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PETRA
UND
SEINE FELSHEILIGTÜMER
VON
PROFESSOR D. DR. GUSTAF DALMAN
VORSTEHER DES DEUTSCHEN EVANGELISCHEN INSTITUTS FÖR ALTERTUMSWISSENSCHAFT DES HEILIGEN LANDES IN JERUSALEM
MIT 347 ANSICHTEN, PLÄNEN, GRUNDRISSEN, PANORAMEN
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG 1908
Onck *«■ Aagati l'rUt la Uiydg.
Vorwort.
Die Felsenstadt Petra ist, seit sie im Jahre 1812 wieder aufgefunden wurde, fast ausscWießlich unter ästhetischem Gesichtspunkt betrachtet und beschrieben worden. Ihre Grabfassaden wurden an klassischen Mustern gemessen und die Romantik ihrer Lage zwischen roten Felswänden bewundert. Zum Gegenstand einer Arbeit von wissenschaftlichem Wert wurde Petra erst durch Brünnow und V. Domaszewski, welche in ,,Die Provincia Arabia" I (1904), S. 125 — ^428, seine Grabfassaden und Felsenkammern nahezu erschöpfend verzeichneten, nach ihrer äußeren Erscheinung klassifizierten und in bezug auf ihre Lage fixierten. Ein der- artiges, musterhaft hergestelltes Verzeichnis war eine unumgängliche Vorarbeit für tiefergehende Studien, die ich bei meinem ersten Besuche von Petra im Frühling 1904 schmerzlich vermißte, aber bei den drei späteren Besuchen in den Jahren 1906 und 1907 dankbar benutzt habe. Nur mit seiner Hilfe war es möglich, stets genau anzugeben, wo das von mir Besprochene sich befindet.
Da Brünnow und v. Domaszewski der inneren Einrichtung der von ihnen verzeichneten Grabanlagen, aber auch den primitiven Grabformen überhaupt, keine hinreichende Aufmerksamkeit widmeten, bleibt selbst auf dem von ihnen besonders gepflegten sepulkralen Gebiet noch eine wichtige Aufgabe zu lösen. Dasselbe galt noch mehr von den sakralen Objekten, welche sie zum Teil nur bei- läufig behandelt hatten, zum großen Teil überhaupt nicht wahrgenommen. Es war das Verdienst der Amerikaner Robinson und Curtiss, der Dominikaner Je- rusalems und des Österreichers Musil, darauf hinzuweisen, daß Petra gerade in dieser Richtung noch Wichtiges, früher nicht Beachtetes zu bieten habe. Ihrem Finger- zeige folgend, hatte ich es mir zur Aufgabe gesetzt, den Heiligtümern Petras nach- zuspüren und sie so vollständig als möglich zu beschreiben und zu deuten, um so der Kenntnis der Religion eines Volkes an der Grenze des Palästina der hellenistischen und römischen Zeit neues Material zuzuführen. Nach viermaligem Aufenthalt in Petra von zusammen 27 Tagen, in denen die Umgebung der Stadt nach allen Seiten hin durchstreift und durchklettert wurde (s. darüber S. 99 ff.), schien mir, daß ich meine Nachforschungen vorläufig abschließen könne, da ich annehmen durfte,
IV Vorwort.
daU innerhalb dic!»cs Kreises wohl kaum iiocli etwas weMiUiicli Nems zu linden sein werde, wenn auch diese oder jene Einzelheit übersehen sein niuchte. Zu meiner Befriedigung zeigte mir nachträglich' Musils Arabia Petraea, Band II, Erster Teil (1907), worin dieser eifrige Forscher das Ergebnis fünfmaligen Besuches in Petra in den Jahren 1896—1902 auf S. 41—150 mitteilt, daß ich mich darin nicht ge- täuscht hatte. Nichts irgendwie Wesentliches von dem ihm Bekannten hatte ich übersehen, dagegen aber vieles beobachtet, was ihm entgangen war.
Bei dem Suchen nach sakralen Objekten wurden viele örtlichkeiten durch- mustert, welche in dieser Hinsicht wenig oder nichts boten, mir aber Gelegenheit gaben, den natürlichen Bedingungen für die Existenz des alten Petra in verschiedener Richtung nachzugehen. Ohnehin war es unmöglich, die peträischen Felsheilig- tümer zu beschreiben, ohne über die Felsen weit, der sie angehören, klärende Aus- kunft zu geben. So erweiterte sich meine Arbeit zu einer umfassenderen Behandlung Petras, als sie ursprünglich geplant war. Ich hoffe, auch darin über das bisher besonders von Brünnow und Musil Gesagte hinauszuführen. Die Veröffentlichung der von mir gesammelten nabatäischen Inschriften bleibt für eine andere Gelegenheit vorbehalten.
Daß ich bei der Darstellung der Heiligtümer gelegentlich die entsprechenden israelitischen Größen zum Vergleiche heranziehe, wird man dem Theologen ver- zeihen. Ich halte es aber auch für berechtigt, erstlich, weil wir noch immer über keine andere Form altorientalischen Gottesdienstes- besser unterrichtet sind, und dann, weil Israeliten und Nabatäer sowohl bei dem Übergang von der nomadischen zur seßhaften Lebensweise als später infolge ähnlicher Umgebung bis in die helle- nistische Zeit hinein vielfach gleichartige Einwirkungen erlebten.
Die dem Werke beigegebenen Grundrisse und Durchschnitte, ebenso wie die gezeichneten Ansichten habe ich sämtlich an Ort und Stelle aufgenommen, zum Teil auch da nochmals revidiert und schließlich für die Reproduktion selbst her- gestellt. Von den dafür vorgenommenen Messungen, bei denen einige meiner Reise- genossen mir in der dankenswertesten Weise zur Hand gingen, ist oft nur ein Teil in dem beschreibenden Text verzeichnet worden. Die Situationspläne von um- fassenderem Terrain und die Übersichtskarte wollen dagegen nur orientierende Skizzen sein, nicht gemessene Aufnahmen, und sind dementsprechend zu beurteilen (vgl. S. 3). Ein Schatz von gegen 400 bisher ungedruckten photographischen An- sichten unterstützte mich bei der schließlichen Bearbeitung des gesammelten Stoffes. Nur ein Teil davon konnte in die Publikation aufgenommen werden. Wem ich die nicht von mir selbst genommenen Aufnahmen verdanke, ist bei jeder Abbildung angegeben. Es sind die Herren Konsul Ritter v. Zepharovich, Rev. A. Forder und die Amerikanisch-Schwedische Kolonie in Jerusalem, Dr. A. Paterson
I lek erhMt Masib Werk nach der Kertigstrllung meinnt Manuskripts im Sommer 1907 und konnte nnr von S. 346 meines Boches ab nachtr&glich daraut Köcksicht nehmen- Seine Obenichtskvte , die mir schon im Winter 1906/7 (uging. habe ich dagegen durchgängig
Vorwort. V
in Hobrun, Prof. Lic. Dr. H. Gressmann in Berlin, Domprediger Lic. E. Buumann in Halle a/S., Pastor Dr. Fr. Jeremias in Dresden, Professor D. Dr. Löhr in Breslau, Dr. R. Hartmann in Tübingen, Pastor Horning in Straßburg i. E., Ober- lehrer Dr. G. Rothstein in Berlin und MitgHeder des Syrian Protestant College in Beirut. Ihnen sowie allen Gefährten (S. 99 ff.) meiner Wanderungen und Studien während unvergeßlicher Tage sei hierdurch ein dankbarer Gruß gesandt ! Sonnenglut, Durst, anstrengende Klettereien und Überfälle von Tausenden springender Insekten, welche die Flucht in die öffentHchkeit in ungewöhnlichen Formen erzwangen, würzten die Arbeit. Das Lagerleben auf der Orchestra eines antiken Theaters, Mondnächte in der Gräberwelt, überraschungsreiche Wanderungen durch düstere Schluchten, weite Ausblicke über bizarre Bergketten und endlose Wüste woben, im Verein mit dem über die Landschaft ausgegossenen duftenden Blütenschnee des Ginsters um die Prosa des Messens, Zeichnens und Beschreibens einen zauberischen Schimmer, von dem weder der Text noch die Abbildungen dieses Buches einen Eindruck geben können. Möchten vielen wie mir Träume und Zeichnungen der Gymnasialzeit in solchem Erlebnis zur Wirklichkeit werden!
Dank schulde ich der Verlagshandlung, welche ohne jede Subvention das kost- spielige Unternehmen wagte und die durch meine Entfernung vom Druckort auf sie fallende nicht geringe Mühwaltung bei der Herstellung des Satzes und der Ein- ordnung der Illustrationen nicht scheute. Bei der Korrektur unterstützte mich bei den ersten Bogen Professor Lic. Dr. Procksch aus Greifswald, zurzeit in Je- rusalem, durchweg aber Professor Lic. Dr. Gressmann in Berlin, ohne dessen sorg- same und sachkundige Unterstützung die verhältnismäßig rasche Drucklegung des Werkes unmöglich gewesen wäre. Beiden sei auch hier verbindlichster Dank gesagt.
Die mit der Korrektur gegebene nochmalige Durchdenkung des Stoffes hat mir für folgende Punkte eine Änderung der Anschauung geboten. S. 47 möchte ich jezt die Tempelfassade von ed-der noch der hellenistischen Periode beirechnen, der auch das Urnengrab sehr wohl angehören kann. Ed-der ließe sich als Heiligtum eines der vergotteten nabatäischen Könige auffassen, wodurch die Urne auf seiner Spitze sich besser erklären würde, als es S. 78 geschieht. S. 60 ist die Erwähnung des Beckens an der Ostpforte des haram in Jerusalem zu streichen. Es ist zu wenig im Verbände einer alten Mauer, um sicher gedeutet werden zu können. S. ']'] f. will mir jetzt scheinen, daß die Spitzpfeiler nicht immer Denkmäler für Verstorbene waren, sondern auch zuweilen Malsteine, welche man errichtete, um die Tat- sache eines Besuches in der heiligen Stadt oder bei einem Heiligtume zu verewigen, zu vergleichen den Stelen von seräbit el-Jjädem (Flinders Petrie, Researches in Sinai, S. 65 ff.). Die mit diesen gelegentlich verbundene Libationstafel (Petrie, a.a.O., Abb. 80) ist dann mit den Schalenvertiefungen bei manchen Spitzpfeilern Petras (S. 82) in Parallele zu setzen. Dies würde dann vor allem gelten von den massiven Spitzpfeilern von zibb'atüf (S. 180 ff.) und von den Spitzpfeilerreliefs am Südwege nach Petra (S. 220 ff.). Sie bleiben auch so von den Pfeileridolen in der mit ihnen verknüpften Idee unterschieden, obwohl aus dem gleichen Anlaß Idole und Denk- mäler errichtet werden konnten. S. 82 wären die Schalenvertiefungen an senk-
VI VuRwrom.
ntiitcn Fläclicn wohl Ix-ssiT als Andt'utungi-n ciiuT wcibljclifn Guttlu-it zu K- zcichnen, wie es die Lochergruppen des Pfeileridols Nr. 539 c jedenfalls meinen (vgl. S. 73). Die hörnerlosen Altäre S. 83 lassen sich als bloße Stelen auffassen. Zu dem Lämpchen Nr. 87 (S. 359) fand ich in betgibrin ein besser erhalttnes Gegenstück. Es wird doch am ehesten an eine Darstellung von Europa auf dem Stier eu denken sein.
Ein Register schien entbehrlich, weil die sachliche Gruppierung des Stoffes in Abschnitt G (S. 64—98) im Grunde mehr leistet als ein alphabetisches Ver- reichnis.
Der „Rundgang" geschieht in örtlicher Reihenfolge, was ebenfalls das Auf- finden von Gesuchtem leicht macht und künftigen Besuchern der Heiligtümer an Ort und Stelle zu gute kommen wird.
Jerusalem, Ostern 1908.
Gustaf Dalman.
INHALTSVERZEICI INIS.
Allgemeine Erörterungen.
Seile
I. Teil.
A. Die natürliche Lage von Petra I
R. Die Verkehrsbedingungen 26
C. Die Sicherung der Stadt 33
D. Die Wasserversorgung 37
E. F. G.
Zur Geschichte von Petra 42
Die Religion der Nabatäer 49
Übersicht über die Felsheiligtümer von Petra 64
H.
1. Heilige Stätten 64
2. Idole 70
3. Spitzpfeiler und Urnen 77
4. Heilige Felsen und Schlachtaltäre . 79
5. Spendeschalen 81
6. Räucheraltäre 83
7. 8. Stätten für Idole und Weihegaben . 83
Meine Wege im wädi mlisa
9. Heilige Kammern 86
10. Opfermahlstätten und Festsäle . . 89
11. Wasserbehälter 92
12. Lustrationsbecken 93
13. Inschriften 95
14. Kritzeleien, Malereien und Spiele . 97
15. Spuren des Christentums 98
99
II. Teil. Rundgang durch die Felshe
I. Ed-dära, cr-ramle und og-greda . 103
II. Die Adlerschlucht 115
III. El-medras 117.
IV. El-hremije 137
V. El-kantara 139
VI. Es-sik 143
VII. Zibb'atüf 157
VIII. Der Theaterberg 183
IX. El-farasa-Ost 188
X. El-fasara-West 200
XI. Am wädi en-nmer 205
XII. debel en-nmer 207
XIII. En-nmer 212
XIV. Et-turra 215
XV. Der Südweg nach Petra .... 220
XVI. Unterhalb umm cl-bijära .... 226
Verzeichnis der Abbildungen
iligtümer.
XVII. El-habis 229
XVIII. Es sijar 239
XIX. Der Weg zu cd-der 247
XX. Kattär ed-der 252
XXI. Die Klausenschlucht .... 254
XXII. Ed-der 262
XXIII. El me'esara 281
XXIV. El metäha 300
XXV. Sidd el-magin 308
XXVI. Unter el-hubta 314
XXVII. Auf el-hubta 329
XXVIII. El-beda und el-Ianti .... 344
XXIX. El-bärid 347
XXX. Bei sik el-beda 353
XXXI. Einige Fundgegenstände . . 354
361
Abkürzungen.
Br. = Brünnow u. v. Domaszewski, Die Provincia Arabia I. Vgl. S. 64, Anni. eis = Corpas Inscriptionum Semiticarum, Pars Secunda, Tomus I. ...
KAT — Die Keilinschriften und das Alte Testament von Eberhard Schrader. dnttc
Aun. V. H. Zimmern und H. VVinkler. PEFQ — Palestine Exploration Fund, Quarterly Statements. ZDMG == Zeitschrift der Deutschen Morj^enländischen Gesellschaft. ZDPV = Zeitschrift des Deutschen Palästina- Vereins.
Druckfehler.
S. 6 Z. 7 u. 6 V. n. ist der Bindestrich zu vertauschen.
S. 14 Z. 5 V. n. lies nach el-(ara.sa ein Komma.
S. 72 Z. 18 lie«: me«läin sälih.
8. 83 Z. j V. u. lies statt Nr. 7 vielmehr 7. 8.
8. 297 ist unter der .\Wi. J41 zu lesen: Nr. 5281 .. . $18 1
A. Die natürliche Lage von Petra.
Wädi musa, das Tal der alten Stadt Petra, ist eingebettet in das Gebirge aus nubischem Sandstein, welches mit Höhen bis gegen 1350 m westlich vorge- lagert ist dem in den oberen Regionen aus Kreide mit Feuersteinlagern, tiefer aus Kalken des Cenoman und Türen bestehenden Randgebirge der wüstenhaften Hochebene von es-sera*. Diese selbst hat eine nach Westen ansteigende Höhe von iioo bis 1300 m, während ihre westlichen Randberge sich bis über 1600 m, nach Blanckenhorn sogar 1700 m erheben''. Das Sandsteingebirge seinerseits fällt im Osten steil ab nach dem breiten Graben der Araba, welcher in dieser Gegend die etwa 250 m hohe Wasserscheide zwischen Totem und Rotem Meere hat, aber doch immer noch so tief liegt, daß die aus ihm aufsteigenden Gebirge dem Auge als gewaltige Höhen erscheinen. Hydrographisch gehört die ganze Umgebung Petras einem vom Randgebirge der Hochebene herabkommenden Talsystem an, welches im wädi tor emdaij der Araba zuläuft und zu den Seitenzweigen des wädi eg-geb, der großen Wasserader der nördlichen Araba, gehört. Es ist somit ein Tributär des Toten Meeres, obwohl sicherlich kein Tropfen Wasser von hier aus wirklich jenes 90 Kilometer weite Ziel erreicht. Fruchtbares, für den Getreidebau geeignetes Land findet sich in dem mit Wasser hinreichend versehenen Kalkgebirge. Un- fruchtbar ist wegen Regenarmut die östlich hinter ihm beginnende Wüste, wenig lohnend für den Anbau sind auch die ebenen Flächen des Sandsteingebirges. Die Fruchtbarkeit des Kalkgebirges zeigt sich auch in den Wäldern seiner westlichen Abdachung, welche nordöstlich von Petra beginnen und sich bis zum Tal von et-tafile fortsetzen, eine nach Westen weithin sichtbare Eigentümlichkeit des edo- mitischen Landes, die ihm vielleicht den Namen Se'ir ,, Behaarung" eintrug. Wald- bildend tritt hier außer der Eiche (Quercus coccifera), der die Terebinthe beige- mischt ist, auch der Wacholder (Juniperus phaenicea) auf, der in der Gegend von Petra selbst der wichtigste Baum ist und offenbar auch hier sandigen Boden nicht verschmäht. Feigen, Granatäpfel, Aprikosen und Weinstöcke sind die Frucht- bäume, welche hier gedeihen, während die Olive aus mir unbekannten Gründen keine nennenswerte Frucht trägt und deshalb wenig gepflanzt wird. Frucht-
i) Brünnow schreibt nach der Grammatik es-sarät, man spricht es-serä oder es-s6ra.
2) Brünnow hat als höchste gemessene Höhe östUch von el-beda 1615 m, Musil schätzt in der- selben Gegend 1650 m; Blanckenhorn, Die Hedschäz-Bahn, S. 57, findet die Wasserscheide nicht weit davon bei 1709 m Höhe.
Dai.man, Petra. I
2 A. Dit NAT^huJCHS IjtOK VON PBTtA.
gärten gibt es jetzt nur bei der Ortschaft ägi. Die Gegend ist völlig ohne seßhafte Bevölkerung. Auch das gewöhnlich schlechtweg wädi musa genannte elgi' ist kein , .bewohntes Dorf", wie es von Brünnow bezeichnet wird. Denn es hat zwar eine Moschee, neben welcher der featib und Lehrer der Ortschaft wohnt, und einige Kaufläden, besteht aber im übrigen nur aus Vorratshäusern, in denen die liätene ihre Vorräte an Getreide und Häcksel niederlegen, während sie selbst in Zelten wohnen, je nach dem Erfordernis ihrer jeweiligen Arbeiten im Winter und Frühsommer bei ihren zum Teil weit entfernten Feldern, im Spätsommer in ihren Fruchtgärten. Sie sind Bauern nach ihrer Beschäftigung, aber nicht nach ihrer Wohnsitte, und dürfen mit den Bewohnern der nördlich liegenden Ortschaften es-söbak, däna, bsera nicht in eine Klasse gestellt werden. Der wirtschaftliche Mittelpunkt der Gegend ist ma'än, wo die Lebensbedürfnisse eingekauft und die Landesprodukte ver^ve^tet werden. Administrativ ist wädi müsa ein Teil der einem mudir unterstellten nähie von es-sobak und der kada des käimmakäm von ma'än, der seinerseits dem mutasarrif von el-kerak und weiterhin dem wäli von Damaskus unterstellt ist. Von der genauen Abgrenzung der nähie von es- sobak gegenüber den Bezirken von ma'än und el-'akaba, die hier als einzige weitere Teile der kada von ma'än in Frage kommen, habe ich keine Kenntnis. Von Be- deutung ist aber, daß die Landschaft gebäl, welche mit der kada von et-tafile zu- sammenfällt, ihre Südgrenze hat bei dem Tale sidd dahdil, einem Tributär des sei el-ruwer, und daß von hier ab es-sera beginnt.. Von Baedeker ist die einmal von der Revue Biblique gebrachte Nachricht aufgenommen worden, wädi müsa sei zur Domäne (dschiftlik) erklärt worden. Davon wissen die hier maßgebenden Beamten nichts. Wahrscheinlich ist die Nachricht aus der Tatsache entstanden, daß das wädi 'ejön müsa am weitentfemten Nebo auf diese Weise dem Privat- besitz entzogen wurde.
Die von Brünnow entworfene „Übersichtskarte von Petra", nach welcher auch Baedekers neueste Karte (in der französ. Ausgabe von 1906) gezeichnet wurde, ist, soweit sie reicht, mit Ausnahme der Gegend von ed-der als recht zutreffend zu bezeichnen, aber sie bedarf der Ergänzung in den von Brünnow nicht untersuchten Gebieten und der Korrektur vor allem in den häufig irrigen arabischen Ortsbe- zeichnungen. Musils ,, Umgebungskarte von Wädi Müsa" ist bedeutend umfassen- der, und gibt ein reiches Material von arabischen Namen, läßt aber in bezug auf genaue Zeichnung des Reliefs der Landschaft sehr viel zu wünschen übrig. Da sie an wichtigen Punkten meinen Aufzeichnungen widersprach, wurde sie die Ver- anlassung meines vierten Besuches in Petra. Was ich später über ihre Ungenauig- keiten zu sagen haben werde, beruht auf Vergleichung derselben mit dem Befunde an Ort und Stelle. Auch Musils arabische Bezeichnungen stimmen öfters nicht mit dem, was ich von dem bei 'en el-haij zeltenden Beduinen hamdän, der mich dreimal in Petra führte, und von einem Manne aus elgi, der das vierte Mal
1) Mnsil Khreibt el 6i, wm tu der Meinung AnUB geben könnte, als wäre „ei j<ixt für die Orts- b«woha«r der Artikel. In dieaem Fall wflrde man eg-^i Mgen. Allerdings wird el-gi mit Artikel die alte Awipracbe nwt*eu teiB, da der Ortmaine gewiß auf das Paia des Euaebius xurückgcht.
Der Beginn des Mosesbaches. j
weniger mein Führer als mein Begleiter war, erfragt habe. Musil hat offenbar Führer anderer Herkunft gehabt. Die von ihm gegebenen Namen waren zum Teil meinen Gewährsleuten völlig fremd. Auffallend ist, daß zuweilen Musils Be- richtigungen zu Brünnow (abgedruckt bei Brtinnow, Bd. II, S. 329 ff.) von seiner eigenen Karte abweichen und dafi dann die Karte mir irrig scheint, aber jene Be- richtigungen zutreffend.
Meine eigene Karte, bei welcher die Arbeit Brünnows benutzt wurde, will nichts mehr sein, als eine vorläufige Skizze. Es ist zu bedauern, daß sowohl Brünnow als Musil nicht kenntlich gemacht haben, wo ihre Karten wirkliche Aufnahmen von untersuchtem und gemessenem Gebiete sind und wo es sich nur um Croquis von bloß aus der Ferne gesehenen oder gar nur durch andere beschriebenen Ge- genden handelt. Daß meine im folgenden mitgeteilte Beschreibung mit Einschluß der Ortsnamen durchweg auf meinen eigenen Untersuchungen beruht, versteht sich von selbst.
Für die Übersicht über das Relief der Umgebung von Petra sind nützlich eine Anzahl der von Brünnow mitgeteilten Ansichten, besonders das Panorama, Tafel I, S. 136, außerdem die Abbildungen bei Libbey und Hoskins, The Jordan Valley and Petra II. Nur sind die Unterschriften bei den letzteren zuweilen so irrig, als wäre der Autor nie in Petra gewesen, und bedürfen der Zurechtstellung^.
Als der Beginn des wädi müsa ist wohl eigentlich zu bezeichnen das wädi 'en mikwan, weiterhin wädi el-mahzuP genannt, dessen Wasser als sei gelwä^* von Norden kommend sich mit dem Wasser von 'en müsa, der nach dem Glauben der Araber von Moses aus dem Felsen gezauberten Quelle, vereinigt und nun in ziem- lich genau westlicher Richtung als ein kleines Bächlein zwischen den kahlen Hängen des gebel ez-zeräbe* und des gebel el-lialäjil dem Kessel von elgi zustrebt. Der Bach trägt von da ab den Hauptnamen sei müsa, sein Tal heißt hier wädi b^lil. Eine Quelle 'en el-hägele, nach Musil auf der Nordseite des Tales, aber wohl eher auf der Südseite, wo ich Quellen sah, ohne ihren Namen zu erfahren*, vermehrt sein Wasser, das schließlich in einem hübschen Fall, ez-zeräbe, über eine Fels- wand in ein von Norden kommendes Tal hinabstürzt und hier als sei ez-zeräbe bezeichnet wird. Das eben genannte Tal wird von Musil als wasserführend ge- zeichnet, besitzt aber keinen fortlaufenden Bach. Hoch oben entspringt in ihm in grüner Umgebung die hübsche Quelle 'en el-haij, deren Wasser aber bald ver-
i) Hier sei auf folgendes aufmerksam gemacht S. 249: Aussicht von en-nebi hariin nach Osten; S. II i: Fortsetzung derselben Aussicht nach rechts; S. 181: Dritte Fortsetzung derselben Aussicht nach rechts (nicht : View of Site of City from the Altar of the High Place) . S. 233 : Nordbarrc des Kessels von Petra von zibb 'atüf (nicht: Southern Valley, Road to Mount Hör). S. loi : Nordwestwand des Kessels aus der Gegend des litagengrabes (nicht: General View to the South). S. 105: Fortsetzung der Nordwestwand (Gruppe von el-me'esara und ed-der) von 'arküb el-hise. S. 115: Westwand des Theaterberges (nicht: Gräber am Ausgang des sik, Libbey S. 136). S. 213: umm el-bijära mit süd- licher Fortsetzung aus der Gegend von zibb 'atüf (nicht: Road to the Deir looking Hast).
2) Brünnow irrig mahzül, Musil zu Br. mahzül, auf der Karte richtig mahzül.
3) Musil ungenau gelwäh.
4) Auch zuräbe. Musil g. al-aswar.
5) Den Namen 'en el-hagele hörte ich später, konnte aber nicht den genauen Ort feststellen.
I*
A A. DtK natOujchk Lao> von Petra.
siegt Das bis dahin in sanfter Abdachung sich senkende Tul fällt nun rasch ab und «nrd zu einer felsigen Schlucht, deren tiefstem Absturz der Talpfad nicht folgen kann. Hier tritt eine zweite nicht sehr bedeutende Quelle 'en el-mikr zutage, die ebenfalls keinen nennenswerten Bach bildet. Es folgt eine Gegend, die el-klete genannt wird, nach welcher Musil das Tal sejl el-klejta* nennt, während mir wädi 'tn mikr gebräuchlich zu sein schien, dann die F"elder hamäet ehmüd und die sumpfige Stelle et-tine, welche Musil als Feldland in das wädi |ialil versetzt. Durch eine niedrige Felsenklamm tritt die Wasserrinne des Tals in das breitere Becken des wädi ez-zeräba ein und vereinigt sich hier mit dem sei ez-zeräba. Einen Bach habe ich schon im März hier nie gesehen. Auch den Nebenbach, welcher nach Musils großer Karte — anders auf seiner Karte von wädi müsa — von 'ujün el- kraje her sich mit sei el-kleta vereinigen soll, ist nicht vorhanden. Musil gibt dem Bergrücken, von welchem das Tal herkommt, den Namen gebel el-mikwan. Das kann zutreffen, aber der nach 'en el-mikwan genannte Höhenrücken liegt nicht, wie Musil angibt, westlich, sondern östlich vom Oberlauf des Tales. Der westliche Höhenriicken wurde mir es-suffäh genannt. An ihn schließt sich weiter südlich gebel el-mleh, der auf der Ostseite den Horizont von Petra abschließt, von Brünnow irrtümlich als ,,Umm es-Sabün" bezeichnet. An seinem Westabhang, viel weiter nördlich als Musil angibt, liegt die unbedeutende Quelle 'en abu härun, welche zum Gebiete des wädi el-metäha gehört, während Musil sie als Bach dem sei müsa zulaufen läßt. Aber weder ein Tal noch ein Bach ist an dieser Stelle vorhanden, und Musil selbst hat zu Brünnow S. 137 ganz richtig dem Haupttal den Namen sei ez-zeräba gegeben.
Nachdem der sei ez-zeräba erst mehr in südwestlicher Richtung gelaufen ist, wendet er sich in dem weiter werdenden Tal westlich und empfängt hier von Süd- osten den starken Bach der Ortschaft elgi, der hier zunächst, nach der zuletzt in ihn mündenden Quelle 'en hasba, sei hasbä* heißt. Dieser Bach hat seinen Ur- sprung weit oben in einem südösthch von der Wasserscheide kommenden Tal und trägt in seinem Oberlauf den Namen sei el-far'. Bei der auf dem rechten Ufer lie- genden Ortschaft entspringen oberhalb von 'en hasbä noch die Quellen 'en beddo* (oder beddwe) und 'en mä lebun. Aber noch andere Quellen weist die Gegend auf, so 'en eklä' twäl auf der Ostseite des Tales oberhalb der antiken Terrassenmauer bet el-hläl, auf der Westseite 'en redän und 'en el-mhalle bei der gleichnamigen Ruine. Man hat deshalb hier in großem Umfange auf beiden Abhängen des Tales Terrassen für Bewässerungsfelder und Gärten — diese besonders in der Nähe der Ortschaft — hergestellt, die sich bis zur Mündung des Tales in das Haupttal fort- setzen, im Frühling ein wohltuender Anblick in der vegetationsarmen Einöde. Nach der Mündung des sei el-liasbä erhält der hier zwischen den Bergen gebel el-mleh im Norden und tor el-medme im Süden in einem weiten Tal, das wir den Kessel von elgi (Abb. i) nennen, südlich von der terrassierten Feldflur el-bustän
l) Mntfl «ni der Karte kicju, zu brünnow S. 136 kiejta, auch mit arabischen Lettern.
3) Muail irrtftinUch haalM.
3) So «ndt Moail la Brflnnow S. 469, aber auf der Karte beddwe.
KiNTKITT DKS BaCHES IN DIE SANDSTEINREGION.
dahinfließende Mosesbach die Bezeichnung sei el-|iaraze. Sehr bald erreicht er die Grenze der hier weißfarbigen Sandstein - region und tritt mit dem Na- men sei ed-dära nach einer süd- westlichen Biegung in west- licher Richtung in dieselbe ein, nun ein engeres, ziemlich ebe- nes Tal mit niedrigen Felshöhen zu beiden Seiten durchlaufend, von einem üppigen Kranze von Oleanderbüschen umgeben, den das Hochwasser des Baches frei- lich selbst zeitenweise zerstört. Innerhalb dieses Tales, das auch noch einigen Feldern Raum bie- tet, kann er auch nach der Südseite desselben sei eg-greda genannt werden. Das Tal selbst trägt in seinem westlichen Teile, wo es mit einer nordwest- lichen Biegung an höhere Felsen herantritt, den Namen bäb es- sik (Abb. 2).
Keine eigentlichen Neben- täler laufen hier dem Haupt- tale zu. Doch darf nicht un- erwähnt bleiben die aus der felsigen Gegend von eg-gilf im Süden herabkommende breite Senkung, die bei der nordwestlichen Biegung des Haupttals in dasselbe mündet. Selbstverständlich hat aber das ganze südlich sich anschlie- ßende Gelände von Sandstem- felsen und hinter ihnen der Ab hang des Kalkgebirges nach- dem Mosesbach seinen Wasser- ablauf. Im Norden wird das Tal von einem Sandsteingebiet begrenzt, das sich fast voll- ständig in nordwestlicher Rich-
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tun^ .ntwasstrt. Sein Abzugsgraben ist ein viel später zu en%ähnender Tributär tlt-s Mos.-sbaclu-s Trotzdem wird es zweckentsprechend sein, vor dem weiteren Gange nach Westen dies Gebiet, das man am besten nach er-ramle (s. u.) be- nennt, zu überschauen.
Es bildet im allgemeinen eine von Ost nach West sich senkende Abdachung, steigt aber im Südosten zu einem alles andere überragenden Hügel auf und hat im Nordosten eine zweite, in zahlreiche kleine Kuppen zerrissene Erhebung, welche in naher Verbindung mit dem Hange des nalun Kalkgebirges steht. Ein niedriger
Eichel cl-ale^
HeiliKtam Nr. 15— »o Alt»rgr»ber Nr. 6—8
Abb. f. Gegend ron bäb e>-tik tod Sfldwest. Anfii. T. G. D.
Rücken ist in der Mitte ihm nach Osten zu vorgelagert. Dieser letztere heißt el- kerära. der Ostteil der Mitte, welcher eine zusammenhängende, für den Ackerbau benutzbare Fläche bildet, er-ramle*, die aus niedrigen Felsen bestehende Südostecke cd-dära, die Kuppengruppe im Nordosten el-u'era (meist gesprochen u'eiraj (Abb. 3). Doch ist es üblich, den letzteren Namen auf eine dort gelegene Burgruine zu be- schränken, welche eigentlich kal'at el-u'era heißen sollte. Der Übergang zum Kalkgebirge wird durch eine ziemlich glatte Terrasse gebildet, über welche ein wichtiger Weg von Norden dem Kessel von elgi zuläuft. Dieser Weg, nach ihm aber auch der Westabhang des gebel el-mleh, heißt el-bred'a*.
1) Bei lliwU ist die Geltung der Beaeiduinng m weit nach Norden ausgedehnt.
2) MuaU BRgmMi et brcix'c.
UiK Wasseradern des Geuietes von er-rami-k.
Zwei Wasseradern befinden sich in diesem Gebiet; die eine läuft an seiner Westgrenze hin. die andere durchschneidet es von Südost nach Nordwest. Die letztere, se'b kes genannt, beginnt am Nordrande von er-ramle, senkt sich rasch und wird zu einer engen Schlucht. Ein von el-u'era kommender Nebenzweig, wädi el-u'era, mündet bald nach ihrem Beginne von rechts, ein zweiter Nebenzweig^ von derselben Seite an der Nordgrenze des Gebietes, da wo die Schlucht, die auch als Fortsetzung dieses Nebenzweiges betrachtet werden könnte, sich nach Westen wendet. Hier wird sie sehr bald zu einer ungangbaren engen Klamm, sidd el- ma'gin^ durchbricht das westlich vorgelagerte höhere Sandsteinmsssiv und gelangt so in das wädi el-metäha in der Nordostecke des
V
Kessels von Petra. Se'b kes ist von besonderer Bedeutung, weil er mit Hilfe einer kurzen Trep- penflucht von zusammen 58 Stufen sich gangbar machen ließ, und bei der Mündung des zweiten Nebenzweiges der Über- gang zu dem soeben ge- nannten wädi el-metäha leicht möglich war. Von der die Schlucht ebenfalls benützenden Wasserleitung ist an anderer Stelle zu reden.
Die zweite Wasser- ader, wädi el-modlem', nimmt ihren Anfang nur einige hundert Meter vom Südrande des Gebietes, zieht sich erst mit ge- ringem Fall nach Norden hin, wendet sich bald nach Nordnordwest und läuft in dieser Richtung als tief eingeschnittene Schlucht der Klamm sidd el-ma'gm zu (Abb. 4). Sie ist in ihrer ersten Hälfte, wenngleich mit Gesträuch verwachsen, sehr wohl gangbar. Etwa in der Mitte ihres Laufes passiert man auf der linken Seite eine Tropf quelle, kattär el-modlem, die in einer ausgewitterten Stelle der Felswand langhin herabtrieft und in zwei Becken aufgefangen wird. Bald darauf macht ein plötzlicher Absturz das weitere Fortschreiten unmöglich. Für das Wegenetz von
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Abb. 3; Felsenwilduis von el-u'Cra von Süden. Aufn. V. Ritter von Zepharovich.
i) Musil nennt ihn Se'ib el-Wejra, obwohl der Weg nach der Burgruine nicht hier, sondern durch den ersten Nebenzweig geht. Mir sagte man, er gehöre zum se'b kes.
2) Musil: Sidd el-Mozlem. Sidd el-Ma'gib (sie/ ist bei ihm eine Nebenschlucht des sik.
3) Auch gesprochen mozlem.
A. Die MAfCkuaiK I^oe von Petea.
Petra war die Schlucht offenbar ohne Bedeutung. Durch drei östliche Nebenzweige entwässert sie aber den ganzen südwestlichen Teil unseres Gebietes und empfängt auch von Westen her eine wenngleich kurze Schlucht, abgesehen von zwei anderen später zu erwähnenden Tributären, die nicht unmittelbar in sie münden. Daß der Anfang des wädi el-modlem so nahe dem Mosesbache lag, war die Veranlassung für
die Herstellung einer künst- lichen \'erbindung zwischen lieiden durch einen Tunnel, von welchem unter D zu reden ist.
Westlich vom wädi el- modlem beginnt ein höher steigendes Sandsteinmassiv, durch welches der Mosesbach in mehreren Windungen, aber im ganzen in westnord- westUcher Richtung sich einen Weg gebahnt hat. Die so entstandene Klamm (Abb. 5), welche stets zu den Wundem von Petra gehört hat, ist über 2 Kilometer lang*, etwa 5 bis 10 m breit und 30 bis 60 m hoch. Ihr Boden hat nur geringes Gefälle, weshalb der Bach fast geräuschlos hindurchrieselt, wenn nicht Winterwasser ihn zu einem reißenden Strom gemacht hat. Nachdem am Anfang noch weißer Sandstein die Klamm eingefaßt hatte, tritt bald roter Sandstein an seine Stelle und bildet von nun ab in allen tieferen Regionen das Gestein von Petra. Der ara- bische Name der Klamm, es-sik, ist durch das griechische ö/i/yy^o oder otjxoi; erklärt worden, wird aber eher eine andere Form von sük ,, Gasse" sein sollen*. Es ist bei den Arabern auch hier keineswegs eine allgemeine Bezeichnung für Schluchten, und auf den sik el-beda im Norden wohl nur übertragen worden, weil die so be- nannte Schlucht in ähnlicher Weise wie der sik des wädi musa den Zugang zu
1) Bei Brännow uiut Mnail ctw* 3400 m. Ich »ählte aber vom Anfang de« »ik bis lur Schlucht von "i-i*»'* "«»'■ «*M Schritt, wonach die Karten dem sik wohl xu atarke Bicguni^-n geben. 3) S. de Goeje. ZDMG 1900, S. 336«.
Abb. 4: Mladaag dei wAdi el-modlem io den tidd el-ma'^n ▼00 Nordost Anfn. t. G. D.
Die Klamm des sik und el-hubta.
einem größeren Tale bildet. Mit Brünnow bei Petra von einem östlichen und west- lichen sik zu reden, ist danim unberechtigt. Es fehlt der Klamm keineswegs an Vegetation (Abb. 6). Büsche von Oleander, Ginster und Thymelaea hirsuta, aber auch wilde Feigenbäume wachsen empor, wo Erweiterungen oder Winkel der Kluft dafür Raum bieten. BläuHchgrüne Kapernsträuche und lange Epheuguir- landen hängen stellenweise von den Felswänden. Der Wegebau und die Wasser- leitungen in der Klamm sind später zu besprechen.
Der nördlich vom sik liegende Teil des Sand- steinmassivs, el-^ubta* (Abb. 7), wird im Osten von wädi el-modlem, im Norden von dem nordöst- lich laufenden wädi el- metäha, im Westen vom Kessel von Petra begrenzt. Den nördhchsten Zipfel hat die Klamm sidd el- ma'gm abgeschnitten. Die Oberfläche des Massivs bildet ein Plateau, auf welches Kuppen von ver- schiedenster Größe aufge- setzt sind. Die größte und höchste von ihnen, ein steilwandiges Oblongum, hegt nicht in der Mitte, wie Mu il angibt, der sie auf iioo m berechnet, son- dern mehr nach Osten zu.
Ihre Gipfelplatte bietet eine sehr instruktive Aussicht nach allen Seiten, gewährt aber infolge der Tiefe des sie umgebenden Gewirres enger Schluchten doch keinen Einblick in ihr eigentliches System. Der östliche Rand des Massivs entwässert sich nach dem wädi el-modlem. Eine hierher gehörende, bei Musil zu lang gezeichnete Seitenschlucht desselben war schon erwähnt worden, andere sind so kurz, daß sie kaum diesen Namen verdienen. Besonders sind zu bemerken zwei breite Risse im Massiv, welche von Südwest nach Nordost fast parallel laufend kleine Teile seiner Südostecke schräg abschneiden, ohne aber bis auf den Grund zu gehen^. Sie gehören zu den im Sandsteingebirge von Petra öfters vorkommenden Schluchten, bei denen Auswaschung und Auswitterung wohl bei einer härteren Gesteinschicht
Abb. 5: Im sik. Aufn, v. Ritter v. Zepharovich.
t) Nicht hubza, so Corp. Inscr. Sem., Brünnow, Musil. Man lachte, wenn ich so aussprach. Das Wort hängt mit habat ,, Abfall, Schlacke" zusammen.
2) Die Schluchten sind sichtbar auf dem Panorama, .\bb. 7, etwas links vor der Mitte des Bildes.
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A. Pik katPhijciii! I^oe von Prr«A.
Halt gemacht luÜM?n und die iiuist ilir Ablaufwasser zunächst an eine mehr oder minder abschüssige Fläche abgeben, von der aus es dann eine tiefere Schlucht auffängt. Hier münden die beiden Schluchten auf eine oberhalb des Tunnels und
Abb. 6: Auitriit ilcs m^ in ilie bcblucbl Ton cjj-gcna am dci Votballe de» gcrta-Grabcs. Aufu. v. W. Forder.
des Beginnes des wädi el-modlem hinlaufende Terrasse. Die südlichere von ihnen beginnt am sik, die nördlichere, welche ich nach einer hier befindUchen Skulptur die „Adlerschlucht" nenne, bei einer Nebenschlucht des sik, aber nicht unmittel- bar, sondern erst nach einem plötzlichen Absturz auf tieferes Niveau infolge einer
Die Schluchten von el-hubta 1 1
Bruchlinic des Massivs. Musil zeichnete die zuletzt genannte Schlucht als Oberlauf des wadi el-modlem, als der sie unmöghch gelten kann. Auch bildet sie keine Bügenlinie, wie er angibt, sondern eine geradehin laufende Flucht. Aber noch andere fast gradhnige Einschnitte in das Massiv sind zu erwähnen, zuerst einer, der von Nordwest nach Südost läuft. Er setzt sich aus zwei Teilen zusammen, einem vom Kessel von Petra zur Höhe des Massivs aufsteigenden kürzeren, weiteren Teil, dem wädi el-hubta, und einem längeren, der zum sik als enge Schlucht und zuletzt Klamm abfällt. Er scheidet die Südwestecke vom Ganzen des Massivs. Aber diese Ecke wird noch weiter zerschnitten. Von demselben wädi el-hubta zweigt sich in südhcher Richtung eine zweite Schlucht ab, die selbst wieder sich in zwei Zweige spaltet, die sich zum sik herabsenken. Musil, der ihren Zusammen- hang nicht kennt, hat ihre Mündungen etwa 500 m voneinander abgerückt, während ich nur 174 Schritt zählte. Er nennt die westlichere, eine mit einer Geröllhalde gefüllte ziemlich breite Schlucht, sidd umm 'amr, die östlichere, viel engere sidd el-ma'gib. Mir wußte man keine Namen zu nennen. So entstehen noch zwei schmale Abschnitte von el-hubta, von denen der eine teilweise an den Beginn des Petra- kessels grenzt, der andere ein dahinter liegendes spitzwinkeHges Dreieck bildet. Alle drei sich zum sik von Norden herabsenkenden Schluchten, welche einen wesent- lichen Teil von el-hubta nach ihm entwässern, haben auf seiner anderen Seite Fortsetzungen, die später zu besprechen sind. Der durch den sidd el-ma'gm be- wirkte Abschnitt im Norden^ war schori erwähnt. Die den Kessel von Petra im Osten beherrschende Westwand des Massivs (Abb. 8) ist, abgesehen von dem schon erwähnten wädi el-hubta, in ihrer Mitte wenig gegUedert. Nennenswert ist nur eine kurze, rasch aufwärts steigende Schlucht in der Mitte zwischen dem Ausgang des sik und dem wädi el-^iubta. Man kann sie nach einem nahen Grabe die ,, Schlucht des Urnengrabes" nennen. SüdHch von dieser Schlucht ist der Haupt- masse von el-liubta eine niedrigere Vorhöhe vorgelegt, welche durch eine quer- laufende Schlucht teilweise von jener getrennt ist.
Einen sehr anderen Charakter trägt die Gegend südlich vom sik, welche im Süden durch den Rand des von Nordost nach Südwest laufenden Kalksteingebirges abgeschlossen wird. Ihre höchste Erhebung liegt im Westen auf einem von Norden nach Süden sich dehnenden, schmalen Plateau, an dessen Südteil sich eine noch höher steigende Plattform als ein westlicher Ausläufer anschließt. Nach Musils hier ganz ungenauer Karte wäre das Plateau vielleicht als tabkat en-ngür, der westliche Ausläufer als tabkat el-mehäfir zu bezeichnen. Auch mir nannte man en-negr, das Brünnow nach einer anderen Gegend verpflanzt, für das erstere, sch'en aber in der Anwendung des Namens nicht sicher zu sein, für tabkat el-mehäfir dagegen umm el-'amad^. östHch vom Plateau von en-negr durchschneidet das ganze Gebiet von Süden nach Norden seine bedeutendste Wasserader, das wädi el-kantara, so nach einem später zu besprechenden Aquädukt benannt. Sie bildet bald nach ihrem Anfange am Fuß des Kalkgebirges ein weites Tal, verengt sich
i) S. Abb. 12.
2) Musil hat einen Berg dieses Namens westlich von ed-der.
12
A. r»iK !<ATf*iii.iciiit l.\r,r. vrix rnnA.
abtT schließlich zu einer Schluclit, die am Kiule steil /um sik hiii.il»t<i^t iiiul hur tamuk cg-gcrra (Abb. 9, vgl. Abb. 6) genannt wird. Ihre nördliche Fortsetzung ist die westlichste Querschlucht von el-bubta. Das Tal hat in seinem Oberlauf einen
Abb. 9: Südeodc der Schlncht von ej^-^rra. AuId. v. W. Forder.
ihm von Nordwest links zukommenden Nebenzweig, im Mittellauf einen zweiten rechts, der von einer südöstUch liegenden kleinen Fläche, tunb ehmedi, ausgeht. Während diese als Täler zu bezeichnen sind, trägt den Charakter einer Schlucht der Zweig, welcher kurz vor dem Absturz von rechts in das Haupttal mündet.
Die Gegend von ei.-kantara.
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Musil hat dem Haupttal eine zu große Ausdehnung nach Süden gegeben, vor allem aber dadurch gefehlt, daß er ihm östliche Nebenzweige verlieh, welche von den Quellen 'en brak und 'en emün kommen sollen, während doch diese dem höheren Abhang des Kalksteingebirges angehörenden Quellen viel weiter südlich bez. süd- westlich liegen, auch keine Verbindung des Tales mit ihnen besteht. An das wädi el-kantara schHeßt sich im Osten ein zweites mit kleinen Flächen beginnendes Tal, wädi el-hremije^, das mit starker Wendung nach Nordosten als klammähnliche Schlucht nicht weit von zarnüii eg-gerra den sik erreicht und jenseits desselben sich ebenfalls nach dem wädi el-hubta zu fortsetzt (s. o.). Beide Täler dieses Ge- bietes bilden in ihrem Oberlauf zusammen ein minder felsiges Gebiet, so daß auch Feldfluren hier möghch sind. Weiterhin begleiten sie Felsgruppen und steile Wände, bis sie im Unterlauf in die durchweg felsige Zone eintreten, welche das Gebiet nach dem sik zu abschließt-.
Die Ostgrenze des wädi el-hremije bildet eine aus ihm steil aufsteigende nicht allzu hohe Felsengruppe, welche nach in ihr liegenden Kammern den Namen el- medras^ führt. Eine von ihr nach Norden ziehende Schlucht trennt sie von dem Anstiege einer noch östlicher liegenden höheren Gruppe, die nach eg-gilf zu be- nennen ist*. Mit dieser, deren Abfall zum Anfang des sik hinabreicht, schließt in der Ostrichtung unser Gebiet. Die soeben erwähnte Schlucht, welche man wädi el-medras nennen könnte, mündet zunächst auf ein kleines Plateau. An dieses schließt sich wiederum eine kurze Schlucht an, die in den sik mündet, nur 240 Schritt von seinem Anfang. Diese hat vielleicht zu ihrer jenseitigen Fortsetzung die dritte vom wädi el-hubta ausgehende Querschlucht; jedoch war es mir nicht möglich, sie bis an diesen Punkt sicher zu verfolgen^. Ein nicht unbedeutendes Gebiet ist es, das sich von Süden her nach dem sik entwässert. Man kann sich denken, daß nach andauerndem Winterregen bedeutende Bäche in ihn herabstürzen und ihn zum reißenden Flusse machen müssen.
Noch bedarf aber der an den Kessel von Petra stoßende Westen des Gebietes südlich vom sik einer besonderen Besprechung. Er verläuft nicht wie el-Jjubta auf der gleichen Seite in einer scharf abgeschnittenen Wand, sondern ist mehrfach zerklüftet. Nach Norden läuft das Plateau von en-negr, nachdem es sich ein wenig gesenkt hat, in zwei Kuppen aus. Die eine krönt die Felsenpartie zwischen zarnük eg-gerra und dem Ausgang des sik, die andere, niedriger als jene, ragt hinaus m die Lücke zwischen jener und einem sogleich zu nennenden Vorberge von größerer Bedeutung^. Den letzteren trennt von en-negr eine erst ziemhch eben verlaufende,
i) Der Name el-hremije gilt zunächst der Fläche unterhalb von el-medras, für welche Musil die Bezeichnung hmejle (wohl hmejlet) gem'än angibt.
2) Musil, welcher hrejnijje schreibt, nennt das Gebiet zwischen wädi el-hremije und zarnük eg- gerra Umm Hasan, was meine Gewährsmänner nicht kannten.
3) Brünnow irrig medräs.
4) S. Abb. 7 am Unken Ende.
5) Es gibt eine vierte den sik schneidende Klamm, 700 Schritt von wädi el-medras und 500 Schritt von zarnük el-hremije. Über ihre Ausdehnung nach Süden und Norden weiß ich nichts.
6) S. Fig. 266 bei Brünnow.
«4
A. D« natOklichi I-aoe von I'k"h
dann steil abfallende Schlucht, zarnük iimm el-nuhäfir'. Sie scheidet vom Plateau, oder genauer von einer niedrigeren Terrasse desselben, einen von seiner Westseite ausgehenden niedrigeren, langen und schmalen Vorberg, dessen Gipfel noch weiter nach Norden ragt als die beiden soeben erwähnten Kuppen, und dessen nördlicher in mehreren Terrassen sich herabsenkender Abhang sich weit in den Petrakessel hineinschiebt, so daß zwischen ihm und der Westwand von el-bubta ein nördlich gerichtetes Tal entsteht, durch welches der aus der Klamm des sik getretene Moses- bach seinen Weg zu nehmen hat. Ursprünglich hat gewiß das Massiv von el-^iubta sich hier in südwesthcher Richtung ohne Unterbrechung fortgesetzt, und nur das Wasser hat im Lauf der Zeit das Zusammengehörende zerrissen. Nach einem auf dem Berge stehenden Pfeiler nennt man ihn zibb 'atöf, nicht en-negr, wie Briinnow, oder gar el-kantara, wie Euting angibt. Für die unteren Terrassen des Nordabhangs hörte Musil umm 'eledi, was meinen Gewährsmännern ganz fremd wax; ich wende dafür die Bezeichnung ,, Theaterberg" an.
Auf der Westseite wird der Berg von zibb 'atüf von einem ihm parallelen, aber viel kürzeren und niedrigeren Ausläufer geschieden durch ein tief einge- schnittenes Tal, dessen obersten Teil ich wegen seines lieblichen Grüns als das „Gartental" bezeichne. Der parallel laufende Ausläufer hat im Norden vor sich ein niedriges langes Plateau und ist in der Mitte gegliedert durch eine auf dieses Plateau zulaufende kurze Schlucht, sowie nach Westen zu durch eine noch kürzere zweite Schlucht. Der ganze Ausläufer und die ihm östlich benachbarte Schlucht trägt den Namen el-farasa. Mit Brünnow wird die Ostschlucht und die Mittel- schlucht am besten als farasa-Tal I und II unterschieden. Als ein dritter dem vorigen paralleler Ausläufer des Hochplateaus kann gelten ein südwestlich von el-farasa liegender Berg, der durch einen niedrigen Sattel mit dem südlich liegenden zerklüfteten Gelände zusammenhängt, sonst aber durchaus als eine selbständige Größe erscheint. Er steigt mit steilen Wänden glockenförmig zu einer kleinen Gipfelplatte auf, welche das Plateau von en-negr überragt und gegen 1200 m messen dürfte. Musil nennt ihn el-Hala'. Mir hatte man ihn ursprünglich el-kren genannt, versicherte aber dann, daß er keinen eigenen Namen trage und nach seiner Um- gebung gebel en-nmer zu benennen sei (Abb. 10). en-nmer, zuweilen gesprochen el-mer, heißt zunächst eine Felsenkammer, dann aber nach ihr ihre Umgebung, d. h. zunächst die Gegend, welche zwischen jenem Berge und dem Plateau von en-negr liegt. Eine größere Schlucht zieht sich von der Stelle, wo dies Plateau und sein westlicher Ansatz (umm el-'amad) zusammenhängen, in nordwestlicher Rich- tung abwärts, empfängt sehr bald einen Nebenzweig von Norden aus der Gegend von el-farasa bildet am Südfuße des gebel en-nmer einen Kessel, in den eine zweite viel kürzere Schlucht von Süden mündet, und gelangt zwischen gebel en-nmer und el-farasa ziemlich eben in den Kessel von Petra hinaus. Mir wurden alle diese Schluchten als sdüd en-nmer bezeichnet, die Hauptschlucht als wädi en-nmer. Bei Musil heißt die zweite nördliche Nebenschlucht, welche aber zu laflg gezeichnet
1) Mnail. der die Schlucht <u Uog teichoct: tarnük kudUli.
Die Grenzen des Kessels von Petra.
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ist, far'at el-bdül, der Kessel radir en-nmer, der Felsenkomplex südlich von ihm el-menzä'.
Mit dem großen Tafelberge umm el-'amad^ endet im Südwesten das Sand- steinmassiv, dem im Osten des Kessels von Petra alles Bisherige angehört. Er hängt mit dem Plateau von en-negr nur durch einen schmalen Übergang zusammen, der breiter sein würde, wenn nicht nordwärts die Schlucht von en-nmer, südwärts die Nebenschlucht eines nach Südwest laufenden Tales den Zusammenhang ein- engte. Mir sagte man, dies sei der Anfang des wädi sabra. Musil setzt freilich auf seiner großen Karte das wädi hnejs zwischen diese Gegend und das wädi sabra; aber das kann unmöglich zutreffen^. Der Oberlauf des wädi sabra läuft somit an der Südostseite des Tafelberges hin. Auf der Westseite zieht an ihm entlang das wädi umm er-retäm, das sich nördlich vom gebel en-nmer mit dem wädi en-nmer vereinigt, worauf bei der Besprechung des Kessels von Petra zurückzukommen ist. Außer Verbindung mit dem Tafelberge stehen die isolierten Berge debbet el-kren und umm et-telge*, welche sich in großen Abständen in südsüdwestlicher Richtung anschließen* und zusammen mit dem Nordwestrande des wädi sabra den Kessel von Petra im weiteren Sinne des Wortes nach Süden zu abgränzen.
Dieser Kessel im engeren Sinne besteht aus einem von Nordost nach Südwest laufenden Graben von ungefähr i Kilometer Breite und 4 Kilometer Länge. Auf beiden Längsseiten ist er von schroffen Sandsteinwänden eingefaßt, an den kurzen Seiten schließen ihn niedrigere Hügelketten. Er selbst ist keineswegs eben, sondern senkt sich vom Norden her in seinem ersten Viertel zu seiner größten Tiefe, welche der Mosesbach durchläuft, und steigt dann im Süden allmählich an, wesentlich höher als im Norden, so daß man von ihm im allgemeinen einen Fall von Süden nach Norden aussagen muß. Der Graben setzt sich im Norden nach einer nicht sehr langen Unterbrechung wieder auf höherem Niveau fort in dem Gebiet von el-beda, im Süden erweitert er sich zu einer breiten nach Westen ansteigenden Fläche, welche am Westrande von dem höchsten Sandsteingipfel der Gegend, dem gebel en-nebi härün^, beherrscht wird und als das Gebiet von en-nebi härön be- zeichnet werden kann. Man wird deshalb von einem Kessel von Petra im weiteren Sinne reden dürfen, der das südliche und nördhche Grenzgebiet mit umfaßt. Die Zusammenfassung ist auch deshalb berechtigt, weil das System des Wasserabzuges des Gesamtgebietes ein einheithches ist. — Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Kessel von Petra jemals für irgendwie ausgedehnten Acker- oder Obstbau sich benützen
i) S. das Plateau auf Abb. 84 im Hintergrunde, rechts am Rande gebel en-nmer, links der Über- gang zu en-negr, darüber das Kalkgebirge.
2) Vgl. den Routier Brünnows S. 425 und seine Karte, Blatt 3.
3) Brünnow umm et-telg. Musil meint zu Brünnow S. 425, es solle wohl gebel el-mdeläge heißen; aber dieser liegt nach Musils Karte weiter westli<;Ji, und die Form des Namens ist zweifellos.
4) S. Abb. 240, wo am Horizont von links gebel en-nmer, umm el 'amad, el-kren und umm et-telge aufeinander folgen.
5) Es berührte den hatib von elgi peinlich, wenn ich mit en-nebi härün schlechtweg den Berg des Aarongrabes bezeichnete. Die Araber denken bei en-nebi härün stets an den. hier begrabenen Heiligen. *
ließ. Der tief fließende Bacli konntt- ihn luclil in grüBcTem Umfang bewässern, und wenn ohne Bewässerung die Saaten gediehen, hätten die Beduinen gewiß nicht eine lange Wasserleitung angelegt, um im Herzen der alten Stadt ein kleines Feldstück zu berieseln.
Wir besprechen die Einzelheiten des Kessels, indem wir von Süden nach Norden fortschreiten. Das Gebiet des Aaronsberges (s. Abb. lo links) wird gegen das ^Zentrum des Kessels abgeschlossen durch den an beiden Enden Lücken lassenden Riegel des Höhenzuges von et-turra*. Dieser besteht aus einem schmalen, west- östlich laufenden Kamm, entsendet aber nach dem Süden einen breiten Rücken, welcher eine Wasserscheide bildet. Der westliche Teil des Gebietes sammelt sein Wasser nach der westlichen Lücke von et-tun^, an welcher eigenthch dieser Name haftet, weil hier ein wichtiger Straßenübergang liegt. Vom nördlichen und südlichen Fuße des Aaronsberges kommen flache Täler, die sicli vor seiner Mitte vereinigen. Das von da ausgehende Tal, das auf seiner Südseite die Fläche sttih en-nebi härun*. auf seiner Nordseite die Gegend von el-Jidera hat, nimmt noch ein von Süden kommendes Nebental auf, geht ab der Oberlauf des wädi et-tufra durch die Lücke, folgt sodann der Westwand des Petrakessels und durchbricht sie schließlich, um in nordwestlicher Richtung in den Unterlauf des Mosesbaches zu münden. Der östliche Teil des Gebietes von en-nebi härün hat zu seiner Wasser- ader das schon oben genannte wädi umm er-retäm' an seiner Südseite. Dieses empfängt einen Nebenzweig von et-turra her, einen zweiten aus dem Winkel zwi- schen gebel en-nmer und g. umm el-'amad, vereinigt sich mit dem wädi en-nmer, geht durch die östliche Lücke von et-turra und mündet in das wädi et-turra nicht weit von seinem Eintritt in die Westwand des Kessels. Gleich nach ihm mündet auch das ebenfalls schon genannte wädi el-farasa in dasselbe Tal. Diese ziemlich tief geschnittenen beiden Täler zerlegen den Südteil des inneren Kessels von Petra in drei völlig unebene Teile. Der größte südliche Teil steigt in der Mitte zu einem Kegelberge auf, der nach Musil morär el-krat heißt. Brünnow gibt ihm ,,zwei spitze Kegel" zum Gipfel; richtiger wäre, von einem stumpfen nördlichen Kegel zu reden, welcher durch einen Grat mit einem niedrigeren südlichen verbunden wird. Der Streifen zwischen beiden Tälern, nach Musil 'arküb el-manzil, bildet einen schmalen niedrigen Rücken, der dritte Teil an der Südseite des Mosesbaches einen höheren Grat (Musil: el-ketiite), welcher den Fuß des zibb 'atüf- Berges mit der Westwand des Kessels verbindet*.
Der Mosesbach durchläuft nach seinem Austritt aus dem sik zuerst mit nörd- licher Richtung das vom nördUchen Abfall von zibb 'atüf und el-t)ubta gebildete Tal, das gewissermaßen einen Vorraum des Kessels von Petra bildet (Abb. ii).
i) BrQDOOw irrig es-surra. Musil nennt et-turra einen Teil des westlichen Sandsteinmassivs. der aber der eigentlicbe Sita des Namens nicht ist.
3) MasU schiebt die Beieichnung es-sufüh tu weit nach Osten.
j) Brfinnow ignoriert dies Tal vollständig, Mnsils Zeichnung dewelben entspricht nicht der Wirk- lichkeit.
4) S. diesen Grat, in der Mitte darOber den Kegelberg und noch hfther et-tufra auf dem Mittel- gniild von Abb. 24a *
\
Der Mosesbach und seine nördlichen Nebentai.er.
17
Nachdem er in den offenen Kessel selbst gelangt ist, wendet er sich westlich mit geringer nördUcher Abweichung, nimmt das von Norden kommende wädi el-metäha auf und geht in ziemlich grader Richtung durch den Kessel, den er in der Lücke zwischen den Bergen von el-habis und me'arras hamdän verläßt. Er bildet hier überall ein breites, ebenes, von Sand und Geröll erfülltes, auch mit Gesträuch bewachsenes Trockenbett mit niedrigen Ufern, an welche sich öfters zunächst eine mehr oder minder ebene Terrasse und dann erst der Anstieg der das Bachtal be- gleitenden Hügelketten schließt. Über die Wasserverhältnisse des Baches s. unter D.
wadi el-metaha sidd el-magin
Abb. 12: Nordende von el-^ubta von Westen. Aufn. v. H. Gressmann.
Im Norden des Mosesbaches ist schon mehrfach das bedeutende Nebental wädi el-metäha erwähnt worden. Es zieht vom Abhang des gebel el-mleh fast grade in südwesthcher Richtung nach dem Kessel von Petra, in den es eintritt, nachdem es vorher die Abflußrinne des Gebietes von er-ramle, sidd el-ma'gin, von links und eine kurze Schlucht von rechts aufgenommen hat (Abb. 12). Inner- halb des Kessels erhält es nach einer von Norden aus der Gegend von mräret en- nasära herabkommenden Schlucht, die mir als wädi en-nasära bezeichnet wurde, später ein bedeutenderes Nebental von der nördlichen Sperre des Kessels, bei Musil, der es zu kurz zeichnet, sidd el-hise, bei Brünnow wädi Jiirbet en-nasära, mir benannt als wädi umm za'keki oder wädi umm sehün, was wohl nur Verlegen- heitsauskünfte sind, die beweisen, daß das Tal keinen bekannten Namen trägt. Wädi umm za'keki wurde mir auch als Bezeichnung des Unterlaufs des wädi el-
Dalman, Petra. 2
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A. Die KATrui-iciiE Ij^ok von Fktka.
mefäha angegeben, was mit Musik Notierung übereinstimmt und wühl das Richtige trifft. Dies Tal mündet in den Mosesbach ungefähr in der Mitte des Kessek. Hier also würde das oberhalb des sik durch den Tunnel abgeleitete Wasser (s. unter D) wieder in sein Bett gelangt sein. '
Das w&di el-metäha bleibt in seinem ganzen Verlaufe diesseits der Erhebung von umm sehün, welche den eigentlichen Petrakessel im Norden abschließt. Diese wird durchbrochen von einem zweiten bedeutenden Tal, welches dem West- rand des Kessek entlang vom Südende des Gebietes von el-beda herkommt und unmittelbar vor dem Eintritt des Mosesbaches in das westhche Massiv in ihn mündet.
In seinem untersten Teil heißt es wädi abu 'öUeka* nach einer gleich- namigen sumpfigen Quelle , der Hauptname ist wädi el-hise', ..Waldtal", weil es reichlich mit Tamarisken und Oleander bestan- den ist (Abb. 13). Der Raum zwischen wädi el-hise und dem Unterlauf des wädi el-metäha wird ausgefüllt durch einen niedrigen Höhenzug, nach Musil 'arkiib el- hise, der im Norden mit dem den Kessel sperrenden Rücken zu- sammenhängt. Das wädi el-metäha und sein großer Nebenzweig um- schließen eine inselartige , von Felsmassen gekrönte Erhebung, deren Kuppe in die beiden Teile von mräret en-nasära (südwestlich) und von el-metäha (nordöstlich) zerfällt*. Nach Norden zu hängt die Felseninsel durch einen fekigen Übergang mit der Nordsperre des Kessek zusammen. Der niedrige Höhenzug, welcher im Norden den eigentlichen Kessel von Petra abschließt*, ist dreifach durchfurcht von Nebenzweigen des wädi el-hise, die vom Kalkgebirge im Osten her ihm zulaufen. Der südlichste derselben ist ein Tal, das wie die Höhenzüge zu seinen Seiten umm sehun* genannt wird. Darauf folgt
Abb. 13: wädi abn •6üe^t tod SBden. Anfn. V. Ritter t. Zepharovich.
1) Mnul. der die Gcituni; des Namens in weit nach Norden ausdehnt, ungenau : w. a. 'aleka.
a) ft^nnow irrig wadi et-turkmänlje. obwohl natürlich jemand einmal den beim Grabe hräbet
et-turkm&nije befiodlichen Abschnitt des Tale« so genannt haben konnte. Musil wädi ma'csret el-kebire.
3) MmU neant das Gänse morär en-nasära. Brünnow hirbet cn-nasär«.
4) S. Abb, 7 rechts im Hintergrund.
5) BrOnnow irrig nmm es-sahün.
Der nördliche Teil des Grabens von Petra.
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weiter nördlich wädi eg-gelame^ und endlich wädi miimil el-berka-. Den Rücken zwischen dem ersten und zweiten Tal nennt Musil sutüh el-beda; mir wurde gesagt, daß er noch zu umm sehün gehöre, den Rücken nördlich vom zweiten Tal nannte man eg-gelame, die Höhe nördlich vom dritten mirmil el-berka.
Bei mirmil el-berka beginnt die nach el-beda zu benennende Fortsetzung des Grabens von Petra, eine auffallend platte Ebene, beiderseits von mehrfach unter- brochenen Sandsteinmassen eingefaßt, die aber wesentlich niedriger sind, als die des Petrakessels. Wer von dort kommt, hat die Empfindung, von großartiger Wild- heit zu beschaulicher Ruhe überzugehen. Fast unmerkhch gelangt man von einem Wassergebiet zum andern. Zuerst befindet man sich noch im Gebiet des wädi el-hise, zu welchem eine Schlucht, nach Musil sidd el-beda, hinleitet. Dann, bei dem isolierten Felsen el-fegg', hebt sich das Terrain, die Ebene erweitert sich nach Westen und entsendet ihr Wasser in dieser Richtung, jedenfalls nach dem wädi merwän (Musil), einem nördlichen Tributär des Mosesbaches. Die wieder schmal gewordene Ebene steigt aufs neue an und hat in der Mitte ihrer Länge eine neue Wasserscheide. Der Wasserabzug des nördlichen Teiles geschieht durch ein Tal, das links die Sandsteinmassen durchbricht, Musils wädi el-ruräb, das ebenfalls dem wädi merwän zuläuft.
Gleich darauf folgt links eine enge ebene Schlucht, welche mit einer auf- steigenden Klamm endet, el-bärid (Abb. 14). Sie ergießt ihr Wassernach der Ebene. Dann endet die Ebene mit einer kleineren westlichen und einer größeren öst- lichen Ausbuchtung, ligg el-'asid und el-lanti.* Bis dahin rechnet man von el- fegg ab stüh el-bSda, die Musil viel südlicher ansetzt (s. o.), während er ein el- beda in die Gegend von el-fegg zu legen scheint und hier et-tnub notiert. Auf der Ostseite setzt sich hier die Ebene bis zum Fuße des Kalksteingebirges fort und zieht sich noch eine Weile in nördlicher Richtung an ihm hin. Nach Musil endet sie mit einem Tal, das von dem Waldberge hör el-his herabkommt, wädi el-hläl, mir bekannt als wädi hzer mit der Quelle dieses Namens. Zu meinem Bedauern habe ich, obwohl ich zweimal passierte, unterlassen, mir die Zusammen- hänge der Wasserläufe hier aufzuzeichnen.
Die Sandsteinmasse, welche die Ebene von el-beda vom Kalksteingebirge trennt, nach Musil umm es-sirr, zerfällt in eine Anzahl von querlaufenden Hügel- zügen. Kompakter ist das Massiv auf der Westseite. Von ihm ist durch den westlichen Fortsatz der Ebene bei el-fegg (s. o.) getrennt der höhere Sandstein- komplex, welcher den Kessel von Petra selbst nach Westen abschließt. Kein einheitliches Massiv ist hier vorhanden, sondern eine Anzahl steilwandiger Massen in mannigfach variierenden Formen. Sie werden quer durchschnitten von der Fortsetzung des Mosesbaches, hier es-sijar^ genannt. Ein steilwandiges Tal mit
i) Bei Musil se'ib umm er-rafike.
2) Musil: se'ib el-gilime.
3) Brünnow irrig el-fega.
4) Musil: el-lamti.
5) Musil sijar, aber zu Brünnow S. 128 sljar, aucli mit arabischen lottern.
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einem breiten von Oleanderbüschen übtxw uchertcn ßdcliln-tt von Sand und Geröll läuft mit wenig Fall zwischen steilen Felsbergen hin, nach einer südlichen Aus- biegung, bei der das wädi et-turra aufgenommen wird, zunächst im allgemeinen in nordwestlicher Richtung. Nach der Ausbiegung enveitert sich das Tal zu einem kleinen Kessel; bald hinter diesem tritt im Bachbett eine ziemlich wasser- reiche Quelle, 'en es-sijar, hervor, von welcher ein Bächlein, sei es-sijär, weiter
Abb. 14: Westendc von d-brnrid. Aufo. v. Huroiag.
unten sei el-mezere', das Tal hinabrauscht. Dies beginnt nämlich etwa i'/i Kilo- meter nach dem Eintritt in das Sandsteingebirge stark zu fallen, die Bergwände werden zunächst auf der linken Seite weniger schroff, während rechts die Terrasse von ed-der steil aufsteigt (Abb. 15), andere Gesteinarten fallen ein, die Talsohle wird durch Schutthalden eingeengt, durch ein enges Tor tritt der Bach kurz vor dem Einfall des von el-beda kommenden wädi merwän in weitere Verhältnisse hinaus. Die Westwand des Petrakessels ist durchbrochen.
DiK Gebirgsmasse im Westen des Petrakessels.
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Terrasse von ed-der
Die Sandsteinmasse nördlich vom sijar zerfällt in sechs klar gesonderte Teile. Am niedrigsten sind an der Ostgrenze die beiden langgestreckten, durch ein Nebental getrennten Züge auf der linken Seite des wädi el-hise, die am besten nach diesem benannt werden, obwohl die Araber wenigstens den südlicheren noch zu el-me'esara rechnen. Darauf folgt nach Westen zu die in mehreren Gipfeln aufsteigende, durch eine Spitze in der Gestalt einer abgestumpften Pyra- mide auf dem höchsten Gipfel ausgezeichnete Gruppe von el-me'esara^. Noch weiter westUch liegt die am höchsten auf- steigende , umfangreiche Gruppe von ed-der mit einem kegelförmigen
höchsten Gipfel. Südlich von ihr erhebt sich öst- lich eine spitz zulaufende niedrigere Felsrriasse, die an den Kessel von Petra stößt, westlich ein breites Massiv, das fast zur Höhe des höchsten Gipfels der der-Gruppe aufsteigt
(Abb. i6). Man unter- . scheidet sie am besten als die Gruppe von me'arras hamdän^ und den Berg von es-sijar. Die Gruppe von el- me'esara wird im Osten durch ein weites , im Westen durch ein engeres Tal von den Nachbar- gruppen geschieden. Das erste mündet in das
wädi abu 'öUeka, das zweite in ein von der der-Gruppe kommendes drittes Tal, welches unmittelbar nach dem wädi abu 'ölleka in den Mosesbach mündet. Das erste Tal heißt wädi el-me'esara el-wasta, das zweite wädi el-me'esara et-tarfäni^, das dritte im Unterlauf wädi me'arras hamdän, auch wädi ed-der. Der Oberlauf
Abb. 15: Unterlauf von es-sijar. Aufn. v. G. D.
i) Brünnow falsch el-ma'aitere.
2) Musil: hadbat umtn el-bijära nnd mamät hamdän.
3) Musil: et-tarfäwfje.
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A. Dl« hatPruciie I.Anr vo?« rrr«A.
Die Farben und Formen des Sandsteins. 23
des letztgenannten kommt von Westen, trennt hier die der-Gruppe vom Berge von me'arras hamdän^ und nimmt zwei von der der-Gruppe kommende Nebenschluchten auf, von denen die östlichere bei Musil sidd el-ljarärib, die westlichere wädi kattär ed-der heißt. Zum sijar laufen zwei Schluchten herab, welche die Gruppe von me'arras hamdän vom Berge von es-sijar und diesen wieder von einer der der- Gruppe im Westen vorliegenden Terrasse trennen. Ich nenne die erstere die Klausen- schlucht, Musil setzt dahin ^ararib 'ejäl 'awde.
Auf der Südseite des sijar trennt der Unterlauf des wädi et-turra die niedrige, aber steilwandige, zweigipflige Felsmasse el-habis oder el-mehbäs^. Westlich vom wädi et-tutra steigt wie drohend das imponierende hohe Massiv des Tafelberges umm el-bijära^ empor, der niedrigere Ausläufer nördlich zum sijar* und südlich nach der Gegend von et-turra entsendet. Westlich dahinter grenzt an das Gebiet von en-nebi härün der noch umfangreichere und etwas höhere Tafelberg von el- barra, an diesen schließlich der alles andere überragende Berg von en-nebi härün, ausgezeichnet durch eine breite Nordspitze und eine südliche niedrigere Terrasse, auf welche eine Pyramide als zweiter kleinerer Gipfel aufgesetzt ist^.
Roter Sandstein ist das Material aller den Kessel von Petra umgebenden Felswände. Blanckenhorn* bemerkt mit Recht, daß hier Rot die Farbe der tieferen Schichtenteile sei. Das gilt auch für das Gebiet des nebi härün und für sabra, während das Gebiet von el-beda seinem Namen entsprechend durchweg weiß ist. Weiß ist auch die nördliche Barre des Kessels, während an der südlichen auch rotes Gestein vorkommt. Die Gipfel und Plateaus sind überall weiß, ebenso die Übergangspartien zum Kalksteingebirge. Innerhalb der Sphäre des weißen Steins sind die Erosionspartien der Seitenwände häufig braun. Es versteht sich von selbst, daß das Rot des Petrasandsteins kein reines ist, es spielt in das Rostfarbene. Weniger schön als bizarr ist die gelegentliche Durchsetzung des roten Gesteins mit Bändern in Gelb, Lila und Blau, die indes nur an bearbeiteten Wänden zu voller Geltung kommt'. Man kann sich denken, daß man im Altertum dies für architektonisch verzierte Fassaden eigentlich ungünstige Naturspiel bewunderte, und wird deshalb den alten einheimischen Namen Petras, Rekem, gern von dem semitischen Stamm rakam ,,bunt sein" ableiten, sowie es naheliegt, den Volks- und Landesnamen Edom auf den roten Sandstein ^zu beziehen, der nach Westen weithin sichtbar die Eigenart des ganzen Landes östlich der Araba ausmacht und in Petra nur in besonders reicher Entfaltung vorliegt'*.
i) Euting bei Brünnow, S. 135 mar'as hamdän, was er aber weiter nördlich ansetzt.
2) Brünnow: Akropolisberg.
3) Brünnow irrig el-habis (sie) ; Musil auf der Karte gebel el-barra, aber zu Brünnow S. 128 hadbat umm el-bijära.
4) Der nördliche Ausläufer heißt nach Musil el-kra'.
5) S. für die eben genannten Berge Abb. 10 links.
6) Die Hedschäz-Bahn, S. 55.
7) S. Abb. 114 und 291.
8) Der rote Sandstein tritt auch, aber minder häufig, zu Tage auf der Ostseite des Toten Meeres. Die nördlichste mir bekannte Stelle liegt am Westabhange des msakkar.
2A A. D» iM-rt>Mjan Ijkcz VON Pbtra.
Die Formen der Sandsteinfelsen bei Petra sind nicht so einförmig wie die des Eibsandsteingebirges. Die Silhouetten der höheren Gipfel sind stets bizarr, scharf geschnitten und zuweilen gezackt. Neben der Tafelgestalt findet sich meist dom förmige Bildung der Kuppen, die in allen Größen vorkommen. Doch ist auch pyramidale Gestaltung nicht selten. An den Seitenwänden fehlen nicht Erosionen durch die Einflüsse von Wind und Wasser, die zu baldachin- und galerie- artigen Bildungen führen. Die Schluchten sind häufig senkrecht eingeschnittene gradlinige Risse, deren Entstehung nicht ursprünglich auf den Einfluß des Wassers zurückgeführt werden kann. Solche Risse können parallel liegen, strahlenförmig auseinandergehen, auch einander kreuzen. Sie sind oft mit Geröll teilweise so angefüllt, daß ihr Grund steil abwärts läuft. In Verbindung mit den Rissen stehen zuweilen Verwerfungen, von denen der Graben des Kessels von Petra ein Beispiel im großen, die Adlerschlucht von el-^ubta ein Beispiel im kleinen ist. Daneben gibt es vom Wasser ausgespülte Rinnen, bei deren Entstehung die ,, Risse" aber stets von Bedeutung waren. Besonders eigenartig ist die Verbindung von wasserführenden Hauptschluchten mit rückwärts, d. h. in der Gegenrichtung der Hauptschlucht, laufenden Rissen, die als Nebenschluchten dienen. Das Zusammen- wirken aller hier tätigen Faktoren der Tektonik der Erdrinde, des Windes und des Wassers hat bei Petra jene einem Irrgarten gleichende Natur erzeugt, in welcher Form und Farbe die Phantasie des Beschauers und die Lust des Kletterers un- erschöpflich anregen und bei ihrem Besucher stets die Sehnsucht nach erneuten Entdeckungszügen zurückläßt.
Zur Schönheit der Natur der Gegend von Petra trägt nicht wenig bei ihre, wenngleich spärliche Vegetation, die den vom baumlosen Hochlande Kommenden ebenso anmutet, wie den, welcher aus der Wüste der Araba zu ihr hinaufsteigt. Ich denke dabei nicht an das Grün der Gräser und Kräuter, das im Frühsommer viele Schluchten und Hänge schmückt, sondern an die auch im Herbst die Land- schaft belebenden Bäume und Sträucher. Die Wälder von Eichen und einzelnen Terebinthen am Westhange des Randgebirges nördlich von Petra sind zuerst zu erwähnen (S. i). Für den Kessel von Petra ist am bedeutsamsten der in seinem Wuchs an die Pinie erinnernde Wacholder (Juniperus phaenicea, arab. ar'ar), welcher dem eigentlichen Palästina auf beiden Seiten des Jordan fremd ist. An trockenen Abhängen, in Felsspalten findet er immer noch seine Nahrung. Mehr den feuchteren Schluchten gehört an die wilde Feige (Ficus Carica, arab. tin berri) mit ihren leuchtendgrünen Blättern, die Terebinthe (Pistacia Terebinthus, arab. butm) mit im Frühjahr rötlichem Laube, und — mehr vereinzelt — der dunkelgrüne Jo- hannisbrotbaum (Ceratonia Siliqua, arab. Jjamib). Sonnige feuchte Talgründe schmücken Tamarisken (arab. ^rfa) und Weiden (arab. safsäf). Die Euphrat- pappel (arab. rarab), welche sonst in dieser Gesellschaft vorkommt, fehlt, ebehso die in der Höhe heimische Eiche, sowie die Akazien- und Zizyphusarten der Araba. Ganz vereinzelt sah ich einen Ölbaum in einer nördlichen Nebenschlucht des sijar, strauchartige Palmen am sei ed-dära und unterhalb umm el-bijära (bei Nr. 371 Br.). Von Sträuchern ist zuerst zu nennen der im Frühling mit weißen duftenden Blüten bedeckte Ginster (Rctama Raetam, arab. retcm), der besonders den offenen
Die Flora der Gegend von Petra.
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Halden angehört, an den Wasserläufen der Oleander (arab. defle) mit hellroten Blüten im Hochsommer, sonst auch die gelbgrüne, etwas fleischige Thymelaea hirsuta (arab. mitnän), aus deren Zweigen man Seile machen kann, die schönere Daphne hnearifolia (arab. ziknän) mit glänzendgrünen lanzettförmigen Blättchen und duftenden blaßgelben kleinen Blüten und die schmutziggrüne Rhamnus viell. punctata (arab. sued). Ginster, Oleander und Rhamnus sind auch anderwärts häufig, Thymelaea und Daphne kenne ich nur südlich von däna. Mehr vereinzelt ist die Kaper, der Epheu und das Geißblatt. Unter den Blütenstauden fällt besonders auf die prächtige gelbe Sternbergia Clusiana, die im November blüht, und eine Aloeart mit Purpurblüten, die ich am rechten Abhang des sijar in großen Massen, aber nichtblühend, fand^. Auf andere Einzelheiten, welche weniger den Eindruck der Landschaft bestimmen, gehe ich nicht ein und verweise dafür auf Hart, Fauna and Flora of Sinai, Petra and Wädy 'Arabah, S. 33 ff.
i) Schon Irby und Mangles machten auf diese Blüte aufmerksam, s. Travels, S. 427.
B. Die Verkehrsbedingungen.
Man kann sich mit der natürlichen Lage einer Stadt nicht befassen, ohne der Verkehrsbedingungen zu gedenken, welche sie an die Hand gibt. Die allgemeinen Verhältnisse von Petra b^agen zunächst, daß diese Bedingungen keine besonders günstigen sind. Petra liegt in dem Abfallsgebiet zwischen einem Hochplateau und einer Tiefebene, welche beide von der Natur für die Nord und Süd verbindenden Straßenzüge bestimmt zu sein scheinen und auch tatsächlich bis heut dafür dienen. Am wichtigsten sind, weil bewohntem Gebiet ganz oder teilweise angehörend, die beiden Längsstraßen des Hochplateaus, die an der Grenze der Wüste hinziehende östlichere ,, Pilgerstraße" von Damaskus nach der Westküste von Arabien, die jetzt durch eine Eisenbahn ersetzt wird, und die mitten durch bebautes Land gehende westlichere ,, Regierungsstraße" (darb es-sultäni), welche vielfach der Trace einer alten Römerstraße folgt und Damaskus mit el-'akabe am Roten Meere verknüpft. Die erstere kommt Petra am nächsten in ma'än, über 30 km von Petra, die letztere auf dem halben Wege nach ma'än, zwischen odruh und el-basta. Doch finden sich Spuren einer alten Nord-Südstraße auf der Höhe des Randgebirges, nur 10 km von Petra. Damit kam man näher an Petra heran, aber doch noch nicht nach Petra. Auch die Araba enthält einen durch Quellen ermöglichten sehr gang- baren Karawanenweg von Norden nach Süden. Er war wchtig für die Verbindung desAlanitischen Meerbusens mit Palästina und war vorausgesetzt, wenn die Könige von Jerusalem, als sie Herren in Edom waren, in Ezeon-Geber Schiffe bauten, um den von den Midianitem damals vermittelten Transithandel an sich zu ziehen (i. Kön. 9, 26; 22, 49). Für den großen Weltverkehr war diese Linie indes von geringerer Bedeutung, weil die Sicherheit hier in der Einöde nicht bedeutend sein kann und weil die Tiefebene im Norden durch das Tote Meer gesperrt ist, so daß man nur durch schwierige Pässe zu ihr hinabgelangen kann. Petras Lage bringt es nun mit sich, daß der Verkehr nach beiden Straßengebieten nur durch steile An- und Abstiege vermittelt werden konnte. Das war besonders verhängnisvoll, weil der Fem-Frachtverkehr im Blick auf die wasserarme Wüste auf beiden Seiten nur durch Kamele geschehen konnte, deren Fähigkeit für Steigungen und Ab- stiege eine eng begrenzte ist. Ich selbst machte davon gerade hier schlimme Er- fahrung, denn die beiden Lastkamele, welche mein Gepäck von ma'än nach Petra bringen sollten, blieben kurz vor dem Ziele oberhalb elgi stecken, weil behauptet wurde, daß der weitere Abstieg für sie unausführbar sei. Jedenfalls konnte Petra
DlK Strasse von Arabien nach dem Mittei.meer 27
deshalb nicht in der Weise an einem großen Straßenkreuzungspunkte liegen, wie es nach der Wegekarte von P. Thomsen^ scheinen möclite.
Auch die nähere Umgebung des Kessels, in welchem die Stadt liegt, gibt ihr nicht ohne weiteres den natürlichen Charakter einer Handelsstadt. Unübersteig- liche Felsmassen lassen im Osten als Verkehrsweg nur die Klamm des sik offen, die stellenweise so eng ist, daß beladene Kamele sich da nicht begegnen könnten. Den Westen sperrten ebenfalls Felswände, die hier zwar einen Bach, aber keinen Weg nach der Araba passieren lassen. Bequemere Verkehrsbedingungen boten allein die Verschlüsse des Kessels im Norden und Süden, welche den Verkehr nach dem Westen vermitteln mußten. Brünnow sagt mit Unrecht, daß auch hier „kleinere Felsenriffe und steile Abstürze fast unübersteigbare Hindernisse bilden".
Trotz alledem war Petra nach den alten Nachrichten eine Stadt, die vom Transithandel in ähnlicher Weise lebte wie Palmyra, und es will verstanden sein, wie dies möglich war. Die einzigen Nachrichten über die alten Handelswege Petras, die wir besitzen, finden sich bei Strabo und Plinius. Der erstere sagt (XVI 4, 24) : ,,Von Leukekome nach Petra und von da nach dem phönizischen Rhinokolura bei Ägypten werden die Waren gebracht und von da zu den anderen; jetzt aber kommen sie meist auf dem Nil nach Alexandrien. Die arabischen und indischen Waren werden nach Myoshormos" gebracht, dann nach Koptos in der Thebais auf Kamelen, und auf dem Nilkanal nach Alexandria transportiert."* Zu Strabos Zeit war also die goldene Zeit des Handels von Petra schon vorüber. Die süd- arabischen und indischen Waren gingen schon damals häufig durch Ägypten nach dem Mittelmeer, aber der ältere Weg über Petra war doch immer noch im Gebrauch. Leukekome, jetzt el-haura*, nicht Aila an dem nach ihm benannten Busen des Roten Meeres, war der dafür wichtige Hafen. Die Nabatäer transportierten die Waren von da nach dem Mittelmeer. Ihr Weg ging jedenfalls über medäin sälih, wo Felsfassaden im Petrastil ihre Anwesenheit bekunden, und tubük, kam also auf der ,, Pilgerstraße" zunächst zu dem wasserreichen ma'än und hatte von da aus die Araba in der Richtung nach Rhinokolura, jetzt kal'at el-'aris, zu durch- kreuzen. Dafür bot sich der noch jetzt wichtige Karawanenweg, welcher westlich von Petra von der Araba ausgeht und über mäin und den Straßenknotenpunkt en-najil*, von dem aus auch Ägypten erreicht werden kann, nach kal'at el-'aris ge- langt. Die Linie el-haura — kal'at el-'aris mußte somit in der Tat irgendwie an Petra verüberkommen. Die Wasserverhältnisse sind neben der Möglichkeit von Kamelpfaden stets das Entscheidende für derartige Handelsstraßen. Von ma'än führt eine Tagereise zu dem quellenreichen Kessel von elgi, von da wieder eine Tagereise zur Quelle 'en et-taijibe am östlichen Rande der Araba. Einen gang-
i) ZDPV 1906. Heft 3/4.
2) An der Küste von Oberägypten.
3) So ist wohl der Sinn, der Text ist verderbt.
4) Vgl. Periplus mar. Erythr. 19 nach Dussaud, Syrie Moyenne S. 73 (475) Not. 2. Wahrschein- lich hieß der Ort schon in alter Zeit el-haura, und Leukekome ist t)bersetzung davon.
5) Vgl. die Schilderung des Weges von nahl nach Petra, Rev. Bibl. 1906, S. 443 ff.
■ ,^ B. DiS VMKXmsaRDtiCCCKr.tN.
bann WtR zum Abstitg nach dt-in Kt-ssd von «I^m Iml ilas Tal des sei far'. Der untenite Teil des Talgrundes fällt zwar reichlich steil ab, er läUt sich aber auf der linken Seite leicht umgehen auf einem auch von mir begangenen Wege, welcher an 'en redän vorüber über den Nordabhang des tor el-medme, ohne elgi zu berühren, direkt nach dem sei ed-dära führt. Der Talkessel aufwärts bis zum sei ez-zcräba und die Abhänge zu beiden Seiten waren ein idealer Lagerplatz für Karawanen, die aus den Gärten und Feldern des alten Gea. jetzt elgi, Proviant und Futter beziehen konnten. Petra selbst, das froh sein mußte, wenn es im Sommer seinen eigenen Wasserbedarf decken konnte, war dazu ungeeignet, noch weniger brauch- bar die von Euting und Musil dafür empfohlene wasserlose Fläche von el-beda im Norden, welche außerdem von dem in Frage stehenden Wege abseits lag.
Von hier aus gelangten die Karawanen durch den sik in den Kessel von Petra, zogen da südlich vom Bachbett die Höhe entlang, verließen die Stadt durch das Südtor nicht weit vom Nordende von el-habis, kreuzten das wädi et-turra, gingen erst jenseits, dann wieder diesseits das Tal entlang, überschritten et-turra, und kamen über die Fläche stuh en-nebi hänin an der Südseite des Aaronsberges zu dem Passe nakb er-rbä'i*, durch den sie die Araba bei 'en et-taijibe erreichten — d. h. sie nahmen denselben Weg, welchen man noch heut einschlagen würde, wenn man in dieser Richtung zu reisen hätte. Der bei Petra zeltende Schech der huetät sagte mir, daß er nach Ägypten über mäm und na^jl gehen würde, daß aber manche w^en der Wasserverhältnisse den Weg über radjän (das alte Ezeongeber) vorziehen. Andere Bedingungen als für den Verkehr von Kämelkarawanen gelten natürlich, wenn es sich um Transport von Herden handelt, die täglich Futter und Wasser brauchen. Dafür ist von Ägypten nach dem transjordanischen Land noch immer wie zu den Zeiten des Wüstenzuges der Israeliten der Weg durch die sinaitische Halbinsel die gegebene Linie*, obwohl manche biblische Historiker, denen die Wanderbedingungen des Orients fremd sind, hierin die biblische Erzählung meistern wollen*. Es gibt nämlich grade hier in der Araba und westüch von ihr wirkliche Wüste, die infolge mangelnden Regens auch im Frühjahr meist nicht ergrünt.
An der Straße von Leukekome nach Rhinokolura war nach den Wasser- und Proviantverhältnissen der Kessel von elgi ein Ruhepunkt, dessengleichen der ganze Weg sonst nicht aufwies. Es gibt aber in ihm keinen Punkt, der sich zur Anlage einer festen Stadt eignete. Dafür bot sich der nahe Kessel von Petra. Wer ihn besetzte, hatte den wichtigsten Schlüssel zum Paß er-rbä'i in der Hand. Er brauchte nur das Tal von Osten nach Westen zu sperren, um eine Umgehung von Norden her auszuschließen. Eine größere Stadt an diesem Punkte hatte außerdem die Mittel in der Hand, nicht nur den oben beschriebenen Weg vom östlichen Hoch-
1) Brüniiow irrig: er-rubeia.
2) jMUMn. Rev. Bibl. 1906, S. 463. teilt mit, daß Viehhändler aas dem Ostjordanland öfters ihre Herdm im Interesae dea Waatera und der Weide durch die Sinaihalbinsel nach Ägypten führen.
3) Aach die Jahrcsxeit ist nicht gleichgältig. Im Sommer wire an einen solchen Zug nicht zu denken. Die Iwaeliten zogen zwiKben Ostern and Pfingsten nach dem Sinai und kamen um Ostern an den Jordan.
Die Stkasskn nach Nordkn und Südkn.
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lande in der Araba, sondern auch die anderen, die sich in der Nähe befinden, näm- lich den mir nur aus Musils Karte bekannten nakb el-'akaba, vor allem aber den wichtigen nakb en-nemela (s. u.) im Norden nach Belieben zu schheßen und zu öffnen. Petra war somit in ähnlicher Weise die Hüterin und Herrin des Durchgangs von Ost nach West in der Landschaft es-sera, wie es Bosra (bsera) und nach ihm Arindela (rarandal) und ruwet infolge ihrer Lage oberhalb des Karawanenpasses nakb ed-dahl gewesen sind in der Gebalene.
Nachdem der Verkehrsweg von dem Roten Meer nach dem Mittelmeer Petra seine Bedeutung verliehen hatte, hat man von diesem Punkt aus naturgemäß auch nach anderen Richtungen Verbindungen angeknüpft, besonders nach dem nächstgelegenen Kulturlande Palästina. Strabo sagt XVI 4, 21 nach Erwähnung von Judaea: ,, Dahin führt der nächste Weg in drei oder vier Tagen nach Jericho, nach dem Phoenicon in fünf Tagen." Der Text kann so unmöglich richtig sein. ^oivixcop war ein in jener Zeit wichtiger Hafen am Älanitischen Meerbusen. Man müßte es in ^oivixtj ,,Phönicien" umsetzen, um etwas dem Zusammenhang Ent- sprechendes zu erhalten. Strabos Angabe ist dann freilich zu kurz bemessen. Ein guter Reiter könnte, wenn das Ostufer des Toten Meeres überall gangbar gewesen wäre, die 170 km des Weges von Petra nach Jericho wohl in 4 Tagen zurücklegen, Karawanen würden 6 Tage brauchen. Für den in Wirklichkeit anzunehmenden Weg «durch das östliche Hochland gehen die von mir geführten Karawanenzüge sogar nur in 8 Tagen. Aber die Nennung Jerichos ist auch wenig passend. Dahin führt keine große Straße, und als nächster Punkt in Judaea wäre lieber Hebron zu nennen gewesen. Wahrscheinlich ist das ungeschickt hinterdrein hinkende ,,nach Jericho" nur eine aus ^oivixcov geflossene Glosse, und Strabo hat in Wirklichkeit nur Judaea und jenen Hafen am Roten Meere als Ziele genannt. Der Scheich der huetät, den ich kennen lernte, war wirklich in 4 Tagen von Petra nach Jerusalem geritten. Dann berührt sich Strabos Angabe mit einer Notiz des Plinius, die freilich auch der Zurechtstellung bedarf. Er schreibt (Hist. Nat. VI 28) von Petra: ,,Dort treffen sich zwei Wege, derer die aus Syrien nach Palmyra wollten (qui e Syria Palmyram petiere), und derer, die von Gaza kommen." Das ist sinnlos, obwohl Detlefsen in seiner kritischen Ausgabe der geographischen Bücher des Plinius hier nichts zu ändern findet; denn kein Weg aus Syrien nach Palmyra hat mit Petra etwas zu tun. Detlefsens Handschrift E^ hat: qui Syriae Palmyram petiere. Das wäre besser, aber immer noch nicht befriedigend, weil der Weg derer, die [von Petra] nach dem syrischen Palmyra wollen, den Weg der von Gaza [nach Petra?] Kommenden doch nicht in Petra „trifft". Alles ist in Ordnung, wenn man für Palmyram einsetzt Palmetum , und dabei an den ^oirixmv am Älanitischen Meerbusen (s. o.) denkt. Von dem Wege aus Syrien nach dem Älanitischen Meer- busen kann wirklich gesagt werden, daß er mit dem Wege von Gaza nach demselben Ziele in Petra zusammentreffe, allerdings nur unter Voraussetzung des für Ver- kehrswege wichtigen Gesetzes, daß große Zentren, wenn einmal vorhanden, den Verkehr an sich ziehen. Man kann von Damaskus nach dem Älanitischen Meer- busen auf der oben beschriebenen „Regierungsstraße" gehen, ohne Petra selbst zu berühren. Ebenso führt der Weg von Gaza dorthin zunächst in der Araba
3°
II Ilir \>FKPHII«llltT>|v:»N..|'V
an Petra vorüber. Aber ungern ließ man sicli dw gr»)üc VerproviantierunRsstation Petra entgehen. Die Nabatäer haben auch gewiü die ihnen nützhchen Wege ge- sichert und im Stande gehalten, und das Einschlagen anderer Straßen erschwert. Jedenfalls ergibt sich aus der Nachricht des Plinius die Existenz wichtiger W^e nach Petra von Gaza als dem nächstgelegenen Hafen am Mittelmeer, vom Alani- tischen Meerbusen und von Syrien.
Der W^ von Gaza hat teilweise mit dem von Strabo vorausgesetzten Wege von Judaea zusammenfallen müssen. Beide trafen sich \\'ahrscheinlich in komub, dann stieg man über den nakb es-safa, wohl die „Skorpionenstic^e" des Alten Testaments, zum wädi fikre hinab, passierte die Quellen von hosob und el-uebe, und durchkreuzte die Araba nach 'en el-buerde. Der nakb en-nemela diente zum Aufstieg nach dem östlichen Gebirge, und man gelangte durch den sik abu 'alda und den sik el-beda zunächst nach der Ebene von el-beda nördlich von Petra. Von hier aus boten sich folgende Wege. Der erste östhchere führte nach dem Kessel von elgi, entweder am Abhang des Kalksteingebirges hin über das jetzt verlassene Dorf bidibda nach dem Wege cl-bred'a zwischen gebel el-mleh und el-u'era (S. 6). Der zweite westlichere lief über die ganze Ebene von el-beda, kreuzte das Tal von eg-gelame und entsandte aus dem Tale von umm sehün einen Zweig südwestlich über den Rücken dieses Namens nach dem wädi el-hise und durch dieses nach dem Westende der Stadt, wo an el-habis vorüber der Anschluß an die Straße von Petra nach dem nakb er-rbä'i sich leicht vollzog. Ein zweiter Zweig erstieg in mehr östlicher Richtung den Rücken umm sehun, ging von da südwärts über die Felsenbrücke bei mräret en-nasära nach der Nordostecke des Kessels von Petra und mag von da quer durch das Ostende der Stadt in die große ostwestliche Kara- wanenstraße eingelaufen sein. Deutliche Spuren einer gebauten Straße findet man im wädi umm sehün, noch mehr bei mräret en-nasära, wo ein breiter Weg ein langes Stück durch den Felsen gebrochen wurde (Nr. 646 Br.). Hier gibt es freilich Stufen, die sich für Kamele nicht eigneten. Diese mußten den Weg durch das wädi el-hise nehmen, si? konnten aber auch von umm sehun aus sich der zuerst genannten Straße von el-bred'a zuwenden imd so den Kessel von elgi erreichen.
Noch ist die Verbindung von Petra mit Syrien und dem Alanitischen Meer- busen zu besprechen. Die große Straße von Damaskus nach diesem Ziele war schon erwähnt. Hier ist nur zu zeigen, in welcher Weise Petra an diese Linie angeschlossen wurde. Es wäre ein Umweg gewesen, hätte der vorf Norden Kommende die Straße bis zu ihrem Petra nächsten Punkt oder doch wenigstens bis zu dem direkt östlich von Petra liegenden odruh verfolgen und erst von da hinabsteigen wollen. Man bog deshalb schon bei b'rbet es-samra von der Straße rechts ab, gelangte an die bachbildende starke Quelle 'en negl und von da durch ein flaches Tal auf der West- seite des Waldberges Jjör el-his an die Randberge der Gegend von Petra heran. Von hier ab finden sich Spuren von zwei alten Wegen. Der eine — vielleicht der Hauptweg — überschritt in südlicher Richtung die Wasserscheide von dem nach Osten entwrässerten wädi ^)ör el-his zum wädi 'en mikwan, der zum Talsystem des Mosesbaches gehört (S. 3), ging von diesem zu dem Bergrücken über, welcher sich zwischen ihm und dem von 'en el-haij kommenden Tale in den Kessel von elgi
NÖRDLICHE UND SÜDMCHK AnSCHLÜSSWEGK.
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liinabsenkt, lief über die Wasserrinne des zuletzt genannten Tales bei et-tine und gelangte bei dem sei el-liaraze in den Kessel hinab. Ein zweiter Weg, der ebenfalls als alt erkennbar ist, führte vom Ende des wädi Ijor el-his westlich nach dem Rande des Westabfalls des Hochlandes, der oberhalb von el-beda erreicht wird, dann an diesem Rande eine Weile in südlicher Richtung hin und stieg endlich nach Westen hinab. Hier verlor ich die Spur des alten Weges, der aber notwendig mit dem Wege von el-beda über el-bred'a (s. o.) sich irgendwie vereinigen mußte. Man konnte jedenfalls von hier mit Hilfe der schon beschriebenen Wege nach dem Nordende des Kessels von Petra gelangen. Da wo die eben beschriebene Straße nach Süd- westen umbiegt, gibt es auch einen in südlicher Richtung sie fortsetzenden Pfad, auf dem man an 'en el-haij vorüber am linken Hange des nach ihr benannten Tales in den Kessel von elgi gelangt. Hier sah ich indes keine Merkmale einer alten Straße.
Zu den beschriebenen Nordstraßen nach Petra kommt noch eine, welche schon in der Nähe von 'en negl nach dem Rande des Hochplateaus oberhalb der bedeuten- den Ortslage von sammäh hinübergeht und sich dann von 'en el-'öräk am Abhänge in südlicher Richtung oft durch waldiges Terrain zu el-beda hinabsenkt. Infolge der Windungen, welche die dabei zu überschreitenden Täler nötig machen, ist dieser Weg länger als die vorher beschriebenen, er macht auch nicht den Eindruck einer alten gebauten Straße.
Wo der von Petra südwärts Reisende den Anschluß an die große Landstraße fand, kann ich^aus eigener Erfahrung nicht beurteilen. Der sie kreuzende Weg nach ma'än (S. 27) wäre dafür benutzbar gewesen. Nach Musils Karte war aber noch näher der Weg durch ein Nebental des wädi far', das wädi dahäha, welcher bei dem ras ail die Straße erreichte. Endlich scheint noch ein direkter Südweg vom Kessel von elgi den Abhang des Kalkgebirges entlang, an 'en brak vorüber, gelaufen zu sein. Wo dieser Weg sich an die große Straße anschließt, ist mir un- bekannt. Natürlich wäre auch möglich gewesen, den Weg über den nakb er-rbä'i und die Araba zu nehmen. Die jeweiligen Sicherheitsverhältnisse werden neben den Wasserverhältnissen dabei den Ausschlag gegeben haben.
Unter den Wegen von lokaler Bedeutung ist zuerst zu nennen der Pfad vom Kessel von elgi über er-ramle und durch den se'b kes nach dem wädi el-metäha und durch dieses von Nordosten in den Kessel von Petra. Nur dem Verkehr von Menschen, nicht Lasttieren konnte er dienen. Vielleicht war er auch von Bedeutung für den Verkehr der Burg von el-u'era sowohl nach Petra als nach dem Kessel von elgi. Dagegen beruht die von Marsh^ behauptete Straße, welche von der Mün- dung des Tunnels el-modlem nach Norden führen soll, auf einer Täuschung. Man kann von dort ohne eigentlichen Weg nach er-ramle im Osten gelangen, nord- wärts ist das Fortkommen unmöglich, auch keine Wegspur vorhanden. Auch von Südosten konnte nach dem Kessel von Petra gelangen, wer von der Straße bei 'en brak zu dem Plateau von en-negr abbog und von da entweder durch den zarnük el-mehäfir nach der Gegend, wo der sik in den Kessel von Petra mündet.
i) ZDMG 1858'. S. 711.
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It. Pik Vr.HKMIUllKOINOVNr.EN.
hinabstieg, oder üJxr den Nordabliang von zibb atul in das Madtgt-liitt srüjst eindrang. Lokale Bedeutung allein hatte wolil auch der Weg nach der Stadt sabra im Süden Petras, der sich vom Wege nach dem nakb er-rbä'i abzweigte. Die Bedeutung dieser Stadt im Verhältnis zu Petra ist indes bisher nicht hinreichend aufgehellt.
Die Verkehrsmöglichkeiten Petras beruhten nach dem Obigen einerseits darauf, daß es nach Osten hin mit dem nahen Kessel von elgi in guter Ver- bindung stand und dieser seinerseits nach Norden, Osten und Süden brauchbare Aufstiege zum Anschluß an die großen östlichen Straßen darbot, andrerseits darauf, daß es, wenn auch im Westen verschlossen, doch nach Norden und Süden leichte Übergänge zu Plateaus besaß, die ihrerseits durch gangbare Pässe mit der Araba verbunden waren und somit Wege nach Südwest, West und Nordwest darboten. Dadurch ^^'urde der Übelstand nicht aufgehoben, wenn auch gemildert, daß Petra an keiner bedeutenden Nord-Südstraße liegt. Wenn, wie es schon zu Strabos Zeit der Fall war, die Ost-Weststraße, welche Petra kreuzte, an Bedeutung verlor, war in der Tat seine Existenz als eine Großstadt des Transithandels bedroht. Es vermochte sich trotzdem als Mittelpunkt eines Landes zu behaupten, so lange eine starke Regierung diesem so viel Sicherheit verlieh, daß eine seßhafte Bevölke- rung sich gegenüber dem Andrang der Nomaden von beiden Seiten halten konnte. Sobald die Regierung ihren Schwerpunkt weiter nach Norden verlegte, wie es schon zur byzantinischen Zeit geschah, mußte Petra verfallen. Auf dem schmalen Streifen kulturfähigen Landes zwischen zwei Wüsten, welchem es angehörte, konnte es aus eigener Kraft nicht bestehen bleiben. Es rächte sich auch, daß es selbst nur am Rande dieses Streifens liegt und von anbaufähigem Land in größerem Um- fang selbst nicht umgeben ist. Die Stadt verödete, ihre Grabkammem, die ihren Bewohnern ewige Ruhe sichern sollten, wurden zum Wintersitz nomadisierender Wüstenstämme. Ihrem Vororte elgi allein verhalfen seine günstigen Wasser- und Bodenverhältnisse zu einer bleibenden Dauer. Der in letzter Zeit ihm zuteil ge- wordene Schutz der türkischen Regierung*, die Nähe der Hedschaz-Bahn, die Anziehungskraft der Reste des alten Petra könnten ihm sogar eine neue Blute ein- tragen. Petras Untergang ist bei den veränderten Verkehrsverhältnissen eine not- wendige Folge seiner Lage und darum unwiderruflich.
I) Auch der Reisende (;i"'i'Lit du-sfii Schutz. Noch vor wenig Jahriehntcn mußte jeder Tag des Aufenthaltes in Petra von den Beduinen mit großen Summen erkauft werden. Jetzt konnte ich. von zwei Soldaten gedeckt, dem ein Geschenk heischenden Scheich der hue^t sagen, diese Sitte bestehe nicht mehr, ich sei bei aller Hochschätzung beduinischen Schatzes nicht imstande, die neue Sitte zu brachen. — worauf er sich höflich entfernte.
C. Die Sicherung der Stadt.
Daß Petra abseits von den großen Verkehrsstraßen im Osten und Westen zwischen Gebirgen und Felsmassen lag, bedeutete eine wesentliche Erschwerung feindlicher Angriffe. Zwar übertrieb die schon im Altertum verbreitete Vorstellung, als habe die von steilen Felsen umgebene Stadt nur einen Zugang gehabt. Aber Petra hatte wirklich den Vorzug, daß der Zugang, auf welchen die wichtigsten Verkehrsstraßen von Norden, Osten und Süden auf der Ostseite berechnet waren, eine leicht zu sperrende Schlucht gewesen ist, und daß direkt von Westen her überhaupt kein Zugang möglich war. Die Nord- und Südseite der Stadt entbehrte eines derartigen natürhchen Schutzes. Der Südseite kam dabei doch zustatten, daß der von der Araba heraufkommende Paß unschwer zu verteidigen war. Die Nordseite war aber um so offener. Besonders verhängnisvoll war hier die leichte Möglichkeit, vom östhchen Hochplateau nach el-beda hinab und von da nach Petra zu kommen. Auch kann nicht unerwähnt bleiben, daß der Bach der Stadt ihr sehr leicht abgeschnitten werden konnte, und daß dann nur die Quelle im sijar zu ihrer Versorgung übrig blieb. Jedenfalls mußte Petra suchen, durch künstUche Mittel die Mängel seiner natürlichen Sicherung zu bessern.
Der Knotenpunkt der Stadtanlage im Kessel war die Umgebung seines tiefsten Punktes beim Austritt des Mosesbaches. Gerade hier gab der isolierte steile Felsen- berg von el-hab:s eine treffliche Möghchkeit zur Anlage einer uneinnehmbaren Burg als Stütze und Rückhalt der Talstadt (Abb. 17). Zugleich war man hier in nächster Nähe der unversiegbaren und unabschneidbaren starken Quelle des sijar. An diese Akropolis schloß sich die Stadtmauer, welche von den beiden Enden des Berges quer durch das Tal gezogen wurde. Im Norden kreuzte sie das Bett des Mosesbaches, stieg an der Südseite des wädi abu 'ölleka in nordöstlicher Rich- tung aufwärts, wandte sich auf der Höhe des Hügelrückens zwischen diesem Tal und dem wädi umm za'keki nach Ostsüdost und stieß wenig nördlich vom sog. Etagengrab an die Felswand von el-ljubta. Die Mauer endete an dieser Stelle, weil das Gelände am Fuß von el-ljubta hier am höchsten ansteigt. Die Südmauer der Stadt begann am südlichen Fuße der Akropolis, lief am südlichen Abhänge der Höhe zwischen dem Mosesbache und wädi el-farase nach Osten und schloß sich an die Westseite des Nordabhanges von zibb 'atöf wenig südlich von dem Grat der soeben genannten Höhe bei der Grabfassade Nr. 190 Br. Sie hatte einen natürlichen Schutz an den ihr ziemlich parallel laufenden Tälern wädi el-farasa
Dalhan, Petra, .}
C. r>ic SicaiuDHO Dil Stadt.
und wädi en-nmer, von denen das erstere die Südgrcnre der Stadt bestimmte. So ergab sich ein Areal von noch nicht i qkm, das übri- gens, nach den vorhandenen Trümmern zu schließen, die alte Stadt nicht vollständig füllte.
Damit war die Siche- rung der Stadt indes nicht vollendet. Vor allem mußte nach dem Ausgang des sik zu ein Verschluß angebracht werden. In geringer Entfer- nung davon sieht man auch den Rest einer quer durch das Bachbett laufenden Mauer. Kl-^iubta im Osten war un- überschreitbar, aber der au- ßerhalb der Stadtmauer zu den Heiligtümern seines Gipfels führende Treppenweg* gab die Möglichkeit, von oben auf einem anderen Wege in das Stadtgebiet einzufallen. Deshalb wurde er durch eine Tür verschlossen. Auf der Höhe errichtete man außer- dem einen Wachtturm. Da auf zibb 'atuf ebenfalls die Möglichkeit vorlag, von oben her zwischen die Mauern von Petra zu kommen, wurde hier ein Sperrfort errichtet. Dies bestand aus einer Hauptburg, einem damit verbundenen und drei deta- chierten Türmen* (wovon einer im Westen, zwei nach
0 Vgl. unter XXVII. 3) Vgl. Abb. 96.
Die Burgen von ed-dEr und el-u'era.
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Nordwesten vorgeschoben) , und wurde durch einen in den Felsen gehauenen Graben geschützt^.
Auf der Westseite waren derartige Vervollständigungen der Stadtbefestigungen überflüssig, weil hier die Akropolis die Stadt abschloß. Doch scheint man im Nord- westen bei ed-der eine Burg errichtet zu haben, damit niemand durch das wädi merwän unverhofft herankommen könne.
Außerhalb des eigentlichen Befestigungskreises der Stadt Petra liegt die Burg von el-u'era, die sicherlich nicht von den Kreuzfahrern erstmalig errichtet wurde. Sie steht auf einer schmalen Felskuppe zwischen tiefen Schluchten nahe dem östlichen Rande des Sandsteingebietes. Ihren Hauptzugang hat sie von Osten über eine
Abb. i8: Burg von el-u'5ra und Weg el-brSd'a von Osten. Aufn. V. Ritter v. Zepharovich.
gemauerte Brücke, die zunächst zu einem inselartig aus der Schlucht aufragenden Felsen führte. Dieser selbst ist durch Aushöhlung in einen Wachtturm verwandelt, durch welchen man zu der wahrscheinlich hölzernen zweiten Brücke gelangte, über die man in die Burg selbst schritt. Der Weg zur Burg kommt von dem ganz nahe vorübergehenden Wege el-bred'a , d. h. von der wichtigen Verbindungs- straße zwischen el-beda und dem Kessel von elgi (Abb. i8). Die Burg hat gewiß zunächst diese und weiterhin den Kessel von elgi bewachen sollen. Es gab in seiner Umgebung keinen anderen durch die Natur in gleicher Weise für eine Burg prä- destinierten Punkt. Von hier aus überschaute man aber auch das wadi el-metäha, das zwar keinen bequemen, aber doch einen nicht ganz unbrauchbaren und außer- dem von Petra aus nicht recht zu überschauenden Zugang zu seinem Tale darbot.
l) Siehe auch unter VII.
3*
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C t>!l *il''HKIH-v. I^F» ^1 >r>'
Ab Petra im Mittelalter nicht mehr war, erliielt el-u'era als castellum vallis Moysis wieder eine Bedeutung als ein leicht lu verteidigender und zu verproviantierender Waffenplatz in diesem Teile des Landes, nicht allzufem von der Südnordstraße des Hochplateaus, auf welcher von Ägypten her das Lateinische Königtum be- droht wurde.
Spuren einer umfassenden Befestigung glaubte ich auf der Höhe des Berges zwischen wädi 'en el-haij und wädi gelwä^ oberhalb des auf der Westseite herab- führenden nordöstlichen Hauptweges nach Petra zu sehen. Ein Kastell bedeuten wohl auch die Ruinen oberhalb des wädi 'en el-haij an der von dort nach Westen herabführenden alten Straße. Andere Reste alter Befestigungen dürften auch an anderen Straßen zu finden sein. Im Süden hatte sabra seine Burg, im Norden wird el-beda am nördlichen Ende der Ebene seine Befestigung gehabt haben'.
I) Siebe unter XXVII.
D. Die Wasserversorgung.
Das nach Strabo mit unversiegbaren Quellen versehene, nach Plinius von einem Fluß durchströmte Petra hat nicht so günstige Wasserverhältnisse, wie es nach diesen Angaben scheinen könnte. Die einzigen Quellen in seinem Bereiche sind die untrinkbare 'en abu 'ölleka im Nordwesten unmittelbar vor der alten Stadt und die bessere und stärkere Quelle 'en es-sijar im Unterlauf des Moses- baches, gegen i km von ihr entfernt. Das Bett des Mosesbaches durchzieht zwar das Stadtgebiet, aber ich fand es schon im Frühjahr stets wasserlos. Ende März 1904 und 1906 versiegte das Bächlein oberhalb des Theaters, im Herbst 1906 in der Mitte des sik, im April 1907 gelangte es, nach einem regenarmen Winter und in- folge von Bewässerung der Felder von elgi, kaum bis zum sik. In alten Zeiten, als noch intensivere Bebauung des Landes bei elgi statthatte, wird nicht mehr, sondern weniger Wasser nach Petra gelangt sein. Die Stadt hatte also allen Grund, sich zum mindesten einen Teil des Bachwassers zu sichern und diesen vor Versickerung und Verdunstung durch eine geschlossene Leitung zu schützen, womöglich aber noch das Wasser anderer Quellen an sich heranzuziehen.
Die wichtigste Leitung kam vom Oberlauf des Mosesbaches. Brünnow^ sah dort Spuren einer Leitung und ,, Wasserleitungstürme", die aber gewiß Reste von Mühlen waren. Ich habe die Leitung erst vom Bergabhang westlich vom wädi ez- zeräba verfolgen können, und zwar als eine doppelte^. Auf höherem Niveau läuft eine Leitung, die wir tien Mühlkanal nennen, in großem Bogen um das Acker- land von el-bustän und endet bei zwei am Südende des Rückens von el-kerära nebeneinander liegenden Teichen, die mit der Hinterwand im Felsen liegen, vorn aber aufgemauert sind. Der südlichere ist größer und besser erbalten, auch auf der Westseite mit einer Treppe versehen. Auf der Ostseite sieht man im Felsen die Zulaufsrinne, welche aber mit den jetzt vorhandenen Spuren der Leitung nicht zusammenhängt. Diese führen vielmehr zu dem nördlicheren Teiche und enden bei einem senkrechten Schacht auf seiner Ostseite, der sich unten nach dem Teiche öffnet. Hier befand sich offenbar eine Mühle, deren Wasser sofort im Teiche wieder gesammelt wurde, wahrscheinlich um es einer weiter unten zu erwähnenden
.1) Provincia Arabia I, S. 431.
2) Davon, daß die Leitungen von 'en abu härün kämen, wie Musil zu Br. S. 175 sagt, kann nicht die Rede sein. Nur sei ez-zeräba, sei müsa oder allenfalls sei gelwäh kommen in Frage.
38 !>■ OlZ WA«UatVKB10KaVN&
Leitung zuzuführen. Südlich unterhalb des Südteiches befinden sich dreifache Trümmer von Baulichkeiten, welche einer zweiten Mühle und ihrer Leitung an- gehört haben werden. Hier lief das Wasser von der Mühle in den Talbach ab.
Eine zweite Leitung, der Stadtkanal, zieht sich auf tieferem Niveau durch el-bustän, geht unterhalb um den Südteich herum, bildet hier einen Bogen rur Umkreisung einer Bodensenkung und läuft dann in südwestlicher Richtung unterhalb des Grabes el-\)än nach dem Eingang des Bachtales. Hier werden sehr bald zwei Leitungen sichtbar, welche eng nebeneinander herlaufen, zuweilen ohne Niveauunterschied, zuweilen so, daß die eine etwas tiefer liegt. Jedenfalls be- ruhte die Bedeutung beider nicht auf verschiedener Höhenlage. Beide bestehen ans einer schmalen Rinne. Sie laufen auf der nördlichen Talseite hin, hinter dem ersten und dritten, vor dem zweiten Altargrab^ (Nr. 6—8) vorüber, und sind so bis zur Wendung des Tales bei bäb es-sik zu verfolgen. Von dort ab sieht man jetzt nur eine Leitung*, welche wahrscheinlich zuletzt auf der Ufermauer hinUef, sodann den Kanal des Tunnels mit einem Bogen überschritten und sich an die Felswand rechts vom Eingang in den sik angeschlossen haben muß. Da man später im sik auf der rechten Seite wieder eine Leitung findet, wird sie als die Fort- setzung gelten dürfen. Aber auch die linke Seite des sik hat ihre Leitung, die sich bis zum östlichen Anfang des sik verfolgen läßt. Sie endet da bei den Ruinen einer Mauer, welche das Bachtal kreuzte, wird also dort auf einem Bogen von der rechten Talseite gekommen sein und mit dem zweiten Arme des Stadtkanals zusammen- hängen, obwohl die Verbindung in dieser Gegend nicht nachweisbar ist. Die Unke Talseite außerhalb des sik weist keine Fortsetzung auf. • <
Im sik ist die Linksleitung an vielen Stellen erhalten. Sie besteht aus einer teils in den Felsen geschnittenen, teils aus gutbehauenen Steinen gebauten ziemUch weiten Rinne, die mit behauenen Steinen gedeckt und durch Kalk gedichtet war. Ebenso hat man sich den Oberlauf derselben Leitung vorzustellen. Hinter der Schlucht von eg-gerra ist sie nicht mehr zu erkennen. Sie wird die Südhälfte der Stadt und ihr Bad mit Wasser versorgt haben. Die Rechtsleitung im sik, die, weil hier höher laufend, unterhalb der Schlucht von eg-gerra am besten erhalten ist, besteht aus zusammengeschobenen und in Kalk gebetteten, engen Tonröhren, die an Felswänden in eine schmale gehauene Rinne, sonst in Mauer- werk gelegt sind. v. Domaszewski' meint, die Tonröhrenleitung sei der Unterlauf der Linksleitung. Aber seine Beobachtungen sind ungenügend, das Vorhandensein von zwei Leitungen ist im sik ebenso unverkennbar wie oberhalb desselben. Auch weiter oben wird die Rechtsleitung nach demselben System eingerichtet gewesen sein, obwohl die Zerstörung ihres da weniger geschützten Laufes dies nicht mehr sicher erkennen läßt. Sie läßt sich nach unten bis gegenüber dem Theater ver- fdgen* und dürfte in der Nähe des Umengrabes ihr Sammelbassin gehabt haben.
l) Beide KmaUe sind sichtbar auf der Ansteht derselben Abb. 36.
a) S. Abb. a, wo die Leitung vom dritten Altargrab bis zum linken Rand desBUdes erkennbar ist,
3) Bei Br. S. 174.
4) Eine sehr deatliche Stelle befindet sieh an dem auf drei Seiten freistehenden Grabe Nr. 824 Br. mal Abb. 11 rechts.
Der Tunnel und die Leitung des se'b kes.
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Das Rinnensystem wie das Tonrohrsystem ist aus dem römisch-griechischen Alter- tum wohlbekannt. Beide Leitungen könnten gleichzeitig in Gebrauch gewesen sein, wenn sie auch nicht zusammen gebaut wurden.
Ein wesentlicher Teil des Wassers des Mosesbaches gelangte durch die Lei- tungen nach Petra. Der Bach wird im Sommer kaum noch Wasser geführt haben. Aber es war auch dafür ge- sorgt, daß der für den Ver- kehr so wichtige sik im Winter möglichst wasserfrei blieb. Man durchschnitt den Felsen zwischen dem Bach- tale am Eingang des sik und dem wädi el-modlem durch einen Tunnel von 88 m Länge und etwa 6 m Breite und Höhe und verband diesen durch einen kurzen jetzt ziemlich verschütteten Kanal mit dem Bachbett. Zwar ließ sich das ,, starke Gefälle", welches v. Domas- zewski irrtümlich behauptet 1, nicht herstellen; aber die Niveauverhältnisse genügten zur Ermöglichung eines Ab- flusses, der aUer Wahrschein- lichkeit dem ganzen Wasser des Baches galt, da die Pe- träer schwerlich an dem durch die Karawanen im sik verunreinigten Rest ein besonderes Interesse gehabt haben. Das Wasser kam ihnen auf dem Umwege über das wädi el-metäha doch
wieder zu. Für die bei v. Domaszewski als sicher bezeichnete Überwölbung ^des Bachbettes im sik fehlen hinreichende Beweise. Übrigens kann der siic trotz allem im Winter nicht immer weisserlos gewesen sein, da seine Nebenschluchten in jedem Fall ihm ihr Sturzwasser zuführten.
Der „Mühlkanal" war vorher nur bis zu den Teichen von el-kerära verfolgt worden. Als eine Fortsetzung darf wohl eine Leitung betrachtet werden, welche jetzt nahe dem nördlichen Teiche ihren Anfang nimmt. Sie geht über er-ramle
Abb. 19J: Aquädukt des se'b kes von Westen. Aufn. v. G. D.
1) A. a. O.
^ D. DiK Wamuvkkiokoono.
in nordöstlicher Richtung nach dem se'b kes, folgt diesem auf seiner rechten Seite bis in die Nähe seiner Wendung nach Westen, macht da einen Bogen nach Osten und überschreitet die hier in den se'b kes mündende Nebenschlucht auf einer 1,30 m breiten Brücke, kan^arat se'b kes, von 5 — 6 m Spannweite in einer 0,35 m breiten Rinne (Abb. 19). Die Leitung überschreitet dann den Höhenrücken nach dem wädi el-metäha', geht auf seiner linken Seite hin, kreuzt die Klamm s-dd el-ma'gm und folgt schließlich — mit Umkreisung des Grundes von wädi el- |)ubta — der Westwand von el-^jubta* bis kurz vor dem Etagengrab, wo sie innerhalb der Nordmauer von Petra in einen größeren Teich mündet'. Dies war
Abb. 30: Aqoldnkt el-V»>pua vuu Uttcu. Aufu. v. G. D.
jedenfalls die auf höchstem Niveau endende Wasserleitung in Petra, geeignet, allen Teilen der Nordhälfte der Stadt Wasser zuzuführen.
Eine vierte bedeutendere Wasserleitung kam von 'en brak am Kalkgebirge südöstlich von Petra in einer Rinne von 0,44 m Breite und 0,13 m Tiefe herab. Sie kreuzt das wädi el-kantara nahe seinem Anfange auf einer Mauer — nicht Brücke, obwohl el-kanfara „Bogen" genannt— von 14,30m Länge, etwa 7m
i) Anf Abb. 13 an mehreren Stellen leicht erkennbar.
a) V. DooManwtki, der den Zoiammenhang der Leitung nicht erkannte, redet hier von Schutz- rinnea Mr die damntcr liegenden Bauten.
3) Anf Abb. 8 «. den Teich unmittelbar links vom Etagengrab und die Leitung von da ab nahe dem Erdboden bU tum Unken Rand des Bildes, vgl. Abb. 298.
Leitunobn im Süden und Norden. 4I
Höhe und 1,05 m Breite in der Richtung von Südost nach Nordwest (Abb. 20) und setzt sich dann in nördhcher Richtung fort bis zu einem zwischen Felsen liegenden Teich von 7,40 zu 9,35 m, den sie durch eine tief in den Felsen geschnittene Rinne von oben füllte, aber tief unten an der entgegengesetzten Ecke wieder verließ. Sie zieht sich dann über das Hochplateau von en-negr in nördlicher Richtung, verschwindet aber hier plötzlich. Eine Fortsetzung durch das wädi umm el-mehäfir nach dem Kessel von Petra ist das Wahrscheinlichste, ich habe sie aber nicht auf- zufinden vermocht Musil sagt^: „El-kantara heißt die Wasserleitung von 'Ajn Emün zu dem el-gerra-Grabe", und meint damit wohl diese Leitung, welche aber weder von 'en emün kommt, noch bei eg-gerra mündet. Auf seiner Karte zeichnet er eine kurze Leitung auf der rechten Seite der Schlucht von eg-gerra, von der ich nichts gesehen habe, die jedenfalls weder mit 'en brak noch mit 'en emün etwas zu tun hat.
Die bisher verzeichneten Leitungen von Quellwasser konnten, obgleich sie ursprünglich wohl sämthch gedeckt waren, von Feinden leicht abgeschnitten werden. Petra hat sich gegen solche Zufälle dadurch zu schützen gesucht, daß es innerhalb seines näheren Bereiches Wasser aufspeicherte. Das gilt gewiß auch von dem Quellwasser der Leitungen, obwohl ich nur den Teich beim Etagengrabe dafür sicher nachweisen kann. Vielleicht war im Zentrum der Stadt das Bett des Mosesbaches selbst in einen Teich verwandelt, den das Winterwasser und der Überfluß der Leitimgen speiste. Überall in den Petra umgebenden Schluchten und Bergen hat man geeignete Stellen für die Herrichtung von Zisternen mit den nötigen Zuleitungen benützt. Auch Talsperren durch Mauern sind häufig. Sie dienten nicht nur der Wassersammlung, sondern schützten auch die Stadt vor der ver- heerenden Wirkung des Sturzwassers. Längere Leitungen, welche von derartigen Wassersammlungen herkommen, finden sich auf der nördlichen Seite des wädi el-metäha oberhalb von hräbet el-metäha und auf der Ostseite des wädi el-far£isa. Die letztere steht gewiß in Verbindung mit dem Teich (Nr. 247)* oberhalb des Tempels im Gartental, doch habe ich den Zusammenhang nicht näher untersucht. Die erstere könnte wohl von 'en abu härün kommen. Der Teich bei kbür 'ejäl 'auäd (Nr. 318), zu dem auch eine Leitung gehören muß, hat wohl nur lokale Bedeutung.
i) Zu Brünnow I, S. 239.
2) S. die Teichmauer und ein Stück der Leitung auf Abb. ii6a, ein weiteres Lcitungsstück au£ Abb. 123.
R Zur Geschichte von Petra.
Die von den Targumen vertretene jüdische Tradition hat Petra für das Kades des Wüstenzuges der Israeliten gehalten und ihm z. B. 5. Mos. i, 19 den Namen rkam geä gegeben, wobei geä sich wahrscheinlich auf das von Eusebius erwähnte Gaia und das heutige elgi bezieht. Da Josephus Antt. IV 7, i Rekem als den ein- heimischen Namen von Petra bezeugt und nach Antt. IV 4, 7 Aarons Grab in seiner Gegend sucht, wird diese Tradition über die Zeit Christi zurückreichen.
Die Veranlassung für die Identifizierung mit Kades lag ohne Zweifel in dem Bache von Petra. Nicht seine Quelle war das merkwürdige in dieser quellenreichen Gegend, sondern sein Durchbruch durch das östhche Sandsteinmassiv. Der sik war der wasserspendende Felsenriß, welchen der Wunderstab Moses nach 4. Mos. 20 sprengte. Indes 4. Mos. 34, 3 und Ez. 47, 19 machen zweifellos, daß Kades auf der Westseite der Araba gelegen hat, und geben an die Hand, daß 'en kudes west- lich von Petra jenseits der Araba ihm entspricht. Das ändert nichts an der Tatsache, daß der einheimische Name von Petra Rekem gewesen ist, was nach Josephus an den midianitischen König Rekem erinnert, der 4. Mos. 31, 8 erwähnt ist, aber vielleicht auch mit der Farbe des Felsens von Petra zusammenhängt (s. S. 23).
Auf einen anderen alten Namen, der ursprüngUch einem Felsen bei der Stadt gelten wird, weist das griechische /Zt'rpa. Die Übersetzung der LXX hat 2. Chron. 26, 7 sür ba'al, wofür der Masoretente.xt gür ba'al liest, mit Petra wiedergegeben, und 4. Mos. 31, 8 wird unter den Midianiterfürsten gleich hinter Rekem Sür ge- nannt. Für ,,Fels des Baal" sagte man schlechtweg „der Felsen" und übertrug die Bezeichnung eines Heiligtums auf die zu seinen Füßen liegende Stadt.
Wenn die Israeliten von Kades in der Richtung des Schilfmeeres ziehen mußten, weil sie das edomitische Land nicht passieren konnten (4. Mos. 21, 4), so hat die Südgrenze Edoms in der Nähe von Kades gelegen. Aber sie muß deshalb nicht die Gegend von Petra eingeschlossen haben. Der Hauptsitz Edoms östhch der Araba war die Landschaft Gebal, d. h. das fruchtbare Gelände vom wädi el-ehsa bis zum wädi el-ruwer, wo das Hochland in regenarme Wüste übergeht. Die jüdische Tradition, welche Petra für Kades hält, setzt offenbar voraus, daß das edomitische Gebiet Petra atuschloß. Auch spricht nichts dafür, daß Rekem in alter Zeit Sela geheißen habe, wie Hieronymus voraussetzt, zumal man bei der einzigen Er>\ähnung von Sela, ans welcher sich Schlüsse auf seine Lage ziehen lassen, nämlich 2. Kön. 14, 7, gerade
UiK Nabatäer des Diodor. Ai
nicht veranlaßt ist, soweit nach dem Süden zu gehen^. Nebenbei weist Petra und seine Umgebung nichts auf, was notwendig in eine vomabatäische Zeit gesetzt werden müßte, obwohl es genug fassadenlose Grotten und formlose Baureste gibt, welche man in hohes Altertum setzen könnte. Bei den primitiven Grabhöhlen und dem Steinkasten (Nr. 131 — 133) auf der Höhe oberhalb von eg-gerra ist man sogar zu einer solchen Ansetzung genötigt. Nach dem Obigen wird man ein Recht haben, mit Josephus an eine midianitische Vorgeschichte von Petra zu denken.
Am Ende des vierten Jahrhunderts vor Christo finden wir jedenfalls Petra im Besitze der Nabatäer, einer arabischen Völkerschaft, welche damals, wie es scheint, die Edomiter aus dem Gebal verdrängt hatte. Auf welche Weise sie in den Besitz des Landes trat, ist unbekannt. Man kann vermuten, daß ihr Handels- beruf sie mit den Besitzern der Pässe zur Araba in Konflikt brachte und schUeßlich veranlaßte, diese selbst zu besetzen und den Schwerpunkt ihrer Volksexistenz dahin zu legen.
Nach Diodorus Siculus hätte man sich die Nabatäer als ganz unzivihsierte Nomaden vorzustellen. Er schreibt (XIX 94):
„Es ist aber nützlich, wegen der Unwissenden die Sitten dieser Araber (der Nabatäer) zu berichten, durch deren Gebrauch sie die Freiheit sich zu erhalten scheinen. Sie leben nämlich unter freiem Himmel und nennen die Einöde ihre Heimat, die weder Flüsse noch ergiebige Quellen hat, aus denen ein feindliches Heer mit Wasser versehen werden könnte. Es ist bei ihnen Gesetz, weder Getreide zu säen, noch einen Fruchtbaum zu pflanzen, Wein zu trinken, oder Häuser zu bauen. Wer aber in solcher Tätigkeit betroffen wird, ist des Todes schuldig. Sie haben aber dies Gesetz, weil sie meinen, daß wer solches besitze, leicht von den Machthabern wegen dieser Dinge zum Gehorchen gezwungen werde. Die einen von ihnen ziehen Kamele, die anderen Schafe, mit denen sie die Wüste abweiden. Von den arabischen Völkern führen nicht wenige ein Hirtenleben in der Wüste, aber diese übertreffen die anderen bei weitem in Geschicklichkeit, obwohl sie nicht mehr als zehntausend zählen. Denn nicht wenige von ihnen pflegen an das Meer Weihrauch und Myrrhe und die kostbarsten Gewürze zu bringen, die sie aus dem sogenannten Glücklichen Arabien erhalten. Sie sind aber besonders freiheitsliebend, und wenn eine starke feindhche Macht naht, fliehen sie in die Wüste, die ihnen
somit als Festung dient. Ihre Nahrung ist Fleisch und Milch und was aus
der Erde zum Gebrauche wächst. Es wächst aber bei ihnen der Pfeffer auf den Bäumen und es gibt vielen sogenannten wilden Honig, den sie in Mischung mit Wasser als Getränk brauchen."
Von wesenthch gleichem Inhalt ist in II 48 das Folgende: „Die östlichen Gegenden bewohnen Araber, die Nabatäer genannt werden. Sie haben ein teils ödes, teils wasserloses Land, das nur zum geringen Teile fruchtbar ist. Sie führen
1) Die vonMusil fürSela vorgeschlagene hirbet sil' bei bsera im gebäl ist bedeutend brauchbarer. Doch kann nach meiner Untersuchung der Lage die kleine Hangsiedelung am sei sil' selbst nicht in Frage kommen, sondern eher die nahe hirbet bernis auf der Höhe bei 'en el-beda.
^ E. ZVK GUCHICHTB VOM PKTEA.
ein Räuberleben und fallen häufig auf Raubzügen in das Nachbarland ein. Mit Kriegen ist ihnen schwer beizukommen. Denn sie machen sich in dem genannten wasserlosen Lande an passenden Stellen Zisternen, die den anderen Völkern unbe- kannt sind, und finden dort eine sichere Zuflucht. Sie öffnen dann die ihnen be- kannten verborgenen Behälter und finden reichlichen Trunk. Die sie verfolgenden Feinde aber leiden aus Unkenntnis der Brunnen Mangel an Wasser, sie gehen teilweise daran zugrunde, teilweise retten sie sich nach vielen Mühsalen kaum nach der Heimat. Deshalb sind die Araber dieser Gegend, weil schwer zu bekriegen, nie jemandem unterworfen gewesen. Dazu nehmen sie niemals einen Fremden als Führer an, sondern wahren sich eine ununterbrochene Freiheit. Es be- findet sich im Lande der Nabatäer ein überaus fester Felsen {xizga) mit einem einzigen Aufstieg, auf welchem immer nur wenige hinaufsteigen können, um da die Vorräte niederzulegen." Von Petra heißt es noch XIX 95: ,,Sie lieI3en auf einem gewissen Felsen die Vorräte und die Greise, Frauen und Kinder zurück. Dieser Ort war sehr fest, aber mauerlos, und von der bewohnten Gegend zwei Tage- reisen entfernt," und XIX 97: „Als die Barbaren merkten, daß die Griechen eilig herankämen, legten sie auf jenen Felsen die Vorräte nieder und setzten eine hin- reichende Wache dazu. Nur ein künstlicher Aufstieg führte dort hinauf. Sie
selbst aber verteilten sich nach verschiedenen Richtungen in die Wüste."
Die Nabatäer des Diodor sind räuberische Beduinen, die in einem öden Lande leben und einen schwer zugänglichen ,, Felsen" nur als Zufluchtsort für ihre Vor- räte und Familien benützen. Dabei scheint er, wie Schwartz bei Pauly-Wissowa bemerkt, seine Schilderung der Nabatäer nicht aus dem von ihm sonst für solche Dinge benützten Agatharchides zu schöpfen, sondern im Zusammenhang mit der Diadochengeschichte vorgefunden zu haben, wenn er nicht selbst für sie verant- wortlich ist. Er glaubt jedenfalls, daß seine Beschreibung in seiner Gegenwart, also zur 2[eit Caesars, noch stimme, und deutet nicht an, daß seit dem vierten Jahrhundert wesentliche Veränderungen vor sich gegangen seien. Seine Unwissenheit folgt auch aus der ihm eigenen irrigen Vorstellung von Petra, als sei dies ein hoher Fels mit nur einem Zugang gewesen, was Buhl^ veranlaßt hat, das dazu übrigens nicht passende es-söbak für das Petra Diodors zu halten. Wollte man von diesen Irrtümern absehen, so bhebe doch unglaubhch, daß eine Völkerschaft, welche noch um das Jahr 300 Häuserbau und Landwirtschaft mit dem Tode bestrafte, spätestens 100 Jahre später ihren Toten Grabdenkmäler in Hausform mit einem Luxus gebaut hätte, der in ganz Syrien und Arabien in diesem Umfang nicht vor- kommt. Dabei müßte noch in Betracht gezogen werden, daß sie in Petra auch nicht die Erbin eines hochkultivierten Volkes gewesen ist, sondern nur sehr primitive Verhältnisse vorfand. Eis wird deshalb nicht angehen, sich mit Schürer* die Naba- täer der Diadochenzeit nach den Mitteilungen Diodors vorzustellen, der ohnedies kein zuverlässiger Geschichtsschreiber, sondern ein geschwätziger Unterhaltungs- schriftsteller gewesen ist. Ohne Zweifel waren die Nabatäer schon, als sie nach
t) Gcacbkhte der Edomiter. S. 34.
a) GcMhichte dM jOdiachen Votkea* I, S. 730.
Dre Nabatäer bei Strabo.
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Petra vordrangen , mit der südarabischen Kultur wohl bekannt , das Neue war für sie, daß sie von da ab zur hellenistischen Kultursphäre engere Beziehungen erhielten. Diodor hat sich die Nabatäer wohl nach dem Modell der „zeltbewohnen- den Araber" Strabos (XVI 3) vorgestellt und die Nachrichten, welche er von diesen hatte, für ihre Schilderung phantasiereich aufgebauscht.
Ganz anders als Diodor hat wenig später Strabo von den Nabatäern berichtet, wobei er sich auf seinen Freund Athenodor berufen konnte, welcher Petra selbst besucht hatte. Er sagt (XVI 4, 21):
,,Am nächsten an Syrien bewohnen die Nabatäer und Sabäer das Glückliche Arabien und sind oft dahin eingebrochen, ehe es den Römern zu eigen wurde. Jetzt aber sind sie wie die S5T:er den Römern unterworfen. Die Hauptstadt der Nabatäer ist das sogenannte Petra. Sie liegt an einem übrigens ebenen und flachen Platz, der aber ringsum von Felsen geschützt ist und auswendig steile Abstürze, inwendig unversiegbare Quellen hat zum Wasserschöpfen und Gartenbau. Außer- halb der Umgrenzung ist das Land meist wüste, besonders nach Judaea zu. Dahin führt der nächste Weg in drei oder vier Tagen (nach Jericho), nach Phönikon in fünf Tagen^. Es wird stets von einem aus dem königlichen Geschlecht beherrscht. Der König hat aber einen seiner Freunde zum Geschäftsführer, der ,, Bruder" genannt wird. Die Stadt hat sehr gute Gesetze. Athenodor, ein Philosoph und unser Freund, der sich bei den Peträern aufhielt, erzählte mit Verwunderung, er habe dort viel Römer, aber auch andere Fremde getroffen und die Fremden oft Prozesse führen sehen sowohl miteinander als mit den Einheimischen, aber die Einheimischen hätten einander nicht verklagt, sondern stets miteinander Frieden gehalten." Ebenda § 23: ,,Die Araber sind weder zu Lande noch zu Wasser gute Krieger, sondern mehr Schenkwirte und Kaufleute".
Von besonderer Bedeutung ist in § 26: ,,Die Nabatäer sind mäßig und er- werbseifrig, sodaß sogar der seinen Besitz Vermindernde öffentlich bestraft wird, der ihn Mehrende aber geehrt. Da sie wenig Sklaven haben, werden sie meist von den Verwandten bedient oder voneinander, oder sie bedienen sich selbst, sodaß sogar bis zu den Königen diese Sitte gelangt ist. Sie machen Gastmähler zu drei- zehn Personen, bei jedem Gelage sind zwei Musiker anwesend. Der König veran- staltet in großer Masse beständig viele Gelage, es trinkt aber niemand mehr als elf Becher mit Benützung von stets wechselnden goldenen Geräten. Der König ist dabei so herablassend, daß er nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen bedient. Oft legt er auch öffentlich Rechenschaft ab, ja es wird auch zuweilen sein Leben untersucht. Die Wohnungen sind kostbare Steinbauten, die Städte mauerlos wegen der friedlichen Verhältnisse. Das meiste Land hat gute Früchte, ausgenommen das öl, weshalb sie das Sesamöl anwenden. Die Schafe sind weiß- haarig, die Rinder groß; Pferde trägt das Land nicht, Kamele leisten statt ihrer den Dienst. Sie gehen einher ohne langes Gewand" in Schurz und Sandalen, auch die Könige, wenn auch diese in Purpur. Einiges wird ganz und gar importiert.
1) Vgl. oben S. 29.
2) Lies dx^tioves-
jl5 B. Zok Gischichtb von Petka.
anderfs teilweise; anderes ist einheimisch, wie Gold, Silber und die meisten Wohl- gerüche; Kupfer und Eisen, Purpurgewand, Storax, Krokus und Kostus, erhabene Arbeit, Schrift, Bildwerke sind nicht einheimisch. Die toten Leichname halten sie dem Dünger gleich, wie Heraklit sagt: Leichen sind mehr wert herausgeworfen zu werden als Unrat. Darum vergraben sie selbst ihre Könige bei den Dünger- stätten. Die Sonne verehren sie, indem sie auf dem Haiise einen Altcir errichten und darauf alle Tage spenden und räuchern".
Auch bei Strabo kann nicht alles in Ordnung sein. Eine Witzelei seines Bericht- erstatters, welche das arabische kabr ,,Grab" durch das griechische xoxgog ,,Mist" erklärte, hat er ernst genommen und daraus seine Nachricht von der Beerdigungs- sitte der Nabatäer gemacht, welche dem wirklichen Tatbestand ins (lesicht schlägt. Die Gelage zu dreizehn Personen und elf Bechern bedeuten, daß man sich nicht an die hellenistische Sitte der neun Tischgenossen und des maßlosen Trinkens band. Dreizehn Tischgenossen besagen außer dem Hausherrn zwölf Gäste und erinnern an die Tafelrunde Jesu. Petra war damals vielleicht wirklich mauerlos, aber schwerlich ,, wegen der friedlichen Verhältnisse", sondern weil es ander\\'eitigen Schutz besaß. Die Peträer mögen keinen j^tr©»» getragen haben, sondern den jetzt für den Besuch von Mekka noch immer vorgeschriebenen Schurz, der offenbar eine altarabische Tracht ist. Aber damit soll der vom jjcträischen Klima mit seinem harten Winter erforderte Mantel gewiß nicht ausgeschlossen werden. Das Ver- zeichnis der einheimischen und fremden Dinge ist kaum ganz richtig. Die Kupfer- bergwerke von fenän gehörten doch wohl den Näbatäem, auch Storax wird ihr Land produziert haben. Nach Plinius* kamen von ihnen Myrobalanum, Ladanum, Juncus odoratus, Hypericum und Amethyste. Anderes ist gewiß sehr zutreffend. Nach arabischer Sitte bediente der Gastgeber seine Gäste. Der König war so wenig absoluter Herrscher wie ein heutiger Beduinenscheich. Durch Gastfreundschaft hatte er sich auszuzeichnen. Streitigkeiten unter Einheimischen wurden wahrscheinlich durch Schiedsprüche der Stammeshäupter beigelegt, so daß die Berufsrichter damit nichts zu tun bekamen. Die Oliven gedeihen wirklich nicht im peträischen Gebiet*.
Die Nabatäer hatten somit selbst kurz vor dor Einverleibung in das römische Reich sich ihre Sonderart trotz des Andranges der hellenistischen Kultur in viei höherem Maße bewahrt , als ihre palästinischen und syrischen Nachbarn. Die Einfachheit ihrer Kleidung, das Maßhalten im Trinken, die patriarchalische Ord- nung ihrer Regierung, des Rechtswesens und des privaten Haushaltes imponierte dem Römer. Er warf ihnen vor, daß sie keine guten Krieger seien, was aber zu der raschen Ausbreitung ihrer Herrschaft bis Damaskus wenig stimmen will. Das Richtige ist vielleicht, daß gedrillte Berufssoldaten bei ihnen keine Rolle spielten und das Aufgebot ihrer Wehrfähigen deshalb nicht sehr militärisch aussah, auch g^enüber einer Berufsarmee in offener Feldschlacht sich im Nachteile befand. Daß sie wenig Sklaven hatten, scheint die Folge gehabt zu haben, daß sie ihre
l) Hut. nat. XII 17, 31, 2$. XXI 18, XXXVIII 9. 3) Vgl. S. 1.
DiK STII.PERIODBN DER BAUDENKMÄLER.
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Kinder sehr wie Sklaven behandelten, wie der jerusalemische Talmud be- richtet^.
Einen dem Zeugnisse Strabos entsprechenden Eindruck machen die von den Nabatäern in Petra hinterlassenen Baudenkmäler, die zumeist in Gräbern bestehen. Sie haben nicht wie die Mehrzahl der in den Bereich der hellenistischen Kultur Getretenen sich ihren Formen blindhngs unterworfen, sondern auch hier ihre Eigenart behauptet. Drei Perioden lassen sich in ihrem Stile unterscheiden^. Der ersten, die wir die echtnabatäische nennen, ist eigentümlich die Nachahmimg eines von Zinnen gekrönten Hauses^ wie es in Innerarabien noch immer im Ge- brauch ist*, sowie des ebenso geschmückten Turmes*. Darauf folgt eine zweite Periode mit der Einführung einer neuen Art der Ornamentierung, welche vor- wiegend griechische Kunstformen verwendet, auch wohl von ägyptischem Geschmack nicht ganz unberührt ist, aber doch viele Details originell behandelt. Dahin gehört die Erfindung des ,,peträischen" Kapitals*, die Anwendung des ägyptischen Kar- nieses, der auch bei Jerusalem am Absalomsgrab und Zachariasgrab mit griechischen Motiven vereinigt ist, die Verwandelung der Zinnen in ein in das Kolossale ge- steigertes treppenartiges Ornament. Dies ist die hellenistische Periode. Sie wird von der römischen abgelöst, in welcher neue Einzelheiten aus dem griechisch- römischen Formenschatz eingeführt werden. Die Idee des Tempelgiebels ist jetzt vorwiegend das für die Grabfassade Bestimmende. Aber auch hier wird die pe- träische Eigenart nie ganz verleugnet. Schon am Ende der ersten Periode tritt zuweilen das Motiv des Bogens statt des Giebels auf, wahrscheinlich infolge syri- schen Einflusses. Größere Schöpfungen aus der hellenistischen Periode sind wohl eg-gerra (Nr. 179) und das Spitzpfeilergrab (Nr. 48), aus der römischen ed-der, das Etagengrab, das Korinthische Grab und das Urnengrab. Die römische Periode wird mit dem Jahre 106 n. Chr. begonnen haben, weil damals das römische Reich von Petra Besitz ergriff. Dazu stimmt, daß ein Bauwerk im vollentwickelten Stil der hellenistischen Periode, das sogen. Turkmanengrab (Nr. 633 Br.), nach seiner Inschrift noch in die Zeit des nabatäischen Königtums gehört' und daß die da- tierten Inschriften von medäin sähh ebenfalls für das letzte Jahrhundert dieses Königtums das Vorhandensein desselben Stiles bezeugen. Möglich wäre, daß König Aretas III. Philhellen, etwa 85 — 60 v. Chr., für sein Aufkommen verant- wortlich zu machen ist. Dann wäre die echtnabatäische Periode in das zweite und
1) j. Bab. bathr. löb vgl. j. Kidd. 66», wo für ixms zu lesen •'KPilJ (= ''XnBS).
2) Vgl. A. V. Domaszewski, Die historische Entwicklung der Grabformen, bei Brünnow I, S. 137 bis 188.
3) Mit ägyptischen Pylonen, nach welchen v. Domaszewski die Gräber dieses Stils benennt, haben sie nichts zu tun.
4) S. die Abbildungen aus dem Gyöf und von Häjel, Euting, Tagebuch I, S. 126, 178, 192.
5) Es gibt in Petra vier Turmgräber, Nr. 6, 26, 300, 310. Die von Brünnow noch hierher- gerechneten Nrn. 673, 824, 800 seiner Zählung gehören nicht hierher. Die ersten beiden stehen nicht völlig frei, das letzte ist nichts Turmähnliches.
6) S. darüber unter XXII.
7) So mit Recht Clermont-Ganneau, Recueil IV, S. 324, gegen Euting bei Br. I, S. 365.
^ E. ZUX GnCBKBTB VON Pbtka.
dritte vorchristliche Jahrhundert zu setzen. Es ist iroiiich unglaubhcli, dab die Peträer vor dieser Zeit die Sitte des Felsengrabes gar nicht gekannt hätten. Der künstlerischen Ausgestaltung der Gräber muß eine bei Domaszew-ski unbeachtet gebliebene Periode vorangegangen sein, in welcher man sich mit Gräbern ohne verzierte Fassaden begnügte. Petra ist reich an einfachen Senkgräbem, die mit Vorliebe auf die Höhe von Felsbuckeln gelegt wurden und da zuweilen in ganzen Gruppen vorkommen. Daneben findet sich eine Grabform, die ich als Senk- kammergrab bezeichnen möchte, weil liier eine geräumige Kammer, zu der von oben ein Schacht führt, in den Felsboden gesenkt ist, und es gibt mit ver- schließbaren Eingangsöffnungen versehene Kammern in Felswänden, welche wohl auch als Gräber angesehen werden dürfen. Natürlich können Gräber dieser Arten auch noch in der Periode der Fassadengräber hergestellt worden sein. Aber man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß es eine ältere einfachere Bestattungs- sitte war, die in ihnen fortlebte. Den drei Stilperioden Petras ging eine des Kunststiles entbehrende Zeit voran, deren Anfang wir nicht kennen.
Auf die Einzelheiten der politischen Geschichte der Nabatäer und Petras braucht hier nicht eing^angen zu werden. Ich verweise dafür auf Schürer, Ge- schichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi V, S. 731 ff. und Dussaud, Mission dans les r^ons d&erts de la Syrie Moyenne, S. 68 ff. Die Römerzeit, die mit der Erbauung der großen Trajansstraße von Damaskus nach dem Roten Meere begann, wird der bisherigen königlichen Handelsstadt ein militärisches Gepräge gegeben haben. Aber die stetig und erfolgreich' zunehmende Rivalität anderer unter römischem Schutze aufblühenden hellenistischen Städte an der syrisch- arabischen Grenze, wie Philadelphia, Gerasa, Bosra, Damaskus, Palmyra, mußte verhängnisvoll wirken. Das von den Römern ausgebaute Netz von wohlgesicherten Militärstraßen zog auch die Handelswege an sich. Das Christentum untergrub schließUch die Bedeutung von Petra als des Mittelpunktes einer nationalen Re- ligion, und damit wohl den letzten Halt des nabatäischen Volkes, das seine po- litische Selbständigkeit und den Beruf, mit dem es groß geworden war, schon vorher verloren hatte. Es ist sehr möglich, daß die Katastrophe eines persischen oder arabischen Überfalls der Stadt ein Ende machte. Aber wenn sie noch lebens- fähig gewesen wäre, hätte sie sich aus den Trümmern erhoben. So blieb sie Ruine. Die islamische Invasion scheint am Beginne des 7ten Jahrhunderts nichts anderes vorgefunden zu haben. Aber noch immer bezeugt ihre im ganzen Orient einzig- artige Nekropole die Macht, den Reichtum und die arabische Eigenart des helleni- sierten Volkes.
F. Die Religion der Nabatäer.
Die Hauptgottheit von Petra war nach Suidas^ OsvaaQTjg, wobei die Wort- form durch die von ihm angenommene Etymologie Q^tog 'Aqti^ bestimmt wird. Es sollte gemäß den Inschriften Wadd. 2023, 2312, Dussaud, Syrie Moyenne 109 AovaaQTji; heißen. Suidas sagt von ihm: „Das Bild ist ein schwarzer, vier- eckiger, ungeformter Stein von vier Fuß Höhe und zwei Fuß Breite (Codinus : und von ein Fuß Dicke), der auf einer aus Gold getriebenen Basis ruht. Ihm schlachten sie und gießen sie das Blut der Opfer, und das ist bei ihnen die Spende. Aber das ganze Haus ist reich an Gold und mit vielen Weihgeschenken versehen." Die naba- täische Form des Namens ist SITÖIT (CIS 157, 160, 190, 198, 199, 206, 208, 209, 211, 217, 224, 320 F, 338, 350, 406, 443, 912; Dussaud, Safa 36, und in den Eigennamen «iWITiay, SlOmain^, wohl zu lesen döserä oder düsarä. Er ist die am häufigsten erwähnte nabatäische Gottheit, nach CIS 208, 350 der Gott des Königs, wahrschein- lich in den zahlreichen mit nbs oder Tlbs zusammengesetzten nabatäischen Eigennamen gemeint. Nach Stephanus von Byzanz war AovoägT] Bezeichnung eines nach dem Gott Dusares benannten arabischen Berges. Richtiger ist wohl, daß die Gottheit nach der Landschaft südhch der Gebalene, welche noch jetzt es-sarä heißt, dü-s-sarä ,,der von Schara" genannt wurde. Das war im Grunde dieselbe Benennungsweise, nach welcher die Kanaaniter von dem Baal, d. h. Be- sitzer oder Inhaber, einer Stadt redeten und dann ebenfalls vom Eigennamen der Gottheit, wenn es einen gab, keinen Gebrauch machten. Wellhausens Vermutung^, der Lagrange beipflichtet*, sarä sei ein Parallelbegriff zu himä ,, Schutzbezirk", entbehrt zureichender Begründung und erleichtert auch nicht die Erklärung der Gottesbezeichnung, welche offenbar den Gott von sarä unterscheiden wollte von Formen derselben Gottheit, welche anderwärts ihren Sitz haben und verehrt werden. Die Bezeichnung wird gleichzeitig voraussetzen, daß nur Eine männliche Gottheit dabei praktisch in Frage kommt. Es ist wohl nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß sarä und der biblische Name säraj (särä) i. Mos. 17, 15 lautlich zusammen- gehören.
i) S. auch Georgius Codinus, De Signis, Ausg. des Corp. Script. Hist. Byz., S. 57 f.
2) Unsicher sind AßStaag, Dussaud, Syrie Moyenne, S. 93, und dovadgios, Rev. Bibl. 1905, S. 600 f.
3) Reste arabischen Heidentums', S. 51.
4) fitudes sur les Religions S6mitiques', S. 184 f.
Dalman, Petra. ^
50
F. Die RtLiGiON DBK NasatXkk.
Die mehrfache Vertauschung des Duschara mit Dionysos' steht in Überein- stimmung mit Herodots Nachricht (III 8), daß bei den Arabern Dionysos, den sie 'OgoraX nennen, der männliche Hauptgott gewesen sei. Der öfters beistimmend zitierte Satz Wellhausens*: „Weder Urotal noch Dusares waren in der Wüste Dio- nj-sos, sie wurden es erst durch die Kultur," ist nur dann unanfechtbar, wenn man sich Dionysos nur als den Gott des Weinrausches vorstellt. Aber Herodot setzt (II 42, 144) auch den Osiris der Ägypter dem Dionysos gleich. Auhis Plautus hat auf seiner der Unter>*'erfung Judäas durch Pompejus geltenden Münze den jüdischen Hohenpriester „Bacchius Judaeus" genannt*; ihm glich also sogar der Gott der Juden dem Bacchus, schwerlich nur wegen der in seinem Tempel hängenden goldenen Weinrebe, sondern weil er ihm als der Gott der Fruchtbarkeit und der Vegetation seiner Landes erschien. Dem Wüstenbeduinen, der von Kamelmilch und Datteln lebt, ist die im Frühling sprossende, im Sommer dorrende und nur an Quellen erhaltene Vegetation der Wildnis genau so wichtig als für den Ackerbauer und Winzer, er würde ohne sie samt seinen Kamelen Hungers sterben. Aber natür- lich wird ein seßhaftes Volk noch mehr an seine Felder und Fruchtgärten, als an seine Viehweide denken. Duschara war, wie es scheint, eine chthonische Gott- heit, die in der Erde wirksame zeugende Kraft, ohne die kein Leben denkbar ist. Er wird ursprünglich dem Baal der Kanaaniter nahe verwandt gewesen sein. In der römischen Zeit Petras hat aber gewiß ebenso der Dionysos der Griechen wie der Osiris der Ägypter die Vorstellung von ihm beeinflußt. Im minäischen Götter- system war der Mondgott Wadd der ,, Vater" aller Wesen und Protektor des minäi- schen Reiches. Es liegt nahe, dem Gott der nabatäischen Könige ursprünglich ebenfalls eine Beziehung zum Monde zuzuweisen, unter der Voraussetzung, daß er auch der Gott des vom Monde regierten Jahres gewesen sei. Aber beim Beginn der römischen Herrschaft in Petra war dies gewiß nicht mehr der Fall. Die Erzählung Strabos vom Sonnendienst der Peträer (S. 46) bezieht man doch natürlicher Weise auf den Hauptgott der Stadt, also Duschara. Auch des Epiphanius Er- zählung vom Weihnachtsfest der Peträer, welches der Geburt des Duschara galt*, muß die solare Bedeutung dieses Gottes zur Voraussetzung haben. Das bestätigt dann unsere Deutung des Reliefs des siegreichen Feldherm (Nr. 276) bei Petra als Sonnengott. Der Gott der Vegetation war zum Sonnengott geworden.
A'rä» wird in CIS 218 bezeichnet als ,,der in Bosra, der Gott Rabeis", nach einer anderen Inschrift (Dussaud, §afa 36) als „der Gott unsers Herrn, der in Bosra." An der zuletzt genannten Stelle* und in einer Inschrift aus Bosra (Savignac, Rev. Bibl. 1905, S. 592 ff.) heißt es schlechtweg „Duschara A'ra",
i) S. beaoiiden Hesychioa.
3) A. a. O. S. 51.
}) Babelon, Monnaies de la R^. Rom. I, U 324 nach Dossaud, Journ. Asiat. 1904, S. 308.
4) Mordtmann. ZDMG XXIX. S. 99 ff.
5) Nach Littmann in CIS 190 griechiKih Aoffa. Mit dem Namen hat wohl nichts zu tun der Ariel, welcher nach Theodoret cu Jes. 1 5, 39 der Gott von AreopoU* gewesen sein soll. Auch Eu- safaiM neiutt den Gott dieaer Stadt Ares, waa aber vielleicht nur aus dem Stadtnamen erschlossen ist,
6) S. dermoot-Ganneau. Rectieil VII, S. 315.
Götter und Göttinnen. 51
als wäre beides dieselbe Person. A'ra ist wohl nur die in Bosra verehrte Form des Duschara, der ja dort außerhalb seines eigentlichen Gebietes war. Er kann eine bestimmte Phase des Vegetationsgottes vorstellen, etwa den jugendlichen Horos neben dem vollentwickelten Osiris-Duschara.
Eine nicht nabatäische , sondern safaitische Gottheit ist wahrscheinlich DipbxyT» sai' ul-kaum, nach der Inschrift von teil rärie der „gute und wohlbelohnende Gott, der keinen Wein trinkt." Er ist, wie Clermont-Ganneau^ mit Recht annehmen wird, der dionysischer Kultur feindliche Lykurgos der Griechen, der in Wadd. 2286 auch inschriftlich als in dieser Gegend bekannt nachgewiesen ist, und könnte zusammenhängen mit der für Bosra bezeugten Gottheit Theandrites, nach Da- mascius im Leben Isidors ,,ein mannhafter Gott, der den Seelen unweibisches Leben einflößt''^.
Die weibliche Paredros des Duschara war Allat, deren Name auf al-lät = al- ilähat ,,die Göttin" zurückzuführen ist. Nach ihrem seltenen Vorkommen in naba- täischen Inschriften könnte man meinen, sie habe in Petra nicht dieselbe Rolle ge- spielt wie bei den Safaiten. Auch mit nbs zusammengesetzte Eigennamen sind nicht häufig, doch s. nbna«, nbsam, nbmy, nbabo, nbiy». AUat war nach eis 182, vgl. 183, 185, die Göttin der Einwohner von saUjad, nach CIS 198 die Göttin von 'amnad, und hatte nach CIS 170 einen Priester in hebrän bei Bosra. Nach CIS 185, wo aber die Lesung unsicher, galt sie als Mutter der Götter des Königs Rabel. Herodot (I 131, III 8) hat die 'AXiXar der Araber mit Aphrodite Urania zusammengestellt, die er anderwärts (I 105) auch mit der Atargatis von Askalon identifiziert. Sie war ihm also im Unterschiede vom chthonischen Dio- nysos die Himmelskönigin. Dussaud' wird sie mit Recht als die Göttin des Planeten Venus betrachten, deren Verehrung bei den Nordarabern auch sonst bezeugt ist. Das schließt ihre Beziehung zum Monde nicht aus, der besonders als Jungmond, der im Orient eine liegende Stellung hat, mit dem Abendstern eine Gruppe bildet. Sie ist zur Astarte der Kanaaniter, der Himmelskönigin von Jerem. 7, 18; 44, 17 ff., 25 und zur Isis der Ägypter zu stellen, und man begreift, daß in der Zeit der Religionsmischung die mit der letzteren verbundenen Mythen auch die Vor- stellung von Allat befruchteten. Es fällt deshalb nicht auf, daß Epiphanius von einem in Petra und Alexandrien gefeierten Weihnachtsfest berichtet, bei welchem Festgesänge die Geburt des Dusares von der Jungfrau Xaaßov feierten*. Es handelt sich dabei wohl um ein Wortspiel mit arab. ka'b ,, würfelförmiger Stein" und kä'ibe ,, reife Jungfrau", und um eine Vorstellung wie die von der Felsen- geburt des Mithras^. Duschara glich dem Horos, welcher jedes Jahr wie das Frühlingsgrün neugeboren wird.
Eine Form der Allat war nach dem Obigen NTSb« (al-'uzza), welche Litt-
i) Recueil IV, S. 175 ff., 382 ff., VI, S. 317, vgl. Dussaud, Les Arabes en Syrie, S. i53ff.
2) S. Mordtmann, ZDMG XXIX, S. 105 f.
3) Syrie Moyenne, S. 55 ff.
4) Mordtmann, a. a. O.
5) Cumont in Roschers Lexikon der Mythologie, II, Sp. 3046.
4*
52
F. DiK RBLinioN DKt Nabatark.
mann in Bosra inschriftlich bezeugt gefunden hat', die auch eine Inschrift von el-bubta bei Petra nennt. Sie ist als die arabische Venus wohlbekannt», könnte aber auch durch Spaltung der Venus in Göttinnen des Abendstems und des Morgen- sterns entstanden sein.
Eine weibliche Göttin ist noch Manätu (CIS 320 F, auch in einem Eigen- namen) oder Manawätu (CIS 197. 198, 217), deren Verehrung ebenfalls bei den Arabern bezeugt ist. Nach der Wortbedeutung war sie wie Meni Jes. 65, 11 Schick- salsgöttin und kann wohl nisht von der Tyche von Petra getrennt werden, welche auf den Münzen der Stadt mit Trophäe und Palmzweig oder mit Füllhorn und Ähren abgebildet wird'. Es wäre recht denkbar, daß auch sie nur eine besondere Form der Allat gewesen wäre. Duschara war dann der Gott der Könige und des Landes, Allat-Manätu die Patronin der Stadt.
Dunkel ist das Wesen der Gottheiten rwp (K«"'p) CIS 197, 198, 209, was mit dem edomitischen Gott^ Kos nichts zu tun hat*, ban CIS 198, des später für Mekka bezeugten Hubal, mr (mr) CIS 336, wozu Clermont-Ganneau' an traija, den arabischen Namen der Plejaden, erinnert. Unsicher ist rPDI CIS 183 und in anscheinend theophoren Namen t»b«, ma und m, eingewandert viel- leicht bn in •'byab« Tay.
Für Gotttsnamen wurden von de Vogü^* und Vincent' die Worte romtJ »B^n CIS 350 gehalten. Sie sind aber mit Dussaud" zu übersetzen: ,,sein [des Duschara] wohlbewahrter Sitz", und beziehen sich auf sein Heiligtum oder — minder wahrscheinlich — die Basis seines Idols'.
In der römischen Zeit haben ohne Zweifel noch andere Götter in Petra ihren Einzug gehalten, besonders römisch-griechische und syrische. In welcher Weise sie mit den einheimischen kombiniert und zu einem Pantheon verbunden wurden, ist unbekannt.
Auch Vergottung von Königen war den Nabatäem eigen. Nach CIS 354 befand sich eine Statue des , .Gottes Obodat" in en-nmer bei Petra, und Stephanus von Byzanz erwähnt ausdrückhch, daß man einen König dieses Namens zum Gott gemacht habe. Sein Grab mit gottheitlichen Emblemen hat man vielleicht 1904 in 'abde gefunden*. Auf vergottete Könige zielen auch die Namen manay, mayCT, bnama:?. -cbirja», über welche Clermont-Ganneau, Recueil I, S. 39 ff., verhandelt hat.
Über die Form der Verehrung der nabatäischen Götter haben wir wenig Nachrichten, mit Hilfe deren sich eine nur unvollkommene Vor- stellung der reUgiösen Gebräuche der Nabatäer bilden läßt.
1) S. Clermont-Ganneau. Recoeil VI, S. 317.
a) WcllhauacD. Reste. S. 34 f f .
3) De Saulcy, Numianuttique de Im Tcrre Sainte, S. 351 U.
4) Vielleicht hciOt es nur: „sein O^v)^'. vgl. Lidzbarski, Ephemeris I. S. 194. $) Recueil VII. S. 37.
6) Rw. Bibl. 1897, S. 333. 7) ebenda 1898, S. 579.
8) Note* de Mjrtbologie Syrienne S. 176.
9) Rev. BiU. 1905, S. 83 tu
IIkiligtümkr und Stkinidole.
53
Der allgemeinste Begriff für sakrosankte Dinge ist in den Inschriften Bin (CIS 197, 199, 206, 350), was etwa dem hebr. iB"jp „heilig" entspricht; sie werden dadurch als unantastbar und unter dem besonderen Schutz der Gottheit stehend bezeichnet. Man hatte für Grundstücke dieser Art besondere öffentliche Verzeich- nisse, welche ihre Unantastbarkeit sicherten. Natürlich ist der Bezirk eines Heilig- tums auch Din, aber dies ist nicht spezielle Bezeichnung eines solchen Bezirkes, wie es bei Lagrange, Etudes S. 183 ff., scheint. Eher könnte smaima CIS 158 dafür gebraucht worden sein; es ist aber in der Inschrift Bezeichnung eines Heiligtums, steht also dem hebr. tÖ'^JJÄ parallel. Allgemeine Bezeichnung des Tempels ist »n''3 ,,Haus" CIS 182, während »riT'a ,,Burg" CIS 163, 164 vielleicht palä- stinisches Lehnwort gewesen ist^. In der Safa-Inschrift Dussauds Nr. 74 kommt smj für die Einfriedigung eines' heiligen Bezirkes vor. Aus dem allen folgt nur, daß es gebaute Tempel gab, wie ein solcher von Suidas als Hauptheiligtum des Duschara erwähnt wird. Diese gelten dann wohl laut CIS 350 als ,,Sitz" (ania) des Gottes, von welchem seine Befehle und Taten ausgehen, und wahrscheinlich in desto höherem Grade, je älter und bekannter das im Tempel verwahrte Idol des Gottes war.
Nach Suidas (s. o.) bestand das wichtigste Idol des Duschara in einem wenig über I m hohen kleinen Pfeiler von schwarzem Gestein, doppelt so hoch als breit, auf goldenem Postament in einem goldstrahlenden Tempel aufgestellt, v. Domas- zewski" weist als Bestätigung auf die Stelen von umm eg-gmäl und saljja, welche nach ihren Inschriften (CIS 190, 185) dem Duschara, bezw. AUat ge- widmet waren. Aber Stelen wie diese in der Form eines schmalen Postaments mit Deckplatte und Plinthe sind in der antiken Welt so häufig, daß aus ihrem Vorkommen bei den Nabatäem auf die Gestalt ihrer Götterbilder kein Schluß gezogen werden kann.
Daß bei den alten Arabern Steine als Idole häufiger waren als Statuen, ergibt sich aus den späteren Zeugnissen in bezug auf die männlichen Götter dö- l-l)alasa, al-galsad, sa'd, die Göttinnen manät, al-lät, al-'uzza, und die ka'be von Mekka'. Ein viereckiger ,,Fels" wird nur für al-lät erwähnt, der weiße Stein des dü-l-^alasa hatte eine Krone, der glatte Stein von al-galsad einen schwarzen Kopf. Es sind zum Teil ohne Zweifel natürliche unbearbeitete Fels- blöcke gewesen, die mitunter wohl da verehrt wurden, wo die Natur sie dar- geboten hatte. Pyramidenähnliche Spitzpfeiler waren die rarijän von Hira*. In dem Nachbargebiete Palästina sind die masseböt und hammänim des Alten Testaments etwas Verwandtes. Auch hier werden naturhafte Felsblöcke und be- hauene Steine nebeneinander vorgekommen sein. Ein behauener Stein war sicher der unter einer Bedachung aufgestellte hammän in Palmyra, s. Sobernheim, Palmyr. Inschriften 12, und der dem Sonnengott gewidmete hammän von Oxon. I. Drei oben abgeschnittene Spitzpfeiler, von denen der mittlere etwas höher ist, gelten
i) Dussaud, Les Arabes en Syrie, S. 164. 2) Bei Brünnow I, S. 189.
3) Wellhausen, Reste S. 25, 29, 39, 45, 55, 59, 74 f.
4) A. a. O. S. 43, vgl. S. 244.
j^ F. Dix Rkucion ou NabatXkr.
dem Ba'al Hammän auf der Votivtafel von Lilybaeum*, ein spitzer Kegel der Astarte auf einer Münze von Byblos*. ein abgestumpfter Kegel dem Elagabal auf einer Münze von Emesa*. Zwei länglichrunde Steine auf verzierten Postamenten sind mit den Emblemen von Sonne und Mond geschmückt auf einem babylonischen Siegel*.
Aus dem nabatäischen Gebiet gehören hierher einige früher verkannte Münz- bilder von Adraa und Bostra, deren richtige Erklärung Dussaud gegeben hat*. Auf einer mit Jovcagijg &toi 'A6(>a^{vmv) bezeichneten Münze von Adraa sieht man ein von zwei Pfeilern gestütztes breites Postament , auf welchem ein bienenkorbartiger stumpfer Kegel ruht. Auf beiden Seiten sieht Dussaud zwei unbestimmbare Ornamente, die mir als ein Teil eines von zwei Pfeilern getragenen Bogens erscheinen. Der Omphalos sollte in einer Bogennische stehen, aus Raum- mangel fiel der obere Teil des Bogens fort. An der Vorderseite des Postaments steht etwas wie eine viersprossige Leiter. Man wird darin eine zum Omphalos führende Treppe erkennen dürfen. Abweichend ist die Darstellung auf einer Münze von Bostra, deren Beziehung auf Dusares durch die Inschrift Actia. Dusaria ge- sichert ist. Da stehen auf einer breiten Estrade, zu welcher drei Stufen hinauf- führen, drei stumpfe Kegel, von denen der mittlere die Gestalt des Kegels von Adraa hat, während die anderen beiden etwas niedriger und viel schmaler sind. Auf dem ersteren liegen sieben kuchenartige Scheiben, auf den beiden letzteren je eine. Sie wurden wohl von de Saulcy für Gewichtsteine und danach das Ganze für eine Wein- presse gehalten*, die freilich sehr sonderbar eingerichtet wäre. Vielleicht darf man an Kränze denken, welche den Siegern bei den Wettkämpfen der Actia zuteil wurden. Offenbar war das Kultbild des Dusares in Adraa wie in Bostra ein stumpfer Kegel, wie es uns als das Idol des Jupiter Ammon' und des syrischen Sonnengottes* be- schrieben wird. Zwei kleinere Kegel konnten dem Idol beigegeben sein, aber der dreifache Kegel wird demselben einen Gotte gegolten haben, an dessen verschiedene Beziehungen er erinnerte. Das gleiche Postament mit Trepf)e und drei niedrigen Kegeln zeigt ein Türsturz von el-umta'ije im Hauran nach Dussaud", eine drei- stufige Treppe allein unterhalb von drei Kegeln bietet ein Altar bei 'en el-mesari nach Schumacher". Die in Petra selbst vorhandenen Darstellungen von Idolen werden unter G besprochen werden. Das Postament des Idols war offenbar mit
I) Ohnefalsch-Richter. Kypros, die Bibel und Homer, Taiel LXXXII, i. a) Ebenda. Nr. 7.
3) Ebenda. Tafel LXXXIII. 3.
4) Ebenda, Tafel LXXXVII. 16.
5) Note», S. 167 ff.
6) Namiamatiqne, S. 368, 370 f., 375.
7) CnrtiDi IV, 7: Id qaod pro deo colitur non eandem effigiem habet, quam vulgo diis artifices KComodavemnt : umbilico maxime simili« est habitus, smaragdo et gemmis augmentatus.
8) Herod. Hi»t. V 3: Simulacrum — lapis est maximus, ab imo rotundus et scnsim fastieiatus, propemodi ad coni figuram. Niger lapidi color.
9) Note«. S. 173.
10) ZDPV 1897, S. 134.
Idolpostament und Gottesbild.
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einer Treppe versehen, und man ist zu ihm hinaufgestiegen, um dort entweder Spenden zu vollziehen oder Gaben niederzulegen.
Als nabatäische Bezeichnungen des Postaments für das Idol vermutet Dussaud^ arab. ka'be (nach Epiphanius), aram. mötab (CIS 350), 'arsä (Lidzbarski, Handbuch, S. 477), arketä (Dussaud, Syrie Moyenne, S. 310 [712]), reba'tä (CIS 160). Davon ist zunächst 'arsä zu streichen als nicht auf nabatäischem Gebiet bezeugt. Bei mötab ,,Sitz" und reba'tä ,, Lager" steht die Beziehung auf Duschara fest, bei ka'be, besser ka'bu ,, Würfel", die Beziehung auf Allät. Bei dem letztgenannten wird es sich aber um das Pfeileridol der Göttin selbst handeln. So blieben mötab, arketä und reba'tä als mögliche Benennungen des Postaments, wobei zu bemerken ist, daß wenigstens reba'tä wie das oben erwähnte 'arsä auch ein Ruhepolster für die Lektisternien der Gottheit bedeuten könnte, und daß mötab vielleicht das ganze Heiligtum meint (s. 0.). Auf keinen Fall ist ,, Altar", wie Dussaud und Clermont-Ganneau^ wollen, eine passende Übersetzung. Dafür bietet das Palmy- renische (de Vogüe 74, 82, 98, 99, 102) den wohl auch für das nabatäische Ara- mäisch geltenden Ausdruck 'alätä, der aber gewiß speziell dem Brandopferaltar gilt. Die allgemeine Bezeichnung war madbah^.
Der Ausdruck für ein eigenthches Gottesbild, eine Statue, war salmä. Ein Bild finden wir auch in Petra (Nr. 294 a, CIS 354) bezeugt für den Gott Obodat, also für einen vergotteten König. Aber es ist sehr zweifelhaft, ob CIS 442 in einer Widmungsinschrift am Anfange snün übt richtig ergänzt ist, sodaß eine Du- schara-Statue gemeint wäre. Die Spuren von Götterbildern, welche man bisher in nabatäischem Lande gefunden hat, gehören sämthch der griechisch-römischen Kunst an und sind Zeugnisse der auch bei den Nabatäem später eingetretenen Religionsvermischung. Ihr eigener Gottesdienst war aller Voraussicht nach ur- sprünghch bildlos, wenn unter ,,Bild" eine menschenähnliche Vergegenwärtigung der Gottheit verstanden wird. Ähnliches scheint auch von dem Gottesdienst der Kanaaniter, wenigstens in bezug auf männliche Gottheiten, zu gelten. Die Aus- grabungen* haben — wenn auch nicht überall in gleicher Weise — vorzugsweise bildhche Darstellung der weiblichen Gottheit ergeben. Für männliche Gottheiten diente das Symbol des aufgerichteten ungeformten oder geformten Steines, der mit einem Phallus ursprünglich nichts zu tun hatte'. Diesen Standpunkt haben die Nabatäer in älterer Zeit, wohl mit Ausdehnung auf die weibliche Gottheit, ge- flissentlich festgehalten, zu einer Zeit, in der man in Palästina längst zu anderen Formen der Gottesverehrung übergegangen war.
Nach den eigentlichen Idolen, welche den Mittelpunkt von Heiligtümern bildeten, sind zu nennen die Nachbildungen von Idolen, welche man als Weihegabe an die Gottheit an irgendwelchem dafür geeigneten Orte an- brachte oder aufstellte. Brünnow nennt sie ohne Unterscheidung „Altar, Altar-
I) Notes, S. 175 f. 2) Recueil IV, S. 248 ff.
3) Vgl. ZsvQ Mädßaxos, Clermont-Ganneau, Recueil VII, S. 82.
4) Vgl. Sellin, Teil Ta'annek, S. 105 ff.
5) S. Graf Baudissin in PRE^ s. v. Malsteine.
tjS F- Dot Rkuciom out NabatAkk.
nische, GebeUnische". Die inschriftliche Bezeichnung ist aramäisch misgedä (CIS l6i, 176, 185, 188, 190, 218), griechisch in genauer Übersetzung xQoaxvvtjiia (Nr. 665 Brünnow) oder xQoaxvytjT^Qtov (Dussaud, Syrie Moyenne S. 247), d. h. „etwas, wovor man sich niodcn^irf t" , ein Gegenstand der Verehrung. Das setzt voraus, daß auch die Nachbildungen tatsächlich verehrt wurden, in ähnlicher Webe wie heutzutage die im Hause oder an der Straße aufgestellten Naciibildungen wundertätiger Madonnenbilder. Damit stimmt überein, daß oft bei solchen Pros- kyneterien Vorrichtungen für die Ablutionen angebracht sind, welche dem Gebet vor- aiuugehen hatten. In die Klasse der Proskyneterien werden auch die Nachbildungen von Altären gehört haben, welche Petra mehrfach aufweist. Praktisch machte es keinen Unterschied, ob man einer Gottheit die Nachbildung ihres Idols oder eines Altars widmete. Auf dem Türsturz von 'abde* ist der zwischen Sonne und Mond abgebildete Altar \'ielleicht geradezu als Emblem der Gottheit gemeint. Trotzdem wird man Altar und Idol wohl zu unterscheiden gewußt haben, auch wenn das Idol Pfeilerform hatte.
Daß Brandopferaltäre ein notwendiges Gerät in nabatäischen HeiUg- tümem waren, ist nicht besonders wahrscheinlich, weil die alten Araber ihre Opfer selten zu verbrennen pflegten. Auch die heutigen Araber tun dies nicht und be- dürfen auch für ihre Schlachtung keiner dazu besonders hergerichteten Stätte, medbah ist für sie ein Schlachtplatz, bei dem sie zuerst an den Ort eines blutigen Kampfes denken, von einem Altar fehlt ihnen jede Vorstellung. Das hängt nicht gerade damit zusammen, daß der Herd bei ihnen gar keine Bedeutung hätte. Wellhausens Angaben* über den Herd der Araber bedürfen der Einschränkung. Er sagt von ihnen: ,,Sie haben wohl eine Feuerstelle außerhalb des Zeltes, die sie unterhalten, so lange sie an einer Stelle lagern, aber keinen festen Herd als Mittelpunkt des Hauses. Die atäfi sind nur drei Steine, um den Kessel aufzustellen." Aber der Feuerherd, an welchem der Kaffee gekocht wird, ist gerade der Mittel- punkt des Empfangsraumes im Beduinenzelt, ohne dessen Licht Gastlichkeit und Geselligkeit undenkbar wäre. Wer je bei Beduinen zu Gaste «rar, hat die Abende am Zeltherde in unauslöschlicher Erinnerung. Die Kesselsteine gehören dem Kochherd vor dem Frauenteil des Zeltes an. Daß selbst diese der religiösen Be- deutung nicht überall entbehren, zeigt die Sitte der Halbbeduinen von el-kerak, von der frischen Butter jedes Jahres, ehe man von ihr genießt, mit dem Löffel etwasauf die drei Herdsteine zu tun, indem man sagt: Im Namen von Muhammad, Ali und Fatima! oder — bei Christen — : Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes ! Das sieht doch aus wie eine Erstlingsdarbringung, für welche die Herdsteine den Altar vertreten.
Einen gebauten Herd kennen die nomadisierenden Araber so wenig als die seßhaften. Deshalb könnten sie der Gottheit einen Teil des Opferfleisches durch Verbrennung darbringen. Daß sie es nicht tun, kommt von der Vorstellung, daß die Gottheit davon keinen Gebrauch machen könne und sich mit dem ideellen
1) Rev. BiU. 190$. S. 88.
2) KMto. S. ti6. Note 2.
OPFERSCHLACUTUNG UND BLUTSPENDE. 07
Akte der Darbringung begnüge. Die alte Anschauung dürfte in bezug auf das Opferfleisch die gleiche gewesen sein, nur vom Blute hatte man eine andere, jetzt erloschene^ Meinung, wonach die Gottheit auf seinen Besitz wertlege. Das Zeugnis des Suidas von den Opfern für Dusares (S. 49) besagt nicht notwendig, daß der Gottheit nur das Blut der Opfertiere gewidmet wurde und daß keine Verbrennung statt hatte, da er wohl nur das Ungewöhnliche hervorheben will. Aber es ist auf- fallend, daß an den Felsheiligtümem zu Petra Brandaltäre nicht sicher zu er- kennen sind, wie später zu zeigen ist. Somit wären in der Tat wenigstens ursprüng- lich die der Gottheit geltende Schlachtung der Opfertiere und die Blutspende die einzigen sakralen Akte beim Opfer der Nabatäer gewesen, auf welche dann die Zu- bereitung zum Opfermahle und dieses selbst folgte. Wellhausen* und Clermont- Ganneau* meinen, nach Suidas habe man das Opferblut über das Idol gegossen, Dussaud* versteht ihn dahin, daß man das Opfertier auf dem Postament des Idols geschlachtet habe. Aber Suidas sagt weder das eine noch das andere, und bemerkt überhaupt nichts darüber, wo genauer man geschlachtet und die Blutspende voll- zogen habe. Gewiß ist, daß die Schlachtung an heiliger Stätte und vor dem Idol stattfinden mußte.
Die Blutspende, welche die Nabatäer mit den Israeliten gemeinsam hatten, wurde von den letzteren am Brandaltar und unter Umständen vor dem Gottesthron der Lade ausgeübt. Wenn die Nabatäer keinen Brandaltar hatten, bleibt bei ihnen nur das Idol mit seinem Postament als Ort der Blutspende möghch. Für die Schlachtung schreibt das Ritualgesetz der Israeliten den Platz vor der Gottes- wohnung neben dem Altar vor (3. Mos. i, 3, 11). Daß beim Volke auch Schlach- tung auf dem Altar vorkam, sieht man i. Mos. 22, 9 f., wo Isaak offenbar wie ein Brandopferlamm behandelt wird. Das gebundene Opfer wird auf dem Altar durch Halsschnitt getötet und sofort verbrannt. Dagegen scheint i. Sam. 14, 34 nur vom Schlachten ,,bei" dem Altarstein, nicht auf ihm, zu reden. Wie man sich bei den Nabatäern Schlachtung und Spendung genauer vorzustellen hat, bleibt ungewiß. Etwas, was der Blutgrube (rabrab, 'ab'ab)^ der alten Araber entspräche, in welche man das Opferblut laufen ließ, ist bei den Heiligtümern von Petra nicht vorhanden. An Abhängen und Abgründen, welche das Blut hinablaufen konnte, fehlt es freilich fast nirgends.
Die Opfersitte der Nabatäer war nach dem Obigen derjenigen altisraelitischen jedenfalls nahe verwandt, welche beim ägyptischen Passah 2. Mos. 12 und für die Zeit Sauls i. Sam. 14, 34 als etwas Gewöhnliches vorausgesetzt wird. Sie liegt
i) Was Curtiss in „Ursemitische Religion" von abweichenden Vorstellungen mitteilt, ist durchaus nicht die gewöhnliche Anschauung der Araber und von ihm oft wohl nur durch seine Fragen zwangsweise ausgepresst. Es war ein Mangel, daß dieser eifrige Forscher mit den Arabern nie hat direkt verkehren können und darum niemals einen lebendigen Eindruck von ihrer wirklichen Vorstellungswelt erhielt.
2) Reste, S. 49.
3) Recueil IV, S. 249.
4) Notes, S. 178.
5) Wellhausen, Reste S. 103.
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F. Dil Rbligion dkk Nabatakk.
auch der hebräischen und aramäischen Bezeichnung des Altars als mizbeali, madbah „Schlachtstätte" zugrunde. Dem Altar ist nicht notwendig eigentümhch, daß man auf ihm etwas verbrennt, sondern daß man auf oder an ihm die Schlach- tung vollzieht, das Blut fließen läßt und auf oder an ihn spendet. Er ist also nicht ein bloßes sakrales Gerät , sondern das äußere Zeichen oder Denkmal der göttlichen Gegenwart im Heiligtum, ja geradezu der Thron der Gottheit', an den sich deshalb die sakralen Handlungen knüpfen. Wenn Abraham, Isaak, Jakob, Moses und später Saul „Altäre" errichten (i. Mos. 12, 7, 8; 13, 18; 26. 25; 33. 20; 2. Mos. 17, 15; I. Sam. 14, 35), ohne daß zugleich von Masseben die Rede wäre, welche die Gottheit vergegenwärtigen, sind offenbar die Altäre selbst die Gottes- stätte, das bet el. Nur bei Bethel wird scheinbar Massebe und Altar unterschieden (i. Mos. 28, 18, vgl. 35. 7). aber wohl bloß infolge zweifacher Erzählung desselben
Abb. 31: Tttntnn Ton ^ami' es^Utio bei ^irbet seldn. Aufn. r. G. Rothsteio.
Vorgangs. In Stiftshütte und Tempel Israels hat die Lade als der eigentliche Thron Jahves die Bedeutung des Altars beschränkt. Man schlachtet das Opfer nicht vor dem Altar, sondern ,,vor der Tür der Hütte des Stifts" (3. Mos. i, 3), und die wich- tigsten Blutspenden gelten der Lade, wenn sie auch nicht alle unmittelbar an sie gelangen (3. Mos. 4, 6, 17; 16, 14 f.).
Es gab bei den Nabatäem besondere Raucher- und Spendealtäre, die für den Sonnendienst von Strabo ausdrücklich bezeugt werden. Wie diese beschaffen waren, darf wohl aus den in Petra vorhandenen Altären und Altarbildern geschlossen werden (s. unter G). Zu vergleichen sind das Altarbild am Türsturz von 'abde (Rev. Bibl. 1905, S. 88), die Altäre bei Dussaud, Syrie Moyenne S. 49, 292, Schu- macher, The Jaulan, S. 176, 182, auch die Altäre mit Hörnern und Füßen am Tür- sturz von gämi' es-sittin bei b'rbet selün (Abb. 21). Die Oberfläche mag öfters eine schalenförmige Vertiefung gehabt haben, wie der in geras am Aufgange zum Artemis-
1) Vgl. Aber <Ua VerhUtais von Thron und Altar Clennont-Ganneau. Recueil IV, S. 247 ff., Stnifel, Griechische KultoMltertamer*, S. 13.
RÄUCHERALTÄRE UND LüSTRATIONSGERÄTE.
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tempel ausgegrabene schöne Votivaltar (Abb. 22), oder die Altäre von 'en el- mesari^, kefr el-mä* und wohl auch kanawät'. Ein kandelaberähnliches Spende- und Räuchergerät sieht man in dem Tempel von se'* und auf dem Türsturz von 'abde'. Nach der Stilisierung dieser Altäre darf man annehmen, daß sie nicht auf altnaba- täischer und arabischer Sitte beruhten, sondern zu den Vervollständigungen des sakralen Apparates gehörten, welche der Einfluß einer fortgeschrittenen Kultur mit sich brachte. Auch der Räucheraltar von 2. Mos. 30, i ff. scheint dort als eine nachträghche Hinzufügung zu den Geräten der Stiftshütte aufzutreten.
Daß man auf den Dächern das Spenden und Räuchern vor der Sonne vollzog, wie Strabo es bezeugt, ist auch aus dem Alten Testament (2. Kön. 23, 12; Jerem. 19, 13; 32, 29; Zeph. I, 5) als bei Verehrung astraler Götter übhch bekannt*. Spendung von Blut erwähnt Suidas. Die täglichen Spenden auf den Dächern be-
Abb. 22: Altar bei den Propyläen des Artemistempels in gerai. Aufn. v. G. Rothstein.
standen aber gewiß nicht in Blut. Wenn der Gott Sai' el-kaum keinen Wein trank (s. o.) , folgt daraus, daß andere nabatäische Götter Weinspenden annahmen. Aber auch Wasser ist schwerlich auszuschließen in einem Lande, in welchem der Gottes- verehrer sicher oft keinen Wein zur Hand hatte und das Wasser als ein hohes Gut gelten mußte, wie ja auch die Israeliten nach i. Sam. 7, 6 Wasser spendeten und die Wasserspende bei ihnen sogar in den Ritus des Tempeldienstes am Hüttenfeste eindrang.
Es fehlen alle bestimmten Zeugnisse über die Lustrationen, welche
i) Schumacher, ZDPV :897,"S. 124.
2) Schumacher, The Jaulan S. 176. Was Schumacher für eine Vorrichtung zum Ablaufen der Flüssigkeit hält, ist eher eine Andeutung von Altarhörnern.
3) Merrill, East of the Jordan, S. 40. S. auch die rohen Räucheraltäre von seräbit el-hädcm, Flinders Petrie, Researches in Sinai, S. 133 f., 189.
4) de Vogüfe, Syrie Centrale I, S. 36. 5) Rev. Bibl. 1905, S. 88. 6) Für die babylonische Religion vgl. Zimmern in K.\T' S. 601.
^ K. Die Kkugion du Sabataul
vor dem Betreten eines Heiligtums vorgenommen wurden, und über die Vorrich- tungen, die ihnen dienten. Bei den Israeliten gab es im Heiligtum Wasserbecken für die Lustrationen der Priester (2. Mos. 30, 18 ff., i. Kön. 7, 23 ff., vgl. 2 Chr. 4, 6) und zur Spülung des Opferfleisches (i. Kön. 7, 27 ff., vgl. 2. Chr. 4. 6). Heiligtums- besucher hatten ihre Lustrationen außerhalb des Heiligtums vorzunehmen. Im Vorräume griechischer Tempel standen zu Waschungen oder Besprengungen der Besucher Becken oder Bassins*. Auch bei den Römern waren vor dem Opfer wenigstens Hände und Füße zu waschen«. Über Wasserbecken in babylonischen Tempeln s. Zimmern, KAT», S. 525, 602, A. Jeremias, Das Alte Testament, S. 314 f. Dabei ist zu beachten, daß diese Wasserbecken gewiß nicht Waschbecken waren, wie der Occidentale geneigt ist zu denken, sondern Geräte, aus denen man Wasser zu Waschungen entnahm oder ausfließen ließ. Auch der Moslem vollzieht die rituelle Waschung nie in Becken, und selbst, wenn er einen Fluß zur Verfügung hat, nicht in ihm, sondern indem er das Wasser aus ihm herausschleudert. Man sollte deshalb nicht mit Benzinger, Hebr. Archäologie, S. 389, von der ,, unbequemen" Konstruktion der Waschgeräte im salomonischen Tempel reden. Sie mußten hoch stehen, damit das Wasser aus ihnen auslaufen könne. Im Altarhof des sog. Helios- tempels zu Baalbek sind über dem Fußboden liegende, umfangreiche Lustrations- bassins entdeckt worden, um welche eine Wasserrinne läuft*. Die Waschungen sind offenbar wie bei den entsprechenden Einrichtungen der Moscheehöfe an diesen Rinnen, nicht in den Bassins vorgenommen worden. Eine eigentümliche Ein- richtung fand ich an der Tempelruine von kadas.- Auf beiden Seiten des Eingangs sind auswendig kleine Becken angebracht, welche durch einen Schlitz mit dem Innern des Tempels in Verbindung stehen, also von dort aus gefüllt werden konnten. Die Außenwand des Beckens zur Rechten, das ganz an die Weihwasserbassins in kathohschen Kirchen erinnert, ist "wie eine Vase gestaltet. Das einfacher geformte Becken zur Linken hat über sich in einer Nische eine mit dem Mantel bekleidete Figur. Vielleicht ist auf dieselbe Weise auch das sonderbare, kleine Becken auf der hnken Seite der alten Ostpforte zum Tempelplatz in Jerusalem, links vom Goldenen Tore, zu erklären. Auch dies wäre von den Eintretenden für Besprengungen benützt worden. Vor einem Grabe findet sich ein Lustrationsbecken auf einem altar- ähnlichen Postament in hirbet fähil*. Von solchen Voraussetzungen aus werden entsprechende Einrichtungen nabatäischer Heiligtümer betrachtet werden müssen. Es fehlen ausdrückliche Nachrichten über die Opfermahle der Nabatäer, obwohl man annehmen muß, daß gerade da, wo der Gottheit in der Regel kein Teil des Opfertiers verbrannt wurde, das Mahl gemäß der jetzigen und alten arabischen Sitte besonders gepflegt wurde. Eine Opfermahlstätte in Verbindung mit einem Heiligtum wird i. Sam. 9, 22 bei den IsraeUten älterer Zeit vorausgesetzt. Beim
I) Marqumrdt, Römische Staatsverwaltang' III, S. 154, Stengel, Die griechischen Kultusalter- *. S. 33. Ffir lerabit el^hädem s. Fl. Petrie, a. a. O., S. 10$ ü. ») EImikU S. 175.
3) PnclMtein, Aiugrabangen in Baalbek I. S. 18.
4) Schnmacber, Pella, S. 6j.
Totenspenden und Leichenmaule. 6i
Tempel in Jerusalem hören wir bei Ezechiel (46, 20 ff.) nur von Kochstellen, aber nichts von besonders eingerichteten Opfermahlstätten, obwohl man annehmen muß, daß das Volk im Heiligtum aß, was es dort gekocht hatte. Nach CIS 234 nannte man wohl im Aramäischen ein solches Lager für ein Gastmahl miskebä.
Die Totenpflege kann hier nicht ganz übergangen werden, obwohl wir denen nicht beistimmen, welche die scharfe Grenzlinie, welche der alte Orient zwischen Totenpflege und Götterdienst zog, verwischen möchten. Aber einzelne Formen der Totenpflege berühren sich mit dem Götterdienst und bedürfen deshalb der Besprechung. Es ist ja undenkbar, daß die Peträer, welche ihren Toten so prunkvolle Ruhestätten herrichteten, nicht auch sonst für ihre Bedürfnisse und ihr Gedächtnis Sorge getragen hätten. Die palästinischen Grabkammern sind meist so klein, daß sie eben nur den Toten und ihrer Bestattung dienen konnten, die peträischen Grabkammern dagegen so hoch und weit, daß man annehmen möchte, daß die Peträer nicht nur zur Bestattung sich dahin begaben, sondern auch sonst öfters zum Besuche der Toten, sowie um sie mit Speise und Trank zu versehen, wie es nach Tob. 4, 17, Sir. 30, 18 palästinischer Brauch war. Die Schalenver- tiefungen, welche sich bei Senkgräbern in Petra öfters finden, sind ein sicheres Merkmal der Sitte, für den Durst des Toten Sorge zu tragen^. In Kammergräbern wird man Geräte dafür aufgestellt haben. Bei den alten Arabern treffen wir den- selben Wunsch, den Durst der Toten zu löschen*. Auf das Grab Ismaels leitet ein goldener Wasserspeier das Regenwasser vom Dach der ka'be in Mekka'. Heut- zutage wird im arabischen Orient nicht Trank, sondern Speise an die Gräber ge- bracht und da verteilt.* Schalen und kleine Becken sind häufig auf moslemischen Gräbern, aber man deutet die Wasserspende jetzt als Fürsorge für die Vögel.
Auch das Totenmahl muß bei den Nabatäern gepflegt worden sein. Dies bezeugen die Triklinien, welche in besonderen Kammern oder unter freiem Himmel sich in Petra häufig in der Umgebung von Gräbern finden. Sie erinnern an die Triclinia funebria der Römer für das Leichenmahl, welches sie gleich nach dem Begräbnisse am Grabe und am neunten Tage abzuhalten und dann am Jahres- tage zu wiederholen pflegten^. Es liegt nahe, daß ginnat semäkä ,, Garten des Gelages" der peträischen Grabinschrift CIS 350 die Einrichtung für die Totenmahle meint. Der besondere Charakter des Mahles bleibt ungewiß. Bei den Römern ge- hörte das Mahl nach dem Begräbnis zu den Reinigungszeremonien, setzt also die Unreinheit der Teilnehmer voraus. Bei den Griechen, welche das Mahl im Hause abhalten, ist die Reinigung vorausgegangen.* Die jüdische Sitte forderte nach
i) Schalenartige Vertiefungen auf römischen Grabaltären zu Libationen verzeichnet Altmann, Die römischen Grabaltäre der Kaiserzeit (1905), S. 33, für die griechische Sitte s. Stengel, Grie- chische Kultusaltertümer', S. 132.
2) Wellhausen, Reste. S. 182 f., Jacob, Altarabisches Bcduinenleben , S. 142 ff., Geyer in Memnon I, S. 200.
3) Hughes, Dict. of Islam, s. v. ka'bah.
4) Ich verweise vorläufig auf meinen Aufsatz: Am Totentage auf den Friedhöfen von Aleppo, Leipziger Zeitung, Wissenschaftl. Beilage v. 24. Nov. 1900.
5) Marquardt, Privatleben der Römer I», S. 378, Steuding bei Röscher, Lexikon d. Myth. II, S. 237. 6) S. Frey, Tod, Seelenglaube und Seelenkult, S. 100.
fi2 '■ D" Rkugion Dut NabatXbs.
Jostpluis, Bell. Jud. II, I, I, einen kostbaren Leichenschmaus am Schlüsse der siebentägigen Klagezeit, also wohl am achten Tage nach dem Tode, und damit stimmt die modempalästinische Sitte, nach welcher die 2Jeit der Totenklage* mit einem Mahle endet, welches die Familie des Toten den an der Klage Beteiligten gibt. Dieses Mahl ist zu unterscheiden von dem Tröstemahle, se'uddat habrä'ä nach rabbinischem Ausdruck, im Trauerhause, welches während der Klagezeit den Trauernden bereitet wird. Das letztere wird im A. T. allein erwähnt, 2. Sam. 3, 35; Jerem. 16, 7; Spr. 31, 6; es ist natürhcherweise ,, unrein", sodaß 5. Mos. 26, 4 das Geben von Brotfrucht für die Toten auch darauf bezogen werden kann. Aber das Mahl am Schlüsse der Klagezeit hatte sicherUch anderen Charakter, da es den Wiedereintritt der trauernden Familie in den geselligen Verkehr bedeutet. Viel- leicht darf der Leichenschmaus der Nabatäer nach dieser palästinischen Sitte be- urteilt werden. Er dürfte sich dann von einem gewöhnlichen Opfermahl nur dadurch unterschieden haben, daß der Tote, wie es bei den Griechen Sitte war, Anteil daran erhielt. Die Sf>ende an die Götter hat schwerlich gefehlt. So würde es sich auch er- klären, daß die Triclinia funcbria in Petra sich von den Triklinien der Heiligtümer nicht unterscheiden.
Die ganz unverhältnismäßige Ausdehnung der Nekropole von Petra legt den Gedanken nahe, daß nicht nur die Bewohner der Stadt hier ihre Toten bestatteten, sondern daß die Geschlechter des nabatäischen Volkes in großer Anzahl oder voll- zählig hier gemeinsame Grabstätten besaßen, so wie die Beduinenstämme heut- zutage meist an bestimmten Punkten ihre Begräbnisplätze haben, zu denen sie ihre Toten von weit her bringen, eine Sitte, welche die großen Dolmenfelder des Ostjordanlandes vom nikkäd bis zum zerka ma'in als uralt erweisen. Man kann daran die Vermutung knüpfen, daß dieselben Geschlechter auch ihre gentilizischen Heihgtümer in Petra hatten, und daß es Sitte war, an bestimmten Tagen sich an den Heihgtümem wie an den Gräbern zu vereinigen. Aber auch die vpn den alten Arabern wie von den Israeliten bekannte Sitte großer religiöser Feste, zu denen das ganze Volk zusammenkam, hat den Nabatäem nicht gefehlt. Ihre nördliche Hauptstadt Bosra hatte die durch ihre Münzen bekannten Actia Dusaria. Auch in Adraa (der'a) muß es bedeutende Feste gegeben haben, welche ein öffent- licher Beamter als Panegyriarch leitete. Dies waren aber verhältnismäßig junge Sitze nabatäischer Götter. Dann kann der älteste Mittelpunkt der Nabatäer, Petra, mit dem ältesten Heiligtum des Duschara am wenigsten ohne Feiern zentraler Natur gewesen sein, für welche die Tempel und das große Theater der Stadt weiten Raum boten. Es bedeutet wohl eine Huldigung für die Mutterstadt der Volks- religion, wenn die Panegyriarchen von Adraa ihre Anwesenheit daselbst durch Votiv- nischen und Inschriften im sik verewigten*. Vielleicht war der Panegyriarch gleich- zeitig der Führer der von Adraa nach Petra pilgernden Festkarawane. So wird es erlaubt sein, sich Petra ebenso als die große heihge Stadt wie als die bevorzugte
I) Di« Zeit der Totenklage, Aber welche t. Dmlman, PaUst. Diwan S. 316 ü., ist nicht zu vcnPKbMia mit der Trmnamit fOr die nächsten Angebarigea de* Toten, a) VgL Nr. 149 nnd bei BrOnnow Nr. tio.
Petra als heiligk Stadt und Nekropole. 63
Begräbnisstätte des nabatäischen Volkes zu denken. In beiderlei Richtung bieten seine Felsen Denkmäler in Fülle, zum großen Teil in vortrefflicher Erhaltung. Die alten nabatäischen Geschlechter brauchten nur wieder nachPetia zu strömen. Sie könnten ihre Götterfeste und Leichenfeiern an den alten Orten wieder auf- nehmen imd auf ihren Triklinien und Stibadien wieder ihre Mahle abhalten. Die alte Stadt fänden sie freihch zerstört und das in den Felsen gehauene Theater ohne Bühne. Aber die jetzt da hausenden Beduinen würden ihnen als stammesverwandt erscheinen und sie an die Anfänge ihrer eigenen Nation erinnern.
G. Übersicht über die Felsheiligtümer von Petra.'
1. Die heiligen Stätten.
Wo sich das goldglänzende Hauptheiligtum des Duschara mit seinem basaltenen Idolsteine in Petra befand, kann mit Sicherheit nicht gesagt werden. Man wird es innerhalb des Stadtbezirkes zu suchen haben, und dann bleibt die Wahl eigent- lich nur zwischen dem als Ruine noch stehenden, fast genau 32 m im Quadrat messenden AntentempeP (Nr. 403 Br.; Abb. 23) im niedrigsten Teile der Stadt am Fuße der Akropolis, den die Araber kasr far'ün oder schlechtweg el-kasr nennen, und dem von Brünnow ganz übersehenen durch seine Säulentrümmer auffallenden großen Peripteros, östlich von ihm, mehr in der Mitte der Stadt und in beherrschender Lage, nicht zu verwechseln mit dem südlicher gelegenen Bau, dem die einzelne Säule zibb far'ün (Nr. 409 Br.) angehört. Der erstere beweist durch die Dreiteilung seiner Cella, daß er einer Göttertrias galt. Daß die Magna Mater, oder nabatäisch Allat, dabei die Hauptgöttin war, wie V. Domasze>^^ki annimmt, ist nicht zu beweisen. Über die innere Einrichtung des letzteren kann man bei seiner Schmalheit im Verhältnis zur Länge (s. u.) mit Bestimmtheit sagen, daß er nur auf eine einteilige Cella berechnet war, auch daß er nicht wie jener nach spätrömisch -orientalischem Stile, sondern mehr in rein griechischem Geschmack gebaut war. Es war ein Peripteros mit einer ringsum frei- stehenden Säulenstellung von 18,50 zu 39,50 m, mit 6 Säulen an den Giebelenden, und II Säulen an den Seiten. Der Eingang war am Nordgiebel, wo die 6 Säulen der Front und je 2 Säulen auf den Seiten von 1,45 — 1,50 m Durchmesser eine Art von Vorhalle bildeten, während sonst durchweg schwächere Säulen von 1,10 m verwandt waren. Weitere Einzelheiten kann nur eine gründliche Aufräumung der umfassenden Trümmer zu Tage fördern.
Daß die älteste Kultstätte Petras auf der Akropolis lag und in dem primitiven Heiligtum ihres Nordgipfels (Nr. 876 — 878) wiederzuerkennen ist, darf man ver- muten. Es war dort durch Abarbeitung der Felskuppen ein größerer Platz herge-
I) Die Nammern der hier erwUinteii Objekte verweisen auf den rweiten Hauptteil dieses Werkes, wo Geosoeres Ober sie zu finden ist. Fettdruck zÄgt an, daß dort Arsichten oder PlAne beifsgeben sind. Hinzufügung von „Br." zur Nummer besagt, daB es sich in diesem Fall um die Zihlnng Brfinnows in Provincia Arabia I, S. 195 ff. handelt.
2) Beschreibung und Plan v. Domaszewskis bei Brünnow I, S. 175 ff.
Volks- ond Famiuenheiliotümer.
6S
stellt worden, auf dem man sich die feiernde Menge einer kleinen Stadt wohl denken kann. Aber die Einwohnerschaft Petras in seiner Blütezeit, die man vielleicht auf 30 000 Seelen bemessen darf, fand da keinen Raum. Nur eines der Bergheiligtümer in der Umgebung der Stadt kann als großes, öffentliches Heiligtum und als die Stätte von Volksfesten gelten, das siebenteilige Heiligtum von ed-der (Nr. 448 bis 501) mit seinem großen Tempel und seiner vornehmen Prozessionsstiege (XIX), an der selbst wieder Heiligtümer Uegen, das von kattär ed-der (Nr. 427 — 440) und die beiden der Klausenschlucht (Nr. 441, 442). Unter den übrigen Heiligtümern könnte etwa noch das abgelegene Heiligtum von ei-medras (Nr. 68 — 111) und das
Abb. 23: Antentempel und Altar von Norden. Aufn. v. G. D.
Doppelheiligtum auf dem Südwestplateau von el-hubta (Nr. 762 — 767, 769—772) Ansprüche auf umfassendere Bedeutung erheben.
Die vielgerühmte Opferhöhe von zibb 'atöf (Nr. 191) ist zwar durch ihre regelmäßig gearbeitete und guterhaltene Ausstattung hervorragend, kommt aber als großes Volksheiligtum nicht in Frage. Sie ebenso wie alle übrigen noch nicht genannten heiligen Stätten wird man sich am ehesten als Besitz oder Stiftungen einzelner Clans oder Familien denken können, die da auf Opferfesten ihre sakrale Verbindung erneuerten. Doch werden einzelne in besonderen Verhältnissen ihre Veranlassung haben. Dahin gehören die Heiligtümer der Tropfwand von el-farasa- West (Nr. 269, 270) und von kattär ed-der (Nr. 429 — 440), sowie von sidd el-ma'gin (Nr. 553 — 664). Bei den ersten beiden trieft das Wasser vom Felsen, beim dritten
Dalman, Petra. J
55 G- ClEMICHT CbKK DJK FEIiHrlU(rrf«FR VON Petrv
bricht es im Wiiilcr mit Gewalt durch dio unzugäiifjlichc Klamm. Man wird hier an ein wunderbares Hervorbringen des Wassers aus dem Felseji gedacht haben.
Auch Schluchten besonderer Art haben ihre Heiligtümer erhalten. Die sonder- bare Adlerschlucht oberhalb des Tunnels mit ihrem allmählich aufsteigenden breiten, ebenen Felaboden (Nr. 50 — 57), die geheimnisvolle Klamm von el-hremije (Nr. tl4 — 118), der wilde Unterlauf des wädi el-kantara (Nr. 180), das liebhche Gartental (Nr. 245 — 264), der idyllische Kessel von en-nmer (Nr. 293 — 298) in- mitten einer zerklüfteten Wildnis, der gewaltige sijar (Nr. 389 — 391, 898 — 899), die romantische Schlucht von el-bärid (Nr. 824 — 860) könnten durch ihre eigen- artige Natur die Errichtung von Heiligtümern veranlaßt haben. Schließlich hat wohl auch der sik nicht bloß als vielbegangene Straße seine Votivnischen erhalten, sondern weil man in dieser Klamm ein göttliches Wunder sah, welches den Felsen sprengte, um dem Tal von Petra Wasser zu geben.
Dazu kommen dann die Kuppenheiügtümer, bei denen man annehmen muß, daß die Gestalt des Felsens, auf dem sie liegen, ihre Anlage empfahl. Dahin ge- hören aulkr dem schon erwähnten Heiligtum des NordgipfeU von el-habis die iso- lierten Kuppen des wädi el-kantara (Nr. 121, 122 — 124, 125), die hochragende Gipfelplatte von zibb 'atuf (Nr. 191), der wie ein großer Omphalos dreinschauende Berg von en-nmer (Nr. 285), der große Block von et-turra (Nr. 316), der den Ein- lauf des wädi et-turra in den sijar beherrschende Vorsprung des unteren Heilig- tums von el-habis (Nr. 879), die Felsen der beiden Heiligtümer der Klausenschlucht (Nr. 441, 442), der altar förmige Felsklotz des zweiten Heiligtums von el-me'esara (Nr. 519 — 622), die weit ins Tal hinausragenden Platten des dritten und vierten Heiligtums derselben Gegend (Nr. 628 — 627, 628), die beiden Kuppen bei el-metäha (Nr. 646 — 660), wohl auch der tortenähnliche Gipfel von el-t)ubta (Nr. 781 — 794), der vielleicht auch für die Heiligtümer an seinem Fuße verantwortlich zu machen ist. Etwas Ahnliches ist es, wenn die Form eines kleineren Felsgebildes die Anlage eines Heiligtums in seiner Nähe anregt. Dahin gehören die heiligen Steine des ersten und fünften HeiUgtums von el-me'esara (Nr. 518, 530 — 533), sowie der ersten drei Heiügtümer von el-metäha (Nr. 587 — 641, 542, 546). Mehrfache Anzeichen können bei einem Ort zusammentreffen, wie der große Felsklotz (Nr. 284) und der kleinere omphalosartige Buckel (Nr. 285 g) bei dem selbst omphalosförmigen Bei|[e von en-nmer.
In anderen Fällen war der Platz, den eine Einzelperson oder eine Familie für die Errichtung eines Heiligtums wählte, eine bloße Folge von zufäUigen Verhält- nissen, wie der Möglichkeit einen noch freien Platz zu erwerben, oder der Näh" eines schon gewonnenen Besitzes.
Hier entsteht die Frage, welche Gruppierungen von sakralen Objekten eigent- lich als Heiligtümer zu betrachten sind, ob vor allen Dingen die Räume für Toten- festlichkeiten in sie eingerechnet werden dürfen. Wir gehen zunächst von den Stätten aus, die durch ihre Lage oder Umgebung vor dem Verdacht iepulkraler Natur geschützt sein dürften. Ich nenne als solche folgende 25: el-medras (Nr. 68 bis 111^, el-hremije (Nr. 114—118», el-kantara I (Nr. 121). II (Nr 122—124) und IV (Nr. 180), zibb 'atuf (Nr. 191), Berg von en-nmer I (Nr. 277—282), II (Nr. 285).
Sakrale und sepulkralb Heiligtümer. gy
en-nmer I (Nr. 288 — 290), II (Nr. 293 — 298), el-habis I (Nr. 373—375), es-sijar II (Nr. 393—399), kattär ed-der (Nr. 427—440), ed-der (Nr. 443—501), el-me'esara I (Nr. 518), III (Nr. 523— 527), unterhalb el-^ubta I (Nr. 666— 670), II (Nr.'67i bis 680), III (Nr. 681— 699), IV (Nr. 700— 706), V (Nr. 708— 711) , auf el-^ubta I (Nr. 762— 767), II (Nr. 769— 772), III (Nr. 774— 780), IV (781—794). Sakraler Charakter scheint mir außerdem wahrscheinlich bei den Heiligtümern der Adler- 3chlucht (Nr. 50— 54), von el-kantara III (Nr. 125), Theaterberg I (Nr. 202— 206) und II (Nr. 207— 219), el-faras'a-Ost II (Nr. 245— 254) ,el-farasa-West, Tropfheilig- tum (Nr. 269 — 270), es-sijar I (Nr. 389 — 391), el-me'esara II (Nr. 519 — 522), sidd el-ma'gin (Nr. 553— 564), ei-bärld (Nr. 824— 860), sik el-beda (Nr. 868), also 11, was eine Gesamtsumme von 36 ergäbe.
Dagegen ist sicher sepulkral das Heihgtum von er-ramle (Nr. 4), bäb es-sik (Nr. 15—20), et-turra (Nr. 302—305), umm el-bijära II (Nr. 354—358), Klausen- schlucht I (Nr. 441), unter el-hubta VI (Nr. 712 — 716), zusammen sechs Heiligtümer, und die Zahl der mit Gräbern verbundenen Opfermahlstätten, von denen ich hier nur als hervorragende Beispiele erwähne das Stibadium des Spitzpfeilergrabes (Nr. 48 e) , die Triklinien der darunter befindlichen Grabanlage (Nr. 49) und des sik (Nr. 180). Der sepulkrale Charakter ist wahrscheinlich bei den Heiligtümern el-farasa-Ost I (Nr. 229 — 235), bei den fünf Opfermahlstätten von el-farasa-West (Nr. 256 — 260), dem Heiligtum von wädi en-nmer (Nr. 273), umm el-bijära I (Nr. 348-353) und III (Nr. 359—369), el-habis II (Nr. 379), Klausenschlucht II (Nr. 442), el-me'esara IV (Nr. 528), V (Nr. 530— 533) , el-me.täha I— IV (Nr. 537— 550) und vielleicht bei el-lanti (Nr. 809 — 818), zusammen 18, und mit den obigen sechs 24 sepulkrale Heiligtümer. Das gibt dann mit den 36 sakralen Gruppen im ganzen 60 Heiligtümer.
Man mag bei einzelnen Heiligtümern darüber streiten, ob sie richtig klassi- fiziert sind. Friedr. Jeremias^ meint, daß el-medras und ed-der Grabheiligtümer seien. Dem fehlt jeder überzeugende Beweis, da nicht im voraus festgestellt werden darf, was für Plätze sich für Opferhöhen eignen. Aber selbst, wenn dem so wäre, würde das nichts an der Tatsache ändern, daß es bei Petra sakrale und sepulkrale Fels- heiligtümer gibt, ohne daß in ihrer Ausstattung ein wesentlicher Unterschied zu erkennen wäre. Das ist an sich auch nicht auffallend, weil die Bezeichnungen „sakral" und , .sepulkral" doch nur die Heiligtümer, welche sich an Gräber schließen, von den anderen scheiden wollen.
Ich habe mir die Mühe gegeben, alles, was Brünnow als ,, Heihgtum" ver- zeichnet, der Reihe nach anzusehen, und gefunden, daß es ihm für dieses Prädikat genügend erscheint, wenn nur eine Felsenkammer keine sichtbaren Gräber enthält und mit einer leeren Nische in der Rückwand ausgestattet ist, daß er auch einzelne leere Nischen oft ohne weiters für Altarnischen oder Gebetnischen erklärt. Darin kann man ihm nicht folgen. Es müßte erst bewiesen werden, daß es Nischen nur in Heiligtümern gegeben hat und daß jede Nische sakral war. Die Bezeich- nvmg „Heiligtum" habe ich geglaubt nur da anwenden zu dürfen, wo eine ganze
i) Palästinajahrbuch III, S. 155, 169.
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gfi C. rii«B«|rMT Pbk» diu FfüHUI.IOTPMKR VON PETK*.
Gruppe von sakralen Objekten zusammen zu gehören s( hien. Als solche Objekte nenne ich heilige Steine, Nischen mit Pfeilendolen, heilige Zellen, Schalenver- tiefungen, Lustrationsbassins. Opfermahlstätten. Nach Friedr. Jeremias» sollen Pfcileridole sich auch in einer großen Anzahl von Gräbern finden. Aber er hat sich wohl durch irrige Auffassung der später zu besprechenden Spitzpfeiler täuschen lassen. Von den 180 mir bekannten Pfeileridolen, von denen er nur einen kleinen Teil hat sehen können, befindet sich keines in einer Felsenkammer, die nachweis- lich ein Grab wäre«. Es ist auch nicht sehr wahrscheinlich , daß man sie da an- brachte, weil zu ihrer Verehrung Reinheit erforderlich war, die sich in einem Grabe nicht leicht verwirklichen ließ. Vielmehr muß das Vorhandensein von Idolen gerade als Beweis für die Abwesenheit eines Grabes an derselben Stätte dienen, was aber nicht ausschließt . daß in nächster Nähe sich Grabkammern befinden. wie es in Petra öfters vorkommt.
Allgemein gültige Vorschriften für die Herrichtung der Heiligtümer kann es nicht gegeben haben ; denn nicht zwei sind darin gleich. Auch die Himmelsrichtung war nicht von entscheidender Bedeutung, die Heiligtümer folgen in ihrer Richt- linie stets den lokalen Verhältnissen. Das gottesdienstliche Bedürfnis scheint das einzige gewesen zu sein, was feststand. Man bedurfte einer Möglichkeit, vor der heiUgen Handlung die notwendige Lustration zu vollziehen, einer Vergegenwärtigung der Gottheit, angesichts deren die Schlachtung statthaben, vor der Spenden ausgegossen werden konnten, eines Ortes für aufzustellende Weihegaben und eines Platzes zum Opfermahle unter freiem Himmel oder auch zum Schutz vor Sonnen- glut und Regen in einer gedeckten Felsenkammer. Zuweilen fehlen in der Um- gebung der Opfermahlstätten erkennbare Gottheitssymbole. Dann könnten sie ursprünglich vorhanden gewesen sein und nur in einem in der Nähe aufgestellten, nicht ausgehauenen Objekt bestanden haben. Wenn die kultischen Handlungen einer astralen Gottheit galten, war das Vorhandensein eines eigentlichen Kult- bildes ohnedies nicht notwendig.
Als wichtige Typen wohlausgestatteter Heiligtümer im Fortschritt von einer primitiven zu einer mehr fortgeschrittenen Einrichtung, welche jeder Besucher von Petra studieren sollte, nenne ich die folgenden. Das Heiligtum I von el-habis (Nr. 876—878) , bestehend aus einem durch Stufen besteigbar gemachten Felsen, an dessen Fuß man ein Wasserbassin und einen größeren ebenen Platz hergestellt hat. Das nahe Biklinium ist von rohester Arbeit. Ahnlich ist Heiligtum I und III von el-kantara (Nr. 121, 126). sowie HeiUgtum I von el-me'esara (Nr. 618). Einen wesentlichen Fortschritt tu höherer Kultur bedeutet Heiligtum III von el-me'esara (Nr. 628—627). Der heilige Stein hat die Form eines Altars mit Omphalos erhalten, um welchen die Opfermahlstätten, die als Trikhnien geformt sind, sich nach Maßgabe des Raumes gruppieren. Darüber hinaus geht Heiligtum II von el-habis (Nr. 879) und vor allem das Heiligtum von zibb 'atüf (Nr. 191), bei denen der heilige Stein
t) PaUrtinajahrbuch III. S. 15$.
a) Nor die rohe Skulptur Nr. »38 • Ut vielleicht eine Ausnahme. Meine Notiien »ind bei der Ortaangabc nicht klar.
Anordnung und Grenzen der Heilkitömer. gn
in die Opfermahlstätte aufgenommen erscheint, in el-habis in wenig entwickelter Gestalt, auf zibb 'atüf als Stufenaltar, wahrscheinlich mit aufgesetztem Pfeiler- idol. Während sonst Sprengschalen und Lustrationseinrichtungen angebracht wurden, wo eben sich dazu eine zweckentsprechende Stelle fand, sind diese auf zibb 'atüf mit lebhaftem Sinn für Symmetrie, man möchte fast sagen, mit archi- tektonischem Geschmack, in das System des Trikliniums eingeordnet. Eine heilige Cella mit Idol gehört so wenig zum notwendigen Bestand eines Heiligtums, als die Opfermahlstätte bedeckt sein muß. Im Gegenteil dürfte die Anlage unter freiem Himmel das Ursprünghche und Bevorzugte gewesen sein. Aber man be- greift, daß es wünschenswert erscheinen konnte, besonders kostbare Idole und Weihegaben nicht nur vor dem Wetter, sondern auch vor Diebstahl zu schützen.
Eigentliche Kunst hat in die Heiligtümer erst spät ihren Einzug genommen. In einer Zeit, welche den Gräbern kunstvoll verzierte Fassaden gab, hat man — offenbar geflissentlich — die Kunst von den Felsheiligtümern ferngehalten. Es war nicht die Bearbeitung des Steins, die man scheute, wie es nach 2. Mos. 20, 25 den Israeliten auf einer älteren Kulturstufe vorgeschrieben war, sondern seine künstlerische Ornamentierung, die man als etwas Fremdes empfand. Die diesem Gefühl widersprechenden verzierten Idolnischen, besonders auch die Fassade von ed-der, entstammen sämtlich einer Zeit, in der das Gefülil für die Fremdartig- keit der Kunst erloschen war und diese sich in der hellenisierten und romani- sierten Stadt längst eingelebt hatte.
Daß die Grenzen der heiligen Stätten für dieNabatäer von Bedeutung waren, ist anzunehmen; aber nirgends treffen wir eine besondere Bezeichnung derselben. Man hat den ausgehauenen Hof des Heiligtums von zibb 'atüf für die genaue Abgrenzung eines heiligen Platzes gehalten, aber mit Unrecht, weil die Lagerplätze der zum Opfermahle Vereinigten dann außerhalb zu Hegen kämen. Auch müßte man dieselbe Scheidung von Heihg und Gemein auf alle Triklinien Petras aus- dehnen, was unmöglich ist. Die wirklichen Grenzen der heiligen Bezirke müssen weiter gesteckt werden, und wenn man ihre besondere Angabe für überflüssig hielt, muß man die durch die natürliche Gestalt der Umgebungen eines Heilig- tums dargebotenen Andeutungen für hinreichend gehalten haben. Bei zibb 'atüf (Nr. 191) mag die ganze Felsplatte von der Zisterne bis zur Nordtreppe sakrosankt gewesen sein, bei el-medras (Nr. 68 — 111) die mehrgestaltige Terrasse mit dem darangeschlossenen Südhof, bei ed-der (Nr. 443 — 501) das ganze Plateau zwischen der Bergwand im Osten und der Reihe von Felskuppen im Westen. Bei verein- zelten Triklinien wird der Felsknollen, in den sie eingehauen waren, bei Fels- kammern allein die Kammer selbst als heilig gegolten haben. In einzelnen Fällen, wie etwa beim Schluchtheiligtum von kattär ed-der (Nr. 427 — 440) , konnte fraglich bleiben, wo Anfang und Ende genau zu setzen sei. Dann wurde vorausgesetzt, daß religiöse Scheu hindern werde, in allzu großer Nähe sich an Felsen oder Bäu- men zu vergreifen.
yQ C. ObkMICUT übe« DIE FWJi HKUCI^hlE« VOM PetEA.
2. Die Idole, a) Der Pfeiler.
Der von Suidas gegebenen Mitteilung (S. 4g) entsprechend ist in der Tat in Petra ein Pfeiler, der meist etwa doppelt so hoch wie breit ist, das gewöhnlichste Gottheitssymbol. Ich habe 175 Beispiele notiert, zweifle aber nicht, daß sich noch einige mehr finden Heßen. Folgende Abarten sind zu unterscheiden.
o) Der einfache Pfeiler.
Das eigentliche Idol des Duschara war ein freistehender Pfeiler. Danach ließe sich annehmen, daß man ebenfalls durch freistehende Pfeiler sich dasselbe vergegenwärtigt habe. Aber nur wenige Beispiele dieser Art sind vorhanden und auch diese nicht völlig einwandfrei, da ihre Bedeutung sich nicht sicher erhärten läßt. Es handelt sich um den kleinen Pfeiler am Wege zu el-beda (Nr. 796), am Wege zu sik el-beda (Nr. 861). und um die drei, bezw. vier Pfeileransätze des Sti- badiums vor sik el-beda (Nr. 862 c). Die letztgenannten gehörten sicher einem Heiligtume an, bei den ersteren ist dies zweifelhaft. Anders zu deuten sind gewiß die Langsteine am Wege zu ed-der (Nr. 421). Aber es werden mehr derartige Pfeiler existiert haben. Sie waren naturgemäß der Verwitterung und Zerstörung besonders ausgesetzt und wurden verschleppt, wenn sie nicht aus dem lebenden Fels gehauen, sondern nur aufgestellt waren.
Um so größer ist die Zahl der Reliefdarstellungen des einfachen Pfeilers, die sich in Nischen verschiedenster Ausführung, gelegentlich auch ohne Nische, an freiliegenden Felsen und in den Wänden von Felsenkammem, im Zusammenhang mit Heiligtümern, aber auch fern von solchen, vorfinden. Sehr verschiedene Größen sind zu beobachten von 1,17 m Höhe (Nr. 197) bis zu 9 cm hinab (Nr. 848). Neben 55 Beispielen des Pfeilers en relief finden sich 37 in vertiefter Darstellung. Es ist anzunehmen, daß in manchen Fällen der eigentliche Pfeiler aus anderem Gestein eingesetzt war imd nur verloren gegangen ist. Das ist besonders da wahrscheinlich, wo Vertiefungen im Boden der Nische sich als Einsatzlöcher des Pfeilers deuten lassen (z. B. Nr. 352, 868). Indes kann die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, daß man oft wirkhch vertiefte Darstellung beabsichtigte. Sie konnte als besonders haltbar betrachtet werden. Wenn man sie wie bei Nr. 51h, i nicht am Fuß einer Nische, sondern auf einer Fläche angebracht findet, ist eine andere Bedeutung kaum möglich. Ein Basrelief bezeugt für medäin sälih Doughty, Documents ^pigraphiques, S. 16.
E^ hegt auf der Hand, daß bei viereckig behauenen Pfeilern der Gedanke an einen Phallus nicht nahe gelegen haben kann. Er verbot sich ohnedies dadurch, daß der Pfeiler auch Symbol einer weiblichen Gottheit sein konnte, was da anzu- nehmen ist, wo das Symbol des Halbmondes ihm beigegeben oder wo er selbst mit Zeichen weiblicher Bedeutung versehen ist (s. u.). Nur bei dem dreifachen
Pfeiler und Kegel.
71
Pfeilerbilde Nr. 708 f. kann der mittlere Pfeiler an einen aufrechtstehenden Phallus^ erinnern.
Beispiele des Pfeilers in erhabener Darstellung: Nr. 20. 31. 42 c — e. 51c. 73. 74. 80. 89 b. 100. 101. 104 128 135. 140. 161. 162. 165. 167. 170. 176. 197. 218. 326. 389 d. j. 434. 436. 437. 439. 442 e. 463 a. 464. 498. 512. 5281. 530 a. 574. 592. 595. 600. 641. 693 c. 694. 697. 708 i. 715 c. 762 d. ']■]^ c. 784. 819. 848. 850 f.
Vertieft findet sich das Pfeileridol bei Nr. 15I. 51 b. f . h. i. 65. 70 g— i. k. 230. 231. 266. 267. 273 f. 293 a. 331. 351. 352. 353. 389]. 414. 423. 449 c. 493. 527 e. 536. 608. 618. 626. 645. 651. 660. 661. 704. 723. 802 c. Zwei Beispiele finden sich in medäin sälih nach Doughty, Taf. XLV Nr. 44. 45.
Nur eingekratzt ist der Pfeiler Nr. 161 a. Im ganzen 93 Beispiele.
i?) Der Pfeiler mit Fuß.
Zuweilen ist der erhabene Pfeiler auf einen einfachen schräg zulaufenden Fuß etwa von der halben Höhe des Pfeilers gestellt, der gewiß den goldenen Fuß des Hauptidols (S. 49) nachbilden soll. Auch hier kommt erhabene und vertiefte Darstellung vor. Von der ersten Art sind die Beispiele Nr. 43 c. 71 c. 77 a. 103 a. b. 295 a. 302 a. 303 a. 409. 434 a. 609. 684 f. 695, von der letzteren Art Nr. 51 g. 62. 293 b. 604. 636. 715 a. Eingekratzt sind Nr. 103 c. d. Zusammen 21 Beispiele.
7) Der Pfeiler mit Postament.
Es kann dem Pfeiler eine bloße Stufe untergesetzt werden, so bei Nr. 199 (erh.) und 653b (vert.), aber auch ein größeres Postament. Dies ist schmal und hoch, also stelenartig bei Nr. 155. 156. 389 c, dagegen breit und verhältnismäßig niedrig, altarartig, an eine Predella erinnernd bei Nr. 144 (Pfeiler zerstört) und 198 (Pfeiler eingekratzt). Zusammen 7 Beispiele.
S) Der abgestumpfte Kegel.
Bei allen bisher aufgeführten Beispielen ist der Pfeiler oben gerade abge- schnitten. Abgerundet, also omphalosähnlich, erscheint er Nr. 192 c. 210 b. 286. 337. 539 c. 588. 589 in erhabener Darstellung, aber vertieft Nr. 563. 566. 581. 587. 593. 610. 640. 642, nur eingekratzt Nr. 198, das letztere mit altarähnlichem Posta- ment. Bienenkorbähnlich ist der Omphalos bei Nr. 150 (dies mit Altarpostament). 324. 598, als runder Buckel plastisch ausgeführt Nr. 285 g. 527 j. Dieser Typus findet sich ferner auch in medäin sälih, Doughty, Documents epigraphiques, Taf. XLV Nr. 46, XLVI Nr. 36, ebenso auf den Münzbildern von Adraa und Bostra, dem Türsturz von el-umta'ije und dem Altar von 'en el-mesari (S. 54). Münzbilder und Türsturz zeigen auch das altarähnliche Postament.
i) Etwa wie auf dem Stierkopf bei Vincent, Canaan d'aprte l'exploration recentc, S. 169.
yj O. CaUUlCRT OaUt die FEI-tHMUOTgMtR VUN PETRA.
Dabei ist bemerkenswert, daß Nr. 160 laut Inschrift von einem Adraener gestiftet wurde. Der in Petra seltene Omphalostypus war wohl im Norden heimisch. Ihm folgte das Idol des Sonnengottes von Heliopolis.
«) Die Pfeilergruppen.
Schon aus den S. sjf. genannten Zeugnissen war bekannt, daß auch mehrere Pfeileridole zu einer Gruppe vereinigt werden können. In Petra kommen folgende Variationen vor.
Nur zwei Pfeiler stehen zusammen. Beide sind gleich groß Nr. 687. Sie sind verschieden groß, und der größere steht ■(für den Beschauer) rechts Nr. 76 a. 119. 283 a. 481. 689 a. 697. so auch in medäin sälih, Doughty XLV. 40: links Nr. 78. 218. 216 (vertieft). Die Gruppe ist meist geschlossen, getrennt Nr. 213. 216. 283 a.
Drei Pfeiler sind zusammengestellt. Alle drei sind gleich groß und stehen nicht hart aneinander Nr. 898 b. 795; sie sind verschieden groß, der mittlere ist der größte, die anderen beiden sind gleichgroß, was sich mit der Formel b a b aus- drücken läßt, so Nr. 84 (?). 102. 148. 172. 801, vielleicht auch 462 a (erh.), 481 (ver- tieft), ebenso in medäin sälih, Doughty XLV, 42. 43. Die kleineren sind selbst wieder verschieden, und der kleinste steht rechts Nr. 212 a. 606, vielleicht auch 708f. (vert.), nach der Ordnung b a c, so auch in medäin säilh, Doughty XLV, 41. Gewöhnlich ist die Gruppe eine enggeschlossene, .auseinandergerückt erscheint sie bei Nr. 893 b. 708 f. 795, Doughty XLV. 41, XLVI, 43. Drei Nischen scheinen drei Idole zu vertreten bei Nr. 224. 481.
Vier verschieden große Pfeiler sind zusammengeordnet Nr. 163. Hier steht der kleinste zuerst, von links gerechnet; dann folgt der zweitgrößte, der größte, der drittgrößte. Die Ordnung ist also mit d b a c zu bezeichnen. Hier erscheint der Reihe von Nr. 212 a ein noch kleinerer Pfeiler links zugesellt.
Eine Aufstellung von sechs gleichen Pfeilern zeigt Nr. 144. Sie gehört aber hier zum Schmuck einer Votivnische und ist vielleicht nicht als Gottessymbol gemeint. Dafür muß aber gelten die sechsfache Reihe von Nr. 416. Hier sind drei Grölkn vorhanden. Zwei Pfeiler zweiter Größe stehen links, der größte Pfeiler von ihnen abgerückt in der Mitte, die drei kleinsten rechts an ihn angeschlossen, also nach der Formel bb. accc. Die Abrückung der erstgenannten hat vielleicht nur die ästhetische Veranlassung, daß man den größten Pfeiler in der Mitte haben wollte.
Endlich gibt es eine zehnteilige Reihe Nr. 147, bei welcher alle Pfeiler gleich hoch sind, aber sich dreifach in der Breite unterscheiden. Der breiteste hat links sechs von kleinster Breite, rechts drei von mittlerer Breite. Die ersteren stehen gedrängt, die letzteren durch Zwischenräume gesondert, vielleicht auch aus ästhe- tischen Gründen. Das ergibt die Formel cccccca.b.b.b.
Dem Nabatäer muß ohne weiteres klar gewesen sein, was die Pfeileridole meinen. Der einzelne Pfeiler ohne Beigabe konnte in Petra nur Duschara bedeuten. Wenn wir recht haben, ihn als Sonnengott zu denken, haben wir in den Pfeileridolen
Die Bedkutlng der I'feilkr.
n
gute Beispiele der hammänim (Sonnensäulen) des Alten Testaments und der Palmyrencr (Oxon.i, Puchst. 5).
Beigaben von bedeutungsvoller Ornamentik wie Epheu und Weintraube, die in Syrien nicht selten erscheinen^, kommen in Petra, abgesehen von eg-gerra (Nr. 179) nicht vor. Nur Scherben von Libationsschalen mit Epheuornament sind gefunden worden . Dagegen finden sich drei Beispiele des Emblems des Halbmondes, eigentlich Jungmondes. Bei Nr. 199 erscheint es, wohl über einem Knauf, als Krönung von zwei Pilastern, welche eine Nische mit Pfeileridol einfassen. Nr. 593 ist der Giebel einer Nische mit Pfeilerido) damit verziert, Nr. 595 vielleicht das Pfeileridol selbst. Bei Nr. 618 tragen wieder die Pilaster zu den Seiten einer Pfeiler- nische das Mondemblem. Wenn wir damit recht haben, daß die Sonne zu Duschara in Beziehung steht, so kann der Mond nur auf Allat, bez. el-'uzza weisen. Als Parallele nennen wir hier die zweifache Darstellung einer Göttin mit dem Monde in der Gegend von kanawät^. Die eine hat den Mond über der Stirn (von Merrill nicht erkannt), die andere trägt ihn auf der Brust und hat zum Gegenstück eine männHche Figur mit Sonnenstrahlen um den Kopf. Hierher gehört auch der schon öfters erwähnte Türsturz von el-'abde, auf welchem Sonne und Mond, die einen Altar umgeben, die Hauptgottheiten der Nabatäer darstellen werden.
Die eigentümliche Form der Pilaster von Nr. 199 und 618, welche die Halb- monde tragen, erinnert weniger an eine steinerne, als an eine hölzerne Konstruktion. Dasselbe gilt von den Balustren von Nr. 70n in el-medras, auf denen vielleicht auch Halbmonde angebracht waren. Deshalb ist es berechtigt, hier an die Stäbe zu denken, welche auf babylonischen Bildern öfters einen Halbmond tragen^. Ob diese zu den Ascheren des Alten Testaments zu stellen sind, ist freilich ungewiß. Eine ungewöhnliche Gestalt des Idols ist wohl vorausgesetzt bei den sich oben verbreiternden Vertiefungen im Hintergrunde der Nischen Nr. 61. 625. 629. 631. 692. 778. Welcher Art sie sein könnte, vermag ich nicht zu ahnen.
Eine weibliche Göttin scheint gemeint zu sein bei Nr. 539 c mit Löcher- gruppen, welche eine weibUche Person anzudeuten scheinen. Das wäre also wohl auch Allat.
Auf bloße Vermutungen sind wir bei den Pfeilergruppen angewiesen. Da bei ihnen, mit wenig Ausnahmen, immer ein Pfeiler als der größte erscheint, ist gewiß auch hier Duschara die Gottheit, der das Symbol eigentlich gilt. Die Frage ist nur, ob die ihm bei- bez. untergeordneten Pfeiler ihn selbst in verschiedenen Phasen darstellen sollen, oder ob sie ihm nachgeordnete Paredroi meinen. Wir finden ihn zusammen mit ein, zwei, drei, fünf, neun untergeordneten Größen. Wenn zwei oder drei vorkommen, können sie selbst wieder abgestuft sein. Bei fünf gibt es zwei Stufen, die eine zu zwei, die andere zu drei, bei neun ebenfalls zwei Stufen, zu drei und zu sechs. Das alles muß etwas für den Nabatäer Durchsichtiges be- deuten. Wir vermögen hier nur beweislos zu raten.
1) S. das Epheuornament bei Schumacher, The Jaulan, S. 142. 171. 183. 185. 211. 233, Weinblatt und Ti-aube auf einem Altar in kanawät, Merrill, East of the Jordan, S. 42.
2) Merrill, a.a.O., S. 40 f. S. sonst Dussaud, Notes, S. 8g.
3) Ohnefalsch-Richter, Bibel-Kypros-Homer, Tafel LXIX, Nr. 35. 36. 40.
y^ G. CiwtsiCMT <hiu DiK FbijhuuotOmbk von Tkika.
Irgendeine besondere Bewandtnis wird es haben, wenn das Bild eines Pfeilers auf einen anderen gesetzt wird, so Nr. 61 g, 484. 597, oder über einen anderen, so Nr. 161. Es wird auch zuweilen in die Vorderseite der Pfeileridols eine kleine vier- eckige Vertiefung eingelassen, so Nr. 589 a, 542 a. 574. 592. 600. Auch auf einem Altarrelief kann ein Pfeiler angebracht werden, so Nr. 261a, «dir. was wohl dasselbe bedeutet, ein kleines Altarbild auf einem größeren, so Nr. 848. Das kann eine bloße Verdeutlichung des sakralen Sinnes des Pfeilers oder Altars be- sagen. Es fällt einem aber auch ein, was Epiphanius von der Geburt des Duschara aus der chaabu sagt (S. 51).
b) Das Bild.
Abgesehen von den reichen, der griechischen Gedankenwelt angehörenden Skulpturen an der Fassade von eg-gerra (Nr. 179), welche dort besprochen sind, ist in Petra jetzt wenig von figürlichem Schmuck zu sehen. Manche der größeren Nischen mögen ursprünglich Götterbilder enthalten haben. Gewiß ist dies durch inschriftliche Bezeugung vom oberen Heiligtum von en-nmer (Nr. 294), wo es sich um den vergotteten König Obodat handelt, und wegen der Umgebung bei dem Burgheiligtum von ed-der (Nr. 491). Bei folgender Aufzählung der noch vor- handenen Spuren von Bildern dürfte kaum etwas übersehen sein. Dcis Rehef des den Siegeskranz schwingenden Kriegers oder Feldherm am Berge von en-nmer (Nr. 276) bedeutet gewiß Duschara z\&"llXio^ dmxrjroe, als der er auf einer In- schrift von eisueda erscheint (Wadd. 2312). Einen als römischen Krieger be- kleideten Sonnengott zeigt auch ein palmyrenisches Relief, auf welchem Dussaud* Bel-Jarchibol neben Athena-AUat und Keraunos erkennt. Duschara-Helios mag auch mit dem von mir entdeckten Reiterrelief Nr. 47 e, vergl. das Relief Nr. 520 Br., gemeint sein, da der Sonnengott nicht nur als Wagenlenker, son- dern auch als i^ixxot; zu Pferde dargestellt wird*. Auf alexandrinischen Mün- zen' ist der berittene Sonnengott als "//iio? Jüagoxtg bezeichnet, es wird daher gegen seine Verschmelzung mit Duschara nichts einzuwenden sein. Auf den jugend- lichen Herakles, der ebenfalls zu den Sonnengottheiten zu rechnen ist, deuten die beiden Reliefs Nr. 863 864.
Die weiblich«; Paredros des Sonnengottes stellt wahrscheinlich dar die zwischen Panthern stehende weibliche Figur Nr. 149, die Statue der Tyche von Petra Nr. 874 und die Stierreiterin des Lämpchens Nr. 870. Unsicher ist die Bedeutung der schreitenden Gestalt in der Nische Nr. 418, und der Figuren in der Nische des Spitz- pfeilergrabes Nr. 48 und in den Nischen des Tem|x>lgrabes Nr. 288.
Kamelführer haben sich samt ihren Tieren neben dem von ihnen gewidmeten Idol darstellen lassen auf dem Relief Nr. 464. Zu einem Kamelreiter gehört wohl der Kamelkopf aus Ton Nr. 869.
I) Kou- ..V .M)ti.i,i.,Ki<^^ .->yiii-mic, S. IU4 f. 3) S. Dussaud, a. a. O.. S. 52 ff.
3) Heul, Htstoria Numorum, S. 719.
KiLDER UND EmBLEMK.
75
Brustbilder finden sich im Burgheiligtum von ed-der Nr. 491 a, wo ich einen männlichen und einen weiblichen Kopf mit Füllhorn zu erkennen glaube, die sich auf eine hellenisierte Form von Duschara und Allit deuten lassen. Auf den Bildfeldern des noch stehenden Pfeilers vom Eingangstor (Nr. 406 Br. ; Abb. 24) zum Temenos des noch stehenden Stadttempels befinden sich ähnliche Fi- guren, zuoberst ein Brustbild mit Keule auf der linken Schulter, darunter ein zweites mit Füllhorn hnks und Fackel rechts, zuunterst ein drittes mit Köcher auf der rechten Schulter. Das wäre etwa Herkules, Magna Mater-Allat, Sol. Der weibliche Kopf an der Verkröpfung des Architravs der Nische Nr. 622 in sidd el-ma'gin hat wohl eine Fackel rechts. Ohne Beigabe von Füllhorn oder Fackel sind die bei- den männlichen Köpfe imd der weibliche Kopf auf dem Tonkrüg- lein Nr. 866, sowie der bärtige männliche Kopf auf der Fassade des Grabes Nr. 535. Einen Her- mes zeigt das Medaillon von elgi (Nr. 873).
Gorgoneia sind gewiß die Köpfe am Portal der mittleren Kammer von eg-gerra (Nr. 179) und an der Fassade des Löwen- trikliniums (Nr. 408). Sie finden sich auch in medäin sälih (Doughty XLI 25 — 29).
Von Emblemen der Gottheit, welche in Petra vorkommen, ist zuerst der Adler zu nennen. Er ist dargestellt in der Votivnische Nr. 51 e, auf den Giebeln und über
den Seitentüren von eg-gerra (Nr. 179), auf dem Grab des Sextius Florentinus (Nr. 750 b), und — wahrscheinlich — als Krönung der Nische Nr. 778 auf el-^ubta. In medäin sälih hat man ihn besonders oft angebracht (Doughty XXXIV 3. 9, XXXV 4, XXXVIII 6. 7, XL 19-21, XLI 27. 29, XLVI 36. 37. wohl auch XLIII 32. 33), zuweilen in ungeschickter Ausführung, die mehr an eine Eule er- innert. Er wird bei den Peträern als der Vogel des Sonnengottes gelten dürfen.
Dagegen ist der Löwe, wie ihn das große Reliefbild Nr. 254 in el-farasa-Ost darstellt, und die Tonfigur des Löwen (Nr. 868) vielleicht als Emblem der Göttin Allat oder el-'uzza zu betrachten. Das könnte auch von den Löwen am Eingang zu dem Triklinium Nr. 408 gelten, sodaß das in ihrer Nähe angebrachte Pfeileridol Nr. 409 auf diese Göttin zu beziehen wäre. Indes steht ihre apotropäische Be- deutung wohl hier im Vordergrund, wie es auch von Panther und Löwe an der
Abb. 24: EiDg.ingstor zum lempelhol. Aufn. V. Ritter v. Zepharovich.
G. OiiBUicirr Oau on FBLSHBiLiorihtut von Pbtka.
Fassade von eg-gerra (Nr. 179) anzunehmen ist. Zwei Pantlier sind wohl die Be- gleiter der Göttin auf der Votivnische Nr. 149 im sik. In medäin sälih (Doughty XXXVIII 8) umstehen zwei Leoparden einen Kreis. Geflügelte Löwen und Greife (?) bedrohen den jugendlichen Herakles auf den Reliefs Nr. 868. 864, vergl. Nr. 865.
Ein anderes wohlbekanntes Gottheitsemblem ist die Schlange. Bei dem von mir gefundenen Relief Nr. 47 d und der plastischen Darstellung 818 e scheint sie ein Grab zu hüten, bei dem Relief Nr. 210 e über einem Altar ist sie offenbar Gegen- stand gottheitlicher Verehrung, während die Kritzelei am Wege Nr. 815 wohl durch das nahe Schlangenmonument Nr. 818 veranlaßt ist. Verehrung eines Schlangenbildes als Emblem der heilenden Macht Jahves wird von den IsraeUten 4. Mos. 21, 9; 2. Kön. 18, 4 bezeugt. Zu welcher Gottheit die Schlange in Petra zu stellen wäre, ist ungewiß.
Bei den radartigen Kreisen des Türsturzes von elgi Nr. 872 wie bei dem Kreis und dem Oval Nr. 196. 195 zwischen zibb 'atüf und en-nmer mag man an die Sonne, also Duschara, zu denken haben. Verwandt ist besonders der Knauf im Unken Lorbeerkranz des Türsturzes vonselün (Abb. 21), der mit einem senkrecht stehenden Speichenkreuz und einem inneren Ring versehen ist. Der rechts stehende Knauf erinnert mehr an eine Rosette. Von der Sonne ist wohl auch der Knauf auf dem Stabe des Feldhermbildes von gebel en-nmer (Nr. 276) zu deuten. S. auch zu Nr. Nr. 191 1.
Vom Neumond war schon oben die Rede. In medäin sälih findet sich nach Doughty XXXVIII 5. 6. 8 dreimal ein Kreis 'mit einer Rosette, die aus sechs sich schneidenden Halbkreisen gebildet ist. Dasselbe Ornament zeigt ein Türsturz von 'abde nach MusiP, zweimal einfach vmd einmal in siebenfacher Kombination (vgl. das von mir' publizierte Medaillon von er-rummän). Es erinnert an den Nimbus der Atargatis auf einem Basrelief von homs* und darf vielleicht zu dem Emblem der Istar* gestellt werden. In Petra habe ich von dem Rosettenemblem kein sicheres Beispiel gefunden. Nur die kleine Vertiefung auf dem Pfcileridol Nr. 498 kann diese Bedeutung haben.
Die Palmen, welche bei Nr. 198 auf zibb 'atüf ein Pfeileridol auf seinem Posta- ment, bei Nr. 402 d im sijar einen gehörnten Altar umstehen, sind kein zufälliger und gleichg Itiger S>chmuck. Sie entsprechen den Palmen an den Wänden des Tempels zu Jerusalem (i. Kön. 6, 29) und werden zu den sogenannten Lebens- bäumen der babylonischen religiösen Kunst in irgendwelcher Beziehung stehen. Hier sei nur auf die palmenartigen Gebilde verwiesen, zwischen denen auf dem von mir* beschriebenen israelitischen Siegel die Gottheit thront, aber ebenso auf die zwei Palmen des Türsturzes über dem Tore von es-söbak, auf einem Türsturze von dät ras, sowie auf die ursprünglich sechs Palmen eines Türsturzes und die Palmen, welche Türkonsolen tragen, in teil höm.
Irgendwelche Erinnerung an die Gottheit enthalten vielleicht die mehrfach an W^en in den Fels gehauenen Winkelzeichen (Nr. 192a. 226a. 402b. 419).
I) Aratna l'itraea II 2. Fig. 106. a) ZDPV 1906. S. 303. 3) Dussaud, Nota, S. 105.
4) Frank. Bilder und Symbole, S. 19. 5) Palistinajahrbuch II, S. 49.
Denkmäler für Verstorbene.
n
Es sind keine Dreiecke, auch liegt der Scheitel des Winkels stets nach unten. Man möchte sie mit den Kreuzen vergleichen, durch welche Christen ihre Anwesenheit bekundeten (s. weiter unten).
3. Die Spitzpfeiler und Urnen.
An dieser Stelle muß die Rede sein von einer in Petra vorkommenden Form des Pfeilers, welche leicht mit den Pfeileridolen verwechselt werden könnte. Ich wende die Bezeichnung ,, Spitzpfeiler" an, weil die Ausdrücke Pyramide und Obelisk nicht recht passen wollen. Bei dem ersteren denkt man an eine breitere, bei dem letzteren an eine schmälere Basis, als die Spitzpfeiler Petras sie aufweisen. V. Domaszewski sagt bei Brünnow (I, S. 189), daß die Idole des Dusares in Petra ,, genau die Formen der ägyptischen Obelisken haben". Er meint bei dieser über- treibenden Angabe offenbar die Spitzpfeiler von zibb 'atüf Nr. 200. 201, welche in jedem Fall als das eigentliche peträische Idol des Duschara nicht gelten können. Wahrscheinlich waren sie sogar überhaupt kein Idol, sondern sie sind als bloße Denkmäler aufzufassen, in der Form verwandt der spitzen Krönung der Felsen- gräber des AbsalOm und des Zacharias in Jerusalem, zu denen noch das Grab der Königin Helena und das sogenannte Grab der Tochter Pharaos im Dorfe silwän kommt, bei denen Reste einer solchen Krönung noch erkennbar sind^. In Ägypten hatte man Grabbauten dieser Art^, auch Phönizien zeigt Proben eines nahe ver- wandten Grabdenkmaltypus^. Man unterschied dabei, wie auch die jüdische Lite- ratur lehrt, zwischen dem Grabe als der Wohnung des Toten, und dem Denkmal, welches das Gedächtnis des Toten unter den Lebenden festhalten soll und nicht notwendig mit dem Grabe verbunden sein muß. Für das letztere war eine alte hebräische Bezeichnung jad ,,Hand" (2. Sam. 18, 18). Später nannten es die Juden näfäs ,, Seele", und dies war auch die nabatäisch-aramäische Bezeichnung, welche in Petra viermal (bei Nr. 194 e. 755 e. f. 800 a) bezeugt ist und zwar eben in Ver- bindung mit Darstellungen des Spitzpfeilers''. Da man nicht annehmen kann, daß bei den Nabatäern, die doch nicht jeden Toten unter die Götter versetzten, Gottes- emblem und Totendenkmal sich in der Form nicht unterschieden hätten, bleibt nichts anderes übrig, als den Spitzpfeiler für das letztere zu reservieren und sämt- liche Darstellungen desselben dementsprechend zu deuten. Eine Ausnahme könnte höchstens bei den beiden massiven Spitzpfeilem von zibb 'atüf (Nr. 200. 201) in Frage kommen. Aber außer ihrer Lage an einem Wege, der zu einem Heiligtum führt, gibt es keinerlei Beweis für eine sakrale Bedeutung. Die verhältnismäßige Schlankheit des einen von ihnen (Nr. 201) erinnert am ehesten an einen Obelisken; aber es besteht doch kein wesentlicher Unterschied zwischen beiden und den vier
1) Bei dem ersteren in der Form von Trümmern, bei dem letzteren als ein Ansatz auf dem Dache des jetzigen Grabbaues.
2) Wilkinson, Manners and Customs III, Plate LXVII— LXIX.
3) Renan, La PWnicie PI.. XII, XVI.
4) Eine bilingue Inschrift von es-sueda (CIS 162) übersetzt 0&3 schlechtweg mit OtTjXtj.
7«
G. Obkmicht Obu o» FblshumotOmer von Pktra.
ebenfalls massiven Spitzpfeilcm, welche die Fassade des Grabes Nr. 48 zieren und also zweifellos als Grabdenkmäler gemeint sind. Zu einem Grabe gehört .-uirh der massive spitze Kegel (Nr. 818 d) des Schlangendenkmals von et-turra.
Die Reliefdarstellung des Spitzpfeilers läßt ungewiß, ob man sich ihn vier- eckig, also pyramidenartig, oder rund — somit als Kegel — zu denken hat. Das Gipfelomament, mit dem er zuweilen versehen wird, spricht vielleicht für das letztere. Wahrscheinlich kamen beide Typen nebeneinander vor. Auch in Jerusalem ver- treten Absalomsgrab und Helenagrab die runde Form, dagegen die Gräber des Zacharias und der Tochter Pharaos den an die Pyramide erinnernden eckigen Typus. Die Mehrzahl der Reliefs von Spitzpfeilem befindet sich nicht unmittel- bar an oder in Grabanlagen, sondern an einem vielbegangenen Wege, hat also nur die Bedeutung von Denkmälern.
Die ReliefdarstcUungen lassen sich folgendermaßen ordnen:
a) Der einfache Spitzpfeiler. Dieser besteht aus einer bloßen mehr oder minder schlanken, öfters abgestumpften Spitze, bald mehr pyramidenartig mit Verhältnis der Grundlinie zur Höhe von i zu 2, bald schlanker mit dem Verhältnis von I zu 3 und darüber hinaus. Zuweilen sind auch zwei zu einer Gruppe verbunden. Ganze Reihen davon sieht man am Südwege nach Petra (XV). 47 Beispiele: Nr. 4 b. 14. 43 a. b. 45. 47 c. 268 a. 819—823. 326. 327. 828. 329. 330. 332. 888 a— d. g— j. 884. 336. 338. 839. 340 a— g. i— n. 342 a. b. 401 b. g.
b) Der Spitzpfeiler mit Fuß. In zwei Fällen (Nr. 47 a. 840 h) ist der Spitz- pfeiler mit einem einfachen, schräg zulaufenden Piedestal versehen.
c) Der Spitzpfeiler mit Postament. Weit häufiger findet man den Spitz- pfeiler auf einem mehr breiten als hohen Postament, das aus einem schräg ver- laufenden Sockel, einem niedrigen Würfel und einer schräg abgeschnittenen Deckplatte besteht.
Das obere Ende des Pfeilers ist öfters durch eine kleine Platte abgesetzt, über der sich eine besondere kleine Spitze erhebt, sodaß die Krönung an eine Knospe oder einen Fruchtansatz mit abstehendem Kelch erinnert. 17 Beispiele: Nr. 4 b. 49 i. 184 (nur eingekratzt). 187. 194 e (eingekratzt). 388 e. f. 835. 342 c. 401 c e. 755 a. c. d. e. f. 800.
Als Denkmäler für Verstorbene müssen auch die ausgehauenen Urnen gelten, welche in Petra in seltenen Fällen (Nr. 32. 716 c. e) in Nischen vorkommen, häufiger als Konsolenschmuck, auf den Giebeln von Grubfassaden bei Nr. 228. 408 (Triklinium). 413 mit je 3 Urnen, Nr. 179. 750. 763. 764. 821 mit je einer Urne, auf den Giebeln von Grabtüren bei Nr. 70 Br. je zwei, Nr. 228 (meiner Zählung) je drei, auf den Fassaden der Bogengräber Nr. 365. 366 Br. je zwei. Als bloßes Ornament erscheint die Urne auf der Tempelfassade von ed-der Nr. 446 und auf den Pilastem einer Idolnische in medäin sälih, Doughty XLV 36. Daß man die Aschenume in Petra aus dem praktischen Gebrauche wenig kannte, folgt aus der Einrichtung seiner Gräber, welche stets Bestattung des Leichnams voraussetzen. Über das vermeint- liche Columbariumgrab s. Nr. 872.
79
4- Heilige Felsen und Schlachtaltäre.
Bei dem umfangreichen gebauten Altar^ vor dem noch stehenden Stadttempel darf man annehmen, daß er gemäß der vom Tempelbau selbst vertretenen sakralen Sitte der Römer und Griechen für Brandopfer diente. Das jetzt erhaltene Gebäu ist sehr primitiv und wohl nur der rohe Kern des ursprünglichen, das mit großen Steinplatten bedeckt gewesen sein wird. In seine Mitte führt von Westen ein sich nach links verzweigender Gang, der gewiß eine Treppe ersetzen sollte. Unter den Felsaltären ist jedenfalls einer, der von el-me'esara III (Nr. 527), bei dessen Gestalt die Ausführung eines Brandopfers auf seiner mit einem Gottes- symbol versehenen Fläche unmöglich scheint. Da bei dem Altar von zibb 'atüf (Nr. 191 i) wahrscheinlich dasselbe Hindernis bestand, würde von den beiden best- ausgestatteten Felsheiligtümern Petras gelten, daß ihre Altäre nicht Brandaltäre waren, was jedenfalls beweist, daß auch auf den anderen Heiligtümern die Be- stimmung der Altäre zur Darbringung durch Verbrennung als zweifelhaft gelten muß. Am ehesten wird man bei dem Stufenaltar von ed-der (Nr. 447) an Opfer- brand denken, besonders, wenn man annimmt, daß das Vorhandensein dieses Altars außerhalb des Tempels durch das Bedürfnis eines Brandaltars zu erklären sei. Aber es ist ebenso begreiflich, daß es nicht Sitte war, in einer Tempelcella Opfer zu schlachten, und daß man deshalb einer besonderen Schlachtstätte unter freiem Himmel bedurfte. Man wird also vorsichtiger Weise bei den Felsheiligtümern nur von Schlachtaltären reden dürfen.
Die ,, Schlachtaltäre" sind, wie schon erwähnt wurde, bei Nr. 527 und wohl auch 191 i, wozu wohl noch Nr. 518 und 530 (el-me'esara I. V) zu rechnen wären, mit dem Symbol der Gottheit in einer Weise versehen, daß man daraus wird schließen dürfen, der Altar sei nicht bloß Schlachtstätte gewesen, sondern ebenso sehr Denkmal und Thron der göttlichen Gegenwart im Heiligtum. In dieselbe Richtung deuten die S. 71 genannten Darstellungen, welche das Idol auf einem altarähnhchen Postament mit oder ohne Stufen zeigen. Daß es unter freiem Himmel liegende Heihgtümer ohne eigentliches Idol gab, kann nicht auffallen, wenn der Gottesdienst der Nabatäer hauptsächlich der Sonne galt. Aber auch dann wird die Schlachtstätte als der Punkt gedacht sein, wo man der Gottheit am nächsten ist. Zu dieser Anschauung stimmt es, wenn es bei Votivreliefs gleichgültig war, ob man das in Petra übhche Idol oder das Bild eines Altars ausführen Heß (s. u.). Das Herrschen einer vierwandten Anschauung erklärt auch, wie man in Nord- syrien zu der Verehrung eines Zevg ßcofiög oder Zevg Mäößaxog gekommen ist^, und daß sogar die Juden im Tempel von Jerusalem dem Brandaltar am Hütten- fest durch Ausschmückung mit Weidenzweigen und festliche Umzüge eine besondere Verehrung widmen konnten'. Altar und Gottesthron waren somit, wenn nicht
i) S. über ihn v. Domaszewski bei Brünnow I, S. 306 und in diesem Werk Abb. 23, wo der Altar vor dem Tempel nach rechts zu sichtbar ist.
2) Clermont-Ganneau, Recueil IV, S. 247«.; VII, S. 82. 3) Mischna, Sukka IV 5.
gO G. ÜBUSICST Cb«k die FRWHfiLtcreMr.R VON Prr«A.
immer, so doch öfters für die nabataischt- Xorsttlluiig i-iii und dasselbe (vgl. S. 58). Folgende Abarten des Schlachtaltars lassen sich untersclieiden.
a) Die Felsplatte.
Als naturwüchsige Form des Schlachtaltars, statt dessen man hier besser „Schlachtstätte" sagen vv-ürde, ist zuerst der Fels zu nennen, dessen Gipfelplatte in manchen Fällen durch Ausschnitt eines viereckigen Platzes mehr oder weniger hergerichtet und außerdem durch Stufen ersteigbar gemacht wTirde. Hierher gehört der viereckige Platz Nr. 68 auf dem Nordplateau von el-medras und Nr. 285 auf gebel en-nmer, sowie die Felsplatten von el-kantara I und III (Nr. 121. 126), Theaterberg I (Nr. 204), et-turra (Nr. 816). el-habi's I (Nr. 878), es-sijar II (Nr. 898), Klausenschlucht II (Nr. 442), cd-der I (Nr 450), III (Nr. 475), el-metäha IV (Nr. 647). auf el-bubta I (Nr. 762), II (Nr. 770. 771), III (Nr. 774), IV (Nr. 793). Die beiden zuletzt genannten sind Berggipfel, bei denen — abgesehen von einem Treppenaufgang bei Nr. 793 — jede künstliche Herrichtung unterlassen wurde. Am meisten Kunst ist angewandt bei Nr. 762, wo ein tief eingeschnittener Platz mit Pfeileridol dem sakralen Zwecke dient. Auch die mit Opfermahlstätten ver- sehenen Kuppen von el-farasa-West (Nr. 256. 257. 260) und Klausenschlucht I (Nr. 441 1) sind hierher zu rechnen.
Eine bloß symbohsche Bedeutung kann man annehmen von einigen isoherten Felsblöcken, die jedenfalls nicht bestimmt waren -erstiegen zu werden, wie Nr. 30. 70. 206. 258. 528 aa. 542. Doch ist bei allen zweifelhaft, ob sie wirklich unter den Gesichtspunkt des Altars gestellt wurden.
b) Der Felsbuckel.
Während es sich bei a um eine größere natürliche Erhebung handelt, wird hier an kleinere Buckel gedacht, bei denen ebenfalls der Natur nur wenig nach- geholfen ist. Hierher rechne ich die mit eigentümlichen Rinnen versehenen Buckel Nr. 107 von el-medras und Nr. 280 (mit Stufen) von gebel en-nmer, die in ihrer ur- sprünglichen Form unbestimmbaren Steine Nr. 86 b von el-medras, Nr. 302 b von et-turra, und 646 b von el-metäha IV, den wunderbaren auf ovaler Grundlage auf- steigenden Buckel Nr. 286 g von gebel en-nmer, den mit Stufen versehenen Felsen (Nr. 618) von el-me'esara I und den stufenlosen Felsen (Nr. 680) von el-me'esara V.
c) Der einfache Würfel.
Hier ist der zum Schlachtaltar bestimmte Fels ganz oder doch teilweise künst- lich geformt, sodaU die Absicht klar ist, etwas einem Würfel ähnliches herzustellen. Dies gilt von dem niedrigen länglichen Stein von ed-dära (Nr. 4 j), en-nmer I (Nr. 289) und am Wege zu ed-der (Nr. 411), dem Doppelstein von el-kantara IV (Nr. 180), dem Felsblock von gebel en-nmer (Nr. 284)*, dem wohlgeformten Altar von el-me'esara II (Nr. 680 c) und dem rohen Block von el-metäha III (646 d).
I) achtbw MD linken Ende der GipfelpUtte des Berge* auf Abb. 10.
StofenaltAre und Spendeschalen. 8i
Hierher gehören auch die altarförmigen Gräber bez. Grabdenkmäler Nr. 7, 8, wohl auch Nr. 46. 799, insofern sie würfelförmige Altäre zum Modell genommen haben und von den Turmgräbern Nr. 6. 26. 300. 310 zu unterscheiden sind.
d) Der Stufenaltar.
Eine allseitige künstliche Bearbeitung des Altars, der hier auch mit Stufen versehen ist, liegt vor bei Nr. 191 i von zibb 'atüf, Nr. 447 von ed-der I, Nr. 527 i von el-me'esara III. Der erste und dritte ist länglich, der zweite quadratisch ge- formt. Die Treppe führt beim ersten nur zur halben Höhe des Altars, bei den anderen beiden zur vollen Höhe hinauf. Nicht völhg geebnet ist der Altar von el-metäha I (Nr. 537) und von el-habis II (Nr. 379 b), bei dem auch die Stufen nur in einer verkümmerten, praktisch unverwendbaren Form vorliegen. Kaum ein Altar ist zu nennen die mit Stufen versehene längliche Felsbank von el-me'esara IV (Nr. 528 k) . Mit einem Nischenbassin ist der Altar unmittelbar verknüpft bei el-medras (Nr. 93 ga).
Als etwas Altarähnliches lassen sich wohl auch die in großen Nischen herge- stellten Plattformen auffassen, zu welchen Stufen hinaufführen, so im Innenraum des Tempels von ed-der (Nr. 446 c) und in der Cella unter el-^iubta V (Nr. 708 a).
5. Die Spendeschalen.
Die Felsheihgtümer von Petra sind da, wo es einen besonderen Schlacht- altar gibt, nicht deshalb auch mit einem Raucher- und Spendealtar versehen. Das kommt gewiß daher, daß der Schlachtaltar selbst meist die Stätte des Spendens und Räucherns war, was sich da, wo er der eigentliche Mittelpunkt des Heiligtums ist, im Grunde von selbst versteht. Aber Schalenvertiefungen sind doch öfters vorhanden, welche als der Ort der Spenden und vielleicht auch des Räucherns betrachtet werden müssen (vgl. S. 58 f.).
Solche Schalen finden sich auf dem Schlachtaltar, bez. dem ihn vertretenden Felsen selbst in el-medras (Nr. 93 i), el-kantara I (Nr. 121 c), Theaterberg I (Nr. 204a), el-habis I (Nr. 378 f), el-me'esara III (Nr. 527 k), el-hubta I (Nr. 762 e), in unmittelbarer Nähe desselben bei el-me'esara I (Nr. 518 g), V (Nr. 530 b, d, e), sonst im Bereiche des Heiligtums bei el-medras (Nr. 69. 71 f), el-me'esara II (Nr. 520 j. k), III (Nr. 527 c. y). Auf einem besonderen Felsklotz links neben dem Schlachtaltar sind Schalenvertiefungen ar^gebracht in er-ramle (Nr. 4 1) und zibb 'atüf (Nr. 191 1). Da in denselben Block außerdem Bassins eingehauen sind, die sicherlich anderen Zwecken dienten, ist aber fraglich, ob man von einem besonderen Spendealtar reden darf.
Unterhalb von Nischen und Pfeileridolen finden sich Schalenvertiefungen mit der gleichen Bedeutung bei Nr. 213 a. 224 b. 331 a. b. 38g e. 653 c. 784 a. 795 a. Einen eigentlichen Schalenstein habe ich in Petra nicht gesehen, wohl aber in ^)irbet el-mikdis am Wege nach 'en negl, wo eine Steinplatte von 0,90 m Länge und 0,50 bis 0,60 m Breite mit 21 Schalenvertiefungen verschiedener Größe versehen ist.
Dalman, Pclra. f.
g2 G. Cbemicbt Dan oie FEtsHEiLtcreMut von Pktra.
Sopulkrale Bedeutung haben die Schalen in der Nähe von Gräbern, Nr. 341 b — f. 607 a. c. 508 c. 609. 610. und bei Grabdenkmälern, Nr. 820 a— c. 321 a. 325 a. b. 327 b. 828 a. 829 b. 330 b. Dahin gehören auch einige beim „Rundgang durch die Ftlsheiligtümer Petras" nicht erwähnte Beispiele. Westlich unterhalb des zweiten Heiligtums auf dem Theaterberg ein Senkgrab mit rings umherlaufender Rinne mit Wasserablauf und drei Schalenvertiefungen an dem einen Ende, und ein zweites Grab nüt zwei Schalen zur Seite. In der Gegend von el-me'esara ein Senkkammer- grab, auf dessen Öffnung noch zwei Decksteine liegen, mit je drei Schalenvertiefungon am oberen und unteren Ende der Öffnung, und ein Senkgrab mit zwei Schalen an seinem einen Ende. Auf dem Dache eines Zinnengrabes beim B^nne des Ostweges nach zibb 'atüf zwei Schalenvertiefungen oberhalb eines Troges von 0,53 zu 1,45 m, der vielleicht ein Senkgrab war, und in der Nähe eine schmale lange Rinne; auf einem zweiten Dache derselben Gegend eine Schalenvertiefung bei einem kreis- runden Trog von 0,70 m Durchmesser in viereckiger Umrahmung und einem länglichen Bassin von 0,60 zu 0,80 m; auf einem dritten Dache ein Trog von 1,84 zu 0,60 m mit Ablauf über den Rand des Daches. Man sollte meinen, daß alle diese Trc^e Wasser sammeln sollten, das für die im Grabe ruhenden Toten bestimmt war*.
Eis macht für den Zweck der Schalenvertiefungen keinen Unterschied, ob sie rund sind oder viereckig. Das erstere ist das gewöhnliche. Viereckig sind Nr. 331 a. 527 c. 784 a (auch 841 d. e, sepulkral). Ebenso ist zweifelhaft, ob eine besondere Bedeutung vorliegt, wenn die Form eines Doppelkreises gewählt ist, worüber s. zu Nr. 191 1. Sie findet sich Nr. 4 1 und 191 1 in sakraler Umgebung, Nr. 509 und 610 in der Nähe von Gräbern. Mit einer Ableitungsrinne ist nur Nr. 191 1 ver- sehen.
In der Bedeutung verwandt sind wohl kleine Vertiefungen, welche sich zu- weilen an der senkrechten Vorderfläche von Pfeileridolen finden. Solche Höhlungen konnten natürlich nicht für , .feste Dedikationen" bestimmt sein, wie Sellin^ an- nimmt. Eher bezeichneten sie die Stelle, welche der Spendende mit dem Finger betupfte, oder sie waren symbolischer Natur und kennzeichneten das Idol als ein solches, dem man Spenden widmet.' Diese Vertiefungen finden sich dreifach bei Nr. 298 a, einfach Nr. 802 a. 808 a. 498 a. Meist sind sie als ein rundes oder ovales Loch geformt, nur bei Nr. 498 a scheint eine kleine Rosette beabsichtigt zu sein. Unter der Pfeilemische ist an der Wand der Cella eine Vertiefung angebracht bei Nr. 78 b, an der senkrechten Wand des Postaments eines Grabdenkmals bei Nr. 818 b. c.
1) In die Kategorie der sepulkralen Schalen werden auch die Vertiefungen des vermeint- lichen Felialtara ScUins (Teil Ta'annek. S. 34) in ta'annak gebflren, und auch in Gexer wird diese MAglichkeit ernstlicher in Rechnung cu stellen sein, als e* in den bisherigen Aosgrabungsberichten der Fall war.
3) Teil Ta'annek S. 104.
3) So Vincent. Canaan, S. taS ff.
Rävcherai,tXre mit mn> ohne Hörner. 83
6. Die Räucheraltäre.
Von den Altären, welche einst auf den Dächern Petras standen, damit auf ihnen gespendet und geräuchert werde (S.58f.), hat sich kein einziger erhalten. Auch in den Felsheiligtümern Petras sieht man, außer den nicht sicheren Beispielen von er-ramle und zibb 'atüf (S. 81), nur ein einziges massives Exemplar, das dafür gelten könnte, den von mir entdeckten Altar von el-farasa-Ost II, Nr. 251, der indes zum praktischen Gebrauch wohl auch nicht bestimmt war. Alle anderen diesem ähnlichen Altäre sind nur der Gottheit gewidmete Rehefs oder Bilder, bei denen eine wirkliche Verwendung zum Räuchern und Spenden nicht in Frage kam. Zwei Typen des Räucheraltars sind zu beobachten. Dem ersten ist eigentümlich eine schlanke Gestalt von etwa doppelter Höhe als Breite, worin sie an den ebenso beschaffenen Räucheraltar der Stiftshütte {2. Mos. 30,1 ff.) erinnern. Außerdem sind sie wie dieser mit ,, Hörnern" versehen, d. h. mit hörnerartigen Verzierungen, welche auf die Ecken der Deckplatte aufgesetzt sind. Der kleine Umfang der Ober- fläche bürgt dafür, daß eine andere Verwendung als zum Spenden und Räuchern nicht vorkarii.
Bei Votivdarstellungen galt der Altar gewiß als Symbol der verehrten Gottheit. Das ist besonders da deutlich, wo er zwischen zwei fruchttragenden Palmbäumen erscheint (Nr. 402 d). Der Allat mag das AltarreUef Nr. 539 d gewidmet sein, weil es neben einem Pfeileridol steht, das, wie es scheint, dieser Göttin zuzuschreiben ist.
Es lassen sich 18 Beispiele nennen: Nr. 251. 271 a. b. 400a. 401 a. d. f. 402a. c. d. e. 403 a. b. 539 d. 607. 699. 786 a. 788 c, in medäin sähh nach Doughty
XLVI,38.39^
Nur geringfügige Unterschiede kommen vor. Bei so rohen Darstellungen wie Nr. 271 b und 788 c fehlt dem Altar jede Gliederung. Nur mit einem schräg zu- laufenden Fuß ist er versehen bei Nr. 607. 699. 786 a, mit Sockel und Deckplatte bei allen übrigen Beispielen. Die Hörner sind meist gradlinig spitz, dagegen ge- stutzt bei Nr. 607. 786 a und in medäin sähh, nach der Mitte zu bogenförmig bei Nr. 251. 402 a. d. e.
Einen zweiten Typus der Räucheraltäre bieten die Reliefs von hörnerlosen Altären, die zuweilen der Würfelgestalt etwas näher kommen, als es bei dem ersten Typus geschieht. 13 Beispiele: Nr. 51 a. 154. 261 a. 400b. c. 691 a. b. 702. 703. 716 a. 750 a. 797. 848. Davon ist das letzte Beispiel besonders beachtenswert, weil es vertieft gearbeitet ist und den Altar zweifach ineinander gesetzt zeigt.
7. Die Stätten für Idole und Weihegaben.
Altäre und Heiligtümer konnten selbst als Weihegaben an die Gottheit ge- meint sein. Hier ist indes an solche ihrer Natur nach am Boden haftenden Sacra
i) Vincent, Canaan S. 124 Anm. 3, erkennt zwar auf den bei ihm ungenau wiedergegebenen Reliefs bei Doughty Altarhömer, aber nicht die Altäre selbst.
6*
8^ U. . LKUICHT Pb«R niv FiisHuiunrnii!» VON Pkika
nicht gedacht, sondern an Gaben, welche man der Odttluit darbrachte, und für deren Niederlegung in ihrer Gegenwart man eines besonderen dafür geeigneten Platzes bedurfte. Geschenke, die in Kostbarkeiten bestanden, hat man gewiß in Petra wie anderwärts in geschlossenen Räumen wohl verwahrt, und es wäre recht mi>glich. daß manche Kammern bei den Felsheiligtümem, deren Zweck für uns unerkennbar ist, dafür benützt wurden. Idole mußten aber jedenfalls sichtbar st) aufgestellt werden, daß sie der Verehrung dienen konnten, und für minder wert- volle Gaben, Skrhalen, Embleme, Früchte, Kuchen usw., mußte vor der Gottheit ein Platz sein, auf den man sie niederlegte. Man wird also zu unterscheiden haben die Stätten von dargebrachten Idolen und die Statten anderer Weihegaben.
a) Die Stätten von Votividolen.
Idole, welche in Statuen bestanden, hat man gewiß öfters auf frei stehenden Postamenten aufgestellt. So sind vielleicht die beiden hohen Basen zu erklären, welche im Stadtgebiet von Petra am Südufer des Baches auf einem besonderen Unterbau gegenüber einem Halbrund auf dem anderen Bachufer, vielleicht einem Nymphaeum, zu bemerken sind. In Felsheiligtümem lassen sich die postament- ähnlichen Steine Nr. 267 e (unter freiem Himmel) und 360 a. 698 a (in einer offenen Halle) nennen, die möglicherweise Statuen getragen haben, überhalb von Stufen finden sich bogenförmige Felsausschnitte, welche, wohl der Aufstellung von Idolen dienten, bei Nr. 92. 931. 97.
Vor allem aber waren Nischen an Felswänden oder im Innern von Fels- kammem, von denen "onter 9 geredet werden soll, der geeignete Platz für Idole. Sie waren auf diese Weise vor den Unbilden der Witterung und der Beschädigung von Menschen am besten geschützt und gleichzeitig in einer für die Verehrung passenden Situation. Petra ist denn auch reich an derartigen Nischen. Ich habe 416 verzeichnet, zweifle aber nicht, daß deren noch bedeutend mehr zu finden wären. Es ist keineswegs nötig, da£ alle wirklich Idolen dienten und also als Proskyneterien (S. 56) zu bezeichnen wären. Aber eine nicht geringe Zahl, nach meinen Aufzeichnungen etwa 120, sind wirküch mit Pfeileridolen versehen, die in ihre Rückwand erhaben oder vertieft eingehauep sind, und es ist anzunehmen, daß in vielen der übrigen jetzt verschwundene Gottesbilder oder -symbole aufge- stellt waren. Bei so großen Nischen wie Nr. 22. 28. 272. 389 i. 395. 489. 440 a. 441 e. 651. 721. 725. 743 würde man gern an Statuen denken, wie es im Heiligtum von en-nmer für eine Nische (Nr. 294 b) ausdrücklich bezeugt ist.
Wenn eine größere Zahl von gleichgroßen Nischen eine Felsenkammer schmückt, wäre möglich, daß ein Pantheon beabsichtigt war, was v. Domaszewski' für aus- gemacht hält. Aber man könnte mindestens ebenso gujt an die Aufstellung von Famihcnbildem denken. Diese Nischen haben wohl nie die für lebensgroße Statuen notwendige Größe. Zu nennen sind hier die Kammern oder Säle Nr. 221 mit 12 Nischen, Nr. 248 mit 12, Nr. 386 mit 9, Nr. 387 mit 11, Nr. 388 mit 9, Nr. 472 mit 6,
1) Bei Brünnow I, S. 174.
VOTIVNISCHEN UND VOTIVDÄNKK. 85
Nr. 514 mit 4, Nr. 677 mit 9 Nischen. Rätselhaft ist der Zweck der sonderbar ge- formten breiten Nischen Nr. 380 a. 391 a. 515 a. b. 516 a, die sich in Felsen- kammern befinden. Vielleicht darf man vermuten, daß sie dem Unterbau einer Plattform dienten und daß ihre Ausbuchtungen als Balkenlager gemeint waren.
Die Nischen sind in den meisten Fällen selbst völlig schmucklos, viereckig oder oben bogenförmig abgeschlossen. Von den ersteren verzeichnete ich 241, von den letzteren 91. Seltner ist die Form der Concha, bei welcher die Nische apsis- artig gewölbt ist. Dafür gibt es 16 Beispiele: Nr. 150. 151. 155. 156. 161. 250. 273 d. 302 a. 359 c. 596. 694. 714 a. b. 715 f. i. 788 a. Bemerkenswert ist die muschel- artige Dekoration der Concha bei Nr. 302 a. Für den künstlerischen Schmuck der Nischen hatte man in Petra, außer einer einfachen Umrahmung, eine sehr begrenzte Zahl von Motiven. Einfache Pilaster mit Fuß und einer vereinfachten Form des Petrakapitäls konnten rechts und links angebracht werden. So entstanden vier- eckige Nischen mit Pilastern, die meist durch einen einfachen Architrav oben abgeschlossen sind, wie Nr. 70 c. d. j. 89b. 115. 137. 138. 140. 146. 157. 160.182. 229. 239 b. 266. 438. 543. 597. 618. 622. 633. 778 (22 Beispiele), aber auch Bogen- nischen mit Pilastern wie Nr. 15 c. 20. 42 a. 66. 70 n. 71c. 82. 99. 116. 119. 136. 172. 181. 190. 223. 244. 263. 271a. 295 b. 414. 456. 481. 495. 606 (24 Beispiele).
Die Pilasternischen können auch nach oben durch einen Giebel mit oder ohne Akroterien oder Konsolen abgeschlossen sein, also die Form einer Aedicula haben, so Nr. 51 e. 84. 137. 138. 144. 149. 459. 462 a. 491 a. 542 a. 563. 587. 592. 593. 621. 622. 651. 778 (18 Beispiele). Zuweilen sind mehrere Nischen ineinander geschoben wie bei Nr. 491 a und 622, die auch durch Brustbilder in den Verkröpfungen des Frieses ausgezeichnet sind. Mit Triglyphen und Pateren ist der Fries geziert bei Nr. 146. 491 a. 587. Festons schmücken die Attika bei Nr. 144. Die Nische ruht auf einer Predella bei Nr. 51 a. e. 70 n. 99. 119. 137. 138. 181. 230. 464. 491 a. 542 a. 622. Eine breite Predella ist unter dem Schlangenidol (ohne Nische) angebracht bei Nr. 210 e.
b) Die Stätten von Weihegaben.
Die Idolnische kann selbst mit einem bankartigen Vorsprung versehen sein, auf welche sich Weihegaben niederlegen ließen. Wenn dieser Vorsprung schmal ist und weit ausladet wie bei Nr. 498 und 694, erinnert er an einen Altar. Man hat diese Bänke aber wohl weniger unter den Gesichtspunkt eines Altars, sondern eines Tisches gestellt. Bei den Israeliten gab es einen heihgen , .Tisch" für ähnliche Zwecke (2. Mos. 24, 23 ff., i. Kön. 7, 48). Folgende Beispiele sind mir bekannt: Nr. 61. 62. 70 j. 8r. 140. 161. 162. 172. 176. 181. 199. 266. 273 f. 277. 293 a. 370. 389 j. 449 c. 498. 539 e. 652. 694. 716 g. 723. 775. 781.
Dem gleichen Zweck dienen, unabhängig von Idolnischen, in mehreren Heilig- tümern Petras kürzere oder längere niedrige Bänke oder Stufen, zuweilen mehrere übereinander oder auch in zwanglosen Gruppen. Bei einigen wenigen von ihnen könnte man wohl an Sitzgelegenheiten denken, bei den meisten ist dies völlig ausgeschlossen, alle haben mit Treppen nichts zu tun. 25 Beispiele : Nr. 62 a ;
85 O, Obusicht ean on FiuHBUinlhaK von Pstra.
9S. 98 m. o. 98 el-medras; 126 b. c el-kantara III ; 251 a el-farasa-Ost II ; 285 d. e gebe! en-nmer II; 827 a. 829 a; 461 ed-der; 620 d cl-me'esara II; 627 a. b el- me'esara III; 628 c. j el-me'esara IV; 680 f el-me'esara V; 687 d el-metäha I; 716 e. 716 b. f unter cl-\)ubti VI. Eine länglich viereckige, wenig erhöhte Platte bietet den Weihegaben Platz bei Nr. 191 e auf zibb 'atüf.
Besonders im Innern von heiligen Kammern hat gewiß ein Teil der dort vor- handenen Nischen (s. o.) der Aufstellung von Weihegaben gedient. Für ganz kleine Gaben, etwa Lämpchen, boten Platz sehr kleine Nischchen an der Fels- wand etwa in der Umgebung einer Idolnische oder an der Wand einer Cella. Solche Nischchen finden sich öfters in großer Zahl und langen Reihen, meist in un- erreichbarer Höhe. Beispiele: Nr. i c. 29 a. 34. 140 a: 239 a. 251b. 821b. 322 a. 359 b. 389 f. 442 e. 462 d. 690 a. 715 g. 788 e, bei Gräbern Nr. 4 a. 5 a. 44.
An ähnlichen Stellen kommen auch absichtlich geschlagene kleine Löcher, ebenfalls zuweilen in Reihen vor. In ihnen dürften Pflöcke gesteckt haben, an welche Votivgaben gehängt \»'urden, so Nr. 89 c. 115 a. 116 a. 119 a. 140 b. 169 a. 228 b. 294 c. 462 c. 708 c, bei einem Grabe Nr. 56. Diese Löcher erscheinen dabei in Gruppen von Dreiecken Nr. 89 c. 294 c. 462 c, wobei man an die Anbringung irgend einer Dekoration denken könnte. Anderer Art sind natürlich die über die Wand zerstreuten Löcher zur Befestigung von Stuck. Während das einfache Loch nur einen Pflock tragen konnte, Heß sich eine Schnur durch ein Doppelloch ziehen, wo sie durch ein vom stehen gelassenes schmales Steinband festgehalten wird. Die Schnur konnte eine Weihegabe tragen, aber auch' Kränze ließen sich so anhängen. Beispiele: Nr. 47 b, 115 b. 116 b. 117 e. 210 h. 440 b. 715 h. 756 g. 788 d. Dieselbe Bedeutung haben schräg durch eine Felsecke geschlagene Löcher wie Nr. 49 f. 520 e.
9. Heilige Kammern.
Ein Tempel hat zu seiner Voraussetzung ein Kultbild, das in seiner Cella ver- wahrt wird. So hatte der noch stehende Stadttemf>el von Petra eine dreiteilige, der in Trümmern hegende (S. 64) eine einteilige Cella. In dem gleichen Sinne kami man von einer Cella nur reden bei dem quadratischen Saal des Felsen tempels von ed-der (Nr. 446). Die Opferstätten auf den Bergen Petras waren im allge- meinen unabhängig von zu hütenden Idolen. Der reich ausgestattete Opferplatz von zibb 'atüf ist ohne jede Felsenkammer. Trotzdem geht es nicht an, die Felsen- kammem Petras ohne Unterschied für Gräber zu erklären, so wenig es auch erlaubt ist, mit Brünnow auf jeden mit irgendwelcher Nische ausgestatteten Raum ohne Grab die Bezeichnung ,, Heiligtum" anzuwenden (s. o. S. 67).
Die Kammer des Obodatbildes von en-nmer Nr. 294 zeigt durch ihre Inschrift, der Felsensaal des Burgberges von ed-der Nr. 491 durch seine Ausstattung unwider- leglich, daß sie zur Aufstellung eines Idols ausgehauen wurden, also als Sacella gelten müssen. Dasselbe ist anzunehmen für die durch eine Tafelinschrift ausge- zeichnete Kammer Nr. 88 von el-medras. Diese drei Beispiele werden nicht die einzigen gewesen sein, sie zeigen auch, daß einer derartigen Kammer, sobald das Idol oder eine Inschrift fehlte, ihr Zweck gar nicht anzusehen war.
Kammern fCk Idole und NebenrXome. 87
Da Idole sich nicht in Grabkammern befinden konnten, scheint die sakrale Bedeutung einer Felsenkammer festzustehen, wenn sie in der Mitte ihrer Rück- wand eine Idolnische enthält, die ihr offenbar das Gepräge geben soll. Danach werden als sakral gelten dürfen die meist ziemlich quadratischen Kammern Nr. 71. 76. 77. 89. 103 el-medras; 210 Theaterberg II; 294 (s. 0.). 295 en-nmer; 302 et-turra; 446a (s. oben). 462. 463. 491 (s. o.) ed-der; 708 unter el-\iubta V. Dazu ist wegen der Inschrift noch zu rechnen Nr. 88 (s. o.) und, wegen einer Inschrifttafel, wohl auch die naheliegende Nr. 90 von el-medras wie Nr. 811 in el-lanti. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sakrale Verwendung scheint auch vorzuliegen bei Felsen- räumen, die vorn völlig offen sind und meist verhältnismäßig wenig Tiefe haben, sodaß ein anderer Zweck als die Aufstellung eines Idols schwer zu denken ist. Solche Hallen sind Nr. 29. 33. 35. 114. 122. 240. 264. 265. 304. 348. 360. 399. 450 c. 693. Zwei von ihnen, Nr. 360 und 693, sind auch mit Postamenten zur Aufstellung von Statuen versehen. Weniger sicher (vergl. S. 841.) ist der sakrale Zweck bei den mit einer größeren Zahl leerer Nischen versehenen Sälen Nr. 221. 248. 386. 387. 388. 472. 514. 677. Für Sacella möchte ich auch halten die durch ihren tempel- artigen Fassadenschmuck ausgezeichneten Felsenkammern Nr. 245 (el-farasa-Ost II) und Nr. 830 (el-bärid).
Bisher war nur an Räume gedacht, deren Zweck die Aufstellung eines zur Ver- ehrung bestimmten Idols ist. Aber bei Heiligtümern sind auch Räume anderer Art zu erwarten. Abgesehen von den für die Besucher des Heiligtums bestimmten Räumhchkeiten, von denen unter 10 zu reden ist, mußten als Nebenräume vor- handen sein Kammern für Utensilien, unter Umständen auch Weihegaben (vergl. S. 84) des Heiligtums, wie sie das Tempelhaus zu Jerusalem umgaben (i. Kön. 6, 5), vielleicht auch Kammern, in denen Teilhaber am Heiligtum ihre eigenen Schätze unter die Hut der Gottheit stellten (vergl. Neh. 13, 4. 7). Bei größeren Heihgtümern wie el-medras und ed-der sollte man auch die dauernde Anwesenheit von Hütern oder von Priestern für notwendig halten. Dann würden Wohnräume für diese, aber auch Vorratsräume für ihr Diensteinkommen unumgänglich sein. So ergibt sich die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins von Kammern mehr untergeordneter Bedeutung, wie sie ja auch die Heihgtümer von Petra in großer Zahl aufweisen. Als solche zähle ich folgende auf: Nr. 2. 3 er-ramle; 10 b. 23. 24. 50. 60. 78. 91. 105. 109 el-medras; 212. 214 Theaterberg II; 246 el-farasa-Ost II; 281 gebel en-nmer; 296. 297 en-nmer; 364 — 369 umm el-bijära II, 379 f el-habis II; 442 g. h. Klausenschlucht II; 443. 444. 449 a. 455. 460. 467. 468. 470. 471. 474. 476. 484—486. 492. 500. 502—506 ed-der; 519 el-me'esara II; 526. 527 f. m. p. t el- me'esara III; 532. 533 el-me'esara V ; 538. 540 el-metäha I; 666. 667. 670 unter el-feubta I; 673—676. 678 unter el-^ubta II; 685 — 689 unter el-Jiubta III; 708 d. e. 709. 710 unter el-^ubta V; 765. 766 auf el-^ubta I; 786. 787 auf el-^ubta IV; 810. 812—814. 817 el-lanti; 826—829. 831. 832. 853. 854— 856 el-bärid. Doch ist hin- zuzufügen, daß eine Anzahl dieser Räume auch den Besuchern der Heiligtümer gegolten haben könnte und also eigentlich unter 10 zu verzeichnen wäre.
Von irgend welcher besonderen Einrichtung aller hier genannten Räume ist nichts zu berichten. Sie sind sämtlich fensterlos, erhielten also ihr Licht nur durch
gg G. CaEkiicBT Cbek Da FKuasiuorOinn vom Petra.
den Eingang, sei es. daß die Kammer vom völlig offen, oder daß sie mit einer Vorderwand versehen ist, deren Tür verschlossen werden konnte. Eine derartige Einrichtung ist bei den Bauernhäusern Palästinas noch immer das gewöhnliche, so unbequem sie auch erscheint, wenn man zur Winterszeit Veranlassung hat, die Tür zu schließen. Auch für den Schmuck der Außenseite hat man selbst bei den eigentlichen Sacellen nichts getan, was auffällt, weil man auf die Fassade der Grab- bauten so viel Sorgfalt ver^vandtc. Man hatte wohl Abneigung gegen die Ausstattung solcher Räume mit Hilfe einer Kunst, deren Ursprung aus dem Bereich einer fremden Religion bekannt war. Zu den Ausnahmen gehört vor allem die Fassade des Tempels Nr. 446 und der innere Schmuck des Sacellums Nr. 491 bei ed-der; aber bei beiden steht die Herkunft aus einer verhältnismäßig späten Zeit fest, und die Architektur des der-Tempels macht den Eindruck, als habe man sich, anders als bei eg-gerra. Mühe g^eben. Fremdländisches doch so viel als möglich zu vermeiden. Spät sind gewiß auch die giebellosen Tempelfassaden mit freistehenden Säulen von Nr. 245 und 880. Bei Nr. 245 ist auffällig die Inneneinrichtung mit Unterscheidung eines Pronaos und einer Cella mit Fensteröffnung gegen die sonst zu beobachtende Sitte.
Die künstlerisch verzierten Fassaden Petras sind, auch wenn sie Gräbern gelten, zuweilen von sakraler Bedeutung. Dies gilt nicht von den aus älterer Zeit stammenden Fassaden mit Zinnenomament, welche nur ein Haus oder einen Turm nachahmen wollen (S. 47)*, auch nicht von den Fassaden mit Stufenkrönung*, welche nur eine künstlerische Umformung des Haustypus bedeuten. Beabsichtigte Tempelform ist mit Sicherheit nur bei den folgenden, wohl fast ausschließlich jüngeren Fassaden anzunehmen. Am häufigsten ist Typus I a mit einem Giebel und zwei die Fassade flankierenden Pilastem, die mit Viertelsäulen gekuppelt sind; so Nr. 229 (228 D.). 269. 452 (408 D.). 455 (413 D.). 731. 846 (821 D.) Br., außerdem das von mir gefundene Giebelgrab von el-habis Nr. 878 a. Hierher sind auch Nr. 148. 326. 475. 514. 693 (551 D.)' Br. zu rechnen, bei denen vielleicht die Pilaster nur einfach sind. Eine Vervielfachung dieses Typus bedeutet der Unterstock des Etagengrabes Nr. 765 Br. (752 D.), eine erweiterte Form (I b) mit zwei Halbsäulen außer den Pilastem die Fassaden Nr. 239 (288 D.). 258 (261 D.). 763 (760 D.). 772 (754 D.) Br., mit vier Säulen und zwei Halbsäulen der Unter- stock von eg-gerra Nr. 62 (179 D.) Br.
Typus II hat gebroclienen Giebel und mehrere Träger, so Nr. 228 Br. (227 D.) mit vier Pilastem, Nr. 34 Br. (49 D.) mit sechs Pilastem, der Unterstock von Nr. 766 Br. (758 D.) mit acht Halbsäulen. Giebellos ist Typus III mit zwei Pilastem bei den Fassaden Nr. 4 (5 D.). 306. 320 Br.«, mit zwei Vollsäulen und zwei Pilastem bei Nr. 244 (246 D.). 396. 847 (880 D.) Br., mit zwei Pilastem und sechs Halbsäulen bei dem Unterstock von ed-der Nr. 462 Br. (446 D.). Eine Mischform, Typus IV, mit Stufenkrönung ist Nr. 69. 361. 633. 770 Br., wohl auch Nr. 657 Br., wo der Oberbau fehlt, und 728 Br. (714 D.). Die oberen Stockwerke von Nr. 62 (179 D.).
I) S. Abb. II. 8ja. 2) S. Abb. 8 rechta. Abb. 11 recht» oben.
3) Nach Brflnnow auch Nr. 306 Br., aber mit Unrecht.
4) Nr. 306 wirc nach Brfinnow ein Giebelgrab, Nr. 320 ein Zinncngrab.
Opfermahlstatten und FkstsXle. 8y
462 (446 D.). 765 (752 D.). 766 (753 D.) Br., sowie die öfters aufgesetzten Zwerg- geschosse können hier außer Betracht bleiben, weil sie nur dem Bedürfnis einer dekorativen Überhöhung des eigentlichen Baues entstammen. Vorhöfe mit Säulen- hallen zu beiden Seiten haben nur Nr. 4 (5 D.) und 772 Br. (754 D.).
Wirklichen Heiligtümern gelten nur die Fassaden Nr. 462 Br. (446 D.) und wohl auch Nr. 244 (245 D.). 847 (830 D.) Br., GrabtrikUnien (s. u.) die Fassaden Nr. 34(49 D.). 452 (408 D.) Br. Alle übrigen sind Gräber. Aber sie werden eine Vor- stellung davon geben, wie gebaute Heiligtümer der gleichen Zeit beschaffen waren. Der als Ruine erhaltene Stadttempel war ein Giebelbau mit 2 Pilastern und 4 Säulen, folgte also Typus I b.
10. Opfermahlstätten und Festsäle.
Wenn Opferschlachtung, Blutspende und Opfermahl die wesentlichen Haupt- teile einer rehgiösen Feier in Petra waren, kann nicht auffallen, daß dafür gesorgt war, daß dem Mahle die geeignete Stätte nicht fehle. Die Heiligtümer Petras werden dementsprechend mit Opfermahlstätten versehen sein. Man lag damals zu Tische und wollte dabei nicht auf dem bloßen Boden liegen. Nach römisch- griechischem Gebrauch hatte man dafür hölzerne, mit Polstern bedeckte Pritschen. In Syrien wurden die Polster oft direkt auf den Fußboden gelegt, eine Sitte, die Kaiser Heliogabalus nach Rom verpflanzte*, und die wahrscheinlich Mark. 14, 15, Luk. 22, 12, abweichend von der üblichen bildlichen Darstellung, für das letzte Mahl Jesu vorausgesetzt ist. Auch heute wünscht der palästinische Bauer, obwohl er beim Mahle nicht liegt, sondern hockt, dies nicht auf dem bloßen Boden zu tun und wenigstens eine Matte zur Unterlage zu haben. Selbst bei den Israeliten der älteren Zeit wird die Opfermahlstätte irgend welcher inneren Ausstattung kaum entbehrt haben, wenn Saul nach i. Sam. 9, 22 unter dreißig Gästen den Ehrenplatz erhielt. So hat man denn in den Felsheihgtümern Petras triklinienartige Einrich- tungen aus dem Fels gehauen, wie man sie, wahrscheinhch aus Holz oder gemauert, auch in den Wohnhäusern wenigstens der Vornehmen hatte. Wenn Opfermahle abgehalten wurden, mag man Polster oder Teppiche darauf gelegt haben.
Brünnow redet in fünf Fällen (Nr. 34. 65. 704. 717. 725 Br.)* von ,, Heiligtümern mit umlaufenden Bänken", und v. Domaszewski (I, S. 173 f.) hat erkannt, daß es sich dabei um Anlagen für die Opfermahlzeit handelt. Aber beiden ist der große Umfang dieser Anlagen in Petra fremd geblieben, und Brünnow kann eine der- selben (Nr. 693 Br.) für eine ,, Kochstelle oder Opferbecken" erklären, während Hoskins* an einem ,, runden oder Pfannenaltar" denkt und in Revue Biblique 1906, S. 585. 589. 592 jede Erklärung absichtlich vermieden wird.
Es sind in Petra 69, zum größten Teil von mir aufgefundene oder erkannte Opfermahlstätten vorhanden, die sich in drei Klassen teilen. Die erste entspricht
1) Marquardt, Privatleben der Römer I, S. 300.
2) Nr. 55. 625 Br. wird ihm außerdem unter den.selben Gesichtspunkt fallen.
3) The Biblical World 1906, S. 389.
QO G. Cbusicrt Cau dix Fu-shuliot^mu von Pctka.
den Triklinien der Römer. Ein sich nach rückwärts meist ein wenig abdachender, selten wagerechter Liegeplatz von 1,20 bis 1,60 m Breite zieht sich hufeneisen- förmig, aber mit rechtwinkligen Ecken, um einen Mittelraum, der zuweilen nur wenig eingesenkt ist, aber öfters bis 0,90 m tiefer hegt. Zuweilen ermöglichten schmale Treppen zu beiden Seiten des Mittelraumes einen leichten Aufstieg zur Lagerfläche. Nach der Mitte zu ist diese at^eschlossen durch einen etwas erhöhten Rand, auf den der Lagernde sich mit dem hnken Arm stützen konnte. Statt eines Tisches dient eine nur etwa 13 cm vertiefte Einfassung von etwa 30 cm Breite, welche an die gelegentliche sichelförmige Gestalt des Tisches beim Speiselager der Römer* erinnert.
Strabos Bericht von den Gastmahlen der Peträer zu 13 Personen (S. 45) setzt voraus, daß rechts und links je 4, in der Mitte 5 Personen lagen, oder auf den erst- genannten Liegeplätzen je 5, in der Mitte 3. Die letztere Anordnung allein paßt zu den Triklinien Petras, da der Mittelplatz bei ihnen kürzer zu sein pflegt als die Seitenplätze. Auch ließen sich dreizehn Personen auf ihnen wohl meist unter- bringen, wenn die inneren Seiten zwischen 3 und 5 m messen. Aber es gibt Triklinien wie Nr. 180 und 684, bei denen die inneren Malie 7,37 zu 9,75 m, bez. 6,67 zu 8,73 m betragen. Hier würden Gesellschaften von 20 bis 25 Personen Platz gefunden haben.
Neben den dreiseitigen Triklinien gibt es Mahlstätten, bei denen nur zwei Liege- stätten entweder im rechten Winkel mit einander verbunden sind, oder einander gegenüberliegen. In solchem Falle kann man von einem Biklinium reden. Einmal (Nr. 628 g) ist nur ein einzelner Liegeplatz vorhanden. In einigen Fällen ist das Triklinium unmittelbar mit einem Altar verbunden, was als Regel nicht gelten kann. Von dieser Art sind Nr. 4 (er-ramle), 98 (el-medras). 191 (zibb 'atüf), 379 a (el-habis II) und — in eigentümlicher Art — 627 h (el-me'esara III). Da erscheint die Gottheit in besonderer Weise als beim Opfermahle gegenwärtig, und der biblische Ausdruck vom „essen und fröhlich sein vor Jahve" (5. Mos. 12,7; 27,7) erhält eine greifbare Darstellung.
Triklinien sowohl als Bikhnien können ebenso wohl unter freiem Himmel als in Felsenkammern hergerichtet sein. Im letzteren Fall ist der dafür benützte Innenraum meist fast genau quadratisch. Für hinreichendes Licht hat man stets durch besonders hohe Eingangsöffnungen, zuweilen auch durch Fenster (so bei Nr. 117. 180. 262. 684. 706. 850) zu sorgen gesucht. Nischen, die wohl Idole ent- hielten, finden sich in der Rückwand von Nr. 398. 440. 487. 6281. 541. 669. 715. 843. 860, Pfeileridole in Nr. 653. 684. 777. Jedenfalls gehörten Idole nicht zur not- wendigen Ausstattung. Ungewöhnlich sind die sehr tiefen, hochgelegenen Nischen von Nr. 49, bei denen man an sepulkrale Bedeutung denken möchte. Nicht selten sind nahe dem Eingang inwendig oder auswendig Bassins vorhanden, von deren Bedeutung unter n zu reden ist. Nur ausnahmsweise sind tiefer im Innern Tröge angebracht. Für äußeren oder inneren Schmuck wurde nichts getan. Der glatte Bewurf an der Wand von Nr. 117, die Bemalung im Innern von Nr. 850, die ein- fache Umrahmung des Eingangs bei Nr. 180 sind Ausnahmen, ebenso die Bogentür
I) Marqnardt, a. a. O.
Trikunien und Stibadien. 91
von Nr. 496 und vollends die verzierte Giebelfassade von Nr 49 und 408. Kleine Nebenkammern sind verbunden mit den Triklinien Nr. 106. 682. 684. Zwischen sepulkralen und sakralen Triklinien ist kein Unterschied zu bemerken.
Von den Trikunien und Biklinien sind nur durch ihre bogenförmige Gestalt geschieden die Stibadien oder Sigmas, welche meist unter freiem Himmel vor- kommen. Einige von ihnen stellen einen Kreis dar, aus dem ein Segment her- ausgeschnitten ist, so Nr. 552 und 862; bei anderen ist dem Kreise auf einer Seite ein Stück abgeschnitten, dieser Art sind Nr. 48 e. 232. 256. 441 1. 769. Einen bloßen Halbkreis oder Bogen bilden Nr. 85. 397. 520 1, ein richtiges Hufeisen Nr. 398, ein Hufeisen mit verlängerten Schenkeln (einem Tivoüspiel ähnlich) Nr. 257 und 260. Doch beziehen sich diese Angaben zunächst nur auf den inneren Rand der Stibadien nach dem Mittelraum zu, der äußere Rand ist mit Ausnahme von Nr. 85. 256. 398. 552 nicht bogen- oder kreisförmig, sondern, seiner Umgebung sich an- passend, irgendwie viereckig. Alle außer Nr. 257. 260. 398 würden nur einer sehr kleinen Zahl von Teilnehmern Platz gewähren. Fünf Personen hätten gewiß den vorhandenen Raum gefüllt. Nur Nr. 397 und 398 befinden sich in einer Kammer. Über die sonstige Ausstattung der Stibadien gilt das bei den Triklinien Gesagte. Der Mittelraum ist zu einem Bassin benützt bei Nr. 48 e und 552. Daß die Peträer bei der Form der Stibadien an das Bild der Sonne gedacht hätten, kann man vermuten, aber nicht beweisen.
In dem nun folgenden Verzeichnis sind die Triklinien mit T, die Biklinien mit B, die Stibadien mit S bezeichnet ; g bedeutet , ,gedeckt' ' , o , .offen, unter freiem Himmel' ' .
Nr. 4 To er-ramle; 10 Tg; 17 Tg bäb es-sik; 48 e So. 49 Tg; 85 So; 93 Bo. 106 Tg. 110 Bo el-medras; 117 Tg el-hremije; 180 Tg; 191 To zibb 'atuf; 202 To Theaterberg I; 219 Bo Theaterberg II; 232 So. 234 Tg el-farasa-Ost I; 256 So el- farasa-West I ; 257 So el-farasa-West II, 258 To el-farasa-West III; 259 To el-farasa- West IV; 260 So el-farasa-West V; 262 Tg; 273 To wädi en-nmer; 274 Tg. 275 Tg? ; 309 To et-turra; 376 Bg el-habis I; 379 a To el-habis II; 397 Sg. 398 Sg es-sijar II; 408 Tg; 440 Tg kattär ed-der; 441 1 So Klausenschlucht I; 487 Tg. 496 Tg. 501 To ed-der; 520 1 So. 522 Tg? el-me'esara II; 527 hTo. 527 rTg. 527 x To el-me'esara IV 528b To. 528g i Lplo (s. o.). 528m Tg el-me'esara IV; 529 Bg; 531 Tg el-me'esara V 541 Tg el-metäha I; 542 c Bo. 542 d Bo el-metäha II; 545 a To el-metäha III 546 a To el-metäha IV; 552 So; 653 Tg. 654 Tg. 655 Bg sidd el-ma'gin; 669 Tg unter el-^ubta I; 672 Tg. 679 Bg. 680 Bg unter el-ljubta II; 682 Tg. 684 Tg. 698 Bg unter el-^ubta III; 706 Tg unter el-^iubta IV; 715 Tg unter el-^ubta VI; 769 So auf el-ljubta 11 ; 777 Tg auf el-^ubta III ; 843 Tg. 850 Bg el-bärid ; 862 So sik el-beda. Das ergibt 43 Triklinien, 14 offen, 29 gedeckt; 12 Biklinien, 5 offen, 7 gedeckt; I einzelnen Liegeplatz, offen; 13 Stibadien, 11 offen, 2 gedeckt; im ganzen 31 offene, 38 gedeckte Opfermahlstätten.
Es ist keineswegs gewiß (s. 0.), daß die Peträer nur auf Trikhnien und Stibadien speisten, und deshalb sehr möglich, daß es Opfermahlstätten gab, welche solcher förmhchen Einrichtungen entbehrten, bei denen man die mitgebrachten Polster oder Decken auf dem Boden ausbreitete. Von den unter 9 genannten Neben- räumen könnten einige so zu erklären sein. Besonders nahe liegt dieser Gedanke
(^ G. Obbusicmt Cbui du FkuheiiiotCmer von Petka.
bei einer Anzahl von großen saalartigen Räumen, die festlichen Veranstaltungen gedient zu haben scheinen, obwohl die innere Einrichtung keinen bestimmten Zweck erkennen läßt. Dahin gehören die Säle Nr. 211 Theaterberg II; 220. 269. 271; 868a umm el-bijära II ; 888 iimm el-bijära III; 380. 381. 383 ol-habis; 442f Klausen- schlucht II; 515. 516. 534; 768 auf el-t)ubti I; 811 el-lanti; 830. 840-842 cl-bärid. Natürlich könnten diese Räume auch den Versammlungen vornehmer Geschlechter, nicht speziell ihren Mahlzeiten, gegolten haben. Besonders die mit Fenstern ver- sehenen hohen Säle Nr. 220 unter dem Theaterberg und 381 auf el-habis machen einen wahrhaft fürstlichen Eindruck. Der erstere war wohl ursprüngUch mit Stuck verkleidet.
11. Die Wasserbehälter.
Das Bedürfnis, Wasser bei den auf Berghöhen gelegenen Heiligtümern zu haben, ist selbstverständlich. Man brauchte es zu Lustrationen, aber natürlich auch zum Abspülen der Fleischstücke, Kochen und Trinken, vielleicht . auch zum Spenden. Daß man in Petra bei den Opfermahlen stets Wein zur Verfügung gehabt habe, ist doch kaum anzunehmen. Das Wasser mußte zu diesem Zweck an ge- eigneten Stellen gesammelt werden, und es mußten im Bereich der Heiligtümer größere Behälter vorhanden sein, in welchen es den Feiernden zur Hand war. Dem entspricht der in Petra nachweisbare Tatbestand.
Behälter für Regenwasser liegen entweder unmittelbar an Felsflächen oder Schluchten, die als Sammler dienen können, oder sie sind durch Zuleitungsrinnen mit solchen Stellen, die auch künstlich hergerichtet sein können, verbunden. Teiche und Zisternen sind dabei nur durch ihre Größe unterschieden. Die letzteren können kellerartig ganz im Felsen liegen, aber auch nach oben offen sein. Im letzteren Fall hat man sie wie auch manche Teiche zum Schutz des Wassers vor Verdunstung nicht selten durch ein Dach geschlossen, das auf einer Anzahl gewölbter Bogen ruht. Diese sind in einigen Fällen teilweise erhalten, in anderen sieht man in den Wänden der Zisterne die W'iderlager, welche diese Bogen trugen. Teiche und größere Zisternen sind meist mit Schöpftreppen versehen, mittels derer man auf den Grund des Behälters hinabsteigen kann.
Beispiele von Teichen sind (8): der Teich von el-medras Nr. 111, el-kan.tara Nr. 124 {über\völbt), von el-farasa-Ost Nr. 247, von et turra Nr. 318 , von umm el- bijära Nr. 862, ed-der Nr. 479 (überwölbt), unter cl-bubta Nr. 718. 733. Die Teiche, welche zu den Wasserleitungen der Stadt Petra gehören (s. unter D), bleiben hier außer Betracht.
Zisternen und größere Bassins finden sich bei fast allen Heiligtümern. 55 Beispiele: Nr. 4g er-ramle; 6 a. 9; iq bäb es-sik; 72. 79. 87. 94. 95 el-medras; 118 el-hremije; 191 p zibb *atüf ; 249. 252 el-farasa-Ost II ; 258 el-farasa-West 111 ; 286 f. 1 gebel en-nmer; 806 a. 317. 317 b. c et-turra; 878 b el-habis I; 879 j el-habis II; 382; 480 kittär ed-der; 441 b Klausenschlucht I; 454. 458. 489 ed-der; 517. 518 j el-mc'esara I ; 523—525 el-me'esara III ; 648. 560 el-metäha IV; 649 sidd el-ma'gin; 671 unter el-^uhta I; 687 tmter el-bubta III; 713 imter el-^nbta VI; 749; 770c. d.
Offene Tröge und Nischenbassins. qj
772 auf el-hubta II; 779 auf el-liiibta III; 791 auf el-^ubta IV; 803. 806; 818 el- lanti; 820; 833. 835. 844 — 846. 851 el-bärid.
12. Die Lustrationsbecken.
Bei allen unter 11 genannten war an Aufspeicherung des Wasservorrats gedacht, dessen ein Heiligtum bedarf. Hier handelt es sich nur ifln kleine Becken von noch nicht i qm Größe und oft sehr geringer Tiefe, welche in der Regel sich nicht von selbst füllten, sondern bestimmt waren, aus dem Wasservorrat von Zisternen gefüllt zu werden. Die Füllung dieser Becken gehörte ohne Zweifel zu den notwendigen Vorbereitungen einer sakralen Feier. In Petra sind sie in zwei Formen vorhanden. Die erste ist die eines meist länglich viereckigen, zuweilen quadratischen, selten runden offenen Troges, welcher wohl zuweilen ursprüng- lich durch einen Deckel geschlossen war (s. Nr. 191 n). Auf dem Boden ist öfters eine kleine Vertiefung ausgehöhlt, in welcher der letzte Rest des Inhaltes sich sammelte und geschöpft werden konnte. Einige Tröge sind auch mit einem Ab- flu Bloch nach außen versehen. Entweder handelte es sich dabei um gründliche Ausleerung des Bassins, oder man wollte die Möglichkeit haben, den Inhalt nach Bedürfnis zu irgend einem Zweck teilweise abfließen zu lassen. Besonders klar ist die letztgenannte Absicht bei der Zisterne Nr. 441 b. Ein von außen eingesetzter Stöpsel oder ein wirklicher Hahn mußte dann vorhanden sein. Während die Tröge zu ihrer Voraussetzung eine ebene Felsfläche haben, in welche sie eingehauen sind, hat man die andere Art der Becken, die wir Nischenbassins nennen, in Felswänden angebracht, und zwar in der Weise, daß man erst eine meist gewölbte, tiefe Nische herstellte und dann in ihren Boden ein Bassin senkte, das auch gelegentlich mit Schöpfloch und Abflußöffnung versehen sein kann. Die Wölbung der Nische schützte den Inhalt des Bassins einigermaßen vor Verdunstung und Verunreinigung. In einigen Fällen (z. B. Nr. 700) ist auch ein Deckel vorhanden gewesen. Außerdem hat das Nischenbassin oft, aber nicht immer, den Vorzug vor dem Trog, daß es etwas höher, also dem Schöpfenden bequemer liegt.
Vor meinen Untersuchungen war nur bei Gelegenheit der Bassins der Heilig- tümer von el-medras, zibb 'atüf und el-habis II über ihren Zweck verhandelt worden. Man hat in den Nischenbassins Behälter für Spendeblut oder Opfermesser, in den Trögen Waschgeräte für Opferstücke oder Kochstellen gesehen (s. zu Nr. 98 h. 191 m und 379 i). Durch meine Auffindung einer überreichen Zahl von Nischenbassins und Trögen bei allen Heihgtümern von Petra ist die Möglichkeit gegeben, die Erörterung ihres Zweckes auf einer breiteren Grundlage zu führen. Es ist ersthch zu berücksichtigen, daß Tröge und Nischenbassins in einigen Fällen mit Wasserleitungen verbunden sind, so bei Nr. 62 b (Nischenbassin), 273 h (Trog), 701 (Nischenbassin), 850g (Nischenbassin), 862 f. g (Trog u. Nischenbassin), und zweitens, daß ihr Vorkommen geknüpft ist an Heiligtümer mit Schlachtaltären, an heihge Kammern mit Idolnischen, an einzeln liegende Idolnischen, an Triklinien und Stibadien — sowohl gedeckte als ungedeckte — , in einigen wenigen Fällen (Nr. 714 c. 804 a. b) auch an Gräber. Dabei läßt sich kein unterscheidendes Prinzip
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G. PBEKStcirr Obbk dik Fsuhuuct&mck von Petra
für die Anbringung von 1 rt)gcn und Nischenbassins erkennen. Zuweilen ist — offen- bar für den gleichen Zweck — nur entweder das eine oder das andere vorhanden. In anderen Fällen kommen sie mehrfach vor , und zwar entweder die eine oder die andere Art allein oder beide Arten nebeneinander.
Tröge und Nischenbassins werden nach dem Obigen dem gleichen Zweck dienen und jedenfalls für Wasser bestimmt sein. Das rasch gerinnende Blut in solche Becken zu füllen, wäre ohnedies wenig empfehlenswert gewesen. Die Frage ist nur, weshalb man dafür sorgte, in der Nähe von Altären, Opfermahlstätten und bloßen Andachtstätten, ja auch bei Gräbern, in dieser Weise Wasser unmittelbar zur Hand zu haben. Gewiß nicht zum Trinken ; dafür war nicht an allen diesen Stellen ein Be- dürfnis. Durch Krüge und Schläuche, die man im Tal oder in der nächsten Zisterne füllte, wird man sich, wo man es nötig fand, mit Trinkwasser versehen haben. Das Waschen und Kochen von Fleischstücken erforderte Wasser, aber doch nicht un- nuttelbar bei der Mahlstätte und auch nicht bei Votivnischen. Es wird nur an eine allen genannten Stellen gemeinsame Ver\vendung von Wasser gedacht werden können, nämlich die Lustration. Für Stiftshütte und Tempel Israels hören wir nur von Vorrichtungen für die Lustration der Priester (2. Mos. 30, i8 ff.; i. Kön. 3, 23 ff., vergl. 2. Chr. 4, 6; Midd. I, 6), aber nichts davon, auf welche Weise die Heiligtumsbesucher Gelegenheit erhielten, sich in den erforderlichen Stand der Reinheit zu setzen. Dafür mußte um so mehr gesorgt sein, als nur , .reines" Wasser zu solchen Reinigungen dienlich war, d. h. außer fließendem Wasser das Wasser von ,, Brunnen, Gruben und Teichen" (3. Mos. 11, 36),' weshalb man liebte, Reinigungs- wasser in steinernen Geräten zu haben (Joh. 3, 6; Para III 2).
Da auch den Tempeln der Römer, Griechen und Babylonier Lustrations- gefäße nicht fehlten,* obgleich es scheint, als habe die archäologische Forschung diesem Punkt bisher geringe Aufmerksamkeit gewidmet, so wird in den Felsheilig- tümern Petras eben durch Steintröge mit Wasser für die nötige Waschung und Be- sprengung derer gesorgt worden sein, welche betend, opfernd oder speisend der Gottheit nahten, oder auch nach dem Besuch eines Grabes ihre Reinheit wieder herstellen wollten. Da, wo mehrere derartige Bassins nebeneinander vorhanden sind, wäre natürlich möglich, daß eines derselben für die Abspülung der Fleisch- stücke diente und also den Gestühlen des Tempels zu Jerusalem (i. Kön. 7, 27 ff., vergl. 2. Chron. 4, 6) entsprach ; aber beweisen läßt sich dies nicht.
Für Tröge sind folgende 72 Beispiele zu nennen: Nr. 4 k er-ramle; 18 a bäb es-sik; 48e/9 Spitzpfeilergrab ; 51 j Adlerschlucht; 71 d. e. 84a. 89 d. 98c— g. k. 106 a el-medras; 126 d el-kantara III; 134; 191n zibb 'atüf ; 202 a. 203. 205 Theater- berg I; 218 a Theaterberg II; 256 d? el-farasa-West I; 267c. d el-farasa-West II; 260 d el-farasa-West V; 262 a; 278 h wädi en-nmer; 286 b. i gebel en-nmer II; 287; 288 en-nmer I; 307. 309 c. d et-turra; 341 a; 879 i el-habis II; 893 c. 394. 399 a es-sijar II; 410; 442 a. 1. Klausenschlucht II; 480. 497 ed-der; 620 g. h. 621 el- me'esara II; 627g. 1. n. o. q. s. v el-me'esara III; 628i el-me'esara IV; 529a; 630c. SSI a el-me'esara V; 689 f el-metäha I ; 642 b. b. el-metäha II ; 647 a el-me.täha IV;
I) v^. s. 59 f.
VOTIVINSCHRIFTEN UND NaMRN. QJ
552 a; 669 b. f unter el-^)ubta I; 714 c unter el-ljubta IV; 779 auf eHjubta III; 783. 788 g auf el-bubta IV; 802 a; 862 f sik el-beda.
Von Nischenbassins lassen sich folgende 77 aufzählen: Nr. 15 n. 17 a. bäb es- sik; 38. 40. 41. 61a. 62 b; 93h. 99 a. 103 f el-medras; 123 el-kantara II; 191m zibb 'atüf; 213 b Theaterberg II; 233. 235 el-farasa-Ost I; 253 el-farasa-Ost II; 278 gebel en-nmer I; 298 en-nmer II; 330 a; 350 umm el-bijära I; 355; 374. 875 el-habis I; 389 h. 390 b es-sijar I; 397 a. 398 a es-sijar II; 404. 413 a; 438 kattär ed-der; 441 f Klausenschlucht I; 442 k. m Klausenschlucht II; 445. 465. 473. 477. 482. 483. 496a ed-der; 527 d. w el-me'esara III; 528a el-me'esara IV; 536e; 587 f. 539 g el-metäha I; 544 (?). 551 a; 653 a. 654 a sidd el-mä'gin; 669 e unter el-Jiubta I; 677a unter el-l}ubta II; 681. 684a. 699a unter el-ljubta III; 700. 701. 705 unter el-ljubta IV; 707a; 715b unter el-^ubta VI; 777a. 778a auf el-^ubta III; 782 a auf el-iiubta IV; 801 a. 802 b. 804 a. b; 809 el-lanti; 824. 834. 836. 838. 839. 847. 850 g. 852 el-bärid; 862 g sik el-beda.
13. Die Inschriften.
Petra ist reich an Inschriften, meist in nabatäischem Aramäisch, seltner griechisch, lateinisch oder arabisch. Nabatäische Inschriften finden sich nach meinen Angaben an folgenden Stellen, wobei die meines Wissens bisher unedierten fett gedruckt sind: Nr. 33 a. 64. 88 a. 89 a. 90 b. 106 d. 117 e. f. 193. 194 a — d. 212 b. 255. 268. 271 c. 290. 294 a. 398 c. 413 a. 417. 428. 429. 434 b. 457. 462 e. 511a. 513 a. 524 a. 553 a. 755 b. f. 758 a. 786 b. 800 a, griechische Inschriften bei Nr. 90 b. 103 e. 106 d. 109 a. 149 a. 154 a. 157 a. 371 a. 424 b. 431 b. 462 e. 684 e, arabische Inschriften bei Nr. 54 a. 130 f. 424 b. c. Ein Teil dieser Inschriften ge- hört in die Klasse der Votivinschriften, in denen der Stifter eines Bildes, einer Idolnische, einer Opfermahlstätte seinen Namen verewigt. Solche Votivinschriften finden sich bei Nr. 88 a. 103 e. 109 a. 149 a. 294 a. 758 a; in anderen Fällen geben tafelförmige Vertiefungen Zeugnis von ihrem früheren Vorhandensein, s. Nr. 77 b. 90 a. 93 n. 106 c. 129. 166. 168. 169. 223 a. 349. 435. 669 d. 748 b. 811 a. Nur wenige Inschriften haben eine weiterreichende sachliche und historische Bedeutung. Dies sind eis 439 (Inschrift auf der Basis der Statue eines Königs Rabel), CIS 442 — 444 (88 a ; Votivinschrif t in einer Kammer von el-medras) , 354 (294 a ; Votivinschrif t von en-nmer), 350 (Inschrift des sogen. Turkmanengrabes), diese in aramäischer Sprache ; lateinisch CIL 14148'* (Inschrift am Grabe des Sextius Florentinus Nr. 750), grie- chisch Brünnow Nr. 772 (Weihe des Urnengrabes Nr. 754 zur Kirche). Aus der zweiten und dritten lernen wir, daß man das Verdienst der Stiftung einer Votiv- gabe an die Gottheit mit der Formel 'al haije ,,für das Leben", entsprechend dem griechischen vjiIq amxriQlaq, auf den Landesfürsten übertragen konnte^, aus der vierten, daß die Gräber unter den Schutz der Gottheit gestellt und in öffentliche Verzeichnisse der sakrosankten Dinge eingetragen wurden.
Die meisten Inschriften nennen nur Personen, meist mit Angabe des Vater-
i) Vergl. Lidzbarski, Nordsemitische Epigrapihk I, S. 157.
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G. Cbkuicht ܻm dik FkuhmliotIHieii von Petra.
namens ohne jede weitere Hinzufügung. Die gelegen tlicli vorkonuneiideii lieigaben beschränken sich auf wenige, aber öfters wiederkehrende Formeln. Nach der einen wird dem Namen des Schreibers das Wort d«kir (d«kirä, d^kirin) „ins Gedächtnis gebracht" beigefügt (z. B. CIS 393. 402. 404. 426. 433. 436. 437 u. a). Dies wird in CIS358/59. 380. 408 ergänzt zu dekirbetäb., ins Gedächtnis gebracht mit Gutem". b«.täb kommt auch ohne d'kir vorinCIS473. 473^474. 438, es wird durch us'läm „und Heil" ergänzt CIS 400. 462. Die vollständige Formel, aus welcher alles bis- herige abgekürzt ist, bietet CIS401, vergl. 443 mit d«kir betäb us^läm min
kodäm düs*rä „ins Gedächtnis gebracht mit Gutem undHeil vor Duschara" .
Dabei ist „vor" ehrerbietiger Ausdruck für „bei", s. Dalman, Worte Jesu I, S. I7iff. Hinzuzufügen ist noch j*he ,,es sei", so daß die Wunsch formel verwandt ist dem Gebete Nehemias: ,, Gedenke mir, mein Gott, zu Gutem" (Neh. 5, 19; 13, 31, vergl. V. 14, 22)'. Nur in der Form ist unterschieden dikrön täb ,, gutes Gedächtnis" CIS 426. 478, auch dikrön täb us^läm , .gutes Gedächtnis und Heil" CIS 407. 459 oder dikrön täb min kodäm , .gutes Gedächtnis vor" CIS 476. wozu man das aramäische Mosaik von kufr kenna* vergleichen kann. Zu ergänzen ist hier ,.sei dem N. N," Gleichbedeutend ist das seltene b«rik ..gesegnet", Jaussen 19. Zahlreich sind die Inschriften, bei denen ein bloßes s^läm ..Heil" dem Namen vorangeht oder nachfolgt (CIS 355. 357. 426. 449. 466 u. a.). Das wird in CIS 416 einmal gedeutet s'^läm kär^ä u*kät'bä ,,Heil des Lesers und Schrei- bers"; aber für gewöhnlich ist im Einklang mit den bisher genahnten Wunsch- formeln der Heilwunsch auf den Schreiber, dessen Name genannt ist, zu beziehen, und auch die zusatzlosen Inschriften von Namen werden dementsprechend zu verstehen sein. Es handelt sich also nicht um die dem Altertum auch bekannte Sucht des von fem Gekommenen, zum eigenen Ruhm den Namen in der Fremde anzukritzeln, sondern um den Wunsch, sich und seinen Besuch an heiliger Stätte bei der Gottheit in Erinnerung zu halten. Sie haben ihr Gegenstück an den Kleider- fetzen, mit denen der moderne Araber das Fenstergitter und den Baum des weli behängt, und an den Papierzetteln (Quittlach) und Nägeln, welche die Juden zwischen die Steine der Tempelmauer in Jerusalem schieben. Die Namenschriften sind somit in der Bedeutung von Votivinschriften nicht weit entfernt. Wer nicht vermag, eine Idolnische zu stiften, hofft auf diesem einfacheren Wege das gleiche Ziel zu erreichen, übrigens will bemerkt sein, daß man in Petra sonst im Grunde sehr vorsichtig war mit der Anbringung von Namen. Von den Hunderten von Grabfassaden der Stadt ist nur eine, die des Turkmanengrabes (s. o.), mit einer Inschrift versehen. Sie schließt mit dem Verbot, daß ein Unberechtigter in diesem Grabe bestattet werde, aber auch sie nennt den Namen des Besitzers nicht.
Bloße Zeichen, durch welche wohl auch Besucher von Heiligtümern sich verewigten, sind die S. 76 schon erwähnten Winkel in Felswänden an Wegen zu Heiligtümern. Durchsichtiger in ihrer Bedeutung sind die Bilder von Fußsohlen oder Sandalen, die Nr. 282 a und auf dem Wege zu en-nebi härün vorkommen. Man brachte sie da an, wo die Füße eines Pilgers gestanden hatten.
1) FOr talmndische Parallelen •. L. Blau in Hakedera I i, S. 30. 3) Lidsbanki, Ephemeru I, S. 3 14 ff.
Kritzeleien, Malereien und Spiele. q7
14. Kritzeleien, Malereien und Spiele.
Die sonderbare Kritzelei bei el-medras (Nr. 63) und das Bild von Feder oder Pfeil und Säule von el-farasa-Ost (Nr. 226 b. c) ist nur zu erwähnen. Viel bemerkens- werter sind die Bilder von Tieren und Menschen, welche an einzelnen Stellen in Massen die Wände bedecken, s. Nr. 29 b. 76 c. 112 a. 117 d. 245 d. 251 c. 413 b. 446 f. 513. Unter den Tieren ist am beliebtesten der in der Gegend heimische Steinbock, der an dem ihm eigenen Geweih leicht zu erkennen ist. Gelegenthch können ein- mal zwei Steinböcke neben oder übereinander stehen, aber niemals sind sie gegen- einander aufgerichtet dargestellt, wie Fr. Jeremias es annimmt.^ Außerdem kommen vor Gazelle, Kamel, Strauß, Pferd, vielleicht auch das Rhinoceros. Die mensch- lichen Figuren, stets Männer, nie Frauen, darstellend, sind nie in gewöhnlichen Stellungen ausgeführt, sondern meist tanzend mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen, ohne daß Kleidung sich erkennen Ueße. Oft haben sie ein Schwert in der einen, einen Schild in der anderen Hand und entsprechen dadurch auffallend der Darstellung des Schwerttanzes auf dem Tonkrüglein Nr. 866. Auch in Paaren treten die Tänzer auf, dann wird Schild gegen Schild gestreckt, das Schwert nach außen. Der Tänzer kann aber auch auf einem Pferde stehen; in einem Fall produziert sich auf einem Kamel ein Mann, der eine krumme Schwertscheide umgegürtet hat, indem er das Schwert mit der Linken schwingt und mit der Rechten den Leitstrick des Tieres hält. Auch Pfeilschützen kommen vor, die wohl als Jäger gedacht sind. Stehend und kniend spannen sie den Bogen. Die Darstellungen haben keine Ver- wandtschaft mit den in den Felsen geritzten Zeichen des nakb ed-dahl, westlich von bsera, welche zum größten Teile Stammeszeichen von Beduinen darstellen. Nur oberhalb desselben Passes etwas westlich von 'en el-fatät erinnert an Petra ein in den Sandstein geritzter Kamelreiter. Daneben sieht man eine Peitsche, auf dem Wege selbst etwa 15 Kreise oder Spiralen mit einem Punkt in der Mitte. Nahe dabei könnte eine auffallende, 3,50 m hohe, natürliche Felsspitze als ein von der Natur dargebotenes Idol betrachtet worden sein.
Die Ausführung der peträischen Felsbilder stimmt mehrfach völlig überein mit der Ausführung von nabatäischen Inschriften in ihrer Nähe. Besonders im Triklinium von el-hremije (Nr. 117) ist unverkennbar, daß Inschriften und Malereien gleichzeitig sind. Man wird also nicht zweifeln dürfen, daß sie wenigstens zum Teil aus alter Zeit stammen, wofür auch die Verwandtschaft mit dem Bilde auf dem Grabkrüglein spricht. Sie lehren, daß Jagd und Schwerttanz zu den Vergnügungen der Nabatäer gehörten.
Als Spiele glaube ich auffassen zu müssen die Gruppen kleiner Löcher in mehreren Reihen, welche ich unter Nr. i a. 4 f. m. 10 b. 11. 86. 108. 121 d ver- zeichnet habe. Am häufigsten sind vier Reihen neben einander gestellt, 4 mal 7, 8, IG, 12, 13 Löcher, es gibt aber auch Gruppen von 2 mal 7, 5 mal 8 oder 9, sowie 6 mal 7 Löchern. Den Palästiner erinnern diese Spiele an das städtische Spiel
i) Palästinajahrbuch III, S. i66. Dalman, Petra.
^8 G. ÜBKMICHT OBU DIK FKUHEILICTf MEI VON I'ICTKA.
mankale. von den Bauern bei Jerusalem mesramc genannt. Man hat dafür zwei Reihen von sieben Löchern auf einem Brett oder auch in eine Felsplatte gehauen. Die Bauern spielen es mit Steinen, gelegentlich auch mit Storaxkömern (habb 'abhar).
15. Spuren des Christentums.
Außer der inschriftlich bezeugten Weihe des Umengrabes Nr. 754 zur Kirche sind Spuren des Christentums nur auf dem Wege zu ed-der in größerer Menge zu beobachten. An seinem Anfange sieht man das Kreuz an dem mit Gebeinen noch gefüllten Grabe Nr. 406. In der Nebenschlucht von kattär ed-der bezeichnen zwei Kreuze eine Felsencelle (Nr. 427) als Klause, und ein größeres zweiarmiges Kreuz (Nr. 481 a) ist statt des Pfeileridols in einer Nische zur Verehrung ausgestellt. Weiter oben ist ein Kreuz (Nr. 420) in eine Treppenstufe des Weges gezeichnet. Eine mit Kreuzen mehrfach versehene wohleingerichtete zweite Klause mit zwei Altären liegt in der Höhe rechts über dem Wege (Nr. 424) , ihr gegenüber links eine dritte, die einmal ein Grabheiligtum war, durch ein Kreuz (Nr. 442 j) erkennbar. Kreuze (Nr. 446 f.) sind in die Rückwand des Saales von ed-der gezeichnet, der vielleicht der Laura als Kapelle diente. Vereinzelt findet sich ein Kreuz unter den Kritzeleien des westlichen Tales von el-me'esara (Nr. 618), über dem Triklinium des sik (Nr. 180g) und auf einer Stele im Gartentempel (Nr. 246 c). Als Crucifixus läßt sich deuten eine Figur in einer Cella der Adlerschlucht (Nr. 64 b) und über dem ebengenannten Triklinium (Nr. 180 g). Ein Stein mit Kreuz wurde von einem meiner Begleiter in der Gegend des Umengrabes gefunden, aber wieder wegge- worfen.
Auf die christlichen Inschriften von kattär ed-der (Nr. 431 b) und in der (weiten Klause am Wege zu ed-der (Nr. 424 b. c) gehe ich hier nicht näher ein.
H. Meine Wege im wadi musa.
Zur Unterstützung meiner Mitteilungen über Petra nenne ich die von mir gemachten Wege, aus denen hervorgeht, was ich habe sehen können, auch — wenigstens für den Ortskundigen — daß dabei kein geringes Maß physischer Leistung aufzubieten war und also entschuldigt werden kann, wenn ich für andere noch etwas übrig gelassen haben sollte.
Die erste Expedition im Jahre 1904 mit den Herren Professor D. Dr. Löhr, Cand. W. Oehler, Diakonus Sarowy, Pastor F. Baumann bedeutete eine vor- läufige Rekognoszierung, dabei aber eine gründliche Aufnahme von el-medras, zibb 'atüf, ed-der, der Nischen im sik und der Spitzpfeiler am Südwege nach Petra.
Am 24. März kamen wir von es söbak über 'en el-mikwan und durch den sik nach wädi müsa. Lager am inneren Ausgang des sik.
25. März: Nach wädi me'arras hamdän, rechts über die Höhe nach seinem östlichen Nebenzweige bis an dessen Ende, über el-me'esara zurück. Ersteigung von zibb 'atüf durch zarnük umm el-mehäfir.
26. März: Nach ed-der.
27. März: Über et-turra nach en-nebi härün, auf dem Rückwege Besteigung des „Kegelberges".
28. März : Über Nr. 264 Br. nach en-nmer, von da nach zibb 'atüf, durch zarnük umm el-mehäfir hinab. Entdeckung des Altars von el-farasa.
29. März: Über el-farasa nach dem Gartental, hinauf zum Altar auf seiner Ostseite, nochmals nach et-turra (wegen des Schlangendenkmals) und zum Lager zurück, dann an el-Jjubta entlang nach dem Turkmanengrab im wädi el-hise.
30. März: Durch den sik und den Tunnel, Auffindung der Adlerschlucht, Besuch von el-medras, Lager im bäb es-sik.
31. März: Über 'en el-mikwan und 'en negl nach bir el-'atäta bei däna.
2. An der zweiten Expedition im Frühjahr 1906 nahmen Teil die Herren Pastor Lic. E. Baumann, Pastor Dr. Friedr. Jeremias, Pfarrer Lic. Franken- berg, Kand. Hartmann, Kand. Horning, Kand. Trusen, Kand. Sick. Sie brachte wiclitige Ergänzungen durch Erforschung des Gebiets von er-ramle, von el-kantara und en-negr, die Ersteigung des Berges von en-nmer und den Besuch von el-beda und el-bärid, sowie viele neue Einzelheiten (Reliefs von Schlange, Löwe, Feldherr, Monden, einige Triklinien und Heiligtümer).
In Palästinajahrbuch HI, S. 151 — 176 wurde von Pastor Dr. Jeremias diese Expedition beschrieben.
IQQ H. Meinf. Wbci im wäoi nStA.
26. März: \'on 'en ncgl ubtr cn el-haij nach bäb es-sik, wo das Lager aufge- schlagen war. Nach el-medras.
27. März: Nochmals el-medras, Tunnel. Adlerschlucht. Durch den sik und zamük eg-gerra nach en-negr, Rundgang durch el-kantara, über das vierte HeiUgtum von el-^an|ara nach dem sik zurück. Westwand von el-bubta. Lager wie 1904.
28. März: Aufstieg nach zibb 'atüf, schwieriger Abstieg nach dem Gartental. Entdeckung des Löwen, el-farasa. Lager im Theater.
29. März: Über kattär ed-der nach ed-der.
30. März: Erst Theaterberg (Schlangenheiligtum), dann über el-farasa (Ent- deckung von Triklinien) nach en-nmer, Besteigung des Berges von en-nmer. nach dem zweiten HeiUgtum von el-habis.
31. März: über et-turra nach en-nebi härün. auf dem[ Rückwege nochmals el-habis II. nach wädi el-hise (Heiligtum II von el-me'esara) . nach el-metäha (sidd el-ma'gin), durch se'b kes nach ed-dära. Lager bei bäb es-sik.
I. April: Durch den sik über wädi el-hile (Heiligtum IV von el-me'esara) nach el-beda, el-bärid, el-lanti. An sik el-beda vorbei über 'en el-'öräk nach 'en negl.
Die dritte Expedition im Herbst 1906 hatte zum Zweck eine syste- matische Revision des ganzen Gebietes mit Aufnahme alles Fehlenden. Die Teil- nehmer waren Kaiserl. Deutscher Konsul Schmidt mit Gemahlin, K. K. österreichisch- ungarischer Konsul Ritter v. Zepharovich, Dr. theol. Ehrlich. Rektor des österr. kathol. Hospizes in Jerusalem, Privatdozent Lic. Dr. Grcssmann.
7. November: Von 'en-negl über 'en el-haij nach ed-dära, el-u'era, quer durch er-ramle über den Tunnel nach bäb es-sik, dort Lager.
8. November: el-medras, vergebliches Suchen nach dem Heiligtum von el- hremije, über el-kantara nach zamük eg-gerra und dem sik, Theaterberg. Lager im Theater.
9. November: Durch wädi el-^ubta nach Heiligtum I. II. IV von el-^jubta. Ersteigung des höchsten Gipfels, gefährlicher Abstieg über die Nordwesttreppe.
10. November: Westwand von el-^ubta, sidd el-ma'gin, Heiligtum IV von el-metäha.
II. November: Nach et-turra, die Höhe von et-turra bis zum Ostende, Kegel- berg, die sakralen Gruppen von umm el-bijära, nach Heiligtum II von el-habis, vergeblicher Versuch, den Gipfel zu ersteigen, durch den sijar zurück.
12. November: Nochmals nach et-turra (wegen des Trikliniums), Unter- suchung des zweiten Stadttempels, Klausenheiligtum I. ed-der, die Klause.
13. November: Die Heiligtümer I— III von el-metäha. mräret en-nasära, die Heiligtümer V, IV, III, I von el-me'esara, oberer sijar (Heiligtum I, vergebliches Suchen nach Heiligtum II). durch den sik.
14. November: zibb 'atüf, den Nordweg abwärts bis oberhalb des Schlangcn- heiligtums, wieder hinauf, hinunter nach en-nmer, el-farasa. Gartental, um den Theaterberg, durch den sik. Lager bei ez-zeräba.
15. November: über el-bred'a an el-u'6ra vorüber nach el-beda und el-bärid. Über 'en el-'örä^ nach 'en negi.
Der vierte Aufenthalt in Petra. IOI
Die vierte Expedition im Frühjahr 1907 mit Vikar Gottlob Faber und Stud. theol. Wilhelm Faber sollte einige noch vorhandene Lücken ergänzen. Die Gegend von er-ramle und el-kantara war nochmals zu untersuchen, el-habis zu ersteigen, der untere Teil des sijar zu durchstreifen.
22. April: Von ma'än nach elgi. Lager oberhalb des Dorfes.
23. April: Nach bäb es-sik, durch wädi el-modlem, soweit es gangbar, zum Tunnel zurück, quer über er-ramle nach se'b kes, durch diesen nach wädi el-metäha, sidd el-ma'gin. Westwand von eHjubta, durch den sik wieder hinaus. Lager süd- östlich gegenüber den Altargräbern wegen Wassermangels im Petrakessel.
24. April: Gegend zwischen el-medras und dem sik, el-medras, Schlucht von el-hremije, soweit als gangbar, über die Felsen nördlich von el-medras nach bäb es-sik.
25. April: Über el-medras nach dem Aquädukt el-kantara, die Wasserleitung in nördlicher Richtung entlang bis zu ihrem Ende, südlich um den Kopf des wädi en-nmer bis oberhalb des Heiligtums II von en-nmer, denselben Weg zurück, über en-negr zu seinen nördlichsten Ausläufern, in das wädi el-kantara hinab, die 115- stufige Stiege (Nr. 127) hinauf, in südhcher Richtung hinunter. Nach Heiligtum III von el-kantara auf der östlichen Talseite, zurück nach der westlichen Talseite, nochmals die Stiege hinauf und hinab, durch zarnük eg-gerra nach dem sik.
26. April : Nach ed-der, unterwegs in das zweite Seitental von wädi ed-der und zu Heiligtum II der Klausenschlucht, hinab nach kasr far'un, dann den oberen Weg zu Heiligtum II von el-habis, erst auf den südlichen, dann auf den nördlichen Gipfel von el-habis, nach el-farasa, durch den sik.
27. April: Nach dem sijar, hinauf zu Heiligtum II, dann abwärts im sijar bis unterhalb von ed-der,- zum Theater, nach el-me'esara (Brünnows Reiterrelief Nr. 520 gesucht) und den Heiligtümern I — III, durch den sik. Auffindung des Reliefs der zwei Schlangen und des Reiters bei eg-greda.
28. April: Vom Urnengrab nach eHjubta hinauf (Heiligtum I — III), durch wädi el-l}ubta hinab, nach der Kunststraße bei mräret en-nasära, den gewöhnlichen Weg nach zibb 'atüf hinauf, den Nordweg hinab über den Theaterberg nach dem sik.
29. April: Auf den Gipfel von ed-dära, über 'en redän nach sei far' und ma'än.
Rundgang durch die Felsheiligtümer.
I. Ed-dara, er-ramle und eg-greda.
Das erste Massiv von weißem Sandstein, auf das der von Osten nach Petra Kommende stößt, ist das von ed-dära. Schon aus der Feme bemerkt man künst- liche Einschnitte in die Felsrücken als das erste Zeichen der Nähe der alten Stadt,
Am Ostrande von ed-dära ein wenig zurück ragt der Treppenfelsen (Nr. I Br.). Die, Spitze des pyramidenartig spitz zulaufenden Felsens ist ehemals durch eine steile Treppe von etwa 30 Stufen zugänglich gewesen, jetzt sind noch 13 Stufen vorhanden. Oben ist nichts außer einem Spiel von viermal sieben Löchern (a). Brünnow setzt irrtümlich hierher eine Bemerkung Robinsons von einem Felsen mit Treppe und Grab, die zu Nr. 2 und 3 gehört. Auf der Seite des Felsens findet Brünnow ein ,, abgewaschenes großes Grab". Aber es ist nichts grabähnliches in der teilweise zerstörten Grotte (b), man bemerkt nur in ihrer Rückwand und zu beiden Seiten eine Anzahl kleiner Nischen (c) für Votivgaben. Die Frage, ob Heihgtum oder Grab, ist unentschieden zu lassen.
Vor dem Treppenfelsen erhebt sich ein breiter Felsrücken, dessen Nordende abgeschnitten ist. In der Mitte des Abschnittes liegt eine Felsenkammer (2) mit Türöffnung und zwei schmalen Fenstern, links davon eine zweite Kammer (3) mit Türöffnung. Brünnow verzeichnet sie unter Nr. 2 als ,,Zwei kleine Grabhöhlen." In der östlichen Vorderseite des Felsens führt ein in ihn geschnittener Gang zu einem kleinen Hof, welcher einer Grabkammer (4; Nr. 3 Br. ; Abb. 25) vor- gelagert ist. Man nannte mir diese Grabanlage, welche bei Brünnow viel zu nahe an Nr. 5 herangerückt ist, jetzt hräbet umm es-sirdäb^. In das Innere führt eine roh umrahmte Bogentür, über welcher fünf kleine Nischen (a) angebracht sind. Eine größere Nische befindet sich rechts, eine kleinere links von der Tür. Auf der linken Seite ist auch ein Spitzpfeiler (b) von 0,15 zu 0,25 m mit Postament von 0,17 zu 0,10 m erhaben eingehauen, neben ihm eine Nische. Der Spitzpfeiler ist hier sicher als Grabmonument gemeint. Die Grabkammer (c) hat in der Rück- wand eine breite Nische, vor welcher recht und Unks zwei Steinsarkophage (d) stehen, außerdem in der linken Wand eine sehr schmale Grabkammer (e). Der Fels vor dem Hof des Grabes zeigt ein Spiel von viermal zehn Löchern (f).
1) Musil hräbet er-ramla.
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I. (U>-DÄRA. EK-«AMU. C&-(SrICOA.
Rechts von dem Grabe führt eine Treppe in zwei Absätzen von 4 und 14 Stufen auf die Höhe des Felsens. Dort liegt oberhalb der (irabkammer ein ziem- lich roh hergestelltes Heiligtum, das wir nach er-ramle benennen. Die Mitte bildet ein Bassin (g) von 1,85 zu 2,25 m und 1,10 m Tiefe, das, wie es scheint, aus einem doppelten Senkgrab durch Entfernung der Scheidewand in der Mitte entstand. An der Nordwestecke ist der Wasserzulauf hergerichtet. Ringsherum läuft ein Rand von 0,25 m Breite, dann folgt ein um 0,10 m vertiefter Umgang (h) von 0,75 m Breite, an den sich auf der Süd-, Ost- und Nordseite die Liege- plätze (i) schließen. In der Südostecke befindet sich der Wasserablauf. Auf
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Abb. 3$: Plan and DnrchichDitt des Grabes and Heiligtnms Nr. 4.
der Westseite, genauer West-Süd- Westseite, da die Orientierung in dieser Weise abweicht, erhebt sich der Fels erst um 0,18 m zu einer Stufe, dann um 0,70 m zu einem auf der Oberfläche ziemlich ebenen Block, welcher durch Querschnitte mehrfach geteilt ist. In der Mitte ist ein altarähnliches Viereck (j) von 1,50 zu I m durch Schnitte von 0,30 m Breite isoUert. Doch ist auf der Rück- seite der Schnitt in der Mitte nicht in voller Tiefe durchgeführt, so daß Flüssig- keiten hier nach zwei Seiten ablaufen würden. Dies Viereck wird als der lieilige Stein des Heiligtums zu betrachten sein. Der rechts stehen gebliebene Block von 2,25 zu 2,10 m ist nicht weiter bearbeitet. Dagegen zeigt sich auf dem Blocke links erstlich ein flacher Trog (k) von 0,80 zu 1,55 m und 0,25 m Tiefe und dann weiter- hin eine Schalenvertiefung (1). Diese letztere ist von einer flachen Rinne von
Nr. 4—7. 105
0,75 m Durchmesser umgeben, sie selbst ist 0,50 m weit und 0,15 m tief und hat in ihrer Mitte ein Loch von 0,15 m Weite und 0,10 m Tiefe. Die von Musil, Arabia Petraea II i, S. 46, angegebene senkrechte Verbindung nach dem darunter hegenden Grabe ist nicht vorhanden. — NordwestHch von dem ganzen Platz be- findet sich auf der Höhe des Felsens ein Spiel von 4 mal 12 Löchern (m).
Die ganze Anlage erinnert in ihrer Disposition an das Heiligtum von zibb 'atüf (Nr. igi) und ist dementsprechend zu deuten. Hier ist anzunehmen, daß die Anlage als Triclinium funebre gemeint war und zu dem darunter befindlichen Grabe gehörte. — Ein Senkkammergrab mit Ableitung des Regenwassers von seiner Mündung in drei Rinnen hegt auf dem südhchen Ende des Felsens.
Die größte Grabanlage in dieser Gegend ist die von el-ljän (5; Nr. 4 Br.). Vor eine risahtartig hervortretende Fassade mit Pilastern ist ein Hof gelegt, den rechts und links Portiken zu zwei Säulen und zwei Pilastern einfassen. Eine auf- fallend große Zahl von Nischen (a) und kleinen Löchern (b) zum Anbringen von Weihegaben ist in die Außenwände eingehauen. Ich zählte an der Frontwand des Grabes 17 Nischen und 33 Löcher, am rechten Portikus 3 Nischen, 12 Löcher, am huken Portikus i Nischchen, 16 Löcher. Das deutet auf ein hohes Maß der Verehrung, das man diesem Grabe widmete. Irby und Mangles haben gemeint, am Eingang zum Vorhof zwei Löwenfiguren zu sehen. Aber genauere Untersuchung zeigt, daß die dafür gehaltenen, jetzt sehr zerfressenen Felsklötze niemals haben Tier- figuren sein können.
Nachdem man, von Norden kommend, auf den Bach sei ed-dära gestoßen ist, lenkt man in das Bachtal ein und gelangt hier bald zwischen höhere Sandstein- massen, von denen jetzt nur die des rechten Ufers berücksichtigt werden. Aus ihnen treten hervor drei kolossale Felswürfel (Abb. 26), welche dem auf der Südseite des Baches vorübergehenden Wanderer als ein monumentaler Schmuck des Eingangs nach Petra erscheinen mußten und gewiß auf eine ästhe- tische Gesamtwirkung berechnet waren. Da wenigstens der zweite und dritte von ihnen die beabsichtigte Form eines Altars trägt, können wir an ihnen nicht ohne weiteres vorübergehen. Bei dem ersten (6; Nr. 7 Br.), hinter welchem eine Leitung zu einer Zisterne (a) mit runder Mündung führt, ist die ursprüngliche Ornamentierung nicht mehr zu erkennen. Er ist 5,30 m breit und etwa 6,30 m hoch. Durch die Dachfläche gehen zwei Rinnen von verschiedener Tiefe, deren Zweck unverständUch erscheint. Der bei Brünnow Fig. 141 gezeichnete Stufen- absatz auf der Ost- und Westseite ist nicht vorhanden, ebensowenig der von Do- maszewski (S. 172) behauptete Stufenuntersatz. Der Eingang zu einer kleinen Grabkammer befindet sich auf der Ostseite. Der zweite (7; Nr. 8 Br.), jetzt hräbet selmän genannt, besteht aus einem Würfel von 4,50 m Seitenlänge, der sich über drei Stufen von zusammen etwa i m Höhe erhebt und durch einen Aufsatz von der gleichen Höhe gekrönt wird. Jeglicher Zierrat ist unterlassen. Der Eingang zur Grabkammer ist auch hier auf der Ostseite. Die Form weicht vollständig ab von der aller anderen Würfel- oder Turmgräber von Petra und ist so sehr die eines monumentalen Altars, daß die Absicht des Erbauers gewesen sein muß, dem hier Bestatteten im Grabmonument gleichzeitig einen Altar zu errichten. Eine
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I. EO-DÄKA FK-KAMI.E ElT-äsKnA.
rohe kleinere Nachahmung desselben stellt gegenüber jenseits des Baches. Der dritte Felswürfel (8; Nr. 9 Br.) enthält keine Grabkammer, ist also wohl ein Keno- taph zu Ehren eines anderwärts Bestatteten. Nach v. Domaszewski (bei Br. S. 172) wäre er mit vier Halbsäulen auf jeder Seite und einem Zinnenkranz geschmückt ge- wesen, während Fig. 142 bei Brünnow vier Pilaster aufweist. Das Genauere ist, daß jede Seite mit zwei Halbsäulen und zwei Viertelsäulen versehen war, und daß die letzteren sich an Eckpfeiler lehnten. Über den Säulen befand sich ein einfaches Gebälk, dann nach einem künstlich eingesetzten Gesims eine Attika. die wahr- scheinlich selbst wieder durch ein künstliches (nicht aus dem Felsen gehauenes)
Abb. »6: Ansicht der Altar- oitd lurnnjraücr >r. ö— b vou äUden. Aufn. v. O. U.
Gesims abgeschlossen war. Nichts nötigt, an einen Zinnenaufsatz zu denken. Einen Würfel von 5,70 m Seite bildete der von den Säulen umgebene mittlere Körper des Gebäus ohne Postament, Gebälk und Attika. Die Gesamthöhe des Ganzen beträgt etwa g m.
Ostlich und westlich von der Gruppe der Altargräber ziehen sich zwei kurze Schluchten in das Felsnuissiv hinein. Die östliche enthält außer den beiden von Brünnow unter Nr. 5 und 6 angegebenen Gräbern eine von Brünnow am rechten Ausgang der Schlucht angedeutete, aber nicht näher bezeichnete große viereckige Zisterne (9), auf der linken Seite (gegenüber Nr. 6 Br.) eine größere Kammer (10) mit Triklinium und weiter Türöffnung sowie eine kleinere Kammer (a). Auf dem Boden dieser Schlucht bemerkte ich ein Spiel von 5 mal 9 Löchern (b)
Nr. 8—26. 107
und in der westlichen Schlucht (bei Nr. 12 Br.) Spiele von 4 mal 8 und 2 mal 7 Löchern (11).
Ohne erkennbare Bedeutung sind im weiteren Fortgang des Bachtales die von Brünnow unter Nr. 17 und 18 als „Opfernischen" aufgeführten leeren Nischen (12, 13). Wichtiger ist das von ihm übersehene Relief eines großen Spitz- pfeilers^ (14) in einer spitz zulaufenden Nische unterhalb derselben am Bache, vor allem die an der oberen Felswand beginnende sakrale Gruppe, welche man das Heiligtum von bäb es-sik* nennen kann.
Dazu gehört zuerst eine Reihe von 20 Nischen (15; Nr. 19 Br.). Unter diesen Nischen ist die am besten ausgeführte die dritte (c von links gerechnet), eine Bogennische, welche Pilaster flankieren. Sonst sind mit Bogen abgeschlossen die acht Nischen a, f — j, m, o, viereckig sind b, d, e, k, 1, ein Bassin enthält Nische n, unbestimmbar in der Form sind die verwaschenen Nischen p — t. Alle Nischen sind leer, nur Nische 1 ist durch die Figur eines vertieften Pfeilers in ihrer Rückwand ausgezeichnet.
An die Nischengruppe schließt sich zunächst eine kleine Kammer mit zwei Nischen (16; Nr. 20 Br.) und dann eine größere Kammer (17; Nr. 21 Br.) mit weitem Eingang, inwendig als Triklinium hergerichtet und mit einem Nischenbassin (a) rechts neben dem Eingang versehen. Darauf folgt dann wieder eine Reihe von 6 leeren viereckigen Nischen (18; Nr. 23 Br.), in deren Mitte der Rest eines zementierten offenen Troges (a) sichtbar wird. Grabkamnfiern (Nr. 24, 26 Br.) und eine auffallend große Zahl von Senkgräbern in dieser Gegend beweisen den sepulkralen Charakter dis Heihgtums.
Weiter westlich an einem Felsen, welcher dem Eingang in den sik unmittelbar gegenüberhegt, befindet sich in der Nähe einer birnenförmigen Zisterne (19; Nr. 28 Br.) eine von Pilastem flankierte 0,25 m tiefe Bogennische (20; Nr. 28 Br.; Abb. 27) von 0,48 zu 1,23 m, welche sich über einer Bank von 0,30 m Hölie, 1,20 m Breite und 0,50 m Tiefe in einem Felsenausschnitt erhebt. Ein Pfeiler von 0,17 zu 0,33 m ist in der Rückwand erhaben ausgearbeitet. Mit dieser Nische endet die das Heiligtum bildende Gruppe, in deren nächster Nähe nach Westen eine Fels- kuppe von 17 Senkgräbern (21) nahezu vollständig bedeckt ist.
Unterhalb des Heihgtums beginnt eine Felswand, in welche eine hohe und tiefe viereckige Nische (22), zwei Kammern (23. 24) und eine Bogennische (25) eingehauen sind, ehe sich vor ihr ein Grab türm (26; Nr. 30 Br.) von 4,30 m Breite und etwa 7 m Höhe erhebt, der insofern auch an die Altarform erinnert, als zwei Stufen sein Postament bilden. Der Eingang in die Grabkammer liegt auf der Westseite unterhalb des Turmes in der Felsbank, von der er aufsteigt. Ein Gesims mit einem Kranz von 5 ganzen und zwei halben Zinnen auf jeder Seite schließt den eigentlichen Würfel des Grabturmes nach oben ab, worauf nach einem neuen Gesims eine ebenso hohe Attika aufgesetzt ist.
i) Der Standort verhinderte seine Messung.
2) S. Abb. 2, wo die sakrale Gruppe links in der Mitte des Bildes sichtbar ist, und Fig. 230 Br., wo Nische a — m zu erkennen sind.
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L ED-DÄBA, U-KAMtX, S&-&tSOA.
Auch die nördlich von ed-dära gelegene, mehrfach zerrissene Fläche von er-ramle (S. 6) ist nicht ganz ohne Spuren menschlicher Arbeit. Wer vom „Treppenfelsen" (Nr. i) aus in westHcher Richtung nach wädi cl-modlem zu geht, stößt auf ein von Brünnow übersehenes Grab (27). dessen Eingang durch Pilaster und Bogen mit Patera verziert ist nach dem Typus der Bogentüre auf Fig. 175 Br. Der Grundriß hat die Gestalt eines unterhalb des Querbalkens abgeschnittenen Kreuzes. Links neben dem selbständigen Felsen, in welchen dieses Grab eingehauen ist, befindet sich ein zweiter mit einer großen leeren Nische {28), und dann jenseits einer Nebenschlucht des wädi el-modlem ein dritter mit einer offenen Halle (29) von 8,60 m Länge und 5,20 m Tiefe, über welcher eine Reihe von 22 kleinen
Abb. 27: IdolnUche Nr. 20. Anfa. v. G. D.
Nischen (a) eingehauea ist. Darin sind schmale Lisenen in die Seitenwände ein- geschnitten und Bilder von Steinböcken (b) angemalt. Noch weiter nach der Gegend des Tunnels hin ist auf einer künstlich geebneten großen Felsplatte ein großer Fels block (30)» mit senkrechten Wänden stehen gelassen worden. Die Oberfläche ist unzugänglich. Er könnte wohl aisheiliger Stein gemeint gewesen sein. Ganz in der Nähe ist in einer kleinen viereckigen Nische (31) ein Pfeilcridol erhaben angebracht, und neben der Nische eine Figur (32), welche wohl eine Urne darstellen soll.
Nach Norden zu, im Gebiete von el-u'era, trifft man Unks vom Wege nach el-beda zuerst eine hallenartige Nische (33) mit nabatäischer Inschrift (a), dann eine Reihe kleiner Nischen (34), wieder eine Halle (35) und eine kleinere Nische (36)
i) S. die Abbildung bei Libbcy u. Hwkins, The Jordan VaUey and Petra II, S. 49, wo der Bhxk in der Mitte de* Bilde« steht.
Nr. 27—47.
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da, wo der Weg nach der Burg von el-u'era sich abzweigt, und endhch an der Brücke des Zugangs zur Burg eine Nische (37) und darunter ein Nischenbassin (38).
Am Wege durch die Schlucht se'b kes (S. 7) gehören hierher an einem den Pfad sperrenden herabgestürzten großen Felsen auf dessen Nordseite drei viereckige Nischen (39), unter ihnen ein kleines, und rechts ein großes Nischenbassin (40. 41).
Auf der hnken Seite des Baches sei ed-dära, welche weiterhin eg-greda ge- nannt wird, sipd die ersten Steinarbeiten sakraler Natur eine Reihe von 7 roh ge- arbeiteten Nischen (42 ; Nr. 36 Br.) , welche oberhalb eines Grabes mit Zinnen- ornament^ beginnt. Die Reihe enthält — von Osten ab — eine Bogennische mit Pilastern (a), eine einfache Bogennische (b), drei Felsausschnitte mit erhabenem Pfeileridol (c — e), einen leeren Ausschnitt (f) und eine Bogennische (g). Unterhalb der letztgenannten findet man in einer kleinen Kammer (43) rechts und an der
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Abb. 28; Schlangenrelief und Relterrelief Nr. 47 d. e.
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Rückwand einen Spitzpfeiler (a. b) eingegraben, vor derselben Kammer links in einer viereckigen Nische einen erhabenen Pfeiler mit Fuß von 0,15 zu 0,47 m (c). In das Tal ragt — gegenüber den Altargräbem — hinaus ein Fels, der auffällt, weil im Zusammenhang mit einer kleinen Kammer auf der Ostseite zwei Reihen kleiner Nischen (44) um seine Stirn gezogen siind. Ich zählte in der oberen Reihe 44, in der unteren 25 Nischen. Unterhalb am Bach ist in einer Bogennische von 0,60 zu 1,40 m ein oben abgestumpfter Spitzpfeiler (45) von 0,50 zu 1,10 m ausgehauen, jenseits des vorhin genannten Felsens die unter Nr. 7 erwähnte rohe Nachahmung {46) des gegenüberliegenden Altargrabes.
Als im April 1907 mein Zelt wegen der Wasserverhältnisse im Mosesbach sich südöstlich von den Altargräbern befand, wurde ich aufmerksam gemacht auf die wundersamen Skulpturen einer kleinen Grabkammer (47) kurz vor dem Spitz- pfeilergrabe. Von Westen her führt ein schmaler, oben offener Gang zu ihrer Tür.
I) Auf Brünnow's Tafel III angedeutet, aber nicht in seine Liste aufgenommen.
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I Kon'?»« »-»-BAMUt, ib^ciDA
In ihm sieht man rechts einen sclimalin Spitzpfeilcr (a) mit Gipfclblume und breitem Fuß. Er ist 0,90 m hoch, unten 0,22, am Fuß 0,52 m breit. Zwei Doppcllöcher (b) befinden sich rechts und links, ein zweiter einfacherer Spitzpfeiler (c) von 0,35 zu 0,70 m links. Während dergleichen sich auch anderwärts findet, ist einzigartig, was rechts von der Tür im Innern der Kammer in ungewöhnlich starkem Relief abgebildet ist. Das erste sind zwei wenig geringelte Schlangen (d; Abb. 28), welche mit den Schwänzen zusammenstoßend sich nach rechts schräg aufwärts erheben. Ihre Länge in grader Linie von Kopf bis zum Schwanz beträgt 1,53, bezw. 1,62 m. Die weiter links aufsteigende ist 0,12 — 0,15 m dick, die andere, die wohl als jünger gedacht ist, nur 0,05 — 0,10 m. Zwischen den beiden einander zugekehrten Köpfen der Schlangen ist ein kleines vierfüßiges Tier mit erhobenem Schweif abgebildet. Der linke Schlangenkopf strebt nach dem Haupt dieses Tieres, der rechte hat mit dem Maul eins seiner Hinterbeine erfaßt und zerrt es rückwärts. Das Tier mißt nur 0,35 m Länge bei 0,17 m Höhe, ist also im Verhältnis zu den Schlangen sehr klein. Man könnte einen Hund darin erkennen; aber die Größe des Kopfes spricht vielleicht für einen Ochsen. Die Arbeit ist eine sorgsame, aber kindlich unbeholfen und steif. Dasselbe gilt auch von dem weiter links befindlichen zweiten Relief (e). Es stellt dar ein Pferd, das von Schwanz bis Kopf 0,51 m lang ist, am Schwanz 0,26 m, am Kopf 0,40 m hoch. Der Schwanz reicht bis zum Erdboden. Das Zaumzeug mit dreifachem Querriemen am Kopfe ist deutUch er- kennbar, sehr undeutlich aber ein auf dem Pferd sitzender Reiter, mit welchem der Künstler nicht fertig geworden zu sein scheint. Der Kopf ist gar nicht ausge- führt, der Fuß nur mit Punkten vorgezeichnet. Das Schlangenbild ist wohl apo- tropäisch gemeint. Über den Reiter s. S. 74.
Wenigstens 20 m über dem Talgrunde oberhalb einer zweiten sehr anders- artigen Fassade erhebt sich das S p i t z p f e i 1 e r g r a b (48 ; Nr. 35 Br ; Abb. 29), das man mir einmal als hräbet ez-zahrig (= es-sahrig) bezeichnete, während andere diesen Namen leugneten. Musil nennt es eg gredi ; mir sagte man, die ganze Gegend trage den Namen eg-greda, wonach man also von hräbet eg-greda reden könnte. Von Hnks führte ursprünglich ein Aufgang zum Grabe hinauf, aber nur 14 Stufen sind erhalten. Seine Front ist bei Brünnow Fig. 198* in nicht unwichtigen Punkten ungenau wiedergegeben. Die gegen 15 m lange und nur etwas über 4 m hohe Fassade ist nicht vierfach, sondern nur an beiden Enden durch vorgezogene Risalite gegliedert. Die von Pilastem mit Triglyphenfries umrahmte Tür ist in eine nicht weiter umrahmte Nische eingelassen. Auf die Fassade sind vier Spitz- pfeiler (a) auf quadratischer Basis völlig freistehend, nicht als Pilaster,» aufgesetzt, und zwar so. daß zwei als Krönung der Endrisalite erscheinen, die anderen beiden nur auf der Fassade aufstehen. Die beiden ersteren sind breiter als die beiden letzteren. Ich maß die Breite, jener auf 2,38 m, dieser auf 2,25 und 2,10 m. Die beiden äußeren Spitzpfeiler sind um die Breite eines der inneren Pfeiler von diesen abgerückt (bei Brünnow viel weniger), während die inneren einander näher stehen.
I) Danach noch unrichtiger Darm. Baukunst der Etmsker und Römer*, Fig. 825 VIII. a) Auch Darm, a. a. O., S. 756, rodet unrichtig von abgestumpften flachen Pyramiden.
N'R- 47— 4?.
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Nach dem am besten erhaltenen Pfeiler links zu schließen, liefen sämtliche Pfeiler bei über 7 m Höhe fast in eine Spitze aus und waren nicht so breit gestutzt, wie Brünnow angibt. Nach ihm verhielten sich Grundlinie und Höhe (bei voller Ver- längerung) wie 2 zu 8, während das Verhältnis wie 2 zu 7 sein sollte. Die hinter den Pfeilern senkrecht abgeschnittene Felswand hat dann noch in der Mitte durch eine ganz im Stil der Eingangstür gehaltene Nische (b) mit einer bei Brünnow weggelassenen Figur einen besonderen Schmuck erhalten. Auf beiden Seiten ist der vorstehende Fels schräg abgeschnitten, so daß der Bau wie von zwei breiten
Abb. 29: Ansicht des Spitzpfeilergrabes Nr. 48 und des Trikliniums Nr. 49 von Nordost
Aufn. V. H. Gressmann.
Spitzpfeilern eingeschlossen erscheint. Der Innenraum^ (c) hat auf der Rück- wand den in Petra seltenen Schmuck der Umrahmung der breiten Grabnische (d) durch Pilaster und flachen Bogen, ähnlich wie im Saale des der-Tempels (Nr. 446). v. Domaszewski rechnet das Grab zu den jüngsten Bauwerken Petras. Es sollte aber anerkannt werden, daß seine schmuckarme Einfachheit mit der Überladung spätrömischer Bauwerke in auffallendem Kontraste steht und daß das dabei zwei- mal verwandte Motiv des dorischen Triglyphenfrieses hier wie beim Absalomgrab in Jerusalem keineswegs als Beweis spätrömischer Zeit gelten kann. Die unter- halb des Grabes ausgeführte Fassade ist nicht älter, sondern jünger als jenes.
Auf der gegen 4 m breiten Rampe, die sich vor dem Grabe hinzieht, hat
i) Vgl. Fig. 241 Br.
112 I Kl>-n\KA. IKKAMlf.. KÖ-ÜREOA.
man nach Westen zu gegenüber dem Aufgange ein von mir am 8. November 1906 entdecktes Stibadium (e Abb. 30. 31) hergerichtet. In eine um 0,79 bis 0,95 m über dem hier schräg abfallenden Boden erhöhte Fläche (a), die vom 4.50 m, hinten 3,70 m breit und 4,20 m lang ist, wurden am vorderen Rande nahezu zwei Drittel eines Kreises von 1,68 m Durchmesser 0,13 m tief eingeschnitten, in diesen nach einem Ringe von 0,34 m Breite ein zweiter Kreis von 0.42 m Tiefe, vor welchem man nach vom eine 0,10 m breite, gradlinige jetzt zum großen Teil ver- schwundene Einfassung stehen ließ, sodaß ein bassinartiger Mittelraum (ß) ent- stand. Dieser diente gewiß als Was.serbehälter, da sonst ein solcher hier fehlen würde. Den Dienst des Tisches leistete der vertiefte Ring des Kreises. Zu den nach den Außenwänden hin abgeschrägten Liegeplätzen stieg man rechts und links auf zwei Stufen (7) hinauf. Zwei niedrigere Stufen führten an den Mittelraum heran und er-
Abb. 30: Sdbadinm Nr. 48 e ron Osten. Aofn. t. H. Grasmann.
leichterten das Aufstellen der Speisen. Die Stufen sind sämtlich etwa 0,30 m breit, ihre Höhen aber verschieden (die linken Stufen 0,15 und 0,20 m, die mittleren 0,24 und 0,17 m, die rechten 0,39 und 0,20 m). Am rechten Ende ist die unterste Stufe nicht ganz durchgeführt, sondem läßt eine tischartige Erweitemng (d) der Oberstufe von 0,55 zu 0,70 m stehen, die am hinteren Rande mit einer 0,10 m breiten Rinne (e) zur Ableitung von Flüssigkeit nach außen versehen ist.
Die unterhalb des Spitzpfeilergrabes, aber ein wenig weiter östlich, in den Felsen gehauene Fassade im Barockstile Petras (49; Nr. 34 Br; Abb. 32) gilt einem Triclinium funebre, das Brünnow mißverständlich als ,, Römisches Heiligtum" bezeichnet. Die 15,50 m lange und in der Mitte etwa 10 m hohe Front ist dem Mittelbau des sogen. Korinthischen Grabes ähnlich. Doch sind die Ko- rinthischen Kapitale durch Petrakapitälc ersetzt. Auffallender Weise hat das Untergeschoß nur die Hälfte der zu erwartenden Höhe, sodaß dem aufgesetzten Halbgeschoß jede vemünftige Motivierang fehlt. Das ist wohl dadurch zu erklären, daß man bei sklavischer Nachahmung jenes Modells in dem zu Gebote stehenden
Nr. 48—49.
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niedrigen Räume sich nicht anders zu helfen wußte, zumal man auch dem Boden des Bachtales sich nicht allzusehr nähern durfte, um nicht in den Bereich des Hoch- wassers zu kommen. Daß man die Fassade nicht genau unter das Spitzpfeilergrab, sondern etwas weiter rechts setzte, mag daher gekommen sein, daß der zur Ver- fügung stehende Fels nach links abfiel. Man fand es aber wohl auch nicht wünschenswert, daß die so verschieden stilisierten Fassaden wie zwei Stockwerke eines Gebäudes erschienen.
Brünnow liefert in Fig. 197, 237 und 238 Ansicht, Grundriß und Querschnitt des Baues, die aber sämtlich der Korrektur bedürfen. Die Fassade ist im Unter- stock durch vier Halbsäulen (nicht Pilaster mit Viertelsäulen) gegliedert, die Ecken bilden Viertelsäulen mit Pilastem. Über ihrem Gebälk (bei Brünnow unrichtig geghedert), durch welches sich die Säulen als Pilaster fortsetzen, erheben sich rechts und hnks gebrochene Giebel mit Konsolen, in der Mitte eine Attika, welche dann wieder einen Bogen mit Konsole trägt, der die Umgebung der Tür nach oben abschheßt. Auf eine zweite Attika, die bei Brünnow seitlich zu weit einge- zogen wird, folgt ein Halbgeschoß mit Zwergpilastern. Gebrochene Giebel liegen hier über den inneren Pilaster- paaren, nicht wie im Unterstock über den äußeren, und sind durch eine Attika verbunden, so daß die Fassade wie unten durch den Bogen hier nochmals zusammen- gefaßt wird. Die bei Brünnow nicht zum Vorteil der Fassade gezeichnete Verlängerung der oberen Attika über die ganze Front hin ist nicht vorhanden. Auch ist bei ihm die horizontale Gliederung der Fassade durch zu starke Zeichnung der Trennung von Architrav und Fries ungebührlich verschärft und die vertikale Glie- derung durchweg zu schwach gezeichnet. Die Ab- grenzung des Unterstockes gegen den Oberstock auf beiden Seiten des Bogens ist irriger Weise unterbrochen und die Zurückziehung des Mittelteiles des Oberstockes zu wenig markiert. Die Fassade bleibt auch in ihrer wirklichen Gestedt über- laden und unschön, ist aber doch nicht so schülerhaft, wie sie bei Brünnow er- scheinen muß.
Beim Aushauen der Fassade entstand vor ihr eine 4 bis 7 m breite Rampe, welche von Osten her durch eine 1,40 m breite Treppe zugänglich gemacht wurde.
Der von mir am 8. November 1906 vermessene Innenraum (a) des Gebäudes, in den man durch eine 1,80 m breite und etwa 4 m hohe Türe eintrat, besteht aus einem Saal von 6,45 m Breite, 7,45 m Tiefe und 4,15 m Höhe. In ihm ist auf drei Seiten ein Triklinium von 0,95 m Höhe ausgehauen, das hinten 2,20 m, auf beiden Seiten 1,80 breit ist. Dabei ist indes der um 0,13 m tiefere Absatz (y) am inneren Rande von 0,20 m Breite rechts und hnks, aber 0,35 m Breite hinten mit einge- rechnet. So ergeben sich recht andere Verhältnisse, als sie Brünnows Grundriß aufweist. In dem vom TrikHnium nach vorn zu freigelassenen 1,53 m langen Räume führen rechts und links zwei 0,53 m breite Stufen (b, b) von zusammen 0,55 m Höhe zum Trikhnium hinauf, läuft aber auch eine Rampe (c) von 0,48 m Höhe und 0,40 m
Dalman, Petra. c
Abb. 31: Grundriß und Durch- schnitt des Stibadiums Nr. 48 e.
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L Ed-dXra, n-RAMUt und Bb-ÖKloA.
Breite an der Wand entlang, und zwar nicht nur an den Seitenwänden, sondern ebenso an der Türwand.
Etwas Rätselhaftes haben an sich zwei bei Brünnow an ungenauer Stelle zu klein und zu kurz gezeichnete Nischen (d, d) hoch in der Rückwand, welche 0,80 m hoch und breit, sowie 1,60 m tief sind. Am unteren Rande der linken von beiden befindet sich an beiden Enden ein schräg durch die Ecke gehendes Loch (e), sodaß sich hier etwas anbinden ließ. Da diese Nische sich genau in der Mitte der Rückwand befindet, scheinen ursprünghch drei Nischen in Aussicht genommen worden zu sein. Sie waren doch wohl als Gräber oder Aufbewahrungsräume für Ossuarien gemeint. Mir ist indes aus Petra kein zweites Beispiel für eine solche unmittelbare Verbindung von Grab und Triklinium bekannt.
Es war mir 1904 und 1906 nicht möglich gewesen, die Seitenkammern dieses Trikliniums zu untersuchen, weil sie durch Holztüren verschlossen und mit Häcksel
Abb. 3a: GnindriB nnd Darcbtchoitt tob Trikliniam Nr. 49.
gefüllt waren, 1907 konnte ich in die rechte Seitenkammer (f), welche die Rampe vor dem Triklinium auf der Westseite abschließt, eindringen. Sie misst 3,65 zu 3,50 m und enthält in der Rückwand eine quadratische Nische (g) von 0,72 m und an der linken Seitenwand einen Spitzpfeiler (h) von 0,29 zu 0,29 m mit roher Spitzen- verzierung von 0,07 m Höhe und Untersatz von 0,39 zu 0,7 m. In der linken Wand führt eine 1,05 m hoch liegende Tür in eine Nebenkammer (i) von 3,44 zu 2,45 m. In ihr befinden sich nebeneinander vier, oben i ,96 m lange und 0,60 m breite Senk- gräber. Sie sind 1,52 m tief und für zweifachen Gebrauch in der Weise eingerichtet, daß sie sich, unterhalb des 0,24 m tiefen Falzes für die Decksteine, nach 0,97 m Tiefe verengen. Die unterste Grabstätte ist 0,52 m breit und 0,55 m hoch, die obere 0,56 zu 0,73 m. In die links an das Trikhnium sich schließende Seitenkammer (j) gelangte ich auch 1907 nicht, konnte aber durch die Türritzen feststellen, daß sie ungefähr quadratisch ist und fünf Senkgräber enthält, davon vier in einer Reihe, eines quer hinter ihnen. Der Brünnow unbekannt gebliebene Inhalt der Seiten-
Nr. 49— 5«- IIS
kammem ist bedeutungsvoll. Er erklärt den Zweck des ihre Mitte bildenden Tri- kliniums, das auch deshalb mit dem darüber liegenden Spitzpfeilergrab nichts zu tun hat.
II. Die Adlerschlucht
Wenn man beim Eingange des sik rechts nach dem Tunnel el-modlem zu abbiegt und hinter ihm links in die Höhe steigt, bemerkt man zuerst eine von Ost nach West streichende Querschlucht, die oberhalb des Tunnels endet, und stößt, wenn man nordwärts weiter geht, sehr bald auf ein zweites, viel breiteres, jener Schlucht parallel laufendes Tal, das hoch über dem wädi el-modlem beginnt, nach Westen zu langsam ansteigt und, ohne den sik zu erreichen, plötzlich durch einen tiefen Abgrund abgeschnitten wird (vergl. S. gi,).
In diesem Tal entdeckte ich am 30. März 1904 eine kleine Gruppe von Nischen, in deren einer ein Adler ausgehauen ist. Adler sind sonst in Petra als Schmuck der Fassade von eg-gerra und des Grabes des Sextius Florentinus zu sehen, hier ist dieser Vogel zum Mittelpunkt einer heiligen Nische gemacht, und deshalb habe ich geglaubt, das Tal, das ich am 27. März 1906 zum zweiten Mal besuchte, nach ihm benennen zu dürfen. Brünnow ist das ganze Gelände nördlich vom sik unbe- kannt.
Reste eines Treppenweges führen das Tal aufwärts. An der rechten (nörd- lichen) Talwand bemerkt man den Eingang zu einer kleinen Kammer (50) und links neben ihm eine Reihe von sechs Nischen (51; Abb. 33), zu denen einige Stufen hinanführen. Die erste Nische (a) von etwa 0,50 zu 0,70 m erhebt sich über einer breiten Predella und enthält zwischen zwei Pilastern das Relief eines ein- fach profilierten Altars ohne Homer. Vier Löcher in seiner Vorderseite beweisen, daß einmal eine Platte mit Inschrift darauf befestigt war. Die kleinere zweite Nische (b) von 0,31 zu 0,56 m hat man nachträghch neben die erste gesetzt, viel- leicht, um ihrer Gottheit einen Paredros zu geben. Sie enthält ein kleines vertieftes Pfeileridol von 0,07 zu 0,15 m. Die dritte Nische (c) von 0,71 zu 1,02 m ist die größte von allen, aber jetzt leer. Doch glaubte ich Spuren eines Pfeileridols von 0,12 zu 0,31 m auf einer Bank von 0,39 m darin zu entdecken. Die Nischen Nr. 4 (d) und 6 (f) sind nachträgliche Hinzufügungen zur fünften (e; Abb. 34). Diese, inwendig 0,73 m breit und etwa i m hoch, erhebt sich über einer schlecht erhaltenen Fels- bank. Zwei Pilaster flankieren sie, über denen die Ecken eines Giebels mit Akro- terien sichtbar werden. Was ursprüngHch in der Nische ausgehauen war, ist samt dem Giebel der Aedicula gewaltsam und nicht sehr geschickt beseitigt worden, um den Adler mit nach hnks gewendetem Kopf anzubringen, der jetzt, 0,67 m hoch, in einer für ihn ausgehauenen Vertiefung 0,61 m über dem Boden der Nische aufgerichtet steht. Er ist ganz unähnlich dem Adler der nabatäischen Münzen^, der seinerseits an den Adler der Ptolemäer erinnert, und entspricht in Stellung und Haltung eher dem Adler auf dem Altar von gebel, den Merrill* abgezeichnet
1) S- Dussaud, Numismatique des Rois de NabatSne, in Journ. Asiat. 1904, S. iSQff-
2) Ecist of the Jordan, S. 536.
Ii6
IL Du AnLusciiLUCHT.
hat. Spätere haben dann aber doch wieder das alte Gottheitssymbol zu Ehren ge- bracht, indem sie unter dem Adler einen 0,27 m hohen Pfeiler (g) mit Fuß vertieft anbrachten, und auf ihm. erhaben, in zwerghafter Größe ein zweites Pfeilerzeichen, rechts einen kleinen Pfeiler (h) von 0,08 zu 0,13 m, Unks einen etwas größeren (i) von 0.09 zu 0,20 m. beide vertieft. Endlich hat man auch rechts und links von der Nische zwei gleichgroße kleinere Nischen (d, f) angebracht, und in der linken (f) ein vertieftes Pfeileridol von 0,10 zu 0,20 m. Ein kleiner Trog (j) unterhalb der Nischen diente zu Lustrationen.
An der gegenüberliegenden Seite des Tals befindet sich ein viereckiger ge- ebneter Platz und an dessen Ostseite eine Felsenkammer (52). Eine Nische (53) an
Abb. 33: Iduiuischen Nt. 51 a — 1. Aufii. v. G. 1)
der Südseite dürfte den sakralen Zweck der Anlage andeuten. Geht man das Tal bis ans Ende hinauf, so führen die gelegenthch darin ausgehauenen Stufen endlich an die nördliche Talwand und zu einer hoch gelegenen, früher mit einer Tür ver- sehenen Doppelkammer (54), deren nach Westen schauende Fensteröffnung einen Ausblick gewährt in den das Tal hier endenden Abgrund. Es sieht aus, als sei der Fels auf der Nordseite künstlich abgeschnitten worden, um jedes Weiterkommen an der Felswand unmöghch zu machen. Petra sollte offenbar von hier aus nicht überfallen werden können. Die Doppelkammer, welche zu einer Klause sich gut eignen würde, enthält außer einer kleinen arabischen Inschrift (a), wohl „satt amrär" zu lesen, nur die Figur (b) eines Männleins mit gespreizten Beinen und ausgereckten
Nr. SI— 54.
117
Armen wie dasjenige über dem Triklinium im sik (Nr. 180 g; Abb. 80b). v. Domas- zewski (S. 188) hält das Letztere für einen rohen Crucifixus, was Musil^ als un- richtig, Vincent^ als problematisch bezeichnet. Zur Vergleichung wäre heranzu- ziehen das Spottcrucifix vom Palatin* aus dem dritten Jahrhundert, das ebenfalls gespreizte Beine zeigt, deren Füße auf einem Querholz stehen. Genau den Figuren von Petra entsprechen in der Haltung zwei in der Höhle 'eräk el-mä bei bet gibrin hoch oben an der Wand angebrachte kleine Basreliefs, welche Survey of Western Palestine, Memoirs III, S. 267 abgebildet sind. Doch sind die Gestalten hier mit einem über die Knie reichenden Hemd versehen. Das Kreuz bei dem Männlein im sik empfiehlt doch immer eine christliche Deutung.
III. El-medras.
Auffallend entlegen von der Stadt Petra liegt das Heiligtum von el-medras wenig südlich vom östlichen Teile des sik. Auch kein Berggipfel hat den Anlaß zu seiner Errichtung gegeben, es liegt zwischen höheren Felsmassen nur eben so hoch, daß man von da aus nach Südwesten zu einen freien Ausblick über die Gegend von el-hremije und el-kantara haben kann. Es mag das Heihgtum eines Clans der Nabatäer gewesen sein, welcher in der un- mittelbaren Umgebung Petras keinen zu diesem Zweck verfügbaren Raum mehr fand. Er erhielt so auch einen Anteil an den Sandsteinbergen Petras, auf denen man gern seine Götter verehrte. Wunderbar ist auch, daß der alte Name des Heiligtvuiis, dessen Gott in einer Inschrift als ,,Duschara, der Gott vonMadresa" bezeichnet wird, noch immer an der Stätte haftet. Er lautet übrigens nicht el-madräs, wie Lagrange, Corp. Inscr. Sem. und Brünnow schreiben, sondern el-medras, und die Araber denken dabei zunächst an die mit Inschriften reichlich versehene Felsenkammer Nr. 89. Das Wort medras bedeutet eine Oelkelter. Vielleicht war es nur Ortsname, durch irgendwelche Ähnlichkeit der örtlichkeit veranlaßt. Jacques Ehni scheint im Jahre 1862 der erste Besucher gewesen zu sein. Eine Beschreibung des Heilig- tums ist aber nie versucht worden. Ich weilte in el-medras am 30. März 1904, am 26. u. 27. März und 8. November 1906 und am 24. u. 25. April 1907.
A. Die Zugänge.
Der Hauptweg zum Heiligtum beginnt im Tal des Mosesbachs hinter dem Spitzpf eilergrab. Keine große Steigung war zu überwinden, doch hat man durch
Abb. 34: Adlernische Nr. 51 e.
i) Bei Brünnow II, S. 330.
3) Kraus, Geschichte der christl.
2) Rev. Bibl. 1905, S. ni. Knnst I, S. 173.
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III. El-mkoka>.
breite Felsenausschnitte und durch Stufen, von denen im ganzen etwa 117 er- halten sind, einen bequemen Zugang geschaffen, der schhcßlich in einer engen Schlucht unmittelbar unter dem Heiligtum endet. Von da aus führte eine Felsen- treppe von etwa 15 Stufen rückwärts nach seinem nördlichen Teil (Abb. 37), und eine zweite, nicht erhaltene gebaute Treppe gradaus nach seiner südlichen Hälfte (Abb. 48). Am Wege bemerkt man zunächst drei Bogennischen (55 — 57). Ehe man an die Aufgänge zum großen Heiligtum gelangt, führt links eine Treppe zwischen zwei kleinen Bogennischen (58, 59) zu einer Felsterrasse mit einer besonderen sakralen Gruppe. Man kommt zuerst zu einer kleinen Kammer (60; Nr. 39 Br.), welche Brünnow ohne Grund als Grab bezeichnet, dann zu einer Nische mit Pfeile r-
Abb. 35: Niicbe Nr. 6l und 62 mit Nuchenbutin. Anfn. r. G. D.
idol (61; Nr. 38 Br.; Abb. 35). Über einer Stufe von 0.40 m Höhe und Tiefe erhebt sich 0,70 m hoch eine Bank, über welcher ein Ausschnitt von 1,29 m Breite, 1,40—1.80 I" Höhe und 0,40 m Tiefe in den Fels gehauen ist. In diesen Ausschnitt ist dann wiederum eine Nische von 0,55 zu 0,80 m und 0,33 m Tiefe eingelassen, deren Rückwand über einem erhabenen Postament von 0,15 zu 0,15 m eine sich oben verbreiternde flache Vertiefung von 0,33 m Höhe und 0,30 m oberer Breite auszeichnet. Links am Boden entspricht ein Nischenbassin (a) von 0,80 zu 0,62 m der sakralen Bestimmung der Nische.
Weiter links führt eine schöne Treppe von 16 Stufen zu einer zweiten fihidichen Nische (62; Nr. 37 Br.; Abb. 35). Vor ihr ist eine Bank von 1.46m Breite, 0,85 m Höhe und 0,36 m Tiefe ausgehauen, sie selbst ist 0,70 m breit, 1,20 m
Nr. S5-67- II9
hoch und 0,15 — 20m tief. In ihrer Rückwand erhebt sich eine pfeilerartige Vertiefung von 0,56 zu 0,20 m und 0,16 m Tiefe über einer breiten flachen Veitiefung von 0,21 m Höhe, die sich noch in den Boden der Nische einsenkt. Es wäre denkbar, daß ursprünglich ein massiver Pfeiler mit Fuß hier eingesetzt war. Links von der Treppe zur Nische führt eine zweite Treppe von 7 schmalen Stufen zu einer Gruppe von hnks drei, rechts zwei Stufen (a), welche für Votivgaben bestimmt waren. Rechts von der erstgenannten Treppe vollendet ein Nischenbassin (b) von 1,20 zu 0,80 m mit Zuleitung von oben die kleine Gruppe.
Weiterhin unmittelbar vor dem Aufstieg zum Heiligtum fällt eine Kritzelei (63) auf einer niedrigen Felskuppe links am Wege auf. Ein großer Kreis in der Mitte, um ihn vier kleine Kreise, zwei Kreuze, sich schneidende Paare von Paral- lelen, Winkel von Bogenlinien bilden ein regelloses System, scheinbar ohne Sinn und Zweck. Von der Schlucht unterhalb des Heiligtums kann man auf 20 Stufen links zu einer schmalen Terrasse aufsteigen, an welcher der Fels zu einer glatten Wand abgeschnitten wurde. Undeuthche Spuren einer nabatäischen Inschrift (64) sind zu bemerken. Ein Terrassenband, das jetzt an einer Stelle unterbrochen ist, führt von hier nach dem Südhofe des Heiligtums hinüber. Offenbar hat man hier einen Zugang zu diesem schaffen wollen.
Nach el-medras führen noch andere Pfade. Vom sik aus biegt man in die erste von Süden kommende Seitenschlucht^ ein, geht in ihr fast bis ans Ende, wo man eine Nische mit vertieftem Pfeiler (65) rnid eine Bogennische mit Pilasteru (66) weiterhin rechts zur Seite sieht. Hier steigt man hnks 19 schmale Stufen hinauf, kommt über eine kleine Fläche, an der eine Kammer (67) mit drei Senkgräbern liegt, steigt wieder 35 Stufen und stößt endlich auf den zuerst geschilderten Haupt- weg nach el-medras bei seinem ersten größeren Anstiege. — In der gleichen Schlucht konnte man früher auch gleich am Anfang auf der rechten Seite hinter einem runden Felsknollen mit einem seltsamen natürlichen Aufsatz auf der Spitze in die Höhe kommen. Zwanzig Stufen sind hier noch vorhanden. Oben geht man quer über eine größere Fläche, dann 11 Stufen hinauf nach dem Hauptwege, den man etwas weiter westlich erreicht als bei dem vorigen Pfade.
Auch von einer etwas weiter westlich gelegenen Stelle des sik hat man nach el-medras gelangen können. Wenn man unterhalb der 11 Stufen des zuletzt be- schriebenen Weges in mehr westhcher Richtung über die Fläche geht, gelangt man zu einer Schlucht und darin zu einer Treppe von 11 Stufen, einem Teil des Weges, der offenbar vom sik her hier heraufführte. Doch habe ich diesen Weg nicht bis zum sik selbst verfolgen können und bin deshalb ungewiß, ob etwa die zuletzt erwähnte Schlucht der sik selbst war. Im sik konnte ich die von oben gesehene Stelle nicht wiedererkennen.
Wenn die Schlucht von el-hremije ehemals gangbar war, bot auch sie einen Weg von Südwesten nach el-medras. Man stieg schließlich auf der Westseite von el-medras eine Treppe von 22 Stufen zur Westterrasse am ,, Mittelf eisen" des Heilig- tums hinauf. Von Petra aus wäre das der gradeste Weg gewesen, und das Klamra-
i) Bei Brünnow irrig mit einer Treppe versehen.
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Nr. 68—70. 121
heiligtum (Nr. 114 — 118) wäre als eine Station zu betrachten. Natürlich konnte man auch durch zarnük eg-gerra von eg-gerra aus an das Ziel gelangen, indem man vom wädi el-kantara nach el-hremije hinüberging. Aber ein Weg nach el-medras wäre das nicht zu nennen.
B. Das Nordplateau (Abb. 36).
Vom Ende des Ostweges in nordwestlicher Richtung aufsteigend gelangt man auf eine größere Felsenplatte (Abb. 37), geht auf ihr hnks um einen länghchen schmalen Felsklotz herum und befindet sich hier auf einem ebenen Platze mit freier Aussicht nach Westen, der als der Mittelpunkt dieses Teiles des Heiligtums zu betrachten ist. Nach seinem Hintergrunde zu zeichnet sich ab ein etwas erhöhtes, aber selbst in den Felsen eingeschnittenes Viereck (68 ; Abb. 38) von 6,30 m Breite und 5,30 m Länge. Nach hinten ist es von einer schmalen Felsbank von 1,40 m Höhe abgeschlossen, eine niedrigere Bank von 0,40 bis 0,50 m Höhe, rechts schmal, links breit, begrenzt es von beiden Seiten, an der vorderen Grenze sieht man Spuren einer Mauer. Auf den linken breiten Wall führen drei Stufen. Es hat also ein fast quadratischer Platz mit niedriger Umwallung sich hier befunden, dessen Hintergrund nach Südwesten gerichtet ist. Brünnow verzeichnet ihn unter Nr. 47 als ,, Opferplatz." Es wäre möglich, daß er hier mit dieser Bezeichnung recht hätte ; aber keine Vorrichtung ist zu sehen, welche an Schlachten oder Verbrennen erinnerte. Ich würde den Platz Ueher als den heiligen Felsen des Heiligtums be- zeichnen. Die Opfer hat man hier oder auf dem großen freien Räume geschlachtet, welcher in einer Länge von 21,70 m und einer Breite von 7 bis 12 m sich vor dem Viereck bis zu dem schon genannten Felsklotz hinzieht. In seinem Boden befindet sich mehr nach Osten zu eine runde Vertiefung (69) von 0,66 m Durchmesser und 0,32 m Tiefe.
Dieser Felsklotz (70) ist der beste Beweis für den sakralen Charakter des Platzes, denn fünfzehn Votivnischen (Nr. 45 Br. ; Abb. 39), befinden sich an seiner ihm zugekehrten Seite. Vielleicht galt er ebenfalls als ein heiliger Stein, und seine isoherte Stellung auf der großen Felsplatte war die erste Veranlassung des ganzen Heiligtums. Von rechts gerechnet folgt auf eine vier- eckige Nische (a) eine Bogennische (b), dann zwei viereckige Nischen mit Pilastem (c, d), zwei einfache viereckige Nischen (e, f), dann eine viereckige und zwei Bogen- nischen (g, h, i), alle drei mit dem Pfeileridol in vertiefter Darstellung. Den Mittel- punkt der Reihe bildet eine sehr große, 1,50 m breite Nische (j) mit hoher Bank, zu der man von links auf Stufen hinaufsteigen konnte. Über der etwa i m hohen Bank ist innerhalb der großen Nische eine zweite von 0,60 zu 1,30 m eingehauen. Diese war von Pilastem eingefaßt und wurde wahrscheinlich durch einen jetzt verschwundenen Deckstein von oben geschützt. Ein Götterbild mag darin ge- standen haben. Darauf folgt nochmals eine viereckige Nische (k) mit vertieftem Pfeileridol, zwei Bogennischen (1, m), eine Nische mit Predella (n; Abb. 40) und eine viereckige Nische (o). Die vorletzte ist bemerkenswert, weil auf der einfach profilierten Predella von 0,78 zu 0,36 m rechts und Hnks nicht. Pfeiler, sondern Balustren von 0,80 m Höhe stehen, die vielleicht einmal Monde trugen. Die von ihnen eingefaßte, etwa 0,50 m breite Nische war mit einem flachen Bogen ge-
122
Ilt. EtMIOtAI,
Abb. 37: Nordpbteao mit NUcheoblock Nr. 70 »on Südost Aufn. r. G. Link* Eingang zu Sul Nr. 90, rechu davon eifa Teil de* Mittelbofes.
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Xr. 70 — 72.
123
dreht. An ihrem, Fuß bemerkt man auf der 0,22 m tiefen Bank der Predella den 0,20 m breiten Ansatz eines Pfeileridols oder einer Figur.
Die Rückseite des Felsklotzes ist durch eine kleine Kammer (71 ; Nr. 46 Br.) von 1,95 m Tiefe und 1,72 m Breite ausgezeichnet, die offenbar ein Sacellum darstellt. In der Mitte der Rückwand befindet sich eine leere Bogennische (a) von 0,38 zu 0,58 m und links davon eine sehr kleine viereckige Nische (b), in der rechten Seitenwand mehr nach hinten zu eine ungewöhnlich sorgsame, aber sehr kleine Darstellung eines vertieft ausgehauenen Pfeilers (c; Abb. 41), in einer Bogen- nische zwischen zwei Pilastern, die oben durch einen Querbalken verbunden sind.
Abb. 39: Nischenblock Nr. 70 von Westen. Aufn. v. G. D.
Die äußere Umrahmung mißt 0,28 zu 0,48 m, der Raum zwischen den Pilastern 0,17 zu 0,335 n^. die innerste Nische 0,11 zu 0,19 m, der Pfeiler mit Fuß nur 0,12 zu 0,03 m (oben). Rechts neben dem Eingang zur Cella befinden sich auf dem Boden zwei flache Wasserbassins (d, e) und eine Schalenvertiefung (f), links von der Kammer eine Bogennische (g).
Unmittelbar rechts (nördlich) neben dem erhöhten viereckigen Platz ist ein größeres dreieckiges Wasserbecken (72) von 2,90 m Länge, 2,80 m Breite und etwa I m Tiefe ausgehauen, drei Stufen führen an einer Ecke auf seinen Grund hinab. Vor ihm liegt eine ebenfalls dreieckige geneigte Fläche von derselben Größe, über welche der Überfluß des Beckens in mehreren sich verteilenden flachen Rinnen abläuft. Die Hauptrinne läuft nach einem zyUnderförmigen, nach vom offenen
134
in. El-mkoras.
Ausschnitt (a) von 0,62 m Durchmesser und 0,63 m Tiefe, von wo das Wasser durch dessen Öffnung über eine Felsplatte schließlich nach der hier vorbeiführenden Schlucht gelangt. Vielleicht war der zylinderförmige Ausschnitt ursprünglich vom geschlossen und als Lustrationstrog gemeint. Außer dem eben geschilderten oberen Ablauf gibt es noch eine untere Abzugsrinne, welche das Biissin an seinem Grunde verläßt und zwischen der dreieckigen Ablaufsfläche und dem viereckigen Platz derselben Schlucht zustrebt. Diese letztere diente jedenfalls der Reinigung des Bassins. Die Zuleitung zum Becken befindet sich an seiner westlichen Ecke, wo eine lange Leitungsrinne vom nächsten Felsknollen her in ihn mündet.
Die niedrige Felsbank, an welcher diese Leitung hinläuft, ist durch zwei breite Ausschnitte ausgezeichnet. Der eine (73; Abb. 42), 0,65 m breit, unten 0,50 m tief und 0,27 m hoch, enthält zwischen zwei Halbsäulen von 0,07 bis 0,08 m Breite ein erhabenes Pfeileridol von 0,20 m Breite und 0,27 m Höhe ; der andere (rechte ; 74),
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Abb. 40: Idotnitche Nr. 70 n. Abb, 41 : IdolnUche Nr. 71 c
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Abb. 4a: Idolaische Nr. 73.
0,48 m breit und ebenso hoch wie der erste, enthält ein 0,18 m breites Idol in der- selben Umrahmung.
C. Der Nordhof.
Auf der Nordseite des Plateaus, 10 m von der großen Nischenwand entfernt, führt eine Treppe mit 3 Podesten und 4 Fluchten von 3, 5, 15, 6 Stufen in einen nicht sehr großen tiefliegenden Hof hinab, an dessen Ostwand man auf der obersten von zwei Stufen von 1,20 m Breite ein Paar von Pfeileridolen (75; Abb. 43) wahrnimmt, von denen das größere von 0,40 zu 0,50 m (für den Beschauer) links, das kleinere von 0,25 zu 0,40 m rechts steht. Der Treppe gegenüber führt eine 2.33"» breite Türöffnung in eine Cella von 8,80 zu 7,65 m (76; Nr. 50 Br.). In ihrer Rückwand befindet sich eine viereckige Nische (a; Abb. 44) von 0,45 zu 0,80 m und 0,17 m Tiefe, in welcher zwei Pfeileridole von 0,21 zu 0,39 m und von 0,14 zu 0,30 m erhaben ausgehauen sind, hier das größere rechts, das kleinere links. Ein rundes Loch (b) von 0,075 m Durchmesser befindet sich 0,17 m unterhalb der Nische. Steinböcke und anderes (c) sind an die Wand gekritzelt. Die Cella li^ in einem isolierten Felsklotz. Ein höherer Berg schließt den Hof auf der Nord-
Nr.- 72—81.
125
Seite. Zwischen ihm und der Treppenwand des Hofes schaut man in die Schlucht von el-medras hinab.
D. Der Mittelhof.
Dem Nordhof gegenüber auf der Südseite des Plateaus befindet sich eben-
,ML\a^,
Abb. 43: Idolnische Nr. 75.
Abb. 44: Idolnische Nr. 76a.
falls ein tiefer Platz, zu dem man auf einem sich allmählich senkenden Terrain von Osten hinabsteigt. In seiner Nordwand, unterhalb des Plateaus, führt eine Tür in eine C e 1 1 a (77 ; Nr. 49 Br.) mit viereckiger Nische (a ; Abb. 44 a) von 0,36 zu 0,66 m und erhabenem Pfeileridol mit Fuß von 0,40 m Höhe und 0,19 m oberer Breite. Über der Nische befinden sich vier Löcher (b), die wohl einmal zur Befestigung einer Votivtafel dienten. Eine zweite Felsenkammer (78; Nr. 48 Br.) liegt in der Westwand des Hofes, während in seiner Nordwestecke sich der Zugang öffnet zu einer großen viereckigen, offenen Zisterne (79), welcher der hinter dem ,, Viereck" hegende Teil des Plateaus als Zuleitungsfläche diente. Links von der zweiten Felsen- kammer ist noch eine Bogennische mit erhabenem Pfeiler (80) und eine leere hohe viereckige Nische über einer Bank in einem viereckigen Felsenausschnitt (81), beide sehr verwaschen, zu verzeichnen.
E. Der Mittelfelsen.
In Ermangelung eines besseren Namens gebe ich die obige Bezeichnung einem nicht sehr breiten, aber langen Felsblock, der als eine vorgeschobene Achsel
der Felsgruppe zu betrachten ist, welche die Westwand des später zu besprechenden Südhofes des Heihgtums bildet.
Hier ist zunächst die nach Norden gewandte Stirn des Felsblocks zu beachten. 'In ihr bemerkt man rechts eine Bogennische mit Pilastem, in welche eine vier-
Abb. 44 a: Idolnische Nr. 77 a.
136
in. Et-MIOkAI.
eckige Nische nn:^rl.iv>, n ist (S2; Nr. 42 ßr.), daneben links drei kleine Nischen (83), weiterhin eine gici.;.- Hogonnische (84: Nr. 43 Br.; Abb. 45) von i zu 1,40 m, ent- haltend eine A e d i c u 1 a mit Nische von 0,45 zu 0,83 m und den Spuren eines kleinen Pfeileridols von 0,18 m Breite, das vielleicht von zwei noch kleineren flankiert war. Die Kapitale und der Fries sind jetzt durch Vertiefungen vertreten, in welche einmal Platten aus anderem Gestein eingesetzt waren. Rechts unter der
Abb. 4$: Idolnische Nr. 84 mit Trog. Anfh. v. G. D.
Nische befindet sich auf einer Stufe an der Felswand ein offenes Bassin (a) von i zu 0,40 m und 0.12 m Tiefe mit viereckigem Schöpfloch, auf dem Felsboden links davor ein ungenau halbkreisförmiges Stibadium (85; Abb. 46), zu welchem drei Stufen hinabführen. Der Durchmesser des nur um 0,20 m vertieften Mittel- raumes mißt 5,60 m, der Radius in der Mitte 4,05 m, die Liegeplätze mit tieferem Rande sind am südlichen Ende 2,20 m breit, in der Mitte 0,80 m, am nördlichen Ende 1,80 m. Nach Osten zu ist eine Ablaufsrinne (a) für Wasser zu erkennen. Im Mittelraum, mehr nach rechts zu, ragt ein kleiner Felsknollen (b), 0,90 m lang,
Nr. 82-89.
127
L_
.\r. 85 nül l'elakuoUcii Nr. Sjb. Aufu. v. G. D.
0,60 m breit und 0,50 m hoch, empor, der vielleicht als heiliger Stein zu betrachten ist. In der Nähe derStibadiums ist ein Spiel von 4 mal 13 Löchern (86) in den Boden gehauen Am Anfang der Westseite des Felsblocks führt jetzt ein Felsriß in eine Zisterne (87), die ihre Zuleitung von Süden erhält durch eine Rinne, welche, den ganzen Bergklotz auf der Ostseite entlanglaufend, ihr den Überfluß einer oberhalb ge- legenen zweiten Zisterne (s. u.) zuführt. Weiterhin be- finden sich ebenfalls auf der Westseite oberhalb einer schmalen Terrasse zwei vom offene^ Kammern. Ander Rückwand der ersten (88; Nr. 41 Br.) ist eine Votivin- schrif t (a;CIS442) in viereckigem Rahmen angebracht, welche einen nabatäischen König Haritat nennt und nach Dussaud* aus dem Jahr 17 n. Chr. stammt. AUe Wände der zweiten Kammer {89; Nr. 40 Br.) sind mit nabatäischen Inschriften von Besuchern bedeckt (a; eis 443, 446 — 452, 454 — 460) ; darunter befindet sich die des Wahbu, welcher sich vor ,,Duschara, dem Gott von Madresa," ins Gedächtnis bringt. Die Rückwand dieser Kammer weist nahe dem Boden eine viereckige Nische (b; Abb. 47) mit vertieften Pilastem auf. Sie selbst mißt inwendig 0,32 zu 0,58 m bei 0,23 m Tiefe, hat über sich eine vertiefte Platte von 0,60 zu 0,15 m und ent-
I) Nach Brünnow, Fig. 244, wäre Kammer Nr. 88 wie die rückwärtige Halle Nr. 90 vorn geschlossen, was nicht dem Tatbestande entspricht. 2) Journ. Asiat- 1904. S. 226.
Abb. 47: Idolnische Nr. 89 b,
128
III. El-mcoras.
hält ein erhabenes P f e i 1 e r i d o 1 von 0,17 zu 0,24 m. Sonst befinden sich in der Rückw"and höher oben fünf Gruppen von je drei, in ein Dreieck gestellten viereckigen Löchern (c), in denen wohl Pflöcke für Votivgaben steckten. Ein offenes Bassin (d) von 0,90 zu 0.45 m vom an der rechten Seitenwand diente den Lustrationen. Verfolgt man das schmale Felsenband an der Ostseite des Mittelfelsens, so gelangt man hinter demStibadium sogleich an einen offenen Saal (90; Nr. 44 Br.)
Abb. 48: Anfgmng zum I reppcDletten Nr. 93. Aofn. v. U. U.
mit einer flachen Vertiefung (a) in der Rückwand, die wohl einmal eine Inschrift ent- hielt, und mit einigen nabatäischen und griechischen Inschriften (b; CIS 445, 453, 461—463) auf der linken Seitenwand.* Weiterhin führt der Weg vorüber an einer sehr kleinen offenen Felsenkammer (91) von 1,56 zu 1,22 m und nur 1,45 m Höhe, in deren Fußboden zu beiden Seiten Rinnen nach vorn führen, offenbar, um eine Flüssigkeit abzuleiten. Zum Schlachten wäre der Raum allenfalls geeignet gewesen.
I) Fr. Jemnias, Palistinajahrbuch III. S. 155, sieht dieaen Saal wie die vorhcrgonanntcn beiden Kammern als Grftber an; aber oficne R&uroc dieser Art waren als Gr&ber nicht zu brauchen.
Nr. 89 c— 93 b.
129
F. Der Treppenfelsen.
Die Fortsetzung des zuletzt beschriebenen Weges führt an die Stelle, wo der unter A erwähnte zweite Aufgang ehemals aus der Schlucht aufstieg (Abb. 48). Hier hat man auf der rechten Seite vor sich eine eigentümliche Anordnung von Stufen (92; Abb. 49) . Auf drei Stufen steigt man in der Mitte zu einer 1,40 m breiten Bank empor, welche vom am Rand und hinten mit Falzen ver- sehen ist. Links davon führen vier Stufen zu einem oben von einem Falz einge- faßten runden Felsausschnitt von 0,60 m Breite, rechts fünf Stufen zu einem eben- solchen Felsausschnitt von 0,65 m, neben dem noch ein zweiter kleinerer von 0,50 m sichtbar wird. Im stumpfen Winkel zu dieser Anlage steht eine 2,50 m lange Gruppe von vier Stufen. Für Sitzplätze sind die Stufen zu niedrig, eher könnte man an
Abb. 49: Votivstufengnippe Nr, 92. Aufn. v. E. Baumann.
Kochherde denken. Aber auch dazu passen die schmalen Stufen nicht. Sie können nur Götterbildern und Weihgeschenken gedient haben.
Links von der Stufengruppe kommt man auf einer Treppe von acht 1,75 m breiten Stufen an einen Felsen heran, der in der Gestalt einer abgeplatteten Viertel- kugel der westlichen Felswand vorgelagert ist (93; Nr. 51 Br. ; Abb. 50, 51). Er ist der auffallendste Teil des ganzen HeiUgtums und bedarf einer eingehenden Be- sprechung.
Eine hofartige Vertiefung (a) von 4,28 m Länge und 2,12 m Breite, deren Ecken nach den Himmelsrichtungen weisen, ist in die Oberfläche des Felsens ge- schnitten. Nur auf zwei Seiten schließen sich daran Liegeplätze (b, b). Auf der Südostseite erhebt sich der 0,38 m breite, vertiefte Rand des Liegeplatzes um 0,62m über den Boden, dieser selbst beginnt noch 0,13 m höher und hat eine 2m breite Abdachung (Abb. 52). Auf der Nordostseite beträgt die Höhe des Randes 0,70 m,
Dalman, Pelra. O
«30
iil. Kl.-MKURAS.
der Liegeplatz ist 2,10 m breit, aber nach Norden zu schräg abgeschnitten. An die Nordwestseite schließt sich unmittelbar die hier heraufführende, 1.20 m breite Treppe von zehn Stufen, wälirend auf der Südostseite eine Trcpjx> von fünfzehn, 0,85 m breiten Stufen erst beim Liegeplatz ihren Anfang nimmt. Dem nordöst- lichen Liegeplatz sind am Abhang des Felsens vorgelagert drei B a s s i n s (c, d, e) von 3,64. 0,05 und 1,10 m Länge, 0,60 m Breite und 0,30—0,40 m Tiefe. Nach der Südosttreppc zu liegt auf demselben Niveau ein viertes Bassin (f) von 1,80 m Länge
Abb. 50: Plan Ar* Treppenfekeos Nr. 93 mit Durchschnitt.
und 0,70 m größter Breite, nach der Nordwesttreppe zu etwas tiefer ein fünftes (g) von 1,42 m Länge und 0,30 m größter Breite. Oberhalb dieser Bassins zieht sich ein schmaler Stufenweg um die Liegeplätze hemm, über dem fünften Bassin gehen drei Stufen abwärts, am dritten und zweiten Bassin vier Stufen aufwärts, am ersten drei Stufen abwärts, am vierten wieder vier oder fünf Stufen aufwärts. Der un- mittelbare Zugang zu den Bassins sollte so erleichtert werden.
Auf der Südwestseite des Trikliniums erhebt sich am rechten Ende ein F e 1 s - block (ga; Abb. 53) von 1,80 m Höhe und 1,30 m Breite, in dessen Vorderseite ein Nischenbassin (h) mit großer Öffnung eingelassen ist. Sein Rand liegt 0,62 m über dem Fußboden. Der eigentliche Trog ist 1,05 m lang, 0,83 m breit
Nr. 93 b— g.
131
Abb. 51: Ansicht des Treppenfelsens von Osten. Aufn. v. G. D.
Abb. 52: Südöstlicher Liegeplatz des Trikliniums Nr. 93 b. Aufn. v. G. D.
ija
lil. Kl MM.
und 0.10 m tief, er hat in der Mitte seines Bodens ein Schöpfloch ven o,io m Tiefe. Frische Blutspuren schienen 1906 anzudeuten, daß Beduinen hier Gelübde durch Opfer lösen. Nach Brünnow wäre dies Wasserbassin ein Kochherd (!). Auf der Oberfläche des Bassinblocks etwas seitlings befindet sich eine kleine Schalen- vertiefung (i). Hier wurden also Spenden vollzogen, und der Block vertrat die Stelle des Altars. Auf sechs Stufen von 0,65 m Breite kann man rechts zur Höhe des Blocks hinaufsteigen und hat da vor sich ein kleines längliches Viereck (j) von 1 ,55 m Länge und 0,80 m Breite, das durch eine Rinne von 0,20 ra Breite und 0,15 m Tiefe von seiner Umgebung getrennt ist. Die Rinne läuft nach zwei Seiten
Abb. J3: Altantein mit Nitchcnbusin und Votiroiscbe Nr. 93K*,b, L Aufn. ▼. U. D.
ab. VieUeicht war dies der Platz für die Opferschlachtung. Unterhalb ist der Rest eines flachen Bassins (k) von 1,20 m zu 0,45 m erkennbar, zu welchem von der Nordwesttreppe her vier Stufen hinaufführen.
Links vom Bassinblock ragt eine 0,32 m hohe und etwa 1,30 m breite Stufe ein wenig in den Mittelraum herein. In den über ihr aufsteigenden Fels von 0,80 m Höhe ist eine runde, nach oben offene Nische (1) von 0,45 m Breite und 0,30 m Tiefe eingehauen. Brünnow nennt sie einen Sitzplatz, wohl für den Koch. Aber Köchen hätte man solche Ehrenplätze nicht gegeben, und die Teilnehmer am Opfer- mahl benutzten natürlich die Liegeplätze; eher wurde hier ein Gottessymbol auf- gestellt. Über der Nischenwand steigen noch zwei schmale Stufen (m) von je 0,25 m Höhe auf, oberhalb deren die Felswand eine größere viereckige Vertiefung (n)
Nr. 93 h- 96- I33
von 0,85 ZU 0,45 m aufweist, die vielleicht für eine Inschrift bestimmt war. Weih- geschenke trugen gewiß wie die eben genannten zwei Stufen auch die drei Stufen (o), welche den Rest der Südwestseite des Trikliniums ausfüllen. Alles dies ist teilweise überdacht von der darüber aufsteigenden Felswand, welche sich erst 1,20 m senk- recht erhebt und dann um 1,70 m vorspringt.
Die eben beschriebene, auf etwa sechs Gäste berechnete Opfermahlstätte ist als besonders wohl eingerichtet zu bezeichnen. Ihr kam sehr zu statten, daß der ihren Rücken bildende Fels sowohl die Mittagssonne als den Westwind abhielt.
Die Treppe, welche neben dem Bassinblock aufsteigt, führt zu einem Felsen- band, das sich etwas rechts wendet und hier zu einer kleinen Fläche verbreitert. Sie ist zur Anlage einer ursprünglich überwölbt gewesenen Zisterne (94) von 3,47 zu 2,90 m und 2 m Tiefe benützt worden, welche durch eine 1,38 m lange Rinne mit einem kleinen Bassin (a) von 0,90 m im Geviert verbunden ist. Drei Stufen führen zu dem letzteren hinab, auch hinter ihm erheben sich zwei breite Stufen (b). Das kleinere Bassin ist der Wasserfänger, denn über ihm vereinigen sich zwei kürzere und zwei längere Rinnen, welche von oben sowie von rechts und links kommen und den ganzen Abfall des Felsens oberhalb drainieren. Vom Bassin aus konnte man die Zisterne füllen, und wenn dies geschehen war, nach Verstopfung der dorthin leitenden Rinne das Wasser durch eine zweite Rinne nach dem obenerwähn- ten Bassin (Nr. 87) am Mittelfelsen ablenken. Der Überfluß der Zisterne konnte an der nordwestlichen Ecke ablaufen und wurde weiter unten durch eine längere Leitung zwischen den beiden Nordwesttreppen hindurch über den Fuß des Treppen- trikliniums hinweg nach einer zweiten Zisterne (95) geleitet, welche man dadurch hergestellt hatte, daß man die schmale Schlucht auf der Ostseite des Trikliniums durch zwei Sperrmauern schloß. Man gewann so eine Zisterne von 18 m Länge und durchschnittlich 6 m Breite. Sie erhielt ihr Wasser von vier Seiten, erstlich, wie eben bemerkt, von Westen aus dem Überfluß der anderen Zisterne, dann gegenüber durch eine Rinne, welche, unter der bei A erwähnten nord- östlichen Terrasse hinlaufend, von einer Felsenecke über ihr herkommt, weiter vom Südhof her durch eine von Südwesten einmündende Rinne, endlich dieser gegenüber durch eine Leitung, welche das Sammelbecken einer Felsenecke auf der Westseite des Südhofes entleert (s. Abb. 36).
G. Der Südhof.
Unterhalb der zum Triklinium führenden Nordtreppe konnte der aus der Schlucht Heraufgestiegene links abbiegen und auf einem durch einige Stufen erleichterten Wege um den Fuß des Trikliniumsfelsen^ herumgehen. So gelangte er auf einen kleinen Platz, der auf drei Seiten von Bergwänden eingeschlossen ist und an den auf der vierten Seite die unter F beschriebene zweite Zisterne des Heiligtums grenzt. Auf der Ostseite des Teiches führen Stufen zu der unter A er- wähnten langen Felsterrasse, über welche man, wie dort ausgeführt, nach dem großen Hauptwege zum Heihgtum gelangen kann.
Auf der Südwestseite des Platzes befindet sich zunächst eine Bogennische in einer viereckigen Nische (96), dann eine kleine Stufe mit niedrigem Felsaus-
134
III. EI.-MXDIIAS.
schnitt (97) für Weih^aben, eine Gruppe von drei, bezw. vier längeren Stufen (98) ru demselben Zweck. Darauf folgt eine große Bogennische mit Pilastern (99; Nr. 52Br.; Abb. 54), inwendig 2,48 m hoch und 1,18 m breit, über einer Pre- della und zwei Stufen von zusammen 0,98 m Höhe. Ihr Mittelpunkt ist ein ver- tieftes Pfeileridol mit Fuß von 0,43 m Höhe und 0,30 m oberer Breite. Links davon ein Nischenbassin (a) von i zu 0,43 m.
Der nach links an der Felswand Weiterschreiteiide gelangt im Hintergnmd des Platzes an zwei erhaben gearbeitete Pfeileridole (100, loi) von 0,18 zu 0,28 m und 0,17 zu 0,28 m und sodann an eine sehr unregelmäßig gestaltete Nische (102; Abb. 55) von 1,12 m Breite mit einem dreifachen erhabenen Pfeilcridol. Der mittlere höchste Pfeiler ist 0,53 m hoch und 0,30 m breit, die anderen beiden sind 0,41 m hoch und 0,23 m breit. Unmittelbar links neben der zweiten Nische öffnet sich eine oben
U.JL
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Abb. J4: Idoloische N'r. 99.
Abb. 5$: Idolnische Nr. 103.
Abb. j6: Idolnische Nr. 103 b.
dreieckig abgeschlossene, i,6o m breite Tür zu einer größeren Felsenkammer (103; Nr. 53 Br.), welche jetzt auch durch ein Loch über der Nische Nr. 102 Licht erhält. Sie ist 5,60 m breit, 6 m lang und 3,26 m hoch. Durch ein Versehen ist die hierher gehörende Skizze Eutings von Brünnow zu Nr. 56 Br. gestellt worden. Der von ihm gezeichnete Giebel über der Tür ist indes nicht vorhanden, die Nische neben ihr nicht durch einen Bogen, sondern durch eine schräge Linie geschlossen, die Pfeilcridole neben der Tür sind oben nicht rund, sondern gradUnig. Im Innern ist die Rückwand durch zwei gleichgroße viereckige Nischen (a, b; Abb. 56) von 0,43 zu 0,60 m geziert, welcjie erhabene Pfeileridole mit Fuß von 0,49 m Höhe und 0,21 m oberer Breite enthalten. Rechts daneben sind zwei kleine Pfeileridole mit Fuß (c, d) in die Wand gekratzt, nicht vertieft eingegraben, wie es auf Brünnows Skizze (Fig. 247) scheint, die auch bei einem den Fuß wegläßt. Unter der zweiten, nicht unter einem Altar (so Brünnow), steht die durch ein Epheublatt geschlossene Inschrift (e):
/^^AA^IOCOKTGCAC Das /^^ am Anfang, welches Brünnow weggelassen hat, ist vielleicht als
\r. 97 — 106.
•35
(ivrifielov Tovto zu deuten. Die bei Brüniiow rings um die Wand laufende Stufe ist, wie ich durch Grabung festgestellt habe, nicht vorhanden. Ein Nischenbassin (f) von 0,90 zu 0,35 m ist vor dem Eingang links an der Felswand angebracht, weiterhin ein kleines, erhabenes Pfeileridol (104) von 0,05 zu 0,08 m in einer viereckigen Nische von 0,14 zu 0,20 m.
Auf der Ostseite des Hofes liegt außer einer kleinen Kammer (105 ; Nr. 54 Br.) ein prächtiger Felsensaal (106; Nr. 55 Br. ; Abb. 57, 58) von 7,80 zu 8,30 m und 5,50 m Höhe, in welchen man durch eine hohe Haupttür von 1,65 zu 5 m tritt, nachdem man auf 7 Stufen zu einer 2 m tiefen Rampe hinaufgestiegen ist. Zwei,
Abb. 57 :' Eingänge zu den Kammern Nr. 103, 105, 106 von Nordwest. Aufn. v. G. D.
0,80 m breite Nebentüren führen auf einem i m höheren Niveau an den beiden Enden der Eingangswand ebenfalls in den Saal, und zwar auf die in demselben in dieser Höhe herumlaufenden Liegeplätze eines Trikliniums von 1,80 m Breite. Die Nebentüren, deren Anlage auf Brünnows Grundriß Fig. 248 verzeichnet ist, sind so angeordnet, daß ein äußerer Felsvorsprung sie fast verdeckt und man nur mit einer Wendung in sie eintreten kann. Zur rechten Nebentür führen vier Stufen von 0,80 m Breite, während der linken Nebentür ein bequemer Aufgang fehlt. Rechts von der Rampe ist ein offenes Bassin (a) von 0,67 zu 0,74 m angebracht. Im Innern bemerkt man an der linken Seitenwand den Eingang in eine rohe kleine Kammer (b), an der Rückwand eine tafelförmige Vertiefung (c) für eine Inschrift. Eine nabatäische und eine griechische Inschrift (PANAPIN, nicht PANAPN, so Br.) finden sich an der linken Wand, eine griechische (TOICTICI) an der rechten (d).
•36
IIL EutUOKAS.
Die letztgenannte Inschrift ist ganz klar und erlaubt nicht Clermont-Ganneaus Konjektur: xoii wo««. Ich würde eher an rot« T(i?e] Iö[t6o<;] i[fQtvci] denken. H. Die Südterrasse.
Zwischen den beiden großen Nischen des südlichen Hofes führt ein sich win- dendes Treppchen auf ein zwischen Felskuppen gelegenes höheres Niveau. Beim Aufstieg kommt man an einem runden Felsbuckel (107) vorüber, in dessen Ober- fläche drei runde Vertiefungen von 0,12 m Durchmesser und etwa 0,04 — 0,05 m Tiefe eingegraben sind. Zwei davon sind durch Rinnen von etwa 0,02 m Breite und 0,0075 m Tiefe mit der dritten verbunden, von der aus eine ebensolche Rinne nach dem Fuß des Felsens läuft. Nahe dabei befinden sich sechs Reihen von sieben kleinen Löchern (108) und noch drei runde Vertiefungen (a), weiter oben vier Ver- tiefungen (b), deren eine mit einer Rinne versehen ist, die aber den Grund
Die sechsmal sieben Löcher sind gewiß ein Spiel; alles übrige war wohl keine Spielerei, sondern hat sakrale Bedeutimg des Felsens zur Voraus- setzung.
Oben gelangt man zuerst auf einer besonderen Treppe zu einer Kammer mit Vorraum (109; Nr.söBr.), in deren Hinterwand sich die Inschrift (a) findet:
rflOBEADYAl
des Felsens nicht erreicht.
Abb. sS: Triklininm Nr. 106.
Brünnow hat das erste und letzte Zeichen w^- gelassen; die auf seiner Lesung beruhende Deutung Clermont-Ganneaus: 'Oßiöov a[vi9^rpitv\, ist somit mindestens durch xQoaxvvtj/ia zu ergänzen. Rechts von der Treppe zu der ebengenannten Kammer führen einige Stufen zu einem nach den Ecken orientierten T r i k 1 i n i u m (iio). Ein vertiefter Mittel- raimi von 2,80 zu 2,60 m ist auf der Nordwest- und Süd Westseite umgeben zuerst von einem 0,08 bis 0,17 m hohen und 0,35 m breiten Rande, dann von einer 0,16 m hohen und 0,30 m breiten Erhöhung, an die sich die Liegeplätze 0,90 m breit an- schließen. Auf der Nordostseite war für einen Liegeplatz kein hinreichender Raum, auf der Südostseite befindet sich der Eingang. Nur der südwestliche Teil des Trikli- niums ist durch den Felsen überdacht, der sich 2,25 m erhebt und dann wie ein Baldachin über dem Liegeplatz wölbt. I. Der Teich.
Auf der Westseite des Mittelfelsens (s. E) führt nahe der Kammer Nr. 89 eine Treppe von etwa 22 Stufen zu der kleinen Ebene von el-hremtje hinab. Wendet man sich hier nordwärts, so gelangt man unterhalb des Heiligtums zu einem im Felsen liegenden, nach vom durch eine Mauer geschlossenen Teich (iii)* von 24,80 zu 7,50 m. Eine Zuleitung kommt den Fels entlang von Norden und führt
I) Aul dem Plane ist der Tekh ra nahe am Heiligtum geieichnet. Die dazwischen liegende ist umfangreicher.
Nr. io6d— ii6. I37
hier vorüber an einer stufenreichen Terrasse, die als Steinbruch zu betrachten ist. Aber auch von Süden und von Osten münden Rinnen in das für die Wasserver- sorgung von el-medras wichtige Bassin.
IV. El-hremlje.
1. Die westhch unterhalb el-medras liegende kleine Fläche el-hremije,' deren Teich bei el-niedras beschrieben wurde, mag in alten Zeiten bebaut gewesen sein. Südwestlich von el-medras liegt daran eine kleine Felsenkammer (112) mit Steinbockmalereien (a) im Inneren, weiter südUch noch eine einzelne Kammer (113). Ihren Wasserablauf bildet das wädi el-hremije, das sehr bald in eine enge Schlucht übergeht, die das ,,K 1 a m m h e 11 i g t u m" birgt.
2. Das Klammheiligtum.
Der Bericht von M.-R. Savignac, Rev. Bibl. 1906, S. 591 — 594, erzählt von der Entdeckung einer Felsenkammer mit Inschriften westhch von el-medras in einer Schlucht, welche man wädi el-kantara genannt habe. Infolge dieser irrigen Bezeichnung habe ich am 8. November 1906 vergebens nach ihr gesucht. Ich fand sie dann am 24. April 1907 und entdeckte, daß sie zu einer Gruppe gehört, die noch andere Bestandteile umfaßt. Man steigt auf der linken Seite in die mit Felsentrümmern fast erfüllte Schlucht hinab. Nach einem Treppenweg von 22 Stufen gelangt man zu einem Punkt, wo die Schlucht durch einen hinab- gestürzten Felsblock vöUig gesperrt scheint. Eine 32 stufige Treppe, welche in die linke Felswand eingehauen ist, führt hier weiter. An ihrem Fuße wendet man sich rückwärts und steht hier unterhalb der Treppe im ersten Teile des Heihgtums, einer Kluft zwischen hohen Felswänden, in die nur spärliches Licht von oben dringt (Abb. 59 a).
Links, d. h. auf der Ostseite, hat man eine große offene Halle (114) von 12,42 m Breite und 8,35 m Tiefe. Sie ist jetzt 3,25 m hoch, dürfte aber ursprünghch, da der Boden der Kluft versandet ist, 4 — 5 m gemessen haben. Die Wände sind kahl. Aber gegenüber sieht man aus dem Boden ragen den oberen Teil einer großen Pilas ternische (115 ; Abb. 59b) mit Gebälk und hohem Gesims, die sich selbst wieder in einer 1,90 m breiten imd 0,35 m tiefen Nische befindet. Die innere Nische ist i,ii m breit und 0,47 m tief, der sichtbare Teil der Höhe beträgt 0,80 m; mindestens eben soviel muß noch im Boden stecken außer dem darunter vorauszusetzenden Postament. Über ihr befinden sich 5 kleine Löcher (a), rechts neben ihr zwei Doppellöcher (b). Auf der linken Seite schheßt sich an die große Nische eine kleinere (116). In eine viereckige Nische von 0,85 m Breite ist eine von Pilastem flankierte Bogennische von 0,35 m Breite und wohl ursprünglich 0,60 m Höhe eingesetzt. Beide Nischen haben doch wohl Pfeileridole enthalten. Es gelang aber meinen Begleitern trotz alles Eifers nicht, sie von den durch die Gewalt des Wassers hinein- gepreßten, nüt Sand gedichteten Steinen bis zu ihrem Fuße zu befreien und das
i) Musil setzt dahin hmejle gem'an, was meine Führer nicht kannten.
«38
IV. Kt.-H«fMT|K.
Rätsd zu lösen. Über der kleineren Nische stehen in einer Reihe drei runde Löcher (c) und ein Doppelloch (d), rechts von der großen Nische weiterhin ein kleines Nischchen.
Während die Schlucht zwischen Halle und Nischen wohl gegen lo m breit ist, verengt sie sich unterhalb zu einer dunkeln Klamm von nur im Breite, die sich schUeßUch bis zu 0,60 m zusammenzieht. Wo si? sich öffnet, hat man links die von Savignac beschriebene Felsenkammer (117). Er fragt, ob sie eine Wohnung, ein Grab oder ein Heiligtum bedeute und findet das letztere am wahrscheinlichsten. Sie ist aber vor allen Dingen ein regelrechtes T r i k 1 i n i u m (Abb. 59 c, d). Der Raum mißt 7,80 m zu 7,30 m, die Liegeplätze sind 1,75 m breit, ihr mn 0,13 m abgesetzter Rand 0,45 m. Da die Liegeplätze etwa 0,80 m hoch sind, ist es motiviorf.
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Abb. $9»: HeUigtum ron el-^iemije (Nr. 114 — 118).
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Abb. 59 b: Idolnischen Nr. 1 1 $ u. 1 16.
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Abb. 59 c: GnindriB de« Trikliniun» Nr. 117. Abb. 59 d: Durchschnitt mit Türwand.
daß rechts und links von der Tür eine Treppe (a, a) von 4 Stufen zu ihnen hinauf- führt. Außerdem befinden sich Unks von der Tür einige Stufen (b), auf die etwa Speisen abgestellt werden konnten. Der etwa 4,30 m hohe Raum hat an den Wänden oberhalb der Liegeplätze bis zu 1,62 m Höhe einen glatten Bewurf. Auf diesen sind nabatäische Inschriften (c). auch Pferde (d), mit schwarzem Griffel oder Kohle gemalt. Für die Aufstellung einer Statue ist nirgends ein Platz vorgesehen. Das von Savignac gelesene Kttbx „Bild" ist wohl eher auf KttbC „Heil" zurückzu- führen. Das Licht ist in der engen Schlucht spärhch vorhanden. Eine 1,61 m breite und 2,25 m hohe Tür und zwei hoch angebrachte Fenster von 1,05 zu 1,49 m und von 0,89 zu 1,49 m sollten den Speisesaal erhellen. Man hat oberhalb der Fenster noch einen Falz aus der Außenwand geschnitten, um ihr Licht zu vermehren. Neben dem linken Fenster befindet sich ein Doppclloch (e), zwischen beiden Fenstern ein dem althebräischen Jod gleichendes Zeichen (f). Ein Nischenbassin fehlt, könnte
Nr. ii6£ — 121.
139
aber durch die vor der Kammer liegenden Felsblöcke verschüttet sein. Schräg gegenüber sieht man eine 5,10 zu 5,25 m messende Zisterne (118) mit Zuleitungs- rinne von der Klamm her.
Um festzustellen, wo die Schlucht im sik endet, suchte ich in ihr weiter vor- zudringen, mußte aber den Plan schließlich an einer Stelle aufgeben, wo man zwar allenfalls hinunterkommen, aber nicht wieder hinauf- steigen konnte. Es wird indes nicht zu bezweifeln sein, daß die 174 Schritt vor der Schlucht von eg- gerra in den sik von Süden mündende Schlucht der zarnük el-hremije ist, wie auch mein beduinischer Führer behauptete. Bei ihrem Ausgang in den sik führt eine Treppe von 10 Stufen zu einer mit flachem Bogen gedeckten, 0,14 m tiefen Pilasternische (119; Abb. 60) von 0,40 zu 0,50 m. In ihr befinden sich zwei erhabene Pfeiler, rechts der größere von 0,21 zu 0,40 m, links der kleinere von 0,11 zu 0,30 m. Der Umrahmung ist eigentümhch , daß sie lediglich dekorativ gehalten, auch nicht plastisch ausgeführt, sondern nur eingeritzt ist und ihre Flächen punk- tiert. Sie besteht aus einer 0,40 m hohen Predella, einem Pi lasterpaar — dies mit gestricheltem Außen- rand — , und einem mit zwei Löchern (a) versehenen Bogen mit Konsole über der Mitte. Es ist nicht unmöglich, daß ursprünglich von hier ein Weg zum Klamm- heiligtum hinaufführte. Aber auch von dieser Seite ist er durch herabgestürzte Felsstücke blockiert.
Abb. 60: Idolnische Nr, 119.
V. El-kantara.
Die Bezeichnung el-kantara, welche eigentlich dem Aquädukt dieses Namens (S. 64f.) gilt, wird auf das von diesem Aquädukt kommende Tal und seine ganze Umgebung ausgedehnt. Musil nennt zu Brünnow S. 239 eine Zitadelle kasr el- kantara, welche die große über tör el-hmedi führende Straße verteidige und auf der Südostgrenze von tabkat en-ngür Hege. Auf seiner Karte setzt er in diese Gegend einen Turm und weiter nach Westen eine umfassende , .Ruine" und einen Obelisken. Auch Brünnow will in dieser Richtung einen Obelisken gesehen haben, den er als Nr. 92 einträgt. Ich habe die in Frage stehende, ganz offene Gegend nicht nur aus der Fenie gemustert, sondern dreimal durchwandert, aber wedet einen Turm, noch eine Ruine, noch einen Obelisken gesehen. Der Turm Musils ist wahrscheinlich der Teich der Leitung von el-kantara (S. 41), die Ruine ein großer Steinbruch, den der hier in dünnen Platten brechende Fels veranlaßte, der mythenhafte Obelisk eine natürliche, in Wirkhchkeit ganz unregelmäßig gebildete Felsspitze.
A. Erstes Heiligtum.
Einer unvollendeten Grabfassade (120) mit Treppenomament schräg gegen- über liegt auf der rechten Seite des wädi el-kantara nahe dem Aquädukt ein runder
I40
V. EL|CMIXAItA.
Fekbuckel (121 ; Abb. 61), der als ein Heiligtum gegolten haben wird. Im Westen führen einige Stufen erst auf einen niedrigeren Felsen, dann eine 0,00 m breite Treppe (a) von 8, ursprünglich etwa 11 Stufen auf die nach Osten etwas abschüssige Oberfläche der Kuppe. Da ist ein Platz (b) von 2,50 m im Quadrat im Westen und Süden abgegrenzt, sonst bemerkt man nur 6 unregehiiäUig verstreute Schalenvertiefungen (c), ein Spiel von smal 8 Löchern (d), nach Osten zu eine kurze flache Rinne (e), und am Ostabfall wieder eine Treppe von 8, früher wohl II Stufen (f).
B. Zweites Heiligtum.
östlich von diesem Kuppenheiligtum, etwas entfernt, aber noch zum Gebiet des wädi el-kantara gehörig, weil zwischen seinen beiden südlichen Zweigen liegend, befindet sich eine sehr große, vom offene Halle (123), die, weithin sichtbar, ziemlich hoch an einer isolierten Felsengruppe eingehauen ist. Eine Treppe von 20 Stufen führt zu ihr hinauf. Sie enthält nichts, das über ihren Zweck Auskunft gäbe. Am
Fuße der Treppe liegt ein Nischen- b a s s i n (123), unterhalb der Felsengruppe südwärts ein Teich (124), der einmal ge- deckt gewesen ist. Von ihm führen einige Stufen in der Richtung nach den Vorbergen des Plateaus. Weiter oben konnte, aber nichts entdeckt werden.
C. Drittes Heiligtum. Durch ihre sonderbare Form und ihre Felseinschnitte fällt aus der Feme an der Ostseite des wädi el-kantara eine ziemlich isoliert stehende hellfarbige Felsenkuppe (125; Abb. 62) von etwa 5 m Höhe auf, die ich am 25. April 1907 besuchte. Die Kuppe, die sich von Nordnordwest nach Südsüd- ost zieht, ist länghch und am südlichen Ende breiter als am nördlichen, wo sie mit einer kleinen niedrigeren Kuppe zusammenhängt. Zehn schmale Stufen führen vom Ncrdende nach dem Gipfel, der sich hier in zwei stufenförmigen Absätzen erhebt, denen man wohl künstlich etwas nachgeholfen hat. Weiter nach Süden zu fehlt dem Hügel, dessen Gipfelplatte um lang und 3 bis 5 m breit ist, diese eigenartige Formung. Aber auch am Südende führen 10 Stufen hinauf, und eine Treppe von 16 Stufen auf der Westseite, rechts von einer Felsenkammer mit Tür (a) von etwa 3 m im Geviert am Fuße des Hügels. Die sakrale Be- deutung des Hügels erhellt besonders aus der großen Zahl unregelmäßig über den Südabhang verstreuter kleiner Stufen (b), die nur Weihgeschenken dienen konnten. Auch auf der Ostseite nahe dem Südende befindet sich eine Stufengruppe (c) und oberhalb derselben ein teilweise zerstörtes B a s s i n (d) von 0.72 zu 0,85 m und 0,32 m Tiefe. Oberhalb der bogenförmigen Rückwand befindet sich ein 0,40 zu 0,50 m bei 0,22 m Tiefe messender bogenförmiger Ausschnitt (e), in dem allen- falls ein Idol gestanden haben könnte.
Enthielt die Kammer der Kuppe ein Grab, so würde ihre Ausstattung den
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Abb. 61: PUn des Heiligtums Nr. 121.
Nr. 121 — 129.
141
Toten gelten. Aber die Kuppe liegt weit ab von Gräbern, und nirgends in Petra ist die Umgebung eines Grabes in dieser Weise ausgestattet. Es wird deshalb an ein Heiligtum zu denken sein, dessen Entstehung durch die an den traditionellen Götter- sitz erinnernde Form des Nordendes der Kuppe veranlaßt war.
Auf der westlichen Seite des wädi el-kantara dem Kuppenheiligtum schräg gegenüber lockt eine wohlerhaltene Treppe (126) von 115 Stufen zum Anstiege. Oben angelangt, findet man aber mir einen durch Abschneidung eines Felsblockes hergestellten kleinen ebenen Platz (127) über dem Abgrund ohne besondere Aus- stattung, die an ein Heiligtum erinnern könnte. Da noch höher oben sich um- fangreiche alte Steinbrüche befinden, ist anzunehmen, daß diese Treppe, wie über- haupt die Stiegen und Steige des wädi el-kantara in erster Linie dem Transport
Abb. 62: PI.-111 und Nordansicht des Heiligtums Nr. 125.
der gehauenen Steine dienten, die auf Menschenrücken hier nach dem sik hinabge- tragen wurden. Weiter unten im Tal ist eine flache Nische {128) mit erhabenem Pfeiler in die östliche Felswand gehauen, daneben eine Tafel (129) von unregel- mäßiger Gestalt, die wohl einmal eine Inschrift trug. Das dürfte die Weihegabe eines der hier tätigen Steinhauer oder Steineträger gewesen sein. Vielleicht war die vorher beschriebene einsame Felskuppe ihr Heiligtum.
D. Viertes Heiligtum.
Brünnow zeichnet auf Tafel VI (S. 232) am südHchen Ende der Schlucht von eg-gerra eine Treppe (Nr. 63), zu der er bemerkt: „nur der untere Teil zugängUch." Aber sie* ist seit Irby und Mangles mehrfach erstiegen worden, u. a. auch von Libbey und Hoskins^ 1902. Ich erstieg sie am 27. März 1906, fand sie immer-
J) The Jordan Valley and Petra II, S. i67f.
142
V. El.-KANTABA
hin noch gangbar, wenngleich schlecht erhalten, und zählte i6i Stufen (Abb. q, S. 12). Folgt man einem östlichen Nebenzweige der Schlucht und wendet sich oben rück- wärts (nach Norden), so gelangt man zu einer teilweise über dem Abgrund hängen- den rotfarbigen Felsplatte (130; Abb. 63) von etwa 24 m Länge und 6 m Breite, die man von der gegenüberliegenden Talseite aus als eine auffallende Unter- brechung der Kup|)enwildnis walimehmen kann. Sie ist so absolut eben, daß man
an künstliche Glättung denken würde, wenn die nähere Un- tersuchung nicht lehrte, daß der Sandstein hier in solchen gleichmäßigen dünnen Platten geschichtet ist. Daß Men- schen dies seltene Naturspiel sich nutzbar gemacht haben, zeigen an zwei Stellen Schnitte durch die oberste Platte, welche die Herstellung qua- dratischer Platten, wohl für ein Pflaster, bezweckten.
. Am südlichen Ende der Platte erhebt sich der hier künstlich abgeschnittene Fel- sen zu einer um etwa 2 m höhe- ren Plattform (a). Diese ist vom Abgrunde ab etwa 11,50 m breit und 5,30 m lang, hat aber auf der Ostseite einen 4,70 m breiten und 4,60 m langen Vorspning. Da wo dieser Vorsprung sich an die Plattform ansetzt, stehen hart aneinander zwei F e 1 s - Würfel (b, c), der eine 1,25 zu 1,80 m bei 0,55 bis 0,75 m Höhe, der andere, der mit seiner Schmalseite an ihn gesetzt ist, 0,94 zu 1,27 m mit der gleichen Höhe. Neben dem ersteren befindet sich eine 2,30 m lange und 0,75 m breite Stufe (d) im Felsen, welche aber zu hoch li^t, als daß sie zum Aufstieg hätte gemeint sein können. Nach Westen zu hat die Plattform noch eine um 0,50 m höhere Terrasse (e). Aus der Ferne schien zweifellos, daß jene Felswürfel als Altar gemeint seien und daß somit das Ganze ein Heihgtum darstelle. Der Augenschein aus der Nähe wies vor allem auf die Arbeit peträischer Steinhauer, die sich die wunderbaren Steinplatten nicht entgehen lassen wollten. Indes wird doch wohl an ein Heilig- tum zu denken sein. Daß die Araber in früherer Zeit dem entlegenen Platz besondere
Abb. 63:
Altarterratse des Vierten Heiligtums von el-kui{an. Aufn. T. E. Baununn.
Nr. 130—135. 143
Aufmerksamkeit schenkten und ihn als einen geweihten betrachteten, beweisen die arabischen Inschriften (f), welche in großer Fülle die niedrigere Felsplatte be- decken. Musil nennt ihn den „großen Opferplatz von umm hasän" und meint, daß die oben erwähnte Treppe zu ihm führe. Aber die Treppe hat zunächst eine andere westliche Fortsetzung nach der Höhe oberhalb des gerra-Grabes. Die Ver- bindung nach dem Steinplattenplatz ist eine sekundäre. Sie ist jetzt so unwegsam, daß an einen Transport von Steinen nicht gedacht werden könnte. Aber das war früher anders, wenngleich das Los der Steinträger von Petra stets ein jammer- volles gewesen sein muß. Auch eg-gerra gegenüber führt ein schwieriger Stufen- pfad von der Schlucht her zu Steinbrucharbeiten. Meinen Führern war der,, Opfer- platz" wie sein Name vöUig unbekannt.
Oberhalb von eg-gerra auf dem östlicheren der beiden Ausläufer des Plateaus von en-negr im Westen des wädi el-kantara bemerkte ich auf der Ostseite eine unfertige kleine runde Kammer (131) mit Tür, ebenso eine mit Türöffnung versehene kleine eckige Kammer (132), die ein Grab sein könnte, auf der West- seite in der Mitte eine lange, durch aufgestellte Steine gebildete, nordsüdlich ge- richtete Steinkiste (133) ohne Decksteine. Sie ist inwendig 3,30 m lang und 0,35 — 0,40 m breit, und kann nur ein Grab gewesen sein Ein flacher Trog (134) ist etwas nördlich davon in den Felsen gehauen. Er konnte Wasser für den Toten aufnehmen. Ein früher einmal künstlich gebauter Pfad führt von dem südlichen Anfang der Kuppe nach dem Treppenweg im zarnük eg-gerra. Auf der west- licher liegenden zweiten Kuppe waren keinerlei Kammern oder Nischen zu finden.
VI. Es-sik.
Dieser wichtige Ostzugang zu Petra ist am Beginne durch einen Torbogen und weiterhin durch Votivnischen aller Art geschmückt worden, von denen die meisten wohl sakrale Bedeutung hatten. Gräber finden sich erst gegen das Ende des sik. Sie sind auch da gar nicht zu erwarten, wo weder der Raum noch die Wasser- verhältnisse ihre Anlage empfahlen. Der Boden des sik war, wie Reste zeigen, mit großen viereckigen Steinen gepflastert. Das von de Luynes behauptete besondere Trottoir habe ich nicht zu erkennen vermocht. Welche Verheerungen das Winter- wasser hier anrichten kann, ließ sich aus den Veränderungen ermessen, die ich im Jahr 1906 gegenüber dem Jahre 1904 wahrnahm. Das hohe Oleanderdickicht, welches vor dem sik den Bach umsäumte, war vollständig weggerissen, und im sik waren Nischen, welche freigelegen hatten, halb oder ganz durch Geröll und Sand verschüttet, sodaß ich erst glaubte, eine Wegeaufräumung habe stattgefunden.
Die hier zu erwähnenden Einzelheiten werden in der Reihe aufgeführt, in welcher sie sich dem von Osten Kommenden beim Gange durch den sik dar- bieten.
A. Bis zur ersten medras-Schlucht.
135. Am Eingang in den sik rechts eine kleine, breite, viereckige Nische mit erhabenem Pfeileridol.
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VL E*-<lK.
136. Rechts unmittelbar vor dem Torbogen eine Bogennischc mit Pilastem.
137. 138. Unter dem 1895 zusammengestürzten Torbogen, von welchem eine gute photographische Aufnahme im Album de Terre Sainte, Lief. 19, rechts und links Nischen, welche zur Ornamentik des Tores gehören. Der Architrav, welcher den Torbogen trug, ruht auf zwei Pilastem, zwischen welchen eine Giebelnische mit Concha angebracht ist, die ihrerseits auf einer Predella ruht. Über den Torbogen führte keine Wasserleitung; er war auch deshalb rein omamental, weil für Tür- flügel, die so hoch auch nicht hätten sein können, keine Vorsorge getroffen war.
B. Bis zur zweiten medras-Schlucht. 139. Kleine viereckige Nische.
140 (Abb. 64). Links über einer hohen, 0,30 m vorstehenden Bank eine von breiten Pilastem eingerahmte, viereckige, 0,28 m tiefe Nische von 1,30 zu
« • • • •
Abb. 64: Idolniscbe Nr. 140.
Abb. 65: Idolnische Nr. 144.
1,38 m, darin erhaben ein Pfeileridol von 0,45 zu 0,97 m. Am Boden führen von rechts zwei Stufen an die Nische heran. Links neben der Nische ein kleines Nischchen (a) für ein Weihgeschenk, über ihr 8 kleine Löcher (b) in einer Reihe.
141. Kleine viereckige Nische.
142. 143. Zwei Bogennischen.
144 (Abb. 65). Rechts eine künstlerisch verzierte Aedicula von etwa 2,50 m Höhe. Zwei Pilaster tragen ein einfaches Gebälk mit Gesims, darüber folgt eine mit Festons verzierte Attika, dann das Hauptgesims und ein mit Akroteren ge- schmückter Giebel, endlich eine zweite Attika, auf welcher sechs gleichhohe Pfeiler- chen stehen. In der Nische eine Predella; das Idol, das auf ihr stand, ist weggehauen.
145. Rechts eine kleine viereckige Nische mit Vertiefung im Boden.
146. Links eine viereckige Pilastemische mit Gebälk; Fries mit Triglyphen und Pateren ornamentiert.
C. Bis zur Schlucht von eg-gerra.
147 (Abb. 66). Rechts eine große, 0,45 m tiefe Nische von 3,28 zu 2 m, darin
Nr. 136—149.
145
eine Reihe von zehn Pfeilern von 0,80 m Höhe, in der Mitte der breiteste von 0,35 m, links unmittelbar angeschlossen sechs von 0,18 m, rechts, von dem mittleren und von einander abgerückt, drei von 0,25 m Breite (S. 72!.).
Abb. 66: Idolnische Nr. 147.
Abb. 67: Idolnische Nr. 148.
148 (Abb. 67). Nische von 0,60 zu 0,69 m mit dreifachem, erhabenem Pfeiler- idol, das größte von 0,26 zu 0,51 m in der Mitte, zu beiden Seiten zwei von 0,43 m Höhe, das linke (für den Beschauer) 0,18 m,
das rechte 0,16 m breit. Dies wie alles weiter- hin Folgende links.
149 (Abb. 68). Aedicula von 0,60 zu 1,16 m, zwei Pilaster, die einen Architrav mit Akroteren tragen, darüber ein Giebel. In der Nische eine schlecht erhaltene Figur von 0,73 m Höhe. Brünnow (Nr. 60, 2) beschreibt: eine sitzende Göttin mit Füll- horn in der Linken, Modius auf dem Haupte, darüber ein Schleier, beiderseits zu ihren Füßen liegende Rinder. Ich vermag das Füllhorn nicht zu erkennen, der Modius ist nur aus der Höhe des Kopfes zu erschließen, die liegenden Rinder sind wohl eher stehende Panther, auch schien mir die Göttin zu stehen. Auffallend ist die Kürze des Ge- wandes, das nur über die Knie reicht. Unter der Nische befindet sich eine offenbar zu ' ihr gehörende vertiefte Tabula ansata (a) von 0,76 zu 0,38 m mit einer wohlerhaltenen Inschrift,
welche sonderbarer Weise bisher von niemandem gelesen wurde. Was Brünnow als Unterschrift der Nische angegeben ist, steht neben ihr.
Dalman, Petra. lO
^ ICaBHNO
4
C /vAfeLAl
AfjH TYP
t\PH H(AAPAMN-N
i y Ce ßwN ANt
f M K 6 N
N
Abb. 68: Idolnische Nr. 149.
bei Die
146
VI. Es-sTk.
wirkliche. 1904 von mir freigelegte, jetzt samt dem größten Teil der Nische ver- schüttete Unterschrift lautet :
CAB6IN0C/xAeiA
NAPOOTANHrYP
APXHCAAPAHN-N
evceB-NANe
eHK6N
Saßtlvot; '4Xica\vdQoii xavriyvif[i\\aQxri<t *AiQaii»mv I (vosßmv dvd{9))puv
In der zweiten Zeile fehlt am Schluß das t und scheint nie da gewesen zu sein, obwohl es bei der Verteilung der Buchstaben auf die Zeilen (je 13 in den drei ersten) wohl mitgerechnet war. In der fünften Zeile ist e für * verschrieben.
Abb. 69: Idolnische Nr. 150.
150. 151 (Abb. 69). Concha mit Pilastem von 0,92 zu 1,47 m, darin über einem Postament von 0,39 m Höhe ein gewölbter Omphalos von 0,60 m Höhe, 0,27 m hervorragend (Nr. 60, 4 Br.). Fig. 253 bei Brünnow macht irriger Weise das Postament zu einem Teile des Omphalos, auch der Durchschnitt ist ungenau. — Darüber eine Concha.
152- 153. Zwei flache Nischen.
154 (Abb. 70). Ein Altar von 0,37 zu 0,38 m, ohne Homer, erhaben, ohne Nische. Darunter (a):
TlANHrYPIAPXHC
155. 156 (Abb. 71). Zwei Conchae ohne Pilaster von 0,47 zu 0,90 m. Darin erhaben ein Pfeiler von 0,18 zu 0,27 m auf einem Postament von 0,25 m Höhe und 0,24 m schmälster Breite.
Nr. 149—169.
147
157. Viereckige Pilasternische (Nr. 60, 5 Br.), darüber (a): fKYP.
158 — 160. Drei viereckige Nischen verschiedener Größe, die dritte mit Pilastem.
161 (Abb. 72) . Eine flache Concha von 0,54 zu etwa 0,84 m mit erhabenem Pfeiler von 0,15 zu 0,18 m auf einer etwa 0,30 m hohen Bank. Über dem Idol ist ein sehr kleines Pfeilerchen (a) eingekratzt.
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Abb. 70: Idolnische 154.
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Abb. 71: Idolnische Nr. 155.
Abb. 72: Idolnische Nr. l6l.
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162 (Abb. 73). Viereckige Ni.sche von 0,50 zu 0,57 m, darin ein erhabener Pfeiler mit Fuß von 0,39 m Höhe. Unter der Nische Vorsprung.
163 (Abb. 74). Viereckige, 0,11 m tiefe Nische von 0,66 zu 0,52 m mit vier- fachem, erhabenem Pfeileridol. Der größte Pfeiler von 0,24 zu 0,44 m hat links
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Abb. 73: Idolnische Nr. 162.
Abb. 74: Idolnische Nr. 163.
(f. d. Beschauer) den zweitgrößten und viertgrößten von 0,15 zu 0,35 m, bezw. von 0,105 zu 0,30 m, rechts den drittgrößten von 0,16 zu 0,30 m.
164. Viereckige, 0,17 m tiefe Nische von 0,20 zu 0,42 m.
165. Kleine viereckige Nische mit erhabenem Pfeiler.
166. Vertiefte Tafel von 0,75 zu 0,65 m, darunter drei nur o,to m tiefe Nischen von verschiedener Größe (0,19 zu 0,26 m, 0,21 zu 0,30 m, 0,18 zu 0,28 m).
167. Hohe Nische mit erhabenem Pfeileridol, rechts und links eine kleine Nische.
168. 169. Zwei vertiefte Tafeln, bei der zweiten rechts und links ein Loch (a).
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VL Et-ilK.
170 (Abb. 75). \ ii-n-ckigr, 0,10 m tiefe Nisclie von 0,30 zu 0,37 m, darin ein erhabener Pfeiler.
171. Viereckige Nische von 0,14 zu 0,32 m.
172 (Abb. 76). Bogennische (Nr. 60, 10 Br.) von 0,88 zu i,o8m mit Pilastem, und Konsole auf dem Bogen, darin auf niedriger Bank drei Pfeiler. Der gröütc in der Mitte mißt 0,245 ^^ 0,43 m, die beiden kleineren 0,17 zu 0,37 m.
173 — 175. Rechts gegenüber von Nr. 172 drei kleine viereckige Nischen.
176. Rechts im Eingang der Nebenschlucht gegenüber der Schlucht von el-hremije auf der rechten Seite eine umrahmte viereckige Nische über einer Bank, mit erhabenem Pfeiler.
177. Rechts neben der vorigen eine kleine viereckige Nische (178). Die ver- zierte Nische in der Schlucht von el-hremije s. unter'Nr. 119.
Abb. 7$: IdolnUche Nr. 170.
Abb. 76: Idolntsche Nr. 172.
Zwischen der Schlucht von el-hremije und der Schlucht von eg-gerra finden sich keine Nischen. Die Klamm des sik hat hier ihren engsten Teil (Abb. 81 a, vergl. Abb. 6, S. lo), durch dessen Dunkelheit man wie durch einen Schlitz den Wunderbau von eg-gerra zum erstenmal erblickt.
D. Hräbet eg-gerra.
Wer von Osten her Petra betritt, wird jedesmal aufs neue überrascht und entzückt durch den Anblick von Jjaznet fer'ön (179; Nr. 62 Br. ; Abb. 77), das die Araber meist nach der es krönenden Urne hräbet eg-gerra oder el-kas'a und — nach der Frauengestalt an seiner Fassade — auch hräbet el-fatüme nennen. Die enge lichtarme Klamm des sik mit ihren dunkeln FelsA-änden öffnet sich zu einer breiteren Querschlucht. und die erste größere Lichtmassc, welche das Auge trifft, breitet sich über ein kunstvolles Tempclbild in Rosenrot, das mit seinen Säulen, Pavillons und Figuren mitten in der Wildnis wie ein Märchen erscheint. Nicht oft in der ganzen Welt des alten Römerreichs findet sich eine so vollst.indig erhaltene
Nr. 170 — 179
149
Tcmpelfassade, hier steht sie in einer Umgebung von gewaltiger Romantik, deren Größe ihren Eindruck nicht mindert, sondern verstärkt, jetzt nicht weniger, seit
Abb. 77: Fassade von hrabet eg-gerra Nr. 179. Aufnahme v. W. Forder.
das Pflaster der vorüberführenden Straße durch den Bach der Klamm ver- schwemmt und mit Ginster- und Oleanderbüschen überwachsen ist.
ISO
VI. KSMK.
Selbst wenn cg-gerra, wie wir meinen, eine Grabanlage und kein Tempel war. durfte es hier nicht übergangen werden, weil das Grab tempelmäßig ausge- stattet ist.
Ein auffallend absprechendes Urteil hat A. P. Stanley» über die Fassade von eg-gerra gefällt. ..There is nothing of peculiar grace or grandeur in the Temple." Aber damit hat er nur seine Unfähigkeit bewiesen, im Unklassischen das Schöne ru seilen. Ganz anders sagt Durm in seiner ,, Baukunst der Römer und Etruskcr"*, S. 758: „Die Architektur des Untergeschosses des Hazne ist von einer nahezu grie- chischen Keuschheit, wie auch die Formen des Obergeschosses, wenn auch bei diesem die Gliederungen als willkürlich bezeichnet werden müssen. Wie eine feine Schöpfung aus der Zeit Louis XVI mutet das Ganze an." Allerdings darf das Bau- werk nicht nach der Zeichnung von Huguenin bei Brünnow Tafel II beurteilt werden. Da ist der Unterstock ungebührlich in die Höhe gezogen, der Oberstock zusammengedrückt. Die Säulenstcllungcn beider Stockwerke verhalten sich bei Huguenin wie 25 zu 15 statt wie 25 zu 19. Dicke und Höhe der unteren Säulen- schäfte wie I zu 10 statt i zu 8. Nach Photographien, die aus der halben Höhe des Bauwerkes aufgenommen wnirden, darf es allein studiert werden.
V. Domaszev^-ski hat eg-gerra als ein Heiligtum der Isis gedeutet. Die Ge- stalt eines Tempels wurde auch ohne Zweifel beabsichtigt. Aber dasselbe gilt von einigen anderen Gräbern (S. 88), die Brünnow deshalb als Tempelgräber bezeichnet. Die innere Einrichtung mit tiefen, absolut dunkeln Nischen auf drei Seiten erlaubt nicht, an einen wirklichen Tempel zu denken. Die Götterbilder wären in diesen Nischen völlig unsichtbar gewesen und konnten auch nicht vor ihren Eingängen ge- standen haben. Der figürliche Schmuck der Fassade, den ich öfters bei günstiger Beleuchtung mit dem Fernglas durchmustert habe, ist grade bei einem Grabe voll- ständig am Platze.
Vom an der Tholos ist Demeter-Isis als die eigentliche Hüterin des Grabes dargestellt. Sie trägt auf dem Haupt den Kalathos und hält im linken Arm ein Füllhorn, in der rechten Hand wohl einen Zweig oder Ähren, jedenfalls kein Sistrum (so V. Domaszewski). das auch nie abwärts getragen wird. Dazu paßt alles Übrige. Den Giebel des Unterstocks krönt das Symbol der Isis, die Sonnenkugel zwischen Hörnern und zwei verkehrten Ähren, worunter drei Knäufe. Auch die Vasen im Fries des Unterstockes könnten als heilige Gefäße der Isis gelten. Im Giebelfelde ist ein vielleicht bärtiger Kopf wohl als Dionysos-Osiris zu deuten, könnte aber auch ein Gorgoneion sein. Auf den Intercohimnien der Tholos und der Eckpavillons sieht man sechs Amazonen, die sämtlich mit geschwungener Bipennis tanzen, nicht teilweise mit dem Schiff der Isis und dem Sistrum, wie v. Domaszewski meint. Die in der Front stehenden halten die Bipennis mit der Rechten, die übrigen mit beiden Händen. Sie erinnern an den Tod ebenso wie die beiden geflügelten ernsten Eumeniden, die als Elpis und Nemesis gedeutet werden können, zwischen der Tholos und den Eckpavillons, von denen die linke hinter einem Altar steht und vielleicht
I) Sinai wd PtteMliM* S. 90.
Nr. 179. 151
in der Rechten eine Patera hält.^ Dagegen bedeuten gleichzeitig Tod und Un- sterbhchkeit die Dioskuren auf beiden Seiten der Vorhalle des Unterstocks. Die Mohnblumen des Todesschlafes sind das Motiv des Rankenwerks im Fries und Giebel des Unterstocks, sowie überall auf den Kapitalen. Dem Aufsteigen zur Unsterblichkeit gelten die Adler auf den Akroteren des Oberstocks und der Simse der Seitentüren im Unterstock. Apotropäisch sind Panther und Löwe auf den Konsolen über den Ecksäulen, sowie die Greifen auf dem Fries des Unterstocks und die Gorgoneia über den Ecksäulen des Unterstocks, über den Pilastern der Tür in der Rückwand des GrabsaJes und im Fries des Oberstocks.^ v. Domaszewski will im letzten Falle Ammonsköpfe sehen; aber die Widderhörner fehlen. Statt der letzteren sehe ich ohrenartige Schleifen und herabhängende Bänder. Alles sind Embleme, die an römischen Grabdenkmälern vorkommen' und auch nicht nötigen, hier speziell an ein Grab von Isispriestem zu denken, da jede Anspielung an priester- lichen Dienst unterlassen ist 3.
Als Grundlage der B a u i d e e ist der Giebelbau des Unterstocks zu be- trachten. Es ist die Giebelfassade eines Prostylos mit vier Säulen von 1,30 m Durchmesser und 12 m Höhe. Um ein an der ungeheuren vielleicht 100 m hohen Felswand hinreichend bedeutsames Bauwerk zu schaffen, war zunächst eine Ver- breiterung nötig, die man gewann, indem man die Säulenstellung beiderseits um je eine Säule mit verkröpf tem Gebälk verlängerte und dem Tempelhaus rechts und links einen Pavillon vorlegte. Der Unterstock gewann so eine Länge von 24,50 m bei etwa 14 m Höhe (ohne Giebel). Zum Zweck der ebenso unumgänglichen Er- höhung der Fassade schloß man den Unterstock durch eine etwa 3 m hohe Attika ab und setzte auf diese einen Oberstock von etwa 12 m Höhe, dessen Schwer- gewicht man dadurch aufhob, daß man ihn in eine Tholos mit spitzem Dach und zwei Eckpavillons mit gebrochenen Giebeln auflöste. Die Gesamthöhe des Gebäudes bis zur Spitze der Urne beträgt etwa 33 m bei 24,50 m Breite. Die Eckpavillons des Oberstocks sind durch die Eckpavillons des Unterstocks einigermaßen vorbe- reitet. Aber es fehlt die Verbirjdung zwischen beiden, für welche der Architekt offenbar keine brauchbare Lösung fand, weil die Schaffung von zwei durchlaufen- den schmalen Ecktürmen keine Verbesserung gewesen wäre. Der Unterstock erhielt kräftige glatte Säulen mit korinthischem Kapital* ohne Basis, der Ober- stock schlankere und kürzere Säulen mit Fuß. Der Fries erhielt im Unterstock Rankenschmuck, so auch der Giebel, im Oberstock Festons aus Weinlaub, Efeu, Lorbeer und Mohnköpfen, die Gesimse überall Zahnschnitt. Eine Reihe von vier- blättrigen Rosetten mit großem Fruchtansatz schließt die Attika nach oben. Postamente mit figürlichem Schmuck beleben alle Wandflächen, Konsolen mit Tiergestalten zieren die verkröpften Ecken des Gebälks des Unterstocks und die gebrochenen Giebel des Oberstocks, Akroteren den Giebel des Unterstocks, ein Kapital mit Urne das spitze Dach der Tholos.
1) V. Domaszewski sieht auch hier mit Unrecht ein Sistrum.
2) Mit Ausnahme der Ecken, wo wahrscheinlich Eselsköpfe angebracht sind.
3) S. Altmann, Römische Grabaltäre, S. 230 ff., 267 ff., 270 ff., 277.
4) Eigenartig ist die Formung des Knaufes am Kapital als Pinienzapfen, den ein Blatt deckt.
«53
VT F-»-»Tk,
Studniczk.i' hat sicher recht, wenn er mit l)uc de Luynes die Fassade von e^-gerra als hellenistisch, nicht spätrömisch, in Anspruch nimmt. Mit den Bauten von Genua. Baalbek, Palmyra ist sie nicht in eine Linie zu stellen. Die Grab- anlage, bei welcher nichts veranlaßt, an Priester zu denken, wäre eines kunstlieben- den Fürsten wie Aretas III Philhellen (83—60 v. Chr.) würdig.
Auch im Innern der Vorhalle (a; Abb. 78) von 14 zu 6,07 m bei etwa
Abb. 78: Inaerea der VorbaUe Ton bnbet e^-^etra. Aufn. v. W. Forder.
12 m Höhe sorgte der Erbauer für einen der Fassade entspreclienden Schmuck. Die Wände erhielten an den Ecken Pilaster mit Kapitalen im Stil der Säulen des Unterstocks. Die 2,54 m breite und gegen 8 m hohe Tür zum Hauptraum des Baues erhielt Umrahmung und ein von Konsolen gestütztes Gesims mit weit aus- ladenden Akroteren. Die viel kleineren Türen von 2.18 zu etwa 4 m zu den Neben- räumen haben Pilaster zur Seite und ebenfalls Gesimse mit Konsolen und Akro-
I) Tnpmtnm Trmjaai. S. 67.
Nr. 1791— h. 153
teren, welche Adler mit ausgebreiteten Flügeln^ und Rankenwerk darstellen. Über der Haupttür liegt ein viereckiges Oberlicht, über den Nebentüren ein kreisrundes. Bei den letzteren sind Zahnschnitt und Eierstab unter das Gesims gesetzt, bei der ersteren nur Eierstäbe. Fünf Stufen führen zur Haupttüre hinauf, die Neben- türen sind ebenerdig.
Innenräume sind in Petra gewöhnlich schmucklos gelassen worden. Das trifft hier nur zu von den beiden nicht ganz rechtwinkligen Nebenräumen (Abb.79). Der linke (b) ist 9,30, bezw. 8,10 m lang bei 7,50, bezw. 6,80 m Breite, der rechte (c) 8,50, bezw. 8,73 m lang und 6,80 m breit. Der letztere hat in der Rückwand eine Nische (d) von 1,40 zu 2,58 m, in welcher durch eine schmale, niedrige Felsenbank zwei nur 0,30 m breite, vom offene Schlitze hergestellt sind.
Abb. 79: Grundriß von hrabet eg gerra Nr. 179.
deren Zweck ich nicht verstehe. Weder Särge, wie Laborde meint, noch Leichen ließen sich darin unterbringen. Der große, etwa 11 zu 12,50 m bei gegen 10 m Höhe messende H a u p t r a u m (e) hat in seinen drei inneren Wänden verzierte hohe Türen, von denen die in der Rückwand zu einer kleinen Kammer (f) von 3,20 zu 3,22 m führt, die in den Seitenwänden zu tiefen Nischen von 1,88 zu 4 m links (g) und von 1,88 zu 4,40 m rechts (h). Die 1,67 m breite und etwa 4,70 m hohe Tür der Rückwand, zu welcher drei Stufen führen, ist von Pilastern einge- faßt, die über ihrem Gebälk einen einfachen Giebel tragen. Dabei sind die verkröpften Ecken des Frieses durch zwei weibliche Köpfe geziert, die wie Locken- köpfe aussehen, aber gewiß als Gorgoneia gemeint sind. Bei den 1,60 m breiten Nebentüren ist dagegen einfache Profiherung der Gewände und des Sturzes ange-
I) Durchaus nicht Sphingen (so v. Domaszewskt).
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wandt und auf den letzteren ein mit drei Konsolen vcrzicitir c.rIhI muuittelbar an^eaeUt. Von Gräbern ist nichts zu sehen. Wenn Nachgrabungen sie nicht zum Vonchein bringen, müssen Sarkophage aufgesteUt gewesen sein, von denen jede Spar fehlt.
E. DasTriklinium im sik (180; Nr. 65 Br.; Abb. 80a).
Auf der nördlichen Seite des sik steigt man da, wo die Schlucht von eg-gerra in den sik mündet, eine 1,60 m breite Treppe (a) von ursprünglich etwa 20 Stufen zo einer Rampe der gleichen Breite empor und steht hier vor dem über 10 m breiten Eingang in das größte Triklinium von Petra, das 12.17 zu 12.15 m mißt. Die Liege-
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Abb. 8o«: Unuxlnlt de» TrikliDinmi Nr, l8a Abb. 8ob: BUd dei MinDcheos tod Nr. i8og u. 54b.
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plätre (b) sind 1.73 m. der Rand (c) ist 0.67 m breit. Links vom Eingang ist der unterste Teil des Seitenpfeilers (d) weggehauen. Hier befand sich wahrscheinlich das Lustrationsbassin. Außer der hohen Eingangsöffnung führten dem Innern zwei hoch gelegene Fenster Licht und Luft zu, das eine (e) rechts neben dem Eingang. das andere (f) in der rechten Seitenwand nahe der hinteren Ecke.
Ein Beduine machte mich auf eine im sik gegenüber hinter Felstrümmem versteckte Grabanlage aufmerksam. Drei geräumige Conchen umgeben da einen tieferen viereckigen __ . ■ ^ Raum, in den Boden jeder Concha sind zwei Grabtröge ein-
5 / \ I gelassen. Wie die Vorderseite des Grabes beschaffen war, ist
' ' * ' nicht mehr zu erkennen. Über diesem Grabe befand sich die
große, jetzt herabgefallene, kunstvoll verzierte Nische, welche nur nach Labordes Abbildung (Fig. 263 Br.) näher bekannt ist. Man könnte meinen, das TrikUnium, welches Brünnow einen ..Versammlungssaal" nennt, habe zu diesem nächst- gelegenen Grabe gehört. Indes spricht seine ungewöhnliche Größe, welche der des Saales von eg-gerra ungefähr gleich ist, doch mehr dafür, es als Bestandteil jener grolkn Anlage anzusehen.
Dem Triklinium fehlt jede künstlerische Behandlung. Aber über dem Eingang an unzugänglicher Stelle ist ein bei Brünnow, Fig 262, ungenau skizziertes Bild eines Männleins (g) mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen ange-
^
Abb. 81: SpitxpfdUr Nr. 187.
Nr. i8oa— g.
ISS
Abb. 8ia: Der sik kurz vor eg-gerra. Aufn. V. A. Paterson.
Abb. 8l b: Ausgaug des sik. Links Treppe zur Wasser- leitung, rechts Grab Nr. 70 Br. Aufa. v. A. Paterson.
bracht. Es befindet sich in einer nur schwach angedeuteten Bogennische, an welche sich rechts und hnks zwei kleine rechteckige Fortsetzungen anschließen. Unter der linken Fortsetzung ist ein Kreuz eingekratzt, v. Domaszewski meint (S. i88).
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chhstliciuT Kifcr. der auch die Skulpturen von eg-gerra zerstörte, habe hier heid- nischen Spuk bannen wollen. Aber dazu war wenig Veranlassung. Außerdem ist die Zerstörung der Figuren von eg-gerra eher islamischen Hilderstürniern zu- cutraaen. Im übrigen s. zu Nr. 54 h.
F. Von der Schlucht von eg-gerra bis zum Knde des sik.
181. Links eine Bogennische (Nr. 66 Br.) mit Pilastem über einer Predella, die mit zwei Kreisen und drei Rhomben im Wechsel verziert ist, umrahmt von
-)i'^
Abb. 8a: IdoUiiche Nr. 189 tu 190. Anlo. » Ritter » Zepharorich.
einer größeren viereckigen Pilastemische. Links neben ihr befand sich die unter Nr. 180 erwähnte, jetzt völlig zerstörte Nische (182).
183. Links eine viereckige Nische.
184. Ein nur eingekratzter Spitzpfeiler mit Gipfelblumc und Postament.
185. 186. Rechts zwei viereckige Nischen.
187 (Abb. 81). Links ein erhabener Spitzpfeiler von 0.35 zu 0,65 m mit Gipfelblume auf einem Postament von 0,43 m — am Fuß — zu 0,19 m.
188. 189. Links zwei viereckige Nischen.
190 (Abb. 82). Links eine viereckige Pilastemische mit Bogen.
Hier beginnt der sik sich zu erweitem, um in den Vorkessel von Petra überzugehen. Die Gräberreihen der östlichen Nekropole beginnen (Abb. 81 b).
Nk. i8i— 191. 157
VII. Zibb 'atüf
Literatur.
E. L. Wilson, A Photographer's Visit to Petra, The Century Magazine, XXXI Nr. i (1885),
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S. I- Curtiss, High Place .-ukI Altar at Petra, PEFQ 1900, S- 350—355. — , Primitive Semitic Religion to-day, Chicago 1902, S. 235—237.
— , Urseraitische Religion im Volksleben des heutigen Orients, Leipzig 1903, S. 307 — 319. G. L. Robinson, The Newly Discovered High Place at Petra, The Biblical World 1901, S, 6 — 16. — , The ,,High Place" at Petra in Edom, The American Antiquarian 1901, S- 229 — 241. — , Die Opferstätte bei Petra [nach dem Vorigen übersetzt], Mitth. u. Nachr. des Deutächen
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[nur Zusammenstellung der bisherigen Berichte], s. dazu Musil in Bd. II, S. 331. W. Libbey and F. E. Hoskins, The Jordan Valley and Petra, New York and London 1905, Vol.
II, S. 172—188. D. Nielsen, Die altarabische Mondreligion und die mosaische Überlieferung, 1904, S. 171—175. Guthe, Bemerkungen zu der Opferstätte bei Petra, Mitt. u. Nachr. d. D. Pal.-Vcr. 1905,8. 49—56. R. Dussaud, Notes de Mythologie Syrienne, 1905, S. 176 — 178. Friedrich Jeremias, Palästinajahrbuch III (1907), S- 158 — 163. A. Musil, Arabia Petraea II i (1907), S. 80 — 97.
Erwähnt sei auch das 1902 in Leipzig von Cand. Zottmaier unter meiner Leitung nach den Angaben von Robinson und Curtiss gefertigte Modell des Opferplatzes, von welchem sich ein Exem- plar im Museum des Deutschen Palästina-Vereins zu Leipzig befindet.
Das von Edward L. Wilson 1882 entdeckte, von mir am 25. und 28. März 1904, 28. Märzu. 14. November 1906 und 28. April 1907 besuchte Heiligtum von zibb 'atüf (191 ; Nr. 85 a Br.; Abb. 83) hat unter allen HeiHgtümern Petras die imponierendste Lage, auf einem Gipfel, der die alte Stadt Petra von Südosten beherrscht und sich dadurch von allen anderen der Umgebung Petras auszeichnet, daß sein Fuß in das Stadtgebiet hineinragt. Der Lage entsprechend ist der Rundblick vom Heiligtum ein umfassender, obwohl von allen Seiten höhere Berge eine weitere Fernsicht ver- hindern. Vom Doppelgipfel des nebi härün, der grade hinter dem Altar des Heilig- tums sich erhebt, und der steilwandigen Masse der umm el-bijära im Westen schweift der Blick über das weite Tal von wädi müsa zu der Spitze, welche das Massiv von ed-der krönt, und der flacheren Gegend von el-beda im Norden. Im Nordosten schließt die hohe Wand des gebel el-mleh über der hellfarbigen Sand- steinmasse von el-^ubta das Bild. Von da ab begrenzen nach Osten und Süden die Ausläufer des östlichen Hochplateaus die Aussicht, vor denen sich im Süden die ihnen vorgelagerte Gegend von el-kantara und en-negr ausdehnt. Darauf folgen im Südwesten die Felsenklüfte und der gewaltige breite Gipfel von en-nmer und die niedrigere Landschaft von et-turra, welche zu den westlichen Bergen überleitet.
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Aus der Lage muß indes nicht geschlossen werden, daß das Heihgtum von libb 'atüf die wichtigste Stätte dieser Art bei dem alten Petra gewesen sei. Der 2<iigaiig ist trotz aller künstlich geschaffenen Erleichterungen kein bequemer gewesen, mit dem der Heiligtümer von el-medras, el-habis und ed-der nicht zu ver- gleidken. Es fehlen in der unmittelbaren Umgebung vollständig die Folsonkammem, «rdche bei el-medras und ed-der in so großer Zahl vorhanden sind. Das Heilig- tum selbst war zwar hinreichend groß für eine größere Opfergesellschaft, aber für eine festfeiemde Volksgemeinde fehlte der nötige Raum und auch das Wasser. Vielleicht stand die Herrichtung des Heiligtums im Zusammenhang mit dem Bau der Zitadelle und der Durchschneidung des Berges nördlich von ihr (S. 34), und es war somit das Heiligtum der auf demselben Gipfel gelegenen Burg.
Nach v. Domaszewski* war der ..Obeliskenberg" der , .heilige Berg des Du- schara" vor anderen. An seinem Fuße habe man deshalb zuerst Gräber angelegt, and später, als Dionysos mit Duschara verschmolzen wurde, das Theater. Auch der älteste Zufluchtsort der Nabatäer, zu welchem nach Diodor nur ein von Men- schenhand gebahnter Weg führte, sei auf seinem Gipfel zu suchen. Auf seinen Ausläufern befänden sich auch die Duschara-HeiUgtümer von el-medras und en-nmer. Aber die Gegend von el-medras ist schlechterdings kein Ausläufer des zibb 'afüf-Berges. Das Defili von en-nmer kann man auch kaum so nennen, und, wenn dort neben Obodat auch Duschara verehrt wurde, so geschah dies nicht anders als an vielen anderen Stellen bei Petra. Der Gipfel von zibb 'atSf hat keineswegs nur einen Zugang und bedurfte sogar gegen Südosten einer künstlichen Sicherung. In der Umgebimg Petras gab es besser gesicherte Zufluchtsstätten. Nichts deutet an, daß sich hier ein Zentralheiligtum befand. Auch die alten Gräber am Fuß des Berges beweisen nichts, da ihre Anlage, welche seine Ostseite bevorzugte, durch die hier vorübergehende große Straße viel glaubhafter erklärt wird. Außerdem würde, was v. Domaszewski vom Obeüskenberge sagt, zum Teil ebenso von el- ^ubta gelten.
Robinson meinte auf zibb 'atüf die ..Hauptopferhöhe von Edom" entdeckt zu haben. Libbey redet von dem ..Kathedralfelsen des alten Edom." Davon kann auch deshalb nicht die Rede sein, weil grade dieses mit ästhetischem Sinne her- gerichtete Heiligtum unter den sakralen Opferhöhen von Petra am wenigsten zu dem kulturfeindlichen alten Edom passen will, das gewiß primitivere Opfer- stätten hatte. Auch die gute Erhaltung des unter freiem Himmel liegenden Platzes mahnt, mit den Jahrhunderten sparsam zu sein. Ich stimme im allgemeinen den Argumenten Savignacs bei. der für die Entstehung des Heiligtums die Zeit des nabatäischen Königs Aretas III im letzten Jahrhundert vor Christus vorschlägt, wärde aber als sicher nur bezeichnen, daß der Hellenismus zur Zeit der jetzigen Herrichtung des Heiligtums schon längst seinen Einzug gehalten hatte.
Von den bisher gelieferten Grundrissen hat der von Curtiss mitgeteilte nur den Wert einer Skizze. Bedeutend besser ist der Gnmdriß Robinsons, eine wirk- liche Aufnahme der Plan Savignacs, wenn auch manche Einzelheiten der Korrektur
1) Bei Brfinnow I. S. l88 if.
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bedürfen. Daß die mitgeteilten Maße nicht bei allen genau übereinstimmen, hat zum Teil .seinen Grund darin, daß selten scharfe Ecken vorhanden sind, von denen das Maß ausgehen kann, zum Teil auch darin, daß nicht alle lange Bandmaße be- nutzten und bei Anwendung von Meterstäben nicht sorgsam genug verfuhren.
A. HofundTriklinium (Abb. 84) .
Die zur Herstellung des Heiligtums benützte Gipfelplatte des Berges ist etwa 65 m lang und in der Mitte 10 bis 14 m breit, hat aber bei einem Drittel ihrer Länge einen westlichen Ansatz von 6 m Breite und 13 m Länge. Dieser bestimmte die genaue Lage des Heiligtums. 31,70 m vom Nordende der Platte und 18,60 m vom Südende wurde in dieselbe ein ebener Platz (a) eingehaucn in der Form eines nicht ganz regelmäßigen^ Rechteckes, dessen lange Seiten nach Ost und West weisen, doch mit einer kleinen Abweichung nach Nordost und Südwest, die eine Folge der Gestalt der Felsplatte sein wird, welche für die Herstellung des Heilig- tums benützt wurde. Die Westseite ist 14,45 m lang, die Ostseite 14,28 m, die Nord- seite 6,42 m, die Südseite 6,62 m. Die Ost- und Westseite konvergieren also, wie auch die Front des ,, Gottesthrones" (s. D.) in ihrem Verhältnis zur Grenze des Hofes um 20 cm konvergiert. Die Fläche senkt sich nach der Südwestecke zu, wo sich ihr Ablauf befindet. Die Umgrenzung ist nicht überall gleich hoch, auf der Süd- seite 0,39 m, auf der Ostseite 0,41 m, auf der Nordseite 0,42 m, auf der Westseite in der Mitte nur 0,10 m, am nördhchen Ende gegen 0,40 m, während am südhchen Ende, wohl infolge alter Unregelmäßigkeit des Felsens, in welchem hier eine Schlucht beginnt, die Umrandung ganz fehlt. Auf der Ostseite, 1,85 m von der Südostecke durchschneidet eine 0,20 m breite Ablaufsrinne (b) die hier 6,60 m breite Um- randung des Hofes und endet bei einem Felsabsturz. Es ist nicht nötig, daß bei dem Ablauf in erster Linie an gelegentliche Reinigung des Hofes oder an über ihn hinlaufendes Blut gedacht war. Ein vertiefter Platz wie dieser war ein natürliches Bassin für Regenwasser, das im Winter und Frühjahr ihn gefüllt haben würde, wenn man nicht für Ablauf sorgte. Recht auffallend ist es dem im Orient Lebenden, daß diese schöne Sammelfläche von Regenwasser nicht zur Füllung einer Zisterne ausgenützt wurde^. Aber das erklärt sich vielleicht dadurch, daß Opferblut den Platz dafür ungeeignet machte.
Der Platz stellt ein ungefähres doppeltes Quadrat dar, ähnlich dem Hofe der Stiftshütte (2. M. 27, 9 ff.), aber auch dem , Heiligen" in Stiftshütte und Tempel Salomos. Ein spezielles Verhältnis scheint vorzuliegen zu den Maßen des ,, Gottesthrones" westlich vom Hofe, dessen Länge fünfmal genommen fast genau die Länge des Hofes ergibt». Wenn eine Elle zu etwa 0,45 m vorausgesetzt ist, betrüge die Breite des ,, Gottesthrones" 6 Ellen, die des Hofes 30 Ellen.
Auf der Nordseite des Hofes schließt sich an ihn zunächst ein im westlichen Teil 0,46 m, im östlichen 0,82 m breiter ebener Rand (c), über welchem der Fels
1) Die von Robinson, The American Antiquarian XXIII, S. 235, behauptete ..mathematische" Genauigkeit der Maße ist weder zu erwarten noch wirklich vorhanden.
2) W. Clarkson Wallis, PEFQ 1901, S. 65, meint, daß der Hof wohl aus diesem Grunde vertieft angelegt werden sei, was aber nicht zutrifft, s. weiter unten.
3) S X 2,80 m == 14,40 m.
Dalman, Petra. "l j
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o n m senkrecht aufsteigt. Dahinter »H-findet s.ch eine sich allmähhch senkende Fliehe (d) mit einer Breite von i,66 m im westlichen Teile, von 1,44 m im öst- lichen Teile Über ihr steigt der Fels aufs neue senkrecht an. im Westen 0,27 m. im Osten bedeutend ^»'eniger. und geht nun in die natürliche unbearbeitete Felsplatte der Bergkuppc über. Nach Robinson wäre hier wohl ein „Stehplatz für gewisse Anbeter' gewesen. Näher kommt dem Richtigen Savignac. nach welchem es eme Bank war. auf welcher die Vornehmen des Volkes während der Opfer Platz nehmen konnten. Die Vergleichung mit den zahlreichen veru-andten Erscheinungen in Petra macht zweifellos, daß es sich um einen Liegeplatz für Speisende, hier also
Abb. 8j: Nördlicher LiegepUu mit Nordweittreppe. Anfn. ». G. D. Im Hinterpund Kuppe tod cl-^nbU
für die am Opfermahl Teilnehmenden, handelte, also um einen Teil eines Trikli- niums (Abb. 85). Auf der Ost- und Südseite des Hofes ist dieselbe Einrichtung weniger gut erhalten, aber doch erkennbar. Im Osten mißt der tiefere Rand des Liegeplatzes 0,44 m, im Süden 0,90 m. Der Liegeplatz selbst ist im Süden 1,45 m breit, während im Osten infolge der Ebenheit der Felsplatte die Abgrenzung fast durchgängig fehlt. Der Rand des südlichen Liegeplatzes ist um 0,02 m tiefer als dieser selbst, hinter dem sich der Fels um 0,07 m erhebt. Der ganze Hof ist somit im Grunde nichts anderes als der Mittelraum eines ungewöhnlich großen Trikliniums und ist nur deshalb in den Felsen vertieft, damit die Liegeplätze über den Fuß- boden erhöht würden (vgl. S. 89 ff.).
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B. Die Mensa Sacra.
Ein schwieriges Rätsel wird aufgegeben von einer kleinen Plattform (e), welche sich mitten im Hof um 0,10 m über seine Fläche erhebt. Sie mißt 1,52 zu 0,77 m, ist also ungefähr ein doppeltes Quadrat wie der Hof selbst. Die Platte liegt 1,50 m vom Westrande, 7,17 m vom Südrande des Hofes ab und somit nach keiner Richtung in seiner Mitte.
Die Absicht ist unverkennbar, die Plattform näher an den ,, Gottesthron" heranzurücken, zu welchem sie also eine Beziehung haben muß. Auffallend ist nur, daß sie doch nicht vor seiner Mitte liegt, während doch diese und die Mitte des Hofes übereinstimmen. Sie ist soweit nach Norden gerückt, daß eine durch die Mitte des ,, Gottesthrones" und des Hofes gehende Linie an ihrer Südseite hingeht, was eine Abweichung von etwa 0,40 m bedeutet. Diese von Robinson und Savignac nicht bemerkte Abweichung ist vielleicht durch den Wunsch zu erklären, daß der vor dem ,, Gottesthron" Stehende der Platte nicht den Rücken kehren sollte. Nach Robinson war die Platte gemeint als Eßtisch oder als Fundament eines Götter- bildes oder ,,am wahrscheinlichsten" als ein Altar, auf welchem die Opfertiere ge- schlachtet wurden. Savignac meint, der Beter habe wohl hier gestanden, während der Priester am Altar das Gebet verrichtete. Curtiss vermutet darin den Platz für den Opfernden selbst, während die übrigen Teilnehmer am Kult den Hof füllten. Guthe entscheidet sich für die erste von Robinson gegebene Erklärung, man habe, um diese Platte lagernd, das Opfermahl verzehrt, und die Länge und Breite der Erhöhung sei für das orientalische Essen aus Einer Schüssel durchaus passend. Das letztere kann nun jedenfalls nicht zugegeben werden. Nur eine runde oder allenfalls quadratische Platte würde sich für die hier vorausgesetzte Eßsitte eignen. Rund sind auch stets die Eßplatten, welche tatsächlich im Orient heutzutage vorkommen. Nach dem Obengesagten lagerten die Opfergäste aber gar nicht hier, sondern rings um den Hof auf dem dazu hergerichteten Triklinium. Für die ihnen vorgelegten Speisen diente der niedrigere Rand, welcher sich vor den Ruhelagern befindet.
Ebenso hätte es wenig Sinn gehabt, den Betenden oder Opfernden hier einen besonderen Platz anzuweisen, zumal diese Platte nur Einem hätte dienen können und dann quadratisch geformt sein, vor allem auch vor der Mitte des „Gottes- thrones" liegen sollte. Eher noch ließe sich denken, daß das Opfertier bei der Widmung an die Gottheit hierher gestellt wurde. Nach jüdischer Tradition^ stand dasselbe bei Darstellung und Schlachtung nördlich vom Altar, und zwar nord- südlich gerichtet, aber mit zum Heiligtum (westlich) gewendetem Kopf, während der Opfernde bei der die Widmung ausdrückenden Aufstützung seiner Hände auf den Kopf des Tieres hinter ihm (östlich) stand mit ebenfalls westwärts ge- wandtem Gesicht. Das geschriebene Gesetz schrieb nur den Platz vor dem Eingang in die Stiftshütte für die Darstellung und die Nordseite des Altars für die Schlach- tung vor^, ohne daß klar wird, ob dabei an verschiedene Plätze gedacht ist. Wenn hier jene Platte der Darstellimg des Opfertieres galt, hätte das Tier anders als in
i) Tamid IV i. 2) 3. Mos. i, 3. 11.
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Jerusalem vcJbtändig in der Richtung nach dem Altar zu gestanden, der Dar- bringende wahrscheinlich links neben ihm, sodaß er mit der Rechten das Tier hielt. Dann wäre dieser bei der nördlichen Abweichung der Platte grade vor die MiMe des „Gottesthrones" zu stehen gekommen. Indes fehlt für die Herrichtung eines solchen gesonderten Platzes für Darstelhmg oder auch SchlachtuuR des Opfertiers jede Analogie. Und wollte man die Schlachttischc im Tempel Eztchiels Ez. 40. 39 ff. zum Vergleiche heranziehen, so wäre einzuwenden, daß die geringe Erhebung der Platte über den Hof das Schlachten und Zerteilen gar nicht erleichtem konnte. Wenn die Platte einen Tisch bedeutete, wird er nur einem ideellen Zwecke
Abb. 86: AlUriilal/ von 1 'Si(m.
.\uia. V- w. 1». im iiiiiicr^runti ci-u;ur.i. uaruucr uic ^jul/c TOD en-Dcbi harün.
gedient haben. Ich sehe deshalb darin die sonst in Heiligtümern gewöhnliche Mensa Sacra zur Niederlegung unblutiger Gaben vor der Gottheit (S. 85!.). Die Platte war somit eine Parallele zum Schaubrottisch der Stiftshütte und des Tempels zu Je- rusalem, der nach 2. Mos. 25, 23 ebenfalls die Gestalt eines doppelten Quadrates hatte. Der Darbringer hatte sie zur Rechten, wenn er sich vor dem ,, Gottesthron" niederwarf, wie auch der Tisch der Stiftshütte nach 2. Mos. 40, 22 rechts stand.
C. Der Altarplatz (Abb. 86).
An die Westseite des Hofes in ihrer Mitte schließt sich ein viereckiger Platz (f), in dessen Hintergrund sich der Altar oder „Gottesthron" erhebt. Dieser Platz zeigt insofern eine gewisse Regelmäßigkeit der Anlage, als seine Westseite und seine Nordscite, soweit diese ununterbrochen verläuft, fast gleich lang sind (4,45 m und
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4,70 m), SO daß es scheint, als habe er eigentlich ein Quadrat bilden sollen, dessen Seite (bei Voraussetz-ung des längeren oben gegebenen Maßes) ein Drittel der Lang- seite des großen Hofes beträgt. Der Platz entspricht dem Adyton eines Heiligtums, das in Stiftshütte und Tempel der Israeliten ebenfalls quadratische Form hatte. Die Natur der zu Gebote stehenden Bergkuppe erlaubte nicht, das Quadrat un- mittelbar an den großen Hof heranzurücken. Ein schmaler, nur 0,14 bis 0,20 m breiter und etwa ebenso tiefer Felsenriß (g) zieht sich an dessen Westseite hin, in der Mitte etwa 1,50 m von ihm entfernt, nach Süden an ihn herantretend und dann zu einer südwestlich abwärts führenden kleinen Schlucht sich erweiternd, während er nach Norden zu einer 0,75 m bis i m breiten tiefen Kluft wird und über eine dort befindliche Treppe ebenfalls dem Tale zuläuft Erst jenseits des Felsen- risses erhob sich der von Norden nach Süden etwas ansteigende Felsblock, in welchen der Altar und sein Platz eingeschnitten werden konnte. Auf der Nordseite beginnt die Erhebung 2 m vom Hofrande entfernt, und von hier ab ist darum auf dieser Seite der Platz des Adyton eingehauen worden. Die niedrige Felserhebung zwischen der Kluft und dem Hofrande wurde von dem Beginne der tieferen Kluft nord- wärts stehen gelassen, wodurch sich ergab, daß die Nordgrenze des Altarplatzes sich nicht gradlinig, sondern um 0,35 m südlich eingerückt bis zum Hofrande fortsetzte.
Es ist wohl nur eine Folge fortschreitender Verwitterung des Felsens, daß die Einfassung des Platzes jetzt an der Südwestecke eine Lücke hat (Abb. 86), durch die man unmittelbar an den Rand des westlichen Felsabsturzes treten kann. Auf der Südseite ist die Umgränzung bei einer später zu besprechenden Treppe um 0,45 m nach Süden hinausgerückt, führt aber dann bis auf 1,45 m an den Hofrand heran, dies ohne Zweifel, weil der Felsblock eben bis hierher reichte. Nach dem Hofrande zu war hier diesseits des Felsenrisses keine weitere Grenze herzustellen, weil der Fels das für den sich nach Osten senkenden Altarplatz angenommene niedrigste Niveau von 0,10 m über dem Niveau des Hofes hier nicht überstieg.
Der obengenannte Felsenriß, welchen die Pläne von Robinson, Curtiss und Savignac nur sehr unvollkommen wiedergeben, ist zwar vor dem Altar nur 0,14 m breit und tief, aber doch bedeutend genug, um eine praktische Verwendung haben zu können. Er würde jedenfalls Flüssigkeiten aus seiner Umgebung teils nördlich, teils südlich abgeleitet haben und verhindert, daß sie in den Hof hinab- flössen. Doch ist hier zu erwähnen, daß sich am südlichen Ende des Risses Spuren eines Pflasters befinden, welches die Kluft hier nahezu mit dem Niveau des Opfer- platzes ausglich. Dieses Pflaster endet nach Süden zu mit einem gradlinigen Ab- schluß (h), der sich 0,09 m unter dem Niveau des Hofes befindet. Der Felsgrund liegt hier 0,13 m tiefer. Von einem unterirdischen Durchlaß für Flüssigkeiten war keine Spur zu entdecken, ebenso wenig irgendwelche Rinne. Man hat also anzu- nehmen, daß vor dem südlich vom Altarplatz stehen gelassenen Felsblock die Un- ebenheit des Felsbodens künstlich ausgeglichen war. Dies war wünschenswert, weil man an diesen Felsblock, wie später zu zeigen, heranzutreten hatte, es war aber nicht notwendig vor dem nördlichen Felsblock, und hier hätte somit tat- sächlich allein ein Ablaufen von Flüssigkeit statthaben können. Dazu stimmt.
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daO das Niveau des Altarplatzcs hinter dem Riß im Norden bedeutend tiefer ist ak im Süden, wodurch allerdings wohl auch der sonst hier geringeren Höhe des Altars etwas abgeholfen werden sollte. Jedenfalls wäre hier nördlich von den Stufen des Altars die geeignetste Stelle zum Schlachten der Opfertiere gewesen, was dann auch der oben erwähnten israelitischen Sitte entsprach.
D. Der Gottesthron.
Von der südöstlichen Ecke des Altarplatzes aus gemessen, steht der behauene Fdsblock (i; Abb. 87), welchen wir den „Gottesthron" nennen, mit seiner Vorderseite genau hinter der Mitte desselben. Von seiner westlichen Hinterwand ist er im Süden 0,68 m, im Norden 0,74 m entfernt, von der Nordwand 0,92 m, von der Südwand 0,87m, während die grade Entfemimg vom Hofrande im Süden 4,00 m, im Norden 3.80 m
Abb. 87: iioiicsiiiroD .\r. 1911 Ton NoidoM. Hintcfgniua . jjcLd cu-umtf. Aufn. ». H. üri
beträgt. Die Längsseite des Blockes mißt 2,75 m im Westen, 2,70 m im Osten, die Breitseite 1,82 m im Süden, 1,84 m im Norden. Die Höhe beträgt auf der Südseite 0,95 m, an der Südwestecke, wo sich auf dem Boden eine Stufe von 0,20 m befindet, sogar 1,10 m, auf der Vorderseite, wo aber der Fuß des Blockes im Norden bedeutend tiefer steht als im Süden, 0,90 m. Danach ist das Verhältnis von Höhe, Breite und LÄnge wie i zu 2 zu 3. Die längliche Form des Blockes hat ihre Paral- lele an den Predellen, welche in den Votivnischen Petras öfters das Pfeileridol tragen (S. 71), und an dem Gottesthron der „Lade" in Stiftshütte und Tempel Israels. Ihre Maße verhielten sich nach 2. Mos. 25.10 wie 3 zu 3 zu 5.
Die Oberfläche des Gottesthrones ist unregehnäßig. Ihr höchster Teil, 0,20 m breit, befindet sich am Südrande, daran schließt sich eine fast ebenso hohe aber nach Westen zu teilweise abgeblätterte Platte von 0.65 m Breite, welche die normale Oberfläche darstellen sollte. Von da ab senkt sich die Fläche nach Norden zu
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und ist auch nicht durchweg im ursprüngHch gemeinten Zustande. Zunächst ist eine mittlere Vertiefung von 1,08 m Länge und 0,35 m Breite zu ver- zeichnen. Die Tiefe beträgt am Südrande 0,17 m, am Nordrande, wo die Umgebung minder hoch ist, nur etwa 0,15 m. Die östHche Einfassung ist zum großen Teil abgewaschen. Diese Vertiefung ist vom Ostrand der Oberfläche um 0,82 m ent- fernt, vom Westrande 0,68 m, vom Südrande 0,85 m, vom Nordrande 0,80 m. Die Meinung war also wohl, sie in die Mitte der Oberfläche zu legen und ringsherum einen gleichmäßig breiten Rand zu haben, der nur nach vom (Osten) zu etwas breiter ist. Wegen dieser Regelmäßigkeit wird sie zu der ursprünglich gewollten Gestalt des Blockes gehören.
Anders steht es mit den Falzen, welche große Teile des Randes der Ober- fläche umziehen. An der Südostecke befindet sich ein nur 0,03 m tiefer Falz, der sich nach Westen 0,45 m lang und 0,20 m breit, nach Norden 0,90 m lang und 0,22 m breit hinzieht. Von der Nordostecke läuft ein etwa 0,13 m tief in seine Umgebung eingelassener, aber mindestens 0,15 m unter dem Niveau des zuerst erwähnten Falzes liegender Falz, und zwar 1,10 m nach Süden mit 0,22 m Breite, und 0,76 m nach Westen mit 0,24 m Breite. An der Nordwestecke beginnt ein Falz, dessen nach Süden laufender Arm 2,13 m lang, 0,28 m breit und 0,08 m tief ist, während bei dem nach Osten laufenden Arme die entsprechenden Maße 1,06 m, 0,26 m und 0,05 m betragen. Diese Falze haben somit sämtlich sehr verschiedene Maße und Niveaulinien, und auf der Südwestecke fehlen sie ganz. Dieser letztere Umstand spricht, wie schon Curtiss gesehen hat, gegen die Vermutung Robinsons, daß besondere Eckverzierungen, etwa Hörner, darin ihren Halt hätten haben sollen. Noch weniger kann man mit Savignac an eine metallene Verkleidung des Altars denken, welche in ein Felsheiligtum nicht paßt und auch mit diesen unregel- mäßigen Falzen nichts zu tun haben würde. Ihre Unregelmäßigkeit in Verbindung mit der Tatsache, daß sie da wegfallen, wo die Fläche am höchsten ist, erlaubt keine andere Erklärung, als daß den durch Gestalt und Qualität des ursprünglichen Felsens veranlaßten Unregelmäßigkeiten der Fläche durch aufgesetzte und dafür zurechtgehauene Steine einigermaßen abgeholfen werden sollte. Einige für diesen Zweck passende Steine fanden sich noch an der Nordwestecke des Blockes im Sande, die übrigen sind verschleppt worden. Übrigens behielt auch nach der künstlichen Aufbesserung des Blockes die Oberfläche eine der allgemeinen Richtungslinie der gesamten Felsplatte entsprechende Senkung von Süden nach Norden. Noch sind zu erwähnen zwei Höhlungen in der Ost- und Südseite des Blockes nahe seiner südöstlichen und südwestlichen Ecke. Sie sind aber als Verwitterungsprodukte zu betrachten und somit ohne Bedeutung.
Es wäre recht wohl möghch gewesen, auf diesem Blocke von kaum i m Höhe ohne Zuhilfenahme einer Stufe zu hantieren. Trotzdem führt auf seiner Vorder- seite eine vierstufige Treppe (j) von 1,55 m Länge, i m Breite und 0,50m höchster Höhe an ihn hinan. Die unterste Stufe hat nur 0,09 m, die oberste 0,05 m Höhe, die anderen beiden 0,15 und 0,16 m. Während die unteren drei Stufen etwa gleich tief sind (0,32 m ), bildet die oberste mit 0,60 m Tiefe eine kleine Plattform und somit einen guten Standort für die am Blocke fungierende Person.
lfiS VII. /lim 'atSk.
N.uli uiithr Mill ditsrr HIotk litiitf fxi cU-n AralH-rn inadhah nnihraka, d. i. ..BrandopfiTaltar", und der noclj zu besprechende Fflsbl<)ck südlich von ihm madbah fedschr ed-demm d. i. ..Altar mit einem Abfluß für das Blut" heißen. Das ist die Folge eines Mißverständnisses. Curtiss hat diese arabischen Namen adbst geschaffen und denkt bei fedschr ed-demm nicht an eine Blutrinne, sondern an das Her\orbrechen des Blutes bei der Schlachtung. Die Araber von Petra ver- binden mit der ganzen Stätte nicht die geringsten sakralen Vorstellungen, wenn sie nicht von den Reisenden etwas Derartiges aufgefangen haben. Sie nennen sie schlechtweg el-birke. den , .Teich" und haben über ihre auffallenden Kinzelhciten gar nicht nachgedacht, medbah wäre außerdem für sie nicht ein „Altar", sondern ein ..Schlachtplatz". Richtig ist. daß der mit Treppe versehene Felsblock vom europäischen Beschauer stets als ein Altar aufgefaßt wird, und zwar von Robinson, Curtiss, Savignac wie von Guthe im besonderen als ein Altar für F'eueropfer, ein Brandaltar.
Dafür kann die längliche W-rtiefung auf der Überfläche des Blockes nicht als Beweis gelten, da etwas Ahnliches auf Brandaltären anderwärts nicht nach- gewiesen, auch der praktische Nutzen für das Altarfeuer nicht durchsichtig ist. Außerdem wäre miigiich, daß die Vertiefung die Aufgabe hatte, einer dem Block aufgelegten Platte, welche ihm die sonst fehlende horizontale Oberfläche geben sollte, als Halt zu dienen. Sie hätte dann gleiche Bedeutung mit den Falzen am Rande. Aber noch wahrscheinlicher ist, daß die Vertiefung die Bestimmung hatte, den Fuß eines massiven Pfeileridols aufzunehmen*, das man sich als ein dreifaches denken könnte, weil sie etwa dreimal so lang als breit ist. Bei 0,35 m Breite des einzelnen Pfeilers wäre für den Mittelpfeiler eine Höhe von etwa 0,70 m, für die Nebenpfeiler entsprechend weniger anzunehmen. Der Block hätte dann dem Felsenbilde Nr. 198 am Südwege nach zibb 'atüf und anderen Darstellungen des Duschara-S>'mbols (s. S. 71) entsprochen und träte in Parallele zu dem Stufen- altar von el-me'esara III (Nr. 527), auf welchen das Idol in Omphalosform auf- gesetzt ist. Wenn diese Annahme recht hat. trägt der Block von zibb 'atüf zum Beweise bei. daß Brandopfer in diesen Heiligtümern nicht dargebracht wurden, denn er war dann als Brandaltar nicht zu brauchen. Dagegen ist sehr wahrschein- lich, daß die Opferschlachtung zu seiner Seite statt hatte und das Opferblut an oder auf ihn gespendet wurde. Er wird in diesem Sinne als Schlachtaltar bezeichnet werden dürfen.
Ich habe eine Weile geglaubt, den in der Mittellinie des Heiligtums grade hinter dem Altar sichtbaren Gipfel des nebi härün als Sitz der Gottheit annehmen zu dürfen. Aber zur Zeit der Blüte des nabatäischen Reiches wurde hier schon das Grabheiligtum Aarons verehrt ; der Berg ist auch vollständig ohne die Spuren der sonst in peträischen Heiligtümern stets zu findenden Keramik. Außerdem ist bei den anderen Opferstätten Petras die gleiche Richtung nicht allenthalben durchgeführt. Nielsen» will aus der astronomischen Lage des ganzen Heiligtums
I) Nachtrictich lehe ich. daO ich mich hier mit Dussaud. Notes. S. 178. in erfreulicher ObwviMtiinmiinf hcfinde. a) Die altarabischc Mon<lrcli({ion, S. 174 f.
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scliließcn, daß es ein „Mondobservatorium" war, „für die Feier des am westlichen Horizont erscheinenden Neumondes eingerichtet." Aber aus der bei orientahschen Heihgtümern häufigen Orientierung nach Westen ist ein solcher Schluß nicht zu ziehen. Die im Heiligtum versammelten Anbeter standen hier wie bei der Stifts- hütte und im Tempel zu Jerusalem westwärts gerichtet, und der erste Strahl der aufgehenden Sonne traf das Idol.
E. Der südliche Felsblock und die Spendeschale (Abb. 88).
Der hinten 3,65 m, vorn 3,35 m breite und ungefähr 4,30 m lange Felsblock südlich vom Altarplatz hat genau die Höhe des Altars an dessen südlichem Ende. Seine Oberfläche, die von Natur eben gewesen zu sein scheint, senkt sich im vorderen Drittel nach dem Hofe zu. Er ist nach Süden zu künstlich abgeschnitten, so daß dort eine dreieckige Terrasse entsteht, die 0,54 m unter dem Niveau des Hofes liegt. In der Mitte der Nordseite führt in der Westrichtung zur Oberfläche hinauf eine schmale Treppe (k) von vier Stufen, deren oberste mit einem Knie nach Süden zu versehen ist, offenbar, damit der Hinaufsteigende sich direkt nach der auf der Oberfläche befindlichen Schalenvertiefung wenden könne. Da nichts anderes sich oben befindet, gilt ihr allein die Treppe. Diese ist am Fuße 0,45 m breit und im Ganzen 0,67 m lang. Auffallend ist, daß die unterste Stufe mit 0,45 m Höhe fast die halbe Höhe der ganzen Treppe ausmacht. Die Ursache dieser unbequemen Anlage ist nicht völlig klar. Es scheint, daß man Schalenvertiefung und Treppe nicht weit hinter die Fronthnie des Altars rücken wollte und andererseits durch das hier anzubringende Nischenbassin verhindert war, die Treppe weiter östlich beginnen zu lassen.
Die ungefähr in die Mitte der Oberfläche des Felsblocks eingehauene runde Ve r t i e f u n g (1), die ursprünglich eine etwas erhöhte Umrahmung hatte, hat einen Durchmesser \on i,ii m. In ihren, etwa 0,06 m tief liegenden ebenen Grund ist eine zweite Vertiefung von 0,44 m Durchmesser ebenfalls 0,05 m tief eingehauen, in deren Mitte ein rundes, spit4 zulaufendes Loch von etwa 0,09 m Tiefe eingesenkt ist. Durch die erstgenannte Vertiefung läuft eine 0,05 m breite Rinne, welche, oben offen, radienartig vom inneren Kreis nordwärts an den Rand des äußeren führt, hier sich etwas mehr östlich wendet, unter dem Rand ein kurzes Stück verdeckt hindurchgeht, dann wieder offen, 0,26 m tief, den nördlichen Rand des Felsblocks erreicht, um sich da auf die unterste Stufe der hier befindhchen Treppe herabzu- senken. Die von Robinson und Savignac behauptete Verbindung nach dem Nischen- bassin neben der Treppe existiert nicht, ebensowenig die von Guthe angenommene Fortsetzung der Rinne nach dem östlichen Fuß des Felsblocks. Nur ein kleiner natürlicher Riß trennt am Ende der Rinne Treppe und Felsblock. Hier konnte die durch die Rinne laufende Flüssigkeit durchsickern, nach dem Boden des Adyton- platzes und von da nach dem ihn vorn kreuzenden Spalt (s. o.) gelangen. Die für die Beurteilung des Doppelkreises wichtigste Tatsache ist, daß seine Vertiefung mit Ausnahme des mittleren Loches einen Abzugskanal hatte, der dafür sorgte, daß sich die Vertiefung niemals ganz mit Flüssigkeit füllen konnte. Auch Regen- wasser lief so von selbst ab.
I70
VII / ivt. ' AtVr.
Kubinson bezeichnet den Fekblock der Schalenvertiefung als den „Runden Altar" oder den „Altar der Darbringung". Hier halx; man das Opferblut ausge- gomea, und der Doppelkreis sei als Bild der Sonnenscheibe gemeint. Curtiss, Sa- vignac und Guthe denken sich den Fclsblock als Schlachtplatz, auf welchem der Doppelkreis das Blut gesammelt, die Rinne es abgeführt habe. Die letztere Meinung ist unhaltbar. Erstlich würde man bei einem erhülitea Platz, auf den Opfertiere hinaufzuschaffen waren, für einen zu solchem Zweck brauchbaren Zugang gesorgt haben. Die schmale Treppe mit ihrer hohen untersten Stufe war dazu ganz un- geeignet. Man hätte die Tiere hinaufheben oder -zerren müssen, und man fragt billig.
Abu. oo: ^pcnacKUie .Sr. 191 i mii m-.cih;iiIi.x»m[i >r. 191111 von .Nurdco. Auln. v. U. D. Im HiotergTund PUteui Ton en-DCgr.
warum man den Schlachtplatz nicht lieber zu ebener Erde hatte, wie es doch sonst üblich war. Weiter ist die Rinne viel zu eng, um größere Mengen Blut imd Schmutz abzuleiten; geronnenes Blut würde sie stets verstopft und außerdem die Treppe verunreinigt haben. Eine viel besser geeignete Stelle zum Schlachten ist oben namhaft gemacht worden. Der vertiefte Doppelkreis wird in Parallele gestellt werden müssen zu den in Petra sonst bei Gräbern wie bei Pfeileridolen vor- kommenden Schalenvertiefungen, die nur für Sjxnden bestimmt gewesen sein können (S. 8if.). Dann liätten wir vor uns eine Spendeschale, entsprechend den Schalen für Wasser- und Weinspenden, welche sich nach Sukka IV 9 auf dem Brandaltar des Tempels zu Jerusalem befanden und auch mit Ableitekanälen versehen waren. Auch kann man vielleicht an die Verbrennung von Rauchwerk an derselben Stelle
Nr. 191 1 — m. 171
denken, und es wäre der Räucheraltar der Stiftshütte (2. Mos. 30, i ff.) als Paral- lele heranzuziehen.
Freilich muß gefragt werden, warum die Schale nicht vor oder auf dem Gottes- thron angebracht war. Es scheint befremdlich, daß der Spendende, welcher die Treppe zur Schale hinaufstieg, dem Altar, der doch in jedem Fall der Mittelpunkt des Heiligtums war, gradezu den Rücken wandte. Darauf läßt sich erwidern, daß bei diesem ungewöhnlich vollkommen ausgestatteten Heiligtum die Absicht be- stand, eine eigene erhöhte Stelle für unblutige Spenden zu schaffen, wofür der Fels vor dem Altar keine Mögüchkeit bot. Außerdem ist begreiflich, wenn bei einem Dienst, welcher der Sonne galt, das steinerne Idol zurücktrat hinter der am Firmamente sichtbaren Verkörperung der Gottheit. Die südhche Stellung der Schalenvertiefung läßt sich vielleicht vergleichen mit der südlichen Stellung des ehernen Meeres im Tempel zu Jerusalem (i. Kön. 7, 39), das doch neben dem prak- tischen Zweck auch eine symbolische Bedeutung hatte. Den ganzen Block direkt als Spendealtar zu bezeichnen, ist bei alledem bedenklich, weil in seinen Seiten- wänden noch andere kultische Objekte untergebracht sind, welche zum Spenden in keiner unmittelbaren Beziehung stehen.
Für die besondere Gestalt der Schale kann man an Bilder der Sonnenscheibe mit Doppelkreis und kleinem Mittelring erinnern, welche sich auf dem Astarte- bild von se', auf zwei Türstürzen in fik^ und auf einer Münze von Sidon^ finden. Ein bloßer Doppelkreis stellt die Sonne dar auf einem Türsturz in ^)än el-'akabe^, ein einfacher Kreis auf einem Türsturz von 'abde*.
Doppelkreise mit der gleichen Bedeutung zeigt auch der Türsturz von elgi (Nr. 872). Da dieselbe Ausbildung der Spendeschale sich aber auch da findet, wo wohl nur an sepulkrale Bedeutung gedacht werden kann*, muß unentschieden bleiben, ob die Nachahmung des Sonnenbildes hier wirkhch beabsichtigt gewesen ist. Es würde genügen, die Gestalt einer Patera, wie sie auf den Felsbauten Petras so oft als Ornament verwandt ist, zum Vergleiche heranzuziehen.
F. Das Nischenbassin (s. Abb. 88).
In die nördUche Wand des Felsblockes mit der Spendeschale ist ein kleines Bassin (m) eingehauen. Nur 0,16 m von der untersten Stufe der auf ihn führenden Treppe öffnet sich 0,43 m über dem Boden eine Nische von 0,66 m Breite, 0,43 m Höhe und 0,45 m Tiefe. Ihr Boden ist um 0,25 m eingesenkt, bildet also ein Bassin. In dessen Boden ist wiederum ein Schöpfloch von 0,08 m Tiefe eingehauen. Die etwa 0,08 m dicke Vorderwand hat in ihrem oberen Rande zwei kleine Scharten, durch welche bei Überfüllung des Bassins der Inhalt abgelaufen wäre. Keine Zuleitung zum Bassin ist vorhanden. Die soeben geschilderte Einrichtung erlaubt nicht, mit Wilson und Guthe sich die Nische als einen Wandschrank für Opfer- messer'u. dergl. anzusehen. Sie diente wie alle anderen derartigen Bassins als Flüssigkeitsbehälter, und zwar nicht für zum Spenden bestimmtes Blut (so Fr.
I) Schumacher, The Jaulan, S. 141 f. 2) Vigouroux, Dict. de la Bible, s. v. Astarthd.
3) Schumacher, a. a. O., S. 182. 4) Rev. Bibl. 1905, S. 88. 5) Verg!. S. 82.
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\'n. Ztn 'atw.
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JeritniiN u ,. !ii<r geronnen wart', sondern für Wasser (S. 93 f)- Wer zum Gottesthrun (k1. i zur Spendeschale treten wollte, vollzog hier die als Vorbereitung nötige Lustration. Das Bassin entsprach also den Becken der Stiftshütte und des TcmpeU in Jerusalem, von denen gewiß ebenfalls gilt, daß man nicht in, sondern aus ihnen die vorgeschriebene Waschung vollzog (S. 60).
G. Der offene Trog (Abb. 89, vgl. 86).
Während das Wandbassin nur ein kleines Maß von Flüssigkeit fassen konnte, ließ sich eine größere Wassermenge aufbewahren in einem nach ob(>n offenen Trog (n ;
Abb. 89), welcher in denselben Felsblock an seiner östlichen Vorderseite, nicht ganz parallel zur Grenzlinie des Hofes, einge- senkt ist. Er ist 1,75 m lang und 0,50 m breit. Da die Oberfläche des Felsblockes sich nach vom senkte, ist er vom nur 0,40 m tief, während die hintere Wand doppelt so hoch ist. Die Hinter- wand zeigt einen in sie ge- hauenen Falz, welcher schmäler als das Bassin ist und 0,53 m über seinem Boden liegt. Die nächstliegende Annahme ist, daß dieser Falz einer steinernen Deckplatte Halt geben sollte. Man muß dann annehmen, daß der vordere Rand des Bassins ursprünglich höher war als jetzt, was leicht möglich ist, da er der Verwitterung besonders ausgesetzt war. Am südlichen Ende des Bassins ermöglichte ein am Grunde be- findliches Loch von 0,08 Durch-
. . u Toa Sadott Anro. t. Fr. Hiotcffraiid: nmin ei-bijaim and Berge bei ed-der.
seinen ganzen Inhalt nach vom ablaufen zu lassen. Robinson scheint das Abzugsloch des Bassins für eine senkrecht in den Boden gehende Grube zu halten, in welche man den heiligen Pfahl der Aschera gepflanzt habe, und meint, man müsse das Bassin in Verbindung damit erklären. Savignac stellt das Bassin in Parallele zu den ..Gestühlen" zum Waschen des Opfer- fleisches im salomonischen Tempel. Guthe faßt es als Trog für das zum Schlachten, Abspülen und Reinigen unbedingt notwendige Wasser. Ein Wasserbassin war es
I) Ea hatte guten Grand, dafi im Tempel lu Jerusalem das Opferblut in Schalen aufgefangen wurde, die man nicht niedrrwtsen konnte (l'cs. V5). Das Blut soUte nicht vorzeitig gerinnen.
Nr. 19111— r. 173
jedenfalls. Orientalischem Gebrauch hätte es aber nicht entsprochen, wenn man Opferstücke, die hier übrigens nur für das Mahl bestimmt gewesen wären, darin ge- waschen hätte. Durch das Abflußloch, das mit einem Pflock verschlossen werden konnte, ließ man Wasser über sie laufen. Noch eher wird man aber auch bei diesem Bassin an Lustrationen denken, und zwar für diejenigen, welche an dieser Stelle von Nordwesten her das Heiligtum betraten.
H. Der nördliche Felsblock.
Durch die hinter dem Altar durchlaufende, jetzt an einer Stelle unterbrochene Felsbank hängt mit dem durch Spendeschale, Wandbassin und offenes Bassin aus- gezeichneten südlichen Felsblock zusammen ein zweiter etwas niedrigerer Fels- block (o) von 3,20 m Breite und etwa 5,40 m Länge auf der nördlichen Seite des Altarplatzes. Seine Oberfläche, die sich nach Norden abdacht, ist in keiner Weise bearbeitet. Nach Osten fällt sie steil ab zu einer niedrigeren Felsbank, welche an die S. 165 besprochene Kluft grenzt. Viel tiefer ist ihr Absturz im Norden und Westen zu einer Schlucht, von welcher eine Treppe zum Heihgtum hinaufführt.
Dieser Felsblock hatte offenbar keine kultische Bestimmung, er war mir das symmetrische Gegenstück zu seinem südlichen Gegenüber. Daß seine Vorder- seite nicht irgendwie praktisch ausgenützt wurde, erklärt sich durch die hier vorbei- laufende Kluft, welche den Zutritt erschwerte. Es kann aber auch von Bedeutung gewesen sein, daß man die nördliche Seite als die linke betrachtete. Auch im Tempel zu Jerusalem stand das große Becken wie hier die beiden Bassins südlich (i. Kön. 7, 39), nördlich vom Altar war nur der Schlachtplatz (3. Mos. i, 11, Midd. III, 8).
I. Die Zisterne.
In die Felsplatte südlich vom Triklinium, welche sich 0,60 m über das Niveau des Hofes erhebt und dann wieder um 0,95 m senkt, ist in 9,95 m Entfernung vom südlichen Hofrand ein größeres Sammelbassin (p; Abb. 90) für Regen- wasser eingehauen. Es liegt nicht genau der Mitte des Hofrandes gegenüber, wie die bisherigen Pläne angeben, sondern ist etwas nach Westen verschoben. Seine Westhnie mündet in der Verlängerung am Hofe, 1,83 m von der Südwestecke desselben. Auch ist es kein regelmäßiges Rechteck, sondern mißt im Norden 2,60 m, im Süden nur 2,40 m, im Osten 3,05 m, im Westen 2,90 m. Die Tiefe beträgt etwa 1,24 m, ist aber bei der ungleichen Höhe des umgebenden Felsens nicht überall die gleiche. In der Nordostecke befindet sich eine kurze Rinne (q), welche das Wasser von einem Teil der Felsplatte zuleitet. Der Überfluß wird an der Süd- ostecke durch eine zweite Rinne (r) abgeführt, zuerst in südlicher Richtung, dann östlich, der Südseite der Zisterne parallel, ohne daß für eine zweite Auffangung des Wassers gesorgt wäre.
Über den Zweck dieser Zisterne, dem Heiligtum als Wasserreservoir zu dienen, kann kein Zweifel sein. Die Bassins des Heiligtums wurden von hier aus gefüllt. Auch zum Trinken, Kochen und Waschen entnahm man hier das nötige Wasser.
J. Die Zugänge.
Das Heiligtum von zibb 'atüf liegt auf der höchsten Platte eines von Süd- südost nach Nordnordwest laufenden steil abfallenden Bergzuges, der an seinem
174
VII /rt« 'atOf.
Südlichen Ende im Zusammenhang steht mit dem südlich vom sik und westlich vom wädi cl-kantara sich erhebenden Plateau, aber auch von diesem durch den Oberlauf des Mmük umm el-mehäfir geschieden ist (S. ißf.)- Auf einem niedrigeren Teile desselben Höhenzuges hegt südwärts nahe bei dem Heiligtum die Ruine einer Zitadelle (192 ; Nr. 85 Br. ; Abb. 96), von Brünnow für ein Kreuzfahrerschloß gehalten. Die Kreuifahrer hatten aber ihr Castellum Vallis Moysis nicht hier, sondern in el-u'ira. Die Burg von zibb 'atüf ist älteren Datums. Daß ihre erste Anlage aus nabatäischer Zeit stammt, beweist der Felsausschnitt auf ihrer Südseite, mit welchem gleichzeitig die beiden Spitzpfeiler jenseits desselben entstanden {S. 180) Damit ist
Abk. 90: ZUlernc .Vr. 191p von Südost.^ Aa(b. T. C. D. Doxübei cl-borra und luum ci-bijara.
aber gegeben, daß die nach zibb 'atüf führenden Zugänge zum mindesten auch der Zitadelle galten.
Einen natürlichen Zugang haben Zitadelle und Heiligtum am ehesten von Südosten her, insofern es nicht schwer ist, über en-negr nach dem oberen Teil des zamük umm el-mehäfir hinab zu kommen und von ihm aus den Gipfel von zibb 'a^( zu ersteigen. Auf diese Weise konnte man vom sik aus durch die Schlucht von eg-gerra und von cl-medras durch das wädi el-kantara nach zibb 'atüf gelangen. Aber für Petra selbst hatte ein solcher Weg keine Bedeutung. Von dieser Stadt aus ließ sich ein Kunstweg über den Nordabhang des Bergzuges von zibb 'atüf bahnen. Man konnte aber auch die auf beiden Seiten dem Bergzuge parallel in das Gebirgs- massiv hineinlaufenden Schluchten benützen. Dafür bot sich auf der Ostseite
Nr. 191 s— 192. 17 t
die bald nach der Öffnung des sik südlich laufende Schlucht umm el-mehäfir, auf der Westseite die Schlucht von el-farase und weiterhin ein Nebenzweig des Tales von en-nmer. An allen diesen Stellen sind wirklich Wege hergestellt worden. Man benützte natürliche Klüfte und Kamine, man hieb Treppen in den Fels, ohne die Rampen zu vergessen, man baute Stiegen aus Steinen, wo es deren bedurfte, man schuf Podeste, man schnitt durch Felsvorsprünge und Unebenheiten, und gewann so Wege, deren einzige Unbequemlichkeit darin bestand, daß man steigen mußte. Jetzt ist keiner dieser Wege mehr ganz im Stande. Schon in alter Zeit hat man durch das Wasser zerstörte Treppen an neue Stellen legen müssen, wie es fast alle größeren Treppenwege in Petra zeigen. Gewiß seit mehr als einem Jahr- tausend sind solche Ausbesserungen nicht mehr erfolgt. Die gebauten Treppen- stücke sind fast immer verfallen, die gehauenen Stufen oft verwaschen, manchmal mit ihrem Felsen verschwunden, die Schluchten mit Gebüsch verwachsen, die Wegstücke ohne Stufen als Weg wenig, öfters gar nicht erkennbar. Es fehlt deshalb auf diesen Wegen nicht an Überraschungen, die dem Ersteiger Sorge machen können.
Befremdlich sind die Mitteilungen, welche Musil (bei Brünnow II, S. 330) über Maultierwege nach zibb 'atüf macht. Er verzeichnet deren vier. Der erste führe vom Spitzpfeilergrabe ,, nördlich von el— medras und südlich von umm hasän" vorüber. Aber nördlich von el-medras führt überhaupt kein Weg vorbei, ich bin da geklettert, kann aber nicht einmal Menschen empfehlen es mir nachzutun, an Maultiere ist gar nicht zu denken. Über el-medras kann man nur ohne Maultier nach zibb 'atüf gelangen (s. o), ein eigentHcher Weg ist es nicht. Auch vom zweiten Wege von tör el-hmedi aus gilt das letztere, hier allein käme man wohl mit einem Maultier ans Ziel. Der dritte „Maultierweg" von nebi härün ,,das rechte Ufer des el-Farasa hinauf" und der vierte über umm 'eledi sind böse Kletterpartien für Menschen, und für Maultiere ungangbar. Auch von den vier Fußwegen Musils sind nur zwei, die von en-nmer und durch zarnük kudlah {= z. umm el-mehäfir), anzuerkennen. Der dritte durch die Schlucht von eg-gerra ist ein wenig zu emp- fehlender Umweg, und der vierte, vom Theater durch die umm 'eledi-Schlucht, ganz unmöglich. Wahrscheiiflich wurde Musil durch phantasiereiche Erzählungen der Beduinen getäuscht.
Im folgenden werden nur die eigentlichen, von mir sämtlich begangenen Wege nach zibb 'atüf beschrieben.
a) Der Ostweg.
Diese Bezeichnung geben wir dem von den Reisenden jetzt meist benützten Wege, der zuerst links von der Schlucht umm el-mehäfir, dann in ihr auf einer Treppe mit 98 noch erhaltenen Stufen südlich läuft, dann in der Höhe der Schlucht sich westlich wendet und durch einen großen Felsenausschnitt nach der Gegend von zibb 'atüf gelangt. Von hier geht man am besten westHch um den Mittelteil der hier liegenden Burgruine herum und kommt so von Süden an das Heihgtum heran, das man durch die in seiner Südwestecke mündende kleine Schlucht (191 s)^
I) S. Abb. 83.
t-rsteigt. Nacli den liier hegenden Steinen zu scliließeii. war hier wohl uisprunghcli eine Treppe erbaut. Die von Musil für diese Stelle behaupteten Stufen sind aber nicht lu erkennen. Man kann auch zwischen den beiden östlichen Teilen der Burg aufsteigen und kinnmt dann über einige Stufen direkt auf das südliche Ende der Febidatte des Heiligtums in der Nähe der Zisterne. Aber dieser Weg konnte ehedem nur den Bewohnern der Burg dienen. Ungesperrt war damals wohl nur der zuerst beschriebene Durchgang zwischen dem Mittelturm der Burg und dem detachierten Westfort (vgl. S. 34).
Neben dem Beginn des Weges im Ausgang der Schlucht verzeichnet Brünnow als Nr. 96 eine „Reihe von Opferplätzen". Es findet sich aber an dieser Stelle nichts, was veranlassen könnte, an Opfer zu denken. Eher dürfte man wohl von „Grab- plätzen" reden.
An der Treppe in der Schlucht, dann aber auch unterhalb der Zitadelle fallen auf Winkel (192 a; Abb. 91)*, die man zu zweien, dreien oder vieren in den Felsen am Weg gehauen hat, immer so, daß die Schenkel nach oben stehen und
w
Abb. 93: Pfeileridol nnd Haken Nr. 192 c.
der Scheitel selbst am tiefsten eingehauen ist. Auch kometenartige Figuren mit drei Strahlen und drei imverbunden neben einander gesetzte Linien (b) konunen vor. Einmal finden sich zwei Winkel rechts und links von einem kleinen erhabenen Pfeiler- idol (c; Abb. 92) von 0,12 zu 0,25 m. An diesem Wege begegnen auch nabatäische Inschriften {193; Br. Nr. 81, 83, 84; CIS 394—399): Doch habe ich die Inschrift Br. Nr. 8i mit der dabei eingegrabenen Figur eines Männleins niemals finden können. Über die hier befindUchen Spitzpfeiler s. weiter unten. Ohne Bedeutung für einen „Ostweg" sind die rohen Stufen (191 1, Abb. 83), welche östlich von der Mitte des Heiligtums von der Bergplatte unmittelbar auf eine tiefere Terrasse führen. Ich würde sie auch nicht mit Musil (bei Brünnow 11, S. 331) eine Treppe nennen, noch weniger aber die Spuren von Steinhauerarbeit, die er östlich von der Zisterne unter diesem Namen aufführt.
b) Der Südweg.
Vor der Zitadelle trifft mit dem Ostwege der gebalinte Pfad zusammen, auf dem man vom wädi en-nmer aus nach dem Heiligtum gelangt. Bis zum Heilig- tum von en-nmer ist es ein Treppenweg, der bei der Beschreibung dieses Heiügtums
I) v,i. s. 96.
\r. 192 a— 198.
177
besprochen werden soll (XIII). Von da geht es durch eine Nebenschlucht über Geröll steil bergauf, dann in bequemer allmählicher Steigung südwärts, bis man die Gegend von zibb 'atüf erreicht hat. Als ehedem vielbegangen wird der Weg oberhalb der steilen Stelle durch mehrere Gruppen von Inschriften erwiesen. Zueist trifft man links am Wege eine große Gruppe (194 a; Nr. 299 Br.; CIS 355—380, 382—384), dann eine kleine Gruppe (b; Janssen Nr. 18, 19), von Brünnow irrig zur vorigen gesetzt, weiterhin eine einzelne Inschrift (c; CIS 393) und eine Gruppe (d; Nr. 93 Br. ; CIS 400—404.) Sachhche Bedeutung hat CIS 401, insofern hier der Gott Duschara erwähnt wird, sowie CIS 404 als Unterschrift zu einer Zeichnung (e), welche eine von mir nicht gesehene Pyramide mit altarähnlichem Postament und Treppe darstellt. Sie soll als nefes „Denkmal" des Kaijämat, Sohn des 'Amrat, gelten.
Aber noch andere Spuren haben die Wanderer am Wege hinterlassen. An einer kleinen Wiesenfläche sieht man links an einem gelben Felsen ein Oval (195; Abb. 93) von 0,21 zu 0,29 m. Es ist durch sich kreuzende Linien in acht Teile
Abb. 93: Oval und Kreis Nr. 195 u. 196.
Abb. 94: Pfeileridol zwischen Palmen Nr.7198.
geteilt, in die ebensoviel Punkte gesetzt sind. In der Nähe ein vierfach geteilter Kreis (196) von 0,30 m Durchmesser; man hat etwas der Swastika Ähnliches in ihn hineingezeichnet. In derselben Gegend befindet sich auch links vom Wege ein großes erhabenes Pfeileridol (197) von 0,44 zu 1,17 m ohne Nische. Auffallender ist ein anderes Pfeileridol, das weiter oben an einer hohen Felswand links vom Wege als Zeichnung so hoch angebracht ist, daß der Künstler eines Gerüstes bedurfte, wenn er sich nicht von oben an einem Seil herabheß (198; Nr. 93 a Br.; Abb. 94). Zwischen zwei Palmen von etwa 2,50 m Höhe steht ein altarähnliches Postament mit einem abgerundeten Pfeiler. Links daneben ist eine große Nische, nicht ein zweites Pfeileridol (so Euting bei Brünnow Fig. 284) , gezeichnet, rechts eine Mauer aus Quadersteinen, doch nicht so regelrecht wie auf der Skizze Eutings.
c) Der West weg.
Das Heiligtum hat einen westlichen Zugang durch eine Felsentreppe (191 u; Abb. 83) , welche 0,83 m von der Nordwestecke des Hofes in ihn mündet. Die oberste Stufe auf dem Niveau des Hofes mißt 0,94 zu 0,48 m bei 0,23 m Höhe, die zweite Stufe 0,75 zu 0,36 m bei 0,20 m Höhe. Die Treppe verschmälert sich von hier ab noch ein wenig, und es folgt Stufe III, 0,30 m breit, 0,19 m hoch, IV zu 0,34 zu 0,18 m, V zu 0,35 zu 0,08 m, VI 0,53 zu 0,10 m, dann die breiten Stufen VII 0,35 zu 0,13 m,
Dalman, Petra. 12
178
VII. ZiBB 'ATUF.
VIII 0,30 ZU 0,30 m; Stufe IX ist 0,25 m breit. Darauf folgt ein steiler Absturz, an welchem sich wohl früher gebaute Stufen befanden, dann wendet sich der Abstieg in südlicher Richtung um den Felsen herum, und man kann hier noch die Spuren von sieben weiteren Stufen erkennen. Die Treppe endet in einer engen Schlucht, welche östlich von der Felswand des Heiligtums, westlich von zwei Felsenkuppen geschlossen wird, die eine mit dem Felsen des detachierten Forts der Burg (s. o.) begonnene Reihe fortsetzen. Zwischen beiden Kuppen hindurch führen einige Stufen zu einer tieferen Terrasse, an deren Westseite auf besonderen Kuppen die Ruinen von zwei Türmen aus kleinen roten Steinen sichtbar sind. Auf dem Plane Savignacs sind irrtümlich bedeutende Mauerreste auf den beiden Kuppen gegenüber dem Heiligtume verzeichnet.
Robinson nennt die soeben geschilderte Treppe den Hauptzugang zum Heihg- tum, ohne hinreichendes Recht, da er keinen wirklichen Aufweg von dieser Seite kennt. Nach Savignac hätte man die Abfälle der Opfertiere hier herabgeworfen. Aber das ließ sich bequemer tun, wenn man sie hinter dem Altar über die schmale Felsenbank unmittelbar in die Schlucht hinabbeförderte. Eher ließe sich daran denken, daß man hier unten an geschützter Stelle die Fleischstücke kochte oder briet, da oben kein dafür brauchbarer Platz zu sehen ist. Die Treppe wäre dann eine Küchentreppe gewesen. Aber von hier aus ist immerhin auch ein Abstieg nach dem Gartental und weiterhin nach dem südlichen Teil der Stadt Petra ausführbar. Man steigt in südlicher Richtung sehr steil abwärts, wendet sich nördlich und gelangt so zu der unter Nr. IX zu beschreibenden Terrasse des Löwen oberhalb des Gartentales von el-farase. Hier ist zuletzt ein tiefer Absprung nötig. Aber es ist doch recht möglich, daß einmal ein gebahnter Weg existierte.
d) Der Nordweg.
An der nordwestlichen Ecke des Heiligtums führen zwei Stufen (v, Abb. 83) auf einen Weg, der am nördlichen Ende der Felsplatte, 31,70 m vom nördlichen Hofrand, mit einer wohlerhaltenen Treppe von 7 Stufen endet. Diese Treppe, deren Bild Robinson für die Westtreppe ausgegeben hat, ist 2 m lang, 0,95 m breit und 1,35 m hoch. Die unterste Stufe ist doppelt so hoch als alle übrigen, nämlich 0,35 m. Wahr- scheinlich war ihr ursprünglich noch eine Stufe vorgebaut, die jetzt verschwunden ist.
Hier beginnt ein wichtiger Treppenweg, der von Bergterrasse zu Berg- terrasse stets in der gleichen Richtung nordwärts hinab bis auf den letzten Aus- läufer des Berges führt, um von da in der Richtung nach dem Zentrum der Stadt das Tal zu erreichen. Er hebt an mit einer Gruppe von 14 Stufen, die auf eine tiefere Bergterrasse führen, auf welcher sich rechts vom Wege die sogleich zu be- schreibende Mondennische befindet. Dann folgen weitere 124 Stufen bis zur zweiten Bergterrasse, von der man nach kurzem, aber jetzt recht schwierigem Abstieg auf die dritte Terrasse, die des Zweiten HeiUgtums des Theaterberges, westHch über dem Theater, gelangt. Der Weg endet mit breiten Treppen am westlichen Fuß des Berges zwischen Nr. 188 und 187 Br. Dieser Nordweg zum Heiligtum ist als ein Hauptzugang zu bezeichnen, erstlich, weil er dasselbe mit der Stadt Petra verbindet, und zweitens, weil er wirklich zunächst dem Heiligtum gilt, und nicht der Zitadelle.
Nr. 199.
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Die soeben genannte Mondennische (199; Abb. 95), auf welche Pastor Sick mich am 28. März 1906 aufmerksam machte, ist in eine niedrige Felswand rechts vom Wege da eingehauen, wo der größte und steilste Teil des Abstieges beginnt.
Über einer Stufe von 0,32 m Höhe und 0,40 m Breite erhebt sich eine altar- ähnliche Bank von 1,05 m Höhe, 0,57 m Breite und etwa 1,50 Länge, über der dieWand mit der heiligen Nisclic 1,27 m hoch emporsteigt. Die in die rechte Hälfte
Abb. 95: Mondennische Nr. 199. Aufn. v. G. D.
der Wand eingehauene, 0,21 m tiefe Nische mißt 0,46 zu 0,74 m, verjüngt sich aber nach oben vim 0,03 m. Aus ihrer Rückwand ragt um 0,08 m hervor ein Pfeileridol von 0,21 zu 0,46 m auf einem Piedestal von 0,14 m Höhe. Auf beiden Seiten des Idols, um 0,01 m zurückstehend, befindet sich ein 0,21 m hoher Absatz in der Rück- wand der Nische.
Was diese Nische vor anderen auszeichnet, sind die ihr zur Seite stehenden Halbsäulen von 1,04 m Höhe und einem Durchmesser, der sich von 0,14 zu 0,08 m verjüngt, jede gekrönt von einem Halbmond von 0,16 m Durchmesser und 0,10 m
i8o
VII. ZiBB 'atUF.
Höhe, unter dem sich ein Knauf befindet, der wohl die Sonne bezeichnet. Wenn der Mond als Symbol der weiblichen Hauptgottheit Petras richtig gedeutet ist (S. 51, 73), gilt das Pfeileridol der Nische der Göttin Allat.
Ein zweiter Nordweg wäre vielleicht denkbar durch eine nach der Westseite des nördlichen Bergabhangs gehende Schlucht. Er müßte in der Nähe von Nr. 210 Br. ins Tal hinabkommen. Die Existenz eines solchen Weges würde besonders erklärlich machen, warum am Beginne der Schlucht die bei dem ,, Westwege" er- wähnten zwei Türme stehen, die allerdings auch bestimmt sein konnten, jenen zu sperren. Ich fand nicht die Zeit, um die von mir überschaute Schlucht zu durch- klettern und insbesondere die Gangbarkeit ihres unteren Teiles festzustellen.
Abb. 96: Terrasse der Spitzpfeiler und Burg von zibb 'atiif von Südost. Aufn. v. G. D.
e) Die Spitzpfeiler.
Die Bergkuppe von zibb 'atüf, auf welcher unterhalb des Heiligtums die Zitadelle zum Schutze der Stadt gegen Überfälle vom südöstlichen Plateau her er- baut wurde, hat ursprünglich sich nach Südosten zu breit fortgesetzt. Um die Zitadelle in dieser Richtung besser zu sichern, schnitt man durch die Kuppe von Osten her einen gewaltigen breiten Graben, der nun auch einen bequemeren Aufweg von der Stadt her möglich machte. Der Ostweg zum Heiligtum (s. o.) ist hier durch- geführt worderi. Außerdem arbeitete man den südlichen Rest der Kuppe zu einer niedrigen Platte ab, so daß die Zitadelle ihn bedeutend überragte (Abb. 96). Bei dieser Arbeit sparte man zwei roh gearbeitete Spitzpfeiler aus, deren Höhe somit die ursprüngliche Höhe der Felskuppe angibt.
Nr. 199 — 201.
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Der am westlichen Ende der Platte nahe dem Ausschnitt gelegene Spitz- pfeiler (200; Nr. 98 Br. ; Abb. 97) hat zur Grundfläche ein unregelmäßiges Viereck, das von Ostsüdost nach Westnordwest gerichtet ist. Irby und Mangles waren 1818 die ersten, welche sie, und zwar von der Höhe über eg-gerra, erblickten. Die West- seite mißt 3,25 m, die Ostseite 3,60 m, die Südseite 2,15 m, die Nordseite 2,25 m, die Höhe etwa 7 m. Er verjüngt sich etwa bis zum dritten Teil seiner Grundfläche.
Abb. 97: Spitzpfeiler Nr. 200 von Westen. Aufn. von W. Forder.
Seine Spitze ist zum Teil abgebrochen, sie dürfte wie die des zweiten Spitzpfeilers ursprünglich flach geendet haben.
Während der erste Pfeiler etwas krumm ausgefallen ist, wurde der zweite, 30 m weiter nach Ostsüdost liegende (201 ; Nr. 90 Br. ; Abb. 98) regelrechter ge- arbeitet. Die Grundfläche mißt 2,05 m im Westen, 1,90 m im Osten, 1,70 m im Süden, 1,55 m im Norden, die Höhe etwa 6,50 m. Er verjüngt sich bis zu seiner Spitze etwa um die Hälfte.
Beide Spitzpfeiler sind somit nicht auf quadratischer Grundlage, sondern
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VII. ZlBB 'aTUF.
auf einem länglichen Viereck errichtet, dessen Seiten sich wie 3 zu 2 verhalten. Eine direkte Nachbildung der nadeiförmigen ägyptischen Obehsken liegt hier so wenig vor wie bei den Spitzpfeilern des Grabes am bäb es-sik (S. iio), die ihrer- seits quadratische Grundlage haben. Am ehesten läßt sich noch der Obehsk von Beggig in Ägypten neben anderen in Nubien vergleichen^.
Nach Lagrange- bezeichnen diese Spitzpfeiler den Eingang in das Heiligtum von zibb 'atüf. Aber man kann von ihnen aus das Heihgtum nicht einmal sehen, weil die Zitadelle dazwischen liegt. Ihre Errichtung hängt außerdem nach dem Obigen zunächst mit der Entstehung der letzteren, nicht des Heiligtums zusammen.
Abb. 98: Spitzpfeiler Nr. 20i von Süden. Aufn. v. Ritter v. Zeph.arovich.
Auch die Umgebung der Spitzsäulen trägt nach Brünnow Heiligtums - Charakter, insofern als zwischen ihnen und der Zitadelle sich zwei ,, kleine Opfer-, platze" und ein ,, Opferplatz" befinden sollen, die er unter Nr. 86 — 88 verzeichnet, wobei indes der letztgenannte, für den er Grundriß und Schnitte mitteilt, mit einem Fragezeichen versehen ist. v. Domaszewski^ sieht sogar in den , .großen Blut- altären", welche man vor den Obehsken errichtete, einen Beweis für den uralten sakralen Charakter des ganzen Berges. Aber alle drei ,, Blutaltäre", die ich wieder- holt genau betrachtet habe, sind bloße Reste von Steinbrucharbeit und haben mit Opferstätten nichts zu tun. Auch die Terrasse der Spitzpfeiler selbst, obwohl
i) S. Perrot and Chipiez, History of Art in Ancient Egypt II, S. 175 f.
2) ßtudes sur les Religions Stoitiques^, S. 184, 213.
3) Bei Brünnow I, S. 157, 188.
Nr. 20I. 183
künstlich geebnet, ist zu einem Heiligtum nicht hergerichtet worden, und dasselbe gilt von der ganzen sich südlich anschließenden Gegend. Die Bemerkung v. Do- maszewski's (S. 188), daß vielleicht die Kreuzritter die Spitzpfeiler für die Tafeln Mosis hielten und deshalb dort ihre Burg bauten, könnte selbst dann nicht ernst genommen werden, wenn sich eine Kreuzfahrerburg hier befunden hätte. Als das Lateinische Königtum in dieser Gegend Festungen errichtete, hatte es an ganz andere Dinge zu denken als an mosaische Antiquitäten,
Da die Spitzpfeiler bei Petra die Bedeutung von Denkmälern haben (S. 77), wäre recht denkbar, daß die beiden Pfeiler von zibb 'atüf dem Andenken eines oder zweier Helden oder Könige galten, das in irgend einer Weise mit der gegenüber- liegenden Burg verknüpft war (s. aber das Vorwort).
Der Name zibb 'atüf oder zubb 'atüf, nicht zabe 'atouf (so Savignac)^, wird jetzt auf die ganze Gegend der beiden Spitzpfeiler angewandt, gilt aber eigentlich dem westlicheren von ihnen und mag deshalb hier besprochen werden. Nach Curtiss soll dies heißen , .gütiger Phallus", und er meint daraus Schlüsse ziehen zu dürfen auf die Bedeutung ,,der ursprünglich gewiß als phallische Symbole gedachten Masse- both"^. Vielleicht sei es bei den Arabern ein Gottesname geworden, den sie von ihrer Bezeichnung der beiden MonoHthen ableiteten'. Dies sind grundlose Ver- mutungen. Den Arabern ist zibb 'atüf kein Gottesname, auch nicht spezielle Bezeich- nung des Opferplatzes, wie Curtiss meint, sondern Benennung jenes einen Spitz- pfeilers. Die nahe Zitadelle sollte deshalb eigentlich kal'at zibb 'atüf, das Heilig- tum birket zibb 'atüf genannt werden, zibb (zubb) ist vulgäre Bezeichnung des membrum virile; Die Bedeutung von 'atüf ist den Arabern von Petra völlig unbekannt, wie ich durch öfteres Nachfragen festgestellt habe. Es nach dem Wörter- buch mit Curtiss durch ,, gütig", oder, was immer noch vernünftiger wäre, weil der Spitzpfeiler tatsächlich so aussieht, durch ,, krumm" zu iibersetzen, ist deshalb gewagt. Es wird ein Eigenname sein, und zwar eher einer Person als eines Berges. Das letztere war aber die Ansicht meines Führers aus elgi, welcher den Berg el-'atüf nannte.
Jetzt nennt man den Pfeiler auch rä'i far'ün „Hirte Pharaos", ebenfalls wegen seiner sonderbaren Gestalt. Er soll auch einmal zubb far'ün genannt worden sein, eine Bezeichnung, welche man jetzt nur einer einsamen Säule südöstlich vom kasr far'ün gibt. Natürlich dürfen aus der grobsinnlichen Phantasie der Beduinen keine religionsgeschichtlichen Schlüsse gezogen werden.
VIII. Der Theaterberg.
Von der Gegend der Mondennische von zibb 'atüf aus fielen mir auf der tiefsten nördlichen Terrasse des Berges eigentümliche Felsenarbeiten ins Auge, welche nordwesthch über dem Theater liegen mußten. Am 30. März 1906 stieg ich am rechten Rande des Theaters in die Höhe und gelangte hier auf die niedrigste Ter-
i) Doch sagt man in der Tat zibbe-'atüf, weil der Araber nicht drei Konsonanten un- mittelbar zusammenstoßen läßt. 2) Ursemit. Relig., S. 275. 3) Biblical World 1903, S. 258.
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VUr. Der Theatrruerg.
rasse des Theaterberges, genau westlich von Nr. 178 bei Brünnow. Auf der nicht sehr großen Platte dieser Terrasse erheben sich einige kleine Felsknollen, die zu verschiedenen Zwecken hergerichtet wurden.
A. Erstes Heiligtum des Theaterberges.
In der Mitte der Bergplatte befindet sich auf einem solchen Knollen ein nach Süden offenes Triklinium (202; Abb. 99, 100). Der tiefere Mittelraum ist 4,30 m breit, im Osten 6,80 m, im Westen 9,50 m lang, wovon aber nur 7,70 m auf den Liegeplatz des Trikliniuras kommen. Der vertiefte Rand der Liegeplätze des Trikhniums hat 0,50 m Breite, sie selbst messen 1,60 m. An der hnken Schulter des Trikliniums ist ihm ein Bassin (a) von 0,75 zu 1,09 m vorgelagert. Der
Zugang ist von Süden, doch ist außer- dem durch Stufen (b) ein Weg über die nördhche Brüstung angedeutet, sodaß es scheint, daß eine im Norden befindliche Plattform zum Triklinium gehört.
An der Westseite des Trikliniums führt ein gebahnter breiter Weg eben- falls nach Norden. Jenseits desselben liegt auf einem Bergknollen ein größe- res Bassin (203), das auch einmal ein Senkgrab gewesen sein könnte. Direkt nördlich vom Triklinium ebenfalls auf ehiem runden Berg- knollen befindet sich ein v i e r - e c k.i g e r Platz (204), der auf drei Seiten von einer 0,13 m breiten, an einer Stelle unterbrochenen Rinne eingefaßt ist. Diese soll doch wohl den Platz entwässern. Auf der Südseite steigt man auf drei breiten Stufen zum Platze auf. Drei Schalen- vertiefungen (a) von 0,22 m Durch- messer und 0,14 m Tiefe befinden sich am Eingang. Man hat doch wohl anzu- nehmen, daß die Opfermahlgäste des Trikliniums hier zu opfern und zu spenden pflegten. Ein kleines rechteckiges Bassin (205) ist in die Spitze eines westlich nahebei liegenden Bergknollen eingehauen.
Auf der Photographie fällt mir nachträglich auf, daß eine rechts vor dem Triklinium aufsteigende höhere Felskuppe (206) wohl auch eine sakrale Be- deutung gehabt haben könnte. Auf ihr ist nach Westen zu ein kleiner ebener Platz künstlich hergestellt, an dessen Rückseite sich der Fels wohl 2 m hoch erhebt. Man könnte diesen Felsen als den ,, Gottesthron" betrachtet haben.
B. Zweites Heiligtum des Theaterberges (Abb. loi).
Der Wunsch, vom unteren Heiligtum des Theaterberges nach dem Gipfel
Abb. 99: Erstes Heiligtum des Theaterberges.
Nk. 202 — 210.
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von zibb 'atüf vorzudringen, führte zu weiteren Entdeckungen in der Gegend, in welche Brünnow Nr. 225 als sehr zweifelhaften Hegr setzt. Ein schöner Treppen- weg führt von der Nordspitze des Bergabfalls südwärts auf eine höhergelegene Plattform hinauf, welche mit ihrer östHchen Achsel hoch über der Mitte des Theaters liegt. Kurz, ehe man hinaufgelangt, zweigt sich nach Westen zu ein anderer Treppen- weg ab, der in der Gegend von Nr. 187 Br. das Tal erreicht. Wir haben ihn oben als Ende des Nordweges von zibb 'atüf bezeichnet. Dies war der alte Aufstieg von dieser Seite her. Aber auch auf der höheren Plattform selbst sieht man den Anfang eines Treppenwegs in derselben Richtung.
Die Plattform zerfällt in einen nordöstlichen und einen südwestlichen Teil.
Abb. 100: Erstes Heiligtum des Theaterberges von Norden. Aufn. v. G. D. Im Hintergrund die Berge von el-me'Esara und el-hise und die Gegend von el-bsda (Abendschatten in der Landschaft).
Ein rechtwinklig zwischen beide eingeschobener Felsblock läßt nur eine schmale Verbindung zwischen ihnen übrig. Wir beschreiben die hier bemerkenswerten Einzelheiten, wie sie von Ost nach West auf einander folgen.
Wo der obengenannte Felsblock mit seiner Wand an den östlichen Absturz stößt, befindet sich in dieser Wand zunächst eine kleinere Nische (207) ohne Inhalt. Daran schließt sich eine etwas hervortretende Felswand, die aussieht, als habe man zwei große Spitzpfeiler an ihr aushauen wollen. In ihrer Mitte ist unten eine flache Bogennische (208), darüber eine tiefere viereckige Nische (209) angebracht. Dies ist Brünnows Nr. 225 (s. o.). Dann folgt der Eingang in eine Felsen - kammer (210) von 5,20 m Breite und 5,40 m Länge. In ihrer Rückwand be-
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VIII. Der Theaterberg.
findet sich eine bis zur Decke reichende Nische von 2,10 m Breite, 0,70 m über dem Fußboden beginnend. In ihrer Hinterwand werden zwei viereckige Löcher (a)
Abb. loi: Zweites Heiligtum des Theaterberges.
sichtbar, welche vielleicht zur Befestigung von Statuen gedient haben. In der linken Seitenwand ganz unten ist eine von Pilastern flankierte kleine Bogen-
nische (b; Abb. 102) von 0,23 m innerer Breite und 0,45
» • ■ innerer Höhe eingehauen. Ein winziges Pfeilerchen bildet
I ihren Mittelpunkt. Über der Nische befinden sich in zwei
Reihen sechs viereckige Löcher (c), die zur Befestigung
einer Metalltafel gedient haben werden.
Nahezu vom rechten Rande der Nische bis zur Ecke der Cella reicht ein 1,42 m langes und 0,53 m hohes, nur wenig hervorragendes altarähnliches Postament (d; Abb. 103), über dem an der Wand eine sich von rechts nach links windende Schlange (e) angebracht ist. Ich hielt sie erst für eine bloße Verzierung; aber nachdem der offenbar absichtlich darüber geschmierte Lehm ab- gekratzt war, ließ sich die Schlange nicht mehr verkennen, und damit wurde zugleich der Zweck des darunter befindlichen Postaments durch- sichtig.^ Die in fünf Windungen sich fortbewegende, an Dicke nach dem Kopf zunehmende Schlange mißt vom Kopf bis zur Ecke der Cella 1,50 m, wozu dann noch 0,35 m für das Stück des Schwanzes kommen, welches sich auf die Westwand
Abb. 102: Idolnische Nr. 2iob.
Nr. 2 loa — 212 b.
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der Cella umbiegt. Der Kopf ist in seinen Einzelheiten nicht mehr erkennbar. In der Wand darüber befinden sich zwei viereckige Nischen (f) von verschiedener Größe, wohl für Weihegeschenke bestimmt.
Rätselhafter als die Schlange, die offenbar hier göttlich verehrt wurde, ist eine 0,36 m hohe Figur (g), die am Würfel des Postaments unter ihr hervorragt. Oben endet sie in einen Kopf, von der rechten Achsel ragt etwas aufwärts wie . ein zum Kopf zu gebogener Arm, der 0,08 m breite Leib endet nach unten in eine Verbreiterung, die mir wie ein 0,10 m breiter Fischschwanz vorkam. Doch ist es auch möglich, daß es sich um zwei Füße handelt, zwischen denen nur die auch sonst hier zu beobachtenden von oben, nach unten laufenden Spuren der Steinhauer-
Abb. 103: Schlangenidol mit Altar Nr. 2lod. e. Aufn. v. G. D.
arbeit sichtbar werden. Bei der sehr schlechten Erhaltung der Figur ist nichts Bestimmtes über ihre Bedeutung zu sagen. Die Westwand der Cella ist mit vier Doppellöchern (h) zum Anhängen von Weihegaben versehen.
Nach einer weiteren Nische folgt an der Felswand der Eingang zu einem mit Fenster versehenen großen Felsensaal {211), in dem man ein Triklinium vermuten möchte, darauf der Anfang einer auf den Felsblock hinaufführenden, aber stark beschädigten Treppe, die zum Nordwege nach dem Heiligtum von zibb 'atöf (s. oben S. 178) gehört.
Geht man bei der ebengenannten Treppe um die rechte Ecke des Felsblocks, so gelangt man an den Eingang zu einer gleichfalls großen K am me r (212) , in deren Rück- wand eine Nische (a; Abb. loi) mit dreifachem Pfeiler auffällt. Die Nische mißt nur
jgg IX. El-farasa-Ost.
0,17 zu 0,27 m, die Pfeiler haben bei je 0,08 m Breite eine Höhe von 0,10, 0,145 und 0,115 m Höhe. Der größte steht in der Mitte, der mittlere zu seiner Linken, der Icleinste zu seiner Rechten. Zwei Steine (c), die an Säulentrommeln erinnern. Hegen in dieser Kammer. Der eine hat einen Durchmesser von 0,45 m und eine Höhe von 0,50 m ; er ist kreisrund. Der andere hat 0,47 m Durchmesser am einen Ende, aber 0,45 m am anderen Ende, bei 0,55 m Höhe. Nur auf der einen Seite ist er vöUig rund, auf der anderen ist er dreiseitig, auch zum großen Teil etwas verjüngt. Während beide Steine oben in der Mitte ein Loch haben, sind in den zweiten außerdem vorn und hinten größere Löcher gebohrt. Solche Löcher stammen zuweilen von der Pulver- fabrikation der Beduinen. Vielleicht sind beide Steine Teile eines Postaments. Über dem Eingang zur Kammer sind nabat. Inschriften (d; CIS 409—413) angemalt. An der Südwand des Südwestplatzes ist ein ungewöhnliches großes Pfeiler- paar (213; Abb. loi) erhaben ausgehauen; der größere Pfeiler mißt ohne Fuß 0,38 zu 0,70 m, der rechts stehende kleinere 0,15 zu 0,32 m. j _ Unterhalb des größeren befindet sich im Boden ein kleines
rundes Libationsbecken (g), rechts (westlich) von beiden ' I in der Felswand ein Nischenbassin (h). Weiterhin (I folgt eine kleine Felsenkammer (214), endhch nahe dem ' Absturz eine Gruppe von drei Nischen. Die erste 'I (215; Abb. 104) enthält ein zweifaches Pfeileridol von ,, 0,19 zu 0,30 m und 0,10 zu 0,22 m in Basrelief. Auch hier i steht der kleinere Pfeiler rechts. Die zweite ist eine sehr ' kleine Bogennische (216), die dritte (217) viereckig. Ganz
idoiuische Nr 215 nahe am Felsenabsturz ist noch ein erhabenes oben abge-
rundetes Pfeileridol (218) von 0,30 zu 0,60 m und unter- halb desselben ein offenes Bassin (a), davor ein nur zweiseitiges Trikhnium (219) mit Liegeplätzen nach Westen und Norden angebracht.
IX. El-farasa-Ost.
Am Weg zu el-farasa (S. 14) ist am nördlichen Fuße des Theaterberges ein hinter einem Vorhof gelegener hoher Felsensaal (220; Nr. 184 Br.) mit einem Fenster über der Tür das erste Bemerkenswerte. Kleine Löcher in den Wänden zeigen, daß diese ehemals bekleidet waren, ein in Petra seltener Fall. Doch ist über den Zweck des Saales nichts auszumachen (s. aber S. 92). Kein Triklinium ist zu er- kennen. Sakrale Nischen fehlen in der Umgebung. Ebenso vorsichtig wird man sich zu äußern haben über die weiterhin an der Westseite des Berges gelegene Kammer (221; Nr. 188 Br., vgl. S. 84. 87) mit zwölf viereckigen Nischen (drei in jeder Wand, ausgenommen die Türwand) . Brünnow nennt sie ein ,, Heiligtum". In dieser Gegend begann zwischen Nr. 189 und 190 Br. die Südgrenze der Stadt Petra, auch der Nordweg zum Heiligtum von zibb 'atüf (S. 178 f.) nahm hier seinen Anfang. Ohne erkennbare Bedeutung ist weiter südlich auf höherem Niveau eine schmucklose große viereckige Nische (222; Nr. 204 Br.), nach Brünnow eine ,, Gebet- nische", und ebenso wird es stehen mit der noch höher gelegenen großen Nische
Nk. 212 C— 228.
189
bei Nr. 215 Br., die ich nicht von Nahem gesehen habe. Bald darauf tritt der Pfad in das von hier ab am Berge hinlaufende wädi el-farasa ein, und hier (nahe Nr. 199 Br.) befindet sich links eine Bogennischemit Pilastern (223; Abb. 105), 0,45 m breit, 1,03 m hoch und 0,14 m tief, unter ihr eine Tafelvertiefung (a) von 0,20 zu 0,95 m ohne Inschrift, darüber zwei, und weiter nach rechts drei kleine Nischen (b) . Gegenüber auf der rechten Seite sieht man in der Felswand drei gleiche, an die Form eines Altars erinnernde Nischen (224; Abb. 106), am Fuße 0,80 m, sonst 0,64 m breit, 1,10 m hoch und 0,32 m tief. Unter der mittleren Nische ist eine kleine flache viereckige Vertiefung (a) in die Wand eingehauen, etwas rechts von der dritten (bei Zählung von links) unten am Boden ein Napf (b). In dieser Umgebung befindet sich rechts vom Wege eine nabatäische Inschrift (225;CIS 405), hnks neben anderen Zeichen das eingesetzte Bild eines Winkels (226 a), einer
t - •
Abb. 105: Idolnische Nr. 223.
Abb. 106: Drei Nischen Nr. 224.
Feder oder eines Pfeils (b) und einer kannelierten Säule (c), um welche sich eine Ranke windet.
Man passiert auf der linken Seite die nach Norden schauende Tempelfassade eines Grabes (227; Nr. 228 Br. ; Abb. 107), nach v. Domaszewski (bei Brünnow I, S. 158) eg-gerra nachgebildet, aber eher an den Oberstock des Trikliniums unter dem Spitzpfeilergrab (S. iii) erinnernd. Vier durch gemeinsames Kapital mit Viertel- säulen gekuppelte Halbpilaster tragen zwei gebrochene Giebel, zwischen denen die etwas zurücktretende, ebenso breite Türwand oben horizontal abgeschlossen ist. Die bei Brünnow (Fig. 179) zu breit gezeichnete Tür, zu welcher eine Treppe hinaufführt, ist mit Pilastern und Architrav versehen. Die Attika der Türwand setzt sich über den gebrochenen Giebeln rückwärts nach der Felswand fort und läuft nicht wie bei Brünnow über die ganze Fassade gradlinig hin. Zwei schmale Fensterlucken erhellen das Innere. Tempelform hat auch ein zweites weiterhin liegendes Grab (228; Nr. 229 Br.; Abb. 108), bei welchem zwei mit Viertelsäulen gekuppelte Halbpilaster einen mit drei Urnen geschmückten Giebel tragen. Die mit Pilastern und Gebälk versehene Tür steht unter einem von Pilastern getragenen und mit Urnen geschmückten Bogen. Auf Fig. 180 Br. sind die Verhältnisse des Baues unschön verschoben, das Gebälk der Fassade ist zu niedrig, der Raum zwischen Türbogen und Architrav zu kurz, alles infolge der aus zu großer Nähe
IX. El-farasa-Ost.
aufgenommenen Photographie Fig. 300. Später hat man ebenfalls links eine leere Pilasternische.(229; Nr. 230 Br.), auf Fig. 298 Br. ungenau wiedergegeben.
A. Erstes Heiligtum von el-farasa-Ost (Abb. 109).
Da wo rechts höhere Felsmassen an das Tal heranzutreten beginnen, führen (vor Nr. 231 Br.) acht Stufen zu einer 0,09 m tiefen, 1,10 m breiten und 0,75 m hohen Nische (230; Abb. iio), welche ein vertieftes Pfeileridol von 0,14 zu 0,22 m ent- hält, rechts von ihm vielleicht noch die Spur eines zweiten. Die Nische hat oben abgerundete Ecken und ist in der Mitte durch einen 0,15 m hohen und 0,35 m breiten Bogen erhöht. Sie ruht auf einer 0,70 m hohen, einfach profilierten Predella,
Abb. 107: Fassade des Grabes Nr. 227. Aufu. v. W. Forder.
welche sich selbst über zwei schräg abfallenden Stufen erhebt. Daneben ist rechts noch eine viereckige Nische (231; Abb. in) von 0,35 zu 0,70 m und 0,23 m Tiefe mit einem um 0,04 m vertieften Pfeiler von 0,15 zu 0,38 m ausgehauen. Auf einer Treppe von 32 Stufen steigt man zu der oberhalb der Nischen liegenden Gipfelplatte der Kuppe, in welche ein großer, nach Osten offener Kreis (232) einge- schnitten ist; dabei auf dem Boden die Zeichnung von zwei Fußsohlen oder Sandalen (a), über ihnen ein kleiner Ring, ähnlich dem Sandalenbilde (b) auf den Stufen zu en-nebi härün, nur daß dort statt des Ringes die Figur einer Bogennische erscheint (Abb. 112). Jetzt befinden sich innerhalb des Kreises vier, und außerhalb desselben noch zwei Senkgräber. Ich zweifle aber nicht, daß diese sowohl wie ein auf tieferem Niveau oberhalb der beiden Idolnischen vorhandenes
Nr. 229 — 238.
191
siebentes Senkgrab erst später angelegt wurden und daß jener Kreis die Mitte eines Stibadium bedeutet. Für Liegeplätze war im Süden und Westen hinreichender Raum. Im Westen erhebt sich eine grade abgeschnittene Felswand, die aber am linken Ende einen schmalen Weg frei läßt zu einem Nischenbassin (233) und einer Felsenkammer (234) mitTriklinium, welche Brünnow unter Nr. 238 als „hochge- legene Graböffnung" bezeichnet. Daß die ganze Gruppe ein Heiligtum war, be-
Abb. 108: Fassade des Grabes Nr. 228. Aufn. v. W. Forder.
zeugt auch das Nischenbassin (235) unterhalb des Aufstieges am Westfuß des Hügels. —
Über eine Terrassenmauer (Nr. 232 Br.) steigt man hinauf zu einem höheren Abschnitt des zwischen hohen Felswänden liegenden Tjiles von el-farasa. Gleich beim Aufstiege hat man zur Rechten eine große Bogennische (236), dann vier nischenartige Widerlager (237) für die Bogen einer Dachkonstruktion, von Brünnow (Nr. 237) für,, Gebetnischen" gehalten. Eine Tempelfassade (238; Nr. 239 Br.; Abb. 113) mit Pilastem und Viertelsäulen an den Ecken und zwei Halb-
192
IX, El,-FARASA-C)ST.
Säulen in der Mitte ist nicht weit davon das monumentalste Bauwerk der ganzen Gegend. Eine Giebeltür mit einem Fries, den Schilde in den Triglyphen schmücken,
und drei umrahmte Nischen mit halber- habenen Figuren beleben die Interkolum- nien. Brünnow erkennt hier drei römische Soldaten. Die Figur der Mittelnische ist aber ein Mann mit Mantel ohne sonstige Bekleidung. Bei der Figur links sah v. Do- maszewski ein Schwert am Riemen, mir scheint die Figur etwas Faltiges in der lin- Abb. 109: PlandesErstenHeiiigtumsvon ei-farasa-Ost. ken Hand ZU halten. Auch diese Figur wie
die in der rechten Nische war höchstens mit einem Mantel versehen, v. Domaszewski denkt an den Erbauer und seine Söhne. Es könnte eben so gut ein Gott und zwei Heroen gemeint sein. Ursprünglich
irt-- :\ ) i'
Abb. II i: Idolnische Nr. 231.
Abb. iio: Idolnische Nr. 230.
waren wohl die Nischen Fensteröffnungen für den hohen Saal des Gebäudes. Man verschloß sie mit Steinen, um sie mit Figuren zu versehen, und brach als Ersatz
zwei andere Öffnungen rechts und links ^ '— ' ' ^ Q r t \ von der Fassade. Daß das Ganze ein Grab
war, wird durch die vier großen Nischen
des Innern unzweifelhaft. Über der Attika
der Fassade fallen vier nicht zu ihr ge-
Abb. 112: Sandalenbilder Nr. 232 a.b. hörende Nischcu (a) auf. An einer vor-
U)
Nr. 238—242».
"93
springenden Felsecke blickt man in eine offene Kammer (239; Nr. 241 Br.), über deren Eingang zehn Nischen (a) in einer Reihe ausgehauen sind, inwendig in Rück- wand und linker Seitenwand eine Bogennische (b). Brünnow nennt sie ein „Heilig- tum" ebenso wie eine zerstörte offene Halle (240; Nr. 242 Br.) etwas weiterhin, an welcher gar nichts Auszeichnendes zu sehen ist.
Auf der anderen Seite der Schlucht rückwärtsgehend, kommt man zuerst an einer sehr verwitterten rohen kleinen Nische (241) vorüber, die Brünnow unter Nr. 236 als „Gebetsnische" verzeichnet und in Fig. 304 ungenau abbildet, indem er eine breite Ausladung an ihrem Fuße wegläßt. Darauf folgt eine der ersten Sehenswürdigkeiten Petras, der Säulensaal (242; Nr. 235 Br.; Abb. 114),
Abb. 113: Fassade des Grabes .\r. 23b. Aul'n. v. Kitter v. Zepharovich.
an welchem der Name el-farasa eigentlich haften soll. Zwei Pferde mit Reitern (a) sind darin rechts an die Wand gekritzelt. Die drei rückwärtigen Wände des etwa II m im Geviert messenden Saales sind durch je vier Halbsäulen und zwei Viertel- säulen (an den Ecken) mit glattem Architrav und Fries in je fünf Felder geteilt. Diese sind an den Seitenwänden durch umrahmte und übergiebelte fensterartige Nischen belebt. In der Rückwand ist die Säulenstellung in der Mitte völlig unter- brochen, und man hat hier, was bei Fig. 181 Br. nicht erkannt ist, eine besonders breite und hohe Nische angebracht, welche eine zweite Nische von der Dimension der anderen Nischen in der Rückwand umrahmte. In den Rand der Nische wurden später unregelmäßige Vertiefungen eingehauen, welche aussehen, als habe man hier etwas hineinbauen wollen, was jetzt wieder herausgebrochen ist. Die Nischen der Rückwand, welche etwa 0,80 zu 2 m messen, haben im Unterschied von den
Dai.man, Petra.
13
194
IX. El-farasa-Ost.
Nischen der Seitenwände die Form von Türen. Sie sind wahrscheinlich bestimmt gewesen, zu Gräbern ausgehauen zu werden, was nur bei der ersten von ihnen (am weitesten hnks) wirklich geschehen ist. Der Türwand fehlen die Säulen, aber drei umrahmte Türen, über denen sich Fenster befinden, entsprechen der ersten, dritten und fünften Nische, zwei fensterförmige Nischen in den Zwischenräumen der zweiten und vierten Nische der anderen Wände. Der ganze Saal hat also nicht 14, wie V. Domaszewski (S. 158) angibt, sondern 17 Nischen, wovon 5 türförmige. Jede Verzierung der Fassade fehlt, es ist auch nicht zu erkennen, daß eine solche beabsichtigt war. Wegen der bei Gräbern unerhörten Dreizahl der Türen ist man
Abb. 114: Säulensaal Nr. 242. Aufn. v. G. D.
versucht anzunehmen, daß der Saal ein Triklinium enthielt und für Leichenmahle dienen sollte. Damit ließe sich auch die für Petra einzigartige innere Ausstattung vereinen. Aber die den Boden bedeckenden Trümmermassen geben keine Möglich- keit eines sicheren Beweises. — Links neben dem Eingang finden sich drei ebensolche Widerlager für Gewölbebogen (243) wie schräg gegenüber rechts von der Grab- fassade (s. Nr. 237), dann eine schmale hohe Bogennische mit Pilastern (244; Nr. 243 Br.).
B. Zweites Heiligtum von el-farasa-Ost (Abb. 115).
Eine Felsentreppe führt zu dem letzten höchsten Abschnitt des Tales, das in seiner Abgeschlossenheit mit seinem Rasenteppich, seinem Ginster- und Daphne- gebüsch zwischen gewaltig aufstrebenden Felsen im Frühjahr als das Idyll von Petra
Nr. 242— 245b.
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erscheint, von uns des- halb als das „Garten- tal" bezeichnet. Gleich links vom Eingang, mit der Front nach dem Tal- schluß zu gewendet, liegt eine kleine Tempel- fassade (245; Nr. 244 Br. ; Abb. 115 a, 116) mit einem Vorplatz, zu dem man auf einer Freitreppe hinaufsteigt. Zwei Pi- laster an den Enden, zwei freistehende Säulen in der Mitte tragen ein Ge- bälk mit Gesims ohne Giebel. Man tritt zu- nächst in einen auffallend tiefen Pronaos (a) von 7,50 zu 6,39 m, dann durch eine 1,55 m breite Tür in eine Cella (b) von 5,55 zu 5,45 m, die von links durch ein hoch
Abb. 115: Heiligtum II von el-farasa-Ost
Abb. 115 a: Gartentempcl Nr. 245.
Abb. 116; Gartentempel Nr. 245. Aufn. v. G. D. Rechts Sperrmauer des Teiches Nr. 247.
liegendes Fenster erleuchtet ist. Der Grundriß bei Brünnow Fig. 306 ist nach diesen Angaben zu berichtigen. Nichts deutet an, daß dies Tempelchen ein Grab sein soll,
13*
196
IX. El-farasa-Ost.
Abb. 117: Christliche Stele Nr.; 245c. Aufa. v. G. Rechts Wandbilder wie Abb. 118.
und da das ganze Gartental kein Grab enthält, ist man auch nicht genötigt, an ein solches zu denken. In der Vorhalle des Heiligtums liegt jetzt eine oben abgerundete Stele (c ; Abb. 117) von i ,04m Höhe 0,36 m Breite und 0,10 m Dicke. Sie trägt auf ihrer Vorderseite in einem Oblongum von etwa 0,30 m Breite das Bild eines Kreuzes, das Brünnows Skizze Fig. 307 viel zu regelmäßig wiedergibt. v. Domaszewskis Phantasie vermutet hier den Leichenstein eines Kreuzfahrers, der bei der Erstürmung der Burg von zibb 'atüf gefallen sein soll. Eher hat man an einen Christen der byzantinischen Zeit zu denken, womit die Form des Kreuzes sehr wohl übereinstimmt. Keinerlei Inschrift ist vorhanden. Araber, jedenfalls nicht aus neue- rer Zeit, haben Steinböcke, Bogen- schützen, Tänzer mit Schwert und ' Schild, auch Strauß, Gazelle und Wildschwein, in Menge auf die Wände desPronaos gemalt (d;Abb. 118, s. auch Abb. 117 u. S. 97). Im Hintergrunde des Tals
führt eine Treppe zu einer wohl erhaltenen Kammer (246; Nr. 248 Br.) mit
7~^ — n
Abb. 118: Wandbilder Nr. 245 d aus dem Pronaos des Gartentempels.
Nr. 245 c — 248.
•97
kleinen Bogennischen (a) an beiden Seiten wänden. Brünnow nennt sie ohne Grund ein „zerstörtes Grab." Sonst ist das kleine Tal ganz ohne Felsenkammern und Nischen. Zwei Treppen führen aber auf der Ostseite zu höheren Terrassen mit interessanten Anlagen.
Rechts neben dem Tempel, aber etwas weiter vorn ist eine von oben kommende Schlucht durch eine dicke Mauer (Nr. 245 Br.) verbaut, welche die Anlage eines Teiches (247) oberhalb ermöglichte. Man steigt auf einer schmalen Treppe zu ihm hinauf und kann auf einer zweiten Stiege von 20 Stufen zu seinem Grunde hinabgelangen. Zwei prächtige Johannisbrotbäume und ein großer Wacholder sind jetzt darin gewachsen und lassen ihn wie ein Gärtchcn erscheinen. Hinter
.\bb. 119: Antang des Treppenwetjes zur Löwenterrasse. Aufn. v. W. Forder.
dem Teich erhebt sich ein in einen Felsblock gehauener, ehemals durch ein Tonnen- gewölbe überspannt gewesener Saalbau (248; Nr. 246 Br.), nach Brünnows Messung 7,86 zu 9,05 m messend, der mit zwölf viereckigen Nischen (a) versehen ist, von denen sich sonderbarer Weise vier in der Rückwand, fünf in der linken, und nur drei in der rechten Seitenwand befinden. Die letzteren drei sind aber so angeordnet, daß noch für zwei andere Platz blieb. Das Gebäude war somit, abgesehen von der Türwand, auf vierzehn Nischen berechnet, d. h. auf eben so viel als der Säulensaal von el-farasa (s. o.) ohne die Türwand enthält, wenn man die Mittelnische der Rückwand abrechnet. Nach Brünnows Plan (Tafel VIII, S. 272) soll hier ein Treppen- weg (Nr. 247 Br.) beginnen, der nach zibb 'atüf hinaufführt. Aber die von ihm mitgeteilten Zitate aus Laborde, Formby und E. Wilson gehören nicht an diese
198
IX. El-farasa-Ost.
Stelle, am wenigsten das aus E. Wilsons Reisewerk S. 107 genommene, das den Ostweg von zibb 'atüf beschreibt. Er selbst hat offenbar diesen Weg nicht unter- sucht, denn die von ihm gezeichnete Treppe ist hier nicht vorhanden.
Im Hintergrunde des Gartentales auf seiner östlichen Seite beginnt in Wirk- lichkeit der von Laborde und Formby gemeinte imd von E. Wilson, S. 103 f. be- schriebene Aufstieg, der zu Anfang in Spiralwindungen an einer Felsecke empor- klimmt (Abb. 119). Bei der ersten Wendung der Treppe hat man ein aus Quadern gebautes Bassin (249) zur Rechten. Nach etwa 120 teilweise gebauten Stufen gelangt man an einer gebauten Concha (250) vorüber zu einer Bergterrasse, welche direkt oberhalb des Gar- tentales liegt. Von hier ab ist kein weiterer Treppenweg nach oben zu erkennen. Doch s. S. 178.
Auf der eben er- wähnten Terrasse ent- deckte ich am 28. März 1904 vom Wege zwischen en-nmer und zibb 'atüf aus einen in Petra in dieser Form nur hier er- haltenen Altar, den ich am Tage darauf auf- suchte. Er liegt an der Nordwestseite eines klei- nen ebenen Platzes, der auf drei Seiten von Fels- wänden umgeben ist, auf der vierten steil ins Tal abfällt. Eine kleine Plattform ist 1,15 m hoch über dem Boden aus dem Felsen geschnitten. Auf ihr erhebt sich an der Felswand der A 1 1 a r (251; Abb. 120) in einer Gesamthöhe von 1,65 m. Auf einem Sockel von 0,92 zu 0,67 m Grundfläche und 0,50 m Höhe ruht der Würfel des Altars von 0,67 zu 0,56 m und 0,70 m Höhe und ein 0,18 m hohes Gesims. Über dieses ragen vier Eckhörner noch 0,27 m, zwischen denen aber auch ein Altaraufsatz ungefähr bis zur gleichen Höhe ansteigt. Seine Fläche ist jetzt nach vorn weggewaschen, sodaß nicht sicher zu er- kennen ist, wie sie ursprünglich beschaffen war. Sie liegt zu hoch, als daß sie für
Abb. 120: Hörneraltar Nr. 251. Aufu. v. G. D.
Nr. 249-254
199
Opfer oder Spenden leicht brauchbar gewesen wäre. Auch hat man nicht einmal für einen bequemen Zugang zur Plattform des Altars gesorgt. Er hatte offenbar symbülisciien Charakter und war eine Widmung zur Ehrung einer Gottheit, etwa infolge eines Gelübdes. Die Stufe (a) vor dem Altar und die ganze Plattform, sowie eine kleine Nische (b) in der Felswand links konnten zur Aufstellung von Weih- gaben dienen. Spätere haben auch am Altar Bilder von Steinböcken (c) angebracht. Rechts neben dem Altar öffnet sich die Felswand zu einem breiten ebenen Gang, der zu einem Wasserreservoir (252) und zu Leitungen führt, die wahrschein- lich mit dem obenerwähnten Teiche (247) zusammenhängen. Während dies mit dem Altar nichts zu tun hat, steht zu ihm in Beziehung ein Nischenbassin (253)
Abb. 121: Löweurelief Nr. 234. Aufu. v, G. l).
an der ihm rechts gegenüberliegenden Wand des' Ganges. Es selbst mißt 1,23 zu 0,37 m bei 0,25 m Tiefe, eine 0,90 m hohe bogenförmige Öffnung wölbt sich darüber. Wer vor dem Altar seine Andacht verrichten wollte, vollzog hier zuerst seine Lustration.
Bei erneutem Besuch des Altars am 28. März 1906 machten zwei meiner Begleiter mich auf das große Reliefbildeines Löwen (254; Abb. 121) aufmerksam, das mir früher entgangen war. Es befindet sich an der Ostwand des Altarplatzes nahe seiner südöstlichen Ecke. Sonderbarer Weise hat man nach- träglich eine von oben kommende Wasserrinne direkt auf den Kopf des Löwen und dann an ihm rechts vorüber geleitet. Das Wasser hat denn auch den oberen Teil des Kopfes so sehr zerstört, daß unter den Beschauern darüber gestritten wurde, ob derselbe mit geöffnetem Rachen nach rechts schaue oder mit geschlossenem
200 ^- El-farasa-West.
Maule nach vorn. Das letztere ist ohne Zweifel das richtige. Der Löwe ist darge- stellt als schreitend mit erhobenem und zurückgebogenem Schweif und nach vorn gerichtetem Kopf, der durch einen besonderen Pfeiler gestützt wird. Man erkennt stark hervortretende Augenbrauen, große Augen, eine breite Nase, die Nasen- löcher, die Barthaare, aber nicht das Maul. Als ein Kunstwerk höheren Ranges kann er nicht gelten, obwohl es schwer ist, ihn nach seinem jetzigen Zustande zu beurteilen. Er folgt jedenfalls nicht griechischen oder römischen Vorbildern. Der Löwe mißt vom Hinterbein bis zum Kopfende 4,55 m, seine Höhe beträgt beim Schwanz 2,47 m, beim Kopf 2,90 m.
Wie der Altar wird auch der Löwe eine Widmung gewesen sein an den Gott dieses Heihgtums, das er vielleicht hüten sollte (vgl. aber S. 75). Eine Inschrift (255) an der südlichen Felswand neben dem Löwen stammt vielleicht von dem Nabatäer, der ihn meißeln ließ.
X. El-farasa-West.
Zu el-farasa rechnet man das bei Musil als 'arküb el-manzil bezeichnete niedrige Felsplateau, das westlich vom wädi el-farasa den Aufstieg des höheren Gebirges vorbereitet. Auf dies Plateau mündet ein dem Haupttale von el-farasa paralleles kleines Tal, das wädi el-farasa II. Alles hier Gelegene verzeichnen wir unter dem Namen el-farasa-West, während alles noch weiter südlich nach dem wädi en-nmer zu Liegende von Nr. 276 Br. ab für dieses zurückbleibt.
Auf dem Plateau sind vor allem fünf von Brünnow übersehene Opfer- mahlstätten (Abb. 122) zu nennen, welche sich sämtlich auf seinem südlichen Teile zwischen Nr. 272 und 229 Br. befinden (von mir am 30. März 1906 entdeckt.)
A. Die erste Opfermahlstätte.
Nördhch von Nr. 249 Br. , westlich von Nr. 230 Br. ist in einen ziemlich kreis- förmigen Felsknollen ein Stibadium (256; Abb. 123) eingeschnitten. Der Mittel- raum (a) stellt einen Kreis von 1,23 m Durchmesser dar, in dessen Peripherie 120» fehlen. Der tiefere Rand (b) des Liegeplatzes ist 0,48 m, dieser selbst (c) 1,60 m breit. Die Höhe des Randes über dem Mittelraum beträgt 0,30 m; der Liegeplatz überragt ihn noch um 0,12 m. Man hat ihn auf der nach Süden schauenden Vorder- seite gradlinig abgeschnitten, sodaß hier ein kleiner Vorplatz von etwa 4,30 m Breite und 2,15 m Länge entsteht. Auf der Ostseite begrenzt den Vorplatz ein erhöhtes Felsviereck, in welches ein nach Süden offener Raum (d) von 0,95 m Länge, 0,73 m Breite und 0,35 m Höhe eingehauen ist. Wahrscheinlich war er ursprünglich nach vorn geschlossen und als Wasserbassin gemeint.
B. Die zweite Opfermahlstätte.
Etwas westhch von dem vorigen liegt ein zweites Stibadium (257), weit weniger sorgfältig gearbeitet als jenes. Ein von 2,65 bis 2,50 m sich verengender Gang endet im Süden in einem Halbkreis. Das Ganze hat 5 m Länge. Der 0,30 m breite Rand (a) des Liegeplatzes ist nicht überall gleich deutlich, am besten im Bogen des Halbkreises. Der Liegeplatz (b) selbst hat verschiedene Breite, von
Nr. 254—2576.
201
I bis 1,70 m. Im Hintergrund ist der aufsteigende Fels nicht rund, sondern grad- linig abgeschnitten.
Ein Bassin (c) von 0,90 zu 0,55 m befindet sich vor dem Stibadium, ein
ru. 157
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Abb. 122: Grundrisse und Durchschnitte der Opfermahlstätten Nr. 256, 257, 258, 260.
zweites kleineres (d) hinter demselben genau oberhalb eines Postaments (e), das am Fuß der künstlich geebneten Wand des ganzen Felsens ausgehauen ist. Am Boden ist es 1,15 m breit und 0,74 m lang, die Höhe beträgt 1,25 m. Es steigt
2Q2 X. El-farasa-West.
vorn nicht ganz senkrecht auf, und seine Oberfläche ist nach vorn abgeschrägt. Vier flache Vertiefungen fallen in den Ecken der Oberfläche auf. Vielleicht deuten sie an, daß auf dem Postament einmal etwas befestigt war. Eine Statue oder ein Gotth'eitssymbol mag hier gestanden haben. Das oberhalb des Postaments befind- liche Bassin war vielleicht dort angebracht, weil die Opfermahlgäste von da aus an dasselbe herantraten und ihre Spende verrichteten.
C. Die dritte und vierte Opfermahlstätte.
An einem hohen isoherten Felsblock, der vielleicht als heihger Stein gelten soll, weiter westlich zwischen Nr. 269 und 273 Br. ist angelehnt ein T r i k 1 i n i u m
Abb. 123: Stibadiuii
U. Grcsaiiuaiii. lia lliiiicigiuiid Grab Xr. 228 und eine Wasser- leitung (S. 41).
(258 ; Abb. 122) , das sich nach Westen öffnet. Ein sehr wenig vertiefter Mittelplatz (a) von etwa 2 m Breite und 4 m Länge ist auf drei Seiten von Liegeplätzen (b) umgeben, die mit dem üblichen tieferen Rand versehen sind. Sie sind im Norden 1,70 m, im Osten 1,90 m, im Süden 1,53 m breit.
Im Vordergrund führt eine Treppe in die nahe kleine Schlucht hinab an einer Zisterne (c) mit kreisrunder Mündung vorüber, aus der jetzt ein Baum ge- wachsen ist. Ungewöhnlich sind rings um die Mündung drei viereckige Klär- bassins, in welche die Zuleitungsrinnen zunächst auslaufen.
Ein fast völlig zerstörtes zweites T r i k 1 i n i u m (259), ebenfalls viereckig, aber nach Süden geöffnet, liegt nordwestlich in nächster Nähe des eben be- schriebenen, im rechten Winkel zu ihm.
Nr. 258 — 264/5.
203
D. Die fünfte Opfermahlstätte.
Am 26. April 1907 entdeckte ich ein mir bis dahin imbekanntes S t i b a - p i u m (260 ; Abb. 122) auf dem westlich vom Zweiten Farasa-Tal aufsteigenden Höhen- rücken auf dem Wege zu einem dort befindlichen sehr roh gearbeiteten Giebel- grabe (Nr. 259 Br.). Man steigt einen Zickzackpfad und dann 6 Stufen an dem Kopfende eines Felsbuckels hinauf und betritt von Westen am nördlichen Ende einen um 0,65 m vertieften Platz (a) von 3,10 m Breite und 8 m Länge, der am Süd- ende bogenförmig ausläuft. Auf beiden Längsseiten ist ein abschüssiger Liege- platz (b) von 1,20 m Breite und ein um 0,12 m abgesetzter Rand von 0,40 m Breite erkennbar. Drei 0,38 m breite Stufen (c) führen auf der Ostseite zum Liegeplatze hinauf. Links neben ihnen liegt ein offener Trog (d) von 0,00 zu 0,70 m. Als ein Triclinium funebre ist auch diese Anlage zu bezeichnen.
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Abb. 124: Altarrelief Nr. 261a.
Abb. 125: Idolnische Nr. 266.
Das Zweite Farasa-Tal (S. 14) südhch von derTerra,sse hat zu seinem auf- fallendsten Mittelpunkt auf seiner Westseite die Tempelfassade eines Grabes (261; Nr. 258 Br.), welche in etwas kleinerem Maßstab und ohne Nischen die Tempelfassade des Haupttales von el-farasa (238) wiederholt. In diesem Grabe befindet sich vielleicht eine von mir 1904 aufgenommene rohe Skulptur (a; Abb. 124). Die Figur eines Altars von 0,32 zu 0,66 m mit Aufsatz von 0,14 m erhebt sich über einem kleinen Vorsprung. Unmittelbar über dem letzteren ist in die Fläche des Altars ein Pfeiler von 0,15 zu 0,30 m vertieft eingegraben. Etwas tiefer im Tal auf der gleichen Seite liegt ein hoher Saal (262 ; Nr. 256 Br.) mit Türe und darüber- liegendem Fenster. Brünnow bezeichnet ihn nur als ,, Kammer." Es ist aber ein T r i k 11 n i u m darin hergerichtet. Links vor dem Eingang ist ein quadratisches Bassin (a) mit Abflußloch angebracht. Im Talschluß öffnet sich eine große Bogen- nische mit Pilastern (263; Nr. 254 Br.), und gegenüber dem Triklinium übereinander zwei offene Hallen (264/5; Nr. 250/1 Br.), die Brünnow als ,, Gebetsnischen" bezeichnet. An hier befindliche Treppenspuren (Nr. 252 Br.) setzt derselbe mit Unrecht E. Wilsons Bericht über seinen Aufstieg vom Gartental.
204
X. El-farasa-West.
Noch ist der westliche Rand des Plateaus von el-farasa zu verfolgen, an welchem entlang man nach en-nmer zu gehen pflegt. Von Norden kommend stößt man hier zuerst, wohl bei Nr. 264 Br., auf eine viereckige Nische mit Pilastern, Architrav und Bogen (266; Abb. 125) von 0,61 zu 0,68 m bei 0,16 m Tiefe über einer um 0,18 m ausladenden Bank. Die Nische umschließt ein vertieftes Pfeileridol von 0,22 zu 0,49 m, vor welchem eine 0,07 m breite, 0,22 m lange und 0,11 m tiefe Grube in den Boden der Nische eingesenkt ist. Es wäre hier besonders wahrscheinlich, daß ur- sprünglich ein Pfeiler aus anderem Gestein von der Größe der Nische eingesetzt war. Hart neben der Nische ist ein zweites Pfeileridol (267) von 0,11 zu 0,30 m in der gleichen Höhe wie das erste und über derselben Bank eingehauen. Inwendig in einem Grabe mit fünf Grabnischen, wohl Nr. 264 Br., ist eine nabatäische Inschrift (268;CIS393) an der linken Seitenwand hinten eingekratzt, darunter die Figur eines Spitzpfeilers oder einer Pyramide (a; Abb. 126) von 0,27 zu 0,38 m, die gewiß als Grabdenkmal gemeint ist.
Am Beginne der kleinen Schlucht am südHchen Ende des Plateaus nahe den Triklinien Nr. 258/9 kommt man an einem großen, vorn offenen Saal (269; Nr. 272
Abb. 126: Spitz- pfeiler Nr. 268 a.
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Abb, 127: Tropfnischen Nr. 270a. b, darüber und darunter Rinne.
Er.) mit viereckiger Nische (a) in der Rückwand vorüber. Brünnow nimmt ihn als „Heiligtum" in Anspruch, und wahrscheinHch wurde wenigstens das Ende der Schlucht als ein Heiligtum betrachtet. Darauf deuten die hier ange- brachten eigentümlichen Nischen (270; Nr. 274 Br.; Abb. 127). Eine schmale Kluft ist, um Wasser zu sammeln, durch eine Mauer geschlossen worden. Davor befinden sich in der Felswand zur Rechten kleine Nischen, die als Wassersammler gemeint sein müssen, weil Rinnen von ihnen aus an der Wand entlang gehen.
Nr. 266 — 273d.
205
Das Wasser tropfte in ihnen von der Decke und wurde von den Rinnen weiter- gegeben. Doch fand ich Ende März alles wasserlos. Zwei der Nischen sind be- sonders bemerkenswert. Die eine (a), eine Concha von 1,10 m Höhe und 0,63 m Breite, zerfällt in zwei Hälften. In den Boden der oberen, tiefer in den Felsen hineingehenden Hälfte ist eine viereckige, nach vorn offene Vertiefung eingelassen, im Grunde der unteren, 0,60 m hohen Hälfte ragt eine hufeisenförmige Erhöhung empor. Vielleicht sollte an beiden Stellen Wasser hervortriefen und sich nach der unten vorbeilaufenden Rinne sammeln. Dieselbe Bedeutung wird die rechts daneben liegende zweite Nische (b) haben. Eine am unteren Ende besonders tief in den Felsen eingehauene viereckige Vertiefung von 1,02 zu 0,50 m entleert ihr Tropf- wasser nach derselben Rinne wie die vorige Nische durch einen Felseneinschnitt von 0,67 m Höhe, der die Gestalt eines Pfeileridols mit Fuß hat. Die Gottheit sollte vielleicht auf diese Weise als Wasserspenderin erscheinen. Zu vergleichen ist das Tropfheiligtum von kattär ed-der (XX).
XI. Am wadi en-nmer.
Im Bereich des wädi en-nmer (S. 14) ist für den vom Fuß des Theaterberges Kom- menden der erste Gegenstand des Interesses die Schlucht, welche hinter dem Grabe Nr. 276 Br. in südöstlicher Richtung in die Felseijmasse zwischen wädi en-nmer und dem Zweiten wädi el-farase hineinläuft. In der Mitte der rechten Talwand liegt ein offener Saal (271 ; Nr. 281 Br.) mit dem Reliefbild eines Altarsmit Hörnern (a; Abb. 128) auf der Rückwand. Der nur in den Umrissen ausgeführte Altar mißt 0,16 zu 0,16 m, die beiden Hörner 0,08 m. Er steht auf einem 0,07 m hohen Postament in einer Bogennische mit Pilastern von 0,23 zu 0,42 m. In der Nähe ist noch eine zweite sehr rohe Figur eines Hörner- altars (b) eingekratzt. Auch nabatäische Inschriften (c) finden sich hier, darunter CIS 420, was im Corp. Insc. Sem. seltsamer Weise nach der es-sijar gesetzt wird. Sakraler Natur wird im Hintergrunde des Tales eine große viereckige Nische (272; Nr. 278 Br.) über einer Felsbank gewesen sein. Sie ist aber jetzt leer.
Brünnow verzeichnet wenig nördlich vom Eingang in das wädi en-nmer unter Nr. 284 eine „Gebetsnische" und meint damit die Idolnische, welche Teil des jetzt zu beschreibenden kleinen Heiligtums ist. Es wurde am 30. März 1906 von mir aufgenommen.
In die Ecke einer Felswand ist ein unregelmäßig viereckiges Triklinium (273; Abb. 129) hineingearbeitet. Sein Mittelplatz (a) mißt 3,50 zu 2,40 m, die Liegeplätze (b) auf drei Seiten 1,50 — 1,80 m. Nur auf der Ostseite ist ein 0,25 m breiter vertiefter Rand (c) erhalten. Eine kleine Concha (d) von 0,70 m Breite, 0,40 m Höhe und nur 0,15 m Tiefe (in der Mitte) befindet sich rechts neben dem
Abb. 128: Hömeraltar Nr. 271a.
206
XI. Am wadi en-nmer.
Eingang über der Felsbank. Unten an der Mitte ihrer Hinterwand befindet sich ein kleines rundes Loch, dessen Zweck mir dunkel ist.
An der Felswand unmittelbar rechts vor dem Eingang zum TrikUnium springt ein a 1 1 a r ä h n 1 i c h e s P o s t a m e n t (e) vor, 0,75 m hoch, oben 1,28 m lang
Abb. 129: Heiligtum des wäili eu-nmer Nr. 273 und Idoliiische Nr. 273 f.
und 0,30 m tief, links mit einer hohen Stufe versehen. Darüber ist in die Fels- wand eine Bogennische(f) von 0,40 m Breite, 0,78 m {iöhe und 0,20 m Tiefe
gehauen. In der Hinterwand der Nische befindet sich ein vertieftes Pfeileridol- von 0,13 zu 0,20 m. Ein zweiter kleiner Pfeiler (g) ist rechts neben dem Posta- ment ebenfalls vertieft angebracht. Noch ein wenig wei- ter rechts sieht man ein Wasserbassin (h), 1,30 m lang, 0,60 m breit, mit Zuleitungsrinne von rechts. In der Mitte des Bodens ermöglicht eine runde Vertiefung das Schöpfen, wenn nur noch ein geringer Rest des Wassers im Bassin geblieben ist.
Über dem wädi en-nmer auf dessen linken Seite liegen zwei unvollendete Felsenkammern, welche für die Arbeit der peträischen Steinhauer bei Innenbauten instruktiv sind.
In der einen (274; Nr. 285 Br. ; Abb. 130), die offenbar für ein Triklinium bestimmt war, ist an der Rückwand und rechts eine etwa 0,65 m hohe Bank ausgehauen, die auf der rechten Seite 2 m, an der Rück- wand 2,45 m lang ist. Vor der rückwärtigen Bank ist ein runder Tritt stehen gelassen. Die Wand über dieser Bank ist in fünf Winkeln eingehauen, die einwärtigen Scheitellinien der Winkel sind punktiert,
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Abb. 130: Unfertiges Triklinium
Nr. 274. Grundriss und Ansicht
der Rückwand.
Nr. 2730—275. 207
und eben solche punktierte Linien ziehen sich viermal auf den Flächen zwischen den Winkeln in die Höhe, offenbar, damit der Arbeiter da einhauen sollte. Aus einer vorspringenden Ecke ist ein Stück ausgebrochen.
Die zweite Kammer (275 ; Nr. 286 Br.) hat an der Hinterwand drei prismen- artig vorspringende Ecken von 1,45 m Höhe und zusammen 1,65 m Breite. Man würde an eine bestimmte Absicht bei diesen Pfeilern denken, wenn nicht die Kam- mer im übrigen mit ganz unregelmäßigen Stufen und Bänken versehen wäre und den Eindruck des Unfertigen machte. Auch hier scheint ein Triklinium beabsichtigt gewesen zu sein. Brünnow nennt diese Kammern Heiligtümer. Spuren ebenso unfertiger Innenanlagen finden sich auch an anderen Außenpunkten von Petra, so im Grabturm beim Schlangenmonument (310) und am Ende der Nordostwand von ed-der (478).
XII. Gebel en-nmer.
Schon aus der Ferne wird man auf den glockenförmigen, schroffen Gipfel von en-nmer aufmerksam (S. 14; Abb. 7, 11, 84, 87). Seine breite Platte scheint ihn zum Zufluchtsort für eine größere Volksmasse geeignet zu machen. Aber kein Wasser ist in der Nähe, und es sind auch keinerlei Spuren von Befestigung oder Bebauung auf ihm wahrzunehmen. Die vorhandenen Reste menschhcher Tätigkeit genügen nur zum Beweise, daß es einer der heiligen Berge der alten Nabatäer gewesen ist. Die Araber bezeichnen ihn nach seiner Zugehörigkeit zur Gegend von en-nmer als gebel en-nmer. Musil gibt ihm die allgemeine Bezeichnung el-hala. Diesen Berg meinen wahrscheinlich Irby und Mangles mit der ,,viel höheren konischen Bergspitze, zu dessen Gipfel eine regelmäßige spiralförmige Treppe hinaufführt," die sie von der Höhe über eg-gerra sahen. Ihre Beschreibung ist übertreibend, läßt sich aber auf keinen anderen Berg anwenden. Ich hatte seinen Gipfel schon öfters mit dem Fernglas gemustert, ohne Spuren künstlicher Bearbeitung zu sehen, bis endlich von zibb 'atöf aus an seiner südlichen Achsel kleine Stücke eines Treppen- wegs entdeckt wurden, welche bewiesen, daß die Gipfelplatte ein zu enträtselndes Geheimnis bergen müsse. Nach einem Besuche von en-nmer entschloß ich mich zum Aufstiege am 30. März 1906. Der mich begleitende Beduine war nie oben gewesen und wußte keinen Weg, war aber doch willig nachzuklettern.
Durch eine enge Kluft gegenüber dem Anfang des Treppen wegs zu en-nmer (XIII) ging es zunächst in westhcher Richtung über Geröll steil aufwärts; oben stieß ich auf einen Treppenweg, der die zwei Terrassen, in denen der Berg auf der Ostseite aufsteigt, mit einander verbindet. Der Anfang dieses Weges liegt in der Schlucht, welche, dem von Petra Kommenden rechts, sich vom wädi en-nmer abzweigt. Er beginnt hier mit einer westlich laufenden geraden Flucht von nicht weniger als 106 Stufen, einer bei Petra einzigartigen Stiege, wendet sich dann scharf südöstlich, auf der hier erreichten unteren schmalen Bergterrasse hinlaufend, steigt im Bogen südlich und südwestlich über eine Geröllhalde zu der oberen breiteren Terrasse des Berges empor, um von ihrem südlichen Ende aus die Gipfelplatte an ihrem Süd- ostende zu erreichen. Das oben erwähnte große Trepperistück ist indes so ver-
208
XII. Gebel kn-nmer.
waschen, daß man jetzt hier schweriich hinaufkäme und besser tut, durch den Kamin am Ende dieser oder der vorhergenannten Schlucht zur ersten Terrasse hinaufzuklettern. Von da ab ist der Heraufweg nicht sehr schwierig, auch sind die Treppen mit Ausnahme eines ursprünglich aus Steinen gebauten größeren Stückes auf der Geröllhalde unterhalb der oberen Terrasse leidlich erhalten. Im ganzen wurden für den Heraufstieg 450 erhaltene Stufen gezählt. UrsprüngHch waren es wohl gegen 800. Auf keiner anderen Seite des Berges scheint ein Aufstieg mög- lich oder hergerichtet zu sein.
Am Beginne des Treppenwegs von der oberen Terrasse zum Gipfel über- rascht auf der rechten Seite die in erhabener Arbeit am Felsen geschickt ausge- führte Figur eines römischen Feldherrn (276; Abb. 131). Sie ist bis über die Knie noch wohl erhalten und mißt 0,45 m. Die Gestalt schwingt in der erhobenen Rechten
einen Siegeskranz und hat die Linke am kurzen Schwert. Sie trägt einen gegürteten Panzer mit Unterkleid, darunter noch ein Gewand aus Leder- streifen, darüber einen kurzen Mantel, dessen eines Ende im Winde zu flattern scheint, wäh- rend der Saum doch zwischen den Füßen sichtbar wird. Im Hintergrund ragt zur Linken des Mannes ein Stab hervor, der auf seiner Spitze mit einer Kugel versehen ist. Er erinnert ein wenig an die Trophäe, welche auf mehreren Münzen von Petra die weibUche Repräsentation der Stadt auf der '/''>,'■, ' linken Schulter trägt^, könnte aber auch ein
Abb. 131 : Feldherrnrelief Nr. 276. Legionszeicheu darstellen. In jedem Fall ist dunkel,
wie der Künstler sich die Befestigung des Stabes gedacht hat. Auch der flatternde Mantel, der an einen Flügel erinnert, ist sonderbar gestaltet. Ein Zeichen römischen Triumphes hätte an dieser Stelle keinen Zweck. Der triumphierende Krieger ist wohl das Bild der sieghaften Sonne, auf die dann vielleicht auch die Kugel auf dem Stabe zu beziehen ist (S. 74, 76). I. Erstes Heiligtum von gebel en-nmer.
Weiter oben bei einem Absatz im Treppenweg zeigen sich rechts über zwei Stufen zwei breite, nach oben schräg abgeplattete Pfeiler, zwischen ihnen eine altarähnliche Platte (277) , zu der von vorn ein kleiner Aufgang, wohl ursprünglich mit Stufen, hinaufführt. Hier mag ein Gottheitssymbol gestanden haben. Links befindet sich ein größeres Nischenbassin (278) und weiterhin drei kleine Nischen (279) in der Felswand. Gegenüber auf der rechten Seite des Weges führt eine kleine Stiege von sechs Stufen auf einen nicht großen runden Felsbuckel (280) zu einer kleinen viereckigen Vertiefung mit Abfluß nach der Treppe zu. Am Abhang läuft auf zwei Seiten eine Rinne entlang, die einen rechten Winkel bildet. Es sieht aus, als solle das Regenwasser, das den Felsen trifft, abgeleitet werden. Aber ein Sammelbassin fehlt. Sollte man ihn als Gottheitssymbol aufgefaßt und
i) de Saulcy, Numismatique de la Terre Sainte, S. 351 ff.
Nr. 276 — 284.
209
auf ihm gespendet haben? Etwas weiter hinten auf derselben Wegseite ist eine kleine Zelle (281) in einen Felsen gehauen, der höher oben einen auffallenden na- türlichen Aufsatz in der Form einer flachen Kuppel (282; Abb. 132) trägt. Auch hier entsteht die Frage, ob man sie nicht als heihgen Stein betrachtete.
An der Treppe zum Berggipfel befinden sich dann noch sieben kleine Nischen (283), von denen eine (a) mit einem vertieften doppelten Pfeileridol (von 0,36 und 0,38 m Höhe, wobei die größere rechts) versehen ist. '• Sie bezeugen, daß man sich einem Heiligtum nähert.
Wenn man das Gipfelplateau an seinem Südende vom Treppenweg her betritt, ist man zunächst enttäuscht. Von künstlicher Bearbeitung des Felsens ist hier
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Abb. 132: Felsknollen Nr. 282 am Aufstiege ru gebel en-nm5r. Aufn. ▼. E. ISaumaon. Blick nach Süden nach den Felsen jenseits des Kessels von en-nmer.
fast nichts zu sehen. Aber hart am Abgrunde fällt ein großer Felsblock (284) auf, dem durch Schnitte an der Ost- und Nordseite die Form eines ziemlich regelmäßigen länglichen Würfels gegeben ist. Die Ostseite ist 4,25 m lang, die Südseite 3,40 m, die Nordseite 2,60 m. Die in natürlicher Form erhaltene Oberfläche steigt von Nord nach Süd von 1,80 m bis zu 2,70 m. Durch ihre Mitte läuft eine künsthch ge- schnittene, etwa 0,18 m breite Rinne, welche nach Ost und West abfällt. Kein künstlicher Aufgang ist vorhanden, aber man kann von der Westseite leicht hinauf- kommen. Der große Block ist so einzigartig auf der Felsplatte, daß man sich des Gedankens nicht erwehren kann, er habe eine kultische Bedeutung gehabt. Ein Brandaltar konnte er nicht sein, auch keine Schlachtstätte, aber natürlich hätte man darauf spenden können. Dann wäre er als ein Gottheitsthron betrachtet worden.
Dalman, Peira. I4
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XII. Gebei. en-nmer.
2. Zweites Heiligtum von gebel en-nmer.
Die etwas erhöhte Mitte des Berggipfels weist nichts Besonderes auf. An dem von tiefen Abgründen umgebenen nördlichen Ende desselben, also Petra gegenüber, sind aber die Spuren eines alten Heiligtums (Abb. 133) unverkennbar.
Das Zentrum desselben bildete ein viereckiger ummauerter Platz (285) von 11,60 m Länge (im Süden und Norden) und 10,60 m Breite (im
X_ von oihl jm-rrnÜA..
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Abb. 133.
Osten und Westen). An der Nordwest- und Nordostecke führen einige Stufen (a) von ihm herab. Bei der Nordostecke ragt ein kleiner, wie eine Schale geformter Fels (b) hervor, vielleicht der Rest eines Bassins. Auf der Nordseite steht der Bau nahe dem Rande der Gipfelplatte, auf den drei anderen Seiten ist er von einem Hof (c) von unregelmäßigen Formen umgeben, der sich nach Osten zu abdacht. Westwärts außerhalb des Hofes zum Abgrunde zu sind einige Stufen (d) in den
Nr. 2852—2851.
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Felsen geschnitten, die nur Weihegaben dienen konnten. Demselben Zweck dienten vielleicht zwei Bänke (e) auf der Südseite. Einige Stufen führen nahe der süd- östlichen Ecke des Hofes zu einer großen gegen 3 m tiefen Zisterne (f), welche durch Vermauerung einer natürlichen Kluft geschaffen und mit Gewölbebogen über- spannt wurde, die einmal eine Decke trugen. In der Nähe des Bassins liegt jenseits der Kluft ein oblonger Felsbuckel (g; Abb. 134) von 3,45 m Breite und 4,80 m Länge mit auffallend regelmäßiger Form, auf dessen Mitte ein zweiter Buckel von 2,25 zu 3 m bei etwa i m Höhe kuchenförmig aufgesetzt ist. Das Ganze dürfte ein Naturspiel sein, dem etwas nachgeholfen wurde. Es galt, wie die Vergleichung mit anderen Idolen Petras zeigt, als Vergegenwärtigung der Gottheit. In der Nähe
Abb. 134: Natürlicher Omphalos und Heiligtum Nr. 285 von SUden. Aufn. v. E. BaumanD. Im HiDtergniad die Berge von ed-d5r, el-me'Ssara und el-hise.
führen fünf Stufen (h) auf die Felskuppe südlich vom viereckigen Platz, die viel- leicht auch eine sakrale Bedeutung hatte. Unterhalb der Treppe befindet sich ein sehr kleiner viereckiger Trog (i) .
An der Südwestecke des Hofes mündet von Süden der in einigen Stufen auf- und absteigende Zugang zum Heiligtum, zu dessen Seite Felsbänke (j) ebenfalls Platz für Weihgeschenke boten. In dieser Gegend gelangt man westwärts auf einer steilen Treppe (k) zunächst zu einer Grotte hinab, dann ursprünglich weiter auf eine tiefere Bergterrasse. Ein Abstieg ins Tal war auf dieser Seite unausführbar. Auf dem Gipfel ist noch zu nennen rechts vom Wege zum Heiligtum ein 0,32 m tiefes Felsbassin (1) von 2,05 m Länge und 1,25 m Breite. Für das Wasser- bedürfnis der Heiligtumsbesucher war also gesorgt. Dagegen habe ich ein Tri- klinium nicht entdecken können. Scherben von Libationsschalen sind beim Heilig- tum und in der Nähe des Altarsteines (Nr. 284) in großer Fülle vorhanden.
14*
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XIII. En-nmer.
XIII. En-nmer.
Am Ende des Tals von en-nmer beginnt ein Treppenweg mit 109 erhaltenen Stufen, welcher zu dem südhchsten der Heiligtümer von Petra führt. Ich besuchte es am 28. März 1904, am 30. März und 14. November 1906. Schon unten, rechts neben dem Aufgang, zeigt eine kleine Bogennische (286; Abb. 135) mit abge- rundetem Pfeileridol, zu welcher vier breite Stufen hinaufführen, daß man einem Heiligtume naht. Nachdem man 54 Stufen gestiegen ist, gelangt man zu einer kleinen Plattform mit seichtem Bassin (287), und nach weiteren 7 Stufen zu einer Terrasse, in deren Mitte man eine 1,85 m lange, etwa 0,40 m breite und 0,45 m tiefe Rinne wahrnimmt.
A. Erstes Heiligtum von en-nmer.
Eine Treppe von 13 Stufen führt an der eben erwähnten Stelle vom Haupt- wege nach rechts (Westen) zu einer tieferen Plattform hinab. Auf ihrer Ostseite, wo der Fels sich steil erhebt, befindet sich in demselben eine Grotte, vor ihr ein
kleines natürliches Bassin (288), in welchem sich im Frühjahr Wasser sammelt. Gerade vor dem letzteren erhebt sich ein Stein (289) von 2,95mLänge, 1,75m Breite und 0,50 m Höhe über die Terrasse. Er hat auf der Ost- und Westseite in der Mitte zwei Abflußrinnen, ähnlich wie der Altarfels auf dem Berge von en-nmer, und könnte recht wohl ein heihger Stein gewesen sein. Die Flüssigkeit hätte von ihm auf der Südseite in eine dort beginnende kleine Schlucht ablau- fen können. Nördlich von der künsthch geebneten Terrasse des Altarsteins befindet sich eine höhere, ebenfalls künsthch hergestellte Plattform, auf der ein großer recht- winkUch abgeschnittener Felsklotz sich erhebt. Der Zweck dieser Terrassen, die nach Westen zu steil in eine tiefe Schlucht abfallen, ist nicht deutlich. War hier ein Heihgtum, wie man annehmen möchte, so hätten Festfeiernde in größerer Zahl hier Platz gefunden. Doch ist möglich, daß die Felsplatten als Wassersammler für irgend ein tiefer liegendes Bassin dienen sollten. Daß die Stelle in alter Zeit viel besucht wurde, beweist aber die Fülle von nabatäischen Namen (290), welche auf die Felswand an der Südseite geschrieben ist.
B. Zweites Heiligtum von en-nmer.
Am weiteren Aufstieg zu en-nmer sieht man im Felsen zwei einfache Nischen von 0,33 zu 0,70 m (291) und von 0,20 zu 0,30 m (292). Die erstere hatte ursprüng- lich eine Umrahmung mit Bogen. Nach 48 weiteren Stufen gelangt man von Süden her durch einen schmalen Zugang zu einem kleinen freien Platz, der, wie die herum- liegenden Steine zeigen, einmal künstlich geebnet war. Dies ist hräbet en-nmer.
Abb. 135: Idolnische Nr. 286 mit Treppe.
Nr. 286—294. 213
wofür auch el-mer gesagt wird, ein Name, der indes eigentlich einer Felsenkammer an diesem Platze gilt.
Ehe man zu der eben erwähnten Kammer gelangt, hat man zur Rechten zwei ungewöhnlich sorgsam umrahmte Pfeileridole (293; Nr. 289 Br. ; Abb. 136). Das größere (a), welches selbst 0,32 zu 0,64 m mißt, ist als eine 0,09 m eingelassene Vertiefung in die Rückwand einer von Pilastcrn und Bogen eingefaßten Nische
Abb. 136: Idolnischenpaar Nr. 293. Aufn. v. H. Gressmann.
von 0,65 zu I m und 0,17 m Tiefe über einer etwa 0,40 m breiten Bank eingeschnitten. Es hat in seiner Fläche eine größere runde Vertiefung oben, zwei kleinere weiter unten. Ein kleines viereckiges Loch für einen Pflock befindet sich über ihm. Gleich links daneben eine viereckige, einfach umrahmte Nische (b) von 0,28 zu 0,60 m, in welcher ein Pfeileridol mit Fuß von 0,29 m Höhe und 0,12 m Breite des Fußes gleichfalls vertieft angebracht ist.
Auf derselben (südhchen) Seite des Platzes, aber etwas vorgerückt, ist eine größere, nach vorn offene Kammer (294; Nr. 290 Br.) in den Felsen gebrochen.
214
XIII. En-nmEr.
Ihr gilt eigentlich der Name hräbet en-nmer. Die Seitenwände der Kammer sind etwa im zweiten Drittel etwas eingerückt, und auch an der Decke ist hier ein flacher, in der Mitte gerade abgeschnittener Giebel hergestellt. Auf dem Mittelfelde dieses Giebels ist auf einer erhabenen Platte eine vierzeilige Inschrift (d; CIS 354) ein- gegraben, welche beginnt: ,,Dies ist das Bild des Gottes 'Obodat, welches gemacht haben die Söhne des Honeinu, des Sohnes des Huteischu, des Sohnes des Fatraon", und schUeßt: ,,im agsten Jahr des Häritat, des Königs von Naba.tu, welcher sein Volk liebt," was auf das Jahr 20 n. Chr. weist. Es war also hier die S t a t u e des 'Obodat, eines zum Gotte erhobenen Ahnherrn der regierenden Dynastie, errichtet.
Über den Platz der Statue kann kein Zweifel sein. Grade hinter der Inschrift in der Rückwand der Kammer be- findet sich 0,90 m über dem Boden eine Nische (b; Abb. 137) von 1,85 m Höhe, 0,90 m unterer, 0,80 m oberer Breite und 0,40 m Tiefe. Spuren einer Umrahmung sind noch erkennbar. Auf ihrer Rückwand befindet sich eine, um 0,14 m eingelassene om- phalosähnliche Vertiefung von 0,64 zu 0,85 m, weiter oben eine zweite kleinere. Beide sollten wohl Kopf und Rücken der Statue mehr Raum geben. Da die obere Vertiefung dem Kopf entspricht, folgt daraus, daß die Statue mit Piedestal etwa 1,75 m hoch war, also ziemlich in Lebensgröße. An der Wand sind mehrere Gruppen von je drei ein Dreieck bildenden kleinen Löchern (c) sichtbar.
Eine zweite C e 1 1 a (295 ; Nr. 291 Br.) liegt auf der Westseite des Platzes. Sie enthält in der Rückwand, außer einer kleinen Bogennische (a) mit erhabenem Pfeiler und Fuß, in der Mitte eine Bogennische (b) von 0,55 zu 0,70, welche ur- sprünglich von zwei Pilastern flankiert war. Im gleichen Felsblock liegen nord- wärts noch zwei sehr kleine Kammern (296, 297). Sonst enthält die Umgebung nichts Auffallendes außer einem hoch gelegenen Nischenbassin (298) an der östlichen Felswand. Ein großer behauener Steinblock, den ich zuerst für einen Altar halten wollte, erwies sich dann als einer von den Bausteinen der Hofterrasse. Auf der Nordseite beginnt mit steilem Aufstieg der Süd weg nach zibb 'atüf, welcher S. 176 f. beschrieben wurde.
Abb. 137: Nische der 'Obodatstatue Nr. 294b. Aufn. v. G. D.
Nk. 295—298.
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XIV. Et-turra.
Am Südende des Gebietes von Petra, da wo die Südstraße et-turra über- schreitet, schmücken Grabtürme den südHchen Zugang zur Stadt, ebenso wie es beim östUchen Zugang der Fall ist (S. 105 f.). Eine größere Grab- anlage (Abb. 138, 139) steht in Ver- bindung mit dem einen dieser Türme. Sie trägt jetzt den Namen kbör 'ejäl 'auädi, wohl weil der Beduinenklan der 'ejäl 'auäd in dieser Gegend zu hausen pflegt. Von ihr soll zuerst die Rede sein.
Den Mittelpunkt der An- lage bildet ein nach Südosten offener Hofraum, zu welchem an der nördlichen Ecke ein Aufgang hinaufführt
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Abb. 138: Plan des Grabheiligtums Nr. 299—309.
Im Hintergrund des Hofes
Abb. 139: Ansicht des Grabheiligtums Nr. 299 — 309 von Süden. Aufn. v. G. D. Dahinter el-barra, links vor der dunkeln Wand Felsblock Nr. 316.
führt eine weite Tür in die mit zwei Fenstern versehene Grabkammer
i) Musil hat in dieser Gegend es-sahrig und setzt den Namen hararib 'ejäl 'awde an die Klausenschlucht.
2l6
XIV. Et-turra.
(299) mit sieben tiefen und schmalen Grabnischen (drei in der Rückwand, je zwei hnks und rechts, aber so, daß hier ebenfalls je drei Plätze für Nischen vorgesehen sind). Genau darüber erhebt sich ein Grabturm (300; Nr. 307 Br.) auf einem schlecht erhaltenen, in Stufen aufsteigenden Postament (bei Brünnow auf Fig. 138 weggelassen), ähnlich dem Grabturm rechts neben dem Eingang zum sik (Nr. 107). Ein Zugang auf der Vorderseite führt in eine kleine Kammer. An der Außenseite zeigt der Turm Spuren eines von einfachen Leisten eingerahmten Zinnenornaments (fünf ganze und zwei halbierte Zinnen auf jeder Seite) in Dreiviertelhöhe, und auf seiner Spitze Reste eines künstlich angesetzten Gesimses, das jedenfalls auch
Zinnen getragen hat. Eine niedrige Kammer (301) ohne erkennbaren Zweck befindet sich links vom Grabturm in der Felswand. An der Westseite des Hofes öffnet sich nahe der Nordwestecke eine C e 1 1 a (302) von 7,75 m Breite und 8,95 m Länge. Ihre Rückwand ziert eine mit einer zierlichen Muschel überwölbte Nische (a ; Abb. 140) 0,70 m über dem Boden. Die 1,10 m hohe und 0,58 m breite Nische enthält einen halb- erhabenen Pfeiler von 0,24 zu 0,33 m mit einer flachen runden Vertiefung von 0,09 m Durchmesser in der Vorderseite und einem Fuß von 0,34 zu 0,13m. In der Mitte derCella liegt ein unregelmäßig gestalteter 0,50 m hoher und i m breiter Naturfels (b), über welchen eine Rinne läuft. Er ist aber vielleicht nur ein aus dem zerstörten Eingang stammen- der Felsbrocken. Durch ein Loch in der hnken Seitenwand steht diese Cella jetzt in Verbindung mit einer zweiten (303), die ebenso tief, aber nur 6,30 m breit ist. Links neben ihrem Ausgang nach dem Hofe tief unten am Boden befindet sich im Innern eine viereckige Nische (a; Abb. 140 a) von 0,36 m Breite, 0,69 m Höhe und 0,06m Tiefe mit einem erhabenen Pfeiler von 0,215m zu 0,40m mit Fuß. Der Pfeiler ist an der Vorderseite mit einem oblongen Loch von 0,075 zu o,iom versehen. Ober- halb der Nische ist ein 0,86 m langes, 0,13 m hohes Gesims angebracht. Über der Zwischenwand beider Zellen liegt, jetzt unzugänglich, eine kleine offene Halle (304) mit gewölbter Decke, auf der Rückseite bogenförmig abgeschlossen. Noch weiter
Abb. 140: Idolnische Nr. 302a. Aufn. v. G. D.
Nr. 299—313.
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nach vorn folgt an der westlichen Hofseite eine hohe Bogennische (305) mit der runden Mündung einer Zisterne (a). Nach rückwärts befindet sich in demselben Felsblock ein Bogengrab^ (306; Nr. 306 Br.) mit sehr kleiner Kammer und eine nach oben offene Celle (307), auf dem „Dache" des Felsblocks zwei flache Mulden (a). Auf der Ostseite des Hofes ist noch ein viereckiger Felsausschnitt (308) zu erwähnen, der vielleicht einmal eine Kammer war.
Der Umgebung des Grabes fehlt nicht einTriclinium funebre (309) . An die Felskuppe, aus welcher Turm imd Kammern des Grabes gehauen sind, stößt westlich eine zweite, deren Gipfelplatte man ursprünglich von Westen auf einer Treppe erstieg. Hier ist ein nach Süden offener Platz (a) von 5,35 zu 5,40 m und in diesem wieder eine um 0,30 m tiefere Fläche von 2,35 zu 3,95 m so ausgeschnitten, daß ein hufeisenförmiges Triklinium entstand, dessen Liegeplätze links 1,70 m, in der Mitte 1,40 m, rechts 1,35 m breit sind. Hinten und rechts ist das Triklinium von einem etwa 2 m hohen Felsen umgrenzt, links stößt daran ein um 0,30 m tieferer Platz (b) von 3,55 zu 5,60 m. Vor dem Triklinium sind am Ende der Gipfelplatte des Felsens zwei flache Mulden (c, d) eingehauen.
Südlich liegt der eben beschriebenen Gruppe gegenüber ein zweiter G r a b - türm (310; Nr. 303 Br. ; Abb. 141) von ähnlicher Ausstattung wie der vorige mit einigen noch erhaltenen freistehenden Zinnen auf der Spitze. Die Tür in seiner Vorderseite führt in einen sehr kleinen, unvollendeten, hinten prismatisch abge- schlossenen Raum^. Zwei Kammern (311, 312) befinden sich unterhalb.
Noch weiter südlich auf einem hochragenden Felsen liegt das Schlangen- monument (313; Nr. 302 Br. ; Abb. 141). Unterhalb des Felsens, welcher das Monument trägt, befindet sich hinter einem künstlich hergestellten Hofraum eine große Kammer (314) mit fünf Grabnischen in der linken Seitenwand. Die Felswand oberhalb derselben ist teilweise künsthch abgeschnitten, ohne daß indes das hoch oben stehende Monument zu dieser Kammer in eine unmittelbare architektonische Beziehung gesetzt wäre. Das Denkmal fiel schon Laborde auf, scheint aber dann erst wieder von Euting beachtet worden zu sein. Ich bemerkte es am 27. März 1904 und bin am 29. März desselben Jahres nochmals zu ihm hinaufgeklettert, um es von mehreren Seiten zu zeichnen und zu photographieren.
Das Schlangenmonument* selbst ist kein Grab, auch kein Pylon, wie es Brünnow und v. Domaszewski nennen, sondern ein nach den Himmelsrichtungen
i) Brünnow irrig ,, Giebelgrab". 2) Vergl. oben S. 207.
3) Die Darstellung auf Abb. 143 Br. ist mißglückt. Ich besitze photographische Nahaufnahmen von West, Südwest, Südost, Nordost, Nord.
Abb. 140a: Idolnische Nr. 303 a.
2l8
\IV. Kt-tukra.
orientierter altarähnlicher Würfel (313 a; Abb. 142, 143) von 3,20 m (im Osten) zu 3,30 m (im Süden), der sich um 2,33 m über eine kleine Plattform erhebt, die ihn 2,75 m breit im Süden, 1,95 m breit im Osten umgibt. Nur die Ostwand ist völlig gleichmäßig abgeschnitten, die Südwand hat einen Fuß von 0,28 m Höhe (in die obige Höhenangabe eingerechnet). Auf der West- und Nordseite ist der Würfel nur in der halben Höhe aus dem Felsen herausgearbeitet, der indes auch hier nur wenig breiter ist als der Würfel, so daß er ihn wie eine Schutzwand zu umgeben scheint. In der Mitte der Südseite befindet sich ein etwa 0,25 m breites Loch (b), neben ihm etwas tiefer ein kleineres (c). Auf diesem Würfel als seinem Postament
Abb. 141: Turmgrab Nr. 310 und Schlangendenkmal Nr. 313 von Norden. Aulu. v. G. D.
erhebt sich ein Kegel (d) von etwa 2 m Durchmesser und Höhe, um den sich eine Schlange windet (e). Der sehr dicke, aber schlecht erhaltene Kopf befindet sich auf der Spitze, nach Südwesten gerichtet, es folgen dann drei volle Windungen, das Schwanzende schließt die vierte Windung wieder auf der Südwestecke.
Einen Rest des Felsens, aus welchem das Monument gehauen wurde, hat man in etwa 5 m Höhe und 2 m Dicke stehen gelassen, so daß der Schlangenkegel auf der Ostseite einen gleich hohen Hintergrund erhält. Der Eindruck dieses etwas nach links sich neigenden Felsblocks ist ein sonderbarer, von unten kann man allen- falls mit Laborde an einen Fächer denken. Einen praktischen Zweck kann er höchstens insofern haben, als er die Plattform des Monuments auf einer Seite be- grenzt, wo sonst ein Abgrund sich auftun würde. Das ganze Denkmal wird
Nr. 313a— 315.
219
gewiß dem unter ihm befindlichen Grabe gelten. Die Schlange ist dann hier als das chthonische Tier gedacht, welches das Grab hütet. Kegel und^Püstament entsprechen der vielbehebten Form eines Grabdenkmals. Etwas ähnliches ist das bei Daremberg, Dictionnaire des Antiquitds, s. v. Dragon, abgebildete runde Ossuarium, um dessen konischen Deckel sich eine Schlange windet.
Eine Kritzelei (315 ; Abb. 144) unmittelbar an dem in einiger Ent- fernung vorüberführenden Wege beweist die Aufmerksamkeit, welche man dem Denkmal schenkte. Eine in grader Linie 0,71 m lange Schlange mit hoch er- hobenem Kopf und Schwanz ringelt sich da in sieben Windungen. Was hnks davor
Abb. 142: Schlangendenkmal Nr. 313 von Südwest. Aufu. v. G. D.
ist, läßt sich schwer deuten. Ich dachte zuerst an einen Berg, der etwa das Symbol Petras sein könnte, und ein Kamel mit vier Beinen, langem Hals und Schwanz. Doch könnte wohl auch ein drachenartiges, vierbeiniges Ungeheuer gemeint sein. Dieses wäre dann im ganzen etwa i m lang.
Nach V. Domaszewski wären in der Nähe der kbür 'ejäl 'auäd ,,auf einem iso- lierten Felsen eingehauene Opferplätze" gut erhalten. Auch Brünnow verzeichnet hier unter Nr. 311 einen ,, Opferaltar" mit Treppe und unter Nr. 315 ,, Opferplätze." Bei dem ersteren handelt es sich um einen vor dem Grabe Nr. 313 Br.^ liegenden
i) Dies Grab ist merkwürdig wegen seiner Front mit zwei Türen übereinander und seiner inneren Einrichtung, die auf Abb. 320 u. 321 Br. recht ungenau dargestellt ist. v. Domaszewski
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XV. Der Südweg nach Petra.
großen isolierten natürlichen Felsen (316)1 mit zerstörten Treppen auf zwei Seiten und fünf kleinen Nischen (a) auf der Südseite. Oben ist eine
Nische zu sehen, sonst keine Spur eines sakralen Gebrauches. Trotz- dem ist recht wahrscheinlich, daß der Felsklotz als heiliger Stein betrachtet wurde. Da- gegen sind bei Nr. 315 Br. nicht weit von diesem Felsen erkenn- bare Opferplätze nicht vorhanden. Links von zwei großen, leeren Nischen befindet sich hier eine zementierte Felsenkammer (317), die offenbar einmal eine Zisterne war. Links neben ihr fühien einige Stufen an zwei Schalen- vertiefungen (a) vorüber zu einem offenen Bassin (b). Auf einer zweiten Treppe gelangt man zu einer sehr niedrigen Kammer über der erstgenannten und zu einem zweiten Bassin (c). Un- mittelbar östlich von der ganzen Anlage erkennt man die Spuren eines großen Teiches (318), auf dessen Grund eine Treppe von 7 Stufen führte. Auf der anderen Seite des Teiches geht die Südstraße nach Petra vorüber, hier gelegentUch mit Stufen durch den Felsen geschnitten. Brünnow gibt sie auch auf Tafel X (S. 288) unter
Nr. 310 an, setzt aber ihren Ausgangs- punkt zu weit östlich und zu weit ab von Nr. 315, und macht aus dem Stufenwege eine lange Treppe. An der Fortsetzung dieses Weges befindet sich die oben erwähnte Schlangenkritzelei.
Abb. 143: Schlangendenkmal Xr. 313 von Xordost. Aufu. v R. Hartmann. Im Hintergrund gebel harün und el-barra.
^i^l
Abb. 144: Schlangenkritzelei Nr. 315.
XV. Der Südweg nach Petra.
Das wädi et-turra entlang zogen die von sabra oder von der 'araba durch den nakb er-rbä'i Kommenden der Stadt Petra zu auf einem öfters durch den Felsen
meint, die obere Tür sei durch eine Platte mit dem Reliefbild des Toten verschlossen gewesen (S. 162), sagt aber selbst, daß sie den Eingang zu einer Grabkammer bildete, i) Siehe Abb. 139 links im Hintergrund vor der dunkeln Bergwand.
Nr. 316—318.
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geschnittenen Wege, der unterhalb der Gräbergruppe kbur 'ejäl 'auäd vom linken Ufer des Tales nach dem rechten hinüber geht, da eine Zeitlang verharrt, dann sich wieder auf der linken Talseite fortsetzt und zuletzt das Tal durchschneidet, um zur ehemaligen Stadtmauer nahe dem Südende von el-habis aufzusteigen. Da, wo der Weg sich unterhalb kbür 'ejäl 'auäd auf der rechten Talseite befindet.
Abb. 145: SpiUp feiler Nr. 319 u. 320.
Abb. 146: Spitzpfeiler Nr. 321.
etwa gegenüber dem Grabe Nr. 316 Br., sind auf rechter Seite des Weges für den nach Petra Gehenden ganze Reihen von Spitzpfeilern in den Felsen als Haut- relief eingehauen, von mir 1904 bemerkt. Ich meinte sie erst als sakrale Denk-
^^M
Abb. 147: SpiUpfeiler Nr. 322. Abb. 148: Spitzpfeiler Nr. 323. Abb. 149: Omphalosidol Nr. 324.
mäler am Wege zum Aaronsgrab erklären zu müssen. Aber weiterhin, wo der Weg nach en-nebi härün sich vom Südzugang nach Petra scheidet, fehlen sie völlig. So kann es sich nur um den letzteren handeln, und da die vorwiegende Form der Pfeiler anderwärts nachweishch als Denkmal für Tote gemeint ist (S. 77 f.), ist das Nächstliegende, auch hier an Grabdenkmäler zu denken, vielleicht vorwiegend von solchen Toten, die in der Fremde bestattet wurden und denen man hier in der
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XV. Der Südweg nach Petra.
Heimat auf diese Weise ein Gedächtnis stiften wollte. Senkgräber sind außerdem in der Nähe dieser Denkmäler vorhanden. Wir verzeichnen die Skulpturen in der Reihe, in welcher sie dem von Süden Kommenden erscheinen.
Die erste Reihe, in welcher Nr. 324, 326, 331 von den übrigen ab- weichen und wohl als sakral zu betrachten sind, setzt sich folgendermaßen zu- sammen :
319, 320 (Abb. 145). Ein Spitzpfeiler von 0,20 zu 0,60 m in einer Bogen- nische, links davon ein kleiner abgestumpfter Kegel von 0,16 zu 0,33 m in einer eckigen Nische. Über dem letzteren befindet sich eine Schalenvertiefung (a) von
Abb. 150: Spitzpfeiler Xr. 325, 327—329, Aulii. v. 11. Gressmann.
0,21 m Durchmesser, über beiden oben auf dem Felsen zwei Schalen (b) von o,i6 und 0,18 m und eine viereckige Vertiefung (c) von 0,25 m.
321 (Abb. 146). Über zwei Stufen von 0,06 und 0,10 m erhebt sich ein Spitz- pfeiler von 0,16 zu 0,47 m in viereckiger Nische. Unterhalb der Stufen befinden sich zwei Schalen (a), rechts neben dem Pfeiler eine kleine Nische (b) von 0,20 zu 0,15 m für eine Weihegabe, darüber auf dem Felsen 8 Schalen und ein viereckiger, vorn offener Ausschnitt von 0,28 zu 0,29 m, der letztere wohl auch für Votiv- geschenke.
322 (Abb. 147). Ein spitzer Kegel von 0,35 zu i m in einer sich nach oben verschmälernden Nische. Rechts vom Kegel ein konsolenähnlicher Absatz (a) für ein Weihgeschenk.
>•'«• 3'9— 332-
223
323 (Abb. 148). Ein etwas abgestumpfter Kegel von 0,20 zu 0,55 m in einer oben sich verjüngenden Bogennische.
324 (Abb. 149). Ein niedriger Omphalos von 0,40 zu 0,31 m in einem Fels- ausschnitt.
325 (Abb. 150, 151). Ein ursprünglich wohl spitzer Kegel, dessen Rest 0,28 m hoch ist, über einer Bank in einem Felsausschnitt. Davor eine nach vorn offene runde Vertiefung (a), rechts davon ein flacher Felsausschnitt mit drei Schalen (b) von 0,25 m Durchmesser und 0,08 m Tiefe.
Abb. 151: Spitzpfeiler Nr. 325.
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Abb. 152: Spitzpfeiler Nr. 327. Abb. 153: Spitzpfeiler Nr. 328.
«ajsnüiüüüüiJ!
326. Gegenüber Nr. 325 eine kleine Bogennische mit erhabenem Pfeileridol.
327 (Abb. 152). Wieder rechts am Wege zwei abgestumpfte Kegel von 0,29 m Höhe über einer Bank von 0,23 m Höhe in einem Felsausschnitt. Darüber zwei Stufen für Weihgeschenke (a), darunter zwei
Spendeschalen (b) von 0,15 m Durchmesser und 0,08 m Tiefe.
328 (Abb. 153). Ein abgestumpfter Kegel von 0,25 m auf niedriger Bank in viereckiger Nische, unterhalb zwei Schalen (a) von 0,09 m Durchmesser und 0,03 m Tiefe.
329 (Abb. 154). Ein oben zurückgelehnter Spitz- pfeiler von 0,20 zu 0,35 m in einem Felsausschnitt, darüber zwei Stufen für Weihegaben (a), darunter zwei zerstörte Schalen (b).
330. Ein breiter Spitzpfeiler, darüber eine Stufe ^^^ ^^^. spitzpfeiler Nr. 329. (a), unterhalb eine Schale (b).
331. Im Hintergrund eines Felsausschnittes eine Nische von 0,50 zu 0,50 m mit einem vertieften Pfeileridol der gewöhnlichen Form von 0,17 zu 0,28 m. Rechts und links Pfeiler von 0,25 m Breite. Vor dem Idol eine viereckige Vertiefung (a) von 0,17 zu 0,22 m und 0,11 m Tiefe, vor den Pfeilern nmde Schalen (b) von 0,14 m Durchmesser.
332. Ein Spitzpfeiler in einer viereckigen Nische.
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Der Südweo nach Petra.
Die z w e i t e Reihe von Denkmälern liegt etwas näher zur Stadt, ebenfalls rechts am Wege. Dazu gehören 30 Denkmäler, welche außer Nr. 14 sämtlich als sepulkral gelten können. Auch hier befinden sich oberhalb einiger der Spitzpfeiler Schalenvertiefungen im Felsen.
Abb. 155: Spitzpfeiler Nr. 333d. Abb. 156: Spitzpfeiler Nr. 3330.
i_ 3,1
Abb 157: Spitzpfeüer Nr. 333 f.
332 a — ^j. Spitzpfeiler, erhaben gearbeitet, teils mit, teils ohne Postament, meist ohne Nischen. Besonders sei bemerkt d (Abb. 155), ein Kegel von 0,24 zu 0,59m; e (Abb. 156), ein Kegel von 0,24 zu 0,45 m auf einem Postament von 0,32 zu 0,39 m; f (Abb. 157), ein Kegel von 0,25 zu 0,44 m auf einem Postament von 0,34 zu 0,33 m; j (Abb. 158), ein Spitzpfeiler von 0,15 zu 42 m in einer Bogen- nische von 0,27 zu 0,52 m.
Abb. 158: Spitzpfeiler Nr. 333 j. Abb. 159: Spitzpfeiler Nr. 334. Abb. 160: Spitzpfeiler Nr. 335.
334 (Abb. 159). Ein abgestumpfter Kegel von 0,37 zu 0,73 m in viereckiger Nische.
335 (Abb. 160). Ein spitzer Kegel von 0,20 zu 0,53 m auf einem Postament von 0,25 zu 0,27 m in einer umrahmten Bogennische von 0,50 zu 0,90 m.
336. Ein spitzer Kegel.
337 (Abb. 161). Ein oben abgerundetes Pfeileridol von 0,38 m Höhe, vertieft gearbeitet, in einer viereckigen Nische. 338. Ein Spitzpfeiler.
Nr. 333— 341 b-
225
339 (Abb. 162). Ein abgestumpfter Kegel von 0,66 zu 0,76 m mit becher- förmigem Aufsatz von 0,07 m Höhe, in einer viereckigen Nische.
Abb. 161: Pfeileridol Nr. 337.
Abb. 162: Spitzpfeiler Xr. 339. Abb. 163: Spitzpfeiler Nr. 340h.
340a— n. Spitzpfeiler, c von 0,17 zu 0,21 m; f von 0,21 zu 0,60m; h (Abb.163), ein spitzer Kegel von o,i8 zu 0,45 m auf einem sich verbreiternden Fuß von 0,32 zu 0,14 m; k von 0,16 zu 0,60 m in einer viereckigen Nische von 0,40 zu 0,75 m.
Abb. 164: Plan der Schalengruppe Nr. 341.
Oberhalb dieser Spitzpfeilergruppe befinden sich zwei flache Felskuppen mit einer großen Zahl von Schalenvertiefungen (341 ; Abb. 164). Die erste Kuppe hat bei einem Bassin (a) von 0,68 zu 0,90 m und 0,40 m Tiefe unregel- mäßig zerstreut sieben Schalen (b) von etwa 0,20 m Durchmesser. Weiterhin
Dalman, Pelra.
•5
220 XVI. Untekhai.b umm el-bijara.
liegen in einer Reihe sechs Schalen (c) von 0,25 m, darüber noch zwei eckige Fels- ausschnitte (d) von derselben Größe, darunter ein Ausschnitt (e) von 0,60 m Breite. Auf der anderen Kuppe bemerkt rnan neun Schalen (f) in zwei nicht regel- mäßigen Reihen, zwischen beiden Kuppen ein Grab (g).
Ein Stück Weges nach Petra zu liegt links ein schlechterhaltenes Grab (342 ; Nr. 320 Br.), nach Brünnow ein Pylon, aber nach der Terminologie v. Domaszweskis richtiger als ein giebelloses Tempelgrab mit Architravtüre oder als Hegr-Grab ohne Stufenornament zu bezeichnen. An der äußeren Rückwand dieses Grabes sind zwei Spitzpfeiler (a, b) von 0,40 zu 0,80 m und von 0,50 zu 0,80 m mit darüber hinausragendem Gipfelornament von etwa 0,20 m roh ein- gehauen. In der linken Wand einer jetzt dachlosen Kammer befindet sich ebenfalls hier ein dritter Spitzpfeiler (c; Abb. 165) von 0,23 m zu 0,45 mit Gipfelornament von 0,11 zu 0,04 m auf einem Postament von 0,23 zu 0,17 m in einer viereckigen Nische. — Nach der erneuten Überschreitung des wädi et-turra hören alle derartigen Denkmäler am Wege auf. Bei Grab Nr. 342 befindet man sich unterhalb des süd- lichen zweiten Gipfels des Kegelberges Brünnows, auf dem er als Nr. 298 einen ,, großen Altar oder Opferplatz" Abb. 165: ansetzt. Nichts derartiges ist aber dort vorhanden. Man
Spitzpfeiler Nr. 342c. g-^j^^ einen großen ummauerten viereckigen Platz und in der Nähe seiner südwestlichen Ecke das Fundament eines Turmes. Nach unserem Geschmack sollte wenigstens der nördliche Hauptgipfel desselben Berges ein Heiligtum getragen haben. Aber die Gipfelplatte, die ich am 27. März 1904 und am 11. November 1906 besuchte, entbehrt aller Spuren menschlicher Tätigkeit.
XVI. Unterhalb umm el-bijära.
Auf der Westseite des wädi et-turra münden in dasselbe drei Schluchten, deren Oberlauf das Massiv des Tafelberges umm el-bijära (S. 23) mehrfach ghedert. Der südlichste der nach Westen schauenden Vorsprünge zwischen den beiden ersten dieser Schluchten bringt dem von Süden Kommenden die ersten zusammenhängen- den Gruppen von Grabfassaden, die man als Grabfluchten bezeichnen könnte, und zwar in zwei über einander liegenden Reihen. Hier nennt Brünnow als Nr. 331 eine zwischen zwei Gräbern liegende Bogennische (343) ohne sichtbare Bedeutung und als Nr. 333 ein ,, kleines Heihgtum". Ich fand am letztgenannten Punkt nur eine unzugängUche Tür zu einer Kammer (344), über deren Inneres deshalb nichts zu sagen ist. Von größerer Bedeutung für unsere Zwecke ist der zweite Vorsprung. Zwar von den bei Brünnow hier verzeichneten ,, Heiligtümern" Nr. 349 und 350 auf seiner Südseite ist das erste (345) ein Grab, das zweite (346) eine Kammer mit Bogennische (a) in der Rückwand, deren Bestimmung nicht zu erkennen ist. Auch das von ihm mit „Grab oder Heiligtum?" Bezeichnete, Nr. 351, besitzt zwar eine in Petra ungewöhnUche innere Einrichtung, ist aber zweifellos ein Grab
Nr. 341c— 354.
227
(347). Man kommt zunächst in eine weite Vorhalle, an deren linker Seitenwand die von Brünnow auf Fig. 325 viel zu lang gezeichneten Reste von 5 Grabnischen eines älteren Grabes sichtbar sind, das man bei der Anlage des jetzt vorhandenen Baues zerstörte. In der Mitte der Hinterwand öffnet sich eine weite umrahmte Bogentür, durch welche man in die eigentliche Grabkammer tritt. Diese enthält in einer breiten Nische gegenüber der Tür ein Senkgrab, den offenbaren Zweck des Baues. Auf beiden Seiten der Bogentür sind im Vorraum je zwei schmale und hohe Conchae (a), bei Brünnow zu breit gezeichnet, eingehauen. Sie mögen für Statuen gedient haben. In ein ganz kleines Kämmerchen (b) führt hier eine Tür nahe dem linken Ende der Türwand.
A. Erstes Heiligtum von umm el-bijära (Abb. 166).
Als ein wirkliches Heiligtum muß gelten die über dem Grabe Nr. 354 Br. am nördlichen Ende des Vorsprunges liegende Terrasse, welche Brünnow übersah*. In die Felswand an derselben ist am weitesten links eingehauen eine große, vom
Abb. 166: Heiligtum I— III von umm el-bijara (Nr. 348 — 369) mit Idolnische Nr. 353.
offene, überwölbte Halle (348). Auf sie folgt eine breite viereckige Vertiefung für eine Inschrift (349), dann ein Nischenbassin (350) mit Abflußloch, zwei Bogennischen mit sehr kleinem vertieften Pfeileridol (351, 352), endlich eine umrahmte, vier- eckige Nische (353; Abb. 166) mit verhältnismäßig großem vertieften Pfeiler. Bei den letzten beiden Nischen befindet sich vor der Pfeilervertiefung eine viereckige Einsenkung in den Boden der Nische, aus welcher man auf ehemals hier ein- gesetzte massive Pfeiler schließen kann (S. 70).
B. Zweites Heiligtum von umm el-bijära (Abb. 166).
Die nördlichste der obengenannten drei Schluchten hart neben dem zuletzt beschriebenen Heiligtum bildet den Zugang einerseits zu der Gipfelplatte des süd- lich von ihr liegenden Bergvorsprunges, andererseits zu einem schmalen Terrassen- bande, das sich an der hohen Wand des Hauptgipfels von umm el-bijära in nörd- licher Richtung hinzieht. Eine Treppe, von der noch 36 Stufen erkennbar sind, führt zuerst zu einer gebauten Bogentüre, die verschlossen werden konnte. Von hier ab schnitt man durch den Felsen einen Gang mit 27 Stufen (354), der oben
i) Die Terrasse ist gut erkennbar auf der ersten der beiden Abbildungen „Fafade de Tom- beaux ä. P6tra" in Album de Terre Sainte, Fase. 23, und zwar über der ersten links sichtbaren Grab- fassade.
'S*
228 XVI. Unterhalu i'mm el-bijara.
mit einem breiten Podest endet. Von diesem führen dann rückwärts beiderseits bequeme Aufstiege ohne Stufen wieder durch den Felsen in die Höhe. Dieser großartige Aufgang führt hnks mit einem südhch gewandten Knie vollends auf die Bergplatte oberhalb des soeben beschriebenen Heiligtums. Über sie hinschreitend passiert man eine von oben kommende kleine Schlucht mit Nischenbassin (355), einer viereckigen und einer Bogennische (356, 357) auf der linken Seite, und gelangt zu einer Gruppe von drei Felsenkammern (358) am südlichen Rande des Gipfels. Ein Vorplatz ist durch ein aus dem Felsen geschnittenes Geländer vom Berg- abfall getrennt. Von ihm führt eine ungewöhnliche hohe Pilastertüre in einen hohen, schön gehauenen Raum (a), auf dessen rechter Seite sich zwei kleine Kam- mern (b, c) anschließen, deren eine ein Senkgrab enthält. Brünnow denkt bei diesen von ihm offenbar nur aus der Ferne gesehenen Kammern, die er unter Nr. 355 und 356 zu weit nördhch ansetzt, an Heiligtümer. Besser redet man von einem Grabe mit den dazu gehörigen Apparitorien. Ein Triklinium habe ich bei meiner Untersuchung dieser Heihgtümer am 11. Nov. 1906 nicht gefunden.
C. Drittes Heiligtum von umm el-bijära (Abb. 166).
Zu einer viel größeren Gruppe von Felsenräumen führt der nördlichere der beiden Aufgänge. Man geht ein geraumes Stück einen schmalen Felsenrand über dem Abgrunde entlang und findet da, wo dieser Rand bei einem Felsvorsprung sein Ende erreicht, zuerst eine Felsenkammer (359) mit Tür und Vorhalle, über welcher eine unzugängliche offene Halle (360) sich in der Felswand öffnet. Die Vorhalle der Kammer ist ausgezeichnet durch viereckige Nischen (a) auf beiden Seiten der Tür, die je drei kleine Nischen (b) über sich haben, und durch eine Concha (c) in der hnken Seitenwand. In der Halle oben fallen je drei posta- mentartige Erhöhungen auf, zwei schmale rechts und links, eine breitere (a) in der Mitte. Die zuletzt genannte könnte wohl eine Statue getragen haben. Es folgt sodann hoch oben am Felsen eine zweite Kammer (361) mit verzierter Tür. Die ehemals hier vorhandene Vorhalle ist samt dem Aufgange abgestürzt.
In eine Klamm, welche die bisher verfolgte Felswand von dem sich nun an- schließenden Felsvorsprung trennt, ist ein Teich (362) eingebaut, zu dem man von rechts auf einer Treppe hinaufsteigt. Die den Teich nach vorn zu abschheßende Mauer schützte zugleich die Felsterrasse vor dem verheerenden Einfluß des Sturz- wassers, das im Winter in einem hohen senkrechten Fall hier herabkommen muß. Im Felsvorsprunge jenseits des Teiches liegt nun eine Reihe von sieben nach vorn offenen Felsenkammern. Die erste, wohl von Brünnow mit Nr. 357 gemeint, ist ein Riesensaal (363), dessen Eingang rechts und hnks Vorkammern vorgelagert sind. Es folgen fünf kleinere offene Kammern verschiedener Größe (364—368) und zuletzt am Abgrund ein sehr kleiner Raum (369), alle ohne jede Andeutung ihres Zweckes. Gräber sind nicht zu erkennen, obwohl sehr denkbar wäre, daß die Kammern Nr. 359 und 361 Gräber enthielten und die übrigen Räume für sepulkrale Feierlichkeiten bestimmt waren. —
Im nördlichsten Winkel der Gräberreihen unterhalb umm el-bijära ist zwischen zwei Gräbern eine große viereckige Nische (370; Nr. 369 Br.) mit Bank be- merkenswert. Brünnow redet hier von ,, Gebetsnischen" in der Mehrzahl, f"und
Nk- 355— 37' a-
22g
es ist nujglich, dal3 ein Idol hier aufgestellt war; aber man könnte in dieser Umgebung auch an Denkmäler für Verstorbene denken.
XVII. El-habis.
Der auf allen Seiten schroff aufsteigende Berg von el-habis (S. 23) ist von Brünnow auffallend wenig beachtet worden. Außer zwei unvollendeten Gräbern, drei Kammern und einem Kolumbarium (Nr. 395—400 Br.) auf seiner Ostseite hat er an ihm nichts notiert, obwohl selbst auf dieser Seite manches andere von ihm nicht übersehen werden konnte und auch die Nord- und Ostseitc mancherlei
Abb. 107; Columbarium Nr. 372. Auf», v. \V. l'order.
Merkwürdiges bieten. Auch hier soll keine vollständige Beschreibung gegeben, sondern nur das für unsern Zweck Bedeutsame genannt werden. Der Berg bedarf als die mit der Stadt Petra fortifikatorisch verbundene Akropohs, die ihr wahr- scheinlich den Namen gegeben hat (S. 33, 42, 64!., 232), besonderer Beachtung. Wollte man Diodors Schilderung des Felsens mit nur einem künstUchen Zugang, auf dem sie in Kriegsgefahr ihre Vorräte und ihre FamiUen bargen (S. 44), ernst nehmen, müßte man sie auf ihn beziehen.
Der vom Südende zu erkletternde südliche Hauptgipfel, den ich am 26. April 1907 besuchte, war von einem kleinen Kastell (371) gekrönt, von welchem viele Mauerreste, ein Tor und eine tiefe Zisterne zeugen. Eine griechische Inschrift (a)
230
XVII. El-habis.
r
ist in vier Teilen in eine Mauer verbaut. Nichts veranlaßt, mit Schubert und Hoskins an eine Kreuzfahrerburg zu denken. Der Platz auf der sehr kleinen Gipfelplatte (nach Musil 990 m hoch) ist so beschränkt, daß nur an die zur Unterbringung von Wachmannschaften nötigen Räume gedacht werden kann. Den Hauptsitz der nabatäischen Könige würde man lieber in der Stadt, etwa auf der in ihrem Zentrum von Süden in das Bachtal hineinragenden Höhe denken.
Am östhchen Fuße des Gipfels Hegt das sogenannte Kolumbarien- grab (372; Nr. 395 Br., Abb. 167); bestehend aus einer offenen Vorhalle mit regelmäßig angeordneten Nischen in den Wänden und einer nicht sehr großen Kammer. Die Wände der Vorhalle — mit Ausnahme der Nischen — und die Wände der Kammer sind mit etwa 15 Reihen kleiner Nischchen bedeckt. Diese haben sämtlich eine Öffnung von nur 0,25 m im Quadrat und eine Grundfläche von 0,25 zu 0,19 m, wobei die Hinterwand nicht senkrecht, sondern nach vorn gewölbt ist (Abb. 167 a, Nr. a). Sie entsprechen nicht den Nischen römischer Kolumbarien- gräber, welche für eine in den Boden zu senkende Urne Raum bieten, denn ihr Zwischenraum beträgt nach allen Seiten nur 9 cm. In einer Nische dieser Art ließ sich die Asche eines Menschen weder mit noch ohne Urne unter- bringen. Einige Öffnungen sind jetzt mit Steinen und Erde verstopft. Daß hinter dem Verschluß noch Asche oder Schädel Platz haben sollten, wie man gemeint hat, ist völlig ausgeschlossen. Es ist mir seit mehreren Jahren nicht zweifel- haft, daß es sich hier wie bei allen bisher von mir untersuchten Kolumbarien Palästinas um ein wirkliches Taubenhaus handelt. Der entscheidende Beweis liegt in dem in den Felsen gehauenen mit Fluglöchern versehenen dreistöckigen Taubenhaus el-mu'allaka des wädi sir nicht weit von 'aräk el-emir, wie dies anderwärts darzutun ist. Dort mißt die drei- eckige Öffnung der etwa 1500 Nischen 0,21 m in Grundhnie und Höhe, sie sind wie in Petra 0,19 m tief, aber nicht ge- wölbt, sondern gemäß der Öffnung oben spitz zulaufend (Abb. 167a, Nr. b). Bei der Nähe des Stadttempels liegt die Vermutung nahe, daß entweder das Taubenopfer hier eine Rolle spielte wie bei den Israeliten (3. Mos. 1,14; 5,7; 12,6 ff.; 15,14. 29), oder daß man der Taube als dem Vogel der Astarte eine besondere Pflege angedeihen Heß. A. Erstes Heiligtum von el-habis (Abb. 168, 169). Die Aussicht vom Burggipfel zeigte mir die früher vergeblich gesuchte Lage des von Curtiss^ wohl 1902 entdeckten Heiligtums auf dem niedrigeren Nord- gipfel, der vom Südgipfel aus unzugänglich ist. Man ersteigt ihn von der West- seite, indem man zuerst einer Nord- und Südgipfel trennenden Schlucht folgt, welche zwischen einem Zinnengrab (373) und einem Pilastergrab (373 a; Abb. 173) mit Giebel (beide von Brünnow nicht verzeichnet) ihren Anfang nimmt, dann sehr bald sich nördlich wendet und so zu einem Treppenweg von 42 Stufen gelangt.
7 f
0- tr
Abb. 167 a: Durchschnitt der Nischen in Columba- rium Nr. 372 und im Co- lumbarium des wädi sir.
i) Ursemitische Religion, S. 324 f.
Nr. 372 — 378b.
231
der schließlich von Westen auf eine nach Osten zu ansteigende Terrasse führt, die im Osten und Süden von Felsmassen eingefaßt ist und im Norden steil nach dem sijar abfällt. Rechts vom unteren Beginne des Treppenwegs ein Nischen- bassin (374)-
In dem südlich die Terrasse begrenzenden Felsblock sieht man zunächst ein zweites Nischenbassin (375) und bald darauf den Eingang zu einer rohen fast runden Felsenkammer (376), in welcher sich rechts und links Liegeplätze be- finden, die als ein Biklinium zu bezeichnen wären. Im Osten grenzen an die Terrasse drei eng aneinanderstoßende Felsblöcke, von denen der mittlere etwa 6 m hoch ist. Den mittleren hat man so abgeschnitten, daß er nach Westen einen glatt-
Abb. 168.
wandigen Vorsprung von 5,50 m Breite und etwa derselben Länge erhielt. Vom nördlichen Felsblock ließ man nur eine Hälfte stehen. So erhielt man einen größeren ebenen Platz, der mit einem 9 m breiten Teile den Vorsprung des Mittel- felsens von links umfaßte und 10,20 m breit zwischen diesen und den südlichen Felsen trat. In der Wand des nördhchen Felsens befindet sich eine Nische (377) von 0,45 zu 0,55 m. Besteigbar ist der Mittelfelsen (378; Abb. 170) von Süden her. Eine 0,50 bis 0,70 m breite Felsentreppe (a) von 15 Stufen beginnt oberhalb eines 1,70 m hohen Absturzes. Hier müssen noch etwa 6 gebaute Stufen vorhanden ge- wesen sein. Der Fels gleicht so einem Riesenaltar mit Aufgang.
Rechts neben der unteren Hälfte der Felsentreppe ist ein im Durchschnitt 0,80 m tiefes Bassin (b) von 1,60 zu 1,65 m ausgehauen. Es hat am Boden nahe
232
XVII. El-habTs.
der südöstlichen Ecke ein Abflußloch. Spuren einer nördlich von der Höhe des Felsens kommenden Zuflußrinne (c) bemerkt man oberhalb. Doch werden sie von einer die Treppe in der Mitte durchschneidenden offenbar jüngeren Rinne (d) ge- kreuzt, welche das Wasser des Felsens nordwärts leitetete. Das Ziel dieser Rinne (vielleicht die Zisterne Nr. 382) ließ sich wegen der Unzugänglichkeit ihres weiteren Laufes nicht verfolgen. Die Felsentreppe endet zunächst bei einer kleinen drei- eckigen Fläche, von der aus 7 weitere Stufen (e) auf die Gipfelplatte des Felsens führen. Außer einer Schalenvertiefung (f) ist hier nichts zu sehen. Aber man wird hier die Opfer-oderSpendestätte des Heiligtums zu suchen haben. Ich stehe nicht an, diesem ungewöhnlich primitiven Heiligtum eine besondere Bedeutung
Abb. 169: Erstes Heiligtum von el-habis vom Südgipfel. Aufn. v. G. D. Links unten es-sijar, im Hintergrund rechts el-me'Esara.
beizumessen. Es war das Heiligtum des Akropolis von Petra. Unter den Felsen der Umgebung von Petra steht nur el-habis in unmittelbarer Beziehung zur Stadt und hätte also ein Recht darauf, als der „Baalsfels" von 2. Chron. 26,7 (S. 42) zu gelten. Das Hauptheiligtum der Stadt war ein anderes, aber hier könnte der älteste Sitz der Gottheit gelegen haben.
B. Zweites Heiligtum von el-habis (379; Abb. 171).
Auf dem Vorsprtmg einer der Westseite des habis-Berges vorliegenden Ter- rasse über der Mündung des wädi et-turra in den sljar liegt das von Hoskins^ am
i) S. Hoskins, The Second High Place of Petra, Bibl. World 1903 I, S. 167—174, und Libbey u. Hos- kins. The Jordan Valley and Petra II, S. 191—207, vergl. Curtiss, Ursemitische Religion, S. 319—323.
Nr. 378 c— 379 a.
233
II. März 1902 entdeckte, von mir am 31. März und 11. November 1906 und am 26. April 1907 besuchte Heiligtum, welches Brünnow auf dem Gipfel des Berges einzeichnete. Sehr ungenaue Planskizzen haben Hoskins und Curtiss ge- geben. Ich beginne die Beschreibung des Heiligtums mit seinem Hauptteile.
In den in die Schlucht hinausragenden Felsen, dessen Richtung ziemlich genau von Ost nach West ist, wurde ein T r i k 1 i n i u m (a; Abb. 172) mit dem dafür nötigen tieferen Mittelraum eingehauen. Der letztere ist im Westen 3,80 m, im Osten 4,40 m breit, im Norden 5,20 m, im Süden 5,45 m lang; er wird somit im Westen schmäler, was durch die Gestalt des zu Gebote stehenden Felsens veranlaßt war. In seine Westseite ragt eine Erhöhung hinein, die man als Altar anzusprechen
Abb. 170: Mittelfelsen des Heiligtums Nr. 378. Aufn. v. G. D.
hat, auf der Ostseite befindet sich nach Süden zu eine Öffnung von 2,10 m Breite. Die Liegeplätze umziehen die übrigen Teile des Mittelraumes, sind aber wohl im Osten, infolge der dafür nicht passenden Gestalt des Felsens, nie recht ausgebildet gewesen^.
Am besten ist der Liegeplatz im Süden erhalten. Es erhebt sich über dem Boden eine senkrechte Wand von 0,40 m, darauf folgt ein wagerechter Rand von 0,30 m Breite, dann ein erhöhtes Band von derselben Breite und 0,10 m Höhe;
daran schloß sich der nur wenig abgedachte Liegeplatz von der sehr geringen Breite
•
i) Bei Hoskins liegt der Eingang auf der Abbildung grade auf der anderen Seite. Aber sein Film ist für The Biblical World und The Jordan Valley and Petra verkehrt kopiert worden, bei Curtiss ist er richtig gewandt-
234
XVII. El HABis.
von etwa i m. Diese Einrichtung erstreckt sich um die Südwestecke bis zum „Altar." Auf dessen anderer Seite ist ein flacher Platz von etwa 2,30 m Breite und Länge ohne Einrichtung zum Liegen. Diese beginnt erst wieder auf der Nordseite, wo auf einen Rande von 0,30 m Breite eine zum Liegen bestimmte Fläche von 1,25 m Breite folgt.
"■ I 1 1 1
Abb. 171.
Nicht ganz genau in der Mitte der Westseite des Trikliniums, mit der rechten Ecke weiter nach vorn ragend als links, erhebt sich eine im vorderen Teile in Stufen abfallende niedrige Erhöhung (b). Ihr Fuß unterhalb der ersten Stufe ist 0,53 m hoch, nach einer Stufe von 0,30 m Breite erhebt sich der Fels aufs neue um 0,22 m. Nach etwa 0,40 m wagerechter Fläche folgte wohl ursprünglich ein neuer Absatz von etwa 0,15 m Höhe, dann steigt der Fels allmählich noch 0,15 m höher an und senkt sich wieder nach Westen ohne jede Spuren einer Bearbeitung und einer künst-
Nk. 379b-379d. 235
liehen Abgrenzung. Im Süden ist seine Wand 2,33 m, im Norden 3,18 m lang. Da die Vorderseite 2,55 m breit ist, ergibt sich wohl die Absicht, die Erhöhung einigermaßen quadratisch erscheinen zu lassen, zugleich aber, daß man darauf verzichtete, ein völlig ebenmäßiges Gebilde herzustellen. Die Stufen an der Vorder- seite hatten keinen praktischen Zweck, da die weit zurückliegende höchste Stelle des „Altars" sich nur 1,05 m über dem Fußboden befindet. Hoskins hat auf dem Altar ein Libationsloch gesehen, das ich nicht gefunden habe. Curtiss betont, daß der Altar nur zum Schlachten bestimmt gewesen sei, man habe den Kopf des Schlachtopfers nach Süden gewandt, weil grade dort eine Rinne am Altar hinlaufe.
Abb. 172: Triklinium und Altar des Heiligtums .Nr. 379 von Usten. Aufn. v. G. D.
durch die das Blut abfließen konnte. Außerdem befinde sich eine zweite Rinne mit dem gleichen Zweck in der Nähe. Auf seinem Plan sieht man denn auch an der Südseite des Altars eine ost-westlich laufende Rinne, welche nach Süden umbiegt und sich dann über den südlichen Felsabhang zu entleeren scheint. In Wirklichkeit befindet sich an jener Altarseite nur ein kurzes Rinnchen (c), das von dem dahinter befindlichen Liegeplatz Flüssigkeiten nach vom, d. h. nach dem vertieften Platz, ableiten würde. Eine längere Rinne (d) geht an der Südseite des Liegeplatzes entlang, soweit derselbe durch einen erhöhten Rand eingefaßt ist, und hat ihren Abfluß am Ostende nach dem Felsabsturz zu. Die nächstliegende Annahme ist, daß beide Rinnen diesen Teil des Liegeplatzes drainieren und dort etwa sich sam- melndes Regenwasser abführen sollten. Somit sind aus den Rinnen keine Schlüsse
236
XVll. El-hauis.
auf den Zweck des sogenannten Altars zu ziehen. Man wird docli nicht so ge- schlachtet haben, daß das Bkit jedesmal über das Triklinium lief, sondern am Fuße des Altars, der sich übrigens zu Brandopfern nach Bauart und Stellung nicht recht eignete. Er war vor allem als Ehrensitz der Gottheit gedacht, in deren Gegen- wart die Opfergäste ihr Mahl genossen.
Unmittelbar vor dem Triklinium nach Osten zu befindet sich ein etwa 0,17 m tieferer Hof (e; Abb. 173) von unregelmäßiger Gestalt, der jetzt mit Erde ge- füllt und mit Gras bewachsen ist. Seine Ostgrenze ist 5,70 m vom östlichen Ende des südlichen Liegeplatzes im Trikhnium entfernt, seine Breite von Süd nach Nord
Abb. 173: Nebenräume (e, f, i, h) des Heiligtums Nr. 379 vun Westen. -Auln. v. G. D. Im Hintergrund el-habis mit der Fassade des Grabes Nr. 373 a.
beträgt etwa 7 m. Seine Fläche ist nach der Nordwestecke geneigt, würde sich also dahin entwässern. An seine schräglaufende Südseite grenzt ein kammer- artiger Felsausschnitt (f) von 2,25 m Breite und einer Länge von 3,10 m (im Westen) bez. 2,55 m (im Osten), an dessen Hintergrund sich die Felswand bis zu 1,45 m Höhe erhebt. Eine halbrunde Nische (g) befindet sich in der Rückwand. Curtiss ver- mutet, daß dieser Platz einmal vom Felsen überdacht gewesen sei, was nach der allgemeinen Gestalt des Felsens nicht wahrscheinlich ist. Nach Hoskins soll ein Loch zur Aufnahme einer Stange für ein Sonnensegel vorhanden sein. Davon habe ich nichts finden können und würde mir die Kammer am ehesten als Kochplatz denken.
Nr. 379«— 379 '•
237
Ein größerer, wieder etwas erhöhter Platz (h) schHeßt sich an die Ostseite des Hofes an. Er mißt 6,80 m im Westen, 6,25 m im Osten, 5,30 m im Süden imd 4,30 m im Norden. Um den Platz zu erhalten, mußte ein Teil der sich hier er- hebenden höheren Felsterrasse abgeschnitten werden. Er ist deshalb auf der Süd- und Ostseite von etwa meterhohen Felswänden eingeschlossen, auf der Nord- seite geht CS nach einem schmalen Rande tief in den Abgrund hinab. Nichts gibt Auskunft über den Zweck dieses Platzes. Er könnte den Sklaven und den Opfer- tieren als Aufenthalt gedient haben.
Zwischen der ,, Südkammer" und dem , .Ostplatze" ist in den hier allmähHch ansteigenden Felsen ein kleiner Trog (i) von 0,48 m Breite und i m Länge gehauen. Die Seitenwände sind jetzt zum großen Teil verschwunden, sodaß die ur- sprüngliche Tiefe nicht angegeben werden kann. In seinem Grunde befindet sich nach vorn zu ein Schöpfloch von 0,27 zu 0,32 m Breite und 0,17 m Tiefe. Da Be- duinen das Loch als Mörser benützt haben, liegt ein kleiner Stein, nicht ein ,, dicht schließender Steinstöpsel," darin, was Cur- tiss veranlaßt, es als ,, kleine Vertiefung (vagina?) mit phallischem Stein" zu bezeich- nen (!). Der Zweck des Bassins, eine Flüssig- keit aufzunehmen, die man schöpfte, ist zweifellos, und natürlicher Weise denkt man dabei an Wasser.
Auf der höheren Felsterrasse, welche Süden an den ,,Hof" und den „Ost-
nun
Abb. 174: Nische Nr. 380a.
im
platz" stößt, befinden sich, 7,68 m vom Ostplatz nach Süden zu abliegend, die Reste eines größeren Felsbassins (j) von 2,60 m Länge und 2,30 m Breite. Bei seiner Herstellung ging man nicht in die Tiefe, sondern schnitt eine niedrige Felserhebung quer durch und erhielt so im Osten und Westen Wände von 0,73, bez. 0,85 m Höhe. Im Osten bildet die stehen gebliebene Erhöhung die Wand, im Westen hat man sie nochmals abgeschnitten und dadurch eine frei- stehende Wand geschaffen. Die beiden anderen Wände, die wohl aus Steinen gebaut waren, sind nicht mehr erhalten. Von einer Wasserleitung für das Bassin sieht man keine Spur.
Noch sind zu erwähnen zwei Schalenvertiefungen (k, 1) von 0,27 m Durch- messer und 0,25 m Tiefe, bez. 0,17 m Durchmesser und 0,14 m Tiefe. Sie liegen noch weiter südlich. Niemand würde sie zum Triklinium in unmittelbare Be- ziehung setzen. Hoskins und Curtiss finden, daß sie dem ,, runden Altar" von zibb 'atüf ähnlich sind. Davon kann keine Rede sein. Es sind Schalenvertiefungen der gewöhnlichen Form. Die von Curtiss und Hoskins auf ihren Plänen ange- gebene Gestalt entspricht nicht der Wirklichkeit.
Der natürliche Zugang zu der ganzen Terrasse am westhchen Fuße von el-habis ist von Süden her um das südliche Ende des Berges herum. Für den freilich, der vom Zentrum des alten Petra hierher wollte, war dies ein Umweg, und
XVII. El-habTs.
238
man hat deshalb künstliche Wege um das Nordende von el-habis geschaffen, für welche der Fels zuweilen zu durchschneiden und Treppen zu schaffen waren. Es gibt hier einen oberen und einen unteren Weg, die ich beide begangen habe.
Der obere Weg beginnt nahe dem kasr far'ün auf der Ostseite von el- habis und steigt da am Berge in nördlicher Richtung aufwärts. Er führt erst vor- iiber an einem Felsensaal (380), in dessen Rückwand eine große Nische von sonderbarer Gestalt (a; Abb. 174) ausgehauen ist. Ein breiter Ausschnitt beginnt am Fußboden, verengt sich etwas und erweitert sich dann wie zu einem Balkenlager, von dem aus drei zahnartige Vertiefungen nach oben ragend
Abb. 175: Aufgang zu den Heiligtümern von el-habis mit den Sälen Nr. 380, 381. Aufn. v. G. D.
Darüber ist dann noch eine schmale lange Vertiefung mit drei runden Aus- biegungen nach oben angebracht. Weiter oben passiert man einen Pracht- saal (381 ; Abb. 175) von ungewöhnlicher Höhe. Eine hohe Tür und zwei hoch angebrachte Fenster erhellen den Hauptraum. Eine weite Öffnung führt aus ihm links in einen ebenfalls von einem Fenster erhellten Nebenraum von der Höhe und Tiefe des Hauptraumes. Rechts gelangt man durch eine Tür in einen minder tiefen und fensterlosen zweiten Nebenraum von halber Höhe, über welchem ein zweiter Raum derselben Größe mit Fenster angebracht ist. Der Weg wendet sich nun nach Westen und passiert an der Ecke des Berges eine runde Zisterne (382), dann einen Saal mit Tür und zwei Fenstern (383). Man geht hier
i) Vgl. s. 85, 92.
Nr. 380— 389d. 239
auf einer schmalen Galerie mit Geländer (384) hoch über dem Anfang des sijar die Nordseite des Berges entlang und gelangt so auf die Terrasse an der Westseite, unterhalb deren das Heiligtum liegt, von der aus man aber auch zu dem Gipfel- heiligtum aufsteigt. Der Weg mit seinen Festsälen könnte vor allem auf das letztere gezielt haben.
Wer den unteren Weg gehen will, folgt dem sijar, bis der habis-Berg passiert ist und man sich unterhalb des unteren Heiligtums befindet, und steigt dann auf einem stellenweise zerstörten steilen Treppenwege (385) zu einer unmittel- bar östlich vom Heiligtum gelegenen tieferen Terrasse mit Felsenkammern und dann auf einer breiten Treppe (379 0) zum Plateau des Heiligtums hinauf. Es fällt auf, daß hier so wenig wie bei dem „oberen Wege" ein zum Wege passender bequemer Zugang zum Heiligtum vorhanden ist. Man betritt es jetzt am besten von Süden her von der Mitte einer Treppe (379 m) aus, welche westwärts zu zwei Felsen- kammern hinabführt, aber zum Heiligtum nicht in erkennbare Verbindung ge- setzt ist. Der Rest einer zum Heiligtum selbst führenden Treppe (379 n) ist aber auf der Nordseite des ,, Hofes" zu sehen. Sie wird das ursprüngliche Ende des ,, unteren" Weges gewesen sein, und die an diesem liegenden Felsenkammern waren wohl die Gräber, zu denen dies Heihgtum als ein Triclinium funebre gehörte.
Absichtlich ist vorher von Zugängen zu der ganzen Bergterrasse geredet worden. Es ist unzutreffend, wenn Hoskins von großen Kunstwegen redet, welche man speziell für das untere Heiligtum gebahnt habe. Dazu ist die vermeintliche ,, Winterkirche" von Hoskins, die man ,, aufsuchte, wenn die Kathedrale von zibb 'atüf unbrauchbar war", zu unbedeutend und ärmlich. Außer der zuletztgenannten Treppe hat das Heiligtum von el-habis keinen ihm eigentümlichen Zugang.
XVIII. Es-sijar.
Der sijar (S. 19 ff.) ist nicht so arm an Felsenkammern, wie es bei Brünnow scheint, der hier nur ein Heiligtum mit Nischen kennt. Am Beginne, in der Gegend unterhalb el-habis, sind besonders bemerkenswert mehrere Felsensäle mit Nischen, rechts ein Saal (386, wohl Nr. '425 Br.) mit 9 Nischen in drei Wänden, links erst ein zweiter Saal (387) mit 11 Nischen, je vier rechts und hnks, drei auf der Rückwand, dann ein dritter Saal (388) mit 9 Nischen, von denen aber nur sechs erhalten sind, da eine Wand abgestürzt ist.
A. Erstes Heiligtum von es-sijar.
Weiter unten, ein Stück vor der Einmündung des wädi et-turra, wo die rechte Tal wand eine Wendung nach Südwest macht, sieht man schon aus der Ferne in der Höhe ein nach Osten gerichtetes . Felsenband mit einer ganzen Reihe von sakralen Objekten (389) . Sie beginnt von links mit einer breiten Nische (a), deren ursprüngliche Gestalt nicht ganz erkennbar ist, und einer Bogen- nische (b). Es folgt ein um 0,07 m erhaben gearbeitetes Pfeileridol (c; Abb. 176) von 0,33 zu 0,65 m mit Fuß von 0,05 m auf einem 0,16 m her\'orragenden Postament von 0,52 zu 0,63 m mit Fuß von 0,26 m Höhe, darauf ein zweites eben- falls erhabenes Pfeileridol (d; Abb. 177) von 0,36 zu 0,58 m mit Fuß von
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XVIII. Es-sIjAR.
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Nr. 389 d — 392.
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etwa 0,20 m Höhe und einer 0,19 m breiten vertieften Tafel in seiner vorderen Fläche. Am Boden unterhalb dieses Idols befindet sich eine Schalenvertiefung (e), links von ihm eine sehr kleine Nische (f), rechts eine viereckige Nische (g), weiter- hin ein Nischenbassin (h; Abb. 178). An dieses schließt sich eine große Nische (i) und in einiger Entfernung eine kleinere viereckige Nische (j) mit ver- tieftem Pfeileridol über einer breiten Bank. Die Talwand, die sich bisher süd- nördlich zog, setzt sich nun in östlicher Richtung fort. Hier gibt es noch eine kleine Terrasse (390) mit Nische (a) und Nischenbassin (b) in der Rückwand neben einer Kammer (391), welche in der Hinterwand eine breite Nische (a) mit zwei schmalen Fortsetzungen nach oben hat in einer Weise, die an Nr. 380 a erinnert.
Abb. 178: Nischenbassin Nr. 389 h. Aufn. v. G. D.
B. Zweites Heiligtum von es-sijar (Abb. 179).
Weiter nach Westen auf derselben Terrasse, zu welcher hier aus dem Tal Treppen heraufführen, kurz vor der neuen Wendung des Tales nach Nordwesten, muß man sich nach der östlich oder südöstlich gewandten Fassade eines in dieser Gegend einzigartigen Zinnengrabes (392) umschauen. Rechts von diesem beginnt ein weiterer Treppenweg von 69 Stufen in nördlicher Richtung, der schließlich auf eine kleine Terrasse nahe den höchsten Gipfeln der Talwand führt. Diese fällt westwärts steil ab nach dem Kessel, welchen die Klausenschlucht bei ihrer Mündung in den sijar bildet, ist im Nordosten durch Bergwände eingeschlossen und gestattet südwärts über das wädi et-turra hin den Blick nach dem Glockenberge von en- nmer. Das auf der Terrasse liegende Heiligtum wurde von mir am 27. April 1907
Dai-MAN, Petr.i.
16
242
XVIII. Es-siJAR.
nach mühsamem Suchen gefunden, nachdem mich Mitgheder der Expedition des Syrian Protestant College vom Jahre 1906 auf die Inschriften des hier befindlichen Trikliniums aufmerksam gemacht hatten.
Man hat hier zunächst zur Rechten eine isolierte breite, niedrige Felsmasse (393). An ihrer nach Westen gekehrten, teilweise geebneten Wand sieht man eine breite Nische (a) über einer Stufe, weiterhin nach einem Winkel der Felswand etwas erhöht eine Reihe vondrei erhabenen, um 0,12 m von einander abgerückten Pfeileridolen (b; Abb. 180) von etwa 0,40 m Höhe und 0,20 m Breite. Sie stehen in einem Felsausschnitt von 1,16 m Länge und 0,30— 0,40 m Breite und
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Abb. 179.
haben rechts neben sich einen Trog (c) von 0,63 zu 0,80 m und 0,50 m Tiefe, mit Ausflußloch nach vorn zu. Man kann jetzt von rechts über eine Felsstufe an sie herankommen, ursprünglich werden Stufen vorn angebaut gewesen sein. Auf der Nordseite des Felsblocks führen einige Stufen auf seine völlig roh gelassene Oberfläche, die wohl als Opferstätte zu denken ist. Die kultische Bedeutung des Aufstieges beweist rechts von den Stufen ein offenes Ablutionsbassin (394), links eine große hohe Nische (395). Weiter nach Osten schreitend hat man vor sich an der die Terrasse schließenden Felswand eine ungewöhnlich großeNische (396; Abb. 179) wohl von 2,70 zu 3 m, von deren Wand in der unteren Hälfte zwei oben schräg abfallende Pfeiler von i m Höhe und 0,30 m Breite um etwa 0,40 m hervorragen.
Nr. 393—398-
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Sie haben nicht die übUche Form der Pfeileridole, man wird fast versucht an die Beine einer sitzenden Figur zu denken ; aber die Entfernung der bei- den Pfeiler von ein- ander (0,30 m) er- laubt diese Deutung schwerlich. Links von der Nische hat die Felswand einen nicht sehr großen Vorsprung, in welchen ein nach Süden völlig offenes kreisförmiges S t i b a d i u m (397) ein- gehauen ist. Der vordere Teil ist zerstört, sodaß man nicht sehen kann, wie weit der innere Kreis des Stibadiums geschlossen war. Nicht viel mehr als ein Halbkreis von 3 m Durchmesser ist erhal- ten. Der Lagerplatz ein- schließhch Rand ist 1,45 m breit. An der linken Außen- wand befindet sich der Rest eines Nischenbassins (a) und ein kleiner unregel- mäßiger Raum (b).
Bedeutsamer als das eben geschilderte ist ein zweites Stibadium (398; Abb. 181, 182), das gegen- über der ebengenannten Außenwand in einem beson- deren Felsklotz hergestellt ist. Eine Treppe, von der noch zwei Stufen erhalten sind, führte zu dem nach Osten sich öffnenden, etwa 2 m breiten Eingang, neben
Abb. 180: Idolnische Nr. 393 b mit Grundriß der Nische und des Troges Nr. 393 c.
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Abb. 181; Stibadium Nr. 398 mit Durchschnitt.
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XVIII. ES-SIJAR.
welchem links ein N i s c h e n b a s s i n (a) von i,o6 zu 0,50 m für die erforderliche Lustration das Wasser darbot. Der innere Raum, welcher 5,47 zu 5,37 m bei 2,83 m Höhe mißt, hat nach hinten abgerundete Ecken, wobei das Stibadium mit Liegeplatz von 1,50 m und Rand von 0,37 m Breite der Gestalt des Raumes folgt. Der Rand des 0,53 m über den Fußboden erhöhten Liegeplatzes ist hier auf demselben Niveau wie dieser, aber durch eine 0,20 m hohe Einfassung von ihm getrennt. In der Mitte der Rückwand ist eine Nische (b) von 0,57 zu 0,65 m angebracht, deren Hinter- wand sich conchaartig nach vorn biegt und die im Boden mit einer Rinne an der Rückwand versehen ist. Auf der rechten Seitenwand sind nabatäische Inschriften (c)
Abb. 182: Stibadium Nr. 398, Außenansicht. Aufn. der Exped. des Syrian College.
eingeritzt, meist umrahmt durch eine ebenfalls eingeritzte Tabula' ansata. Die Um- rahmungen, deren sich fünf finden, sind verschieden groß, eine der größten mißt 0,66 zu 0,29 m, die kleinste 0,21 zu 0,11 m. Noch gehört zum Heiligtum am Nord- ende der Terrasse eine vorn offene hohe, hinten bogenförmig geschlossene Halle (399) und rechts von ihr ein kleines kreisrundes Bassin (a).
Unterhalb der Mündung des wädi et-turra beginnen im sijar bald auf beiden Seiten sowie im Kessel der Klausenschlucht die durch Steinbrucharbeit senkrecht abgeschnittenen hohen Felswände, welche ihm eigentümlich sind. Nur sehr ver- einzelt bemerkt man hier die durch Euting bekannt gewordenen Felsen- zeichnungen der Steinhauer in unzugänglicher Höhe. Links ein Altar mit
Nr. 398 a — 401 f.
245
Hörnern (400 a) und zwei kleine fensterartige Vierecke (b), die wohl auch Altäre darstellen sollen (viell. Nr. 426 Br.), rechts ein ebensolches Viereck (c). Nach einer neuen Wendung des Tals tritt auf seinem Grunde die etwas sumpfig aussehende Quelle des sei es-sijar hervor, der dann das Tal, soweit man es verfolgen kann, hinabrieselt. Nachdem das Tal zuerst als eine ziemlich ebene, breite und tiefe Schlucht zu bezeichnen war, erweitert es sich, erhält den vollen Charakter eines großen Gebirgstales und senkt sich rasch in nordwestlicher Richtung. Der Weg muß hier den Talgrund verlassen, setzt sich als bloßer Kletterpfad auf der Schutt- halde der rechten Talseite eine Weile fort und verliert sich bald gänzlich. Die weitere Fortsetzung des Tals ist als ungangbar zu bezeichnen. Man befindet sich hier tief unterhalb der Terrasse von ed-der und sieht über einer Felswand von über 200 m Höhe das Rundbogenheiligtum, das zum Bereiche von ed-der gehört, s. Abb. 15, S. 21, wo der kleine Maßstab der Photographie das Heiligtum freilich nicht erkennen läßt.
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Abb. 183: Hörneraltar Nr. 401a.
Abb. 184: Spitzpfeiler Nr. 401 c.
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Abb. 185: Hömeraltar Nr. 402 d.
Da, WO das Tal sich nach Nordwesten umbiegt, um an ed-der vorüberzugehen, enden auf seiner rechten Seite die Spuren der Steinhauerarbeit mit vier aufeinander- folgenden ungeheuren, hallenartigen Wölbungen von über 20 m Höhe. Man begreift kaum, wie die Steinhauer, deren Haustriche diese Gewölbe von unten bis oben bedecken, imstande waren, sie herzustellen, da an ein Herablassen an Seilen von oben bei dem überhangenden Felsen nicht gedacht werden kann. Auch fragt man, welche Veranlassung sie hatten, derartige Wölbungen und nicht wie sonst überall senkrechte Wände herzustellen. An diesen Wölbungen haben sie eine Anzahl von Bildwerken eingeritzt, die gewiß als Widmungen an die Gottheit gemeint sind.
In der ersten Halle (401) sieht man unten einen Altar mit Hörnern (a; Abb. 183; Nr. 428 bBr.) von 0,36 zu 0,79 m, ungefähr in der Mitte der Wand eine ganze Reihe von Bildern (Nr. 428 c Br.), am weitesten rechts eine einfache Spitze (b), dann einen Spitzpfeiler mit Piedestal und Gipfelblume (c; Abb. 184), einen Altar mit Hörnern (d), einen Spitzpfeiler wie vorher (e), und nochmals einen Altar (f)
2^6 XVIII. Es-sTjAR.
und einen Spitzpfeiler (g). Am Übergang zur zweiten Halle (402) befindet sich wieder ein Hörneraltar (a; Nr. 428 aBr.), in der zweiten Halle unten eine Anzahl von „Win- keln" (b; Nr. 428 dBr.), weiterhin ein Hörneraltar (c), darüber hoch oben das Bild eines Altars zwischen zwei Palmbäumen (d; Nr. 428 fBr.; Abb. 185), bei denen auch nicht die nach unten hängenden Fruchtbüschel vergessen sind, unten links noch
Abb. 186: Hörneraltar Nr. 4026. Aufn. v. G. D.
ein Hömeraltar (e; Nr. 428 g Br.; Abb. 186). Die vierte Halle (403), zu der man über eine Schlucht zu klettern hat, enthält wieder zwei Hörneraltäre (a, b; Nr. 428 h Br.). Das hausähnUche Bild, das Euting hier gesehen hat (Nr. 428 i Br.), habe ich nicht finden können, ebensowenig die Figuren, welche Marsh aus dem sijar mitteilt (Nr. 428 m Br.). Wahrscheinlich meint er mit den von ihm abgebildeten zwei Pappeln die beiden Palmen von Nr. 402 d, die auch Hoskins (H, S. 146) gründ- lich verzeichnet hat.
Nr. 401 t; 4oSa.
247
XIX. Der Weg zu ed-der.
Im Tale me'arras hamdän (S. 21) beginnt der eigentliche Weg zu ed-der mit einer Treppe auf der linken Seite des Talgrundes noch vor der Mündung des Neben- tales von rechts. Er überschreitet den sich wendenden Talgrund bald und geht dann durch einen tief in den Felsen geschnittenen breiten Gang aufwärts. Ein Stück vor dem Durchschnitt kann man links vom Wege abbiegen und gelangt in den mit einer Felswand endenden Talschluß. Auf der linken Seite trifft man zuerst auf ein Nischenbassin (404), dann auf eine Felsen- kammer (405) und zwei Grab- kammern (406, 407; Nr. 450, 451 Br.), von denen die erste am Pilaster rechts von der Tür durch ein Kreuz (a) be- zeichnet ist. Die Senkgräber sind hier, was in Petra nicht allzuhäufig der Fall ist, noch mit Gebeinen gefüllt. Brünnow redet von Türen mit Giebel- rinnen. Das Genauere ist, daß die Simse der Giebeltüre, sowie die Verkröpfungen des Architravs künstlich eingesetzt waren, wo- von jetzt nur leere Rinnen und Vertiefungen zeugen.
Im Talschluß fällt durch reiche Verzierung eine Fassade im Tempelstil (408; Nr. 452 Br. ; Abb. 187) auf. Zwei mit Viertelsäulen gekuppelte Pilas- ter mit ornamentierten Petra- kapitälen stützen das an dem Ende verkröpfte Gebälk, über dem sich ein Giebel mit drei Konsolen, welche Urnen tragen,
erhebt. Das Giebelfeld ist mit einem Polypen geschmückt, der Fries mit Pateren und Triglyphen sowie Medusenhäuptem in den Verkröpfungen. Rechts und links von der Giebeltüre, zu der man auf 7 Stufen emporsteigt, sind zwei nach der Mitte schreitende Löwen (a) mit erhobenem Schweif und nach der Tür gestreckter Tatze dar- gestellt, offenbar mit dem Polypen und den Gorgonenhäuptern apotropäisch gemeint, als Hüter des Eingangs. Die Tiere sind am Rücken 0,70 m, mit dem nach vom gewandten Kopf etwa i m hoch und von Hals bis Schwanz 0,62 m lang. Das Innere '
Abb. 187: Triklinium Nr. 408, links Pfeileridol Nr. 409. Aofn. V. W. Forder.
248
XIX. Dkr Weg zu ed-der.
ist unverziert, enthält aber nicht ein Grab, wie Brünnow meint, sondern ein T r i k - 1 i n i u m. v, Domaszewski (S. 164) hält den Bau wegen des Skulpturenschmuckes für jünger als eg-gerra und das Statthaltergrab. Das ist an sich durchaus möglich, aber ich wüßte nicht, warum es vor eg-gerra, dessen Zeit selbst zweifelhaft ist, keinen derartigen Schmuck gegeben haben sollte. Die Fassade folgt einem in Petra pfters vorkommenden Typus, und die Löwen sind entschieden nicht in römisch- griechischem Geschmack entworfen.
Links neben der Fassade ist ein ungewöhnlich großes P f e i 1 e r i d o 1 (409) als Relief angebracht. In einem Felsausschnitt von 1,12 zu 1,32 m erhebt sich über einer Stufe ein Pfeiler von 0,54 zu 0,90 m mit einem Fuß von 0,77 zu 0,25 m.
Abb. 188: Felsdurchschnitt im Weg zu ed-der. Aufn. v. W. Forder.
Auf Photographien (s. Abb. 187) erscheint der Pfeiler leicht wie ein Altar mit Hörnern, ich habe mich aber überzeugt, daß dieser Schein nur durch die Verwit- terung seines oberen Randes entsteht.
Links neben dem schon erwähnten Felsendurchschnitt (Nr. 442 Br. ; Abb. 188) für den Hauptweg des Tales sieht man Spuren einer älteren Treppenanlage, die minder bequem in mehrfacher Wendung den steilen Felsen hinaufführt, welchen der jetzige Weg durchschneidet. Es handelt sich um ein älteres Wegstück, das man nach seiner Zerstörung durch Wasser durch das jetzige ersetzte. Benützte man den alten Weg, so kam man oben zuerst auf eine kleine Felsplatte, in welche em kleiner Trog (410) eingehauen ist, dann über eine künstlich abgeschnittene Wand von 0,62 m Höhe auf eine größere Platte mit einem aus dem Felsen ge-
Nk. 409 — 421. 249
hauencn Stcinwürfel (411) von 0,70 m Länge, 0,43 m Breite und 0,35 m Höhe. Er wird als heiliger Stein zu betrachten sein. In der Felswand zur rechten Seite hoch über dem neuen Wege befinden sich fünf große leere Nischen (412).
Oberhalb des Felsendurchschnittes setzt sich das Tal, dem der Weg hier nicht mehr folgt, in nördlicher Richtung fort. In ihm liegen einige Grabfassaden, die dritte ist ein Grab mit drei Urnen auf den Konsolen des Giebels (413; Nr. 455 Br.), welches Brünnow an die Westwand des Tales verlegt, während es sich auf der Ostseite befindet. Gegenüber von diesem Grabe vermutet Brünnow zwei Inschriften, welche Lagrange in einem Saal und einer Zisterne ,, gegenüber dem Urnengrab" fand. Aber diesem Dreiumengrabe gegenüber liegt weder ein Saal noch eine Zisterne. Dagegen befinden sich andere nabatäische Inschriften (a) und Zeichnungen von Steinböcken (b) rechts neben der Grabfassade am Felsen.
Bis hierher galt der Weg im Grunde eben so wohl den Gräbern in der Fort- setzung des Tales als dem Heiligtum von ed-der. Zu dem letzteren biegt man in einen links sich öffnenden Talkessel ein, in den nach kurzer Zeit von rechts ein Nebental mündet. Vor dieser Stelle sieht man links eine große Pilasternische mit Bogen (414), rechts daneben ein Nischenbassin (a), jenseits der Talmündung, ebenfalls links, eine breite viereckige Nische (414) mit kleinem vertieften Pfeiler- idol, zu der man auf 7 kleinen Stufen aufsteigt. Bei dem Quertal geht rechts der Treppenpfad zu kattär ed-der (XX) in dies Tal hinauf. Gradeaus setzt sich auf einer sich windenden Treppe der Weg nach ed-der fort.
An diesem Wege kommt man zuerst an zwei links liegenden viereckigen Nischen (415; Nr. 456 Br.) vorüber, dann an einer rechts vom Wege künstlich hergestellten Felsbank, auf welcher eine Reihe von sechs Pfeiler - idolen (416; Abb. 189) erhaben dargestellt ist. Das größte, 0,38 zu 0,60 m, steht in der Mitte, zwei mittelgroße, je 0,27 zu 0,50 m, links etwas abgerückt, zwei kleinere, je 0,24 zu 0,44 m, rechts, eng an das größte geschmiegt, das kleinste, 0,20 zu 0,40 m, am weitesten links. Gegenüber befindet sich eine nabatäische Inschrift (417) an der Felswand. Weiter oben links eine kleine Bogennische (418; Abb. 190) von 0,30 m Höhe mit dem Relief einer nach rechts schreitenden Gestalt, die den einen Arm zu erheben scheint, ähnlich der Göttin auf einer Münze von Aretas IV. ^ Rechts sind einige Winkel (419) in die Wand gehauen, einer mit Mittelhnie, ein anderer mit zwei Nebenlinien, ein dritter mit zwei Seiten- zweigen, an ein umgekehrtes V ohne Querstrich erinnernd (S. 761., 96).
Noch weiter oben, wo der Grund der Schlucht, auf welchem der Weg bis dahin läuft, nach rechts abbiegt, sind auf einem Pflasterstein im Wege einige Kreuze (420) eingekratzt. Rechts vom Weg liegen hier drei stelenartige Steine (421) am Boden. Zwei von ihnen sind 2,10 m lang, 0,55 m breit und 0,40 m dick, der dritte ist 1,70 m lang, oben 0,60, unten 0,48 m breit, 0,40 m dick. Alle drei sind an einem Ende abgerundet, der zweite und dritte ist mit Schalenvertiefungen von 0,18, bez. 0,15 m Durchmesser und 0,18, bez. 0,05 m Tiefe auf einer Breitseite ver- sehen. Die letzteren beiden haben auch einen Falz an ihrem oberen Ende, der bei
:) Dussaud, Journ. Asiat. 1904, S. 218, Nr. 25.
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XIX. Der Weg zu ed-der.
ihrem Transport von Bedeutung gewesen sein mag. Ursprünglich war ich geneigt, den Steinen sakrale Bedeutung zu verleihen; ich überzeugte mich aber dann, daß eben solche Langsteine hier beim Treppenbau benützt wurden, sodaß es das Nächst- liegende ist, jene nicht anders zu erklären. [Sakralen Charakter vermag ich auch nicht anzuerkennen bei den beiden Langsteinen mit Falz bez. Schale in Ta'annak, welche Sellin (Teil Ta'annek, S. 68) für sakral hält und als Bestandteil eines Heiligtums bezeichnet, obwohl eine Ölpresse und ein Backofen sich unmittelbar dabei befinden, wovon freihch der letztere zu SelHns Beweisen für das Vorhanden- sein eines Kultorts gehört. Ebenso skeptisch stehe ich den beiden von Schu- macher (MuNDPV 1904, S. 48 ff.) gefundenen und von Vincent (Canaan, S. 132 f.)
anerkannten Mazzeben des vermeintlichen Heiligtums von Megiddo gegenüber, obwohl sich an ihnen auch Schalenvertiefungen be- finden. Sie waren, wie der in derselben Reihe stehende dritte Langstein, die von Schumachernicht erkannte Hälfte der Unterlage einer Ölpresse, nur Träger des Daches des von Schuma- cher ausgegrabenen Rau- mes.] Auf derselben Weg- seite nahe den Langsteinen sind zwei leere viereckige Nischen (422; Nr. 457 Br.) zu verzeichnen.
Nach weiterem Anstieg passiert man eine viereckige Nische mit vertieftem Pfei- ler (423; Nr.459Br.) und ge- langt auf eine schmale Fels- terrasse oberhalb einer zum sijar hinuntergehenden tiefen Schlucht, zwischen deren gelben, weißen und braunen Felswänden man in der Ferne den Berg von en-nmer und das Kalkgebirge des östlichen Hochlandes ragen sieht (Abb. 191). Hier hat man links jenseits des Anfanges der Schlucht zwei unter XXI zu besprechende Heiligtümer, weiterhin am Wege rechts an einem vorspringenden Felsen den steilen Aufgang zu einer christhchen Klause (424; Nr. 460 Br.), nach welcher wir die Schlucht als ..Klausenschlucht" bezeichnen. Nach Brünnow hätte Lord Lindsay sie 1837 ^^^ einen großen Felsaltar beschrieben, aber dieser Reisende muß etwas ganz anderes meinen. Dominikaner aus Jerusalem waren 1896 ihre Entdecker. Die Klause besteht aus einem links (westlich) liegenden Wohnraum mit drei Bänken, einer breiten links und im Hintergrund, einer schmalen rechts, einer durch einen niedrigen
Abb. 189: Idolgruppe Nr. 416. Aufn. v. Ritter v. ZepharoVich.
Nr. 422 — 427.
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Abb. 190: Idolnische Nr. 4i8>
Gang damit verbundenen höher Hegenden Kapelle, die an der Ostwand einen Altartisch enthält, in der Rückwand außer vier Nischen an einer Ecke vielleicht einen zweiten, ebenfalls östUch gewandten Altar, endlich am weite- sten rechts einen schmalen Gang, den ursprünglich eine Mauer vom Abgrund trennte, wohl für Vorräte bestimmt. Die von Brünnow gegebene Beschreibung ist nach dem Obigen zu korrigieren. Sie er- wähnt auch nicht die breite Nische (a) links neben dem Eingang zum Mittelraum, worüber das Bild einer Bogennische mit einem Kreuze darin und noch höher drei Kreuze eingekratzt sind. Griechische und arabische Inschriften (b) finden sich inwendig, eine arabische (c) auch an der Außenseite.
Kurz ehe man die Terrasse von ed-der erreicht, setzt ein Pfad den Haupt- weg, der hier einen Bogen nach rechts macht, gradlinig fort. Von diesem aus steigt man auf einer breiten Treppe von etwa 10 Stu- fen nach links zu einem kleinen geebneten Platz hinauf und hat hier zur Linken ein kleines Hei- lig tum^. Dies besteht aus einer Felsenkammer (425) , neben welcher zwei viereckige Nischen (426) angebracht sind, wäh- rend man gegenüber auf sechs Stufen an einer Felswand zu einer kleinen und einer größeren vier- eckigen Nische (427) auf- steigt. Die zuletzt ge- nannten Nischen hatten jedenfalls eine sakrale Bedeutung. Im Hinter- grunde ist der Platz ab- geschlossen durch den Ab- sturz zu einer Schlucht, welche von ed-der herabkommt. Auch auf dem jetzt beschrittenen Pfade kann man ed-der erreichen. Bequemer ist der Hauptweg, auf welchem man zuletzt von Osten her auf das südliche Ende der der-Terrasse gelangt.
Auf dem ganzen Treppenwege von seinem ersten Anfange im wädi me'arras hamdän kann man 362 erhaltene Stufen zählen. Noch immer ist er trotz aller Zerstörung der bequemste Treppenweg von Petra, mit Stufen, die, wo der Raum
Abb. 191: Klausenschlucht. Im Mittelgrund wadi et-turra, im Hinter- grund gebel en-nm5r. Aufn. v. G. D.
I) S. Abb. 206.
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XX. Kattar ed-der.
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es gestattet, über 5 m breit ange- legt sind, eine wahrhaft königUche Stiege mitten in der Romantik wilder Schluchten.
XX. Kattar ed-der.
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Imjahri85i hat G.P. Marsh nach ZDMG XII, S. 709 f. vom Wege nach ed-der aus eine örthch- keit gefunden, welche sein Führer Kattara Deir ge- nannt haben soll. Brünnow vermutet, daß sie mit der christlichen Klause Nr. 424 identisch sei, was schon die Beschreibung von Marsh nicht erlaubt, welcher sagt, daß er vom Weg nach ed-der auf seiner Mitte nordwärts abgebogen sei. Kattar ed-der, wie die Stelle zu benennen ist, befindet sich am nördlichen Ende des wädi el-kattär, das den Weg zu ed-der in der Mitte kreuzt und bei Brünnow auf Tafel XIII S. 328 auch richtig ange- geben ist. Nach Marsh scheint nur L. Ross^ im Jahre 1855 und Musil 1896 kattar ed-der auf- gesucht zu haben. Ich erfragte und fand es mit einiger Mühe am 29. März 1906.
Ein teilweise noch wohl erhaltener Treppen- weg führt an der westlichen Wand des wädi el-kattär empor in eine schmale, von ungeheuren Felswänden überragte Schlucht, an deren west- licher Seite eine ebene Terrasse von 4 bis 7 m Breite und etwa 70 m Länge sich über dem Tal- grunde erhebt. Das eigentliche Tal endet hier und setzt sich nur als enge Klamm fort. Da, wo diese aus den Felswänden heraustritt, befindet sich auch auf der Ostseite eine Terrasse, schmäler und kürzer als die westliche. Eine Felsencella (427), über welcher zwei Kreuze (a) von dem nachher zu beschreibenden Typus, vor welcher ein Dreieck ein- gegraben ist, mag hier einem christlichen Klausner gedient haben. Nabatäische Inschriften (428) auf dem Felsenband nach vorn zu bezeugen den Besuch
i) S. ZDMG IX, S. 233, wo der angegebene Fundort der mitgeteilten Inschrift notwendig irrig sein muß, da sie sich bei kattar ed-der findet.
Nr. 427—431.
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von Pilgern, welcher nicht der Klause, sondern dem Heiligtum galt. Dies entstand als Seitenstation auf dem Wege zum großen Heiligtum von ed-der wegen des Wassers, das wenigstens im Frühjahr in Fülle von der durch eine größere Zahl von nabatäischen In- schriften (429) ausgezeichneten westlichen Wand tropft, wonach die Stelle noch jetzt der ,, Tropfer", die Tropfwand, ,,von ed-der" genannt wird. Wir nennen es deshalb das Tropf heilig tum (Abb. 192). Eine Rinne, welche die Felswand entlang läuft, sammelt das kostbare Naß und führt es einer Reihe von vier Felsenbassins {430) zu, welche durch kurze Rinnen mit einander verbunden sind. Das erste, das rund geformt ist, mißt i,30zui,6om, das zweite, wie die folgenden viereckig, 2,30 zu 1,10 m, das dritte größte 3,40 zu 2,10 m, das vierte 2,20 zu 1,10 m. MusiP meint, daß das Wasser der Bewässerung eines Gärtchens diente; aber davon ist nichts zu bemerken.
Wenn man von der Tropfstelle am Ende der Terrasse nach vom zu geht, fällt zuerst in der Nähe des runden Bassins an der Felswand eine viereckige
Abb. 193 : Idolniscbe mit Kreuz Nr. 43 1.
Abb. 194: Nischeuwand mit Wandbassin, Pfeiler und Nischen Nr. 433 — 439a. Aufn. v. E. Baumann.
Nische (431 ; Abb. 193*) von etwa 0,60 zu 0,80 m auf, welche Marsh nicht ganz genau abgebildet hat. In ihr sieht man, etwas nach rechts gerückt, eine erhabene
i) Arabia Petraea II i, S. 287.
2) S. Musil, a. a. O., Fig. 96.
254
XX. ICattar ed-dSr.
viereckige Platte von 0,45 zu 0,60 m, links neben ihr eine schmälere niedrigere. In die erstere sind ein Kreuz (a) mit zwei Querarmen und rechts neben ihm einige nicht lesbare lateinische oder griechische Buchstaben (b) eingegraben. Rechts vom Fuß des Kreuzes befindet sich im Boden der Nische eine kleine viereckige Vertiefung, wohl ein Weihwasserbassin für seine frommen Besucher. Daß das Kreuz erst nachträglich hierher gesetzt wurde, folgt aus seiner seitlichen Stellung auf der Platte. UrsprüngHch enthielt die Nische nur jene beiden Platten, d. h. ein größeres und ein kleineres Pfeileridol, und galt somit der Gottheit des Heihgtums.
Weiter links in der Nähe des vierten Bassins befindet sich noch eine leere kleine Nische (432), dann aber beginnt eine Reihe von Objekten sakralen Zweckes. Das erste ist ein nach vorn hervorragendes, nach oben offenes Wandbassin
(433; Abb. 194) von 0,80 zu 0,50 m. ■^ Die I m hohe Rückwand ist etwas
nach vorn gewölbt; an der inwendig 0,35 m, auswendig 0,93 m hohen Vorderwand befindet sich am Grunde ein rundes Schöpf loch von 0,10 m Tiefe, von welchem eine Abflußrinne nach außen führt.
Um 1,05 m weiter südlich ragt etwa 0,20 m pultartig aus der Fels- wand hervor ein 0,67 m breiter und hinten 1,25 m hoher Pfeiler (434), dessen Oberfläche sich bis zu 0,75 m vom Boden schräg herabneigt. Sein sakraler Zweck wird verdeutlicht durch ein in diese schräge Fläche eingegrabenes Bild eines Pfeilers mit Fuß (a) von 0,17 m Höhe und 0,05 m Breite des Pfeilers, aber 0,13 m Breite des Fußes. Darüber hat ein nabatäischer Pilger seinen Gruß (b, vgl. Nr. 460 Br.) eingekratzt. Es folgt zunächst eine kleine breite Nische (435) mit einer Vertiefung in Ge- stalt einer Tabula ansata, die für eine Inschrift bestimmt war^, eine schmale Bogen- nische mit erhabenem Pfeiler (436), ein einzelnes Pfeileridol in vertiefter Arbeit (437), dann eine sorgfältig gearbeitete Idolnische (438; Abb. 195^) von 0,30 m Breite und 0,54 m Höhe mit erhabenem Pfeiler von 0,17 zu 0,42 m ; sie ist von zwei Pilastern flankiert, die einen Architrav tragen.
Unmittelbar daran schließt sich eine Nische von ungewöhnlicher Größe (439), 1,43 m breit, 0,62 m tief und etwa i m hoch. Sie mag für Götterbilder oder Weihe- gaben bestimmt gewesen sein. Links von ihr noch eine kleine Nische (439 a) mit erhabenem Pfeiler^.
Bedeutend weiter vorn liegt in der Felswand das zum Heiligtum gehörende Triklini um (440), ein Saal von 5,50 m Länge und 5,85 m Breite, den auf
Abb. 195: Idolnische Nr 437.
i) Musil, a. a. O-, Fig. 97. 2) Musil, a. a. O-, Fig. 98 (ungenau).
3) Vielleicht Musil, a- a. O-, Fig. 99, wo aber der Pfeiler vertieft gezeichnet ist.
Nr. 431 a— 440 b.
255
drei Seiten Liegeplätze von 1,50 m Breite umgeben. Diese befinden sich 0,20 m über dem sie umfassenden Rand von 0,30 m Breite, der seinerseits 0,50 m über dem Fußboden liegt. In der Rückwand ist eine breite Nische (a) ausgehauen, zu deren Seiten sich rechts ein, links zwei Doppellöcher (b) zum Anhängen von Weihegaben befinden.
XXI. Die Klausenschlucht.
Als Erstes und Zweites Heiligtum der Klausenschlucht (S. 23, 250) be- zeichne ich zwei Gruppen von Felsräumen (Abb. 196) westlich vom obersten Teile des Weges zu ed-der, wo derselbe die christliche Klause (424) passiert. Sie be-
Abb. 196: E^tes und Zweites Heiligtum der Klausenschlacht Nr. 441 u. 442.
finden sich in einer terrassenartig auf der rechten Seite des Anfanges der Klausen- schlucht beginnenden, aber zu ihr gehörenden und vom Plateau des der-Tempels herabkommenden Schlucht, welche Musil, der sie wohl 1896 besuchte, nicht mit Recht als eine ,, kesseiförmige Ebene" benennt und dementsprechend zeichnet. Der Name umm ez-zetüne, den er angibt, ist mir fremd geblieben. Ich weilte hier am 12. No- vember 1906 und 26. April 1907, nachdem Mitglieder der Expedition des Syrian Protestant College von Beirut von 1906 mich darauf aufmerksam gemacht hatten.
256
XXI. Die Ki.ausenschi.ucht.
A. Erstes Heiligtum der Klausenschlucht.
Um das Erste Heihgtum (441) zu erreichen, wendet man sich auf dem Wege nach ed-der am Ende der Klausenschlucht links nach Südwest, d. h. halb rückwärts,
Abb. 197: Erstes Klausenheiligtum Nr. 441a — k. Grundriß und Durchschnitte.
gelangt so auf die andere Seite der Schlucht, steigt einige Stufen aufwärts, geht an einem runden Felsbuckel (s. u.) rechts vorüber und hat schließlich vor sich den Eingang in einen vorn offenen hofartigen Raum (a; Abb. 107) von
Nr. 441 — 441 i.
257
3,80 m Breite und etwa 5,50 m Länge, umgeben von Wänden in der Höhe von 2 bis 2,50 m. Die Rückwand liegt in Südsüdost. An der Vorderseite des Felsens auf der linken Hofseite führt eine Stiege von 16 Stufen, mit einem dreistufigen Seitenzweige nach dem Hof, auf die Oberfläche des Felsens und an eine Zisterne (b) von 2 zu 2,05 m und wahrscheinlich 1,20 m Tiefe. Diese Zisterne hat durch ein Loch von 0,09 m Durchmesser einen Ausfluß nach dem Hofe zu, und zwar mündet derselbe in der Mitte der Rückwand einer Nische (c; Abb. 198) von 1,55 m Breite, 0,60 m Tiefe und einer Höhe von 1,20 m an den Seiten, 1,50 m in der Mitte, da die Decke der Nische bogen-, beinahe dachförmig ist. Ursprünghch mußte hier ein Hahn angebracht sein, mittelst dessen das Wasser abgelassen wurde. Nach einem
Abb. 198: Nische mit WasserausflnB Nr. 441c. Aufn. v. H. Gressmann.
Pfeiler von 0,85 m Breite, an welchem unten am Boden sich eine kleine Nische (d) von 0,28 m Breite befindet, folgt noch eine 1,50 m hohe, 0,90 m breite und 0,40 m tiefe Nische (e) auf derselben Hofseite. An diese Nische schheßt sich die Rück- wand des Hofes, in deren ungefähre Mitte ein Nischenbassin (f) von 1,60 m Länge und 0,76 m Breite eingehauen ist. In der rechten Ecke des Hofes öffnet sich ein 1,20 m breiter Eingang in eine Rotunde (g; Abb. 199) von etwa 2,40 m Durch- messer mit einer in der Mitte etwa 2 m hohen, schwach gewölbten Decke. Im Hintergrund befindet sich etwas links eine um 0,18 m niedrigere Nische (h) von 0,80 m Tiefe und einer Breite von 1,65 m vorn, 1,94 m an der Rückwand. Im unteren Teil dieser Nische ist ein Trog (i) von 1,49 zu 0,56 m bei 0,50 m Tiefe hergestellt, der doch wohl trotz seiner gebogenen Form ein Grab bedeutet. Rechts führt ein 0,80 m
Dalman, Petra.
«7
258
XXI. Die Klaüsenschlucht.
breiter Ausgang in einen der Kreisform des Hauptraums ziemlich entsprechenden Nebengang (j), der sich seinerseits nach dem Hofe zu öffnet, aber auch in Ver- bindung steht mit einer Kammer (k) auf derJWestseite des Hofes. Diese ist 2,85 m lang und nach dem Hofe zu, in den eine 0,90 m breite Tür führt, 2,95 m breit, an der Rückwand 3,25 m. In der Rückwand befindet sich eine Nische in der Höhe der Kammer von 2,65 zu i m. Die Kammer ist 2 m hoch. Alle Räume sind auffallend niedrig. Ich konnte nicht überall genau feststellen, wie tief der ursprüngliche Boden unter dem jetzigen liege, doch kann der Unterschied nur gering sein. Die geringe Höhe des für die Anlage benützten Felsens bedingte niedrige Räume. Die ganze Anlage ist einzigartig und hat etwas Rätselhaftes. Für Ablutionen
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Abb. 199: Eingang zur Rotunde Nr. 441g mit Nebenraum und Nischenbassin. Aufn. v. H. Gressmann.
war durch den Hahn der Zisterne und das Nischenbassin in reichem Maße gesorgt. Der Besucher des Grabes konnte sich sofort wieder reinigen. Der Gang zwischen Rotunde und Kammer verbindet und trennt zugleich diese beiden Räume. Viel- leicht sollte der Grabraum auf diese Weise isohert werden, damit die Kammer als kultisch rein gelten könne. Musil^ hat hier über einer Treppe eine Klause und dann noch eine dreiteilige Klause mit drei Kreuzzeichen gesehen. Die Kreuze habe ich nicht bemerkt. Von „Klausen" kann aber hier nicht die Rede sein.
Dem Hofe schräg gegenüber zwischen dem Treppenweg zum Heiligtum und der Schlucht liegt ein anfangs schon erwähnter Felsknollen, den man zur Herstellung
i) Arabia Petraea II 1, S. 138.
Nr. 441 j — 442 b.
259
einesStibadiums (1; Abb. 200, 201) benutzt hat. Auf 1 1 Stufen von i.iomBreite steigt man von Süden zu ihm hinauf und hat zunächst vor sich einen geebneten Platz von 4,50 zu 4,30 m. An diesen schUeßt sich das jetzt fast ganz weggewaschene Stibadium. Sein um 0,20 m vertiefter Mittelraum bildet einen Kreis von 0,90 m Durchmesser, aus dem ein Segment von 80" herausgeschnitten ist. Der um 0,12 m vertiefte Rand des Liegeplatzes- ist 0,35 m, seine erhöhte Umrahmung 0,22 m breit. Für den Liegeplatz ist eine Fläche von im Ganzen etwa 4 m Breite und 3 m Länge vorgesehen. Ein erhöhter Rand begrenzt sie im Norden und Westen. Daß das Stibadium und der Hof mit seinen Kammern und Nischen zusammengehören, spricht sich durch das Gegenüber der Zugänge deutlich aus. Galt der Hof einem Grabe, so war natürlich das Stibadium für Trauermahle bestimmt. Musil hält den Felsklotz, von dem er in Arabia Petraea II i, Fig. 100, einen stark schematisierten Plan mitteilt, für einen ,, Opferaltar", ohne den Zweck der Rundung auf ihm anzudeuten. Es ist auch recht denkbar, daß man vor dem Stibadium dieOpferschlach- tung vollzog und den Felsen selbst als heiligen Stein be- trachtete.
B. Zweites Hei- ligtum der Klau- sen-schlucht.
MitgUeder der Expedi- tion des Syrian Protestant
College vom Jahre 1906 sagten mir von einem zweiten Heiligtum (442; Abb. 197), welches sich westlich von dem ersten befinde. Am 26. April 1907 konnte ich es be- suchen. Es liegt an der rechten Seite der von cd-der herabkommenden Schlucht, zwischen welcher und der Klausenschlucht J^das erste Heiligtum liegt. Man erreicht es auf demselben Wege, der zu dem ersten führt. Es gibt aber auch eine direktere Verbindung nach dem Hauptwege zu ed-der mittels eines Treppen- pfades von 34 Stufen, welcher etwas oberhalb von der Schlucht aus nach ihm hinüberführt.
An der westlichen Wand der Schlucht steigt man eine Treppe von 25 Stufen zu einer schmalen Felsterrasse empor und hat hier links erst etwas, was wie ein flaches Bassin (a) aussieht, dann den Beginn eines langen schmalen, von Nordwest nach Südost laufenden Felsblockes, dessen Höhe man auf einer 1,10 m breiten Treppe von 25 Stufen erreicht. Oben hat man zunächst vor sich eine rohe Fels- platte von 8 m Länge und 3 — 6 m Breite, dann etwas höher einen künstlich ge- ebneten viereckigen Platz (b; Abb. 202) von 6 zu 7,60 m, den man sich als den Opfer- und Spendeplatz des Heihgtums denken muß. Durch die Mitte
17*
Abb. 200: Stibadium Nr. 441 1, Grundriß und Durchschnitt.
200 ^^^- I^iE Klausenschi.ucht.
der kaum 0,50 m hffhen Rückwand führt eine Rinne (c), die aber keinem prak-
Abb. 201: bübadium .\r. 441 1 von Siiden. Aufu. v. G. D.
tischen Zwecke dienen konnte. Schlecht erhaltene Stufen (d) führen auf der Rück-
Abb. 202: Opferplatz Nr. 442 b. Aufn. der Exped. des Syrian Protestant College.
Seite abwärts. Den Felsen des Opferplatzes trennt von der eigentlichen Felswand der Hauptschlucht ein schmaler Durchgang, an den sich weiterhin eine Neben-
Nr. 442 c — I.
261
Schlucht anschließt. In ihm sieht man am Fuß der Treppe zum Opferplatz eine Nische (e; Abb. 203) vun 0,50 zu 0,65 m mit erhabenem Pfeileridol von 0,22 zu 0,42 m, über welchem ein kleines Bogennischchen angebracht ist. In der Felswand selbst liegt dem Treppenaufgang gegenüber ein Felsens aal (f; wohl M i bei Br.) von etwa 7 m im Geviert mit hoher Tür ohne Triklinium, und weiter nach vorn unmittelbar an der von unten" kommenden Treppe ein zweiter kleinerer Raum (g; wohl M 3) von 3,50 zu 3,25 m, mit Neben- kammer (h) von 2,10 zu 2,25 m (Abb. 204). Dem erstgenannten Raum ist eigentümlich, daß er ein Souterrain hatte, das wohl gegen 2 m hoch war, während das Zimmer darüber eine Höhe von 3,25 m hatte. Jetzt ist der beide Räume trennende Fußboden verschwunden. Ein gebauter Treppenaufgang, unter dem man wohl in das Souterrain gelangen konnte, führte
direkt zur Tür des Obergeschosses (Abb. 205), welche durch ein jetzt verschwundenes Gebälk von einem darüber hegenden Fenster geschieden war. Rechts von dieser Tür trat man durch eine zweite Tür in einen kleinen Vorraum (i) von 1,85 zu 0,97 m und gelangte durch diesen in die oben erwähnte Nebenkammer von 2 m Höhe,
Abb. 203: Idolnische Nr. 4426,
Abb. 204: Kammergruppe Nr. 442 f — i, Grundriß und Durchschnitt (mit Türwand),
welche mit dem Hauptraum durch Tür und Fenster verbunden ist. Ein Kreuz mit Fuß und zwei Querarmen (j), neben dem ein Nischchen angebracht ist, zeigt, daß ein christlicher Klausner einmal hier gehaust hat. Aus der ,, heidnischen Zeit" stammen aber gewiß die vor dem Eingang liegenden Bassins. Links befindet sich erst ein Nischenbassin (k) von 0,80 m Länge, dahinter ein offenes Bassin (1) von 2,32 zu 0,80 m, rechts an der Außenwand des Vorraumes der Nebenkammer ein
262
XXII. Ed-der.
zweites Nischenbassin (m) von i,oi m Länge. Für Lustrationen war also hier reich- hch gesorgt. Man könnte vermuten, daß im Souterrain der Raumes h sich die Gruft befand und alle übrigen Räume den Opferfestlichkeiten dienten. Indes erwähnt Musil (a. a. O., S. 139) 60 Schritt von der Treppe zu dieser Anlage eine Grabkammer, neben deren Eingang sich zwei Idolnischen befinden, die eine ähnUch der auf Fig. 203 von mir dargestellten, die andere mit zwei Pfeilern von gleicher Größe versehen. Auch ein Wasserbecken hat Musil in dieser Gegend bemerkt. Wahr- scheinlich gehört die Kammergruppe und der Opferfelsen zu diesem Grabe.
Unverständlich ist mir, was Musil von seinem Wege von ed-der nach dem
Abb. 205; Eingang zu Kammer Nr. 442 g und i, mit Kreuz und^Nischenbassin. Aufn. v. G. D.
sijar berichtet. Er sei durch die Schlucht ^jararib 'ejäl 'awde an fünf Gräberanlagen und einer Nische mit doppeltem Pfeileridol, ein größerer Pfeiler links, ein kleinerer rechts, dorthin hinabgestiegen. Nach seiner Karte beginnt diese Schlucht am süd- lichen Ende der Terrasse von ed-der und endet im sijar oberhalb der Quelle. Aber die so beginnende und endende Schlucht ist diejenige, an welcher die eben beschriebenen Heiligtümer liegen. Es muß in Musils Beschreibung oder in seiner Karte etwas nicht in Ordnung sein. Vielleicht meint er die S. 260 f. genannte Nebenschlucht.
XXII. Ed-der.
Das erste, worauf das Auge des Besuchers der Bergterrasse von ed-der fällt, ist die gleich beim Aufgang sich rechts erhebende gewaltige Tempelfassade in bräun-
Kr. 442 m— 446. 263
lichem Fels. Irby und Mangles waren die ersten, welche sie 1818 von cn-ncbi härün entdeckten, nachdem sie von der Höhe über eg-gerra aus schon die sie krönende Urne gesehen hatten. Ich besuchte ed-der am 26. März 1904, 29. März und 12. No- vember 1906 und 26. April 1907. Nach Musil soll der Name ed-der eigentlich den Ruinen des Burgberges von ed-der gelten, während der Tempel el-fatüme genannt werde. Mir versicherte mein beduinischer Führer Hamdän nachdrücklich, daß el- fatüme eine Bezeichnung für' eg-gerra sei wegen der weiblichen Figur über dem Eingang, und daß der Name ed-der hier an der Tempelfassade hafte. Wer die Neigung der Araber kennt, Ruinen größerer Gebäude der zu nennen, muß nicht weiter danach fragen, weshalb ihnen das Bauwerk als ein ,, Kloster" erschien. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Klausen der Umgebung zu einer Laura zusammengeschlossen waren, welche hier im Saale des der-Tempels ihren Mittel- punkt hatte. Das Kreuzeszeichen, welches wie nirgends sonst bei Petra den Weg zu ed-der begleitet, ist ein Zeugnis in der gleichen Richtung. Der Weg zum Wasser war freilich weit, doch ist nicht ausgeschlossen, daß die Möglichkeit bestand, in der Klausenschlucht oder neben ihr zur Quelle des sijar hinabzugelangen. Die zahlreichen Einzelheiten der Umgebung von ed-der zerfallen in sieben Gruppen, welche der Reihe nach zu besprechen sind (Abb. 206).
A. Erste Gruppe.
Man hat beim Aushauen des der-Tempels auf beiden Seiten den Felsabhang stehen gelassen und dadurch einen Vorhof geschaffen, welcher der Fassade einen ruhigen Rahmen bietet. In der Vorderseite der rechts vorstehenden Achsel ist sehr tief im Boden eine Kammer (443) angebracht. Über die linke Achsel führt eine Treppe von 74 Stufen auf das Dach des Tempels, wo man den besten Eindruck von seinen gewaltigen Verhältnissen erhält. An der Treppe liegen in verschiedener Höhe Reste von zwei Kammern (444) und ein Nischenbassin (445), möghcher- weise aus der Zeit vor dem jetzigen Tempelbau stammend.
Die 46,80 m^ lange und ohne die Giebel etwa 32 m, bis zur Urnenspitze etwa 42 m hohe Fassade des Tempels (446; Nr. 462 Br. ; Abb. 207) besteht aus einem etwa gleichhohen Unter- und Obergeschoß. Im letzteren treten eine spitzgedeckte Tholos, zwei viereckige Pavillons mit gebrochenen Giebeln und zwei bloß dekorative Anten bis an die Front des Untergeschosses vor, welches eine entsprechende Gliederung erfahren hat. Der Tholos entspricht die oben einwärts gebogene Türnische zwischen übereck gestellten Säulen mit vorgezogenem Ge- bälk. Die viereckigen Pavillons sind gestützt nach der Mitte zu durch je eine aus der Front vorgezogene Säule mit verkröpftem Gebälk, nach außen durch die innere Achsel der Endrisalite der Front, welche auf einer Seite von einer Säule, auf der anderen Seite von einem mit einer Viertelsäule gekuppelten Eckpilaster eingefaßt werden. Die letzteren tragen gleichzeitig die ebenso behandelten Anten des Oberstocks.
Als Modell hat dem Erbauer wohl der Oberbau von eg-gerra gedient. Er mag erkannt haben, daß diesem der organische Zusammenhang mit dem Unterbau
i) Diese Länge ist von mir mit Bandmaß gemessen, die Höhe aus photographischen Aufnahmen erschlossen. Musil gibt 49,20 m Länge und 38,25 m Höhe einschließlich der Urne.
264
XXII, Ed-der.
Nr. 446.
265
fehle, und wollte seinerseits einen wirklich entsprechenden Unterbau schaffen. Vielleicht hat er auch absichtlich den Giebelbau eines griechischen Tempels ver- meiden wollen. Dabei sah er sich genötigt, das Bauwerk zu verbreitern, um ihm für den ihm bestimmten freieren Platz das nötige Ebenmaß zu geben. Er tat es, indem er den Unterstock durch die risalitartig vorgezogenen Enden verlängerte und für den Oberstock jene antenartigen Seitenachseln als entsprechende Er- gänzung schuf. -Das war ein Notbehelf, aber kaum zu umgehen, wie der Vergleich mit dem viel jüngeren Korinthischen Grabe, dieser stümperhaften Nachahmung von eg-gerra zeigt, das durch den Verzicht auf diesen Ausweg nicht gewonnen hat.
Abb. 207: Fassade des Tempels Nr. 446. Aufn. v. G. D.
Die Einzelheiten des Bauwerks dürfen nicht nach der Wiedergabe bei Brünnow (S. 187) beurteilt werden. Sie ist nicht nur in dem von Domaszewski erwähnten Punkt, sondern in vielen Dingen ungenau. Die Nischen des Unterstockes sind zu niedrig, die Türe ist zu sehr in die Länge gezogen, der Gebäudeteil, dem sie ange- hört, verzeichnet, die gekuppelten Viertelsäulen an den Eckpilastern sind zu breit, die Platten unter den Kapitalen zu dick, die Kapitale selbst zu niedrig, die Säulen neben den Türen falsch gedreht. Am Oberstock sind die Postamente in den Nischen ungenau, die gewölbte Umrahmung der Mittelnische ist plattgedrückt, die Wasser- tropfen unter den Triglyphen fehlen. Auf dem Dach ist das Kapital unter der Urne zu schlank, das Postament der Urne rund, statt viereckig, ihr Körper aus einer Terrine mit Deckel (Abb. 208) in ein Flacon verwandelt. — Um dem Unter- stock den Charakter größerer Schwere zu geben, wurde er minder stark gegliedert
266
XXII. Ed-der.
als der Oberstock, erhielt Säulen ohne Basis mit einem wulstigen Kapital, das an die Kapitale des Oberstocks des Etagengrabes (Nr. 752) und des Säulensales von el- farase (Nr. 242) erinnert, während schlankere Säulen im gewöhnlichen peträischen Stil mit einer Basis, die aus Wulst, Platte und Plinthe besteht, den Oberstock zieren. Nischen und Tür des Unterstocks sind ädiculaartig behandelt und mit Konsolen gekrönt, während sie im Oberstock nur mit Architrav und Gesims überbälkt werden. Der Fries des Unterstocks ist niedrig und unverziert, während er im Oberstock breiter angesetzt, in Triglyphen und Metopen gegliedert, sowie mit
Abb. 208: Dach der Tholos von ed-der. Aufn. v. W. Forder.
Tropf leisten und Schilden geschmückt ist. Auffallend ist dabei die große Nüchtern- heit des Baues. Die fünf Nischen der Fassade, welche Bildwerke enthalten sollten, sind leer gelassen. Die von MusiP behaupteten Bossen für die geplanten Orna- mente sind nicht vorhanden. Nur die Nische der Tholos zeigt ein Loch, das der Befestigung eines Gegenstandes gedient hat. Es "ist aber so niedrig angebracht, daß man kaum an eine Statue denken kann, sondern eher an das in Petra übliche Gottessymbol. Auch die Konsolen über den Nischen und auf der Bedachung sind
i) Arabia Petraea II i, S. 142.
Nr. 446.
267
ohne Aufsatz geblieben. Wenn man vollends an die vom Erbauer doch gekannte Fassade von eg-gerra mit ihrem reichen figürlichen Schmuck im hellenistischen Stile denkt, muß die herbe Einfachheit von ed-der als vom Erbauer geflissenthch beabsichtigt erscheinen. Er wollte nicht fremdländischem Geschmacke folgen, sondern in einheimischem Stile etwas schaffen, was eines einheimischen Gottes würdig war. Daher die Beschränkung auf die Ornamentik, welche die Grabfassaden Petras darboten. Das peträische Pilasterkapitäl wurde für die Säulen des Ober- stocks benützt, für den Schmuck des Frieses ein auch sonst in Petra häufiges Motiv*. Die einzige Erfindung, welche vielleicht dem Architekten zuzuschreiben ist, war das Kapital der Säulen des Unterstocks, das aber auch als eine Umgestaltung des ausgebogenen peträischen Kapitals in das Wulstige verstanden werden kann.
Über die Eigenart des peträischen Kapitals mögen hier einige Bemerkungen hinzugefügt werden. Es verdient jedenfalls diesen Namen, weil es in Petra den Baustil beherrscht und sicherlich auch hier erfunden wurde, v. Do- maszewski hat für die Grabfassaden, bei denen diese Kapitale auftreten, den Namen
Abb. 209 und 210: Kapitale von {lirbet en-nusranije uod jjirbct eg-goze.
..Typus: Hegr" eingeführt; aber die Bauten von el-hegr^, welche das Petra-Kapital aufweisen, verhalten sich zu Petra wie ein dürftiger Ableger zum Baum*. Übrigens sind Spuren des Petra-Kapitals auch noch anderwärts nachzuweisen, so nach Vincent* in el-leggün, nach meinen eigenen Beobachtungen in sehr roher Form in ^jirbet en-nusränije (Abb. 209) bei bsera, feiner ausgeführt in Jjirbet eg-göze (Abb. 210) in derselben Gegend, sowie im südlichen Tempel von däträs* (Abb. 211). V. Domaszewski (S. 166) nennt das peträische Kapital ,, verkümmert" und meint, es habe seine feineren Formen erst durch bemalten Stuck erhalten. Das bedeutet aber völlige Verkennung des Wesens der peträischen Steinbildnerei, welche nicht nach dem vereinzelten Beispiele von Nr. 676 Br. zu beurteilen ist.
i) Schilde in den Metopen s. an den Fassaden Nr. 35, 239, 258, 403, 452, 657, 731, 772, 846 Br., sowie in der Cella gegenüber ed-der, s. weiter unten.
2)3. darüber Doughty, Documents fipigraphiques receuillis dans le Nord de l'Arabie.Taf . XXXIIIff.
3) Blanckenhorn , Die Hedschäz-Bahn, S. 42, meint, daß dort „mehr Ruinen, Felsengrotten und nabatäische Inschriften" zu finden seien als in Petra ; aber Meißner Pascha, der beides gesehen, versicherte mir, im Einklang mit den Mitteilungen Doughty's, das Gegenteil und nannte die Fels- bauten von medäin sälih unbedeutend und roh.
4) Rev. Bibl. 1898, S. 437.
5) Brünnow redet I, S. 61, von zwei Tempeln auf der Höhe von däträs, wozu dann noch das abseits gelegene kasr el-bint kommt, wirft aber auf den Abbildungen beide zusammen.'
268
XXII. Ed-dEr.
Der Sandstein von Petra verträgt zwar, wie man an eg-gerra sieht, durchaus eine feinere Bearbeitung, aber bedurfte dann eines Schutzes gegen die Unbilden der Witterung, der nicht überall mögUch war. Dieser Umstand sprach gegen eine allzu plastische Behandlung der Kapitale. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das peträische Kapital als Pilasterkapitäl erfunden wurde, da es als solches fast durch- weg vorkommt. Freistehende Säulen mit peträischem Kapital hat nur das Heihg- tum des Gartentals (Nr. 244) und die Tempelfassade von el-bärid (Nr. 847), auch Halbsäulen sind nicht häufig. Man empfand nun, daß die übüche platte Form des Pilasterkapitäls mit ihren feinen Ornamenten sich für Petra nicht eigne. Die Grabfassaden mußten, um an den hohen Felswänden nicht zu verschwinden, überhöht
Abb. 211: Kapital vom südlichen Tempel von datras. Aufn. v. H. Gressmann.
werden und waren auf Fernwirkung berechnet. Dementsprechend bedurften die dabei verwandten Kapitale einer Behandlung, welche ihre Schatten verstärkte und feineren Schmuck ersetzen konnte. Außerdem hat man wohl absichthch griechische Stilformen nicht nachahmen, sondern etwas Originelles schaffen wollen. Man erreichte das Ziel, indem man, von dem geschweiften Abakus des ko- rinthischen Kapitals ausgehend, das Pilasterkapitäl wie eine Volute auf beiden Seiten nach vorn bog und die korinthische Rosette durch einen Knauf am oberen Rand ersetzte. Den Übergang zum Echinus gewann man durch einen kräftigen Bogenschnitt, unter den am Kapital unter der Urne von ed-der (Abb. 208) ein gebogenes Blatt als Ornament gesetzt wird^. Weil große Höhe des glatten ,, Blattes"
1) Ebenso am Unterstock des Etagengrabes Nr. 752, an der Tür des Urnengrabes Nr. 754 und von Nr. 813 Br.
Vr. 446 a.
269
des Kapitals ungünstig wirkte (s. Abb. 209 u. 210), ersetzte man das dem Kapital fehlende durch einen um so höheren Echinus. Bei ed-der besteht er im Oberstock aus einer schmalen Leiste, einem abgeplatteten Karnies und zwei gleichstarken, gradlinig abgeschrägten Platten'. Im Unterstock hat man das „Blatt" nicht durch grade Linie und einwärts geschnittenen Bogen, sondern nur mit einem auswärts gerichteten Bogen abgeschnitten und ihm einen nach unten einge- zogenen Wulst aufgesetzt. Ein einziger Ring schließt die Säule gegen das Kapital ab. Das Resultat kann in beiden Fällen ästhetisch nicht vöUig befriedigen. Es fehlte den peträischen Steinbildnem der Einblick in die Gesetze der in Stein schaffenden
Abb. 212: Saal des der-Tempels Nr. 446, Grundriß und Durchschnitt.
Kunst. Aber man kann nicht leugnen, daß sie die beabsichtigte Wirkung er- reichten. Sie haben ja auch in den Felsen nicht ,, Bauten ', sondern „Deko- rationen" herstellen wollen, welche man am ehesten mit dem Dekorationsstil von Pompeji vergleichen kann.
Das Innere enttäuscht bei all den gewaltigen Kulissenbauten von Petra, so auch bei dem der-Tempel. Durch eine gewaltige Tür von etwa 4 m Breite und 8 m Höhe, welche Dieterici (bei Brünnow) als klein bezeichnet, gelangt man in den um 2 m höheren, ziemlich quadratischen Tempelsaal (a; Abb. 212) von fast genau 12 m Breite, 11,20 m Länge und gegen 10 m Höhe. Er ist an sich geräumig,
i) Aus Abakus und Karnies, worunter ein Ring gesetzt ist, besteht das ganze Kapital bei den Säulen des Vorhofes des Grabes mit der Urne Nr. 754 und des hän Nr. 5.
270
XXII. Ed-der.
entspricht aber doch nur etwa dem vierten Teil der 46,80 m breiten Fassade. Genau in der Mitte der Rückwand befindet sich als einziger Schmuck eine von einem unschönen flachen Bogen mit angesetzten Rändern gedeckte, durch wenig her- vorragende Pilaster eingefaßte Nische (b; Abb. 213) von 4,34 m Breite, 2,35 m Tiefe und etwa 6 m Höhe. In ihr erhebt sich eine 1,08 m hohe Plattform (c), auf welche beiderseits fünf Stufeni (d) hinaufführen. Blutspuren, welche an der Vorder- seite der Plattform und über die Stufen herunterlaufen, bezeugen vielleicht, daß Be- duinen noch immer die sakrale Bedeutung des Raumes, den sie sonst als Schafstall
Abb. 213: Idolnische Nr. 446b. Aufn. v. G. D.
benützen, durch Schlachtopfer anerkennen. An der Rückwand der Nische erkennt man die Spuren eines jetzt weggehauenen altarähnlichen Würfels (e) von 1,31 m Höhe und 0,83 m Breite seiner Fläche, aber i,ii m Breite des Fußes. Er mag ursprünglich auch etwa 0,80 m von der Wand hervorgeragt haben. Diese Ein- richtung, in der sich ed-der von eg-gerra undjjedem anderen Grabe Petras unter- scheidet, beweist, daß es kein Grab war, sondern ein Heiligtum. Christen haben später den Steinwürfel weggehauen imd Kreuze (f) in die Wand gekratzt, zwei
i) Vier Stufen werden von Musil gezeichnet, aber die fünfte steckt in dem Schafdünger, der den Boden des Saals bedeckt. Die einzelnen Stufen messen 28, 19, 19, 18, 10 cm bei 75, cm Breite.
Nr. 446 a— 447.
271
genau über der Mitte des Altars, zwei andere in seiner Nähe, drei etwas weiter ab in der Nische. Beduinen älterer Zeit haben die von ihnen gejagten Steinböcke (g), moderne Reisende ihre Namen an die Wand gemalt.
Die Eingangstüre befindet sich auffallenderweise nicht genau gegenüber der Nische, sondern ist um 0,73 m nach Hnks geschoben. Das ist vielleicht nicht zufällig. Die Fassade schaut nach Südwest. Wurde die Tür etwas nach links gerückt, so konnte die Sonne bei tieferem Stande die Mitte der Rückwand des Saales treffen. Tatsächlich erhält, wenn die Sonne nachmittags der Front genau gegenübersteht, die Stelle des früheren Altars und noch etwa 1,50 m der Wand darüber, somit auch ein etwa auf den Altar gestelltes Idol, volles Sonnenlicht.
Die gebaute Treppe, welche ursprünglich zu der gegen 2 m hohen Türschwelle hinaufführte, ist völlig verschwunden. Der 0,57 m breiten Schwelle (h) ist nach innen zu eine 0,16 m tiefere, 0,60 m breite Stufe (i) vorgelagert, die selbst 0,19 m über dem Fußboden des Innenraums Hegt und sich übrigens auf den Seiten der 1,85 m tiefen Tür- nische fortsetzt. An den Enden der Stufe be- finden sich Vertiefungen (j) von 0,73 m Länge, 0,43 m Breite und 0,12 m Tiefe. Sie müssen Einsätzen für die Türangeln gedient haben. Daß die Türe zweiflügelig war, sieht man aus dem Riegelloch (k), das sich nicht in der Mitte der Tür, sondern 0,25 m weiter nach links befindet. Der linke Flügel war offenbar der festgeriegelte.der rechte öffnete sich zuerst. . Der ziemlich quadratische Tempel- h o f , der auf der Südseite künstlich aufge- mauert ist, steht auf seiner nordwestlichen Seite durch einen künstlich gebrochenen breiten Aufgang mit Stufen in Verbindung mit dem etwas höheren Hauptplateau von ed-der. Rechts von diesem Aufgang befindet sich eine schmale, sich in zwei Stufen erhebende Terrasse unterhalb der schon erwähnten Treppe zum Dache des Tempels. Auf der unteren Stufe erhebt sich ein aus dem Felsen gehauener Altar (447; Abb. 214, 215), auf welchen das Institutsmitglied Oehler mich 1904 aufmerksam machte, den aber auch Musil schon bemerkt hatte ^. Die Altarterrasse war nach dem Tempelplatz zu durch eine Mauer abgeschlossen. Eine Mauer befand sich auch am südlichen Ende ihrer Oberstufe, sowie in der Fortsetzung ihrer Westseite zum Schutze gegen das Sturzwasser der nahen Schlucht 2.
Dieser Altar, dessen Ecken nach den Himmelsrichtungen weisen wie der Saal des Tempels, ist ein ziemlich genaues Quadrat von 2,82 m Seitenlänge, nur die Südostseite ist 3 m lang. Die Höhe bettägt 1,35 m, auf der Nordostseite, wo
i) Arabia Petraea II i, S. 143, Fig. io8 — iio.
2) Musils Plan, Fig. 109, ist stark schematisiert und ungenau.
Abb. 214: Altar Nr. 447, Grundriß und Durchschnitt.
272
XXII. Ed-der.
das Terrain gestiegen ist, nur 1,07 m. Auf der im übrigen glatten Oberfläche erkennt man einen um etwa 0,07 m erhöhten Rand von 0,25 m Breite, welcher rings herum läuft. Den Aufgang vermittelt eine 1,40 m breite Treppe, welche ganz zur Ober- fläche des Altars hinaufführt. Sie ist jetzt zum größeren Teil zerstört, vier Stufen sind erkennbar, etwa acht werden es ursprünglich gewesen sein.
Die Stellung des Altars seitab vom großen Tempel, zu dem er doch gehören muß, kann wunder nehmen. Der Opfernde schaute nach Südost, also am Tempel vorbei, nicht nach ihm hin. Indes auch in römischen Tempeln kommt diese Stellung des Altars vor^. Doch ist möglich, daß der Altar ein Rest einer älteren Anlage war, welche bei Errichtung des großen Tempels zum größten Teile verschwand.
Abb. 215: Altar Nr. 447 von Westen. Aufn. v. G. D.
Neben der Treppe zum Tempeldach findet sich ein vielleicht aus alter Zeit stammender kleiner Kochherd (448), bestehend aus zwei parallelen Steinen auf einer von Steinen eingefaßten Platte. Musil hat in dieser Gegend das , .Bruch- stück eines Obelisken" gesehen, von dem ich nichts wahrgenommen habe.
Gegenüber der Tempelfassade an der nordwestlichen Ecke des Tempelplatzes liegt ein Felsblock (449) mit einer Kammer (a), einer darüber befindlichen offenen Halle (b), zu der eine Treppe führte, auf der Westseite, und einem auf der Ostseite befindlichen vertieften Pfeileridol auf einer Bank (c). An die südwesthche Ecke des Platzes stößt eine breite, in vielfacher Weise bearbeitete Felsmasse (450), die
1) Z. B. im Isistempel zu Pompeji, s. Overbeck, Pompeji, S. 108.
NR. 447—453- i73
wir den Grottenfels nennen, bei Brünnow wohl mit dem Felsen M 26 gemeint, der aber wie alle anderen Hügel von ed-der nicht an richtiger Stelle in die Karte eingetragen ist.
An der Vorderseite führt links ein schrägansteigender Aufgang ohne Stufen zu einer Terrasse (a), welche sich um das linke Ende der Felsmasse herumzieht. Rechts gelangt man auf einer Treppe am andern Ende des Felsens zu einer Grotte (b), unter der sich eine große viereckige Halle (c) befindet, die vielleicht mit Nr. 469 Br. zusammenfällt. Auf der rechten Schmalseite führen zwei Treppen in etwa 25 Stufen auf die abgeplattete Oberfläche des Felsens, auf welcher außer einigen Rinnen und Stufen nichts Bemerkenswertes zu sehen ist. Der Zweck, für den der ganze Fels hergerichtet wurde, ist nicht deutlich. Möglicherweise war dies der zum älteren Heiligtum gehörende große heilige Stein. Auch fand sicti hier trefflicher Platz zur Aufstellung von Weihegaben.
B. Zweite Gruppe.
An den Tempelplatz grenzt westlich -und nördlich ein etwas höher gelegenes Plateau, dessen Umgebung bei Brünnow auf Tafel XIV (S. 336) und auf Musils ,, Umgebungskarte von Wädi Müsa" nicht zutreffend wiedergegeben ist. Im Osten ist es begrenzt von der durch zwei Schluchten gegliederten Bergmasse, in die auch der Tempel von ed-der eingebaut ist. Südhch grenzen daran nahe dem ,, Grotten- felsen" zwei Bergknollen, hinter denen dann erst eine größere Felsmasse beginnt. An der südwestlichen Ecke befindet sich eine Lücke, durch welche der nächst- liegende Teil des Plateaus sich durch eine kurze Schlucht nach dem sijar entwässert. Die westliche Begrenzung bildet im Süden ein breiter und ziemlich hoher Hügel, den wir den ,, Burgberg" nennen (M 23 bei Br.), weiter nördlich ein niedrigerer, ebenfalls langgezogener Hügel (M 17 bei Br.), von ims als ,,Teichhüger' benannt, an den sich ein noch kleinerer dritter Hügel schließt. Im Norden ist das sich hier senkende Plateau offen und wird zu einem Tal, das in nördlicher Richtung einem Nebenzweig des sijar zuläuft.
Der zwischen dem Burgberge und der östlichen Bergwand liegende Teil des Plateaus hat wohl sakralen Festen gedient. Unmittelbar unterhalb des Burg- berges befindet sich ein Oblongum (451) von 60—70 m Durchmesser, eingefaßt durch einen niedrigen Wall von Steinen. Nahe der Mitte ist der Felsboden sichtbar, sodaß also an ein tief in den Fels gesenktes Amphitheater nicht gedacht werden kann. Auch ist der Steinwall so unbedeutend, daß er als Beweis gebauter Sitz- reihen nicht wohl zu verwenden ist. Immerhin konnten irgendwelche Spiele oder Tänze hier vorgenommen worden sein. Man könnte auch einen Opferplatz im großen Stile vermuten.
Ein anderer Steinwall oder Rest einer Mauer umgrenzt einen an die östliche Bergwand angeschlossenen großen Platz weiter nach Norden. In seiner Mitte befinden sich größere Reste von zwei kleinen, wohl quadratischen Bauwerken (452, 453), von denen das südlichere 3,90 zu 4,15 m mißt. Kleine Tempel könnten hier gestanden haben. Eine Mauer umgrenzte sie und einen Teil des Plateaus.
Tritt man vom Tempelplatz her auf das Plateau, so hat man, gleich nach- dem man den Altar passiert hat, zur Rechten eini kleine kurze Schlucht, aus
Dalman, Petra. jg
274
XXII. Ed DKR.
welcher eine Wasserleitung hervorkommt. Diese läuft unten an der Bergwand hin und mündet in eine große, teils im Felsen liegende, teils überwölbte Zisterne (454; Nr. 463 Br.), welcher außerdem eine zweite höher gelegene Leitung von Norden her Wasser zuführt. Über der Zisterne hegt ein kleine Kammer (455). Unter der oberen Wasserleitung und über einer Bogennische mit Pilastern (456 ; Abb. 216) bemerkte ich weiter links eine dreizeihge Inschrift (457), die ich mit Hilfe des Fernglases kopierte. Es folgt eine zweite Zisterne (458), eine Aedicula-Nische (459), in welcher vielleicht der Rest eines Idols erkennbar ist, eine Kammer (460), eine
Reihe von acht übereinander auf- steigenden langen Stufen (461), die wie die Sitzreihen eines Theaters aussehen, aber wohl für Weihegaben bestimmt waren, endlich eine C e 1 1 a (462; Nr. 465 Br.). Die Rückwand der letzteren enthält eine als Aedicula ausgeführte Nische (a; Abb. 217), deren jetzt verschwundene Kapitale und Gesimse aus anderem Gestein eingesetzt waren. Zwei Pfeileridole haben auf Piedestalen darin gestan- den, sind aber fast völlig zerstört. Eine unverzierte Bogennische (b) ist rechts daneben angebracht. Eine große Zahl kleiner viereckiger Löcher (c), meist in Dreiecken angeordnet, hoch oben in der Nischenwand waren wohl für Pflöcke bestimmt, an die man Weihegaben hängte. Ein kleines Nischchen (d) befindet sich mitten unter der Giebelnische. Einige naba- täische und griechische Inschriften (b; CJS 436 — 438) wurden von frommen Pilgern, angeschrieben.
Hinter dem HeiHgtum zieht sich eine zweite kurze, jetzt von schönen Wacholderbäumen beschattete Schlucht in die Bergwand hinein. In ihrem Hintergrund kommt man zu einer kleinen Cella (463; Nr. 466 Br.) mit einer kleinen Nische mit erhabenem Pfeileridol in der Rückwand. Die Skizze von Domaszewski läßt das Idol zu klein, und vertieft, statt erhaben erscheinen. Die Doppellöcher (c) daneben konnten nicht für Lampen dienen, wie v. Domaszewski annimmt, sondern waren zur Anhängung vcn Weihe- gaben gemeint. Ein Altar, von dem er S. 188 redet, ist nicht vorhanden.
Bemerkenswerter als die Cella ist das rechts neben dem Eingang in die Fels- wand gegrabene Reliefbild (464; Abb. 218), dessen rechte Hälfte soweit erhalten ist, daß man auf das Ganze ziemlich sichere Schlüsse ziehen kann. In der
Abb. 216: Nische Nr. 456. Aufn. v. G. D.
Nr. 454—476.
275
Mitte erhebt sich ein breites Postament von 0,54 m Breite und 0,25 m Höhe, darauf, wie es scheint, der Rest eines Pfeileridols von 0,12 m Breite, von einer flachen 0,38 m breiten und 0,52 m hohen Nische überwölbt. Daneben, mit dem Gesicht der Nische zugekehrt, steht rechts und links ein Mann mit Beinkleidern und vorn aufgeschürztem Gewand, 0,85 m hoch, hinter ihm ein ungesatteltes, wohl zwei- höckeriges Kamel, mit dem Kopf 1,12 m hoch und 0,99 m lang, v, Domaszewski (S. 188) redet hier von ,, Skulpturen einer Kamelgottheit." Besser erinnert man an die nabatäische Inschrift von PuteoH (CIS II 157) : „Das sind die zwei Kamele,
welche Zaidu und Abdalga dem Duschara darbrachten". Die Erfüllung
eines Gelübdes wurde durch die Herstellung des Bildwerkes erfüllt. In die Ferne weisen übrigens die Beinkleider des Kameltreibers ebensowohl wie der allerdings zweifelhafte doppelte Höcker des Kamels, weil in Arabien und Syrien nur das einhöckerige Kamel heimisch ist^.
C. Dritte Gruppe.
Die Schlucht des Kamelreliefs ist ebenso wie die früher erwähnte für eine Wasserleitung benützt worden. An der Ecke der Bergwand jenseits derselben führen 54 Stufen zu einer kleinen Terrasse mit einem Nischen- bassin (465). Weiter unten befindet sich ein zweites Nischenbassin (466), rechts neben ihm eine Felsenkammer (467; viell. M IG bei Br.) und ein Kämmerchen (468), noch tiefer ein Sammelbecken (469) für eine hier herabkommende Wasserleitung. Zahl- reiche Scherben von Opferschalen beweisen die sakrale Bedeutung der an sich unbedeutenden Gruppe. Am Fuß der Felswand liegen an derselben Ecke zwei Kammern
(470, 471; viell. Mi2,i3), weiterhin eine Kammer (472) mit 6 Nischen (a), je zwei in jeder Wand, ein Nischenbassin (473) mit Abflußloch und ein verschütteter größerer Raum (474; viell. M 14). In das Plateau ragt hinein ein Felsenknollen (475), zu dem man von Osten hinaufsteigt. Oben findet man einen viereckigen Platz von 2,90 m Seitenlänge, der von einem niedrigen Felsrand mit Öffnungen im Westen und Osten eingefaßt ist. Man muß doch wohl an einen Opferstein denken. Den Schluß der Felsarbeiten an der Bergwand macht eine Kammer (476), ein Nischen-
Abb. 217: Xischenwand im Heiligtum Nr. 462. Aufn. V. M. Löhr.
i) Musils Fig. 117 ist eine Rekonstruktion des Reliefs, was er hätte sagen sollen. Die Kopfbedeckung der Treiber beruht auf der Phantasie des Zeichners, die Darstellung des Piedestals des Idols ist ungenau.
i8*
2-(5 XXU. Ed-der.
bassin (477) und eine prismenförmige Nische (478), welche für den Anfang einer Felsenkammer zu halten ist (S. 206 f.). Kein Grab ist in der ganzen Gegend zu sehen.
D. Vierte Gruppe.
Schräg gegenüber dem quadratischen Platz an der Bergwand (475) liegt der Teichhügel, dessen bemerkenswerteste Eigentümlichkeit ein ehedem über- wölbter größerer Felsenteich (479) ist, in den eine Treppe hinabführt. Dieser Teich liegt am nördlichen Abhang, auf der Spitze ist nur ein kleines Bassin (480) einge- hauen. Unterhalb des Teiches nach Norden zu befindet sich eine ungewöhnlich große und tiefe Bogennische (481 ; Abb. 218 a) mit Pilastern, 2,50 m breit,4,5o m hoch und 1,40 m tief. Nur 0,50 m hoch sind in ihren drei Wänden kleine Bogen-
Abb. 218: Kamelrelief Nr. 464. Aufn. v. E. Baumann.
nischen eingehauen, die wohl Pfeileridole bedeuten oder enthalten sollen. Die Nische in der Rückwand mißt 0,27 zu 0,50 m bei 0,13 m Tiefe, die anderen beiden 0,22 zu 0,27 m bei 0,095m Tiefe. Links von der Nische ein Nischenbassin (482), ein zweites (487) rechts auf der Westseite des Hügels. Auf derselben Seite liegen noch zwei Kammern (484, 485; viell. M 18, 19), eine dritte (486) auf der Ostseite.
Eine große Kammer (487; vieU. M 15) mit Triklinium liegt an der West- seite des kleinen nördlichen Vorhügels. Eine große und zwei kleine Türen führen ins Innere. Je eine kleine Nische (a, b) an der Türwand neben der großen Tür und an der Rückwand. Die Nrn. 481 — 487 sind gewiß als eine zusammengehörige Gruppe zu beträchten.
E. Fünfte Gruppe.
Schräg gegenüber vom Tempel, südlich an den Teichhügel angeschlossen, ragt der Burgberg, die höchste der das Plateau im Westen begrenzenden
Nr. 477 — 491 a.
277
Erhebungen (M 23 bei Br.). Auf ihrer, eine weite Aussicht über die Araba nach der westhchen und nordwestUchen Wüste bietenden Spitze liegt eine Ruine (488), wohl von einem Kastell, welches den Zugang zu Petra von dieser Seite her schützen sollte (S. 35). Eine Terrasse auf dem östlichen Abhang ist zu einer größeren sakralen Anlage ausgenützt worden, die Brünnow mit Nr. 468 meint, aber unrichtig ansetzt. Man ersteigt die Terrasse von Norden her auf einer zerstörten Treppe in der Nähe einer tiefen Zisterne (489) und findet zunächst die Reste eines Peristyls (490), welche indes nur das Nordende der Terrasse umfassen. An der Rückseite, aber nicht ganz in der Mitte der Terrasse, ist in die Felswand eine nach Osten schauende, vorn offene C e 1 1 a (491 ; Abb. 219) mit ungewöhnlich glatt hergerichteten Wänden
Abb. 2i8a: Idolnische Nr. 481.
Abb. 219: Heiligtum des Burgberges Nr. 491.
geschnitten. Musil schheßt aus Löchern in den Wänden auf eine Marmorverkleidung, wofür aber diese Löcher anders verteilt sein müßten. Auf den 15,40m langen Seiten- wänden springen, 2,70m vom Eingang, zwei Pilaster mit korinthischem Kapital vor. In der 8,70 m breiten Rückwand befindet sich eine große Nische (a; Abb. 220), die im Stil an die Bauart des westhchen Stadttempels (el-kasr) und des Tores zu seinem Temenos (Fig. 23 u. 24, S. 65, 75) erinnert. In einer äußeren ganz schmucklos gehaltenen Nische von 3 zu 4,50 m befindet sich über einer 0,68 m hohen Predella eine Aedicula mit Pilastern, welche im oberen Teil durch quadratische Felder belebt sind. Das Kapital ist das peträische, aber vöUig plattgedrückt und steif ausgeführt. Der Giebel ist von Konsolen gekrönt und mit Zahnschnitt verziert. An den beiden Enden des Frieses befinden sich zwei viereckige Medaillons mit Brustbildern. Links erkenne ich eine männliche, rechts eine weibUche Figur. Beide scheinen Füllhörner zu tragen, die eine über der rechten Schulter, die andere
278
XXII. Ed-der.
Über der linken. Man wird dabei an Dionysos-Duschara und Artemis-Demeter- Allat denken dürfen. In den Innenraum dieser Nische, die 1,45 zu 2,50 m bei 0,58 m Tiefe mißt, ist wiederum eine andere, ähnlich ausgestattete Nische ohne Giebel gesetzt. Ihre Pilaster sind im oberen Teil von einer Randleiste eingefaßt, das Gesims hat Zahnschnitt, der Fries ist durch Triglyphen mit Tropfen und Rosetten in den Metopen verziert. Der Innenraum von 0,75 zu 1,82 m hat gewiß eine Statue enthalten. Das Ganze ist nicht grade unschön, aber nüchtern und phantasielos,
offenbar eine fleißige Leistung, aber dürftig gegenüber der kräftigen Architektur des gegenüberliegenden Tempels.
Ein kleinerer Felsausschnitt (492) stößt rechts an die Cella. Links gelangt man erst zu einer höheren viereckigen Terrasse und steigt von da in nördlicher Richtung über die Trümmer eines Rundbaues zur Kastellruine (s. o.) empor^.
Auch die Westwand des Burg- berges ist nicht ganz unberührt ge- blieben. An ihrem Fuß nahe dem Nordende findet man eine viereckige Nische (493) mit vertieftem Pfeiler- idol, etwa in der Mitte ein sehr kleines Kämmerchen (494), das einem Ein- siedler gedient haben könnte, doch ohne christliche Symbole, nahe dem Südende eine leere Bogennische mit Pilastern (495) über einem Postament. Ein Altar ist auf der bald mit einem Abgrund endenden Terrasse unter- halb des Berges nicht vorhanden. Was Brünnow als M 20 hier verzeich- net, ist offenbar an eine verkehrte Stelle geraten. Auch M 21 und 22 sind nicht am richtigen Platz. F. Sechste Gruppe.
Den Namen Rundbogenheiligtum geben wir einem westlich vom Teichhügel ganz isoliert gelegenen Komplex kleiner Felsenbauten. Eine längHche Felsplatte, die im Süden und Westen mit einem grauenerregend tiefen Absturz in den Unterlauf des sijar abfällt (Abb. 15) und im Osten durch eine Schlucht vom der- ■Plateau getrennt ist, trägt auf ihrer Mitte eine von Nordwest nach Südost gerichtete niedrige Felsmasse, welche für die Herstellung des Heiligtums benützt wurde.
Abb. 220: Nische Nr. 491a. Aufn. v. W. Forder.
I) Musils Plan, Arabia Petraea II i, Fig. 112, entspricht wenig der Wirklichkeit.
Nr. 491 .1—497.
279
Brünnow redet hier unter Nr. 467 von „kleinen Opferplätzen". Ich besuchte die Stelle am 29. März 1906 und 26. April 1907.
Abb. 221: Eingang zum Triklinium Nr. 496. Aufn. v. G. D.
Am Südende der Felsmasse mit freier Aussicht nach vorn liegt eine Cella
(496) von 5,90 zu 6,25 m mit einer 1,30 m breiten Tür, welche an die sogenannten Bogengräber^ erinnert (Abb. 221). Zwei Pilaster tragen einen Bogen, der durch eine Platte ausgefüllt ist. Im Innern be- findet sich einTrikliniu m (Abb. 222) von 1,50 m Breite mit einem 0,35 m breiten vertieften Rande. Drei Stufen von 0,65 m Breite führen rechts und wohl ursprünglich auch links zum Liegeplatz hinauf. Sonst bemerkt man ein kleines Nischenbassin (a) in der Türwand links vom Eingang. Draußen vor dem Ein- gang in einiger Entfernung erhebt sich ein vielleicht als Altar gedachter größerer j,«. Stein mit einem kleinen flachen Bassin Abb. 222: Triklinium Nr. 496.
(497) in seiner Oberfläche.
Von größerer Bedeutung ist links neben dem Eingang zum Triklinium eine
i) S. Brünnow I, S. 155 f.
28o
XXII. Ed-d£r.
Bogennische (498; Abb. 223) mit Altarbank. Die von zwei Pfeilern flankierte, 0,17 m tiefe Nische von 0,50 zu 0,83 m enthält ein erhabenes Pfeileridol von 0,25 zu 0,52 m mit einem kleinen, wohl rosettenförmigen Loch (a) an der Vorderseite. Die Altarbank, die sich uimiittelbar an die Nische schließt, ist auf der Oberfläche 0,67 m breit und 0,40 m tief, und erhebt sich 0,45 m über einer Stufe.
Am Nordende der Felsmasse ist ein nach Süden offener Platz (499) von un- regelmäßiger Gestalt in den Felsen geschnitten. Auf der Ostseite führt ein breiter
Abb. 223: Idolnische Nr. 498. Aufn. v. G. D.
Gang zu einer links liegenden kleinen Kammer (500). Auf der Plattform östlich oberhalb des Ganges sind die fast verwaschenen Spuren eines viereckigen, nach dem Hofe zu offenen T r i k 1 i n i u m s (501) erkennbar, zu dem man von Süden auf Stufen emporstieg.
G. Siebente Gruppe.
Wir wenden uns schließlich dem Südende der der-Terrasse zu. An dem west- licheren der beiden Felsknollen zwischen dem Burgberge und dem Grottenfelsen
Nr. 498 — 508 c.
281
ragt nordwärts eine ungefähr quadratische Terrasse hervor, über die man zu einer schmucklosen Cella (502; viell. Nr. 469 Br.) gelangt. Eine zweite Cellii {503) liegt auf der Ostseite desselbens Felsens. Gegenüber, im östlicheren Knollen, öffnet sich ebenfalls eine kleinere (504) und Hnks davon eine größere Kammer (505), end- lich befindet sich noch eine Celle (506) in der höheren Bergwand im Süden. In allen diesen Räumen habe ich nichts besonderes bemerken können.
XXIII. El-me'esara.
Nachdem das wädi el-me'esara et-tarfäni in das wädi me'arras hamdän ein- gemündet ist, führt ein breiter Treppenweg an der Ostseite des westlichen Zweiges auf eine künstlich geebnete hochgelegene Bergterrasse zwischen beiden Tal- zweigen. Die im ganzen etwa 50 Stufen zählende Treppe steigt zuerst in südlicher, dann in nörd- licher Richtung aufwärts und gelangt mit 9 Stufen in östHcher Wendung auf einen schmalen, süd- nördlich gerichteten Felsenrand, über den der Weg sich weiter fortsetzt. Am Südende dieses Randes hart neben dem Aufstieg der Treppe ist der Fels nach Norden zu senkrecht abgeschnitten, so daß er als eine 0,42 — 0,50 m hohe Platte (507; Abb. 224) über seine Umgebung emporragt. Auf den anderen Seiten hat der Fels, der am Nordende 2,30 m breit ist und sich zungenförmig 4,30 m lang nach Süden streckt, natürUchen Abfall. In seine Oberfläche sind nach Norden zu in einer flachen Mulde drei Schalenvertiefungen (a) von 0,22 m Durchmesser und 0,10 m Tiefe eingehauen, nach Süden zu eine Grube (b) von 2,28 m Länge, 0,83 m Breite und 0,69 m Tiefe. Die Felsfläche zwischen der beschriebenen Er- höhung und der Treppe ist durch eine Rinne von ihr geschieden und selbst wieder durch eine 0,15 m breite und 2,75 m lange Rinne in zwei Teile zerlegt, auf deren einem eine Schalenver- tiefung (c) sichtbar wird. Auf der Ostseite führen 9 Stufen auf einen 2,85 m höheren, sehr
schmalen Felsenvorsprung (508), in dessen Oberfläche eine Mulde (a) von 0,67 zu 1,89 m und über 0,47 m Tiefe und eine zweite Mulde (b) von 0,50 zu 1,75 m und über 0,67 m Tiefe eingehauen sind. Am Nordende der letzteren befindet sich eine Schalenvertiefung (c) von 0,16 m Durchmesser. Ich glaubte erst, der ganzen Anlage einen sakralen Zweck beimessen zu sollen, meine aber nun, daß die oblongen Vertiefungen 507 b, 508 a, b Gräber sind, und daß die Schalenver- tiefungen den Totenspenden dienen sollen (S. 82).
nfcöFf
Abb. 224: Gräbergruppe Nr. 507 und 508.
282
XXIII. El-me'esara.
Weiter nach Norden auf dem gleichen Felsrand ist ein Doppelkreis (509; Abb. 225) von 0,94 m Durchmesser flach eingehauen mit Benützung einer natürhchen Rundung. In der Nähe, aber höher, befindet sich ein zweiter Doppel- kreis (510; Abb. 226), der in seiner Form der Spendeschale des Heihgtums von zibb 'atöf (Nr. 191 1) gleicht. Der äußere Rand hat 0,62 m Durchmesser; 0,02 m tiefer liegt der zweite Kreis von 0,52 m, in dessen Fläche ein rundes Loch von 0,14 m Durch- messer und 0,10 m Tiefe eingehauen ist. Beide Doppelkreise liegen nicht im Be- reiche eines Heiligtums, der zweite in der Nähe eines Senkgrabes, für das er als Spendeschale gemeint sein wird.
An der anfangs erwähnten hohen Bergterrasse liegt die Grabkammer Nr. 472
Abb. 225: Doppelkreis Nr. 509.
Abb. 226: Doppelkreis Nr. 510.
Br. mit nabatäischen Inschriften und dem von mir nicht gesehenen rohen Bilde eines Kopfes mit kurzen Strahlen, das den Sonnengott meinen wird^, und an ihrem
Südende ein kleiner Trog (511), neben welchem eine nabatäische Inschrift (a; CIS 423 B) in den Felsen gehauen ist. In der Nähe nach Norden zu fand ich eine Bogennische (512 ; Abb. 226 a) von 0,41 zu 0,64 m mit erhabenem Pfeileridol von 0,17 zu 0,40 m. Musil sah hier das Relief eines Hörneraltars ■^, der sich von den sonst in Petra vorhandenen dadurch unterscheidet, daß er wie aus Hausteinen erbaut dar- gestellt ist.
Abb. 226 a: Idolnische Nr. 512.
Überschreitet man den Höhenzug in nordöst- licher Richtung, so gelangt man auf eine schmale Felsterrasse über dem Grunde des wädi el-me'esara et-tarfäni, an deren Ende außer Bildern von Steinböcken, Kamelen, Schwerttänzern auf Kamelen, auch einem Kreuz (513 ; Abb. 227 ; vgl. S. 97), eine größere Zahl von naba- täischen Inschriften (a ; CIS 426 A-F) sich findet.Warum man gerade hier Inschriften
i) eis II I, Tab. LI Nr. 425 nach einer Zeichnung Eutings. 2) Arabia Petraea II i, Fig. 93.
Nr. 509—518.
283
anbrachte, ist mir unbekannt. Musils Meinung, daß Hirten, deren Schafe hier weilten, sich da verewigten, ist bei der geringen Zugänghchkeit der Stelle wenig wahrscheinlich. Auf der gegenüberliegenden Seite desselben Tales weiter südlich hat Brünnow bei Nr. 521 einen Opferplatz und als Nr. 520 ein Reiterrelief verzeichnet. Das letztere habe ich nicht zu sehen vermocht, der vermeintliche Opferplatz ist eine bloße Felsenterrasse. Problematisch ist auch, am Südende des Höhenzuges zwischen den beiden Tälern von el-me'esara, Nr. 550 Br., welche nach Brünnows eigener Beschreibung eine mit vier Nischen versehene Kammer (514), aber nicht notwendig ein HeiUgtum ist. Keine deutUche sakrale Anlage scheint sich in dieser ganzen an Gräbern reichen Gegend Petras zu finden, auch kein Triklinium. Da- gegen sind zwei Säle am westlichen Abhang des mittleren me'esara-Tales be- merkenswert. Der eine (515; Nr. 606 Br.) enthält in der Rückwand eine breite Nische (a) wie die von Nr. 391 a, in der rechten Seitenwand eine ebensolche Nische (b), aber schmäler, und mit nur zwei, statt drei oberen Ausläufern (S. 85). Im anderen Saal
Abb. 227: Felsbilder von el-me'fcsara Xr. 513.
(516; Nr. 607 Br.) findet sich in der rechten Seitenwand eine Nische (a) wie 515 a. in der Rückwand eine breite Nische (b), die sich nach oben in zwei stufenartigen Absätzen verschmälert. Brünnow redet hier von Heiligtümern, offenbar, weil ihm mit Nischen versehene Räume, welche nicht Gräber sind, als HeiUgtümer geltfen.
Von großer Bedeutung ist eine Reihe von fünf Heihgtümem, welche sich auf der Nordseite des wädi el-hise* hinzieht. Wir bezeichnen sie als die Heilig- tümer von el-me'esara.
A. Erstes Heiligtum von el-me'esara (Abb. 228).
Am östlichen Hügelabhang auf der Westseite einer Schlucht, die zum wädi el-hise hinabläuft, sieht man auf einem isolierten Felsen zuerst ein teilweise um- mauertes Bassin (517). Etwas höher in nördlicher Richtung stößt man auf einen Felsbuckel (518; Abb. 229), der als ein heiliger Stein wird gelten müssen. Mich machten im Sommer 1906 Mitglieder des Syrian College von Beirut darauf aufmerksam. Ich besuchte es am 13. November 1906 und 27. April 1907. In einer Höhe von im ganzen etwa 1,50 m steigt er am Rande einer nicht sehr großen
i) Nach Corp. Inscr. Sem. zu Nr. 350 der petr. Inschriften Wädi Is6 (auch mit arab. Lettern) I
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XXlIl. El-me'esara.
Felsplatte auf, gegen 5 m lang bei etwa 2 m Breite. Man würde ihn unbeachtet lassen, wenn nicht von seiner nördlichen Schmalseite her vier jetzt schlecht
Abb. 228: Erstes Heiligtum Kr. 518 von Norden. Aufn. v. G. D Jm Hintergrunde el-hubta.
erhaltene, aber wohl erkennbare Stufen (a) auf- seine abgeplattete Oberfläche führten. Auf dieser erhebt sich eine um 0,30 bis 0,35 m höhere Platte (b) von 2,30 m
Länge und 1,60 m Breite, um welche ein 0,40 — 0,80 m breiter ebener Umgang (c) herumführt. Dieser ist auf der Ostseite unterbrochen durch einen 0,40 m breiten höheren Aufsatz (d), der mit der Mittelplatte zusammen- hängt. Er erinnert an die Andeutungen eines Pfeiler- idols, welche wir an ähnlichen Felsgebilden (s. weiter unten) anderwärts finden. Von der
Abb. 229: Erstes Heiligtum Nr. 518 mit Durchschnitt. we<;tlichen Seite des Um-
ganges führt eine Rinne (e) mitten durch die Treppe abwärts nach einer zweiten, querlaufenden, 0,20 m breiten Rinne (f), welche den Felsknollen von einer niedrigeren, nördUchen
Nr. 518 — 520 a.
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Fortsetzung trennt. In diese ist eine runde Vertiefung (g) von 0,65 m Durch- messer und 0,20 m Tiefe eingelassen, in deren Mitte sich ein 0,20 m breites und 0,10 m tiefes Loch befindet. Die Vertiefung, welche weder Zu- noch Ableitung hat, ist doch wohl als Spendeschale gemeint. Auf der Südseite des Felsens führt ebenfalls eine Rinne (h) vom Felsen herab, wird aber sofort von einer zweiten Rinne (i) gekreuzt, die in ein Bassin (j ; Abb. 230) von 2,20 zu 1,10 m und 0,80 m Tiefe mündet, welches auf der Ostseite unmittelbar am Fuße des Felsknollens liegt. Es sieht aus, als habe man mit besonderer Sorgfalt das vom Felsen herabströmende Naß sammeln wollen. Da die ganze Umgebung reich an Zisternen ist, hat man dabei an Wasser- sammlung zu denken. Trotz- dem spricht die Wahrschein- Hchkeit dafür, daß es sich hier um einen heiligen Felsen han- delt, dessen natürliche Gestalt wegen des höheren Aufsatzes auf seiner Gipfelplatte an ein Omphalosidol erinnerte. Ein TrikHnium oder auch nur eine Felsenkammer liegt nicht in unmittelbarer Nähe. Brünnow hat in dieser Gegend Nr. 612 : ;,Mauer, dahinter viereckiger Raum mit Treppe (Opfer- platz?)", meint aber damit wahrscheinlich einen Teich.
B. Zweites Heiligtum von el-me'esara.
Am oberen Ende der schon genannten Seitenschlucht des wädi el-hise erhebt sich ein 6 — 7 m hoher , ringsherum senk- recht abfallender Felsklotz, in
welchem zu ebenem Boden sich mehrere offene Kammern (519) befinden, die von Brünnow unter Nr. 613 mit „Höhlen (Heiligtümer)" bezeichnet werden, aber keine Andeutungen ihres Zweckes enthalten. Ein wirkliches Heihgtum liegt auf der Ober- fläche des Felsklotzes (520; Abb. 231, 232), zu der man jetzt, nach der Zerstörung der ehemals hinaufführenden Treppen, mit einiger Schwierigkeit gelangt. Hier war das Institutsmitghed Pastor Dr. Fr. Jeremias der Entdecker. Von mir aufge- nommen am 31. März 1906, wieder besucht am 27. April 1907.
Wer von Westen auf der früher hier nach Norden zu befindlichen Treppe (a)
Abb. 230: Heiliger Felsen Nr. 518 mit Bassin Nr. 518 j von Südost. Aufn. t. H. Gressmann.
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XXIII. El-me'esara.
den Felsen erstieg, kam zuerst auf einen nach Norden und Osten durch einen in mehreren Ecken verlaufenden Felsabschnitt abgeschlossenen Platz (b), dessen größte Fläche 8,20 m lang und 3,80 m breit ist. Auf seiner Nordseite erhebt sich außerhalb des Platzes auf der ihn umgebenden höheren Fläche ein altarförmiger
Stein (c) von fast genau 1,50 m im Quadrat und 0,75 m Höhe ohne irgendwelche weitere Bearbeitung und ohne Stufen (Abb. 233). ' In der Nähe bemerkt man erst-
lich am nördlichen Abschluß des tieferen Platzes eine etwa 1,80 m lange Bank (d) , etwa für Weihegaben bestimmt, dann unterhalb der West- seite des Altars ein quer durch die Felsecke gehendes kleines Loch (e), das zum Anbinden des Opfertieres gedient haben könnte, und an der Südseite des Altarsteins in der Hof- wand eine kleinere Nische (f) ohne erkennbaren Zweck. Auffallend ist, daß der Aufstieg zu der Fläche, auf welcher der Altarstein sich befindet, nicht durch Stufen erleichtert ist.
Im Süden wird der Altarplatz durch eine viereckige Felserhöhung von ' 2,50 m Länge abgegrenzt, in welche zwei Bassins (g, h) eingelassen sind, das eine 0,80 m lang, 0,50 m breit und 0,25 m tief, mit Abfluß- rinne auf der Südseite, das andere etwas kleiner, und — wenigstens jetzt — ganz flach. An der Süd- seite ist eine flache Nische (i) ein- gehauen. Nach Osten geht von hier ein Gang bis an den Rand des Fels- klotzes, auf dessen Südseite in einer Stufe zwei Schalenvertiefungen ( j , k) auffallen. Beide haben 0,13 m Durchmesser, die nördliche ist 0,06 m, die südliche 0,14 m tief. Wären die Höh- lungen größer, würde man etwa an eine Kochstelle denken. So müssen sie wohl für Spenden bestimmt sein.
Nach Süden zu schheßt sich an ein in einem unregelmäßigen Bogen ausge- führtes S t i b a d i u m (1) von 3,70 m Durchmesser mit der üblichen Umrandung. Westlich neben ihm geht eine sehr sorgsam ausgeführte Treppe (m) von jetzt
Abb. 231: Zweites Heiligtum von el-me'csara Nr. 520.
N'r. 520 b — 522.
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24 Stufen mit vier Wendungen in einem Schacht in die Tiefe. Ihr unterster Teil an der Westseite des Felsens ist zerstört. Einen Wassersammelplatz für eine tiefer liegende Zisterne bildet der südliche Rest der Felsplatte.
Zu diesem Heiligtum führen zwei Wege. Man kann auf dem Bergabhang von Süden her allmählich zu ihm aufsteigen, aber auch eine Seitenschlucht des wädi el-hise bis zur Höhe verfolgen, wo eine Treppe von 27 Stufen links im Zickzack
Abb. 232: Zweites Heiligtum Nr. 520 von Nordost. Aufn. v. G. D. Im Hintergrunde umm el-bijära und gebel me'arras hamdän.
zur Felsplatte am nördlichen Fuße des Heiligtumfelsens hinaufführt^. Hier findet sich am Rande der Felsplatte ein flaches Bassin (521) mit Abfluß nach der Schlucht, und etwas tiefer unterhalb des HeiUgtums eine Grotte (522), die vielleicht ein Triklinium enthält.
C. Drittes Heiligtum von el-me'esara.
Nördlich von der soeben erwähnten Seitenschlucht des wädi el-hise ragt nach
i) S. Abb. 232.
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XXIII. El.-ME'ESARA.
dem Haupttale hinaus ein hoher schmaler Felsvorsprung, dem eine niedrigere künstlich geebnete, durch die hochragende Front des Grabes Nr. 6i6 Br. an ihrer Stirn weithin erkennbare Terrasse vorgelagert ist. Auf seiner höchsten Platte liegt das von Brünnow unter Nr. 623 als „Opferaltar" verzeichnete, aber wohl nicht besuchte Heihgtum. Ich gelangte zu ihm am 13. November 1906, indem ich durch die nördlich vom Felsvorsprung liegende Schlucht hinaufstieg und mich oben links rückwärts, also nach Süden, wandte. Man hat da eine breite Felsbank zu übersteigen und kommt schließHch auf einen von Westen kommenden Treppen- weg nahe seinem Ende beim Heiligtum. Dieser Treppenweg, den ich am 27. April 1907 fand, wird als der Hauptweg gelten müssen. Er beginnt auf dem Sattel der
Abb. 233: Terrasse mit Altar Nr. 520c von Süden. Aufn. v. G. D. Im Hintergrunde gebel el-me'Ssara.
westlich vom Heihgtum aus dem wädi el-hise aufsteigenden Schlucht. Bei seinem Aufgange befindet sich in der rechts liegenden Felswand eine hohe offene Halle (523; Nr. 615 Br.) mit zwei Nischen und einer nabatäischen Inschrift (a; CIS 428). Ihr Boden ist eine Zisterne. Dem Zweck der Wassersammlung gilt auch ein Neben- raum (524; Nr. 614 Br.) hnks und eine gesonderte Zisterne (525) rechts. Der Wasservorrat für das auf der Höhe des Berges liegende Heiligtum und wohl auch für das westlich gegenüberliegende Nachbarheiligtum wurde hier aufge- speichert. Rechts von der Halle steigt man zunächst 25 Stufen aufwärts. Hier teilt sich der Weg: ein Zweig führt links auf 46 Stufen nach dem Nordende des Bergrückens und dem oberen Ende der zuerst erwähnten östlichen Schlucht, der andere Zweig wendet sich rechts und erreicht nach 37 Stufen in südöstlicher Richtung
Nr. 523— 527 k. 289
den Eingang zum Heiligtum. Eine Felsentrcppe führt an einer kleinen Kammer (526) vorüber zu ihm hinab.
Die Mitte des Heiligtums (527; Abb. 234) bildet ein altarähnlicher Block, welcher einen vertieften Platz in zwei ungleiche Hälften, den ,, Nordhof" und den ,, Südhof", scheidet. Im Nordhof , den man zuerst betritt, ist eine künstliche Ebnung nicht versucht worden. Höhere Felsen umgrenzen den Platz nördlich und westlich. Auf der dem Zugang gegenüber gelegenen südlichen Seite ist der früher hier aufsteigende niedrigere Fels für die Schaffung des Mittelpunktes des Heiligtums benützt worden. Die östhche Seite stößt an den hier gähnenden Abgrund. Auf der Nordseite erhebt sich zunächst eine niedrige Felsterrasse. In ihren vorderen Rand hat man rechts neben der Zugangstreppe zwei etwas gebogene Stufen (a) eingehauen, die wohl für Votivgaben bestimmt waren. Demselben Zweck dienten zwei lange grade Stufen (b) etwas weiter rechts. In der oberen bieten drei flache viereckige Vertiefungen (c) die Möghchkeit, hier Spenden auszugießen. Ein Nischenbassin (d) daneben bot das Wasser zu Lustrationen für denjenigen, der vor der kleinen Bogen- nische (e) mit vertieftem Idol an der Felswand darüber seine Andacht verrichten wollte. Auf der Westseite befindet sich eine offene Kammer (f).
Wenn man von der Zugangstreppe her an der eben erwähnten Kammer vorüberschritt, gelangte man an ein längliches offenes Bassin (g) von 0,90 zu 0,55 m, das in eine dreieckige niedrige Felsmasse zwischen Vorhof und Mittelraum einge- lassen ist, und konnte hier seine Ablution verrichten, ehe man den Hauptteil des Heiligtums betrat. Gleich hinter dem Bassin hatte man den Liegeplatz eines Tri- kliniums, das sich nach Süden zu öffnet.
Das T r i k 1 i n i u m (h; Abb. 235) hat eine vertiefte Mitte von 1,75 zu 5 m. Darüber erhebt sich die 0,36 m breite Einfassung der Liegeplätze um 0,60 m, und des erhöhte Rand derselben noch 0,13 m. Die Breite des westlichen und nörd- lichen Liegeplatzes beträgt 1,30m, die des östlichen 1,10 m. Fünf schmale Stufen führen auf den westlichen Liegeplatz an seinem Südende.
An den östlichen Liegeplatz des Trikliniums schheßt sich unmittelbar eine gleichhohe Felsplatte von 4,70 m Länge und etwa 6,30 m Breite. Während sie anfänglich nur um etwa i m über den Boden des südlichen Hofes des Heiligtums erhaben ist, steigt infolge des raschen Falles seines Niveaus die Höhe schließlich bis zum doppelten Maße. Die ungefähre Mitte der Platte nimmt ein 0,95 m hoher Felswürfel (i; Abb. 236) von 2,43 zu 3 m ein, auf dessen Höhe von der Ost- seite drei Stufen von der Breite des Würfels hinaufführen, der Altar des Heilig- tums. Die unterste Stufe ist 0,32 m hoch, die zweite und dritte 0,14 m; nur 0,28 m bleiben zwischen der obersten Stufe und der Oberfläche des Würfels. Diese Ober- fläche ist aber nicht flach, sondern sie hat in der Mitte eine flache ovale Wölbung (j) von etwa 1,10 m Durchmesser und 0,25 m Höhe. Nach der Treppe zu ist die Wölbung mit einem kleinen Ausschnitt versehen. Eine flache Schalenvertiefung (k) befindet sich an der südöstlichen Ecke der Fläche, linker Hand für denjenigen, der die Treppe erstieg. Daß der Felswürfel kein Brandaltar sein kann, folgt unwider- leglich aus seinem omphalosähnlichen Aufsatz, der als Gottheitssymbol gemeint sein muß. Wer zum Throne der Gottheit hinaufstieg, konnte in die Schale zur
Dai.man, Petra. in
290
Nr. 5271—8.
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Linken seine Libation gießen. Nicht zufällig wird der Gottesthron sich auf der Fläche der Liegeplätze des Trikliniums neben ihm erheben. Das Opfermahl geschah so in der unmittelbaren Gegenwart der Gottheit. Ein Trogbassin (1) von 0,40 zu 0,90 m auf der Südseite des Gottesthrones gab demjenigen, der hier vom Triklinium zum Aufgang desselben schritt, Gelegenheit, nochmals eine Ablution zu vollziehen. Der an den Mittelraum des Heihgtums angeschlossene S ü d h o f (Abb. 237) vertieft sich nach Osten zu einer dem Abgrund zulaufenden Schlucht. Hier ist er offen, westlich und südlich umfassen ihn Felswände. In die Westwand ist eine offene Kammer (m) eingehauen, an deren Eingang sich rechts ein rundes (n), links
Abb. 235: Nordhof, Trikliniam und Altar Kr. 527h, i von Süden. Im Hintergrund links die Zugangstreppe.
Aufn. V. ü. ü.
ein quadratisches Bassin (o) befindet. Die Südwand ist mit zwei Kammern ver- sehen. Die rechts gelegene kleinere (p) von etwa 5 m im Quadrat hat links vom Eingang ein oblonges Bassin (q). Die links liegende größere (r) von 5,80 zu 6,20 m ist mit einem Triklinium von der üblichen Form ausgestattet. Ihre Öffnung, neben der man links ein oblonges Bassin (s) bemerkt, liegt dem Gottesthron genau gegenüber. Dies gedeckte Triklinium konnte von der Opfergesellschaft benützt werden, wenn das Freiluft-Triklinium zur Seite des Gottesthrones wegen Sonnen- schein oder Regen als unbrauchbar erschien.
Das soeben beschriebene Heiligtum ist das bemerkenswerteste Beispiel für Heiligtümer dieser Art in Petra. Trotz des teilweisen Verfalles einiger Kammern ist es in allen wichtigen Teilen vollständig erhalten, auch das Gottheitssymbol fehlt
19*
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XXIII. El-me'hsara.
Nr. 5271—528.
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nicht. Die natürliche Anordnung seiner Teile, welche es vor dem Heiligtum von zibb atöf voraus hat, gibt ihm ein volkstümliches Gepräge und zeugt für seine typische Bedeutung.
Zum Heiligtum gehört noch eine südlich und südwestlich oberhalb gelegene höhere Terrasse. Man gelangt zu ihr, indem man gleich zu Anfang, statt zum Heiligtum hinabzusteigen, rechts von ihm gradeaus geht bis zu dem Fels- klotz, der hinter dem gedeckten Triklinium der unteren Terrasse sich erhebt. Man findet zur Linken in ihm eine niedrige Kammer (t) von 2,80 zu 2,65 m mit einer kleinen Nische (u) in der Rückwand. Links von dem i m breiten Eingang ist ein
Abb. 237: Altar uod Südhof von .Norden. Aufn. v. G. D. Im Hintergründe die Berge von el-hubta und zibb 'atüf.
1,20 m langer Trog (v) und weiterhin ein 0,85 m langes Nischenbassin (w) erkennbar. Ein kleinerer Raum hat vielleicht früher rechts gelegen. Ein ungedecktes Tri- klinium (x ; Abb. 238) mit der Öffnung nach Süden befindet sich dem Eingang gegenüber auf einem Felsvorsprung. Es ist sehr flach und nicht gleichmäßig ge- arbeitet. Im Westen ist der Liegeplatz 1,65 m breit, im Norden 1,40 m, im Osten 1,45 m; die erhöhte Einfassung ist 0,20 m breit, der vertiefte Rand 0,30 m. Eine Schalenvertiefung (y) liegt im Südosten.
D. Viertes Heiligtum von el-me'esara.
Hoch an dem rechten Abhang des wädi el-hise, wenngleich tiefer als das eben beschriebene Heiligtum, auf der anderen Seite der Schlucht, welche jenes östlich begrenzt, hegt dieses Heihgtum (528; Abb. 239), teilweise auf einem in
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XXIII. El-me'Ksaka.
das Tal hinausragenden Vorsprung mit freier Aussicht nach Süden und Osten. Brünnow verzeichnet es unter Nr. 625 und gibt in Fig. 392 einen freiHch recht verfehlten Grundriß. Ich weilte hier am i. April, 13. November 1906 und 27. April 1907. Man gelangt zu ihm, indem man die östUch von ihm liegende Bergterrasse ersteigt und sich auf derselben südlich wendet. Hier stößt man auf einige kleine Felsenkammern, links von denen sich ein Nischenbassin (a) befindet. Gleich neben diesem führen einige Stufen auf einem durch den Felsen geschnittenen Wege zu dem nördlichen Ende des Heiligtums. Von diesem Wege biegt aber links eine Neben- treppe ab, mittels deren man, um einen Felsblock (aa) herumgehend, nach dem
Abb. 238: Triklinium Nr. 527 x von Nordost. Aufn. v. G. D. Im Hintergrund umm el-bijara und el-habis.
Mittelhofe des Heiligtums gelangen kann. Dieses besteht aus zwei unvollständigen unbedeckten Triklinien am Südende, einem Mittelhof, einem ursprünglich über- dachten Triklinium und einem Hinterhof am Nordende. Doch geht die allgemeine Richtung von Südsüdost nach Nordnordwest, wie es der Bergvorsprung an die Hand gab.
In den äußersten Teil des Felsvorsprungs ist ein viereckiges B i k 1 i n i u m (b ; Abb. 240) eingehauen. Der Mittelplatz mißt am Ostrande 3,25 m, im Süden 3,40 m, im Westen 3,60 m. Auf der Süd- und Westseite erhebt sich etwa 0,06 m darüber eine Einfassung von etwa 0,40 m Breite, dann ein um 0,14 m erhöhter Rand, hinter dem sich ein Liegeplatz von 1,40 m, bez. 1,65 m Breite abdacht. Bei Brünnow ist beides mißverstanden und verzeichnet. Der 1,50 m breite Felsblock auf der Ostseite ist nicht als Liegeplatz hergerichtet, auch nicht die Felsbank, welche im
Nr. 528 a — b.
296
XXIII. El-me'esara.
Norden den Platz teilweise abschließt. Der Mittelraum senkt sich nach der Nord- ostecke, wo eine Rinne (c) das Regenwasser ableitet. Ein eigentümliches System von Rinnen befindet sich an der Südostecke, wo eine mit dem Liegeplatz des Tri- kliniums gleichhohe, längliche Platte (d) durch Rinnen isoliert ist, deren gemein- samer Ausguß gleichfalls nach Osten geht. v. Domaszewski (Br. I, S. 174) wurde durch diese Rinnen veranlaßt, in der isolierten Platte einen ,, Blutaltar" zu sehen. Ich halte es eher noch für möghch, daß das Opfertier auf dem östlichen Felsblock ge- schlachtet wurde und daß man auf jene Platte, auf der vielleicht der Rest eines kleinen Pfeilers zu erkennen ist, spendete. Doch ist auch dies sehr ungewiss. Westlich vom Zugang zu diesem Trikhnium befinden sich nach dem Fels-
Abb. 240: Biklinium Nr. 528 b vod Nordost. Aufn. v. G. D. Im Hintergrund gebel en-nmer, umm el-'amad, el-kren, et-turra, umm et-telge, umm el-bijära, davor der Kegelberg und die Höhe zwischen
Theaterberg und el-habis.
absturz zu einige Stufen (e), die doch keine Treppe sein können. Wir denken, daß sie zur Aufstellung von Weihgeschenken gemeint waren.
Vor dem Eingang in das südhche Triklinium liegt, 3,10 m von ihm entfernt, ein zweiter vertiefter Platz, der M i 1 1 e 1 h o f (f), etwa 7,20 m lang und 4,75 m breit. Auf seiner westhchen Seite ist deuthch ein L i e g e p 1 a t z für Opfergäste (g), 1,75 m breit, zu erkennen, von Brünnow für eine Bank zum Zerteilen des Opfer- fleisches gehalten. Die West- und Südseite scheinen nicht in dieser Weise her- gerichtet gewesen zu sein. Eine Wasserableitungsrinne (h) führt von der südöst- lichen Ecke den Felshang hinab.
Nk. 528 c— 1.
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An der Nordwestecke des Platzes liegt ein rundes B a s s i n (i) von 0,90 m Durch- messer bei einer Tiefe von 0,62 m, in der Mitte eines unregelmäßigen Felswürfels, der an der Nordwestecke 0,55 m hoch ist. Man darf annehmen, daß das Bassin ursprünglich eine vollständige Einfassung von dieser Höhe hatte. Es ist natürlich nicht eine Kochstelle, wie Brünnow meint, sondern ein Wasserreservoir.
Im Norden stößt an das Bassin ein kleiner Hinterhof von 5,25 nj west- licher Länge und 1,65 m nördlicher Breite. In ihm ist nichts Auffälliges zu sehen ausgenommen eine nischenartige Bank (j) auf der Ostseite, die nach v. Domaszewski ein Sitz für den Koch sein soll. Aber den Koch, der sich überall niederlassen konnte, hätte man durch keinen Ehrensitz ausgezeichnet, wo niemand Sitze hatte. Man
Abb. 241; Bassin Nr. 2581, l'leileridol Nr. 258I und Triklmium Nr. 52S1U vou bilden. Aufn. v. G. D.
würde sich den ganzen Platz als Küche denken, wenn er nicht dem sogleich zu be- sprechenden Göttersymbol allzu nahe wäre. So wird die Bank eher Weihegaben gedient haben. Ein besonderer Zweck des Hofes ist nicht zu erkennen.
An der Ostseite des Eingangs zum Hinterhof zieht sich eine Felsbank (k; Abb. 241) von 0,70 m Höhe entlang, an deren schmaler Vorderseite die Spuren von drei Stufen zu erkennen sind. Man sollte offenbar hinaufsteigen. Im Hinter- grunde wird 1,65 m über der Bank an der vorderen Achsel der hier sich erhebenden Felswand sichtbar der Rest eines 0,90 m hohen und 0,60 m breiten, erhaben ge- arbeiteten Pfeileridols (1), unter welchem ehedem ein Postament gewesen sein wird, das jetzt mit dem ganzen unteren Teile des Felsens verschwunden ist.
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XXIII. Kl-me'ksara.
Die Felsbank mit dem Pfeileridol vertritt den Gottesthron des Heiligtums, man stieg auf sie, um hier Spenden auszuführen.
An dem Pfeiler rechts vorüberschreitend steigt man auf vier breiten Stufen empor zu einem vorn offenen, aber auf drei Seiten mit 5 bis 6 m hohen Wänden eingefaßten Saal (m) von 6,90 m Breite und etwa 8,35 m Länge. An den Wänden ziehen sich herum die Liegeplätze eines T r i k 1 i n i u m s in der üblichen Form, 1,30 m breit, mit tieferer Einfassung von 0,45 m Breite. In der Rückwand be- fand sich wohl eine jetzt zerstörte Nische (n). Dieselbe Wand hat in der Höhe von 5,20 m einen Absatz von etwa 0,25 m Breite, während die Seitenwände einen eben- solchen Absatz in der Höhe von 2,70 m haben. Zur Höhe der östlichen Wand führen etwa acht sehr unregelmäßige Stufen (o), nicht eine Treppe, wie Brünnow es zeichnet. Er meint, man habe oben ein Sonnensegel befestigt. Aber die Absätze an den Wänden sollten klärlich die Stützpunkte bieten für eine Dachkonstruktion, von deren Form ich mir aller- dings keine Vorstellung machen kann. Eine Rinne (p), welche der Ostwand des Trikliniums auf der Höhe des Felsens •parallel läuft, sollte es jeden- falls vor einfließendem Regen- wasser schützen.
E. Fünftes Heilig- tum von el-me'esara.
Wenn man vom vierten Heiligtum die ihm östhch angrenzende Terrasse in nord- östhcher Richtung entlang geht, bemerkt man unter den an ihr liegenden Felsenkammem eine (529), welche mit einem Biklinium versehen ist. Statt der üblichen hufeisenförmigen Anlage sind nur die Hinterwand und die rechte Seiten- wand mit Liegeplätzen versehen. Dabei fehlt nicht die gewöhnliche Einfassung auf der Innenseite. Ein Bassin (a) ist in das linke Ende des Lagers der Rückwand eingelassen. Die Front der Kammer ist nach Ostsüdost gerichtet. .
Weiterhin bemerkte ich am 13. November 1906 vor einer mit Kammern be- setzten Felsenecke eine nach Südost ragende längliche, nicht sehr hohe Felszunge, die auf einer inselartigen Verbreiterung einen altarähnlichen Fels- block (530) trägt. Hier wird man ein besonderes Heiligtum (Abb. 242) anzu- nehmen haben, das auf Brünnows Plan oberhalb Nr. 631 anzugeben wäre. Jener
Abb. 242: Fünftes Heiligtum von el-me'esara Nr. 530 — 533.
\R. 528 m- 533.
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Felsblock (Abb. 243) hat eine etwa 0,16 m hohe Basis von 1,90 zu 2 m, er selbst erhebt sich darüber mit 1,30 m Breite, 1,45 m Länge und 0,43 m Höhe. Auf der Oberfläche scheint ursprünglich noch ein sehr niedriger kleinerer Aufsatz sich befunden zu haben, von dem jetzt nur auf einer Seite ein 0,30 m vom Rande ent- fernter Abfall sich erhalten hat. Ein 0,45 m breiter, schräg zulaufender Pfeiler (a) ist an die Südostseite des Blockes angesetzt. Ich möchte darin die Andeutung eines Pfeileridols sehen (vgl. Nr. 518 d). Der ganze Block ist jetzt recht verwaschen und war vielleicht niemals ganz scharf behauen. Aber seine regelmäßige Gestalt macht doch seinen besonderen Zweck unverkennbar. Dazu kommen andere Andeutungen in seiner Umgebung. Fast i m von ihm entfernt, dem vermutlichen Pfeileridol gegenüber,
Abb. 243: Altar Nr. 530 von Südost. Aufn. v. G. D.
befindet sich eine Schalenvertiefung (b) von 0,42 m Durchmesser und 0,18 m Tiefe, noch 1,45 m weiter in fast derselben Richtung ein Bassin (c) von 0,84 zu 0,54 m bei 0,32 m Tiefe, dies am Rande der Felszunge. Geht man von hier rückwärts den Rand entlang, sieht man zunächst noch zwei kleine Schalenvertiefungen (d, e) und eine Anzahl kleiner Stufen und Nischen (f), die wohl Votivgaben zu dienen bestimmt waren.
Die Felszunge selbst führt im Nordwesten zu einer siebenstufigen Treppe, über die man auf einen Vorplatz von unregelmäßiger Gestalt und dann in eine Felsenkammer (531) von etwa 5,50 zu 7 m gelangt. Diese ist mit einem T r 1 - k 1 i n i u m ausgestattet. Ein viereckiges Bassin (g) von 0,67 zu 0,75 m ist links vom Eingang inwendig angebracht. Drei offene Kammern (532) rechts vom Tri- klinium und zwei Kammern (533) links liegen nicht in der gleichen Front, sie haben vielleicht nicht sämtlich zum Heiligtum gehört.
,QQ XXIV. El-metaha.
XXIV. El-metäha.
Den Namen mräret en-nasära trägt ein großer offener Saal (534; Nr. 651 Br.) an dem westlicheren der beiden Gipfel des felsigen Hügels im Nordosten des Kessels von Petra (S. 18) . Keine Spuren des Christentums habe ich da und in den nächstgelegenen Gräbern entdecken können, auch wußte man mir über die Veranlassung der Be- zeichnung „Christenhöhle" nichts zu sagen. Brünnow vermutet nicht mit Recht, daß sie eigenthch einem etwas höher gelegenen Grabe (535; Nr. 649 Br.) gelte, von dem auch Palmers Mitteilung über Magharet en Nasära nicht gemeint ist. Bei diesem (Nr. 535) fällt übrigens die ungewöhnlich reiche Ornamentik auf, welche Fig. 170 Br. ungenau wiedergibt. In den Feldern der Attika sieht man links ein bärtiges, langhaariges Haupt (wie Zeus), in der Mitte Schiffsschnabel, Fackel, Schild mit Medusenhaupt, Harnisch, zwei Schilde; die Skulptur im rechten Felde
ist zerstört.
Nach der „Christenhöhle" nennt man die ganze Umgebung allenfalls ^lirbet en-nasära oder, wie Musil angibt, morär en-nasära. Aber der Name darf nicht so weit nach Osten ausgedehnt werden, wie Brünnow und Musil es tun; denn ein großes Grab (Nr. 676 Br.) an der höheren östlichen Spitze des Hügels verleiht seinen Namen el-metäha ebenfalls seiner ganzen Umgebung, und dieser Name, wird auf das an ihm vorüberstreichende Tal ausgedehnt, oberhalb dessen die hier zu er- wähnenden Einzelheiten liegen. Es wird deshalb erlaubt sein, sie nach el-metäha zu benennen.
Südlich unterhalb mräret en-nasära bei dem Grabe Nr. 657 Br. ist eine kleine Terrasse hergestellt, über der ein Pfeileridol vertieft in eine nach unten bogen- förmig abgeschlossene Nische (536) gehauen ist. -Rechts daneben ein Nischen- bassin (a). Bedeutsamer als dieses Sacellum kleinster Art ist eine oberhalb von Nr. 657 Br. nicht weit in östHcher Richtung befindliche sakrale Anlage, welche eine Reihe von vier Heiligtümern eröffnet, von denen ich das erste und letzte am 31. März, die übrigen am 13. November 1906 aufzeichnete.
A. Erstes Heiligtum von el-metäha (Abb. 244).
Auf einer von Ostnordost nach Westsüdwest gerichteten geebneten Terrasse erhebt sich nahe ihrem Westende ein ebenso orientierter genau quadratischer Felswürfel (537; Abb. 245, 246) von 2,85 m Seitenlänge, der Altar. Die Höhe beträgt vorn 0,75 m, sie steigt aber in Stufen nach Westen zu und erreicht das Maß von 1,10 m über dem hier um 0,34 m erhöhten Niveau des Bodens. An der Vorderseite nahe der Nordostecke ist eine kurze Rinne (a) eingeschnitten. Ein größerer Ausschnitt (b) befindet sich an der Südwestecke. Auf der Ostseite ermöglicht eine Treppe von drei Stufen (c) den Aufstieg.
Hinter dem Altarstein ist eine Bank (d) von 0,25 m Höhe und 0,33 m Tiefe in die ganze Länge des sich hier bis zu 0,69 m erhebenden Felsen gehauen. Sie dürfte für Weihgeschenke bestimmt gewesen sein. Eine Stufe (e) von 0,34 m Höhe vermittelt den Zutritt zu dem hinteren, um so viel erhöhten Teil des Platzes. Der Terrasse des Altars ist östlich eine zweite niedrigere Terrasse vorgelagert.
Nr. 534—539 ^■
301
von der man zu ihr aufsteigt. An dieser liegt in der Felswand ein Nischenbassin (f). Einige Stufen (g) vermitteln von Süden her den Zutritt.
Schreitet man, von den eben ge- nannten Terrassen kommend, ostwärts, so passiert man eine schmale Schlucht, so- wie eine kleine Felsenkammer (538), und gelangt an eine ungewöhnlich ausgestattete Nischengruppc (539; Abb. 244, 247). Mittels zweier Stufen steigt man auf eine schmale Terrasse von 2,25 m Länge und etwa I m Breite, imd gelangt so an drei Nischen heran, von denen die erste und dritte mit Bildwerken geschmückt sind, während die mittlere leer ist.
In der am weitesten rechts ausgehaue- nen ersten, 1,60 m hohen, 0,75 m breiten, oben bogenförmig geschlossenen Nische (a) sind zwei erhaben gearbeitete flache, viereckige Pfeileridole angebracht. Das rechts stehende größere, 0,58 m hoch und 0,34 m breit, ist mit einer vertieften Platte von 0,21 m im Quadrat versehen; das kleinere, 0,50 m hoch und 0,30 m breit, hat eine Vertiefung von 0,12 zu 0,20 m. Nach hnks folgt zunächst die leere zweite Nische (b) von etwa 0,30 zu 0,50 m, dann die dritte Nische. Diese hat an ihrer rech- ten Seite einen 0,20 m hervortretenden, oben abgerundeten Pfeiler (c) von 0,30 m unterer Breite und 0,40 m Höhe. In seine Vorderseite sind oben zwei größere, unten drei kleinere Löcher in der Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks eingehauen. Die oberen Löcher sollen doch wohl zwei Augen, die unteren das pudendum muliebre andeuten. Dann wäre eine weibliche Gott- heit gemeint (S. 73 und Vorwort).
Links diesem Pfeiler schräg gegenüber ist das Hautrelief eines Altars (d) mit abgestumpften Hörnern angebracht. Sein Körper ist 0,33 m breit, die Gesamt-
302
XXIV. El-mktaHa.
Abb. 245: Altar Nr. 537 mit Terrasse von Südost. Aufn. v. G. D.
höhe (ohne Hörner) beträgt 0,51 m, die Hörner sind 0,15 m hoch. Natürlich konnte ein nur um 0,05 — 0,08 m erhabener Altar keinem praktischen Zwecke dienen. Er ver-
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Abb. 246: Altar Nr. 537 mit Treppe von vom. Aufn. v. H. Gressmann.
Nk. 539(1— 542 a.
303
trat die hier zu verehrende Gottheit. Unterlialb von Altar und Pfeiler ist eine tischartige Felsbank (e) von 0,65 zu 0,80 m ausgehauen. Da heßcn sich Weiher gaben aufstellen. Damit dem zu den Nischen Hinaufsteigenden Gelegenheit zu- rituellen Reinigung nicht fehle, ist ein kleiner Trog (f) von etwa 0,50 m Länge
Abb. 247: NischengTuppe Nr. 539 mit Trog und Nischenbassin. Aufn. v. £. Baumaon.
rechts neben den Stufen zur Plattform angebracht. Er ist durch eine Rinne ver- bunden mit einem viel größeren, wohl 1,50 m breiten Nischenbassin (g) noch weiter rechts.
Hinter dem Nischenbassin macht der Felsen eine Ecke. Wendet man sich um sie nach links, so hat man zur Seite ein kleines Kämmerchen (540), vor sich die weite Öffnung eines großen als T r i k 1 i n i u m ein- gerichteten Raumes (541) mit einer Nische (a) in der Rückwand.
B. Zweites Heiligtum von el-metäha.
Nordöstlich vom ersten Hei- ligtum liegt etwashöherdaszwcite (542; Abb. 248). Hier fällt zuerst nur eine nach Ostnordost gerich- ^^^" ^^g. ^^^.^^^ „^.,.g^„„ ^„„ ^,.^^,-j,^ ^^ ^^^ tete, etwa 4 m hohe und 7,50 m
breite W a n d an einem isolierten Felsblock auf, in welche eine 3,85 m breite und etwa 0,50 m tiefe Nische (a; Abb. 249,250) eingeschnitten ist, die durch eine in
304
XXIV. El-metaha.
ihr hervortretende Aedicula belebt wird. Brünnow hat sie unter Nr. 670 mit Beigabe einer Skizze verzeichnet. Die Aedicula ist zwar durch die Witterungs- einflüsse sehr zerstört, aber doch noch so weit erhalten, daß man sich eine Vor- stellung von ihr bilden kann. Eine 0,23 m hohe Stufe von der Länge der ganzen Nische bildet die Basis des ganzen Bildwerks. In diese ist rechts und links je eine Mulde (a, b) von 0,90 zu 0,50 m eingehauen. Eine zweite Stufe von 0,30 m Höhe
Abb. 249: Nischenwand Nr. 542 a. Aufn. v. G. D.
und nur 0,60 m Breite leitet über zu einer altarähnhchen Predella von 1,30 zu 0,95 m. Auf dieser baut sich die Aedicula mit Pilastern, Gebälk und Giebel auf. Die von ihr umschlossene Nische von 1,05 m Höhe hat in ihrer Mitte auf einer nicht recht erkennbaren Basis ein Pfeileridol von 0,30 zu 0,41 m, in dessen Fläche eine Vertiefung von 0,13 zu 0,23 m eingelassen ist. Nach oben ist die gesamte Wand erst durch eine erhabene Leiste, dann durch ein Gesims, vielleicht ursprünglich einen Giebel, abgeschlossen. Der ganze Block wurde wohl als heiliger Stein be- trachtet und war die Veranlassung der ganzen Anlage.
Nr. 542 a— 545 d.
305
Abb. 250: Rekonstruktion der Nische Nr. 542 a.
An beide Enden der Felswand schließen sich niedrige Liegeplätze (c, d), links 1,95 m breit und 3,80 m lang, rechts 2 10 m breit und von nicht deutlich erkennbarer Länge. Auf den linken Liegeplatz folgt nach vorn zu zunächst das 4,80 m breite Ende einer Treppe (e) von 38 Stufen, dann eine 3,90 m lange rohe Felsbank, end- lich etwas zurückliegend die Ecke eines T r i k 1 i n i u m s (f) mit Einfassung von 0,30 m, erhöhtem Rand von 0,20 m und Liegeplätzen von 1,50 bis 2,10 m. Eine Rinne (g), welche den südlichen Teil des Mittelplatzes entwässert, führt zwischen Tri klinium und Felsbank nach außen. Im übrigen ist dieser Platz in seiner nördlichen Hälfte nach Norden zu geneigt und entsendet dorthin sein Wasser. Liegeplätze waren auf dieser Seite schwerlich jemals hergerichtet.
Etwas tiefer als das eben beschrie- bene Heiligtum oberhalb Nr. 668 Br. findet sich eine kleine Schlucht, die durch ihre Nischen auffällt. Eine derselben (543) auf der östlichen Seite ist durch Pilaster ausgezeichnet, enthält aber kein Idol. Ein Nischenbassin (544) scheint rechts davon ausgehauen gewesen zu sein.
C. Drittes Heiligtum von el-metäha (Abb. 251).
Weiter östlich zwischen Nr. 671 und 669 Br. liegt das roheste dieser Heilig- tümer (545). Ein ebener Platz von 6,10 m Breite und etwa derselben Länge ist auf drei Seiten von einem nach Norden offenen T r i k 1 i n i u m (a) eingefaßt. Der hnke, 5,20 m lange und 1,50 m breite Liegeplatz des Trikliniums ist sehr schlecht erhalten. Auch hat man die Öffnung eines Senk- kammergrabes (b) quer hineingeschnitten. In besserem Zustand ist der mittlere Liegeplatz von 6,10 m Länge und 1,37 m Breite, wobei 0,47 m für die Einfassung eingeschlossen sind. Diese Einfassung Hegt 0,75 m über dem Mittelraum, der Liegeplatz 0,10 m über der Einfassung. An der Rückseite des Liegeplatzes läuft eine 0,15 m tiefere, 0,30 m breite und ebenso hohe Stufe (c) entlang, wohl zur Erleichterung des Aufstiegs von jener Seite. Im Westen ist der Liegeplatz nur 1,60 m lang bei i ,90 m Breite einschließlich der Einfassung. Er ist nach vom abgeschlossen durch einen ziemlich roh gelassenen Fels- würfel (d), der bei 1,54 m Höhe unten 1,90 — 2 m lang und 1,20 — 1,50 m breit ist, aber sich nach oben etwas verjüngt. Man wird in ihm den Altar des
Abb. 251: Drittes Heiligtum von el-metaha Nr. 545.
Dalman, Petra.
20
3o6
XXIV. Elmetäha.
Heiligtums sehen dürfen. Auf der Nordostecke ist an ihm eine Stufe von 0,25 m Breite und 0,30 m Höhe ausgehauen. Eine niedrigere Stufe von etwa 0,50 m Breite läuft die ganze Ostseite entlang. Zwei Stufen von 0,35 und 0,65 m Höhe stehen an der Nordseite seitlich neben ihm. Doch ist kaum zu entscheiden, was bei allen diesen Stufen Natur oder Kunst ist. Der Hauptzugang zum Mittelplatz, der sich nach Norden entwässert, befindet sich an der nordöstlichen Ecke. Bei der west- lichen Ecke des südlichen Liegeplatzes führt eine 0,17 m breite Rinne (e) vorüber mit Erguß nach Westen. In derselben Richtung sind auch hinter demselben Liege- platz dreimal einige Stufen (f) eingehauen, auf denen man hier heraufsteigen konnte. Ein Bassin für'Ablutionen habe ich bei diesem Heiligtum nicht gesehen, aber viel- leicht auch nicht genügend gesucht.
Brünnow sah in der Nähe dieses Heihgtums über der Kammer Nr. 671 einen ,, kleinen Opferplatz mit Stufen". Aber die Stufen führen nicht zu einem Opfer- platz, sondern zur oberen Öffnung des Senkkammergrabes, als welches Nr. 671 zu bezeichnen gewesen wäre.
D. Viertes Heiligtum von el-metäha.
östlich vom Grabe von el-metäha mündet eine schmale Schlucht in das nach
Abb. 252: Viertes Heiligtum von e!-met.aha Nr. 546—550.
dem Grabe benannte Haupttal. Steigt man zu ihr von el-metäha hinab, bemerkt man zunächst diesseits der Schlucht einen runden Felsknollen (546; Abb. 252). Auf ihm findet man ein schlecht erhaltenes viereckiges Triklinium (a), in dessen Hintergrund sich ein kleiner knaufartiger Fels (b) erhebt, wohl den heiligen Stein darstellend. Ein zweiter etwas größerer Bergknollen (547), vielleicht eine Opferstätte, befindet sich südlich davon. Er ist ausgezeichnet durch ein über seine Umgebung sich erhebendes Wasserbassin (a) von 0,60 zu 1,10 m und 0,40 m Tiefe. Eine von der Schlucht her mit 10 Stufen aufsteigende Treppe führt grade auf dieses Bassin zu. Links ist ein viereckiger vertiefter Platz, aber kein Triklinium
Nr. 545 d— 552.
307
erkennbar. Brünnow hat die Stelle als Nr. 688, aber mit unrichtiger Legung der Treppe, verzeichnet. Die Skizze Fig. 415 ist im allgemeinen zutreffend, doch sind die beiden Schalenvertiefungen, welche sie vor dem Bassin anzudeuten scheint, schwerlich vorhanden.
Der Grund dieser Anlagen ist doch wohl die an ihrer Ostseite vorbeistreichende Schlucht, in der sich mehrere ziemlich tiefe natürliche Bassins befinden, welche das Wasser im Felsen ausgehöhlt hat. Das erste Bassin (548) dieser Art, das grade unter dem ersten Felsknollen liegt, ist kreisrund und hat gewiß die Phantasie der alten Peträer angeregt, die hier ein Nymphenbad gesehen haben könnten. Jenseits, nahe dem Grunde der Schlucht, reihen sich etwa zehn leere Nischen (549) an ein kleines künstliches Bassin (550). Zu der dem letzteren am nächsten gelegenen Nische führen mehrere Stufen hinauf.
Unabhängig von dem eben beschriebenen Heiligtum ist das nicht weit davon liegende Stibadium funebre, das Brünnow Fig. 417 als „Kochstelle oder
Abb. 253: Stibadium Nr. 552, Grundriß und Durchschnitt.
Opferbecken" abbildete. Es befindet sich gegenüber einem Grabe (551 ; Nr. 693 Br.), das sich wenig östlich von der unter D erwähnten Schlucht befindet. Dies war ursprünglich ein Senkkammergrab, dem man später einen unteren seitlichen Ein- gang, eine Fassade mit Pilastern, Architrav und Giebel und zwei Seitenkammem gegeben hat. Rechts neben dem Eingang liegt ein Nischenbassin (a). Das Sti- badium (552; Abb. 253) ist dadurch ausgezeichnet, daß sein 0,45 m tiefer Mittel- raiun (a) einen vollständigen Kreis bildet. Er wird als Bassin gedient haben. Um dies runde Bassin zieht sich zunächst eine 0,36 m breite Einfassung, dann ein 0,23 m hoher, 0,14 m breiter Rand, an den sich der kreisförmige Liegeplatz schließt, der Unks 0,90 m, hinten 1,43 m, rechts 0,80 m breit ist. An der letztgenannten Seite stößt der Liegeplatz an eine Felswand, links und hinten liegt er frei imd
3o8
XXV. SlDD F.L-MA'GIN.
fällt 0,52 m zu einer 0,26 m breiten, ihn hier umziehenden Stufe ab. Nach vorn zu ist aus dem Kreise so viel herausgeschnitten, daß man an den Mittelraum bequem herantreten kann. Auch hier ist eine Stufe vorgesetzt. Keine Idolnische ist in der Umgebung zu sehen.
XXV. Sidd el-ma'gln.
Am 9. April 1870 bemerkte Palmer gegenüber von hirbet en-nasära „eine kleine sich windende Felsenkluft, an deren Eingang einige kleine Widmungsaltäre waren" (PEF Quart. 1871, S. 55). Da sie zur Zeit mehr als knietief im Wasser
Abb. 254: Heiligtum von sidd el-ma'gin Nr. 553
stand, mußte er sie unerforscht lassen. Brünnow setzt Palmers Bericht darüber zu Nr. 644 auf die Ostseite des wädi el-hise, er gehört aber auch nach der Be- schreibung seines Weges zweifellos zu der Klamm des sidd el-ma'gin, welche süd- östlich von hirbet el-metäha die Felswand von el-hubta durchbricht (S. 17 Abb. 12 rechts). Brünnow merkt unter Nr. 698 bei dieser Stelle an, daß sich da Nischen befinden, scheint aber nichts Näheres zu wissen. Auch ich fand am 31. März 1906 Wasser in der Klamm, die ich am 13. November 1906 und 23. April 1907 nochmals
>>■«• 553—593-
309
besuchte, gelangte aber hinüber und war erstaunt, auf einer Strecke von nur 80 Schritt in der nur 2 — 3 m breiten Kluft im ganzen 95 Nischen eingehauen zu sehen. Besonders große Nischen finden sich in einer domartigen Erweiterung kurz vor einer Verengung der Klamm auf '/i "i. welche weitere Durchkletterung verhindert. Eine nabatäische Inschrift (553a) befindet sich rechts nahe dem Eingang. Die Peträer haben wohl das Hervorbrechen des Wassers aus der Klamm mit frommem Schauer betrachtet und eine besondere Manifestation der Gottheit an dieser Stätte geglaubt.
Sämtliche Nischen (Nr. 553 — 648) wurden von mir skizziert und numeriert. Hier hebe ich nur diejenigen hervor, welche wegen ihrer Ausstattung Aufmerk- samkeit beanspruchen, zunächst auf der rechten Seite.
"Nr. 563 (Abb. 255) : Einfache schmale Aedicula mit vertieftem, abgerundetem Pfeileridol.
Nr. 566: Bogennische mit ebensolchem Idol.
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Abb. 255: Idolnische Nr. 563. Abb. 256: Idolnische Nr. 574. Abb. 257: Idolnische Nr. 587.
Nr. 574 (Abb. 256) : Viereckige Nische mit eckigem, erhabenem Pfeiler und vertiefter Platte unten auf demselben.
Nr. 581 wie 566.
Nr. 587 (Abb. 257): Verzierte schmale Aedicula mit vertieftem, abge- rundetem Pfeiler. Die Pilaster sind mit einer Lisene, der Fries ist mit Triglyphen und Schildern geschmückt.
Nr. 588 und 589: Viereckige Nischen mit vertieftem, abgerundetem Pfeileridol.
Nr. 592 (Abb. 258) : Breite Aedicula mit Konsolen an Stelle der Akroteren. Darin ein erhabener Pfeiler mit vertiefter Platte unten.
Nr. 593 (Abb. 259) : In einer viereckigen Nische von etwa 0,70 m Höhe eine Aedicula ohne Gebälk, deren Giebel durch eine Mondsichel gekrönt wird; darin ein abgerundeter Pfeiler vertieft.
3IO
XXV. SlDD EL Ma'gIN.
Nr. 595 (Abb. 259 a) : Bogennische mit Umrahmung des Bogens, darin ein erhabener Pfeiler, der vielleicht einmal eine Mondsichel trug.
Nr. 597 (Abb. 260): Pilasternische, darin zwei erhabene Pfeileridole hart nebeneinander, das größere, mit einem Fuß versehene rechts, in ihm vertieft noch ein kleinstes drittes.
Abb. 258: Idolnische Nr. 592.
Abb. 259: Idolnische Nr. 593.
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Abb. 259a: Idolnische Nr. 595. Abb. 260: Idolnische Nr. 597. Abb. 261; Idolnische Nr. 598.
Nr. 598 (Abb. 261) : Viereckige Nische, darin nach oben zu eine vertiefte quadratische Platte, unten ein niedriger Omphalos vertieft.
Nr. 600 (Abb. 262) : Viereckige Nische , darin ein erhabener Pfeiler mit vertiefter Platte unten.
Nr. 604: Minimales Pfeileridol mit Fuß, vertieft, zwischen zwei Nischen.
Nr. 595 — 622.
311
Nr. 606 (Abb. 263) : Bogennische mit Pilastern, auf dem Bogen eine Konsole. In der Nische drei erhabene Pfeiler, der größte mit Fuß in der Mitte, der zweit- größte mit Fuß links, der dritte ohne Fuß und sehr schmal rechts.
Nr. 607 (Abb. 264): Viereckige Nische, darin erhaben ein Hörneraltar mit einfacher Basis.
Nr. 608: Viereckige Nische mit vertieftem Pfeileridol.
Nr. 609: Bogennische, darin ein erhabener Pfeiler mit Fuß.
Auf der linken Seite befinden sich, mit Zählung von hinten nach vom:
Nr. 610: Viereckige Nische mit vertieftem, abgerundetem Pfeiler.
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Abb. 262 : Idolnische Nr. 600.
Abb. 263: Idolnische Nr. 606.
Abb. 264: Idolnische Nr. 607.
Nr. 618 (Abb. 265) : Viereckige Nische mit zwei Pilastern ohne Kapital, welche Mondsicheln tragen, darin ein vertieftes Pfeileridol.
Nr. 621 : Kleine Aedicula, leer.
Nr. 622 (Abb. 266) : Große verzierte Nische mit Pilastern, Gebälk und Gesims über einer Predella, die selbst wieder auf einer Bank und einer Stufe ruht. Der Fries ist über den Pilastern verkröpft. In seinen Verkröpfungen Brustbilder, man erkennt links eine weibliche Figur mit zwei Zöpfen und einer Fackel oder einem Füllhorn über der rechten Schulter, erinnernd an ähnliche Brustbilder auf dem Burgberge von ed-der (Nr. 491 a). Der Architrav ist durch Aufsätze auf die Kapitale der Pilaster ersetzt. In der Nische steht eine halb so große kleinere, flankiert von Pilastern mit Aufsätzen, durch einen Bogen mit Konsole über der Mitte gedeckt. Eine dritte, wieder nur halb so große Nische ist in der vorigen angebracht, diese nur in die Rückwand jener eingeschnitten, ohne Umrahmung, aber mit giebel- förmigem Abschluß. Das Idol fehlt.
312
XXV. S[DD kl-ma'gin.
Nr. 625 (Abb. 267) : Viereckige schmale Nische, oben mit breitem vier- eckigen Ansatz.
Nr. 626 : Viereckige Nische mit vertieftem Pfeiler.
Nr. 629 (Abb. 268) : Bogennische, darüber vertiefter Balken, darin vertieft eine Figur, die einem Postament gleicht, auf welchem ein niedriger Pilz steht. Doch ist möglicherweise die Verbreiterung unten nur Folge von Verwaschung, dann wäre die Figur dieselbe wie bei Nr. 631.
Nr. 631 (Abb. 269) : Viereckige Nische, darin vertieft die Figur einer Pilzes, dessen Stiel unten bogenförmig abschließt, im Grunde verwandt der eckig ausge- führten Nische Nr. 625. Sinn und Zweck ist dunkel (S. 73).
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Abb. 265: Idolnische Nr. 6i8.
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Abb. 266: Idohiische Nr. 622.
Abb. 267: Idolnische Nr. 625.
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Abb. 268: Idolnische Nr. 629.
Nr. 633: Viereckige Pilasternische, leer.
Nr. 636: Viereckige Nische, darin ein vertiefter Pfeiler mit Fuß.
Nr. 637 (Abb. 270): Viereckige Nische mit zwei gleichgroßen, hart zu- sammenstehenden Pfeileridolen, erhaben.
Nr. 640: Bogennische mit abger\indetem, vertieftem Pfeiler.
Nr. 641: Viereckige Nische mit erhabenem Pfeiler.
Nr. 642 (Abb. 271): Bogennische mit erhabenem, abgerundetem Pfeiler.
Nr. -645: Viereckige Nische mit vertieftem Pfeileridol.
Von den nicht erwähnten Nischen sind die Nummern: 553, 557, 559—561, 564, 566, 568, 577, 578, 583—586, 590, 594, 596 (Concha), 615, 628, 630, 643, 644
Nr. 625—652.
3«3
Bogcnnischcn, Nr. 575 eine Giebelnische, die übrigen viereckig. Alle diese Nischen sind leer.
Zur Nischenklamm darf man rechnen die über ihrem nördlichen Rande auf dem durch sie abgeschnittenen Teil der Felsmasse von el-tiubta liegenden sakralen Objekte. Unbestimmter Natur ist zunächst auf dem niedrigsten Vor-
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Abb. 269: Idolnische Nr. 631.
Abb. 270: Idoloische Nr. 637. Abb. 271: Idolnische Nr. 642.
Sprung des Felsens links über dem Anfang der Klamm eine Kammer (648; Nr. 695 Br.), unterhalb deren man rechts in eine tiefe Zisterne (649; Nr. 696 Br.) hinab- schaut. Klettert man den Felsen an seiner nördlichen Wand entlang, so kommt man an zwei großen Nischen (650; Nr. 694 Br.) vorüber, und schließlich über eine
Abb. 272: Idolnische Nr. 652.
Abb. 273: Idolnische Nr. 653 b.
Felsplatte mit drei Senkgräbern hinab zu dem über der Klamm liegenden Vorplatz einer Felsenkammer, den man auch direkt vom Tal her durch eine hier aufsteigende kleine Schlucht erreichen kann. Hier sieht man links neben mehreren leeren Nischen eine recht zerstörte Aediculanische (651) mit vertieftem Pfeileridol, rechts jenseits einer Felsenecke eine kleine umrahmte Bogennische (652) über einer hohen Bank, zu welcher vier Stufen hinanführen (Abb. 272). Auf der hnken Seite des
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XXVI. Unter el-hubta.
Platzes steigt man zu einer vorn offenen, geräumigen Felsenkammer (653; Nr. 697 Br.)i, die als T r i k I i n i u m eingerichtet ist. Links vor dem Eingang ein Nischen- bassin (a), inwendig an der Rückwand eine 0,20 m tiefe Nische (b; Abb. 273) von 0,70 zu 1,27 m mit einem um 0,13 m vertieften Pfeiler von 0,38 zu 0,44 m über einer 0,20 m hohen Bank, in deren Oberfläche sich eine flache Schale (c) befindet. Auch der Fels über der südlichen Wand der Klamm hat seine Kammern. Auf einer der Klamm parallel laufenden Treppe (bei Brünnow an falsche Stelle gesetzt) steigt man aufwärts. Nach wenigen Stufen hat man rechts eine Kammer (654; Nr. 700 Br.) mit Tür und Fenster, in der man ein T r i k 1 i n i u m findet, rechts im Eingang ein Nischenbassin (d). Auf der Treppe weiter steigend gelangt man bald zu einer zweiten, auch mit Tür und Fenster versehenen Kammer (655) mit einem unfertigen Biklinium an der Rückwand und rechten Seitenwand. Weiterhin folgt eine große viereckige Nische (656) und noch höher nach weiterem Steigen eine Gruppe von acht Nischen (657 — 664), worunter zwei viereckige (660, 661) ein vertieftes Pfeileridol enthalten. Da sie sich direkt über der Klamm be- finden, kann man sie zu den Nischen der Klamm rechnen. Andere Felsenarbeiten befinden sich noch weiterhin über der Klamm, sind aber jetzt unzugänglich.
XXVI. Unter el-hubta.
Daß die dem Tal von Petra zugekehrte hohe Wand von el-ljubta nördlich vom wädi el-ljubta fast durchweg nicht für Gräber, sondern für Heiligtümer be- nützt wurde, hat schon Brünnow beobachtet. Die Tatsache ist um so auffallender, als dieser Teil der Talwand außerhalb des Stadtbezirkes lag, während grade inner- halb der Stadtmauern sich unter el-hubta Gräber finden. Wir gehen die Wand von el-hubta von Norden nach Süden entlang und verzeichnen die hier atxfstoßenden Einzelheiten. Zunächst sind sechs sakrale Gruppen zu unterscheiden.
A. Erstes Heiligtum unter el-Jiubta.
Bedeutungslos ist die vereinzelte Kammer mit Tür (665 ; Nr. 702 Br.) Als eine zusammengehörende Größe lassen sich aber die um eine Einbuchtung der Fels- wand herumliegenden Felsräume Nr. 703—705 Br. auffassen. Zuerst kommen zwei Kammern mit Tür (666, 667; Nr. 703 Br.), dann eine Nische (668), weiterhin ein Saal mit Triklinium (669 ; Nr. 704 Br. ; Abb. 274) und wieder eine kleine Kammer (670; Nr. 705 Br.). Das wohlerhaltene Triklinium befindet sich in einem Raum von 6,80 m im Geviert und 3,70 m Höhe mit 1,20 m breitem Eingang (früher mit Tür). Die 1,50 m breiten und 0,78 m über den Fußboden erhabenen Liegeplätze sind von einem 0,25 breiten und 0,14 m hohen Rande und einer 0,40 m breiten Einfassung umrahmt. Links vom Eingang führt zu ihnen eine 0,51 m breite Treppe (a) von vier Stufen (0,30 zu 0,26 m; 0,22 zu 0,43 m, 0,14 zu 0,42 m; 0,13 z'i 1,38 m) hinauf. Vor der Rückwand ist rechts neben der Mitte des Raumes ein Bassin (b) von 0,60 zu 0,70 m und 0,44 m Tiefe^ in das Triklinium eingelassen.
i) Sichtbar auf Abb. 12 links von der Schlucht in halber Höhe.
2) Brünnow gibt für die Tiefe des Bassins das unbegreifliche Maß von 0,23 m, für den Falz 0,20 m.
Nr. 653—683.
315
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Ein 0,09 m tiefer Falz zieht sich rings herum und beweist, daß das Bassin ehemals
mit einem Deckel versehen war. In der Mitte der Rückwand befindet sich 1,30 m
über dem TrikHnium eine Nische (c) von 0,40 zu 0,90 m und 0,35 m Tiefe*, in welcher
unten eine Bank von o,iQm Höhe und 0,22 m
Tiefe einem Idol gedient haben wird. Rechts
von der Nische eine Vertiefung (d) von 0,50
zu 0,43 m für eine Votivinschrift. Vor dem
Eingang in den Saal ist Gelegenheit für die
nötigen Reinigungen gegeben durch ein
Nischenbassin (e) rechts und einen länglichen
offenen Trog (f) links.
B. Zweites Heiligtum unter el-^)ubta.
Eine zweite Gruppe von Kammern beginnt mit einer Felsenzisteme (671; Nr. 706 Br.) , worauf sich aneinander reihen eine vom offene Kammer mit Triklinium (672 ; Nr. 707Br.), eine offene Kammer (673; Nr. 708 Br.) , zwei Kammern mit Türe (674, 675 ; Nr. 709, 710 Br.) und eine offene Kammer (676; Nr. 711 Br.). Für sich allein hegt etwas weiterhin eine Kammer mit Tür (677; Nr. 712 Br.; Abb. 275), welche durch je drei Nischen in der Rückwand und den Seitenwänden aus- gezeichnet ist. Jede Nische mißt 0,60 zu 1,05 m bei 0,38 m Tiefe. An der Türwand ist rechts vom Eingang inwendig ein Nischen- bassin (a) von 1,10 zu 0,47 m angebracht.
Auf einem höheren Niveau liegt eine kleine Kammer (678) und zwei Räume mit Tür und Fenster (679, 680; Nr. 713, 714 Br.), beide mit einem B i k 1 i n i u m an der rechten Seitenwand und Rückwand ausgestattet.
C. Drittes Heiligtum unter el-^^bta (Abb. 276).
Eine die Felswand entlang laufende Treppe von 26 Stufen führt von Süden zunächst zu einer größeren Ter- rasse, die im Osten und Norden von Fels eingefaßt ist. Gleich an der Treppe hat man hier rechts ein Nischenbassin (681) mit viereckigem Schöpfloch, dann den Eingang zu einem vorn offenen Triklinium (682; Nr. 715 Br.) mit einer kleinen Nebenkammer (a) auf der rechten Seite. Rechts
darüber Hegt eine Kammer {683; Nr. 716 Br.) ohne Verbindung mit dem Heilig- tum. Weiterhin folgt dann auf derselben Seite ein zweites größeres Triklinium
Abb. 274: Triklinium Nr. 669 mit Durchschnitt
i) Briinnow gibt auch hier unrichtige Maße, nämlich 0,55 m Höhe und 0,60 m Tiefe.
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XXVI. L'ntek el-hubta.
(684; Nr. 717 Br.; Abb. 277), das einer eingehenderen Beschreibung wert ist. Es mißt 11,83 zu 11,43 m bei der von keinem anderen Trikhnium erreichten Höhe von über 9 m. Eine 2,05 m breite Haupttür und zwei Nebentüren, darüber drei Fenster erhellen das Innere. Inwendig findet sich rechts von der Tür ein Nischen-
Abb. 276: Drittes Heiligtum unter el-hubta Nr. 681—699.
bassin (a) von 0,90 zu 0,50 m. Die Liegeplätze sind '2,20 m breit, ihr um 0,20 m vertiefter Rand auf den Seiten 0,38 m, hinten 0,50 m, bei 0,94 m Höhe über dem
Fußboden. Den Zugang zu den '///////////mmn:. Liegeplätzen vermittelt im Innern eine Treppe (b) von 5 Stufen auf der rechten Seite. Von außen führten schmale Türen von i, bez. 1,20 m Breite mit ebenfalls 5 Stufen beiderseits auf die Höhe der Liegeplätze. Für das Innere ist noch zu verzeichnen eine kleine Seitenkammer (d) auf der linken Seite, die zweimalige In- schrift (e) ACDfOeGOy am linken Liegeplatz und das rohe Relief eines Pfeileridols mit Fuß (f) in der Rückwand. Am nörd- lichen Ende der Terrasse liegen drei kleine Kammern (685—687; Nr. 718 Br.) in einer Reihe, und eine vierte (688) vor der am weitesten links liegenden. Die am weitesten nach rechts liegende hat in der Decke ein großes rundes Loch, wahrscheinlich ein Wasserzufluß für eine unter der Kam- mer anzunehmende, jetzt verschüttete Zisterne. Über die vierte Kammer hinweg führt eine Treppe zu der oberhalb der drei Kammern liegenden höheren Terrasse.
Abb. 277: Triklinium Nr. 684.
Nr. 684— 693 b.
317
An der Ostseite der oberen Terrasse liegt zunächst — über der Neben- kammer der großen Trikliniums — eine kleine Kammer (689), dann folgt eine unregelmäßige Nische (690), das Relief eines 0,70 m hohen Altars ohne Hörner (691 a: Nr. 719 Br. ; Abb. 278), unmittelbar darüber eine Nische (b), ein zweiter zerstörter Altar (c), weiterhin eine Nische (692; Abb. 279) von 0,50 zu o,QO m mit
Abb. 278: Altarrelief Nr. 691a.
Abb. 279: Idolnische Nr. 692.
dem vertieften Bild eines 0,21 m breiten, 0,54 m hohen Pfeilers, der oben einen 0,31 m breiten und 0,16 m hohen Querbalken hat. Breite Stufen führen zu einer offenen Halle (693 ; Nr. 720 Br. ; Abb. 280), welche diesen Teil der Terrasse im Norden abschließt. Die Halle von 4,40 zu 2,80 m hat an ihrer Rückwand ein
Abb. 280: Halle Nr. 693, Grundriß und Durchschnitt.
0,50 m vorragendes Postament (a) von 0,66 m Breite und 1,45 m Höhe, über ihm eine flache Vertiefung von 0,66 zu 0,72 m. Es mag hier ein Idol gestanden haben. Vor der Halle liegt ein Vorplatz (b) von 4,60 zu 2,35 m, der ebenso wie der Boden der Halle sich 1,20 m über die Terrasse erhebt. Die Stirnwand des Vor- platzes, die in einige Absätze gegliedert ist, trägt in der Mitte das Relief eines um 0,15 m ausladenden Pfeilers (c) von 0,75 m Breite und Höhe.
,,o XXVI. Untkr el-iiubta.
Als eine dritte Terrasse kann man den etwas höher gelegenen kleinen Platz bezeichnen, zu dem man, links an der offenen Halle vorüberschreitend, ge- langt. Hier hat man gleich vorn zur rechten Hand eine 0,80 m tiefe, von Pilastern flankierte Concha (694; Abb. 281) von 1,57 zu 2,17 m. In ihr steht über einem altarähnhchen Stein von 0,68 m Höhe, 0,55 m Breite und 0,72 m Tiefe ein 0,48 m hoher, 0,54 m breiter und (unten) 0,30 m ausladender Pfeiler. Dann folgt ein Fels- ausschnitt (695; Abb. 281 a) mit Nische von 0,41 zu 0,36 m, worin das Rehef eines
Abb. 281 : Idolnische Nr. 694. Aufn. v. H. Gressmann.
0,18 m breiten Pfeileridols mit Fuß angebracht ist, eine kleine Bogennische (696) , eine Nische (697) von 0,97 zu 1,08 m mit erhabenem Pfeiler von 0,44 zu 0,58 m. Nach Norden zu liegt an der Terrasse etwas tiefer eine Kammer (698) mit Tür. Darin sieht man links und an der Rückwand eine breite Bank (Biklinium), über der sich an der Rückwand noch eine tischartige Erhöhung befindet. Die Anlage ist wahrscheinlich unfertig.
Am Fuße des gesamten Heiligtums, wohl zufällig unterhalb der zuletzt genannten Kammer, ist das Relief eines Altars (699; Abb. 282) von 0,70 zu 0,93 m
Nr. 694—701.
319
mit Fuß von 0,20 m und Hörnern von 0,15 m Höhe ausgehauen, rechts daneben ein Nischenbassin (a).
Abb. 281a: Idolnische Kr. 695.
Abb. 2S2: Altarrelief Nr. 699.
D. Viertes Heiligtum unter el-Jiubta (Abb. 283). Nachdem man ein tiefes Nischenbassin (700) mit Falz für einen Deckel passiert hat, gelangt man auf einer doppelten Treppe zu einer Plattform von etwa
Abb. 283: Viertes Heiligtum vinter el-hubta Nr. 700 — 706.
IG m im Geviert, die rechts und im Hintergrund von Felswänden begrenzt ist. Von ihr zieht sich rückwärts am Felsen hin eine Terrasse mit einem zweiten Nischen- bassin (701) von 0,93 zu 0,50 m hei 0,55 m Tiefe und 0,43 m Höhe der Öffnung, das
320
XXVI. Unter elhubta.
Abb. 284: Altäre Nr. 702 und 703.
seinen Wasserzufluß von links oben durch ein Loch im Felsen erhält. Auf der rechten Seite der Plattform selbst sind über einem etwa 2 m hohen Absatz am Felsen zwei Altäre oder Stelen (702, 703; Nr. 723 Br. ; Abb. 284) erhaben ausgehauen ;_ der linke mit einer einfachen Basis ist 1,60 m hoch bei 0,90 m Breite, der rechte mit ausführlichem Postament ist etwa i m breit, aber nicht vollständig erhalten. Rechts von ihnen führen schmale Stufen auf eine höhere Felsplatte hinter den Altären. Was sich auf der Platte befindet, habe ich leider nicht untersucht. Auf die beiden Altäre folgt an der Felswand eine Nische (704) mit vertieftem Pfeiler, unterhalb welcher eine kleine Konsole bestimmt war, eine Steinplatte — etwa mit einer Weihegabe — zu tragen. Tiefer unten kommt dann ein drittes Nischen- bassin (705) von 0,91 zu 0,61 m und 0,34 m Tiefe, das jedenfalls zu dem an der Rückseite der unteren Plattform liegenden Triklinium gehört.
Der Raum dieses, mit breiter Tür und einem über der Tür liegenden Fenster versehenen T r i k 1 i n i u m s (706; Nr. 722 Br.) mißt 6,70 zu 6,60 m bei 5,35 m Höhe. Die Liegeplätze sind 1,32 m breit und haben einen um 0,15 m tieferen Rand von 0,36 m, der seiner- seits 0,90 m über dem Fußboden liegt. Vier Stufen von 0,37 m Breite führen beiderseits zum Liegeplatz hinauf. Die Wände sind kahl.
Unabhängig von diesem Heiligtum ist wohl die weiter nördlich hegende Kammer (707; Nr. 721 Br.) mit einem Nischenbassin (a) links von der Tür. E. Fünftes Heiligtum unter el-hubta.
Eine Mauer mit Tür verschloß wohl ehemals den jetzt vorn ganz offenen Raum eines Saales (708; Nr. 725 Br. ; Abb. 285) von 8,70 zu 8,60 m und wohl 5 m Höhe. In die Rückwand ist 1,05 m über dem Boden eine von Pilastern einge- faßte Nische (a) von 3,10 zu 3 74 m und 2 m Tiefe eingelassen, in welcher drei niedrige Stufen zu einer i m tiefen Plattform führen. Die Nische hat verputzte Wände und eine mit einem Kreis verzierte Decke. Eine kleinere flache Nische (b) von 0,58 zu 1,35 m befindet sich in der Hinterwand 1,74 m über der Plattform. An der Wand des Saales sieht man rechts unterhalb der großen Nische Spuren davon, daß einmal eine zu ihr führende Treppe von etwa 8 Stufen an sie angebaut war. Über der Nische zieht sich eine Reihe von 24 kleinen Löchern (c) nahe der Decke entlang. In die rechte Wand sind vorn zwei sehr kleine Kämmerchen (d, e) von gegen 2 m Breite eingehauen. Links von ihnen ist eine vertiefte Tafel (f; Abb. 286) von 0,44 zu 0,50 m angebracht, in ihr drei schmale Vertiefungen von 0,25, 0,20, 0,22 m Höhe, und 0,12, 0,09, 0,10 m Breite, unterhalb der mittleren rechts und links runde Löcher. Die Vertiefungen sollen wohl Pfeileridole darstellen, obwohl diese sonst auf dem Boden ihrer Nische aufstehen. Bei dem mittleren darf vielleicht an einen Phallus gedacht werden.
Nr. 702 — 715 e.
321
Links vum Eingang befinden sich zwei Bogennischen (g, h) , darunter in einem Felsausschnitt ein erhabenes Pfeileridol (i) von 0,45 zu 0,90 m, rechts daneben ein Trogbassin (j), unterhalb des
Trikliniums zwei offene Kam- '
mern (709, 710), und rechts vor der linken eine Bogennische (k), weiterhin links sechs Nischen nebeneinander (71 1 ; Nr. 724 Br.) , worunter eine Bogennische.
F. Sechstes Heilig- tum unter el-hubta.
Im weiteren Verfolge der Bergwand kommt man zunächst zu einer unregelmäßigen, nicht zerstörten offenen Kammer (712; Nr. 726 Br.) mit einer kleinen Nische (a) in der rechten Seitenwand und einer Bogen- nische (b) links vom Eingang, dann zu einer großen offenen Zisterne (713; Nr. 727 Br.), endhch zu einem Grabe (714; Nr. 728 Br.). Brünnow nennt es ein ,, Heiligtum mit Halb- säulen". Außer den beiden Halbsäulen in der Fassade ist zu bemerken rechts und links an derWand des Vorraumes eine flache Concha (a, b) und Hnks neben der Tür ein viereckiges kleines Ablutionsbassin (c). Im Innern sieht man drei Senk- gräber und drei Grabnischen.
Abb. 285: C'ella Nr. 70S, Grundriß und Durchschnitt.
Zum Grabe wird das T r i k 1 i n i u m (715 ; Nr. 729 Br. ; Abb. 287, 288) gehören, das sich nun anschließt. Eine rohe Bogennische (a) mit vertieftem Pfeiler mit Fuß leitet dazu über. Vor dem, über 2 m weiten Eingang zu dem 5,87 zu 5 m bei 4,42 m Höhe messenden Räume befindet sich rechts ein Nischenbassin (b) von 1,30 zu 0,60 — 0,69 m und 0,40 m Tiefe, hnks eine Bogennische (c; Abb. 288) von 0,58 zu 0,80 m mit erhabenem Pfeileridol von 0,40 zu 0,60 m. Fünf, 0,45 m breite Stufen (d) führen im Innern rechts und hnks auf den 0,90 m hohen Liege- platz des Trikliniums. Seine Breite ohne die erhöhte Einfassung von 0,38 m und den 0,15 m tieferen Rand von 0,30 m beträgt etwa 0,90 m.
In den Liegeplatz der Rückwand ist eine nach vorn offene bogenförmige Vertiefung (e) von 0,88 zu 0,50 m und nur 0,12 m Tiefe eingeschnitten. Hier ließ
Dalman. Petra,
31
322
XXVI. Unter el-huhta.
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sich etwas aufstellen, wohl eine Gabe für die Gottheit, deren Bild in der umrahmten, 0,45 m tiefen Concha (f) von o,88 zu i,68 m an der Rückwand angebracht gewesen
sein wird. Vier kleine Nischen (g) und ein Doppelloch (h) umgeben die Concha, die sich nicht ganz in der Mitte der Rückwand be- findet, sondern um 0,30 m nach links gerückt ist. Neben ihr ist noch eine kleinere Concha (i) von 0,50 zu I m bei 0,23 m Tiefe angebracht. In den Boden der größeren Concha ist ein kleines viereckiges Loch und eine schmale Rinne eingeschnitten. Das erstere konnte der Befestigung eines Standbildes dienen, der Zweck der letzteren ist unklar.
Unmittelbar rechts neben dem Trikli- nium ist eine größere Nischengruppe (716; Nr. 730 Br. ; Abb. 289) in die Felswand eingehauen. Zu unterst sieht man das Relief eines Altars (a) von 0,75 zu 0,60 m, darüber eine größere Felsbank (b), links davon eine Nische mit Urne (c), rechts Stufen, die zu einer höher gelegenen Nische (d) führen, noch wohl auch mit Urne, über einem breiten Felsen- Unabhängig von der Gruppe ist weiter
Abb. 286: Idolnische Nr. 708 f.
weiter rechts eine Nische (e), ausschnitt mit einer niedrigen Bank (f).
Abb. 287: Triklinium Nr. 715, Grundriß und Durchschnitt.
rechts eine Predella (g), worüber eine viereckige Nische (h), zu der ein Treppchen hinaufführt. Überall werden ursprünghch Weihegaben oder Denkmäler für Tote aufgestellt gewesen sein.
Nr. 7'5f— 736.
323
Von hier ab sind bis zum Beginn des wädi el-^iubta nur Einzelheiten zu ver- zeichnen, welche sich nicht zu größeren Gruppen zusammenfassen lassen und darum nur der Reihe nach aufgezählt werden können. Abgesehen von der zuerst zu nennenden Grabfassade, die aber doch nie zu einem wirklichen Grabe wurde, sind nirgends Grabanlagen zu erkennen.
717 (Nr. 731 Br.) : Unvollendetes Giebelgrab mit Pilastem. Fries der Attika mit Triglyphen und Pateren. Davor wohl eher ein Teich (718) als eine Terrasse (Nr. 732 Br.).
719, 720 (Nr. 733, 734 Br.): Offene Kammern.
721 (Nr. 735 Br.) : &roße Nische von 2,75 zu 4 m bei 2,50 m Tiefe, in der Rückwand eine Nische von 0,54 zu 0,90 m.
Abb, 288: Eingang zu Triklinium Nr. 715. Aufn. v. H. Gressmana.
722: Kleine Bogennische.
723 : Nische mit vertieftem Pfeileridol über einer hohen Bank. 724 (Nr. 736 Br.) : Hohe Kammer mit Tür.
725: Große Bogennische, tief, mit zwei Bänken; eine Treppe führt hinauf. 726 (Nr. 737 Br.) : Offene Kammer mit einer tiefen Nische (a) in der Rück- wand.
727 — 732 (Nr. 738—743 Br.): Sechs offene Kammern.
733 (Nr. 744 Br.) : Hoch oben Talsperre durch eine Mauer, also Teich.
734 (Nr. 745 Br.): Kammer mit Tür und schmalen Fensterchen.
735 (Nr. 746 Br.) : Offene Kammer.
736 (Nr. 747 Br.) : Offene Kammer mit Nische (a) in der Rückwand, links kleines Kämmerchen (b). Nach Brünnow ein Heihgtum.
324
XXVI. Unter el-hubta.
737 (Nr. 748 Bi .) : Zwei Reihen von fünf Nischen, wohl Balkenlager, zwei große viereckige Nischen. Nach Br. Gebetnischen.
738 (Nr. 749 Br.) : Offene Kammer mit einer Bogennische (a) in der Rück- wand, einer viereckigen Nische (b) in der linken Seitenwand.
739 (Nr. 750 Br.) : Niedrige offene Kammer.
740 (Nr. 751 Br.): Kammer mit Tür, Rückwand mit Bogennische (a), linke Wand mit viereckiger Nische (b).
741, 742 (Nr. 752, 753 Br.) : Zwei offene Kammern.
743 (Nr. 754 Br.) : Große Bogennische von 3,50 zu 8 m bei 2 m Tiefe. Nach Brünnow Nr. 751 — 754 Heiligtümer.
Abb. 289; Nischengruppe Xr. 716. Aufn. v. II, Giessmann.
744 — 746 (Nr. 755, 756 Br.) : Drei Kammern auf höherem Niveau.
748 (Nr. 758 Br.) : Offene Halle mit gewölbter Decke, in der Hinterwand tiefe hohe Nische (a), darüber Tafelvertiefung (b). Keine zerstörte Fassade (so Brünnow).
749: Zisterne in einer Felsenkammer.
Vom wädi el-hubta südlich sind keine Heiligtümer zu verzeichnen. Die Gräber- gegend beginnt. Unter den nach dem sik zu an Masse zunehmenden Grabanlagen sind einige als Stilproben bedeutsam. Das erste ist das Grab des Sextius Florentinus (750 ; 763 Br. ; Abb. 290) auf der Südseite des wädi el-ljubta, mir als umm za'keki bezeichnet. Bei ihm ist bemerkenswert über dem Türgiebel das Bild eines Altars (a), von Domaszewski für eine Viktoria gehalten, und der Adler (b) über dem Bogen, welcher das Hauptgeschoß nach oben abschließt. Der
Nr- 737— 7SO- 325
Bau hatte den Vorteil, an einem ziemlich niedrigen Felsvorsprung zu liegen und bedurfte deshalb keiner Überhöhimg, was seinem Ebenmaß zu gute kam. Ganz das
Abb. 290: Portal des Grabes Nr. 750. Aufn. v, W. Forder.
Gegenteil gilt vom sogen. Etagengrab und dem Korinthischen Grab, welche an einer kolossalen Bergwand dem Schmuckteil der Stadt einen würdigen Hintergrund geben sollten. Die Araber benannten mir beide als umm es-sanädik; nach Musil wäre das erstere umm za'keke, das zweite umm el-'amdän. Das Etagengrab
,26 XXVI. Unter el-hubta.
(752; Nr. 765 Br.),^ welches mit dem Sammelteich (751) der Wasserleitung von er-ramle (S. ßgf.) schon innerhalb des Stadtgebietes hegt, ist in seinem Aufbau eine völlig mißglückte Kulisse. Vier Giebelgräber, von denen das erste und letzte durch Pilasterstellungen mit verkröpftem Gebälk isoliert ist, bilden das Untergeschoß (Abb. 291). Der durch eine Attika von ihm abgeschnittene Oberstock besteht aus einer in neun Gruppen von Säulenpaaren im Stil des Untergeschosses von ed-der zerlegten Säulenhalle, die sich nach oben in Zwerggeschossen mit peträischen Kapitalen fortsetzt, wie wenn der Architekt den auf dieser Basis schwierigen Ab- schluß nicht hätte finden können. Das Ganze war für den Erbauer wohl weniger
Abb. 291 : Detail am Unterstock des Etagengrabes Nr. 752. Aufn. v. Ritter v. Zepharovich.
ein Palast, wie v. Domaszewski meint, sondern ein Massengrab. Nicht viel günstiger ist das gleich neben ihm hegende Korinthische Grab (753 ; Nr. 766 Br.) ^ zu beurteilen. Eine in sich einheitliche breite Tempelfassade mit Säulen im Stil von hräbet eg-gerra erhielt, um höher zu werden, einen demselben Modell nach- gebildeten, zu schmalen Oberstock, der mit dem Untergeschoß in keinem Zu- sammenhang steht.
Bei dem weiterhin zwischen anderen Gräbern liegenden Urnengrabe (754; Nr. 772 Br. ; Abb. 292), nach Musil umm es-senedik, dürfte dem Erbauer mit Bewußtsein die Idee eines Heiligtums vorgeschwebt haben, für welches die Fassade des gewöhnlichen peträischen Grabes der hellenistischen Zeit in das
i) Vgl. Abb. 8.
2) S. ebenfaUs Abb. 8.
Nr. 75 '-754
327
Abb. 292: Urnengrab Nr. 754. Aufn. v. Ritter v. Zepharovich.
Abb. 29;;; Nürdliche Arkade des Urnengrabes. Aufn. v. W. Forder.
-^g XXVI. Unter el-hubta.
Kolossale gesteigert wurde. Zwei Halbsäulen von etwa 14 m und zwei gleichhohe Pilaster, die mit Viertelsäulen gekuppelt sind, im Petrastil tragen das Gebälk, über welchem ein Zwerggeschoß, dessen Einzelheiten jetzt nur vermutet werden können, zu dem mit einer Urne geschmückten Giebel und einer Attika überleitet. Ein teilweise künsthch aufgemauerter Hof mit im Verhältnis zur Fassade sehr niedrigen Arkaden von fünf Säulen und zwei Pilastern rechts und links ist ihr vorgelegt (Abb. 293). Eine mit Pilastern, Triglyphenfries und Giebel geschmückte Haupttür (Abb. 294) und zwei Nebeneingänge führen in den ungewöhnlich großen und hohen Innenraum, den drei Fenster erhellen. Vier von Bogen über- spannte Nischen an der Rückwand, von denen die beiden mittleren bei der durch
Abb. 294: Portal des Urnengrabes. Aufn. v. Ritter v. Zepharovich.
eine griech. Inschrift bezeugten Verwandelung des Grabes in eine Kirche zusammen- gezogen wurden, und drei Nischen ohne Bogen in den Seitenwänden bilden die innere Ausstattung.
Wegen ihrer Verwandtschaft mit sakralen Denkmälern dürfen nicht über- gangen werden die Darstellungen von Spitzpfeilern an der linken inneren Wand eines Grabes nahe dem Eingang des sik (755; Nr. 825 Br.).^ In erhabener Arbeit findet sich erstlich die Figur eines schmalen, oben abgestumpften Spitz- pfeilers (a; Abb. 295) von 0,31 zu 0,60 m. Die Gipfelplatte ist mit einem Kranz- gesims versehen, über welchem sich eine besondere kleine Spitze erhebt. Darunter befindet sich ein aus Basis, Würfel und Platte bestehendes Postament von 0,23 m
i) Sichtbar auf Abb. 1 1 als die im Schatten Hegende zweite Grabfassade von rechts.
Nr- 754— 755 K-
329
Höhe und 0,42 m größcstcr Breite (am Fuß). Die Basis ist 0,13, die Platte 0,05 m hoch. Darunter befindet sich eine Inschrift (b; ClS 352), welche die Skulptur als „Grabmal (nefes) des Zaidkümu, Sohn des Jaküm" bezeichnet. Rechts neben dieser Skulptur sind drei kleinere Figuren derselben Art nur eingekratzt, offenbar Nach- ahmungen jener. Die erste entspricht ihr völlig, wenn auch nicht in den Verhält- nissen, der zweiten (d) fehlt der Gipfelschmuck; bei der dritten (e; Abb. 296) ist eine etwas breit ausgefallene Kugel für ihn gesetzt. Auf der letztgenannten mißt der Spitzpfcilcr 0,40 zu 0,385 m, die Kugel 0,05 zu 0,06 m, das Postament 0,50 (am Fuß) zu 0,185 m- l^ie dritte Figur ist durch zwei parallellaufende schräge Linien
Abb. 295; SpitrpfeUer Nr. 755a. Abb. 296: Spitzpfeiler Nr. 755e. Abb. 297; Spitzpfeiler Nr. 7S5f.
mit einer vierten (f ; Abb. 297) verbunden, die wieder erhaben gearbeitet ist und durch eine Inschrift (CIS 353) auf dem Postament als ,, Grabmal (nefes) des Jaköm, Sohn der Zaidljümu" bezeichnet ist. Die ohne Gipfelschmuck gebliebene Pyramide mißt 0,265 zu 0,61 m, das Postament (am Fuß) 0,355 zu 0,225 m- Oberhalb des ersten und letzten Bildwerkes befinden sich je zwei Doppellöcher (g). Sie sind vor- zustellen als eine ovale Höhlung, hier von 0,17 m Breite, 0,06 m Höhe und 0,04 m Tiefe, vor deren Mitte man ein 0,025 "^ breites Steinband stehen ließ.
XXVII. Auf el-hubta.
Musil sagt, daß man vom Umengrab auf einer Treppe el-hubta ersteigen könne und da zu einem festen Turme und einer Zisterne gelange, aber auch, daß er vom Grabe des Sextius Florentinus el-^ubta erstiegen und da ,, einen zerstörten Wachtturm, einige Wasserbehälter, kleine Gärten, auf einer großen Kuppe einen Altar und mehrere offene Kammern" gefunden habe. Ihm war nicht klar, daß der Wachtturm am Ziel beider Wege derselbe ist. Die ,, Gärten", welche er hier und anderwärts in Petra, auch auf seinem Plan, verzeichnet hat, sind nicht vorhanden ; aber es scheint, daß er den ,, Pfeilerplatz" gesehen hat und somit als der Entdecker dieses Heiligtums von el-hubta zu betrachten ist. Er hat seine Beschreibung von
330
XXVII. Auf EL-nuBTA.
Petra zu seinem Besuch vom Jahre 1896 gestellt. Da er aber auch später einige Male in Petra war, bleibt ungewiß, welches Jahr dafür zu nennen wäre.
Unabhängig von Musil sah Rev. A. Forder aus Jerusalem 1904 auf el-hubta das Felsentor, die Zisterne, das Stibadium und den Pfeilerplatz, nach ihm 1905 F. E. Hoskins, 1906 Molloy und Colunga. Ich besuchte die Heihgtümer von el- ^lubta am 9. November 1906 und 28. April 1907.
A. Die Aufgänge.
Als einen S ü d w e g (756) zu diesem HeiHgtum kann man die Schlucht be- zeichnen, welche von eg-gerra nordwärts zu el-hubta aufsteigt. Große Felsblöcke
Abb. 298; Ursprünglicher Nordwestaufstieg zu el-hubta und Teich Nr. 751. Aufn. v. G. D. Treppenteile (sehr klein) sichtbar am ersten und zweiten, sowie zwischen dem zweiten und dritten Felsrücken links vom
Felsausschnitt des Teiches.
bedecken aber hier den Grund der Schlucht, und keine Spur eines gebahnten Weges ist sichtbar.
Der bequemste Weg aufwärts ist jetzt der West weg (757). Er beginnt mit einer breiten Freitreppe rechts von der neben dem Urnengrab zur Höhe von el-
Nk. 756 — 760.
331
\iubta aufsteigenden Schlucht. Nach 70 Stufen der Steigung uird diese Schlucht gekreuzt, und man bewegt sich in nördlicher Richtung (104 Stufen), bis man eine zweite Schlucht erreicht, auf deren Boden man steil, zuletzt auf 40 Stufen, empor- steigt und so das Plateau des Heiligtums an seinem Südende erreicht.
Ehemals war der Nordwestweg (758) die eigenthche Prachtstiege zum Heiligtum. Er nahm ursprünglich seinen Anfang links neben dem Etagengrab noch innerhalb des Stadtgebietes, da wo jetzt das Sammelbecken (751) der Wasser- leitung von er-ramle sich befindet. Links oberhalb desselben bemerkt man die letzten Spuren von Stufen (Abb. 298). Erst weiter oben beginnt die jetzt erhaltene Treppe, welche in 218 Stufen von 3 bis 4 Meter Breite bei einer nabatäischen Inschrift (a) die Höhe gewinnt, welche sie in der Mitte des Plateaus erreicht. Ich stieg am g. November 1906 hier herab und erreichte vom plötzlichen Ende der Treppe, nicht ohne Gefahr durch einen steilen Kamin hinab - kletternd, etwas nördlich vom Teiche den Talgrund. Wahrschein- lich wurde bei der Anlage des Teiches der Anfang dieses Weges abgeschnitten und dafür ein neuer Anfang (759) weiter nördlich ge- schaffen. Dieser beginnt auf der Westseite des Felsblocks, in dessen Stirn das sogen. Lateinische Grab eingehauen ist, mit einer 5 m breiten Treppe von etwa 40 Stufen, steigt da zunächst zu einer natürlichen Terrasse hinauf und ist dann in die steile Südwand des wädi el- hubta eingehauen (etwa 100 Stufen).
Dieses Stück des Weges beginnt mit einer Galerie (760; Abb. 299) von 13,65 m Länge und 3,50 m Breite, bei welcher auf der Talseite eine etwa 2 m dicke Fels- wand von gegen 7 m Höhe stehen gelassen wurde. Am Eingang der Galerie war eine gewaltige Flügeltür angebracht. Rechts und links finden sich unten vier- eckige Vertiefungen für die Türangeln und Falze von 1,95 m Breite und 0,24 m Tiefe, in welche die Türflügel zurückschlagen konnten. Oben finden sich beiderseits Lager für einen Türsturz, in dem die oberen Türangeln liefen. Man hatte offenbar besondere Veranlassung, den Treppen weg zu schließen. Feinde sollten ihn nicht benützen, um von oben her durch den Westweg in die Stadt einzufallen (S. 34).
Abb. 299: Galerie mit Tor Nr. 760 von Osten.
-,2 XXVII. Auf el-hubta.
Oberhalb der Treppe an der Felswand wendet sich der Weg, jetzt durch Steinblöcke verschüttet, rückwärts nach einer Bergterrasse und stößt hier etwa auf die Mitte des älteren Nordwestweges (s. o.), auf dem das Plateau erreicht wird.
Der zuletzt beschriebene Weg ist jetzt oberhalb der Felsengalerie unter- brochen; aber man kann ohne Schwierigkeit im wädi el-hubta selbst auf einem noch jetzt begangenen Pfade (761), der nach oben zu in dem südhcheren Zweige des Tales 76 gehauene oder gebaute Stufen aufweist, zur Höhe gelangen, die man dann an ihrem Nordende bei der später zu beschreibenden großen Zisterne betritt. Dieser Weg wäre als der N o r d w e g zu bezeichnen. Einen anderen Nordweg, der nördlich vom wädi el-hubta seinen Anfang nehmen soll, verzeichnet Hoskins, ohne ihn gegangen zu sein. Ich kenne hier nur einen Treppenweg, der von dem Plateau des SüdheiHgtums nach dem nördlichen Teil von el-hubta hinüberführt, aber keinen Aufstieg zu diesem Wege vom Tale her.
B. Erstes Heiligtum von el-Jjubta.
Literatur (auch für das zweite Heiligtum).
F. E. Hoskins, A third „High-Place" at Petra, The Biblical World 1906, S. 385—390- V. Molloy, A. Colunga, Lp haut-lieux d'el-Hubzeh, Revue Biblique 1906, S. 582 — 587.
Das in der Revue Biblique auf dem Übersichtskärtchen wenig zutreffend skizzierte, von Norden nach Süden sich ziehende, von der Hauptmeisse von el- ^ubta getrennte schmale Plateau (Abb. 300, 301) am Rande des Petrakessels wird auf der Westseite eingeschlossen von dem steilen Absturz nach diesem Kessel zu, östlich von dem Sattel zwischen wädi el-hubta und dem nördlichen Teil der Schlucht von eg-gerra, südlich vom Beginne des steileren Abfalls der ebengenannten Schlucht. Es erhebt sich in vier Felskuppen ; die höchste hegt ungefähr in der Mitte, oberhalb des Korinthischen Grabes, zwei am Nordende, ein© am Südende. Die letztere ist der Mittelpunkt der hier zu besprechenden sakralen Gruppe .
Der sonderbarste Teil des ganzen Heiligtums ist der Pfeilerplatz (762; Abb. 302 a, b, 303) auf der südlichsten Bergkuppe. Von Osten her stieg man auf einer etwa fünfundzwanzigstufigen Treppe, von der nur sieben Stufen (a) noch erkennbar sind, empor zu einem 2,72 m breiten und etwa 1,20 m — von vorn nach hinten — tiefen Podest (b), über dem noch drei, 0,18 m hohe Stufen der gleichen Breite aufsteigen. Auf der obersten Stufe hat man zunächst vor sich zwei Schranken, welche den Eingang zu einem kleinen Platz auf 1,34 m verengen. Zwischen ihnen hindurch gelangt man auf diesen Platz (c), der 2,20 m im Geviert mißt, und steht vor einem, an seiner Rückwand um 0,38 m vorspringenden Pfeiler (d; Abb. 304) von 0,70 m Breite. Derselbe hat wie die Rücwkand eine Höhe von 1,06 m, die Höhe beider Seitenwände variiert zwischen 0,84 und i m. Unmittelbar am Fuße des Pfeilers befinden sich zwei kleine, anscheinend natürliche Vertiefungen (e) von 0,35 zu 0,27 m und 0,25 zu 0,21 m und 0,20, bez, 0,18 m Tiefe. Die größere hat einen natürlichen Spalt, in welchem Flüssigkeiten versickern konnten.
Auffallender Weise führen auf beiden Seiten ebenfalls zur Oberfläche der Umfassung des Platzes schmale Treppen (f, f) von sieben Stufen. Es waren also auch da irgendwelche Akte auszuführen. Ein etwa 0,36 m breiter Falz (g) läuft
Nr. 761 — 762 g.
333
334
XXVII. Auf el-hubta.
hier um den Platz herum, und ist selbst wieder an seiner Außenseite mehrfach , mit einem schmalen, etwa j 0,08 m breiten Rinnchen (h) versehen, freilich keines- wegs in der Regelmäßigkeit, welche der Plan in der Revue Biblique angibt. Offenbar sollten hier Flüssig- keiten abfließen. Auf der Südseite senkt sich die Rinne nach Osten zu, auf der Nordseite ist der Ab- fall nicht erkennbar, im Westen sammelte sich die Flüssigkeit nach der Mitte hin und lief da durch eine Rinne (i) westUch ab. Hier beginnt auch eine 0,30 m breite und 0,13 m tiefe Rinne (j), welche nach Norden zu gegen 6 m über die Felsplatte hinläuft. Noch ist zu erwähnen, daß ein künstlich gebahnter Pfad (k) von der Haupt- treppe nordwärts im Bogen zu diesem Teil der Fels- platte führte, aber auch ermöglichte, zu einer im Norden an derselben Kuppe liegenden Gruppe von Räumen zu gelangen, die sogleich zu besprechen sind. Der ganze Platz wird nur verstanden werden können als die Stätte der Gottheit, und zwar so, daß der Pfeiler sie symbolisierte. Man hat davor gespendet, vielleicht auf der Felsplatte rechts vom Platze auch die Opferschlachtung vollzogen .
Nr. 762 h — 765.
335
In naher Verbindung mit dem Pfeilerplatz, an derselben Felskuppe weiter nördlich liegend, 1 steht eine Gruppe von drei Räumen. Nach Osten öffnet sich ein dachloser großer Felsensaal {763) von 11,10 zu 7,90 m, in dessen südwest- liche Ecke ein Vorsprung von 2,60 zu 1,60 m hineinragt. Auf dem letzteren führen 5 Stufen (a) abwärts, ohne aber eine weitere Fortsetzung zu finden, wenn nicht einmal eine gebaute Treppe den Zugang zum Saal vermittelte. Man konnte dann vom Pfeiler- platz unmittelbar zu ihm hin- untersteigen. Auf der Nordseite stößt an diesen Felsensaal eine höher gelegene Plattform (764) von 10,20 zu 10,50 m, auf der Ostseite abgeschlossen durch eine niedrige Bank, in welche ein quadratisches Loch (a) von 0,40 Seitenlänge und 0,20 m Tiefe eingelassen ist. In dem von der Plattform und dem Felsensaal gebildeten Winkel erhebt sich auf
Abb. 302 a: Pfeilerplatz Nr. 762, Grundriß.
Abb. 302b: Pfeilerplatz Nr. 762, Durchschnitt von Ost nach West
höherem Niveau als beide eine dachlose Felsenkammer (765) von 3,30 zu 4,50 m.'' Da die Hauptstiege zum Heiligtum (der Nordwestweg) grade hier mündet, darf
i) Nicht westlich auf einer besonderen Kuppe, wie in Rev. Bibl. 2) Die Verhältnisse des Planes D in Rev. Bibl. sind völlig verfehlt.
336
XXVII. Auf elhubta.
angenommen werden, daß es sich hier um wichtige Räume für die Opferfeierhch- keiten handelt. Ein Triklinium ist nicht erkennbar. Doch könnten die Opfermahle hier stattgefunden haben (S. gif.).
Noch gehört zur Umgebung des Pfeilerplatzes eine ihm östlich gegenüber liegende gedeckte, niedrige Felsenkammer (766) von 3,10 zu 4,10 m mit zwei auf der Nordseite liegenden Türen und einem in die Felsplatte geschnittenen Vorhof (a) von 3,30 zu 10 m. Hier könnte ein Heiligtumshüter gewohnt haben, wenn nicht Kammer und Vorhof der Aufstellung von Weihgeschenken diente. Eine Treppe
Abb. 303; Pl'eilerplatz Nt. 762 von Osten. Aufn. v. H. Gressmann.
von 10 Stufen (767) führte von hier nordöstlich abwärts in der Richtung nach der unter Nr. 772 zu erwähnenden Zisterne.
Die höchste Felskuppe des Plateaus in seiner Mitte ist auf ihrem Südende gekrönt von den Fundamenten eines turmartigen Baues (768) von 2,50 zu 4,30 m. Nördhch schheßt sich daran eine Felsplatte (a) mit steil abfallenden Wänden von 3—4 m Breite und 6,70 m Länge. ~ Eine Wache (S. 34) hätte füglich hier ihren Sitz gehabt.
C. Zweites Heiligtum von el-hubta.
Als eine selbständige Gruppe sakraler Objekte wird sich betrachten lassen, was nördlich von der mittleren Kuppe hegt. Nordwestlich vom Wachtturm be- findet sich zunächst auf einem niedrigeren Felsvorsprung ein nach Südost ge- öffnetes S t i b a d i u m (769; Abb. 305, 306), dessen Mitte dreiviertel eines Kreises
Nr. 766—7690;.
337
von 1,30 m Durchmesser ausmacht. Darüber erhebt sich, 0,30 m höher', ein Rand von 0,23 bis 0,45 m Breite, und um ihn zieht sich, 0,13 m höher, der Liegeplatz, der nach vorn zu gradUnig abgeschnitten ist, hnks 1,80, rechts 1,10 m breit. Im Hintergrund scheint der Liegeplatz 1,90 m breit durch einen natürlichen gradlinigen Ritz abgeschnitten zu werden. Von Osten führen hier 5 rohe Stufen (a) zu ihm hinauf. Vor dem Stibadium befindet sich ein vertiefter, sich nach vorn verbreitern- der Vorplatz (b), dessen Breite 3,75 bis 4,50 m und dessen Länge 3,40 bis 4,50 m mißt. Er wird nach Osten und Westen durch Ablaufsrinnen (c, c) entwässert und senkt sich im allgemeinen etwas nach vorn zu. Auf der rechten Seite liegt eine
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Abb. 304: Pfeileridol Nr. 762_d. Aufn, v. G. D.
niedrige Felsenbank (d) von 1,30 m Breite und 0,25 m Höhe, die nach Norden zu mit einer flachen Mulde, nach Süden zu mit einer um 0,22 m erhöhten Platte (e) versehen ist, an welche von Osten eine Stufe (f) heranführt.
Vor der ganzen Anlage befindet sich der Anfang einer Treppe (g), welche westwärts hinabführt, aber nach wenig Stufen mit einem Absturz endet. Eine Verbindung mit dem Nordwestwege zum Heiligtum war hier sicherlich einmal vorhanden.
Nördlich nicht sehr weit vom Stibadium ragt über den Abgrund ein höherer
i) Da die Revue Biblique mahnt, daß es nützlich sein werde, im Mittelraum des Kreises zu graben, sei bemerkt, daß ich überall, wo ich Höhen von Opfermahlstätten angebe, diese durch Grabung festgestellt habe. Unter freiem Himmel ist Erdreich, in Felsenkammern Sand und Schafdünger, zuweilen in festen tiefen Lagern, zu diesem Zweck aufgehauen worden.
Dalman, Pelra 2J
338
XXVII. Auf el-hubta.
Felsvorsprung, der möglicher Weise als der zu ihm gehörende Ablutionsplatz (770; Abb. 307) zu betrachten ist. Ein von Nord- west nach Südost gerichtetes, um 0,20 m ver- tieftes Rechteck (a) von 2,55 zu 3,75 m ent- wässert sich durch eine 0,07 m breite Rinne (b) in seiner Ostecke. Hinter ihm ist der Fels 1,20 m weit abgeschnitten und erhebt sich dann um 0,63 m. Rechts hegt ein größeres Bassin (c) von 1,88 zu 1,73 m und 1,10 m Tiefe ohne Zulauf; drei Bogenlager deuten an, daß es ehemals gedeckt war. Ein zweites kleineres, etwas unregelmäßiges Bassin (d) von 0,65 zu 0,95 m Breite, 1,60 m Länge und 0,60 m Tiefe liegt nach vorn zu. Falze am nördlichen Teile haben wohl einer Bedeckung als Lager gedient. Nach Südosten zu erstreckt sich noch ein geebneter Raum (e) von 3,90 zu 3,30 m, auf dessen Seiten Spuren einer niedrigen Einfassung sichtbar sind. Über ihn hin ging der Weg zum Ablutionsplatze. Am rohesten ist gelassen die im Norden am wädi el-hubta gelegene Kuppe (771), auf welche 17 Stufen führen. Oben sieht man außer einem
Abb. 305 ; Stibadium Nr. 769.
Abb. 306: Stibadium Nr. 769 von Süden. Aufn. v. G. D. Dahinter Ablutionsplatz Nr. 770 und die Berge von el me'esara und el-hise.
Nr. 770—773-
339
Abb. 307: Ablutioosplatz Nr. 770.
Man wird
unregelmäßigen Felsblock (a) von 0,80 m Höhe nichts Greifbares, hier an den heiligen Stein des Heiligtums denken dürfen.
Südlich von der zuletzt genannten Kuppe ist eine große Zisterne (772 ; Abb. 308) von 5,50 zu 19,60 m da- durch hergestellt worden, daß man vom Anfang der Tal- schlucht durch Mauern ein Stück abschnitt. Die Zisterne war ursprünglich gedeckt; 12 Bogenansätze oder -Lager sind noch sichtbar, ursprünglich werden es 16 gewesen sein. Ein Bogen, der dritte von der Nordseite, ist noch erhalten. Ein großer Wasservorrat Heß sich hier für das Heiligtum aufspeichern. Die Bassins des Abhitionsplatzes wird man von hier aus gefüllt haben.
Jenseits der Zisterne führt eine Treppe südwärts auf einen Felsrücken, auf dem ich aber nichts Besonderes entdeckte. In westhcher Richtung war diesseits der Schlucht eine
Nische (773) sichtbar, zu Abb. 30S: Zisterue i\r. 772 von Süden. Audi. v. W. Forder.
340
XXVII. Auf el-hubta.
welcher man auf einigen Stufen hinaufsteigt. Sonst schien die ganze Umgebung, in welcher Felsrücken an Felsrücken sich reiht, von menscMichem Einfluß unberührt. Ergebnisreicher war eine am 28. April 1907 von mir ausgeführte Unter- suchung der südlichen Umgebung des Heihgtums.
TN
Abb. 309: Drittes Heiligtum von el-hubta Nr. 777 — 779.
D. DrittesHeiligtumvonel-hubta.
Zwischen dem Nordende der Schlucht von eg-gerra und dem Tal von Petra erheben sich nach dem Ende des sik zu zwei Berggipfel. Der nördlichere, unmittel- bar am Westwege zum Gipfelplateau oberhalb des Urnengrabes gelegen, hat an seiner Ostseite hoch oben eine kurze Treppe (774) ohne erkennbaren praktischen Zweck. Auf seiner Spitze ist sonst keine Spur menschlicher Tätigkeit zu sehen.
Nr- 774-777 =•
341
Man mag ihm sakralen Charakter zugeschrieben haben. Überschreitet man auf der Südseite dieses Gipfels das obere -Ende der nach dem Urnengrabe hinabführen- den Schlucht, so gelangt man an den zweiten Gipfel, einen bis zur Mündung des sik sich lang hinziehenden, etwas niedrigeren Felsrücken. Hier ersteigt man mittels einer Treppe von 38 Stufen eine kleine Terrasse, an der sich eine Nische (775) über einer Felsenbank und weiter östlich eine kleine Felsencelle (776) befindet. Nach
Abb. 310: Idolnische Nr. 778. Aufn. v. G. D.
weiteren 21 Stufen gelangt man auf den Grat des Rückens, geht auf ihm ein Stück in nördlicher Richtung, dann 28 Stufen westUch hinab zu einer dem Theater von Petra gegenüberliegenden kleinen Grasfläche, an deren Südseite sich eine Tür öffnet zu einer Felsenkammer (777; Abb. 309) von 4,65 zu 5,82m mit Triklinium von 1,20—1,40 m Breite der Liegeplätze und 0,30 m Breite der Einfassung. West- lich von der Tür befindet sich im Innern ein Nischenbassin (a) von 1,08 zu 0,40 m, darüber eine breite Nische (b) von 0,55 zu 0,35 m und 0,22 m Tiefe, östlich von der Tür eine viereckige Nische (c) mit erhabenem Pfeileridol von 0,20 zu 0,45 m.
342
XXVII. Auf Et.-HUßTA.
Derselbe Felsblock, in welchen auf der Nordseite das Triklinium eingehauen ist, trägt auf seiner westlichen Stirnseite eine «igenartig verzierte große Nische (778 ; Abb. 310). Zwei Pilaster von 1,86 m Höhe und 0,17 m Breite umschließen eine 1,60 m breite Fläche, in deren Mitte eine Pila sternische von 0,40 zu 0,70 m und 0,23 m Tiefe sich öffnet, die in ihrer Hinterwand selbst wieder eine pfeiler- artige, sich oben verbreiternde Vertiefung von 0,21 zu 0,26 m enthält. Über der Nische befindet sich ein Giebel mit drei Konsolen, auf deren mittelster sich eine Figur befand, von der jetzt nur unbedeutende Reste vorhanden sind. Eine 1,20 m hohe Nische von der Breite der ganzen Skulptur bot für die Figur reichlichen Raum. Ich glaubte einen Adler zu erkennen. Links gibt ein Nischenbassin (a)
Abb. 31 ra: Idolnische Nr. 784. Aufn. v. H. Gressmann.
von 0,40 zu 0,90 m und 0,20 m Tiefe mit Schöpfloch Gelegenheit zu den nötigen Ablutionen, rechts Heß sich in einer Nische (b) von 0,30 zu 0,29 m und 0,18 m Tiefe eine Weihegabe aufstellen. Gegenüber westwärts sammelt eine viereckige unter- irdische Zisterne (779) mit Zuleitung von Süden her und einem Klärbassin das dem Heiligtum nötige Wasser. Weiter südlich findet man noch nahe beieinander ein kleines Trogbassin (780), eine Treppe von 8 Stufen und eine kleine Nische (a), sonst aber auf dem ganzen Felsrücken bis zu seinem südlichen Ende außer einigen künstlichen Abschnitten nichts Bemerkenswertes.
E. Viertes Heiligtum von el-liubta.
Auch nördhch vom Plateau des ersten und zweiten Heiligtums birgt die Haupt- masse von el-tiubta einige Felsenkammern, zu denen ich am 9. November 1906
Nr. 778-788 g.
343
vordrang. Man überschreitet die Schlucht bei der Zisterne Nr. 772, gelangt durch einen Felsausschnitt, in dem rechts eine große Nische mit Bank (781) sichtbar wird, an den Kopf des zweiten Zweiges des wädi el-^^ubta, um den hier ein gebahnter Weg herumführt^. Da, wo der Pfad sich um das wädi el-^)ubta rückwärts wendet, führen einige Schritte gradeaus zu
Abb. 311b: Rekonstruktion von Idoinbcbe Nr.
einem weiten Ausblick über eine hier beginnende, nach dem sik führende große Schlucht und — rechter Hand — zu einer kleinen Nische (782) mit Nischenbassin (a) von i zu 0,50 m. Von größerem Interesse ist nach einem kleinen Troge (783) eine zweite, 0,43 m tiefe Nische (784; Abb. 311 a, b) von 1,40 m im Quadrat, unmittelbar an der Wendung des Pfades. An ihrer Rück- wand ist ein jetzt teilweise zerstörter Pfeiler von 0,52 zu 1,15 m und 0,15 m Dicke ausgehauen, vor ihm eine vier- eckige Vertiefung (a) von 0,12 m Breite
und 0,05 m Tiefe. Nachdem man die Nische passiert hat, führt der Weg mit 44 Stufen (785) in westhcher Richtung das wädi el-l}ubta entlang aufwärts, und man gelangt so auf das große nördliche Plateau der Bergmasse, dem größere und kleinere Felskuppen aufgesetzt sind. In nördlicher Richtung stößt man da an einer südwärts gerichteten Felswand auf eine Reihe von drei kleinen Felskammern. Die erste von ihnen (786) hat eine umrahmte Tür, neben der ein Hörneraltar (a; Abb. 312 a) von 0,35 zu 0,62 m und eine unlesbare Inschrift (b) eingekratzt ist, die zweite (787) enthält nichts Bemerkenswertes, die dritte (788) in ihrer Rückwand eine rohe Concha (a), links von ihr eine kleine Bogennische (b) , rechts unter ihr das rohe Bildchen eines Altars mit Hörnern (c ; Abb. 312b) von 0,22 zu 0,30 m, außerdem einige
Doppellöcher (d) und Nischen (e). Vor der Tür der dritten Kammer bemerkt man links eine viereckige Nische (f), rechts davor ein Trogbassin (g) von 0,40 zu 1,20 m und 0,15 m Tiefe mit Schöpfloch.
Zum Hauptgipfel von el-hubta gelangt man an einer kleinen Kammer
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Abb. 312 a, b: Altarrelief Nr. 786 a und 788 c.
i) Hier ist m erwähnen, daß der Felsvorsprung zwischen beiden Zweigen des wädi
el-hubta, nachmittags aus großer Ferne von Westen gesehen, wie der Kopf eines Dionysos
mit lockigem Haar und Vollbart sich ausnimmt, s. Abb. 228 rechts im Hintergrund, Abb. 237 hinten links.
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XXVIII. ElBF.DA und El.-LANTI.
(789) vorüber und ersteigt ihn vom Südende auf 70 Stufen einer ziemlich wohl erhaltenen Treppe (790). Links neben der Treppe hegt eine sehr tiefe viereckige Zisterne (791), welche außer einem zweiten, jetzt zerstörten Treppenweg (792) auf der Westseite beweist, daß man Interesse daran nahm, den Gipfel zu ersteigen. Er dürfte sakrale Bedeutung gehabt haben. Oben findet man nichts als eine große, längliche, von Kräutern bestandene Fläche (793), nach Musil iioo m hoch mit steilen Abstürzen auf allen Seiten, die einen lehrreichen Rundblick über das ganze Sandsteingebiet östlich vom Petra-Tale gewährt. Nahe ihrem nördlichen Ende liegt an ihrem Fuße eine nach Osten weithin sichtbare, offene Felsenkammer (794 ; Abb. 7), zu der es von oben keinen Weg gibt.
XXVIII. El-beda und el-lanti.
Auf der ersten Höhe, die man überschreitet, wenn man sich vom wädi el- hise nach el-beda (S. 18 f.) begibt, in der von Brünnow unberücksichtigt gelassenen Gegend nördlich von seiner Nr. 644, trifft man links vom Wege drei erhaben ge- arbeitete Pfeileridole (795), unter deren jedem sich eine Schalenvertiefung (a) befindet. Abseits hegt etwas tiefer ein mehrfach behauener Platz, an dessen Rand ein freistehender kleiner viereckiger Pfeiler (796) auffällt. Er ist 0,40 m breit, vorn 0,43 m, auf der Rückseite, welche tiefer hinabgeht, 0,70 m hoch. Ein Heiligtum ist indes hier nicht erkennbar und deshalb die Bedeutung des Pfeilers zweifelhaft.
Zu e 1 - b e d a läßt sich schon die Fläche rechnen, aus welcher die isolierte Felsgruppe el-fegg aufsteigt. Diese selbst zeigt keine Spur künstlicher Bearbeitung. Aber an der südwestlich davon sich erhebenden Bergwand führt ein kleiner Treppen- pfad zu einem Felsenausschnitt, an welchem das Relief eines Altars (797) ange- bracht ist. Eine einzelne Felsenkammer (798) befindet sich in einer nordwestlich von el-fegg liegenden Felsengruppe. Das eigenthche Gebiet von el-beda beginnt aber erst bei einem künstlich hergestellten großen Steinwürfel (799) bei der Wasser- scheide der Ebene auf ihrer hnken Seite. Er erinnert an ein Altargrab. Ihm schräg gegenüber in nordwestlicher Richtung ist auch das Reliefbild eines oben abgestumpften Spitzpfeilers (800; Nr. 833 Br.; Abb. 313) von 0,78 zu 2,10 m über einem 0,65 m hohen Postament durch eine nabatäische Inschrift (a; CIS 465) aus- drücklich als Grabdenkmal (nefes) bezeichnet. Brünnow redet von einem Grabe, wovon aber hier nichts zu sehen ist, wenn es nicht irgendwo auf der Höhe des Felsens sich befinden sollte . Gleich daneben istunterhalbeindreifachesPfeiler- idol (801) dargestellt. Der größte und breiteste Pfeiler steht in der Mitte, zwei gleichgroße kleinere umgeben ihn. Ein kleines Nischenbassin (a) scheint sich unter- halb befunden zu haben.
Auf der Ostseite der Ebene, nur wenig weiter nördhch, ist in eine isolierte Felskuppe eine Kammer (802) mit Tür eingehauen, hnks davon in der Höhe ein offenes Bassin (a), rechts näher dem Boden ein Nischenbassin (b) und ein ver- tieftes Pfeileridol in einer viereckigen Nische (c). Nicht weit davon sah MusiP
i) Arabia Pctraea 11 2, S. 220.
Nr. 789— 804 b.
345
auf einer Kuppe „eine ziemlich große Opferstätte mit Opferaltar und Ktjchstelle", wobei die Kochstelle wohl ein Stibadium meint.
Brünnow verzeichnet etwas weiter nördlich auf derselben Seite als Nr. 835 eine „große Höhle", die nach der Skizze Eutings Fig. 464 als eine Kammer mit gewölbter Decke zu bezeichnen wäre, und als Nr. 836 eine große Zisterne. Ich habe beide nicht gesehen. Es ist aber gewiß, daß Palmers Bemerkung über eine
Abb. 313: Spitzpfeiler Nr. 800 und Idolgruppe Nr. 8oi. Aufn. v. H. Gressmann.
wasserreiche Zisterne, die Brünnow zu Nr. 836 stellt, vielmehr zu der wichtigen Zisterne bir el-beda, (803 ; Nr. 841 Br.) am nördlichen Ende von el-beda gehört.
Nach den ,, Opferplätzen" Nr. 839 Br. habe ich auf dem nördlichsten Fels- rücken östlich der Ebene vergeblich gesucht. Was er, bez. Euting dafür gehalten hat, sind nur Steinhauerarbeiten. Sakrale Bedeutung kann kaum in Anspruch genommen werden für eine kleine nach Norden schauende Terrasse, hinter welcher eine kleine Kammer (804) in den Felsen gehauen ist und rechts und links von ihr je ein Nischenbassin (a, b) mit Schöpfloch. Eine Idolnische fehlt. Man wird an
, .g XXVIII. El-beda und el-lanti.
ein Grab denken müssen. Noch eine zweite Kammer (805) befindet sich unab- hängig von dieser Gruppe weiter rechts. Beide Kammern sind doch wohl Gräber. Vor dem Eingang der größeren nördUchen Ausbuchtung der Ebene von el- beda, genannt el-lanti, liegt ein niedriger, oblonger Felsknollen, in welchen eine seltsame Anlage (806; Nr. 840 Br.; Abb. 314) eingeschnitten ist. In seiner östlichen Hälfte liegt ein kreisrundes Becken (a) von 3,65 m Durchmesser und 0,78 m Tiefe. Stufen führen von außen an dasselbe heran. Auf der Westseite steht es durch einen Ausflußkanal in Verbindung mit einem tiefer liegenden vier- eckigen Bassin (b) von 0,78 zu 0,82 m, neben welchem noch ein kleinerer Trog (c) von 0,30 zu 0,53 m und eine Schalenvertiefung (d) angebracht ist. Vor dem Bassin liegt nach Westen zu noch ein zweites etwa halbkreisförmiges Becken (e) von 1,08 m Radius. Auch an dieses führen Stufen hinan. Alles ist doch wohl für Wasser
bestimmt. Aber jeghche Zuleitung fehlt, sodaß man annehmen muß, die Becken seien von der nicht allzu weit ent- fernten, hoch im Felsen gelegenen Zisterne bir el-beda (s.o.) gefüllt worden. Im vorderen Teil von el-lanti fallen Reste von vier Steinmauern (807; Nr. 843 Br.) auf, welche quer durch die Ebene laufen und an den Enden durch längs laufende Mauerreste verbunden sind. Die zweite Quermauer ist sogar doppelt und scheint einen Weg einzufassen, der auf ein im Westen befindliches Mauerviereck zuläuft. Auf dem Plane Eutings (Tafel XX Br.) ist die Anlage zu klein und zu regel- mäßig gezeichnet. Die Reste sind auch nicht von der Art, daß die Be- zeichnung ,, Grundmauern eines großen Chan" zuträfe. Niedrige Mauern haben hier einmal große Plätze eingefaßt, die ja allenfalls als Lagerplätze für Karawanen oder Herden dienen konnten, wenn auch der Hauptstapelplatz der Handelskara- wanen von Petra, welchen Euting und Musil hier vermuten, anderwärts gesucht werden muß (s. S. 28). Reste einer befestigten Ortschaft (808)^ finden sich nicht weit von el-lanti am Westende des Felsrückens, der nach Osten zu die unter Nr. 804 und 805 geschilderte sepulkrale Gruppe trägt. Alte Gartenmauern und Terrassen- anlagen verraten ostwärts , daß auch anbaufähiges Land zur Ortschaft gehörte.
Die Felswand auf der Ostseite von el-lanti ist mit einer Reihe von Kammern besetzt, die bei Brünnow unter Nr. 842 als ,, Höhlen" aufgeführt sind, aber wohl als sakral gelten dürfen. Sie wird eingeleitet durch ein Nischenbassin
Abb. 314: Zisternenanlage Nr._8o6, Grundriß und Durchschnitt.
i) Nach Musil, Arabia Petraea II 2, S. 220, wohl die alte Feste hurmuz. Ihre Ruinen sollen sich nach Musil östlich von Zisterne Nr. 803 befinden. Aber was ich meine, liegt ihr südlich gegenüber. Auch sonst scheinen mir Musils Himmelsrichtungen hier ungenau. Die Einbuchtung ligg el-'asid soll westliche Richtung haben, während sie nördlich verläuft.
Nr. 805—825.
347
(809) mit Abflußloch. Es folgt bei einer Einbuchtung in die Felswand eine kleine Kammer (810) und ein großer, schön be- arbeiteter Saal (811) mit Tafelvertiefung (a) in der Rückwand. Auf der gegenüber- liegenden Seite liegen drei kleine Kammern (812—814), zwei Nischen (815, 816) und noch eine Kammer (817). Da, wo nach einer zweiten Einbuchtung der Felsen wieder vortritt, ist ihm ein großes offenes Bassin (818) vorgelegt. Auch die el-lanti von dem anderen nördlichen Ausläufer der Ebene ligg el-'asid trennende Felsmasse ist nicht ganz ohne Spuren menschlicher Tätigkeit geblieben. Ein Pfeileridol (819) ist auf ihrer Westseite ziemlich hoch erhaben angebracht, nicht weit von einem rechts oberhalb liegenden Bassin {820).
XXIX. El-barid.
Die enge Schlucht dieses Namens, den sie wohl wegen ihrer Kühle führt (S. 19), war nicht ein Stapelplatz für Händler, sondern sie enthält eine Gruppe von Heiligtümern, die ja auch die Führer von Karawanen aufgesucht haben mögen. Ich weilte da am I. April und 14. November 1906.
Ein Giebelgrab (821 ; Nr. 846 Br.) mit Pilastern und einer Tür mit Triglyphenfries, die ein flacher Bogen statt eines Giebels deckt, liegt rechts vor dem Eingang. Neun Stufen führen zu ihm hinauf. Es ist wohl nie in Gebrauch genommen worden, denn es enthält keine eigentliche Kammer, sondern nur eine tiefe Nische von der Breite und Höhe der Tür. Gegenüber zwei kleine Kammern (822, 823).
Der Eingang in die Schlucht, den ein Nischenbassin (824) auf der linken Seite vorbereitet, besteht aus einer kurzen, bis auf 2 — 3 m verengten Klamm, die ehemals durch ein Tor (825), dessen Stelle noch erkennbar ist.
5 .g XXIX. El-bakid.
verschlossen wurde. Im Innern folgt zunächst ein Kessel, der links durch eine über vier niedrigenKammern(826— 829)gelegeneTempelfassade(83o;Nr.847Br.; Abb.316) beherrscht wird. Zwei Pilaster und zwei freistehende schlanke Säulen mit Petra- kapitäl tragen ein einfaches Gebälk mit Gesims, eine der hübschesten Fassaden von Petra und Umgebung. Der ehemalige Aufgang fehlt. Meine Kletterkunst reichte nicht hin, um ins Innere zu gelangen. Aber mein beduinischer Begleiter, dessen Fuß überall Halt findet, kam hinauf und versicherte, daß darin „nichts"
Abb. 316; Tempelfassade Nr. 830. Aufn. v. H. Gressmann.
sei, kein Grab, kein Triklinium, keine Nische. Es wird also jedenfalls erlaubt sein, hier ein Heiligtum zu vermuten. Dafür spricht auch die Umgebung. Links und rechts liegen in der gleichen Höhe Reste von Kammern (831, 832), im Talgrunde nach links zu eine Zisterne (833) und noch weiterhin ein Nischenbassin (834), gegenüber, auf der anderen Seite der Schlucht, ebenfalls eine Zisterne (835) und nach dem Eingang zu ein Nischenbassin (836) und eine Kammer (837) .
Nun verengt sich die Schlucht wieder. Rechts und links bietet je ein Nischen- bassin (838, 839) aufs neue Gelegenheit zu Lustrationen. Rechts folgt dann eine Flucht von drei großen, nach vorn offenen Hallen (840 — 842), deren Eingänge
Nr. 8*6-842.
349
3 so
XXIX. El-barid.
mit Pilastern verziert sind. Die Rückwand der mittleren zeigt eine Bogennische (a). Links ist das erste eine Felsenkammer mit Tri- klinium (843) und einer viereckigen Nische (a) in der Rückwand; an sie schließt sich eine große Zisterne (844; Nr. 848 Br.), vor der links ein offenes Bassin {845) liegt, dann noch ein zweites Bassin (846).
Es folgt hier eine mit Aufgängen besonders freigebig aus- gestattete Anlage (Abb. 317), die man wohl als ein besonderes Heiligtum betrachten darf. Eine Treppe von 23 Stufen (Abb. 319) führt über dem zuletzt genannten Bassin ostwärts zu einer kleinen Plattform, an deren Südwand ein großes Nischenbassin (847),
Abb. 318: Idol- nische Nr. 850 f.
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Abb. 319; Östlicher Aufgang zum IJiklinium Nr. 850. Aufn. v. W. Korder.
Nr. 841 a— 849.
351
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nicht weit von einer ungewöhnlich gestalteten Idol- nische (848; Abb. 320) an der Westwand, angebracht ist. Die letztere hat die Gestalt eines Altars von 0,36 zu 0,65 m, in welchem ein zweiter Altai- von 0,09 zu 0,15 m ebenfalls vertieft ausgehauen ist, und in diesem das erhabene Bild eines Pfeilers von 0,06 zu 0,09 m. Die Plattform setzt sich als schmaler Gang oberhalb der Treppe westwärts fort, und zwar ohne Zweifel ursprünglich in der vollen Länge der Treppe. Von da ab wird sie durch eine Balkenkonstruktion mit der etwas zurückliegenden Terrasse des sogleich zu erwähnenden Festraumes verbunden gewesen sein. Die sonst zwecklos scheinende schöne Treppe war also ein wichtiger Aufgang zu diesem.
Sogleich hinter der Treppe kommt man an einer ebenerdigen Kammer (849) vorüber und sieht hier in Etagenhöhe einige größere Öff- nungen. Eine mit einem Knie versehene Treppe von 24 Stufen führt von rechts zu
Abb. 320: Idulai^che Nr. ?48.
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Abb. 321: WesÜiclier Aufgang 2um Biklinium Nr. 850. Aufn, v. H. Gressmann.
5 ('2 XXIX. El-bärid,
einer- kleinen Terrasse hinauf (Abb. 321). Doch ist jetzt der letzte Übergang zur Ter- rasse zerstört; im Frühjahr 1906 ersetzte eine primitive Notbrücke das Fehlende, im Herbst brachten zwei lange, nicht ganz angenehme Schritte ans Ziel. Oben tritt man durch einen 3,35 m breiten Eingang in einen auch noch durch zwei kleine Fenster über der Tür erhellten Saal (850; Abb. 317) von 6,40 zu 5,30m bei 5 m Höhe. In ihm erheben sich, 0,77 m hoch, hnks und im Hintergrund, zwei Liegeplätze (a) eines Bikliniums, von einem 0,40 m breiten, 0,12 m tieferen Rand eingefaßt. Der Liegeplatz ist links 1,90 m, im Hintergrund 1,80 m breit. Links vom großen Eingang führen 3 Stufen (b) durch eine i m breite Nebentür, die niedriger ist als der Haupteingang, von außen direkt auf den Liegeplatz. Dieser Zugang ist nicht mit der jetzt vorhandenen Terrasse ausgeglichen, sondern setzt ihre oben erwähnte gebaute Fortsetzung voraus. Die Rückwand des Saales ist beworfen und mit einem Muster bemalt, das in roten Linien einen Quaderbau nachahmt mit stetem Wechsel von Lagen von breiten und halbbreiten Blöcken^. In ihr öffnet sich 0,25 m über dem Niveau der Liegeplätze eine flach gewölbte, 3,80 m hohe Nische (c) von 3,40 zu 3,38 m. In ihren beiden Seitenwänden sind 2,20 m über dem Boden je eine, in der Rückwand zwei viereckige Nischen (d) von 0,35 zu 0,80 m angebracht. Die Wände, in deren Mitte sich eine Linie herumzieht, sind beworfen ; der Bewurf der Decke, aus dem in der Mitte ein rundes Medaillon herausgerissen ist, trägt die Spuren einer sorgsamen Malerei, welche Weinranken darstellt, zwischen denen ein Orpheus, ein Bogenschütz, ein Winzer und Vögel sich bewegen. Eine eingehende Beschreibung dieser bei Petra einzigartigen Kunstleistung mit Abbildung gibt M. Abel, Rev. Bibl. 1906, S. 589 ff. Er meint, darin die Dekoration eines Grabes erkennen zu sollen. Aber ein Biklinium ist sicherlich kein Grab, auch ist kein Grab erkennbar in der Nähe, dessen Trauermahle hier hätten stattfinden können. Links vom Eingang zum Liegeplatz befindet sich eine kleine Kammer oder Nische (e), welche früher von der gebauten Fortsetzung der Terrasse aus zugänglich war. Rechts vor dem Haupteingang ein erhabenes Pfeileridol (f ; Abb. 318) von 0,03 zu 0,06 m auf einer 0,04 m hohen Bank in einer Nische von 0,08 zu 0,18 m, hinter ihm an der Treppe ein Nischenbassin (g) von 1,60 zu i m, dessen Wasser von oben durch ein Loch in der Decke von der Felswand herabkam. Eine Rinne führte den Über- fluß nach rechts ab zu einer jetzt zerstörten Zisterne (851). Ein zweites Nischen- bassin {852) und eine Kammer (853), die vielleicht eine Zisterne war, liegt unter der Treppe, an ihr drei teilweise zerstörte Kammern (854—856).
Schräg gegenüber dem Biklinium führen nach Ost und West Treppen (857, 858), die aber nur Wasserleitungen und Bassins zu gelten scheinen. Der Hinter- grund der Schlucht 2 endet mit einer Klamm, in welcher man eine Treppe (859) von 65 Stufen grade hinaufsteigt. Oben gelangt man ins Freie und hat eine offene Aussicht in ein westwärts laufendes Tal. Außer einem großen Johannisbrotbaum versperrt jetzt die Klammtreppe ein von oben herabgestürzter Block, an welchem
1) Das Muster fehlt auf den Seitenwänden und den Wänden der Nische. Eutings Skizze (Fig. 468 Br.) ist hierin wie in anderem ungenau.
2) S. Fig. 14, wo die Klamm in der Mitte des Bildes sichtbar ist.
Nr 850— 862 c.
353
Slcinhauerarbcit sichtbar ist. Er muß zu einem Bau (860) gehören, der sich obcr- lialb der Klamm befand und dem wohl die Treppe galt. Die ängstliche Besorgnis meines hier in fremdem Bereiche befindlichen beduinischen Begleiters, ich könne erschossen werden, hinderte mich an seiner Untersuchung.
XXX. Bei sik el-beda.
Ehe man von el-beda zum Beginne des sik el-beda (S. 30) gelangt, sieht man links vom Wege einen kleinen geebneten viereckigen Platz, in dessen Mitte sich ein freistehender kleiner Pfeiler {861) erhebt.
Jenseits, also nördhch von sik el-becja, wohl in der Nähe von al-kam auf Musils Karte, liegt links vom Wege nach en negl in einem Tälchen ein von mir am I. April IQOÖ aufgefundenes Sti- badium (862; Abb. 322, 323), für dessen Herstellung ein flacher, sich nur wenig erhebender Fels von etwa 14 m Länge und 6 m Breite benützt wurde. Keine Felsen- gräber sind in unmittelbarer Nähe, aber auch keine Nischen mit Pfeileridolen.
Ein nach Norden zu auf 80'' geöffneter Kreis (a) von 1,10 m Durchmesser bildet den Mittelpunkt des somit hufeisenförmig angelegten Stibadiums, das sich 0,60 m über den Mittelraum erhebt. Es folgt sodann ein 0,30 m breiter Rand, über dem der Fels wieder 0,14 m ansteigt, endlich der sich nur wenig abdachende Liegeplatz (b), dessen äußere Umrisse ein unregel- mäßiges, zur Kreisöffnung schief liegendes Viereck bilden von 2,70 m im Süden, 3,80 m im Norden, 4,75 m im Osten und 4,20 m im Westen. Auf der Westseite sorgte eine kleine abwärtsführende Rinne vielleicht für raschen Wasserablauf. An drei Ecken sind zu erkennen die Ansätze von viereckigen Pfeilern (c) von etwa 0,43 m im Quadrat. Bei der Symmetrie der Anlage möchte man annehmen, daß auch die vierte Ecke ihren Pfeiler hatte. Die Pfeiler sind doch wohl als Gottheitssymbole anzusprechen.
Um das Stibadium liegt auf der Ost-, Süd- und Westseite eine in den Fels geschnittene unregelmäßig geformte Fläche, die sich nach vorn senkt, über der das Stibadium sich im Süden fast gar nicht erhebt. Zwei Rinnen (d) vermitteln
Abb. 322: Stibadium Nr. S62.
Dai.maN, l'etr.i.
»3
354
XXXI. P'iNiGE Fundgegenstände.
im Osten den Wasserablauf. Nach Norden zu endet die FLäche rechts mit einem Absatz, zu welchem zwei Stufen (e) hinaufführen. Die nur teilweise behauene niedrigere Fläche, die sich im Norden anschließt, senkt sich in derselben Richtimg bis zum Talboden. Eines besonderen Aufgangs bedurfte es unter diesen Um- ständen nicht.
Der auf der Westseite ansteigende höhere Felsen ist mit einer Wasserleitung versehen. Sie kommt von einer höher gelegenen Schlucht, zu welcher man auf 50 Stufen hinaufsteigt, mündet zuerst in einen viereckigen offenen Trog (f) von 1,70 m Länge und i m zu 0,70 m Breite und endet schließlich bei einem länglich- runden Nischenbassin (g) von i m Länge und 0,40 m Breite.
Abb. 323: Stibadium Xr. 862 von Westen, Aufn. v. E. Baumann.
In dieselbe Gegend gehört die auf der Südwand des sik el-beda von Lord Lindsaj' 1837 gefundene Darstellung eines Paares von Spitzpfeilern mit Gipfel- blume auf einem gemeinsamen Piedestal, welche Musil in Arabia Petraea II 2, Fig. 150, mitteilt. Sie gehört in die Reihe der Denkmäler, welche oben S. 'j'j f. besprochen werden. Die von Musil^ pubhzierte griechische Inschrift darunter lautet: ,, Alles durch den Eifer des Epitropos Niros im Jahre 310" (2 vor Chr.).
XXXI. Einige Fundgegenstände.
A. Reliefs.
Nordöstlich von kasr fir'Gn jenseits des Bachbettes liegen am Boden die Reste zweier Reliefs aus Sandstein, von denen Brünnow nur eines gesehen hat, das er
I) Anzeiger der phil.-hist. Klasse der K. A. W. in Wien 1907, S. 135 ff.
Nr. 8620—863.
355
unter Nr. 422 beschreibt: „Ein Eros zügelt einen geflügelten Löwen, zwischen beiden steigt eine Schlange aus dem Boden hervor." Meine Begleiter haben am
Abb. 324; Herakles-Relief I Nr. S63. Auin. v. u. ü.
1 . April 1906 ein Fragment^ausgegraben, das vielleicht demselben Bildwerk angehört, und außerdem eine zweite ganz ähnliche Skulptur sichtbar gemacht. Auf dem
Abb. 325; Herakles-Relief II Nr. 864. Aufn. v. G. D.
ersten, nun ergänzten Relief {863 ; Abb. 324) sieht man einen nach links schreitenden geflügelten Knaben, von dessen Schultern ein Mantel herabhängt und der in jeder Hand eine vom Boden grade aufsteigende Schlange hält. Rechts und links schreiten
23*
356
XXXI. EiNIGK FUNnGEGENSTÄNDE
auf ihn zu zwei geflügelte Fabeltiere mit Löwenkopf, deren erhobene Vorder- tatzen gleichfalls jene Schlangen zu halten scheinen, sodaß sie als Beschützer des Knaben gemeint sein müssen. Das neugefundene Stück paßt zu dem früher bekannten Fragment, doch ist der Flügel des Tieres anders geformt als dort. Das zweite Rehef (864; Abb. 325) zeigt den Knaben nach rechts schreitend und die von ihm gehaltenen Schlangen mehr geringelt. Die beiderseits schreitenden Tiere haben eigenartig gestaltete Flügel und greifenartigen Kopf, der indes auch an einen Panther erinnern könnte. Von einem dritten Rehef derselben Art dürfte ein seltsam stilisierter Löwtnkopf (865; Abb. 326) stammen, der sich jetzt im Museum
Abb. 326: Löwenfragment Nr. 865 und 868, Krug Nr. 867 und Lämpchen Nr. 871.
unseres Institutes in Jerusalem befindet. Die Rehefs können einen Stylobat ge- schmückt haben, wenn sie nicht von dem jetzt seiner Bekleidung beraubten Altar vor dem westlichen Stadttempel (S. 64, 79) hierher verschleppt wurden.
Zum Vergleiche ist vor allem die griechische Sage von dem die Schlange würgenden Knaben Herakles heranzuziehen, aber auch der mit vier Flügeln ver- sehene Horus, welcher zwei Schlangen würgt, auf dem Siegel des Baainathani, der knabenhafte Gott zwischen zwei geflügelten Schlangen auf einer Münze von Beirut, wobei an Adonis-Eschmun zu denken sein wird^, und der eine Schlange
1) Perrot and Chipiez, Hist. o£ Art in Sardinia and Judaea I, S.
2) Dussaud, Notes, S. 152.
342-
Nr. 864-866.
357
würgende Knabe auf dem Räucheraltar von Ta'annak.' In Petra könnte man an Duschara als Kind gedacht haben, dessen Geburt man nach Epiphanius dort all- jährhch feierte. Anderer Art ist das von Musil- abgebildete Fragment des Reliefs einer geflügelten bekleideten Figur von Menscliengestalt .
B. Geräte.
An Scherben, meist aus rotem Ton, von Ge- fäßen aller Art ist Petra auffallend reich. Ganze Berge davon liegen nahe dem Südende der Akro- polis vor dem ehemaligen Südtore der Stadt. Zahl- reich sind die Reste von flachen, sehr dünnen Schalen , denen nicht selten ein Muster aufge- malt ist. Efeu- und Lorbeerblätter, auch Pal- metten kommen vor, als Füllung Punkte und sich kreuzende Linien.
Sehr selten be- kommt man Tonwaren aus Gräbern zu sehen. Ich erhielt zwei kleine Krüge aus rötlichem Ton. Einzigartig ist der eine (866), welcher 56 mm hoch, an dem etwas breit gedrückten Bauche 50mm, an der Mündung 33 mm breit, und am Halse mit einem kleinen Henkel .,, ^ x. <,^^ ,. . . , „ ^
Abb. 327a: Krug Nr. 866, Vorderseite (vergrößert).
versehen ist.
Die Vorderseite (Abb. 327 a, c), welche durch erhabene Streifen von der Rück- seite getrennt ist, zeigt in erhabener Arbeit zwei nackte einander gegenüberstehende Tänzer mit kleinen Flügeln, erinnernd an die Tänzer mit Schwert und Schild,
i) SelUn, Teil Ta'annek, Fig. 304, vgl. S. jy. Dauiam, Petea.
2) Arabia Petraea II r, Fig. yj. 24
3S8
XXXI. Einige Fundgegenstände.
K4
welche sich z. B. im Tempel des Gartentals angemakfinden (S. 196). Der rechte trägt in der rechten ausgestreckten Hand ein sehr kurzes gekrümmtes Schwert ; was er in
der an den Leib gedrück- ten Linken hat, ist nicht zu erkennen. Der linke Tänzer streckt mit der Linken einen kleinen runden Schild dem ande- ren entgegen, der ge- bogene rechte Arm scheint einen Bogen zu halten. Zwischen den Tänzern schreitet nach rechts ein gleichfalls geflügelter
Knabe, der einen Zweig vor sich hält. Der Zweig soll vielleicht einen Palm- zweig vorstellen, sieht aber mehr wie ein Olivenzweig aus. Auf der Rückseite (Abb. 327 b, c) sind drei Köpfe angebracht, alle drei mit zwei seitlich abstehen- den Zöpfen versehen, die bei dem mittleren am läng- sten sind. Der mittlere Kopf, unter dem mit einem Zweige verzierten Henkel stehend, ist bart- los und offenbar weiblich, auch mit zwei Haar- wülsten versehen ; die anderen beiden tragen einen kurzen Vollbart und sind ziemHch breit. Hals und Brust sind nicht an- gedeutet. Daß auch die Männer Zöpfe tragen,
Abb. 327 b; Krug Nr. 866, Rückseite (vergrößert). , -ri-, ■, i i n •
"- *' ' trifft mit modemer bedui-
nischer Sitte zusammen.' Die Figurenfelder werden am Halse des Gefäßes durch eine Girlande abgeschlossen, die nach außen gebogene Mündung durch ein Band mit senkrecht stehenden Streifen.
i) Vergleiche auch Simsons sieben Zöpfe Ri. i6, 13.
Nr. 866—872.
359
Der weibliche Kopf mit seinen Zöpfen erinnert an eine ähnliche Darstellung in sidd el-ma'gin (Nr. 622). Sonst ist keinerlei Anhalt zur Erklärung gegeben. Man könnte an AUat mit zwei männlichen Paredren denken. Der Tanz mit Schwert und Schild wird zu den Volksvergnügungen gehören, welche natürlich auch die religiösen Feste der Nabatäer auszeichneten. Schwerttanz der Männer, besonders auch so, daß zwei dabei gegen einander Bewegungen ausführen, ist noch immer bei den Arabern beliebt. Mit Schwert und kleinem, rundem Schild sah ich den Tanz in Aleppo ausgeführt. Eine Schaar von Männern mit Schwert und Rund- schild gehörte dort zu den not- wendigen Bestandteilen größerer Hochzeitszüge.
Ohne jede Verzierung ist das zweite henkellose Krüglein (867; Abb. 326) mit engem, fast gradem Halse und einem breiten Bauch.
Auch Fragmente von Ton- figuren kommen in Petra vor. Ich besitze eine Hälfte eines Löwenkopfes (868 ; Abb. 326) , die ich bei ed-der auflas. Ein Fragment eines Kamelkopfes (869) , das Prof. Löhr 1904 fand, ist jetzt im Museum des Barons von Ustinof in Jaffa. Solche Figuren werden zu Votiv- zwecken gedient haben. Von zwei Lämpchen (870, 871 ; Abb. 326), die ich in Petra erhielt, ist das erste nur in seiner unteren Hälfte erhalten, das zweite zeigt in der vertieften Rundung der Oberseite ein nach
Abb. 327 c: Reliefs auf Krug Nr. 866 (Naturgröße).
rechts springendes Tier, in dem ich einen Stier zu erkennen glaube, darauf eine rückwärts gewandte nach Frauenart reitende Person. Es könnte sich um eine Dar- stellung der Artemis Tauropolos handeln, von welcher Schreiber^ und Paris* eine ganz ähnliche aus Mazedonien stammende Abbildung mitteilen.
Von Steingeräten habe ich nur Fragmente oder Teile von flachen Mörsern und von Mühlen des römi- schen Typus gefunden.
C. Türsturz und Medaillon
Abb. 328: Türsturz Nr. 872.
in elgi.
Ein Türsturz (872; Abb. 328), jetzt in der Moschee von elgi eingemauert,
i) Bei Röscher, I.exicon der Mythologie, s. v. .■Vrtemis.
2) Daremberg et Saglio, Dictionnaire des Antiquitfe, s. v. Diana, s. auch Head, Historia Numorum, S. 190, 208.
24*
36o
XXXI. Einige Fundgegenstande.
zeigt in roher Arbeit nebeneinander fünf Kreise. In alle außer dem mittleren ist ein kleinerer Kreis eingezeichnet, in den ersten und fünften außerdem ein aufrechtstehendes Viereck mit wagerechter Diagonale, in den zweiten und
vierten eine aus vier Durchmessern gebildete Sonne. Der Innenraum des mittleren Kreises ist zerstört, er dürfte einen Kopf enthalten haben. An derselben Moschee ist ein Marmor- stein mit einem hübsch gearbeiteten Medaillon (873; Abb. 32q), von 0.20 m Durchmesser eingemauert. Es zeigt das Brustbild eines nur mit dem Mantel bekleideten Mannes mit zerstörtem Gesicht, über dessen rechter Achsel der geflügelte Stab des Hermes sichtbar wird. Keine unerwartete Figur in der Nähe einer Stadt des Welthandels.
D. Torso einer Statue. Im Stadtgebiet am Bache liegt ein kopf- loser Torso einer stehenden weihlichen Figur (874; Nr. 412 Br.), welche die linke Hand auf ein Tropaeum stützt und das Unke Bein überschlägt. Ich kenne sie nur nach einer Photographie, nach welcher sie in zwei Stücke gebrochen ist, was nach Brünnows Aufnahme früher nicht der Fall war. Es mag wohl die Tyche der Stadt sein, die auch Münzbilder zeigen, also wohl AUat in hellenistischer Auffassung.
Abb. 329: Medaillon Nr. 873.
Verzeichnis der Abbildungen.
Za Teil I. Nr. Seite
Der Kessel von elgi von Osten . . . . (l) 5
Gegend von bäb es-sik von SW ... (2) 6
Fclsenwildnis von el-u'Era von S . . . (3) 7 Mündung des wädi el-modlem in den sidd eU
nia'gin von NO (4) 8
Im 5ik (5) 9
Austritt des sik in die Schlucht von eg-gerra
aus der Vorhalle des gerra-Grabes . . (6) 10 Panorama von der Kuppe von ed-dära nach
\V und N (7) nach 8
Westwand von el-hubta (8) nach 8
Südende der Schlucht von eg-gerra ■ . (9) 12 Panorama vom Berge oberhalb von en-nm5r
n.ich W und S (10) nach 16
Vorkessel von Petra von S . . . (ll) nach 16
Nordende von el-I)ubta von W . . . . (12) 17
Wädi abu 'öUeka von S (13) 18
Westende von el-bärid (14) 20
Unterlauf von es-s jar (15) 21
Westwand des Petrakessels von zibb 'atuf (16) 22
Die Akropolis und der Stadttempel von O {17) 34
Burg von el-u'Sra und Weg el-brSd'a von O {18) 35
A(|uädukt des se'b k5s von W .... (19) 39
Aquädukt el-kant.ira von O (20) 40
Türsturr von gämi' es-sitlin bei feirbet sClun (21) 58 Altar bei den Propyläen des Altemistempels in
geras (22) 59
Autentempel und Altar von N . . . . (23) 65
Eingangstor zum Tempelhof (24) 75
Zu Teil II. I. Ed-dära, er ramlc und eg-grsda Grab und Heiligtum Nr. 4, Plan und Durch- schnitt (25) 104
Altar- und Turmgräber Nr. 6—8 von S (26) 106
Idolnische \r. 20 (27) 108
Schlangenrelief und Reiteirelief Nr. 47 d. e (28) 109 Spitzpfeilergrab Nr. 48 und Triklinium Nr. 49
von NO (29) 1 1 1
Stibadium Nr. 48 e von O (30) 112
— Grundriß und Durchschnitt .... (31) 113
Triklinium Nr. 49, Grundriß und Durchschnitt (32) 114
2. Die Adlerschlucht Nr.
Idolnischen Nr. 51 a — f (33)
Adlcrnische Nr. 51 e (34)
3. El-medras
Nische Nr. 61 und 62 mit Nischenbassin (35)
Übersichtsplan (36)
Nordplateau m. Nischenblock Nr. 70 von SO (37)
Heiliger PlaU Nr. 68 von SO ... . (38)
Nischenblock Nr. 70 von W . . . . (39)
Idolnische Nr. 70 n (40)
— Nr. 71c (41)
— Nr. 73 (42)
— N'r. 75 (43)
— Nr. 76 a (44)
— Nr. 77a (44a)
— Nr. 84 mit Trog (45)
Stibadium Nr. 85 mit Felsknollen Nr. 85 b (46)
Idolnische Nr. 89 b (47)
Aufgang zum Treppenfelsen Nr. 93 . . (48)
Votivstufengruppe Nr. 92 (49)
Treppenfelsen Nr. 93, Plan u. Durchschnitt (50)
— Ansicht von O (51)
SUdöstl. Liegeplatz des Trikliniums Nr. 93b (52) Altarstein mit Nischenbassin und Votivnische
Nr. 93ga,h,l (53)
Idolnische Nr. 99 (54)
— Nr. 102 (55)
— Nr. 103b (56)
Eingänge zu den Kammern Nr. 103, 105, 106
von NW (57)
Triklinium Nr. 106 (58)
4. El-hremije Heiligtum Nr. 114 — 118, Plan . . . (59a) IdolnischenNr.il 5 u.ll6,Ansichtu.Grundri 6(59 b) Triklinium Nr. 117, Grundriß . . . .(59 c)
— Durchschnitt mit Türwand .... (59 d) Idolnische Nr. 119 (60)
3. El-kantara
Heiligtum Nr. 121, Plan (61)
— Nr. 125, Plan und Nordansicht . . . (62) Viertes Heiligtum, Altarterrasse . . . (63)
6. Ks-sik
Idolnische Nr. 140 (64)
— Nr. >44 (65)
— Nr. 147 (66)
Seite
16
"7
118 120
122 122 123 124 124 124 125
'25 125 126 127 127 128 129 130
13« >3>
'32 134 «34 '34
'35 136
'38 '38 '38 '38 '39
140 141 '42
'44 '44 '45
362
Verzeichnis der
Nr.
(67) (68)
(69) {70) (70 (72) (73) (74) (75) (76) (77) (78)
Idolnische Nr. 148
— Nr. 149
— Nr. 150
— Nr. 154
— Nr. 155
— Nr. 161
— Nr. 162
— Nr. 163
— Nr. 170
— Nr. 172
Hräbet eg-gerra Nr. 179, Fassade .
— Inneres der Vorhalle ....
— Grundriß (79)
Triklinium Nr. 180, Grundriß . . . . fSoa) Bild des Männchens von Nr. iSog u. 54 b (80 b)
Spitzpfeiler Nr. 187 (81)
Der sik kurz vor eg-gerra (81 a)
— Ausgang mit Treppe zur Wasserleitung, und Grab Nr. 70 llr (81 b)
Idolnischen Nr. 189 u. 190 (.82)
7. Zibb 'atüf
Heiligtum Nr. 191, Plan und Durchschnitte (83)
Ansicht von NO (84)
Nördlicher Liegeplatz mit Nordwesttreppe (85)
Altarplatz von Osten (86)
Gottesthron Nr. 191 i von NO .... (87)
Spendeschale Nr. 191 1 mit Nischenbassin Nr.
191 m von N (88)
Lustrationstrog Nr. 191 n von SO . . . (89)
Zisterne Nr. 191p von SO (90)
Hakenzeichen Nr. 192a, b (91)
Pfeileridol und Haken Nr. 192 c . . . (92)
Oval und Kreis Nr. 195 u. 196 . . . (93)
Pfeileridol zwischen Palmen Nr. 198 . . (94)
Mondennische Nr. 199 (95)
Terrasse der Spitzpfeiler u. Burg von SO (96)
Spitzpfeiler Nr. 200 von W (97)
— Nr. 201 von S (98)
8. Der Theaterberg Erstes Heiligtum, Plan
— — Ansicht von N
Zweites Heiligtum, Plan
Idolnische Nr. 2lob
Schlangenidol mit Altar Nr. 210 d.e . Idoluische Nr. 215
9. El-farasa-Ost
Idolnische Nr. 223
Drei Nischen Nr. 224
Fass.ade des Grabes Nr. 227 . . .
Nr. 228
Purstes Heiligtum, Plan
Idolnische Nr. 230
— Nr. 231
Sandalenbilder Nr. 232 a. b .... Fassade des Grabes Nr. 238 . . .
Säulensaal Nr. 242
Zweites Heiligtum, Plan
Gartentempel Nr. 245, Grundriß . .
— Ansicht
Christliche Stele Nr. 245c ....
(99) (100)
(■Ol)
(102)
(103) (104)
(105) (.06)
(107) (108) (109)
(MO) (III) (112) (113) ("4)
("5)
("5a)
(116)
(i>7)
Seite 145 «45 146
147 «47 «47 «47 «47 148 148 149 152 «53 «54 «54 «54 «55
«55 156
«59
160 162 164 166
170 172
«74 176 176 «77 «77 179 i8o 181 182
184
•85 186 186
187 188
189 190 191 192 192 192 192 «93 «94 «95 «95 «95 196
AblllLDÜNGKN.
Nr. Seite Wandbilder Nr. 245 d aus dem I'ronaos des
Gartentempels (nS) 196
.\nfang d. Treppenweges zur Löwenterr.asse (119) 197
Hörneraltar Nr. 251 (120) «98
Löwenrelief Nr. 254 (121) «99
10. El-farasa-West Opfermahlstätten Nr. 256, 257, 258, 260, Grund- risse und Durchschnitte (122) 201
Stibadium Nr. 256 (123) 202
Altarrelief Nr. 261a (124) 203
Idolnische Nr. 266 (125) 203
Spitzpfeiler Nr. 268 a (126) 204
Tropfnischen Nr. 270a. b (127) 204
II. Am wädi en-nmer
Hümeraltar Nr. 271a (128) 205
Heiligtum des wädi en-nmSr Nr. 273 und Idol- nische Nr. 273f (129) 206
Unfertiges Triklinium Nr. 274, Grundriß und
Ansicht der Rückwand (130) 206
12. Gebel en-nmer
Feldherrnrelief Nr. 276 (13') 208
Felsknollen Nr. 282 am Aufstiege . . (132) 209
Zweites Heiligtum, Plan (133) 210
Natürlicher Omph.alos und Heiligtum Nr. 285
von S (134) 21«
13. En-nmer
Idolnische Nr. 286 mit Treppe . . . . (135) 212
Idolnischenpaar Nr. 293 (136) 213
Nische der 'Obodatstatue Nr. 294 b . . (137) 214
14. Et-turra Grabheiligtum Nr. 299—309, Plan . . (138) 215
— Ansicht von S (139) 215
Idolnische Nr. 302 a (140) 216
— Nr. 303a (I40al 217
Turmgrab Nr. 310 und Schlangendenkm.al Nr.
313 von N (141) 218
Schlangendenkmal Nr. 313 von SSV . . (142) 219
von NO (143) 220
Schlangenkritzelei Nr. 315 (144) 220
15. Der Südweg nach Petra
Spitzpfeiler Nr. 319 u. 320 (145) 221
— Nr. 321 (146) 221
— Nr. 322 (147) 221
— Nr. 323 (148) 221
Omphalosidol Nr. 324 (149) 221
Spitzpfeiler Nr. 325, 327—329 .... (150) 222
— Nr. 325 («5«) 223
— Nr. 327 (152) 223
— Nr. 328 (153) 223
— Nr. 329 (154) 223
— Nr. 333d (155) 224
— Nr. 3336 (156) 224
— Nr. 333f (157) 224
— Nr. 333J (158) 224
— Nr. 334 (159) 224
— Nr. 335 (160) 224
Pfeileridol Nr. 337 (161) 225
Spitzpfeiler Nr. 339 ('62) 225
— Nr. 340h (163) 225
Verzeichnis der Abbildungen.
363
Nr. Sch.ilengruppe Nr. 341, Plan . . . . (164) Spitzpfeiler Nr. 342 c (165)
16. L'ntcrh.ilb umm el-bijära Erstes bis drittes Heiligtum von umm cl-bijära (Nr. 348—369) mit Idolnische Nr. 353 (166)
17. El-habis
Columbariuni Nr. 372 ('67)
Durchschnitt der Nischen in Columbarium Nr.
372 und im Columbarium deswädi sir (167a)
Erstes Heiligtum, Plan (168)
vom Sudgipfel (169)
Mittelfelsen von Nr. 378 (170)
Weslheiligtum (II) Nr. 379 (iTO
— Triklinium und Altar von O . . . (172)
— Nebenräume von W (173)
Nische Nr. 380a (174)
Aufgang mit den Sälen Nr. 380, 381 . (175)
18. Es-stjaf Pfeileiidol Nr. 389 c (176)
— Nr. 389d (177)
Nischenbassin Nr. 3S9h ('78)
Zweites Heiligtum (179)
Idolnische Nr. 393 b mit Grundriß der Nische
und des Troges Nr. 393 c .... (180) Stibadium Nr. 398, Grundriß und Durch- schnitt (181)
Außenansicht ('82)
Homeraltar Nr. 401a ('83)
Spitzpfeiler Nr. 401c (184)
Hörneraltar Nr. 402 d ('85)
— Nr. 402e {186)
19. Der Weg zu ed-der Triklinium Nr. 408 mit Pfeileridol Nr. 409 (187)
Felsdurchschuitt (188)
Idolgruppe Nr. 416 ('89)
Idolnische Nr. 418 ('9°)
Klausenschlucht mit wädi et-turra und gebel
en-nmer ('9')
20. I^Cattär ed-dsr Heiligtum Nr. 430 — 440, Plan .... (192) Idoluische mit Kreuz Nr. 431 ... . (193) Nischenwand mit Wandbassin, Pfeilerund Nischen
Nr. 433—439» («94)
Idolnische Nr. 437 ('95)
21. Die Klausenschlucht Erstes und zweites Heiligtum Nr. 441 u. 442,
Plan (196)
Erstes Heiligtum, Nr. 441a — k, Grundriß und
Durchschnitte (197)
Nische mit Wasser-iusfluß Nr. 44t c . . (198) Eingang zur Rotunde Nr. 441g mit Nebenraum und Nischenbassin Nr. 441 f .... (199) Stibadium Nr. 441 1, Grundriß und Durch- schnitt (200)
— Aufnahme von S (2ot)
Opferplatz Nr. 442 b (202)
Idolnische Nr. 442 e (203)
Kammergruppe Nr. 442 f — i, Grundriß und Durch- schnitt (mit Tilrwand) (204)
Seite 22$ 226
227
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23' 232
»33
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258
259
360 260 261
261
Nr. Eing.-ing zu Kammer Nr. 442 g und i, mit Kreuz und Nischenbassin (20$)
22. Kd-d£r Heiligtum Nr. 443 — 506, Plan .... (206)
Tempel Nr. 446, Fassade (207)
Dach der Tholos (208)
Kapitale von l)irbet en-nusränije und liirbet eg-
gOze (209 und 2I0)
Kapital vom .südlichen Tempel von däträs (211) Tempel Nr. 446, Saal, Grundriß und Durch- schnitt (212)
Idolnische Nr. 446 b (213)
Altar Nr. 447, Grundriß u. Durchschnitt (214)
— Ansicht von W (215)
Nische Nr. 456 (216)
Nischenwand im Heiligtum Nr. 462 . . (217)
Kamelrelief Nr. 464 (218)
Idolnische Nr. 481 (218 a)
Heiligtum des Burgberges Nr. 491 . . (219)
Nische Nr. 491 a (220)
Eingang zum Triklinium Nr. 496 . . . (221)
Triklinium Nr. 496 (222)
Idolnische Nr. 498 (223)
23. El-me'esara Gräbergruppe Nr. 507 und 508, Plan . . (224) Doppelkreis Nr. 509 (225)
— Nr. 510 (226)
Idolnische Nr. 512 (226 a)
Felsbilder Nr. 513 (227)
Erstes Heiligtum Nr. 518 von N . . . (228)
— Grundriß und Durchschnitt .... (229) Heiliger Felsen Nr. 518 mit Bassin Nr. 518J
von SO (230)
Zweites Heiligtum Nr. 520, Plan . . . (231)
— Aufnahme von NO (232)
Terras.se mit Altar Nr. 520c von S . . (233) Drittes Heiligtum Nr. 527, Grundriß und Durch- schnitt (234)
Nordhof, Triklinium U.Altar Nr. 527 b, iv.S (235) Altar Nr. 527 i mit Bassin Nr. 527I von S (236)
— und Sudhof von N mit den Bergen von el-hubta und zibb 'atüf (237)
Triklinium Nr. 327 x von NO mit umm el-bijära und el-habis (238)
Viertes Heiligtum Nr. 528, Grundriß und Durch- schnitte (239)
Bikliniuffl Nr. 528 b von NO .... (240)
B.issiu Nr. 5281, Pfeileridol Nr. 528 1 und Trikli- nium Nr. 528 m von S (241)
Fünftes Heiligtum Nr. 530 — 533, Grundriß und Durchschnitt (242)
Altar Nr. 530 von SO (243)
24. El-metäha
Erstes Heiligtum Nr. 537 — 541, Grundriß und
Durchschnitt, und Idolgruppe Nr. 539 c — e (244)
Altar Nr. 537 mit Terrasse von SO . . (245)
— mit Treppe von vorn (246)
Nischengruppe Nr. 539 mit Trog und Nischen- bassin (247)
Zweites Heiligtum Nr. 542, Grundriß . . (248)
Seite 262
264 26$ 266
267 268
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28 1
282 282
282 283 284 284
28s
286
287
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290 291 292
293 294 295
296
297
298 299
301 302 302
303 303
364
Verzeichnis der Aüiiildungen.
Nr.
Nischenwaud Nr. 542:1 (249)
Rekonstruktion der Nische Nr. 542 a . .(250) Drittes Heiligtum Nr. 545, Grundriß und Durch- schnitt (251)
Viertes Heiligtum Nr. 546—550, Grundriß (252) Stibadium Nr. 552, Grundriß u. Durchschnitt (253)
25. Sidd el-ma'gin Heiligtum Nr. 553—664, Plan .... (254) Idolnische Nr. 563 (255)
— Nr. 574 (256)
— Nr. 587 (257)
— Nr. 592 (258)
— Nr. 593 (259)
— Nr. 595 (259a)
— Nr. 597 (260)
— Nr. 598 (261)
Nr. 600 . Nr. 606 . Nr. 607 . Nr. 618 . Nr. 622 . Nr. 625 . Nr. 629 . Nr. 631
(262) (263) (264) (265) (266) (267) (268) (269)
Nr. 637 (270)
Nr. 642 (271)
— Nr. 652 (272)
— Nr. 6s3b (273)
26. Unter el-hubta Triklinium Nr. 669 mit Durchschnitt . . (274) Nischensaal Nr. 677, Grundriß .... {275) Drittes Heiligtum Nr. 681—699, ^^^° • (276)
Triklinium Nr. 684 (277)
Altarrelief Nr. 691a (278)
Idolnische Nr. 692 (279)
Halle Nr. 693, Grundriß und Durchschnitt {280) Idolnische Nr. 694 (281)
— Nr. 695 (281a)
Altarrelief Nr. 699 (282)
Viertes Heiligtum Nr. 700 — 706, Grundriß (283)
Altäre Nr. 702 und 703 (284)
Cella Nr. 708 (285)
Idolnische Nr. 7oSf. (286)
Triklinium Nr. 715, Grundriß und Durch- schnitt (287)
— Eingang (288)
Nischengruppe Nr. 716 (289)
Portal des Grabes Nr. 750 (290)
Etagengrab Nr. 752, Detail am Unterstock (291) Urnengrab Nr. 754 (292)
— Nördliche Arkade (293)
Seite
304 .305
305 306
307
308 309 3°9 309 310 310 310 310 310 3" 3" 3" 312 312 312 3«2 3>3 3«3 3'3 313 313
315 3>5 316 316 317 3«7 3<7 318 319 3'9 3>9 320 321 322
322 323 324 325 326
327 327
Nr.
Urnengrab Nr. 754, Portal (294)
Spitzpfeiler Nr. 755a (295)
(296)
(297)
— Nr- 755 e
— Nr. 755 f
27. Auf el-hubta Nordwestaufstieg und
Seite 328 329 329 329
Ursprünglicher Nordwestaufstieg und Teich
Nr. 751 (298) 330
Gallerie mit Tor Nr. 760 von O . . . (299) 331
Sadwestplateau von SO (300) 333
Erstes u. zweites Heiligtum (3°') 334
Pfeilerplatz Nr. 762, Grundriß und Durch- schnitt (302a u- ^) 335
— Nr. 762, Ansicht von O (303) 336
Pfeileridol Nr. 762 d (304) 337
Stibadium Nr. 769, Grundriß und Durch- schnitt (305) 338
— von S mit Ablutionsplatz Nr. 770 . (306) 338 Ablutionsplatz Nr. 770, Grundriß und Durch- schnitt (307) 339
Zisterne Nr. 772 von S (308) 339
Drittes Heiligtum Nr. 777 — 779, Grundriß (309) 340
Idolnische Nr. 778 (310) 341
— Nr. 784, Ansicht (3lla) 342
Rekonstruktion (3lll>) 343
Altarrelief Nr. 786 a und 788 c . . . . (312) 343
28. El-beda und el-lanti Spitzpfeiler Nr. 800 und Idolgruppe Nr. 801 (313) 345 Zisternenanlage Nr. 806, Grundriß und Durch- schnitt (314) 346
29. El-bärid
Plan von Nr. 821 — 860 (3' 5) 347
Tempelfassade Nr. 830 (316) 348
Heiligtum Nr. 847—858, Grundriß und Durch- schnitte (317) 349
Idolnische Nr. 85of (318) 350
Biklinium Nr. 850, östlicher Aufgang . . (319) 350
Idolnische Nr. 848 (320) 351
Biklinium Nr. 850, westlicher Aufgang . . (321) 351
30. Bei sik el-beda
Stibadium Nr. 862 (322) 353
— von Westen (323) 354
31. Fundgegenstände
Herakles-Relief I u. II Nr. 863 u. 864 (324. 325) 355 Löwenfragment Nr. 865 u. 868, Krug Nr. 867
u. Lämpchen Nr. 871 (326) 356
Krug Nr. 866, Vorderseite .... (327a) 357
— Rückseite (327 b) 358
— Reliefs {327c) 359
TUrsturz Nr. 872 (328) 359
Medaillon Nr. 873 (329) 360
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