„ TE6LCrRBO D (473 Q 34 Gesagraphiſche Abende Betesiftu für Erehung an Untrit Viertes Heft Pflanzen und Tiere n Lehrgebäude der Geographie Von Profeſſor Dr. Gradmann Erlangen Berlin 1919 zerlegt bei Ernſt Siegfried Mittler und Sohn Kochſtraße 68-71 » Zentralinftitut für re und ate Vorträgen und Veröffentlichungen während der erſt drei Jahre feines Beſtehens die kulturelle Bedeutung des teı niſchen Schaffens behandeln und ſuchte ferner das Verſtändn für die Aufgaben des deutſchen und des Geſchichtsunterrichts zu vertiefen. So entſtand die Reihe der deutſchen, techniſchen und geſchichtlichen Abende. Im vierten Winter ſeiner Tätigkeit wende t N es ſich mit zehn Heften geographiſcher Abende den Bildungs wert zu, die durch die Geographie zum Leben zu erwecken ſind. Es will durch dieſe Veranſtaltung die noch beſtehenden Unfi cherheiten über die Auffaſſung vom Weſen der geographiſchen Wiſſenſchaft beſeitigen und Klarheit über das Bildungsgut verbreiten helfe das der erdkundliche Schulunterricht der Jugend zu wenne Zur Ausgabe gelangen die folgenden Hefte: . Die Einheit der geographiſchen Wiſſenſchaft. Von Prof, Or. A.. Hettner (Heidelberg). — Die Lehre vom Formenſchatz der Erd⸗ oberfläche als Grundlage für die geographiſche Wiſſenſchaft. Di Geh. Reg. Rat Prof. Dr. A. Philippſon (Bonn). — Luftkr und Weltmeer im Lehrbereich der Geographie. Von Prof. D W. Meinardus (Münſter). — Pflanzen und Tiere im Leh gebäude der Geographie. Von Prof. Dr. Gradmann (Erlange — Die Stellung der Geographie des Menſchen in der erdkun lichen Wiſſenſchaft. Von Prof. Dr. O. Schlüter (Halle a. S.). - Die Bedeutung der geographiſchen Karte. Von Prof. Dr. Nor- 8 tiſchen Geographie. Bon Geh. Rat Prof. Dr. Joſef Partſch . — Der rn der Wirtſchafts⸗ und Fe Geographiſche Abende im Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht Viertes Heft Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie Von Profeſſor Dr. Gradmann Erlangen 564997 2.+7 38 Berlin 1919 Verlegt bei Ernſt Siegfried Mittler und Sohn Kochſtraße 68 — 71 Alle Rechte aus dem Geſetze vom 19. Juni 1901 ſowie das Überſetzungsrecht ſind vorbehalten . D Geographie iſt in einer üblen Lage: ſie iſt nicht Herrin im eigenen Hauſe. Wohl iſt ſie ſeit unvordenklichen Zeiten die rechtmäßige Eigentümerin eines ſtattlichen, reichge— gliederten Baues mit vielen Wohnräumen. Aber will ſie ſich ſelbſt darin irgendwo häuslich einrichten und ihre Arbeitsſtätte daſelbſt aufſchlagen, überall haben ſich ſchon andere eingeniſtet und reden von verjährten Anſprüchen. Bemüht ſich der Geo— graph, was doch ſeine erſte Pflicht iſt, die Formen der Erdober— fläche kunſtgerecht zu beſchreiben und zugleich aus ihrer Entwick— lungsgeſchichte heraus zu verſtehen, ſofort heißt es, er treibe Geo— logie. Flüchtet er ſich in den Luftraum oder hinunter ins Meer, ſo kommt er dem Meteorologen, dem Geophyſiker ins Gehege, Wirtſchaft und Verkehr haben die Nationalökonomen für ſich ge— pachtet, Siedlungsweſen und politiſche Geographie nimmt die Geſchichtsforſchung und die Staatswiſſenſchaft in Anſpruch, und ſo geht es weiter. Grenzgebiete, die von zwei Nachbarwiſſen— ſchaften gleichzeitig beackert werden, gibt es ja wohl auch ſonſt, damit kann man ſich abfinden. Aber bei der Geographie ſieht es faſt ſo aus, als ob ſie überhaupt nur aus Grenzgebieten beſtände. Zu den ſchwierigſten und beſtrittenſten Grenzgebieten dieſer Art gehört die Geographie der Pflanzen und der Tiere. Bisher ſind dieſe Gebiete faſt ausſchließlich von Biologen bearbeitet worden, und zwar in ſo außerordentlich erfolgreicher, vielſeitiger und anregender Weiſe, daß man ſich allen Ernſtes fragen darf, ob es nicht am beſten iſt, dieſe Arbeitsfelder einfach der Botanik und Zoologie zu überlaſſen. Von der anderen Seite iſt aber auch der Nachweis ihrer Zugehörigkeit zum geographiſchen Lehrge— bäude nicht ſchwer zu erbringen. Man darf nur wie üblich von der allgemeinen Geographie ausgehen, ſo iſt es bei der Viel— deutigkeit und wahrhaft kautſchukartigen Dehnbarkeit des Wortes 1* 4 Gradmann „Geographie“ kein Kunſtſtück, den Begriff fo weit zu fpannen, daß er faſt jede beliebige Wiſſenſchaft mit umfaßt. Dies iſt der Fall, ſobald man die Geographie als „Wiſſenſchaft von der Erde“ beſtimmt. Aber auch bei der jetzt beliebten Beſchränkung der Geo— graphie auf die Erdoberfläche gehört nur ein beſcheidener Auf— wand unbewußter Sophiſtik dazu, um die geſamte „Lithoſphäre, Hydroſphäre, Atmoſphäre und Biofphäre” der Geographie unter- tan zu machen und ſie damit aufs neue zur Allerweltswiſſenſchaft zu ſtempeln, in deren Netz zum mindeſten die beſchreibenden Naturwiſſenſchaften mit Leichtigkeit einzufangen ſind. Natürlich will das niemand, und ſo müſſen nachträglich allerlei willkürliche Einſchränkungen vorgenommen werden, um den Begriff der all— gemeinen Geographie wieder auf einen einigermaßen vernünf- tigen Umfang zurückzuſchrauben. Kein Wunder, daß es auf dieſem Wege nicht gelingen will, zu einer Klärung und Ver— ſtändigung über die Grenzen der geographiſchen Wiſſenſchaft zu gelangen! Um über das Heimatrecht der in Frage ſtehenden Arbeitsge— biete ins klare zu kommen, wird man das Problem von vornherein ſchärfer faſſen und es ganz greifbar ſo wenden müſſen: inwieweit iſt der Geograph verpflichtet, Pflanzen- und Tiergeographie zu treiben? Dieſer Frageſtellung iſt mit begrifflichen Ableitungen allein überhaupt nicht beizukommen. Denn wenn es logiſch mög- lich iſt, neben Geomorphologie, Klimatologie, Wirtfchafts- und Siedlungsgeographie uſw. auch die Pflanzen- und Tiergeo— graphie der allgemeinen Geographie unterzuordnen, ſo folgt dar— aus noch lange nicht deren notwendige Vereinigung in einer Perſon. Es gibt z. B. Sammelwerke unter dem Titel der all— gemeinen Geographie, worin jede dieſer Zweigwiſſenſchaften von einem anderen Fachmann bearbeitet iſt. Gegen eine ſolche Arbeits— teilung iſt durchaus nichts einzuwenden. Die Verpflichtung des Geographen, ſolche Zweigwiſſen— ſchaften wirklich zu betreiben, läßt ſich überzeugend nur begründen Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 7 von der Aufgabe aus, die von jeher und namentlich auch in Laien— kreiſen ganz allgemein und unbeſtritten als deſſen ureigenſtes Arbeitsfeld gegolten hat, das iſt die Länderkunde. Für die Be— ſchreibung eines einzelnen Erdraums eignet ſich jene ſcheinbar ſo zweckmäßige Arbeitsteilung gar nicht. Die zahlreichen Verſuche, ein ſolches Spiel mit verteilten Rollen gleichwohl durchzu— führen, beweiſen nur die Wahrheit dieſes Satzes. Man erfährt da— bei die allerverſchiedenartigſten Einzelheiten, die häufig mit der Geographie gar nichts mehr zu tun haben, die wichtigſte und nächſtliegende Aufgabe, eine klare Vorſtellung von der geſamten Landſchaft zu entwickeln, ein harmoniſches Bild von dem Zu— ſammenwirken und Ineinandergreifen der einzelnen Landſchafts— elemente herauszuarbeiten, fällt dabei gewöhnlich ganz unter den Tiſch. 5 Eine Länderkunde, wie ſie ſein ſoll, muß unbedingt aus einem Geiſt und von einer Hand gearbeitet ſein, im länderkund— lichen Unterricht iſt etwas anderes überhaupt nicht denkbar. Wer Länderkunde treiben will, muß daher alle einſchlägigen Sachge— biete in eigener Perſon hinlänglich beherrſchen. Vom Geologen, vom Botaniker, vom Hiſtoriker oder Nationalökonomen kann man das nicht verlangen, es iſt die eigentlichſte Aufgabe des Geo— graphen, ſein weſentlicher Beruf. Von hier aus erhält nun auch die allgemeine Geographie erſt eine feſte Begründung und ſichere Umgrenzung. Sie iſt zunächſt allgemeine Länderkunde, indem ſie die Betrachtungsweiſe, die wir ſonſt einzelnen Landſchaften, Ländern, Erdteilen angedeihen laſſen, in umfaſſender Überſicht auf den ganzen Erdball über- trägt. So wie ſie ſich aus den Bedürfniſſen heraus an deutſchen Hochſchulen entwickelt hat, dient ſie aber zugleich auch als Ein— leitung in die Länderkunde, indem ſie alle die Kenntniſſe zu ver— mitteln ſucht, die zum Verſtändnis und zum kunſtgerechten Auf— bau der Länderkunde erforderlich ſind, und ſie bildet gleichzeitig die Krönung der Länderkunde, indem ſie deren allgemeine Er— 6 Gradmann gebniſſe herausarbeitet. Nicht irgendwelche Grübeleien über den Begriff der „Geographie“ oder der „Erdkunde“, nur die tat— ſächlichen Bedürfniſſe des länderkundlichen Betriebs dürfen dar- über entſcheiden, was zum Lehrgebäude der Geographie gehört und was nicht. Indem wir ſo die Länderkunde in ihre Herrſcher— ſtellung wieder einſetzen, treten wir in die Fußſtapfen Alfred Hettners, der dieſen Standpunkt jederzeit und ſo auch im Rahmen dieſer Vortragsreihe mit Nachdruck vertreten hat, nur daß wir der allgemeinen Geographie immerhin einen etwas erweiterten Aufgabenkreis zuweiſen. Unter dieſen Umſtänden löſt ſich unſere Hauptfrage in die andere auf: ſind Pflanzen- und Tiergeographie wirklich unerläß— liche Beſtandteile der Länderkunde? Daß dieſe Frage zu bejahen iſt, ſoll nunmehr zu beweiſen verſucht werden. Die erſte Aufgabe bei jeder länderkundlichen Darſtellung iſt doch wohl eine möglichſt klare und anſchauliche Beſchreibung der Landſchaft. Als wichtigſtes und bezeichnendſtes Landfchafts- element werden wohl die meiſten heutigen Geographen die Formen der Erdoberfläche hinſtellen. Der Altmeiſter der Landſchafts— ſchilderung, Alexander v. Humboldt, war darüber anderer Mei- nung: „Wenn auch der Charakter verſchiedener Weltgegenden von allen äußeren Erſcheinungen zugleich abhängt, wenn Umriß der Gebirge, Phyſiognomie der Pflanzen und Tiere, wenn Himmels— bläue, Wolkengeſtalt und Durchſichtigkeit des Luftkreiſes den Totaleindruck bewirken, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß das Hauptbeſtimmende dieſes Eindrucks die Pflanzendecke iſt“ (Ideen zu einer Phyſiognomik der Gewächſe 1806 S. 14). So iſt es in der Tat. Mögen wir unter dem überragenden Einfluß Ferdinand v. Richthofens noch ſo tief durchdrungen ſein von der grundlegenden Bedeutung der Geomorphologie, des Gegenſatzes von Hoch und Tief, von Gebirge und Flachland, von Falten- und Schollengebirge, von fluviatiler und glazialer Land- Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 7 ſchaft, von jugendlichen und ausgereiften Formen, die ganzgroßen Züge im Antlitz der Erde, die Gegenſätze von Tropenwelt und nordiſcher Landſchaft, von Wüſte, Steppe und Tundra werden nicht durch die Landformen beſtimmt, ſondern in erſter Linie durch die Pflanzenwelt. Und auch im Kleinen iſt für den unbefangenen Blick z. B. des Malers das Pflanzenkleid der Erde mit feinen Gegenſätzen von lichtem Buchengrün und düſterem Nadelwald, von wogendem Kornfeld und ſaftigem Wieſengrund, von Reb- gelände und blühenden Obſtwäldern viel ausſchlaggebender als für uns, die wir ganz mit der morphologiſchen und morpho— genetiſchen Brille zu ſehen gewohnt ſind und die Pflanzendecke faſt als ſtörendes Beiwerk empfinden, durch das unſer Auge hin— durchzudringen ſich bemüht. Auch die Tierwelt kann gelegentlich als beherrſchendes Ele— ment in die Landſchaft eintreten. Die Robben, die Pinguine, Möven, Lummen und andere Strandvögel find für manche einſame Küſte ebenſo bezeichnend wie die Pelikane und Flamingos für ſubtropiſche Flußniederungen oder die großen Herden von Weide— tieren, von Antilopen, Gazellen, Zebras für die Steppen und Savannen, wie das Spiel der Tümmler und Delphine für die ſonnbeglänzten Fluten des Mittelmeers. Die landſchaftlichen Einzelzüge, die von der Pflanzen- und Tierwelt beigeſteuert werden, ſind um ſo eindringlicher, als ſie ſich vielfach nicht an das Auge allein wenden: der Harzgeruch unſerer Nadelwälder und das Hämmern des Spechtes, der bezaubernd füße Duft der Macchia und dazu das Schmettern der Zikaden in der flimmernd heißen Luft am Strande der Riviera, Kuckucks— ruf und Wachtelſchlag unſrer Sommerlandſchaft oder das be— täubende Geſchrei der Papageien im ſüdamerikaniſchen Urwald, das ſind Züge, die uns blitzartig und oft eindrucksvoller als ſelbſt die bildliche Darſtellung eine ganze landſchaftliche Stim— mung vor die Seele rufen. Wer dieſe Dinge mißachtet, der be— 8 Gradmann raubt ſich eines der wichtigſten Darſtellungsmittel für die Land- ſchaftsſchilderung, die eine ſo wichtige, leider gerade gegenwärtig etwas vernachläſſigte Aufgabe des Geographen iſt. Freilich hat ſich die heutige Länderkunde weit höhere Ziele geſteckt. Eines der höchſten und heißeſt umrungenen iſt das Her ausarbeiten der urſächlichen Zuſammenhänge. Die Aufgabe iſt nicht neu, im Altertum hatte ſchon Strabo ſie ſich geſtellt. Aber man hat ſie unbegreiflicherweiſe immer wieder vergeſſen, bis die Neuzeit erſt ſie zu vollen Ehren gebracht hat. Durch ſie erhebt ſich die heutige wiſſenſchaftliche Geographie ebenſo hoch über die geiſtloſe Beſchreibung vergangener Tage, wie ſich die pragmatiſche Geſchichtſchreibung über die Annaliſtik erhebt. Indem dabei auch die Zuſammenhänge der verſchiedenen Erſcheinungsreihen unter— einander aufgeſucht und bloßgelegt werden, ſtrebt man dem ver— ſtändnisvollen, harmoniſchen, in ſich geſchloſſenen Bilde entgegen, das allen wahren Jüngern der geographiſchen Wiſſenſchaft be— geiſternd vorſchwebt. Dadurch ergibt ſich ganz von ſelbſt ein weiterer wichtiger Grundſatz für die Auswahl geographiſcher Gegenſtände, wodurch die früher beliebte, dilettantiſch willkürliche Zufammen- ſtellung bloßer Kurioſitäten beſeitigt werden kann. Der einzelne Gegenſtand rückt nämlich in eine um ſo höhere Bedeutung ein, je vielſeitiger und inniger er mit benachbarten Erſcheinungsreihen ſowohl vorwärts wie rückwärts, als Urſache wie als Wirkung verflochten iſt. Und eine ſolch vielſeitige Verflechtung iſt gerade für die Pflanzen- und Tierwelt in einem kaum zu überbietenden Maße feftzuftellen. In einem Bunft hat man allerdings früher die Bedeutung der Pflanzenwelt überſchätzt: man hat eine fehr weitgehende Ein— wirkung der Pflanzendecke auf das Klima angenommen. Die Waldverwüſtung im Mittelmeergebiet und im Orient ſollte eine allgemeine Klimaverſchlechterung ſeit den Tagen des klaſſiſchen Altertums zur Folge gehabt haben, und ſelbſt die Regenarmut der Wüſte führte man wenigſtens teilweiſe auf das Fehlen der Pflanzen- Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 9 decke zurück. Dieſe Auffaſſung hat ſich nicht beſtätigt. Das Mittel- meerklima iſt nachweisbar heute noch dasſelbe wie vor 2000 Jahren, die verſuchte Erklärung iſt damit gegenſtandslos geworden. Und bei der Wüſte hatte man Urſache und Wirkung verwechſelt. Dagegen läßt ſich umgekehrt die Abhängigkeit der Pflanzen— welt vom Klima überall mit Händen greifen, das Klima findet in der Pflanzenwelt geradezu feinen ſichtbaren und greifbaren Aus- druck. Wie die Rebe die wärmſten Gaue unſeres Vaterlands weithin ſichtbar kennzeichnet, fo kann der Olbaum in jeder Hin— ſicht, nach feiner Verbreitung wie nach feinem Lebens haushalt, als Sinnbild des Wittelmeerklimas gelten. Der immergrüne tropiſche Regenwald mit feinen üppigen Laubmaſſen und dem undurchdring⸗ lichen Gewirr von Luftwurzeln, Lianen und Epiphyten zeichnet genauer und ausdrucksvoller als irgendwelcher klimatiſche Wert den Machtbereich des immerfeuchten Tropenklimas. Ebenſo bringen die alljährlich grünenden und wieder abdorrenden Grasländer der Savannen und die laubabwerfenden Savannen- und Monfun- wälder den Wechſel von Regen- und Trockenzeiten zum klarſten und anſchaulichſten Ausdruck. Die Höhenſtufen der Gebirge laſſen ſich klimatiſch gar nicht anders kennzeichnen als durch den Wechſel der Vegetations gürtel, von der Reben- und Laubwaldzone durch die Nadelholzbeſtände des Alpenwalds und das Knieholz bis hin— auf zu den hochalpinen Matten und Felsfluren. Gegenüber dem Boden beſteht eine lebhafte Wechſelwirkung. Es iſt bekannt, wie ſtark ſich die allgemeine Bodenfruchtbarkeit, aber auch die einzelnen phyſikaliſchen und chemiſchen Bodeneigen— ſchaften, der Wechſel von Ton-, Lehm-, Sand-, Kiesböden, der Gehalt an kohlenſaurem Kalk, an Kochſalz und andern Stoffen in der Geſtaltung der Pflanzendecke geltend macht, wie ſehr die Vegetation der Ebenen und die der Steilhänge und wiederum der ſommerlichen und der winterlichen Lagen unter ſich verſchieden iſt. Umgekehrt werden die Vorgänge der Bodenbildung und Boden— umlagerung durch die Pflanzenwelt aufs nachhaltigſte beeinflußt, Geographiſche Abende. IV. 2 10 Gradmann es fei nur an die Geſteinsverwitterung, bei der die Wurzeltätigkeit der Pflanzen eine weſentliche Rolle fpielt, und an die Humus— bildung erinnert. Dichter Pflanzenwuchs ſchützt das Erdreich vor Abſchwemmung, verlangfamt die Abflußvorgänge, verleiht den Quellen und Flußwaſſerſtänden größere Beſtändigkeit und be— günſtigt die Ausbildung ſanfter, milder Bodenformen. Die Gegen— probe iſt durch einen verhängnisvollen Verſuch im Großen ge— leiſtet worden, durch die Waldverwüſtung in Südfrankreich, in Italien, im Karſt, in dieſer Beziehung treffen die hergebrachten Anſchauungen über die unſeligen Folgen rückſichtsloſer Entwal— dung durchaus zu. Wo das Pflanzenkleid von Hauſe aus dürftig und lückenhaft iſt wie in den Wüſten und Steppen, da verlaufen die morphogenetiſchen Vorgänge von Anfang an in eigentümlichen Bahnen: der Wind bemächtigt ſich der ungeſchützten Verwitterungs— rinde und entführt fie in Form von Staubſtürmen und Flugſand, es kommt zu äoliſcher Abtragung, zur Dünenbildung und Löß— ablagerung. Auch die Tierwelt iſt in dieſer Richtung bedeutungs- voll, es ſei hier nur an die bodenbildende Tätigkeit der Regen— würmer erinnert, an die Arbeit der Wühl- und Grabtiere, an die Korallen- und Termitenbauten der Tropen, an das Zerſtampfen des Bodens durch die großen Huftierherden, auf das Paſſarge die Pfannenbildung in den ſüdafrikaniſchen Steppenländernzurück— führt. Allgemein bekannt ſind auch die geographiſchen Wechſel— wirkungen zwiſchen Pflanzen und Tieren untereinander. Pflanzen ſtoffe ſind ja die Urnahrung für die geſamte Tierwelt. Es muß daher die Verbreitung jeder einzelnen Tierform mittelbar oder unmittelbar von der Verbreitung beſtimmter Nährpflanzen irgend- wie abhängig ſein, die Tierverbreitung iſt ohne die Pflanzenver— breitung gar nicht verſtändlich. Aber auch das Umgekehrte kommt vor. Manche Pflanzen find zur Beſtäubungsvermittlung auf be- ſtimmte Tiere angewieſen, ſo die Gattung Aconitum oder nach Darwin der Wieſenklee auf die Hummeln, ſie können daher nur Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 11 da ſich fortpflanzen, wo die Gattung Bombus vorkommt. Andere bedürfen beſtimmter Tiere zur Verbreitung ihrer Früchte und Samen, wieder andere werden von beſtimmten Ländern durch gewiſſe Schädlinge ferngehalten, wie die europäiſchen Rebſorten durch die Reblaus von Amerika. Damit haben wir bereits das Gebiet geſtreift, in dem die Bedeutung der Pflanzen- und Tierwelt zur Kategorie der „aus— getretenen Geleiſe gehört, das iſt die Wirtſchaftsgeographie. Die Art, wie wir die Lebenseinrichtungen der Pflanzen und Tiere für unſere Wirtſchaftszwecke, für Nahrung, Kleidung und Woh— nung ausnutzen und wie wir mit unſerm ganzen Daſein auf ſie angewieſen ſind, das iſt ein Thema, das in allen Tonarten durch— geführt wird, von den nützlichen und ſchädlichen Tieren der Bilder— bücher an bis zu den geiſtvollſten phyſiologiſchen Erörterungen und den gelehrteſten Unterſuchungen über die Geſchichte der Nutz— pflanzen und Haustiere. Geradezu der überwiegende Teil der Menſchheit beſchäftigt ſich mit der Erzeugung, Gewinnung und Verarbeitung pflanzlicher und tieriſcher Rohſtoffe. Ihre geo— graphiſche Seite erhalten dieſe Dinge allerdings erſt dadurch, daß die organiſchen Rohſtoffe nicht überall und vor allem nicht über— all in gleicher Beſchaffenheit und Menge gewonnen werden. Grön— land erzeugt kein Getreide, Norwegen keinen Wein, Deutſchland keinen Kakao, keine Kokosnuß, keine Baumwolle. Dieſe ungleiche Ausſtattung der einzelnen Erdräume macht den Hauptinhalt der Wirtſchaftsgeographie im engeren Sinne aus, ſie iſt zugleich die treibende Kraft für den Welthandel und ihre Kenntnis daher eine unerläßliche Grundlage auch für die Verkehrs geographie. Je geläufiger und alltäglicher dieſe Dinge ſind, um ſo un— begreiflicher iſt es, wie man auch nur einen Augenblick glauben mag, Länderkunde treiben zu können ohne Pflanzen- und Tier— geographie. Denn pflanzen- und tiergeographiſche Fragen find es, um die ſich in dieſem Zuſammenhang geradezu alles dreht. Wohl iſt die letzte beſtimmende Urſache für die verſchiedene organi— 2* 12 Gradmann ſche Ausſtattung der einzelnen Länderräume das Klima, aber es iſt ein grober Irrtum, wenn man nun glaubt, die Wirtſchafts— geographie unmittelbar an die Klimatologie anknüpfen zu können. Die Pflanze, auch die Kulturpflanze, iſt keine Maſchine, die um ſo mehr Umdrehungen macht, je ſtärker man ſie heizt. Sie iſt ein lebendes Weſen und antwortet auf empfangene Reize ganz anders als etwa eine Queckſilberſäule oder ein Pſychrometer, die Ant⸗ wort iſt oft eine recht verwickelte und ſchwer zu deutende. Ohne Kenntnis pflanzenphyſiologiſcher Geſetze iſt es ganz unmöglich, das Verbreitungsbild einer Kulturpflanze oder den auch wirt- ſchaftlich ſo folgenſchweren Verlauf einer natürlichen Waldgrenze oder die Verbreitung des Plantagenbaus, der Getreidewirtſchaft, des Nomadentums, des Sennereibetriebs richtig zu deuten. Das Klima iſt in allen dieſen Fällen das Anfangsglied in der Kette von Urſache und Wirkung, die Wirtſchaftsform iſt das Schluß- glied, zuſammengehalten werden ſie durch die Pflanzen- und Tier⸗ geographie. Ohne das Wittelglied fällt die Kette auseinander. Auch das Siedlungsweſen iſt überraſchend ſtark durch pflan— zengeographiſche Verhältniſſe beeinflußt. Wenn man etwa in Bra⸗ ſilien oder im Kongogebiet länderweite Strecken völlig menſchen— leer im Urwaldzuſtande vorfand, während daneben offene Sa— vannenlandſchaften eine mehr oder weniger reiche Beſiedlung auf- wieſen, ſo war man früher wohl geneigt, den Gegenſatz von Wald und offener Landſchaft einſeitig auf die menſchliche Kultur zu= rückzuführen, die den fruchtbaren Boden aufſuchte und rodete, den minder fruchtbaren mied und im Urwaldzuſtande beließ. Erſt eine genauere Unterſuchung von Klima, Boden und Pflanzen— verbreitung lehrte, daß jene Deutung irrig, daß der Gegenſatz von Wald und offener Landſchaft in der Natur ſelbſt begründet iſt, daß der dichte Waldwuchs unmittelbar die Beſiedlung ver— hindert hat und ſich als Feind des Menſchen erweiſt. Dieſes folgenſchwere Geſetz, um deſſen Herausarbeitung ſich im Laufe der letzten 25 Jahre unter Führung Natzels eine Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 13 Reihe deutſcher Geographen verdient gemacht hat, beſtätigt ſich zunächſt ganz allgemein für die Tropen, es hat ſich auch für Si— birien, für Nordamerika, für Chile nachweiſen laſſen, und ſchließ— lich gilt es nicht minder für Europa, allerdings nur für das vor- geſchichtliche Europa. Hier drängen ſich auf weite Strecken die Spuren alter Beſiedlung von der jüngeren Steinzeit bis in die Tage der Völkerwanderung auf ganz beſtimmte, eng umgrenzte Bezirke zuſammen, die ſich ſo als uraltes Kulturland darſtellen, während daneben und dazwiſchen andere Gebiete entweder über— haupt keine Altertümer oder nur Einzelfunde aufweiſen und auch nach dem Zeugnis der Ortsnamen erſt im Mittelalter gerodet und beſiedelt worden ſind. Die Vermutung, daß es durchweg die fruchtbarſten Gebiete ſeien, die von der vorgeſchichtlichen Bevölke— rung aufgeſucht wurden, hält einer genaueren Prüfung nicht ſtand, dagegen lehrt die pflanzengeographiſche Unterſuchung, daß jene altbeſiedelten Landſchaften ſich durch den Beſitz von Steppen— pflanzen auszeichnen. Dieſe können nicht etwa von der vorge— ſchichtlichen Bevölkerung eingeſchleppt ſein, denn ſie halten ſich keineswegs an die Nähe der menſchlichen Wohnplätze und Kultur- flächen, auch iſt ihre Verbreitung keine bloß zufällige, ſie ſchließt ſich vielmehr eng an Klima und Boden an. Jene altbeſiedelten Steppenpflanzengebiete find nämlich durch kontinentales Klima, namentlich geringe Niederſchläge oder durch kalkhaltige Böden oder durch beides zugleich ausgezeichnet, ſo daß wir zu dem Schluſſe kommen: die vorgeſchichtliche Siedlung iſt pflanzengeographiſch bedingt, ſie beſchränkt ſich auf Gebiete mit dünnem, lückenhaftem Waldwuchs, während die dichtbewachſenen Urwaldgebiete für ſie ſchwer zugänglich waren und erſt von einer ſpäteren Zeit unter der drängenden Not der Übervölkerung bewältigt werden konnten. Der Gegenſatz von alt- und jungbeſiedelten Landſchaften iſt nun aber keineswegs nur von antiquariſcher Bedeutung, er fpie= gelt ſich deutlich in den heutigen Siedlungsformen: im vorge— ſchichtlichen Kulturland herrſchen heute große, geſchloſſene Dörfer, 14 Gradmann im mittelalterlichen Rodland kleine, zerſtreut gebaute Weiler und Einzelhöfe, und damit gehen tiefgreifende Gegenſätze in der Agrarverfaſſung, im Wirtſchafts- und geſamten Volksleben Hand in Hand. Durch dieſe innige, untrennbare Verflechtung mit den ver— ſchiedenſten Nachbargebieten gewinnt die Pflanzengeographie auch noch für eine dritte Hauptaufgabe der modernen Länderkunde eine beſondere Bedeutung, das iſt die Gliederung der Erdoberfläche in natürliche Landſchaften. Bei dem Worte „natürlich“ iſt nicht etwa an den Gegenſatz von Natur- und Kulturlandſchaft, von phyſiſcher und Anthropogeographie zu denken, es iſt hier gemeint im Sinne einer „natürlichen Einteilung“. Unnatürlich oder künſt— lich iſt jede Einteilung, die ſich wie Linnes Pflanzenſyſtem auf ein einziges Merkmal ſtützt. Eine natürliche Einteilung der Erd— oberfläche darf nicht einſeitig auf die geologiſchen oder morpho— logiſchen oder hydrographiſchen und noch weniger auf die politi- ſchen oder wirtſchaftlichen Verhältniſſe allein begründet fein. Sie muß ſämtliche Geſichtspunkte möglichſt gleichmäßig berückſichtigen. Die Herausarbeitung ſolcher natürlicher Landſchaften iſt frei— lich kein wiſſenſchaftliches Problem im ſtrengen Sinne des Wortes, es iſt mehr eine Zweckmäßigkeitsfrage. Jedenfalls hat man darin ein wertvolles Wittel erkannt, ſich des Stoffes zu bemächtigen und ihn in möglichſt gedrängter und überſichtlicher Form darzu— ſtellen. Die Grenzen zwiſchen den einzelnen Landſchaften ſind dabei ſo zu legen, daß ſie mit möglichſt vielen Grenzlinien geo— logiſcher, morphologiſcher, klimatiſcher, biogeographiſcher und anthropogeographiſcher Art ſich decken, und die einzelne Grenz— linie gewinnt eine um ſo größere Bedeutung, je mehr ſie mit anderen Grenzlinien zuſammenfällt. Das trifft nun gerade auf die pflanzengeographiſchen Linien bei ihrer vielſeitigen Verkettung ganz beſonders häufig zu, und dabei haben ſie noch den Vorzug, daß ſie in der Natur beſonders ſichtbar entgegentreten und daher auch auf der Karte verhältnismäßig leicht feſtzulegen ſind. So Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 15 bezeichnet der Olbaum mit ſeiner Nordgrenze nicht allein die Grenze des Wittelmeerklimas, ſondern der ganzen Mittelmeer— landſchaft und Mittelmeerkultur. Ahnlich iſt der Affenbrotbaum die Charakterpflanze für den Sudan, die Dattelpalme für die Oaſen der Sahara und der arabiſchen Wüſte. An der nördlichen Waldgrenze beginnt die Polarlandſchaft, an der oberen Wald— grenze der Hochgebirgsgürtel. Bezeichnenderweiſe kommen bei der Herausarbeitung natürlicher Landſchaften ſeitens der moder— nen Geographen gar nicht ſelten Grenzlinien und Einteilungen zum Vorſchein, die von den Botanikern ſchon ſeit Jahrzehnten ihren Florenwerken zugrunde gelegt worden ſind. Neben dieſer grundſätzlichen Bedeutung für die Hauptauf— gaben der heutigen Länderkunde beanſprucht die Pflanzengeo- graphie auch noch eine wichtige Rolle für eine Reihe mehr oder weniger bedeutſamer geographiſcher Einzelfragen. Die hoch— gradige Abhängigkeit der Pflanzenverbreitung von Klima und Boden erlaubt weitgehende Rückſchlüſſe. Nach dem Vorkommen oder Fehlen beſtimmter Pflanzen läßt ſich das Klima eines Landes beurteilen, und überall da, wo langjährige meteorologiſche Beob— achtungen fehlen, iſt man auf dieſes Hilfsmittel durchaus ange— wieſen und macht fleißigen Gebrauch davon. Ebenſo vermag der Kenner aus der Zuſammenſetzung der Pflanzendecke auf die Be— ſchaffenheit des Bodens, ſeine allgemeine Fruchtbarkeit, ſeinen Feuchtigkeitsgehalt, den Gehalt an kohlenſaurem Kalk, an Koch— ſalz, an Nitraten zu ſchließen. Für das Klima vergangener Zeiträume iſt die Pflanzengeo— graphie ebenfalls die wichtigſte Erkenntnisquelle. Die Nord— grenze des Olbaums war im Altertum nachweisbar dieſelbe wie heute, ſchon vor Jahrtauſenden reifte in Babylonien die Dattel, was nur in einem echten Wüſtenklima möglich iſt. Dar aus folgt zwingend, daß das Klima ſchon damals ebenſo regenarm war wie heute, daß die Klimaverſchlechterung der Mittelmeerländer ſeit den Tagen des klaſſiſchen Altertums eine Legende iſt. 16 Gradmann Geographiſch bedeutſam iſt auch die Frage der Urlandſchaft. Um einen beliebigen Erdraum in ſeinem jetzigen Zuſtand richtig zu beurteilen, bedarf es einer klaren Scheidung zwiſchen Natur und Kultur, man muß feſtzuſtellen wiſſen, was das Land ur⸗ ſprünglich war, was der Menſch im Laufe der Zeiten hinzugetan hat. Ein ſolches Herausſchälen der Urlandſchaft iſt nur mit pflanzengeographiſchen Methoden möglich. Denn die Kulturver— änderungen richten ſich in allererſter Linie auf die Pflanzendecke, und nur durch pflanzengeographiſche Vergleichung mit Stand— orten und ganzen Ländern, die unter ähnlichem Klima von der Kultur noch unberührt ſind, läßt ſich die Urlandſchaft annähernd im Geiſt wieder aufbauen. Faſſen wir zuſammen! Die pflanzen- und tiergeographiſchen Erſcheinungen gehören zu den wichtigſten Elementen der Land— ſchaft, deren Beſchreibung dem Geographen in erſter Linie obliegt, fie find unveräußerliche Glieder in der geographiſchen Kette von Urſache und Wirkung, die er bloßzulegen hat, ſie leiſten treffliche Dienſte für die natürliche Gliederung der Erdoberfläche und da— mit für eines der wichtigſten Kunſtmittel der Darſtellung. Und außerdem ſind ſie bedeutſam für eine Reihe wichtiger geographiſcher Einzelfragen. Daraus folgt ohne weiteres, daß ſich Länderkunde im heutigen Sinn ohne Pflanzen- und Tiergeographie überhaupt nicht treiben läßt, und damit iſt deren unveräußerliches Heimat⸗ recht innerhalb der allgemeinen Geographie ebenfalls ohne weiteres gegeben. Soll man eine Rangordnung aufſtellen, ſo gebührt der Pflanzen- und Tiergeographie der Platz unmittelbar hinter Geo morphologie und Klimatologie, ſie iſt für die Länderkunde bedeut⸗ ſamer als die mathematiſche Geographie, bedeutſamer auch als die Meereskunde, und ſie ſteht ſelbſt den verſchiedenen Zweigen der Anthropogeographie, die wegen ihrer Beziehungen zum praktiſchen Leben jetzt ſo ſehr in den Vordergrund gerückt werden, an wiſſen⸗ ſchaftlicher Bedeutung entſchieden voran. f Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 17 7 Wie ſteht es nun mit ihrer Pflege in Wirklichkeit? Schein— bar ganz vortrefflich. Der Begründer der modernen phyſiſchen Geographie, Alexander v. Humboldt, iſt zugleich der Schöpfer der Pflanzengeographie und hat ihr den Platz im geographiſchen Lehrgebäude unverrückbar angewieſen. Unſere bedeutendſten Methodiker erkennen dieſe Stellung rückhaltlos an. Geographen wie Karl Ritter und Theobald Fiſcher haben ſich durch ſelbſtändige Unterſuchungen pflanzengeographiſch betätigt. In maßgebenden Werken wie Berghaus Phyſikaliſchem Atlas und in den großen Hand⸗ und Lehrbüchern der allgemeinen Geographie erſcheinen Pflanzen⸗ und Tiergeographie als vollberechtigte Zweige der Erd— kunde. Die internationalen Geographenkongreſſe berückſichtigen ſie in beſonderen Fachſitzungen, die geographiſchen Zeitſchriften öffnen ihnen grundſätzlich ihre Spalten. Und es fehlt auch nicht an länderkundlichen Darſtellungen, die der Bedeutung der bio— logiſchen Geographie vollkommen gerecht werden. Demſtehen aber auch andere Erfahrungen gegenüber. Grund⸗ ſätzlich beſtritten wurde das Heimatrecht der Pflanzen- und Tier⸗ geographie von keinem Geringeren als Ferdinand von Richthofen. In ſeinem Chinawerke beſtimmt er als Gegenſtand der Geographie die Oberfläche der Erde für ſich, unabhängig von ihrer Bekleidung und ihren Bewohnern“, alſo ſchlechtweg die Morphologie der Erdoberfläche, unter ausdrücklichem Ausſchluß der Pflanzengeo— graphie, die höchſtens als „angewandte Geographie“, ſomit als unſelbſtändiges Anhängſel gelten ſoll. Richthofen ſelbſt hat dieſe enge Auffaſſung in ſeiner Leipziger Antrittsrede wieder aufge— geben, aber ſie iſt bei neueren Geographen mehr oder weniger deutlich immer wieder aufgetaucht. Die meiſten von ihnen haben ihre Forſchertätigkeit faſt ausſchließlich auf die Geomorphologie verlegt. Ein ähnliches Bild bieten die geographiſchen Zeitſchriften. Ja es gibt ganze Lehrbücher der phyſiſchen Geographie oder der 18 Gradmann „Phyſiographie“, ſo von dem Franzoſen de Lapparent oder von dem Amerikaner William Morris Davis, die der Pflanzen- und Tiergeographie auch nicht mit einer Silbe gedenken. Ebenſo ſtiefmütterlich werden dieſe Gegenſtände in den meiſten länder— kundlichen Darſtellungen behandelt. Kein Wunder, wenn auch unſere Studierenden den Eindruck erhalten, die biologiſche Geo— graphie gehöre zu den Dingen, die man tun, aber auch laſſen könne, um ſo mehr als auch in den Prüfungen nur ſelten danach gefragt wird. Und vollends die Schule wird herzlich wenig Zeit dafür übrig haben. Die Gründe für dieſe tatſächliche Zurückſetzung können wir verſtehen. Wenn der Geographie zuweilen ein imperialiſtiſches Streben angedichtet wird, als ob ſie lüſtern wäre nach immer weiterer Ausdehnung ihres Arbeitsfeldes, ſo trifft das jedenfalls auf die Gegenwart ganz und gar nicht zu. Die Geographie iſt ſo wenig imperialiſtiſch wie das Deutſche Reich. Sie iſt ganz im Gegenteil heute eifrig beſtrebt, ſich von den Außenpoſten auf ein möglichſt ſtraff begrenztes Arbeitsgebiet zurückzuziehen und alles Entbehrliche abzuſtoßen. Das zeigen alle methodiſchen Erörte— rungen der neueren Zeit. Bei dieſem allgemeinen Streben nach Selbſtbeſchränkung liegt es außerordentlich nahe, daß gerade die Tüchtigſten und ihrer Kraft Bewußten ſich auf dasjenige Gebiet verlegen, deſſen grund— legende Bedeutung und Unerläßlichkeit für jeden Geographen über allen Zweifel erhaben iſt, deſſen Probleme noch immer im lebhafteſten Fluß begriffen ſind, durchaus im Mittelpunkt der Er⸗ örterung und des Kampfes ſtehen und auch die ſchönſten Erfolge bereits zu verzeichnen haben und noch weiter verheißen. Dieſes Gebiet iſt heute außer allem Zweifel die Geomorphologie. Es iſt zu verſtehen, wenn daneben für anderes keine Zeit mehr übrig bleibt, und gerade der Gründliche und nach der Tiefe Strebende wird die biologiſchen Zweige der Geographie um ſo eher bei Seite ſchieben, als er ſich ſagt, daß man dieſe Dinge Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 19 ohne ſorgfältige Durchbildung in Botanik und Zoologie doch nicht richtig betreiben kann. Allein dabei darf es nicht bleiben. Ein ſtrategiſcher Rück— zug kann eine Stärkung bedeuten, aber man kann dabei auch zu weit gehen. Die üblich gewordene Einſeitigkeit iſt für die Geo— graphie ein ſchwerer Schaden und rächt ſich auf mancherlei Weiſe. Was an dem heutigen Schriftweſen zur Länderkunde ſchmerzlich vermißt wird, namentlich auch von Lehrern für die Vorbereitung auf den Unterricht, das iſt die anſchauliche, lebendige und packende Landſchaftsſchilderung. Nun iſt das freilich eine Kunſt, die bis zu gewiſſem Grade angeboren fein muß. Aber wenn die Neifter- ſchaft eines Humboldt, Natel und fo vieler anderer gerade in unſern Tagen ſo gar ſelten geworden iſt, ſo liegt das doch vielleicht zum Teil auch daran, daß unſere Palette verarmt iſt, durch unſere Einſeitigkeit ſind die Schilderungen farblos ge— worden. Durch die Vernachläſſigung der Pflanzen- und Tier— welt laſſen wir uns ein belebendes Element entgehen, das bei ge— ſchmackvoller und unaufdringlicher Anwendung treffliche Wir— kung zu tun vermag. Bedenklicher iſt der andere Mangel, daß biogeographiſche Probleme in ihrem Weſen häufig verkannt und Fragen, die ſchlechterdings nur mit biologiſchen Methoden zu löſen ſind, als rein klimatologiſche behandelt werden, ein Verſuch mit un— tauglichen Mitteln. Da werden z. B. zur Erklärung einer geo— graphiſch wichtigen Vegetationsgrenze längſt veraltete und wider— legte Theorien, Hypotheſen und Methoden wie die Berechnung von Wärmeſummen oder die einſeitige Zurückführung auf Iſo— thermen der Lufttemperatur in der naivſten Weiſe immer wieder aufgewärmt oder vielmehr immer wieder neu erfunden, ein übler Dilettantismus, der bei auch nur flüchtiger Fühlungnahme mit den neueren Fortſchritten der Pflanzengeographie leicht zu ver— meiden wäre. Manche wichtigen und für den Fortſchritt der Wiſſenſchaft 20 Gradmann notwendigen Unterſuchungen müſſen aus Mangel an hinreichend vorgebildeten Kräften wohl auch ganz unterbleiben. Dazu ge— hören namentlich Unterſuchungen über prähiſtoriſche Geographie, beſonders über die Frage der Urlandſchaft und deren allmähliche Umwandlung durch die menſchliche Kultur. Der Archäolog kann ſich nicht wohl mit dieſen Dingen befaſſen, es fehlen ihm dazu die nötigen biogeographiſchen Kenntniſſe. Und die Botaniker pflegen begreiflicherweiſe ſolchen Fragen nicht die nötige Teil— nahme entgegenzubringen. Sie gehen in erſter Linie den Geo— graphen an, er braucht fie als Unterbau für die Wirtfchafts- und Siedlungsgeographie. Der gegebene Mann für ihre Bearbeitung iſt ein Geograph, der auch pflanzengeographiſch zu arbeiten ge— lernt hat. i Auf den Mangel an pflanzengeographiſchen Kenntniſſen iſt es auch zurückzuführen, wenn gewiſſe geographiſche Zuſammen— hänge fortwährend falſch gedeutet werden. Es iſt förmlich Mode geworden, ſiedlungs- und verkehrsgeographiſche Erſcheinungen aller Art womöglich auf morphologiſche Urſachen zurückzuführen, während in Wirklichkeit oft ganz andere Beziehungen maß— gebend ſind. So ſoll im deutſchen Siedlungsgebiet die Form des großen, geſchloſſenen Dorfes durch ebenen Boden und Selten— heit der Quellen bedingt ſein, die Siedlungsform der kleinen Weiler und der Einzelhöfe durch den Mangel an Siedlungsraum im ſtark zerſchnittenen Mittelgebirge, die Form des langgeſtreck— ten Reihen- oder Waldhufendorfs durch die Lage im engen Tal— grund. Dieſe oberflächlich rationaliſtiſche Erklärungsweiſe hält weder der geographiſchen noch der geſchichtlichen Nachprüfung ſtand. Die wirklichen Urſachen liegen viel tiefer, vor allem in der verſchiedenen Entſtehungszeit und den wirtſchaftlichen Voraus- ſetzungen der einzelnen Siedlungen, im letzten Grund in dem natür⸗ lichen pflanzengeographiſchen Gegenſatz zwiſchen geſchloſſenem Urwald und offener Landſchaft. Wer freilich überhaupt nur in der Morphologie Beſcheid weiß, der ſucht und findet natürlich Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 21 überall morphologiſche Zuſammenhänge, weil er für alles andere blind iſt, es ſeien denn Dinge, die ganz offen und für jeden ge— ſunden Menſchenverſtand ſichtbar auf der Hand liegen. Schließlich dürfen wir uns nachgerade auch einer etwas peinlichen Erfahrung nicht mehr verſchließen, der Beobachtung nämlich, daß die modernen, einſeitig morphologiſch gerichteten Bearbeitungen der Länderkunde, auch ſoweit ſie ausdrücklich für einen weiteren Leſerkreis beſtimmt ſind, bei allen anerkannten Vorzügen doch auffallend ſchwer Anklang finden, von der großen Maſſe der Gebildeten, auch der Hochgebildeten, werden ſie vielfach als ungenießbar abgelehnt. Man ſträubt ſich gegen die allzu ein— gehende Behandlung morphogenetiſcher oder, wie der Laie ſagt, geologiſcher Nebenfragen, und vermißt dagegen gar mancherlei, worüber man gern Aufſchluß gefunden hätte. Nun darf ja freilich die Frage der Volkstümlichkeit, die Geſchmacksrichtung des Publikums für die Wiſſenſchaft ganz gewiß nicht maßgebend ſein. Manche Wiſſenſchaften können ſich ſagar vollſtändig über dieſe Rückſicht hinwegſetzen, ſo die Mathe— matik, die Phyſik und Chemie, die Sprachwiſſenſchaften und vollends die angewandten und techniſchen Wiſſenſchaften, wie etwa die Medizin oder die Maſchinenbaulehre. Ihr Wert und ihre Bedeutung leuchtet jedermann ein, auch wenn ihre Ergebniſſe im einzelnen, ihre Gedankengänge und Methoden nur dem Fachmann verſtändlich ſind, ja ihr Anſehen kann durch das geheimnisvolle Adeptentum nur gewinnen. Die Geographie iſt nicht oder nur ſelten in dieſer beneidenswerten Lage, ſo wenig wie die Geſchichts— wiſſenſchaft, die Philoſophie, die Geologie. Der eigentliche End— zweck, jedenfalls der vom Staate ins Auge gefaßte Hauptzweck, für den dieſe Wiſſenſchaften z. B. im akademiſchen Unterricht ge— pflegt werden, iſt die Lehre ſelbſt, die weitere Mitteilung an größere Kreiſe. Selbſtverſtändlich bleibt es auch hier dem Forſcher unbenommen, ſich in die ſubtilſten Fragen zu vertiefen und darüber als Fachmann für Fachgenoſſen vorzutragen, aber wir dürfen 22 Gradmann darüber nicht die Fühlung mit der Allgemeinheit verlieren, müſſen uns den weltoffenen Blick und die Vielſeitigkeit bewahren, um allen wirklich bedeutenden Problemen nachzugehen und die minder bedeutenden, auch wenn ſie uns perſönlich noch ſo ſehr anziehen, zurückzuſtellen. Andernfalls verbauen wir uns ſelbſt den Weg zur Offentlichkeit und zur Schule und verlieren allen Boden unter den Füßen. 3. Wie ift da zu helfen? Der ſicherſte Weg, die Pflanzen- und Tiergeographie in die gebührende Stellung innerhalb des ge— ſamten Geographiebetriebes wieder einzuſetzen, wäre ſcheinbar die Verbindung des Geographieſtudiums mit dem Studium von Botanik und Zoologie. Dieſe Forderung iſt von geographiſcher Seite ſchon erhoben worden, und in einzelnen ſüddeutſchen Staaten iſt ſie ſogar zur bindenden Vorſchrift gemacht. Nun iſt das zweifellos eine ganz empfehlenswerte Kombi— nation, und wohl noch keiner hat es bereut, der wie Humboldt oder Georg Schweinfurth von der Biologie her zur Geographie gelangt iſt. Wer auf dem Gebiet der Pflanzen- und Tiergeographie ſelbſtändig forſchen will, kann ohne gründliches Studium der Botanik und Zoologie überhaupt nicht auskommen, darüber kann ein Zweifel nicht beſtehen, und das ſoll auch hier mit allem Nach⸗ druck hervorgehoben werden. Allein man darf den Wert dieſer Kombination auch nicht überſchätzen. Wer Botanik und Geographie nebeneinander ſtudiert, iſt darum noch lange kein Pflanzengeograph. Die Botanik iſt ein ſo großes Gebiet, daß auch in der ausführlichſten Vor— leſung nur ein kleiner Ausſchnitt aus der geſamten Fülle des Stoffs geboten werden kann. Es kommt ganz auf die Richtung des einzelnen akademiſchen Lehrers an, ob die Formenkreiſe, die für die Pflanzengeographie beſonders wichtig find, ob die öko— logiſchen Geſichtspunkte, die für ſie vorzugsweiſe in Betracht Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 23 kommen, überhaupt zur Beſprechung gelangen oder nicht. Der Geograph, der ſich beim Leſen irgendeiner pflanzengeographiſchen Darſtellung durch die Menge der auf ihn einſtürmenden Pflanzen— namen bedrängt und verwirrt fühlt, iſt ſehr im Irrtum, wenn er glaubt, wer einmal Botanik gehört hat, ſei in dieſer Beziehung weſentlich beſſer dran. Auch der muß ſich in den meiſten Fällen mit den einſchlägigen Formen, ſoweit es nötig iſt, eben auch erſt bekannt machen. Gerade in bezug auf die ſpezielle Botanik werden die Einzelkenntniſſe, die der botaniſche Hochſchulunterricht vermittelt und der Natur der Sache nach vermitteln kann, vom Fernerſtehenden ganz allgemein überſchätzt. Die Verknüpfung von Geographie und Biologie darf ſchon deshalb nicht allgemeinverbindlich ſein, weil dadurch andere, mindeſtens ebenſo wichtige Kombinationen unmöglich gemacht würden. Die Beſchäftigung mit Geologie, für den Fachgeographen unerläßlich, ließe ſich damit ja noch vereinigen, hier handelt es ſich um nah verwandte Gebiete. Aber der Klimatologie und Meereskunde wegen brauchen wir auch Geographen, die zugleich durchgebildete Phyſiker ſind, und namentlich möchten wir die für beide Seiten förderliche und befruchtende Verbindung von Geo— graphie und Geſchichte durchaus nicht miſſen. Und einer kann doch nicht alles treiben. Um der Wiſſenſchaft willen müſſen wir Freiheit in der Wahl der Kombinationen fordern, ſo allein läßt ſich die allfeitige, für die Geographie ganz unentbehrliche Fühlung mit den Nachbarwiſſenſchaften aufrechterhalten. Es bleibt aber auch noch ein anderer Ausweg: man kann Pflanzen- und Tiergeographie auch nur als Hilfswiſſenſchaften betreiben, kann ſich mit der Ubernahme ihrer Ergebniſſe begnügen, ſo wie dies die meiſten Geographen mit der geſamten mathema— tiſchen Geographie, mit der Geologie, der dynamiſchen Meteoro— logie, der Statiſtik, der Völkerkunde tun. Man beſchränkt ſich in ſolchen Fällen auf das vom geographiſchen Standpunkte aus wirklich Notwendige und Unerläßliche, Vorausſetzung iſt dabei, 24 Gradmann daß es gelingt, die einſchlägigen Ergebniſſe in eine allgemeinver- ſtändliche Form zu bringen. Wie das durchzuführen iſt, und zwar in der Länderkunde wie in der allgemeinen Geographie, das haben wir zum Schluß noch zu überlegen. Für den Betrieb der Länderkunde wird man ſich vor allem den Grundſatz immer wieder einſchärfen müſſen, wirklich nur Pflanzen- und Tiergeographie, nicht etwa Botanik und Zoologie zu treiben. Mögen einzelne Vorkommniſſe und Kurioſitäten an und für ſich noch ſo bemerkenswert ſein, wie etwa ſchöne Orchi— deen und Schmetterlinge, ein ſeltenes Wild, merkwürdige Bezie- hungen zwiſchen Blumen und Inſekten, fleiſchfreſſende Pflanzen, alte oder ſonſt denkwürdige einzelne Bäume — wir müſſen der Ver⸗ ſuchung widerſtehen können, ſolche Dinge des Langen und Breiten zu beſchreiben. Nicht die Pflanzen und Tiere an ſich, nur deren räumliche Beziehungen dürfen den Geographen beſchäftigen, und auch dieſe nur ſofern ſie auf länderkundliche Bedeutung Anſpruch machen können. Zu berückſichtigen ſind daher vor allem ſolche Züge, die im Landſchaftsbild lebhaft hervortreten und für die ein— zelne Landſchaft bezeichnend ſind, dann beſonders auch diejenigen, die mit benachbarten Erſcheinungsreihen in urſächlichen Be— ziehungen ſtehen, wie z. B. natürliche Waldgrenzen oder die Der- breitungsverhältniſſe der wichtigſten Nutzpflanzen und Haustiere, vor allem der im großen gebauten Kulturgewächſe, die ja zugleich ein wichtiges Stück der Landſchaft ausmachen. a Dabei ſind alle Darſtellungsformen möglichſt zu vermeiden, die ihrer Natur nach nur für Fachleute verſtändlich ſein können. Es gab eine Zeit, wo man die pflanzen- und tiergeographiſchen Verhältniſſe eines Landes nicht anders darzuſtellen wußte als durch ein Verzeichnis der bisher beobachteten Pflanzen- und Tier⸗ formen, der „Flora“ und „Fauna“. Damit bietet man auch dem Fachmann nichts weiter als ein dürftiges ſtatiſtiſches Rohmaterial, das er ſelbſt erſt in gangbare Münze umprägen muß, der Laie Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 25 weiß damit überhaupt nichts anzufangen. Sucht man aber zu— ſammenzufaſſen, etwa mit Hilfe der Syſtematik, ſo wird die Sache nur noch ſchlimmer. Dann erfahren wir etwa, wie viel Gramineen, wie viel Zyperazeen, Kruziferen, Roſazeen uſw. in einem Lande vorkommen, und darunter kann man ſich nun überhaupt nichts Greifbares mehr vorſtellen. Der Darſteller kommt damit in eine mißliche Lage. Bloße Aufzählungen von nackten Namen ſoll er nicht geben und eine ausführliche Beſchreibung der einzelnen Formen erſt recht nicht, weil er ſich damit auf rein botaniſches oder zoologiſches Gebiet be- geben würde. Das ſcheint faſt wie die Quadratur des Kreiſes oder die Forderung, waſch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“. Glücklicherweiſe verfügt die Pflanzengeographie über gewiſſe Kunſtmittel, die imſtande ſind, uns aus dieſen Verlegenheiten herauszuhelfen. Das eine iſt eine ebenſo einfache wie ſinnreiche Methode, die Alexander v. Humboldt bereits angegeben hat. Er hat gezeigt, daß man die Pflanzenwelt ſtatt nach den ſyſtematiſchen Gruppen der natürlichen Verwandtſchaft auch nach einem andern Geſichtspunkt einteilen kann, nämlich nach den Grundformen der äußeren Erſcheinung, nach der Phyſiognomie. Er unterſcheidet im ganzen 16 Hauptformen, darunter z. B. die Form der Palmen, der Nadelhölzer, der Mimoſen, die Weiden-, Myrten- und Lor⸗ beerform, die Form der Lianen, der Bananen, der Kakteen, der Heidekräuter, der Gräſer. Dieſe Formen decken ſich nur zum kleinſten Teil mit Abteilungen des natürlichen Syſtems, meiſt kreuzen ſie ſich damit. Gerade dem Geographen bietet dieſe Ein— teilung, wie es auch in der ausgefprochenen Abſicht ihres Schöpfers lag, ganz außerordentliche Vorteile. Vor allem iſt ſie weit leichter faßlich, weit anſchaulicher als das natürliche Pflanzenſyſtem, knüpft ſie doch zum Teil an längſt eingebürgerte volkstümliche Begriffe an. Zweitens legt ſie beſonderen Nachdruck auf etwas, das dem Geographen beſonders wichtig fein muß, die landſchaftliche Wir- kung, wie fie in der weithin ſichtbaren äußeren Erſcheinung, na- 26 Gradmann mentlich der Form der Laubmaſſen, begründet iſt, im Gegenſatz zum natürlichen Syſtem, das ſich in erſter Linie auf den geo— graphiſch bedeutungsloſen Bau der Blüten und Früchte ſtützt. Drittens ſchließen ſich Humboldts Formen vortrefflich an geo— graphiſche Einheiten, nämlich an die großen Klimagürtel der Erde an: Palmen, Bananen, Mimoſen, Lianen ſind für die Tropenwelt beſonders bezeichnend, Myrten- und Lorbeerform für die Sub— tropen, die Kaktusform für Halbwüſten u. ſ. f. Das hat ſeinen guten und tiefen Grund. Vermöge der Fortſchritte, die inzwiſchen die Botanik während eines Jahrhunderts fruchtbarſter Arbeit er— zielt hat, durchſchauen wir jetzt leicht, daß die phyſiognomiſchen Grundformen, die Humboldt mit ſo feinem Takt ausgewählt hat, zum großen Teil nichts anderes ſind als Formen der Anpaſſung an die Umwelt, vor allem an das Klima. Es ſind ganz einfach Konvergenzerſcheinungen, was wir hier vor uns haben. Hum— boldts phyſiognomiſches Syſtem iſt daher wenigſtens teilweiſe, wenn auch unbeabſichtigt, zugleich ein ökologiſches, jedenfalls läßt es ſich zu einem ſolchen ausbauen, und das iſt inzwiſchen auch längſt geſchehen. Statt von phyſiognomiſchen Hauptformen ſpricht man daher jetzt von Vegetationsformen oder Lebensformen. Mit ihrer Hilfe läßt ſich eine Fülle der feinſten Beziehungen zwiſchen Klima und Pflanzengeſtalt herausarbeiten. So erwächſt aus dieſer Methode noch ein vierter Vorteil: ſie dient nicht bloß der Erleichterung, ſondern gleichzeitig der Vertiefung. Die Methode kommt daher gerade den geographiſchen Bedürfniſſen in ganz her— vorragendem Maße entgegen. In den Lehrbüchern der allgemeinen Geographie wird ihr deshalb auch überall die entſprechende Be— achtung geſchenkt, und es iſt nur zu wünſchen, daß beim weiteren Ausbau dieſes Syſtems eine Richtung eingeſchlagen wird, die eine allgemeine Nutzbarmachung auch für die Länderkunde, nicht etwa nur für Fachbotaniker, geſtattet. Ein weiteres Hilfsmittel, um geographiſch Wichtiges heraus⸗ zuheben und den unerwünſchten Ballaſt botaniſcher Namen ein- Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 27 zuſchränken, bietet uns das geſellige Zuſammenleben der Pflanzen in Pflanzengeſellſchaften oder Pflanzenvereinen, eine Erſcheinung, der die moderne Pflanzengeographie ihre ganz beſondere Aufmerk— ſamkeit zugewendet hat. Zwei Fälle ſind dabei auseinanderzu— halten. Häufig tritt in einem ſolchen Pflanzenverein eine einzige Form in ſolcher Überzahl auf, daß ſie alle andern zuſammenge— nommen an Maſſe übertrifft und geradezu der Eindruck eines Reinbeſtands entſtehen kann. Bekannte Beiſpiele ſind unſere Buchen-, Kiefern-, Tannenwälder, die norddeutſchen Heiden, die Schilfbeſtände der Stromniederungen, tropiſche Bambus- und Papprusdickichte. Derartige Reinbeſtände pflegen landſchaftlich und auch wirtſchaftlich von ſolcher Bedeutung zu ſein, daß es auch für den Geographen keine zu ſtarke Zumutung iſt, ſich mit den wenigen innerhalb eines Landes in Betracht kommenden maſſe— bildenden Pflanzenarten bekannt zu machen. Anders iſt es in den weit zahlreicheren Fällen, wo ſich inner— halb einer Pflanzengeſellſchaft die einzelnen Glieder ungefähr die Wage halten, wo vielleicht bald die, bald jene Form etwas mehr in den Vordergrund tritt, ohne jedoch den ganzen Beſtand unbe— dingt zu beherrſchen. So iſt es 3. B. in den tropiſchen Wäldern, aber auch auf unſern Wieſen und Mooren, Matten und Fels— fluren, in der mediterranen Macchia, in den meiſten Steppen, Sa— vannen und Tundren. Die leider eingeriſſene Übung, ſolche Mifch- beſtände ebenſo zu behandeln, wie wenn es Reinbeſtände wären und ſie nach der relativ am ſtärkſten vertretenen Form zu benennen und zu gliedern, iſt geradezu widerſinnig und führt zu einer Zer— ſplitterung, die beſonders vom geographiſchen Standpunkt ganz unerträglich iſt. Das Weſen eines ſolchen Wiſchbeſtandes liegt offenbar nicht in der relativ vorherrſchenden Art, vielmehr in der Geſamtheit der beteiligten Arten, eine floriſtiſche Definition iſt anders als in der Form mehr oder weniger umfangreicher Pflanzenliften überhaupt nicht möglich, ein Ausdrucksmittel, das ja für den Nichtfachmann unverſtändlich iſt. Die Be— 28 Gradmann nennung iſt in jedem Fall noch eine beſondere ſchwierige Frage für ſich. Hier hilft nur eine Verknüpfung mit der Methode der Ve— getationsformen, man muß verſuchen, ſolche Wiſchbeſtände ſtatt nach ihrer Flora vielmehr ökologiſch zu erfaſſen. Ein tropiſcher Regenwald läßt ſich z. B. auch ohne eine umfangreiche Liſte von Pflanzennamen, die für die meiſten doch nur Schall und Rauch find, recht wohl beſchreiben als ein immergrüner, geſchloſſener Hoch— wald aus wenig verzweigten Laubbäumen mit reichem, hygrophil gebautem Unterholz und einem üppigen Gewirr von Epiphyten und Lianen mit teils ſchlaff herabhängenden, teils feſt ange— ſpannten Luftwurzeln, die Macchia iſt ein ſubtropiſches Hartlaub— gebüſch, die Steppe ein Beſtand von rerophilen Gräſern und Stauden u. ſ. f. So aufgefaßt wird eine Pflanzengeſellſchaft als Pflanzenformation bezeichnet. Dieſer von Auguſt Griſebach geſchaffene Formationsbegriff kommt dem geographiſchen Bedürf— nis ebenfalls beſonders weit entgegen, indem er den Blick ganz von den einzelnen Pflanzen weg auf die großen länderfüllenden Vegetationsmaſſen lenkt. Die Pflanzendecke, das Pflanzenkleid der Erde, nicht mehr die Einzelpflanze iſt es, was uns dabei be— ſchäftigt. Auch noch in anderen Richtungen iſt es möglich, durch ge— eignete Gruppenbildung umfangreiche Pflanzenliſten zu umgehen. Ich kann 3. B. die deutſche Flora nach der geographiſchen Ge— ſamtverbreitung der einzelnen Arten einteilen in eine nordiſche, eine mitteleuropäiſche, atlantiſche, pontiſche Gruppe uſw. und kann feſtſtellen, daß unſere Nadelwälder und Hochmoore vorwiegend aus nordiſchen Pflanzen zuſammengeſetzt ſind, die Laubwälder aus mitteleuropäiſchen, die Heiden aus weſteuropäiſch-atlantiſchen Arten, ein Ergebnis, das immerhin auch dann mitteilenswert ſein dürfte, wenn es mit Rückſicht auf den Leſerkreis nicht möglich oder wenigſtens nicht wünſchenswert iſt, die zugehörigen Pflanzen alle einzeln aufzuführen. Eine formationsbiologiſche Gruppenbildung Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 29 liegt der auch geographiſch bedeutſamen Tatſache zugrunde, daß beſtimmte deutſche Landſchaften durch den Beſitz von charakteriſti— ſchen Steppenpflanzen ausgezeichnet ſind. Sehr beliebt iſt end— lich auch die genetiſche Gruppenbildung, die auch ohne Aufzählung von Pflanzennamen z. B. die Mitteilung ermöglicht, daß die heu— tige Alpenflora aus Pflanzen von rein alpinem, aber auch ſolchen von arktiſchem und altaiſchem Urſprung zuſammengeſetzt iſt, und daß dieſe Pflanzen während der Eiszeit über die jetzt für ſie un— bewohnbaren Tiefländer hinweggewandert ſein müſſen. Die Tiergeographie iſt nach allen dieſen Richtungen noch viel weniger durchgearbeitet, iſt aber ähnlichen Geſichtspunkten recht wohl zugänglich. So wurde der Begriff der Lebensform auf Anregung Hettners durch Waibel und Heſſe auch in die Tier— geographie eingeführt. Hier ſind die Bewegungsorgane für die Lebensweiſe beſonders bezeichnend, und man kann danach die geographiſch bedeutſame Unterſcheidung von Lauftieren, Kletter— tieren, Grabtieren, Flattertieren uſw. durchführen. Auch Tier— geſellſchaften laſſen ſich recht wohl bilden, wobei allerdings vom geographiſchen Standpunkt weniger an den gegenſeitigen Zu— ſammenſchluß zu Herden und Symbioſen gedacht wird als an den Anſchluß an beſtimmte Pflanzenformationen. Wir kommen da— mit auf den Begriff der Lebensgemeinſchaft oder Biozönoſe, der zuerſt wohl von pädagogiſcher Seite, neuerdings aber auch von mehreren Zoologen erfolgreich bearbeitet worden iſt. Auch eine Verknüpfung der beiden Geſichtspunkte iſt recht wohl möglich. So läßt ſich z. B. im Anſchluß an Waibel die Steppenfauna auch ohne Beſchreibung der einzelnen Arten charakteriſieren als zu— ſammengeſetzt aus ſchlanken, hochbeinigen Lauftieren und Spring— tieren mit beſonders ſtark entwickelten Hintergliedmaßen, ferner aus Grabtieren mit Winterſchlaf, alle meiſt mit ausgezeichneten Sehwerkzeugen ausgeſtattet und in der Farbe an die Umgebung angepaßt. Wir haben uns hier ausſchließlich mit der Frage beſchäftigt, 30 Gradmann in welcher Form Pflanzen- und Tiergeographie für die Länder— kunde nutzbar zu machen ſind. Vorausſetzung iſt dabei allerdings, daß gute fachmänniſche Vorarbeiten in geeigneter Form bereits vorliegen, leider für weite Erdräume ein noch unerfüllter Wunſch. Die Folgerungen für die allgemeine Geographie und das geo— graphiſche Studium ergeben ſich von ſelbſt. Es iſt tatſächlich möglich, den für die Länderkunde erforderlichen pflanzen- und tiergeographiſchen Stoff ſich anzueignen, auch ohne daß man das Geſamtgebiet der Pflanzen- und Tiergeographie oder gar den ganzen Umfang der Botanik und Zoologie beherrſcht. Von den drei Hauptarbeitsrichtungen der Pflanzengeogra— phie braucht für länderkundliche Zwecke die floriſtiſche Pflanzen— geographie, alſo die Lehre von den Verbreitungsverhältniſſen der Arten, Gattungen und Familien, von der floriſtiſchen Zu— ſammenſetzung der Pflanzengeſellſchaften und von den Floren— reichen der Erde, nur im Überblick behandelt zu werden, ebenſo die genetiſche Pflanzengeographie oder die geographiſche Ent— wicklungsgeſchichte der Pflanzenwelt, ſo lockend auch die ein— ſchlägigen Probleme erſcheinen mögen. Einer eingehenden Dar— ſtellung bedarf dagegen die Lehre von den Lebensformen und den Lebensgemeinſchaften und deren Anpaſſung an Klima und Boden, überhaupt die Lehre von der Vegetation oder der Pflanzen— decke der Erde mit ihrer Gliederung in Vegetationszonen, alſo alles das, was man als ökologiſche Pflanzengeographie zu— ſammenzufaſſen pflegt. In der Tiergeographie iſt bis jetzt die genetiſche Richtung am meiſten ausgebaut. So feſſelnd die hier gewonnenen Rück— ſchlüſſe auf ehemalige Zuſammenhänge zwiſchen den Kontinenten u. dergl. ſind, darf man ſich doch nicht verleiten laſſen, allzu weit auf dieſe im Grunde doch mehr erdgeſchichtlichen als geogra— phiſchen Fragen einzugehen und Gegenſtände, die für die Länder— kunde wichtiger ſind, wie die Lebensformen und Lebensgemein— ſchaften, darüber zu vernachläſſigen. Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie 31 Natürlich iſt für all das eine gewiſſe biologiſche Grund— legung notwendig, allein es ſind aus dem umfangreichen Gebiet der Botanik nur beſcheidene Ausſchnitte, und aus der Tierkunde dürften gute Schulkenntniſſe genügen. Zum größten Teil ent— behrlich iſt z. B. die ganze Zellen- und Gewebelehre, die Mor— phologie und Entwicklungsgeſchichte, die Lehre vom Wachstum, von der Befruchtung und Vererbung, die vergleichende Anatomie der Tiere und überhaupt das meiſte von dem, was in der ſpe— ziellen Botanik und Zoologie abgehandelt zu werden pflegt. Nötig iſt dagegen ein Einblick in die Ernährungsphyſiologie der Pflanzen, in deren Verhalten zu Wärme, Licht, Feuchtigkeit, und ſchließlich in die Lehre von den Verbreitungsmitteln. Es iſt im ganzen nicht ſo viel, daß es ſich nicht auch im Rahmen der all— gemeinen Pflanzengeographie ſelbſt darbieten ließe. Es wäre zu wünſchen, daß an allen Hochſchulen pflanzen— und tiergeographiſche Vorleſungen von gewiegten Fachmännern gehalten würden, und zwar gerade auch für ſolche, die dieſe Gegen— ſtände nur als Hilfswiſſenſchaften betreiben können. In den Vor— leſungen über allgemeine Geographie wurden dieſe Gebiete ja ſchon bisher mitbehandelt, allein es wäre beſonders dankenswert, wenn ſich auch Biologen, die den Gegenſtand als Spezialfach mit voller Meiſterſchaft betreiben, zu der Aufgabe herbeilaſſen wollten. Die höõhniſche Nachrede vin usum Delphinis ſollte uns nicht ſchrecken. Es werden auch ſonſt Vorleſungen für Hörer aus allen Fakultäten gehalten. Phyſik und Chemie kann von den Geologen, den Bo— tanikern, den Medizinern auch nicht mit der Gründlichkeit be— trieben werden, wie ſie vom Fachmann verlangt wird, und doch dienen ſie ihnen allen mit beſtem Erfolg als Hilfswiſſenſchaften. Solange es ſolche auf die beſonderen Bedürfniſſe des Geo— graphen zugeſchnittene fachmänniſche Vorleſungen und ſpezielle Lehrbücher nicht gibt, kann man jedermann nur raten, es mit den vorhandenen Bearbeitungen ruhig zu verſuchen. Auch wenn ſie in erſter Linie für Botaniker und Zoologen beſtimmt ſind, nehmen 32 Gradmann. Pflanzen u. Tiere im Lehrgebäude d. Geographie ſie doch meiſt die gebührende Rückſicht auf Nichtfachleute und ſind bei einigem guten Willen recht wohl verſtändlich. Man darf ſich nur nicht durch jeden lateiniſchen Pflanzennamen, der gelegentlich als Beleg angeführt wird und für das Verſtändnis oft recht wohl entbehrt werden kann, gleich verſtimmen und abſchrecken laſſen. . Lohnen wird ſich das Studium auf alle Fälle. Man wird ſich dabei überzeugen, daß Pflanzen- und Tiergeographie nicht die entlegenen Tummelplätze für weltfremde Spezialiſten ſind, wie es den Fernerſtehenden wohl vorkommt, ſie ſtehen mitten drin im geographiſchen Triebwerk, find konſtruktive Bauglieder im Lehrgebäude der Geographie und laſſen ſich nicht herausnehmen, ohne daß andere wichtige Teile Not leiden, ja geradezu in der Luft ſchweben. Gerade wer die Geographie nicht mit unnötigem Ge— dächtniskram zu belaſten wünſcht, wer ſie nicht zu einem Sammel— ſurium „nützlicher“ Kenntniſſe erniedrigen laſſen will, wer nicht ihre Erbreiterung, ſondern ihre Vertiefung anſtrebt, der muß für die biologiſche Geographie eine ſorgfältige Pflege fordern. Gedruckt bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin. re a 3% Früher erſchienene Vorträge 733 im Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht 12282 * * Deutſche Abende 2 1. Heft: Die neuere Sprachwiſſenſchaft und der deutſche Unterricht Von Profeſſor Dr. Sütterlin, Freiburg t. Breisgau. Preis 75 Pf. 2. Heft: Deutſche Wortkunſt und deutſche Bildkunſt 5 Von Profeſſor Dr. Waetzoldt, Halle a. S. Preis 75 Pf. 4. Heft: Deutſche Renaiſſance Betrachtungen über unſere künftige Bildung. Von Geh. Reg. Nat Prof. 1 Dr. Bur dach, Berlin. 2., — Auflage. Preis M 3,95 62:5; Heft: Die deutſche Volkskunde und der deutſche Unterricht Von Profeſſor Dr. von der Leyen, München. Preis 75 Pf. 6. Heft: Das humaniſtiſche und das politiſche Erziehungsideal 2 im heutigen Deutfchland F Von Profeſſor Dr. Spranger, Leipzig. Preis M 1,10 T7. Heft: Die deutſche Kultureinheit im Unterricht Von Profeſſor Dr. Sprengel, Frankfurt a. M. Preis 75 Pf. 8. Heft: Die Bedeutung unſeres klaſſiſchen Zeitalters für die Gegenwart. Von Profeſſor Dr. Karl Joel, Baſel. Preis 75 Pf. ice Abende I. Heft: Die Bedeutung der Perſönlichkeit für die induſtrielle Entwicklung. Bon Profeſſor Conrad Matſchoß. Preis 75 Pf. 2 Heft: Die Notwendigkeit der Maſchinenarbeit. Von Geh. Ne⸗ gqterungsrat Profeſſor Kammerer. — Der Einfluß des Werkzeuges auf : . Leben und Kultur. Von Prof. Dr.-Ing. Schleſinger. Preis 75 Pf. 23. Heft: Die Pſychologie des Arbeiters und feine Stellung im induſtriellen Arbeitsprozeß. Von Prof. Dr. A. Wallichs. Preis 75 Pf. E. S. Mittler & Sohn, Verlags buchhandlung, Berlin SW6G8 e f IE ar, u 1 rere %%% E P RL EFF ÄREE 4 x ET 4. Heft: Handarbeit und Maffenerzeugnig Von Geh. Regierungsrat Dr.-Ing. Mutheſius. Preis 75 Pf. | $ 5. Heft: Uber die Beziehungen der künſtleriſchen und techniſchen 1 Probleme. Von Profeſſor Peter Behrens. Preis 85 Pf: = 6. Heft: Werke der Technik im Landfchaftsbild Von Geh. Regierungsrat Profeſſor Franz. Preis M1 10 ia 7. Heft: Die Philoſophie der Technik 6 Von Dr. Zſchimmer. Preis 75 pf. 8. Heft: Technik u. Volkserziehung. Von Th. Bäuerle. Preis 75 Pf. Geſchichtliche Abende 1. Heft: Die Bedeutung von Perſönlichkeit und Maſſe in der Geſchichte. Von Profeſſor Dr. Goetz. Preis M 1,10 2. Heft: Die Bedeutung des Geſchichtsunterrichts für die Ent⸗ wicklung der Einzelperſönlichkeit 985 Von Geh. Nat Dr. Meinecke. Preis M 145 3. Heft: Die Bedeutung des Geſchichtsunterrichts für die Ein- ordnung des einzelnen in das Gemeinſchaftsleben Von Profeſſor Dr. Spahn. Preis M 1,10 4. Heft: Die Geſtaltung des Geſchichtsunterrichts in der Schule Von Oberlehrer Dr. Litt. Preis M 1,10 5. Heft: Das Problem des hiſtoriſchen Verſtehens Von Profeſſor Dr. Simmel. Preis M 1,10 6. Heft: Der bildende Wert der Geſchichte des Altertums Von Profeſſor Dr. Fabricius. Preis M 1,10 7. Heft: Der bildende Wert der vaterländiſchen Geſchichte f Von Profeſſor Dr. Brandi. Preis M 1,10 1 8. Heft: Der bildende Wert der Weltgeſchichte der Neuzeit 5 Von Profeſſor Dr. Haller. Preis M 1,10 9. Heft: Die Bedeutung der deutſchen S0 ſeit den Freiheitskriegen für die nationale Erziehung 7 5 Von Geh. Reg. Nat Profeſſor D. Dr. Lenz. Preis M 1,10 10. Heft: Die Bedeutung der Geſchichte für die Weltanſchauung Von Geh. Reg. Rat Profeſſor D. Dr. Troeltſch. Preis M 1,80 RE Te NT RENTE EEE ZEN IE EEE EEE . E. ©. Mittler 4 Sohn, Derlagsbuchhandlung, Berlin SWEB a e Gradmann, Robert Pflanzen und Tiere im Lehrgebäude der Geographie Biological & Medical PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY