\ N \ N SEN N N N \ IN N N N NIS N RN N NN N N N II N N N \ I \ RN, N N N N S S RR 9 n n RR TE TE ETC ZAITCHETNT ; BT ERESEMARTRENNEISHULDINLIRTAITNTEN — — — —— 72 N 5 8 — 5 — eo. ene E —— 2 er AL u 7 8 — r > 9 1 5. 7 2 ’ 5 =" 8 2 . A „ | 1 > I war AN Kr N * 2 v 7 2 » SEN 3 r 5 2 = 5 N . N f } > — 22 * RL, je N N V. BETEN 5 . >. 8 2 ep Gr * * er * 2 * 5 F é W * * D es * 2 1 a DIE SCHW ANNIE VON Pror. Dr. H. 0. LENZ Mit nach der Natur gezeichneten und gemalten Abbildungen auf 20 chromolithographirten Tafeln Sechste Auflage bearbeitet von Dr. Otto Wünsche Oberlehreram Gymnasium zu Zwickau Gotha Verlag von E. F. Thienemann’s Hofbuchhandlung. 9 4 It N RA GE 2 kt N. . N en * 0 EN 5 BEARBEITET von © * 1 Prof. Dr. Harald O. Lenz!“ nützliche, ſchädliche und verdächtige Schwämme. Sechste Auflage. LIBRARY NEW YORK BOTANICAL GARDEN Bearbeitet von Dr. Otto Wünſche, Oberlehrer am Gymnaſium zu Zwickau. Mit nach der Natur gezeichneten und gemalten Abbildungen auf 20 Tafeln. Gotha, Verlag von E. F. Thienemann's Hofbuchhandlung. 1879. „ * VHARER ; AI, m FU STEH Wai Rau Bag Abit ar a s Ubi Hi ange ur Trainee 3 end de, mine Ban auen MI u a — — Be" LIBRARY BOT ANICAL G A R 5 AN Porwort. Nachdem auch Aug. Röſe, der Bearbeiter der fünften Auflage des Lenz'ſchen Pilzbuches, aus dem Kreiſe der Lebenden geſchieden, hat die Verlagsbuchhandlung mir die Bearbeitung der ſechsten Auflage übertragen. Ich bin bemüht geweſen, die dem Verfaſſer ſchuldige Pietät mit den Forderungen der neueren mykologiſchen Anſchauungen in Einklang zu bringen; hinſichtlich der Anordnung des Stoffes war es mein Beſtreben, möglichſte Ueberſichtlichkeit zu erzielen; das Erkennen der einzelnen Gruppen und Gattungen der Pilze ſuchte ich durch einige auf augen⸗ fällige, leicht wahrnehmbare Merkmale gegründete Tabellen zu erleichtern. Der Vervollkommnung der Abbildungen iſt inſofern Rech— nung getragen worden, als ſämmtliche Tafeln einer genauen Reviſion unterzogen und mehrere weniger gute Abbildungen durch beſſere, von G. Falk in Zwickau gezeichnete und gemalte, erſetzt worden ſind. Zwickau, im März 1879. Otto Wünſche. OCT 15 1910 Inhaltsüberſicht. Bau und Leben der Pike ę ñxr i Eintheilung der Pie e ee Die Pilze s Nahrungsmit t!!! 7 Zuber ir STREET z EEE 0 Rt a Verhalten bei Bergiftungsfällen , nun s.22 2). . U 522 BIT SEE Beſchreibung der Gattungen und Arten 44 I. Bofidienpilze, Basidiomyceile nn 0 ee A. Hantpilze, Hymenomycete . MINE Sr a Pu el 1. Blätterpilze, Agarieinsen n at a . 2öcherbilze, Polyporee ns Stächelpilze, Hydnacee rr See Rindenpilze, Pbelephor een 176 „Kenlenpilze, Clavariaeg- ens? Gällertpilze, remellneensn Ser B. Bauchpilze, Gasteromycetenn 185 1. Nidularacee nn una iseelanmetnin SEA Fe 2. Phallaec‚ensnsn ee eo 3. Lycoperdaeeen‘.'; „2a 4 en) ]˙è ÜÄôp 4. Hymenogastree nan , ͤ.p Ü II. Schlauchpilze, Ascomy teten A. Scheibenpilze, Discomycete n Se 1. Lorchelpilze, Helvellac een HT 2. Becherpilze, Pezizacc een ee nge B. Kernpilze, Pyrenomy cette „20 use 1. Elaphomyceteee nnn er ee 2. Trüffelpilze, Tuberaceen „%% , r 3. Kugelpilze, Sphaeriac een 22 Regiſter der wichtigeren Kunſtaus drücke 221 Regiſter der deutſchen und lateiniſchen Pilznamen . . 221 op oo 1 Bau und Leben der Pilze. Es giebt keine Pflanzenklaſſe, welche an Mannigfaltigkeit und Formenreichthum, an Arten und Individuenzahl der Klaſſe der Pilze gleichkommt. Allenthalben ſich anſiedelnd, wo nur Lebendes, Todtes oder Verweſendes ſich findet, faſt keine Art höherer Gewächſe, ja ſelbſt nicht ihres Gleichen mit ihrem Schmarotzerleben verſchonend, kann man ihre Artenzahl ohne Uebertreibung der der ſämmtlichen blüthentragenden Gewächſe gleichſetzen, alſo mindeſtens auf 150,000 berechnen. Und das lehrt ja ſchon ein flüchtiger Blick auf die zahlloſen und wunderlich ſeltſamen Pilzgeſtalten, wie ſie zur Herbſt— zeit Wieſe und Brachen, ganz geſonders aber den feuchten Waldes— grund bedecken. Aber noch weit reicher und mannigfaltiger iſt die— jenige Pilzwelt, die uns das Mikroſkop erſchließt, denn die aller— meiſten Pilze ſind ja eben ſo klein, daß ſie mit bloßen Augen kaum zu bemerken, noch weit weniger zu unterſcheiden ſind. So groß aber auch die Zahl der Formen und Individuen iſt, ſo ſtimmen doch alle Pilze darin über ein, daß ſie, wie die Mooſe, Algen und Flechten, nur aus Zellen beſtehen und daß ihre Zellen nie Blattgrün- oder Chlorophyllkörner ent halten, daß ſie demnach denjenigen Farbſtoff entbehren, welcher der ganzen übrigen Pflanzenwelt das wohlthuende friſche Grün und mit dieſem zugleich die Fähigkeit verleiht, die aus dem unorga— niſchen Reiche aufgenommene rohe Nahrung einestheils in die unendlich mannigfaltigen Pflanzenſtoffe, anderntheils in den für das geſammte thieriſche Leben unentbehrlichen Sauerſtoff umzuwandeln. Dies vermögen die Pilze nicht; der Mangel an Blattgrün bedingt bei ihnen eine verſchiedene Ernährungsweiſe: nur vorgebildete, Lenz, Pilze. 6. Aufl. 1 2 Bau und Leben der Pilze. durch Pflanzen und Thiere zubereitete, organiſche Nährſtoffe können ſie aufnehmen, und dies iſt demnach das charakteriſtiſche und durchgreifendſte Merkmal für dieſe Pflanzenklaſſe. Nach ihrer Lebens- und Ernährungsweiſe laſſen ſich die Pilze in zwei große Abtheilungen trennen, in Schmarotzerpilze (Paraſiten) und in Fäulnißbewohner (Saprophyten). Die Paraſiten ſiedeln ſich auf lebenden Pflanzen und Thieren an, entweder auf der Oberfläche (Epiphyten), oder im Innern derſelben (Endophyten), entnehmen aus denſelben ihre Nahe rung und verurſachen dadurch mancherlei Störungen in den Dr- ganen des Wirthes, ja nicht ſelten ausgedehnte epidemiſche Kranf- heiten. Es gehören hierher die meiſten Krankheiten unſerer Kul- turgewächſe, als: Mehlthau, Rußthau, Brand, Roſt, die Kar⸗ toffelkrankheit, Traubenkrankheit, der Fichtennadelroſt, Kiefern- Bla- ſenbrand und das Mutterkorn. Auch unter den Inſecten erzeugen Pilze epidemiſche Krankheiten, üben aber hier, mit Ausnahme der Seidenraupenkrankheit oder Muscardine, einen wohlthätigen „Poli zeidienſt“ aus; ſo bei manchen forſt- und ſaatverheerenden Raupen (Kiefernſpinner, Saateule, Kohlweißling) und unſerer gemeinen Stubenfliege. Aber auch ſelbſt der Menſch hat von dem Para— ſitismus der Pilze mancherlei zu leiden. Der Soor („Mund- ſchwämmchen“, Oidium albicans) beläſtigt ſchon den Säugling; der Favus oder Kleiengrind (Achorion Schoenleinii), der Herpes oder die „Tonſurflechte“ (Trichophyton tonsurans) und der Kleien⸗ ſchwind Microsporon furfur) erzeugen auf dem behaarten Kopfe oder im Barte Hauterkrankungen, die entſchieden contagiös (ame ſteckungsfähig) ſind. Noch weit empfindlicher ſind die Leiden, die in Indien ein Pilz an Füßen („Madurafuß“) verurſacht und die oft nur durch erhebliche chirurgiſche Operationen beſeitigt werden können. Noch eine andere ſchädliche Einwirkung der Pilze auf die menſchliche Geſundheit möge, obgleich eigentlich nicht hierher gehörig, Erwähnung finden, nämlich daß von verſchiedenen Brand- und Schimmelpilzen auch wohl die Sporen an und für ſich, wenn ſie in großen Mengen (durch Verſtäuben) eingeathmet werden, acute Bau und Leben der Pilze. 3 Vergiftungserſcheinungen verurſachen können. Nach Bou— dier⸗Huſemann haben verſchiedene Aerzte (Michel, Mühlenbeck, Sa- lisbury, Kennedy, Falke u. A.) über derlei Vergiftungen berichtet. So erkrankten Arbeiter, die ſich mit dem Abſchneiden und Binden von Schilf und Rohr beſchäftigten, welches von einem ſchwarzen, paraſitiſchen Pilze (Ustilago) dicht bedeckt war; ebenſo zwei Faß— binder, die eine im Innern ſtark verſchimmelte Tonne ausbürſteten, und ein Mann, der mehrere Tage hindurch mit ſchimmligem Stroh zu thun hatte. So entſtehen auch ähnliche Zufälle durch den Ge— nuß von Früchten (Kirſchen, Johannis- und Himbeeren), die mit Pilzen überzogen ſind, namentlich aber von Weintrauben, die mit Oidium behaftet, und von verſchimmelten Nahrungsmitteln über⸗ haupt. Die Brandſporen unſerer Getreidearten wirken bekanntlich nicht minder ſchädlich, und es wird namentlich ein Fall berichtet, wo nach dreiſtündigem Einathmen ſolchen Sporenſtaubes Schwindel, Mattigkeit und zehn Wochen lang Engbrüſtigkeit, begleitet von blau⸗ ſchwarzen Auswurfsſtoffen folgte. — Vergleiche auch das über die Behandlung des Zunderſchwammes Geſagte. Die Saprophyten bewohnen nur todte, verweſende or— ganiſche Körper, indem ſie in denſelben durch ihr Wachsthum zu— gleich deren Zerfegung- und Verweſung (Gährung und Fäulniß) erregen und befördern; ſie ſind dadurch ſowohl für den geſammten Naturhaushalt (gewiſſermaßen als „Straßenpolizei“), als auch für die menſchliche Oeconomie von mächtig und tief eingreifender Wir- kung, theils Nutzen, theils Verderben bringend. Es gehören hier— her nicht nur alle die nützlichen und ſchädlichen Hutpilze, welche auf dem Humusboden des Waldes, auf moderndem Holze, verweſenden Pflanzen und Thieren wachſen, ſondern vor allem das Heer der Schimmel- und Moderpilze, das unſere Speiſen, Früchte und an— dere in Zerſetzung begriffene Subſtanzen befällt, und von denen nur als die allerhäufigſten der Brodſchimmel (Mucor Mucedo), der Kopfſchimmel (Aspergillus glaucus) und der Pinſelſchimmel (Penicillium glaucum) genannt werden mögen. Die eigenthüm— lichen Pilzformen, welche man Gährungspilze oder im gemeinen Leben Hefen (Fermente) nennt, ſind mächtige Erreger von 1 * 4 Bau und Leben der Pilze. Gährungs⸗ und Zerſetzungserſcheinungen organiſcher Subſtanzen, die der Menſch einestheils abſichtlich herbeiführt, beherrſcht und ſich nutzbar macht, wie bei der Bereitung von Bier und Wein durch die Bier- und Weinhefe (Saccharomyces cervisiae und vini) oder von Eſſig durch die „Eſfigmutter“ (Mycoderma aceti), anderntheils als „Kahm“ (Hormiscium) fürchtet, weil dieſer umgekehrt Wein, Bier u. ſ. w. ſauer macht und in Zerſetzung überführt (Fig. 1). Eine beſondere, in ihrer Formentwickelung weſentlich abweichende Reihe von Hefeformen bilden die Spaltpilze (Schizomy—⸗ ceten), jene unendlich kleinſten und einfachſten Organismen, die aber gleichwohl durch ihre Einwirkung auf alle Zerſetzungs- und Fäulnißerſcheinungen eine höchſt wichtige Rolle in der Natur ſpielen, und denen man insbeſondere eine tief- und weitgreifende Bethei— ligung an vielen menſchlichen Krankheiten, namentlich den anſtecken⸗ den zuſchreibt. Nachgewieſen iſt dies ſicher bei Wundkrankheiten (Pyämie und Septicämie), bei Milzbrand, Rachenbräune (Diph- therie), bei verſchiedenen Magen-, Nieren- und Lebergeſchwüren, und es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß es ſich auch bei Pocken, Cholera, Typhus, Roſe, Scharlach und anderen Hautkrankheiten ähnlich ver- hält. — Die rothen, gelben, grünen und blauen Flecken, die man zuweilen auf verdorbenen Speiſen (Kartoffeln, Kleiſter, Milch, Brod) findet, ja auch die ſchreckenerregenden „blutigen Hoſtien“ rühren gleichfalls von Schizomyceten her. Was die Entſtehung und Entwickelung der Pilze be— trifft, ſo deutet ſchon die ſprüchwörtliche Redensart von ihrem plötzlichen „Wachſen und Emporſchießen“ darauf hin, daß man im Allgemeinen eine unrichtige Vorſtellung von dieſem Vorgange hat. Da man an den Pilzen weder Blätter noch Wurzeln, weder Blü— then noch Früchte wahrnimmt, ſo betrachtete man ſie ehedem gar nicht als Gewächſe, ſondern als Ausſcheidungen der Erde, als Schleim der Bäume, als Naturſpiele, und es iſt noch nicht lange her, daß ſelbſt hervorragende Botaniker die paraſitiſchen, kleinen Pilze für krankhafte Zellenwucherungen und Auswüchſe der höheren Pflanzen hielten. — In der That, das ſchnelle Wachsthum und plötzliche Erſcheinen ſelbſt der großen Hutpilze hat für den gemöhn- Bau und Leben der Pilze. 5 lichen Beobachter etwas Ueberraſchendes und Befremdendes. Noch unbegreiflicher iſt ihm die raſche Entſtehung und Verbeitung der Roſt⸗ und Schimmelpilze auf den Culturgewächſen, gleichſam über Nacht, als „böſer Reif und Mehlthau“; oder die Pilzentwickelung in dicht geſchloſſenen Räumen und Gefäßen, ja ſelbſt im Innern unverletzter Eier, Nüſſe ꝛc., und giebt nur zu leicht der irrigen Meinung Raum, daß die Natur hier von ſelbſt d. h. ohne Keime erzeuge. Allein alle Pilze, auch die unſcheinbarſten und kleinſten, gehen eben ſo gut aus Keimzellen hervor, wie die größten Eichen, Pal— men und ſonſtige Gewächſe aus Samen; freilich ſind die Fort— pflanzungszellen der Pilze, Sporen genannt, von mannigfacher und beſonderer Art und ſo außerordentlich klein, daß ſie dem un— bewaffneten Auge meiſtens verborgen bleiben. Zu Millionen und aber Millionen werden fie als feiner Staub durch die Luft fort geführt und allenthalben hin zerſtreut; wo ſie auf einen für ihre Entwickelung günſtigen Boden fallen, entwickeln ſie ſich zu neuen Pilzen (Fig. 4). Die Sporen beſitzen nämlich die Fähigkeit, unter gewiſſen Bedingungen zu keimen; aus der geſprengten Sporenhaut tritt der Zellinhalt (das Protoplasma) in Form eines Schlauches (Keim⸗ ſchlauch) hervor, verlängert ſich durch Spitzenwachsthum, gliedert ſich durch Quertheilungen, verzweigt ſich durch ſeitliche Sproſſungen und ſtellt ſo ein weißes, zartflockiges, mehr oder weniger dicht verfilztes und ausgebreitetes Gewebe aus eylindriſchen Pilzfäden (Hyphen) dar. Daſſelbe heißt Pilzlager oder Mycelium und bildet den nahrungaufſaugenden (vegetativen) Theil des Pilzes. Später entſpringen durch Umſtände begünſtigt und meiſt ſehr raſch aus dieſem Pilzlager noch andere Zweige, aber im Weſent— lichen von gleichem Bau und gleicher Beſchaffenheit, entweder ein— zeln, oder zu verſchieden geſtalteten Körpern verwachſen, die dann wieder zur Fortpflanzung dienende Zellen oder Sporen er— zeugen, und im erſteren Falle Fruchthyphen, im letzteren Frucht— körper genannt werden. Der ſporentragende Theil des Pilzes iſt in den meiſten Fällen ſo auffallend in ſeiner äußern Geſtalt 6 Bau und Leben der Pilze. und Größe und ſcheint von dem Mycelium oft ſo abweichend und verſchieden, daß man ihn gewöhnlich als ſelbſtſtändiges Gebilde, als den ganzen Pilz betrachtet. Dies gilt ganz beſonders von den großen, fleiſchigen Fruchtkörpern der Hutpilze, bei denen man um ſo leichter den urſprünglichen Zuſammenhang mit dem unter⸗ irdiſchen Mycelium überſieht (Fig. 3 und 11). Mycelium und Fruchthyphen oder Fruchtkörper ſind demnach (wenige Ausnahmen abgerechnet) die zwei weſentlichen Theile einer Pilzpflanze lerſteres entſpricht den vegetativen Theilen höherer Gewächſe, Wurzel, Stengel, Aeſte, Blätter, letztere den Blüthen⸗ und Fruchtzweigen derſelben) und beide beſtehen, wie ſchon erwähnt, aus fadenförmigen Zellen, welche Pilzfäden oder Hyphen heißen. Das Pilzlager oder Mycelium beſteht bei den meiſten Pilzen nur aus einfachen, flockigen, locker verflochtenen Fä⸗ den, die ſich im Nährboden allſeitig ausbreiten, ins Innere leben⸗ der Pflanzen und Thiere eindringen und auch wohl mit beſonderen Saugorganen Saugwarzen, Hauſtorien) ſich anheften. Oft ver⸗ einigen ſich die Hyphen aber auch zu dichteren, äſtigen Strängen und erhalten dadurch das Ausſehen von Wurzelfaſern höherer Gewächſe, ſo z. B. bei dem Champignon (Fig. 11), bei dem Morchling (Phallus), den Bauchpilzen (Gaſteromyceten) ꝛc. Manche ſolcher Myeelienſtränge bleiben ſtets unfruchtbar (ſteril), wuchern im Waldboden, an feuchten, dumpfen Orten (Kellern, Bergwerken) in mächtiger Ausdehnung und kommen nie zur Bildung von Frucht⸗ körpern. Das bekannteſte Beiſpiel der Art find die Rhizomor— phaſtränge. Dieſelben kommen entweder in faulen Holzſtämmen als wurzelähnliche, vielfach verzweigte, dunkelbraune Stränge vor und bilden namentlich in Brunnenröhren die ſogenannten „Röh— renſchöpfe“, welche nicht ſelten mit ihren dicht verflochtenen Zöpfen die Röhren- und Waſſerleitungen verſtopfen; oder ſie brei- ten ſich unter der Rinde, zwiſchen den Holzlagen, ja ſogar zwiſchen Geſteinplatten als zuſammengedrückte, bandartige Zweige aus. Zuweilen iſt das Mycelium hautartig aus den Hyphen verflochten, und auch hier giebt es Formen, die ſtets unfruchtbar Bau und Leben der Pilze. 7 bleiben, aber um ſo maſſenhafter wuchern, z. B. der bekannte Kellerpilz (Rhacodium cellare, Pers.), der jahrelang lebend, in Bier⸗ und Weinkellern die Lagerbalken und Fäſſer als zähe Maſſe, einem ſchwarzen, wollenen Tuche („Kellertuch“) ähnlich, über— zieht. Derſelbe kann, mit gelöſtem Salpeter behandelt, als treff— lich fangender Zunder, oder auf friſche, blutende, oder alte, näſ— ſende Wunden gelegt, zum Aufſaugen der Flüſſigkeit verwendet werden. Nicht ſelten finden ſich die häutigen Mycelien auch von feſter, holziger, lederartiger Beſchaffenheit unter der Rinde oder in faulen Holzſtämmen; Perſoon beſchrieb ſie als Xylostroma. Unter günſtigen Umſtänden entwickeln ſich dieſelben zu holzigen Pilzen der Gattungen Polyporus, Theléphora, Daedälea etc. Die eigenthümlichſte und merkwürdigſte Form der Myeelien find aber die fogenannten Dauermycelien (Sclerotien), derbe, knorpelige oder fleiſchige, knollenförmige Körper von verſchiedener Geſtalt, die aus verdickten, wirr durch einander gewundenen, feſt verflochtenen Pilzfäden oder Hyphen beſtehen und nach außen mit einer beſondern, derben, dunklern Rindenſchicht umgeben ſind. Lange hielt man ſie für ſelbſtſtändige Pilze und beſchrieb ſie in der be— ſonderen Gattung Sclerotium. Jetzt weiß man, daß ſie nur nies dere Entwickelungsſtufen von Pilzen höherer Ordnungen ſind und daß fie denſelben, gleichſam wie die Knollen, Zwiebeln und Brut, knospen phanerogamiſcher Gewächſe, zur Ueberwinterung dienen! denn im nächſten Frühjahr entwickeln ſich, je nach den verſchiede— nen Orten, aus ihnen Fruchtkörper, welche verſchiedenen Gattungen angehören. Die bekannteſte und ſogar mediciniſch wichtige Sclerotienform iſt das ſogenannte Mutterkorn (franz. Ergot) unſerer Gras— und Getreidearten, jene hornförmigen, oft zolllangen, violetten Körper, die ſich aus den Blüthenſpelzen erheben und die vom ge— meinen Roggen, als Secale cornutum, ſeit Balding (1771) bis heutigen Tages in der Medicin eine wichtige Verwendung finden *). *) Wie neuere chemiſche Unterſuchungen dargethan haben, beruht die medieiniſche Wirkung des Mutterkorns (Contraction des Uterus) haupt ſächlich auf zwei giftigen Alkaloiden, die man Ergotin und Ecbolin ges - Bau und Leben der Pilze. In der Entwickelung des Mutterkornpilzes laſſen ſich drei Ent⸗ wickelungsſtufen unterſcheiden. Sie beginnen mit der Bildung eines fädigen Myceliums, das wie ein weicher, weißer Filz den jungen Fruchtknoten der Grasblüthe überzieht und ſpäter eine ſchleimige nannt hat. Seine giftige Wirkung im Allgemeinen iſt ſchon ſeit uralten Zeiten bekannt, namentlich als Urſache einer beſonderen Krankheit, der ſoge— nannten Kriebelkrankheit. Wird nämlich das Mutterkorn mit den Roggenkörnern gemahlen und in's Brod gebacken, ſo bekommt letzteres düſterviolette Flecken und ſein Genuß erzeugt zunächſt Kriebeln und Jucken an Händen und Füßen — daher jener Name — wozu ſich ſpäter noch höchſt ſchmerz⸗ und krampfhafte Gelenkverkrümmungen und ſonſtige allge— meine Vergiftungsſymptome geſellen. Die Kriebelkrankheit trat 1577 in Heſſen, ſpäter öfters in Deutſchland, Schweden, Böhmen, Frankreich, Sie⸗ benbürgen als förmliche Seuche verheerend auf. Daß ſie in unſerer Zeit ſeltener vorkommt, hat jeinen Grund einestheils in der ſorgfältigeren Eule tur und Reinigung des Getreides, anderntheils darin, daß man die gif— tigen Eigenſchaften des Mutterkorns kennt, daſſelbe ſorgfältig ausſcheidet und gewiſſermaßen unter polizeiliche Aufſicht ſtellt. So berichten die An⸗ nalen der Landwirthſchaft für den preußiſchen Staat, daß im Jahre 1872 das Mutterkorn ſtellenweis ſo häufig in dem zu Markte gebrachten Roggen zu finden war, daß die Polizei einſchreiten und die gefährliche Waare confisciren mußte. Gleichwohl kommen immer noch einzelne Ver⸗ giftungen vor. Daß übrigens die Sclerotien von andern Grasarten ähnlich wirken, iſt ſicher verbürgt. So kann z. B. auch aus dem Mutterkorn der Trespe (Bromus secalinus) die Kriebelkrankheit entſtehen und das Mutterkorn vom Weizen und ganz beſonders das doppelt ſo ſtark wirkende von Ampelodesmus tenax aus Algier ſoll ſtatt des Secale cornutum medi- ciniſch zu verwenden ſein. Auf Thiere, namentlich Schweine, Hunde, Gänſe, Hühner wirkt das Mutterkorn ebenfalls nachtheilig; doch ſoll es Kühen und Schafen nichts ſchaden. Dem Letzteren widerſprechen aber ganz entſchieden andere gewich« tige Beobachtungen; ſo berichtet Profeſſor Bouchardat (1861), daß Kühe abortirten, welche mit Mais, wahrſcheinlich von Sclerotium maydis vers unreinigt, acht Tage lang gefüttert waren. Roulin beobachtete ſchon frü⸗ her (1828) von demſelben Mutterkorn, daß Maulthieren die Hufe und Haare abfielen, und Randall ſah (1842) ähnliche Erſcheinungen bei Kühen, wahrſcheinlich in Folge des Mutterkornes von Wieſen⸗Rispengras (Poa pra- tensis); auch vom Mutterkorn des Reis (Oryza sativa) iſt Aehnliches aus Oſtindien bekannt. Bau und Leben der Pilze. 9 Maſſe mit eingebetteten Keimkörnchen (Conidien) ausſcheidet, den „Honigthau“ der Landleute. In dieſem erſten Stadium wurde der Pilz ehedem Sphacelia segetum, Lev. genannt und für eine eigene Gattung gehalten. Hat die Sphacelia den Höhepunkt ihrer Ent— wickelung erreicht, ſo beginnt am Grunde des Fruchtknotens die Bildung des Sclerotiums, indem ſich die Hyphen verdichten und inniger verflechten und ſo zu dem hornförmigen Körper auswachſen, der auf ſeinem Scheitel anfangs noch die Reſte der eingeſchrumpften Sphacelia als eine leicht abfällige Kappe trägt. So erhielt der Pilz den Namen Sclerotium Clavus, Fr. (Secale cornutum, Bal.) und wurde in die Ordnung der Bauchpilze (Gaſteromyceten) ver— wieſen (Fig. 5, a b c). Das reife, harte Sclerotium ruht nun bis zum nächſten Früh— jahr im feuchten Ackerboden, um alsdann aus ſeinem Innern die Fruchtkörper als geſtielte, kugelige Köpfchen, welche flaſchenförmige, dicht mit Sporenſchläuchen erfüllte Fruchtbehälter tragen, hervor— zutreiben (Fig. 5, def). Jetzt hat der Pilz ſeine höchſte Ent— wickelungsſtufe erreicht, heißt Claviceps purpurea, Tul., und ge— hört zu den Schlauchpilzen (Ascomyceten). Die dünnen, fadenför— migen Schlauchſporen deſſelben reifen meiſt zur Zeit der Roggen— blüthe, werden dann durch die Luft leicht wieder auf die jungen Fruchtknoten übergeführt und beginnen von neuem als Sphacelia ihren Entwickelungskreis mit dreifachem Wechſel der Geſtalt. So bietet uns der Mutterkornpilz ein höchſt lehrreiches Bei— ſpiel einestheils für den höchſt merkwürdigen Generations- und Geſtaltswechſel der Pilze, anderentheils aber auch von der Mangel— haftigkeit der älteren Pilzſyſteme, nach welchen eine und dieſelbe Pilzart drei, ganz verſchiedenen Gattungen und Gruppen angehören würde. Gleich den vorher beſchriebenen Dauer-Myeelien überwintern und perenniren aber auch viele fädig⸗-flockige und häutige Myeelien, entwickeln ſich Jahre lang fort und erzeugen alljährlich neue Frucht— körper. Tritt kein Hinderniß entgegen, jo geſchieht die Entwicke— lung in der Regel fo, daß das Mycelium von dem Punkte ſeiner erſten Entſtehung ſich kreisförmig und mit jedem Jahre in größe— 10 Bau und Leben der Pilze. ren Kreiſen ſich ausbreitet. Indem nun im Umfang als dem jüngſten und am kräftigſten Theile des Myeelius, die Fruchtkörper ſich entwickeln, während der Mittelpunkt allmählich abſtirbt, ent⸗ ſteht die jedem Pilzſammler bekannte Erſcheinung, daß die Pilze in mehr oder weniger regelmäßigen Ringen und Halbkreiſen ſtehen, eine Erſcheinung, die ſich ſelbſt bei den Schimmel- und den auf Blättern ſchmarotzenden Pilzen wahrnehmen läßt. Dieſe Pilzringe, die am häufigſten bei dem Krösling („Kreisling“!) (Maräsmius oréades), dem Champignon (Psalliöta campestris) u. A. vorkommen, werden vom Volke, das ſich ihre natürliche Entſtehung freilich nicht erklären kann, Hexen ringe ge nannt, und es meint, daß ſie demjenigen, auf deſſen Wieſe ſie er⸗ ſcheinen, Glück oder Unglück in die Wirthſchaft bringen, jenachdem ſie als üppig grünende oder fahlverwelkende Grasgürtel auftreten. Die unter dem Namen „Hexen- oder Donnerbeſen“ bekannten, dicht verzweigten und verkrüppelten, gelblichen Büſche, welche auf den Aeſten der Weiß- oder Edeltanne (Abies pectinata, Lam.) wie Raubvogelneſter ſitzen, jo wie die ringförmig-wulſtigen, riſſigen Anſchwellungen des ſogenannten „Rindenkrebſes“ an den Stämmen und Aeſten deſſelben Baumes, ſind Mißbildungen von einem Roſtpilze (Aecidium elatinum) verurſacht, deſſen Mycelium ebenfalls jahrelang, ja nach de Bary bis zu 16 Jahre in den Geweben der Nährpflanzen fortvegetirt und alljährlich auf den jungen Nadeln ſeine Fructificationsorgane entwickelt. Endlich beruht auf der perennirenden Eigenſchaft der Myce⸗ lien das Verfahren, Pilze zu cultiviren, wie dies namentlich beim Champignon, dem Tuberaſter, dem Stock- und Feuerſchwamm mit mehr oder weniger glücklichem Erfolg, ſelbſt hie und da im Großen betrieben wird. Die Fortpflanzungs- und Vermehrungsorgane der Pilze ſind entweder einzelne, einfache oder verzweigte Hyphen— äſte, Fruchthyphen, die an ihrer Spitze oder an den Spitzen ihrer Verzweigungen die Sporen erzeugen, oder es find mannig— geſtaltete (hut⸗, huf⸗, becher, knollenförmige ꝛc.) Fruchtkörper, die Bau und Leben der Pilze. 11 aus zahlreichen, gewebeartig vereinigten Hyphen zuſammengeſetzt find und gewöhnlich „Pilze“ genannt werden *). Bei den Fruchtkörpern iſt die Sporenbildung auf be ſtimmte Stellen beſchränkt, die ſich aber flächenartig ausbreiten, in— dem hier die fruchttragenden Hyphen dicht nebeneinander auftreten und ſich zu einer Schicht vereinigen, die man Sporenlager (Fruchthaut, Hymenium) nennt. Jenachdem das Sporenlager ſich auf der Oberfläche des Fruchtkörpers frei und unbedeckt, oder im Inneren und von einer Haut umſchloſſen entwickelt, heißt der Fruchtkörper nackt, oder bedecktfrüchtig (gymnocarp, oder angiocarp). Das Sporenlager iſt für die einzelnen Pilzgruppen höchſt charak— teriſtiſch, ſo daß man auf die Form und Ausdehnung desſelben, ſowie auch hauptſächlich auf die Art, wie ſich auf demſelben die Sporen bilden, wichtige Eintheilungen gründet. Bei den Blätterpilzen (Agaricineen) bedeckt das Sporen— lager (Hymenium) beide Seitenflächen der Blätter oder La— mellen, welche auf der Unterſeite des Hutes ſtrahlig von der Mitte zum Rande verlaufen; bei den Löcherpilzen (Poly⸗ poreen) kleidet es die Innenfläche netzadrig verbundener, dicht oder freiſtehender Röhren oder Löcher aus; bei den Stachel— pilzen (Hydnaceen) überzieht es die von der Unterfläche des Hutes wie feine Eiszapfen herunter ragenden, weichen Stacheln oder Warzen; bei den Keulen- und Becherpilzen (Ela variaceen und Pezizaceen) iſt es auf die mehr oder weniger glatte Oberfläche ausgebreitet, bei den Lorchel- oder Morchelpilzen (Hel— vellaceen) dagegen auf eine runzlig-faltige, mafchiggrubige; bei den Bauchpilzen und Trüffelpilzen (Gaſteromyceten und Tuberaceen) bildet es im Innern des von einer feſten Haut (Pe— ridie) ganz umſchloſſenen, knolligen Fruchtkörpers mannigfach ge— formte Partieen (Adern, Höhlungen, Kammern) des Zellgewebes. Hinſichtlich der Art, wie ſich die Sporen auf dem Sporen— *) Das vorliegende Buch handelt demnach nur von Fruchtkörpern, und auf dieſe bezieht ſich dann auch vorzugsweiſe die weitere allge— meine Schilderung. 12 Bau und Leben der Pilze. lager bilden, unterſcheidet man zwei große Abtheilungen der zu— ſammengeſetzten Fruchtkörper. Bei der erſten treten auf dem Ende beſtimmter, meiſtens keulenförmiger Zellen kurze Zweiglein hervor, die mehr und mehr anſchwellend zu kugligen oder ovalen Sporen werden und ſich endlich von ihren kurzen Stielchen (Ste— rigmen) abgliedern oder abſchnüren. Dieſe auf ihrem Gipfel ſpo— rentragenden Zellen heißen Baſidien und daher die ganze Gruppe Baſidienpilze (Baſidiomyceten) (Fig. 6, 7, 8). Es ge hören zu derſelben ſämmtliche Hut-, Rinden-, Keulen- und Gallert⸗ pilze, ſowie auch die Bauchpilze. Bei der zweiten Abtheilung bilden ſich dagegen die Hy— phenenden des Sporenlagers zu großen ſchlauchförmigen Zellen, Schläuchen (Asci) um, in denen ſich aus dem Zellinhalt (Pro— toplasma) durch freie Zellbildung die Sporen in verſchiedener Zahl entwickeln. Dieſe Gruppe bezeichnet man als Schlauchpilze (Ascomyceten); hierher find von den größeren, in dieſem Buche zu berückſichtigenden Pilzen die Becherpilze (Pezizaceen), Lor— chelpilze (Hevellaceen) und Trüffeln (Tuberaceen) zu rechnen (Fig. 9, 80—84). Der Bau des Hymeniums iſt bei allen Baſidienpilzen im Weſentlichen gleich, nur bei den Bauchpilzen mehr oder weniger abweichend. Betrachten wir z. B. den inneren Bau einer Lamelle vom Feld-Egerling oder Champignon im Durchſchnitt, jo zeigt dieſelbe drei verſchiedene Zellſchichten: eine innere, deren lang- geſtreckte Zellen mit der Hutſubſtanz im Zuſammenhang ſtehen und Einſchlag oder Trama genannt wird (Taf. I. Fig. 6, abe); eine von der Trama zu beiden Seiten gebildete, äußerſt dicht- und kurzzellige, mittlere (ſubhymeniale) Schicht, und auf dieſer erheben ſich ſenkrecht die keulenförmigen Baſidien mit ihren Sterig- men und Sporen als die dritte und eigentliche Hymenialſchicht. Dem ähnlich find auch die Röhren und Stacheln der Löcher- und Stachel⸗ pilze gebaut. Bei allen werden auf je einer Baſidie in der Regel vier Sporen gebildet, ausnahmsweiſe bei dem Champignon (Psalliöta campestris) zwei, bei dem Gehling (Cantharellus cibarius) ſech s. Die Bauchpilze weichen infofern von den übrigen Baſidien⸗ Bau und Leben der Pilze. 13 pilzen ab, als ihre im Innern entwickelten Baſidien meiſt eine an⸗ dere Geſtalt haben und einen größeren Wechſel in der Zahl der Sporen zeigen (bei einigen zwei, bei anderen vier bis neun, durch ſchnittlich aber acht, Fig. 8, a—f.) — und ferner, daß die Trama außer dünnen, zartwandigen Hyphen noch dickere derbwandigere Röhren von verſchiedener, oft für die Art charakteriſtiſcher Geſtalt enthält, die nach der Sporenreife und dem Zerfall der zarteren Elemente als wollige, faſerige, das Sporenpulver in ſich bergende Maſſe, Haargeflecht (Capillitium) genannt, zurückbleibt. So bei den Stäublingen (Lycopérdon), Boviſten (Bovista), Erdſter⸗ nen (Geaster) u. ſ. w. Das Sporenlager der Schlauchpil ze (Ascomyeeten) beſteht meiſt aus ſchmalkeulenförmigen Schläuchen, wie bei den Scheiben— pilzen (Hellvella, Morchella) und beſonders bei der artenreichen Gattung Peziza, wo es die Oberfläche des faltigen Hutes oder die Vertiefung des Bechers überzieht. Die zwiſchen den Schläuchen oft in großer Zahl eingeſchobenen, meiſt unverzweigten ſchmalen Zellen heißen Paraphyſen; ihre Bedeutung iſt noch unbekannt. (Fig. 9, a b). Bei den Trüffelpilzen ſind die Sporenſchläuche geſtielt— kuglig oder länglichrund und die ſie tragende Schicht kleidet enge, vielfach gewundene und verzweigte Lücken oder Neſter (Kammern) in dem unfruchtbaren Zellgewebe des Innern aus und giebt da— durch dem Trüffelfleiſche das charakteriſtiſche, marmorirte Aus— ſehen. In der dunklen Grundmaſſe des fruchttragenden Gewebes verlaufen zweierlei verzweigte Adern, dunkle, welche keine Luft ent— halten und weiße, luftführende, welche ſich bis an die Außenfläche der Schale (Peridie) verzweigen und dort ausmünden. In der Regel bilden ſich bei den Schlauchpilzen acht Sporen in jedem Schlauche, oft kommen aber nicht alle zur Entwickelung und ſie finden ſich namentlich bei Trüffeln ſtets in geringer An— zahl (1-6). (Fig. 82— 85.) Die Sporen der bisher geſchilderten Pilzgruppen ſind an Geſtalt und Farbe außerordentlich verſchieden und geben nicht minder wichtige Merkmale für die Beſtimmung der Gattungen und 14 Bau und Leben der Pilze. Arten. Ihre Zellhaut beſteht in den meiſten Fällen aus zwei Schichten, einer inneren, gewöhnlich zarten und farbloſen Innen— haut, und einer meiſt derberen und gefärbten und daher die Farbe der Spore überhaupt bedingenden Außenhaut. Die Oberfläche der letzteren trägt häufig die manigfaltigſten Verzierungen und Erhe— bungen, als Netzleiſten, Runzeln, Poren, Tüpfel, Pünktchen, War⸗ zen, Stacheln. Ebenſo mannigfach iſt die äußere Form der Sporen: kuglig, oval, länglich in den verſchiedenſten Abänderungen, mit vor— gezogenen, geraden oder gebogenen Stielchen verſehen oder nicht ꝛc. Alle dieſe Verhältniſſe wechſeln oft bei nahverwandten Arten auf— fallend und höchſt charakteriſtiſch. Diejenigen Stellen (Poren) der Außenhaut, aus welchen die Keimſchläuche hervortreten, erkennt man häufig als hellere, runde Punkte und ſie heißen Keimporen. Im Zellſaft der Sporen ſind häufig (rothgelb oder roſa) ge— färbte Oeltropfen enthalten, die ebenfalls die Färbung der Sporen bedingen. Der Bau des Fruchtkörpers in ſeinen übrigen Theilen wird im Allgemeinen von einem dicht verflochtenen, fädig-faſe⸗ rigen Zellgewebe gebildet, das aber in Geſtalt, Verzweigung und Verlauf ſeiner Faſern vielfach und charakteriſtiſch abändert und in einzelnen Theilen, namentlich in dem ſogenannten „Hutfleiſch“, ſo dicht und kurzzellig, ſo derb und brüchig wird, daß es als ein Markgewebe (Pseudoparenchym) erſcheint. Bei den Milchpilzen wird daſſelbe außerdem noch von Milchſaft führenden, für ſich ge— ſchloſſenen, vielfach verzweigten Röhren durchzogen. Im Stiel und auf der äußeren Fläche des Hutes verlaufen die Hyphen oder Pilzfäden meiſt parallel und bilden leicht zu tren— nende Streifen, oder abziehbare, zuſammenhängende Hautüberzüge. Oft erſcheinen ihre hervortretenden Enden auch wohl als zartes, ſeiden⸗ oder ſammtartiges Filzgewebe, oder als Haare, Borſten, Schuppen und ſonſtige Anhängſel auf der Oberfläche von Hut und Stiel (Fig. 7, 10). Als eine beſondere und außerordentlich häufig vorkommende Art derartiger Hyphengebilde ſind diejenigen Haare und Filzbüſchel zu erwähnen, die man als Wurzelfilz, Wurzelhaare, Bau und Leben der Pilze. 15 Haftfäden bezeichnet. Dieſelben entſpringen dem unteren Theile (Stiel) des Pilzes, dringen wurzelartig in die Unterlage ein, ver— breiten und veräſteln ſich daſelbſt wie Myeelfäden und heißen des— halb wohl auch ſecundäre Mycelien. Von dem eigentlichen (primären) Miycelium unterſcheiden ſie ſich indeſſen leicht dadurch, daß ſie nicht aus Sporen, ſondern aus der Oberfläche des Frucht— körpers ſproſſen, offenbar aber dazu dienen, dieſem auch Nahrung zuzuführen und auf ſeiner Unterlage zu befeſtigen. Oft zerfließt das Hyphengewebe ganzer Fruchtkörper oder ein— zelner Theile deſſelben zu Gallert und Schleim, indem die Zell- membranen aufquellen, ſich erweichen und verflüſſigen. Ein ſolches Gallertgewebe bildet z. B. die ganze Subſtanz der Gallert— pilze (Tremella, Exidia), findet ſich aber auch bei Blätter- und Löcherpilzen ſehr häufig als ein ſchlüpfriger Ueberzug, oder als ſchleimige Hautſchicht (Ring, Schleier) auf der Oberfläche von Hut und Stiel. Bei einigen Bauchpilzen wird ſogar die Hülle oder Peridie, oder ein innerer Theil derſelben in die Schleimbil— dung gezogen. Ueberhaupt enden die meiſten fleiſchigen Pilze ihr kurzes Da— ſein durch ein Zerfließen ihres Zellgewebes, und dieſe Auflöſung geſchieht um ſo ſchneller, je raſcher das Wachsthum, je zarter die Zellhaut ihrer Zellen iſt. So zerfließen die plötzlich aufgeſchoſſenen Tintlinge (Cöprinus) ſchon nach wenigen Stunden in eine jauchige, tintenähnliche Brühe, und ſelbſt die meiſten andern Pilze von feſterer Subſtanz überleben kaum einen Tag ohne zu vergehen, oder doch wenigſtens von Fliegen und Käferlarven durchwühlt und zerſtört zu werden. Dagegen findet ſich bei den korkigen und lederartigen Pilzen der Gattungen Polyporus, Daedälea, Theléphora ete. die Zellhaut ſo verdickt, bisweilen ſogar verholzt, daß dadurch ihre zähe oft jahrelange Lebensdauer bedingt wird. Der Bau des geſammten Fruchtkörpers iſt ebenſo wie der der Sporen von höchſter Wichtigkeit für die Eintheilung der Pilze und bietet für die Beſtimmung und Abgrenzung der Gattungen und Arten größere Sicherheit, als die bisher faſt ausſchließlich benutzten äußeren Merkmale. 16 Bau und Leben der Pilze. Von noch höherer Bedeutung kann aber die mikroscopiſche Zer- gliederung für das praktiſche Leben, ja für die gerichtliche Medicin werden, da wir in ihr ein Mittel beſitzen, nicht nur jede Vergiftung durch Pilze überhaupt ſicher nachzuweiſen — was durch chemiſche Un— terſuchung nicht möglich iſt —, ſondern ſogar mit großer Wahrfchein- lichkeit die Abtheilung, ja bisweilen die Art des giftigen Pilzes zu beſtimmen. Nach vielfältigen Verſuchen hat ſich nämlich ergeben, daß das Pilzgewebe, insbeſondere die Sporen das Kochen und ſo— gar bis zu einem gewiſſen Punkte den Verdauungsproceß aushalten, ohne ihre Beſchaffenheit weſentlich zu verändern, und ſo kann alſo in einem Erkrankungsfalle die mikroscopiſche Unterſuchung der er— brochenen Pilztheile, oder ein geringer Ueberreſt der genoſſenen Mahlzeit vollſtändigen Aufſchluß gewähren. So könnte man an dem eigenthümlichen Zellgewebe (Fig. 10, d) ſofort eine Bergif- tung durch eine Amanita erkennen, und zwar ſicher durch Am. bul- bosa, wenn man dazwiſchen rundliche, birnförmige Sporen mit ge— rader Spitze fände (Fig. 7, y), oder aber durch Am. muscaria, wenn die Sporen länglichrund mit ſeitwärts gekrümmter Spitze (Fig. 7, 2) ſich zeigten. Noch leichter ſind Vergiftungen durch Milchlinge an den eigenthümlich geformten Milchſaftgefäßen und den warzigen Sporen nachweisbar (Fig. 7, m u. x) u. ſ. w. Freilich erfordern dergleichen Unterſuchungen große Vorſicht und gewiſſenhafte Genauigkeit, zumal wenn es ſich um ein gericht— liches Urtheil, alſo um ein ſchweres Verbrechen handelt. Es kom— men zwar, abgeſehen von dem beim Kaiſerling erwähnten hifto- riſchen Falle, abſichtliche Pilzvergiftungen ſehr ſelten vor; aber in neuerer Zeit iſt doch ein franzöſiſcher Criminalfall bekannt ge— worden, nach welchem eine Frau Reiche ihre drei Stiefkinder mit— telſt eines Pilzragouts um's Leben brachte; und wie oft mögen derartige Vergehen unbemerkt verübt worden ſein! Hier nun kann, wie ſchon ſo oft, das Mikroscop in der Hand. des Gerichtsarztes ſeine hochwichtige Bedeutung von neuem be— währen! — a Ein ganz beſonderes Intereſſe bietet die Frage nach dem Ur— ſprung und der Beſchaffenheit der Pilzfarben, die in ihrer Bau und Leben der Pilze. 17 wunderbaren Manigfaltigkeit nicht minder in die Augen fallen, als das Plumpe und Schlottrige, das Sonderbare und Komiſche der Pilzgeſtalten, ja dieſen erſt ihren eigenthümlich-prunkhaften, oft unheimlich⸗widerlichen Charakter verleihen. Obgleich das eigentliche Blattgrün gänzlich fehlt, (vergl. S. 3) ſind die übrigen Farbentöne in deſto reicherem Wechſel vertreten: neben dem reinſten „Weiß der Unſchuld“ das tiefſte Violet und Schwarz und dazwiſchen alle mög— lichen ſchmutzigen und ſchielenden Abänderungen, neben zart an— gehauchtem Roſa das brennendſte Scharlach und die auffälligſten, grellſten Tinten von braun, gelb, roth, in allen Abſtufungen und Uebergängen! Und muß man nicht noch mehr erſtaunen, das von den 30 verſchiedenen Pilzfarbſtoffe, die nach ihren optiſchen Eigenſchaften mittels Spectral⸗Analyſe durch Sorby's neueſte Unterſuchungen erkannt und unterſchieden wurden, nur ein einziger ſich be— findet, der auch in anderen Pflanzen angetroffen wird; daß die Farbeſtoffe der Pilze denen der Hölzer näher ſtehen, als denen der Blatt⸗ und Blüthentheile höherer Gewächſe, und daß die meiſten Pilze mehrere Farbſtoffe gemiſcht enthalten und jemehr der eine oder der andere vorherrſcht, die außerordentliche Veränderlichkeit der Färbung, ſelbſt bei verſchiedenen Individuen derſelben Art, be— wirkt wird! — Sonſt iſt unſere Kenntniß der Pilzfarbſtoffe höchſt unvoll— ſtändig, und über ihren Urſprung wiſſen wir nur ſo viel, daß ſie entweder als gelöſte, klare Flüſſigkeiten Haut und Inhalt der Zellen gleichzeitig durchdringen, ſo z. B. das Scharlach des Fliegenpilzes, das Gelb des Ringpilzes u. ſ. w.; oder als rothe, rothgelbe und orangenfarbe Fett- und Harztröpfchen und Körnchen dem Zellſafte beigemengt ſind, ſo bei vielen Sporen (ſiehe S. 14), den Pezizen, Tremellen ꝛc. Die weiße Farbe der Myeelien und mancher Frucht körper, namentlich des Champignon, rührt größtentheils von (oxal— ſauren) Kalkkryſtallen her, die ſich in der Geſtalt kleiner Drüſen oder äußerſt feiner Nadeln ſowohl auf der Außenfläche, als auch zwiſchen den Geweben finden. Die blaue Farbe, welche das Fleiſch einiger Löcherpilze, Lenz, Pilze. 6. Aufl. 2 18 Bau und Leben der Pilze. namentlich die des Hexen-Röhrlings (Bolétus lüridus) und der ver⸗ wandten Arten, annimmt, ſobald es verletzt und mit der Luft in Berührung gebracht wird, entſteht nach Schönlein's Unterſuchungen auf ähnliche Weiſe wie die bekannte Bläuung der Guajactinctur durch (ozoniſirten) Sauerſtoff. Jene Röhrlinge enthalten nämlich einen harzartigen Körper, der gleich dem Guajacaharz durch das Ozon der atmoſphäriſchen Luft blau wird, und dieſer iſt höchſt wahrſcheinlich auch der eigentliche Giftſtoff derſelben. Es mag hier auch die höchſt merkwürdige Erſcheinung eine kurze Erwähnung finden, daß verſchiedene Pilze im Dunkeln ein leuchtendes (phosphorescirendes), weißes, bläuliches oder grünliches Licht verbreiten. Eine ſolche Lichtentwickelung kennt man einestheils an unfruchtbaren Mycelien höherer Pilze und namentlich an den Rhizomorphen (ſ. S. 6), deren jüngſte Triebe und Spitzen am ſtärkſten leuchten, anderntheils aber auch an Fruchtkörpern mehrerer ausländiſcher Blätterpilze (Agäricus Gardneri in Braſilien, A. noctiluca auf Manila) und am genauſten an dem ſüdeuropäiſchen, auf Olivenbäumen und der Ilexz-Eiche wachſenden, giftigen Agaricus olearius DC. Bei dem letzteren zeigt ſich die Phosphorrescenz an allen Theilen, am ſtärkſten aber an den Lamellen. Da die Erſcheinung (nach Tulasne und Favre) nur ſo lange dauert, als der Pilz friſch und kräftig vegetirt und dabei nament⸗ lich große Mengen Sauerſtoff aufnimmt und Kohlenſäure aus⸗ ſcheidet, ſo ſchließt man mit Recht, daß ſie ein langſamer Ver⸗ brennungs⸗, alſo ein phyſiologiſcher Proceß iſt. Dagegen rührt das bei weitem häufiger vorkommende Leuchten weißfaulen Holzes nicht, wie man wohl öfters meinte, von wuchern- den Pilzfäden her, ſondern iſt nach der Anſicht Anderer, die ich durch eigene mehrfache Unterſuchung nur beſtätigen kann, ein Ver⸗ weſungs⸗, alſo ein chemiſcher Proceß. Die Entwickelungsgeſchichte der Fruchtkörper iſt je nach den verſchiedenen Pilzgruppen eine höchſt manigfache und eigen— thümliche. Wir beſchränken uns indeſſen auf die Schilderung einiger Beiſpiele aus der Abtheilung der beſchleierten Blätterpilze und be⸗ Bau und Leben der Pilze. 19 trachten zunächſt die Wachsthumsweiſe des Feld-Egerlings oder Champignons (Psalliéta campestris). Figur 11. Dem unterirdiſchen, aus dichten, äſtigen Strängen beſtehenden Pilzlager oder Mycelium entſproſſen zahlreiche, anfangs winzig kleine, birnförmige, ſolide Fruchtkörper, die in dieſem Jugend- zuſtande noch aus gleichartigen Hyphen beſtehen (a). Bald weicht (wie ein Durchſchnitt (b) zeigt) unter dem Gipfel derſelben, da wo ſich Hut und Stiel ſondern, das Hyphengewebe auseinander und bildet eine ringförmige Luftlücke, in welche von der oberen Wand, als der Unterſeite des zukünftigen Hutes, die Lamellen abwärts hervorwachſen (c). Noch umſchließen die von der Baſis zum Gipfel laufenden Hyphen den ganzen Fruchtkörper; je mehr aber das Gewebe im Mittelpunkt ſich zum Stiel verlängert und der Gipfel ſich zum Hut wölbt und erweitert, müſſen ſich jene mehr und mehr aus— dehnen, ſich von unten aufwärts trennen und eine Haut (d) bilden, welche vom oberen Theile des Stieles die Lamellen bedeckend, bis zum Hutrande läuft. Breitet ſich endlich der Hut horizontal aus, ſo reißt die Haut von deſſen Rande los und bleibt am Stiele als Ring hängen (v). Auch bei Boletus luteus, dem „Ringpilz“ und B. cavipes iſt Hut und Stiel anfänglich durch eine weisliche Haut verbunden, die ſchließlich als ſchlaffer Ring am Stiele zurückbleibt, zuweilen aber ſo zähe iſt, daß ſie erſt zerreißt, wenn der Hut ſich über zwei Zoll ausgebreitet hat. Die Entwickelung des bekannten Fliegenpilzes (Amanita muscäria) erfolgt in ganz ähnlicher Weiſe, wie die des Champignon; aber hier löſt ſich die die Lamellen bedeckende Haut vom Hutrande bis zum oberen Ende des Stieles ab; und außerdem umſchließt noch eine zweite, weit dickere, gelblichweiße Haut den ganzen Frucht— körper. Die letztere wird ſchon früh rings um den Hutrand durch- riſſen und bleibt einestheils als wulſtige Verdeckung am Grunde des Stiels zurück — das charakteriſtiſche Merkmal der „Wulft- linge“ (Amaniten) — anderntheils bildet ſie auf der ſpäterhin horizontal ausgebreiteten, ſcharlachrothen Hutoberfläche die zerklüfteten 2 * 20 Bau und Leben der Pilze. warzigen Hautſtückchen („Hüllfetzen“), die den Fruchtkörper jo prächtig zieren und leicht kenntlich machen. Für dieſe verſchiedenen Hüllen und Anhängſel hat die be⸗ ſchreibende Botanik beſtimmte Namen eingeführt: Allgemeine Hülle oder Schleier im Allgemeinen (Velum universale, Volva) heißt die dicke Haut, welche den ganzen Fruchtkörper, Haut und Stiel ſammt ſeinem Grunde, wie ein Sack umſchließt (Fig. 13—15). Beſondere Hülle (Velum partiale) nennt man den häutigen Ueberzug, welcher anfangs die Lamellen bedeckt und Oberfläche des Stieles und Hutes verbindet. Nach Entfaltung der letzteren bleiben von dieſer Hülle, jenachdem ſie feſter oder lockerer iſt, entweder am Hutrande unregelmäßige, oft ſehr vergängliche Faſern und Fetzen zurück und heißen Schleier (Velum im engeren Sinne), Vorhang (Cortina); oder am Stiel bildet die ringsum vom Hute abgelöſte Hülle einen häutigen oder faſerigen Ring (annulus). Sitzt der Ring oben an dem Stiele, da wo der Hut eingefügt iſt, und hängt er infolge deſſen als ein nach unten erweiterter, faltiger Trichter herab, ſo heißt er wohl auch Manchette (annulus superus) (Tab. II u. III); liegt er aber weiter unten, dem Stiele an, und iſt er nach oben erweitert oder abſtehend, feſt oder beweglich, ſo heißt er Ring im eigent⸗ lichen, engeren Sinne (annulus inferus) (Tab. I, 11. Tab. VII). Die allgemeine Hülle (Velum universale) iſt nur bei den Gattungen Amanita und Volvaria der Blätterpilze vorhanden und durch die Entwicklungsgeſchichte ſicher nachgewieſen; deſto häufiger kommt die beſondere Hülle (Velum partiale) in ihren verſchiedenen Formen vor und bildet wichtige Unterſcheidungsmerkmale für die Gattungen der Blätterpilze, iſt indeß noch nicht für alle Fälle genau bekannt. Die Entſtehungsweiſe der Sporen, wie ſie bereits geſchildert wurde (S. 13), nennt man die ungeſchlechtliche Fortpflan⸗ zung der Pilze. Sie iſt weitaus die häufigſte und gemeinſte und bewirkt offenbar die möglichſt raſche Vermehrung und Ausbreitung einer Pilzart. Man nennt deßhalb auch die ungeſchlechtlichen Sporen, im Allgemeinen Propagations- (Vermehrungs) Organe und Bau und Leben der Pilze. 21 bezeichnet fie je nach ihrer Form und Entſtehung mit beſonderen Namen als Conidien, Sporidien, Spermatien, Styloſporen ꝛc. Bei vielen Pilzen iſt dagegen auch eine geſchlechtliche Fortpflanzung nachgewieſen d. h. die Entſtehung von Sporen durch geſchlechtliche Zeugung aus der Vereinigung oder dem Zu— ſammenwirken zweier einfacher, beſtimmt geformter Zellen als männ— liche und weibliche Organe (Antheridien und Oogonien), deren Product dann Zygospore und Oospore heißt. So wie nun viele phanerogamiſche Gewächſe (Lilium, Den- taria, Ranunculus, Ficaria) ſich nicht allein durch Samen, ſondern auch durch Brutknospen (meiſtens in den Blattachſeln entſtehend) fortpflanzen, jo weiß man ſeit dem Jahre 1851 durch die Ent- deckungen von Tulasne, de Bary u. A., daß in dem Entwickelungs⸗ gange eines und deſſelben Pilzes eine ungeſchlechtliche und geſchlecht— liche Fortpflanzung mit verſchiedenen Fructificationsorganen und Sporen vorkommen kann. Ja, nach den neueſten Forſchungen darf man wohl annehmen, daß jeder Pilzart mehrere Fortpflanzungs— weiſen zukommen, und daß da, wo dies noch nicht bekannt, unſere Kenntniß nur zu lückenhaft iſt. Der geſetzmäßige Wechſel verſchiedener Fortpflanzungsweiſen innerhalb des Entwickelungsganges einer und derſelben Pilzart, ver— bunden mit einer gänzlichen Veränderung der Fruchtform (Pleo— morphie) und oft auch noch mit einem Wechſel des Wohnortes und des Wirthes (Heteröcie), heißt Generationswechſel. Die einzelnen Entwickelungsſtadien (Formgruppen) ſind meiſt ſo abweichend, daß man ſie zeither als vollſtändig verſchiedene, ſelbſtſtändige Arten betrachtete und infolge deſſen auch unter beſondere Gattungsnamen in verſchiedene oft weit von einander liegende Abtheilungen des Pilzſyſtemes einreihte. Der Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) wurde bereits (S. 8) als ein lehrreiches Beiſpiel genannt. Ein weiteres bietet der bekannte Getreide roſt (Puccinia graminis), der in ſeinem Generationswechſel vie rerlei Fortpflanzungsorgane (Sporenformen) und dabei auch noch einen Wohnortswechſel zeigt. Seine höchſte Entwickelungsſtufe bildet der gelbliche Warzenbrand (Aecidium 22 Bau und Leben der Pilze. mit Spermogonien) der gemeinen Berberitze, deſſen reife Sporen auf Gras- und Getreidehalme übergehen, daſelbſt keimen und den Roſt (Uredo) als zweite Sporenform (Uredoform) hervorbringen. Gegen den Herbſt bildet ſich in den Uredolagern oder in beſonderen Puſteln eine dritte Art Sporen, Teleutoſporen (Pucciniaſporen), die zur Ueberwinterung beſtimmt, im Frühjahr keimen und auf einem beſonderen Mycelium (Promycelium) eine vierte Art Sporen (Sporidien) abſchnürt, um auf den Blättern der Berberitze wieder die Aecidienfrucht zu erzeugen und den Kreislauf von neuem zu beginnen. Damit wäre dem Landwirth zugleich ein Mittel gegen die Ueberhandnahme des Getreideroſtes gegeben: Entfernen der Berberitzen und Vernichtung des mit Teleutoſporen behafteten Strohes. Ebenſo find die gelben oder gelbrothen Flecken auf den Blät- tern der Apfel-, Birn⸗ und Ebereſchenbäume, die ſpäter die Geſtalt einer langhalſigen Flaſche annehmen, die Aecidienform (Rostelia) von einem Pilz (Podisoma), der als auffallende, kuglige, bisweilen verzweigte, hellgelb oder braun gefärbte Gallertmaſſen auf den Zweigen und Blättern des Wachholders Juniperus) erſcheint, die Uredoform überſpringend gleich Teleutoſporen hervorbringt, aus deren Sporidien dann wieder die Aecidien erzeugt. Der gemeine Brodſchimmel (Mucor Mucedo) und wahrſchein⸗ lich alle ſeine nächſten Verwandten, hat zweierlei Sporenformen, ungeſchlechtliche (Conidien), in den Sporangienköpfen erzeugt (Fig. 3, co), und geſchlechtliche (Zygoſporen), aus Copulation her⸗ vorgegangen. Dieſe wenigen Beiſpiele mögen genügen, um zu zeigen, daß mit der fortſchreitenden Erforſchung des Generationswechſels immer mehr Arten und Gattungen um ihre Selbſtſtändigkeit kommen, die bisherigen Pilzſyſteme aber auch eine völlige Umwandlung erleiden müſſen. Eintheilung der Pilze. Dem heutigen Stande unſerer Kenntniſſe entſpricht etwa fol- gende Eintheilung (Syſtem) der Pilze: I. Myxomyceten, Schleimpilze. Das Nahrung auf- ſaugende Organ iſt eine bewegliche, ihre Geſtalt vielfach ändernde, ſchleimige oder ſalbenartige Maſſe (Plasmodium), die ſich zur Fruchtzeit in zahlreiche, unbewegliche Sporenbehälter verwandelt oder einen aus zahlreichen, verflochtenen, ſchlauchförmigen Sporen— behältern zuſammengeſetzten Fruchtkörper bildet. Hierher gehört z. B. der Schleim-Rußling (Fuligo värians, Sommf. oder Aethalium septicum, F.), deſſen große, gelbe Plasmodien ſich an abgefallenen Blättern, auf Mooſen, an faulenden Stämmen und Rinden, auf Gerberlohe („Lohblüthe“) nicht ſelten finden. II. Schizomyceten, Spaltpilze. Einzellige Pilze von außerordentlicher Kleinheit — unter ihnen kommen die kleinſten aller bekannten lebenden Weſen vor — die ſich durch Quertheilung vermehren und entweder vereinzelt oder in Zellfamilien leben. Sie ſind regelmäßige Begleiter chemiſcher Zerſetzungen in lebloſen Stoffen wie in lebenden Körpern. Die einzelnen Zellen ſind theils kugelig (Micrococcus), theils ſtäbchenförmig (Bacterium), zu geraden (Ba- eillus), welligen (Vibrio) oder ſpiraligen Fäden (Spirillum) an ein- ander gereiht. Einige Formen ſcheinen bei gewiſſen anſteckenden Krankheiten des Menſchen und der Thiere eine Rolle zu ſpielen. III. Chytridiaceen. Auf oder in Algenzellen, Infuſorien oder in den Oberhautzellen phanerogamiſcher Gewächſe ſchmarotzende, meiſt einzellige Pilze, die ſich durch Bildung und Entlaſſung zahl— reicher ſogenannter Schwärmſporen fortpflanzen. Ein Mycelium 24 Eintheilung der Pilze. fehlt entweder ganz oder es iſt durch eine wurzelartige Verlänge— rung des unteren Theiles der Zelle angedeutet. 8 IV. Saprolegniaceen, Algenpilze. Farbloſe, auf lebenden oder verweſenden Thier- und Pflanzentheilen (todten Fliegen, und anderen Inſecten, Fiſchen, Waſſerleichen, lebenden und ab— geſtorbenen Algen ꝛc.) im Waſſer wachſende Pilze mit ſchlauch— förmigem, einzelligen, meiſt vielfach verzweigtem Mycelium. Auch ſie pflanzen ſich durch Schwärmſporen, außerdem auch durch ge— ſchlechtlich erzeugte Sporen (Ooſporen) fort. V. Peronosporen. Im Innern lebender phanerogamiſcher Gewächſe ſchmarotzende, dem bloßen Auge als weißlicher oder grauer Anflug oder Ueberzug erſcheinende Pilze mit fädigen, ein— zelligen, weit verzweigtem Mycelium, welches zwiſchen den Zellen der Nährpflanze, beſonders in den grünen Theilen derſelben, oft weit umherkriecht. Bildung von zweierlei Sporen, Conidien und Ooſporen. VI. Zygomyceten, Fadenpilze, Schimmelpilze. Auf faulenden Subſtanzen (Brot, Früchten, Stengeln, Blättern, Miſt ꝛc.) an der Luft lebende Pilze mit einem vielfach verzweigten, aber (wenigſtens anfangs) nur aus einer einzigen, ſchlauchförmigen Zelle beſtehenden Mycelium. Fortpflanzung durch zweierlei Sporen, durch Conidien und Zygoſporen. VII. Ustilagineen, Brandpilze. Im Inuern lebender Blüthenpflanzen, beſonders in Gräſern ſchmarotzende Pilze, die im Zuſtande der Reife eine aus zahlreichen Sporen beſtehende braune oder ſchwarze Staubmaſſe darſtellen. Das mit Querwänden ver⸗ ſehene Mycelium wächſt in Geſtalt feiner verzweigter Fäden ſowohl zwiſchen, als auch quer durch die Zellen der Nährpflanze hin, er⸗ zeugt aber nur in beſtimmten Theilen der letzteren, z. B. im Frucht⸗ knoten, ſporenbildende Zweige. VIII. Uredineen, Roſtpilze. Pflanzen bewohnende Schmarotzerpilze, die ſich an Blättern, Stengeln und anderen Pflanzentheilen immer unmittelbar unter der Oberhaut entwickeln, dieſe blaſenartig auftreiben, ſpäter durchbrechen und als rundliche oder längliche, gelbe oder braune Flecken oder Staubhäufchen auf derſelben ſichtbar werden. Ihr zwiſchen den Zellen der Nähr⸗ Eintheilung der Pilze. 25 pflanze wucherndes, fädiges, mit Querwänden verſehenes Mycelium bildet im Frühling kleine, meiſt kugelige, im geöffneten Zuſtande becher⸗ oder napfförmige Fruchtkörper, die an ihrem Grunde aus einer Schicht dicht zuſammenſtehender Stielchen beſtehen, von denen jedes einzelne eine lange Reihe meiſt rundlicher, vorherrſchend gelber Sporen (roſenkranzförmig) abſchnürt. (Vergl. S. 21.) IX. Basidiomyceten, Baſidienpilze. Faſt aus⸗ ſchließlich den Erdboden oder abgeſtorbenes Holz bewohnende Pilze mit meiſt anſehnlichen, großen Fruchtkörpern. Das mit Querwänden verſehene fädige oder aus faſerigen Strängen oder hautartigen Aus— breitungen beſtehende Mycelium durchwuchert in der Regel den Nährboden nach allen Richtungen. Die ſehr verſchieden geſtalteten Fruchtkörper entſtehen meiſt innerhalb des Subſtrats; erſt ſpäter erheben ſie ſich über daſſelbe. An oder in ihnen werden auf meiſt keulenförmigen Zellen, den Baſidien, die zu einer beſonderen Schicht, dem Sporenlager (Hy menium) vereinigt 1 die Sporen meiſt zu 4 gebildet. X. Ascomyceten, Schlauchpil ze. In lebenden Pflanzen ſchmarotzende (und dann in der Regel erſt nach dem Abſterben des befallenen Pflanzentheils den Höhepunkt ihrer Entwickelung er— reichende) oder auf abgeſtorbenen Pflanzentheilen, auf dem Erd— boden, ja ſogar in demſelben unterirdiſch lebende Pilze mit einem ſtets mit Querwänden verſehenem Myeelium und ſehr verſchieden geſtalteten Fruchtkörpern. Die Fruchtkörper ſtimmen aber bei aller Verſchiedenheit in Geſtalt und Größe darin überein, daß ihre Sporen durch freie Zellbildung im Innern großer, keulenförmiger, länglicher, ellipſoidiſcher oder kugliger Zellen, der Sporenſchläuche oder Asci, gebildet werden. In der Mehrzahl der Fälle ſind die Sporenſchläuche, die meiſt 4 oder 8, ſeltener mehr oder weniger Sporen enthalten, zu einem Sporenlager (Hymenium) vereinigt, das ſich entweder auf der Oberfläche der Fruchtkörper (Discomy- ceten) oder im Innern derſelben (Pyrenomyceten) befindet. — Von dieſen zehn Hauptabtheilungen der Pilze ſind in dem vorliegenden Buche, dem urſprünglichen Zwecke deſſelben gemäß, nur die beiden letzten, die Baſidiomyceten oder die Baſidien— 26 Eintheilung der Pilze. pilze und die Ascomyceten oder Schlauchpilze behandelt und nach Unterabtheilungen, Gattungen und Arten mehr oder weniger ausführlich beſchrieben“). Die Anordnung derſelben ergibt ſich aus folgender Ueberſicht. I. Basidiomyceten, Baſidienpilze. A. Hymenomyceten, Hautpilze. 1. Agaricineen, Blätterpilze. Poly poreen, Löcherpilze. . Hydnaceen, Stachelpilze. . Thelephoreen, Rindenpilze. Clavariaceen, Keulenpilze. . Tremellineen, Gallertpilze. B. Gasteromyceten, Bauchpilze. 1. Nidulariaceen. 2. Phallaceen. 3. Lycoperdaceen. S g 9 D 4. Hymenogastreen. II. Ascomyceten, Schlauchpilze. A. Dis comyceten, Scheibenpilze. 1. Helvellaceen, Lorchelpilze. 2. Pezizaceen, Becherpilze. B. Pyrenomyceten, Kernpilze. 1. Elaphomyceteen. 2. Tuberaceen, Trüffelpilze. 3. Sphaeriaceen, Kugelpilze. Dieſer wiſſenſchaftlichen Ueberſicht möge noch eine mehr prak⸗ tiſche, auf die Geſtalt der Fruchtkörper und andere auffällige Merk⸗ ) Diejenigen, die auch die übrigen Hauptabtheilungen der Pilze wie eine größere Anzahl von Bafidien- und Schlauchpilzen kennen lernen wollen, als dieſes Buch enthält, verweiſen wir auf das bei B. G. Teubner in Leipzig erſchienene Werkchen: „Die Pilze. Eine Anleitung zur Kenntniß derſelben von Dr. Otto Wünſche“. Eintheilung der Pilze. 27 male gegründete und für die erſte Orientirung berechnete Ueberſicht der Baſidienpilze und Schlauchpilze folgen. I. Knollige, kuglige oder birnfömige, meiſt un— geſtielte Fruchtkörper. A. Fruchtkörper mehr oder weniger tief der Erde eingeſenkt. 1. Fruchtkörper innen gleichfarbig. Hymenogastreen, Elaphomyceteen. 2. Fruchtkörper innen durch hellere und dunklere Adern marmorirt. Tuberaceen. B. Fruchtkörper vollkommen oberirdiſch, auf dem Erdboden oder an Holz lebend. Lycoperdaceen. II. Stengelige, keulenförmige oder geweih- oder ſtrauchartig veräſtelte Fruchtkörper. A. Einfache, mehr oder weniger deutlich vom Stiel ab— geſetzte, längliche, ei- oder ſpatelförmige Keulen. Gattungen der Helvellaceen. B. Einfache oder mehr oder weniger äſtige, oberwärts nicht oder nur allmählig verdickte Fruchtkörper. 1. Holzig, hart und zäh, braunſchwarz bis ſchwarz, anfangs weiß beſtäubt. An Holz. Xylärıa. 2. Knorpelig⸗gallertartig, trocken hornartig-hart, meift dottergelb, feucht, klebrig oder ſchlüpfrig, meiſt veräſtelt. Calöcera. 3. Fleiſchig, nicht klebrig, einfach oder veräftelt. Clavariaceen. | Vergl. auch Hydnum coralloides, III. Kruſtenförmige, wellig-faltige, lappige oder fächerförmige Fruchtkörper. A. Fruchtkörper gallertartig, oft unregelmäßig verbogen oder gefaltet. Tremellineen. Eintheilung der Pilze. B. Fruchtkörper lederig, häutig, fleiſchig, holzig ꝛe. 3 Sporenlager einen größeren oder kleineren Theil der glatten oder höchſtens mit undeutlichen Warzen be ſetzten Oberfläche des Fruchtkörpers bekleidend. Thelephoreen. Das Sporenlager bekleidet ſtachel-, zahn- oder warzen⸗ förmige Hervorragungen. Hydnaceen. Das Sporenlager bekleidet röhrenförmige Hervor— ragungen, falten- oder röhrenförmige Löcher und Vertiefungen. Polyporeen. Scheiben-, becher-, muſchel- oder trichterförmige Fruchtkörper. A. Fruchtkörper gallertartig (bei trockenem Wetter ſchwin⸗ dend, bei feuchtem wieder auflebend und anſchwellend). An Holz. Tremellineen. B. 1 fleiſchig, lederartig, wachsartig oder häutig. 1. Fruchtkörper mehrere linſenförmige oder kuglige V. Dach-⸗, Innenkörperchen umſchließend, becherförmig, aufrecht. Nidulariaceen. Fruchtkörper napf- oder becherförmig, ſitzend oder auch geſtielt, ohne Innenkörperchen. Meiſt auf dem Erdboden. Peziz a. Fruchtkörper trichter- oder trompetenförmig, geſtielt, bis 7 em hoch und höher. Auf dem Erdboden oder am Grunde alter Stämme. Craterellus. ſchirm- oder hutförmige, gestielte oder ungeſtielte Fruchtkörper. A. Fruchtkörper unterſeits ohne Blätter, Röhren, Zähne oder Stacheln. 1: Fruchtkörper leder⸗- oder forfartig, oder doch jo er— Eintheilung der Pilze. 29 härtend, ſitzend, am Grunde ſtielartig zuſammen⸗ gezogen oder kurz geſtielt. Sporenlager glatt, ge— ſtreift, runzelig oder faſt warzig. Thelephora. Hut mit dem (mehr oder weniger grünlichen) Sporen— ſchleim bedeckt, kugelig, zellige Vertiefungen zeigend. Stiel lockerzellig, gebrechlich, hohl. Von widerlichem Aasgeruch. Phallus. Hut trichter⸗ oder trompetenförmig vertieft, ſtiel⸗ förmig zuſammengezogen, fleiſchig-häutig. Sporen⸗ lager gerippt, runzelig oder runzelig⸗ faltig. Craterellus. Hut glockig, kugelig, eiförmig oder mützenförmig, gelappt aufgeblaſen, wellig⸗faltig, zellig⸗grubig oder glatt. Helvellaceen. B. Fruchtkörper (Hut) unterſeits mit Blättern (Lamellen), Falten, Zähnen, Warzen, Stacheln, Röhren oder Löchern verſehen. 1. Hut unterſeits mit ſtrahlig angeordneten Blättern oder Falten (Lamellen) verſehen. Agaricineen. Hut unterſeits mit Röhren oder labyrinthiſch ge— bogenen Gängen oder Löchern verſehen. POI y poreen. Hut unterſeits mit Warzen, Stacheln oder Zähnen verſehen. Hydnaceen. Die Pilze als Nahrungsmittel. Der Gebrauch der Pilze als Genuß- und Nahrungsmittel läßt ſich bis in uralte Zeiten verfolgen; doch war er nie ein allgemeiner und iſt es auch heutigen Tages nicht. In der Regel ſind es nur einzelne Pilzſpecies, die das größere Publikum kennt und als Lecker⸗ biſſen ſchätzt. Auch im Alterthume waren es hauptſächlich nur die Kaiſer⸗ linge, Trüffeln und wenige andere, nicht mehr genau zu beſtimmende Pilzarten, die in hohem Anſehen ſtanden und von Plinius und Martial als „Deorum cibus” (Götterſpeiſe), als „optimi cibi” bezeichnet wurden, während man ſelbſt die „Steinpilze“ nur für Schweine tauglich hielt und verächtlich mit dem Namen „Suillus“ (ital. porcino) belegte. Als Volksnahrungsmittel werden die Pilze immer nur in ein— zelnen Gegenden und Ländern benutzt, obwohl die an Nährſtoffen ſo reiche Pilzkoſt von der Natur in ſo reichlicher Menge geboten und mit äußerſt geringer Mühe zu erlangen iſt. Denn um Maſſen eßbarer Pilze zu ſammelm, braucht man weder zu pflügen, noch zu graben, zu hacken, zu jäten; die Muttererde bietet ſie einen großen Theil des Jahres hindurch, vom Spätſommer bis zum Winter und von neuem im Frühling, freiwillig dar — man braucht nur zu ernten! Tritt auch zeitweilig durch Hitze und Trockenheit ein all— gemeiner Stillſtand im Wachsthum ein, ſtirbt das ſchnell entſtandene Völkchen plötzlich hin, ſo weckt doch jeder warme Regen auf's Neue das ſchlummernde Leben, lockt „Pomona's liebliche Kinder“ in Menge hervor und bevölkert wieder das Land. — Gerade die naſſen, unfruchtbaren Jahre, die der Heu-, Obſt- und Getreideernte Die Pilze ald Nahrungsmittel. 31 verderblich werden, Hungersnoth und Theuerung unter den ärmeren Volksclaſſen erzeugen, liefern die ergiebigſten Pilzernten, und oft iſt der Segen ſo groß, daß man im Stande wäre, binnen wenigen Minuten eine volle Mahlzeit für zwölf Perſonen zu pflücken. Welwitſch fand auf ſeinen Reiſen in Afrika einen nicht näher be— ſchriebenen Blätterpilz von ſo ungeheuerer Größe (3 Fuß im Um— fang), daß ſich an demſelben 20 Mann ſättigen konnten. Und wie leicht und ſchnell ſie geſammelt werden, ſo geht auch ihre wohlfeile Zubereitung raſch, leicht und einfach von Statten; der menſchliche Magen verträgt ſie, wenn nicht in Uebermaß ge— noſſen und zweckmäßig zubereitet, ebenſogut wie andere verdauliche Speiſen. Vom größten Segen iſt aber die Pilzkoſt für den armen Ge— birgsbewohner, deſſen kleines, mit unſäglicher Mühe bebautes Feld gar oft die ohnehin kärgliche Ernte verſagt, der faßt ausſchließlich von Kartoffeln lebt und dem alsdann die Pilze eine ſchmack- und nahrhafte, das Fleiſch erſetzende Zuſpeiſe abgeben. Was braucht zu der Zeit, wo der Waldboden mit Pilzen überſäet iſt, der Köhler und Holzhauer zu ſeiner Arbeit weiter mitzunehmen als einen Topf, ein Stück Speck oder Butter, Salz, Pfeffer, Zwiebeln, um mit dieſen geringen Zuthaten und ſeinen Kartoffeln ſich reich— liche Mahlzeiten zu bereiten? In manchen hochgelegenen Ort— ſchaften des Thüringerwaldes, wo die Waldarbeiter Tag und Nacht im Freien zubringen, leben ſie nur von Waldpilzen, Kartoffeln, Brod und Kaffeeſurrogaten, und wenn ſie Montags an die Arbeit ziehen, tragen ſie in dem bequemen „Waldſacke“ ihren Mundvorrath für die ganze Woche bei ſich. Und iſt nicht noch außerdem den Armen Gelegenheit geboten, durch Sammeln und Verkaufen eßbarer Pilze ſich einen Verdienſt zu erwerben und dadurch zugleich den Reichen und Wohlhabenden, denen ein gutes Pilzgericht nicht minder willkommen, eine Annehmlichkeit zu bereiten? Ein ſolch allgemeiner Gebrauch der Pilze findet ſich jedoch nur in dem ſüdöſtlichen Theile unſeres Gebirges; in den nordweſt— lichen Gegenden, obwohl ſie auch Ueberfluß an Pilzen haben, gibt es immer nur einzelne Leute, die ſie zu ihren Lieblingsſpeiſen 32 Die Pilze als Nahrungsmittel. rechnen, ja das Vorurtheil des Volkes und ſeine angeborene Furcht vor den unheimlichen Pilzgeſtalten betrachtet die „Schwammeſſer“, etwa wie die „Arſenik- und Erdeſſer“, als Sonderlinge. Allerdings kann man das Eſſen der Pilze nicht Jedem ohne Weiteres empfehlen, denn es hat für denjenigen, der die ungenieß⸗ baren und giftigen nicht genau zu unterſcheiden weiß, die größte Gefahr, und es fragt ſich daher, wie dieſe Gefahr zu vermeiden iſt? Die meiſten Pilze werden in denjenigen Ländern gegeſſen, wo die Leute großentheils der katholiſchen und griechiſchen Religion an⸗ gehören und an den vielen ſogenannten Faſttagen die Fleiſchſpeiſen durch andere Nahrungsmittel zu erſetzen ſuchen. Daher hat man gerade in Frankreich, Italien, Oeſterreich, Bayern und Rußland eine langjährige und vielſeitige Erfahrung über den Genuß der Pilze, und unſere Kenntniß iſt darum von den Botanikern jener Länder vorzugsweiſe gefördert worden. Freilich ſteht in Oeſterreich und Italien, wo ungeheuere Maſſen von Pilzen zu Markte gebracht werden, der Verkauf unter polizeilicher Aufſicht; es müſſen dieſelben an einem beſtimmten Platze aufgeſtellt und vor dem Ber- kaufe erſt durch einen auf Pilzkenntniß gehörig geprüften Marktmeiſter legitimirt werden. In Rom iſt die Pilz-Inſpection einem beſonderen Botaniker („Inspettore dei funghi”) anvertraut. Derſelbe hat aber auch zugleich die Beſteuerung der zu Markte gebrachten Pilze zu überwachen, denn ſobald ihre Quantität 10 Pfund überſteigt, unterliegen ſie einer Abgabe von 1 Bajocco für 10 Pfund. Gleichwohl lehrt die Erfahrung, daß gerade in den genannten Ländern die Pilzvergiftungen am häuſigſten vorkommen, und daß dieſelben alſo nicht durch Einführung einer Pilz⸗Polizei, die ja für kleinere Ortſchaften und für den Privatgebrauch ohnedies nicht aus⸗ führbar wäre, verhütet werden. Das einzige und ſicherſte Mittel, den Genuß der Pilze zu einem gefahrloſen und allgemein verbrei— teten zu machen, iſt und bleibt Belehrung; Belehrung vor allem in Schulen, hohen und niederen; Belehrung durch populäre Schriften, in denen man das Weſen und die Merk— Die Pilze als Nahrungsmittel. 33 male der nützlichen und ſchädlichen Pilze gemeinfaßlich dargeſtellt findet. Man hat wohl eingewendet, daß dieſe Forderung für das Volk zu hoch ſei und daß man einfachere, allgemeinere Regeln auf— ſtellen müſſe, nach welchen Jedermann eßbare und giftige Pilze unterſcheiden könne. So meinten die Alten, daß alle Pilze giftig ſeien, die bei einem Schlangenneſt, einem ſchimmligen Stück Zeug, einem verroſteten Nagel oder einem giftigen Baume wüchſen. — Iſt es aber nicht ebenſo abergläubiſch und gänzlich irrig, wenn heutzutage ſelbſt gebildete Leute noch glauben, das Pilzgift daran zu erkennen, daß es zinnerne oder ſilberne Löffel bräune, Zwiebeln ſchwärze, Eiweiß bleigrau und Salz gelb färbe?! “) Man kann aber vor dergleichen allgemeinen Merkmalen nicht genug warnen, denn die einſeitige Befolgung derſelben hat ſchon manches Menſchenleben gekoſtet. — Will man durchaus Regeln auf— ſtellen, ſo gründe man ſie wenigſtens auf ſichere und leicht ver— ſtändliche, botaniſche Kennzeichen; denn die Unterſcheidungsmerkmale der Hauptpilzgruppen nach Blättern, Röhren, Stachelu u. ſ. w. find Jedem leicht klar zu machen, wie ich aus vielfacher Erfahrung weiß. Alsdann könnte man ſagen: 1) Alle eigentlichen Blätterpilze find zu meiden, ausge— nommen der Egerling oder Champignon (mit Roſalamellen und Ring), der Gelbling oder Eierpilz (mit rein dottergelber Farbe und fettigem Glanze) und der im Süden nur vorkommende Kaiſerling (mit rein gelbem Fleiſch). 2) Alle Milchpilze, namentlich die mit rothbraunem oder wäſſerigem Safte, ſind gefährlich, höchſtens wäre der Wachholder— Milchpilz oder Reizker (mit orangengelber Milch) und etwa der Brätling (mit weißer Milch und Heringsgeruch) als leichtkenntliche Arten auszuſchließen. J) Alle Röhrenpilze ſind gefährlich oder doch verdächtig, deren *) Ebenſo trügeriſch iſt es, Pilze für ſchädlich zu halten, die von Schnecken oder Larven angefreſſen ſind; denn dieſe Thiere nähren ſich ſelbſt von den giftigſten Stoffen (z. B. von Tollkirſche oder Belladonna) und. konnen auch die giftigſten Pilze ohne Schaden verzehren. | Lenz, Pilze. 6. Aufl. 3 34 Die Pilze ald Nahrungsmittel. Fleiſch bei Druck oder Verletzung die Farbe verändert, namentlich blau anläuft. 4) Dagegen ſind alle Stachel- und Keulenpilze, ſoweit ſie ein weiches, brüchiges, leicht verdauliches Fleiſch haben, ohne Ausnahme zu genießen. 5) Desgleichen alle Morcheln und Lorcheln, inſofern man die unter 7 weiter unten empfohlenen Vorſichtsmaßregeln befolgt. 6) Alle Trüffeln, deren Inneres ein aderig-marmorirtes, feſtes Fleiſch zeigt. 7) Endlich gilt als Hauptregel ohne Ausnahme für alle Pilze, daß man nur junge und friſche Exemplare ſam⸗ mele; denn alte, zumal in anhaltendem Regen ge— ſtandene, wäſſerige Pilze können, ſelbſt wenn ſie ſonſt eßbar ſind, ſchädlich werden, wenn ſie der Zerſetzung und Fäulniß nahe oder von Inſectenlarven durchbohrt und von Schimmel überzogen ſind. Als eine rein praktiſche Regel für das Sammeln dürfte noch zu empfehlen ſein, die Pilze nicht aus zureißen, ſondern am Stielende abzuſchneiden, um das Mycelium und ſeine weitere Fruchtentwickelung nicht zu ſtören. Daß durch dieſe Regeln gar manche genießbaren Pilze aus- geſchloſſen werden, iſt allerdings zu bedauern; aber man beſchränke doch lieber den Schatz von Pilzuahrungsmitteln auf wenige und ſicher gekannte Arten, als daß man Leben und Geſundheit in Ge— fahr bringt. Will man einen ausgedehnteren Gebrauch machen, ſo iſt und bleibt der einzige Weg der, daß man ſich eine genaue Kenntniß derjenigen Pilze aneignet, die, auf lange und vielſeitige Erfahrung geſtützt, in dieſem Buche als eßbar oder giftig geſchildert find, und daß man, fo lange dieſe Kenntniß noch nicht eine voll— kommen ſichere iſt, die geſammelten Arten einem Sachverſtändigen zur Prüfung vorlegt, ehe man ſie genießt. Nährwerth und Giftigkeit, ſowie Geſchmack und Geruch, obgleich nicht in nothwendigem Zuſammenhang ſtehend, hängen ab von den chemiſchen Beſtandtheilen der Pilze, deren Erforſchung die Chemiker ſchon vielfach beſchäftigt hat. Die * Die Pilze als Nahrungsmittel. 35 außerordentlich verwickelte Zuſammenſetzung der Pilzſubſtanz bietet aber der chemiſchen Analyſe ſo bedeutende Schwierigkeiten, daß man auf dieſem Gebiete erſt in der neueſten Zeit zu einiger Klarheit und Sicherheit gelangte. Dies gilt ganz beſonders von den Gift— ſtoffen der fleiſchigen Hutpilze, um deren Darſtellung ſich viele Forſcher lange vergeblich bemüht, bis es endlich O. Schmiedeberg und R. Koppe gelang, den giftigen Stoff des Fliegenpilzes (Ama— nita muscaria) als ein ſtarkbaſiſches Alkaloid („Muscarin“) rein darzuſtellen und durch Verſuche genauer zu charakteriſiren. Da— gegen ſind die Giftſtoffe anderer Pilze (Mutterkorn ausgenommen), wenn auch in ihren ſchädlichen Wirkungen, doch nicht in ihren chemiſchen Eigenſchaften ſicher bekannt. Von anderen, nicht giftigen Pilzſtoffen weiß man im ALL gemeinen ſoviel: daß die Haut der Pilzzellen nicht, wie man früher meinte, ein beſonderer Stoff (Fungin), ſondern nur eine etwas ver— änderte Celluloſe, ſowie auch der vermeintliche Pilzzucker = Mannit, die Pilzſäure = Apfelſäure, Boletusſäure S Fumarſäure iſt; ferner daß die Pilze Phosphorſäure und Oxalſäure, Kalk, Kali, Magneſia, Trimethylamin, Schleim, Gallerte, Fette, fette Oele, Wachs, weiche und feſte Harze ꝛc. ꝛc. — namentlich im friſchen Zuſtande ganz erſtaunliche Mengen Waſſer (80 —90 %) enthalten, doch nie Stärkemehl (Amylum). Am reichlichſten ſind aber die den Nährwerth vorzugsweiſe bedingenden ſtickſtoffhaltigen Stoffe (Proteinſtoffe) vertreten, beziig- lich deren Schloßberger und Döpping (chemiſche Beiträge zur Kenntniß der Schwämme, 1844) zu folgendem Ergebniß gelangten: „Die an Stickſtoff ärmſten Pilze nähern ſich den ſtickſtoffreichſten Nahrungsſtoffen aus dem Pflanzenreich, ſo den Erbſen und Bohnen. Von dem Stickſtoffgehalt des Weizens enthalten die Pilze (bei 100° getrocknet) das Doppelte oder Dreifache. Den höchſten Stid- ſtoffgehalt hat Psalliota campestris (7,26 % ), entſprechend einem Gehalte an Proteinſubſtanz von 45,37 %; den niedrigſten Daedalea quercina 3,19% = 19,93 Proteinſubſtanz.“ Gleichwichtige Schlußfolgerungen ergaben ſich aus dem bes deutenden Aſchengehalt und deſſen quantitativer Zuſammenſetzung. 3 * 36 Die Pilze als Nahrungsmittel. In dieſer Beziehung hat der Gelbling (Cantharellus cibarius) den größten Werth (11,2%), der Feuerſchwamm (Polyporus fomen- tarius) den kleinſten (3,0 ), iſt aber immerhin ziemlich groß im Vergleich mit dem Aſchengehalt anderer Nährpflanzen, da Roggen und Weizen nur 2%, Erbſen 2,5% liefern. Alle Pilzaſchen find überdies reich an Phosphaten, Kali, Magneſia und Mannit und correſpondiren in der Regel mit dem Stickſtoffgehalte. Noch wichtiger und für den Nährwerth der Pilze beweiſend ſind die Unterſuchungen aus dem Laboratorium des Prof. Wicke in Göttingen. Die Analyſen der Trockenſubſtanz bei Boletus edulis, Agar. Cantharellus, Clavaria flava, Morchella esculenta, Tuber cibarium (2) ergaben: an Proteingehalt. 22,82% — 36,32% Extractivſtoffen 23,16% — 57,29 % Phosphaten 20,12% — 37,75 % Kali! 4% / 590 Magneſia . 2,0 % — 18,0 % Mannit durchſchnittlich . . 1,25% Zunächſt erſcheint der Proteingehalt außerordentlich hoch, am höchſten bei der Trüffel 36,32 %% und der Morchel 28,5 % (nad) Kohlrauſch ſogar 29,64%), und von andern hochgeſchätzten Nähr— pflanzen (Roggen 12,82 % , Weizen 15,18 % , Erbſen 26,13 %, Linſen 27,83 %) kaum oder gar nicht erreicht. Das Verhältniß der ſtickſtoffhaltigen zu den ſtickſtofffreien Nährſtoffen würde ſich demnach bei folgenden Nahrungsmitteln ſo ſtellen: Weizenmehl. 1: 6,24 Boletus edulis . 1: 2,82 Roggen. 1: 6,08 Cantharellus 122,51 Erbſen 1 Clavaria flava . 1; 2,41 Linſen 1418 Morchella escul. 1: 1,47 Tuber 1 207 Wenn alſo ſchon bezüglich des Stickſtoffgehaltes die Pilze einen Erſatz für Fleiſch bieten können, ſo iſt dies noch mehr hinſichtlich der in ihrer Aſche enthaltenen Nährſalze, vorzüglich des bedeuten— den Kali- und Phosphorſäure-Gehaltes, der Fall. Die Pilze als Nahrungsmittel. 37 Erſterer ſteigt von 48,75 % — 55,97 %, letzterer von 20,2% — 37,75 %; während Ochſenfleiſch nur 35,9% Kali und 34,4% Phosphorſäure, Roggen 32,7% Kali- und 47,3% Phos— phorſäure, Erbſen 39,5 % Kali und 34,5 % Phosphorſäure haben. Dieſe Nährſalze bedingen aber nicht nur den Nährwerth, ſon— dern befördern zugleich die leichte, normale Verdauung, und es iſt darum höchſt wichtig, daß dieſelben bei der Zuberei— tung nicht verloren gehen (vergl. S. 41). b Geſchmack und Geruch der Pilze ſind nicht minder wie die Farben von großer, oft ſonderbarer Manigfaltigkeit und ge— hören zur weſentlichen Eigenthümlichkeit vieler Arten. Das feinſte Aroma, den widerlichſten Geſtank — beides finden wir bei den Pilzen und zwar nicht ſelten bei nahverwandten Formen. Der eine duftet wie Apfelſinen, der andere ſchreckt uns durch Bocksgeruch; der eine riecht erquickend nach friſchem Mehl, der andere ſtark nach Knoblauch oder gar wie alter Käſe, der eine obſtartig, der andere brandig, — wir lieben den einen, der Anis- und Ananasduft haucht und fliehen den andern wegen ſeines ekelhaften Aasgeruches. Doch iſt in der Beurtheilung des Geruches die individuelle An— ſchauung meiſtens von großem Einfluß, und man möchte wohl ſagen: ſoviel Forſcher, ſoviel Naſen! Tricholoma sulphureum bei dem ſechs Forſcher je einen verſchiedenen Geruch finden, iſt uns ein ſchlagendes Beiſpiel dafür. Nur in wenig Fällen kennen wir übrigens den chemiſchen Stoff, von welchem der eigenthümliche Geruch herrührt, ſo beim Brätling der Häringsgeruch vom Trimethylamin, denſelben Stoff, der auch in der Häringslake, im Leberthran und in verſchiedenen phanerogamiſchen Pflanzen (Chenopodium vulvaria, Crataegus- und Sorbus-Blüthen ꝛc.) enthalten iſt. Nicht ſelten wird durch chemiſche Zuſammenſetzung der Pilze durch äußere Einflüſſe von Boden, Witterung, Jahreszeit, Cultur ꝛc. mehr oder weniger verändert, wie dies ja auch hinſichtlich der äußern botaniſchen Charaktere (Farbe, Geſtalt, Größe, Oberflächen— beſchaffenheit) vielfach wahrzunehmen iſt. Es erklären ſich hieraus einestheils die abweichenden Reſultate in den chemiſchen Analyſen, 38 Die Pilze als Nahrungsmittel. in Nährwerth, Geſchmack und Geruch, anderntheils wohl auch die wiederſprechenden Thatſachen, daß unter gewiſſen Umſtänden Pilze, die ſonſt allgemein für eßbar gelten, ſchädlich werden können, wie die bei Psalliota campestris, Cantharellus, Morchella und Helvella angeführten Beiſpiele zeigen. Ob aber umgekehrt wirkliche Giftpilze durch Klima, Standort, geographiſche Lage ꝛc. ſo beeinflußt werden können, daß ſie ihre nachtheiligen Wirkungen verlieren, wie das vielfach von den ruſſi⸗ ſchen Giftpilzen und namentlich vom Fliegenpilz behauptet wird, iſt nach gewichtigen, dem entgegenſtehenden Thatſachen entſchieden in Abrede zu ſtellen. Die meiſten Fälle, welche dafür zu ſprechen ſcheinen, laſſen ſich entweder auf verſchiedene Zubereitungsweiſen, oder auf Verwechſelung der betreffenden Arten zurückführen. Zubereitung der Pilze. Die nach den bereits früher aufgeſtellten Regeln geſammelten Pilze reinigt man zu Hauſe von Erde und ſonſtigem Schmutz und entfernt von ihnen alle Theile, die an ſich zäh ſind. Gar manche gute Arten (Paraſolpilz, Hallimaſch, Stockſchwamm) haben einen zähen Stiel, bei vielen iſt die Oberhaut des Hutes ſchlüpfrig und zäh und wird deshalb abgezogen oder abgeſchabt. Bei den Blätter- pilzen entfernt man in der Regel die Lamellen und ißt ſie nur in dem Falle mit, wo fie bei jungen Pilzen noch unentwickelt find. Auch bei den Löcherpilzen muß man die zähe Schicht der Röhrchen wegwerfen. Die von Schnecken angenagten Stellen ſchneidet man aus, denn die übrigen Theile werden in ihrer Güte dadurch nicht beeinträchtigt. Die „geputzten“ Pilze wäſcht man alsdann mehrmals in kaltem Waſſer und ſchneidet ſie in Stückchen; für beſondere Zwecke muß man ſie wohl auch fein wiegen. Für alle Pilzgerichte gilt die Hauptregel, daß ſie friſch bereitet und höchſtens binnen 24 Stunden gegeſſen werden müſſen, und daß man ſie gekocht nur ausnahmsweiſe und nicht länger als höchſtens einen Tag aufheben ſoll. Durch längeres Stehen und Aufwärmen tritt, zumal bei heißem Wetter und bei feinen und zarten Pilzſorten, leicht Zer— ſetzung, Veränderung des Anſehens und Geſchmackes ein, und dann iſt der Genuß unbedingt ſchädlich. Von den mannigfachen Zubereitungsmethoden, wie ſie die höhere Kochkunſt bezüglich der feinſten Pilze (Trüffeln, Morcheln, Champignons ꝛc.) lehrt, kann ſelbſtverſtändlich hier nicht die Rede 40 Zubereitung der Pilze. ſein; es mögen nur einige einfache Vorſchriften folgen, wie die gewöhnlicheren Pilze für einen bürgerlichen Haushalt, nament⸗ lich aber für die ärmere Volksklaſſe zu einer natürlichen und geſunden Speiſe hergerichtet werden können. 1) Pilzgemüſe (die einfachſte und ſchmackhafteſte Zuberei— tungsweiſe, zu welcher ſich alle eßbaren Schwämme eignen). Die gereinigten und geſchnittenen Schwämme werden mit wenig Waſſer, Salz, Pfeffer gar gekocht, dann wird in Butter oder Fett geröſtetes Mehl, Zwiebeln und Peterſilie zugeſetzt und nochmals aufgekocht. Zuſatz von Fleiſchbrühe iſt zu empfehlen, aber nicht gerade nothwendig. 2) Geſchmorte (gedämpfte) Pilze (nur die zarteren und feineren Arten wie Morcheln, Champignons ꝛc. verwendbar). Die zugerichteten Pilze werden ohne Waſſer, aber mit einem größeren Theil Butter, etwas Salz, Pfeffer geſchmort (gedämpft), endlich noch Zwiebeln und Peterſilie — und will man das Gericht luxuriöſer machen — Bouillon, Eidotter, Rahm und einige Ci- tronenſcheibchen ohne Schale zugeſetzt. 3) Pilzpfanne (vorzüglich aus zäheren Arten, wie Eier⸗ ſchwämmen, Keulen- und Hirſchſchwämmen). Die zugerichteten Pilze werden in Waſſer weich gekocht, abgegoſſen und fein gewiegt, dann mit einigen Eiern, in Milch geweichten Semmelſchnitten und etwas Butter zuſammengerührt und in einer Pfanne gebacken. 4) Pilzgebackenes (aus beliebigen Pilzen). Man bedeckt den Boden einer Pfanne mit Butter, legt eine Lage feiner Brodkrumen darauf, dann eine Lage geſchnittener Schwämme, thut Salz, Pfeffer und andere Gewürze hinzu und wechſelt ſo mit dieſen Lagen, bis die Pfanne voll iſt; die Oberfläche wird dann ſchließlich mit Butterſtückchen belegt. Das Ganze wird in zugedeckter Pfanne gebacken. 5) Pilz⸗Soja (beſonders aus Champignons, aber auch aus ganz jungen Coprinus- Arten). Zu einem Liter Champignons, ſorgfältig gereinigt und durchſchnitten, thut man drei Eßlöffel Salz, 12 Stück halb zerſtoßene Nelken, Zubereitung der Pilze. "den noch einmal ſoviel Pfeffer und 3 Eßlöffel ganz guten Weineſſig, läßt es in einem irdenen Gefäß auf gelindem Feuer einige Stunden lang ausziehen, dann abkühlen und drückt den Saft durch eine reine Serviette aus. Dieſer wird alsdann ſo lange eingekocht, bis er ſich ſyrupartig verdickt, auf Gläſer (Arzneigläſer) und Flaſchen ge- füllt und gut verſchloſſen. Einige Eßlöffel dieſer Soja geben den Bratenſaucen einen vortrefflichen, kräftigen Geſchmack. 6) Pilze für den Winter aufzubewahren (am beſten Steinpilze, Morcheln, Champignons, Trüffeln, Hallimaſch, Gelblinge, Stockſchwämmchen ꝛc. Man trocknet ſie entweder, an eine Schnur gereiht, in friſcher Luft, an der Sonne oder am Ofen, oder in gelinder Backofenwärme auf Horden. Die Aufbewahrung geſchieht in wohl verſchloſſenen Gläſern und Gefäßen an möglichſt trockenem Orte. Will man die getrockneten Pilze gebrauchen, ſo werden ſie in friſchem Waſſer auf— gequellt, gewaſchen und dann weiter zu Suppen, Saucen und Ge— müſe verwendet. Pilze in Waſſer oder gar in Eſſig erſt auszukochen und aus⸗ zupreſſen, bevor man ſie weiter zubereitet und genießt, iſt ganz und gar unzweckmäßig; denn durch dieſes Verfahren werden gerade die wichtigſten Nährſalze ausgezogen (aufgelöſt) und entfernt, folglich der Nährwerth und die Verdaulichkeit vermindert. Man gibt zwar das Abkochen in Waſſer oder Eſſig und die Entfernung dieſes Abſudes als Mittel an, verdächtige oder giftige Pilze unſchädlich zu machen, und in der That ſcheint dieſes Ver— fahren in den meiſten Fällen, namentlich in Rußland, wo entſchieden giftige Pilze ohne Nachtheil verzehrt werden, in Anwendung zu kommen; allein die Erfahrung lehrt auch, — und ſelbſt Rußland liefert dafür Beiſpiele — daß dieſes Mittel nicht immer hilft, und wenn wirklich, ſo würde dadurch das Gericht zwar unſchädlich, aber nutz- und nahrungslos. Noch mehr als durch Abkochen verlieren die Pilze durch das ſogenannte Einmachen mit Eſſig und Gewürz, wenn man die Brühe nicht mit benutzt. Man könnte ja eben fo gut aus— gekochtes Fleiſch einmachen und die Fleiſchbrühe weggießen. Da— 42 Zubereitung der Pilze. gegen läßt ſich, wie aus der Fleiſchbrühe der Liebig'ſche Fleiſch— extract, ſo aus Pilzen ein ähnlicher Extract gewinnen, der ſich bei ſonſt richtiger Behandlung lange erhält und ähnlich der Soja einen kräftigen Zuſatz zu andern Speiſen liefert. Ein ſolcher Extract wird z. B. aus Champignons auf folgende Weiſe bereitet: Man reinigt die Pilze, wäſcht ſie aber nicht, ſtreut Salz darüber und läßt ſie 48 Stunden in einem zugedeckten Topfe ſtehen. Dieſen bringt man nachher zu Feuer, läßt eine Stunde kochen, ſchäumt gut ab, und gießt dann den ausgekochten Saft durch ein recht feines Tuch oder Sieb, worauf derſelbe nochmals bis zur Hälfte ein— gekocht und endlich in gut verkorkten Flaſchen aufbewahrt wird. Verhalten bei Bergiftungsfällen. Sobald die erſten Erſcheinungen einer Pilzvergiftung, deren Eigenthümlichkeit aus den weiterhin angeführten Beiſpielen leicht erkenntlich, ſich zeigen, hat man auf's ſchleunigſte dafür zu ſorgen, alle Ueberreſte der genoſſenen Pilze aus dem Leibe zu entfernen durch Erbrechen und Stuhlgang, vorausgeſetzt, daß die Wirkung nach wenigen Stunden und nicht erſt, wie beim Knollen— blätterpilz u. A., nach 9—12 Stunden eintritt. In Ermangelung von geeigneten Brechmitteln, oder wenn dieſelben nicht wirken wollen, erregt man das Brechen durch Kitzeln und Reizen des Gaumens. Den Stuhlgang befördert man durch abführende Mittel (Ricinusöl alle / — ½ Stunden einen Eßlöffel bis es wirkt) oder durch Klyſtiere aus Kamillenthee mit Oel, oder Leinſamenabkochung mit Ricinusbl. Sonſtige Hausmittel, die man früher als Gegenmittel em— pfohlen, wie Eſſig, Kochſalzlöſung, Olivenöl, Butter, Milch ꝛc. ſind an und für ſich unwirkſam, höchſtens können letztere etwas mildernd wirken. Selbſt Tanin und Gerbſäure, worauf Chanſarel und Phöbus hinweiſen, würden keine erhebliche Wirkung zeigen, wenn ſie nur in geringer Menge, wie z. B. in dem von Lenz vor— geſchlagenen Eichelkaffee, genoſſen werden. Jedenfalls aber ſorge man dafür, daß ſo ſchnell als möglich ein Arzt zu Hilfe kömmt, der je nach den verſchiedenen Krank— heitserſcheinungen die entſprechenden Mittel verordnet. Ein ſpe— cifiſches Gegenmittel oder Gegengift für Pilzvergiftungen kennt aber auch die Mediein bis jetzt noch nicht, und wird ſie wohl auch erſt dann finden können, wenn die giftigen Beſtandtheile der einzelnen Pilze rein dargeſtellt und in ihren Verhalten genauer bekannt ſind. I. Baſidienpilze, Basidiomyceten. Die Sporen werden durch Abſchnürung (Zelltheilung) an Baſidien gebildet. Vergl. S. 12. A. Hautpilze, Hymenomyceten. Das Sporenlager (Hymenium) bildet eine beſondere Schicht (Haut), welche beſtimmte Stellen (Blätter, Röhren, Stacheln ꝛc.) oder die Oberfläche des verſchieden geſtalteten Fruchtkörpers überzieht. 1. Blätterpilze, Agaricineen. Der Fruchtkörper beſteht aus einem meiſt regelmäßigen, ſchirm⸗ oder fächerförmigen Hute mit einem meiſt mittelſtändigen Stiele und trägt ſein Sporenlager (Hymenium) an Lamellen (Blättern) oder Falten, welche vom Stiele ſtrahlig gegen den Rand ver— laufen. Hut und Stiel ſind von einer weichen, fleiſchigen oder häutigen, ſeltener lederartigen oder korkigen Subſtanz. Zuweilen iſt erſterer halbirt, letzterer ſeitenſtändig oder ganz fehlend; in dieſem Falle beginnen die Lamellen an der Anheftungsſtelle des Hutes. — Die Lamellen ſind in der Regel einfach, zuweilen aber auch gabelſpaltig, oder durch Querleiſten verbunden (anaſtomo— ſirend), ferner hinſichtlich ihrer Länge gleich, oder verſchieden und zwar zwei-, drei- und mehrreihig, wenn ein, zwei oder mehrere kürzere Lamellen, mit einer längeren abwechſeln. Ihr am Hutrand ſtehendes Ende nennt man das vordere, das am Stiele das hintere, den an den Hut angewachſenen Theil den Rücken, den entgegengeſetzten freien die Schneide. Die La— mellen heißen breit oder ſchmal, wenn ſie vom Rücken zur Schneide, dick oder dünn, wenn fie von den Seiten quer durch⸗ gemeſſen ſind; bauchig, bogig, lanzettförmig, zugeſpitzt, ſtumpf, ge⸗ zähnt u. ſ. w. ſind leichtverſtändliche Bezeichnungen, die ſich auf Baſidienpilze, Blätterpilze. 45 die Geſtalt und Beſchaffenheit des freien Lamellenrandes beziehen. Der hintere Theil des Lamellenrandes endigt in verſchiedenen For— men entweder frei, oder am Stiel angewachſen, an dem— ſelben herablaufend oder ausgebuchtet. — Die gewöhnliche Zahl der bei Blätterpilzen auf je einer Ba— ſidie erzeugten Sporen iſt vier — bei Cantharellus werden ausnahmsweiſe ſechs und bei Pselliota campestris zwei gebil— det — dagegen wechſeln ſie hinſichtlich ihrer Geſtalt und ihrer bald mehr oder weniger glatten, ſtachlichen oder warzigen O ber— haut, noch mehr aber in der Farbe vom reinſten Weiß und Roſa durch mannigfache Uebergänge von Gelb, Roth, Braun bis zum düſteren Purpur und tiefſten Schwarz“). Doch iſt wohl zu beachten, daß von der Farbe der Sporen die der Lamellen und des Hutes oft merklich abweicht, daß die letztere mit dem Alter ſich verändert, erſtere aber ſich ſtets gleich bleibt. Hinſichtlich ihrer Entwickelungs- und Wachsthumsweiſe ſind die Blätterpilze entweder unbeſchleiert, oder beſchleiert, d. h. mit einer Hülle verſehen, und zwar theils mit einer allge— meinen (Velum universale, Volva), theils mit einer beſonde— ren (Velum partiale) als Ring (Manchette), Schleier (ſiehe S. 20). In all den ſo eben beſprochenen Beziehungen, namentlich hin— ſichtlich der Farbe und Form der Sporen, in der Geſtalt, An— haftungsweiſe, Entfernung und Schärfe der Lamellen, in der an— fänglichen und ſpäter entwickelten Geſtalt und Beſchaffenheit des Hutes und Stieles, ſowie deren Oberfläche, ſind uns die wichtigſten Merkmale für die Eintheilung und Beſtimmung der Arten gegeben. Von geringerem Werthe ſind dagegen Geruch, Größe, Dicke, Ge— ſchmack und Farbe, weil dieſelben vielfältig nach Jahreszeit, Witte— *) Um die Farbe der Sporen kennen zu lernen, legt man den Hut des Pilzes mit abgeſchnittenem Stiel auf eine helle Glastafel oder auf Papier. Dabei wird man den überraſchenden Vorgang des elaſtiſchen Ab— ſchnürens (Verſtäubens) der Sporen von ihren Sterigmen beobachten, in Folge deſſen dieſelben oft weit über den Umfang des Hutes hinaus ge— ſchleudert werden. 46 Baſidienpilze, Blätterpilze. rung, Standort u. ſ. w. wechſeln; doch möchte es wiederum zu viel behauptet ſein, wenn Fries jagt, daß man jeden Blätterpilz auch ohne alle Farbe ſchon an ſeinem Habitus erkennen müſſe. Während Linns die ganze Abtheilung der Agaricineen oder Blätterpilze zu einer einzigen Gattung, zu der Gattung Aga ricus vereinigte, ſtellte Fries mehrere neue Gattungen auf. Nach Ausſcheidung derſelben aber zählt die Gattung Agäricus immer noch ungefähr 1300 Arten (darunter über 1200 europäiſche, 600 deutſche) und ſie wird daher wieder in zahlreiche Untergattungen getheilt. Der beſſeren Ueberſicht wegen ſind bei den nachfolgenden Beſchreibungen der Arten die Namen der Untergattungen zu Gat⸗ tungsnamen erhoben worden, ſo daß z. B. der Keiſerling nicht als Agäricus caesäreus, ſondern als Amanita caesärea bezeichnet wurde. Damit jedoch der Umfang der Gattung Agäricus ſoweit ſie Fries beibehalten hat, noch erkennbar iſt, ſind die ihr ange— hörenden Arten in Klammern als Agäricus-Arten bezeichnet worden. Die folgende Ueberſicht wird das Auffinden der aufgeführten Gattungen der Blätterpilze erleichtern. Man beachte A. den Stiel 1. Stiel fehlend oder doch undeutlich. An Holz und Baum⸗ ſtämmen. a. Fleiſchige oder faſt häutige Fruchtkörper. Pleurötus, Claüdopus, Crepidötus. b. Lederartige oder Inotig-lederartige Fruchtkörper. Panus, Schizophyllum, Lenzites. 2. Stiel ſeitenſtändig oder doch nicht in der Mitte des Hutes. a. Sporen weiß oder weißlich. Pleurötus, Panus, Lentinus. b. Sporen gelbbraun. Crepidötus, Paxillus. 3. Stiel beringt. a. Sporen weiß oder weißlich. Amanita, Lepiöta, Armilläria. Baſidienpilze, Blätterpilze. 47 b. Sporen braun. Pholiota. c. Sporen ſchwarz purpurn. Psalliöta, Strophäria. Vgl. auch Gomphidius. . Stiel am Grunde von einer häutigen Scheide umgeben (ohne Ring). a. Sporen, weiß. Amanita vaginäta. b. Sporen roſa. Volväria. B. die Lamellen. Lamellen faltenförmig, gabelig-getheilt, mit ſtumpfer Schneide. Sporen weiß. Stiel allmählich in den Hut übergehend. Cantharéllus. Lamellen äſtig, herablaufend. Sporen roſtfarben oder ſchwärzlich. a. Hut am Rande innen eingerollt, nicht ſchmierig, ohne Schleier. Paxillus, b. Hut nicht eingerollt, ſchmierig. Schleier ſchleimig⸗häutig. Gomphidius. Lamellen von meiſt gleicher Länge, ſteif, gebrechlich, nicht herablaufend, ohne Milchſaft. Sporen weiß oder gelblich. Russula. Lamellen (wie oft auch der Hut und Stiel) beim Bruche milchend, herablaufend, oft äſtig. Sporen weiß oder gelblich. Lactärius. Lamellen zerfließend oder ſich doch verfeuchtend und düſter färbend. Sporen ſchwarz oder ſchwarzpurpurn oder ſchwarz— braun. a. Hut oder doch die Lamellen ſchwarz oder braunſchwarz werdend und zu einer ſchwarzen, tintenähnlichen Flüſſigkeit zerfließend. Coprinus. Baſidienpilze, Blätterpilze. b. Hut niemals, nur die Lamellen etwas zerfließend oder ſich doch verfeuchtend und düſter färbend. Hypholöma, Psilöcybe, Psäthyra, Panaeolus, Lamellen wachsartig, jaftreich, aber weder milchend noch zer- fließend. Sporen weiß. (Hygröphorus, Fr.) a. Lamellen angeheftet, frei oder doch nur wenig herablau— fend. Hut meiſt lebhaft gefärbt. Hygröcybe. b. Lamellen herablaufend. Camarophyllus, Limäcium. C. die Sporen. Sporen weiß oder weißlich. a. Lamellen am Stiel buchtig angeheftet (am Stiel ausge⸗ buchtet). Stiel derb, fleiſchig, voll. Tricholöma. b. Lamellen deutlich herablaufend. Clitöcybe, Omphälia, Lentinus. c. Lamellen weder buchtig angewachſen noch deutlich herab— laufend. Collybia, Mycena, Maräsmius. Sporen roſa oder röthlich. a. Stiel fleiſchig oder faſerig, meiſt weiß oder weißlich. Entolöma, Plüteus, Clitopilus. b. Stiel knorpelig, gefärbt. Leptönia, Nolänea. Sporen roſtfarben, gelb oder gelbbraun. Lamellen dauernd, mit ſcharfer Schneide, einfach. a. Kleine, ſchlanke Pilze. Schleier fehlend. Naucöria, Galera. b. Große Pilze. Schleier fädig, ſehr flüchtig. 0 Inöcybe, Hebelöma, Flämmula. Sporen blaßgelb oder zimmtfarben, meiſt mit fädigem oder faſerigem Schleier. Lamellen, wie auch der Schleier durch die ausgeſtreuten Sporen oft zimmtfarben beſtäubt. Auf dem Erdboden in Wäldern. (Cortinärius, Fr.) Baſidienpilze, Blätterpilze. 49 a. Hut in der Jugend immer, häufig auch noch im Alter ſchleimig oder ſchmierig. Phlegmäcium, Myxäcium. b. Hut nur feucht oder trocken. Inolöma, Dermöcybe, Telämönia, Hydrö- cy be. 5. Sporen ſchwarz oder ſchwarz purpurn. Lamellen zerfließend oder ſich doch etwas verfeuchtend und düſter färbend. a. Lamellen gelb, braun, purpurn oder röthlich. Hy phO “IE ma, Psilé cy be, Psäthyra. b. Lamellen grau und ſchwarz gefleckt, nach der Mitte des kegelförmigen Hutes aufſteigend. Panaeolus. 1. Der Wulſtling, Amanita, Fr. Hülle doppelt, eine allgemeine und eine beſondere, jene (die Volva) bleibt bei dem entwickelten Fruchtkörper als Wulſt (Scheide) an der verdickten Stielbaſis und in Geſtalt von Warzen oder Hüllfetzen auf dem ausgebreiteten Hute zurück, dieſe (Velum partiale) als abgeriſſener, herabhängender Ring (Manchette) oben am Stiele. Nur beim Scheiden-Wulſtling (Aman. vaginäta) fehlt die letztere, oder iſt nur undeutlich vorhanden, und die Volva umgiebt hier die Stielbaſis als eine häutig-lappige Scheide. Die Hüllfetzen ſtehen auf dem Hute mehr oder minder regelmäßig, ja oft concentriſch geordnet, fehlen indeſſen nicht ſelten, wenn ſie vom Regen weggewaſchen, oder beim Durchbrechen des Bodens abgewiſcht find. — Stiel central. — Lamellen nicht ange wachſen. Fleiſch meiſt weiß, beim Perlen-Wulſtling blaßröthlich, beim Kaiſerling gelblich. 1. Der Kaiſer-Wulſtling, Kaiſerling, Aman. caesärea, Scop. (Agäricus caesäreus, Scop.) Fig. 12. Hut ſchön orangenroth oder dunkel-goldgelb, Lamellen und Stiel blaßgelb, letzterer nicht hohl; Ring weiß, groß; Hülle weiß, groß; meiſt auf dem Hute unregelmäßige, oft große hautartige Fetzen zu— rücklaſſend, und am Stiel eine dicke, zähe, ſcheidige Wulſt. Dieſer Lenz, Pilze. 6. Aufl. g 4 50 Baſidienpilze, Blätterpilze. große, prachtvolle Pilz erſcheint zuerſt wie ein weißes Ei, das bis zur Größe eines Gänſe-Eies anwächſt. Es hat da, wo unter der Hülle der Rand des Hutes an den Stiel ſchließt, auswendig keine Einſchnürung. Beginnt der Hut ſich zu dehnen, ſo platzt die Hülle ſehr unregelmäßig, jener tritt halbkugelförmig hervor, breitet ſich im Wachſen ſtark ſeitwärts aus, und zeigt ſich dann am Rande gefurcht. Die Heimath des Kaiſerlings iſt Süd-Europa, woſelbſt er überall als eine Delikateſſe gilt, die man ganz ſicher vor Ver— wechſelung verzehren kann, indem er ſich nicht bloß durch ſeine an Lamellen und Stiel deutlich zu ſehende gelbe Farbe, ſondern auch dadurch auszeichnet, daß er Waſſer, worin er gekocht wird, gelb färbt. In Süd⸗Deutſchland, Böhmen, Ungarn wächſt er in unbedeutender Menge; in ganz Italien iſt er häufig und heißt da- ſelbſt UDovolo. — Die alten Römer nannten dieſen Pilz Boletus, und Plinius bezeichnet ihn als „Optimus cibus“. Selbſt die vor⸗ nehmſten Leute bereiteten, im Vorgenuß der Erwartung ſchwelgend, mit eigner Hand das Pilzgericht und bedienten ſich dabei koſtbarer Meſſer von Bernſtein und Silber. „Die Boleten ſind jedenfalls eine vortreffliche Speiſe, ſagt Plinius (22, 46), aber auch ſchon zu einem entſetzlichen Verbrechen benutzt worden, indem der Kaiſer Tiberius Claudius durch Gift ums Leben gekommen iſt, welches ſeine Gemahlin Agrippina unter ein Pilzgericht gemiſcht hatte“. Hierzu fügt Suetonius in der Lebensbeſchreibung des Kaiſers Nero die Bemerkung: „Wenn auch der Kaiſer nicht gerade an der Ver— giftung ſeines Stiefvaters Claudius ſchuld geweſen, ſo hat er doch jedenfalls darum gewußt“, denn er nannte (ironiſch) die Kaiſerpilze eine „Götterſpeiſe“ (Deorum cibus). Weiter erzählt derſelbe Schrift- ſteller, daß der Kaiſer Tiberius dem Dichter Aſellius Sabinus für einen Dialog, in welchem der Kaiſerling, die Beccafige (die Garten-Grasmücke, Sylvia horténsis, Bechst.), die Auſter und die Droſſel um den Vorrang ſtritten, ein Honorar von 200,000 Seſter— zien, nach jetzigem Gelde etwa 30,000 M., zahlte. — Mit treffendem Witze geißelt Martial in ſeinen Epigrammen „die uner⸗ ſättlichen Leckermäuler, die ihren Bauch mit Kaiſerlingen, gemäſteten Auſtern, farcirten Turteltauben anfüllen“ — — „lieber entbehren Baſidienpilze, Blätterpilze. 51 fie Gold und Silber, ja des Rockes am Leibe, als dieſes Lecker— biffeng* — — „einem Boten kann man ſelbſt Gold, Silber und reiche Schätze anvertrauen, nur keine Kaiſerlinge, denn die würde er ſicher unterwegs verzehren“. — Auf alle dieſe hiſtoriſchen That— ſachen bezieht ſich der deutſche Name dieſes prächtigen Pilzes und der von Scopoli (nicht von Linné) ihm gegebene lateiniſche. 2. Der Gift-Wulſtling, Knollen-Blätterpilz, Aman. phalloides, Fr. (Agäricus phalloides, Fr., Ag. bul- bosus, Bull.) Fig. 15. Der Hut 3 bis gegen 10 em breit, etwas gewölbt, ſpäter flach, haarlos, bei feuchter Luft ſchmierig, am Rande nicht gefurcht, höchſtens zuweilen im Alter. Seine Farbe ift weiß, oder blaß-gelb, oder blaß⸗grün, ſelten bräunlich; die dar⸗ auf ſitzenden etwas dunkleren Hüllfetzen werden vom Platzregen leicht abgeſpült. Lamellen weiß, dichtſtehend, von verſchiedener Länge und laufen ſpitz zu, etwa ſo breit wie das Fleiſch des Hutes dick iſt. Stiel bis 8 em hoch, bis 1 em dick, walzenrund, weiß, mit anliegenden Fäſerchen, bildet unten einen Knollen, an wel— chem oft Fetzen der zerriſſenen Hülle hängen; ſelten bildet die Hülle eine Scheide. In erſter Jugend iſt er nicht hohl, ſpäter entſteht eine vom Hut allmählich nach dem Knollen hin zunehmende Höhlung in ihm, auch kann man ihn dann biegen, ohne daß er bricht, und in grobe Längsfaſern theilen. Etwa lem unter dem Hute befindet ſich der weiße, häutige, leicht zerreißbare Ring. Das Innere des ganzen Pilzes iſt weiß; zuweilen zieht, nament— lich wenn die Oberfläche des Hutes nicht rein weiß iſt, auch die ganze Oberfläche des Pilzes und das gleich unter ihr liegende Fleiſch ſchwach in's Gelbliche oder Grünliche, jedoch nicht in's Röthliche, wie beim Perlſchwamm. — Der Geruch friſcher Exemplare iſt in der Regel gering und nicht unangenehm, der Geſchmack etwas wider— lich. Dieſer, Sommer und Herbſt in Laub- und Nadelwäldern häufige, weniger im Frühjahr ſich zeigende Pilz gehört, wie die zahlreichen von Paulet, Bulliard, Roques, Krombholz, Pollini, Goudin, Maſchka mitgetheilten Thatſachen beweiſen, entſchieden zu den giftigſten Pilzen und von ihm rühren unſtreitig die meiſten Vergiftungen her, namentlich von feinen jugend lichen Zus g 4 * 52 Baſidienpilze, Blätterpilze. ſtänden, die man entweder mit jungen Kaiſerlingen oder noch leichter mit Champignons verwechſelt, wenn man nicht berückſichtigt, daß der Knollenblätterpilz in- und auswendig überall weiß und beim Durchſchneiden durchaus nichts Gelbes, Rothgelbes oder Roſafarbenes, wie die vorerwähnten Pilze, zeigt. — Wie leicht aber der Unerfahrene in eine ſolche Gefahr kommen kann, wenn er nicht mit der nöthigen Kenntniß und Vorſicht genau unterſucht, kann ich aus eigner Er- fahrung beſtätigen; denn oft haben Leute und namentlich Fremde, die ſich in unſeren Thüringer Bergen als Sommer- gäſte aufhalten und zu ihrem Vergnügen auf den Spaziergängen auch Schwämme ſammeln, jene gif— tigen Knollenblätterpilze für junge Champignons eingetragen! Glücklicherweiſe hatte man die Pilzbeute vor der Zubereitung von einem Sachverſtändigen durchſehen laſſen, wodurch die gefährlichen Folgen noch vermieden wurden. Welches entſetzliche Unheil aber aus einer deartigen Verwechſe⸗ lung und Vernachläſſigung entſtehen kann, und von welch furcht— barer Wirkung überhaupt das Gift dieſes Pilzes iſt, das möge ſtatt vieler Beiſpiele ein Vergiftungsfall recht eindringlich vorfüh⸗ ren, welchen der franzöſiſche Arzt Dr. Lionnet (Gazette des hö- piteaux 1846) veröffentlicht: „Die Baronin B... und ihre 20jährige Tochter, die als Sommergäſte in dem Dorfe Saitry bei Corbeil wohnten, ſammelten unvorſichtiger Weiſe eine Pilzart, welche ſie für den Champignon hielten; es waren aber junge Knollenblätter⸗ pilze. Die Mahlzeit der genannten Damen beſtand faſt ausſchließ⸗ lich aus ſolchen. Einige Stunden nachher wurde das Fräulein von Schwindel ergriffen und klagte, ihr ſei zu Muthe, als ob ſie Opium genoſſen. Man gab ihr Kaffee und die Nacht verlief ruhig bis 3 Uhr Morgens, wo fie unter Kolikſchmerzen und heftigem Er- brechen erwachte. Um 8 Uhr ſtellten ſich bei der Mutter dieſelben Zufälle ein. Der inzwiſchen herbeigerufene Arzt verordnete Brech— mittel, und die Symptome zeigten bis dahin nichts Bedenkliches; gegen Abend veränderte ſich indeß der Zuſtand ganz weſentlich. Der Durſt war heftiger, es bedurfte größerer Menge kälterer Baſidienpilze, Blätterpilze. 53 Getränke, um ihn auf Augenblicke zu ſtillen; das Erbrechen ward zwar ſeltener, aber um ſo angreifender und ihm folgte eine Hin— fälligkeit, die ſich zuweilen zur Ohnmacht ſteigerte. Der Kopf ſank auf die Bruſt; der Blick irrte unſtät umher; Lippen, Hände und Füße wurden kalt. Ein zweiter Arzt verordnete neue Mittel, aber ohne Erfolg. Während der Nacht und des folgenden Tages nah— men die Symptome an Heftigkeit zu und die Gefahr wurde drohen— der. Die Gleichgültigkeit der beiden Unglücklichen gegen einander hatte für die Umſtehenden etwas Schmerzliches. Die Mutter hörte das Aechzen der Tochter, die Tochter das der Mutter, ohne daß ſie ſich im Geringſten um einander bekümmerten; ſie richteten ihre ſchwachen Blicke nur hilfeflehend auf die Aerzte, immer nach Ge— tränken lechzend. Nun wurden ihre Gedanken unzuſammenhängend; bei der Tochter ſtellte ſich bald jene auffallende Geſichtsveränderung ein, welche den nahen Tod verkündigt, die Augen wurden trüber, der Puls nahm ab — und noch vor Abends hauchte ſie ihre letzten Seufzer aus. Die unglückliche Mutter kümmerte ſich keinen Augen— blick um ihre entſeelte Tochter. Ihre hohlen Augen, kühlen und violetten Lippen, der olivenfarbige Teint erinnerten an Cholera; bei ihr endete der Todeskampf erſt am folgenden Morgen 6 Uhr. — Eine Dienerin, welche nur wenige Stückchen von dem rohen Pilz gekoſtet hatte, brach erſt nach 16 Stunden 8—10 mal und wurde nicht ernſtlich krank.“ Das Geſammtbild dieſer Vergiftung erinnert in vieler Be ziehung an die Cholera; noch nähere Verwandtſchaft zeigen die Er— ſcheinungen mit den durch die Herbſt-Zeitloſe (Colchicum au— tumnale, L.) hervorgerufenen, namentlich in Bezug auf das ſpäte Eintreten der erſten Zufälle (nach 10—12 Stunden, oft erſt nach 24 Stunden). — Aus ſorgfältig zuſammengeſtellten Beobachtungs- reihen über Pilzvergiftungen ergiebt ſich, daß nicht nur die meiſten von den Knollenblätterpilzen herrühren, ſondern daß auch / von dieſen Fällen mit tödtlichem Ausgange enden. 3. Der Fliegen-Wulſtling, Fliegenpilz, Aman. muscäria, L. (Agäricus muscärius, L.) Fig. 13 und 14. Ganz jung ſtellt dieſer allgemein bekannte Pilz einen runden, weißen 54 | Baſidienpilze, Blätterpilze. Knollen vor, an welchem ſich oben der Hut als ein anfaugs kleiner, bald aber ſtark zunehmender, weißer Knopf entwickelt, welcher von einer höckerigen, weißen Haut (der Hülle) bedeckt iſt, unter welcher man bald die gelbliche oder rothgelbe Farbe der Oberfläche des Hutes entdeckt, und hierdurch einen jungen Fliegenpilz (ſowie durch die dickknollige Geſtalt des Untertheils und den höckrigen Ueberzug des Obertheils) leicht von jungen Eger— lingen (Champignons) unterſcheiden kann. Wird der Hut größer, ſo bildet er anfangs ein halbkugelförmiges Ge— wölbe, beim erwachfenen Pilze iſt er flach, zuweilen auch in der Mitte ſtarkvertieft. Er iſt haarlos, bei feuchtem Wetter ſchmierig, ſeine Farbe ſchön dunkel- oder gelb-roth, wobei ihm die vielen von der Hülle ſtammenden weißen Hautſtückchen ein prächtiges Anſehen geben. Die Hautſtückchen verliert er übrigens öfters, indem er durch naſſes Moos emporwächſt, oder ſpäter durch Platzregen. Hat ſich der Hut ausgebreitet (wobei ſein Durchmeſſer drei bis acht Zoll beträgt), jo iſt ſein Rand fein gefurcht. Sein Fleiſch iſt mit Aus- nahme einer dünnen gelben Schicht unter der Oberfläche weiß. Die Lamellen ſind rein-weiß, zuweilen mit blaßgelben Stellen; ihre Länge iſt verſchieden, die kürzeren ſind hinten gerade abgeſchnitten, die langen erreichen, ſpitz zulaufend, faſt den Stiel. Sie ſind etwa ſo breit, als das Fleiſch des Hutes dick iſt. Ihre weißen Sporen fallen ſehr reichlich aus. er Stiel iſt weiß, walzigrund, ziemlich glatt, 1 bis 2 em dick, bis 15 cm hoch, hat unten einen runden 2 bis 4 em dicken Knollen, welcher oben keine Scheide, ſondern nur einen zerriſſenen Rand hat. Ueber dem Knollen iſt der Stiel ziemlich glatt, hat aber nicht weit von ſeinem oberen Ende einen weißen, häutigen, zerreißbaren Ring. Der Stiel iſt inwendig weiß, in der Jugend nicht hohl, im Alter in der Mitte mit flockigem Gewebe gefüllt und zuweilen hohl. Geruch und Geſchmack des friſchen Pilzes find faſt unbemerklich. Der Fliegen— pilz iſt Sommer und Herbſt in Wäldern ſehr häufig, wird in Europa vom Landmann zuweilen geſammelt und in Milch zu Ver⸗ giftung der Fliegen gebraucht, was auch in Rußland bis Kaſan hin nicht ungewöhnlich iſt, wie mir meine dort wohnenden Freunde — — > > 8 2 2 Baſidienpilze, Blätterpilze. 55 verſichern. Viele Schriftſteller, wie Vicat, Bulliard, Paulet, Sco- poli, Dubois, Vadrot, Legner, Löſel, Roques, Krombholz, haben Thatſachen verzeichnet, wo dieſer Pilz auf Menſchen giftig, ja zuweilen tödtlich wirkte. Mir ſelber iſt folgender Fall bekannt: Ein auf dem Thüringer Walde wohnender Mann, welcher, was ſonſt bei uns ſehr ſelten iſt, faſt das ganze Jahr mit Weib und Kind von Pilzen lebte, ſo ziemlich alle, die ihm appetitlich ausſahen, eintrug und ſich wohl dabei befand, rühmte ſich, daß ihm keiner ſchädlich wäre. Es wurde ihm eingewendet, daß ihm der Fliegen— pilz doch übel bekommen könnte. „Mit nichten“, ſagte er, holte ſich eine gute Portion, briet ſie, aß ſie, ſchwoll am Bauche ſo ge— waltig auf, daß er, während er ſich in einem jämmerlichen Zuſtande befand und immer nach Luft ſchnappte, noch tüchtig ausgelacht wurde, genas aber doch zuletzt wieder. Bei Verſuchen, welche Bulliard, Paulet, Roques, Krombholz und neuerdings Schmiedeberg an Hun— den, Kaninchen, Fröſchen und Katzen anſtellte, zeigte ſich der Fliegen— pilz entſchieden giftig, ſowohl getrocknet und gepulvert, als auch friſch. — Bei einem meiner Freunde, der ein Stück Fliegenpilz in Milch gelegt, um Fliegen zu vergiften, fraß die Hauskatze das Näpfchen leer und ſtarb bald darauf. — Von Kühen freſſen nur wenige den Fliegenpilz. Ebenſo meiden Schafe dieſen Giftpilz im Allgemeinen; es giebt aber auch unter ihnen einzelne Pilzlieb— haber, die einmal den Verſuch wagen, dann aber ſicher krank wer— den, aufblähen, auch wohl ſterben. — „In Kamtſchatka“, ſo be— richtet Steller, „trocknen die Leute Fliegenſchwämme, eſſen ſolche ohngekäuet in ganzen Stücken und trinken eine gute Portion kalt Waſſer darauf. Nach Verlauf einer halben Stunde werden ſie davon toll und beſoffen. Auch die Renthiere, welche ſo großen Appetit zu Schwämmen tragen, genießen dieſen Schwamm öfters, worauf ſie als Beſoffene eine Zeit lang raſen, niederfallen, darauf in einen tiefen Schlaf fallen. Wo die Korjaken alſo ein wildes Renthier antreffen, binden ſie ihm die Füße, bis es ausgeſchlafen, und der Pilz ſeine Kräfte verloren; alsdann ſtechen ſie ſolches erſt todt. Bringen ſie ſolches im Schlaf oder der Tollheit um, ſo gerathen alle Diejenigen, ſo deſſen Fleiſch eſſen, in eben ſolche Raſerei, als 56 Baſidienpilze, Blätterpilze. ob fie wirklich den Fliegenpilz genoſſen hätten.“ — Auch Erman hat in Kamtſchatka die Erfahrung gemacht, daß ſeine Begleiter fleißig Fliegenpilze ſammelten, trockneten, und dann den Koräken verkauften, welche ſich damit berauſchten und ebenfalls behaupteten, „das Fleiſch der Renthiere, welche ſolche Schwämme gefreſſen, ſei berauſchend“. Ein alter Jäger, den Erman bei ſich hatte, ver— zehrte keine friſchen Fliegenpilze, wohl aber, wenn er ſich berauſchen wollte, drei Stücke von einem getrockneten, die er mühſam und mit Hilfe von Waſſer verſchlang. Die Wirkung trat erſt einige Stun- den ſpäter ein und dauerte auch den folgenden Tag über fort. — Daß der Fliegenpilz Kamtſchatka's vom europäiſchen nicht verſchie— den ſei, beweiſen die Exemplare, welche von Langsdorf mitgebracht und welche Klotzſch dann unterſucht hat. — In Rußland erbt die durch vieljährige Erfahrung erworbene Erkenntniß der guten und ſchädlichen Pilze in den Familien der Landleute fort; Vergiftungen durch Pilze ſind deswegen im Verhältniß zu den ungeheuren Maſſen der Pilze, welche dort verzehrt werden, ſelten, kommen jedoch aus— nahmsweiſe vor. So dient bei einem meiner ehemaligen Schul- kameraden, der in Rußland geboren und jetzt Banquier in Peters⸗ burg iſt, eine Leibeigene als Magd, und dieſe bekommt öfters von ihrer Mutter Pilze und andere Eßwaaren. Unter jenen befand ſich denn einmal auch ein eingeſalzener Fliegenpilz, von dem das Mädchen eine gute Portion genoß. Darauf trat eine zwei Tage lang dauernde Betäubung ein, bei welcher die Pupillen doppelt ſo groß waren als gewöhnlich und gegen welche die Mittel des Haus— arztes gar nicht zu wirken ſchienen. Am dritten und vierten Tage trat Beſſerung und dann Geneſung ein. — Eichhörnchen habe ich im Freien Fliegenpilze freſſen ſehen, und drei Waldmäuſe, welche ich rohe Stückchen mit Milch und Semmel freſſen ließ, litten kei⸗ nen Schaden. Im Walde freſſen die Schnecken (vorzüglich die nackten, welche überhaupt ſehr viele Pilze angehen) oft davon, und ſein Fleiſch, am meiſten das Unter-Ende des Stieles, wird häufig von den Larven kleiner Inſecten durchbohrt. Seiner Ausdünſtung habe ich nie etwas Schädliches angemerkt, auch litt eine Fleder⸗ Baſidienpilze, Blätterpilze. 57 maus, ein Salamander, eine Eidechſe, eine Blindſchleiche und ein Molch nicht, als ich ſie mit Fliegenpilzen in ein Glas ſperrte. 4. Der Panther - Wulftling, Pantherſchwamm, Aman. pantherina, DC. (Agäricus pantherinus, DC.) Fig. 16. Hut 7—12 cm breit, bräunlich, öfters ſchwach in's Grünliche oder Bläuliche ziehend, mit vielen kleinen weißen Reſten der Hülle be— ſetzt. Sein Rand iſt gefurcht, ſeine Oberhaut bei feuchtem Wetter ſchmierig, ſein Fleiſch bis zur Oberhaut weiß; Lamellen von verſchiedener Länge, weiß; Sporen kleiner als bei Aman. mus- caria; Stiel 5 bis 7 cm lang, gegen 1,5 cm dick, weiß, zuletzt meiſt hohl. Die Hülle hinterläßt unten am Stiele eine dicht an— liegende, weißliche, ſpäter bräunliche, aber trennbare Wulſtſcheide. Der weiße Ring ſteht ſchief, übrigens bald hoch, bald tief. Geruch und Geſchmack unbedeutend, nicht widerlich. Sommer und Herbſt in Wäldern häufig. In Frankreich, wo er Golmelle oder Gol- motte fausse heißt, und in Italien ſoll er häufig Vergiftung veranlaßt haben. Ramello berichtet, daß von einer Familie in der Gegend von Foeji, aus 6 Perſonen beſtehend, drei in Folge des Genuſſes ſtarben, und daß die Wirkung der des Fliegenpilzes ähn— lich iſt. Krombholz gab davon drei Meerſchweinchen und vier Vögeln und befand ihn bei dieſen Verſuchen ebenfalls giftig. Hertwig fand, daß er einem Hunde, dem er davon gab, nicht ſchadete. 5. Der Einſiedler-Wulſtling, Aman. solitäria, Bull. (Agäricus solitärius, Bull.) Ganz weiß, die meiſt mit Stückchen der Hülle beſetzte Oberfläche des Hutes aber auch öfters braun-röthlich, deſſen Rand kaum gefurcht, fein Fleiſch weich und weiß, oft über 7 em breit; die Lamellen erreichen mit ihrem verdünnten Ende den Stiel, welcher bis 15 em hoch, unten knollig, über dem Knollen mit dachziegelig liegenden Schuppen be— ſetzt iſt. Manchette (Ring) zerriſſen. Geſchmack und Geruch fade. In Deutſchland ſelten. Nach Paulet iſt er ſehr giftig, nach Vittadini, Letellier und Cordier eßbar; Pollini nennt ihn eßbar und delikat. 58 Baſidienpilze, Blätterpilze. 6. Der Perlen-Wulſtling, Perlſchwamm, Aman. rubéscens, Fr. (Agäricus rubescens, Fr.). Fig. 17. Hut anfangs gewölbt, dann flach, bräunlich, grau- bräunlich oder blaß— röthlich, mit vielen kleinen, weißen Hautſtückchen beſät, 6 bis 10 em breit; Lamellen weiß, mit dem verſchmälerten Ende den Stamm erreichend; Stiel weiß, öfters mit röthlichem Anflug, nicht hohl, 5 bis 10 cm lang, unten hat er einen unbedeutenden Knollen, welcher oben weder Rand noch Scheide hat. Ring weiß. Von den Lamellen laufen feine Furchen am Obertheile des Stieles bis auf den Ring herab. Das Fleiſch iſt weiß und geht beim Bruch in's Blaßrothe über, woran man ihn leicht erkennt und unterſcheidet. In Wäldern häufig. Bei den von Krombholz an Hunden gemachten Verſuchen bekam er dieſen ſchlecht; Rabenhorſt nennt ihn ſehr „giftig“; Büchner ſagt, „daß ihm ſowohl roh, als gekocht genoſſene Stückchen nicht gut bekamen“. Dagegen rühmt ihn Badham als zur Fabrikation von gutem Ketchup, Catchup (Soja) geeignet, und viele Andere halten ihn für eß bar. — Von Mäuſen, Schnecken und Inſecten wird der Pilz häufig benagt. 7. Der rauhe Wulſtling, Aman. äspera, Seer. (Agäricus asper, Secr.). Dem vorigen ähnlich; der entwickelte Hut flach, 5 bis 7 cm breit, röthlich-grau oder braun⸗ſchwärzlich, in der Mitte mit kleinen, ſpitzen, braun-grauen oder weißlichen Haut⸗ ſtückchen beſetzt, am Rande glatt; Lamellen weiß, abgerundet; Stiel kleiig-ſchuppig, hohl, unten etwas verdickt; Ring weiß, ab- ſtehend. Fleiſch nahe der Oberfläche braun. Pollini erklärt ihn für verdächtig, Krombholz den gebratenen und gekochten für widrigſchmeckend. 8. Der hohe Wulſtling, Aman. excelsa, Fr. (Agäricus excélsus, Fr.) Hut weißlich-grau oder bräunlich, bis über 10 em breit, mehlige, leicht abgehende Ueberbleibſel der Hülle tragend, mit weißem Fleiſche, ſelten gefurchtem Rande; Lamellen gelblich-weiß, bauchig, hinten gerundet, nicht mit dem Stiel verbunden und nicht mit einem Streifen daran hinablaufend. Stiel nicht hohl, unten ſchuppig, mit Knollen und Scheide, bis 15 em hoch. In Nadelwäldern auf Gebirgen. Fries nennt ihn giftig; Krombholz Baſidienpilze, Blätterpilze. 59 hatte, nachdem er von dem gebratenen Pilze 12 Gramm gegeſſen, acht Stunden lang eine unangenehme Empfindung. Rabenhorſt bezeichnet ihn als wohlſchmeckend, aber ſchädlich. 9. Der Scheiden-Wulſtling; Aman. vaginäta, Bull. (Agäricus vaginätus, Bull.). Hut grau, blau-grau, oder braun, mit weißen Fetzen der Hülle beſetzt, am Rande dünn und mit feinen bis über 1 cm langen Furchen, bis 10 em breit, anfangs glockenförmig. Lamellen weiß, hinten ſcharf-abgeſtutzt, dicht-ſtehend; Stiel weiß, bis 18 cm hoch, bis 3 em dick, ohne Ring oder nur mit angedeutetem Ringe, unten etwas verdickt und mit einer häutigen Scheide umgeben, welche aber öfters in der Erde ſtecken bleibt, wenn man ihn herauszieht, denn er kommt meiſt tief aus der Erde. Stiel hohl, mit zartem Gewebe erfüllt. Fleiſch weiß, zart, ohne merklichen Geſchmack und Geruch. Nach Decandolle und de Seynes wird die braune Varietät (Coucou méle, Grisette) in Frankreich gegeſſen. Ich habe oft rohe Stückchen davon ohne Nachtheil wer- zehrt. Auch Vittadini, Letellier und Krombholz haben ihn ohne Schaden verſucht. In Italien, wo er häufig iſt, ſcheint er nirgends gegeſſen zu werden, und da ihn Pollini für giftig erklärt, ſo wird man beſſer thun ihn zu meiden. 2. Der Schirmling, Lepiota, Fr. Eine einfache Hülle (Velum), die anfangs den Hutrand mit dem Stiel verbindet, ſpäter als aufwärts gerichteter, häutiger, theilweis beweglicher Ring zurückbleibt. Stiel mittelſtändig, hohl. Lamellen frei (nicht mit dem Stiel verwachſen). Fleiſch weiß. 1. Der große Schirmling, Paraſolpilz, Lep. pro- cera, Scop. (Agäricus procérus, Scop.) Fig. 18. Ein großer, ftattliher Pilz. Der Hut bildet da, wo er auf dem Stiele ruht, eine kurze Röhre, iſt anfangs eirund und ganz graubraun, bald aber löſt ſich ſein Rand los, er wird erſt glockenförmig, dann flach und bis 20 cm breit. Die Hutoberfläche bildet nun viele grau— braune, trockene, mehr oder weniger erhabene Flecken auf dem weißen oder bräunlich⸗weißen, fein-filzigen Grunde, und hat in der Mitte immer einen grau-braunen Buckel. Das Fleiſch des Hutes iſt ſehr 60 Baſidienpilze, Blätterpilze. zart, rein-weiß, ziemlich trocken, riecht ſtark nußartig und hat keinen ſtarken Geſchmack. Die breiten, weißen Lamellen ſtehen ſehr dicht, ſind von verſchiedener Länge und erreichen den Stiel nicht. Der Stiel wird bis über 30 cm hoch, iſt walzig, bis über 2 em dick, hat eine verdickte Baſis. Unter dem Ringe iſt er ge— färbt wie der Hut, doch hat ſeine grau-braune Oberhaut nur ſchmale Riſſe. Er iſt zäh. Der Ring ſteht 2 bis 5 em unter der Spitze des Stieles, iſt braun oder weiß und beweglich, ſo daß er auf und ab geſchoben werden kann. Sommer und Herbſt in Wäldern — Ich kenne den Paraſolpilz durch vielfache Erfahrung als eß bar. 2. Der Gift-Schirmling, Le p. Vittadini, Fr. (Ag. Vittadini, Krombh.). Hut ausgebreitet, 7 bis 9 em und darüber breit, weißlich oder bräunlich, mehr oder weniger warzig, ſparrig— ſchuppig. Stiel 10 bis 25 em hoch, gleichfarbig und auch mit ziegeldachartigen, ſparrigen, weißen, ſpäter verſchwindenden Schuppen mehr oder weniger dicht beſetzt. Ring unbeweglich, glockenförmig⸗hängend, gefaltet⸗ausgeriſſen. Lamellen frei, bauchig, weißlich-grün. — Geruch und Geſchmack ſehr unangenehm. — Frühjahr und Sommer. — Dieſer ſchöne Pilz iſt in Deutſchland nur ſelten gefunden worden (Böhmen, Schleſien, Sächſiſche Schweiz), kommt aber im ſüdlichen Gebiete und namentlich in Italien häufig vor, woſelbſt er als ſchädlich gilt. Wahrſcheinlich beruhen die Verdächtigungen des Champignons von ſeiten der Italiener auf einer Verwechſelung mit dem Gift-Schirmling, der mit jenem ges wöhnlich zuſammen wächſt. 3. Der Schild-Schirmling, Lep. clypeoläria, Bull. (Ag. elypeolärius, Bull.). Hut bis 5 cm breit, in der Mitte mit einem Buckel, ſeine Hülle zerreißt in ſchwarz- braune, oder gelbliche, oder weiße Schuppen auf weißem Grunde, Ring unbeweglich, Lamellen weiß, oder gelblich, oder röthlich; Stiel hohl, dünn, etwa 5 em hoch, flockig⸗ſchuppig. Geſchmacklos und verdächtig. In Wäldern. 4. Der Kamm⸗Schirmling, Lep. cristäta, Alb. et Sch. (Ag. cristätus, Alb. et Sch.). Die Hülle des gegen 3 cm Vaſidienpilze, Blätterpilze. 61 breiten Hutes zerreißt in braune, oder weiße, oder roſenrothe, kahle Schuppen; Lamellen dichtſtehend. Stiel etwa 4 em lang, dünn, hohl, weiß, oder röthlich, oder braun. Geruch und Geſchmack unangenehm. Im Graſe. Mit dem vorigen nahe verwandt und wahrſcheinlich nur Standortsvarietät, erſterer in Wäldern, letz— terer auf freien Plätzen und darum gewöhnlich kleiner. 5. Der gekörnelte Schirmling, Lep. granulösa, Batsch. (Ag. granulésus, Batsch.). Hut roftfarben, oder gelb, oder roth, oder weißlich, wie kleiig und mit Körnchen beſetzt, bis 5 cm breit; Lamellen weiß, ſpäter gelblich; Stiel unter dem Ringe ſchuppig und wie der Hut gefärbt, bis 7 cm hoch. 3. Der Ringling, Armilläria, Fr. Eine einfache Hülle als Ring am Stiel, wie bei Lepiöta. Stiel mittelſtändig, voll, nicht hohl, ungeſchieden in den Hut übergehend. Lamellen breit, angewachſen, meiſt ſtrichförmig herablaufend. Fleiſch weiß. 1. Der Orange-Ringling, Arm. auräntia, Schaeff. (Agäricus aurantius, Schaeff.). Hut faſt orangefarben oder roth- gelb, klebrig, fein- eingewachſen-ſchuppig, ſtumpf-gewölbt, ſpäter verflacht, 5 bis 8 em breit. Lamellen buchtig angeheftet, weiß, zuletzt röthlich gefleckt oder bräunlich. Stiel wie der Hut gefärbt, gleich dick, bis zum ringförmigen Gürtel mit gedrängten, orange— farben⸗rothgelben Schüppchen beſetzt, 5 om und auch darüber hoch. Riecht gurkenartig (2). Herbſt. In Nadelwäldern. 2. Der Honig-Ringling, Hallimaſch, Arm. méllea, Fl. Dan. (Ag. mélleus, Vahl.) Fig. 19 u. 20. Wird wegen ſeines meiſt büſcheligen, wirren Wachsthums an alten Stämmen wohl auch unechter Stockſchwamm genannt. Hut gewöhnlich bis 10 em, zu— weilen aber, namentlich im Laubwald, über 20 em breit; anfangs gewölbt, ſpäter flach, honigfarb (hell-braungelb) oben mit einzelnen Büſchelchen von etwa 0,2 em langen, etwas dunkleren Haaren be— ſetzt, welche nach Platzregen zuweilen fehlen. Fleiſch weiß, nach dem Rande zu kaum O, em dick; Lamellen blaß-gelblich- weiß, von verſchiedener Länge, 0,1 bis über 0,6 cm breit, laufen ein 62 Baſidienpilze, Blätterpilze. ein Stück herab. Die weißen Sporen fallen ſehr reichlich aus. Der Stiel iſt elaſtiſch, 5 bis 12 em lang, 2 cm dick, meiſt krumm, wenn der Pilz, wie gewöhnlich, in dichten Maſſen wächſt. Die Farbe iſt bräunlich -gelb. Etwa 1 em unter dem Hute ſteht der weiße, häutige, zerreißbare und hinfällige Ring, und an dieſer Stelle iſt der Stiel gewöhnlich angeſchwollen. Zuweilen ſtehen mehrere Ringe über einander. Der Geruch des friſchen Pilzes iſt ſchwach, der Geſchmack etwas ſäuerlich und beſonders herbe bei den an faulenden Stämmen und Wurzeln wachſenden Exemplaren. Schmackhafter ſind die auf dem Boden vorkommenden. In Oeſter— reich und Böhmen habe ich ihn in ungeheuerer Menge auf den Märkten feilbieten ſehn und in den Gevennen bildet er nach de Seynes monatelang die Hauptnahrung der Bauern und Holzhauer. Auch nach Coburg kommt er, wie Staude ſagt, in großen Maſſen. Ich ſelber kenne ihn aus vielfacher eigner Erfahrung als eß bar, er muß aber möglichſt jung geſammelt werden. Fries warnt dagegen vor ſeinem Genuß, und meint, daß derſelbe nicht bloß ungenießbar, ſondern auch verdächtig ſei; wahrſcheinlich verwechſele man ihn mit Pholiöta mutäbilis, dem Stockſchwämmchen. Von dem letzteren unterſcheidet er ſich aber ſofort durch die weißen Sporen und das weiße Fleiſch. . Der Schleim-Ringling, Arm. mücida, Schrad. (Ag. mücidus, Schrad.). Hut dünn, ſchleimig, weiß, oder durch die Witterung grau, oder ruß-, oder olivenfarben, 2 bis 10 cm breit; Lamellen gerundet, rein-weiß, nicht feſt an den Stiel gewachſen. Stiel weiß, ſteif, unten verdickt, und filzig, der Ring leicht vergänglich, hoch oben gefurcht, zurückgebogen und wieder aufgerichtet. An faulenden Buchenſtämmen. 4. Der Ritterling, Tricholöma, Fr. Ohne eigentliche Hülle; Hut fleiſchig, glockig, ſpäter ausgebreitet, mit anfangs eingebogenem, flockig-fädigem Rande; Stiel central, oben mit Schüppchen, Fäſerchen, oder ſaſerartigen Streifen; Lamellen ſtumpf endigend, zuweilen etwas herablaufend, Sporen oval. Baſidienpilze, Blätterpilze. 63 Hul, beſonders in der Jugend, mit klebrig ſchmieriger Oberhaut. 1. Der echte Ritterling, Grünling, Trieh. equéstre, Fr. (Agärieus equestris, Fr.). Hut bis 7 em breit, fleiſchig, derb, ſtumpf oder flach gewölbt, verbogen, fein-ſchuppig, gelb- röthlich, roth- braun oder braun, bei feuchtem Wetter ſchmierig. Lamellen dicht⸗ſtehend, frei, ſchwefelgelb; Stiel bis 5 em lang, dick, nicht hohl, ſchwefelgelb. Herbſt; häufig in Nadelwäldern, iſt unſchädlich und wird zuweilen gegeſſen. Der gelbbraune Ritterling, Prich. kla brünneum, Fr. (Ag. flavobrünneus, Fr.). Hut anfangs klebrig, ſtark gewölbt, ſpäter ausgebreitet, 7 bis 12 cm breit, röthlich- oder gelblich-braun; Lamellen dicht beiſammen, gelblich, ſpäter bräunlich oder braun- gefleckt; Stiel bis 7 cm hoch, bauchig, faſerig, rothbraun, innen gelb, erſt im Alter hohl. Unter Bäumen, namentlich Birken. Schmeckt bitter. 3. Der bittere Ritterling, Trich. sejüncetum, Sow. (Ag. leucoxänthus, Pers.). Hut gelb, durch ſchwarze Faſern geftreift, gewölbt-verflacht, gebuckelt, ungleich dick, am Rande dünn, 5 bis 9 cm breit. Lamellen ausgerandet, ziemlich entfernt, breit, weiß. Stiel dick, oft bauchig, voll, im Alter bisweilen hohl, 5 bis 7 em hoch. Geſchmack mehr oder weniger bitter. Herbſt. In Nadelwäldern und gemiſchten Wäldern. 4. Der weißbraune Ritterling, Trich. albo- brünneum, Pers. (Ag. albobrünneus, Pers.). Hut braun, fleiſchig, ausgebreitet, im Alter gebogen, 7 cm breit, jung, klebrig ſpäter trocken mit feinen, von der Mitte zum Umfang gehenden Streifchen. Lamellen dicht beiſammen, weiß, ſpäter braun; Stiel dick, bis 7 em hoch, oben kleinſchuppig und weißlich, unten bräunlich, nur im Alter zuweilen hohl. In Wäldern nicht ſelten. Herbſt. 5. Der Honig-Ritterling, Trich. Rüssula, Schaeft. (Ag. Rüssula, Schaeff.). Der Hut dunkel- roſa, mit vielen kleinen, ebenſo gefärbten Körnchen beſäet, iſt in der Jugend ſchmierig, wird 5 bis 7 em breit; Lamellen weiß, von ungleicher Länge, 64 Baſidienpilze, Blätterpilze. die längſten herablaufend; Stiel nicht hohl, weiß, roſa angelaufen, oben fein- ſchuppig, gegen 5 cm hoch. Wird in Oeſterreich und Piemont viel gegeſſen. Man hat auf die Körnchen des Hutes zu achten, um ihn nicht mit dem Spei-Täubling, welcher ſie nicht hat, zu verwechſeln. B. Hut trocken oder nur feucht, ſchuppig, körnig, fädig oder ſaſerig oder riſſig. 6. Der röthliche Ritterling, Trich. rütilans, Schaeff. (Ag. rutilans, Schaeff.). Hut trocken, anfangs glockig und dicht mit purpurrothem, kurzem Filze bedeckt, dann ausgebreitet und es bleiben von dem Filze viele kleine Häufchen auf gelbem Grunde. Vom Stiele gilt daſſelbe. Lamellen gerundet, dichtſtehend, feingeſägt, gelb. Der Hut wird über 8 cm breit, der Stiel 6 em hoch; das Fleiſch des Pilzes iſt gelb. In Wäl- dern. Marquardt erklärt dieſen ſchönen Pilz für eßbar; Büchner hatte, nachdem er einige rohe Stückchen verſchluckt, ein unan— genehmes Gefühl im Magen. 7. Der bunte Ritterling, Trich. variegatum, Scop. (Ag. variegätus, Scop.). Hut blaſſer als bei voriger Art, bald verflacht, 2 bis 6 em breit. Lamellen blaßgelb oder weißlich, mit gleicher ganzrandiger Schneide. Stiel zäh. Fleiſch weißlich. Mit voriger Art. 8. Der Tauben-Ritterling, Trich. Columbetta, Fr. (Ag. Columbetta, Fr.). In- und auswendig ganz weiß. Hut bis 7 cm breit, fleiſchig, eirund, dann ausgebreitet, zuerſt kahl, ſpäter fein- ſeidenfaſerig, fein Rand ſchon anfangs filzig, Lamellen ausgerandet, dichtſtehend, dünn, faſt fein-geſägt; Stiel ſtark, bis 5 em hoch, nicht hohl, gefurcht, faſt kahl. Geruch und Geſchmack faſt unmerklich. Zantedeschi und Fries nennen ihn eßbar. Sommer und Herbſt. 9. Der Seifen-Ritterling, Trich. saponäceum, Fr. (Ag. saponäceus, Fr.). Ein derber, nach Seife riechender Pilz. Hut bis 9 cm breit, weiß, aſchgrau, gelb-grün, ſchwärzlich, aber nicht roth, ſein Fleiſch dagegen röthet ſich hier und da, wenn man Baſidienpilze, Blätterpilze. 65 ihn zerſchneidet, fein Rand ift von Anfang an kahl, die Oberfläche des Hutes trocken, glatt, ſpäter riſſig-ſchuppig. Lamellen hakig-aus⸗ gerandet, nicht dicht-ſtehend, weiß in's Gelbliche oder Grünliche; Stiel weiß, kahl, zuweilen jedoch ſchwarz-flockig, nicht hohl. Nahe verwandt iſt Ag. tumidus, Fr. mit bauchig-geſchwollenem Stiel und grauer, in's Lauchgrüne übergehender, dann grau⸗röth— licher, verblaſſender Farbe. 10. Der ſchmutziggelbe Ritterling, Trich. lüri- dum, Schaeff. (Ag. lüridus, Schaeff.) Hut grau⸗gelblich oder bräunlich, blaß, weißlich, weich-fleiſchig, faſt geſchweift, verbogen, endlich riſſig, fädig. Lamellen ausgerandet, gedrängt, näßlich. Stiel glatt, blaß, kaum 5 cm hoch. Fleiſch weiß, niemals roth— bräunlich. Herbſt. In Nadelwäldern. 11. Der Kuh-Ritterling, Trich. vaccinum, Pers. (Ag. vaceinus, Pers.) Hut 2 bis 5 cm breit, rothbraun, flockig⸗ ſchuppig, am eingerollten Rande filzig, anfangs gewölbt, dann flach, mit erhabener Mitte. Lamellen ziemlich entfernt, angeheftet. Stiel hohl, fein-faſerig, bis 7 em hoch. Schmeckt bitter. Herbſt. In Nadelwäldern. 12. Der mäuſegraue Ritterling, Trich. térreum, Schaeff. (Ag.Myömyces, Alb. et Schw.) Hut fleiſchig, trocken, glockig, dann ausgebreitet, mit erhabener Mitte, mäuſegrau, oder auch braun, bläulich, weißlich mit ſchwarzen Schüppchen, fein - filz- flockig, bis über 7 em breit, oft am Rande ausgeſchweift; Lamellen fein gekerbt, weiß-grau, mit einem Zähnchen herablaufend; weißlich mit anliegenden Fäſerchen, nicht hohl. Bei uns iſt er geruchlos, in Schweden nach Fries widerlich riechend. Marquardt erklärt ihn für genießbar. Jedenfalls ſammle man ihn nicht für die Küche. C. Hut trocken oder nur feucht, glatt und kahl, höch— ſtens in der Jugend ſeidig oder flockig. 13. Der Pomona-Ritterling, Pomona-Maiſchwamm, Trich. Pomönae, Lenz. (Ag. Pomönae, Lenz.) Der Hut ift 2 bis 7 cm breit, anfangs halbkugelförmig, ſpäterhin flacher, doch meiſt nicht ganz regelmäßig, ſondern an verſchiedenen Stellen Lenz, Pilze. 6. Aufl. 5 66 Baſidienpilze, Blätterpilze. etwas eingedrückt, in der Mitte iſt er bis 1 em dick; er iſt blaß- gelb, nie gefleckt, bei nicht ganz trockenem Wetter fettig anzufühlen, bei trockenem nicht riſſig; ſein Rand iſt nach innen eingerollt, bei ganz jungen Exemplaren von ſehr feinem Filze weiß gefärbt; ſein Fleiſch iſt weiß, derb anzufühlen, aber doch ſehr zart, und, ſowie der ganze Pilz, von etwas gewürzhaftem, angeuehmem Geſchmack; die Oberhaut iſt ſo fein, daß ſie ſich bei jüngeren Exemplaren nicht abziehen läßt. Lamellen blaß⸗- weißlich, jo zart, daß fie bei der leiſeſten Berührung verletzt werden, ſo dünn wie feines Papier, ſtehen dicht beiſammen und ſind von ſehr verſchiedener Länge; hinten ſind ſie abgerundet, und die längſten erreichen den Stiel. Stiel 2 bis 5 em hoch, bis 1,5 cm dick, walzenförmig, unten zuweilen verdickt oder verdünnt, feine untere Hälfte iſt weiß oder gelblich— weiß, kahl, der obere Theil dagegen durch einen ſehr feinen Filz rein-weiß gefärbt; er hat ein zartes, blaß- weißes Fleiſch und iſt nicht hohl. Bei Schnepfenthal wachſen dieſe Pilze, welche ich roh und gekocht oft gegeſſen, im Frühling auf Grasplätzen am Fuße der Muſchelkalk-Berge, im Fichtenwalde, theils einzeln, theils mehrere mit den Stielen unten verwachſen, gewöhnlich ſo, daß ſie einen größeren oder kleineren Kreis ſchließen. Sie werden als Eßwaare hoch geſchätzt. 14. Der Huf-Ritterling, Huf-Maiſchwamm, Trich. gambésum, Fr. (Ag. gambösus, Fr.) Ganz weißgelb. Hut hufförmig, gewölbt, dann flach, wellig gebogen, bis ſpannenbreit, feucht, kahl, gefleckt, zuletzt riſſig, anfangs am eingerollten Rande und an der Spitze des ſtarken, bis 7 em langen, allerwärts gleich— dicken Stieles feinflockig; Lamellen ausgerandet, hinten mit einem Zahne befeſtigt, bauchig, dichtſtehend. Auf Grasplätzen. Eßbar. 15. Der weißliche Ritterling, weiße Maiſchwamm, Trich. albéllum, Fr. (Ag. albellus, Fr.) Hut ö bis 7 cm breit, kegelförmig, ſpäterhin ausgebreitet, in friſchem Zuſtande weiß, nicht gelblich, er iſt kahl, feucht, getropft-ſchuppig, mit dünnem nacktem Rande; die Lamellen ſtehen dicht, verſchmälern ſich nach hinten zu gleichmäßig und heften ſich ohne Zahn an; der Stiel iſt eirund⸗ knollig, fein-faſerig geftreift. In Laubwäldern. Eßbar. Bafidienpilze, Blätterpilze. 67 16. Der Mai⸗Ritterling, Trich. gravéolens, Pers. (Ag. graveolens, Pers.) Hut etwa 5 cm breit, faſt halb=fugelig, kahl, bei Trockenheit mit bachartigen Riefchen, am Rande glatt, ſeine Farbe iſt rußig, in's Braune oder Braungelbe, auch weißlich, gefleckt iſt er nicht; Lamellen ſich bogig mit dem Stiele ver— bindend, dichtſtehend, ſehr dünn, weißlich, dann rußig; Sporen ſchmutzig- weiß. Stiel bis 7 em lang, feſt, überall von gleicher Dicke, fein⸗faſerig. Im Gebüſch. Eßbar. 17. Der weiße Ritterling, Trich. album, Schaeff. (Ag. albus, Schaeff.) Ganz weiß, der Hut zuweilen gelblich. Hut kahl, gewölbt, dann eingedrückt, 7 em breit, der Rand erſt eingerollt; Lamellen mit dem abgerundeten Ende angeheftet, dicht⸗ſtehend, breit; Stiel allerwärts gleich-dick, von unten ver⸗ dünnt, kahl, bis 6 em hoch. Riecht angenehm, ſchmeckt bitter und deshalb von Cordier verdächtigt. 18. Der Masken-Ritterling, Trich. personätum, Fr. (Ag. personätus, Fr.) Hut kahl, violet, purpurfarb, bräun⸗ lich, bläulich, weißlich, bis 15 em breit, feucht, der Rand zuerſt eingewickelt, zottig und beduftet; Lamellen gerundet, nicht an den Stiel gewachſen, breit, weißlich-violetlich, bräunlich; Stiel bis 7 em hoch, lila, dick, nicht hohl, zottig. Faſt geruchlos. In Wäldern und Feldern. 19. Der goldgelbe Ritterling, Trich. chrysen- terum, Bull. (Ag. chrysenterus, Bull.) In- und auswendig gelb. Hut anfangs fein ſeidenfaſerig, bald jedoch kahl, ganz trocken, ohne Schuppen, mit einer Erhöhung in der Mitte, gegen 5 em breit. Lamellen ſchmal, dicht-ſtehend, nicht angewachſen; Stiel nicht hohl, unten weiß-wollig, 5 em hoch. 20. Der ſchwefelgelbe Ritterling, Trich. sulphü- reum, Bull. (Ag. sulphüreus, Bull.) Hut anfangs ſeidenhaarig, ſpäter kahl, trocken, bis 7 em breit, im Alter platt, ſchmutzig— ſchwefelgelb oder rothbräunlich; Lamellen ſchwefelgelb, ziemlich dick; Stiel 5 bis 10 em hoch, geſtrichelt, lebhaft ſchwefelgelb. Wie ſubjectiv Geruchswahrnehmungen ſind, zeigt dieſer ſtark duftende Pilz; er riecht nach Lenz, Phöbus und Fries wie Jasmin (Phil- 5 * 68 | Baſidienpilze, Blätterpilze. adelphus), nach de Seynes wie Narziſſen, nach Planchon wie Syringa, nach de Candolle wie faulender Hanf, nach Delile wie Todtenblume (Tagetes), nach Berkeley endlich wie Kohtentheer oder Taglilie (Hemerocallis)! — 5. Der Trichterling, Clitöeybe, Fr. Ohne Hülle und Ring. Stiel central, inwendig ſchwammig, aus- wendig faſerig, Oberfläche ziemlich glatt, am Unter-Ende oft filzig. Hut fleiſchig, anfangs gewölbt, ſpäter flach, eingedrückt oder voll— kommen trichterförmig. An der erweiterten Spitze des Stieles ſind die hinten ſpitzig-verſchmälerten Lamellen angewachſen, oder herab— laufend. Etwas zähe, faſt geſchmackloſe Pilze. A. Hut mehr oder weniger fleiſchig, nicht feucht, anfangs gewölbt, dann verflacht oder niedergedrückt. Fleiſch feſt, nicht wäſſerig. Lamellen angewachſen oder angewachſen-herablaufend. 1. Der nebelgraue Trichterling, Clit. nebuläris, Batsch. (Agäricus nebuläris, Batsch.) Hut bis 12 em breit, glatt, anfangs grau- beduftet, grau oder weißlich, ſein Fleiſch weiß; Lamellen bogig, dicht-ſtehend, herablaufend, weiß, blaß werdend; Stiel faferig-geftreift, weißlich-grau, nicht hohl, bis 7 em hoch und 2 em dick. Herbſt, in Thüringen ziemlich häufig, fehlt dagegen in manchen Gegenden. Geruch ſchwach, ſüßlich, einem leichten Orangenblüthenduft ähnlich und daher von verſchiedenen Beobach— tern (Rabenhorſt, Staude, Berkeley und Cooke) für eßbar und leicht verdaulich erklärt; ja nach Sanquinetti in Rom ſoll dieſer Pilz in ſeinen delicaten Eigenſchaften mit dem Kaiſerpilz und dem echten Mouſſeron rivaliſiren können. — Dagegen erklärt ihn Ber- tillon in rohem Zuſtande jedenfalls für giftig und bei Cordier verurſachte er nach eigenen Verſuchen ernſthafte Zufälle. Der Pilz iſt alſo von zweifelhaftem Nahrungswerth. 2. Der rauchgraue Trichterling, Clit. kumésa, Pers. (Ag. fumösus, Pers.) Hut bis 7 em breit, ausgebuchtet, im Alter geplatzt, kahl, rußig-ſchwärzlich, ſpäter faſt aſchgrau, längs⸗ Baſidienpilze, Blätterpilze. 69 faſerig, ſteif. Lamellen dicht beiſammen, an den Stiel gewachſen, weißlich. Stiel an 5 em lang, meiſt verbogen, ungleich, weißlich. In Wäldern. 3. Der prächtige Trichterling, Clit. opipara, Fr. (Ag. opiparus, Fr.) Hut bis 9 cm breit, roſenroth oder röthlich⸗ gelb oder fahlgelb, in der Mitte anfangs mit faſerigem Ueberzug, Rand abwärts ⸗ gebogen; fein Fleiſch unter der Oberhaut roſenroth, weiter hinab weiß. Lamellen weiß, aderig- verbunden, an den Stamm angewachſen; Stiel 5 bis 7 cm lang, bis 1,5 em dick, nicht hohl, inwendig weiß, auswendig weiß, in der Mitte mit braunen Schüppchen, oben mit weißen. In Nadelwäldern. Riecht und ſchmeckt angenehm. Fries und Rabenhorſt erklären ihn für e ß bar. Ä 4. Der Anis⸗Trichterling, Clit. odéra, Bull. (Ag. odorus, Bull.) Hat einen deutlichen Anis geruch. Hut 2 bis 6 cm breit, hell-graugrün, weiß-beduftet, in der Mitte gewöhnlich in's Bräunliche fallend, Fleiſch wie die Oberfläche des Hutes gefärbt, zart; Lamellen herablaufend, wie der Hut gefärbt, von ver— ſchiedener Länge, die kürzeren hinten rund abgeſchnitten; Stiel nicht hohl, 2 bis 5 em lang, kahl, blaß -gelblichweiß, oben weiß— beduftet, unten oft dicker und weiß-filzig. Sommer und Herbſt in Wäldern. Perſoon und Pollini nennen ihn eßbar. Auch ich habe ihn roh und gekocht durch mehrfache eigne und durch Anderer Erfahrung eßbar befunden. 5. Der blendendweiße Trichterling, Clit. cändi- cans, Pers. (Ag. cändicans, Pers.) Ganz weiß. Hut glatt, mit weißem Seidenglanze, kaum 2 cm breit; Lamellen ange— wachſen, ſpäter herablaufend; Stiel glatt, wachsartig, glänzend, faſt hohl, bis 5 em lang. Im Walde an feuchten Stellen. 6. Der überweiße Trichterling, Clit. dealbäta, Sow. (Ag. dealbätus, Sow.) Ganz weiß. Hut glatt, kahl, etwas glänzend, 2 bis 5 cm breit; Lamellen angewachſen, dicht bei— ſammen. Stiel bis 3 em, lang, nicht hohl, ganz faſerig, dünn, allerwärts gleich- dick. Auf Grasplätzen. 70 Baſidienpilze, Blätterpilze. B. Hut mehr oder weniger fleiſchig, endlich trichter— förmig vertieft, genabelt oder gebuckelt. Lamellen lang und gleichmäßig herablaufend. 7. Der gebuckelte Trichterling, Clit. inkundibuli- förmis, Schaeff. (Ag. infundibuliförmis, Schaeff., Ag. gibbus, Pers.) Hut nach ſeinem Rande zu verdünnt, anfangs gewölbt mit einem Buckel in der Mitte, oder gleich tief-trichterförmig, roth⸗ bräunlich oder gelb, zuletzt auch weiß, 2 bis 8 cm breit, mit trockener, glatter, ſeidenartig ausſehender oder mit fein-ſchuppiger Oberfläche; Lamellen weiß, herablaufend; Stiel elaſtiſch, unten verdickt und weiß-filzig. Hat einen eigenen Geruch. In Wäldern. 8. Der fahlgelbe Trichterling, Clit. gilva, Pers. (Ag. gilvus, Pers.) Hut am Rande verdünnt, bis 9 em breit, bräunlich, gelblich, blaß-röthlich, oft tropfig- gefleckt, faſt trichter⸗ förmig oder in der Mitte nur eingedrückt, kahl, feucht; Stiel kahl, bis 8 em hoch und 1 em dick, unten weiß-zottig und ſchwach verdickt, im Alter oft hohl; Lamellen herablaufend, ſehr dicht— ſtehend, äſtig, blaß- gelb oder weiß. In Nadelwäldern. Nach Pollini eßbar. Aendert nach Standort und Witterung mannigfach ab. 9. Der ſchlaffe Trichterling, Clit. fläccida, Sow. (Ag. fläccidus, Sow.) Hut bis 5 cm breit, gelb-bräunlich oder gelb, zuletzt oft bleich, er iſt dünn, ſchlaff, glatt, in der Mitte vertieft und dann trichterförmig, der Rand breit-zurückgebogen; Lamellen herablaufend, dicht-ſtehend, bogig, gelblich; Stiel nicht hohl, unten filzig. Laubwald. C. Hut fleiſchig-häutig, meiſt feucht. Fleiſch dünn, weich, wäſſerig. 10. Der Becher-Trichterling, Clit. eyathiför- mis, Bull. (Ag. cyathiförmis, Bull.) Hut becherförmig, ſchwärz⸗ lich, graulich, gelblich, gelb-bräunlich, „bis 7 cm breit, glatt, fait kahl, der lange, eingerollte Rand glatt; Lamellen herablaufend, ſchmutzig⸗weiß oder bräunlich; Stiel elaſtiſch, nicht hohl, nach oben verdünnt, fein⸗faſerig⸗netzaderig. Pollini und Marquardt erklären ihn für eßbar. Baſidienpilze, Blätterpilze. 71 11. Der wohlriechende Trichterling, Clit. sua- veolens, Schum. (Ag. suavéolens, Schum.) Hut bis 2 cm breit, erſt gewölbt, allmählich trichterförmig werdend, weißlich; Lamellen herablaufend, gedrängt, blaß; Stiel gegen 5 em hoch, elaſtiſch, nicht hohl, weißlich oder bräunlich, unten verdickt und filzig. Riecht nach Anis. 12. Der Duft-Trichterling, Clit. fragrans Sow. (Ag. fragrans, Sow.) Weißlich, nach Anis riechend, feucht. Hut etwas fleiſchig, 2 bis 5 em breit; Lamellen faſt herablaufend, ziemlich dicht-ſtehend; Stiel elaſtiſch, kahl, bis 5 cm hoch. 13. Der zweifarbige Trichterling, Clit. mets- chroa, Fr. (Ag. metachrous, Fr.) Hut meiſt ſchmutzig⸗blaßgelb oder grau, trocken weißlich. Lamellen hell-aſchgrau. Stiel erſt voll, dann hohl, zähe, oberwärts mehlig bereift, bisweilen etwas zuſammengedrückt. Herbſt. In Nadelwäldern. 14. Der Münzen⸗Trichterling, Clit. Obolus, Fr. (Ag. Obolus, Fr.) Hut kreisrund, 2 bis 3 cm breit, ſchmutzig⸗blaß⸗ gelb, dann grau-weißlich. Lamellen dem Hute gleichfarbig. Stiel röhrig⸗hohl, dünn, geſtreift, nackt, dem Hute gleichfarbig, etwas verbogen. Herbſt. In Nadelwäldern. 15. Der Lack-Trichterling, Clit. laccäta, Scop. (Ag. laccätus, Scop.) Hut dünn, im Alter mehlig oder fein— ſchuppig; 1 bis 4 cm breit; Lamellen dick, von einander ent— fernt, kaum herablaufend, etwas blaſſer gefärbt als der Hut und durch die Sporen weiß beſtäubt. Stiel nicht hohl, zäh, lang. Die Farbe dieſes ſehr gemeinen Schwammes iſt (ſo wie ſeine Ge— ſtalt) ſehr verſchieden: oft iſt er ganz dunkelblau, oft fleiſch-röth— lich, der Hut bei Trockenheit blaß-gelblich oder blaß-bräunlich; zu⸗ weilen iſt er gelb mit fleiſchfarbigen Lamellen. — Staude nennt ihn ungenießbar. 6. Der Rübling, Collybia, Fr. Stiel central, röhrig-hohl, rhizomorphenartig veräſtelt und verlängert (bei Ag. tuberosus ſogar auf ſclerotienartigem Knöllchen). Hut fleiſchig — dünnhäutig, jung eingerollt. Lamellen hinten 72 Baſidienpilze, Blätterpilze. bauchig, frei. Meiſt kleine („pfenniggroße“) trockene (ſaftloſe), theil⸗ weis eßbare Pilze. A. Stiel gefurcht oder geſtreift. 1. Der Wurzel-Rübling, Coll. radicäta, Relhan. (Agäricus radicätus, Relh.) Hut kahl, runzlig, ſchmierig, grau, weißlich, bräunlich, rußig, grünlich, in der Mitte erhaben, 3 bis 12 em breit; Lamellen weiß; Stiel bis 15 cm hoch, anfangs nicht hohl, ſpäter hohl, dünn, ſteif, kahl, zuletzt gefurcht, mit langer Wurzel. Häufig an faulenden Baumſtämmen. 2. Der langſtielige Rübling, Coll.löngipes, Bull. (Ag. longipes, Bull.). Eben fo, aber der Hut trocken und meiſt, wenigſtens am Rande, ſammethaarig, der Stiel ſammethaarig. 3. Der Spindel-Rübling, Spindelſchwamm, Coll. füsipes, Bull. (Ag. füsipes, Bull.). Zäh. Hut fleiſchig, kahl, glatt oder riſſig, roth- bräunlich, bis 12 em breit; Lamellen aderig⸗ mit einander verbunden, anfangs weiß, dann rothbräunlich; Stiel bis 12 em hoch, bräunlich, beſonders nach der Baſis, ges furcht, in der Mitte angeſchwollen, meiſt gedreht, zuletzt kahl. An faulenden Baumſtämmen. Allioni, Pollini und Perſoon nennen ihn eß bar. 4. Der Butter-Rübling, Coll. butyräcea, Bull. (Ag. butyräceus, Bull.). Hut weich, glatt, kahl, feucht, braun, auch weiß oder anders gefärbt, in der Mitte erhaben, 5 bis 7 em breit; Lamellen feinsgeferbt, weiß; Stiel bis 7 em hoch, kegel— förmig, geftreift, dunkel-roth- braun, unten filzig. In Wäldern. B. Stiel filzig, flockig oder beſtäubt. 5. Der Sammet-Rübling, Coll. velütipes, Curt. (Ag. velütipes, Curt.) Den 2 vorigen ſehr nahe verwandt. Hut ganz jung, zart, weißfilzig, ſpäter ſchmierig, kahl, weich, braungelb, bis 7 em breit. Lamellen anfangs weiß, ſpäter gelblich; Stiel bis 7 em hoch, dünn, in der Jugend nicht hohl, ſpäter hohl, ſammethaarig, ſchwärzlich-braun, wurzelartig verlängert. An faulen⸗ den Strünken der Laubbäume, oft maſſenweis, im Spätherbſt, den Baſidienpilze, Blätterpilze. 15 ganzen Winter über bleibend. Staude ſagt, daß ihn die Landleute bei Koburg bisweilen eſſen; nach Andern ungenießbar. 6. Der Zapfen-Rübling, Coll. conigena, Pers, (Ag. conigenus, Pers.) Hut 0,5—1,5 em breit, kahl, meift mit erhabener Mitte, gelblich oder weißlich; Lamellen bleich, dicht⸗ſtehend, den Stamm nicht berührend; Stiel bis 4 em lang, ſehr zäh, wie ſtaubig, hohl, mit borſten-faſeriger Wurzel. Ein kleines, an faulenden Zapfen oder Nadeln der Nadelbäume wach— ſendes Schwämmchen. 7. Der knollige Rübling, Coll. tuberösa, Bull. (Ag. tuberösus, Bull.) Hut 0,4 — 0,6 em breit, kahl, glatt, ge— wölbt⸗verflacht, genabelt, wie der ganze Pilz, weiß. Stiel aus einem gelblichen Knöllchen (einem gelblichen Sklerotium) entſprin— gend, oft verlängert, zuweilen mit Ausläufern. Auf faulenden größeren Blätterpilzen, modernden Blättern. C. Stiel glatt und kahl, höchſtens am Grunde etwas behaart. 8. Der eßbare Rübling, unächte Krösling, Nagel— ſchwamm, Coll. esculénta, Wulf. (Ag. esculéntus, Wulf.) Hut ſehr dünn, durchſcheinend, 0 bräunlich, anfangs gewölbt, ſpäter flach mit einer kleinen Erhöhung in der Mitte, kahl, bis 2 cm breit; Lamellen weißlich, nicht dichtſtehend, angewachſen; Stiel hohl, 2 bis 5 em hoch, blaßzgelblich, oder bräunlich, in eine Wurzel verlängert. Dieſes Schwämmchen wächſt im erſten Frühling häufig in Wäldern und auf Triften, iſt eßbar, ſchmeckt etwas bitter, zuweilen gar gallenbitter, Trattinnick ſagt, daß in Kärnthen ganze Körbe voll zu Markte gebracht werden. Ich habe ihn roh und gekocht gegeſſen. — Zantedeschi ſagt, „er werde zwar in Brixen gegeſſen, errege aber oft ſchlimme Zufälle“. Er mag wohl leicht mit anderen kleinen Schwämmen verwechſelt werden, und man ſollte ihn daher auf Märkten nicht dulden. 9. Der Hügel⸗Rübling, Coll. collina, Scop. (Ag. collinus, Scop.) Hut etwa 2 cm breit, blaß, kahl, trocken, glän— zend, am Rande geſtreift; Lamellen blaßweiß; Stiel bis 10 em 74 Baſidienpilze, Blätterpilze. hoch „dünn, ſteif, röhrig, wie der Hut gefärbt, unten etwas haarig. Auf trockenen Grasplätzen, an Hügeln. a 10. Der Wald-Rübling, Coll. dryöphilla, Bull. (Ag. dryophilus, Bull.) Hut bis 3 cm breit, ziemlich flach und eingedrückt, glatt, kahl, rothbraun, gelblich, bleifarb, weiß; Lamel⸗ len dicht- ſtehend, ſchmal, bogig den Stiel erreichend, weiß, oder bleich; Stiel dünn, hohl, rothbräunlich oder gelblich, bis 3 cm hoch. Frühling. Badham behauptet, daß er ſchädlich und leicht mit dem ächten Krösling zu verwechſeln ſei. 7. Der Helmling, Mycéna, Fr. Stiel central, ſchlank, knorpelig, hohl, unten meiſt filzig⸗zottig und wurzelnd. Ohne Hülle und Ring. Hut häutig-dünn, mehr oder weniger geſtreift, meiſt kahl, anfangs glockig (helmförmig) und mit ſeinem nie gekrümmten Rande an den Stiel gedrückt; Lamellen nicht, oder nur mit einem Zahne herablaufend. A. Stiel weder klebrig (höchſtens feucht), noch milchend. 1. Der reine Helmling, My c. püra, Pers. (Agäricus pürus, Pers.) Riecht nach Rettig. Hut 2 bis 7 em breit, kahl, roſa, lila, bläulich, gelb, weiß; Lamellen hinten buchtig⸗angeheftet, ſehr breit, netzartig- verbunden, blaſſer als die Oberfläche des Hutes; Stiel ſteif, glatt, unten zottig, bis 7 em lang. 2. Der Mützen-Helmling, My c. galericuläta, Scop. (Ag. galerieulätus, Scop.) Hut bis 2 em breit, an der erhabe— nen Mitte geſtreift, trocken, kahl, meiſt grau oder braun; Yamel- len angewachſen, mit einem herablaufenden Zahne, aderig verbun⸗ den, weißlich und fleiſchrokph; Stiel 3 em lang, ſteif, glatt, wie polirt, kahl, unten filzig und wurzelartig-verlängert, von verſchie⸗ dener Farbe. An faulem Holze, meiſt maſſenweis. 3. Der gerillte Helmling, My c. polygrämma, Bull. (Ag. polygrämmus, Bull.) Iſt braun, grau, gelblich, bläulich, oder weiß. Hut trocken, geſtreift, 1,5 em breit; Lamellen hinten verdünnt, weißlich oder fleiſchröthlich; Stiel bis 3 em hoch, ſteif, Baſidienpilze, Blätterpilze. 75 zäh, der ganzen Länge nach gefurcht-geſtreift, glänzend, unten borſtig und wurzelartig verlängert. 4. Der laugenhafte Helmling, Myc. aleälina, Fr. (Ag. aleälinus, Fr.) Hat einen ſtechenden Geruch und unangeneh— men Geſchmack, iſt ſteif und zerbrechlich. Hut his 2 em breit, nackt, tief-gefurcht, feucht, bei Trockenheit glänzend, aſchgrau, auch roth- bräunlich, gelb- bläulich, bleich; Lamellen weißgrau⸗-bläulich; Stiel verſchieden gefärbt, faſt ſchlüpfrig, glänzend, kahl, unten zottig, bis 7 em hoch. 5. Der Faden⸗Helmling, Mye. filopes, Bull. (Ag. filopes, Bull.) Hut O,s bis 1,2 em breit, ſtumpf⸗glockig, aus⸗ gebreitet, geſtreift, braun- oder ſchmutzig-gelbgrau, ſelten weiß. Lamellen gedrängt, weißlich, endlich am Grunde gewöhnlich grau. Stiel ſchlaff, etwas gebrechlich, mit behaartem, wurzelndem Grunde, 7 em und darüber hoch. Herbſt. Gebüſche, Wälder. B. Stiel ſchmierig-klebrig oder (angebrochen) milchend. 6. Der milchende Helmling, My c. gälopus, Pers. (Ag. gälopus, Schrad.) Hut bis 1,5 em breit, ſchwärzlich, aſchgrau, weiß u. ſ. w.; Lamellen weißgrau⸗- bläulich; Stiel bis 5 cm lang, ſchlank, mit weißer Milch erfüllt, unten wurzelartig ver— längert. 7. Der gewöhnliche Helmling, My c. vulgaris, Pers. (Ag. vulgäris, Pers.) Hut bis 1,5 em breit, braun, aſchgrau, oder weißlich, gewölbt, dann eingedrückt, mit einer dunkelfarbigen Warze, ſchmierig; Lamellen weiß; Stiel bis 5 em lang, ſchmierig, aſchgrau mit fein-faſeriger Wurzel. Im Nadelwald. 8. Der gelbſtielige Helmling, Mye. epipterygia, Scop. (Ag. epipterygius, Scop.) Hut 1 bis 2 cm breit, ver- ſchiedenfarbig (weißlich, grau, gelblich, bräunlich oder rothbraun), glockig, dann ausgebreitet, geſtreift, mit einer klebrigen, trennbaren Haut überzogen. Lamellen mit einem Zahn herablaufend, blaß. Stiel etwas gelblich, beſonders im untern Theile, kahl, wurzelnd, bis 5 em und darüber hoch. Herbſt. Zwiſchen Mooſen, Blättern, an Baumſtrüncken. 76 Baſidienpilze. Blätterpilze. 9. Der Safran-Helmling, Myc. erocäta, Alb. et Sch: (Ag. crocätus, Alb. et Sch.) Hut faſt häutig, glockig, oliven— farben, aſchgrau oder weißlich. Lamellen verdünnt-angewachſen, nach vorn bauchig, weiß. Stiel verlängert, zottig-wurzelnd, mit ſafrangelbem Milchſaft. Herbſt. In Buchenwäldern. 8. Der Nabeling, Omphalia, Fr. Stiel mittelſtändig, knorplig, fadendünn, anfangs meiſt nicht hohl, ſpäter hohl. Ohne Hülle und Ring. Hut meift häutig- dünn; Lamellen ächt-herablaufend. — Kleine Pilzchen. 1. Der Dolden-Nabeling, Omph. umbellifera, L. (Agäricus umbellifer, L.) Hut bis etwa 1 em breit, zerbrechlich, glatt, ſeidenartig, am Rande gekerbt, gelb, grün, grau, braun, weißlich; Lamellen weißlich oder gelblich, weit von einander ſtehend, dreieckig; Stiel kurz, wie der Hut gefärbt, unten flaumhaarig. 2. Der Glöckchen-Nabeling, Omph. campanella, Batsch. (Ag. campanella, Batsch.) Hut zäh, dünn-häutig, ans fangs glockenförmig, roſtbraun, am Rande geſtreift, bis etwa 1 em breit. Lamellen gelblich, aderig- verbunden. Stiel braun, am Grunde verdickt, zottig-filzig. — Ein äußerſt zierliches Schwämm⸗ chen, welches im Sommer und Herbſt heerdenweiſe an alten Tannen— und Kieferſtämmen häufig wächſt. 9. Der Seitling, Pleurötus, Fr. Stiel ſeitenſtändig oder excentriſch, kurz oder ganz fehlend, fleiſchig— weich, wie auch die flachverlaufenden Lamellen und der ganze Pilz. Zuweilen ſitzt ausnahmsweiſe der Hut auch mit der Mitte auf dem Stiel, wenn letzterer ſenkrecht fteht*). Nur bei Pleur. dryinus findet ſich ein flüchtiger, zerſchlitzter Ring. Alle wachſen in der Regel an krankem oder faulem Holze. *) Andererſeits findet es ſich aber auch, daß bei Pilzen mit mittel- ſtändigem Stiele der letztere ſeitenſtändig wird, wenn er nämlich an ſteilen Abhängen oder an Baumſtämmen ſchief wächſt. Baſidienpilze, Blätterpilze. 77 1. Der Holz-Seitling, Pleur. lignätilis, Fr. (Agä- ricus lignätilis, Fr) Hut bis 5 em breit, ziemlich flach, derb, ſchmutzig- weißlich, etwas zottig, fein Fleiſch weiß, nicht dick. Lamellen rein-weiß, dicht-ſtehend, angewachſen. Stiel gebogen, erſt im Alter hohl, unten zottig, 5 em hoch, zuweilen mittelſtändig. Wird nach Zantedeschi in Brixen gegeſſen. 2. Der Eichen-Seitling, Pleur. dryinus, Pers. (Ag. dryinus, Pers.) Hut derb, faſt kahl oder filzig, weißlich oder graulich, meiſt mit braunen oder ſchwärzlichen Schuppen, 5 bis 9 em breit; Lamellen weiß oder gelblich, herablaufend; Stiel ſtark, kurz, weiß, feinſchuppig, mit zerriſſenem, fleiſchigen Ringe. 3. Der Ulmen ⸗Seitling, Pleur. ulmärius, Bull. (Ag. ulmärius, Bull.) Hut gegen 12 cm breit, fleiſchig, derb, gewölbt, ſpäter flach, kahl, blaß-gelb öfters bläulich-marmorirt, feucht; Lamellen weißlich, angeheftet, nicht herablaufend, aus— gerandet oder gerundet, breit, ziemlich dicht-ſtehend; Stiel 5 bis 7 em lang, etwa 2 em did, bleich, elaſtiſch, unten oder überall zottig. Er wächſt im Herbſte an verſchiedenen Laubholzſtämmen, einzeln oder büſchelweis. Perſoon erklärt ihn für eßbar, Flandin für giftig. 4. Der Auſtern⸗Seitling, Drehling, Pleur. ostreä- tus, Jacq. (Ag. ostreätus, Jacq.) Fig. 28. Die Hüte wachſen maſſenweis über einander liegend, ſind fleiſchig, weich, kahl, grau— braun oder braun, bis 6 cm breit; hat jeder Hut einen Stiel, ſo iſt dieſer kurz, oft fehlt er. Die Lamellen laufen bis zur Stelle, wo der Schwamm am Baume feſtſitzt, herab, ſind vorn und hinten zugeſpitzt, übrigens weiß, hinten meiſt mit einander ver— wachſen. Im Herbſte findet man ihn an Laubbäumen. Er gibt eine reichliche Nahrung und wird von Alters her viel gegeſſen. 5. Der Weiden-Seitling, Pleur. salignus, Pers. (Ag. salignus, Pers.) Dem vorigen ähnlich, bildet aber keine zuſammenhängenden Maſſen, wiewohl oft viele neben einander ſtehen. Hut gegen 9 bis 14 cm breit, blaß-gelb, oder ſchwarz— grau; Lamellen weißlich und laufen herab, ſind wie ausgenagt, zuweilen äſtig; Stiel kurz, weiß⸗filzig, fehlt zuweilen. Im Herbſte 78 Baſidienpilze, Blätterpilze. an Weiden und anderen Laubbäumen. Perſoon hält ihn für eß bar. 10. Der Scheidling, Volväria, Fr. Eine allgemeine Hülle wie bei der Gattung Amanita; der Stiel daher am Grunde von einer häutigen Scheide umgeben. Hut fleiſchig, vom Stiel geſondert (abgeſetzt). Lamellen bauchig, anfangs weiß, dann ſich (durch die Sporen) röthend, frei. 1. Der Seiden-Scheidling, Seidenſchwamm, Volv. bombycina, Schaeff, (Agärieus bombyeinus, Schaeff.) Hut ſeidenhaarig, weiß, 7 bis 15 cm breit, anfangs glockenförmig; Stiel 7 bis 14 em hoch, kahl, nicht hohl, weiß. Der Schwamm hat eine gelbliche Hülle, welche, wenn er erwachſen iſt, als eine weite Scheide die Stielbaſis umfaßt und große Fetzen auf dem Hute zurückläßt. Er wächſt im Sommer am Fuße der Bäume. Micheli zählt ihn zu den eßbaren; Staude hält ſeinen Genuß für unſchädlich. 2. Der große Scheidling, Volv.speciosa, Fr. (Ag. speciésus, Fr.) Hut fleiſchig, weich, kahl, glatt, ſchmierig, weiß— grau, 7 bis 12 cm breit, anfangs glockig; der ſeidenglänzende, bis 15 em hohe Stiel iſt nicht hohl, aber gleich der Hülle weißlich und zottig. Lamellen erſt fleiſchroth, dann roſtbraun. Auf Schutt und Miſt. Micheli nennt ihn eßbar; Fries verdächtig. 11. Plüteus, Fr. An alten Stämmen. Hut fleiſchig, vom Stiele geſondert (abgeſetzt). Stiel ohne Scheide am Grunde. Lamellen vollkommen frei. 1. Plüteus cervinus, Schaeff. (Agäricus cervinus, Schaeff.) Hut fleiſchig, glockig, glatt, anfangs kahl, ſpäter mit feinen Fäſer⸗ chen oder Schüppchen bedeckt, am Rande nackt, bis 10 em breit, graubraun oder rußfarb; Lamellen weiß⸗fleiſch- roth; Stiel bis 7 em lang, nicht hohl, weiß mit ſchwarzen Fäſerchen. An faulen Stämmen. 2. Plüteus leoninus, Schaeff. (Ag. leoninus, Schaeff.) Hut gelb, am Rande geftreift, bis 7 em breit. Lamellen gelblich⸗ Pr} Baſidienpilze. Blätterpilze. 19 fleiſchfarben. Stiel voll, kahl, geftreift, gelblich, am Grunde etwas angeſchwollen. Im Herbſte an alten Stämmen, beſonders an Buchen. 12. Der Rüöthling, Entolöma, Fr. Auf dem Erdboden. Hut fleiſchig, mit dem Stiele zuſammenfließend, oft faſerig, trocken. Lamellen buchtig angeheftet oder ſich trennend. Sporen eckig. 1. Der Roſen-Röthling, Ent. rhodopolium, Fr. (Agäricus rhodopolius, Fr.) Hut 10 em breit, anfangs glockig, dann mehr ausgebreitet, bränlich-grau, ſeidenfaſerig, trocken-iſabell— farbig. Lamellen erſt angewachſen, dann getrennt, erſt weiß, dann roſa. Stiel weiß, etwas geſtrichelt, glänzend, anfangs voll, dann hohl, bis 9 em lang. Sommer, Herbſt. In feuchten Laubwäldern. 2. Der Schild-Röthling, Ent. elypeätum, L. (Ag. elypeätus, L.) Hut erſt glockig, dann verflacht, gebuckelt, ſchmutzig— blaßgelb, trocken grau und etwas glänzend, geſtreift und getiegert. Lamellen gerundet - angeheftet, ſpäter getrennt, fein = gezähnelt, ſchmutzig⸗fleiſchfarben, durch die Sporen dunkel beſtäubt. Mai, Juni. Auf ſchattigen Grasplätzen, in Gärten ıc. 13. Der Moosling, Mouſſeron, Clitopilus, Fr. Hut fleiſchig, glatt, trocken, mäßig gewölbt, zuletzt flach, mit dem Stiel zuſammenfließend. Lamellen ſchmal, herablaufend. 1. Der wahre Moosling, Clit. prünulus, Scop. (Agäricus prünulus, Scop.) Fig. 30. Hut ſehr ſelten gerade in der Mitte auf dem Stiele, anfangs gewölbt, dann flach, der äußerſte Rand jederzeit nach unten umgebogen, ſelten regelmäßig abgerundet, ſondern mehr oder weniger buchtig; Oberfläche einfarbig— | blaß⸗ weiß, wie feines, trockenes Waſchleder anzufühlen, bei feuchtem Wetter etwas fettig; 1 bis 5 em Durchmeſſer, aber die Dicke des Fleiſches beträgt nach dem Rande zu kaum 0,2 em, nach dem Stiele zu 0,5 em; Fleiſch weiß, zart; Oberhaut ſehr fein. Geſchmack wenig ſäuerlich, Geruch dem friſchen, angefeuchteten Mehles ähnlich, wodurch ſich der Pilz, wenn man ihn einmal kennt, leicht 80 Baſidienpilze, Blätterpilze. unterſcheiden läßt. Lamellen nicht ganz dichtſtehend, laufen aber bald durch die Farbe der Sporen blaß-roſa an, (worauf man beim Sammeln dieſes Schwammes genau zu achten hat), übrigens an Länge ſehr verſchieden, die längſten laufen am Hutrande und Stiele ſpitzig zu und am letzteren noch eine Strecke herab, die kürzeren ſind nach dem Stiele zu etwas weniger ſpitz; ihre Breite kommt etwa der Dicke des Hutfleiſches gleich. Die Sporen blaß— roſa. Stiel 1 bis 3 cm lang, bis 1 cm dick und voll, erweitert ſich oben allmählich in den Hut, ſteigt faſt immer etwas ſchief empor, iſt blaß-weiß und unten, oft auch ganz, mit feinem, rein⸗ weißem Filze bekleidet; ſein Fleiſch ziemlich derb, ſaftig, matt- weiß, läßt ſich in Längsfaſern zerreißen. Dieſer Muſſeron wächſt im Herbſte häufig in Wäldern an der Erde, gilt in und außer Deutſch⸗ land für wohlſchmeckend und geſund, auch kann ich ihn aus viel— facher eigner Erfahrung als eßbar und gut bezeichnen. — Es iſt noch zu bemerken, daß man auch die ſchon oben angeführten Maiſchwämme Muſſerons nennt. 14. Der Zärtling, Leptönia, Fr. Hut faſt haut⸗dünn, anfangs glockig, Oberfläche anfangs faſerig oder kleinſchuppig; Lamellen den Stiel berührend; Stiel knorpelig, glatt. 1. Der violette Zärtling, Lept. eüuchro a, Fr. (Agä- ricus eüchrous, Fr.) Hut 2 em breit, wenig fleiſchig, gewölbt, fein⸗ſchuppig⸗faſerig, violet; Lamellen violet, bauchig, Schneide dunkler und ohne Einſchnitte, nur leicht an den Stiel geheftet; Stiel kahl, bis 3 cm hoch, nicht hohl, violet, zäh. An Hafel- und Erlſtöcken. 15. Der Glöckling, Nolänea, Fr. Hut faſt haut⸗dünn, anfangs glockenförmig, nicht faſerig oder ſchuppig; Lamellen den knorpeligen, hohlen Stiel berührend. Wachſen am Erdboden. 1. Der Triften-Glöckling, Nol.päscua, Pers. (Agä- ricus päscuus, Pers.) Hut glockig, rußig-ſchwarzbraun, auch Baſidienpilze, Blätterpilze. 81 bräunlich oder gelblich, 1 bis 3 em breit; Lamellen bauchig, kaum an den Stiel gewachſen, ſchmutzig-fleiſchfarb. Stiel dünn, bis 7 em hoch. In Wäldern, auf Triften. 16. Claudopus, Worth. Smith. Hut ſeitlich geſtielt oder ungeſtielt, erſt umgewendet, dann zurüd- geſchlagen, faſt häutig. Lamellen breit, entfernt. Sporen röthlich. An Holz und auf der Erde. 1. Claüd. variäbilis, Pers. (Agäricus variäbilis, Pers.) Klein. Hut häutig-dünn, ſeiden-filzig; weiß, bald zurückgebogen; Lamellen weißlich, dann roth, endlich roſtfarb. An Holz, namentlich an Weiden. 2. Claud. dépluens, Batsch. (Ag. depluens, Batsch.) Klein. Hut zerbrechlich, etwa 2 em breit nierenförmig, röthlich⸗ grau, bei trocknem Wetter weißlich, an feiner Baſis weiß-filzig; Stiel faft fehlend; Lamellen breit, dicht-ſtehend, grau, dann roth- bräunlich. 17. Der Schüppling, Pholiöta, Fr. Fruchtkörper mit beſonderer Hülle und daher der Stiel beringt, ähnlich wie bei der Gattung Armilläria. Hut gelb oder braun, meiſt ſchuppig. Lamellen angewachſen oder angeheftet. Stiel mittel- ſtändig, voll oder röhrig, oft ſparrig-ſchuppig. A. Den Erdboden bewohnende Arten. 1. Der Runzel-Schüppling, Runzelſchwamm, Phol. caperäta, Pers. (Agäricus caperätus, Pers.) Hut fleiſchig, anfangs eirund, dann ausgebreitet, matt-citronengelb, feucht, mit ſehr kleinen weißen Flöckchen beſtreut, im Alter grubig-runzlig; Lamellen geſägt, dichtſtehend, anfangs weißlich, ſpäter ſchmutzig— gelb- grau; Stiel 9 em hoch, voll, ſtark, weißlich, glatt, oberhalb des zurückgeſchlagenen, häutigen Ringes ſchuppig-fädig. In Laub⸗ und Nadelwäldern. Wird auf der Südſeite des Thüringer Waldes viel gegeſſen. Lenz, Pilze. 6. Aufl. 6 82 Baſidienpilze, Blätterpilze. 2. Der frühe Schüppling, Phol. praecox, Pers. (Ag. praecox, Pers.). Hut fleiſchig, glatt, weiß⸗gelblich oder braun⸗ gelblich, etwa 5 em breit; Lamellen angeheftet, heller- oder dunkler⸗ bräunlich oder gelblich; Stiel kahl, weiß, 5 bis 7 cm lang. Ring weiß, zerſchlitzt, bald verſchwindend. Frühling und Sommer auf Grasplätzen. Nach Pollini gilt er in Italien für nicht eßbar. B. Holz (Baumſtämme, Stöcke, Aeſte ꝛc.) bewohnende Arten. 3. Der Goldfell-Schüppling, Phol. aurivellus, Batsch. (Ag. auriveilus, Batsch.). Hut bis 9 em breit; rojt=gelb, fleiſchig, anfangs glockig, dann gewölbt und bucklig, gelb-roſtfarb, dunkleren, mit angedrückten Schuppen, faſt ſchmierig; Lamellen bogig angeheftet, anfangs weiß oder ſtrohgelb, ſpäter-düſter roſtfarb, zuletzt braun; Stiel bis 9 em hoch, allerwärts ziemlich gleich = dick, nicht hohl, krumm, mit angedrückten, flockigen, roſtbraunen Schüpp⸗ chen beſetzt. Fleiſch weiß, ſpäter gelblich. Ring häutig⸗flockig. An Laubholz. Nach Büchner's Verſuchen erregt er Ekel und Er- brechen; er gilt überhaupt bei Pilzeſſern für ſchädlich. 4. Der ſparrige Schüppling, Phol. squarrésa, Mueller. (Ag. squarrösus, Muell.). Hut fleiſchig, gewölbt, zuletzt anch flach, roſtgelb, mit vielen dunkleren, zurückgerollten Schuppen beſetzt, bis 12 cm breit, mit gelbem Fleiſche; Stiel bis 14 cm hoch, hat die Farbe und Schuppen des Hutes, iſt unten verdünnt, nicht hohl; Lamellen faſt herablaufend, dicht-ſtehend, ſchmal, bleich⸗olivenfarb, ſpäter roſtfarb von den ausgeſtreuten braunen Sporen. Der King ift faſerig, trocken und leicht vergänglich. An und bei Baumſtrünken büſchelweis. Der Pilz iſt ſchön, aber nicht genießbar. 5. Der fettige Schüppling, Phol. adipésa, Batsch. (Ag. adipdsus, Fr.). Der bis 14 cm breite, derbe, gewölbte, dann flache Hut und der bis 14 em lange, nicht hohle, kaum verdickte Stiel ſind gelb, ſchmierig, und haben oberflächliche, trennbare, kreisartig⸗geſtellte ſparrige, dunklere Schuppen; Lamellen ange⸗ Baſidienpilze, Blätterpilze. 83 wachſen, breit, roſtgelb. Ring trocken, zerſchlitzt, ſpäter herab— hängend. An Buchenſtämmen büſchelweis. 6. Der anſehnliche Schüppling, Phol. spectäbilis, Fr. (Ag. spectäbilis, Fr.) Hut trocken, ſchuppig oder faferig= zottig, dick-fleiſchig, rothgelb oder goldgelb und verbleichend, anfangs glatt, bis 12 cm breit. Lamellen angewachſen-herablaufend, gedrängt, ſchmal, erſt gelb, dann roſtbraun. Stiel 5 bis 6 em hoch, bauchig, glatt oder ſchuppig, faſt wurzelartig, dem Hute mehr oder weniger gleichfarbig, oberhalb des Rings mehlig. Fleiſch hart, ſchwefelgelb. Herbſt. An Stämmen von Laub— bäumen. | 7. Der knollige Schüppling, Phol. tuberculosa, Fr. (Ag. tubereulösus, Fr.) Hut fleiſchig, gewölbt, ſpäter auch flach, gelb, mit angedrückten Schuppen, 2 bis 5 em breit; Lamellen gelb, ſpäter roſtfarben, gezähnelt; Stiel hohl, gekrümmt, gelb, unten knollig, bis 3 cm lang. Ring häutig, abfallend. An faulem Holze. 8. Der Stock-Schüppling, Stock-Schwamm, Phol mutäbilis, Schaeff. (Ag. mutäbilis, Schaeff.) Fig. 31. Hut 1 bis 6 cm breit, bei feuchter Luft fettig, bei anhaltend trockner trocken, glatt und kahl; bald heller-, bald dunkler-blaß-gelblich⸗ braun, oder dunkel-braun, gewöhnlich in der Mitte heller. Wenn der Pilz, wie es häufig der Fall iſt, dichte Büſchel bildet, ſo ſind die unterſten Hüte zum Theil oder ganz von den Sporen der darüber liegenden dunkel -purpur- braun gefärbt. Der Hut iſt gewölbt, öfters auch unregelmäßig gebgoen, in der Mitte bis faſt 1 em dick, gegen den Rand hin ganz dünn; Fleiſch matt-weiß, hat einen nicht unangenehmen Geſchmack und obſtartigen Geruch. Lamellen von ungleicher Länge, die längſten angewachſen, gelblich⸗ weiß, ſpäter gelblich-braun. Stiel 1 bis 5 cm lang, bis faſt 1 em dick, gewöhnlich gekrümmt, braun, meiſt nach unten zu dunkler, bis an den Ring mit feinen häutigen Schüppchen beſetzt. Etwa 0,5 bis 1 em unter dem Hute ſteht der flockige, anfangs weißliche, jpäter braune, öfters auch fehlende Ring. Vom Hute bis faſt zum Ringe laufen feine Streifen, als Fortſetzung der Lamellen, 6 + 84 Baſidienpilze, Blätterpilze. herab. Inwendig iſt der Stiel blaſſer gefärbt als auswendig, und wird bald hohl. Der Stock-Schüppling wächſt im Sommer und Herbſte, mitunter auch ſchon im Frühjahr, oft in Unzahl an mo- derndem Laubholze, vorzüglich Buchen und Erlen, und zwar im Gebirge am häufigſten. Legt man Stämme der zwei letztgenannten Bäume an einen feuchten Ort und hält ſie immer etwas feucht, ſo kann man reichliche Ernten halten, im Keller ſelbſt zur Winterszeit. Er iſt eßbar und wird an vielen Orten, namentlich von Gebirgs— bewohnern, in großer Menge verſpeiſt. Ich habe oft davon gegeſſeu. Der Stiel iſt bei nicht gar jungen Exemplaren zäh und wird dann weggeworfen. Um den Pilz nicht mit ſchlechten Arten zu ver- wechſeln, ſehe man auf den obſtartigen Geruch, den fettig ſich anfühlenden Hut, die Schüppchen am Stiele, den Ring. Am häufig⸗ ſten iſt wohl die Verwechslung mit dem Hallimaſch (welchen man hier und da ebenfalls Stockſchwamm nennt und gern verzehrt), ferner mit dem Schwefelkopf. Von erſterem unterſcheidet er ſich aber durch die glatte, fettige Hautoberfläche und die purpur- braunen Sporen, von letzterem durch die Hut- und Lamellenfarbe, den ſchuppigen, beringten Stiel und den Geſchmack. 18. Der Faſerkopf, Imöcybe, Fr. Hut trocken, ſeidenhaarig oder feinſchuppig. Stiel central, fleiſchig, ſeine Oberfläche faſerig oder feinſchuppig. Lamellen bauchig, dicht beiſammen. 1. Der riſſige Faſerkopf, Ins c. rimösa, Bull. (Agä- ricus rimösus, Bull.). Hut fleiſchig, dünn, glockig, gelb oder braun, ſeidenfaſerig, mit Längsritzen, 2 bis 5 em breit; Lamellen nicht angewachſen, weißlich, ſpäter braun; Stiel nicht hohl, ziem- lich kahl, oben weiß-kleiig, 2 bis 5 em lang, am Unter-Ende knollig. In Wäldern. Dieſer Schwamm gilt in den Ländern, wo Schwämme gegeſſen werden, für giftig. Balbi führt ein Beiſpiel an, wo eine Familie in Turin durch ihn vergiftet wurde. Ein von Krombholz mit ihm gefüttertes Meerſchweinchen ſtarb unter den Erſcheinungen, welche heftig wirkende Giftpilze hervorzubringen pflegen; Sanitätsrath Staude in Koburg beobachtete an drei Baſidienpilze, Blätterpilze. 85 Leuten, die von dem Schwamme genoſſen, ſehr ſchwere Erkran— kung; ein Hund, der von demſelben Gerichte gefreſſen, ſtarb. 2. Der Erd-Faſerkopf, Inoc. geophylla, Sow. (Ag. geophyllus, Sow.). Hut glatt (ſelten riſſig), ſeidenfaſerig, etwas fleiſchig, kegelförmig, ſpäter ausgebreitet, bis 2 em breit, weiß, lila, bräunlich, ziegelfarben, gelblich, ſein Fleiſch weiß; Lamellen angeheftet, ſpäter erdfarben; Stiel bis 5 em lang, weiß, beſtäubt. In Wäldern. 19. Der Thränling, Hebelöma, Fr. Mit einem zarten, flockig-faſerigen, flüchtigen (bald verſchwindenden) Schleier; Stiel central, faſerig, feinſchuppig; Hut klebrig; Lamellen dicht, buchtig- angeheftet, wäſſerig und jung Waſſer⸗ tröpfchen ausſcheidend. 1. Der widerliche Thränling, Heb. erustulini- forme, Bull. (Agäricus fastibilis, Pers., Ag. crustuliniförmis, Bull.). Hut anfangs gewölbt, ſchmutzig-weißlich, ſpäter flach, kahl, ſchmierig, bleichgelb oder ledergelb- bräunlich, auch wohl ſchmutzig— graubraun, in der Mitte dunkler, nach dem häutigen, ausgeſchweif— ten Rande zu wie gewäſſert; Fleiſch derb, blaßröthlich oder ſchmutzig— weiß. Lamellen ungleich, die längſten angeheftet, anfangs ſchmutzig— weißlich, oder gelbgrau, ſpäter thonig-zimmtfarben, an der helleren, wäſſerigen Schneide mehr oder weniger fein- gekerbt und Waſſertröpfchen (Thränen) ausſcheidend, die durch die Sporen gefärbt nach dem Eintrocknen braune Pünktchen hinter— laſſen. Stiel weißlich, faſerig, nach oben flockig-ſchuppig, nach unten faſt knollig verdickt, innen markig-voll, ſpäter von oben her hohl; in die Höhlung hängt dann ein Stück Hut— fleiſch frei herab. Der randſtändige, faſerig-flockige, weiße Schleier verſchwindet ſehr zeitig, oder fehlt oft ganz. — Die Varietät mesophaeus, Pers., iſt in der Mitte des Hutes braun, am Ring gerieft, hat dichtere Lamellen und einen bereiften (nicht ſchuppigen) Stiel. — Geruch und Geſchmack bitterlich - rettigartig, ekelhaft. Wächſt einzeln, oft truppweiſe, oft auch in großen Kreiſen an feuchten und ſchattigen Waldplätzen, wo Blätter modern, ganz 86 Baſidienpilze, Blätterpilze. beſonders aber an graſigen Waldrändern ſehr häufig. — Er iſt entſchieden giftig und um ſo gefährlicher, als ſeine ganze Er⸗ ſcheinung nichts Auffälliges und Verdächtiges hat. Sanitätsrath Staude in Coburg beobachtete an zwei Leuten ſchwere Zufälle; auch Pollini erklärt ihn für giftig. 2. Der punktirte Thränling, He b. punctäta, Fr. (Ag. punctätus, Fr.). Hut ziemlich flach, öfters genabelt, gelb- bräunlich oder faſt iſabellfarben, in der Mitte dunkler, warzig⸗ punktirt, klebrig. Stiel ſchlank, hohl, blaßbräunlich, oben weiß⸗ bereift, unten faſerig oder angedrückt-ſchuppig. Lamellen hinten verſchmälert, ganzſchneidig (nicht gekerbt), wäſſerig⸗ zimmtbraun, ſpäter dunkel- rothbraun, Geruch angenehm, lieblich. In Wäldern nicht ſelten. Spätherbſt. 20. Der Flämmling, Flämmula, Fr. Ein ſehr vergänglicher Schleier, Stiel central, fleiſchig; Hut fleiſchig, feucht, glatt, ſein Rand eingerollt. Lamellen ohne Bucht ange⸗ wachſen, ihre Schneide meiſt ganzrandig. 1. Der gelbe Flämmling, Flämm flävida, Schaeff. (Agäricus flävidus, Schaeff.) Hut 2 bis 7 em breit, glatt, feucht, gelb mit gelbem Fleiſche; Lamellen erſt weiß, dann gelb, endlich roſtbraun; Stiel ziemlich hohl, faſerig, gelb, ſpäter roſtbraun. Geſchmack bitter. Im Walde. Pollini ſagt: er werde nicht gegeſſen. 2. Der Tannen⸗-Flämmling, Flamm. sapinea, Fr. (Ag. sapineus, Fr.). Hut 2 bis 9 cm breit, feinſchuppig, jpäter riſſig, in der Mitte orangefarben und glanzlos, am Rande goldgelb und glänzend, ſein Fleiſch gelblich; Lamellen goldgelb, ſpäter faſt zimmtbraun; Stiel bis 5 em hoch, gefurcht, nicht faſerig, gelblich, beim Druck braun werdend. Im Nadelwalde. 21. Der Schnitzling, Naucôria, Fr. Ein undeutlicher, ſehr vergänglicher Schleier. Stiel central, knor⸗ pelig, inwendig hohl oder locker ausgefüllt. Hut zuletzt flach. Lamellen angewachſen, ungleich. Kleine Pilze. Baſidienpilze, Blätterpilze. 87 1. Der gepuderte Schnitzling, Nauc. conspersa, Pers. (Agäricus conspérsus, Pers.). Hut bis 2 cm breit, geſtreift, kleiig⸗ſchuppig, braun oder ocherfarben; Lamellen zimmtbraun; Stiel dünn, bis 3 em hoch, oben faſerig-ſchuppig, wie der Hut gefärbt. Im Walde, auf Grasplätzen. 2. Der Grind-Schnitzling, Naue. We Fr. (Ag. escharoides, Fr.). Hut bis 1 cm breit, klein- ſchuppig, blaß⸗ bräunlich; Lamellen bauchig, blaß-thonfarbig oder zimmtbraun; Stiel bis 3 cm hoch, gebogen, angedrückt-faſerig, wie der Hut gefärbt. Wald. 22. Der Häubling, Galéra, Fr. Schleier fehlend oder ſehr vergänglich; Stiel central, knorpelig, ſchlank, hohl; Hut glocken förmig, in feuchtem Zuſtande geſtreift. Kleine Pilze. 1. Der zarte Häubling, Gal. tenera, Schaeff. (Aga- rieus téner, Schaeff.). Hut faſt häutig, etwa 1 em hoch, feucht roſtfarben, trocken bleicher; Lamellen angewachſen, zimmtfarben; Stiel zerbrechlich, 7 bis 9 em lang, ziemlich glänzend, wie der Hut gefärbt. Bei Miſt und an Baumſtrünken. 2. Der Schlafmvoos-Häubling, Gal. hypnörum, Balsch. (Ag. hypnorum, Batsch.). Hut bis etwa 1 cm breit, glockig, kahl, feucht geſtreift, gelblich; Lamellen angewachſen, breit, gelblich, zuletzt zimmtfarben; Stiel dünn, gebogen, lang, wie der Hut gefärbt, an ſeiner Spitze duftig. Zwiſchen Moos. 23. Crepidötus, Fr. Hut ſeitlich 9 oder ungeſtielt, unregelmäßig, oft umgewendet. Lamellen ungleich, abfärbend, Sporen roſtfarben. An Holz. 1. Crepidötus möllis, Schaeff. (Agäricus mollis, Schaeff.). Hut faſt gallertartig, ſchlaff, glatt, kahl, 2 bis 7 om breit, bleich, graulich; Lamellen dicht-ſtehend, lineal, weißlich, ſpäter wäſſerig⸗ zimmtfarben; der Stiel fehlt beinahe. An Laub- und Nadel— bäumen. 88 Baſidienpilze, Blätterpilze. 2. Crepidotus applanätus, Pers. (Ag. applanätus, Pers.). Hut wäſſerig⸗fleiſchig, weich, flach, nieren- oder keil⸗ förmig, weißlich, in einen kurzen weißlich-filzigen Stiel hinten zuſammengezogen, am Rande fein geſtreift, etwa 2 em breit. La⸗ mellen erſt weißlich, dann ſchwach-zimmtbraun. An Laubbäumen. 24. Der Egerling, Champignon, Psalliöta, Fr. Mit beſonderer Hülle, welche am Stiel als häutiger Ring ſichtbar iſt. Hut meiſt weiß oder weißlich. Lamellen vollkommen frei. Stiel vom Hute geſondert (abgeſetzt). 1. Der Feld⸗Egerling, Gugemuke, Psall. campé- stris, L. (Agäricus campestris, L.). Fig. 32. Dieſer allgemein bekannte und als Speiſe von Alters her ſehr beliebte Pilz kann nicht leicht mit andren verwechſelt werden, namentlich mit dem giftigen Knollenblätterpilz, wenn man beim Einſammeln für die Küche auf folgende Merkmale achtet: Hut und Stiel haben ein ſchönes, weißes, zuweilen röthlich- oder bräunlich-anlaufendes (weder ſchwammig-weiches noch zähes) Fleiſch, deſſen ſchwacher Geruch angenehm, der Geſchmack lieblich und faſt nußartig iſt; der Stiel iſt weiß, hat einen häutigen Ring; die Lamellen ſind bauchig, berühren den Stiel kaum mit der Spitze, oder gar nicht, ſind anfangs weiß, dann roſa, endlich ſchwärzlich-braun; die Farbe des Hutes iſt weiß, bräunlich, gelblich, er iſt nicht ſchmierig. Am meiſten ſehe man auf das weiße Fleiſch, den weißen Stiel mit weißem Ringe und das Roſenroth der Lamellen. — Der Hut des Feld-Egerlings oder Champignons iſt in der erſten Jugend faſt kugelförmig, dann glockenförmig, dann flach⸗gewölbt und endlich zuweilen ganz flach, 3 bis 12 em breit; ſeine Oberfläche iſt trocken, etwas ſeidenartig, glatt oder in kleine Schuppen getheilt, zuweilen bei erwachſenen Exemplaren von bach⸗ artigen Riſſen gefurcht; an Farbe iſt er meiſt rein-weiß, oft aber auch blaß ⸗ gelblich, bränlich oder braun, ſelten blaß-grün-gelblich; das Fleiſch des Hutes iſt rein-weiß, läuft zuweilen bräunlich oder röthlich an, iſt derb, aber doch zart. Der Stiel weiß, glatt, derb, nicht zäh, gewöhnlich voll, zuweilen hohl, bis 5 em lang, Baſidienpilze, Blätterpilze. 89 bis etwa 2 em dick. Ring häutig, dauerhaft, etwas zerſchlitzt; Sporen purpurbraun. Die Lamellen ſtehen dicht, berühren den Stiel kaum, oder gar nicht, ſind ungleich und anfangs weiß, wer— den aber in der Regel ſchon, ehe der Pilz ſich mit feinem Rande vom Stiele entfernt, blaß-roſa, beim erwachſenen Pilz roth- braun, beim abſterbenden faſt ſchwarz. Bemerkenswerthe Formen des Feld-Egerlings find. a. alba, Berk. Hut faſt ſeidig, weißlich. Stiel kurz. b. praticola, Vitt. Hut rothbraun-ſchuppig, mit ſogleich rothbräunlich werdendem Fleiſche. c. rufescens, Berk. Hut rothbraun, ſehr fein-ſchuppig. Stiel verlängert. d. umbrina, Vitt. Hut glatt, umbrabraun. Stiel ſtark, ſchuppig. | Außerdem wird von den Schriftſtellern Psal. silvicola, Vitt. (Agäricus silvicola, Vitt.) als Abart unterſchieden. Hut glatt, glänzend, weiß. Lamellen erſt weißlich, dann bräunlich. Stiel verlängert, faſt knollig, voll, mit einfachem Ringe. In Wäldern und Gebüſchen. Alle dieſe Formen, wie die folgenden, dem Feld-Egerling mehr oder weniger nahe ſtehenden Arten, ſind eßbar, wenn auch weniger wohlſchmeckend wie der Feld-Egerling. Es iſt daher höchſt auf— fallend wie derſelbe und namentlich einige der verwandten Arten von mehreren Schriftſtellern (Letellier, Roques, Wildenow) ver— dächtigt werden; in Rom gilt der „pratiolo“ geradezu für giftig, und liegt hier wahrſcheinlich eine Verwechſelung vor mit dem Gift— Schirmling (Lepista Vittadini), den man in Italien Gift— Champignon nennt. Uebrigens exiſtirt keine einzige Thatſache, welche all dieſe Verdächtigungen recht— fertigte und ver bürgte. — Der Feld-Egerling oder Cham— pignon wächſt Sommer und Herbſt in faſt ganz Europa an Wald— rändern und auf Grasplätzen, am meiſten aber auf freien Triften, beſonders wo Pferde weiden; er erſcheint auch in Reitbahnen, deren Boden mit Lohe beworfen und etwas feucht iſt. In manchen Jahren iſt er außerordentlich häufig, in anderen kommt er nur ſehr 90 Baſidienpilze, Blätterpilze. ſpärlich vor. Die bei Schnepfenthal bloß in der Ebene weidenden Kühe, Schafe, Pferde freſſen ihn nicht; dagegen freſſen manche unſrer im Gebirge weidenden Kühe und Schafe den Eger— ling der Gebirgswieſen gern. — Zum Genuſſe für Menſchen ſammelt man ihn am liebſten jung und ſäubert ihn dann nur von zufälligen Unreinigkeiten; erwachſen iſt er aber immer noch ſehr gut, ſo lange ſein Fleiſch noch friſch, wohlriechend, wohlſchmeckend und nicht von Maden durchritten iſt. Von erwachſenen wirft man die Blätter und die Oberhaut des Hutes und Stieles weg. Auspreſſen darf man den Saft der Champignons vor der Zubereitung nicht, weil er einen lieblichen Geſchmack hat. Die beſte Zubereitungs⸗ weiſe des Champignons iſt die als Gemüſe und Geſchmortes, ganz beſonders aber eignet er ſich zu Soja und Extract; da⸗ gegen verliert er durch das Einmachen in Eſſig u. ſ. w. ſeinen hauptſächlichſten Nährwerth und lieblichen Geſchmack. Für den Winter läßt er ſich dörren, und man hebt ihn dann am beſten geſtoßen oder zu Pulver gemahlen auf. In ſehr vielen Städten iſt der friſche Champignon leicht und gut zu verkaufen und wird daher von vielen Gärtnern in Miſtbeeten gezogen, welche im Freien, oder in trocknen Kellern, oder in Ge— wächshäuſern ſtehen und durch Bretter, Strohmatten oder Fenſter vor zu großer Wärme und vor Froſt geſichert werden können. Am höchſten blüht die Champignonzucht in der Umgebung von Paris und gewährt bei der rationellen Art, wie man ſie daſelbſt betreibt, einen hohen Gewinn. Man benutzt dazu ſelbſt die unter⸗ irdiſchen Höhlen der Gypsbrüche von Montrouge (Ausland 1869, Nr. 52). Vorſchriften dazu ſind folgende: 1) Man thut in die Miſtbeetkäſten 7 bis 14 em hoch Pferdemiſt (oder Ziegen-, Schaf-, Eſelsmiſt), drückt ihn mäßig zuſammen, ſchützt ihn vor Näſſe und ſtarkem Zutritt der friſchen Luft, läßt ihn liegen, bis er ſich mit einem weißen, fädigen Pilzlager (Mycelium) durchzieht, worauf man ihn etwa 2 bis 5 em hoch mit guter Miſtbeeterde zudeckt und bei 10 bis 14 Grad Wärme zu erhalten ſucht. Zeigt ſich die auf- gelegte Erde trocken, ſo wird ſie mäßig befeuchtet, wozu auch Miſt⸗ brühe gut iſt. Gewöhnlich erzeugen ſich in dem feuchtdumpfen Baſidienpilze, Blätterpilze. 91 Raume die Myeelien „von ſelbſt“ d. h. ohne beſondere Sporen— ausſaat von menſchlicher Hand, weil von den in der Atmoſphäre allenthalben verſtreuten Pilzſporen auch ſolche vom Champignon in das Miſtbeet gelangen. Man kann aber auch von anderen Gärtnern oder aus dem Freien ſich Erdballen verſchaffen, aus welchen ſchon Champignons gewachſen waren, und dieſe mit dem fädigen Pilz— lager durchzogene ſogenannte „Schwammbrut“ in den Miſt ſetzen. Auf die Jahreszeit kommt bei dieſer Anlage nichts an, jedoch gedeiht ſie am beſten im Frühjahr oder Herbſt. Die Schwammbrut kann man in getrocknetem Zuſtande an einem trocknen, luftigen, vor Sonnenſchein und Froſt geſchützten Orte jahrelang aufheben, nament— lich wenn ſie dem Miſtbeet entnommen in geformte Stücken ähnlich den geſtrichenen Torf- oder Braunkohlenſteinen gepreßt wird. Um den Nachwuchs der Fruchtkörper nicht zu ſtören, reißt man die entſtehenden nicht aus dem Beete heraus, ſondern ſchneidet ſie ab, und um die Erzeugung zu beleben, wirft man die bei der Zu— bereitung für die Küche übrigbleibenden Stückchen, vorzüglich aber die Blätter, immer wieder auf die Beete, läßt auch von Zeit zu Zeit einzelne Fruchtkörper auswachſen und auf dem Beete verfaulen. Zeigen ſich fremdartige Pilze, ſo werden ſie mit einem Erdklumpen ausgehoben und weggeworfen. Will das Beet nicht mehr tragen, ſo legt man ein neues an und gibt ihm die Schwammbrut des alten. 2) Man miſcht 3 Theile Pferdemiſt mit 2 Theilen alter Gerberlohe und 1 Theile aus verfaulten Pflanzen entſtandener Erde und begießt das Gemenge mit Waſſer, worinn Champignons ge— legen haben. Eine ausführliche Anweiſung zur Champignonzucht findet man in dem Schriftchen vom Gärtner J. Schäme und in „Wredow's Gartenfreund, 11. Auflage, 1864“ Berlin, Verlag von Rudolph Gärtner. — Schwammbrut in geformten Stücken (ſogenannte Steinmaſſe), kann man von mehreren Gärtnern beziehen, z. B. von Platz u. Söhne in Erfurt, nebſt Anweiſung zur Kultur; ferner von Haage u. Schmidt in Erfurt; das Kilo koſtet etwa 2 Mark. 2. Der Wieſen⸗Egerling, Psall. pratensis, Schaeff. (Ag. praténsis, Schaeff., Ag. spodophyllus, Krombh.). Hut erſt 92 Baſidienpilze, Blätterpilze. eiförmig, dann ausgebreitet, weißlich-aſchgrau, derbfleiſchig. Lamel⸗ len ſchmal, vorne ſpitz, hinten gerundet, aſchgrau, endlich braun. Stiel voll, in der Mitte beringt. Auf Wieſen und in Laub⸗ wäldern. 0 3. Der Wald⸗Egerling, Psall. silvätiea, Schaeff. (Ag. sylväticus, Schaeff.). Hut dünnfleiſchig, erſt glockig, dann ausgebreitet, gebuckelt, wenigſtens anfangs braunſchuppig, am Rande oft riſſig-eingeſchnitten, gebrechlich. Lamellen beiderſeits gleich— mäſſig verdünnt, trocken, erſt röthlich, dann brännlich, auch zimmt⸗ braun. Stiel hohl, mit abſtehendem Ring. Spätſommer, Herbſt. In Wäldern. 4. Der Acker -Egerling, Psall. arvensis, Schaeff, (Ag. arvensis, Schaeff.). Hut erſt kegelig-glockig, dann ausge⸗ breitet, anfangs flockig- mehlig, endlich kahl, glatt oder rinnig, mit weißem, unveränderlichem Fleiſche. Lamellen vorn breiter, erſt weißlich -röthlich, dann braun. Stiel hohl, flockig-markig, mit weitem, doppeltem Ring (der äußere ſtrahlig-geſpalten). Herbſt. Wieſen, Brachen. 5. Der Kreide-Egerling, Psall. eretäcea, Fr. (Ag. eretäceus, Fr.). Hut erſt kugelig, dann gewölbt, weiß, anfangs ſeidig-glatt, endlich fein- ſchuppig oder faſerig, weich -fleiſchig. Lamellen lange weiß, endlich fleiſchfarben oder braun-ſchwärzlich. Stiel hohl, glatt, verdünnt, mit weitem, oberwärts angeheftetem Ring. Sommer, Herbſt. Wieſen, Grasplätze. 25. Der Träuſchling, Strophäria, Fr. Mit beſonderer Hülle, Stiel daher deutlich beringt. Hut gelblich oder grünlich. Lamellen angewachſen. Stiel in den Hut über⸗ gehend. 1. Der Grünſpan-Träuſchling, Stroph. aerugi- n0sa, Curt. (Agäricus aerugindsus, Curt.). Hut fleiſchig, mit blauem oder grünem Schleime auf gelbem Grunde, gewölbt, an 5 em breit; Lamellen angewachſen, purpur- braun; Stiel an 5 em hoch, bläulich, unter dem Ringe ſchuppig oder faſerig. In Wäldern und Feldern. Nicht eßbar. Baſidienpilze, Blätterpilze. 93 2. Der ſchuppige Träuſchling, Stroph. squamosa, Pers. (Ag. squamösus. Pers.). Hut etwas ſchmierig, gelb, dünn, mit ringförmig ⸗geſtellten, flockigen Schuppen beſetzt, 2 bis 7 cm breit; Lamellen ſchwärzlich mit weißlicher Schneide; Stiel ſchlank, unter dem Ringe zoͤttig-ſchuppig. Herbſt. Erde. 26. Der Schwefelkopf, Hypholöma, Fr. Die beſondere Hülle als ein faſeriger, kurze Zeit dauernder Schleier am Rande des Hutes. Hut flach gedrückt, mit anfangs nach innen gebogenem Rande. Lamellen angewachſen oder buchtig. Meiſt an alten Stöcken. 1. Der büſchelige Schwefelkopf, Hy ph. fascieu- läre, Huds. (Agäricus fasciculäris, Huds.). Fig. 33. Hut dünnfleiſchg, kahl, in der Mitte etwas gebuckelt, meiſt gelb, mit dunkler, bräunlicher Mitte, 2 bis 5 em breit. Lamellen ſehr ge— drängt, lineal, ſich etwas verfeuchtend, anfangs ſchwefelgelb, dann grünlich. Stiel hohl, dünn, verbogen, fein-faſerig, ebenſo wie das Fleiſch des Hutes blaßgelb, 3 bis 10 em hoch. Sporen braun. Geruch unbedeutend, Geſchmack widrig- bitter. Beim Kauen der Lamellen wird der Speichel ſchwarz. Er wächſt im Sommer und Herbſt häufig büſchelweiſe an Strünken von Laub- und Nadel— bäumen, ſelten auf dem Erdboden. Paulet fand, daß der Pilz auf Thiere ſchädlich wirkt; Pollini nennt ihn giftig; Hertwig fand, daß er zwei Hunden, denen er davon zu freſſen gab, nicht ſchadete. Jedenfalls theilt er jedem Gericht, in das er geräth, einen ſchlechten Geſchmack mit, denn dieſer verliert ſich beim Braten nicht. Er wächſt zuweilen mit dem ihm einigermaßen ähn— lichen Stockſchwamme (Pholiöta mutäbilis) an demſelben Baum⸗ ſtrunke und kann von Unkundigen leicht ſtatt deſſen geſammelt werden. Ueber den Unterſchied vergleiche S. 84. 2. Der bittere Schwefelkopf, Bitterling, Hyph. sublateritium, Schaeff. (Ag. sublateritius, Schaeff.). Hut derbfleiſchig, trocken, kahl, rothgelb-ziegelfarben, am Rande blaſſer, oder rothbräunlich oder gelblich. Lamellen erſt weiß, dann olivenfarben-rußig, gedrängt. Stiel voll, faferig, unterwärts 94 Baſidienpilze, Blätterpilze. verdünnt (aber auch am Grunde verdickt), meiſt roſt- bräunlich. Größer, bitter, kaum von beſonderem Geruch. Im Herbſte an und neben alten Baumſtrünken nicht ſelten. 3. Der thränende Schwefelkopf, Hyph. la cry ma- bündum, Fr. (Ag. lacrymabündus, Fr.). Hut fleiſchig, gewölbt, erſt weiß, dann gelbbraun, mit dunkleren Flecken von haarigen Schuppen, 3 bis 7 cm breit. Lamellen erſt weiß, dann purpur⸗ braun, endlich zerfließend, zuweilen tröpfelnd. Stiel etwa 7 em hoch, hohl, faßerig-ſchuppig, weißlich. Auf dem Erdboden und an alten Stöcken in Buchen- und Birkenwäldern. 27. Der Kahlkopf, Psilöeybe, Fr. Beſondere Hülle als ſpinngewebeartiger, ſchnell verſchwindender Schleier vorhanden. Hut zähe, kahl, mit anfangs einwärts ge— krümmtem Rande. Lamellen braun oder purpurn. Stiel zähe, hohl, gefärbt. Meiſt auf dem Erdboden. 1. Der Heide-Kahlkopf, Psil. ericada, Pers. (Agä- ricus erica&us, Pers.). Hut dünn, glatt, kahl, roſtgelb oder braun, 2 em und darüber breit; Lamellen angewachſen, breit, bleich, zuletzt ſchwarz; Stiel 7 bis 9 cm lang, bleich. An feuchten Stellen. 2. Der Sumpf-Kahlkopf, Psil. üda, Pers. (Ag. üdus, Pers.). Hut dünn, bei feuchtem Wetter ſchmierig und ziegelfarben, bei trocknem bleich und runzlig, gegen 2 em breit; Lamellen angeheftet, bauchig, weiß, ſpäter purpurfarben; Stiel lang, dünn, unten roſtfarben. Sumpf. 3. Der ſchwielige Kahlkopf, Psil. callosa, Fr. (Ag. callosus, Fr.). Hut glatt, kahl, anfangs kegelförmig, etwa 1 em breit, weiß, gelblich, bläulich; Lamellen angewachſen, rußig; Stiel lang, bleich. Grasplätze. 28. Der Mürbling, Psäthyra, Fr. Mit ſpinngewebeartigem, ſchnell verſchwindendem Schleier. Hut zer⸗ brechlich, mit geradem Rande, mit Fäden oder Flöckchen bedeckt, anfangs glockig. Stiel weiß oder weißlich, hohl. Baſidienpilze, Blätterpilze. 9% 1. Der braungraue Mürbling, Psäth. spadiceo- grisea, Schaeff. (Agäricus spadiceo-griseus, Schaeff.). Hut 2 bis 7 em breit, kaſtanienbraun, ſpäter grau; Lamellen braun; Stiel bis 7 em hoch, dünn. Unter Bäumen. 2. Der verborgene Mürbling, Psäth. N Fr. (Ag. gyrofléxus, Fr.). Stiel ſchlank, hin- und hergebogen, ſeiden glänzend - weiß. Hut häutig, kegelförmig-glockig, grau, mitten rothbraun. Ein kleiner, raſenweis wachſender Pilz. Gras- plätze. 29. Der Düngerling, Panaéolus, Fr. Hut etwas fleiſchig, ungeſtreift, mit einem die Lamellen anfangs überragendem Rande, nicht zerfließend. Lamellen ſich nicht berüh— rend, grau und ſchwarz-gefleckt, nach der Mitte des kegelförmigen Hutes aufſteigend, ſpäter etwas zerfließend. 1. Der beringte Düngerling, Pan. separätus, L. (Agäricus separätus, L.). Hut dünn, glockig, glatt ohne Furchen, weißlich, 2 em hoch; Lamellen breit; Stiel ſtraff, weiß, glänzend, mit abſtehendem Ringe, unten verdickt, bis über 14 em hoch. Auf Miſt. 2. Der Öürtel-Düngerling, Pan. fimiputris, Bull. (Ag. fimiputris, Bull.). Hut dünn, 2 cm hoch, anfangs kegel— förmig, glatt, ſchmierig, bläulich, rußig; Lamellen bauchig; Stiel bleich, kahl, allerwärts gleich- dick, 5 bis 9 em hoch, der Ring gürtelförmig. Miſt. 3. Der Glocken-Düngerling, Pan. campanulätus, L. (Ag. campanulätus, L.). Hut 2 bis 3 em hoch, dünn, glockig, trocken, kahl, glatt, braun oder roth-braun; Stiel allerwärts gleich-dick, rothbräunlich, ſteif, an der Spitze ſchwarz beſtäubt und geſtreift. Auf feuchtem, gedüngtem Boden. 4. Der Schmetterlings-Düngerling, Pan. papilio- näceus, Bull. (Ag. papilionäceus, Bull.). Hut halbkugelig, trocken, riſſig-ſchuppig, blaß-rauchgrau-ſchwärzlich. Stiel weiß— lich, dünn, an der Spitze weiß-beſtäubt. Auf Dünger und fetter Walderde. f 96 Baſidienpilze, Blätterpilze. 30. Der Tintling, Cöprinus, Pers. Hut oder doch die anfangs meiſt weißen, dicht an einander hängen— den Lamellen ſchwarz oder braun-ſchwarz werdend und zu einer ſchwarzen, tinten- ähnlichen Flüſſigkeit zerfließend. Stiel weiß oder blaß. Sporen ellipſoidiſch, ſchwarz. Sehr vergängliche, auf fettem Boden, weniger auf Miſt wachſende Pilze. Der Schopf-Tintling, Schopfſchwamm, Copr. comätus, Fl., Dan. Fig. 34. Hut walzenförmig, 5 bis 10 em hoch, zuletzt breitet er ſich aus und zerreißt dabei, ſein Fleiſch iſt dünn, ſeine Oberhaut anfangs glatt, zerreißt aber bald in zerſtreute, breite, anliegende Schuppen, ſeine Farbe iſt lila oder ſchmutzig-weiß; Lamellen nicht angewachſen, lineal, erſt weiß, dann purpurbraun, zuletzt ſchwarz; Stiel weiß, hohl, fein-faſerig, mit beweglichem Ringe, welcher zuweilen fehlt, unten knollig. Auf fettem Boden. Wird wie auch die folgenden hier und da jung geen und gibt namentlich eine vortreffliche Soja. 2. Der Eiförmige Tintling, Schopfſchwamm, Copr. ovätus, Schaeff., ſieht dem vorigen ähnlich und hat deſſen Eigen— ſchaften, unterſcheidet ſich aber von ihm dadurch, daß er rein-weiß, der Hut anfangs mehr eirund, gefurcht, und ſogleich mit dicht— und ringförmig⸗ſtehenden Schuppen bedeckt, der Ring Aide iſt, die Lamellen lanzettlich find. 3. Der Falten -Tintling, Tintenſchwamm, Copr. atramentärius, Bull. Hut in der Mitte etwas fleiſchig, anfangs eirund, 2 bis 7 em hoch, dann ſich auch ausbreitend und dabei zerreißend, der Rand buchtig, der Scheitel mit kleinen braunen Schuppen beſetzt, die Farbe übrigens grau; Lamellen nicht an- gewachſen, bauchig, anfangs weiß; Stiel weiß, hohl mit ver— gänglichem Ringe. Auf fettem Boden und Baumerde büſchel— weis. Auch dieſer wird jung hier und da gegeſſen. 4. Der Kröten-Tintling, Miſtſchwamm, Copr. fimetärius, L. Der Hut iſt 2 bis 5 cm breit, faſt häutig, aſchgrau, anfangs mit weißen Flöckchen bedeckt, keulen-, dann kegel— förmig, zerreißt aber ſehr bald und die Fetzen rollen ſich auf, Baſidienpilze, Blätterpilze. 97 ſein Scheitel iſt dann glatt (ohne Schuppen); Lamellen ſchwarz; Stiel rein-weiß nicht hohl, klein-ſchuppig, unten verdickt. 5. Der bräunlich-graue Tintling, C6 pr. fusces- dens, Schaeff. Hut erſt ei-, dann glockenförmig, endlich aus— gebreitet und bis 2,5 em im Durchmeſſer; ſeine Oberfläche glatt, bräunlich; Stiel 9 bis 14 em hoch, hohl, zerbrechlich, ſchmutzig— weiß, oben braunroth, mit Andeutung eines Ringes. 6. Der betäubende Tintling, Copr. narcoticus, Batsch. Hut ſehr zart und dünn, geſtreift, weißlich, mit flockigen, zurückgekrümmten Schuppen, zuletzt halbkugelig, aſchgrau, nackt und bis 2,5 em breit. Stiel weiß, bis 5 cm hoch. Zeichnet ſich durch einen ſtarken, widrigen Geruch, den ſtärkſten von allen Blätter— pilzen aus. 7. Der Faden-Tintling, Cöpr. ephemeroides, Bull. Hut erſt walzenförmig, dann glodig, fein-flockig-ſchuppig, endlich zerſchlitzt und zurück gerollt, 0,4 bis 0,7 em breit. Stiel mit einem ſehr zarten, beweglichen Ring, in ſeiner Röhre einen freien Faden einſchließend, am Grunde zu einem rauhhaarigen Knollen aufge— trieben, kaum 2 em hoch, zuweilen verlängert. Auf Miſt. Häufig. 31. Der Schleimkopf, Phlegmäcium, Fr. Hut gleichmäßig fleiſchig, anfangs eingerollt, ſchleimig oder ſchmierig. Schleier ſpinngewebeartig, den Hutrand mit der Spitze des Stiels verbindend. Stiel trocken, feſt, ziemlich gleich-dick oder am Grunde kreiſelförmig verdickt und gerandet. A. Stiel ziemlich gleich-dick oder kegel- oder feulen- förmig, kaum knollig. Dieſe Abtheilung umfaßt ſehr viele und ſehr ſchwierig zu unterſcheidende Arten; wir erwähnen nur einige der häufigeren. 1. Der bunte Schleimkopf, Phleg. värium, Schaeff. (Cortinärius värius, Schaefl.) Hut 5 em und darüber breit, erſt halbkugelig, dann verflacht, roſtfarben-rothgelb, am Rande kahl, glatt, mit weißem Fleiſch. Lamellen ausgerandet, ganz- randig, erſt purpurbraun, dann thonfarben-zimmtbraun. Stiel Lenz, Pilze. 6. Aufl. 7 98 Baſidienpilze, Blätterpilze. kurz, 3 bis 6 em hoch, kegelförmig, am Grunde 2 cm und darüber dick, angedrückt-flockig, weißlich. Herbſt. In Nadelwäldern. 2. Der entfärbte Schleimkopf, Phleg. decol ra- tum, Fr. (Cort. decolératus, Fr.) Hut p bis 9 em breit, mit dunkler Mitte, dünn, trocken, flockig. Lamellen ausgerandet, breit, ziemlich gedrängt, erſt weißlich oder bläulich, dann thonfarben- zimmtbraun. Stiel 7 cm hoch, etwa 1 cm dick, faßerig⸗-geſtreift, ſilberweiß, an der Spitze kahl, zuweilen am verdickten Grunde gelblich. Fleiſch weiß, weich, feucht, an der Spitze des etwas grau⸗ bläulich. In Wäldern. 3. Der ſcharfe Schleimkopf, Phleg. emollitum, Fr. (Cort. emollitus, Fr.) Hut ocherfarben⸗gelblich, fein faferig- geſtreift, faſt geſchweift, trocken glänzend, am Rande dünn, ein⸗ geknickt, 7 bis 9 cm breit. Lamellen ausgerandet, breit (etwa 1 em), ziemlich entfernt, glatt, weich, erſt weiß, dann ocherfarben. Stiel voll, kurz, kaum 5 em hoch, 1 em und darüber dick, ſpäter nicht ſelten hohl, zuweilen zuſammen gedrückt, faſerig, nebſt dem Fleiſch weiß, ſeltener gelblich. Veränderlich. Geſchmack ſcharf. Herbſt. An graſigen Orten, in Buchenwäldern ꝛc. 4. Der rothſtielige Schleimkopf, Phleg. porphyro- pus, Alb. et Schw. (Cort. porphyropus, Alb. et Schw.) Hut dünn, flach⸗gewölbt, anfangs bleifarbig, ſpäter bräunlich, mit weißem an der Luft ſich rothbraun färbendem Fleiſch, 5 bis 7 em breit. Lamellen ausgerandet, ziemlich gedrängt, violett-purpurn, endlich zimmetbraun. Stiel purpurn, verblaſſend, aber durch Druck ſich wieder lila färbend, faſerig, erſt voll, dann hohl, 5 bis 7 em hoch, etwa 0,6 em dick. Herbſt. In Laubwäldern, Gebüſchen. B. Stiel am Grunde zu einem derben, oft kreiſel⸗ förmigen Knollen verdickt. Hut dick und fleiſchig, in der erſten Jugend kugelig. Wächſt und hebt ſich der Hut, ſo zeigt ſich auf dem knolligen Grunde des Stieles ein deutlicher Rand, auf welchem anfangs der Rand des Hutes ruhte. Der faſerige, trockene Schleier verbindet, bis er zerreißt, den Rand des Hutes und 5 Knollens. | | | Baſidienpilze, Blätterpilze. 99 5. Der grauſtielige Schleimkopf, Phleg. glaucopus, Schaeff. (Cort. glaücopus, Schaeff.) Hut derb, anfangs einwärts gebogen, dann ausgebreitet, 5 bis 12 cm breit, erſt ſchmierig, dann flockig⸗ſchuppig oder fein ſaſerig, erſt oliven-braun, dann braun- gelb, am Rande oft mit einem erhabenen dunkelbraunen Kreiſe, ſein Fleiſch iſt zuletzt gelb; Lamellen ausgerandet, breit, erſt bläulich, zuletzt thonig-zimmtfarben; Stiel nicht hohl, ſtark ge⸗ ſtreift, aus dem Bläulichen in's Bleiche und Gelbliche, zuletzt 7 bis 9 em lang. In Nadelwäldern. 6. Der ſchöne Schleimkopf, Phleg. calöchroum, Pers. (Cort. calöchrous, Pers.) Hut fleiſchig, gewölbt, dann flach, kahl, ſchleimig, bis 7 em breit, meiſt roſt-braun mit gelbem Rande, ſein Fleiſch derb und weiß; Lamellen ausgerandet, dicht-ſtehend, geſägt, blau- purpurfarbig; Stiel kurz, nicht hohl, fein-faſerig, weiß⸗ gelblich (nicht blau), zwiſchen Knollen und Hut überall gleich dick. Wälder. 7. Der bläuliche Schleimkopf, Phleg. coeruléscens, Fr. (Cort. coeruléscens, Fr.) Hut fleiſchig, gewölbt, dann flach, glatt, ſchmierig, meiſt thongelb oder braungelb, ſein Fleiſch weich, und wie der nicht hohle, verdünnte, nackte Stiel blau in's Weiß⸗ liche; Lamellen angeheftet, dicht-ſtehend, ganzrandig, anfangs rein- und tief-blau. Zuweilen iſt der ganze Pilz blau. Wälder. 8. Der Kreiſel⸗Schleimkopf, Phleg. turbinätum, Vent. (Cort. turbinätus, Vent.) Hut 5 bis 7 cm breit, fleiſchig, flach, dann eingedrückt, glatt, kahl, feucht, ſchmierig und grünlich, trocken gelb, Fleiſch weiß und weich; Lamellen mit dem verdünn— ten Ende angewachſen, dicht-ſtehend, ganzrandig, aus dem Iſabell— gelben in's Roſtfarbene übergehend; Stiel bis 9 em lang, nicht hohl, glänzend, weißlich. Buchenwälder. 9. Der glänzende Schleimkopf, Phleg. fülgens, Alb. et Sch. (Cort. fülgens, Alb. et Sch.) Ganz gelb. Hut s bis 7 om breit, fleiſchig, flach, ſeidenfaſerig, ſchmierig; Fleiſch zuletzt ſchwammig und gelblich-weiß, etwas bitter ſchmeckend; Stiel ſtark. Nadelwald. 7 * 100 Baſidienpilze, Blätterpilze. 10. Der braunrothe Schleimkopf, Phleg. rufo- oliväceum, Pers. (Cort. rufo-oliväceus, Pers.). Hut fleiſchig, flach, kahl, ſchmierig, 9 em breit, friſch braun- roth, trocken bleicher; Lamellen ausgerandet, breit, olivenfarben; Stiel bis 7 em hoch, nicht hohl, grün-gelb. In Nadelwäldern. 11. Der Dickfuß-Schleimkopf, Phleg. scaurum, Fr. (Cort. scaurus, Fr.) Hut bis 7 cm breit, fleiſchig, kahl, feucht ſchmierig, rußig, gelb- braun, tiger-fleckig, trocken bleicher, ſein Rand dünn, und zuletzt fein-gefurcht; Lamellen mit verſchmäler⸗ ter Spitze angewachſen, dicht-ſtehend, purpur-olivenfarben; Stiel nicht hohl, grün oder bläulich (nicht gelb), 7 bis 9 em lang, nach oben verdünnt und daſelbſt kaum 1 cm dick. In Wäldern. 32. Der Schleimfuß, Myxäcium, Fr. Hut, Stiel und Schleier ſchleimig oder klebrig. Hut ziemlich dünn. Lamellen angewachſen, herablaufend. Stiel kaum knollig. 1. Der braune Schleimfuß, Myx. collinitum, Fr. (Cortinärius collinitus, Fr.) Hut fleiſchig, erſt gewölbt, dann flach, glatt, glänzend, ſchmierig, braun⸗gelb, 2 bis 9 cm breit; Lamellen erſt bläulich-weiß, dann zimmtfarben; Stiel walzig, weiß oder bläulich, in Querſchuppen zerriſſen, bis 10 em hoch. Wälder. Nach Pollini wird er in Brixen gegeſſen. 2. Der langſtielige Schleimfuß, My x. elätius, Fr. (Cort. elätior, Fr.) Hut faltig- runzelig, dünn bis häutig, mit fleiſchiger, glatter Scheibe, gewöhnlich braungelb bis lederfarben, anfangs kegelförmig, dann ausgebreitet, 5 bis 9 em breit. Lamellen ſehr weit, aderig-verbunden und gerunzelt, braun-roſtfarben, jel- tener violett- braun. Stiel verlängert, weich, nach unten und oben verdünnt, weiß, oft etwas violett angelaufen, ſchuppig und ſeiden⸗ haarig, gegen 12 cm hoch. Herbſt. In Wäldern. 33. Der Dickfuß, Inol ma, Fr. Hut dickfleiſchig, durchaus trocken, mit anliegenden Flöckchen oder Seidenfaſern; Stiel fleiſchig, knollig, doch nicht kreiſelförmig; der ſeidenfaſerige Schleier auch beim erwachſenen Pilz noch deutlich. Baſidienpilze, Blätterpilze. 101 1. Der violette Dickfuß, Bläuling, Inol. violä- ceum, L. (Cortinärius violäceus, Fr.) In allen Theilen, nament- lich jung, dunkel-violet. Hut zottig-ſchuppig, bis 15 cm breit; Lamellen angeheftet, breit, dick, entfernt von einander ſtehend; Stiel bis 9 cm lang, knollig, ſchwammig, zottig, inwendig violet— grau. Wälder. Hayne berichtet, daß er um Wien vom Landvolk gegeſſen wird. Zuweilen ſoll er ſchädlich ſein. 2. Der Kampfer-Dickfuß, Kampferſchwamm, Inol. camphorätum, Fr. (Cort. camphorätus, Fr.) Hut ftumpf- genabelt, 5 bis 9 em breit, lilafarben, ſeidenglänzend, ſpäter glatt, nackt, in der Mitte gelblich; Fleiſch dick, blau; Stiel knollig, am Grunde und innen weißlich; Lamellen zuweilen etwas herab— laufend, gedrängt, lebhaft blau, ſpäter purpurviolet. In Nadel⸗ wäldern ſelten. Durch ſeinen Kampfergeruch leicht kenntlich. 3. Der grau- violette Dickfuß, Inol. cinereo-violaä- ceum, Pers. (Cort. cinéreo- violäceus, Pers.) Hut von filz⸗ haarigen Schüppchen punktirt, 5 bis 7 em breit, violet, ſpäter umbra— farben, fein Fleiſch ſchmutzig-weiß; Lamellen dicht-angewachſen, purpur⸗ umbrafarben, zuletzt zimmtbaun; Stiel bis 7 em lang, feulig= fnollig, feſt, ſaftlos, violet in's Bleiche, innen röthlich-violet. Laubwälder. Auch von dieſem ſagt Hayne, daß ihn das Landvolk ißt. Pollini ſagt ebenfalls, „es gebe Leute, die ihn eſſen, er ſei aber verdächtig.“ 4. Der Lila⸗Dickfuß, Lilaſchwamm, Inol. träganum, Fr. (Cort. träganus, Fr.) Fig. 37. Hut, Schleier und Stiel blaß-violet oder lila, ſpäter lila-weiß oder bräunlich, und dann die Oberfläche oft zerriſſen und ohne Spur der Seidenfäſerchen; Hut bis 8 cm breit, fleiſchig, anfangs gewölbt; Stiel anfangs faſt kugelrund, 1 bis 2 cm dick; Lamellen fein=geferbt, blaß- erdbraun (nie blau); Fleiſch gelblich. Wälder. Die bei Schnepfen— thal auf Sandboden im Fichten- und Kiefernwald ſehr häufig wachſenden Lilaſchwämme haben keinen auffallenden Geruch und namentlich keine Spur von ſtinkendem Bocksgeruch, der nach Fries dieſe Art kennzeichnen ſoll. 102 Baſidienpilze, Blätterpilze. 34. Der Hautkopf, Dermöcybe, Fr. Hut dünn, trocken, anfangs mit einem dicht- anliegenden, fäſerigen, flüchtigen Schleier, ſpäter kahl; Stiel ohne ſtarken Knollen, aus⸗ wendig ſteifer, inwendig hohl oder nicht. 1. Der ſchöne Hautkopf, Derm. anomala, Fr. (Cor- tinärius andmalus, Fr.) Hut anfangs gewölbt, rußig-rothbraun, ziegelroth, rußbraun, lila-grau, weiß⸗ gelblich, 2 bis 9 em breit; Lamellen anfangs violet oder purpurfarben, zuletzt zimmtfarben; Stiel bleich, weißlich, lila, 5 bis 12 cm lang, dünn, unten oft etwas verdickt. 2. Der blutrothe Hautkopf, Derm. sanguinea, Wulf. (Cort. sanguineus, Wulf.) Hut 2 bis 5 cm breit, hoch⸗ roth mit rothem Fleiſch und zerſtreuten anliegenden Faſern; Lamellen dicht bei einander, erſt braunroth, dann zimmtbraun; Stiel bis 7 em hoch, zerbrechlich, hochroth mit helleren Längsfäden. Im Walde. Pollini hält ihn für giftig. 3. Der Zimmt-Hautkopf, Derm. cinnamomea, L. (Cort. cinnamoméus, L.) Hut 2 bis 7 em breit, ſchwach- gewölbt, faſt zimmtbraun, anfangs faſerig-ſchuppig, ſpäter faſt kahl; La⸗ mellen angewachſen, ziemlich dicht beiſammen, gewöhnlich gelblich, zuweilen roth-zimmtbraun oder ſchön blutroth; die letztgenannte Farbe ſieht man in einzelnen Jahren da nicht ſelten, wo man in anderen nur gelbliche findet; Stiel bis 7 em hoch, bis 0,5 em dick, aus⸗ und inwendig nebſt dem Schleier gelblich, zuletzt hohl. In Wäldern häufig, wird von Pilzeſſern gemieden. 35. Der Gürtelfuß, Telamönia, Fr. Hut fleiſchig, am Rande dünn, anfangs glockig, feucht. Schleier faſerig, flockig, am Stiel als zarter Ring erſcheinend. Stiel dicht, feſt, fädig, oft knollig. Lamellen breit. 1. Der beringte Gürtelfuß, Tel. bivéla, Fr. (Cor- tinärius bivélus, Fr.) Hut erſt gewölbt, dann ausgebreitet, ſtumpf, feucht, kahl oder am Rande ſeidenhaarig, braun-rothgelb oder gelb- braunroth, meiſt glänzend, oft dunkel⸗ gefleckt, bisweilen riſſig⸗ Baſidienpijze, Blätterpilze. i 103 ſchuppig, bis 9 em breit. Lamellen angeheftet, faſt gedrängt, lebhaft zimmtbraun. Stiel faſt knollig, ſchmutzig- weißlich, mit vergnäglichem Ring, bald kurz, bald verlängert, glatt, innen roſt— farben. Von mildem Geſchmack. Herbſt. In Wäldern. 2. Der geſchmückte Gürtelfuß, Tel armilläta, Fr. (Cort. armillätus, Fr.) Hut ziegelroth oder braun, faſerig oder ſchuppig, am Rande dünn, 3 bis 7 em breit. Lamellen ange heftet, entfernt, erſt blaß, dann dunkel-zimmtfarben. Stiel am Grunde knollig, rothbräunlich oder röthlich-faſerig, mit 1 bis 4 faſt zinnoberrothen Gürteln, im Innern blaßröthlich, verlängert, 7 bis 15 em hoch. Spätſommer, Herbſt. In Wäldern, beſonders in Gebirgswäldern. 36. Der Waſſerkopf, Hydröcybe, Fr. Hut gegen den Rand hin dünn, friſch feucht, trocken ſich verfärbend. Schleier dünn, faſerig, nicht als Ring erſcheinend. Stiel walzen— oder kegelförmig. Der Aprikoſen-Waſſerkopf, Hydr. armeniaca, Schaeff. (Cortinärius armeniacus, Schaeff.) Hut glatt, kahl, gelblich-zimmtfarben, glänzend, 5 bis 9 em breit, anfangs gewölbt. Lamellen an den Stamm gewachſen, dicht-ſtehend, anfangs bleich; Stiel bis 8 cm hoch, nicht hohl, kegelförmig- verdünnt, ſteif, fein Fleiſch ſo wie der Schleier weiß. Wälder. 37. Der Schmierling, Gomphidius, Fr. Hut anfangs gerundet, ſpäter kreiſelförmig in den Stiel verdünnt, am Rande nur etwas eingebogen. Lamellen entfernt, gabeläſtig, herablaufend, mit dem Hute verwachſen. Schleier ſchleimig, häutig. Stiel mittelſtändig. Sporen ſchwärzlich, ſpindelförmig. 1. Der große Schmierling, Gomph. glutindsus, Schaeff. (Agäricus viseidus, Pers.) Hut anfangs gewölbt, dann flach, erſt grau- braun, dann oft ſchwarz⸗gefleckt und zuletzt ganz ſchwarz, 3 bis 12 cm breit; Lamellen weiß, ſpäter grau; Stiel ſtark, voll, bis 7em hoch, weiß, fein Unter-Ende aus- und in⸗ 104 Baſidienpilze, Blätterpilze. wendig gelb. Selten iſt der Hut und das Unter-Ende des Stielse roſa. Im Nadelwalde ſehr häufig, wird aber wegen ſeines wider— lichen Schleimes nicht gegeſſen. 2. Der kleine Schmierling, Gomph. viscidus, L. (Ag. viscidus, L.) Hut gewölbt, mit erhabener Mitte, röthlich— braun, ſchmierig, 5 bis 7 em breit; Lamellen äſtig, purpur⸗ umbrafarben; Stiel ſtark, bis 7 em hoch, auswendig und inwendig röthlich-braun. Wälder. Ungenießbar. 38. Der Krämpling, Paxillus, Fr. Hut am Rande immer eingerollt. Lamellen ziemlich gedrängt, vielreihig, gabeläſtig, vom Hut leicht trennbar. Stiel ſelten mittelſtändig, oft kurz. Sporen roſtfarben, ellipſoidiſch. 1. Der kahle Krämpling, Pax. involütus, Batsch. Hut derb, gewölbt, ſpäter flach, bis über 7 em breit, feucht, am eingerollten Rande filzig, bleich-roſtfarben; Lamellen breit, äſtig, hinten durch Querwände (Anaſtomoſen) verbunden, bleicher als der Hut, beim Angreifen fleckig werdend; Stiel central, fleiſchig, nicht hohl, bis 7 em lang, bis 2 cm dick, feſt, nackt, ſchmutzig⸗gelblich. An der Erde, ſeltener an Baumſtämmen und dann mit außer der Mitte des Hutes ſtehendem Stiele. Weinmann erklärt ihn für eß bar; Marquardt ſagt, „er komme in Brünn und Olmütz zu Markte“; nach Pollini hält man ihn in Italien für giftig, 2. Der Sammetfuß-Krämpling, Pax. atrotomen- tosus, Batsch. Hut fleiſchig, mit dünnem, eingerollten Rande, wie weiches Handſchuhleder anzufühlen, mit bachartigen Rinnchen durchzogen, roſtfarben, bis über 14 cm breit, in der Regel ſeitlich ſitzend; Lamellen gelblich; Stiel bis 5 em lang, dick, feſt, mit ſchwärzlichem Sammet überzogen. In Nadelwäldern an der Erde und an Baumſtrünken. 3. Der Muſchel-Krämpling, Pax. panuoides, Fr. Hut fleiſchig, muſchelförmig, glatt, ſchmutzig-gelb oder weißlich; Lamellen dicht⸗beiſammen, kraus, gelb; Stiel ſeitenſtändig, kurz. An Nadelholz. Baſidienpilze, Blätterpilze. 105 39. Der Schneckling, Limäcium, Fr. Hut in feuchter Luft ſchmierig oder klebrig, mehr oder weniger flach mit weißem feſtem Fleiſch. Lamellen herablaufend. Schleier vor— handen, ſchmierig, zart, flüchtig. Stiel meiſt voll und ſchuppig | oder körnig- rauh. 1. Der Elfenbein -Schneckling, Lim. ebürne um, Bull. (Hygröphorus ebürneus, Bull.) Ganz weiß, friſch auf der ganzen Oberfläche ſehr ſchleimig, nur bei anhaltend trocknem Wetter trocken, glänzend. Hut glatt, kahl, mäßig gewölbt, 1 bis 5 em breit, ſein Fleiſch weiß, zart, nach dem Rande hin dünner. La— mellen von verſchiedener Länge, ziemlich dick, die längſten etwas herablaufend, entfernt ſtehend. Stiel innen weiß und ſpäter hohl, 2 bis 5 em hoch, mit kleinen drüſigen Körnchen, vorzüglich oben, beſäet und dadurch leicht von den ähnlichen Arten zu unterſcheiden. Geruch und Geſchmack ſind ſchwach, mild, nicht unangenehm. Nach Zantedeschi iſt er in Brixen und in Italien unter dem Namen Jozzolo eine beliebte Speiſe. Ich habe oft rohe Stückchen davon gegeſſen, ihn auch gekocht von Anderen ohne Schaden ver— zehren ſehen; dennoch kann ich ihn nur denen zum Gebrauch em— pfehlen, welche gewohnt ſind, ihre Pilze genau nach den Merk— malen zu prüfen. — Er bewohnt die Wälder. 2. Der widrige Schneckling, Lim. cössus, Sow. (Hygr. cössus, Sow.) Hut, wie der ganze Pilz, weißlich oder in's Gelbliche übergehend, beſonders in der Mitte, am Rande nackt, weniger ſchleimig als bei voriger Art. Lamellen ziemlich herab— laufend, feſt. Stiel voll, faſt gleich-dick, oberwärts kleiig oder punktirt. Herbſt. Geruch widrig. In Nadelwäldern. 3. Der eßbare Schneckling, Lim. penärium, Fr. (Hygr. penärius, Fr.) Derb, weiß, bleich werdend. Hut fleiſchig, feucht klebrig, bei trockner Luft faſt trocken und glanzlos. Lamellen dick, feſt, fern von einander, faſt runzlig. Stiel feſt, nicht hohl, von oben nach unten verdünnt und verlängert. Geſchmack angenehm. Fries nennt ihn eß bar. 4. Der gelbflockige Schneckling, Lim. chrysodon, Fr. (Hygr. chrysodon, Fr.) Hut bis 5 cm breit, weißlich, klebrig, 106 Baſidienpilze, Blätterpilze. ſeine Mitte etwas vertieft, ſein Rand eingerollt und mit gelben Flecken. Lamellen kraus, weiß, oder gelblich, oder blaßröthlich, Stiel 5 em hoch, I em dick, nicht hohl, oben ringförmig, gelb— flockig. Im Laubwald. Nach Zantedeschi wird er in Brixen gegeſſen. 5. Der ſchwefelgelbe Schneckling, Lim. hypothe- jum, Fr. (Hygr. hypothéjus, Fr.) Hut 2 em und darüber breit, gelb oder gelb- bräunlich, anfangs mit oliven- braunem Schleim überzogen. Lamellen gelblich, ſeltener blaß-röthlich. Stiel gegen 7 cm hoch, nicht hohl, ſchmierig, gelblich. Herbſt. In Nadel— wäldern, Heiden. 40. Der Ellerling, Camarophyllus, Fr. Schleier fehlend. Hut trocken oder nur feucht, ſeltener klebrig, fleiſchig, derb. Lamellen herablaufend, entfernt, bogig. Stiel meiſt voll, glatt oder faſerig. 1. Der Ziegen -Ellerling, Cam. caprinus, Scop. (Hygröphorus caprinus, Scop.) Hut fleiſchig, kahl, kugelförmig, dann flach, 7 bis 14 em breit, rußfarben, zuweilen bläulich, geſtreift; Lamellen dick, weiß, ſpäter grau-grün, ſtehen weit von einander, laufen weit herab. Stiel nicht hohl, fein-faſerig, rußfarbeu, bis 9 em lang, 1 em dick. Auf Bergen in Nadelwald. Wird von Ziegen und Schnecken gern gefreſſen. 2. Der Wiefen- Ellerling, Cam. prätensis, Pers. (Hygr. prätensis, Pers) Hut gewölbt, dann flach und älter ver— tieft, nach unten kreiſelförmig-verlängert, in der Mitte dick, am Rande dünn, kahl, fleiſchfarben oder braungelblich, oft riſſig, 2 bis 7 em breit; Lamellen dick, weiß-braun⸗gelb, weit von einander, weit herablaufend; Stiel 2 bis 3 em lang, nicht hohl oder doch kaum; kahl, glatt, nach unten dünner, in- und auswendig wie die Lamellen gefärbt. Geruch und Geſchmack ſchwach, nicht un— angenehm. Der Wieſenſchwamm findet ſich häufig auf Wieſen und Heiden. Er iſt als eßbar bekannt. Ich habe ihn öfters roh und gekocht genoſſen. 3. Der Jungfern-Ellerling, Cam. virgineus, Jacg. (Hygr. virgineus, Jacg.) Ganz weiß. Hut gleichmäßig ⸗fleiſchig, Baſidienpilze, Blätterpilze. 107 erſt gewölbt, dann verflacht, ſtumpf, feucht, endlich niedergedrückt, riſſig⸗gefeldert, trocken flockig, 2 bis 4 cm breit. Lamellen ent fernt, ziemlich dick. Stiel voll, feſt, verkürzt, am Grunde verdünnt, 2 bis 3 em hoch. Herbſt. Wieſen, Triften, Grasplätze. Eßbar. 4. Der Schnee-Ellerling, Schneeling, Cam. niveus, Scop. (Hygr. niveus, Scop.) Zäh. Ganz weiß. Hut faſt häutig, glockig, ſpäter flacher, gewölbt, mit einer Vertiefung in der Mitte, geſtreift; Lamellen weit von einander, weit herablaufend; Stiel hohl, dünn, unten nicht dünner als oben. Auf mooſigen Wieſen. 41. Der Saftling, Hygröcyke, Fr. Schleier fehlend. Hut in feuchter Luft ſchmierig oder klebrig, meiſt lebhaft gefärbt. Lamellen angeheftet, frei oder doch nur wenig herablaufend. Stiel (wenigſtens im Alter) hohl. Wäſſerig⸗ſaftige, gebrechliche, als Speiſe wenig zu empfehlende Pilze. 1. Der wachsgelbe Saftling, Hygr. ceräcea, Wulf. (Hygröphorus ceräceus, Wulf.) Ganz gelb, glänzend, ſein Fleiſch wäſſerig-ſaftig. Hut gewölbt, dann flach, fein-geſtreift, gegen 2 em breit; Lamellen wenig herablaufend; Stiel hohl, ungleich, 2 em hoch. Wieſen. Iſt nach Büchner eßbar. 2. Der ſcharlachrothe Saftling, Hygr. coceinea, Fr. (Hygröphorus eoceineus, Fr.) Hut gewölbt, kahl, ſcharlach— roth, bald blaß und gelblich werdend, 2 bis 5 em breit; Lamellen aderig verbunden, am Rücken purpur, in der Mitte gelb, die Schneide grau -grün; Stiel bis 5 em hoch, 0,5 em dick, hohl, zuſammengedrückt, gelb, oben ſcharlach. Herbſt. Wieſen. 3. Der mennigrothe Saftling, Hygr. miniäta, Fr. (Hygröph. miniätus, Fr.) Hut kaum 2 cm breit, gewölbt mit einer Grube in der Mitte, mennig-gelb, bald aber wird er trocken, fein— ſchuppig, und verliert die Farbe; Lamellen gelb oder mennig— gelb; Stiel 5 em hoch, zerbrechlich, kaum hohl, nirgends verdickt, ſcharlach, wie polirt. Sommer. Feuchte Stellen. 4. Der hochrothe Saftling, Hygr. punicea, Fr. (Hygröph. puniceus, Fr.) Hut glockig, ausgeſchweift, glatt, 108 Baſidienpilze, Blätterpilze. ſcharlach-blutroth, bald erblaſſend, 5 bis 9 em breit; Lamellen dick, bauchig, gelb; Stiel bis 7 em hoch, dick, bauchig, hohl, geſtreift, gelb oder roth, am Unter-Ende immer weiß. Mooſige Wieſen. Nach Büchner eßbar. 5. Der kegelige Saftling, Hygr. eönica, Scop. (Hygröph. cönicus, Scop.) Hut ſpitzig, kegelförmig, bis 3 em hoch, kahl, der Rand meiſt ausgebuchtet, die Farbe gelb oder roth; Lamellen dicht beiſammen, bauchig, weiß, ſeltener orange roth; Stiel wie der Hut gefärbt. Das Fleiſch durchſcheinend wie Eis, jung ſafranfarbig, durch Druck oder bei feuchtem Wetter leicht ſchwarz werdend. Grasplätze. Büchner fand deſſen Genuß ſchäd lich. 6. Der papageigrüne Saftling, Hygr. psittacina, Schaeff. (Hygröph. psittacinus, Schaeff.) Grundfarbe des Hutes und Stieles gelb, oft papagei- grün, zuweilen roſtfarben, röthlich, weiß; anfangs iſt die Farbe durch einen Ueberzug von grünem Schleim verſteckt, welcher ſpäter mehr oder weniger verſchwindet. Hut anfangs gewölbt, etwa 2 cm breit; Lamellen dick, grünlich; Stiel etwa 2 em hoch, hohl, zäh, glatt. Grasplätze. 42. Der Milchling, Lactärius, Fr. Ohne jegliche Hülle; Stiel central, glatt; Lamellen (wie auch die übrigen Theile) bei Verletzung milchend, oft äſtig, von ver- ſchiedener Länge, mehr oder weniger herablaufend. Der je nach der Species verſchieden gefärbte, mehr oder weniger ſcharfe Milch— ſaft beſteht aus einer wäſſerigen Flüſſigkeit, in welcher Milch⸗ kügelchen (wie in der thieriſchen Milch) ſchwimmen. Bei manchen Arten verfärbt ſich dieſelbe an der Luft ſchnell ſchwefelgelb, lila oder violett; an naſſen Orten wird er wäſſerig. Alle Milchlinge ſind fleiſchig, groß oder mittelgroß und wachſen, mit Ausnahme der hier nicht angeführten, auf der Erde; ſie ſind meiſtens giftig, oder doch verdächtig und darum bis auf den Reizker und Brätling zu meiden. Nach Fries ſollen die Ziegen aber ſelbſt die ſcharf ſchmeckenden verzehren. Bafidienpilze, Blätterpilze. 109 A. Lamellen unveränderlich, nackt, weder ſich ver— färbend noch bereift. Milchſaft anfangs weiß, (gewöhnlich) ſcharf. 1. Der grubige Milchling, Erdſchieber, Lact. soro— biculätus, Scop. Hut bis über 20 cm breit, in der Mitte vertieft, gelb, ohne dunklere Ringe, ſehr ſchmierig, ſein Rand an— fangs eingerollt und filzig. Lamellen dicht⸗-ſtehend, weißlich; die Milch wird an der Luft bald ſchwefelgelb, ſowie überhaupt die Farbe des ganzen Pilzes im Alter in's Schwefelgelbe übergeht. Stiel hohl, kurz, dick, bleichgelb, mit dunkleren Gruben beſetzt. Im Nadelwald an feuchten Stellen. Wird überall von Pilzeſſern gemieden. 2. Der Gift-Milchling, Birken-Reizker, Lact. torminösus, Schaeff. Fig. 24. Hut kaum ſchmierig, blaß- roſa, bald mehr in's Gelbliche, bald mehr in's Weiße, meiſt hat er breite, heller und dunkler gefärbte Ringe; ſein Rand hat in der Jugend lange Zotten, welche weißer gefärbt ſind als der Hut und dem Pilze ein ſehr ſchönes Anſehn geben; er iſt 2 bis 7 em breit; Lamellen wie der Hut gefärbt, aber weißlicher; Milch unveränderlich-weiß; Stiel wie der Hut gefärbt, aber blaſſer, glatt, doch zuweilen mit flachen, dunkleren Gruben, 2 bis 3 em lang, gegen 0,8 cm dick, bald hohl. In Wäldern auf Sand- und Kiesboden, am liebſten unter Birken. Dieſe liebt er ſo ſehr, daß er ſich in der Nähe meines Hauſes um eine Birkengruppe für immer angeſiedelt hatte, welche von einem kieſigem Orte, wo er zwiſchen ihnen viel wächſt, auf einen thonigen, kalkhaltigen Berg verpflanzt worden iſt, auf dem er ſonſt nie und nirgends vorkommt. Nach 25 Jahren verſchwand er unter den genannten, nun ſtark von anderen Bäumen bedrängten Birken allmälig. Roh ſchmeckt der Pilz ſehr ſcharf und gekocht nicht angenehm. Fries ſagt, daß er in Schweden ſehr häufig, und zwar ohne Schaden, gegeſſen wird, indem man ihn mit dem eigentlichen Reizker verwechſelt und ſtatt deſſen ſammelt. Letellier und Krombholz haben ihn mehrmals ohne Schaden gegeſſen. Er wirkt aber auch öfters ſchädlich. Gleditſch und Schäffer erklären ihn für gefährlich; Bulliard 110 Baſidienpilze, Blätterpilze. jagt, daß ihn die Landleute in vielen Gegenden Frankreichs für ge— fährlich halten, und Krombholz fand bei den böhmiſchen denſelben Glauben. Pollini nennt ihn giftig, Marquardt ſchädlich; Büchner fand den rohen Pilz giftig. 3. Der wilde Milchling, Mordſchwamm, Lact. türpis, Weinm. Hut bis über 14 cm breit, flach, oliven-umbra⸗ farben, ohne dunkler gefärbte Ringe, am Rande anfangs gelb⸗-zottig, bei feuchtem Wetter iſt er etwas klebrig; Lamellen dünn, bleich; Milch weiß, wird an der Luft grau. Stiel nicht hohl, kurz, nach unten verdünnt, olivenfarben. Herbſt. Wald. Marquardt erklärt ihn für ſchädlich. 4. Der Blut⸗Milchling, Lact. controvérsus, Pers. Hut bis über 14 em breit, ſteif, zerbrechlich, weiß, oft in's Graue oder Gelbliche, in der Mitte vertieft, ſchmierig, flockig, ſpäter kahl, oft mit blutrothen Flecken und Ringen, der Rand anfangs zottig; Lamellen ſehr dicht-ſtehend, einfach, weiß-fleiſchrokph; Milch weiß; Stiel bis 5 cm lang, dick, nicht hohl, ungleich, wie der Hut gefärbt. Wald. Cluſius, Bulliard und Letellier erklären ihn für eßbar. Die Landleute in Frankreich genießen ihn oft. 5. Der geſchmackloſe Milchling, Laet. insülsus, Fr. Hut in der Mitte vertieft, bis 9 em breit, gelblich, mit un⸗ deutlichen dunkleren Ringen, in der Jugend ſchmierig, ſein Rand kahl. Lamellen dicht⸗ſtehend, gabelſpaltig, bleich; Milch weiß, öfters waſſerfarben, ſchmeckt ſcharf. Stiel kurz, dick, bleich, zuletzt hohl, öfters grubig. Wald. Staude nennt ihn ſchädlich. 6. Der graugrüne Milchling, Lact. blénnius, Fr. Hut bis 9 cm breit, in der Mitte vertieft, grau-grünſpanfarben, bei feuchtem Wetter ſchmierig, fein Rand kahl, anfangs wie ges brochen; Lamellen dicht-ſtehend, weiß; Milch weiß, ſchmeckt ſcharf; Stiel wie der Hut gefärbt, ſchmierig, bis 5 em hoch. Wald. Wird von den Pilzeſſern gemieden. Krombholz fand ihn gebraten ſchlecht ſchmeckend, Büchner rohe Stückchen ſchäd lich. 7. Der ſchlichte Milchling, Lact.triviälis, Fr. Hut bis über 7 cm breit, in der Mitte vertieft, anfangs düſter-bleifarben, Baſidienpilze, Blätterpilze. 111 ſpäter faſt fleiſchfarben-blaßgelb, ohne Farbenringe, ſein Rand kahl. Lamelllen und Milch weiß; ſcharf; Stiel hohl, dick, bis 5 em hoch. Bergwälder. 8. Der fahle Milchling, Lact. dag u Pers. Hut 5 bis 7 em breit, ſchmutzig-graubraun, mit undeutlichen dunkleren Ringen, ſein Rand kahl. Lamellen weiß; Milch weiß, ſcharf, an der Luft bald roth werdend; Stiel hohl, bleich, bis 5 cm lang. 9. Der klebrige Milchling, Lact. üvidus, Fr. Hut 2 bis 5 em breit, dünn, gewölbt, ſpäter vertieft, ohne dunkler ge⸗ färbte Ringe, ſehr ſchmierig, ſchmutzig-bloßroth-grau, zuweilen in's Weißliche oder Dunkelbraune fallend, ſein Rand kahl. Lamellen dünn, dicht⸗ſtehend, weiß; Milch weiß, an der Luft ſich bald lila färbend; Stiel kurz, ſchmierig, bleich, bald hohl werdend. Feuchte Wälder. Staude nennt ihn ungenießbar. 10. Der verbogene Milchling, Lact. flexudsus, Fr. Hut gewölbt, gebrochen und ausgeſchweift, trocken, kahl, düſter— bräunlich, oder grau- röthlich, oder bleich, glanzlos, zuletzt ſchuppig-⸗ riſſig, bis 7 om breit. Lamellen dick, von einander entfernt, gelb; Milch weiß, ſcharf; Stiel meiſt 2 em dick, bis 2 em hoch, un— gleich. Bongard erklärt ihn für eßbar, auch Pollini ſagt: „er werde von einigen Leuten gegeſſen“. Der beißende Milchling, Eset, pyrogalus, Bull. Hut bei feuchtem Wetter feucht, 5 bis 7 em breit, flach, bläulich-grau, mit undeutlichen dunkleren Kreiſen; Lamellen dünn etwas entfernt von einander, gelblich. Stiel 3 em und darüber lang, bis 1 em dick, graulich, bald hohl; Milch reichlich, weiß, ſchließlich gelb, ſehr ſcharf. Schmeckt ſchlecht. Fries nennt ihn giftig. 12. Der bleigraue Milchling, Lact. plümbeus, Bull. Hut rußfarben, bis 9 cm breit, trocken. Lamellen dicht-ſtehend, weiß ⸗ gelblich; Milch ſcharf, weiß, unveränderlich; Stiel nicht hohl, dick, rußig, bis 5 cm lang. 13. Der Pfeffer-Milchling, Pfefferſchwamm, Laect. piperätus, Scop. Ganz weiß. Hut trocken, kahl, in der Mitte 112 Baſidienpilze, Blätterpilze. vertieft, dick, ſteif, 5 bis 14 em breit; die Lamellen ſtehen ſehr dicht, find ſehr ſchmal (niedrig), gewöhnlich find nicht wenige zwei— ſpaltig; Milch weiß; Stiel 2 bis 5 em lang, etwa 2 em dick. Vorzugsweiſe im Laubwald, nicht einzeln. Der Geruch des rohen Pilzes iſt nicht unangenehm, beim Reiben ſogar aromatiſch, an Apfelſinen erinnernd, jedoch ſchwach; der Geſchmack iſt ſcharf— pfefferartig. — Die bei Schnepfenthal im Gebirge weidenden Kühe freſſen ihn gierig. — Er wird auch von manchen Menſchen ver— ſpeiſt, die ſich eine derbe, nicht wohlſchmeckende Koſt, aus Mangel an beſſerer, gefallen laſſen. Schon Cluſius führt ihn unter den eßbaren auf, und viele ſpätere Schriftſteller thun daſſelbe. Nach meiner Erfahrung gehört er ebenfalls unter die eßbaren; ſeine Schärfe verſchwindet durch Kochen und Braten, aber einen Wohl— geſchmack hat er nicht. Im Allgemeinen wird er von Pilz— eſſern gemieden. Pollini jagt, „daß er zuweilen Kolik, Er- brechen u. ſ. w. erregt“; Büchner empfand Uebelſein, wenn er kleine Stückchen roh verſchluckt hatte. 14. Der wollige Milchling, Wollſchwamm, Lact. velléreus, Fr. Sieht ganz wie der vorige aus, zeigt aber bei näherer Betrachtung, auf dem Hute und Stiele einen feinen Filz— überzug, und unterſcheidet ſich am deutlichſten von ihm dadurch, daß ſeine ſchmutz- weißlichen Plättchen breiter find und ziemlich weit von einander entfernt ſtehen. In der Jugend iſt der Pilz reich an weißer pfefferartig-ſchmeckender Milch; Geruch ſchwach, etwas unangenehm, faſt modrig und dadurch ſchon vom vorigen zu unter— ſcheiden. Der Wollſchwamm gilt bei Pilzeſſern für ſchädlich. In Wäldern. B. Lamellen nackt. Milchſaft von Anfang dunfel- ſafrangelb oder dunkel-orangefarben. 15. Der Wachholder-Milchling, ächte Reizker, Lact. delieiösus, IL. Fig. 22. Dieſer ſehr häufige und ſehr beliebte Pilz iſt in⸗ und auswendig ziegel-orangefarben, läuft leicht grünſpanfarbig an, kann, wenn man auf die Orangefarbe der Milch achtet, mit keinem andren verwechſelt werden. Hut 2 bis Baſidienpilze, Blätterpilze. 113 über 9 em breit, anfangs nicht ſtark gewölbt, zuletzt hebt ſich oft der früher eingerollte Rand empor, und der Hut wird platt oder faſt trichterförmig; gewöhnlich iſt er durch heller und dunkler ge— färbte Kreiſe geziert, kahl, bei feuchtem Wetter ſchmierig, ſein Fleiſch ſchön roth-gelb. Lamellen von verſchiedener Länge, fo breit als das Fleiſch des Hutes dick; die längſten erreichen mit einer ſcharfen Spitze den Stiel; dieſer 2 bis 5 em hoch, kahl, walzig oder etwas breit-gedrückt; bei großen Exemplaren mit dunk— leren Flecken, derb, aber nicht zäh, inwendig von Anfang an hohl, das Fleiſch rings um die Höhlung weiß. Geruch angenehm, nicht ſtark, Geſchmack unangenehm-bitter und ſcharf. Sommer und Herbſt im Nadelwald. Er wird faſt allerwärts, ſelbſt wo man faſt keine andern Pilze genießt, in Menge für die Küche geſammelt und verzehrt. Ich habe oft davon gegeſſen. Da er ſehr bald und ſtark von Inſectenlarven durchbohrt wird, ſo thut man am beſten, ihn recht jung zu ſammeln. C. Lamellen erſt blaß, dann ſich färbend, endlich weißbereift. Milchſaft anfangs weiß, milde oder erſt milde und dann ſcharf. 16. Der Schwefel-Milchling, Lact. theiögalus, Bull. Hut 5 cm breit, feucht, anfangs gewölbt, kahl, blaßroth⸗ braun⸗gelb; Lamellen gelblich, ſpäter bräunlich; die weiße Milch wird an der Luft ſchwefelgelb (daher ſein lat. Name), ſchmeckt beim Koſten nach einiger Zeit ſcharf; Geruch aromatiſch; Stiel 2 bis 5 em hoch, nicht hohl, glatt, ohne Gruben, wie der Hut ge— färbt. Rabenhorſt und Staude erklären ihn für giftig. 17. Der ſcharfe Milchling, Lact. acris, Bolt. Hut feucht, unregelmäßig, aſchgraurußig, 5 bis 9 em breit; Lamellen blaßgelb; Milch weiß, roth werdend, ſcharf; Stiel kurz, blaß, nach unten verdünnt, ſelten gerade unter der Mitte des Hutes ſtehend. Pollini erklärt ihn für ungenießbar, Staude für giftig. 18. Der bleiche Milchling, Lact. pällidus, Pers. Hut bis über 7 em breit, kahl, bleich⸗fleiſchroth-gelblich, oder meiß- Lenz, Pilze. 6. Aufl. 8 114 Baſidienpilze, Blätterpilze. gelblich, ohne dunkler gefärbte Ringe, anfangs ſchmierig. Lamellen anfangs weiß, dichtſtehend; Milch weiß, mild; Stiel bis 7 em hoch, ſtark, bleich, zuletzt hohl. Zantedeschi hält ihn für eßbar. 19. Der ſanfte Milchling, Lact. quiétus, Fr. Hut fleiſchig, niedergedrückt, glanzlos, 7 em breit, zimmtbraun, ſchmierig, bald blaß und trocken werdend, mit undeutlichen, dunkler gefärbten Ringen; die weißen Lamellen werden ziegelfarb; die Milch iſt weiß und mild; Stiel nicht hohl, kahl, zimmtbraun, bis 7 em hoch. 20. Der Birnen-Milchling, Brätling, Lact. vo- lemus, Fr. Fig. 26. Dieſer vortreffliche, in Laub- und Nadel⸗ wald faſt überall, jedoch ſelten in Menge beiſammen wachſende, ſehr beliebte Pilz heißt auch Goldbrätling. Er iſt unter den ihm ähnlichen Milchpilzen bei weitem der dick⸗- fleiſchigſte und größte. Hut trocken, glanzlos, bald heller, bald dunkler ſchön-braungelb (zimmtfarb), in der Mitte oft dunkler. An⸗ fangs iſt der Rand nach unten gerollt, ſpäter hebt er ſich und zu— letzt manchmal ſo, daß der Hut trichterförmig wird, oder es heben ſich auch nur zwei Seiten des Hutes gegen einander empor. Das Fleiſch des Hutes iſt derb, nicht zäh, weiß, und giebt jung bei Verletzung eine große Menge weißer, milder Milch. La- mellen weiß, etwas in's Gelbliche fallend, von verſchiedener Länge, die längſten erreichen den Stiel, ohne herabzulaufen, 1 bis 4 Li⸗ nien breit, ſehr milchreich und werden nach Verwundung oder Druck bräunlich; Stiel 2 bis 6 em lang, 1 bis 3 cm dick, wie der Hut gefärbt, nach oben in's Weißliche fallend, kahl, nicht hohl, ſein Fleiſch derb, nicht zäh, weiß, in der Jugend milchreich. Ge— ſchmack mild und angenehm, Geruch angenehm, geht aber nicht ſelten bei jungen und mehr noch bei älteren Exemplaren in He— ringsgeruch (vergl. S. 36) über, was jedoch der Eßbarkeit nicht ſchadet. Sommer und Herbſt. Der Brätling iſt eine vor- treffliche Speiſe, von der ich oft gegeſſen habe. Er bleibt lange gut und leidet auch nicht leicht durch Inſektenlarven. — Die bei Schnepfenthal im Gebirge weidenden Kühe freſſen ihn gierig. 21. Der ſüßliche Milchling, Süßling, Lact. sub- Baſidienpilze, Blätterpilze. 115 dülcis, Bull. Einem kleinen Brätling ähnlich, Hut und Stiel ſind aber viel dünner, auch habe ich nie einen Heringsgeruch an ihm bemerkt. Hut mit abſtehenden, feinen Härchen, daher wie Waſchleder anzufühlen, trocken, hell-gelbbraun, oder hell- (ſelten dunkel-) zimmtbraun, 1 bis 5 em breit, dünn, anfangs etwas ge— wölbt, ſpäter in der Mitte vertieft; Lamellen blaß-öthlich-weiß; Milch weiß, mild; Stiel wie der Hut gefärbt, aber blaſſer, 1 bis 3 em lang, dünn, anfangs wie bereift, ſpäter röthlich und dann hohl. Sommer und Herbſt in Wäldern häufig. Ich kenne ihn aus vielfacher Erfahrung als eßbar, rathe aber Denjenigen, welche nicht genau unterſuchen, ihn zu meiden, weil er ſonſt leicht mit dem rothbraunen Milchling (Lact. rufus) verwechſelt werden könnte. 22. Der Kampfer-Milchling, Lact. camphorätus, Bull. Hut niedergedrückt, etwas gezont, braunroth oder braun— ziegelfarben, etwa 3 bis 4 em breit. Lamellen gelblich-ziegel- farben, ſchmal. Stiel voll, dem Hute gleichfarbig, etwas wellig, 2 bis 4 em hoch. Im friſchen Zuſtande nach Kampfer, trocken nach Steinklee (Melilotus) riechend Herbſt. In Wäldern. 23. Der rothbraune Milchling, Lact. rufus, Scop. Fig. 27. Hut trocken, kahl, röthlich-braun, meiſt mit vielen kleinen Erhabenheiten, in der Mitte eine bald ſpitze, bald ſtumpfe Er— höhung, Fleiſch matt-⸗weiß, in's Bräunliche ziehend. Lamellen— ſchicht breiter als das Fleiſch des Hutes dick, Lamellen von ver— ſchiedener Länge, ziemlich dicht, die längſten mit dem Stiele ver— wachſen, blaß-weiß⸗gelb und enthalten, wie das Fleiſch, eine weiße, brennend⸗ſcharfe Milch. Stiel 2 bis 5 em lang, hell-öthlich braun, oft weiß-angeflogen, unten weiß-filzig, inwendig blaſſer als auswendig, nicht hohl, Fleiſch wenig zäh. Geruch des Pilzes gering. Er iſt Sommer und Herbſt, vorzüglich in Nadelwäldern auf Sandboden, äußerſt häufig. Zubereitet ſteht er an Wohlge— ſchmack dem Brätling weit nach. Einer meiner Freunde hat ihn oft ſtatt des Brätlings und mit demſelben ohne Schaden verzehrt, und ich weiß gewiß, daß es eben dieſer Pilz geweſen iſt, auch habe ich geſehen, daß ihn vier andere Perſonen ſich haben zube— 8 * 116 Baſidienpilze, Blätterpilze. reiten laſſen und ihn ebenfalls ohne Schaden genoſſen haben. Kromb- holz berichtet, daß ihn eine Frau ohne Nachtheil gebraten verzehrt, daß aber ein Mädchen nach einem eben ſolchen Gerichte auf kurze Zeit unwohl wurde. Nach Marquardt verzehren ihn in Defter- reich die Landleute ohne alle nachtheiligen Folgen. — Nach Fries wirkt er aber auch mitunter ſehr giftig. — Auf naſſen Stellen findet man den Lact. rufus blaß-ziegelfarb, oft ohne Erhöhung in der Mitte des Hutes und mit wäſſerigem Safte (Lact. hel- fus, Fr.) 24. Der wohlriechende Milchling, Lact. glyciös- mos, Fr. Leicht an feinem ekel-ſüßen Geruche zu erkennen. Hut trocken, dünn, gewölbt, aber bald flach werdend, mit kleinen Erhabenheiten beſetzt, glanzlos, düſter-chokoladefarbig, 2 bis 5 cm breit; Lamellen blaß⸗gelblich-weiß; Milch weiß; Stiel nicht hohl, dünn, flaumig, bleich, bis 5 em lang. Im Nadelwald. 25. Der rußige Milchling, Lact. fuliginösus, Fr. Hut weich, eingedrückt, bis 7 em breit, grau-gelblich, anfangs ruß⸗ braun⸗bepudert, ſpäter grauslohfarben, ganz trocken ohne Zonen, Lamellen blaß⸗gelb oder lohfarben; Fleiſch und Milch weiß, an der Luft in's Safranfarbne übergehend; Stiel wie der Hut gefärbt, bis 7 em hoch; Sporen gelblich. Riecht und ſchmeckt widrig und iſt nach Gmelin giftig. 43. Der Täubling, Rüssula, Pers. In der Form des Hutes den Milchlingen ziemlich ähnlich (Fig. 21), jedoch durch den Mangel an Milchſaft, durch die faſt gleich langen, bisweilen gabelig-getheilten, fteifen und gebrechlichen La— mellen unterſchieden. Hut kahl, glatt, oft lebhaft gefärbt, an⸗ fangs oder ſpäter in der Mitte niedergedrückt. Stiel walzenför- mig oder ziemlich walzenförmig, glatt, ſtarr, voll. Sporen groß, gerundet, oft ſtachelig, weiß oder gelblich. Wenn einige Arten der Täublinge eßbar ſind und in manchen Gegenden auch gegeſſen werden — nach de Seynes dienen ſie z. B. mit dem Hallimaſch in den Cevennen Monate lang als Haupt⸗ mahlzeit — ſo giebt es unter ihnen doch auch viele, welche in Baſidienpilze, Blätterpilze. 117 hohem Grade giftig find und die gefährlichſten Wirkungen hervor— bringen. Da eine Verwechſelung um ſo leichter möglich iſt, als mehrere der giftigen Täublinge in der Farbe ſich nicht gleich blei— ben, ſondern nach dem Standort, nach der Witterung ꝛc. in den verſchiedenartigſten Färbungen auftreten, ſo iſt es jedenfalls ſehr rathſam, alle Täublinge von Küche und Markt zu vers bannen. Es mögen indeſſen weiter unten einige der wichtigeren eßbaren und giftigen Täublinge beſchrieben werden. Ueber die gefährlichen Wirkungen der giftigen Täublinge hat v. Krapf, weiland königl. kaiſerl. Hofrath und Leibarzt in Wien, folgende Beobachtungen gemacht: „Im Auguſt 1760 fügte es ſich, daß meine Köchin zu Trieſt rothe Täublinge nach Hauſe brachte, welche ſie auf Anrathen des dortigen Marktaufſehers als gute und ſchmackhafte Schwämme ge— kauft hatte, und von welchen er ſelber einen Theil nach Hauſe ge— tragen. Sie wurden mit Oel, Salz, gehackter Peterſilie, geſtoße— nem Pfeffer und Zwiebeln auf die in Welſchland gewöhnliche Art für mein ganzes Haus zubereitet. Ich war damals noch der irri— gen Meinung zugethan, daß das Gift der ſchädlichen Schwämme durch Baumöl und Pfeffer entkräftet werde. Da es mir damals an Kenntniß der giftigen Schwämme noch fehlte, und ich zugleich ein großer Liebhaber dieſes Gewächſes war, ſo aß ich ohne Be— denken einen ſtärkeren Antheil derſelben, als alle meine Hausgenoſſen gegeſſen hatten. Eine Viertelſtunde darauf überfiel mich plötzlich eine große Schwäche und beſchwerliche Beängſtigung des Magens, die immer ſtärker wurde und mich zwang, vom Tiſche aufzuſtehen, am offenen Fenſter friſche Luft zu ſchöpfen, und mich durch ſelbe zu erholen. Kaum aber hatte ich einige Minuten am Fenſter ge— ſtanden, ſo ward ich von einem ſo ſtarken Schwindel eingenommen, daß ich weder zu ſtehen, noch zu ſitzen vermochte, ſondern, von An— dern unterſtützt, in das Bett getragen werden mußte. Zugleich fing ich an, mich heftig zu erbrechen, womit eine ſo ſchmerzhafte Em— pfindung verbunden war, als ob der Magen nur an einem Bind— faden hinge, der alle Augenblicke abreißen wollte. Unmöglich iſt es mir, dieſen angſtvollen Schmerz mit genugſam deutlichen Worten 118 Baſidienpilze, Blätterpilze. auszudrücken. Eiskalte Schweißtropfen floſſen von meinem Ange⸗ ſichte, und eine Ohnmacht folgte der andern, welche durch mich ſonſten erquickende wohlriechende Geiſter nur noch vergrößert wurde; ſelbſt der Eſſig, den ich ſonſten gerne roch, war mir unerträglich. Mein Puls ging ſchnell, war aber ſo ſchwach, daß man ihn kaum merkte. Mein Bauch war zu gleicher Zeit aufgetrieben und ange— ſpannt. Ich durfte mich, um nicht in neue Ohnmacht zu verfallen, kaum mit dem Kopfe bewegen; ein Gleiches bewirkte auch das Reden der Umſtehenden, die mir zu helfen beigekommen; kurz, ich glaubte ſchon mein Leben zu endigen, und ich wünſchte es auch, um nur von der großen Beängſtigung, die ich erlitt, befreit zu ſein, als mich auf einmal ein außerordentliches Verlangen, nach einem eiskühlen Waſſer überfiel. Die Erquickung, die ich dadurch erhielt, war ſo groß, daß die üblen Zufälle merklich abnahmen, und je mehr ich von dieſem mit Eis gekühlten Waſſer trank, um ſo mehr Linderung verſpürte ich; das Brechen hörte gänzlich auf; der Durchfall hielt nur noch wenige Stunden an, und wurde in dieſer Zeit ſchon ſchwächer, ſeltener, und blieb endlich gar aus. Hierauf verfiel ich in einen Schlaf, der mir die Kräfte einiger⸗ maßen erſetzte. Doch aber blieb mir von allen üblen Zufällen ein Schmerz im Bauche zurück, der ſo empfindlich war, daß ich weder denſelben berühren, noch huſten konnte; er war einer Zernagung der Gedärme ſehr ähnlich, und hielt 8 Tage an. Innerlich brauchte ich bloß das in Eis gekühlte Brunnenwaſſer, nach welchem ich großes Verlangen trug, und äußerlich mit Wermuth gefüllte, in Wein geſottene Säcklein, die ich ohne Unterlaß warm um den Magen geſchlagen trug; vor Wein und Fleiſch hatte ich einen Ekel, und der widrige Schwammgeſchmack blieb mir viele Tage mit Grauſen im Munde. Mein Weib wurde zu gleicher Zeit von Uebelkeiten überfallen, kam aber mit etlichmal Brechen und einigen mäßigen Durchfällen noch ziemlich gut davon. Mit meinen Dienſt⸗ boten lief es auch noch leidentlich ab, nur daß einer mehr der an- dere weniger ſich erbrach. Dem Marktaufſeher erging es viel übler, obſchon er weit glücklicher war als ich und viele Andere, die an eben demſelben Tage von dieſen Täublingen gekauft und gegeſſen Baſidienpilze, Blätterpilze. 119 hatten, und deren zween ihre gehabte Schwammluſt mit dem Leben bezahlen mußten.“ — „Ich holte mir den 30. Brachmonat 1778 rothe Täublinge aus dem Simmeringer Wäldlein ohnweit Wien; fie ſtanden nicht- weit von einander; einige davon hatten kaum die Erde verlaſſen, die übrigen waren ungleich reif; die, ſo in ſchat— tichten Orten ſtanden, hatten einen ſchleimichten Hut, und einige davon waren von jo blaß-rother Farbe, daß man fie vielmehr für weiße als rothe hätte halten ſollen; ſie wurden erſt, als ſie einen Tag am offenen Fenſter gehangen hatten, röthlicht und am Grunde gelblicht, der Stiel war an allen weiß, an einigen röthlicht gefärbt, nicht aber an allen von gleicher Länge und Dicke; denn an man— chen hatte er kaum die Dicke eines Schwanenfederkiels; die Blätter waren an vielen weiß, an andern gelb; in der Feſte des Fleiſches fand ich auch einen großen Unterſchied, denn unter allen, die ich hatte, waren nur 5 ſchöne große, mit vielem, feſtem, weißem Fleiſche, welche einen ſüßen Geſchmack und guten Geruch hatten, alle übrigen hatten mehr oder weniger lockeres Fleiſch, und waren entweder ganz ohne Geſchmack und Geruch, oder von ſolcher Schärfe, daß mir bei deren Verſuch die Zunge ſchmerzlich brannte; auch wurde ich durch den ſcharfen Geruch derſelben, weil der Verſuch, welcher zwar bei offenem Fenſter geſchah, etwas lange dauerte, öfters zum heftigen Nieſen gereizt, und es floſſen mir dabei viele Thränen aus den Augen. Vier Tage darnach verſuchte ich abermals einen dieſer Schwämme, welcher, ob er gleich beſtändig am offenen Fenſter hing und ſchon ganz dürre war, dennoch von gleicher Schärfe als der Gifthahnenfuß war. Ich rieb nun damit die Fläche meiner Hände, hielt ſolche zum Geſicht, und empfand dabei die nämlichen Um⸗ ſtände, die ich vor 4 Tagen erlitten hatte. Ich ſod einen ſolchen halb dürren Schwamm in 5 Unzen Waſſer eine halbe Stunde, koſtete alsdann ein wenig von dem geſottenen Waſſer, und ſpie es bald wieder aus. Es war am Geſchmack ſchleimicht und anfäng- lich ſüß, in Kurzem aber empfand ich ein ſcharfes Brennen im Munde, und der Schmerz hielt beinahe ½ Stunde an. Den Tag darauf kauete ich abermals ein Stücklein von dem geſottenen ſchlei⸗ michten Schwamme, aus dem ich vorher alles Waſſer ausgedrückt 120 Baſidienpilze, Blätterpilze. hatte, und ſchluckte es hinab. Das Brennen im Munde fing eher als am vorigen Tage an, welches vermuthlich das Kauen des Schwammes verurſachte; nach / Stunde ohngefähr empfand ich einen dumpfen Schmerz im Bauche, der immer heftiger wurde, bei⸗ nahe eine halbe Stunde anhielt, dann aber wieder aufhörte. Die Begierde, mit dieſem Schwamme ein Mehreres zu verſuchen, brachte es dahin, daß ich den Tag darauf ein ganzes Quintel von dem Waſſer, worin der Schwamm geſotten hatte, und das ziemlich ſchleimicht war, trank. In weniger als einer halben Stunde ver— ſpürte ich ſchon ein ſchmerzhaftes Drücken in dem Magen, worauf ein öfteres Aufſtoßen, wiederholte Neigung zum Brechen und an— haltende Schwäche der Augen erfolgte Ich trank ſogleich ein großes Glas voll friſchen Brunnenwaſſers, wodurch die Zufälle ſich ver— minderten, und nach und nach gar aufhörten. Dieſe von dem kal— ten Waſſer ſo geſchwind erhaltene Hülfe reizte mich zu folgendem, zwar kühnen, doch nützlichem Unternehmen, ungeachtet der noch in friſchem Gedächtniß tragenden gefährlichen Zufälle, welche mir dieſer ſchädliche Blätterſchwamm vor vielen Jahren verurſacht hatte. Ich verſchluckte frühe, nach vorgenommenem Milchkaffee, faſt ½ Quint⸗ lein von dem gekochten, ausgedrückten und in Stücke zerbiſſenen Schwamme, hielt aber zur Vorſorge eine Kanne friſchen Waſſers in Bereitſchaft. Kaum waren einige Minuten vorbei, ſo ließen ſich ſchon die Vorboten der mir drohenden Gefahr ſpüren. Ein ziem- lich ſtark brennender Schmerz in der Gegend des Magens war der erſte böſe Anfall; auf dieſen folgte eine heftige Empfindung, die dem ſchmerzlichen Drücken eines im Magen ſich bewegenden ftum- pfen Körpers gleichkam, und das Eingeweide bald da, bald dort auseinander zu dehnen ſchien, und dadurch Uebelkeit mit großem Ekel, ſtarkes Aufſtoßen und Schwäche der Augen verurſachte. Dieſe drohenden Stürme ſchreckten mich dermaßen, daß ich die Gefahr nicht weiter kommen ließ; ich trank eilends ein halbes Maß friſches Waſſer, nach deſſen Hülfe es, außer einem Durchfall, zu keinen ſchlimmen Folgen kam, als daß mir für die Zukunft die Luſt ver⸗ ging, mit den rothen Täublingen auf ſolche Art zu ſcherzen. Doch widerſtand ich in etwas meinem Vorſatze, und verſuchte noch ein⸗ Baſidienpilze, Blätterpilze. 121 mal, ob an dem lang gefottenen, giftigen, vom Waſſer gut aus— gepreßten rothen Täublinge, dennoch eine Schärfe übrig bleibe, die ſich in vielen anderen Schwämmen durch das Kochen, Dünſten oder Braten gänzlich verliert, und ſie zur unſchädlichen, guten Speiſe macht, oder ob die giftige Eigenſchaft in anderen unbekannten Thei— len, die ſich durch das Kochen nicht verlieren, wie ich an dem Toll— kraut erfahren habe, verborgen liege. Ich ließ daher einige Tage darauf einen ſcharfen dürren Täubling, der einen roth und gelb gefleckten Hut hatte, und zehn Tage ſchon in freier Luft gehangen, eine ganze Stunde lang in Waſſer ſieden, zerkauete alsdann einen vorher gut ausgedrückten Theil davon und empfand, daß ſeine Schärfe zwar gemindert, aber doch noch beißend genug war. Ich ſchloß daher, daß, wenn ein durch zehn Tage in freier Luft ge— hangener, getrockneter, eine ganze Stunde lang geſottener und von allem Waſſer rein ausgepreßter Täubling noch ſo ſcharf iſt, daß er die Zunge ſo heftig beiße, er im Magen ein Gleiches bewirke, und wenn er von Perſonen, die ſchwache und reizbare Magen haben, in Menge genoſſen wird, üble Folgen nach ſich ziehe.“ — Dever— gie berichtet über eine Vergiftung durch Täublinge mit tödtlichem Ausgange und bemerkt dabei, daß Rayer im Hospitale St Antoine mehr als ein Dutzend ähnlicher Fälle behandelt hat. A. Eßbare Täublinge. Geſchmack milde. 1. Der milchweiße Täubliug, Russ. läctea, Pers. Ganz matt⸗milchweiß. Hut derbfleiſchig, trocken, anfangs glockig— gewölbt, und in der Mitte eingedrückt, im Alter gelblichweiß und fein-rinnig, am Rande ſtreifenlos. Lamellen dick, breit, ſteif, entfernt, frei, oft gegabelt. Stiel derb, hart, dick. Fleiſch weiß. Frühling und Herbſt. Auf nackter Erde in Buchenwäldern. 2. Der grünliche Täubling, Russ. viréscens, Schaeff. Hut grünlich, bisweilen in's gelbliche ſpielend, von dunkleren an— gewachſenen Flocken oder ringförmigen Warzen bedeckt, anfangs faſt kuglig, dann ausgebreitet und genabelt, am Rande ſtumpf und glatt. Lamellen frei, ungleich, gegabelt, ziemlich gedrängt. Stiel weißlich, ſtark, etwas rinnig, ſchwammig-voll. Herbſt. In Ge⸗ 122 Baſidienpilze, Blätterpilze. büſchen, Birkenwäldern, unter Geſträuch. Der grünliche Täubling war Schon im Alterthum als eßbar bekannt. 3. Der zierliche Täubling, Russ. 16pida, Fr. Hut blaßroſa, in der Mitte weißlich verblaſſend, derbfleiſchig, erſt ge— wölbt, dann niedergedrückt, ſeidig oder riſſig-ſchuppig, am Rande ſtumpf, ungeſtreift. Lamellen gerundet, ziemlich gedrängt und ziemlich dick. Stiel weiß oder roſa, derb, glatt, voll. Fleiſch feſt, aber käſig, nicht krümelig. Herbſt. Beſonders in Buchenwäldern. 4. Der Speiſe-Täubling, Russ. vesca, Fr. Hut flach niedergedrückt, fleiſchfarben, in der Mitte dunkler, ſchmierig und mit aderigen Runzeln verſehen. Lamellen an den Stiel angewachſen, dünn, weißlich, gedrängt. Stiel netzförmig⸗gerunzelt, voll, außen ſtarr. Fleiſch weiß, von angenehmem Geruch. Bejon- ders in Laubwäldern. 1 5. Der bläulichgelbe Täubling, R. eyanoxäntha, Schaeff. Hut derb, bis trichterförmig vertieft, am Rande faſt bläulich und zuletzt geſtreift, anfangs lila oder purpurn, dann oliven— farben⸗grün, mit verblaſſender, oft gelblicher Scheibe. Lamellen breit, gerundet, weiß, mit kürzeren untermiſcht und gegabelt. Stiel ſchwammig⸗voll, glatt, kahl und rein-weiß. Fleiſch ſeſt, käſig, unter der abziehbaren Oberhaut gewöhnlich röthlich. Sommer, Herbſt. In Laub-, beſonders in Buchenwäldern. 6. Der ledergelbe Täubling, Russ. alutäcea, Fr. Hut anſehnlich, bis 15 cm breit, ausgebreitet oder niedergedrückt, gewöhnlich lebhaft roth, bald verblaſſend, ſeltener grün, olivenbraun oder gelblich, mit endlich geſtreiftem, mit Höckerchen beſetztem Rande. Lamellen lederfarben oder ochergelb, dick, breit, gleich lang, von einander entfernt. Stiel bis 9 em hoch, weiß oder roth, glatt, ſchwammig, ſtark. Fleiſch weiß. In Laub- und Nadelwäldern, doch nicht überall. 7. Der goldgelbe Täubling, Russ. auräta, With. Hut gelb, orange oder roth, fleiſchig, ſtarr, erſt gewölbt, dann flach, am Rande zuletzt geſtreift. Lamellen gerundet, frei, breit, glänzend, an den Seiten blaß, weißlich, an der Schneide eitrongelb. Stiel weiß oder gelblich, fein geſtreift, ſchwammig⸗feſt. Fleiſch Baſidienpilze, Blätterpilze. 123 unter der Oberhaut citrongelb. Sommer. In lichten Wäldern. Durch die Farbe des Hutes und der Blätter leicht zu erkennen, und nicht leicht mit einem anderen Täubling zu verwechſeln. B. Giftige Täublinge. Geſchmack ſcharf oder doch mit ſcharfem Nachgeſchmack. I 8. Der gabelige Täubling, Russ. furcäta, Pers. Hut anfangs gebuckelt, dann niedergedrückt und trichterförmig ver⸗ tieft, glakt, ſeidig-ſchillernd, mit glattem, ſcharfem, anfangs einge— bogenem Rande, bald umbrafarbengrün, bald lebhaftgrün, aber auch braun oder weißlich. Lamelllen angewachſen und etwas herablaufend, dicklich, etwas entfernt, gegabelt. Stiel glatt, nach unten verdünnt, weiß. Spätſommer, Herbſt. In ſchattigen Wäl— dern. 9. Der braune Täubling, Russ. consobrina, Fr. Hut umbrabraun, olivenbraun oder grau, etwas gebrechlich, aus— gebreitet oder niedergedrückt, mit häutigem, geradem, glattem Rande. Lamellen an den Stiel angeheftet, gedrängt, reinweiß, die meiſten halbirt und gabelig. Stiel ſtark, ſchwammig voll, erſt weiß, dann aſchgrau. Fleiſch weiß, unter dem dicken, klebrigen Häutchen des Hutes aſchgrau. Geſchmack ſehr ſcharf. In Nadelwäldern der Gebirge. 10. Der Stinf-Täubling, Russ. foetens, Pers. Fig. 23. Hut klebrig⸗ſchleimig, bis 10 em breit, gelblich oder braungelb, ſtarr, in der Mitte fleiſchig, mit 5 anfangs ab- wärts⸗gebrochenem und höckerig-gefurchtem Rande, welcher ſich u hebt, worauf der Hut flach und am Rande oft buchtig wird; L mellen angeheftet, ſehr ungleich und gabelſpaltig, aderig- mit en. ander verbunden, weißlich, anfangs tröpfelnd; Stiel ſtark, zuletzt hohl werdend, weißlich, nach unten blaßsochergelb oder bräunlich geſtrichelt, oft von Schnecken angefreſſen. Schmeckt ſcharf und hat einen unangenehmen, brandigen Geruch (daher ſein Name), doch zeigt ſich derſelbe nur bei älteren Exemplaren und im Herbft. Dient nirgends zur Speiſe. Krombholz fand den gebratenen Pilz widrig, ekelhaft, bitter, auch wirkte eine Abkochung des Pilzes 124 Baſidienpilze, Blätterpilze. auf ihn und auf einen Hund giftig. Ferner hat Barrelet eine durch dieſen Schwamm bewirkte Vergiftung mitgetheilt. 11. Der rothe Täubling, Russ. rubra, DC. Hut ſtarr, fleiſchig, zuerſt gewölbt, dann ausgebreitet und in der Mitte niedergedrückt, faſt zinnober-mennigroth, zuweilen auch verblaßt, faſt ledergelb, in der Mitte gewöhnlich dunkler, trocken geglättet, mit abſtehendem, ſtumpfem, ſtreifenloſem Rande. Lamellen ſtumpf angewachſen, ziemlich gedrängt, mit kleineren und gegabelten unter⸗ miſcht. Stiel voll, hart, weiß oder abwechſelnd roth. Wleiſch krümelig, unter der Oberhaut roth. Beſonders in Laubwäldern. 12. Der Spei-Täubling, Russ. emética, Harz. Hut fleiſchig, flach ausgebreitet oder in der Mitte niedergedrückt, ganz glatt, glänzend, mit abſtehendem, endlich gefurchtem Rande, anfangs meiſt roſenroth, bald blutroth, auch mattgelb oder (an feuchten Orten) auch ganz weiß, 5 bis 9 cm breit. Lamellen frei, gleich, breit, ziemlich entfernt, weiß, niemals beſtäubt. Stiel ſchwammig⸗ voll, ſtark, elaſtiſch, glatt, weiß oder röthlich, etwa 5 em hoch. Fleiſch weiß, aber unter der trennbaren Oberhaut röthlich. Der anſehnliche, ſchöne, regelmäßige, ſpäter aber gebrechliche Pilz wächſt Sommer und Herbſt in Wäldern. 13. Der gebrechliche Täubling, Russ. frägilis, Pers. Hut dünn, ſchlaff,⸗fleiſchig, flach, niedergedrückt, unregelmäßig, glatt, in der Jugend ſchmierig, am Rande höckerig⸗-geſtreift, verſchieden gefärbt, gewöhnlich blaß-blutroth, ſehr bald verbleichend, an naſſen Standorten oft ganz weiß. Lamellen angeheftet, dünn, rein— weiß, bauchig, gedrängt, an der Schneide oft etwas ausgefreſſen. Stiel anfangs voll, dann hohl, glänzend. Fleiſch weiß. Sommer, Herbſt. In Wäldern. 14. Der Brand-Täubling, Russ, adüsta, Pers. Hut bis 12 cm breit, derb, erſt niedergedrückt, dann fait trichterförmig, trocken, am Rande anfangs eingebogen und glatt, ungeſtreift, leder— gelb oder olivenfarben, dann rauchgrau-ſchwärzlich. Lamellen gedrängt, dünn, angewachſen-herablaufend, anfangs weiß, dann ſchmutzfarben. Stiel dick, voll, grau, ſpäter ſchwarzbraun. Fleiſch unveränderlich. In Laub- und Nadelwäldern zerſtreut. Baſidienpilze, Blätterpilze. 125 15. Der ſchwärzliche Täubling, Russ. nigricans, Bull. Hut derbfleiſchig, niedergedrückt und genabelt, olivenfarben— rauchgrau, oft fein-ſchuppig, in der Jugend etwas ſchmierig, am Rande eingebogen und ungeſtreift. Lamellen entfernt, dick, vorn gerundet, beim Druck ſich, wie das Fleiſch, röthend. Stiel voll, endlich, wie der Hut, brandig-ſchwärzlich. Mit röthlichem, aber nicht milchartigem Saft. In Laub- und Nadelwäldern. 44. Der Gelbling (Gehling), Cantharéllus, Adans. Stiel mittelſtändig, fleiſchig und allmählich in den Hut übergehend. Ohne jegliche Hülle. Lamellen weit herablaufend, gabelig getheilt, oft gegen den Hutrand hin flach und aderig verzweigt, wachsartig— fleiſchig, dick, mit ſtumpfer Schneide. 1. Der echte Gelbling, Eierpilz, Cant h. cibärius, Fr. Fig. 29. Dieſer in Wäldern ſehr häufige allgemein als gute Speiſe beliebte Pilz heißt auch Pfifferling, Gelbmännel Geelchen, Gehlhühnel, Galluſchel. Man erkennt ihn leicht daran, daß er auswendig ganz dottergelb Guweilen ſtark in's Weiße fallend), kahl und überall fettig anzufühlen, inwendig aber blaß⸗gelblichweiß iſt. Der Hut iſt 2 bis über 7 em breit, in der erſten Jugend gewölbt und faſt halb⸗kugelförmig, ſpäter hebt er ſich allmählich ſo weit empor, daß er zuletzt oft trichterförmig wird, die Ränder aber bleiben abwärts gebogen, und ſind, je größer der Pilz, deſto mehr wellenförmig-gebogen; die Mitte des Hutes iſt nicht durchbohrt. Die Lamellen gleichen an Dicke recht ſtarkem Papier, find etwa 0,1 em breit, und die längſten reichen vom Rande des Hutes bis zum Stiele, an welchem ſie noch eine Strecke her— ablaufen; im erſten Anfang erſcheinen ſie faſt einfach und parallel neben einander liegend, je mehr aber der Hut wächſt, deſto mehr erſcheinen ſie nach dem Rande des Hutes hin veräſtelt und bilden ein großes Adernetz. Stiel 2 bis 7 em und drüber hoch, unten ziemlich gleich dick, nach oben aber allmählich in den Hut erweitert; in der Jugend voll, im Alter aber öfters unregelmäßig ausgehöhlt. Der ganze Pilz iſt fleiſchig, biegſam, aber wenig zäh. Roh hat er einen angenehmen Geruch, der Geſchmack iſt gering und etwas 126 Baſidienpilze, Blätterpilze. ſcharf. Der Eierpilz wächſt faſt überall Sommer und Herbſt in Nadelwäldern ſehr häufig, kommt aber auch nicht ſelten in Laub⸗ wäldern und dann oft von vorzüglicher Größe vor. Kühe und Schafe freſſen ihn mit Begierde. Menſchen bringen ihn überall, wo Pilze gegeſſen werden, friſch oder getrocknet in die Küche. Jüngere Pilze wäſcht man nur ab, ältere befreit man von den Blättern, und wäſcht ſie dann. Vom Hute kann man keine feine Oberhaut abziehen. Kaum habe ich einen andern Pilz in ſo großer Menge und ſo oft, und immer mit dem beſten Erfolge, verzehren ſehn und zum Theil ſelber verzehrt wie dieſen. Er hat das Gute, daß er nicht leicht von Inſectenlarven angegriffen wird und überhaupt lange brauchbar bleibt. Roh und alt in einiger Menge gegeſſen zeigt er ſich ſchwer-verdaulich. Daß man ihn auch ſonſt verdächtigt hat, beruht wahrſcheinlich auf Verwechſelung mit dem folgenden. 2. Der falſche Gelbling, Canth. aurantiacus, Wulf. Dem echten Gelbling ſehr ähnlich, die Oberfläche des Hutes aber bei nicht ganz feuchter Witterung trocken und wie mit fei— nem Filze bedeckt, daher wie feines Waſchleder oder Sammet anzufühlen. Der Hut iſt 2 bis 5 cm breit, ſein Rand nach un⸗ ten eingerollt, hell-roth-braun⸗gelb, in's Weißliche erblei⸗ chend, ſein Fleiſch eben jo gefärbt, 1 bis 23 Linien dick. Die Mitte des Hutes iſt nicht durchbohrt. Lamellen dichtſtehend, ſitzen oben am Stiele ſpitz an und laufen, indem ſie ſich etwa Amal zweitheilig ſpalten, parallel bis zum Rande des Hutes, doch ohne ein Adernetz zu bilden, haben die Farbe des Hutes, verbleichen aber nicht ſo, weswegen ſie gewöhnlich auffallend ſtärker gefärbt find als jener. Stiel roth-braun-gelb, gegen 5 em hoch, kahl, nicht hohl, inwendig in der Mitte heller als auswendig gefärbt, elaſtiſch, läßt ſich in Längsfaſern zerreißen, und wird im Alter unten gern ſchwarz. Geruch ſchwach, nicht unangenehm, eben ſo der Geſchmack. Sommer und Herbſt in Wäldern. In hieſiger Gegend, und, wie es ſcheint überall in Deutſchland, iſt er nicht häufig, in Schweden dagegen, nach Fries Angabe, gemein. Dieſer Pilzkenner nennt ihn nicht eßbar; Marquardt erklärt ihn für Baſidienpilze, Blätterpilze. 127 giftig, Staude für ſchädlich; Büchner iſt der Meinung, er ſei nur geſchmacklos, aber nicht giftig. 3. Der Nabel-Gelbling, Canth. umbonätus, Fr. Hut fleiſchig, dünn, zollbreit, aſchgrau-ſchwärzlich, in der Mitte anfangs gewölbt, ſpäter vertieft, fein-flockig, in der Mitte iſt er nicht durchbohrt. Lamellen dicht⸗ſtehend, ſtraff, rein-weiß, Stiel nicht hohl, überall gleich-dick, heller gefärbt als der Hut, elaſtiſch, 7 em lang, unten zottig. Zwiſchen Moos. | 4. Der Trompeten-Öelbling, Canth. tubaeför- mis, Fr. Hut fleiſchig⸗häutig, trichterförmig, faſt geſchweift und gelappt, etwas flockig, bräunlich, verblaſſend, bis 5 m breit. La⸗ mellen vielſeitig, dick, entfernt, gelb oder rauchgrau, nackt. Stiel hohl, glatt, orangefarben-gelblich, ſpäter zuſammengedrückt, etwa 7 em hoch. Sommer, Herbſt. In Wäldern auf den Erdboden und an faulenden Stöcken. Eine Abart mit gewölbt-genabeltem, ziemlich glattem Hut und weniger getheilten Lamellen iſt Cant h. lusescens, Bull. 5. Der Trichter-Gelbling, Canth. infundibili- förmis, Fr. Hut faft häutig, erſt genabelt, dann trichterförmig, flockig⸗runzelig, rauchgraugelblich, verblaſſend. Lamellen dick, ent— fernt, gegabelt, gelb oder grau, endlich bereift. Stiel röhrig, glatt, gelb. Zwiſchen Moſen, beſonders in Gebirgswäldern. 6. Der aſchgraue Gelbling, Canth. cinereus, Fr. Hut faſt häutig, trichterförmig, am Grunde offen, fein-[huppig, kaum 2 cm breit, wie der Stiel rauchgrau-ſchwärzlich. Lamellen dick, entfernt, grau. In Wäldern. 45. Der Schwindling, Maräsmius, Fr. Fleiſchig⸗zähe bis lederartige, nicht faulende, befeuchtet wieder auf— lebende Pilze. Hut klein oder ſehr klein (0,5 bis 2 em, ſeltener bis 7 em breit). Lamellen mit ſcharfer, ganz randiger Schneide, ziemlich entfernt. Stiel mittelſtändig. A. Hut gewölbt oder verflacht, am Rande anfangs eingebogen, fleiſchig-zäh oder lederig bis häutig. Stiel faſt knorpelig. 1. Der geftiefelte Schwindling, Mar. peronätus, 128 Bafidienpilze, Blätterpilze. 7 Bolt. Ohne Lauchgeruch. Hut lederig-häutig, am Rande geſtreift, 2 bis 4 cm breit, ſtumpf, ſcherbengelb-rothbräunlich, ſpäter leder⸗ farben und grubig. Lamellen etwas gedrängt, erſt blaß, dann rothbräunlich. Stiel faſerig-voll, zottig-berändert, erſt gelblich, dann faſt rothbräunlich, am Grunde weiß- oder gelbfilzig, 5 bis 7 em hoch. Herbſt. In Wäldern zwiſchen abgefallenen Blättern. 2. Der Porrée-Schwindling, Mar. pörreus, Fr. Riecht nach Knoblauch. Hut nicht zerbrechlich, dünn, geſtreift, doch in der Mitte glatt, ſchmutzig⸗gelb, etwa zollbreit; Lamellen kaum angewachſen, breit, fern von einander, gelblich; Stiel 7 em lang, dünn, oben und unten verdickt, rothbraun, flaumhaarig, zuletzt hohl, ohne deutliche Wurzel. Spätherbſt. Pollini erklärt ihn für nicht eßbar. 3. Der Nelken-Schwindling, Krösling, Mar. Orea- des, Bolt. Hut mit etwas erhöhter Mitte, dünn, fleiſchig⸗zäh, 1 bis 5 cm breit, kahl, lederfarbig, oder rothbräunlich, alt bleicher. Lamellen kaum angewachſen, breit, von einander entfernt, ſchmutzig, gelblich⸗-weiß. Stiel zäh, 5 bis 7 em lang, dünn, nicht hohl, allerwärts zottig. Wächſt namentlich im Frühjahr häufig auf Grasplätzen, oft dicht in weiten Kreiſen („Kreisling“). Geruch und Geſchmack angenehm, pilzartig und — wie ſeine vielen Namen beweiſen — allgemein als eßbar bekannt, ganz be ſonders aber als Gewürz an Suppen, Brühen u. ſ. w. beliebt. — Die Hüte werden, nachdem man die zähen und wenig fleiſchigen Stiele entfernt, ſammt den Lamellen benutzt, und laſſen ſich auch zum Winterbedarf auf Horden trocken. Uebrigens darf dieſer Pilz nicht zu lange kochen, weil ſonſt ſein würziger Geſchmack verloren geht. — Bemerkenswerth iſt die Beobachtung von Löſeke (Ludwig's Archiv der Pharmacie 1871, S. 36), daß friſche Kröslinge Cyan— waſſer⸗Stoff (Blauſäure) aushauchten, aber nach geeigneter Zu⸗ bereitung ohne Schaden verſpeiſt wurden. Ob dieſer Giftſtoff immer, oder nur unter beſtimmten Bedingungen auftritt, iſt weiter zu unterſuchen. 4. Der Küchen-Schwindling, Mouſſeron, Mar. scorodönius, Fr. Fig. 27. Riecht ſtark nach altem Käſe Baſidienpilze, Blätterpilze. a 129 oder Knoblauch. Hut bis 2 cm breit, gewölbt, ſpäter flach und runzelig, blaß-weiß, zuweilen bräunlich, von der Dicke feinen Pa- piers, durchſcheinend; Lamellen von verſchiedener Länge, wellig— gebogen, die längſten mit dem Stiele verwachſen, nicht dicht⸗ſtehend, weißlich; Stiel zäh, 2 bis 3 em hoch, walzig, nirgends verdickt, kahl, ſchwarz⸗braun, glänzend, nach oben heller, hohl. Frühjahr bis Herbſt. An Wegen, auf Hügeln, Waldplätzen, gewöhnlich ſehr zahlreich beiſammen. Er dient von Alters her als Gewürz an andere Schwämme, an Brühen, Fleiſchſpeiſen, und wird wie der vorige verwendet. Auch allein zubereitet iſt er ſchmackhaft. B. Hut anfangs glodig, mit geradem Rande, dann ausgebreitet, häutig oder faſt häutig. Stiel hornig, zäh, dünn, bis fadenförmig. 5. Der Lauch-Schwindling, Mar. alliäceus, Fr. Riecht ſtark nach Knoblauch. Hut 2 em breit, weiß—ſchwärzlich, anfangs glatt, dann gefurcht; Lamellen wie der Hut gefärbt; Stiel ſteif, dünn, bis 12 em hoch, dunkelſchwarz, ſammetartig⸗ beduftet. Nach Pollini iſt er nicht eß bar. 6. Der Schild-Schwindling, Mar. androsäceus, Fr. Hut etwa 0,5 cm breit, genabelt, kahl, geſtreift, weißlich oder braun⸗röthlich; Lamellen angewachſen, einfach, weißlich; Stiel hohl, durchaus kahl, glänzend ſchwarz, 3 em und darüber lang. An Kiefernnadeln oder abgefallenen Blättern. | 7. Der Nadel-Schwindling, Mar. perforans, Fr. Stinkt, aber nicht nach Knoblauch. Hut ziemlich flach, ohne Furchen, runzlig, kahl, bleichweiß, 1 em breit; Lamellen an— gewachſen, einfach, weißlich, die meiſten halbirt; Stiel dünn, zoll⸗ lang, hohl, nirgends verdickt, ſammethaarig, braun-ſchwarz. An abgeſtorbenen Fichten- und Tannennadeln ſehr häufig. 8. Der Laub⸗Schwindling, Mar. epiphyllus, Fr. Hut 0,5 bis 1 em breit, milchweiß, kahl, faltig⸗gerunzelt; die wenigen Lamellen von einander entfernt, angewachſen, unge— theilt, aderig, weiß; Stiel hohl, zart⸗ſammetartig, nach unten braun, bis 2 cm lang. Lenz, Pilze. 6. Aufl. 9 130 Baſidienpilze, Blätterpilze. 46. Der Zähling, Lentinus, Fr. Stiel meiſt ſeitenſtändig und wie der ganze Schwamm lederartig⸗ zäh, trocken; Lamellen dünn, mit ſcharfer, gezähnter oder zerriſſener Schneide. 1. Der Schuppen-Zähling, Lep. lepideus, Fr. Hut 5 bis 9 em breit, blaß-ochergelb mit dunkelbraunen anliegen- den Schuppen; Lamellen herablaufend, bis etwa 1 em bteit, weiß; Stiel 1 em hoch, dick, filzig, ſchuppig, blaß. An altem Kiefernholz. 2. Der getigerte Zähling, Lent. tigrinus, Fr. Hut 3 bis 9 cm breit, faſt lederartig, weißlich mit ſchwärzlichen, haarigen Schuppen, dünn, bisweilen eingedrückt. Lamellen erſt weiß, dann gelblich, zerſchlitzt und zerriſſen. Stiel weißlich, klein⸗ ſchuppig. Sommer, Herbſt. An alten Stämmen von Laubhölzern. 47. Der Knäuling, Panus, Fr. Stiel meiſt ſeitenſtändig oder faſt fehlend, Hut oft halbirt; der ganze Schwamm fleiſchig⸗lederartig-zäh, vertrocknend. Lamellen voll⸗ kommen, zäh, feſt, ungleich, ihre Schneide ſcharf und ganz. Wachſen an Holz. 1. Der Muſchel-Knäuling, Pan. conchätus, Fr. Hut gegen 7 cm breit, flach oder trichterförmig, ganz oder halbirt, ſelten mit ſeiner Mitte auf dem Stiele ſtehend, faſt fleiſch- oder zimmtfarben, zuweilen violettlich oder anders gefärbt, zuletzt bleich, anfangs glatt, ſpäter oft feinſchuppig; Lamellen herablaufend, röthlich, zuletzt bleichgelb; Stiel weißlich, kurz, flaumhaarig. Wächſt meiſt büſchelweis, an Laubholz. 2. Der herbe Knäuling, Pan. stiptieus, Fr. Hut gegen 2 em breit, nierenförmig, blaß-braun:gelblich, zuletzt kleiig⸗ſchup⸗ pig; Lamellen dünn, dichtſtehend, netzaderig-verbunden, faſt wie die Oberfläche des Hutes gefärbt; Stiel ſeitlich-ſtehend, kurz, am Hute breit. Schmeckt ekelhaft und ſcharf. « Bafidienpilze, Blätterpilze. 131 48. Das Spaltblatt, Schizophyllum, Fr. Hut ſtiellos, klein, bis 2 om breit. Lamellen fächerförmig⸗äſtig, an der Schneide der Länge nach geſpalten. Sporen ziemlich gerundet, weiß. 1. Das Erlen-Spaltblatt, Schiz. commune, Fr. Weißgraulich, filzig, etwa 2 em groß, am Rande oft gelappt oder geſpalten; Lamellen röthlich, grau, zottig. Gewöhnlich iſt kein Stiel vorhanden, zuweilen ein ſehr kurzer. Wählt in allen Welt- theilen, in Nord und Süd, an Laubbäumen. 49. Der Blattling, Lenzites, Fr. Ganz kork- oder lederartig, ſtammlos. Lamellen entweder einfach und ungleich, oder äſtig, und hinten durch Querwände verbunden, wodurch Löcher entſtehen. Die Schneide der Lamellen ſcharf oder ziemlich ſtumpf. An faulendem Holze. 1. Der Birken-Blättling, Lenz. betülina, L. Ganz bleichgelb. Hut etwa 7 em breit, dünn, elaſtiſch, filzig, ohne deut- lich dunkler gefärbte Ringe, im Alter grünlich werdend; Lamellen gerade, wenig äſtig. An Laubholz, vorzüglich Birken. 2. Der braune Blättling, Lenz. sepiäria, L. In der Jugend ganz goldgelb, im Alter ganz dunkelbraun, im mitt- leren Alter iſt der Hut oben dunkelbraun, kurzborſtig-filzig, am Rande goldgelb, die Lamellen ebenfalls goldgelb. An Dicke gleicht der Hut (ohne die Blättchen) ſtarkem Rindsleder und iſt ziemlich hart. Die Lamellen ſind entweder gerade, oder, vorzüglich an— fangs und ſpäter hinten, durch Querſtücke verbunden. Häufig an alten Strünken, Balken, Brettern und Nadelholz. Der Pilz iſt, wenn er auf dem wagrechten Schnitte eines Baumſtrunkes ſteht, oft faſt kreisrund, kommt er aber aus den Längsritzen liegender Stämme, ſo iſt er meiſt lang-geftredt, etwa 2 em breit und bis 12 em lang. Oefters ſind mehrere Hüte miteinander verwachſen. 3. Der erdfarbige Blättling, Lenz. abiétina, Bull. Faſt eben ſo häufig als der vorige an Nadelholz, vorzüglich lie— gendem, aus deſſen Ritzen er am liebſten hervorwächſt und ſich daran mitunter fußlang hinzieht, während er etwa 2 cm breit iſt. Hut ſehr dünn und biegſam, ſchwärzlich-erdfarben, anfangs filzig, 9 * 132 Baſidienpilze, Löcherpilze. Lamellen einfach, von verſchiedener Länge, dünn wie Schreib⸗ papier, wie der Hut gefärbt, in der Jugend weiß-beduftet, im Alter zerriſſen. 2. Söcherpilze, Polyporeen. An Holz und Rinden und auf dem Erdboden lebende Pilze mit flachen, kruſtenartigen, huf⸗, ſchirm⸗ oder hutförmigen, geſtielten oder ungeſtielten, fleiſchigen, kork- oder lederartigen oder holzigen Fruchtkörpern. Das Sporenlager (Hymenium), das ſich in der Regel auf der Unterſeite des Hutes befindet, kleidet entweder, wie bei den Gattungen Boletus, Polyporus und Tramétes, kleine zu einer Schicht verwachſene Röhren aus (deren innere Wände alſo die Sporen und zwar zu 4 an Baſidien tragen), oder es bekleidet getrennte, anfangs geſchloſſene, dann offene Röhren, wie bei der Gattung Fistilina, oder es bekleidet labyrinthiſch gebogene Gänge oder unregelmäßige Falten, wie bei den Gattungen Daedälea und Merülius. 1. Der Röhrling, Bolétus, L. Nur auf dem Erdboden. Die Fruchtkörper ſind fleiſchig, ſtets in der Mitte geſtielt und ihre Röhren laſſen ſich (weil ſie unter ſich nur leicht verbunden und auch mit dem Hute nicht feſt ver⸗ wachſen ſind) leicht von einander und von dem Hutfleiſch trennen (was bei den Fruchtkörpern der auf dem Erdboden wachſenden Polyporus-Arten nicht der Fall ift). Die Mündungen der Röhren ſind entweder einfach oder zuſammengeſetzt, indem im letzteren Falle innerhalb der größeren, deren Außenwand gewöhnliche Dicke hat, ſich kleinere, etwas kürzere mit dünneren Wänden befinden. Da die Röhrenſchicht in der erſten Entwickelung mancher Röhrlinge (ſo z. B. auch bei dem Stein-Röhrling oder Steinpilz) feſt an den Stiel angedrückt iſt, ſo entſtehen am zarten Stiele feine Eindrücke, welche ſpäter, wenn der Fruchtkörper ausgewachſen iſt, in vergrößerter Form als ein zierliches Netz am Stiel ſichtbar werden. | Viele Arten der Gattung Boletus find eßbar, mehrere aber ſehr giftig und verdächtig. Baſidienpilze, Löcherpilze. 133 A. Röhren gelb oder roftfarben, im Alter oft grün- lich, an der Mündung zuweilen roth. Nur wenige Arten mit einem Ring. 1. Der Butter-Röhrling, Ringpilz, Bol. lüteus, L. Fig. 36. Hut dick, gewölbt, in Mitte mit ſtarker Erhöhung (gebuckelt), jung auf der Oberfläche und auch alt, bei feuchtem Wetter ſehr ſchleimig, ſchmutzigbraun oder gelbbraun, 5 bis 10 em breit. Die feine Oberhaut des Hutes leicht abziehbar, das Fleiſch des Hutes weiß oder gelblichweiß, ſaftig, ſehr zart, unveränderlich, von erfriſchend obſtartigem Geruch und nicht unangenehmem, etwas ſäuerlichem Geſchmack. Röhren gelb, die um den Stiel ſtehenden demſelben angewachſen, einfach, mit kleinen, den feinſten Nadelſtichen gleichen, ſpäter etwas weiteren Mündungen. Stiel bis 6 em hoch, 1 bis 1,5 dick, weißlich, im oberen Theile mit einem häutigen, weißlichen, bisweilen violett geſäumten, ſpäter bräunlich werdendem Ring umgeben. Oberhalb des Ringes iſt der Stiel blaßgelblich, durch bräunliche Punkte punktirt und gekörnt. Das Myeelium be ſitzt die Eigenthümlichkeit, daß es bald zu einem, geronnenem Ei— weiß ähnlichen Gallertfilz zerfließt. Im Sommer und Herbſt in und an Nadelwäldern, beſonders gern an Wegrändern. Er iſt eß bar. Wegen feines ſaftigen Fleiſches muß er bald in den Kochtopf. Sehr nahe ſteht dem Butter-Röhrling der zierliche Röhr— ling, Bol. elegans, Schum., der ſich durch einen goldgelben oder roſtfarbigen Hut, den gelbröthlichen Stiel, durch die am Stiel etwas herablaufenden Röhren und das gelbliche Fleiſch unterſcheidet. Der blaßgelbe Röhrenpilz, Bol. flavus, With. hat einen blaßgelben Hut, einen erſt gelben, dann bräunlichen, oberhalb des vergänglichen, ſchmutziggelben Ringes genetzten Stiel und größere und eckige Röhrenmündungen. Auch dieſe beiden Arten ſind eßbar. 2. Der Hohlfuß-Röhrling, Bol. cävipes Klotzch. Fig. 35. Hut anfangs gewölbt, polſterig, ſchleimig-ſchmierig, ſpäter verflacht, trocken, 4 bis 7 em breit, ſchmutzig-ledergelb, mit dunk⸗ leren (braunen) faſerigen Schuppen, in der Mitte dicht und klein, gegen den Rand ſparſamer und größer, bekleidet. Röhren mit 134 Baſidienpilze, Löcherpilze. weiter Mündung, ungleich zuſammengeſetzt, etwas herablaufend, und gegen den Hut faſt ſtrahlig mit anaſtomoſirenden Adern ver— laufend, olivengrau-bräunlich. Stiel mittelſtändig elaſtiſch, zähe, anfangs voll, bald aber hohl — dadurch von allen übrigen Arten E zu unterſcheiden — gleich dick, oder nach oben etwas verdünnt, 5 em hoch, ſchuppenfaſerig, löwengelb oder manchmal auch weißlich-gelb, mit einem weißlichen, in's Röthliche übergehenden, endlich dunkelbraunen Ring. — Dieſer ſchöne Pilz wurde zuerſt von Klotzſch und Optatowsky bei Maria-Zell (Steiermark) ge⸗ funden und von letzterem beſchrieben. Kalchbrenner beobachtete ihn häufig in Ungarn (Zips). Staude fand denſelben bei Coburg unter Lärchen und nannte ihn Bol. sgämiger (1857), dabei bemerkend, „daß die dortigen Landleute, welche den Ringpilz häufig zum Genuſſe einſammeln, dieſen Pilz dagegen für ſchädlich halten“. — Ich habe dieſen Pilz in Menge beim Richthof ohnweit Schlitz im Großherzogthum Heſſen auf buntem Sandſtein unter Lärchen und Kiefern gefunden; auch in der Nähe Schnepfenthal's kommt er oft auf buntem Sandſtein und unter den genannten Bäumen vor, eben ſo im Werdauer Walde im Königr. Sachſen. Die Oberfläche des Hutes an nicht zu jungen Pilzen iſt ungefähr wie bei Poly- porus Pes cäprae anzuſehen. 3. Der Körnchen-Röhrling, Schmeerling, Bol. gra- nulätus, L. Fig 40. Dem Ringpilz ähnlich, aber ohne Ring. Der Hut erhaben-gewölbt, kahl, mit Schleim bedeckt, braun-gelb, die Oberhaut ſehr fein, und läßt ſich leicht abziehen. Das Fleiſch iſt faftig, zart, weiß-gelb. Roh riecht er erfriſchend - obſtartig und ſchmeckt nicht unangenehm. Die Röhrenſchicht kommt an Dicke etwa der des Fleiſches gleich; fie find einfach hell-gelb; ihre Mündung, anfangs wie feine Nadelſtiche, iſt rundlich oder ſtumpf⸗ eckig, mit etwas gezähntem oder körnigem Rande. Im Alter werden die Röhren dunkler und viel weiter; in der Jugend hängen an ihm oft kleine, helle Tropfen. Bei Verletzungen verändert das Fleiſch feine Farbe nicht. Sporen find hell- gelb- braun. Der Stiel iſt 2 bis 5 em hoch, bis 1 em dick, weiß-gelb, vorzüglich nach oben zu mit gleichfarbigen Körnchen, die ſpäter dunkelbraun Baſidienpilze, Löcherpilze 135 werden, beſetzt, kahl, feucht anzufühlen, ohne Ring, ohne netzartige Erhabenheit, ohne Knollen, inwendig nicht hohl, wird aber gewöhn— lich ſehr bald von Inſectenlarven durchbohrt; ſein Fleiſch iſt blaß— gelb, derb, läßt ſich in Längsfaſern zerreißen. Der Schmeerling wächſt im Sommer und Herbſte in und bei Waldungen, liebt Kalk— und Thonboden, iſt ſaftig und zart, muß aber jung und friſch verſpeiſt werden. Er gibt, wie ich aus Erfahrung weiß, ein weiches, wohlſchmeckendes Gericht. 4. Der Kuh-Röhrling, Kuhpilz, Bol. bovinus. L. Fig. 38. Hut in der Jugend klebrig, bei naſſem Wetter ſchleimig, im Alter bei trocknem Wetter trocken, kahl, hell- bräunlich-gelb, etwas gewölbt, anfangs mit hellfarbigerem nach unten gerolltem Ranbe; ſein Fleiſch iſt zart, ſaftig, blaß-weiß, verändert die Farbe (wie auch der Stamm und die Röhren) bei Verletzung nicht. Der Hut läßt ſich ſtark biegen ohne zu brechen. Die Röhren ſind grau- braun ⸗gelb, zuſammengeſetzt (in ihren Oeffnungen ſtehen noch kleinere und kürzere Röhren). Die Röhren ſind etwa ſo lang, als das Fleiſch des Hutes dick iſt, oder auch kürzer; ſie ſind mit dem Stiele verwachſen und laufen zuweilen noch etwas an ihm herab. Stiel 2 bis 5 em lang, glatt, ohne deutliche Körnchen, oder Höcker, oder ſonſtige Erhabenheiten, ohne Knollen, blaß-bräunlich— gelb; inwendig etwas heller gefärbt, nicht hohl, etwas zäh. Geruch erfriſchend-obſtartig; Geſchmack ſchwach und dem Gerüche ähnlich. Dieſer Schwamm iſt in und bei Nadelwäldern im Sommer und Herbſte ſehr häufig, und wächſt gern geſellſchaftlich. Ich kann ihn aus Erfahrung als eßbar und gut empfehlen. 5. Der Maronen-Röhrling, Maronenpilz, Bol. bädius, Fr. Hut 5 bis 14 cm breit, klebrig, oder, wenn er trocken iſt, wie weiches Waſchleder anzufühlen, kaſtanienbraun, ſtark— gewölbt, im Alter oft ganz flach. Sein Fleiſch iſt gelblich-weiß, läuft aber nach oben etwas röthlich, nach unten etwas bläulich an. Röhren einfach blaß-gelb, faſt ſo lang, als das Fleiſch des Hutes dick, laufen bei Druck oder Verletzung bläulich an. Ihre Deff- nungen gleichen den Stichen feiner Nadeln und find ſtumpf-eckig⸗ rund; im Alter werden die Oeffnungen weiter und ſind dunkler— 136 Baſidienpilze, Löcherpilze. gelb. Die Röhren, welche dem Stiele zunächſt ſtehen, ſind mit ihm verwachſen und im Alter kürzer als die weiter nach außen ſtehenden, ſo daß ſich um den Stiel eine Vertiefung bildet. Stiel 5 bis 8 em lang, 1 bis 2 cm dick, walzenförmig, oft etwas ges krümmt, braun⸗gelb, meiſt kaſtanienbraun-beduftet, ganz oben ge⸗ wöhnlich hell-gelb, hat keine netzartigen Erhabenheiten und iſt nicht hohl; ſein Fleiſch weiß, derb, läßt ſich in Längsfaſern theilen. Fleiſch zart, Geruch ſchwach und angenehm; der Geſchmack ſchwach und nicht unangenehm. Sporen erdfarben. Er wächſt im Herbſte im Nadelwalde und auf Heideplätzen. Ich halte den Ma⸗ ronenpilz nach meinen Verſuchen für eßbar. 6. Der Pfeffer-Röhrling, Pfefferpilz, Bol. pipe⸗ rätus, Bull. Fig. 41. Hut gewölbt, kahl, bräunlich-gelb, wenig ſchmierig, 2 bis 6 em breit; Röhren ziemlich groß, roſtbraun; Stiel bis 3 em hoch, gelblich, inwendig ſchön ſchwefel-gelb. Geſchmack pfefferig-ſcharf und daher von Pilzforſchern ver— dächtigt; wird aber hie und da von Pilzliebhabern als pikanter Zuſatz zu anderen Pilzen gegeſſen. Sommer und Herbſt. 7. Der Sand -Röhrling, Sandpilz, Bol. varie- gätus, Sw. Hut 3 bis 10 cm, jelten bis 15 cm breit, jung halb⸗ kugelförmig, mit nach unten eingerolltem Rande, alt wird er oft uneben=flah. Die Farbe des Hutes iſt grau-gelb; er iſt jung mit einem dicht zuſammengebackenen, dunkleren Filze bedeckt, der ſich erſt ſpäter in Flocken trennt; nach ſtarkem Regen werden dieſe einzelner und deutlicher, bei anhaltendem Regen mitunter ganz ab- geſchwemmt. Oberfläche des Hutes bei trocknem Wetter trocken, bei naſſem ſchleimig, Fleiſch derb, nicht zäh, weiß-gelb, läuft ge— wöhnlich bei Verwundung mehr oder weniger blau an. Röhren anfangs kaum 3 mm lang, ihre Oeffnungen wenig ſichtbar; ſpäter bis kaum 1 em lang; ihre Oeffnungen gleichen dann den Stichen grober Nadeln, ſind ſechseckig, oder eirund, oder rundlich, theils weiter, theils enger, auch nicht alle ganz gleich lang. Stiel 2 bi85 em lang, ſelten etwas länger, nackt, ſchmutzig⸗gelb mit kleinen dunkleren Fleckchen, meiſt walzenförmig, weder netzartig noch hohl; ſein Fleiſch derb, bricht in die Quere zackig durch, läßt ſich in grobe Längsfaſern zerreißen Baſidienpilze, Löcherpilze. 137 und läuft bei Verwundungen bald mehr bald weniger blau an. Ein eigenthümlicher, dickfaſeriger, fleiſchfarbiger, in's Graue ſchillernde Wurzelfilz umgibt den Stielgrund ſcheidenartig. Geruch angenehm, aber ſchwach; der Geſchmack des rohen Fleiſches gleicht dem Ge— ruche und iſt ohne Schärfe. Dieſer Schwamm wächſt in manchen Jahren äußerſt häufig, in anderen ſparſamer, in Nadelwäldern mit ſandigem Grunde. Obgleich er bei Verletzung leicht bläulich anläuft, jo muß ich ihn doch unter die eßbaren Pilze rechnen, da ich vielfach die Erfahrung gemacht, daß er jung und erwachſen, ſelbſt in ſtarken Portionen, ohne Schaden verſpeiſt werden kann. Auch rohe Stückchen davon ſind mir gut bekommen. Nach Marquardt kommt er in Olmütz zahlreich zu Markte. 8. Der Filz-Röhrling, die Ziegenlippe, Bol. sub- tomentösus, L. Fig. 40. Hut 2 bis 12 cm breit, anfangs gewölbt, ſpäter zuweilen ganz flach, trocken mit ganz kurzem Filze bedeckt, weich anzufühlen, ohne Glanz, grau, grau-gelb, grau- braun, braun, grünlich-braun, zuweilen mit weißlichem Rande, oft durch unregelmäßige Riſſe der Oberhaut bunt, ſein Fleiſch iſt blaß-gelb, ziemlich derb, aber doch zart, von obſtartigem Geruche und faſt geſchmacklos. Kleine Wunden, ſowie auch die Riſſe der Oberfläche werden oft roth, bei anderen Exemplaren gelb. Röhren einfach gelb, ihre Schicht etwa eben ſo dick wie das Fleiſch des Hutes, nach dem Nande zu aber, wenn der Pilz erwachſen iſt, oft bedeu— tend dicker; dann find auch die Oeffnungen der Röhren oft 0,1 em weit, eckig und kleinere mit größeren, engere mit weiteren gemengt. Bei Verletzungen läuft das Fleiſch zuweilen bläulich an. Sporen matt⸗ bräunlich -gelb. Stiel 2 bis 5 em hoch, bis 2 cm dick, nicht knollig, nicht hohl, ohne merkliche Erhabenheiten, gelblich, oder zum Theil roth, auch inwendig, wenn er auswendig roth iſt, röthlich; ſein Fleiſch iſt derb, aber wenig zäh. Dieſer Pilz iſt ſehr veränderlich in Farbe und Geſtalt, wächſt im Sommer und Herbſte in Wäldern. Man verſpeiſt ihn jung und erwachſen, und bereitet ihn wie den Steinpilz zu. Ich habe oft davon gegeſſen. 9. Der Wurzel-Röhrling, Bol. radicans, Pers. Hut bis 9 em breit, dick, trocken, olivengrau, ſpäter fahl-gelblich, der 138 Baſidienpilze, Löcherpilze. Rand dünn und eingerollt; Röhren weit, ungleich, an den Stiel gewachſen, einfach citrongelb, bei Verwundung blau werdend. Stiel glatt, gelb, von röthlichen Flöckchen beduftet, 7 em lang und unten in eine haarige, citrongelbe Wurzel verlängert. Fleiſch gelb, läuft bei Verwundung ſchnell dunkel-blau an. In Eichenwäldern. 10. Der Schönfuß-Röhrling, Schönfuß, Bol. cälopus, Pers. Iſt der Ziegenlippe ähnlich. Hut bis 9 cm breit, anfangs kugelig, dick, etwas filzig, olivenfarben; Röhren an den Stiel gewachſen, eng, eckig, einfach, gelb; Stiel bis 9 om hoch, feſt, kegelförmig, ſpäter faſt gleich-dick, netzadrig, allerwärts oder nur an der Spitze ſcharlachroth. Fleiſch bleich, bei Verwundung etwas blau anlaufend. In Wäldern. Wird von Schwammeſſern als verdächtig gemieden, obwohl von verſchiedenen Autoren für eßbar erklärt. 11. Der Dickfuß-Röhrling, Dickfuß, Bol. pächypus, Fr. Fig. 42. Hut 7 bis 15 em breit, dick, gewölbt, kahl, wie feines Leder anzufühlen, blaß- gelb, in's Grau— Braune ziehend; Fleiſch weiß, etwas bräunlich, läuft beim Bruche kaum bläulich an, derb, aber nicht zäh; roh ſchmeckt er bitter. Der Geruch nicht unangenehm; nach Rabenhorſt ſoll er jedoch eigenthümlich „wanzenartig“ fein und den Pilz ganz be- ſonders kenntlich machen. Röhren einfach blaßezgelb, etwa halb ſo lang, als das Fleiſch des Hutes dick, laufen, wenn ſie verletzt oder gedrückt werden, bläulich an, ſondern ſich nicht ganz leicht vom Fleiſche und ſind kaum mit dem Stiel verwachſen; ihre Oeffnungen rundlich, gleichen ſehr feinen Nadelſtichen. Sporen blaß⸗gelb- grau. Stiel 5 bis 7 em lang, 4 bis 7 em dick, unten dunkel⸗karminroth, gleichfarbig-erhaben-gegittert, nach oben zu heller roth, blaß-gelb-gegittert, ganz oben blaß⸗ gelb, mit gleichfarbigem Gitter, kahl, innen nicht hohl, weiß-gelb, auch ſtellenweis geröthet, läuft beim Durchſchneiden blau an; Fleiſch feſt. Dieſer ſchöne Schwamm wächſt im Sommer und Herbſte in und an Wäldern, iſt höchſt verdächtig und zu meiden. Büchner fand, daß ſchon kleine Stückchen Erbrechen bewirken können. Baſidienpilze, Löcherpilze. 139 12. Der Satans -⸗Röhrling, Satanspilz, Bol. Sä- tanas, Lenz. (Bol. sanguineus, Krombh.). Fig. 43. Der Hut iſt 12 bis 18 cm breit, gewölbt, dick, kahl, wie feines Waſch— leder anzufühlen, friſch etwas klebrig; Farbe weiß-gelb, etwas in's Bräuuliche oder Grünliche ſpielend. Das Fleiſch iſt matt-weiß, ſtellenweis zuweilen röthlich, läuft beim Bruche meiſt bläulich an, vorzüglich nach den Röhren zu, derb, aber nicht zäh; Geſchmack des rohen Fleiſches gering, nicht bitter, nicht unangenehm: Geruch erfriſchend und angenehm. Röhren blaß⸗gelb, Mündung dunkel- ziegelroth (fo daß alſo ihre Fläche, von außen geſehen, roth erſcheint, bei ganz jungen und bei ganz alten Exemplaren gelblich-roth), laufen bei Verletzungen blau an, kaum halb ſo lang, als das Fleiſch des Hutes dick, ſondern ſich ziemlich leicht ab, und die dem Stiele zunächſt ſtehenden ſind nicht ihrer ganzen Länge nach mit ihm verwachſen. Sporen erd— farben, etwas gelblich. Stiel 5 bis 7 em hoch, 4 bis 8 cm dick, feſt und voll, kahl, unten dunkelroth, nach oben roth-, dann weißlich— gegittert, am Ober-Ende zuweilen bleich-gelb, eben ſo in erſter Jugend die Unterhälfte; fein Fleiſch weiß-gelb, läuft beim Durch— ſchneiden zuweilen bläulich an. Der Satanspilz wächſt in der Nähe Schnepfenthal's vorzugsweiſe in den Ibenhainer Berggärten auf Wieſengrund, der aus Thon und Kalk (Muſchelkalk) beſteht, von Haſel- und Weißdornzäunen eingefaßt und mit einzelnen Eichen beſtanden iſt; ferner auf der Höhe des Burgbergs bei Waltershauſen, ebenfalls Muſchelkalk, unter Eichen, Haſeln, Buchen; ſeltener in den drei Haarten auf Keuperboden unter Eichbäumen; ſehr einzeln und ſelten im Nadelwalde. — In manchen Jahren iſt er gar nicht zu finden, in anderen an ſeinen Hauptſtandorten nicht ſehr ſelten und geſellig mit anderen ihm ähnlichen Pilzen, nämlich Bol. pachy- pus und luridus in ihren manigfachen Abänderungen. Es iſt darum wahrſcheinitch, daß auch Bol. Sätanas zu dieſen gehört, da er in ſeinen verſchiedenen Formen ſich bald der einen, bald der anderen der vorerwähnten Arten nähert. Er iſt nur an wenigen anderen Orten und in geringer Menge beobachtet worden, von Fries bei Neubrandenburg, von Krombholz in Böhmen, von Phöbus 140 Baſidienpilze, Löcherpilze. bei Nordhauſen, von J. G. Trog in der Schweiz und von Staude bei Coburg. Trog fand den Geruch des friſchen Pilzes auffallend widrig. — Die Leidensgeſchichte, zu welcher dieſer Pilz Veranlaſſung gegeben, hat folgenden Zuſammenhang: Den 12. Sept. 1830 nach Mittag unternahm ich mit meinem Freunde, dem Stud. med. Karl Salzmann, der ſeine Ferien hier zubrachte und ſehr eifrig Schwämme für mich ſammelte, eine drei Stunden dauernde Schwammjagd. Des fortwährenden Regens nicht achtend, zogen wir im Walde umher, und kamen, die Körbe mit reicher Beute gefüllt, zugleich aber auch merklich durchnäßt zurück. Ich beſchäf⸗ tigte mich nun während des Abends mit den geſammelten Schwäm⸗ men, verſparte aber die genauere Unterſuchung von neun neben mir liegenden Satanspilzen für den andern Morgen. Mir war nicht ganz wohl; doch ſchob ich die Schuld davon nur darauf, daß ich vom Regen durchnäßt worden war; ohne Zweifel lag ſie aber, da mir Dergleichen damals gar nicht zu ſchaden pflegte, an der Aus⸗ dünſtung der genannten Giftſchwämme, welche in verſchloſſener Stube ſpäterhin jedesmal eine ähnliche Wirkung auf mich gehabt hat. Daß die Schwämme giftig wären, ahndete ich noch nicht im gering- ſten, ſondern war im Gegentheil, da ſie ein derbes, eßbar ſcheinen⸗ des, gut riechendes Fleiſch hatten, im voraus ganz von ihrer Un⸗ ſchädlichkeit überzeugt. Ueberhaupt war ich in jenem Augenblicke der Meinung, daß man alle Löcherpilze, deren Fleiſch gut zu ſein ſcheint, ohne Schaden verzehren könne, ſelbſt wenn es blau anläuft; zu dieſer Meinung glaubte ich mich berechtigt, da wir ſchon viele derſelben ohne Schaden gegeſſen, und ſelbſt den ſich bald blau fär⸗ benden Boletus variegatus in Menge, auch den ſtark blau⸗anlau⸗ fenden Bol. lüridus in guter Portion verſchmauſt hatten. Nächſtdem baute ich auf Bulliard's Erfahrung, welcher alle Löcherpilze, deren Fleiſch rein und gut ſcheint, für eßbar hält, und eben jo auf Hayne's Ausſpruch, welcher ſagt: „In der erſten Abtheilung ſind alle Löcherpilze fleiſchig, und die meiſten genießbar, obwohl nur wenige dazu eingeſammelt werden. Man kennt hier noch keinen giftigen Löcherpilz mit Beſtimmtheit, ſo viele auch ſonſt dafür ge⸗ halten werden.“ Da bei den Blätterpilzen leicht eine Verwechs⸗ Baſidienpilze, Löcherpilze. 141 lung mit giftigen Arten ſtattfinden kann, jo hatte ich mein Augen- merk vorzüglich auf die Löcherpilze gerichtet, bei denen ich nichts Böſes vorausſetzte, den Satanspilz betrachtete ich mit ganz beſon— derem Wohlgefallen, theils weil er mir wegen ſeines vielen derben Fleiſches eine gute Nahrung zu verſprechen, theils aber auch weil er den Naturforſchern noch unbekannt ſchien. Den 13. Sept. früh 10 Uhr koſtete ich ein Stückchen von einem friſchen Satanspilze, und verglich deſſen Geſchmack mit dem des ihm von allen Pilzen am nächſten verwandten Bol. pächypus. Ich verſchluckte nichts, ſondern ſpuckte das Stückchen, das ich ein wenig gekaut hatte, wieder aus. Halb 12 Uhr fuhr es mir plötzlich durch alle Glieder, als ob mich der Schlag rührte, ein Gefühl, das ich noch nie ge— habt hatte und ſpäterhin nie gehabt habe. Ich erſchrak, erholte mich aber nach wenigen Minuten. Ich glaubte wieder, dieſer Vorfall wäre eine Folge ſtarker Erkältung bei der geſtrigen Pilzjagd, und achtete wenig darauf; dem Pilze die Schuld beizumeſſen, fiel mir um jo weniger ein, da ich ſchon früher mehrmals eben fo vom Fliegenpilze gekoſtet, und keine üble Wirkung verſpürt hatte. Nach⸗ mittags halb 5 Uhr nahm ich die Beſchreibung des Satanspilzes auf und koſtete dabei wieder ein Stückchen, deſſen Geſchmack und Geruch ich ebenfalls gut fand. 7 Uhr fühlte ich plötzlich eine große Mattigkeit, und mußte mich erbrechen. Im Magen hatte ich zu— fällig keine andere Speiſe als in Milch gekochten Reis; dieſe brach ich nun, ohne Pilzgeſchmack oder ſonſt einen bedeutenden Neben- geſchmack dabei zu bemerken, aus. Gleich darauf fühlte ich mich wieder ziemlich wohl, mußte mich aber doch vor 8 Uhr nochmals erbrechen. Jetzt war die im Magen befindliche Speiſe ausgeleert, und nun wiederholte ſich das Erbrechen bis 10 Uhr wohl 20mal, und jedesmal kam nur eine äußerſt bittere Flüſſigkeit hervor. Der Drang zum Erbrechen kam immer ſehr plötzlich; aber in der Zwi⸗ ſchenzeit war immer nur wenig Uebelkeit, auch kein Schmerz vor- handen. Endlich bei dem letzten Erbrechen, etwa 10 Uhr, zeigte ſich ein geringer, mit der Bitterkeit vermiſchter Pilzgeſchmack, nebſt Blut. Darauf kehrte das Erbrechen nicht wieder; ich war bis 2 Uhr Nachts recht munter; dann aber wurde ich ſo matt, daß 142 Baſidienpilze, Löcherpilze. ich kaum gehen und ſtehen konnte; ich fühlte keinen Schmerz, wenig Wirkung des Giftes auf die Gedärme, trank viel Dliven- und Leinöl, war am ganzen folgenden Tage noch ganz kraftlos, am drittten aber wieder geſund. — Während ich an dem beſagten Abende allein und ſehr eifrig damit beſchäftigt war, mich zu er— brechen, beſuchte mich 9 Uhr Freund Karl und erzählte mir, daß er 8 Uhr eine gute Portion des Satanpilzes (damals hatten wir ihm natürlich dieſen Namen noch nicht gegeben) gegeſſen hätte. Er hatte hierzu ein recht friſches, ſchönes Exemplar ausgeſucht. das noch nicht im geringſten vom Ungeziefer beſchädigt war, hatte Oberhaut und Röhren entfernt, den Pilz in Stücke geſchnitten, dieſe dann ſogleich, ohne ſie erſt in Waſſer, Salzwaſſer oder Eſſig auszulaugen, mit Butter, Speck, Zwiebel, Mehl und etwas Waſſer gebraten, recht wohlſchmeckend, ganz wie gute Pilze, befunden, und hinterher noch eine tüchtige Portion Kartoffeln mit Butter gegeſſen. Während er nun meiner Brecharbeit mit zuſah, und ich ihm demonſtrirte, daß die geſtrige Erkältung daran Schuld wäre, wurde ihm ſelber, etwa um 10 Uhr, plötzlich übel, und er fing an meinem Beiſpiele zu folgen und ſich eben ſo heftig, wohl 30mal, zu erbrechen. Anfangs ſchoben wir immer noch nicht die Schuld auf den Pilz, ſondern auf Ekel, der durch mein Erbrechen hervor— gebracht ſein konnte, und auf die reichliche Abendmahlzeit; bald aber lief die Nachricht ein, daß eine Dame, welche Etwas von Karl's Pilzgericht genoſſen hatte, auf gleiche Weiſe erkrankt wäre, und eben ſo eine Magd, welche ganz wenig davon genaſcht hatte. Nun war die Urſache des Unheils offenbar. Ich holte ſogleich eine Flaſche mit Olivenöl herbei, und wir tranken, indem wir uns damit tröſteten, daß es dem kaiſerlichen Leibarzt Krapf nicht beſſer gegaugen ſei, um die Wette davon. Bei mir hatte, wie geſagt, das Erbrechen ſchon um 10 Uhr aufgehört, aber bei meinem Freunde fing es jetzt erſt recht an, doch in derſelben Art, indem er nämlich weder große Uebelkeit noch Schmerz dabei empfand; auch brach er ebenfalls, nachdem die im Magen befindlichen Speiſen heraus waren, lauter bittere Flüſſigkeit, die zuletzt mit Blut ver⸗ mengt war, aus. Das Baumöl hemmte das Erbrechen nicht im Baſidienpilze, Löcherpilze. 143 geringſten; ich miſchte es nun mit Pulver von Holzkohle, doch ohne dadurch eine Beſſerung zu bewirken; der Kranke verlor alle Kräfte, und ich ſchaffte ihn nun mit Hülfe des zu unſerer Unterſtützung herbeigeeilten Chirurgus Haun, in ein Bett. Hier fuhr er fort, Oel und abwechſelnd Milch zu trinken; Alles aber wurde wieder ausgebrochen; der Puls war kaum noch bemerkbar, die Glieder wurden kalt, der Leib war ganz eingefallen und ſchmerzte furchtbar; heftige äußerſt ſchmerzhafte Krämpfe zogen die Muskeln der Glieder und ſelbſt des Geſichts zuſammen, ein ſtarker anhaltender Durchfall führte Blut und alle Schleimhaut der Gedärme ab; das Bewußtſein war noch nicht ganz geſchwunden. Jetzt erſchien, 1 Uhr des Nachts, der Doktor Richter aus Waltershauſen zu unſerer Hülfe, ſowie auch am folgenden Morgen der Medieinalrath Kerſt von Gotha ankam. Das Oel- und Milchtrinken wurde nun fortgeſetzt; um den Leib wurden Umſchläge von warmem, abgekochtem Leinſamen gemacht, und viele Klyſtiere gegeben, welche zuerſt aus Kamillenthee und Leinöl, dann aus bloßem Leinöl, dann aus Mandelöl und endlich aus dem Schleime abgekochten Leinſamens beſtanden. Am Morgen lagen wir beide noch ganz ermattet da, und mein Freund litt noch ſehr. So oft er noch Oel, Milch, Hafergrützſchleim oder Mandel— milch trank, brach er das Genoſſene wieder aus; doch ſchien ihm das Alles, die Mandelmilch ausgenommen, wohl zu bekommen. Er fing nun an, alle Stunden einen Eßlöffel voll einer Emulſion zu nehmen, welche aus Mandelöl, gümmi aräbicum und Opium beſtand, wodurch nach und nach die Neigung zum Erbrechen vermindert wurde, und um Mittag, nachdem er mit Hühnerbrühe gekochten und gerührten Reis genoſſen, ganz aufhörte; er genoß nun Hafergrütz— ſchleim, Hühnerbrühe und ähnliche Getränke, zuweilen auch noch etwas von der Emulſion, und war am 15. Sept. ſo weit wieder hergeſtellt, daß er drei Stunden außer Bett bleiben konnte; den 16. Sept. hatte er guten Appetit und brachte den Tag außer Bett zu; die Nacht hatte er ſehr gut geſchlafen; den 17. Sept. ging er ſchon wieder etwas aus dem Hauſe, den 18. Sept. Stunden lang ſpazieren; noch blieb einige Schwäche zurück; aber nach 2 bis 3 Wochen war die Geſundheit ganz wieder hergeſtellt. — Die Dame, 144 Baſidienpilze, Löcherpilze. welche Etwas von derſelben Speiſe genoſſen hatte, erlitt dieſelben Zufälle, jedoch in geringerem Grade, eben ſo die Magd, welche genaſcht hatte. — Man hat öfters nach Pilzvergiftungen einen bren- nenden Durſt bemerkt, und, wie ich ſchon erzählt habe, hat ſich Krapf, da er vom Speiteufel genoſſen hatte, einzig mit kaltem Waſſer, das er in Menge trank, geheilt. Auch ich hatte Luſt ſeinem Beiſpiele nachzuahmen; allein, obgleich ſonſt Waſſer unſer tägliches Getränk war, ſo fühlten wir doch Beide eine Art von Abſcheu vor Waſſer, weswegen ich den Gebrauch des Oeles vorzog. — Uebrigens geht aus der Geſchichte deutlich genug hervor, daß weder Reis, noch Oel, noch Milch ein Gegengift gegen Pilzgift iſt; doch bleiben dieſe Mittel immer inſofern anwendbar, als ſie die Ausleerungen befördern und der Entzündung entgegenwirken. Ein zweites durch den Satanspilz angerichtetes Unheil er- zählt der ausgezeichnete Pilzkenner Krombholz, weiland Profeſſor der Arzneikunde in Prag, im fünften Hefte ſeines Pilzwerkes im Jahre 1836: „Die erſten Exemplare dieſes Pilzes, die ich gewahrte, prangten in Geſellſchaft des Königspilzes auf dem Prager Pilz⸗ markte unter den Fenſtern meiner Wohnung. Die Schönheit ihrer Farbe machte, daß fie der Verkäufer am höchſten im Preiſe hielt und auch rückſichtlich ihres Wohlgeſchmackes über den Herrenpilz erhob. Ohne Anſtand verſuchte ich ein kleines Stückchen vom Hute des rohen Pilzes, fand den Geſchmack ähnlich dem des Königspilzes und glaubte ihn für eben ſo genießbar. Ich kaufte die geſammten Stücke und übergab ſie dem mich begleitenden Zeichner Schier zur Abbildung. Eine Stunde ſpäter überfiel mich ein leichter Schwindel, Unwohlſein, Neigung zum Erbrechen. — Bald nachher beſuchte ich den Zeichner in ſeiner Wohnung und fand ihn zu meinem Staunen im Bett mit heftigen Unterleibsſchmerzen und Blutbrechen. Er hatte ebenfalls vom Pilze gekoſtet. — Zu Haus angelangt ſah ich auch meinen Schreiber mit Schwindel, Uebelkeit und Ohnmachtsgefühl kämpfend, nachdem er ebenfalls den rohen Pilz verſucht hatte. — Am ſchlimmſten aber erging es dem Proſektor Bochdalek, welcher während meiner Abweſenheit die Pilze bei mir geſehen und einen mitgenommen hatte. Er genoß des Mittags davon Baſidienpilze, Löcherpilze. 145 etw 3 Loth mit Butter geröſtet und fühlte ſich bis Abends 7 Uhr wohl, außer einem leichten Grimmen im Unterleibe, welches er von anderen Urſachen ableitete. Er nahm nun des Abends 3 Stückchen vom rohen Pilze und gewahrte bald darauf ein ſehr unangenehmes Brennen und Kratzen im Schlundkopfe. Eine Stunde ſpäter erfolgte ſchwere Erkrankung, Bruſtbeklemmung, Schwindel, Schwäche der Augen und des Gehörs, immer wiederkehrendes Erbrechen, unbe— ſchreiblicher Magenkrampf, eiskalter dicker Schweiß. Von Mitter⸗ nacht an war das Ausgebrochene ſtark mit Blut gemiſcht, es traten von heftigem Grimmen begleitete, mit Blut gemiſchte Durchfälle ein. Gegen Morgen verfiel der Kranke in einen erquickenden Schlaf, und erholte ſich ſpäterhin nur langſam. — Aehnliche Zufälle erlitt der Studioſus der Chirurgie W. H., welcher gleichzeitig ein Stückchen von demſelben Pilze roh genoſſen.“ Ein dritter Fall durch den Satanspilz bewirkter Vergif⸗ tung hat ſich in Ilfeld bei Nordhauſen ereignet. Der Dr. med. Phöbus hatte am 16. September 1836 von einem rohen, fri⸗ ſchen Satanspilz, den er als eine Varietät des Bol. lüridus betrachtete und in ſeinem Werke über Giftpilze beſchrieb, eine Portion gegeſſen, die etwa 6 bis 8 Haſelnüſſen gleichkam. Er erlitt darauf die ſchweren Zufälle einer ausgebildeten Cholera und glaubte ſterben zu müſſen; erholte ſich jedoch nach einiger Zeit wieder. Alle ſoeben erwähnten, von mir und Anderen beobachteten Unfälle ſind durch Satanspilze veranlaßt worden, deren Stiel gegittert war. — Ich muß hier aber ausdrücklich erwähnen, daß ich am 26. Auguſt 1848 in den Ibenhainer Berggärten 10 Satanspilze gefunden habe, deren Stiel, wie bei allen in dieſem Jahre überhaupt vorgekommenen Exemplaren, ungegittert war. Sie waren theils jung, theils alt, und übrigens von den früher von mir gefundenen durchaus nicht verſchieden, wenn nicht vielleicht an Geſchmack und Wirkung, in welcher Hinſicht ich jedes Experiment wohlweislich vermieden habe. 13. Der Hexen-Röhrling, Hexenpilz, Schuſterpilz, Bol. lüridus, Schaeff. Fig. 44. Hut 6 bis 12 cm breit, Lenz, Pilze. 6. Aufl. 10 146 Baſidienpilze, Löcherpilze. gewölbt, im Alter oft flach, dick, jung und ſpäter auch oft bei feuch⸗ tem Wetter etwas klebrig, ſonſt trocken, glanzlos, aber filzig und wie weiches Wollentuch anzufühlen; düſterſchmutzig— braun, ſeltner bleich-ſchmutzig-braun. Röhren blaß⸗gelb, im Alter grünlich, an der Mündung immer düſter⸗-roth; ihre Oeffnungen gleichen feinen Nadelſtichen. Stiel in der Jugend kurz und dick, oft faſt kugelrund. Im Wachſen dehnt er ſich, wird zuletzt meiſt faſt walzig⸗rund, kann 7 bis 12 em hoch und 4 bis 7 em dick werden. Die Farbe des Stieles iſt roth, ſein Oberende oft gelb, ſeltner ſeine obere Hälfte. In der erſten Ju⸗ gend iſt nicht ſelten der vom Hute nicht bedeckte Theil des Stiels und im höheren Alter der ganze Stiel düſter-braun. In der Regel hat er ein ſehr deutliches rothes Gitter, oft ein ſchwaches, oder ein kaum merkliches, oder gar keins. Die letztere Abart nennt man auch Bol. erythröpus, kann fie aber durch keine feſten Merk⸗ male von der gegitterten ſcheiden. Das Fleiſch des Pilzes iſt blaß— gelb und läuft, nebſt den Röhren bei Verletzung ſchnell ſtark düſter⸗ blau, zuweilen auch düſter⸗grün an. — Der Hexenpilz wächſt im Sommer und Herbſt zahlreich am Boden der Laub- und Nadel⸗ wälder. — Die Hirten hieſiger Gegend behaupten vom Hexenpilz — vorausgeſetzt daß ſie überhaupt denſelben von andern Pilzen richtig unterſcheiden! — daß er von Schafen und Kühen gierig, oft in Maſſen, aber immer ohne Schaden gefreſſen werde. — Von Menſchen wird er nur in einzelnen Gegenden für die Küche ge— ſammelt. — Was Paulet, Trattinick und Roques von giftigen Wirkungen ſprechen, möchte ſich Alles auf den Satans pilz be⸗ ziehen, den man zur Zeit, wo fie ſchrieben, noch nicht vom Hexen— pilz unterſchied. — Bei den Schriftſtellern, welche ſpäter ſchrieben und beide Pilze unterſcheiden, finde ich nicht ein Beiſpiel, wo ſein Genuß böſe Folgen gehabt haben ſollte. — Krombholz jagt im Jahre 1836, „daß der Hexenpilz in Wien unter dem Namen Schuſter, in Prag unter dem Namen Kowar (Schmied) zu Markte gebracht wird.“ Marquardt, Profeſſor zu Olmütz, welcher den Pilz genau kennt und beſchreibt, ſagt im Jahre 1856, „daß die Sorte mit genetztem Stamme in Brünn und Olmütz zahlreich Baſidienpilze, Löcherpilze. 147 zu Markte kommt, und daß auch die mit ungenetztem Stamme (Bol. erythröpus) genoſſen wird.“ — Ich ſelber kenne in jener Gegend vornehme Familien, welche ihn zu eſſen pflegen, habe ihn auch hier zu Lande ohne allen Nachtheil gebraten in voller Portion verzehrt, eben ſo der beim vorigen Pilz erwähnte St. med. Karl Salzmann. Aber dennoch rathe ich, ihn von Küche und Mund fern zu halten, weil er leicht mit dem Satanspilz verwechſelt wer- den kann. 14. Der Königs-Röhrling, Bol. regius, Krombh. Hut 10 bis 15 cm breit, dick, polſtrig, glatt, purpurroth, in Roſa, Lila, Violett übergehend; Röhren angewachſen, kurz, fein, eng, einfach, goldgelb, ihre Sporen gelb; Stiel des erwach— ſenen 5 bis 7 em hoch, unten 4 bis 6 em dick, in der Mitte 2 bis 4 em, ſeine Oberfläche unten meiſt wie die des Hutes gefärbt, oben gelb; gelb, gegittert. Das Fleiſch iſt blaß-ſchwefel⸗ gelb, ändert verwundet die Farbe nicht, färbt beim Kochen das Waſſer gelb. Geſchmack und Geruch des rohen Pilzes wie beim Steinpilz. Wächſt in Böhmen vom Mai bis Ende September und wird gern gegeſſen. 15. Der Stein⸗Röhrling, Steinpilz, Herrenpilz, Bol. edülis, Bull. Fig. 45. Ein allgemein bekannter und be— liebter Pilz. Der Hut iſt gewölbt, dunkel- oder hellbraun, kahl, wenn er feucht iſt, ein wenig klebrig, ſein Fleiſch iſt zart, weiß, nach oben brännlich-angelaufen. Hut 3 bis 25cm breit, im Alter zuweilen flach. Die Röhren laſſen ſich leicht vom Fleiſche trennen; die mit dem Stiele verwachſenen ſind kürzer als die weiter nach außen hin ſtehenden. Anfangs ſind die Röhren einfach weiß, und ihre Oeffnungen kaum bemerkbar, ſpäter gelb und ihre Oeffnungen gleichen Nadelſtichen. Das rohe Fleiſch riecht ſchwach, hat einen ſchwachen, aber angenehmen, faſt nußartigen Ge— ſchmack und verändert bei Verletzungen ſeine Farbe nicht. Stiel dick, nicht hohl, in der Jugend kugelrund oder eirund, zuweilen im Alter 15 em und drüber hoch und faſt walzen⸗ förmig, doch bleibt er unten meiſt dicker; er iſt blaß bräunlich, mit einem erhabenen, feinen, weißlichen Netze bezogen, das ſpäter aber 10 * 148 Baſidienpilze, Löcherpilze. oft nur noch an ſeiner Spitze vorhanden, in manchen Jahren und Perioden wohl auch am jungen Pilz ganz fehlt. Fleiſch weiß und derb. — Der Stein-Röhrling wächſt im Sommer und Herbſte, zuweilen ſchon im Mai, im Laub- und Nadelwalde häufig. — Kühe und Schafe freſſen ihn mit Gierde, auch Ziegen, Hirſche, Rehe, Eichhörnchen verzehren ihn gern. — Unter den eßbaren Pilzen iſt er einer der wichtigſten, und kann ſelbſt roh verſpeiſt werden. — Wollte ſich Jemand bemühen, dieſen Pilz in Menge zu erziehen, ſo würde der Menſchheit eine große Wohlthat erzeigt. Verſuche, ihn wie den Champignon in Miſtbeeten zu cul⸗ tiviren, find freilich mißlungen, weil er eben ein anderes Mycelium wie dieſer beſitzt und andere Lebensbedingungen verlangt. Wenn wir aber ſehen, daß der Steinpilz, wie die meiſten anderen Pilze, alljährlich an beſtimmten Waldplätzen wieder erſcheint, ſich alſo durch die Sporen fortpflanzt, ſo giebt uns damit die Natur ſelbſt einen Wink, wo und wie wir ihn vermehren können: man braucht eben nur reife Pilze an Orte zu verlegen, die der Entwickelung der ausfallenden Sporen günſtig ſind, und wird den Nachwuchs auch hier wieder jedes Jahr finden. Ganz ähnlich iſt das Verfahren, wie man nach Dr. Thore's Bericht in Frankreich (Departem. des Landes) den Steinpilz ſäet, indem man die Erde eines Eichenwäldchens mit Waſſer, in welchem Steinpilze gekocht wurden, begießt. Die Cultur, ſo heißt es weiter, verlangt keine andere Sorge, als das man Thiere, die nach den Pilzen gierig ſind, fern hält; daß Mittel ſchlägt nie fehl.“ — Daß Stein-Röhr⸗ linge ſich ganz vorzüglich zum Trocknen eignen, wurde bereits erwähnt. B. Röhren anfangs weiß oder grau (oder blaßröthlich). 16. Der Birken -Röhrling, Kapuzinerpilz, Bol. scaber, Fr. Fig. 46. Hut polſterförmig, kahl, feucht, klebrig, verſchieden gefärbt, aſchgrau, ſchmutzigbraun, olivengrau, orange⸗ farben, roth, 5 bis 15 em breit. Röhren weiß, mit feinen, rund⸗ lichen Mündungen, im Alter mehr ſchmutzig⸗-grau. Stiel 7 bis 15 em hoch, weiß oder grauweiß, durch viele weißliche, bald dunkel- Baſidienpilze, Löcherpilze. 149 grau oder ſchwarz werdende Schüppchen und Faſern rauh. Fleiſch weiß, meiſt unveränderlich. Sporen roſtfarben. Sehr veränder⸗ lich in Geſtalt und Farbe. Im Sommer und Herbſt in und an lichten Wäldern (gern in Birkenwäldern) und Gebüſchen häufig. Er iſt eß bar. 17. Der Rothhaut-Röhrling, Bol. versipellis, Fr. (Bol. rufus, Schaeff.) Hut anfangs faſt kugelig, ſpäter mehr oder weniger polſterförmig und ausgebreitet, trocken, erſt filzig, dann etwas ſchuppig oder glatt, rothbraun oder orangefarbenzziegelroth, mit einwärts gekehrtem, ſcharfem, beſchleiertem Rande, 5 bis 12 em breit. Stiel oberwärts verdünnt, runzelig-ſchuppig. Fleiſch weiß, an der Luft ſich meiſt bläulich oder violett färbend. Sommer, Herbſt. In Wäldern, Gebüſchen, oft zwiſchen Heide. Eßbar. 18. Der Gallen-Röhrling, Bol. félleus, Bull. Hut 7 bis 10 cm breit, polſterförmig, dann ausgebreitet, weich, ſchwam— mig, glatt, braun, gelblich oder grau, mit weißen, im Bruch röth— lich werdenden Fleiſch. Röhren angewachſen, verlängert, weiß, zuletzt durch die roſenfarbigen Sporen röthlich. Stiel 7 em hoch, dem Hute faſt gleichfarbig (gelbbräunlich), voll, oberwärts ver— dünnt, netzadrig. Schmeckt bitter. In Nadelwäldern. 19. Der Kornblumen-Röhrling, Bol. cyanéscens, Bull. Hut 5 bis 12 em breit, gewölbt, ſpäter etwas niederge— drückt, feſt, filzig, trocken, ſtrohgelblich bis braun, am Rande ſcharf und nackt; Röhren weiß, dann gelblichweiß, ihre Mündungen rundlich, fein⸗wollig; Stiel jung mit ſehr flüchtigen, ſpinnewebar— tigem Schleier, oberhalb deſſelben nackt und weißlich, unterhalb mit einem dem Hute gleichfarbigen Filze bekleidet, dick, etwas knollig; Fleiſch des Hutes und Stieles weißlich, im Alter gelblich, wird verwundet, bald röthlich, dann tief kornblumenblau, welche Farbe oft in das Indigoblaue und Blauſchwarze übergeht. Er wächſt ſelten in Laub- und Nadelhölzern, wird nach Pollini und Marquardt hier und da gegeſſen. 2. Der Reiſchling, Fistulina, Bull. Die Röhren mit dem Hute verwachſen, unter ſich aber frei, 150 Bafidienpilze, Löcherpilze. obgleich dicht beiſammen ſtehend, walzig, dünn, anfangs geſchloſſen, ſpäter aber offen. 1. Der Leber-Reiſchling, Leberpilz, Rindszunge, Fistulina hepätica, Fr. Fig. 55. Die einzig bekannte europäiſche Art dieſer Gattung. Stiel fehlend oder kurz und ſeiten— ſtändig. Der Hut bildet einen großen, 1 bis 3 em dicken Lappen, der einer Ochſenzunge oder einem Stücke blutigen Fleiſches nicht unähnlich ſieht; er erreicht eine Breite und Länge von 18 em und drüber, iſt oben feucht oder klebrig, rothbraun, oft, aber nicht immer, mit vielen ganz kleinen Wärzchen beſetzt, unbehaart; inwendig hat er die Farbe groben Rindfleiſches, ein Gemiſch von fleiſchrothen und weißlichen Streifen, nach oben zu mehr roth, nach unten mehr weiß. Sein Fleiſch iſt ſaftig und läßt ſich in grobe Faſern zer— reißen, ohne jedoch zäh zu ſein. Die ganze Unterfläche iſt mit dichtgedrängten Röhren beſetzt, die anfangs kleinen Warzen glei⸗ chen, ſich dann aber zu walzenförmigen Röhren von 0,8 bis 1 em Länge und der Dicke einer Nähnadel vergrößern. Die Farbe der Röhren iſt blaß-⸗weiß, oder blaß-gelb; wenn fie gedrückt oder alt werden, nehmen ſie eine röthliche oder roth-bräunliche Farbe an; ſie ſind zäher als das Fleiſch des Hutes. Der Geruch des friſchen Pilzes iſt erfriſchend obſtartig, der Geſchmack ſäuerlich. Er wächſt im Herbſte an alten Stämmen der Laubbäume, vorzüglich der Eichen, iſt eßbar und giebt, wegen ſeines vielen Fleiſches, reichliche Mahl— zeiten; ich habe öfters davon gegeſſen. — Büchner fand einmal einen Leberpilz, der aus über einander liegenden Lappen beſtand, 15 Pfund wog, 1,26 m lang, über 30 cm breit und 30 em dick war. 3. Der Porling, Polyporus, Fr. An Holz und Rinden, einige Arten auch auf dem Erdboden. Frucht⸗ körper ſehr verſchieden, regelmäßig hutförmig, in der Mitte oder ſeitlich geſtielt, oder halbirt und ſeitlich geſtielt oder ungeſtielt, oder huf⸗ oder kruſtenförmig. Die Röhrenſchicht iſt aus eckigen oder runden, engen und meiſt langen Röhren gebildet, welche unter ſich und mit dem Hute feſt verwachſen ſind, ſo daß man die Röhren— Baſidienpilze, Löcherpilze. 151 ſchicht nicht ohne Verletzung der Hutſubſtanz von derſelben trennen kann; das Hutgewebe iſt aber von der Röhrenſchicht verſchieden, oft ſogar andersfarbig. A. Der Hut ſteht mit feiner Mitte oder doch fo auf dem Stiele, daß fein Rand noch um dieſen herum- läuft. Stiel einfach, jedoch bei Bol. ovinus auch oft mehrere in ein Büſchel verwachſen, das Unter-Ende nicht ſchwarz, ſondern wie die Mitte gefärbt. Durklere Kreiſe (Zonen) auf dem Hute nur bei P. perennis. 1. Der Trüffel⸗Porling, Tuberaſter, Pol. Tube⸗ räster, Jacg. Ganz gelblich, zäh. Hut zottig-ſchuppig, Röh— ren rundlich; Sporen weiß; Stiel kurz. Wächſt auf den Bergen Mittel- und Süd⸗Italiens. Das ausdauernde Myeelium dieſes Pilzes beſteht aus derben, fädigen Strängen, die Erdſchollen, Steine ꝛc. umwachſen und zu einer ſteinartigen Maſſe zuſammenballen, welche als „Schwammſteine“ (Pietra fungaia) verſchickt und in Cultur geſetzt werden kann, wie die ſogenannte „Schwammbrut“ des Cham⸗ pignon. In feuchtwarmen Kellern erzeugt ſie jahrelang alle 2 bis 3 Monate neue Pilze. Der Tuberaſter iſt in Italien eine ſehr beliebte Speiſe. Man verzehrt nur den Hut. 2. Der Schaf-Porling, das Scha feuter, Pol. ovi- nus, Schaeff. Fig. 47. Hut mehr oder weniger gewölbt, regel— mäßig⸗ abgerundet, meiſt unregelmäßig-buchtig; am regelmäßigſten iſt er, wenn der Pilz einzeln wächſt, häufig aber kommt er in dichten Maſſen vor, und die Hüte decken und drücken ſich dann gegenſeitig. Hut 2 bis 14 cm breit, kahl, meiſt trocken anzufühlen, oft durch eine Menge weißer Riſſe gegittert oder geſchuppt; Farbe blaß⸗weiß, faſt immer mehr oder weniger grau-gelb oder grau-gelb⸗ braun-angeflogen; Fleiſch 0,5 bis 1,5 em dick, weiß, derb, bricht leicht, aber immer zackig oder faſerig, durch. Die Oberhaut iſt etwas zäher als das Fleiſch und läßt ſich meiſt fetzenweis abziehen. Röhren weiß, meiſt, vorzüglich im Alter, ſchwefelgelb-angeflogen, kaum über 0,2 em lang; ihre Oeffnungen gleichen feinen Nadel- ſtichen und find eckig-rund. Der Geruch des friſchen Pilzes iſt 152 Baſidienpilze, Löcherpilze. ſchwach, der Geſchmack ebenfalls, nicht bitter, nicht unangenehm. Sporen weiß. Stiel 1 bis 5 em hoch, bis 3 cm did, ſelten gerade und walzenförmig, faſt immer krumm, buckelig, bald oben, bald unten dicker, am regelmäßigſten, wenn der Pilz einzeln ſteht, unbehaart, weiß oder ſchwefelgelb angeflogen, oberwärts meiſt mit feinen Grübchen, als Fortſetzung der Röhren, beſetzt, voll, innen weiß, derb, bricht aber ziemlich leicht. Der Pilz wächſt im Herbſt, oft in großer Menge, in Nadelwäldern, vorzüglich auf Sandboden, hält ſich lange und wird von Inſecten wenig ange freſſen. Er iſt eßbar und gut. Ich habe oft davon genoſſen. 3. Der gefelderte Porling, Pol. subsquamösus, L. Unterſcheidet ſich vom Schafeuter dadurch, daß ſein Hut zäher, ſchuppiger und regelmäßiger, ſein Stiel mittelſtändig und härter iſt. Er wächſt immer einzeln und läuft nicht citrongelb an. In Kärn⸗ then wird er, wie Wulfen berichtet, viel verſpeiſt. 4. Der Ziegenfuß-Porling, Ziegenfuß, Pol. Pes caprae, Pers. Fig. 51. Hut ſeitwärts auf dem Stiele nicht regelmäßig gerundet, oft nierenförmig, 2 bis 9 cm breit, ſchön hellbraun, dicht mit dunkelbraunen Schuppen beſetzt, Rand unregel- mäßig⸗ nach unten gebogen. Röhren 0,1 bis 0,4 em lang, un— regelmäßig, eckig, am Rande etwas gezackt, weiß, ziehen ſich am Stiele, oft bis zu deſſen Mitte, herab, im Alter grünlich oder bräunlich angelaufen. Fleiſch des Hutes weiß, 0,5 cm und drüber dick, nicht zäh. Stiel 1 bis 3 em dick und etwa ½ höher als dick, auswendig unregelmäßig⸗gelb, grün-, gelb, braun⸗gelb, nach oben zu zum Theil in die braune Farbe des Hutes übergehend, unbe— haart, doch mit etwas ganz kurzem, wenig bemerkbarem Filz; ſein Fleiſch iſt weiß, derb nicht zäh. Nur ſelten ſind in hieſiger Gegend mehrere mit einander verwachſen. Geruch und Geſchmack des friſchen Pilzes gering. Sporen weiß. Den Ziegenfuß (Pied de mouton noir) hat Mougeot, Arzt zu Bruysres, in den Vogeſen entdeckt. Ich habe ihn ſo beſchrieben, wie er bei Schnepfenthal im Auguſt und September in Nadelwäldern auf Sandboden wächſt; bei Hildburghauſen kommt er ebenfalls vor, gehört zu den ſelte— nen Pilzen. Mougeot ſagt, er ſei eßbar; ich kann ihn aus Baſidienpilze, Löcherpilze. 153 eigner Erfahrung als eine treffliche Speiſe empfehlen; auch Büchner ſagt, daß er in Hildburghauſen gern verſpeiſt wird. 5. Der Ruß⸗Porling, Rußpilz, Pol. fuligineus, Fr. Hut mit ſeiner Mitte auf dem ſich erweiternden Stamme, gegen 7 em breit, aber nur etwa 0,1 em dick, am Rande ganz dünn und nach unten gebogen, flach, hell-ſchwärzlich-braun, heller- und dunkler⸗kurz⸗gewellt, weder ſchleimig noch haarig; Fleiſch reinweiß, derb, etwas zäh. Röhren weiß, äußerſt kurz; ihre Oeffnungen ſind kleine, wenig bemerkbare, rundliche Grübchen. Sporen weiß. Stiel gegen 3 em hoch, über 1 em dick, unten ſchwarz-braun, weiter hinauf braun, dann weißlich, kahl, nicht hohl; ſein Fleiſch weich⸗korkartig, ganz weiß. Geruch angenehm, jedoch ſchwach; Ge— ſchmack ebenfalls. Dieſer Pilz wächſt bei uns ſelten im Späts ſommer in Nadelwäldern. Ich kann ihn als eßbar bezeichnen und aus Erfahrung behaupten, daß man einen ganzen Pilz der Art ohne Schaden roh verzehren kann. „ ei Wies Burlıng, Pol brum alis, Pers, Sant 2 bis 9 cm breit, jung ſchwarzbraun, haarig, alt unbehaart, bräun— lich-gelb, dünn, hat ein weißes Fleiſch. Röhren kurz, weiß, ſpäter gelblich. Sporen weiß. Stiel hart, zäh, 2 bis 5 em lang, blaß⸗bräunlich. Er wächſt im Sommer an modernden Stämmen und Aeſten der Laubbäume, dauert den Winter hindurch und dann bis in den Sommer. 7. Der Dauer ⸗Porling, Pol. perénnis, L. Ganz braun. Hut dünn, lederartig, ſammethaarig, mit dunkleren Kreiſen (Zonen), 2 bis 7 em breit, anfangs in der Mitte ver— tieft, dann flach; Röhren kurz, anfangs beduftet, zuletzt zerriſſen; Sporen roſtfarben. Stiel feſt, etwa 2 em lang. Iſt in Wäldern häufig, dauert bis zum nächſten Frühjahr. 8. Der braune Porling, Pol. Schweinftzii, Fr. (Daedälea spadicea, Wahlnbg.). Beim Entſtehen ſteigt dieſer Pilz als eine ſehr ſchöne, gewölbte, ſaftige, ganz mit rein-dunkel— gelbem, feinem Filze überzogene Maſſe aus der Erde empor, breitet ſich nach und nach aus, umhüllt die Grasſtengel und dergl., die 154 Baſidienpilze, Löcherpilze. ihn umgaben, ſo daß er ſpäter von ihnen durchſtochen ſcheint. Nach etwa 23 Wochen verliert ſich der gelbe Filz allmählich, und der Schwamm zeigt ſich nun in ſeiner eigentlichen Farbe. Ausgewachſen, iſt er ſo beſchaffen: Der Stiel bildet eine 2 bis 5 em hohe, ge— wöhnlich noch dickere, unregelmäßige Maſſe, welche inwendig weich— korkartig, ſaftig, dunkel-zimmtbraun, auswendig anfangs gelb-braun, dann ſchwarz⸗-braun, zugleich mit flachen Vertiefungen beſetzt iſt; er ſteht nicht auf der Oberfläche der Erde, ſondern erſtreckt ſich oft mehr als zolltief in dieſelbe. Der Hut ſitzt mit ſeiner Mitte, öfters auch ziemlich ſeitwärts, auf dem Stiele und bildet eine Fläche von 6 bis 36 em im Durchmeſſer. Seine Oberfläche wird dadurch oft unregelmäßig, daß der Hut aus mehreren nur 0, bis 0,8 em dicken Lappen beſteht, welche übereinander herliegen, auch hat ſie unregelmäßige Erhabenheiten und Vertiefungen, die dicht mit ab— ſtehenden oder anliegenden, langen Filzhaaren bekleidet ſind. Die Farbe des Hutes iſt ein ſchönes Braun, welches ſtellenweis mehr in Schwarz oder in Gelb übergeht. In der Mitte bildet er mit dem Stiele, der ſich in ihn verläuft, eine oft ſehr dicke Maſſe, iſt innen gelb-braun und ſo lange der Pilz noch friſch, weich— korkartig, ſaftig, leicht zerreißbar. Die Röhren find etwa fo breit, als die Hutmaſſe dick, und von der Dicke ſtarken Papieres, anfangs gelb, gehen aber nach und nach in eine braune Farbe über; ſie ſind vielfach und wirr gebogen (bilden ein dichtes Labyrinth von kleinen Löchern und Gängen), zerreißen im friſchen Zuſtande, ſelbſt bei einer leiſen Berührung mit dem Meſſer, ſehr leicht und laufen unregelmäßig am Stiel herab. Die Sporen fallen als ein ſehr feiner, reinweißer Staub aus. Getrocknet iſt dieſer Pilz keines⸗ wegs zäh, ſondern ſehr zerbrechlich. Er fängt dann, ohne weitere Zubereitung, leicht Feuer und glühet gut aus; legt man ihn erſt in Waſſer, worin Salpeter aufgelöſt iſt, ſo fängt er noch beſſer Feuer. Demnach iſt er für den Hausbedarf ein recht guter Zun⸗ derſchwamm, taugt aber wegen ſeiner Zerbrechlichkeit für den Handel gar nicht. Er entſteht gewöhnlich im Auguſt und iſt im September ausgewachſen. Man findet ihn in Nadelwäldern. Den Winter überlebt er nicht. Baſidienpilze, Löcherpilze. 155 B. Stiel einfach (bei Bol. varius jedoch zuweilen in dichten Büſcheln oder fehlend), berindet, aufſteigend, entweder ganz an der Seite des Hutes oder doch außer deſſen Mitte, und im letzteren Falle immer am Unter⸗Ende ſchwarz. Hut zäh oder korkig, wagrecht-ſtehend. An Holz. 9. Der Schuppen-Porling, Pol. squamösus, Huds. Hut 7 bis 36 cm breit, gelblich mit braunen, haarigen Schuppen bedeckt; er ſitzt gewöhnlich mit ſeiner Seite am Stiele. Röhren weiß⸗gelb, kurz, anfangs zwar zuweilen eng, werden aber bald 0,1 bis 0,2 em und drüber weit. Sporen weiß. Stiel dick, meiſt kurz, am Grunde braun oder ſchwärzlich, an ſeiner Spitze netzadrig. Fleiſch weiß, im Alter zäh; Geſchmack nicht unangenehm; Geruch größerer Exemplare ſtark, nicht angenehm, wird im verſchloſſenen Raume läſtig. Wächſt im Sommer und Herbſte an Baumſtämmen. Wird nach Pollini und Marquardt von einigen Leuten verſpeiſt, giebt aber jedenfalls kein gutes Gericht. 10. Der veränderliche Porling, Pol. värius, Pers. Der ſteife, kahle, glatte, braune, oder gelbe, oder weiße Hut iſt von verſchiedener Geſtalt, anfangs weich, ſpäter hart, faſt holzig, inwendig weißlich, und ſitzt ſeitwärts auf dem kurzen, glatten, blaſſen, unten ſchwarzen Stiele; Röhren kurz, blaß. Sporen weiß. An Bäumen. 11. Der Lack⸗Porling, Pol. lücidus, Leyss. Der dicke, bis 9 em breite, korkig⸗-holzige Hut und der kurze oder lange Stiel ſchön braun⸗ſchwarz, glänzend, wie lackirt; Röhren lang, eng, weiß, ſpäter bräunlich. Vorzüglich bei faulenden Nadelholz— Strünken. ©. Aus einer gmeinſchaftlichen Stielmaſſe entfalten ſich eine Menge geſtielter oder ſtielloſer Hüte. Aus⸗ nahmsweiſe kommen ſie auch einfach vor. Es gehören hierher Pilze mit ſehr großen Fruchtkörpern. 12. Der Dolden-Porling, Eichhaſe, Pol. umbellä- tus, Pers. Fig. 49. Ein ſehr äſtiger Baumpilz, deſſen Hüte im Umfange rund und central geſtielt find. Er bildet ſehr große, 156 Baſidienpilze, Löcherpilze. dichte, fleiſchige Maſſen mit vielen Stielen (die fi) gewöhnlich wieder theilen) und Hüten. Hüte 1 bis 3 em breit, in der Mitte etwas vertieft, dunkel- oder blaß-braun⸗gelb, oder rußig, ſelten weiß. Röhren kurz, dünn weiß. Sporen weiß. Stiel weiß mit feinen Grübchen als Fortſetzung der Röhren, bedeckt. Wächſt im Sep— tember an Laubholzſtämmen und wird allgemein als eßbar auf- geſucht. Sein Fleiſch iſt weiß und weich. 13. Der Laub-Porling, Klapperſchwamm, Pol. fron- dösus, Schrad. Fig. 50. Bildet ebenfalls große Maſſen, unter⸗ ſcheidet ſich aber vom vorigen ſchon dadurch, daß die Hüte mit ihrer Seite auf dem Stiele ſitzen, und halbrund ſind. Die Hüte 1 bis 5 em breit, grau-braun, decken ſich locker-dachziegelartig. Die Röhren kurz, dünn, weiß. Sporen weiß. Stiel weiß, mit kleinen Grübchen, als Fortſetzung der Röhren, beſetzt. Das Fleiſch iſt weiß, ſteht aber dem des vorigen an Güte nach. Wächſt im Herbſte vorzüglich an alten Eichenſtämmen, iſt eß bar, und giebt wie der Eichhaſe, äußerſt reichliche Mahlzeiten. Ein friſches Exemplar von 14. Pfd. Gewicht wurde auf einer Pilzausſtellung, welche die Horticulturae Society in London 1870 veranſtaltet hatte, mit einem Preiſe gekrönt. 14. Der Kamm⸗Porling, Pol. cristätus, Fr. Aeſtig, feſt⸗fleiſchig, zerbrechlich, Hüte ganz und halbirt, dachziegelig über einander gelagert (zuweilen auch einfach), eingedrückt, zottig, faſt ſtaubig, ſpäter riſſig⸗ſchuppig, rothbraun⸗grünlich, ſehr verſchieden geſtaltet; Röhren kurz, eng, eckig, zuletzt zerriſſen, weißlich; Sporen weiß. Stiel verwachſen, verſchieden geſtaltet, weiß. In Wäldern, bei Schnepfenthal unter Laub- und Nadelbäumen häufig, und zwar am Erdboden. Jung hat er ein Fleiſch, das roh gekaut zum Eſſen gut ſcheint; bald aber bekommt der Pilz in- und auswendig ein ſchmutziges Anſehn. Fries und Marquardt halten ihn für eß bar, Krombholz für ungenießbar. 15. Der Semmel-Porling, Semmelpilz, Pol. cön- fluens, Alb. et Schw. Fig. 48. Hut ſelten mitten auf dem Stiele, der ſich immer allmählich erweitert. Gewöhnlich bildet der Pilz 2 bis 8 große Lappen, die ſich zum Theil decken, und jo ent Baſidienpilze, Löcherpilze. 157 ſteht eine 7 bis 30 em breite, zuſammengefloſſene Maſſe. Die Oberfläche derſelben iſt in hieſiger Gegend immer bald heller-, bald dunkler⸗ſemmelgelb (ſtrohgelb), anderwärts auch fleiſchfarben, roth- bräunlich, ocher-gelblich, glatt, kahl, trocken, im Alter zuweilen durch Riſſe, welche ganz flach oder etwa 0,2 om tief und breit und gelb ſind, gegittert. Der Hut hat ein weißes, derbes, 1 bis 2 em dickes Fleiſch, läßt ſich nicht biegen, ſondern bricht ſehr leicht ge— rade (nicht zackig) durch, wodurch ſich der Semmelpilz vor ähn— lichen Arten auszeichnet. Röhren rein-weiß, ſelbſt bei großen Exemplaren ſelten über 0,2 em lang; ihre Oeffnungen rundlich, feinen Nadelſtichen gleich, bleiben bis in's hohe Alter weiß, nehmen zuletzt bisweilen etwas von der ſemmelgelben Farbe des Hutes an, werden aber nie ſchwefelgelb. Stiel 1 bis 3 em lang, 2 bis 9 em dick, meiſt in mehrere Hüte erweitert, bis hinunter mit kleinen Grübchen, als Fortſetzung der Röhren, beſetzt, rein-weiß; erſt wenn er zu faulen anfängt, wird er gelb-braun, und fault eher, als der Hut; ſein Fleiſch iſt rein⸗-weiß, derb, doch nicht zäh, jedoch nicht jo brüchig, als das des Hutes. Geruch nicht ſtark, aber kräftig und angenehm; Geſchmack des rohen Fleiſches gleicht dem Geruche und iſt zuletzt ein wenig bitter; bei Verletzungen ändert das Fleiſch die Farbe nicht. Die Sporen fallen nur ſehr ſparſam aus und find mattweiß. — Der Semmelpilz wacht im Sommer und Herbſte, bis zum erſten Froſte, in hieſiger Gegend ſehr häufig auf Sand— boden mit Nadelholz, nie an Baumſtämmen. Nach Fries kommt er auch bei Upſala viel vor. Er wird ſehr wenig von Inſecten und Würmern angegangen, zerfließt nicht, ſondern ſchrumpft nach und nach, von grün-ſchwarzem Schimmel überzogen, zuſammen. Nach den erſten Fröſten wächſt er zwar nicht mehr, erhält ſich aber doch oft noch mehrere Wochen lang friſch; überhaupt hat er wegen ſei— nes derben, trockenen Fleiſches eine längere Dauer. Ich habe durch vielfache Erfahrung gefunden, daß er gekocht oder gebraten eine wohlſchmeckende und geſunde Nahrung giebt. Er iſt nicht ſelten jo groß, daß ſich 3 bis 4 Menſchen an einem einzigen Exem⸗ plare ſättigen können. 16. Der Rieſen-Porling, Pol. gigantéus, Pers. Der 158 Baſidienpilze, Löcherpilze. Pilz iſt 25 bis 100 cm breit, mit großen, bis 30 em langen Lappen, blaß⸗braun⸗gelb, oder braun, etwas geſtreift und flockig. Röhren blaß⸗gelb, eng, rundlich, zuletzt zerriſſen. Sporen weiß. Stiel kurz, dick, ſeitlich. Fleiſch weiß, ziemlich zäh, riecht ſäuer⸗ lich. Er wächſt im Sommer an Baumſtrünken. Nicht eßbar wegen ſeiner Zähigkeit, obwohl neuere Mycologen (Cook) ihn als unſchädlich bezeichnen. 17. Der gelappte Porling, Pol. lobätus, Gmel. Hüte meiſt halbirt, über einander gelagert und mit einander ver— wachſen, zerrifien-gelappt, zäh, kahl, gelb, hinten in walzige, un⸗ gleiche rußfarbne Stiele verſchmälert; Röhren mittelmäßig, bleich⸗ gelb, mit dünner Schneide. Sporen weiß. An Laubbaumſtämmen. 18. Der Schwefel-Porling, Pol. sulfüreus, Bull. Die Hüte dick, breit, wellig, ziemlich kahl, röthlich-gelb, eine 20 über 50 em breite Maſſe bildend; Heufler fand bei Trient (an Lärchen) ein Exemplar, welches 22 Pfund wog (Oeſterr. bot. Ztg. 1870). Röhren eng, ſchwefelgelb, zuletzt zerriſſen; Fleiſch gelblich. Der Pilz iſt anfangs inwendig ſaftig, weich, gelblich-weiß, wird ſpäterhin trocken, riſſig, zerbrechlich, ſtirbt mit eintretendem Winter ab. An Laubbäumen, namentlich Eichen- und Obſtbäumen. Marquardt erklärt ihn für eßbar; Staude ſagt, „daß ihn das Landvolk bei Coburg unter den Namen Eierſchwamm ver- zehrt.“ D. Hut einfach (oder mehrere über einander gelagert), ſtiel— los ſeitlich angewachſen, dauert 5 bis 12 Monate, ſetzt aber nie eine neue Röhrenſchicht auf die Mün⸗ dungsfläche der alten (Vergl. folgende Abtheilungen.) Mehr oder weniger fleiſchige, anfangs weich-wäſſerige, ſpäter elaſtiſch und feſt werdende Pilze. 19. Der herbe Porling, Pol. stipticus, Pers“ Hut glatt, kahl, weißlich, am Rande roth-bräunlich, etwa 9 cm breit, 2 cm dick, inwendig weiß; Röhren lang, eng, rundlich, gleich, weiß. Geruch und Geſchmack unangenehm. An ſtehenden Bäumen. 20. Der Zimmer-Porling, Pol. destrüctor, Schrad. Baſidienpilze, Löcherpilze. 159 Ein haarloſer, runzliger, bräunlich-weißlicher, inwendig kreisförmig— gebänderter Schwamm mit weißlichen, langen, rundlichen, gezähnten und zerriſſenen Röhren, an dem man oft keinen Hut, ſondern nur die Röhren ſieht. Er hat einen ſtarken Geruch, überzieht feuchtes Holz im Freien und in Gebäuden und hilft es zerſtören. Man nennt ihn auch Hausſchwam m, er iſt aber nicht ſo ſchlimm wie der Merülius läcrymans. 21. Der bläuliche Porling, Pol. caesius, Fr. Hut bis 5 cm breit, haarlos, verſchieden geſtaltet, weiß, in's Bläuliche, ſeiden-glänzend; Röhren weiß, klein. An altem Holz. 22. Der niſtende Porling, Pol. nidulans, Fr. Hut lederartig⸗zäh, bis zolldick, von verſchiedener Breite, blaß-gelblich, zuweilen roſtgelb oder gelb, auswendig filzig-zottig, inwendig wie auswendig gefärbt; Röhren lang, eckig, ziegelfarben, ungleich. An Laubholz. 23. Der rauchfarbige Porling, Pol. fumösus, Pers. Hut flockig⸗filzig, lederartig⸗zäh, wellig, bleich, rußig⸗-angeflogen, 5 bis 9 cm breit, hinten breit-angewachſen, inwendig weiß, und faſt gebändert; Röhren kurz, rund, eng, weißlich, rußig-angeflogen, durch Drücken dunkler werdend. Vorzüglich an Weidenbäumen. Gewöhnlich ſind viele Hüte über einander gelagert. 24. Der brandige Porling, Pol. adüstus, Willd. Hut flockig⸗filzig, lederartig-zäh, dünn, blaßsgelb, etwa 5 em breit; Rand gerade und bald ſchwarz werdend; Röhren kurz, eng, rund, anfangs weiß-beduftet, dann aſchgrau. Häufig an Baumſtämmen. 25. Der fleiſchhaarige Porling, Pol. hispidus, Bull. Hut bis 14 cm breit, bis 7 em dick, roſtfarben oder dunkel-braun, jung, wäſſerig⸗ſchwammig, inwendig faſerig, die Faſern auseinander laufend, ſpäter iſt er feſt und elaſtiſch; Röhren eng, rund, faſt von einander getrennt. An Laubholz, vorzüglich Apfel und Birn— bäumen. 26. Der Birken-Porling, Pol. betülinus, Bull. Hut korkig, dick, ſtumpf, kahl, nicht kreisförmig-gebändert, mit einer glatten, trennbaren, röthlich-braunen Haut bedeckt, inwendig weiß; Röhren kurz, eng, rund, ungleich, weiß. An Birkenſtrünken. 160 Baſidienpilze, Löcherpilze. 27. Der Lärchen-Porling, Lärchenpilz, Pol. offi- cinalis, Vill. (Bol. läricis, Jacq.) Er bildet dicke, zuweilen kopfgroße, weiße oder gelb-bräunliche Klumpen, die in der Jugend einigermaßen fleiſchig, im Alter trocken, holzig, und zuletzt ſammt der anfangs harten Haut zerreiblich ſind. Die Röhren ſind ſo fein, daß man ihre Oeffnungen ſelbſt an großen Exemplaren oft kaum bemerkt. Inwendig iſt der Pilz weiß, ſein Geſchmack ekelhaft, anfangs ſüßlich, dann bitter; riecht nach Mehl. An alten Lärchenbäumen. Man hat ihn früherhin wegen feines weißen, pur- girenden Harzes als Arznei gebraucht. E. Stielloſe, mehrjährige, zähe, korkige oder fil— zige Pilze mit einer kruſten- (horn) artigen Rinde. Alljährlich entſteht nicht nur auf der Röhrenſchicht eine neue Lage junger Poren, ſondern ſetzt ſich auch am Rande ein neues Stück an, wodurch der halbkreisför⸗ mige Hut auf feiner Oberſeite deutliche Querfurchen, wie Jahres- ringe den Zuwachs verſchiedener Jahrgänge (oft 10 bis 20) an— zeigend, erhält. Alle wachſen an Holz, ſind meiſt bedeutend dick und wachſen, vom Baumſtamme abgeriſſen, an derſelben Stelle nach; oft umſchließen ſie Grashalme, Aeſtchen und dergleichen mit ihrer Maſſe. Manche tropfen in der Jugend. 28. Der Zunder -Porling, Zunderpilz, Feuer- ſchwamm. Pol. fomentärius, L. Fig. 52. Hut halb⸗ kreis⸗ oder huf⸗förmig, breit und am Grunde ſehr dick, nach dem Rande verdünnt, unten flach, zuweilen bis über 1 Fuß im Durch- meſſer, kahl, glanzlos, anfangs ruß-grau, ſpäter weiß-grau, inwen— dig weich, flockig, braun-gelb, Oberhaut dick, ſehr hart, bleibend. Der Rand und die ſehr langen, engen Röhren, welche oft in vielen Lagen übereinander ſitzen, find anfangs hellbläulich-grau⸗ beduftet, ſpäter roſtfarben. Am häufigſten und von ausgezeichneter Größe und Güte findet man ihn an Buchenſtämmen, kleiner und härter an anderen Bäumen. Iſt er abgeſtorben, ſo wird er von Inſectenlarven zerfreſſen. Er giebt den beſten Zunder, und kann folgendermaßen zubereitet werden: Man nimmt einen noch Baſidienpilze, Löcherpilze. 161 nicht ganz ausgewachſenen und getrockneten Pilz, ſchält oben die Oberhaut mit dem Meſſer weg, ſchneidet unten die Röhren ab, da Beides nicht taugt, theilt das übrig bleibende Stück, wenn es zu dick iſt, mit einem ſcharfen Meſſer in Scheiben, legt dieſe in einen Topf mit heißem Waſſer, das mit reiner Aſche, am beſten von hartem Holze, dick vermiſcht iſt. Sind ſie hier einige Wochen lang recht durchzogen, ſo nimmt man ſie heraus, legt oder hängt ſie an einen trocknen, luftigen Ort, aber nicht in die Sonne, und läßt ſie langſam trocknen. Bevor ſie noch ganz ausgetrocknet ſind, werden ſie nun mit einem hölzernen Hammer und mäßiger Kraft ſo lange geklopft, bis ſie ganz locker ſind und ſich ſtark ausgedehnt haben, darauf noch mit den Händen tüchtig gerieben, ſind dann fertig, aber von geringer Güte. Was beſſer werden ſoll, wird wenn es in Aſchenlauge gelegen und dann getrocknet iſt, noch in Waſſer gelegt, worin ſich 0,5 Kilo Salpeter auf 25 Pfund Pilze befindet. Auf ſolche Weiſe behandelt, hat der verkäufliche Schwamm die bekannte heller- oder dunkler-braune Farbe. Will man ihn ſchöner färben, ſo ſetzt man dem Waſſer, worin er eingeweicht wird, Blauholz zu; ſoll er ſchwarz werden, ſo thut man in's Waſſer weniger Salpeter, dagegen eine Portion Schießpulver. — Die ab⸗ fallenden Stücke, oder allzu alte und verhärtete Pilze kann man noch zu einer Papiermaſſe verwenden. — Zum chirurgiſchen Ge— brauche, nämlich um ihn auf blutende Wunden zu legen, darf der Pilz bloß öfters geklopft und mit reinem Waſſer aus⸗ geſotten werden. — Der Zunderpilz wird von Denen, die ihn zu— bereiten, eifrig geſammelt, und man gebraucht zu dieſem Zwecke Kletterſporen, weil er öfters hoch am Stamme ſteht, und gerade dieſe Exemplare meiſt die beſten und die dickſten ſind. Beim Ein⸗ ſammeln thut man wohl, etwas von ihm am Buchenſtamme zus rückzulaſſen, damit ſich an derſelben Stelle der Pilz bald wieder verjünge; auch kann man ihn zu Hauſe ziehen, indem man Buchenklötze, an welchen er ſich zeigt, an feuchte Orte bringt und bei trockener Witterung begießt. Auch hier muß man bei der Ernte immer die ganze Anſatzfläche des Pilzes am Holze laſſen, damit ſich daraus immer wieder neue Pilze entwickeln. — Lenz, Pilze. 6. Aufl. 11 162 Bafıdienpilze, Löcherpilze. Auf dem Thüringer Walde liegt ein Dörfchen, Neuſtadt am Renn⸗ ſteig, deſſen Bewohner ſich ehedem größtentheils vom Schwamm⸗ handel ernährten. Sie ſuchten den Pilz vorzugsweis in den Buchen— beſtänden des Thüringer Waldes, woſelbſt vor 90 Jahren ein Mann an günſtigen Orten in einem Tage 18 bis 20 Pfund ſammeln konnte, wogegen man jetzt nur ſehr wenig findet. Er wird daher, von den unbrauchbaren Theilen befreit, aus weiter Ferne beigeſchafft, namentlich aus den die Ungariſche Ebene um- gebenden Wäldern. Terſancky, Diſtriktsarzt zu Groß-⸗Kariſcha in Ungarn, hat im Jahre 1848 die Beobachtung mitgetheilt, „daß die in jenen Wäldern wohnenden Zunderpilzſucher ſehr oft an den von dem friſchen Pilzſaft berührten Stellen Hautentzündungen bekommen, die ſchwer heilen; daß ſie ferner die friſchen Pilze maſſenweis in geſchloſſenen Kammern ſchwitzen laſſen, wobei ſie ſich mit Schimmel überziehen; daß fie dieſelben dann an der Luft trod- nen, darauf das Unbrauchbare wegſchneiden, dabei aber an Haut und Lunge krank werden, was jedoch nicht den Pilzen ſelber, ſondern dem Schimmelſtaub zugeſchrieben wird.“ — Auch aus dem ſüdlichen Schweden und wahrſcheinlich von den däniſchen Inſeln iſt lange Zeit viel roher Schwamm in Handel gekommen, eben ſo aus Süd⸗Deutſchland und Böhmen. Heutzutage iſt die Schwammindu⸗ ſtrie durch die Schwefelholzfabrikation faſt ganz verdrängt, und auch die armen Neuſtädter „Schwamm⸗Männer“ haben ſich großen- theils dem modernen Gewerbe zuwenden müſſen. Daß der Zunder— ſchwamm aber eine urdeutſche Erfindung iſt, beweiſt die engliſche Bezeichnung (German tinder). — Faſt häufiger als zu Zunder, wird der Pilz mit dem folgenden zu äſthetiſchen Zwecken verwendet, nämlich als zierliche Conſolchen für Statuetten. 29. Der Feuer -Porling, unechte Feuerſchwamm, Pol. igniärius, L. Fig. 53. Am Grunde mit breiter Fläche ſitzend, anfangs gewöhnlich die Geſtalt eines der Länge nach hal- birten Eies, mit einem feinen, weißlichen Dufte überzogen, innerlich aber ſchön zimmtbraun. Weiterhin bildet ſich nach und nach die Oberfläche des Hutes, oft der Geſtalt eines Pferdehufes nicht un⸗ ähnlich aus, iſt gewölbt, haarlos, wird allmählich bräunlich, end⸗ Baſidienpilze, Löcherpilze. 163 lich grau⸗ſchwarz und oft riſſig. Die Röhren find fo feſt mit einander verbunden und ſo fein, daß man ihre Oeffnungen kaum bemerkt; ihre Fläche iſt in der Regel mäßig gewölbt, weißlich⸗über⸗ duftet, dann roſtgelb. Jährlich bildet ſich eine neue, 0,2 bis 1 em dicke Lage, ſo daß ſich nach und nach die untere Seite des Hutes durch die neue Röhrenlage verjüngt, während die obere oft ſchon riſſig und abgeſtorben erſcheint; auch der Rand des Hutes er— weitert ſich mit jedem Jahre und erſcheint ebenfalls erſt weiß— beduftet, dann roſtfarben. Das ganze Innere des Pilzes iſt ſehr zäh, wird bald feſt wie Holz, und iſt ſchön zimmtbraun. Der Schwamm erreicht öfters eine Breite von 25 cm und eine Dicke von 11 em, ſitzt oft einzeln, oft zu vielen mit einander verbunden neben oder über einander. Der Feuerpilz iſt ſehr häufig an alten Weidenſtämmen, kommt aber auch an Pflaumen, Kirſch- und ans deren Bäumen vor. Man findet ihn zu jeder Jahreszeit. Ob- gleich er den vielverſprechenden Namen: Feuerpilz, igniärius, trägt, ſo taugt er doch nur wenig zu Zunder, weil er zu feſt iſt. Seinen Namen hat er vielmehr davon, daß er, einmal in's Glühen gebracht, lange fortglüht und deswegen dazu dienen kann, ein Feuer, daß man ſpäterhin wieder beleben will, lange zu erhalten. 30. Der gelbbraune Porling, Pol. fulvus, Scop. Wird ſehr hart, iſt kleiner als der vorige, hat aber deſſen Geſtalt und ſieht ihm auch im Alter oft recht ähnlich; in der Jugend aber iſt er mit borſtigen oder zottigen Haaren überzogen und blaß-braun⸗ gelb, inwendig eben ſo gefärbt, die Röhren ſind kurz, rund, ziem— lich eng, zimmtfarben, anfangs aſchgrau-gelb beduftet. An verſchie⸗ denen Bäumen. 31. Der Johannisbeer-Porling, Pol. ribis, Schum. Er bildet, meiſt mehrere über einander gelagerte Hüte, die gegen 8 em breit werden, erſt hell-, dann dunkel-roſtfarben find, nicht dick werden, in der Jugend fein-filzig ſind; inwendig ſind ſie wie ſehr weicher Kork, roſtbraun. Die Röhren ſind etwa 0,2 em lang, eng, bilden eine flache Lage, ſind roſtbraun, nicht beduftet. Wächſt an den Wurzeln alter Johannis- und Stachel⸗ beerſträuche. 1 164 Baſidienpilze, Löcherpilze. 32. Der Muſchel-Porling, Pol. conchätus, Pers. Hut faſt muſchelförmig umgeſchlagen, korkig-holzig, dünn, mit dem Rande parallel laufenden Furchen, filzig, kaſtanienbraun, inwendig roſtbraun, ſein Rand ſcharf; Röhren kurz, eng, zimmtfarben, Hauptſächlich an Buchen und Weiden. 33. Der Weiden-Porling, Pol. salfcinus, Pers. Hut ſehr hart, wellig-gebogen, kahl, faſt umgeſchlagen, bildet meiſt nur einen ſchmalen, ſtumpfen, zimmt⸗, ſpäter fchwarz- braunen Rand, während die ſehr engen, runden, roſtbraunen Röhren oft breite Strecken des Baumſtammes unregelmäßig überziehen. An alten Weiden. 34. Der Zimmt-⸗Porling, Pol. einnamoméus, Trog. (Bol. igniärius, Bolt.) Hut dick, ziemlich glatt, kahl, anfangs gelb, ſpäter mit zimmtfarbenen oder grau-grünen oder ſchwarz- braunen Bändern; inwendig iſt er hart und bleich-gelb; der Rand und die engen runden Röhren find ſchön zimmtfarben. An alten Obft- bäumen. 35. Der Fichten-Porling, Pol. pinicola, Swartz. Fig. 54. Er ſitzt mit einer ſehr breiten Fläche an alten Fichten - und Tannenſtrünken, auch an Buchen, wird bis 7 em dick, eben ſo breit und über 40 em lang, zuweilen über 1250 gr ſchwer. Bald ſteht er einzeln, bald bildet er mehrere dicke, über einander liegende Lappen. Die Oberfläche iſt unbehaart, oft klebrig, wie harzig, oder mit einem feinen weißlichen Dufte überzogen, nach hinten ge— wöhnlich ſchwärzlich und etwas höckerig, nach vorne aber braun, oder rothgelb; mit dem Außenrande gleich laufen mehrere erhöhete und vertiefte Streifen, welche jedoch jüngeren Exemplaren öfters fehlen. Das Braun- oder Rothgelb geht bis zum Rande des Pilzes, oder der Rand iſt gelblich-weiß, öfters polſterförmig- verdickt; bei friſchen Exemplaren dringt, wenn man den Rand drückt, Waſſer hervor. Die ganze Unterfläche iſt mit dicht zuſammengewachſenen, zähen, gelblich-weißen, zuweilen in's Fleiſchfarbene fallenden, ſpäter blaß⸗citrongelben, bis 2 cm langen Röhren beſetzt, deren Deff- nungen dem Stiche einer ſehr feinen Nadel gleichen. Das Innere des Hutes hat eine gelblich- oder röthlich-weiße Farbe und iſt Baſidienpilze, Löcherpilze. 165 korkartig. Man ſchätzt ihn nicht als Zunderpilz, weil ſein Zunder nicht ſo weich wird und bei feuchtem Wetter nicht gut fängt. Knaben benutzen den Pilz gern, um ſich Bälle daraus zu ſchneiden. 36. Der bejahrte Porling, Pol. annösus, Fr. Hut holzig, gewölbt, ſpäter mehr flach, runzlig-höckrig, im erſten Jahre braun und ſeidenartig, älter von einer ſtarren, kahlen, ſchwärzlichen Kruſte überzogen, inwendig weiß, der Rand ſtumpf, die mittel- mäßigen Röhren weißlich. An Baumſtämmen, nahe an der Erde. 37. Der Pappel-Porling, Pol. popülinus, Schum. In⸗ und auswendig weiß, nicht kreisförmig-gebändert, zottig, der Rand ſtumpf; die Röhren kurz, eng, rund. Oft mehrere zuſammenfließende Pilze über einander. An Silberpappeln. F. Stiellos, von Anfang an lederartig, zottig, regelmäßig-kreisförmig-gefurcht und meiſt auch mit kreisförmigen farbigen Bändern (Zonen). Sporen weiß. Dieſe Pilze ſterben im Winter ab. 38. Der rauhhaarige Porling, Pol. hirsütus, Wulf. Hut flach-gewölbt, etwa 5 cm breit, mit ſteifen Haaren beſetzt, einfarbig - weißlich, mit kreisförmigen Furchen; innen rein- weiß; Röhren rund, ſtumpf, weißlich, ſpäter bräunlich. An Baum⸗ ſtämmen faſt auf der ganzen Erde. 39. Der Sammet-Porling, Pol. velütinus, Pers. Hut oben und unten flach, weich-ſammethaarig, leicht-kreisförmig—⸗ gefurcht, weiß (auch im Inneren), zuletzt gelblich, der Rand dünn und ſcharf; Röhren rund, eng, weiß. An Baumſtämmen. 40. Der bunte Porling, Pol. versicolor, L. Der Hut hat die Dicke einer gewöhnlichen Pappe, iſt etwas gewölbt, oder flach, oder etwas vertieft, hinten höckrig, oder nicht, kreisrund oder halbkreisrund, oft mehrere verwachſen, etwa 5 em breit; er iſt feinhaarig, glänzend oder glanzlos, entweder einfarbig-grau oder blaß⸗gelb oder braun, oder hat blaue, roſtfarbene, graue, gelbliche oder weiße kreisförmige Bänder, zuweilen iſt er auch faſt ganz blau; Rand meiſt weißlich; Röhren kurz, eng, weiß, ſpäter blaß⸗ gelb, oft zerriſſen. An Baumſtrünken auf der ganzen Erde. 166 Baſidienpilze, Löcherpilze. 41. Der Tannen-Porling, Pol. abiétinus, Pers. Hut dünn, ausgebreitet und zurückgebogen, zottig, aſchgrau- weiß, undeutlich gebändert, 2 bis 5 cm breit; Röhren ungleich, zerriſſen, violett, erbleichend. An Nadelholz. Nicht ſelten. 42. Der ſtrahlige Porling, Pol. radiätus, Sow. Hut lederartig, ſteif, ſtrahlig- runzlig, anfangs ſammethaarig und braun⸗ gelb, ſpäter kahl und dunkler, der Rand ausgeſchweift; die engen bleichen, ſilber-ſchimmernden Röhren zuletzt roſtfarben. Vorzüg⸗ lich an Erlen, etwa 4 em groß, oft viele über einander. G. Der ganze Fruchtkörper beſteht nur aus einer Röhrenſchicht, welche ſich unmittelbar auf Holz oder anderen Dingen ausbreitet, iſt anfangs weich, wird aber ſpäter hart; ein eigentlicher Hut iſt nicht zu unterſcheiden. Nicht ausdauernd. 43. Der angedrückte Porling, Pol. contiguus, Fr. Ausgebreitet, bis 8 em lang, 2,5 em breit, etwa 1 em dick, derb, erſt dunkel-zimmtbraun, am Rande zottig oder faſerig, dann roſt— braun und kahl. Röhren gleich, ſtumpf, ziemlich groß, ganz- randig. An altem Holz. Ziemlich häufig. 44. Der violette Porling, Pol. violäceus, Fr. An⸗ fangs faſt kreisrund, dann ausgebreitet, dünn, dunkel- blutroth oder violett, dicht angewachſen. Röhren rundlich, ſtumpf, ganzrandig. An Nadelholz. 45. Der fleiſchfarbige Porling, Pol. incarnätus, Fr. Lederartig, derb, bis 10 em lang, 2 em breit, glatt, fleiſch⸗ farben. Röhren ziemlich lang, ungleich, gewöhnlich ſchief. An Nadelholz. 46. Der Brot-Porling, Pol. Medülla pänis, Pers. Wellig ausgebreitet, derb, glatt, weiß, im Umfange kaum behaart, etwas gerandet, zuletzt gewöhnlich gelblich oder auch theilweiſe blaß— röthlich. Röhren ziemlich lang, ganzrandig, ſchief oder gerade. Geſtaltloſe Maſſe auf faulendem Holz. 47. Der Blut Porling, Pol. sanguinolentus, Alb. et Sch. Anfangs kreisrunde, geſellige, dann durch Zuſammenfließen Baſidienpilze, Löcherpilze. 167 ausgebreitete, wäſſerig-weiße, weiche Kruſten bildend. Röhren ungleich, endlich zerriſſen. Durch Druck ſich blutroth färbend und dann bläulich werdend. An faulenden Stämmen und Aeſten in feuchten Wäldern. | 48. Der Loh-Porling, Pol. vaporärius, Fr. Dünn, aber feſt⸗eingewachſen, am Umfang faſt kahl. Röhren anfangs weiß, oft weich behaart, ſpäter oft ſchmutziggelb oder olivengrünlich, groß, zuletzt zerriſſen. An morſchem Nadelholz, auch auf Lohbeeten. 4. Die Tramete, Tramétes, Fr. Wie Polyporus, aber die Hutſubſtanz unverändert zwiſchen die Röhren hinab, welche daher eine von der Subſtanz des Hutes gar nicht verſchiedene Schicht bilden, ſondern gleichſam in dieſelbe ein— geſenkt find. Holz- oder korkartige, halbirte, ungeſtielte feſte, | dauernde Hüte an Holz und Rinden. 1. Die zinnoberrothe Tramete, Tram. cinnabärina, Fr. Hut etwas gewölbt, anfangs flaumhaarig, dann kahl, fein- runzlig, zinnoberroth, erbleichend; ſein flockiges Innere und die Röhren eben ſo gefärbt, aber dunkler. An Laubholz. 2. Die Ringel-Tramete, Tram. odoräta, Wulfen. Hat einen ſehr angenehmen, zwiſchen Anis und Ananas ſtehenden Geruch, iſt weich-haarig, weich-korkig, jung aus- und inwendig roſtgelb, im Alter bis 14 om breit, kreisartig-gefurcht, bräunlich⸗ ſchwarz, der Rand und die nicht ganz engen Röhren roſtgelb. Dauert mehrere Jahre. An alten Fichten und Tannen. 3. Die wohlriechende Tramete, Tram. suaveolens, Fr. Hut weich-korkig, hinten 2 bis 5 em dick, gewölbt, filzig, in und auswendig weiß; Röhren ziemlich weit, ſtumpf, weiß, ſpäter braun. Riecht ſtark nach Anis. Er iſt auf geköpften Weiden häufig und dauert den Winter hindurch. Wegen ſeines Wohlgeruches tragen ihn, wie Linns erzählt, die Lappen bei ſich, um ihren Schönen zu gefallen. 4. Die gebuckelte Tramete, Tram. gibbösa, Fr. Korkig, ganz blaß-weiß, ziemlich flach, zottig oder kahl, hinten 168 Baſidienpilze, Löcherpilze. höckrig, undeutlich-kreisförmig-gefurcht, inwendig weiß, Oeffnungen der Röhren rund oder von zwei Seiten zuſammengedrückt. 5. Der Wirrling, Daedälea, Pers. Hut ſtiellos, halbirt, mit abſtehendem Rande, kork- oder leder- artig. Sporenlager labyrinthiſch gebogene und vielfach verſchlungene Röhren und Gänge bekleidend, vier ſporige Baſidien tragend. Nur an Holz. 1. Der Eichen-Wirrling, Daed. qué rina, Pers. Fig. 56. Ohne Stiel, korkig, ſehr elaſtiſch, unbehaart, blaß⸗ holzfarbig. Häufig an alten, an feuchten Orten befindlichen Strünken oder Balken von Eichenholz, 3 bis 25 em und darüber breit, 2 bis 5 em hoch. Er liegt mit einer breiten Fläche an dem Holze an, hat oben einige Höcker und Runzeln, unten iſt er mit lamellen⸗ artigen Hervorragungen beſetzt, welche, vielfacp mit einander ver- wachſen, meiſt längliche Gruben zwiſchen ſich laſſen; nach der Seite zu, welche an dem Baumſtamme anſitzt, ſind dieſe Hervorragungen weit höher, als an der entgegengeſetzten Seite, und ihre Schicht iſt wohl 3- bis Amal ſo dick als die der eigentlichen Maſſe des Pilzes. Jung erſcheint er als ein halb-eirunder oder gedehnter, korkiger Klumpen ohne Löcher; bald zeigen ſich aber rundliche Löcher, endlich bilden ſich oben der Hut und unten die Löcher immer deut— licher, letztere labyrinthförmig, aus. Bei alten Exemplaren ſind bisweilen ausnahmsweiſe die lamellenartigen Hervorragungen faft berade und faſt jo dünn wie bei Agäricus. Ueberdauert den Win- ter und wird zu Feuerſchwamm benutzt; doch iſt er nicht ſo gut zu dieſem Zwecke wie der Polyporus fomentärius, und gibt einen anderen Geruch; auch liefert er nicht ſehr viel Zunder, weil Oberhaut und Plättchen bei der Zubereitung weggeworfen werden. — Knaben ſchnitzen ſich aus der korkigen Maſſe des Pilzes kleine, gut ſpringende Bälle. 2. Der einfarbige Wirrling, Daed. unf color, Fr. Hüte gewöhnlich dachziegelförmig gehäuft, bisweilen verwachſen, korkig⸗lederartig, zottig-ſtriegelhaarig, aſchgrau, mit gleichfarbigen Zonen. Falten (Lamellen) hin- und hergebogen, verworren, ſpitz, Baſidienpilze, Löcherpilze. 169 ſpäter zerriſſen-gezähnt, weißlich-aſchgrau oder rehfarben- graubraun. Im Herbſt an Stämmen verſchiedener Laubbäume. 6. Der Fältling, Merülius, Pers. Fleiſchige oder häutige, auf der Unterlage ausgebreitete Pilze. Sporen⸗ lager gewunden-gefaltet, gegen den Rand hin immer netzadrig. 1. Der Thränen-Fältling, „Hausſchwamm“, Mer. läcrymans, Schum. Fig. 58. Dieſer bekannte und viel ge— fürchtete Pilz, erſcheint ſelten in ſeiner ausgebildeten Fruchtgeſtalt; weit häufiger ſieht man ihn in ſeiner jugendlichen Mycelform, wo er als weiße, äußerſt zarte, ſeidenfaſerige, ſpinnwebartige, ſtrahlige Fäden das Holzwerk innerhalb der Zimmerwände und Dielen, ja ſogar die Rückſeiten und Böden der an feuchten Orten ſtehenden Möbel überzieht. Allmählich verflechten und verdichten ſich die Fäden zu hautartigen Lappen, überziehen und umſchlingen, je nach der Oberflächenbeſchaffenheit des Subſtrates, in Bändern und Streifen alles Holz- ja ſogar leichtes (poröſes) Mauerwerk, ſoweit ſie es erreichen können, und verbreiten ſich heimtückiſch und oft unbemerkt mit unglaublicher Schnelligkeit oft durch ganze Stockwerke. Jede Unterlage, in und auf der die Myeelfäden wuchern, wird mürbe, morſch und total unbrauchbar. — Zuweilen erſcheinen auf der häutigen Ausbreitung des Pilzes als zweite Form weinrothe, braun werdende Flecken, die mehr oder weniger zuſammenfließen und ein unvollkommenes Frucht— lager bilden; dies geſchieht namentlich, wenn der Pilz in der Tiefe bei Mangel an Licht und Luft vegetirt. — Die ausgebildete Frucht— form mit vollſtändig entwickeltem Hut (wie ſie unſere Figur dar— ſtellt), entſteht nur, wenn der Pilz aus den Ritzen und Spalten des Holzes hervortritt, ſich ſchüſſelartig ausbreitet und ſchwammig⸗ fleiſchig verdickt. Seine Oberfläche iſt dann roſtgelb, am Rande meiſt weiß und filzig und von den roſtfarbenen Sporen, die ſich in den theils runden, theils langen und gekrümmten Falten und Löchern bilden, beſtäubt. Zuweilen treiben aus einem großen Hute noch kleinere hervor. — Alle Theile des Hausſchwammes ſind feucht und wäſſerig, und bei üppigem Wachsthum tröpfeln (thränen) ſie 170 Baſidienpilze, Löcherpilze. eine wäſſerige, klare, ſpäter milchig werdende und Sporen enthal- tende Flüſſigkeit aus, deren dumpfiger, ekelhafter und betäubender Geruch, ſo wie überhaupt die Ausdünſtung des ganzen Pilzes, auf die Geſundheit nachtheilig wirkt, und oft genug die Urſache zu räthſelhaften Erkrankungen wird. An dieſem dumpfen Modergeruch in geſchloſſenen Räumen iſt auch zunächſt das Vorhandenſein des heimlichen Feindes zu erkennen. — Uebrigens richtet er nicht nur in den Häuſern furchtbaren Schaden an, ſondern auch im Freien an ſtockendem Holze, wenn es an dumpfen Orten aufbewahrt wird. — Um feiner Entſtehung vorzubeugen, verwende man zu- nächſt zum Baue nur gutes, nicht im Saft geſchlagenes, oder doch vollkommen aus getrocknetes Holz und vermeide Alles, was ein Verſtocken und Verdumpfen des Holzes, namentlich durch einen zu zeitigen Abſchluß der friſchen Luft, herbeiführen kann. Ganz beſonders ſehe man darauf, daß zu den Füllungen der Fuß— böden und Eſtriche, nur ganz trockner Sand, am beſten aber Stein— kohlenaſche oder Schlacken, gebraucht werden, und daß ſich darunter nicht die mindeſten Holzſpänchen oder Strohhälmchen befinden. Von den letzteren und der feuchten Unterſeite der Dielen geht — wie ich leider aus eigener Erfahrung in unſerem eigenen Haufe weiß — in den meiſten Fällen der Hausſchwamm aus. Oft findet er auch in Kellern an modernden Lagern ſeine erſte Entſtehung, zieht ſich von da an den Mauern in die Höhe und dringt in das Holzwerk des Hauſes. — Zur Zerſtörung des Pilzes iſt das ſicherſte und einfachſte Mittel der Zutritt friſcher Luft von allen Seiten; wo dies nicht möglich, muß das kranke Holz- oder Mauerwerk entfernt und durch neues trockenes, härteres erſetzt werden, wobei es gut iſt, wenn Grundſchwellen eine durchbrochene Unterlage von Backſteinen oder auch Blei- und Zinkplatten, die Mauerſteine Zwiſchenlagen von Cement oder Asphalt erhalten. Beſtreichen mit Steinkohlentheer gewährt weiteren Schutz. Da wo der Pilz noch nicht zu tief in das Holz eingedrungen, hat ſich neuerdings als zweckmäßigſtes und verhältnißmäßig billigſtes Zerſtörungsmittel die verdünnte Carbolſäure bewährt, die auch bei Cholera- Desinfectionen und überhaupt in allen Fällen, wo es ſich um Baſidienpilze, Löcherpilze. 171 Vernichtung niederer Organismen handelt, mit beſtem Erfolge angewandt wird. 2. Der zitternde Fältling, Mer. tremellösus, Schrad. Fleiſchig⸗gallert artig, verkehrt-aufſitzend, ſpäter frei und umge⸗ ſchlagen, 5 bis 7 em breit, filzig, am Rande ſtrahlig-gezähnt. Sporenlager netzadrig, dann löcherig, erſt lederfarben, dann in's Dunkelfleiſchrothe übergehend. Juli — Winter. An Stämmen ver⸗ ſchiedener Laubhölzer. N 3. Der goldgelbe Fältling, Mer. aüreus, Fr. Haut⸗ artig⸗dünn, zart, angewachſen, lebhaft goldgelb, am Umfang zottig. Falten gewunden⸗kraus. Wird nicht groß. An faulendem Nadelholz. 3. Stachelpilze, Hydnaceen. An Holz und auch auf dem Erdboden lebende Pilze mit hut, ſchirm— oder flächenartig ausgebreiten (kruſtenförmigen), geſtielten oder un— geſtielten Fruchtkörpern von fleiſchiger, kork- oder lederartiger Be— ſchaffenheit. Das Sporenlager bekleidet ſtachel- oder warzenförmige Hervorragungen, die einen ähnlichen mikroſkopiſchen Bau wie die Lamellen der Blätterpilze haben. 1. Der Stacheling, Hydnum, L. Fruchtkörper fleiſchig, kork- oder lederartig, hutförmig und geſtielt oder ungeſtielt oder kruſtenartig, ſeltener äſtig. Stacheln pfriemen— förmig, ſpitz. Auf dem Erdboden und an Holz. A. Auf dem Erdboden. Hut rundlich, mit einem mehr oder weniger deutlichem, mittelſtändigem Stiele. Meiſt einzeln oder mehrere mit einander verwachſen. 1. Der Habicht-Stacheling, Habichtſchwamm, Hydn. imbricätum, L. Fig. 61. Hut 6 bis 20 cm breit, bis 1,5 cm dick, rund oder an den Seiten buchtig, mäßig gewölbt, am Rande umgebogen, in der Mitte, beſonders im höheren Alter, vertieft. Oberfläche trocken, hellgrau- braun, mit vielen dunkleren Schuppen beſetzt, deren ſtumpfe Spitze ſich bis O,5 em hoch erhebt; nach dem Rande zu werden dieſe Schuppen immer kleiner und geben dem 172 Baſidienpilze, Stachelpilze. Pilze ein ſehr ſchönes Anſehen. Das Fleiſch iſt weiß, etwas in's Graue, ſeltener in's Gelbliche fallend, derb, weder ſaftig noch zäh; Geſchmack und Geruch gering. Die Stacheln beſetzen dicht, kürzere und längere gemiſcht, die ganze Unterſeite des Hutes, ſind weißlich-grau- braun (rehfarben), 0,2 bis O,s em lang, gleichen der Spitze ſtarker Nähnadeln, ſind zwar nicht zerbrechlich, laſſen ſich aber ſehr leicht vom Hute abfragen. Sporen blaß-braun⸗ gelb. Stiel 2 bis 3 em hoch, 1 bis 3 cm dick, voll, unten meiſt dünner, weiß, etwas in's Grau-Braune fallend, nach unten zu fein-weiß⸗ filzig; ſein Fleiſch iſt weiß, feſt. Der Habichtspilz wächſt meiſt einzeln, zuweilen ſind mehrere unten vereint, in welchem Falle die Form des Hutes mehr unregelmäßig und ſeitlich wird. Er iſt im Herbſte in Nadelwäldern häufig und hat ein ſehr einladendes An- ſehen, da er einem Kuchen gleicht, deſſen Oberfläche mit gebackenen Mandeln beſtreut iſt. — Die bei Schnepfenthal weidenden Schafe freſſen ihn gern. — Er gilt überall für eßbar, gibt wohlſchmeckende und reichliche Mahlzeiten. Ich habe oft davon gegeſſen. 2. Der ſtinkende Stacheling, Hy dn. squamösum, Schaeff. Hut unregelmäßig, niedergedrückt, glatt, rothbraun, mit unregelmäßigen Schuppen, 6 bis 9 cm breit. Fleiſch weiß. Sta- cheln graubraun, an der Spitze weißlich. Stiel kurz, nach unten verdünnt, weiß. Von widerlichem Geruch. Im Herbſt in mooſigen Nadelwäldern. 3. Der Stoppel-Stacheling, Stoppelpilz, Hydn. repändum, L. Fig. 60. Der Hut ſitzt oft mit ſeiner Mitte, öfters aber mehr ſeitlich auf dem Stiele, bildet zuweilen eine gerade Fläche, iſt aber meiſt unregelmäßig- gebogen, der Rand mehr oder weniger tief- und unregelmäßig-ausgebuchtet, unbehaart, meiſt gelb, öfters röthlich-gelb oder weiß, fettig anzufühlen; ſein Fleiſch blaß-weiß, derb, bricht ſehr leicht, 0,3 bis 1 em dick. Unten iſt der Hut dicht mit blaß- gelben, ſehr zerbrechlichen Stacheln beſetzt, welche Stecknadelſpitzen an Dicke gleichen, an Länge aber ſehr verſchieden ſind. Der Geruch des rohen, friſchen Pilzes iſt ſchwach, der Geſchmack ebenfalls und nicht unangenehm. Sporen weiß. Stiel 1 bis 6 cm lang, ,s bis 2 cm dick, voll, ſelten Baſidienpilze, Stachelpilze. 173 regelmäßig⸗rund, weiß oder blaß-gelb, nach oben mit ganz kleinen, weichen, leicht abgehenden Stacheln beſetzt; ſein Fleiſch derb, leicht brüchig; gelblich⸗-weiß. Der Stoppelſchwamm wächſt Sommer und Herbſt häufig in allerlei Wäldern, wird faſt überall gegeſſen und iſt namentlich in Italien beliebt. Ich habe oft davon roh und zubereitet genoſſen. — Gmelin und Trattinick halten ihn für ſchäd lich. | 4. Der Anis⸗Stacheling, Hydn. suaveolens, Scop. Hut bis ſpannenbreit, korkig, weich, anfangs verkehrt-keulenförmig, ſpäter ausgebreitet, ungleich, filzig, weißlich oder blau-weißlich, innen weiß⸗blau⸗bunt. Stacheln gleichlang, dünn, ſpitz, blauviolett. Stiel kurz, bisweilen aber auch bis 3 em lang, faſt filzig, blau. Geruch angenehm, nach Anis. Spätſommer, Herbſt. In Nadel⸗ wäldern einzeln oder geſellig (und oft verwachſen). Zerſtreut. 5. Der derbe Stacheling, Hydn. compäctum, Pers. Hut 3 bis 10 cm breit, derb, kreiſelförmig, ſpäter ausgebreitet, wellig⸗höckerig, anfangs weißfilzig, ſpäter grau oder olivenbraun, am Rande geſchweift, innen blau-braun⸗ bunt. Stacheln gedrängt, ſpitz, braun, an der Spitze blaß, ſpäter graubereift. Stiel dick, knollig, ſehr kurz. Geſtalt ſehr veränderlich. Oft mehrere mit den Hüten verwachſen. Herbſt. In trockenen Nadelwäldern, auf Heideboden. 6. Der Tropfen-Stacheling, Hydn. ferrugineum, Fr. Hut 5 bis 15cm breit, wie der Stiel innen einfarbig, voft- farben, verkehrt⸗kegelförmig, ſpäter ausgebreitet und niedergedrückt, ungleich⸗höckerig, anfangs mit einem weißlichem Filz, in den Gruben von ausgeſchnitzten, meiſt blutrothen Tropfen bedeckt, ſpäter glatter, roſtbraun. Stacheln bis 0,5 om lang, roſtbraun. Stiel kurz, etwa 1 em hoch und dick, braun. Frühjahr, Herbſt. In Nadel⸗ wäldern nicht ſelten. 7. Der Orange-Stacheling, Hydn. aurantiacum, Alb. et Sch. Hut korkig, innen gezont, derb, kreiſelförmig aus— gebreitet, buckelig, orangefarben, oft weißlich-filzig. Stacheln weißlich, ſpäter bräunlich. Stiel kurz, etwas knollig, filzig, orange. 174 Baſidienpilze, Stachelpilze. Geſtalt und Größe ſehr veränderlich. Geruchlos. ee Herbſt. In trockenen Nadelwäldern. g 8. Der grubige Stacheling, Hydn. enim (Hydn. cyathiférme, Bull.) Hut bis 5 cm breit, roſtbraun 25 braun, korkig, lederartig, anfangs mehr oder weniger keulig, dann trichterförmig, weichhaarig, auf der Scheibe feingrubig, ſchup⸗ pig, innen gezont. Stacheln ſehr kurz, rothbraun. Stiel ſehr kurz, nackt, wurzelartig. Sporen roſtfarben. Im Herbſt in Nadelwäldern. N 9. Der ſchwar ze Stacheling, Hydn. nigrum, Fr. Hut etwa 3 cm breit, korkig⸗ſteif, filzig, ungezont, blauſchwarz, innen, wie der ungefähr 2 em lange Stiel, ſchwarz, am Rande weiß. Stacheln und Sporen weiß. Geruchlos. Bei trockener Luft iſt der Hut olivenfarben-aſchgrau. In feuchten Nadelwäldern, be⸗ ſonders in Gebirgsgegenden. 10. Der Trichter -Stacheling, Hydnum cyathi- förme, Schaeff. (Hydn. tomentösum, Fr. nicht L.) Hut dünn, lederartig, 1 bis 5 cm breit, flach⸗- trichterförmig, gezont, hellaſch⸗ grau oder bräunlich, am Rande, wie die Stacheln, weiß, mit fil— ziger Scheibe. Stiel ſchlank, glatt, wie der Hut gefärbt. Es wachſen oft eine große Menge dieſer in Nadelwäldern ſehr häufigen Pilze mit den Huträndern, zum Theil auch mit den Stielen zu⸗ ſammen. B. An Holz (faulenden Stämmen, alten Stöcken, ab⸗ geſtorbenen Aeſten, abgefallenen Zapfen der Nadel- hölzer). Stiel ſeitenſtändig, äſtig oder ganz fehlend. 11. Der Ohrlöffel-Stacheling, Hydn. auriseäl- pium, L. Hut an der Seite geſtielt, faſt halbirt, klein, nieren⸗ förmig, dunkelbraun, filzig, dünn, lederartig-häutig. Stacheln dünn, zäh, braun, grau, bereift. Stiel ſchlank, 5 bis 7 em lang, dem Hute gleich farbig. An abgefallenen, oft unter Moos und Erde verborgenen Zapfen von Fichten und Tannen. 12. Der Korallen-Stacheling, Korallenſchwamm, Hy dn. coralloides, Scop. Fig. 62. Sehr äſtig, die Aeſte Baſidienpilze, Stachelpilze. 175 mit vielen, abwärts hängenden Stacheln beſetzt, ohne Hut, weiß, ſpäter gelblich, oft eine kopfgroße Maſſe bildend. Stacheln an den Enden der Aeſte, 0,5 bis 2 em lang, pfriemenförmig, zart, fleiſchig, gebrechlich. Hauptſtiel kurz, zuweilen mehrere em dick. An alten Stämmen der Laub- und Nadelhölzer. Er iſt eßbar. In Olmütz kommt er auf den Markt. 13. Der Igel-Stacheling, Igelſchwamm, Hydn. Erinäceus, Bull. Fig. 63. Ein dicker Pilz, der öfters einen Durchmeſſer von 15 em und darüber hat, bald mit einem kurzen, ſeitlich ſtehenden Stamme verſehen, bald ſtammlos iſt. Der ganze Pilz weiß, oder ſpäter in's Gelbliche übergehend, inwendig weiß, weich, oft allerwärts, zuweilen nur unten am Rande mit 3 bis 6 em langen Stacheln beſetzt; meiſt einfach, zuweilen ſproſſen noch kleinere aus ihm hervor. Er wächſt im Herbſte an Eichen, auch an Buchen. Er iſt eßbar. 14. Der Kiefern-Stacheling, Hy dn. pinastri, Fr. Ohne Hut, ausgebreitet-angewachſen, dünn, häutig, in der Jugend ganz filzig, ſpäter in der Mitte kahl, am Rande ſeidenhaarig'filzig, gelb. Stacheln pfriemlich, gleich, ſpitz, kahl, etwas ſchief, gelblich. Sommer, Herbſt. An alten Kiefernſtämmen. 15. Der zweifarbige Stacheling, Hydn. bicolor, Alb. et Schw. Ohne Hut, ausgebreitet, dünn, filzig, angedrückt, weiß, oft bis 15 em breit. Stacheln klein, kurz, ſpitz, weiß— zottig, an der Spitze kahl, rothbraun. Im Frühjahr an Nadelholz. 16. Der roſtbraune Stacheling, Hy dn. ferrugi- neum, Fr. Ohne Hut, ausgebreitet, 5 bis 7 em lang, häutig, filzig, nebſt den kegelförmig-pfriemlichen ſpitzen Stacheln roſtbraun. An faulendem Holz, beſonders unter Rinden. Vergl. auch Tremellodon gelatinösum, Pers. (Hydn. gelatinésum, Scop.) Seite 183 und Fistulina hepatica, Fr. S. 150. 2. Der Eggeling, Irpex, Fr. An Holz und Rinden lebende ungeftielte Pilze. Fruchtkörper aus⸗ gebreitet, lederartig. Sporenlager mit ungleichen, etwas lederar⸗ tigen, am Grunde lamellen- oder netzartig verbundenen flachen Zähnen. 176 Baſidienpilze, Rindenpilze. 1. Der braunviolette Eggeling, Irp. fuscoviolä- ceus, Fr. (Hydnum fuscovioläceum, Fr.) Hut 4 cm lang, lederartig, ſeidenhaarig, gebändert, weiß in's Graue; die Stacheln bilden flache Zähne, deren Reihen eigentlich nur zähnig getheilte Lamellen find; braun-violett. An Nadelholz. 3. Der Raspeling, Rädulum, Fr. An Holz und Rinden lebende Pilze. Sporenlager auf der Ober- ſeite des aufgewachſenen, ausgebreiteten Fruchtkörpers, mit ſtumpfen, unförmlichen, höckerigen, zerſtreuten oder büſchelig-verbundenen Stacheln. 1. Der kreisrunde Raspeling, Rad. orbiculäre, Fr. (Hydn. Rädula, Fr.) Kreisrund, anfangs weiß⸗-⸗gelblich, rings ſeidenfaſerig, ſpäter kahl und fleiſchfarben; Stacheln eckig, feſt, einzeln oder büſchelweis. Breitet ſich ohne Hut an Baumrinde aus, beſonders an Kirſchbäumen. 4. Rindenpilze, Thelephoreen. An Holz und Rinden, ſeltener auf dem Erdboden lebende Pilze, mit flachem, kruſten⸗, fächer- oder muſchelförmigen, oder aufrechten, keulen⸗, becher- oder trompetenförmigen und dann nicht ſelten ge— ſtielten Fruchtkörpern von häutiger, lederiger oder wachsartiger Be— ſchaffenheit. Sie unterſcheiden ſich von vielen Löcherpilzen nur durch das glatte oder höchſtens runzelige oder kleinwarzige Sporenlager und ſind durchgängig ungenießbar. Aus der ſehr reichen Gruppe mögen nur folgende Gattungen und Arten genannt werden: 1. Die Kraterelle, Crateréllus, Fr. Auf der Erde lebende, größere Pilze. Fruchtkörper keulenförmig, voll, oder trompetenförmig, hohl, geſtielt, fleiſchig-häutig. Sporen⸗ lager gerippt oder endlich runzelig oder runzelig-faltig. 1. Die Trompeten-Kraterelle, Todtentrompete, Crat. cornucopioides, Pers. (Merülius cornucopioides, Pers.) Fig. 57. Ganz rußſchwarz, bildet eine 4 bis 9 em hohe, 2 bis Bafidienpilze, Rindenpilze. 177 4 em weite, dünnwandige Röhre, welche feinſchuppig und auswen⸗ dig, wo ſich die flachen, oft faſt fehlenden, weiße Sporen erzeugen- den Runzeln ausbreiten, mehr aſchgrau iſt. In Wäldern häufig. Krombholz und Marquardt erklären dieſen Pilz für eß bar, Pollini für giftig. 2. Die Keulen-Kraterelle, Crat. clavätus, Fr. (Merülius clavätus, Pers.) Fig. 59. Wird bis 7 cm hoch, oben bis 12 cm breit, verdünnt ſich allmählich nach unten zu, öfters mit mehreren zuſammengewachſen. Die obere Fläche iſt violett, oder fleiſchfarbig, oder ledergelb, anfangs flach, ſpäter hebt ſich der Rand und bekommt oft unregelmäßige Einſchnitte, innen weißlich, derb, außen anfangs glatt, ſpäter mit aderförmigen, flachen Run⸗ zeln überzogen, welche bis nahe an das Unterende des Stieles reichen, und violett, oder fleiſchfarbig oder bläulich, und zuletzt von den hervortretenden weißen Sporen bepudert ſind. Geruch ſchwach und unangenehm; Geſchmack ſchwach, ſäuerlich. Nach Krombholz kommt dieſer eßbare Pilz in Prag, nach Marquardt in Brünn und Olmütz zu Markte. — (Abbildung nach Staude.) 2. Der Wärzling, Theléphora, Ehrh. Auf dem Erdboden. Oft geſtielte oder am Grunde ſtielartig zu— ſammengezogene, lederartige, ſeltener kruſtenartige Fruchtkörper. Sporenlager warzig, runzelig oder glatt. 1. Der braune Wärzling, Thel. caryophyllea, Pers. Braun. Der lederartige, in der Mitte trichterförmig vertiefte, fa— ſerig⸗zerriſſene, am Rande eingeſchnittene, unten faſt kahle, gegen 2 cm breite Hut ſteht mit feiner Mitte auf einem kurzen Stiele. Erde. Herbſt. 2. Der Büſchel-Wärzling, Thel. palmäta, Fr. (Cla- varia palmäta, Scop. Merisma foetidum, Pers.) Handförmig ges theilt, weich-lederartig, bräunlich, an den Spitzen weißlich, ſchleimig, flaumhaarig; Stiel kurz, eine Menge aufrechtſtehende, flache, ſchmale Aeſte tragend, welche ein 2 bis 7 em hohes Büſchelchen bilden. Stinkt. Wächſt an der Erde. 1 Lenz, Pilze. 6. Aufl. 12 178 Baſidienpilze, Rindenpilze. 3. Der geſchlitzte Wärzling, Thel. laciniät a, Pers. | Stiellos Holz und Erde kruſtenartig überziehend, weich-lederartig, roſtbraun, die Hüte meiſt über einander gelagert, zurückgebogen, faſerig⸗ſchuppig, der Rand faſerig⸗gefranzt und anfangs weißlich, unten ſind ſie mit kleinen Wärzchen beſetzt und flockig. 4. Der Erd-Wärzling, Thel. terréstris, Ehrh. Dachziegelförmig verwachſen, verflacht, faſerig-ſtriegelhaarig, unge⸗ zont, in einen meiſt ſeitlichen Stiel zuſammengezogen, am Rande gleichartig. Weich, dunkelbraun bis ſchwärzlich. Beſonders in Kiefernwäldern. 5. Der kammige Wärzling, Thel. cristäta, Fr. Etwas zähe, blaß, in aufſteigende Aeſte oder Zipfel übergehend, mit pfrie⸗ menförmigen oder gefranſten Spitzen, ſpäter feſt und bräunlich. Sporenlager warzig, oberſeits. Aug. — Spätherbſt. In Wäldern Blätter, Mooſe, Zweige überziehend. 3. Stéreum, Pers. An Holz und Rinden. Lederartige oder holzige Fruchtkörper. Sporen⸗ lager von der Subſtanz des Fruchtkörpers durch eine faſerige Zwi⸗ ſchenſchicht getrennt, glatt, eben, bereift oder behaart. 1. Ster. purpüreum, Fr. (Th. purpürea, Pers.) Weich⸗ lederartig, breitet ſich ſtiellos und dachziegelförmig gehäuft an Baum⸗ ſtrünken aus, iſt auf der dem Holze zugekehrten Seite zottigefilzig, bleich oder weißlich, auf der abgekehrten Seite kahl, glatt, purpur⸗ roth oder purpurbraun. 2. Ster. hirsütum, Fr. (Th. hirsüta, Willd.) Findet ſich auf der ganzen Erde ſehr häufig an altem Holze, vorzüglich gern an Eichenſtrünken Gewöhnlich bilden eine Menge kleiner, un⸗ geſtielter, etwa 0,8 cm breiter Hüte eine zuſammenhängende Maſſe, welche das Holz überzieht; fie find lederartig, oben dicht mit gelb- lichen oder grauen Haaren bedeckt, unten kahl, glatt, gelblich, zu⸗ weilen auch anders gefärbt. 3. Ster. sanguinoléntum, Fr. An der Rinde der Nadel⸗ hölzer, beſonders der Kiefern, in Gebirgswäldern. Dünn, leder⸗ * Baſidienpilze, Rindenpilze. 179 artig, angedrückt⸗ſeidenhaarig, etwas geſtreift, blaß-lederfarben, am Rande weiß. Sporenlager graubraun, bei Berührung ſich blut⸗ roth färbend, zuweilen auch grau bereift. 4. Cortieium, Fr. An Holz und Rinden. Fruchtkörper haut- oder kruſtenartig aus⸗ gebreitet, meiſt ganz angewachſen. Sporenlager nicht durch eine beſondere Schicht von der Subſtanz des Fruchtkörpers geſchieden. Sporenlager wachsartig-fleiſchig, weich, trocken, gewöhnlich riſſig getheilt. 1. Cort. quéreinum, Pers. Knorpelig⸗häutig, anfangs angeklebt, ſpäter frei und nur im Mittelpunkt angewachſen, am Rande eingerollt, ſteif, unterſeits ſchwärzlich, glatt. Sporenlager fleiſchfarben, unbereift. An Holz und Rinde beſonders an Eichen. 2. Cort. incarnätum, Fr. Wachsartig, am Rande etwas fleckig. Sporenlager dauernd lebhaft gefärbt (roth, orange), fleiſch— farben bereift. An Holz und Rinde verſchiedener Bäume. 3. Cort. cinereum, Pers. Faſt ſchmutzigbraun, erſt wachs⸗ artig, dann ſtarr, zuſammenfließend. Sporenlager aſchgrau, zart, bereift. An Holz und Rinde verſchiedener Bäume. 5. Keulenpilze, Clavariaceen, Meiſt auf dem Erdboden, ſeltener an Holz lebende Pilze. Frucht⸗ körper fleiſchig (nicht knorpelig oder gallertartig), aufrecht, fttel- oder einfach⸗keulenförmig, oder mehr oder weniger reich verzweigt. Sporen— lager die glatte Oberfläche der Fruchtkörper bekleidend. Sporen glatt, rundlich, meiſt ſchwach gekrümmt. 1. Der Ziegenbart, Sparässis, Fr. Fruchtkörper ſtark veräſtelt, mit blattartig verbreiterten, kurzen, gekrümmten oder krauſen Aeſten. Sporen weiß. 1. Der krauſe Ziegenbart, Spar. crispa, Fr. (Cla- väria crispa, Jacq.) Fig. 64. Ein ſchöner, großer Pilz, der gewöhnlich eine rundliche Maſſe, zuweilen von der Größe eines 12 * * 180 Baſidienpilze, Keulenpilze. Kopfes bildet. Stiel kurz und zuweilen fauſtdick, oft von den Aeſten, die ſich nach unten biegen, ganz verdeckt. Die Aeſte ſtellen 1 bis 5 cm breite, platte, blaßgelbe Blätter dar, deren Spitzen gezähnt, buchtig, oder gerade abgeſchnitten ſind. Der ganze Pilz iſt fleiſchig, zerbrechlich, ohne bedeutenden Geſchmack oder Geruch, wächſt in Nadelwäldern, aber nirgends in großer Menge, erſcheint im Herbſt und giebt eine treffliche Speiſe, von der ich öfters gegeſſen. 2. Der Handling, Claväria, L. Fruchtkörper fleiſchig (nicht klebrig), einfach, oft keulenförmig oder gabeläſtig oder korallenſtockartig veräſtelt, mit mehr oder weniger gerundeten Aeſten. An Holz und auf dem Erdboden. A. Aeſtige, am Grunde ſtrunkartig zufammenge- zogene (korallenſtockähnliche) Fruchtkörper. 1. Der Trauben-Händling, Ziegenbart, Bärentatze, Cla v. Botrytis, Pers. Fig. 66. Er bildet unten eine dicke, fleiſchige, inwendig und auswendig weißliche Maſſe, deren Fleiſch derb, nicht zäh oder elaſtiſch iſt. Aus dieſer Maſſe ſteigen unzäh⸗ lige Aeſte, die ſich wieder in dichtſtehende, ſtumpfſpitzige, an den Enden dottergelbe, bräunliche oder röthliche, zerbrechliche Aeſtchen theilen. Bei feuchter Witterung verlängern ſich die Aeſte und gehen dann in eine mehr weißliche oder gelbliche Farbe über. Die Maſſen, welche der ganze Pilz bildet, haben zuweilen 40 em im Um⸗ fange; Geruch und Geſchmack ſind ſchwach. Er iſt in Wäldern, zumal in Nadelwäldern auf Sandboden, im Sommer und Herbſte ſehr häufig, wird von Schafen und Kühen gierig gefreſſen. Auch für die Küche wird er allgemein geſammelt, und ich habe häufig davon gegeſſen. Das Beſte an ihm iſt die weiße Fleiſchmaſſe, aus welcher ſich die Aeſte erheben; letztere kann man, wenn ſie noch jung und kurz ſind, ebenfalls mit eſſen; ſind ſie aber ſchon gegen 2 em und drüber hoch, ſo verlieren ſie den guten Geſchmack und werden bitter. Zu ſchädlichen Verwechſelungen kann er nicht leicht Veranlaſſung geben, da wohl alle ähnlichen Arten mit weichem, Baſidienpilze, Keulenpilze. 181 brüchigem Fleiſche unſchädlich ſind, jedoch muß man darauf achten, daß man ihn nur im friſchen, unverdorbenen Zuſtande verſpeiſt. Indeſſen möchte vor andern Arten, die bläulich oder violett ſind, zu warnen ſein! 2. Der gelbe Händling, gelbe Hirſchſchwamm, Clav. fla va, Pers. Fig. 65. Dem Trauben-Händling, der auch rother Hirſchſchwamm genannt wird, ähnlich, der Stiel aber lange nicht ſo dick, wäſſeriger, ziemlich elaſtiſch, eben ſo die Aeſte. Stiel weiß in's Gelbliche; die Aeſte vielfach-zertheilt, gerade, die Spitzen der Aeſtchen ſtumpf. Aeſte und Aeſtchen ſind entweder ganz gelb, oder gelb mit röthlichen Spitzen, oder ſchön orange-roſa mit gelben Spitzen. Im Alter gleichen ſich die Farben aus, Aeſte und Aeſt⸗ chen erſcheinen blaßgelb; Höhe bis 9 em. Ich kann den Pilz aus vielfacher Erfahrung als eßbar nennen, er ſteht aber der Clav. Botrytis an Güte nach, da er zäher iſt. 3. Der Amethyſt-Händling, Clav. amethystina, Bull. Zerbrechlich, ſehr äſtig, ſchön violett, die Zweige walzig-rund, glatt, ſtumpf. Etwa 5 cm hoch, unten dünner als die vorige. Zwiſchen Moos. Eßbar. | 4. Der Wiejen- Handling, Clav. fastigiäta, I. Etwas zäh, gelb; Stiel dünn, ſehr äſtig, die Aeſte kurz und fnie- förmig auseinandergebogen, bildet oben eine Fläche, und die Spitzen ſind zuweilen braun. Auf Wieſen. 5. Der Moos-Händling, Clav. mus codes, L. Etwas zäh, ſchlank, gelb, der Stiel dünn, 2- bis Zmal gabelig-getheilt, die Aeſtchen ſpitz, mondförmig⸗gebogen. Wieſen. Wird in Italien gegeſſen. 6. Der Korallen-Händling, Clav. coralloides, L. Bis 9 em hoch, ziemlich zerbrechlich, weiß, in's Graue übergehend, inwendig hohl, der Stiel ziemlich dick, in vielfach-zertheilte Aeſte getheilt, die äußerſten Aeſtchen ſpitz. Wächſt in Wäldern am Erd— boden, iſt in Deutſchland ſelten, in den Alpen häufig und wird da⸗ ſelbſt unter dem Namen „Geisbart“ gegeſſen. 7. Der aſchgraue Händling, Clav. einé rea, Bull. 182 Baſidienpilze, Keulenpilze. Zerbrechlich, nicht hohl, aſchgraulich; der Stiel kurz, ſehr äſtig, Aeſte und Aeſtchen verdickt, verſchieden-geſtaltet, etwas runzlig und ziemlich ſtumpf. In Wäldern. Wird in Italien gegeſſen. 8. Der Becher-Händling, Clav. pyxidäta, Pers. Gelblich-weiß in's Röthlich-Braune. Der Stiel dünn, kahl, äſtig, alle Aeſte und Aeſtchen an ihrer Spitze becherförmig, die Becher aus dem Rande neue Aeſtchen treibend. Bildet an faulem Holze 8 bis 10 em hohe Büſchel. 9. Der kammige Händling, Cla v. cristäta, Holmsk. Ziemlich zäh, glatt oder runzlig, nicht hohl, weiß oder rußig, die Aeſte wenigszertheilt, am Ende ſtumpf und oft breit und nicht ſel⸗ ten gezähnt. Iſt gewöhnlich ſchlank, unten dünn, beſteht häufig nur aus einem ſchlanken Stücke, iſt oft verſchiedenartig⸗gekrümmt. In Wäldern. 10. Der graue Händling, Cla v. grisea, Pers. Feſt. Stiel dick, weißlich, die Aeſte verdünnt, etwas runzlig und wie die ungleichen, ſtumpfen Aeſtchen rußig-grau. In Buchenwäldern. B. Am Grunde büſchelig oder raſenweiſe verbundene Fruchtkörper. 11. Der büſchelige Händling, Clav. in ae qualis, Fl. Ganz gelb, zerbrechlich, nicht hohl, die Keulen verſchieden ge— ſtaltet, zuweilen oben gabelſpaltig. Wächſt in Menge beiſammen, und oft ſind mehrere unten verwachſen. Zwiſchen Gras. 12. Der thonfarbige Händling, Clav. argilläcea, Fr. Büſchelig, thonfarben⸗blaß, unterwärts gelb, glänzend, 1 bis 2, auch bis Sem hoch. Keulen einfach, ſtumpflich, etwas zuſammen⸗ gedrückt. Herbſt. Auf Heideplätzen, trockenen Waldwieſen. 13. Der gebrechliche Händling, Clav. frägilis, Holmsk. 2 bis 7 cm hoch, gelblich oder bräunlich, unten weiß, ſehr zer— brechlich, die Keulen hohl, ziemlich ſtumpf, übrigens verſchieden geſtaltet. Wächſt büſchelweis an der Erde. i 14. Der geſtreifte Händling, Clav. striäta, Pers. Ruß bräunlich, raſig, 7 bis 9 em hoch. Keulen ſehr lang, hin- und Baſidienpilze, Keulenpilze. 183 her gebogen, etwas gedreht, geſtreift, oft auch etwas zuſammen⸗ gedrückt. Auf nackter Erde in Laubwäldern. Vergleiche auch die Gattung Cal 6c ra S. 185. C. Einfache, einzelne oder nur paarweiſe verbun⸗ dene Fruchtkörper. 15. Der Keulen-Händling, Clav. pistillaris, L. An 14 em hoch, nicht hohl, fleiſchig, allerwärts kahl, dick-keulen⸗ förmig, oben ſtumpf, gelb oder roth-bräunlich-gelb. In Wäldern. Es verwachſen nicht mehrere mit einander. Nach Marquardt eßbar. | 15. Der Zungen-Händling, Clav. Ligula, Schaeff. Dünn⸗keulenförmig, 5 bis 7 cm hoch, nicht hohl, ſchwammig— fleiſchig, oben ſtumpf, jung, blaß⸗gelb, im Alter blaß⸗-rothbräun⸗ lich⸗gelb, am Unter⸗Ende zottig. Wächſt ſchaarenweis in Wäldern, zuweilen 2 bis 3 unten vereint. 6. Gallertpilze, Tremellineen. Auf abgeſtorbenem Holz, ſeltener auf dem Erdboden wachſende Pilze mit kleinen bis ziemlich anſehnlichen Fruchtkörpern von weicher, gallertartiger oder knorpeliger Beſchaffenheit. Ihrer Geſtalt nach find die Fruchtkörper ſehr verſchieden, polſter- bis ſcheiben- oder becherförmig, blattartig ausgebreitet und gekrösartig gewunden oder gefaltet, keulig oder veräſtelt, napf- oder ſelbſt hutförmig. Der ganze freie Theil ihrer Oberfläche oder doch der größte Theil der— ſelben (bei den napfförmigen Fruchtkörpern die Oberſeite) iſt mit dem Sporenlager bekleidet. 1. Der Zitterling, Treméllodon, Pers. Fruchtkörper gallertartig-zitternd, hutförmig, undeutlich geſtielt, unter⸗ ſeits mit pfriemlichen, von den Sporenlager bekleideten Stacheln verſehen. 1. Der Gallert-Zitterling, Trem. gelatindsum, Pers. (Hydnum gelatinésum, Scop.) Hut halbirt, wäſſerig⸗ 184 Baſidienpilze, Gallertpilze. weißlichgrau, faſt durchſcheinend, ſpäter blaß- oder graubräunlich, am Grunde ſtielartig zuſammengezogen, 2 bis 7 em breit. Stacheln dem Hute gleichfarbig, ungleich. An faulendem Nadelholz. Ein reizender Pilz! 2. Die Tremelle, Tremélla, Dill. Fruchtkörper wogig⸗faltig oder gehirnartig gewunden. Sporenlager auf der ganzen Oberfläche des Fruchtkörpers ausgebreitet, glatt ohne Warzen. 1. Die blätterige Tremelle, Trem. foliäcea, Pers. Knorpelig⸗gallertartig, blattartig, wellig, glatt, am Grunde gefaltet, zimmtbraun⸗fleiſchfarben, ſeltener röthlich-violett, 2 bis 5 em breit. Faſt raſig an alten Fichten- und Tannenſtämmen, ſeltener an Birken ꝛc. 2. Die gelbliche Tremelle, Prem. lutescens, Pers. Wellenförmig-gewunden, gelblich oder (in der Jugend) weißlich, zitternd, ſehr weich, 1 bis 2 cm breit. Lappen ungetheilt, nackt. Au abgefallenen Aeſten verſchiedener Laubbäume. 3. Die Gekröſe-Tremelle, Trem. mesentérica, Retz. Fleiſchig⸗gallertartig, wellig, gefaltet, gewunden, etwas zähe, von verſchiedener Geſtalt und Größe, orangegelb, durch die Sporen etwas bereift oder beſtäubt. Im Winter und Frühjahr an feucht liegenden Aeſten verſchiedener Laubbäume. 3. Der Oehrling, Auriculäria, Fr. Fruchtkörper knorpelig⸗gallertartig, ſchüſſelförmig bis ausgebreitet- zurückgeſchlagen, behaart. 1. Der Hollunder-Oehrling, das Judasohr, Aur. sambücina, Mart. (Exidia Auricula Judae, Fr., Hirneola Aur. Judae, Berk.) Meiſt ſchüſſel- oder muſchelförmig, ſtiellos, beiderſeits aderig-gefaltet, rothbraun bis dunkelbraun (zuletzt ſchwärz⸗ lich), unterſeits grünlichgrau, filzig behaart, 3 bis 10 cm. breit und lang. Von ſchwachem, aber eigenthümlichem Geruch. Raſenweiſe an alten Hollunderſtämmen (und einigen andern Laubhölzern). Baſidienpilze, Gallertpilze. 185 Früher in den Apotheken als Fungus Sambuci geführt und wohl auch jetzt noch als Volksheilmittel zu Umſchlägen bei Hals- und Augenentzündungen gebraucht. 4. Der Hörnling, Calöcera, Fr. Fruchtkörper knorpelig⸗gallertartig, einfach, oft keulig, oder veräſtelt (und manchen Arten der Gattung Claväria ähnlich), trocken hornartig— hart, überall von dem Sporenlager bekleidet. 1. Der klebrige Hörnling, Hirſchſchwämmchen, Cal. viscösa, Fr. Fig. 67. Geweihartig veräſtelt, bewurzelt, zähe, glatt, lebhaft dottergelb, bei feuchtem Wetter ſchlüpfrig und klebrig, 2 cm und darüber hoch. Aeſte ſteif, gabeltheilig (wie ein Reh— bocksgehörn). In Nadelwäldern kleine Raſen bildend. 2. Der Pfriemen-Hörnling, Cal. eörnea, Fr. Einfache, bis 1 em hohe Keulchen, pfriemenförmig, orangenfarbig, glänzend, klebrig, am Grund zuſammengewachſen und bewurzelt. Raſenweiſe in den Ritzen alter Baumſtämme. B. Bauchpilze, Gasteromyceten. Das Sporenlager befindet ſich im Innern der geſchloſſenen, wenig— ſtens anfangs mehr oder weniger kugligen Fruchtkörper. 1. Nidulariaceen. Meiſt zierliche, kugel- oder kreiſel- bis kurz⸗keulenförmige Frucht⸗ körper, deren Innenmaſſe in meiſt mehrere kleine, linſen- oder fugel- förmige Innenkörperchen (Peridiolen) zerfällt, welche das Sporenlager einſchließen (und den Kammern der übrigen Gaſtero— myceten entſprechen). Die Fruchtkörper der Gattungen CFathus und Niduläria, welche eine doppelte Hülle, nämlich eine am Scheitel offene äußere und eine ſich auch unter dem freien Theil der äußeren hinziehende, ſpäter aber zerreißende und verſchwindende innere, be— ſitzen, ſtellen zur Reifezeit oben offene Becher dar, an deren Wand oder an deren Grunde eine ganze Anzahl von kleinen Innenkörper— 186 Baſidienpilze, Nidulariaceen. chen befeſtigt iſt. Bei der Gattung Polysäecum iſt die Zahl der erbſengroßen, unregelmäßigen Innenkörperchen, welche dicht ge— drängt an einander liegen, noch größer. 1. Der Theuerling, Cyathus, Hall. Etwa 1 em hohe, an Holz und auf dem Erdboden lebende, zähe, anfangs geſchloſſene, ſpäter deckelartig ſich öffnende, und dann becher— förmige Fruchtkörper mit (ſamenähnlichen) ſitzenden Innenkörperchen. 1. Der Topf- Theuerling, Cath. Olla, Pers. An⸗ fangs keulenförmig-walzig, mit weiß'flockigem Deckel geſchloſſen, ſpäter glockig geöffnet, außen graufilzig, bräunlich, innen glatt, blei⸗ farbig⸗glänzend. Innenkörperchen braun. An moderndem Holze. 2. Der geſtreifte Theuerling, Cyath. striätus, Hoffm. Umgekehrt, kegelförmig, außen ſteifhaarig, erdbraun, innen kahl, bleifarbig, geſtreift. Innenkörperchen bleifarbig; Truppen- oder bündelweis auf Humusboden. 3. Der Tiegel-Theuerling, Cyath. Crucibulum, Hoffm. (Crucibulum vulgare, Tul.) Walzig glodig, an beiden Enden ſtumpf, außen etwas filzig, bräunlich-gelb, innen glatt, blaß⸗ gelb. Innenkörperchen weiß. Heerdenweiſe an Holz. 2. Der Beuteling, Polysäceum, DC. Ziemlich große, meiſt über 5 em hohe, fleiſchig-lederartige, kugelige oder keulenförmige, länger oder kürzer geſtielte Fruchtkörper, welche ſich unregelmäßig öffnen. Die zahlreichen unregelmäßigen, meiſt länglichen Innenkörperchen ſind etwa erbſengroß. 1. Der Erbſen-Beuteling, Polys. pisocärpium, Fr. Der mehr kugelige Fruchtkörper iſt kurz geſtielt, ſchmutzig-grünbraun, bald braun bis ſchwärzlich braun, glatt, anfangs zäh, ſpäter brüchig. Die Innenkörperchen ſind anfangs weißlich, dann gelblich. Der Sporenſtaub iſt kaffeebraun. Im Herbſte auf 1 Aeckern, Triften, an Wegrändern. 2. Der Dickfuß-Beuteling, Polys. crässipes, DC. Der keulenförmige Fruchtkörper iſt lang geſtielt, anfangs ochergelb, Bafidienpilze, Phallaceen. 187 ſpäter dunkelbraun, oft breit gebuckelt, kleinhöckerig; der Stiel run— zelig-faltig, voll, 2 bis 7 em hoch, innen und außen braun, meiſt im Sande verborgen. Die Innenkörperchen ſind klein, ungleich, gelb, ſpäter braun, ihre Sporenmaſſe anfangs roth, dann gelblich. Auf ſandigen Aeckern, Triften, an Waldrändern, Wegen. 2. Phallaceen. Die aus einem dickſträngigen Mycelium hervorgehenden, daher ſcheinbar bewurzelten, eiförmigen oder kugligen Fruchtkörper ſind mit einer doppelten Hülle verſehen und etwa von der Größe eines Hühnereies. Bei der Gattung Phallus beſteht die äußere Hülle aus zwei Schichten, einer lederigen äußeren und einer gallertartigen inneren. Die innere Hülle umſchließt die mehrkammerige, der An— lage eines Stieles aufſitzende Innenmaſſe, welche das Sporenlager trägt. Zur Zeit der Reife ſtreckt ſich der Stiel, die äußere und innere Hülle werden durchriſſen und die Innenmaſſe als kegelför— miger Hut raſch — meiſt innerhalb 2 bis 3 Stunden — hoch emporgehoben. Der anfänglich gleichmäßig ebene Hut löſt ſich an ſeiner Oberfläche bald in einen abtropfenden, die Sporen einſchließen— den Schleim auf und zeigt dann zellige Vertiefungen, wie der Hut der Spitz-Morchel. Bei der Gattung Clathrus beſteht die innere Hülle aus einem ungeſtielten, aus dicken, verwachſenen Säulen ge— bildeten Gitterwerk, das ſich zur Fruchtzeit durch Erweiterung ſeiner Lücken und Glättung ſeiner Falten ausdehnt, die äußere Hülle durchbricht und fo die von ihm umſchloſſene Sporenmaſſe emporhebt. 1. Der Morchling, Phallus, L. Große, eigenthümlich geſtaltete, vergängliche Fruchtkörper. Die innere Hülle iſt häutig. Die hutförmige Innenmaſſe ſitzt einem hohlen, verlängerten Stiele auf. 1. Der Stink-Morchling, Gichtſchwamm, Phall. im- pudicus, L. Gleicht anfangs einem weißen Hühner-Ei („Hexenei, Teufelsei“) mit einem wurzelartigen Anhängſel. Plötzlich platzt die äußere, dicke Haut — mit ſtarkem Knall, wie behauptet wird (?) — und bleibt am Grund der ſich raſch erhebenden geſtielten, hutför— 188 Baſidienpilze, Phallaceen. migen, inneren Peridie als Scheide zurück. Der Stiel ift hohl, lockerzellig⸗ſpindelförmig, weißlich, der Hut nur an ſeinem ſcheiben⸗ förmigen Scheitel aufſitzend, mit braun-grünem, ekelhaften Schleim bedeckt, welcher einen häßlichen Aas- (Leichen⸗WGeruch weit verbreitet. Trotzdem hat man ihn gegen Gicht und Epilepſie gebraucht und ſelbſt die Homöopathie hat ihn nicht unverſucht gelaſſen. Das weidende Vieh weicht ihm reſpectvoll aus. Nach den Verſuchen von Krombholz iſt er übrigens nicht giftig. Juni — Spätherbft. In Wäldern, Gebüſchen, Hecken, auf Grasplätzen. Nicht ſelten. 2. Der Gitterling, Clathrus, Mich. Große, ſeltſam geſtaltete, lebhaft gefärbte Fruchtkörper. Die innere Hülle iſt gitterförmig durchbrochen, bei der Reife von der ſpäter zerfließenden Sporenmaſſe erfüllt und ungeſtielt. 1. Der rothe Gitterling, Gitterſchwamm, Clath. cancellätus, L. Hat in der Jugend die Größe eines Apfels. Die äußere Hülle iſt weiß oder gelblich, lederartig, die innere ge— gittert, ſcharlachroth, anfangs von dem grauſchwarzen, endlich zer— fließenden Sporenbrei völlig ausgefüllt. Von widrigem Aasgeruch. Sommer, Herbſt. In Laubwäldern. Selten und vereinzelt. 3. Lycoperdaceen. Oberirdiſche, kuglige oder doch gerundete, meiſt ſtielloſe Frucht— körper mit einfacher oder doppelter Hülle und einer anfangs flei— ſchigen, weißen oder gelblichen Innenmaſſe. Die Innenmaſſe iſt in zahlreiche, vom Sporenlager bekleidete Kammern getheilt und fie löſt ſich zur Zeit der Reife entweder in ein aus röhrigen Ya= ſern beſtehendes Haargeflecht (Capillitium) und das Sporen- pulver auf oder trocknet, wie bei der Gattung Scleroderma, zu einem brüchigen Netzwerk zuſammen. Bei den mit doppelter Hülle verſehenen Gattungen Lycopérdon und Bovista zerfällt die äußere Hülle zur Reifezeit, bei Geäster dagegen reißt fie ſternförmig in mehrere Lappen auf, die ſich zurückſchlagen, ſo daß die innere Hülle, welche ſich nun an der Spitze öffnet, dem Grunde der Lappen frei aufſitzt. Baſidienpilze, Lycoperdaceen. 189 1. Der Stäubling, Lycoperdon, L. Fruchtkörper am Grunde mit unfruchtbarem Mark, kuglig bis birn— oder kreiſelförmig, mehr oder weniger deutlich geſtielt. Hülle häutig⸗ lederartig, doppelt. Aeußere Hülle meiſt mit Stacheln oder War⸗ zen bedeckt. Innenmaſſe weich. Sporenmaſſe niemals blauſchwarz. Stäublinge und Boviſte geben, ſo lange ſie jung und ſaftig ſind, ein ſchmackhaftes Gericht und laſſen ſich ſogar roh genießen. Die Italiener verſpeiſen ſie unter dem Namen Pettino. Sie ſind aber ſehr vergänglich, wovon die Urſache in ihrem erſtaunlich raſchen Wachsthume liegt. Die abgeſtorbenen mit Staub oder lockerem Haargewebe erfüllten Ueberbleibſel benutzen die Bienenzüchter zum Räuchern der Bienen (ſtatt Tabak, Wermuth ꝛc.), auch legt man ſie wie Zunderſchwamm auf blutende oder näſſende Wunden. — Der Sporenſtaub in die Augen gebracht, wirkt, wie jeder andere Staub, unangenehm, iſt aber an und für ſich nicht ſchädlich und ätzend, wie Hertwig durch Verſuche fand. 1. Der Rieſen-Stäubling, Lycop. Bovista, L. (Lycop. giganteum Batsch.) Ein kugelförmiger, zuweilen nach unten verdünnter, großer Pilz. Fries erwähnt einen, der lm 20 em im Umfang hatte und über 18 ſchwediſche Pfund wog. Profeſſor Büchner in Hildburghauſen hatte einen von 54 m Durchmeſſer, 4,5 Ki. Gewicht, Profeſſor Koſteletzky einen von 9 Kil. Gewicht; Baudrimonts unterſuchte ein Exemplar von Im 4 em im Umfang und 3 Kil. 500 Gr. Gewicht, darunter 91 % Waſſer, und berechnete annähernd die Zahl der Zellen auf 14 Billionen, von denen ſich in einer Minute 20,000 bildeten. Auswendig iſt er von einer weißen, gelblichen oder graulichen Oberhaut umzogen, welche entweder ganz glatt, oder feinflockig, oder durch feine Furchen gleichſam in Beete getheilt iſt. Am un— teren Theile des Pilzes iſt ſie ſehr dünn und mit der darunter liegenden zweiten Haut verwachſen; nach oben zu iſt ſie dicker und löſt ſich, wenn der Pilz zu reifen beginnt, leicht ab. Die innere Haut iſt weich, fein, blaß⸗gelb, im Alter grau, zerreißt endlich oben, ſo daß der Sporenſtaub verfliegt. Iſt dieſer ver⸗ flogen, ſo bleibt nach und nach von der Haut nichts übrig, als der 190 Baſidienpilze, Lycoperdaceen. Untertheil des Pilzes, deſſen Inneres dann mit feinem Haar⸗ gewebe gefüllt iſt. Anfangs iſt das Innere zart und weiß, bald wird es breiartig und gelblich und endlich verwandelt es ſich in Sporenſtaub und Haargeflecht. Der Rieſen-Stäubling wächſt vom Frühling bis zum Herbſte auf Grasplätzen. 2. Der Haſen-Stäubling, Lycop. caelätum, Bull. (Lycop. areolätum, Schaeff.) Fig. 77. Ein ziemlich kugelförmiger, aber oben mehr abgeplatteter, nach unten immer verdünnter Pilz, welcher einen Durchmeſſer von 5 bis 17 em zu haben pflegt. Seine Farbe iſt anfangs weiß, bald aber miſcht ſich dieſe Farbe mehr mit Gelb oder mit Grau. Seine Oberhaut iſt weich und dünn, gewöhnlich durch netzartige Vertiefungen in flache Felder getheilt; ſie iſt mit der darunter liegenden dünnen, weichen innern Haut verwachſen; dieſe iſt anfangs ganz weiß und von dem weißen Fleiſche kaum zu unterſcheiden; im Alter des Pilzes aber wird ſie erdfarben, ſinkt oben ein, wodurch eine unregelmäßige Oeffnung entſteht, durch welche der Sporenſtaub verfliegt. Iſt dieſer ver⸗ flogen, ſo bleibt noch der Untertheil des Pilzes ſtehen, welcher je nach der Größe des Pilzes, 2 bis 6 em hoch iſt, und von einer trocknen, ſehr lockeren, elaſtiſchen Maſſe ausgefüllt wird, welche ebenfalls erdfarben iſt und beim Drucke einen ſehr feinen Staub fliegen läßt; dieſe lockere Maſſe iſt auch oben von einer weichen Schale, die der äußeren Schale des Pilzes gleicht, bedeckt. An dem Oberrande des eben beſchriebenen, ſtehenbleibenden Untertheiles des Pilzes ſtehen noch unregelmäßige, gleichfarbige Lappen der Schale, welche anfangs auch oben den Pilz umſchloß. In der Jugend iſt der ganze Pilz inwendig zart und rein-weiß; bald wird er gelblich geht dann in eine grünliche, breiartige Maſſe und endlich in trockenen Staub über. — Der Haſen-Stäubling iſt in hieſiger Gegend weit häufiger als der Rieſen-Stäubling. Er findet ſich im Sommer und Herbſte auf Grasſtellen, vorzüglich wenn ſie etwas feucht ſind; im Winter bleibt der beſchriebene erdfarbige, trockne, leichte, elaſtiſche Untertheil ſtehen. Dieſe zunderartige Maſſe fängt am Stahl kein Feuer, läßt ſich alſo nicht als Zunder benutzen; deſto beſſere Dienſte thut ſie in friſchen Wunden und zum Räuchern Baſidienpilze, Lycoperdaceen. 191 der Bienen. — Der Haſen-Stäubling iſt jung und noch ſchön weiß nicht nur eßbar, ſondern auch ein zartes, geſundes und bei gehöriger Zubereitung mit Butter und etwas Zwiebel, wohl— ſchmeckendes Gericht. Ich habe oft davon gegeſſen, und viele Per— ſonen haben auf meinen Rath daſſelbe gethan. Den Armen iſt er ſehr zu empfehlen, da er ſehr reichliche Mahlzeiten gibt; man braucht ihn nur fein zu ſchälen, dann in Stückchen zu ſchneiden und zu braten. Lange darf man ihn nie liegen laſſen, weil er ſchnell verdirbt. Sobald ſein Fleiſch gelblich iſt, rathe ich deſſen Genuß nicht mehr an. 3. Der Flaſchen-Stäubling, Lycop. gemmätum, Batsch. (Lycop. excipuliförme, Fr.) Fig. 75. Kugelig oder doch abgerundet, meiſt auf dickem, verlängertem Stiel, 7 em und darüber hoch. Die äußere Hülle iſt mit der innern verwachſen und mit kleienartigen Schüppchen, Körnchen, Wärzchen oder Stacheln beſetzt; im Alter wird die anfangs weiße, dann gelbliche Hülle, gelblich roſtfarben und rußig, papierartig. Im Innern befindet ſich bei eingetretener Reife ein deutlicher Flockenſchopf, der auf dem Gipfel des Fruchtkörpers meiſt eine kleine, von außen ſichtbare Erhöhung erzeugt. An Stelle dieſer Erhöhung entſteht eine kleine Oeffnung, durch welche der gelbgrünliche oder olivenbraune Sporenſtaub ver— fliegt. Im Sommer und Herbſt auf Wieſen, Triften und in Wäldern. 4. Der Igel-Stäubling, Lycop. echinätum, Pers. Rundlich, in einem kurzen, dicken Stiel verlängert, etwa 3 bis 5 cm hoch, meiſt braun oder bräunlich, mit ziemlich langen, feſten Stacheln dicht beſetzt. Haargeflecht und Sporen braunviolett. Herbſt. In Laub- und Nadelwäldern. Vereinzelt aber nicht gerade ſelten. 5. Der Birnen-Stäubling, Lycop. pyriförme, Schaeff. Meiſt birnförmig und von der Größe einer kleinen Birne. Zeichnet ſich dadurch aus, daß er ziemlich hart und zäh iſt, und daß er nach unten, wo er ſich verdünnt, ſtarke Wurzeln treibt. Farbe weiß, gewöhnlich braun- oder gelbbraun überflogen, ohne Stacheln, nur mit zarten Schüppchen bedeckt. Wächſt auf faulem Holze und Sandboden meiſt in dichten Maſſen von 2 bis 6 Stück beiſammen. Gibt wahrſcheinlich keine gute Speiſe. 192 Baſidienpilze, Lycoperdaceen. 2. Der Boviſt, Streuling, Bovista, Dill. Fruchtkörper mehr oder weniger kugelig, ſtets uegeftielt, mit durch— weg fruchtbarem Mark, daß ſich ganz in ein mit Sporen gemiſchtes Haargeflecht verwandelt. Hülle doppelt. Aeußere Hülle glatt, durch einen Druck leicht von der innern trennbar. 1. Der Eier-Boviſt, Bov. nigréscens, Pers. Kugelig oder eiförmig, von 3 bis 6 cm im Durchmeſſer, fo daß er, wenn er noch jung und ſchön weiß iſt, leicht für ein Ei oder für einen jungen Champignon angeſehen werden kann. Da er keinen Stiel hat, ſo ſitzt er unmittelbar auf den wurzelähnlichen Myceliumfäden, welche ein kleines Bündel bilden, feſt. Schuppen, Warzen oder Stacheln hat er nicht; ſondern ſeine Hülle iſt ganz glatt, dicker als dickes Papier, weich, zerreißt aber, ſobald der Pilz inwendig die rein weiße Farbe verliert und zu reifen beginnt, in Lappen und fällt, wenn der Pilz alt wird, ſtückweis ab. Die innere Haut iſt anfangs ebenfalls weiß, wird dann gelblich-grau, endlich bräunlich- ſchwarz, oder bleigrau, und gleicht dann einer aus feinem, etwas glänzendem Papiere geformten Kugel, die oben eine kleine Oeffnung hat, aus welcher der Staub verfliegen kann. Das Innere iſt anfangs ſchön weiß; dann gelblich; im Alter iſt es mit trocknem, ſchwarz- braunem Staube und gleichfarbigen, dichtſtehenden Härchen gefüllt. Er wächſt auf Wieſen, ſtirbt im Herbſt, löſt ſich dann vom Erdboden los und läßt ſich vom Winde herumkugeln. Ich habe öfters junge Eier-Boviſte gegeſſen. In Italien wird er in großer Menge verzehrt. 2. Der Kugel-Boviſt, Bo v. plümbea, Pers. (Lyco- perdon globösum, Bolt.) Fig. 76. Kugelig und ſelten viel größer als eine Flintenkugel. Aeußere Hülle abfallend, nur am Grunde etwas bleibend, innen papierartig, anfangs weiß, dann bleigrau, mit ſchmaler Mündung. Auf Triften, trockenen Wieſen, Rainen. 3. Der Sternling, Erdſtern, Geäster, Mich. Der Fruchtkörper beſteht aus einer geſchloſſenen doppelten Haut (Peridie), wovon die äußere, dicke, ſternförmig aufreißt und ſich in Lappen zurücklegt, die innere, papierdünne, ſitzend oder geſtielt, den Baſidienpilze, Lycoperdaceen. 193 dunkelfarbigen Sporenſtaub zwiſchen einem Haargeflecht (Capillitium) enthält und ſich nur an der Spitze öffnet. Anfangs gleichen ſie kleinen Boviſten. 1. Der viertheilige Sternling, Geast. fornieätus, Fr. Die äußere Haut in meiſt 4 gelblich-weiße Lappen zerreißend, welche ſich wie Bogengewölbe zurücklegen. Die innere Haut iſt geſtielt, braun, mit verlängerter, kegelförmiger, geſtreifter Mündung. In Nadelwald. f 2. Der bräunliche Sternling, Geast. rufescens, Pers. (Titelbild, Fig. 1). Die äußere Haut in ungefähr 5 bis 8 ſich zurückrollende Lappen zerreißend, gelblich oder röthlich- braun, mit hie und da anhängender brauner Rinde, die innere ſtiellos, grau oder braun, mit kurz⸗kegelförmiger, regelmäßig -gezähnter Mündung. 3. Der Wetter⸗Sternling, Geast. hygrometricus, Pers. Aeußere Haut in 7 bis 20 ſteife, braune Lappen zerreißend, die innere ſtiellos, ſich unregelmäßig oder geſchlitzt öffnend, roth— braun. Die Lappen ſchlagen ſich bei trocknem Wetter zurück, richten ſich bei feuchtem auf. Sehr veränderlich in Geſtalt und Größe. 4. Der Härtling, Seleroderma, Pers. Der faſt kugelförmige, knollige, meiſt ftiellofe Fruchtkörper beſitzt eine einfache, dicke, mehr oder weniger harte, faſt korkartig-zähe, zuletzt unregelmäßig zerreißende Hülle. Die Innenmaſſe iſt derb, bleich (nicht rein-weiß), wenig ſaftig und verwandelt ſich endlich in eine trockne, dunkle Sporenmaſſe (ohne vorher breiartig zu werden) mit feinem brüchigem Netzwerk. — Alle Arten der Gattung ſind verdächtig! 1. Der Pomeranzen-Härtling, Seler. aurantiacm, Bull. (Scler. vulgare, Fr., Scler. citrinum, Pers.) Fig. 78. Kugelig, meiſt etwas in die Breite gezogen, hat einen Durchmeſſer von 2 bis 7 em, meiſt unten einen kurzen Stiel. Seine Farbe iſt auswendig bräunlich-gelb, weiß-gelb, citronen-gelb, oder röthlich⸗ gelb; die Oberfläche iſt durch feine Riſſe in Abtheilungen ges bracht, oder mit erhabenen Schuppen beſetzt. Die äußere Haut Lenz, Pilze. 6. Aufl. 13 194 Baſidienpilze, Lycoperdaceen. iſt unter der Oberfläche weiß, dick, anfangs verb-fleifhig; im Alter gleicht fie ſteifem Leder. Das Innere iſt derb fleiſchig, anfangs weißlich, bald wird es blau- ſchwarz, von weißlichen Fädchen durchzogen; im Alter iſt es grau- ſchwarz, ſehr ſtaubig. Dieſer Pilz wächſt im Sommer und Herbſte auf dem Boden der Gebirgswälder. — Ich führe ihn deswegen an, weil ſein Genuß ſchädlich iſt, und er dennoch öfters ſtatt der Trüffel von Betrügern verkauft wird. So fand ich z. B. in Karlsbad einen Trüffelhändler, der ihn im Auguſt den Badegäſten zum Verkaufe brachte, ihn für Trüffeln ausgab, und etwa 6 Mark für 0,5 Kilo verlangte. Er hatte dieſe „Specktrüffeln“, wie er ſie auch zu nennen pflegte, in Scheibchen geſchnitten, getrocknet, auch alle Spur des Stieles mit dem Meſſer beſeitigt. Dieſe Scheibchen haben ringsum einen weißen, dicken Rand, und ſind in der Mitte blauſchwarz, von recht jungen Pilzen find fie auch blaß-gelblich-weiß, jedoch ohne alle Mar- morirung, welche bei ächten reifen Trüffeln nie fehlt. Genießt man dieſen Pilz, wenn er, ohne abgebrüht zu ſein, zubereitet iſt, ſo iſt er ſehr ſcharf und ſchädlich; ſelbſt eine Portion, welche ich erſt zweimal mit heißem Waſſer abbrühen und dann erſt zubereiten ließ, bekam mir ſchlecht. 2. Der Kartoffel-Härtling, Boviſt- Härtling, Scler. Bovista, Fr. (Lycoperdon defossum, Batsch.) Gleicht an Geſtalt, Größe, Farbe ſehr den Kartoffeln, iſt faſt ſtiellos und hat eine weiche, zarte Haut, welche erſt im Alter papierartig-ſteif wird, iſt ſchmutzig-gelb oder bräunlich, am Scheitel riſſig-gefeldert, und enthält inwendig zuletzt oliven-ſchwärzlichen Staub und gelbe Flocken. Gewöhnlich brechen 2 bis 5 ſolcher Pilze zuſammen aus der Erde hervor und liegen dann ohne Befeſtigung darauf, zu— weilen hängen ſie aber auch noch mit ihrem Mycelium zuſammen. Iſt bei uns auf Sandbergen im Herbſte häufig; nicht eßbar. 3. Der Warzen-Härtling, Scler. verrucösum, Bull. Dem vorigen ähnlich, jedoch in der Regel geſtielt und warzig, äußerlich meiſt braun; in der Jugend iſt die Schale hart (nicht wie beim vorigen weich) und wird erſt ſpäter oben dünn und zer— brechlich; Flocken grau oder braun; Sporen ſchwarz-brauu. An Baſidienpilze, Hymenogastreen. 195 der Erde, beſonders auf Sand. Auch verdächtig, von Vaillant ſogar als tödtlich bezeichnet. 4. Hymenogastreen, Die kugeligen oder knolligen Fruchtkörper find ganz oder doch theil— weiſe der Erde eingeſenkt, mit einem meiſt bleibenden Myecelium verſehen und gewöhnlich von einer einfachen, löslichen oder ange— wachſenen Hülle umſchloſſen. Ihre von zahlreichen, buchtigen, vom Sporenlager ausgekleideten Höhlungen durchſetzte Innenmaſſe behält ihren Bau bis zur völligen Reife bei, löſt ſich alſo nicht, wie bei den Lycoperdaceen, in das Sporenpulver und Haargeflecht auf. Schließlich verfaulen oder zerfließen die Fruchtkörper. 1. Hymenogäster, Vitt. Unterirdiſche, bei der Reife über die Erde tretende, rundliche, knollige Pilze (den kleinen Boviſten ähnlich) mit einem deutlichen Grunde auf wurzelartigen Myeelſträngen und einer einfachen, mehr oder weniger glatten, zarten, zuweilen riſſigen, äußeren Hülle. Das Innere fleiſchig, aus vielfach gewundenen, zartwandigen Zellenhöhlungen beſtehend, welche das Sporenlager mit ein- bis zweiſporigen länglichen Baſidien tragen und ihre Structur bis zur völligen Reife behalten (ſich nie in Pulver mit Haargeflecht umwandeln). Sporen oval, glatt, oder runzlig, oder warzig, gefärbt. 1. Hymen. Klötzschii, Tul. (Rhizopögon albus, Berk. Hymenangium album, Klotzsch.) Von der Größe einer Wallnuß bis zu der einer Fauſt, mit deutlichem Grunde und feinen Wurzel— ſträngen; anfangs weiß, ſpäter ſchmutzig-gelblich (roſtgelb), lila— zimmtfarbig. Hülle zart, häutig, in das Innere übergehend. Fleiſch anfangs weiß, ſpäter (durch die braunen Sporen) roth- bräunlich. Sporen eliptiſch, abgeſtumpft, mit ſchwarz-runzlicher Oberfläche, Geruch ſtark rettig- oder lauchartig. Wächſt nur in der erſten Jugend unterirdiſch in lockerer Heideerde zwiſchen Callung und Pyrola im Grunewalde bei Berlin, häufig auch in Blumen— töpfen der kalten Gewächshäuſer (botan. Garten in Freiburg und 13 * 196 Baſidienpilze, Hymenogastreen. Gießen) faft das ganze Jahr, vorzüglich im Winter, und oft in Geſellſchaft mit zwei andern nahen Verwandten: Octaviäna cärnea, Cord. und Endogene macrocärpa, Tul. 2. Rhizopögon, Tul. Unterirdiſche, oder bei der Reife aus der Erde hervortretende, knollenförmige, länglichrunde Fruchtkörper mit veräſtelten, netzig⸗ verzweigten Faſern (Myeeliumreſten) bedeckt oder umhüllt und nament⸗ lich an dem nicht hervortretenden Grunde mit ſtarken, wurzelartigen Strängen. Das Innere, von einer ein⸗ fachen, nicht aufſpringenden Hülle umſchloſſen, zähfleiſchig, kleinzellig, von dichtgewundenen Höhlungen (Kammern) gebildet, deren Wände von dem Hymenium mit zarten Baſid ien und 2 bis 6 länglichen, platten Sporen ausgekleidet ſind. Den Sclerodermen ähnlich, haben aber weder ein Haargeflecht, noch zerfallen ſie in Staubmaſſe. 1. Rhiz. rubéscens, Tul. (Rhiz. lutéolus, Krombh., Hymenängium virens, Klotzsch.) Fig. 79. Von der Größe einer Bohne oder Eichel bis zu der einer Wallnuß, oval oder rundlich; Hülle zart, glatt, oder hie und da mit undeutlichen Riſſen und trocken- runzlich-rauh, anfangs weiß (unter der Erde), ſpäter (ober- irdiſch) ſchmutzig-braun⸗ gelblich, oder olivenfarben. Fleiſch zäh, äußerſt dicht⸗ und kleinzellig gewunden, anfangs weiß, endlich ſchmutzig⸗gelb-grün oder tief olivenfarben. Sporen zu 2, länglich, glatt. Geruch und Geſchmack nicht angenehm. — Auf Sandboden in Fichtenwaldungen bei Schnepfenthal im Herbſt, ebenſo in Preußen, Böhmen dc. 2. Rhix. lut&olus, Tul. (Rhiz. luteolus, Fr.) Rundlich oder länglich; Hülle dick, faſt lederartig; anfangs (unterirdiſch) weißlich, ſpäter (oberirdiſch) röthlich oder olivenbraun. Fleiſch rundlich⸗kleinzellig, regelmäßig vertheilt, weiß (faſt wie bei Boviſten) ſpäter. Baſidien länglich mit 4 bis 6 kleinen, glatten, länglichen, (reif) ſchmutzig-braunen Sporen. Geruch und Geſchmack ekelhaft. In trocknen Nadelwäldern auf Sandboden, beſonders in Mittel⸗ Deutſchland, aber ſeltener als voriger. Sommer und Herbſt. II. Schlauchpilze, Ascomyceten. Die Sporen werden durch freie Zellbildung in Schläuchen gebildet. A. Scheibenpilze, Discomyceten. Das aus Sporenſchläuchen beſtehende Sporenlager kleidet ent— weder die Höhlung (Scheibe) eines ſchüſſel- oder becherförmigen Fruchtkörpers aus (Becherpilze, Pezizaceen), oder überzieht die Außenfläche eines keulen-, ſpatel-, kopf- oder mützenförmigen Hutes (Lorchelpilze, Helvellaceen). 1. Lorchelpilze, Helvellaceen. Meiſt auf dem Erdboden lebende Pilze mit mehr oder weniger anſehnlichen, hut⸗, mützen oder keulenförmigen, ſeltener gallert- artigen, geſtielten Fruchtkörpern. Das Sporenlager bekleidet die glatte oder auf verſchiedene Weiſe verunebnete Außenfläche des Hutes oder den keulenförmigen oder kopfigen oberen Theil des Fruchtkörpers. 1. Die Morchel, Morchella, L. Der hohle Hut iſt regelmäßig, rundlich, eirund oder kegel— förmig, oben geſchloſſen, unten mit ſeinem Rande entweder an den gleichfalls hohlen Stiel angewachſen, oder frei und dann glockenförmig überhängend; die Oberfläche iſt durch ſchmale, vielfach mit einander verbundene Rippen netzförmig⸗grubig und trägt die Frucht (Schlauch⸗) ſchicht, welche aus walzenförmigen, 6 bis Sſporigen Schläuchen beſteht (ſ. S. 13). Das Fleiſch der Morcheln iſt zart, äußerſt ſchmackhaft und darum ein beliebter Leckerbiſſen. Man verſpeiſt ſie ſammt den Stielen, ſchneidet ſie aber vor der Zubereitung längs durch, um aus den Höhlungen die Schnecken oder andere Inſaſſen zu ent fernen. Ueber die zweckmäßige Zubereitung ſ. S. 39. 198 Schlauchpilze, Lorchelpilze. Obgleich die Morcheln, und ebenſo die Lorcheln, im Allgemeinen als eine vorzügliche und unbedenkliche Speiſe betrachtet werden, kann ihr Genuß doch unter gewiſſen Umſtänden mehr oder weniger ſchädlich werden, wie verſchiedene Fälle beweiſen, welche Huſemann in feiner Toxikologie (Berlin 1862) und in feinem oben angeführ⸗ ten Werke (die Pilze in ökonom., chemiſch. u. toxikolog. Hinſicht, Berlin 1867, S. 35) ſorgfältig zuſammengeſtellt. Sicher iſt, daß beſtimmte giftige Arten nicht exiſtiren, und es dürfte darum eher anzunehmen ſein, daß in all den bezeichneten Fällen die ge— noſſenen Pilze von abnormer Beſchaffenheit waren. Eine ſolche kann aber zunächſt entſtehen, wenn die Pilze bei anhaltend naſſer und kalter Witterung langſam wachſen oder zu lange ſtehen und daher ein zu wäſſeriges, ſchlüpfrig-weiches Fleiſch be— kommen, das zumal bei den zarten Morcheln und ihrem bedeuten— den Gehalt an Proteinſtoffen, Fetten und gährungsfähigem Zucker um ſo leichter in Zerſetzung übergeht. Aber ſelbſt normal gewachſen, können Morcheln, eben wegen der äußerſt loſen Ver— bindung ihrer chemiſchen Stoffe, ſchädlich werden, wenn ſie zu alt, oder unzweckmäßig zubereitet werden. Es gilt daher von ihnen ganz beſonders die S. 34 ad 5 und 7 dringend empfohlene Vorſichtsmaßregel. A. Hut mehr oder weniger dem Stiele angewachſen. 1. Die Speiſe-Morchel, Morch. esculénta, Pers. Fig. 68 u. 69. Hut rundlich- eiförmig, feiner ganzen Länge nach dem Stiel angewachſen, gelbgrau oder gelbbraun, mit unregelmäßigen, gerundeten, in verſchiedene Winkel zuſammenlaufenden Rippen und tief ausgehöhlten, am Boden gefalteten Feldern. Stiel länglich-walzen⸗ förmig, glatt, am Grunde gefaltet oder grubig, zart, bis 2 em dick, weiß oder weißlich. Die Speiſe-Morchel wächſt im Frühjahr, wenn die Witterung lau und feucht iſt; ſie liebt Bergwaldungen und Gebirgswieſen, deren Boden Kalk, Thon oder Lehm enthält; kömmt öfters auch in Haus- und Grasgärten vor. Ihre Ver⸗ breitung erſtreckt ſich weithin über Europa, Aſien und Nordamerika. Eßbar. Schlauchpilze, Lorchelpilze. 199 2. Die Spitz-Morchel, Morch. cönica, Pers. Unter⸗ ſcheidet ſich von der vorigen Art durch den kegelförmigen, verlänger— ten, 2 bis 5 em hohen, hell- bis ſchwärzlich-braunen Hut, der ſtumpfe, der Länge nach verlaufende Hauptrippen und faltige Quer⸗ rippen, welche tiefe, längliche Felder einſchließen, beſitzt. Stiel 2 bis 3 em hoch, walzig, rund. In Geſtalt und Farbe ſehr ver— änderlich, bald mehr der Morch. esculenta ähnlich, bald durch vorherrſchend kegelförmigen, hohen, ſchmalen und ſpitzen Hut aus- gezeichnet. Im Frühjahr, ſeltener im Herbſt. In Hausgärten und auf Wieſen. Eß bar. 3. Die Käppchen-Morchel, Morch. Mitra, Lenz. (Morch. rimösipes, DC.) Fig. 70. Mit dieſem Namen bezeichne ich eine Morchel, welche im Frühjahre in den Gärten bei Schnepfen- thal und Ibenhain in fettem Boden wächſt. Ihr Stiel iſt 5 bis 8 em hoch, in der Mitte 1 bis 1,5 em dick, unten oft über 3 cm angeſchwollen, und auch am obern Ende etwas dicker als in der Mitte. Die obere Hälfte iſt rund, zuweilen der Länge nach fein— gefurcht; die untere von tiefen Gruben, die zuweilen ganz durch— brechen, unregelmäßig an verſchiedenen Stellen eingedrückt. Inwendig iſt der Stiel ganz hohl und, wie das Innere des Hutes, dicht mit weißen, kleienartigen Schüppchen beſetzt; ſein Fleiſch iſt blaß-weiß; auswendig iſt der Stiel entweder ganz mit feinen, kleienartigen weißen Schüppchen bedeckt, oder er iſt glatt, und nur die Ver— tiefungen am unteren Ende und ſeine von dem Hute bedeckte Spitze iſt mit Kleie beſetzt. Der Hut iſt im Verhältniß zum Stiele klein, 2 bis 3 em hoch und an ſeiner dickſten Stelle etwa eben jo dick; nach oben verdünnt er ſich allmählich in eine ſtumpfe Spitze, auch iſt er unten dünner, indem er ſich da einzieht und mit ſeinen Rändern den Stiel dicht umſchließt. Er ſitzt auf dem Stiel gleich einem Käppchen; ſeine ganze untere Hälfte iſt nicht mit dem Stiel verwachſen, ſondern umſchließt ihn nur; der Stiel dringt alſo frei in fein Inneres ein und iſt erſt in des Hutes Mitte mit ihm ver— wachſen. Auswendig iſt der Hut mit erhabenen Rippen beſetzt, welche von unten nach oben laufen. Einige laufen öfters vom unteren Rande bis zur Spitze gerade aus, und ſind mit den zunächſt 200 Schlauchpilze, Lorchelpilze. ſtehenden Rippen durch Querfalten von verſchiedener Höhe und Menge verbunden; die meiſten Rippen aber verbinden ſich ſo mit den andren, daß eirunde oder lang-gedehnte Vertiefungen zwiſchen ihnen entſtehen, in welchen ſich ebenfalls wieder kleinere Querfalten befinden. Der äußere Rand der Rippen iſt ruß-ſchwarz, ihre Seitenflächen aber find grau-gelb. Das Fleiſch dieſer Morchel kommt in jeder Hinſicht dem der Speiſe-Morchel ziemlich gleich. Sie iſt eßbar; ich habe davon gegeſſen. B. Hut ganz oder doch größtentheils frei. 4. Die Glocken-Morchel, Morch. pätula, Pers. Fig. 71. Stiel 3 bis 5 cm hoch, bis etwa 1 cm did, weißlich, faſt walzenförmig, mit kleienartigen Schüppchen bedeckt. Der Hut über der Mitte mit dem Stiel verwachſen, hängt glockenförmig über denſelben herab, bildet alſo eine etwas mehr als halbrunde Glocke, deren freie Wände nach unten dünner werden und inwendig weißlich ſind. Auswendig hat der Hut faſt ſolche Gruben wie die Speiſe-Morchel und iſt braun oder gelb-braun. Wächſt im Früh⸗ jahr vorzüglich in Gebirgen, in hieſiger Nähe nicht häufig; als Eßwaare kommt ſie der vorigen gleich; ich habe davon gegeſſen. 6 2. Die Lorchel, Helvélla, L. Den Morcheln nahe verwandt; Hut aber unregelmäßig gefaltet, mützenförmig, oft gelappt, aufgedunſen, haut- oder wachsartig (fo dick etwa wie Leder oder ſtarkes Papier), ungefähr mit ſeiner Mitte auf dem Stiele. Die Oberfläche enthält das Fruchtlager, die Unter- fläche ſieht meiſt wie bereift aus. Für die Küche werden ſie ganz wie die Morcheln geſammelt und zubereitet; ihr Genuß hat ſich aber in einzelnen Fällen, wie bereits bei den Morcheln erwähnt, gefährlich gezeigt. A. Hut weißlich, gelblichweiß oder ochergelb. 1. Die Herbſt-Lorchel, Helv. erispa, Fr. Fig. 73. Sie wird, wie die Speiße-Lorchel, fälſchlich auch Morchel genannt. Stiel 5 bis 10 em hoch, 2 bis 5 cm did, meiſt unten am dickſten, Schlauchpilze, Lorchelpilze. 201 weiß oder gelblich-weiß, überall mit tiefen Gruben und erhabenen, unregelmäßigen Längsrippen beſetzt; auch inwendig iſt er voll un— regelmäßiger Höhlungen. Hut ſehr unregelmäßig gebogen, mit un— regelmäßigem, nach unten gebeugtem Rand, blaßweiß oder blaßgelb, ſelten bräunlich. Fleiſch wachs- oder weich-knorpelartig. Man findet die Herbſt-Lorchel im Herbſte, zuweilen auch im Frühjahr, in Wäldern; ſie wird an vielen Orten für die Küche geſammelt; ich habe davon gegeſſen und ſie ſchmackhaft befunden. 2. Die Gruben-Lorchel, Helv. lacundsa, Afzl. Der vorigen ähnlich. Stiel 7 cm und darüber hoch, 2 cm und darüber breit, auswendig und inwendig viele tiefe Gruben, weißlich. Hut dunkel⸗grau, unregelmäßig gebogen, ſein Rand bildet einige nach unten gebogene Lappen. Fleiſch gleichfalls wachs- oder weich— knorpelartig. Wächſt im Herbſte, zuweilen auch im Frühjahr, in Wäl⸗ dern auf der Erde, auch auf faulenden Baumſtrünken, iſt eß bar; ich habe davon gegeſſen. B. Hut braun, roth⸗braun oder ſchwarz-braun. 3. Die Speiſe-Lorchel, Früh-Lorchel, Helv. escu- lenta, Pers. Fig. 72. Sie ift die beſte Lorchel und kommt an Güte den Morcheln gleich, gibt aber noch mehr Fleiſch. Stiel gegen 3 cm hoch, 1 bis 2 cm breit, blaßweiß, auch wohl etwas in's Violette fallend, ſehr unregelmäßig höckerig und flach-grubig, bildet aber keine ſchmalen Rippen, welche tiefe Gruben einſchließen, wie dies bei den zwei vorigen der Fall war; die Vertiefungen ſind vorzüglich an ſeinem unteren Ende oft fein-weißfilzig; inwendig iſt der Stiel mit kleinen, unregelmäßigen Höhlen verſehen. Hut 2 bis 5 cm hoch, 5 bis 7 cm breit, gelb- braun oder ſchwarz— braun, kahl, auf der Oberfläche mit abgerundeten unregelmäßigen Runzeln überzogen, ſelten von regelmäßiger Geſtalt, in der Regel hie und da eingedrückt, oder mit tiefen Gruben verſehen. An mehreren Stellen iſt ſeine Unterfläche mit dem Stiel verwachſen, aber die runzligen Lappen hängen oft noch weit über; ſein ganzes Innere iſt von den Fortſetzungen des Stieles höchſt unregelmäßig durch— zogen, und bildet daher vielfache Höhlungen; viele dieſer Höhlungen 202 Schlauchpilze, Lorchelpilze. ſind mit kurzem, feinem, weißem Filze ausgekleidet, und das ganze Innere des Hutes hat etwa die Farbe des Stieles. Das Fleiſch dieſer Lorchel iſt ſehr zart, von ſchwachem Geſchmacke und Geruche, zergeht leicht zwiſchen den Zähnen und hat etwa die Farbe der zunächſt ſtehenden Oberhaut. — Wächſt im Frühling auf ſandigem Boden, vorzüglich in Nadelholzwaldungen; oft findet man ſie da an Wegrändern. Da man ſie nur zu reinigen und nichts von ihr wegzuwerfen braucht (wie bei allen Lorcheln und Morcheln), ſo gibt ſie reichliche Mahlzeiten. Ich habe öfters davon gegeſſen. Man kann ſie auch leicht trocknen; ſie ſieht dann gewelktem Obſte ähnlich. 4. Die Infel-Lorchel, Biſchofsmütze, Helv. infula, Schaeff. Fig. 74. Der Helv. esculenta ähnlich. Stiel gegen 5 em hoch, 1 bis 2 cm dick, ziemlich walzig- rund, oft grubig, matt⸗ weiß, mit feinem, weißem Filze bekleidet. Der Hut hat oben weder Filz noch Haare, iſt braun, unten aber weißlich und fein— filzig; er iſt unregelmäßig gebogen und bildet öfters dicke, horn— förmige Ecken; ſein Rand iſt lappig und zum Theil an den Stiel angewachſen. Wächſt im Herbſte in Wäldern, in der Regel auf der Erde, zuweilen auch auf alten Fichtenſtrünken. Sie iſt eßbar. 5. Die Nonnen-Lorchel, Helv. monächella, Fr. (Helv. spadicea, Schaeff.) Der vorigen ähnlich, wächſt aber im Frühjahr. Stiel 2 bis 5 em lang, 0,5 bis 1 em dick, weiß, ziemlich rund, inwendig röhrenartig hohl. Hut verſchiedentlich gebogen, kahl, ſeine nach unten hängenden Lappen ſind ſtellenweis mit dem Stiele verwachſen; die Farbe iſt braun oder ſchwarz. Wächſt im Frühling in Gebirgswäldern mit ſandigem Boden. Sie iſt eßbar. 3. Die Erdzunge, Keoglössum, Pers. Fruchtkörper eine einfache, fleiſchige, rundliche oder zuſammengedrückte, in den Stiel verlängerte ſchwarze oder grüne Keule darſtellend. 1. Die klebrige Erdzunge, Geogl. viscösum, Pers. Schlank, rund, klebrig, ſchwarz. Stiel etwas heller, olivengrün— ſchwarz. Herbſt. Auf Grasplätzen und Wieſen. Schlauchpilze, Lorchelpilze. 203 2. Die rauhhaarige Erdzunge, Geogl. hirsütum, Pers. Rauhhaarig, ſchwarz. Keule zuſammengedrückt, eiförmig, länglich, eben. Stiel walzenförmig. Herbſt. Auf ſumpfigen, moorigen Wieſen. 3. Die grüne Erdzunge, Geogl. viride, Pers. Span⸗ grün, innen grünlich-weiß, gebogen, 2 bis 3 om hoch. Keule zungenförmig, ſtumpf, glatt. Stiel dünn, faſt ſchuppig. In Ge⸗ ſtalt und Größe ſehr veränderlich. Herbſt. Auf ſchattigen, feuchten Waldplätzen. 4. Mitrula, Fr. Fruchtkörper keulenförmig. Keule nicht am Stiele erabbaufen dem Stiel aufſitzend, eiförmig, aufgeblaſen, glatt, gelb oder gelblich - braun. 1. Mitr. paludösa, Fr. Keule ſchön gelb, hohl, auf der Spitze des Stieles, 0,4 bis 0,8 em lang. Stiel hohl, blaßweiß, roſa ſchimmernd. Bis 5 em hoch. Mai bis Herbſt. In Sümpfen und Gräben auf modernden Blättern, zwiſchen Mooſen ꝛc. 5. Spathuläria, Pers. Fruchtkörper keulenförmig. Keule beiderſeits an dem geſonderten Stiel herablaufend, meiſt ſpatelförmig zuſammengedrückt. 1. Spath. flävida, Pers. In der plattgedrückten, ſtumpfen, blaßgelben Keule ſteckt der gelblich-weiße Stiel, wie der Stiel eines Spatens. Stiel gelblich-weiß oder weißlich. Bis 7em hoch. In ſchattigen Wäldern truppweiſe zwiſchen Blättern und Mooſen. 2. Spath. erispa, Corda. Keule etwas rundlich, gefaltet— kraus, goldgelb. Kleine, etwas klebrig. Seltener. 6. Leötia, Hill. Fruchtkörper hutförmig, geſtielt, fleiſchig = gallertartig. Hut aus- geſchweift, am Rande zurückgerollt, an der Oberfläche mit dem Sporenlager bekleidet. 1. Leot. lübrica, Pers. Gallertartig- zitternd. Hut gewölbt, flachgrubig oder glatt, gelblich-grün, bis 2 em breit. Stiel gelb, 204 Schlauchpilze, Becherpilze. | hohl, 2 bis 5 cm hoch. Geſtalt des Hutes ſehr veränderlich. Sommer, Herbſt. In feuchten Wäldern, ſchattigen Thälern, be⸗ ſonders auf Torfboden, geſellig. 2. Becherpilze, Pezizaceen. An Holz und Rinden, an Kräuterſtengeln, oder auf dem Erdboden lebende Pilze mit becher- oder napfförmigen, ſitzenden oder geſtielten, fleiſchigen, wachs- oder gallertartigen Fruchtkörpern, die an ihrer flachen oder vertieften (concaven) Seite, Scheibe genannt, die Schlauchſchicht tragen. 1. Der Becherling, Schüſſelpilz, Peziza, Dill. Fruchtkörper ſitzend, ſelten geſtielt, becherförmig, ohrförmig, flach oder gewölbt, fleiſchig oder fleiſchig⸗-wachsartig, oft lebhaft gefärbt. Die länglich-runden, länglichen oder kugligen, ziemlich großen Sporen werden zur Zeit der Reife aus den Schläuchen elaſtiſch ausgeſtoßen, ſie ſtäuben und bilden förmliche Dunſtwölkchen, namentlich bei trocke⸗ nem Wetter. Durch Bewegen und Austrocknen des Fruchtkörpers kann man das Ausſtäuben beliebig hervorrufen und befördern. Von den zahlreichen Arten nennen wir nur einige der verbreitetern. 1. Der Orange-Becherling, Pez. auräntia, Pers. Napfförmig, meiſt unregelmäßig gekrümmt und verbogen, innen lebhaft orangeroth, außen blaſſer, weißlich bereift, 0,5 bis 6 cm breit. Heerdenweiſe, oft gedrängt in Wäldern, an Wegen, Dämmen. 2. Der Blaſen-Becherling, Pez. vesiculösa, Bull. Heerdenweiſe, oft raſig, anfangs faſt kugelig, ſpäter ausgebreitet, zuweilen verbogen, am Rande körnig⸗gekerbt, blaßgelb bis bräunlich⸗ weiß oder bräunlich, 1 bis 9 em breit. In Farbe und Geſtalt ſehr veränderlich. Mai bis September. Auf Dünger und ge düngtem Boden. 3. Der Haſenohr-Becherling, Pez. lepor ina, Batsch. Einzeln oder Heerdenweiſe, oft raſig, etwas geſtielt, einſeitig ver— längert, ohrförmig, ochergelb, ocherfarbenrothgelb, blaßroſa oder blaß⸗ocherfarben, außen mehlig, 1 bis 3 em breit. Sommer, Herbſt. In Laub⸗ und Nadelwäldern. Schlauchpilze, Becherpilze. 205 4. Der Schnecken-Becherling, Pez. cochleäta, Huds. Gedreht oder gewunden, ſelten regelmäßig, bisweilen zerſchlitzt, braun, am Grunde ſtielförmig zuſammengezogen und weißlich, am Rande eingerollt, 2 bis 9 em breit. Sommer, Herbſt. In lichten Laubwäldern. 5. Der Ader ⸗Becherling, Pez. Acetäbulum, L. Krugförmig, wachsartig⸗fleiſchig, außen blaßbraun, bereift, äftig- aderig, innen kaſtanienbraun, bis 5 cm breit. Stiel gerippt und grubig, weiß. Frühling, Herbſt. Auf feuchtem Boden in Wäldern und Gärten. Eßbar! 2. Rutstroemia, Karst. Fruchtkörper einem knolligen Dauermycelium (Sclerotium) entſprin⸗ gend, lang geſtielt, becher- oder trichterförmig, anfangs faſt ge- ſchloſſen, kahl. 1. Rutst. tuberösa, Karst. (Peziza tuberösa, Bull.) Anfangs halbkugelig, dann trichterförmig, braun, außen blaſſer, durchſcheinend, O,6 bis 1,5 em breit. Stiel verſchiedenartig ver— bogen, einem ſchwarzen Sklerotium entſpringend, 2 bis 9 cm lang. Im Frühjahr auf fettem lockeren Boden in Gebüſchen und auf feuchten Wieſen. B. Kernpilze, Pyrenomyceten. Die winzigen, kugligen, krug- oder flaſchenförmigen, oder ziem— lich anſehnlichen, knolligen Fruchtkörper der Kernpilze unterſcheiden ſich hauptſächlich dadurch von den Fruchtkörpern der Scheibenpilze, daß ſie die Sporenſchläuche nicht an ihrer Oberfläche tragen, ſon— dern in ihrem Innern bergen, und daß ſie entweder vollſtändig geſchloſſen ſind und nach der Reife erſt in Folge unregelmäßigen Zerreißens oder allmählichen Verwitterns ſich öffnen, oder nur am Scheitel eine enge Mündung beſitzen. Die Sporenſchläuche ſind auch hier zu einem Sporenlager verbunden, das die Innenfläche der Fruchtkörper oder viele enge, unregelmäßig gewundene und ver- zweigte Kammern oder Lücken im Innern derſelben auskleidet. 206 Schlauchpilze, Elaphomyceteen. 1. Elaphomyceteen. Eine kleine, nur die Gattung Elaphömyces umfaſſende Gruppe unterirdiſch lebender Pilze. Die vollſtändig geſchloſſenen, faſt kuge— ligen Fruchtkörper ſind anfangs von einem meiſt ſehr entwickeltem Mycelium umgeben und beſitzen eine ſehr dicke, korkartige, faſt hol— zige Schale oder Peridie. Von den ſehr ähnlichen Fruchtkörpern der Trüffelpilze unterſcheiden ſie ſich beſonders durch ihren inneren Bau. Bei ihnen bildet nämlich das von der Peridie ausgehende und das Innere durchſetzende Hyphengeflecht Lücken, die von dem fructificirenden Gewebe ausgefüllt ſind. Das fructificirende Gewebe ſelbſt beſteht aus dicken, gekrümmten Hyphen, die an ihren Enden die Sporenſchläuche tragen. Zur Reifezeit wird es gallertartig, vertrocknet endlich und zerfällt mit dem dazwiſchen liegenden Hyphen⸗ gewebe in das Sporenpulver und ein zartes, flockiges Geflecht, das als Capillitium bezeichnet wird. Die reifen Sporen werden erſt durch Verweſung frei. — Sie ſind nicht genießbar, werden aber von Hirſchen, Rehen und Wildſchweinen, ganz beſonders zur Winter⸗ zeit, gierig aufgeſucht (ausgeſcharrt) und gefreſſen. 1. Hirſchbrunſt, Elaphömyces, N. ab E. Fruchtkörper faſt kugelig, mit warziger, verhärtender, faſt holziger Peridie. Sporenſchläuche kugelig. Sporen kugelig, ſchwarz, endlich pulverig. 1. Die warzige Hirſchbrunſt, Elaph. granulätus, Fr. Fig. 80. Rundlich oder etwas länglich, von der Größe einer Wallnuß, anfangs von gelblichen Myeelfaſern umhüllt, uneben, klein⸗warzig-rauh, gelb oder ocherfarbig, ſpäter braun. Inne⸗ res anfangs weiß, dann in ſchwarze Sporenmaſſe mit Flocken zer fallend. Friſch mit einem eigenthümlichen, unangenehmen Geruch und bitterlichem Geſchmack. In Geſtalt, Größe und Farbe ſehr veränderlich, doch an den kleinen, gerundeten, ziemlich gleich großen Wärzchen und an dem gelblichen Myeel ſicher von der folgenden Art zu unterſcheiden. Gehörte ehedem zu den Arzneimitteln und wird noch jetzt vom Volke als Hausmittel gebraucht. In ſandigen Ge⸗ Schlauchpilze, Trüffelpilze. 207 birgsgegenden durchs ganze Gebiet, bei Schnepfenthal außerordent— lich häufig. 2. Die ſtachelige Hirſchbrunſt, Elaph. muricätus, Fr. Kuglig, von der Größe einer Erbſe bis zu der einer Wallnuß mit grausgelbem, ſpäter braunem Myeelium, brand-gelb, faſt orange, endlich braun, mit 3- bis H-eckigen, hervortretenden Warzen dicht beſetzt. Sporenmaſſe ſchwarz- braun. Geruch friſch nicht unangenehm, etwas ſcharf, rautenartig. An gleichen Orten wie vorige, aber ſeltener und ſehr veränderlich. 2. Trüffelpilze, Tuberaceen. Zu den Trüffelpilzen rechnete man ehedem alle knollenförmigen Pilze, die unter der Erde wachſen, gleichviel, ob ſie in ihrer Fructification und in ſonſtigen äußern und innern Eigenſchaften übereinſtimmen. Höchſtens unterſchied man nach Farbe und Ge— ſchmack und nannte alle eßbaren ſchwarzen Tuber eibarium oder T. nigrum, die weißen Tub. album oder albidum. So wurden unter dieſen Bezeichnungen nicht nur die verſchiedenſten Gattungen und Arten der eigentlichen Trüffeln, ſondern ſogar Pilze ganz anderer Ordnungen und Familien (Bauchpilze, Hymenogastreen, Elaphomyceteen etc.) zuſammengeworfen, und ſelbſt die großen Pilzforſcher Vittadini und Fries vereinigten noch Abtheilungen der Bauchpilze mit den Tuberaceen. Bei Linné finden wir gar nur eine einzige Trüffelſpecies, Lycoperdon Tuber, als unterirdiſchen Stäubling beſchrieben! — | Dieſe unſägliche Verwirrung in der Kenntniß und Bezeichnungs— weiſe der Trüffeln wurde endlich beſeitigt durch das claſſiſche Werk über unterirdiſche Pilze von L. R. und Ch. Tulasne (Fungi hypogaei. Paris 1851.) Hier werden zum erſtenmale die eigent— lichen Trüffelpilze nicht nur von den übrigen unterirdiſchen Pilzen (Hymenogäster, Rhizopögon, Elaphömyces etc.) ſcharf abgegrenzt, ſondern auch überſichtlicher und genauer, je nach Geſtalt und Be— ſchaffenheit der Oberfläche und der innern Gewebsmaſſe, vor allem aber nach den Sporen, in 14 Gattungen mit 54 Species beſchrieben. 208 Schlauchpilze, Trüffelpilze. Von dieſen ſind allerdings viele ungenießbar, einestheils wegen ihrer Kleinheit — manche ſind nur ſo groß, wie eine Erbſe oder Haſel— nuß — anderntheils wegen ihres zähen, harten Fleiſches, oder ihres ſtarken, widrigen Geruches. Indeſſen iſt die Zahl der „edlen Trüffeln“, die als koſtbare Leckerbiſſen, als „Diamanten der Küche“ von jeher, ja ſelbſt ſchon im Alterthum hochgefeiert worden find ?“), noch fo groß, daß wir hier nur die wenigſten und bekannteſten aufführen können, namentlich aber diejenigen, welche Gegenſtand eines bedeutenden Handels ſind, oder wegen ihres Vor— kommens in Deutſchland unſer beſonderes Intereſſe in Anſpruch nehmen. Auf dieſe bezieht ſich denn auch ſpeciell die weitere all- gemeine Schilderung über Entwickelung, Cultur, Handel ꝛc. Die Entſtehung der Trüffeln iſt noch in völliges Dunkel gehüllt. Die früheſten Entwickelungsſtadien, welche Tulasne auf⸗ zufinden vermochte, zeigten ſich als kuglige Körperchen innerhalb eines dichten Myceliums und in einigem Zuſammenhang mit dieſem, ließen aber ſelbſt bei der Größe eines Hanfſamenkornes, zu Ende des Winters oder im erſten Frühjahr, ſchon deutlich die verſchie— denen Gewebe des Innern, ja ſelbſt Farbe und Bau der Ober— fläche deutlich erkennen. Bei weiterer Entwickelung verſchwindet das Mycelium mehr und mehr, ſo daß ſchließlich der reife Fruchtkörper nackt und frei im Boden liegt, oder nur mit einem mehr oder weniger hervortretendem Grund dem Myeelium noch aufſitzt (Chae- romyces und Terfezia). In der Regel entwickeln fih aus einem Miycelium mehrere Fruchtkörper (3 bis 7) und dieſe liegen dann ſtets in einem Kreis, wie in einem Neſte; bei ihrem weiteren Wachsthum bildet ſich daher eine kreisförmige Erhöhung des Bodens (eine Art Heren- ring!), die den Trüffelſuchern als ſicheres Merkmal für das Vorhandenſein von Trüffeln gilt. Mit jedem Jahr erweitern ſich dieſe Gürtel und wenn man beim Sammeln das äußerſt zarte Mycelium möglichſt wenig ſtört, jo kann man alljährlich an dem⸗ ſelben Orte — von den Franzoſen Truffière genannt — auf neue Trüffeln rechnen. Selbſtverſtändlich hängen Entſtehung, Wachsthum ) Vgl. Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. Gotha 1859. Schlauchpilze, Trüffelpilze. 209 und Größe derſelben ebenſo, wie bei andern Pilzen von warmer, feuchter Witterung ab. Das mittlere Gewicht pro Stück iſt etwa 0,38 Kilo, doch findet man auch welche bis zu 1 Kilo; unter O, os Kilo taugen fie nichts mehr. Zu ihrer völligen Ausbildung ſcheinen die Trüffeln 3 bis 4 Monate zu bedürfen, und die verſchiedenen Arten gelangen vom Sommer bis in den Winter zur Reife; ſo die „Sommertrüffel“ (Tuber aestivum) von Juni und Juli an, andere wie die „Fran— zöſiſche Trüffel“ (T. melandsporum) vom Herbſt und die „Winter⸗ Trüffel“ (T. brumäle) gar erſt vom November bis zum Februar. Sie vertragen recht gut 6° Cels. Kälte unter der Erde, leiden dagegen in freier Luft ſchon durch geringen Froſt und verlieren ihren Geſchmack. Dringt freilich die Kälte anhaltend und tief in die Erde (wie z. B. im Winter 1867/8), ſo geht der größte Theil der Trüffeln zu Grunde. Trüffeln lieben einen lockern, kalk- auch wohl etwas eiſenhal— tigen, für andere Pflanzen nicht gerade nahrhaften, bergigen oder hügeligen Boden, der mit licht-ſtehenden Eichen oder Weißbuchen, Rothbuchen, Haſeln, Kaſtanien, Erlen, Birken bewachſen iſt. In reinen Fichtenwaldungen kommen nie Trüffeln vor, höchſtens in gemiſchten Beſtänden. Wird der Wald zu dicht, oder im Gegen— theil zu ſehr gelichtet, oder gar gefällt, ſo verſchwinden die Trüffeln. Gleichwohl kommen manche Arten auch auf baumloſen Hügeln, Aeckern, Brachen und ſogar in Ebenen auf bebautem Boden vor (T. magnatum). Trüffeln gedeihen nicht im hohen Norden, nur einzeln in Eng— land, beſſer ſchon in den gemäßigten Ländern (im nördlichen und ſüdlichen Deutſchland, Böhmen, Ungarn, der Schweiz und dem nördlichen Frankreich), am vorzüglichſten aber im ſüdlichen Frank— reich, nördlichen Italien, in Sardinien, Spanien, Afrika (Algier); doch hat jedes Land wieder ſeine eigenthümlichen Arten, oder doch am meiſten vorkommenden Arten, und dieſe ſind um ſo größer und ſchmackhafter (würziger), je ſüdlicher die Gegend iſt. So wachſen in Frankreich am häufigſten T. melanöspora und brumäle, ferner T. aestivum und mesentéricum; in Piemont und der Lombardei Lenz, Pilze. 6. Aufl. 5 14 210 Schlauchpilze, Trüffelpilze. die große „blonde“ Trüffel (T. Magnätum); in Deutſchland T. aestivum und mesentéricum und die ſogenannte weiße Trüffel Chaerömyces maeandriförmis; im Allgemeinen vertritt die Stelle aller europäiſchen Trüffeln die „Afrikaniſche Trüffel“ (Terfezia Leönis). Die Conſumtion der Trüffeln im Großen begann in Frankreich unter der Regierung Franz I. (F 1547), der Handel ſeit 1770, und gegenwärtig wird der Haupthandel von den Departements Périgord, Dauphiné, Provence, Vaucluſe nach allen Weltgegenden betrieben, ſelbſt nach Schweden, Rußland, Türkei, Amerika ꝛc. Die ſaftigſten, mit beſonders feinem Aroma — das ja hauptſächlich die Güte beſtimmt — liefert Périgord (Tub. melanosporum), wo beim Producenten das Kilo ſchon 8 bis 10 Fres. durchſchnittlich koſtet (zuweilen auch wohl 24 bis 36 Fres.), und einen Preis bis zu 45 und 54 Mark erreichen kann, ehe es in die Hände des Con— ſumenten gelangt. Von welch enormer Bedeutung der Trüffelhandel für Frank— reich iſt, geht aus folgender Zuſammenſtellung hervor: Die Ausfuhr betrug 1865: 52,000 Kilo, 1866: 60,000 Kilo, 1867: 70,000 Kilo, 1869: 1,500,000 Kilo und 1870: 1,588,000 Kilo und brachte für das letzte Jahr eine Einnahme von 15,881,000 Francs. Ein einziges Handelshaus Rouſſeau in Carpentras machte bereits 1866 ein Geſchäft von 52,000 Kilo; und mit jedem Jahre ſteigt der Handel! — Die Haupttrüffelernte beginnt im Spätſommer; man bringt entweder die Trüffeln zu Markt, oder Einkäufer bereiſen mit größ- tem Eifer alle Dörfer und Städtchen, deren Bewohner ſich mit Trüffelſuchen beſchäftigen, und kaufen auf, was zu bekommen iſt. Sofort gehen die Sendungen nach Paris und anderen großen Städten, denn die Trüffeln müſſen friſch an Ort und Stelle gelangen. Zu dieſem Zwecke verpackt man ſie in locker geflochtene Körbe ohne Papier, Moos ꝛc., damit die freie Luft immer Zutritt hat. Bei kühlem Wetter können 10 Kilo, bei wärmerm weniger auf ein⸗ mal verſandt werden, ohne ſich zu erhitzen; dagegen ſind die Sen— Schlauchpilze, Trüffelpilze. 211 dungen bei Froſt mißlich. Bei Verſendung in entferntere Länder werden ſie in Butter oder noch beſſer in Schweine— ſchmalz aufbewahrt; dies geſchieht ſo: man kocht ſie geſchält oder ungeſchält ½ Stunde in Schmalz, ſchäumt daſſelbe dabei fleißig ab, nimmt dann die Trüffeln heraus, läßt fie abtropfen und kalt wer- den, legt ſie dann in ein Einmachglas oder ſonſtig feſtes Gefäß, bringt das Schmalz abermals in's Kochen und gießt nun ſo viel davon auf die Trüffeln, daß ſie 2 Finger hoch bedeckt ſind. Nun ſchließt man das Gefäß und verpicht es luftdicht. Auf dieſe Weiſe halten ſie ſich 2 Jahre. Will man davon verbrauchen, ſo erwärmt man das Schmalz, bis es flüſſig iſt, nimmt heraus, was man von Trüffeln braucht, und verſchließt das Gefäß wieder. In Butter halten ſich die Trüffeln kaum einige Monate. In Italien bedient man ſich zur Aufbewahrung hauptſächlich des Olivenöles, in— dem man die Trüffeln wie oben beſchrieben in Schmalz oder Wein erſt kocht ꝛe. und dann ganz reines Olivenöl übergießt, worin ſie ſich ungefähr 1 Jahr halten. Die Gefäße müſſen an einem recht trockenen, kühlen Ort (nicht im Keller!) aufbewahrt werden. Auch in getrockneten Scheibchen kommen Trüffeln und namentlich die Mai⸗ oder Sommertrüffeln (T. aestivum) vielfach in den Handel und halten ſich ſehr lange; ſie verlieren aber durch das Trocknen ihren kräftigen Geſchmack. Will man friſche Trüffeln zu eignem Gebrauch ſich länger aufbewahren, ſo lege man ſie in ein kühles, luftiges Zimmer, ſo daß keine die andere berührt, ſehe ſie von Zeit zu Zeit durch, ob ſie ſich alle noch feſt und etwas elaſtiſch anfühlen und entferne ſofort jede, die nur im geringſten eine verdorbene Stelle zeigt, was ſich auch ſchon durch den eigen— thümlich käſigen Geruch anzeigt. Jede Verwundung, ja jeder heftige Stoß und Druck veranlaßt ſofort faulige Flecken. — Hauptbezugsplätze für Trüffeln ſind Straßburg, welches daraus feine berühmten Trüffelpaſteten d. h. Gänfeleberpa- ſteten mit Zuſatz von Trüffeln fabricirt, ſowie Toulouſe Enten- leber-Paſteten, Périgueux und Angouléme Rebhuhns— Paſteten liefert. Waltershauſen und Gotha in Thüringen fabriciren Trüffel-Leberwurſt und beziehen ihren Bedarf meiſt 14 * 212 Schlauchpilze, Trüffelpilze. aus Leipzig, dem Haupthandelsplatz für die Trüffeln des mitt— leren Deutſchlands; für die ſüdlichen Länder iſt es Wien. — Aber trotz dieſer großen volkswirthſchaftlichen Bedeutung, iſt es weder der Wiſſenſchaft, noch der Praxis bis jetzt gelungen, die Trüffeln künſtlich und rationell zu erziehen. An Verſuchen hat es freilich nicht gefehlt, und wie gewöhnlich bei wichtigen pecuniären Fragen, auch nicht an vielfachen Schwindeleien. Die wenigſte Aus— ſicht auf Erfolg dürften jedenfalls diejenigen Anlagen haben, die nach Art der Champignonbeete hergerichtet ſind, obwohl Graf Borch (Lettres sur les Truffes du Piemont) und Alex. von Bornholz (Della Coltivazione de Tartufi, 1827) behaupten, daß in den von ihnen beſchriebenen Trüffelbeeten die Zucht von Tuber Mag- nätum gelungen ſei. Nach den neueſten Berichten aus Frankreich — vorausgeſetzt, daß ſie wahr ſind! — ſcheint man aber in der That ein Verfahren gefunden zu haben, das als eine indirecte Trüffelzucht bezeichnet werden könnte, aber in mancher Beziehung noch nicht recht aufge— klärt iſt. Man entnimmt nämlich aus Eichengehölzen, wo Trüffeln zahlreich wachſen, Eicheln, ſäet ſie an geeigneten anderen Orten aus und läßt die jungen Eichen in einem gewiſſen Abſtand von ein— ander aufwachſen. Nach 10 bis 12 Jahren zeigen ſich unter den— ſelben die erſten Trüffeln und geben fort und fort jährliche Ernten, wenn man die Eichenpflanzung immer gehörig licht erhält. Die Trüffieren bei Loudun und Ciray (Depart. Vienne) verdanken nach Mr. Delaftre nur dieſem Verfahren ihre Entſtehung, und daſſelbe hat ſich bereits an vielen andern Orten gleichfalls bewährt. Welch einen enormen Werth dadurch ein Grundſtück, das vielleicht vorher faſt werthlos war, erhält, iſt leicht einzuſehen, wenn man bedenkt, daß per Hektar jährlich 80 bis 100 Francs Trüffelpacht bezahlt wird, und viele Domainenbeſitzer haben daher ihre Felder theil— weis in Trüffieren verwandelt. — Freilich muß bemerkt werden, daß alle dieſe Gegenden die natürlichen Bedingungen zum Gedeihen der Trüffeln haben, und daß man noch nicht einmal zu der immerhin geſuchten Erklärung zu greifen braucht, nach welcher vielleicht das in die Eicheln eingedrungene Trüffelmycelium mit Schlauchpilze, Trüffelpilze. 213 dieſen ausgeſäet oder verpflanzt würde. Directe Sporenaus— ſaaten mittels Trüffelabfällen ꝛc. ſind bis jetzt ſtets mißglückt, oder doch höchſt zweifelhaft geblieben. Das Aufſuchen der Trüffeln geſchieht am beſten bei trockenem, froſtloſem Wetter — bei feuchtem ſind ſie nicht gut von der anhängenden Erde zu reinigen, bei Froſt gefrieren ſie leicht — und zwar durch eigens dazu eingeübte und erfahrene „Trüffel— jäger“. Dieſe Leute kennen nicht nur die Lokalitäten, wo über— haupt Trüffeln wachſen, ſondern auch die Stellen (wie bereits er— wähnt) wo ſie liegen, manche wiſſen ſie ſogar durch den Geruch aufzufinden. Gewöhnlich bedient man ſich aber abgerichteter Hunde („Trüffelhunde“), oder auch wohl, wie in manchen Gegen— den Frankreichs, der Schweine. In der Umgegend von Moskau wurden früher ſogar Bären zum Trüffelſuchen abgerichtet. Die letztere Art der Trüffeljagd iſt jedoch deswegen mißlich, weil das Schwein ſich nicht abrichten, nicht gehörig lenken läßt und nach tau— ſenderlei anderen Dingen ſucht. Man muß ihm genau aufpaſſen und es, ſobald es Trüffeln gefunden, beim Schwanze, Beine oder Ohre zurückziehn und ihm dafür einen anderen Leckerbiſſen dar— reichen. Man legt ihm auch einen breiten, das Maul ſchließenden, die Naſe aber offen laſſenden Riemen an, damit es den Fund nicht verzehren kann, und öffnet den Riemen nur ſo lange, als es zur Abhaltung des Belohnungsſchmauſes nothwendig iſt. Die Raſſe der Hunde, welche man zum Trüffelſuchen abrichten will, iſt bes liebig, doch iſt es beſſer, ſolche zu nehmen, die kurzbeinig ſind, das Wild nicht gierig verfolgen und einen guten Geruchſinn haben. Man füttert ſie, gleich wenn ſie von der Alten entwöhnt ſind, mit Milch, worin Trüffelſtückchen oder Schalen gekocht find, gewöhnt ſie dann, erſt in der Stube, dann im Freien, gutverborgene Trüf— feln zu ſuchen, und belohnt ſie jedesmal, wenn ſie gefunden haben. Sind ſie einmal dreſſirt und ſuchen auch im Walde eifrig die wil— den Trüffeln, ſo können ſie das gewöhnliche Futter der Haushunde erhalten. Hat man erſt einen alten dreſſirten Hund, ſo lernen die jungen unter ſeiner Anleitung leicht. Es iſt ſehr unterhaltend, zu ſehen, wie ein Trüffelhund eifrig ſuchend, gleich einem Jagdhunde, 214 Schlauchpilze, Trüffelpilze. den Boden überall beſchnuppert. Iſt er recht gut, ſo ſchlägt er bei jedem Funde an; man eilt herbei, gräbt die Trüffeln aus, und belohnt den Hund. Aeltere Hunde kann man auch noch abrichten, wenn man ſie hungern läßt und eine Zeit lang mit Milch, in welcher Trüffeln gekocht ſind, oder mit Brod, das mit Butter und Trüffelnſchalen gekocht tft, füttert, und ſie jo nach und nach gewöhnt, die Trüffeln zu ſuchen. Wenn man dem Hund, wie ich eben ge— ſagt, gekochte zu freſſen giebt, ſo braucht man deswegen nicht zu fürchten, daß er diejenigen, welche er im Walde findet, ſtatt ſie ſeinem Herrn anzuzeigen, verzehren wird. Sie ſind roh, und in dieſem Zuſtande mag er ſie nicht. Man kann übrigens mit dem Hunde auch anders verfahren. Man lehrt ihn nämlich apportiren (wozu man eine Anleitung im erſten Bande der „Gemeinnützigen Naturgeſchichte“ von Lenz findet), und läßt ihn, ſobald er in der Kunſt ganz feſt iſt, nichts apportiren als Trüffeln, belohnt ihn jedesmal, wenn er ſie bringt, verſteckt ſie endlich unter etwas Erde, und läßt ihn ſuchen, legt fie ſpäter tiefer u. ſ. w. — Den Ge brauch der Schweine und Hunde zum Aufſuchen der Trüffeln kann⸗ ten die alten Römer nicht und ſcheint derſelbe in Italien erſt im 15. Jahrhundert aufgekommen zu ſein. Nach Deutſchland ſind zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die erſten Trüffelhunde, zugleich mit Trüffeljägern, aus Italien verſchrieben worden. Wie Keyßler berichtet, wurden die erſten Trüffeln im Würtembergiſchen geſucht, und zwar mit Hunden, die dem Erbprinzen von Würtemberg am Turiner Hofe geſchenkt worden waren. Auguſt II., König von Polen, ließ um's Jahr 1720 zehn Trüffelhunde, das Stück zu 100 Thaler, aus Italien kommen. In Sachſen wurden von Graf Wackerbart 1724 Trüffeln mit italieniſchen Hunden geſucht. Im Fürſtenthum Halberſtadt war ein Italiener, Namens Vanini, als privilegirter Trüffeljäger angeſtellt. Auch im Herzogthum Gotha und den angrenzenden Thüringiſchen Staaten war bis 1848 die Trüffeljagd eine Gerechtſame der Fürſten und wurde von privi— legirten, mit Gehalt und Naturalbezügen an Holz und Frucht angeſtellten Trüffeljägern ausgeübt. Die erbeuteten Trüffeln mußten zu einem beſtimmten Preis (à Pfund 3 bis 6 Mark) an die be Schlauchpilze, Trüffelpilze. 215 treffenden Hofküchen abgeliefert werden, und nur erſt dann, wenn dieſe hinreichend verſorgt, war der Privatverkauf geſtattet. Nach forſtamtlichen Notizen wurden durchſchnittlich im Jahr 100 bis 130 Pfund Trüffeln im Gothaiſchen Lande gefunden. — Der erſte Trüffeljäger deſſelben war der Forſtbediente G. J. Backhaus in Tonna, der wegen ſeines Eifers in der Trüffeljagd und wegen Gründung einer Faſanerie 1722 zum Förſter und 1731 zum „Oberförſter“ avancirte. Von feinen Nachfolgern Preyßing, Horn ze. wird die Jagd gleichfalls in den Tonnaiſchen, Fahner'ſchen Hölzern und dem Volkenroder Forſt ausgeübt, nebenbei aber auch vom Goldbacher Oberförſter Weitz im Krahnberg und der Umgegend von Gotha, bis 1766 die Conceſſion für das ganze Herzogthum auf Heinr. Döbel aus Goldbach, von dem man ſagt, daß er die „Geheimniſſe der Trüffeljagd“ von Italienern erlernt, über— ging und in deſſen Familie auch verblieb. Ihm folgte nach ſeinem Tode (1786) der Sohn Conrad, und nach deſſen Ableben (1824) ein Neffe Chriſtoph Döbel als Trüffeljäger, unter welchem das Privilegium erloſch. Nach des letzterem Tode (1863) über— nahm der Schwiegerſohn Salzmann das Geſchäft und betreibt es noch gegenwärtig; freilich hat es als freies Gewerbe an Be— deutung und Reiz — aber auch in Folge unſerer modernen Forſt— cultur an Ergiebigkeit weſentlich verloren. — Die Trüffelſpecies, welche in Thüringen und überhaupt im mittleren Deutſchland als „gute Trüffeln“ geſammelt werden, gehören meiſt zu Tuber aes- tivum, ſeltener zum T. mesentéricum. Stellenweis, namentlich in Böhmen und Schleſien kömmt auch die ſogenannte „weiße Trüffel“, Chaerömyces maeandriförmis Vitt., häufig in den Handel. — Wie die meiſten fleiſchigen Pilze, ſo haben auch die Trüffeln ihre Liebhaber unter den Thieren, und zwar nicht nur unter den größern, wie das Wild und die Ratten und Mäuſe, ſondern auch unter den kleinen Inſectenlarven, namentlich ſind es die Larven des „Trüffel— käfers“ (Anisotoma cinnamomea), welche ſich ausſchließlich von Trüffeln nähren. — Die Zubereitung dieſer koſtbaren Schwämme iſt eigentlich Sache der höhern Kochkunſt — indeſſen mögen hier doch einige allgemeine Regeln kurze Erwähnung finden. Man 216 Schlauchpilze, Trüffelpilze. wäſcht Trüffeln mit kaltem Waſſer, und nicht eher, als bis ſie zubereitet werden ſollen, weil ſie ſonſt verderben. Mit einem ſcharfen, dünnklingigen Meſſer ſchält man dann die äußerſte Ober- haut bis zum marmorirten Fleiſche ab, wäſcht ſie aber nicht noch einmal, ſondern bereitet ſie gleich zu, und zwar am einfachſten in Butter oder Speck leicht gebraten, oder auch in Fleiſchbrühe oder Rothwein (Madeira) wenig gekocht. Im letzteren Falle ißt man ſie mit roher Butter. Im Allgemeinen paßt der Geſchmack am beſten zu etwas Fettem, dagegen keineswegs zu Zucker, Milch, Zwie⸗ beln oder zu anderen Pilzen. — 1. Die Trüffel, Tuber, Mich. Die rundlichen Fruchtkörper ſind ſtets durch hellere, labyrinthartig gewundene, am Rande eingeſchnitten-gefranſte und meiſt auch durch dunklere Adern marmorirt, nie aber mehlig und einfarbig. Die Sporenſchläuche ſind länglich-kugelig oder verkehrt-eiförmig und 1 bis 6⸗-, meiſt jedoch 4 ſporig. A. Fruchtkörper mehr oder weniger rauh oder warzig. 1. Die franzöſiſche Trüffel, Tub. melandsporum, Vitt. (Tub. cibärium Bull. zum Theil). Fig. 82. Truffe vio- lette, Trüffel von Perigord. Rundlich-eckig, mit bald größern, bald kleinern polyedriſchen Warzen und punkt⸗förmigen Vertiefungen, ſchwarz mit einem Stich in's Röthliche (von den röth- lichen Spitzen der Warzen); Inneres fleiſchig, violett-ſchwarz oder tief-braun⸗roth mit ſchwarzen und weißen, glänzenden und roth⸗gerandeten Adern durchzogen. Sporangien rundlich-oval, kurzgeſtielt; Sporen (4 bis 6) elliptiſch, ſcharf-ſtachlig, undurchſichtig, braun-ſchwarz. Reift im Herbſt bis zum Winter und von ganz vortrefflichem Geruch und Geſchmack; die geſuchteſte und theuerſte Trüffel. Wird vorzüglich von Süd-Frankreich in großer Menge geliefert, nächſtdem auch von Oberitalien; in Deutſchland ſelten und nur ganz einzeln in England. 2. Die Winter-Trüffel, Tub. brumäle, Vitt. (Tub. eibärium Bull zum Theil). Truffe d'hiver. Tartufo nero di Schlauchpilze, Trüffelpilze. 217 Norcia. Faſt regelmäßig kuglig, rein-ſchwarz, mit großen rauhen, ſpäter glatten, rundlich-eckigen Warzen; Fleiſch grau— ſchwarz, von dunklern und weniger zahlreichen weißen Adern radien⸗artig durchzogen. Sporangien länglich-oval, aſchfar— big. Reift vom Spätherbſt bis zum Februar und März. Geruch weniger aromatiſch und daher von geringerem Werthe, als die vorige, mit der ſie häufig (auch betrügeriſch!) verwechſelt wird. — In Frankreich und Italien ſehr häufig und von da viel in den Handel gebracht. 3. Die Sommer⸗Trüffel, deutſche ſchwarze Trüffel, Tub. aestivum, Vitt. (Tub. nigrum, All.) Fig. 81. Rund⸗ lich, unten mit zahlreichen Falten, ſchwarz-braun mit großen, polyedriſchen, pyramidalen, leicht geſtreiften Warzen. Fleiſch weißlich marmorirt durch kurz gewundene, bräunliche und weißliche (dendriten-ähnliche) Adern. Sporangien rundlich- elliptiſch, geſtielt, mit 4 bis 6 großen hellbraunen, netzig— grubigen Sporen. Von den beiden vorhergehenden leicht durch die vorgehobenen Merkmale zu unterſcheiden. Reift in Deutſch— land von October bis zum Winter, in Frankreich und Italien ſchon vom Juli; liebt mehr thonig⸗kalkigen Boden. In Deutſchland, ſo— wie im nördlichen Frankreich und Italien die verbreiteſte der „guten“ Trüffeln und geht mit der folgenden am weiteſten nach Norden. Alle Angaben über Vorkommen der „ſchwarzen“ Trüffel in Deutſch— land, Böhmen, England ꝛc. beziehen ſich auf dieſe beiden Species. In Thüringen bei Gotha, Tonna, Volkenroda, Sondershauſen (Straußberg), Weimar, auch einzeln bei Schnepfenthal (Burgberg) früher aber viel mehr verbreitet. 4. Die Gekröſe-Trüffel, Tub. mesentéricum, Vitt. Der vorigen an äußerer Geſtalt und Farbe ſehr ähnlich, aber durchſchnittlich kleiner (ſelten größer als eine Wallnuß), hat dunk— lere Adern und daher auch graulich-braunes Fleiſch und braune elliptiſche Sporen. Geruch etwas moſchusartig, nicht gerade ange— nehm, Geſchmack ziemlich bitter, daher als Waare weniger ge— ſchätzt. Reift vom October durch den Winter. Verbreitung wie vorige. 218 Schlauchpilze, Trüffelpilze. B. Fruchtkörper glatt oder faſt glatt, weißlich, ſpäter gelblich oder braun. Sporen netzig-grubig. 5. Die italieniſche Trüffel, Tub. Magnätum, Pico. (Tub. album, Balb., Tub. griseum, Pers.) Fig. 83. Tartufo bianco. Weißlich-gelb, faſt glatt oder wenig rauh, verſchieden ge— formt, eckig⸗kuglig mit deutlich hervortretender Baſis. Fleiſch mit zarten, netzartigen Adern, locker, ſchlammig, anfangs weiß, ſpäter gelblich oder braunroth, manchmal faſt roſa und rubinroth. Reift Ende Juli bis zum Spätherbſt und wächſt vorzüglich in Italien (Piemont) und im Rhone-Departement, auch außerhalb der Wälder unter Weiden, Pappeln oder gar auf offenem Felde. 6. Die weißliche Trüffel, Tub. Börchii, Vitt. (Tub. album, Bull., Tub. albidum, Pico.) Die kugelig ⸗ eckigen, faſt ge⸗ lappten, bisweilen körnigen Fruchtkörper ſind von regelmäßigerer Geſtalt als bei voriger Art, weiß, braunroth gefleckt, innen ruß— braun⸗ violett, ſpäter braunſchwarz. Reift im Winter. Vorzugs⸗ weiſe in Italien einheimiſch. 2. Die Trüffel, Chaerömyees, Vitt. Der Fruchtkörper iſt glatt und an der Baſis deutlich bewurzelt. Das Fleiſch iſt anfangs gleichartig, weiß, gleichſam mehlich, reif faſt zäh und von ſchmalen, gefärbten, und dazwiſchen liegenden weißen Adern marmorirt. Die Sporenſchläuche find verkehrt- eiförmig bis flaſchenförmig, 8-ſporig; die Sporen kugelig, warzig. 1. Die ſchleſiſche Trüffel, deutſche weiße Trüffel, Chaer. maeandriförmis, Vitt. (Tuber album, Bull.) Fig. 84. Rundlich, wie eine Kartoffelknolle, mit vortretender faltiger Baſis und Faſern oder feinem Filze an derſelben, glatt, weißlich-gelb bis kaſtanienbraun, öfters mit helleren Riſſen in der Oberhaut. Fleiſch anfangs einförmig weiß, mehlich wie das der Kartoffel, dann von ſchmalen gefärbten und dazwiſchen liegenden waſſerhellen ſehr eng und vielfach verſchlungenen (mäandriſchen) Adern marmorirt, endlich reif blaß- oder gelblichbraun. Sporangien langgezogen, Schlauchpilze, Trüffelpilze. 219 flaſchenförmig, ſtets acht kugelige, mit ſtumpfen Stacheln beſetzte Sporen enthaltend. Reift ſchon im Juni und Juli und liegt ges wöhnlich ſehr flach in der Erde. Dieſe Trüffel kömmt in Deutſchland an vielen Orten vor (Böhmen, Schleſien, Thüringen, Franken [Coburg]), nach v. Sche— lesnow ſogar in der Umgegend von Moskau und überhaupt in Rußland mit noch andern Trüffelarten und wird daſelbſt mit Hunden (früher mit Bären) geſucht. Noch im Jahre 1860 hielt man in dem Dorfe Liapino vier Bären zu dieſem Zwecke. Obgleich wohlſchmeckend, ſteht dieſe Trüffel doch den edleren nach, wird aber immerhin gern gekauft und ſelbſt im nördlichen Italien (Mailand), wo ſie ebenfalls häufig iſt, zu Markte gebracht. 3. Die Trüffel, Terfézia, Tul. Fruchtkörper glatt, mit deutlich bewurzeltem Grunde. Fleiſch anfangs bleich und mehlig, reif feucht, weich, in rundliche, ſeltener ver— ſchieden geſtaltete, gefärbte Partien getheilt, die von weißlichen Adern umſchloſſen werden. Sporenſchläuche weit, breit-länglich oder kugelig. 1. Die afrikaniſche Trüffel, Terf. Leonis, Tul. (Tuber niveum, Desf.) Aeußere Geſtalt wie vorige, zuweilen ſo groß wie eine Pomeranze, an der ſtumpfen Baſis mit Myeel— ſträngen und anhängendem Rande, weißlich-gelb, ungleich braun. Fleiſch anfangs bleich und mehlig, reif feucht, weich, weiß— aderig mit rundlichen braunen Flecken. Sporangien elliptiſch; Sporen wie Chaerömyces. Außerordentlich zart und ſchmackhaft. Wächſt im Sande des nördlichen Afrika und zwar, nach dem Reiſenden Barth, an Stellen, wo keine andere Pflanze gedeiht. Beduinen und Kabylen ſtellen ihr ſehr nach, kochen ſie in Milch oder braten ſie auf Kohlen und gießen eine fette Brühe über. Algerien iſt ſo reich, daß ſich die Ausfuhr lohnen würde. Es iſt dieſelbe Trüffel, welche die Römer aus Afrika (Cyrene) erhielten und welche ihnen die koſtbarſte war. 220 Schlauchpilze, Kugelpilze. 3. Kugelpilze, Sphaeriaceen. Meiſt abgeſtorbene oder abſterbende, ſeltener lebende Pflanzen, Inſecten oder Koth bewohnende Pilze. Die Fruchtkörper ſind winzige, kugelige oder flaſchenförmige Gehäuſe, Perithecien ge— nannt, die bei der Ausſaat der Sporen zerreißen oder ſich oben mit einem Mündungskanal öffnen. Oft kommen außer den Schlaud)- ſporen entweder gleichzeitig oder auf verſchiedenen Stufen des ſehr complicirten Entwickelungsganges (Generationswechſel) noch andere Sporenformen vor (ſ. S. 21). Dieſe äußerſt zahlreiche und ſchwierige Familie enthält in einer Reihe meiſt mikroskopiſche Formen, bei denen die Perithecien einzeln oder nur gruppenweiſe unmittelbar auf ihrem unſcheinbaren Myeelium ſitzen. Bei einer zweiten Reihe ſind die Perithecien in die Oberfläche eines gemeinſamen Trägers (Fruchtlager, Stroma) eingeſenkt, der kopf- oder keulenförmig, polſter⸗ oder becherförmig, ſtiel- oder ſtrauchartig geſtaltet iſt. Hierher gehören, außer dem bereits beſchriebenen Mutterkornpilz (Claviceps) S. 7, auch die nachſtehend verzeichneten, augenfälligen Arten der Gattung Xylaria. 1. Xyläria, Hill. Der Perithecienträger iſt walzenförmig oder zuſammengedrückt, ein- fach oder äſtig-korkartig oder lederig, ſchwarz. Die Perithecien ſind dem Träger mehr oder weniger tief eingeſenkt und enthalten längliche Sporen. 1. Xyl. hypöxylon, Grev. (Hypöxylon vulgäre, Lk.) Meiſt äftig, zuſammengedrückt, ſeltener gerundet, oberwärts meift keulich verdickt, anfangs (durch die Conidien) weiß beſtäubt, unter- wärts zottig, 3 bis 8 em hoch. Im Frühjahr an faulenden Stämmen und alten Stöcken verſchiedener Laubhölzer, beſonders der Buchen. 2. Xy l. polymörpha, Grev. Am Grunde meiſt raſig verwachſen, bald walzenförmig, bald mehr eiförmig, bald faſt kugelig, ſtiel rund oder zuſammengedrückt, dick, kahl, thonfarben⸗ braunſchwärzlich, an der Oberfläche (durch die Perithecienmündungen) rauh, 2 bis 6 em hoch, 0,6 bis 2 em dick. Spätſommer bis Früh— jahr. An alten Stöcken und Aeſten. — G2—Q—IE—— — Regiſter der wichtigeren Kunſtausdrücke. Asci 25. Baſidien 12. 25. 45. Capillitium 13. 188. Dauermyeelien 7. Fruchthyphen 5. 10. Fruchtkörper 5. 10. 14. Fruchtlager 220. Generationswechſel 21. Haargeflecht 13. 188. Hülle, allgemeine 20. Hülle, beſondere 20. Innenkörperchen 185. Lamellen 11. 44. Milchſaft 14. 108. Mycelium 5. 6. Myeelien, ſecundäre 15. Paraphyſen 13. Peridie 206. Peridiolen 185. Perithecien 220. Pilzfäden 5. 6. Pilzlager 5. 6. Hymenium 11. 12. 25. Plasmodium 23. Hyphen 5. 6. Ring 20. 45. Rhizomorphaſtränge 6. Scheibe 197. 204. Scheide 49. 78. Schläuche 12. 25. 197. Schleier 20. 45. Sclerotium 7. Sporen 5. Sporenlager 11. 25. Sporenſchläuche 25. Stroma 220. Velum partiale 20. 45. Velum universale 20.45. Volva 20. 45. Regiſter der deutſchen und lateiniſchen Namen. Agaricineen 44. Agäricus 46. Algenpilze 24. Amanita 49 Armilläria 61. Ascomyceten 25. 197. Auriculäria 184. Bärentatze 180. Baſidienpilze 25.44. Basidiomyceten 25. 44. Bauchpilze 185. Becherling 204. Becherpilze 204. Beuteling 186. Biſchofsmütze 202. Bitterling 93. Blätterpilze 44. Blättling 131. Boletus 132. Boviſt 192. Bovista 192. Brätling 114. Brandpilze 24. Calöcera 185. Camarophyllus 106. Cantharéllus 125. Chaerömyces 218. Chytridiaceen 23. Clathrus 188. Claudopus 81. Clavariaceen 179. Cläviceps 9. Clitöeybe 68. Clitopilus 79. Collybia 71. Cöprinus 96. Corticium 179. Cortinärius 48. 97. Craterellus 176. Crepidötus 87. Cyathus 186. Daedälea 168. Dermöcybe 102. Dickfuß 100. 138. Discomyceten 197. Drehling 77. Düngerling 95. Egerling 88. Eggeling 175. Eichhaſe 155. Eierpilz 125. Elaphomyces 206. Elaphomyceteen 206. 222 Ellerling 106. Entolöma 79. Erdſchieber 109. Erdſtern 192. Erdzunge 202. Exidia 184. Fadenpilze 24. Fältling 169. Faſerkopf 84. Feuerſchwamm 160. 165 chwamm, unächter 1 Fistulina 149. Flämmling 86. Flämmula 86. Fliegenpilz 53. Galera 87. Gallertpilze 183. Gasteromyceten 185. Geäster 192. Gehling 125. Gelbling 125. Geoglössum 202. Gichtſchwamm 187. Gitterling 188. Gitterſchwamm 188. Glöckling 80. Gomphidius 103. Grünling 63. Gürtelfuß 102. Gugemucke 88. Habichtſchwamm 171. Händling 180. Härtling 193. Häubling 87. Hallimaſch 61. Hausſchwamm 169. Hautkopf 102. Hautpilze 44. Hebelöma 85. Helmling 74. Helvella 200. Helvellaceen 197. Herrenpilz 147. Hexenpilz 145. Hirſchbrunſt 206. Hirſchſchwamm 181. Hirſchſchwämmchen 185. Hörnling 185. Hydnum 171. Hydnaceen 171. Hygrophorus 48. Hymenängium 195. 196. ' Inolöma 100, Irpex 175. Regiſter. Hydröcybe 103. Hygröcybe 107. | Hymenogäster 19. Hymenogastreen 195. Hymenomyceten 44 Hypholoma 93. Hypoxylon 220. Igelſchwamm 175. Inöcybe 84. Judasohr 184. Kahlkopf 94. Kaiſerling 49. Kampferſchwamm 101. Kapuzinerpilz 148. Kernpilze 205. Keulenpilze 179. Klapperſchwamm 156. Knäuling 130. Knollen-Blätterpilz 51. Krämpling 104. Kraterelle 176. Krösling 128. Krösling, unächter 73. Kugelpilze 220. Kuhpilz 135. Lactärius 108. Lärchenpilz 160. Lentinus 130. Lenzites 131. Leötia 203. Lepiöta 59. Leptönia 80. Limäcium 105. Lilaſchwamm 101. Löcherpilze 132. Lorchel 200. Lorchelpilze 197. Lycoperdon 189. Maiſchwamm 65. 66. Maräsmius 127. Maronenpilz 135. Merülius 169. Milchling 108. Miſtſchwamm 96. Mitrula 203. Moosling 79. Morchel 197. Morchella 197. Morchling 187. un 110. Mouſſeron 79. 128. Mürbling 94. Mutterkorn 7. Mycena 74. Myxacium 100. Myxomyceten 23. Nabeling 76. Nagelſchwamm 73. Naucöria 86. Nidulariaceen 185. Nolänea 80. Oehrling 184. Omphälia 76. Panaéolus 95. Panus 130. Pantherſchwamm 57. Paraſolpilz 59. Paxillus 104. Perlſchwamm 58. Peronosporeen 24 Peziza 204. 205. Pezizaceen 204. Pfefferpilz 136. Pfefferſchwamm 111. Pfifferling 125. Phallaceen 187. Phallus 187. Phlegmacium 97. Pholiöta 81. Pleurötus 76. Pluteus 78. Polyporeen 132. Polyporus 150. Polysaccum 186. Porling 150. Psalliöta 88. Psäthyra 94. Psilöcybe 94. Pyrenomyceten 205. Rädulum 176. Raspeling 176. Reiſchling 149. Reizker 109. 112. Rhizopögon 196. 195. Rindenpilze 176. Ringling 61. Ringpilz 133. Ritterling 62. Röhrling 132. Röthling 79. Roſtpilze 24. Rübling 71. Runzelſchwamm 81. Rußpilz 153. Ruüssula 116. Rutstroémia 205. Saftling 107. Sandpilz 136. Saprolegniaceen 24. Satanspilz 139. Schafeuter 151. Scheibenpilze 197. Scheidling 78. Schimmelpilz 24. Schirmling 59. Schizomyceten 23. Schizophyllum 131. Schlauchpilze 25. 197. Schleimfuß 100. Schleimkopf 97. Schleimpilze 23. Schmeerling 134. Schmierling 103. Schneckling 105. Schneeling 107. Schnitzling 86. Schönfuß 138. Schopfſchwamm 96. Schüppling 81. Regiſter. Schüſſelpilz 204. Schuſterpilz 145. Schwefelkopf 93. Schwindling 127. ' Scleroderma 193. Seidenſchwamm 78. Seitling 76. Semmelpilz 156. Spaltblatt 131. Spaltpilze 4. 23. Sparässis 179. Spathuläria 203. Sphaeriaceen 220. Stadeling 171. Stadelpilze 171. Stäubling 189. Steinpilz 147. Stereum 178. Sternling 192. Stockſchwamm 83. Stoppelpilz 172. Streuling 192. Strophäria 92. Süßling 114. Täubling 116. Telamönia 102. Terfézia 219. Thelephora 177. Thelephoreen 176. Theuerling 186. Thränling 85. Tintling 96. Tintenſchwamm 96. Anzeige. 223 Todtentrompete 176. Tramete 167. Trametes 167. Träuſchling 92. Tremella 184. Tremelle 184. Tremellineen 183, Treméllodon 183. Tricholöma 62. Trichterling 68. Trüffel 216. 218. 219. Trüffelpilze 207. Tuber 216. 218. 219. Tuberaceen 207. Tuberaſter 151. Ustilagineen 24. Uredineen 24. Volväria 78. Waſſerkopf 103. Wärzling 177. Wirrling 168. Wollſchwamm 112. Wulſtling 49. Xyläria 220. Zähling 130. Zärtling 80. Ziegenbart 179. 180. Ziegenfuß 152. Ziegenlippe 137. Zitterling 183. Zunderpilz 160. Zygomyceten 24. Eine Sammlung von 60 characteriſtiſchen Pilzen, geſammelt und herausgegeben von Johannes Kunze in Eisleben (Luther— ſtraße 10) erſcheint in 5 Lieferungen. Preis der Lieferung 1 M. 20 Pf. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Erklärung der Figuren auf Tafel I. (Alle Figuren ohne beſondere Angabe ſind ſtark vergrößert.) Bierhefepilz (Sacharomyces cerevisiae); a Unterhefe, b Oberhefe. Spaltpilze (Schizomyceten); a, b Micrococcus, e, d Bacterium, e Vibrio, f Spirillum. a Pilzlager (Mycelium) von Mucor (einem Schimmelpilz) mit ein⸗ fachen, Knospenſporen (Conidien) tragenden Fruchthyphe (co) aus einer Spore (sp) entwickelt; b Pilzlager vom Schleimkopf (Phleg- macium) mit einem entſtehenden zuſammengeſetzten Fruchtkörper (fr). Keimende Sporen: a vom Weizen-Brandpilz (Tilletia Caries), b von der Speiſe-Lorchel (Helvella esculenta), e von einem Roſtpilz (Pucci- nia straminis) mit Teleutoſpore (t), Promycelium (pr) und Spori- dien (s). Mutterkorn (Claviceps purpurea): a als Dauermycelium oder Sclerotium (natürliche Größe); b als Sphacelia den Fruchtknoten bedeckend (ſchwach vergrößert); e) Sphacelia (durchſchnitten), mit Knos⸗ penſporen (Conidien) abſchnürenden Zweigen; d) Fruchtträger (fr) bildendes Selerotium; e) ein Fruchtträger mit Perithecien, pe (durch⸗ ſchnitten); f) ein einzelner Sporenſchlauch oder Ascus (as) mit fadenförmigen Sporen (sp). Sporenlager (Hymenium) vom Champignon (Psalliota campes- tris): a Lamellen, durchſchnitten (natürliche Größe); b eine Lamelle (ſtark vergrößert) mit Einſchlag oder Trama (t), ſubhymenialer Schicht (sh) und Sporenlager oder Hymenium (hy). e das ſporentragende Hymenium (noch ſtärker vergrößert); t Trama, sh Subhymenium, hy Hymenium mit Baſidien (ba), Sterigmen (st) und Sporen (sp). „Hymenium vom echten Reizker (Lactarius deliciosus) von Milchſaft⸗ gefäßen (m) durchzogen und Sporenformen von Russula x, Knollen⸗ blätterpilz (Amanita phalloides) y, Fliegenpilz (Amanita muscaria) 2H; ſonſtige Bezeichnungen wie in voriger Figur. . Sporenbildung von Bauchpilzen (Gasteromyceten): a Geaster, b Lycoperdon, e Phallus, d Capillitium von Geaster, e daſſelbe von Bovista, f daſſelbe von Mycenastrum. Sporenbildung von Schlauchpilzen (Ascomyceten): a Peziza, b Morchella, as Sporenſchläuche (Asci); pa Paraphyſen; sh ſub⸗ hymeniale Schicht. Zellgewebe von Psalliota campestris: a des Hutes, b des Stieles, e der Oberhaut, d Zellgewebe des Hutes von Amanita phalloides. Entwicklung des beſchleierten Fruchtkörpers vom Champignon (Psalliota campestris): a Mycelium (m) mit jungen Fruchtkörpern (fr); dieſelben durchſchnitten in verſchiedenen Stadien b, e, d, e; 1 La⸗ mellen, » Velum partiale (Ring), h Hut. (Die Sporen von Tuber und Elaphomyces ſiehe Taf. 19. und 20.) — —— — Druck der Engelhard⸗Reyher'ſchen Hofbuchdruckerei in Gotha. ih Antw e, Col Ta 2 IB. Knollen blätterpüz „ „ 4 * S „ „„ | | | | | Ziehm Held u, Gocha 4 T Anstv.C rr Gotha 75 8 e., ee = aun are in Cola 2 44. Schopfschwamm Hola 4 5 * ie eee Ce in boBlen. Taf! 6. i 39 Schmeerling. Ta Il 25 Taf I. . * 37. Todten trompete. r * SH Be=} Finn, Anstv. C.Helforthion Gotha. Taf-I6. , ee 34 ee ee 1 Anstw.CHelfarthinboh@. 75 Taf 19 84. Weisse deutsche Trüffel Luh_Anst.v. C.Hellfirth ir Gotha NN, ER 1 Säugethier von Fünfte Auflage. Herausgegeben von ®. Burbach. Mit chromolithographirten Abbildungen. Der Naturgeschichte erster Band. Preis 7 M. 20 Pf. Eleg. geb. 8 M. 40 Pf. * Die . 2 G , | ; . 5 ,, , , s von — , TEE Prof. Dr. H. 0. Lenz. Fünfte Auflage. Bearbeitet von O. Burbach. , Mit chromolithographirten ; Abbildungen. Der Naturgeſchichte zweiter Band. Preis 7 M. 20 Pf. Eleg. geb. 8 M. 40 Pf Die Reptilien, Amphibien, Fische und wirbellosen Thiere. Fünfte Auflage. Bearbeitet von O. Burbach. Mit chromolithographirten Abbildungen. Die as * prof. Dr. H. O. Lenz. RE Dr we > Die | 3 8 Säugethiere Prof. Dr. H. 0. Lenz. Fünfte Auflage. Herausgegeben von Mh O. Burbach. Mit chromolithographirten Abbildungen. Der Naturgeschichte erster Band. Preis 7 M. 20 Pf. Eleg. geb. 8 M. 40 Pf. VOGEL Prof. Dr. H. 0. Lenz. Fünfte Auflage. Bearbeitet von O. Burbach. Mit chromolithographirten Abbildungen. Der Aaturgefhichte zweiter Band. Preis 7 M. 20 Pf. Eleg. geb. 8 M. 40 Pf Die Reptilien, Amphibien, Fische | und wirbellosen Thiere. Fünfte Auflage. Bearbeitet von O. Burbach. Mit chromolithographirten Abbildungen. 5 Der Be z = 4 . N ZI! F e 5 FE ART ae NL 3 5185 00064 0605 N \ | DNS N N N \ NN N N N N N N N RR N N