — Cop spricht von zwei Schuppenarten: „large scales on the side and on the middle line of the back“ und von „diamond-shaped shields“ (rhombenförmigen Scuta). Aus seiner Figur * ersehen wir, dass die ersteren hornige, runde Schuppen sind mit einigen radialen Linien auf dem Hinterrand. Ich habe von diesen nur Fragmente, sie scheinen aber den grössten Theil des Kör- pers bedeckt zu haben. Die rhombenförmigen Scuta treten in zwei Modificationen auf: bei einer Reihe, augenscheinlich der mittleren Dorsalreihe, ist der vordere Theil viel kürzer als der hintere. Ein mittlerer, dorsaler Wulst zeichnet diese grossen ganoidartigen Schuppen aus, daneben sehen wir kleine Wülstchen von dem Centrum ausstrahlen. Diese Schuppen liegen in einer Reihe aneinander gefüst. Die zweite Art der rhombenförmigen Scuta ist dünner, regelmässig rhombenförmig und ziemlich stark verlängert. Auch diese haben den medianen Wulst, aber nur ganz schwache Radialzeichnung. Diese letzteren Scuta sind in zwei Bändern (in Reihen von 3—4 auf jedem Band) erhalten und ich glaube daher, dass Oimolichthys drei Reihen Scuta hatte, eine mittlere dorsale und je eine laterale Reihe auf jeder Seite; die Zwischenräume waren mit den Hornschuppen ausgefüllt. Copr sagt °: „Some of these last bear the groove for the lateral line.“ Ich betrachte Cimolichthys als sehr nahe verwandt mit der im Süsswasser lebenden Gattung Esox und gebe die folgende Tabelle zum Beweise für diese Auffassung: Cimolichthys: Esox: Die verlängerten Frontalia bedecken in grosser Ausdehnung die — ebenso Parietalia. Die Parietalia sind durch das Supraoceipitale getrennt. _ 5 Das Interorbitale ist nicht verknöchert. _ R Der Augenmuskelkanal ist unvollständig. —_ e Das Pteroticum trägt das ganze Hyomandibular-Gelenk. — 5 Der Kopf des Quadratum ist zu 2 getrennten Lappen eingeschnürt. — Der Kopf des Quadratum ist nur leicht eingeschnürt. Die lange verticale Praemaxilla-Platte trägt alle Ober-Kiefer-- — ebenso zähne. Die zahnlose Maxilla bildet die hintere Mundgrenze. — 5; Eine Supramaxilla vorhanden. — " Langes Dentale mit einer Reihe grosser Zähne und kleinen Zähnen — Keine kleinen Zähne. ausserhalb der grossen. Pulpahöhle nahezu mit Vasodentin gefüllt. — Mit Trabeculardentin gefüllt. Das Pterygoid ist eine Fortsetzung des Palatinum, ein grosser — Keine Zähne. Flügel, eine Zahnreihe. Das Palatinum hat eine Reihe grosser und 1—2 Reihen kleiner — Mehrere Reihen grosser Zähne. Zähne 1 Taf. 52, Big, 1. 2 Taf. 53, Fig. 1- 25. 230. A EN. NR. Cimolichthys: Die Wirbel begrenzen mit Neural- und Hämalplatten die Neural- und Hämalkanäle. Der Schwanz ist homocerk. Alle Flossen sind weich. Schuppen cycloid und 3 Reihen ganoidartiger Scuta. Ich bin geneigt, Cimolichthys zu den direkten Vorfahren von Nähe dieser Vorfahren) zu rechnen. Dieses Verwandtschaftsverhältniss wird durch folgendes Diagramm ausgedrückt: Esox hat trotz der Lebensweise im Süss- wasser viele eigenthümliche, primitive Charaktere bei- behalten, besonders, was mir sehr wichtig scheint, die Struetur der Zähne. Enchodus hat, obwohl schon in der Kreidezeit hoch spezialisirt, noch die Scuta der Stamm- form bewahrt. Die ausserordentliche Spezialisirung seiner ähnlich wie bei Cimolichthys construirten Zähne verur- theilen indessen das Genus zu baldigem Aussterben. Die verlängerten Formen wie Dercetis sind noch mehr speziali- sirt, sie sind Seitenzweige dieses Stammes. Dass Cimo- lichthys mit den Scopelidae viel gemein hat, lässt sich nicht läugnen, aber das tritt doch in den Hintergrund gegen- über den Unterschieden der Parietalia, die in der Mitte zu- sammentreffen, der ungewöhnlichen Entwicklung des Para- sphenoids und der Verknöcherung des Orbitosphenoids, Vorkommen. — Cimolichthys ist in Amerika durch vier Species vertreten: ©. nepaeolica CopE, €. Mer- rilli CopE, C. contracta Core und C. semianceps Core. In England kommt €. lewesensis Leıpy ' und wahrschein. lich noch eine kleine Species vor. Belgien hat zwei grosse Species ähnlich €. zepaeolica CopE* und €. Merrilli Copr?., Aus Böhmen kennen wir einige lose, von Reuss® Spinax marginatus genannte Zähne. welche wahrscheinlich zu Esox: ebenso „ ” Schuppen cyeloid. Esox (oder mindestens in die Esox Scopelidae Cimolichthys gehören. Formen wie Saurocephalus marginatus Geisırzt scheinen auch hieher zu gehören. Cimolichthys nepaeolica (orE 1872. (Taf. XXVII, Fig. 13.) Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12, S. 347. Cimolichthys sulcatus Core 1572, 1. c. S. 351. Empo nepaeolica Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 220, Taf. 40, 52 u. 53. i Pois. Foss. Acassız, vol. V, pt. 1, Taf. 25c, Fig. 30 u. 31 (Saurodon). ® Doro, Bull. Soc. Geol. Belge, 1892, S. 5. ® 1845, Böhm. Kreidef. S. 3, Taf. 4, Fig. 10 u. 11. * 1872 —75, Palaeontographica Bd. 20, 2, S. 226, Taf. 48, Fig. 3—8. =. Die Art wurde von Cope auf ein Palatinum! begründet und gleichzeitig wurde ein Unterkiefer- stück als ©. sulcatus beschrieben. CoPE selbst vereinigte später beide unter obigem Namen. Das Cranium, das der Gattungsbeschreibung zu Grunde lag, gehört dieser Species an. Es ist 390 mm lang und von der Spitze bis zur Basis des Quadratums misst es 145 mm. Seine allgemeine Form ist ein ver- längertes Dreieck. Die lange, dünne, verticale Praemaxilla-Platte ist nur 15 mm hoch, dagegen 140 lang. Sie trägt eine einzige Reihe kleiner (3>—5 mm langer) gekrümmter Zähne, von denen etwa 40 funktioniren, und ausserdem sind Alveolen für ebensoviele Zähne noch vorhanden. Der lange ovale Balken der zahnlosen Maxilla ist 130 mm lang. Der Unterkiefer ist ein langes niedriges Dreieck; die Entfer- nung von vorn bis zum Quadratum 275 mm. Sein Zahnrand (in einem Falle sind 200 mm erhalten) trägt 31 grosse funktionirende Zähne und Alveolen für noch einmal so viele. Die vorderen vier Zähne sind von den anderen durch eine kleine Lücke getrennt. Diese Zähne sind 7—10 mm hoch mit einer vorderen Schneide. ' Ausserhalb der Hauptreihen stehen zwei Reihen kleiner Zähne, deren innere Reihe von 2—4 mm langen mässig eng sitzenden (10 auf 20 mm) Zähnen gebildet wird, während die äussere ungefähr dreimal so eng zusammengedrängte 1 mm hohe Zähnchen hat. Das Articulare fehlt; die Höhe des Unterkiefers, 200 mm vom Vorderrand entfernt, beträgt 49 mm. Die Mulde für den MEcrer’- schen Knorpel ist sehr tie. Das Hyomandibulare steht vertical. Der Querschnitt des dicken balken- förmigen Palatinum zeigt ein Viertel einer Ellipse. Ein Palatinum, das einem Fische von derselben Grösse wie C. nepaeolica angehört, ist 128 mm lang (incl. 22 mm, die über dem Pterygoid liegen) und 12 mm breit. Eine äussere Zahnreihe zählt 21 10 mm lange Zähne. Vorn ist jeder Zahn seitlich zu einer erhöhten Schneide zusammengedrückt und bei einigen wenigstens läuft die Schneide über die Spitze (Taf. XXVII, Fig. 2a) und ein kurzes Stück rückwärts hinab und bildet so einen Wider- hakenzahn. Alle Zähne sind ziemlich schlank, nach innen und rückwärts gekrümmt. Die innere Reihe beginnt 20 mm von vorn entfernt mit fünf grossen Zähnen, hinter denen ganz unvermittelt eine doppelte Reihe von kleinen (A4—6 mm langen) Zähnen bis zu den zwei grossen Hinterzähnen einsetzt. Jede der kleinen Zahnreihen enthält 18 Zähne; auf der Oberseite gegenüber den zwei grossen hinteren Zähnen liegt eine Narbe, an welcher das Ethmoid laterale oben auf dem Palatinum ruhte. Dahinter nimmt das Pterygoid die einzelne äussere Zahnreihe wieder auf, die Zähne werden kleiner und mit dem zwölften bis dreizehnten Zahne hört die Reihe auf. C. Merrilli unterscheidet sich von der sehr ähnlichen ©. nepaeolica durch eine lange Lücke zwischen den ersten vier und den folgenden Zähnen des Dentale und durch das Fehlen der doppelten Reihe kleiner Zähne am Palatinum. Cimolichthys Merrillii Core 1874. (Taf. XXVI, Fig. 7). Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., No. 2, No. 46. Empo Merrillii Copz 1875, Rep. U, S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 232, Taf. 53. „ lisbonensis STEwARD 1899, Kansas Univ. Quart. ? Einem Palatinum („Praemaxilla“), einem Theil des Pterygoid („Pharyngeale‘‘) und einem oberen Pharyngeale (,„Palatinum‘“)® gab Core den obenstehenden Namen. Das Palatinum ist etwas kräftiger 1 das Praemaxilla genannt wurde, wobei man aber Vorder- und Hinterende verwechselte. ® Ich kann keinen Unterschied für diese Art finden. Die Beschreibung gilt exact (soweit als genauere Merk- male gegeben sind) auch für C, Merrilliü Cork. 3 Dieses Pharyngeale betrachtete Core als ein unterscheidendes Merkmal gegenüber C. semianceps, in Wirklich- keit aber verglich er ein Pharyngeale und ein Mesopterygoid. — a — als bei ©. nepaeolica und hat 17 Zähne in der äusseren Reihe. Die innere Reihe hingegen beginnt weiter vorn mit grossen Zähnen, die nach unten in eine einzige Reihe kleiner Zähne übergehen, welche letztere bis zu den zwei hinteren, grossen Zähnen reicht. Ausser der regelmässigen Reihe bilden hinten 6—7 Zähne auf eine kurze Strecke hin eine unregelmässige, zweite kleine Reihe. Das Dentale ist ähnlich dem von ©. nepaeolica. Die innere Hauptreihe hat 20 Zähne. Aussen stehen, wie bei ©. nepaeolica, 2 Reihen winziger Zähne. Einen Unterschied gegenüber dem Unterkiefer der vorher- gehenden Art ergiebt der Umstand, dass hinter den vorderen 4—5 Zähnen eine grosse Lücke folgt, bevor die Zahnreihe wieder einsetzt. Cimolichthys semianceps Corr 1872. (Taf. XXVIL, Fig. 4, 5, 6). Proc. Amer. Phil. Soc., Philad., vol. 12, S. 351. Empo semianceps Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 232, Diese Species wurde von Core für beträchtliche Theile des Kiefers und Kopfes incl. einiger Schuppen aufgestellt. Hauptmerkmale: Die sehr schlanken, langen Zähne haben wie die Palatinzähne eine vordere erhöhte Schneide, die sich bis zur Rückseite erstreckt und so Widerhakenzähne bildet. Das Dentale hat hinter seinen vorderen 3—4 Zähnen eine grosse Lücke. Am Palatinum ist die innere Reihe der kleinen Zähne durchaus einfach, die Scuta sind sehr verlängert. Die Form ist kleiner wie die vorhergehende und hauptsächlich durch leichteren Bau unterschieden. Cimolichthys contracta CopE 1874. (Taf. XXVII, Fig. 8, 9). Bull. U. S. Geol. Sury. Terr., No. 2, S. 46. Empo contracta Core 1875, Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 232, Taf. 53. Core kannte nur ein Palatinum und ein Pterygoid. Das sehr comprimirte, leicht gebaute, kleine Palatinum charakterisiert diese Art sehr scharf. Der Aussenrand des Palatinum trägt 20 grosse Zähne, die Innenseite 4 grosse und dann eine einzige Reihe von 22 kleinen Zähnen, die bis zu den 2 grossen hinteren Zähnen reicht. Das Dentale ist dem der vorhergehenden Art sehr ähnlich: vorn stehen 3 grosse Zähne, dann folgt eine Lücke, worauf die Zahnreihe, wenn auch beträchtlich gegen die äussere Seite hingerückt, wieder aufgenommen wird. Nur eine Reihe kleiner Zähne liegt ausser- halb der grösseren. Die Scuta zeigen 2 Formen: die mittleren dorsalen, mit viel kürzerem vorderen als hinteren Theil. Es sind dies sehr kräftige Ganoidschuppen mit einem Wulst in der Mitte und mit Radialstrahlen verziert. Die Seitenscuta sind verlängert, rhombenförmig, dünner, mit einem Me- dianwulst und nur schwachen Radiallinien versehen; diese Scuta sind aber doch nicht so stark ver- längert wie bei Ü©. semianceps. Enchodus Acassız 1843. Poiss. Foss., vol. V, pt. 1, S. 60. Enchodus Römer, A. 1841, Norddeutsch. Kreidegeb., S. 111. Isodus Hecker 1843, Abbild. und Beschreib. der Fische Syriens, S. 241. Eurypholis Pıcrer 1850, zum Theil, Poiss. Foss. du Mont Libanon, S. 31. Phasganodus Leioy 1857, Proc. Acad. Nat. Sci., Philad., 3. 167. Ischyrocephalus v. vo. Marck 1864, Palaeontographica Bd. 11, S. 28. Tetheodus Core 1874, Bull. U.S. Geol. and Geog. Surv. Terr., No, 2, S. 48. Palaeontographica. Pd. XLVI. 35 — 274 — Enchodus Copz 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. II, S. 238. Phasganodus CopE 1875, ]. c., S. 235. Enchodus Fritsch, A. 1878, Rept. und Fische der böhm. Kreidef., S. 35. Seminotus Frırsca, A. 1878, 1. c., S. 26. Euryynathus Davıs 1887, Trans. Roy. Dublin Soc., ser. 2, vol. 3, S. 601. Pantopholis Davıs 1887, 1. e., S. 599, Eurypholis Davıs 1887, zum Theil, 1. c., S. 596. _ Dieses Genus ist das am weitesten verbreitete aller cretacischen Genera und auf diese weite Verbreitung desselben ist wohl die grosse Verwirrung zurückzuführen, welche in Bezug auf die Deutung von Enchodus-Resten herrscht. Unter dem Namen Esox lewesensis beschrieb MantzıL! im Jahre 1822 die ersten zu Enchodus zu stellenden Reste. Acassız stellte für die Manteuv'’schen und einige andere Exemplare die Gattung Enchodus auf, deren Name von Acassız nicht vor 1843 publieirt wurde, ob- wohl Acassız den Namen mindestens schon 2 Jahre früher aufgestellt hat, wie Römer’s Arbeit bezeugt. Acassız beschrieb 2 Species: Enchodus Faujasi und halocyon, in welch letzterer Art Manteın's E. lewe- sensis eingeschlossen ist. Von da an herrscht nun grosse Verwirrung in der Abgrenzung der Arten, indem alle möglichen Formen mit E. halocyon Ag. in Beziehung gebracht wurden, so dass die aus europäischen Ablagerungen häufig genannte Art E. halocyon in Wirklichkeit mehrere noch nicht ge- sonderte Species umfasst. 1843 schlug HEckEL unabhängig von Acassız den Namen Isodus vor. Später nannte Prorer einige nah verwandte Formen Eurypholis und begriff darunter mindestens eine Species von Enchodus. 1857 stellte Leıpy das Genus Phasganodus auf Grund eines Unterkieferfrag- mentes auf. Den einzigen Unterschied, den Ley damals beobachten konnte, fand er in den Zähnen, die als „proportionately shorter, saberlike and situated on broad bases“ bezeichnet werden. Später” sagte Leıpy von demselben Exemplar: „The bone .... appears not to differ in any important point from that of Enchodus.“ Da alle angeführten Merkmale vollständig für Enchodus sprechen, habe ich Phasganodus unter Enchodus eingereiht. Core unterschied die Gattung Phasganodus wieder, indem er sagte: „The form is near to Einchodus.... but in that genus the long teeth have unsymmetrical cutting edges, which are not in the long axis of the dentary bone.“ Dies würde heissen, dass bei Phasganodus die Schneiden der Zähne symmetrisch und in der Längsaxe des Unterkieferknochens lägen. Leipy hingegen beschreibt bei seiner Species die Ränder als schräg zum Unterkiefer; so bliebe also nur die Symmetrie als ein Unterscheidungsmerkmal bestehen. An der Praemaxilla und hinten am Unterkiefer sind die Zähne von Enchodus symmetrisch; am Pterygoid, Palatinum und vorn am Unter- kiefer sind sie unsymmetrisch. Phasganodus und Enchodus sind ein Genus; es ist dabei bemerkenswert, dass nur lose Zähne oder kleine Fragmente der Gattung Phasganodus zugewiesen wurden. Zetheodus wurde für Formen mit einer Osteodentinmasse vor dem ersten Palatinzahn (bei Copz Praemaxilla) auf- gestellt; das bezieht sich aber, wie ich zeigen kann, nur auf ein besonderes Stadium im Ersatz des Palatinzahnes von Einchodus. Ischyrocephalus von v. DER MARk ist der westphälische Repräsentant der Gattung Enchodus. Davis stellte die Genera Eurygnathus und Pantopholis auf wegen der Variabilität der Sceutareihen, die er nicht als ein Merkmal von Enchodus anerkannte; aber solche Scutareihen sind auch bei Enchodus vorhanden. Kopf. — Exemplare im britischen Museum geben uns ein sehr schönes Bild von dem hohen, seitlich comprimirten, scharfnasigen und ziemlich kurzen Kopf. Das mittlere Dermo-Ethmoid ist recht ! Fossils of South Downs, S. 237. 2 Rep. U. S. Geol. Surv. Terri., fol. 1, 5. 290. gross. Die langen, schlanken Frontalia reichen fast bis zum hinteren Theil des Kopfes. Die Parietalia sind klein und durch das Supraoceipitale geschieden. Das dicke, wenn auch schmale Hyomandibulare bildet oben ein kurzes Gelenk und läuft in eine Spitze aus, so dass es wie ein Pflock aussieht. Das mässig grosse Quadratum artikulirt vorn am Pterygoid. Meta- und Meso-Pterygoid sind grosse, dünne, zahnlose Knochen. Das Pterygoid ist breit und hinten dünn; es articulirt mit dem Quadratum und Mesopterygoid. Wo es das Mesopterygoid verlässt, wird es zu einem schwachen, dreieckigen Balken, der unter dem Palatinum liest und dort in einem Schuppengelenk endet. An der vorderen und an der oberen Fläche sendet das Pterygoid nach oben einen Flügel zum Ethmoideum laterale als Stütze, Die einzige Palatinzahnreihe erstreckt sich nach hinten bis unten auf das Pterygoid und verschwindet allmählich. Palatinum. — Das Palatinum ist der eigentümlichste und für dieses Genus besonders typische Knochen. Verschiedene Species zeigen verschiedene Stufen seiner Modifikation. Von hinten anfangend läuft es vom Pterygoid als einzelner, schlanker Balken nach vorn, an dessen unterer Fläche eine Reihe ausserordentlich langer, symmetrischer, lanzettförmiger Zähne sitzen, die gewöhnlich nach rückwärts ge- krümmt sind. Diese Zähne ruhen auf festen grossen Cementbasen und ausserdem ist die ganze untere Fläche des Knochens mit Cement ausgekleidet. Die Zähne stehen in einiger Entfernung von einander und in jedem Zwischenraum zwischen zwei Zähnen liegt die Narbe eines ausgefallenen Zahnes. Der Wechsel beim Zahnersatz ist bei Znchodus am vollkommensten zu beobachten. Das Palatinum ist ähnlich dem von Cimolichthys, nur dass bei Enchodus sein vorderes Ende eine grosse angeschwollene Masse von Östeodentin trägt. Diese Masse ist keilförmig, vorn am dicksten, während sie hinten sowohl oben als unten von dem Knochengewebe des Palatinum überdeckt wird. Am äusseren Ende des Palatinum sitzt ein grosser Fangzahn, von dessen Basis nach rückwärts zu eine Reihe von Narben ausgefallener Fangzähne zu bemerken ist. Die vorderen Narben sind scharf umgrenzt, nach hinten zu werden sie schwächer und unbestimmter. Es ist klar, dass die Fangzähne periodisch ausfielen und jedesmal durch einen anderen gegen vorn vor den alten Fangzahn reichenden ersetzt wurden. Ge- wöhnlich ist die Cementbasis eines Zahnes beim Ersatz absorbirt, aber hier bleibt die alte Basis erhalten und eine neue, grössere Basis bildet sich vorn an der alten und so baut sich ein ständig wachsender Keil von Cement oder Vasodentin auf. Der Ersatzprozess würde dann der sein, dass sich allmählich ein Lappen vorn am Östeodentinkeil entwickelt und an Grösse zunimmt, bis ein grosser, äusserer Lappen vorn am Palatinum überhängt, der etwas grösser als die letzte vorausgehende Cement- basis des Fangzahnes ist. Darauf bildet sich der neue Zahn, der bei einer gewissen Grösse den alten absorbirt und selbst an seine neue Basis cem@ntirt wird!. Diesen Prozess habe ich in seinen frühesten Stadien an verschiedenen Exemplaren beobachtet (Fig. 17, Taf. XXVII) und fast jedes Palatinum zeigt bei genauer Prüfung irgend eine Spur dieses Lappens. Das Schlussstadium mit dem besonders grossen Vorderlappen ist sicherlich das, was Cop als Tetheodus bezeichnet, und ist das letzte Stadium vor der Resorbirung des alten Zahnes. Während der Cementkeil so an Länge und Stärke zunimmt, wächst auch der Knochen des Palatinum selbst über das hintere Ende sowohl oben als unten und auf diesem Auswuchs mögen unten ein oder zwei Zähne sitzen, die den hinteren Palatinzähnen vollständig gleichen. Die Struktur (Fig. 15, Taf. XXVII) der Cementmasse gleicht der eines Zahnes sehr. Der centrale Pulpakanal läuft schräg in das ÖOsteodentin und parallel mit ihm eine grosse Zahl anastomosirender Haversischer Kanäle. Die Masse zwischen den Kanälen zeigt gelegentliche Knochenzellen. Die sehr * Junge Zähne werden nicht früher auf ihren Basen befestigt, als bis sie ausgewachsen sind. 2 zahlreichen Haversischen Kanäle scheinen die Fortsetzungen der Kanäle im Vasodentin zu sein. Das Palatinum trägt 12—15 funktionirende Zähne, auf ihm ist aber Raum für die doppelte Zahl von Zähnen vorhanden. Kiefer. — Die Praemaxilla ist ein ganz dünner flacher Knochen, dessen vorderes Drittel scharf ein- und aufwärts gekrümmt ist. Der nirgends sehr hohe Knochen trägt eine einzige Reihe kleiner schlanker Zähne, die in regelmässigen Zwischenräumen stehen und mit den Räumen für aus- gefallene Zähne abwechseln. Der lange, schlanke, zahnlose Maxilla-Knochen bildet die hintere Mund- grenze. Diese Maxilla liegt, wie bei #sox, auf dem hinteren Theil der Praemaxilla Der Unter- kiefer ist ziemlich tief, mit einem knopfähnlichen Gelenk für das Quadratum nahe dem unteren Ende. Das Articulare ist gross, das Angulare nicht erhalten. Das Dentale trägt eine Reihe grosser Zähne, jeder auf einer Cementbasis. Wie beim Palatinum ist auch der Dentalrand mit Cement bedeckt und zwischen den funktionirenden Zähnen liegen die Narben der ausgefallenen Zähne. Nahe dem Ende steht gewöhnlich ein grösserer Zahn oder besser Fangzahn, der dem Palatinumfangzahn ent- spricht. Ausserhalb dieser Reihe grosser Zähne befindet sich eine Reihe kleiner, 1—2 mm hoher Zähne, die ebenfalls auf Cementbasen ruhen. Das Operculum ist sehr charakteristisch. Sein Hyomandibular-Gelenk liest unter der Mitte am vorderen Rande und von ihm läuft ein starker Wulst nach innen. Die Verzierung strahlt von diesem mittleren Theile aus. Das säbelförmige Praeoperculum ist unten breit. Sub- und Interoper- culum sind auch vorhanden. Zähne. — Die Zähne variiren sehr im Grösse und Form, zeigen aber constante Structur. Sie können in 4 Gruppen getheilt werden: 1) die Fangzähne, zu denen die zwei vorderen Palatin- und die zwei vorderen Dentalzähne gehören. Diese sind asymmetrisch mit einer Schneide, die von der äusseren Vorderseite schräg zur Mittellinie über die Spitze etwas nach der hinteren Seite läuft. Der Querschnitt an der Basis ist genau eiförmig mit schräger Axe. Oben ist der Querschnitt lanzettförmig, seine Axe parallel zum Unterkiefer. Ein mittelgrosser Palatinum-Fangzahn misst 52 mm, ein Unter- kiefer-Fangzahn 28 mm und 10 mm im Durchschnitt an der Basis. In 2. Gruppe mögen wir die Pala- tinumreihe von asymmetrischen, langen, schlanken, leicht gekrümmten Zähnen betrachten. Der all- gemeine Typus ist wie bei den Fangzähnen, aber sie sind schlanker und gekrümmt und messen beim nämlichen Individuum wie oben 9 mm Länge bei einer Dicke von 2 mm. Die 3. Gruppe bilden die hinten am Unterkiefer stehenden Zähne; sie sind ebenso gross wie die Palatinzähne, aber die Schneide- fläche läuft direkt zur Spitze, so dass der Querschnitt des Zahnes bilateral symmetrisch ist, während seine Längsaxe schräg zum Unterkiefer liegt. In letzter Linie sind die kleinen Zähne der Praemaxilla und die äussere Reihe des Unterkiefers zu erwähnen; dieselben sind 1—2 mm hoch, seitlich zusammen- gedrückt und stark longitudinal gestreift. Alle Zähne sind der Structur nach gleich; ein Palatinzahn illustrirt die Structur aller Zähne, Aussen liegt eine dünne Schmelzschicht, welcher nach innen eine Schicht von Dentin folgt, innerhalb welcher dann eine solide Masse von Trabeculardentin liegt. Im Centrum der früheren Pulpahöhle läuft ein kleiner Kanal der Länge der Zähne entlang. Diesem pa- rallel laufen zahlreiche, vielfach anastomosirende Haversische Kanäle von ungefähr dem halben Durch- messer des Mittelkanals. Von den Haversischen Kanälen strahlen in das Dentin viele Dentinröhrchen. Viele Odontoblasten sind ebenfalls im das Vasodentin eingeschlossen. Die Haversischen Kanäle sind ! A. S. Woopwarn.-Proc. Geol. Assoc., vol. X, 1888, Taf. 1, Fig. 5. — 21 — ungewöhnlich gross und zahlreich, so dass der Querschnitt des Zahnes wie ein Sieb aussieht (Taf. XXVII, Fig. 18). Diese Zahnstructur ist keineswegs weit unter den Teleostiern verbreitet. Nur Zsox hat unter den lebenden Gattungen einen soliden Zahn, unter den fossilen: Oimolichthys, Pomognathus Dixon und vielleicht einige andere wie Halec, die alle eng mit ZEinchodus verwandt sind. Vergleichende Bemerkungen. — In allen wichtigen Theilen gleicht Enchodus der Gattung Cimolichthys, besonders in den grossen Frontalien, den durch das Supraoceipitale getrennten Parietalia,. in der Form des Hyomandibulare und Operculums, in dem durch die bezahnte Praemaxilla und durch die zahnlose Maxilla begrenzten Munde, in den Zähnen am Palatinum und Pterygoid. Die soliden Zähne sind bei Enchodus ausserordentlich entwickelt, bei Cimolichthys haben wir halbmassive Zähne. Der wichtigste Unterschied ist die Osteodentinmasse vorn am Palatinum. Ich betrachte daher Znchodus als derselben Familie wie Cimolichthys angehörig und nur als eine spezialisirtere, in Tiefwasser ent- wickelte Form. Die als Enchodus * Lemmonieri Dowzo bekannte Form hat, während sie dieselbe Osteodentin- masse am Palatinum zeigt, zum Unterschied von allen anderen Enrchodus-Formen Zähne an der Maxilla und sollte desshalb, wie ich glaube, zum Range eines eigenen mit Zinchodus sehr nahe verwandten Genus erhoben werden. Vorkommen. Aus der obigen Betrachtung der Zähne geht hervor, dass als spezifische Merkmale weder die Form eines Zahnes, noch auch ihre Zahl ausser in beschränkter Weise als Basis für die Speciesaufstellung gebraucht werden können. Es sind zwar viele Enchodus-Arten auf Grund ein- zelner Zähne aufgestellt worden, vollständigere Kenntniss würde diese Zahl aber wahrscheinlich stark reduziren. Die Kreide von Kansas enthält vier gute Arten, die unten behandelt werden, nämlich: E. petrosus CopeE, E. dolichus Core, E. Shumardi Lewy und E. amicrodus Stew. Daneben gründen sich auf einzelnen Zähnen: E. calliodon Copz', E. (Phasganodus) anceps Cops ?, E. (P.) carinatus Core, neben E. (P.) dirus' Lemy aus Dakota. Aus Neu-Jersey wird von einer grossen Zahl von Species berichtet, die alle auf lose Zähne begründet sind: E. ferox Morton, ME. pressidens Cope, E. oxytomus Core, E. (P.) tetracus Cope und E. (P.) semistriatus Marse. England hat mindestens fünf Species aus der Kreide: E. lewesensis Manteru °, E. halocyon Acassız und E. Faujasi Ag. neben mindestens zwei unbeschriebenen Species im britischen Museum. Die Arten vom europäischen Fest- lande sind schwer mit den englischen Formen zu vergleichen, viele werden unter dem gemeinsamen Namen E. halocyon aufgeführt, obwohl sicher mehrere Species darunter zu verstehen sind. In Böhmen ® kommen mindestens zwei Species unter dem Namen E. halocyon Ac. vor. Reuss beschreibt ausserdem einige Zähne von Böhmen unter dem Namen Spinaz rotundus‘®. In Sachsen tritt wahrscheinlich eine neue Species auf, die bis jetzt E. halocyon Ac. genannt wird und welche von Gemmırz.’” beschrieben wurde. Westphalen hat zwei Species, die von v. Der Marck $ als Ischyrocephalus beschrieben sind. In Belgien kommen E. Faujasii As. und E. lewesensis Mantenu neben der fraglichen Art E. Lemmo- " Dorro, Bull. Soc. Belge, G£ol. Tom. VI, 1892, S. 5. ? Rep. U.S. Geol. Surv. Terr., vol. II, 1875, S. 277. ® Fossils of South Down, 1822, S. 237. * Pois. Foss., vol. V. pt. 1, S. 65. ° Fritsch, A., 1878, Rept. und Fische d. Böhm. Kreidef., S. 35, 26. ® Verstein. Böhm. Kreidef., Taf. 4, Fig. 65 und 66a. * Geisitz, Palaeontographica, 22, S. 226. ® Palaeontographica Bd. 11, S. 28. — ad. nieri Doro !' vor. Endlich haben wir aus dem Libanon mehrere Formen: E. recurvatus Davıs’, E. (Europholis) longidens Pıoter °, E. (Eurygnathus) ferow' Davıs, E. (Pantopholis) dorsalis Davıs* und E. sulcatus HEcKEL°. Aus der obigen Liste geht hervor, dass Enchodus sehr weit verbreitet ist und in tiefen und seichten Gewässern vorkonmt; nach der Kreidezeit, ihrer eigentlichen Blütheperiode, wird die Gattung nicht mehr gefunden. Fig. 13. Enchodus-Kopf, restaurirt. Natürliche Grösse. Eth. — Ethmoideum, E. lat. — Ethmoideum laterale, Ar. — Frontale, Par. = Parietale, Soc. = Supraoceipitale, eot — Epioticum, Pi.ot. = Pteroticum, Sph.ot. = Sphenoticum, M£.pt. — Metapterygoid, Ms.pt. — Mesop- terygoid, Qu. — Quadratum, Prmx. — Praemaxilla, Max. = Maxilla, Pal. — Palatinum, Dent. — Dentale, Art. — Articulare, Op. —= Operculum, Pop. — Praeoperculum, /op. — Interoperculum, Sop. = Suboperculum. Enchodus petrosus Copz 1874. (Taf. XXVIL, Fig. 13—15.) Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Terr., No. 2, S. 44. Tetheodus pephero Copz 1874, ]. c., S. 43. Enchodus petrosus Copz 1875, Rep. U. S. Geol. Surv. Terri., vol. II, S. 239, Taf. 59, Tetheodus pephero Cop, 1. c. S. 237, Taf. 54. Die vorstehenden zwei Artnamen treten zu gleicher Zeit auf, ich habe den zweiten ange- wendet, welcher dem häufiger vorkommenden Fossil gegeben wurde und der die falsche Hypothese _ einer neuen Gattung nicht involvirt. Die Species ist auf ein Palatinum (von Copz Praemaxilla be- zeichnet) begründet worden. Die Osteodentinmasse ist hier sehr angeschwollen, sie nimmt mit dem t Siehe oben. ® Davıs, Trans. Roy. Dublin Soc. 1887, S. 596, 599 und 601. Ferox wird schon als Speciesname von Mor'rox gebraucht. — 279 — Alter nicht nur an Länge zu, sondern wächst mit jedem neuen Zahne mehr nach unten und bildet so einen sehr dieken Keil. Die äussere und untere Seite ist von einer starken Kante begrenzt, welche die Narben der ausgefallenen Zähne umgibt. Ich habe an einem alten Individuum 14 Narben gezählt, aber 9 oder 10 ist die gewöhnliche Zahl. Meiner Vermuthung nach entspricht die Zahl der Narben der Zahl der Perioden des Zahnausfalles und ergibt so ein Mittel zur Schätzung des relativen Alters des Fisches. Die Oberseite hat drei schräge, unregelmässige Furchen. Das eigentliche Palatinum liegt unter der Osteodentinmasse in einer kleinen Zunge normalen Knochens, auf dem 1—-2 Zähne stehen mögen. Vom Osteodentinkeil rückwärts sind 70 mm Palatinum erhalten, worauf 9 Zähne mit da- zwischen liegenden Alveolen für ebensoviele ausgefallene Zähne stehen. Auf dem hinteren Theile liegt ein Knochen, den ich als Pterygoid betrachte; dieser Knochen zeigt nur so viel, dass sich von ihm eine breite Platte aufwärts zu dem Ethmoideum laterale erstreckt. Praemaxilla-Fragmente zeigen eine einzige Reihe von 2—3 mm langen Zähnen. Das nicht vollständig erhaltene Dentale ist mit der inneren Reihe grosser und der äusseren Reihe winziger Zähne besetzt. Ein Exemplar trägt 11 grosse Zähne auf 90 mm Zahnrand, An dem vorderen Ende sitzt ein ausgewachsener grosser 28 mm langer Fang- zahn, vor dessen Basis die Narben ersetzter Fangzähne zu sehen sind. Der Zahnrand erstreckt sich bis ungefähr 12 mm vor den Fangzahn und um den äusseren Rand der Ausdehnung ist eine Reihe von 3—5 mm langen Zähnen, während der Knochen innen ausgehöhlt ist. Dieser Knochen entspricht bis auf das kleinste Detail der Gattung Zetheodus Core, hat indessen ein typisches Pala- tinum von E. petrosus. Ich zeigte oben, wie der Lappen vor dem Palatin-Fangzahn nach unten wächst und so diejenige Ausbildung bewirkt, die Corz dazu veranlasste, ein besonderes Genus aufzustellen. Bei der Beschreibung von 7. pephero bemerkt Copz, dass diese Art dieselbe Grösse und dieselben Kerben über dem Palatin-Osteodentin hat wie EZ. pefrosus. Da ich keinen anderen Unterschied finden kann als den nicht persistirenden des vorderen, zahnlosen Östeodentinlappens, so halte ich die zwei Species für identisch. E. petrosus hat seinen nächsten Verwandten in E. Faujasi Ac. Enchodus dolichus (orz 1875. (Taf. XXVII, Fig. 16, 17.) Rep. U.S. Geol. Surv, Terr., vol. II, S. 239, Taf. 54, und S. 300. Diese Species ist weit kleiner als die vorhergehende und wurde auf eine Osteodentinmasse des Palatinum begründet. Ich habe nur Palatinum, Pterygoid und einen Theil des Unterkiefers. Die Östeodentinmasse ist eine verlängerte, gerundete Masse, die mit dem Alter an Länge, aber kaum an Dicke wächst. Die Furchen der Oberseite sind fast parallel mit der Länge des Palatinums. Das knöcherne Palatinum liegt unter der Östeodentinmasse und trägt eine einzige Reihe sehr schlanker, langer Zähne, von denen zwei gewöhnlich gerade unter dem hinteren Theil’des Osteodentins stehen. Die Zähne nehmen nach hinten an Grösse regelmässig ab und hören am Pterygoid ganz auf. Letz- terer Knochen trägt nur wenige Zähne und geht hinten in eine dünne Platte über. Das Dentale hat wie das von E. petrosus Core nur eine einzige Reihe langer Zähne und ausserhalb dieser eine einzige Reihe winziger Zähne, Die vorderen 8 mm vor dem Fangzahn sind aussen durch einen erhöhten Rand begrenzt, auf dem 3—4 kleine Zähne stehen. Die Form steht dem englischen EZ. lewesensis Masten am nächsten, aber die Östeodentinmasse des Palatinum ist gerade vorwärts gerichtet und nicht gekrümmt wie bei dieser Form. —. 280 — Enchodus Shumardi Ley 1856. (Taf. XXVIL, Fie. 18, 19.) Proc. Acad. Nat. Sci., Philad., S. 257. Enchodus Shumardi Leiwy 1873, Rep. U. S. Geol. Surv. Terr., vol. 1, S. 289, Taf. 17. e parvus STEWARD 1898, Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 122. Die sehr kleine Species besitzt bei papierdünnen Knochen ausserordentlich lange Zähne. Sie ist von Leıpy auf ein Dentale begründet, ebenso wie Stzewarn’s E. parvus, welch letztere Form sich von der Leıpy’s nur in der Anzahl der Zähne unterscheidet, was ein äusserst variables Merkmal ist und in hohem Grade vom Zahnersatz abhängt. Nach Prüfung von 7 Individuen habe ich die zwei ge- nannten Species vereinigt. Der dünne, dreieckige Dentalknochen trägt 6—9 grosse Zähne auf dem inneren Zahnrand und ausserhalb dieser eine Reihe von winzigen (!/s mm) eng sitzenden Zähnchen. Die grossen Zähne sind sehr lang, die Fangzähne 4'/; mm. Das grosse, keilförmige Articulare bildet die Hälfte des Unterkiefers. Unten und hinten ist an diesem Knochen ein’ winziger, knopfähnlicher Fortsatz, an dem das Gelenk sitzt. Die ganze Länge des Unterkiefers beträgt 41 mm, Zahnrand 27 mm, Höhe am Coronoid 10 mm. Die Praemaxilla ist ein schlanker, langer Kochen mit einer einzigen Reihe kleiner Zähne. Die vorderen 3'/s mm sind ein- und aufwärts gebogen, die restirenden 9 mm gerade. 15 Zähne sind an der Praemaxilla erhalten. Das Palatinum ist ein schlanker Stab mit sehr langen, rückwärts gekrümmten Zähnen. Das vordere abgebrochene Ende trägt eine kleine cylindrische Osteo- dentinmasse, die nach unten und vorne gerichtet ist. Die Palatinzähne stehen in beträchtlichen Inter- vallen, nehmen nach hinten an Grösse ab und hören am Pterygoid ganz auf. Ein Zahn nahe der Vorderseite ist 7” mm lang. Das Operculum ist D-förmig; das Hyomandibulargelenk liegt an dem ge- raden Vorderrand des Operculum nahe der Mitte. Von diesem läuft auf der äusseren Seite ein Wulst nach hinten und von dem Vereinigungspunkte des Wulstes mit dem Rande strahlen feine gekörnelte Linien aus. Das halbovale Suboperculum ist glatt mit Ausnahme eines kurzen Wulstes, der von seinem mittleren oberen Rande ausläuft. E. Shumardi ähnelt sehr den kleinen Formen, die unter Acassız’s Namen E. halocyon be- griffen werden, aber das Operculum von E. Shumardi ist weniger verziert als bei der englischen Species. Enchodus amierodus StzwArD 1898. Kansas Univ. Quart., vol. 7, S. 193. Dies ist eine grössere Form als die vorausgehende; sie wurde allein auf ein Dentale begründet. Dieses ist asymetrisch pfeilspitzenförmig. Sein gerader 48 mm langer Zahnrand trägt eine Reihe sehr langer Zähne. Der Unterrand ist sanft gekrümmt, die Coronoidhöhe beträgt 15 mm. Die Unter- seite trägt einen Hacken. Der erste Zahn oder Fangzahn erhebt sich 4 mm rückwärts von dem Vorder- rand und ist 11 mm lang. Die anderen Zähne, von denen sieben erhalten blieben, sind im Durchschnitt 5 mm lang. Die äussere Reihe der kleinen Zähne ist nicht zu erkennen, da das Fossil in einem kieseligen Knollen mit seiner inneren Fläche nach aufwärts liegt. Zusammenfassung. Die Beschreibung der Anatomie und der Verwandschaftsverhältnisse bei den untersuchten Gattungen und Arten spricht für sich selbst. Jedes Genus wurde selbständig als geschlossenes Ganzes be- handelt. Bemerkenswerth ist es, dass unter den zwölf beschriebenen Gattungen sich kein einziger „Fried-“ Fisch befindet. Alle sind Fleischfresser und mit mächtiger Bezahnung ausgerüstet. Alle Formen sind hoch spezialisirt und zeigen verschiedene anatomische Eigentümlichkeiten, wie das Rostrum von Proto- sphyraena, das Praedentale von Saurocephalus und Saurodon, die ungewöhnliche Zahnentwicklung bei Enchodus und das hoch spezialisirte Parasphenoid bei TAryptodus. Solch eine Häufung ungewöhnlicher Charaktere der Osteologie innerhalb so weniger Gattungen findet sich heute nur noch bei Tiefseefischen und unsere Fischfauna scheint deshalb aus inneren Gründen eine Tiefseefauna'! zu sein, wofür ja auch die erhaltene Matrix, der sehr reine Kreidemergel, spricht. Wenn wir es also mit einer Tiefseefauna zu thun haben, dann ist es nicht überraschend, dass ihre nächst verwandte Fauna die der englischen Kreide ist. Was aber sehr überrascht, ist, dass, obwohl die Gattungen aus beiden Gebieten fast durchaus die gleichen sind, doch nicht eine einzige identische Species gefunden wurde. Das ist für eine Tiefseefauna ungewöhnlich und wird nur erklärlich, wenn wir uns erinnern, dass zwischen dem Wohnsitz der Kansasfauna und der englischen sich sowohl nach Osten als nach Westen grosse Con- tinentalmassen und weite Oceane ausdehnen, so dass die Communication nur eine äusserst langsame gewesen sein konnte. Auf den vorhergehenden Seiten wurde wiederholt auf zwei Erscheinungen hingewiesen, die noch nicht mit dem nöthigen Nachdrucke hervorgehoben worden waren: 1) die Einheit des Zahnersatzes bei allen Teleostiern, Amphibien, und Reptilien; 2) das regelmässige Alterniren beim Zahnersatz. In der Litteratur wird häufig auf zwei Arten des Zahnersatzes Bezug genommen, einmal, dass der junge Zahn an der inneren Seite des alten Zahnes ein Loch aushöhlt, wie bei den Zacertilia, und dann, dass der junge Zahn in der Pulpahöhle des alten Zahnes entsteht, wie bei den Crocodilia. RoESE? zeigt, dass bei den Crocodilia der junge Zahn ausserhalb des alten Zahnes an der inneren Seite desselben entsteht und ein Loch in den alten Zahn höhlt, durch welches er in die Pulpahöhle eintritt; so wird ein besonderer Crocodilien-Typus hinfällig. Protosphyraena, Portheus und Ichthyodecetes® wurden bisher unter den Fischen als Typen mit Crocodiliden-Zahnersatz betrachtet. Ich habe in jedem einzelnen Falle gezeigt, dass der junge Zahn ein Loch in die Seite des alten gräbt und dann nach unten die Wurzel des alten resorbirt; es kann dabei vorkommen, dass der junge Zahn unter der Krone des alten gefunden wird, aber die Hauptsache ist, dass er nicht in der Basis der Pulpahöhle entsteht. Re- capituliren wir noch einmal den Prozess: Auf der inneren Seite neben dem alten Zahn und gerade unter dem Zahnrand (oder bei acrodonten Zähnen gerade unter dem Epithel des Mundes) entsteht der junge Zahn in der Zahnleiste, das Epithel-Divertieulum bleibt indessen mit dem Mundepithel verbunden und kann deshalb kaum bis an die Basis einer Alveole reichend gedacht werden. Der neue Zahn oder vielmehr das ihn umgebende Gewebe gräbt ein kleines Loch in die Seite des alten Zahnes. Dieses » Mit der Bezeichnung Tiefsee will ich ausdrücken, dass die Fische in offenem Meere wohnen, gegenüber den Strandformen. ? Zahnentwicklung der Crocodilien, Morph. Arbeiten, Bd. 3, Heft 2, S. 224—226. 3 Die Protosphyraena-Zähne sind massiv, aber vom jungen Zahn wurde behauptet, er entstehe unter dem alten. Palacontographica. Bd. XLVI. 36 — 2832 — Loch wird beständig erweitert, so dass der junge Zahn sehr bald unter der Krone des alten Zahnes steht. Die Krone bricht ab und fällt weg. Der junge Zahn resorbirt nun nicht nur die Wurzel des alten, sondern auch das Cement, so dass, wenn er im entsprechenden Alter an die Alveole befestigt wird, dieses durch neues Cement geschieht. Die Art des Zahnersatzes bedingt keinen Unterschied, die Art des Ersatzes ist immer die gleiche. Bei acrodonten und pleurodonten Zähnen liegt der neue Zahn gerade unter dem Epithel, bei thecodonten Zähnen gerade unter dem Rande des Kieferknochens. Wir können also sagen, dass es für die Teleostier nur eine Art des Zahnersatzes giebt und zwar die gleiche wie für Amphibien und Reptilien. Ein anderes bemerkenswerthes Merkmal ist die Art und Weise, in welcher neue und alte Zähne abwechsen. Es hat den Anschein, als ob jeder zweite Zahn immer zu einem anderen Satze gehörte und ich glaube, dass das in der That der Fall ist. Während jeder zweite Zahn stets gesund und intakt ist, befinden sich die anderen immer in irgend einem Stadium des Ersatzes, das gewöhnlich durch eine leere Alveole repräsentirt wird, denn junge Zähne werden nicht früher an den Kiefer cementirt, als bis sie ausgewachsen sind und fallen daher bei fossilen Individuen aus. Sogar bei re- centen Fischskeletten ist gewöhnlich jede zweite Alveole leer, wenn der Zahnersatz acrodont ist; und beim Präpariren von Fischköpfen beobachtet man immer, dass die zweiten Zähne bei der Maceration leicht ausfallen. Da dieses Alterniren so allgemein bei allen Fischen des mir vorliegenden Materiales wiederkehrte, so untersuchte ich eine grosse Reihe von recenten Fischen, Amphibien und Reptilien, wobei sich das Resultat ergab, dass die Eigenthümlichkeit alternirenden Zahnersatzes für alle Fische und Reptilien gilt, deren Zähne in einer oder zwei Reihen stehen!. Ich möchte darum folgende Ver- allgemeinerung aussprechen, die sich auf die Untersuchung einer langen Reihe (unten aufgezählter) Gattungen stützt, bei welchen ich die Gesetzmässigkeit des Vorganges gewöhnlich an mehr als einer Art prüfen konnte. Die Zähne von Fischen, Amphibien und Reptilien, welche in 1—2 Reihen stehen, werden inzwei abwechselnden Sätzen ersetzt, d. h. zwischen je zwei alte Zähne schiebt sich immer ein junger Zahn. Alle alten Zähne repräsentiren einen Satz (a), alle jungen den andern (b), und wenn diese selbst wieder alt geworden sind, rückt ein noch jüngerer Satz (a‘) an die Stelle des ersten Satzes (a). Auf diese Weise ist also ein Kiefer immer mit gut erhaltenen und beständig wechselnden Zähnen versehen. Dieser Wechsel ist ein gesetzmässiger, natürlich aber spielt er sich nicht immer mit mathematischer Genauigkeit ab. Wenn es auch oft vorkommt, dass zwei Zähne derselben Serie neben ein- ander stehen, so bleibt das Gesetz des Zahnwechsels doch bestehen, da dieser scheinbare Widerspruch nur ein zufälliges Abweichen von der Regelmässigkeit im Zahnersatz ist. Solche Ausnahmen kommen bei alten Fischen recht häufig vor. Das Vorschreiten des einen Satzes neuer Zähne in nur der Hälfte der _Alveolen, von innen nach aussen, lässt vermuten, dass wir es hier, bis zu gewissem Grade, mit einer Rückerinnerung an den Selachiertypus zu thun haben, wo Zahnersatz auf Zahnersatz nach vorwärts drängt und mehrere Sätze gleichzeitig funktioniren. Bei unseren Formen hingegen funktionirt immer nur ein Satz, während der zweite in der anderen Hälfte der Alveolen allmählich vorwächst; wenn dieser zweite Satz fixirt ist, kommt ein dritter und ersetzt Satz No. 1. Diese Verhältnisse bei den Teleostomi werden vielleicht noch klarer durch nächstseitiges Diagramm, auf welchem die grossen Ovale die funktionirenden Zähne ausdrücken. Die innen ausgehöhlten Zähne (a) sind alte Zähne und werden durch Satz a’ verdrängt, der mit dem gesunden und funktionirenden Satz b abwechselt. Satz b‘‘ wird Satz b’ ersetzen und alternirt mit a“ und a‘. Dass dieses Schema nicht rein theoretisch ist, geht t Für Zähne „en brosse“ habe ich das nicht untersucht, aber ich denke, dieselbe Regel oder vielleicht eine Modification derselben wird auch dort eingehalten werden. _— N aus der von Em FriepDmann' gegebenen Abbildung eines Hechtes hervor, wo die embryologische Ent- wicklung dieser Reihen klar ersichtlich ist. Ferner illustriren diese Verhältnisse erwachsene Individuen von Scarus; hier kehrt bis zu gewissem Grade die primitive Anlage bei Selachiern wieder und Zähne rücken, Reihe auf a» am > >] Reihe, in wechselnden Serien von innen nach aussen und zwar (6) 6 o 5» in so grosser Zahl, dass 20 Reihen gleichzeitig vorhanden sind. ) o e a” Wie schon bemerkt, beobachtete ich diesen Zahnwechsel nicht ° o is nur bei den Teleostomi°, sondern auch bei den Amphibien (Anu- © S N a” ren und Urodelen) und bei den Reptilien (in 5 Ordnungen). 5 2 gr Unten folgt eine Liste derjenigen Gattungen, bei welchen dieses Gesetz sehr deutlich beobachtet werden konnte. Wenn die Bezahnung voll, lückenlos erscheint, so ist daraus doch nicht der Schluss zu ziehen, dass hier der gesetz- mässige Wechsel fehlte; in den meisten Fällen lässt ein Präparat der Innenseite des Kiefers die jungen Zähne deutlich erkennen. Gelegentlich kann aber auch das nicht zu beobachten sein und wir haben dann gerade ein Präparat aus der Periode, während welcher die jungen Zähne ausgewachsen sind und die alten noch kein bemerkbares Stadium des Ersatzes zeigen; ein zweites Exemplar wird aber zweifel- los den Ersatz wieder zeigen. Noch weiter in die Details dieser interessanten Gesetzmässigkeit im Zahnersatz einzugehen, würde dem Gegenstande der vorliegenden Untersuchung zu ferne liegen. Liste der Gattungen, bei welchen deutlich Zahnwechsel beobachtet wurde: Fische Amphibia Reptilia Acrodont: Thecodont: Rana Boa Esox Saurocephalus Menobranchus Naia Cimolichthys Saurodon Crotalus Enchodus Ichthyodectes Python Pomognathus Portheus Natta Osmerus Gymnarchus Fipera Muraena Embiotica Crocodilhus Leueisperca Chirocentrus Ichthyosaunus Scomber Protosphyraena Varanus Merlucius Iguana Polypterus ieurodant: Lacerta Lepidosteus Platecarpus £ Salmo Amia j Milca Pachyrhizodus Seiaena : Morph. Arbeiten Bd. 7, Heft 3, S. 563, Fig. 8. ? Teleostomi = Ganoidei — Teleostier. Register. (Die beschriebenen Arten sind mit einem Sternchen (*) bezeichnet.) Acrodontosaurus Mason 258. Agnomius 254. evolutus Stew. 257. „ Polymierodus Stew. 256. Albulidae 252. Amia 283. *Amphicyon 125. 134. ambiguus FırH. 130. 131. giganteus LaurıLLarn 128. n intermedius Suess 124, lemanensis Pow. 129. n major Bramv. 124. rugosidens ScHLosseR 130. = steinheimensis Fraas 127, ” Amphieynodon palustris SchLosser 116. Beryx 254. Beryx (?) multidentatus Stew. 257 Boa 283. *Cephalogale 109. 138. na brevirhina Horuans 103. Cestracion 168. Chaetetes ? 22. Chirocentridae 236. Chirocentrus 283. *Cimolichthys Leıpy 267. 283, r er contracta Corr 273. , “ Merrillii Core 272. ii 5 nepaeolica ('orE 271, 1 re semianceps Core 273. 2 sulcatus Core 271. Cladoeycelus As. 236. occidentalis Leıpy 242, Cladodus KAT, Coccoserinae 4. *Coceoseris 9. R e£ Schmidtii Kıär 10, + - Ungerni Eıcaw. 11. "Crocodilus 283. Crotalus 283. *Cynodon 115. 139. , = gracilis Fıra. 117. Daptinus Core 247. = phlebotomus Core 248. Dinocyon 121. Diploöpora Quesst. 26. | Elopidae 254. Embiatica 283. Empo Core 267. contracta CopE 273. ‚ lisbonensis Stew. 272. „ Merrillii Core 27 72. „ nepaeolica Core 271. semianceps (oPE 273. BaarOER 267. | *Enchodus 273. 283. z = anucrodus STEWARD 280. > ” dolichus. Core 279. r parvus Stew. 280, e n petrosus (opE 278. * Ar Shumardi Leıpr 280. *Erisichthe Cope 215. “+ nitida Core 227. *Eryops megacephalus Cope 61. 85. 89 fi. Esox 283. *Euarctos arctos 98. I rF etruscus 98. *Euarctos spelaeus 98. er tibetanus 98. Eurygnathus Davıs 274. Eurypholis Davıs 274. Gillicus polymierodus Hay 242. Gymnarchus 283. *Helarctos malayanus 98. Heliolites 39. asteriscus F. Rön. 4. dubius 22. 7 favosus 22. inordinatus 4. 3 intricatus var. lamellosa Limspste. 42. megastoma 37. parvistella F. Rön. 39. subtilis 4. Heliolitidae 3. Heliolitinae 39. *Hemicyon 107. Heptanchus 168. *Hyaenarctos 103. 106. Hyaenarctos arctoideus Drr£rer 107. „ minutus (Scutoss.) KokEn103. l | *Hybodus Ag. emend CaupBEeLL BROWN 149 fi. s > Fraasi Camps. Brown 151. 5 r Hauffianus E. Fraas 159. Hypsodon 236. 246. 258. Anunyadec Corz 236. 283. anaides Cors 244, > arcuatus CopE 244, = en ctenodon Corz 244, * „ hamatus CopzE 243, D op multidentatus Cors 243. “ ” occidentalis Leıpy 242, » polymierodus Croor 242. Ichthyosaurus 283. Iguana 283, Ischyrocephalus v. D. Mark 273. Isodus Hecke 273. Koninckella 204. *Koninckella efr. gibbulosa Geun. sp. 204. Koninckodonta 203. *Koninckodonta Fuggeri Bırım. 203. Lacerta 283. Lepidosteus 283. Leueisperca 283. Lonsdalia inordinata p’Ore. 4. Lutra dubia Drr&rer 104, Lyellia E. u. H. 26. Madrepora mammillaris WAHLENBERG 27, *Melursus labiatus 98. Menobranchus 283, Merlucius 283. Molva 283. Muraena 283, Naia 283. Natta 283. Nicholsonia KıÄr 37. *Nicholsonia megastoma Mc. Coy 37. *Osmeroides Acassız 254. E en evolutus Core ? 257. z cp polymierodus Stew. 256. Osmerus 283. *Pachycynodon 113. 139. grachyrhizodus Dıxon 258. 283. n caninus CorE 262. “ Kingei Core 263. ” *Pachyrhizodus curvatus Loomıs 2659. = N ferox StEw. 265. * on latimentum CopzE 263, = ” lepitopsis CoPE 265. = hr leptognathus Srew. 265. = „= Sheari CopE 264. * en inordinata Lonsp. sp. 4. Palaeopora, M’Cor emend Kıär 4. megastoma M’Cor 37. en subtilis M’Cor 4. Palaeoporites Kıär 18. = \ estonicus Kıär 18. Palaeoporitinae 18. Panthopholis Davıs 274. *Paracynodon 115. 139. * ” vulpinus ScHLosser 116. Pelecopterus Copz 215. Phasganodus CoprE 274. Pinacopora Nıca. u. ErH. 26. Plasmopora Epw. u. Hamue 26. en conferta 27. intercedens KrÄr 32. parvotubulata Kıär 29. n primigenia Kıär 26. n ramosa KıÄr 32. S stellata Kıär 31. *Plasmoporella Kıir n. gen. 34. ” KR KEN “ ” convexotabulata Krär 35. = ” convexotabulata var. vesi- culosa n. var. 36. Plasmoporinae 26. Platycarpus 283. Plethodidae A. S. Woopwarn 229, Polypterus 283. Pomognathus 283, Porites inordinata Loxsn». 4. » megastoma M’Cor 37. Proheliolites Krär n. gen. 21. = » dubius F. Scumipr 21. Proheliolitinae 21. *Portheus Cop 246. 233. en arcuatus Copz 242. Propora E. u. H. 26. = conferta M. E. u. H. 27. *Protosphyraena Leıpy 215. 283. * 5 nitida Copr 227. x „ obliquidens Loomıs 225. “ „ penetrans CorE 224, * „ i” Ferıx 224. x tenuis Loowıs 226. Protospondy 215. *Pseudamphicyon 132. 137. Pseudamphicyon ambiguus Scaross. 131. = » helveticus Pıcr. 134. * m lupinus Scatosser 133. *Pseudarctos SCHLOSSER n. gen. 117. = h bavaricus ScHLosser 120. *Pseudocyon 122. == E bohemicus ScHLosser 124. = 2 sansaniensis LArrer 124, *Pseudokingena Böse n. gen. 177. * n Capellinii Dı-Ster. 179. = 3 Deslongchampsi Dav. 178. su ethryptodn Loomıs n. g. 235. er intermedius Loomıs 236. *Pygope gozzanensis Parona 184. * „ Neumayri Haas 185. Python 283. Rana 283. *Rhynchonella Briseis Grmar. var. Inter- media Dı-Ster. 192. < Dalmasi Dun. 195. “ faseicostata Uatıe 195. = er flabellum MenecH. 195. = eg Greppini Opreu 194. Br n inversaeformis SCHLOSSER 193 5 Rn palmata Orr. 194. Y " pillula Scatosser 197. “ 5 pusilla Geum. 197. 2 0 retroplicata Zınr. 198. * > Reynesi Geum. 196. = = sp. aft. Alberti Orr. 193. = 3 variabilis Scurote. 191. = & „ var. rimata GEYER 192. < . Zitteli Gemm. 192. < 5 Zugmayri Gemm. 193. se e fe . Blanei Haas 199. Salmo 283. Salmonidae 258. Saurocephalus 215. = ” Hartan 249. 283. = » arapalovus Copr 251. = 1 Broadheadi Srew. 252. , dentatus Srew. 251. | ” lanciformis Cop 251. IM ss 5; Harı. 251. on phlebotomus CorE 248. *Saurodon Hays. 247. 283. x lanciformis Hays. 251. ” *Saurodon phlebotomus Copz 248, “ 55 pygmaeus Loomıs 248. Sciaena 283. *Sclerocephalus labyrinthicus GEmitzz 88. Scomber 283. Semionotus 274. Spiriferina 199. e u af. Davidsoni Desr. 202. = n cfr. angulata Orr. 199. = hr decipiens SchLosser 201. € ” gryphoidea Uutıs 200. * op cfr. Münsteri Davıns 202. a5 5 cfr. rostrata SchLoru. 200. * aff. rupestris C. Dest. 202, Stelliporella Wenxzeu 39, Symmorium 171. *Syntegmodus Loonıs n. gen. 252. = = altus Loonıs 253. Terebratula 180. * er Aspasia Men. 181. *Terebratula chrysilla Urtıs 180. 5 » de Lorenzoi Böse 181. * n sp. ind. 153. Tetheodus Cop 273. ” pephero Cop 278. *Thalassarctos maritimus 98. Thecia confluens 4. *Thryptodus Loomıs n. gen. 229. = > rotundus Loomis 235. = 5 Zitteli Loomıs 234. Tremaretos americanus 98, ” ornatus 98. *Ursavus SCHLosser n. gen. 101. brevirhinus Horı. 98. 103. 5 primaevus GAıtLL. sp. 104. *Ursus 97. * ,, Böckhi ScaLosser 98. 101. *Ursus etruscus Cuv. 100. » Primaeyus Gaıte. 104. Varanus 283. Viper 283. Waldheimia Davınsox 186. x » ampezzana SCHLossER 189. x = batillaeformis Böse 186. $ a Meneshinii ParonA 188. r ” oxygonia Unrıs 187. E cn Partschi Orreu 188. “ securiformis Gemm. 187. Re aenihus 171. Xiphactinus 246. Xiphias Leipy 215. Tafel-Erklärung. Tafel I. (Alle Figuren direkt nach Photographien.) Fig. 1—6. Palaeopora inordinata Lonsp. pag. 4. 1. Querschnitt eimes Zweiges von einem Stock aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. 2. Ein Theil desselben. Verer. 18:1. 3. Längsschnitt eines Zweiges von demselben Fundorte. Vergr. 7:1. 4. Querschnitt der Varietät von Esthland, Piersal, Zone Fı. Vergr. 18:1. Derselbe. Vergr. 7:1. Längsschnitt derselben. Vergr. 7:1. = s0H Palaeontographica, Bd. XLV1 Palaeontographica Bd. XIV. Tafel 1. Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart E. Schweizerbart'sche Verlagshdlg E. Nägele, Stuttgart Tafel-Erklärunse. Tafel I. (Fig. 1—4 direkt nach Photographien, Fig. 5—7 von Herrn Krapr gezeichnet.) Fig. 1—2. Coccoseris Schmidtii nov. sp., pag. 10. 1. Querschnitt eines Stockes aus Sutlep, Esthland (Fı). Vergr. 7:1. 2. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. 3—6. Coccoseris Ungerni Eıcaw., p. 11. 3. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. Längsschnitt eines anderen norwegischen Exemplares. Vergr. 20:1. 6. Querschnitt desselben. Vergr. 20:1. or 1: Protaraea vetusta Hart, pag. 10. 7. Längsschnitt eines amerikanischen Exemplares, das sich auf einer Strophomena angesiedelt hat. Vergr. 20:1. Palaeontographica. Bd. XLVI. Tafel Il. Palaeontographica Bd. XIV. Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart. Tafel-Erklärung. Tafel III. (Alle Figuren direkt nach Photographien.) ° Fig. 1—4. Palaeoporites estonicus nov. gen. n. sp. ypag. 18. 1. Querschnitt eines Stockes aus Röa, Zone F,, Esthland. Vergr. 7:1. 2. Längsschnitt desselben. Vergr. 7 :1. 3. Querschnitt einer Thekalröhre von Fig. 1 unter Vergr. 18:1. 4. Längsschnitt einer Thekalröhre von Fig. 2 unter Vergr. 18:1. 5—6. Proheliolites dubius F. Schm., page. 21. e 5. Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- . grösserung 7:1. 6. Querschnitt eines Stockes von demselben Ort. Verer. 7:1. Palaeontographica. Bd. XLVI. Tafel M. Palaeontographica Bd. XM. Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart. Verlagshdlg Schweizerbart'sche E% Stuttgart Nägele Fig. » Tafel-Erklärung. Tafel- IV. (Alle Figuren von Herrn Krapr gezeichnet.) Plasmopora primigenia nov. sp., pag. 26. (Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Frognö, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. Plasmopora conferta Epw. & H., pag. 27. (uerschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. Plasmopora conferta Epw. & H., Mutatio, pag. 29. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5b, Östre Svartö, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. Plasmopora petaliformis Lonsp., Querschnitt eines Stockes aus Wenlock, England. Verermsuzale Plasmopora parvotubulata nov. sp., Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. pag.'29. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XIM. Tafel N. er ZUR ) e ”r u) DEE GEBE "= ee, 1) DER KAT D Köck & I \ DS Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart. E. Schweizerbart'sche Verlagshdlg. E. Nägele, Stultgart Tafel-Erklärung. Tafel V. (Alle Figuren sind von Herrn Krapr gezeichnet.) Fig. 1. Plasmopora parvotubulata nov. sp. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. pag. 29. „ 2— 3. Plasmopora stellata nov. sp., pag. 31. 9. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5b, Östre Svartö, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. 3. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. 4. Plasmopora seita Epw. &H., Querschnitt eines Stockes aus Gotland. Vergr. 7:1. pag. 55. 5— 6. Plasmopora ramosa nov. sp., pag. 32. 5. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. 6. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. 7— 8. Plasmopora Grayi Epw. & H., pag. 34. 7. Querschnitt eines Stockes aus Gotland. Vergr. 7:1. 8. Längsschnitt desselben, die centrale, unverdickte Zone darstellend. Vergr. 7:1. 1. Plasmoporella convexotabulata nov. gen u. sp., Pag. 35. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. 10. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. 11. Längschnitt eines Stockes, der Uebergang zu var. vesiculosa zeigt, 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. 12. Plasmopora tubulata Loxso., Querschnitt eines Stockes aus Gotland. Verer. 7:1. pag. 56. 13. Heliolites intrieatus var. lamellosa Lu., Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. pag. 42. Palaeontographica. Bd. XLVI, Palaeontographica Bd. XV. E Schweizerbart'sche Verlagshdlg. E. Nägele, Stuttgart. Tafel \. Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart, Tafel-Erklärung. Tafel VI. (Fig. 1—5 sind von Herrn Krarr gezeichnet, 6—9 direkt nach Photographien.) Fig. 1—2. Plasmoporella convexotabulata nov. sp. var. vesiculosa. pag. 36. 1. Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5 a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. Ä 2. Querschnitt desselben. Vergr. 7:1. ‚ .3—4. ' Proheliolites dubius F. Schw., Mutatio, pag. 23. 5 3. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5b, Östre Svartö, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 7:1. 4, Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. a 5. - Proheliolites dubius F. Scmu., Forma primaria, pag. 22. Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Vergr. 7:1. 6—7. Plasmopora intercedens nov. sp., pag. 32. 6. Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Nyborg, Asker. Vergr. 7:1. 7. Querschnitt desselben. Vergr. 7:1. »„ 8—9. Nicholsonia megastoma M’Cor. pag. 37. Ei 85. Querschnitt eines Stockes aus Soida, Esthland, Zone Fı. Vergr. 18:1. i 9. Längsschnitt desselben. Vergr. 18:1. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XV. Tafel WM. Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart. E. Schweizerbart'sche Verlagshdlg. E. Nägele, Stullgarl Tafel-Erklärung. Tafel VII. (Fig. 1—4 und 6—7 direkt nach Photographien, Fig. 5 und 8 von Herrn Krapr gezeichnet.) Fig. 1—2. Nicholsonia megastoma M’Coy, pag. 37. 5 1. Querschnitt eines Stockes aus Soida, Esthland, Fı. Vergr. 7:1. 2. Längsschnitt desselben. Verer. 7:1. 5. Heliolites- intricatus var. lamellosa Lu., pag. 42. 3. Querschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Asker, Norwegen. Vergr. 7:1. 4. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. 5. Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5a, Stavnaestangen, Ringerike, Norwegen. Ver- grösserung 20:1. $. Heliolites parvistella F. Rön., pag. 39. 6. Querschnitt eines Stockes aus Esthland, Fa. Vergr. 7:1. 7. Längsschnitt desselben. Vergr. 7:1. ; 8. Längsschnitt eines Stockes aus der Etage 5b, Östre Svartö, Ringerike, Norwegen. Ver- i grösserung 20:1. Palaeontographica. Bd. XLVI, Tafel VI. Palaeontographica Bd. XM. u wmraudnz ELLE ini PILT UI TEE > Lichtdruck v. Carl Ebner, Stuttgart. Verlagshdlg Schweizerbart'sche E Nägele g Stuttgart F Tafel-Erklärung. Tafel VIII. Eryops megacephalus (Coprr). Perm. Texas, Indian Creek, Thal des Big Wichita. Fig. 1. Schädelunterseite (nach 4 Schädeln restaurirt). P. — Parasphenoid. Pt. = Pterygoidea. Occ. lat. — Occipitalia lateralia. Pa. = Palatinregion. M. —= Maxillarregion. V. = Vomerregion. »„ 2. Unterkiefer, Aussenseite. d. Pm. — Praemaxillaregion. 5 4 Innenseite. 2/5 natürlicher Grösse. (Die Original-Exemplare im paläontologischen Staatsmuseum von München.) Palaeontographica. Bd. XLVI. Taf. Vill. Palaeontographica Bd. XLVI. Rommel fkunstanstalt von Martin Liehtdruck de H erlagshandlung ırt Stuttg igelc Schweizerbart’sche \V N Krapf & Tafel-Erklärung. Tafel IX. Eryops megacephalus (Cork). Wirbel von hinten. Wirbel, Seitenansicht. Oberer Bogen, Vorderansicht. x S Rückansicht. Hypocentrum, Vorderseite. Pleurocentrum, e Hypocentrum, Rückseite. Pleurocentrum, % Hypocentrum von oben. Pleurocentrum „ ,„ nn „ unten. Zusammenhängendes, etwas gepresstes Stück von 4 Wirbeln. centrum fehlt am letzten Wirbel. Sacralwirbel mit Rippenkopf der Sacralrippe. Rechte Sacralrippe, Innenseite. en H Aussenseite. Hinterhaupt. (Region des Foramen magnum.) 2/3 natürlicher Grösse. Pleuro- (Die Original-Exemplare im paläontologischen Staatsmuseum von München.) Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XLVI. Tafel IX E, Schweizerbart’sche Verlagshandlung Lichtdruck der Hofkunstanstale von Martin lommel & Lo. Stuttgart, ©. Krapf gez ‚ Nägele, Stuttgart. Tafel-Erklärung. Tafel X. Eryops megacephalus (Copr). Fig. 1. Becken, linke Seite. rd e rechte “RS: RB Rückansicht. „4 5 von oben. „ 5. Scapula mit Coracoid, Aussenseite. 6 % a v Innenseite. 2/3 natürlicher Grösse. Die Orisinal-Exemplare im paläontoloeischen Staatsmuseum von München. © < Palzeontographica. Bd. XLVI, Palaeontographica Bd. XLVI. - Tafel X. E. Schweizerbartsche Verl: E. Nägele, Stuttgart iandlung m C. Krapf gez. Figur 1. Be, Q h 2 2) 4. } % n 6. To Tafel-Erklärung. Tafel XI. Sclerocephalus labyrinthicus Geinttz. Längsschliff durch die Spitze eines Gaumenzähnchens. S. = Schmelz, VD. = Vitrodentin, Dr. — Dentinröhrchen. Vergrösserung — 250. Selerocephalus labyrinthicus Gemirz. Querschliff durch die Basis eines Gaumenzähnchens. . — Pulpahöhle, Dr. — Dentinröhrchen, Dr.ı — Endausläufer der Dentinröhrchen, 7. — Interglo- bularräume, FD. = Vitrodentin, Co. — Conturlinien. Vergrösserung = 80. Eryops megacephalus Cop. Längsschliff durch die Spitze eines Kieferzahnes. P. = Pulpahöhle, S. — Schmelz; VD. = Vitrodentin, Co. — Conturlinien. Vergrösserung = 2. Eryops megacephalıs CopE. (uerschliff durch das obere Dritttheil eines grossen Kieferzahnes. P. — Pulpahöhle, S. — Schmelz, VD. — Vitrodentin, Co. — Conturlinien. Vergrösserung = 25. Eryops megacephalus Core. Querschnitt durch einen kleineren Kieferzahn in der unteren Zahnhälfte. P, — Pulpa, €. —= Cement, VD. — Vitrodentin, VD.ı — Vitroosteodentinband. Vergrösse- rung = 25. R Eryops megacephalus Core. Querschliff durch die obere Hälfte eines grossen Kieferzahnes, dicht unterhalb des Beginnes der Faltenbildung. $ = Schmelz, VD. — Vitrodentin, YD.ı — Vitroosteodentin, P. — Zipfel der zerschlitzten Pulpa- höhle, Co. — Conturlinien. Vergrösserung = 75. Eryops megacephalus Core. Theil des Querschnitts eines mittelgrossen Kieferzahnes. P. — Pulpazipfel, €. —= Cement, VD. — Vitrodentin, VYD.ı — Vitrotrabeculardentin. Vergrösse- rung 50! Palacontographica. Bd. XLVI. ? Palaeontographica Bd. X. Taf N. Fig.1. Fig. 6. Lichtdruck v. Carl. Ebner, Stuttgart. Tafel-Erklärung. Tafel XI. Figur 1. Eryops megacephalus Copz. Ein Stück Zahnbein nahe der unteren Schmelzgrenze im Längsschliff bei starker Vergrösserung. S. = Schmelz, VD. = Vitrodentin, I. = Interglobularräume, #. = Wirkliche Gabelungen der Dentin- kanälchen, Dr. — Dentinröhrchen, Y. — Quere Verbindungsästchen der Neumann’schen Scheiden. Vergrösserung = 250. Selerocephalus labyrinthicus GEmmTz. Theil eines Querschliffs durch das obere Dritttheil emes grossen Fangzahnes. Peripherischer Verlauf der Dentinröhrchen bei starker Vergrösserung. Dr.ı = Endverzweigung der Dentinröhrchen, VD. — Vitrodentin, $S. — Schmelz, Co. = Contur- linien, Co.ı — Conturlinien mit Interglobularräumen, Co.e — Conturlinien mit massenhaften grös- seren Interglobularräumen. Vergrösserung — 250. Eryops megacephalus Core. Ein Theil des Querschliffs von Taf. XI Fig. 4 bei starker Ver- grösserung. P. = Rand der Pulpahöhle, Dr. — Dentinröhrchen, V. = Quere Verbindungsästchen der NEu- mann’schen Scheiden, Co. — Normaler Schichtungsstreifen (Conturlinie), Co.ı = Schichtungs- streifen mit kleinen Interglobularräumen und spiraliger Windung der Dentinröhrchen. Vergrös- serung — 250. „ 4. Eryops megacephalus Cope. Längsschliff durch die Basis eines Kieferzahnes in Verbindung mit den Knochen. P. — Pulpa, OD. = Osteodentin. Das Cement (©. ist eine direkte Fortsetzung des spongiösen Osteo- dentingewebes, auf weichem die Zahnbasis aufsitzt. X. — Lamellar geschichteter Kieferknochen, PD. — Plicidentinfalten, theils längs, theils schief getroffen, VD — Vitrodentin. Vergrösse- rung — 10. »„ 5. Eryops megacephalus Cops. Querschnitt durch die Basis eines kleineren Kieferzahnes. P. = Pulpa, PD. — kürzere Plicidentinfalten, PD.ı — längere Plieidentinfalten, welche nach aussen ohne scharfe Grenze in das umgebende Osteodentin OD. übergehen. K. — Kieferknochen, VD. — Vitrodentin, VD.ı — Vitrotrabeculardentin der Falten. Vergrösserung — 18. „6. Fryops megacephalus CorE. Theil eines Querschliffs durch die Basis eines grossen Riefer- DO = zahnes. P. — Pulpazipfel, ©. — Cement, VD. — Vitrodentin, VD.ı — Vitrotrabeculardentinbänder der Falten. Vergrösserung — 35. »„ 7. Eryops megacephalus Core. Theil eines Querschlifis durch die Basis eines grossen Kiefer- zahnes. P. = Pulpazipfel, P.ı — Pulpazipfel blindsackartig abgeschnürt. VD. — Vitrodentin, VD.ı Vitro- trabeculardentinband. ©. — Cement, G. = Gefässkanäle im Längs- und Querschnitt. Ver- grösserung = 3. “ Palaeontograptica. Ed. XLVI. Palaeontographica Bd.XIM. ECHTE TER j S 3 2 _KD, NL INN I) MIN N e iW Hi AM IN] Inn N Hl ii an | Hl (N IB! I me vl) Lichtdrack v. Carl Ebner, Stuttgart. Fig. „ D > 19. 23. Tafel-Erklärung. Tafel XI. Pachycynodon erassirostris Fıra., Unterkiefer von oben, aus den Phosphoriten von Querey. Idem Fig. 8. Paracynodon vulpinus n. sp., Untere P,—M; aus den Bohnerzen von Ulm, von innen. Idem Fig. 3. 10. Mn „„ Unterkiefer, aus den Bohnerzen von Ulm, von oben. Idem Fig. 2. 10. Oephalogale minor Fıra., Obere Pı—M: aus den Phosphoriten von unten. ” ” a Alintere Du Mn: “ "sınnen: Paracynodon vulpinus n. sp., Schädel reconstruirt von der Seite, aus den Bohnerzen von Ulm. Pachycynodon cfr. crassirostris Fırs., Unterer Mı von innen aus den Phosphoriten von Querey. Fig. 7a von oben. Pachycynodon crassirostris Fıza., Untere Ps—Mz von aussen. Idem Fig. 1. ® „ Obere Pı.. Mı von unten, aus den Phosphoriten von Quercy. Paracynodon vulpinus n. sp., Unterkiefer von aussen, aus den Bohnerzen von Ulm. Idem Fig. 2. 3. ” en % Oberkiefer von unten, aus den Bohnerzen von Ulm. Idem Fig. 6, Ursavus brevirhinus Horm. sp., Oberer Mı .» von unten, Obermiocaen von Kieferstädtl in Schlesien. Idem Fig. 19. n z „ Oberer C—Pı von unten, Obermiocaen von Voitsberg in Steier- mark. Copie nach Hormann. Idem Fig. 19. „» Primaevus GAILLARD Sp., Unterer Mı von innen, Obermiocaen von La Grive St. Al- ban. Copie von Dep£rEr’s „Lutra dubia“. Idem Fig. 20. Pseudamphicyon lupinus ScHuoss., Obere Pı—M» von unten, aus den Bohnerzen von Ulm. x x R Untere Pı—Ms „ oben „ 5 3% Pseudarctos bavaricus n. sp., Unterkiefer mit Pı—Ms von oben, aus dem Flinz von Tutzing am Starnberger See. Idem Fig. 22. Ursavus brevirhinus Horm., Untere O—Mz von oben, Obermiocaen von Voitsberg in Steier- mark. Copie aus mehreren Abbildungen Hormann’s und einem Gypsabguss. Idem Fig. 23. » 5 „ Obere P3s—Ms von aussen. Mı und » nach der Natur, von Kieferstädtl in Schlesien. Idem Fig. 12. Ps und « Copie nach Hormann. Obermiocaen von Voitsberg. Idem Fig. 13. 5 primaevus GAILL. Sp., Unterer Mı von oben. Obermiocaen von La Grive St. Alban. Copie von Drr£Xrrr's „Lutra dubia“. Idem Fig. 14. Pseudarctos bavaricus n. sp., Obere Pı—M3s von unten, Mı Original aus dem Flinz von Häder bei Dinkelscherben. P> und Ma» .z reconstruirt. Darunter dieselben von aussen. " en „ Unterkiefer von aussen. Aus dem Flinz von Tutzing am Starn- berger See. Idem Fig. 17. Ursavus brevirhinus Horn. sp., Unterkiefer von aussen. Obermiocaen von Voitsberg in Steier- mark. Reconstruirt nach Zeichnungen HormAanv’s und einem Gypsabguss. Idem Fig. 18. Palaeontographica. Bd. XLVI. Be Palaeontographica Bd. XLVI. AA? ag = ‘ Ss Aa Lichtdruck der Hofkunntunntn It Alan SSIDUE von Martin Rommel & Co,, Stuttgart, Palaeontographica. Bd. XLVI. ov Hm sone vDDvbD sand Tafel-Erklärune. Tafel XIV. Amphiecyon lemanensis Pom., Oberer P,—M; von unten. Untermiocaen von Eckingen bei Ulm. Re ambiguus Fıun., Obere M,.; von unten. Phosphorite von Quercy. Pseudocyon bohemicus n. sp., Obere P,—M, von unten. Untermiocaen von Tuchorie in Böhmen. P, Copie nach Surss, M, reconstruirt aus Zeichnung von Suess und Fragmenten, M,; .z nach der Natur. a 5 „= Untere M}—; von oben. M, und , aus Untermiocaen von Tuchofie in Böhmen. Copie nach Svess, M, aus Untermiocaen von Weisenau. Copie nach H. v. Meyer’s Manuscript. Amphicyon rugosidens n. sp., Obere P,—M; von unten aus dem Untermiocaen von Haslach bei Ulm. M, steht etwas zu weit aussen. n lemanensis Pom.. Unterer M, von oben. Untermiocaen von Ulm. Unterer Mi ,„ N ” as x ’ ambiguus Fıra., Unterer M, „ er Phosphorite von Quercy. Pseudocyon bohemicus n. sp., Unterer M,; von innen. Untermiocaen von Tuchotie in Böhmen. Copie nach Suess. Idem Fig. 4. Amphicyon rugosidens n. sp., Unterer P,—M, von oben aus dem Untermiocaen von Haslach bei Ulm. &} ” ” BR lemanensis Pom., Metacarpale V von innen. Untermiocaen von Eckingen bei Ulm. „ „ „ » IV „ aussen. » 66 » et, Fig. 12a von innen. » „ » „ BU, op „ ” „ Eckingen bei Ulm. Fig. 13a von innen. ” ” „ ”„ II ”„ ” ” „ Eckingen bei Ulm. Fig. 14a von innen. N = 5 n I ,, innen. > „ Eckingen bei Ulm. 77 77 ’ Metatarsale V 77 ” eh} kb} 7 ch} &2) er} - eh) ” ” IV 2 aussen 7 ei) 7 „ ” Fig. 17a von innen. ” ” ” „ Ill ER) ER Dr PR Eckingen bei Ulm. Fig. 18a von innen. 90 hr n ” ID er 5 „ Weisenau. Copie aus H. v. Meyer’s Manuscript. Fig. 19a von innen. ” » > » I , innen. Untermiocaen von Eckingen bei Ulm. Paracynodon leptorhynchus Fıru. sp. Metacarpalien von oben. Phosphorite von Querey. Idem Fig. 23. Pseudamphicyon sp. Metacarpale IV von innen aus den Phosphoriten von Quercy. Idem Fig. 24. Paracynodon leptorhynchus FırH. sp. Metacarpalia von vorne aus den Phosphoriten von Quercy. Idem Fig. 21. Pseudamphicyon sp. Metacarpale IV von aussen aus den Phosphoriten von Querey. Idem Fig. 22. Paracynodon leptorhynchus Fınu. Metatarsalia von oben a. d. Phosphoriten v. Querey. Idem Fig. 29. Amphicyon lemanensis Pom. Metatarsalia von oben. Untermiocaen von Ulm. “ major Larr. ?, Unterer M, von oben. Obermiocaen von Sansan. Pseudamphieyon lupinus Scuuoss. Metacarpale V von vorne. Bohnerze von Ulm. Paracynodon leptorhynchus Fıra. sp. Metatarsalia von vorne. Phosphorite von Quercy. Idem Fig. 25. Pseudamphicyon lupinus Scauoss. Metacarpale III von hinten. Bohnerze von Ulm. Amphicyon lemanensis Pom. Metacarpalia von oben. Untermiocaen von Ulm. Dinocyon Thenardi Jourv., Oberer P, von unten. Aus den Bohnerzen von Heudorf in Baden. Palaeontographica Ba. XLVI. Mei, DSUVZ = A: " Tafel-Erklärunse. Tafel XV. N Fig. 1. Hybodus Fraasi Browx. © Solnhofen °/s nat. Grösse. (Original im palaeontologischen Staatsmuseum München.) a Praefrontallücke 4 Pharyngobranchialien b Nasenkapsel \ * Brustgürtel c Praeorbitalfortsatz \ s Metapterygium d Supraorbitalleiste t Mesopterygium e Postorbitalfortsatz \ u Propterygium f Palatoquadratum \ » Flossenradien 9 Muskelgrube des Unterkiefers ' ıw Basalknorpel der Flosse h Hyomandibulare | x Seitenlinie der rechten Seite i Hintere Schädelwand | x’ Abdruck der rechten Seite der Seitenlinie j Kiemenstrahlen des Hyomandibulare . 2’ Abdruck der linken Seite ., e J‘ Kiemenstrahlen | 4 Rippen le Oeccipitalleiste | 2 Schleimkanäle 2 Ohrkapsel af Atfterflosse m Linke Seite des Schädels | df Brustflosse n Palatobasalfortsatz | cf Bauchflosse o Gelenkkopf des Unterkiefers, ha Haemapophysen o‘ Gelenk zwischen Hyomandibulare und | in Intercalaria Hyoid na Neurapophysen » Kiemenbogen no Notochorda. Fig. 2. Stachel. Nat. Grösse. »„ 3. Seitenlinie und Chagrin; 3 mal vergrössert. „ 4. Placoidschuppen; stark vergrössert. a im Profil; 5 Längsschnitt; c von oben; d von unten. „ 5. Basalknorpel der Rückenflosse; 65 mal vergrössert. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. Ban Lielitlruck v. M. Rommel & Co., Stuttgart Taf. XV. u ae BERL SE Fig. 1. Tafel-Erklärung. Tafel XVI. Hybodus Hauffianus E. Frass 5 Holzmaden. 9%. Vorderer Theil des Schädeldaches. a Hinterrand der vorderen Fontanelle b Gruben c Supraorbitalleiste, Postorbitalfortsätze. Nat. Grösse. a Rechter Fortsatz von aussen db Rechter Fortsatz von unten c Linker Fortsatz von innen. 4. Kopfstacheln. Nat. Grösse. a Kleiner Kopfstachel von oben d Kleiner Kopfstachel im Profil > c Basis des grossen Stachels von hinten gesehen. 5. Schädeldach, restaurirt. «a Praefrontallücke c Antorbitalfortsatz e Postorbitalfortsatz f Gruben g Parietalloch. 6. Hybodus Hauffianus E. kunde, Berlin.) a. Rechter Unterkieferast a‘ Linker ; d Palatoquadratum rechts FRAAS & b' » links _ ce Rechtes Hyomandibulare c’ Linkes 5 d Hyoid e Praefrontallücke f Antorbitalfortsatz 9 Supraorbitalleiste h Postorbitalfortsatz ? Gruben J Parietalloch 7: Kopfstacheln 2 Palatobasalfortsatz m Ohrkapsel n Gelenkpfanne des Palatoquadratum n‘ Gelenkkopf des Unterkiefers Palaeontographica Bd. NLVI. b Nasenkapsel d. Supraorbitalfortsatz mit ca. 250 gefressenen Belemniten im Leibe. (Original im Naturalienkabimet Stuttgart.) 1 Ob. Lias Holzmaden. | Ob. Lias 1 nat. Grösse. (Original im Museum für Natur- o Gelenkkopf am Proximalende des Hyomandi- bulare p Rechte Hälfte des Brustgürtels p’‘ Linke R n Hr q Basalknorpel der Brustflosse q' 5 „ Rückenflosse ” Flossenradien der Brustflosse 1 e „ Bauchflosse s Kiemenbogenfragmente t Rippen u Becken v Proximaltheil des Basipterygium der Bauchflosse w Segmentirter Distaltheil des Basipterygium x Proximaltheil (Mixipterygium) des Pterygo- podium y Endknorpel und Stachelfragmente des Pterygo- podium = Neura- und Haemapophysen. Palaeontographica Bd. XLVI, Lichtdruck v. M, Rommel & 00, Stuttgart Taf, XVI, ta Belem Hybosussuull > [S®) Tafel-Erklärung. Tafel XVII. Pseudokingena Deslongchampsi Dav., von vorne 2 nat. Grösse. Von La Stuva. i von vorne, Fig. 2a von hinten, Fig. 2b von der Seite, Fig. 2 c Stirnansicht. Von Lavarella. “ Capellinii Di-STEFANO, von vorne # nat. Grösse. Fig. 3a Stirnansicht, Fig. 3b von der Seite, Fig. 3c von hinten, Fig. 3d von vorne. Von Lavarella. Terebratula chrysilla Usuise, von der Seite. Von La Stuva. ” ” ” S gozzanensis Par., von vorne, Fig. 5a von der Seite. Von Lavarella. Idem Fig. 10, 10 a. e Neumayri Haas, Stirnansicht, Fig. 6a von der Seite. Von Lavarella. Idem Fig. 11, 11a. De Lorenzoi n. sp., von hinten, Fig. 7a Stirnansicht, Fig, 7b Seitenansicht, Fig. 7c vorne. Von La Stuva. “ “ = Stirnansicht eines anderen Exemplares. Von La Stuva. ni gozzanensis PAr., von der Seite, Fig. 9a von vorne, Fig. 9b Stirnansicht. Von Lavarella. 5 53 „ Stirnansicht, Fig. 10 a von hinten. Von Lavarella. Idem Fig. 5. er Neumayri Haas, von vorne, Fig. 11a von hinten. Von Lavarella. Idem Fig. 6. Waldheimia Meneghini Par., von vorne. La Stuva. Terebratula sp., von vorne, Fig. 13a von vorne, # nat. Grösse, Fig. 13b Stirnansicht, Fig. 13 c von hinten, Fig. 13 d von der Seite. La Stuva. en „ von vorne. La Stuva. Waldheimia Partschi Opp., Stirnansicht, Fig. 15a von vorne, Fig. 15b von der Seite. Lavarella. Eh oxygonia UHLie, von der Seite, Fig. 16a von vorne, Fig. 16b von hinten, Fig. 16 c Stirnansicht. La Stuva. n securiformis GENMM., Stirnansicht, Fig. 17 a von vorne, Fig. 17 b von der Seite. Lavarella. » oxygonia Uruıg, Seitenansicht. La Stuva. " batillaeformis n. sp., Stirnansicht, Fig. 19 a von vorne, Fig. 19 b von der Seite. La Stuva. ” Meneghinit Par., von vorne, Fig. 20a von hinten. Lavarella. Idem Fig. 22. ampezzana n. Sp., von hinten, Fig. 21a von vorne, Fig. 21b von der Seite, Fie. 21c 2: ’ 8 S D g Stirnansicht. La Stuya. = Meneghinii Par., von der Seite. La Stuva. Idem Fig. 20. ” ” „ „ EE „ „ „ Idem Fig. 119, 5 ampezzana n. sp., Stirnansicht, Fig. 24a von der Seite, Fig. 24b von hinten, Fig. 24 c von vorne, La Stuva. Rhynchonella retroplicata Zrrr., von hinten, Fig. 25a. von vorne, Fig. 25 b von hinten, 2 nat. Grösse, Fig. 25c von der Seite, Fig. 25 d Stirnansicht. La Stuva. ar Reynesi Gemm., von hinten, Fig. 26a von vorne, Fig. 26b von vorne, 2 nat. Grösse, Fig. 26c von der Seite, Fig. 26d Stirnansicht. La Stuva, 33 inversaeformis n. sp., von hinten, Fig. 27 a von vorne, Fig. 27 b Stirnansicht, Fig. 27 c von der Seite. La Stuva. 2 nat. Grösse von vorne. La Stuva. ” „ „ 1 N pusilla Gemm., von hinten, Fig. 29a von vorne, Fig. 29b Stirnansicht, Fig. 29c von der Seite. La Stuva. n pilulla n. sp., von hinten, Fig. 30a von vorne, Fig. 30b #2 nat. Grösse, Fig. 30 c Stirnansicht, Fig. 30 d von der Seite. La Stuva. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd.XM. Taf. XVII. Klein & Volbert gedr Tafel-Erklärung. Tafel XVII. Fig. 1. Bhynchonella aft. Alberti Opr., von der Seite, Fig. 1a von hinten, Fig. 1b Stirnansicht, Fig. 1c von vorne. La Stuva. 9, 3 Zugmayri GEMmM., Stirnansicht, Fig. 2 von der Seite. La Stuva. 3. 2 „ von vorne. La Stuva. 4. ER ee „. var. (af. Orsinii Gemm.), von der Seite, Fig. 4a Stirnansicht. La Stuva. = ; variabilis var. rimata GEYER, von vorne, Fig. 5a von der Seite, Fig. 5b von hinten, Lavarella. 6. Zitteli Gemm. var. Calderinii Par., Stimansicht, Fig. 6a von vorne. Lavarella. To nn variabilis SCHLOTH., Stirnansicht, Fig. 7a von vorne. Lavarella. 8. & 55 iy von vorne, Fig. S Stirnansicht. Lavarella. 9 % Zitteli Gema., von der Seite, Fig. 9a von vorne, Fig. 9b Stirnansicht. Lavarella. 10. En palmata Opp., Stirnansicht, Fig. 10a von der Seite, Fig. 10b von vorne. La Stuva. It. “ „ von vorne, Fig. 11a von der Seite. Lavarella. 12% FF sp. cfr. @reppini Opr., von vorne, Fig. 12a von der Seite. La Stuva. 13. 5 cfr. flabellum Menzcn. ?, von vorne. La Stuva. 14. 5 Greppini Opp., Stirnansicht, Fig. 14a von der Seite, Fig. 14b von vorne. Lavarella. 15. Hh fascicostata UHLie, von vorne, Fig. 15a Stirnansicht, Fig. 15 b von hinten. Lavarella. 16. 5 Dalmasi Duwm., Stirnansicht, Fig. 16 a von der Seite, Fig. 16b von vorne. Lavarella. 17% ae ir „ von der Seite, Fig. 17a Stirnansicht. Fig. 17b von vorne, Fig. 17 ce von hinten. La Stuva. 18. Spiriferina decipiens n. sp., von hinten. Fig. 18a von der Fig. 18b Stirnansicht. La Stuva. Idem Fig. 19. m: » von der Seite, Fig. 19a a La Stuva. Idem Fig. 21. 20. „ age Orr., kleine Klappe. Lavarella. Idem Fig. 23. 2]. ” decipiens n. sp., von vorne, Fig. 21a von hinten. La Stuva. Idem Fig. 19. 22. en ’s „ von vorne. La Stuva. Idem Fig. 18. 23 Sn angulata Opp., von der Seite, reconstruirt. Lavarella. Idem Fig. 20. 25. 24. ; deeipiens n. sp., von vorne, 2 nat. Grösse. La Stuva. 25. en angulata Opr., grosse Klappe von hinten, Fig. 25a Schnabelansicht. Lavarella. Idem Fig. 30. 26. n gryphoidea Uri, von der Seite. La Stuva. als 5 a “ Stirnansicht, Fig. 27a von hinten, Fig. 27b von vorne. Ln Stuva. Idem Fig. 29. 28. rostrata SCHLOTH., von hinten. Lavarella. Idem Fig. 30. 29. o gryphoidea Uruis, von der Seite. La Stuva. Idem Fig. 27. 30, an rostrata SCHLOTH., von der Seite. Lavarella. Idem Fig. 28. Palaeontographica. Bd. XLVI, Palaeontoyraphica Bd.XLM. ABirkmaier, Ih. Klein & Volbert gedr Tafel-Erklärung. Tafel XIX. Protosphyraena penetrans Core. S. 224. Fig. 1. Cranium von oben. Eth. — Ethmoid Eth.lat. — Ethmoid laterale Fr. = Frontale Sq. — Squamosum Psp. = Parasphenoid Osp. — Orbitosphenoid Asp. —= Alisphenoid Prot. = Prooticum 001. = Opisthoticum Sot. — Sphenoticum Ptot. = Pteroticum Bock. == Basioceipitale Eoc. = Exoceipitale Vom. — Vomer. » 2. Cranium von unten. »„ 3. Praemaxilla und Maxilla von innen. „ 4. Zahn im Ersatz begriffen. a Junger Zahn ober einer alten Wurzel. »„ 5. Medianknochen mit P. penetrans gefunden. S. Seite 225. Protosphyraena nitida Core. S. 227. Fig. 6. Praemaxilla und Maxilla. ».. 7. Dentale. Palaeontographica. Bd. XLVF. c Palaeontographica Bd. XLVI. . Krapf gez. Taf. XIX, ur PIER Liehtdruck der Uofkuusiansialt von Martın Kommel & Us. RE N Kerr een sa rien vu. Ym Ar, Eur Fig. 1. un: or 4. Fig. 5. nal, UT. Palaeontographica. Tafel-Erklärung. Tafel XX. Protosphyraena obliquidens nov. sp. S. 225. Brustflosse mit Cleithron von imnen. Rostrum von unten. Praemaxilla. Dentale von innen. Protosphyraena tenuis nov. sp. S. 226. Brustflosse von aussen. + natürliche Grösse. Rostrum von der Seite. Praemaxilla und Maxilla von innen. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XLVI. Tat. XX. as Pr. Ze m n h ... » £ EN u NENNT NA. Namen ee 7 Jichtdruck dor Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Oo,, Btuttgurt. €. Krapf gez. Do x Be Da Pi DE Ku Au u Er Tafel-Erklärung. Tafel XXI. Thryptodus Zitteli nov. sp. S. 233. Fig. 1. Schädel von oben. Eth. — Ethmoid Sot. — Sphenoticum Eth.lat. — Ethmoideum laterale Prot — Prooticum Fr. —= Frontale Ptot — Pteroticum Na. — Nasale Eot. — Epioticum P: — Palatinum Soc. = Supraoceipitale Vom. = Vomer Eoc. = Exoceipitale Psp. — Parasphenoid Or. = Supraorbitale [8o} Die drei Supraorbitalia der linken Seite in ihrer natürlichen Lage. „3. Schädel von unten. „ %*a. Entoglossum und Copula 4b. » 5. Unterkiefer von innen; m. Verknöcherung des Mecxev'schen Knorpels. »„ 6. Hyoid-Bogen von innen; e. Epihyale, c. Ceratohyale, %. Hypohyale, db. Basihyale. „ 7. Maxilla: a. von innen, b. von aussen. „8. Fünftes Ceratobranchiale. „ .9. Ein vorderer Wirbel. „ 10. Verknöcherte Basis eines Bartfadens. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XLVI, Taf. XXI, Any TERN NN KON Fig. De I SRH Tafel-Erklärung. Tafel XXI. Thryptodus rotundus nov. sp. S. 235. Copula von oben. Parasphenoid von unten. Pseudothryptodus intermedius nov. sp. S. 236. Praemaxilla, a. von aussen, b. von innen. a. Entoglossum, b. Copula. Drittes Ceratobranchiale der rechten Seite. Viertes Ceratobranchiale der rechten Seite. Fünftes Ceratobranchiale der rechten Seite. Dünnschliff eines Branchiale. Vergrössert 120, S. 236. Syntegmodus altus nov. sp. S. 253. Cranium von der Seite. ; Eth.lat. — Ethmoideum laterale Ptot. — Pteroticum Psp. — Parasphenoid Fr. = Frontale Osp. — Orbitosphenoid Pa. = Parietale Spot. = Sphenoticum Asp. — Alisphenoid Pro. = Prooticum Eoc. — Exoccipitale. . Dünnschliff quer durch die Osteodentinmasse des Parasphenoids. a. Ein grosser Kanal, welcher senkrecht zur Oberfläche läuft. b. Ein feiner Kanal mit Abzweigungen. Parasphenoid einer unbekannten Gattung, a. von unten, b. von oben. S. 253. Parasphenoid einer zweiten Species dieser Gattung von unten. Palaeontographica. Bd. XLVI. Taf. XXII. Palaeontographica Bd. XLVI. Stuttgart. Lichtdruck der Hofkunstanrtult von Murtin Rommel & Co., €. Krapf gez. Tafel-Erklärung. Tafel XXIII. Ichthyodectes occidentalis Leıpy. S. 242. Fig. 1. Cranium von unten. Osp. — Orbitosphenoid Btot. — Sphenoticum. Asp. — Alisphenoid Prot. —= Prooticum Bsp. — Basisphenoid Ptot. — Pteroticum. Fr. —= Frontale. 3 Schultergürtel von innen. ec. = Coracoid; sc. = Scapula; sp. = „Spangenstück“. Eine Schuppe, welche die verzweigten Seitenlinien zeigt, a untere Seite, 4mal vergrössert. Eine Schuppe von dem Rumpfe. Drei Branchialia mit ‚Gill rakers“. Schwanzende der Wirbelsäule. oo er wm Ichthyodectes etenodon CopE. S. 243. Fig. 7. Rechte und linke Praemaxilla von einem stark asymmetrischen Individuum. „» 8. Eine Schuppe mit der verzweigten Seitenlinie. Ichthyodectes multidentatus Core. S. 243. Fig. 9. Maxilla, a. auf der inneren Seite geschliffen, b. auf der äusseren Seite geschliffen. Saurodon pygmaeus nov. sp. S. 248. Fig. 10. Unterkiefer von innen. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XLVI. Tat. XXIN. €. Krapf gez, Lichtdruck der Hofkunstanstult von Murtin Kommel & Co,, Stuttgart, Tafel-Erklärung. Tafel XXIV. Saurodon phlebotomus (Core. S. 248. Praemaxilla von innen. Maxilla von innen. Unterkiefer von innen. Unterkiefer von aussen. Praedentale. = fa jole} DD m SER aS Saurocephalus Broadheadi Stzwarn. S. 252. Fig. 6. Unterkiefer von aussen: 6a der Zahnrand von innen. Palaeontographica. Bd. XLVI. R Palaeo hi Bd. XLVI. aeontographica Taf. XXIV. ed rin. rufen zug. nn 20Er vo €. Krapf gez. Lichtdruck dor Hofkunstanstult von Murtin Rommel & Co., Stuttgart. E N + o es = E 2 en “> ER, . ARE . ’ j N Tafel XXV. Saurocephalus Broadheadi Srzwarn. 5. 252. Fig. 1. Cranium von der Seite. Eth. — Ethmoid Soc. = Supraoecipitale Eth.lat. — Ethmoideum laterale Eoc. — Exoceipitale Fr. — Frontale Boc. — Basioceipitale Vo. — Vomer Sot. — Sphenoticum Psp. — Parasphenoid Ptot. — Pteroticum Osp. — Orbitosphenoid Prot. — Prooticum. Saurocephalus lanciformis Harran. S. 251. 2. Maxilla und Praemaxilla von innen. 3. Unterkiefer von innen. 4. Praedentale, 5. Dünnschliff des Zahnersatzes. Pachyrhizodus curvatus nov. sp. S. 265. 6. Maxilla von innen. 7. Unterkiefer von innen. 8. Mesopterygoid von innen. Bd. XLVI. Palaeontographica, Tafel-Erklärung. Palaeontographica Bd. XLVI. : Tal, XXV. Lichtdruck der Hofkunstunstalt von Murtin Rommel & Co., Stuttgart. C, Krapf gez. &, —. d \ Fig. eh 1, u) Tafel-Erklärung. Tafel XXVI. Osmeroides polymicerodus StzwArn. S. 256. Schädel von der Seite, alle Knochen in der Lage wie gefunden. Fr. — Frontale Osp. == Orbitosphenoid Na. — Nasale Asp. = Alisphenoid Mx. = Maxilla, rechte Ptot. — Pterotienm Ma‘. = Maxilla, linke Eoc. = Exoceipitale Pnz. = Praemaxilla Boc. == Basioceipitale Dent. — Dentale Psp. = Parasphenoid Art. = Articulare Pt. — Pterygoid Pop. = R. Praeoperculum Mspt. — Mesopterygoid Pop. = L. Praeoperculum Mtpt. — Metapterygoid St. — Branchiostegi Qu. = Quadratum C. — Ceratohyale Ir: — Hypohyale Linkes Operculum. Maxilla von einem kleineren Exemplar von innen. Zwei vordere Wirbel. U Osmeroides evolutus Cops ? 8. 257. Unterkiefer, längs zusammengefaltet. Praemaxilla von aussen. Pachyrhizodus latimentum Cope. S. 263. Rechte Maxilla von innen. Linke Praemaxilla von aussen. Schwanzende der Wirbelsäule. Pachyrhizodus leptognathus StEwArD. S. 264. Parasphenoid, a. von der Seite, b. von unten. Ein „Gill raker“. Eine Schuppe. Praemaxilla von innen. Maxilla, hinteres Ende. Unterkiefer. Brustilosse. Palaeontographica. Bd. XLVI. re | \ Se ‚ ve 5 £ ha 3 Y CH E — % I u i d >= \ R SS S 23 \\ En- ii N 3 se N f era * Y f 5 E = x \ \ Palaeontographica Bd. XLVI. Taf. XXVI. C. Krapf gez, Tafel-Erkläruns. Tafel XXVH. Cimolichthys nepaeolica Cope. S. 271. Fig. 1. Schädel von der Seite. Eth. — Ethmoid Ptot. — Pteroticum Eth.lat. — Ethmoideum laterale Spot. — Sphenoticum Fr. —= Frontale Mspt. = Mesopterygoid Pma. — Praemaxilla Mtpt. — Metapterygoid Mae. — Maxilla Prsp. — Parasphenoid IMEX. — Supramaxilla Hymd.— Hyomandibulare Den. == Dentale Qu. = Quadratum Pt. — Pterygoid Orb. = Suborbitale. Palatinum von einem zweiten Exemplar. Längsschnitt eines Zahnes. X 30. nm Cimolichthys semianceps Core. S. 273. Fig. 4. Hintertheil des Craniums von oben. Fr. — Frontale; Ptot. = Pteroticum; Prot. — Prooticum; Eot. — Epioticum; Soe. — Supraoceipitale; Boc. — Basioceipitale; Zoc. —= Exoceipitale. » 5. Dasselbe von unten. »„ 6. Palatinum von unten. Cimolichthys Merrillii Core. S. 272. Fig. 7. Palatinum von unten. Cimolichthys contracta Core. S. 273. Fig. 8. Wirbelsäule hinten; a. Median-Scuta-Reihe, 5. Seiten-Scuta-Reihe. » 9. Schwanzende einer Wirbelsäule, wahrscheinlich C. nepaeolica Cops angehörig. Pachyrhizodus caninus Copr. S. 262. Fig. 10. Maxilla von unten. „ 11. Praemaxilla von unten. „ 12: Palatinum. [0 0} Enchodus petrosus Copr. S. 27 Fig. 15. Kiefer. Pmx. — Praemaxilla; Pal. — Palatinum; Dent. —= Dentale. „ 14. Osteodentinmasse des Palatinums mit Fangzahn. „ 15. Zahn im Längsschnitt. >< 30. Enchodus dolichus Cope. S. 279. Fig. 16. Palatinum. «a Vorhängender Lappen, welcher zur Basis des neuen Zahnes heranwächst. „ 17. Structur des Centrums eines Zahnes. >< 20. Querschnitt. e Enchodus Shumardi Lripy. S. 280. . 18. Kiefer. D. = R.Dentale; D’. — L. Dentale; A. = Artieulare; P. — Rechtes Palatinum; P‘. — Linkes Palatinum; O0. — Praeoperculum. „ 19. Dentale von aussen. Palaeontographica. Bd. XLVI. Palaeontographica Bd. XLVI. Taf, XXVII, IS Ge (DR a m u x = vr WELL LIE 7: lr N ‘I ) } PR €. Krapf gez. FR wer 3 Herausgegeben HER yon KARL Aw. ZITTEL, Professor in München. Unter Mitwirkung von % Sechsundvierzigster Band. a! Erste und zweite Lieferung. „as Inhalt: & ik Die Korallenfaunen der Etage 5 des norwegischen Silursystems. (S. 1—58, Taf, I 2 Stuttgart. ö E. Be naHerbu che Verlagsbuchhandlung (E. Naegele). 4 1899, Ausgegeben im März 1899, . lt In der E. Schweizerbart'schen Verlagshandlung: (E. Naegele) in Stuttgart ist erschienen: Die Structur und Zusammensetzung der I SSETN ee I\ MRTETERBROREISEN erläutert durch photographische Abbildungen geätzter Schnittflächen, Herausgegeben von A. Brezina und E. Cohen. Die Aufnahmen von J. Grimm in Offenburg. Lieferung 1—3. Mit 33 photographirten Tafeln, Preis Nik. 52. — METEORITENKUNDE, E. Cohen. Heft 1. Untersuchungsmethoden und Charakteristik der Gemengtheile. Preis Mk. 10. — Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung der für die Gebirgsformation bezeichnendsten Versteinerungen Herausgegeben von einer Vereinigung von Palaeontologen. I. Theil: Lethaea palaeozoica von Ferd. Roemer, fortgesetzt von Fritz Frech. Textband I. Mit 226 Figuren und 2 Tafeln. er. 8°. (IV. 688 S.) Preis Mk, 38.—. Textband II. 1. Liefe. 1880. 1897. Mit 31 Figuren, 13 Tafeln und 3 Karten, gr. 8°. 1897. (256 8.) Preis Mk. 24.—. Atlas. Mit 62-Tafeln. er. 8%. 1876. Cart. Preis Mk. 28.—., Seit 1833: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Unter Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen herausgegeben von E. Koken, Th. Liebisch in Tübingen, in Göttingen. Jährlich erscheinen 2 Bände, je zu 3 Heften. Preis pro Band Mk. 25.—. Beilageband XI Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Mit 14 Tafeln und 116 Figuren. Preis Mk. 23.60. M. Bauer, in Marburg. Mikroskopischee Struelurbilder der Massengesteine in farbigen Lithographien. Herausgegeben vo DETER Dr. Fritz Berwerth, ö. Professor der Petrographie an der Universität in Wien, Lieferung II mit Tafel 17—24. Preis Mk. 20.,—. Inhalt von Lieferung I—III: E Amphibol-Peridotit. — Aplit. — Augit-Minette. — Aueitporphyrit (Intersertalstructur, Hyalopilitische Structur). — Basalt (Intersertalstructur, Br als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Sechsundvierzigster Band. : Dritte Lieferung. > > . ö es Eu 6 Inhalt; Y Broili, Ferd., Ein Beitrag zur Kenntniss von Eryops megacephalus (Cope). (S. 61—84, Taf. VIII—X.) Be Stickler, Ludw., Ueber den microscopischen Bau der Faltenzühne von Eryops megacephalus Uope. (S. 85—94, Taf. XI u. XII) v- FE Stuttgart. E, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele). 1899. Ausgegeben im Juli 1899, In der E. Schweizerbart'schen Verlagshandlung (E. Naegele) in Stuttgart ist erschienen: Sammlung von Mikrophotographien zur Veranschaulichung der mikroskopischen Structür von Mineralien und-Gesteinen ausgewählt von E. Cohen. so Tafeln mit 320 Mikrophotographien. 3. Auflage in 4 Lieferungen ä M. 24,.—. METEORITENKUNDE, E. Cohen. Heft 1. Untersuchungsmethoden und Charakteristik der Gemengtheile. Preis Mk. 10. — Lethaea seognostiea Beschreibung und. Abbildung der für die Gebirgsformation bezeichnendsten Versteinerungen Herausgegeben von einer Vereinigung von Palaeontologen. I. Theil: Lethaea palaeozoica von Ferd. Roemer, fortgesetzt von Fritz Frech. Textband I. Mit 226 Figuren und 2 Tafeln. gr. 8°. 1880, (IV..688 8.) Preis Mk. 38.—. Texthband I. 1. Liefg. Mit 31 Figuren, 13 Tafeln und 3 Karten. er, 8". 1897. (256 S.) Preis Mk. 24.—. Atlas. Mit 62 Tafeln. gr. 8°. 1876. Cart. Preis Mk, 28.—, Seit 1533 Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Unter. Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen herausgegeben von E. Koken, Th. Liebisch in Tübingen, in Göttingen. M. Bauer, in Marburg. Jährlich erscheinen 2 Bände, je zu 3 Heften. Preis pro Band Mk. 25.—. Beilageband XI Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Mit 14 Tafeln und 116 Figuren. Preis Mk. 23. 60. | Vitrophyrische Mikroskopische in farbigen Lithographien. Herausgegeben von Dr. Fritz Berwerth, ö. Professor der Petrosraphie an der Universität in Wien. Lieferung Il mit Tafel 17—24, Preis Mk. 20.—. . Inhalt von Lieferung I—III: Amphibol-Peridotit. — Aplit. — Augit-Minette. — Augitporphyrit (Intersertalstruetur, Hyalopilitische Structur). — Basalt (Intersertalstruetur, Structur, Holokrystallin-, glimmerhornfels. — Diabas. — Elaeolithsyenit. — Granitit (Biotitgranit, Hypidiomorph-Körnige Structur). — Kersantit. — Olivin. — Gabbro. — ‘ Quarzdiorit. — Quarzkeratophyr-Tuff, — Mikrogranitischer Quarzporphyr. — 1897.07 Theralith, — Trachyt (Trachyt-Struetur, Orthophyrische Structur). Lieferung IV (Schluss) befindet sich in Vorbereitung. Verlag von Erwin Naegele in Stuttgart. Bibliotheea Botanica. Strueturhilder der Massengesteine _z Hypokrystallin-Porphyrische » , Stimetur). — Biotit - Hypersthen- Andesit. — Camptonit. — Cordierit- Original-Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Botanik. Herausgegeben von Prof. Dr. Luerssen und Prof. Dr. Frank. Bisher erschienen Heft 1—49. gr. 4" mit vielen Tafeln. Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. ZOOLOGICA. Original-Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete ß ® der Zoologie. Herausgegeben von PROF. DR. GC, CHUN. Bisher erschienen 27 Hefte. gr. 4" mit vielen Tafeln. Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten, Buchdruckerei von Carl Hammer in Stuttgart. a u Fe; En PS NOV 146 1888 | Yel3 - PALABONTOGRAPHICA. Ri BEITRAEGE - NATURGESCHICHTE DER VORZEIT. 8 E n a | Be: KARL A. v. ZITTEL, Er Professor in München. u + Unter Mitwirkung von BE W. von Branco, Freih. von Fritsch, A. von Koenen, A. Rothpletz und W. Waagen B als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft. 3 I % pe h . 3 Sechsundvierzigster Band. = £ Vierte Lieferung. Inhalt: Schlosser, Max, Über die Bären und bärenähnliehen Formen des europäischen Tertiärs, (S. 95—148, Taf. XIT u. XIV.) Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele). 1899. Ausgegeben im Oktober 1899, Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung n) der ür die Gebirgsformation bezeichnendsten Versteinerungen > © Herausgegeben von einer Vereinigung von Palaeontologen, I. Theil: Lethaea palaeozoica e von Ferd. Roemer, RE von Fritz Frech. 1880, 18.— m 8%. 1899. (177 a). Preis Mk. 1876. Cart. Preis Mk. 28.—, £ Atlas. Mit 62 Tafeln. gr. 8°. 2 Mikroskopische Structurbilder der Massengesteine a in farbigen Lithographien. R Herausgegeben von Dr. Fritz Berwerth, 0. Professor der Petrographie an der Universität in Wien. ” ’ — Lieferung III X. mit Tafel 17—24 Re Preis Mk. 20.—. Inhalt von Lieferung I—III: .; R Amphibol-Peridotit. — Aplit. — Augit-Minette, — Augitporphyrit - (Intersertalstructur, Hyalopilitische Structur). — Basalt (Intersertalstructur, Vitrophyrische. Structur, Holokrystallin-, 2 Structur). — Biotit - Hypersthen - Andesit. — Camptonit, % glimmerhornfels. — Diabas. — Elaeolithsyenit. — Granitit (Biotitgranit, - Hypidiomorph-Körnige Structur). — Kersantit. — Olivin. — Gabbro. — Quarzdiorit. — Quarzkeratophyr-Tuff. — Mikrogranitischer Quarzporphyr.— ‚Theralith. — Trachyt (Trachyt-Struetur, Orthophyrische Structur). Lieferung IV EEE befindet sich in Vorbereitung. . | Beitrag zur Kenntniss der - Saurier des Halleschen unteren Muschelkalkes von Prof. Dr. K. von Fritsch. gr. 8°. 832 Seiten mit 3 Tafeln. Preis Mk. 1.— Zumoffens Höhlenfunde im Libanon Prof. Dr. K, von Fritsch. gr. 8°. 42 Seiten mit 4 Tafeln. Preis Mk. 2.— Hypokrystallin-Porphyrische | — Cordierit | In der E. Schweizerbart'schen Verlagshandlung (E. Naegele) in Stuttgart ist erschienen: | | | 1897. | Sammlung Mikrophotographien zur Veranschaulichung der mikroskopischen Structur von Mineralien und Gesteinen ausgewählt von E. Cohen. 80 Tafeln mit 320 Mikrophotographien. 3. Auflage in 4 Lieferungen & M. 24.—. METEORITENKUNDE, Von E. Cohen. Heft 1. Untersuchungsmethoden und Charakteristik der Gemengtheile. 1 Preis Mk. 10. — Die ® Steinkohlenformation von Dr. Fritz Frech, Professor der Geologie an der Universität Breslau. Mit 1 Karte der europäischen Kohlenbecken und Gebirge in Folio, 2 Weltkarten, 9 Tafeln und 99 Figuren. 5". 1899. Preis Mk. 18.— gr. Palaeontologische WANDTAFELN herausgegehen von Geh. Rat Prof. Dr. K. A. von Zittel und Dr. K. Haushofer. Bisher erschienen Tafel 1—64, Tafel 65—74 (Schluss) erscheinen demnächst. Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. In der E. Schweizerbart schen ee Beit t 1833 Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Unter Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen herausgegeben von E. Koken, Th. Liebisch in Tübingen, in Göttingen. M. Bauer, in Marburg. Jährlich erscheinen 2 Bände, je zu 3 Heften. Preis pro Band Mk. 25.—. Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Originalaufsätze aus dem Gebiete der gesammten Naturwissenschaften. Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben von ihrem Secretär Dr. Gustav Brandes, Privatdocent der Zoologie an: der Universität Halle. —— Bisher erschienen 21 Bände mit vielen Tafeln. Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu’ Diensten. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Organ des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen unter Mitwirkung von Rat Prof. Dr. von Fritsch, Prof. Dr. Garcke, Prof. Dr. E. Schmidt und Prof, Dr. Zopf herausgegeben von Dr. G. Brandes, Privatdocent der Zoologie an der Universität Halle. Geh. Geh, Rat Bisher erschienen 71 Bände je zu 6 Heften. Preis des ae Mk. 12.— Verlag von Erwin Naegele, in Stuttgart. Fossile Be. Pflanzen aus der Albourskette 2 gesammelt von EB TIETZE, Chefgeologen der K. K. geologischen Reichsanstalt. Besprochen von Professor Dr. SCHENK. Ein Beitrag zur Flora des Rhätikon. Mit o Tafeln. Preis Mk. 8 Zeitschrift Morphologie a Anthropologie E unter Mitwirkung erster Autoren herausgegeben von Prof. Dr. 6. Schwalbe, Direktor des anatom. Instituts der Universität Strassburg. ” Jährlich ein Band zu 3 Heften. RG REN SE WALDE Bibliotheca Botaniea. Original-Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Botanik. Herausgegeben von Prof. Dr. Luerssen und Prof, Dr. Frank. Bisher erschienen Heft 1-49, gr. 4° mit vielen Tafeln. Inhalts- und Preisy erzeiehnisse stehen’ zu Diensten; ZOOLOGICA. Original-Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete “ der Zoologie. u Herausgegeben von PROF DR CS CHUN, Bisher erschienen 27 Hefte. gr. 4" mit vielen Tafeln. Be Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. Buchäruckerei von Carl Hammer in Stuttgart. x AUG 6 1900 —PALAEONTOGRAPHICA BEITRAEGE ZUR DIATURGESCHICHTE DER VORZEIT. Herausgegeben von KARL A. v. ZITTE", Professor in München. , ’ Unter Mitwirkung von W, von Branco, Freih. von Fritsch, A. von Koenen, A. Rothpletz una W. Waagen als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Sechsundvierzigster Band. Fünfte und sechste Lieferung. Inhalt: Brown, Campbell, Über das Genus Hybodus und seine systematische Stellung. (S. 149—174, Taf. XV u. XVI.) Böse, Emil, und Max Schlosser, Über die Mittelliasische Brachiopodenfauna von Südtyrol. (8. 175—212, Taf. XVII u. XVII.) Loomis, Fred. B., Die Anatomie und die Verwandtschaft der Ganoid- und Knochen-Fische aus der Kreide-Formation von Kansas. (S. 213—284, Taf. XIX—XXVII) Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele). 1900. Ausgegeben im Juni 1900, Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung e der für die Gebirgsformation bezeichnendsten Versteinerungen Herausgegeben von einer Vereinigung von Palaeontologen. I. Theil: Lethaea palaeozoica von | Ferd. Roemer, fortgesetzt von Fritz Frech. | - Textband I. Mit 226 ra und 2 Tafeln. gr. 8°. IV. 688 S.) Preis Mk. 38 “ "Textband II. 1. Liefg. "Mit 31 Figuren, 13 Tafeln und 3 Karten. m. 8%. 1897. (256 S.) Preis Mk. 24 EroE . 2 Liefg. Mit 99 Figuren, 9 Tafeln,und 3 Karten. | gr. 8°. 1899. (177 S.) Preis Mk. 24.— | E Atlas. Mit 62 Tafeln. gr. 5°. 1876. Cart. Preis Mk. 28.—. ESTER Strueturbilder der Massengesteine: N in farbigen Lithographien. Herausgegeben von Dr. Fritz Berwerth, ö, Professor der Petrographie an der Universität in Wien. 1880. 1897, . | Mit 32 Eisskknkisten Tafeln. Preis Mk. 80.—. | I Die Karnischen Alpen von Dr. Fritz Frech. Beitrag zur vergleichenden Gebirgs-Tektonik. - Mit einem petrographischen Anhang von Dr. L. Milch. | Mit 3 Karten, 16 Photogravuren, 8 Profilen und 96 Figuren. | f Statt bisher M. 28.— jetzt M. 18.— Beitrag zur Kenntniss der Saurier des Halleschen unteren Muschelkalkes von Prof. Dr. K., von Fritsch. gr. 8°. 32 Seiten mit 3 Tafeln. Preis Mk. 1.— A * Zumoffens Höhlenfunde im Libanon Prof. Dr. K,. von Fritsch. 8°. 42 Seiten mit 4 Tafeln. Preis Mk. 2.— gr. an a Eu 1 EA 72 2 a a Bu zi Baal El /äEnL 0 Du ie | l In der E. Schweizerbart'schen Verlagshandlung (E. Naegele) in Stuttgart ist erschienen: Sammlung Mikrophotographien zur Veranschaulichung der mikroskopischen Structur von Mineralien und Gesteinen ausgewählt von E. Cohen. 80 Tafeln mit 320 Mikrophotographien. Preis M. 96.— METEORITENKUNDE, E. Cohen. Heft 1. ‚ Untersuchungsmethoden und Charakteristik der Gemengtheile. Preis Mk. 10. — Die Steinkohlenformation von Dr. Fritz Frech, Professor der Geologie an der Universität Breslau. ar Mit 1 Karte der europäischen Kohlenbecken und Gebirge in Folio, 2 Weltkarten, 9 Tafeln und 99 Figuren. - er. 8%. 1899. Preis Mk. 24.— Palaeontologische WANDTAFELN herausgegeben von Rat Prof. Dr. K. A. von Zittel und Dr. K. Haushofer. Geh. Bisher erschienen Tafel I—64., Tafel 65—74 (Schluss) erscheinen demnächst. Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. Seit 1833 Neues > ahrbuch Mineralogie, ec und ee Unter Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen. Re herausgegeben von M. Bauer, E.Koken, Th. Liebisch in Marburg. in Tübingen, in Göttingen. \ IS Jährlich erscheinen 2 Bände, je zu 3 Heften ER, Preis pro Band Mk. 5— 09°. Abhandlungen ns zu 4 = z a 1 e. n un 2 es Dr. Gustav Brandes, an der Zoologie an der Universität Halle. EHR Zeitschrift “für en ie IR Naturwissenschaften. I Organ des naturwissenschaftlichen Vereins. für Sachsen und Thüringen unter Mitwirkung A Ba Geh. Rat Prof. Dr. von Fritsch, Prof. Dr. a Geh. Rat Prof. Dr. E. Schmidt und Prof. Dr. zent herausgegeben von Dr. G. Brandes, Privatdocent der Zoologie an der Universität Halle, Bisher erschienen 71 Bände je zu 6 Heften. Preis des Bandes Mk. 12. un u R ART ® h Erlen, A N lan fe R Bi u“ % ERNST MAYR LIBRARY U mn 2044 1 Ill 728