MITTHEILUNGEN aus dem K.K.ZOÖLOGISCHEN INSTITUTE DER UNIVERSITÄT PEST, veröffentlicht von CARL BERNHARD BRÜHL, „. k. k. ord. ll. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an dieser Universität, NM. EITIDO A SHOLETSCHENSIS, der fossile Phocafuss des Pester Universitäts-Museums, ein Unicum. Mit zweı Tafeln, einer lithographirten in Farbendruck, und einer zineographirten. IEDDIRE Sen anne nun — nn un m HIDIIERIÄT WIEN. WILHELM BRAUMÜLLER, k. k. Hof’buchhändler. In Memory of Remington Kellogg >». Mammalooist 3 2 g15 t EIER La Baleontolog Sta REMINGTON KELLOGG LIBRARY OF MARINE MAMMALOGY | SMITHSONIAN INSTITUTION | Wien, Juni 1860. Wilhelm Braumüller. Mittheilungen aus dem k. k. zoologischen Institute der Universität Pest, veröffentlicht von Carl Bernhardt Brühl, Mea.-Dr., k. k. ord. öff. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an dieser Universität. In zwanglosen Heften (Nummern) in gr. 4. Mit, vom Herausgeber zincographirten oder lithographirten, Tafeln. In den Mittheilungen aus dem k. k. zoologisehen Universitäts-Institute zu Pest , — welches Institut nur ermöglicht wurde durch die besondere Gnade Sr. Excellenz des Hrn. Unterrichts-Ministers Grafen Leo v. Thun, einem wegen seines segensreichen und fortschrittsbedachten Wirkens für Oesterreichs Unterrichts-Anstalten nicht genug zu verehrenden Staatsmanne, — sollen allerlei zoologisehe und zootomische Gegenstände veröffentlicht werden, wie sie eben im Ver- laufe fortgesetzter Arbeiten mir, meinen Schülern, oder sonstigen im Seeirsaale des Institutes beschäftigten Wissenschafts-Freunden sich ergeben haben oder ergeben. Die Abbildungen hierzu werden, zur Ermöglichung eines billigen Preises, sämmtlich von mir in Zink oder Stein gravirt, schwierigere Darstellungen von meiner Frau auf Stein gezeichnet, wofür Probe in Taf. I. des Heftes Nr. II. vorliegt. Was über die Tauglichkeit der von mir gefertigten Abbildungen zur Veranschaulichung des Textes. ihrem eigentlichen Zwecke, zu sagen ist, bitte ich in der Vorrede zu meiner, 1856 erschienenen, Schrift „Oste- ologisches aus dem Pariser Pllanzengarten* mit 11 Tafeln, nachzulesen. Schönheit der Figuren, wie sie Kupfer- stechervon dem künstlerischen Range eines Wagenschieber, Loedel, ete. liefern, halte ich für mindestensüberflüs- sig, da sie die betreffende Litteratur nur auf eine fast unerschwingliche Weise vertheuern, und das Wesen der Sache nieht im Allergeringsten wesentlich fördern. Aus blosser Ostentation aber Luxus zu treiben, ist wahr- lich nicht Sache der naiven Naturwissenschaft, um so weniger, als durch diesen Luxus das fast kostbarste Gut des menschlichen Wissenskreises der Mehrzahl der Wissbegierigen unzugänglich gemacht wird. In meinem zur Herausgabe in Vorbereitung stehenden „Grundrisse der Zoologie und Zootomie* für Medieiner und Pharmaceuten so wie zum Selbststudium, mit einem Atlasse von zwei Hundert Tafeln im grössten 8-vo, werde ich zu zeigen versuchen, um welchen geringen Preis man entsprechendes didaktisches Materiale, in nur nolhwendiger Menge, dem lernbegierigen aber in der Regel unbemittelten naturhistorischen Publikum liefern könne, wenn man selbst Hand anlegt, und, aus Eifer für die Verbreitung der Wissenschaft in weite Kreise, an die Verwerthung seiner Zeit keine höheren Ansprüche macht, als die Erreiehung des eben genannten Zieles. Einen vielleicht noch schlagenderen Beleg hierfür hol ich zu liefern durch einzelne Hefte der Mit- theilungen, die nieht Original-Arbeiten sondern Reyues mancher zoologischen und zootomischen Kapitel, nach ihrem zeitgemässen Standpunkte, bringen sollen. So wird z. B. die Revue über die Infusorien-Kunde von heute sämmtliche wichtigere Figuren von Stein und Claparede, die im Originale zusammen über 50 fl. österr. W. kosten, um den zehnten Theil dieses Preises biethen. Und dazu, in didaktisch entsprechenderer, die Uebersicht für die Bestimmung vorliegender Objekte weit mehr erleichternden Weise, als dies in den Originalen, dem Gange ihrer Darstellung zu Folge, möglich war, oder auch beabsichtigt worden ist. — Wenn solehe billige Revues den ge hofiten Anklang und Absatz finden, sollen nach und nach alle wichtigeren, besonders die Avertebrala betreffenden, Abschnitte ieconographisch und textuell in ihr Bereich gezogen werden. — Im Folgenden wird kurz der Inhalt sowohl der erschienenen als der zum Erscheinen vorbereiteten Num- mern der Mittheilungen angegeben ; der Inhalt der letzteren zum Zwecke, die Fachgenossen schon vorläufig auf die Kenntniss manches neu gewonnenen Faktums aufmerksam zu machen. Nr. 1. Mit zwei zincographirten Tafeln. Ersehienen. — Enthält die Beschreibung von Lernaeocera Ga- sierostei, einem neu aufgefundenen Schmarotzerkrebse aus der Familie der Penellinen, an dem sechs Paare Ru- derfüsse, ein typiseh normales Leibesende und eine hohe Organisation der Mundtheile nachgewiesen werden konnten. Durch diesen, dem Kundigen gewiss höchst interessanten Nachweis ist die Anschauung über jene Thierformen we- sentlich verändert, mit welchen man die Classe der Crustacea bisher nach unten sich abschliessen liess Nr. 11. Mit zwei Tafeln. Erschienen. — Beschreibt und bildet ab, in sehr naturgetreuer, von meiner Frau lithographirten, Darstellung, das schon von Önvier und Blainville erwähnte, aber noch nie gehörig beschriebene und abgebildete Fossile Unieum : die dem Pester zoologischen Universitäts-Musäum angehörende fossile Phoca- Pratze. Ich nannte sie nach ihrem Fundorte: Phoca Holitschensis ; von Blainville wird sie als Phoca viennensis antiqua angeführt. — Die nächst folgenden Nummern der Mittheilungen werden bringen: 1) Ueber die in Pest vorkommende Estheria. 2) Ueber die in und bei Pest vorkommenden Branehipus-Arten sammt ieonographischer Uebersicht sämmtlicher bisher bekannten Branehipus-Arten. Unter den histologischen Daten dieser Nr. hebe ich hier nur hervor: das an den Stirn-Fortsätzen des Branchipus diaphanus Pesthensis, — durch einige Merkmale verschieden von dem sonst beschriebenen Br. diaphanus Iurine, — beobachtete Verhalten von Ner- venendigungen an Tastwerkzeugen. Das Vorkommen je einer, relativ sehr grossen, Ganglienkugel am Fusse je eines Tastzapfens dieser Fortsätze,und eines vonder Ganglienkugel in den Zapfen hinein ragenden, ansehnlichen stumpfkegligen unmittelbaren Fortsatzes ge- währt eindoppeltes Interesse. Einmal durch den Umstand, dass in völlig gleicher Weise,meines Wissens,noch nirgends Endigungen sensibler Nerven beobachtet worden sind, und ferner durch die, mittelst dieses leicht und ohne Kunsthilfe zu gewahrenden Faetums in schlagender Weise gewährte, Einschau in die morphologisch schon gegebene Möglichkeit des Nervensystems, an einzelnen Stel- len der Peripherie auf die einfachste Art centralisirend und doch von allen Nachbarstellen isolirt in Wirksamkeit treten zu können. — Ich halte es nicht für überflüssig, schon hier zu erwähnen, dass ich Hrn Leydigs, des vortrefflichsten und fleissigsten verglei- chenden Histologen unserer Zeit, Arbeit über Branchipus, also auch dessen Angaben über das Nervensystem dieses Thieres kenne. 3) Ueber das Männchen von Apus eaneriformis. Ich hatte sowohl in Krakau, dem Entdeekungsorte des Apus 5, als in Pest Gelegenheit, Kozubowski's noch von keiner Seite her bestättigten Fund durch vielfache Autopsie zu prüfen, und durch ein massgebendes Faktum zu erweitern. — Ueber Gegenstände 1—3 habe ich eine vorläufige Notiz in den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, Jahrgang 1860. S. 115—120, bekannt gemacht, und schon dort für deren weitere Ausführung auf die „Mittheilungen“ verwiesen. 4) Zur Histologie der Lytta des Hundes, und des, von mir entdeckten sogenannten, Zungenrücken_ knorpels des Pferdes. Seit meiner ersten Mittheilung über diese zwei Gegenstände (meine Beiträge zur Anatomie der Haussäugethiere, Folio. Wien 1850; man vergleiche auch in Leyh’s Anatomie der Haussäugethiere, 2, Auflage die nach meinen Angaben entworfene Beschreibung des dort unrichtiger Weise „Zungenknorpel“des Pferdes genannten Gebildes) ist über die Histologie der Hunde-Lytta ein ausgezeichneter Aufsatz von Hrn. Virchow, in dessen Archiv für Pathologie ete. Band VIl. S. 170, erschienen, von dessen Existenz, — da ich zur Zeit seines Erscheinens, 1855, in Italien, also ausserhalb des Bereiches deutscher Literatur war, — ich durch einen Zufall erst neuerlich Kenntniss bekam. Ich erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass Hr. Virchow meine Lytta-Darstellung von 1850 theil- weise bestättigt, theilweise verbessert und ergänzt. Virchow’s Darstellung, zusammen genommen mit meinem sehon 1850 gegebenen Versprechen. auf die Lytta noch einmal zurückzukommen, haben mich zu einer erneuerten Untersuchung der Lytta aufgefordert. Zufolge dieser muss ich Virchow’s Angaben vollkommen bestättigen, und meine Angaben von 1850 wesentlich vervollständigen. — Di e Lytta-Untersuchung regte mich aber auch an, das von mir entdeekte und 1850 als Faserknorpel ausgegebene Stützgebilde der Pferde- zunge, den sogenannte Zungenrückenknorpel (s. eit. lo. S.1), genauer histologisch zu untersuchen. Zu meinem nicht geringen Erstaunen fand ich eine ganz analoge Struetur desselben mit jener der Hunde-Lytta. Umschriebene Gruppen (Packete) von quergestreiften Muskel- fasern in Längsbindelform, und Fettzellen, eingewickelt in ausserordentlich derbe, sehr zahlreiche fibröse Faserscheiden ; — nicht eine Spur von Knorpelzellen irgend welcher Art. Also durchaus kein Faserknorpel ! — Ausführliches über beide Gegenstände sammt Abbildungen dazu soll nun Nr. 4 der Mittheilungen bringen. 5) Ueber einen bei Pest vorkommenden, dem „Cyclops canthocarpoides Fischeri“ vielleicht analogen Cyelops mit nur 10gliedrigen grossen Antennen. Liefert Beweis, dass die Kenntnisse über die Zahl der Fusspaare bei erwachsenen Cyelopen durch die bisherigen Untersuchun. gen nicht abgeschlossen sind, da das genannte Thier Ein, wenn auch mehr rudimentäres doch entschiedenes, Fusspaar mehr als alle anderen bisher bekannten Cyelopen aufzuweisen hat. 6) Uiber eine bei Pest vorkommende sehr grosse Cyelopsine-Form. Diese schönste und grösste aller mir bekannten, inquilinen Cyclopiden-Formen, die durch ihre prachtvolle blaue glän- zende Farbe des ganzen Rumpfes, bei smaragdgrüner Färbung der Fusspaare und des Schweifes, im lebenden Zustande ein fast tro- pisches Farbenlustre gewährt, und die ich unter den bisher beschriebenen Cyclopiden mit unpaarem Biersacke nicht wieder erkennen kann, bietet ebenfails manche bisher nicht bekannte Form-Eigenthümlichkeit. 7) Ueber meroplastisehe Erscheinungen in der Infusorienwelt. beobachtet an einer inPest vorkommenden Stylonyehia; ein bisher, meines Wissens, nirgends mitgetheilter Vorgang am Körper lebender hypotrieher Infusorien. Diese Erscheinungen sind nicht zu verwechseln mit denbekannten Theilungsvorgängen der Infusorien nach Quer-, Län- gen- und schräger Richtung. Obgleich ich anfangs Anstand nahm, über sie schon jetzt etwas öffentlich zu erwähnen, so habe ich, durch mehrfache Wiederhohlung derselben Anschauungen in gleicher Weise aufgemuntert, mich doch hierzu entschlossen, um schon vorläufig andere Beobachter, wenigstens andeutungsweise, zur Prüfung einzuladen. An einer Stylonychia-Art, — die der St. mytilus (Stein) wohl sehr nahe stehend, doch manche kleine Unterschiede zeigt, — trennt sich oft mitten unter der lebhaftesten Bewegung der Individuen eine Rand-Parthie des Körpers vom übrigen Körper ab, bleibt noch eine Zeit lang an einer Stelle (der vordersten des sich abtrennenden Stückes)mit dem übrigen Körper in Zusammenhang. — während welcher Zeit sich das Ensemble des Thieres fort- während bewegt, — und reisst sich dann ganz los,wonach der übrige Theil des Individuums nichts an seiner Lebensfähigkeit einbüsst. Das abgetrennte Randstück bewegt sich selbstständig munter im Wasser umher; sein weiteres Schicksal habe ich nur in Einem Falle gesehen. Es entwickelte sich zu einer sehr schlanken, die Länge des abgetrennten Stückes nur wenig übertreffenden Stylonychia. Die sich abtrennende Randparthie kann sowohl durch den adoralen Wimpersaum und seine zunächst liegende Körperrandstelle,als durch jede der andern drei Viertheile des lateralen Wimpersaumes eines Stylonychia-Individuums gegeben sein. So lange das sich abtren- nende Randstück mit dem übrigen Körper in Zusammenhang bleibt, sieht das Thier, je nachdem sich ein vorderes oder hinteres Randstück ablöst,entweder wie eine Stylonychia mit langem,von der Mitte des einen Randes ausgehenden, beweglichen gewimperten Fusse,oder mit ähnlichem Rüssel aus.Und es könnten solche Formen zur Aufstellung eines neuen Genus hypotricher Infusorien Ver- anlassung geben, wenn man nicht ihr Entstehen unter dem Microscope beobachten würde. Die Stylonychia mit Fuss, und jene mit Rüssel sind nur vorüber gehende Phasen der bekannten Stylonychien-Form. Es hat im Ganzen den Anschein, als ob der Stylonychia- Körper an bestimmten Stellen, und zwar an vier potentiell prädestinirten, Trennungslinien hätte, die unter Umständen zur Geltung kommen, in den meisten Fällen aber nicht. Ich habe die Erscheinung bis nun an 6 Individuen beobachtet, und glaube jeden Ver- dacht von Täuschung um so mehr ablehnen zu können, als ich auch sowohl Quer- als Längs- Theilungs-Vorgänge der hier in Rede stehenden Stylonychia-Art, ganz in der von Hrn. Stein (der Organismus der Infusorien S. 115 u.) an Stylonychia mytilus so meisterhaft und naturgetreu geschilderten Weise, vielfach beobachtet habe. 8) Uiber die Entwiekelungsweise der Krenzwirbel am Vogelbecken. Auf diesen Gegenstand habe ich schon in meiner Schrift : Osteologisches aus dem Pariser Pflanzengarten, S. 7 Anmer- kung 1. hingewiesen ; hier wird er, von Abbildungen wie alle vorhergehenden Themata begleitet, ausgeführt. 9) Einige kleine Beiträge zur Helminthologie. Ich hebe hervor: die Mittheilung über den fast völlig unbekannten, weil in den Museen (laut Diesing’s Angaben) sehr seltenen Ascaris Cheloniae,delle Chiaje,eines nur von delle Chiaje erwähnten Ascariden, den ich zu Hunderten im Pharynx, — zwischen dessen Hornstacheln, — zweier von mir seeirten, 5—6 Fuss langen Cheloniae Cauana gefunden habe. Und weiter: einen im Dünn- darm von Phoca vitulina aufgefundenen und, s% viel ich sehen kann, noch nirgends beschriebenen Echinorrhynchus (E. Phoeae.) 10) Uiber das (wahrhafte) Becken- d. i. Kreuz-Darmbein-Gelenk der mit hinteren Gliedmassen versehenen Reptilien (sensu latiori) und einen Ergänzungsknorpel seiner Kapsel bei Batrachia anura. Hinweisung, dass die vier Wirbelthier-Klassen auch durch die Art ihrer Kreuz-Darmbein-Verbindung (Symphyse, Synostose, Synsareose, Artieulatio) allein schon, im Allgemeinen, gut charakterisirt werden könnten ; — Luschkas Arbeiten kenne ich ! 11) Osteologiea aus der Fischwelt. Neuere kleinere Befunde. — Kritische Vergleichung der Angaben Hollard's über Pleetognathen Osteologie (in den Ann. d. seiene. SerielV ) mitmeinen in: Osteologisches aus dem Pariser Pflanzengarten, die Hr. Hollard nicht kennt. — Einiges über Spatularia. 12) Analytische, zum augenblieklichen Bestimmen sicher dienende, Darstellung der Süsswasser-Fische Öster- reiehs. Durch vielfaches praktisches Erproben dieser Tabellen kann ich ihr Resultat verbürgen. Pest, im Juni 1860. BRÜHL. Der Preis der einzelnen Hefte (Nummern) ist nach Zahl der Bogen und Tafeln ein wechselnder. "Wien. WILHEIM BRAUMÜLLER k. k. Hofbuchhändler. Von demselben Verfasser sind noch erschienen: Die Methode des osteologischen Details. Mit drei Tafeln und 15 Tabellen in Folio. gr. 4 Anfangsgründe der vergleichenden Anatomie aller Thierklassen. 1-tes bis 3-tes Heft, enthal- Wien 1845. — tend: Die vollständige Osteologie der Fische. Text in 8. Mit Atlas von neunzehn Tafeln in gr. 4. Wien 1847. — Kleine Beiträge zur Anatomie der Haussäugethiere. Mit vier Tafeln. Folio. Wien 1850. — Zur Kenntniss des Orangkopfes und der Orangarten. Mit zwei vom Verfasser lithographirten Osteologisches aus dem Pariser Pflanzengarten. Mit eilf vom Veıfasser lithographirten Tafeln Einige Worte über die wissenschaftliche Stellung, Bedeutung und Tragweite der Zoologie, Tafeln gr. 4. Leipzig. 1856. — gr. 4. Leipzig. 1856. — eine Rede. Pest. 1858. — In Vorbereitung zur Herausgabe: Mittheilungen aus ete. Nro Hl: Ueber einige bei Pest vorkommende Phyllopoden. Mit, vom Verfasser zineographirten Tafeln. — (Siehe Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft Grundriss der Zoologie und Zootomie, zunächst für Mediciner und Pharmaceuten , so wie zum in Wien. Jahrgang 1860. Pag. 115.) — Selbststudium. Mit einem Atlas von mehreren Tausend, vom Verfasser zineograpbirten, Figuren. — Osteologie der Reptilien, als Fortsetzung der Anfangsgründe d. vergl. Anatomie. Mit Dreissig vom Verfasser und seiner Gattin lithographirten Tafeln. Pest IA#0. Emich Gustav U. Akad. Buchdrucker. MITTHEILUNGEN K.K.ZOOLOGISCHEN INSTITUTE DER UNIVERSITÄT. PEST. veröffentlicht von CARL BERNHARD BRÜHL, .. k. k. ord. Öff. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an dieser Universität, N=-]1, PHOCA HOLITSCHENSIS, der fossile Phocafuss des Pester Universitäts-Museums, ein Unicum./ | Mit zwei Tafeln, einer lithographirten in Farbendruck, und einer zineographirten. WIEN. WILHELM BRAUMÜLLER, k. k. Hofbuchhändler. 1860. JDER u Pr En wi a: ar fi A INEITNT REN IA in): ui ‚ihn vn die Er - Be erRete EREE HLAM a, : 4 x a I er Me Z R Ce 12 Er Wi, i Re) > 3 y - a Ki BPAK > | u; Du Pr ed u . u . “. r Fi Sa Aisenne | Zei u‘ Br rn _ I 2 a B uk aM BA u u 5 . Eee eree ENNde . | bon wr Li } alle > vi j r j j i ” j Rn ni f I; . us Der fossile Phocafuss des zoologischen Universitäts-Museums zu Pest: PHOCA HOLITSCHENSIS; (Phoca Viennensis antiqua, Dlainville). 8.1. Geschichtliches. — Wenige vorweltliche Objekte sind seit so langer Zeit in den Händen vieler Paläontologen gewesen, und sind so oft, selbst mit Gepränge, erwähnt worden, ohne eine naturgetreue Abbildung und genauere wissenschaftliche Beschreibung erlebt zu haben, als jener vortreffJich erhaltene pracht- volle Rest eines Phoca-Fusses, den das zoologische Museum der Pester Universität besitzt, und seit dessen Auffinden vielleicht an hundert Jahre vergangen sind. Schon Cuvier sagt 1825 von diesem Stücke (Ossemens fossiles, IV. Edit. Svo. Vol. VIII Pag. 456): „Le magnifique moreeau“, fügt aber hinzu, dass er davon nur ein gemaltes Gypsmodell (un modele peint) besitze, das ihm der verstorbene Direktor des Wiener Naturalienkabinets, Herr Schreibers, eingesandt hat. Cuvier’s weitere Beschreibung lautet: „Un pied de derriere de phoque, encore assembl& et dont le tarse et le metatarse sont entiers et en place, ainsi que les premieres phalanges du troisieme et du quatriöme doigt, et une moitie de celle du pouee.“ Hierauf gibt Cuvier geographische (ihm wohl zugekommene) Notizen über den Fundort des Fossils, und schliest mit dem Ausspruche: „Ce pied dans tout ce qu’on en voit, differe tr&s peu de celui de notre phoque ordinaire“, wie bekanntlich Phoca vitulina in Frankreich genannt wird. Cuvier fügt keine Bemerkung über den Erhaltungszustand und keine Abbildung bei. — Was in Cuvier’s osteogra- phischer Angabe unrichtig, werde ich später zeigen, so wie, ob die von ihm angenommene Analogie mit Phoca vitulina stichhaltig ist. Nach Cuvierist Blainville (1842) in seiner „Ost&ographie iconographique“, Lieferung 7: Pho- ques, Pag.42 und 51, auf diesen fossilen Phocafuss zurückgekommen.Er bildet ihn auch in verkleinertem Massstabe (*/, nat. Gr.) auf Taf. 10 des Atlasses zur Phokenlieferung ab, nach jenem bemalten Gypsmodelle, welches die paläontologische Sammlung des Pariser Pflanzengartens schon unter Cuvier besass, und welches nach Blain- ville’s Aeusserung (eit. lo. P. 51) viel zu wünschen übrig lässt. Dieses Gypsmodell ist nämlich zu einer Zeit gefertigt worden, als die einzelnen Knochen noch nicht so frei gelegt waren, wie dies die hier beifolgende Taf. I., Fig. 2 zeigt, ein Umstand, auf den Blainville in der Erklärung seines Bildes (eit. lo. P. 51) auch hinweiset !). Sowohl der Text Blainville’s als die der Abbildung beigegebene Erklärung sind äusserst dürftig ; wahrscheinlich desshalb, weil er nach einem, noch dazu unvollständigen Gypsabdrucke nicht urtheilen wollte, und das Original ihm nicht zu Gebote stand. Die zehn Zeilen des Textes Blainville’s lauten wie folgt: „Dans le versant de la mer Noire je dois parler d’un pied de derriere existant dans le museum de Pest en Hongrie, et qui a &t& trouve A Holich, & dix heures de Vienne dans la vall&e de Danube. Nous possedons dans la collec- tion pal&ontologique du Mus&um un mod£le en plätre de ce pied, et il est evident, que par sa grandeur et ses proportions il a les plus grands rapports avec celui de Phoque commun. En effet en etudiant la proportion des metatarsiens et des phalanges, on trouye par la comparaison avec celui-ei, que le rapprochement se fait mieux avec lui qw’avec aucune autre espece, mais assurer d’apres un plätre incomplet qu’ il y a identit, serait trop 1) „Mais peut ötre aussi, parce qu'ils (— die Knochen, Aut. —) n’avaient pas ete suffisamment decouverts ou debarasses de la pierre avant le moulage.“ Brühl’s Mittheilungen aus dem k. k. Pester zoologischen Universitäts-Institute. Nr. II. 1 > hardi.“ Hiemit ist alle Mittheilung Blainville’s über dieses so grosse und schöne Stück beendet. Die Einzeln- heiten der erwähnten „Etudes“ werden nicht angeführt. Auch die in der „Explieation des Planehes“ die betref- fende Figur (eit. lo. Tab. 10 Fig.: Phoca viennensis antiqua) erläuternden Worte enthalten wenig weiteren Aufschluss und einen cardinalen Fehler. Es heisst dort: „Pied droit de Phoca viennensis antiqua.“ Das Objekt ist aber in Wirkliebkeit ein linker und nieht ein reehter Fuss. Der Druck hat die Zeichnung umgekehrt, die nicht mit Berücksichtigung des Druckes gemacht wurde, und Blainville hat offenbar die abge- druckte Zeichnung statt des Originales bei seiner Figurenerklärung vor Augen gehabt. — Zwei anatomische Bemerkungen, die Blainville in der eben erwähnten Figurenerklärung macht, seien gleich hier berichtiget. Die eine lautet: „Le troisieme cuneiforme est divise en deux, ce qui ne peut etre.“ Dass Blainville mit der letzten Aeusserung Recht hat, zeigt unsere Abbildung; man vergleiche Taf. II Fig. 2: eu. 3 und den entsprechenden Knochen auf Taf. I Fig. 2. In beiden sieht man das euneiforme tertium (cu. 3) als Bin Stück mit einer seich- ten Furche (Taf. II Fig.2: san cu. 3) der oberen Fläche, welche bei dem früheren (—in Blainville's Gypsmodell—) Verstecktsein der hinteren Abtheilung dieses Knochens (eu. 3) den Anschein von zwei Knochen («, £) erzeugen konnte. — Die zweite Bemerkung lautet: „Le scaphoide et le euboide semblent aussi &tre divis6s dans notre figure, mais c’est une suite de la projection sous la quelle le dessin a &t& fait.“ Keinesfalls spricht eine solche Erklärung für die Güte der betreffenden Zeichnung; dass übrigens scaphoideum und euboideum ungetheilte Knochen sind, zeigt Taf. II Fig. 2: se. und cub.; vergleiche auch Taf. I Fig. 2. Mir ist nicht bekannt, dass irgend ein anderer Schriftsteller genauer, oder auch nur so weitläufig auf den vorliegenden Phocafuss eingegangen ist, als Cuvier und Blainville. Deren ungenügende Angaben scheinen aber die Ursache zu sein, dass selbst weitläufige Compendien über Paläontologie dieses Objektes gar nieht oder in einer Weise erwähnen, die auchnicht entfernt von dessen Grösse und trefflichem Erhaltungszustande Begriff gibt. Ein Faktum, das bei der Seltenheit der Phocareste überhaupt, und bei der bisherigen Unicität dieses Phocafusses in allen Welttheilen, — so weit uns zugängliche Literatur dies bezeugt, — um so auffallender ist. So, um nur einige Beispiele hierfür zu bringen, theilt J. Pietet in seinem trefflichen vierbändigen Trait& de Pal&ontologie, Edit. II. 1853 Vol. I Pag. 232, bei den Phocaresten der &poque mioeöne nur die arme Angabe mit: „Phoca viennensis antiqua de Blainville a &t& trouve pres de Vienne“ und nicht ein Wort weiter. Pietet findet es nicht einmal der Mühe werth anzugeben, welehen Theil dieser vorgeblichen Phoca viennen- sis man gefunden hat, während er in den darauf folgenden Zeilen einzelne Schneide- und Eekzähne (sehr pro- blematischer Natur) ausführlich erwähnt und in seinem Atlasse selbst abbildet. Bei der Aeusserung Pietet’s, dass „les Phoques, qui sont aujourdhui si abondants dans nos mers, ont laisse peu de traces ä l’etat fossile“ kann diese völlige Vernachlässigung eines so grossen und schönen Restes, wie die fragliehe Phokapratze, viel- leicht nur dadurch erklärt werdeu, dass das betreffende Citat Blainville’s Pietet nicht genug Vertrauen einge- flösst hat. Vogt und Giebel erwähnen in ihren Compendien über Geologie und Paläontologie dieses Phoea- restes, der doch schon bei Cuvier angeführt wird, mit keinem Worte. Auch die Wiener Paläontologen, in deren Bereiche das hier in Rede ‘stehende Objekt gefunden wurde, haben dasselbe nicht weiter berücksichtigt, als dass sie sein Vorkommen in einem Fossilien-Verzeich- nisse der Wiener Umgegend namentlich (als Phoca vitulina, Zinn) anführen ; Hörnes im Kataloge der Fossil- reste des Wiener Beckens S. 13, welcher Katalog beigegeben ist den „Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgebungen Wiens“ von J. Czizek, Wien 1849. — Nach diesen literärischen Prämissen wird es, bei der schon oben erwähnten Seltenheit von Phoea- knochen überhaupt, und bei dem Umstande, dass bisher noch an keinem Orte der Welt zum zweiten Male ein Phoca-Fuss, oder auch Hand, aufgefunden wurde, wohl entschuldigt werden können, dass ich eine genaue Abbildung und eingehendere Beschreibung dieses so lange im Allgemeinen bekannten Fossils gebe. Seinen jetzigen trefflichen Zustand, der Alles sehen lässt, was überhaupt an ihm zu sehen war, verdankt es meinem Vorgänger an der Pester Lehrkanzel, Hın. Prof. Dr. Langer. Die auf Taf. I Fig. 2 gegebene, höchst natur- getreue Abbildung ist von meiner lieben Frau gezeichnet und lithographirt, da die im Museum vorhandene, mir überkommene Zeiehnung, trotz ihres hübschen Aussehens, nicht ganz richtig, nämlich zu gross war. Zur Seite des Fossils stellte ich, Taf. I Fig. 1, eine Abbildung derselben, fast gleich grossen Theile einer reeenten Phoea vitulina, ebenfalls nach der Natur gezeichnet, um die von Cuvier und Blainville so prononeirte Analogie des Fossils mit Phoca vitulina dem Selbsturtheile des Lesers leichter anheimstellen zu können. o {9} 8.2. Bestimmung des Fossils im Allgemeinen. — Dass das in Rede stehende Objekt, Taf. I Fig. 2, der linke Fuss eines Mammale digitatum, einem Pinnipeden angehöre, kann für den nur einigermassen bewanderten Osteologen keinem Zweifel unterliegen, wegen drei sehr schlagender und gleich in die Augen fallenden Merkmale (a—e). a) Das eine und vorzüglichste ist die dachförmige Gelenkfläche des Astragalus für die Unter- schenkelknochen (Taf. Il Fig. 2: a', ai, er auf dem mit as. bezeichneten Knochen). Die höchste (Dach-) Kante dieser Fläche (er.) scheidet zwei abschüssige Gelenksflächen, eine innere (a}) für die Tibia, in der Abbildung in nur sehr geringem Umfange gesehen, von der äusseren (a'') für die Fibula. Dieses anatomische Faktum allein reicht schon hin, die Diagnose des Fossils, nicht nur bezüglich der Ordnung (Pinnipedia), sondern selbst bis auf die Familie (Phocina) festzustellen. Denn eine ähnliche Beschaffenheit der Sprunggelenksfläche des Astragalus findet sich wnter den lebenden Säugern nur in der Pinnipeden-Familie Phocina. Selbst der zweiten noch vorhandenen Pinnipeden-Familie, Tricheeina, kömmt keine dachförmige, sondern nur eine gewöhnliche rollenförmige Sprunkgelenkfläche des Astragalus zu; man vergleiche Taf. II Fig. 4: as., die genannte Fläche des Sprungbeins vom Wallrosse. Siehe auch in Blainville’s eitirtem Werke und Atlasse auf der Trichecus- Tafel die neben dem ganzen Skelete gezeichnete Detailfigur eines isolirten Astragalus dieses Thieres. — Das bier besprochene Merkmal genügte selbst zur Zeit des früheren Zustandes des Fossils zu dessen Ordnungs- Diagnose, obschon damals der hintere Theil des Astragalus (Taf. II Fig. 2: as.) noch nicht blosgelegt, also das zweite, nur für Pinnipeden geltende und sogleich (sub b) anzuführende Faktum noch nicht deutlich zu schen war. b) Dieses zweite anatomische Merkmal, das auch augenblicklich auf ein der Familie Phocina angehöriges Thier hinweiset, ist die Länge des Astragalus, die jener des Calcaneum fast gleich kömmt ; siehe Taf. I Fig. 2 und Taf. II Fig. 2: as. und ea. Kein anderes Mammale digitatum, selbst nicht die zweite Pinnipeden-Familie Tricheeina (siehe Taf. II, Fig. 4), besitzt einen Astragalus, welcher, gleich dem Calcaneum, einen hinteren Fortsatz (eine sogenannte Tuberositas, Fersenfortsatz) aufzuweisen hat. Nur die Phocina haben ein Sprungbein der Art, dass Cuvier’s nachfolgender Ausspruch als sehr treffend bezeichnet werden muss: „De mani£re, qu’en voyant l’astragale (einer Phoca, Aut.) isole, on eroirait, que e’est le calea- neum.“ (Oss. foss. eit. lo. Pag. 438.) c) Das dritte charakteristische Merkmal endlich, das entschieden, wenn auch nicht auf die Familie (wie a und b), so doch auf die zoologische Ordnung (Pinnipedia) des Fossils hinweiset, ist das Faktum, dass die Ossa metatarsi primum und quintum, d. h. jene der ersten und fünften Zehe, länger sind als die zwischen ihnen liegenden Metatarsalstücke 2, 3, 4 (Fig. 2: mt. 1—mt. 5), und dass von den letzteren wieder das mittlere (mt. 3) das kürzeste ist. Bezüglich der Giltigkeit des eben angeführten Faktums kann man nicht irre werden durch den rudimentären Zustand des Os metatarsi primum am Fossile (mt. 1), denn die Dieke seines unteren Bruchendes, verglichen mit der Dieke derselben Gegend des Os metatarsi primum einer recenten Phoca (Fig 1: mt. 1 in der Gegend b), erlaubt mit Sicherheit auf die Länge des fehlenden Stückes, und somit auf die des ganzen Knochens einen giltigen Schluss zu ziehen. Kein anderes vierfüssiges Säugethier, selbst unter den theilweise im Wasser lebenden und daher mit Schwimmhäuten versehenen, hat ein ähnliches Längenverhält- niss der Ossa metatarsi, wie es den Pinnipeden zukömmt. So ist bei Castor (Taf. II Fig. 6: mt. 1—mt. 5), Lutra, Enhydris, so wie bei allen anderen Mammalia digitata, immer eines der mittleren Metatarsalstücke, meist jenes der dritten Zehe, der längste Knochen in der Schar seiner Gefährten. Mit der Länge der Ossa metatarsi geht noch Hand in Hand ein korrespondirendes Merkmal, wel- ches die Vertikalebene der Tarso-Metatarsalgelenke betrifft. Nur bei pinnipeden Säugern nämlich, wenn auch nicht bei allen, fällt die genannte Gelenksebene für die mittleren Ossa metatarsi (2, 3,4) hinter jene für das erste Os metatarsi; man vergleiche Fig. 1—5 der Taf. II. Bei allen anderen Säugern fällt die betreffende Ebene vor jene der ersten (innersten) Zehe. $.3. Spezielle Bestimmung des Fossils. — Istnun durch die angeführten drei Befunde (a—e) über jeden Zweifel festgestellt, der vorliegende fossile Fuss sei ein Pinnipedenfuss, ist weiter auch durch die fast gleiche Länge seines Sprung- und Fersenbeins dargethan, dass er nicht einem Thiere aus der Pinnipeden-Familie Trieheeina angehören könne, so ist noch weiter zu ermitteln, zu welcher Unterabtheilung der Familie Phocina, zu welchem Genus derselben, und endlich zu welcher Species dieses Genus er analoger, oder verwandter Weise, oder auch etwa ganz gestellt werden könne. Sehen wir nach, ob und in wie weit man dies zu erledigen im Stande sei. 1* Dr Zu diesem Zwecke folgt vor Allem ein Rückblick auf die derzeit angenommenen Hauptgruppen der Phoecina, zugleich als Recapitulation für den Leser dienend. Da schon oben die Familie Trieheeina seu Triecheehoidea von den übrigen Pinnipeden abgeschieden wurde, die hier, nach dem Vorgange fast aller Autoren, unter der Familie Phocina zusammen- gefasst werden, so ist ersichtlich, dass die von Nilsson 1337 in den (schwedischen) Vetensk. Acad. Handl Pag. 235 u. ff. gegebene Eintheilung der pinnipeden Säuger hier nicht berücksiehtiget ward. Denn in Nilsson’s Schema, das auf die Wurzelform der eigentlichen Backzähne ?) gegründet ist, — je nachdem diese Wurzel doppelt (1te Abtheilung der Pinnipeden) oder einfach (deren 2te), — erscheint die bekanntlich nur aus Einem Genus bestehende Familie Tricheeina nicht im Gegensatze zu den übrigen Pinnipeden, sondern in Gemeinschaft mit Gattungen, die von allen anderen Autoren zur Familie Phocina gestellt werden °). Nilsson’s Eintheilungsgrund ist aber ein so nebensächlicher (— ob zwei Backzähne einfache oder doppelte Wurzeln haben! —) und dazu ein praktiech so wenig und ungeschickt verwerthbarer, dass man mit Recht ganz von diesem Schema absieht. Die gangbare Eintheilung, die auch praktisch gut brauchbar ist, benützt das Vorhandensein oder Fehlen von äusseren Ohren und die Zahl der dentes ineisivi; ich gebe sie nach kritischer Revision der betref- fenden Literatur. Uebersicht der Familie Phocina. a) Ohne äusseres Ohr: a") dentes ineisivi $; Tribus I: Phocina (Callocephalina, Gerveis). gen. 1: Halichoerus (Phoca grypus älterer Autoren), 4—6‘ lang. gen. 2: Phoca (Callocephalus, F. Cuvier); die Länge ihrer Species, die für die Untersuchung unseres Fossils einiges Interesse hat, siehe man in ®). a”) dentes ineisivi 4 ; Tribus I: Pelagina. gen. 3: Pelagius (F. Cwvier, Phoca monachus der Autoren), 8—12‘ lang. gen. 4: Stenorhynchus (Fr. Cuvier, Phocaleptonyx, Blainville, Phoca leopardina Jamesi:), bis 10° lang °). a°) dentes ineisivi $; Tribus III: Cystophorina. gen.5: Macrorhinus (Fr. Cuvier, Phoca leonina, Linne, Phoca proboscoidea, Molina, Morunga, Gray), bis 30° lang, der grösste Pinniped (See-Elephant). gen. 6: Cystophora (Nilsson, Stemmatopus, Fr. Cuvier), T—8' lang. b) Mit äusserem Ohr; Tribus IV: Otarida. gen. T: Otaria (Phoca jubata, Blainville, Platyıhynehus, Fr. Cuvier), bis 10° lang (Seel ö we). gen. 8: Arctocephalus (Fr. Cwvier, Phoca ursina, Linn), bis 18° lang (Seebär). Da bei der Würdigung fossiler Reste nur die osteographischen Kenntnisse über lebende Genera nützen können, stelle ich zusammen, welche von den angeführten Genera ganz oder theilweisse bekannt sind, so weit meine literärischen Quellen mir dies ermöglichen ©). a) Von Tribus I Phocina: gen.2 Phoca; ganzes Skelet bekannt; beschrieben und abgebildet von Phoca vitulina bei Blainville (eit. lo. Tab. 2), bei Daubenton (Hist. natur. XIIl., Tab. 52) u. 8. f.; ein ganzes Skelet von Phoca groenlandica vorhanden im Hunter’schen Museum in London; dasselbe von einem jungen Thiere derselben Art bei Dr. Riley in Bristol, nach Nilsson’s Angabe. — Von den übrigen Phoca-Arten nur die Schädel bekannt. Vongen.1Halichoerus nur Schädel bekannt. °) D.h. „die beiden, welche zunächst vor den beiden hintersten liegen.«* °’) Nilsson stellt Tricheeus zusammen mit Halichoerus, Cystophora und Otaria. *) Species des genus Phoca, die sicher gestellt sind: 1. Phoca barbata, die grösste, bis 10° lang; 2. Phoca groenlandica, 4—6’ lang; 3. Phoca vitulina s. communis der Franzosen, meist 3—4‘, selten 5—6‘ lang (Nilsson); 4. Phoca caspica, 4’ lang; 5. Phoca annellata, bis 3° lang. °) Der Genusname Leptonyx Gray ist synonym dem Namen Pelagius, dessen Art Pelagius mona- chus bei @ray Leptonyx monachus heisst. — Gray führt noch zwei wenig sichere Genera an, Lobodon und Ommatophoca, die ich wegen ihrer mangelhaften Bestimmung nicht in die obige Uebersicht aufge- nommen habe. °) Ich eitire nur Abbildungen des ganzen Skeletes, jene von Schädeln hingegen nicht, da solche dem Zwecke unseres Aufsatzes fern liegen. 5 b) Von Tribus II Pelagina: gen. 5 Pelagius; ganzes Skelet bekannt; Abbildung in Cuvier’s Oss. foss. Tab. 218; einzelne Theile in Blainville’s Ost6ographie Tab. VII und VIII. — Gen. 4 Stenorhynchus, nur Schädel bekannt. ce) Von Tribus II Cystophorina nur Schädel bekannt. d) Von Tribus IV Otarida: gen. Otaria; ganzes Skelet bekannt; Abbildung von O. jubata bei Blainville (eit. lo. Tab. 3); von O. stelleri bei Schlegel in Faun. japon. dee. 3 Tab. 23; ganzes Skelet auch im Berliner anatomischen Museum vorhanden; von anderen Otaria-Arten nur Schädel bekannt. — Von gen. Arctocephalus nur Schädel bekannt °). Das ganze Skelet, also auch den Tarsus u. s. f., kennt man mithin, wie man sieht, nur von den Genera Phoca, Pelagius und Otaria, d. i. von je einem Repräsentanten dreier der angeführten vier Pinnipeden-Tribus. Von jeder dieser drei Genera ist das Skelet Einer Art in Blainville’s Osteographie, dem ausführlichsten der bis- her über Phoken-Osteologie erschienenen Werke, behandelt. Mir selbst liegen nur Füsse von Phoea vitulina zum Vergleiche vor. Man ersieht auch aus diesen Angaben, in welche enge und schwierige Grenzen die spezielle Genus- und Artsbestimmung des vorliegenden Fossils gebannt ist. Versuchen wir zuerst den Tribus zu ermitteln. «) Es gehört nicht zum Tribus der Otarida. Dasselbe Faktum, welehes lehrte, das vor- liegende Fossil stamme von keinem Trieheeinen her, die bekanntlich gewöhnliche Sprungbeine haben (siehe Taf. II, Fig. 4: as), beweiset auch, dass es keinem Otariden angehören könne. Auch diese besitzen einen Astra- galus, der vom Calcaneum um dessen ganzen hinteren Fortsatz an Länge übertroffen wird (Fig. 5: as. und ca.). £) Ueber den Tarsus des Tribus Cystophora ist mir nirgends eine Angabe untergekommen. Dieser Tribus könnte daher nicht eigentlich berücksichtigt werden. Die gewöhnliche Grösse der hierher gehörigen Thiere (3—10‘ Länge) sprieht aber mit grosser Wahrscheinlichkeit schon a priori dagegen, dass das vorlie- gende Fossil, welches, nach den völlig mit den Diaphysen verwachsenen Epiphysen der Röhrenknochen zu urtheilen, jedesfalls einem völlig erwachsenen Thiere angehörte, nieht von einem Individuum des genannten Tribus herrühre ; über die Grösse des fossilen Thieres später (S. 6). y) Gegen ein Thier aus dem Tribus Pelagina sprechen die Längenverhältnisse der Metatarsal- knochen, besonders des mittleren Os metatarsi. Diese Knochen, besonders der letztere, sind, nach Cuvier’s und Blainville’s Abbildungen (siehe auch Taf. II, Fig. 3: mt. I—mt. 5), so wie nach Blainville’s textueller Aussage °), im Verhältnisse zu den auf sie folgenden Phalangen auffallend kürzer, als dies bei unse- rem Fossil und bei dem folgenden Tribus (Phocina), so weit man die Skelete seiner Speeies kennt, der Fall ist. ö) Dass das vorliegende Fossil also einem Individuum aus dem Tribus der Phocina (sensu strietiori) oder Callocephalina angehöre, ist per exelusionem nun ermittelt, da es keinem der anderen drei Tribus mit so viel oder auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit eingereiht werden kann. Von den zwei Genera des Tribus Phocina, Halichoerus und Phoca, ist nur das Skelet des Genus Phoca, nicht jenes von Haliehoerus (Phoca grypus Fabrieius) ”) den Naturforschern bekannt. Man kann also derzeit unser Fossil nur mit Thieren aus dem genus Ph oca vergleichen, indem man dabei als Ausgangs- punkt die Frage aufstellt, ob dasselbe überhaupt mit den bekannten Phocatarsen so weit übereinstimme , dass es mit Wahrscheinlichkeit einem Thiere aus diesem Genus zugeschrieben werden könne oder nicht. Dann erst kann die Frage nach der Art vorkommen. Kein wesentliches Merkmal des vorliegenden fossilen Fusses spricht gegen seine generische Phocanatur. Ein Blick auf Taf. I, wo der fossile und ein recenter Phocafuss neben einander zu sehen sind, zeigt dies wohl deutlich. Beschaffenheit des Astragalus, Form seiner oberen Gelenksfläche, und Länge seines hinteren ”)Pander’s und D’Alton’s berühmtes Bilderwerk über Osteologie der Säuger steht mir leider in Pest nicht zu Gebote. Doch da deren schon im Jahre 1826 erschienener Fascikel : Robben und Lamantine mit 7 Tafeln von Autoren, wie A. Wagner (Sehreber’s Säugethiere, Fortsetzung, Band 7), Giebel u. A., die ich einsehen konnte, benützt worden ist, und sie jene Abbildungen bei doch sonst vollständiger Bilder- Literatur ebenfalls nicht eitiren, so wird wohl in ihnen nichts Betreffendes von besonderer Wichtigkeit enthalten sein. — Sehr vollständige Citate für Abbildungen der Phokens e hädel findet man in A. Wagner’s Fortsetzung des Schreber’schen Säugethierwerkes, Band 7, je bei den einzelnen Spezies. s) „La proportion des os metatarsiens est bien differente, en general plus court, et surtout celui du doigt median“ (Blainville Osteographie Pag. 18). °) Von dieser nach Bell (British Quadrupeds S. 284) an der Südküste Islands gemeinsten aller Phoken, dem Utse- lur der Isländer, sind demohngeachtet nur Schädel beschrieben und abgebildet. E > 6 Fortsatzes (vergl. Taf. IT Fig. 2: at.'), Bau des Caleaneum, Form und Anordnung des Seaphoideum, Cuboideum, der vordere Ausschnitt des letzteren (eub '), die drei Cuneiformia, ganz speziell aber die Formen- und Artikula- tionsverhältnisse der hinteren Metatarsalenden an die vordere Tarsalreihe, selbst die Krümmungsverhältnisse der genannten Enden, sind sämmtlich osteologische Belege hierfür. Durch die in $. 5 und 6 gegebene genauere Beschreibung des Fossils werden diese Aussagen noch spezieller bekräftigt werden. Cuvier’s und Blainville’s 1525 und 1842 ausgesprochene und übereinstimmende Deutung des Fossils ist mithin, den dermaligen osteologischen Kenntnissen, 1360, nach noch immer die wahre bezüglich des Genus. Ob aueh bezüglich der Spezies? Ob Phoca vitulina, wie die französischen Forscher meinen, oder eine andere lebende Phocaart, oder eine etwa, die nieht mehr lebt ? Die Gründe für Phoca vitulina, welehe Cuvier (eit. lo.) gibt, bestehen in der dürftigen Aeusse- rung: „Dans tout ce, qu’on en voit“, unterscheide sich der fossile Fuss „tres peu“ von Phoca vitulina. Für paläontologische Kleinigkeitskrämer und Speciessucher wäre freilich dieses „tres peu“ genug Anhaltspunkt für alle möglichen Bedenken. Die später (in $. 4) folgende Masstabelle wird seientifische Grundlage für eine sorgfältigere Würdigung dieses „tres peu“ gewähren. Blainville’s Begründung geht um einen Schritt weiter. „La grandeur et les proportions“ der Knochen des Fossils stellen nach ihm die Analogie mit Phoca vitulina mehr als wahrscheinlich heraus; beson- ders „la proportion des metatarsiens et des phalanges“ zeigen mehr Annäherung an diese Species als an irgend eine andere. Eine Aeusserung Blainville’s, die freilich nieht sehr viel sagen will, nachdem er das Geständ- niss abgibt (eit. lo. Pag. 15), dass er aus der Gruppe der Phoeina mit $ de. i. das „squelette entier“ nur von Phoca vitulina kenne, und da er weiter in seinen Aufzählungen der osteologischen Artsverschiedenheiten (Pag. 16, 17) des Tarsus und sonstigen Fusses der übrigen Phoka-Arten mit keinem Worte erwähnt. Diesem - Thatbestande gegenüber erscheint Blainville’s Schlussatz sehr gereehtfertigt: „Mais assurer d’apres un plätre ineomplet, qu’ il y a identite, serait trop hardi.“ — Von den fünf oben (S. 4, Anmerkung 4) angeführten sicheren Phoca-Arten kann man zwei, die Phoca caspica und annellata, mit ziemlicher Gewissheit ausschliessen, da die zu ihnen gehörenden Thiere höchstens 3—4’ lang werden, das vorliegende Fossil hingegen nach Allem, was man von relativen Grössen- verhältnissen der Phocaknochen dermalen weiss, einem Thiere von mindestens 5—6’ Länge angehört haben muss. Die Figuren der Taf. I zeigen, dass die beiden daselbst dargestellten Phocafüsse, der fossile (Fig. 2) und der recente (Fig. 1), fast gleich gross sind. Die im $.4 gegebene Massliste zeigt dies im Allgemeinen noch evidenter, trotz der hier und da auftauchenden Unterschiede. Da nun der auf Taf. I abgebildete Fnss einer recenten Phoca vitulina einem Skelete von 1,350 metre Länge angehört (ungefähr 6‘), so ist der Schluss wohl erlaubt, auch der einstige Besitzer des fossilen Fusses, der, wie schon oben gezeigt, jedesfalls ein erwachsenes Thier war, habe diese Länge erreicht. Sprach nun gegen die Gesellung zu den genannten zwei Arten, die nur klein bleiben, die Grösse des fossilen Fusses, so spricht gegen die dritte der bekannten Phoea-Arten, die Phoca barbata, deren Grösse. Phoca barbata wird 10° lang, und lebt dermalen nur in den nördlichen . "ale Es liegt daher viel näher, an die Analogie mit einer Phoca-Art zu denken, die von ähnlicher Grösse und auch dermalen in Meeren lebt, welche dem Fundorte des Fossils näher stehen als die Polarmeere, und dies ist die im atlantischen Ocean und mittelländischen Meere noch jetzt vorkommende Phoca vitulina. Die Eine Art, die allenfalls bezüglich der Grösse und Form ihres Fusses nur noch in Betracht gezogen werden könnte, die Phoca groenlandica, macht auch durch ihr dermaliges rein nördliches Vorkommen, so wie durch ihr selten 4—5’ überschreitendes Längenmass das Urtheil für Phoca vitulina neigen. Man wäre nun durch allgemeine Betrachtungen so weit, selbst die Species des vorliegenden Fossils im Sinne Cuvier—Blainville’s anerkennen zu können. Es gehört einem Thiere, das der recenten Phoca vitulina sehr nahe stand, das aber Blainville selbst, wahrscheinlich eben zur Manifestirung eines möglichen Unterschiedes, nicht Phoca vitulina fossilis s. prisca, sondern (freilich mit etwas geographischer Licenz) Phoca Viennensis antiqua genannt hat. Erst eine genaue Beschreibung des Fossils jedoch, und, mehr als diese, die Erwägung der wichtig- sten Massverhältnisse wird ganz ins Licht stellen können, ob eine völlige Identieität mit Phoca vitulina vor- liege, oder nicht. Me . —ı Ich lasse daher hier vor Allem ($. 4) ein Verzeichniss der wichtigsten Masse folgen, in welchem immer dieselben Dimensionen am fossilen und einem gleichseitigen, fast gleich grossen, recenten Fusse von Phoca vitulina (Taf. I, Fig. 1 und 2) nebeneinander zu leichterem Vergleiche stehen. Die Schlüsse aus dieser Tabelle werden jedoch erst nach (in $. 5) geschehener übersichtlichen Beschreibung des Fossils folgen. Denn diese wird eine sehr eclatante Analogie mit Phoca vitulina, jene Schlüsse aber Bedenken gegen diese Analogie ergeben. Bedenken, die übrigens noch immer niedergeschlagen werden können, da man die ihnen zu Gru liegenden Unterschiede, als innerhalb der Grenzen individueller Dimensions-Variationen liegend, erkli kann — bei nachsichtiger Anschauung solcher kleinen Details; die man freilich auch wieder sehr aecentuir kann, wenn man darauf besteht, geringe morphologische Differenzen als die Bürgen wesentlicher zoologischer Verschiedenheit geltend zu machen. 8.4. Masse der einzelnen Knochen des fossilen Phocafusses (Taf. I, Fig. 2) und des gleichseitigen, fast gleich grossen Fusses einer recenten Phoca vitulina (Fig. 1). (in Millimetern) 1°). I. Caleaneum (Fig. 2: ca. und ca.*). Fossile Phoka. Lebende ''). 1. Grösster Längendurehmesser (Fig. 2:1) . : e Ä 0,050 0,049 2. Breite am Vorderende (b) 5 : : : : R 0,015 0,020 3. Grösste Höhe des Vorderendes (h) . B 5 e 0,018 0,023 4. Höhe der Gelenksfläche für das euboideum (a) c G 0,011 0,013 II. Astragalus (as. und as.t). 1. Grösste Länge (|) . 0 : : > e B 5 0,044 0,051 2. Breite am Vorderende . c 5 a s 0,012 0,0127? 3. Breite in der Mitte der Enge lerkefiicne e ö a 0,022 0;026 4. Breite ihrer Tibia-Abtheilung (a!) . c & 5 e 0,013 0,017 D& „ „ Fibula-Abtheilung (a’*) 5 © 5 e 0,016 0,017 6. „des hinteren Endes o 6 2 ö £ 0,012 0,018 7. Grösste Höhe in der Mitte des Knochens 1) © ö & 0,027 0,030 III. Scaphoideum Cr 1. Grösste Breite £ 6 : 0,023 0,0271, 2. Länge (Vornhinten- Dreh merken) am inneren menge a 0,017 0,016 be am äusseren Umfange . 0,011 0,011 4. „ ungefähr in der Mitte des Knochens . 6 B 0,009 0,010 (2,3, 4 gemessen an der oberen Fläche des Knochens.) IV. Cuboideum (cub. und cub.'). 1. Grösste Länge (an der oberen Fläche gemessen, II) . 0,022 0,022 2. Grösste Breite des him ndes De) : > E 0,026 0,027 3. Breite des Körpers (eub. 0 Q © & 0,015 0,019 A „ Fortsatzes (eub. y. e c b : : 0,011 0,019 5 9» volderen Ends . . 0 0,019 =6. Grösste Höhe vor der Mitte der äusseren Fl läche a 5 0,016 0,021 V.Cuneiforme internum seu primum(eu!). 1. Grösste Länge (I—) . e R 0 - 0,015 0,018 2. Breite der oberen (scheinbar en) Fläche £ - . 0,012 0,017 '*) Zum leichteren Verständnisse der Dimensionsausdrücke sind beispielsweise einige derselben durch Linien in Tab. II, Fig. 2 angedeutet und werden diese Linien hier eitirt. Wo dies nicht geschehen ist, ist die Art der Massnahme von selbst ersichtlich. 1) Blainville theilt keine Messungen über Knochen lebender oder fossiler Phoken mit. — Cu vier's Masstabellen (eit. lo. To. VII, Pag. 441—447) über ein Skelet von Pelagius monachus sind, so weit sie den Fuss betreffen, sehr dürf- tig; 7 Masse über den Tarsus (Pag. 447), nichts über den Metatarsus, und 5 Masse über sämmtliche Phalangen. Letztere kom- men an unserem Fossile, dem die Phalangen fehlen, nicht in Betracht. 2) Nicht ganz verlässig zu ermitteln, da der Gelenkskopf des Astragalus abgebrochen und wieder aufgeklebt ist. 8 VI. Cuneiforme medium seu secundum (cu.?). Fossile Phoka. Lebende. 1. Länge (Mitte der oberen Fläche, I) . . . ..,0,012 0,011'%, 2. Breite ebendaselbst a 5 . . . . 0,009 0,009 VII. Cuneiforme externumseutertium (cu.°). 1. Länge (Mitte der oberen Fläche, B 6 > 5 - 0,012 0,016 2. Breite (daselbst) . - : c e e B 0,010 0,009 VII. Ossa metatarsi. Os met. primum (mt. 1), nicht ganz; sein vorderes Ende ist abgebrochen. 1. Länge des Bruchstückes . : h 5 & 0,052 0,071 (des ganzen) 2. Grösste Breite seines hinteren Endes (b) ö . - 0,011 0,022 3. Breite am Bruchende . ’ € e 0,007! 2 = 3:. Breite des recenten Knochens an der EB a des fos- silen (Fig. 1: b an mt. 1) entsprechenden Stelle. . = 0,010%/, Os met. secundum (mt. 2), vollständig vorhanden. 4. Grösste Länge (I—I‘) . 5 0,063 0,060 5. Länge seines zur Verbindung mit En Nachbark os met. I. und Ill., euneiforme medium ettertium (eu. 2, eu. 3), Ds timmien Theiles . : - 0018 0,018 6. Breite des hinteren Endes dieses Theiles (b). 0 © 0,010 0,010', 7. Breite des vorderen Endes dieses Theiles (b‘) : 0,008 0,007 8. Grösste Breite des vorderen Endes, etwas hinter seinen vordersten Umfang fallend (b'—b°) . f 8 5 0,011 0,013Y. 9. Breite in der Längenmitte . : e : : : 0,007 0,008 Os met. tertium (mt. 3), vollständig. 10. Länge . 5 ® : : : i 0'052 0,047 11. Grösste Breite des hintere den ne re #72 3001 0,014 12. Grösste Breite des vorderen Endes c A 2 2 0,009 0,009 13. Breite in der Längenmitte . . 2 c > o 0,007 0,009 Os met. quartum (mt. #), vollständig. 14. Länge . : : i 5 2 - 0,054 0,049 15. Grösste Breite des hinteren Endes ® R s : - 0,013 0,016 16. Grösste Breite des vorderen Endes E E : R 0,011 0,012!/, 17. Breite in der Längenmitte . B - B 5 ® 0,009 0,009 Os met. quwintum (mt. 5), vollständig. j 18. Grösste Länge . ; ; i : h . = 0,074 0,070 19. Breite des hinteren Endes £ : © i : 0,018 0,023), 20. Breite des vorderen Endes . 5 > > > : 0,013 0,014 21. Breite der Längenmitte . : e 0,010 0,010!,, IX. Ossa Phalangum, so nt sie hen sind. Jene der ersten (innersten) Zehe fehlen ganz. Phalanz I-mus digiti II-di (ph.?), nur einkurzesStück erhalten. 1. Länge des Bruchstückes : i 5 : B 0,019 = 2. Breite seines hinteren Endes ( 0) 5 : 3 E 0,011 0,014 3. Breite des Bruchendes . : B . 0,005%/, = 3‘. Breite des recenten Knochens an Aer der Pine des Bruchstückes gleichen Längsstelle gemessen a : — 0,007!/, Phalanx II und III der zweiten Zehe fehlen. Phalanx primus digiti ILI-ti, vollständig (ph. 3). 4. Länge . ; e : 6 5 : 0,042 0,041 5. Grösste Breite des unkeren Enden © - b 3 0,010 0,011 Fossile Phoca. Lebende. 6. Grösste Breite des vorderen Endes : © & : 0,007 0,010 7. Breite der Längenmitte © 2 0,004 0,008 Phalanx II und III der en Zehe fehlen. Phalanz yrimus diqiti IVti. ; sein vorderes Ende fehlt (ph. !). 3. Länge des vorhandenen Stückes . : ; : : 0,041 — Si. Länge des ganzen recenten Phalanx (Fig. 1: ph. #) : —_ 0,045 9. Breite des hinteren Endes . 5 e e 0,011 0,012 10. Breite der Längenmitte des ergänzt Bodachten Knochens 0,005 0,008'/, 11. Breite des Bruchendes . ? : 0,006 11". Breite des recenten Knochens an Br der Tänge des fos- silen Stückes entsprechenden Längsstelle - © © — 0,010 X. Der Knochen an der unteren Fläche des Kalkstückes, dessen obere Fläche die Phocapratze ein- sehliesst (Fig. 2: 0), (— wahrscheinlich der zweite Phalanx der dritten Zehe; s. S. 10 —), verglichen mit dem gleichna- ınigen recenten Phalanx ; 1. Länge . 0 : e R ö B 0,030 0,051", 2. Breite seines Dinkeren Be ® & S : 5 : 0,007 0.009 . Breite seines vorderen Endes (p) . 2 : : 5 0,005 0,008 XI. Mittlere Länge der vorliegenden Theile des Fussesim Ganzen, gegeben durch PER =) die Länge: des Calcaneum (Mass I. 1) . e - B . : R 0,050 0,049 des Scaphordeum (Mass Ill. 5) . - : e £ A 0,011 0,011 des Cuneiforme Ill-tium (Mass VI. 1) . c : z 0 0,012 0,016 des Os metatarsi III-tii (Mass VIII. 10) a 6 & 5 0,052 0,047 des Phalanx primus digiti II-tii (Mass IX. 4) . ; : 0,042 0,041 0,167 Mm. 0,164 Mm. 8.5. Allgemeine Formenbeschreibung des Fossils. — Taf. I Fig. 2, die völlig natur- getreue en Face-Ansicht des in seiner Heimatsmasse eingekeilten Fossils in natürlicher Grösse und deren mit Buchstaben bezeichnete Umrissfigur auf Taf. II Fig. 2 mögen bei der nun folgenden Beschreibung zur Hand sein. Das Thier, dem diese Extremität angehörte, ist höchst wahrscheinlich in nach hinten ausgestreck- er, also den Pinnipeden natürlicher Lage des Fusses, vom Tode überrascht worden. Die etwas weitere Gelenks- kapsel zwischen der eigentlichen Stützgruppe des Tarsus, dem Calcaneum (ca.) und Astragalus (as:), und dessen Gewölbegruppe, dem Scaphoideum (sc.), Cuboideum (eub.) und den drei Cuneiformia (eu. 1—cu. 5), erlaubte eine bedeutendere Dislocation dieser beiden Gruppen als Totum von einander, als deren einzelner Theile unter einander. Man sieht daher auch die Gelenksflächen des Calcaneum und Astragalus für Cuboideum und Scaphoideum (a und a‘) frei gelegt, während Caleaneum und a selbst in situ naturali an ein- ander kleben. Alle anderen Knochen des Tarsus (se., eub., cu. 1, cu. 2, eu. 3), nebst den an sie anstossenden fünf Ossa metatarsi (mt. I—mt. 5) sind in so engem Verbands wie sie es nur immer im Leben, bei Bestand ihrer fibrösen Fesseln, gewesen sein können. Hierdurch wird auch sowohl die Form der Anlagerungslinie der drei Cuneiforma an das Scaphoideum als jene der Ossa metatarsi an Cuboideum und Cuneiformia so exact vor Augen gestellt, als dies nur an irgend einem frischen Präparate möglich wäre. Auch die hinteren Enden der fünf Metatarsalknochen sind, bis auf die kleinsten Details, in völlig naturgemässer Anlagerung vom Steine festgeschlossen. Vier derselben, jene der zweiten bis fünften Zehe (mt. 2—mt. 5), sind ganz, das Os metatarsi der ersten Zehe (mt. 1) nur in zwei Drittheilen seiner Länge erhalten. An das Os metatarsi seeundum (mt. 2) schliesst sich, etwas disloeirt, das hintere Ende des Phalanx primus der zweiten Zehe (ph. ?, !”)an. Lage, ") Diese Bezeichnung drückt die anatomische Stellung des betıeffenden Phalanx ganz aus; der Zähler (2): die Zehe, welcher der Phalanx angehört, der Nenner (1): das wievielte Glied der Phalangenreihe der betreffende Phalanx ist ; also in diesem Falle : erster Phalanx der zweiten Zehe. Brühl’s Mittheilungen aus dem k. k. Pester zoviogischen Universitäts-Institute, Nr. II. 2 10 Form und Grösse sprechen mit anatomischer Sicherheit dafür, dass dieses Bruchstück ein Theil des ersten Phalanx der zweiten Zehe sei, und nicht der ersten, wie Cuvier in der früher (S. 1) eitirten Notiz angibt: „Et une moitie de celle du pouce‘‘“ Auch ist dieses Bruchstück nicht eine Hälfte, sondern kaum ein Drittheil des betreffenden Phalanx, wie die Vergleichung desselben mit dem analogen Stücke eines lebenden, fast gleich grossen Phocafusses zeigt. — An das Os metatarsi tertium (mt. 3) ist der ganz erhaltene erste Pha- lanx der gleichnamigen Zehe (ph. ?), an das Os metatarsi quartum (4) mehr als zwei Drittheile des Phalanx primus digiti quarti (ph. +), beide mit nur geringer Dislocation, angeschlossen. — Die ersten Phalangen der ersten und fünften Zehe sind nieht vorhanden; ebenso alle anderen Phalangen sämmtlicher Zehen, mit zwei Ausnahmen, deren eine nur einigermassen sicher gestellt werden kann. Die hier betreffenden Facta sind fol- gende: Zwischen den vorderen (in der Figur unteren) Enden der Ossa metatarsi digiti primi et seeundi (Fig. 2. mt. 1,2) liegt ein kleines dreieckiges Knöchelehen (ph. ?), mit der Spitze nach aufwärts, mit der wie eine Gelenkstläche abgerundet aussehenden Basis nach abwärts gekehrt, dessen Bedeutung durehaus nicht sicher anzugeben. Allenfalls könnte es für eine abgebrochene und an der Bruchstelle dann abgeriebene, daher wie gelenkflächig aussehende, und disloeirte Spitze irgend eines letzten Zehen-Phalanx gehalten werden. Die Zehe selbst, der es angehört hat, ist nicht zu ermitteln; um so weniger, als auch die bekannte characteristische Krallenscheide, welche einigermassen führen könnte, spurlos fehlt. — Sicherer ist der zweite der fraglichen Kno- chen zu bestimmen, der in unserer Abbildung des Fossils demselben zur Seite gezeichnet ward (O), in Wirklich- keit aber auf der unteren Fläche des Kalkstückes zu finden ist, m dessen oberer (in der Figur sichtbaren) Fläche die Pratze eingebettet liegt. Die Lage dieses Knochens (0) am Objekte ist der Art, dass eine vom vor- (deren (in der Fig. unteren) Ende des Os metatarsi (mt. 5) nach aussen gezogene, und um die Steinkante an die untere Fläche des Steins herumgeführte Querlinie, nach einem Zuge von etwa 3”, das linke Ende (s) des Kno- chens O erreichen würde. Von hier aus (s) liegt das betreffende Knochenstück schräg nach rechts und abwärts, so dass sein abgestumpftes rechtes (vorderes) Ende (p) den tiefsten Theil bildet. Das linke Ende (s) zeigt e ne gerade abgestutzte (Gelenks-?) Fläche jener Art, wie die hinteren (Gelenks-) Enden des letzten Phalanxgliedes der recenten Phoca vitulina. Die durch Kalkstaub ausgefüllte Vertiefung des rechten Endes (p) entspricht höchst wahrscheinlich der Furche des fehlenden (abgeriebenen) knöchernen Nagelwalles der Phoeinen, mehr des Raumes, den das abgebrochene und nun fehlende äusserste Ende des eigentlichen Phalanskörpers ange- nommen hat. Länge, Breite und Form dieses Knochens, verglichen mit denselben Qualitäten der letzten Pha- langen einer recenten Phoca vitulina, lassen mit grösster Wahrscheinlichkeit erklären, es sei der disloeirte letzte Phalanx der zweiten Zehe. Die Dislocation ist in diesem Falle nicht in der Ebene der anderen Fussknochen,, in horizontaler Richtung, sondern in vertiealer Richtung, durch dazwischen gedrängte etwa ®,“ dicke Kalkmasse geschehen; so diek nämlich ist die Kalkmasse, deren zwei entgegengesetzten Flächen die Pratze und der fragliche Knochen eingelagert sind. Da seit der Auffindung des Fossils vielleicht über 100 Jahre vergangen sein mögen '*), über dessen ursprüngliche Fundgeschichte gar nichts zu ermitteln ist, da es weiter schon seit 50 Jahren (seit 1810) in sei- nem (dermaligen Zustande, abgesehen von der Freilesung der Knochen, — zuerst im mineralogischen, dann im zoologischen Museum der Pester Universität,— vorliegt, die spezielle Stelle also, an der es gefunden wurde, gar nicht ausfindig gemacht werden kann, lässt sich auch nieht beanspruchen, durch Aufsuchungen in der Nähe der ursprünglichen Fundstelle Genaueres zu ermitteln. 5.6. Specielle Formenbeschreibung des Fossils. — Kehren wir nun, nach der im $. 5 gege- benen allgemeinen Beschreibung des Fossils zu seinen einzelnen Knochen und deren Detail zurück, um die wesentlichsten Züge derselben, so weit sie die Phoca-Natur und Analogie mit, oder Unterschiede von Phoca vitulina ohne Erwägung der Massverhältnisse, die in $. 7 folgt, betreffen, zu skizziren. Am Astragalus (Taf. II Fig. 2: as. und as.') fällt vor Allem seine, für die Pinnipeden-Natur so bedeutsame, jener des Calcaneum (ca., ca.‘) fast gleich kommende Länge ins Auge. Diese Länge rührt von der Entwickelung seines hinteren Theiles (as.) her, der paralell dem gleichnamigen Theile des Caleaneum (ca.'), der sogenannten Tuberositas Caleanei, verlaufend, eine Tuberositas Astragali vorstellt. Charaeteristisch wohl für die Ordnung und Familie bietet diese Tuberositas kein entscheidendes Mörkmal für das Genus, «a mehrere "') Nach der Meinung meines gechrten Kollegen, des Professors der Mineralogie allhier, Dr. Peters, der vermuthet, dieses Fossil habe der Pester Universität schon gehört, als sie noch unter dem Namen einer Akademie in Tyrnau war, einer von Holitsch, dem Fundorte des Fossils, nur wenig entfernten Stadt Ungarns. IEER Phoeinen-Genera sich derselben erfreuen ; so jedesfalls Phoca, Pelagius, Halichoerus, — und noch weniger ein auffallendes Merkmal für die Art. Vorwärts der Tuberositas (as.'), durch einen Sprung von der übrigen Astra- galusmasse getrennt und dureh Aufkleben mit derselben wieder in naturgemässer Lage verbunden, findet man am oberen Umfange des Astragalus dessen Gelenkskopf für das Sprunggelenk (er. a', a''). Die gewöhnliche Gestalt der Astragalusrolle ist an diesem Gelenkskopfe verwischt dadurch, dass er gebildet wird von zwei, durch eine ziemlich scharfe Kante (er.) getrennten, schräg je nach aussen und innen (dachförmig) abfallenden Gelenks- flächen (a' und a''). Diese Kante (er.), die höchste Stelle des Gelenkskopfes, und der Furche zwischen den an einander stossenden Rändern der Tibia und Fibula entsprechend, in die sie beim Zusammenhange aller Theile passt, liegt so, dass eine durch ihren Längsverlauf gedachte Verticalebene die Längsaxe des Astragalus unter einem spitzen Winkel von etwa 30-—36° schneiden würde. Die innere Abtheilung des Gelenkskopfes (ai), die Gelenksfläche für die Tibia, ist das eigentliche Analogon der gewöhnlichen Astragalusrolle, und hat auch, von oben gesehen, besonders dureh eine mittlere, freilich sehr seichte, Längsfurche, das gewöhnliche Ansehen einer solehen Rollenfläche. Die äussere Gelenksfläche (a'), jene für die Fibula, hat eine mehr drei- seitige Gestalt mit nach abwärts geriehteter Spitze. Alle diese Eigenschaften des Gelenkskopfes, die schon allein hinreichen, um dem fossilen Fusse seine zoologische Ordnung im Systeme anzuweissen, kommen in ganz gleicher Weise bei Phoea vitulina vor, wie Taf. Iund Taf II Fig. 1: er., a), alt an as. zeigen. — Am vorde- ven Ende des Astragalus sieht man, in Folge der Disloeation des Seaphoideum (Taf. II Fig. 2: se.), den flachen Gelenkskopf des ersteren (a an as.) zur Anpassung an die Gelenksgrube des letzteren (a“ an se.); er gleicht vollständig der gleichnamigen Fläche am Astragalus von Phoeca vitulina. —- Das Caleaneum (ea. und ca.'), dessen zur Verbindung mit dem Astragalus dienende Gelenks- fiächen bei der engen Aneinanderlagerung beider Knochen nicht sichtbar sind, zeigt in seinen charaeteristischen Pinnipeden-Elementen keinen Unterschied von Phoea vitulina. Diese Elemente sind: eine tiefe Furche zur Aufnahme einer Sehne am vordersten Theile der oberen Fläche (Fig. 1 und 2: s’), und der diese Furche nach aussen besrenzende ansehnliehe Fortsatz (p), dessen äusserer Umfang ebenfalls eine tiefe Sehnenfurche (s) enthält. Sie dient einem langen Beuger der ersten (grossen) Zehe zum Wege, welche Sehne von ihr aus dureh den später zu erwähnenden Ausschnitt des Cuboideum (vorwärts eub.i liegend) zur Planta dahinzieht. Die durch die Dislocation des Cuboideum (cub.) blossgelegte vordere Gelenksfläche des Caleaneum (a‘ an ca.), eine Gelenksgrube zur Aufnahme des Gelenkskopfes des Cuboideum (c an eub.), hat dieselbe Gestalt wie bei Phoca vitulina (Fig. 1: a’ an ea.). — Das Scaphoideum (Fig. 2: se.), dessen hintere, zur Anlegung an den Kopf des Astragalus (a an as.) bestimmte Gelenksgrube (a” an se.) durch Disloeation frei gelegt ist, hat trotz dieser Dislocation eine so naturgemässe Lage zu seinen anderen Nachbarknochen beibehalten, als wenn der Fuss, nach Ablösung der Caleaneum—Astragalus-Gruppe (ea.' as.), als Bandpräparat in die weiche Kalkmasse eingepasst worden wäre. Ein Vergleich des Seaphoideum in Fig. 1u. 2 (se.) zeigt keinen einzigen wesentlichen Formenuntersehied. — Das Cuboideum (Fig. 2: eub. und eub.'), dessen zur Verbindung mit dem Caleaneum dienender Gelenkskopf (e an cub.) durch die Dislocation der hinteren Tarsus-Abtheilung siehtbar ist, gleicht, mit dem äusseren haekenförmigen Fortsatze (eub.") seines hinteren Endes und dem vor demselben befindlichen Ausschnitte, vollkommen jenem von Phoca vitulina. Am Hackenfortsatze (eub.') ist dessen vordere Gelenksfläche zur Ver- bindung mit dem Hinterende des fünften Os metatarsi (mt. 5) durch Dislocation dieses Endes sichtbar (a an cab.'), allein sehr s’ark abgerieben. — Die drei Ossa euneiformia (Fig. 2: eu. I—cu. 3), ganz analog gelagert, sowohl unter sieh als zu ikren Nachbarknochen,, wie bei Phoca vitulina (Fig. 1), und daher auch analoge Trennungslinien von diesen zeigend, sind mit ihrer oberen Fläche sichtbar. — Das Cuneiforme primum seu internum (Fig. 2: en. 1) ist wegen seiner bei den Pinnipeden überhaupt mehr schrägen als horizontalen Lage in der en Face-Ansicht, wie sie Fig. 2 zeigt, nur theilweise zu sehen. Auch ist dieser Knochen, wezen Schonung der Nachbartheile, an seinem inneren Umfange, nicht ganz von der umgebenden Kalkmasse frei zu legen, daher yon ihm relativ am wenigsten unter den Keilknochen zu erblicken. — Das Cuneiforme secundum seu medium (en. 2) zeigt vorn die obere Contour seines Gelenkskopfes, der zur Einlagerung in das Hinterende des Os metatarsi seeundum (mt. 2) dient. — Das Cuneiforme tertium seu externum präsentirt auf- fallender, als dies an der recenten Phoca zu sehen, an seiner oberen (in der Abbildung sichtbaren) Fläche zwei Hügel (z und «‘) und eine dazwischen liegende niedrige Furehe (s), welche an dem alten, unvollkommenen Gypsmodelle, das Blainville zur Vorlage diente, das Ansehen einer Theilung des Cuneiforme tertium in zwei DES 12 Stücke erzeugt hatte. Man vergleiche früher S. 1, bei Erwähnung der Aussagen Blainville’s über das vorliegende Fossil. — Die Form aller drei Cuneiformia ist wohl nicht so, als wenn sie nach einer Schablone der Phoca vitulina gebildet wären; allein wer auch nur eine geringe Suite z. B. menschlicher Fusswurzelkno- chen von Einwohnern derselben Gegend gesehen hat, wird zugeben müssen, dass unter ihnen weit grössere Variationen in den kleinen Umrissdetails stat!finden, als dies hier zwischen den Cuneitormia der Phoca Holitschensis und jenen der Phoca vitulina der Fall ist. — Der von Cuvier in der Phoken-Os’eologie (eit. lo. Pag. 439) erwähnte überzählige Tarsus- knochen, — „un petit os surnumeraire au bord interne, entre le scaphoide et le grand euneiforme“, (man vergleiche Taf. II Fig. 3, 4, 5: o. s.), — ist an unserem Fossile nieht vorhanden. Er fehlt auch an allen Exem- plaren der mir den recenten Füsse von Phoca vitulina. Blainville’s Aussagen über diesen Knochen geben aber sogleich Auskunft, warum er bei unserem Fossile fehle, trotzdem sein Tarsus ganz beisammen ist, und warum er überhaupt bei Phoca vitulina leicht fehlen könne. Cuvier’s Os surnum£raire (die eitn. Fign.: o. s.) ist nämlich kein den Tarsus integrirender Knochen, sondern in der Regel nur ein Os sesamoideum, wird von Blainville (eit. lo. Pag. 26) nur als solches angeführt, und geht daher, als in deu Sehnen eigentlich liegend, beim Skelettiren leicht mit deren Entfernung verloren, wenn man auf ihn nicht besonders Acht hat. Dies um so mehr bei Phoca vitulina, wo er, nach Blainville’s Angabe, der mehrere Skelete dieses Thieres unter seinen Augen machen liess, klein und dünn ist (— „assez petite, assez peu &paisse“, eit. lo. Pag. 26). Es kann daher nicht befremden, dass er am fossilen Exemplare, dessen Sehnen durch Hunderttausende von Jahren macerirt sind, nicht mehr vorhanden. — Bei Pelagius, der Cuvier’s Phoken-Osteologie zum Typus diente (als Phoca monachus), ist er hingegen stark entwickelt (Fig. 3: 0. s.); noch mehr hei Otaria (Phoea jubata Dlainville's), Fig. 5: 0. s. — Die fünf Ossa metatarsi (Fig. 2: mt. I—mt. 5), von denen das primum (mt. 1) an seinem vorderen Ende, genau in dem Niveau des Vorderendes des secundum, abgebrochen ist, so dass etwas über ein Vierttheil desselben fehlt, zeigen , abgesehen von Zügen, welche auf den später (in $. 7) zu besprechenden Differenzen einiger Massverhältnisse beruhen, formell die völligste Analogie mit jenen der Phoca vitulina (Fig. 1: mt. 1—mt. 5). — Von den Zehen-Phalangen sind im Ganzen nur drei, und von diesen zwei nur bruchstücks- weise erhalten. Alle drei sind Phalangen jener Zehen, deren Metatarsalknochen sie anliegen. Von allen dreien sind, durch eine freilich geringe Längsdisloeation von den zu ihnen gehörenden Ossa metatarsi, die hinteren Gelenksenden frei gelegt; diese gleichen ganz jenen der recenten Phoca vitulina. — Der Phalanx primus der zweiten Zehe, der erste links in Fig. 2 (ph. ?), liegt nur wegen einer unbedeutenden Querverschiebung von dem ilm entsprechenden Metatarsa'ende (mt. 2) etwas noch mehr links als dieses, was vielleicht Cuvier zur Meinung (siehe Citat S. 1) verführt hat, dieses Phalanx-Bruchstück gehöre zur grossen Zehe. Ein Vergleich desselben mit dem ersten Phalanx der zweiten Zehe und jenem der ersten einer recenten Phoca vitulina zeigt augenblicklich, dass es nur der zweiten, und durchaus nicht der ersten (grossen) Zehe angehören könne. Schon der Querdurchmesser des Bruchstückes an seiner Bruchstelle, verglichen mit dem weit grösseren Quer- durehmesser des ersten Phalanx der grossen Zehe in derselben Höhe, spricht entschieden gegen ihre Analogie; ebenso stark die ganze Form des doch unversehr erhaltenen hinteren (Gelenks-) Endes. — Der Pha- lanx primus digiti tertii (ph. }) ist ganz vorhanden; am Phalanx primus digiti quarti (ph. #) fehlt das vordere Gelenksende. Die in den’ Abbildungen (Fig. 1 und 2: ph. 7—ph. }) scheinbar grell hervortretenden Formenunterschiede zwischen den fossilen und recenten Phalangen beruhen vorzugsweise auf Differenzen in den Breitenmassen der Diaphysen, und werden im folgenden Paragraphe beleuchtet. Formell stimmen die genannten Phalangen so weit überein, dass man kein Ree"t hat, sie für spezifisch verschie- den zu halten. — — Aus der in$. 6 gegebenen allg einen Beschreibung des Fossils geht also im Ganzen kein gsenügender Grund hervor, es re spezifise h verse hieden von Phoca vitulina zu erklären. $.7. Vergleichun, der einzelnen Massverhältnisse des fossilen P hocafusses mit jenen des fast grade grossen Fusses einer recenten Phoca vitulina und Schluss- Folgerungen hierans. — Weit weniger eelatant als die allgemeine Formbesehreibung stellt eine genaue Erwägung und Versleichung ‚ler Massverhältnisse der einzelnen Knochen die Analogie des fossilen Phocafusses mit jenem einer Phoca vitulina heraus. Eine allgemeine, selbst detaillirte Formbeschreibung kann, ohne ermü- dlende und doch endlich nieht Alles wiedergebende Weitschweifigkeit der Darstellung, nicht alle jenen kleinen 13 Züge im Worte entfalten, welche die osteologischen Differenzen verschiedener Arten darzustellen, vielleicht die Aufgabe haben. Die erwähnte Massvergleichung hingegen ergibt Unterschiede, die ein serupulöser Beobachter für hinreichend erklären kann, um Artsverschiedenheit mit Sicherheit anzunehmen. Die Vorführung der wich- tigsten einzelnen Massdifferenzen dürfte dies am besten anschaulich machen '°). Erinnern wir hier vor Allem an das in der Masstabelle S. 9 sub XI sich ergebende Gesammtmass der mittleren Fusslänge, dessen einzelne Zusammensetzungs-Elemente dort nominatim angeführt sind. Es ist für den fossilen Fuss: 0,167 Mm., für den recenten: 0,164 Mm. Der reeente ist also nur um 3 Millim. kürzer als der fossile, was wohl erlaubt, die beiden Füsse fast gleich lang zu nennen , und die relativen Massdifferen- zen ihrer einzelnen Knochen nicht etwa auf Rechnung einer verschiedenen Länge zu schreiben. Schon am Caleaneum (Masstabelle 8.7, I) ergeben sich bei den Massvergleichen Widersprüche, von welchen nicht leicht zu sagen ist, ob sie sich nur auf individuelle oder auf Artsverschiedenheiten zurück- führen lassen. Während nämlich das recente Calcaneum um 1 Mm. kürzer ist als das fossile (Mass I 1), ist es um 5 Mm. breiter (L2) und um 5 Mm. höher (I) als dasselbe. Diese Differenzen sind der Zahlen- ausdruck für das massige Aussehen des recenten Calcaneum. Die angeführten Breiten- und Höhenunterschiede fallen um so mehr ins Gewicht, als die Längendifferenz zwischen dem reeenten und fossilen Knochen nur 1 Mm. beträgt. Auch die Höhe der Gelenksfläche für das Cuboideum (Taf. II Fig. 2: a“ an ca.) ist am reeenten Knochen bedeutender. Vielen Autoren genügten diese Facta, um ihrerwillen, wenn sie ein isolirtes fossiles Phoca-Caleaneum fänden,, dasselbe einer von der recenten Phoca vitulina abweichenden Art zu vindieiren. — Bei dem Umstande, dass das recente Calcaneum kürzer ist als das fossile, wie Mass I 1 zeigt, fällt es um so mehr auf, dass hingegen der recente Astragalus nicht unbedeutend länger als der fossile ist: um 7 Mm. Der grösseren Länge entsprechend, zeigt auch d.e Breite nicht unerhebliche Unterschiede. Am vorderen Ende sind beide Astragali, der recente und fossile (Fig. 1 und 2: as.), fast gleich breit. In der Mitte und am hinteren Ende übertrifft aber der recente den fossilen um 4 und 6 Mm. Auch die ungleiche Aus- dehnung der überknorpelten Gelenksflächen für das Sprunggelenk wäre nicht ganz zu übersehen , wenn nicht die, vielleicht weiter als ursprünglich gediehene, Abglättung des Gelenkskopfes (Fig. 2: a't an as.) hier als möglicherweisse irreführend in Betracht kommen müsste. Am recenten Sprungbein sind die beiden Abthei- lungen des Gelenkskopfes nämlich gleich (Fig. 1: a und a'' an as.); am fossilen Knochen scheint die Fibular- Abtheilung (Fig. 2: at) breiter als d.e Tibial-Abtheilung. Die angeführten Massdifferenzen der beiden Astragali ergeben sich aber bei genauerer Betrachtung an und für sich als unbedeutend , da der recente Astragalus nur im selben Verhältnisse bıeiter als der fossile ist, als er auch an Länge denselben übertrifft. D.ese Differenzen gewinnen erst an Bedeutung für allenfalsige Artsverschiedenheit dadurch, dass dieser längere und stärkere Astragalus des recenten Fusses neb.n einem kürzeren Caleaneum als am fossilen Fusse vorkommt, ein in mechanischer Hinsicht nicht zu unterschätzendes Moment. — Da der Hauptausdruck der Knochenmasse des Scaphoideum (Fig. 1, 2: se.) in seiner Breite liegt, so fällt es auf, dass an fast gleich langen Füssen , wie der recente und fossile, das recente Scaphoideum (Fig. 1: se.) um fast 5 Mm. breiter als aın fossilen ist (Mass IIl 1), und doch wieder an seinem inneren önde (der Haupt-Längendimension des Phoea-Seaphoideum) um 1 Mm. kürzer als an diesem (III 2). Für ein isolirt gefundenes Scaphoideum würden solche Unterschiede gewiss vielen Paläontologen genügen, um einen neuen Namen zu schaffen. — Während das ree’nte Caleaneum und Scaphoideum kürzer als die fossilen glei 'hnamigen Knochen sind, der recente Astragalus auffallend länger ist als der fossile, sind fossiles und recentes Cuboideum (eub.) gleich lang (IV I), und am hinteren Ende, der Stelle der grössten Breitenentwickelung des Phoea- Cuboideum, fast gleich breit (IV 2). Auffallend scheint nur die grössere Höhe des recenten Cuboideum (IV 6); ich sage scheint, weil die Einlagerung des Fossils in Kalkmasse das genannte Mass nicht ganz exact zu nehmen erlaubt. - Aus dem Cuboideum ergeben sich mithin auch für den serupulösen Betrachter keine Artsunterschiede zwischen fossilem und recenten Fusse. — Die drei Ossa euneiformia (Fig. 1, 2: eu. l—cu. 5) zeig n wieder einige nicht uninteres- sante Differenzen, die, mancher in ılınen gelegenen Widersprüche wegen, gar nicht zusammen zu passen ®) Im Nachfolgenden werden die einzelnen Posten der Masstabelle immer der Art eit'rt, dass eine römische und eine arabische Ziffer als ihr Ausdruck erscheint. Die römische Ziffer bedeutet die in der Masstab.Ile angenommene Massgruppe, die arabische die einzelne Nummer der Gruppe ; z. B. II 2 heisst a!so : Massgruppe II (Astragalus) und Mass 2 dieser Gruppe. 14 scheinen. — Während nämlich das recente Cuneiforme primum nur so lang als das fossile ist (V 1), ist es auffallend breiter als dieses, um 5 Mm. (V 2). — Das Cuneiforme secundum (Fig. 1, 2: eu. 2) ist hingegen am fossilen und reeenten Fusse gleich lang und breit (VI 1 und 2). — Das recente Cunei- forme tertium (eu. 3) ist wieder auffallend länger als das fossile, um 4 Mm. (VII 1), und dabei etwas schmäler als dieses (VII 2). — Die Differenzen der Ossa euneiforma sind in ihrem Ensemble also solche, welcher wegen, wenn man die Gruppe der Cuneiformia allein oder auch einzelne Cuneiformia aufgefunden hätte, diese sewiss als Artsverschieden von Phoca vitulina erklärt worden wären. — Auch die Ossa metatarsi (Fig. 1, 2: mt. 1—mt.5), deren Dimensionen vorzugsweise Blain- ville veranlasst haben, die Analogie des Fossils mit Phoca vitulina zu erklären (siehe Citat S.1), zeigen Massdifferenzen zwischen reeenten und fossilen Knochen, die an Artsunterschied zu denken erlauben. — Am Os metatarsi primum (mt. 1), das am fossilen Fusse nicht ganz erhalten ist, fällt die viel grössere Breite seines Hinterendes am recenten Fusse auf (VIII 2). Der genannte recente Knochen ist an diesem Ende noch einmal so breit als der fossile. Da nun des Letzteren Länge, die freilich wegen des Bruches nicht genau anzugeben , jedoch, — per Analogiam und Berücksichtigung des Vergleiches der anderen vollständig erhaltenen Metatarsalknochen am lebenden und fossilen Fusse , — ziemlich sicher erschlossen werden kann, vom leben- (len nur sehr unbedeutend differirt, so ist das erwähnte Breitenverhältniss ein genug auffallender Umstand, um die Identieität des Fossils mit Phoea vitulina ziemlich problematich zu machen. Als Bekräfiigung hierfür treten dann noch folgende Differenzen der anderen Ossa metatarsi auf: Das Os metatarsisecundum (mt. 2) ist am fossilen Fusse länger (VIII 4) als am recenten, um 3 Mm.; hingegen ist das Vorderende des recenten nicht unbedeutend breiter als am fossilen, um 2", Mm. (VIII 8), was bei der relativen Kürze des recenten nicht ohne Auffälligkeit ist. Dazu kömmt, dass der recente Knochen an seinem hinteren Ende schmäler als der fossile ist. Die Differenzen des recenten Knochen vom fos- silen sind also durchaus keine harmonischen, welcher Umstand um so gewichtiger für Artsverschiedenheit spricht. Das Os metatarsi tertium (mt. 3) ist wieder am fossilen Fusse länger als am recenten, um 5 Mm. (VII 10). Hingegen ist der recente Knochen durchgehends breiter als der fossile, um 2—3 Mm. (VIII 11—13). Genügender Unterschied, um, so lange man die individuellen Masswechsel nicht kennt, Artsverschie- denheit zu vermuthen , — wenn man will! Das Os metatarsi quartum (mt. 4) ist, wie seine beiden Vorgänger (mt. 2 und mt. 3), am fossilen Fusse auffallend länger als am recenten, um 5 Mm. (VIII 14); der recente hingegen vorn und hinten, besonders hinten, nicht unbeträchtlich breiter als der fossile, um 3 Mm. (VIII 15). In der Mitte hingegen sind beide Knochen gleich breit (VIII 17). Auch diese Stücke erlaubten also, besonders zusammengehalten mit ihren Nachbarn, Artsunterschiede zu vermuthen. Das Os metatarsi quintum (mt. 5) ist ebenfalls, wie seine Genossen, auffallend länger am tossilen als am recenten Fusse (VIII 15), um 4Mm., hingegen vorn und hinten schmäler als an diesem. Beson- ders hinten, wo die Breitendifferenz zu Gunsten des recenten Knochens über 5 Mm. beträgt (VIII 19). — Dieselben Differenzen wie früher erlauben dieselben Schlüsse auf Verschiedenheit der Art. Da von den Ossa phalangum nur wenige Reste vorhanden sind (ph. <—ph. #), wie aus $. 5 (5. 9) bekannt, gestatten sie keine ausgiebigen Vergleiche; allein selbst die wenigen, die man anstellen kann (IX 1—11), sind nicht ganz zu Gunsten einer völligen Identieität des Fossils mit Phoca vitulina. So zeigt das Rudiment des ersten Phalanx der zweiten Zehe (ph. ?) eine geringere Breite seines hinteren Endes als am recenten gleichnamigen Knochen (IX 2), um 3 Mm., weleles Breitenverhältniss sich auch am Bruch- ende, — dessen Breite mit jener des recenten Knochens in gleicher Höhe verglichen (IX. 3 und 3°), — wiederholt. -- Der Phalanx primus der dritten Zehe (ph. ?) ist am fossilen Fusse, obschon länger als der gleich- namige recente, um 1 Mm. (IX 4), doch, besonders an seinem vorderen Ende (IX 6), auffallend schmäler als dieser, um 3 Mm. ; noch auffallender ist diese Breitendifferenz in der Mitte der beiden Knochen, wo der fossile nur halb so breit als der recente ist (IX 7). Oft schon sind Phalangenunterschiede weit geringeren Umfanges als Artsunterschiede hingestellt worden. — Auch an dem seines vorderen Endes beraubten Phalanx primus der vierten Zehe (ph. t) des Fossils liegt der wesentlichste Unterschied vom gleichnamigen recenten Knochen (Fig. 1: ph. 4) in der Breite der Diaphysenmitte (IX 10); der fossile Knochen ist hier um 3, Min. schmäler als der recente. Und in der Höhe des Bruchendes beträgt die Breite des fossilen Knochens nur 6 Min., während jene des recenten Knochens, in gleicher Höl,e gemessen (IX 11), 10 Mm. ist, eine für die Entwi- ekelung des Phalanx bedeutsame Differenz. — 15 Die hier im $. 7 aufgeführten Resultate, erhalten dureh Erwägung der Differenzen genauer Mass- vergleiche des fossilen Stückes mit ginem recenten von gleicher Grösse und im Allgemeinen gleicher Form, erlauben auszusprechen : dass, in so lange nicht durch den Vergleich einer grösseren Anzahl von recenten Phoca vitulina- Füssen die angeführten Differenzen als im Bezirke individuellen Formen- und Grössewechsels gelegen sich herausstellen, der fossile Phocafuss des Pester Universitätsmuseums nicht als gera- dezu identisch mit der recenten Phoca vitulina erklärt werden könne. Der Name Phoca Holitschensis, vom Fundorte des Fossils, Holitsch, einem kleinen Orte Ungarns, entlehnt, halte nominmell die Andeutung dieser Differenz fest. Hierzu kann erklärt werden, dass, nach dem Standpunkte der jetzigen höchst unvollkommenen osteologischen Detailkenntnisse der Phoca-Arten zu urtheilen, die Phoca Holitschensis unter allen lebenden Phoea-Arten der Phoea vitulina am nächsten stehe, wie dies schon Cuvier und Blain- ville ausgesprochen haben. Die Länge des Besitzers des fossilen Fusses kann auf 5. —6 Fuss mit grosser Gewissheit bestimmt werden, aus früher, S. 6, entwickelten Gründen. 8. 8. Einige Notizen über die geologischen Verhältnisse des Fundortes der Phoca Holitschensis. — Zum Schlusse dieser Beschreibung nur wenige Worte, und diese nur recapitulativ, zur Erinnerung des Lesers, über die geologischen und paläontologischen Verhältnisse des Leitha- kalkes, dem Bette unseres Fossils, welcher Kalk bekanntlich eine auf dem Tegel (sensu strietiori) ruhende Formation des sogenannten Wiener Tertiär-Beckens ist '*). Am vorliegenden Fossile selbst erkenne ich, dem übrigens geologische Forschungen ganz ferne liegen, kein einziges Moment, das einladen würde, über Geologisches in Bezug auf Phocareste zu diskutiren, und dies um so weniger, als sowohl die Geschichte seiner Auffindung, die Details seiner Aufüindungsstelle, — über den Fundort Holitseh siehe man in Anmerkung 17 '’) — und etwaige Mitvorkommnisse, abgesehen von jenen des Wiener Beckens im Allge- meinen (— worüber Hörnes eit. lo. —) völlig unbekannt sind. Pietet eitirt unser Fossil (eit. lo. P. 232) als ein Objeet der miocenen, also mittleren Ter- tiär-Epoche, zugleieh mit einigen von Gervais in Südfrankreich gefundenen Phokenzähnen, die dreierlei nicht zu erörternden Species angehören sollen. Alle anıleren bisher gefundenen, im Allgemeinen sehr spärlichen Phocareste, aus einzelnen Zähnen und Wirbeln bestehend , sowohl die europäischen (H.v. Meyer, Gervais) als amerikanischen (Lyell, Owen), werden von Pietet und anderen Geologen als der pliocenen oder jüngsten Tertiärepoche angehörend erklärt. Aus Humerus-und Wirbeln bestehende Phocareste hat mein Kollege, Hr. Prof. Peters zugleich mit verschiedenen Schildkrötenresten bei Wien selbst, — in Hernals, — in derselben Formation gefunden, in (ler unser Fossil vorgekommen ist. Hrn. Peters’ Fund wäre meines Wissens nebst dem hier beschriebenen Fusse das einzige bisher noch bekannte , jedoch noch nicht beschriebene Vorkommniss von Extremitätsknochen der Phocinen inallen bis jetzt durehforschten Welttheilen. Denn dass Cuvier’s, in dessen Oss. foss. Vol. VIIL, Pag. 454 u. s. f. erörterte, vorgebliche Ph o ca- Huwmerus-Reste dies nieht sind, sondern einem Dugong angehören, hat Blainville überzeugend und 16) Näheres unter Anderem beiF. Foetterle: „Berieht über die geologische Aufnahme des süd- liehen Mährens“ ım Jahrbuche der Wiener k. k. geologischen Reichsanstalt. J. 1853, S. 25. Leithakalk S. 41. Man vergleiche aueh das früher (S. 3) eitirte Werk von CziZek, und Hörnes’ Verzeichniss der Fossilreste des Wiener Beckens darin. Ferner einzelne Aufsätze zur Fauna des Leithakalkes in den Jahrbüchern der Wiener k. k. geologischen Reichsanstalt. '°) Holitsch ist ein kleiner an der March, dem Grenzflusse zwischen Niederösterreich und Ungarn, gelegener Ort, südöstlich von Gödding, auf, ungarischem Gebiete. Sein höchster Punkt (seine Kirche) steht 98.91 Klafter über dem Meeresspiegel (Koristka. Jahrb. der geologischen Reiehsanstalt 1855, 8.94). Die in der Nähe des Ortes befindlichen Kalkbrüche, bei deren Ausbeute auch unser Fossil gefunden wurde, gehören einem mässigen Hügelzuge an, dem unter dem Titel der kleinen Karpathen bekannten westlichen Grenzgebirge von Ungarn, und theilen mit diesem die geologischen Eigenschaften und Vorkommnisse des Wiener Beckens im Allgemeinen. Speeielle Untersuchungen über die Verhältnisse von Holitsch sind mir nicht bekannt, und konnten mir solehe auch von Faehmännern nicht, gegeben werden. Was Hr. Foetterle bezüg- lich des benachbarten stidlichen Mährens erörtert hat, kann man in dessen früher (Anmerkung 16) eitirten Arbeit ersehen. — 16 weitläufig dargethan , Osteographie cit. lo. Pag. 35—40. Er hat durch die Erörterung über diesen Gegenstand zugleich den Beweis geführt, dass Cuvier’s bekannter Satz „von sicherem Erkennen eines vorweltlichen Thieres nach Klasse, Ordnung, Familie, ja Genus aus nur Einem noch vorhand nen Knochen oder Knochenreste“ nieht, — mindestens nicht immer, — stichhältigsei. Blainville schliesst mit echt seinen trefflichen Artikel über die Osteologie recenter und fossiler Phoken (eit. lo. Pag. 48) mit dem Satze: „On pourrait aussi tirer de cet artiele une preuve nouvelle, qu’une facette, qu’un fragment d’os, qu’un os m&me tout entier est bien loin le suffire pour reconnäitre animal, auquel il a appartenu, et & fortiori pour retablir son squelette.“ Erklärung der Tafeln. TYatie ar. Fig. 1. Linker Tarsus, die 5 Ossa metatarsi, und die ersten Phalangen der 2. bis 4. Zehe von Phoca vitulina in natürlicher Grösse, von vorn (en Face) gesehen, als Gegenstück des in Fig. 2 darge- stellten Fossils. — Die nähere Bezeichnung der einzelnen Theile in Taf. II Fig. 1. Fig. 2. Dieselbe An ht derselben Theile von Phoca Holitschensis; fossil (Phoca vien nensis antiqua , Dlainville). Die Bezeichnung der einzelnen Theile in Taf. II Fig. 2. radelall. Fig. 1 und 2sind Umrissfiguren mit Bezeichnung der Details zu Fig. 1 und 2 der Taf. I. — Fig. 3, 4, 5 führen die, dem fossilen gleichseitigen (linken) Tarsi und Metatarsi mehrerer auf der Tafel selbst benannten Pinnipeden vor; zum Vergleiche mit dem Fossile (siehe Text S. 3 und 5). — Fig. 6 zeigt den gleichnamigen Theil von Castor fiber wegen einer Bemerkung auf Seite 3. In allen Figuren bedeuten dieselben Buchst .ben dieselben Theile. Sämmtliche Knochen sind mit den Anfangsbuchstaben ihrer meist gangbaren Namen bezeichnet. So as. : astragalus, as.’ : dessen hinterer (Fersen-) Fortsatz, ca. : caleaneum, ca.’ : sein Fersenfortsatz (Tube- rositas), se. : scaphoideum, cub. : cuboideum, cub.' : dessen äusserer Hackenfortsatz, eu. L—cu. 3 : eunei- {orme primum—tertium, mt. I—mt.5: os metatarsi primum—quintum, ph. : phalanx. Ueber die weitere Bezeichnung der Phalangen siehe man Seite 9 Anmerkung 13. o.s.in den Fign. 3, 4, 5 (zwisehen se. und eu. 1): das von Cuvier „os surnumeraire* genannte os sesamoideum des inneren Tarsalrandes. Fig. 1.—cr. auf dem Knochen as.: Trennungskante zwischen den beiden Sprunggelenksflächen at und ati des Astragalus; at: Gelenksfläche für die Tibia, a’t: für die Fibula; a an as.: Gelenksfläche des Astra- salus für das Scaphoideum, durch Disloeirung des letzteren sichtbar; p auf ca.: ein den Pinnipeden eigen- thümlicher ‘äusserer Fortsatz des vorderen Fersenbeinendes, s: dessen Sehnenrinne, s': Vertiefung des Cal- caneum nach innen des Fortsatzes p; a’aufca.: Gelenksfläche des Caleaneum für das Cuboideum (eub.); a” auf se. : Gelenksfläche für den Astragalus (as.); e auf eub.: Gelenksfläche des Cuboideum für das Caleaneum ; a auf eub.’: Gelenkstläche des Cuboideum-Fortsatzes (eub.;) für das hintere Ende des fünften Os metatarsi (mt 5), (dureh Disloeirung des letzteren frei gelegt; 1—D auf mt. I—mt. 5: das hintere Ende der fünl' Metatarsalkno- chen; a auf mt. 1: das vordere, im fossilen Fusse (Fig. 2, mt. I) fehlende Ende des Os metatarsi primum. Fig. 2.— cr.,a, al, alt aufas; a’, p,s,s’ auf ca.; a’ aufse.; ec, a auf cub.: wie in Fig. 1; s auf en.: eine Furche an der oberen Fläche des Cuneiforme tertium (eu. 3), die zwei seichte Hügel, « und «‘, trennt, und Veranlassung zu Blainville’s S. 1. eitirter Aeusserung war; über ph.?, zwischen den unteren Enden von mt. 1 und mt. 2, siehe Seite 10. Von den in dieser Figur angedeuteten Masslinien, über die Näheres Seite 7, bedeuten die mit 1,1‘, 1” ete. bezeichneten: Läugsmasse, die mit b, b’ ete.: Breitenmasse, und die mit h: Höhenmasse. In der auf der rechten Seite d>r Hauptfigur 2 befindlichen Figur O, über die Näheres Seite 10, deutet ph. an, dass sie einen Phalanx vorstelle; s: deren oberes (hinteres). p: deren unteres (vorderes) Ende. Fig. 3. Nach Cuvier's Ossemens fossiles Tab. 218. Obensicht. , der natürlichen Grösse; die Bezeichnung aus der Einleitung zu Taf. II bekannt. Fig. 4. Ebendaher, Tab. 219 bis. ; dieselbe Ansicht; Verkleinerung ? Fig.5. Nach Blainville’s Osteographie, Lieferung 7, Phoques Tab. VIlL; Obensicht ; '/, der natürlichen Grösse. Fia.6. Nach Cuvier, cit. lo. Taf. 203; '/; der natürlichen Grösse; a: der als inneres Theilstück des Scaphoideum (se.) von Cuvier angenommene überzählige Tarsusknochen; a’: das von ihm getra- gene Rudiment einer Üten Zehe; 1: euneiforme primum; 3: euneiforme tertium. bruhl’s Mittheilungen aus dem k. k. Pester zoologischen Universitäts-Institute, Nr. 11. 3 Inhaltsverzeichniss. . 1. Geschichtliches e ß Bestimmung des Fossils im Allgemeinen . Specielle Bestimmung des Fossils Masse der einzelnen Knochen des fossilen Phocafusses unddes gleichseitigen, fast gleich grossen Fusses einer recenten Phoca vitulina $. 5. Allgemeine Formenbeschreibung des Fos- sils mM UR Un Un .2 23 .4 ) 3: 6. Speeielle Formenbeschreibung des Fossils . 7. Vergleichung der einzelnen Massverhält- nisse des fossilen Phocafusses mit jenem des fast gleichgrossen Fusses einerrecenten Phoca vitulina und Schlussfolgerungen hieraus $. 5. Einige Notizen tiber die geolog. Verhält- nisse des Fundortes der Phoca Holitschensis \ Erklärung der Tafeln !) Erratum. Auf Seite 3, Zeile 7 v. u. statt Spezielle lies Specielle. Post, 1860. Druck von G. Emich, Ung. Akadem. Buchdrucker. Seite 10 sısway9SsITJoH Baoyd % euımjIa e20yYd NN #> IL Keen d 9NS1B01UN) 43P AnSUf uayosıBa700z Ay Wsp onn vobunaynıyy $ TyRIg zT fing — 4 = E Bunny n9oyT BIRZAN OILITN 14 japleiganı].t0 P mpsUf uoypsuhryaof zyınapsıd ash) RUTTDAUAReR Kr: - " Van A 1 a h | UTION N LIBRARIES I] 1 \ M | | ii | 3 9088 00739 2 / x | Von demselben Verfasser sind noch erschienen: Die Methode des osteologischen Details. Mit drei Tafeln und 15 Tabellen in Folio. gr. 4. Wien 1845. — h = Anfangsgründe der vergleichenden Anatomi: aller Thierklassen. 1-tes bis 3-tes Heft, enthal- tend: Die vollständige Osteologie der Fische. Text in 8. Mit Atlas von neunzehn Tafeln in gr. 4. Wien 1847. — Kleine Beiträge zur Anatomie der Haussäugethiere. Mit vier Tafeln. Folio. Wien 1850. — Zur Kenntniss des Orangkopfes und der Orangarten. Mit zwei vom Verfasser lithographirten Tafeln gr. 4. Leipzig. 1856. — Osteologisches aus dem Pariser Pflanzengarten. Mit eilf vom Verfasser lithographirten Tafeln gr. 4. Leipzig. 1856. — Einige Worte über die wissenschaftliche Stellung, Bedeutung und Tragweite der Zoologie, eine Rede. Pest 1853. — Mittheilungen aus dem k. k. zoologischen Institute der Universität Pest. Nr. L.: Lernaeocera Gasterostei. Mit zwei, von: Verfasser zinecographirten Tafeln. gr. 4. Wien 1360. — - In Vorbereitung zur Herausgabe: = Mittheilungen aus ete. Nro III: Ueber einige bei Pest vorkommende Phyllopoden. Mit, vom Verfasser zincographirten Tafeln. — (Siehe Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrgang 1860. Pag. 115.) — Grundriss der Zoologie und Zootomie, zunächst für Mediciner und Pharmaceuten, so wie zum Selbststudium. Mit einem Atlas von mehreren Tausend, vom Verfasser zincographirten, Figuren. — Osteologie der Reptilien, als Fortsetzung der Anfangsgründe d. vergl. Anatomie. Mit Dreissig vom Verfasser und seiner Gattin lithographirten Tafeln. u IDMO nn Post 1860. Emich Gustav U. Akad. Buchdrucker,